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SAMMLUNG KÜRZER LEHRBÜCHER
DER
ROMANISCHEN SPRACHEN
UND LITERATUREN
v
HANDBUCH
DER RÄTOROMANISCHEN SPRACHE UND LITERATUR
HALLE a. S.
VERLAG VON MAX NIEMEYER
1910
HANDBUCH
DEK
RÄTOROMANISCHEN SPRACHE
UND LITERATUR
VON
THEODOR GÄRTNER
O. PROFESSOR DER ROMANISCHEN PHILOLOGIE AN DER UNIVERSITÄT
INNSBRUCK
HALLE a. S.
VERLAG VON MAX NIEMEYER
1910
Dem grössten Sprachforscher
Hugo Sehuchardt
als ein zeichen der freundschaft und dankharkeit
Th. Gärtner
Vorwort.
Das Sprachgebiet und das Schrifttum, worüber dieses buch
zu sprechen hat, nehmen beide ein so bescheidenes plätzchen
in der weit ein, dass ich nur zögernd den namen eines so
hervorragenden gelehrten an die spitze hinschrieb, um es ihm
zu widmen. Wenn ich aber die zeit und arbeit überschaue,
die ich darauf verwandt habe, die rätoromanischen mundarteu
und Schriftsprachen anschaulicher und verständlicher dar-
zustellen, als es bisher mit dieser oder wohl überhaupt mit
irgend einer mundartengruppe geschehen ist, so hoffe ich, dass
die frucht meiner arbeit dem meister doch keine unwürdige
gäbe scheinen werde.
Der anschaulichkeit dienen vor allem die gleichlaufenden
texte in lautschrift, die ich aus sechs ausgewählten orten Grau-
bündens, Tirols und Friauls herbeigeschafft habe, dann die
vielen Wörter und biegungsformen, die ich im grammatischen
abschnitt aus mehr als einem dutzend, meistens aus mehr als
einem halben hundert mundarten übersichtlich in tafeln zu-
sammengestellt und den einzelnen paragraphen eingefügt habe:
lehren heisst zeigen, wie die Rätoromanen in Graubünden be-
stätigen, indem sie dafür geradezu monstrare (mussar u. ä.)
sagen.
Der grammatische abschnitt umfasst natürlich nur eine
auswahl mehr oder weniger bezeichnender Spracherscheinungen,
bezeichnend für die Stellung der rätoromanischen mundarten
zueinander und zu den benachbarten italienischen. Denn wenn
auch im allgemeinen räumlich zusammenhängende mundarten,
wie Schuchardt 1870 in seiner Probevorlesung ausgeführt
hat, nicht klassifizierbar sind, sondern durch räumliche ab-
stufungen ineinander tibergehen, so lassen sich doch nicht
vni Vorwort.
wenige merkmale finden, die uns grenzlinien und grenzzonen
zwischen Rätoromanisch und Italienisch festlegen. Und diese
scheidnng ist umso auffälliger und merkwürdiger, als das räto-
romanische gebiet weder durch die natur noch durch die
geschiente des mittelalters oder der neuzeit zu einer einheit
zusammengehalten wird.
Die literatur, oder vielmehr die literaturen unseres Sprach-
gebietes sind begreiflicherweise grossenteils mehr um der
spräche als um des inhaltes willen interessant; ich konnte
mich daher in dem letzten abschnitte des buches noch mehr
einschränken und mich vielmehr auf die geschichte der Schrift-
sprachen verlegen.
Wegen der grossen anzahl der rätoromanischen mund arten
und Schriftsprachen musste dieser band grösser ausfallen als
einer, der bloss eine Schriftsprache behandelt. Das übermass
wird aber zu gutem teil wieder dadurch wettgemacht, dass
ich viel elementares als sehon bekannt voraussetzen und über-
gehen konnte, da sich ja niemand auf das Studium des Räto-
romanischen verlegen wird, der in der romanischen philologie
nicht schon einigermassen bewandert ist.
Von diesen gesichtspunkten aus habe ich mass und aus-
wahl des Stoffes bestimmt. Dass die ausführung eines solchen
Werkes nicht vollkommen sein kann, ist allen kundigen bekannt.
Innsbruck, im märz 1909.
Th. Gärtner.
Deutsch-rätoromanisches Wörterbüchlein
zu den texten ans sechs rätoromanischen mundarten.
(Die zahlen weisen auf die sätze.)
ab 24, 164
abend 286
aber 22, 36, 88, 175 .. .
abjagen 296
abstechen 53
ach 224, 278
acht 33
achtgeben 177
achtzehn 46
achtzig 88
ader 150
ähre 21
all 37, 65, 119, 140 ...
allein 37
als 198, 210, 221, 232,
258 . . .; (wie) 373;
als dass 299, 359; als
wenn 294, 296, 378
also 367
alt 168, 179,223,251 ...
älterer 348
am eise 67
anieisenhaufe 67
am sei 156
an 26, 119, 125, 175...
anderer 11, 125, 219,
230, 235 ...
ändern 150
anfangen 222, 260, 322,
347
anfüllen 241, 253, 325,
369
anhänglich 277
ankommen 369
anpacken 272
anschauen 240
anschliessen 323
antworten 231, 356
anziehen 341
anzünden 72
apfel 87
arbeiten 293
arm 236, 242, 276, 283,
373
arm (der) 118
ärmel 134
asche 76
ast 239
auch 81, 125, 166, 282...
auf 72, 192, 199,209...
aufhängen 26
aufmachen 181,190,205,
211; sich a. 330,334
aufschneiden 244
aufstehen 258
aufstreichen 197
aufwecken 62
äuge 151
aus 206, 223, 228,
289 ...
ausdenken 290
auslassen 374
aussehen 97, 164
ausstrecken 283
bach 124
bäcker 196, 19S
bald 95, 141
bank 226
bauch 241, 253, 255,
262, 325
bauer 271, 273, 278
bäum 222, 239
bedeckt 3
behandeln 369
bei 56, 239, 300, 362
bein 35, 68
beissen 310
beklagen (sich) 371
bekommen 45, 259, 282,
353, 376
beleidigung 373, 374,
378, 382
berg 3, 145
bereuen 141
beschmutzen 133
besonders 10
besser 35
bestrafen 373
bestreichen 198
betrügen 200
bett 215, 228, 311
bettuch 73
bewachen 294
biene 56, 60
bis 86, 140, 381
bitten 355, 379
Deutsch -rätoromanisches wörterbüchlein.
blatt 144
blau 110
bleiben 292
blitzen 147
blume 60
blnt 133, 135
boden, auf d., 30
bösewicht 204
brauchen 5, 136, 310
brei 309
brennessel 124
bringen 80, 182, 191,
206, 298 .. .
brod 328
brücke 124
bruder 352, 365
brunnen 259, 264, 269
brüst 114
buch 94
bücken 264
butter 38
da (örtl.)91, 181,191...;
(zeitl.) 171, 179, 187,
196 .. .
dach 152, 155
dafür 282
dahin (dann) 381
damit (adv.) 188; (konj.)
157, 208, 379
danach 223, 319
daneben 130
dann 115, 235,256,299
darüber 52, 370
darum 102, 374
dasslO, 22, 114, 127 ...
dauern 180
daumen 130
davon (weg) 283
dazu (örtl.) 294; (da-
für) 136
decke 228
deckel 79
deichsei 70
denken 236, 242, 371
denn 164,345,365,373
(frag.) 8, 12,62,72..
der (art.) 4, 11, 17, 18...,
f. 6, 7, 10, 18..., pl.
6,7,23,24,25,35...;
mit präp. 45, 130, 172,
223..., f. 62, 81,180,
183..., pl. 67, 119,
175, 250 .. .
der (dem.) 220, 272, 275,
286..., f. 310, 380,
n. 15, 48, 52, 66 . . .
der (rel.) 4, 58, 242,
271, 317...
deren 34, 50, 54, 60 . . .
derjenige 166, 373, 379
383
dick 102
dieb 281
dienen 277, 282, 357
dienstag 113
dieser (adj.) 5, 10, 14,
42, 63 . . ., pl. 53, 87,
144;(subst.)168, 182,
185, 373, pl. 66, 67,
169 . ..
doch 51, 93,277,359...
donnerstag 116
dort 4, 147, 320; d.
oben 56
draussen 162, 222, 348
drei 68, 155
dreissig 90
dreizehn 45
dreschen 19
dritter 204, 215
dünn 118
durch 360
durchbringen 360
j dürfen 25
i dürr 144
| durst 259
i eben 18
ecke 159
eher 164
i ehre 383
I ehrlich 277
, ei 44, 45, 80
ein (art.) 15, 18, 19, 44...
einerll, 36,71, 90,106...
einige 132
einmal (einst) 168, 170,
273
einschlagen 27
eis 3
eisen 27
elf 45
eilbogen 119
endlich 91, 232, 237,
258 .. .
engel 97
ente 51
erbse 160
erfahren 48, 379
erkennen 175, 183
erkenntlich 299
erobern 368
ersaufen 266
erschrecken 213
erst recht 300
erster 368
| ertragen 379
| erwachen 381
erwarten 378
erzählen 235
essen 51, 109, 188, 344
essig 80
etwas 182, 191, 206,
241 . . •; SO e. 165;
(ein wenig) 101, 376
faden 11
fallen 297
fangen 55
fast 50
federlesens 219
fehlen 38, 114, 301
feigheit 376
fein 185, 188, 232
feld 304, 324, 348
fenster 192, 209
fern 319
ferse 119
festhalten 71
fett 102
Deutsch -rätoromanisches wörterbüchlein.
XI
feucht 74
feuer 72
fieber 108
finden 60, 218, 220, 229,
346
finger 130, 131
fingerhut 132
finster 145
fisch 54
fleisch 49
fliege 66, 68
fliegen 61
floh 142
flügel 67, 68
fortfliegen 153
fortgehen 178, 179
forttrollen (sich) 221
fortziehen 319
fran 291, 368, 375, 382
freilich 117 (ironisch)
278
freitag 137
fragen 350
fressen 173, 201, 221,
235, 325
fressen (das) 282
freude 249, 269
freuen (sich) 305, 364
freund 285, 359
frisch 81
froh 325
fröhlich 344, 347, 359,
364 -
frühe, in aller, 291
frühling 154
fuchs 47
fühlen 150, 336
führen 320, 343, 360
fünf 80
fünfter 216
fünfzehn 46
für 64, 83, 342
furcht 157
fürchten 114, 157, 202,
281
fuss 175, 195, 197, 208,
342
futter 170
gabel 25
gans 51
ganz 89, 110, 137, 248
garten 122
geben 36, 40, 94, 274,
277 .. .
geboren 100
gebot 358
gebrauchen 132
geduld 379
gefallen 302
gegen 331, 338, 383
gehen 120, 170, 172,
179, 187, 281 .. .
gehören 14, 373
gekränkt 370
gelb 42
gemisch 109
genug 60, 220, 256
genugtuung 378
gerade (just) 101, 296
gern 380
geschehen 248, 286, 303
gescheit 279
geschwind 254
geschwindigkeit , in
aller, 256
gestern 19, 48
gesund 353
gewand 133, 341
gewinnen 59
gier 248
gift 69
glatt 18
glauben 165, 210
gleich 11; (sofort) 82,
175, 200, 309
glut 76
gnade, in gn. kommen
300
gnadenbrod 277, 307
gold 105
gott 109, 242, 380
graben 63
gras 122
grau 14
gross 21,26, 56, 187...
grübe 63
grün 222
gut 10, 121, 282; (adv.)
313
haar 173
habe 317, 320
haben 1, 5, 7, 13, 16,
19, 30, 32 . . .
hahn 43
halb 80, 10S, 120
hals 114; um den h.
fallen 336
hand 342
härchen 306
hart 23; (streng) 382
hase 127
hässlich 35
haus 82, 137, 292, 349
haustür ISO, 189, 204
haut 173
heilen 116
heiliges Grab 368; hl.
Land 368
heim 206, 223, 243, 309
heimlich 53
heissen 332, 339
helfen 289
heller 88
hemd.9
her 341, 343, 350
heraus 24, 234, 245,
246 .. .
herbei 171, 254
herbst 153
herd 72
herein 173, 212
hernach 189
herr 291 ; mein h. 378
herrenleute 298
herumdrehen 31
herunter 152
hervor 145
herz 112
herzen 250
XII
Deutsch- rätoromanisches Wörterbüchlein.
heueii 29!
heute 1, 43, 44, 92
hier 16, 20, 60; hier
ist 31
kimmel 331, 338
hin 336
hinaus 172, 237, 286
hinein 265, 354
hineinbringen 255
hinten 147
hinter 293
hinunter 242
hinzu 267
hoch 145
hochzeit 250
hof, den h. machen 43
hoffnnng 375
holen 170, 234
holz 5, 26, 77
honig 57
hören 156, 284, 287,
349, 375
hörn 36
huhn 41, 42, 47, 51
hund 164, 165, 270,
271 .. .
hunger 329
hungersnot 321
hüpfen 250
hüten 172, u2i
ich 30, 33, 50, 58 . . .
mir 147, 197, 205 . . .,
(betont) 378, mich
362; du 32, 41, 45,
57 . . ., dir, dich 128,
130, 201,289.. .(be-
tont) dir 306, 379,
380, dich 331, 338,
378; er 22, 74, 101 . . .,
(bei) 96, 150, 361,
sie 9, 10, 16, 22 . . .,
(bet.) 16, es 29, 113,
114 . . ., sie 61, 66,
68, 88. . ., ihn 85,
86, 95 . . ., (bet.) 336,
374, sie 13, 31, 380,
es 58, 166, 201, sie
(pl.) 25, 26, 37, 55 . . .,
(bet.) 83, 292, 300,
316, ihm 95, 198,
202 ... , (bei) 373,
ihr 52, 372, ihnen 69,
171, 248, 318, ihn
ihm 341, wir 13, 51,
55, 59 . . ., uns 6, 38,
47, 80 . . ., ihr 92, 93,
137, 190, euch 172,
173, 236, (bei) 182,
191, 206 . .., sich 43,
52, 135,141 ...,(bei)
327
immer 53, 86,103, 150...
in 9, 32, 114, 122.. .;
mit d. ari 39, 114,
143, 150, 153, 170 .. .
in acht nehmen 177
indem 320
indessen 263
irgendwo 160
ja 2, 98, 203
jagen 152
jähr 58, 99, 100, 277,
357
jämmerlich 266
jammern 237, 286
jeder 141; subsi 182,
191, 206
jemand 180, 372, 374
jener 3, 21, 26, 35, 67,
145. . .
jetzt 34, 75,86, 101 ...
jung 47, 51, 97, 238,
319
junge (das) 229
jüngerer 316
jüngster 97, 220
kalk 64
kalt 2, 135
kämmen 141
kästen (uhr-) 217, 220
233
kater 14, 15
katze 15
kaufen 50, 89, 187
kein 16, 272, 280, 281
kette 71
kieselstein 252, 263
kilo 68, 90
kind 169, 172, 193,
205 .. .
kindlein 181, 190
kissen 228
kleien 325
klein 37, 55, 107, 292
kleine (die) 117
kleinstes (kind) 232
klopfen 180, 189, 204
knabe 208
knecht 328, 333, 340,
350
knie 119
knochen 119
knurren 261
kochen 160, 309
kohl 126
kohle 5
kommen 4, 58, 82, 91,
92.. .
könig 368, 371, 376
können 4, 122, 132,166,
178. . .
köpf 245
köpf kissen 311
köpf kohl 126
körn 23, 24
kosten 87
krämer 187
krank 107, 112
kränken 52
krankheit 116, 142
kreide 187
kreuz 56
krieg 69
kröne 383
krümmen 306
küche 216
küchlein 42
kuh 33, 35
Deutsch- rätoro m anisches wört erb iichlein .
XIII
kurz 27
küssen 336
lachen 103
lagerstätte 312
lamm 40
land 119, 321, 323
lang 27, 121
lange 84, 180, 223
lassen 25, 43, 297, 301
laufen 196, 19S, 238,
243 .. .
lauge 136
laus 142
lauter (nur) 263
leben 307, 345, 365
leben (das) 320, 360
lebendig 242, 247, 345,
365
leber 113
lecken 164
leer 21, 162
leeren 163
legen 192, 209, 293;
(e. ei) 44 ; sich 1. 222,
294
lehren"379
leicht 135
leid 248, 299
leiden 322
leinwand 10, 12
lesen 95
letzter~284
leute 203, 323, 369
licht (das) 62
lieb 172, 177, 181,
190 .. .
lieben 169
lieblich 185
liegen 20, 25, 239, 283
links 27
lippe 110
loch 79
machen 8, 69, 115, 165,
188 .. .
mädchen 82, 115
inagen 259
mager 117
mähen 122
-mal 10, 31, 158, 204,
373
man 12, 22, 25, 53 . . .
mann 315
mästen 343, 353, 360
mauer 65
maul 280
maurer 65
maus 16
meckern 179
mehl 199
mehr 35, 97, 238, 319,
341; nicht m. 16, 102,
272, 275 .. .
mein 19, 37, 41, 52, 91
..., (betont) 363, 379;
dein 8, 97, 133, 186
. . ., (bet.) 363 ; sein,
ihr 42, 169, 175, 188
. . ., (bet.) 32 1 ; unser
51,143, 185,195,208;
euer 181, 191, 206,
333 . . ., (bet.) 14; ihr
250, 269, 292
meinen 112, 148, 263,
299
melken 37
merken 256
messen 7
messer 129
milch 36
mischen 85, 86
mit 3, 29, 35, 67, 69
. . .; (adv.) 123, 238,
292
mitleid 276, 336
mittwoch 114
monat 120
mond 62
montag 112
morgen 274, 284, 291
mühe 372
müllerll3, 198,200,202
müllerin 114
niund 106
müssen 51, 53, 73, 224,
243 .. .
mut 288
mutter 169, 177, 181,
185 .. .
mütterchen 206, 208
nach (zeitl.) 120, 230;
(örtl.) 82, 93; n. ein-
ander 219, 246; (ge-
mäss) 379; (adv.) 296
nachbarin 166
nachher 176, 244, 295
nachlassen 148
nächster (zeitl.) 58, 150
nacht 115
nachtmal 242
nadel 243
nagel 27; (holz.) 26;
(finger-) 110
nähe, in die, 349
nähen 9, 256
name 230, 271
narren 376
nass 74
neben 124; n. einander
27
nehmen 123, 292
nein 22, 129
nennen 232
nerv 150
nest 155
neu 17, 70
neulich 47
netuf 140
neunzehn 143
nicht 4, 7, 15, 22, 25
. . . ; betont oder ohne
verb 15, 121, 208,
223 . . .; n. einmal
257, 306.
nichts 161, 248, 256,
272 ...
nie 38, 50, 62, 107, 358,
359
niederlegen 222
XIV
Deutsch -rätoromanisches Wörterbüchlein.
niederschiessen 274
niedrig 39
niemand 231, 292, 326
nirgends 161, 229
noch 3, 20, 40, 74 . . .;
(neg.) 7
not 289, 322
nötig, es ist, 29
nun 204, 236, 381
nur 36, 55, 106, 134 ...
nütze sein 245
ob 59, 208
oben 140
oder 74, 114, 130, 208
ofen 215
oft 46, 174
oheim 148
ohne 178
ohr 106
öl 80
ordentlich (recht) 115,
272
ort 125
paar 68, 132
pfanne 78
pfarrer 94
pferd 34
pfingsten 138
pflegen 293, (150)
pfotel92, 198, 199,202,
209
pilgern 368
quelle 81
rächen 375, 382
rad 71
raffen (zus.) 319
rahm 38
rappeln 260
rat 302
rauben 295
rauch 152
rauh 175, 183, 186
recht (sehr) 117; nicht
r. 279
rechts 27
reden 104, 105
regen 241
regen (der) 143
regnen 144, 148
reiben (waschen) 139
reif 22
reinigen 137
retten 299
ring 342
rot 35
rufen 171, 180, 207,
230 ...
rühren 257
rumpeln und pumpein
262
sack 89, 90
sagen 10, 113, 150, 171,
176 .. .
salat 83
salz 80
samstag 137
sand 139
schaf 39
schatten 293
scheinen 61; (es) 147
schenken 96, 312, 380
scherbe 227
schere 243
scheune 17
schicken 324
schiessen 274
schlachten 343, 353, 360
schlaf 381
schlafen 222, 253, 258
schlecht 320, 360, 369
schleichen 286
schleppen 254
schliessen 29
schlimm 98
schlüpfen 214
Schlüssel 29, 30
schmied 112
schnarchen 239
schnee 3
schneiden 128, 244, 246
Schneider 250
schneien 146
schnell 101, 296
schnitt 245
schon 40, 43, 75, 84
. ..; (wohl) 177, 289
schön 1, 341
schrank 216
schreien 304
schuh 342
schule 120
schwalbe 153
schwarz 175, 192, 195
schweigen 103, 105
schwein 324, 325
schwer 165
Schwester 37
schwitzen 115
sechs 246, 263
sechster 217
sechzehn 46
sehen 22, 41, 119, 161,
193 .. .
sehr 370, 383
sein (vb.) 2, 3, 4, 6 . . .
seitdem (dass) 16
seite 240
selbst 13, 373
sense 25
Sichel 123, 128
sieben 167, 171, 254,
267
siebenter 217
siebzehn 46
Silber 105
singen 156, 158, 349
sitzen 9
so 25, 102, 195, 203
. . .; so gross 259; so
dass 272; (nach Be-
ding.- od. Zeitsätzen)
173, 180,201,245...
sobald 245
sogar 46
söhn 91, 314, 315, 319,
332 ...
solange 61, 253, 282, 307
Deutsch -rätoromanisches wörterbüchlein.
XV
solcher 90
sollen 83, 163, 242, 284,
286 .. .
sommer 46
sondern 15, 129, 373
sonne 61, 283
sonntag 138
sonst 23, 77
sorge 178
soviel 89, 127, 277,357;
s. nnr 255
spät 92
später 104
sperling 163
sperrweit offen 225
spielen 349
spitzbnbe 174
spreu 20
springen 24, 246
stall 32, 39
stark 11
statt dessen 379
staub 151
stecken 233 ; (trans.)
255
stehen 114, 157, 162,
225, 273 .. .
stehlen 47
stein 93, 254, 259, 260,
265
stellen 160
sterben 329
stiege 125, 139
stiel 78
still 157
stimme 175, 185, 186,
188, 232
stossen (an-) 197; an-
einander st. 260
strafe 142
strecken (heraus-) 245
streicheln 305
streng 3S3
streuen 199, 227
stroh 20
stube 9
stück 187
stufe 140
stnhl 226
suchen 159, 229, 252
sündigen 331, 338
süss 88
tag 45, 132, 143, 150... |
täglich 141
tal 143
taute 8
tanzen 269
teig 197
teil 317
teilen 318
teller 160, 162
tenne 18
teuer 6, 49
teufel 98
tief 63
tier 53, 276
tisch 18, 214, 226
tochter 52, 91
tor (der) 225, 273
tot 268, 345, 365
träge und feig 373, 381
tragen (er-) 380
traurig 284
trinken 84, 259, 264
trocken 75, 111
trocknen 73
tropf 373
tropfen (der) 84
trost 376
tüchtig 380
tun 166, 200, 201, 299,
380
tür 28, 180, 211
übel (das) 114.
Über 124, 264,304; (von)
236
überall 61
überfluss, in, 328
übergehen (-treten) 358
übrig lassen 127
uhr 217, 220, 234
um 269; (für) 243; um
zu 170, 359
umher 61, 227
umsonst 77
umwerfen 226
und 3, 5, 7, 9, 11 . . .
ungeheuer (das) 253
ungern 24
ungetüm 244, 248
unten 140
unter 155, 214, 217, 222
unzänligemal 373
vater 304, 316, 317,
328 . . .
verabreden 303
verbrennen 77
verdreht 78
verdruss 374, 376
vergeblich 372
vergessen 30
verkaufen 12, 57
verlassen 42
verlieren 314, 346, 366,
375
vermögen (das) 318,
360
vermuten 200
verschlucken 219, 242,
248, 373
verstecken 213
verstehen 149
verstellen (sich) 174
versuchen 58
vertun 320
verzehren 321
vetter 19; (herr) 149
vieh 32
viel 5, 32, 36, 59 . . .
vielleicht 69, 146
vier 100
vierter 216
vierzehn 45
vierzig 140
vogel 93, 155
voll 22, 151
von 4, 67, 81, 140 . . .;
XVI
Deutsch - rätoromanisches Wörterbüchlein.
(part.) 84, 182, 187,
(poss.) 78, (zeitl.) 46,
115...; (infolge) 259,
(b. pass.) 368, 369,
372; von da an 313,
382, von nun an 338
vor 273; (zeitl.) 100;
(aus) 269, 329; (fürch-
ten) 172, 281
Vorbild 379
vorgestern 42
vorher 208
vornehm 368
vornehmen (sich) 376
vorvorgestern 42
wachsam 271
wachsen 101, 124
wagen (der) 70
wahr 210
während 293
wahrhaftig 121
wald 170, 172, 206,
223 .. .
wanst 244
warm 4
warten 30
Waschbecken 217, 227
waschen 73, 135, 141
wasser 81, 85, 135, 264
weben 13
weg (der) 121 ; sich auf
den w. machen 334
weg 24, 135, 153
wegen 376
weib 273, 276, 308
weich 24
Weihnachten 100
weil 89, 248, 259, 284,
353
wein 84
weinen 236, 377
weiss 199, 202, 210
weissen 65
weit 283, 335
weiter 246
wenig 19, 30
wenn 144, 148, 150, 158,
173 ...
wer 72, (relat.)141,212;
was 8, 159, 224, 262,
(abhängig) 286, 350,
(relat.) 210; was für
ein 109
werden 272, 284, 306,
332, 346 .. .
werfen 93
wert 332, 339
wetter 1, 150
wie 11, 18, 68, 97, 99
. . .; (als) 239; wie
viele 328; wie wenn
164, 381
wieder 43,93, 120, 122,
189 ...
wiegen 90
wiese 222, 239
wieviel 87, 99
wind 4, 148, 152
winter 5
wissen 59, 109, 160, 208
wo 12, 160; (da) 360
woche 108
wohl 45
wohnen 56
wolf 167, 172, 183,
186 ...
wölke 145
wolle 40
wollen 41, 150, 170,
172, 200 ...
wozu 63
wünschen 313
wurm 127
wurzel 144
zahlen 89
zahn 272, 280
Zahnfleisch 110
zappeln 241
zäun 293
zehn 40
zeigen 208
zeit 368
zerren 228
Zicklein 167, 168, 176,
183 ...
ziege 168, 223
ziehen 265
zittern 239
zorn 374
zornig werden 354
zu 308, 316, 330, 378
.. ., (zeitl.) 100; (inf.)
222,260 ..., zuhause
292; (zweck) 242,
312; (zusammen) 256;
(zu sehr) 6, 299
zubereiten 83
zudecken 76
zuhören 104
zukommen 317
zumachen 28
Zündhölzchen 118
zunge 111
zurück 189, 298, 305,
369
zurückgeben 95
zusammen 319
zwanzig 40
zwei 31, 33, 106, 315
zweiter 215
zwiebel 80
zwirn 243
zwischen 145
zwölf 45
Wörterverzeichnis
zum aufsuchen der mundartliehen formen, die hier als
beispiele dienen.
(Die fetten zahlen geben diejenigen seiten an, wo zu dem betreffenden
wort 50—70 rät., lomb. und ven. formen beigebracht sind; sonst ist die
anzalü der mundarten nur ungefähr 14. Vereinzelt vorgeführte formen
sind hier nicht verzeichnet.)
abinde (weg) 263
abscondere 266
abunda (genug) 271
acetum 142
acus 267
adesso s. modo
ad-una (immer) 263
aer 260
aestas 122
albus s. blank
aliquid 177, 221
alter, pl. 110
alt-iare 258
altus 131
amita 114
ammalato s. mal-sanus
anas 267
angelus 259
ami us, pl.*178
apis 262
aqua 196
aranea 259
aratrum s. quadriga
arbor 260
area (tenne; feld) 258
artigori (grummet) 271
asinus 270
-assem, . . . -assent 250
ftärtnet, Rätorom. spr
auca 129
aucellus 188
audire 138, audit 128
auricula (ohr) 172
aurum 128
auscnltare 262
avus 254
axungia 255
basilica 262
basium 257
bassus 118
becco s. schnabel
bellus, pl. 108, f. 154
bene 108
bestia (schaf) 255
bibere 112
blank 174
bombyx 259
bonus, pl. 160, f. 158
bos 267
bosco s. wald und
arbor
brachinm 200
brutus 258
bucca 192
butyrus 255
byrsa, pl. 206
u. lit.
caballus 190
caelnm 152
calceus 261
calidns 131, f. 174
calx 174
camba 190
camisia 200
campus 258
canis, pl. 132
capilli 190
capra 129
captare (finden) 170
caput 120
carneval 261
caro 118
carrus 118
carus 120
casa 120
caseolus 269
catena 144
cattus, pl , f., f. pl. 108
cauda 117
centum 188
cerasus (-esia) 264
cinis 188
clamat 134
clavis 122, pl. 108
coccinns, pl. 112
2
XVIII
Wörterverzeichnis.
cochlear 271
collura 262
cominciare 258
consobrinus 263
convenit s. est-opus
cor 158
corium 178
coxa 271
crassus, pl. 184
crep- (fels) 254
crux 148
cubitus 271
cultellus 267
dare 108, do . . . dant
240
decem 152
deorsum 164
dexter 267
dico . . . dicimus 246
dies, pl. 137
digitalis (fingerhut) 266
digitus 144
directus 144; s. dexter
dominica 114
dorsum s. spiualis
dulcis 174
durus, f. 140
-ebam, -ibam 249
ecclesia s. basilica
eccuin-hac 136
ego 210
-ere 142
-ere babeo, -ire babeo
(fut.) 252
ervilia (erbse) 257
esse, sum . . . sunt 234;
suin ego, es tu . . .
sunt illae 236; sim
. . . shnus 248; fuis-
sem 250; ero 252
est-opus 263
ex-corrigi-ata s. geisel
ex-uta s. ver
fabellare s. rationare
, facere, part., facio . . .
faciunt 245
falsus 265
falx 131
farina 138
femina 114
ficatum 255
filius, pl. 209, f. 200
filum 138
fingerhut s. digitalis
flanima 134
flos 148
foculare 262
focus 192
foenum 178
folium 174
foras 160
forinica 264
formicariuin 171
frater, pl. 122
frigidus 142, f. 144
frisch 192
fructus 141 ; s. infans
fumus 178
furca 192
furnellus 263
gallus, -ina 190
gamba s. cauiba
geisel 256
gelare 262
gens s. leute
genu 188
germanuss. consobrinus
glaci-are s. gelare
glacies 174
glomus 263
grandis, pl. 134
gua- s. wa-
habeo . . . habent 238;
habeam , habeamus
248; part. 246
hanc 134, (auch; noch)
265
hebdomas 114
heri 152
hibernum 152
hirpex 267
hirando 256
hodie 200
homo, pl. 160
hora 117,148; s.quando
-ia 137
-ibam s. -ebam
ille, pl., f., f. pl. (pron.
pers.) 210
im-piliare (anzünden)
262
incipere s. cominciare
infans 254
insulsus 265
integer 152
inter 269
ire, part., f., eo . . . eunt
244, vadit 136
-lssem, -Tssem 250
jovia 158
jugum 148
juvenis 112, f. 114
knäuel s. glomus
lac 195
lacerta 254
lana 134
larix 112
latro, pl. 110
laxatus, pl. 117
lectus 172
lepus 154
leute 262 *
lignum (bäum) s. arbor
lingua 198
lixiva 187
locus 158
longa (neben) 270
longus, f. 192
longe 269
luft 260
lupus 148
Mundartliche formen.
XIX
magen 268
malattia 259
mal-sanus 259
malsloz 268
inandacare 120, -as 184
inanus 132
inanzo s. bos, taurus
inassa s. nimia
mater 265
matto (knabe), pl., f.,
f. pl. 209
me 212
medius, f. 200
meluui (apfel) 142
mensa 269
mens, -a, -i, -ae 216
mihi 212
milliarium (viel) 263,
266
minat 117
mittere, mitto . . . niit-
tunt 228, mittam 248
modo (nur) 255; (jetzt)
256; (auch) 264;
(noch) 265
molinarius 125, f. 171
mons 260
mordet 160
muma s. mater
inungere 188
murus, pl. 206
mus s. sorex
musca pl. 184
nasus 120
nec-unus 221
niger 265
nimia 261
nitidus 208
nivere 268
nix 142
non-magis (nur) s.
modo
nos 148
novem 158
novus, pl. 206
nox 160
nnlla 221
nutrix s. bestia
obscnrus 195
oculus, pl. 172
oleum 200
ossnm, pl. 160
ovum, pl. 158
pacare 190
palea (spreu) 268
palma 177
panis 178
papilio 256
par (paar) 120 ; s. longa
parlare s. rationare
pars 118
pater 263
paucus, f. 128
pauper 128
pecora s. bestia
pecten 152
ped-uculus, pl. 110
pellis 154
perdere 170
pflüg s. quadriga
piper 264
pirum 142
platte s. foculare
plenus 144
pletra (trichter) 256
pluere 174, pluit 158
pluvia 200
--plus 174
pomum s. melum
y'portare, part., porto . . .
portant 224; porta,
-ate, portem . . . por-
tent 247 , portabain
. . . -ant 249 ; fut. 252,
cond. 253
possum . . . possumus,
part. 242
praesaepe 271
pratum, pl. 122
prehendere s. tollere
pulex 188
pulmo 255
pulvis 177
quadraginta 196
quadriga (pflüg) 257
quaerit 196
quando 263
quattuor 110
quattuordecim 196
quid 198
quindecim 196
qainquaginta 196
quinque 196
quis 198
rahm 257
rationare 254
ren 261
retina 254
renen 268
roba 128
rostire 261
rotundus 148
sabbatum 114
sal 122
| sal- (heuschrecke) 257
sanguis 198
sapere 170, part., sapio,
-is, -it 246
sapo 265
satis s. abunda
sauber s. nitidus
schenken 257
schnabel 260
scopare 120
scribere, part. 138
sebum 142
secare 190
semper s. ad-una
Septem 154
sera 144
sex 152, 186
sexaginta 186
sie (so; ja) 184
sicilis 270
sinister 261
2*
XX
Wörterverzeichnis.
sitis 142
smetana s. rahm
sol 172
soldato 259
solus 262
sorex 263
soror 271
spica 138
spinalis 256
stare 240, stas 184
Stella 117
stramen 132
subinde (oft) 264
sulcus 177
sulfur 177
sursum 141, 164
suus 216
tabulatum 269
talpa 177, 267
taurus 128
tela 144
temo, pl. 206
tempus 152
tenaculum 271
tepidus 266
terra 154
tollere 258
totus, pl. 164
trachter s. pletra
troppo (viel) s. millia-
rinm; (zu) s. nimia
tu 141, 210
taus, -a, -i, -ae 216
über 112
ubi 270
undecim 112
ungula 172
unus, f. 140
Urtica 260
vacca 192
vadit s. ire
veneris 154
venire 170, 230, part.
230, f. 117, venio...
veniunt 230
venter 269
ventus 260
ver 270
vernris 181
vetnlus, f. 172
via (subst.; adv.) 137
viaticum und vicata
(mal) 270
vicinus 188
videre, part., video . . .
vident 226
vinum 138
voc-itns (leer) 160, f.
158
-vol-ere 181, volo . . .
volumns 242
voli-endo (gern) 269
vox 181
vulpes 181
wald 182
ward-are (hüten;
schauen) 182
weidanön 182
werh (tw-) 182
werre 182
zanco s. sinister
zange s. tenaculum
Wörterverzeichnis
zur Übersicht über die in dem buche
angeführten schriftsprachlichen Wörter und formen.
(Diejenigen Schriftsprachen,
von denen nur wenig zu sagen war, sind hier übergangen.)
a) Das älteste rätoromanische Sprachdenkmal.
a präp.
afunda genug
angeli engel
aquil, quil der, jener;
f. aquilla, quilla, f. pl.
aquillas
arcullus stolz
avem wir haben
avirtu? geöffnet
cannao getäuscht
care liebe
causas dinge
christiani Christen
contenia stolz
contra gegen
eurda leckerheit
de von
dei gottes
des es ziemt sich
diabulus teufel
dico ich sage
die tag
dis sagt
et und
fai macht
fos eure
frares brüder
funda s. afunda
gurdus lecker
homo mensch
ille, il, ilo, lo artikel;
pl. Mi
in in
inferno hölle
intin in
is ist
jejunia fasten
kare 8. c-
ki was? dass?
linas bäum
lo s. ille
manducado gegessen
mopotesille?
ne damit nicht
no, nos, nus ivir uns
[njominai genannt
ouli äugen
per durch
perdudo , -udus ver-
loren; pl. -udi
perjuras böse
plaida spricht
poterus ?
prendamus nehmen wir
primaris erster
quali welcher
quil s. aquil
quo an welchem
salvator heiland
savire wissen
semper immer
seulo weit
si so
sicu wie; siquil = sicu
il?
sipse selbst
su auf?
sua seine?
tiavolus = diabulus
time fürchten; 1. pl.
timimo
tres drei
tut oder tutt ganz
unferno? s. in-
umilanz demut
vene kommt, wird; pf?
veni ; 1. pl. veni[mo],
konj. veniamo
veridade Wahrheit
virtu? kraft
vo, vos ihr, euch; vgl.
fos
wardadura bewachung
XXII
Wörterverzeichnis.
a, ä, ä, ad zu, in . . .;
dat.; zu (inf.)
a, ä, ä, ad, 6 (1691), e
(1737), et (1836) und
adina immer
adressa adresse
afflaus {präd.) gefunden ;
afflei findet es
agid hilfe
agien eigen
ah ach
akla landgut, mcierhof
alg zu dem, dem; pl.
als
algi ihm
alt alt
ameglioraziun Verbes-
serung
amitg freund
amprim erster; f. -ma,
-mma
amur liebe
anatomia Zergliederung
anchins, -nas einige
aueunter gegen
andreg recht
augarschau gemästet
anguoschas pl. angst
ani ring
annalas pl. annalen
anquira 3. sg. sucht
ansembel, ansemel,
enzemen zusammen
autrocau bis
antruvidament , -men,
antruidanient , in-
unterweisung
antschavet pf. fing an
anzaquonts einige; f.
-tas, enzacontas, ze-
contas
apologetica f. apolo-
getisch
apostels pl. apostel
appendix anhang
b) Oberländisch.
arca, arche, kästen
ardur hitze
arsira inbrunst
artigiel artikel
aschi so
auda, -de s. udir
aunc, eune, onnc noch
aar gold
aururs pl. morgenrot
auter anderer , pl.
auters; f. autra, pl.
-as
avdonza wohnung
averta f. offen
aviuls pl. bienen
avont, avon, vont vor;
tener a. vorhalten
avril april
bab vater
bageg bau
banadir segnen
bandunna 3. sg. verlässt
bargir weinen, flehen
baselgia kirche, pl. -ias
baselgiadas pl. kirch-
sprengel "
basengs not
bass bass
beaus {präd.) selig; f.
beäda
beadameing selig
bein gut, wohl; bein
che obschon
beins pl. guter
beinfundamentau ivohl-
begründet
beltezia Schönheit
ber viel;pl. bers, bears,
biars
bi (attr. und n.) schön;
f.pl. biallas
bibla bibel
bieu (attr.) gut; f. buuna
big, biggia s. bucca
bitschä pf. küsste
blidonza st. einbl-
boign bad
bratsch arm
bref f. brief
bucca,buc,(1621)biggia,
big nicht
bundonza überfluss
bundsartikel bundes-
artikel
bunna s. bien
buntad gute
burgeis bürger
burger bürger
ca, c', ch' relat.
ca, ch' dass; auf dass
calzers pl. schuhe
candelier leuchter
cantar singen; ger. can-
tont
cantonala (1840) f. kan-
tons-
cantun kanton
canzun lied; pl. -ns
capucciner kapuziner
car teuer, lieb
cardienscha glaube
carezia liebe
carschida p. p. f. ge-,
erwachsen
carschioun, carstieun
mensch
casa haus
castitad keuschheit
catscha 3. sg. jagt
cau, chau, cheu hier,
hieher
caulds pl. warm
cavaus p. p. {präd.) ge-
graben, geschöpft
celestial himmlisch
ch' s. ca
charezja liebe
chars pl. teuer
Oberläudisch.
XXIII
chau, cheu s. cau
chi wer
chiet hahn
chioun hund
chira pflege
christianeivel christlich ;
f.pl. -vlas
civil zivil-
clar klar, hell; f. pl.
ciaras
claustra kloster
clomm 1. sg. rufe
co wie
collectur Sammler
collecziun Sammlung
comandar, comm- be-
fehlen
coinins s. cumin
commissiun auftrag
compagnia gesellschaft
compari p. p. pl. er-
schienen
compatriots pl. lands-
leute
componidas f.pl. kom-
poniert
compromiss ausgleich
confrars pl. mitbrüder
consolaziun trost
cont gesang
conventual Kloster-
bruder
cor herz
corporate pl. leiblich
corregida p. p. f. ver-
bessert
criminal straf-
criscas kleie
cudesch, -isch buch; pl.
cudeschs, -ischs
cudeschet , cudischet,
-ett büchlein
cu'lg mit dem
culiez hals
cultivatur (1860) Züchter
cumbriaus p. p. (präd.)
bekümmert
cumgmau , cummiau,
cumngau abschied
cnmin gewöhnlich,
volks-; f.pl. -nas
cumin gemeinde ; pl.
comins
cummiau s. cumgniau
cumparchir teilen
cumplanieu(e) vollendet
cumpongia 3. sg. be-
gleitet
cun mit
cunaschents pl. bekannt
cunfiert trost
kunst kunst
cunzunt, -un besonders
cuort s. curt
cura, cur wann, als;
cura che wann, wenn
curdaus p. p. (präd.)
gefallen; pf. 3. sg.
curdä
curret pf. 3. sg. lief
curt, cuort kurz; f.
curta
cusseigl, -egl rat
custeivla f. kostbar
da, dad, d', de, de d'
von . . .; gen.; zu
(inf.)
dal s. digl
dalunsch weit
dalur f. schmerz
damai ca, d. ch' da,
weil
damaun f. morgen
dar geben; p. p. dau,
(präd.) daus, f. da-
da ; ger. dent ; 3. sg.
dat ; impt. sg. dai, pl.
deit, dei; impf. 3. sg.
deva
davart, -rd über, von
davos letzter; f. davosa
de s. da
dedicatiun widmung
dedicaü^?.^. gewidmet;
f.pl. -adas
defenda 3. sg. verteidigt
degl, della . . . s. digl
dei, dent s. dar
denter zwischen
des s. digl
descriptiun beschrei-
bung
desideri Sehnsucht
deus s. dieus
deva s. dar
devotiun andacht; pl.
devoziuns
devoziusa f. andächtig,
pl. devotiusas
di, di, gi, gij tag; pl.
gis, gijs
dieus, deus gott
digl, digl' (onn), d'ilg,
dilg, dil, dal, degl
von dem, des, pl. dilgs,
des ; f. della, dell', pl.
dellas
dir, gir sagen ; pf. 3. sg
giet, sehet
discurs pl. gespräche
dispitta streit
divers, -ers pl. ver-
schieden
diviis geteilt
donna frau
dreig recht
duas s. dus
dulsch süss, sanft; f.
dulscha
dumbrar zählen
dus zicei; f. duas
dustar abwehren
duvein 1. pl. sollen
e s. a
eammas s. iarma
ean, een s. esser
easters (präd.) fremd
economia Wirtschaft
editiun ausgäbe
XXIV
Wörterverzeichnis.
egl, e'gl, elg, 'lg in dem
ei, eis s. esser
el er, ihn; f. ella, ela,
la; n. ei, i, ilg, lg';
pl. eis, ei
elementar elementar; f.
-ra
elg s. egl
emblemas pl. embleme
emblidonza Vergessen-
heit
emprender lernen
en in; ein
en s. esser
enconoschienscha er-
kennung
endischavla f. elfte
enqual irgend ein
ent in; ein
enteis in den
enten in
entochen, antrocan bis,
solange
entruidament s. an-
entschiata anfang
enzacontas s. an-
enzemen s. ans-
epistolas pl. episteln
era, er auch
eri ruhig
errurs s. aururs
esser sein; p. p. staus
gewesener; 1. sg. sunt,
2. eis, 3. ei, eis; 3.
pl. en, ean, een; konj.
3.sg. seig, seic, seigi;
impf. 3. sg. fova, konj.
fuss; pf. 3,sg. fö
et 8. a
eunc s. aunc
evangelicas f. pl. evan-
gelisch
evangelis pl. evangelien
experimentau erprobt
fa s. far
fablas pl fabeln
fadia mühe
fal /fctt
far machen; p. p. faig,
f. faicchia , faggia,
fatgia; 3. sg. fa; konj.
2.sg. fetsches, -ies;
impt. sg. fai
fermir festigen
ferton solange
fetsches s. far
fide impt . : ta f. verlass
dich
fideivla f. getreu, gläubig
fidonza Zuversicht
fierra 3. sg. wirft, stürzt
fig gar; sehr
figuras pl. figuren
tilg söhn; pl. filgs
filgia tochter
fin f. ende
finnas f. pl. fein
firaus pl. feiertage
fist sfocfc
fltau p. p. : f. ora aus-
geschmückt
fitschendas pl. ange-
legenheiten
nur, flura blume ; pl. flurs
fö s. esser
fom hunger
fomaz,fumaz hungersnot
fontouna qiielle
formular formelbuch
fova s. esser
franzosas f. pl. fran-
zösisch
frars pl. brüder
freg, fretg, frig frucht,
nutzen
fresc frisch
fumaz s. fo-
fumelgs pl. knechte
fundamentala f. gründ-
lich
fuorma form, formet;
pl. -as
fuss s. esser
gada mal
garrir seufzen
gasetta (1840) zeitung
ghiu s. giu
gi s. di
gidar unterstützen
gie: scha gie wenn
aucÄ
giet, gir s. dir
gistia gerechtigkeit
giu, giü, (1665) ghiu
afe, hinab
giuvan , juven jung;
der jüngere; s. juvna
giuventegna , j uvan-
tengia, (1665) giu-
venteghien Jugend
giuvnals pl. junge
leute
gl' on im jähre
glierg' rühm
glisch, glish licht
gramatica , gramm-
grammatik
grazja gnade
grec griechisch
grigiava impf. 3. sg. be-
gehrte
grischa f. grau
gröf graf
grond, gron gross; f.
gronda, -d', pl. gron-
das
guaulds s. nault
gurbida erfolg
hanur ehre
haver, ver haben; 1. sg.
hai, 2. has, 3. ha,
1. pl. vein , 3. han ;
impf. 3.8g. veva; pf.
3.sg. vet
hebamas pl. hebammen
historia geschichte; pl.
-as
hum mann
hura stunde
Oberländisch.
XXV
iarma wocAe;^. eammas
iau s. jou
ilg, il, 1. lg', 'lg art.der;
pl. ils, 'ls; f. la, 1';
f.pl. las (la criscas)
ilg ihn; es
in, ina s. ün
indesch elf
insinuaziun anregung
intruidament s. an-
inventadas p. p. f. pl.
erfunden
ir gehn; p. p. ius; 5. sg.
va; pf. 3.sg. mä
item desgleichen
je ja, sogar
jou, iau, jeu, jo ich
jnvantengia , juven s.
giuv-
juvna f. jung, Jungfrau
kunst kunst
la, las s. ilg u. el
lagrament ergötzung
lagrar ergötzen
lai s. laschar
lamentaschuns pl. klagen
languaig s. lun-
laruias pl. tränen
laschar lassen ;impt. sg.
lai
latezia freude
laud lob
lautra gada das ziceite-
mal
lavar si aufstehen; 3.sg.
leva; pf. 3.sg. lavä
lavuretta kleine arbeit
lectura lektüre
legies konj. 2. sg. lesest
lessas, lett s. vulieu
letanias pl. litaneien
leva s. lavar
lg s. ilg
'lg s. egl
lg ei es ist
lgi ihm; ä Igi, ä lgi
lgi, 'lgi, a lgi dat. dem,
der (art.)
lient darin
ligia, -ga &wnd ; pl. ligias
ligieus verbündeter
liturgia liturgie
liungs {präd.) lang
losch stolz
lou dor£
ls s. ilg
ludeivel löblich ; pl.
-vels
lugar besetzen, ver-
wenden
lün der eine
lnngaig, languaig, lun-
guaic, lunghaaig, lun-
gatg spräche
lur ihr, ihre
luvrau p.p. gearbeitet
mä s. ir
mai: bacca mai nicht
nur
mai je, nie; (in der
frage) denn
maig mai; strauss
mal übel, schlecht
mal übel (das)
malgiavan impf. 3. pl.
frassen
malmort todeskrankheit
malsognia krankheit
manaus p. p. (präd.)
geführt ; impt. pl.
maneit
mangein 1. pl. lasst uns
essen
manievel (l. -nei-) leicht
maridar heiraten
marvillgius sonderbar
matt knabe
matta mädchen; pl.
mattouns
maun m. hand
mazeit impt. pl.
schlachtet
medem (1834): il m.
derselbe
mediant (1861) mittels
medicament arznei
medicaziun heilung
mees s. mieu
mei mich
meina 3. sg. führt
meins weniger
melodias pl. weisen
memgnia, memmia zu-
viel, zu
memoria gedächtnis
memorial gedenkbuch,
denkschrift
mes s. mieu
messa messe
metter stellen, setzen,
übersetzen, m. si auf-
erlegen, m. giu ver-
fassen , m. ansemel
zusammenraffen; p.p.
mess, mes, pl. messi,
mesi, f. pl. messas ;
impt. pl. mettei
mi(ämi) mir; mi (mei)
mich
mi, mia s. mieu
miedi weise, pl. miedis
inier s. murir
mieu mein, pl. mes,
mees ; f. mia(mi olma)
migiur meier, pächter
mingia jeder
mintgin jeder t
mira 3. sg. schaut ; kond.
3. sg. mirass
mira absehen
miravelgia Verwunde-
rung
missionari missionär
mistral landammann
mo aber, sondern
moralitat Sittlichkeit
morir s. murir
XXVI
Wörterverzeichnis.
mort tod
oberkeit obrigkeit
pedras pl. edelsteine
morts pl. tot
obligatiuns pl. pflichten
peis pl. füsse
muentau p.p. bewogen
oelg äuge; pl. oelgs
per s. par
mumma mutter
officis s. uffici
perpetten eivig ; f. per-
mund weit
oigg acht
petna
muort s. mmt
olma seele
perquei s. par
muossament s. inuss-
on, onn jähr; pl. onns
pertgirar s. parch-
murir, morir sterben;
ora, or aus, hinaus; or
pertidas p. p. f. pl ge-
1. sg. mier
da, or d', ordt, ord
teilt; p f. 3. sg. parche,
muri, muort wegen
(ordal 1850, ordil 1860
partit
mussa 3. sg. zeigt
aus dem) aus; or zunt
pfarrer (1842) pfarrer
inussader lehrer
nagut aus gar nichts
pia denn (in fragen)
uiussamen, muossament
ordinaziun anordnung
pietigot lebeivohl; pl. -ts
lehre
original original
pievel volk
ortografia Orthographie
piliets pl. pfeile
na, nan nicht
ounc s. aunc
ping klein; f. pintga
nagin keiner
pitschen klein, gering;
nagutta, nagut s. nuotta
päd er pater
pl. -ns
nan s. na
par, per für ; um zu (in f.);
pittra f. bitter
nationala f. national
par ca, perquei che da-
pladi s. plidius
nauscha böse
mit; par quei, perquei
plaid wort
nausohadat, -dad(e)
deshalb
plaschieu p. p. gefallen
Schlechtigkeit
parche s. pertidas
plevont pfarrer
navent weg
parchei, pertghiei, per-
pli mehr
ner oder
tgei warum, denn;
plidius p.p. (präd.) ver-
neras f. pl. schwarz
parchei ca weil, denn
dungen; pf. 3. sg.
nief, niev (präd.) neu;
parchirar, pertgirar
plide, pladi
pl. novs; f. nova
hüten
plievia regen
niess, nies (präd.) unser;
pardeus p. p. (präd.)
plimroa feder
f. nossa
verloren
po denn, doch (bei im-
niz nutzen
pardunament, -nn- Ver-
perativen)
nizeivel nützlich
zeihung
po 3. sg. kann, 2. pos ;
nou her
parer scheinen
3.pl. pon ; konj. 3. sg.
nova s. nief
parnet s. prender
possig; konj. impf.
novellas pl. novellen
parsuls präd. allein
1. sg. pudess, 5. pudes
num name
particular besonderer
porcs pl. schweine
numnaus p. p. (präd.)
part teil; pl. -ts, -tz
portau p. p. getragen ;
genannt
partit s. pertidas
ger. purtont; kond.
nunschend unsäglich
pasar wägen
3.sg. purtass
nunvaseivlamenc un-
passiun passion
pos, possig s. po
merklich
patria (1838) Vaterland
possessur besitzer
nuotta, nuot, nagutta,
patriarchs pl. Patri-
prender nehmen, pr. nou
nagut nichts
archen
hernehmen; pf. 3. sg.
nus wir, uns
patriot patriot; pl. -ts
parnet
patron patron
presentas f. pl. gegen-
o, 6 oh
pauc wenig
wärtig
0 8, U
paun brot
promotiun förderung
Oberländisch.
XXVII
promovieus p.p. (präd.)
befördert [tung
propagatiun verbrei-
prophet prophet ; pl. -ts
prudienscha klugheit
psalm psalm; pl. -ms
publicau p.p. veröffent-
licht ; f. pl. -cadas
pnccau Sünde; pl. -aus;
sa prender puccau
mitleid fühlen
pudess s. po
purtass, -ont s. portan
pusseivel möglich
quala, la quala f. welche ;
pl. las qualas
qnareisma fastenzeit
quarta f. vierte
quei das, dies
quel, (attr.) quei der,
dieser, das, dies; pl.
quels ; f. quella, pl. -as
quest dieser; f. questa
quint rechenschaft
quittau fürsorge
quonts pl. wie viele
radicala f. radikal
raduut rund
ramonsch s. ro-
rantaus p.p. (präd.) an-
geklebt, haftend
raschunar rechnen
rauba sache, vermögen
reform ai p. p. pl. re-
formiert
refutatiun Zurück-
weisung
reg könig
regenza regierung
reglas pl. regeln
religiun religion
religius pl. mönche
responder antworten; 3.
sg. rispunda; pf. 3.sg.
respondet
revedida p.p. f. durch-
gesehen
reverend ehrwürdig
reverir verehren
rhäto-romonsch (1864),
rätoromanisch; f.
rhaeto-romanscha
(1S86)
rimas pl. reime, gedichte
rimnanda (-ada?) Ver-
sammlung
rischuns pl. gründe
rispunda s. responder
romonsch, rumonsch,
ramonsch romanisch,
oberländisch; pl. ru-
monschs ; f. romon-
scha, romanscha, ra-
monscha, ramontscha,
pl. mmonschas
ruassar ruhen; 3. pl.
ruaussan
ruckeggia 3. sg. rückt
ruttadiras pl, bräche
ruvaus ruhe
sa, s' sich
salid heil; gruss
san 3.pl. xvissen
sanadat, -dad gesundheit
sarament eid
sasez selbst (3.pers.)
sauns , seuns (präd.)
gesund
savents oft
savunda 3. sg. folgt
sbitte impt. verwirf
scadin jeder
scaffieu p.p. erschaffen
scartiras pl. Schriften
scazi schätz
scha, sehe, seh' wenn,
scha gie wenn auch
scha, schi, seh' so (be-
dingungsnachsatz)
schentar setzen; p. p.
tschentau, f. -tada
sehet s. dir
schi s. scha
schiglioc , -iog sonst,
überhaupt
schquitschau s. squ-
sco wie
scola schule; pl. -as
sequicciau s. squ-
scriver schreiben, scr.
giu abschreiben; p.p.
scrit
sculars pl. Schüler
scür dunkel
seeunda f. zweite
eees s. sieu
segner, senger, signier,
singiur herr (gott);
signur gröf (1795) h.
graf
seid durst
seig, seic, seigi s.
esser
semper immer
senger s. segner
senn glocke
sentenza urteil
senza ohne
seras pl. abende
ses s. sieu
sessiun sitzung
seu s. sieu
settns s. sauns
sfaig p.p. vertan; pf.
3. sg. sfiget
sfarfaigs pl. wild (?)
si auf
siemngonttjrer. träumend
sien schlaf
sieu, seu sein; pl. ses,
sees, ses; f. sia
signier, signur s. segner
sin auf
sincer aufrichtig, bieder
singinr s. segner
singiuradi herrscJiaft
sis, siis sechs
societad gesellschaft
XXVIII
Wörterverzeichnis.
soing, soinc heilig ; pl.
soings ; f. soingia, pl.
soinchias
solenn feierlich
sonchezia heiligkeit
sopran sopran
sort loos
sörurs pl. Schwestern
sparng sparen
sparngiar ersparen
speras daneben
Spiegel, -ghel Spiegel
spindra 3. sg. erlöst;
konj. 3. sg. spindri
spiritual geistlicher; pl.
-ls
spirituals pl. geistig,
-lieh; f.pl. -las
spirt geist
spronza hoffnung
spruch richterspruch
squitschar drucken;p.p.
squitschau , schqui-
tschau, sequicciau
stadera wage
stampa presse
stampai^p-i?. pl. gedruckt
star stehen, bestehen;
ger. stont; 3. sg. stat,
l.pl. stein lasst uns
stehn (sein)
staus s. esser
stizzar löschen
stont s. star
stuleschan 3. pl. ent-
schwinden
suenter hernach; nach;
letzter, f. suentra
sulaz trost
sumellgia abbild
summa auszug
sunt s. esser
suplica (1795) gesuch
sur oberhalb; (1789)
über) von; (1848) sur
d' über, von
sura: part sura Oberland
sursilvan (1883) Ober-
länder
survangir bekommen
surveschig konj. 3. sg.
diene
survient diener; pl. -nts
suspira 3.sg. seufzt
suspirs pl. seufzer
sut unterhalb
ta dich
tadlavan impf. 3.pl.
horchten
taner, tener halten ; 3. sg.
ten ; konj. 2. sg. tegnes
targeit impt. pl. zieht
tarmatet, tarmettet pf.
3. sg. schickte
teara s. tiarra
tegnes s. taner
tei dich
temps sg. zeit
ten, tener s. taner
tenor tenor
terra s. tiarra
tes s. tieu
testamen, -ent testament
tetez selbst (2. pers.)
tghi s. ti
tgierp leib
ti du
ti: a ti, ä tghi dir
tia s. tieu
tiarra, teara, terra land
tiarza f. dritte
tiers, tier zu; nou tiers
herzu
tieu dein; pl. tes; f.
tia, pl. tias
tilä pf. 3. sg. zog
tkgij wer
ton, tont soviel; um so,
desto
traduetiun Übersetzung
traduiu p. p. übersetzt
translatau übersetzt;
präd. -aus
tras durch, von
tristezias pl. schmerzen
tschaneunna 3. sg.: t.
tras durchschreitet,
durchmisst
tschentau s. sch-
tschiel himmel
tschupi kränz
tudeschg, tudestg
deutsch ; f. tudeschgia
tunn ton
turna 3. sg. kehrt zurück
tut, tutt all, ganz; tut
quei, tutta quei all
das; tut sia rauba,
tutt l'iarma; pl. tuts;
f.pl. tuttas
u, ü, (1737) o seigi oder
uault ivald; pl. uauls,
guaulds
udida gehör
udir(e) hören; gehören;
p.p. udieu; 3.s#.aud';
impt. aude
uffici amt; pl. officis
uffont kind; pl. uffonts
ün, in, unn ein ; f. Unna,
ina, üna, nnna, ünn',
inna
unviern winter
uordan, -den orden;
Ordnung
uratiun gebet; pl. -ns
ureglias pl. ohren
uront ger. betend
va s. ir
vadi kalb
vangir kommen, werden;
p. p. vangeus, vegniu
(n.); 2. sg. vens, 3.
ven, veng; pf. 3. sg.
vangit
vangonts (präd.) würdig
vapur dampf
varga 3. sg. geht vorbei
Oberengadinisch.
XXIX
vaset 8. vieu
vastcheu gewand
vechter Wächter
veder alt
vegniu s. vaDgir
veiD s. haver
velg alt; pl. velgs
velgia tville
velgias, -gig s. vnlieu
venter bauch
ventireivlameing glück-
lich
ver s. haver
ver wahr; f. vera
vers pl. verse
vertida p.p. f. übersetzt,
pl. -as
vet, veva s. haver
veza s. vieu
vi s. vnlieu
vi da, vid' an
viadi reise, weg
vieu^.^?. gesehen; 3.sg.
veza ; pf. 3. sg. vaset
vifs (präd.) lebendig
vista antlitz
vita, vitta leben
viver leben
vol s. vulieu
vont s. avont
vulieu p. p. geioollt;
1. sg. vi, 2. vol, 3.
vult ; Jconj. 2. sg. vel-
gias, 3. velgig; fcon;'.
impf. 2. sg. lesses,
lessas; pf. 3.sg. lett
vusch stimme; pl.
vuschs
zecontas s. anzaquonts
zunt, znnd gar, ganz
a, ä, ad zu, an . . .,
dat., zu {inf.)
abitants pl. bewohner
abundauntia überfluss
acchiattör finden; 3. sg.
chiatta; 3. pl. Jconj.
achiatten; 3. pl. pf.
acchiataun; p. p. ac-
chiatto
ad s. a
adattö p. p. bereitet
adöver gebrauch
adüna, -Unna immer
adüntrat sogleich
aestim Volkszählung
aeterna f. ewig
affadiser bemühen
afflictinn betrübnis
aggiavüscheva impf.
wünschte
agiteschan 3. pl. be-
wegen, regen auf
agiudo p.p. geholfen
agli 1. an ihn, ihm;
2. art. dem
aint ein, hinein
ais s. esser
alg, al, agli an den,
dem
c) Oberengadinisch.
alchiün irgend ein; f.
pl. alchünas
algrezzchia freude
alhura da, dann
allö dort
alvö pf. hob sich
amazo impt. schlachtet
ainanduos , amenduos
beide
amen amen
amuanto bewegt , be-
wogen; pl. amuantös
an jähr; pl. ans
anelg, anilg ring
anglais englisch
annalas annalen
annotatiuns pl. an-
merkungen
anumno, nomno p. p.
genannt ; f. anum-
naeda, -eda
apotheca apotheke; pl.
-cas
apozen 3. pl. konj.
stützen
appalais s. palais
apreschanter darbieten
aquseli s. quasi
aquaist , quaist , quist
dieser; f. aquaista,
quaista; f.pl. aquai-
stes
aquel, quel, quell der,
jener; pl. aquels,
quels; f. aquella,
quella ; f. pl. quellas ;
attr. (que pled) und
neutrum aque, que
aquegli s. quael
aqui, qui hier; aqui
dsieva hiernach , s.
quidavaunt
aradschun Vernunft,
recht
araigs pl. könige
aramauntsch s. rum-
arasaun 3. pl. pf. ver-
breiteten
arassa gewand
aresposta antwort; pl.
arispostas
aresüstaunza auf-
erstehung
arfschieu^.j). bekommen
ariaven 3. pl. impf,
lachten
arick, arik, riech reich
ariginam reich (das)
XXX
Wörterverzeichnis.
arispostas s. are-
armundö p. p. be-
schnitten
aroba, roba gut, ver-
mögen
aroniaunsch , aru-
mauntsch u. ä. s. ru-
maunsch
arou Lsg. bitte; 1. pl.
aru vain ; 3. sg. pf. aruo
art kunst
aruina verderben
a.rnxaa,gaet3.sg.pf. blieb
asadnler sättigen; p.p.
assadulö
aschanto s. sch-
aspetteva 3. sg. impf,
wartete; pl. -evan
atscho chia damit
auinentedas p. p. f. pl.
vermehrt
aunchia noch
aungel engel; pl. -ls
auns co bevor
autres s. oter
avanzeva 3. sg. impf,
machte fortschritte
avaunt vor
bab vater
bachiser, -ier becher
bain gut, wohl, sehr
bainvuglijuscha wohl-
wollen
baiva 3. sg. impf, trank
baselgia kirche; pl. -as
benedit 3. sg. pf. seg-
nete; benedieu ge-
benedeit
beo, bio selig; f. beseda,
pl. biaedas
bger viel; pl. bgiers;
f. pl. bgearras
biblicas f. pl. biblisch
bigniuns , bignuns pl.
beulen
bio s. beo
bittol s. büttol
boen s. bun
bcesch, -steh, -sthe
bäum
bratschs pl. arme
brichia nicht
bsoeng, bsüng not; pl.
bsöngs
bsognius notwendig
bun gut; pl. buns; f.
buna; n. boen
buntaed, -set gute; pl.
-seds
bütschö 3. sg. pf. kiisste
büttol, bi- 3. sg. pf.
warf er
cantser s. chianter
canzuns s. chianzun
catechisem, -smus kate-
chismus
cel s. tschel
celestiel himmlisch; pl.
-ls
chi, che relat. ; chels
die sie, chim die mir
chia, chi, che, ch' dass;
chel dass er, chels
dass sie
chiamin weg, marsch
chianter, (1666) cantser
singen ; ger. ( 1 666)
cantand ; p.p. chianto ;
3.sg.pf chianto
chianzun lied; pl. can-
zuns
chiardinel kardinal
chiaste schloss
chiatta 3.sg. findet
chiauns pl. hunde
chiesa haus
chiosrp, chiüerp, coarp
leib
chim s. chi
chiossa Sache ; pl.
chioses
chiüerp s. chioerp
chrastiauna , chri- f.
christlich; pl. christi-
annas
cittadin bürger
citted, -ed stadt
civilla f. in Zivilsachen
clser klar
clanio, -6 p.p. gerufen,
genannt
claritset klarheit
clavacin klavier
co wie; co, da co che
weil
coarp s. chioerp
collectiun, -cziun Samm-
lung
colloqui (1S72) spräche
columbins pl. tauben
commiss p. p. über-
tragen
comoen gemeinde
compaschiun s. cum-
componuda, composta
f. verfasst
conjugaziun konjuga-
tion
consolatiun, consu- trost
cosalg rat
cour herz;pl. cours, cors
craien 3. pl. glauben
creatüra geschöpf
creschaiva 3. sg. impf,
wuchs
cretta glaube
crida befehl
criininel in Strafsachen
crousas pl. kleie
crudaiven 3. pl. impf,
fielen
crusch kreuz
cu, eun mit
cudasch, -esch buch
cudaschet, -aet büchlein
cuffüert trost
eugniosche kennen; 1.
sg. eugnuosch
culoez hals
Oberengadinisch.
XXXI
cumanzo p.p. angefan-
gen; 3.sg. pf. -anzo,
-enzo
cummoeuamaing ge-
wöhnlich
cumpagnia gesellschaft
cumpaschinn, com- mit-
leid
cnmplieu p.p. erfüllt;
pl. -ieus
cun s. cu
cuncepieu p. p. emp-
fangen
cundanös p.p. pl. ver-
dammt
cunsalveva s. cussalven
cunschains pl. bekannte
cunsches 3. sg. konj.
impf, kennte
cunterdit p. p. wider-
sprochen
cuntredgia gegend
cuort kurz; f. -ta
cura wann; als
curriand ger. laufend
cusagro p.p. geweiht
cusalvös s. cussalven
cuschidriant ger. er-
wägend
cussalven 3. pl. auf-
bewahren ; 3. sg. impf.
cunsalveva; p.p. pl.
cusalvös
cymbals pl. zimbeln
cyttra gitarre
da, da d', d', de von,
aus . . ., gen., zu
(inf.) ; da dudesth
ans zwölfjährig; da
d'implir anzufüllen ;
d'not bei nacht
daer geben; p.p. f. daeda;
ger. dant; 2.pl. ded;
impt. do, dö, pl. de,
de; 3.sg. impf, deva;
3. pl. konj. impf.
dessen; 3.sg.pf. det,
pl. detten
dagl, dalg, dal, delg,
del von dem . . ., des;
pl. dals, dels; f. da
la, della; pl. da las,
dallas, dellas [daiva
daia 3. sg. soll; impf.
damaun morgen
darchio wieder
davart über
davend weg
dbits, debits pl.
schulden
dchiappo, -6 p.p. ge-
schehen; pf. dchiappo
debits s. dbits
declaeran 3. pl. erklären
declaratiun erklärung
ded, dessen s. daer
del, delg, della usw. s.
dagl
del von ihm; pl. dels
deng würdig
desch zehn
descritinn beschreibung,
Volkszählung
desert, -rd wüste
desideraiva 3. sg.
wünschte
det, detten, deva s. daer
deus, dieu gott
devot fromm
di tag; pl. dis, dijs
dialect (1871) dialekt
dich s. dir
dignitsed, -aet würde
differentias pl. Streitig-
keiten
diligentia fleiss
dimperse sondern
dir sagen; p.p. dit, f.
pl. dittas; ger. di-
schant, dschant, -nd,
schant ; 1. sg. dich ; pf.
dis, dachet, pl. dissen
discipliua disziplin
diversas f. pl. ver-
schieden
do s. daer
doeli schmerz
dottür s. dnctur
dret recht; f. dretta
dschand, dschet s. dir
dschfat, dsthfat p. p.
vertan
d'schniainchen 3. pl.
konj. vergessen
dsieua, -va, zieua nach,
hernach; ds.chewacÄ-
dem
dspera neben
d'svess selbst
ductrigna lehre
ductur, dottür doktor;
pl. dutuors
dudesth zwölf
dumandaer verlangen;
ger. dumandand
dumengia sonntag
dun gäbe; pl. duns
duos zwei
durmir schlafen
dutuors s. ductur
dvanto p.p. geschehen;
3.sg. dvainta
e, et und
e es, sie: es e ist es,
sun e, haun e, e
sulaiven
eau ich
editiun ausgäbe
effetts pl. Wirkungen,
werke
eis, eira s. esser
eir, er auch
eivna woche
el, elg, eilg er, es; pl.
eis; f. ella
engiadinais engadinisch
englais englisch
esser sein, werden; p.p.
sto, stö, pl. stos, f.
XXXII
W ürterver zeichnis .
stMa ; ger. siand
(siand chia weil) ;
Lsg. sun, 2. est, ist,
3. ais, eis, es, l.pl.
ischens (sind wir),
3. sun; 3. sg. konj.
saia, saja; 3. sg. impf.
era, eira, pl. eran,
eiran \ konj. 3. sg. füs ;
pf. 3. sg. fiit, pl. fütten
etsed alter; pl. eteds
exercits pl. heere
explicatiuns pl. Er-
klärungen
exposts p. p. pl. aus-
einandergesetzt
expressiuns pl. aus-
drücke
extract auszug
feer, fer, fer machen;
p.p. fat, fatt (fatts
taten), f. fatta, pl.
-as ; ger. faschand,
fadschand ; 3. sg. fo,
fö; impt. fo, fö, fö
fafleva 3. sg. impf, re-
detest. ia,üevm;p.p.
faflo
fam hunger
famalg knecht; pl. -algs
faschand s. fser
fasthas pl. windeln
fasthö p.p. gefascht
fat s. faer
fatscha antlitz
favella spräche
favlaer sprechen; spräche
favur gunst
fer s. faer
ierm fest
fermezza kraft
festa fest
fidaunza vertrauen
fidel treu, gläubig; pl.
-ls
filg söhn; pl. filgs
filia tochter
firmamaint firmament
fo s. fser
foarza kraft
fcegl blatt
foromlar formular
fortifichieva 3. sg. impf.
stärkte
forza vielleicht, etwa
frances französisch; f.
-esa
früts, frütts pl. fruchte
funersel leichen- ; f.
-sela
funtauna quelle
fuorma form
füs, fiit s. esser
get s. ir
gial, -11 hahn
giand, giaven s. ir
giaschaiva 3. sg. impf.
lag
giet s. ir
gio, giu ab, herab
giugiüns pl. fasten
giürer, gürser schwören
giüst gerecht; pl. jüsts
giuvenjung ; der jüngere
(söhn)
giuventüna Jugend
glimijra leuchte
gloergia, glüergia rühm
gnir kommen, werden;
p.p. gnieu, f. gnida;
1. sg. veng, 2. vainst,
3. vain; 2. pl. gnis,
3. vegnen , vignen ;
konj. 3.sg. vigna, pl.
vegnen, vignen ; impf.
3.sg. gniva, pl. gni-
van, -ven ; konj. impf.
3. sg.' gnis; perf. 3. sg.
ven, gnit, pl. vennen,
gnitten
gracia gnade
graciusainaing gnädig
grammatica grammatik ;
pl. -as
grand gross; f. -da
grandezza grosse
grandischems pl. über-
gross
gratagia 3. sg. gerät,
trifft sich
greiv , grev , greif
schwer
guardgia wache
guerra krieg
guido p.p. geleitet
gnisa weise
guvernadur Statthalter
gürser s. giürer
havair, vair haben ; p. p.
hagieu; ger. haviand;
1. sg. hse, 2. hses, hes,
lisast, (haast hast du),
3. ho; 3. pl. haun;
konj. 1. sg. hsegia;
impf 3. sg. havaiva,
pl. -ven; perf. 3. sg.
havet, pl. -tten
histoargia, historgia ge-
schickte; pl. (1857)
istorias
historic geschichtlich
hoatz s. huoz
hceilgs pl. äugen
hom , hum mann,
mensch ; pl. hommens,
humens
hondro p.p. geehrt
honna seele
hostia opfer
hum 8. hom
hunscher salben; p.p.
hunschieu
hunur ehre
huossa jetzt
huoz, huotz, hoatz,
hoozz, heute
hura stunde
hustaria gasthaus
Oberengadiuiseh.
XXXIII
hutischem höchst; pl.
-ins, hutisthems
ideas pl. gedanken
idiom spräche; pl. -ins
ieu s. ir
ü, ils s. 1'
ilg, in ilg, (1778) nei
in dem, in den; pl.
ils; f.pl (1840)nellas
irnpissser denken
implir anfüllen
impolidas f. pl. un-
geschliffen
imprastgr verleihen
in in [standen
incligietten 3.pl.pf. ver-
inclijt verstand
incunter gegen
infaunt kind; pl. infanns
infina bis, i. che bis dass
informatinn lehre
ingraschö p p. gemästet
wgT&zchiaAQ 1.2)l.danken
inmünchia jeder
mnuinbrö, -öp.p. gezählt
insemmel zusammen
insthnuivan : sinsthnui-
van 3. pl. impf, er-
schraken
intraguider unterweisen
intnorn MM; ungefähr
ir gehen; p.p. ieu; ger.
giand; 3.sg. vo; 3.pl.
impf, giaven ; pf. 3. sg.
giet, get, pl. gietten
irel tenne
isaina zeichen
ischans, ist s. esser
istorias s. histoargia
italiaun italienisch
jüdici gericht [ung
juriditium rechtsprech-
jüsts s. giüst
1', l'g, lg', lg, ü artikel;
pl. l's, ls', ils; f. la, I
1', pl. las
Gärtner, Bätorom. spr
1' ihn, la sie
la s. Y
ladin engadinisch
laiudschaiven, lauschai-
van 3. pl. impf, leckten
languaick , -ikt , liu-
guaig, -ich spräche;
pl. languaigs, laun-
guax
lanschaivan s. lain-
las s. V
lascha 3. sg. lässt (laschel
lässt er) ; impt. lascha
(laschel)
latin latein
lavur arbeit [lieh
leedamang, leid- fröh-
ler lesen
lescha gesetz
l'g *. 1'
l'g, lg' ihn, es
lgieut, heut leute
lhum den menschen
lieut s. lgieut
linguaig s. languaick
liüsth licht (das)
löd m. lob
löda 3. sg. lobt; 1. pl.
ludain; impt. löda,
pl. lode; impf. 3.sg.
ludeva.; pf3.sg.ludb;
ger. ludand, -t
loe ort, räum
lcensch, -sth : da 1. weit
l's s. V
l's pl. sie
ludain s. löda
m mir, mich : chim die
mir, fö'm und m'fö
lass mich
mae je, nie
msels, mels pl. schlecht
niagistrat behörde, ge-
richt
maglievan 3. pl. impf.
assen
u. lit.
mairia meierei
inaisa tisch
majestset majestät
maledir fluchen
inamma mutter
maiigiain lpl. lasst uns
essen
manifester offenbaren ;
p.p. -stö
maria st. mairia
marid gemahl
inarider heiraten
martsch, marsth faul
masekiel männchen
matet s. metter
inattel knabe
maun m. hand
me, me mich
melodia melodie
mels s. insels
memoriel denkschrift
meis, mes s. mieu
meschdinas pl. arznei
metter legen, stellen, m.
gio verfassen; p. p.
mis, miss, f. missa,
f. pl. missas; 3. sg.
metta; pf. 3. sg.
matet
mez : in mez a mitten
unter
mi : ä mi mir
mieu mein, pl. meis,
mes; f. mia, pl. mias
miealas pl. brosamen
minister diener; pl. -ers
mis s. metter
innö p.p. geführt; impt.
pl. mned; pf. 3. pl.
mnetten
mö aber, sondern
moart s. mort
moarts s. mort
moren 3. pl konj.
sterben
mort, moart tod
mort tot, pl. moarts
3
XXXIV
muaglia herde
muglier iveib
mttnchia, in m. jeder
munt berg
inuond weit
niuossan 3. pl. lehren
nmost most
ui'vessa mir selbst
naschieu geboren
ne und nicht
nel, nellas s. ilg
netts pl. rein
no, nö her; no tiers
/terzw
noass s. nos
noef, noef : da n. wieder
nom s. num
nomno jp. i>. genannt
nonaunta s. nu-
norma norm
nos, noass, noas wwser,
f. nossa
nosch böse; fl noschs
not nacht
nouf, nnof neun
nouf, nuof, nouff, nouv
neu ; pZ. noufs, nuofs
novell neu (vin n.)
novembris november
ns' wws
nu, nun nicht
num, nom name
nunaunta, no- 90
nuof s. nouf
nuorsas pl. schafe
nus wir, uns
nüzaivel nützlich
o oh
observö p.p. beobachtet
ceilgs pl. äugen
offertas p.p. fpl dar-
geboten
offici amt
officisel beamter, amt-
lich; f. -isela
Wörterverzeichnis.
oick acht
oratiuns gebete
ordinatiuns pl. befehle
ordinö p.p. eingerichtet
organs pL orgel
originsel original
ornia seele; pl. -as
ortoepia orthoejrie
ortografia Orthographie
öt /toc/i, ober-; f. ota
oter anderer; j>i. -ers;
f. otra, |£ (Schalkett)
autres
our, oura heraus
psesch,-sth,pesth friede
pagliola Wochenbett
paias, paijas land
paiauns pl- heiden
palais, appalaiä offen-
kundig
par, per durch, für, um
zu(inf); p. cbe weil,
warum, denn, damit
parains pl. verwandte
parcbiüras 3. sg. impf,
konj. hütete [zeih
parduna,per- impt.ver-
parsunas pl. personen
part teil
partit 3.sg. pf teilte,
trennte, pl. -itten;
impf. 3.sg. partiva
partuot : dap. überall
parturir gebären; p.p.
parturieu
pascbqua, pastbqua
ostern
pass schritt
passser, -er vorüber-
gehen; l.pl. passain
pastur hirte; pl- -uors
patriarch patriarch
paun brod
pcbio p.p. gesündigt
peidras pl steine
peis, pes, pes pl füsse
per s. par
per paar
per, pijr 1. sg. ich gehe
zugrunde
peramur wegen
perda 3. sg. verliert;
p.p. pers, pertz, f
persa
perdizun verderben
perdun a impt. verzeih
pers s. perda
pes s. peis
pesth s. psesch
pietset frömmigkeil
piglier nehmen
pijr s. per
pino p.p- hergerichtet
piser gedanke; pl pis-
sijrs, pisyrs
pissiand ger. denkend
pitschna f. klein
plseds s. pled
plaida 3.sg. spricht
plaiu voll
plaio 3.sg pf faltete
pled wort, rede; pl.
plseds
plii mehr
po 3.sg. kann; p.p.
pudieu
poarta s. porta
poch, poch, poiek wenig
poevel, povel volk; pl
pouvels
porta, poarta tür
posuna, -auna posaune
pourcs, -chs, puorcs,
-ebs pl schweine
pouvels s. poevel
pouver arm
prsedgia s. predgia
prseparatiun Vorberei-
tung
prais p.p- genommen;
f. pl prainsas; pf.
3. sg- prandet
pratica, pratt- praktik
Oberengadinisch.
XXXV
predgia, prsed- predigt
presepi, -ppi krippe
priniogenit erstgeboren
principsels pl. haupt-
principi, -ppi an fang,
anstoss, dement ; pl
priiicipis
proepia, -ppia f. eigene,
ebendieselbe
profetisa ivahrsagerin
prüin, prum erster, sü l'g
priim zuerst; f. priinia
prus fromm
psalm psalm ; pl. -ins
pudieu s. po
puonks pl. punkte
puorcs s. pourcs
pur rein; nur
pürgatiun reinigung
purificatiun reinigung
purtaunta /'. schwanger
purtö impt. bringt
qusel welcher; dat. ad
aqnseli, ad aqnegli;
pl. quels; f. qusela,
pl. qnselas
quaist, quist dieser; f.
quaista
quäl irgend ein
qualchiosa etwas
quantited menge
quater vier
quaunt ivieviel
que das (ciö) ; que pled
das tvort
quel, -11 der; pl. qaels;
f. quella, pl. -as
qui hier
quidavaunt vorher
quint rechnung, rechen-
schaft
racuogliamaint Samm-
lung
raim reim
rait netz
reginam reich
reguard(1796) in bezug
auf
religiuu religion
revisas p. p. f. pl. revi-
diert
riech reich
rimas pl. reime, gedichte
roba gut, vermögen
romaunsch, -tsch, ru-
maunseh, -tsch, aro-
uiaunsch, -tsch, aru-
niaunsch, -tsch, ara-
mauntsch , rou-
niaunsch , arou-
maunsch, romaeunsch
romanisch, engadi-
nisch;pl. romauuschs,
roruauntschs ; f. ro-
mauuscha, -tscha, pl.
-schas, -tschas
s' s. se
sabbijnscha, sabijnscha,
sabgienscha Weisheit
sadulser sättigen
ssenc, sainc heilig; f.
saenchia, sencha
saia s. esser
sainza ohne
saira abend
salüd heil (das)
salv heil
salveder heiland
sanchischems pl. hoch-
heilig
sandsed gesundheit
sar herr [savieu
savais 2.pl. wisst; p.p.
scha, schi wenn
schant s. dir
schantös p.p. pl. ge-
setzt, sg. aschanto;
f. schaotseda
schel wenn er
scherchiand s. tscher-
chiser
schert s. tschert
schi so; ja; sogar
schi s. scha
schient s. tschient
schil s. tschel
schlatta, sei- geschlecht
schmürafgliö, sthmüraf-
glio p. p. geivundert,
pl. sthmürafgliös ;
impf. 3.pl. sthmiiraf-
glievan
schquitschö, -ischo p.p.
gedruckt; inf. sthqui-
scher
sekiarpas pl. schuhe
sclatta s. schlatta
sco ivie, als
scodün jeder; f. -na
scoula schide ; pl. scolas,
scnolas
scrittüra Schrift
scriver schreiben, ein-;
p.p. scrit [deckt
seuverts p.p.pl. aufge-
se, s' sich
seeuonda f. zweite
segner, se-, signer herr
seis s. ses
semnö 5. sg. pf. säete
sencha s. saenc
sentenzchias, sententias
urteile
sermOn predigt
serviaints pl. diener
serviand ger. dienend
ses, ses, seis sein (s.
bab, tilg, mari), sieu
(s. cour, num); pl.
ses, ses, s^s; /'. sia,
pl. sias
sessevla f. sechste
set sieben
seziand ger. sitzend;
2. sg. sezast
sgiüra f. sicher
sia, sieu s. ses
siand s. esser
sieva s. dsieua
3* i
xxxvi
Wörterverzeichnis.
signel zeichen
signer s. segner
simples f. pl. einfach
sinstlinuivan s. in-
sopra (1796) über
spanagiös p.p. pl. ge-
richtet {auf etivas)
spartida trennung
spartidas p. p. f. pl. ge-
teilt
sp§da Schwert
spendreder erlöser
spendrischun erlösung
spera neben
spiert geist
spirituaela f. geistlich;
pl. -las
spisa speise
spisagiö p. p. gespeist
spuseda p. p. f. ver-
heiratet
stsedi zustand
stain, staun s. stör
steda s. esser
stgr, ster stehen; 3. sg.
sto, pl. staun; stain
lasst uns stehen (sein) ;
impf. 3. pl. stevan;
pf. 3. sg. stet
sterliiischit pf. 3. sg.
leuchtete
sternaiven impf. 3. pl.
streuten
stet s. ster
sthgierbüglia 3. sg. ent-
wirrt [los
sthlaschedaniang zügel-
stbinaladijj fluchen
sthmürafglio s. schni-
sthquischer s. schqu-
stinand ger. eilend
sto s. esser, ster
stou 1. sg. ich muss,
konj. stouva
strasuna konj. 3. sg.
ertöne
sti auf, hinauf
suainter nach, gemäss
subbittamang plötzlich
subito sogleich
sul allein
sulaiven impf. 3. pl.
pflegten
sulg (sülg) auf den, an
dem . . .
suuigiantamangä/iwJic/i,
ebenso
sun s. esser
sün auf
sunser spielen
snr über; ober-
survignand ger. hinzu-
kommend
sves, svessa selbst (-a
ohne flex. bdtg.)
tsefla tafel
tainipel tempel
taunt soviel, um so
te, te dich
temma furcht
temp, tijmp zeit; pl.
temps
terra erde
tes, teis (filg), tieu
(vierf) dein; pl. tes;
f. tia
testaniaint testament
thrun thron
tiers zu, bei
tieu s. tes
tijmp s. temp
tiro p. p. gezogen, ti-
rovia weggezogen
tme fürchten; pf. 3.2)1.
tmetten
todaisc s. tudaiscb
tracuot bettler
tradüt p. p. übersetzt
trses, tres, tres, (1861)
tras durch, von, tres
aque deshalb, tr. a.
che weil
traie s. trat
trais drei
tramtet pf. 3. sg.
schickte
translatö p.p. übersetzt
transponüda p. p. f.
übersetzt
trapasser durchdringen
trat p. p. gezogen ; impt.
2.pl. traie
traunter zwischen, unter
tres s. trses
trombetta trompete
tschaina abendmahl
tschel , tschijl , schil
himmel
tscherchiser suchen ; ger.
scherchiand; 3. pl.
scherchian ; impf.2.pl.
scherchievas, 3. pl.
-ievan
tschert, schert gewiss
tschient, schient hundert
tu du
tudaisch, todaisc
deutsch; f. tudaiscba
tumevan impf.3.pl fielen
tun schall
tunser tönen; 3.pl.tnaa.rx
tuorters, turters pl.
turteltauben
taot alles, tuotelg, -tt-
der ganze, tnot aquels
alle diejenigen ; pl.
tuots, tuotts; f. tuotta
(verva), pl. -es
tumö, -ö p. p. um-
gekehrt, ivieder ge-
worden; pl. turnös;
impf. 3. pl. turnevan
u, u oder, entweder
ubedi gehorsam
uchiaunta 80
uders pl. schlauche
udieu p. p. gehört; ger.
udiant; 1. pl. udin;
impf. 3. pl. udivan
Unterengadinisch.
XXXVII
uhe s. ve
ün ein; f. üna, una
ünzacura irgend einmal
upaeia es sei denn
urfer bitten, beten ; p. p.
uro; pf. 3. sg. uro
nratinn gebet; pl. nra-
ciuns, nrazehiuns
ns, uso gebrauch
üsaunza brauch
uschels pl. vögel
uschi, uschia, uschea so
uso s. US
vaglien 3. pl. konj.
wachen; impf 3. pl.
vaglievan
vaiast s. vair
vaidgua witwe
vain, vainst s. gnir
vainter bauch
vair sehen; p. p. vis,
vais; 2. sg. vezzast,
vaiast; konj. 1. pl.
vezau ; konj. impf.
3. sg. vezes; pf. 3.
sg. vezet
vair s. havair
vair wahr; f. -a
vairauiaing wahrhaftig
vais s. vair
variatiun änderung
ve, uhe siehe
vedelg, vidilg kalb
vegnen s. gnir
velg, velg alt [gnir
ven, veng, vennen s.
verb zeitwort
vers pl. verse
vertien übersetzt; pl.
Verdens; /'. -ida, pl.
-idas
verva s. vierf
vessa s. m'vessa
vezan, vezes, -et, vez-
zast s. vair
via an, auf; hin, weg
via weg (der)
vidilg s. vedelg
vierf wort; pl. verva
vif lebendig
vigna, -en s. gnir
vin wein
vintüra glück
violin violine
yhgimtxdjungferschaft
vis s. vair
vitta leben
vivien p. p. gelebt; ger.
vivand; 3. pl. konj.
viven
vo s. ir
voeglia wille
voelg 1. sg. ich tcill,
2. vous, voust, 3.
voul, vuol; konj. 2.
sg. vceglias, 3. voeg-
lia, 2. pl. vceglias;
p. p. vulieu
volver umwenden, über-
setzen
vossas f. pl. eure
vouta, vuota mal
vulieu, vuol s. vcelg
vus ihr, euch
vuschs pl. stimmen
zieua s. ds-
zura ober-
a, ä, ad zu, an . . .,
dat.; acc: a nuo
abyss abgrund
adämpchiä p. p. er-
weitert [keit
adastretza geschicklich-
aetern(e), etern ewig
seternitat ewigkeit
affundad bewandert
agiüdar helfen
agiüdt, ajüt hilft
agronomia agronomie
aint ein, drinnen . . .
ais s. esser
ajüt s. agiüdt
al an den, dem . . .,^.als
d) Unterengadinisch.
j alagrar(e) erfreuen; 1.
pl. allegrain
; alaint darinnen
alatrad, all- gelehrt, pl.
alatrads
alchiüns, alchüns einige,
f. alchiünas
alg ihn zu: alg metter
alvet pf. 3. sg. stand auf
amabel lieblich
amandus (e) , amasd us
beide
amar lieben
ami freund
amiaivel freundlich
amm genuss
amo noch
amuossa s. musa
amur liebe; liebens-
würdigkeit
ane ring
anguosscha angst
ann, ann jähr; pl. anus
ans uns
answess uns selbst
ant, aunt, avant bevor,
eher
apostatatsj)i. abgefallen
apostels pl. apostel
appara 3. sg. scheint
approwamaint prüfung
aqui hier
XXXVIII
Wörterverzeichnis.
arfschiidj?.;). bekommen
arina toaffe
arrivä^. p. angekommen,
ereignet
art f. kunst
artrar(e) zurückziehen
auda «?. sg. hört, ge-
hört; impt. auda;
p.p. uyd
aunt s. ant
auta f. hoch
auter anderer; f. pl.
autras, otras
antor Verfasser, pl. au-
thurs.
avannt, awaunt, avant
vor; s. auch ant
avet s. havair
avisamaint rat
avril april
awra impt. öffne
bain gut, icohl, sehr,
doch
baing bad
bains j)l. guter
bap vater
baselgia kirche ; pl. -ias
baselgiada pfarrge-
meinde
bassa f. unter-
baur bauer
bawranda trank
beada f. selig
beffa spott
bei, -11 schön; pl. beaus,
f. beilas
bibla, biblia bibel
biografla biographie
blear, bler viel, pl.
blears
boen s. bun
brag 1. sg. schreie
brags pl. schreie
brichia, brickia, brick
nicht
brudgöng unflat
bsoengnof, hab. braucht
bnn gut ; f. buna ; subst.
boen
buntad gute
bustabgiar buchsta-
bieren
butatschs pl. pauken
bütschet pf. 3. sg. küsste
büttet pf. 3. sg. warf
cantar, canzons s. chia-
catechisrno katechismus \
causa Ursache
celebrä impt. feiert
ch' s. cliia
charestia hungersnot
chars s. chiara
che s. chia
chel teas er
chi wer
chi dass es
chia, chi, che, chie, ch'
was; chia, ch' dass;
chie chia ivas immer
chiafuoll tief
chiafuleza tiefe
chial dass der
chiantar, cantar singen ;
ger. chiantand ; 3. sg.
chiaunta, pl. chiaun-
tan
chiantzuns , canzons,
-zuns pl. lieder
chiapittel kapitel
chiara f. teuer, lieb; m.
pl. chars
cbiargiads(e) p. p. pl.
beladen
chiasa haus
chiastlaun kastellan
chiata, chiattä p. p. ge-
funden; 1. sg- chiat,
2. chiatasch, 3. chiat-
tä
cbiauda f. warm
chiaunta s. chiantar
chiausa, -ssa, (1867)
chosa sache
chioendsch leicht
choa s. co
chosa s. chiausa
christianaisa f. christ-
lich
christiaun Christ, christ-
lich; f. -auna, -aunna,
-ana; f. pl. cristianas
chüra sorge
cirnbals pl. zimbehi
citras pl. gitarren
clamä p. p. gerufen, ge-
nannt; 1. sg. clam
claustra kloster
cler, cler klar
clet p. p. gesammelt
clincet kleinod
co, choa wie, als
coarp leib
comanda p. p. befohlen
cometas pl. kometen
comoens pl. gemeinden;
sg. {1842) comün
commondarnaint gebot;
pl. -ts, comonda-
niaints, -ains(e), corn-
mandamains
compassiun mitleid
compilgia p. p. zusam-
mengefasst, umfasst;
3. sg. compiglia, con-
cornpigliamaint Zusam-
menfassung
componü p. p. verfasst,
zusammengestellt; f.
composta
comprais(e) enthalten
cornüna (1822) /. ge-
meinde-
con s. eun
concernente (1831) be-
treffend
confessiun bekenntnis
confirma p. p. bekräftigt
conpilgia s. com-
considerä p.p. betrachtet
consolar trösten
constituziun Verfassung
contadin (1842) bauer
contegna (1840) ent-
hält] contenant ent-
haltend
contra, contr'a gegen
contrada gegend
contrariedad gegensatz
convaschins pl. nach-
bam, mitbürger
corp leib; pl. corps
cour herz
crair glauben; p. p.
crett, f. cretta ; 3. pl.
craien
crapp(e) stein
crastiaun, -an mensch
ereada p. p. f. er-
schaffen
creadentscha glaubens-
bekenntnis
creatüra geschöpf
credader gläubiger
cretta glaube
cretta s. crair
cristianas s. christiaun
croda impt. falle,
cudasch, -esch buch;
pl. cudeschs
cudaschet büchlein
cufessada p. p. f. be-
kannt; 3. pl. cufessan
cttffartar trösten
culöz hals
cnmantzad p. p. ange-
fangen; pf. 3. sg,
cumanzet
cumbütten 3. pl. konj.
zusammenfügen
cumün gemeinsam
cun, con mit
cantaott doch
cuortamaingk kurz
cuost die kosten
cur, cur che wann wenn
Unterengadinisch.
currit pf. 3. sg. lief
cussalvad p. p. erhalten,
bewahrt; 3. sg. und
impt. cusalva
cuvengen 3. pl. ver-
tragen
cnwengaiwla f. passend
da, d\ dad, (1709) de
von; zu (inf); gen.
da, daiva s. dat
daint fitiger
dal, dalg, (1795) del
von dem, des . . .;
pl. dals, dels; f. dalla,
dal', (1822) della, pl.
dalas, (1820) dellas
dalg (declarar) es zu
(erkl.)
dalandrinaun seither
dalataivel ergötzlich
daletta 3.sg.: sdaletta
ergötzt sich
dalibra p. p. befreit;
inf. dlibrar
dalönsch weit
dainann f. morgen
dann schaden
dapö, -o, (1867) dopo
nach; d. ch' nachdem
dapurtar(e) aufführung,
betragen
dat, datt, (datum) p. p.
gegeben, pl. dats;
impt. da; impf. 3. sg.
dava, (1743) deva,
(1867) daiva
davart über, von
davent weg
davo , dawoa hinten,
nachher, zuletzt; nach,
d. quai danach
dcheu wieder
debit schuld; schuldig
debitader Schuldner
deck nur
XXXIX
i declarar erklären, klar
machen
deis, dieu gott
deisch 2. sg. du sollst;
3. dee, dess; 1. pl.
dens sollen wir; 3.
sg. konj. deia
del, della, dels . . . s.
dal
deng ivürdig
denotads p.p. pl. auf-
gezeichnet, bezeichnet;
3. sg. denotescha
denovo toieder
dens s. deisch
desch , d6sch , desch'
zehn
dßschauntza schicklich-
keit
deschavla f. zehnte
descrit p. p. beschrieben
desegn zweck
desiderava impf. 3. sg.
ivünschte
dess s. deisch
deva s. dat
dfai zuverlässlich
dialect (1762) dialekt
dids s. dy
dieu s. deis
differentia unterschied
dimena also, denn
dincuort kürzlich
dir, dyr sagen; p.p.
ditt, f. ditta (die
schon genannte) ; l.pl.
dschain ; pf. 3. sg,
dis, diss, dschet
dis, dits s. dy
dischfarentzgiadamaing
in unterschiedlicher
weise
disciplina disziplin
discoverta (1850) ent-
deckung
discuors pl. gespräclie
diss s. dir
XL
Wörterverzeichnis.
dissipet pf. 3. sg. ver-
geudete
dissolutainaing aus-
schteeifend
ditt s. dir
divers pl. verschieden
divinna f. göttlich
dizionari Wörterbuch
dlibrar s. dalibra
doctrina lehre
doewer nutzen
dopo s. dapö
dormenzats p.p.pl. ein-
geschlafen
donnir, dnrmir schlafen ;
3. pl. dormen
drett recht, sehr
dritzad p.p. geneidet
dschain, dschet s. dir
dsuot, -tt, d'suott, zuot
unter-
dsnr ober-
dubbi, dubi zweifei
duonna frau
duos zwei
dura konj. 3.sg. dauere
durmir s. dormir
dutsch süss
duun gäbe
dvainta 3. sg. wird
dy tag; pl. dids, dits,
dis
dyr s. dir
e, e, e, ed, 6d, ed, et
und
e es
eau s. eug
eaus s. el.
ed s. e
ees s. esser
eir auch
eira s. esser
el, eil er, es; pl. eaus,
eis; f. ella
elg und der
es und die
6s es sich
esser sein, werden; p.p.
stat, -tt, pl. stats,
statts; ger. siand, si-
and, siond; 2. sg.
eseh, 3. ees, ess, es,
ais (l'ais es ist);
3.pl. sun, swin ; fco»y.
3. sg. sea, saia, saja ;
1. pl. sean, 5. sean;
impf. 3. sg. eira;
impf. konj. 3. sg.
fuoss
et s. e
eiern s. se-
eng, eu, eau ich
evangeli evangelium
exarninescha impt. er-
forsche
excitar aufwecken
execuziun exekution
expressiuns pl. aus-
drücke
exprimer ausdrücken
facultads pl. guter
fadigia Mühseligkeit
fadschein s. far
falf [fafl?] ich spreche?
fainm hunger
far, faar machen; p.p.
fat, -tt, pl. fatts; f.
fatta, pl. -as; 3. sg.
fä; 1. pl. fadschain
lasst uns machen;
impt. fa, fä; impf.
3. sg. fawa
fat, -tt tatsache, an-
gelegenheit
fausa f. falsch
favur gunst
fearma f. fest
femna tveib
festala f. fest- ; pl. -les
festas pl. feiertage
fick stark, sehr
fidauntza vertrauen
fidel treu, gläubig; pl.
-eis; f. -ela
fidehnaing treu
figiiira p.p. dargestellt
filg, figl söhn ; pl. filgs
fin (la mort) bis (zum
tod); fina ch', fyna
chiu bis dass
flu atem
flisagiä befleissigt
floeta flöte
foartza geivalt
formular formular
frances, -ees, -zees fran-
zösisch
frytad freiheit
füment dünger
fundamaint grund,
gmndriss
fnond grund
fuorma : eun f. konform
fuoss s. esser
fyna s. fin
gazetta zeitung
generatiun geschlecht
gettan s. ir
gia schon
ghjuigia, giouigia Sjwtt
gien, giet s. ir
gio, gino herunter, nie-
der, ab
giouigia s. giamgia
giuvantün , giuvcntüd
Jugend
\ gniss, gnit s. ngir
grand, grand gross; f.
granda, gronda
grandamaingk sehr
gratzgia gnade, anmut
greiw, -f schwer; f.
greiwa, -va
groasser grob
gronda s. grand
grüscas pl. kleie
guadangain 1. pl. ivir
erteerben
Unteren gadinisch .
XLI
guardar schauen; impt.
guarda
guerra krieg
gnisa weise
havair, wair haben; p.p.
tngüd; ger. haviand;
Lsg. nhag, nhai, nai,
hai (m'hai habe mich),
3. haa, ha; l.pl. ha-
wain, vain, vains (ha-
ben icir), 2. havais,
3. hann, (1743) han;
konj. 2. sg. hajasch,
3.hagia, 3. pl. hagien;
impf. 3. sg. haveiva,
pl. haweiwan , vei-
van ; pf. 1. sg. haweg,
3. sg. havet, (1867)
avet
havdaduors/>Z. bewohner
honorads pl. geehrt; f.
-ada
humauna f. menschlich
huneist ehrsam
hunur ehre
huom mann
huossa jetzt
hura stunde; l'hura s.
Iura
il, ilg, '1 ihn, ihm
il, ilg, '1, r lg.lg'arf.;
pl. ils, ilgs, ls, 'ls, ls' ;
f. la, P, pl. las
ilgqual welcher ; pl. ils-
quaus [mir
im mir : ch'im welches
iinagna bild; pl. -as
iminchia jeder
impart teils
impissar denken; imj)t.
-paissa
implir anfüllen
imprender lernen, leh-
ren; impt. pl. im-
prendai
improa doch
improva 3. sg. prüft
imprüm zuerst
in in
in qualchianssa etwas
inavaunt voncärts
incendi brand
imend\a,tspl.abbrändler
inclegianuo 1. pl. ver-
stehen wir
inclet Verständnis
incuutra gegen
indrett richtig, ordent-
lich
infernala f. höllisch
informatiun Unterwei-
sung
infnrmar unterrichten
iDfyn, i. a bis
ingeneral allgemein
inglesa f. englisch
ingraschantä p p. ge-
mästet
ingratzgiainaint dank
ingnal nur
ingiin niemand
inlgiur nirgend
insembel, insemmel zu-
sammen
inservi p.p. bedient
instituziun errichtung
instrncziun lehre
instriur belehren
intant chia icährend
intannter zwischen
inteilet verstand
intraguidamaint Unter-
weisung
ir gehen; pf. 3.sg. giet,
pl. gien, gettan
ira zorn
juvantuna jugend
juven jung
V, '1 s. il
1' es : l'ais es ist
la s. il
laa da; raiss laa dar-
gelegt
ladin engadinisch
laed klage
languack, linguach, -uag
spräche; pl. linguacks
largiamaing reichlich
las s. il
las sie
lasschar lassen, verlassen
latin lateinisch
land lob
lavür arbeit
lectur leser
ledscha gesetz
leer, 1er lesen
leiw leicht
les selbst, derselbe
lg s. il
Igieut leutc
lgivras pl. pfund
lgqual welcher
lhura 8. Iura
libertat freiheit
lichiar lecken
limagna = l'im.
lingna spräche
linguach, -g s. languack
lcec ort
lom weich
ls 8. il
lndad p. p. gelobt;
impt. pl. ludad
luguads p.p. pl. gesetzt,
eingerichtet
Hin das eine
luntaun, -an fern
lnr ihre
Iura, Thura, lhura dann
m', 'm mich, mir
maal übel
mse, ma nie
inagister lehrer [assen
magliavan impf. 3. pl.
mai, maij mich
inai, may mai
XLII
Wörterverzeichnis.
main weniger
mainung meinwig
manap. p. geführt; impt.
pl. manä
rnangiain 1. pl. lasst uns
essen
mauzunad p. p. eneähnt
martyrs pl. märtyrer
inaschiel männchen,
mann
niatet s. metter
mattets pl. knaben
mann m. hand
mauncka 3. sg. fehlt
ruaunguel mangel
may s. mai
ma.ziiimpt.pl. schlachtet
medicina arznei
nieditatiuns pl. betrach-
tungen
meglioraziun , meglora-
ziun Verbesserung
meis mein, pl. meis,
meiss; f. mia
melioramaint Verbesse-
rung
inellger, melger besser
inelodia melodie
riiercenaris pl. knechte
metter legen, setzen,
übersetzen, m. avant
vorstellen, vortragen;
p.p. mis, miss; impt.
pl. mettai; pf. 3.sg.
matet
metz mittel
mia s. meis
milli tausend
minister diener
mis s. metter
mo, nioa, mu aber,
sondern
möd weise, mass, fähig-
keit
mort tod
mort tot
mortificatiun abtötung
mossa s. mnsa
mour 1. sg. sterbe
'mpaissa s. iinpissar
mu s. mo
muantad p. p. bewegt,
bewogen
mulger gemahlin
muond weit
mnrawlgar wundem
musa p.p. gezeigt, ge-
lehrt; 3. sg. mossa,
amuossa
mwess selbst (l.pers.)
n' s. nel
nai s. havair
nardä narrheit
natiuns pl. Völker
nann her
nausch schlecht
ne, ne noch, weder
necessaria (1 762) f. not-
wendig
nel (1867), n'il (1762)
indem; pJ.nels(1867)
ngir, ngyr kommen,
werden; p. p. n'gnüd,
pl. ngüds; ^er.ngand;
3. sg. vain, pl. wen-
gian; konj. 3. sg.
vennga ; impf. 3. sg.
ngy wa , konj. gnis ;
pf. 3. sg. venu, (IS 67)
gnit
nhag, nhai s. havair
noass, noas, nooss, noss,
nos unser; f. noassa,
nossa, noss (noss En-
gadina)
noatt, not nacht
noatta, notta note
nobel vornehm
ncev, -w s. nouf
nominad, numnad p.p.
genannt
non s. nu
nos s. noass
not s. noatt
notta s. noatta
nöuf, nouw neu, da
ncev, -w tvieder; f.
nonva
ns', 'ns uns
nu, nun, non nicht
numnad s. nominad
nuo wir, uns
nuoin name
niizaivel nützlich; f.
pl. nüzaivles
o oh
observatiun bemerkung;
pl. -ns
oder oder
ogni (1679) jede; ogni
ün (1762) jedermann
onn jähr
orba f. blind
orgels orgel [lieh
originalmang ursprüng-
orma seele, pl. -as
ostatrice (1650) : art o.
hebammenkunde
otras s. auter
our, oura heraus, aus,
our&our immerfort;
our da aus
ouravant tuot vor allem
ourdvart da ausser
ouwra werk
pac s. pauc
pajais land
palantades p. p. f. pl.
gezeigt
pan s. paun
papaia f. päpstlich
papists pl. papisten
par, per für, wegen, um;
par quai deshalb
parche, parche, parchie,
parchiai, perche denn ;
parche chia weil
parchiadas pl. schlage,
streiche
Unterengadinisch.
XLIII
pardun Verzeihung
pardunar verzeihen
pardütt p.p. bewiesen 4
parmur da wegen
parschandiida herkunft
parsunas pl. personen;
sg. persunna
part teil
partit pf. 3. sg. teilte
partuot : da p. überall
passabil (1762) hin-
reichend
pastur hirt
pauc, pac wenig, pauc
dids wenige tage; f.
pauca, pl. paucas
paun, pan brod
pecchiä, -ia p. p. ge-
sündigt
pecchiaders pl. sünder
peis pl. füsse
per, perche s. par-
perchiirar hüten
perfet vollständig
pers p.p. verloreii; 3.pl.
perden; pf. 3. sg.
perdett
persecntziun Verfolgung
persunna s. par-
pilgien konj. 1. pl.
nehmen
pitschna f. klein ;
pitschn' e grand gross
und klein
plaed , pled spräche
wort; pl. plaeds
plaundschen 3. pl. kla-
gen
plü mehr
plus mehrere
po, poa, poassa, pon s.
pndair
poet dichter; pl. poets,
poets
poevel volk
porcs pl. Schweine
posauna posaune
possa s. pudair
posta post
pradgiad p. p. gepre-
digt ; f. -iada ; 3. sg.
preidgia
pradgiaduors pl. pre-
diget'
praedicants pl. prädi-
kanten
praeservativas pl. präs.
praschanta p. p. dar-
gestellt
prefatiun vorrede
preidgia predigt
preidgia s. pradgiad
preini preis
primö zuerst
principals pl. haupt-
principi anfang; pl.
-pis
pro, proa bei, zu; proa
quai dabei, dazu
proassein , prossam
nächster
probats pl. erprobt
proclam (183 1) aufruf
progress fortschritt
prophet, profeed pro-
phet; pl. prophets
propris pl. eigen
prossam s. proassem
prudaint klug
prüm, prum erster; in
lg prüm zuerst; pl.
prüms
psalm psalm; pl. -ms
publicas f.pl. öffentlich
puchiads pl. Sünden
pudair können, mögen;
3. sg. poa, po, pl.
pon; konj. 3. sg.
poassa, possa; konj.
impf. 3.pl. pudessen;
s. auch spo
puoingks, puoncks pl.
punkte
pur doch, nur
pnrtar tragen, bringen,
p. awaunt vortragen;
impt. pl. purtä
puter oberen gadinisch
puunt f. brücke
qua hier, her
quai das, dies
quaist, quist dieser; f.
quista
quai irgend ein; ilg
quai, il q. welcher,
pl. ils quals, quaus,
f. laquala, JT.jl, las
qualas
qualchiaussa, in q. etwas
qualnnque (1762) jeder
quaunt icieviel, q. pu-
chiads , quaunt su-
vent; pl. quants,
tuots quants alle;
qu[a]un greiw xcie
sehr
quaus s. quai
quel, quell der, jener,
derjenige; pl. qnels,
queaus, queus; f.
quella, pl. -as
qui hier, her
quia hier
quint rechnung
quist s. quaist
raba vermögen
raig könig
raint(e) 1. sg. ich lege
an, befestige
raspuondan konj. 3. pl.
antworten
ravuolg schoss
recreatiun Unterhaltung
reflexiuns pl. betrach-
tungen
reformats pl. refor-
mierte
reformatur reformator;
pl. -rs
XLIV
Wörterverzeichnis.
reigla regel; pl. -as
relatiun bericht
religiun religion
represcntanza (1827)
Vorstellung
restaurä p. p. restau-
riert
reverend ehrivürdig
reverentia ehrfurcht
rirna reim, vers
rceg bitte
rouiannsch, ru-, ro-
niansch, ru- roma-
nisch, engadinisch;
f. ruinanscha
ruguar bitten, beten;
impt. sg. rougua
ruinaDgair bleiben, be-
stehen
ruvinada^;.^. f. ruiniert
s' sich
sä, sä s. savair
stenchias s. saingk
sai sich
saia s. esser
saimper immer
saingk, saingk, songk
(1657) heilig; pl. so-
incs (1700); f. saing-
kia, sai-, saingchia,
sai-, sainchia; f. pl.
saingchias, ssenchias
saira abend
saisves , saiswess sich
selbst
salüd, -ud heil
salva 3. sg. beioahrt,
beobachtet
sapgian s. savair
sapgiaunt gelehrt, kun-
dig; f. pl. -tas
sapientia Weisheit
sar, ser herr
sarviaint s. serviaint
satisfetscha konj. 3. sg.
genüge
savair, sawair, ssawair
wissen; p. p. savü;
3. sg. sä, sä, pl. saun,
ssaun; konj. 3. pl.
sapgian [nisse
sawair wissen , kennt-
scarpas pl. schuhe
searsdat knappheit,
ärmlichkeit
scha, seh' sehe wenn,
ob; scha bain, sehe
bain icenngleich
schantada. s. tschantä
schi so
schkoa, sco wie
schkumantzad p. p. an-
gefangen
schmoart abgestorben,
verzagt
schnuolgia pl. knie
schola s. scuola
schquitschar drucken ;
p. p. schquitschad,
-tschä, -schä
sciars karg, ärmlich
sco s. schkoa
scoulas s. scuola
scritüra, -ttüra schrift
scriwer schreiben; p.p.
scrit, -tt, pl. scrits,
-tts; 3. pl. scrywen
scuola, schola (1822)
schule; pl. scoulas,
scolas (1841)
sea, sean s. esser
secret geheimnis
segner s. senger
segond (1762) nach
seis sein; pl. seiss; f.
sia, pl. sias
senger, se-, se-, sennger,
segner herr (gott)
sensu (1762) sinn
ser s. sar
servezzen dienst
serviaint, sar- diener;
pl. serviaints
servir dienen
sia s. seis
siand, siond s. esser
singur herr
societad, -ta (1S41)
gesellschaft
sonics, songk s. saingk
sopra (1795) über
sort sorte
spais p. p. ausgegeben
spandrar erlösen
special, spetzial beson-
ders
spejel Spiegel
spiert geist
spiritual geistlich; f. pl.
-las, -les
spo kann sich (man
kann), pl. spon; konj.
spossa
sprauntza Hoffnung
sptawa impf. 3. sg.
wartete
spüda spucke
ssaun s. savair
ssientza Wissenschaft
staar, star stehen; p.p.
s. esser; ger. stand;
3. sg. sta, staa; konj.
3. sg. stetta; impf.
3. sg. staw'
stampad p. p. gedruckt ;
f. -ada
stat, -tt s. esser
Statuts pl. Statuten
stawla f. beständig
stetta s. staar
strasunan 3. pl. ertönen
stuüd p. p. gemusst;
3.sg. stoua; pl. stonni
müssen sie
sü auf
succedü p. p. gefolgt
sul nur
sulett allein
sulettaniaingk allein,
nur
Untereugadiuisch.
XLV
siin, sun, süu auf
sun, sunn ton
sun, suun s. esser
suott u«£er
surpassa p. p. über-
treten
surscritta p. p. f. auf-
geschrieben
suun s. esser
suvend, -nt oft
sve3s, swess seibat
t' dir; ti 'mpaissa denke
dir
tabla (1820) tafel
tadlada p. p. f. gehört
taflas pl. tafeln
tai dich
ial solch; f.pl. -las
taunt soviel, so gross,
ebenso; f. -ta
taunter zwischen
teann grenze
tenim[a] furcht
teoip ,?et£; ^^- -ps
tenor (1666) nach
terra ?ar«i
testamaint testament
ti s. t'
tia f. deine, pl. -as
tirania tyrannei
tuiair fürchten
tngiid ^>. p. gehalten
(für etwas), s. havair
tngyn solch
tocca 3. sg. kommt zu
todaischk s. tu-
tots, totta s. tuot
traas, tras durch . . .
tractat traktat
tradiit p. p. übersetzt
trais drei
tramis p. p. geschickt;
pf. 3. sg. tramatet
traiisit verkehr
trar ziehen; p.p. tratt,
f.pl. trattas
travondar verschlucken
trenta dreissig
trombeta, trommeta
trompete
tschau tä p. p. gesetzt; f.
-ada, schantada, pl.
schantadas
tschel himmel
tschert gewiss
tu, tu du
tudaischk, to-, tudaisc
deutsch; f. tudaisckia
ttiim ton
tücert unrecht
tuot, tuott, tütt all,
ganz, pl. tuotts, tots;
f. tuotta, totta ; tuotta
quai alles das; f. pl.
tuottas
turuä, -a p. p. gewendet,
zurückgekehrt
tut p. p. genommen; f.
pl. tuutas
twess selbst (2.pers.)
tzuoud, zuond ganz, gar
u, ud oder
uyd s. auda
ün, ün, un ein; f. üua,
Unna
ün man
üuautra eine andre
urailgas pl. ohren
üsadas p. p. f. pl. ge-
braucht
usche, uschea so
uschelgce , uschelgoa
sonst
usitada p. p. f. ge-
braucht
ustar wehren
utro, utruo andersico
utschella vogel
vacchias pl. kühe
vade kalb
vain, vains s. havair
vain s. ngir
vaingk zwanzig
wair s. havair
vaira f. (n.) wahr; f.
pl. vairas
vaira sehen; p. p. vys,
f. pl. visas ; pf. 3. sg.
vazet
vardad Wahrheit
vasti impt. pl. kleidet
vazet s. vaira
veivan s. havair
velgia, ve-, velga f.
alt
wengian, venn, vennga
s. ugir
verti p. p. übersetzt; pl.
-ids; f. -ida, pl. -idas
vesthnaint s. vistuaaint
vi da, vy d' an
via hin; via da an
viadi reise
virolas blättern
visas s. vaira
vistmaint , vestimaint
(1867) gewand
vita, vitta leben
vittoargia sieg
viva f. lebendig
vivand ger. lebend
voalw' impt. wende
voelg, voellg, völg, vögl
1. sg. will, 2. vousch,
3. voul; konj. 3. sg.
voellga; konj. impf.
3.pl. wlessen
vuo ihr
vuts pl. gelübde
vusch stimme
vy s. vi
vys s. vaira
vyvaunt vorher
zaiuza ohne
zardiu garten
zuond s. tzuoud
zuot s. dsnot
XLVI
W tf rterverzeichnis.
a an, zu; dat.; zu (in f.)
ä s. avei
aeciocche damit
accompagne konj. 3.
begleite
adore anbeten
affliziung betriibnis
äga wasscr
agost august
agricultwa ackerbau
ai ihnen zu (in f.)
aieste s. avei
ai, al s. cl
al dem, an dem . . .; pl. ai
alt hoch
alzuns 1. pl. lasst uns
heben
amur liebe
an, ang man
ang s. n
angioli pl. engtl
aninia seele
appena kaum
arbandones 2. sg. ver-
läset
arfamä p. p. pl. ausge-
hungert
aria luft
arjunje erreichen, nach-
kommen
arpa harfe
as s. avei
aspetta 3. erwartet
assä genug
at'r anderer; pur at'r
übrigens
atramentr anders
attempä pl. betagt
attira sofort
avei haben; 2. sg. as,
has, 3. ha; konj. 2.
sg. aieste mögest du
haben; impf. 3. ä;
kond. 1. pl. essung
e) Oadertal.
baja 3. redet
basc' pl. niedrig
battaglia Schlacht
bei, bell schön; pl. bi;
f. bella
blanchia f. weiss
blastemroa gotteslüste-
rung; pl. blastames
bona s. bun
bosangn not; pl. bo-
saings
brao tüchtig, brav
bun, bang gut, im
stände; f. bona, pl.
bones
canche, cang cb', quan
ch' wann, ivenn'
capo vorstand
castes s. chesc'
catechisnio katechismus
catoliches f. pl. katho-
lisch
cat'r vier
cavalier ritter; pl. -ri
ceaffe p. p. erhalten, c.
sou aufgenommen
ceil himmel
celebrades s. zel-
cenza s. zanza
che, ch' rclat.
che dass; als; denn
chel jener, der; pl. chi
chesc' dieser, dieses; f.
chesta, pl. -es, castes
chi s. chel
chi s. ci
chianties pl. lieder
chiapell hut
chiara s. ciara
chilö hier; hierher
chin s. cina
ci, chi was; eich' ivas
auch immer
ci auch
ciainö noch
ciara, chiara impt.
schaue
ciafa haus
ciastell schloss
cigun jauchzen
cina, chin fcis; chin so-
gar
co tüie
coccarda kokarde
col »m'f dem; /". colla,
coli'
collettese impt. pl. (refl.)
purzelt
comana 3. befiehlt
comandament gebot
compangn begleitet'
con s. enn
condutt p. p. geführt
confessa 3. bekennt
confin grenze
contadina bauerin
conte graf
contorni umgegend
corp leib
cotagn pl. so viele; c.
che wie viele
cour herz
creatures pl. kinder
cü hinterer
eun, eung, con mit
da von; zu (in f.) wie
ital. da
da s. de
dagnora immer
dal von dem (ivie ital.
dal); f. della
daö s. du
de, d', di von . . .; gen.;
zu (inf.)
de tag
Gadertal.
XLVII
de, de geben, leisten;
3. da; dale gibt er,
gibt es
del ihn zu (in f.)
del, d'l von dem, des,
pl. di, f. della, dell',
d'la, pl. d'les, dies
della s. dal
desch', desco wie
desplajei verdruss
desprisse verachten
devotg pl. andächtig
di s. de
di s. del
diji 3 sagen sie; impf.
3. djo; kond. 1. sg.
disessi sagte ich
dio, iddi, iddio gott
disessi s. diji
disprezzo Verachtung
djö" s. diji
d'l, dla . . . s. del
dlunc überall
dö, daö nach
dö (st. dö) impf. 3.
sollte
dopo che nachdem
dottrina lehre; pl. do-
trine
duca herzog
dai zwei; f. düs
dutt all, ganz; pl. dat',
dutg; f. dntta
e und
el, al er, es; pj. ai, i;
f. ella
e'l s. 1
ele war er, gab es; f.
ela
eile ist er
es s. est'r
essung s. avei
est'r sei», teer Jen ; p. p.
ste, /". Stada; 2. sg.
este feist du, 3. e;
fcon/. 3. sii; impf. 2.
sg. es, 3. ele war er,
fö
talsameiite falsch
falz /flZsc/t
fastidi verdruss
fatt f>. jj. gemacht, pl.
fat', fatg
favä trockengerüst
fedele treu
felizite Seligkeit
ii söhn
fia tochter
fduola tochter
fiaida p. p. /. beendet
flasba flasche
fö s. est'r
fora «us, /rnians; f. d'
aus
fortuna glück
fossa /*. schwarz
gausiuDg anlass
ghela /". gelb
gide s. ji
ginbilata f. jubel-
gni kommen; 1. sg. vang,
vaugn; tag, 3. vegne;
impt.pl. gnide; impf.
3. gne
g'orament, sorament eid
gran, grang gross
grazia gnade; pl. -ies
grof graf
ha, has s. avei
i i/itw, t&r, ihnen
i s. 1 und 1'
ia weg, hin
iddi, iddio s. dio
il s. 1
iinpare p.p. gelernt
in, 'ng, in t, t' in
incie auc/i
incö heute
infin 6is
instruzinng lehre •
intanong 1. pl. verstehen
intrami beide
inzertezza ungewissheit
it' hinein
ji gehen, s'ung ji weg-
gehen; impt. va, pl.
gide; /u£. 3. jarä
Jon jung
1, '1, e'l, il der(art.); pl.
i; f. la, pl. Ies
1\ '1 ihn; pl. i; f. la, 1
lading, -in ennebergisch,
badiotisch; f. -ina,
pl. -ines
lagrimä impf. 3. weinte
legrimes pl. tränen
leinga spräche
Ies s. 1
über buch
lingaz spräche
lötri |)£. lotterbuben
luss j>J. orte
m' s. me
ma : de ma nur
maestro lehr er
mai je, nie
niaju grösser
maledisions pl. Ver-
wünschungen
malmenter schlecht
mantegni halten; impt.
mantegnete halt dich
inaridä p. p. pl. ver-
heiratet
niarsh marsch
inassa , niessa , ineissa
messe; pl. messes
matriinonio eAe
matte legen; m. fora
auslegen ; p. p. f. pl.
metudes
me, m' mich
mi mein; f. inia
mira absehen (das)
mo nur, doch
XLV1II
Wörterverzeichnis.
niöler maier
pichä, pitgiä pl. Sün-
rT böse
inostre p. p. gezeigt,
den
rima reim
gewiesen
pingsir gedanke
rispett ehrfurcht
muscedöz gemenge
pita 3. bietet
rispette achten
lnüttuns pl. bursche
pitte weinen
rittri pl. ritler
plengn' voll
riverenza Verehrung
n, 'n, ang ein (art.) ; /'.
plon mehr
robes pl. Sachen
na, 'na
plovang pfarrer
rnmpe brechen
ne, ne, n nicht
polvr pulver
necessite, -te notwendig-
popolares f. pl. volks-
s' sich
keit
tümlich
sagrä p p. pl. geweiht ;
nel, nei in den . . . wie
por, pur, per für;
f.pl. -adas
im ital.
durch, über -hin
sai s. savei
'ng s. in
portä trug
salmi pl. psalmen
'ng s. n
posse s. pudungfe
sälta 3. springen
nia nichts; verstärkte
pou doch
salve p.p. gerettet
Verneinung
praia 3. bittet
sant', santg pl. heilig;
no nein
prejent gegenwärtig
f. pl. santes
noin, uouie name; pl.
presentinient Vorgefühl
santamente heilig
Domi
prezioso kostbar
santificante heiligend
nomine nennen
principalm enter beson-
santifiche heiligen;part.
nos ich; uns
ders
pf. -che
nosc', nost unser; pl.
pro priester
savei ivissen ; 1. sg. sai
nousc', nos; f. nosta
profane entiveihen;p.p.
sceoucche wie
novella f. neu; pl. -lies
-ne; 3. profana, pro-
scizzri pl. schützen
fanum entiveiht man
scoles pl. schulen
o oder
proibas, proibesc' 3.
scolte zuhören
o oh
verbietet
scomouta /'. beuegt
öga 3. passt
pronunzie aussprechen
se wenn
oji 5. wenden sie
propria f. eigen
se sich
onore ehren; p.p. -re
prossa f. brav
sebengn' ch' obschon
operes pl. iverke
pruin erster
secondo, -undo ziveiter
oressi fconrt. 1. sg.
publicamente öffentlich
sein, de fengn' jetzt
tcollte ich
pudungfe 1. pl. hönnen
sent leute
östa f. eure
wir; konj. 3. posse
sentimentg' pl. gefühle
ota, ota maJ
pungse denken
senza s. zanza
oudli pl. äugen
pur s. por
seu s. sü
pura bäuerin
sfalze fälschen
parola Wörter; pl. -les,
signur herr
parores
quan ch' s. canche
sii s. est'r
paura furcht
Snell schnell
pe fuss
religiun, -ion religion
so sein, ihr; pl. sü; f.
per s. por
rend6sse impt.pl. (refl.)
sua
perdiches pl. predigten
ergebt euch
söcche sowie
pere vafer
restes 2.sg. bleibst
societe gesellschaft
persona person; pl. -nes
reverendo , molto reve-
sorament s. g'or-
pesc' friede
rendo hochwürdig
sotto unter
Buchenstein und Colle.
XLIX
sou auf
soulla auf der
soung auf
spo dann
sposa gemahlin
ste, Stada s. est'r
stlop flinte
stlopetun l.pl. schiessen
stlü schliessen
storia geschieht e; pl.
-ies
strades pl. wege
stranc' 3. bedrängt
straportada, trasp- p.p.
f. übersetzt
stuz flinte
su, seu auf
su, sua s. so
t' s. in
t' du
t' dir, dich
talian italienisch
tasha tasche
tegnet'l impf, halt dir
ihn
tel : in tel in dem
tenes du uns
terra erde
tesoro schätz
tgiante singen
timor furcht
tira 5. 2ie/i£
'tP in dem
to dein
tolless impf, pl. (refl.)
nehmt euch
tra sü aufziehen, er-
ziehen
trasportada s. strap-
tres immer
tria ruhe
udei se/ten
ultima /". letzte
uma mutter
nn eiwer
ung davon
va s. ji
Valuta werf, awse/jen
vang, vangn s. gni
vera f. waftr
verda f. grün
verra Arie<7
verso gegen
vin wem
vita leben
vita : äga d'vita brannt-
wein
viva! AocA/
vive leben
vocabolario Wörterbuch
votg, voti pl. gelübde
zanza , zenza , cenza,
senza ohne
zelebrada p.p. f. zele-
briert; pl. celebrades
zenza s. zanza
f) Buchenstem und Colle.
(Was nur in dem stück aus Colle vorkommt, ist mit C. bezeichnet.)
a, ad C. zu, ayi . . .;
dat.; zu (inf.)
a, ä s. avei
ades, adess C. jetzt
afari C. pl. geschäfte
agu pl. jähre
ah C. , aha C Inter-
jektionen
ai s. al
ai pl. männer
ai s. avei
aimaria ave (das)
aiva C. wasser
al an den, dem . . .; pl.
ai; f. al' C; f. pl.
alle
al er, ihn; Buch, auch
dal; s. el C.
al ihn zu (inf.)
Q a r t n o r , Bätorom. spr. u
alba C. morgenrot
albarg C. herberge
ale pl. weiber
ale 0. pl. hutrand
altezza C. hoheit
amor C. liebe
ancora, 'ncora, 'ncora
noch
anzi C. sogar
apena C. kaum
arsonce s. lar-
auter anderer, per auter
C. übrigens ; pl. au tri,
f. -tre
avant : in a. C. vor-
wärts
avei haben; 1. sg. ai
C, 3.1a, lä, ä (t'ä,
s'ä) C, a (m'a) C; 2.
,lit.
pl. ave C, aveo (/tafc^
ihr) C; 3. pl. ja; konj.
3. labe; imp/. 3. ava,
lava; kond. 3. avesse
G. ; fut. 2. pl. avare C.
balle tanzen
balote pl. klösse
banc C. pl. bänke
bancat gelage
band : de b. C. um-
sonst
baratta mutze
bass C. niedrig
basta C. 3. genügt
bastön C. stock
bäte C. schlagen; 3.
bat; impf. 3. batevaC.
batesä C. p. p. getauft
Wörterverzeichnis.
bavaruol bohnenmänn-
lein
bei schön; adv. ordent-
lich, recht
bele C. schon
ben,benC. gut,wohl,sehr
bcrba herr
beretina C. f. braun
beüs p. p.pl. getrunken;
impt. bevete C. (dir)
biote C. f. pl. bloss
bogna C. es ist nötig
bon, bong, bon C. gut,
fähig; f. bona C.
bonaniuia C. selig (ver-
storben)
bonora: a b. C. früh
bosch icald
bot schlag
braghesse C. hose
brao tüchtig; f. brava C.
brunsina C. schelle
bnrt hässlich
busegn: de b. C. nötig
campagna C. feld
can che, canche, can
che C. als, wenn
capirä C. fut. 3. ivird
verstehen
capuciner C, -ni C. pl.
kapuziner
caritä C. liebe, erbarmen
carne C. fleisch
carozza C. wagen
cenä C. p. p. gespeist
cent C. hundert
ceola zwiebel
certo : de c. C. sicherlich
cinquanta C. 50
che relat.
che dass; als (vergl.);
denn
chel dass er
chel C. der, jener; pl.
chi; f. chela C, pl.
-le C.
cherdava s. credü
ehest C. dieser, -es
chi s. chel
chi wer, wen
chizuolaC brödehen; pl.
-le C.
ci C, cie C. was
ciamisuola C. jacke
cianipana glocke
ciapä C. p. p. erfasst,
genommen; impt. sg.
ciapa C.
ciapell 0. hut
ciasotta hütte
ciastel schloss
ciauze C. pl. strumpfe
eidä C. p. p. wie franz.
failli
cie köpf
cie s. ci
ciesa C. haus
cieze etwas; irgend
ein
ciol, ciole s. tö
citä C. stadt
clap menge, gruppe
cof pl. blumen
cognas s. eugnesse
col mit dem; pl. coi
C; f. colln, pl. cole C.
comana, comanda C. 3.
befiehlt, bestellt
come wie
compere gevatter
con mit
consilgie beraten
cont C. beziehung
conta 3. erzählt
conto C. rechnung
contrada C. gasse
cor C. 3. läuft
cosi, cussi C. so
cosso C. kerl
costa berglehne
cotela f. solche
creanza C. anstand,
artigkeit
credü p.p. geglaubt; 3.
crei; impf. 3. cher-
dava, credeva C.
cressön C. kresse
cristian, -ien Christ
crosat C. weste
eugnesse C. kennen; 3.
cognas, eugness C;
impf. 3. eugnesseva 0.
eugnü G. p. p. gemusst
cuoga C. köchin
curato C. pfarrer
curious neugierig
cussi s. cosl
da von, bei, zu . . .;
als; zu (in f.)
da, dai s. de
dagnara immer
dal s. al
dal von dem; f. dalla
dambre ü. pl. holzschuhe
dan schaden
dapö C. nach
dare C. danach; nach
daspo, daspo hernach,
dann
dassa 3. soll
daur C. impt. mache
auf, pl. dauri C.
davo nach
de von . . .; gen.; zu
(inf); de not in der
nacht
de p.p. gegeben; 1. dai
C, 3. da C; impt.pl.
demene C.
debot schnell
degan C. dekan
degore abrinnen; p.p.
-rix ; impf. 3. degorava
degugn, negngn C. nie-
mand, kein; f. ne-
guna C.
del, delP von dem, des;
f. della, dela C; f.
pl. dell'
Bnchenstein nnd Colle.
LI
deine, douiä C. nur
demene s. de
demonio dämon
den von einem
deportä C. p. p. aufge-
führt; konj. 3. de-
porte C.
dert C. recht, gerade
descreanzä C. unge-
zogen
desfe zerstören
desgrazia C. Unglück
desuiontava G. impf. 3.
stieg aus
desturbe C. 1. sg. störe
deventä G. p. p. gewor-
den; kond. 3. de-
ventasse C.
di, di C. tag
di, di sagen; p. p. dit
C; Lsg. dighe C.,3.
dis, dis C; impt. di
C; impf. 3. disava,
diseva C; kond. 2.
pl. disessao G.
diaol teufet
dio gott
dis, disessao . . . s. di
disnä G. speisen
dit s. di
doi zwei
domä s. deine
doraan C. morgen
doinande C. 1. sg. frage,
bitte ; konj. 1. sg.
-de C.
doraenia C. sonntag
domo C. dorn
donca C. also
duorä C. gebrauchen,
brauchen; impf. 3.
dourava
durmi 0. schlafen
dut all, ganz; f. duta, |
pl. dute C.
dutrina lehre, gelehr-
samkeit
e und
e s. ester
el Ü. er, ihn
elo C. ist er, ist es
empie anfüllen
en C. ein
encgie, eugcie, encia C,
'ncia C. auch
ester sein: p. p. ste;
2. sg. es ; 3. sg. le, le,
l'e C, e (non e) C,
pl. je; konj. 3. siebe;
impf. 3. leva, Teva
C, eva; kond. 3. fos-
sa, fosse C; fut. 3.
sarä C, 2. pl. sare
fa s. fe
fagöt C. bündel
fas, fasava s. fe
fastide C. sorge
fati C. pl. geschäfte
fauc sense
faure C. schmied
fava bohne; bohnenfeld;
pl. -ve
fe fe, fä C. tun, machen;
p. p. fat C; 3. sg. fes,
fas C. falo C macht
er; konj. 3. fese; impt.
sg. fa (7., jpZ. fe C;
impf. 3. fasava, feva C.
fedaC. schaf; pl. fede C.
femena C. frau
feruaa C. 3. hält auf
fes, fese s. fe
festa C. fest (das)
feva s. fe
filosofo G. philosoph
fiiialiaente C. endlich
fini G. fertig
foiadine C. pl. nudeln
fonda tasche
fora heraus; fa /. C.
ausrichten
forsi C. vielleicht
forza C. gewalt
fössa, -e s. ester
fourn backofen
fra wwter
frage bisschen
freide /. ^Z. kalt
fuga C. flucht, eile (die)
fuoc /"euer
fruä C. p. p. abgenutzt
geiesa, gesia C. kirche;
pl. gesie
giama bein; pl. -rae
giusto C. gerade
gormel schürze
got G. glas
gotte pl. tropfen
gran gross; f. graua,
granda C, ^i. gran-
de C.
gusto C. esslust
guze schärfen; impt. sg.
guza
i s. '1
i pl. sie; man
i C. ich
ilö C. dort
imparä C. p. p. gelernt
in, 'n C. in
infati C. wirklich
instess C. selbst
intant C. unterdessen,
i. che C. während
intendön G. 1 pl. ver-
stehen
invece C. statt dessen
ite hinein
ja s. avei
ja hat ihm
ja C. schon; ja che C.
tveil
je i/t»t; je, i e G. ist
ihm
je 8. ester
jeut s. sent
jerbe pi. kräuter
4*
LH
Wörterverzeichnis.
jl 8. si
jiave su C. impf. 1. 8g.
richtete her
jopa C. stippe
iu s. su
'1 der (art.); pl. i; f.
la, pl. le
'1 er, ihn
la sie, pl. le
la, labe s. avei
large C. f. pl. breit
larsonce ihn erreichen
läse lassen
lat C. milch
latine 0. f. pl. lateinisch
lava s. avei
lavada C. verweis
le s. % ester, la
legna /tote
leva s. ester
liber 6uc/i
liet p. p. gelesen
lo ihn
lum /". WcM
nia aber
niagne C. essen; 3.,
magna C.
mal C. übel
man C. hand
maniera art
mantegniva C. impf. 3.
unterhielt
maravee C. pl. Ver-
wunderung
marenda C. kleine mahl-
zeit
massa C. zu sehr
mat C. verrückt
maturlo C. narr
me C. mir, mich
mefo nun eben, denn
mei nie
mel C. mir es
mel schlecht
meo C. besser
mesanot mitternacht
messa C. messe
met C. 3. legt
mez halb, mitte; f.
mesa C.
mi C. ich
miga C. nicht
mile C. tausend
mio C. mein
miol C. seidel
misdi C. mittag
mo C. mtr
mont C. alpe
montava C. impf. 3.
stieg
mori sterben; p.p. mort;
fut. 2.sg. moriras C.
mosarä s. musü
mosträ 0. zeigen; 3.
mostra C.
'mpo, 'mpö doch
mus gesteht
wusup.p. gemusst; fut.
3. mosarä
mute pl. mädchen
'n s. in
'n, n' C. davon
'n, 'n C, en C. ein
(art.); f. na
naturalmente C. natür-
lich
'ncia s. enegie
'ncora, 'ncora s. an-
negugn, -una s. de-
neö C. neffe
neu : co neu, con en 0.
mit einem
nia nichts, nicht
'nlo dort
no, non C. nicht
nome C. name
nost C. iwser
not nacht
novica braut
nozza hochzeit
'nqnoi C. heute
'nte, 'nta in
ntel in ^e»j
nuove C. f. pl. neu
oh C. oh
olä (che), ulä C. wo
om mann, mensch; pl.
omegn V.
or gold
ora stunde, uhr; pl.
ore C.
orco £e«/eZ
orfen C. tvaise
os C stimme
ostaria C. gasthaus
ot C. acht
ourt garten
outa, ota ß maZ; joZ.
oute
pa denn, wohl
padrenostri pl. Vater-
unser
paläz C. palast
paora s. poura
par C 3. scheint
par C. ^>aar
paradis C. himmel
parce che weiJ, denn
parde C. verlieren
parole C. pl. worte
parti C abreisen
passa 3. ^re/if vorbei,
pässela C. geht sie
vorbei; impf. 3. pas-
sava
paster C. hirte
pe C. pl. füsse
peä C. nehmen; p.p. f.
peada C.
pell 6\ leder
pense C i.s^r. (Zen/ce
per für, durch, über,
um zu (inf.)
pergeie ch', peregie ch'
damit
petiza C. (e. münze)
Buchenstein und Colle.
LIII
pi s. plu
piacer C. gefallen (der)
piazza C. platz
pico C. klein
pipa pfeife
piof s. plie
plan ebene
ple van,pio van C.pfarrer
plie, piof C. pfam
plu, pi C, pi C. mehr
po C. dann, denn, wohl
podei, pode C. können;
3. sg. po ; impf. 3.
podeva C.
porta C. tor
portäC. tragen, bringen ;
1. sg. porte C. ; 3. porta
C. ; impt. sg. pörtile C.
porzion C. portion
possibile C. möglich
poura, paora ü. furcht
prast bald
pre wiese
preineva C. impf. 3. lag
daran
presa C. prise
presenta C. 3. stellt
vor
pressa C. eile
prima s. pruni
procession C. umzug
profetise tcalirsagcn
propio wirklich
prove p. p. versucht,
bemüht
pruni erster; f. prima C.
pulito C. artig
pulizainer C. pl. ivach-
leute
puo, puoc C. ivenig
puoro C. arm
pur C. nur; doch
quartier C. ivohnung
räuspern C. stift; pl.
rampogn C.
rebate C. wieder
schlagen
recomanda C. 3. befiehlt
resente C. f. pl. frisch
resposta C. antwort
righe C. pl. Zeilen
roba sache
robe p.p. gestohlen
roda rad, kreis
ross C. rot; f. rossa
ruä C. ankommen; p.p.
ruä C.
rumou lärm
s' s. se
sa, s'a C. oben in
sa s. suo
sa unten in
sa hat sich
sä, sai s. savei
salesada C. pflaster; pl.
-de C.
salude C. 1. grüsse, 3.
saluda C.
salute C. gesundheit
san C heilig; f. santa C.
sara, sera C. abend
sarä, -e s. ester
sarä via C. verhaften
sas, sasto s. savei
sautä C. p. p. gesprun-
gen; 3. sauta C.
sava hatte sich
savei, save C. wissen;
1. sg. sai C, 2. sas
C, sasto C. tveisst
du, 3. sä C. ; impf. 3.
sava
sbanzega C. zwanziger
sbrigön C. 1. pl. ent-
ledigen
scalzacan C. gemeiner
mensch
scarsela C. hosentasche
scola C. schule; pl.
-le C.
scone verbergen
scraia C. 3. ruft
scrive C. 1. sg. schreibe
scudela C. Schüssel
scuse C. impt. pl. ent-
schuldigt
se, s' refl.
se wenn; se no sonst;
s'enßia ch' C. ob-
schon
se man ist
segna C. 3. bekreuzt
sei, sela es sich, sie sich
sen C. f. sinn
sen, sen C. sich davon
sensegna 3. richtet sich
her
sent, jent C. leute
senti C. hören; 3. sent;
konj. 1. sg. sente C.
sentete C. impt. sg.
setze dich
senza C. ohne
sera s. sara
sessanta V. 60
sfassa spalte
si C. ja
si, ji C. , ji C. gehen,
sen si weggehen; 3.
va; konj. 3. vade;
impt. sg. va C. ; impf.
3. siva; kond. 3. sisa
siebe s. ester
siei C. sechs
signel zeichen
signor C. herr
sior C. herr
sioria V. herrscliaft
sisa, siva s. si
soldi C. geld
solene C. feierlich
solito C. geicöhnlich
sonava C. impf. 3.
läutete
sora C. über, oberhalb
sorainom C. beiname
sotta unterhalb
sou joch
LIV
Wörterverzeichnis.
sovena f. jung
spanrida V. f. entsetzt
spaventä C. p. p. er-
schreckt
sperä C. hoffen
spese C. kosten
spetta 3. wartet', impt.
pl. spete C.
spie ausspähen
spizzolava V. impf. 3.
brach an
sprigoleja 3. erschreckt
squasi C. beinahe
sta s. sto
stala C. stall
atalo C. steht er; steo
C. steht ihr; impt.
pl. ste C.
ste s. ester
sto C. dieser; f. sta C,
pl. ste C.
storia C. geschickte
strac V. müde
strada weg
strie pl. hexen
strion zauberer
strionac Zauberei
studiava C. impf. 3.
studierte
studioso C. student
su auf, hinauf
su, jn C. nieder, herab
sua s. suo
sucedu C. p. p. zu-
gestossen
Bulla auf die
Süd, sun C. auf, oben
in, hinauf
suo sein, ihr; pl. suoi;
f. sua, sa C, pl. sue
t' s. te
tabac C. tabak
taje schneiden, t. via
wegschneiden; impt.
sg. taja
tal s. tel
tan, tan ü. soviel, so
sehr
tana höhle
tant £ soviel, f. pl.
-te C.
tarz C. spät
tase CT. schweigen
te 6'., t' (t'es) du (un-
betont)
te C. dir
tegni halten
tel, tal C. solcher, ge-
wisser; tela ein soZ-
c/ter streich
temp zeif
testa C. äo^/"
tirä C. ziehen, reissen;
3. tira C, 2. pl.
tire C.
tiron zug, riss
tö, to nehmen, tö su
auflesen; p.p. tout;
3. toi, ciol C. ; impt.
pl. ciole 0.
todesc C. deutsch; pl.
todesc C.
tof gestank
toi s. tö
tornä C. zurückkehren;
p.p. -ä C.
tosat (7. knabe; pl. to-
sagc, tosaeg
tout s. tö
tre ziehen, werfen; p. p.
trat
trop viel, sehr; pl. troc
turchine 0. f.pl. blau
ulä s. olä
un, un C. einer; f.
una C.
usä C. j).^>. abgenutzt
va, vade «. si
valc C, val' C7. p^üös,
irgend ein
vanzade C. |). 2). f. pl-
übrig geblieben
vara ebene iviese
varda C imp^. gib
acht, värdete C.
hüte dich
vata kränz
ve C. euch
vea C. Vorabend
vedei, vede 0. sehen;
p.p. vedu; i. vede C,
3. veiga , veighelo
sieht er; fut. 2. pl.
vedare C.
vegle f. pl. alt
vegni, -i kommen, iver-
den; p.p. vegnü, pl.
vegnus; 3.vcn, veng,
ven C, 2. pl. vegni
C; konj. 3. vegne;
fut. 3. vegnarä
veh C. höre!
veiga s. vedei
venvtä&p.p. f. verkauft
vescovo C. bischof
via weiter, weg
viaz 0. reise
viest C. 3. kleidet
vin C. wein
visin : da v. C. in die
nähe
vita : aiva de v. C.
brannticein
vivava, -eva ü. impf.
3. lebte
vöi C. ihr
voia C. lust
vol 3. will, l.pl. volön
C. , 2. vosto C. ivillst
du; impf. 3. volava,
-eva C. ; kond. 1. sg.
volesse C.
zacan einst
zuca schädel
Friau lisch.
LV
a an, zu; dat.; zu (inf.)
a s. al
a, ä, abbi s. 've
achel s. chel
aciö s. azö
adattät geeignet
adi am (tag)
affadij konj. 3. sg. be-
mühe
affat gänzlich
agl s. al und lu
agii s. an
agrarie f. landwirt-
schaftlich
ah rt/i
ajal hat er
al an rfew, dem . . .;
pl. ai, agl; f. alla;
/". pl. es
al, a, 1', il (unbetont) er, j
es; i>/. a, e'
al: t'al chiäf in den \
köpf
alay, -ä, -ar s. lä
alc, ale' etwas, ein
wenig
alfabet aiphabet
alla s. al
allegris, ale- pl. froh
alinanco wenigstens
altri anderer
aiiu'i lieben
amabil liebenswürdig
amant liebhaber
amis ^>Z. freunde
amor iieöe; j)Z. amörs, j
amors
an ja/tr; |>Z. ang, agn
anchie awc/i
angelica f. engels-
autlchs pl. alt
anzi sogar
apuestui pl. apostel
arä pflügen
g) Friaulisch.
arcidiaconal archidia-
kons- [hielten
arecevir pf. 3. pl. er-
arevuardi 1. sg. ich er-
innere
armis pl. waffen
art kunst
articui pl. artikel
as pl. bienen
auri golden
avost august
avut s. 've
azö chn, aciö damit
bacüe 3. sg.: la b. er
tut sich um
baMneriispl. prahlereien
balle ballen (der)
baiide seite
bara bahre
baracche bude
barbe oheim
beat seZto
bellezza Schönheit
ben, ben ^it^ ivohl, or-
dentlich
biel schön; pl. biei; /".
biello; /". pl. bieles
biell scÄon
bon gut, im stände; pl.
bogns; f. bnine
brave f. brav
briade gesellschaft, leute
bruz pl. hässlich
buine s. bon
bus pl. ochsen
buse orufte
bussade kuss
busserai fut. 1. sg.
werde küssen
c' s. che
cämpin 3. pl.: la c.
kommen aus
cancillir kanzler
capital kapitel
cardinal kardinal
cavalir ritter
ce, ce, §e, §e tcas, roas
für ein (im abh. satz
ce che, ce ch')
celat geheim
cerchiant ger. suchend
cero, zera icaclis
cerviell gehirn
cgiantarai s. chiantä
ch' s. che
chanzon[s] (1355) pl.
lieder
char teuer; f. chiara
chav s. chiäf
che, chn, ch', c' dass;
als; denn
che, chu, ch relat.
chel. achel, chell, chell'
der, jener; pl. chei;
f. che, (1380) chello
ehest dieser; f. eheste
chi: a chi hiehcr
chiäf, chiaf, chav köpf
chialäit impt. pl. schaut
chiamp feld
chiainpana glocke
chiampagna feld
chiant lied
chiautä singen; 3. sg.
chianta ; impt. pl.
chiantäit; fut. 1. sg.
cgiantarai
chianznnetto liedchen
chiara s. char
chiargniele f. komisch
chiase, -sa haus
chiatamal ihn mir fin-
den; p. p. chiatät,
-at; 1. sg. chiatti, 2.
pl. chiatais, 3. pl.
chiatin; fut. 3. sg.
LVI
Wörterverzeichnis.
chiatarä; kond. 3. sg.
chiatare
chiolt p. p. genommen;
Jconj. impf. 1. sg.
chioless
chiossis pl. suchen
chist dieser
cho s. co
chu s. che
chui s. cui
chun s. cun
chystielg pl. Schlösser
eil himmel
eimut wie
cingareschie zigeuner-
lied
cittaz pl. städte
co, co, cho chu wie,
sobald
cognossi erkennen; p.p.
cognosut
coltait impt. pl. pflegt
cölure zorn
comandaments pl. ge-
böte
come wie
compendi kompendium
compliments^J. kompli-
mente
comprat p. p. gekauft;
pf. 1. sg. coinprai
confins pl. grenzen
conseir s. cunsiglir
conservä aufbewahren
consöli 1. sg. tröste
contadin landmann
contadinel bäuerlein
contegnos pl. haltung
contents pl. zufrieden;
f. contente
coraggio mut
corretta f. verbessert
cöttulis pl. rocke
creät p.p. erschaffen
credo kredo
cresci wachsen
cristiane f. christlich
cu s. eul
eucche 3. sg. guckt
cui, chui wer; cui — cui
einer — der andere
cui, cull mit dem: pl.
cui ; f. pl. cullis, culis
cuniö jetzt
cumpli vervollständigen
cumun gemeinde
cun, chun mit
cunsiglir, conseir rat
cur herz
curios neugierig
currint ger. laufend
cürt kurz
custodis 3. sg. bewacht
d', da s. di, dal
da geben, daj ihm geben,
daus euch geben; pf.
1. sg. diey, 3. sg. die,
de
dal, dall', delg, del von
dem, des; pl. dagli,
dai; f. da, de, de',
della; /. pl. des
daür, daur nach, hinter
daus s. da
davost=avost
de, delg, del, della, des
s. dal
den tri drinnen
desideri Sehnsucht
desir Sehnsucht
devant vor
devin 3. pl. sollen
di, da von; gen.; zu
(inf); um zu (in f.)
di tag; pl. dis
di, di' sagen, dial es
sagen, dijes sie ihm
sagen; 3. sg. dis;
impf. 3. sg. diseve;
pf. 3. pl. diserin; fut.
1. sg. dirai
diffiezz pl. fehler
dijes s. di
diligenza Sorgfalt
dinä pl. denarc
dinc' pl. zahne
diö gott
dipinturis pl. maiereien
dirai, dis, diseve, -erin
s. di
dis s. di
dis zehn
disgrazie Unglück
dissegu Zeichnung
dodis zwölf
doi, döi zwei
dolor schmerz
dolz süss
domandi 1. sg. verlange,
bitte; 2. pl. domandas
dote mitgift
dottrine s. dut-
drett gerade
duarmi schlafen
dulä wo
dumlo fräulein
dutt, tot ganz, all; pl.
dug, dug', duch, duch;
f. dutte, tutte
duttrine, dott- lehre
e, et und
e' s. al
e s. jessi
edizion ausgäbe
edueazion erziehung
eh oh
eibut s. 've
es s. al
es s. \n
esial ist er
esiliat verbannt
et s. e
etat alter
eterno ewig
fa tun, machen, fai ihm
machen, fassi sich m. ;
p. p. fatt, fat; /'. fatte;
ger. fazint ; 3. sg. fas
Friaulisch.
LVII
pf. 3. pl. fazirin; kond.
3. sg. faress
fagendis pl. geschäfte
facil leicht
fai s. fa
falcez pl. sensen
faiuee familie
fan hunger
fantata Mädchen
fassi, fatt . . . s. fa
fat tat, angelegenheit ;
pl. fazz
fazint, -irin s. fa
fevelä reden; 2.sg. fe-
velis; impf. sg. fe-
vele; Äonj. i. sg. fe-
veli; imp/". 3. pl. fe-
velävin
fidel <rew
fie tochter
fiesta /esi
flu bis
finj endigen; <?.s#.finiss;
/W. 3. sg. finirä
fiolanze kinder
fiss starr
flät a<em
flor blute, blume; pl.
flors
fo, for s. jessi
forsi vielleicht
fortunäd glücklich
foss, fossis s. jessi
fradi bruder
francs pZ. franken
fregul bisschen
friulane s. furlan
fröle f. weich
frut knabe
fratatte mädchen
früzz j?Z. kinder (s. frut)
für, für heraus, für d-
atts
furibund toild
furlan friaulisch ; f. -ne,
(1830) friulane
furtüne glück
generös grossmütig
genio anläge, neigmig
giöld 3.sg. geniesst
gl, gli, glu s. il
gli s. i
glorie rühm
gnuche verstand
gobbo buckelig
gole lust
governä pflegen
gran gross ; 2>l- gran ; f.
grande, grand'; f.pl.
gran
gratäs konj. impf. 3. pl.
kratzten
graziis : malis gr. ver-
druss
gruesse f. dick
guarnigion garnison
ha, hai, haver s. 've
hierin s. jessi
hom mensch, mann; pl.
ümins
honor ehre; pl. -rs .
honorä ehren
'i, gli ihm, ihr, ihnen
i 8. il
iddio gott
idul abgolt
ignora 3. sg. iveiss nicht
il, '1, 1', lu der (art.);
pl. (1355) gli, (1406)
gln, (lo.,16.jh.) gliu,
(1770) ju, iü, i; f. la;
f. pl. lis, (1355) li
impensistu 2. sg. denkst
du
impiego anstellung; pl.
-gos
impinissi sich anfüllen,
belasten
in in
incärich auftrag
inchuluride f. farbig
induvina 3.sg. errät
inespiegabil unerklär-
lich
infanchpZ. junge männer
influs einfluss
instantie dringlichkeit
instess selbst
instrunienz pl. doku-
mente
instruzions s. ist-
int leute
intant unterdessen
invege di statt
inzen kunstgriff
iö s. jo
ir gestern, ir l'altri vor-
gestern
istruzion Unterweisung;
pl. instruzions
iü s. il
ja, jai s. 've
je s. jessi und lui
jemplä füllen
jenträt p.p. eingetreten
jessi sein, werden; p.p.
stät, f. stade; 1. sg.
soi, söi , 3. e, l'e (m.),
je (f.), 2.pl. ses, 3.
son ; konj. 3. sg. sei,
se; impf. Lsg. jeri,
3. pl. hierin; impf,
konj. 1. sg. foss, 2. fos-
sis; pf.3sg.io, 3.pl.
furin, for, für; fut.
1. sg. saray, 3. sarä,
sarä, 3. pl. saränn;
kond. 3. sg. saress
jo, jö, jö, iö, io, yo
ich
ju s. il
judämi, -kti mich unter-
stützen, dich unt.
1' s. al, il und lu
la s. il und lu
lä dort
lä gehen; 3.sg. va, vä;
konj.3.sg. vadi; impt.
LVIII
Wörterverzeichnis.
sg. va; impf. 3. sg.
leve; pf. 1. sg. alay,
3. alä, 3.pl. alar (s.
zie)
lagrimis pl. tränen
lassä lassen; p.p. lassat;
konj. 3.sg. lassi, IpZ.
lassin; impt.sg. lasse
lavor ar&ei£
lavuriduris /". arbeiten
le er ist
ledän dünger
len Äote
lenghe zunge, spräche;
pl. lenghis
letira (1380) brief, let-
tere Schulbildung
leve s. lä
lezicm lesung
li s. il
li dort
über frei
lis s. il Mfui lu
livre pfund; pl. livry
lontan fern
lor i/tr
lu s. il
lu, 1', al ihn, es; pl.
agl; /". la; f.pl. lis, es
lui er, ihn; f. je
lujaniis jjJ. wurste
lunari kalender
lutignint Statthalter
uia a&er, sondern
mai Je ; den« (in fragen)
mal schlecht
malandrett verdammt
malis /". pJ. ööse
man Äand
inanchiaj i/im fehlen
mandä übergeben
manierose f. ar£i#
manifesta 5. s#. hti fand
marcha war/f
niäri, mari mutier; pl.
maris
maridäti dich verhei-
raten
maridaz heirat
marina küste
marit gemahl
masse zu viel, zu sehr
matriinoni ehe
me, miö mein; pl. mei;
f. me, me
memorie gedächtnis
nienä führen; Lsg. meni
meschina f. elend
mestris pl. lehrcr
metal metall
meterai fut. 1. sg. werde
setzen
meza f. halb
mi mir, mich; a mi
mir
iniei öesser
miez wti^e, «;et7e
mil tausend
miö s. me
mira 3.sg. sieht an
mistir geschäft
mo' : no mo'? nicht
wahr?
moment Zeitpunkt
mont, mond weit
mont bcrg; am. beiseite;
un m. vieZ, se/?r
moros pl. liebhaber
morosä verliebt sein
morosezz pl. liebeleien
mostre muster
moto bewegung
mud art
muini mesner
muri sterben; 3. sg. mur
'n : no 'n d' hai habe
deren nicht
nanchie nicht einmal
nassi geboren werden
nel (19. jh.) in dem; pl.
nei {18. jh.); f. ne
(1772), nella {19. jh.)
nemi feind
nemie nicht ein bisschen
neonat neugeborener
nestri unser; f. nestre
ni weder, noch
nissun keiner; f. nissune
no nein
no, non nicht
nol e ist nicht
nome nur
note note
nuje, nüja nichts
nus wir, uns
nuvizz bräutigam, neu-
vermählter; f. nuvizze
o, ö oder, entiveder
o, o' ich
o, 'o ihr (subj.)
o, oh oh
occupazion beschäfti-
gung
olessin s. vuei
olm ulme
opere werk
ore, ora stunde; ore
presint jetzt
orelis pl. ohren
ort garten
osserve 3. sg. beobachtet
pa '1, pal für den, durch
den; pl. pagl
pais land, Vaterland
pajä zahlen
pal s. pa
panade brodbrei
pär, par 3. sg. scheint;
impf. 3. sg. pareve
par, per für, durch . . . ;
par ehest deshalb
paradis paradies
parce ch' weil
pardut überall
pari, pari vater; pl. paris
parinch pl. verwandte
paste teig
Friaulisch.
LIX
patiss 3. sg. duldet
patriarchys pl. Patri-
archen
patrie (16. jh.), -ia Vater-
land
pechiat Sünde
pelegrinand ger. durch-
ivandemd
pene : a p. kaum
pensand ger. denkend;
fut. 3.sg. pensarä
per s. par
perfettissim höchst voll-
kommen
piä nehmen, einnehmen
piärdisi sich verlieren
pichiädis^.j). f.pl. auf-
gehängt
pizzinin kleines kind
plan eben
plane leise
plantä pflanzen
pläs, plas 3.sg. gefällt
plasesj^Z. Vergnügungen
plui mehr
pö, po' 3. sg. kann, 2.pl.
podes, S.pnedin ; konj.
2.pl. podes; kond. 2.
sg. podaressis, 3. po-
daress
poc wenig
poesiis pl. gedichte
pognez p.p. pl. gesetzt,
brütend
polzete mädchen; pl.
polzettis
popolar populär
portä tragen; pf.3.pl.
portarin
prat wiese; pl. praz
prefazion vorrede
preparä zubereiten
presagio (1732) vorher-
sage
presentärin pf. 3. pl.
stellten vor
presint, prisint gegen-
wärtig
prest schnell
primariis f. pl. erste
prin, -m erster; f. prime,
-ma
prineipi anfang, grund-
satz; pl. pringipis
prisint s. presint
priulg prior
privilegijs pl. Privi-
legien
pronostic prognose
propri wirklich
paar arm
publicada p. p. f. ver-
öffentlicht
puchitine wenig
puedin s. pö
pure f. rein
purissim ganz rein
quaderno (!355) lieft
quäl welcher; pl. quäl;
/'. quäl, quäl'
qualchi irgend ein
quand tvann
räpiz pl. rasch
rason verstand, grund
re könig
remürs pl. lärm
restas konj. impf. 3. sg.
bliebe
ridot p. p reduziert,
übertragen; f. ridotte
riescin konj. 3. pl. ge-
lingen
rindi machen
riplen voll
rispettive f. zugehörig
ristiell gittertür
ristret abriss, auszug
ritörna 3. sg. kehrt zu-
rück
rive 3. sg. kommt dazu,
gelingt
rivioduda p. p. f. revi-
diert
rott p. p. gebrochen; pf.
3. sg. roinpe
rubin rubin
ruinaz p. p. pl. zerstört
ruine, -na verderben
s' s. se und si
sai s. save
sal es sich (euch)
saludat p. p. gegrüsst;
ger. -ant
sangli Mut
sante f. heilig
sarä, -ay, saress . . . s.
jessi
save wissen; 1. sg. sai,
2. säs, 2. pl. saves;
impf. 1. sg. savevi
scielzi ivählen
sclett einfach, aufrich-
tig; f. sclete
scoinparis 3. sg. ver-
schwindet
scritturis pl. Schriften
scrivir schreiben; p. p.
f. scritte
scuele schule
sdrondenade polter-
abend
se, s' wenn; ob
se, sei s. jessi
sechiade lästigkeit
seiont gemäss
sernenaz p.p. pl. gesäet
sentimental empfindsam
sentiments pl. gefühle
senze ohne
ses s. jessi
seselador, seseledö juli
sesilis pl. sicheln
si, s' sich
si so, also
si, si ja
siara 3. sg. einschliesst,
abschliesst
LX
Wörterverzeichnis.
siei s. so
siinpri immer
sin die gemeindevor-
steher
sint 3. sg. fühlt, hört;
impt. sg. sint
siolz 3. sg. trennt
sior herr; pl. siors
siore frau
sirvidö (13S0) diener
siviläit impt. pl. pfeift
slancät lendenlahm
sminuzzade p. p. f. ver-
kleinert
so sein, ihr; pl. siei; f.
so; f. pl. sos, sös
söi s. jessi
soldat soldat
soldi (1355) pl. soldo
soltant nur
son s. jessi
sore über
soreli sonne
sos s. so
sot unter
spali bind faden
sperä hoffen; 1. sg. speri
spindnt p. p. ausge-
geben; pf. 1. sg. spen-
dei
spietä icarten
spirit geist
spleDdor glänz
sposade p. p. f. verlobt,
verheiratet
stä, sta stehen; 1. sg.
stoi, 3. sta; pf. 3. sg.
stie
stallaz pl. stalle
stät s. jessi
stat Stellung
ste f. diese
stie s. stä
stimi I s<7. meine
stoi s. stä
strade weg
stravolz stürzt
strenzi schnüren
strente di man hände-
druck
strolic ivahrsager
strussiis pl. mühen
studiät studiert
suffrilu ihn leiden
sul über den, auf dem
sun klang
svelt schnell
svölin 3.pl. fliegen
t' s. ti
t' al, tal, te '1 in dem;
f. te ; f. pl. tes
tajat p.p. geschnitten
tal s. t'
talent talent
tant so viel, so lange,
so sehr; pl. tanch; f.
tante, -ta; fpl. tantis
tarmis pl. motten,
bremsen
tas impt. sg. schweig
te dich
te s. t'
tener 2ar£; f. -re
tenerezza Zärtlichkeit
terren ftoden
tes s. t'
ti, t' dir, dich
tiara, tierre, erde, land
timp zei£; j?£. -ps
tindi achtgeben; p. p.
tindüt; 3. sg. tind;
konj. 3. sg. tindi
tire 5. sg. zieht
to, tö dein
tochie 3. sg. trifft, kommt
zu; kond. 3. sg. to-
chiaress
todesc deutsch
toglaz pl. Scheunen
tot s. dutt
tradot übersetzt ; f. -dot-
te, -dotta
travistude f. travestiert
tremis 2. sg. zitterst
tressiett 3— 7 (e. spiel)
tristezza trauer
tröpp viel, sehr
tu du
tutte s. dutt
uejei pl. vögel
ue heute
uei s. vuei
uera krieg
uestris s. vuestri
ümins s. hoin
un ein; f. une, UDa
unit vereint
us euch
usä gebrauchen; usäd
va, vadi s. lä
valor wert
vaue /". eitel
vanitäd eitelkeit
vantazös vorteilhaft
've haben, bekommen,
'vemi wuc/i h. , velu
iAw Ä. ; p.p. avut, vut,
Vud, (1355)eibut; j?Z.
'vüz; Lsg. hai, 3. ha,
a, ä, 2.pl. ves; konj.
3. sg. abbi , (19. jh.)
vevi; impf. 3. sg.
'veve; konj. impf.
2.sg. 'vessis, 3. 'vess,
5. pl. 'vessin ; pf. 3. pl.
haver; fut. 3.sg. varä ;
kond. 2. sg. 'varessis,
3. 'varess
vegnial, ven s. vigni
veneul alp
vendicha rächen
ver wahr
ves, 'vess, 'veve . . . s.
've
viars art
viärt offen
vie, via weg, fort
Friaulisch.
LXI
vignl kommen, werden;
3. sg. veD, vßgnial
[kommt es)
viödi, viodi sehen; p.p.
viodut; 3. sg. viot;
fut. 1. sg. vioderai
vit rebe
vita leben
vitalizii leibrente
viv 3. sg. lebt; konj.
impf. 1. sg. vives
vizi schlechte gewohn-
heit
vo ihr
vöe lust
voi pl. äugen
vole, voles s. vnei
volontät, -at wille
voltis pl. mal
vös stimme
'vnd s. 've
vuedi heutzutage
vuei. 'uei, nei Lsg. will,
2.pl. voles ; konj. 1. sg.
vaegli ; pf. 3. sg. vole
vaestri euer; pl. uestris
vus ihr, euch
vat 'vöz s. 've
yo s. jo
zä schon
zera s. cero
zie pf. 3. sg. ging, pl.
zTr, zirin
ziutil vornehm
zir 3. sg. sucht
zTr, zirin s. zie
ziriuz pl. kleine kerzen
zornade tag
ziubil jubel
zovin, zovin jung; f.
zövine
züg' spiel
zuja 3. sg. spielt
zurameut eid
Bücherschau.
1729 Flaminio da Säle, Fundamenti della lingua Retica o
Griggiona. Dissentis.
1771 [Basilius Veith], Nova grammatica Ramonscha e Tudesch-
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LXIV Bücherschau.
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1883 Jakob Ulrich, Rhätoromanische Texte, Halle.
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Biicherschau. T-^XV
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1900 J. P. Candrian, Der Dialekt von Bivio-Stalla (Diss.),
Halle.
1900 Placidus Genelin, Germanische Bestandtheile des rätischen
(surselvischen) Wortschatzes (Progr.), Innsbruck.
1900 Josef Huonder, Der Vokalismus der Mundart von Disentis
(Diss., Rom. Forsch. XI), Erlangen.
1900 Wolfram v. Zingerle, Eine wälschtirolische Handschrift.
Um das J. 1400 (Z. f. rom. Philol.), Halle.
1902 Karl v. Ettmayer, Lombardisch -Ladinisches aus Südtirol
(Rom. Forsch. XIII), Erlangen.
1903 Heinrich Augustin, Unterengadinische Syntax (Diss.), Halle.
1903 Wilhelm Looser, Lautlehre zur Bibel von Schuls (Rom.
Forsch. XIV), Erlangen.
1904 Johann Luzi, Die surselvischen Dialekte (Rom. Forsch. XVI),
Erlangen.
1905 Johann Michael, Der Dialekt des Poschiavotals (Diss.),
Halle.
1905 Jacob Jud, Las desch eteds da Gebhard Stuppaun, Chur.
1905 Rennwart Brandstetter, Das schweizerdeutsche Lehngut im
Romontschen.
1906 Carlo Salvioni, II dialetto di Poschiavo (Rend. Ist. lomb.,
S. II, 39. Bd.)
1906 Gottfried Hartmann, Neuere Lyrik in Graubünden (Fest-
schrift z. 12. d. Neuphilologentag), Erlangen.
1906 Jakob Ulrich, Der engadinische Psalter des Chiampel
(Ges. f. rom. Lit, IX), Dresden.
1907 Carlo Salvioni, Lingua e dialetti della Svizzera italiana
(Rend. Ist. lomb., S. II, 40. Bd.)
1907 E. Walberg, Saggio sulla fonetica del parlare di Celerina-
Cresta, Lund.
1907 Carlo Battisti, La vöcale A tonica nel ladino centrale,
Trient.
Bücherschau. LXVII
1907 Gustav Gröber u. Ludwig Traube, Das älteste räto-
romanische Sprachdenkmal (Sitzb. d. K. Bayer. Akad. d. W.),
München.
1907 Theod. Gärtner, Heinr. Suchier u. Hugo Schuchardt,
Über das älteste rätoromanische Sprachdenkmal (Z. f. rom.
Philol., 81. Bd.), Halle.
1907 Robert v. Planta, Ein rätoromanisches Sprachdenkmal aus
dem 12. Jh. (Archiv f. lat. Lexikogr., XV), Leipzig.
1908 Mario Roques, Le plus ancien texte rötique (Romania
XXXVII), Paris.
1908 P. E. Guarnerio, Appunti lessicali bregagliotti (Rend. Ist.
lomb., S. II, 4L Bd.)
1908 Carlo Battisti, Die Nonsberger Mundart (Lautlehre), mit
2 Karten (Sitzb. d. Wien. Akad. d. Wiss.), Wien.
1908 Carlo Salvioni, Nuovi documenti per le parlate muglisana
e tergestina (Rend. Ist. lomb., S. II, 4L Bd.)
1908 Gottfried Hartmann, Zur rätoromanischen Verskunst
(Festschr. f. Vollmöller), Erlangen.
Nachtrag.
Zu s. LXVII. Während des druckes habe ich noch angemerkt:
1909 Karl Strekelj, Slawisches im friauliscben Wortschatz, Nachtrag
(Archiv f. sl. Philol., XXXI).
Karl Hutschenreuther, Syntaktisches zu den rätoromanischen
Übersetzungen der 4 Evangelien (Rom. Forsch., XXVII).
1910 Ugo Pellis, Dello studio del dialetto friulano (Pagioe Istriane, VIII).
Druckfehler:
S. 100, z. 3 v. o. lies kues statt kues.
„ 125, „ 13 „ u. „ Maius statt maius.
„ 202, „ 2 „ „ „ m statt m und kurea statt kure>
Zu s. 361. Als dichter des 19. Jahrhunderts im Gadertal möchte
ich doch noch August Trebo nennen, obwohl er nichts veröffentlicht
hat. Man rühmt zwei Singspiele von ihm, auch habe ich erfahren, dass er
eine Sammlung von gedichten hinterlassen hat (im besitz des herrn Josef
Frontuli, lehrers in Enneberg).
Zu s. 371. Der „Tiroler Volksbund" hat zum anfang des j. 1910
eine kleine monatsschrift erstehen lassen, worin wieder die ladinischen
mundarten zu wort kommen; sie hat den doppelten titel: „La Difesa del
Tirolo. Tiroler Wehr" (Bozen).
Einleitung.
In den rauschen Alpen finden sich an der deutschen Sprach-
grenze einige mundarten vor, die sich nicht znm Italienischen
schlagen lassen, obwohl sie südwärts an norditalienische mund-
arten grenzen. Von den „churwälschen" mundarten Graubün-
dens drang die künde schon in der ersten hälfte des 19. Jahr-
hunderts zu den Sprachforschern; Diez hat sie schon in seine
vergleichende betrachtung der romanischen sprachen einbezogen.
Dann wurden die mundarten nördlich von der Sellagruppe in
Tirol bekannt; deren Verwandtschaft mit jenen mundartender
Schweiz wurde bald von laien entdeckt, zuerst von Josef Th.
Haller (Zeitschr. des Ferdinandeums, VII. bd., Innsbruck 1832).
Endlich wies Christian Schneller (Die romanischen Volks-
mundarten in Südtirol, Gera 1870) nach, dass auch das Friau-
lische, in dem schon Adelung (Mithridates, II 511) beziehungen
zum Churwälschen vermutet hatte, am besten in dieser mund-
artengruppe untergebracht ist. Dasselbe lehrt dann 1873 Ascoli
in den Saggi ladini (Arch. glott. ital. I 1—556).
Machen wir uns vor allem mit der läge des ganzen gebietes
bekannt. Es umfasst einen unregelmässig gestalteten, an zwei
stellen unterbrochenen landstrich vom St. Gotthard bis zum
österreichischen küstenland. Wo unsere mundarten mit den
italienischen benachbart sind, da gibt es begreiflicherweise
Übergangs- und mischmundarten, während gegen das deutsche
und das slawische Sprachgebiet die grenzen scharf gezogen und
nur im lauf der zeit einer verrückung ausgesetzt sind. Die
schärfe und bestimmtheit der begrenzung hängt auch noch davon
ab, ob die Sprachgrenze offen, durch kein Verkehrshindernis
gestützt ist, oder mit einer natürlichen, oder wenigstens einer
Gärtner, Bätorom. spr. u. lit. 1
2 Einleitung.
politischen grenze zusammenfällt. Schreiten wir zuerst die
nordgrenze ab.
Im norden stösst das romanische Sprachgebiet vom St. Gott-
hard bis nach Kärnten an das deutsche an, nämlich an die
kantone Uri, Glarus, St. Gallen, an den deutschen teil Grau-
bündens bei Chur und Davos, an Deutsch -Tirol und Kärnten.
Diese romanisch -deutsche grenze ist an einigen stellen ganz
offen: 1. bei Chur, an der stelle, wo sich der Vorderrhein und
der Hinterrhein vereinigen, 2. bei der mündung des Davoser
baches in die Albula — an diesen zwei stellen und bei den
deutschen Sprachinseln im Rheingebiet steht das Romanische
mit dem Alemannischen in berührung, von da ab mit dem
B airischen — : 3. beim austritt des Inns nach Tirol, 4. bei
dem gleichen Staatenwechsel, den der Rammbach erfährt, indem
er aus dem Münstertal in das oberste Etschtal (Vinstgau) fliesst
— die offene Sprachgrenze an der Etsch unterhalb Bozens be-
trifft, wenigstens in der neuzeit, einen italienischen dialekt —
5. wo der Grednerbach nach Waidbruck (am Eisack) hinab-
eilt, 6. ebenso zwischen Enneberg und Bruneck (im Pustertal)
am Gaderbach, endlich, von kleinen deutschen Sprachinseln ab-
gesehen, 7. im NO Friauls, wo nur die Zollschranke Pontebba
von Pontafel trennt. Unweit davon beginnt die friaulisch-
slawische grenze. Sie fällt nicht mit der reichsgrenze zu-
sammen, sondern weist zuerst einen teil des königreichs dem
Slawischen, dann einen österreichischen landstrich, von Görz
bis Aquileja, dem Friaulischen zu; sie ist fast in ihrem ganzen
verlauf offen.
Nun hätten wir noch einmal vom St. Gotthard bis zum
Adriatischen meer zu wandern, um die abgrenzung unseres
gebietes gegen die italienischen mundarten vorzunehmen.
Allein da finden wir uns vor die schwierige aufgäbe gestellt,
die da, wie gesagt, auftretenden Übergangs- und mischmund-
arten nach der einen oder der andern seite hin passend zu
verteilen oder sie zu einem nach beiden Seiten hin richtig ab-
gegrenzten zwischengebiet zu vereinigen. Lombardische merk-
male lassen sich im W bis an die deutsche, venedische im 0
bis an die slawische grenze hin verfolgen; und der einfluss des
lombardisch gefärbten Venedisch von Trient verschwindet den
langen lauf des Avisios hinauf (Cembra-Fleims-Fassa) nur ganz
Sprachgebiet. 3
allmählich. Unter solchen umständen muss ich von dieser
schwierigen und schliesslich doch mehr oder weniger willkür-
lichen begrenzung gegen das Italienische ablassen und mich
damit bescheiden, diejenigen mundarten aufzuzählen, die am
wenigsten Lombardisches oder Venedisches an sich haben.
Um sie hernach kurz anführen zu können, bezeichne ich sie
mit den frakturbuchstaben a — $.
Graubünden birgt an seinem westende die quellen des
Vorderrheins; diese kleine landschaft heisst Tavetseh und ist
gegen S vom Tessin vollkommen abgeschlossen. Ich nenne
sie a, rechne aber auch das Medelsertal (Mittelrhein) dazu, da
es, obwohl durch den Lukmanier- und den Kristallinapass mit
dem Tessin verbunden, fast ebenso geringen lombardischen
einfluss verrät wie das Tavetsch. Gegenüber der einmündung
des Mittelrheins steht, auf den sonnigen nordabhang hingebaut,
das alte Benediktinerkloster Dissentis (jetzt öfter Disentis ge-
schrieben), von da bis an den Flimser wald hinab herrscht die
mundart b, die man gewöhnlich unter Ob waldisch versteht.
Der obere, katholische teil unterscheidet sich von dem refor-
mierten (Ilanz) fast nur durch die Schreibung; das hoch ge-
legene Brigels weicht in den vokalen mehr ab. Nach dem
Tessin führt von Somvix aus der hohe Greinapass. Unterhalb
des Flimser waldes beginnt das Niedwaldische und reicht
am Hinterrhein, der zwischen Trins und Ems den Vorderrhein
trifft, bis gegen Splügen hinauf. Die untermundart c von Trins,
Ems und dem linken Hinterrheinufer bis zu dem deutschen
Thusis hinauf lässt sich von derjenigen b unterscheiden, die
im Domleschg (gegenüber dem Heinzenberg) und oberhalb der
Via mala im Schamsertal gesprochen wird. Splügen und die
Hinterrheinquelle sind deutsch, aber von da führen wieder zwei
passe ins Lombardische: der Bernardinopass ins Mesoccotal und
weiter nach dem Tessin, der Spltigenpass unmittelbar nach
Italien, nämlich nach Kleven (= Chiavenna) und dem Komersee.
Bei Thusis, am südende des Heinzenbergs und Domleschgs, fällt
über den Schynpass herab die Albula in den Hinterrhein, nach-
dem sie nicht weit oberhalb des Schynpasses von S her den
Oberhalbsteinerrhein aufgenommen hat. Auf diesem wege ge-
langen wir noch zu vier kleinen rheinischen untermundarten:
dem Unterhalbsteinischen e in der gegend, wo der Ober-
4 Einleitung.
halbsteinerrhein in die Albula fliesst, dem Oberhalbsteinischen
f an diesem Rhein oberhalb eines gewissen felsens, dem Bergü-
nischen g an der oberen Albula, endlich dem von Stalla (Bivio)
^ zu oberst am Oberhalbsteinerrhein. Von diesem ort führen
zwei passe weiter, der Septimerpass südwärts ins Bergeil, der
Julierpass ostwärts an den Inn. Im Bergell werden misch-
mundarten gesprochen, das wasser tritt von da über die reichs-
grenze hinaus (bei Kleven) und fliesst in den Komersee. Vom
oberen Bergell kommt man über den Malojapass zur Innquelle.
Das Inntal heisst bis zur österreichischen grenze hinunter
Engadin (Engedein), von altersher durch die Punt auta in
Ober- und Unterengadin geteilt. Die oberengadinische mund-
art i ist einigermassen einheitlich. Bei Silvaplana mündet
links der Übergang von Stalla ein, bei Celerina und Samaden
rechts die Strasse über den Berninapass nach Poschiavo (mit
einem mehr lombardischen Dialekt), nach dem Veltlin (Adda-
tal) und dem Komersee, endlich wieder ein paar kilometer
weiter unten links der Albulapass von Bergün her. Nun kämen
wir bald ins Unterengadin, aber die mundarten von Zernetz j
und Süss ! stechen noch stark von dem gewöhnlichen Unter-
engadinisch ab. Von Zernez führt der Ofnerpass ins Münstertal,
von Süss der Fluelapass ins Davoser tal. Eine einheitlichere
unterengadinische mundart spricht man in dem grossen abschnitt
I des Inntales, wo Guarda, Fettan, Schuls, Tarasp, Sins liegen.
Räumlich und sprachlich etwas abseits gelegen ist dann an
der tirolischen Grenze links oben der ort Schieins m. Hieran
reiht sich noch das Samnauner tal, das von Schieins und Schuls
durch einen hohen kämm getrennt ist und heutzutage nur noch
deutsch spricht. In die gruppe der unterengadinischen mund-
arten gehört endlich auch die des Mttnstertals n an der grenze
des gegenwärtig ganz deutschen Vinstgaues. So ziehen sich
die rätoromanischen mundarten Graubündens in ununter-
brochener reihe vom St. Gotthard bis zum Ortler. Von o und
b aus führen, wie wir gesehen haben, drei passe unmittelbar
nach dem Tessin, von b über eine deutsche Sprachinsel einer
nach Mesocco und dem Tessin, ein anderer nach Kleven, von
I) und i je einer nach dem Bergell und weiter nach Kleven,
von t einer nach dem Poschiavotal und wieder ins Adda-
gebiet; schliesslich gibt es noch von j über Livigno, dem
Sprachgebiet. 5
kleinen anteil des königreichs Italien am Inngebiet, und von
n über die. deutsche Ortlerstrasse eine Verbindung mit dem
obersten Addatal.
Tirol bietet uns ein ganz anderes bild dar. Zunächst ist
Graubünden durch den Ortler vollkommen abgeschlossen, und
innerhalb Tirols bildet die Etsch von Bozen abwärts und weiter
unten der Gardasee eine art Sprachgrenze. SW-Tirol, d. i. der
teil, den die linien Ortler -Bozen und Bozen -Gardasee abschnei-
den, ist ein ganz romanisches gebiet, wenn wir den deutschen
rand im N und NO abziehen ; aber es stossen da drei romanische
mundarten zusammen: die lombardische, und zwar die west-
liche abart davon, die venedische und eine rätoromanische.
Die lombardisehe hat sich im SW (Chiesetal) festgesetzt und
bis an den Gardasee, die venedische am O-rand von Mezzo-
lombardo bis an den Gardasee, die rätoromanische Sprechweise
hat sich im NO, im Nonsbergischen, noch gut erhalten, be-
sonders im gerichtsbezirk Fondo und südlich davon in Cörredo
und Tres. Dazwischen haben sich lombardisch -venedische
mischmundarten gebildet: im obersten Sulzberg, im Rendenatal
(Pinzolo) und dem übrigen Judikarien. Im Etschtal herrscht
von der deutschen Sprachgrenze ab das Venedische, bis Trient
etwas lombardisch gefärbt, in Rovereto fast rein. Um aus dem
bereich des Venedischen wieder herauszukommen, müssen wir
nördlich von Trient durch das Avisiotal hinaufsteigen. Soweit
das tal Cembratal heisst, ist noch nicht viel zu bemerken; im
Fleimstal fällt es sehr auf, wie sehr in Cavalese die venedische
ausspräche von der in einigen stücken schon rätoromanischen
in Predazzo absticht; im obersten teil endlich, dem Fassatal
(Fascha), nimmt man leicht wahr, wie die laute und formen
freier von italienischem einfluss entwickelt sind: schon in Unter-
Fassa, noch mehr in Ober-Fassa o. Gehen wir nun von tal
zu tal um die mächtige Sellagruppe her am, so kommen wir
zuerst nordwärts über das Sellajoch in den obersten teil des
Grednertals *) p, von da ostwärts über das Grednerjoch ins
Gadertal, dessen oberer teil q abteiisch (badiotisch) und dessen
unterer r ennebergisch spricht, ferner vom obersten Gadertal
südwärts nach Buchenstein, endlich von da westwärts über das
*) Man schreibt gewöhnlich Gruden und meint mit ö geschlossenes e.
6 Einleitung.
Pordoijoch Dach Ober-Fassa o zurück. Die unteren enden der
täler p und q-r tauchen in das deutsche Sprachgebiet, Buchen-
stein grenzt mittels der nachbargemeinde Colle di S. Lucia an
die daneben in Italien gesprochene abart des Venedischen.
Aber die tirolische gruppe unserer mundarten schliesst nicht
so plötzlich ab. Vom Abteiertal q und von Buchenstein führen
Übergänge nach dem Ampezzotal, aus dem das benachbarte
Venedisch noch lange nicht die einheimische mundart ver-
drängt hat; und dann kommt gleich im NO noch das Auronzotal
und das Comelicotal, deren mundarten sich deutlich als nicht
venedisch, sondern nur als stark venezianisiert erweisen. Die
wasser aus diesen tälern gehören der Piave an: der Cordevole
(von Buchenstem) erreicht sie zwischen Feltre und Belluno, die
Boite (von Ampezzo) nahe bei Pieve di Cadore, die anderen
zwei noch näher bei der quelle. Noch jenseit der Piave, öst-
lich von Longarone, taucht abermals eine mundart auf, die von
Erto, welche viele merkmale der tirolischen gruppe erkennen
lässt, obwohl unmittelbar daneben an der Piave venedisch ge-
sprochen wird und obwohl Erto politisch schon zu Friaul gehört.
Friaul im weiteren sinne ist die provinz Udine, vermehrt
um den friaulischen anteil Österreichs (bis zum Isonzo) und
Venedigs (um Portogruaro). Wie Erto, dessen wasser in die
Piave fliesst, ist auch daneben Cimolais und der ganze bergige
W-rand bis Polcenigo (nördlich von Sacile an der Livenza) zu
den mischmundarten zu rechnen, in denen die tirolischen und die
friaulischen züge von den venedischen (cadorischen) stark über-
deckt sind. Weiter im N, an der Tagliamentoquelle 3 fängt
die reihe der friaulischen mundarten an; Forni di sopra, wo
der Mauriapass zur Piave hinüberführt, hat noch ziemlich viel
Venedisches an sich, Forni di sotto weniger. Südlich davon
liegt in den bergen Tramonti t, noch weiter südlich am säum
der friaulischen ebene Maniago u, beide ins gebiet der Livenza
gehörend. Östlich davon, nahe dem mittleren lauf des Taglia-
mentos, liegt auf dem hügel Clanzetto ü mit seiner reineren
mundart. Hiemit schliesst die erste friaulische gruppe ab, die
innerfriaulische. Jetzt gehen wir zu dem nördlicheren, ge-
birgigeren teile über, der unter dem namen Carnien von dem
Friaul im engeren sinne unterschieden wird, einem namen, der
einen alten ethnographischen unterschied zu bezeugen scheint.
Benennung des gebietes. 7
Das ist Ampezzo di Carnia tu, das von 3 durch die schwer
zugäugliche deutsche Sprachinsel Sauris, von t und u durch
bergrücken getrennt ist, dann die zwei nördlichsten und höchsten
partien: j im NW, wo bei Forni-Avoltri die deutsche Sprach-
insel Sappada der provinzgrenze in der abwehrung des Piave-
Venedischen beisteht, t) im NO bis Pontebba und Chiusaforte.
Zuletzt bleibt noch die friaulische ebne 5, schon von Tolmezzo
am Tagliamento, dem hauptort Carniens, angefangen bis ans
meer, im 0 bis Cividale, Cormons, Görz und Aquileja, im W
bis an die Livenza mit ausnähme von Pordenone, Portogruaro
uud anderen orten städtischen wesens, die mehr oder weniger
rein venezianisch sprechen. So sehr auch in % der venedische
einfluss, besonders in der lautbildung, bemerkbar ist, so unter-
scheiden sich die beiden mundarten doch sehr deutlich, be-
sonders durch die wortbiegung. Sie verhalten sich wie zwei
flttssigkeiten, von denen die eine die andere zwar zersetzen
oder verdrängen, aber sich nicht mit ihr mischen kann.
So verschieden stellen sich schon äusserlich die drei
Gruppen dar.
Die bewohner der aufgezählten landschaften von der quelle
des Vorderrheins bis zur mündung des Isonzos haben nie eine
staatliche einheit gebildet, keine gemeinsame Schriftsprache
besessen und für ihre mundarten keinen gesamtnaraen auf-
gestellt. In Graubünden gebrauchte man, als man im 16. und
17. Jahrhundert jene mundarten zu schreiben anfing, den namen
Romaunsch, im Engadin auch Ladin, natürlich ohne damit
irgendwelche mundarten ausserhalb Graubündens einbeziehen
zu wollen; noch bestimmter beschränken sich alle anderen
mundartennamen im ganzen gebiet auf einzelne Bezirke. Es
fiel somit erst den gelehrten die aufgäbe zu, einen passenden
gesamtnamen zu ersinnen. Chr. Schneller begnügte sich damit,
die von ihm zuerst erkannte einheit den „friaulisch-ladinisch-
churwälschen sprachkreis" zu nennen. G. J. As coli, der drei
jähre später die erste ausführliche lautlehre unserer mundarten
herausgab (Arch. glott. it. I), nennt sie dialetti ladin i. Aber
ladino sagt nichts aus, was gerade auf diese romanischen
mundarten hinwiese, war bis dahin als mundartname nur im
Engadin und einigen dörfern des Gadertals bekannt, bezeichnet
in einigen unserer mundarten vielmehr „flink, schnell" und ist
8 Einleitung.
überdies schon als name für die spräche der spanischen Juden
vergeben. Besser eiguet sich für unseren zweck der gelehrte
ausdruck rätoromanisch. Die Schweizer meinten damit ur-
sprünglich nur die mundarten Graubündens, dann aber bezog
man ihn auch auf die verwandten mundarten Tirols und schliess-
lich auch auf das Friaulische, obwohl Friaul nicht zu Rätien
gehört hat. Bei der ersten, engsten begriffsbestimmung dachte
man an die Rätier, wie sich die Romanen des Grauen bundes
und des Gotteshausbundes nannten, als sie sich am ende des
15. Jahrhunderts mit den Helvetiern der sieben kantone ver-
bündeten; bei der ersten erweiterung des begriffes Rätoromanisch
konnte man sich auf die römische proviuz Rätien berufen, die
ja im SO noch bis zur Sellagruppe reichte, und noch genauer
trifft der name zu, wenn man ihn auf die Räter bezieht, nach
denen Rätien benannt wurde. Die Räter bewohnten nämlich
auch das land südlich von dieser nachmaligen provinz, sie
sollen Trient, Verona, Feltre und Belluno gegründet haben;
wir rinden sie vom St. Gotthard bis zum Piavegebiet überall
da, wo jetzt unsere mundarten und die sich anschliessenden
Übergangs- und rnischmundarten zu hause sind. Die ein-
beziehung des Friaulischen endlich ist nicht nur durch die
sprachlichen merkmale gerechtfertigt, sondern auch von ge-
schichtlicher seite gestützt; denn Friaul soll nach der ent-
völkerung durch die Hunnen und die Goten sich zur Longo-
bardenzeit vorwiegend dadurch bevölkert haben, dass die von
den Deutschen verdrängten Rätoromanen Tirols allmählich über
die Piave hin ins land rückten (A. Budinszky, Die ausbrei-
tung der lat. spräche über Italien und die provinzen des röm.
reiches, 1881, s. 158 f.; C. v. Czoernig, Die alten Völker Ober-
italiens, 1885, s. 53 f. ; Mommsen, Röm. Gesch. V, 14 f.).
Rätoromanisch ist nun selbstverständlich ebensowenig die
spräche der alten Räter, als Französisch die der alten Franken
oder der Gallier; sondern wie die Gallier und die Franken
das nach Nordgallien verpflanzte Latein ihren anlagen und
sprechgewohnheiten gemäss zu einer romanischen spräche aus-
gebildet haben, so haben auch die Räter und die sich ihnen
anschliessenden nachbarn, Kelten, Germanen, vielleicht auch
Veneter und Karner, das Latein der italischen nordgrenze und
Rätiens in ihrer weise bearbeitet.
Erster teil.
Texte aus lebenden mundarten.
Aus den geschichtlichen und den geographischen Verhält-
nissen erklärt es sich schon, dass die rätoromanischen mund-
arten eine grössere mannigfaltigkeit aufweisen müssen, als mau
sonst in einem so beschränkten umkreis bei verwandten mund-
arten anzutreffen pflegt. Um sich da zurechtzufinden, wird
man am besten tun, zunächst eine kleine aus wähl aus jenen
mundarten an texten in lautschrift zu betrachten, an texten,
die eine unmittelbare vergleichung ermöglichen. Ich habe zu
diesem zweck die texte s. 16—102 hergestellt. Der erste teil
(satz 1—166) enthält gespräche über alltägliche dinge, der
zweite und der dritte sind zwei bekannte stücke aus der
Sammlung der gebrüder Grimm, der vierte bringt den Ver-
lorenen söhn, der schon in so vielen mundartlichen wiedergaben
vorliegt und sich daher wegen der verschiedensten ver-
gleichungen besonders empfahl, der fünfte die von Papanti
(I Parlari ital. in C, 1875) gewählte novelle Boccaccios, die
ich mir in einigen punkten etwas volkstümlicher zu gestalten
erlaubte. Aus den mundarten habe ich sechs ausgesucht, zwei
aus dem Rheingebiet, je eine aus den gebieten des Inns, des
Eisacks, des Tagliamentos und des Isonzos, lauter dorfmund-
arten, von Städten und von italienischen gegenden entfernt:
q Tavetsch, f Schweiningen (Savognin), m Schieins, ö St. Ulrich
in Greden, j Avoltri, § Cormons. Um den lombardischen ein-
fluss in q, f, m und den venedischen in £, g beobachten zu
können, findet man den ersten teil der texte auch in eine
lombardische und in eine venedische mundart übersetzt: Kleven,
von f weniger als 40 km (luftlinie) entfernt, und Portogruaro,
10 Texte aus lebenden mundarten.
auf ehemals fri aulischem boden und noch jetzt von einer
friaulisch redenden landbevölkerung umgeben.
Solche mundartlichen aufzeiehnungen sind immer etwas
unvollkommenes. Befragt man ungebildete leute, so ist es
kaum möglich, sich hinreichend genau mit ihnen zu verstän-
digen, um eine richtige Übersetzung zu bekommen; wendet man
sich an gebildete, so wird man gewöhnlich durch eine un-
volkstümliche, verfeinerte spräche und ausspräche oder auch
durch puristische und andere liebhabereien beirrt. Je länger
der text ist und je besser man die muudart schon kennt, desto
wahrscheinlicher entdeckt man selber solche fehler; sicherer
geht man, wenn man mit einem gebildeten die Übersetzung
vornimmt und später auch einen ungebildeten die Sätze mehr-
mals nachsprechen lässt. So erfährt man durch unwillkürliche
Verbesserungen schliesslich doch, wo dem Übersetzer im satzbau
oder in der ausspräche etwa eine anlehnung an die Schrift-
sprache untergelaufen war. Die wörtlichkeit des Übersetzens
ist etwas dehnbares; es gelingt schwer, sieh durchweg davor
zu schützen, dass der wörtlichkeit die Volkstümlichkeit zum
opfer falle, oder der sucht nach besonderheiten die wört-
lichkeit.
Auch die schriftliche bezeichnung der laute ist eine
dornenvolle aufgäbe. Man befleissigt sich natürlich der grössten
genauigkeit, wTendet alle vorhandenen zeichen einer lautseh rift
an, merkt überdies noch kleine abweichuugen von der gewöhn-
lichen geltung der angewandten zeichen an. Bei der nächsten
Sitzung lässt man sich das vorher durchgenommene nochmals
vorsprechen und hört wieder neue laute oder vermisst früher
gehörte: die befragte person spricht nämlich diesmal z. B.
schon mit weniger Verlegenheit und mehr ungezwungen. Man
hat nun zwischen erster und zweiter aufzeichnung zu wählen;
vorsichtigerweise wartet man, bis später das wort oder die
form wiederkehrt. Bei manchem laut einer mundart ist man
lange im zweifei, ob ihn dieses oder jenes zeichen besser dar-
stelle. Nun wendet man sich an eine andere person ; die bringt
zwar mit ihrer etwas verschiedenen artikulation die gewünschte
entscheidung, spricht aber andere Wörter oder laute auch etwas
anders aus. So sieht man sich dann wieder vor eine wähl
gestellt; und je genauer man sein will, desto grösser ist die
Lautzeichen. 11
gefahr, dass eine willkürliehe auswahlsehreibung zustande
komme. Man opfert daher schliesslich lieber etwas von der
genauigkeit fraglichen wertes, indem man ein paar Unterschei-
dungszeichen weglässt. Das bringt den vorteil, dass blosse
abschattuugen von person zu person wegfallen (als unnütz in
Untersuchungen über ein grösseres gebiet), und den zweiten
vorteil, dass der text leichter lesbar ist.
Für die einfachen laute sind die zeichen Böhmers an-
gewandt. Aus der a — i- reihe, a, a, $, e, i, i, der a — u-reihe,
a, a, q, o, {(,11, und der ö — ü- reihe, q, ce, v(, v, finden in den
texten die zeichen \, a, ce, und v keine Verwendung. Mit e be-
zeichne ich kurze, unbetonte, schwer fassbare dumpfe laute.
Für das stimmlose, bloss gehauchte u, das ganz vereinzelt (in
nt) vorkommt, schreibe ich u. Die länge des vokals deute ich
durch den bekannten längenstrich an; man beachte aber, dass
die mundarten, die überhaupt vokallängen kennen, die dehnuug
nur dann vorzunehmen pflegen, wenn das wort eine hinreichend
wichtige rolle im satz spielt. Und auf diese fälle ist hier der
längenstrich beschränkt. Der wortton bleibt unbezeichnet, wenn
er die vorletzte silbe des wortes trifft. Mit r und l meine ich
die stimmhaften laute; das stimmlose r, 1 ist r, J geschrieben.
Die drei nasenlaute m, n, » verstehen sich von selbst: ver-
schluss des mundausganges durch die lippen, die Zungenspitze,
das gaumensegel. Die stimmlosen verschlusslaute p, t, k sind
unbehaucht, b, d, g stimmhaft. An f und v habe ich nur die
zahnlippige ausspräche beobachtet. Mit #, 6 (engl, th) kommt
man in diesen texten nicht zusammen. Neben den dünnen
Zischlauten s, z stehen die breiten s, i\ über minder breite
s, i siehe weiter unten s. 15. Einfaches % kommt nur in frerad-
wörtern vor und wird wie im Deutschen ausgesprochen (ach-
und ich- laut). Unter einfachem y verstehe ich das italienische,
süddeutsche dünne /, das man von unsilbischem i kaum unter-
scheiden kann; d. h. man hört so wenig geräusch, dass man
bedenken trägt, das zeichen eines konsouanten (geräuschlautes)
zu setzen.
Von den stehenden lautverbindungen will ich vor allem
die sogenannten diphthonge oder vokalischen Zwielaute be-
sprechen. Sie machen bekanntlich wie die einfachen vokale
nur je eine silbe aus, bestehen aber nicht, wie der von der
12 Texte ans lebenden niundarten.
Schreibung hergenommene name sagt, einfach aus zwei lauten,
sondern sie entstehen dadurch, dass der mundraum, während
sie ausgesprochen werden, seine gestalt verändert, im gegensatz
zu den einfachen vokalen, auch den langen, die alle in einem
irgendwie gestalteten, aber festgehaltenen mundraum erzeugt
werden. Die bekanntesten Zwielaute, wie au, ai, bringen wir
ohne eine pause in der mundraumveränderung hervor und mit
abnehmender tonstärke. Die zwei buchstaben, mit denen man
sie schreibt, geben nur anfang und ende der mundbewegung
an, oder vielmehr sie deuten das nur an; denn es kommt, bei
ungezwungener ausspräche wenigstens, weder zu einem u, noch
zu einem i, und der betonte anfang ist nicht a, sondern bei
au schon a, bei ai schon q. Die Schreibung au, ai (statt qo,
qe o. ä) übertreibt also, sie sagt nichts aus über die silben-
zahl, nichts über den augenblick der grössten tonstärke. Eine
solche ungenauigkeit konnten sich die alten Griechen erlauben,
auch wir noch können ihnen hierin in den Schriftsprachen un-
gestraft folgen. So schreibt man bekanntlich Laura und aide,
wie wenn sie mit paura und haute reimten und mit ihnen
gleichsilbig wären. In einer lautschrift aber, zumal wo es
sich um diphthongreiche mundarten handelt, begnüge ich mich
nicht mehr mit dieser unvollkommenen Schreibung. Ungenau
bezeichnet lasse ich nur die unbetonte grenze der mund-
bewegung, und zwar nicht nur deshalb, weil die herstellung
der erforderlichen druckbuchstaben zu kostspielig wäre, sondern
auch deshalb, weil diese grenze schwer wahrnehmbar und nicht
fest ist. Ich schreibe also für jene deutschen Zwielaute: au,
q{ und will damit sagen: das sind mit einem atemstoss (ein-
silbig) durch Veränderung des mundraumes erzeugte, in un-
unterbrochener reihe aufeinander folgende vokale, von einem
verhältnismässig stark ertönenden q, q mit abnehmender stärke
gegen u, i hin zielend. Einen zunehmenden diphthong haben
wir z. b. in ital. quattro, span. cuatro; ich schreibe ihn: "a.
Die mundbewegung geht ungefähr von der u- Stellung aus und
endigt mit betontem a. Bei aua, a'e u. dgl. ist die silben-
abteilung fraglich, aber auch gleichgültig. Dass der unbetonte
schluss oder anfang des diphthongs nur u oder i sein könne,
ist ein Vorurteil, zu dem man von den bekannteren sprachen
aus kommen kann; unsere texte vernichten dieses Vorurteil.
Lantzeichen. 13
Sie widerlegen noch zwei andere, die man zuweilen zu hören
bekommt, nämlich dass der betonte diphthongteil nicht lang
sein könne, und dass es immer einen bestimmt betonten anfangs-
oder endvokal darin geben müsse. Man sieht in dem texte
von a, wie »■ und *u abwechseln; das ist also eine schwankende,
zum teil vielleicht nur eingebildete betonung. Endlich muss
ich noch darauf aufmerksam machen, dass es manchmal sogar
schwer ist, zwischen einem diphthong und einem zweisilbigen
vokalpaar zu unterscheiden; auch gebildete einheimische zweifeln
in solchen fällen.
Die stehenden konsonantenpaare ts, dz, ts, dz, t%, dy sind
ohne besondere t-, d- Verschlusslösung auszusprechen, also wie
wir bei z = ts, tsch = ts tun. Das t, d überlässt die ver-
schlusslösung dem folgenden reiblaut. Damit das möglich werde,
muss t, d vor s, z mit etwas breiter an den vorderen gaumen-
rand angelegter Zungenspitze gebildet werden, vor y (dünnem
ich -laut) und y weiter oben am gaumen (palatal). Dieselbe
zungenverrückung (palatalisiernng) widerfährt auch dem l und
n in den Verbindungen ly und ny; ly ist das ital gl(i), nicht
das polnische 1, dem ja das y fehlt, ny ist das ital. gn, poln.
n vor i, ni vor anderen vokalen. Fast selbstverständlich sind
folgende drei Verstümmelungen der verschlusslaute : 1. in Jcl, gl
unterbleibt die gewöhnliche Verschlusslösung, der verschluss
rückt nur in den l- (t-) verschluss vor, 2. in tl, dl löst sich
der verschluss an den Seiten (wo das l ausbricht), 3. in mp,
mb, nt, nd, #&, ng wird der mundverschluss der nasenlaute
gleich von den verschlusslauten übernommen, so dass diese
einer eigenen Verschlussbildung ermangeln.
Die worttrennung ist zur bequemlichkeit der leser so
folgerichtig als möglich durchgeführt. Nachbarwörter, von
denen das eine oder jedes nur infolge des engen anschlusses
oder wegen der anlehnung (pro- oder enklise) die eben vor-
liegende lautform angenommen hat, also besonders die un-
betonten pronomina und die artikel neben den sie stützenden
begriffs Wörtern, werden durch bindestriche angefügt; so habe
ich auch andere untrennbar zusammengehörende wortgruppen
durch solche striche vereinigt, soweit es mir nützlich
schien, um die rede naturgetreu und leicht verständlich dar-
zustellen.
14 Texte aus lebenden mundarten.
Laute und Wörter im text, die auch wegbleiben können,
sind eingeklammert [].
Bemerkungen zu den einzelnen mundarten:
Bei der lesung der lombardischen sätze (Kleven) achte
man auf folgendes. Die unbetonten a, besonders in den en-
dungen -a, -an, -at, -as, sind etwas dumpf, aber doch nicht
so sehr, dass ich mich zu der Schreibung mit e hätte ent-
schliessen können. Das lange ce ist so geschlossen, dass ich
manchmal zweifelte, ob es nicht ein ü-laut sei. Zwischen y
und o unterschied ich nicht leicht; g ist nicht sehr offen. In
ts, dz ist, ungefähr wie im ital. c(i), g(i), der Zischlaut nicht
sehr breit und etwas palatal.
In a machte mir die bestimmung einiger vokale Schwierig-
keiten: ich schwankte zwischen je zwei nachbarlauten der
reihe u, \i, o, q, in unbetonten silben auch zwischen a, q und £;
von iu, {u ist schon oben gesprochen. Für a{, au wäre viel-
- leicht genauer q\ qu geschrieben. Das t, d, das sich vor s, z
nach l und n leicht von selbst einstellt, fehlt im text oft,
nämlich da, wo ich nichts davon vernahm.
In f gilt das kleine e, mit dem die diphthonge ee, ¥ ge-
schrieben sind, e\ und diese diphthongierung unterbleibt, wie
man sieht, im fluss der rede oft, wenn der satzton erst das
folgende wort trifft. Das l im männlichen artikel vor konso-
nanten ist — was ich lange nicht bemerkt habe — palatal,
aber ohne y dahinter. In t%, dy sind die engenlaute nicht sehr
dünn, aber von s, z merklich verschieden.
In m werden die q, ä, weil sie als unschön gelten, gern
durch das sonst im Unterengadin übliche a ersetzt. In den
diphthongzeichen ie, u° bedeutet das e ungefähr $ und das o
ein an ai anklingendes q. Die unbetonten a sind etwas getrübt.
Gewisse t pflegt man, sozusagen, zu pausieren: es werden
nämlich zwei im satz zusammenstossende t als ein langes t
gesprochen, und das t in hatliner (satz 73) wird oft nur als
eine kleine pause vernehmbar.
In p wird das unbetonte ende der diphthonge ie, ue un-
gefähr wie § ausgesprochen, nur unmittelbar vor i fast wie
helles e. Das o in ou ist etwas offen und getrübt (gegen oe hin).
Das r erscheint in p häufig als zäpfchenzitterlaut. Die nasen-
laute m, n, w sind silbisch, wenn sie sich im wort oder im
Lautzeichen. 15
satz nicht an einen vokal anlehnen können (» kann das nur
an einen vorausgehenden vokal). Statt ty, dy sprechen
manche ts, dz.
In £ ist das unbetonte -g, -qs im auslaut etwas trüb
(gegen e hin). Ein offenes, etwas getrübtes o ist auch in den
diphthongzeichen i°, u° gemeint. Die mit sehr dünnem y, y
ausgesprochenen ty, dy unterscheiden sich sehr stark von ts, dz.
In 3 unterscheiden sich die offenen q und q nicht auf-
fallend vom e und o; ausserhalb des satztones verliert sich oft
die Offenheit. Sowohl i als u sind etwas offen, nahe an /, y.
Wie in j sind ty und dy sehr dünn. Für s, z kommt auch
die ausspräche d-, 6 vor; s, z sind nur wenig breit gezischt.
Vor m, n, « werden die vokale stärker nasaliert als in den
andern rät. mundarten und in Portogruaro, besonders vor ».
Portogruaro ist eine Stadt, es fliessen daher feinere und
gröbere abarten der Umgangssprache neben- und ineinander.
Das merkt man auch in der ausspräche gewisser konsonanten
zwischen vokalen: g wird da oft durch / (den stimmhaften ach-
laut) ersetzt, l durch eine kaum oder gar nicht vernehmbare
zungenhebung. Diese erleichterungen habe ich, als nicht regel-
mässig eintretend und als für unsere mundarten belanglos, in
dem text unterdrückt. Die im Venedischen sonst übliche Ver-
teilung der dünnen und breiten Zischlaute auf lat. s und lat.
c, g vor e, i ist in Pgr. nicht durchgeführt: s, c vor e, i,
g vor e, i und sc vor e, i geben ein breites s, z, aber ganz
breit nur nach o und u. Die y und y in ty und dy sind breit
gezischt, das y in ny natürlich ganz dünn. Vor r ist e nicht
so geschlossen als sonst.
Manche Wörter und formen wird der leser in einer und
derselben Mundart verschieden geschrieben finden. Die Ver-
schiedenheit hat verschiedene Ursachen: 1. Satzton und laut-
umgebung, wie man in den weitaus meisten fällen mehr oder
weniger leicht erkennen wird, 2. das Vorhandensein von neben-
formen in der spräche einer person oder doch eines ortes (die
formen, die im weiteren verlauf meiner darstellung der spräche
vorkommen, sind zu einem grossen teil älteren aufzeichnungen
entnommen), 3. un Vollkommenheit der aufzeichnungen — dies
hoffentlich in sehr seltenen fällen.
16 Texte aus lebenden mundarten.
I. 1. Heute haben wir schön wetter. 2. Ja, aber kalt ist es.
KL inkdö gern bel-temp. si, ma 1-e-frets.
a Qdz-va'n-nus bjal-aura. dy£, aber fra't ez-äj.
f odz-va^dze bel-öre. dye'e, aber frekt £-i.
m Qdz-va'n-a bel-ilvra. si, mQ fra1 ez-a.
p nkuei oöze bel-tamp. §i, ma fraH i*-l.
£ ui° i-vin b'el-tiinp. si, ma al-£ fri°t.
I ue vin b'el-tiinp. si, ma al-£ fret.
Port, ankuo gavemo bel-tempo. §i, ma ze fredo.
3. Jener berg ist noch mit schnee und eis bedeckt.
k"ela-muntanya 1-e ankam*} kl'atada de-nef e-de-dzats.
lC'a'-k^elm e alln kuvre^ts kim-na'f a-glatsa.
tsel-kolm e ank kuv^rt kun-neki e-glats.
kuel-munt ez-am6 kuverna kun-n^f i-glatsa.
kal-mont ie mo kuri de na'f i-dlatsa.
ke-mont eJe intyimö kuv^rtQ di-ni°f e-glatsQ.
kf-mont a-;e ant/emo kuv'art£ di-nef e-glas.
k"ela-montanya Ia-ze ankora koverta de-neve e-de-dyaso.
4. Der wind, der von dort kommt, kann nicht warm sein. 5. Habt
al-vent ke-veny de-la al-po minga v£S-kQlt. gi-
al-sofel tya-veny da-lQ sa betya £ser-tya"ts. va*z-
il-loft t^i-viny da-lQ sq bet# ^ser-t^öt. vedz
al-t-sofl tyi-va'n da-la na-po eser-t^t. va*
1-vant ke-van da-ilö ne-po vester-tya"t. ajsa
lu-vint k-al-ven d-aU no-l-po 'esi-tyalt, vi°z-
al-vint ke-ven di-la al-no-pol 'esi-tyalt. vez-
al vento ke-ven da-la no-l-pol esar-kaldo. gave-
ihr in diesem winter viel holz und kohlen gebraucht? 6. Die
avr-bizöny st-inv(jrn de-tanta-lenya e-karbün? al-
vuz-duvr&u k^-umvi'rn b;§-lena e-k$tyla? la-
duvrö blere-lanye e-karvüns k§st-anvPrn? ilts-
mangla bl^ra-lanya i-t^arbün k"est-umvi°rn? al-
abü-debuzan truepa-lanya i-tyarb6n kst-inv'arn? 1-
Q-imbüt bizinyQ di-trQpQz-lenyQS e-tyarvön kest-inv'^r? lu-
o-vüt bizunye^ di-trQp-len e-tprb6n kist-unv'&r? al-
o-avü bizonyo st-inverno de-tante-lenye e-karbön? el-
1 Gespräche
kohlen sind uns zu teuer, 7
karbün al-n-e trop-kär,
kQtyla e da-nus memi-t^era,
karvüns en mendye-t/ers a-noks,
t^arbün anz-e masa tyär,
t/arbön nez-ie masa-t^are,
t^arvön al-nuz-e masQ-tyär,
t/arbÖD a-nus-le rnase-tyär,
karböö ne-ze masa-karo,
17
und das holz habe ich noch
e-la-lenya l-o minga nyamq
a-la-lena vaJu aun bet# ma-
e-la-lanye vaJe bet# ank
i-la-lanya nan-a-'a amö ma-
i-la-lanya n-e-i mq muzra.
e-laz-lenyQS no-laz-al in-
e-i-lens no-i^a1 antyemQ
e-le-lenye no-le-go ankora
nicht gemessen. 8. Was macht denn deine tante? 9. Sie
mizurada. kQsa fa-la la-to-dzia?
le-
ziräu. tye1 fQ pia ti-onda?
ela-
mizirö. tye fQ la-ti-onde?
ela-
zvr'd. t#e fa ta-dun-anda?
ela-
tye fes-pa ti-anda?
la-
t^imö mizuradQS. tse faz-e-pQ tq-anyQ?
li°
mizuräs. se fazJe-mQ to-anye?
*e
mizurae. kosa fa-la tu-am'a?
ela
sitzt in der stube und näht hemden.
10. Sie sagt,
sentada in-stua e-la-kvzfs kamis.
le - la - dls
s^za en-stiva a-kuza t^amizes.
ek-di tya-
e-tsantade a'nten steVe e-küze tyame^es.
* > ) > > ** >
la-de1 t/i-
setsa in-t-stvva i-kuza t^amlzes.
ela-dis t#a-
ie-senteda te-stua i-kouts tyama'zes.
la-dis ke-
e-'e sentadq in-stuQ e-ku°s tyam^zQs
e-dls ke-
a-'e sintade in-t/amare e-küs tyamezis.
'e-dls-ke-
la-sta-sentada n-ela stansa e-la-kuze kamize.
ela-dize
die leinwand sei diesmal besonders gut.
11. Die fäden
ke-sta-vQlta la-tela 1-e pi'Qpi buna.
i-fll- i-en-
la-taUa sa1 kuel-'eda aparti buna.
als-filts en-
la-teUe se'e prQpe buae kest-^de.
ilts-feUts
la-ta'la sia ekstra buna kuesta-ya.
as - filts
la-ta'la ie ekstra bona kst-'ade.
f .. i .. .. ,
i-fii ie-sters
la-telQ eJe prQpi buiriQ kest-viäts.
'u-ffe'-son-
kiste-vQlte la-tele aJe pr$pi buine.
i-fl a-son-
ke-sta-volta la-tela la-ze prop'o bona.
i-fili i-ze-
Gärtner, Bätorom. spr. u. lit.
2
18 Texte aus lebenden mundarten.
sind stark und einer dem andern gleich. 12. Wo verkauft man
fort e-vi>B 1-e-kumpäny de-1-oUer. indua se - vent
ferms a-in ulff sku-l-a"ter. nua vend - ins-
en-f^rms e-l-eny sku-1-öter. nQue vend - ints
sun-ferms i-vn sku-1-^ter. indyö z - venda
i-uö valff a-1-a'ter. ulä vand-uia-
.. .. , ..
ferms e-uia kompany d-al-ätri. duld vend - e1
f^ars e-un knmpä'n d-al-altri. duld si-vend-!e
forti e-uno el-ze-kompanyo de-kuel-altro. andove se-vende
denn diese leinwand? 13. Wir haben sie selbst gewebt.
sta-tela? 1-em tesvda nwa-stes.
pia k^ela-ta'la? nuz-va5n tasiu sets ela.
damä1 kela-teHe? noks la-vany tase^e nuz^ts.
kuesta-ta!la? no la-va'n dzves tasüda.
pa ksta-ta{la? nous 1-on tesuda iastas.
kestQ-telQ? nu° i-la-vin tesudQ besu°i.
kiSta-tele? la-vin tyisude no-stes.
sta-tela? nantri la-gavemo tesuda nantri-stesi.
14. Gehört der graue kater euch? 15. Das ist kein kater, sondern
1-e vQster stu-gad-grls? kuest 1-e miuga uB-gat,
aflda kua'-dyad-gris da-vus? kua4 e bety in-dyat, sonder
e kel-dyad-griks vqs? kest e bety en-dyat, sonder
e kuez-dyat gris vqs? k^nan-ez-in-dyatjdimper-
ie-pa ks-dyat gris vojüt? kas n-ie mia n-dyat, ma
ez-el [v]uestri kez-dyat gris? kest no-l-e un-dyat, ma
iz-e uestri kiz-dyat gris? kist no-l-e un-dyat, ma
ze-lo vostro sto-gato grizo? kuesto no-l-ze uu-gato, ma
eine katze. 16. Seitdem sie hier ist, haben wir keine maus mehr,
ma na-gata. da-kuant ke-la-g-e-ki, gern pu de- rat.
ina-dyata. da-ple t^-el-e-k^, vajn-nus nadyines mi"rs ple.
ena-dyate. slve tyi-ele e-kQ, va'ndze ninyes mekrs ple.
se ina-yata. da-kur ty-ela e-kua, na va*n-a pu indyvnes mfrs.
na-dyata. dg k-la-ie-tlo, n-onze plu deguna suritsa.
unQ-dyatQ. da-tant ke-li° e-'e-aki, i-no-viia ätri sorls.
une- dyate. di-kuant ke Je aJe-ka, no-no-viö plu1 nisüna surfs.
na-gata. da-knando ke-ela la-ze-k"a, no gavemo p'u sorzi.
I. Gespräche. 19
17. Die scheune ist neu. 18. Die tenne ist eben und glatt wie ein
al-grane 1-e-ncef. l-a!a l-e-p^na e-lisa kome-n-taul.
al-klavdu e-nufs. 1-iräl e-plauns a-glats sku ina-majza.
il-klavö e-nöf. ly-irdle-aDgulekfe-lyisskuena-me'-
al-tabla e-nöf. 1-^ra e-guliva i-lyisa sko ina-ma'za.
1-tubla" ie-nuef. 1-ea ie-valiva i-Htsia skQ na-ma/za.
lu-stäli al-e-nouf. 1-ar'Q e-'e-volivQ e-lisQ komQ unq-
al-grandr al-e-nyöf. la-ar'e a-'e-plane e-lise kome una-
el-gran^r ze-novo. 1-ar'a la-ze-p'ana e-lisa kome na-
tisch. 19. Mein vetter hat gestern ein wenig gedroschen.
al-me-kvziö 1-a-batv *er um-p<j).
mi"-kuzarin Q-skud!u e'r em-pau.
ze. [il-]mis-kuzreny Q-skos Ter em-päk.
mas-kuzdrin a-skuz-er im-pa.
mi-z'urmäB a-flelä inier m-puek.
tävo^Q. nyg-kuzin al-a-batüt Vr um-pu°k.
täule. m'o-kuziD aJa-batut Tr um-pök.
tola. mi-zarmäß el-ga-batuo 'eri um-poko.
20. Hier liegt noch spreu und stroh auf dem boden. 21. Ist
ki g-e aiakamq bvla e-pa'a per-tera. 1-e-
kQ za1 auD palya a-strQm dyu-m-pla!1n. e
k$ e ank palye e-strom dyu-m^ts. e
kua ez-amö paya i-strom sv-1-t-seldzöt. e
tlo ie mo drazadures i-stram sun-fonts. ie-
i .... ,
aki a-nd-e int/imö riskl^s e-strara su-l-palm^nt. ez-
ka a-l-e ant^ernQ bule e-straß par-t'are. iz-
kna ge-ze aokora bula e-paja par-tera. ze-
jene grosse ähre leer? 22. Nein, sie ist voll; aber man sieht,
vce'da k"ela-spiga-granda? n$, l-e-p'ena; ma se-vet ke-l-era
kuela-gronda-spia vita? na, ela-e-pla'na; aber in-vetsa t#-
kela-grQnde-spe'e ve'de? nä, ela-e-planye; aber indz-ve1
k"ela-gr<mda-spia yöeda? na, ela-e-pla^a; mg i-z-vetsa
pa kla-graa-spia ueta? no, la-i^-pla/na; ma uB-va/k k-
al [yj^eH kel-grant-splk? n$, al-e-pleo; ma a-si-'onkka-
e uet kel-grant-splk? n$, al-e-pleü; ma a-si-v!Qt ke-
la voda kuela-granda-spiga? no, la-ze-p'ena; ma se-vede ke-
2*
20
Texte aus lebenden mnndarten.
dass sie nicht reif war.
minga maruda.
ela-era betya madira
t#-ela-ere bet# made^re.
t^-ela-na-dera-madüra.
la-ne-foa nia madura.
no-1-erQ-madur.
noJere-madur.
no-a-dyera-fata.
23. Sonst würden die körner hart ge-
seden<} i-granei i-saresan-sta dvr.
slyok fusen alz-graunts sta'-dirs.
asilyq fisen ildz - garnitss stos
uslyce fosen-stats az-gran6ts dürs.
tsantsa fosa-stai i-graniei dures.
tsentsQ e'-sar^s stats dürs Ju-
senQ, i-grans a-saresiß stäs dürs.
senö, i-grani i-saria-stai duri.
wesen sein. 24. Die weichen körner springen ungern ab.
i-granei-tender i-stentan a-saltä via.
alz-gra"ns 19ms selyen dyu bet^a udy^n (nuides).
dekrs. ildz-garnitss 19ms salyen dyu b^ggudyent (ana-
ez-gran£ts loms silyen ora amvldes. [vejdes).
i-graniei tandri spritsa Qra ndyart.
granei. !u-granei teners e^-saltQ four malvolante^r.
i-grans tenars a-saltiü für a-stent.
i-grani t^nari i-salta via a stento.
25. Die gabeln und die sensen darf man nicht so liegen lassen,
i-furket (w.) e-i-f^lts (f.) s-a mißga de-lasä-i ki per-tera.
las-furt#es a-las-fauts ast^a-inz-bet^a se za1 use'a.
las furtyes e-las-fötss dast#-ints bety laser zer u§e\
las fu°rtxes i-las-f^tss na-dast^-un lasar yazä'r u§e\
la-fourtxes i-la-fa"tses n-aus-un nia las^ Bsi ponder.
las-fQrt^QS e-las-falts no-si-ugQ lasä-lQS ai kusi.
li-fQrtyis e-li-fals no-si-devi lasä-lis sta kusi.
le-forke e-i-falsini no-se-deve lasdr-li kua kosf.
26. Hängen wir sie an den grossen hölzernen nageln auf!
takem-a1 st> ki iö-kui-mezul grant de-leny!
penda^-nus eles sen-kuela-klavela da-len!
pandä^n-les se ved-las-klavelyes grQndes!
pandä'n-les sv via-laz-grQndes-klavilyes!
takoDze-les su-la-graa-brQtyes d-laü!
pityiia-lQS su-kez-brit^QS grandQs!
impityin-lis sun-ke-grandis tyavilis di-leß!
pikemo-li ii3-k"ele-grande-broke de-lenyo!
27
Rechts
a-dri-
dretx
dret*
da-dret
a-dra-
a-dye-
a-dre-
a-dri-
I. Gespräche.
21
und links sind kurze und lange eiserne nägel nebeneinander
tsa e-a-sinistra g-e-pikä dent di-tsö de-fer kvrt e-lunk yvu
a-saniester en kuertes e-i'unges guetes fier katsedes a*n ina
e-sanester en-pit^ides a'nt gotes da-fer kurtes e-lunges l'enye
i-da-tsaük suu-dates ajnt gotes da-fier ku°rtes i-lunges vna
ta i-a-tsant^a ie-batü ite un dlondya-l-auter agüt^ de-far kurt/
str9 e-a-tsampQ e'-son-batuts dentri kla"ts di-fer kurts e-lunks
te e-a-sampe son-batudis drenti une dondye-1-altre t/avilis di-
ta e-a-saßka ge-ze-imp'antai uno arente-a-1-altro de-i-t^odi de-
eingescblagen.
takä a-1-otter.
sper-l'autra.
dasper-1-ötre.
dasp^r-l-^tra.
i-lont/.
ud dindyQ-1-ätri.
fax kurtis e-lundyis.
fero kurti e-loogi.
28. Mache die tür zu!
sara la-porta!
fa vie ly-es!
sere ly-is!
s§ra 1-us!
stlu la-porta!
sjer9 la-puartQ!
s'are la-p"arte!
sera la-porta!
29. Es ist nötig mit dem
bizonya sarä kun-
'-e-da-baze'nts da-
ly - e - bazfnts da-
id-e-da-bzoeny da-
1 - ie - debuzan de-
binyQ s'erä ku-la-
si-skunye s'arä ku-
bizonya serär ko-
scbltissel zu schliessen. 30. Warte ein wenig, ich habe die Schlüssel
tsäf.
sara ku-la-klaf.
sarär kun-la-kläf.
sarar ku-la-kläf.
zar(j ku-la-tle.
kläf.
la-kläf.
la-t^ave.
spetsa um-p^, go - dezmentegä i-
spet/a-m-pau, ju-a amblid&u las-klafs.
spet/e-m-po, i-va amblidö las-kläfs.
speta im - pa, a -
aspieta m-puek, i
sp'etQ um-pu"k, i-a'-dezmenteät las
sp5ete um-pök, ^-'a^dezmenteät li-
speta ud f'a, ke-me-go-dizmentegä
na imvlidä las-
-m-e dezment/d
vergessen. 31. Hier ist der Schlüssel; drehe ihn zweimal herum.
tsaf.
kläfs.
la-tleves.
kläfs.
kläs.
le-t#ave.
eko la tsäf; fa-la dzira" du-vQlt.
kQ-ze-la-klaf; ma'na duas jedes entürn ela.
k$ e-la-kläf; fQ-l-ekr-anturn duz-dya.
kua e-la-kläf; stors-la duez-dya.
tlo ie-la-tle; ma'ne-la ntolIr doi sades.
ve aki la-kläf; meni-lQ doi v'ats.
eko ka la-kläf; vQlti-le dös vottis.
eko la-tyave; volte-la do volte.
22
Texte aus lebenden mundarten.
32. Hast du viel vieh im stall?
ge-t tand-bestfam in-stala?
as-te bie tiers en-nuely?
aste blere blst^e a'nten-uvfly?
as-tt» bler muvel in-uf?
es-a truep bestem te-stala?
as-tu trop9S bestes int-aM#u°t?
jas-tu tr9z-nemai int-a-stale?
gas-tu tanti anemai n-ela-stala?
33. Ich habe zwei ochsen
go du bce e-vot vak.
'u-a dus taurs ad-ydy-
i-va duz-böfs ed-ody-
a - na duz - bos i - 9t
ie - e doi bues i - 9t
i-a^doi mants e-v9t
'o-V d^i büs e-V9t
mi - go do manzi e-
und acht kühe. 34. Pferde haben wir jetzt nicht. 35.
de-kavai ge-n-em mißga ad£s.
vakes. tyavälts va'n-nus usa bet#.
vatyes. tyavälts va!ndz-ose bety.
vatyes. t^aväs na-va'n-a osa.
vatyes. ty^vei n-onze zan deguni.
vat#9S. tyavai no-n-vin kumö.
vatyis. t/avai a-no-vin kumQ.
oto vake. kavai no-ge-ne-gavemo adeso.
kuh ist jene hässliche mit den roten beinen.
buna vaka 1-e k"ela-brt;ta ku-i-gamb-ros.
lyera vaka e k"ela-mak9rta kun-kuels-pa!s k9tsents.
dre vat/e e tsele tre^e ku-las-t^mes k9tsnes.
buna vat^a e kuela trlda ku-las-t/9mes k9tsnes.
b9na vat/a ie kla-burta da-la-dyames kuetsnes.
buin9 vat^9 eJe k§-brut9 d-ez-dyamb9S r9S9S.
buine vatye aJe ke-brute ku-li-dyambi[s]-r9sis.
vaka ze kuela-bruta da-le-gambe-rose.
Die beste
la-puse-
la-me-
la-meU-
la-pu-
la-plu-
la-pin-
la-plu*-
la-me1©
35. Sie
la-
?1-
ela-
ela-
1-a
eJa
a-ja
la-
hat nur ein hörn, gibt aber viel milch,
ga sul ke vn kqm, ma la-fa tand-lats.
9 mo in txiern, dat aber fre laty.
9 ang&l en k^rn, dat aber bler laty.
a be vna k9rna, m9 la-da bler lat.
me un k9rn, ma da truep lat.
119:019 un kuar, ma e-da trop lat.
dorne nn kuar, ma-a-da tr9p lat.
ga sol un korno, ma la-da tanto late.
37.
Meine kleine
la-mia-sorela
mia - pint#a-
la - mi - pitsne
ma-sor pitsna
mi - pitla - S9r
me - sour pi-
la-me-pisule
mi - sorela
I. Gespräche.
23
Schwester melkt sie alle allein.
pinina 'a-mults tt»ti de-per-le.
sora mundya eles tutes persula.
söre mundz-eles totes sulete.
laz-moldza totes suleta.
>
lez-mous dutes soula.
> >
tsulo e-laz-mu°lts dut9S bes^o.
sur a-lis-mons dutis S9le.
pikola le-molze tute sola.
38. An rahm und butter
pänera e - bvter na-
gr9ma-a-pazeda manDk-
gr^me e - pa!nt/ ma'n-
gr9ma i-pa'nty n-ants-
brama i - zmauts nez-
bramo e - ont no - nuz-
smetän e - ont a - no-
el - kao e - 1 - butiro no-
fehlt es uns nie.
maoken mal
a1 ma1 da nus.
tyen a-noks ma1.
maoken ma.
mant/a me1.
mant/9 ma1.
nuz-mant/e ma1.
ne-manka ma1.
39. In dem niedrigen stall habe ich schafe.
in-la-stala-basa go dent pegur.
al-nuely baz-vaJu nurses.
a^ten-la-stale base va-i nürses.
> > > >
i-la-stala basa na'a besä,
t-la-stala basa e-i bieses.
int-al-t/u0t bas i-a1 p1u°r9S.
int-a-stale base 'a1 p^ris.
n-ela stala basa mi-go p'egore.
40. Zwanzig geben schon wolle, zehn sind noch lämmer. 41. Willst
vint i-dan dzamQ lana, des i-en aßkarnQ anyei. vce-t
veny daten s^n launa, de's en a"D tsuts. vul-te
va'nty daten S9n lane, dls en ank tsotints. vot-e
va'ndy-dan §9n lana, des sun amö tsotels. vos-tu
vint da bele lana, dies ie m9 anyiei. uesa
vint/ ez-dan b'el lan9, dls es-soia int/imo anyei. vos-tu
vint/ a-dan za lane, dls a-soa ant^emQ anyei. üs-tu
vinti le-da za lana, d'eze le-ze aükora anyei. vus-tu
du meine hühner sehen?
vede* i-me-galin?
mirä miez-galyines?
vekr las-miz-galyinyes?
vera maz-dyalines?
uda1 mi-dyalines?
vedi° laz-m^s dyalin9s?
vi9di li-mez-dyalinis?
vedar le-mi-galine?
42. Diese gelbe henne hat vorgestern
sta-galina dzalda 1-a-lasä i-so-
k"ela-galyina melna 9-bandundu
kela-galyinye menle 9-bandun6
k"esta-yalina yelgua a-banduna
ksta-dyalina g'ala a-arbundunä
kest9-dyalin9 dzal e-'a-bandonät
kiste-dyaline zale a-'a-bandonät
sta-galina zala la-ga-abandonä
24
Texte ans lebenden mnndarten.
oder vorvorgestern ihre ktichlein verlassen,
po'atfö 1-^ltrer o-tri-di-fa.
st'arses ne-zurstjarses se's-pluzd'nts.
st^rses oder-skärses ils-sis-pulzd'nts.
sas-pilyäts stertsa oder-skuarta.
si-pitli dantier o-dan-tra'-dis.
iu-si°-pol(5ts l-ätri-Vr u-devdnt-tri°-dls.
i-s'e'-pol^s Tr-1-altri o-tre-dls-fa.
i-so-pfkoli l-altroJeri o-za-tre-zorni.
sie sich schon wieder vom hahn den hof machen.
lasa dzamQ vizinä d-al-gal.
syn pusp^ fa il-hof da-l-t^e1!
la §9n puspe fär il-höf d-il-köt.
la §9n dart;^ far tyaretses d-al-dyal.
las-la bele mq fe 1-bel da-1-dyal.
b'el danöuf fä la-kort d-al-dyal.
za dinydf fa la-k^rd-d-al dyal.
lasa za fa la-korte da-l-gal.
43. Heute lässt
inkce la-se-
9ts la - ela
9dz-za-las-
ote as-las-
nkuei se(-
"i° e-si-las9
11 e a-si-lase
inkuo la-se-
44. Heute legt sie
inkoe la - fa
qts iiva - ela
9T8 öv-la en-
9ts fa-la in-
nkuei feze-
ui° e-fäz-un-
ue a-fäs ud-
inkuo la - fa
ein ei.
un-cef.
in-e'f.
öf.
cef.
la D-u°f.
ouf.
üf.
un-vovo.
45. Du wirst wohl elf, zwölf, dreizehn, vierzehn eier
ti te-gavare" ben vtmdes, dudes, tredes, k"atordes
te venyes ba'n a-survanyi endis, dudis, tredis,
te vintst bany a-survanyikr endes, dodes, tre-
tv surnyiras badn vndes, dudes, tra'des, kat9r-
te-dyater§s ban undes, dodes, trades, kat^rdes
tu t^aparäs ben undis, d9dis, tredis, kat"ardis
tu tu-varäs ben undis, dodis, tredis, kut"ardis
ti te-gavarä ben ündeze, dödeze, tr^deze, kuatör-
46.
im tag bekommen?
flef al-di?
kuit9rdis ofs per-de?
des, kit^rdes öfs al-de?
des ofs a-l-di?
ueves a-l-di?
ous in-di?
üs a-l-di?
deze vovi a-1-dyorno?
Im sommer oft sogar fünfzehn, sechzehn,
d-istä despes fin-a-kuindes, sedes,
la-stat sav^nts perfin kuindis, sedis,
da-stät sav^nts perfiny kindes, sedes,
da-sta suvönt perfin kuindes, sa'des,
d-instä nt^e sevants kindes, sa'des,
d-estät disp^s ent# kuindis, sedis,
d-instät dispes antye kuindis, sedis,
de-istd despeso fio a-klIindeze, s£de-
I. Gespräche.
25
siebzehn, achtzehn. 47.
d^rs^t, dezd^t.
dyis'ät, zot/.
disset, dizd^t/.
dess^t, dezdqt.
dezeset, dezdQt.
dizes'et, dizivQt.
dizejs^t, diz^vQt.
ze, dizisete, dizdoto.
Der fuchs hat uns neulich ein junges
la-gulp pok-temp-fa la-n-a-robä na-ga-
la-uelp 9 dakuert da-nus angula" ina-
la-golp andz-o angulö aiakürt ena-ga-
la-vu°lp anz-a angula danku°rt ina-
la-bolp nez-a rubä dan-pu'k na-dya-
la-bolp e-nuz-a-robät da-pu°k un9~
la VQlp a-nuz-'a-robat denänt-pök une^-
la volpe ne-ga-robä no-ze-tanto na-
huhn gestohlen. 48. Das habe ich gestern erfahren. 49. Ist das
lina dzüina.
galyina dyufna.
lyinye dyüvne.
yalina yüfna.
lina zo"na.
dyalino dzöven9.
dyaline^ z^vin^.
galina zövene.
fleisch teuer? 50.
ra la-karna?
t^arn tyeja?
tyem t^ere?
tyarn t/ara?
la-tyarn t^ara?
t/ar9 la-t/ar?
t/are^ la-tyar?
kara la-karne?
sta-roba 1-o-sentida lBr. 1-e-ka-
kuai va-Mi anders!" e'r. ze_ la-
kely vaJe santie Ier. e_ la-
kua* na-'a santi er. e la-
kas $-i nriesii infa. i°-pa
kest i-l-a'-sintüt 'e%. ^z-e
kist lu-V-sintut Tr. iz-e
kuesto lo-go-sentio a'eri. ze-la
Ich kaufe fast nie welches. 51. Wir
mi-n-krumpi k^azi-ma1. nvn-
'u-kumpra bunamä'-ma' t/arn. nus-
i-kompr burm&'nty-ma1 t#ern. noks-
a-na-kumpr b^t-ma nee t/arn. no-
ie-n-en-kompre'belä"-mai deguna. no'z-
'o-no-n-kömpeji sk^azi-ma1. nu°
'o-no-kompn sV'azi-ma1. no-
mi no-ge-ne-krompo knazi-mai. nan-
mtissen doch unsere jungen hühner, enten und gänse essen,
em da-niandzä i-noz-galin, i-nos anit e-i-nos-^k dzuin.
stu&'n täunataun maly^ nosas-dyufnes-galyines, §ntes ad-a"kes.
stuäny tq% malyer las-n9sez-galyinyes, eutes e-^kes dyüvnes.
stud'n tantvna mandyar n^sez-dyalines, entes i^t/es yüfnes.
mesön mpy ma'a nosta-dyalines, a"nes i-autxes zo"nes.
i-skuinyin ben mandyä laz-n"estr9S dyalinQS. ratsos e-u°t/98
altris a-skunyin pur mandyä i-nestris-pol^s e-li-nestris z^vinis
tri gavemo pur da-manyä le-nostre-galine, le rase e-le-oke zö-
26
Texte aus lebenden mnndarten.
dzövenps.
rasis e-^is.
vene.
52. Meine tochter kränkt sich darüber. 53. Man
a-la-mia-tuza la-ge-dis^äs sta-roba-ki. bi-
mia-felya savalyanta selonda. in-
la-mi-felye za-gritant^se lynderdyü. ints
ma filya z-grita^ta da-^a1. i-za-
a-mi-fia i-mufia kas. n-
^-m^-fi9 a^-displäs kest. a-si-
la-m^-fi^ si-rabi^ par kist. a-si-
a-mi-fia ge-disp'aze kuesto. bi-
muss diese tiere immer heimlich abstechen,
ziinya semp^r matsd sti-besti de-naskundün.
sto adina matsa ku^ls-tiers dasküs.
st9 adenye matsar dyu k^lts-tlrs adasküks.
sto adt>na matsar kuestes-bestyes dasküs.
muesa danyo"ra mats^ kis-ti'res a-skundüß.
skuen simpri matsa kez-anemai deskü°s.
skuny^ simpri kopä kisti-bejstis in-skuind6i3.
zonya sempre kopär ste-best'e aleskonte.
54.
Fische habt ihr
e-de-pes ge-n-
pejs va'z - vus
pejssv^dz-bety?
pejsts na - va1-
pas n - a/s - a
pes no-n-vi°z-
e-pes no-vez-o
pesi no-ge-ne-
nicht?
avi minga?
bety?
[va]?
deguni?
nu'<??
gav6?
55. Nur kleine; wir fangen sie nicht. 56. Die
dumä de-kui-plsen; i-tsapüm minga.
mo pints; nus-palyä'n k"ejs bet#.
angäl pitsents; nos-t/apany eMz-bety.
be pitsens; no-na-^tJs-tsufäVn.
mq de-pitli; no^-n-i-p^n nia.
n9m9 pftsui; no-Mi t/apiß.
d9m^ plsui; nualtris no-'u-tyapfB.
solo de-pikoli; no-ge-ne-t^apemo.
i-a-
als-
ildz-
az-
H-
laz-
li-
le-
bienen wohnen dort oben bei dem grossen kreuz.
vits i-stan iv pres-a-la-krüz-granda,
av'ülts staten 19-se sp§r-la-kruz-gr9nda.
av^lts staten se-19 dasper-la-gr9nda-kroks.
av'ös stan la-su daspej-la-kruz-gr9nda.
ves sta la-su pra-la-gran-krous.
äs e^stan alä-su dindy9-la-kru°s grand9.
äs stan la-su dondye^-la-krüs grand^.
ave le-sta la-su arente-la-kroze granda.
57. Verkaufst du
vendet mel?
v^ndes-te
vejides-te
vendes-tu
>
vandes - a
.. , ..
v^nts - tu
vendis-tu
vendi[s]-
I. Gespräche.
27
honig ? 58. Nächstes jähr werde ich es versuchen. 59. Ich weiss
1-an ke-veny el-provaro.
meU? l-auter-on veny-u ad-ampruä.
mel? ly-911 tyi-viny vily-e ampruär.
mel? 1-on tyi-va'n pruvara-!a.
miel? ks-an ke-van la-purver^-i.
mll? 1-an ke-ven i-lu-provarä.1.
mel? kist-an ke-v^n o-provara1.
tu-n^el? 1-ano ke-v^B lo-provar6.
so miDga
^-sabet/
i-sa bet#
a - na - sa
ie-ne-s^
no-sa1 s-i-
no-sa1 se-
no-so se-
nicht, ob wir viel gewinnen werden.
se-guadanyaröm tant.
se nus vanyin a-gudany(j b'^.
si-niny-a-gudanyer bler.
s-no-gudanyeran bl^r.
se-davanyerön truep.
i-vodenyan'D trop.
a-vodanyarin trQp.
vadanyaremo tanto.
60. Blumen finden die bienen
de - f ü ki i - avits ne-
flurs amflen ilz - av'ülts
flokrs katen ildz - a-
flu°rs traten az - avj6s
flo"res dyata 1 - eves
rozQS ejs - in - t^atQ laz-
rözis a - n - tyatiia ka
fori le-ave kua ge-ne-
hier genug. 61.
truvan ase\
ko avunda.
v'9ults avonde kq.
klla avonda.
tlo astj.
äs aki avondQ.
vonde^ li-äs.
trova abastansa.
sonne scheint. 62.
l-suhj'l dat.
suly&y.
sulä1.
da 1-suradl.
lüs lu-sari°li.
a-l-3 soreli.
fora el-sol.
Sie fliegen überall umher, so lange die
i-gulan dap^rtut inturn, fin-ke-g-e-sü.
elz-zgojen dapertut ^nturn, si-dity sku-
ehlz-zgölen partöt antun, si-de1 sku-dat
^z-zgölen dapertöt intu°rn, fin-t^-i-da
lez-zQla dlonk nkantöur, tan-dyut ke-
lu°r ez-zvualQ pardtit intör, intant k-a-
lor a-zvQÜn pardtit intQr, fintinema1 k-
le zvola dapartuto intorno, tanto ke-ze-
Das licht des mondes weckt sie nie auf.
al-tsar de-lvna ja-deseda ma1.
la-lyis da-la-lyina lav'anta ma1 ejs.
la-lyiks da-la-lyinye ildz-dezde ma1.
la-lyvm da-la-lytma na-[l]dz-zdrl,alya ma.
Min6"s d-la-luna ne-lez-desa'da me'.
> > > •• •
la-lum d-^-lun^ no-laz-dizm6uf ma1.
la-lüs d-a-lun^ no-liz-dizmöf ma1.
el-t^aro de-la-luna no-le-dizmis'a ma1.
Texte ans lebenden mnndarten.
63. Wozu ist denn diese tiefe grübe gegraben? 64. Für den kalk.
p^r-kQsa 1-e-stada-skavada sta-f$sa-funda? pejr-la-kul-
per-tye1 $ pia ku^la profunda-gruba kavada? per - la - kal-
per-t^e ^ damä* t^avö ke^-fQS bas? per-la-kal-
per-t/e e-tyavada öra k"esta-föra-t^avöla? per - la - t^al-
per-tye ie-pa-dyav^da ksta-buza-sota? per-la-t^a"ts.
par-ts§ ^z-e-pQ-fatQ kestQ-büzQ ind^ntri? p-^-tyaltsinQ.
par-se ma1 iz-e-dyavade^ kista-fue^-fond$? p-a-tyalsin§.
par-ke ze-la-skavada sta-fosa-fonda? par-la-kal-
65. Der maurer wird alle mauern weissen. 66. Sind
tsina.
tsina.
tsinye.
tsina.
sina.
al-im?radu al-zb^Dkira ti?t-i-intlr.
al-maridür veny-a-fa-alf tuts-alz-mirs.
il-mirader viny-a-dar-alf a-tots-ildz-mekrs.
al-mrräder fara alp tot-es-mürs.
l-murad6"r zblaiakezera duty-i-mures.
lu-muradü°r al-zblantyarä duty-u-mürs.
al-murad6r al-zblantyarä duty-i-mürs.
el-muradör zVankizara tuti-i-muri.
e-i
<?-
suu-
ip-
son-
son-
ze-
fliegen? 67.
mosk kuisti-ki?
k'V must^es?
kely mostyes?
fc'a* mu°st^es?
pa kastes moses?
e_s m^st/QS kejstQ9?
o mQstyis kistis?
le moske ste-klla?
Das sind geflügelte ameisen von jenem
kuisti i-en-furml'k kunt-i-al de-kl'el-furmige\
^a1 e^furmikles kun-ales da-kuaLfurmikl§.
kely e^furme^es kun-ales da-ts^l-furmiler.
k"al sun-furmles kun-ales da-kuel-furmier.
> •• > <
kastes ip-furmies da-eles de-kal-furmiä.
> , .. ^ , , ..
k^stQS e - son - furmiQs d-^z-alQS di-kel-
kistis-ka a-soD-furmls ku-li-alis di-kel-
kueste le - ze - formige ko-le-ale da-kllel-
ameisenhaufen. 68. Sie haben drei paar beine und flügel wie
i-gan tri-para-de-gamp e-al kume-i-mosk.
e^es-<m W-pera-tyombes e-ales sku-las-
ejes-<m tr^-pere-t/Qmes e-äles sku-las-
elez-an tria-p^ra-tyomes i-äles sko-las-
lez-a tra'-per-de-dyames i-^les si-k-la-
furmiär. lu°r ez-aia tri°-pär-di-dyamb9S e-alqs komQ
furmiar-la. lor aJaia tre-pär-di-dyambis e-alis kome
formiger, le-ga tre-per-de-gambe e-ale kome-le-
I. Gespräche.
29
die fliegen. 69. Ich werde sie bekriegen; vielleicht mit gift.
mi-ge-faro la-g"eja; fortsi kuu-velön.
mustyes. su-veny-a-fa u'ara kun-§les; fQrsa kun-tisi.
mostyes. i-viny-a-för la-g^re ad-eles; fprse kun-te'se.
mu°st#es. a-las-farä la-g"^ra; f^rtsa ku-toesa.
moses. ie-i-fare la-v'ara; povester kun-tuese.
laz- mQstyQS. 'o-i-farä1 la-"ej9; forsi ku-1-tosi.
li-mQstyis. 'o-i-farä1 la-^rej fQrsi kun tpejsin.
moske. ge-farö la-guera; forse ko-1-vel^D.
70. Der wagen hat eine neue deichsei.
al-kar al-ga un-timun ncef.
al-t^ar q in-timün ne'f.
il-t^ar q en-timün nöf.
al-t/ar a in-timün nöf.
1-bogn a n-temön nuef.
lu-tyar al-a un-tem6n no"f.
al-t^är alJa un-nyöf-tamöü.
el-karo el-ga un-timön novo.
71. Ein rad ist durch eine
vna-rceda 1-e-f^rmada
ina-roda ^-fermada
ena-röde e-farmäde
> » >
vna-röda e-fermada
una-r^da ip-fermeda
unQ-ruedQ e-'e-fer-
un§-rau^d§ 'e-ferma-
una-roda la-ze-fer-
kette festgehalten. 72.
kun-na-kadena.
kun-ina-kada!na.
kun-ena-kadanye.
kun-ina-t/ada'na.
kun-na-t^ada'na.
madQ kunt-unQ-t/ade^nQ.
d§ kunt-une^-t/ade^.
mada kon-na-kaena.
Wer hat denn auf dem herd das feuer
ki 1-e k-a-pitsä al-fö?k su-1-figiilä?
t#i 9 pia amvidäu al-fuk si-la-plata?
ma t^i Q-fat# fi se-la-plate-da-fi?
t#i a-vvdä al-fce su-la-plata?
ki a-pa-mp'a l-fuek sun-fudhj?
ku1 a-pQ imp'ät lu-fouk su-1-fogolar?
kuJ 'a-ma1 impiät al-fük su-1-fogolär?
ki ga impisä el-fogo su-l-foge>?
angezündet? 73. Ich musste das gewaschene bettuch trocknen.
mi-gaveva de-svgä el-lentsö3 lavä.
'u-a-stuvi" sedyentä il-buklini lavä'1.
i-stueve siantär la-ves-lavade.
> >
a-stueva suantär al-batliner lavä.
ie-musQa su'ä 1-lintsiM lavä.
'o-i-skuinyivi su'ä la-bl^ön lavad$.
5o-§kunyivi su'ä eMinsül lavät.
ini-go-avü da-sugär el-nis'61-lavä.
30
Texte aus lebenden mundarten.
74. Ist es noch nass oder feucht? 75.
e-1 aDkam() banyä o-umit?
z-eji aum-bl^ts ne-fie/ti?
§-la ank bl^tse oder-ümite?
e-1 ainö mq\ oder umit?
i°-l-pa mq mq\ o-tume?
^z-e int^imö banyadQ u-ümid^?
iz-$ antyem^ banyät o-umit?
ze-lo ankora banyd o-ümido?
76. Decke die glut mit asche zu!
kuata la-braza kun-sendra!
kuviera al-burniu kun-tsejidra !
korve il-barnfe kun-tsendre!
kuv^rna al-brastyer kun-tsendra!
kuer 1-bura1 ku-tsander!
kuv'^rts laz-b^rQS ku-la-tsinlzQ !
kuv'ärs li-bQris kun-sinlzej
koverzi le-bronse ko-la-s£nere!
Jetzt ist es schon trocken,
ade's 1-e dzamQ sut/.
usa z-§l sqd se;ts.
os e-la-SQn sitye.
osa e-l-t-s^n sut.
zan i°-l bele sut.
kum6 eJQ b'ej sutQ.
kumQ sil-q za sut.
adeso el-ze za suto.
77. Sonst verbrennt das
sedeno la-lenya la-
salyök briza la-l^na
asily^ arde la - la-
uslyöe arda la-la-
tsantsa bruza lä-
se- nQ lu-leis al-art
senq al-len al-art
senö el - lenyo ar-
holz umsonst,
bruza pej-n'ent.
per-nuet.
oye per-navöt.
nya per noeya.
lanya debänt.
par— nu'Q.
par-dibänt.
de par-ninte.
78. Der stiel dieser pfanne ist verdreht,
al-manik de-sta- padela 1-e-stört.
al-mQni da-k^la-katseta e-stur^üs.
il m^ne da-kela-padfle e^-strubö.
al-mQnty da-kuest-test e-stQrt.
1-mane de-ksta-fana i^-stQrt.
lu-mani di-kestQ-padyelQ al-e-stuart.
al-mani di-kist^-farsQr'e^ al-§-stuart.
el-mänego de-sta-padela el-ze-storto.
79. Und der deckel hat ein loch.
e-1-ku^rtg al-ga um-bcets.
e-l-uvierkel o ina-rusna.
e-il-vlertyel q ena-rosne.
i-al-vi°rtyel a ina-föra.
i-l-ku^rtl a-m-bus.
e-la-kov^rt^Q eJa un^-büzQ.
e-la kovarto/e, aJa un§-büz§.
e-el-kovert^o el-ga um-buzo.
80. Bringe uns fünf eier,
porta - n tsink Cef,
pQrta da-nus tsun ofs,
PQrte a-noks tsint/ öfs,
P9rt-ants tsinty ofs,
pQrte-nes tsin u°ves,
p"arti-nus tsink ons,
p"arti-nus sink üSj
porte-ne siiakue vovi,
I. Gespräche.
31
eine halbe zwiebel, essig, öl und salz,
me^dza-sigula, aze, Qli e-sä.
ina-n^aza-tsagola, iz'ü, eli a-sal.
ena-me^ze-tsavöle, izle, Iale e-säl.
ina-metsa-tsigöla, azä', cela i-säl.
meza-na-tsola, aza1, uele, i-seL
un^-m'edzo^tsevQlo^ azi°t, ueli e-säl.
m^z^-sevQlQ, azet, "e^li e-sal.
meza-seVola, azeo, 0*0 e-sal.
81. Auch frisches wasser
anka ak"a freska
e,ra aua fre,st/a da-
er äve fre^stye da-
er aaa frast/a da-
nty? &?& ffasa da-
SotX ägQ flÄQ
antye. äge. fr^tjß
aßka agua freska
von der quelle. 82. Die knaben und die mädchen kommen gleich
de-la-funtana. i-tuzüu e-i-tuzän venyan svbit a-ka.
la-fantauna. ilz-buets e-laz-buebes venyen gla'ti a-
la-funtane. ildz-matätss e - laz - matatses vinyen da-
la-funtana. ez-matünts i laz-mat&nts venyen ba'nb^t
la-funtana. i-mut6ßs i-la-mutaBS van deb$ta a-tyaza.
d-e,-fontanQ. Hi-fruts e-las-frutQS e'-ven subit a tyaz^.
d-a-fontau^. i-frus e-li-frutis a-v^nyin subite, a-tyaze,.
da-la-fontana. i-putei e-le-putele i-v'en subito a kaza.
heim.
83. Ich soll für sie salat zubereiten. 84. Ich habe
mi-go-de-kundi 1-insalata pe^r-lör. da-um-
t/eza. 'u-da1 pinä salata per-^lts. !u-a-
lunk a-t/a. i-dej3 far salat e per-eJts. i-va-
a-tya. a-na-da-far salata per-^s. a-na-na
ie-dase arzinya salata per-ai. ie-n-^
jo-i-skueD fä salatQ par-lu°r. al-e,
'ö-de.vi kuiösä-dyi la-salate,. al-e
mi-devo konsär la- salata par-lori. ze za
schon lange keinen tropfen wein getrunken. 85. Mischt du
pets 0 minga bevv na-guta de-viö. el-mesedet
s$n da-ditx betya bub'ü in-dagu6t-vin. mas^des-te
s$n da-de1 bedy-bavle ena-guteje d-veny. meides - te
s$n daloentx no3 babu in-got-vin. al-majzdes-
bele dyut bu deguna-gota de-vin. l-mesa/des-
biel un-p'ets ke-'o-no-a^bivtit ungot di-vin. lu-mas$di§-
za un p'es ke-no-V-bevut una-gQt$ di-vin. lu-mese^dig-
un-toko ke-no-go-bivü na-dyosa de-viö. lo-mi§i-tu
32
ihn mit wasser?
ku-l-ak"a?
kl,$l kun-a"a?
el kun-äve?
tv kun-äua?
a kun-^ga?
tu kuia-ägQ?
tu ku-l-äge^?
ko-l-agua?
Texte aus lebenden mundarten.
86. Bis jetzt habe ich ihn jedesmal gemischt.
fin-ade's l-o semper meseclä ku-l-ak"a.
tQkeu-usa va-lu minty-'e^da masadä" ej.
anfiny-en-ose il-vaJe adenye mazd6.
fin-osa al-na-'a ad^na mazda.
ßkiß-zaß 1-Q-i danyoura mesedd.
fm-kumö i-lu-a1 simpri masedat.
sira-kumq 'o-lu-'a'-mesedät onyi-voJt§.
fiia-adeso lo-go-insembrä, onyi-volta.
87. Wieviel kosten diese äpfel?
k$sa kust-e1 sti-pum?
kum-b1^ kuesta k^la-maUa?
kant koste keja mejle?
kuant ku°sta kuesta ma'la?
taö kosta kiz-maUes?
.. .. >
tsetdnt kost-e1 kez-mi°i?
setänt kostin-o kiz-milüs?
kuanto kost-eli sti-pomi?
Achtzig heller das kg;
otanta tsentezim a-l-kilo;
otanta raps al-kilo;
ut^ante raps il-kilo;
Qtanta raps al-kilo;
otanta h<peri 1-kilQ;
otantQ sentezims lu-kilo;
otant^ sentezißs a-l-kilo;
otanta skei a-l-kilo;
aber sie sind süss.
ma i-en-dülts.
aber-eJ-^-dutsa.
aber e^la-^-dokse.
mq ela-e-dutsa.
ma i-ie-douts.
ma ei-soi3-du°lts.
ma a-soß-dols.
ma i-ze-dolsi.
89. Ich zahle nicht soviel, weil wir einen
mi i-pagi miDga tänt, pej-ke nvD-aß-
'u-pa'a betya taun, per-tye1 nus-kum-
i-pa! bet^ tant, per-tye noks-kumprduy
a-na-pa/ no3 tant, per-t/e no-kumpräVn
ie-ne-pase tant, per-tye-ke-no°s-kum-
'o-no-pai tant, par-tse-ke-nu° i-kom-
'o-no-pai tant, par-se-fce-no-a-kompriia
mi-no-pago-tanto, par-ke-nantri ge-ne-
ganzen sack kaufen. 90.
krumpum un-sak-intrek.
prä*n in-sak-entir.
en-saty-antfr.
in-sat^-anter.
pröia ia-sak-nti°r.
p^rfn UD-sak-inte'r.
un-sak-intlr.
kompremo un-sako-int'ero.
Ein solcher sack äpfel wiegt dreissig
vvn-de-kui-sak de-pum al-peza trenta
in - tal - sak - ma!la pa'za trenta
en - täl - sat# - me^le pe/ze tränte
rn da-k^sts-sa^s-maUa pa'za trenta
n-tel-sak de-maUes pa*za tranta
un- täl -sak di-mi°i al-p^zQ tre^ntQ
un-tal-sak di-milüs al-peze^ tre^nte^
un-tal-sako de-pomi el-peza trenta
I. Gespräche.
33
kg. 91. Da kommen meine söhne und töchter endlich,
kili. finalment i-en-sa i-me-föe e-i-me-tuzan.
kilos. tsQ venyen mes-fVls e-mies-felyes finalmä'n.
kilos. k$ vinyen finalma^t/ ildz-mis-fe'lts e-laz-mis-felyes.
kilos. kua venyen mas-filts i-filyes finalma'nt/.
kilQ. tlo vaD mi-fiöns i-fiaDS finalmanter.
kilos. ve finalmentri e'-veü ^-m^-fls e-laz-mes-fios.
kilos. ka a-venyin i-mV-fo1 e-li-mes-fls finalmentri.
kili. kua v^b finalmentre i-mi-f'oi e-le-mi-fie.
92. Ihr kommt heute spät. 93.
inkce v'otter venyi tardi.
vus-venyiz-Qts tart.
vuzöters nits Qts tart.
vo-nylva Qts tart.
vo-unya's tert ükuei.
vu° i-vinyls tart ui°.
voaltris a venyls tart ue.
valtri vinyi tardi inkuo.
Ihr werdet doch nicht wieder
v^lter gavari minga ankamt
vus-vanyis bem-bet/a pusptj
vuzöters nits bet# puspe a-
vo-na-varat dart#(j trat krapa
vo - n - ar&s mia mq trat sas
no - vari°s - pQ da - nouf trat
vo - no - vares - pQ - tirat indaur
valtri no-gavare de-novo tirä
nach den vögeln steine geworfen haben? 94. Der pfarrer hat uns
tirä sas a-i-vzei?
a-va^trat^ krapa ts'anter-ilz-utsälts?
vekr-patö krape slv-ildz-utselts?
davö-z-utses?
dQ-i-utsiei?
klaps devö^-'u-utsei?
klas daür-i-usei?
sasi a-i-ozei?
al-pret al-n-a-dä
al - farer q - dau da-
il-farer andz-Q-do
al-reverenda anz-a
1-plnao nez-a-dat
lu-plevao al-nuz-a
al-plevän al-nuz-!a-
el-p'oväß ne-ga-da
ein buch gegeben. 95.
un liber.
nus in-kudis.
eo-kodes.
>
dat iö-küdes.
>
n-liber.
dät uü-libri.
dät UD-libri.
un libro.
Gärtner, Bätorom. spr. u. lit.
Lest es und gebt es ihm bald zurück.
ledzi-1 e-poe-de-g-al indre" subit.
ledyi k"el a-dal gla'ti anavqs ^1 ad-el.
lidy^-ily e-det-ily anavös ba'n-spert.
al-lid1 i-dat-al Darbot inavö ad-el.
liza-1 i-retad-i-1 tost in$.
V-lu e-da^e-l subit indevöur.
le^-lu e-da^dyi-lu pr^st indaur.
lez6-lo e-torn6-ge-lo presto.
34
Texte ans lebenden nrondarten.
96. Er hat es uns geschenkt.
\v al-ne-1-a-regalä.
el-$-sendydu el da-nus.
el-ily-9-ants tsint;ridyie.
el-anz-a-regala el.
al-nez-1-a-sinkä.
lus a-nuz-el-a-donät.
lu1 al-nuz-luJa-regalät.
lu el-ne-lo-ga-dona.
97. Dein jüügster sieht aus wie
al-to-f'ffi pvse-dziiin al-su-
tiu-piny vetsa <?ra sk-in-
il-tis-pi-dyüven ve* ör sku-
tas-pt>yüven g'ard-öra sko-
ti - m ander tyala - ora sike-
lu-to-pin-dzoven al-samö9
el - to - frut - pi - z^vin a - dyi-
tu-fio-pMi-zövene el-ge-go-
ein engel. 98.
mea un-andzul.
alIngel.
eu-angel.
in-anguel.
D-anyul.
un anyol.
somee a-un-anyul.
me!a a-un-äßzolo.
Ja, und ist schlimm wie ein teufel. 99. Wie
si, e-1-e-katlf kume-n-dennmi.
dye, ad-e-mals sk-iu-dyavel.
dye'e, ed-e-nös sku-en-diavel.
si, i-ez-in-mäl sko-in-djavel.
>
si, i-ie-rie sike-n-malaB.
si, e-al-e-trist kQn^-un-dyaul.
si, e-al-e-tyatlf kome-un-d'au.
si, e-1-ze-kativo kome-uu-d^volo.
kuan-
kun-
kant
kuant
tan
tse-
se-
k'an-
alt ist er denn? 100
ti-an ga-1?
veUdz-el pia?
ondz-^-l-damä1?
Qnts a-1-dimena?
d-ani a-l-pa?
tänty any a-el?
tänty a'ns alJa-e?
ti ani ga-lo lu?
Er ist zu Weihnachten vor 4 jähren geboren.
1-e-nasu de-natäl kuatr-an-fa.
el-e-nasMis da-nadäl av&un-k"ater-$nts.
el-e-nasle da-nadäl avdn-kater-^nts.
el-e-nat a-nadal avan-kuater-9nts.
l-ie-nasü daB-katr-ani da-nad^l.
lu1 al-e-nasut a-nadäl tsefd-kuatri-any.
lu1 al-e-nasut di-nadäl kuatri-ain-fa,
lu-ze-nato de-nadäM za-kuatro-ani.
101. Er wächst jetzt gerade etwas schnell,
al-kres in-presa propi-ad£s.
el-kresa iisa grad-ampäV'-dab^t.
el-krese dyist os empö-spert.
el-kresa yi'St osa impa-spert.
1-kras dra-zan vel-deb^t.
al-kres 'usto-kumö um-pu°k zuelt.
al-kres ^ste-kumQ um-pök prest.
lu el-krese propjo adeso un-f'a presto.
102.
Darum ist er
per-k"est 1-e
per - t^e1 z-el
per-kely e-1
per-kuai nan-
per-kas n-ip-l-
par-kest a-no-
par - kist al-
par-k"esto no-
I. Gespräche.
35
nicht mehr so dick und fett.
miDga tant-pi-se-grQs e-gras.
bet/a-ple si-grQs a-gras.
bety-ple si-grQs e-gras.
e-l-plv use-grQs i-gras.
plu tan-gr^s i-gras.
1-e-ätri kusi-gr"es e-gras.
no-'e-plu1 tant-gr"es e-gras.
l-ze-p1!! kusi-groso e-graso.
103. Lache nicht immer und schweig,
rid-minga semper e-taz-dzn.
ri bety-adina a kQS-t/u.
bet/ rel adenye e-ta\
na-rier aduna i-taza.
ne-ri fort i-skota.
no-sta-ridi simpri e-täs.
no-sta-ridi simpri e-täs.
no-sta-ridar sempre e-tazi.
104. Höre zu und rede später,
skulta e-parla poe dppo.
ta'tla tier a-reJzda ple-tart.
terle tTr e-razune slve.
ta'dla pro i-disku°ra pv-tart.
skota su i-rezona plu-tert.
sk^ltQ e-favelQ pin-tart.
skolte e-dQpo favele.
skolta e-parla p'u-tardi.
105. Reden ist silber und
parlä 1-e-ardzent e-
rezdä e - ardy^n e-
rnzanär e-ardy^nt e-
disku°rer ez-ardzient
>
rnzmj ie - arzant i-
lu-fevelä al-e-arint
fevelä al-e-arint e-
parlär ze-arzento e-
schweigen ist gold, sagt man.
taze 1-e-or, i-dizan.
kojser e-a"r, di-ins.
taz^kr-e-or, de'-ints.
i-tazä'r ez-qr, az-diz-a.
skut(j ie-Qr, diz-un.
e-lu-tazi° al-e-aur, a-si-dls.
taze al-e-aur, dizin.
tazar ze-oro, se-dize.
106. Du hast zwei obren und nur
ti te-ge du orets e-na-boka-
te-az-dues ur^lyes a-mo-
te-äst duz-urelyes e-aügäl
tv-az-duez-uralyes i-be-una
t-ez-do^uradles i-me-una
tu-äz-d^z-vor^lQs e-nQmQ
ta tu^az-dös narelis e-dome
ti te-ga-do-retye e-sol-una
einen mund. 107. Bist du nie krank gewesen, kleine? 108. Eine
sola. sed-ma* Stada malada, pinina? per-
ina buka. a's-tema' Stada maltsauna, te-pint^a? ina-
ene büke. ist mal Stade maltsane, pitsne? ena-
boka. nan-es-tu ma stata amaläda, pitsna? ina-
bot^a. n-ies-a me1 stat-amal^da, pitla? raeza
unQ-bQt/Q. no-si°-tu ma1 stadQ malad«?, pitsnlQ? m'e-
un^-bo^x^. no-ses-tu ma1 Stade malade,, pisule? m'e-
boka. no-te-son-stada ma1 malada, pfkola? meza
3*
36
Texte aus lebenden mnndarten.
halbe woche habe ich fieber gehabt,
m^dza-setimana go-vv la-fevra.
m^za-'amna vaJu-dyu f^bra.
me^z-e^nde va-i-dyT la-fevre.
inets-emna naJa-uyu febra.
n-eDa e^i-abii la-f'o^a-
dz^seteman^ i-a'-imbut la-fin,).
z^-steman^ 'o-'a'-vüt f'ejre^.
setimana go-vu la-freve.
für ein gemisch gegessen hat.
1-a-mandzä.
sa'da ^l-Q-malyäu.
t/-^la-Q-malyle.
t^-ela-a-mandya.
ke-l-a-ma1^.
tse-mesed^t k-e-a-mandyät.
k-e-'a-mandyät.
la-ga-manyd.
und die nägel waren ganz blau
ünts i-e/an tvd-blce.
e-laz-uiagles ejen tut blaues.
e-laz-ungles eren tod-blaves.
laz-ungles deren to-bla"es.
ondles fQa dut brumes.
e-laz-QDglQS ez-e^9 dut^s turkiu^s
6i3gulis aJerin dutis paonasis.
ondye le-dyera tute azure.
109. Weiss gott, was sie
dio sa ke-mestsada
sapi d'us tye - ma-
89 dl' t/e - niazdity
sa d'o t/e-pastruly
sa idi" t/e-mesed^ts
savard lu - sinyü°r
dio sa se-niesedanse^
dio sa ke-meskolansa
110. Die lippen, das Zahnfleisch
i - labe/, i - dzendzlf e - i-
las - leftses, laz - undzives
ildz-l^fs, laz - zunzVves
as - lefs, las - landzlves i-
i-zlefes, la-zuiszives i-1-
ln - zlävris, laz - dzindziv9s
i - lavris, li - zinzls e - li-
i-lavri, le-zißzive e-le-
111. Ihre zunge war trocken.
la-so-lei3g"a l-§ra-seka.
sia-l'unga e/a-setya.
la-si-lyaöge ere-sitye.
sa-le/'a dera-setya.
si-langa fQa-sat^a.
Ia-S9-Ie^g9 e- ^9-8^^9.
la-so-lenge^ aJ$r$-se^.
la-so-lei3gua la-dyera-seka.
112. Der schmied meinte am montag, ihr herz sei krank.
lunedi el-fe/6 al-kredeva ke-1-so-köer al-fudes-malä.
al-fravi manadyava usen-lyendizdis, s'u-k9r s^dyi maltsäunts.
il-farer manadyeve lyindezde t^-il-sis-kör se/e-maltsän.
al-fäver kra5eva al-lyvndezdi t/a-sas-kör sia-amalä.
1-fever minoa 1-lunes ke-8i-kucr fos-amalä.
i > *— > > ....
lu-färi al-kred^v9 lunis ke-lu-so-ko"r al-fos-malät.
lunis al-färi krodtjve. ke-fos-malät ej-so-kür.
luni el-favro kredeva ke-l-su-kuor fose-mald.
I. Gespräche.
37
113. Am dienstag sagte der mtiller, das sei die leber. 114. Am
martedf al-muline 1-a-di ke-l-era al-fidik mala. mej-
usen-mardis 9 al-mulin^ det/ kuai-s^i-al-dir. 11-
marde 0 il-muliner det/ t^-i-se^e il-dekr. la-
al-mardi a-dlt al-mulyiner t/a-kV sia al-narom. al-
1-mejdi a-dit 1-mulin^ k-l-fosa l-fu'ä. 1-
lu-martis lii-mulinär al-diztj k-al-fos lu-fiat. lu-
martars al-mulinar alJa-dit ke-al-fos al-fiät. m{ar-
marti el-muliner ga-dito ke-fuse el-flgä. me>-
mittwoeli fürchtete die miillerin, es fehle im hals oder in der
koledi la-mulinera la-gaveva pagtJra k-l-mä al-fvd£s ind-al-
sen-maz'amna tumeja la-mulinera tx-a-maußki vid-al-kuliets
mezemde tameve la-mnlinere t^-i-mant^^s a{nten il-kulets ni-
m^rkurdi tameva la mulyin^ra ty-i-mankes da-1-kalcets o-da-
m'arkuldi tem^a la-mulin^a k-1-falas t-l-k^l o-t-l-piet.
m'erkos e-vevQ pollrQ la-mulinari9 k-a-i-mant/äs int-al-kuel
ku1 la-mulinar1^ vej$ paur$ ke-dyi-mant/as alk int-al-k^l
köre la-mulinera gaveva paura ke-el-mal sta§e n-el-kolo 0-
brust.
kyl o-ind-al-stomik.
ne-vid-al-p^ts.
a'nten-il-brost.
>
1-pet.
u-iut-al- Storni.
o-int-al-pet
n-el-peto.
nacht ordentlich 116.
n^ts. [schwitzen.
la-not^-
da-nQt/ pulit.
u°rden la-n(?t.
san de-nu°t.
not pulit.
din di-nyot.
tela de-note.
115. Dann Hessen wir das mädchen in der
dQpo em-fa sudd ben la-pinina de-
lura va'n-nus fat/ snä la-bueba fet/
al9"re va'ndze fat/ snar la-mate
Iura va*n-a fat sv\ar la-mata in-
ßlouta onze fat la-muta sue da-
dopo i-la-fazerin sudä la-frut9 di-
d9po a-vin-fat sudä" la-frute^ in-9r-
dopo gavemo-fato sudr pulito la-pu-
Am donnerstag war die krankheit geheilt,
dzovedi la-malatia 1-era dza-ndada.
usen-dyev'a era la-maltS9nya madi^da.
la-dylvdye ere la-malts9nye st/ampantäde.
la-yöevdya dera la-malatia g^arlda.
la-zuebia f9a la-malatia varida.
la-'o'bQ la-malati9 e-ej9-sparid9.
Yb§ la-malati^ a-^ra-sparid^.
z!oba la-malatia la-dyera sparia.
38
Texte aus lebenden mundarten.
117. Freilich war die kleine recht mager,
ts^rt, la-pinina 1-era tan-raagra.
persas^ts era la-pint/a fet^-ma'gra.
kunsas^ts ere la-bübe fit^-rna're.
ba'nsi dera la-pu^ba sten magra.
dants, la-pitla f$a dra-megra.
sigür, la-pitsulQ e-erQ trop-mägrQ.
sigur, la-pisule a-'ere trQp-raägre.
sikuro, la-pisinina la-dyera tanto-magra.
118.
Die arme
i-bras i-
la-bratsa
ilz-bratss
la-bratsa
i - bratses
>
*u - brats
i-bras a-
i-brasi i-
waren dünn wie Zündhölzchen,
eran-venyi'-setl kome-tsufranei.
era-satila sku-tsuprints.
eren-stilts sku-tsurple^nts.
dera-sutilya sko-tsurplints.
f^a-sutii sike-fulimant/.
e'-erg-sotl kQmQ-furminänts.
^rin-sutl' kome-f ulmin ans.
dyera-sutf kome-i-fuminanti.
119. An den ellbogen, knien und
a-i-gumbat, a-i-dzincets e-
vid-als-kumbels, ganulyes
ved-ilts-kombelts, zanü'lts
via-es-t^audunts, snurlts
pra - i - kumedöns , znodli
t-e1 -komedÖDS, dzenu°i
su - i - kumedöns, zenoi e-
a-i-komi, a-i-zenotyi
fersen sah man alle knochen. 120.
a-i-kalkäny se-vedeva tut-i-QS.
a-kalk^nts vaz^v-ints tut 1-Qsa.
e-kalt/Q'nts vazev-ints tot 1-Qse.
i-kalkö'nts z-vetseva tot 1-Qsa.
i-t^o"txani udq-un dut^-i-QS.
e-talÖDS e'-si-vedevQ dut#-u-vl1es.
telößs a-si-v'odevin duty-i-ues.
e-a-i-kalkanyi se-vedeva tuti-i-osi.
ging sie wieder in die schule,
nada a-skoela.
mava-ela pusp$ a-skola.
puspe e'de a-sköle.
darty(j ida a-sköla.
inq zita a-sk^la.
'e-ladQ da-nouf a-skuel<?.
di-nyöf a-skuele.
tornada a-skola.
121.
Nach einem halben monat
dopo - mets - mes 1 - e - tor-
ts'anter - in - mipts - ma's
>
sive - en - mets - meks e-la
davö-in-mets-ma^ e-la
dQ - mets - d - mans ie - la
devö^-un-m'ets mi°s e-
dQpo-m,:es-mes a-je-lade
dopo-mezo-meze la-ze-r
Der weg ist lang und wahr-
la-strada 1-e-luBga e-tsfrt
la-via §-l{UDga e-verdaV-
la-vee e- hinge e-projpe
la-via e-lunga i-per-vah'a
la - via i° - londya i - prQpi
la - stradQ e - ^ - lundyQ e-
la - strade a - '$ - lundy§ e-
la-strada ze- longa e-ve-
I. Gespräche.
39
haftig nicht gut.
1-e miiaga buna.
lama'n betya buna.
bedy-bune.
na-buna.
nia bQna.
a-di lu-vi°r, n^ntye-b'ino.
par-v^r nu-ie brin^.
ramente no-la-ze-bona.
122. Im garten kannst du wieder das
in - dzardfn ti - te - p$ segä de-
a*ntan - iert sas - te puspe. si(j
anteu-Trt pQst puspe^ sa^r
in-i°rt pos-tu dart;^ sa'är 1-
te - vertsön pQses inq sia la-
int-al-Qrt tu-pues da-nouf seä
int-al-ort tu-tu-pl,edis taJd in-
su-1-dyardin ti-te-pol s'egär de-
gras mähen. 123. Nimm auch die sichel mit. 124. Neben
bel-nffif l-erba. toe sv anka-l-seg£ts. pres-
al-past/. preu era la-farkla kun-t£. sper-
1-ejrbe. Pelye er la-farkle kun-te. da-
§rba. pilya er al-kurt£-t<irt kun-ta1. da-
'arba. tue nt^e la-sa'zla pea. dlou-
la-'erb^. toi e^ntye la-sezolQ kun-tiq. din-
daur la-arb^. tyol ant^ al-sizilin kun-te^ don-
novo l-erba. toi suzo aßka la-sezola. aren-
der brücke über den bach wachsen brennesseln. 125. Auch an
a-l-punt sura-l-akua al-kres i-urtlk. aüka pres-
la-pun zur-ul-dut/ kresen urtikles. era sper-
sper-il-punt zur-ily-uäl kresen urte^es. er dasper-
sper-la-punt sur-1-ual kresen urtles. er pro-la-
dya-l-puent so'ra-1-ruf kras urties. ntye pra-
dyQ-lu-p"int sQrQ-lu-r'u es-kres laz-urtiQS. e^nt/ din-
dy^-l-p"int parzor$-la-roe a-kresin urtis. auTZ^ don-
te-a-1-ponte sora-l-agua krese-le-urtige. aöka a-
der stiege und an andern orten,
a-la-skala e-in-olter-sTi
la-styeja ad-^n-auters-lQks.
la-styele e-a'nten-öter-lis.
styäla i-in-öter-los.
la-sela i-te-d-autri-lues.
dyQ-la-styalo^ e-in-a'tris-lonks.
dy^-la-st/ale^ e-in-altris-lüks.
rente-a-la-skala e-in-altri-logi.
126. Kohl und kopfkohl habt ihr
verts e-gabüs v^lter ge-
gastes a - krut va*z - vuz-
dyibös e-krut vedz-bedy-
kopts i - ravitses na - val
kapüs i - kraut n - a^ze-
v^rdzo e - tzaputs no - i-
verzis e-kapus a-no-
verze e - kapusi valtri-
40 Texte aus lebenden rnundarten.
nicht viel. 127. Soviel die hasen und die würmer übrig
n-i minga tanti. ge-n-em tanti ke-i-legur e-i-v^rm
betya b^. si-b'e^ sku-las-l'urs a-ls-v'anns l^en
bler. tant sku - las - lyo^'S e-ils-v^rmps lasen
bl^r. tant t#a - las - levres i-z-veraits lasen
truep. tan k-i-lievri i-i- 'armes avantsa.
n-vi°s tros. tant ke - h\ - 'eve^'S e-'u-v'^rms e^B-lasQ
n-ves trQS. tant ke - a - i - vansiia a-'eurs e-a-1-
no-ge-ne-gave tanti. tanti ke-i-l'evri e-i-vermi ge-ne-
lassen. 128. Hast du dich mit der sichel geschnitten? 129. Nein,
ne-vantsan. te-set-ta5ä ku-1-segets? nq,
anavqs. as-te-sataly&u kun-la-farkla? na,
vantsär. ast-ta-talyee ku-la-farkle ? nä,
vantsar. t-as-t-talya ku-l-kurt£-tort? na,
t-ejä-a-ta'ä ku-la-sa'zla? no,
vantsä. t^i-siMu-ta'ät ku-la-sezolQ? nq,
v!ars. si-'as-tu-t^ät ku-1-sizilfü? n$,
vaßsa. te-gas-tu-ta'ä ko-la-sezola? no,
sondern mit dem messer. 130. Hast du dir den daumen verwundet
ma ku-1-kortel. te-set-fa mä a-1-polas o-a-l-dl vi-
s<mder ku-1-kuntf. as-te-sepliä" al-d^t-pQlis ne-al-d^t
sonder ku-1-kuntel. ast-a-plaee il-potes oder-il-d^t da-
dimperse ku-l-kurte\ t-as-t-talya al-pojs oder-al-da'nt
ma ku-1-kurtel. t-e^-a-fa-m^l a-l-pQles o-a-1-da/t
ma ku-1-kurtis. t^i-as-tu-fat mal t-al-poleär u-t-
ma ku-1-kurtis. sVas-tu-fat mal a-1-poleär o-a-
ma ko-1-kortel te-gas-tu-fato mal a-l-p61it#e o-a-
oder den finger 131. Es ist dieser finger. 132. Ich werde ein paar
ziD? [daneben? 1-e-sto-di-ki. mi-podaro minga
sp^res? '-^-k^a'-dej;. 5u-veny in-p^r-dis
speres? ily-§-k§l-deJ:. i - viny em-per-
dasp^ra? id-e-k^zd-da'nt. a-na-pudera per-
dlondya? l-ie-kast da't-tlo. i°-ne pudertj adur-
al-di°t dindyQ? al-^-kest di°t. i-no-podarä1 dop$-
kel-ded-dondy^? al-^-kiz-det-ka. no-podarä1 doprä
1-deo-arente? ze-k"esto-deo. mi-no-podarö ado-
I. Gespräche.
41
tage den fingerhut nicht gebrauchen können.
dopra al-didä per-um-para-de-di.
bet^a savä1 duvrä al-finderguet.
deks bet^-a-pud^kr duvrär il-dikldr.
a'lts-dits noe duvrär 1-ankler.
v(j 1-ded^l B-valgüia-dis nia.
rä lu-yinyarö"l par-k"alku-di.
el-venyartil un-par-di-dls.
prär el-zizäl par-un-per-de-dyorni.
133. Du hast dein
ti - 1 - e - spurkä
te-as-tsufernyau
te - ast - tsufantö
tv - as - tsaf unya
t - es - lourä ti -
tu - as - sportyät
tu-^s-sport^sd-
te-te-ga-sporkä
gewand mit blut beschmutzt,
al-vesti de-sank.
tiu-vestyu kunt-saun.
il-tis-vistyp kun-saßk.
taz-busmä'nt kun-saüku.
guant da-sank.
lu-to-vistlt da-sank.
di-sank al-to-vistit.
el-vistito ko-l-sai3g"e.
134. Nur den ärmel. 135
dumä-la-mäniga.
mo-la-mondya.
ang&l-la-mQndye.
be-la-mondya.
medra-la-man'a.
> .. •• ••
nQmQ-la-man^.
d^me-la-mdnie.
solo-la-mdnega.
Blut wäscht
al-sank al-
saun lav-ins
il-sank as-
al-sanku-as-
1 - sank se-
i
lu - sank a-
al-sank al-
el - saDg"e
sich leicht mit kaltem wasser weg.
se-lava fatsil ku-l-ak"a-fredza.
tyunts kun-aua-fraida dav^n.
läse lavär dav^nt lef kun-äve-fre/de.
läva davent tyoents kun-a"a-fraida.
leva souri via kuia-ega-fra/da.
si-lavQ viQ fatsil kun-ägo-fri0dQ.
si-lave vie fasil kun-äge-frede.
se-lava fasilmente ko-l-ag"a freda.
136. Man braucht keine
g-e miraga bizüny
in - drQva nadyina
ints-Q bedy-da-ba-
i - na - z - dovra la-
1 - nen - ie nia de-
> •• >
no-nd-e-bizinyo di-
a-no-si-'a-bizunye
no - ge - ze - bizonyo
lauge dazu. 137.
de-lisiva per-kuest.
lasiva l9tier.
zints da-lyislve lQtlrs.
siva per-k"a\
buzän de-lesiva per-kas.
lisivQ par-kest.
di-lisie par-kist.
de-la-Ksia par-k"esto.
Freitag und samstag werdet ihr das
venerdf e - sabat v'Qlter netari
venderdis a-sonda venyis-vus zu-
venderde" e-SQnde nits a-natadyßr
venderdi i - s^nda netiarat tot-
vanderdi i-sada netera^e duta-
viners e-säbedQ i-netarl°s dutQ-
vinars e - sdbide a - netarez - duta-
venare e-sabo valtri-netar6 tuta-
42
Texte aus lebenden mundarten.
ganze haus reiuigen.
tuta-la-ka.
berdytj tiita-la-tyeza.
tot-la-tya.
la-t/äza.
la-tyaza.
la-t/azQ.
la- tyaze.
la-kaza.
138. Sonntag i3t pfingsten. 139. Die
dumeniga 1-e-pentekqst. la
dumendya e-tsunka'zmes. la
dumendye e-tsuntyesmes. la
dumendya e-tsußka'sma. la
dumanya i°-l paska-de-me1. la
dement son-las-pentekQstos. la
dornen'e soia-li-pentakQstis. la
domenega ze-le-pentekoste. la
stiege wirst du mit sand reiben,
skala te-la-netare" kun-safrün.
1 c
styela venyes-te-a-zuberdy^ kun-t-sablün.
st/ele vintst a-sfruzir kun-t-savluB.
styäla struzaras kun-sablün.
sela laver ^s kuB-sablö».
styalQ tu-la-lavaräs kun-savolÖB.
styale tu-la-lavards ku-1-savalÖB.
skala te-la-netarä ko-l-safröß.
vierzig stufen vou oben bis unten.
nöef-skaliB da-susura fin-a-bas.
nuf-skal^ms da-sum toka-dem.
nöf skalemps da-ses6m anffn-dyud^m.
nof-st^alints da-sisöm fin-dyosöm.
nuPf-sali"re3 da-suiasöm fiB-a-z-a-pe.
tO/nüf-st#alins d-irasom fm-d-a-pe.
te-nüf-st/alins di-su-insömp fiia-k-a-yu
ta-nove-skalini da-sora fiB-a-baso.
141.
140. Alle neunund-
trt-i-k"aranta-
tuts - kuronta-
tots - kurante-
>
tot - k"aranta-
dui - karanta-
dut#-u-kuaran-
dut#-i-kuaran-
tuti-i-k"aran-
Wer sich nicht täg-
ki se - laväs e - se-
tyi ka-salaväz-bet^
t/i ty - as - lav^s e-
t/a - na - z - la-
ke - ne - se - la-
> > > ••
k-a-no-si-la-
k-al-uo-si-la-
ki
ku1
ku1
ki no-se-lavase e-
lich wüsche und kämmte, würde es bald bereuen.
petinas minga tvt-i-di, al-se-pentir£s prest.
a-fady^s betya se t/ave^lts mint#a-de\ senriklds gla'ti.
svaltris bet/ mintya-de, z-anrigl^s spert lQnderdyü.
ves i-patn^s mint/a-di, z-anrukl£s ba^nbQt,
vas i-pinas uni-di, 1-i-ruas tQst.
väs e-petenäs onyi-di, a-si-pintir^s zuelt.
var^s e-petenartjs onyi-di, al-si-pintirtjs prest.
petenase onyi-zorno, se-pentiria presto.
I. Gespräche. 43
142. Läuse, flöhe und kraukheiten wären die strafe. 143. Wir haben
p'oets, pules e-malati saresan-al-so-kastik. nvD - gern
plu/lts, pelis a-nialtsQnye3 fusen-al-str^f. nuz - va'n
plu'lts, peless e-maltsonyes fisen-il-ströf. nogz-vany
plu°lts, pultss i-malatles fosen-al-t^asti. no-na-
podli, pules i-malaties fosa-la-stroufoi3ga. nouz-n-oD-
pedu°i, pults e-malatiQS e'-sares-lu-t^astik. nii°-no-
pedoi, puls e-malatis saresin-al-t/astik. noaltris a-
peodyi, pulzi e-malatie i-saria-el-kastigo. nantri no-
19 tage in unserem tal keinen regen gehabt. 144. Wenn
minga w ak"a da-dezncef-di in-la-n^sa-val. se-1-
zenif-dis bet#a dyu-pleVa en-nQsa-val. 84-
dylc disnof-deks a'nten-la-nQsa-val ninye-plivdye. s-i-
va'n-nyu indyuna-plöevdya in-nQsa-valäda desnöf-dits. s-i-
abü deznüef-dis te-nQsta-val degnna-p!ueia. se-1-
viö-imbut plo!Q dizinüf-dls int-e-nnestrg-val. s-al-
no-viu-vüt plQe dizenuf-dls iot-a-nestr^-val. se-
gavemo-avü pjova diznove-dyorni n-ela-nostra-vale. se-
es geregnet hätte, wären diese blätter und wurzeln nicht dürr
aves-p'ovr, sti-foe1 e-sti-radls saresan miöga sek.
ves-pluvi", se-fiisen kl!elts-fVlts a-kuelas-radyis bet/a sekes.
ves-pluf5, fisen-keles-filyes e-riks be^-setyes.
ves-plovi', na-fosen kuestes-fcelyes i-ralss set/es.
as-pluat, ne-fosa ksta-fueies i-ravizes sat/es.
ves-plot, no-sares-set/Qs kestQS-f'eQS e-radls.
al-ves plQt, kistis-fl,ejs e-lidrfs a-no-saresin-set/is.
gavese p^vuo, ste-fo'e e-ste-raize no-le-saria-seke.
145. Zwischen jenen hohen bergen kommt eine finstere wölke
tra-kui-montäny voH al-veny fo3 na-sega-skrra, [hervor.
dianter-kllelts-kuelms anlts veny-ina-stxira-nebla siad$.
tranter-kelts-kolmbz-öts viny-nQ ena-neVle st^Tre.
tanter-kues-munts-öts va'n-öra ina-nt'bla styüra.
anter-ki-mont#-aut/ vaö-Qra na-nibla-skura.
tar-kez-monts-altQS al-ven-four un-nül-skür.
in-fra-m'ez-di-ke-mons-altis al-ven-für un-nul-skür.
fra-kuele-montanye-alte v'eD-fora un-nüvolo-skuro.
44
Texte ans lebenden mnndarten.
146. Vielleicht schneit's heut,
fortsi al-veny la-nef inkcb.
forsa naV-i ote.
f(?rse neVily qts.
f^rtsa na'v-a ots.
pQvester k-l-na'f nku'i.
fyrsi al-neVQ ui°.
fQisi "e_ al-iiavearä.
forse aiakuo nevega.
147. Mir scheint, es blitzt da
me-pär ke-1-salvstri la-
para da-me t^-a^kam^-
i-am-pare t/-i-t^am^dye
i-am-pära t^-i-stralytJ-
1-me-per ke-tarluäa il6
a - mi - par k - al - tralupQ
a-mi-par ke-a-lampe^
me - par ke - lampa la-
hinten. 148. Der oheim meint, es würde regnen, wenn
dedre. al-dzio al-kret ke-l-p^var^s, se-1-vent
dyi lo-davqs. aly-auk maned^a ty-i-vany^s a-plover,
1q davos. il-bärbe manedye t/-i-plu^s, s-il-loft
za la davö-via. al-sar-barba kra'a t/-i-nyis da-plover,
dQ-via. 1-bejba miena k-1-pluvas, se-1-vant ka-
ala devö"r. s'or-barbQ al-kreut k-al-plovar^s, se-lu-
la datlr. el-barbe, al-krot, al-plovar^s, se-al-vint
drio. el-barba krede ke-p^varia, se-1-vento ka-
der wind nachliesse. 149. Vetter Toni versteht das.
150. Er
al-kaläs.
s-il-sofel kaläs.
>
kal^s.
s-al-sofl tyales.
las.
vint al-tsesäs.
kaläs.
läse.
al-kumpar-t$ni al-kapfs k"est. li>
kumpar-tQni kapejsa kua\ el-
toni ankle1 kely. el-
sar-t^ni z-ißkle^ da-kua\ el-
bera-tQne kapas käst. 1-
kompari-tQni al-kompr^nt kest. al-
sar-toni al-kapis kist. al-
kompare-toni kapise kuesto. lu-
pflegt zu sagen, er habe es immer in den nerven und ädern ge-
1-dls per soKt ke - 1 - a - sempe^r senti ind-i-n^rf e-ind-i-ven,
VQ-zeri e4-adyi adina santi'1 elts-n'arfts ad-ava'nes, sa 1-
vQ-z<mt t/i - e.1 - v^dye adenye santi0 a^ten - ilts - n^rfs e-a^n-
sola dir t^-el-aya adrna santi a'nt-i-las-nerves i-a^t-i-laz-
va dizan k-1-l-ebe danyo"ra senti t-i-n'arves i-te-la-va^es,
va dizint k-a-lu-vebi simpri sintüt int-e'-nyej-fs e-int-ez-
va dizint ke - lu! - al - *a - simpri sintüt int - a' - nyarfs e-int-es-
el-va-dizendo ke-1-gaveva sempre sintio n-^-nervi e-n-ele-
I. Gespräche. 45
fühlt, wenn sich am nächsten tag das wetter ändern 151. Der bart,
kuant-el-teinp al-vce kainb'a el-di-a-dre. [würde. la-barba,
aura samidäs ly-auter-de. la-barba,
ten-laz-avanyes, si-l-öre za-mid^s il-de-slve. la-bärbe,
ava'nes, sa-1-ävra z-mtdes al-di-davö. la-barba,
se-1-tamp se-mudas 1-di-dQ. la-berba,
venös, se-lu-timp a-si-mudäs lu-di-devo"r. la-barbo,
venis, se-1-timp al-si-mudarä e^l-di-dQpo. la-barb^,
vene, se el-dyorno-dopo el-tempo kamtfase. la-barba,
die nase und die äugen sind voll staub,
al-näs e-i-oets i-en-pjen de-pulver.
al-nas ad-alz-e'lts ^n-pla'nts purla.
il-nas e-ildz-ilts en-pla'nts polvre.
al-näs i-z-celts sun-pla'nts pu°lvra.
1-nes i-i-uedli ie-plaüs de-stu°p.
lu-näs eJu-vu~i e'-soü-plens di-polver.
al-näs e-i-voi a-soo-pleBS di-polvar.
el-nazo e-i-ot/i i-ze-p^ni di pölvere.
152. Der wind jagt den
el - vent el - kasa
al-sofel katsa al-
>
il - loft katse il-
>
al-sofl t^atsa al-
1 - vant ma'na 1-
lu - vint al - parQ
al - vint al - pare^
el-vento kasa zo
rauch vom dach herab.
dzu-da-1-tets al-fwn.
fem dyu-da-1-t^t/.
fem dyu-d-il-tet/.
ivm yo p-al-tet.
fum da-l-tat zu.
*u lu-fum d-al-tet.
!u al-fuö d-a'-kQps.
el-fumo da-1-sufito.
153. Die schwalben sind im herbst fort-
i-rundul i-en-gulä via in-autvn.
las-svalmes en ly-atun zgulades
las-skalmes en- zgulades dav^nt
laz - dy utseles sun - zgulades da-
la-röndules s-ea-ie-zul^des d-
las - tsidzilQs es - sod - z>ualadQ8
li - sizilis a-soD-svoladis vie di-
le - sizile le - ze - zvolae via de
geflogen. 154. Im frühling sind sie nicht wiedergekommen.
de-primavera i-en minga turnä.
dav^D. la-parmavera eu-ejes bet/a turnades ple.
ily-atön. la-parmave're ^n-ily bet^ puspe^ nPdes.
vent d-utön. la-prumava'ra na-sun-a plu nyvdes inavö.
out6n. da-Dsuda n-iMes nia inö unides.
> .. i >
viQ d-at6m. d-isudQ e^-no-soB-tornadQS ätri.
autüo. im-primavere^ a-no-son-vinyudis dinyof-indaur.
autuno. n-ela-primavera no-le-ze-p^-tornae.
46
Texte ans lebenden mundarten.
155. Unter dem dach sind drei Vogelnester.
siit-a-1-tets g-e tre-niät de-uzei.
zut-a-1-tetx en tra's-nyifs utsi.
sot-il-tet# en treks-nl°s d-utselts.
sot-al-tet sun tra's-n'os d-utses.
sot-a-1-tat ip-l tra'-koes d-utsiei.
>
sot-lu-tet a-nd-e tri°-kovQS di-utsei.
sot-a'-kQps a-son tre-nls di-usei.
soto-el-sofito ge-ze tre-nl de-ozei.
156. Ich höre eine
mi - senti a -
'u-auda kan-
i - sa'nt kan-
a-d^t a-t/an-
ie-aude tyan-
i-sint a-t^an-
jo - Sinti a -
mi-sento kan-
arasel singen. 157.
kantd un-merlo.
tqn ina-marlQtsa.
t<)nt ena-marlQtse.
tar in-merl.
tan na-m'arla.
tä un-nyerol.
tyantd uD-raerl^t.
tär un-merlo.
Steh still, damit sie sieh nicht fürchte.
sta ferm, per-ke-lu-l-gafra minga pagvra.
sta aW, sin-a-k^-ty-ela-temi betya.
stQ e're, sen-a-kely-ty-ela v^dye beH-teme.
sta salda, per-ty-el-nan-aya tema.
sta kiet, tsQ-k-la n-ebe tama.
sta ferm, fiia-k-al-no-vebi pourQ.
sta fer, ke-no tyapi paur^.
sta fermo, par-ke-no-1-gabia paura.
158. Wenn sie nur noch einmal sänge!
se-1-kantäs ankam q na-vQlta!
s-ela mo kantAs pusp^ inJeda!
s-ela-kant^s angill ank en-fe!
be-t^-el-t/ant^s amö ina-ya!
se-la-tyantas-pa pu mq n-^ade!
s-al-t^antds mo intyimö un-viats!
se-al-tyantaz-ma1 ant/emq une-vQlte!
se-lu-el-kantase aiakora na-volta!
159. Was suchst du
k$sa tserket-
t#el enkueres-te
t^e ts^rtyes ajn-
tye kueres - tv
tye kieres - pa
tse tseJrs - tu
se siris-tu-par-
kosa serki - tu
in allen ecken? 160.
ti in-tut-i-kantün?
pe-ls-kantünts enturn?
ten-tot-ils-kantüns?
>
in-tot- es-tyantünts?
te-dut^-i-t^antößs?
in-dut^-u-t^antÖDS?
duty-i-t/antÖDS?
in-tuti-i-kantoni?
Ich habe einen teller gekochte erbsen
9 - metv so - ming - indua un - tund - de -
'u-a-mets ^ntsanua in-talyer arvelya
i-va-mes entsänne en-plat kun-
a - na - mis inklur im - plat arbalya
i-e-metü n-ta^r d-arb^es kuetes
i - a1 - metufr no - sa1- duld um - plat di-
'o-^-mitüt no-sV-duld um -plat di-
go-meso no-so-dove un-p'ato de-bizi
I. Gespräche.
47
irgendwohin gestellt.
erbei kqt.
kqtya.
arvejye kQtye.
kQta.
ntsaol.
tseze^rQs kuetQs.
sezaröos ku$s.
koti.
161. Davon habe ich nirgend etwas ge-
de-k°est mi-o-viz-neg6t in-nesun-
da-kV va-'u-v'u nalyü nuet.
da-kely va-i-vle nalyükr navöt.
da-kuai na-na^a-vis iDgltir noeya.
de-kast n-^-i-udü Dnyo nia.
di - kest i - no - nd - a1 - vedut nu'Q
di - kist 'o - no - nd - a' - v'odüt nu'e^
de - kuesto no - go - visto ninte ni-
sehen.
Sit.
annj.
inn'Q.
sulogo.
162. Ein leerer teller ist draussen.
un-tund-vceH 1-e defoera.
in-taly^r-vit stat luora.
en-plat-vekt stat Hör.
in-plat-vöet sta la öra.
n-tater-uH sta ded^ra.
um-plat-Vt al-e dif6"r.
UD-plat-uet al-e difur.
un-pato-vodo ze defora.
163.
Sollten ihn die
ke-i-1-ab'an-
due^sen als-pas-
v^sen ils-päs-
sa-s-paslers al-
1-a-pa porester
lu-ves zue!dät
ke - lu - v^siü -
ke-i-lo-gavese-
spatzen geleert haben? 164.
zvu'dä i-pas^r?
lers va'-zvidä> el?
> <■
lers forse zvidö el?
> x >
vesen-zvcedä?
> ••
fa-uet i-zbots?
'u-pasejs?
zv"edät i-pasars?
zvodd i-pasarati?
wie wenn er abgeleckt wäre,
sia-sta-lekä.
sku-s-^l-fus-latxäuz-dyu.
ör, sku-s-ejkfis-lit;£ie-dyu.
öra, sko-s-el-fos-letya-yo.
Qra, ske-l-fos-lekd-zu.
mQ-s-al-fos-stät-lekät.
me-se-al-fos-stät-lekät.
sia-sta-leka.
Eher ein hund; denn er sieht aus,
pitc^st un-kan; p^r-ke-el-par ke-
pletqst in-t^a"n ; part^e'-el-vets-ora,
pitQst en-t/aö; per-kely-t^l-ve1-
putojst in-t/an; per-t#e-t;(-el-guard-
plutos n-t/aö; per-t^e-k-l-t/ala-
pitQst un-t/a»; par-tse-k-al-par kq-
pitqst un-t#an;par-se-ke-al-par ko-
p'utosto un-kan; par-ke-el-par ke-
165. Ich glaube nicht, dass mein hund
kredi misga ke-l-m^-kan el-
'u-kra^betya tya - miu - t/a"n
i - kre/ - bety t/ - il - mis - t/an
a-na-kra* tya-mas-t^an fetsa
F-ne-kra'e ke-mi-tyan feze
*o - no - kre"t ke - lu - nyo - t/aD
5o-no-krodi ke-al-m'o-t/aD
no - kredo ke - 1 - mi - kan fasa
48
Texte aus lebenden mundarten.
so etwas tut.
faga de-sti-r^p-ki.
felsi da-kual.
f^tse entsat^-use'e.
alty-ustfa.
v^l-de-t^l.
al-fazi alk-di-kest.
al-fazi alg-di-tal.
na-tal-roba.
166. Es kann's auch der der nach barin
el - po ve - 1 fä anka k"el de - la-
kuü} sa eja ku^l da - la - vazina
i~P9 v^kr-faty kely er ke^l-da-
i - po ava'r - fat k'^* er kuel da-
l-pQ-l-ava'-fat nt^e-kal d-la-
al - po vi0 - 1q fatQ e^ntye kel d - 3-
al-pol ve-l§ fate^ ant^e. ke^l d-a-
la - pol aver - fato aiaka kuel de-
getan haben.
vizina
va'-faty.
la-vazinye
la- vazina.
uzina.
vitsinQ.
vizine.
la-visina.
Kl.
a
f
m
V
%
h
Port.
AnmerkungeD. Satz 1. f va{ndze und p owze ist ebenso
die umkehrung von noks-vany und nous-on wie a vatn-nus
von nuz-vtfn und m vafn-a von no-va{n; nur sieht man die
naht nicht. Im Friaulischen ist, wie im Italienischen, die
umkehrung nach einem vorausgestellten Satzteil nicht üblich
(vgl. satz 2, 7, 16, 48, 58). — 2. q JcuvreHs ist der am Vorder-
rhein übliche prädikatskasus (lat. -as) von Jcuvretx, weil
Jcuelm männlich ist; vgl. aber im 2. satz fraH, nicht fraHs,
dem sächlichen geschlecht entsprechend: frigidum est. Dagegen
wieder tyaHs satz 4, n\ifs satz 17 usw. — 5. p q(sq ist nicht =
habetis vos, sondern habetis + post (vgl. das deutsche „denn"),
q{s -f pq. — 10. Der konjunktiv im abhängigen aussagesatz ist
auf Graubünden beschränkt. — 11. p stqrs plur. von stqrk
(= stark). — 14. q auda da-vns ein gebräuchlicher germanismus
im ausdruck; da ist ein wiederholtes ad: (a)d -+- a(d), es fällt
nach dem verlust des ersten a mit da = lat. de zusammen. —
16. £ ätri (alterum) ist ein adverbium und bedeutet mit der Ver-
neinung no „nicht mehr". — 17. Kl. grane und Port, gran^r be-
deuten kornboden; ein dem rätoromanischen tabulatum ent-
L Gespräche. 49
sprechendes gebäude hat man dort nicht. — 18. valivo (aequal-
ivus) ist auch in Port, bekannt. — 20. a ia'=jacet. — Palea
bedeutet in den beiden ital. mundarten stroh. — 21. Im
Friaulischen setzt man nach italienischer art das Subjekt des
fragesatzes ans ende; vgl. 49, 66. — 25. In m kann man auch
na-z-dastya l. sagen, in £ auch no-si-po l.; ein stärkerer
italianismus ist j si-devi, wo sogar die biegung nachgeahmt
wird. — 32. p es-a enthält wieder die fragepartikel, wie cps-q in
satz 5. — In j kann man auch troz-anemai sagen. — j int-al,
§ int-a- sind so zu verstehen. Die lat. präp. „in" lebt noch
weiter, z. b. in a und m in den Sätzen 9, 32, 39, 125, 143, 170,
241, in j und $ 9, 125, 215, sie wird aber gern zu „intus-in"
verstärkt, z. b. a 122, m 150, 215, 216, 217, 220 und f in all
den angeführten Sätzen. Aber „intus" ist nicht so regelrecht
entwickelt wie im afr. enz, aprov. inz, sondern hat sein -s ver-
loren und ist in p ite (drinnen, hinein) kaum wiederzuerkennen.
Sobald „in" und „intus-in" nebenformen waren, konnte „in"
als entbehrlich gelten, und man bekam als präp. das einfache
„intus", z. b. a 215, 216, 217, 220, j und % 32, 39, 114, 122,
143, 150, 170, 215, endlich das blosse „(in)tu(s), z. b. £ und %
216, 217, und in p, wo nur te, t üblich ist. — 35. Neben a
kotsents ist auch tyiHsents möglich, dem singular tyietsm
(coccinum) gemäss. — 40. m tsotels oder anyes. — 42. a oder
oder auch ne. — 43. In o wird puspe und puspq betont. —
47. In m davkü°rt oder dwkü°rt ist, wie in f awMrt, die präp.
in enthalten, in p daw-puek die präp. ante, in $ denant-pök
beide. — 51. Müssen wird in Graubünden (wie im Afrz.) durch
„est opus", in Friaul durch „convenit" gegeben, beides Aus-
drücke, die ursprünglich nur unpersönlich gefügt werden
konnten. — 52. g rabie, vermutlich fremd (arrabiare). —
53. Port, auch die wohl aus dem Friaulischen bezogene Form
a-skond^', alles von abscondere. — 54. Kl. w = inde, p n =
non. — 59. m gudanyerqn hat den betonten vokal von der
3. pers. sing, erborgt. — 63. j fatg oder auch dyavadg. —
68. m p$ra tyomes oder p%ra-t-tyQmes, wobei -t- (lat. de) nur in
der Verlängerung des verschlusses von t% zu bemerken ist. —
70. p tyar besteht auch, aber mit beschränktem Gebrauch. —
71. Die frl. nebenform Jcunt (vor konsonanten ku, auch kuri)
folgt dem beispiel der präp. „in", die mit „int(us)" abwechselt;
Gärtner, Bätorom. spr. u. lit, 4
50 Texte ans lebenden mnndarten.
siehe anm. zu 32. — 73. Das t in m batliner kann durch eine
>
pause ersetzt werden (s. 14). — 83. m q-na-da oder q-des
(debuissem). — 85. Miscitas mit betontem 1, wie excitat (satz 07)
in Kl. und p. — 91. Port, fie oder fole. — 93. Von den Wörtern
für „nach" scheinen die in q und f von sequi, die in m, p, £, j
von avorsum zu kommen (s. 165). — 97. Das deutsche „aus-
sehen", mundartlich „ausschauen", hat nur in Graubtinden und
Tirol nachahmung gefunden. — 109. a sapi ist konj., j savard
fut. — 112. Das hinweisende ysen in q scheint aus ysa (jetzt)
und ?n (in) zu bestehen, obwohl es auch als abverb gilt (Carigiet,
wtb., ussen). — 117. et auch magra, m auch mtfgra. —
127. % vavsiv übrig bleiben. — 130. m daspqra oder -res. —
131. m id ist natürlich nicht lat. id; das -d vor vokalen ist
dem -d von et, aut nachgemacht. — 133. Das stimmlose u an
sawku in nt wird stimmhaft, wenn es sich an einen folgenden
vokal anlehnt; s. 135. — 141. a se ist, wie wir das im Deutschen
nennen, die trennbare vorsilbe zu fadyis (aufmachen, ordnen,
frisieren). — 143. Nach desnöf dits (m) fügte man mir indavö-
röda (hintereinander) hinzu. — 145. Die Wörter für „zwischen"
von a bis £ kommen von lat. inter, in Graubünden mit vor-
setzung einer zweiten präposition, in Karnien mit weglassung
des vermeintlich tiberflüssigen in-; das a wird sich durch die
proklitische Stellung des Wortes rechtfertigen lassen. Das la
in a ist schwerer zu verstehen (weiter unten im tal : dqnter). —
148. m statt tyales auch lasez-davo (nachliesse). — 157. KL
auch l-gaVa mwga de-tsapd pagvra. — 160. a qntsanua,
\ entsänne und p ntsaol sind durch das zusammenwachsen
eines satzes entstanden: ego-non-sapio-ubi (wie £ und j noch
sagen) oder unus-non-sapit-ubi, in p wohl dieses satzes, weil
da sapio s? heisst. Das schwächliche ubi, das für sich bloss
o oder u gäbe, ist durch bei werk gestützt, wie in-, de-, -illac;
in Graubünden scheint man überdies die zweite silbe fest-
gehalten zu haben, obschon ihr vokal im Lat. nicht a war. —
a talyer oder taly&r. — 161. "3 inn*$, gewöhnlicher scheint
in nisuw luk zu sein.
II. Der wolf und die sieben zicklein
168
51
IL 167. Der wolf und die 7 zicklein
a al-luf ad-als-siat-andzöuts.
f il-lokf e-ils-s^t-andzt^lts.
m al-luf i-es-set-azölts.
p l-lonf i-i-set-vezuei.
j lu-lu°f e-'u-s^t dzoko1.
$ al-löf e-i-s'et-tyavrtjs.
alte geiss, die hatte sieben zicklein,
txaura-velya, kuela v^va siat-andz6uts,
työre-vilye, k^le veve s^t-andzQults,
t/ävra-velya, k"esta veva set-az61ts,
t/oura, kasta 9a set-vezuei,
unQ-v^Q-t^är^, kestQ e-vevQ s'et dzoko1,
une/txavr^-v'ele^ kiste a-ve^ s'et-tyavrgs,
Es war einmal eine
*-er - in - Jeda ina-
ly-ere en-fe ena-
i-dera ina-ya ina-
DJade foa na-vedla
•• > x •• •• ••
al - erQ unp - \q\tq
une - vQlte a - 'ere
169. und diese hatte
a - kuelts v$v-
e - kefts vev-
i - kuests vev-
i - a - kis ulove-
e-a-kes e-^ur-
e-a-kistx a-i-
sie lieb, wie eine mutter ihre kinder lieb hat. 170. Einmal
ela udy^n, skii-ina-muma 9-udy^n se'z-uf^nts. in - j^da
la-gudy^nt, sku-ena-mame 9-gudyQnt ils-siz-unfants. en - §ede
la yent, sko-t^-ina-mama a-yent saz-ufänts. ina-ya
la boD, k^-ke-n-oma uel-bon a-si-pitli. n - di
vol^vQ-boD, kQmQ-k-unQ-märi voul-bÖD e>si°-fls. um - vi -
"areve. tant b^D kome-una-märi a-i-ul-b§D a-i-s'e^-frus. W19-V9I-
wollte sie in den wald gehen, um futter zu holen; 171. da rief
lev-eki ira-ly-"aut per-purtä malya;
lev-la-ekr-a'nten-il-göt per-tsart/er da-malyer;
lev-la Tr-i-l-g9t per-damalyar;
ulQve-la zi-t-l-bQsk a-tQ-yezladura;
äts e-volevQ-lä int-al-bQsk par-tseji da-mandya;
t$ ^-"areje-la int-al-bösk par-siri di-mandyä;
sie alle 7 herbei und sagte:
$la klumäu tuts-s'at n9tier a-dety:
la klamö-n9 tots-s^t e-ilz-9-dety:
la kluma tots-set i-alz-a-dit:
a-la kerdä kapr9 du'-set i-i-a-dit:
V9U9 e-klama dut/i-s^t eJur-diz(j:
aJa-klamät duty-s^t eJa-dit-i:
172.
k9 9-
k9 9-
lura a-
nlouta
in - k§-
atyre^
„Liebe Kinder,
„tyers ufäunts,
„tyers unfänts,
„t^ars ufänts,
„kari pitli, i-
„tyars fls, jo-
„t/ars frus, io-
4*
52 Texte ans lebenden innndarten.
ich will in den wald hinaus, hütet euch vor dem wolf ; 173. wenn er
5u-vi - ora-ly-Wt, sapartyira1 da-l-luf; s - ^1-
i-vi-ekr-ör a'nten-il-göt, za-t#ir^ d-il-lokf; si-^1-
a-voe-ir-ör-i-1-gQt, as-pertym-ä1 d-al-luf; s-el-
ue-zi-Qra te-b$sk, zvarda-ve da-l-lollf; se-1-
voi-lä-fo"r int-a-1-bysk, "arda'-si da-l-lu°f; s-al-
ueMa-fur int-a-1-bQsk, "ardä'-si-d-da-l-löf; se-al-
hereinkommt, frisst er euch alle mit haut und haar. 174. Der
veDy-afa, se-maly-^l vus tuts kun-p'al-a-palenya. il-
viny-a^t, si-ts-maly-eji tots kun-p^l-e-pe1!. k^l-
va'n-a^nt, si-s-maly-el tots kun-pel-i-paH. al-
vaD-ite, ve-madye-1 dui kun-pel-i-pa/l. 1-
veD dentri, a[l]-si-mandyQ duty kuia p^l-e-pi0!. lu-
v§d drenti, uz-mandy^ dut/-kuant/, p^l-a-ues. kel-
spitzbube verstellt sich oft, 175. aber an seiner rauhen
fiiter safq a"tr-uiza sav^nts, aber -vid-sia -vus -ro^a
lomp as-f$ sav^nts al-farst^ln, aber-ved-la-si-vuks-
lumbardün simulesa suvönt, mQ-via-sa-güs-grQsa
malandriia s-astiela-fa"ts sevants, ma-a-si-us-grQsa i-
brikön al-fint§ disp^s, ma - e - sq - vu°s - gruesQ
briköia al-fiias dasp£s, ma - int - a - so - vös-
stimme und an seinen schwarzen ftissen werdet ihr ihn gleich
e-se's-pa's-na^s venyiz-vus gla'ti e^kanoser $1." [erkennen."
rQke e-ved-ilts-sis-peks-nekrs nits-a-kanoser eji sp^rt."
i-sas-pes-na'rs al-kunyoserat ba'n bQt."
a-si-pies-fos l-kunaserajze prast."
e-ai-si°-peis-ni°ris i-lu-kanosari°s subit."
gru§se_ e-int-aJ-sV-pIs-n§ris a-lu-konyosares subite/'
176. Nachher sagten die zicklein : 177. „Liebe mutter, wir werden
s'anter Qn ilz-andzöuts dety: „t^ra-muma, nuz-vanyfn
slve Qn ilz-andzQults dety: „t^ere-mame, nogz-niny
Iura an-dit ez-az61ts: „t^ara-mama, no-guar-
P9 a-dit i-vezuei: „kara-oma, nous-mater6n
dQpQ e^dizer Mi-dzoko1: „tyarQ-mEri, nu°-i-£i-
dqpo a-'aö-dit i-t/avr^s: „t/ar^-märi, noaltrig a-
II. Der wolf und die sieben zicklein. 53
schon acht geben, 178. du kannst ohne sorge fortgehn."
SQn a-da adäty, te-saz-ira-dav^n s^ntsa-kuitäu."
squ a-dar-adäty, te-pQst egr-dav^nt sajntse-teme."
daran ba'n pro, tu-pos ir-davent tsa^tsa-piser."
pa ban verda, tu-te-n-pQses zi tsantsa-tama."
"ardarin ben, tu-pues lä-t/i-nt ts^nts9-po"rQ."
si-uardarin bejj, tu-p^dis la sense/-paur§."
179. Da meckerte die alte nnd ging fort. 180. Es dauerte
kQ 9 la-velya basläu ad-e-ida-dav^n. * - 9 betya
kq 9 la-vilye baslö e-^-e'de-dav^nt. ily-9-kuts6
Iura a-zbekla, la-velya i-ez-ida davent. i - nan - a-
P9 a-brid la-vedla i-s-en-ie-zida. 1-n-a-du-
d9p9 e-a-belät la-v§t^9 e-e-si-nd-e-lad9. no-1-a-du-
ahjre la-v^le aJa-zberlät e-'e-lad^-vi^. a-noJa-du-
nicht lange, so klopft jemand an die haustür und ruft:
kutsäu dity, sa-splunta ^ntsat/i vid-aly-es a-kl9ma:
be'd-de1, si-petye entsat/i ved-la-p9rte e-khmie:
dura lcent/, si-pit^a int/vn via-la-p9rta i-kl9ma:
rd dyut, ke-taklene'a tsak^l a-la-p9rta d-la-t/aza i-zve/a:
rät trop, k-a-bat knalkidün ^-puart9 d-e-tyaz9 e-klam9:
rät ti'9p, ke-kualkidün bat la-puart§ d-a-tyaze^ e-zb^rl^:
181. „Macht auf, liebe kindlein, eure mutter ist da 182. und hat
„arva1, tyejs ufaun^ts, V9sa-muma e-k9 ad - 9-
„darvi, t^ers-mataneUts, V9sa-mame e-k9 e-9-pur-
„ravf, t#ars-ufant6ts, V9sa-mama e-k"a i-a-pur-
„dyo"ride, kari-pitli, v9st-oma ie-tlo i - v - a-
„av'ejrdzit, t/ars-frutins, vuestr9-märi eJe-aki e-a-puar-
„v'arzet, t^ars-frutüs, vuestre^märi a-'e-ka e - a - *a-
jedem von euch etwas mitgebracht." 183. Aber die zicklein
purtau da-vus-tuts ^ntsat^e." aber-alz-andzöuts
tö-k9 a-mintxiny-da-vuzöters entsat^eV' aber-ilz-andz9ults
ta alt/ a-mint^'n-da-vo." m9-ez-az61ts an-
purtd-kapr9 v^lk a-unyün de-vo." ma-i-vezuei a-
tät alk a-dutx-vua'tris." ma^u-dzoko1 e1-
partät alk a-onyÜD di-voaltris." ma-i-txavr§s a-
54
Texte aus lebenden mundarten.
erkannten an der rauhen stimme, dass es der wolf war, und sagten:
Qn-$Bkunasiu vid-la-vus-ro^a t/-i-eja al-luf, e-on-det#:
Qn-kunasle ved-la-vuks-roke ty-üy-ere il-lokf, e-Qn-dety:
kunyusv via-la-güs-gro^a ty-i-dera al-luf, i-an-dit:
kunesü a-la-us-grQsa ke-l-fQa l-louf, i-a-dit:
an-kanosut e/-vu°s-gruesQ k-al-erQ lu-lu°f, e-i-dizer:
'an-konyosut int-a-vöz-gru^s§ ke-aJe_re_ il-löf e-aJai3-dit-i:
184. „Wir machen nicht auf; 185. du bist nicht unsere mutter,
„nuz-arvä^ bety;
„nogz-darviny bety;
„no-na-ravin ;
„nollz-ne-dyourioD;
„nu° i-no-v^rdzin;
„noaltris a-no-v'arzfn;
te-a^-bet^a-nQsa-muma, ku^la
te-ist bedy-la-nQsa-mame, k^-
tv-nan-es-nQsa-mama, kuesta
tu-uen-ies-nost-oma, kasta
tu no-tu-si°s-nuestrQ-märi,
tu no - tu - ses - nestre^ - märi,
die hat eine feine, liebliche stimme; 186. aber deine stimme ist
q ina-vus-fina a-midya^la; aber-tia-vus ^-ro/a,
le 9 ena-vuks-fenye e-t/ere; aber-la-ti-vnks Q-rQke,
a ina-güs-fina i-amiaVla; mQ-ta-güs e-gr^sa, tv-
a na-us-fina i-bela; ma-ti-us i°-grQsa, tu-
li° e-a unQ-vu°s-rin9 e-plazint; ma - la - 1§ - vu°§ e-'$-
'e-a-'a un^-vös-fin^ e-b^lej ma-la-tQ-vös a-'e-
rauh, du bist der wolf."
te-aVel-luf."
te-ist il-lokf."
ez-al-luf."
iez-l-louf."
grues$, tu-si°s-lu-lu°f."
gr11^, tu-ses-$l-löf."
187. Da ging der wolf fort zu einem
sin-kua' ez-al-luf *us dav^n
kq e_ il-lokf Tc dav^nt ter en-
lura ez-al-luf i-dav6nt pro-in-
sun-kast s-en-ie-zi l-louf da-
suia-kest lu-lu°f a-si-n-la da-
alqre al - löf al - e - lät la - di-
krämer und kaufte ein grosses stück kreide; 188. Die
tier-in-harm(j ad-Q-kumprä'1 in-gr<m-tok rida; ku$-
karmer e-az-Q-kumprö en-gron-tQk kre^e;
krgmer i-z-a-kumpra in-grQnt-tQk gra*da;
i3-markadant i-s-a-kumpra n-gran-to-de-kra/da;
un-mejtyadant e-a-si-kumperd un-grara-bakön di-dzes;
un-butegär e-al-siJa-kumprät un-graia-bokön di-zejs;
ke-
kue-
ka-
al-
al-
II. Der wolf und die sieben zicklein. 55
ass er und machte sich damit seine stimme fein. 189. Hernach
la 9 §1 malyau ad-Q-fat# k$trd,s sia-vus fina. s'anter
le 9 §1 malye6 e-az-9-faty use la-si-vuks fenye. al9ure
sta a-1 malya i-z-a-fat use sa-güs fina. Iura e-
sta a-1 ma'a" i-s-a-fat usi si-us fina. PQ ie-l
lu-mandyä e-a-si-faz^ kusi la-S9-vu°s fin9. d^pQ al-
lu-'a-mandyät e-kusi al-si-'a-fat fine la-so-vös. d^po al-
kam er wieder zurück, klopfte an die haustür und sagte:
ez-e^l puspe^ vinyüs anavös, Q-spluntän vid-aly-es-t/eza a-det#:
el-el ni' puspe, anavos, Q-pit^i6 ved-la-p^rte e-9-dety:
1-nyv dart^^ inavö, a-pitya svn-p^rta i-a-dit:
inq uni tsruk, a-taklend a-la-pQrta i-a-dit:
tornä indev6ur, al-bat^ e.-puart9 e-diz^:
§ dinydf vinyut indaur, al-'a-batut la-puarte e-1-a-dit:
190. „Macht auf, ihr lieben kindlein, 191. eure mutter ist da
„arvä*, vus t/ers ufä'!nts, v^sa-muma ^-ko-ad-
„darvi, vuzöters t^ers matane'lts, la-vosa-mame §-kq-
„ravf, vo t/ars-ufantets, v^sa-mama e-kua i-
„dyouride, vo kari-pitli, vQSt-oma i°-tlo i-a-
„av^rdzit, vu° tyars frutins, vuestr9-märi e-'^-ki
„v'arzet, voaltris t/ars frutüs, vnestre-märi 'e-ka
und hat jedem von euch etwas gebracht." 192. Aber der wolf
Q-purtäu antsat/e^ da-mintyfn da-vus." aber - al - luf
e-Q-purtö-kQ entsat/e a-mint^iny da vuzöters." aber - il - lokf
a-purta alt# a-mint/u'n da-vo." m^-al-luf ve-
purtä ve^lk a-unyün de-vo." ma-l-louf 9a
e-e-si-a-puartät alk a-duty." ma-lu-luef al-
e-aJa-puartät alk a-onyÜD di-voaltris." ma-el-löf al-
hatte seine schwarze pfote aufs fenster gelegt, 193. das sahen
veja-me^ts sia-t9pa-na'ra se-la-fan^stra, k"*1 9n alz-
veve-me^s la-si-t9pa-nejre se-la-fane^stre, kely 9n ilz-
va-mis sa-tsatra-na^a su-la-fanestra, k'V an- vis
metü si-pe-fosk su-la-funestra, kas a-udü
vej9-metüt la-S9-tsat9-n^r9 su-1-balköü, 'u-fls eMu-
ve^-mitut la-so-sate.-neje^ su-1-barkÖB, kist 'an -
56 Texte aus lebenden mundarten.
die kinder und riefen: 194. „Wir machen nicht auf; 195. unsere
ufdunts vi" ad-Qn-klumäu: „nuz-arvä'n bety; n^sa-
unfänts vle e-on-dety: „nogz-darvfny bety; la-
ez-ufänts e-an-dit: „no-na-ravin; n$sa-
i-pitli i-a-dit: „nouz-ne-dyouriÖD; nojft-
veder e-e^dizer: „nu°-no-v'enlzfi3; n"es-
v^dut i-frus e-aJa-dit: „noaltris a-no-v^rzfü; nes -
mutter hat keinen so schwarzen fuss wie du, du bist der wolf."
muma q betya in-pa1 asi-na^ sku-te, te-a^-al-luf."
nQsa-mame 9 bety en-p§ us6-nekr sku-te, te-ist il-lokf."
mama nan-a in-pe us£-na5r sko-tv, tu-es-al-luf."
oma nen-a mia m-pe tan-fosk ske-tu, t-iez-l-louf."
trQ-märi no-a un-p§ tan-ni°ri k^mQ-tu, tu-si°z-ln-lu°f."
tr^-märi a-noJa un-plt tant-n^ri kome-tu, tu-ses al-löf."
196. Da lief der wolf zu einem bäcker und sagte: 197. „Ich
kq e_ al-luf kur'us tier-im-pek ad-Q-det#: ,,'u-
kq § il-lokf kurle tar-en-p^ker e-9-dety: „i-
lura e-kuru al-luf pro-in-peker i-a-dit: „ a-
P9 ie-l-louf kors da-m-pek i-a-dit: „ie-
dopQ lu-lu°f al-kor§ da-un-fornar e-a-i-diz^: „jo-
alo^ al-löf 1-e-korüt la-di-UB-pankör e-al-i-'a-dit-i: „'0-
habe mich an den fuss gestossen; streich mir teig drauf."
a-stusd,u la-t#omba; stre^a-se da-me pasta."
va-t/apö-a^t ku-l-p^; stret#e-se paste."
na-dat iia-ktyk ku-l-pe; stri#a-m-st> pasta."
m-^-zbur'ä 1-pe; mate-me pasta lasü."
mi-so^fat-mal t-a-l-pe; meti-mi insu pastQ."
mi-sV-pestat el-plt; oßzi-mi-lu ku-la-paste."
198. Und als ihm der bäcker die pfote bestrichen hatte, lief
a-kur-t^-al-pek a-dyu-stri/äu-se la-tQpa, z-ej ku^üs tier-
e-küre-t#-il-peker ily-eve-strit^i-se la-tQpe, el-el kurle
i-kur-t^-al-peker al-veva-stri/a-st; la-tsatra, e-1 kurv
i-do-k-1-pek i-1-Qa-metuda-su su-l-pe, ie-l kors da-n-
e-d^pQ-ke-lu-fornär a-i-vevo-ondzut la-tsatQ, al-kor^ da-1-
e-dojpo-ke-al-paßkör al-i-veve-onzut-i la-sate, al-e-kurut la-
er zum müller und sagte:
al-mulin^ e-Q-dety:
ter-il-m uliner e-Q-dety:
pro-in-mulyiner i-a-dit:
mulin^ i-a-dit:
mulinär e-i-diz^:
d-al-mulinär e-al-5a-dit-i:
II. Der wolf und die sieben zicklein.
199
57
„Streu mir weisses mehl auf
„spurla-se da-me frin-alva
„spolvre-se frenye-alve se-
„spu°lvra-su farin-alba svn-
„sane-me farina-blantya sun-
„sem^ni-mi farinQ-blant^9 su-
„buti-mi farin^-blant;^ su-
meine pfote". 200. Der müller vermutete gleich, dass der
se-mia-tQpa." al-mulin(j q gla'ti dubitau t^-al-luf levi-
il-mis-pe." il-muliner Q-partart/ee dalunge ty-il-lokf
ma-tsatra." al-mulyiner-z-a-dubita dalunga t/-al-luf
mi-pe." 1-mulin^ s-a-pras-psa k-l-louf ulas-ndya-
la-me^-tsatQ." lu-mulinär al-si-pensä subit ku-lu-lu°f
la-me^ säte/' el-mulinär al-siJa subita impensät ke-al-
wolf jemand betrügen wollte, und wollte es nicht tun;
ku'enä entsat/i a-Q bet#a vuliu-fa knai;
leve-anganär entsatyi e-leve bety fax kely;
leva-indyanar intyvn i-nan-a-valyt>far kua{;
n^ valgün, i-ne-1-a-ulü-fej
al-vol^vQ-indyanä kualkidün, e-no-lu-vol^-fa;
löf al-uarej$-indyand kualkidün, e-al-no-^arut-fapj-dyi;
201. aber der wolf sagte: „Wenn du es nicht tust, fresse ich dich."
aber-al-luf o-det/: „sa-te-faz-bety, se-maly-u t$."
aber-il-lokf Q-dety: „si-te-fäst bety kely, ad-maly-e.
mQ-al-luf-a-dit: „sa-tv-na-fäs, ad-maly-a."
ma-l-louf-a-dit: „s-tu-ne-1-fezes, te-mady-i."
ma-lu-lu°f al-diz§: „su-no-tu-la-fäs, i-t^i-mandyi."
ma-el-löf alJa-dit-i: „se-no-tu-la-fazis, ti mandyi."
202. Da fürchtete sich der müller und machte ihm die pfote weiss,
kq <vl-mulin§ tumf" ad-Q-fat^-alf la-tQpa.
os 9 il-muliner tamle e-Q-fat/-alf il-p^ ad-el.
osa az-a-tamv al-mulyiner i-1-a-fat la-tsatra alba.
zan s-a-temu 1-mulin^ i-i-a-fat 1-pe blank.
alQrq lu-mulinär al-ve pol,rq e-a-i-faz^, la-tsatq blant/9.
aloje al-mulinär aPa-vüt paur$ e-i-'a-zblant^ät-i la-sate.
58
Texte aus lebenden mnndarten.
203. Ja, so sind die leute.
dye, use" z^-la-lyut.
dye'e, use" $ la-lyokt.
si, use" e la-lyoi
se-sa, nsi ie la-zant.
> 7 ....
si-sa po, kusi e la-int.
v'odez-o, kusi 'e la-int.
204. Nun ging der bösewicht
iisa § al - valanu£t jus
alo/'re ^ il-valanavöt Ie
Iura ez - i al - malin la -
PQ ie-zit 1-malandrfia 1-
dQpQ al-la lu - malandriia
alQre al-e-lät k^l-malan-
zum dritten mal an die haustür, klopfte an und sagte:
per-la-tfartsa-'^da vid-aly-es-tyeza, Q-splunt&u a-det/:
per-la-tertse-^e ter-la-pörte, Q-pit/p e-Q-dety:
tfrtsa-ya a-la-p^rta, a-pitya i-a-dit:
tertsQ-'ade a-la-pqrta, a-taklend i a-dit:
lu-t'erts-vi&ts e-puartQ, al-bat§ e-diz§:
drin la-tfarse^vQlte^ a-la-puarte, aJa-batude e-dit:
205. „Macht mir auf, kinder, 206. euer liebes mtitterchen ist heim-
„arvä1 da-me, ufd/nts,
„darvi a-m§, unfdnts,
„ravi-m, ufdnts,
,,dyo''ri-me, pitli,
„av;ejdzi-mi, fls,
„v^rze-mi-t, frus,
vQsa-t^ra-mumeta e-vanyida
la-v^sa-t/ere-mamete ^-nlede
vQsa-tyara-mameta e-nyvd-a-
vQsta - kara - oma ie - rue^la a -
la-v"estrQ-txarQ-niäri e^e-rivadQ
vuestr^-txar^-mam^ je-rivade, a-
gekommen und hat jedem von euch aus dem wald etwas mit-
a-t/eza ad- 9 a-mintyin da-vus purtäu Q-d-aly-^'t ^ntsat#e\"
a-t^a e-q-purtö entsat^ a-mintyfny da-vuzöters ör-d-il-göt,"
tya i-a-purta alt/ a-mint^v'n da-vo or-d-al-gQt."
t/aza i-a-purtä velk a-unyüö de vö Qia-d-1-bQsk."
a-tyazQ e-e-si-a-p1]artät alk a-duty-vua'tris fo"r-d-al-bQsk."
tyaze e-a-'a-puartät alk da-1-bösk a-onyün di-voaltris."
gebracht." 207.
Die zicklein riefen: 208.
alz-andz6"dz-Qn-klumdu:
ilz-andzQnlts on-zbridyfe:
az-az61ts an-zbrayf:
i-vezupi a-zva'd-Qra:
^-dzoko1 e'-klamär:
i-t#avr^s a-'an-zberlät:
„Zeige uns vorher
„musa da-nus a-
„mose-nts av&nt il-
„mosa-ns al-prum
„mostre-nes indnt
> >
„mQstri - nus in -
„mqstri-nus prime
II. Der wolf und die sieben zicklein.
59
deinen fuss, dass wir wissen, ob du unser liebes mütterchen bist
vaun t^-pa1, sin-a-kV tya-nus- sava'en se-te-a's nQsa-t#eja-muma
tis-pe^ sen-a-kely tyi-saptyen si-te-ist la-nQsa-t^ere- mannte
tas-pe, tya-no-sapt/en sa-t-u-es nQsa-tyara-mameta o-na."
ti-pe, per-tye-k-savonze se-t-ipz-n9sta-kara-oma o-no."
devänt la-tQ-pe, ke-i-savfn su-tu-si°s la-n^estro-t/arQ-märi u-nQ."
al-to-plt, ke-no-savedin se-tu-ses la-nestr^-buina-märi."
oder nicht." 209. Da legte er die pfote aufs fenster, 210. und
ne-bet/." kQ q-q\ m^ts la-tojm se-la-fanestra, e-
oder-bety." kQ 9-I m^s la-tQpe se-la-fanestre, e-
svia-k^1 a-1 mis la tsatra su-la-fanestra, i -
sun-kast a-1 metii 1-pe su-la-funestra, i-
sun-kest al-metQ la-tsatQ su-l-balkön, e-
lu^al-^-mitut aloje la-sat^ su-l-barkön, e-
als sie sahen, dass sie weiss war, glaubten sie, dass alles
ku-t/-ehlz-Qn-viu t#-§l-era-alva, s-Qn-^ls kartiu ty-i-sa' tut
küre-t/-ejdz-$n-vle t/-^la-ere-alve, on-elts kartl6 tyi-tot fis la
kur-ty-ez-an-vis t^-ela-dera-alba , an-a kret t/a-tot fos-va'ra
ko-k-i-a-udü k-l-foa- blank, a-i-kerdu ke-dut-fosa-va^a
kQn-k-e'-veder k-e-erQ-blantyQ la-tsat^, e'-kreder ke-dut al-fos-
ko-a-^n-v'odut ke-a-'ere-blant;^, a^an-krodut ke-al-foz-dut
wahr wäre, was er gesagt hatte,
va^ k'V ty-e^-ve^va-det^,
vardät kely tx-e^l-veve-dety,
tye-ty-el-veva-dit,
t/e-ke-1-Qa-dit,
vi°r tse-k-al-v^vQ-det,
vfr se-ke-1-v^ve-dit,
211. und machten die
ad-$n-avfert aly-
e-^n-davert la-
i - an - ravi la -
i - a - dyourf la -
e - v'erdzer la -
e-a-'an-v'art-i la-
tttr auf. 212.
es.
p<?rte.
pQrta.
porta.
puartQ.
puarte.
Wer aber hereinkam, das war der wolf.
t/i-aber txa-venyev-a^, era-al-luf.
aber-t/i t/i-^-nr-a^t, ere-il-lokf.
mQ-t^i tx-e-nyv-ajnt, dera-al-luf.
ki-^der k-ie-uni-ite, fya-l-louf.
ma-kel k-al-^-vinyut-d^ntri, al-fo-lu-lu°f.
ma-ku' ke-al-e-vinyüd-drenti, al-'ere-el-löf.
60 Texte aus lebenden mundarten.
213. Da erschraken sie und wollten sich verstecken. 214.
k$ Qii-§lts palyäu tema e-leven-satsupa.
k$ $n-ily-nls spivantös e-Qn-lP-za-tsupar.
osa sun-a intsnufts i-an-valyv'-as-tsupar.
zaia s-a-i-sprigulä i-s-a-ulü-skuender.
alorQ e'-si-iügosär e-e'-volevQ-platä-si.
aloje a-siJaB-spaurit e-a-"arevin-skuindi-si.
Das
in
eny
vu
UI3
111)
UD
eine schlüpfte unter den tisch,
e-sarusnauz-zut-maiz-ain,
e-sluitö sod-me'ze,
e-rautsa sot-ma'za,
ie-mutsä so-ma'za-ite,
.... j 7
al-fuf sot-la-tavQlQ,
al-e-zbrisät sot-la-täule,
das dritte in den ofen, 216.
lety, al-tierts a^-penya,
let#, il-t^rts a^ten-pinye,
let, al-tejts a'nt-in-pinya,
1-tertsQ te-furn61,
jet, lu-tferts su-p-al-for,
'et, al-t'ars [in]t-a-stue,
fünfte in den schrank, 217.
navel a^-styafa,
tsint^avel a^ten-styafe,
al-tsint^ävel ant-in-styafa,
l-kllintQ te-kastl-aut,
int-al-armar,
t-al-armarön,
215. das zweite ins bett,
al - sekünt a'nt - al-
il - sagönt a'nten -
al - sagönt a'nt - in-
1 - segondQ te - liet,
lu - segönt int - al-
el - sekönt [in]t - al-
das vierte in die küche, das
al-kl'art a^-kuzina, al-tsn-
il-kärt a!nten-t^a-da-fi, il-
al - k"art a'nt - in - t#a - da - fce,
1 - kuartQ te - tyaza - da - fuPk,
lu-kuart in-kuzinQ, lu-kuint
el-kuart in-kuzin^, el-kuint
das sechste unter das wasch-
al-sizavel zut-al-pekli dad-
il-se!zavel sot-la-kupe da-
al-sezävel sot-al-lavamänts,
l-sestQ sot - la - skudela da-
lu - sest sot - lu - lavamans,
el - sest sot - al - lave^nän,
becken, das siebente in den kästen der uhr.
a"a, il-s^tavel a^-la-st^afa da-l-ura.
ts-lavdr-dyu, il-setavel a^nten-la-t/ase da-1-oure.
al-setävel a'nt-i-la-tya'sta da-l-ura.
lav^, 1-setimQ te-kastl da-l-oura.
lu-setim int-al-skria d-al-arlq1.
al-setiü t-al-kasöö d-al-orty.
218.
Aber
aber-
>
aber-
>
mo-
ma-
ma-
ma-
II. Der wolf und die sieben zicklein.
61
der wolf fand sie alle,
al-luf Q-amfldu elts tuts,
il-lokf ildz-9-katö tots,
al-luf alz-a-t/atats tots,
l-louf i-a-dyatei dui,
lu-lu°f al-i-t#atä dut#,
el-löf al-'u-'a-tyatäs-für dut#,
219. machte nicht viel feder-
9 bet/a faty Junges
§\-q bety fat/ luBges
nan - a - fat bleres - sara-
n - a - fat truepa - tsara-
al - no - faz§ tropQs - t§e-
al - no - !a - fat trQpis
lesens und verschluckte eins ums andere; 220. nur das
ad-Q-lagutiu in tsianter-l-auter; mo - al-
ed-9-stranglo-dyu 1-eny slve-l-öter; angäl-
m^nes i-lz-a-travüs vn davö-l-^ter; be-al-
monies i-i-a-dlutii-zu un do-l-auter; medrä-
rimoyQS e-aPu-ingluti un devö"r-l-ätri ; hquiq-
tserem^nis e-aPu-ViDglutis ud dQpo-1-altri; dgme-
jüngste im uhrkasten, das fand er nicht,
dyuven a^-st^afa da-l-ura, k'el 9 el bety emfläu.
il-dyüven a^ten-la-t/ase da-l-Q"re, kel 9-I bet/ katö.
pu-yüven a'nt-i-la-t/a^ta da-l-ura, kuel nan-a-1 t#ata.
l-plu-zoun te-kastl da-l-oura, kal nen-a-1 dyata.
lu-pin-dzoven int-al-skrin d-al-arl^1, kel no-lu-a-t^atät.
el-pi-z9vin int-al-kasön d-al-orl(>', kel no-lu^a-t^atät.
221. Als er sich sattgefressen hatte, trollte er sich fort,
kur-t#-el-9-dyu-malydu aviinda, z-el^uz-dav^n,
kür-ty-el-veve-malye-avonde, adz-9-el rusnö dav^nt,
kur-t/-el-veva-malya a-butäts, ez-el i-davent,
d9-k-l-s-9a-madyä pasü, s-en-ie-l pard-via,
d9p9-k-al-vev9-mandyät pasut, a-si-n-la,
k^nt-ke-al-'ere-pastit, al-siJa-tirät-für,
222. legte sich draussen auf der grünen wiese unter einen bäum
ad-$-z!us lau9 se-l-prau-vert zut-ina-ptynta ad-9~antsiet
adz-9-mes orl9 se-1-pro-vert sot-ena-plante e-9-ants^t
z-a-yazanta k-öra su-l-pra-viert sot-in-bcesty i-a-ku-
s-a-petä-zu ded9ra su-1-pra-vart sot-13-lan i-a-skumentsd
a-§i-treJu diföur su-1-prät-vert sot-un-arbol e-al-komen-
al-si^a-butät difür su-1-prät-vejt sot-uD-arbul e-aPa-
62
Texte ans lebenden mnndarten.
und fing an zu schlafen.
a-durmi.
a-durm£kr.
mantsa a-durmlr.
a-durmf.
tsa a-durmf.
skomeiasät a-durmf.
223. Nicht lange danach kam die alte
betxa-dit^-ts'anter [z] e-la-t^aura-
bedy-de'-slve e la-t^öre-vilye
na-loent^-davö e dart^Q ny£da la-
no-dyud-dQ ie inq unida la-vedia-
nQ-trop-timp-d^pQ la-vet/Q- tyßvq
nQ-trQp-timp-dQpo a^e-vinyude
geiss aus dem wald wieder heim. 224. Ach, was musste sie
velya vanyida a-t/eza Q-d-ary-uant.
puspe nlede or-d-il-göt a-t/a.
tyavra-velya a-tya or-d-al-g^t.
t#oura Qra-d-1-bQsk a-tyaza.
e-vinyf-four-d-al-b9sk a-t^azQ.
für-d-al-b^sk a-tyaze la-tyavr^-v^le.
a,
ty&
stuev -
ela-
a,
tye
9 - eja
- OS
a,
**e
a - la
osa
tr
- a -
la - pa
zan
a,
tse
k-e-a-i
§kui-
ma
i, se a •* o
-po-
da sehen!
va1 k$!
stuP vejsr k^!
stuvu vQra k"a!
mesü udä* tlo!
>
nyiit vedi0 aki!
skunytit v'Qdi ka!
225. Das tor stand sperrweit offen:
la-pQrta steva av*arta tok-a-sum:
la-p^rte stave tod-dav^rte:
la-pQrta steva 9t-i-daverta:
la-p^rta staz^a mpontdut dav'arta:
la-puart9 e-er9 dut-av'e^:
la-puarte iere-spalaBkad9:
226. tisch, stuhle und bänke waren umgeworfen,
ma!za, sup'es a-baunts ereia-bets- antijrn,
m^ze, seselts e-baraks eren-pat6s- antun,
ma4za, t^adrles i-baiaks deien-butats-intu°rn,
ma/za, stuei i-banty f9a-trat^-intö"r,
tdvglQ, tyadr^s e-baiaks e'-e^-strutyäts,
täule, tyadreis e-bauks aJeriB-dizdrumäs,
Waschbecken lagen die Scherben umher,
pekli-dad-a"a eren las-skalyes starnides-anturn,
la-kupe-da-lavär eren dapartöt t9ks antun,
lavamänts yazeven-intu°rn es-t9ks,
§kudela-da-lave foa la-fruts!es nkantöur,
* ** •• > "f '
baköös d-al-lavamaias e'-ei^-spandüts aventi atör,
kreps d-al-lavemäö aJeriB-sparnisäs pardüt intor,
227.
vom
da-1-
da-
da-1-
d-la-
Mi-
i-
228. die
la-
la-
la-
la-
la-
la-
II. Der wolf und die sieben zicklein. 63
decke und die kissen waren aus dem bett herausgezerrt. 229. sie
kQtsa a-ls-plumäts eren-traHs Q-d-let#. el-9-
kurveje e-ils-plimätss eren-traHs or-d-il-let#. ela-
kuverta i-ls-pli>mätss deren-trats or-d-al-let. ela-
ko"tra i-i-plumatses fQa-trat/ 9ra-d-l-liet. 1-a-
kQltrQ e-'u-plumäts e^ei^-tiräts four-d-alJet. li°-e-
kQltre e-i-kusiDS a-'eriü-zlambrEs für-d-alJet. ie-ia-
suchte ihre jungen, fand sie aber nirgend. 230. Da
ankur^t/ seVdyuvents, 9-aber amflau nalyü k^elts. kQ
Q-tsartxee ils-pitsents, aber-Q-kat6 e^ts nalyükr. k$
a-kuri es-pitsents, mQ-na-[l]z-a-txata inglür. lu-
kris i-pitli, ma-la-n-i-a-dyatei nnyo. PQ
tserf ^-pitsu1, ma- noJu-txatd in-nisün-louk. a-
sirut i-plsu1, ma-a-no-^a-txatäs in-nisÜB-lük. a-
rief sie eines nachdem andern beim namen, 231. aber nie-
9-ela klumau in ts'anter-l-auter per-num, aber - na -
Q-la-klamö 1-eny slve-1-öter par-nom, aber-niny
ra a-la kluma vn davö l-9ter per-nom, m^-indyv'n
i-a-la kerdei un d9-l-a"ter per-inihn, ma-degün
lQrQ Mi-klamä un dQpQ-1-ätri p-al-nQD, ma - nisün
tyre a-'uJa-klamäs un d^po-l-altri par-non, ma - nisün
mand antwortete. 232. Endlich als sie das kleinste nannte,
dyin Q-rispundiu. finalm^n ku-t^-ela-Q-numnäu al-piny,
9-raspundle. finalma'nt/ küre t^-ela-Q-numnö il-
nan-a-raspüs. finalma'ntx kur-t#-ela-a-numna al-
n-a-respendü. finalmanter kan-k-1-a-kerdä 1-mander,
no-rispuind<j. finalmentri kQD-k-e-klama lu-pim-
no-ia-rispuindut. finalmentri k"ant ke-Va-klamät al-
da rief eine feine stimme: 233. „Liebe mutter, ich
kQ 9 ina-vus-fina kluma": »tyera nmma, iu-
pi-pitsen, 9 ena-vuks-fenye klamö: „tyere mame, i-sun-
pv-pitsen, a-kluma ina-güs-fina: „txaramama,a-sun-
a-zva/ä na-u§-fina: «kara oma, ie-son-
pitsul, e-krida un9-vu°s-fin9: »txar9 ma"> 'o-so1-
pi-pisul, aJa-zberlät une-vös-fine : »tyare märi, o-so1-
64 Texte ans lebenden mnndarten.
stecke im uhrkästchen." 234. Da holte sie es heraus,
sun-satsupdus a'n-styafa da-l-ura." kQ Q-ela priu-Qr el,
sarö a^nten-la-t^ase da-l-Qure." kq Q-la-pilyfp-or el,
a'nt-i-la-tya'sta da-l-üxa." Iura 1-a-la tut-öra,
zarä te-kastl da-l-oura." pQ 1-a-la to"t-Qra,
s'erät int-al-skrin d-al-arlQ1." dQpQ e-lu-tohj-four,
fityät int-al-kasön d-al-orlQ1." alQre 'e-lu-'a-t^olt-für,
235. und das zicklein erzählte ihr dann, wie der wolf ge-
a - ly - andz^l q - raknintäu ad - ela kQ - al - luf - era - vi -
e - ily - andzQ"l q - rakintö os ad - ele kQ - i% - il - lokf
i - 1 - azösl a osa kuinta ad - ela ko_ - ty - al - luv - dera -
i - 1 - vezuel i - a - pQ - kuntä kQ - k - 1 - louf ie - uni i - a -
e-lu-dzokol a-i-kuntd alQrQ tsemut - ke - lu - lu°f al-
e - al - t/avr^t al - i - *a - kontät - i alQre semüt - ke - al -
kommen war und die andern alle gefressen hatte. 236. Nun
nyüs a-veva-malyau tuts alz-auters. usa
ere-nP e-veve-malyee tots ildz-öters. ose
nyv i-veva-malya tots ez-Qters. osa
madya dui-i-autri. zan
erQ-vinyut e-al-vejQ-mandyät dut^-u-a^ris. kum6
löf alJere-vinyut e-ve^ve-mandyät duty-ke'-altris. kumQ
könnt ihr euch denken, wie sie über ihre armen kinder ge-
puda'z - vus patarty(j kQ - ela - q - bardyti zur - se's - paupers
pud^ts za-partart^er kQ-tx-ela-Q-bardyle per-ils-sis-pövers-
pudä1 z-impisär kQ-t^-ela-a-krida per-sas-pövers-unfänts.
ve-puda'ze ps$ kQ-k-1-a-bradla per-i-puere-pitli.
vu° - i - podrs pensä-si tant - ke - li° - e - ja - valt 5u - si° - pu°vers-
voaltris podes impeasä-si semut-ke-'e-'a-va'ut par-i-sV-p^ers-
weint hat. 237. Schliesslich ging sie jammernd hinaus,
ufaunts. finalma'n z-eja ida a-bardy^n dyudQra,
ufants. a-la-feny e-la-e1de-ör plandzQnt,
a-la-rin e-la-ida-öra brayfnt,
finalmanter ie-la-zit-Qra briän,
fruts. fioalmentri e^-la-iVr vafnt,
frus. finalmentri aJe-lade-für vafnt,
II. Der wolf und die sieben zicklein. 65
238. und das jüngste zicklein lief mit. 239. Wie sie auf
ad-al-dyuven-andze'l e^-ku^üs kun-^la. ku-$la-§-
e-ily-andz§ul pi-dyüven e-kurie kun-eje. kure-ty-
i-al-azdel pu-yüven e-kurv kun-ela. kur - t# -
i-l-vezüel plu-zoT'n ie-kors mp^a. kQ-k-la-
e-lu-dzokol pin-dzoven al-korQ kun-liQ. kQB-k-^-
e-al-t/avrtjt pi-zQvin al-^-kurut kun-'e. kuant-ke-
die wiese kommt, liegt der wolf beim bäum und schnarcht,
venyida si-l-pra", za1 al-luf sper-la-plQnta e-runka, t/a-tut-
eja-re've se-l-pro, zee il-lokf despdr - la - plante e - röntge,
ela - va'n sv - 1 - pra, yäza al - luf dasp^r - al - böesty i - zgrQfla,
van su -1 -pra, ie-l-lo"f pendü pra-1-lan i-zn^rtla, ke-duta
ven su-1-prät, lu-lu°f al-sta dindyQ - 1 - arbol e-zgrau§§9,
'e-ven su-1-prät, e^-löf al-e-butät sot-1-arbul e-ronse, ke-
dass alle äste zittern. 240. Sie schaut ihn von allen Seiten
la-rQma trembla. ela-mira sen-^1 da-tutez-varts
use t/i-tot-lä-rome trejnble. eja - vard - eji da - tots - mans
t^a-tot-la-iQma trembla. ela - al - g"arda da - totez - varts
la-rames tsitra. la-i-tyala da-duta-la-pertes
ke-dut/-u-ramäts eMrimQ. li° eMu-t/alQ di-dutQz-laz-bandQS
tremin duty-i-ramäs. je a-lu-t^al^ di-dutis-li-bandis
an 241. und sieht, dass sich in seinem angefüllten bauch
a-v^tsa ty-i-semuanta e^ntsat^e" ^n - tfu. - v^nter -
e-ve/ txi-a'nten-il-siz-va'nter-skumflö entsat/e* za-
i-vetsa tva in-t-saz-va'nter-skunfla z-muva'nta i-
i-va^a ke-te-si-vanter-zlunfd büzia tseke i-skar-
e-e/o"k ke-int-^-SQ-pantsQ-zglomfadQ alk a-si-mo"f
e-v'Qt ke - int - a - so - panse^ - zglonfad§ alk si-möf
etwas regt und zappelt. 242. „Mein gott," denkt sie, „sollten
§mplaniu. „miu-diu," patraty-ela, „duesen
mua'nte e-bale. „miz-dle," pa'nts-^le, „du^sen
tsaplinya alk. „maz-^o," z-impa^-la, „tyi-sa
pete'a. „d!auts," panse-la, „ie-pa-mi-
e-zgambe^Q. „nyo-sinyü°r," e-pensQ-H°, „sa-
e-zbizi^. „m'o-dio," pense-'e, „ke-fosin
Gärtner, Rätorom. spr. u. lit. 5
Texte aus lebenden niundarten.
meine armen kinder, die er zum nachtniahl hinabgewürgt hat,
pia mejs - paupers - ufaunts, t# - el - q - lagutiu - dyu per - tsVna,
ilz - mis - pövers - unfants, t/ - el - q - straiaglö - dyu per - tsanye,
sa-mas- pövers -ufants, t% - el - a - travtiz - dyo da-tsVna, fosen
pul-e-pitli, k-1-a-dluti-zu per-tsa/na, mq vives?"
r^s-e1 intyimo vifs iu-mi0-pu°v§rs-fruts, ke-lu1 a-1-u-a-iBglu-
ant^ernq vis i-mV-p^ers-frus, ke-lu1 a-'u-'a-iDglutls par-
noch lebendig sein?" 243. Da musste das zicklein heimlaufen
a"n eser vifs?" usa Q-ly-andze^l stuviu kuerer a-
aiak eser vekfs?" os q ily-andz^ul stuf" kur^kr-a-
amö vifs?" osa a-stuvu 1-azdbl kuerer a-tya
zan a - mesü 1 - vezüel fri - ite a -
tlts da-tsenQ?" alqrq lu-dzokol al-sk"inyi kori a-
sene
V"
alQre al-tyavr§t alJa-skunyut kq-
um schere, nadel und zwirn.
tyeza per-fQrs, guila a-fil.
t^a per-f^rbes, gulye e-fe'l.
per-fojs, aguiya i-fll.
tyaza per-fQrfes, odla i-fit
t^azQ par-toli f'arfis, guzelQ e-fll.
ri-a-t^aze par-tyoli f'arfis, guzele e-fll.
244. Dann schnitt sie
kq q - ela ta -
slve q - la ta -
Iura a - la ta -
PQ a-la ta'ä su
dQpQ li° e - i -
dQpo je - i - 5a -
dem ungettim den wanst auf,
lyäu-se al-v!anter da-la-bestfa,
lye-se il-va'nter a-la-bestye,
lya-sv al-butäts a-la-mala-bestya,
a-la-bestfa 1-vanter,
ta^-su la-pant8Q e-bejst'Q,
taät-i la-paDse a-1-mostro,
245. und sobald sie einen
a - si - gla'ti sku - ela -
e - pi - spert t% - ela -
e-subft t# - ela - veva -
i - pernäßk - 1 - 9a - fat
e-a-penQ k-e-vevQ-
e-a-pene ke-'e-veve-
schnitt gemacht hatte, streckte schon ein zicklein den köpf heraus,
v$va-dau in-taly, s-q in-§ndz#l sQu-katsäu-Qra al-t/au,
veve-faty en-taly, si q sqn en-andz9"l standf-ör il-tye6,
fat in-taly, a s<m in-azdel tyatsa-öra al-t/e,
n-ta!, a bele B-vezüel spQrt-Qra 1-tya,
fat un-ta1, spuardz^ b'el un-dzokol lu-t^äf four,
fat un-ta1, za un-t/avr^t mostrave/für al-tyäf,
II. Der wolf und die sieben zicklein. 67
246. und als sie weiter schnitt, sprangen nacheinander alle
a-ku-t#-el-Q-talydu-vinaväunt, se zeji-els salyi-Qra tuts-
e - kur - 1% - ela - q - taly e - anavänt , en - ily salyFs - ör - tots-
i-kur-tx-ela-a-talya-inavänt, sun - a - salyits - ora tot-
i - kQ - k - 1 - a inq ta'ä , irz - i - sout§i - $ra dui - sies üb dQ-
e-kQD-k-e-ta'ä-indevänt, ei-saltär-fot,r duty-u-sls
e-k^nt-ke^a-taät-indevänt, a-soB-saltäs für dut/-
sechs heraus. 247. Sie waren noch alle lebendig,
sis in ts'anter-l-auter. eldz-eren a'n tudz-vifs,
seks 1-eny sive-1-öter. eldz-eren ank tots vekfs,
ses vn davö-l-^ter. ^z-deren amö tots vifs,
l-auter. i-fya mQ dui vives,
ud dQpQ-1-ätri. lu°r e^ejQ int/imö dut/ vifs,
sis un dQpo-1-altri. a-'erin ant^eniQ dut# vis,
248. und es war ihnen nichts zuleide geschehen, weil sie das
ad-i-eja-sabadyäu ad-^lts nuet dal-mal, par-txe-kuela
e-i-ldz-ere-fat/ navöt d-il-mäl, per-kely-tyi-la-bejst/e,
i-na-z-dera-fat noeya d-al-mäl, per-t^e-ty-al-monstrum,
i-1-n-i-fQa-sutsedü nia de-mej, per-t/e-k-la-best'a, te-si-
e-a-no-^r-^-fat nu'9 di-mäl, par-tse-ke-la-bestfq,
e-a-no-i-5ere-totxät-i nu!§ di-mal, par-se-ke-la-bejst'e,
nngetüm in seiner gier ganz verschluckt hatte. 249. Das
be^st'a veva, ^n-si-ejjgurd'entsa, lagutiu eis ^ntirs. k"al
a'nten-la-si-güle, ildz veve-stranglö-dyu antfrs. kely
in-sa-ingurdia, az-veva-travüs inters. knal
rab'a, i-Qa-dlutii-zu ntipres. kas
int-e-sQ-gQl9, e^u-v^vQ-glotuts inters. kejs--
di-tant^-gQl^, a-'u-v^ve-inglutis intlrs. kis-
war eine freude! 250. Sie herzten ihre mutter und
ej-in-lagermä'n ! ejdz-Qn-karzinau sia-muma a-
ere ena-legreje! ehlz-Qn-karets6 la-si-mame
dera in-algrets'a! ez-an-fat tyaretses a-lur-
f^a n-alegratsa! i-a-tsart'd si-oma i-ie-sontei
tQ e-ej-Q un-alegriq! lu°r e'-t/aresär lu°r-märi e-
t$ aJe/e una konsolas^o! lor a-'an-fat-i t/ar^sis a-so-
68 Texte aus lebenden mundarten.
hüpften wie ein Schneider auf seiner hochzeit. 251. Die
salyeren sk-in-snider sen-sies-notoes. la-
e-en-salyis- antun sku-en-sneder tar-la-si-nQtse. la-
mama i-sun-salyits sko-in-sna^er a-saz-nQtses. iuq-
s-ke-D-sart6ur a-si-notsa. ma-
e^saltär kQmQ-UB-sertü°r es-SQz-nQtsQs. ma-
märi e-a-saltaviß kome-un-sart6r a-ny^sis. ma-
alte aher sagte: 252. „Jetzt geht und sucht steine, 253. mit
velya-aber Q-dety: „usa ma1 a-enkuri krapetsla, kun-
vilye-aber Q-det/: „ose dye e-tsart;^ krape, kun-
la-velya a-dit: „osa it i-kuri krapa, kun-
la-vedla a-dit: „zaia zide i-kride sas, kuia-
la-vetx<? e.-diz^: „kumö la't e-tserlt klaps, kuia-
la-v^le. a-'a-dit: „kumq va't e-sirft klas, kuB-
diesen werden wir dem ungeheuer den bauch anfüllen, solange
kuete vanyfn-nus ad-^mplani al-v'anter a-la-bejst'a, asf-
keje nindze ad - amplan^kr il - va'nter a-la-bestye, anfiny-
kuela impliran - a al-va^nter a - 1 - monstrum, intänt - 1# - el -
kai impliroiaze 1 - vanter a - la, - pejsta, intäB - k - la - dgrm -
kei i - emplarfß la - pantsQ a - 1 - mQstrQ , intänt - k - al - duarm
kei dyi - emplarfß la - paßse a - 1 - mQstro, fintänt - ke - al -
es noch schläft." 254. Da schleppten die sieben zicklein
dity sku-la-dQrm-aun." kq Qn als - s*at andzö"ts runau
ty-eja-d^rme aiak." kq Qn ilts - s^t andzQults dabqt
d^rma amö." Iura an es - set azölts sperifc
mQ." PQ a - i - set vezuei znel trat a -
.int^imö." alQrQ Mi - s{et dzoko1 e^strasi-
duar." al^re i - s'et tyavrejs 5aB - stra -
geschwind die steine herbei 255. und steckten sie ihm in
speit n$tr"r la-krapa a-Qn-katsd,u kueja ad-el
runö-nQ la-krape e-Qn-mes kele ad-eje a'n-
strudzdya namprö la-krapa i-1-an-mis a'nt-il-butäts
strots i-sas kaprQ i-li-a-fit/ai t-1-vanter
när zuelts 'u-klaps ai e-eM-in-fityär int-e-
sinät prest i-klas dondye e-a-iJuJan-rltxät-i int-
II. Der wolf and die sieben zicklein. 69
den bauch, soviel sie nur hineinbrachten. 256. Dann nähte
el-v'anter, si-fre sku-elz-Qn-rabitsä^n. Iura 9 la-
ten-il va'nter, tan sku-t#-elz-9n-pudle meter-a'nt. aloure 9 la-
kua'-t;(-es-pudeven meter-a'nt. Iura 1-a la-
tan-k-i-a-pudü mater-ite. P9 1-a la-
pants(? tanty k-e^an-podut meti-dentri. ^9P9 la -
a-so-panse tant# ke-podevin meti-drenti. dQpo la -
ihn die alte in aller geschwindigkeit wieder zu, dass er nichts
velya ben-spert kuziu-ans'amen, ty-el-9-santju nuet;
vilye spert puspe kuzl - antsemen el, us^-t/-§l-9 za-kurzle
velya in - tota - presa dart^ kuzv -intsembel, t/- el-nan - a-
vedla kun-duta-prasa in^ kuzi-prQ, Bsi-k-1-ne-s-en-a-nten-
vet/o 9-lu-a-kuzft-d9ndy9 kun-dut9-pres9, kusi ke-lu* no-
v^le a - la - ja - kuzl't - iDs'^m^ kun-dute-zveltese, kusi ke-al
merkte; 257. nicht einmal gerührt hat er sich.
nyaiak-in-'eda z-e^l samuentdu.
navöt; nVank-muantö z-9-l.
z-ak^rt da-noeya; nyaijk-muvanta na-z-a-1.
du nia; nt#e-muet ne-s-a-1.
si-e-nak"§rt di-nu^; al-no-si-a ne^nt^e-mot.
no-siJa-nakuärt di-nu'e; al-no-siJa nant^e-muvut.
258. Als der wolf endlich ausgeschlafen hatte, stand er auf,
ku-tx-al-luf veva finalma'n durmiu avunda, z-el laväu-se,
küre-ty-il-lokf veve finalma^tx durmf-or, e-el-lavö-se,
kur-t^-al-luf veva finalma'nt/ durmi-ora, e-1-lava-sr,
d9 - k - 1 - lonf 9a finalmanter as^ - dnrmi, ie - 1 - levd - su,
k9D-ke-lu-lu°f al-vev9 finalmentri durml't av9nd9, a-siJevä,
kuant-ke-l-löf al-v$ve finalmentri durml't avonde^ al-si-
259. und weil er von den steinen im magen so grossen
a - kun - k'a* - 1# - el - veja - sur vanyü si - gr9nda - sa't
e - per - kely-t/-^l- veve- survanyl6 tant-sejd: da-
i - per - kuas - 1% - el - veva - surny f tant - sa't da-
i-per-t^e-k-l^a-dyatd da-i-sas t-1-magöö tan-
e-par-tse-ke-ju- klaps t-al-st9mi ei-i-v^v9
^-'evät, e-par-se-ke, par - vie - d - a1 - klas int - al - st9mit,
70 Texte ans lebenden mnndarten.
Durst bekommen hatte, ging er zu einem brunnen und wollte
dyu-t-la-krapa ty-el-v^va e-1-magün, z-^1 'us tier-ina-fantauna
la-krape ^nt-il-magün, e^l-^1 Tc tar-ena-truäs e-leve-bever.
la-krapa t/-el-veva a'nt-i-l-stoma, e-l-i pro-in-bvly i-leva-
sa{t, iR-l-zit a-n-di*Qk i-a-ulü-bever.
fat$ tantQ-si°t, al-le^ la-di-um-pots e-vol^-bevi.
al-vev^ tant§-set, al-§-lät la-di-uia-pQs e^areve^-bevi.
trinken. 260. Als er aber anfing zu gehen, da stiessen
a-leja-ba^er. . ku-ty-el-Q-aber-ants{et ad-ira, kq qn la-
aber-kür-tx-e^l-Q-ants^t ad-ekr, $n ils-kraps
ba^ber. - mQ-kur-ty-el-a-kumantsa ad-Tr, an es-
ma-ko-k-1-a-skumentsa a-zi, a-i-sa§ te-
ma-k^D-k-al-komentsä a-lä, 'u klaps int-
ma-kuant-ke-alJa-skomei3sät a-la, i-klas
die steine in seinem bauch aneinander und rappelten,
krapa ^n-s^-Vanter stu§a11 in kuntra l-a"ter a-ramurdu.
ahiten-il-sis-va^ter strumplö' 1-eny kunter-1-öter e-Qn-rumplanö.
kraps a'nt-in-sez-va'nter batv i-kluka vn kunter-l-^ter.
si-vanter urtä un t-l-a"ter i-a-tamara.
e-sQ-pantsQ bater un t-al-atri e-buzinar.
int-a-so-paBse_ a^aia-trusät ud k'intre-l-altri e-zbateviia.
261. Da knurrte er: 262. „Was rumpelt und
k$ Q-el murmanyäu: „tye{ rumplanejsa a-
alQ"re Q-el murmanyl6: „tye ramplune e-
lura a-1 bruntulä: „tye rumura a'nt-
P9 a-1 bruntlä: „t#e tumbla i-stlin-
alojQ al-brontola: „tse buzinQ e-sklo-
al$re alJa-brontolat: „se buzine_ e-zbrun-
pumpelt in meinem bauch herum? 263. Ich meinte, es wären
rabata e^n-nVu-v^nter ?■ !u - va - karti" t/ - i - fiis
rabate a'nten-il-mis-va^ter? i-va-kartl° ty-i-fis
in-maz-va'nter? a-na-kret ty-i-fos sez-
derne'a-pa te-mi-vanter? i-e-minä k-l-fosa sips
pe^Q int-e-m<?-pantsQ? W-kredilt k-e'-fos
dule int-a-me^-panse? ^-'a'-krudut ke-fosi»
II. Der wolf und die sieben zicklein. 71
sechs zicklein, indessen sind es lauter steine." 264. Und als
siz-andz6uts, dantaun z-a^mu-spir-krapetsla." a-ku-t/-
seks andzo'Jlts, dantänt e^-ly tot-krape." e - küre-
azölts, impd-da-k^ ez-a tot-krapa." i-kur-t/-
vezuei, ntant ie-l blot-sas." i-kq-k-
sls dzoko', invetsQ son nQmQ-klaps." e-kQB-k-
sls t/avr<js, invesi sod dome-klas." e-kuant-
er zum brunnen kam, wollte er sich übers wasser bücken und
el-e-vanyus vid-la-fanta"na, lev-el sasto/ser - dyu zu-l-aua
t^-el-e^-rivö tar-la-truäs, lev-el za-zbasär sur-1-äve e-bever;
el-e-nyv pro-l-bt?ly, lev-el az-zgubar sur-l-äua i- halber;
l-i°-ruä a-l-dr$k, ulQve-1 se-plia soura-l-^ga i-bever;
al - rivä a-l-pots, al - volevQ - pleä - si sQrQ-1-ägQ e-bevi;
ke-al-e-rivät a-l-pQs, al^areve^-pleä-si parzore-1-äge^ e-bevi;
trinken; 265. da zogen ihu die schweren steine hinein, 266. und
e-ba'ber; k$ q la-krapa-greVa trat/ a'n-a-dyu el, a-
- kq $n ils-kraps-grefs il trat/ liä'nt, e-
kua 1-a la-krapa-greva trat-a'nt, i-
te-ks-memant 1-a i-sas-pezqt/ trat-ite,
alqrQ 'u-klaps-pezants e'-lu-tirar-dentri,
ma-i-klas-pezäns a-lu-'an-tirät-drenti, e-
er musste jämmerlich ersaufen. 167. Als die sieben
el-Q-stuviu ni<j mizeräblam&'n. ku-t^-als-s^at
eJ-Q-stuvP mizeräblama'nt/ as-niantär. kure - ix " ^8 "
el-a-stuvv z-na{entar mizeräblama^t/. kur - 1/ - es - set
1-a-mesü mizeramanter s-arnag^. kQ-k-i-set-ve-
al-a-sk"inyüt mizeramentri nea-si. kQD-ke-'u-s'et-
alJa-skunyut mizeramenti ined-si. kuant ke-i-s'et
zicklein das sahen, liefen sie hinzu und riefen:
andzöuts Qn-viu k"a!, ^n-els kurf-notier ad-Qn-klumäu:
s^t andzqults Qn-vle kely, e.n-ily kurles-vetlrs e-Qn-zbridyfe:
azölts an- vis kuaf, sun-a kurvts-namprö i-an zbrayf:
zu°i a-udü käst, iez-i frii-kapr^ i-a-zvajä,:
dzoko1 e'-an-vidüt kest, e'-korer-ai e-kridär:
t/avr^s a-'an-v'odut kist, a-son-kurus-dondy^ e-'aö-zberlät:
1-
e-
72 Texte aus lebenden mundarten.
268. „Der wolf ist tot, der wolf ist tot", 269. und tanzten
„al-luf e-morts, al-luf e-mQrts", a - qn - sutäu
„il-lokf e^m^rt, il-lokf ^-mört", e - Qn - saltö
„al-luf §-mQrt, al-luf §-mQrt", i - an - salta
„l-lo"f i8-mQrt, l-louf ie-mort", i-a-balä da-
„lu-lu°f al-$-muart, lu-lu°f al-e-m"art", e - e1 - balär
,,^1-löf al-e-m"art, eUlöf al-$-muart", e-a-^B-ba-
vor Freude mit ihrer mutter um den brunnen herum.
da-la-lagria kun-sia-muma enturn-]a-fantäuna. a
da-la-legre^ kun-si-mame antun-la-truäs. f
d-algrets'a kun-Iur-mama intu°rn-aly-bi;ly. m
1-alegratsa, kun-si-oma ntour-l-drok. p
di-alegrfQ kun-lu°r-märi attfr-d-al-pots. j
lät di-tante-konsolas'öia kuia-so-märi intor-d-al-pQS. §
Anmerkungen. Satz 167. a andzeH, f andz$ul, m azä:l
und p vezüel = haed-eolas, £ dzokol vielleicht bloss durch
weitere suffixierung daraus entstanden; 5 tyavr^t ist dem ven.
havreto nachgebildet. — 168. m i „es" nimmt, wie i „und",
vor vokalen ein d an (s. anm. zu 141); das d- an dera ist aber
angewachsen, und zwar offenbar eben infolge der häufigen
Verbindungen et -erat, aut-erat, inde-erat, wo das abgelöste
erste wort sonst meistens ohne -d gebraucht ist: i, 0 und einstens
vermutlich in. — 169. Neben udyqn hat man am Vorderrhein
und zum teil am Hinterrhein budyqn u. ä., in p, Gadertal und
Buchenstein ist das wort für „gern", wie in m und im Münster-
tal, um die erste silbe verkürzt und lautet dyan, y§n u. ä.; es
scheint = voli-endo zu sein, obwohl -li- nicht überall die ge-
wöhnliche entwicklung zeigt. — 5 *ur „ihnen" ist aus dem
Wettbewerb der zwei formen illi(s) und illorum (toskanisch gli
und loro) hervorgegangen. — § uar$v$, uarut (200) erinnert an
das rumänische vrea, vrut, nur dass r aus l zwischen vokalen
im Rumänischen eben gesetz geworden ist. — 170. m damdlydr
ist im Unterengadin zu einem Substantiv zusammengewachsen. —
171. Hier wird man zuerst bemerken, dass £ noch ein ein-
faches perfekt besitzt. — 172. Carus im eigentlichen sinne
heisst in p tjar oder txare (satz 6); hari ist ein fremd wort. —
173. Statt f p$l e-pfl würde man lieber p$l ed-yse sagen (vgl. 3). —
II. Der wolf und die sieben zicklein. 73
175. £ e = ad illam, $ a = illam. Der blosse artikel illa(m)
gibt £, i la, in Verbindung mit den meisten präpositionen aber
£ e, i a, z. b. mit ad: e, a, mit de: d-$, d-a, mit per: #-?, p-a,
mit intus: i'n£-?, iw£-a. Ähnlich der männliche artikel: £ lu,
l il, aber mit ad, intus usw.: £, 5 al, int-dl usw. — Zu m
kunyoserdt vgl. anm. zu 59. — 179. p zi, zidq und, nach dem
Vorbild von factus, zit, zitq. — 182. 1 partd und puartd. —
183. Statt via-la-güs auch yo-da-la-güs. — 187. a auch hrida. —
la di U73 butegdr, ähnlich rumänisch la un negustör (illac). —
189. f el-el aus $-el. Wenn die beiden § zu einem einzigen
vokal zasammenfliessen, so verliert das zweite wort seinen
silben wert: dagegen sträubt sich das Sprachgefühl. In p ie-l
ist l silbisch ausgesprochen, oder kann es wenigstens sein; in
Enneberg (r) zwingt man das l durch einen vorgeschobenen
d-verschluss zur silbischkeit: e-dl; in m sträubt man sich nicht
mehr gegen die Vereinigung der zwei Wörter zu einer silbe:
e-l (neben ez-el s. 221). — 196. 3 dit-i, beliebte anhängung des
dativs t (ihm, ihr, ihnen) an das part. perf. in 5: vgl. 198, 202,
211. — 199. £ semeni-mi, ohne pronomen semeng, 5 sanierte =
semina, s. anm. zu 85. — 200. £ ku-lu-lu°f statt he-\ dieselbe
vokalangleichung 201 su-no-tu, 208 su-tu. Übrigens war „chn"
einst auch sonst für oder neben „che" im Friaulischen ge-
braucht. — 201. f, m ad = lat. te, wie 141 f , m z = lat. se.
Anlautendes s, t, wird nicht stimmhaft, aber unbetontes se, te
wurde sa, ta, dann s, t oder, wenn es die lautumgebung ver-
langte, as, at; nun konnte dieses -5, -t, als auslautend, vor
folgenden vokalen und stimmhaften konsonanten stimmhaft
werden: z, d oder az, ad. — 203. p se-sa, £ si-sa man weiss. —
204. a 'eda, b ga, f eny-§e, dilz-dya, m vna-yq, duez-dyädes
oder -dya = vic-ata; p uw 'ade, doiJqdes, q, r 'ade, Buchenstein
v'ade = viaticum ; £ vidts ist das afrz.-aprov.-italienische viaggio
in der bedeutung des verdrängten einheimischen viaticum
(vgl. s. 270). — 205. Das -t von £ av{erdzit, § v'arzet macht
eine Schwierigkeit, wenn sich -mi daranschliessen soll; die
lösung in 5 ist eine Sehenswürdigkeit auf indogermanischem
boden. — 208. m o-nq oder auch o-nce. — 217. m t%a{sta
scheint nicht als erbwort von lat. cista abzustammen, sondern
aus dem Deutschen entlehnt zu sein (kiste). — 232. Man über-
sehe nicht, dass in Graubünden die adverbien auf -mente den
74 Texte aus lebenden mnndarten.
ton auf dem adjektiv haben. — 236. p pu're ohne pluralzeichen,
wie das dort den attributivischen adjektiven vor dem Substantiv
gestattet ist. — 238. £ lio oder li°, die zweite form wäre
etymologisch richtig. — 246. a zqn-els „sind sie", aus elz-qn
wohl nur deshalb falsch umgekehrt, weil auch dem sing. el-q
die mit z anlautende umkehrung z-el gegenübersteht. Es ist
also z im gründe genommen das s von est, g das e von est, n
das n von habent, dem vorbild des rheinischen plurals zu est,
und eis der akkusativ illos, der auch als nominativ dienen muss.
Einfach und kurz ist die geschiente von f $n-ily und die von
p iez-i\ m sun-a ist einfach sunt-illi, lautlich erleichtert. —
254. m namprö und p Jcaprtf zeigen in der betonten silbe eine
auffällige Übereinstimmung zwischen dem Unterengadin und
den tälern um die Sellagruppe, p, q, r und Buchenstein: das
ist die ortspartikel pro, pro („zu" und „her"). — 257. a z
(statt pt) = est, f, m z = se. — 258. Das in Graubtinden und
Tirol zu levatum hinzugefügte sursum entspricht dem deutschen
„auf" und wird wohl nicht ohne deutschen einfluss zu dieser
Verbreitung gelangt sein. — 259. a dyu-t-la, man würde -d-
erwarten; aber das d verbindet sich am Rhein nicht gern mit
l, man zieht es lieber zur vorhergehenden silbe, wo es, im silben-
auslaut, stimmlos wird, wie das d von -tudinem in f styiradetne.
finsternis. — 263. £ invetso oder inv$ts$ und 5 inv$si, alle drei
fremden gepräges. Das italienische (toskanische) invece
wurde auf venedischem boden invetse oder invese gelesen (in
Port, invese); das auslautende -e wird in Friaul entweder in
das geläufige -$ umgesetzt oder in -i; das betonte e kann, als
in der vorletzten silbe stehend, zu e nationalisiert werden;
endlich kann innerhalb Friauls das -§ zu -q und das ts oder s
zu ts werden, wenn das wort aus der friaulischen ebene nach
Karnien wandert. So erklären sich jene drei friaulischen
formen. — 266. a ni4, £ neä = necare, die Wörter in f, m und
l sind ableitungen davon; aber p arnag4 ist in-aqu-are. —
269. Saltare ist in Graubünden noch in der alten bedeutung
erhalten, wie salire (s. satz 250); in Tirol und Friaul ist, wie
in den meisten romanischen sprachen, die bedeutung von saltare
auf die von salire herabgedrttckt, salire vergessen und für
„tanzen" ein neues wort anderswoher bezogen.
III. Der alte hund.
75
[. 270
. Der alte hund.
a
ai-txa"n-vely.
f
il-t^aa-vily.
m
al-tyan-veiy.
P
1-vedl-t/an.
l
lu-t/an-ve^u.
i
^l-t/aß-v^li.
271. Ein baner hatte einen wachsamen
in - pur v^va in - t#aun - valy^nt,
en-pukr veve en-t/an vidyilänt,
in-pallr veva in - t^an - bun. t/ß
m - paur 9a m - bon - t/an , k - 9a
üb - kontadiB al - vev9 un - t/an-
ub - kontadiB a - veve. un t^an-
hund, der Sultan hiess.
t#a veva num sultan.
t/i veve nom sultan.
veva noin sultan.
inüem sultan.
bon, ke al-vevQ n^n sultäfl.
zveat, ke al-veve noB suMb
172. Der war schon alt geworden
k"^l ^ra SQn-vanyüs-vely a-
kel ere s^n-nr-vily e-veve
kuest dera s^n-nyt'-vely i-
kast foa bele - uni - vedl i-
kest al-erQ b^l-deventät-
kist al - 'ej$ za - deventät-
und hatte keine zahne mehr, sodass er nichts mehr ordentlich
veva nadyinz - d'ants ple, use" - 1/ - el - saveva - tsapa" nuet ple
nindz-da'nts ple, use" - 1/ - $1 - pudeve bet/ ple t/apdr - a'nt
na -veva plu indyunts - da'nts, u§e* - 1% - el - na - pudeva noeya plv
n-Qa plu degün-dants, Bsi-k-l-ne-pud^a plu nia baB p'a-ite.
vCjt/u e-al-no-vevQ aHris dint/, kusi-k-al-no-podev^-t^apä
v'eli e-al-no-vere plu' dinty, kusi - ke - al - no - podeve^ plu1
anpacken konnte.
skuJ-auda.
entsat^e ku-t^i-tot^e.
tsufer indr^t.
>
pullt nu'-ätri.
braßkä bea nu'e.
273. Da stand einmal der bauer mit
k$ steva in-'e/ia al-pur kun-
en-^e stave il-pukr ku-la-si-
ina-ya steva al-panr kun-sa-
n-'ade staz^a l-paur kun- si-
nn - viäts In - kontadin al - stevQ
une-v9lt^ al- kontadiB al-st§v$
seinem weib vor dem tor und sagte:
sia-femna avd"n-la-p9rta e-o-det/:
done avänt-p^rte e-Q-det/:
dona avänt-p9rta i-a-dit:
fana daD-p9cta i-a-dit:
ku-la-s9-f^m§n9 devänt-la-puart9 e-al-diz^:
kui3-so-f^mine denänt-la-puarte e-alJa-dit:
274.
„Den alten
„al-vely-
„il - vily -
„al - vely -
„l - vedl -
„lu-ve^u-
„$1 - vjeli -
76 Texte aas lebenden mnndarten.
Sultan schiesse ich morgen tot, 275. der ist zu nichts mehr nütze."
sultan sieV'u-dyu damäun, k^l vala tier-nuet ple."
sultan sady^t-i-dyu dumän, k§l q par-navöt ple."
sultan sa'eVa-yo dumän, kuel nan-e plv per-noeya."
sultan stlupt6-i duman, l-n-ie plu da-nia."
sultan i-lu-tiri-'u demän, lul al-no-^ pin bon da nu1^."
sultan 'o-lu-koparä1 dumän, lu1 al-no-le plu1 par nu1-§."
276. Das weib hatte mit dem armen tier mitleid und sagte:
la-femna v§va kumpas^n ku-l-pa"per-tier ad-9-dety:
la-done veve kompa^ün ku-l-pöver-tlr e-9-dety:
la femna veva kumpas'ün ku-la-povra-bestya i-a-dit:
la-fana se-menga pityä d-l-puere-tier i-a-dit:
la-f^m^nQ e.-vevQ kompas'ön d-^-pu^ve^-bejst^ e-$-diz§:
la-ftjmine a-v^v^ kompas'ön di-k^-p^re^-bej^e e-a-'a-dit:
277. „Wenn er uns schon so viele jähre gedient hat und ehrlich
„s - §1 - 9 - sarvfu da nus taunz-ons ad - e - staus - fidaVels
„si-e^l-Q-SQn-sarvP a-noks tanz-9nts ed - q - sto - fidevel
„s - el - anz - a - sqn - sar vi tant - onts i - e - stat - on£st i - fid61,
„se-1-nez-a-bele-servi tan-d-ani i-^-stat-ra'dla i-va-
" > > > > ......
„s-al-nuz-a-b^l-sejvlts tanty-any e-al-e-stät onest e-
„za-ke-lu^al-nuz-^-servlt tanty-a'n e-al-e-stät on^ste-
und anhänglich war, so könnten wir ihm doch das gnadenbrot
ad-atasäus, se-savejsen-nus taunatäun da ad-el al-paun per-
e-andz-veve-gudy^nt, si-pudesents tQ/ ily-där il-pan per-
si-1-pudesen tanttma 1-där al-pan da-grats'a."
lant kun-nous, pudesanze mpQ i-de va/ter da-madya."
fedM, nu°-podaresin ben dä-i lu-pan dibänt."
fed£l, a-podarejsin p9 mantinyf-lu par-gras'e."
geben." 278. „Ach freilich", sagte der bauer, 279. „du bist
nuet." « „a per-sas^ts", o-l-pur-dety, „te - a'z -
navöt." „a naturalma'nty", 9 il-pukr det/, „te - ist
„m9 natural", a-dit al-paur, „tv - nan -
„a dants", a-dit l-paur, „tu-n-ies-
„a sigur", al-dls lu kontadfn, „tu-no-tu-
„ma sigur", *a-dit $1 kontadfn, „tu-no-tu-
III. Der alte hund. 77
nicht recht gescheit; 280. er hat keinen zahn mehr im maul,
bet/a fety parderta; el-Q nadyinz-d'ants ple a'n-buka,
bety tot parderte; el-9 ninz-da^ts ple a'nten-buke,
es ba!n sk^rta; el-nan-a plv nyank vn-da'nt in-boka,
a dra akorta; 1-nen-a plu degün-dant te-botya,
si°s beu akuartQ; al-no-1-a a'tris dint/ im-bQtxQ,
ses furbe; al-no-sa plu1 nisuo-dint im-bo^e,
281. und kein dieb fürchtet sich mehr vor ihm: jetzt kann
a-nadym-lader tema ple el: usa po-ej ira.
e-nindz-läders il-tejnen ple: ose p(?l-el egr-dav^nt.
i-ndym-läder na-s-tema-plv dad-el: osa po-1 ir-davent.
i-degün-lere ne-se-1-tam plu: zan pQ-1 s-en-zi.
e-nisÜD-läri"al-no-l-a ätri pour$ di-lu*: kumö al-po lä-si-nt.
e-nisÜD-läri al-no-'a plu1 paure di-lu': kum^ al-pol la.
er gehen. 282. Solange er uns diente, hat er auch sein gutes
si-dity sku-l-9-sarvi'1 da-nus, s-9-el-era sur-
si-de^sku-el-andz-Q-sarvT3, 9-el er survanyle
use-loent/ t/-el-anz-a-sarvf, a-1 er surnyi saz-
intan-k-1-nes-a-servf, a-l-nt^e dyatä si-boD-
intänt-k-al-nuz-a-s^rvlt, al-a ent/ ritsevut lu-
fintant-ke-al-nuz-'a-servlt, al-'a antye vüt al-
fressen dafür bekommen." 283. Der arme hund
vanyü sia-buna-malya parsjanter." al-pauper-txaun
il-siz-bun-damalyer perelve." il - pöver - t/an
bun-damalyar." al - pover - t/an
madya " l-puere-t/aD f$a
SQ-boB-mandyä." lu - pu°ver - tyan
so-boD-mandyä." $1 - p"er - tyao
lag nicht weit davon in der sonne ausgestreckt; 284. da
zieva betya lyundz-dav^n starnius 91* aly-sul^ly; kq
zazeve bet/ lyunts da-lQ standi-ör a'nten-il-suly&y; I9
yazeva na loents da-la sta'z-öra a'nt-i-1-sulä1; la
nia dalönts da-il6, pendü-zu te-suiädl desträt; ilö
al-no-stevo lontän d-ai distirät iD-sari°li; alä
al-steje nQ lontdo di-li distirät par-soreli; la
78 Texte ans lebenden mundarten.
hörte er alles und wurde traurig, weil morgen sein letzter
9-el udiu tut ad-^-vanyüs-trests, par-kV tya-dam&un du-
9-I santl6 tot e-nive- trolle, per-kely tyi-dumän duev-eser
a-1 dudi tot i - e - nyt> - trist, per-k^a1 t#a-duman des-eser
a-1 o"di dut i-ie-deventä-tra"rik, da -via ke-dumän das^a
al- sinti dut e-deventd-suturnQ, par-tse-ke-lu-di-d^pQ al-
al-'a-sintut dut e-al-e-deventät maliDkQnik, par-se-ke-dum&B
tag sein sollte. 285. Er hatte einen guten freund,
ev-eser si"-davoz-de. e^-veva in-bien-amitx, al-
il-siz-davoz-de. el - veve em - buD - ame^, il-
saz-ultim-di. el - veva in - bun - ami , al -
vester si-di-ded^. 1 - 9a m - bon - amfk, 1 -
skx1inyivQ 'esi lu-SQ-ultim-di. lu'-al-v^vQ uu-bon-kompäny,
vev$ di-'esi el-so-ultin-di. lu1 - al - veve un - boD - ami,
den wolf, 286. zu dem schlich er am abend hinaus in den
luf, . ti°r-kuel z-el sluitä"s la-sera Qra-ely-^t
lokf, ter-kel e-1 sluitö-ör la-se're ahnten -il-göt
luf, pro-kuel e-1 mutsa, la-sah-a a'nt-i-l-g9t
louf, da -käst s-i°-l sla/^ena da-sa^ra t-l-b^sk
lu-lu°f, da-kest al-la deskii°s di-serg int-al-bQsk
al-löf, la-di-lu* al-e-zbrisat di-ser^ t-al-b^sk
wald und jammerte ihm vor, was mit ihm geschehen sollte.
ad-9-lamentä11 se per-el tye'-k-i-duesi-sabady^ kun-^1.
e-ily-9-plandzf-avänt t#e-ty-il-du^s-davantär kun-el.
i-a-plQnt t/e-t^-i-veva da-dvantar kun-el.
i-s-a-lamentä pra-d-al t^e-k-i-i-ulas f§.
e-al-si-lamentä di-ts^-k-al-dovevQ sutsedi int-al-demäu di-lul.
e-al-Vva'ut kua-lu1 par-kel ke-veve. di-susedi-dyi.
287. „Höre," sagte der wolf, 288. „sei guten mutes, 289. ich
„auda," 9 1-luf dety,
„adyes kuraza,
»n-
„terle," 9 il-lokf det/,
„v^dyez-be^-t^me,
i -
„d^da," a-dit al-luf,
„ayez-bun-kuraza,
a,-
„aut," a-dit l-louf,
„n-ebes tama,
ie-
„sint," a-i-diz^ lu-lu°f,
„da-t^i kurady9,
!o-
„sint," ja-dit el-löf,
„koradyo,
!o-
III. Der alte hund.
79
werde dir schon aus deiner not helfen,
veny s<m a-dyidä te Q-da-tia-mazer'a.
viny s^n a-d-dyidär or-da-la-ti-mizerdye.
d-ytdara s<m or-da-taz-bzo3ny.
te-zuder^-pa bao Qra-de-ti-stanta.
i-t#i-dyavar&1 beD d-al-to-intrlk.
ti-tirard1 za für d-al-to-intrik.
290.
Ich habe mir
!u - a - patar -
i - va - pantsö -
a-na-studya-
ie - m - e - psa -
5o - i-mi-so'-
^-mi-sV-za-
etwas ausgedacht.
t/än-Qra entsat/e.
ör entsat/e.
öra alt/.
Qra velk.
impensät alk.
pensät alk.
291. Morgen in aller früh geht dein herr
damäun b^n-marvely vq tiu-senyür
dum an bany-marvely vq il-tis-patrün
duman abanüra va tas-patrün kun-
dumdn #abenoura va ti-padröo kun-
demän buinQrQs lu-tQ-parön al-va-ku-
dumdo a-buin-$re al-to-parÖD va kun-
mit seiner frau heuen,
kun-sia-dona a-fa fa'n,
ku-la-si-femne a-far ku-1-fany,
sa-dona a-fär kun-fa'n,
si-faua a-lour(j ku-l-fan,
la-sQ-fijmenQ a-fä fen,
so-fijmine a-fa fen.
292. und da nehmen sie
e-kQ prenden-elts s'u-
e-kQ pely-ily il-siz-büp
i-la pilyen-a lur-pitsen
i-il6 tQl-i si-pitl mpea,
e-ai e'-tol ent/ lu-lu°r-
e-la a-t/olin kun-lor al-
ihr kleines kind mit, weil niemand zu hause bleibt.
ufä"n - piüy kun - elts , par - k'V tya - nadyfn rest - a - t/eza.
kun - elts, per - kely t/i - niny reste a - t#a.
ufänt kun -es, per - 1/ - indyvn na - resta a-tyäza.
per - t/e - ke - degun resta a - t/aza.
pitsul - frut kun - lu°r, par - tse - ku nisüß al - restQ a - t/azQ.
so - plsul - frut, par - se - ke - nisun no - rest§ a - t/aze.
293. Das pflegen sie, während sie arbeiten, hinter den zäun in
kuel Qn-ejts per-m^da da-meter durqn-la-lavur 3-l-um-
kel Qn-ily per-m^de da m§ter, dantänt-els-lavüren, da-
kuest soln-a meter, intänt-t/i lagüren, davö-la-sa'f a'nt-
kast mat-i danyoura, intdn-k-i-lo"ra, dQ-la-sief te-dura-
kest e'-lu-met simpri, intänt-k-e'-lavQrQ, dev6ur-la-
kist a-lu-m^tin simpri, intaut- ke-a-lavorin, daur-la-
80
Texte ans lebenden mundarten.
den schatten zu legen. 294.
briva davqs-la-sa'f.
vos-la-sekf a^ten-la-sumbre've.
i-la-sumbrlva.
brea.
standyadQ in-ornbrejiQ.
tyarande t-al-ombren§.
Lege dich dazu, als wenn du
sameta dasperes, sku-sa-te-
mete-t dasperes, sku-si-te-
t-meta dasp^ra, sko-sa-tt>-
ponde - te deprq, ske - tu - 1-
met-tyi af dindyQ, kQmQ-su-
buti-ti dondye, kome-se-tu-
es bewachtest.
partyirases k"el.
t^iresez-el.
1-pertyureses.
vardases.
tu-lu-"ardeas.
lu-uarda§is.
295. Ich werde nachher aus dem wald heraus-
}u-veny ts'anter a-vanyi Q-da-ly-"aut
ie-viny slve a-nikr-ör-d-il-göt e aß-
a-nyara Iura or-d-al-g^t i-aogulara
unirij pQ Qra - d - 1 - bojsk i- rubere 1-
o-i-vinyara1 d^pq fty'r - d - al - bQ§k e-
o-venyarä1 doj>o für - d - al - b^sk e-ro-
kommen und das kind rauben.
ad-eiagulä ly-ufäun.
guldr il-büp.
1-ufant.
pitl.
raubarai lu-frut.
barä1 el-frut.
296. Du musst mir schnell nach-
te-stos daböt k"erer s'anter-
*■ >
te-st$st dab^t kurikr slve-
ti>stos ku°rer zvelt davö-
tu-muPses debQta me-fri-dQ,
tn-tu-skuens z"elt kori-mi-
tu-tu-skunyis kori-mi prest
Ich
*u-
ie-
a-
ie-
'o-
'o-
rennen, gerade als ob du mirs wieder abjagen wolltest. 297.
m$, grat sku-sa-te-leses-pre^nder-dyu el da-m^.
me^, dyist sku-te-leses puspe il-tyapär-dyu da me.
ma!, yust sko-s-tv-1-leses dart#(j am-tör.
dra ske-tu-me-1-ulases inq tQ.
devöur, just kQmQ-se-tu-vol£s-toli-m-el da-nollf.
datir, prQpi kome-se-tu-uarej§is^t/o[li]-mi-lu di-nyöf.
lasse es fallen, 298. und du bringst es den herrenleuten wieder
laz-da-dyu el, a - te - pQrtez - e^l puspe a - te1-s - patrüns
il-las-krudä>, a - te - il - partes puspe anavds als - tis-
al-laz-dar-dyo, i-tu-al-pQrtes dart^ inavö a-tas-pa-
1-lase-tum^, i-tu-1-pQrtes in<? tsruk a-i-padröns.
i-lu-lagi-tyadf0, e-tu-tu-lu-tQrnQS a-p"artä indev<5ur a-
lu-lasi-t#ad6, e-tu-tu-lu-puartis indaur a-i-paröߧ.
III. Der alte hund. 81
zurück. 299. Die meinen dann, du hättest es gerettet, und sind
anavqs. kuete trat/en lu t#a - te - adyes - spindräu el ad-
patrÜDS. kelts kre'en alo^'re ty* - te - v^dyes il spindrö e-
trünts. k"ej3 kraäen Iura t/a - tv - 1 - ayes - salva e-sun
kis miena - p$ ke - tu - 1 - ebes - varentä, i - i - te-
i-paröns. kes eJ-kreut d$p$ ke-tu-tu-lu-vebis-salvät, e-
lor a-krodiü alQr§ ke-tu-tu-lu-vebis-salvät, e-
viel zu erkenntlich, als dass sie dir dann etwas zuleide täten.
en b!e - memi - enkunasaVels, t/ - eis - venyesen a - f a entsag
en bler - mendye - angratyevels per - at - far alQ"re entsat/e d-
bler-masa-rekonyosa/nts per-at-fär aldy-da-1-mäl.
savrä masa-gra per-te-f^ pQ velk de-mel.
e'-son trop-masQ-rikonos^nts par-fa-t^i dQpq alg-di-mäl.
a-son tr^p-mase-rikonyoslns par-fa-ti alQre d-al-mäl.
300. Da kommst du bei ihnen erst recht in gnade,
da-l-mal da-te. kq venyes-te grat a-vanyi tier-els en-grats^a,
il-mäl. kQ viny-ily prQpe a-d-vekr gudy^nt,
Iura va'nts - tv pro - es pur dret in favür,
Dlo"ta vanyes pra-d-a* dqq dra in-grats'a,
al$rQ tu-tQrnQS kuD-lu°r intyimö a-buinQ8,
al$re tu-venyis kun-lor ant/emQ plu' in-buinis,
301. und sie werden es dir an nichts mehr fehlen lassen."
ad-ete-venyen a-s$ munkd da-te nnet ple."
e-els-vinyen a-t-laser mant^er navöt ple."
i-ez-na-t-lasaran plu maökar no3ya."
i-i-ne-te-laserä plu nia mantya."
e-e'-no-t^i-lasarän mantyä nu^ätri."
e-a-no-ti-lasarän plu1 mant^ä nu'e/'
302. Der rat gefiel dem hunde, 303. und wie es ver-
kuaLkusely Q-plaziu a-l-txann, e - sku - ejz - eren
kel-kunts^ly Q-plazfe a-l-t/aD, e - sku - eklz - ve-
kuest-kusäly a-plazu a-l-t/an, i-sko-t^-ez-ve-
ks-kunsa1 a-plazü a-l-tyaü, i-kQ-k-i-s-ga-
kest-koDs6! aJ-a-plazut a-l-tyan, e-komQ-k-e'-si-
kist-kuns^1 Pa-plazut-i a-l-tyaü, e-kome-ke-'e^-
Gartuer, Bätorom. spr. u. lit. ß
82 Texte aus lebenden mundarten.
abredet war. so geschah es auch. 304. Der vater schrie,
sakunvenyi-dyu, use" z-a1 davantä", al - bap 9 - gri",
ven ats-lase-dyu, use" 3-ly-er davantö. il - bap q - zbri-
ven per-iiakl£ts, use" ez-a er davanta. al - bap a - zbra-
ruznä, ie-la ntye devent^da. 1-pere a-zva'a,
e^Q-intinduts, kusf sd-q §ntye deventat. lu-päri al-kri-
stät-intindut, kusi al-e-stät ant^e fat. §1 - pari §i - *a-
als er den wolf mit dem kind übers feld laufen sah;
ku -ty-e^-Q- viu al-luf mQn ku-l-ufal1n aträs - al -plalln;
dyle, kur-t#-el-Q- vla il-lokf kurqnt traz - il - fonts ku-l-büp;
yi, kur-ty-el-a-vis al-luf a-kunrer a^-per-la-tyampQnya ku-1-ufänt;
kQ-k-l-a- udü 1 - lo"f kuran tr$z - 1 - t/amp ku - 1 - pitl;
da, kon-k-al-ved^ a-kori lu-lu°f su-p-al-t^amp ku-1-frut;
mittit a-2berlä, k'^nt-ke-al-'a-v^dut il-löf a-kori trav^rg-il-tyamp
305. als es aber der alte Sultan zurückbrachte,
ku-t^-al-vely-sultan Q-aber purtäu-anavqs el,
aber-kur-tx-il-vily-sultanily-Q-purtö-anavds,
mQ-kur-t^-al-vely- sultan l-a-purta-inav6,
ma-kQ-k-1- vedl - sultan 1 - a - purtä - tsruk,
ma- koB- ku - lu -v$t#u - sultaia a- lu- puartä- in-
ku-1-frut in-bQtye; ma-k'^nt-ke-il-v^li-sultäu al-luJa-puartät-
da freute er sich, streichelte den hund und sagte : 306. „Dir soll kein
k$ z-ej salegrä"s, Q-strehäu al-t^aun a-dety: „da-teda^e-
o-l adz-legrö, Q-strityi6 il-t^an e-Q-dety: „a - te du^s
z-a-1 alegra, a-lyisa al-t/an i-a-dit: „a - ta1 nu-
s-a-1-gudü, a-tsartiä 1-tyan i-a-dit: »a-ti n-ax:sa
dev6"r, a-si-ralegra, al-t/aresa lu-tyan e-diz^: „a-ti nent^e
indaur, al-si^a-konsolät, 'a-tyaresät il-t/an e-'a-dit-i : „a - ti no - si-
härchen gekrümmt werden, 307. du sollst das gnaden-
t#a vanyi stursiu in-t#av£ly, te-da^es-va* al-pa"n
nikr strubö niny-pe/1, te-ast a-vekr-il-pan
dastya nyir fat noeya d-al-mäl, tu-as ad-avä^ al-pan
uni stört m-pa/1, tu - qz - d - ava1 1 - pa»
ud pi°l no-n-tyi-a daJesi-stuart, tu -az- da -vi0 lu-pan
d^vi stuarzi-ti nyant^^ un pel, tu-varäs ^1-paD di-
ÜI. Der alte hund. 83
brod haben, solange du lebst." 308. Und zu seinem weib
per-nuet, si-dity skii-te-vives." a-tier-sia-femna 9-I
par-navöt, si-de1 sku-te-veVes." e-a-la-si-done q-1
da-grats'a, fin-tya-tv-vive§." i - a - sa - dona a - 1 -
debänt, tan-dyut ke-tn-vives." i - a - si - fana a - 1-
> * j > ......
par-nu'9, fin-ke-tu-vifs." e - e - sq - f^menQ al-
gras'e, fio-ke-tu-vivig." e-a- so- limine al-'a-
sagte er: 309. „Geh gleich heim und koche dem Sultan brei,
det/: „vq gla^ti a-t^^za e-ko/ a-1-sultan ina-bulya,
det/: „vq dabqt a-t^a e-ko/ a-1-sultan ena-bolye,
dit: „va spert a-tya i-köza a-1-sultan ina-mieza,
dit: „va debQta a-tyaza i-kues a-1-sultan na-zufa,
diz^: „va subit a-tyazQ e - fa1 zuf a-1-sultän,
dit-i : „ va subita a-tyaze^ e-faj-dyi a-1-sultäo una-polente^,
310. den braucht er nicht zu beissen, 311. und bring ihm das
kuela drov-el betya da-ni1, a-pQrta ad-el al-
kele Q-l bedy-da-bazints da-m^rder, e-pQrte ad-el il-
k"ela na-maügl-el ruoier, i-pQrta ad-el al-
kasta n-a-1-drade de-mQrder, i - pQrt - i l - plu-
kest al-no-a-bizinyQ da-mastiä-lu, e-p"art-i lu-plu-
kiste al-noJa-bizunye di-rozeä-le, e - pnarti - dyi al-
kopfkissen aus meinem bett: 312. das schenke ich ihm zu
plumäts Q-d-miu-lety: küel §endy-u ad-el per-
plimätg or-d-il-mis-lety: kel tsintyedy-i ad-el-
plwnats or-da-mes-let: kuel al - regjfl - a per
mdts Qra-de-mi-lr't: ka§t i - don - i per - si-
mät§ four-d-al-nyoJet: kest i-lu-doni p-al-SQ-
kusiö d-al-m'o-'^t: ki§t jo-i-lu-regali par-
seiner lagerstätte." 313. Von da an hatte es der alte Sultan
siMety." da-kQ dav^n veva al-vely-sultan §i-
per-il-sis-lety." da-kQ dav^nt veve il-vily-sultan si-
sas-kuts." da-kua davent a al-vely-sultan nyv
kuts." da-tlo inänt 1-a-l-vedl-sultan abu-
'et." alQrQ in-po/ lu-vet/u-snltäü al-ste-
so-kutxo." di-kumQ indevänt al - v'eli - sultäo
6*
84 Texte aus lebenden mundarten.
so gut, wie er sichs nur hätte wünschen können.
bi°n, sku-ej-mQ-ves-savi11 dyaviztj.
bun, sku-^l-ves-ma1 as-pudle dyivizlr.
us6-bun, sko-ty-el-az-ves ma pudu yavvzär.
da tan-b<ma, kQ-k-1-se-l-asa me/ pudü bints$.
vq kusf-beü, ku-di-m'e1 al-no-si-var£s ma1 pudut bramä.
al-la-'a-vude tant-beö, kome-ke-al-si-lu-vez-ma1 pudüt bramä.
Anmerkungen. Satz 271. f vidyüdnt erweist sich durch
mehrere laute als ein fremdwort. — 272. m nceya oder ncelya
und j nu{Q, j nu(Q entspricht einem lat. null-ia, p nia aber
eher einem plural von nihil oder einem verkürzten ne-micam
(quidem), wie rumänisch nimicä; a nuet, f navöt ist das lom-
bardische wort für diesen begriff (ne guttam, s. s. 221); dass
in diesem (negativen) satz f entsatyß statt navöt steht, ist auf-
fällig. — m tsvfer, italienisch ciuffare, von der 1. in die 3. kon-
jugation versetzt (ein nebenan in n regelmässiger übertritt). —
273 und 283. § st$v? = stav$. — 277. p ani oder any. —
278. 5 al-dls (präs.) oder al-dity (perf.). — 279. p ies-q =
ies -\- pq, daher in der frage: „bist du (denn)?" Hier aber
tu-n-ies-q „du bist denn doch nicht"; ebenso ist pq im satz 289
verwendet, der auch kein fragesatz ist. — 281. f pol-ql erklärt
sich wie ql-ql im satz 189; $ pol aber ist die ven. form, die
nach dem vorbild von el vol (er will) gestaltet ist. — j al-no-
l-a enthält das pleonastische ille (d. h. nisüw läri) zweimal. —
284. m, £, j, ultim, -w erkennt man sofort als fremdwort.
In m hat man daneben auch pv davö, in n pv dg, also wie in
o, p, q, r formen mit vokalischem auslaut, während von o bis i
das auslautende s fest sitzt (davo's, davös u. ä.), in Friaul das
r (devöur, daür)\ aber im Friaulischen ist das wort in dieser
bedeutung durch das italienische ultimo ersetzt (vgl. s. 165). —
286. et duqsi ist der konjunktiv der indirekten rede, durch -i
(den charakteristischen vokal des präs. konj.) gebildet aus dufa,
dem alten kondizionalen konjunktiv debuisset. — p prq-d-ql
„bei ihm" und „zu ihm"; prq ist neben pro (satz 254) ge-
bräuchlich, aber vermutlich aus diesem mit ad zusammengesetzt,
sodass man eigentlich pr-qd-ql abzuteilen hätte. — 287. m
d$da oder toidla. — 288. £ da-t%i ist lateinisch da tibi. —
Das französische courage ist nach Graubtinden durch deutsche,
III. Der alte hund. 85
nach Friaul durch schriftitalienische Vermittlung gelangt. —
290. f i-va mtisste etymologisch iv-a geteilt werden, aber das
v- ist angewachsen: va-'e „habe ich". — 292. p mpqa von
in-paria: „zugleich", „mit"; die entwicklung der bedeutuug
leuchtet einem ein, wenn man italienisch al pari, französisch
de pair vergleicht. — 293. Umbra ist mit suffixen versehen,
in Graublinden offenbar mit -ivus; vorne ist in f und m ein s-
ange wachsen (vgl. Diez, Wtb. IIb), in p ein d- (de?). — 298. p
in$ „wieder" ist gewiss dasselbe wort wie m inavö „zurück"
(in-avorsum), a anavgs, f -Ös. — 304. a mQn gerundium zu ira
(andando), wie f Jcurgnt und p Jcurdw, prädikativ nach den
verben der Wahrnehmung. — 309. a bulya, f bolye, i bu°lya
erkennt man sofort als eine ableitung von bullire (vgl. frz.
bouillon); m mieza verdankt sein geschlecht vielleicht demselben
wort, kommt aber vom Deutschen (mus); p zufa, £ zuf gehn
auf den deutschen stamm süf (saufen, suppe) zurück und zeigen
die den alten entlehnungen am südrand des deutschen gebietes
eigentümliche wiedergäbe des auslautenden s. — £ /*a' mag
aus fac-illi entstanden sein, wie das in einem noch grösseren
teil Friauls gebräuchliche da' „gib" aus da-illi, während stai
„bleib stehen", wo es überhaupt vorkommt, nur eine nach-
ahmung jener zwei imperative ist. Trotz fa\ da* sagt man
aber fa-lu, da-mi usw., wie begreiflich. Doch ist die ursprüng-
liche bedeutung des -i nicht mehr im bewasstsein, daher j
fa*-dyi mit dem (zweiten) pleonastischen illi. — 313. £ hu statt
lie ist hier nicht durch ein folgendes u hervorgerufen (vgl.
satz 200), sondern eben eine in einem teil Karniens noch üb-
liche Nebenform der partikel und des pronomens he. Es dürfte
zunächst als konjunktion aufgetreten sein und eigentlich das
Jco, hu vorstellen, das aus quomodo entstanden ist (wie auch
in Graubtinden und im rätoromanischen Tirol): „wie", „als"
und „dass" können manchmal einander vertreten.
86
IV.
Texte ans lebenden mundarten.
314. Der verlorne söhn.
a al-fely-p'ars.
f il-fely-pers.
m al-flly-pejs.
p l-nT'^l-pnjdigo.
5 lu-fl-prQdik.
% ^1-fi-prQdik.
315. Ein mann hatte zwei söhne;
in - um veva dus - fe'lts;
en - om veve dus - fe'lts;
in - om veva düs - filts;
d - u°m 9a do1 - fiöns;
uö-om al-v^vQ do'-fls;
un - 9D al - v^ve do1 - f oi;
316. und der jüngste von ihnen sagte zum vater: 317. „vater,
ad-al-dyuven da-kuelts 9-dety a-l-bap:
e-il-dyüven da-kelts 9-dety a-l-bap:
i-al-dyüven dad-es a-dit a-l-bap:
i-l-plu-zoun d-a^doi a-dit a-l-pere:
e-lu-pin-dzov^n di-lu°r al-dizQ a-l-päri:
e-el-pi-z9viD di-lor *a-dit-i a-l-päri:
gib mir den teil der habe, der mir zukommt."
da da-me la-part da-la-ra"ba tya-tuka da-me."
d9 a-me^ la-pard-da-la-röbe tp-tot^e a-me."
da a-ma1 kuela-part da-la-r^ba t^-am-toka."
dazä-me kala-pert d-i-baias ke-me-toka."
da^-mi k^-part d-9-fakoltät k-a-mi-t9tx9."
da'-mi-t la-part d-a-fakoltät ke-mi-tot^^."
318.
„bap,
„bap,
„bap,
„pari,
„pari,
Und er
ad - §1-
e-el-9-
i - el-
i-al-i-
e - lu1-
e - l^-
teilte ihnen das vermögen.
9-partiu ad-§lts la-rauba.
partl6 ad-^lts la-röbe.
alz-a-partf la-r^ba.
a-parti la-rQba.
a-'ur-a-partlt la-ru"b9.
al-i-'a-spartlt-i la-fakoltät.
319. Nicht viele tage darauf raffte
bet/a b'e-dis-ts'anter 9 al-
bedy-bler-deks-slve 9 il-fely
na-bl^r-dits-davö a-tut al-
no-truepez-diz-d9 a-rabla 1-
n9~troz-dlz-d9P9 lu-fi pin-
n9 - tr9z - dl§ - d9po al - fi - pi-
der jüngere söhn alles zusammen und zog in ein fernes land
dyuven - fely rafäu tut ents'amen ad-e- his en - ina - tfara-
dyüven pilyl - antsejoen tot e - ^ - Ie - dav^nt ahnten - en - pa^ks-
flly-dyüven tot-intsembl i-ez-i-davent a^t-in-in-pa^'s lon-
fi-plu-zoun dut adüm i-s-en-ie-zi-dem£ts te - m - pavis - da-
dzov^n al-ingrumä dut isS^mQ e-a-si-n-la int-un-pals lon-
Z9viü al-^-t^olt dut as'ejne^ e-al-e-lät int - üb - palz - Ion-
IV. Der verlorne soha.
87
fort; 320. da vertat er seine habe, indem er ein schlechtes
dalyünts; I9 9 - el dasfäty sia - rauba kun - manä ina-
dalyünts; I9 9-3I spalatstf la-si-röbe kun-manär ena-
tän; la a-1 disfät sa-rijiba kun-manär ina-n^sa-
lönts; ilö a-1 desfät si-ba,B kun-men^ na-stleta-
tän; alä al-mandyä la-S9-fakoltät kun-menä un9~
tan; la al-'a-mandyät la-so-sostaüs§ ku-1-menä unl-
ieben führte. 321. Als er all das seine verzehrt hatte, kam
sTata-veta. ku-ty-$l-9-dyu-sfarlatäu tijt-l-siu, z-a'-
sl^te-vete. kur-ty-^l-veve-malye-se tot-il-sIe, $-nIe
vita. kur-t^-el-veva-malya-öra tot-al-s'o, ez-a-
vita. kaD-ke-l-9a-madyä dut-l-sie, ie-l-uni te-
trist9-vit9. k9D-k-al-vev9-mandyät dut-al-89, $-vinyi
t^ative-vit^. kuant-ke-al-veve-mandyät dut-el-S9, se-vi-
in jenes land eine grosse hungersnot,
venyü eß-kuela-tjara in-gr9n-fomäts,
a'nten-kel-pa'^ks eD-gr9nt-fomatsi,
njv en-kllel-paiäis ina-gr9nda-t#arestla,
kal-pavis na-graü-t^arestia,
iü-kel-pais un9-grand9-tyarestia,
nyude^ iü-kel-pals une-grande-fan,
322.
und er fing an,
ad - §1 - 9 - en-
e - el - 9 - ants6t
i - el - a - ku -
i - 1 - a - sku -
e - W-al - ko-
e - lu1 - al - *a -
grosse not zu leiden. 223.
tsict a-pati g^nda-mazer'a.
a-patekr gr9nda-mazerdye.
mantsa ad-ava'r-bzoeny.
mentsd a-ava1 na-gran-stanta.
mentsa a-vi° grand9 mizer^.
skomensät a-pati grande^-mizer'^.
Er ging hin und schloss
^1 - $ - 'us a - safäty vi-
^l-^-Iö e-az-9-m^s kun-
el - ez - i i - az - a - surdät
l-s-en-ie-zit i-s-a-metü
> >
a-si-n-la e-a-si-met^
al - e - lät e - si • »a - mitüt
sich an einen der leute jenes landes an; 324
tfer-in-ijm da-knela-t!ara;
eny da-la-lyokt da-ke^l-pa^ks;
ad-vn da-la-ly9t-da-kl,el-paiäis;
pra-d-un d-la-zant de-kal-pavi§;
kunt-un di-ke1 di-kel-pals;
kunt-un d-a-int di-kel pafs;
der schickte ihn auf
ku$l 9-tarm^ts $1 sin-
keji ily-9-term^s sen-
ktest al-a-tramis sim-
kast 1- a-m andd te-si-
kest a-lu-mandä int-
kist al-luJa-mandät
Texte aus lebenden mundarten.
seine felder, die sehweine zu hüten,
se's-fiins per-partyirä als-pQrs.
ils-siz-ers a-tyirär ils-p^jrts.
sas-tyampQnyes a-perty^rär as-purses.
t^ampes a-vard§ i-purtsfei.
e^siM^amps a-uardeä 'u-purtsits.
int-i-s'e'-t/amps a-uardä i-pursls.
325. Und er wäre froh
ad-el-fus-staus-
e - el - fis - §to -
i - el - fos - stat -
i - al - fos - sta -
e-lu^-al- sareV
e-lu1- al-sar^s-
gewesen, sich den bauch mit den kleien anzufüllen, die die
le'ts d-emplanf siu-v'anter ku - las - krestyes tya - ls - p$rs - ma-
kunti'nt dad-amplanökr-il-siz-va'nter ku - las - krestyes t#-
kunta'nt dad - implfr saz - va^ter ku - laz - grvstyes ty - as-
kuntant d-impli si-vanter ku-i-tamezÖDS ke-madyQa i-pur-
stät-kont^nt di-empla la-SQ-pantsQ ku - las - SQmulQB ke-su-
stät-kuntent d-implend-si la-paßse^ ku - li - §$mulis ke man-
schweine frassen,
lyaven,
ils-pQrts malyeven,
purstjs malyeven,
tsiei,
purtsits mandyavQ,
dyaviß i-pursis,
326. aber niemand gab ihm davon,
aber-nadyin d^v-ad -e^l da k"a\
aber-niny il-däve da-kely.
mQ-indyun na-1-deva da-k"eles.
ma-degüß ne-n-i-daiQa.
ma-nisün no-i-n-devQ.
ma-nisÜD no-idyi-n-d^ve.
327. Da ging er in sich und sagte: 328. „Wie viele
kq z-el jus a'n-sas^ts ad-Q-dety: „komb^rs
kq 9-^1 pantsö tar-sas^ts e-Q-dety: „kans-fa-
osa ez-el i in-saLsves i-a-dit: „knants-
zaD ie-l zit iia-se-nstas i-a-dit: „tan-de-
alQrQ al-enträ in-se-stes e-al-diz^: „tsetant/
alQre al-e-inträt iia-se-steJB e-al-'a-dit: „setänty
knechte meines vaters haben brot in tiberfluss, 329.
fume'lts da-miu-bap qn paun en-abundauntsa,
me^lts da-miz-bap Qn pan abundantse,
fam<s da-maz-bap an pan in-abunda"ntsa,
fanty de-mi-p^re a pan dagarät,
fam^'s di-nyQ-päri k-e'-an paü in-abondantsQ,
fam#s di-m'o-päri a-'aia pan in-abondaiase,
und ich
ad-Ju-
e-P-
i-a-
i-ie-
eJo-
e-'o-
IV. Der verlorne söhn.
89
sterbe vor hunger!
mQra da-la-fom!
mor da-la-fQm!
mör da-fom!
m$re da-fam!
i-mour da-fau!
muri di-fao!
330. Ich werde mich aufmachen und zu meinem
ju - veny a - safä - se ad - ira tier - miu - bap
i-viny a-m-far-se e-ad-ekr ter-miz-
a-m-fara-su i-yara pro-maz-bap i-zara
lever^ - su i - zir^ da - mi - pere i - i -
Jo - i - mi - 'evarä1 e-i-lara* da -ny^- pari
^-mi-tyolarä'-su e-lara1 la-di-m'o-päri
vater gehen und ihm 331. Vater, ich habe gesündigt gegen den
e-di ad-el: [sagen:
bap e-dekr-ad-ej :
ad-el:
dir(j:
e-i-dira1 :
e-i-dirä':
bap, Mi-a-faty put/ä," eokunter-al-tsVl
bap, i-va-faty put/P kunter-il-tsrl
bap, a-na-fat pnt/a kunter-al-tsel i-
pere, ie-e-kumetu pityä kontra a-1-
päri, *o - i - a1 - pet/ät kuintro-lu-tsil
pari , 'o - 'a1 - petyät kuintr^ - 1 - sll
himmel und dir gegen- 332. ich bin nicht mehr wert, dein söhn
ad-enkunter-te; [über; ^-sun bet^a ple la-valeta da-sanum-
i-suD be't-ple deny dad-eser-numnö
a-na-sun plv deny dad-eser-nnmna
ne-soD plu danye de-vester-tlama
i-no-so1 ätri deny di-'esi-klamat
Vno-so1 plu1 de'D di-'esi-klamat
e-kunter-te;
kunter-ta1 :
> •
tsiel i-dant-a-vo;
e-kuintrQ-di-vu°;
e-kuintri-di-vo ;
zu heissen; 333. mache mich zu einem deiner knechte." 334. Und
na ti"-fely; fa m$ sku in da-te^-fum^ls." ad-
tis-fely; f9 me, per-eny d-ils-tis- fame^lts." e-
tas-fily; fa a-ma' per-vn da-tas-famä'lts." i-
v9§-fi; faza-me per-un de-vQs-fanty." i-
llestri-fl; toli-mi par-uD d-ei-uestris-fameis.u e-
ue§tri-fi; faze-mi-t ud d-e'-uestris-fame^s." e-
er machte sich auf den weg und kam zu seinem vater. 335. Als er
el-Q safäty sin- via ad-^-venyüs tier-si"-bap. ku-ty-eL-
el-adz-Q-mes sen-veje e-e.-nP ter-siz-bap. aber-ku-
el-z-a-instrada i-e-nyv pro-saz-bap. mq - kur-
l-l-a-mueta i-ie-uni da-si-p^re. ma-kan-
a-§i-tyapä-su e-vinyi da-sQ-päri. ma-koD-
al-gi-'a-t^apät-su e-1-e-vinydt la-di-so-päri. ma-k"ant
90 Texte aus lebenden mundarten.
aber noch weit war, sah ihn sein vater, 336. fühlte
e^a aun dalyünts, 9 si"-bap viu ej, Q-san-
re-t^-el-ere ank dalyünts, 9 siz-bap vT0 ej, veve-
t^-el-dera amö dalcents, 1-a-l vis saz-bap, a - ny v
k-l-fQa mQ dalönts, 1-a-l udü si-p^re, se-n-a-
k-al-e/Q intyimö lontän, a-lu-ved§ SQ-päri, al - v$
ke-al-'ere^ ant/emQ lontäü, so-päri lu-VvMut, al - }a -
mitleid mit ihm und lief hin, fiel ihm um den hals und
tiu kumpas^n kun-^1 ad-e-kurills-vitier, 9 palyäu ad-^1 entijrn-
kumpas'üa kun-el e-e-kurl-ve, ily - 9 - pilyie antun -kul^ts
kumpasjün dad - el i - e - kurv - via pro - el, 1 - a - abratsa
menä pitya i-ie-kors kaprQ, 1-a-abratsa i busä.
kompas^D di - lu1 e - al - kor(j - af , a - lu - tyapä a - bratsakuel
sintut kompas'ÖD di lu1 e-1-e-kurut-la, lu-Vtyapät a-brasaku^l
ktisste ihn. 337. Der söhn aber sagte zu ihm: 338. „Vater,
kuliets a-bitsa11 eJL al-fely-aber 9-dety ad-§l: „bap,
e-bitsip. il-fely-aber Q-dety ad-ejh „bap>
i-butsa. mQ-al-fily al-a-dit: „bap,
ma-l-fi i-a-dit: „P$re,
e-a-lu-busa. ma-lu-fl a-i-diz^: „pari,
e-lu-VbuSät. ma-el-fi i-'a-dit-i: „pari,
ich habe gesündigt gegen den himmel und dir gegenüber, 339. von
Va-faty putyau eökunter-al-tsVl ad-eiakunter-t^, da-
i-va-fat/ putyi6 ankunter-il-tsPl e-kunter-t$, da-
a-na-fat putya kunter-al-tsel i-kunter-ta1, da-
ie-$-kumetü pit/a kontra-a-l-tsiel i-dant-a-vo, da-
i-a^pet^ät kuintrQ-lu-tsIl e-kuintrQ-di-vu°, da-
'o-'a'-petyät kuintre-l-sll e-k"intri-di-vo, di -
nun an bin ich nicht mehr wert, dein söhn zu heissen."
kg nav^n sund-Mi betya ple la-valeta da-sanumnä tiu-fely."
k9 dav^nt suB-a bety ple deny da-nikr numnö tis-fely."
kua davent na-sun-a plt> deny da-nyir-numna tas fily."
tlo inänt ne-sonze plu danye de-vester-tlamä v^s-fi."
kumö indevant i-no-so1 ätri deny di-lesi-klamät "estri-fl."
kum6 indenänt 'o-no-so1 plu' de1» dPesl-klamät uestri-fi."
IV. Der verlorne söhn.
91
340. Aber der vater sagte zu seinen knechten: 341. „Bringt das
aber-al-bap Q-det# a-se's-fnme^ls: „purta1 al-
aber-il-bap Q-dety a-ls-sis fame'lts: »purt$ - n$
mQ-al-bap a-dit a-sas-famä^lts: „purta^-nan
ma-1-pere a-dit a-si-fanty: „purtade-
ma-lu-päri al-diz(j e^s^-fam^'s: „puartdit
ma-el-päri i-ja-dit-i a-^s'e'-fame^s: „p^artä't-
schönste gewand her und zieht es ihm an, 342. und gebt
ple-bi-va&tyu nQtfer e-tardyä'-a'n ad-el ku$l, a-da1 ad-
il-pi-beJLvistyP e-tir^-ly-a^t ad-el, e-det ad-
al-pv-bel busmä'nt i-trat-el-a^t ad-el, i-dat ad-
kaprq l-plu-bel-guant i-tira-''-le-sonra. i - daza -
lu-pim-b'e^l-vistlt e-meti-e-1, e-daM-
ka el-pi-b'el-ve§tlt e-mete-dyi-lu a-dues. e - mete -
ihm einen ring an die hand und schuhe für seine ftisse;
el in-ani e-l-ma"n e-katsers per-se^-pa's;
^1 en-anel ved-il-siz-man e-kaltsers per-ils-sis-peks;
el in-ane via-saz-man i-st/arpes per-sas-pes;
i na-varata te-si-man i-t/outs^i per-si-pies;
un-an^l int-^-sQ-man e-skarps p-e^si^pe^;
dyi-t uD-an^l in-rnaa e-skarpis su-'-sV-pis;
343. und führt das gemästete kalb her und schlachtet es, 344. und
a-manä* nQtier al-vadf-angarsau a-matsa1 kuel, a-
e-man^-nQ il-vadel-angarsee e-mats^ el, e-
i-manä^nan al-vadeMßgresanta i-matsa* el, . i-
i-menäde-kaprQ l-vad4l-ograsa i-matsa-le, i-
e-menä't-ka lu-vidy^l-ingrasät e-matsaMu, e-
e-menäH-ka el-vidy^l-ingrasät e-kopa'-lu, e-
lasst uns essen und fröhlich sein:
malyä'n-nus a sa^n-nus le^ers:
malyäny e-stany-alegers:
madyä'n i-sta'n-legers:
ma'ön i-stazön de-bona-vueia:
mandyin e-§tiD-ali°ris:
mandyin e-stin-lejrjis:
345. denn dieser mein söhn
per-k^-t/a-k^l-mi"-
per- t/e- k^l-il- mis-fely
per-tye-kuest-mas-fily
per-tye-kas-mi-fi f$a
par - tse - ke - kest - ny q-
par - se - ke - kist - mV
92
Texte ans lebenden mnndarten.
war tot und ist wieder lebendig geworden; 346. er war verloren
fely era-mQrts ad-e puspe venyüs-vifs;
ere-mQrt e-e-puspe^ nle-vekf;
dera-mprt id-e-dart;^ nyu vif;
mort i-ie-in9-uni-vif;
fl al-ero-nTart e-al-e-tornät a-vivi;
fi alJ§r§-muart e-1-e-tornät vif;
el - era - p*ars
el - ere - p^rs
el - dera - pejs
1 - foa - perdü
al - erQ - p^rdut
al - *§re - p*ar -
und ist wieder gefunden worden."
ad-e puspe venyiis-emflaV's."
e-e-puspe^ nP-kattf."
i-e-dart/^ nyu-tyata."
i-ie-stat-in§ dyatä."
e-al-e-stat da-nouf tyatät."
dut e-1-e-stat di-nyöf t^atät."
347. Und sie fingen an, fröh-
a-elz-Qn-entSH; ad-e-
e - §ldz - <m - antsöt ad-
i - ez - an - kumantsa a-
i-i-a-skumentsä a-§t$
e - lu°r - e1 - komentsär
e - lor - a - 'an - skomensät
lieh zu sein. 348. Sein älterer söhn war draussen auf dem
ser-le^ers. si"-fely-vely era luQra si-ls-funs;
e^er-legers. il-sis-fely-vily ere ör se-1-fonts;
star leyers. sas-fily-vely dera öra sun-la-tyampQiiya;
de-bQna-vu^a. si-mazer f$a Qra n-t^amp;
aJesi-ali°ris. sQ-fi-pin-ve^u al-erQ fo"r int-al-t/amp;
a-sta in-alegria. al-so-fi-pi-vetyo al-^r^ für t-al-t^amp;
feld; 349.
und als er in die nähe des hauses kam, hörte
a-ku-ty-el-e-venyüs da-manaVel da-la-tyejza, q-
e - kur - 1# - §1 - § - rivö dasper - la - t#a , 9 - 1
e - kur - t% - el - e - nyv dasp^r - la - tya, a - 1
i-kaD-k-1- iP-ruä da-uzfD - da- t^aza, a-1
e - koB - k-al - vinyf dindyQ - la- tyazo^ al - sin-
e - kuan - ke - al - e - vinyut dondye. - la - tyaze, al-
er
spielen und singen,
el udiu sunQn a-kant^n,
santl6 sunQnt e-kantQnt,
dudi a-sunar id-a-tyantar,
oudi sunäü i-tyantäß,
ti a-suinä e-t^antä,
»a-sintut a-suna e-a-tyantä,
350. und er rief einen der
ad - el - 9 - klumäu notier
e - el - q - klamö - ör eny
i-ei-a-klumä-nan vn
i-l-a-kerdä-kapi'9 üb
e - al - klamd uia d - e'-
e-al-^-klamät ud d-
IV. Der verlorne söhn. 93
knechte her und fragte, was das wäre. 351. Der sagte
in d-als-fum^lts a-dumandä" t/e1 kua' sa\ kuel 9-
d-ils-fame^ts e-9-dumandö tye-t/i-kely se'e. kel 9-
d-es-famäUts i-a-dumanda txe-t/a-kuai sia. kuest
d-i-fanty i-a-damandä t/e-ke-kas fos. käst i-
fame^s e-a-i-domandä tse-ke-kest al-fos. kest a-
e^fam^'s e-i-'a-domandät-i se-ke-kist al-'ere. lu1 al-
zu ihm: 352. „Dein bruder ist gekommen, 353. und dein vater hat
dety ad-el: „tiu-fra e-vanyüs, a-till-bap 9-ma-
det# ad-el: „il-tis-frar e^-rivö, e-tiz-bap 9-matsö
al-a-dit: „tas-frär e-riva, i-taz-bap a-matsa
a-dit: „ti-fra ie-rud, i-ti-p^re a-matsä
i-diz^: „t9-fradi al-e-vinyut, e-t9-päri al-a-ma-
Pa-dit-i: „to-fradi al-e-tornät, e-to-päri al-'a-ma-
das gemästete kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wieder-
tsäu al - vadi - ej)garsäu, par - kuaJ - ty - el - 9 puspe survenyü el
il - vadeel - angarse6, per - kely ty - $1 - 9 - survanyp el posp9
al - vade" - iögresanta, per - t#e - t/ - el - 1 - a surnyi dart/9 inavo
1 - vadeU -ngrasä, per - tye - ke - 1 - 1 -a in9 dyatä san tsruk."
tsät lu-vidy^l-ißgrasät, par-tse-k-a-lu-a-imbtit dan6nf saD-
sät al-vidy^l-iügrasät, par-se-ke-al-lu-'a-t/atät dinyof sao-
bekommen hat." 354. Er wurde zornig und wollte nicht hinein-
sanns anav^s." el-^-venyüs vMns a-l§va bety ir-a!n.
sao." el-^-nP vilö e-leve bety ekr-a'nt.
fris-i-saD." el-az-a-gritanta i-na-leva ir-a'nt.
al-s-a-desenä i-n-ul9a zi-ite.
e-salf." lu1 - al - deventä rab'ü°s e - al - no - volej9
e-salf." lu1 - al - sl - Ja - rabiat e - no - "areve la -
gehen. 355. Da ging sein vater heraus und bat ihn.
k9 e al-bap jus-9ra ad-9*ruidu eJL
al9ure 3 siz-bap Ie-ör e-9-rule el
Iura e saz-bap i-öra i-l-a-rua.
P9 i° si-pere zit-9ra i-1-a-priä.
la-dentri. al9r9 s9-päri la-four e-a-lu-preä.
drenti. atyre^ so-päri 1-e-lät-für e-lu-'a-preat.
94 Texte aus lebenden mnndarten.
356. Der aber antwortete dem vater: 357. „Sieh, so viele
kuel-aber o-raspundiu a-l-bap: „mira, si-b^rz-
k^l-aber Q-ra§pundie a-l-bap: „varde, gi-bler-
mQ-kuest a-ra§püs a-l-bap: „uara, tant-Qnts
ma-kal a-respendü a-l-p^re: »tyala, tan-d-
ma-kel a-i-ri§p"ind(j a-l-päri: „txal&t, tanty-
ma-lui-i-ia-ri§puindtit-i a-l-päri: »tyalet, tanty-
jahre diene ich dir, 358. und nie habe ich deine geböte tiber-
9ns surv^u da-te, a-ma1 a-*u survardyau te's-kiin-
onts serv-i tq, e - ma1 va - i - znrpasö ils - tis - ku-
at-s^rv-a, i - ma na - na - 5a surpasa tas - ku-
ani ve-servä§-i, i-me1 nen-e-i traskurä kal-ke-m-a^
any i-Si-s^rf, e-ma1 no - a1 - traskurät Mi-vue§tris
aiü ^-us-Servi&i, e-ma1 !o - no - iai - trazgradlt i-ue§-
gangen, 359. und doch hast du mir nie ein zicklein gegeben,
damals, a-taunataun as-te da-me ma1 dau in-andz^l,
mqnts, e-tQX m-ast ma1 do en-andz$ul per-star-ale-
m^nts, i-tantvna na-m-as-tu ma dat in-azösl per-
kumandä, i-mpQ ne-m-a'ze me/ dat B-vezüel per-ste^
komänts, e-par-kest vu° - no - mi - vi°s ma* dät n§nt/e
tris-komäö§, e-pur vo-no-mi-vez-ma1 dät un-t^avi^t par-
dass ich mit meinen freunden fröhlich wäre. 360. Aber jetzt,
t#-u-ves-saviu fa-le'ger kun-me^-kump^ns. aber - iisa,
ger ku-lts-mis-kumaräts. aber - ose,
i§tar-leyer kun-mas-kump^nts. mQ-osa, t%-
de-bona-ueia kuia-nri-kumpanyes. ma - za,D,
un-dzokol par-stä-ali°ri kuJu-mi° komp&ns. ma - kumö,
Sta-l^gri ku-i-m^-amig. ma - kumq,
wo dieser dein sobn gekommen ist, der dein vermögen durch eine
ku-k'el-tiu-fely e-venyüs, t#a-Q-rabitsä"-dav§n tia-rauba tras-
ty-e-rivö kel-il-tis-fely, tyi-Q-faty-ekr la-ti-röbe kun-manär
i-e-nyu kuest-tas-fily, t/-a-disfät ta-rQba kun-manar ina
ke-l-ie-rua ks-vQS-fi, k-a-desfä-vQSta-roba. kuia-men^ na-stleta
ke-al-^-rivat kest-ue§tri-fi, ke-al-a-mandyät la-vuestrQ-fakoltät
ke-1-e-rivät kist-'e&tri-fi, ke^a-mandyät la-uegtr^-§o§taDs^
IV. Der verlorne sohD. 95
schlechte lebensweise durchgebracht hat, hast du ihm das ge-
ina-sTata-veta, as-te matsd" ad-ej il-vadi-angarsä"."
ena-sl^ta-vete, aste matsö ad-ej il-vadel-angarsee."
nosa-vita, as-tv matsa ad-el al-vadeMngresanta."
vita, i-a'ze matsä l-vad£l-ngrasä."
kun-mejaä unQ-tristQ-vitQ, vu°-i-vi°s-matsät lu-vidy^l-iügrasät."
menänt t/ative^-vite, vo-i-ves-masät-i al-vidy^l-iögrasät."
mästete kalb 361. Und er sagte zu ihm: 362. „Mein kind, du bist
[geschlachtet." ad-el-Q-detx ad-ek „mi-ufäun, te-a's
e-eJ-Q-dety ad-el: „miz-unfant, te-ist
i-el-a-dit ad-el: „maz-ufänt, tv-e§
i-al-i-a-dit: „mi-mut, tu-ies fort
e-lu1 a-i-diz§: „frut-nyQ,tu-tu-si08
e-lu1 al-i-Vdit-i: „fi-Dtfo, tu-tu-ses
immer bei mir, 363. und all das meine ist auch 364. Man musste
adina kun-m^, e-tut-al-miu % e/a-tiu. [dein, in - stuev -
adenye tar-m^, e-tot-il-mP e er-tie. ints-stueve-
advna pro-ma1, i-tot-al-m'o ez er-t'o. mQ-i-za-
pra-me^, i-dut-l-mie ie nt#e-tie. ma-un-me-
simpri d(mdyQ-me, e-dut-lu-nyQ al-e-tQ. ma - a - §i -
simpri ka-di-me, e-dut-al-m'o 1-e antye-tQ. ma-al-§i-
aber fröhlich sein und sich freuen, 365. denn dieser dein bruder
aber eser-le'gers a-salagrd, per-kuai-t/a-k"el-tiu-
aber eser-leger e-za-legrär, per - tye - kel - tis - frär
stueva eser-leyer i-z-alegrar, per -t^e-kuest- tas- frär
89a vester de-b(ma-ueia i-se-gQder, per-tye-ke-kas-ti-fra
skui-nyivQ iesi-ali°ris e-ralegrä-si, par - tse - ke - kest - tq -
sku-nyeve 'esi-legris e-konsolä-si, par-se-ke-kist-to-fradi
war tot und ist wieder lebendig geworden, 366. er war ver-
fra eja-morts ad-§ puspe vanyus-vifs, e^-era-p^rs
ere-m^rt e-§ puspe^ nr-vekf, el-ere-pers
dera-mort i-e-nyv dart/3 vif, el-dera-p^rs
fo^a-mQrt i-i°-uni inQ vif, 1 - fya - perdü
fradi al-erQ-muart e-al-e-tornät a-vivi, al - qrq - p'ej:-
al-ierei-muart e-al-e-tornät vif, al-'ere-p'ar-
96 Texte ans lebenden mundarten.
loren und ist wieder gefunden."
ad-^ pusp$ venyÜ8-amflaus." o
e-$ pusp$ nl-katö." f
i-e darty^ nyu-tyata." m
i-ie inQ uni-dy.ata." p
dut e-al-e danöuf t^atät." j
dut e-al-e-stät-t^atät dinydf." j
Anmerkungen. Satz 315. $ ow oder gm. — 317. In p,
£ und g ihrzt man den vater, daher findet man hier den plural
des verbums (gebt) und des pronomens (ihr, satz 331). —
321. i fav oder auch tyarestie. — 323. o safdt% steht ohne
htilfszeitwort da: es ist an das andere partizip lus durch a (und)
angereiht, ohne an dem htilfszeitwort e teilnehmen zu können.
Denn die sitte, dem reflexiven verb das htilfszeitwort esse zu
gestatten, ist in Graubtinden unbekannt; am vorderrhein kann
sie wohl auch gar nicht bestehen, weil das reflexive pronomen
se-, sa- an den verbalstamm angewachsen ist. — 326. 5 idyi „ihm".
Sonst heisst dort der dativ der 3. person singular und plural
gewöhnlich i, zuweilen hat man das bedtirfnis, dieses i oder y
durch einen vorausgehenden d-verschluss zu verstärken, z. b.
bei der einftigung in den imperativ mete-dyi-t oder der anftigung
daran: mete-dyi-lu (beides im satz 341). So auch hier; es fragt
sich nur, ob das i davor bloss lautlich, nämlich durch tibereilte
zungenhebung zu erklären ist, oder als eine Wiederholung
(i -\- dyi). Es könnte i an no und dyi an n (inde) geheftet
sein, vgl. 255, 340; auch die unmittelbare aufeinanderfolge von
* und dyi ist uns schon bekannt (anm. zu 309 fa'-dyi). —
g devq = dave. — 328. f abundantse ist vermutlich als a-bun-
dantse gedacht; ein fremd wort wird leicht verkannt. — 333. £
toli-mi = tollite-me, mit der alten biegungsart. — 334. p l-l;
das zweite l ist illa mit abgeworfenem -q: er hat es in be-
wegung gebracht. — 336. a ad-el objektsakkusativ, mit der
präposition verstärkt, wie das besonders im Oberengadin (und
in Spanien) üblich ist. — 341. m trat, 342 dat; daneben kommt
auch schon trat, da* vor, wie purtd' usw. — £ meti-e-l (oder
met-i-el?) = mittue illi illum. — 342. a Jcatsers oder -es. —
344. p auch mqiowze, stqzowze. — 353. a sauns prädikatskasus. —
363. m m'o, Po, andere sprechen m*p", t*gu aus.
V. Dekameron 19. 97
(367) Ich sage also: (368) in den Zeiten des ersten königs
von Zypern, als das heilige land von Gottfried von Bouillon
erobert war, pilgerte eine vornehme frau aus der Gascogne zum
heiligen grab. (369) Und als sie zurückreiste und wieder in
Zypern angekommen war, wurde sie von schlechten leuten grob
behandelt. (370) Dartiber war sie sehr gekränkt (371) und dachte
zum könig zu gehen und sich bei ihm zu beklagen. (372) Es
wurde ihr aber von jemand gesagt, dass ihre mühe vergeblich
wäre; (373) denn dieser, sagte er, ist so träge und feig,
dass er nicht nur die den andern zugefügten beleidigungen
nicht bestraft, wie es sich gehörte, sondern als armer tropf
auch immer die hinunterschluckt, die man tausendmal ihm
selbst zufügt. (374) Deshalb, sagte er, wenn einer einen
verdruss hat, so tut er ihm eine beleidigung an und lässt so
seinen zorn an ihm aus. (375) Als die frau das hörte, verlor
sie die hoffnung sich zu rächen; (376) aber um doch ein bisschen
trost über ihren verdruss zu bekommen, nahm sie sich vor, den
könig wegen seiner feigheit zum narren zu halten. (377) Da
trat sie weinend vor ihn und sagte: (378) „Mein herr, ich
komme nicht zu dir, als ob ich für die beleidigung, die mir
angetan wurde, genugtuung erwartete; (379) aber statt dessen
bitte ich dich, dass du mich lehrest, wie du die erträgst, die
man dir angetan hat, wie ich höre, damit ich nach deinem
vorbild mit geduld die meinige tragen könne. (380) Die würde
ich, weiss gott, wenn ich es tun könnte, gern dir schenken,
weil du so tüchtig bist im tragen." (381) Der könig, der bis
dahin so feig und träge gewesen war, war nun, wie wenn er
aus dem schlaf erwachte: (382) er rächte hart die beleidigung
jener frau (383) und war von da an sehr streng gegen alle,
die etwas gegen die ehre seiner kröne getan hätten.
a (367) !u-dets pia: (368) e-ls-tfams da-ly-ampr£m-rej# da-
la-tsipra, ku-txa-la-t'ara-SQnt/a §ra-prid-aJn da-gotfrit da-bu-
lyon, kq Q ina-duna-nobla da-la-gaskonya palagrinada tier-
la-SQntya-fysa. (369) a-ku t/-ela-§-venyida-anavQ8 ad-^ra
puspe^ arivada a'n-tsipra, z - ela - venyida mal-traktada da-
sTata-lyut. (370) zur-da-kuai $r-e> fety-ofandida (371) ad-Q-
Gartner, Rätorom. apr. u. lit. 7
98 Texte aus lebenden mundarten.
patart#&u dad-ira tier-al-rej# a - da - salamantd - se per-kllel.
(372) a'-^-aber venyü-dety da-ntsat^i t#a - sia - bra'a vany^si
ad-^ser par-nuet; (373) per-k"a'-t;(a-ku$l, Q-el-dety, e si-
mars e - tumale^ts , ty-el betya-mQ las-ofenzMins fatyas a-lz-
auters bet/a strufejlya, skii-i-auda, sonder sku.-pa"per tok,
era-kueles lag"eta t#-ins-fQ ad-^l-sets nundumbra'vlas-'^-
des. (374) per-kV, di-el, s-in-Q iu-dizgüst, se-f9-el ad-el
in-ofenz'un e-la use" Qra sia-greta vid-eJL (375) ku-t^a-la-
duna Q-udiu k1^1, o-§la p'ars la-sparontsa da-fa-vandet/a;
(376) aber - per - tä"natäun - val in-tek kunsulats'ün, 9-^la priu-
aväun da-tanä1 al-r§tx pil-nar per-sia-tumaletyaddt. (377) k$
z-ela-ida a-bardy^n tier-el ad-Q-dety: (378) „miu-sinyür, in-
veny bet/a tier-t§, per-kua'-t#-u-spityäs da-te satisfakts'ün
per - 1 - ofenz'ün tx-^-venyida-fat^a da-nie; (379) aber-$nstaly
ro^-u t^ tya-te-miis'es da-me kQ-te-suportes k"eles ty-in-Q-
fat/ a-te, sku-Mi-^ndresa, sin-a-k'V-ty-u-pQsi s'anter-ti"-
eksempel supiirti, kun-pats^nts'a la-mia. (380) kueja veny^s-
ju per-mi-Qlma udy^n sandytj da-te, s-iu-sav(js, per-k^a'-tya-
te-a's-si-ferms ^-1-supiirtä." (381) al-rety, ty-era tokan-da-
kQ staus si - tumale^ts e-mars, eja usa skij-s-el-sadastadas
da-la-sien: (382) el-Q-faty vandet^a sdrfama'n per-1-ofen-
z'tin da-kueja-duna (383) ad-^ra da kQ-dav^a fety streng $b-
kunter - tuts - kuels t#a - ve^en - faty antsat^ e^kunter 1-onür
da-sia-kruna,
f (367) i-de* alzo: (368) a^ten - ils - ta'mps dily-am-
prem-r§t# da-tsipern, kure-tyi-la-teje-so/ntye ere-pilyid-
a^t da-gotfrit da-bulyon. § ena - noble - done da-la-gaskonye
pelegrinade tar - la - so/ntye - fyse, (369) e - kur - 1# - ela - dyeve-
anavös e-ere pusp§ riväde a-tsipern, $-la-nPde-maltratade
da-nöse-lyokt. (370) zur-da-kely er-eja-fity-gritintade (371) e-Q-
pantsö dad-ekr ter-il-re^ e-a-ts-plandzer tar-el. (372) aber-
ily-^-nP la-detye d-entsat/f tyi-la-si-fade'e se'e-adumbaten;
(373) per-t#e-kel, q-l-dety, ^-si-marsüß e-tamalir, t#-
§l-struf§dye bety-aiagäl bety las - ofenzkins fat^es ad-ildz-
Qters, sku-tx-i-tot^e, sonder strangle-dyu, sku - en - pöver-
zani, adenye er-keles t^-ints-fQ nondumbrevlez-dya ad-§l-
s^ts. (374) per-kely, de'-el, küre-txi-entsatyf 9 en-displaz^kr,
si-fo-el ad-ej ena-ofenzMÜB e-las-useje über la-si-grete
sen-el. (375) kur - t/i - la - done Q-santf8 kely, Q-la-pers la-
V. Dekameron 1 9. 99
gparantse da-pilylr vand^t/e; (376) aber -per- t<# - survanyikr
empö kunffrt zur-d-il-siz-displaz^kr, adz- Q-la-pilyie-avänt
da-tiny6kr per-nar il-rety per-ve'e-da-la-si-teme. (377) kQ
e^la-e'de bardyQnt avänt-^1 e-Q-dety: (378) „mis-sinyükr, i-
viny be't-tar-te^ sku - s - ie - spit^s pa'am&'nt par - 1 - ofenz'un
fatye a-mej (379) aber-anstä'nts-lyets ro-i-t$ tyi-te-am-moses
sku - tyi - te - sup^rtes k^les t/ - indz - q - fat/ a-te^ sku-i-sa^t,
sen - a - kely - 1# - ie - sapt/e slv-il-tiz-egza'mpel zurpurtär kun-
patsentst/e la-mi. (380) kele sint^idy^s - ie frank gudy^nt a-
t§, §-i-sav(js far kely, per - kely - t^i - te - ist -si-f^rm per-pur-
tär." (381) il-rety, tyi-ere-sto anfinyen-ose si-tamalier e-
marsüö, ere ose sku-s-el-za-dazd^s or-d-il-sen: (382) el-Q-
fat# sarfa - vandej#e per - 1 - ofenz'un da - tsela - done (383) ed-
ere da-kQ-davent fity, stra'nt/ kunter - tots - k^lts t/i-vejäeii-
faty entsatye" ankunter-l-on6kr da-la-si-karune.
tn (367) a-di dimena: (368) i-l-temp d-al-prum-ra1 da-
tsipern, kur - tya - la - tera - sqntya dera - tuta - a'nt da-gotfrit
da-bulyön, e-pelegrinäda ina-nQbla-dona da-la-gaskonya pro-
la-SQnt/a-fQsa. (369) i-kur-t/-ela-turneva i-dera dart^ ri-
väda a-tsipern, e-la-nyt>da maltratäda da-n^sa-ly^t. (370) da-
k1^1 dera-la st^n gritantäda (371) i - z - a - z - impisäda dad-ir
pro-l-ra1 i-da-plqndzer. (372) mQ-id-e-nyv-dit ad-ela da-
mtyvn t^a-sa-fadia fos-per-noeya; (373) per-t/e-kuest, a-l-dit,
e-tant-tyastoer i-valanoeya, t#-el na-be na-tyastla, Sko-ty-i-
toka, laz-ofa'zes fates a-z-Qters, dimperse- sko-pöver-d'amper,
travonda ad una er - kueles t/ - im - fa mila - ya ad - el - tsves.
(374) per-k'V, diz-el, kur-tx-int/un a in-displazd'r, si-fa-el in-
ofa'za ad-el i-las-öra use" sa-rabdya. (375) kur-t^a-la-dona
a-dudi k'a1, a-la-pe/s la-sprantsa da-z-vindityj|r: (376) m$-
per-surnyir tantuna impa - d - kunfqrt in-saz-displazä'r, a-la-
tut avänt-sa1 da-tenyer per-nar al-ra1 per-sa-timiditä. (377) osa
e-la-ida kridqnt avant-el-i-a- dit: (378) „mas-sinyur, a-
na - veny pro - tal , sko - s - a - spetes sotisfats'ün per - 1 - ofa'za
fata a-ma': (379) eqq - invetse - da - kuaJ at-rou-a t^a-tu-am-
moses kg-t/a-tv-supQrtes k"eles t^-vn-a-fat a-ta*, sko-t^-a-
sa'nt, per-t/-a-pQsa, davö - taz - eksa'mpel , supurtar kum-
pats'entsa la-mia. (380) kuela, per-d'o, regal^s-a yent, s-a-
pud£s far kV, a-ta1, per-t^e-t^a-tu-es-us^-bun per purtär."
(381) al-ra1 tyi-dera-stat fin-kua tant-t#astüer i-valanceya, dera
100 Texte aus lebenden mundarten.
osa, sko - s - el - az - zdru°ly£s d-al-scen: (382) el-a-vindit#a
sev^rama^t/ l-ofa!za fata a-k"ela-dona (383) i-e-§tat da-k°a-
davent fitx seve> kunter - tot - ku§s tyi - vesen - fat alty kunter-
1-ontir da-sa-koruna.
p (367) dooka i-dize (368) a-i-tampes d - 1 - prim - ra de-
tgipri , do-ke-la-tfara-santa foa-dyapeda da-gotfrit de-bur6D,
ie-zita a-dlieza na-nQbla-senyo"ra d-la-gaskonya, a-1-santo-
sepolkrQ. (369) i-ko-k-la-ziva-tsruk i-fQa-inq ru^da a-tsi-
pri, ic-la-unida m^l-trateda, da-ria-zant. (370) de -käst s-
eD-a-la-abü termant mperm^l (371) i-a-pensä de-zi da-l-ra a-
s-eD-lament^ pra-al. (372) ma-i-ie-sta-dit da-valgUB ke-si-
fadia fosa pernia,; (373) per-t/e-ke-ka§t, a-l-dit, ie* tan-frej;
i-da-nia, ke-no-medra l-ne-straufa, ko-k-l-kuiaväia, 1-ufezes
fates a-i-a"tri, ma-dlot ntye, da-pi^re-tsa'ser, fort kales
k-uß-f^s niile-'ades a-al Bstas. (374) per-kas, diz-1, kaB-ke-
valgüö a vel-mueia, fez-1 B-mperm^l a-al i-se-pera-via Dsi
si-saü. (375) kaB-ke-la,-senyo"ra a-o"di kas, a-la-perdü la-spe-
rantsa de-se-vendik§: (376) ma-per-dyat^ mpQ m-pue-de-kun-
sulats'öß de-si-mueia, s-a-la-to't-dant de-to-1-ra per-si-
fra^duinantsa, per-1-kul. (377) zan iMa-ru^da bradläia dan-ad-
al i-a-dit: (378) „mi seny6ur, ie-ne-vanye nia pra-te, s-k-ie-
aspitas vendata, de-1-ufeza ke-m-ie-stata-fata; (379) ma-imp£-
de-kas te-pre-i ke-te-m-nsanyes kQ-k-tu-supQrtes kales ke-
D-t-a-fat a-ti, kQ-k-inriese, afiB-k-ie-pQse-kumpurt(j dQ-ti-
mostra kum-patsientsa la-mia. (380) kasta, die 1-sa, se-pudas
l-f$, siükas-i dyan a-ti, per - tye - ke-t-is- tarn -boö de-purt^."
(381) 1-ra, ke-foa-sta Bkin-nlo^ta tam-fr^t i-pa'ger, foa zaü
si-k-1-se-desedasa da-l-suen: (382) 1-a-vendikä sorf 1-ufeza
de-kla-senyoura (383) i-ie-stat da-mo-B-la dra-rigoröus kun-
dui-kai k-as-fat velk kontra-l-unö"r de-si-kurona.
j (367) dunt/Q jo-i-dIs: (368) int - e1 - timps d-al-priü-
re di-tsipro, kon - ke - la - t^ro - santo e-ero-tol§to da-gotifre"
di-bu'ÖB, uno-s'QrQ-nobil d-e-gaskonyo $-la a-perdöß la-d-
al-sant-sepulkri. (369) e-kQB-k-e-tornavQ e-e-en? danöuf ri-
vadQ a-tsipro, $-fo-maltratadQ da-tristo-int. (370) kest a-i-
displaz^ trop (371) e-^-si-impeBsä di-lä da-l-re e-di-la-
mentä-si da-lul. (372) ma-a-i-e-stät-det da-k"alkidüß ke-
la-8Q-fadio ^-sar^s par-nu^; (373) par-tse-ke-kest, al-dls, al-
e-tant-p^ri e-da-nu'Q, ke-nQ-nQmQ al-no-t^agtlQ, kQmQ-ku-
V. Dekameron 19. 101
tQtyQ, laz-of^zQS fatQS a-'-a'tris, ma-al-ioglöt, kgmQ-um-
makarQt, simpri e^nty-k^s k-e'-fas mil-viäts a-lu'-stes. (374) par-
kest, al-dis, kQB - ku - kualkidÜD al - a - un - displazi0, a-i-fäs
un-of^zg a-lu1 e-al-si-disfäs kusi d-e-SQ-rab1«?. (375) koB-ke-
la-s'^rQ £- sinti kest, ^-p'^rd^ la-sperantsQ di- vendikä-si;
(376) ma-par-vi° par-kest um-pu°tx9-di-konsolatsiÖD d-al-SQ-
displazi0, e-si-propon^ di-muardi lu-re par - la - sq - timidität.
(377) alQi'Q e-vinyi vaint da-lu1 e-e-i-diz^: (378) „nyQ-s'or,
'o-no-veD da-te, k^mQ-se-i-sp'etäs sodisfats^B par - la - ofij-
zq ke-mi-^-stadQ-fatQ; (379) ma-inv§tse-di-kest i-tyi-prei
ke-tu-mi-iDsenyis tsemut - ke - tu - sapuart9s k^s k-e'-tyi-aü-
fatQS a-ti, kQmQ-ke-i-sint, par-ke-i-puesi sapuartä ku-l-tQ-
^z^mpli kun-pats^otsQ la-m^. (380) kejstQ, lu-sa lu-sinyu°r,
s-i-lu-podes-fä, i - ty - § - donar^s volaut^r a-ti, par-tse-ku-
tu - si°s - kusi - boD da-puartä." (381) lu-re, ke-al-erQ-stät üd-
in-k^-vQltQ kusi-p^ri e-da-nu'Q, kumö al-parevQ kQmQ-k-
a-si-fos-dizm6t d-e-sum: (382) al-vindikä, sevejamenti la-
oi^zq fatQ a-k^-s!QrQ (383) e-al-e^-stät dqpQ-d-iD-k^-vQltQ trop
rigoros kun - dut/ - kei k-e'-ves-fat alk knintrQ - 1 - onu°r d-
e.-SQ-karonQ.
j (367) !o-dizi duntye; (368) a-i-timps d-al-priD-r^
di-sipro, kuant - ke - la - t'are - sante^ le - stad$ - t/apad^ da-go-
fredo di-bu^D, nne^siQr§- nobile, d-a-gaskQnye »e-lade io-
pelegrinadyo a-1-sant-sepulkri. (369) e-kuant-ke-^-tornad^-
indaür e-'ere. dinyöf rivade io-sipro, *e - stade^ - maltratad^
da-t/attv^-int. (370) di-kist si-vev^-vüt trQp a-mal (371) e-!a-
peüsät di-la la-d-al-re par-lanyä-si kuü-lu1. (372) ma-a-i-
'e-stät-drt-i di kualkidün ke-la-so-fadie sar^s-butad$-vie;
(353) par-se-ke-lu1, !a-dit-i kist-tal, al-$ tant poltrön e-vil,
ke- dq- dorne al - no - t#asti£, kome - ke - tQtye, li-ofezis fatis a-
i-altris, ma-kome-puer-beät, al - iiaglutfs simpri ant^-k^s
ke-mil-vQltis venyiö-fati§ a-lu'-stes. (374) par-kist, diz-lu1,
kuant - ke - k^alkidün al - Ja - un - displaze" , al - i - fäs une - ofez£
a-lu1 e-al-sfog^ kusi la-so-rab'e suo-lu1. (375) k"ant-ke-la-
f$mine_ ^-sintut ki§t, 'e-'a-p'ardüt la-sperans§ di-vindikä-
si; (376) ma-par-ve iüste's k^lki-sodisfas^B d-al- so -dis-
plazi, *e - si - *a - mittit t-al-t/af di - tyoli - p - al - kul al-r£
p-a-so-viltät. (377) algre. a-'e-vinyude vafnt ka-di-lu1 e-
i-'a-dit-i: (378). „siör-m'o, 'o-no-v^nyi ka-di-t§, kome-
102 Texte ans lebenden mundarten.
se-'o-sp'etäs sodisfas^D par-la-ofeze ke-mi-'e-stade-fatej
(379) ma-invese-di-kist 'o-ti-prei ke-tu-mi-ii3senyis semiit-
ke-tu-tu-suplIartis k§s ke-ti-soiJ-stadis fatis a-ti, kome-ke-
io- sinti, afin-ke-'o, daur-el-to-§zempli, p"edi-supuartä kun-
pas'ense la-m§. (380) kist$, lu-sa beB dio, se-'o-lu-pod<j§-fa,
ti - la - regalai ^s vulintir a-ti, za-ke-tu-ses-kusi-braf di-
supartä." (381) el-r$, ke-al-^r^-Stät fiB-alQre kusi-poltröß
e-vil, al-'ere^ kumq kome-se-al-si-zveäs d-a-suß: (382) al-
^-vindikat duramentri la-ofez§ di-k^-siore^ (383) e-di-kum^-
denänt al-i§r§ aSä'-sev^r kuintri-dutx-kei ke-a-vesiß-kume-
tüt alk kuintri-l-onör d-a-so-kor6n$.
Anmerkungen. Von den Übersetzungen dieser novelle
bei Papanti kommt die aus Ilanz s. 710 der vorliegenden
aus a am nächsten; desgleichen die aus Zernez s. 709 unserm
texte aus m, die aus Arta s. 517 dem aus j, die aus Cividale
s. 519, San Daniele s. 527 oder Görz s. 610 dem text aus g;
der aus p ist eine verbesserte aufläge der Übersetzung aus
S. Ulrich s. 654. — Zu satz 371: m z-q-z-impisäda, mit wieder-
holtem reflexivum, zeigt uns einen fall, wo das gefühl für
dieses pronomen geschwächt erscheint; am Vorderrhein ist das
reflexivum an das verb angewachsen (s. s. 213). — 372. f det^e
subst. — 374. a la gra lässt aus. — 376. j nm-puHxQ-di-kon-
solats{6i9: man würde um-pu°Jc-di-k. erwarten oder pu°txQ &.,
was freilich in der bedeutung ebenso weit abwiche, wie „wenig
trost" von „ein wenig trost"; aber man sieht, dass der zweite
ausdruck auf jenen einfluss genommen hat.
Zweiter teil.
Vergleichende darstellung der rätoromanischen
mundarten.
Aus den voranstehenden texten könnte sich der leser
sechs kleine Sprachlehren abziehen, von denen jede eine räto-
romanische mundart in den hanptzügen darstellte. Die texte
sind mannigfaltig genug, um ein ansehnliches stück Wortschatz
und die meisten biegungsformen darzubieten. Die sechs mund-
arten sind so gewählt, dass alle hauptteile des Sprachgebietes
durch die reinsten untermundarten vertreten sind. Allein diese
sechs Sprachlehren könnten uns, auch wenn sie fertig vorlägen,
nicht befriedigen. Wir brauchen einen kurzen, zusammen-
fassenden, vergleichenden auszug aus den sechs btichlein, um
das gesamte gebiet zu übersehen und einen gesamteindruck
zu bekommen; wir brauchen aber anderseits mehr, als wir in
den sechs btichlein finden könnten. Wir müssen von den merk-
würdigen sprach erscheinungen die Verbreitung kennen lernen,
sonst laufen wir gefahr, aus den sechs, wenn auch noch so
sorgfältig ausgewählten mundarten unberechtigte schlösse auf
grössere gebiete zu ziehen. Besonders lautformen wechseln ja
zuweilen von gemeinde zu gemeinde. Wo ich belege aus einer
grösseren anzahl mundarten beibringe, halte ich folgende reihen-
folge ein: Kleven (Chiavenna), a-I), zum teil aus zwei, drei
orten (wobei Disentis in b immer an erster stelle steht), Ober-
und Unter-Bergell, i-n, Poschiavo (ausnahmsweise nicht nach
eigener anhörung, sondern nach J. Michael, Der dialekt des
Poschiavotals, Diss. Zürich, Halle 1905), Pinzolo im südwestlichen
104 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
Tirol, Mezzana im Sulzbergischen, Rumo, Cagnö, Brez, Fondo,
Cörredo, Tres, Cunevo im Nonsbergischen, Rovereto, dann am
Avisio aufwärts Cembra, Cavalese, Predazzo, Vigo, o - r, Buchen-
stein, Colle di Santa Lucia, Ampezzo, Auronzo, Ober- und Unter-
Comelico, Erto, Cimolais, Poleenigo (an der quelle der Livenza),
g-g, Pordenone und Portogruaro.
Bauart der Wörter.
Wenn wir unsere sechs gleichlaufenden rätoromanischen
texte durchsehen, so fallen uns bald einige lautreiche einsilbige
Wörter auf, wie a txaHs, baunts, traHs, f pluHts, patntx, vintst,
m plu°lts, v$rmts, va'ntx, p zmaHs, txa"ts, diauts, j MaHs, zu$lts,
mu°Us, 5 nyarfs, Jcuantx, stuart. So viel sprecharbeit ist da
mit einem einzigen silbenträger verbunden, dass wir 6 oder 7
lautzeichen brauchen, um die silbe zu schreiben, Der abstand
vom Italienischen (Toskanischen) ist offenkundig. Aber nicht
die Schriftsprache und die gebildetenaussprache, sondern die
benachbarten italienischen mundarten müssen wir mit unseren
mundarten vergleichen; und da stehen wir gleich vor dem fall —
der sich oft wiederholen wird — , dass nämlich gegen die eine
der beiden italienischen mundarten der abstand nicht sehr
gross ist. Die venedische mundart von Portogruaro (s. satz 1
bis 166) zeigt, wie das Toskanische, das bedtirfnis nach jedem
einfachen konsonanten und nach jeder der wenigen geduldeten
gruppen von geräuschlauten auf einem silbischen vokal aus-
zuruhen, und die gewohnheit, dem vokal nur unter ganz be-
sonderen bedingungen am schluss noch einen laut anzuhängen;
es kommen daher auf 10 silbische vokale durchschnittlich nur
ungefähr 11 andere laute (in g fast 14, in den anderen räto-
romanischen mundarten noch mehr). Auf der lombardischen
seite hingegen stösst das Rätoromanische an ein weites gebiet,
das ähnlichen auslautsgesetzen gefolgt ist: an das gebiet der
galloitalischen und der gallischen mundarten. Die einsilbigen
Wörter dillts, p^ts, ts$rt, tswh des textes aus Kl. bleiben an
lautreichtum nur wenig hinter den oben angeführten räto-
romanischen beispielen zurück, und die silbentragenden vokale
stehen in Kl. zu den anderen lauten ungefähr in dem Verhält-
nisse von 10 zu 13.
Bauart der Wörter. 105
Welche vokale in den mundarten beliebt oder unbeliebt
sind, das eignet sieh im allgemeinen nicht als merkmal einer
grösseren mundartengruppe; wir finden z. b. an betonter stelle
in a selten o, in f selten u, in m selten $ in p selten e, in j
selten q usw. Von der bedeutung des Vorhandenseins der
laute v und ce in f) bis rt wird später die Rede sein (s. 140 f).
Nur £ tritt als ein kennzeichen der reinsten rätoromanischen
mundarten hervor. Es fehlt in ganz Friaul und tritt von a
bis r unter verschiedenen bedingungen auf; aber das starke
zurücktreten der unbetonten vokale, das sich in der ver-
dumpfung zu e ausspricht, ist eine kennzeichnende be-
gleitersch einung der bauart der rätoromanischen Wörter. Der-
selbe zug zeigt sich auch in der Schwächung des aus-
lautenden -a zu £ in f, zu q in p, zu -g und -? in j
und § usw.
Mit der zurückdrängung der unbetonten vokale hängt die
längung und die diphthongierung der betonten zusammen.
Diese beiden mittel, den tonvokal festzuhalten, sieht man in
unseren rätoromanischen texten reichlich angewandt, in dem
von Portogruaro gar nicht. Am reichsten an diphthongen ist
in Graubünden a, in Tirol p, in Friaul der gebirgige nord-
westen (§, ö, j).
Von den konsonanten, die als bausteine für rätoromanische
Wörter gebraucht sind, verdienen unsere aufmerksamkeit die
Zischlaute s, z, s, z, die mit ihnen zusammengesetzten laute ts,
dz, ts, dz und die ähnlich gearteten t%, dy. In f und m be-
gegnen uns alle zehn nebeneinander, in anderen rätoromanischen
mundarten nicht alle, aber jedenfalls in solcher häufigkeit,
dass sie immer den vierten, oder doch mehr als den fünften
teil unter den geräuschlauten ausmachen — in Kl. und Port,
nur ungefähr den siebenten. Das ist für den lautcharakter
der mundarten nicht ohne bedeutung. Die häufigkeit der ein-
fachen Zischlaute hängt auch mit der wortbiegung zusammen
(denn die lateinischen endungen auf -s geben da den
ausschlag); aber zwischen blossem Zischlaut und dem mit
einem t- verschluss zusammengesetzten Zischlaut wählt oft die
sprechkraft und sprechgewohnheit, und da ist es beachtens-
wert, dass 1 unter dem venedischen einfluss den ts und ts
von | einfaches s gegenüberstellt.
106 Vergleichende darstellnng der rätoromanischen mundarten.
Man könnte noch andere unterschiede zwischen Räto-
romanisch und Italienisch rein statistisch auffinden, z. b. dass
dort auf 10 stimmlose konsonanten durchschnittlich 15 stimm-
hafte kommen, in Kl. mehr als 17, in Port, noch viel mehr.
Aber weitaus am wichtigsten für die bauart der räto-
romanischen Wörter ist der wortton und was damit zusammen-
hängt.
Der betonte vokal bildet den mittelpunkt des Wortes, um
ihn ordnen sich die anderen laute je nach den sprechgewohn-
heiten an. Mancher laut wird ganz unterdrückt, der tonvokal
verharrt, solange das wort selbständig, also der vokal betont
bleibt. Die tonstelle ist in den rätoromanischen mundarten,
wie in den meisten romanischen sprachen, noch immer dieselbe,
die wir aus dem klassischen latein kennen, abgesehen von
den bekannten fällen, in denen nach dem zeugnis der romanischen
sprachen das volkslatein von der betonung der klassiker ab-
wich, wie filiölus, par(i)etem, integrum, quinqua(gi)nta usw.
und von den auch in den anderen romanischen sprachen vor-
kommenden analogischen tonverlegungen bei der biegung von
verben.
Das zurücktreten der unbetonten vokale im Rätoromanischen
kann nur da bis zum Schwund führen, wo der rest des Wortes
nach den sprechgewohnheiten des ortes aussprechbar ist, oder
durch eine unauffällige, sich von selbst einstellende Veränderung
aussprechbar wird. Aus consobrinum musste zunächst kuzurin
werden, und in a husarin mag die dreisilbige form noch fort-
leben, da ja a aus u vor r ein begreiflicher lautwandel ist.
Wem aber -zr- keine Schwierigkeit macht, der kann leicht
das u oder a vor r vernachlässigen, wie in f kuzreny, oder
mit dem von selbst dazwischen tretenden d- verschluss: mkuz-
drin. Der Stammvokal von minari ist nur in g und i mnev
unterdrückt; der anlaut mn- ist sonst nicht geläufig. Bei
verben wird der Stammvokal überhaupt nicht leicht aufgegeben,
weil er sich in den biegungsformen mit betontem stamm immer
wieder aufdringlich meldet und dem gedächtnis des Volkes
einprägt. Nur bei den allerhäufigsten verben behält das volk
unregelmässige formen, wie bei esse, habere, posse, velle, ire u. a.
Die Stammsilben der anderen verben pflegt man zu schonen,
und Verkürzungen wie p ruznf, muzrg (neben mezurf) neben die
Bauart der Wörter. 107
3. P. Sg. rqzonq spricht, mezura misst, zu stellen ist eine Selten-
heit: vgl. f ruiandr, mizirdr.
Hinter der tonsilbe geht der verfall der silben viel früher,
auf einem weiteren gebiet und mit einer gewissen regelmässig-
keit vor sich. Das gebiet setzt sich über die Lombardei west-
wärts bis ins Französische und ins Katalanische fort. Die
regelmässigkeit erklärt sich daraus, dass es sich da haupt-
sächlich um suffixe und biegungsformen handelt, also um häufig
wiederkehrende lautgruppen, für die sich bald ein fester brauch
finden konnte.
Eine besondere Stellung nehmen dabei die silben ein,
deren vokal a ist (s. das erste beispiel auf der folgenden seite):
sie gehen nicht verloren. Das ist akustisch und psychologisch
ohne weiteres verständlich. Wenn die endung auslautendes -a
ist (lat. -a, -am, -at), so kann dieser vokal seine lautfülle und
die dazu erforderliche mundbewegung erhalten — was nicht
überall da stattfindet, wo ich und andere sich mit der
Schreibung -« begnügen — oder man macht sich die ausspräche
merklich bequemer, sodass der laut in die e-, ö- oder o- reihe
hineinrückt. Die natürliche anläge oder die sprechgewohnheit
hat 1. merklich in die e- reihe hineingedrängt in ü, Ober-
Comelico, Forno di sotto (s) und in einem zusammenhängenden
grossen landstrich um Udine bis nach Kärnten und bis an das
Meer (0, t) und ein stück von §) — 2. in die ö -reihe in f —
3. in die o- reihe in Waltensburg (in b), in Sulzberg und Rumo,
im Fassatal (o) und im nordöstlichen teil Friauls (g). Hingegen
finden wir das a der endung -as fast in allen rätoromanischen
mundarten zu e geschwächt, in einem grossen teil Friauls
durch die e-reihe hin bis zum i verdünnt.
Die anderen vokale hinter der tonsilbe können verloren
gehen; und so erscheint das maskulinum cattum, plur. cattos
oder catti, um die endsilbe verkürzt. Wo -i als mehrzahl-
zeichen gilt, lässt man den vokal nicht so leicht fahren:
in südtirolischen gegenden behält man -i, um doch ein zeichen
des plurals zu besitzen; in den besseren rätoromanischen
mundarten Tirols hat man den stammauslaut dem -i ange-
glichen (palatalisiert), bevor man auf das -i verzichten konnte.
Trifft die palatalisierung ein 1 und geht so weit, wie bei
bellus in Tirol und Friaul, so ist der aus -li entstandene
108 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mimdarten.
katze pl. kater pl. schön pl. gut geben claves
Kl. gata gat gat gat b§l bei ben da tsäf
a dyata -tes dyat dyats bi bjalts be'n da klafs
b dyata -tes dyat dyats bi b'alts bejn da klafs
gata -tes gat gats bi balts bo/n da klafs
gato -tes gat gats bi balts be'n da klafs
gata -tes gat gats bi b'alts baJn da klafs
c gata -tes gat gats bi b$alts ben da klafs
gata -tes gat gats bi b^lts b^ny da kläfs
b dyata -tes dyat dyats bi be^lts bany da kläfs
dyata -tes dyat dyats bi be/lts bany dar klafs
e dyata -tes dyat dyats bi belts bany dar klafs
f dyate -tes dyat dyats b^l b^lts bany dar kläfs
g dyata -tes dyat dyats b'al ttalts b$n der klefts
I) gata -tes gat gats bei b^lts bany der klefs
U.-B. gata -ta gat gat bal ba1 ben d§ kl^f
O.-B. gata -ta gat gat bei bi ben dej klef
i dyata -tes dyat dyats bei bejts ba4n der klefs
j dyata -tes dyat dyats bejl belts ba*n dar klafs
! dyata -tes dyat dyats b$l b^lts bany der klefs
I yata -tes yat yats bei b^s ba'n dar kläfs
tu yata -tes dyat dyats bei b$s ba*n dar kläfs
yata -tes yat yats bei beas ba*n dar klafs
n yata -tes yat yats bei b^s ba*n dar kläfs
Pose, gata -ti gat gat bei bely ben da tsäf
Pinz. gata -ti gat ga# bei b$i ben dar tyaf
Mezz. gatQ -ti gat gati bei b§i ben dar tyaf
Kümo dyatQ - te dyat dyati bejl bei b^n dar klao
Tres dyata -te dyat dyati b^l bei beu dar klau.
Rov. gata -te gat gati bei bei ben dar tsave
i- laut meistens als silbisch anzusehen, gewiss in biH; im fluss
der rede kann bei, b'ei als einsilbiges be', biei auftreten. Wie
u und o, geht auch e leicht verloren; Wörter wie bene geben
das -e selbst im Venezianischen auf. Bei dem beispiele dare
kommt noch etwas hinzu: die infinitive können nämlich in
einigen gegenden ihr -re abwerfen (s. s. 170). Von der
endung -es (z. b. claves) bleibt in rätoromanischen gegenden
das -s zurück. Aus dem auslautenden -v's muss dann -fs werden,
Bauart der Wörter. 109
Cem. gata -te gat gati bei b$i beu dar tsau
Cav. gata -te gato gati b^l b^i ben dar tsave
Pred. gata -te gat gati b§l frei beD dar tsau
Vigo dyat$ -te dyat dyat/ bei bie beD dar k'af
0 dyatQ -tes dyat dyats bei bie ben der k'eves
p dyata -tes dyat dyat/ bei biei bau d$ tleves
q dyata -tes dyat dyät/ bei bi bäny de tles
r yata -tes yat yat/ bei bi b^D d^ tles
Buch, dyata -te dyat dyat/ bei biei beD de kle
Colle dyata -te dyat dyat/ bei frei ben da t/ef
Amp. zata -tes zato zate bei frei ben da tsaes
Aur. dyata -te dyato dyate bei b'ei ben da t/ave
O.-C. t/eta -ti t/eto t/eti belo bi b§D da t/ai
U.-C. dyeta -te dye^t dyet bei b'ei beo da t/ai
Erto dyata -te dyat dya>9- bei bie be'D de t/e
Cim. dyata -te dyat dya# bei frei beny d§ tyes
§ dyata -tes dyat dyas frei b'ei beo da kläs
dyate^ -tes dyat dyats frei b'ei beo da kläs
t dyata -tes dyat dyats frei b'ei beo da kläs
u dyata -tis dyat dyas b'ei b'ei beo da kläs
ü dyate -t$8 dyat dyats frei b'ei beD da kläs
ft» dyata -tis dyat dyas frei b'ei beo da kläs
j dyatQ -t$s dyat dyats b'^1 frei beo da kläfs
t) dyat$ -t^s dyat dyats b'ei b'ei beo da kläs
3 dyate -tis dyat dyas b'ei frei beo da kläs
dyate -tis dyat dyas b'§l b'ei b^D da klas
dyata -tis dyat dyas b'ei b'ei beo da klas
dyata -tis dyat dyas frei frei beD da klas
Pord. gata -te gat gati bei bei beo dar tsave
Port, gata -te gato gati bei bei beo dar tsave
oder wenn die zweierlei schleiflaute hintereinander zu un-
bequem sind, blosses -s (vgl. afranz. clef, pl. cles). In o, p
mochte man das v nicht preisgeben und musste daher den
vokal zwischen v und s behalten. Das vorbild der A-
deklination konnte bei dem tem. clavis diese erhaltung be-
günstigen.
Es gibt verschiedene umstände, die den Verlust der vokale
und silben hinter der tonstelle verhindern. Selten hält den
110 Vergleichende darstellnng der rätoromanischen mundarten.
vokal der unmittelbar vorausgehende ton vokal zurück, mit dem
er einen Zwielaut gebildet hat, z. b. in deus, mens a, b diu,
deu, d^s, deus, miu, b dies, mies, \ d{Qu, m dlo, irio, rt d(Qu,
Comelieo, Erto, Cimolais w'p, m'o, in Friaul m'g, nyp u. ä.
(s. s. 217). Der vokal ist da erhalten, aber die zwei silben
sind zusammengefallen.
Steht ein konsonant zwischen dem betonten vokal und dem
vokal der endsilbe, so muss er oft nach dem verlust dieser silbe
eine Veränderung erleiden, z. b. stimmlos werden, nm im aus-
laut bestehen zu können. Das -f an den rätoromanischen formen
dieb
pl.
vier
andrer
pl.
laus
pl.
Kl.
lader
lader
kuat^r
ojter
olt^r
. p'cets
p^ts
a
lader
>
laders
kuater
>
auter
>
auters
>
p¥y
plu/lts
b
lader
laders
kuater
>
a"ter
anters
p¥y
pllTltS
c
läder
läders
k"ater
a"ter
auters
pliTly
pluHts
se^lm
selmps
k"ater
>
auter
)
a"ters
>
plu/ly
plivlts
b
läder
>
läders
kuater
öter
öters
pluly
plults
lader
laders
kuater
oter
oters
>
piuiy
plults
e
läder
>
läders
kater
öter
öters
>
pluly
plults
f
läder
läders
kater
öter
öters
pluly
plujlts
9
leder
lederts
kater
öter
öters
pluMy
plu5lts
*>
leder
leders
kuater
eter
eters
£ >
pluUy
plu's
U.-B.
l^der
lfder
knatar
eltar
e^tar
plu'l
pluJl
O.-B.
l^dej*
l^dej
kuatar
altar
altar
plod
plo'l
t
leder
>
leders
kater
öter
öters
pluely
pluelts
leder
leders
kuater
öter
öters
pluely
pluUts
i
lad er
>
läders
>
k"ater
>
Qter
Qters
Pluly
plults
f
l^der
Inders
k"ater
>
eter
eters
pluely
pluelts
i
läder
>
läders
>
kuater
>
oter
^ters
pluely
pluits
m
läder
läders
k"ater
>
<?ter
§ters
pluiy
plu°lts
läder
läders
kuater
ater
äters
pluely
pluelts
n
läder
läders
k"ater
äter
äters
pVly
pVlts
Pose.
lädru
lädri
k"atrn
altru
altri
ploely
ploely
Pinz.
ladru
ladri
k"atru
aftru
aftri
p'm
P'9X
Mezz.
ladro
ladri
kuatro
autro
a"tri
p'ot*
p'Qttf
Kümo
ladej
ladri
kater
a"t$r
autri
pjotze.l
p'okli
Tres
ladro
ladri
kater
a"ter
antri
P'Qtyel
p'ojdi
Rov.
ladro
ladri
k'atro
altro
altri
p^tso
p^tsi
Banart der Wörter.
111
luf, lonf, lof usw. (s. 148) bezeugt, dass das p von lopus
schon den lautwandel p-b-v vollendet hatte, als die end-
silben -um, -us verstummten. Was in dem falle geschieht,
wenn r oder 1 hinter einem andern konsonanten in den aus-
laut gedrängt wird, sehen wir unten an latro, quattuor (quattro),
alt'rum und ped-uc'lum. Das 1 bleibt stimmhaft und wird
silbisch in p podl, es wird stimmlos im Bergeil; sonst aber
muss, wo silbisches r, 1 nicht in Übung ist, ein farbloser, in
dem r, 1 als stimmton schon enthaltener vokal zum silbenträger
vorrücken — ob vor oder kinter dem r, 1, ist von vornherein
Cem.
lader
ladri
kuatro
alter
altri
p:QtSO
p^tsi
Cav.
ladro
ladri
k"atro
altro
altri
podye
podyi
Pred.
ladro
ladri
katej
a"tej
autri
podye
podyi
Vigo
lare
lare^s
katej
auter
e^tre^s
podye
podyes
0
leje
lej-es
kater
autej
etres
poye
poyes
P
leje
leres
kater
>
auter
>
autri
podl
podli
q
lere
leri
kater
>
äter
ätri
p'edl
p'edli
r
l§re
l^ri
kater
>
äter
ätri
p'edl
p'edli
Buch.
ladro
ladri
kat^r
aut$r
antri
p'egle
piegli
Colle
ladro
ladri
kuater
a,!tej
autri
podye
podye
Amp.
ladro
ladri
kuatro
9utro
9utre
pedo
pedoe
Aur.
ladro
ladre
kuatro
antro
autre
pidj6
pid'oe
O.-C.
lade/
lade/
kuater
autej
et^r
pedu*o
pedui
U.-C.
ladro
ladre
kuatro
autro
alltre
podo^
podo1e
Erto
ladre
ladre
knatre
altre
altre
pedu°dye pedu°dye
Cim.
ladro
ladri
kuatre
altre
altre
pedu°i
pedu°is
§
läri
läris
kuatri
ätri
ätris
pidöli
pidöi
t
läre
läres
kuatre
altri
altres
pedyle
pedo/e
u
läri
läris
kuatri
altri
altris
pidöli
pid.91
Ö
läri
läris
kuatri
alti
atis
pedoH
pedoi
tt>
läri
läris
kuatri
ätri
a}tris
pedöli
pedoi
S
läri
läris
kuatri
ätri
a'tris
pedu°li
pedu°i
1
läri
läris
kuatri
äti
a'tyis
pedöli
pedgi
1
läri
läris
k"atri
altri
altris
pedöli
pedoi
läri
läris
kuatri
altri
altris
pedoli
pedoi
lari
laris
kuatri
altri
altris
pedöli
ped^i
Pord.
ladro
ladri
k"atro
antro
antri
peotso
peptsi
Port.
ladro
ladri
kuatro
altro
altri
pe^tso
peqtsi
112 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
nicht ausgemacht. Das Friaulische zieht, wie die beispiele
zeigen, vor, den unterstützenden vokal im auslaut anzubringen
(worin sich vielleicht ein einfluss der italienischen Sprechweise
erkennen lässt). Die Nonsberger halten im plural an dem
flexions-i fest, während im Singular der unterstützende vokal
in beliebter weise vor das r, 1 tritt und die tiberflüssige
singularendung abziehen lässt.
Gehen wir endlich zu dem fall über, dass der tonsilbe
im latein noch zwei silben folgen, so können wir Wörter
euter
trinken lärche elf
rot
pl.
jung
Kl.
pets
bef
laris
vtmdes
I ros
ros
dzoin
a
iver
>
be^ber
laris
indis
t#ietsen
kQtsents
dyuven
b
iver
bejber
laris
endis
tyetsen
kQtsents
dyuven
iver
>
falber
laris
endis
tsietsen
i
kQtsents
dyuven
iver
>
b^ber
laris
endis
t#ietsen
kQtsents
dyuven
c
Iver
>
bever
>
laris
endis
kQtsen
kQtsents
dzuven
>
b
Iver
>
beber
>
laris
endis
kQtsen
kQtsents
dyuven
iver
>
bever
>
lares
>
endes
kQtsen
kQtsents
zuven
>
e
§'ver
bever
>
laris
endis
kQtsen
kQtsents
dyQuven
f
e'ver
>
bever
>
lares
>
endes
>
kQtsen
kQtsents
dyuven
9
egver
b^gver
lares
>
endes
>
kuetsen
kuetsents
dzQuen
$
vver
>
bever
>
lares
>
vndes
>
kötsen
L >
kQtsents
dyüen
U.-B.
petx
bevar
lares
tmdes
)
ros
ros
dyuan
O.-B.
war
bejvar
lares
tmdes
ros
ros
dyuan
i
vgver
b^ver
lars
tmdes
s
kötsen
kQtsents
dyuven
vgver
bäver
lars
tmdes
k°atsen
k°atsents
>
dyuven
i
iver
>
ba'ver
>
lars
tmdes
>
kQtsen
kQtsents
yuven
f
wer
>
ba'ver
lars
tmdes
>
kötsen
kQtsents
dyuen
i
wer
>
ba'ver
>
lars
tmdes
>
kQtsen
kQtsents
yüven
m
wer
>
ba'ber
>
lars
tmdes
>
kQtsen
kQtsents
yüven
tt
wer
>
ba'ver
)
lars
tmdes
>
kötsen
* >
kQtsents
yüen
Pose.
pets
bea
laras
tmdas
ros
ros
dyuan
Pinz.
pe*t
bivar
laras
tmdas
rus
rus
dyun
Mezz.
pe*t
bevej
larejs
tmdejs
ros
ro§i
dyoen
Rumo
livejr
bever
lares
tmdejs
ro§
ro&i
dzo"en
Tres
liv^r
bever
lares
undes
ros
rosi
dzoven
Cun.
liv^r
bevej*
lares
tmdes
ros
ro§i
dzoen
Rov.
p'et
bever
lare§
ündeze
ros
ro§i
zoven
Bauart der Wörter.
113
wie calidus, frigidus, oculus, viridis beiseite lassen, weil
sie augenscheinlich schon in der verkürzten form cal'dus,
frig'dus usw. ins Romanische gekommen sind; auch digitus,
obwohl es im Rumänischen bis heute noch nicht so verkürzt
ist. Zwei unbetonte silben nebeneinander können nur unter
besonders günstigen umständen verschwinden, wie man es
an laricem und juvenem in einzelnen tälern sieht; undecim
und coccinum, obgleich ganz ähnlich gebaut, widersetzen
sich einer solchen zusammenziehung, wie man leicht begreift.
Cem.
liver
bever
lares
vndes
ros
rosi
dyoven
Cav.
skarpa
bever
lares
undes
ros
rosi
zoven
Pred.
skarpa
bever
lares
undes
ros
ros
zoven
Vigo
ure
be/v^r
lars
undejs
ros
ro§
zoen
0
urek
be/ver
l^rs
unes
ros
ros
zon
P
ure
>
bever
lejes
undes
kuetsun ku^sni
zox,n
q
vre
bä're
lers
im es
kcetse
koetsi
zön
r
vre
be/re
l^rs
imes
c )
ketso
k^tsi
zön
Buch.
ure
be^e
lers
undes
ros
ros
zoen
Colle
ure
beve
lares
undes
ros
ros
zoven
Amp.
uro
bee
lares
undes
ros
rose
zoin
Aur.
uro
beve
lares
ündeze
ros
rose
doven
O.-C.
uro
bei
lar^s
undejs
roso
rosi
(foin
u.-c.
uro
bei
laris
undes
roso
rose
doiny
Erto
zge^ba
be/ve
lares
undes
ros
ro§
doveD
Cim.
ure
beve
lares
undes
ros
ros
doven
§
üvri
b^vi
laris
undis
r9s
ros
zQvin
üvri
bevi
laris
undis
ros
ro§
dzQvin
t
lüvre
beve
laris
unde§
ros
ros
dzQven
u
üvri
bevi
laris
undi§
tqs
tqs
zQvin
Ö
üvri
b^vi
laris
undis
ros
ros
zQven
ro
Sri
bevi
larts
undis
ros
ros
dzovin
£
u°ri
bevi
larts
undis
TQS
r$s
dzoven
9
üvri
b^vi
laris
undis
rQ8
tqs"
dzQvin
i
lüvri
bevi
laris
undis
roj?
r$s
dzovin
lüvri
bevi
laris
undis
l'QS
r$s
zQvin
luvri
bevi
laris
undis
TQS
tqs
zQvin
Pord.
teta
bever
läreze
ündeze
TQ§
TQSi
zQvene
Port.
lü/oro
bevar
läreze
ündeze
TQSO
r$si
zQvene
Gai
tner, Rätorom. spr. u
lit.
8
114 Vergleichende darstellang der rätoromanischen mundarten.
Von den zwei e in bibere bleibt in Graubtinden scheinbar
das erste als unterstützender vokal stehen; aber auch bib're
kann zu den vorliegenden formen geführt haben. Sie stimmen
zu denen von uber(e) und zu denen von latro (s. 110). Nicht
so in Osttirol. In Vigo, o-r hängt die stelle des unter-
stützenden e davon ab, ob der konsonant vor r erhalten ist
oder nicht; und das -b- hatte in dem zeitworte wegen der
anderen verbalformen ein zäheres leben als in dem Substantiv.
Treten wir bei Buchenstein in das gebiet der Piave, so finden
jung f.
weib
tante
samstag
; sonntag
woche
Kl.
dzöina
fijmina
dzia
sabat
dumeniga
setimana
a
dyufna
femna
Qnda
SQnda
dum^nya
jamna
b
dyufna
fejnna
Qnda
SQnda
dumendya
'amna
dyufnQ
femQ
QndQ
SQndQ
dumendyQ
amQ
dyufna
fema
Qnda
SQnda
dumQndza
'ama
c
dzufna
femna
Qnda
SQnda
dumendza
^amda
dyufna
fe^rana
Qnda
SQnda
dumeDga
emda
b
dyufna
f^mna
Qnda
SQmda
dumendya
e/mda
zufna
fejnna
Qnda
SQmda
dumendya
e/'mda
e
dy$uvna
f^mna
Qnda
SQnda
dumendya
emda
f
dyüfne
f^mne
Qnde
sQnde
dum^ndye
e^nde
9
dzQgvna
famna
anda
SQnda
dumendya
efna
%
dyüvna
femna
anda
samda
dumendya
^mda
U.-B.
dyufna
femna
anda
sanda
dumeDga
satm^na
O.-B.
dyufna
femna
anda
sanda
dumeDga
satmana
i
dyugvna
f^mna
anda
sanda
dumendya
egvna
i
yufna
femna
anda
sanda
dumendya
eJfna
!
dyuvna
f^mna
anda
SQnda
dumendya
eVna
1
yüvna
femna
anda
SQnda
dumendya
emna
m
yufna
femna
anda
SQnda
dumendya
emna
n
yufna
f^mna
yaya
SQnda
dumendya
emna
Pose.
dyüana
fema
ämia
?
dumeDga
stemana
Pinz.
dyuna
fumbla
deda
sabu
duminiga
stamana
Mezz.
dyövejiQ
femnQ
andQ
sabo
domenegQ
setemanQ
Rumo
dzonQ
femnQ
andQ
sabet
domendyQ
sedmanQ
Brez
dzouna
femna
anda
sabet
domendya
semmana
Cun.
dzona
femna
anda
sabo
domendya
sedmana
Rov.
zövena
f^mena
zia
sabo
dom6nega
setimana
Bauart der Wörter.
115
wir das -re des infinitives abgeworfen, wie dann noch
weiter im osten, auch im Kurnänischen. Aber der verzieht
auf diese endung kann nicht sehr alt sein, sonst hätten wir
nicht beve, bevi u. ä. bekommen, sondern bef (vgl. Kleven).
Betrachten wir endlich den fall, dass von den zwei
unbetonten silben die zweite durch ihren vokal a gesichert
ist. Den reinsten rätoromanischen mundarten gelingt es da
jedes mal, die andere silbe zu unterdrücken; ihnen sind die
italienischen sdrucciole fremd. Besonders an den formen
Cav.
zövena
femena
zia
sabo
domenega
setimana
Pred.
zövena
femena
zia
säbeda
domenega
setemana
Vigo
zöenQ
fömenQ
ämed$
säbedQ
domenyQ
setemanQ
0
zonQ
fernen^
ämedQ
säbedQ
domenyQ
setem^nQ
P
zouna
fana
anda
sada
dumanya
ena
q
zöna
fomna
mada
säbada
dumanya
edma
zöna
fomna
mada
sabda
dumanya
£dema
r
zöna
fomena
m^da
säbada
dumanya
(jdema
Buch.
zöena
fämena
mada
säbeda
dumania
setemana
Colle
zövena
fömena
meda
säbeda
domenya
stemana
Amp.
zöina
femena
rämeda säbeda
domenya
setemana
Aur.
dövena
femina
n§ne
sabo
domenia
stemana
O.-C.
döina
fejmna
nena
säbeda
domenia
stomana
U.-C.
dona
femina
n^ne
sabo
domenia
stomana
Erto
dovena
femena
deda
säbeda
domönidya
stemana
§
zQvina
femina
anya
säbida
domenia
sitimana
dz^ving
femin§
any$
säbide.
dom^ni^
seteman^
t
dzqvena
femena
anya
sabo
domenia
setemana
u
zQvina
femena
anya
säbida
domenia
setemana
Ö
zqvine.
f^min^
anye.
säbide^
dom^ni^
seteman^
tt)
dzövina
femina
nyanya
säbida
domenia
setimana
S
dzövenQ
fernen q
anyQ
säbedQ
dom^niQ
setemanQ
¥
dzQvin^
f§min$
any<?
säbid^
dom^ni^
setiman^
i
dzQvine
fijmine
anye
säbide
domenie
setemane
zQvina
femina
nyanya
säbida
domenia
setimana
zqvine^
%nin§
anye.
säbidQ
dom^ni^
seteman^
ZQvina
femina
anya
säbida
domenia
setimana
Pord.
zqvene
femina
nyanya
sabo
domöneya
setimana
Port.
zQvene
femena
ämia
sabo
domeneya
sitimana
8*
116 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
von hebdomas können wir bewundern, wie die einzelnen
täler, voneinander unabhängig, das ungefüge fremdwort zu
einem mundgerechten wort verarbeitet haben. Bei sabbata
gelang das leichter; man wird nicht tibersehen, dass auf
italienischer seite sabbatum zugrunde liegt und in Graubtinden
die nebenform mit -mb-, die auch in Frankreich, in Deutsch-
land und im slawisch-madjarisch-rumänischen osten eingang
fand. Zwischen dem ven. domenega und dem rät. dumenäya,
dumqnyq u. ä. steht die friaulische form auf -ia, die man wohl
noch durchwegs als viersilbig ansehen muss. Auf die Verein-
fachung von amita bis zu dmia führt schon der venedische laut-
wandel, in friaulischem munde wird dann anya daraus, ferner
im kindermunde nyanya. Echt rätoromanisch aber ist der Über-
gang von dmida zu am'da, anda. Merkwürdig ist die tonver-
setzung (amita) in einem landstrich, der vom Pustertal südwärts
nach der reichsgrenze führt (noch etwas darüber hinaus nach
C. Battisti, La vocale A, 1907); denn sonst entledigt man sich
der proparoxytona auf diese weise nur bei Zeitwörtern, wo das
nebeneinander von formen mit betonten endungen und solchen
mit betontem stamm zu derlei neuerungen gelegenheit gibt, z. b.
excitat o desfdg, p desgtdq, misc-itat b miseda, p mesqidq,
x moseda, j masedg, % mesede, seminat o semeng, £ semen?.
Die eben angeführten beispiele aus j und g zeigen, dass in
Friaul Wörter mit betonter drittletzter silbe einstens ebenso
unbequem waren wie in den anderen teilen des rätoromanischen
Sprachgebietes; im laufe der Jahrhunderte aber hat man sich
manches von der venedischen Sprechweise angeeignet. Zwei-
silbiges feni'na, sab'da ist da vielleicht nie entstanden; aber g
perdvglg, $ gwgule, am untern Tagliamento isdvera sind gewiss
junge proparoxytona, dadurch erklärlich, dass die leute in
der nachahmung des angesehenen Venezianischen zu weit ge-
gangen sind, sich ihrer heimischen eigenart im tibermass
entäussert haben (tiberentäusserung): denn gut vene-
zianisch hat parola, unghia, capra nicht mehr silben als im
Toskanischen.
Noch ein merkmal im bau der rätoromanischen Wörter
verdient unsere aufmerksamkeit. Es besteht darin, dass der
betonte vokal kürzer ausgesprochen wird, wenn noch eine un-
betonte silbe im wort folgt, und hat eine zweifach be-
Bauart der Wörter.
117
schränkte geltung: auf gewisse offene vokale und auf den
östlichen teil des Sprachgebietes. Die grenze geht — was sonst
selten eintrifft — mitten durch die tirolische oder mittlere
gruppe, so dass q, r und Buchenstein schon zum östlichen teil
zu rechnen sind. Z. b.
stern
führt
coda
hora
gelassen
gekommen
b
ste/la
m^na
ko"a
ura
sau
sada
vinyida
f
stelle
manye
küe
>
Q«re
lasee
laseede
>
nlede
>
i
sta^a
ma'na
kua
ugra
lasö
laseda
nyigda
m
sta5la
• ma'na
kua
ura
lasa
lasada
nyüda
Tres
stela
mena
koa
ora
ladyä"
ladyada
nuda
0
St^ÜQ
men$
kQudQ
orq
lasä
lasadQ
venyudQ
P
sta'la
ma'na
koda
oura
lasd
laseda
unida
q
stära
mana
koda
ora
läse"
lasada
nyuda
r
stera
m^na
koda
ora
lasQ
lasada
nyuda
Buch.
stäla
mäna
koda
ora
läse*
lasada
vinyuda
Erto
stela
mena
koda
ora
las^
lasada
venyuda
S
stelQ
menQ
k<?dQ
m
lasät
lasadQ
vinyudQ
l
st$l$
mene^
kQde
Qre
lasät
lasad^
vinyude^
Das erste wort lässt von b bis p die längung an dem
diphthong erkennen; Tres auf dem Nonsberg und Erto an
der friaulischen grenze unterscheiden, wie das Venezianische,
kaum längen und kürzen; Gadertal, Buchenstein und Friaul
sprechen den vokal kurz aus, Friaul, wie immer in solchen
fällen, sogar offen. Das offene ^ scheint hier unmittelbar
aus dem urspünglichen e entstanden zu sein, während ä, $
in jenen tirolischen tälern aus dem diphthong a*, e* ver-
kürzt sein dürften. In f manye ist a zwar kurz, aber aus
ai hervorgegangen, wie das palatalisierte n bezeugt. In t
ugra entspringt ug einem zwielaut (s. s. 165). Am beredtesten
sind die letzten beispiele: p lasa hat d (nicht e), weil die
männliche form verkürzt ist (-ä'); in Friaul umgekehrt -at,
-ut, aber -ade usw. Das a in q -äda ist zwar lang, muss
aber einst kurz gewesen sein; sonst hätte es in jener gegend
in e übergehen müssen (vgl. p laseda).
118 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
Betonte vokale.
Nun gehen wir zu den wichtigsten lauten der Wörter
über, zu den betonten vokalen, und fangen mit dem
häufigsten und lautesten an, dem lateinischen a. In ge-
schlossener silbe bleibt es meistens a, genauer gesagt:
ein a-laut; denn wer
Vertreter aller unserer
mundarten in einem saal
um sich versammeln
könnte und das wort
bassus abfragte, würde
gewiss auch ohne Werk-
zeug ein dutzend a
unterscheiden können.
Wir aber müssen und
können uns hier mit
einem ungefähr beschei-
den. Andere beispiele
für erhaltenes a findet
man genug in diesem
buch. Die hier folgen-
den sollen uns zeigen,
dass der silbenschluss
durch r in manchen
gegenden kein hinder-
nis der dehnung und
weiteren Verwandlung
des a bildet. Es walten
dabei verschiedene ge-
setze. In c gestattet nur der einfache konsonant, der aus
ss, rr im auslaut werden musste, die längung; in e-g war
-n vielleicht silbisch (vgl. die sulzbergische form); östlich
von Udine dehnt man überhaupt einfache vokale vor r
gern, wobei Cividale zu der diphthongischen ausspräche aa
fortschreitet; in o-r und Erto ist die aus dem e zu er-
schliessende alte dehnung des a meistenteils dadurch be-
dingt, dass dem r ein anderer (von r verschiedener) konsonant
niedrig
wagen
teil
fleisch
Kl.
bas
kar
part
karna
a
bas
tyar
•part
t^arn
b
bas
kar
part
kam
c
bäs
kär
part
kam
bas
tyär
part
tyarn
b
bas
t^ar
part
tyarn
e
bas
t*ar
part
t/ern
f
bas
ty&Y
part
t#ern
9
bas
tyar
part
tyem
%
bas
kar
pejt
k^rna
U.-B.
bas
kar
pert
k^rna
O.-B.
bas
kar
part
karna
i
bas
tyar
pärt
tyarn
i
bas
tyar
part
t/arn
i
bas
tyar
part
tyern
l-n
bas
txar
part
tyarn
Pinz.
bas
kar
part
kam
Mezz.
bas
kar
part
kar^n
Tres
bas
tyar
part
t^arn
Kov.
bas
kar
part
karne
Cem.
bas
kar
part
kam
Betonte vokale.
119
folgt. Dazu kommt in p noch eine Unterscheidung, näm-
lich die, dass nach palatalen, wie auch in offener silbe, statt
£ das noch offenere a eintritt: pqrt — tXQm wie Iqvq — dyqvq
(lavat — cavat) oder ftzes — dyqzes (facis — jaces). Alle ?
aus a mögen über q als ihre Vorstufe heraufgekommen
sein; dennoch halte ich jene q nicht für stehen ge-
bliebene q, sondern sie werden einer rückläufigen, durch
dissimilation erklär -
karne liehen bewegung ent-
kam stammen. Es ist näm-
t#arn lieh auffällig, dass
tse^rn scala — stxala — styrilq
t#arn durch die Vereinfachung
t/er seines anlautes nicht
t/§rn sqlq geworden wäre.
t#§rn Wenn hingegen stxqlq
karne mit $lq (Flügel) zu
karne stxqlq vorgerückt ist,
karne so begreift man ohne
karni weiteres unser heutiges
käme sqlq, das von einem
#ej späteren dissimilieren-
#arn den wandel tx$ — tyq
tyar natürlich nicht berührt
t#ar werden konnte. Die
tsaar Scheidung zwischen e
t^är und q in p scheint
tyar also jung zu sein; da-
karne für spricht auch die
karne örtliche beschränktheit
(s. 124).
In offener silbe weicht das betonte a oft in die e- reihe
aus, ohne dass die benachbarten laute eine zungenhebung
veranlassten; und diese erscheinung, dem schriftitalienischen
und den zwei benachbarten italienischen mundarten völlig
fremd, verdient eine eingehendere behandlung.
Beim anblick der beispiele auf den folgenden Seiten erkennt
man sofort, dass der zug von a nach e in den verschiedenen
teilen des rätoromanischen gebietes, sofern er überhaupt sieht-
Cav.
bas
kar
parte
Pred.
bas
kar
part
Vigo
bas
tyar
part
0
bas
tse^r
pext
P
bas
tyar
pert
q
bäs
tyär
pert
r
bas
tyar
pejt
Buch.
bas
tyar
pert
Colle
bas
t*ar
part
Amp.
bas
tsar
parte
Aur.
bas
t/ar
parte
O.-C.
baso
tyar
parti
u.-c.
baso
t/ar
parte
Erto
bas
*ar
p§rt
Cim.
bas
/ar
part
§
bas
tyar
part
t-ö
bas
t/ar
part
h
bas
tsasr
paart
bas
t/är
pärt
bas
t/ar
part
Pord.
bas
kar
parte
Port.
baso
karo
parte
120 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
bar ist, unter verschiedenen bedingungen erfolg hatte; auch
die einwirkung eines benachbarten palatallautes ist nicht
immer gleich. Nehmen wir daher zunächst einen einzelnen
dialekt heraus, und zwar p, den von italienischem einfluss am
besten geschützten.
In p gelten folgende vier gesetze: 1. Betontes la-
teinisches a in offener silbe wendet sich im allgemeinen
vor allen konsonanten ausser m, n gegen e, z. b. txq, tl§.
paar
teuer
essen
fegen
haus
nase
köpf
Kl.
para
kar
mandza
skuä
ka
näs
testa
0
pej
W
maly$
skuä
tyQza
nas
t*au
PV
tyar
malya
skuä
tyaza
nas
txau
b
per
kar
malyä
skuä
kaza
nas
t^au
per
kar
milyä
skuä
kaz$
nas
t&P
VV
kar
mily§
skuä
kaza
näs
txau
c
per
kar
mal§a
skuä
käza
näs
ts<f
per
kar
maly(j
skuä
kaza
näs
k$u
p$r
tyer
malye
skuä
käza
näs
t^au
b
p§r
t*ear
maly§a
skuä
ty?za
näs
tyo
per
tyer
malyer
skuär
W
nas
t*ia
e
per
tyer
malyer
skuär
tyeza
näs
t*ea
f
per
tyer
malyer
skuär
tya
nas
txee
B
per
tyer
mandyer
skudr
t/eza
nes
tyu
f>
pej
tyßr
mandyer
skuer
tyeza
nes
t^sta
U.-B.
wt
ker
maugQ
sku$
k(jza
n^s
testa
O.-B
pa1!*
fä*
maiag^r
sku^r
t/fza
nej3
te'sta
i
per
tyer
mandyer
skuer
tyeza
nes
k°
i
p$r
<3Wi
mandyär
skuär
t^^za
nas
*ZQ
!
VV
tyv
mandyer
sku^r
t^za
nes
ta$
1
p$r
ttfx
mandyär
skuär
tyäza
näs
*w
m
p^r
tyar
mandyar
skuvar
t#äza
nas
fctf
per
tyar
mandyär
skuvär
t^äsa
näs
txe°
n
per
t*är
ma'ndyer
sküer
>
tyaza
Das
tfa*
Pose.
per
kär
mandzä
?
ka
näs
krapa
Pinz.
par
kar
manyär
spasär
kaza
nas
kQ
Mezz.
par
kar
manyär
spasär
kazQ
nas
test$
Rumo
par
tyar
manyär
spasär
tyaz(?
nas
testQ
Tres
par
tyar
manyär
spasär
tyaza
nas
tejsta
Betonte vokale.
121
2. Fallen die laute hinter einem solchen a, $ weg, so
bleibt, wie dieselben beispiele lehren, der e-laut unverändert.
3. Steht aber das a schon in alter zeit im auslaut oder
ist es infolge einer alten abkürzung des Wortes in den
auslaut gerückt, so bleibt es, vermutlich weil es nicht
gelängt wurde, un verschoben ein a, z. b. da gib, da gibt,
pra wiese, Tca hier. 4. Von den zwei e- lauten steht a,
wie schon seite 119 besprochen ist, hinter den palatalen
Kov.
per
kar
manyär
spasär
ka
nas
testa
Cem.
par
kar
manyär
spasär
ka
nas
te^sta
Cav.
par
kar
manyär
spasär
kaza
nas
kao
Pred.
pej
kar
manyär
skoär
kaza
nas
kau
Vigo
pe
t*ar
manyär
skoär
t/azo.
nas
tyaf
0
pe
tser
manyär
sko^r
tse^Q
n^s
tsef
P
per
t*ar
maya
sku§
t^aza
n^s
tya
q
per
tyßr
mandy£
skue"
t^aza
nes
tye
r
p<jr
tjer
mandyä
sko^
t/aza
nes
tä
Buch.
p^r
tXv
mandye"
skoe
t/eza
n^s
tye
Colle
par
tytfr
manyö
skoä
t/eza
nas
testa
Amp.
pe1
tsaro
manyä
spatsä
tsaza
nas
tSQn
Aur.
PS1
karo
manyä
skoä
tyaza
nas
t/ou
O.-C.
pe1
t^aro
mandye*
spa#ä
t^eza
nas
t*eu
U.-C.
PS1
karo
mandyä
spa#ä
tyeda
nas
tzo
Erto
pejr
Zar
mandyä
sko^
#aza
nejs
X?
Cim.
par
Zar
mandyä
sko(j
^aza
n^s
vtf
§
pär
tyär
mandyä
skovä
t/aza
näs
t*af
pär
t*är
mandyä
skovä
tyaze
näs
t*äf
t, u
pär
tyär
mandyä
skovä
t^aza
näs
tyßf
ü
pär
tyär
mindyä
skovä
tyaze.
näs
tZäf
ru
pär
tZär
mandyä
skovä
t^aza
näs
t/äf
g
pär
tyär
mandyä
skovä
ty&zq
näs
t*äf
»
pär
tyßr
mandyä
skovä
t#az$
näs
t*af
i
par
tyar
mandyä
skovä
tyaze
nas
t/af
paar
tsaar
mandyä
skovä
tsaza
na"s
tsaaf
pär
tyär
mandyä
skovä
t*az<-
näs
t*äf
par
t/ar
mandyä
skovä
t^aza
nas
t/af
Pord.
pe.r
karo
manyär
skovär
kaza
nazo
testa
Port.
per
karo
manyär
skoär
kaza
nazo
testa
122 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
clavis
salz
sommer
bruder
pL
wiese
pl.
Kl.
tsäf
sä f.
esta m.
fradei
fradei
prä
pra
a
klaf
sal m.
stat f.
frar
frars
prau
pral,s
6
klaf
sal
stat
fra
fräs
prau
praus
klaf
sal
stät
fra
fräs
prau
pralIs
klaf
sal
stat
fra
fräs
pra11
praus
klaf
säl
stät
fra
fräs
prau
praus
c
klaf
sal
stät
fra
fräs
prau
praus
klaf
säl
stät
fra
fräs
prau
praus
b
kläf
säl
stät
frar
frars
pro
pros
klaf
sal
stat
frar
frars
pro
pros
e
klaf
säl
stat
frar
frars
pro
pros
f
kläf
sal
stät
frar
frars
pro
pros
9
klef
sei
stet
frer
frerts
pro
pros
*>
klef
sei
stet
frer
frers
Pr<?
pr$s
U.-B.
kl^f
sei
st^t
fre.
fre.
pre.
pre
O.-B.
klef
se.1
st^t
frer
frer
pra
pra
i
klef
sei
stet
frer
frers
pro
pros
i
klaf
sal
stat
frar
frars
pra
prats
!
kle.f
sei
st^t
fre^r
frejs
Pre.
prets
I
kläf
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stät
frar
frars
pra
prats
m
kläf
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sta
frär
frars
pra
prats
klaf
sal
stat
frar
frars
pra
prats
n
kläf
sal f.
sta
frär
frärs
pra
prats
Pose.
tsäf
säl
estät m.
fradtjl
fradely
pra
pra
Pinz.
tyaf
sal m.
istä
fradei
fradei
pra
pre.
Mezz.
tyaf
sal f.
istä
fradei
fradei
pra
pradi
Rumo
klao
sal
istä
fradei
fradei
pra
pradi
Cagnö
klau
sal
istä
fradei
fradei
pra
pradi
Tres
klau
sal
istä
fradei
fradei
pra
pradi
Rov.
tsave
sal m.
istä m.
fradei
fradei
pra
pradi
lauten i, y, %, hingegen ? in den anderen fällen. Die
ähnliehkeit mit den französischen lautverhältnissen springt
in die äugen; sogar dem q nach i steht das altfranzösische
ie aus a zur Seite, insofern dieses ie mit dem ie aus
lateinischem offenem e reimt und somit ein offeneres e ent-
halten muss als sonst e aus a. Dem ha in p steht das
französische oa zur seite; dass pra nicht zu pre" stimmt,
Betonte vokale.
123
Cem.
tsau
sal f.
istä
fradel
fradei
pra
pradi
Pred.
tsau
sal m.
istä f.
fradel
frad^i
pra
prai
Vigo
k;af
sal
istä m.
fra
frades
pra
pre
0
kjef
8^1
istä
fra
freies
pra
pre
P
tle
8^1
iostä
fra
freies
pra
prei
q
tle
se
iste
fre
fredes
pre
pra
r
tle
se
dist§
fre
fredes
I
pre
pres
Buch.
kle
8^1
iste
fradel
fradiei
pre
pr^i
Colle
feef
sal
istä
fradel
frad'ei
pra
prai
Amp.
tsae
sa
istade
fradel
frad'ei
pra
prade
Aur.
t/ave
sal
ist'ade f.
fradel
fradJei
pra
prade
O.-C.
t^ai
sal
ist'adi m
fradel
fradis
pra
pra
u.-c.
tyai
sal
istade
fra
frades
pra
prades
Erto
fc?
Sei
ist§
fradel
fradie
pr$
prejs
Cim.
*W
s$l
ist(j
fradel
frad!ei
pre.
pres
§
kläf
säl
istät m.
fradi
fradis
prat
präs
kläf
säl
istät f.
fradi
fradis
prät
präts
t
kläf
säl
estät m.
frade
frades
prät
präts
u
kläf
säl
istät
fradi
fradis
prät
präs
ö
kläf
säl
estät f.
fradi
fradis
prät
präts
ro
kläf
säl
astät
fradi
fradis
prät
präs
E
kläf
säl
istät m.
fradi
fradis
prät
präts
0
kläf
säl
stät f.
fradi
fradis
prät
präts
klä
säl
stä
fradi
fradis
prä
präs
8
kläf
sal
estät m.
fradi
fradis
prät
präs
klaaf
saal
instant
fradi
fradis
praat
praas
kläf
säl
iostät
fradi
fradis
prät
präs
klaf
sal
instät
fradi
fradis
prät
pras
%
klaf
sal
instät
fradi
fradis
prat
pras
Pord.
tsave
sal
i§tä f.
fradel
fradei
pra
prai
Port.
tsave
sal
istä m.
fradel
fradei
pra
prai
beruht nur darauf, dass im Französischen das t von pra-
tum erst dann abfiel, als das a schon seinen lautwandel
vollendet hatte.
Nun sehen wir uns um, wie weit der zug, das be-
tonte a in die e- reihe zu verschieben, verbreitet ist.
Gehen wir um die Sellagruppe herum von p nach o,
Buchenstein und q, r, so treffen wir tiberall ungefähr in
124 "Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
denselben Wörtern einen e-laut für lat. betontes a, natür-
lich nicht durchwegs denselben e-laut wie in p. Zunächst
kehrt die Scheidung zwischen zwei e- lauten, wie p $ und
a, nicht wieder. Dann sehen wir in zwei stücken unter-
schiede in der Verteilung von a- und e-lauten. Pratum und
die partizipe auf -atus werden in jeder der fünf mundarten
verschieden dekliniert. In der einzahl haben q, r und
Buchenstein ihr t nicht früh genug verloren (vgl. franz. pr£).
Die mehrzahlform pr$i kommt offenbar über pradi —
prqdi her, o pre ebendaher durch zusammenziehung; r pres
fusst auf der akkusativform -os. Wie in q der plural pra zu-
stande kam, weiss ich nicht. Der zweite unterschied von
p liegt in q, r tyaza\ aber nach der auf s. 117 betrachteten
eigenttimlichkeit von q bis g, die betonte vorletzte silbe vor-
wiegend kurz auszusprechen, war das a, wie in geschlossener
silbe, vor der erhöhung zu e geschützt. In q tyera, r tx$ra
(cara) verstehen wir den e-laut als angleichung an die männ-
liche form. Dass Buchenstein, Colle und Comelico in casa
doch ein e entwickelt haben, mag in dem vorausgehenden
palatalen laut seine erklärung finden: für Colle beweist dies
der vokal in den zwei infinitiven, die ich unter die beispiele
gestellt habe. Doch lassen wir diese mehr oder weniger
venezianisierten mundarten beiseite und sehen erst jenseit
der Piave die spräche von Erto näher an, so erkennen
wir gleich wieder die tirolischen Verhältnisse, .und zwar die
von q, r (carus macht als marktwort mit seinem a den
venezianischen und friaulischen händlern ein Zugeständnis).
Cimolais "geht da auch noch mit; dann aber, schon in Claut
(nach Battisti) und von § bis g, selbst im NW-winkel f,
der nicht weit von Comelico entfernt und, nach dem Orts-
namen Comeglians zu urteilen, von dort aus besiedelt ist,
zeigt sich von dem französisch - rätoromanischen lautwandel
keine spur. Das aa, zu dem in Cividale alle langen a
(ä in Cormons) zerdehnt werden, ist unstreitig eine ver-
wandte erscheinung; aber wir dürfen nicht etwa an-
nehmen, dass hier in Forum Julii ein älterer zustand der
friaulischen spräche erhalten sei. Denn es spricht sonst
kein anzeichen dafür, auch lässt sich dieser lautwandel
nicht aus früherer zeit belegen. Wir haben nur festzu-
Betonte vokale. 125
stellen, dass der alte zug, langes a zu e zu erhöhen,
in einem punkte Friauls auftritt, obschon er in alter
zeit nicht vorhanden oder nicht im stände war, durchzu-
dringen.
In den ganz venedischen orten tritt ein e aus a in
per auf (= tosk. pajo). Den e - laut hat das i in lat.
paria verursacht, aus dem blossen a wäre er da nicht
hervorgegangen. Dieses beispiel soll nur den günstigsten
fall einer solchen einwirkung auf betontes a vor äugen
führen. Die Wörter mit dem suffix -arius haben an manchen
orten eine kürzere form, was bei einem so häufigen suffix be-
greiflich ist. Man vergleiche mit den obigen formen des (ausser
in Kleven) singularisierten paria die
nebenstehenden von molinarius. Für p
besteht natürlich die nebenform -a, z. b.
furmia ameisenhaufen. In Mar leicht
und miar meile erkennt das volk nicht
den stamm, daher auch nicht das
suffix und wirft das -r nicht ab.
Verfolgen wir nun unseren laut-
wandel nach westen hin, so brauchen
wir von Oberfassa (o) nur nach Unter-
fassa zu gehn, und alle e aus a
verschwinden, ausser wenn ein fol-
gendes i die erhöhung verlangt, wie
bei pe und pre, bei e habeo, se
sapio, nie muius. Weiter westlich
verschwinden auch diese wenigen e
aus a, erst im Inngebiet stossen wir wieder auf e- laute
solcher herkunft. Schieins (m) hat das a in -arium zu ?
erhöht, das gelängte a in allen Stellungen zu q. Von diesem
q wird dasselbe zu halten sein, wie von dem aa in Cividale,
obschon man dem hoch und abseits gelegenen dörfchen eher
die bewahrung eines alten sprachzustandes zutrauen könnte.
Noch eine vereinzelte spur von e aus a im Unterengadin
scheint die wiedergäbe des lat. caput darzubieten. Wenn das
wort, wie man sieht, sein u länger erhalten hat, als das p-b-v
davor, so würden wir tyau erwarten, wie man am Vorderrhein
ausspricht; aber im Mtinstertal sagt man ttfa", ts{au, in Tarasp
Kl.
muline
q, b
mulin^
f, i
muliner
m
mulyiner
Pinz.
muriner
Tres
molinär
0
moHne"
P
mulintj
q
murind
r
mornä
Erto
molin^r
S
mulinar
i
mulinär
Port.
mulinar
126 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
(wie in Samnaun) tx$°, sonst bis nach Süss hinauf tyq. Diese
form ist offenbar die jüngste, aber warum die älteren formen
überhaupt vom a abgedräDgt worden sind, verstehe ich nicht,
da sonst in I-n ein vorausgehendes i% nicht (oder nicht mehr)
solche einwirkung erkennen lässt.
Erst ganz oben am Inn kommen wir in eine richtige
e-gegend, und diese reicht Über drei passe hin an den
Rhein und ins Addagebiet. An der Verbreitung unseres laut-
wandels in dieser gegend fällt es auf, dass er nicht etwa
gegen die Lombardei hin allmählich abnimmt. Gerade an
der lombardischen grenze (in dem Mischdialekt von Unter-
Bergell), ebenso am anfang des a- reichen Unterengadins (in !)
und an der quelle des Oberhalbsteinerrheins (in rj), von wo
ab der lautwandel gegen den Vorderrhein hin immer seltener
wird, kommen die allermeisten e aus a vor, und zwar nicht
nur in den durch die beispiele auf s. 120 und 122 vertretenen
fällen, sondern auch bei altum, alterum, calceas, falcem, fal-
sum, aqua, pastor, (f) $t, $tqr, 7c§tses, ftts, fqts, qva, p§ster) u. a.,
in Unter - Bergell sogar in Wörtern, die im Italienischen,
aber nicht im Rätoromanischen Graubündens gebräuchlich
sind, wie blv&Jc weiss, satmqna woche. Man erkennt leicht,
dass da ein junger lautwandel vorliegt, eine plumpe gleich-
macherei, eine überentäusserung. Es scheinen leute, die in
ihrer eigenen spräche, wie die lombarden, kein e aus a
besassen, sich an die spräche der neuen heimat willig an-
gepasst zu haben und in der ersetzung ihrer a durch e zu
weit gegangen zu sein. Es handelt sich da um lauter kleine,
vor der einführung der fremdenindustrie ganz winzige Ort-
schaften: eine einzelne eingewanderte familie konnte schon
einen sehr merklichen einfluss auf die entwicklung der orts-
mundart ausüben. Die ortsgeschichte würde vielleicht manchen
aufschluss geben. Die dialektmengung spiegelt sich auch in
der bunten aufeinanderfolge verschiedener mundarten ab : auf 1
folgt das e- reiche f, darauf j, wo nur nach t% ein e aus a er-
scheint, dann einige orte (i), die man als normal o.-eng. be-
zeichnen könnte, dann das Bergell mit seinen zwei lomb.-rät.
mischmundarten. Übrigens selbst in i, wo e aus a in offener
silbe schön entwickelt ist, kommen e- laute an auffallender
stelle vor (s. 134).
Betonte vokale. 127
Beim tibergang von t) nach f und von g nach e nimmt
die häufigkeit des e aus a plötzlich stark ab: es tritt, ab-
gesehen von -arius, nur hinter palatallauten auf. Wo also
weder davor noch dahinter eine zungenhebung veranlasst wird,
fehlt der zug, oder er hatte etwa nur zu einem a geführt,
sodass es möglich war, unter italienischem einfluss zum a
zurückzukehren, wenn nicht der palatale nachbarlaut bis
zum e trieb. Der lautwandel ist in f so geregelt, dass er
nach allen palatallauten und nach s, i eintritt, und zwar
zu e, e? führt oder, wenn die vorhergehende silbe des
Wortes i oder u enthält, zu i, ie, z. B. dar geben, p. p. do,
däde, aber talyer schneiden, taly&, taly^dq und pilyir
nehmen, pilyie, püyiede. Auf das hohe alter dieses laut-
wandels kann man daraus sehliessen, dass s, z noch palatale
Wirkung haben; auch kann zu der zeit jenes laut wandeis
a + u noch nicht =o geworden sein, da ein talyö" kein e
mehr entwickeln könnte. Die höhere stufe, i aus a, scheint
aber erst im 18. Jahrhundert erstiegen worden zu sein:
der oberhalbsteinische katechismu3 vom jähr 1755 hat noch
piglea, erst der vom jähre 1768 hat, wie der „ober-unter-
halbsteinische" vom jähre 1788, piglia. Über den e-laut in
carnem s. s. 118.
In b treffen wir noch nichts wesentlich neues an, erst in c
fallen die meisten e ab, weil das c vor a nicht palatalisiert
ist; nur caput hält sich noch als ts$u und in der misch-
form k?" (Ems). In b versagt allmählich auch das e nach
den dort seltenen palatalen — wir stehen in einer gegend von
geringer rätizität — und es erweist sich der lautwandel auch
hier als uralt; denn in Flims, wo man mity4 ausspricht, sagt
man auch s$ lassen und hit§4 jagen> obwohl s längst nicht
mehr palatal ist.
Endlich ganz oben im Tavetsch (a), abseits von allen
wegen nach der Lombardei, treffen wir wieder fast sämtliche
e aus a an, die wir in e, f gefunden haben; das nachfolgende
-u im partizip hebt allerdings die von der anderen Seite
kommende palatalisierung auf: malydu gegessen (f maly&\
Nach dem für das Rätoromanische so wichtigen tibergang
des betonten a in die e- reihe müssen wir den tibergang in
die o- reihe ins äuge fassen, und zwar in sechserlei fällen:
128 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mnndarten.
1. im lat. au, 2. a + u, 3. a + v vor konsonanten, 4. a + 1
vor konsonanten, 5. a vor m, n, 6. a im auslaut.
gold
stier
hört
wäre
arm
wenig
f.
b
aur
taur
auda
rauba
pa"per
pauk
pa"ka
f
or
tor
sa'nte
>
röbe
>
pöver
pak
pake
ör
tör
sajnta
röba
pöver
Pötz
pötya
nt
a"r
taur
döda
röba
pöver
pak
paka
Pose.
ör
tör
sent
rQba
pQar
P9k
p^ka
Pinz.
or
t$r
sent
rojba
purcet
P<?k
pQka
Tres
or
tqv
Sent
r$ba
por6t
Pu$t*
puei#i
0
<?r
t$ro
sent
r$bQ
pere
pek
petsa
P
or
mants
aut
rojba
puere
puek
pucka
q, r
or
mants
alt
röba
pure
pük
putya
Erto
or
mä#
s^nt
roba
poardt
PQk
PQ*a
S
a"r
taur
sint
ru°bQ
pu°ver
pu°k
pu°tx9
h
a"r
taur
sint
rob§
p"er
pök
pot/e
Port.
Ql'O
tQro
sente
roba
pövaro
poko
poka
1. Die zusammenziehung von au zu einem o-laut ist
im Italienischen regel, sie kommt, wie obige beispiele zeigen,
auch in rätoromanischen mundarten vor; aber an vier stellen
des gebietes sehen wir das alte au erhalten: am Vorder-
rhein (a, B, c), unter gewissen bedingungen in einem teil des
Unterengadins (m) und in Friaul, unter anderen in p und
Buchenstein. An dem reinen a des alten Zwielautes hat man
auch da festgehalten, wo man an stelle von lat. au einen
blossen a-laut ausspricht, wie f, f-n päh, pah, Tarasp är
und da wo man zu al gelangt ist, wie Münster dalda,
q, r alt. Dass au aus al vor konsonanten leicht entsteht,
ist bekannt; wir werden es gleich auch im rätoromanischen
gebiet beobachten (s. 131). Aber al aus au, d. i. denselben weg
in umgekehrter, aufwärts gehender richtung zurückzulegen,
das ist wohl kein gewöhnlicher, physiologisch begründeter laut-
wandel, sondern eher ein lautwechsel, wie er bei der Sprach-
mischung vorkommt (tiberentäusserung): wer sich angewöhnt,
das heimische au aus lat. al gegen das italienische al zu ver-
tauschen, kann leicht auch ein au aus lat. au mitlaufen lassen.
Nehmen wir nun alle gegenden zusammen, wo noch a", a,
Betonte vokale.
129
al für ital. o = lat. au zu hören ist, so bekommen wir an-
sehnliche gebiete: a-c, f, f-n, to-r, Bachenstein, g-g. Die
bewahrung des a ist um so merkwürdiger, als schon im
latein au mit 0 verwechselt werden konnte und gerade auf
rätischem gebiet, von Nonsberg über Tirol und Friaul hin,
formen für pauper und paucus vorkommen, die auf eine
alte ersetzung von au durch offenes 0 schliessen lassen. Pauper
ist in Friaul auffällig stark verkürzt (vgl. über s. 113).
2. Wenn das betonte a zufolge des ausfalles eines kon-
sonanten mit dem darauffolgenden u zusammengerät, wie das
in den partizipien auf -atum, in pratum, caput u. a. ge-
schehen kann , so bleibt in a-c wieder der aus a + u
entstehende Diphthong aa bestehen (s. s. 122 pratum), in
b-g und t wird er zu 0 zusammengezogen. In anderen
gegenden hat der konsonant den vokal -u überlebt. Bei
caput hat sich das u auch weiter im osten geltend
machen können (s. s. 120 f.), und das erweichte c- hat das
a + u sich nicht überall in gleicher weise entwickeln lassen,
wie sonst.
gans
ziege
m
Qtya
tyävra
Amp.
Qka
tsQura
Kl.
oka
kävra
—
t/ävra
Aur.
Qka
t/aura
a
auka
t/aura
n
Q^a
t/ävra
O.-C.
Qka
txaura
b
auka
tya"ra
Pose.
?
kävra
U.-C.
Qka
tyaura
auka
kaura
Pinz.
Qka
kavra
Erto
Q*a
xevra
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ka"rQ
Mezz.
QkQ
kaurQ
Cim.
Qka
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c
a"ka
kaura
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t*anrQ
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Tres
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ältya
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tftvn
Buch.
Qka
t^oura
Pord
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kavra
1
Qtya
tyävra
Colle
Qka
t/_oura
Port.
oka
kävara
.Gi
irtner,
Eätorom. spr. u. lit.
9
130 Vergleichende darstellnng der rätoromanischen mundarten.
3. Wie v vor konsonanten u werden kann, zeigt uns
lat. aueella = avicella. Können wir nun für ital. oca, franz.
oie schon eine grundforni auca ansetzen, so erwarten wir im
Rätoromanischen dafür formen, die mit pauca (s. 128) reimen;
das trifft aber nur bei wenigen rät. mundarten zu, besonders
bei rheinischen. Eine Ursache dieser Ungleichheit haben wir
schon kennen gelernt: in Tirol und Friaul ist das au in paucus
wie altes offenes o behandelt. Eine andere ist die, dass das
weibliche pauca wenig gebraucht und daher nach analogie
an die männliche (sächliche) form angebildet ist: p pueka
statt -tya. In sehr vielen orten endlich findet man weder
gänse, noch einen einheimischen namen dafür. In Ems (c)
z. b. nennt man sie gews (sing, gew m.), im Unterengadin
und anderswo gewinnt man den namen dieses aus eigener
anschauung kaum bekannten tieres durch oberflächliche
nationalisierung des italienischen Wortes, wieder an anderen
orten bedient man sich ohne weiteres des ital. oca. Un-
bestritten erb wörtlich erscheinen die formen mit erhaltenem a:
o-c auJca u. ä., o, p ungefähr aHya und q, r ältxa, wobei
das l wieder das ergebnis einer mundartenmischung sein dürfte
(s. s. 128). So auch die bei Pallioppi als u.-eng. an-
gegebene form „aqua", die aber dem oberen Münstertal (n)
angehört; da habe ich nämlich für paucus päku mit stimm-
losem, bloss gehauchtem u, fem. päkua gehört. Auf diese
durchdringung des k mit u macht Salvioni in den Rendiconti
del R. Ist. Lomb. 40 (1907), s. 1117 aufmerksam, wo er von der
entgegengesetzten Wanderung des u in aqua spricht. Das
andere beispiel bringt ein v, das aus p erst über b hin her-
vorgehen musste: capra-cabra-cavra. Auf dieser stufe stehen
die beiden italienischen nachbarmundarten , auch fj-n auf der
lombardischen, g auf der venedischen seite; im bergigen teil
Friauls und ein stück in die ebene hinaus hat man das v
zwar beseitigt, aber so dass bloss eine ersatzdehnung ge-
blieben ist und das wort dem ven. cavra nicht allzu un-
ähnlich wurde. Zu einem diphthong verarbeitet sehen wir
a + v in a - c, in Tirol von Sulzberg bis o, p, Buchenstein bis
zur Piavequelle, auch in Cimolais; in b-g und q, r sind die
Zwielaute kontrahiert, und zwar meistens zu o; das ü in r
ist auffällig, aber auch faber gibt r fvr: offenbar weil
Betonte vokale. 131
das a vor dem noch konsonantischen v in p, q, r zu e erhöht
worden war (g. Erto und Cimolais).
4. Das 1 vor konsonanten, besonders vor Zahnlauten,
„hart" auszusprechen, ist manchen Völkern bequem. Das 1
bekommt durch die gesenkte, zurückgezogene Stellung des
zungenkörpers einen o- oder u- klang; al klingt dann wie aul,
das dumpfe 1-geräusch wird vernachlässigt, das u unwill-
kürlich durch die lippenvorstülpung unterstützt, kurz: statt
alt wird aH ausgesprochen, in manchen gegenden zu ot o. a.
zusammengezogen. Im Venedischen ist alt erhalten, im Lom-
bardischen bloss das a vertieft; die venedische ausspräche
reicht über ganz Friaul hin, die lombardische setzt sich dies-
seit des Splügenpasses in dem streifen b bis ins südliche
Domleschg fort. In den mehr gemischten mundarten von
hoch
warm
sense
Cem.
alt
kalt
falts
Kl.
VQlt
kQlt
fQltS
Cav.
alto
kaldo
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a
a"t
tyaut
faHs
Pred.
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Vigo
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m
öt
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f9ts
t, u
alt
tjalt
falts f.
m, n
at
t^ät
fäts
ö
alt
tyalt
falts^t m,
Pose.
9lt
k^lt
falt§
ro-Q
alt
t/alt
falt§ f.
Pinz.
aft
kaft
fafty
i
alt
t^alt
falts^t m,
Mezz.
aut
ka"t
t#z
alt
tsalt
falSöt
Rumo
aut
tyaut
faus
alt
t/alt
fals f.
Cun.
aut
tyaut
fauts
Pord.
alt
kaldo
falsln m.
Rov.
alt
kalt
fals
Port.
alto
kaldo
falsiö
132 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
IL -Bergeil, t) und ! tritt wieder g auf, das weder rät. noch
lomb. ist. Das Unterengadin hat neben den Vereinfachungen
zu q und ä auch noch au (I). Auch in Pinzolo muss einst
dieser zwielaut üblich gewesen sein; denn af (mit beid-
lippigem f nach Ettmayer, Rom. Forsch. XIII) kann nicht
unmittelbar aus al entstehen. Ähnlich wie falcem entwickelt
sich auch falsum, nur dass dieses stellenweise durch das ital.
falso ersetzt ist (Kl. fals, Pinz. fdls, Comelico fdlso). Man
übersehe nicht, dass bei alt'rum (s. 110), wo ein grösseres ge-
dränge von konsonanten ist, das 1 schliesslich oft ausgestossen
wurde im gegensatz zu altum usw.; so in ct-b, q, r, §, tü-t)
(vgl. span. alto und otro).
5. Ferner haben
wir uns noch um das
hund
pl.
hand
stroh
a vor m, n zu kümmern.
Kl.
kan
kan
man f.
Stram
Die verdumpfung eines
a
tyaun
t^al,nts
maun m
. ström
solchen a ist aber
B
t*o"n
tyounts
moun
ström
fast auf Graubünden
tyaun
t#aunts
maun
gtrom
beschränkt. In Tirol
tyeun
t#eunts
m§un
strQm
werden wir an diesen
c
tSQD
tSQDS
mon
StrQm
lautwandel in dem orte
t*eun
tyeunts
meun
strQm
V i g o bei Tres im Nons-
b
tya"n
t#al,nts
maun
strQm
bergischen erinnert, wo
tyan
tyans
man
ström
das besonte a vor
e
tyan
tyanks
man
strQm
den nasenlauten bis zu
f, 9
tyan
tyans
man
strQm
einem offenen o herab-
%
tyan
tyans
man
strQm
gestimmt ist. (Dieses
U.-B.
ken
ken
men
?
nonsbergische Vigo,
O.-B.
kan
kan
man
?
nicht zu wechseln mit
i
ty^m
ty?mps
m^m
stram
dem im Avisiotal, ist
t^em
t#ems
mem
Stram
nur s. 133 und 135 be-
i
tyan
t/ants
man
stram
rücksichtigt.) Zu den
i
t#an
t^ants
man
strQm
beispielen, die den laut-
1
tyan
tyans
man
strQm
wandel vor den nasen-
m
tyan
tyants
man
strQm
lauten beleuchten sol-
tyan
tyans
man
strQm
len, muss ich bemerken,
n
t*aun
t#aunts
ma"n
str^m
dass stramen im Rät.
Pose.
kan
kan
man f.
—
für stroh verwendet ist,
Pinz.
kan
kan
man
—
während es in Chia-
Mezz.
kany
kanyi
man
—
Betonte vokale.
133
venna, Nonsberg, Pordenone, Portogruaro streu bedeutet, in
Rovereto maisstroh; manus ist in Graubünden männlich: die mit
bane überschriebenen Wörter heissen in Graubünden „noch",
sonst „auch". Überschauen wir nun die formen von a bis n,
so bemerken wir, dass die verdumpfung zwar an einzelnen
stellen Graubündens fehlt, dass aber gerade am anfang und am
ende der mundartenreihe der lautwandel vollkommen gleich ist:
a und n hat au vor einfachem n und vor ng, nc (a saun,
n sauwh blut) und g vor einfachem m und vor mm, nn (a, n
Qn jähr), nd, mb (a Jcgmba, n ygma bein); auch vor nt (a, n
ufd"nts kinder) stimmen die a dieser mundarten überein. Von
einzelheiten können wir hier absehen. Wo durch den Splügen-,
Septimer-, Malojapass,
die Verbindung mit der
Lombardei hergestellt
ist, da ist dieser laut-
wandel nicht zustande
gekommen oder wieder
aufgegeben worden; so
in Andeer (b) nächst
dem Splügenpass, in
Ij beim Septimerpass
und in einigen orten
des Engadins. Merk-
würdig, dass im Ober-
engadin geradezu der
entgegengesetzte laut-
wandel auftritt. Wäh-
rend au durch die Zu-
rückziehung der zunge
für das velare # erklär-
lich ist, also die aus-
spräche man, lam, awk
voraussetzt, verlangt o',
e ein mehr oder weniger
palatales n. Das haben
wir auch gleich bei
a'ntxa und sa'ntx (blut),
weil in i das c vor a
Rumo
tyany
tyanyi
man
—
Tres
tyan
t#ani
man
stram
Vigo
km
*XWi
mQn
strQm
Rov.
kany
kanyi
man
stram
Cem.
kany
kanyi
man
—
Cav.
ken
keni
man
—
Pred.
kan
kanyi
man
—
Vigo
tyan
t/ans
man
stram
0
tsan
tsas
man
stran
9
t/an
t/ans
man
stram
q, r
tyan
t/ans
man
stran
Buch.
tyan
tyaas
man
stram
Colle
t*en
tyeny
man
—
Amp.
tsan
tsei
man
strame
Aur.
t/an
tyei
man
strame
O.-C.
t*an
t^an
man
—
U.-C.
tyan
tyeu
man
strame
Erto
Xan
/ans
man
—
3
tyan
tyans
man
stran
t, ö
tyaa
t/ans
man
—
u
tyan
tyans
maß
stram
TO-tJ
tyan
tyans
man
strank
*
tyan
tyans
man
strank
tyan
t/ans
man
stran
t#an
t/ans
man
§tram
Pord.
kan
kani
man
strame
134 Vergleichende darstellung der rätoromanischen niundarten.
wolle
ruft
flamme
gross
pl
hanc
Kl.
laüa
tsama
f'ama
grant
grant
aaka a,
Q
launa
klQma
flQma
gron
grQnts -
aun n.
b
lo"na
klQma
flQma
grQn
grQnts
oun
launQ
klQmQ
Aquiq
grQn
grQnts
aun
l$"na
klQma
flQma
grQn
grQnts
eunk
c
lQna
klQma
flgma
grQn
grQnts
QD
leuna
klpma
flQma
greun
greunts
QD
lQiaa
klQma
flQma
grQD
grQnts
QD
b
la"na
klQma
flQma
graunt
graunts
annk
laiaa
klQma
flQma
grant
grants
ank
e
lana
klQma
flQma
grQnt
grQnts
auk
f
lane
klome
ÖQme
grQnt
grQnts
ank
9
lana
klQma
flQma
grQnt
grQnts
änt/a
5
laüa
klama
flama
grQnt
grQnts
auk
U.-B.
lQna
klama
flama
grant
granty
enka
O.-B.
lana
klama
flama
grant
grant/
ank
i
lQma
klama
flama
grant
grants
a5nt/a
lema
klama
flama
grant
grants
ent/a
i
lana
klama
flama
grQnt
grQnts
—
I
lana
klama
flQma
grQnt
grQnts
—
I
lana
klama
flQma
grant
grants
—
m
lana
klQma
flQma
grQnt
grQnts
—
n
launa
klQma
flQma
grQnt
grQnts
—
Pose.
läna
tsama
flama
grant
grants
auka a.
Pinz.
lana
tyama
flama
grant
gi%
auka
Mezz.
lanQ
tyamQ
flamQ
grant
grandi
auko
Rumo
lanQ
klamQ
flamQ
grant
grandi
ant^Q
Tres
lana
klama
flama
grant
grandi
ant/a
und das c (g) im auslaut zu t% palatalisiert wird; aber p$m,
l$ma u. dgl. werden wir, wie schon manche formen mit e
aus a in \ I und Unterbergell, auf die Sprachmischung zurück-
führen müssen (s. 126). Diese verkehrung scheint im 16. Jahr-
hundert eingetreten zu sein; denn die Schriftsprache hat noch
die Schreibung mit au angenommen, obwohl man in demselben
Jahrhundert, in dem die oberengadinische Schriftsprache ent-
stand, schon reime von au aus a mit ai aus e antrifft. Die
Schreibung mit au ist noch heute üblich.
Betonte vokale.
135
Vigo
lona
kloma
floma
gront
grondi
Qnt/a
Rov.
lana
tsama
fama
grant
grandi
aoka
Cav.
lana
tsama
fama
gran
grani
anka
Pred.
lana
tsama
f'ama
grant
grandi
anka
Vigo
lanQ
k'amQ
famQ
graö
greny
ent/e
0
lenQ
k^amo
famQ
gran
gi*W
ejntse
P
lana
tlama
flama
graD
grans
nt/e
q
läna
karda
fläma
gran
gräny
int/e
r
lana
k^rda
flama
gran
gräny
int/e
Buch.
lana
klama
flama
gras
grany
ent/e
Colle
lana
t/ama
fama
grant
grant/
int/a
Amp.
lana
tsama
fama
graD
grei
anke
Aur.
lana
t/ama
fama
gran
gr?i
aoke
O.-C.
lana
t/ama
fama
graD
grandi
ank
U.-C.
lana
t/ama
fama
graD
gr^D
aoka
Erto
lana
t/ama
fama
grant
gralD
aJD
Cim.
lana
t/ama
fama
grant
grany
a'ny
§
lana
klama
flama
grant
grant/
ant/a
lane^
klame
flame^
grant
gra^nt/
ant/e
t
lana
klama
flama
grant
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ant/a
u
lana
klama
flama
grant
gra*nt/
ent/a
Ö
lane
klame
flam§
grant
gr^nt/
ant/e
ro
lana
klama
flama
grant
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ent/a
E
lanQ
klamQ
flamQ
grant
gra'nt/
yüz
*
lane
klame
flame
grant
gra'nt/
?nt/e
h
lane
klame
flame
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gra'nt/
ant/e
lane
klame^
flam$
grant
gr^nt/
ant/§
lana
klama
flama
grant
grant/
ant/a
Pord.
lana
tsama
fama
grando
grandi
anka
Wo wir in Tirol oder Friaul a*, e, i o. ä. an stelle eines
a vor m, n finden, da ist dahinter leicht der palatale laut zu
entdecken, der die zungenhebung veranlasst hat. Zu dem tosk.
anche hat man im lomb.-rät.-ven. gebiet die nebenform anca,
also rät. ant'fa mit palatalem konsonanten; die unbetonte
Stellung im satz erleichtert die Verdünnung des a-. Über die
bedeutungen s. s. 133. In dem plural -i — soweit diese plural-
bildung in Übung ist — sehen wir wieder die quelle der Ver-
änderungen des a von grandis und canis in der mehrzahl; und
136 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
von da wird in Cavalese und Colle der e-laut auch in die einzahl
verschleppt (wie das palatalisierte n in Kümo und anderen orten).
6. Die verdumpfung des betonten a im auslaut kommt
in a und e-i vor. Von den verbalformen da, sta, dat, stat,
vade, vadit, fac, facit, die im Italienischen alle auf a ausgehen,
wähle ich vadit als beispiel, die einzige, die in allen unseren
gegenden die dem ital. va entsprechende form hat. Daneben
ist eccum-hac (ital. qua) gestellt, oder wenn das nicht vor-
kommt, illac (la), in Erto de-ubi-illac (wo).
Kl. va la e-f) vq kq Pinz. va la Erto va dolä
a vq kQ Berg, va la Rov. va la Cim. va la
b va kou i vq kQ Cav. va klla § va ka
va kau j va kua Vigo va ka u va la
va keu I ve kue o-r va ka ö, tn va ka
c va kö i va kua Buch, va ka £, t) va alä
va keu m va kua Amp. va ka $ va la
b va kua n va kna U.-C. va ka Pord. va k"a
Warum eccum-hac in b, c die laute annimmt, die einem
a vor n entsprächen, weiss ich nicht. Es reimt mit tsou (ecce-
hac), lou (illac) und nou (in-hac?); das letzte bedeutet „her"
und ist im Unterengadin wirklich mit einem n versehen: j-ut
naw, nan, n naun. In Vigo, o-r, Buchenstein heisst Jca „her";
„hier" ist in p tlo, Vigo, o Afy, q, r, Buch., Colle, O.-Comelico
wie im O.-Bergell und in Poschiavo M10. — Das ? in o 0I4
(r olä, p, q, Buch, uld, j, 1 duld wo) wird wie das in l§ng
zu den tiberrätischen gebilden zu rechnen sein, wie sie in dem
kämpfe mit den benachbarten italienischen mundarten auf-
treten. Übrigens begnügt man sich in unbetonter Stellung auch
mit old.
Das betonte lateinische I gehört bekanntlich zu den
dauerhaftesten lauten; so auch in unseren mundarten. Aber
hie und da wird es in die e- reihe her abgedrückt oder
diphthongiert, und das sind interessante fälle. Nicht vom
allgemein phonetischen Standpunkt aus: wir kennen jenen
Zwielaut ei aus i in unserer eigenen spräche und die
Öffnung eines vokales im gedränge der konsonanten in unserer
eigenen ausspräche, z. b. hochzeit. Es kommt hier nur
Betonte vokale.
137
noch der dem Deutschen fremde fall hinzu, dass das i
auch im auslaut verkürzt wird. Am meisten veränderte i
hat die gegend b-g (s. die beispiele); gegen a hin nimmt
der lautwandel langsam, gegen i hin rasch ab. Nehmen wir
filius hinzu, so sehen wir, dass auch a teilnimmt: a-f fely,
9 f$ty> t-n Hy\ an sie (ja) und dem erweiterten sie (so)
lernen wir, dass auch über i hin bis n solche veränderte i
vorkommen. „Ja" heisst in \) se, in i bis n si; nur in
Samnaun hatte sich 1880 noch ye erhalten, das auch in
a-f in der form dyq, äzq, e'a, dye'e u. ä. dem italienischen sl
gegenübersteht; „so" a use'a, b astfa, asia, asQ{a (Brigels),
asiQ (Waltensburg), c asi, asQ{a (Bonaduz), s&a, b asi, se%
tag
pl.
weg
-ia
Kümo
di
di
viQ
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Kl.
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di
via
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Tres
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Buch.
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dy?1
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Colle
di
di
—
-ia
dyi
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-e'a
Amp.
di
dis
ia
-ia
b
dyi
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ve/a
-e^a
Aur.
di
di
via
-ia
zi
zis
ve/a
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O.-C.
cf
dis
via
-ia
e
de
dejs
ve^a
-^a
U.-C.
di
dis
via
-ia
f
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deks
ve'e
-eje
Erto
di
dis
—
-ia
9
dze^
dzeks
ve*a
-^a
§
di
dis
—
-ia
1
di
dis
ve'a
-e1-a
di
dis
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-**
Berg.
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di
—
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t, u, to
di
dis
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I
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9
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Pose.
dids
diäs
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-ia
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vie_
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Pinz.
di
di
via
-ia
di
dis
via
-ia
Mezz.
di
di
viQ
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Pord.
dzorno, -i
via
-ia
138 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
hören
faden
wein
mehl
schreiben
part.
ähre
KL
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farina
skrlf
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skrit
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skrit
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farina
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skrit
spiga
Mezz.
sentir
fil
vin
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skrivar
skrit
spigo
Kümo
sentir
fil
vin
farinQ
skrivar
skrit
spidy?
e use% f, g use, Ij usia, i, f, 1 use% j usi, tn use, n iseta, use'a.
Suchen wir unseren lautwandel weiter im osten, so sehen wir
in unseren beispielen hier oben: Pinzolo sinter. Von da
können wir die spuren weiter nach stiden verfolgen (z. b.
in Biondelli 1853, Papanti 1875, v. Ettmayer 1903) über
Bergamo und Brescia bis an den Po. In Graubünden finden
wir manche lombardische züge; aber merkwürdig ist, dass
dieser zug in den zunächst liegenden lombardischen mundarten
nicht vorkommt, sondern weiter im Süden. Allein wir stossen
noch weiter weg, in q, r, auf denselben ostlombardischen
zug: man sagt da de (tag) wie in e, f oder Brescia, und
Betonte voka'
e.
139
Cagnö
sentir
fil
vin
farina
skriver
skrit
spiya f.
Fondo
sentir
fil
vin
farina
skriver
skrit
spidya
Rov.
sentfr
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vin
farina
skriver
skrit
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Pred.
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skrit
spiga
Vigo, o
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skrit
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farina
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spia f.
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farina
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U.-C.
senti
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vin
farina
skrive
skrit
spia
Erto
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vin
farina
skrive
skrit
spidya
§
sintl
m
vin
farina
skrivi
skrit
spik m.
sintf
fil
vin
farine
skrivi
skrit
spik
t
sinti
fil
vin
farina
skrive
skrit
spik
u
sinti
ffl
vin
farina
skrivi
skrit
spik
n
sinti
fil
vin
farin^
skrivi
skrit
spik
ro
sinti
fil
vin
farina
skrivi
skrit
spik
S
sinti
fil
vin
farinQ
skrivi
skrit
spik
9
sinti
fil
vin
farine^
skrivi
skrit
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i
Sinti
fil
vin
farine
skrivi
skrit
spik
sinti
fil
vin
farina
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skrit
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sinti
fil
vin
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skrivi
skrit
spie
sinti
fil
vin
farina
skrivi
skrit
spik m.
Pord.
sintir
fil
vin
farina
skriver
skrit
spi/a f.
se (ja) wie in f) oder Pinzolo. Auch in q, r ist das durchaus
nicht der einzige lombardische zng (s. s. 141). Eine eigentüm-
liche Verschiebung in einen anderen, gleichfalls lomb. laut hat
das wort für „so" erfahren: q wsce, r vsvc (vgl. p wsi). Vgl.
auch Pose, prumaera frühling, Bergeil, f)-n, Pinzolo prvm
(primus), Vigo, o, Buch, prvm, q, r prum u. ä.
Die Zwielaute wie e* verhärten in gewissen gegenden zu
eg, eh u. ä.; hierüber s. s. 165.
In a, b tsun, Realta (c) tsiw (s. s. 196) scheint i zu u ge-
worden zu sein; aber die dazwischen üblichen formen weisen
deutlich auf den durchlaufenen lautwandel: Flims (fj), c Ueu,uk,
140 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
tseuis kommen von einem früheren tsewku mit mühsam ge-
hauchtem u, wie man jetzt noch im u.-bergellischen tswku hören
kann. Das e von tseui3 kann leicht in dem Zischlaut ver-
schwinden, wenn das wort, kaum betont, an das folgende Sub-
stantiv gelehnt ist. So stellt also das u in tsun nicht das i
von quinque dar, sondern das u der zweiten silbe.
Der dritte extreme vokal, lat. ü, ist bekanntlich in einer
weiten abteiiung des Romanischen zu u- lauten palatalisiert
worden: vom Atlantischen Meer über die Westalpen hin nach
Norditalien bis ins Lombardische. Die beispiele hier unten
zeigen, wie weit dieser zug auch in unseren mundarten
gewirkt hat. Das alte u ist in ganz Graubünden verschwunden:
hart
f.
einer
f.
Rov.
dur
dura
un
una
Kl.
dür
dura
TOD
vuna
Cem.
dur
dura
un
una
Q
dir
dira
in
ina
Pred.
dur
dura
UD
una
b
dir
dira
in
ina
Vigo
dur
durQ
un
un$
dir
dirQ
in
inQ
0
dur
dun?
1113
unQ
dir
dira
in
ina
P
dur
dura.
UD
una
c
dir
dira
in
ina
q
dür
dura
UD
una
dir
dira
iD
iua
dür
doera
UD
cena
dir
dira
iny
inya
r
dür
di(ra
utn
ucna
dir
dira
eny
enya
Buch.
dur
dura
UD
una
b
dir
dira
eny
enya
Colle
dur
dura
un
una
dir
dira
eny
enya
Amp.
duro
dura
un
una
e
de/r
de/ra
eny
enya
O.-C.
duro
dura
un
una
f
dekr
o
deh-e
>
eny
enye
U.-C.
duro
dura
UD
una
G
dzekr
o
dzej>Ta
en
ena
Erto
dur
dura
UD
una
t)
dür
dura
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oenya
§
dür
dura
UD
una
Berg.
dur
dura
un
una
dür
dur$
UD
une
i
dukr
dugra
un
una
t, u, to
dür
dura
UD
una
M
dur
dura
vn
una
Ö
dür
dur$
UD
un§
I-n
dür
dura
un
una
S
dür
durQ
UD
unq
Pose.
dür
dura
UD
una
*
dür
dur§
UD
une
Pinz.
dur
dura
vuny
vuna
i
dur
dura
UD
una
Mezz.
dur
dur$
un
vnq
dür
dure
UD
une
Cagn£
dur
dura
vn
vna
dur
dura
UD
una
Tres
dur
dura
un
una
Pord.
dur
dura
UD
una
Cun.
dur
dura
vn
una
Port.
duro
dura
UD
una
Betonte vokale. 141
I)-n hat noch die lombardischen v und m in Übung, während
sonst im Rh eingebiet dafür i- und e- laute eingetreten sind.
So ersetzen auch viele menschen fremde ü und ö durch i
und e, wenn sie nicht von kind auf jene zugleich palatalen
und labialen laute gelernt haben. Das i aus u kann, wie
das alte I, gekürzt und zu einem e herabgedrückt werden,
wenn es in eine geschlossene silbe oder in den auslaut
gerät, z. b.:
Über die verhärteten diph-
thonge s. unten s. 165.
Die lombardische ausspräche
des lat. ü gilt in Tirol nicht
nur in der lomb. SW-eeke und in
den halblombardischen orten wie
Pinzolo, sondern auch in einem teil
des Nonsbergs, sodass nur in den
nonsbergischen gemeinden von
Brez und Fondo bis Tres — also
an der deutschen Sprachgrenze —
noch das alte u weiter klingt.
Das v im westlichen Nonsberg ist
übrigens kein volles ü, es macht
den eindruck eines verzerrten u.
Das v- gebiet zieht sich von da
südwärts ins Etschtal, dann den
Avisio entlang bis über Predazzo hinauf. Das v dringt da-
hin mit dem lombardisch gefärbten Venedisch Trients. In
Vigo endlich geht der venedische, in diesem punkt sogar
lombardische einfluss zu ende: in o und p sind wir wieder
auf rein rät. boden. Und doch taucht um ein joch weiter
weg, in q, r, noch einmal das lomb. v, ce auf. Da das Gader-
tal von p, Buch., Ampezzo und dem deutschen Pustertal ein-
geschlossen ist, so muss es wohl eine lomb. ein Wanderung
o. dergl. erfahren haben. Die ortsgeschichte müsste da auf-
schluss geben. Fremden einfluss scheint auch die Unregel-
mässigkeit zu verraten, mit der v, ce auftreten. Wir haben
uns eben (s. 139) über wsds, prvm (p wiit prim) gewundert,
wir können es auch über sorvtsa maus (Buch, soritsa) und
anderseits über uw (fem. vna), hurt, bort (brutto), kHm,
frucht
du
auf
Kl.
frut
tv
SU
a
fretx
te
se
b
fret/
ti
si
c
frets
ti
si
fretx
tQl
SQ1
fretx
te1
se1
b
fret^
ta1
sa1
fretx
te*
se1
frets
te1
se/
e
fretX
te1
se1
f
fret*
te
se
9
fr^ts
te
se
%
ixvt
tce
S03
i-n
ixvt
tv
8V
142 Vergleichende darstellnng der rätoromanischen nmndarten.
f. ztfuna nüchtern u. a. Auch dass man im Gadertal den
Italiener lombfrt nennt, weist auf eine nähere beziehung zu
den Lombarden hin.
Nun gehen wir zu den e- und o- lauten über, zuerst zu
den geschlossenen.
Das lat. geschlossene e (e, 1, oe) ist, wie die beispiele
lehren, in vielen rätoromanischen mundarten zu einem nach
i hin
zielend
en dip
ihthong
zerdel
mt: e\
i ?, !
fs a\ ?'
1 und
die verhärteten formen wie e^k begegnei
i uns
nebeneinander,
-ere
birne
apfel
schnee
talg
durst
essig
kalt
Kl.
-e*
per
pom
nef
sef
set
aze m.
fret
a
-**
pair
ma'l
na'f
sa!f
saJt
iz'ü
fra't
&
-e*
per
me/1
ne/f
se/f
S§'t
iziu
fre/t
-6
per
mo/l
no/f
SQ*f
SQ't
iz<5u
flQ't
-6
per
mejl
ne'f
S^f
se/t
iz^u
frtft
-6
per
maU
na'f
sa/'f
sa't
iz6u
fra/t
c
-6
per
mel
nef
sef
set
iz6u
fret
b
-e
per
mel
nef
sef
set
ize'a
fret
-6t
per
mel
nef
sef
set
azia
fret
e
-(j'r
pe>
me^l
nejf
se'f
sejt
izia
fre't
f
-^kr
pekr
me/1
nekf
sekf
s§kt
iZP
frekt
9
-§kr
pekr
mekl
nekf
s$kf
se^kt
aze
frekt
%
-ahr
—
pom
na!f
sa'f
sa*t
aza'a f.
fraH
U.-B.
-e*
per
pom
nef
sef
set
aze* m.
fret
O.-B.
•&i
pe*r
pom
ne*f
s^f
se't
aze*
fre't
i
-er
<
pej
pom
na'f
sajf
sa't
azäVt
fra't
-a*r
pa*r
pom
najf
sa'f
sa't
aza't
fra't
%l
-ä;r
pa'r
maU
na'f
sajf
sa't
azä't
fra't
i
-toi
pa'r
ma!l
na'f
sa'f
sa*
aza'
fraH
m
-a'r
pa'r
ma'l
na*f
sa'f
sa't
aza'
fra'
-a'r
pa'r
maU
na'f
sa'f
sa't
asa'
fra1
n
-ajr
pa'r
maU
na*f
s'qu
sa1
aza1
fra'
Pose.
-6
pir
pom
nef
sef
se^t
aze't
fre't
Pinz.
-6t
per
pum
nef
sef
se
az<2 f.
froat
Mezz.
-6t
per
pom
nef
sef
se
aze* m.
fret
Rumo
-6t
per
pom
neo
seo
se
aze*
fret
Tres
-6t
per
pom
neu
Seil
se
aze*
fret
Rov.
-6t
per
pom
nef
sef
se
aze*
fret
Betonte vokale.
143
die älteste form & sogar in den vorwiegend lombardischen
dialekten von Oberbergell und Poscbiavo, der am weitesten
entwickelte zwielaut p' in Brigels (6) und in sehr be-
schränkten fällen auch in Bonaduz (c). Die vergleichung
mit dem afr. ei, oi drängt sich uns auf und lässt uns
vermuten, dass in beiden Sprachgebieten der weg nach oi
über ai geführt habe. Die diphthongierung des betonten
geschlossenen e ist eines der gemeinsamen merkmale des
Rätoromanischen, sie ist in Friaul mehr verbreitet, als die
Cem.
-e>
per
pom
neo
seo
se
az6 m.
fret
Cav.
-e>
per
pomo
neve
seo
se
aze
fredo
Pred.
-er
per
pom
nef
sef
se
aze
fret
Vigo
-er
pe/r
pom
ne/f
se/f
se/'t
aze"
fre't
0
-er
pe'r
pom
ne/f
se/f
se/t
az^1
fre/t
V
-a*
pasr
mal
natf
sa'f
sa't
asa1
fra't
q
-a'
par
pom
nä1
sä1
sä1
aza1
fir&H
r
-6l
<
pier
pom
ne/
se1
se1
az(j!
fre/t
Buch.
-$
pe'r
pom
ne1
se1
se1
aze1
fre!t
Colle
-S
Pej-
pom
nef
sef
sef
az<21
fret
Amp.
-e
pero
pomo
nye
s'eo
s'ede
azedo
f'edo
Aur.
-e
pero
melo
neve
seu
sede
azedo
fredo
O.-C.
-$
pe/r
pom
ne/
seo
seMi
azeMo
fre/do
U.-C.
-e
pero
pomo
ne1
seu
sVde
aze
fre'do
Erto
-#
pe/'r
poD
ne/f
se/f
se/
aztj1
fre/t
Cim.
-0
pe'r
me1!
ne'f
sVf
se1
aze1
fre't
§
-e1
pe'r
me^l
ne'f
Se*f
sVt
az#t
freJt
-?
p^r
m§'l
neJf
se/f
se/t
az^t
frejt
t, u
-#
pe{r
milüts
ne*f
se!f
seH;
az#t
fre't
0
-la
piar
mial
niaf
siaf
siat
azH
friat
tu
-e
per
mel
nef
sef
set
azet
fret
l
-i°
pi°r
mi°l
ni°f
si°f
si°t
azi°t
fri°t
*)
-e
per
mel
nef
sef
set
azet
fret
-6
per
mel
ne
se
se
aze
fret
h
-4
pirüts
melüts
nef
sef
set
azet
fret
-e
pirüs
milüs
nejf
sef
set
azet
fret
-e
pirüs
milüs
nef
sef
set
azet
fret
-k
pirüs
milüs
ne'f
se'f
se5t
az£t
fre{t
Pord.
-v
pero
pomo
neve
seo
se.
azeo
fredo
144 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
kette
kadena
kada'na
kadena
kado/na
kade'nQ
kadena
kada'na
kadenya
kadeüa
kado/nya
kadenya
kada'nya
kadanya
kadanya
kadanye
tyade^a
kadanya
kadena
kadena
t^adanya
tyadanya
t/ada'na
t/ada'nya
tyada'na
tyada'na
tyada'na
tyada'na
tsada'na
kadena
kadina
kadenQ
beispiele zeigen, nämlich in 5 nicht nur in Cividale und an
der Tagliamentomündung, sondern besonders auch im NW
von Cividale, in Gemona und Tolmezzo und von da nord-
ostwärts in Chiusaforte (t)). Um so merkwürdiger ist es,
dass dazwischen gerade die reinsten friaulischen unter-
mundarten, die von Clauzetto (0), Pesariis, Forni Avoltri,
finger
recht
voll
abend
linnen
kalt f.
Kl.
dl
drit
p'en
sera
tela
freda
Cl
det
drety
pla'n
sera
ta'la
fra'da
b
d$t
drety
ple'n
sera
tejla
fre'da
d<jt
dret/
plo/n
sera
to/la
fr 9' da
d$t
dret/
plejn
serQ
te/lo
fre'dQ
dej;
dret/
ple'n
sera
te/la
fre'da
det
drets
pla'n
sera
ta'la
fra'da
c
det
drets
plen
sera
tela
freda
det
drets
pleö
sera
tela
freda
det
dret/
plo>y
sera
tela
freda
det
dret/
pleny
sera
tela
freda
b
det
dr^t/
pla'ny
sera
tela
freda
d$t
drets
plany
sera
tela
freda
e
d$t
dret/
pla'ny
se'ra
te'la
fre'da
f
de.t
dret/
pla'ny
se/re
te'le
fre/de
9
?
drets
pl§D
se^gra
t$gla
fregda
%
det
dret/
pla'ny
sa'ra
ta'la
fra'da
U.-B.
det
dret/
plen
sera
tela
freda
O.-B
dent
dret/
pleD
se'ra
te'la
fre'da
i
da'nt
dret
pla'ny
s§ra
ta'la
fra'da
dent
drej;
pleny
sa'ra
ta'la
fra'da
J
da'nt
dret
pla'n
sa'ra
ta'la
fra'da
!
da'nt
dret
plany
sa'ra
ta'la
fra'da
i
da'nt
dret
pla'n
sa'ra
ta'la
fra'da
nt
da'nt
dret
pla'n
sa'ra
ta'la
fra'da
da't
dret
pla'n
sa'ra
ta'la
fra'da
n
det
ret
pla'n
sa'ra
ta'la
fra'da
d$t
ret
pla'n
sa'ra
ta'la
fra'da
Pose.
de't
drits
pleö
?
tela
?
Pinz.
de
drit
pliü
sera
tila
fr« da
Mezz.
de
drit
plen
serQ
telQ
fredQ
Betonte vokal«
i
145
Rumo
de
drit
plen
ser$
telQ
fredQ
t^aden^
Tres
de
drit
plen
sera
tela
freda
t/adena
Rov.
de
drit
p'en
sera
tela
freda
kadena
Cem.
de
drit
p'en
sera
tela
freda
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Cav.
dedo
dret
p1-en
sera
tela
freda
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Pred.
det
dret
p'eo
sera
tela
freda
kadena
Vigo
de/t
dret
p'eo
serQ
te'lo
fre/dQ
t^adenQ
0
de*t
dret
p'eo
serQ
te4o
fre'd<?
tsedenQ
P
da/t
drat
plan
sa'ra
ta/la
fra;da
t^ada^na
<*
daJt
dart
plany
sara
tära
frä^da
t/adäna
r
de/t
dejt
pleo
sera
tera
fre*da
t/adena
Buch.
de*t
dart
pleD
sära
tala
fre'da
t/adana
Colle
det
de/t
p*en
sera
tela
freda
t^adena
Amp.
dJedo
dreto
p1eD
sera
tera
feda
tsadena
Aur.
dedo
dret
p'eo
i^era
tela
freda
t/adena
O.-C.
deMo
dreto
pJeD
sera
t§la
fre/da
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U.-C.
de^o
dreto
p'eD
sera
tela
fre'da
t/adena
Erto
de*t
dret
piaD
seja
tela
fre/da
^adena
Cim.
d^t
dret
p*eD
?
tela
fre'da
^ad^na
§
de*t
dret
pleD
sera
tela
frejda
tsadena
de't
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pleD
sere
tele
fre'd§
tyade^
t, tt
dejt
dret
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sera
tela
fre^a
t/adena
Ü
diat
dret
pleD
s§re
tele
fri'de.
t/adene
tt>
det
dret
pleD
s§ra
tela
freda
t/ad^na
S
di°t
ret
pleD
sejQ
telo
fri°dQ
tyad$nQ
9
det
dret
pl^D
s^re
tele
fred§
tyadene
det
dret
pleD
sere
tele
frede^
tyadene.
i
det
dret
pleD
sere
tele
frede
tyadene
det
dret
pleo
s^ra
tela
freda
tsadena
det
dre^t
pleo
sere^
tele
fred$
t/adene^
det
dret
pleo
sera
tela
fre'da
t/adena
Port.
deo
drito
p'eo
sera
tela
freda
kaena
Collina (f) ungefähr den entgegengesetzten diphthong ia, i°
aufweisen; und dazu dürfen wir wohl auch das '« von
Ampezzo stellen. Es lässt sich kaum denken, dass man in
diesen gegenden von anfang an einen so gänzlich ver-
schiedenen drang zur Weiterentwicklung des geschlossenen e
gehabt hätte. Die benachbarten mundarten mit ihren e
Gärtner, ßätorom. spr. u. lit.
10
146 Vergleichende darstelltmg der rätoromanischen mundarten.
und e* deuten uns an, dass das die Vorstufen jener ver-
kehrten diphthonge gewesen sein werden: etwa e-e-e1,
dann wieder vereinfacht zu e, und erst von da aus geht
die neue diphthongierung zu ea, ie und endlich zu ia und
zu *e.
Die erhaltung oder vielleicht schon die entstehung dieser
verschiedenen diphthonge ist in verschiedener weise von der
lautumgebung abhängig. In geschlossenen silben pflegt der
vokal kurz und einfach zu bleiben, s. das beispiel directus
(das in Friaul, schon von Erto ab, nicht dexter bedeutet). Es
ist ein auf i-n und die zwei benachbarten mundarten von g
und Oberbergell beschränktes lautgesetz, das e vor s und
einem zweiten konsonanten zu diphthongieren, z. b. Ober-
bergell frelsli, g frqhstx, j-l, Samnaun (m) und n frtfstx, in i
und Schieins (m) zu frästx erleichtert. Bei Wörtern wie
digitus und frigidus muss man auf eine verschiedene be-
handlung gefasst sein. In i-m und o-j reimt nicht nur
frigidus mit sitis — wofern nicht das eine oder das andere
wort den konsonanten im auslaut abgeworfen hat — sondern
auch digitus, während dieses wort in a-lj, Bergell und n den
vokal unzerdehnt lässt. Der reim von digitus mit sitis und
frigidus ist im Engadin durch ein auf dens anspielendes n
gestört, aber erst in neuerer zeit: nach Samnaun ist diese
entstellung des Wortes nicht hintibergedrungen. Im Nons-
bergischen geht wieder digitus mit sitis. Der diphthong in
frigidus bleibt im femininum auch östlich von o, p (s. s. 117),
an tela aber sehen wir, wie gerade von p ab in der vor-
letzten silbe kein diphthong mehr bestehen bleibt oder ent-
standen ist. Unmittelbar neben o, p, in Buchenstein und q
scheint der diphthong erst nachträglich, der östlichen sprech-
gewohnheit folgend, zu ä verkürzt worden zu sein. Die
entwicklung des diphthongs wird gehindert, wenn infolge
des Verlustes des folgenden konsonanten der tiefe vokal der
nächsten silbe hinzutritt; so im Kheingebiet bei acetum,
so auch in n bei sebum. Leicht verständlich ist die Zer-
störung des diphthongs in c-f und in q (plenus) durch ein
folgendes n, das gleichsam die zungenhebung an sich reisst,
indem es palatal wird und noch hinter sich ein mehr oder
weniger deutliches y nachschleppt. Endlich will ich noch
Betonte vokale. 147
darauf aufmerksam machen, wie das r den auf i endigen-
den zwielaat oft verdrängt. Die zwielautreichen mundarten
in b haben in pirum, sera und im inf. auf -ere blosses e,
ebenso die im obersten Engadin (i) einfaches £ (dieses ver-
mutlich aus a* zusammengezogen); Vigo, o hat nur bei
pirum seinen diphthong entwickelt; ebenso O.-Comelico;
leichter begreiflich ist es, dass q, r und Forno di sotto (§)
nur im infinitiv den diphthong behalten, wo nämlich das
unbequeme r abgefallen ist. In r pier erkennt man fremden
einfluss. Nahe liegt das deutsche wort, das ja in Tirol in
der einzahl ungefähr so lautet; vgl. das poschiavische pir,
piar (Michael 1905, s. 13). — Wälschellen , das sich sonst
besser an q anschliesst, geht beim geschlossenen e mit r.
Wohin das betonte lat. geschlossene o (ö, ü) im Räto-
romanischen durch eine mit e-el gleichlaufende bewegung
geführt werden muss, ist klar: zu o"; und dieser enge
diphthong kann sich zu ou, au erweitern oder zu ok, uk
verhärten. Die beispiele zeigen diese diphthongierung in
blute z. b. in e und in p; das o in p ou ist dabei etwas
aus der o- reihe getreten (s. 14), was an das g* aus e*
in Brigels und Bonaduz erinnert. Die gesetze des lautwandels
in e und p sind nicht ganz gleich. Bei coda (e Jcgua)
geht p koda mit den östlichen dialekten, bei vocem (e ygus)
hat p us vielleicht vo"-uou zu u kontrahiert (wie im Fran-
zösischen iei zu i). Dagegen hat p seinen diphthong in
soura (supra), koHs (consuit) und einigen Wörtern vor r und
einem zweiten konsonanten, wie four, lcourt, boursa, fourtxa
(neben fortxq), wo e nur zur, kuza, furn, Jcürt, bürsa,
fürtxa sagt. Verbreitet ist der lautwandel von o zu ou
nicht so weit als der von e zu e\ Vielleicht aus einer
physiologischen Ursache; aber auch von der akustischen
seite her ist es verständlich, dass ein nach i hinzielender
diphthong, mit seinen hohen obertönen, aufdringlicher das
nachwachsende geschlecht zur nachahmung auffordert, als das
tiefe ou.
In Graubünden sehen wir unser ou {gu, oh, uk) auf e
f, g und t beschränkt, und auch da fällt bald t, bald
i und f ab; z. b. coda e, g kgua, f küe, t kua, juvenis
e dyguvm, g dzguen, f, t dyüven. Sonst hat Graubunden
10*
148 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mnndarten.
kreuz
Joch
wolf
blute
stunde
wir
rund
KL
krüs
dzuf
lüf
f'ör m.
ura
nun
rodunt
0
krus
dyuf
luf
flur f.
ura
nus
radun
b
krus
dyuf
luf
fliir
ura
nus
radun
krus
dyuf
luf
flur
urQ
nus
radün
|
krus
dyuf
luf
flur
ura
nus
radun
c
krus
dzuf
luf
flur
ura
nus
radun
krüs
dyuf
luf
flur
üra
nüs
radunt
krüs
dyuf
luf
flüra
üra
nüs
radun
b
krüs
dyüf
luf
flur
üra
nüs
radunt
krus
zuf
luf
flur
ura
nus
radunt
e
krQlls"
dyo"f
lQuf
flo"r
9ura
n$us
radunt
f
kroks
dyokf
lokf
flokr
o
Q«re
noks
rad6nt
9
kroks
dzukf
lukf
flukr
o
ogra
noks
radönt
%
krü§
dyuf
luf
flur
ura
nus
radunt
U.-B.
krus
dyuf
luf
flur
o
ura
noejtej
radunt
<
O.-B.
krus
dyuf
luf
flur
ura
noaltri
radönt
i
kruks
dyuf
luf
flukr
0
ugra
nuks
arduent
i
krus
yuf
luf
flur
ura
nus
rodüent
!
krus
dyuf
luf
flur
ura
no
rodönt
i
krüs
yuf
luf
flur
üra
no
radiient
krüs
yuf
luf
fluer
üra
no
radönt
krüs
yuf
luf
flur
üra
no
radönt
m
krüs
dyuf
luf
fluer
üra
no
radönt
krüs
yuf
luf
flur
üra
no
radunt
n
krüs
yuf
luf
flur
üra
nu
radunt
krüs
yuf
luf
nVr
üra
nu
radunt
Pose.
krüs
dzuf
luf
für m.
üra
nualtri
rodönt
Pinz.
krus
dzuf
luf
for
ora
nceaftri
tunt
Mezz.
kros
dyof
lof
florf.
orQ
no1
tunt
Tres
kros
öon
lo11
flor
ora
no1
tont
Cum
kros
dzo
lof
fior
ora
no1
tunt
vorwiegend einfache u- laute. Auf Bonaduz und das Dom-
leschg beschränkt ist die diphthongierung vor n: a timün,
B txamün u. ä., c tsamun, himun (Ems), tiimqun (Bonaduz),
b tximeuv, timuw (Schamsertal), e-f) timiw deichsei; vgl. a
vor n s. 132. Merkwürdig ist die entgegengesetzte diph-
thongierung in geschlossener silbe, wie in i vuelp fuchs,
Betonte vokale.
149
ßov.
kros
dzof
lof
for m.
Qra
DO1
tondo
Cem.
kros
dyof
lof
for
ora
no1
tont
Cav.
kros
zo
lof
for
Qra
no1
tondo
Pred.
kros
zof
lof
for
ora
no1
tondo
Vigo
kro/'s
ZQuf
lQuf
for
orQ
no1
toröü
0
krQns
ZQuf
louf
for
orQ
uos
torön
P
krous
zouf
louf
nVr f.
oura
nous
turönt
q, r
krüs
zu
lu
flu
ora
nos
torön
Bach.
krous
zou
louf
flou
ora
nos
torön
Colle
kros
zof
lof
for m.
ora
no1
torönt
Amp.
kros
zo/o
lupo
for f.
ora
DOS
tondo
Aur.
kros
—
lupo
for m.
ora
DO1
tondo
O.-C.
krozi
6?
lupo
for
ora
no1
tondo
U.C.
kro§
—
lo
for
ora
ne1
tondo
Erto
kre^s
ö^f
lQ»f
f<?ur
ora
nos
tont
Cim.
kro"s
douf
louf
four
ora
nos
tondo
§
krous
zouf
louf
flör
Qra
nQS
tarönt
krös
dzauf
lauf
flör
<?r$
uqs
tarönt
t
krons
dzouf
louf
flor
Qra
noaltris
tarönt
u
kro°s
dyouf
lo"f
flour
Qra
noaltris
tarönt
ö
kru8s
—
luaf
fluar f.
WS
nosatis
tarönt
tu
krös
yöf
löf
flör
Qra
nö
tarQnt
S
kru°s
dzu°f
lu°f
flu°r m.
<?ro
nu°
tarönt
n
krös
dzof
löf
flör f.
9«?
nou
tar§nt
krös
dzö
lö
flör
Q«-?
nou
tarQnt
kroBs
yonf
louf
flör
Qre.
non
tarQnt
i
krös
yöf
löf
flor
Qre
noaltris
tarQnt
krös
yöf
löf
flör
9«?
noaltris
torönt
kros
yof
löf
flor
ora
noatris
tarönt
krous
zouf
louf
flo"r
Qra
nQS
torönt
kros
zouf
lof
fl^r m.
Qra
noaltris
tont
Port.
kroze
zovo
lovo
for
ora
nantri
tondo
Jcuert hof, fu'rn ofen, fu'rtxa gabel, mu'stya fliege, buHxa mund
und in dem oben angeführten ardüent rund. Im ersten beispiel
findet sieh der diphthong fast in ganz Graubünden (s. s. 181),
nicht viel seltener vor r und einem zweiten konsonanten; auch
musca wird ausser in g-n auch in einem teile von b mit
einem diphthong ausgesprochen, aber bucca nur im Ober-
150 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
engadin (i, j), rotundus ausserdem in einem kleinen teil des
Unterengadins. Diese sprechgewohnheit ist uns Deutschen
vor r bekannt und begreiflich; hier aber seheint das r nicht
im spiel zu sein. Derselbe diphthong hat sich an ein paar
orten auch vor einfachem r eingefunden: s. florem s. 148
1-n; vielleicht vom plural eingeschleppt, denn in j, ! und
dem oberen teil von 1 heisst zu flur die mehrzahl fluers (wie
buersa börse).
In Tirol sehen wir den lautwandel von o zu o" wie in p
so auch in Oberfassa (o), Unterfassa (Vigo) und Buchen-
stein; im Fassatal nicht vor r, in Buchenstein zwar vor ein-
fachem und mit einem zweiten konsonanten verbundenem r
(Jco"rt, boursa usw.), aber nach art der östlichen mundarten
nicht in gewissen weiblichen Wörtern, während man im Fassatal
z. b. Jcgudg ausspricht. Das Gadertal hingegen scheidet sich
wieder aus: es hat keines jener ou aus o, sondern einfache
vokale, meistens u, wie mancher lombardische dialekt (vgl.
Poschiavo). Weiter im 0 und SO herrscht das ven. o vor;
nur in Erto und Cimolais treten, wie in anderen punkten, so
auch in beziehung auf den o- diphthong wieder ungefähr die
tirolischen Verhältnisse auf.
Endlich lassen unsere beispiele auch in Friaul hie und
da ein ou aus o sehen (in Forni di sotto zu au erweitert),
und zwar im NW (8), SW (S. Vito al Tagliamento in g)
und NO (Chiusaforte in t)). Wie e' aus 6, ist auch ou aus ö
ein allen drei abteilungen des rätoromanischen gebietes eigen-
tümliches merkmal, wenngleich die einzelnen untermundarten
den diphthong unter abweichenden bedingungen und mit
verschiedener häufigkeit erreicht oder bewahrt haben und
ihn zum teil nicht mehr zeigen oder auch vielleicht nie durch-
setzen konnten. Die gleichlaufende entwicklung von e und ö
geht so weit, dass auch bei ö wieder der verkehrte
diphthong u°, ua an stelle von ou auftritt, und zwar in
Friaul wieder in den s. 144 genannten orten von ö und j; und
wieder werden wir annehmen dürfen, dass der neue diph-
thong erst aus dem kontrahierten alten diphthong ent-
standen sei.
Jetzt bleibt uns noch ein paar von vokalen zu betrachten
übrig: das offene e und das offene 0.
Betonte vokale. 151
Vom lat. offenen e erwarten wir in offener silbe den
diphthong ie; die beispiele heri, integrum, caelum, decem er-
füllen diese erwartung in verschiedenem masse (s. 152). Ein ie
mit betontem e-laut (*$, *e) ist in unseren mundarten selten,
es erscheint regelmässig im Venedischen, daher auch im
Piavegebiet. in Nonsberg, im Avisiotal sogar bis an das obere
ende (o). Häufiger ist der umgekehrt betonte diphthong (ie):
b-Ij, p, r, BuchensteiD, Erto; auch in Colle, Cimolais und ro
kommt er vor. Im Lombardischen und von i bis n herrscht
das einfache e vor. Wir finden aber noch eine vierte wieder-
gäbe des lat. offenen e, und zwar fast nur in rätoromanischen
mundarten, nämlich einfaches, meistens langes i. Es ist
nicht unwahrscheinlich, dass jenes e aus älterem *e zu-
sammengezogen ist; sicher ist es l aus *'. Wenn wir nun
die Verteilung von % ie, i und e in diesen Wörtern unter unsere
lomb., rät. und ven. dialekte beachten, so sehen wir als rät.
eigentümlichkeit hervortreten, dass der bekannte diphthong
ie aus lat. e in offener silbe die betonung ie angenommen
hat und dann leicht zu einfachem i zusammengeschmolzen
ist. In einigen gegenden finden wir endlich den umgekehrten
diphthong e': in dem sonst ziemlich rein rätoromanischen
Tavetsch (a), in der rät. -lomb. mundart des oberen Bergells,
an einigen stellen Westfriauls, vereinzelt auch in Erto.
Die aufgezählten gegenden stehen sprachlich in keiner
engeren beziehung zueinander, der diphthong e ist nicht
in allen gleich dem aus lat. geschlossenem e entstandenen
diphthong der betreffenden mundart, es mögen daher die
verschiedenen e* auf verschiedene weise zustande gekommen
sein; am lombardischen ende vermutlich durch diphthongierung
des e, das dort dem lat. offenen e zu entsprechen pflegt.
Bei lepus (s. 154) geht das p in b, v oder noch weiter
in den vokal u über; in dem letzten falle kann der alte
vokal mit dem neuen zu einem diphthong zusammenwachsen,
oder zu einem triphthong, wenn e zu *'e zerdehnt war.
Es ist merkwürdig, was das für verschiedene lautgebilde
zur folge hatte. In Friaul erfahren wir durch die er-
weichung des anlautenden 1, dass *e aus lat. offenem e auch
da bestanden hat, wo es in offener silbe sonst nicht mehr zu
hören ist.
152 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
Mit dem offenen e in geschlossener silbe gewinnen
wir abermals ein rät. merkmal gegenüber den benachbarten
ital. mundarten: die diphthongierung, die sich in solcher
Stellung erst in Süditalien, in Nordfrankreich, im Kumänischen
und im Spanischen wiederfindet, treffen wir von q bis n, in
Nonsberg von Fondo bis Tres, im Avisiotal von Cavalese auf-
wärts, in o-r, Buchenstein, Colle usw. bis Erto und Cimolais,
endlich von § bis § an. Freilich unter verschiedenen Be-
dingungen. Bei hibernum ist das e in keiner rät. mundart ein-
gestern
ganz himmel zehn sechs kämm
winter
zeit
Kl.
•er
intrek
tsel
des
ses
petsen
inv^rn
temp
a
e'r
entir
tsVl
d^s
sis
petzen
umvFrn
temts
&
ier
entfr
tsFl
dies
sis
P?^en
umvfern
t^mps
c
ier
antfr
tsFl
di«S
sis
petzen
umvFrn
tems
Fr
antfr
tsFl
dies
sis
PStyen
umviern
temps
b
Fr
antfr
§H
die§
sis
pe^en
umvFrn
ta'ms
Fr
antfr
tsFl
di's
sis
petsen
umvFrn
ta'nts
e
Fr
antfr
tsFl
dies
se>
pe^en
umvFrn
tadmp
f
Fr
antfr
tsFl
dis
seks
P^/?n
anvfern
ta'mp
9
ier
antFr
tsi°l
dFs
siks
patsen
amvFrn
tejap
1
ier
antfr
tsFl
dFs
sis
petzen
amvFrn
tahnp
U.-B.
er
o
intrek
tsel
des
ses
petyan
imv^rn
temp
O.-B.
e^
intrC'k
tsVl
de's
se's
petyan
imvörn
temp
i
er
inter
tsel
des
ses
peten
iviern
temp
n
er
inter
sei
des
ses
peten
imvFrn
temp
I
er
inter
tsel
des
ses
peten
umvFrn
temp
m
er
inter
tsel
des
ses
peten
umvFrn
temp
er
inter
tsel
deg
ses
p^ten
imbFrn
temp
n
er
inter
tsel
des
ses
peten
ivFrn
temp
er
inter
tsel
des
ses
p^ten
umvFrn
temp
Pose.
er
inter
tsel
dis
sis
petsan
invern
temp
Pinz.
'er
intrek
tXe\
des
se
peten
imv^rn
temp
Mezz.
a'eri
^ntr6k
m
des
Stf
p^ten
imver^n
temp
Cagnö
a!eri
entr£t#
ts^l
des
ge1
peten
imv^rn
temp
Fondo
alyeri
entr^ty
tsjel
d'es
sV
p^ten
imv^rn
temp
Tres
^ri
antr^ty
^1
d'ejs
g'e1
p§ten
imv^rn
temp
Cun.
a'eri
entr^ty
s^l
des
§e/
p^ten
imv^rn
temp
Kov.
dyeri
entr^k
s'el
deze se*
peten
imve/no
temp
Betonte vokale.
153
fach geblieben ausser im Gadertal (q, r) und im Fassatal (o),
bei terra fällt auch ein teil Graubündens ab (vgl. auch perdere
s. 170). Hibernum hat in ganz Graubiinden den diphthong ie
angenommen, vermis in a, b vlerm\ erst im plural, wo das -s
den silbenschluss beschwert, kommt der verschärfte diphthong
zustande: a, b v'arms u. ä. (Brigels, Waltensburg varmps).
Neben der oft bis zu ia erweiterten diphthongierung vor r sehen
wir die enge diphthongierung vor einem hinzutretenden i be-
liebt, sei es ein altes i oder erst aus einem palatalisierten
Cem.
Cav.
Pred.
Vigo
o
q
r
Buch.
Colle
Amp.
Aur.
O.-C.
u.-c.
Erto
Cim.
t
u
ü
\v
I
1
Pord.
alyeri
aldzeri
alny^r
ndyern
ndyern
inier
inier
nnier
imier
nnier
inny^r
anyere
nyere
nts'eri
iny^re
e/r
e'r
«er
*§r
Ir
Vr
Wt
Ier
*th
Ir
Ir
Ir
e*r
a^ri
intr^k
entrego
entr^k
ntriek
int'e>
intier
intlr
intlr
ntier
ntier
ntier
int'ero
int'ero
intfero
int'ero
intriak
intier
int'e'r
inter
intlr
intr#
inte^r
intPr
int#r
intlr
intlr
intlr
int#r
int'^ro
8^1
8^1
tyel
ts;el
ts'el
tsiel
tsll
tsi
t§i
tSM
s'el
ts^lo
^elo
frei
#>el
#M
ö&l
se'l
tsll
tsll
tsVl
tsVl
t§Il
tsll
tsll
tsll
Sil
gJel
s'el
des
d'es
d'es
dies
dies
dies
dis
dies
dies
dies
dies
d'es
d'eze
o^es
d^ze
dias
d^s
de5s
dis
dis
de^
dess
dis
dis
dis
dis
dis
dejs
d'eze
se/
BW
sV
sie
sie
sies
sls
sIs
sls
sick
sje
§'e
sia
s'e
Sia
85e
se's
sls
sls
sejs
stfs
sls
SIS
sls
sls
sls"
sejs
sie
peten
peten
p^tin
peten
petin
piene
p'ete
p^te
p'eto
p'eten
peten
p^tin
p'eten
p'etno
p^tin
piaten
p'eten
p'etin
disp^1
disp6'
p^tin
p'etin
p^tin
p'eten
p'etin
p'etin
Poetin
p'etin
p^tene
lmv^rn 1
temp
imvejno
te^mpo
imv^r
temp
imv^rn 1
temp
imv^rn 1
temp
inv'arn 1
tamp
iover
tämp
dinv^r 1
tomp
invern 1
tomp
imv^rn 1
temp
imvär 1
temp
inve/no
tempo
imverno
:empo
inverno
;empo
invejno 1
temp
imv(jr
e/mp
invdrn 1
temp
inv'är
;!enp
inv'dr 1
/emp
imv^r 1
timp
inv^r 1
timp
imv'^r 1
timp
imv^rn
timp
inv^r 1
cimp
imv'^r 1
;imp
inv'är 1
timp
unv^r 1
timp
unv'är 1
timp
inv^rno
tempo
154 Vergleichende darstellnng der rätoromanischen mnndarten.
hase
haut
kalb
pl.
schöne
erde
freitag sieben
Kl.
legur f.
pel
vid^l
-ei
beja
tera
vene/di
se.t
a
l'ur
p'al
vadi
-fdlts
b'ala
t'ara
ve^iderdis
s'at
b
ljour
p'al
vadi
-!älts
b'ala
t'ara
ve^nderdis
s'at
leur
pal
vadi
-alts
bala
tara
venderdyis
sat
l<fr
pal
vadi
-älts
balQ
taro^
venderdyis
sat
lenr
p'al
vadi
-ilts
b'ala
t'ara
venderdyis
s'at
leur
plal
vadi
-'älts
b'ala
t'ara
v^nderdzis
s$t
c
leur
peal
vadi
-^lts
beala
te/ra
venderdzis
>
se.at
leur
pe.1
vade"
-QltS
b§la
tera
venderdyis
se.t
leur
V$
vadi
-^lts
b^la
t^ra
venderdyis
s$t
b
lenra
P^l
vadi
- ^ lts
be/la
te^ra
venderdyis
seat
li°r
pe/1
vadi
- $alts
be.ala
teara
venderzis
se.at
e
lyo1!-
pel
vad^l
-(jlts
beja
tera
venderde*
s^t
f
lyo'r
pel
vadel
i
-elts
c
Wf
%e
venderde*
s$t
ß
ty<?kr
p'al
pus
pusts
b'ala
t'ara
vanderdz^
s'at
$
levra
pej
vadel
c
-^lts
b^la
t§ra
venderdi
s$t
U.-B.
levra
pal
avdel
-&
bala
tara
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sat
O.-B.
le'vra
pel
avdel
-&
bela
tfra
venderdi
s$t
i
l^gvra
pe.1
vde
vdelts
bela
t§ra
venderdi
s$t
i
levra
pe.1
vde
vd^lts
b^la
teia
venderdi
s^t
!
leVra
p^l
vde
vd'es
bela
t§ra
venderdi
s^t
1
le'vra
pel
vde
vdejs
be.la
t^ra
venderdi
>
s^t
m
levra
pel
vade
-es
bela
t^ra
venderdi
set
lebra
pel
vade"
-<2"S
bela
t^ra
venderdi
set
n
levra
pe.1
vade*
"f9
bela
tera
venderdi
se.t
Pose.
l^guar rr
i. p^l
ved^l
-ely
b§la
?
venardi
s§t
Pinz.
levar
pel
videl
-ei
beja
t§ra
voenardi
c
s§t
Mezz.
leur$ f.
pel
ved£l
-ei
b<&
tejo
v^nder
s§t
Ruino
lev^r m.
p^l
ved^l
-ei
b^io
te^Q
v^nder
§e.t
Fond(
) lyever
p^l
aud^l
-!ei
bela
tera
v^nder
set
Tres
l^ver
pe.1
ved^l
-V
beja
t$ra
v^nder
s§t
konsonanten hervorgewachsen. Das mehrzahl-i, das in Tirol
und Friaul den Wörtern auf -ellus erhalten blieb, be-
günstigt die diphthongierung des e; wir sehen das deutlich
in dem besser rät. teil Nonsbergs, in Predazzo, Vigo, o-r,
Buchenstein usw. bis Erto und Cimolais, wo im singular das
e einfach bleibt. Neben *ei kommt iei vor, das zu ie
Betonte vokale.
155
Clin.
lever m
•P$l
ved<p
-$
bela
teja
v^nder
set
Rov.
lev^r
pel
ved^l
-V
bela
tera
vendro
s^t
Cem.
lever
pel
ved^l
-£
bela
t^ra
vejider
s^t
Cav.
lev^r
p$l
ved^l
-v
be^a
teja
vener
s^te
Pred.
lev^r
p$l
vedtjl
-lei
beja
t^ra
vendej*
s§t
Vigo
dyeber
p$l
ved^l
-ie
bejo
tero
vendej
s§t
0
yevej
pel
vedel
-ie
beJQ
te/o
vendej
s^t
*>
liever
pel
vadel
-iei
bela
t'ara
vanderdi
set
q
leu>
pel
videl
-f
bela
tera
vä/ndres
set
1qu
pel
videl
-l
bela
te/a
vä'ndres
set
r
l$u
pel
vid^l
-i
b$la
te/a
ve^dres
s$t
Buch.
leor
pel
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-iei
bela
t5era
vendej
set
Colle
leor
pel
vedel
-]ei
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tara
vend^r
set
Amp.
Toro
pe>
ved^l
-jei
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te^'a
vendres
SQte
Aur.
^oro
pel
vedel
•SA
bela
t^ra
v^ndre
se^te
O.-C.
l'e^ro
pel
vedel
-i
bela
t$ra
vendej
seti
U.-C.
l'oro
pel
vedel
-*ei
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teja
v^ndre
s^te
Erto
liavre
pel
vedel
-ie
bela
t$ra
ve'dre
set
Cim.
Pevre
pel
vedel
^ei
bela
t^ra
vendre
set
3
Tevar
p'el
vid'^1
-jei
frela
tfara
ve'rs
sjet
eror
pJel
vid5el
-5ei
fr'ele^
tKr<?
vinars
sset
t
dyever
p^l
vid'^l
**ei
tfek
tyera
viners
s^t
u
yevri
p'el
vidyel
-ei
frela
t^era
vinars
tfet
Ö
dyevor
pJel
vidyel
-ei
b'ele^
tyeje.
viners
>
s5et
tu
yeur
p^l
vidyel
-ei
b^la
t'^ra
vine/s
s^t
£
yevej
p^l
vidyel
-ei
b'elQ
t^ro
vinars
s^t
9
yeur
p'el
vidyel
-ei
b'eje^
tym
vinars
s^t
h
nye^ur
p!el
vid'el
-5ei
b!ele
tfare
vinars
s*et
y^r
p'^1
vidyel
-ei
bjeja
t^ra
vine/s
s^t
y^ur
p'$l
vidyel
-ei
bje^
tfare^
vinars
s'§t
yeiir
p!el
vidjel
jei
frela
tfara
vinars
s^t
Pord.
TeV^ro
pele
vedel
-ei
bela
t$ra
v^n^re
sete
oder i vereinfacht werden kann (vgl. franz. lit, six). In Grau-
bünden, wo der plural -ellos üblich ist, geht von et bis b
(ausser Ems) der singular auf i aus. Nach den formen
von pellis zu schliessen, wird das i in vaäi nicht aus
-ellum entstanden sein, sondern etwa durch anlehnung an
den ehemaligen nom. plur. Durch diese anlehnung würde
15G Vergleichende darstellang der rätoromanischen mnndarten.
sich auch der Verlust des -11- sowohl da, als auch in i-tt
erklären lassen. Für den fall des erst nachträglich hinzu-
tretenden i- lautes habe ich die beispiele sex und pecten
vorgeführt (s. 152 f.). Den idealen Urformen s'e's, pWne,
die wir von sex, pec(ti)ne erwarten können, steht p sies,
piene sehr nahe; ebenso nahe a-b, fj, q, t, tü-t) sis, sis, % sis
und, mit verhärtetem diphthong, f seks, g siks, Buch. sieh.
Pecten hat sein betontes e sonst nur noch in q, r, Buch.,
Auronzo bis Erto, Cimolais, B-j diphthongiert; es ist hier
tiberall, wie auch im Lombardischen, in der alten (zwei-
silbigen) form stehen geblieben. Die formen in q, r ver-
gleiche man mit denen von coccinus (rot): q kcetse, x Jcetso
(p kuHsun).
Wenn weder ein r, noch ein i-laut folgt, so ist das
offene e in geschlossener silbe nur in wenigen gegenden
diphthongiert worden oder diphthongisch erhalten, am häufigsten
am Rhein und in Friaul; s. pellem, vitellum, -os, bellam und
Septem. Vor den nasenlauten endlich finden wir diphthonge
am seltensten: in g bei tempus; bei Veneris nicht einmal da,
obschon Ve- eine offene silbe ist. Allein vor nasenlauten
verhalten sich die vokale auch in anderen sprachen anders als
sonst. In unseren mundarten stimmt Veneris meistens mit
vendere zusammen, bene mit plenus u. dgl. Auch das friaul.
timp, vinars stimmt zwar zu VM (habemus), aber nicht zu vew
(venit). Die erhöhung des e vor m, n zu i ist auch im
Rumänischen bekannt:
1. lat. Veneris merenda argentum dentem parentem sentit
friaul. vinars mirinde arint dint parint sint
rum. vineri merinda argint dinte pärinte simte
tempus 2. tenerpl. bene tenet venit 3. plenum dominica
timp teners heia ten vew plew domenie
timp tineri bine tine vine plin duminecä
vendere de-inter lingua stringere 4. habemus 5. lignum
vendi dentri lewge strendzi vw {?) lew
vinde dintre limba stringe avem lemn
Wie die beispiele lehren, erscheint das lat. offene e in beiden
Betonte vokale. 157
sprachen vorwiegend als i, das geschlossene meistens in
Friaul als e, im Rumänischen als i. Ob aber das offene
e erst über ie zu i erhöht wurde, lehrt uns auch das
Rumänische nicht: tine scheint darauf hinzuweisen, aber
timp und tineri sprechen, nach den rum. lautgesetzen , da-
gegen, desgleichen dinte und simte; denn diese konsonanten
im anlaut hätten vor ie nicht bestehen können. Über vw
(habemus) s. s. 232.
Das lat. offene o (ö) hat die grösste anzahl verschiedener
laute ergeben; gegen 50 einfache und zusammengesetzte
laute an stelle eines betonten solchen o sind in den bei-
spielen auf den folgenden vier Seiten innerhalb der mund-
arten a-g unterschieden. Seine entwicklung läuft zunächst
mit der des offenen e gleich: o gibt einen diphthong uq, uo,
unter umständen ua, die diphthonge können fallend werden,
z. b. u°, sie kommen auch in geschlossenen silben zustande,
sie fehlen anderseits zuweilen in offenen, die durch kon-
traktion entstandenen einfachen laute zerdehnen sich in
manchen orten zu den umgekehrten diphthongen qu, ou,
aus denen durch Verhärtung des velaren endes ok u. ä.
hervorgeht. Aber im gegensatz zum offenen e entwickelt
sich das offene o noch weiter, indem der diphthong uo in
die e- reihe tibertritt (ue), wie im Spanischen und Alt-
französischen; und von ue aus führen auf der lombardischen
seite viel betretene wege nach der ö-ti- reihe usw. So er-
klärt sich unser halbes hundert von wiedergaben des lat.
offenen o, die sich voneinander durch klang, dauer oder
kraft Verteilung deutlich unterscheiden.
In der einzelnen mundart ist die mannigfaltigkeit freilich
sehr beschränkt, in p z. b. auf p (vor nasenlauten mehr
oder weniger geschlossen und nasal) und ue. Der diphthong
erscheint meistens in offener silbe, wie in vezu'l zicklein
(haedeolus), pl. vqzuH, uel er will, inuem name, nuef neu,
f. nueva, fuek feuer, zu'k spiel usw., in geschlossener silbe
in drei fällen, nämlich vor unsilbischem i, wie in fufa
oder fueyq blatt, trqfuH klee, plueia regen, ukuH heute, vor
et, x, ce (i), wie in kuH gekocht, kuesa hüfte, kuHsun rot, und
vor nt, nd, mn, wie in fru'nt stirne, puent brücke, sku'nder
verbergen, suen schlaf. Das einfache g steht gewöhnlich in ge-
158 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
schlossener silbe, wie in legi hals, JcQrn hörn, mgrt tot, pQrta
trägt, katgrdes vierzehn, pgse ich kann, nqst unser, ferner im
auslaut, wie in pq er kann, bg ochse, mQ nur (modo), endlich
herz
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pL
neun
regnet donn.
ort
gute
leere
Kl.
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Tres
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pl,eu
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luQty bQna
vue/da
Corr.
kuQr
v"qu vllQvi n"Qu
plQU
z"Qb'a
luQtx bQna
vl,Q'da
Betonte vokale. 159
in einigen Wörtern, wie vezgla junge ziege, zqIcl er fliegt (exvolat),
Qra draussen, rgda rad, durch die sieh p an die östlichen mundarten
anschliesst (s. 116), obwohl rota inFriaul diphthongiert {rvqda u.a.).
Cun.
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030
cevi
ncef
plceo
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Rov.
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Qf
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p'Qve
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sito
bona
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loek
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Cav.
kcer
030
cevi
nceve
p^ve
zoeb'a
loego bQna
vceda
Pred.
koer
oef
cevi
ncef
pW
zceb'a
lcek
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V, o
ker
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Buch.
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vof
nuof
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Aur.
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bona
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O.-C.
kor
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Ü.-C.
kor
vovo
vove
nove
pJove
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logo bQna
vo'ta
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k<fr
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l<fk
bQna
u5ta
Cim.
kour
ouf
ous
n"of
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gu9*ta
1
kour
ouf
ous
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louk
buona
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kQk
kQks
nüf
ma§
dzöb$
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kür
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dzuejba lu
buna
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kour
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plöf
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E
kour
ouf
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plüf
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üf
üs
nüf
plüf
yo'ba
luk
buina
Vta
kür
üf
üs
nüf
plof
jo{h§
luk
buin$
"^de.
kur
üf
ü§
nuf
plof
yojba
luk
buna
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kour
ouf
ous
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louk
buina
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kQr
ouf
ous
nouf
plonf
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louk
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k"Qr
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p'Qve
z'oba
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bQna
VQda
160 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
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mann pl.
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Kl.
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nQt
Qm
Qmni
QS
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mQrt
In geschlossener silbe zu diphthongieren ist am be-
liebtesten in Friaul: man sagt da muardi mördere ebenso wie
p'ardi perdere, während am oberen Vorderrhein neben pardqr
das mit dem alten o-laut versehene mQrdqr steht. Der er-
weiterte, verschärfte diphthong ua gehört nur dem Friaulischen
betonte vokale.
161
Rov.
fQra
bon
boni
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bun
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omen omeny qs
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Aur.
fQra
bon
boi
vo'to nyote
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Qse
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fQra
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Qmio
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fo"r
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Qm
Qms
vues vues muart
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Qm
Qmts
vues vues mnart
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boo
bö's
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Qm
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bö's
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muart
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bons
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bo'DS
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vnes vues muart
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boD
boJDS
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OD
Qmis
gues gues muart
Pord.
fora
boü
bQni
vQdo nQte
Qmo
Qmini
QS
QSi
—
an; dem Wechsel zwischen *• und *a in a, b vi'rm, pl.
v^rms, umvftrn, pl. umvidrnts entspricht aber der zwischen
ie und g in a, b ies, gries dick, t%iern hörn, txietsen rot und
pl. qs, grgs, Jcgrnts, Jcgtsents. Das letzte dieser beispiele ist
offenbar durch flexivische anlehnung an die anderen ent-
Gartner, Bätorom. spr. u. lit. [[
162 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
standen, da das -s nicht auf den vokal der ersten silbe
zurückwirken kann. Natürlich scheint derselbe Wechsel bei
nief, ncifs aus novum, -os; aber wieder nur eine anlehnung
an jene reihe ist die form tsgJcs zu tsieJc blind. Ebenso ge-
läufig wie i'-Q, ist ie-u in et, ü bien-bunis; und in c, b ist
neben bun, beun usw. für gewisse fälle bien üblich, wie im
Engadin been neben bum, bun u. dgl. Von den formen ces und
qs ist teils die eine, teils die andere für beide zahlen in ge-
brauch; einstens wird ces die einzahl, qs die mehrzahl ge-
wesen sein, wie ja auch jetzt noch das kollektive n. pl. gsa
heisst, auch wo man ces sagt.
Fallende diphthonge (ue, ie) aus offenem o sind nicht so
weit verbreitet als ie, ia aus offenem e, sie fehlen nämlich
im Engadinischen, in o und im Friaulischen ; aber das gerade
im östlichen Friaul so häufige ü in kür, für, nüf, lük wird
wohl aus u° oder ue kontrahiert sein.
Der Übergang in die e- reihe, von uo zu ue, ist dem
Venedischen fremd, aber über die rät. mundarten hin bis
an die ven. grenze verbreitet. Hieher gehören alle ue, ue,
ue und die davon abgeleiteten i-, ü- und ö- laute, z. b. die
ye, ie, i, v, ce im namen des donnerstages in Graubünden;
hieher auch das e für ue im Fassatal. Nur in solchen orten
fehlt jede spur von dem tibergang in die e- reihe, wo auch
sonst venedischer einfluss bemerkbar ist: in einem punkte
des Nonsbergs und in einem gebiet von Buehenstein und Am-
pezzo bis zur Tagliamentoquelle ($) und nach u.
Das ce aus ö reicht so weit, wie das v aus ü (s. s. 140);
und es ist so weit zu e entrundet, wie das v zu i. In
Nonsberg widersteht wieder nur die an das Deutsche an-
grenzende landschaft im NO dem lombardischen beispiel, im
Avisiotal ist die lombardische färbung des Trienter Italienisch
bis an die grenze des Fassatales vorgedrungen, und im Gader-
tal, dem östlichen Vorposten des Lombardischen, erklingen
ebensowohl ö -laute wie ti- laute, aber wieder nicht ohne ein-
zelne Verfehlungen: sowohl zu oberst als zu unterst im tal (q)
und noch mehr in dem östlichen Seitental (r) gibt es Wörter,
die an stelle des ce einen e-laut haben und umgekehrt, z. b.
Kolfuschk ncet und net nacht, nceya und neva neue, cele und
ele öl, Wälschellen net, ~kesa htifte, St. Virgil (r) net, nea, ere,
Betonte vokale. 163
JcQsa, kqtso rot, trep viel, ferner Kolf. übe und tyeo lau, weiter
unten im tal t'/ceo, t%ceve, r tyyye, q vceya Vorabend. Die
meisten cß werden aus ue, °e durch Vereinigung der lippen-
stellung des u mit der zungenstellung des e entstanden sein.
Aus ue konnte in denselben gegenden ve werden, dann am
Rhein durch entrundung ie; man sieht das deutlich an i-f
pvertx, a-h piertx Schwein (pl. porks).
Umgekehrte diphthonge aus lat. offenem o sind be-
sonders häufig; sie sind zweierlei: ou und ?". Zu e' ist es
nur auf der lomb. seite gekommen, und zwar nur am
Rhein (a); ?w kommt in Erto vor, wo auch ö in die
e- reihe geraten ist. Die eu, $u bei bonus in c, b können aus
ueu vereinfacht sein, wobei ue dem lat. o entspricht und das
zweite u durch das n hervorgerufen wurde (vgl. paun, p$"n
aus panem). Der form ou (oh u. ä.) begegnen wir im Engadin
von t bis nach I hinunter, in Cimolais und in Westfriaul bis
nach S. Vito hinunter; auch in Chiusaforte (ty). Tirol ist
davon frei.
Nun gibt es noch gar manche einzelheiten, die zu der
mannigfaltigkeit der ergebnisse des lat. offenen o beitragen.
Ich mache nur kurz darauf aufmerksam, dass das ge-
brechliche voc'tus (ital. vuoto, franz. vide) auch im Rät.
augenscheinlich nicht überall alle laute in gleicher reihen-
folge weiter entwickelt hat, dass am Rhein locus, focus, jocus
das u in die Stammsilbe hineingezogen haben, dass an
der friaul.-ven. grenze "o, ue zuweilen in io, *e umgesprungen
ist (z. b. Gemona nyot nacht, nyestri unser, tyoli nehmen)
und dass im friaul. buin$ das • regelrecht aus e vor n erhöht
wurde (s. 156).
Es gibt Wörter, die nicht tiberall mit demselben vokal
im Romanischen fortlebten, den wir ihnen zusprechen möchten.
Am bekanntesten ist der fall totus: franz. tout und ital. tutto
entsprechen einander nicht, und man sieht in dem u von
tutto den umlaut, den nach alter oberitalienischer sprach-
gewohnheit der plural auf -i bekommen musste. Wir haben
oben (s. 161) spuren eines solchen Umlautes an dem plural
von homo in 5 bemerken können (umiw nördlich von Udine
und in Cormons) und sind nicht überrascht, in derselben
gegend auch jenes wort mit u zu sehen:
11*
164 Vergleichende darsteUung der rätoromanischen niundarten.
all
pl.
Rov.
tut
tuti
U.-C.
duto
dute
Kl.
tut
tvt
Cem.
tvt
tuti
Erto
dut
dux
o-b
tijt
tuts
Cav.
tuto
tuti
Cim.
dut
du'x
e-lj
tot
tots
Vigo
dut
duty
Pole.
dut
duti
Berg.
tut
tutyi
0
dut
duts
M
dut
duty
it l
tuet
tuets
P
dut
duty
u-ro
dut
du1^
f-n
tot
tots
q
dut
duty
S
dut
duty
Pose.
tut
tuts
deet
deety
*
dut
duJt^
Pinz.
tut
tvx
r
dut
dut/
h
dut
duty
Mezz.
tut
tuti
Buch.
dut
dutx
dut
dutyus
Tres
tut
tuti
Amp.
duto
dute
Pord.
tut
tuti
Cun.
tvt
tuti
<
O.-C.
duto
dutyi
Port.
tuto
tuti
Die auf ü statt auf ö zurückgehenden formen sind, wie
man sieht, auf die gegenden beschränkt, wo das wort die
mehrzahl mit -i bildet oder gebildet hat; denn in KL, Pose,
Pinz., Vigo und weiter im osten bis j ist das -i nicht mehr
als vokal erhalten. Die form dutyus am Westrand der friaul.
ebene enthält zum tiberfluss noch die mehrzahlendung der
fremd Wörter auf -u, wie z. b. v^t^u alt, pl. vqtxus. Plurale
ohne -s sind dort eben selten.
Bekannt ist auch der fall, dass deorsum an sursum an-
gelehnt wird, z. b. tosk. su, giü. So auch in o-r und t-j
im gegensatz zum Venedischen, das in deorsum, wie man
unten sieht, den o-laut bewahrt. In Graubünden geben die
zwei Wörter keinen reim; die lautentwicklung von deo(rsum)
am Rhein ist nicht klar.
SU
giü
e se'
dyu
Tres su
dzo
Amp.
su
zo
Kl.
SU
dzu
f se
dyu
Cun. suc
dzo
Aur.
su
do
a
se
dyu
9 se.
dzo
Rov. su
zo
O.-C.
SU
ÖVL
b
si
dyu
f) 803
dyo
Cav. su
zo
U.-C.
SU
do
se/
dyu
Berg, su
dyo
Pred. su
zu
Erto
SU
do
si
dyu
t, j su
dyo
Vigo su
zu
Pole.
SU
do
si
dzu
f-n su
yo
0, p su
zu
§
SU
zo
c
si
dyeu
Pose. ?
dzo
q 803
Z03
SU
dzQ
SQ1
dyiu
Pinz. su
dzu
r st
c
zut
t-ü
SU
7*
se1
dyeu
Mezz. su
dyo
Buch, su
ZU
i
SU
y«
b
se*
dyeu
Rumo su
dzo
Colle su
zu
Pord.
Su
ZQ
Betonte vokale. 165
Wie diese zwei adverbe zu su', deo' verkürzt wurden,
so konnte man avorsum gleichfalls des konsonantischen
auslautes ganz oder teilweise berauben. Es scheint dies
aber erst später geschehen zu sein; denn avo' ist nicht
weit verbreitet und ist lautlich etwas anders behandelt
worden als deo'. Avorsum hat in a-\ nur das r, in g-$
nur das s verloren, daher a, b davg's, c-lj davös, t davg'hs
hinten, hinter, nach, als adjektiv (f. davgza, -ösa, -ggza)
der letzte, und anavg's, anavös, inavfiks zurück, §-ö davöur,
davur, tö-§ devöur, daür u.a. hinten, hinter, nach, indavöur,
indaür u. ä. zurück, wieder. Im Unterengadin, schon von
j abwärts, ist der ganze auslaut abgeworfen: dato hinten,
hinter, nach, inavo zurück, wieder. In n sind die zwei
Wörter noch weiter vereinfacht zu dQ, in$, wie in Tirol:
Vigo, 0-r dg hinter, nach, de dQ, da dg u. ä. hinten»
p in$, Vigo, o, q, r indg" wieder, in Buchenstein wieder
weniger verkürzt: davg, indavg usw., und in Erto schliesst
sich die reihe mit daü, inyaui an Friaul an. Aus Am-
pezzo führt Alton 1879 zwei Wörter für den begriff „nach"
an: „daös" und „dapö", das zweite offenbar etymologisch
gleich mit dem ital. dopo. Das g von avorsum ist also
nicht zu geschlossenem o erhöht worden, geschweige zu u;
auch am Rhein nicht, wo die vergleichung mit ital. giuso
statt davös vielmehr davus (lat. ö) erwarten liesse, oder
gar die angleichung an sursum, die freilich wegen der be-
griffe nicht nahelag.
Verhärtete diphthonge habe ich die Verbindung eines
vokales mit h, g genannt, die an stelle eines lat. betonten
vokales in f, g, t anzutreffen ist. Wir sind ihnen bei allen
lat. vokalen begegnet, ausser bei a. Bei geschlossenem e
entspricht das eh, eg einem diphthong, der mit unbetontem
i endigt: f, g trehs, pehr = t trafs drei, pa'r und p$r
birne, g megza, segra = f m^ze, i maiza tisch, f stfre,
i sa'ra und s$ra abend ; ebenso steht dem oh, og u. dgl. aus
lat. geschlossenem o ein diphthong auf u zur seite: f flohr,
g, i fluhr = e flgur blute, g ogra, i ugra = f gure stunde; so
können wir auch bei den anderen vokalen oft gleichlaufende
vokalische diphthonge auf i oder u in der nähe aufweisen, z. b.
f, g, i pehs = e ptfs, \ pe's fttsse, g lyghr, i legvra = f lyoW,
166 Vergleichende darstellung der rätoromanischen innndarten.
I levra hase, g, i bgkf = f bouf ochse, i Tcgkr = \ Jcour herz,
g stqgva, t stvgva = f stew stube. Gewiss sind solche verhärtete
diphthonge aus gewöhnlichen diphthongen entstanden: die
zungenbewegung, die zum i und die zum u führt, braucht nur
tibertrieben zu werden, um eine enge oder gar einen verschluss
zustande zu bringen, also einen konsonanten. Kommt es nur zu
einer enge, so muss beim i ein gewöhnliches y zu hören sein,
oder wenn die nachfolgenden laute stimmlosigkeit verlangen,
ein dünnes % (ich -laut), ebenso beim u das neugriechische y
oder ein velares x (ach -laut). Im falle eines verschlusses er-
schallen g- und k-laute, an verschiedenen stellen des weichen
gaumens erzeugt; die aus dem i entsprungenen natürlich weit
oben, sie verlieren aber dann, wenn das i verklungen und ver-
gessen ist, den palatalen Charakter und werden den aus u ent-
sprungenen g und k völlig gleich hervorgebracht: Qk klingt in
g lyokf wie in g bpJcf oder i kpkr . Der Vorgang ist verständ-
lich, man kann sich nur darüber wundern, dass die leute in der
Übertreibung der diphthonge eine befriedigung, ja eine er-
leichterung finden, während sonst der umgekehrte weg durch-
laufen wird (z. b. von factum zu franz. fait). Eine erleichterung:
denn in f verzichtet man regelmässig darauf, sobald sich der
folgende konsonant der nächsten silbe anschliesst, z. b. awgulekf
(aequal-ivus), f. awguh've gerade, treJct (tritus), f. tre{de hässlich.
Nun fragt es sich aber, ob überhaupt immer ein eigentlicher
diphthong vorhergegangen sein muss, ob nicht ik und uk un-
mittelbar aus i und u entstehen konnten. Ein volk, das gern
e zu e und ö zu ou zerdehnt, kann diese sprechgewohnheit
auch auf I und ü ausdehnen; da muss aus I infolge der
weiteren hebung des zungenrückens sofort ix oder ik werden
und aus ü infolge der weiteren annäherung des zungenrückens
an das gaumensegel sofort ux oder uk. Solche ik und uk ent-
stehen daher nicht aus diphthongen, sondern wie die diph-
thonge el und o". Somit wird f, g, i riks wurzel von einem
ris abstammen, f nikr, i nyikr venire von einem nlr, g, i duks
dulcis von einem düs usw. Für g nyekr wird es auch besser
sein, von nyikr auszugehen, als von nye{r, und ebenso werden
manche ek und ok auf i und U zurückgehen, nicht auf
wirkliche diphthonge. Zwei wege stehen zur erklärung
von f, g stxikr obscurus, f stxire, g stxigra (fem.) offen:
Betonte vokale. 167
aus stytr, -a und aus skür-skukr-stxvkr; nun sehen wir aber
t stxvkr, stxvgra wirklich vorhanden, das nur aus einem
sJcuJcr erklärbar ist — somit ist unsere lauterscheinung älter
als die vermutlich nicht sehr alte, von der Lombardei herein-
gedrungene palatalisierung des u zu v, und sie gewinnt da-
durch ausserordentlich an interesse.
Das Schrifttum liefert uns begreiflicherweise keinen ge-
schichtlichen nachweis: man hat solche k, g immer als orts-
uuarten betrachtet und in der Schrift verheimlicht. In dem
oberhalbsteinischen katechismus vom jähre 1755 (Cuorta Doc-
tregna o Mussamaint . . ., Bonaduz) kommt freilich manches
solche k vor, merkwürdigerweise immer mit g bezeichnet
(agigt hilfe, saugt heil, saigt durst); aber ein älteres denk-
mal aus f haben wir nicht. Sehen wir nach, ob sich die
erscheinung ganz auf die drei mundarten f, g, i beschränkt.
Es ist schon das bemerkenswert, dass g zwar durch den
Albulapass mit t verbunden ist, im übrigen aber f, g und i von-
einander getrennte talstücke des Oberhalbsteiner Rheins, der
Albula und des Inns sind. Weiter weg, aber noch innerhalb
Graubündens, bemerkt man in zwei gegenden eine schwache
neigung, i oder u konsonantisch auszusprechen, sodass man
ein x °der h schreiben könnte: in Unterbergell, wo man vceH
(s. 160), ce'l (s. 173), pe{\ haar u. ä. Wörter mit einem bloss
gehauchten i ausspricht, und am ostende Graubündens, wo
man hinter m pa\ (Samnaun) pa{ ich zahle, pard* wand, ravi
geöffnet, li ich binde u. dgl. einen auf i gestimmten hauch
hören lässt, hinter m sank blut, y§lk gelb, n päk wenig einen
auf u gestimmten hauch; auch das alte unterengadinische
eaug, eug (ego) wird mit einem solchen h- oder ch-laut zu
lesen sein. In Tirol und Friaul sind gleichfalls solche kon-
sonantierungen in einzelnen Wörtern zu finden, auch nur im
wortauslaut: in Buchenstein siek sechs, Erto miak meine (ital.
miei), u <ek sie (ital. lei).
Das merkwürdigste ist aber, dass diese ungewöhnliche
neigung, neben den vokalen i und u die entsprechenden
engen- oder verschlusslaute hervorzubringen, nicht nur in den
gebieten des Rheins, des Inns, der Etsch (n), der Piave und
der Livenza nachweisbar ist, sondern auch in dem der Rhone,
wie Gillierons Atlas lehrt; z. b.:
168 Vergleichende darstellung der rätoromanischen muudarten.
durst schnee habt lebhaft f. bedecken faden
988 sek nek eg vik vlgva 979 kuvrik fik
989 sek nek aik vik vlgva 989 kruvik fik
f sejkt nekf vets vekf ve*ve f kurv^kr fe1!
g sekt nekf v^ks vekf vegva g kuvr^kr fekl
i sa't na'f va*s vikf vigva i kurnfkr fikl
kalt wissen trinken pfeffer schreiben hart f.
988 frek saveg be!gre p^gvrQ ekrigre duk dugra
f frekt sav^kr bever pever skre'ver dekr de're
g frekt sav^kr be^gver pegver skregver dzekr dzegra
i fra^t sava5r baVer paVer skrigver dukr dvgra
auf mauer Die genaue bezeichnung der laute
989 suk muk s. in dem Atlas selbst. Der ort
f z$ure mekr 979 (Lens) liegt bei Sitten (Sion),
g dzukr mikr 988 (Evolene) und 989 (Vissoye)
t zukr mvkr in zwei Seitentälern der Rhone,
die oberhalb Sittens von Süden her
einmünden. Noch weiter oben ist das Rhonetal deutsch,
und in derselben richtung weiter treffen wir erst im Tavetsch
wieder Romanen; einstens gab es da keine Sprachgrenze, es
ist also kein zufall, dass diese seltene lauterscheinung, wenn
auch an etwas abweichende bedingungen geknüpft, auch in
den Walliser Alpen vorkommt. Wie stark auch da die ab-
weichung im einzelnen ist, mögen die formen für culus, per-
d-utum und legit vor äugen führen, lauter fälle, in denen
in Graubtinden überhaupt kein
verhärteter diphthong entsteht.
In 979 wird beim u nicht
die zungenstellung übertrieben,
sondern die lippenstellung ;
daher tritt nicht das velare k auf, sondern das labiale p.
(In 979 puh puteus entstammt das Je dem i.)
Man beachte, dass diese unseren Rätoromanen so nahe
stehenden Romanen das u noch rein erhalten haben; dadurch
wird es wieder wahrscheinlich gemacht, dass die verhärteten
diphthonge in Graubtinden älter sind als die palatalisierung
des u zu v («*). Reines u herrscht, wie mir Dr. Josef Haber
mitteilt, auch noch in Livigno und dem obersten Addatal.
979
kup
perdup
lik
988
kuk
perduk
lik
989
kuk
perduk
lig
Betonte vokale. 169
Über die verkehrten diphthonge noch ein zusammen-
fassendes wort. Wir sind ihnen bei lat. e und o begegnet, z. b.
I flu0r blute, Jcour herz (s. s. 145 f., 150 f., 157, 163). Sie sind
wie gesagt, erst aus den einfachen lauten zerdehnt, zu denen
die alten Zwielaute ei, ou, ie, uo kontrahiert worden waren.
Die verkehrung ist also nur ein naturspiel, dem man weder ein
hohes alter, noch eine hohe bedeutung zuschreiben kann; es
fällt nur eben auf, dass diese erscheinung in Graubünden, im
Piavegebiet und in Friaul verbreitet ist. Nur die verkehrung
lat. §-ie-e-e( oder lat. q-uo-o-ou o. ä. fanden wir in et, g, Ober-
bergell, i-t und in dem zusammenhängenden landstrich von
Erto, Cimolais, §-u bis in die friaulische ebene (g) westlich vom
untersten laufe desTagliamentos (S.Vito und selbst noch S.Michele
al Tagl.). Eine besondere Stellung nimmt Ampezzo ein, das näm-
lich nur ie statt ei entwickelt hat, z. b. s'ede durst, d{edo finger,
nye schnee. Aber alle vier verkehrungen haben ö und j auf-
zuweisen, zwei der aller reinsten friaulischen mundarten.
Die unbetonten lateinischen vokale treten im Räto-
romanischen weit in den hintergrund zurück, die meisten
fallen ganz weg; es war daher schon oben von ihnen zu
sprechen, wo vom bau der Wörter die rede war (s. S. 105
bis 116). Während in den betonten vokalen jede mundart laut
ihre färbe bekennt, tragen die unbetonten zur kennzeichnung
der mundarten sehr wenig bei; die betonten sind nach emp-
findlichen formein weiter geschieden, die unbetonten haben
ihren bestand verringert. So treffen wir z. b. in p ausser den
alten lauten a, q, e, i, q, 0, u und au in den tonsilben noch
a, ie, ue, % ou, a\ a{ an; in unbetonten silben aber haben wir
eigentlich nur vier vokale:
a für a und e, z. b. fgrinq, txqdq'na, martxq, mqrqndq,
i für i und e, z. b. fä§, dizd's (ihr sagt), prid, join$ (kämmen),
u für u, 0, au, z. b. fum4, kurtel (messer), surddl (sonne),
purtsel, urqdlq (ohr), ferner kurz (bedecken), udq* (videre),
e für e, a, i, z. b. dezeset (17), rezonq (spricht), mesedf
(mischen) usw.
Andere vokale oder diphthonge werden höchstens aus der be-
tonten Stellung in unbetonte silben verschleppt. — In anderen
mundarten sind wieder andere vokale beliebt,
170 Vergleichende darstellung der rätoromanischen nmndarten.
finden wissen verlieren kommen
Konsonanten.
ß haben wir in q, r und Buchenstein bei florem (s. 148)
abgefallen gesehen; im Gadertal hat auch majorem, meliorem
mayu, miü gegeben und soror so. Weit verbreitet ist aber
der verlust des r der infinitivendungen: am Vorderrhein,
am Hinterrhein bis zur Via mala und zum Schynpass, in
Unterbergell und in den lombardischen mundarten von
Kleven und Poschiavo,
dann in dem grössern zu-
sammenhängenden ge-
biet von p, q, r und
Buchenstein bis über
ganz Friaul hinunter.
Weiter im osten je-
doch, im Kumänischen,
werfen die infinitive,
wenn sie nicht sub-
stantiviert sind, die
ganze endung -re ab.
Es ist also ohne zwei-
fei auch bei uns nichts
lautliches. Doch birgt
sich etwas lautliches
hinter dem umstand,
dass a-b und p die
lateinische 3. kon -
jugation an dieser art
Verkürzung des infi-
nittves nicht teilneh-
men lassen. Vielleicht
war da, als das weg-
lassen des -re üblich
wurde, peidere usw.
schon zu perder ge-
worden. Toller(e), tra-
her(e), excluder(e) u.
Kl.
truvä
save"
pert
venyi
a
amflä
savä1
p'arder
vanyi
b
amflä
sav£
p'-arder
vinyi
amflä
save
parder
vinyi
amflä
save
perder
vinyi
c
katä
save-
perder
veni
katä
save*
parder
venyi
b
katä
save
parder
venyi
katär
save>
perder
venyir
e
katär
sav^'r
pfrder
ne/r
f
katär
savejkr
pfrder
nikr
o
9
t^ater
sav^kr
parder
nyekr
%
kater
savä'r
parder
mi-
U.-B.
tru§
save
perdar
ni
O.-B.
tru6r
c
save^r
perdar
nyir
i
tyatBr
saver
c
parder
nyikr
tyater
savä'r
parder
nyikr
i
tyatär
savä'r
penler
nyir
!
tyat<?r
savä'r
parder
nyir
1
t^atär
saväh'
parder
nyir
m
t^atjfr
savä*r
pejder
nyir
tyatär
savä'r
perder
nyir
n
t^ater
savä'r
parder
nyir
Pose.
truä
sav6
p^rda
vini
Pinz.
gatär
save>
perdar
viny^r
Mezz.
gatär
save>
perdar
venyir
Kumc
> dyatar
save>
perdar
nir
Konsonanten.
171
Kl.
furmigi
3 muline -era
Vigo
formie moline' - eQ
Q
furmikl^ mnlin§ -era
P
furmia mulin<j -ej.
f
furmiler mulinSr - ere
q
furmia murinä, -ära
i
furmier muliner - era
r
fornyä mornä -ara
m
furmier mulyiner - ^ra
Erto
fromidyiar molin^r -eja
Pose.
?
muline -era
E
furmiär mulinär -ar'Q
Pinz.
furmig^r muli
n^r -eja
i
furmiär mulinär -arJ§
Cagnö formiyär molinär -ara
Port.
förmiger muline'r -era
a. hat
p dennoch gekürzt, aber da musste der schnitt, wie bei den
anderen konjugationen
Cun.
dyatär
save'r
perde^r
nir
bis an den vokal
Kov.
gatär
savör
p^rder
venyir
hinan: tQ, tr$, stlu.
Cav.
katär
save'r
pe/dej
venyir
In der Verbindung mit
Pred.
gatar
save'r
perd^r
venyir
unsilbischem i (-arius,
Vigo
troär
saer
p§rd£r
venyir
-orius) ist das r ver-
0
tro^r
sae'r
perde^r
venyir
nachlässigt von a bis b
V
dyatcj
sava1
p'arder
uni
und von o bis r, im
q
tsafe
savä1
perde
nyi
Fassatal auch in den
r
tsafij
se1
p^rde
nyi
weiblichen formen ; vgl.
Buch.
tyate"
savö1
p'erde
vinyi
die beispiele oben mit
Colle
t/ata
savQ
parde
vinyi
tosk. formicajo, mugna-
Amp.
tsata
sa6
perde
venyi
jo, -ja. Die richtige
Aur.
t^atä
save'
pejde
venyi
weibliche form lautet
O.-C.
tyatä
sav^
perdi
nyi
im Fassatal -üq, z. b.
U.-C.
t#etä
save'
pe^rde
venyi
Vigo panag brodbrett,
Erto
*at<?
sav^1
pejde
venyi
0 tsutsaQ kalkofen;
Cim.
X^
save'
pejde
venyi
molineg ist von der
Pole.
trovär
sav6r
perde(r) vinyi
männlichen form abge-
§
t#atä
save^
pjardi
vinyi
zogen. Die endung
t
t#atä
save^
p'erde
vinyi
-iar in Erto ist das in
u
tyatä
sav#
p^rdi
v'nyi
ganz Europa bekannte
ö
t^atä
savia
p1-erdi
vinyi
aus Frankreich stam-
ttJ
tyatä
save
p'^rdi
vinyi
mende suffix - ier (=
£
tyatä
savi0
p'ejdi
vinyi
-arius); die rät. mund-
9
tyatä
save'
p^rdi
vinyi
arten bezogen es vor-
i
t^atä
save
p'ardi
vinyi
wiegend aus dem
tsatd
sav^
p'erdi
vinyi
schriftitalienischen.
Port.
katär
saviSr
pe.rdar
vinyir
.
172 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
L im auslaut zu unterdrücken ist eine eigenttimlichkeit des
Gadertales, z. b. q, r se salz, da/de, ded^ fingerhut, Jcv culus,
Jeu milchsieb, su, ft usw.; auch Ampezzo hat formen wie sa,
dedd, was von einem nachbartal nicht wundernehmen kann.
Hingegen ist es wichtig, dass das Gadertal wieder mit dem
fernen Lombardischen im einklang steht: Kleven sä f., didd,
Jcv. Von den folgenden beispielen bringt sol noch einen beleg
dafür bei; es zeigt ferner für die weite gegend von o, p bis
äuge
Pl.
sonne
ohr
alt
f.
nagel bett
Kl.
oets
oets
so
oredza
vets
vedza
undza
e^ts
a
ely
e^ts
sul^ly
urelya
vely
velya
ipgla
let*
b
ely
eUts
suhpy
urelya
vely
velya
ungla
letx
ely
e^ts
sul^ly
ure^yQ
vely
velyQ
unglQ
lety
ely
elts
sul^ly
urelya
vely
velya
ungla
lets
c
ely
elts
sul^ly
urelya
vely
velya
ungla
Lets
ely
elts
sulyeUy urelya
vely
velya
uiagla
1%
il
ilts
sul^ly
urelya
vely
velya
UBgla
litz
b
il
ilts
sul^ly
urelya
vily
vilya
ex'ngla
1%
il
ilts
sul^ly
urelya
vily
vilya
ungla
lits
e
üy
ilts
sulely
urelya
vily
vilya
ungla
l*$
f
üy
ilts
sulyely urelye
vily
vilye
ungle
let^
9
üy
ilts
sulyel
urelya
vily
vilya
ungla
l^ts
*>
v\y
vlts
svvely
urelya
vely
velya
ungla
%
U.-B.
03*1
03*1
sul
urela
ve1!
vela
ungla
let*
O.-B.
ce1!
ce'l
sul
ure'la
ve4
ve'la
ungla
letz
i
cely
03ltS
sulaly
uralya
vely
velya
ungla
let
M
cely
03ltS
suld1
uralya
vely
velya
ungla
let
i
cel
oelts
siüä1
uralya
vely
velya
ungla
let
cely
ceUts
SUU'
urelya
vely
velya
ungla
let
m
cel
celts
sula1
uralya
vely
velya
ungla
let
n
öely
ffilts
sulä1
urelya
vely
velya
ungla
let
Pose.
oets
oets
sül
urelya
vets
vetsa
ündza
lets
Pinz.
QX
B£
sul
reexa
v$X
ve*a
undza
let
Mezz.
Qtz
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sol
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let
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sol
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let
Corr.
Qtyel
okli
sol
rekla
vetyel
vekla
ongla
l<?t
Rov.
OjtSO
Qtsi
sol
retsa
vetso
ve^tsa
ondza
let
Konsonanten. 173
ans Adriatische meer die vertauschuDg eines 1 zwischen
vokalen gegen r, augenscheinlich eine alte dissimilation. Ohne
einen solchen anlass, spricht r statt 1 (11) Ampezzo gern
aus, z. B. gario gleich, firo faden, ra weibl. artikel, Jcera jene,
mitunter auch r: Tcqra jene, sora allein f. Für das Kätoromanische
kennzeichnend sind die fälle, in denen die hebung oder
die Zurückziehung der zunge die alte ausspräche des 1 ge-
fährdet: man sieht an den beispielen sofort, dass die
Cem. Qtyo Qtyi sol ret/a vetyo v$tya uudya l^t
Cav. Qtyo qtyi sol redya v^tyo ve^#a undya l^to
Pred. Qt/o Qtyi sol redya vej#e ve^xa omb'a l^t
Vigo edye edy^s soredye oredyQ vedye v^dyQ ombjQ l$t
0 e^ye e^yes soredye oredyQ ve'dye ve^yQ omb'q let
p uedl uedli suradl uradla vedl vedla ondla liet
q 03dl cedli soradl oradla vedl vedla aundla let
r edl edli soradl oradla vedl vedla aundla l^t
Buch, ogle ogli sorogle orogla vegle vegla ombla let
Colle vodye vodye sol redya vedye vedya iindya let
Amp. Qtso Qtsi soroyo rea vetso v^tsa linza lyeto
Aur. voi voi sar$yo rea v^t/o ve^a ondya lyeto
O.-C. ui ui saroyo retya vet/o v^t/a ondya l'eto
U.-C. voyo voye saroyo reya ve^o ve^a undya l'eto
Erto uadye uadye soredye redya vet/e vetya ondya koa
Cim. vu°i vu°is sorei orea vetye vetya ondya lyet
§ vuoli vuolis Soreli vorela vetyu v^t^a ongla llet
völi voi soreli vorele^ vetyu vetye^ ongle^ let
t üle üye sor^le or^la vetyu vetya ongla dyet
U völi vöi soreli ur^la ve^u vetya öngula yet
ö vuli vui soreli orej^ ve^xu vej;;^ öügolg yet
ro völi voi sareli vorela v'eli v'ela ÖDgula yet
£ vu°li vu°i sari°li voi^Iq vi°li vi°lQ QDglQ yet
t) vo"li voi soreli vor^l^ v'eli v^le Qßgule yet
völi voi soreli vorfle^ vVli vVle^ QQgle. yet
5 völi voi soreli orele v'eli v^le QBgule yet
v^li v$i soreli or^la v^tso vetsa QDgula y^t
völi voi soreli uarel$ v'eli v^le öngule yet
vuli vui soreji orela vetyu vetya qngula l'et
Port, otso otsi sol retsa vetso vetsa ondza leto
174 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
blatt
; eis
mehi
■ regnen
weiss
warm I
F. kalk
süss
Kl.
fe'a
dzats m. pu
p'öäf
Wank
kojda
kaltsina
dufts
a
fely
glats
ple
plöver
alf
t#a"da
kaltsina
duts
b
fely
glats
pli
pl$ver
alf
kaülda
kaltsina
dults
fely
glats
pli
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kauldQ
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dults
fely
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Pi
plQver
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dults
fely
glats
pli
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alf
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kaltsina
dults
c
fely
glats
pli
plöver
alf
kaulda
kaltsinya
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Pi
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kal,da
kaltsina
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fely
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bl^nk kelda
kaltsina
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O.-B.
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kaltsina
dults
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plo/'er
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duts
fely glats
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plo^er
alp
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t/altsina
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fely glats
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plöver
alp
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tyaltsina
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plu
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duts
fely glats
plu
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alp
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fely glats
plu
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alp
tyäda
tyäts
düts
fely glats
plu
plöer
alp
tsäda
tsats
düts
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fea
dzas
plu
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blank
k^lda
kalslna
dülts
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duls
Mezz.
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blank
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Rumo
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glas
pu
plceve/
blaut/ t#audQ
tyaus
do"s
Cagn^
) feja
glas
pu
ploevar
blant/ t/auda
tyaus
dols
Fondo fVa
glats
pu
plev^r
blanty tyallda
tyauts
dots
Tres
f'e/a
gla#
pu
puever
blanty t/aMa
t#aus
dol#
palatalisierung des 1 in den zwei italienischen mundarten
beliebter ist, die velarisierung (und dann labialisierung) hin-
gegen in den reiner rätoromanischen mundarten aller drei
Konsoi] auteu.
175
Corr.
fnQ>
glats
pu
ptyvejr
blanty t#auda
t*auts
dolts
Cun.
feya
glats
pu
pfev^l
• blant/ tyauda
*txauts
dolts
Rov.
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dzas m.
pu
p;Qver
b'ank
kalda
kalsina
dols
Cem.
foa'a
dyas f.
pu
p'oevej
b'ank
kalda
kaltsina
doltS
Cav.
foaa
dyasa
pu
p'oever
b'anko kalda
kalsina
dolso
Pred
fcea
dyats
pu
p'oevej
b'ank
ka'da
kalsina
dots
Vigo
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b'ank
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tya"ts
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dyatsQ
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b'ank
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*
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plu plua1
blank
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fe>
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dyas
Pi
p'ove
b'enk
t#auda
t^a"s
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Amp.
fo'a
zatso m
pi
p'oe
bianko t§Quda
kaltsina
doltse
Aur.
fo'a
dya#a f
• Pi
p'ove
b'anko
t^a"da
t/au#ina
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O.-C.
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tye#a
Pi
p'ej'vi
b'anko
tyaMa
t#u#ina
dol#i
U.-C.
fo>
dye#a
Pi
p'ove
b'anko
t^a"da
t/o#ina
dol#e
Erto
fuaia
dya#a
Pi
p'e/'ve
b'ank
xalda
^al^ina
dol#
Cim.
fuoia
dya»?a
Pi
p'ove
b'ank
#alda
#al#ina
dol#
3
fqto
glasa
Pi
ma'ä
blank
t^älda
tsalsina
dols
föe.
glatse^
Pi
maä
blank
t/älde.
t#altsin§
dölts
t
f'ea
glatsa
Pi
plQve
blank
t/alda
t^altsina
dölts
u
fo5a
glats m.
Pi
pl(?vi
blank
tsalda
t/altsina d^lts
ö
f^
glatse_ f.
Pi
plovi
blank
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t^altsin^
dotts
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f'ea
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plu1 plQvi
blank
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tyaltsina
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glatSQ
plu1
plovi
blank
t/ald$
tyaltsinQ
du°lts
*
%
glats§
plu1
plovi
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plu1 plQvi
blank
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tyaltsine^ dohs
5
*$
glatse
plu1
plovi
blank
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plu1 plQvi
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tsalsina
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glas
plu1
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t/alde^
t^alsin^
dols
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glas
plu1
' plQvi
blank
tsalda
tsalsina
döls
fu§a
glas"
plu1
pl$vi
blank
tsalda
tsalsina
dQls
Port.
fo'a
dyaso m
. p'u
p'ovar
franko kalda
kalsina
dolse
gruppen. Die Wörter auf -cülus, -cüla haben im Italienischen
das 1 durch die palatalisierung ganz eingebtisst, in a-I),
Bergell, i-n, Nonsberg, p-r, Buchenstein und §-g nicht.
176 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
In Friaul sehen wir allerdings in dem plural oculi das 1 ganz
aufgelöst, aber das kommt vom -i, das auch in anderen
gegenden so stark palatalisiert (s. s. 176). Die form vqtyu u. ä.,
die in ganz Friaul teils ausschliesslich, teils neben dem ein-
heimischen vkli, vi°li üblich ist, gibt sich als ein venedisches
fremd wort zu erkennen. Aus dem Poschiavotal werden ausser
den oben angeführten lomb. formen oßts, vets, ilndia auch
noch rätoromanische wie cely, vely, üwgla gemeldet; die
lombardisierung des tales ist noch im gang. Man beachte,
dass -cül- im Venedischen sein u früher verliert, als das
c zeit hatte, stimmhaft zu werden, und dass das Nons-
bergische an der entwicklung eines stimmlosen cl in diesen
Wörtern teilnimmt. In Ampezzo ist das stimmlose ts in
Qtso, v$tso einer jüngeren venezianisierung zu verdanken. —
Aus cl, gl im anlaut haben die beiden italienischen mund-
arten schon seit Jahrhunderten palatale geräusche aus-
gearbeitet, worin das 1 ganz untergegangen ist; in den misch-
mundarten von Pinzolo und von Mezzana (Sulzberg) ist das 1
noch nicht auf der ganzen linie geschlagen: vgl. clavis
(s. 122) und glacies. Aus der reihe a-j fällt wieder nur o
ab; und da ist cla- nur bis Wa-, k'e- gediehen, nicht bis zu
txa-, tsa-. So hat 1 auch in dem anlaut pl-, bl-, fl-, wie in
plenus (s. 144), pluere, blank, flamma (s. 134), flos (s. 148),
bis heute ausgeharrt von a bis g, wieder mit ausschluss von o
und mit einschluss von Bergell, Nonsberg und Buchenstein;
Poschiavo und Pinzolo haben schon viele 1 in solcher Stellung
aufgegeben, Sulzberg (Mezzana) noch wenige. Plus, im satze
sehr oft wie eine vorsilbe unbetont, hat in einigen gegenden
das 1 verloren; zum teil besteht daneben eine vollere form
für die fälle, wo das wort den satzton hat, z. b. Kl. pv,
pvse, Bonaduz (c) pli, pl<?, Domleschg (b) pi, pli, e, f pi, ple,
m pv, plv, £ pw, pM (ätri), Ruvigna (g) pu% plu\
Dem 1 gefährlich ist im Rätoromanischen nur die vor-
bereitende zungenhebung vor dem flexi vischen -i (s. illi,
belli, capilli), vor dem unsilbischen i (z. b. folium), in Friaul
auch vor *e (lectus); das 1 in folium hat nur von a bis n
standgehalten.
Mit der verhältnismässig grossen beständigkeit des 1 im
Rät. gegenüber den palatalisierenden einflüssen der nachbar-
Konsonanten. 177
laute steht anderseits die neigung zur vokalisierung im
einklang, aber nicht in notwendigem verband. Beständig
ist das 1 in calidus, -a, alter (s. 110), altus, falcem
(s. 131), calcem, dulcem auf der lombardisch - venedisehen
seite, während a, e-n, der nördlichste teil von Nons-
berg, Predazzo, Vigo, o, p, Buchenstein, Colle und Am-
pezzo das 1 regelmässig verlieren; bei calcina ist in einigen
dieser orte das 1 doch erhalten, teils weil die silbe un-
betont ist, teils weil das wort unter italienischem ein-
fluss steht. Erst bei alt'rum war für b-t), q, r, I, ttJ-t)
das gedränge der konsonanten gross genug, um das 1
zu verdrängen; und selbst da scheint es sich in Friaul
vielmehr um palatalisierung (vgl. o, ro-rj) zu handeln, muss
aber nicht so sein: denn wir sehen bei o aut$r, f. aHrq
im plural nebeneinander m. qtres und f. aHres.
Wiewohl die rätoromanische behandlung des 1 vor t,
d, s an die französische erinnert, liegt doch ein unter-
schied darin, dass im Franz. das 1 vor jedem konsonanten
dieser art von auflösung anheimfällt, während in Grau-
bünden und Tirol nur die berührung des Zahnfleisches mit
der Zungenspitze dazu führt, dass der zungenkörper zurück-
drängt. Daher bleibt 1 vor p, b, f, v, m und velarem c, g
bestehen. Das femininum q, r suis, Buch. souts, Amp. soltse
maulwurf staub Schwefel handfläche etwas furche
Frz. taupe poudre soufre paume auques (sillon)
b talpa porla suiper palma entsit;^1 tsuikm.
f talpe polvre tsolper palme entsatye" so'lty
i talpa puelvra tsuerpel palma kaltyösa suelt/
m talpa puelvra suelper palma alty -suely
Pinz. tupina pulvar sulfar palmi^m. vargüt sulk
Cagnö talpina polver solfej- palpa f. vergöt solty
0 tampinQ polver m. solper pejpQ velk solk
p talpina polver solper pelpa velk solk
r talpina polber solper pälpa välk süt§ f.
Erto solvera polvre f. solpre SpalmQdm. alk ku'era
j fark polver m. solfer palmQ f. alk kumv'öriQ
1 fark polvar solpar plante alk agär m.
Port, farko polvere f. solfare palma kualk9sa ku'era f.
Gärtner, Rätorom. spr. u. lit. 12
178 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
gibt nicht sulcnm wieder, sondern gleichsam ein *sulcem, das
man vom plur. sulci abgezogen hat.
M, N unterliegen manchmal einer palatalisierung, wo
man es nicht erwarten würde, so in vinum, farina c-i
(s. 138), also nach einem i, ferner in nimia b-f (s. 261),
in meus t-t) (s. 216). Im auslaut einen nasalen konsonanten
velar auszusprechen, ist wie in lomb. und ven. gegenden
auch in vielen rät. mundarten beliebt. Das labiale m ist
begreiflicherweise einer solchen verrückung nicht so leicht aus-
gesetzt (vgl. auch
rauch leder brod heu jähr pl.
Kl. frm kuräm pan fen an an
a fem kuiQm paun fa'n Qn Qnts
0 fem kurQm po1]n fe/n Qn Qnts
fem kurQm po"n fo/n Qn Qnts
fem kurQm paun ftj'n Qn qnts
C fem kirQm pqd fen qn qnts
fem tyirQm pe/'n fQ'ny qn qnts
fem tyirQm pQn fqnj qn qnts
b fem t^irQm pa"i3 fany qn qnts
fem tyirqm paD fany qn qnts
e, f fem tyirQm pan fany Qn Qnts
q fejn t/irQm pan f§n Qn Qnts
f) fuin t/uräm pan fa'ny on Qnts
U.-EL fi?m ktT pen fen an ant#
O.-B. fum tyoe'r paß fen an anty
t fvm tyuram p^m fajny an ants
fvm tyvr&m pem feny an ants
j fi;m t#t>ram pan fa*n on onts
f fvm t^t>rQm pan fany on onts
1 fum t^iiQm pan fa'n Qn Qnts
fuin t^irQm pan fajn an ants
fvm txirQm paß fa'n Qn Qnts
fem t^iiQm pan fa*n Qn Qnts
fum txvrqm paun fa'n Qn Qnts
fvm tsirQm paun fa'n Qn Qnts
Pose, fum koräm pan fen an an
Pinz. fvm soala pan fin an any
Mezz. fvm koräm pan fen an ani
stramen s. 132
und homo s. 160).
Die form kirim im
nonsb. Vigo ent-
springt einer suf-
fixvertauschung.
Auf ein -w für
m stossen wir
erst im Avisiotal,
dann aber bis ans
meer fast ohne
Unterbrechung,
wTenn wir auch die
1. pl. (sumus usw.
s.231ff.) beachten.
Dass fumus fast
nirgend sein m
aufgibt, erklärt
sich aus dem be-
wussten .»Zusam-
menhang mit fu-
mare. Man be-
achte die Weiter-
entwicklung des
-w zu -vh bei
stramen von tu
bis über t) hin-
aus; auch in der
friaulischen ebene
in
n
Konsonanten.
179
üblich ist plauk langsam (piano). Das unmittelbar hinter dem
tonvokal stehende lat. n geht, wenn es in unseren lomb.,
rät. und ven. mundarten in den auslaut zu stehen kommt,
sehr häufig in w über; nur an wenigen stellen ist dieser
lautwandel unbekannt oder verschwunden oder so undeut-
lich geworden, dass man oft nicht weiss, ob man -n oder
-w gehört hat. Aber zwei hindernisse treten dem laut-
wandel in den weg. Das eine besteht darin, dass von dem
betonten vokal oder diphthong eine palatalisierung aus-
geht, wie bei vi-
Fondo fum koräm pan fen an ani
Vigo fum kirün p^n fen <m Qni
Cun. fum koräm pan fen an ani
Kov. fum koräm pan fen an ani
Cav. fumo korame pan fen an ani
Pred. fum koräm paD fen an any
Vigo fum kuräm pao fen an eny
o fum koräo pan fen an e^ny
p fum ku!äm pao fao an any
q fum kuräo paD fany an any
r fum koräo pan feo an any
Buch, fum kuräm paD feo an any
Colle fum koräm pan fen an any
Amp. fumo korame pan fen an ane
Aur. fumo korame pan Fen an ane
O.-C. fum kurami pan feo an ani
U.-C. fumo korame paD Pen aD ane
Erto fuD koräo pao f&n aD ajo
fuD koreäD paD feny aD ä!x
fum koreäo paD feD an any
fum koreäo paD feD an ä's
fum koreäü pao feD an any
fum koreäD paD feD an ans
t) fum koreäo pao fe^o aD a'os
fum kor'äo pao f$o an a5os
g fum koreäu paD feo aD a'nt/
fuD koreäo pao f§n ao a^s
fuo koräo pao feo ao a!ny
Pord. fumo korame pao feo ano ani
Cim.
t
u-to
num, unum in
c-f, t| und bei
fenum , plenum,
bene ebenda und
in q; die hebung
des zungen rückens
kann leicht die
verrückung eines
w zu w ver-
hindern oder die
eines n zu n
bewirken. Merk-
würdiger ist das
andere hinder-
nis, das durch
das wort annus
beleuchtet wer-
den soll : das
latein. nn sehen
wir fast durch-
wegs anders be-
handelt als n,
und zwar so, dass
dem nn in den
reineren rätorom.
und ital. mund-
arten der alveo-
lare Charakter
gewahrt ist.
12*
180 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
Den auslaut -m zieht nur t vor und eine kleine lomb.-ven.
landschaft nördlich vom Gardasee; er war früher in Südtirol
weiter verbreitet.
P, B erleichtern sich wie in den benachbarten ital.
mundarten zwischen vokalen: p wird stimmhaft, b gibt den
verschluss auf, und so werden beide zu beidlippigem, dann zu
zahnlippigem v (s. sapere, capillus, caballus, hibernum). Nach
au hält sich p so lange wie der diphthong (pauper), nach u,
o geht auch noch v verloren (scopare). Auch die gruppen
pr, br lassen sich des lippenverschlusses berauben (capra,
lepus, über). Gerät ein so erhaltenes v in den auslaut, so
verliert es den stimmton und wird zu f (lupus, sebum), wie
auch das alte v (clavis).
F, V versagen zuweilen im anlaut; f ganz ausnahms-
weise bei foras (s. 160) in o-I), O.-Bergell, i-n und p —
also bei demselben worte wie im Französischen — , v auch
keineswegs regelmässig, aber doch bei mehreren Wörtern und
in einer noch grösseren anzahl von orten. Das anlautende
v kann, wie das f von foras, verschwinden, wie das be-
sonders in o-r üblich ist, aber auch sonst in vielen rät.
und ital. mundarten vorkommt; das v kann aber auch in
b oder in g tibergehen, in b auf der ven. seite, von Pin-
zolo bis s, in g vorwiegend auf der lomb. seite, von o
bis nach Pinzolo (vgl. aber Cim. gugH, u goH leer, s. 161).
Die Vernachlässigung des v- fällt am leichtesten dann vor,
wenn das v vor u, o steht und deshalb (oder überhaupt in
der betreffenden gegend) beidlippig ausgesprochen wird: die
lippen brauchen sich nur eben einander nicht genug zu
nähern. Die ab weichung nach b oder g erfolgt, wenn im
gegenteil die der u-mundstellung eignende annäherung der
lippen aneinander oder die des zungenrückens an das gaumen-
segel bis zur Verschlussbildung tibertrieben wird. Der tiber-
gang von v- in g- scheint am schwierigsten zu sein; dennoch
wechselt vuelp und gue1p an einem und demselben ort (m),
desgleichen us und gus (in Pinzolo). Wo das v- so leicht
ganz verschwindet, wie in p-x und in Ampezzo, da kommen
zwei merkwürdige erscheinungen vor: 1. dass umgekehrt
an einen vokalischen anlaut ein v- vortritt, z. b. p v§lk
aliquid, vorder ardere, vester esse, 2. dass verschiedene
Konsonanten.
181
fuchs stimme wollen
wurm
Cem.
bolp
ose vuler verm
Kl.
P&V
vös
vole*
verm
Cav.
volpe
vose vuler vermo
Q
uelp
vus
vulä1
vierm
Pred.
volp
os vule'r verm
b
uelp
vus
vule
vierm
Vigo bolp
<?us vulör verm
c
vuelp
vüs
vule
vierm
0
bolp
us vol£r verm
vulp
vüs
vul£
verm
P
bolp
us ula1 'arm
vuelp
vüs
vule
v^rm
q
olp
üs orä1 rumÜD
b
vuelp
vüs
le
verm
r
olp
üs orcj1 romü
gaelp
vus
1er
vejm
Buch
.volp
os vul# v'erm
e
gulp
VQ"S
le/r
verm
Colle bolp
os vul§ varm
f
golp
vuks
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v^rm
Amp. olpe
vos vur6 vermo
9
g°elp
voks
vuhjkr
v(jrm
Aur.
volpe
vos vole ve/mo
*
gulp
vüs
vulä'r
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O.-C.
volpi
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U.-B.
volp
vus
vul6
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U.-C.
olpe
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O.-B.
volp
vüs
vule'r
/ o
dyandt
Erto
bolp
eus vol^1 v$r
i
vuelp
vuks
vulfr
verm
Cim.
bolp
ous vote' varm
vuflp
vuks vul&r
vejm
§
bQlp
vous voW vxarm
i
vuelp
vus
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vejm
b<?lp
vqs vol^1 v'ar
f
uelp
VHS
vulä'r
verm
t,u
bolp
vös vol# v'er
1
vuelp
vüs
vul&r
verm
Ö
bolp
vuas vulia v'ej
m
vuelp
güs
voelya':
r verm
ko
bolp
vös vole v^r
vuplp
vüs
vulä'r
vejm
E
bolp
vu°svoli° v^rm
B
»Qlp
güs
vcelyä1
r v§rm
9
bQlp
vös vule^ v^rm
avuqlp
l vüs
vulä'r
ve^rm
bolp
vo"svole v'e^r
Pose.
golp
üs
vule
v^rm
h
bolp
vös voltj v'ar
Pinz.
bulp
gus
vul^r
vertu
volp
v^s vule v'e.r
Mezz.
. bolp
OS
voler
ve^m
volp
vös uar£ v'ar
Rumo bolp
OS
vole>
verm
b<?lp
vos voI6 v'ar
Rov.
bolp
vos
vol£r
v^rmo
Pord
. volpe
vQze vol^r v^rmo
formen eines Zeitwortes teils mit v- anfangen, teils nicht, z. b.
in Ampezzo: vo\ os, vo (will), vado, as, va (geht). Warum
gerade die 2. person den anlaut verliert, ist klar: das u von
tu war geeignet, das schwache geräusch des beidlippig ge-
sprochenen v mit seinem tiefen oberton ganz zu decken. Am
merkwürdigsten aber ist das, dass diese v-lose form weiter
besteht, obwohl der heutige gebrauch zwischen tu und das
zeitwort ein pleonastisches (vom akkusativ abstammendes) un-
betontes te oder V eingeschoben hat.
182 Vergleichende darstellung der rätoromanischen ninndarten.
W kommt fast nur im anlaut vor, auch da nur in
wenigen Wörtern. Es fragt sieh vor allem darum, ob
dieser deutsche laut mit dem Vorschlag eines velaren ver-
schlusslautes wiedergegeben wurde oder nicht, in zweiter
linie darum, ob der beidlippige reibelaut erhalten, vokalisiert
oder (nach g) vernachlässigt wurde: also ob in tosk.-lomb.
weise guardare gesagt wird, oder in französischer garder,
oder in ven. vardar, oder endlich ua-, vua-. Die beispiele
hier unten zeigen, dass die vier, fünf wiedergaben des w
nicht glatt und reinlich verteilt sind; man nehme über-
dies zur kenntnis, dass in Schieins (m) guarir und "arir,
gewinnen
krieg
hüten
schauen heilen
wald schielend
B
gudenyd
u'ara
pert/irä
mirä madagä
l,aul uier§
f
gudanyer
g?r?
t^irär
vurdär st/ampanter göt g^rs
i
gadanyer
ge/a
t/t>rer
garder garikr
göt g^rs
m
gudenyar
u^ra
pertjfvrjti
• "ardär uarlr
göt "ejs
Pinz.
g"adanyäi
• gueja
tend^r
vardar guare>
bqsk stral($o
Cagnö vadanyär
gera
rinkvrär
vardar varir
bosty lost/
Vigo
vadanyär
vejQ
renkurär
vardar varir
b(?sk (zvertsär)
P
vadanya
v'ara
vard(j
tyale vari
bosk vjarts
r
vadany^
v^ra
vard(j
t^ahj vari
bösk v^rts
Erto
vadanya
g^ra
renkur^
vard^ vari
bosk starl^t/o
S
vodenyä
vu§r<j
vuardeä
t/alä vuari
bosk v"e.rts
i
vodenyä
uere
uardä
tyalä uari
bQsk lösk
Port.
vadanyär
guera
(värdia)
vardar varir
bosko stralQtso
gu§ra und u$ra nebeneinander vorkommen, ebenso in g
vuqyq und u$rQ, am Vorderrhein (b), nach Carigiets Wörterbuch
zu schliessen, vardd, wardd und urdd. Formen mit gua-
können unter lomb. oder schriftitalienischem einfluss entstehen
oder eingeführt werden, solche mit va- unter venedischem.
Davon abgesehen, kann man sagen: lombardisch ist gua-,
o, ü ua-, c va-, b-f vorwiegend gua-, ga-, 1-n ist im begriffe,
ua- gegen das lomb. und tosk. gua- zu vertauschen, tirolisch-
kadorisch-friaulisch-venedisch ist va- ("a-). Da in a-c kein
venedischer einfluss möglich ist, so werden wir die #-lose
entfaltung zu va-, ua- als die dem Eätoromanischen genehmste
betrachten dürfen; vielleicht war sie auch am Inn heimisch.
Konsonanten. 183
T, D unterliegen zwischen vokalen oft den bekannten
Veränderungen: t wird stimmhaft, das so entstandene und
das alte d kann schliesslich ganz verschwinden, zumal
in der Verbindung tr, dr, wo der schlag des d neben
den Schlägen des Zungenspitzen -r leicht vernachlässigt werden
kann. Aber an den beispielen pratum, aestatem (s. 122),
acetum (142), sitis (142), catena (144), ped-uculus (110),
frater (122), latro (110) kann man sehen, dass die grössere
oder geringere lebenskraft der t-laute nicht die rät. mund-
arten kennzeichnet: sie ist im allgemeinen gering in Tirol
und in Venedig, gross in der Lombardei, im Oberengadin,
im obersten Piavegebiet und in Friaul (mit ausnähme von
Paularo t), wo die in den auslaut geratenden t und andere
auslautende konsonanten gern weggelassen werden). Auch
innerhalb einer und derselben mundart hat sich für solche
t, d nicht immer ein durchgehendes gesetz ausgebildet;
vgl. p saH, para* (ital. sete, parete), deinüt, udü (ital.
ignudo, veduto), ferner pqrg/, rq (parete, rete), as4, pr<*
(assai, prato), prq i (prati).
Die neigung zur palatalisierung vor i und ie, wie in
lat. dies (s. 137), vitellus und terra (154), ist auf zwei
landschaften beschränkt: 1. b, c, seltener a, b, g, j, 2. u,
ö, j, t), seltener I, t, ro und ein stück von j. Friaul
schliesst sich in diesem punkt an das Rumänische an,
während jener landstrich in Graubtinden keinen anschluss
hat. Man beachte, dass in g die palatalisierung in gleicher
weise durch das i aus lat. u hervorgerufen wurde, sodass
z. b. durum und dicere gleichlauten: dzekr. Tirol gibt nur
bei der endung -i dem gleichen zuge nach, s. toti s. 164.
Der palatalisierung von t, d ganz abhold ist somit unter den
rät. mundarten nur e, f, fo, !-n.
S liefert deutliche kennzeichen des Rätoromanischen.
Gegenüber dem Venedischen halten unsere mundarten an dem
dünnen s fest, wie man an crassum sieht (s. folg. Seite).
Die breitere ausspräche, hier mit s bezeichnet (s. s. 15),
tritt erst an der grenze gegen diejenigen italienischen mund-
arten auf, die gleichfalls das s verbreitert haben. In Friaul
ist die Tagliamentoquelle § und die ganze ebene 5 mitgerissen
worden. Im plural hat Graubtinden keine besondere form;
184 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
fett
pl.
so
ja
fliege
pl.
issest
steht
Kl.
gras
-s
ißsi
si
muska
—
mandzet
ste
a
gras
-s
usVa
dye
miistya
-es
>
malyes
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-es
>
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stas
gras
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dye
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-es
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-es
>
malyes
stas
gras
-S
asia
dze
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-es
>
malyes
stas
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gras
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-es
malyes
stas
gras
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muska
-es
>
malyes
stas
gras
-S
aso/a
dye.
miiska
-es
malyes
stas
b
gras
-S
asl
dy^a
mustya
-es
malyes
stas
gras
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seja
eJa
miistya
-es
>
malyes
stas
e
gras
-S
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e*a
mustya
-es
>
malyest
stäst
f
gras
-S
use"
dye^
i mostye
-es
>
malyes
StE8t
9
gras
-S
us£
he/
muestya
-es
>
mandyes
stest
$
gras
-S
usia
se
muest^a
-es
mandyes
stest
U.-B.
gras
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u§i
§i
muska
-a
manga
sta
O.-B.
gras
-S
insia
si
moska
-a
manga
sta
i
gras
-s
usVa
si
muestya
-es
>
ma'ndyest
stest
i
gras
-s
usi
si
mirstya
-es
>
majndyest
stast
t
gras
-s
usVa
si
muest/a
-et
>
ma'ndyest
st^st
i
gras
-s
usVa
si
mu°st/a
-es
>
mandyes
stäs
gras
-s
usVa
si
mu°stya
-es
c
mandyes
stäs
m
gras
-s
use"
si
mu°stya
-es
>
ma^ndyes
stäs
gras
-s
use
ye
mostya
-es
>
mandyes
stäs
n
gras
-8
iseta
si
m^ostya
-es
mandyes
stäs
gras
-8
use"
si
mu°stsa
-es
ma^ndzes
stäs
Pose.
gras
-S
insi
si
moska
-i
mandzas
stäs
Pinz.
gras
-8
tyi
se
muska
-i
manyi
ste
Mezz.
gras
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aus!
si
moskQ
-e
manyes
stas
Rumo
gras
-si
atsi
U
mostyQ
-e
manyejs
stas
Cagnö
gras
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entsi
si
mostya
-e
manyes
stas
Fondo
gras
-si
ensi
si
möst^a
-e
manyes
stas
crass(o)8 = crass(um); wo aber der plural auf-i üblich ist, da
sehen wir in den reineren mundarten aus -si durch palatalisierung
-s entwickelt: schon von Predazzo an aufwärts nach o-r, Buchen-
stein und t-t). Vor silbischem i hat auch Graubtinden s bekommen,
Konsonanten.
185
Corr.
gras
-si
entsi
si
most^a
-e
manyes
sta£t
CttD.
gras
-si
ensita
si
most/a
-e
manyest
stast
Rov.
gras
-§i
kosita
si
moska
-e
manyi
sta1
Ceni.
gras
-si
kosi
si
moska
-e
manyes
stas
Cav.
gras
-si
kosita
si
moska
-e
manyes
stas
Pred.
gras
-s
kosita
si
moska
-e
manyes
stas
Vigo
gras
-s
kosi
si
mostyo
-e
manye
stas
0
gras
-s
kosi
si
mosQ
-es
manyes
st^s
\>
gras
-s
DSi
si
mosa
-es
ma'es
>
stes
q
gras
-s
insöe
se
mosa
-es
>
mandyes
stäs
r
gras
-s
BSl>(
se
mosa
-es
mandyes
stas
Buch.
gras
-s
kosi
si
mosa
-e
mandye
stas
Colle
gras
-s
kozi
si
mosa
-e
mandye
stas
Amp.
gras
-se
kosi
si
mosa
-es
manyes
stas
Aur.
gras
-s
kozi
si
mosa
-e
manye
stas
O.-C.
graso
-si
kosi
si
mosa
-i
mandyi
stas
u.-c.
graso
-se
kosi
si
mosa
-e
mandye
stas
Erto
gras
-s
kosi
si
mosa
-e
mandye
sta
Cim.
gras
-s
kosi
si
mosa
-e
mandya
sta
§
gras
-s
kusi
si
mQst/a
-as
mandyas
stas
gras
-s
kusi
si
mostye
-es
mandyejs
stas"
t
gras
-s
kusi
si
mQStya
-es
mandye
stas
u
gras
-s
kusi
si
mostya
-is
mandyis
stas
o
gras
-s
kusi
si
mostye.
-ej»
mendy^s
stas
U
gras
-s
kusi
si
mQstya
-is
mandyis
stas
I
gras
-s
kusi
si
mostyo
-QS
mandyQS
stäs
n
gras
-s
kusi
si
most^e.
'&
mandyes
stäs
gras
-s
kusi
si
mostye
-is
mandyis
stäs
i
gras
-s
kusi
si
most/e
-is
mandyis
stas
gras
-s
kusi
si
mQStsa
-is
mandyis
staas
gras
-s
kusi
si
mostye
-is
mandyis
stäs
gras
-s
kusi
si
m$stsa
-is
mandzis
stas
gras
-s
kusi
si
mQSt^a
-is
mandyis
stas
Port.
graso
-si
kusi
si
moska
-e
manyi
sta
und zwar bevor das i die Veränderungen bis el, $' und q*
(Brigels b und Bonaduz c) durchgemacht hat; dagegen hat der
reinere teil Friauls das s dünn erhalten. Für den hinweisenden
gebrauch hat sich das kurze sie verstärken müssen (eceum
186 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
sie u. ä.); die erklärung sämtlicher formen ist hier nicht möglich.
Das s vor einem andern konsonanten breit auszusprechen, ist
keine besonderheit unserer mundarten; man beachte im gegen-
teil das dünne s in n mQstfä und in n, % todesk deutsch. Sehr
charakteristisch für a-j ist die bewahrung des auslautenden
Zischlautes sowohl im plural der nomina als in der 2. p. sg.
der verba. Auch Ampezzo hält noch an dem -s fest, Po-
schiavo, Sulzberg, Nonsberg nur beim verbum, während die
plurale auf e auf der alten endung des nominativs (-ae) be-
ruhen werden. In Vigo, Buchenstein, Colle, Auronzo, Comelico
und in t macht man beim verbum den unterschied, dass das -s
nur nach betontem vokal erhalten ist (das, stas usw.). Über
das angewachsene -t in einigen westlichen dialekten s. s. 230.
X verliert seinen ersten bestandteil nicht leicht, wenn
es unmittelbar auf den betonten vokal folgt; daher reimt
sex selten mit es (du bist), und wo das doch so ist (p sies
ies), da muss der form sies eine längere, etwa sieis vor-
ausgegangen sein. In f, g und Buchenstein ist das heutige
sechs
sechzig
I
ses
sesanta
Buch.
siek
sesanta
Kl.
ses
sesanta
m
ses
sesanta
Colle
s'e/
sesanta
Q
sis
sisQnta
ses
sesanta
Amp.
s'e
sesanta
b
sis
sisonta
n
ses
sesaunta
Aur.
s'e
sesanta
sis
sisontQ
Pose.
sis
sesanta
O.-C.
sia
sesanta
sis
sisonta
Pinz.
se
sesanta
U.-C.
s!e
sesanta
c
sis
sisonta
Mezz.
S$l
sesantQ
Erto
sia
sesanta
sis
sisonta
Cagnö
s$l
sesanta
Cim.
s'e
sesanta
sis
sisemta
Fondo
sV
sesanta
§
se's
sisanta
b
sis
sisaunta
Tres
sje/
sesanta
sis
sesante
sis
sisanta
Cun.
se1
sesanta
t
sis
sesanta
e
se's
sesanta
Rov.
sie
sesanta
u
.stfs
sesanta
f
seks
sesante
Cem.
se5
sisanta
ö
se's
sesante.
9
siks
sasanta
Cav.
g'e1
sesanta
ro
sis
sesanta
f)
sis
sasanta
Pred.
s^1
sesanta
S
sis
sesantQ
U.-B
. ses
sasanta
Vigo
sie
sesant^
9
SlS
sesante^
O.-B
. se's
sasanta
0
sie
sesantQ
i
SlS
sesante
t
ses
sasa'nta
P
sies
sesanta
sis
sesanta
ses
sasenta
q
SlS
sesanta
se's
sesanta
hl
ses
sesanta
X
sis
sesanta
Ford.
sie
sesanta
Konsonanten. 187
Je natürlich erst durch Verhärtung von diphth engen auf i ent-
standen (s. 165 und 167). Der andere bestandteil, der Zisch-
laut, hält sich im auslaut in den reinsten mundarten, übrigens
auch in Kleven und in Poschiavo. Die schriftitalienische form
sei und die ven. sie überschreiten stellenweise ihr ursprüng-
liches geltungsgebiet. Die Verbreiterung trifft diesen Zischlaut
ebenso und ebenda, wie das gewöhnliche s; aber im Bergeil
muss ihn das k von x zu s verbreitert haben. Vor betontem
I bleibt er in lomb. gegenden dünn: Kleven und Poschiavo
lisiva (lixiva); sonst aber nicht:
Lauge
i alsigva
Vigo
lesivQ
Erto lesiva
et lasiva
m lasiva
P
lesiva
5 lisivQ
b lisiva
Pinz. lisiva
q
lisva
i lisie.
f lyiölve
Cagnö lesiva
r
losvca
Port, lfsia
C, 0 sind besonders leicht der palatalisierung ausgesetzt,
am meisten vor i Infolge der das i vorbereitenden zungen-
hebung rückt die Verschlussstelle allmählich weiter am weichen
gaumen hinauf; dabei hängt sich bei der Verschlusslösung
ein immer deutlicheres schleifgeräusch an (fix, gy), gerade so
wie an t, d, wenn man sie zufolge der hebung des zungen-
rückens allmählich am harten gaumen rückwärts und aufwärts
rücken lässt, d. h. sie erweicht {tx, dy). Eine grenze zwischen
beiderlei quetschlauten, hx und tx, gy und dy, lässt sich kaum
bestimmen. Diese schleif laute, dünner ich -laut und dünnes j,
können dann 1. durch breitere ausspräche verdeutlicht oder
erleichtert werden, sodass man von tx, dy zu toskanischem ci,
gi, dann zu entpalatalisiertem ts, dz kommt, oder sie
können 2. durch weitere vorrtickung der erzeugungssteile in
die deutlicher zischenden und leichteren ts, dz übergehen.
Wo man später den t- verschluss vernachlässigt, gelangt
man im 1. fall zu s, z, im 2. zu s, z oder zu fr, 6.
Sehen wir nun die beispiele auf der folgenden seite an, so
bemerken wir sofort, dass die breiten Zischlaute, mit oder
ohne t- verschluss davor, in den besten rät. mundarten in
allen fällen an Stelle des lat. c, g vor i, e stehen, während
in lomb. und in ven. gegenden unter gewissen Bedingungen
dünne Zischlaute auftreten. Im anlaut und nach konsonanten
188 Vergleichende darstellnng der rätoromanischen mnndarten.
asche
100
knie
vogel
vicinus
floh
melken
Kl.
sender f.
tsent
dzincets
uzel
vizin
pules
miilts
Q
tsendra
tsien
ganüly
utsi
vazin
pelis
mundyer
b
tsendra
tsien
zanüly
utsi
vizin
pelis
mulzer
>• >
ts§ndro_
tsien
zanüly
utsi
vizin
pelis
mulzer
^ >
tsendra
tsien
zanüly
utsi
vizin
pelis
mulzer
t >
c
tsendra
tsien
zanüly
utsi
vazin
pelis
muldzer
t >
tsendra
tsien
zanüly
utse*
vaziia
pelis
muldzer
tsendra
tsien
dzanöly
utsi
vazeny
pelis
miildzer
tsendra
tsien
zanüly
utsi
vazeny pelis
muldzer
b
tsendra
tsient
zanüly
utsi
vazeny pelis
muldzer
tsendra
tsient
zanüly
utsi
vazeny peles
muldzer
c
tsendra
tsient
zanüly
uts^l
vaziny
pelis
mundzer
>
f
ts^ndre
tsent
zanüly
utsel
vazfny
peles
mundzer
0
tsandra
ts^nt
snuely
utsi
—
peles
mundzer
%
tsendra
tsient
zanüly
utsel
vazeny pules
mundzer
U.-B.
tsendra
ts^nt
dzanü4
ults<51
vazin
pules
mulzar
O.-B.
tsendra
tsent
dzanö'l
ultsel
vazin
püles
mundzar
i
tsendra
tsient
snuely
utse
vziny
pules
mundzer
i
sendra
sient
snuely
uts^
vzin
puls
mundzer
!
tsendra
tssent
snuely
utse"
vazin
pults
mundzer
1
sendra
sient
znuely
utse"
vazin
pults
muzer
tsendra
tsent
znuely
utse"
vazin
puls
müzer
m
tsendra
tsient
snuely
utse*
vazin
pults
moldzer
tsendra
tsient
snuely
uts6
vasin
pults
multser
n
sendra
sient
zanuqly
utse*
vazin
pults
muldzer
tsendra
ts^nt
dzanü°ly
uts^
vazin
pults
muldzer
Pose.
sendra
tsent
dzcenoely
urs^l
viziia
pulik
?
Pinz.
t/oendru
sent
dzinq*
uzel
viziß
pus
mundzar
Mezz.
t/endej"
t^nt
dyinoklo
autyel
vizin
pules
mundyer
Rumo
sender
sejito
zino;tfl
a"s§l
vizin
pulejs
munzer
Cagnö sender
tse^nto
zinox<?l
aus$l
-uzin
pules
mondzer
Brezz.
. tsender
tsent
dzino^l
auts$l
-uzin
pules
mondzer
Fondo tsender
tsent
dzinoj^l
autsQl
-uzin
pulejs
mondzer
Corr.
tsender
tsento
dzinQtyel
aus<jl
vezin
pules
mondzer
hat auch das Lomhardisehe ts, dz oder s, #, erst in
Südtirol und weiter östlich lassen ts, s, & usw. vene-
dischen einfluss oder doch ven. Zusammenhang erkennen. In
Konsonanten.
189
Tres
Bender
#^nto dinQtyel
au#<?l
-uzin
pules
möder
Cun.
tsender
s^nto
dzin^t^el
auts<p
vezin
pvles
munzer
Rov.
sendro
sento
dinQtso
oz^l
visin
pules
molz^r
Cem.
tuender
sent
dyinqt/o
UZ§1
vesin
piles
muldyer
Cav.
sener
s^nto
dyinQt/o
ozel
visin
pulzo
mulzej*
Pred.
tuender
tx^ot
zanodye
auty$l
vezin
pvles
mozej
Vigo
tsender in
tsent
zenedye
uts(jl
vezin
pules
mQuzer
0
tsender
tsent
zene/ye
utsel
vezin
pules
mo^z^r
P
tsander
tsaat
znodl
utsel
uzin
pules
mo"zer
q
tsa'nder
tsänt
zunadl
vitsel
vizin
purs
müze
tsender
tsont
zenedl
vitsel
vizin
poeres
müze
r
tsander
tsont
zen^dl
vitsel
iziu
prres
müze
>
Buch.
tsender
tsant
zenogle
utsel
vizin
pules
mouze
Colte
sender
sent
zanodye gusel
vizin
pules
münze
Amp.
tsendre f.
tsento
zend
auts^l
vetsin
pules
moze
Aur.
#endre m
#^nto
deno'o
au#el
ve#in
pules
monde
O.-C.
#e/nder
#ento
dunoyo
u#el
vitsiD
pulvis
mondi
U.-C.
Bender
#ento
donoyo
u#el
ve#in
pulis
munde
Erto
#e!dre
#e*nt
done^dye pitqt
vezin
pul#
moWe
Cim.
#eniza f.
#ent
denoi
or#el
vezin
pul#
molde
§
s nlza
s'ent
zinouli
us^l
vizin
pulis
mouizi
tsinlz§
tsent
dzenöli
vutsel
—
pülts
möldzi
t
tsinlza
tsent
dzenöle
uts^l
visin
pülts
m^ldze
u
tsinlza
tsent
zinöli
utsel
visin
pults
mQldzl
ö
tsinlz^
tsent
zen^li
utsel
vitsiD
pults
mQldzi
ro
tsinlza
tsent
dzenöli
uts^l
visin
pults
moldzi
g
tsmlzQ
tsent
dzenu°li
utg^l
vitsin
pnlts
mu°ldzi
9
tsinlze^
ts^nt
dzenöli
vutsel
vizin
pülts
moldzi
tsinlze
tsent
dzenöli
utsel
vitsin
pülts
moldzi
8
tsinize
ts^nt
dzenQli
utsel
visio
pults
moldzi
siniza
sent
zen^li
us^l
visin
puls
miinzi
sinlze^
s^nt
zenöli
us^l
visin
puls
monzi
siniza
sent
zenoli
usel
visin
puls
monzi
siniza
tsent
zenQli
us^el
visin
puls
moLzi
Port.
senare
sento
zenotso
ozel
visin
püleze
molzar
Friaul reicht ts nur von t bis \) und ein Stückchen gegen
Udine hinaus; der grösste teil der friaul. ebene (j) aber spricht
teils rein venedisch s, z aus, teils ist er — und mit ihm der
190 Vergleichende darstellung der, rätoromanischen mundarten.
angrenzende teil Venetiens auch — zu dem halbbreiten s, z
fortgeschritten, das sonst im Venedischen dem lat. s ent-
spricht. An av(i)cellus beobachten wir die stimmlosigkeit
des aus c hervorgegangenen lautes in allen mehr oder
weniger rätoromanischen orten. Bei vicinus ist stimm-
losigkeit ein zeichen der entlehnung; an zwei orten hat
bein hahn henne pferd haare zahlen sägen
Kl. gamba gal galina kaväl kavei pagä segä
a k<miba t/e!t galyina t/avä' t#av#lts pi§ si§
k<miba tyet galyina tyavä1 t/avaMts piä rezdyä
b k^mba t#iet galyina kaväly kavelts pagä rezdyä
kombQ t#iet gilyinQ kaväly kavelts pagä rezdyä
k$mba t^iet gilyina kaväly kave'lts pagä rezdyä
k^mba tsiet gilyina kaväly kavelts pagä rezgä
c k^mba kiet gelyina kaväly kavelts pagä retsgä
kQmba k§t galyiiaa kaväly kavölts pagä rezgä
k$mba k^t galyiuya kaväly kavelts pagä razgä
b t/Qma k^t galyenya tyaväly tyaveUts pi(ja razdy$a
t/Qmba kot galyenya t^aväl t#av§lts pa^r razdy^r
c tyqma köt galyinya tyaväl t^av^lts paer radzdye'r
f t^me köt galyinye tyaväl tyav^lts payer radzdyer
g tyQma köt dyilyeiaa t^aväly t/avalts payer razdyer
I) kama kot galyenya tyaväl tyavelts padyer razdyBr
U.-B. gamba gal galina kaväl kavei pag§ sag^
O.-B. gamba gal galiüa kaväl kavei pag^r sag^r
i tyama t/oet dyilinya t/aväly t/av^lts payer radzdyer
j tyama dyal dyalina tyaväl t^av^lts peär rezdyer
i t^Qma dyal dyalina t^av^ly t^av^s pay^r razdyea
t t^Qma yal yalina t^aväly tyav^s payär razdyär
tyama dyal dyalina tyaväly tyaves payär rezdyär
t^Qma yal yalina tyaväly t/av^ts payär rezdyär
m tyQma dyal yalina t#ava tyav'ös payar rezdyär
t^Quia yal yalina t^avä t^av^as payär resiär
n y<?ma yal yalina t#aväl tyaves payer rezdyer
ygma yal yalina tSavä1 t^aves päyer rezdyer
Pinz. gamba gal galina kaväl kavii pagär rasagär
Mezz. gambQ gal galinQ kaväl kavei pagär segär
Rumo dyambQ dyal dyalinQ t/aväl tyavei payär seyär
Konsonanten.
191
man mir weder auf „nachbar", noch auf „nahe" mit vieinus
geantwortet.
Eines der auffallenden kennzeichen des Rätoromanischen
gegenüber dem Italienischen ist die palatalisierung von c, g vor a.
An canis haben wir das (s. 132) von a-§ und überdies in Nons-
berg, Vigo, Buchenstein, Colle, Ampezzo usw. bis Erto gesehen,
Cagnö
dyamba
dyal
dyalina
t^aval
tyavei
payär
seydr
Corr.
dyamba
dyal
dyalina
t/avdl
tyavei
padydi
■ sedydr
Rov.
gamba
gal
galina
kavdl
kavei
pagdr
segdr
Pred.
gamba
gal
galina
kavdl
kavei
pagdr
s'egar
Vigo
yamQ
dyal
yalinQ
t/avdl
t/avei
paar
sedr
0
yamQ
dyal
yalinQ
tSavdl
tsavei
pa^r
se^r
P
dyama
dyal
dyalina
tyavdl
t/avd1
pa/a
sia
q
dyäma
dyal
dyarina
t#avdl
tyavd's
pa'e"
sie*
dyäma
yal
yarina
t/avdl
tyav^s
pa'e"
si6
r
yama
yal
yarina
tyavdl
t/ave's
pa^
sitj
Buch.
dyama
dyal
pita
tyavdl
tya,v&8
pa'e*
sie"
Colle
dyamba
dyal
pita
tyavdl
t^av^i
pagd
sie*
Amp.
zamba
zal
pita
tsavdl
tsaei
pa/d
Aur.
dyamba
dyal
pita
tyavdl
t/avei
pagd
sed
O.-C.
tyamba
t*el
pita
t/avdl
tsavei
pa/a
v • /
sie
U.-C.
dyamba
dyej
pita
t/aväl
tsavei
pa/d
sia
Erto
dyamba
dyal
pita
#avdl
/avis
padye*
sidy<?
8
dyamba
dyal
dyalina
t/aväl
tyav'ei
pa'ä
siä
dyamb^
dyal
dyaline^
tyavdl
tyav'ei
paä
seä
t
dyamba
dyal
dyalina
t/avdl
tsavei
päd
sed
u
dyamba
dyal
dyalina
tyavdl
tyav'ei
pajd
sed
D
dyambe.
dyal
dyaline.
tsavdl
tsavei
päd
sed
to
dyamba
dyal
dyalina
t^aväl
t^av'ei
pa'a
seä
E
dyarnbQ
dyal
dyalinQ
tyavdl
tsavei
pa*ä
seä
t)
dyambe.
dyal
dyaline.
t/avdl
t/avei
pa'ä
seä
b
dyambe
dyal
dyaline
tyavdl
tsavei
pajd
sed
dzamba
dzal
dzalina
tsavdl
tsavei
pa*d
sed
dyamb§
dyal
dyaline^
t^aväl
tsavei
payd
sed
dyamba
dyal
dyalina
t/avdl
tyavei
paya
sed
dzamba
dzal
dzalina
tsavdl
tsav'ei
pa'd
sed
dyamba
dyal
dyalina
tyavdl
tyav'ei
pa'd
sed
Pord.
gamba
gal
galina
kavdl
kavei
paydr
seydr
192 Vergleichende darstelluüg der rätoromanischen mundarten.
mund
kuh
gabel
lang
f.
frisch
f.
feuer
Kl.
buka
vaka
furka
lunk
lunga
fre§k
freska
foek
Q
buka
vaka
furt/a
Tunk
Punga
frejst/
frejstya
fnk
b
buka
vaka
furt/a
liun
li'nga
frest*
frejst/a
fi"k
buka
vaka
fuert/a
leunk
leußga
fre^ty
freska
feuk
bukQ
vakQ
fuert/Q
leun
fyngq
fre^ty
frest/Q
feuk
buka
vaka
fuertya
lexlnk
le"Bga
fr^stx
frejstya
feuk
buka
vaka
fuertya
leunk
leunga
fresk
freska
fe"k
c
buka
vaka
furka
le"nk
leunga
fresk
freska
feuk
buka
vaka
fiirka
Iqd
lQna
fresk
frejska
fiak
buka
vaka
furtya
lunk
lunga
fresk
freska
fiak
buka
vaka
furt/a
lUB
lunga
fre^k
freska
fiek
b
buka
vaka
furtya
leT,nk
le"nga
freist/
frestya
fiek
buka
vat/a
fijrtya
lunk
lunga
fre%
frestya
fi«
e
buka
vatya
fürt/a
lunk
lunga
fresty
fre^t/a
fi
f
büke
>
vat/e
fürtye
lunk
lunge
fre^ty
fre^tye
fi
9
bot/a
vat/a
fuertya
lunt/ lundya freist/ frejtstya
fia
$
buka
vaka
furtya
lunk
lunga
fregty
frest/a
Mx
U.-B.
buka
vaka
furketa
lunk
lunga
fresk
freska
fcek
O.-B.
boka
vaka
furketa
lunk
lunga
fre]sk
fre'ska
foak
i
buet/a
vat/a
fuert/a
lunty
lundya frästy
frästya
f03
i
buet/a vat/a
fuert/a
lunty lundya
fra'sty
fra'st/a
f03
U
boka
vatya
fuert/a
luDk
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fra'st/
fraJst^a
fa)
m
boka
vat/a
fuertya
lunk
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fräst/
frastya
fee
boka
vat/a
fuert/a
lunk
lunga
fresty
frestya
f03
n
buka
vatya
fuQrt/a
lllDk
lunga
fragst/
fra'st/a
f03
boka
vatsa
fu°rtsa
luiak
lunga
fra'sts
fra'stsa
f03
Pose.
boka
?
forka
lunk
lünga
fresk
freska
foek
Pinz.
buka
vaka
forka
lunk
lunga
froesk
freeska
foek
Mezz.
bok$
vakQ
furkQ
tynk
iQßgQ
fresk
freskQ
foek
Rumo
botyo.
vat/Q
förtyQ
ivfy
lQndyQ frest/
frest/Q
foety
Cagnö bo/a
va/a
fort/a
l?nty
londya fresty
frest/a
fmX
Brez
bot/a
vat/a
förtya
lonty
londya fr est/
fresr/a
fuety
Fond(
) bo/a
vatja
fört/a
lonty
londya
fresty
frest/a
f"etx
Corr.
bot/a
vatya
fort/a
lQnty
londya
fresty
frestya
P&Z
ebenso an dominica (s. 114), ausser in Ems (c) dumewga; anders
und weniger verbreitet sind die quetschlaute bei capra, musca,
casa, calidus, carrus, carus, caput, catena u. a.; und so sehen
Konsonanten. 193
Tres botya vatya fortya l<mt# iQndya frest/ frestya f^ty
Cun. botya vatya fortya lQnty lpndya fresty frestya fcety
Rov. boka vaka forka lonk loüga fresk freska f<jk
Cem. boka vaka forka lQük iQnga fresk freska fcek
Cav. boka vaka forka lQBgo l^Dga fresko freska fcego
Pred. boka vaka forka loiak longa fresk freska foek
Vigo bot^Q vatxQ fortyQ lonk londy$ fresk frestyQ fek
0 bötSQ vats$ fortsQ lenk le*ndy9 fresk frestso fek
p botx.a vatya fonrtya lonk londya frask frasa fuek
q botya vätya fürtya lunk lündya fräsk fräska fük
botya vat^a fürtya lunk lündya fresk freska fuk
r botya vatya fürtya lunk lündya fresk freska fv
Buch, botya vatya fo"rt^a lonk londya frask fräska fu°k
Colle botya vatya fortya loük londya fresk freska fuok
Amp. botsa — fortsa lQBgo l^nga fresko freska fo
Aur. bot/a vatya fortsa lQDgo lQnga fresko fresa foyo
O.-C. botya vatya fortsa lQBgo lQBga fresko freska f^e/o
U.-C. bot/a vat/a fortya lQDgo lQDga fresko freska fogo
Erto bo^a va;ta for#a lu'ük luandya fresk fresa feuk
Cim. bo#a va#a for/a lu°Dk lu°ndya fresk freska fo"k
§ bQtya vatya f$rt/a luonk luondya fresk frestya fo"k
bQt^e vat^e fQrt/£ lonk londye fresk fresty£ fük
t bQtya vat/a fQrt#a lußk lündya fresk frestya fu
u bQtya vat/a fQrtya lunk lündya fresk frestya fouk
ö bQtj^ vatye fQrtye lunk lundye fresk frestye fouk
Xo bQtya vatya fyrtya lußk lündya fresk frestsa fük
E bQt^9 vat^Q fQrtyQ lunk lundyQ fresk frestyQ fonk
t) bQtye vatye fQrtye lunk lundye fresk frest;^ fük
1 bQtye vat^e fgrtye lunk lundye fresk frestye fük
botsa vatsa fortsa lunk lundza fresk frestsa fuk
bQt^^ vatye fortx$ lunk lundye fresk fre^st;^ fuk
bQt#a vat^a fortsa lunk lündya fre§k frestsa fuk
bQtsa vatsa fqrtsa lunk lundza fresk frestsa fouk
bQtya vatya f$rt#a lunk lündya fresk frestsa fo"k
Pord. boka vaka forka longo longa fresko freska f$yo
wir auch an den hier zusammengestellten beispielen von camba
an bis furca, longa und fresca, dass die grenze zwischen
palatal und velar nicht immer gleich läuft. Sehr merkwürdig
Gärtner, Bätorom. spr. u. llt. 13
194 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
ist die sache in GraubündeD. Denn nur teilweise erklären
sich die verschiedenen behandlungen des c, g vor a aus den
verschiedenen lautverhältnissen im wort, wie der tonstärke des
a oder der natur des dem c, g vorausgehenden lautes; sondern
im grossen nimmt die häufigkeit der palatalisierung von ca und
ga sowohl vom Tavetsch aus, als auch vom Engadin und Bergün
aus gegen Chur hin ab: der gemeinsame tiefpunkt beider ab-
stufungen ist Ems, der fast schon verdeutschte grenzort des
Kätoromanischen gegen das deutsche Rheintal. Es ist nicht un-
wahrscheinlich, dass viele solche ha, ga = lat. ca, ga an die
stelle älterer t%a, dya getreten sind, wie ja in Ems kimüw
deichsei und ragis wurzel auf diesem wege entstanden sein
müssen (vgl. tyimkw, radyis in Heinzenberg, c). Eine italiani-
sierende ausspräche der Deutschen oder den Deutschen gegen-
über mag jene rückläufige bewegung begünstigt haben. Aber
ich halte jetzt dafür, dass sich von Chur her ins Rätoromanische
Graubündens der einfluss desjenigen Romanisch eingekeilt hat,
das eben einst in Chur und weiter draussen gesprochen wurde
und vielleicht ein a besass, vor dem eine palatalisierung nicht
möglich war. Stalla (t)) steht ausserhalb der genannten zwei
abstufungen und verdankt seine im vergleich mit dem be-
nachbarten f zahlreichen ha, ga dem Septimerpass, der nach
Berge! 1 und Kleven führt.
Die erhaltung des h von fresca in q, r Buch., Colle, Am-
pezzo, Comelico und Cimolais wird der männlichen form zu
verdanken sein (vgl. musca s. 185); umgekehrt vielleicht kommt
das -ty an o, b fr$stx, lartx (geräumig) von der weiblichen form
frqstxa, lardya. In Flims und in c hat man Je in beiden ge-
schlechtern; von b bis n aber und im Nonsbergischen werden
auslautende k- laute zu t% erweicht, zuweilen zu x, i erleichtert
oder ganz verschwiegen, ohne dass eine verwandte form auf
-a dazu verleitet: z. b. tsint% u. ä. (quinque, s. 196), b-n letx,
la* u. ä., Nonsb. latx, lax (lacus); fast tiberall da ist auch focus,
locus so entwickelt, nur in g, i, j und Nonsberg auch longus
und paueus. Das ist einmal ein lautwandel, der auf das
Rätoromanische westlich von der Etsch beschränkt ist.
Noch zwei erweichungen sind auf den westen be-
schränkt: 1. die des c, g vor ü und ö, 2. die der Ver-
bindung ct. Die erste tritt nur da ein, wo sich u zu v
Konsonanten. 195
(i) und uo zu ve (02) wendet, also auf der lomb. seite, z. b. bei
obscurus, corium (s. 178), anc'hodie (s. 200) in ct-n und Rumo,
während das Lombardische (wie das Französische) bei einem
mehr oder weniger harten k- laut verharrt. Noch weiter
westlich liegt das lombardisch - rätoromanische gebiet der
anderen erweichung; sie ist aus dem Spanischen bekannt,
während Poschiavo die französische entwicklung mitmacht.
dunkel
milch
Berg.
skvr
lat*
Vigo
skur
lat
Kl.
skür
lats
t
st^vkr
lat
0, p
skur
lat
a
styir
lat*
i-n
styur
lat
q
skür
lät
b
gtyir
laty
Pose.
skür
lä!t
r
skür
lat
stsir
lata
Pinz.
skvcr
lat
Buch.
skur
lat
c
skir
lat§
Mezz.
skur
lat
Amp.
skuro
late
styir
lat*
Rumo
st^vr
lat
O.-C.
skuro
lati
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gtyir
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Cagnö
§kvr
lat
U.-C.
skuro
late
gtyir
lats
Fondo
skur
lat
Erto
skur
lat
e
gtye/r
lat*
Cun.
skur
c
lat
•-J
skür
lat
f
gtyikr
lat*
Rov.
skur
lat
!
skür
lat
9
st^ikr
lats
Cav.
skur
late
skur
lat
*
styur
lat*
Pred.
skur
lat
Port.
skuro
late
Octo heisst in Kleven vQt, in i gtx, Qatx, also mit ver-
kehrtem auslaut (vgl. noctem s. 160); Zahlwörter unterliegen
zuweilen dem einfluss der schule oder dem des handelsverkehrs.
Daher reimt auch o-r qt (acht) nicht mit noctem.
Qu und Gu vor vokalen behalten im Italienischen
das unsilbische u meistens bei, in den besten rät. mundarten
nicht, oder nur unter günstigeren umständen. Von den ein-
zelnen fällen, in denen, wie im anlaut von quinque, das u
allgemein und in sehr alter zeit vernachlässigt ist, können
wir absehen. An quattuor (s. 110) und den beispielen auf
den folgenden Seiten erkennen wir, dass in diesem stücke
am hartnäckigsten dem Italienischen widersprechen 1. der
mittlere teil Graubündens (e-g, t) und 2. Tirol (fast ganz
Nonsberg und o-r mit einem stück Avisiotal hinunter
und Buchenstein). Die art, wie man über die Schwierig-
keit solcher u hinwegkommt, ist nach gegenden und nach
der lautumgebung verschieden. Nicht einmal quattordeeim
13*
196 Vergleichende darsteUung der rätoromanischen mundarten.
und quadra(gi)nta stimmen überall in der ersten silbe
überein; doch da scheint die grössere häufigkeit der
kleineren zahl für den früheren verlust des u entschieden
zu haben. Auch das betonte qua in quattuor und quin-
quä(gi)nta ist verschieden behandelt in a-b, m und n; dar-
an wird die hineinziehung des u des zweiten Zahlwortes
in die vorhergebende silbe (s. 198) schuld sein. Ganz
anders steht es aber um das qu in aqua: Graubünden hat
Kl.
o, b
c
c
f
9
$
U.-B.
O.-B.
i
i
f
l
m
n
Pose.
Pinz.
Mezz.
Rumo
Cagnö
Fondo
5
tsink
tsun
tseun
tseunk
tsun
tsenty
tsenty
tsinty
tsinty
tsentx
tSenty
tsink
tsink
tsinty
tsinty
sinty
tsinty
tsinty
tsinty
tsinty
tSintx
sinty
tsints
tsink
sink
tyink
tsinty
tsinty
tsinty
14
kuatordes
kuitQrdis
kuitQrdis
kuitQrdis
kuitordis
k"itordi§
kuitQrdes
kitQrdis
kitQrdes
katQrdes
kitQrdes
katordes
kutQrdes
katordes
kuatQrdes
katordes
katQrdes
katQrdes
kuatodes
>
katQrdes
kuatQrdes
katQrdes
katQrdes
k"atQrdas
kuatQrdas
kuatQrdejs
katQrdes
katQrdes
katQrd^g
15
kuindes
kuindi§
kuendis
kuendi§
kuendis
kuendis
k"endes
kindis
kinde§
>
kindes
kuindes
>
kuindes
>
kuindes
kindes
>
kuinde§
>
kuinde§
i
kuindes
>
kl,indes
>
kuindes
i
kuinde§
>
kuindes
>
kuindes
kuindes
>
kuindas
kuindas
kuindej$
kindes
kindes
kinde^
40
kuaranta
kurQnta
kurQnta
kure^nta
kurQnta
kuraunta
kuranta
kuranta
kurante
>
karanta
kuranta
k°aranta
kuranta
kara'nta
karenta
kuaranta
k"aranta
kuaranta
kuaranta
kuaranta
kuaranta
kuraunta
kuaraunta
kvlaranta
kuaranta
kuarautQ
karantQ
karanta
karanta
50 wasser
tsinkuanta akua
tsunkQnta aua
tsunkQnta aua
tsunkeunta aua
tsunkQnta aua
tsunkaunta a"a
tsunkanta aua
tsunkanta
tsunkante
>
tsunkanta
tsinkuanta
tsinkuanta
tsinkuanta
tsinkanta
tsinkuenta
sinkuanta
tsinkuanta
tsinkuanta
tsvnkuanta äua
tsunkanta äua
tsinkuanta
sunkaunta
tsinka"nta
t§inkuanta
sinkuanta
t/inkuantQ akuQ
tsinkantQ akQ
tsinkanta aka
tsinkanta äka
ava
äve
>
äva
Qva
§gua
aua
öva
öva
Qva
e>
äua
aua
äua
a"a
akua
akna
sucht
§nkuera
dunkiera
dunkiera
nkuera
kuera
kuera
Konsonanten.
197
das q aufgegeben, Tirol und Friaul das u, Lombardei und
Venetien keines von beiden. Im Italienischen ist der kon-
sonant stimmlos geblieben; so auch im Nonsbergischen,
wenn hier nicht etwa ahua, aha erst aus dem ven. Etsch-
tal bezogen ist (wie wasser, mit hellem a, in einem teil
des bair.-österr. gebietes aus der gebildetensprache). Das
bestreben, ein unsilbisches u der endsilbe festzuhalten, zeigt
Graubtinden auch bei lingua; die verschiedenen graub. formen
Tres
Cnn.
Rov.
Cem.
Cav.
Pred.
Vigo
0
P
q, r
Buch.
Colle
Amp.
Aur.
U.-C.
Erto
t
u
ü
IX)
i*
*)
I
Port.
^inty
tsintx
sinkue
sink
sinkue
tyink
tsink
tsink
tsink
tsink
t§ink
sink
tsinke
#inke
#inke
#ink
sink
tsink
t§ink
tsink
t§ink
tsink
tsink
tsink
t&ink
sink
sink
sink
sink
sinkue
kuatQrdes
katQrdes
k"atQrdeze
kuatQrdes
kuat$rdes
katqrdes
katQrdejs
katQrdes
katQrdes
katördes
kat^rdes"
katQrdes
kuatQrdes
kuatqrdeze
k^atordes
kuatQrdes
kut"ardis
kutuardis
kat"ardes
kutuardis
kutuardi§
kutuardis
katuardi§
kut"ardi§
kuf'ardis
kutuardis
kut"ardis
kutuardi§
kutuardis
kuatördeze
kuindes
kindes
kuindeze
kuindes
kuindes
kindes
kin^s
kines
kindes
>
kines
kindes"
kinde§
kines
kuindeze
kuindes
kuindes
kuindi§
k"indi§
k"indes
kuindis
knindis
kuindi§
kuindi§
knindis
kuindis
kuindi§
k"indis
kuindis
kuindis
kuindeze
kuaranta
karanta
kuaranta
kuaranta
kuaranta
karanta
karantQ
karantQ
karanta
karanta
karanta
kuaranta
kuaranta
knaranta
k"aranta
kuaranta
kuaranta
korant§
karanta
k"aranta
kuarante
koranta
korantQ
korante
kuarante
kuaranta
kuarante
kuaranta
kuaranta
kuaranta
#inkuanta
tsinkanta
sinkuanta
sinkuanta
sinkuanta
t/inkuanta
tsinkantQ
tsinkantQ
tsinkanta
tsinkanta
tsinkanta
sinkuanta
tsinkuanta
#inkDanta
#inkuanta
#inkuanta
sinkuanta
t§ink"ante
tsink"anta
tsink'anta
tsinkuant$
tsinkuanta
tsinkuant9
t§inkuant$
tsinkuante
tsinkuanta
sink"ant$
sinkuanta
sinkuanta
sinkuanta
akna
aka
akua
akua
akua
aVa
ago
<&<?
Sg.a
ega
t/er
kier
kier
klr
yega kier
a!va —
a/a —
a/a —
a/a —
<?ga —
äga
äg$
äga
äga
äg<?
agra
tser
'S*
äg9
ag£
age
aga
ag?
aga
aga
akua •
tse'r
tslr
tslr
tslr
tslr
sir
sir
sir
§ir
Kl.
lingua
sank
ki
ke
a
l'unga
saun
txi
t*e
6
liuDga
soun
txi
W
f
lyaßge
sank
t/i
tye
i
la*ndya
sa'nt/
¥
tye
m
leua
sanku
txi
tye
n
lyauDga
sauük
tgi
tsV
198 Vergleichende darstellung der rätoromanischen muudarten.
zunge blut wer was Cagnö lenga saiak t#i ke
o lengQ saük ki ke
p l^Dga sank ki tye
q la'Bga saük ke tyi
r lenga sank ke t/i
Amp. leDga sank ki tse
Erto le'nga sank #i t^ia
j lengQ sank ku1 tse
Pose. leiagua sank ki ki $ lenge^ sank ku1 se
Pinz. lingua sank ki ke Port. lengua sangue ki ke
kommen alle über leuvga her, eine form, die noch in den
meisten orten von b-b besteht und sich daraas erklärt, dass
man das in der unbetonten endsilbe unbequeme u nicht aus-
warf, sondern durch verfrühte u-mundstellung in die tonsilbe
hineinbekam, wo es bequemer sitzt. Bei sanguis könnte
man gleiches erwarten; aber die diphthonge, die da am
Vorderrhein auftreten, sind dieselben wie bei canis, manus
(s. 132) usw. Hingegen ist das u des zweiten qu in quinque,
quinqud(gi)nta in c (auch in Flims iseuw1c) deutlich als vor-
gerückt zu erkennen.
Ob das q vor i, e nach dem verschwinden des u noch
palatalisiert wird, hängt natürlich davon ab, ob zu der zeit
der lautwandel ci zu tyi, ce zu tye nicht schon tiber-
wunden ist. Der auslautende quetschlaut an quinque in b-n
und Nonsberg kommt hier nicht in betracht (s. 194). Quin-
deeim ist dazu tiberall zu spät gekommen, wo es überhaupt
das u abwerfen durfte. Qnaerere, meistens in die i-kon-
jugation tibergetreten, lebt in a-c, m, Vigo, o-r und 8-5
fort, in der nachbarschaft hat man mit oder von den
Italienern cercare für diesen begriff; jedoch in Graubtinden
ist das u zu spät oder noch nicht ausgefallen, in Tirol zu
spät, in Friaul früh genug, um die ortsüblichen quetschlaute
und Zischlaute aus dem q (c) entstehen zu lassen. An quis
und quid endlich kann man beobachten, wie der k-laut zwar
palatalisiert ist, aber oft nicht bis zu dem Zischlaut gelangt,
wie das alte, früher in die bewegung eingetretene lat. c vor
i, e an demselben ort. Dass das friaul. ku* nicht = quis ist,
sondern ein zum nominativ vorgerücktes cui (vgl. franz. lui), ist
Konsonanten. 199
klar. Eccu'illum (s. 218) entledigt sich des u in einem grösseren
gebiet als quindecim: Auronzo, Comelico, Erto, 3-$ ungefähr hei.
J ist durch einen da vortretenden d- verschluss verstärkt
und daher vor allen vokalen gleich oder ähnlich wie g vor
i und e (s. 187) entwickelt; vgl. juvenis s. 112, jugum s. 148
und jovia s. 158. (In venedischen und angrenzenden mund-
arten schwankt zuweilen die ausspräche zwischen Venedisch
und Toskanisch.) Die Verbreiterung des j zu dz, z ist aber
in Graubunden, im gegensatz zu g vor i oder e, und im
gegensatz zum Lombardischen, fast tiberall unterblieben;
sogar in g, wo man das j in einen Zischlaut verschärfte,
kam man von dy zu dz, nicht (wie bei g) zu dz. In
Friaul lautet jovia mit deorsum gleich an, aber juvenis
mit genu. Die formen mit dz, z, 6, d und mit halb-
breitem z sind (ausser in g) dem venedischen einfluss zuzu-
schreiben, sie erstrecken sich von Pinzolo und Nonsberg bis
ans ostende.
Überblicken wir schliesslich die palatalisierung, die von
dem unsilbischen i, e vor vokalen ausgeht, wie in den
Suffixen -alia, -aneus, -arius, -itia, -aceus, in einzelnen Wörtern
wie filius, balneum, paria, medius, brachium usw.
Wenn 1 oder n mit gehobenem zungenrticken aus-
gesprochen wird, so gibt das in dem augenblick, wo die
Zungenspitze vom l- oder n- verschluss weggezogen wird,
oberhalb des zungenrtickens ein deutliches y-geräusch. An
folium (s. 174) und filia (s. 200) sehen wir, dass nur in a-n
das palatale 1 fortlebt, während alle anderen rät., lomb. und
ven. mundarten darauf verzichten und sich mit dem y oder mit
noch weniger begnügen: *folya-foya-foia-foa. Sogar zwischen
zwei a kann der palatale laut zuweilen ganz ausfallen: Vigo
tadr, Cormons ($) tad sehneiden. Aus dem Poschiavotal
meldet uns Michael sowohl filypla, als figla (filiola). Bei oleum
kommt es zu keiner palatalisierung im Rät, wie im Lomb., Tosk.,
Prov. und Französischen; das wort ist in f, I, m, wie im Franz.,
weiblich. Das n verliert sich selten in solcher läge: Erto, §-£
ra* spinne; es geht eher in einen anderen nasenlaut über: in
gemeines n in p qrani neben -dny, tioHyani ferse neben -dny,
g tyalty?%n, Rumo ra'n, in *? in Vigo reu, txutxev, Cormons
ra{i3, Ampezzo talardv. In anderen gegenden ist das palatale
200 Vergleichende darstellang der rätoromanischen mundarten.
tochter
öl
regen heute
halb
f.
hemd
arm
KL
fioela
oli
— inkoe
m^ts
m^dza
kamiza
bras
a
felya
eli
pleVa 9ts
mipts
m^aza
kamiza
brats
b
felya
ieli
plievia 9ts
miets
m^za
kamiza
brat§
feiy<?
ieli
plievdy9 9ts
miets
maz9
kamiz9
brat§
felya
ieli
plievdya 9ts
miets
m^za
kamiza
brats
c
felya
Mi
plievdya ots
miets
m§sdza kamlza
brät§
felya
iele
plievdya 9ts
miets
medza
kamiza
brats
b
felya
ieli
plievdya 9ts
meHs
m^adza kamiza
brats
felya
ieli
plievdya 9ts
miets
meaza
tyamlza
brats
e
felya
ieli
plievdya 9ts
m§ts
m§za
tyame/za
brats
f
felye
Iele
>
pll^dye 9t8
m9ts
m9ze
t^ame'ze
brats
9
fejya
ieli
plievdya 9ts
m'ats
m'adza
tyamigza
brats
$
filya
vli
pluvdya 9ts
m^ts
mfdza
tyamlza
brats
U.-B.
fia
oela1
ploevdya inktie
mats
matsa
kamiza
brats
O.-B.
fiya
celi
plceVa intyce
mets
medza
kamlza
brats
i
filya
öeli
ploevdya 9ts
mete
m^dza
tyamigza brats
M
filya
oeli
ploevdya 9ts
m$ts
metea
t^amiza
brats
i
filya
oela
ploevdya 9ts
m^ts
metea
t^amlza
brats
m
filya
oela
ploevdya 9ts
mets
metsa
t^amlza
brats
filya
cela
plöev^ 9ts
mets
metsa
tyamlsa
brats
n
filya
öeli
ploevdya 9ts
mets
metea
tyamlza
brats
Pinz
fioela
<?yn
— ißkce
mes
m^za
t/amlza
bra/
Mezz.
ficelQ
?y°
plcev^ ankoe1
m^s
m§z9
kamizo
braty
Rumo
ficelo
?yo
plo3v'9 ntyce1
mes
mez9
t^amiz9
brats
Cagn£
> fioela
<?yo
— aßköe1
mej3
m§za
t^amiza
bras
Fond(
> fi§la
9yo
plev'a aßk11^1
mes
meza
t^amiza
bräts
Corr.
puta
9yo
pl9v;a aiak1'^1
m$ts
m9za
tyamiza
brats
Tres
fi^la
Qyo
pu^v!a aDk"^
mej3
meza
t/amiza
bra#
Cun.
fioela
<?y°
— eiakoe1
m9s
meza
tyamiza
brats
Rov.
fi9la
?yo
pj9va ankö*
mes
meza
kamiza
bras
ny auch im auslaut geläufig: a-b, % m, n kalk^ny, e-f kaltxo'ny,
i tyaltyäny, f, I txaUxtfny, lomb. kalkdny (ven. kalkanyö).
Mit r geht i keine Verbindung ein; wir haben das an
dem suffix -arius s. 171 sehen können und an corium s. 178.
Vor vokalen geht Vigo und p besonders weit in der Zerstörung:
ag, qa tenne, salmoQ, sqlmueia Salzlake, pael, pa'üH eine art
kessel.
Konsonanten.
201
Cem.
fioela
'<?yo
p'ceva
ankce'
mes
m^za
kamiza
braty
Cav.
fioela
• <?yo
p'Qza
ankoe'
m^zo
meza
kamiza
braso
Pred.
ficela
c
■<?yo
p'ceveda aükce1
m^s
m^za
kamiza
brat/
Vigo
fio
ele
p'ev'Q
anke"
m^ts
m^zg
t/ame'zQ
brats
0
fi<?
elek
p'ev'9
inke"
mets
mezQ
tsame'zQ
brats
V
fia
uele
plueia
Dkuei
mets
meza
t^ama/za
brats"
q
fia
osle
ploe'a
iököe
mets
meza
t^amaza
bräts
r
fia
ere
plv'a
nki>
mets
m^za
t/am^za
brats
Buch.
fia
<?yo
plo'a
Dku°i
mets
meza
t^amäza
brats
Colle
fia
<?yo
p'ova
enku6i
mes
meza
t^amiza
bras
Amp.
fia
<?yo
p'oa
anku6'
mezo
m^za
tsameza
bratso
Aur.
fia
9yo
p'oa
aDkuö'1
m^do
m^da
tsameza
bra#o
O.-C.
fia
<?yo
vbf&
inkii'
medo
meda
t^am^za
brafro
u.-c.
fia
<?y<>
p'oa
Bko'
m$do
meda
tyameda
bra#o
Erto
fia
uali
p'oa
uüku'
mia#
miada
^ame'za
bra#
Cim
fia
vu°le
p'ova
uuku°i
i m'e#
m'eda
/ame'za
bratf-
1
fia
vuoli
pluoia
vu0i
m'es
m'eza
t/ameza
bras
fie
vueli
ploe.
vö!
m'ets
m'edze^ tyameze
brats
t
fia
vuele
plea
vuei
m?et§
m'eza
tsameza
brats
u
fia
voli
plo'a
vo'
m'ets
m'eza
tyam^za
brats
Ö
fie
vneli
plQ^
vuia
m'ets
m'eze^
tyamez^
brats
ro
fia
vueli
plo'a
ue
m'ets
m'edza
, tsameza
brats
l
fio
vueli
plo'Q
ujo
m'ets
m'edzQ t/am^zQ
brats
9
fie
vneli
ploe.
vq'
m'ets
m'edze^ t^am^z^
brats
8
fie
vueli
ploe
vue
m'ets
m'edze
tyameze
brats
fia
ueH
ploa
"S
m'es
m'eza
tsameza
bra§
fie
u$li
plft
ue
m'es
m'eze^
t/ameze^
bras
fia
ueli
plo'a
ue
m'es
m'eza
t/ameza
bras
fia
vueli
plo/a
vuel
m'es
m'eza
tsameza
bras
fia
gueli
plo'a
yuei
m'e§
m'eza
tsameza
bras
Port.
fia
o'o
p'ova
ankuo
mezo
meza
kamiza
braso
Die lippenlaute können durch ein folgendes t, y, X
auch nicht allmählich verändert werden, wohl aber ver-
drängt. Das unsilbische i kann konsonantisch werden (y),
oder in die Stammsilbe gezogen oder weggelassen werden.
Pluvia zeigt uns all dies; jovia (s. 158) stimmt damit
nicht tiberein, es scheint als ein wort des geschäftlichen
Verkehrs vor der Verwitterung besser geschützt gewesen zu sein.
202 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mnndarten.
Eine sehr wenig gesteigerte zungenhebung führt von d, t
vor unsilbischem i zu dy, ty: z. b. in deorsum (s. 164) am
Rhein und im Oberengadin und in q, r, Cimolais t^eo, tywe,
txevet lau, t, u, £, tj txqra, -q, -$ erde. Leicht erklären sich
aus dy die anderen formen für deorsum von ! bis 5 und in
den lombardischen und venedischen mundarten. Auch die
formen für medius (s. 200) sind klar, aber man bemerkt,
dass da die Verbreiterung des reibelautes anderswo und
weniger verbreitet ist. Vielleicht wegen der entgegen-
gesetzten läge in beziehung auf den betonten vokal; hodie
ist aber nur in Graubünden mit medius gleich entwickelt,
sonst hat es sich des d entledigt. Ähnlich wie olenm hat
hordeum sein e nicht konsonantisch verarbeitet: I ierda f.,
m urda f., n y$rdi, p grde, q, r örde, Buch. Qrde, Erto gröl,
j vuardi, 5 uardw, erst in Nonsberg grs, Vigo Qrts (a-f andere
Wörter).
Das s wird durch das folgende i im Rätoromanischen
breit; gegen das Lombardische gibt das einen merklicheren
unterschied; s. camisia.
Endlich hat auch das c, wie vor silbischem i, in den
gut rätischen mundarten einen breiten zischlaut hervor-
gebracht, wie glacies (s. 174) und brachium zeigen. Das g
muss, um die gleichlaufende entwicklung anzunehmen, durch
einen vorausgehenden konsonanten geschützt sein, wie in
&, i sundza, m sondiza, p somq, q swaza axungia; vgl. b
Jcuredya, i kurädya, m kurcfa, p kurqq, q Jcur^a, $ Jcor§
corrigia.
Biegung der nomina. 203
Biegung der nomina.
Von den alten kasus darf man hier nur den nominativ
und den akkusativ suchen, jenen als das zeichen für Sub-
jekt und prädikat, diesen für das direkte objekt und für
die erst durch die präposition bezeichneten Verhältnisse.
Die Romanen haben dann bekanntlich, indem sie sich
allmählich eine feste Wortstellung angewöhnten, das be-
dtirfnis für den subjektskasus verloren. Nun konnte der
nominativ immer noch als prädikatskasus fortleben, und
auf dieser stufe des Untergangs der kasus steht in der tat
das Oberländische in a und b, auch in Flims noch, wo in
lautlicher hinsieht die Übereinstimmung mit c grösser ist als
die mit b selbst. In a, b sagt man z. b. il mir alf die weisse
mauer, aber il mir $ alfs die mauer ist weiss. (Böhmer,
Prädicatscasus im Rätoromanischen, Rom. Stud. II, 210 — 226.)
Früher war der gebrauch des prädikatskasus auch auf den
plural ausgedehnt und bis an den Hinterrhein verbreitet.
Von den Substantiven ist di zu nennen, das in aus-
drücken wie $ veny dis (es wird tag) noch immer sein -s
bekommt; das wort ist in dieser bedeutung immer nominativ,
während di als zeitmass öfter im akkusativ vorkommt und
daher, wie andere gewöhnliche Substantive in der akkusativ-
form erhalten ist. Die alte nominativform Deus, Dieus,
Deis, die von manchen Schriftstellern Graubündens von Deu,
Dieu, Diu unterschieden wird, gilt aber als Subjekt und
wird wohl nicht ohne den einfluss der kirchensprache er-
halten sein.
Im übrigen wird im Rät. ebensowenig zwischen nomi-
nativ und akkusativ unterschieden wie im Ital. oder im
Neufranzösischen, so dass uns hier nur die frage zu beant-
worten übrig bleibt, welcher von den zwei kasus als einzige
form für den singular oder für den plural stehen geblieben
ist. Vorher wollen wir uns aber nach den Überbleibseln des
neutrums umsehen.
Eine spur des neutrums beim nomen zeigt sich darin,
dass der prädikatskasus auf -s in a und b dem neutrum
verweigert wird. So wie im Latein bonus, bellus nur
204 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
männlich ist, nicht sächlich, so sagt man auch jetzt noch
am Vorderrhein il bgf e? bunts, ¥alts der ochse ist gut,
schön, aber Jcue-{ $ bien, bi das ist gut, schöD. Solche be-
sondere formen für das neutrum finden wir auch am Inn;
so schreibt Bifrun 1560: nu ais boen ä s' maride-r] während
bei ihm das maskulinum, ob attributiv oder prädikativ, immer
bun heisst (und das adv. bairi).
Das andere Überbleibsel, gleichfalls in Graubtinden, ist
die mehrzahl auf -a; sie hat meistens eine kollektive, zu-
weilen noch weiter abweichende bedeutung und wird mit
dem Singular des prädikatsverbums verbunden. Sofern da-
neben der regelmässige (männliche) plural besteht, ist also
die alte pluralform aus der wortbiegung in die Wortbildung
verschoben. Begreiflicherweise kann da ein Substantiv mit-
gerissen werden, dem eigentlich kein plural auf -a gebührt,
wie fest stock (fustis), festa. Wirkliche plurale aber sind
die von masswörtern, wie b bratsa eilen (bratss arme), ferner
besonders paria, sextaria, neben denen keine andere mehr-
zahlform besteht, und von den Zahlwörtern dua, am Inn auch
tria, z. b. b tsun pe-ra 5 paar, endis styra 11 star (scheffel),
dua tsien 200, i trrta tsient 300.
Welcher alte kasus im singular erhalten ist, lässt sich
bei der lat. 1. deklination nicht sagen, weil die unbetonte
endung -am ohnedies nur -a galt. Die 2. deklination lässt
deutlich den akkusativ erkennen; denn es sind — abgesehen
von den besprochenen prädikatskasus — nur die formen ohne
-s erhalten (s. annus 178, caballus 190). In der 3. deklination
erweisen sich die meisten einzahlformen deutlich als akku-
sative, wie pars (s. 118), aestas (s. 122), canis (s. 132), nur
wenige als nominative, wie latro (s. 110).
Mit dem plural kommen wir wieder auf einen punkt,
wo Rätoromanisch und Italienisch auseinander gehen. In der
der ersten lat. deklination (s. das erste beispiel s. 206) ist
nicht der nominativ, sondern von et bis g, auch in Ampezzo,
der akkusativ behalten. Das beweist der Zischlaut im aus-
laut; ebenso sicherlich sind die an den endpunkten unserer
mundartenreihe stehenden pluralformen die richtige lomb. und
ven. Wiedergabe des nominativs byrsae. Aber das -e im Nons-
bergischen, im Avisiotal und in der gegend von Buchenstein
Biegung der nomina. 205
und Auronzo bis nach Erto und Cimolais wird schwerlich vom
lat. -ae abstammen, wenngleich zuweilen grammatisch bedeut-
same laute zäher festgehalten werden als sonst in gleicher
Stellung; auch der stammauslaut in Wörtern wie musca
(s. 184) würde sich auch so verstehen lassen. Wahrschein-
licher ist jedoch die annähme, dass man in jenen gegenden
einst borses und mostxes, moses sagte und erst später unter
ven. einfluss das auslautende -s vernachlässigte. In einem teil
derselben orte hat man den zischlant bei der verbalendung
-as noch bewahrt (s. 184), vermutlich weil da auch das
Venezianische noch formen mit -s kennt (in der in Version).
In der lat. 2. deklination war die wähl zwischen nomi-
nativ und akkusativ plur. nicht leicht. Vermutlich haben, wie
in Frankreich, beide kasus in beiden zahlen Jahrhunderte
lang nebeneinander fortbestanden. Gegenwärtig überwiegt
freilich der akk. -os als pluralzeichen, aber wir finden in
allen drei rät. abteilungen noch fälle, in denen man den nom.
-i vorzog. Mnros und novos (s. folg. s.) haben alle mundarten
von et bis $, auch Vigo und Cimolais, muros auch Erto, novos
auch Bachenstein; manches -s ist erst später verloren ge-
gangen, z. b. das an npf in Erto, wie qus lehrt (s. 158). Die
meistenteils lautlichen Ursachen, die zwischen -i und -os ent-
scheiden, wechseln von landschaft zu landschaft. In p z. b.
hat caballus, bellus, tabulatus, altus, lectus, crassus, longus
mit -i die mundgerechten und deutlichen pluralformen txqyg,
biei, tublg, aHx, Uet%, gras, lont% gegeben, denen gegenüber
sich die akkusative nicht behaupten konnten. Auch silbisches
-i konnte zuweilen bequemer erscheinen, wie bei oculi, vetuli
uedli, vedli, weil die einzahl uedl, vedl auch zweisilbig ist
und weil uedles, vedles weiblich klingen würden. Wir be-
greifen ferner plavs planos als bequemer denn plany und
any (oder ani) als bequemer denn ans. Aber die Aus-
sprechbarkeit entscheidet, wie gesagt, nicht ausschliesslich:
bot» hat in derselben mundart in der mehrzahl nicht bows,
sondern bony; vermutlich weil boni ganz besonders oft (als
prädikat) gebraucht ist. Dasselbe boni ist auch in Friaul,
wo die s-plurale häufiger sind, üblich (s. 160), und es sieht
auch aus denjenigen friaul. formen hervor, die nachträg-
lich mit einem -s versehen sind (t, $); ebenso wie anni
206 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
beutel
pl.
mauer
pl.
neu
pl.
deichsei
pl.
Kl.
bursa
burs
mvr
mvr
nöef
noef
timün
timün
a
buersa
buprses
>
mir
mirs
nief
DQfs
t/imün
t^imünts
6
buersa
buerses
>
mir
mirs
nief
ncjfs
tyamun tyamünts
buers$
buerses
>
mir
mirs
nief
nCjfs
tyemün t^emünts
bu°rsa
buurses
>
mir
mirs
nief
n$fs
tyamün t/amünts
c
bursa
biirses
mir
mirs
nouf
noufs
tsamün
tsamünts
bursa
burses
mir
mirs
DQf
nQfs
kimüö
kimüns
bursa
burses
mir
mirs
n§f
n§fs
t^im^un
tyim^nts
b
bursa
burses
mir
mirs
nöf
nöfs
tximeuD
t/imeunts
bursa
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mir
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nof
nofs
timün
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bürsa
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me^r
me/rs
nöf
nöfs
timüü
timünks
f
bürse
burses
mekr
mekrs nöf
uöfs
timün
timüns
9
buertsa
buertses mikr
>
mikrts nokf
ngktts
timün
timüns
$
bursa
biirses
mvr
mvrs
nöf
nöfs
timün
timüns
U.-B.
burtsa
burtsa
mvr
mvr
nvf
nvf
timün
timün
O.-B.
bortsa
bortsa
mvr
mvr
ncef
noaf
timün
timün
i
buersa
buerses
>
mvkr
o
mvkrs
o
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nQkfs
timüm
timümps
i
buersa
buerses
mvr
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nofs
timün
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f
buersa
buerses
mvr
mvrs
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n$ufs
timün
timüns
I
buersa
buerses
mvr
mvrs
nouf
noufs
timün
timüns
buersa
buerses
mvr
mvrs
nöf
nöfs
timün
timünts
nt
buersa
buerses
mvr
mvrs
nöf
nöfs
timün
timünts
n
b"Qrsa
burses
mvr
mors
nöf
nöfs
timuni
timunis
Pose.
bürsa
bürsi
mvr
mvr
n§f
n§f
timön
timön
Pinz.
borsa
borsi
mvcr
mvj
D03f
noaf
tamÜD
tamün
Mezz.
bursQ
burse
mvr
mvri
noef
<
noevi
<
timiin
timuni
Rumo
börs$
börse
mvr
mvri
nceu
noavi
c
timön
timoni
Cagnö
borsa
borse
mvr
mvri
no30
noevi
timön
timoni
Brez
borsa
borse
mur
muri
nueu
n"evi
timön
timoni
Tres
borsa
borse
mur
muri
n"ejii
nueji
timön
timoni
Cun.
borsa
borse
mvr
mvri
no3o
noevi
timün
c
timuni
aus den pluralformen in t, t) (s. 178) und alteri in ö-ty
(s. 110). Am treuesten halten in Tirol und Friaul die stamme
auf 1 am nominativ fest; s. bellus s. 108 und vitellus s. 154.
Bei totus (s. 164) mag in Friaul die grössere häufigkeit
für die nominativform entschieden haben. Die form dutyus
im westen der Tagliamentomtindung versteht man, wenn man die
Biegung der nomina. 207
Rov. borsa borse mur muri n(?f novi timön timoni
Cav. borsa borse mur muri noeo noevi timön timoni
Pred. borsa borse mur muri noef noevi timön timöny
Vigo borsQ borse mur mur^s nef neves temön temöny
0 borsQ borses mur mures nef neves temön temös
p boursa bourses mur mures nuef nueves teniönt temönty
q bürsa bürses mür mürts nu nüs tomün tomüns
r bürsa bürses mür mürs nu nüs tomun tomuns
Bucb. boursa bourse mur mur nu°f nu°s temön temöns
Colle bursa burse mur mur nuof nuof temun temün
Amp. bursa bürses muro mure nö noe temön temös
Aur. borsa borse muro mure nyö nyoe tamön tamoi
O.-C. borsa borsi muro muri n"evo nuevi tamön tamöns
U.-C. borsa borse muro mure nqvo nQve tamön tamöny
Erto borsa borse mur murs neuf ne"f temön temö§
Cim. borsa borse mur murs nouf nonfs tamön tamös
§> b$rsa bQrsas mür mürs no"f noufs timön timöns
borse borses mür mürs nauf naus tamön tamöns
t borsa borses mür mürs nüf nüs timön timöns
u borsa borsis mür mürs nouf no"s tamön tamöns
b borse borses mür mürs nouf nous tamön tamöns
tu bQrsa bQrsis mür mürs nüf nüs temön temöns
£ bQrsQ b^rsQS mür mürs nouf nous temön temöns
borsa borsas mür mürs nöf nös tamön tamöns
t) bQrs$ borses mür mürs nüf nüs tamön tamöns
bQrs^ bQrsis mür mürs nü nüs tamön tamöns
1 bQrse bQrsis mur murs nyüf nyüs" timön timöns
bQrsa bQrsis mür mürs nyüf nyüs timQn timQns
borse^ bor§is mür mürs nyöf nyös" tamön tamöns
borsa borsis mür mürs nyöf nyös timön timöns
zbQrsa zb$rsis mur murs nouf nous timön timöns
Pord. borsa borse muro muri nQvo nQvi timön timoni
in jener gegend verbreitete fremde (ven.) form von vetulus
kennt: vqtyu, pl. vqtyus. In Graubtinden, wo man einen
konsonantenreichen auslaut besonders leicht erträgt, hat man
bei all den genannten Wörtern den s-plural. Nur die grössere
häufigkeit hat auch am Rhein gewisse, fast ausschliesslich
im nominativ (prädikativ) gebrauchte i-plurale gerettet: das
208 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mnndarten.
sind die partizipe auf -ati und -iti (-uti) in a-b, besonders in
a und b, wo sie von dem prädikatskasus der einzahl verlangt
werden: $1 $ staus, vinyüs — $Ms qn sta\ vinyi\ in b aber
heisst „er ist gewesen" $1 e stö, daher in der m ehrzahl auch
qlts en stös, nicht nur elts en sta*a. Von e bis n, in Erto,
Cimolais und von § bis 5 hat man sich für den akkusativ
entschieden.
In der 3. deklination fallen nom. und akk. plur. schon im
Latein zusammen; es ist daher fast selbstverständlich, dass
claves (s. 108) von q bis j sein -s hat (auch in Ampezzo und
Cimolais). Wir können, da die 4. und die 5. deklination zu-
grunde gegangen sind, auch das lat. dies hieherstellen: es
hat sein -s im plural von a bis g, in Vigo, Buchenstein, Am-
pezzo, Comelico, Erto und Cimolais (s. 137). Ungefähr dieselbe
Verbreitung hat der s- plural von temo (s. 206) und anderen
Substantiven der 3. deklination. Bei männlichen Wörtern kann
man aber zweifeln, ob sie nicht einst, wie in anderen
romanischen sprachen, in die grosse 2. deklination eingereiht
und mit einem nominativ plur. auf -i versehen worden sind.
Dann hätte der s- plural später den i- plural erst aus dem
felde schlagen müssen — oder umgekehrt. Der deklinations-
fremde i- plural musste besonders die namen lebender wesen
und die adjektiva anlocken. In der tat hat grandis in Tirol
und Friaul den i- plural bekommen und behalten (s. 134).
Ein ausnähme davon ist p gram (statt grant%), aber das ist
gewiss eine junge form, vom verkürzten Singular grata in be-
liebter weise gebildet. Wohl aber scheint dqnts von dant
(zahn) der unverrückte alte plural zu sein; denn er ist der
einzige s -plural von einem männlichen Substantiv auf -t in p.
So werden auch die s-plurale peves, tyaneves von pel feil,
t%an4l krippe zu verstehen sein. Es kommt vor, dass das
plural-i zu dem plural -s hinzugefügt wird, wobei s -f- i = s
(s. 184): so bei frater in p-r, t-ö fredes, fradis (s. 122), bei
latro in p, t, u (s. 111). So beliebt ist -i, wenn das männ-
liche geschlecht zugleich das natürliche geschlecht ist.
Wie weit homo-homines im plural den vollen stamm be-
wahrt, haben wir s. 160 gesehen. Wenn die Veränderlichkeit
des Stammes durch einen tonwechsel verschärft wird, wie
pastor-pastorem, latro -latronem, so wurde die biegung zu
Biegnng der nomina.
209
schwerfällig, um die zwei -kasus- zeit lange zu tiberdauern:
eine der beiden formen geriet in Vergessenheit, bei Sachen
fast immer der nominativ, z. b. carbo b skarvün, f Jcarvuw,
\ Jcravüm, m t^arbün, Cagnö tyarbön, Vigo -d» usw. Dauer-
haft waren hingegen die für männliche und weibliche per-
sonen bestimmten bildungen auf -o, -onem und -a, -anem, die
aus dem A4tfranzösischen wohl bekannt sind (s. jetzt Jakob
Jud, Recherches sur la genese et la diffusion des accusatifs
en -ain et en -on, le partie, These, Halle 1907). Die meisten
plurale mit diesen betonten endungen besitzt p. Der inter-
essanteste fall ist aber der oberländische name Nossa-
dunaun, den der Wallfahrtsort Einsiedeln nach seiner frauen-
kirche führt; denn er stellt den akkusativ sing, von domina
dar. — Die folgende tafel bringt Wörter für knabe, mädchen,
söhn und Schwester in beiden zahlen. Das Gadertal hat noch
den alten plural sorores. In Buchenstein und in O.-Comelico
sehen wir die mehrzahl von filins und soror mit anderen
suffixen behaftet, die an die stelle von -ones und -ores (oder
-anes) getreten sein dürften.
Kl.
tos
tuzün
töza
tozän
ÖÖ3
fice
sorela
sor^l
b
buep
buets
mata
mat6unts
fely
ftflts
SQra
SQres
bu°p
bueps
bueba
buebes
fely
feUts
SQra
SQres
e
mat
mats
mata
matäns
fely
fe'lts
söra
söres
>
f
mat
matätss
mata
matäns
fely
fe'ls
söre
söres
O.-B.
mat
mat/
mata
matän
fix
fix
SQr
SQr
I
mat
mats
mata
mates
fily
filts
so"r
sours
mat
matünts
mata
mates
fily
filts
sör
sörs
m
mat
matünts
mata
matänts
fily
filts
sör
sörs
tt
mat
matünts
mata
matäunts fily
filts
sör
sörs
mat
matünts
mata
mates
fily
filts
sör
sörs
V
mut
mutöns
muta
mutans
fi
fiÖDS
SQr
suräns
q
mut
mitüns
mvta
mitäns
fi
fls
so
sortis
r
mv(t
mitüns
mi^ta
mitäns
fi
fls
so
sortis
Buch.
tozät
tozät/
tozata tozate
fi
fiö1
sorela sorele
O.-C.
tozato tozati
tozata tozati
fi$l
fis
sue^
suis
Gärtner, Rätorom. Bpr. a. lit.
14
210 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
Pronomina.
Von den persönlichen fürwörtern ist manche alte
form in unseren rätoromanischen mundarten erhalten, die
es im Lomb. und Ven. nicht mehr ist. So treffen wir
den nominativ ego nicht mehr in Chiavenna,» Poschiavo,
Siidtirol bis Predazzo, in Bucbenstein, Colle, Polcenigo, Por-
denone und Portogruaro, ebenda auch tu nicht mehr,
ich
du
ihr
er
sie
sie
sie
Kl.
mi
ti
viQltar
lü
le
lör
lör
0
5u
te
vus
el
e^a
$lts
eles
b
i0u
ti
vus
el
ela
elts
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ti
vus
el
ela
elts
eles
c
p
te1
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el
ela
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eles
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vus
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ela
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eles
U.-B.
dye
tv
voejtt^r
Iv
le
lur
1er
O.-B.
ye
tv
voaltri
lu
le
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i
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eles
Pose.
mi
ti
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\v
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Pinz.
m$
te
voeaftri
03l
1
oela
cei
opli
Mezz.
mi
ti
vo1
kuelff
kuelaif
kueif
kueleif
Rumo
mi
ti
vo1
kelio
kelaio
keio
keleio
Brez
mi
ti
vo1
el
ela
ei
ele
Cun.
mi
ti
vo1
kelio
kelaio
keio
keleio
Rov.
mi
ti
vo1
el
ela
lori
lore
Pronomina.
211
beide als selbständig oder doch betont gedacht. Nos (s. 148)
und vos bewahren nicht überall ihr -s, in o, p nur nos.
Vermutlich ist in der zwei - kasus - zeit dem alten nos,
vos die in unbetonter Stellung entstandene s-lose form
zunächst als männlicher nom. plur. an die Seite gestellt
worden. Die einseitige entwicklung in o, p mag von
den Umstellungen p sow-ze, sctz-e (sind wir, seid ihr)
ausgehen, worin der (stimmhafte) Zischlaut das eine mal nur
dem pronomen, das andere mal nur dem zeitwort anzugehören
Cem.
mi
ti
vo*
el
ela
ei
ele
Pred.
mi
ti
vo1
el
ela
lori
ele
Vigo
dyo
tu
vo1
el
elQ
it*
ele
0
dye
tu
vo
el
el<?
it§
etes
P
ie
tu
vo
al
ala
ai
ales
q
yce
t03
OS
äl
äla
äi
äles
>
r
y«
tv
€
OS
tf
$ra
ei
eres
Buch.
mi
ti
vos
äl
ala
lori
äle
Colle
mi
ti
vo1
el
ela
ei
ele
Amp.
*o
tu
vos
el
era
lore
lore
Aur.
jo
tu
vo1
lu1
ela
lore
ele
O.-C.
50
tu
vo1
li
ila
laeri
ili
U.-C.
yo
tu
voiautre
li
ela
lore
ele
Erto
iua
tu
vosaltre
lu1
lie
leur
ele
Cim.
yo
tu
vos
lu*
l'e1
lour
lour
Pole.
mi
ti
vo1
W
l^D
lor
lor
§
äQ
tu
VQS
lu1
11
lour
lour
!Q
tu
VQS"
kel
ke
kel
kes
t
jo
tu
voaltris
lu1
iei
lour
lour
u
lo
tu
voaltris
lu1
Jek
lour
lour
Ö
j0
tu
vosatis"
lu1
ie.
luar
luar
ro
j0
tu
vö
lu1
ye
lör
lör
J
<o
tu
vu°
lu*
ÜQ
lu°r
lu°r
o
*<?
tu
vo11
W
V
lör
lör
s
w
tu
voaltris
lu1
ye1
lor
lor
y?
tu
voaltris
lu1
ye
lör
lör
yo
tu
voatriS
lu1
ye
lor
lor
'<?
tu
voaltris
lu1
ye1
lor
lor
Pord.
mi
ti
valtri
lu
ela
lori
14*
lQre
212 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mnndarten.
den anschein gewährt. Alteri hinzuzufügen ist in den besten
rät. mundarten kaum bekannt, in anderen nicht obligat:
U.-Comelico riaHre, volautre und ne\ vo\ S. Vito al Taglia-
mento (§) noaltris, voaltris und ngs, vqs, und hier verraten
die lautlichen formen deutlich, was einheimische, was fremde
sitte ist.
Für die 3. person ist das alte demonstrativum ille heran-
gezogen, aber in verschiedenen biegungsformen : meisten-
teils die akkusative. In Tirol ist der nom. plur. illi ver-
breitet, im Fassatal in einer auffälligen form, die dem
altveronesischen igi entspricht (Mussafia, Monumenti antichi,
1864). Lombardisch - venedisch - friaulisch ist der gebrauch
von lui und loro; das friaul. lui antwortet so gut auf das
friaul. cui (s. 198), dass man an seiner bodenständigkeit
kaum zweifeln kann. Dazu stimmt auch das fem. lei,
das gerade in Friaul in mannigfaltiger lautentwicklung üb-
lich ist.
Das rät. Personalpronomen zeichnet sich noch dadurch
aus, dass es den alten, klaren und bündigen unterschied
zwischen me und ml (mihi) noch nicht vergessen hat.
Freilich hat sich dennoch auch hier, wie beim Substantiv,
die präposition ad zu dem dativ hinzugestellt; aber es
blieb beim ml. Im Engadin, wo man me als objekt
gleichfalls mit dieser präposition zu verstärken pflegt, ist
die Unterscheidung der zwei formen verloren gegangen.
Nach dem vorbild me-ml hat man auch zu te und se
die dative ff, sl lauten lassen, wie alle romanischen
sprachen bezeugen, in denen ml fortlebt. Es gentigen
daher die formen der ersten person, die hier zusammen-
gestellt sind, als beispiele:
mich
mir
O.-B.
ye
aye
P
m$
a mi
Kl.
mi
a mi
t
me
adame"
q
me
a me
a
m§
da me
m
ma'
a ma1
r
me
a m§
b
me1
a mi
Pose.
mi
a mi
Amp.
me
a mi
mo/
a mi
Pinz.
m^
a mi
Erto
me
a mi
b
me
a me/
Nonsb.
mi
a mi
S
me
a mi
f
me_
a me
Vigo
me
a mi
8
m§
a mi
U.-B.
dye
a dye
0
m^
a mi
Port.
mi
a mi
Pronomina. 213
Neben den vollen formen der personalpronomen bestehen
leichtere, wieder von ort zu ort verschiedene formen, mit
denen man sich begnügt, wenn der satzton ein anderes wort
trifft. Doch ist am Rhein bis zum Schynpass hinauf die
proklitische Stellung dieser pronomen, ja überhaupt der ge-
brauch der unbetonten persönlichen f'drwörter in der jüngsten
zeit fast ganz aufgegeben, auch oberhalb des passes gerät der
gebrauch ins wanken. Am Vorderrhein schwankte der ge-
brauch schon im 17. Jahrhundert. Der oberländische katechis-
mus von Calvenzan (1654) sagt z. b. tij ta dadestas (du er-
wachst), eil nus po udir (er kann uns hören), jau l'sai (ich
weiss es), auch beim imperativ: mi meigg ora quaist (lege
mir das aus), dann aber wieder: eil ha nus scafiu (erschaffen),
Diaus ha a nus empermes (erlaubt), igl quäl ha dau a nus
(welcher uns gegeben hat). Das rückbezügliche „se" (sa)
ist zwar an seiner stelle vor dem verb geblieben, aber da so
fest angewachsen, dass es auch für die 1. und 2. person
gelten muss: seflissiar (sich bemühen), seflissiei (bemüht euch).
Aber erst um 1700 taucht allmählich dieser gebrauch auf;
bei Molitor (Cudeschet da s. historias, 1656) lesen wir (s. 8):
0 vus carschiouns vus partarcheit (o ihr menschen, denkt
euch), und bei Caminada (Manuale, 1690): mo ta partrachie
ca la mort vengig tei far . . . (aber denke dir, dass dich der
tod . . . machen wird). Das zweite überbleibsei des unbetonten
Personalpronomens im Oberländischen ist das neutrum „ei"
(unser „unbestimmtes es"); es ist immer Subjekt und gibt,
wie das ital. egli, den nominativ ille wieder: ely. Gabriel
(1649) schreibt es noch nicht mit einer festen formel, sondern
vermutlich lautgetreu: el seig (es sei), ilg ei und lg'ei (es
ist), i stat (es steht), stat ei (steht es), eis ei (ist es). Durch
eis ei verleitet schreibt man dann, schon 1654, auch ei glei
(es ist) und kommt so zu der festen form „ei". Auch in
anderen teilen Graubtindens hat man eine eigene form für
das neutrum: i, a u. ä.
Über das heer von kurzformen und ihren gebrauch von
c bis g seien hier nur einige bemerkungen angebracht.
Pleonastische personalpronomina im nominativ hängen sich
in vielen mundarten an die verba vorne an. Nur a-n und
p sind davon frei; o, q, r wiederholen gern das tu, Kleven,
214 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
Buchenstein, Ampezzo und Portogruaro auch das pronomen
der 3. person, Bergeil, Nonsberg und §-5 haben für alle oder
fast alle personen und zahlen solche tiberflüssige kleine ftir-
wörter, oft unter gewissen bedingungen nur (z. b. dass nicht
ohnedies schon ein proklitisches wort da ist). In Pesäriis (j)
z. b. sagt man: *o-* sa*, tu tu säs, lu* dl sa, i° a sa, nu° i
saviw, u° i saves, lu°r a* satt, lu°r as saw. In fragen mit be-
tontem pronomen ist die Wiederholung weiter verbreitet, z. b.
Vigo: seJ yo? sas-te tu? sa-l el? sa-V elg? saön-e no'? saede
vo*? sa-i ity? sa-le ele?
Die zwei kasus me-ml usw. können an unbetonter stelle
nicht unterschieden werden, wohl aber, ausserhalb Grau-
btindens, akkusativ und dativ von ille; der dativ illi wird
dabei auch für den plural (illis) verwendet. Unser gebiet
teilt sich demnach in vier teile: a-b Verlust der pronomi
affissi, e-Ij die männlichen dative illi und illis durch die
akkusative ersetzt, die weiblichen durch die betonten formen,
t-n durchwegs die akkusative statt der dative, 0-5 für beide
zahlen der dativ illi (**, yi, dyi, Erto dye; vgl. Pose, ga-, -ik,
lomb. und ven. ge). Die ersetzung des dativs durch den
akkusativ in Graubtinden erklärt sich leicht aus dem zusammen-
fallen derselben kasus bei me, te, se, die ersetzung von illis
durch illi in Tirol und Friaul ebenso aus dem alten sibi, das
ja auch für beide zahlen hinreichte.
Aus den auffälligen neubildungen sei das friaul. {u
herausgegriffen, weil es in unseren texten vorkommt (satt 55).
Es bedeutet illos und ist aus dem nominativ illi durch an-
lehnung an den Singular lu entstanden. Illi (i, li) als un-
betonter akkusativ ist ringsumher bekannt.
Die Possessivpronomina haben sich lautlich und ana-
logisch auch zu einer grossen mannigfaltigkeit entwickelt.
Die folgende tafel stellt einen ausschnitt davon vor äugen:
meus, tuus in den prädikativen formen, suus in der attri-
butiven. Die attributiven, unbetonten formen sind übrigens
gar nicht oder durch die vokalkürze allein von den be-
tonten verschieden im Lombardischen, in a-e, j-n, q, r,
Buchenstein, Forni di sotto (8) und von ö bis über einen
grossen teil der friaulischen ebene $ hin; sie werden ohne
artikel nur in 0 bis b (Domleschg), i-n, Vigo, o-r, Buchen-
Pronomina. 215
stein und Colle gebraucht, während sonst der italienische ge-
brauch eingeführt ist.
Tuns und suus, nach dem vorbilde me-te-se, auf meus
zu reimen, hat man in allen drei rät. gebieten unternommen,
mit ganzem erfolg in a-n und p, auch im Bergeil, mit halbem
in Poschiavo, Vigo, o, Erto, Cimolais und t-5 mit ausnähme
des küstenstriches von der mtindung des Tagliamentos bis
Görz. Merkwürdig, dass in all diesen orten mit halber an-
gleichung der reim stets im prädikativen mask. plur. gelungen
ist; fei (Brez, Fondo) ist freilich nicht mehr weit von m'ei.
Im sing, half die ausserhalb des satztons erworbene gewohn-
heit die endung -um (-0) zu betonen auch mit, tuum und
suum an meum anzugleichen. Die absonderlichsten formen
weist u auf; um sie zu erklären, wird man von dem mask.
plur. mei ausgehen müssen. Diese hat einst ff»'« gegeben,
wie man noch jetzt in benachbarten orten sagt; in t hörte
ich im auslaut ein schwaches dünnes % nachzischen, aus
diesem reiblaut konnte ein verschlusslaut werden: m'ek (vgl.
Erto). Wie sich m'o zu nyo erleichterte, so dann auch der
plnral zu nyeh. Durch weitere angleichung erhielt der Sin-
gular das -Ti (wie ja sogar das femininum) und der plnral
das -0-; und während sich die zwei nyük einfanden und
wegen ihrer verschiedenen bedeutung abstiessen, verfiel man
darauf, von der einzahl nyük wie von einem männlichen
nomen eine mehrzahl nyös zu bilden. Vor oder nach dieser
einfachen lösung schloss sich tuus, suus an und erreichte für
das männliche geschlecht vollkommen reimende formen; auch
tplc ist nun kein rätsei mehr.
In den misch- und Übergangsmundarten Tirols sehen wir
den kämpf zwischen den lomb. und den ven. formen im fem.
plur. Auch an einunddemselben ort kann man sie neben-
einander hören, z. b. in Cagnö das ven. mie, toe, soe und das
lomb. mqi, tcei, sozi.
Die kurzformen dieser drei fürwörter bei attributivem
gebrauch verlieren an manchen orten jedes flexivische Kenn-
zeichen, z. b. U.-Bergell nie, te, se für alle geschlechter und
zahlen, ebenso me, to, so u. ä. in vielen gegenden im osten, mi,
ti, si in p, m{o, to, so in U.-Comelico. Bloss das geschlecht unter-
scheiden z. b. O.-Bergell me, f. mi, u nyo, t%oj s(o, f. nie, to, so.
216 Vergleichende darstellang der rätoromanischen mundarten.
mein
f.
m. pl.
f.pl.
dein
f.
m. pl.
f.pl.
sein
Kl.
m$
mia
me
m^
to
tua
to
to
al so
a
mes
mia
mes
mies
>
t^s
tia
tes
ties
>
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me'a
m$s
me'es
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te'a
tej3
te'es
siu
mas
mo/a
mes
mo/es
tas
to'a
tas
tg'es
seu
m^s
mia
m^s
mies
>
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>
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m^s
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teu
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tes
te/s
seu
b
mea
mia
me"s
meas
tea
tia
te^s
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sea
mies
mi
mies
mis
ties
ti
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tis
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mies
mia
mis
mies
ties
tia
tis
ties
il sies
f
mle
meye
mle
meyes
tr
teye
tP
teyes
il sis
9
mes
me'a
mes
me'es
>
tes
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tes
te'es
il ses
k
mis
mia
mis
mies
>
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mia
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mP
mia
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mies
>
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tia
tPs
ties
>
sia
i
me's
mia
mes
mies
>
te's
tia
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ties
se's
I
mis
mia
mes
mies
tis
tia
tes
ties
sis
1
me's
mia
mes
mies
te's
tia
tes
ties
>
se's
m, n
mes
mia
mes
mies
tes
tia
tes
ties
ses
Pose.
me
mia
mei
mei
te
tüa
tei
tei
1 s$
Pinz.
m§
mia
me
mi
t<?
tua
t03
tui
al sq
Mezz.
me
meQ
m§i
m§i
t(B
t
t03Q
toei
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Rumo
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toei
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mia
mei
m§i
to
toa
toei
toei
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Brez
me
mia
m'ei
mie
to
toa
tuei
toe
1 so
Corr.
me
mia
m'^i
mie
to
toa
t"Qi
toe
1 SQ
Cun.
me
mia
mei
mie
tQ
toa
t03i
toe
1 SO
Rov.
m^
mia
m^i
mie
to
toa
t<?i
toe
1 so
Cem.
m§
mia
mei
mei
to
toa
toei
toei
1 S9
Im gegensatz zu den besprochenen Vereinfachungen hat
Graubünden auch in unbetonter Stellung zuweilen zwei
formen, wie i mia Jcugdes mein buch, aber mi'z bap mein
vater. Die ausgeglichenen kurzf'ormen sind begreiflicherweise
besonders da in blute, wo der artikel die bezeichnung von
geschlecht und zahl besorgt.
Noster, voster hat in der westhälfte die gruppe der
geräuschlaute auf einen einfachen Zischlaut reduziert: graub.
mit Poschiavo ngs, ngsa, Pinz., Sulzberg, Nonsberg, Avisiotal
Pronomina.
217
Cav.
mio
mia
m'ei
mie
to
tQva
toei
tore
1 so
Pred.
mio
mia
m'ei
mie
t9
tQva
tpvi
tQve
1 so
Vigo
mie
miQ
mie
mie
to
t9
tie
tQe
sq
0
mie
miQ
mie
mies
to
tiQ
tie
ties
S9
P
mie
mia
mW
mies
tie
tia
tiei
ties
si
q
mi
mia
mi
mies
>
to
tva
tv
tves
>
89
r
mio
mia
mi
mies
to
ti;a
tv
ties
t >
89
Buch.
mio
mia
mi'i
mie
tuo
tua
tuoi
tue
suo
Colle
mio
mia
miei
mie
tuo
tua
tu°i
tue
sa
Amp.
mQ
mea
m'ei
mees
to
toa
tuoi
toes
el SQ
Aur.
me
mea
m'ei
mee
«Q
toa
tuoi
toe
1 SO
O.-C.
m'Q
me'a
mi
m^i
t9
tQua.
tui
teui
al sq
u.-c.
m'o
mia
m'ei
mie
to
toa
toi
toe
al so
Erto
m'Q
mea
miak
me'e
tyua
toa
t*i»k
toe
al so
Cim.
m'o
mea
m'ei
mee
t'9
toa
tjei
toe
al so
Pole.
me
mea
m'Q#
mee
t<?
toa
tuQ#
toe
al so
§
m'Q
me
m'ei
mes
t9
tö
Vqi
tös
al sq
w
mQ
m'ei
mQS
t<?
tö
töi
tos
al sq
t
nyon
mQ
m'ei
mQs
t*0D
to
tyei
tös
el so
u
nyök
niQk
nyös
mes
tXök
tök
t*ös
tös
al sfo
Ö
W
me
nyie
lqqs
t/9
t9
tyie
tQs
il s'o
tu
nyo
m§
m'ei
mQs
t9
tö
t'ei
tös
il SQ
i
nyo
mQ
miQ
mQS
t9
t?
tiQ
tös
lu so
nyo
dqq
mia
m^s
to
t9
tia
tQS
lu so
9
ny9
m$
m'ei
m§s
t9
t9
t#ei
tQS
lu SQ
1
m'Q
me
m'ei
mes
t9
to
t'ei
tös
eji sq
me
me
mQi
mes
t9
to
tQi
tQS
el sq
m'o
me
m'ei
mQS
t9
to
t'ei
tQS
il SQ
Pord.
mio
mia
mi
mie
tuo
tua
tui
tue
el suo
mit o ngs, ngsa u. ä.; das ist aber eine rein lautliche er-
scheinung, denn ebenda heisst monstrare: in Graubünden
musd, muser u. ä., in Tirol mosdr, mos^r u. ä. Von flexi vi-
schem wert aber sind die diphthongierungen in Granbünden
und Tirol. In et, b ist nies attributiv und neutrum, ngs
prädikat eines maskulinums, wie miu — mes, hien — bunts usw.
(s. 204). Die andere diphthoDgierung gilt dem -i des plurals:
Pose. nQS nces
Pinz. nQS noes
Vigo, o nQS nes
Buch., Colle nQst nu°s
q nost nces"
r nQst nüs
218 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
Sonst bleibt ein solches o in geschlossener silbe auch vor -i
ungebrochen. Wir sehen durch diese eigenttimlichkeit aber-
mals q, r in lombardische gesellschaft versetzt, aber diesmal
so, dass die fäden des Zusammenhanges über Buchenstein und
0 westwärts zu führen scheinen.
Demonstrativ sind vor allem die begriffe „dieser",
Jener" und „der" (derjenige); nur der letzte wird in allen
unseren mundarten gleich ausgedrückt, nämlich durch eccum-
illum (ital. quello; wohl schwerlich = atque illum). Neben
Jcuel hat man in Graubtinden eine form für das neutrum und
für das proklitische maskulinum: hue\ huQi (Brigels), hue. Der
plural wird in a-n durch den akkusativ dargestellt, kuelts u. ä.,
sonst durch den nominativ, wobei das 1 vom -i aufgesogen
ist: lomb. kui, o, q, r, Buch., Colle Jci, p hat, Nonsberg und
Friaul hei. In Friaul ist auch im weiblichen geschlecht das
1 verschwunden: sing. hq, hqh (u) u.a., plur. Jcqs, he~s u. ä.;
dazu scheint auch lei (s. 211) verleitet zu haben. Dasselbe
wort deckt in Tirol und Friaul, wie in den beiden ital.
dialekten, auch den begriff „jener", in Q-b jedoch den be-
griff „dieser". Für „jener" hat man da vielmehr tscl, tsel
bereit, neutrum tse\ tsg* (Brigels); am Hinterrhein ist das
neutrum vergessen, weiter oben das ganze pronomen. Erst
am andern ende Graubündens, in 1, m mit einschluss des
jetzt völlig verdeutschten Samnauner Tales, taucht dasselbe
isel wieder auf, und zwar wieder in der bedeutung „jener".
Es ist sehr merkwürdig, dass in einundderselben gegend
eccum- illum und ecce-ille in zwei Wörter verschiedenen
sinnes auseinander fliessen können, aber die lautliche ent-
wicklung und die geographische Verbreitung der Wörter
lassen keinen zweifei über deren bodenständigkeit zu. Zu
eccum -istum gibt es keine solche nebenform. Es fragt sich,
was von dem „quest" der oberländischen und dem „quaist"
der engadinischen literatur zu halten ist. Der form nach er-
regen sie keinen anstoss; aber die lebende mundart kennt,
soviel ich weiss, am Khein das wort nicht, am Inn nicht
eine richtig entwickelte form l^afst, hast o. dgl. (sondern
huest, huist, also formen, die dem lomb. huest näher stehen).
S. die erzählung bei E. Walberg, Saggio sulla fon. d. parlare
di Celerina-Cresta, Lund 1907, s. 26, letzte note.
Pronomina. 219
Das einfache ille ist nicht mehr demonstrativ, sondern
als Personalpronomen (s. oben) nnd als artikel in Ver-
wendung. Die ausspräche des artikels ist flüchtig und oft je
nach der lautumgebung verschieden. Die Schriftsprache übt
manchmal eine ausgleichende Wirkung aus; das hat auch
Pirona bemerkt, der im Vocab. friulano, 1871, übertreibend
sagt, vor dem anfang des 19. Jahrhunderts habe man nur lu
angewandt, nun aber sei allgemein an dessen stelle das ital.
il getreten. In j ist im mask. plur. die an lu angelehnte
form *u gebraucht, doch ist das unentstellte Uli in der Ver-
bindung mit präpositionen aufbewahrt: int e* t%etmp$ auf
den feldern. Der lat. dativ illi, den wir in o-§ als un-
betontes Personalpronomen kennen (s. 214), galt am Khein
auch als artikel, z. b. im oberländischen psalter von J. Grass,
1683, s. 520 par 'lgi terra plievia dar (um der erde regen
zu geben), s. 566 Lgi num d' ilg Senger tuts dei laud
(dem namen des herrn gebt alle lob), auch in begleitung
der präposition a: 519 Deit a lgi sieu num 1' hanur.
Dieses a gli sehen wir noch 1828 im Cudisch de S. Giuseph
gedruckt: a gli nauscha Spirt (dem bösen geist), und als
pronomen (s. 65): En sia malmort en Jesus, Maria e Joseph
ä gli compari (bei seinem tode sind ihm J., M. und J. er-
schienen).
Über ipse weiss uns abermals Graubünden die inter-
essanteste geschichte zu erzählen. Während nämlich Tirol
und Friaul dafür ist' ipsum verwenden (ital. stesso), z. b.
Nonsberg stes, Vigo wstes, p wstas, q wstäs, Erto istes,
£ stes, i stes, hat Graubtinden an ipsum das reflexive me,
te, se anwachsen lassen, ähnlich wie im .Rumänischen, z. b.
b, f mqts, t^ts, sets. Man sagt also b iou mets ich selbst, ti
tets du selbst, el sqts er, ihn selbst, ela s$ts sie selbst usw.,
ferner nuzqts, vuz^ts wir, uns, ihr, euch selbst; endlich be-
steht da noch die Verbindung huel lets eben dieser, derselbe.
Ob ts aus lat. ps durch vertauschung des alten verschluss-
lautes mit dem zu s besser passenden entstanden ist, oder
über pts hin, kann ich nicht sagen; auch nicht bei dem
gleichen, aber jungen fall b huep, plur. buets (s. 209). Das in
der 3. person angewachsene se — es hatte sich schon im
12. Jahrhundert da festgesetzt (s. d. alt. rät. Sprachdenkmal,
220 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mnndarten.
z. 14) — ergab selbstverständlich ein stimmloses s; der
stimmhafte Zischlaut in nuzqts ist das -s von nos. Im
Engadin, wo me, te, se nach der Verkürzung zu m', t', s' zu
am, at, as wieder ergänzt worden ist, könnte in der gegen-
wart auch von se-ipsum aus ein zes entstehen; man sagt
aber i azvös (sich selbst), und das rätselhafte v bleibt auch
nach me, te: amv$s, advgs. Bei Peider 1719 (9) lesen wir
suessa und svessa, im Unterengadin : Chiampel 1562 eug
mwels (ich selbst), twels (du selbst), a nuo ns' swefs (uns
selbst), Toutsch 1613 nuo answess, in saiswess (in sich
selbst), Vöa crucis, ungefähr 1770 (taraspisch) , in sai zuess,
'1 noss Salvader zuess, tai zuess. Das von Ascoli vor-
geschlagene ipsum-ipsum würde ses ergeben haben (vgl.
stesso); vielleicht ist das u von nus, vus über § hin ver-
schleppt worden: ad nos ipsos — a nus es — anuz^s —
anzu$s — anzvfs usw., von avuz^s kommt man noch leichter
zu azv^s. Ahnliche Übergänge Hessen sich belegen. — In
büchern und Zeitschriften findet man medem, medesim und
stess, von den grammatikern begünstigt, aber fremd und
mehr in der bedeutung „gleich", „derselbe" verwendet.
Von den übrigen fürwörtern haben wir das fragende
und relative quis, quid schon gesehen (s. 198). Das relative
qui, quae, quod und das bindewort quod lautet fast überall
ke, he, nur in Graubünden auch tya, \%i\ hier liegt also
nicht quod zugrunde, sondern qui, quid, dem bindewort viel-
leicht quam.
Wenn wir endlich zu den sog. unbestimmten für-
wörtern übergehen, so schreiten wir eigentlich in das gebiet
der wortkunde; denn über die biegung ist da nichts zu be-
richten. Aber Wörter wie „etwas", „nichts", „kein" verdienen
doch eine Sonderstellung, ausserhalb der gewöhnlichen begriffs-
wörter. Qualcosa, nessuno sind italienisch, die ableitungen
mit gutta lombardisch, niente venezianisch; als rätoromanisch
erweisen sich die ausdrücke 1. unus non sapit quid oder ego
non sapio quid in a-g Qntsitx? «• ä., p tseJce, q t^etse (mit
vertauschung des silbenanlautes), r tyitse, Buch, txetse, Colle
setje, 2. aliquid (-quod) in f-n, Cav.-Vigo, o-r, Buch., Colle,
Amp. bis Erto, Cim., §-§, 3. null-ia in I-n, Vigo, o-r,
im nördlichen Piavegebiet, Erto, Cim., §-g, 4. nee unus
Pronomina.
221
in Q-n, o-r und daneben in einigen lomb. und halb ven.
gegenden, wobei man die merkwürdige nebenform mit d-
in p-r, Buch, und Colle nicht tibersehe (vgl. „degtin" im
Rouergue, nach J. Aymeric, Z. f. rom. Philo!. III).
etwas
nichts
kein
Corr.
vergöt
engöt
entsün
KL
k^kqs
negöt
nesim
Tres
vergöt
engöt
an#ün
a
^ntsat/e"
nuet
nadyin
Cun.
vergota
engota
entsinn
b
e^ntsatx^1
nuet
nadyin
Rov.
k"alkQS
nyente nasün
entsatyq1
nuet
nadyin
Cem.
vargöt
n^nt
negv'n
^ntsit/^1
nuet
nidyin
Cav.
valge
nyente
negtn
c
antsatse
nout
nagin
Pred.
valk
n'ent
negvn
antsake
nagut
nagin
Vigo
valk
nyiQ
negün
antsitye
ntjt
nadyioy
0
v^lk
ni$
negün
b
antsat/S
not
niny
P
velk
Dia
degÜD
antsat/e*
mit
niny
q
välk
nia
degüü
e
entyetxe
navöt
niny
r
välk
nia
degv'ü
f
entsat/ö
navöt
niny
Buch
. vejk
nia
degün
9
antsatse
angueta
andyiü
Colle valk
nia
degüny
*
vargöt
nagöt
nadyrny
Amp. alyo
nu'a
negün
O.-B.
vargöt
nagöt
nadytn
Aur.
algo
nu'a
nesün
i
kaltyösa
Dgueta
indyvn
Ü.-C.
algo
n'ente
nesün
kualtyösa
ingueta
indyvn
Erto
alk
nia
nesün
j
kualt^Qsa
ingueta
indyrn
Cim.
alk
nu*a
nesün
!
alt* *
ingota
indyv'n
Pole.
kalkosa
nyent
?
I
alt/
noelya
indyt'n
3
alk
nu'a
nisün
alts
nulya
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alk
nue
nisün
m
alt/
noeya
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t
alk
nuja
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u
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nu'a
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Ö
alk
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nisün
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nvlya
nindzYn
tö
älk
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nisün
Pose.
varg6t(a)
nyent
UVgtB
S
alk
ml'q
nisün
Pinz.
vargiit(a)
nigüt(a) nigt'ny
9
alk
nue^
nisün
Mezz.
vergöt
negöt
negv'n
i
alk
nu'e
nisün
Rumo
vergöt
engöt
ntstm
alk
nuya
nisün
Cagnf
> vergöt
engöt
entsun
alk
nuye
nisün
Brez
vargöt
ngot
ntsün
alk
nu*a
nesün
Fondo vergöt
ngot
ntsün
Pord. kualkosa nyinte
nesün
222 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
Biegung der verba.
Von den lateinischen deklinationen hatten wir nur Über-
bleibsel aufzusuchen, die konjugationen aber stellen in
unseren mundarten noch immer ein mächtiges stück sprach-
leben dar. Um eine Vorstellung von der mannigfaltigkeit zu
bekommen, zu der in den verschiedenen gegenden lautwandel
und angleichung geführt haben, wollen wir besonders infinitiv,
partizip und präs. ind. einiger Zeitwörter über das ganze ge-
biet hin verfolgen.
An den infinitiven, denen wir schon s. 108 bis 191 be-
gegnet sind, war zu sehen, dass die vier lat. konjugationen
überall noch fortleben, wenn auch die Verteilung der verba
unter sie nicht durchweg die gleiche ist. Das Münstertal
(n) sticht durch seine Vorliebe für den infinitiv der 3. kon-
jugation ab: Jclgmer, -qr clamare, dprmer, -$r dormire usw.
Betont bleiben da die infinitivendungen nur in den einsilbigen
oder einsilbig gewordenen verben dar, stär, fär, %r, dir, tör
und bei den allergeläufigsten hilfs- und modalverben avcPr
vuWr, pudd{r, savd^r. Einzelne Übertritte in die 3. kon-
jugation kommen auch sonst vor: bei videre (s. 226) in einer
sehr ausgebreiteten landschaft (weil der ven. brauch tiberein-
stimmt), bei tenere im Engadin und Rumo tenyer, -$r und in
£ tenyi, obwohl dieses verb in Tirol und Friaul sonst meistens
dem zuge von venire folgt und in die 4. konjugation eintritt.
Der infinitiv videre hat im Engadin und in Friaul auffällige
formen angenommen. Ein in video berechtigter lautwandel
ist in den infinitiv verschleppt bei i vdzqr, m vetser und
bei § v{gdi usw. Zu jener palatalisierung vergleiche man
medius, -a (s. 200) und die präsensformen von videre in f)
hier (s. 226) und bei Candrian (Dialekt von Bivio-Stalla,
Halle 1900, s. 56). Wie das -o von vid(e)o, so zieht sich
auch das von credo in den stamm: j JcreH, hröt, $ Jcrgdi usw.
und gelangt von da auch in den infinitiv. Die formen auf
-a in j-m sind gedoppelte infinitivbildungen ; -a für -ar, -er
ist in Poschiavo regel (s. z. b. mittere s. 228). So erklärt
sich auch der infinitiv ira an der quelle des Vorderrheins
(s. 244).
Biegung der verba. 223
Die partizipe auf -atum und -itum passen so gut zu
den infinitiven auf -are und -ire, dass nur ganz ausnahms-
weise ein tibertritt stattfindet; so bei venire, das sich gern
mit tenere verschwistert. Am Rhein, wo ü zu i wird, kann
man zweifeln, ob -itum oder -utum durch die heutigen
formen (s. 230) wiedergegeben ist; erst in f) und am lnn
sieht man deutlich, ob man es mit -itum oder mit -utum zu
tun hat. Aber in fy und t sagt man auch pudia, savta, vulla,
dyia (bei Bifrun 1560: pudieu, savieu, vulieu, hagieu), man
scheint also da — vielleicht auch in o-g — die partizipe auf
-utum in die i-konjugation versetzt zu haben. Im übrigen
ist -utum, wie in anderen romanischen sprachen, besonders in
der 3. konjugation beliebt und hat manche alten partizipe mit
betontem stamm (bibitum, cognitum u. a.) verdrängt. Einzelne
partizipe mit betontem stamm sind nur streckenweise erhalten;
s. visum, missum s. 226 — 229. Zu tollere (das in o-t durch
preader und püyir ersetzt wird) hat man in gemeinschaft
mit den Italienern ein t-partizip gebildet: Kl. tglt, j-n tut,
Nonsberg tuet, tost, ü toH, Colle t%ut usw., friaul. tolt,
tyolt u. ä., Portogruaro tsolto, tolto. Daneben kommen aber
andere formen vor: O.-Comelico ilosto, ohne zweifei das tlesto
von U.-Com. mit dem o des verdrängten tolto, während tlesto
schon ein an tolto wenigstens der silbenzahl nach angepasstes
tolesto sein wird, wie man in Auronzo sagt. Diese auronzische
form sieht gut venedisch aus (vgl. Port, podesto, volesto,
savesto, p*ovesto usw.), ist aber vielleicht nicht einfach aus
dem Venedischen bezogen, sondern nur aus toleto an das ven.
-esto angeglichen: denn tolet ist in Erto, Cim., ö, j, Paularo
(ty) üblich, tuVet in Forni di sopra (§>), tulet in t, tyolet in
S. Michele al T. (5). Fast alle diese formen reimen, wie afrz.
toleit und wie p pluat geregnet, nevqt geschneit, Vigo p'evet,
nevet, mit directum, plic(i)tnm (p plat gebtickt), strictum (afrz.
estreit). In tu, f und einigen orten von t), § hat man plot zu
plovi (regnen), offenbar nach movere -motum.
Im präsens indikativ ist die endung -0 der ersten
person singular allen vier konjugationen gemeinsam; das
unsilbische i (e) davor (debeo, capio, venio) konnte höchstens
den stammauslaut verändern, abej auch darauf verzichtete
man bei den meisten verben dieser form. Das -0 nun
224 Vergleichende darstellnng der rätoromanischen mundarten.
Kl.
portä
-ä
porti portet porta portum portuf
portän
ü
piirtä
-äu
PQrta pQrtes pQrta purtä^ piirtä^
PQrten
fj
purtä
-äu
portel pQrtes pQrta purt^'n purtäs
PQrten
purtä
-äu
pQitel partes pQrta purt^n purtQjs
PQrten
purtä
-äu
PQrt pQrtes pQrtQ purt^'n purtäs
PQrten
purtä
-äu
PQrt partes pQrta purta'n purtä's
PQrten
c
purtä
-äu
PQrt pQrtes pQrta purten purtes
pQrten
purtä
-äu
Partei partes pQrta purten purtäs
PQrten
purtä
-äu
PQrt pQrtes pQrta purtäny purtäs
PQrten
b
purta
-6
pQrtel pQrtes pQrta purtäny purtäs
PQrten
purtär
-6
PQrt pQrtes pQrta purtäny purtäts
PQrten
e
purtär
-6
PQrt pQitest pQrta purtäny purtäts
pQrten
f
purtär
-6
PQrt pQrtes pQrte purtäny purtäts
PQrten
9
purter
-6
PQrt pQrtes pQrta pQrten purttjks
PQrten
1
purter
-$
pQrt pQrtes pQrta purtäny purtä's
PQrten
U.-B.
purte
-4
port porta porta amporta purtä
portän
O.-B.
purter
-ä
PQrt pQrta pQrta umpQrta purtä
pörtan
i
purter
-6
PQrt pQrtest pQrta purtä'nts purtä's
PQrten
purter
-6
PQrt pQrtest pQrta purtents purtä's
pQrten
i
purtär
-ä
PQrt pQrtest pQrta purtä'n purtäs
PQrten
!
purter
■4
PQrt pQrtest pQrta purtäny purtaVet pQrten
1
portär
-ä
PQrt partes pQrta portä'n porta'vet pQrten
m
purtär
-ä
PQrt pQrtes pQrta purtä'n purtava
PQrten
purtär
-ä
PQrt port es" pQrta purtä'n purtaVet pQrten
n
purter
-ä
PQrt pQrtes pQrta purten purtauat
PQrten
Pose.
purta
-ü
pQrti pQrtas pQrta partum purtaf
pQrtan
Pinz.
purtär
-ä
pQrtu pQrti pQrta purtüm purt<j
PQrta
Mezz.
portär
-ä
PQrti pQrtes pQrtQ portän portä
PQrtQ
Kumc
» portär
-ä
PQrti pQrtes pQrtQ portän portao
PQrtQ
Tres
portär
-ä
PQrti pQrtes pQrta portän portau
PQrta
Cun.
portär
-ä
PQrti pQrtest pQrta portän portao
PQrta
Kov.
portär
-ä
pQrto pQrti pQrta portem porte"
PQrta
musste in den lombardischen und den rätoromanischen mund-
arten abfallen, in stark venezianisierten mag es nachträglich
wieder eingeführt worden sein, etwa in Pinzolo, Cembra,
Ampezzo, Auronzo und Comelico. Aber auch in den lomb.
und den rät. gegenden begnügte man sich meistenteils nicht
mit dem entblössten stamm (port met), man fügte ein
Biegung der verba.
225
Cem.
Cav.
Fred.
Vigo
o
P
q
r
Buch.
Colle
Amp.
Aur.
O.-C.
u.-c.
Erto
Cim.
Pole.
t
IS
u
m
l
Pord.
Port.
portär -ä pqrto partes pQrta portän portao porta
portär -ä p<?rto portes p^rta portöm porte porta
purtär -ä pojrte partes porta purtö» purtä pQrta
purtär -ä pQrte porte PQrtQ purtö» purtade pQrtQ
portär -ä porte pQrtes p<?rtQ portq» portede portQ
purt(j -ä porte portes pQrta purtö» purta/s porta
purttj -q pörte pört's pörta purtti» purta's pörta
port(j -^ pörti portes pörta portu» portes pörta
purte" -e porte porte porta purtö» purte1 porta
porta -ä porte p$rte porta portiiu porte p<,)rta
portä -a porto partes pQrta portön porta pQrta
porta -öu pQrto porte porta portön porte pQrta
purtä -(ju porti pQrti porta piirtön purtadi pQrta
porta -6 pQrto porte pQrta portö» portade porta
porte -tj port porte porta portön port^1 porta
porttj -^ port p^rta pQrta portö» porte'1 pQrta
portär -ät p$rte porta pQrta portön portät porta
portä -ät puarti puartas puarta portö» portäs puarta
portä -ät puarti puartes puart§ portä» portäs puarte^
portä -ät puarte puarte puarta portä» portal puarta
partä -ät parti partis parta partä» partä*t parti»
portä -ät puarti puart^s puarte portä» portäs puarte
purtä -ät puarti puartis puarta purtf» purtä^ puarti»
puartä -ät puarti pl!artQS puartQ puarti» p"artäjs p'artQ
portä -ät pnarti puartas puarta porti» p^art&s puarti»
purtä -ät pl,arti p"artes puart£ purti» purtäte puarte
portä -ä puarti puartis puarte portin portäte puarte
portä -ät puarti p"artis puarte porti» portal puarti»
partä -ät puarti puartis p"art^ parti» partes puarti»
portä -ät puarti puartis puarta portin portes puartin
portär -ä porto porti porta portemo port$ porta
portär -ä porto porti porta portemo porte" porta
-i, -e, -ß hinzu, vermutlich das i-, e- des pronomens ego,
das in der inversion enklitisch steht und bei der rückkehr
zur gewöhnlichen Wortstellung nicht säuberlich abgelöst wurde.
Dieser zusatz stellte sich so leicht ein, weil er ein er-
wünschtes zeichen der 1. pers. sing, lieferte: das alte -o war weg,
während die 2. pers. im Kät. ihr -s behielt (bis der ven. ein-
Gärtner, Rätorom. spr. u. lit. [ 5
226 Vergleichende darstellung der rätoromanischen innndarten.
Kl.
ved6
vedi
t> vedi
vedet
Q
b
va*
ve
ve
ve
ve
viu
viu
veu
veu
veu
v^tsa vetses
v^tsel vetses
v^zel vezes
vets vetses
vets vetses
c
vo
ve11
vets
vetses
ve
v|u
vets
vetses
b
ve
ve
ver
veu
ve'a
via
v^tsel
v^tsel
vets
l vetses
1 vetses
vezes
e
f
9
ve/r
vekr
vekr
via
vle
ves
ve/
ve.1
vats
v^tsest
ve/st
vadzest
*
va'r
vazi«
' ves
vezes
U.-B.
vde
vdv
vet*
ve
O.-B.
vde'r
vdu
vets
ve
i
vdz^r
va'r
viks
viks
vets
v^ts
v^tsest
v^tsest
i
!
1
va'ra
ve/er
v§ra
vera
vis
vis
vis
vis
v$ts
vets
v^ts
v^ts
vetsest
vetsest
vetses
vetses
m
v$ra
v^ra
vis
vis
VQtS
vets
vetses
vetses
vetser
>
vis
vets
vetses
n
Pose.
vetser vis
vede" vv&v
vets
vedi
vetses
vedas
Pinz.
vizar
vist
vizu
vizi
Mezz.
ved^r
vist
vedi
vedes
Rumc
i ved^r
vist
vedi
vedes
Brez
veder vist
vedi
vedejs
vet
v^tsa
vetsa
v^za
v^tsa
vetsa
vetsa
vetsa
vetsa
vetsa
veza
vetsa
ve1
vadza
veza
ve
ve
v^tsa
v^tsa
vetsa
vetsa
v^tsa
v^tsa
v^tsa
vetsa
vetsa
vetsa
vet
vi*
vet
vet
vet
vedum
vazä'n
vaz^n
vaz<j>'n
vaz^'n
veza'n
vezön
vazö'ny
vez^n
vazäny
vazäny
vazäny
vuzäny
vadzen
•• >
vazäny
auive"
umve
vdza'nts
vdzents
vetsä'n
vetsäny
vetsä'n
vetsä'n
vetsä'n
vetsä'n
vetsä'n
vetsä'n
vedum
vizüm
ved£n
vedön
veden
veduf
vazä's
vazä's
vaz^s
vazä's
vezä's
vezes
vazes
vezes
vazes
vez^ts
vaz^ts
vuz^ts
vdzeks
vazä's
vde
avde*
vdza's
vdza's
vetsä's
vetsa'vet
>
vetsa'vet
>
vetsa'vet
>
vetsa'va
vetsava
vetsa'vet
i
vetsa"at
vedef
vizi
vede*
vedeo
vedeo
vedan
vetsen
vetsen
ve^zen
veteen
vetsen
>
vetsen
>
vetsen
>
vetsen
vetsen
vezen
>
vetsen
ve'en
vadzen
vezen
>
ven
ven
vetsen
vetsen
vetsen
vetsen
vetsen
vetsen
vetsen
vetsen
>
vetsen
>
vetsen
vedan
vi*
vet
vet
vet
fluss auch das -s verschlang, wie in Vigo, Buchenstein, Colle,
selbst in t). In der 1. konjugation stellt die neue endung
überdies die gleichsilbigkeit der drei personen her; vielleicht
hat die erscheinung gerade hier begonnen. Diesen ausgangs-
punkt müssen auch diejenigen annehmen, die in dem anhängsei
den unterstützenden vokal sehen wollen, wie ihn mancher
Biegung der verba. 227
Tres veder vist vedi vedest vet vedön vedeu vet
Rov. veder vedü vedo vedi vede vedem vedö vede
Cem. veder vist vedo vedes vet vedön vedeo vet
Cav. veder visto vedo vedes vede vedöm vede vede
Pred. ved^r vedv vedo vedejs ve vedön vede ve
Vi., o veder vedü v^'de ve's veJt vedöö vedede ve't
ü udä1 udü va'ze va'zes va*za udöu udä's va!za
q oda1 odv va^e väjges vä'ga odüö oda's vä'ga
r od^1 odt' ve^gi ve/ges vejga odüö od^'s v^ga
Buch, vede' vedii ve'ge ve'ge ve'ga vedöö vede1 ve'ga
Colle vede vedü vede vede vede vedun vede vede
Amp. vede vedü vedo edes vede vedön vede vede
Aur. vede vedü vedo vede vede vedön vede vede
O.-C. v§di vdu ve^i \§di ve^i vdon vd^rfi vqöi
U.-C. vede vedü vedo vede vede vedöö vedede vede
Erto ve'ge vedü ve*k ve'k ve'k vedön ved^1 ve!k
Cim. vede vedü ve'k ve'k ve'k vedöö vede1 ve!k
Pole, veder vedüt vede vede vede vedöö vedet vede
§ vedi vidüt v^di vejs v^t vidöö vide^s v$t
v'odi vidüt vjodi v'öts v'öt vidöö vid^s v'öt
t vedö1 vedut voup voup voup vedöö vede's voup
u 'odi vedtit !üt 'ös 'öt vidiö vedö't 'odin
ö vidia vidüt ynat yuats yuat vidiö vidi^s yu*t
tt) *odi vedüt 'odi jodis 'öt vediö vedö's 'odiö
j vidi0 vidüt 'o"k souks 'ouk vidiö vidi°s 'ouk
v'odö v'odüt v'ouk vVks v'o^k v'odiö v'odös v'odiö
ty v'odö' v'odüt vVt vVts vfout v'odiö v'odds vVt
vede vidü v'ou v'ous v'ou vidiö vedes v'ou
l v^odi vidüt v'öt v'Qdis v'öt vediö vedes v'odiö
v'odi v'odüt v'odi v'odi§ v'ot v'odiö v'odös vjodiö
v'odi vidüt v'odi v'odis v'ot v'odiö vedös v'odiö
Port, vedar visto vedo vedi vede vedemo vedö vede
stammauslaut nach dem abfall des -o verlangte — eine
annähme, die nur in einigen unserer dialekte befriedigen
könnte. Das bedtirfnis nach der gleichsilbigkeit der drei
personen zeigt sich darin, dass fast in ganz Friaul dem
puarti nicht meti, sondern met gegenübersteht. Und nur
diesem bedtirfnis werden wir die entstehung des -a in a
15*
228 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
Kl. met^r metü meti metet met metum metuf nietan
a m^ter m^ts m§ta metes meta matähi mat&'s meten
b m^ter m^ts m§tel m^tes m^ta met^n met^s nieten
m^ter m^ts m^tel m§tes ni^ta meto'n met^s m^ten
nieter mes met metes meta meta^n metä's meten
c meter mes met metes meta maten mates meten
> > >
m^ter m§ts met m^tes mej;a mat^n mates m^ten
b m^ter m^s m^tel metes m^ta matany mates meten
m^ter mes me^t m^tes meta metäny met&s m§ten
e m^ter m^s me^t mutest m^ta matany mat^ts meten
f meter m§s mei metes mete matany mat^ts meten
q mater mes mat mates mata maten matets maten
•j •• > ^ •• •• > •• •• j •• » •• >
t) meter mes met metes meta mitany mita's meten
U.-B. metar mes met met met ammet mate* metan
O.-B. metar mes met met met ummet mate' metan
i m^ter mis me_t metest m§ta mat^nts matä^s m^ten
m^ter mis m^t mutest meta matönts inat&s meten
| m^ter mis m§t mutest m^ta meta!n met&s meten
t me^ter mis m^t mutest m§ta metäny metaVet m^ten
I meter mis met metes meta metä'n meta/vet meten
> > > >
nt meter mis met metes meta metä'n metava meten
> > >
meter mis met metes meta meta'n metaVet meten
n m^ter mis m^t metes m§ta metd/n metauat meten
Pose, meta rnufrt' meti metas met metum metef metan
Pinz. incetar naiti' m(etu inoeti meet matüm mati moet
< < c t <
Mezz. metej.* metv meti met^s met met^n mete* met
Kümo met^r metv meti metes met met6"n meteo met
Tres met^r metü meti metes met metdn meten met
Cun. met^r metv meti metest met mete'n meteo met
Rov. met^r metü meto meti mete mete'm mete* mete
porta (1. pers.) zuschreiben müssen; von der 1. konjugation
ging das dann in die anderen über, oder vielmehr: die verba
der anderen konjugationen gingen im Singular des präs. ind.
in die erste über. Schliesslich ist auch der zusatz -el, der
in einigen, besonders in katholischen orten von ü-b b&liebt
ist, aus jenem bedürfnis zu erklären; -el wird ilium sein
(Z. f. rom. Phil. 25, G25), es erscheint im druck erst im j. 1704,
in einer handschrift schon 1650 (Rät. Chrest, I, 73).
Biegung der verba.
229
Gera.
meter
nietv
meto
metes
met
meten
meteo
met
Cav.
metej
meti'
meto
metes
mete
metöm
meto
mete
Pred.
meter
meti;
mete
metes
met
metön
mete
met
Vigo
meter
metü
mete
mete
met
metön
metede
met
0
met^r
metü
mete
metes
met
meton
metede
met
P
mater
metü
mate
mates
mat
metön
metä^s
> ••
mat
q
mate
matr
mäte
mätes
mät
matün
matä!s
mät
r
m§te
motu
meti
m^tes
m^t
inetün
>
met^s
m^t
Buch.
mäte
metü
mäte
mate
mat
metön
mete1
mat
Colle
mete
metü
mete
mete
met
metun
mete
met
Amp.
bete
betü
beto
betes
bete
beton
bete
bete
Aur.
mete
metü
meti
mete
mete
metön
mete
mete
O.-C.
beti
betü
b§ti
beti
beti
beton
>
bete^i
b^ti
U.-C.
bete
betü
beto
bete
bete
beton
betede
bete
Erto
mete
metü
met
met
met
metön
met^1
met
Cim.
m^te
metü
m^t
m^t
m^t
metön
mete1
m$t
Pole.
meter
metüt
mete
met
met
metön
metöt
met
8
m^ti
mitüt
meti
m^s
m^t
mitön
mitö's
m§t
meti
metüt
meti
mets
met
meten
met^'s
met
t
mete
metüt
met
met
met
meten
mete's
met
u
meti
metüt
met
mes
met
metfn
mete^t
metin
U
meti
mitüt
met
mets
met
mitin
metis
met
tu
meti
metüt
meti
mes
met
metin
mete^s
metin
l
meti
metüt
met
mets
met
metin
metis
met
t)
meti
metüt
met
mets
met
mitin
metes
met
i
meti
metüt
met
metis
met
metfn
metes
metin
m§ti
mitüt
m^ti
m^tis
m^t
mitin
metes
m^tin
m^ti
mitüt
m^t
m^tis
m^t
mitin
metös
me.tin
Pord.
mete/
mes
meto
meti
mete
metemc
> met(j
mete
Port.
metar
meso
meto
meti
mete
metemo mete
mete
Das -s als zeichen der zweiten person sing, ist in
a-n, Poschiavo, Sulzberg, Nonsberg, im Avisiotal ausser Vigo,
in o-v, Ampezzo, §, Q-g festgehalten, unmittelbar nach betontem
vokal auch in Vigo, Buchenstein, Colle, Auronzo, Comelico
(s. 186), in der Umstellung, wo es an dem t von tu lehnt,
auch in Erto, Cimolais, Pordenone, Portogruaro und in Venedig
selbst (s. 236). Durch die berühnmg mit t wird das s
leicht s; und es kann so breit bleiben, auch wenn das
230 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
Kl.
venyi
venyi
venyet
veny
venyum
venyuf
venyan
a
vanyi
venytis
veny
venyes
veny
vanyin
vanyis
venyen
b
vinyi
vinyüs
venye'
l venyes
veny
vinyin
vinyis
venyen
vinyi
viny£"s
venye
l venyes
veny
vinyfn
vinyis
venyen
vinyi
viny£ns
veny
vents
veny
vinyin
vinyis
venyen
c
veni
veny£u
ven
ve/ns
ve/n
vinin
vinis
venyen
venyi
veny£u
venyel venyes
veny
vanyin
vanyes
venyen
b
vanyi
vanyeda venyel venyes
venya
vanyäny
vanyes
venyen
venyir
venia
ve'nt
veants
veny
venyäny veny^ts
venyen
e
ne^r
nyi
viny
vinst
viny
nyiny
nyits
vinyen
f
nikr
nie
viny
vintst
viny
niny
nits
vinyen
9
nyekr
nyi
ven
venst
ven
venen
>
nyeks
veiaen
>
I)
nir
nie
veny
venyest veny
niny
nis
venyen
U.-B.
ni
ni
ventx
ven
ven
amv£n
ni
venyan
O.-B.
nyir
nyi
veny
veny
veny
umv£ny
nyi
venyan
i
nyikr
nyla
veny
ventst
veny
nyints
nyis
venyen
i
nyir
nyi
veny
ventst
veny
nyin
nyis
venyen
t
nyir
nyv
veny
ventst
veny
nyiny
nyis
venyen
i
nyir
nyv
veny
va'ntst
va!n
nyin
nylvet
venyen
m
uylr
nyi;
veny
va*nts
va*n
nyin
nylva
venyen
nyir
nyv
veny
v^nts
vajn
nyün
nyiJvet
venyen
n
nyir
nyi
veny
venyes
veny
nyin
nyiat
venyen
Pose.
vinyi
vinyi
veni
venas
ven
venum
vinlf
venan
Pinz.
viny&
vinyi;
venyu venyi
veny
vinyüm
vinyi
veny
Mezz.
venyfr
venyi;
ve^nyi
ve^yQS
vtjny
venin
veni
VW
Rumo
nir
nv
ve^ni
ve^nejs
v§n
nin
nio
vtjn
Tres
nir
nu
veni
venest
v§n
nid^n
nideu
v^n
Cun.
nir
ni;
v^ni
venest
v§n
nid^n
nideo
v^n
Rov.
venyii
1 venyu
ve^nyo ve_nyi
v^ny
venyim
venyi
v^ny
pronomen nicht nachfolgt, so in 1-n und Predazzo. Hier um
so leichter, als gleich daneben schon die allgemeine (ven.)
Verbreiterung des s herrscht. Das t von tu bleibt in zwei
gegenden am -s des verbs kleben: in e-f und Nonsberg, zum
teil nur an den einsilbigen formen.
Die dritte person sing, derjenigen verba, die der 2., 3.
oder 4. konjugation angehörten und treu blieben, muss auf
den blossen stamm verkürzt sein; wo wir in ven. weise
ein -e finden, wird das -e eben diesem fremden einfluss
Biegung der verbs
i.
231
Ceni.
venyir venyv
vtjnyo v^nyes veny venyin
venyio
veny
Cav.
venyir veny u
ve.nyo ve^nyes ve^n
venyöm
venyi
ve.n
Pred.
venyi'r venyi
ve^nye v^nyes
i venj
r venyön
venyi
veny
Vigo
venyir venyü
venye venye
ven
venyön
venyid«
3 ven
0
venyir venyü
venye venye
ve.n
venyön
venyid<
j ven
P
unf uni
vanye vanyes
i van
unyön
unya's
van
q
nyi uyv
vänye vänyes väny nyin
nyis
väny
r
nyi nyi;
venyi venyes v^n
nyun
nye>
ven
Buch.
vinyi vinyü
venye venye
ven
vinyön
viny#
ven
Colle
vinyi vinyü
venye venye
ven
vinyun
vinyi
ven
Amp.
venyi venyü
v^no es
v*en
venyön
venyi
v*en
Aur.
venyi venyü
v'eno vJes
v*en
venyön
venyi
v'en
O.-C.
nyi nyu
v'eni v!en
v{en
nyon
nyi
v*en
U.-C.
venyi venyü
v'eno v^ns
v'en
venyön
venyede v'en
Erto
venyi venyü
vejn ve^'n
ve/n
venyön
venyi
vejn
Cim.
venyi venyü
veny veny
veny
venyön
venyi
veny
Pole.
vinyi vinyüt
venye v'en
v'eja
vinyön
vinyöt
v'en
§
vinyi vinyüt
v'enyi vens
ven
vinyön
vinyfg
ven
vinyi vinyüt
venyi vens"
ven
vinyin
vinyls
ven
t
vinyi vinyüt
ven veo
ven
vinyin
vinyl's
ven
u
vinyi vinyut
ven vens
ven
vinyin
vinyöu
venyin
t
vinyi vinyüt
ven vens
ven
vinyin
vinyls
ven
t$
vinyi vinyüt
venyi venyis
ven
venyin
venyis
venyin
E
vinyi vinyüt
ven vens
ven
vinyin
vinyls
ven
9
vinyi vinyüt
v§n ve.n8
ven
vinyin
vinyis
v§n
h
vinyi vinyüt
ven venyis
ven
vinyin
vinyls
venyin
vinyi vinyüt venyi venyis
V§D
vinyi«
vinyes
venyin
vinyi vinyüt venyi venyis
ven
vinyin
vinyis
venyin
Pord.
vinyir vinyü
venyo v'en
V^B
vinyimo vinyi
vsen
zuzuschreiben sein, so in Colle, Ampezzo, Auronzo, Co-
melico (s. 227 videt).
Die erste per son plur., im Latein für jede konjugation mit
einer besonderen form versehen, einer form, die mit dem infinitiv
so gut harmoniert, hat sich dennoch nicht in der alten Ordnung
behaupten können. Vermutlich haben die widersprechenden kon-
junktivformen die Verwirrung angerichtet. Von -imus ist keine
spur da. Die form metum in Kleven und Poschiavo erinnert zwar an
mittimus, aber die Umstellung in Berg, macht es wahrscheinlicher,
232 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
dass um keine endung ist, sondern ein wort, etwa homo. Dann
muss auch g mqten nicht mittimus darstellen (s. 239). Dieses -um,
-pm ist ja auch allen 4 konjugationen gemeinsam; ein so all-
gemeiner tibertritt in die 3. konjugation wäre eher in w zu
begreifen (s. 222). Die 2. konjugation hat durch das hilfszeit-
wort habere ein solches gewicht, dass sogar die grosse 1. kon-
jugation in a-f, f)-n und im Venedischen ihr -amus aufgibt,
in c, b überdies auch die 4. ihr -imus; a, b, Trins (c), e, f,
t)-n behalten -imus in der 4. konjugation und stimmen in
diesem brauch mit dem Venezianischen. Die blosse anzahl
der anhänger mtisste für -amus und -imus entscheiden; in
der tat rinden wir in u, ü die 2. und die 3. konjugation mit
der endung -in versehen, die einem -imus entspricht. In
tu -g herrscht -w allein, und es ist schwer, dieses aus -emus
abzuleiten (vgl. s. 156). Im gegensatz dazu sind im besitze
drei verschiedener endungen, -amus, -emus und -imus, zwei
voneinander getrennte gegenden: 1. Sulzberg, Nonsberg mit
Cembra und 2. Forni di sotto (§), t. Jetzt bleibt uns noch
Pinzolo und die grosse gegend von Cavalese, o-r, Comelico
bis Erto, Cim., Forni di sopra (§) und Polcenigo übrig: da
hat man die 1. pers. plur. durchweg auf sumus gereimt,
stellenweise mit einem unsilbischen i davor als kennzeichen
für die verba auf -ire. So bunt auch die endungen ver-
teilt sind, haben sie doch von a bis i das miteinander
gemein, dass das auslautende -s, wie im Provenzalischen
und Katalanischen, abgeworfen ist. Die formen mit -s, die
gegenwärtig in i üblich sind und auch in f) schon überhand
nehmen (s. Candrian, Dial. von Bivio-Stalla, 1900), haben
das von dem angehängten nos bekommen. Im 16. Jahrhundert
ist ein solches überflüssiges -s kaum zu finden: man unter-
schied savains (wissen wir) von nus savain.
Auf die zweite person plur. der gewöhnlichen verba
hat estis keine anzieh ungskraft ausgeübt, auch nicht das dem
ess-imus gleichlaufende ess-itis, das in Graubtinden an dessen
stelle getreten zu sein scheint (s. 234). Wohl aber habetis: in
p und Buchenstein auf sämtliche verba, in anderen mund-
arten nur auf gewisse gruppen. Man verwendet 1. nur -etis
und -itis (4. konjugation) in a, b, Trins (c), e-tt, q, r, Colle,
Auronzo (dormi ihr schlaft), Erto, Cimolais, im grösseren
Biegung der verba. 233
(südlichen) teil von g und im Venedischen, 2. -atis (1. kon-
jugalem) und -etis in c, b, Polcenigo und u, 3. die drei
formen wie im Toskanischen in Bergeil, Poschiavo, Sulzberg,
Nonsberg, Cembra, Predazzo, Ampezzo, Cornelico, s, t, tt), t)
und im nördlichen teil von g, 4. alle vier lateinischen formen
in tt und £ — wieder ein merkwürdiges beispiel dafür, wie
bunt in manchen stücken die entwicklung des Rätoromanischen
ist, weil an so vielen stellen berge und politische grenzen
den verkehr zwischen den einzelnen landschaften hindern.
Ein angewachsenes vos erkennt man leicht in den ver-
schiedenen lippenlauten , die auf der lombardischen Seite
(bis nach Cembra) der endung an- oder eingefügt sind. Die
engadinischen formen -a/vet, -awat sind durch einen ausgleich
zwischen -aH-ve und -ctfve, -a'vq erklärlich. Dabei bemerken
wir noch einen punkt, worin sich die rätoromanischen
mnndarten voneinander entfernen: von den zwei konsonanten
der endung sind jetzt nur noch in Andeer (b), e und f
beide erhalten, sonst teils t, teils s, in weniger rein rät.
dialekten weder t noch s. Aber u partdH bleibt noch un-
klar; es kann wieder ein ausgleich vorliegen, und zwar
zwischen den in der nähe bestehenden formen purtcPs (tu)
und portdt (Polcenigo).
Die dritte person plur. unterscheidet sich nur in einem
teile unserer mundarten vom siugular. Das Venedische hat
daran kaum schuld; denn p stimmt mit diesem überein und
gerade die friaulische ebene nicht. Der verzieht auf eine
besondere pluralform für die 3. person kann darauf zurückzu-
führen sein, dass in der a-konjugation sing, und plur. ohne-
dies nicht sehr verschieden klingen und dass das reflexivum
se für beide zahlen gleich ist.
Von den vier verben, die oben als beispiele gewählt
sind, geht venire schon in einigen gegenden nicht im ge-
wöhnlichen geleise der konjugationen : man erkennt das an
den kurzen formen. Am Rhein fehlt z. b., ausser im Dom-
lesehg (b), der tibertritt in die a-konjugation; vgl. B dgrma
er schläft. Ampezzo hat noch kürzere formen für den fall,
dass venire bloss hilfsverb ist: eno, es, en. Die formen niden,
nideo im Nonsbergischen lehnen sich an posse an. Um der
anlehnungen willen mögen noch unregelmässige verba folgen.
234 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
Kl.
ves
sta
stada
sum
se
e
sem
Sl
en
a
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sta"s
Stada
sun
a's
i
esen
1 >
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stada
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stada
sun
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stada
sunt
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stada
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SUD
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9
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O.-B.
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stat^a
SUD
e
e
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sto
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stata
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sun
1
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SUD
es
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stata
sun
es
e
e§en
eset
sun
n
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stat
stata
sun
es
es
esen
eset
sun
Pose.
esa
stä't
stä'ta
sem
68
e
sem
sef
en
Pinz.
^sar
sta
Stada
SU
se
e
sum
si
e
Mezz.
e^r
sta
stadQ
sun
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9
sen
se
<?
Rnmo
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9
sen
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9
Tres
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stada
son
sest
e
sen
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9
Cun.
es^r
sta
stada
son
sest
9
sen
seo
9
Rov.
e&jr
sta
stada
son
sV
9
sem
se
9
Cem.
es^r
sta
stada
sim
ses
e.
sen
seo
<?
Cav.
&V
sta
stada
son
ses
§
som
se
9
Das unregelmässigste aller Zeitwörter ist von altersher
esse. Der infinitiv, wie in Italien und Frankreich durch
-re in die reihe der regelmässigen infinitive der 3. kon-
jugal on gertickt, hat im Osten das so erworbene r nach
den lautgesetzen wieder verlieren müssen. Wir würden das
schon von q an erwarten (vgl. mittere s. 228), sehen aber die
Scheidelinie für dieses wort um einige kilometer ostwärts
verlegt. Das partizip ist in zwei gegenden an factum an-
gelehnt, in Graubünden: f), Bergell, j-u, Poschiavo, in Tirol:
Vigo, o, p, beiderseits trotz natürlichen scheidemauern und
offenbar seit alter zeit (vgl. die vokale in pratum s. 122).
Biegung der verba.
235
Pred.
es§r
sta
stada
SOD
es
e
sjod
s'e
e
Vigo
$s^r
stat
staty
son
es
e
S'OD
s'ede
e
0
eser
stat
stato
SOD
es
e
s'qd
s'ede
e
P
vester
stat
stata
SOD
ies
ie
SOD
sa's
ie
q
ester
ste
Stada
SUD
es
e
SUD
sä's
e
t
ester
ste.
stada
SUD
Q8
?
SUD
stfs
e
Buch.
est^r
ste
stada
SOD
es
e
SOD
se1
e
Colle
eser
sta
stada
sun
es
e
s'un
s'e
e
Amp.
$se
sta
stada
son
sös
e
son
se
e
Aur.
ejse
stou
stada
son
s'os
e
son
se
e
O.-C.
es
steu
stada
se1
es
9
son
§^<5i
§
u.-c.
§se
sto
stada
se1
es
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son
sede
in(j
Erto
e.se
ste.
Stada
SU1
SU
e
S'OD
säe/
e
Cim.
ese
ste
stada
so1
so
e
S'OD
sV
e
Pole.
eser
stat
stada
SOD
zo
e
SOD
set
e
§>
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stat
stada
S"«?1
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i
SOD
s^s
en
esi
stat
stade.
SO1
SOS
e
sen
se5§
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t
esi
stat
stada
se1
se
e
seD
se's
SOD
u
jesi
stat
stada
SO1
SOS
e
S1D
se*t
SOD
t>
ej3i
stat
stad§
SO1
SQS
e
sin
sias
SOD
ro
esi
stät
Stada
so1
SOS
e
siu
se's
SOD
S
esi
stat
stado
so'
si°s
e
siD
si°s
SOD
9
5esi
stat
stade
se1
ses
e
siu
ses
SOD
8
'esi
stat
Stade,
so1
ses
e
siD
ses
SOD
$si
stat
stada
SQ*
SQS
e
siD
ses
SOD
Pord.
W
sta
stada
son
so
e
semo
se
e
Port.
esar
sta
stada
SOD
ze
ze
semo
se
ze
Sum, sumus (ohne -s, s. 232) und sunt konnten in
rät. lautentwicklung zusammentreffen; für eine folge davon
könnte man b sunt halten. Das t begreift sich aber auch
als der d- verschluss, der sich in der Inversion vor *eu von
selbst einstellt (s. s. 236, q). Sum ist übrigens im Osten
nach habeo (s. 239) umgewandelt worden, sumus nach
habemus oder (in Graubtinden) von essere aus neu ge-
bildet, endlich sunt teils durch est ersetzt, teils von est
aus Dach dem vorbilde von habent umgeschaffen. Zur
erklärung der e - haltigen formen von sum in Kümo,
Comelico, t und t) wird man annehmen dürfen, dass für
236 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
das gefühl des volkes aus der 1. oder 2. pers. plur. oder
aus dem konj. präs. ein verbalstamm se- herausgewachsen
war; ein solcher eingebildeter stamm se-, si- wird auch den
formen s'o», s{ede im Avisiotal, in Colle, Erto, Cimolais zu-
grunde liegen (vgl. tosk. siete). Auch die 2. pers. sing, ist
häufig neu gebildet: von se- in Kleven, Pinzolo, Nons-
berg bis Cavalese, t, g, t) und einem teil von 3, von dem so-
der 1. person aus in Ampezzo, Erto, Cim., 3, u-lü, 3 und Por-
denone usw.; auf die 3. person stützt sich das ze in
Portogruaro; in Auronzo und Polcenigo sind ausgleichsformen
entstanden. Das ven. „xe" (Port. ze) wird einem klar, wenn
man die inversions-
formen des Vorder-
rheintales kennen lernt.
Das in der tafel stehende
zela ist augenscheinlich
mit dem venezianischen
„xe la" identisch und
von ganz klarer her-
kunft. Es lautet in Di-
sentis elzela = est illa, wo
wegen des anschlusses
an den vokal das s von
es(t) erhalten ist, obschon
das sonst nur noch $ aus-
gesprochen wird. In der
verkürzten form zela von
a kann das volk leicht
in ze (ven. xe) das verb vermuten, wie wir wirklich oben in
den texten (satz 246) in der mehrzahl zqn statt en lesen.
Die erhaltung des s von est in solcher gelegenheit sehen wir
auch in r, g und $, in p und Erto nur im plural. Vom -t ist
keine spur; r edl ist so zu verstehen: das l, als ein wort
für sich, wird silbisch ausgesprochen und daher unwill-
kürlich mit einem d angeschlagen. In anderen fällen ist
das angehängte pronomen mehr vernachlässigt: die weib-
lichen -ily, -i in f, t sind einfach aus dem maskulinum
herübergenommen, das männliche ize in 3 aus dem femininum,
das beidgeschlechtige sono ebenda aus der 1. und 2. person.
a
sundHi
a's te
z^l
zeja
f
suiaa
iste
$
ete
O.-B.
suni
et
el
ela
t
sumi
est
el
ela
m
suna
estu
el
ela
Pinz.
sunti
set
el
ela
Cagnt
1 sente
ses
tf
eja
Vigo
soni
este
el
elo
P
sonze
ies
W
icla
r
sunze
e^te
$dl
eze/a
Amp.
sone
sosto
elo
era
Erto
sui
susto
eUo
%%
S
soe
si°tu
§zel
§ze
»
SQ/O
sestu
iz§
iz^
Port.
SO'O
sostu
zelo
zela
Bieguug der verba.
237
In m macht mau einfach den mund zu einem a-laut
auf und deutet damit ego, illi und illae au. Anderswo
verwendet man e- laute dazu, am merkwürdigsten an-
gebracht in p-V. In der 1. pers. sing, wäre p sone zu
erwarten ; sonze kann seinen zischlaut nur in der mehr-
zahl bekommen haben, aber auch da nicht vom zeitwort
sumus (s. 232), sondern vom fürwort nos: sum' nos er-
gibt som. Durch das e dahinter könnte nur gleichsam die
silbe von nos markiert sein. Doch wird man leichter die
annähme machen, dass -ze statt -5 auch in der 1. pers.
plur. durch nachahmung einer anderen, naheliegenden form
entstanden sei, nämlich
e^sen nus e^ses vus $n eJts §n eles der zweiten person. Erst
isents ises $nily «jnily hier geht alles glatt
elan ab: (hab)etis gibt p qJs,
sumi vos ohne betonung ve;
suna atz - ve , atze versteht
eli sich von selbst. Nach
ele atze richtet sich dann
t >
ele ovze und sowze, nach
ieles souze der singular sowze.
^zeres Das nonsbergische sente
eres muss gleichfalls beide
e/le zahlen bedienen und
sonQs passt zu keiner von
sono beiden. Für den t-laut
zele in der singularform
haben wir zwei er-
klärungen bereit (s. 235); vom nonsb. sente und besonders
vom pinzolischen sunti aus gesehen, wird die annähme
wahrscheinlicher sein, dass eine alte Verwechslung von sum
und sunt vorliege (vgl. rum. sint). Es mögen also im
Nonsbergischen die zwei formen einst so gelautet haben:
sonti bin ich, sone sind wir; sone ging dann nach habemus
in sene über, endlich glichen sich die zwei formen zu der
heutigen einzigen form aus. — Die inversionsformen schliessen
trotz den vielen kämpfen, die sie durchzumachen hatten,
interessante Zeugnisse sonst verlorener formen in sich: von
ego z. b. in Nonsberg, von illi in Graubünden und Friaul.
umsei
sef
eni
esents
>
eses
>
sumi
esen
eset
suna
sumi
«r
ei
sente
seo
$
s'one
s'ede
ei
soüze
>
sa'ze
•• >
i'zi
suDze
se/ze
$a*
sone
seo
ei
s'one
sjeo
e_'zi
sinQ
si0zQ
sone1
sino
sezo
sono
semo
seo
zei
238 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
Das andere
hilfszeitwort ist
im Singular in
der bekannten
weise gekürzt,
hat aber dann,
besonders oft in
der 1. pers. sing,
wieder erweite-
rungen erfahren.
Das lomb.-ven.
g- geht meistens
durch alle per-
sonen, bleibt in
manchen gegen-
den aus, wenn das
verb bloss hilfs-
zeitwort ist, oder
wenn ein unbe-
tontes pronomen
beigefügt ist; in
rät. mundarten
kommt es in
der form dy-
oder y- vor. Es
scheint das aber
nicht tiberall eine
nachahmungoder
Übernahme aus
dem italienischen nachbardialekt zu sein. Am Isonzo kann
ya\ iai aus ego-habeo, ya, (a aus illi- habet entstehen,
indem das pronomen übersehen wird und an dem Zeit-
wort haften bleibt. Das kann bei illi um so leichter
geschehen, als es hinter dem partizip wiederholt werden
darf: el {-a dit-i. Wo man in Venetien gg, ga sagt,
da kann, soviel ich sehe, nur das pronomen ge an-
gewachsen sein ; es bedeutet da nicht nur : ihm , an
jemand, sondern auch: an etwas, hin, da (also tos-
kanisch gli und ci). Isonzofriaulisch und Venezianisch haben
Kl.
go
ge
ga
gern
gl
gan
a
a
as
9
va'n
va*s
on
6
a1
as
a
ve^n
ve/s
an
a1
as
a
vo/n
vo/s
an
va1
as
a
va/n
vajs
an
c
va1
as
a
ven
ves
an
al
äs
a
v§n
ves
an
b
ve
as
a
vany
ves
an
ve
as
a
vany
vets
an
e, f
va
äst
9
vany
v^ts
9»
9
da
est
9
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v^ks
:iii
1
da
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9
vany
va's
<m
U.-B.
a
a
a
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ve
an
i
de.
eSt
9
va'nts
va!s
^m
de.
est
9
vents
va!s
em
i
n<?
ast
a
va*n
vajs
an
l
n§
$st
9
aväny
ava*vet an
>
I
na
äs
a
va*n
va'vet
an
m
na
äs
a
va*n
va1
an
na1
äs
a
va'n
vaVet
>
aun
n
na
äs
a
va*n
a"at
aun
Pose.
ge1
gas
ga
gam
gef
gan
Pinz.
g9
g$
ga
gum
gi
ga
Mezz. ga1 gas ga gave'n gav6 ga
Rumo dya1 dyas dya dyen dyeo dya
Tres dya1 dyast dya dyen dyeu dya
Rov. g$ ga1 ga gav£m gavö ga
Cem. ga1 gas ga gave'n gaveo . ga
239
somit nur das
gemeinsam, dass
beide ein Pro-
nomen, dasselbe
Pronomen vor ha-
bere tibersehen
haben und es
nun damit her-
umschleppen.
In g-n ist un-
verkennbar inde
an habeo haften
geblieben ; nur
an habeo, weil
habes in folge
der erhaltung des
-s ohnedies ge-
nug körper hat
und habet sich an
el zu gut an-
schliesst. U.-Co-
melico hat dem
schmarotzenden
inde die ttir
noch weiter auf-
gemacht. Am
Rhein ist der
1. person auch
ein v- vorgesetzt;
das ist ein sttick von ego '?", das unsilbische u, das
zwischen vokalen leicht zum konsonanten wird. Unter den
anderen formen der tafel ist am merkwürdigsten g an als
1. person. Dass motten, ob mittimus oder mittit - homo
(legt man), mit der 3. person maten mittunt gleich lautet,
muss die dunkle Vorstellung erzeugt haben, dass diese
zwei personen gleich sein müssen; daher auch noz-av
statt noz-av4n. Nur vor noz-esen hat die gleichmacherei
halt gemacht. (Im Neuhochdeutschen das auch nicht:
wir sind.)
Biegung
der verba.
Cav.
a1
as
a
aom
ave
a
Pred.
9
as
a
avöu
ave
a
Vigo
e
as
a
aön
aede
a
0
e
(JS
a
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a
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e>
a
Buch.
$
as
a
OD
e1
a
Colle
a<
as
a
aun
ave'
a
Amp.
e1
as
a
aön
ae*
a
Aur.
e1
as
a
avön
ave
a
O.-C.
V
as
a
on
edi
a
U.-C.
ine/
inäs
ina
avön
avede
inä
Erto
$
a
a
OD
$
a
Cim.
V
a
a
OD
e1
a
Pole.
a1
a
a
OD
vet
a
§
a1
as
a
VOD
ve^
an
a1
as
a
veo
ve/s
an
t
a1
as
a
aveia
av#s
an
n
al
as
a
viD
ve!t
an
Ö
a1
as
a
vio
vi8s
an
ra
a*
äs
a
vio
ve's
an
?
a*
äs
a
vio
vi°s
an
ö
a1
äs
a
vio
ves
an
h
a1
as
a
viD
ves
an
ya1
yas
ya
vio
ves
van
a1
as
a
vio
ves
an
Port.
g<?
ga
ga
avemo
av6
ga
240 Vergleichende darstellnng der rätoromanischen mundarten.
Dare und
stare , kaum
irgendwo ver-
schieden kon-
jugiert, haben
trotz der gegen-
seitigen Unter-
stützung nicht
viel formen in
den rät. mund-
arten aufrecht
halten können.
Insbesondere
die 1. pers. sing.
hat sich von ci
bis n von sum
ins Schlepptau
nehmen lassen,
inp-rvonhabeo,
in §-3 von beiden.
Die anlehnung
führt nicht
immer zum voll-
kommenen reim
(vgl. auch Mez-
zanaundRumo).
In Erto und
Kl. d$ de da dem de dan
a dun das dat da*n da's daten
>
& dundel das dat de^n de> daten
dun das dat do/n do/s daten
c dun das dat den des daten
dundel das dat den des dateji
b dundel das dat dany des daten
dunt das dat dany dets daten
e, f du» dast dat dany dets daten
g don dest dat dan deks dan
\) dorn dest dat dany da*s daten
U.-B. dp/1 da da amdä de dan
O.-B. dun da da umdd det dan
i dum dest dp da'nts da's d^m
dum dest dp dents da*3 dem
j dun dast da da'n da's dan
f dun dest d$ dany da'vet dan
1 dun das da da*n daJvet dan
>
m dun das da da'n dava dan
dun das da da'n dajvet daun
>
n dun das da da'n dauat daun
Pose, dak das da dam def dan
Pinz. du d^ da dum d^ da
Mezz. dqn das da dan da da
Rumo d$n das da dan dao da
Tres don dast da den deu da
Cun. don dast da den deo da
Cimolais wird
einst der reim vollkommen gewesen sein; aber seither ist
sum an habeo angeglichen worden, ohne dass dom nach-
rückte. In Forni di sopra (ß) hat facere als das Vor-
bild gedient, wie für die 1. und 2. pers. plur. im
Avisiotal, 0, p, Ampezzo, Auronzo, Comelico, Erto und
Cimolais. Facere konnte herangezogen werden, weil es
im infinitiv zu fare verkürzt war; desgleichen dicere —
dire in der 1. person sing, in Poschiavo, Rovereto, von
Cavalese bis 0, in Ampezzo, Polcenigo und im Vene-
zianischen. Die 3. person sing, dat, stat gehört zu
den interessanten alterttimern Graubündens. Ausserhalb des
Biegung der verba.
241
Rov. dago da1 da dem de da
Cem. dun das da den deo da
Cav. dago das da dazöm daze da
Pred. dage das das dazön daze das
Vigo dae das da dazön dazede da
0 dage des da dazqn dazede da
p d$ d^s da dazön daza's da
Rheingebietes ist
das -t nicht er-
halten ; das in
Predazzo ist an
facere angelehnt,
wenn anch facit
dort fa lautet
(in Vigo fa und
fas). Wo der
plural der dritten
person eine ei-
gene form be-
sitzt, ist er aus
dem Singular
durch -an (-en),
nach vokalen
durch blosses -n
(-19, -m) her-
gestellt. So auch
hier. Das la-
teinische dant
ist weder durch
daten wiederge-
geben noch durch
d§m oder daun,
vermutlich auch
nicht durch dan,
daw in den orten,
wo die lautgesetze nicht widersprächen. Damus, datis ist
nicht einmal in all den orten fest geblieben, in denen
diese endungen in der regelmässigen 1. konjngation ge-
bräuchlich sind. Der zng nach der 2. konjngation mag
daher kommen, dass tiberall die 2. person sing, (meistens
auch die 3., selten die 1.) mit der von habere und von
sapere reimt. Es können auch die perfekta gehindert haben,
dass das Sprachgefühl die beiden stamme auf -a in die
a- konjngation einreihte; von dieser trennt sie überdies der
umstand, dass von ihnen nach abzug des -a kein stamm
übrig bleibt.
q
da
das
da
duD
daVs
da
r
da
das
da
dun
de/s
da
Buch.
de.
das
da
don
de1
da
Colle
da1
das
da
dun
de
da
Amp.
da/o
das
da
dazön
daze
da
Aur.
de*
das
da
dazön
daze
da
O.-C.
de'
das
da
dazön
daz^di
da
u.-c.
de1
das
da
dadön dade
da
Erto
don
da
da
dazön
di
da
Cim.
don
da
da
dazön
dazö1
da
Pole.
dae
da
da
don
dat
da
§
dazi
das
da
don
de^s
dan
do*
das
da
den
dejs
dan
t
do1
das
da
den
de's
dan
u
da1
das
da
din
de't
dan
Ü
do1
das
da
din
di"s
dan
ro-ty
do1
das
da
din
da's
dan
l
do1
das
da
din
de§
dan
do/
das
da
din
des
dan
Port.
dago
da
da
demo
de
da
Gärtner, Bätorom. spr. u. lit.
16
242 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
Velle und posse, die häufigsten modal verba konnten
manche Unregelmässigkeit gegen die gleichmachende Analogie
behaupten. In der 1. pers. sing, erkennen wir überall vol-io,
meistenteils auch possum; aber im Nonsbergischen dringt
der vokal jenes verbs in dieses, im unteren Aviso tal und
am Isonzo (5) hat man auf den stamm pot neue formen gebaut.
Die 2. pers. sing, gibt ein buntes bild; die erklärung der
einzelheit wäre zu weitläufig, wohl auch kaum notwendig.
Die form os in Ampezzo vergleiche man mit venis (s. 231 u. 181).
In der 3. person ist am Rhein das alte vult erhalten (vgl.
dat), auf der seite gegen Venedig hin hat sich in den mehr
Kl.
V031
vo3ret vöe
voerum
pos
PQdet
po
pQdum
podv
Q
vi
VI}1
Vllt
la*n
PQS
PQS
po
pudä'n
pudlu
Ü
vi
vul
vul
lf%
PQsel
PQS
PQ
pud^n
pudfu
vi
Vljl
Vlll
lQ{n
PQS
PQS
PO
pudQ'n
pudeu
c
vi
völ
vut
len
P<?s
PQS
PQ
pijden
pud<Su
vi
völ
vut
l$n
pos
pos
po
pud^n
pudeu
b
vi
vol
vut
lany
pös
pös
po
pudäny
pude'a
vi
vol
vut
lany
pos
pos
po
pudäny
pudia
e, f
vi
vut
VU.t
lany
pos
PQSt
P9
pudäny pudfe
9
vi
vol
vol
1^13
PQS
PQSt
PO
paD
pudi
$
vv
vot
vot
lany
PQS
PQSt
PQ
pudäny pudia
U.-B.
vce1
voel
voal
amvcel
PQS
PQ
PQ
ampQ
pudv
O.-B.
vce1
vqI
VQl
umvQl
pos
PQ
PQ
umpQ
pudi^
i
voely
- vQkst
VQkl
vulä'nts
PQS
pQkst
PQ
pudä5nts pudia
i
V03
VQSt
VQl
vulä*n
pos
PQSt
PQ
pudä'n
pudv
t
V03
voust
VQl
vuläny
PO»
po"st
PQ
pudäny pudu
1
V03
vös
vol
la*n
PQS
PQUS
po
pudä'n
pudv
m
V03
vös
völ
la'n
PQS
pös
po
pudäjn
pudt;
n
V03
vös
völ
laJn
P<?
pös
PQ
pudä'n
pudv
Pose.
vcely
VQ8
vqI
vQlum
PQS
PQS
PQ
pQm
pudv
Pinz.
vu1
V03
V031
vuliim
PQS
P03
poel pudüm
pudu
Mezz.
vqei
V03S
<
vcel
(
vol£n
peesi
peeses
poel poden
podv
Rumo
vcei
V03S
<
voel
c
volen
pQsi
pQses
poel pod£n
podv
Tres
v^i
v"ejst
V"<?1
vol6n
pu§si
p"Qsti
puQl pod^n
podü
Cun.
voei
voest
voel
vol£n
peesi
poesestpoel poden
pod^st
Rov.
VQ*
VQl
vqI
volöm
PQS
poi
PQl
pod£m
podü
Cem.
V03l
V03S
voel
vulen
poedo
poedes
poel piid£n
pudQst
Biegung der verba.
243
venezianisierten mundarten die anlehnung von potest an
die entsprechende form von velle eingebürgert. In der
lnehrzahl hat man in ct-f), 1-n das unbetonte vo- verloren;
der verlust scheint alt zu sein, wie die Verbreitung und die
bergttnische form glauben lassen. Nach dem brauche in g
(s. 232 und 239) würden wir entweder volen (wie mqten)
oder voten (== 3. pers.) erwarten; Iq» muss schon damals
einsilbig, also mit clav, stan, saw usw. vergleichbar, gewesen
sein, als die formen der 1. pers. plur. mit betonter endung
in g aufgegeben wurden. Das a in pav erklärt sich aus dem
a in saa, van gegenüber dem q des Singulars sq, vg.
Cav.
vce1
V03S
vcel
viilöm
peedo peedes poal pudöm
pudv
Pred.
V03l
vces
vnel
<
VljlÖD
PQde
pQdejs
PQl
pudön
pudv
Vi., o
vo1
ves
vel
vijlön
pose
pes
pel
pudön
pudü
P
ue
ues
uel
ulön
pose
PQses
P<?
pudön
pedü
q
0
ÖS
0
orun
P<?
pöV
P9
podün
podv
r
ö
ÖS
ö
orÜD
PQ
pos
P9
podün
podJ
Buch.
vo1
VQS
vqI
vulön
PQS
PQS
PQ
pudön
pudü
Colle
vo1
vos
vol
volün
<
PQS
Pqs
P<?1
podün
podü
Amp.
vo1
OS
vo
vorön
pos
pos
po
podön
podü
Aur.
vo1
vos
vo
volön
po1
pos
po
podön
podü
O.-C.
vo1
"es
ua
vlon
pu1
pues
pua
piidön
piidü
u.-c.
vo1
vos
vo
volön
po1
pos
po
podön
podü
Erto
u1
ve4
ve4
volön
pos
po§
pua
podön
podü
Cim.
yU0i
voul
voul
volön
Puqs
Pu9
Pu<?
podön
podü
Pole.
vuQe
vuq1
VnQl
volön
P9§
p«Ql
P"q1 podön
podüt
8
yn0i
vus
vul
volön
PQS
PQS
P<?
pudön
pudut
vo1
vus
vül
volen
pQzi
PQS
P9
poden
podut
t
vuei
vül
vül
volen
pues
pues
pues
poden
podüt
u
vo1
vons
voul
vulfn
pos
pos
pos
pudin
pudüt
»
vuei
vol,s
voul
vulin
pues
p"es
pues
pudin
pudut
in
vo1
US
ül
volin
pos
P08
po
pudin
pudut
S
voi
vo"s
voul
vulin
pues
p"es
po
pudin
pudut
9
vo1
vüs
vül
volin
pos
pos
pos
podin
podut
h
vuei
vueli&
ül
volin
pues
puedi£
» pues
podin
podüt
vqi
ü§
ul
"arin
p^di
puedis
1 pol
pudin
pudut
vo1
vqüs
vqI
vulin
po1
pos
PQl
pudin
pudüt
Port.
vo^
vol
vol
volemo
poso
pol
pol
podemo pode§to
16*
244 Vergleichende darstellnng der rätoromanischen mundarten.
Vadit, zu va abgekürzt, gilt in all unseren mundarten,
wie auch sonst in den meisten romanischen sprachen. Davon
abhängig ist die mehrzahl der 3. person, die 2. pers. sing,
ist auch dazu gestimmt worden wie bei dare, stare, habere.
Soweit laufen die mundarten gleich, darüber hinaus aber
sehen wir sie auseinandergehen. Der infinitiv wird in Grau-
bünden von dem verb ire hergenommen, in einem mittleren
gebiete, und zwar vom Fassatal ostwärts bis nach dem inneren
Friaul (§-ü) und dem Westrand von }, von demselben verb
mit de wenn ich recht habe, an dieser auslegUDg des ital.
gire festzuhalten. In Stidtirol und in rö-5 hat man ein anderes,
b
i
ius, ida
nnrndel
vas
va
me'n
me's
van
f
ekr
r, e*de
7 >
viny
väst
vo
dyany
dyete
VQn
t
ikr
o
Ta, igda
veny
vest
VQ
dya^ts
dy^s
v§m
m
Tr
i, Ida
veny
vag
va
ya*n
yava
van
Pose.
i
andä't, -ta
väk
väs
va
vam
dzef
van
Pinz.
nar
na, nada
vu
ve.
va
num
ne.
va
Cagnö
nar
na, nada
von
vas
va
nan
nao
va
Vigo
zir
zit, zitQ
vae
vas
va
Z013
zide
va
t>
zi
zit, zita
vede
vej3
va
zoia
zas
va
r
zi
zu, zuda
va
vas
va
ZUD
ze's
va
Erto
öi
du, cmda
ÖOB
va
va
d!013
öi
va
£
lä
lät, ladQ
VO1
väs
va
ÜB
la's
van
l
la
lät, lad§
VQ1
väs
va
anfia
les
van
Port.
andär andä, -ada
vago
va
va
andemo ande*
va
bekanntes aber noch nicht sicher gedeutetes zeit wort, dort
ungefähr in der provenzalischen form anar, hier in der fran-
zösischen aller, nur in den reinen lomb. oder ven. mundarten
von Kleven, Bergeil, Pordenone, Portogruaro in der italienischen
form andare. Man sehe in 3, wie 1- und n- formen im plural
nebeneinander wohnen. Die 1. pers. sing, ist von e bis n durch
venio ersetzt, anderswo an sum, dico u. a. angeglichen, am
Vorderrhein in rätselhafte gebilde tibergegangen (mgn, vgm).
Zu dem merkwürdigen mgn gehören die 1. und 2. pers. plur. und
andere mit m- beginnende Zeitformen in derselben gegend. Von
Andeer (b) ist zu berichten, dass im plural formen von anar, näm-
lich nany, näts, denen mit m- in Scharans (b) gegenüberstehen,
Biegung der verba. 245
nämlich many, mäs; am entgegengesetzten ende des Dom-
leschges, in Rotenbrunnen, taucht noch einmal anar auf: nany,
näs. Oberhalb des Sehynpasses, e-n, lauten diese zwei personen
wie deorsum an (s. 152); es seh eint also, wie in o-ö, wieder
deire vorzuliegen, wiewohl im infinitiv das einfache ire fortlebt.
Wer jenen anlaut aus eamus, ierunt erklärt, muss ihn im infinitiv
zir, M (und überhaupt fast tiberall) als verschleppt ansehen.
Facere ist tiberall auf dare gereimt, ausser im obersten
Piavegebiet (Aur., Com. fö, fe) und in Erto, Cimolais. In Erto
sagt man auch fi, was entweder nach der i-konjugation ge-
bildet oder bloss ein verkürztes fia ist.
b
fa
fat#
f^tsel
fas
fa
fidy^n
fidy^s
fan
f
fär
fat/
fats
fast
f<?
fazäny
faz^ts
fon
i
fer
fat"
fets
fest
f<?
fa*nts
fa's
ffm
m
far
fat
fets
fäs
f a
fa*n
fava
fan
Pose.
fä
fä;t
fäk
fas
fa
fam
fäf
fan
Pinz.
far
fat
fu
fe
fa
fum
k
fa
Cagnö
far
fat
fon
fas
fa
fan
fao
fa
Vigo
far
fat
fae
fas
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fazön
fazede
fa
P
*
fat
fejte
fezes
f$s
fazÖD
faza's
f$s
I
fa
fat
fezi
fezes
fes
fatstin
fats^s
fes
Erto
fia
fat
fa#
f<? <
*
fazÖD
faz^1
H
g
fä
fat
fäs
fas .
fäs
fazin
fa*s
fas
h
fa
fat
fazi
fazis
fas
faziD
fazes
faziü
Port.
far
fato
faso
fa
fa
femo
fe
fa
Endlich noch ein paar formen von sapere und dicere.
In Vigo und o-r hat im partizip das p nicht den zwischen
vokalen üblichen lautwandel durchgemacht; man erkennt an
den formen des Gadertales die Ursache: sapuit wird einst das
in der endsilbe unbequeme und doch unentbehrliche u nach
dem Stammvokal vorausgenommen und saup gegeben haben,
von dem perfekt verpflanzte sich das ins partizip saupüt, wie
q salpv zeigt (s. 128). Aber später, als das perfekt verloren
und der lautwandel des p zwischen vokalen längst nicht
mehr im gange war, setzte man für au wieder das dem verb
sonst zukommende a ein: o sapu. Das b in r salbv ist von
albv herübergenommen. Habuit hat nämlich gleichfalls sein
246 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mnndarten.
b
saviu
sa*
sas
sa
ditsel
dies
di
ze/n
f
savfe
sa
säst
so
de1 '
de^st
de1
zany
i
savia
s<?
se§t
sq
di
dikst
diks
dza'nts
m
savu
sa
säs
sa
di
dls
dls
za'n
Pose.
savt;
se'1
säs
sa
dlzi
dlzas
dls
dlzum
Pinz.
§av
so
se.
sa
dik
di
dis
diziim
Cagnö
sav^st
sa1
§a§
sa
didyi
didyes
dis
din
Vigo
sapti
se
sas
sa
die
dis
dis
dizön
V
sapu
se
ses
sa
dize
dizes
dis
dizön
q
salpt;
sa
säs
sa
dize
dizes
dls
dizün
r
salbt
sa
sas
sa
dlzi
dizes
dls
dizün
Erto
sau
se
sa
sa
dik
dis
dis
dizön
g
saviit
sa5
säs
sa
dls
dis
dls
dizin
s
savut
§a*
säg
sa
dizi
dizis
dls
diziia
Port.
savesto
SQ
sa
ki
digo
dizi
dize
dizemo
u so durchgesetzt, und nach au hält sich das b, so wie dort
das p. Man beachte, dass da wieder das band zum Vorschein
kommt, das Friaul mit Tirol verbindet: Cagnö bv, Vigo, o abü,
p abü, q, r albv, Buch, abü, Erto bu, Pole, but, 8, ü, Xo büt, %, t)
imbüt. Unter den formen von dicere ist die 1. pers. sing, in
Poschiavo besonders merkwürdig. Sie ist, wie dize, dizi in
anderen gegenden, an dicis usw. angebildet; aber das ver-
schmähte dik hatte doch ohne zweifei einst fäk nach sich ge-
zogen und im verein mit diesem dann däh (s. 240) usw. und musste
schliesslich selber in dem ström der gemeinen verba untersinken.
Der imperativ fällt im singular lautlich mit der 3. pers.
sing, des indikativs zusammen. Das pronomen als objekt
steht dahinter und verändert dessen auslaut: das -a in der
1. konjugalen wird abgeworfen, der stimmhafte stammauslaut
in den anderen konjugationen braucht nicht stimmhaft zu
werden, z. b. in IL- Bergeil guerd' et sieh ihn an, guerd'
um dye sieh mich an, o porf e^Q trag sie, r pörtf ele
trag es, Erto teny-elo halt es (ttfn halt), j p"arf üu
trag es, g fre' ilu reib ihn (/rf reib), sfrenz-üu (sfrem
drücke zusammen). Diese e, i vor lo, la gehören nach
dem geftthl des Volkes, das nicht weiss, dass la =
ella usw., zum Zeitwort; daher dann auch: o porte-me
Tcest trag mir das, Erto tenye-te-lo, lave-te wasch dich, $
Biegung
der nomina.
247
b
porta
purt^
porti
-ies
>
-i
purte/ en
-e'es
1 »
port'en
f
pörte
purt(j
pörte
-es
i
-e
i
Porten
-es
>
pörten
i
pfjrta
purte
pörta
-est
i
-a
p^rtents
-es
pörten
m
pQrta
purtä*
porta
-es
>
-a
Porten
-et
porten
Pose.
porta
purta,
pörtfa
-Hte
-'a
portMima
-*uf
pört'an
Pinz.
porta
purte
pQrta
-i
-a
purtuma
-<&a
porta
Cagnö porta
portä
port;a
-'es
-'a
port'en
-Jo
portfa
Vigo
porto
purta
porte
-e
-e
purtasane
-asade purtäs
P
p<?rta
purtade
porte
-es
>
-e
>
purtouze
-a'ze
•• >
porte
q
porta
purtede
pörti
-s
-i
purtimze
-a'ze
porti
r
pörta
portede
pörti
-i
-i
portunze
-ejze
pörti
Erto
p$rta
port^1
port
-
-
portoDa
-e/da
port
g
puart$
purtä't
puarti
-is
-i
purtiö
-4Hf
puarti
s
p"art$
partet
p"arti
-is
-i
partin
-es
pnartin
Port.
porta
porte
porta
-i
-a
portemo
-e*
porta
puarti-mi; mit vokalangleichung: r pörto-mo. (Vgl. ferner
St. Gabriel, 130. Ps. „aude" usw.) In der mehrzahl unterscheiden
die rät. mundarten a-\, Vigo, o-r, Buchenstem, §, t, 0-3 imperativ
und indikativ, wie es dem Latein entspricht, f-n und Nonsberg
nach lombardischer art nur durch das im indikativ angefügte vos,
in Pinzolo, Erto, u und im Venezianischen gar nicht.
Der konjunktiv präs. ist in verschiedener weise neu
geschaffen. Am besten ist das im Westen gelungen, wo
man sich an das -eam, -iam von habere, tenere, venire,
dormire usw. festklammerte, wie z. b. in Poschiavo und in
Cagnö. Da ist das unsilbische i zum moduscharakter er-
hoben, sogar die ausgänge entsprechen dem lat. -iam, -ias,
-iat, -iant; nur die zwei übrigen formen hat man mehr
mit freier band entworfen. Bei deren betrachtung begegnen
wir dem zug der romanischen sprachen, der 1. und 2. person
plur. im konjunktiv und in nebenzeiten leichtere, unbe-
tonte endungen zn geben, im gegensatz zum ind. präs.,
wo man meistenteils selbst der 3. konjugation die schwereren
endungen der 2. zugeteilt hat. (Vgl. italienisch fossimo,
spanisch e'ramos. In b ist das konjunktiv-i in der 1. und
3. person sing, silbisch gebraucht, vielleicht hat das alte -em,
-et mitgewirkt; einen merkwürdigen platz hat es in der
1. und 2. pers. plur. bekommen: mitten in den indikativ-
248 Vergleichende darstellung der rätoromanischen niundarten.
endungen. Am schlechtesten ist der konjunktiv in Venetien
weggekommen: die 2. pers. sing., die 1. und 2. pers. plur., in
der a-konjugation auch die 3. pers. sing, und plur. haben
keine vom indikativ verschiedene form. Man hat da nur das
-am, -at von siam, mittam usw. behalten, das war zu wenig
stoff für die Schaffung eines kenntlichen konjunktivs. Nicht
viel glücklicher war man in Friaul und im Engadin. In
Tirol und Erto sehen wir das syntaktisch merkwürdige mittel
angewandt, das pronomen anzuhängen, aber nur für die 1.
und 2. pers. plur. Wir tun dasselbe nur in der 1. person und
nur wenn es ein imperativischer konjunktiv ist: Gehen wir!
b
f
t
meti
m^te
meta
se/dyi
s<?ye
sa*a
s^dyes
sejes'
s^est
>
se^dyi
s^ye
sa*a
se'dyen
seyen
sa'ents
>
adyi
vedye
edya
vedyen
vedyen
edyents
m
Pose.
meta
met'a
sia
sia
sies
>
Sias
sia
sia
sien
>
siuma
naya
gab'a
ayen
gäfruma
Pinz.
meeta
sia
sii
sia
siuma
gab'a
gab'uma
Cagno
Vigo
met'a
mete
sia
sie
sies
sie
sia
sie
sien
fosasane
dyab'a
ab'e
dyafren
aesasane
V
mate
•• >
soßze
>
sibes
>
sibe
>
soDze
e>e
onze
>
q
mäti
Sl
SIS
81
suiaze
ai
unze
Erto
E
meta
meti
se/
seti
s§1
setis
se/
seti
siona
sin
eba
vebi
ona
vin
h
meti
sedi
sedis
sedi
sedin
vedi
vedin
Port.
meta
sia
sn
sia
semo
gab*a
gavemo
Für die anderen konjugationen habe ich mittam als beispiel
gewählt; die konjunktivformen sind durchwegs dieselben, die
eingestreuten indikativformen sind natürlich der entsprechenden
konjugation zu entnehmen. In Erto gilt meta für den ganzen
singular. Die proben von sim und habeam zeigen uns, warum
man selbst am ostende das gefühl für den konjunktiv nicht
verlieren konnte: die konjunktivformen sind eben da sehr deut-
lich zu erkennen. In Friaul haben die beiden Zeitwörter auch
in der 2. pers. plur. eine eigene konjunktivform: j setis, vebis,
l sedis, veäis. Die letzte dieser formen lehnt sich an puedis,
vadis an; die erste scheint mit ihrem t auf das lat. det, stet
(§ deti, steti mit später angefügtem konjunktiv-i) zurückzu-
gehen (vgl. das graübtind. dat, stat s. 240 unten).
Biegung der verba. 249
Im im perfekt ging die ausgleichung leichter vonstatten.
Die betonnng -äbamus, -äbatis erklärt alle rät. nnd Yen.
formen in der tafel; nnr Erto hat die zwei personen anders
entwickelt, ungefähr wie das Französische. In Vigo dürfte
das -e der 1. pers. plur. bloss der 2. pers. nachgeahmt sein.
Auffällig ist das g in p und q. In p könnte man o aus
-ab- erklären wollen, obschon dieser lautwandel ohne den
anstoss eines darauf folgenden konsonanten kaum begreiflich
ist; aber q hat matö (r metea) und purtä, auch p sagt metgve.
Der vokal ist also in dieser konjugation eher heimisch als in
der ersten, er wird von dem verbum esse herkommen, das im
ö purtavel -aves -ava -aven -aves -aven -$vel
f purtave -aves -ave -aven -aves -aven -eve -ive
t purt^va -evest-^va - Events -e^ves -even -eva -igva
m purteva -eves -eva -even -evet -even -eva -iva
Pose, purtävi -ävas -äva -aum -auf -ävan -ei -ivi
Pinz. purtava -avi -ava -avan -avaf -ava -iva
Cagnö portavi -aves -ava -aven -avo -ava -evi -ivi
Vigo purtae -ae -a$ -äne -äde -a$ -e -ie
p purtove -Qves -$a -an -ais -9a -ove -ive
q purtä -äs -ä -an -äs -ä -ö -1
Erto portave -ave -ava -'öd -^f -ava -eve -ive
£ purtavi -av$s -avo -avin -avis -avQ -evi -ivi
l partavi -avis -ave -avin -avis -avin -$vi -ivi
Port, portava -avi -ava -ävimo -avi -ava -eva -iva
imperfekt p fgve, q fg (auch £, r ea) bildet. Diese form ist
zwar selber auch überraschend; aber man begreift sie, wenn
man an die am Vorderrhein vorkommende bildung fuvel und
an die tatsache denkt, dass lat. ü, ö vor v, b im Romanischen
zu g dissimiliert zu werden pflegt. Es fehlt somit in p -abam
und -ebam, in q -ebam, im Engadin -abam; dagegen fehlt in
obigen mundarten -ibat (klass. -iebat) nur in b. Vigo rindet
-äne, -äde so passend, dass es sie auch in die anderen kon-
jugationen mitnimmt: meti, •$, -eg, metäne, -äde, -eg und
ere, $re, erg, siäne, siäde, erg. Ein s- im imperfekt bekommen
auch einige formen in Poschiavo und in Ampezzo, und zwar
die personen, die im präs. s- haben: Pose. s$ri, $ras usw.
250 Vergleichende darstelluug der rätoromanischen inundarten.
Der konjunktiv des imperfekts (plusquaniperfekts), in
den gut rät. mundarten Graubtindens und Tirols immer noch
zugleich als kondizional gebraucht, hat sich in derselben
weise modernisiert wie der ind. imperf. In Vigo und p hat
man sogar die aus -abamus, -abatis entstandenen formen als
personalendungen verwendet: purtasane, -ade, metasane, fosa-
sane usw., p fusdw, fusais usw. Anders im Gadertal: r por-
tasuw, -?'s hat einfach die endungen des ind. präs. angenommen,
daraus fliesst dann das schwerfällige fosastw, -gs. Daneben
wird aber in der 1. person auch portasuw, fgsum betont — wie es
in nebentempora beliebt ist (s. 247) — und purtesuw, fosuw usw.
b
-äs
-ases
>
-äs
-äsen
>
-ases
>
-äsen
>
-$B
fus
f
t
m
-^s
-eses
-esest
-eses
>
-es
-esen
-e^ents
-esen
>
-eses
-e^es
-eset
>
-$sen
-ejsen
-esen
|
-tjs -is
-§s -is
-es -is
fis
fus
fos
Pose.
-asi
-asas
-äs
-asum
-asuf
-asan
-esi -isi
fvsi
Pinz.
-ces
-03S
-ces
-cesan
-cesaf
-03S
-[ig](PS
fus
Cagnö
-asi
-astu
-äs
-äsen
-aso
-äs
-esi -isi
ffsi
Vigo
-ase
-ase
-äs
-asane
-asade
-äs
-ese -ise
fose
P
-äs
-ases
-äs
-esän
>
-esais
)
-äs
-äs -is
fos
q
-es
-eses
-es
-esun
-eses
-is
-es -Is
fos
r
Erto
-äs
-äs"
-äs
-as
-äs
-äs
-asiin
-isön
-ascVs
-is£l
-äs
-äs
-(js -is
-&§ -is
fQS
fus
S
-äs
-äs
-äs
-asin
-asis
-äs
-es -is
fus
i
-asi
-asis
-äs
-asin
-asis
-asin
-ejsi -isi
fosi
Port.
-asi
-asi
-ase
-äsimo
-asi
-ase
■ -esi -isi
fusi
sind die in q gebräuchlichen formen. Die präsensendungen
drängen sich ein: Cagnö portasi neben portds in der 1. person,
ebenso j ; in p purtase, -asa in der 1. und 3. person. Die Ver-
teilung der konjugations vokale weicht von der im indikativ
ab; selbst innerhalb des Gadertales sieht man eine Verschieden-
heit. Bei fuissem tritt wieder die bekannte Schwankung im
u-laut auf.
Am Vorderrhein hat man ein bedürfnis, in indirekter
rede den konjunktiv zu setzen. Diesen dienst leistet im
präsens der alte konjunktiv; aber für das imperfekt taugt
der eben vorgeführte konjunktiv mit kondizionaler kraft
Biegung der verba. 251
nicht, sondern man hat sich einen konjunktiv mit i gebildet
nach dem vorbilde des konj. präs.:
b purtavi, -avjes, -avi, -av'en, -avjes, -avjen. Der kon-
dizional kann auch in indirekter rede vorkommen; dann wird
er ebenso behandelt:
b purtasij -as'es, -asi, -as^en, -as'es, -as'en. Ebenso za
erel oder fuvel und fus: eri, fuvi, fusi usw.
Wir sind hiermit schon in die reihe der nicht tiberall vor-
handenen Zeitformen eingetreten: hierher gehört auch das histo-
rische perfekt. Das eben genannte fuvel und p fgve, q fg
sind reste des perfekts fui, aber schon in das gewand des im-
perfekts gehüllt, weil das Verständnis für die perfektendungen
abhanden gekommen war. In abgelegenen orten am nordwest-
rand Friauls lebt das perfekt noch:
Erto portai -& -ä -äsen -aseü -& -ie -i fui fu
£ purtai -äs -ä -ärin -äris -är -ei -es, -ii -is foi tos
Da ist freilich die 2. person sing, erst angeflickt, im
plural sieht es noch schlimmer aus; aber rein bewahrt ist
doch gewiss die 3. pers. sing., in j auch die 3. pers. plur.,
ferner die 1. pers. sing, -avi, -ivi, fui. Über die perfekt-
formeu in dem älteren Schrifttum Graubündens hat Jak. Sttir-
zinger in seiner dissertation (1879) sehr genau berichtet,
freilich ohne rticksicht darauf, welche von den formen
etwa bloss gekünstelt sind. In dem verdacht der ktinstelung
bin ich wieder zu weit gegangen (Rät. Gr. 1883). Die
3. pers. sing, halte ich jetzt für sicherlich der lebenden
spräche des 16. Jahrhunderts angehörend; sie lautet in der
1. konjngation am Rhein und im Unterengadin auf betontes
a aus, im Oberengadin — wie zu erwarten ist — auf o. Den
plural hatte man verloren, ergänzte ihn aber nach dem vor-
bilde habet -habent usw. Da Erto bekanntlich noch der
tirolisehen gruppe zuzuzählen ist, so ist hiermit für alle drei
gruppen das perfekt noch nachweisbar; die 3. person sing,
hat sich ungefähr wie im Französischen entwickelt, nicht
wie im Toskanischen.
Das bekannte, fast allgemein romanische futurum
portare-habeo ist am Rhein nicht bekannt, im Engadin auf-
fallend entstellt:
252 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
i purtero -^gt -^ -onts-^s -Qn -ejro -irq sarö
m purtera -äs -a -an -at -an -erä sara
Pose, purtard -äs -d -dm -ef -an -are1 sare1
Pinz. purtaro -^ -a -um -i -a -aro -ir§ saro
Cagnö . purterd1 -ds -d -6n -eo -d -erd1 sard1
Vigo piirtare" -ds -d -6n -ede -d -are -ire* sare
p purter^ -tjs -d -ön -a/s -d -er£ -ir§ sar^
q purtard -äs -d -ün -a!s -d -ard ^ara sara
Erto portare. -d -d -öd -# -d -arej -ir§ sar(j
j purtard1 -äs -d -in -i°s -an -ard1 sard1
$ partard1 -ds -d -in -es -an -ard1 -ird1 sard1
Port. portar(> -d -d -emo -e' -d -aro -irö sarö
Die oberengadinischen formen sind mit ausnähme der 1. pers.
sing., die italienisch ist, und der 3. pers., die ein heimisches
aussehen hat, ganz abenteuerlich. Das volk gebraucht, wie am
Rhein, die redensart venio ad portare. Wenn Z. Pallioppi
von einem alten mann die (auch von Bifrun, wenn auch selten,
versuchten) mit habere reimenden formen amare, -rest, -rö usw.
gehört hat, so war das gewiss auch nicht Volksgut, sondern
nur geschickter gekünstelt. Das unterengadinische futurum
stimmt wenigstens im singular, es ist jetzt auch in gewöhnlicher
rede üblich (Pult, 1897). Eine form, die nicht mit der ent-
sprechenden person von habere reimt, weist r auf: portariw —
a»; aber auf -vm endigen da alle 1. personen im plur., ausser an
und san.
An das gekünstelte oberengadinische futurum hat Pal-
lioppi noch einen konjunktiv angehängt: porteregia, der
aber keinen Zuspruch findet, obschon er richtig geformt ist.
Man spricht auch von einem imperativ des futurums, das
sind unterengadinische formen wie: non farai vendettas! Allein
sie kommen nur in verneinten befehlen vor, sind also einfach
eine pluralisierung des befehlenden infinitivs: non far vendettas!
Mit dem futurum hat das nichts zu tun. Ich weiss nicht, wo
diese formen etwa volkstümlich sind.
An der seite des futurums gibt es im Romanischen be-
kanntlich einen ähnlich gebildeten kondizionalis, der
auch andere namen führt, aber hauptsächlich für die be-
dingungsnachsätze nach unwirklichen bedingungen bestimmt ist.
Biegung der v€
>rba.
253
Pose.
purtaröi
-ar^as
-arf)f
-aryum
-ar^uf
-ar^an
Pinz.
purtaria
-ari
-aria
-arisan
-ariSaf
-aria
Rumo
portaroei
-aroees
-arceo
c
-aroeen
c
-arceo
Cagno
portercei
-eroeStv
-ero30
-eroesen
-eroeso
-eroeo
Brez
portaruei
-arn6s
-ar°eu
-arn£n
-arueu
-arueu
Amp.
portarae
-araes
-arae
-asÖD
-asä
-arae
Z.
portarae
-arae
-arae
-asone
-asede
-arae
Erto
portares
-ar£s
•are's
-arisön
-aris^1
-ares
S
purtares
-ar£s
-are's
-aresin
-aresis
-ares
h
partar^si
-are^ses
-ar^s
-aresin
-aresis
-are^sin
Port.
portaria
-arisi
-aria
-arisimo
-arisi
-aria
R.
purtaravi
-aravi
-aravo
-as'emo
-aside
-arave
In den besser rät. mnndarten in Graubtinden und Tirol
braucht man ihn nicht (s. 250). Dagegen habe ich zwei mehr
venedische orte herangezogen: Z. bedeutet das Zoldotal, das
man auf dem wege von Colle nach Erto durchschreitet, und R.
bedeutet Rovigno auf Istrien. Man unterscheidet leicht folgende
abarten: 1. nordlombardisch (habuit — auvit) in Poschiavo, Sulz-
berg und Nonsberg, 2. venezianisch (habuit — avit) in Venedig,
einem teil der provinzen Rovigo, Treviso und an der Piave
hinauf über die provinz Belluno hin und bis nach Ampezzo,
3. das fremde, alt - schriftitalienische -ia (habebat) in der
verkehrsreichen Poebene über Padua, Vicenza, Verona, Mantua
hin und ins italienische Tirol hinein bis nach Pinzolo und
Predazzo, 4. auf habuisset gereimte formen in Erto, Friaul
und auf der anderen seite in einem teil der provinzen Mantua,
Brescia und Bergamo. Überdies dringt der alte kondizionale
konjunktiv auch sonst durch, besonders in der 1. und 2. per-
son der mehrzahl, ja er verdrängt im Piavegebiet und in
Rovigno die infinitivendung sogar gänzlich. Goldoni hat die
endungen: -rave (-ria), -ressi, -rave (-ria), -ressimo, -ressi,
-rave (-ria); -rave ist ungefähr dreimal so häufig als -ria; das
-s der 2. person erscheint in der inversion: meriteressistu?
254 Vergleichende darstellnng der rätoromanischen mnndarten.
Wortschatz.
Für unsere bisherigen betrachtungen musste ich solche
Wörter als belege wählen, die in allen oder doch den
meisten rät., lomb. und ven. mundarten von der quelle des
Vorderrheins bis zur nitindung des Isonzos gebräuchlich sind;
jetzt bringe ich zwei dutzend beispiele herbei, die zeigen,
wie manche begriffe in derselben reihe romanischer mund-
arten durch drei oder mehr verschiedene Wörter gedeckt
sind. Es ist kaum nötig, auf die un Vollkommenheit solcher
Zusammenstellungen hinzuweisen: die begriffe, die man mit
den gleichen oder ungleichen Wörtern in verschiedenen
gegenden verbindet, sind eben nicht immer ganz gleich, teils
weil sie irgend eine besondere färbung oder abschattung an-
genommen haben, teils weil die Sachen, z. b. Werkzeuge, land-
schaftlich variieren. — „Reden" heisst in b auch plidd, in a
reMd, in n tsaunts$r, während der mtinstertalische „Catechis-
mus" (Brescia, um 1620) favellar und raschunar gebraucht.
„Fels" übersetzte man mir in Andeer (b) mit tsatwgel, in i
auch mit gripel und txvrala, in Münster (n) mit hripel. —
„Kind" ist ein sehr dehnbarer begriff, ich meine hier „kleines
Kind", aber nicht gerade Säugling. Pose, pQp bedeutet nach
Michael Säugling; er hat für „kind" noch Imddw, hredt und
reden
fels
kind
zügel
eidechse
grossvater
b
tsintsä
grep
af(j>n
hQta
luzärt
tat
f
ruzanar
felze
unfänt
prandevel luzart
tat
i
diskuerei
>
■ spelm
t/indliny frandaVel lints^rna
nön
m
diskuerei
>
■ grip
pitsen
mastrina
luts^rna
basenyer
Pose.
?
brik
PQP
fren
?
äf
Pinz.
parlär
marqk
PQP
r£dina
viz^rgula
n$no
Cagnö parlär
krQs
PQP
r^dena
nycela
nQn
Vigo
rezonär
krepo
pikol
redene
tQtermandl dyaf
P
ruzn§
krap
pitl
lQtSQl
lindyoj.a
na'ne
•• >
X
ba^
kre^p
viadii
lo^strik
(jgedeks
nene
Erto
parhj
kr 9 da
kanain
r^dena
nizejta
nqno
E
fevelä
kret
frut
r^dinQ
dz^terQ
von
i
fevelä
kr§t
frut
r^dine^
lizarde^
von
Port.
parlär
p^röia
putilüt
re'dena
birfgola
nono
Wortschatz.
255
redas; der ausdruck pgp ist auch in m und Vigo bekannt.
Infans hat auch i: imfd'nt. — „Zügel" wird selten von „zäum"
unterschieden: Michael tibersetzt frev und redana mit ztigel,
in Vigo gab man mir für beides ebensowohl brena als redene
(f. pl.). — „Eidechse" heisst in f luzart und ts$rp da kater
palyqtses, die mit gelbem bauch sizelye, in r nannte man mir den
Salamander tdtqrmandl. — „Grossvater heisst am Rhein tat; am
Inn bedeutet dasselbe wort urgrossvater. — „Nur" ist ausführlich
besprochen in Gröbers Z. XVI, 334. — „Butter" ist in Westtirol
nicht einfach mit schmalz verwechselt; sondern, wo es nötig ist,
bestimmt man die fettarten durch ein adjektiv, so hier durch
crudus: p zmaHs kruf. — „Schmer" will sagen: wagenschmer;
zum teil hat axungia die bedeutung schweinschmalz, b syndza,
oder rindschmalz, m sondza, £ SQndzo (um Stiefel einzufetten). —
„Lunge" und „leber" bilden in einigen gegenden Graubündens
und Tirols ein paar, ursprünglich nur durch ein adjektiv unter-
schieden; in Graubünden ist das Substantiv (vermutlich ficatum)
verloren gegangen. In Poschiavo ist polmöw gewiss der jüngste,
schriftitalienische ausdruck, Michael gibt ausser ihm noch lef,
korada und kuradela an.
.Schaf" in dem sinne „weibliches
schaf" heisst auch am Inn nuersa; für Poschiavo gibt Michael
auch bistsa an. — „Schmetterling", vor allen der weissling,
hat in Graubünden auch auf den mtiller anspielende und andere
nur
butter
schmer
lunge
leber
schaf
1
mq
pizada
vägesalp
lQm
dir
nuersa
f
angäl
p^ntx
undzamä^nt lef
dekr
o
nürse
>
t
be
p^nt/
sundza
kuralya
fiö
best/
m
be
pa^ty
v'da röda
lef
narqm
tya'bes
Pose.
doma
buter
?
polmön
fidik
pögura
Pinz.
numa
but^r
sundza
pulmÜD
figä
fida
Cagnö
demQ
bot£r
zmir
polmoni
%ä
besä
Vigo
demq
smauts
sonzQ
fia b'ank
f. ne/ger
fe'dQ
P
me
zmauts
sonza
fu'd blank f. fosk
biesa
r
ma
zmalts
sunza
fi(j ketso
f. fosk
fresa
Erto
npme
botiro
söda
pelmöo
fidyej
feda
l
nQmQ
ont
snits
polmön
fiät
pVrQ
1
dQme
ont
suirt
polmön
fiät
p'öre.
Port.
altro ke butiro
zvirs
palmön
figä
p'egora
256 Vergleichende darstellnng der rätoromanischen mnndarten.
schmett.
schwalbe
peitsche
rücken
jetzt
trichter
6
bela
svalma
ge/sla
dies
usa
trauter
f
pule
skalme
>
dyä§le
des
ose
I
trakter
>
i
spler
rondulinys
l dyeksla
ar&nts
uesa
padr'rel
m
pula
yvtsela
yaJsla
ra'n
osa
trojrter
Pose.
parpavel
röndula
skuredza
skena
isa
pidr'öel
Pinz.
farin61
ründula
sk^r'a
skina
ad^s
lora
Cagno
pano^l
rondola
skur^a
styena
adtjs
lor^l
Vigo
pave"
rondol
paHsn
skenQ
ad^s
or^l
P
paval
rondula
skur'ada
spinal
zau
troj^ter
X
pa^l
rodündera
vlstla
spin$
zen
tr^ter
Erto
pav^1
rondol
skur^a
skena
ad^s
impi^a
S
pave/Q
tsidzilQ
skQr'Q
skenQ
kumö
ple^Q
i
pave
sizile
skQr1^
skejie
kumq
plel'e
Port.
pave*a
sizila
skur'a
Skena
adeso
pirJa
namen (s. Rät. Gramm, s. 5). — „Schwalbe" heisst in m auch utse
da nQsa dona, nach deutschem vorbild. — „Peitsche" einfacherer
art (nicht geflochten) nannte man mir in Vigo mendolQ. Mit dem
wort in r vgl. Pose. visJcla rate. — „Rücken" wird im Engadin auch
mit dees bezeichnet (s. Pallioppi). — „Jetzt" bezeichnet derselbe
ausdruck wie im übrigen Graubünden auch im Bergell (is, isa);
er hat in Livigno die form esa (wie Dr. J. Hub er mitteilt). —
„Trichter" nennt man in Pinzolo, wenn er klein ist, auch urel
(vgl. Vigo). — „Heuschrecke" heisst ebenda salta martw, in j gri;
ich glaube nicht, dass eine bloss augenblickliche Verwechslung
(mit Saatschnellkäfer und grille) vorliegt. — „Erbse" Buchenstein
tsazol. — „Schenken" ist in Samnaun (m) durch sint^dr, im
Münstertal (n) durch sintfär, also nicht durch das schriftitalienische
regalare wiedergegeben; p gebraucht noch das alte donare
(dun$). — „Pflug" heisst in j-I kreets, in Samnaun fliyaHa, in
Predazzo plcef, in o kah'iQ, Buch, karia, Ampezzo arsu6i, in
S. Michele ($) gwärzina. — „Kuss" ist in Westtirol von dem,
wie mir scheint, deutschen stamm buss- (mundartl. bussen) ge-
nommen, während das verb lateinisch geblieben (oder wieder
geworden) ist: Pinz. baMr, Cagnö bozdr, 3. pers. sing, boia, sonst
im Nonsbergischen bazdr, el baza. — „Sahne" in f auch flokr,
in Cunevo (Nonsberg) tela. — Kundigere wüssten noch viel
mehr einzelheiten zu unseren beispielen beizutragen.
Wortschatz.
257
heuschr.
erbse
schenken
pflüg
kuss
sahne
b
sahjp
arv<py
seng'ä
kriek
bets
groma
f
tsalep
arv(py
sintyidylr
aräder
>
bits
grome
i
salyuet
arväly
regaler
areder
i
buts
grama
m
silip
arbäly
regalär
fergun
bvts
gr^ma
Pose.
salyöt
erbelya
?
arad^l
bazin
flür
Pinz.
salta m . .
. txes
dunär
ploef
bus
tila
Cagnö
sali'p
bis
reyalär
pl030
bos
t^nda
Vigo
sauk
kQ"zul
donär
keriQ
bös
bramQ
P
sa'ök
arbea
sink<j
kudria
bos
brama
X
sayök
arb§!a
sinke
kadria
baze
brama
Erto
sa'up
bizi
don^
varsöllr
busada
X?
l
g"
tsezolQ
donä
kodreQ
bus
bramQ
l
zib'Qte^
sezaröü
donä
"ärzine^
busade^
smetän
Port.
kavaleta
bizo
donär
varsör
bazo
kao
Ungefähr 120 verschiedene Wörter hatte ich vorzuführen
für diese 24 begriffe, zum teil unbekannter oder unsicherer
herkunft; aber wenn wir auch vorsichtigerweise den vierten
teil als unbestimmt ausscheiden, so bleiben doch ungefähr
60 lateinische Wörter, die in den rätoromanischen mundarten
offenbar heimisch sind, und nur halb so viel fremdwörter
Diese sind meistenteils germanischen Ursprungs, zumal in Grau-
bttnden und Tirol; weniger Wörter hat das Rätoromanische
aller drei abteilungen dem Italienischen entlehnt, und zwar
teils der benachbarten mundart, teils der italienischen Schrift-
sprache; slawische lehnwörter sind selten, fast nur in Friaul,
und selbst da meistens nur in der nähe der slowenischen
Sprachgrenze zu finden. Über die germanischen und die
italienischen fremdwörter s. meine Rät. Gramm, s. 6 — 31, über
die slawischen K. Strekelj im 12. band des Archivs f. slaw.
Philologie. Die schichten älterer und jüngerer entlehnung aus
dem Germanischen in p habe ich in der „Gredner mundart"
(1879) zu trennen gesucht; „Das schweizerdeutsche Lehngut
im Romontschen" (1905) hat K. Brandstetter behandelt. Der
kulturgeschichtliche wert der erforschung der fremdwörter
wird erst dann erreicht werden, wenn man auf die beweg-
grtinde der entlehnung eingehen wird (wie ich es für das
Wienerische versucht habe, Z. f. hochd. Ma. III — IV).
Gärtner, Rätorom. spr. u. lit.
IT
258 Vergleichende darstellung der rätoromanischen ninndarten.
Die kleine Wörtersammlung ist im anfang so bunt, dass
man an der bedeutsamkeit der Wortgeographie zweifeln
möchte. An den beispielen „butter" — „jetzt" sieht man,
dass doch die mannigfaltigkeit die gruppen unterscheiden
lässt: Graubtinden, Tirol, Friaul treten im Wortschatz oft aus-
einander. Die nächsten vier beispiele verraten einen engeren
Zusammenhang zwischen Graubünden und Tirol, die vorletzten
zwei zwischen Tirol und Friaul; das letzte endlich — wenn
grama, brama etymologisch eins sein sollten — bringt uns
auf den gedanken, dass es gemeinrätoromanische Wörter
geben könne. In solchem sinne wollen wir den rät. Wort-
schatz an einigen beispielen untersuchen.
1. Graubtinden hat sich oft auf kein gemeinsames wort
einigen können oder das gemeinsame wort teilweise auf-
gegeben. — Für feld, acker hat man aus area ein passendes
wort bekommen, gleichsam areum; aber es ist auf den mittleren
teil Graubtindens c-E beschränkt. — Desgleichen pigliare auf
e-t; doch ist in j-n tollere nur im inf. und pari (tut) üblich,
„er nimmt" heisst auch da el pilya. Von dem inf. tgur, tor
ein präsens wiederherzustellen gelingt nicht mehr. — Einem
grösseren teil Graubtindens ist die vorsetzung eines d bei alzare
eigen; die oberengad. form aduts&r (neben uisir) scheint das
d zu erklären (vgl. ttt dudir hören s. 128). — Ebenso verbreitet
feld
nehmen
heben
hässlich
anfangen
tenne
b
kamp
pr^nder
aultsä
mat^iert
^ntse/ver
iräl
f
er
pilylr
dultsär
trekt
antsever
iräl
i
er
pilyer
adutser
trikt
kumantser
—
m
tyomp
tor
dutsär
teil
kumantsär
era
Pose.
kämp
t03
oltsä
brvt
kumentsä
era
Pinz.
kamp
toer
afsar
brt>t
skumis^r
eja
Cagnö
t/amp
teer
ausär
brut
skomensär
ara
Vigo
tyamp
tor
utsär
burt
kumentsär
aQ
P
tyamp
to
OutS(j
burt
skumentstj
§a
r
tyamp
to
altse"
bort
skoments^
ära
Erto
/amp
tQl
al#<?
brut
skome#$
—
5
tyamp
töli
altsä
brut
komentsä
äriQ
h
t/amp
työli
alsä
brut
skomensä
ärie
Port.
kampo
tQr
alsar
bruto
gkomins'är
—
Wortschatz.
259
sehen wir den stamm trit- für „hässlich", aber in a, b matyjfrt,
maJeprta, in c, b paur, por (dessen begriffswandel an franz. vilain
erinnert). — Nicht selten fällt die wortgrenze mit der Wasser-
scheide zwischen Rhein nnd lnn zusammen; wenigstens ungefähr:
denn g und f) gehen hie und da mit dem Engadin. Ich habe
für diese wortgrenze leicht 16 belege gefunden. — Wir sehen
da am Rhein das alte incipere noch gegen das franz.-ital. wort
verteidigt. — Bei „tenne" ist die Scheidung zwischen area und
der ableitung mit -alis nicht klar: in i, wo kein getreide wächst,
braucht man das wort so wenig wie die sache (Bifrun hat
irel). — Zu dem rheinischen mal-sanus stimmt p m§lsdun,
das aber ungesund bedeutet. — Bei „Soldat" verrät der stimm-
hafte anlaut am Rhein den deutschen einfluss. — Neben
anye kennt man in m auch tsotel, also wie in f, aber mit
deutschem suffix. — Die Verkleinerung an Urtica hat das
Rheinische auch an formica (s. 264). — Dass das volk das wesen
der unsichtbaren luft erst in ihrer bewegung erkennt, be-
zeugt unser wort „lüftehen"; in b heisst nur ein stärkerer
wind sofl, ein blosses lüftehen luft. — Mons ist in Vigo
und p nur in der bedeutung alpen weide weiblich, ebenso
in Ampezzo (monte); man kann an den einfluss des deutschen
„alm" denken, weiter im Osten, wo mons überhaupt weib-
lich ist, eher an den von montagna, das ja teils üblich (5 mon-
krank
krankheit baumwolle Soldat
lamm
spinne
b
malts6un maltsQnya
, maügQla
zuldä"
tsot
falfen
f
maltsan
maltsQnye
maBgQle
zuldö
tsotiny
filuntse
>
i
amalö
malatia
bambes
sudö
anye
runyüm
m
amala
malatia
bambäs
suda
anye
arqny
Pose.
mala
?
bumbäs
?
bidiD
?
Pinz.
mala
malatia
bumbäs
suldä
anyel
ranyul
Cagnö
mala
malatia
bumbäs
soldä
any^l
rany
Vigo
mala
malatiQ
bumbds
sudä
any^l
ren
P
amal<£
malatia
bambes"
soud§
anyel
aräny
r
amare
maratia
bambes
soldä
any^l
aräny
Erto
mal(j
malatia
bomb^s
soldtj
anyial
ra*
E
malät
malatiQ
bombäs
soldät
any<?l
ra1
S
malat
malatie
bumbdi§
soldät
any^l
ra'n
Port.
mala
malatia
bombazo
soldä
anyel
17<
ranyo
260 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
brennessel
luft
wind
berg
bäum
Schnabel
b
urtikla
luft
sofl
kuelm
phmta
gnabel
f
urteUe
>
loft
loft
kolm
plante
snabel
1
i
urtla
a'er
>
v^nt
muntanya
böegty
pikel
m
urtla
a*er
>
sofl
munt m.
böest/
pikel
Pose.
urtlga
?'
vent
münt
albar
bek'
Pinz.
urtiga
äna
vent
munt
arbul
bcek
Cagnö
ortiya
äria
v§nt
mont
arbol
*>&
Vigo
ortio
driQ
vent
mont
alb^r
b^k
P
urtia
arja
vant
mont
lan
bek
r
ortia
ar'a
ont
munt f.
1^13
bek
Erto
ortidya
äria
ve^nt
mont
e^bol
bekol
S
burtiQ
äriQ
vint
mont
arbol
pik
a
urti$
a'ar
vint
mont
arbul
bek
Port.
ortiga
dria
vento
monte m.
älbaro
beko
tanye), teils bekannt ist. — „Baum" ist nicht tiberall in
unserem, dem allgemeinen sinne verstanden; b pum4 be-
deutet Obstbaum, plgnta waldbaum, Vigo albqr laubbaum,
p{aiitg nadelbaum. Lignum für bäum hat p-r; schon o
und Buchenstein sagen qlbqr, dessen $ aus a noch vor der ver-
tauschung des r entstanden sein muss. — Die zwei graub.
Wörter für „Schnabel" trifft man auch im Osten; nämlich j pik
(neben bqk) und p znobl, hier für rtissel. — Selten stellt das
Inngebiet dem rheinischen wort ein deutsches fremdwort
gegenüber, wie „strumpfe"; übrigens hat m auch txitsol. —
Karneval ist in allen mundarten ein fremdwort, auch im
Nonsbergischen, wiewohl man da dem anlaut nach dem nahe-
liegenden Vorbild von carne — txarn die einheimische gestalt
gegeben hat; der merkwürdige ausdruck am Rhein hat gegen-
über jenem allerweltwort standgehalten. — Jetzt kommen
wir zu vier beispielen für den fall, dass sich nur das ost-
ende Graubündens abscheidet und sich östlicheren mundarten an-
schliesst. — Das alte nimia reicht nur bis ins Oberengadin,
schon in \ tritt massa dafür ein, das, wie das französisch-
italienische troppo, diese bedeutung erst erwerben musste. —
Sinister scheint im Unterengadin erst dem weit verbreiteten,
scherzenden wort gewichen zu sein. — Hingegen dürfte
das u.-eng. ren-uculum die alte graub. form sein, während
Wortschatz.
261
strumpf fasching
zu viel
d. linke
niere
rösten
b
kit§iel
se/ver
mem'a
sanipster
narunkel
barsä
f
kaltsQul
tsever
>
mendye
sanejster
niruükel
barsär
t
stimpf
karneväl
mejna
snester
>
nyiruntyel
braser
m
stimpf
karneväl
masa
tsank
ranu"ly
ustrir
Pose.
k^ltsa
?
?
druers
?
?
Pinz.
kafsoet
<
karneväl
masa
sank
arnyÜB
rust^r
Cagnö
t/a"sa
t^arneväl
masa
entsänty
?
rostir
Vigo
t#autsQ
karnasal
masQ
tsaok
ronyön
rostir
P
txa"tsa
karnesä
•• >
masa
tsaiak
renyÖD
prat^
r
t/ältsa
karlase
masa
tsamp
rinyüü
prate*
Erto
#al#a
karnaväl
masa
#ank
roDyöü
rosti
S
t^altSQ
karneväl
masQ
tsamp
ranyön
ros"tl
h
tyalse
karneväl
mase
samp
runyöo
rustl
Port.
kalsa
karneväl
masa
sanko
ranyÖD
rostir
im übrigen teil Graubtindens das deutsche wort hinein-
gemengt ist. — Endlich im letzten beispiel gibt sich das
dem franz. braiser entsprechende wort in Graubttnden als
erbgesessen kund; im Unterengadin , vielleicht auch anders-
wo, ist das ital. (ar)rostire eingedrungen, in Osttirol das
deutsche wort.
2. Besondere gemein-bündnerische Wörter sind gleich-
falls nicht schwer aufzufinden. Wir haben schon das alte albus
(s. 174), das fremdwort wald (s. 182), das präfixierte secare (s. 190)
und das nasalierte sambat (s. 114) als merkmale Graubtindens
beobachten können. Wichtig ist das wort für „auch" (s. 264). —
Hierher gehört ferner das fremdwort „leute" ; das weibliche ge-
schlecht des wortes bezeugt, dass gens das verdrängte erbwort
war. — Das einfache solus ist durch das Verkleinerungswort fast
gänzlich verdrängt (in b nochpersül allein); das vorgestellte beilas
kommt im Osten hänfig vor: § b'elsöH, besdul, t besöH usw. —
Bemerkenswert sind die suffixierten formen von Collum und
apis; in Ampezzo schleppt apis ein stück des artikels der mehr-
zahl mit: ra eza die biene. — Die herkunft des graub. wortes
für „zuhören" ist noch zweifelhaft (darüber spricht zuletzt
P. E. Guarnerio, Rendiconti d. R. Ist. Lomb., 41. Bd., 1908,
s. 403). — Eine neue erfindung oder mode im bau des herdes
wird den ausdruck plata, genauer pl. de fiuk, f plate da ft, an die
262 Vergleichende darstellung der rätoromanischen inundarten.
leute
allein
hals biene
zuhörer
i herd
kirche
b lyo"t
sul^t
kuli'ts avful
tatla
plata
bazejdya
f lyokt
suhjt
kule'ts av^'l
tarlär
plate
bazejdye
i lylet
sul^t
kulöets av'cel
tagler
plata
baz^ldya
m lyQt
sulöt
kalcets av'ö
ta'lär
plata
bazeldya
Pose, dzent
sül
güla äva
teduld
figuld
dzeza
Pinz. dyent
sul
k$l af
skuftär
fuguUr
t^eza
Cagnö dzent
sol
kpl aij
skoltäi
foglär
glez'a
Vigo zent
SQU1
k^l af
skutär
fregul&r l£ziQ
p zant
80*1
kql eva
skut(j
fudl<?
dlieza
r zont
SU
kQl <2
§kut(j
forgar<j
dllz!a
Erto de/nt
belsöl
kol e
skoltcj
fogolar
di"za
E int
su°l
kuel äs
skoltä
fogolar
glizig
h int
sol
k"el äs
skolta
fogolär
glezie
Port, dzente solo
kolo ave
skoltär
fog^r
tseza
stelle des alten foeul - arium
gefrieren
anzünden
gesetzt haben, wie
die form
b
zeld
emvidä
flugSr in Samnaun (l
n) zu ver-
f
zalär
vidär
muten erlaubt. Unter den
t
zier
ivider
östlichen formen bemerke man
tu
zalär
vudär
die verkleineruog Ich
■w in Am-
Pose.
9
vida
pezzo, $rin ir
i O.-Comelico. —
Pinz.
iDgla^är
impiär
Basilica ist als erbwort anzu-
Cagnö
Dglasar
impiyär
sehen , auch
die Emser form
Vigo
dyatsär
nipeär
bazqlga befriedigt uns (s. 194);
P
dlats§
mpia
aber ecclesia
, hat
sich teil-
r
dlatstj
iupie*
weise unter
ital. (
ven.) bot-
Erto
indya#ej
impe§
mässigkeit gestellt,
besonders
£
glatsä
impia
in dem abstrakten sinne: p Mem,
h
iDglasä
impiä
r hieza. — Von den
zwei aus-
Port.
indzasär
impisär
drücken für „vetter" ist consobrinus nur in Graubünden ge-
wählt worden; Jcuziw in Westtirol und Friaul ist das franz.-
ital. eugino, also ein fremdwort. — Über die herleitung des
graub. Va, g blyer usw. von milliarium s. Gröbers Z. 25, 626. —
Neben dav^n kommt auch nav$n vor; demets sagt man auch
in p. — „Immer" kann fortwährend und allemal bedeuten;
danach unterscheidet man in p fort und äanyoura, in q tres
und danyära, wie es der Etymologie entspricht. — Das lat. mus
Wortschatz.
263
f
t
m
Pose.
Pinz.
Cagnö
Vigo
V
r
Erto
l
»
Port.
vetter
kuzerin
>
kuzr^ny
kuzdriny
kuzdrin
dzermäia
kuzfn
kozin
zarmän
zurmän
zormdß
dermäü
kuzfia
kuzfß
zarmäü
viel
b*a
bler
bdyer
bl^r
multu
tant
tant
trop
truep
tr$p
truap
trop
trop
tanto
weg
dav^n
dav^nt
dav^nt
davent
9
inlä
via
dem^ts
via
ia
inyä
viQ
vie
via
immer
adina
adenye
adena
adima
sempri
sempru
semper
semper
danyoura
dany^ra
se'mpre
simpri
simpri
sempre
maus
miur f.
mekr
o
mt'kr
o
mtJr
?
sors m.
sores
soritSQ f.
suritsa
sorvtsa
s<?r# f.
sorls
suri$
sorze m.
ofen
penya
pinye
pinya
pinya
?
fumel
fornel
furn^l
furnel
fornel
fornel
for
stue
§tua
vater
bap
bap
bap
ba
pädri
pari
pare
pare
p$re
p6re
pere
pari
pari
pare
wann
kura
küre
kugra
kura
küra
kuant
kant
kau
kan
kan
kan
kuant
kuant
kuando
muss
St$
st$
stu
sto
StQ
kuny
k(?ny
koD
mu'sa
mes
ku'n
skueo
skunye^
ga da
knäuel
keni
>
kanel
c
tyane
t^ane*
kan^l
grumisel
glom
lumes^l
meneseU
> >
lumes^l
dyeü
glomüts
glimüs
dzerao
muss schon in n dem im Osten
herrschenden sorex weichen,und
zwar dem (wie in Predazzo und
weiter östlich) weiblichen sorex:
su°rs f. Der breite Zischlaut im
anlaut ist auffällig. — Furnus
gilt gewöhnlich für backofen; in
£ hat man mir for und fornel für
Stubenofen angegeben. Neben
dem amtlichen pater gibt es oft
koseformen, wie Pose, pa, mas,
Pinz.,Port.2>wf>«- In Graubtinden
herrscht babbo allein. — Zu
gelare gehört gewiss auch Pose.
dzqlt erfroren. — In b kann kura
zu ku verkürzt werden, wie gra zu p; der ausdraek che ora
in diesem sinne kommt auch in orten des Nonsbergs vor;
Tres, Vigo (Nonsb.) wakura, Cles akora. — Est opus, convenit
und das deutsche wort (im Gadertal an das verdrängte
debuisset angelehnt) teilen sich in das rät. gebiet. — „Knäuel"
scheint das quellwort in Graubünden zu sein (vgl. franz. canif);
die andern Wörter gehen auf glomus und die (ven.) nebenform
mit e zurück.
264 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
3. Innerhalb der tirolischen gruppe sehen wir nicht
viele wortgrenzen durchlaufen. Das gebiet ist ja auch
klein, wenn wir, wie billig, nur o-r dazu rechnen und die
Übergangs- und mischmundarten von Sulzberg, Nonsberg bis
Vigo und von Buchenstein, Ampezzo bis Erto und Cimolais
beiseite lassen. Die örtlichen Verhältnisse erklären hin-
reichend, dass zwischen Nonsberg und Fassatal und noch
mehr zwischen o-r und Erto der mangel an verkehr zahl-
reiche Verschiedenheiten im Wortschatz entstehen liess. —
Das Gadertal hat mitunter um ein deutsches fremdwort mehr
als p, so z. b.
gonöt, welches
schon Alton
als altdeutsch
erkannt hat,
und das ver-
mutlich junge
hersa. — Von
den 2 namen
der ameise im
Gadertal kann
der eine auch
deutsch sein
(s. Schöpf,
Tirol. Idiot,
detsch). — Die
ableitung auf
-ata hat auch
p (prueda), sie
bedeutet da aber nur den gestossenen pfeffer, ursprünglich wohl
die damit gewürzte speise. — Das ennebergische fglis ist
offenbar ein fremdwort, wie „falsch" selbst und wie einige
andere unserer dialektwörter (man achte auf das 1). — Von
dem wichtigen worte hanc haben wir s. 134 viele lautformen
kennen gelernt. Den sinn von „anche" haben sie nur in
Kleven und von Poschiavo und Pinzolo bis ans ostende, während
für „auch" in Graubünden ein anderes wort dient: ct-b era u.a.,
e-f) er, Bergell er, i ekr, \-\ e*r, m, n er. Die bedeutung „ancora"
kommt dem einfachen hanc nur in ct-i zu; von da ab be-
oft
kirsche
ameise
pfeffer
6
sav^nts
tsareza
furmikla
pe/ver
f
savtjnts
tsarlze
>
furme'le
>
pever
t
suv^nts
tsireza
furmia
p^ver
m
suönt
tsareza
furmia
paVer
Pose.
spes
seleza
furmlga
pear
Pinz.
spoes
tsireza
furmiga
pever
Cagnö despös
tsareza
formiya
pever
Vigo
despes
t^rez'o^
förmig
peVer
0
spes' Qutes
tsariez$
förmig
pe^vej
P
sevants
tsari'za
furmia
pever
q
gonöt
kersa
tötsora
purvada
r
gonöt
k^rsa
kargära
purvada
Erto
daspös
#eri"za
fromidya
, peVre
S
dispös
tsinz'Q
furmiQ
pev^r
i
dasp^s
sar'eze
furmie^
pevar
Port.
despeso
sareza
formiga
pevare
Wortschatz.
.265
sorgt das, wie man sieht, das wort modo, zum teil durch
eine präposition gestützt. Aber schon in q, r beginnt die
sitte, beide ausdrücke zu verbinden, und das ist um so
wichtiger, als gleich darauf dieses bis ans meer reichende
gebiet durch das ital. ancora unterbrochen wird: nur Come-
lico besitzt diese Verbindung (wkam$) im Piavegebiet und
Erto. Man wird annehmen dürfen, dass das venezianische
und zugleich schriftitalienische ancora an der Piave hinauf
eingedrungen ist.
4. Gemein -tirolisch und zugleich kennzeichnend für
Tirol, sei es
für o-r oder
für Tirol in
einem weiteren
sinne, wüsste
ich, streng ge-
nommen, kein
wort zu
nennen. — Das
merkwürdige
oma — abge-
gesehen da-
von, dass es mit
muma (a - b,
rumän.) etymo-
logisch gleich
sein kann —
reicht über p-x
und Erto nicht
hinaus. In o und Buch, sagt man m$re; in Cimolais heisst die
mutter Ja mg, nur nach den possessiva tritt die andere form ein:
mi oma. Vielleicht sind beide Cimolaiser formen dadurch aas
muma entstanden, dass man sich der vermeintlich überflüssigen,
kindischen Verdoppelung entledigen wollte. In jedem falle ist
die Übereinstimmung mit p-x Zeugnis für einen alten Zusammen-
hang. — Insulsus umfasst ganz o-r, ist aber freilich kein wich-
tiger begriff. — Hingegen ist o wieder ausgeschlossen bei dem
erbwort fuscus, bei dem alten deutschen lehnwort seife (mit
stimmhaftem anlaut!) und dem ausdruck dqnyourq (s. 263).
falsch
i noch
mutter ungesalzen schwarz seife
faults
onn
muma
—
ner
savün
föts
ank
mame
—
nekr
savün
fös
a'nt/a
mama
—
n^r
savüm
f$s
am 6
mama
—
na'r
sabtin
fälts
amQ
müdza
?
ner
sauneta
fals
am 9
mari
—
negru
savün
faus
amq
mare
—
neyej
saön
faus
amQ
mare
nsQus
n^ger
saön
faDs
amo
mere
insQus
n^ger
saön
fauts
mQ
oma
insöl,ts
fosk
z'afa
fälts
tyamQ
uma
insüts
fosk
zäfa
foHs
tyamq
oma
nsüts
fosk
zäfa
fals
T/am6
oma
—
n^gre
saön
falts
int/imö
märi
—
ni°ri
savön
fals
int^em^
> mari
—
neri
savön
falso
ankora
mare
—
negro
saön
266 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
5. Innerhalb Friauls, das mehr als neunmal soviel
seelen zählt als die beiden anderen abteilungen zusammen,
ist doch der Wortschatz ziemlich einheitlich, wie es ja
geographisch und politisch begreiflich ist; selbst die schwer
zugängliche gegend von Erto, Cimolais und Claut hat
meistenteils den friaulischen Wortschatz annehmen müssen.
Einzelne Ver-
schiedenheiten
haben wir ken-
nen gelernt, s.
ofen s. 263 und
ire s. 244. —
„Fingerhut" ist
gewiss ein sehr
altes lehnwort
in Friaul, im
auslaut haftet
vielleicht noch
ein Überbleibsel
des alten erb-
wortes; vgl. o-
b findyergüH,
fevgerhüH u. ä.
— Zu frl. klip
bringt Dr. Hu-
ber ein glei-
ches Mep aus
Livigno bei. —
Opera konnte
wohl nur so
zu - bgri, -v$r
u. ä. entstellt
werden, dass es unverstanden in friaulischen gegenden umher-
wanderte, wo lat. -a verschieden lautet.
6. Friaul kann auch nicht sehr viele lexikalische
Wahrzeichen aufweisen. Zuweilen reicht ein solches wort
über die venedische grenze hinüber, wie man an den ersten
drei beispielen sieht. Manzo für bos ist auch nach Cava-
lese, Vigo und o eingedrungen, während man dazwischen,
verbergen
fmgerhut
lau
viel
Kl.
skunt
didä
tebit
tant
b
tsupä
finderguet tievi
b*a
f
tsupär
diklär
tlf
bler
t
tsuper
daiakler
tevi
bdyer
m
tsupär
aßkler
tef
bl^r
Pinz.
skundar
dadäl
tiv'u
tant
Cagnö sk<mder
dedäl
tebi
tant
Vigo
skon^r
dedäl
tebek
trQP
P
sku^nder
>
ded^l
tiebe
>
truep
q
askonye
d^de"
tyeo
trosp
Erto
p'at^
ded^l
t^pido
truap
§
sV'ondi
didäl
klip
tant
skondi
venyaml
klip
never
c
t
klupä
dendäl
klip
ma'tänt
u
skondi
dindal
klip
ud grum
ö
platä
da^däl
klip
trop
tu
platä
didäl
klip
trop
£
platä
vinyaröul
klip
trop
9
platä
vinyarul
klip
umbQri
i
sk"indi
venyarül
klip
trQp
sk'lndi
vinyarul
t!epit
una vora
skundi
dedäl
t'ejnt
ud grün
Port.
skondar
ziz^l
tepido
tanto
Wortschatz.
267
in ti-t und Erto, taurus darunter versteht (s. s. 128). Durch
den viehhandel mag das wort von den ven. käufern zu den
Viehzüchtern bis in die Alpen verbreitet worden sein; auf
dem entgegengesetzten wege wäre es wohl nicht zu jenem
bedeutungsunterschied und nicht zu dem stimmhaften stamm-
auslaut gekommen. — An acus und culter bemerken wir
in Friaul ein besonderes suffix, wie bei cinis (s. 188). In
Poschiavo und Kleven lautet das erste wort gvdza. — Die
erhaltung von dexter in Friaul ist ein gegensttick zu der
von sinister in Graubünden; in der ebene scheint sich das
wort allmählich zu verlieren (dr$f). — S. auch ont s. 255.
ente maulwurf
ochse
nadel
messer
rechts
egge
b
enta
talpa
bof
guila
kunti
dr$t#
ejpst
!
ente
>
talpe
böf
gnlye
kuntel
c
dr§tx
erpts
i
anda
talpa
bokf
aguelya
kurte*
dret
?rpty
m
—
talpa
bo
aguelya
kurte
dret
iesp
Pinz.
änadra
tupina
bQ
vx&
kurt&
drit
trägula
Cagn<
) änadra
talpina
b03l
vtsa
kort^l
endr^t
repe/
Vigo
änerQ
tampinQ
mants
vodyQ
kort^l
dret
erpe§
P
aunes
>
talpina
bo
odla
kurtel
drat
arpes
X
änora
talpina
bQ
aodla
kort&
dejt
ejpes
Erto
ra#a
solvera
bua
guziala
korteU
diastre
grap
g
ratsQ
fark
mants
guzel?
kurtis
dyestri
grap
l
rase^
fark
mans
guzele.
kurtis .
destri
grape.
Port.
rasa
farko
manzo
ago
kortel
drito
grapa
7. Graubtinden und Tirol treffen oft in der ent-
lehnung eines und desselben deutschen Wortes zusammen:
gast b gast, f, i dyast, m dyast, die deutsche mehrzahlform und
fast ohne lautwandel: q gest, r gqst; Schlosser vom Rhein
bis ins Gadertal slgser, Mosqr u. ä., eine entlehnung, die
mehr interesse für die gesehichte des deutschen handwerkes
als für die unserer mundarten darbietet; krebs b, f, i, p
Jcrqps ist gewiss jung (vgl. ü kra'bes krebskrankheit) usw.
Alt muss to tupa sein, aber das rheinische tuba kann jung
sein, weil im Alemannischen die diphthongische ausspräche
von taube nie zustande gekommen ist. Von den vier bei-
spielen auf der folgenden Seite enthält das erste im Gader-
tal zwar den bairischen diphthong, aber noch den stimm-
268 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
rein
bereuen
schloss
magen
spreu
schneien
6
zuber
s'enrikla
mislQS
magiin
palya
nave"
f
zöber
z'anriklär
misläs
magün
palye
ne/ver
i
n^t
z'arvvler
marslces
stqmi
palya
naWer
>
tn
net
z'anrvklär
maslQs
stome
>
palya
naVer
>
Pose.
net
?
?
stombik
bula
?
Pinz.
nej;
pentir si
raarlQS
magÜD
ulva
flukar
Cagnö
net
pentir §e
mazlQs
magön
bula
üoy&r
Vigo
n^t
a£r rekQr
mask^s
magöia
pao
n^vej*
P
nat
rutj imp.
manezlös
•• >
magöia
pa\a
nevä1
>
r
zaubei
• iarotj imp.
zmaderl6*
>
5 magÜD
paya
no§1
Erto
net
penti se
luk6t
stQmek
bambula novidytj
£
net
pinti §i
tsep
Storni
—
neveä
3
n§t
pinti §i
lok^t
stgmit
bul$
neveä
Port.
neto
pentir se
loketo
stömego
bula
nevegär
haften Zischlaut am anfang. — Auffälliger ist das zusammen-
treffen der entlehnungen bei „reuen", in Graubünden so ge-
braucht wie se repentir, pentirsi, in p-x unpersönlich wie
im Deutschen; man beachte das präfix. — Das alte malsloz
(vorlegeschloss) hat sich von den deutschen und den romanischen
zungen vieles gefallen lassen müssen. — Das wort stomachus
ist durch das deutsche nicht ganz tiberflüssig geworden: p, q
stome ekel. — Wichtiger aber sind die erb Wörter, durch die
sich Graubtinden und Tirol enger aneinanderschliessen, wie
coccinus rot Sa 112, hebdomas woche, amita tante s. 114,
audire hören s. 138, Veneris dies s. 154, das einfache calx
s. 174, subinde oft s. 264, und hier stehen noch 9 beispiele.
Palea in der alten bedeutung und das alte einfache nivere
bestehen gerade in ct-rt und o-r; in Vigo neben ngvqr auch
schon fokdr. — Tabulatum, scheune, heuhütte u. dgl. reicht von
den Rheinquellen bis über die Piave hin: ct-r, Bergell, Fleims-
und Fassatal, Buchenstem, Colle, Comelico usw. bis Erto; nach
Piro na scheint es noch weiter östlich vorzukommen, aber nicht
in landwirtschaftlicher Verwendung. — Noch wichtiger, weil
noch häufiger, ist der giaub.-tir. ausdruck für „gern": voli-endo,
wie ich glaube. — Mensa hat sich nicht von dem schrift-
italienischen tavola verdrängen lassen. — Ebenso fest steht
caseolus; aus Poschiavo wird furmdts und furmd1 gemeldet,
Wortschatz.
269
tabulatum
gern
tisch
käse
zwischen
banch
weit
klaväu
budy^n
me/za
kizri
denter
1
v^nter
lunts
klavö
gudy^nt
me^ze
kazM
tranter
va'nter
lynnts
talvö
gudy^nt
ma'za
tyazdel
trajnter
va'nter
>
daldenty
tablä
yent
ma'za
tyizcel
tanter
va*nter
dalöents
f
buntera
taula
furmäts
intentar
ventru
?
—
valintera
tägula
furmä'
intra
pä^a
dalCL/
—
volentera
taula
forma1
ntra
pansa
lontän
tottä
bolentierQ
desk
forma1
anter
venter
dalönts
tublä
dyan
ma'za
t#azüel
anter
vanter
dalönts
tabl^
y§n
meza
t/azq
dänter
onter
dalünts
tal^
volent^r
täola
fromä'
inträ
pä#a
Jontän
—
volante^'r
tdvQlQ
formadi
tra
pantSQ
lontän
—
vulintlr
täule^
furmadi
tra
panse
lontan
—
volint'era
tola
forma' o
fra
pansa
lontän
vielleicht beides entlehnt (tosk. und ven.). — Dem ital. tra,
fra steht inter gegenüber, es wird aber immer von einer anderen
präposition eingeführt; auch in Tirol dürfte durch diese an-
nähme das anlautende a- zu erklären sein. — Die einfache,
ernste bezeichnung venter ist auf Graubünden und Osttirol
beschränkt, ungefähr ebenso das ortsadverb longe.
8. Tirol und Friaul haben wir (s. 263, 266) einträchtig
gesehen in der alten bedeutung „viel" von troppo: von Cava-
lese über o-r bis Colle und von Erto über die reinsten
friaulischen mundarten bis zu einzelnen punkten der ebene
hinunter. Hier stelle ich noch andere beispiele aus, wenige,
aber meistens schwer wiegende. — Da ist das fragewort ubi,
dem man in 0-3 das entsprechende demonstrativum illac zu-
fügt; eine redensart, die im Slawischen vorkommt (und von
einigen Deutschen durch das auch ins Schriftdeutsche ein-
gedrungene „wieso?" nachgemacht wird). Aber je auf-
fälliger das im Romanischen ist, desto bedeutsamer ist die
Übereinstimmung hier für uns. — Noch wichtiger ist das
folgende wort für „neben" oder „daneben". Es kommt von
(de-) longa, was nach der bedeutung durch unser „längs" und
afrz. „lunc" (Roll. 3732) beleuchtet wird, und reicht von 0 bis
Buchenstein (nach Alton) und mit oder ohne Unterbrechung
bis an den Isonzo; vgl. auch rum. lingä. Man erkennt an
270 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
wo
neben
sichel
esel
mal
pl.
frühling
b
no"a
daspejres
farkla
azen
>
ga
ga
permavera
f
n9"e
dasper
färkle
i
äzen
>
?e
dya
parmave/re
t
in na
daspeV
farkla
6zen
vokta
-es
>
prumav^ra
nt
indyö
dasper
kurte* t^rt äzen
ya
dya(des) prrmava'ra
Pose.
dont
dasper
fals^la
azan
viätS
viäts
prumaera
Pinz.
indua
m
fälkula
azan
b$ta
-i
prvmaera
Cagn<!
» endo
dauzfn
sezla
azen
b<jta
-e
primavera
Vigo
olä
ap^
seslQ
musät
Qut<?
-e
ajsudQ
P
nlä
dlondya
sa'zla
musät
*ade
-e§
aBSuda
r
olä
dlündya
SQzera
mrs
'ade
-i
ajsuda
<
Erto
dolä
davezin
s^zola
mus
v$lta
-e
isuda
S
duhi
dindyQ
se^olQ
mus
viät§
viäts
isud$
i
dula
dondye^
sizilin
mus
volte
-is
prim^vere
Port.
andove
rente
sezola
mu§
volta
-e
primavera
der Verbreitung und an der lautlichen erleichterung im
Friaulischen das hohe alter der redensart. Bei dieser gelegen-
heit lernen wir auch die gleichbedeutende graubiindnerische
formel kennen; sie entspricht ungefähr dem franz. de pair und
p impqa (mit, zusammen). — Eines der wichtigsten Werkzeuge
in feld und garten ist in Tirol und Friaul gleich benannt. Man
merke noch die formen sezlg in Sulzberg, als die westlichste,
und o sezlQ, als die berichtigung zu der aus Vigo beigebrachten.
Im übrigen habe ich über dieses wort ausführlich in der Z. XVI, 343,
gesprochen. Michael übersetzt falsqla mit „kornsense"; das
soll vielleicht etwas anderes sein. — Das wort mus dürfte in
Venedig zu Hause sein und hat dann sprachlich für uns nicht viel
zu bedeuten; man beachte nur, dass q, r das u in v verwandelt
hat, aber nicht tiberall in der ableitung mit -atto: r mvsdt, aber
q rnusdt. — Das wort {ade in p habe ich einst dem graub. wort
vicata gleichgestellt, es ist aber ohne zweifei viaticum wie q,
r *ade und wie Pose, £ vidts. In Friaul habe ich das wort
ausser in j nur noch in Paularo (t)) angetroffen, und hier neben
vQltq. Das nördliche Carnien ist eben am weitesten von der
ven. ebene entfernt. Aber wie kommt j zu der toskanisierenden
form? Ich würde viadi erwarten. Im Gadertal sagt man auch
öia. — Der tir. - friaul. ausdruck für frühling ist etymologisch
gleich dem franz. issue; er reicht von Predazzo bis Pontebba.
Wortschatz.
271
zange
krippe
genug
b
tsauDga
parz^pen
avunda
f
tsaüge
parz^ten
avonda
i
tsa^dya
prez^pen
avnenda
m
tsangua
perzepen
avonda
Pose.
?
prezef
abQt
Pinz.
tana'a
parzif
asä
Cagnö
tanaJa
tyanäl
asä
Vigo
tenag
tyan&l f.
asä
V
tena'a
> ••
tyan^l
as<2
r
tanaya
t/an(j
asä
Erto
tana*a
#an§l m.
asä'
S
saüglQ
tr^zi°f f.
avondQ
8
tana$
grep^
vund§
Port.
tana*a
gr^pia
abastaüsa
sehen
den man
darten Graubtindens
9. Graubünden
und Friaul können
kaum ein besonderes
wort besitzen, das
in Tirol fehlte. Es ist
ein zufall,. dass beide
das deutsche wort
zange aufgenommen
haben; praesaepe hat
nicht viel zu bedeuten,
da es zum teil nur
für die krippe in Beth-
lehem gebraucht wird.
Und doch findet sich
ein so wichtiges wort
wie abund-a. das einen
alten Zusammenhang
und Friauls deutlich bezeugt.
10. Graubtinden, Tirol und Friaul scheiden sich ge-
meinsam gegenüber den italienischen mundarten am wenigsten
durch den Wortschatz ab; doch trifft mau auch dafür beispiele. —
Coxa kennt man auch im Engadin: j-f, n kQsa.
htifte schw. ellbogen grummet löffel
b kue>a sQra kumbel razdif tsadun
f ko/se söre kombel razdekf zdoü
i tyalum SQkr t^undüm razdikf zdam
m yaltin sor t^andun a'dycer zdun
Pose, galöü sureja gombat digffir
Pinz. galüü surela gumboet kQrt
Cagnö dyalön sor^la gombet argcer
Vigo kesQ SQr kumedÖD dige*
sor
so
s§ur
sour
P
r
Erto
l
%
Port
kuesa
ke^sa
kuasa
kuesQ
kue.s^
9
kvdz^
kv^ar
kvsär
gkudyer
sadöo
koetsu
sedöö
kumedÖD diguei
komedün artigce
komedöü dQrk
komedön urtigöul sedöo
sur kumedÖD antiul sedtfö
sorela kömio arziliva gutSaro
— Sehr merk-
würdig sind
die letzten 2
Wörter. Sie be-
zeichnen all-
tägliche be-
griffe der land-
wirtschaftund
der hauswirt-
schaft, und sie
sind für das
volk gewiss
etymologisch
ebenso unver-
ständlich, wie
für mich selbst
— Doch ich
272 Vergleichende darstellung der rätoromanischen mundarten.
brauche nicht nach weiteren beispielen zu suchen: der leser
wird schon an einigen stellen des buches solche bemerkt
haben. S. 112 tritt über dem fremden pectus usw. entgegen,
s. 120 caput — testa, scopare — spazzare, s. 122 frater —
fratello, s. 132 stramen — palea, s. 137 dies — diurnum.
s. 142 melum — pomum, s. 172 sol-iculus — sol, und s. 165
haben wir die interessante gruppe der den drei räto-
romanischen abteilungen eigenen Wörter betrachtet, die mit
mehr oder weniger Sicherheit auf avorsum zurückzuführen
sind und den italienischen Wörtern dietro, dopo und ultimo
gegenüberstehen.
Dritter teil.
Rätoromanisches Schrifttum.
Ein grosses volk offenbart sein ganzes wesen und leben
in seinem Schrifttum. Fachschriften belehren uns über die
geschichte, das land, die lebensweise, die arten des brod-
erwerbes, die stufe des Wohlstandes, der bildung, der heimischen
künste und Wissenschaften; und was uns nicht solche bücher
und Zeitschriften berichten, das verrät uns oft unbewusst
die schöne literatur des volkes. Anders das kleine volk:
dieses hat nicht hände genug, um über alle fächer zu
schreiben und kann nicht so viele Schriftsteller hervor-
bringen, dass die schöne literatur das geistige leben und
den Charakter des volkes von allen Seiten beleuchten könnte.
Umfang und bedeutung des Schrifttums werden noch weiter
zurückgedrängt, wenn sich das volk durch sonderschrift-
sprachen nach landschaften zerspaltet, wie es bei den
Rätoromanen geschieht. Kein solches Sonderschrifttum kann
jemals gentigen, dem fremden oder der nachweit ein bild
des völkchens zu liefern; man kann auch nicht verlangen oder
erwarten, dass ein Schrifttum, das durch und für ein paar tausend
menschen geschaffen wird, hervorragende, über die grenzen der
landschaft hinaus leuchtende werke aufweise. Dazu kommt
noch ein umstand, der das gedeihen so kleiner literaturen
hemmt. Das leben der gegenwart zwingt selbst dem ge-
meinen landmann eine grosse Verkehrs- und Schriftsprache
auf: alle unsere Rätoromanen lernen auf den schulen ent-
weder deutsch oder italienisch oder gar beides. Wer daher der
weit etwas wichtiges zu sagen hat, wird das in deutscher,
italienischer, oder auch in einer anderen kultursprach e ver-
G artner, Bätorom. spr. u. lit. 18
274 Rätoromanisches Schrifttum.
öffentlichen. So kommt das rätoromanische Schrifttum sehr
zu kurz, zumal die prosa.
Bei den sprachlichen betrachtungen haben wir immer
alle mundarten vom S. Gotthard bis nach Görz und Aqui-
leja zusammen zu tiberschauen gesucht und haben von
kapitel zu kapitel ähnlichkeiten und zusammenhänge fest-
gestellt, die der gewaltigen landschaftlichen Zerklüftung und
staatlichen Zerrissenheit des gebietes trotzen. Die literarischen
versuche hingegen werden in den drei teilen des rät. gebietes
abgesondert, voneinander unabhängig unternommen, wir werden
sie daher auch abgesondert der reihe nach betrachten.
1. Das älteste rätoromanische Sprachdenkmal.
Kürzlich ist ein wenige Zeilen umfassendes rätoromanisches
Sprachdenkmal gefunden worden, das nun wegen seines
alters ebenso an die spitze der Chrestomathien und literatur-
geschichten dieses romanischen gebietes zu stellen sein wird,
wie man das mit den Strassburger eiden im Französischen
tut. Seinem wesen nach ist es vielmehr dem Jonas - fragment
an die seite zu stellen. In einem homiliar aus dem 9. Jahr-
hundert, das in Einsiedeln aufbewahrt wird, hat der biblio-
thekar P. Gabriel Meier den zwischen die Zeilen einge-
schriebenen versuch einer romanischen Übersetzung entdeckt,
Ludwig Traube hat diese als rätoromanisch erkannt und in
den anfang des 12. Jahrhunderts gestellt, G. Gröber hat sie
übersetzt und erklärt, und dann haben, voneinandar unab-
hängig und gleichzeitig, Robert v. Planta, H. Schuchardt,
H. Suchier und ich noch weitere bemerkungen veröffentlicht:
Traube und Gröber in den Sitzungsber. der Bayer. Akad. d W.
(München 1907, s. 71 — 96 mit einem Lichtdruck), von Planta
im Archiv f. lat. Lex. (Leipzig 1907, s. 391 — 399), die anderen
in Gröbers Zeitschr. (Halle 1907, s. 702—712). Ein jähr später
kommt noch M. Roques hinzu: Le plus ancien texte retique
(Romania, 37. Bd., s. 497—508).
Im folgenden sind diese wenigen Zeilen abgedruckt, die worte
der alten predigt mit schiefen lettern, darüber die rom. Übersetzung,
beides mit der Zeilenteilung der handschrift; die abkürzungen
sind aufgelöst (s. lichtdruck oder den abdruck bei Roques).
1. Das älteste rätoromanische Sprachdenkmal. 275
a funda nos des time tres causas
Satis nos oportit timere tres causas
kare frares per aquilla tuttlo seulo perdudo
harissimi fratres per quas tottus mundus perit
aquil is gurdns et quil homo mopotesille et arcullus ki fai di
hoc est gula et cupiditas et superbia quia di
abulus per aquillas tres causas ille prirnaris homo
dbulus per istas tres causas adam pri
cannao si plaida ille tiauolus in quali die quo
mum kontinent circumuenit dicens In quacumque
uo manducado de quil linas si uene sua uirtu fos ouli
die commederitis de ligno hoc aperientur o
Nus timimo semper aquillas tres periuras causas
culi uestri Nos autem semper timeamus istas tres
sicu ueni adam perdudus intin inferno
causas pessimas ne sicut adam in inferno
ne no ueniamo si perdudi prendamus
damnatus est ne nos damnemur Tenea
ieiunia contra quilla curda ) 10
mus abstinent ia contra gula, largita )
prendamus umilanz contra
te contra cupiditate, humilitate con
contenia aquilla sauire ki nus a christiani ueni
tra superbia nam hos sciamus quia christiani
ominai angeli dl aquill auem nos wardadura siquil
dicimur angelum christi custodem Jmbemus sicut
sipse saluator dis ueridade dico uos aquil illi angeli
ipse saluator dicit amen dico uobis quod angeli eo
rum semper uident faciem patris mei qui in caelis est 15
Anmerkungen. Die Übersetzung will, wenigstens am
anfang, wörtlich sein; die Schreibung ist unbeholfen und
ungenau; formwörter werden zum teil einfach ausgelassen;
latinismen kommen, wie begreiflich, vor, können aber oft
nicht sicher festgestellt werden, weil wir nicht wissen, in
welchen stücken das Rätoromanische am anfang des 12. jahr-
hundertes noch dem Lateinischen gleich oder nahezu gleich
18*
276 Rätoromanisches Schrifttum.
gewesen ist. Die erklärung dieses textes ist daher schwierig
und unsicher. — Z. 1 a funda statt avunda; von abundare
abgeleitetes Substantiv, das in Graubünden und Friaul an Stelle
des lat. satis gebraucht ist (s. s. 271). — des = decet, ober-
ländisch descha, auch im U.-Engadinischen zu finden, wenn-
gleich selten: Toutsch, informatiun (Poschiavo 1613): i nun
descha es ziemt sich nicht. — time vermutlich verschrieben
statt timere; vgl. z. 12 sauire.
Z. 2 kare und aquilla sind im auslaut unvollkommen ge-
schrieben. — tuttlo, Planta und Roques lesen tutilo. — Das
verbum finitum (est) fehlt; am rand der Hs. scheint es zu
stehen: eslo seulo, wenn man nicht mit PI. eclo seulo oder mit
R. edo seulo liest. — perdudo, z. 8 perdudus.
Z. 3 Hier wird von der wörtlichkeit abgegangen, in-
dem statt der eigenschaften die träger der schlechten eigen-
schaften genannt werden: gurdus, arcullus (orgoglioso) und
der rätselhafte mopotesille. PI. erklärt mo- als Wiederholung
das -mo des vorhergehenden wortes, potesille als botticello
in dem sinne von dickwanst. Suchier liest statt s ein
unvollständiges r mit darüber gesetztem us- strich: mo poterus
(poderoso) ille. — ki fai d. „Was macht der teufel?" tiber-
setzt Gröber; aber so viel Selbständigkeit und so viel rhetorik
traut PI. unserem Übersetzer nicht zu, sondern meint, ki
solle das lat. quia wiedergeben. Wegen des dann über-
flüssigen fai verweist er auf den bekannten vers Luthers:
„das macht, er ist gericht't." Doch vielleicht hielt der Über-
setzer quia für ein fragewort und glaubte eine frage vor sich
zu haben.
Z. 4 ille primaris homo ist der nominativ; dahinter fehlt
das hilfszeitwort (venne, fu).
Z. 5 cannao = ingannato. PI. und S. glauben darin ein
perfekt zu erkennen; das stimmt aber nicht gut mit dem
kasus und der Stellung hinter primaris homo. Auch ist die
perfektendung -avit im Rätoromanischen nicht wie im Tos-
kanischen, sondern wie im Französischen behandelt worden. —
si plaida so spricht; plidar (vgl. franz. plaider) ist nur
noch am Vorderrhein gebräuchlich. — tiauolus, wie PI. richtig
zu lesen scheint, gibt ein besonders auffallendes beispiel
für die Vernachlässigung der stimmhaftigkeit; vgl. 1 afunda,
1. Das älteste rätoromanische Sprachdenkmal. 277
3 arcullus, 5 cannao, 6 fos, 10 curda. Gr. schliesst daraus,
dass der Übersetzer an der deutschen Sprachgrenze ge-
wohnt habe.
Z. 6 manducado ermangelt wieder des Auxiliares. — linas
glaube ich linydts aussprechen zu dürfen (legDaccio). —
Die zweite hälfte dieser zeile tibersetzt Gr.: „zeigt sich seine
kraft euren äugen", PL: „so wird aufgeöffnet euch die äugen".
Schuchardt hält wie PL auirtu für das partizip (avi'rt am
Vorderrhein und im Oberengadin). Dem sinne nach spricht
diese auffassung allerdings besser an, aber beide forscher geben
zu, dass das wörtchen su eine grosse Schwierigkeit bereitet:
man würde wenigstens uene auirtu su erwarten, wenn auch
in gebundener rede und mehr als fünf Jahrhunderte später
J. Grass im 35. psalm singt: Eis han lur bucca li avirt (: datf chiert).
Auch scheint doch die worttrennung sua uirtu vom Schreiber
vorgenommen zu sein. — ouli ist gewiss ungeschickt geschrieben;
PL und S. vermuten ou statt uo, und das 1 sei palatal.
Z. 7 timimo mit i statt (geschlossenem) e wie in vielen
anderen Wörtern; vgl. 13 auem.
Z. 8 sicu halten S. und PL nicht für einen latinismus,
sondern für die damalige form des rät. sku, sJco (s. s. 19, satz 18). —
ueni wäre nach S. das perf. — perdudus mit lat. ausgang. —
inferno oder unferno kann man lesen; R. hält das i oder u
mit dem n- strich für ein getilgtes o und liest intinferno.
Z. 9 ueniamo und prendamus, konjunktivformen, die dem
Rätoromanischen sonst fremd sind.
Z. 11 umilanz ohne das unentbehrliche -a.
Z. 12 contenia = altital. contegna, an das PL, Seh. und 8,
erinnern. — aquilla a sauire wieder ohne das verbum finitum
dazwischen (es, auem).
Z. 13 ominai ergänzt Gr. durch n-, das vom Buchbinder
weggeschnitten sei; PL ergänzt davor noch -mo, das zu dem
neni- der vorigen zeile gehörte. Dann ist alles klar; die präp. a
vor christiani ist freilich ungewöhnlich, wie würden sie besser
vor wardadura brauchen. — angeli dei wird lateinisch gedacht
sein, mit unpassender endung; aquill fährt der Schreiber dann
auf rät. fort und ordnet so den angelus als objekt in den
satz ein; R. liest aber aquillaueni und teilt aquilla ueni (wird). —
siquil teilt PL in sicu (s. oben z. 8) und den artikel iL
278 Rätoromanisches Schrifttum.
Z. 14 sipse steht auf dem rande der hs., sodass wir es
auch nach saluator oder vor il einschalten könnten. Über das
angewachsene se- s. s. 219.
Für die Ortsbestimmung haben wir in diesem Denkmal,
wie schon Gröber gesehen hat, zweierlei anzeichen. 1. Die
mehrmalige Verwendung von c, t, f statt g, d, v und das w
an wardadura machen es sehr wahrscheinlich, dass die heimat
des Übersetzers an der romanisch-deutschen Sprachgrenze lag;
2. afunda, des, plaida, sipse u. a. beweisen unumstösslich, dass
die spräche des denkmals dem Graubtindnerischen am nächsten
steht, und zwar dem Vorderrheinischen. Wenn die lesung
su auirtu (z. 6) richtig ist, so würden beiderlei anzeichen um
eines vermehrt. Im 12. Jahrhundert war das Vorderrheintal
noch kein grenzgebiet des Romanentums, wir dürfen daher mit
grosser Wahrscheinlichkeit annehmen, dass unser denkmal die
mundart einer gegend darstellen will, die heute schon deutsch
ist, unten am Rhein oder weiter im N und W gegen Einsiedeln
hin, ausserhalb Graubündens.
Wenn nun diese mundart unseren heutigen mundarten et, b
nicht nur zeitlich vorausgeht, sondern gleichsam einer aus-
gestorbenen Seitenlinie angehört, so nehmen die negativen
merkmale, die ihr zukommen, an wert ab, die positiven aber zu.
Dass z. b. das c vor a noch nichts von erweichung merken
lässt, oder dass noch für keinen im Latein einfachen vokal
ein diphthong verzeichnet ist, gestattet uns keinen bestimmten
schluss auf diese punkte der lautgeschichte für q, b; dagegen
sind die alten Zeugnisse für den beginnenden Verlust der aus-
lautvokale, für die form sipse, für die Wortbildungen avunda,
plidar u. a. von um so grösserem gewicht.
2. Das Schrifttum in Graubünden.
Im Westen, wo sieh jenes älteste rät. Sprachdenkmal
gefunden hat, da ersteht, einige Jahrhunderte später, auch das
erste rät. Schrifttum. Es geht vom Oberengadin aus, pflanzt
sich durch anregung immer weiter fort und umfasst schliess-
lich ganz Graubtinden, soweit es romanisch ist. Die anregung
und anfachung von tal zu tal gibt dem graubtindnerischen
Schrifttum geschichtliche einheit, die vorwiegende tendenz und
2. Das Schrifttum in Graubünden. 279
art der Schriften rechtfertigt auch von anderer seite die Zu-
sammenfassung von ganz Graubünden; aber die einheit ist nur
halb. Es fehlt diesem Schrifttum das, was man sonst als selbst-
verständliche grundlage voraussetzt, eine einheitliche Schrift-
sprache. Die spräche wechselt mit den tälern und talteilen,
denen die schriftsteiler angehören oder für deren Bewohner
sie ausschliesslich oder doch vor allem schreiben. Dadurch
wird der Zusammenhang gestört, Rhein und Inn verstehen
einander nicht. Aber auch die Zweiteilung des bündnerischen
Schrifttums nach dieser Wasserscheide würde nicht den tat-
sächlichen Verhältnissen entsprechen; denn der Schriftsprachen
sind beiderseits mehr als zwei, und man kann von Bergün (g)
nicht behaupten, dass ihm die engadinische literatur unver-
ständlich wäre. Unter solchen umständen halte ich es für
das beste, das Schrifttum Graubündens so lange in einer ein-
heitlichen geschichte zusammenzufassen, bis die reihe der auf-
tauchenden neuen Schriftsprachen geschlossen ist, oder doch
auf längere zeü abgebrochen wird. Ist einmal die literarische
Spaltung Graubündens vollzogen, dann wird sich der weitere
verlauf der literarischen bestrebungen besser auch in besonderen
kapiteln darstellen lassen.
Es folgt also zunächst die geschichte der aufstellung ein-
zelner Schriftsprachen in Graubtinden, dann soll, nach den
Schriftsprachen gesondert, das Schrifttum der Granbündner bis
zu unserer zeit herab verfolgt werden.
A. Die gründung der Schriftsprachen.
Wo und wie oft vor dem 16. Jahrhundert einzelne Grau-
bündner romanisch zu schreiben versucht haben, weiss nie-
mand. Die versuche blieben wohl verborgen; denn noch 1538
meinte G. Tschudi, dass „man Churwelsch nit schryben kan"
(Böhmer, Verzeichniss Rätoromanischer Litteratur, Rom.
Stud. VI, 109). Gerade um jene zeit aber war Johann
von Travers schon damit beschäftigt, seiner mundart ein
schriftsprachliches gewand anzupassen. Eine literatur entsteht
meistens unvermerkt, im verborgenen; allmählich, nach wieder-
holten anlaufen erklimmt sie eine gewisse höhe, von der aus
sie dem volke, den nachbarvölkern oder noch weiter hin ihr
licht zusenden kann. Und diese höhe erreicht sie immer nur
280 Kätoromanisches Schrifttum.
durch die schriftliche fixierung, schwer und langsam durch die
blosse handschrift, leichter und viel rascher durch den druck.
Erst durch die Schriftsprache bekommt die literatur ein sicht-
bares leben und glänz. Auch die Schriftsprache hat, wie die
literatur, eine entwicklung; aber ihre entstehung ist ein plötz-
liches erscheinen. Wer eine spräche schreiben will, muss sie
gleich ganz schreiben können: ungeschickt vielleicht, mangel-
haft, plump, wie es immer sei — aber ganz. Die Schriftsprache
hat einen geburtstag, die literatur entwickelt sich wie aus
einem Urschleim. Johann von Travers, der vater der ersten
lebensfähigen rät. Schriftsprache, verdient also unsere grösste
aufmerksamkeit. (Ulrici Campelli Historia Raetica, hg. v.
Placidus Plattner im 8. und 9. band der Quellen u. Forsch,
zur Schweizer Geschichte, Basel 1887 — 1890; C. Decurtins,
Gesch. d. rätorom. Litt, in Gröbers Grundriss, 11,2,218 — 261;
Dändliker, Gesch. d. Schweiz, Zürich 1900—1901; C. De-
curtins, Rätoromanische Chrestomathie, 5. Bd., 1900, im 12. band
von K. Vollmöllers Romanischen Forschungen,)
Er war 1483 zu Zutz (t) geboren, erwarb in Deutschland
seine bildung und gelehrsamkeit und tat sich in seinem
heimatland zunächst als Staatsmann und als tapferer krieger
hervor. Der freistaat, dem er seine dienste widmete, war ein
ganz junges gebilde. Die drei urkantone, Schwyz, Uri und
Unterwaiden, waren schon 1315 zu der helvetischen eidgenossen-
schaft zusammengetreten, 1332 — 1353 gesellten sich Luzern,
Zürich, Glarus und Bern dazu, Graubtinden aber bildete zu der
zeit der kindheit Johanns von Travers noch keine feste ein-
heit, obwohl es schon 1450 unter dem namen die gm ein dry
bünd zusammengefasst vorkommt. Von den drei blinden ist
der Obere oder Graue bund im jähre 1497 der eidgenossen-
schaft beigetreten, die beiden anderen erst 1498. Der graue
bund, 1395 gegründet, 1424 und in der folge alle 10 jähre zu
Truns unter dem ahorn {izi) beschworen, umfasste das Vorder-
rheingebiet vom St. Gotthard bis Flims, Trins, einen teil des
Domleschges, Schams, Spltigen und Misocco. Der Gottes-
hausbund war schon 1367 geschlossen, um die Habsburger
abzuwehren; er erstreckte sich über Chur, einen teil des Dom-
leschges, Bergün, Stalla, das Engadin, das Münstertal, Bergeil
und Poschiavo. Der Zehngerichtebund endlich, d. i. Alveneu,
2. Das Schrifttum in Graubünden. 281
Davos und der im Norden davon noch übrige (deutsche) teil
Graubündens, war 1436 gegründet, und zwar nur von männern
aus dem volk, ohne weltliche und geistliche herren. Das
btindnis zwischen Rätiern und Helvetiern 1497 und 1498 war
dadurch veranlasst, dass Kaiser Maximilian die drei btinde
bedrängte und sie mit versprochenen vertragen hinhielt. Schon
1499 beginnt die reihe der kriege der vereinigten Rätier und
Helvetier mit den nachbarn im Norden und im Süden: der
krieg dals Svabs, der Mailändische und der Mtisserkrieg;
der letzte dieser heldenmütig geführten kriege begeisterte
Johann von Travers zu einem grossen epischen gesang in
der heimischen mundart, der Chianzun della guerra dagl
chiaste da Müs. Johann Jakob Medici, der kastellan von
Mu8So (am NW-ufer des Komersees), machte den Bündnern den
besitz des Veltlins und der Grafschaft Kleven (Chiavenna)
streitig; er Hess den von einer gesandtschaft beim Herzog
von Mailand zurückkehrenden J. v. Travers mit hinterlist
gefangen nehmen, bis dieser wieder losgekauft wurde. Das
gedieht, der älteste läDgere rät. text, der in einer abschrift
erhalten ist, (Zwei hist. Gedichte in Ladinischer Sprache,
hg. v. Alfons von Flugi, Chur 1865), besteht aus 704 ge-
reimten Zeilen ohne versmass und ohne bestimmte silbenzahl
(meistens 10 — 12 silben). Die reime sind vorwiegend männlich
und gehen paarweis. Sprache und darstellung sind recht volks-
tümlich. Die triebfeder der ersten Verwendung der heimischen
mundart zu schriftlicher und dichterischer aufzeichnung war
das lebendige, durch kriegstaten geschwellte volksbewusstsein
der Rätier; dass diese blute gerade aus dem Oberengadin
entspriessen musste, darf wohl als ein zufall bezeichnet werden.
Es war damals eben ein Zutzer die hauptperson im Mtisserkrieg
und zugleich mit den eigenschaften und Vorzügen ausgestattet,
die der versuch rätoromanisch zu schreiben erforderte. Aber
sobald die bahn gebrochen war, stellte sich sofort eine zweite
triebfeder ein, die auf dieser bahn weiter drängte, nämlich
das echt dichterische bedtirfnis, die landsleute durch biblische
dramen zu erbauen, zu ergötzen und zu erziehen. Johann
von Travers selbst ging darin voran; die Schriftsprache hatte
er schon fertig, und die biblischen dramen brauchte man nur
aus dem Deutschen zu tibersetzen oder nachzudichten. So
282 Rätoromanisches Schrifttum.
schrieb er schon 1534 einen Josef (La Histoargia dalg bio
Patriarch Joseph), dann einen Verlorenen Sohn (La Histoargia
dalg füg perte) und einen komischen Josef (La chianzun da
Joseph lg' füg da Jacob ; s. Decurtins), Gebhard Stuppan
die Zehn Alter (Las dcsch eteds), andere einen Lazarus
(Historgia dalg arik hum et da Lazarus), eine Susanna (Una
historgia da süsanna) u. a. Der sinn für solche dichtungen
und aufftihrungen war im Engadin damals sehr verbreitet, wie-
wohl es auch sonst begreiflich wäre, dass eine solche literarische
bewegung gerade in dem tal vor sich ging, wo die mundart
eben als scbriftfäbig erwiesen worden war. Es scheint aber
die abhäugigkeit von Travers doch so gross gewesen zu sein,
dass man nur seine, d. i. die oberengadinische Schriftsprache
gebrauchte: man merkt es den handschriften nicht an, dass
sie aufftihrungen gedient haben, die nach den berichten in der
Historia Raetica nicht nur in Zutz und Scamfs, sondern auch
in Zernez, Stts, sogar in Ardetz stattgefunden haben. Wir
haben aber alle diese dramen nur in handschriften aus zweiter,
dritter hand, gar nicht sorgfältig geschrieben, teils eigen-
mächtig geändert, teils aus Ungeschicklichkeit entstellt. Wie
gut und wie fest Johann von Travers die junge Schrift-
sprache auf die beine gestellt haben mochte, das wissen wir
nicht. Doch wir stehen ja schon iu der zeit des buchdruckes
und müssen daher die eigentliche literatur unserer Rätier in
den viel verlässlicheren, gewichtigeren gedruckten erzeug-
nissen suchen.
Zu diesem schritte konnte erst eine dritte, mächtigere
triebfeder führen: der glaubenseifer der reformationszeit. Jahr-
hunderte lang war der christliche glaube wie etwas selbst-
verständliches von geschlecht zu geschlecht tiberliefert worden,
unangefochten und daher keiner Verteidigung bedürftig. Das
byzantinische schisma, die waldensische bewegung und
diejenige, die sich an den namen Wyclef knüpft, konnten
ihre wellen kaum bis in die hochtäler der rätischen Alpen
senden. Von Hus, seinem mutigen kämpf und seiner grau-
samen Verurteilung in Konstanz hat man an den quellen des
Rheins und des Inns gewiss künde bekommen, aber wohl ohne
in den religiösen anschauungen erschüttert zu werden. Da-
gegen verbreitete sich die grosse, von Luther ausgehende
2. Das Schrifttum in Graubünden. 283
reforrnation mit einer bei den Verkehrsmitteln jener zeit über-
raschenden gesch windigkeit weit über die grenzen Deutschlands
hinaus. Der sittliche verfall des klerus war zu gross und all-
bekannt, in die oberste leitung setzte man kein vertrauen,
sondern stiess die kirchliche autorität ausdrücklich von sich,
um zur lehre Christi und seiner apostel zurückzukehren, wie
sie in den evangelien enthalten ist oder aus ihnen ausgelegt
werden kann. Die lesung und auslegung der evangelien war
nun dem einzelnen gläubigen anheimgestellt, und dieser appell
an den eigenen verstand musste in der laienweit das Interesse
an religiösen dingen ausserordentlich heben und eine unermess-
liche menge ernster gedanken und ernster mündlicher und
schriftlicher Verhandlungen veranlassen — Verhandlungen in
der muttersprach e natürlich, nicht in gequältem Latein. Unsere
Rätier sind nicht die einzigen, die bei diesem anlass eine
nationale literatur beginnen.
Die geschwindigkeit, mit der die reforrnation bis an die
quellen des Inns drang (denn es wurde schon 1524 in Ober-
und Unterengadin gepredigt), erklärt sich auch daraus, dass
bekanntlich fast zugleich mit dem Augustinermönch in Sachsen
auch der prediger im kloster Einsiedeln (Schwyz) Ulrich Zwingli
gegen ablasskauf, Zölibat und formelkram eiferte. Er errang
besonders durch die öffentlichen disputationen in Zürich und
Bern grossen erfolg. Kaum vom Mtisserkrieg keimgekehrt,
lieferten die Schweizer einander einen häuslichen religions-
krieg (schlacht bei Kappel noch ende 1831), worin Zwingli,
der als feldprediger mitzog, fiel.
Dass nun gerade im obersten Inntal die religiöse bewegung
auf rät. gebiet zuerst zu der Verwendung der Volkssprache im
druck geführt hat, wird man sich leicht daraus erklären, dass
eben da schon der versuch einer Schriftsprache vorlag; viel-
leicht gab auch die grosse entfernung vom bischofssitz Chur
und vom kloster Disentis ein wenig ausschlag. Johann
von Travers selbst nahm zwar die neue lehre an und
hat im alter selber gepredigt, aber die rolle eines räto-
romanischen Luther in literarischer beziehung fiel einem
jüngeren manne zu:
Jakob Bifrun. Er ist 1506 in Samaden geboren, also
kaum 10 km von Zutz entfernt, auch aus angesehenem hause,
284 Kätoromanisches Schrifttum.
gleichfalls als Jüngling im ausländ ausgebildet (in Paris) und
nach der rückkunft in der heimat zu ehrenstellen ausersehen.
Er hat die erste rät. Übersetzung der Bibel, des Neuen
Testamentes, zustande gebracht und die ersten rätoromanischen
drucke herstellen lassen; mit ihm beginnt also eigentlich die
rät. literatur. Sein Neues Testament war erst 1560 fertig,
aber noch dringender war die herstellung eines Katechismus,
der mit der neuen lehre im einklang stunde. Dazu brauchte
nur der deutsche von Comander und Blasius übersetzt zu
werden, und diese Übersetzung wurde schon 1552 gedruckt.
Drei blätter davon hat Böhmer gefunden (s. „Verzeichnis
Rätoromanischer Litteratur" im 6. band seiner Romanischen
Studien, s. 109 — 238; Böhmers Sammlung ist von der K. Biblio-
thek in Berlin angekauft worden). Man nennt das büchlein auch
Fuorma, der titel lautet nämlich in der zweiten aufläge (1571):
VNA CVOBTA ET CHBISTIAVNA FUOBMA DA intra-
guider la giuuentüna & par ig prüm . . . cugniofche Dens, et fe
d'fues mißa in Aromaunfch Pufchleef. Ob im jähre 1552
auch schon die Tcefla mit gedruckt war, weiss ich nicht; sie
enthielt die buchstaben, die syllabierbeispiele, das vaterunser,
den glauben und gebete, sie diente also dem allerersten lese-
unterricht, und zwar, wie das datum der späteren auflagen
zeigt, mehr als zwei Jahrhunderte lang. Hier folgt eine stelle
aus der Fuorma vom jähr 1552:
Nus ludain te & ingrazchiain ö Deus bab celeftiel, per l's
tes fanchifchems et grandifchems duns cü quels che tu hes
nus vlchi graciufamaing fpilagiö, & affadulo. Nus t'aruuain
da bü cour, che tu vceglias k nus imprafter gracia nus mae nu
d'Ichmainchen la tia buntsed, & che nus ns' apozen via ä te ful,
Xainza tuots oters piffijrs. Et che nus tiers te, qusel chi ift
la vaira funtauna da tuottes buntseds, cu Igitira fidaunza Icher-
chian, & achiatten la fpifa dalg chioerp & da lhorma, tres nos
Ipendreder & figner Jefum Chriltum. Amen.
Auf einer anderen seite steht der satz:
Mes hceilgs Itaun adüna fpanagiös ilg figner, p che el es
aquel chi Ithgierbtiglia mes pes our da la rait.
Endlich noch eine sprachlich interessante stelle:
Vratiun cura s'uo a durmir. 0 Signer Deus bab celeftiel,
nus dormen, ü nus vaglien, vuiuen ü moren Ichi ifchens t£s.
2. Das Schrifttum in Granbünden. 285
Man sieht, wie die Schreibung ihre mittel aus dem Latein,
dem Italienischen, dem Deutschen und selbst aus dem Fran-
zösischen zusammengesucht hat. Deus mag eine wirklich ge-
sprochene nebenform gewesen sein (wie im Altfranz.); aber
bloss der Schreibung gehört das h an, mit dem hes (habes)
geschrieben ist, und wohl auch das an horma, hceilgs, obwohl
die richtigen lat. quellwörter anima und oculos sind. Italienisch
ist das -gli- in vceglias (wollest) und das -ch-, -chi- (ty) in
che, chicerp usw., deutsch das ti in tti, das c (ts) in gracia,
graciusa und die meisten zischlautzeichen. Diese haben viele
Schwierigkeiten bereitet; man lese: ivgratstx^n ringraziamo,
santyßems santissimi, usi cosl, spizadyö gespeist, zmd'ntxen
dimentichiamo (konj.), s^rtxan oder ts- cerchiamo (konj.),
zdyqrbvlya entwirrt (garbuglio). Wir begegnen sehon hier den
charakteristischen Wörtern: spendreder erlöser, adüna immer,
cura wann, via a hin zu, tres durch, in den hier nicht ange-
führten zeilen: huossa jetzt, sieua nach, davend weg, bgiers
viele, nofths schlechte. Andrerseits fallen uns unterschiede
von der heutigen mundart (i) auf: 1. nus, cour, our (aus),
fgitira (secura) lassen nichts von erhärteten diphthongen merken;
2. ift (bist), figner, vfchi, ferner in nicht angeführten stellen,
vigna (veniam) werden jetzt in t mit e ausgesprochen; 3. fun-
tauna, staun (stant) haben das jetzt nur an den beiden enden
Graubtindens übliche au aus a vor n (s. s. 132); 4. l's, l'g, ns'
oder n's wird jetzt mit einem vorgeschlagenen vokal aus-
gesprochen (ilg Signer heisst: in den Herrn); 5. aruuain (1. p.
sg. arou = rogo), achiatten (troviamo, konj.) haben im gegen-
teil heute kein a im anlaut; 6. ludain (laudamus) noch ohne -s;
nur ilchens, weil = sumus nos; 7. h^s (habes) noch ohne an-
gewachsenes -t; 8. fcherchian, dormen, vaglien usw. (1. p. pl.
konj.) noch ohne -s. Die drei blättchen Katechismus sind,
wie man sieht, ein wertvolles Sprachdenkmal aus dem
jähre 1552.
Das Hauptwerk Bifruns ist sehr selten geworden; man
hat es für vorteilhaft gefunden, die ersten und letzten blätter
täuschend nachzudrucken. Der titel ist: L'g Nuof Sainc
Teftamaint da nos Signer IESV CHRISTI, Prais our delg
Latin & our d'oters launguax & huofla da ncef mis in Aru-
maunfch tres Jachiam Bifrun d'Agnedina. — Psalm CXIX.
286 Rätoromanisches Schrifttum.
Tieu uierf es tina glimijra ä mes pes & una litifth ä mieu
paß. — Schquifcho ilg an M. D. LX. Vorausgeschickt sind
drei Vorworte: von Philippus Gallizius oder Salucius, dem
„Reformator Graubündens" (geb. 1504), von Erasmus von
Rotterdam, dessen Novum Testamentum benutzt zu sein scheint,
und von Bifrun selbst. Von der letzten ist eine Seite mit
dem Verzeichnis der teile des N, T. ausgefüllt, hinter ihr folgt
eine Zusammenstellung der wichtigsten fremdwörter, die in den
anmerkungen erklärt werden, dann die biographische Notiz
über den evangelisten Matthäus vom hl. Hieronymus (tiber-
setzt). Aus den evangelien selbst gebe ich hier eine Probe
(Lukas 2):
ET es duanto in aquels dijs, che eilg es ieu oura tina
crida da Csefare Augulto che gnis fat tin seftim da tuotelg
muond. 2 Et aquailta prtima defcritiun es fteda fatta da Cyrenio
guuernadur da Syrise. 3 Et giauen tuots ä s'fer fcriuer fcodün
in fia citted. 4 Et er Ioleph es ieu Iti da Galilea de la citted
Nazaret in la Iudea in la citted da Dauid, qusela chi uain
auumneda Bethlehem, tres aque, chel era de la chiefa, & della
fclatta da David, 5 per s'fer fcriuer fe cun maria chi era agli
fpufeda muglier, qusela chi era purtaunta. 6 Et dchiappö che
fiand allö, che Tun cüplieus l's dijs da parturir, 7 & ella ho par-
turieu les filg primogenit & l'g plaio aint in las fasthas, & l'g
ho mis in tin preleppi per che eis nun hauaiuen loe in l'hultaria.
8 Et l's paftuors eran chi uaglieuan in aquella proepia cütredgia,
fafehäd la guardgia dnot ä lur muaglia. 9 Et uhe l'g aungel
dalg ligner ftet Ipera eis, & la elaritsed delg figner steilitifchit
intuorn eis, & tmette cü tina granda temma. 10 Mu l'g aungel
dis ad eis: Nu tme. Per che uhe eau dich ä uus tina granda
algrezzchia, qusela chi uain ad efler ä tuottelg pceuel: 11 per che
elg es huoz nalchieu ä uus l'g falueder, qusel chi es l'g figner
Chriftus, in la citted da Dauid. 12 Et aquaist es a uus per ifaina:
Vus gnis ad acchiatter, l'g infaunt fafthö aint, mis in tin pre-
fepi. 13 Et fubbittamang es ftö cun l'g aungel tina granda quan-
tited dals celeftiels exercits, ludant Dieu, & fchant: 14 Glcergia
a Dieu ils hutifthems, & in la terra psefth ä la lieud, & tina
buna uosglia. 15 Et es duanto fco l's aungels s'partitten our da
dels in fchil, che l's humens paftuors fafleuan traunter fe fues;
Paffain aint huoffa infina in Bethlehem, che nus uezan, aque
2. Das Schrifttum in Graabiinden. 287
che nus udin chi faia dchiappo, quael che l'g ligner ho inani-
feltö ä nus. 16 Et uennen Itinand, & acchiataun Mariani & Ioleph,
& l'g infaunt mis ilg prelepi. 17 Et hauiand uis, Ichi arafaun
eis oura da partuot da que pled, quael chi era dit ad eis da
quel mattel. 18 Er tuot aquels chi haun udieu fun Ithmtirafgliös,
da quellas chiofes chi eran dittas dals paltuors ad eis. 19 Mu
inaria cunfalueua tuotta aquailta uerua, la culchidriant in lieu
cour. 20 Et l's paltuors Tun tum 6s, ludand & dant hunur a dieu
lur tuottes aqnaiftes chioles, quaelas chels hauaiuen udieu &
uais: da co che eilg era Ito dit ad eis. 21 Et dfieua che elg es
£to cumplieu l's oick dis che l'g mattel daiua gnir armundö,
fchi es ftö clarao lieu num Ielus, qusel chi era Ito mis num
delg aungel auns co chel gnis cuncepieu ilg uainter. 22 Et dlieua
che Tun ftos cumplieus l's dijs da lur ptirgatiun luainter la
lefcha da Moli, Ichi l'g haun e mnö ä Iherufalem, par apre-
Ichanter aquel alg ligner: 23 luainter co fto Icrit in la lefcha
delg ligner: Scodtin malckiel qusel chi uain fti l'g prüm nafchieu,
daia gnir clamö famc agli figner, 24 & par che dellen l'holtia
fco elg era Ito dit in la lefcha dalg ligner, ün per d'tuorters,
ü duos colübins. 25 Et uhe tin hum era ä Hierulalem, ad aquseli
era nü Symeon, & aquel hom era giüft, & deuot, & afpetteua
la conlulatiun da Ifrael, & l'g fpiert fasnc era für aquel. 26 Et
hauaiua arffchieu arelpofta dalg Ipiert fsenc, chel nu gnina
a uair la mort, auns co chel uezes Chriftum dalg ligner. 27 Et
uen tres l'g Ipiert ilg taimpel. Et cura l'g bab & la mamma
mnetten aint l'g mattel Iefum, par fer par el luainter l'üfaunza
da la lefcha. 28 Ichi l'g prädet er el in fes bratlths, & ludö dieu
& dis: 29 Huoffa ligner, lafcha ir tes famalg in pefth, luainter
tieu uierf. 30 Per che mes oeilgs haun uis l'g tieu Salüd, 31 qusel
che tti hses adattö auaunt la fatlcha da tuots pouuels, 32 üna
litifth par manifelter als paiauns, & üna glcergia a fie pouel
da Ilrael. 33 Et erä l'g bab & la fia mamma chi fe Ithmtiraf-
glieuan da quellas chioles, qnaBlas chi gniuan dittas da del.
34 Et Symeon benedit ad eis, & dis h Maria lia mamma: Vhe
aquaift es mis in aruina & in areltiTtaunza da bgiers in Ilrael,
& in üu lignel, ad aquegli chi uain cunterdit. 35 Et taunt pltt
er la tia prceppia horma uain a trapaffer la Ipeda, par che
uignen fcuuerts l's pifyrs our da bgiers cours. 36 Et era Anna
profetisa filia da Phanael da la Ichlatta da Afer. Et aquailta
288 Rätoromanisches Schrifttum.
era gnida fti d'tijmp, & hauaiua uiuieu da fia uirginitsed fet
ans cun fes marid. 37 Et aquailta uaidgua era intuorn uchiaunta
quater ans, qusela chi mse nu s'partiua delg taimpel, feruiand
d'di & d'not cun giugiüns & uraciuns. 38 Et aquella luruignand
in aquella proepia hura fumgiantamang ludeua I'g figner &
fafleua da del ä tuot aquels chi afpetteuan la Ipendrilchun in
Hierulalem. 39 Mu fco eis hauetten cumplieu tuot fuainter la
lefcha dalg figner, fchi fun e turnos in Galileam in fia citted
Nazaret. 40 Et Tg mattel crefchaiua, & s'fortifichieua ilg fpiert,
& gniua piain d'fabbijnfcha, & la gracia da Dieu era lur el.
41 Et les bab & fia mamma giauen in münchia an ä Hiernfalem
lulg di de la festa d'palthqua. 42 Et siand gnieu da dudelth ans,
& giand fü eis k Ierufalem, fuainter l'tilaunza dalg di de la
fefta, 43 & liand cumplieus l's dijs cura chels turneuan, Ichi aru-
magnet l'g mattel Iefus ä Hierulalem, & les bab & lia mamma
nun haun lauieu. 44 Mu pilsiand chel füs in la cumpagnia, Ichi
uennen e lin di d'chiamin, & l'g fcherchieuan traunter l's pa-
rains & cunfchains. 45 Et cura chels nu l'g acchiataun, Ichi lun
e turnos ä Hierulalem l'g leherchiand. 46 Et es d'chiappo che
dlieua trais dis l'g acchiataun e ilg taimpel, leziand in meza
l's dutuors, & udiant aquels, & dumandand eis. 47 Et tuots aquels
chi l'g udiuan finlthnuiuan delg lieu inclijt, & de las lias
arifpoftas. 48 Et l'g hauiand uis Ichi s'haun e Ithmtirafglio. Et
lia mamma dis ad el: Füg per che haelt fat a nus in aquella
guila? Vhe tes bab & eau hauiand grand doeli Icherchieuan
te. 49 Et el dis ad eis: che es e che uus Icherchieuas me? Nun
lauais forza, ch'eau Itouua eller in aquellas chioles chi lun da
mes bab ? 50 Et eis nun incligiettten l'g pled qua3l chel hauaiua
faflo ad eis. 51 Et uen giu cun eis, & uen a Nazaret, & era ad
eis ubedi. Mu lia mamma culalueua tuotta aquailta uerua in
lieu cour. 52 Et Iefus auanzeua cun labijnlcha, & etaed, & gracia
tiers Dieu, & er tiers l'g hum.
ANNOTATIVNS.
Alla lieud tina buna uceglia, bainuuglijnlcha L'g Chrift
dalg figner . uuol dir l'g hunfchieu dalg ligner. Per che e lu-
laiuen cura che gniuan araigs l's hunlcher ufchia er Dieu ho
hunfchieu fes filg Iefum, tres aque uain el anüno Chriftus.
In arnina es in perdizun, per che aquels chi nu craien in
2. Das Schrifttum in Graubünden. 289
el uignen cundanös. In arefültaunza: in la uitta seterna ad
aquels ehi craien in el. l'g prtim nalchieu, Yg primogenit.
Pürgatiü, purificatiun. l's dijs de la pagliola. Benedit, dis
bain, aruo uintüra. Saia clamö famc agli figner, laia culagro
agli ligner. tin per turters. ufchels de la grandezza da
columbins.
So also sieht die älteste rät. Schriftsprache aus. Einige
züge verlchwinden dann gleich am anfang des folgenden Jahr-
hunderts; man bemerkt das, wenn man eine stelle des N. T.
vom j. 1560 mit der im j. 1607, nach Bifruns tod, veranstalteten
zweiten aufläge vergleicht. Vor allem musste man die be-
zeichnuDg der breiten Zischlaute verbessern: s, i wird ohne t
geschrieben, ts, dz mit t, d. Z. b. s: pselth, palthqua, hutifthem,
1607: paßlch, palchqua, hutifchem, z: fthmtirafgliö, 1607:
fchmtirafgliö, ts: Ichquilchö, fcherchiser, 1607: fchquitfchö,
tfcherchiser, dz: falchand, Ichant, 1607: fadlchand, dlchant.
Die zwischen i und ?, u und q liegenden laute mussten in der
Schreibung die mode wechseln: ligner, uignen, Ichil, uijlg,
tijmp, pifyr, 1607: legner, vegnen, tlchel, velg, temp, piler
(=pensiero); hum, humens, num, 1607: hom hommens, nom.
Zwischen oe und ti wird zum teil anders gewählt: 1560 chioerp,
gloergia, bfting, 1607 chiüerp, glüergia, bfceng. Mit uo schreibt
Bifrun nuof (neu), uuol, dann aber wird allgemein: nouf, voul;
vielleicht war auch das nur eine verbesserte Schreibung. Eher
kann sich ein lautwandel abspiegeln in dem übergange von:
es (ist), er (auch), mes, tes, les, gref, pes (füsse) zu (1607): eis,
eir, meis usw. Gewiss dürfen wir die Zeitbestimmung gelten
lassen, die in der änderung von tu hses, tu uous (1560) zu tu
hseft, tti voult (1607) liegt.
Anmerkungen. Arumaunlch heisst im titel die spräche,
nos ladin nennt sie Salutz in dem vorwort, und in den lese-
regeln am schluss des Werkes bezeichnet sie B. als linguam
Rheticam quam Romanü, feu Ladinum Rheti uocant. — Das
x an launguax steht für c + s, wobei c wie in sainc den wert
tx hat: lauwgudtxs. — Vers 1. crida — ital. grida. — 3. (und 41)
giauen dyaven (gingen); vor dem lippenlaut ist a* zu a verein-
facht, so auch anderswo ariauen (lachten), aber auch regel-
mässig mit a' ans e: fternaiuen (streuten) u. a. — 4. qusela
chi (t%i), ebenso vers 5, 10 usw., mask. quasi chi 12, akk. quail
Gärtner, Bätorom. spr. u. lit. 19
290 Rätoromanisches Schrifttum.
che 15 usw., nach aque (das) und aquel (der) meistens nur chi
oder che (z. b. vers 15); die umständliche art der relativischen
ankntipfung wird wohl nie volkstümlich gewesen sein (das ist
ja die formel für abhängige fragesätze), sie wird in der auf-
läge vom j. 1607 nicht beseitigt, aber dann ganz aufgegeben. —
5. agli = ad + illi, hier pronomen (ihm), an anderen stellen
artikel (dem), z. b. agli figner (23); einen dativ auf -i hatten
auch aquel (34), ingitin, algitin. — 6. dchiappö (es geschah),
plaio (faltete), femnö (säete), det (gab), hauet, tramtet (schickte),
giet (ging), Iterliülchit (9), partit, gnit (kam) usw., dazu die
starken pf.: uen (kam), dis ftit (war). — 9. uhe, d.h. ve,
siehe. — Ipera bei (s. 270). — 10. mu (= modo) aber. — uain
ad effer, das richtige graubünd. futurum; ebenso 12. vus gnis
ad acchiatter. — 14. ils hutilthems (negli altissimi) ohne Sub-
stantiv, wie im lat. vorbild. — & tina buna uceglia, ein schreib-
oder druckfehler für d' oder dad üna b. u.; 1607 ist & weg,
aber die fehlende präp. nicht eingesetzt. — 19. uerua, plur.
(in kollektivem sinn) von uierf (vgl. 29 und den Spruch im
titel); ein veraltetes wort. — 20. uais = uis (17 u. ö.) mit dem
vokal des inf. vair, wie franz. £choit. — 21. cuncepieu, ein
fremdwort: vgl. arflchieu (26). — 27. mnetten statt mnaun,
wie B. sonst den plural zu mnö (nach daun, haun: do, ho) zu
formen pflegt; vgl. detten, hauetten, gietten (gingen), par-
titten (15), gnitten und uennen (kamen), diffen, fütten (s. s.251). —
31. pouuels und (32) fie (lies: fieu, oder besser: tieu) pouel,
im Widerspruch mit (10) poeuel und dem heutigen pövel; das
wort ist offenbar hier wie in anderen romanischen gegenden
nicht ans dem volkslatein ererbt. — 37. giugiün ist nicht
möglich: die erste silbe muss gi- oder giti- gelautet haben. —
38. lumgiauntamang ist zu lesen (vgl. uchiaunta). — 39. Tun e
= sunt illi. — lia ist 1607 schon durch lur ersetzt, und lur,
das übrigens B. selbst schon gebraucht (22), wird dann für
eine mehrheit von besitzern immer üblicher, vielleicht nur
unter dem einfluss des Italienischen. — 41. münchia aus omni-
unque (-ca); jetzt mintxa. — lulg, lies fülg. — 44. fchi scheint
mir zu beweisen, dass B. in seinem köpf einen volkstümlichen,
vollständigen kausalsatz hatte, nicht den fremden satzbau mit
pilsiand (pensaudo), den er eben hingeschrieben hatte. —
46. in meza l's d., 1607 verbessert: in mez als d. — 47. z'inmuir
2. Das Schrifttum in Graubünden. 291
erschrecken, az zmvravlyer sich wundern (48). — 48. hseft = h8es
-f tu. — 49. es e = ist es. — Die erste der Annotatiuns ent-
behrt wieder der präp. de (s. zu vers 14). — „In aruina" muss
durch „in perdiz[i]un" erklärt werden, war also keine übliche
Redensart.
Es wird den Lesern erwünscht sein, hier auch noch ein
stück des Verlorenen sohnes genau abgedruckt zu rinden; es
folgt daher Lukas XV, 12—24.
12 tin Ichert hü ho hagieu duos filgs, & l'g giuue da quels
dis agli bab: Bab do k mi la part de la roba, qusela chim
13 uain. Et el partit ad eis la roba. Et dlieua brichia bgiers
dijs, hauiäd l'g tilg plü giuuen tuot trat infemel, fchi es el
tirouia daued in ün paiasda lcenlth, & allö uiuäd el
14 Ithlafchedamäg ho dlchfat fia aroba. Et dlieua chel hauet
tuot tralato, Ichi ue üna granda fä in aque paijas. Et el
15 eumezo ad hauair bfüng, & tirouia, & s'matet ä fter cun
ün cittadin da quel paias: & aquel l'g trätet in lia maria,
16 chel parchitiras l's pourcs, & el aggiauüfcheua da d'implir
lieu uainter de las croufas che l's pourchs maglieuä, ne
17 alchiün l'g deua agli. Et fiäd turnö in fe lues, dis:
Quans bgiers farnalgs da mes bab hau abüdaütia d'paü,
18 & eau pijr d'fam. Eau uoelg fter fü, & uoelg ir tiers mes
bab, & uoelg dir agli: Bab eau hse pchio in Ichi], & in-
19 cunter te: huoffa nu lü eau deg da gnir clamo tes tilg,
20 fo me fco ün da tes famalgs. Et aluö fü & ue tiers fes
bab. Mufiäd aüchia bain da lcenfth, fchi l'g uezet fes bab,
& es amuäto cü cöpafchiü: & curriäd no tiers, fchi s' bittol
21 intuorn l'g fieu culcez & l'g bütfchö. Et dis agli l'g tilg:
Bab eau hse pchio in fchil & incunter te ne fun deg aqui
22 dfieua da gnir clamo tes tilg. Et l'g bab dis ä fes famalgs:
Purtö nö la prüma araffa, & l'g traie aint, & ded agli ün
23 anilg in fieu maü, & fckiarpas ils pes, & mned aque uidilg
ingrafchö, & lg'amazo, & mangiain & ftain leedamäg, per
che aquaift mes filg era muort, & es turnö uif, & era pers
et es acchiattö
Die aufläge vom j. 1607 hat auch an dieser stelle
wieder (s. s. 290) mit c: lcenfch, dfchfat, mit t: tfchert, mit e:
tfchel, per, anelg, uedelg,' mit o: hom, mit 03: bfceng, mit uo:
puorcs (15) und puorchs (16), mit ei: eis, meis, teis, feis, lei-
19*
292 Rätoromanisches Schrifttum.
damalig; sie teilt ferner tirouia jedesmal in seine zwei teile,
ergänzt den fehlenden beistrich (21) und verbessert: cumanzo (14),
paiais (13, 15), mairia (15), Quaunt (17), cumpafchiun und
btittol (20).
Man kann sich denken, was für eine freude und was für
einen stolz im jähr 1560 das kleine dicke buch bei jenem
Alpenvölkchen erregt hat. In der druckerei zu Poschiavo
war ein mann aus Campovasto (zwischen Zutz und Samaden)
angestellt, vielleicht als setzer; der konnte sich nicht ent-
halten, auf dem freien ende der letzten seite des bibel-
textes — vermutlich nach der druckkorrektur — hinzuzu-
fügen (s. 869):
ET EAV STEVAN ZORSCH
Chiatauni de Chiamuaftch hse agiu-
do fthquifcher delg
An. 1560.
Dahinter stehen nur noch die druckfehler und lateinisch
abgefasste leseregeln oder vielmehr Schreibvorschriften.
Mit derselben Schriftsprache (t) und in derselben druckerei
kommt dann die nächste aufläge der Tsefla, der Fuorma und
des Testaments heraus, auch der Katechismus von Joh. Planta:
VN CVORT NVZAIVEL E BSOGNJus Catechifmus .... in aru-
mauntsch .... tres Joannem Plantam da Samedan. Pulchlsef,
1582. Aber das N. T. von Bifrun war kaum erschienen, als
ein anderer Engadiner, der aber fünf Wegstunden unterhalb
Zutz geboren war, eine andere rät. Schriftsprache in die weit
setzte :
Ulrich Chiampel. Er ist ungefähr 1510 in Süs ge-
boren. Sein vater Kaspar nahm am Mtisserkrieg teil. Der
söhn Ulrich (Durich = Udalricus) genoss den lateinunterricht
bei Philipp Gallizius oder Salutz, dem reformator Graubiindens,
dem sich auch Kaspar angeschlossen hatte. Als Ulrich im
j. 1537 gerade in Basel war (warum, ist nicht bekannt), da
bekam seine frau in Süs ein töchterchen, das nicht lebensfähig
zu sein schien. Der grossvater Kaspar nahm nun an dem kinde
die nottaufe vor, und das sah man, wie man heutzutage sagt,
als eine wegtaufe an. Daher entrüstung unter den katholiken,
Verhandlung in Chur, schliesslich um neujahr 1538 ein vom
2. Das Schrifttum in Graubünden. 293
katholischen dechant angeordneter öffentlicher disput in Stis.
Ulrich wohnte dem mehrtägigen streit trotz einer krankheit bei.
Kaspar hatte 6 fl. strafe zu zahlen, aber es war ein Pyrrhus-
sieg; denn der disput brachte der reformation viele anhänger
und trug dem haus Chiampel viel ehre und ansehen ein. Im
j. 1570 wurde Ulrich prediger in Chur, und von da zog er
sich 1574 nach Schieins als pfarrer zurück und vollendete da
sein grosses geschichtswerk Descriptio Raetiae Alpestris, dessen
zweiter teil, Ulrici Campelli Historia Raetica, schon oben (s. 280)
angeführt ist. Dieser mann also, der infolge seiner lebens-
umstände schon ein eifriger anhänger der neuen lehre werden
musste, gab dem reformierten Engadin das buch, das nach
Bifruns werken noch in der rüstkammer der jungen kirche
fehlte: das gesangbuch — freilich in einer neuen Schriftsprache,
der unterengadinischen, weil „blears d'Ingiadina Dfuot plaund-
fchen fick par quai, ch'eaus wleffen chia e fuofs u gnifs fchquit-
fchad oura in qualchiaufla eir in lg pla^d d'Suott Puunt Auta,
ilgqual faia ad eaus pltt in amm, plü chicendfch e leiw dad
imprender e da 1er", wie er selbst in der vorrede (s. 9) sagt,
d. h. weil viele Unterengadiner klagen, sie möchten, dass auch
etwas auf unterengadinisch gedruckt würde, was für sie an-
genehmer und leichter zu verstehen und zu lesen wäre. Da-
her also: blear (Bifrun: bgier), eaus, queaus, quaus (eis, quels,
quaels), fchquitlchar, -ad (-ser, -6), chiaulfa, auter, pauc, naufch
(chiolfa, oter, poick, nofch). Man beachte, dass das keineswegs
die heutige mundart von Stis (!) wiedergibt (die erst später
ihre Sonderbarkeiten erworben zu haben scheint), sondern un-
gefähr die des oberen teiles von 1: Guarda, Fettan. Das war
die erste absonderung.
Der titel lautet so. Vn cudelch da Pfalms, chi fuun fatts
e mils da chiätar in Ladin, ils quaus fuun impart eir uyuaunt
ftatts luguads da chiantar in Tadaifchk, £d impart brichia.
Proa quai alchiünas ulch&gce faingchias Chiantzuns Spiritualas,
impart trattas our da lg Tudaifchk, ed impart fattas da noew
in Ladin: improa tuottas chi s'cuu^ngen eun la uardad, e la
fcritttira faingchia, £d our da quella tuutas. Tuot tratt aqui
inlemmel in ün coarp: e dritzad a chiantar in Romaunfch,
traas DVRICH CHIAMPEL, faruiaint da lg Euangeli da
IESV CHRISTI a Sulch in Ingiadina dfuott. (Es folgen noch
294 Rätoromanisches Schrifttum.
zwei bibelverse.) Wir erfahren also gleich im titel, woher
die stoffe und die Vorbilder stammen. Es sind vorwiegend
psalmen zu liedern verarbeitet, zum teil andere geistliehe
lieder, die mit der Heiligen Schrift im einklang stehen und
aus ihr entnommen sind. Über das vorbildliche deutsche ge-
sangbueh s. die von J. Ulrich besorgte ausgäbe von 1906
(=3. band, Ges. f. roman. Lii). Statt der noten (die die
druckerei nicht bringen konnte) hat er die singweise so an-
gegeben, dass er auf das deutsche gesangbuch hinwies. Wie
Bifrun, so hat auch Chiampel ein vorwort von Phil. Gallizius
vorsetzen können, aber ins unterengadinisehe übersetzt. Ge-
schichtlich interessant ist folgender teil davon:
In tuott ilg muond ch'huoffa par gratzgia da Deis
s'preidgia lg Euangeli, luun chi fcrywen e chiauntan Pfalms
e bellas Chiantzuns, ä laud ed ingratzgiamaint da Deis, ed
auifamaint da lg proaffem, choa eir quell dee crair e s'iin-
pillar. Sul proa nuo in noaffa Ingadina mauncka blear in
quai. Brickia chia lg' Euageli nun uennga in noalfa terra
pradgiad (Parche ch'ell ais imprüm fchkumantzad a ngyr
pradgiad in Ingadina dlur 6 dfuott in ls' 1524. anns: da mai
imprüm, 6 dalädrinaun eir dad auter fidels pradgiaduors d'la
noaffa terra blears, fina ch'eir alchiüns our d'Lumbardia naun
fün lg' dawoa luun ngüds proa nuo) Improa nuo nun hawei-
wan Poets e parfunas fapgiauntas chi ns' pudeflen eir in
quai ngyr in agiüdt. Parche tu Chriltiaun lectur deilch
ffawair ch'es chiatta aunt uaingk u trenta alatrads, e chi
ulchelgoa pur bain fapgian, choa pur tin Poet, chi hagia ilg
mced e lg ffawair da faar indrett Ichantadas chiantzuns, chia
ls' plseds tuotts s'cumbtitten e s'ralpuondaa, lehkoa e dee effer
ed auda- in üna tngyn ouwra. Moa huoffa haa Deis eir a la
noalfa terra fatt quella gratzgia e datt quell duun, ch'ella haa
brickia pur la uiua preidgia da lg laingk Euangeli, moa eir
lgieut chi ffaun metter in lg noafs languack la Scrittüra
faingkia (fchkoa haa fatt huolla dincuort cun lg Nouw tefta-
maint ilg bain fapgiaüt Iachiam Bifrun) e faar Pfalms cun
quella d^fchauntza fchkoa huoffa ais ditt (ilg quai ais ün
fpetzial duun da Deis) Parche chia lg noas languack mse nun
ais ftatt fcritt, ne eir crett brick ch'ell s'poaffa fcriwer, infyn
awaunt brick blear anns, chia lg faimper deng da ngyr cun
2. Das Schrifttum in Graubünden. 295
hunur numnad huom fer Joan Trauers da Zuotz, haa eil im-
prtim fcritt in Ladin, la noaffa guerra chi haa fehkumantzad
eun nuo lg Chiaftlaun da Müfch, da lgqual nuo ns' hawain
ftutid ultar cun l'arma, incuntra lgqual Deis eir ans haa datt
uittoargia e ns' cuffaluad in noaffa frytad. Huolfa (fehkoa
eng haweg eumantzad a dyr) haa Deis muuantad fü lg huneift,
alatrad, ed in la Scrittüra fainchia bain affundad Sar Durich
Chiampel, chi haa mifs in Ladin quell bei cudefeh da ls' Pfalms,
da quell fidel e grandamaiEgk da Deis ludad raig e faingk
prophet Dauid, (cun autras eir beilas faingchias Chiantzuns
fpiritualas tzuond da noew fattas) cun taunta ffientza, taunt beaus
plseds, taunt' adaftretza e gratzgia, ch'ün Itoua s' mürawlgar.
Parche ch'ell cun quailt £eis fcriwer haa mils laa brickia ptir
ilg mainung d'la fcrittüra da lg Prophet, moa eir pardütt chia
lg noafs languack, chi uain tngüd groaffer, haa eir la fia
gratzg' e'd amur, ufehk bain fehkoa eir quäl auter
Datum ä Cuira, a lg 15 dy d' May, da lg ann 1562.
Anmerkungen. Sul proa nuo .... Nur bei uns, in unserm
Engadin, fehlt es sehr daran. — da mai impriim . . . zuerst
von mir und seither auch von vielen anderen treuen predigern
unseres landes, bis schliesslich auch aus der Lombardei her
einige zu uns gekommen sind. — deifch = debes. — fchantar
setzen, einrichten, wie metter und luguar (o.-eng. lover) im
titel. — defchauntza schicklichkeit (decet). — awaunt brick
blear anns usw. vor nicht vielen jähren, als der stets in
ehren zu nennende herr J. Tr.; man beachte blear ohne -s
und die Wortstellung. — frytad von alem. fry. — tzuond
da noew fattas ganz neu gemacht. — pardütt bewiesen. —
groaffer plump; man würde in der unbetonten Stammsilbe o
oder u erwarten.
Nach den worten des Phil. Gallitzius kommen noch zwei
vorstücke: eine vorrede Chiampels selbst und ein Pream
(vorwort) von Johann Zwick, auch dieses in u.-eng. spräche.
Nach dem register stehen endlich die Psalms und die Chian-
tzuns Spiritualas (s. 33 — 508). Das ist nun trotz aller ab-
hängigkeit dichterische arbeit und verdient gelesen zu werden;
schade dass weder Decurtins in seiner Chrestomathie, noch
Ulrich in seiner ausgäbe, noch Pallioppi im Dizionari deis
Idioms romauntschs (1895) alle Schwierigkeiten dieses genusses
296 Rätoromanisches Schrifttum.
beseitigen. Ein besonderes geschichtliches interesse hat für
uns der 130. psalm (s. 287 ff.):
Plalm CXXX. Ebr. De profundis ad te
clamaui Domine, & c.
S'poa chiantar in lg mced da lg prüm plalm, & c.
E quell plalm haa tngtid in lg prüm fatt a chiantar in
5 Ladin, quell fick alatrad huom Sar Philippus Gallitzius,
a Mallans, in lg ann da lg Singer 1537. Ilgqual ais
ilg prttm pfalm ch'eug nhag uys e"d uyd chiantand in nooß
Ladin.
P. G.
10 S'ehiaunta Ichkoa, Vß dieffer not fchry ich zuo dyr.
SVMMA. Eir quaist pfalm appara ad elfer ftatt fatt
in tina greiwa perfecutziun e fadigia, ud in ün grand appro-
wamaint. Ed amuoffa ch'ttn deia cun fearma buna fidauntza
e ftawla Iprauntza ruguar, chia Deis ilg ucellga dlibrar da
15 tüoert e foartza e da tuotta anguoflcha, e lg pardunar ils
puchiads, traas ilfquaus nuo guadangain l'ira da Deis Itin nuo,
e las parchiadas.
Our d'chiafuoll bfoeng brag eug proa tai,
Mia uulch o Senger Deis auda,
20 Las tias urailgas uoalw'a mai,
Ed a lg meis rceg las awra,
Parchiai Ich' tu uoufch guardar a quai,
Quaunt puchiads eug nhag fatt a tai,
Chi poa awaunt tai Senger rumangair?
25 E ftaa lulettamaingk uy d'tai,
Ils puchiads da pardunare,
Chia pitlchn'e grand Itoua tai tmair,
Eir in lg mellger dapurtare.
Cantuott m'uoellg eug ful cuffartar,
30 Sün Deis lulettamaingk m'laffchar,
Ed ingual feis plaed ngand guardar.
E fche* bain gia dtir'infyn a la noatt,
Ed infyn a la damaun da lg dy,
Schi dee meis cour brick eßer fchmoart
35 D'fia buntad nun wair dubbi,
2. Das Schrifttum in Graubiinden. 297
Moa faar fchkoa eir faw' lfrael,
Chi ftaw'e fptawa drett fidel,
Fyna chia lg feis plaed naun ngywa.
Scha bain proa nao fun puchiads blears,
Proa Deis ais blear plü gratzgia, 40
Seis mann nun haa tearm d'agiüdar,
Quun greiw nuo fean chiargiadfe.
Ell ais fulett quell bun paftur,
Chi ad lfrael uain a ngyr,
A lg Ipandrar da seifs puchiadle. 45
Ilg CXXX. Pfalm dritzad a chiantar eir in ünautra guifa
in la noatta furfcritta.
M. L.
Our d'bfceng chiafuoll clam eug proa tai,
Meiß brags o Senger auda, 60
Las tias urailgas awra dfai,
A mia uufch tzuond ehiauda,
Parchiai Ich'tti uoulch guardar fttn quai,
Fatt quaunt puchiads eug nhag a tai,
Chi t'poa awaunt ftaar Senger? .... 55
Anmerkungen. Zeile 3. Zu singen nach der weise
des 1. psalms. Das „Etcetera" bezieht sich auf die anderen
psalmen, die ebenso gesungen werden und schon früher zu-
sammengestellt sind. — 4 haa tngtid fatt (hatte gemacht), ein
beispiel dafür, dass Chiampell tenere als hilfszeitwort gebraucht
(wie das auf der iberischen halbinsel vorkommt). G. Pult
hat in seiner dissertation (1897) darauf hingewiesen, um das
u.-eng. nyv (gehabt) zu erklären. — 5 fick alatrad sehr gelehrt. —
7 chiantand, Gerundium nach audire, mit einem tiefen a;
Ch. konnte das in der Basler druckerei durch ein unter
den bubstaben gesetztes zeichen angeben, aber nicht in allen
Schriftarten. Wenn also die Schriftart nicht im wege steht,
finden wir es in der regel vor nd, nn, nct, nj, m: grand, ftand
(stehend), fiand (essendo), bawranda (trank), ann, faingk,
faingchia, baing (bad), clam, giamgia (spott), dann usw. —
9 „P. G." bezeichnet den diehter, nämlich Philipp Gallitzius,
wie oben erzählt wird. — 10. Das lied aus dem deutschen
298 Rätoromanisches Schrifttum.
gesangbucb, bekanntlich von M. Luther und schon in der
Wittenberger Sammlung vom j. 1524 enthalten. — 14. ruguar
mit Verlängerung der velaren zungenstellung (s. s. 130). —
15. ilg (akk.) und 16. lg (dat.) beziehen sich auf ün. —
17. parchiadas rutenstreiche. — 25. Es steht nur bei dir. —
26. pardanare hat nicht das lat. -e bewahrt; wie puchiadse
(peccatos) am ende des liedes zeigt, gestattete man sich, um
die von der singweise verlangte klingende endung zu bekommen,
an jede beliebige betonte endsilbe ein -e anzuhängen. Dieser
brauch wird wohl im Deutschen seine wurzel haben. —
31. wörtlich: und nur sein wort kommen sehen (erwarten);
ingual mit derselben änderung des sinnes, wie das kämt.,
südtir. lei (= gleich). — 42. Quun, lies: Quaü(t). — 44. uain
a ngyr, das bekannte graub. fut. — 48. „M. L." weist auf
den dichter des deutschen Vorbildes hin; aber man sieht sofort,
dass auch Gallitzius nach diesem vorbilde gearbeitet und es
sogar grossenteils genauer nachgebildet hat, wenn bei ihm
auch zwei Strophen Luthers in eine zusammengezogen sind. —
51. dfai zuverlässig (fides). — 54. Fatt vorausgestellt, ver-
mutlich damit nicht pu- auf den guten taktteil falle: vgl.
„was sünd und unrecht ist getan".
Auf seite 508 steht FINIS; aber auf den folgenden zwei
(unbezifferten) Seiten folgt noch ein gedieht (nach Ambrosius
Blaurer) an die Chriltianaifa giuuentüd und am schluss:
Schquilchad a Bafel, in lg Ann da lg Sennger 1562.
in ehiala da lachiam kündig: moa a cuolt da Durich Chiäpel
da Sufcb, a doewer £ par amur da las balelgias dad Ingiadina.
Nach einer seite druckfehler und einem blatt mit einem
bilde fängt der beigegebene, durchwegs nicht paginierte
katechismus an. Er hat einen eigenen titel:
Vn intraguidamaint dad infurmar la Giüuautün in la
uaira cretta .... Traas Durich Chiampell .... (am schluss
des Vorwortes: Datt a Sufch, in 22. dy d' Mai, da lg ann
& c. 1562).
Das werk Chiampels war noch schneller vergriffen als
das Bifruns: schon 1606 veranstaltete man in Basel und
überdies in Lindau eine neue aufläge, beides ohne nennens-
werte änderung. Aber unterdessen taucht wieder eine neue
Schriftsprache auf, ihr Schöpfer heisst:
2. Das Schrifttum in Graubiinden. 299
Daniel Bonifa ci. Über sein leben weiss ich nichts
anderes zu berichten, als was in seinem büchlein steht. Er
war im j. 1601 ein „humm giuven", ein „Prüs et Mussaa Hnmm,
da quest teimp Meister della schkola a Fürstno"; so sagen
die zwei „servdeints dellas Baselgias da Tusaun et Scharauntz
in Domlgeaschka" in dem begleitwort, durch das sie das buch
ihren landsleuten aufs wärmste empfehlen. Thusis und Scharans
waren also schon mit predigern versehen. Dass er in Fürstenau
ansässig war, darf man vielleicht aus dem ausdruek „cunvi-
schign" schliessen, mit dem er sich den herren der „Dretchiira
et Commün da Fürstenouv" gegenüber bezeichnet. Dass er im
Domleschg zu Hause war, zeigt seine spräche; er nennt sie im
titel „Romaunsch", in der vorrede „noss natural linguagh da
Tumlgieschka", „noss linguagh" (eintin noss linguagh mse na
nean ne scritts ne squitschens eudischs); die zwei prediger
sagen „nossa viglia et nattirala Romaunsch da Cuira et linguagh
da nossa terra" — die bezeichnung solcher Schriftsprachen
ist manchmal weitherzig. Die unterschiede gegen die heutige
mundart lassen sich durch den Zwischenraum von 3 Jahr-
hunderten erklären. Doch wäre es auch möglich, dass der
gelehrte schullehrer die spräche mehr oder weniger ab-
sichtlich archaisiert hätte, um nicht durch örtlich be-
schränkte lautentwicklungen einen grösseren, weiteren leser-
kreis abzuschrecken: tin, tina ist zugleich engadinisch und
stimmt auch zu dem oberländischen in, ina besser als eny,
enya, wie man wenigstens heute im Domleschg sagt. Doch
andrerseits liegt in taglear, mangear, spitchear (warten),
squitscheu, ingratzgeu, gea (ja) u. ä. eine recht enge aus-
schliesslichkeit.
Der titel ist (nach J. Ulrich, Rhätoromanische Texte, L,
Halle 1883): „Catechismus. CVRT MVSSAMEINT DELS
PRINCIPALS PVNCTGTS DELLA CHRIstianevla Religiun,
per las Baselgias et Schkolas da Comtinas Trees Ligias, tras
quell Ault amnssaa S. IOHANN PONTISELLA da Cuira fatg
per Tudeschk. Vsea da nief tras Daniel Bonifaci mess ora
in Romaunsch. Ala fign ees ün curt mussameint da buns
Custims a d'tin Giuvnal zunt nützevel mess vi tiers. Squitscheu
ä Lindauv vid' igl Bodensee. tras IOHANN LVDVIG BREM.
M.DC.I. Einige charakteristische stellen:
300 Rätoromanisches Schrifttum.
Chi nus ha daa ils dieschs eommendameints? — Deus igl
noss Signer setts tras igl seu servieint Mosen, sün igl culm
Sinai. — Co vignan ils dieschs eommendameints partcheus
giu? — Eintin duas Tavlas.
Babb noss quel cha tij ees eintin tschiels. Sangh vignig
fatg igl teu numra. Igl teu reginaa vignig na tiers nns. La
tia voeglia daveint' eintin terra, seö la fa eintin tschiel. Igl
noss paun da mtinehia gij dse ä nus hotz. Et perdun'ä nus ils
noss peccaas, scö nus perdunein als noss peecadurs. Et nuns'
manar in provameint, mö ans spindra dagl mal.
Quaunts Sacraments ha Christus ordinaa et schantaa
eintin la sia Baselgia? — Dus: Igl sangh Battesam et la sia
sanghia Tscheina.
Cur tij tetts seas ä mesa schi salva quest urdan: Avaunt
tuttas chiausas dees haveer las unglas dschubras, lavar ils
mauns, star sij dretg et bigh esser igl prim ella scadella, sees
custimaa et fui la ebriauntza, beva et mandigia teas nott-
basüngs, che ch'ees memgia, porta malzognia. (Wenn du
selbst bei tische sitzest, so beobachte folgende Vorschrift. Vor
allen dingen musst du saubere nägel haben; die hände waschen!
Gerade stehen und nicht der erste in der Schüssel sein! Sei
sittsam und flieh die trunkenheit, trink und iss das nötige;
was zu viel ist, bringt krankheit.)
Anmerkungen. Man stösst gleich auf rheinische merk-
male: in der ersten stelle setts, in der letzten tetts (selbst), der
palatale auslaut an fatg, dretg. Das zeichen ü sehen wir
bloss in sün, münchia, basüng, dagegen tij, sij (auf), ebenso
plij, plimma (feder), sternidar, gist (gerecht), gidar (neben agüd),
schkir usw. an anderen stellen. Die Schreibung ü ist somit
wohl nur eine nicht folgerichtig durchgeführte schulmeisterei.
Auch das -s hinter diesch wird nur ein papierenes dasein
haben.
In einer ähnlichen spräche geschrieben erscheint 10 jähre
später endlich auch ein katholischer Katechismus, und zwar
von Gion Antoni Calvenzano, unter der aufschrift (nach
Decurtins, Chrest. L): Curt Molfament Et Introvidament
De Quellas Caulas, Las qualas Icadin fidevel Chriltian e
culpantz da laver. In Milaun. Tier ils Stampadurs dil Ar-
civefgeju, 1611. Ein Domleschger scheint er aber nicht ge-
2. Das Schrifttum in Graubünden. 301
wesen zu sein; denn seine spräche — die freilich gekünstelt
ist — hat ebensoviel merkmale mit dem untern Vorderrhein-
tal gemein wie mit dem Domleschg, noch mehr mit Trins,
Bonaduz, Heinzenberg (c). Wahrscheinlich hatte er, ein Lom-
barde von geburt, einen lehrer des Rätoromanischen oder Mit-
arbeiter aus dieser gegend, der auch andere mundarten Grau-
bündens kannte. Er schreibt un, una, undisch, um eine lat-
ital.-engadinische form zu gewinnen; ti besass die druckerei
in Mailand kaum. Wo er aber den stamm nicht erkennt,
schreibt er ahnungslos das gehörte i (wie in a-ti): tuttina,
adina, negin; ebenso mit i: fcrittira, frigg (frucht). Er schreibt
vean, wie man jetzt noch in Trins sagt, und vien, die italienische
form; bear und blear (viel), die allerdings in c und b noch
nebeneinander wohnen; ferner tant, quaunt und avond (vor),
und es werden doch diese drei Wörter in jeder rät. spräche
gereimt haben. War sein rät. gewährsmann aus Trins, so wird
tant, wie vien, eine italienische Verkleidung sein; quaunt und
blear kann Calvenzano den ihm gewiss bekannten, wenn-
gleich begreiflicherweise von ihm nicht angeführten, büchern
von Chiampel und Bonifaci nachgeschrieben haben. Neben
avond hat er auch davaunt. Es ist eine eklektische spräche;
ich will nur noch auf ein paar formen hinweisen, die zeigen,
wie das erwachen der Schriftsprachen mit diesem katechismus
wieder weiter gegen die Vorderrheinquellen hinrückt: P. P.
auf -au (mossau gelehrt, pucau sünde), ieu (ich), ei und
e (ist), carn, causa, catar (finden), prädikatskasus (e ius ist ge-
gangen). Die quelle Calvenzanos finde ich nirgends ange-
geben; man begegnet bei ihm einer sonderbaren behauptung,
die den Übersetzungen des katechismus von Bellarmin
eigen ist:
Chi ha fagg la credientfcha? — Ils dodilch Apoltels, et
tras quei een dodifch articuls.
Unter demselben namen gehen noch zwei drucke:
1. Bref Apologetica enten la quäl l'auctur renda la ra-
fchun, perchei haued bandunau la doctrina di Caluin, haigi
ratfchert la credientfcha Catholica. Messa giü ora dal Latin
nel linguaig Romauntich da Johann Antoni Calvenzano,
Prer Oblat & Dr. d. I Scrittira. Milaun. Tier ils Stampadurs
dil Arciuefgeu. 1612.
302 Rätoromanisches Schrifttum.
2. In Cuort Muoffament ad intruuidaraent da quellas
caulas, Las qualas f cadin fideiüel Chriftgiaun ei culponz da
lauer. Enten Milaun. Scurlehiau digls fcutfchadurs digl
Arzuuefchgiu. 1615. (So nach Decurtins Chrestomathie I, 22.)
Davon ist dann 1654 noch eine aufläge besorgt und in Brescia
gedruckt worden: In cuort Muossament ad intruvidament de
quellas causas. Las qualas scadin fideiüel Chriftgiaun ei cul-
ponz da saver .... da Gion Antoni Calvenzan ... Et huossa
da nieuf Squifchiau tras rieug dels Paders Cappuciners da
A. Rizzardi Enten Bressa 1654.
Decurtins meint, dass diese Schriften von anderen Ver-
fassern seien (Grundr. II, 3, s. 247); ich teile das sachliche be-
denken, das er vorbringt, nicht mit ihm und habe auch kein
sprachliches bedenken: unser eklektiker oder Calvenzanos
Sprachlehrer oder Übersetzer (wenn das 1611 — 1615 immer
derselbe mann war), wählt eben verschieden, er rückt mit
seiner Schriftsprache, die zuerst mehr unter Bonifacis einfluss
stand, immer weiter und bestimmter nach Disentis, dem mittel-
punkt der katholischen Romanen Graubündens. Er konnte
sich dazu um so leichter gedrängt fühlen, als — abgesehen
von persönlichen umständen, die mitgewirkt haben können —
mittlerweile von anderer seite eine vorderrheinische Schrift-
sprache kräftig in den sattel gesetzt worden war, und zwar
durch
Stephan Gabriel. Seine heimat ist das Unterengadin,
aber als Pfarrer von Ilanz lernte er das Ob waldische, wie es
in diesem Städtchen gesprochen wurde, so gut, dass er in
dieser mundart predigen konnte und imstande war, sie als
Schriftsprache zu benutzen. Er stand in sehr hohem ansehen
bei seinen glaubensgenossen und war von den gegnern so ge-
fürchtet, dass sich unter diesen dann die sage bildete, sein
leichnam sei vor der beerdigung vom teufel geraubt und auf
einem berg in stücke zerrissen worden (demente da Brescia,
Istoria delle Missioni nella Rezia, Trient 1702). Sein erstes
werk hiess:
Hg ver Sulaz da pievel giuvan, tras Steffan Gabriel.
Squitfchau ä Basel, en la cafa da Joan Jacob Genath. MDCXI.
So lautete der titel nach Decurtins; es scheint kein ganzes
exemplar davon erhalten zu sein. Ein paar stellen daraus
2. Das Schrifttum in Granbünden. 303
hat Decurtins in den nachtragen abdrucken können (Rät.
Chrest. I, 3, s. 755—761). Neue auflagen sind im 17. Jahr-
hundert drei, im 18. noch zwei erschienen. In der 3. aufläge
(1649) heisst der titel: Ilg ver Sulaz da Pievel giuvan. Quei
eis tinna curta fumma da la Cardienfcha d'ils Patriarchs,
Prophets, ad Apoltels. Item Anzaquonts Pfalms da David,
a Canzuns Spiritualas. Item anzaquontas Uratiuns. Tras Steffan
Gabriel, ftaus Survient d'ilg PI. d. D. a Lgiont. Basel (Genath)
1649. Da ist auch das Vorwort der 1. aufl. abgedruckt; das
ende davon hat nach diesem neudruck so gelautet:
Mo damai ch'ei ha plalchieu a niefs Deus da mi metter
li, bucca mai ilg uffici dad tin Bab, mo er ilg uffici dad ün
Survient da fieu Plaid, Ichi hai jou avont tin tempfet ferit queft
Cudefchet bucca mai par mes eorporals filgs, Luci, Steffan,
Martin a Men-Fort: mo er par mes uffonts Ipirituals, a feulars
a Lgiont, ad a Flem: a damai ca jo hai vieu, ca queft Cude-
fchet ha faig buc pitfehen frig: parehei ca jou hai favents
udieu giuvnals, a mattouns, je er pitfehens uffonts dent quint
da lur Cardienfcha, uront, a cantont, or da queft Cudefchet
eun gronda miravelgia, a lagrament da quels, ca tadlavan tiers;
fchi hai jou vulieu bucca mai par fparngiar gronda fadia da
fori ver giu: mo er par cumparchir quel eun autras Bafelgias
da la Ligia Grifcha, ilg vulieu lafchar fquitfehar: eunzunt
par quei, ca en queft languaig mai nan ei fquitfehau nagutta.
Deus velgig quefta lavuretta banadir, eh'ella furvefchig a fieu
laud, glierg', ad hanur, ad a niz da fia Bafelgia, tras Jefum
Chriftum, Amen.
A Lgiont, 3. Febr. ent ilg On 1611.
Stephanus Gabriel.
(Aber da es unserem Gotte gefallen hat, mir nicht nur
das amt eines vaters aufzuerlegen, sondern auch das eines
dieners seines Wortes, so habe ich vor kurzer zeit dieses btichlein
geschrieben, nicht nur für meine leiblichen söhne . . ., sondern
auch für meine geistigen kinder und schtiler in Uanz und
Flims; und da ich gesehen habe, dass dieses btichlein nicht
geringen erfolg gebracht hat, indem ich oft junge leute und
mädchen, ja auch kleine kinder aus diesem btichlein habe
304 Rätoromanisches Schrifttum.
über ihren glauben rechenschaft geben, beten und singen
hören, zu grosser Verwunderung und freude derer, die zuhörten,
so habe ich, nicht nur um die grosse mühe des abschreibens
zu ersparen, sondern auch um das anderen kirchen des Grauen
Bundes mitteilen zu können, es drucken lassen wollen, besonders
deshalb, weil in dieser spräche nie etwas gedruckt worden
ist. Gott wolle dieses werkchen segnen, dass es zu seinem
lob, seiner glorie und ehre diene und zum nutzen seiner
kirche usw.)
Zugleich mit der 2. aufläge des Sulaz (1625) erschien
die Stadera (die wage); der titel hat in der aufläge vom
j. 1649 folgenden Wortlaut:
Unna Stadera da pafar Quala feig la vera Cardienlcha.
Tras Steffan Gabriel, Itaus fnrvient d'ilg Plaid da Deus
ä Lgiont . . . (Basel).
Beide werke sind wieder dem religiösen bedttrfnis, dem
glaubenseifer entsprungen. Das eine wendet sich an die
ganze gläubige gemeinde und vor allem an die kinder, das
andere ist eine gemeinverständliche Streitschrift, worin die
alte und die neue lehre gegeneinander abgewogen werden.
Der katechismus und das gesangbuch, die im Sulaz ver-
einigt sind, und die rednerisch wirksame abhandlung, aus der
die Stadera besteht, sind natürlich nicht durchwegs selb-
ständige Schöpfung, aber noch weniger blosse tibersetzungs-
arbeit. Selbst die Stadera hat viermal neu aufgelegt werden
können; erst im 19. Jahrhundert schwand die nachfrage
nach solchen Schriften, die das beweisen, was man ohne-
dies glaubt, und doch den nicht tiberzeugen, der nicht glaubt.
Als probe der dichtkunst Stephan Gabriels mögen zwei
Strophen aus dem 130. psalm (nach der aufl. vom j. 1649)
dienen:
1. Or d'grond bafengs jou clomm, Singiur,
Ah aude mieu bargire,
Cun tias urelgias mia dalur
Deus velgias po udire.
Scha ti 'ls puccaus Deus vol dumbrar,
A quels ä nus tiers ralchunar,
Schi chi po ftar vont teie?
2. Das Schrifttum in Graubiinden. 305
4. Scha gie nus vein fig bers puccaus,
A gronda naulchadade,
A niels cor ha nagin ruvaus;
Deus ha ounc pli buntade.
Ad Ilrael dat el agid,
A les ligieus dat el lalid,
A Ipindra d'ilg puccaue.
Anmerkungen. Die Schriftsprache St. Gabriels ist später
nur wenig verändert worden; besonders die reformierten hielten
selbst an kleinigkeiten der Schreibung mehr als zwei Jahr-
hunderte lang fest. So sehen wir tin, Unna oder tina neben
adina, nagin, scadin, mintgin (jeder) usw. noch in der 2. hälfte
des 19. Jahrhunderts bei einzelnen Schriftstellern, z. b. Appendix
tier la liturgia par las baselgiadas Rumonschas evangelicas
sur a sut ilg uault d'ilg cantun Grischun (Chur 1853). Auch
in der kleinen schrift „Area da vapur. In antruvidament per
fermir il tgierp digl carstieun, mes giu en Rumonsch mediant
la plimma digl mussader Christ. Castelberg egl on 1861" (Chur)
stehen noch tina und ina nebeneinander. — Das s an eis (ist)
im titel des Sulaz v. j. 1649 mag im 17. Jahrhundert auch am
Rhein vor beliebigem vokalischem anlaut noch bestanden haben,
später erhält es sich nur vor dem pronomen: eis el, eis ela,
eis ei. Ludeseher schreibt in der Arithmetica (1809): ei-s-ei
(vgl. franz. a-t-il). Aber noch in der „Fuorma dilg Dreig
Civil a Criminal" ... J. de Casutt (Chur 1731) kommt ilg
eis (es ist) neben ilg ei und lg ei vor. — Über anzaquont
s. s. 220. — Tempset mit dem zum stammauslaut gewordenen s,
wie franz. corset. — Pitschen ist am Vorderrhein und am
Hinterrhein bis zum Schynpass durch ping, pintga (piny,
pintya) verdrängt. — Scriver giu, lalehar fquitfehar (st. far fq.)
sind eingebürgerte Germanismen. — Die konjunktive auf -ig,
wie velgig, furvelchig, seig, bleiben ein kennzeichen der Uanzer
und überhaupt der reformierten Oberländer gegenüber den
Disentisern und den katholischen (-i); ebenso die form jou (ich),
ounc (noch), während die katholiken fast ausnahmslos iau, jeu,
aunc, eunc schreiben. Ich stelle hier gleich denselben gegen-
satz zwischen gi (tag), gir (sagen) und (kath.) di, dir fest. —
1. str. d. 130. Ps. Aude ist nicht lat. audi, sondern gehört der
Gärtner, Bätorom. 8pr. u. lit. 20
306 Rätoromanisches Schrifttum.
a-konj. an (s. 2461): im Oberländischen, wo man die unbetonten
personalpronomina verloren hat, übertrug man das vor illum,
illam usw. erworbene -e (port'ela) des imperativs auf die fälle,
wo sich gar kein enklit. ftirwort anschloss. — vol (willst) ohne
personenzeichen und vult (will) = lat. vult sind kennzeichen
der mundarten o-b. — dumbrar = numerare. — „und diese uns
anrechnen, wer kann dann vor dir bestehen?" — 4. str.
Wenn ja (wenn auch); „gie" nach der ausspräche geschrieben,
während „je" (s. oben im vorwort des Sulaz) die kenntnis der
abstammung vom deutschen „ja" verrät. — ruvaus ist derselben
herkunft wie ital. riposo, frz. repos; man hat kein gefühl
mehr gehabt für die bildung von repausare (ruassar) aus
pausa und daher das -p- nach den lautgesetzen schwinden lassen.
Also erst nachdem Stephan Gabriel 1612 diese obwal-
dische Schriftsprache gegründet hatte, trat Calvenzano 1615
mit seiner dritten spräche auf und stellte so der Ilanzer oder
reformierten abart die Disentiser oder katholische abart des
Oberwaldischen gegenüber. Folgerichtig durchgeführt war
seine Schriftsprache gerade nicht, aber er hat: in, ina, iau,
spindri (er erlöse), nicht tin, tinna, jou, fpindrig; jedoch
gij (diem; dicit), nicht di; er hatte auch schon das zeichen
tg, tgi für tx erdacht oder von Bonifaci, der es nur aus-
nahmsweise gebraucht, übernommen und öfter angewandt,
wenn auch keineswegs regelmässig (z. b. oigg, artigiel, soing,
tkgij).
Von den lebensfähigen Schriftsprachen Graubündens hat
somit J. Bifrun 1552 die oberengadinische gegründet, U. Chi-
ampel 1562 die unterengadinische, St. Gabriel 1612 die
oberländische in der abart der reformierten, J. A. Calvenzano
1615 die oberländische in der abart der katholiken. Da-
zwischen fallen die versuche von Bonifaci 1601 und Cal-
venzano 1611 und 1612. Über die engadinischen und vorder-
rheinischen Schriftwerke wird weiter unten das nötige gesagt;
die kurze geschichte der kleineren lokalschriftsprachen will
ich gleich hier anhangsweise abtun.
1. Domleschgisch zu schreiben, wie Bonifaci 1601, fällt
niemand ein, nachdem das Oberländische am Vorderrhein
durch angesehene Vertreter beider bekenntnisse festgelegt
worden ist. Es ist wie eine neue gründung, wenn einer
2. Das Schrifttum in Graubünden. 307
im 19. Jahrhundert ein büehlein domleschgiseh drucken lässt.
Das hat ein unbekannter getan: La giuvantegna dilg
Johannes Barandun Mral dals 1847 dilg cuming d'Ortenstein
am berg. Dedicau als tres visehnauncas, scrit elg dialeet
da Feldis. Cuera 1864 Feldis liegt am nordende des Dom-
lesehgs, Ftirstenau am stidende; aber weder der räumliche,
noch der zeitliche abstand hindern, dass die zwei Schriften
eine ähnliche spräche zeigen:
1601: io sunt, vse; ees, has; ees, ha, pö, vult, vean, gij,
1864: jou sund, ve; es, has; ei, ha, po, vult, ven, gi,
statt; eschan, vein, amnein, podein; voleds; een, han, pön, ve-
stat; eschan, vain, mein, pudaing; pudes; ean, han, pon, ve-
gnan, van; imp. va, fa?, dse, retscheva; Jcond. fuss, havess, fess;
gnan, van; va, fe, de, antscheva; fus, ves, fes;
dawead; eambda; traunter; gijgh (lange) . . .
davend; emda; tronter; gig . . .
Unser Feldiser macht keinen anspruch auf anerkennung
seiner spräche, sondern nennt sie ausdrücklich einen dialekt;
er wendet sie nur zu einer erzählung an.
2. und 3. Nied- und Obwaldisch in verschiedener mischung,
wie Calvenzano 1611 und 1612 schrieb, war natürlich nichts
lebensfähiges. Doch ist ungefähr in der spräche von 1612
abgefasst die katholische Streitschrift:
Anatomia dil Sulaz. Dil Steaffan Gabriel Minister
ä Gliount. Enten la quala curtameng vegnan fcuvearts &
clerameg refutaus enten feattaunta Examens, ils principals
errurs della fia reformada doctrina & religioun; part träs la
fia propria contradictioun, & part per la S. Icrittira. Enten
grazia dals Caluinifts dellas Leias. Träs Adam Nauli.
S. & Doctur della S. Icrittira. Lyon, 1618.
Das ist eine selbständige arbeit, verständlich und fliessend
geschrieben; Nauli hat wohl einfach die spräche von Cal-
venzano 1612 angenommen und sie, so gut er konnte, ge-
schrieben; ihm war es nur um die sache zu tun, die spräche
macht ihm keine sorge. Das Domleschgische, das 1612 den tiber-
wiegenden bestandteil der Sprachmischung ausmacht, scheint
auch ihm geläufig zu sein. Die Übereinstimmung lässt sich
am besten an den verbalformen beobachten. Nauli schreibt
für lat. sit: seigig, seig, saigig und saigia, er strebt also
20*
308 Rätoromanisches Schrifttum.
ebensowenig nach gleiehförmigkeit wie Calvenzano 1612, der
dafür seigi, seigg, sij, seia, sija und sia hat; aber er weicht
doch nur in wenigen formen von jenem ab, und zwar so, dass
seine flexion im ganzen reiner ist. Calvenzano 1612 hat
z. b. für lat. est neben ei auch e, N. ei und eis; im konj. 1.
u. 3. p. sing, neben -ig, sehr oft -i, N. sehr selten; das futurum
bildet C. manchmal ital., wie sarä, saran, mancaran, N. immer
mit venire : vean a dar, vegnan a vegnir provadas (probabuntur).
Italianismen hat C. auch sonst: si deve, non dubito, mi ricordo;
N. tut dergleichen nicht, er ist auch mit Germanismen nicht
so freigebig wie C.
4. Münstertalisch (n) schreibt zuerst Lanfranch um das
Jahr 1620, sein katechismus verkündet es im titel nicht:
Catechismus della vaira sonchia cretta chatolica per
amussar la giuvantum, tras P. Gion Adreas Lanfranchum
Doctur dalla sonchia Theologia, & Plevan in Mustair messora
in Romaunsch squitschat in Bressa, tas il Taurlin. Cam lo-
bienscha dels Superiors. (Die druckfehler hat schon jener
druck.)
Der Verfasser war aus Poschiavo; man kann natürlich
nur an vereinzelten merkmalen erkennen, dass man diesen
unterengadinischen text als Münstertalisch bezeichnen kann
(gibad, gibadt gewalt, bei Chiampel: dguaudt). Als Lombarde
konnte sich L. mit dem buchstaben u für ü begnügen.
Das bedürfnis, gerade Münstertalisch zu schreiben, fühlt
1788 ein 1 ehrer, wieder ein landfremder, wie es scheint: Cuort
mossamaint per imprender da bustabbiar e da leger tonte
il linguaigg Ladin della Vall e Commün de Mustair. (Son-
drio). Ebenso 1797 der Übersetzer eines deutschen gebet-
büchleins in il pled Ladin della Vall de Mustair. (Brigantz.)
Eigentlich Münstertalisches entdeckt man darin selten (z. b.
cun ata gush = dad ätt, d. h. laut). Aus dem 19. Jahrhundert
meldet Böhmer noch ein paar solche btichlein; ich habe da-
von gesehen: IL CRISTIAUN CATHOLIC sül viadi vers
l'eternita . . . Coira 1849. Münstertalisch ist darin z. b. atter,
attra, chiassa (sache), bleras jadas (mehrmals), jent (gern).
Münstertalische besonderheiten findet man auch noch im 20. Jahr-
hundert in den Poesias ladinas da Mustair da Ml. F. Pitsch,
die in Innsbruck 1904 gedruckt sind.
2. Das Schrifttum in Granbünden. 309
Ebenso steht zum Gemein -Unterengadinischen mehr in
konfessionellem als sprachlichem gegensatz die mundart von :
5. Tarasp. Ich kenne drei beispiele dieses Separatismus:
Cuorta duttrina Christiana: fata dal ... Beiarmin mess'ora da
üna persuna religiusa in il linguag Rumantsch da Tarasp;
1723 (diesen nur dem titel nach, s. Böhmer), noch einen
katechismus: Duttrina christiana della vaira sonchia cretta
catholica, Per mossar la Juvantüm, miss*ora in linguagg ladin
de Tarasp. Dillingae 1739 (eine zweite aufläge des mtinster-
talischen Lanfranch vom j. 1620), und einen kreuzweg: Vöa
crucis culla instructiun pella pratticar cun brevitä, introdutta
in la Bassielga dalla Missiun Apostolica, e Parochiala dal
libero Imperial Feudo da Tarasp, stampada nil linguagg
Rhetico, Romansch 6 ladin, perö nativ da quel lö. (Salzburg,
um 1770.)
6. Surmeirisch, d. i. Oberhalb- und Unterhalbsteinisch,
hätte eher anspruch auf eine besondere Schriftsprache. In der
mitte des 1 8. Jahrhunderts ist wirklich eine solche aufgetaucht,
und zwar in einer reihe von katechismen. Der erste heisst:
CUORTA DOCTREGNA o. MUSSAMAINT Da quellas
tgiosas, tge mintgia Fidevel Christgiang e obliea da saveir,
sco la Sointgia Cattolica, Romana Baselgia mussa. Messa giu
en Rumansch de Sursees per comond Da Sa Hochftirst-
liche Grazia Uveschg da Coira &c. & c. E con Lubienscha
dilgs Superiurs Stampada en Banaduz da Antoni M . . . .
gl'Onn 1755.
Ein buch, das einen grossen eifer für genaue wiedergäbe
der laute erkennen lässt (saigt durst, dugsch süss, Donangs
frauen, tschiungcangta 50). Es enthält auch die bekannte stelle:
Tgi hö faig la Cardienscha? — Ilgs dodesch Apostels, tras
queilg enilg dodesch Artetgels.
Der katechismus vom j. 1768 (Bergamo) ist ausdrücklich
als eine Übersetzung des von Bellarmin igl Longaitg Romansch
da Sursees bezeichnet. Er ist nicht so verlässlich, sein Ver-
fasser ist offenbar ein Italiener. Der 5. katechismus nennt
seine spräche Rumansch da Surses Sotses (Chur 1788), um sein
absatzgebiet nicht überflüssig zu beschränken.
In den fünfziger jähren des vorigen Jahrhunderts hat
man es für gut gefunden, landschaftlich beschränkte lesebticher
310 Rätoromanisches Schrifttum.
herzustellen, darunter auch für den „dialect de Surmeir",
2. klasse 1857, 1. klasse 1859. Aus dem Codasch da liger
per la sagonda classa kann man die flexion lernen, wie sie
die societad scolastica aufstellt; und das stimmt fast durchweg
mit den sorgfältig hergestellten lesestücken und mit der
lebenden mundart tiberein.
B. Das oherländische Schrifttum.
Von den drei lebensfähigen Schriftsprachen GraubUndens
(ungefähr i, 1, b) will ich die jüngste zuerst vornehmen, um
die reihe der rät. mundarten auch hier in derselben richtung
durchzugehen, wie in dem ersten teil dieses buches. Zufällig
sind dadurch die drei literaturen GraubUndens auch nach dem
Umfang geordnet. Die oberländischen bücher und Zeitschriften
können nicht nur am Vorderrhein auf leser rechnen, sondern
auch am Hinterrhein und im Albulagebiet bis Savognin (f),
während die beiderlei engadinischen erzeugnisse auf das dünn
bevölkerte gebiet von Bergün (g) bis Münster (u) beschränkt
sind, also ungefähr auf halb so viele Seelen. Doch bleibt das
Rheinland hinter der nach den seelenzahlen berechneten Pro-
duktion zurück: im 16. Jahrhundert zählt es, wie wir gesehen
haben, überhaupt noch nicht mit; im 17. und 18. Jahrhundert
liefert es ebensoviel, also verhältnismässig halbsoviel wie das
Engadin; vor dem anfang des 19. Jahrhunderts beginnt die
rheinische literatur anzuschwellen, sodass sie im lauf eines
Jahrhunderts ungefähr auf das vierfache der jährlichen er-
zeugung steigt, während das Engadin erst gegen 1840 einen
raschen aufstieg antritt. Die vergleichung von seelenzahl und
bücherzahl ist übrigens nicht ganz gerecht; denn die grössere
seelenzahl verlangt nur nach einer grösseren anzahl von ab-
drücken, nicht ohne weiteres von werken.
Erste hälfte des 17. Jahrhunderts.
Der anfang dieses Schrifttums geht, wie wir gesehen
haben, von fremden aus, von dem eingewanderten Engadiner
Stephan Gabriel und dem Italiener J. Anton Calvenzano:
jener gibt den reformierten im „Sulaz" einen katechismus
und ein gesangbuch, dieser den katholiken einen katechismus.
Den katholischen Streitschriften von Calvenzano (Bref apolo-
2. Das schrifttnm in Graubünden. 311
getica, s. s. 301) und Nauli (Anatomia dil Sulaz, s. s. 307)
tritt die evangelische Stadera (s. s. 304) gegenüber, und nun
konnte St. Gabriel getrost die feder aus der hand legen.
Aber bevor noch sein Sulaz die dritte und seine Stadera die
zweite aufläge erlebten (1849), konnte sein söhn Lucius seinen
reformierten landsleuten das buch übergeben, das in dem rüst-
zeug der gläubigen noch fehlte, das Neue Testament: Ilg nief
Testament. Tras Luci Gabriel. Basel, J. J. Genath, 1648.
Die bekannte Parabel aus Lukas XV lautet da so:
ün hum veva dus filgs: 12 Ad ilg juven da quels Ichet
alg bab, Bab, mi dai la part da la rauba c'aud'ä mi: ad
el parche or ad eis la rauba. 13 A bucca bears gis luenter,
cur ilg tilg juven vet tut mefs anfemel, fcha tilä'l navent
en Unna terra dalunfch: a lou sfiget el tut fia rauba cun
viver fenza Iparng. 14 A cur el vet tut sfaig, fcha vangit ei
en quella terra ün grond fumaz: ad el antfchavet a ver ba-
lengs. 15 Ad el ma, a fa plide cun ün burgeis da quella
terra: a quel ilg tarmatet or fin fes beins a parchirar ils
porcs. 16 AI el grigiava dad amplanir fieu venter cun la
crifcas ch'ils porcs malgiavan; mo nagin na lgi deva. 17 Mo
el mä en lalez, a fchet, Quonts fumelgs da mieu bab han
bundonza da paun, a jou mier d'fom? 18 Jon vi lavar fi,
ad ir tier mieu bab, a vi gir ä. lgi, Bab, jou hai faig puceau
ancunter ilg tfchiel, ad avont tei: 19 A funt bucca pli vangonts
da vangir numnaus tieu filg: fai mei effer Ico ün da tes fu-
melgs. 20 Ad el lavä fi, a vangit tier fieu bab: a cur el fö
ounc dalunfch, fch'ilg vafet fieu bab, a fa parnet puceau d'el:
ad el curret, a curdä- vi da fieu culiez, ad ilg bitschä. 21 Mo
ilg tilg fchet ä lgi, Bab, jou hai faig puceau ancunter ilg tfchiel,
ad avont tei, a funt bucca pli vangonts da vangir numnaus
tieu filg. 22 Ad ilg bab fchet ä fes fumelgs, Dei nou ilg pli
bi vaftcheu, a lgi targeit ent, a mettei ün ani en fieu mann,
a calzers en fes peis: 23 A maneit nou quei vadi angarfchau,
a mazeit, a mangein a ftein da bunna velgia. 24 Parchei ca
quelt mieu filg fova morte, ad ei vangeus vifs: el fova pardeus,
ad ei vangeus afflaus ....
Das ansehen dieser bibeltibersetzung und dessen einfluss
auf die Schriftsprache lässt sich am besten beurteilen, wenn
man die späteren oberländischen bibeln damit vergleicht.
312 Rätoromanisches Schrifttum.
Die Bibla tras anchins survients d'ilg plaid da Deus, Coira 1718,
nennt das N. T. im titel selbst „tras Luci Gabriel", sie unter-
scheidet sich an der angeführten stelle von dem N. T. 1648
nur durch zwei kleine druckfehler. Hg nief Testament von
Basel 1809 schreibt die hauptwörter mit grossen anfangsbuch-
staben, hat im vers 17 budonza, an 4 stellen ein anderes
Unterscheidungszeichen und unterlässt es im vers 19 das gegen
den urtext eingefügte wort esser durch andere Schriftart kennt-
lich zu machen. Die aufläge von 1820 will vollkommen genau
nach 1809 abdrucken, mitsamt den grossen anfangsbuchstaben ;
nur wenige druckfehler vereiteln das ein wenig. Erst Otto
Carisch wagt in der von ihm besorgten neuen aufläge (Hg
niev Testament. Editiun nova revedida a corregida, tont sco
pusseivel, suenter ilg original Grec . . . Quera 1856) einige
änderungen vorzunehmen; es sind nicht durchweg Verbesserungen,
und sie tilgen keineswegs alle archaismen. Das Frankfurter
Niev Testament (1869) und die Frankfurter Bibla (1870) gehen
in vielen stücken wieder auf die ausgäbe von 1648 zurück. Die ü
(ün, Unna) wurden erst 1856 ausgemerzt, die einfachen per-
fekta gar nicht, nur weiter verkünstelt (vers 12 und 15 tritt
für parche, plide 1869 partit, pladi ein). Die freien nach-
erzählungen streifen viel früher teils unbewusst, teils absicht-
lich das gekünstelte ab; so heisst z. b. vers 15 schon 1674
in den Epistolas ad Evangelis en tuttas domeingias . . .
von Balthasar Alig Spiritual de Wrin, Cuora 1674: Ad
el ei ius, a fa plidius cun in burger da quella tiarra: a quel
igl tarmettet or en lia akla per pertgirar ils porcs. Später
werden alle einfachen perfekta vermieden (z. b. von Gallin,
Evangelis e Epistolas, Beneduz 1737).
Bei aller achtung vor den leistungen, die in jenen alten
oberländischen büchern liegen, müssen wir doch sagen, dass
das, was wir bisher gesehen haben, alles in dasselbe fach ge-
hört: die prediger und priester der zwei bekenntnisse schreiben
im interesse ihres amtes. Suchen wir in der ersten hälfte des
17. Jahrhunderts nach Veröffentlichungen anderer art, so stossen
wir nur auf zwei gedichte (bei Decurtins I, s. 37 — 42 abge-
druckt). Das eine heisst (nach Böhmer) Ilg celestial Hie-
rusalem, canzun davard la vitta perpetna, Turig 1620, worin
der himmel mit einer prächtigen Stadt verglichen und besprochen
2. Das Schrifttum in Graubünden. 313
wird, was man tun und lassen müsse, um darein aufgenommen
zu werden. Das andere hat nach Decurtins den titel:
Rhetus, ilg velg Grilchun, schqitfchau, anno 1621, und ist ein
politisches lied. Beide sind aus dem Deutschen übersetzt.
Decurtins vermutet, dass sie von demselben Übersetzer her-
rührten; aber es wird sich dann kaum erklären lasseD, warum
das verneinnngswort 1620 buc, bucca ist, 1621 big, biggia.
Zweite hälfte des 17. Jahrhunderts.
Neue auflagen werden notwendig von Calvenzano,
Muossament (1654) und St. Gabriel, Sulaz (1683) und Sta-
dera (1683). Aber daneben treten neue Schriften ähnlicher art.
Zuerst begegnen wir dem begeisterten Sänger M. Ludwig
Molitor. Sein buch heisst (nach Decurtins): Ün cudischet
da soinchias historias. Basel 1652. Seine absieht tut er in
der Dedicatiun kund:
II temps varga nunvaleivlamenc. L'ünna hura catlcha
Tautra; Lün gi, Ig'auter; L'ün On, lg'auter. La fin rueckegia
nou tiers .... Ah co mai duvein nus pia lugar nies tempfet
andreg? . . . nus duvein prender nou la Bibla, ilg plaid d'ilg
perpette Dieus. Quella ei tin leazi c'ha ent la pli culteivla
rauba, las pli finnas pedras d'ilg Mund. Quella ei tin clar
Spiegel, ca Mulfa la lumellgia d'ilg Carlchioun, avont, k Suenter
ilg fal . . . Quella ei Unna dullcha fontouna, or da la quala
ch'tin po duftar h ftizzar la pittra leid da l'olma Quei
mi ha muentau, ch'jou hai mels giu anzaquontas Historias d'ilg
Veder Teftament, enten nies lunguaic Rumonlch. Quellas hai
jou fig tuttas tlchentau fuenter miedis Cunafchents, par ca la
Juvantengia pofsig pli manievel cantar, ä fa lagrar lient.
D. i.: Die zeit geht unmerklich vorüber; eine stunde jagt
die andere, ein tag den anderen, ein jähr das andere: das
ende rückt heran. Wie sollen wir denn unser weilchen recht
anwenden? Wir sollen die bibel hernehmen, das wort des
ewigen Gottes. Sie ist ein schätz, der das kostbarste ding in
sich fasst, die feinsten edelsteine der weit; sie ist ein heller
Spiegel, der das bild des menschen zeigt, vor und nach dem
fall; sie ist eine liebliche quelle, aus der man schöpfen und
den bitteren durst der seele stillen kann. Das hat mich be-
wogen, einige geschienten des A. T. in unser Romanisch zu
314 Rätoromanisches Schrifttum.
tibertragen. Die habe ich samt und sonders nach bekannten
weisen gesetzt, damit sie die Jugend leichter (lies: maneivel)
singen und sich ergötzen könne.
Nach den Historias folgen s. 167 Anzaquontas Canzuns
Spiritualas, nach s. 121 Unna Uratiun, faicchia ent ilg On 1652.
Das ganze sieht aus wie ein nachtrag zum Sulaz. Die weise
gibt er an, indem er auf den Sulaz oder auf Lobwasser
hinweist, z. b. (s. 1) L'Historia, Co Deus ha Icaffieu ilg Mund;
A co ilg Carlchioun feig curdaus. Ent ilg miedi: Sco: Cur
Abraham lett maridar. Dann folgt das lied:
Deus ha zunt marvillgius quelt Mund,
Or zunt nagut Icaffieue,
Quei grond bageg ch'ei tut radunt,
En lis gis cumplanieue ....
Oder s. 80: L'Historia, Da David. Ent ilg miedi. Sco
Plalm: 23. d'ilg Sobtüuffer. Bei der Historia da Samson
heisst es: Ent ilg fieu agien miedi, also vermutlich in einer
von Molitor selbst ersonnenen melodie.
Hier muss wieder ein fremder als oberländischer Schrift-
steller genannt werden: der Italiener Zacharias da Salö.
Von ihm ist das grosse, in zwei auflagen erschienene belehrungs-
und gebetbuch: SPIEGHEL DE DEVOTIUN. DIVIIS ENTEN
SIIS PARTZ. Cauaus ordt diuers Cudelchs Spirituals, & mels
ghiü, enten il Lunghaaig Ramonfch della Lija Grilcha, per
intruidament del Cumin Pieuel, ä cunzunt della Giuuenteghien;
dal P. F. ZACHARIAS DA SALO, Sacerd. Capucciner, Olim
Miffionari in Rhaetia. Verona 1665. Er widmet das buch in
dem zu Tarasp am 15. april 1663 geschriebenen vorwort alla
giuuenteghien des lvdeiuels comins de Tisentis, Lumnezza et
Foppa als zeichen des freundlichen angedenkens. Im jähre
1685 gab er ein buch mit heiligenleben heraus: La Glisch sin
il Candelier. Combel 1685.
In jene zeit fallen noch einige religiöse Schriften. H. Ca-
f lisch ist der Verfasser der theologischen abhandlungen: La
Vusch da Deus ner Soings Discurs. Chur 1669. Balthasar
Alig gibt in zwei btichern teile des N. T. frei wieder;
volkstümlich ist seine spräche doch nicht, sondern auch er
glaubt, sie durch häufig (aber keineswegs regelmässig) ange-
2. Das Schrifttum in Graubünden. 315
wandte perfekta, durch partizipialkonstruktionen u. dgl. ver-
zieren zu müssen. Das eine buch ist: EPISTOLAS AD EVAN-
GELIS en tuttas domeingias, a firaus; a gijs della quareisma
cun la Passiun de N. S. J. Christi. Mess giu ent Ramonlch
della Liga Grifcha, tras igl S. R. Balthafar Alig Spiritual
de Wrin. Chur 1674. In der vorrede an den Churer bischof
schreibt er sich Balthasarus Alius. Das andere meldet De-
curtins an; es ist in Prag (1672) gedruckt und enthält
La Passiun da nies Segner Jesu Christi. Ein drittes buch,
Enzacontas Canzuns spiritualas (Chur 1674), enthält lieder, in
der kirche und zu hause zu singen; er hofft durch sie andere,
für die Jugend gefährliche lieder zu verdrängen.
Viel besser liest sich Augustin Wendenzen, La vita
de nies signier Jesus Christus (Chur 1675); nur ausnahmsweise
ist da ein giet oder respondet hineingeraten — vielleicht aus
dem N. T. der reformierten. Die bticher dieses mannes haben
auch (1701) eine zweite aufläge erfahren. Das zweite ist ein
Memorial della Passiun de N. S. (Chur 1675), das dritte:
Formular de responder ä gidar ils Spirituals enteis ss. officis
(ministranten buch).
Ein besonders kräftiger beweis für die brauchbarkeit
eines buches ist es, wenn es nach mehr als hundert jähren
wieder abgedruckt wird. Das ist dem psalter von Johann
Grass zuteil geworden: Ils Pfalms d'ilg Soinc Prophet a Reg
DAVID: fuenter las Melodias Franzofas, cun IV. vulchs da
cantar. Enten vers Rumonfchs da la Ligia Grifcha. Tras
Johann Grass .... Turig 1683 (la secunda gada stampai,
Cuera 1790). Die altertümlichen sprachformen konnten hier
im gesang und in einer gemeinde, die das N. T. von Gabriel
in händen hatte, leicht ertragen oder sogar geschätzt werden.
Der 130. psalm steht s. 506—509, die ersten 8 verse vier-
mal, nämlich unter den noten für diskaut, alt, tenor und
bass, die anderen Strophen nur einmal und ohne noten; er
lautet so:
O Deus cun grond'arlira Ah Senger dai udida
Mieu cor c'ei cumbriaus Buc sbitte mieu garrir
Suenter tei fulpira, Lai mei haver gurbida
Sa ten vid' tei rantaus. Ad aude mieu bargir.
316 Rätoromanisches Schrifttum.
2. Sch'la ti'ö Deus giltia Sco 'lg vechter quel Mpira
Sin mes puccaus mirafs,
Avont la vifta tia
Jou mai na Itar pudefs.
Mo tiers la tia grazja
S'afflei pardunnament,
Ch'ilg num d'tia foinchezja
Suenter las errurs,
Afchi mi olma mira
Suenter tei 6 Deus.
4. Ta fide d'la charezja
D'ilg Senger Ifrael,
Pardunament a grazja
Seic tont pli reverend. Yens furvaDgir da quel.
3. TutmieucunfiertalproDza
Vi jou fin Deus Ichentar
La mia ei'l fidonza
El ilg lieu pievel fpindra
Da tut lur naufchadat,
Ad Ifrael defenda
Mei ven lieu plaid lagrar. Da ber mal tras buntad.
Anmerkungen. 1,1 arfira inbrunst. — 1,2 cumbriaus
bekümmert, — 1, 4 rantar ankleben, anheften. — 1, 6 sbitte
impt. s. die anm. zu St. Gabriel, 130. ps., 1. atrophe. — 1, 7 gur-
bir werben, erwerben, erreichen. — 1, 8 bargir weinen. —
2, 6 S'afflei es findet sieh. — 3, 2 fchentar setzen. — 3, 3 meine
Zuversicht ist er, mich wird sein wort erfreuen. — 3, 6 „suenter
las errurs" ist ungereimt in beiden bedeutungen des Wortes;
Herr N. L. Gisepp in Chur teilt mir den guten Vorschlag eines
anderen Graubündners mit, statt „errurs" aururs oder ururs
zu lesen.
Man sieht, die dichtung ist eine selbständige arbeit (vgl.
denselben psalm bei Chiampel, s. s. 295). Der vierstimmige
satz der zahlreichen gesänge mag auch stark angezogen
haben.
Eines späten neudruckes (1739) würdig erwies sich auch
die Sammlung religiöser nachdichtungen von Johann Mceli:
Soings Discurs dad'ünn'Olma fideivla, 1686. Ich tibergehe die
erbauungsbücher von Jenelin, Muos (1680), Caminada 1690,
Linard 1691, Nicka 1692 und führe drei ohne namen er-
schienene an. Zunächst (nach Decurtins) Canzuns devotiusas
da cantar enten baselgia, Combel 1685, und Confolaziun della
olma devoziufa, Thront, Tier Noffa Donna della Glish: Tras
ils Religius degl Vorden de foing Benedeig; della Claustra
de Mofter. 1690. Sie stehen in einem verwandtschaftsverhältnis
zueinander, wie ich aus der probe des ersten bei Decurtins
2. Das Schrifttum in Graublinden. 317
erkenne, und das zweite (also teilweise auch das erste) lebt
mehr als ein Jahrhundert in mehr auflagen fort, als es selbst
eingesteht: 1703 (Decurtins), 1731 (Sq. lautra gada ä Panaduz),
1749 (tiarza gada. Muster), 1749 (desgl., in anderem format
und mit kleineren lettern), 1796 (quarta ed., vielmehr die
sechste). Ferner verdient das bis 1843 achtmal aufgelegte
buchlein erwähnung: LA MIRA DA BEIN MORIR. Quei ei
Zecontas biallas Devoziuns, pertidas giü lin mingia dl, per tutt
l'iarma ora, per reverir e hondrar S. IOSEPH Sco particular
Patron per bein morir. Typis Monalterij Difertinenlis. 1691.
Darin kommen, wenigstens 1704, schon formen der 1. p. sing,
auf -el vor.
Ausser den religiösen Schriften ist auch in diesem halben
Jahrhundert fast nichts gedruckt : eine vaterländische dichtung
von L. Gabriel: Ilg Chiet d'ils Grischuns (Basel 1665), deren
inhalt uns Böhmer und deren form uns eine probe bei
Decurtins zeigt.
Das 18. Jahrhundert.
Es tritt eine gewisse Sättigung ein: fast das ganze Jahr-
hundert hindurch steigt die produktion nicht. Die bücher
für religiöse belehrung und erbauung erscheinen in neuen auf-
lagen; es kommen auch neue hinzu, aber sie sind nicht mehr
bahnbrechende erzeugnisse und haben daher nur wenig geschicht-
lichen wert. Ich will nur zwei nennen. An die Consolaziun
und die Mira schloss sich gleich 1705 das Testamen dell'Olma
ü Kunst da ventireivlameing viver, ä beadameing murir ....
Gion Christ. Caduff Spiritual de Siath. Panaduz, de Peter
Moron. 1705. Spätere ausgaben davon: 1745 (Muster), 1755,
1785 (Cuera) und 1842 (obschon sich diese von „Giuseph
M. Camenisch, Pfarrer de Surrhein", besorgte ausgäbe die
dritte nennt). Wie wenig Veränderungen vorgenommen wurden,
habe ich an einer probe verfolgt; sie lautet 1705 und 1842,
wie folgt:
XI. Parts XI. Part,
Davart igl fuenter pietigot, davart il davos pietigot, u
ü prender cumgniau enten mal prender cummiau ernten mal
mort. mort.
318
Rätoromanisches schrifttnm.
Rifchuns pertghiei quella
fuorma da prender cumgniau
leigi faggia cheu luenter.
1. EI. dar enqual bi muffa-
men, cunzun enten mal mort,
fa gron freg, ä ven bucca
maneivel mes enten blidonza.
2. Bein, che quei pietigot
pudes parer ä tghi memgnia
liungs, pertghiei biars pon
pauc taner avon fi lur pli
luentra malfognia murt lur
grondas anguolchas della mort,
ü per quei, che ei Tan Ichig-
liog bucca taner avon, nuotta
ton meins en quels pietigots
melfi cheu perquei, che ti
legies ferton, che ti eis leuns,
ä tegnes ti avon ä tetez, ä
fetlches ti entochen, che ti
pos tutta quei, che ti lellas
commandar ad ils auters da
far cura, che ti has da murir.
Rischuns pertgei quella fu-
orma de prender commiau
seigi fatgia cau suenter.
1. II dar enqual bi mussa-
men, cunzun enten mal mort,
fa gron fretg e veng bucca
maneivel mees en emblidonza.
2. Bein, che quei pietigot
pudes parer a ti memmia
liungs, pertgei biars pon pauc
tener avon sin lur pli suentra
malsognia muort lur grondas
anguoschas della mort, u per
quei, ch'ei san schiglioc bucca
tener avon, nuottaton meins
en quels pietigots mesi chau
perquei, che ti legies ferton,
che ti eis sauns, e tegnes ti
avon a tetez, e fetschies ti
entochen che ti pos tut quei,
che ti lesses comandar als
auters de far, cura che ti has
de morir.
Anmerkungen. In der aufschrift ist 1705 (bis 1785) zu
lesen: las indes parts, 1842 indizavla part, beides bedeutet:
11. teil. — suenter als adjektiv (letzter) ist veraltet; weiter
unten lässt die neue ausgäbe dennoch suentra (st. davosa)
stehen. — ernten druckfehler. — Rischuns mit i, obwohl die
dazwischen liegenden ausgaben a geschrieben hatten; ebenso
hat die 1785 im buchtitel versuchte archaisierung zu Testament
keine nachahmung gefunden. — cau suenter = im folgenden. —
„EI." (st. El) druckt man 1745 getreulich nach. — emblidonza
(Vergessenheit) ist richtig ergänzt. — Die Ilanzer (prot.) form
tghi ist schon 1745 in der klosterdruckerei zu Disentis be-
seitigt. — taner (seit 1745 tener) avon = vorhalten. — murt,
muort (per amorem de) wegen. — schiglioc auch sonst, über-
haupt. — en (sind), 1785 een (wie auch 1705 gewöhnlich; im
17. Jahrhundert ean, een). — melfi als plural auf -i machte
2. Das Schrifttum in Graubündeu. 319
dem kerausgeber von 1842 Schwierigkeit. — ferton = frattanto. —
und damit du dir selber vorhaltest und machest (solange du
das alles kannst), was du von den anderen verlangen
möchtest usw.
Eine viel sorgfältigere arbeit ist die bibel von 1718:
La Bibla. Tras anchins survients d'ilg plaid da Dens.
Coira 1718. Sie ist in einer altertümelnden spräche ge-
schrieben, nämlich der L. Gabriels und St. Gabriels, die es
schon im 17. Jahrhundert gewesen war. Es handelt sich da
aber immer nur um einzelne formen, die von den reformierten
durch die Jahrhunderte weiter geschleppt werden, während
die katholiken hierin fortschrittlicher erscheinen, weil sie,
durch keine so ehrwürdige Überlieferung beengt, frischweg
schreiben konnten, wie sie sprachen. Das N. T. der bibel-
gesellschaft (1869) hat immer noch die alten und die ge-
künstelten perfekte, nagutta (für nuot), antrocan (entochen),
2. p. pl. -eits, -its usw.; nur ün, ünna ist doch schon aufgegeben.
Man sieht, wie die zwei abarten des Oberländischen entstanden
sind; die wirklichen mundartlichen unterschiede zwischen
Disentis und Ilanz, wie die er weichung des t, d vor i zu
ty-> dy (tg, g) in llanz, tragen auch noch dazu bei, wiewohl
von den katholiken viele gleichfalls & tgi (dir), gi (tag)
schrieben, wahrscheinlich weil sie selbst so aussprachen. Die
Mira da bein murir ist mit einem Cudesch della soingia Messa
und den Letanias de N. S. Jesus zusammengebunden erschienen;
da hat man gelegenheit zu sehen, wie in ein und demselben
katholischen buch verschiedene untermundarten friedlich tür an
ttir wohnen.
Als Werkzeug der politik dient die oberländische Schrift-
sprache ungefähr im j. 1767 in einem druckbogen: II bien
Grischun a sees compatriots, ferner 1789 in einem anderen
druckbogen: Canzun sur las presentas fitschendas de Valtrina
a Clavenna, tschentada si dad in patriot sin l'entschiata
digl'onn 1789.
Die Schriftsprache tibernimmt ein neues amt, indem sie
als öffentliche geschäftssprache auftritt. Das geschieht —
von blossen handschriften natürlich abgesehen — zuerst in einer
gerichtsordnung: Faorma dilg Dreig Civil a Criminal, sco
quel ven manaus enten ilg ludeivel cumin da Lgiont a da
320 Rätoromanisches Schrifttum.
la Foppa, sco era enten ilg lud. singiuradi da Sax. An-
sembel cun las Fuormas dilg Sarament ca ven daus ad ün
Mistral ad Oberkeit. Mess enten aordan a fitau ora cun an-
chinas emblemas ner figuras. Tras J. de Casutt a Sagoing.
Cuera 1731. Die formen ün, Unna lassen erkennen, dass die
spräche Gabriels nachgeahmt wird; doch entwischt dem Ver-
fasser oder Übersetzer auch ein „in chioun" (ein hund). Die
entscheidung über einen streit zwischen dem kloster und der
gemeinde Disentis wird 1737 italienisch und oberländisch
gedruckt; der titel ist auf ital.: Laudo 6 sia sentenza . . .,
auf romanisch: Spruch o seigi sentenza da compromiss en
la dispitta ca fova denter la claustra a cumin gron della
Cadl .... Im jähr 1790 erscheint eine Traductiun fideivla
en Ramonsch, de la adressa de las Ligias Grischas, en la
rimnanda nationala a la sessiun dilgs 2 d'Avril 1790, im j. 1795
eine Fundamentala refutatiun dellas lamentaschuns, las qualas
il signur gröf de Wilzek ... ha dau en, in demselben jähre:
Beinfundamentau memorial, a suplica dils Spirituals reformai
en las 3 Ligias, im j. 1797 Bundsartikel en Ramonsch, gl'on
1726 .... Auch vereine drucken ihre Satzungen in der
heimischen spräche; dafür ist — wenn wir noch einmal auf
religiöses zurückschauen wollen — das älteste beispiel:
Obligatiuns per ils confrars e sorurs della compagnia dellas
tristezias de n. c. donna S. Maria. Panaduz 1707, mit einem
anhang enten Ramonsch de d'in pader Benedictiner della
claustra de Muster.
Hat eine Schriftsprache öffentliche geltung, so muss man
sie in den öffentlichen schulen lehren: es muss zu einer fibel-
und sprachlehrliteratur kommen. Das erste büchlein dieser
art finde ich in Decurtins Chrest. (nachtrage) unter dem
namen des (ref.) Peter Saluz: Un curt antruvidament par
la juvantengia en las scolas, en Banaduz, 1739. Von diesen
büchern kann man kaum diejenigen sprachbticher trennen, die
sich zwar deutsche Sprachlehren nennen, aber doch, auch wenn
es nicht im titel stand, zugleich romanische waren, zumal so-
lange noch gar keine romanische Sprachlehre bestand. Ich
habe also hier zu nennen: Nova grammatica Ramonscha
e Tudeschgia. Portau enzemen dad in conventual digl uord.
de s. Benedeg ä Muster. Scquicciau enten quella claustra 1771.
2. Das Schrifttum in Graubünden. 321
Der Verfasser heisst Basilius Veitb. Das büchlein endet s. 99;
als letztes beispiel ist gewählt: „Diese Grammatica wäre ein
nuzliehes Buch, wann nicht so viele Fehler mit eingeschlichen:
Quella Grammatica fuls in nizeivel Cudilch, fche fufs bucca
vegniu en tons feiers". In der 2. aufl. 1805 (in der sich der
Verfasser gleichfalls nicht nennt) ist der titel: Gramatiea
Ramonscha per emprender il lungaig Tudeschg (Bregenz 1805);
sie ist auf 276 Seiten angewachsen und enthält zugleich das
älteste Wörterbüchlein (ungefähr 3300 artikel deutsch-rom., 1600
rom.- deutsch).
Für sich allein steht die Cuerta Descriptiun d'ilg Boign
da d'Alvegny en Sursaissa Romancia . . . von unbekanntem
Verfasser, die die Seiten 122 — 135 einnimmt in der „Beschreibung
des Allweneuer Schwefel-Bads . . ." von Bawiers, Grassi und
Schwartz, Chur 1747.
Das 19. Jahrhundert.
Im verlauf des 19. Jahrhunderts steigert sich im ganzen
die oberländische Produktion, weniger der religiöse teil als
der weltliche, sodass dieser schliesslich jenen ein wenig tiber-
ragt. Politische Schriften werden etwas häufiger, vor allem
aber dehnt sich das gebiet des Oberländischen als öffentlicher
geschäftssprache weit aus. Die Publikationen des Kleinen
Rates, später auch die des Grossen Rates erscheinen in ober-
ländischer ausgäbe. Fibeln und sprachbticher werden immer
wieder nötig. Ausdrücklich lehren romanische spräche erst
Basilius Carigiet, Ortografia Ramontscha, Muster 1858, und
J. A. Btihler, Grammatica elementara dil lungatg Rhäto-
romonsch, Cuera 1864.
Hieran sehliesst sich dann eine reihe von btichern, die
der Jugend eine oberländische lekttire verschaffen sollen: 1812
aus dem Deutschen tibersetzt unter der aufschrift: Reglas da
moralitat a prudienscha usw., 1826 desgleichen: Quel nief
a nizeivel cudischet da scola mess giu da H. Zschokke
a translatau da M. Conradi, endlich 1834 beginnt die reihe
der originalen lesebticher mit der Amprima lectura par la
giuventegna de scola e'gl cantun Grischun. Dada or da
la societad tiers promotiun da las scolas cuminas e'gl medem
cantun — ein verwässertes Oberländisch, aber wir sehen schon
Gar tu er, Bätorom. spr. u. lit. 21
322 Rätoromanisches Schrifttum.
das oberländische Schulwesen in den bänden von gesellschaften
und gehen ihm weiter nicht nach.
Im 19. Jahrhundert treibt aber das rheinische Schrifttum
ganz neue zweige. Es tritt endlich die weltliche dichtung
auf, freilich fast nur in Übersetzungen oder nachdichtungen:
Mathli Conrad, Anchinas fablas ad historias messas en
poesia Romanscha par part or da divers cudischs velgs a novs
par part er inventadas, Chur 1816; ohne namen: Ilg Gold-
macherdorf. Dad ilg sincer a bein experimentau Schvizerbot.
Vertida en Rumonsch, Chur 1820; Ilg onn de fomaz de 1817.
Per ina memoria da Gelli Carisch dedicau a sees chars patriots.
0. o. 1822; J. Sal. Blech et J. Riz a Porta, La matta d'igl
migiur. Vert. en Rumonsch da la Part Sura, Chur 1836;
Florian Walther, Igl collectur Christianeivel, 1. heft Chur
1836 (Promovieus tier la stampa da la societad tier propagaziun
da scartiras Christianeivlas en la teara Grischuna) usw. Ich
nenne noch die Rimas da J. A. Bühler da Domat (d. h. aus
Ems), Chur 1875, und die Fablas e novellas. Dedicadas alla
giuventegna Romonscha da Gion Arpagaus, Chur 1878.
Ohne namen und jähr ist eine Übersetzung von Schillers
Lied von der glocke gedruckt worden (La canzun davart il senn);
der Verfasser hiess Paul Corai und der druck ist nach dessen
tod ungefähr 1875 veranstaltet worden (s. Böhmer, verz.
s. 176). Ich bringe hier eine probe davon
Parchei cu'lg tunn solenn d'latezia
Cumpongia el ilg car uffont
'lg amprim viadi, ca carezia
Ilg mein', en bratsch d'ilg sien purtont;
Algi elg scür d'ilg temps aunc neras
A ciaras sorts ruaussan speras,
D'la mumma dulseh quittau a chira
Tiers el en sia damaun bein mira —
Ils onns stuleschan sco piliets.
Ilg matt la matta losch bandunna,
Sa fierra fresc or ent ilg mund,
A tras cu'lg fist el quel tschancunna,
A casa turn'el easters zund,
Carschida, flura da beltezia,
2. Das Fcbrifttum in Graubünden. 323
Sco inna filgia or da tschiel,
En castitad ad en sonchezia
La juvna vez'el stont vont el.
Elg cor lgi lev'in desideri
Nunschend, parsuls el va a stat,
Ses oelgs en larmas, stat bauld eri,
A frars sfarfaigs cumngau el dat.
Siemngont ad ella el savunda,
Beaus, seh'la seu salid rispunda,
Da flurs anquir'el ilg pli bi
A si'amur tiers in tschupi.
0! caulds suspirs, o dulscha spronza,
0 eammas d'aur d'ramprimm'amur,
Averta vez'ilg oelg l'avdonza
D'ilg tschiel. elg cor beäd'ardur,
C'el semper flurs purtass d'latezia
Ilg maig d'la juvna tia earezia!
(Diese punkte auf beäda im drittletzten vers zeigen an,
dass ea zweisilbig zu lesen ist.)
Noch ein neuer, üppigerer zweig sind die Zeitungen:
II Grischun Romonsch, Chur 1836—1839.
Amitg della religiun e della patria, Surrhein 1838 f.
Nova gasetta Ramonscha, Surrhein -Som vi tg 1840.
II Romonsch, Chur 1846—1851.
Ilg Amitg dil pievel, Chur 1841.
II Grischun, Chur 1856—1863.
Gasetta Romonscha (anfangs Nova G. R.), Disentis 1857
La ligia Grischa, Ilanz, dann Chur, 1865 — 1873.
Las seras d'unviern (f. schule u. ackerbau), Ilanz 1866f.
II novellist, red. J. A. Bühl er, Chur 1867 f.
II Patriot, Chur 1875—1882.
II Sursilvan, Chur 1883.
lgl Ischi (izi, s. s. 280), 1897 ff.
Annalas della Societad Rhaeto-romanscha, Chur 1886
Die letzte Zeitschrift ist hauptsächlich der literatur-
geschichte und der neuesten dichterischen Schöpfung ge-
widmet. Das war auch der Novellist: Bühler wollte eine
gemein-rätoromanische Schriftsprache schaffen. Siehe H. Morf,
21*
324 Rätoromanisches Schrifttum.
Die sprachlichen Einheitsbestrebungen in der rätischen Schweiz,
Bern 1888.
Wie schon in den periodischen Schriften die verschiedensten
fächer berührt werden, so fällt nun auch in der bttcher-
produktion manches für einzelne fächer ab. So z. b. für die
heilkunde: Cuort entruidament per las hebamas, traduiu dil
codisch dil sgr. dr. Aepli e mess giu enten Rumonsch da dr.
A. Bernhard per commissiun dil Cussegl de sanadad, Chur 1816;
Entruidament per l'enconoschienscha della cholera asiatica,
publicau dal cussegl de sanadat, Chur 1836; Cudisch da
hebamas da Dr. Giusep H. Schmidt. Translataus ordal
Tudestg en Romonsch sin ordinaziun dil cusseigl da sanadat
dil cantun Grischun tras Gion Arpagaus, Chur 1850; Area
da vapur. In antruvidamen per fermir il tgierp digl carstieun,
mes giu en Rumonsch mediant la plimma digl mussader Christ.
Castelberg, Chur 1861; Radicala medicaziun dellas ruttadiras.
Endischavla ed. Dal possessur dil medicament per las rutta-
diras, Krüsi-Altherr, a Gais, Chur 1864. Für Land- und
forstwir tschaft: Entruidament tier l'ameglioraziun della economia
d'uauls Grischuns. Luvrau e dau or sin insinuaziun della
regenza cantonala, Surrhein-Somvitg 1840; Cudischett sur d'ils
guaulds, Chur 1848. II cultivatur d'aviuls. Da H. C. Hermann.
Translatau libramein ord il Tudestg dal plevont N. J. Huonder,
Tumein 1860. Für Tonkunst: Canzuns da duas vuschs tiers igl
cont elementar en scolas, componidas da H. G. Nsegeli.
Messas en Rumonsch tras Beat Liver, L, Chur 1837; Collec-
ziun de canzuns per sopran, alt, tenor e bass, vertidas e publi-
cadas da J. A. Bühl er, Chur 1870. Wie sangesfroh das Ober-
land ist, erfahren wir übrigens am besten im 3. band der Rät.
Chrestomathie von Decurtins: Surselvisch, Subselvisch. Die
weisen der Volkslieder (Rom. Forsch. 1903).
C. Das oberengadinische Schrifttum.
Von den begründern dieses Schrifttums, Joh. Travers
und Jak. Bifrun ist schon oben (s. 280 — 292) die rede ge-
wesen, auch J. Planta ist dort genannt; und damit ist alles
erwähnt, was Graubünden an romanischen drucken im 16. Jahr-
hundert hervorgebracht hat: 1552 Bifruns Fuorma, 1560 sein
N. T., 1571 Fuorma2 samt der Tsefla, 1582 Plantas Catechismus,
2. Das Schrifttum in Granbänden. 325
1589 Fuorma,3 diese von Jachiam Papa besorgt (nach
Decurtins von ihm verfasst). Hier hat also schon der erste,
der drucken Hess, daran gedacht, die Schriftsprache in die
untersten schulen einzuführen.
Erste hälfte des 17. Jahrhunderts.
Es ist schon bemerkt worden, dass Bifruns N. T. nach
seinem tode wieder ausgegeben wurde; der titel heisst nun:
Lg NO VF SAENCH TESTAMAINT DA NOS SEGNER IESV
CHRISTI, Prais oura delg Latin & our d'oters languaigs, &
huofla da noef mis in Arumaunfch traes Jachiam Biffrun
d'Agnedina .... Pulchlseff 1607. Auch von den darin vor-
genommenen Änderungen in der Schreibung ist schon die rede
gewesen. Ein stück A. T. folgt bald darauf: LA SABGIENSCHA
DA IESV F1LG DA SIRACH, cummcenamaing anumnaeda
Ecclefialticus, que ais la disciplina Spirituaela. Miffa e Ichan-
taeda in Rumaunfch traes Lüci Papa minifter da la bafelgia
da Iefu Chrilti .... Pulchlaeff 1613. Am ende des Vorwortes:
Daeda in Samaedan in l'g di 28 Nouembris. 1612. Er sagt
darin, dass er das buch geschrieben habe, auch per daer quäl
princippi da voluer l'g velg Teltamaint in nos languaick, at-
fcho chia oters prus & illatros feruiaints da la bafelgia da
lein Chrifti, ü oters chi haun l'g dun, vegnen amuantös da
s'affadiaer eir eis qualchiofa in quaifta faenchia lauur. Dann
fordert er auf, nofla Engiadina vceglia 1er quailt cudelch cun
diligentia, inlemmel cun l'g nouff Teftamaint, l's Plalms, l'g
Catechilem — ein beweis, dass man den u.-eog. Psalter im
O.-Engadin nicht für fremd ansah. — Eine 2. aufläge des
Ecclesiasticus erschien 1628 in Zürich.
Eine grössere glaubenslehre liefert Peter S. Schuchiaun:
INFORM ATIVN CHRASTIAVNA: cun Tias explicatiuns stin
tuotts prtncipaels puonks da la vaira Religiun, quidavaunt tres
Ductnr Zacharias Ursinus, ... afchanto in noas Rumauntlch
da aengiadina zura, tres me Peidar Schimun SCHVCHIAVN,
da Zuotz, Zürich 1613.
Zwei viel gebrauchte bücher rühren von Johann Gritti
her. Das eine ist eine gebetsammlung: Oratiuns Christiaunas,
prainsas our dallas oratiuns Jo. Avenarij . . . missas in
romaunfch, Basel 1615, im 17. Jahrhundert noch dreimal, im
326 Rätoromanisches Schrifttum.
18. und 19. je einmal aufgelegt. Sie heisst zuletzt: Oratiuns
christiaunas. Fattas per Urser da tuots temps, & in tuot Bsöngs,
spartidas gio, in scodtin di del Eivna vertidas our da las
Oratiuns da Joh. Avenarii. Tra38 Johan L. Griti Sessevla
Editiun. Luzainl812. Nur wenige modernere Schreibungen unter-
scheiden die zwei um zwei Jahrhunderte voneinander abstehen-
den texte. Es ist der mühe wert, ein paar Zeilen zu vergleichen.
1627, s. 295: M'fo impillaer, ch'eau nun hsegia mia foarza
da me mVeiTa, dimperle dalg hutifchem Dieu, & chia eau teng
aradfchü brichia dalla Igieut, mü da Dieu, qusel chi ais in
tlchijl. M'fo impiflaar, chia tti fezast in lg'dret, tiers me,
5 & vaiast tuot aque chia eau fatseh, quasi chi eir Unzacura
vainst ä dumandser quint ä mi, da tuots meis fatts, da meis
plseds, & da mias ordinatiuns & lent^nzchias; liand chia [296]
eau fun tin officisel da tieu ariginam, in Ig'qusel offici, ä mi
commiß, eau v£ng a Itaar ün cuort t£mp, liand chia cummce-
10 namaing gratagia, chia quel chi ais hoatz in granda dignitaet,
damaun vain innumbrö traunter ls' moarts. Mü fiand chia vain
ä gnir ün greif iüdici lur quels chi ... .
1812, s. 224 f.: Fö'm impi££a3r — z. 2 dimperle dal —
3 aradfchun — da la Igieut, mö — 4 tfchoel. Fö'm impiffser —
lezalt in il — 5 & vezzalt — 7 lent^ntias — 8 reginam,
in il — 9 commifs — 10 dignitsed — 11 innumbrö traunter
ils moarts. Mö — 12 ün greiv jtidici.
Das andere buch ist ein Neues Testament. Zwar hatte,
wie wir gelesen haben, der Übersetzer des Ecclesiasticus zu
der Übersetzung des A. T. aufgefordert, und ein N. T. war
schon längst da; dennoch gab Gritti 1640 L'nouf s. Testamaint
in Basel heraus. Dieses unterscheidet sich von Bifrun 1560
und 1607 durch modernere wortformen und Schreibungen, auch
durch änderungen, meistens Verbesserungen im ausdruck und
im satzbau. Es ist nicht uninteressant, diesen kämpf mit der
spräche zu beobachten:
Bifrun 1560. Gritti 1640.
[Matth. VI, 11 f.]
Dö ä nus nos paun huotz Noas paun d'inmünchia di
& in mtinchia di. Parduna do ä nus hoozz. Et perduna
ä nus nos dbits. ä nus noals debits.
2. Das Schrifttum in Graubiinden.
327
[Matth. VII, 17.]
VIchia fcodtin bun boeftch Ufchea Icodün bun boefch
fö bun früts. Et Icodün marfth fo buns frütts, mu tin martfch
bcefthc fo mels frtits. boelch lo maels frütts.
[Matth. XXVI, 8.]
Et poick dfieua, gietten nia Et poch zieua vennen no
tiers el, aquels chi Iteuan
allö, & diffen k Petro: Er tu
ilt uairamaing tin da quels,
per che er la tia fauella t'fö
appalais.
[Matth. XXVI, 42.]
tiers quels chi eiran allö, &
difleu ä Petro, Vairamaing eil
tu eft da quels: per che tieu
favlaer t'fo palais.
Darchio es el tirouia tina
otra uuota, & uro, difchät:
Bab mes fchi aquailt bachier
nun po paffer uia da me,
upoeia ch'eau baiua aquel, Ichi
duainta la tia uoeglia.
Darchio la lecuonda vouta
eis el ieu, & ho uro dfchand,
Bab mieu, Icha quaift bachiser
nun po paffser da nie, lainza
ch'eau l'baiva, fchi dvainta
tia vceglia.
[Matth. XXVI, 74.]
Alhura cumenzo el afthma-
ladir, & k gitirer, chel nun
cunfches lhum, & adüntrat
chiantö l'g gial.
Alhura ho el cumanzo a ma-
ledir fe, & k gtirser, Eau nun
cugnuolch quel hom. & lubito
ho l'giall chianto.
[Luk: V, 38.]
Mu l'g uin muolt s'daia Ma vin novell s'metta in
metter in uders nuofs, & aman- uders noufs , & amenduos
duos uignen cufaluös. s'cullalven.
[Luk.
Qusel hum es d'uus, qusel
chi ho Ichient nuorfas, & fchel
perda tin our da quellas, nu
lalchel forza las nunaunta nuof
ilg deferd, & uo dlieua aquella,
chi es perfa, infina chel la-
chiatta?
XV, 4.]
Chi hom d'vus, haviand
tlchient nuorfas, & perda tina
da quellas, nun lafcha el las
nonaunta nouf in l'defert, &
vo zieua quella chi eis perfa,
infina ch'el la chiatta?
328 Rätoromanisches Schrifttum.
[Luk. XVI, 20 f.)
Et era §r ün fchert tractiot Mu l'eira tin tfchert pouver
qusel chi hauaiua nnm Laza- nomno Lazarus, l'qusel piain
rus, qusel chi giafchaiua dfpera d'bigniuns giafchaiva avaunt
la porta da quel & era piain la poarta da quel: Et defide-
d'bignuns, & aggiauüfcheua da raiva da s' fadulaer cun las
s'afaduler de las mieulas chi mieulas chi erudaiven da la
tumeuan giu de la maila delg maifa del riech: & eir l's
arick: mu er l's chiauns gniuan chiauns gniven & laindfchai-
et lanlchaiuan . . . ven . . .
Von katholischer Seite tritt Johann Peter Schalchet
aus Bergtin auf. Seine spräche enthält nur selten etwas
Bergünisches; für ti ist in der regel u gedruckt. Von ihm sind
zwei bücher da: CVORTA DVCTRIGNA Chriftiauna. Com-
posta . . . dal Chiardinel Rob. Bellarmin. Et da noeff missa in
ilg languaikt aroumaunsch tres . . . Jan Pedar Schalket:
Mailand (1624 approbiert), mit dem Untertitel auf s. 45:
Declaratiun della DUCTRIGNA Chriftiauna, par us da quels
chi muossan ils Infauns & autres simples parsunas . . . missa in
Aramauntsch tres Gian Peidar Schalchett da Brauoing. 1623.
Das andere (nach Decurtins): Racuogliamaint da diversas
vrazchivns mifs dal languaikt Italiaun in ilg Roumaunsch tres
Gian Peidar Schalchett. Mailand 1626.
Ausser Bifruns Tsefla ist nichts gedruckt worden, was
einem ausserreligiösen zwecke dienen konnte.
Zweite hälfte des 17. Jahrhunderts.
Nachdem man sich im Oberengadin ein Jahrhundert lang
mit dem u.-eng. psalter von Chiampel begnügt hatte, er-
schienen Ils PSALMS DA DAVID, fuainter la melodia francefa,
fchantseda eir in tudaifch trses Dr. Ambrolium Lobvafser —
da noef vertieus & fchantös in vers romaunlchs da cantaer,
TrsBS Lurainz Wietzel. Basel 1661. Ich habe eine kleine
probe daraus abgeschrieben (s. 491, psalm CL):
A Dieu ferm in cel de löd,
Quel lode stin fieu thrun 6t,
Pur il Segner leidamang
Eir lode sti 1 firmamaint.
2. Das Schrifttum in Graubünden. 329
Ch'el ho fatt traes fia fermezza,
Dieu lode tuots cun cors netts,
Peramur da feis effetts
Chi declaeran fia grandezza.
2. Bain cun voffas vufchs cantand
De hunur k 1 Segner grand,
E'l lode cun faer tunaer
La trombett', & cun funaer
Cun la cyttr' & la pofuna,
Dieu lode sti '1 clavacin,
Organs & sti '1 violin,
In lieu löd chia tuot ftrafuna.
3. Can ils Cymbals chi da d'öt
Tunan, de ä'l Segner löd,
Voeglias ptir aquel lodaer,
Traes il tun da'ls Cymbals ciaer.
Creatttra chia fcodüna,
Löda ptir la Majeftaet
Da'l vair Dieu & fia bunta}t,
Benedieu quel faj'adtinna.
Die zwei ausgaben des folgenden Jahrhunderts (1733, 1776)
haben die stelle buchstäblich abgedruckt (ausser: adüna); die
vom j. 1776 schreibt Segner ohne zeichen über dem e und
wendet für die substantiva häufiger majuskeln an. Unter
dem einfluss des schriftdeutschen gerät die form Pofauna
hinein, was den reim verdirbt.
Von demselben Lorenz Wietzel sind noch zwei erbauungs-
bücher: Praeparatiun stin la s. tschaina da'l Tudaisch & da'l
originael Frances da'l sigr. Drelincourt. Translatö trses
Lurainz Wiezel, Basel 1661, das 1696 wieder ausgegeben
wurde, und La prattica da pietaet, traes Lud. Baily in ling.
Anglais, transponida in Romaeunsch. Traes Lurainz Wietzel.
Schuls 1668. Die ebenda 1771 veranstaltete 2. ausgäbe, La
pratica da pietaet . . . il prum componuda in linguaieh Englais
tras Lud. Bayli . . . transponüda in Bomaunsch traes Lurainz
Viezel . . . ., ist mit einer langen u.-eng. vorrede ver-
sehen.
330 Rätoromanisches Schrifttum.
Ein trostbttchlein in jedem leid veröffentlichte Joh. C.
Linard, prediger in Filisur: Cudaschaet da CUFFVERT et
consolatiun, Ineunter tuotta crusch, et afflictiun. Schi, eir in-
cunter la moart svessa — in Romaunsch Tr^s IAN. C. LINARD . . .
Tschlin 1682, approbiert 1680 von Conradinus Tontschius in
Davos, einer Frau gewidmet, in lateinischen versen bevor-
wortet von Petrus Businus, in einem o.-eng. „Raim" von
Jak. Ant. Vulpius („Sc'ün Dottur our d'Apothecas, Bgearras
fo piglier Mefchdinas: A landsed dal Coarp da quell, Chi per
cofalg vain no tiers eil. Ufchea qui Sar Ian Linard, Aint in
quilt Cudalch cun grand' Art, Un' Apothec' ho ordinö : Mefch-
dinas bgearras eir pinö . . . .").
Zwei religionslehrbticher fallen in diese zeit. II Cate-
ehisem da Heidelberg vertieu trses Casp. Fritzum, Schuls 1686,
Catechismus da las baselgias d'Engiadina Zura, Zürich 1691
(6. Aufl. 1845). Ganz eigener art aber ist der katechismus zum
singen von Peter Büsin: Catechisem da chianter tres Peidar
Büsin, Zürich 1674: „Chi voul gnir salv, in cel beö, StouVair
la vaira Cretta: Da quella stou el gnir guido, Per ir la Via
dretta ..." (s. Decurtins, Chrest. VI).
Für die prediger selbst ist bestimmt das Formular per las
baselgias da Engadina Zura, da gnir dals Ministers observö
sainza variatiun . . . Strada 1691. (Die 1. aufl. ist 1665 in Schals
gedruckt.)
Im Oberengadin hat man damals grabreden durch den
druck zu bleibenden denkmalen erhöht. Böhmer meldet an:
Janet Jac. Sciucan, Sermon funersel davart il stsedi dellas
biaedas e blettas (?) ormas in la vitta aeterna, Schuls 1666,
zwei von Casp. Fritzun, Predgia funersela 1680, Praedgia
funersela davart la mort dels jtists, Schuls 1681, und eine von
Ale seh, Praedgia funersela davart la beaeda spartida da tuots
fidels, Zürich 1697.
Eine neue, oder wenigstens nicht unter Bifruns namen
gehende fibel kommt zum Vorschein (Taefla cun oratiuns,
Zürich 1674), sonst noch immer nichts weltliches.
Das 18. Jahrhundert.
Noch deutlicher als am Rhein bleibt im Oberengadin das
Schrifttum im 18. Jahrhundert ohne aufschwung. Von den
2. Das Schrifttum in Graubiinden. 331
wenigen neuen religiösen Veröffentlichungen sind nur zwei er-
wähnenswert: Extract historic del Velg & Nouf Testamaint,
stö miss gio da principi in Tudaisch da . . . Joh. Chr. Wys . . .
huossa miss gio in Rumaunsch Trses Peider p. Juvalta,
Chur 1719, und Canzuns spiritaaelas davart Christo Gesu il bun
pastur, Tres Giov. Batt. Frizzoni Celerina 1765 (2. aufl.,
1840).
Grabreden und predigten werden nicht wenige gedruckt:
1706 von Jan C. Linard, 1761 eine Sammlung vou festreden,
1773 von Bunomius, 1774 von Rosio de Porta, 1789, 1797
und 1798 von G. B. Frizzoni.
Fibeln bleiben gesucht und erscheinen ohne angäbe des
Verfassers. Die Principis da grammatica nel linguaig Todaisc,
esposts per l'uso dellas scolas, a norma dellas grammaticas
del s. Gottsched e Braun (Chur 1778) sind auch nur unter
der vorrede unterschrieben.
Erst in den letzten jähren des Jahrhunderts denkt man
daran das Oberengadinische als öffentliche geschäftssprache
zu verwenden. Zum jähr 1791 notiert Böhmer: Memoriel al
magistrat in criminel da sur munt-Fallun, von J. C. Schweizer,
zum j. 1796: Ideas sopra las differentias chi agiteschan noass
hondro comosn reguard la juriditium civilla, von M. St. Mau-
re tzen. Man bemerkt, wie die spräche dabei italianisiert wird.
Das 19. Jahrhundert.
Wir kommen ins 19. Jahrhundert, aber bis in die mitte
der 30 er jähre regt sich nichts; erst dann steigt die Produktion,
noch mehr in den 60 er jähren.
Der religiösen literatur fehlt im O.-Engadin die aneiferung
durch den gegensatz zweier bekenntnisse: der wünsch, den
Schalchett in der Widmung seines katechismus ausgesprochen
hatte, dass das volk zur katholischen kirche zurückkehre, ist
nicht in erfülluDg gegangen. Ich will nur das N. T. heraus-
heben, das 1861 erschienen ist: II nouv testamaint tradttt nel
dialect Romauntsch d'Engiadina Ota tras J. Menni, Chur 1861
(2. Aufl. 1883). Nel dialect! Das hat man noch in keiner
bibeltibersetzung gefunden: weder das toskanische „nel", noch
den für eine Schriftsprache all zu bescheidenen ausdruck
„dialect". Die Sprachlehrer haben freilich schon im 18. jähr-
332 Rätoromanisches Schrifttum.
hundert (1778) angefangen, das fremde „nel" einzusehwärzen
(s. oben s. 331). „Nel dialeet d'Engiadina ota" schreiben auch
Heinrich und Lechner im titel ihrer Istorias della sencha
scritttira, Chur 1857, und „tres il colloqui d'Engiadina ota"
sagt das ähnliche buch Istorias biblicas vom j. 1872. Pallioppi
wieder veröffentlicht 1857 eine Ortografia et ortoepia del idiom
Romauntsch d'Engiadin'ota. Das „nel" wird auch im text des
N. T. selbst angewandt: Luk. XIV, 10 Chi ais fidel nel poch,
ais fidel eir nel bger, wie im u.-eng. N. T. vom j. 1867: Chi
ais fidel nel pac, ais eir fidel nel bler. Die perfekte get,
gnit, dschet usw. bleiben, als entsprechend dem ital. andö,
venne, disse usw.
Als geschäftssprache hat das Oberengadinische eine der
geringen volkszahl entsprechende Verwendung. Die kantons-
gesetze erscheinen 1821 in einer Collectiun officiaela (I.), be-
schränktere gesetzsammlungen von 1839 ab.
Von den sprach- und Schulbüchern nenne ich die Gram-
matica Romaunscha e Tudaischa, per adöver nellas scuolas
Romaunschas, von Joh. Kohler, Strada 1840, die Ortografia
et ortoepia, von Zacharias Pallioppi, Chur 1857, uud
La conjugaziun del verb nel idiom Romauntsch d'Engiadin'ota,
von demselben, 1868. Zur herstellung von lesebüchern musste
sich erst die Societad per la meglioraziun dellas scoulas
publicas bilden; sie gab 1833 einen Prüm cudasch da seoula
heraus, dem erst 1860 das zweite cudaschet folgt.
Im jähre 1845 kommt, ganz vereinzelt, ein büehlein mit
weltlichen gedichten heraus: Rimas offertas in favur dels dis-
forttinos abitants da Felsberg, tres Conradin de Flugi —
man spricht diesen namen deutsch aus — , Chur. Aber erst
in den 60er jähren blüht die o.-eng. dichtung mächtig auf;
das Oberengadin, das tal der denker Graubündens im 16. Jahr-
hundert, wurde nun das tal der dichter dieses kantons. Im
jähre 1861 veröffentlicht Flugi Alchtinas rimas Romaunschas
revisas et aumentedas, 1863: Otto P. Juvalta Peidras im-
polidas, pitschna collecziun da rimas Romauntschas, 1864 treten
der uns schon bekannte Zach. Pallioppi und der fruchtbare
dichter G. F. C aderas zum erstenmal hervor, dann S. Caratsch.
Melpomene scheint in jenem tal erst durch den ruf der Zeit-
schriften aufgerüttelt worden zu sein.
2. Das Schrifttum in Graubtinden. 333
Zeitungen gibt es da nämlich erst seit 1855, wenn wir
nicht die u.-engadinischen mitzählen (s. unten):
La dumengia saira, Chur 1855 — 1858.
Foegl d'Engiadina, Samaden 1857 ff.
L'Engiadinais, Pontresina, Chur 1876—1882.
Dazu ist noch zu berücksichtigen : II Grischun, H Novellist
und die Annalas (s. oben 323).
D. Das unteren gadinische Schrifttum.
Der anfang dieses Schrifttums fällt auch noch in das
16. Jahrhundert (s. oben s. 292), aber nur mit einem werk,
dem gesangbuch von U. Chiampel. Hiermit war der erste
schnitt in die engadinische literatur gemacht. Aber ein Jahr-
hundert lang stellte man dem u.-eng. gesangbuch kein
o.-engadinisches gegenüber und dem o.-eng. Neuen Testament
kein u.-engadinisches.
Erste hälfte des 17. Jahrhunderts.
Chiampels gesangbuch (Cudesch da psalms) ist im
j. 1606 sowohl in Lindau als in Basel wieder aufgelegt worden,
zwei blosse abdrücke, der Lindauer noch genauer als der andere.
Hinter den Psalms und den Chiantzuns spiritualas kam
als dritter (nicht paginierter) teil ein Intraguidamaint, d. i. ein
katechismus, und zwar, wie Bifruns Fuorma, nach dem
deutschen katechismus von Joh. Comander und Joh. Blasius,
die beide prediger und stadtpfarrer in Chur gewesen waren.
Einen ausführlichen katechismus Hess dann Konradin Toutsch
inPoschiavo drucken: VNNA INFORMATIUN IN LA VAIRA
VELGIA Chriftiaunna Religiun, e cretta, in la quala wengian
cuortamaingk tütt ilgs puoingks, da la cretta Chriftiaunna, cun
fuorma ä la Icrittüra s. & k la confeßiun da la cretta cuwen-
gaiwla, difchfarentzgiadamaingk, & cler fcritts, e denotads:
Fatta oura & fchantada in Bumaunfch, tras Coradin Toutfch,
farviaint, ä purtar awaunt ilg Euangeli da Jelu Chrifti, ä la
bafelgia da Laguin in Engiadina d'Iuott. Pulchlaff, 1613.
(Cun fuorma = konform, purtar awaunt = vortragen.) Die
Widmung ist am 1. mai 1611 von Curadin Toutfch unter-
schrieben.
334 Rätoromanisches Schrifttum.
Lange zeit danach erst treten zwei neue u.-eng. Schrift-
steller auf. Nikolaus Anton Vuolp, der Schulser pastor,
betrauert 1648 den tod seiner frau in einem gedieht, dem ein
gebet folgt. Da haben wir also eine dem wesen nach welt-
liche dichtung in so früher zeit, nur ein halber druckbogen
(wiedergegeben bei Decurtins, VI, s. 308—312), aber um so
bemerkenswerter, als gerade im Unterengadin solche dichtungen
sehr selten sind. Der titel ist: Ilg lsed da Clau Thunet Vuolp
per lia chiara mulger Anna Giargiceri da Porta; unterschrieben:
Nicolaus Anthonius Vulp, hinter dem gebete: Vulpius.
Des zweiten Tätigkeit fällt mehr in die
zweite hälfte des 17. Jahrhunderts.
Johann Pitschen Salutz, ein begabter mann, prediger
in Lavin, zweimal von den Österreichern gefangen und wieder
losgekommen, schliesslich wieder pfarrer in Lavin, veröffent-
lichte dann 1649—1662 einige bticher, die in sein fach und
amt einschlagen. Eines ist die Übersetzung und erweiterung
einer Streitschrift: CAPVCINER: Quai ais, UN ZUOND DALA-
TAIVEL e nüzaivel Tractad. IN ILG QUAL VAIN DESCRIT
E conliderä: La parschandüda, ilgs Vuts, Reiglas & dilciplina
dals Capuciners. IN ILG PRÜM FAT OURA in ilg Lauguaek
Frances, tras ilg Reverend & fick allatrad PETRUM MOLI-
NIE UM, Serviaint dalg plsed da Dieu ä Sedan in Frauntfcha.
Et Iura eir ftat mis in Tudailchk: Mo huoffa mis in Romaunfch,
e con brick paucas, mo nüzaivles obfervatiuns adampehiä tras
JOAN PITSCHEN SALUTZ, Minilter dalg plsed da Dieu, pro
la Chriftiauna Bafelgiada da Laguin in iEngadina zuot.
schquitschä in TVRICH, tras HEINRICH HAMBERGER. Cum
Privilegio Illuftriflimorum D.D. Procerum Rhsetorum Curiee
Congregatorum. Anno 1650. Die approbation ist aus dem
j. 1649; aus demselben jähr auch der angehängte aufsatz:
Fundamaint e compilgiamaint da la granda differentia e contra-
riedad, chi es in ilg fat dalg saltid, taunter ils praedicants,
serviaints da Jesu Christi: et ils Capuciners. Die Kapuziner
hatten nämlich schon seit 1621 in Graubtinden, und besonders
im Unterengadin, von Rom, Wien, Innsbruck und Chur aus
unterstützt, der neuen lehre entgegengearbeitet. Salutz greift
nun die einrichtungen und sitten, die diesem orden eigen sind
2. Das Schrifttum in Graubünden. 335
oder doch nachgesagt wurden, mit scherz und ernst heftig an.
Eine probe davon (s. 68):
Quel fpiert chi ha chiata naun, quilt fecret e metz
da noffa Mortificatiun , con lichiar e trauondar la fptida d'ün
auter, efs tfchert n'gnüd our da las chiafulezas, & efs tin nouf
Ipiert in la Bafelgia Papala. Parchie ne Deis ne ils Prophets;
ne Chriftus ne ils Apoltels (chi veivan zainza dubi, fpüda
brick main buna co quella dals Capuciners) nun haun da quai,
ne favti, ne comanda, ne mufa brick tin plaed. Chi ees Caufa,
chia la Religiun Chriltiauna, duainta tinna beffa & tinna
giomgia, pro Törgs, Paiaus e Judsßus, auter co queus, ils
quals our da lur orba lapientia, contra ilg plaed da Deis,
haun mana da faifves in la Bafelgia, da quifta fort d'brud-
göng? (Der geist, der dieses geheimmittel unserer abtötung
durch das auflecken und verschlucken des Sputums eines
andern herausgefunden hat, ist gewiss aus den tiefen gekommen
und ist ein neuer geist in der papstkirche. Denn weder Gott
noch die propheten, weder Christus noch die apostel — die
ohne zweifei nicht minder guten Speichel hatten, als die
kapuziner — haben davon ein wort gewusst, angeordnet oder
gelehrt. Wer ist also schuld daran, dass die christliche
religion bei den Türken, heiden (1. paiauns) und Juden zum
gespötte wird, wer anders als diejenigen, die aus ihrer blinden
Weisheit, auf eigene hand, gegen das wort Gottes, derlei unflat
in die kirche eingeführt haben?)
Gegen die Papals hat er auch an einigen stellen des
dichterischen Werkes vom j. 1657 seine bemerkungen zu machen:
NOEBEL CLINOET DA L'ORMA. In ilg quäl. Vain com-
pilgia, tuotta quai chia iminchia fldela perfunna, ha bfoeng
pro feis entern Saltid da lauair. Our dalg quai fpo vaira,
fcha la doctrinna & Religiun, chi uain pradgiada tadlada,
cretta & cufeffada, in tuots ils defch' honorads Comcens da
d'Engadinna baffa, faia Ve'lgia u Nouua; Vaira u faufa,
Diuinna oder Humauna. Deck mis auant e confirma, our dals
deich Comondamaints, ilg Bap nos, & la Creadentlcha, per
amur, fauur, & recreatiun da tuotta la Juuantüna da ditta terra,
eir mis chi fpoffa chiantar. Tras JOAN PITSCHEN SALUTZ.
M DC LVII. In den drei diehtungen tritt jedesmal jede ge-
meinde und ganz Engadin redend auf. Er fängt so an:
336 Rätoromanisches Schrifttum.
Ilgs deich Commandamaias; fpon chiantar in la notta dalg
Pfalm 147. Ludad Deis Vuo fidelfe.
Engadina.
Ils deich comondamainfe,
5 Vain Nuo arffchüd da Deis.
Stats Scrits in taflas d'crappe,
E dats alg poeuel feis.
La Reigla da tuot quaie,
Chel voul hauair da Nuo.
10 Perfet alaint Compraife
Da Tfchel ans tramis giuo.
Da Deis uains aniandufe,
Taunt l'orma co ilg Corp.
Con amasdus a Deife,
15 Seruir dens fin la mort.
Dalg maal fick ans artrare,
Elg bcen quel far da Cour.
Da feis pla;d ns'alagrare,
Da tuot temp, our & our.
20 Nos Deis ün Spiert asterne
Voul quai cli'nuo pilgien aint.
Seis poeuel our d'Egipta,
Ilg ha fat trar dauent.
Eir Nuo, d'la tirania,
25 Da Satan dalibra.
Sco quai aint in les fatte
Ais Cler ftat figiüra.
Ilg prtim Commondamaint.
Zarnez.
30 Eau falf par ilg meis Deile,
Ilg Deis da d'Ifrael.
Seis poeuel quel cufalua;
Culalua maij es meis.
Meis Cour utruo nun rainte
35 Ourduart da quel inlgiur.
Da chie ehia eau nai maunguel,
Chiat Tuot pro quel Singur.
2. Das Schrifttum in Graubiinden. 337
Ilg. 2. commondamaint.
Sufch.
Quel Deis brick con imagnas
Nun voul ngir prafchanta usw.
AnmerkungeD. Ipon chiantar: sie können gesungen
werden. — 2 Der psalm ist aus Chiampel angeführt. —
5 haben wir bekommen; nuo ist in diesem büchlein in der
regel mit grossem anfangsbuchstaben und in liegender schrift
gedruckt. — 8 die Vorschrift für all das, was er usw. —
10 alaint darin. — 11 Das vb. fiuitum wird aus z. 5 zu er-
gänzen sein; denn das perf. von mittere ist matet, nicht mis. —
12 Dai, 1. da; vains = vain nuo. — 16 des bösen uns recht
enthalten und das gute, das vom herzen tun. — 25 dalibra:
ilg ha dalibra. — 26 aint in les fatt : in ipso facto. — 30 falf
von favlar? — 33 rette mich und die meinigen. — 34 raint
1. p. sg. von rantar (haerent-are); utruo altrove, inlgiur irgend-
wo. — 36 Woran ich auch mangel habe, das finde ich alles
bei diesem Herrn.
Nach den u.-eng. gemeinden (vgl. Decurtins, Chrest.,
wo die zwei anderen dichtungen abgedruckt sind) kommt
wieder das ganze Engadin zu worte: Amar dens Nuo
nos Deife. Elg proffam Ico a Nuo. In quai fta tuot com-
praile usw.
Endlich hat Salutz auch angefangen, das A. T. zu tiber-
setzen; zuerst die Genesis:
DA LA BIBLIA. Ilg prttm cudalch dalg Songk Profeed
MOISIS. NOMINAD GENESIS. Tut our da pltis Linguacks,
6 miß in la ulitada lingua da la honorada terra da d'Engadina
Bafla . . . TRAAS JOAN PITSCHEN SALUTZ, Minilter dalg
pla3d da Dieu, in Laguin. Stampad in TVRY 1657.
Entsprechend betitelt kam dann das 2. buch, NOMINAD
EXODUS, im j. 1662 heraus, aber nicht in Zürich, sondern in
Schuls. In einigen exemplaren waren überdies (mit fort-
laufender Seitenzählung) acht kapitel des Leviticus enthalten.
Decurtins bringt reichlich proben davon, auch das vorwort
zur Genesis (worin S. sein leben erzählt). Ich füge hier die
Oblervatiun zu vers 26 (Dauo quai dis Deis fadlchain ilg
craftiaun . . .) hinzu:
Gärtner, Rätorom. spr. u. lit. 22
338 Rätoromanisches Schrifttum.
Quel plsed (homo) latin, parnmr da la fcarfdat da nos
linguag, ais greif a nuo alg metter, con tin Nuom in nos plsed.
& vain in la S. Scritiira luvend nianzunad. Ais bfoeng qui
dalg declarar, in ün löc, chi fatisfetfcha a tuots.
Quel plsed latin (homo) in quift chiapittel, & utro in la
S. Scritiira compilgia, taunt la femna co ilg mafchiel, taunt
la Duonna co ilg huom; ftonni dimena ngir mis oura eir in
tal moed, chi compilgia ingeneral amasdus, brichia deck lttn
in fpeeial.
Alg metter oura con quel nuom (huom) fco l'ais mis in
ilg Teftamaint puter da partuot, fchi ais el maffa feiars.
Parchie tuot sä quai, chia cur ch'nuo dfchain: quel huom,
fchi ma nun inclegianuo, chi fea Unna duonna u Unna femna,
mo laimper deck ilg Mafchiel.
Eau dimena par melger inclet, nai mis quel plsed latin
(homo) in noffa Lingua (craftiaun). Ilg quäl Compilgia taunt
la femna co ilg Mafchiel & denotefcha Unna Creatüra con
inteilet creada a limagna da dieu. Ilg quäl Nuom po ngir
dat a tuottas Natiuns da l'humauna generatiun.
Vfchea ais intaunter quel nuom, Craftiaun, & Chriftiaun
gronda differentia: parche Chriftiaun uain naun da Chrifto
& conpilgia in fai deck quels, chi cufeffan & craien in
Chriftum ....
Wir müssen dem beistimmen: crastiaun bedeutet eben
„mensch", die wiedergäbe durch huom ist dürftig, ja unrichtig
im Testamaint puter (puter breiesser, Oberengadiner).
Während wir dem bibelübersetzer für diese Sorgfalt
dankbar sind, müssen wir bedauern, dass er es für not-
wendig hielt, die veralteten und gekünstelten perfektformen
einzuführen. In den anderen Schriften, ja sogar in der
vorrede zur Genesis gebraucht er immer das zusammengesetzte
perfekt.
Noch zwei buch lein haben Salutz zum Verfasser. Das
eine ist eine lange, nach deutschem vorbild gearbeitete dichtung,
Nouva Relatiun et Vaira Informatiun, davart quellas trais
Cometas, las qualas s'haun palantadas, & fun vifas in quist
Onn dals 1661 (Decurtins) und Medicina da Scuola, Schuls
1661, ein Schulbuch für kleine kinder (fibel, rechenbuch, die
teile der hl. sehrift u. a.).
2. Das Schrifttum iu Graubtindcn. 339
Von N. A. Vuolp oder Vulpius haben wir (s. 334) nur
gehört, dass er mit liebe und dankgefiihl seine verstorbene
gattin besingt. Er muss aber auch einen heissen glaubenseifer
betätigt haben; denn P. demente (Istoria delle Missioni . . .,
1702) nennt Nie. Ant. Volpio und Stef. Gabriele „Ministri
di Satanasso". In der tat hat er im 73. lebensjahre (1655)
die Übersetzung der psalmen Davids vollendet. Diese gab
dann sein söhn Jakob Anton Vulpius 1666 heraus, indem er
zum singen eingerichtete psalmen und andere geistliche lieder
hinzufügte; der singbare teil erschien auch als eigenes buch.
Die beiden titel sind: Biblia Pitschna. Quai ais ils Psalms
tots CL. Da noav vertids in Romanfeh d'Ingadina baffa. Tras
Nicolaum Anthonium Vulpium. Et tras Jacobum Anthonium
Vulpium, eun alchtins Psalms da cantar & autras Canzons
Spiritualas. Schuls 1666. Ferner: XXX Psalms da David.
Alchtins tenor la melodia dal Lobvaffer; alchttns tenor la velga
melodia Tudaifckia. Tras Jac. Ant. Vulpium.
Man beachte, dass die Biblia pitschna perfektrein ist; man
kann sich davon in den psalmen 105 und 106 (Decurtins VI,
542 ff.) leicht tiberzeugen. Nachdem in dieser weise Vulpius
vater und söhn den gänzlichen Untergang des einfachen perfekts
bezeugt hatten, Hess sich der söhn später, vermutlich von
seinem mitarbeiter, dazu verleiten, diese Zeitformen wieder
auszugraben, um der bibelsprache den — auch bei anderen
Völkern begehrten — moderduft zu verleihen. Die bibel heisst
(nach Decurtins):
LA BIBLA Tschantada, vertida e ftampada in Lingua
Rumanfcha d'Ingadinna Baffa: tras cumtin cuoft, e lavür, da
Jacobo Antonio Vulpio et Jacobo Dorta. Stampad in SCUOL
in Ingadina Baffa Tras Jacob Dorta .... anno 1679. Als
probe daraus setze ich die bekannte stelle aus Lukas XV
hieher:
Un craftian haveiva duos filgs. 12 E '1 plti juven d'els
difs al bap: Bap, da'm la part dalla raba ch'im tocca. E 'l bap
partit ad eis la raba. 13 E pauc dids davo, il tilg plti juven,
haviand mifs infemmel ogni chiaufa, giet el inavaunt feis viadi
in pajais luntaun: e qua diffipet el fias facultads, vivand
diffolutamaing. 14 E dapö ch'el havet fpais ogni chiaufa,
venn tina greiva chareftia in quel pajais; tal ch'el cumanzet
22*
340 Rätoromanisches Schrifttum.
ad havair bfoeng. 15 E giet, e s'matet cun ün dals havdaduors
da quella contrada, il quäl il tramatet stin feis bains, ä per-
chtirar ils porcs. 16 Et el defiderava da s'implir il corp cun
las grtifcas chia 'ls porcs magliavan: mo ingtin nu '1 dava.
17 Mo Hand turna in fai fvefs, difs el: Quants mercenaris da
meis bap haun paun largiamaing, & eug mour d'fam! 18 Eug
voslg ftar sti, e voalg ir pro meis bap, 6 '1 völg dir: Bap, eug
nhai pecchia contr'al tfchel, ed avaunt tai. 19 E nun fun plü
deng d'effer clamä teis tilg: fa 'm £co tin da teis mercenaris.
20 El dimen'alvet sü, e venn pro feis bap: e fiand el amo da-
lönfch, il vazet leis bap, ed havet compaffiun d'el: e currit,
e s'btittet via da feis culöz, e '1 btitlchet. 21 E '1 tilg il dlchet:
Bap, eug nbai pecchia contr'al tfchel, ed avaunt tai: e nü fun
plü deng d'effer clamä teis tilg. 22 Mo '1 bap difs ä feis ferviaints:
Purtä qui '1 plü bell viftmaint, & il vaftl, & il mettai un ane
in daint, e fcarpas in ils peis. 23 E manä our il vade ingrafchantä,
& il mazä: e mangiain, e 'ns allegrain. Perche quaift meis filg
eira mort, & eis turnä in vita: eira pers, & ais dcheu
chiattä ....
In den folgenden Jahrhunderten ist an dem damals fest-
gesetzten bibeltext fast nichts geändert worden. Wie crastian
(nicht -aun), schrieb man schon 1743 auch luntan, han, pan;
statt dids 1743 dits, 1867 dis; im j. 1867: figl, vögl usw.
(st. filg, vcelg); 1812 chiaussa, 1867 chosa; statt dapö 1836 dapo,
1867 dopo; statt des pf. venn, gien (gingen), 1867 gnit (das die
leute an das impf, gniva erinnerte), gettan; aus dava wird 1743
deva, 1867 daiva; im j. 1867 ersetzt man vistmaint durch
vestimaint, in ils peis durch nels peis, havet durch avet, mo
durch ma, eug durch eu — nicht durchwegs Verbesserungen,
sondern zum teil italianisierungen.
Nach diesen vornehmsten drncksachen jener zeit haben
wir noch eine reihe anderer durchzusehen. Darunter ist das
älteste büchlein von Otto Nik. Pitschen verfasst: Euthanasia.
In noss Ladin miss oura tras Nuot Cla Pitschen, Schuls 1662.
Es ist ein erbauungsbuch, das die turcht vor dem tode ver-
scheuchen soll; der kolumnentitel ist: Bead' Art da Morir.
Eine kleine stelle daraus (s. 45 f.): Cur e vain la DESCHA-
VLA HURA, fchi ti'mpaiffa, sün ls defch comondamaints,
examinefcha tia vita, co tu hajafch queus falva, & quaunt
2. Das Schrifttum in Graubünden. 341
luvent tu hajafch queus furpaffa. Fä fco ün prudaint debi-
tader, chi improva leis quint ant co ngir pro ilg credader, co
eil polfa Itar. ufche guarda, co teis quint ftetta avant Dieu,
nö ir ä dorniir, t'examinefcha avant ehe tu quel dy hajafch
fat, & Icha tu chiatafch, chia tu efch debit deich milli Igivras,
fchi croda gio sün tia Ichnuolgia, & rougua per pardun da teis
puchiads . . .
Hinter einer unentzifferbaren buchstabenreihe versteckt
sich der Verfasser der Streitschrift: APPELLO ä Philippo dor-
miente ad Philippum vigilantem. Caufa, chi non lea vaira,
chia Reformats dal Evangeli fean apostatats gio da la vaira
cretta da S. Petro, & velgia Chriftiana Bafelgia Romana; mo
Papilts bain Schuls 1672 (hinten 1673).
Aus den letzten zwei Jahrzehnten meldet Böhmer zwei
katechismen an, die er selbst nicht in seine Sammlung be-
kommen hat (1681 und 1689), ein noch weniger interessantes
„Formular pro '1 servezzen da Dieu in las baselgias da Engia-
dina Bassa" (1691), einen katechismus (Compendium religionis
Christ, 1693), dessen Verfasser sich Henricus Ro bar ins nennt,
noch einen: Informatiun davart ls' principals puoncks da nossa
Christiauna religiun . . . missa giu tras Peder Danz (Schuls 1699),
endlich noch einige religiöse Sachen, die aber mehr geistige
arbeit darstellen:
Johann Justus Ander, Speculum Christianum, dazu
einen Spejel Christiaun zum singen eingerichtet. Celin 1681.
Johann Martinus, Philomela; Quai ais Canzuns spiri-
tuales, Tschlin 1684, im 18. Jh. in Zürich, Schuls und Chur
wieder aufgelegt; Decurtins bringt s. 600—630 proben daraus.
Mit Andreas V. Rauch gab Martinus 1693 in Zürich heraus:
Abyss dal'reternitat in 3 cudeschs. Our da divers authurs clet
insembel.
Matthias A. Bisatz, prediger in Cierf, verfasste Medita-
tiuns saenchias . . . trattas our dalas medit. D. Joh. Gerh. Theol.
D. p. m. Et denovo vertidas in Romaunsch, Zürich 1686.
Approbation von Toutschius.
Jakob Zaah, Clinoet spiritual, our da probats authurs
in Romansch verti, Strada 1691 (und 1733).
Jacob Dorta ist der Verfasser des Fttment spiritual,
der 1696 und 1758 in Schuls gedruckt wurde, und Jacob
342 Rätoromanisches Schrifttum.
Henric-Dorta nennt sich der Übersetzer von: La vusch da
Dieu. Oder soincs discuors. Originalmang scrit in la lingua
Inglesa tras Richard Baxter. E l'hura tradtit in Franzees
Mo huossa our d'il Franzens verti in RumaDSch. Schuls 1700.
Das 18. Jahrhundert.
Kaum auf diese höhe der literarischen fruchtbarkeit ge-
kommen, bleibt das Unterengadin bis über die 30 er jähre des
19. Jahrhunderts hin ungefähr auf gleicher höhe und auf das
gleiche fach beschränkt. Der erwähnung wert ist etwa die
Trommeta spirituala per excitar tots dormenzats pecchiaders,
in special Quels chi dormen in Baselgia & chiasa da Deis.
In nos Romansch tschantä da Conrad. Riola, Strada 1709.
Der grundgedanke ist s. 47 ausgesprochen: Usche es la pauca
temm & reverentia da Dieu, chi s'fä vaira cun dormir, intant
chial plsed da Deis vain prsedgia, ilg principi da totta Nardä.
Samson per pudair durmir lom stin '1 ravuolg da sia Delila,
perdett sia vitta; usche quels chi dormen in Baselgia, stin '1
ravuolg dalla iufernala Delila, perden corps & Ormas. (vaira
sehen; nardä narrheit; lom weich; ravuolg schoss.) Drei auf-
lagen hat erlebt der Zardin da l'orma fidela, da Ulrico
de Salutz, Chur 1711 (Schuls 1764 und 1791). Mit dem eben
genannten Riola gleich muss der prediger in Sins (Sent)
Conradinus Riolanus sein, der ein märtyrerbuch tibersetzt hat:
Martyrologium magnum, oder il cudesch grand deis Martyrs . . .
Primö stat tschantä in Frances dapo in Todaischk, & huossa
in noss Romansch verti. Strada 1718. Endlich nenne ich noch
Ils Psalms de David, segond melodia de A. Lobwasser. Sco
eir otras tisadas Festales, & Spirituales Canzuns .... tuot com-
ponti & miss in rima volgare. Tras Valentin de Nicolai,
Minister della Baselgia da Christi a Vettan. Schuls 1762. In
der langen Prefatiun spricht er unter anderm von Duri Cam-
pell Minister a Susch, Jachian Vuolp da Ftan, Lurainz
Viezel de Zuotz und Jachen Grass Minister ä Prez n'il
Heinzenberg. Über seine eigene übersetzerarbeit sagt er:
Ouravant tuot es stat mia chtira da m'exprimer con ils plti
propris pleds dal Spiert S. il sensu dal quäl (la libertat sä
ogni ün co saja als Poets necessaria) fidelmaing da metter
avant m'hai flisagiä, lhura m'hai eir inservi di talas expressiuns
2. Das Schrifttum in Graubünden. 343
chi hagien ün passabil transit pro qualunque dialect da noss
Engadina. Zu den in ganz Engadin gangbaren Wörtern scheint
er besonders die unbedenklich herangezogenen und neu ge-
bildeten fremdwörter gerechnet zu haben. In den dichtungen
ist das übel geringer; zuweilen aber kaum zu vermeiden, wie
z. b. im psalm 150 (2. hälfte):
Con ün sunn da Trombeta,
Con Butatschs chi strasunan,
Con Citras ch'tin sdaletta,
Con Flceta con Posauna,
Tuots quants chi havais vit'e fla,
Con Orgels dad tin dutsch sun,
Con Cimbals d'amabel tunn,
II Segner quia celebrä!
Aber das fremdwörterunwesen ist gerade im Unterengadin
— in den btichern — am grössten. Selbst Jakob Anton Vul-
pius hat in seiner Historia Raatica translatada et scritta in
lingua vnlgara ladina (1705, hg. von Conr. v. Moor, Chur 1866),
von der der herausgeber rühmt, sie „mischt mit äusserst ge-
ringen ausnahmen keine fremden worte ein", Sätze wie (s. 13):
Anno 784 ais succedti Tello, l'qual ha restaurä da fuond sü
la claustra da Tisentis, siond quella ruvinada dals Saraceners.
El dess eir havair sedifichiä la baselgia dal Vescovat da Coira.
(Da fuond sü = von grund auf, el dess, d. i. debuisset, in dem
sinne von dicitur.)
Wie im Oberengadin hat man auch hier predigten drucken
lassen; s. Böhmer zu den jähren 1720, 1722, 1725, 1750, 1761,
1763 (dreimal auch noch im 19. Jahrhundert). Mehr prediger
als praktischer ratgeber ist auch der Verfasser [A. R. Porta]
der Reflexiun8 cristianas sopra Tincendi da Ftan arrivä la not
del ^ Avril 1794 a desegn special da consolar & instruir 'ls
Incendiats .... 1795.
Als geschäftssprache das Unterengadinische zu verwenden,
fällt niemand ein; daher wird auch von keiner fibel, keiner
Sprachlehre gemeldet, bis endlich 1744 ein büchlein erscheint
unter dem titel: „Der die das oder Nomenclatura ..." und
1770 (auch in Schuls): „Nomenclatura Romanscha & Todaischa",
344 Rätoromanisches schrifttnm.
diese von Jacomo v. Cappol. Nicht religiös ist nur noch die
Chronica Rhetica da Nott da Porta, Schills 1742.
Das 19. Jahrhundert.
Die religiöse literatur nimmt ein wenig ab, dagegen
fängt man 1820, und mit grösserer Verbreitung in den 40er
jahren an, das Unterengadinische in weltlichen Schriften zu
gebrauchen. Von den drucken der ersten art muss genannt
werden: die 3. und die 4. aufläge des N. T. (1812 und 1836),
die 5., in Frankfurt erschienene aufläge (1867), der die von
An de er und Vital durchgesehenen Psalms da David, tradüt
in Romansch d'Engiadina Bassa, beigegeben sind, und die
6. aufläge (Köln 1867), die von der Bibelgesellschaft mit dem
A. T. zu einer ganzen Biblia vereinigt sind. Der genannte
pfarrer Justus An de er hat auch veröffentlicht: Ils reformaturs
Luther et Zwingli, Schuls 1845, und: Biografla da Filipp Galli-
cius, reformatur Grischun, composta da Leonhardi, vertida . . .
Chur 1878.
Als spräche des gewöhnlichen, öffentlichen lebens tritt
das Unterengadinische, soviel ich sehe, erst 1820 in einer art
kalender auf: Tabla festala chi mossa ils temps dellas festas,
von N. J. Vital. Dann folgen 1822 die Statuts della societad
d'ajüt per ils Grecs, von 1822 ab verschiedene kalender, 1827:
Representanza fatta d'un baur als seis convaschins da Schuls
per l'instituziun d'tina schola comüna, von Marchi, 1831: Pro-
clam concernente il melioramaint dellas scoulas d'Engiadina-
bassa, v. Joh. R. a Porta, 1842: Constituziun del comtin da
Zernetz, 1844: II ami del contadin contenant l'agronomia pel
Romansch -Grischun, 1847: Ledscha davart l'execuziun per de-
bits usw. Diese art u.-eng. Schriften nimmt aber nicht zu.
Für die schule erscheint 1818 in Luzein (1831 in Chur)
der Magister amiaivel, von A. R. Porta in Fettan: fibel, viele
lesestücke, auf s. 144 (der 2. aufl.) heisst es dann: Imprendai,
chars mattets, eir tudaisc; quai es tin bei e ntizaivel linguach.
Darauf folgt einfach das ABC in frakturschrift und sofort
deutsche texte in gebundener rede. 1840: Cudaschet chi con-
tegna ils prtims principis nel bustabgiar et leer, von Joh. Ulr.
Vital, und 1841 fängt die Societa per la megloraziun dellas
scolas publicas ihre Veröffentlichungen an.
3. Das Schrifttum in Tirol. 345
Die weltliche dichtung ist von 1835 an durch Über-
setzungen von geschichtchen vertreten.
Zeitungen gibt es nicht wenige:
II republicano, Strada 1843.
L'Aurora d'Engiadina, Strada 1843 f.
Gazetta d'Inngiadina, Strada 1852 — 1854.
L'Utschella, Strada, dann Schuls, Chur, 1867 f.
L'Engiadina, Strada 1868 f.
Posta d'Engiadina, Chur 1871 f.
II Progress, Strada 1871 — 1876, dann noch einmal
Strada 1877, und wieder Schuls 1880—1882 und
1882 ff.
(S. auch oben s. 333 La dumengia saira, s. 323 II novellist.)
Medizinisches enthält: Premi per la discoverta dellas
vairas virolas prseservativas vi da vacchias, Chur 1834, und:
Cudesch d'instrucziun nel art ostatrice, tibersetzt von Mart. Just.
Andeer, Chur 1850. Landwirtschaftliches: Catechismo agrario,
Schuls 1844 (?).
Wer sich auch mit ungedruckten Schriften der Graubtindner
befassen will, wird durch die Chrestomathie von Decurtins
befriedigt werden, die ja auch aus den drucken reichlich
proben bringt. Auch anderswo sind handschriften aus dem
romanischen Graubtinden veröffentlicht, vier oberländische von
Decurtins im Archivio glott. italiano VII, 149 — 364; Ascoli
hat daran wertvolle Annotazioni über biegung und Wortschatz
des Oberländischen angefügt (s. 426 — 602).
3. Das Schrifttum in Tirol.
In Tirol hat die reformation keine Schriftsprache und
kein Schrifttum ins leben gerufen; es hat auch sonst keine
gemeinsame idee einen geistigen Zusammenhang zwischen den
romanischen tälern hergestellt. Wo in schrift oder druck eine
der mundarten angewandt wird, da geschieht es von freien
stücken, ohne das verlockende beispiel einer nachbarmundart,
wenigstens nicht einer rätoromanischen. Wir brauchen nicht
nach der zeit der ersten Verwendung als Schriftsprache zu
ordnen, sondern gehen einfach die gewohnte reihe der täler
346 Rätoromanisches Schrifttum.
nach Osten hin ab, um aus ihnen die spärlichen literarischen
versuche aufzulesen.
A. Nonsherg.
Die mundartliche literatur dieser gegend hat den Cha-
rakter der modernen italienischen dialektdichtung: man bedient
sich der mundart vorwiegend in gelegenheitsgedichten zu ehren
einheimischer personen. Die liebe zur engeren heimat, beim
publikum so sicher vorauszusetzen wie beim dichter selbst,
verleiht dem gedieht einen höheren wert; überdies ermöglicht
die heimische mundart mehr und packendere scherze als die
feierliche bttchersprache; und endlich schneidet man so den
kritikern von vornherein die vergleichung mit den grossen
klassikern ab. Unter dem schütze der Volkstümlichkeit wagt
sich mancher auf den rednerstuhl, dem die bttchersprache nicht
geläufig genug wäre. Der volkstümlichen spräche entspricht
freilich nicht immer die sonstige form solcher dichtungen,
z. b. nicht der ältesten, die man im Nonsbergischen kennt:
IN OGGHIASION CHE VA AL POSSESS DEL PRENCIPAT
DE TRENT, Con en gust ed la gent che mai pü tant SO
AUTEZZA KEVERENDISSIMA BONSIOR PIEDER MIGH1EL
VEGILI GIAMBATTISTA VETTOR DEI CONTI ED CHIA-
STEL THONN PAMFOLEGHIA EN LENGVA NONESA. Trient
1776. Seine hoheit den grafen Thun wird das unterhalten
haben, aber das volk selbst, das die mundart sprach, wird
nicht alles verstanden haben — auch wir könnten einen
kommentar brauchen, wenigstens sachliche erklärungen, wie-
wohl wegen der sonderbaren Schreibung auch von sprachlicher
seite Schwierigkeiten hinzukommen. Man findet das ganze
(726 verse) in Böhmers Romanischen Studien III (Nons-
bergisches s. 1 — 84). Ogghiasion wird wohl otyß&ön zu lesen
sein (vgl. chiastel d. i. txast$l); das volk aber dürfte, wenn es
das schriftitalienische occasione kannte, oJcaz'öw ausgesprochen
haben, und die form mit t% (gghi) ist dann nur zum schein
nationalisiert. Man erkennt in solchen Schriften oft das streben,
sich von der Schriftsprache recht zu entfernen; dabei tut man
der mundart zuweilen gewalt an, ein andermal trifft man in
diesem sinne nur die wähl zwischen zwei mundartlich richtigen
ausdrücken. Der entgegengesetzte zug, die Verfälschung der
3. Das Schrifttum in Tirol. 347
mnndart durch formen, Wörter und Wendungen einer Schrift-
sprache, macht sich hier viel seltener bemerkbar, als in Grau-
bünden, wo die mundart in allem ernst zur Schriftsprache zu
erheben war; hier wird nur getändelt, gescherzt — pamfoleghia
verstehe ich wenigstens als bamboleggiato. Ob die entstellung
des Zeitwortes zu pamfolegiar schon der mundart angehörte,
oder erst dem scherzenden dichter, weiss ich nicht. Dasselbe
gilt von Bonsior für Monsignore. Sicherlich erst dem dichter
zuzuschreiben ist die scherzhafte betonung Nonesi statt Nönesi
im reim mit Giudicariesi (vers 278). Zum Verständnis des titeis
werde ich vielleicht noch sagen müssen, dass „en" der artikel
uno ist und „ed" die präp. di. Unterschrieben ist die Schrift
mit einem decknamen (Nardoleo Circio). Aus derselben zeit
sind noch zwei dichtungen erhalten:
PER ESSER DEVENTÄ VESCOU E PRENCIP ED TRENT
E MARCHIES ED CHIASTELLARA & C. EL SIOR CONT
CHIALONEGH PERO DE THUNN Chiantada sclett per Nones,
dedichiada Ai Conti ed Thunn. [Trient 1776.] Am schluss
heisst es, dass „Dottor Siel da Cles" diese Nonesada gemacht
habe. Dieser Canonicus Thun wird immer Pero genannt,
während jener Monsignore Pieder hiess. Das zweifelhafte wort
ochiasion ist nicht angewandt, dafür ein infinitivsatz (mit Sub-
jekt!), der gewiss nicht volkstümlich ist, und ein jenem wort
ebenbürtiges dedichiar. Das gedieht ist etwas leichter zu ver-
stehen als das erste; die Schreibung ist nicht ganz dieselbe.
Auch das dritte besingt das haus Thun:
PER LE NOZZE DEL SUR CONT MATTEO ED CHIA-
STELL THUNN COLLA SIORA CONTESSA MARIANNA ED
SINZENDORFF NONESADA Dedichiada al Sur Cont VEGILI
ED THUNN. Trient 1777. Im gedieht wird der grafenname,
wie im ersten gedieht, Thonn geschrieben, oder Thon und mit
Vall de Non, chianzon u. dgl. gereimt, aber auch mit adun
(im ersten auch mit Comun; das zweite ist bis auf den schluss
reimlos). Im letzten (158.) vers nennt sich der dichter: „el
Siel da Cles". Eine familie Siel (ital. Sielli, lat. Siellins ge-
schrieben) hat in Cles bestanden, wie Herr Dr. L. Oberziner
in Trient gefälligst mitteilt. Diese drei drücke aus dem 18. Jahr-
hundert und einige nonsbergische handschriften ans dem 19.
druckt Böhmer im 3. bd. der Rom. Studien ab.
348 Rätoromanisches Schrifttum.
Mehr als ein halbes Jahrhundert später regt sich wieder
die lust in nonsbergischer mundart zu scherzen. Am eifrigsten
istJosefPinamonti. Von ihm ist El peuver balos (der arme
schlucker, 1839) und eine längere dichtung: Le strade e i ponti
de la val de Non. Comedia d'un sol atto e d'una sola sena
(Trient 1835). Nachdem die leute viel für und wider die an-
legung von Strassen und brücken gesprochen haben, triumphieren
diejenigen, die dafür waren; „el sior gioven" macht den be-
schluss singbar, damit er von den mädchen verbreitet werde:
Strade e ponti sarä fatti
A despet de ci no vol;
I vorruou sti pouri matti
Che 'n rompessen giambe e col.
5 Ei, se i vuel stentar, patroni!
Noi sen stufi ed spantegiar,
Nö, no sen pü si mincioni
Da far vite da crepar.
Noi per far i fatti nossi
10 Volen nar de cä e de lä
Senza val, e senza dossi,
Tant d'invern come d'istä.
Oh, che godio, che allegrla
Che'l serä per sposa e spos
15 El giatarse en compagnla
Su i bei ponti sora '1 Nos!
Oh, che gusto per sti putti
Poder esser en t'un saut
A donar o fiori o frutti
20 Senza tema 'd fred o'd ciaut!
Oh, che bei i dl de festa
Dopo besper nar a spas,
Nar da chela, nir da chesta
Senza mai dar en t'un sas! Usw.
Anmerkungen. 2 de neben ed (6), wie vol neben
vuel (5). — ci, ital. chi, s. s. 220. — 3 vorruou mit uo, vuel
3. Das Schrifttum in Tirol. 349
mit ue; in Corredo spricht man, wenigstens heutzutage, beide-
mal uo aus, in Tres beidemal ue (vgl. s. 253 und 158). —
5 patroni: so steht es ihnen frei. — 6 spantegiar keuchen,
sich abmühen (pantex?). — 7 mincioni tosk. Schreibung der
ven. ausspräche des bekannten Wortes. — 9 nossi unsere. —
15 giatar finden. — 16 Nos der fluss Noce; reimt mit sposo. —
18 en t'un saut in einem sprung. — 20 ciaut tosk. Schreibung
der nonsb. ausspräche des Wortes calidum. — 22 nach der
vesper spazieren zu gehen. — 24 ohne sich je an einem stein
anzustossen.
Wieder um etliche jähre später errang Peter Sgara-
muzza einen ruf als nonsbergischer dichter. El Nones zivi-
lizza (Trient 1862) wird oft genannt; dieser druck ist aber
nicht nonsbergisch, sondern der Nonsberger hatte sich da noch
weiter zivilisiert: er spricht schon ganz die ven. mundart des
südlichsten teiles von Tirol. Böhmer hat von dem Verfasser
selbst erfahren, dass die dichtung ursprünglich nonsbergisch
abgefasst war, und zwar in der mundart von Cles, die übrigens
ohnedies schon mehr venezianisiert ist als die der minder
wichtigen orte des tales; im 3. bd. der Rom. Stud. s. 44 — 46
sind einige verse der 1. fassung abgedruckt. Ich setze 4 verse
hierher, daneben dieselben nach dem drucke:
Ms. 1860. Druck 1862.
Anquei, compare, le San Sil- Ozzi compadre le Sam Sil-
vester; vestro,
Fuer cia velada, '1 gile 'd man- För la velada '1 zile 'd man-
zester, zestro,
Volen far festa, e farge Volem far fraja, e farghe
onor; onor;
Perce dei veccli le '1 pro- Perche dei vezzi le '1 pro-
tettor! tettor!
Die nonsbergische muse verstummt allmählich. Es ist
noch Johann Manincor zu nennen (s. Böhmer im Verzeichnis)
und Dr. Sicher. Eine dichtung von diesem ist von Dr. Carlo
Ossanna im j. 1884 mit erklärungen herausgegeben worden:
Nozze De Eccher-Raich Mezzacorona 1884 (Trient, Scotone
350 Rätoromanisches Schrifttum.
e Vitti 1884). Dall'Isola 't Sardi en mez al mar, lontana
rnez dl da ciasa del Diaol, mandi [sende ich] sta snonesada
all'amigo Don Beppo da Sfruz. Der Hg. bemerkt dazu: Questa
lettera fu scritta dal defunto Bartolo Dr. Sicher nel Feb-
braio 1874, pochi mesi dopo la sua nomina a professore nel
R. Liceo di Sassari.
Jetzt haben wir das Etschtal zu überspringen. Im süd-
lichsten teil Tirols wird ein Venedisch gesprochen, das sich
vom Venezianischen besonders durch drei merkmale unter-
scheidet: durch den konsonantischen auslaut, das auslautende
m für n nach betonten vokalen und durch le für xe (lat. est).
Rovereto hat vom ende des 18. Jahrhunderts bis in die mitte
des 19. nicht wenig gedichte in diesem „dialet de Rovre"
geliefert. Hier als beispiel ein gelegenheitsgedicht von Dome nee
Ravagn d'Isera auf Don Beppo Bergamin de Usolengo nel
finir con frut el so Quaresemal en la parochia de Isera
Tarn 1808.
No go mai fat Soneti en vita mia,
E pur sta volta voi tentar de farlo,
E se credes ancora de copiarlo,
Pos dir almanc, che ho scrit de poesia.
Fazzo l'osto, l'e vera, e'n casa mia
Go pu bocai che libri: raa se parlo
Quande el cervel arrivo po a scaldarlo,
Parlo en rime e'n latim de fantasla.
Donca su alegri; e za che se sl dot,
Sl bom da predicar, e far profit,
Receve sto Sonet benche el sia zot.
Cognosso, che nol ga revers, ne drit:
Ma varde el cor sencer, che l'ha prodot,
E prim di criticarlo chi l'ha scrit.
Später hat sich die spräche Roveretos noch reiner ge-
staltet; die auslautenden -m für -n sind in Südtirol in
abgelegene orte verdrängt. Der alte dialet de Rovre ist ver-
stummt.
3. Das Schrifttum in Tirol. 351
Auch Trient, das sich durch die lombardische ausspräche
von u und Ö wie ü und ö auszeichnet, verliert an eigen-
türnlichkeit; es hat übrigens nie so fleissig in der mundart
gedichtet wie Rovereto. Als beispiel will ich ein stück aus
dem kürzlich erschienenen btichlein von G. Mor anführen:
Figaro su, Figaro giü! Collana di 100 sonetti in dialetto
trentino. Trento 1907. Im 31. Sonett hat sich der barbier
entschuldigt, dass er wegen der fremden kundschaften auf
sein schild „friseur" gesetzt habe; daran knüpft das 32.:
Del rest nö'l creda miga che '1 Cuce'ti
nö l'ama '1 so paes. Eh nö, siö>: qu^sta
la scarto. G'averö tuti i difeti,
ma questo nö; ghe fazzo 'na protesta.
El so che s£m taliäni neti e s-cieti,
e i lo sa anca '1 me Carlo e la me Ernesta,
perche', ghe devo dir, g'hö dö fioleti
che i tira tutt dre a mi pie'ni de testa!
Gh'e spezie pö '1 me Carlo, che a dretiira
l'e 'n möstro per inzegno, . . . en talentön!
Lu '1 g'ha 'na sl magnifica scritüra,
e'l fa sl nett le so composiziön,
che pe'nso ch '1 ghe 'n sa 'n literatüra
man a man cöme '1 Dante a la staziön!
(Das Dantestandbild am Trienter bahnhof.)
Der untere teil des Avisiotales gehört gleichfalls sprach-
lich zu Venetien und hat sich auch die lomb. ü und ö ange-
wöhnt. Das Fleimserische (fiemmazzo), das bei Cavalese ge-
sprochen wird, nicht das bei Predazzo (predazzano), beschreibt
ein ungenannter in einer hs. aus der ersten hälfte des 19. Jahr-
hunderts (Museum Ferdinandeum in Innsbruck) ziemlich genau.
Aus dieser und einer ähnlichen kürzeren hs. über diese mund-
art ersieht man, dass in den letzten 70—80 jähren das Venedische
reiner geworden ist. Die handschriften lehren noch : gesa (kirche),
spaner (ausbreiten), vener (verkaufen), fradie (brüder), t'es (bist),
ameda (tante), aissuda (frühling), formen und Wörter, die jetzt
nur noch in Predazzo, Moena oder im Fassatal fortleben,
352 Rätoromanisches Schrifttum.
während man in Cavalese sagt: tseza, spandejr, vender, fradej,
te ses, zia, primavera.
B. Fassa.
Aus diesem tal weiss ich nur ein einziges gedrucktes
gelegenheitsgedicht anzuführen. Christian Schneller hat im
jähre 1864 davon eine abschrift genommen und mir diese vor
einigen jähren geschenkt. Darnach ist der titel:
'N occasiong che '1 reverendissem preve Don Valentin
Partei toi posses della pief de Fassa '1 di de sen Xang
de Xugn del 1856 'na tgiantzong per la xent bona. (Rovereto
1856). Motto: Oves meae audiunt vocem meam. Mie fede
scouta mia os. Sen Xang X, 27. Das gedieht hat 30 Vier-
zeiler und fängt so an:
Stasong algegress! ting, tong, tang,
Tirä polit chelle tgiampane!
Pum pum pum pum — Sbarä par Diane,
L'e 'n piovang nef e l'e sen Xang!
Voi orghenist sonä su beng!
Prest clarinetg, flautg e subiotg
Tree! Tombre, bombardogn, fagotg
Soffiae it, par di de leng!
(fen Xang, Sioffiae sind druck- oder Schreibfehler,
hier richtig gestellt; it = intus.)
Unterschrieben ist: Chel preve de Zepong; Schneller
fügte in klammern hinzu: Brunelli.
Darauf antwortet dann ein gedieht von 42 Vierzeilern,
von dem ich nicht weiss, ob es gedruckt worden ist. Der
titel lautet in der hs., die ich wieder Schneller ver-
danke, so:
L Viva della sagra de Moena, e la critica del preve
de Valantin contra la cianzon, fatta dal preve de Sepon in
occasion del posess de Don Valantin Partei, che ha tout
della Pief de Fassa el di de Sen Sang de Sugn del 1856.
Dieses hoch vom kirchweihfest von Moena, das zugleich eine
kritik des vorigen gedichtes enthält, gehört vielleicht noch
demselben jähr 1856 an. Nachdem an der tafel im pfarrhaus
3. Das Schrifttum in Tirol. 353
von Moena „ora per Talian, ora valeh per Todesch" geredet
worden war, bringt der dichter „per Fassang" ein hoch dem
dekan von Ciavaleis (Cavalese) aus, dann dem von Fassa,
dem kuraten von Moena, dem langen kaplan, dem schwarzen
doktor usw. und fährt so fort:
Oho adess amö viva el preve de Sepon
Che ai pares Fasseng
Per auter bong Cristieng
La fat na curiosa cianzong.
La scomenza cosi;
Stasong agliegres! Tin, ton, tang,
Come e senti.
Che l'ha scrit per Fassang. Usw.
Anmerkungen. Amö noch. — Sepon (im druck: Zepong)
Josef, Sepp. — Fasseng, d. i. faseny oder faseny, plur. von
Fassang, d. i. -an. — per auter übrigens. — stasong 1. p. plur.
von stare. — come e senti? Man würde aede sentü er-
warten.
Der Dichter des ersten gedichtes verlebte seine letzten
jähre als kurat in Greden, hat aber in seinen zwei späteren
dichtungen auch wieder seine heimatliche mundart verwendet.
Die eine heisst:
Grottol ossia dialoghi e scene pastorecce in Fucchiada
di Soraga. Trient bei Monauni, o. j.; es ist 1883 gedichtet,
wie aus dem ausdruck „ehest an 1883 ai 14 de xene" (s. 24)
zu schliessen ist. Rifesser schrieb mir auf meinen abdruck
hinzu: „Composto da Don Giuseppe Brunei di Soraga in
Fassa, Curato a S. Udalrico in Gardena" (gestorben am
6. april 1893). Das kleine büchlein von 25 Seiten ist, ebenso
wie das folgende, sehr zu empfehlen — dass darin die
Deutschen nicht gut wegkommen, ficht uns nicht an. Die erste
szene fängt mit einem Volkslied an:
L'aga frestgia e la polenta
L'e la speisa del pastor
Col bong temp '1 se contenta
E l'e dut de bong umor —
Gärtner, Bätorom. spr. u. lit. 23
354 Rätoromanisches Schrifttum.
L'aga frestgia e la polenta
L'e la speisa del pastor —
Canche 'l pief e canche '1 venta
L'e dueant de mal umor.
»
Die Schreibung ist ähnlich wie 1856 (x = i), aber mit
etwas mehr folgerichtigkeit angewandt. Eine kleine rolle ist
in einer ven. mundart geschrieben. Das andere schriftchen,
nur um wenig grösser, heisst:
I Pittores, commedia e atzetta (lies: commedia catzetta,
d. i. oberfassanische k.) in tre atti. Trient, Monauni o. j. Auch
ohne namen: der Verfasser hielt es wohl nicht für passend,
seinen namen unter Schriften von so derber Volkstümlichkeit
zu setzen. In der volkswirtschaftlichen vorrede spricht er
„in Brach", d. i. unterfassanisch, seine eigene mundart, nicht
catzet.
In der letzten zeit wird manchmal eine politische flug-
schrift in Innsbruck gedruckt und im tal verbreitet. Das blatt
„De le scole fasane" (1906) fängt so an:
0 let la lettera averta de i preves fasegn e son restä
de sas a veder, che chis siniores preves i fas politica con la
religion per tegnir i pöres fasegn sot le sgrifie de la irredenta
contraria a la nosa nazioualitä fasana ladina, contraria a la
nosa patria tirolese e contraria al nos augusto imperator. Per
ehest cogne proprio far dotrei osservazion.
El sugo de dute le ciaeole de chis siniores preves le,
che per la felicitä de i fasegn basta saer ben la religion,
e saer dalvers el talian, e che l'imparar el todesk le la ruina
de Fasa e de i fasegn.
Patriotc! aede mai sentü na asenada piü grana che
chesta? e peisi proprio chis siniores preves, che fosane amö
a chi tempes, che i fasegn cherdea a le strie e a le brego-
stane? Chi tempes i e pase, e speron che no i retorne piü.
Unterschrieben ist Un fasan che ama de chör la patria
fasana.
(0 let = ich habe gelesen; de sas versteinert; pöres
arme; cogne ist es nötig; asenada eselei; peisi denken sie;
fosane wir wären noch in den zeiten . . .; bregostane wald-
hexen.)
3. Das Schrifttum in Tirol. 355
C. Greden.
Heitere dichtungen hat man in diesem tal nicht der Ver-
öffentlichung wert gefunden. Es sind nur zwei drucke in gred.
mundart bekannt, beide ernst und beide ohne Jahreszahl und
ohne autorennamen in Bozen gedruckt. Die erste erschien
(nach Böhmer) vor 1815:
LA STACIONS 0' LA VIA DELLA S. CROUSCH che
cunteng de bella cunschiderazions i urazions. Metudes dal
Talian tel Parle de Gördeina. BULSAN, stampä pra Carl
Giusep Weiss. Also eine aus dem Italienischen übersetzte
kreuz wegandacht ; der Übersetzer heisst Peter Runggaldier
aus Kristein (S. Cristina), ein Priester, im j. 1815 gestorben.
Die Schreibung schwankt; Italianismen in grosser zahl, wie bei
dem gegenstände zu erwarten ist. Das schriftchen ist bei
Böhmer (Rom. Stud. III, 88 — 92) vollständig abgedruckt.
Ungefähr in das jähr 1865 fällt der andere druck:
'Nsegnament per la Soventü de Merch Töne Muret.
(Gardenice — per Gherdeina). Es folgen zwei motto in
lateinischer spräche mit der Übersetzung ins Grednerische, dann
107 gereimte lange verse (zeilen). Der Übersetzer Murets,
Joh. Aug. Perathoner war im j. 1878 kooperator zu Kristein.
Er bedient sich ungefähr der Schreibung des aus dem Fassatal
gebürtigen Verfassers des verdienstvollen buches über Greden:
„Gröden, der Grödner und seine Sprache. Von einem Ein-
heimischen" [J. A. Vian], Bozen 1864. Perathoner beginnt,
wie folgt; ich stelle daneben die von Rifesser vorgenommene
und von mir nach seiner ausspräche niedergeschriebene Ver-
besserung:
Finehe t'jes soun, o fi, sibbes fin ke t'ies zoun, o fi, sibes
attent a mi duttrines, atant a mi dutrines,
Tegn 'les tel euer, coi fatg mo- tanye-les t'l kuer, ku i faty mo-
str'les, fiöch'la vita tu fines. stre-le3, fiia ke la vita tufines.
DaD ' 1 dutt reccördete d'unore dan 1 dut rek^rde - te d ' uner$
Die, y'l pere y l'oma, die, i 1 p^re i l'oma,
y pö anche chei, che 'mpö i pQ ntye ka1 ke mpe d'a"
d'ei la natura te dona. la natura te dona.
.. .. •• , ..
Schiva la bausla, chesta porta skiva la bonzia, kasta pQrta
dann y nia de bon, dan i nia de boo.
23*
356 Rätoromanisches Schrifttum.
Ti fai confessa sinziermenter, ti fai kunfesa sintsiermanter,
y prest ares perdoB. i pra§t artjs perdön.
Andere texte sind bei Vi an (und in meiner Gredner Mund-
art, Linz 1879) gedruckt; daraus verdient hervorgehoben zu
werden La vödla mutta (die alte Jungfer), als ein gedieht, das
gut bekannt war. Die fassung, in der ich sie kürzlich von
herrn Wilhelm Moroder bekommen habe, weicht übrigens
von Vian stark ab; lied und weise soll von Mathias Ploner
im j. 1828 erdacht worden sein. Derselbe hat 1829 auch
einen Vödl mut gedichtet, der aber noch nicht gedruckt ist;
ebensowenig sind es andere dichtungen von ihm. Er war in
Kastelrut und in Brixen organist.
D. Gadertal.
Hier fühlt man seit langem das bedürfnis nach einem
katechismus in der mundart des tales. Ein kleiner versuch
liegt in einer hs. aus dem jähre 1836 vor; es werden darin
die 10 geböte und die 7 Sakramente erklärt. Ich wähle zwei
stellen als proben, wo die italienischen fremdwörter nicht gar
so sehr die einheimischen Wörter überwiegen:
.... 11 secondo Comandament proibas il profane il nome
di Dio. Sotto '1 nome di Dio intanong: 1. dutg i nomi ch'ang
da a Dio. 2. Luss sagrä. 3. Persones sagrades, e 4. Robes
sagrades. II nome di Dio vang profane: 1. Con dutg i pitgiä.
2. Con les blastames maledisions, imprecazions, e con desprisse
Iddio, la vera Religion, i Santg, e i Angioli. 3. Con de sora-
ment senza necessite, o falsamente. 4. Con ne mantegni nia
i votg fatg a Dio. 5. Con pronunzie e'l nome di Dio, di
Angioli, e Santg zanza bosangn, o rispett e riverenza. 6. Con
matte fora la parola di Dio, les perdiches, e dotrine falsamente.
II secondo Comandament comana de santifiche '1 nome di Dio,
del onore, e rispette, e del pronunzie con rispett e riverenza.
II nome di Dio vangn santifiche, e onore: 1. Canche ang con-
fessa senza paura da sent, publicamente il nome di Dio.
2. Canche ang praia Iddio della sua grazia nei bosaingns
del corp, e dell'anima usw.
II matrimonio da castes grazies: 1. La grazia santificante
vang maju. 2. Dale la grazia speciale, che i maridä posse
3. Das Schrifttum in Tirol. 357
vive in tel matrimonio santamente. 3. Dale intge la grazia
speciale ai marida, acciocche ai posse tra sü les creatures in
tel timor di Dio.
Das a in proibas, blastames, zanza, bosangn, matte, vangn,
eastes und die plurale auf -ä, wie sagrä, pitgiä, maridä zeigen
sofort, dass die mundart dem oberen teil des tales angehört
(Abteier).
Die spräche enthält tiberflüssige italianismen. Und doch
Hess sieh das bedtirfnis nach einem solchen buch nicht ab-
weisen: auch heute noch leidet dort der Schulunterricht unge-
mein daran, dass die kinder zwei fremde sprachen lernen müssen:
die deutsche, weil sie ihrer im leben bedürfen, und die
italienische, an der die geistlichen noch immer festhalten, ob-
wohl sie zum bistum Brixen gehören. In Brixen hat übrigens
1743 der bischof Kinigl eine ganz ital. Dottrina christiana
da insegnarsi nella dioeesi di Bressanone drucken lassen. In
den Katholischen Blättern aus Tirol, jg. 1865, liest man s. 453:
„Es liegt der wiederholte Auftrag des h. Ministeriums vor (und
soviel man hört, ist bereits die Arbeit im Gange), den grossen
Katechismus in den ladinischen Dialekt zu übertragen und im
k. k. Schulbücherverlage zu Wien herauszugeben." Ein solcher
versuch, den sich das ministerium im februar 1869 zu ge-
nehmigen vorbehält, wenn die herausgäbe verlangt würde,
wird unter den handschriften der Innsbrucker univ.-bibliothek
aufbewahrt: L Gran Catechismo por les scoles popolares cato-
liches .... Die Übersetzung ist von drei männern besorgt,
Jakob Pitscheider, Karl Maneschg und Putzer, sonder-
barer weise aber so, dass jeder ein drittel übersetzte. Sie
stimmen in der Schreibung nicht überein. Aus dem drittel
Maneschgs bringe ich hier die stelle, die sich mit der ähn-
lichen stelle des eben vorgeführten älteren Versuches gut ver-
gleichen lässt.
D. Qhi proibesc' '1 secundo comandament?
R. 'L secundo comandament proibesc' de profane '1 nom
de Dio.
D. Co profanun '1 nom de Dio?
R. An profana 1 nom de Dio: 1. Cun dut' i pichä;
2. Principalmenter colla blastemma, quan ch'an baja cun dis-
prezzo de Dio, dla vera religiun e de sü Sant'; 3. Cun de
358 Rätoromanisches Schrifttum.
g'orament falz o cenza necessite; 4. Cun rumpe i voti fat' a Dio;
5. Cun nomine '1 nom de Dio cenza necessite" e rispett; 6. Cun
sfalze' la parola de Dio o l'adore malmenter.
D. Qhi comana '1 secundo comandament? Usw.
Der erste dichter ist Cyprian Pescosta; von ihm ist das
"Badiotische Schtitzenlied" vom jähre 1848, das Dicht gedruckt,
aber viel gesungen wurde, sodass es jetzt noch vielen alten
leuten wenigstens teilweise im gedächtnis haftet. Ich habe
es in drei abschriften, von denen die eine vier neue Strophen
umfasst; die zwei anderen, ungefähr aus dem jähre 1860
stammenden abschriften stimmen sehr genau zusammen:
Seu müttufis, tolless la tasha
Stlöp e polvr e 'na flasha
D'äga d'vita o d'buil vin
Marsh bei snell it'al confifi!
5 Lötri da Qhiadura ia
E chi d'Ägort ne da tria
Chi da Selva e Pescü
Öide ai de 'n brao pe 'tl'cü!
Qhiara mo cotagn che sälta
10 Qhin' al möler da Castalta
Da Corvara infifi Marö
Scizzri assä con so bun Pro!
Sein, Lombärtg, rend^sse attira
Che se no, alzuns la mira
15 Con nos stuz, o arfamä
Collette^e al favä!
Nost chiapell della coccarda
Ghela-fossa e blanchia-verda
Alt in aria, e 'n cigufi
20 Un Lombärt, che stlopetuii.
Fora spö, müttuns la flasha
Fora d'östa bella tasha!
Viva, viva Ferdinand!
Viva nos Tirolerland!
3. Das schrifttnm in Tirol. 359
Anmerkungen. Vers 1. sce mitüm (auf, bursche!) mit i
ist üblich; ü ist in der einen hs. erst aus i verbessert. —
tolless, rend&se (13) und collettese (16) sind imperative im
plural mit dem reflexivpronomen. — 4. znel schnell. — 5. Lotter-
buben von Cadore herum. — 6. tria ruhe. — 8. aide geht,
ihnen einen ordentlichen fusstritt zu versetzen. — 9. Schau,
wie viele hinlaufen, sogar der m. von C; von Corvara bis
Enneberg schützen genug mit ihrem guten geistlichen. —
13. zany o. ä. jetzt. — lombqrty Italiener (s. s. 142). — 14. ai-
zuns heben wir. — 15. arfamä, hungerleider (plur.). — 16. pur-
zelt kopfüber; favä, ist das gesteile zum trocknen des bohnen-
strohs, klees usw., ste a fava = auf dem köpf stehen. —
18. ghel-fos, vielmehr fos-gel schwarz-gelb. — 19. tsigim jubel-
schrei. — 22. osta = vostra.
Derselbe Cyprian Pescosta hat als alter priester ein
begeistertes primizlied gedichtet zu ehren eines jungen ver-
wandten oder namensvetters, der 38 jähre nach ihm dieses
fest beging: Per la Mässa Novella del reverendo Signur Gio-
vanni Pescosta da Corvara, i 5. d'Agost 1879 (in Bruneck
gedruckt). Die erste der 30 Strophen lautet so:
L'arpa oressi incö de Davide,
E söcche al de bi salmi tgiante,
Spo disessi da brao: de ma gnide,
Gnide devotg chilö a scolte;
Söcche Dante tgiante oressi in leinga ladina
De na Mässa novella la Commedia divina.
Ein zweiter dichter, auch ein geistlicher, ist Mattheus
Declara. Sein erstes gelegenheitsgedicht hat er schon 1865
gemacht (und in Innsbruck drucken lassen): In gausiung d'la
Meissa Giubilata d'l molto reverendo signur Don Jaco Gross-
rubatscher; das zweite: In gausiung d'la Messa Novella d'l
M. R. S. Osoupp Freinademez da Oies, zelebrada in Badla,
ai 5 d'Agost 1875; das dritte: In gausiung dies düs Messes
Novelles di M. R. S. Zeno Maring e Alvisio Sopplä, cele-
brades a S. Ciassang ai 5 d'Agost 1878. Aber interessanter
ist eine vierte Veröffentlichung von ihm, auf deren titel er
wenigstens die anfangsbuchstaben seines namens kundtut:
Storia d'S. Genofefa trasportada t'nosc' lingaz daö '1 Canonico
360 Rätoromanisches Schrifttum.
Smid da M. D. Plovang d'Mar&x Prüm über lading. Por-
senü [Brixen] 1879. Er hat die Schreibung darin neu geordnet;
die zeichen, die er anwendet, erklärt er verhältnismässig gut;
die spräche wählt er so, dass auch der Enneberger zu wort
kommt (s. Litbl. f. germ. u. rom. Phil. 1880).
Hier folgt eine kleine probe:
Grof Sigfrid, cavalier de grang Valuta, de sentimentg'
nia basc', e bell de persona, i ha salve la vita t'l muscedöz
d'la battaglia al duca de Brabante, e dopo che la verra fö
finida, eile ste condutt dal duca in propria ciala, e chesc' i ä
5 ceaffe sou 'ng amur desch' ang so fl, e i plta sua fla pur
sposa. Cang ch'el gne '1 de, che Genofefa dö s'ung jl col grof,
ele affliziung e legrimes pur dutt'l ciastell, e pur i contorni,
e sebengn' ch'ella i portä grang amur a chel brao jon cavalier,
ela pou ci ella dutta in legrimes. — Incie '1 Pere lagrimä,
10 cang ch'el 1 ä plengn' d'amur pur l'ultima ota al cour e i djö:
„Va, mia filuola; t'arbandones pere e uma attempä coll'inzer-
tezza de t'udei ciamö na Öta in vita sua; mo Iddi t'sii dagnora
e dlunc to compangn'. Tegnet'l tres prejent al pingsh* e al
cour, sceoucche t'has impare da nos; ne jl mai fora d'les strades
15 santes, ch'l Signur cung sua vita e dottrina t'ha mostre. Se
t'i restes dagnora fedele, nia atramentr, che cina de fengn',
pudungfe nos pungse a te zenza fastide, e stlü 'ng de nousc' oudli
in pesc'." Soung chesc' s' la tira la Uma a se, e dutt scomouta
e dal grang pitte ela appena bona de gnl cung ehestes cat'r
20 parores: „Aieste fortuna, mia Genofefa, '1 Signur t'aecompagne.
0 mi Di! ci ch'el t'aspetta a te ne sai, mo 'ng ri presentiment
me stranc' '1 cour. Pur at'r este dagnora Stada na bona fla,
t'es nosta felizite soulla terra, ne tenes as mai fatt 'ng desplajei:
mantegnete prossa, e dutt jarä bung: e se n'essung plou da
25 s'udei soung chesta terra, ciara de m'arjunje cung bones operes
in Ceil."
Dö ehestes parores s'oji intrami dui verso '1 conte: „Fl",
i diji, „ella sii cung te, el vegne cung te .1 tesoro plou pre-
zioso de nosc' cour —
Strenge gleichförmigkeit ist nicht erreicht, nicht einmal
bei est'r, avei, jl, savei ganz. Die unvermeidlichen fremd-
wörter entnimmt er den beiden nachbarsprachen ohne aus-
schliesslichkeit: grof und conte, rittri und cavalieri, pura und
3. Das Schrifttum in Tirol. 361
contadina gehen friedlich nebeneinander. Viele fremdwörter
wären bei grösserer Sorgfalt vermeidbar gewesen.
Eine besondere stelle nimmt Dr. Johann Alton ans Kol-
fusehk ein. Er war ein grammatiker und handhabte seine
mundart mit etwas willktir. Trotzdem sind von interesse und
wert: 1. Proverbi, tradizioni ed anneddoti [1. ane-] delle valli
ladine orientali eon versione italiana, Innsbruck 1881, 2. Störies
e ehiänties ladines con vocabolario ladin-talian metüdes in rima
dal Dr. Giovanni Alton. Innsbruck 1895.
Endlich dient diese mundart noch einem anderen zweck:
Karl Tammers tibersetzte ein landwirtschaftliches schriftchen
ins Ennebergische, nämlich: Instruziung d'agricultura de J. Sa-
na ek maestro d'agricultura a S. Michiel straportada nel Lading
da C. Tammers capo dla societe d'agricultura de Marö. Por-
senü 1895. Er widmet die erste Seite den leseregeln; er
wendet formen beider teile des tales an, „paroles por Mareo
e paroles por Badiot, desch'al öga" (wie es passt). Die
Schreibung ist leicht verständlich und einfach (ausgenommen
das zeichen sj für s und /), die spräche nach möglichkeit rein
von fremdwörtern.
£. Buchenstein und Colli».
Eine druckschrift weiss ich aus diesem tal nicht beizu-
bringen, aber Schneller schenkte mir einst handschriftliche
auf Zeichnungen aus der gegen d; sie mögen an die stelle der
fehlenden drucksachen treten.
Aus Buchenstein hatte ihm jemand — ich habe leider
nicht nach dessen namen gefragt — einige sagen zusammen-
geschrieben, aus Colle di Santa Lucia eine andere person eine
scherzhafte erzählung, die wahr aussieht. Beides recht gute
aufzeichnungen.
I. Sagen aus Buchenstein.
1. Zacan vivava sun Lasta 'nte na gciesa, ola che le ades 'n
ourt, doi vegle mute che se disava le popaöe, e caste se cher-
dava che le fossa engcie strie e cosl le sava engcie de
profetise che vegnarä 'n temp che la sent se maridarä tan
sovena che i po pa balle 'nte fonrn '1 di della nozza; daspö
le disava engcie ehe vegnara su calle Aurone e che 'nte caste
362 Rätoromanisches Schrifttum.
fossa tan de or, che §isa le ale da Souraruac a sei tö su col
gormel.
2. Aneora al temp da ades se veiga dagnara na lum
10 che va ite e fora per calle Aurone, e se crei che siebe '1
signel den om che ava robe legna e venuda.
3. Davant troc agn lava un de Chierz na novica sa
Ciastel e cosl '1 siva mefo plu oute de not da sta cotela;
ma per sela tö plu enrta, '1 siva dagnara su per mont dalla
15 Court e passava via per sou dell' Oniblie. Na sara fra le autre
passa cast tel su per pre Blaneat, '1 veiga fuoc 'nte na ciasotta,
'1 vol si a s' empie la pipa e a vedei chi che le. 'L va ite e
veiga 'd elap de ai e ale ehe fasava bancat, '1 cognas deme un,
che leva suo compere, e cast je comana de no dl nia a degngn;
20 se no, '1 mosarä morl. Cast sen va davo sua strada e bon,
e le engeie ste bon de se tegni de no di nia de sta roba che
lava vedu a degugn; ma na outa, come che se fes, canche
se D puo beüs, ehe je vegnus de se di cieze sa la Plie, 1 ja
trat cast da de not delongo ntel mus a cast suo compere che
25 leva engeie con chi autri strion sun pre Blaneat chi i fasava
bancat, e co§l se dis chel siebe engeie mort prast daspö e che
fossa ste cast suo compere al fe morl.
4. Can che le '1 temp della fava, se conta ai tosaeg, perg-
cie ch' i no vade a la desfe, del bavaruol. Se dis che la la
30 sua tana 'nte Costa da Voje 'nte na sfassa e che lä na gran
baratta rossa e na gran fauc e chel veu fora a se scone 'nte
la fava per spie i tosagc e per i taje via le giame, se i sisa
nte la fava. Se dis che fes a guze:
35
„Guza, guza ben,
Taja la giama al prum che veng;
Guza, guza mel,
Taja la giama al prum cotel."
Cosi se sprigoleja i tosaeg, che i no fese dan alle fave.
5. Se dis den berba de Foppa che '1 volava savei 'n frago
40 de strionae e ehe labe liet na outa 'nte cieze liber da strionaö
come che se dassa fe a fe vegni '1 diaol. Engeie dal leva
curious de vedei sta roba e cosl '1 sensegna dut cal che '1 dou-
rava, '1 va sulla vara del plevan sotta la Plie, '1 feS na roda
con sue jerbe e con suoi cof che '1 sava tout con al, '1 spetta 'nlo
3. Das Schrifttum in Tirol. 363
che '1 vegne mesanot. Canche V ora dalla Plie bat mesanot, 45
'1 sent 'd rumou dell' orco sud cal boseh sotta cal plaD olä che
leva al. AI se toi debot la vata de padrenostri fora de fonda,
e ite bei debot 'nta mesa sta roda de cof. Chi veighelo a vegnl?
Leva propio '1 diaol, burt conie 'd deinonio, che siva per mez
a dal e a duta maniera '1 lo volava tre fora de sta roda; ma 50
percgie che la roda leva trop grana, no le mei ste bong de
larsonce per '1 podei tre fora. 'L diaol sa beo prove duta la
not, ma canche ja de '1 prum bot colla ciampana dall' Aimaria,
'1 la musü delongo to ca, '1 läse dIo e sen si co neo brao tof.
A cast auter je degorava su le gotte ben grosse e freide dalla 55
poura, e daspö no je encgie no plu vegnü 'ntel cie de fe 'ncora
na outa na tela.
Anmerkungen. Die Schreibung ist unvollkommen. Das
tonzeichen ist oft vernachlässigt, die worttrennung auch zu-
weilen, für 6 laute fehlt ein zeichen. Ausser dem gemeinen a,
wie in diaol, ola, trat, vara, zaean (tsaMn), muss der buch-
stabe a auch den kurzen, etwas dumpfen a-laut wiedergeben,
der an stelle eines e in Wörtern vorkommt, wie al, bancat
(bawJcät), baratta, cast (questo), sara, volava (wollte), dassa
(soll) usw. Offenes e ist gemeint in Chierz, jerba und bei dem
e aus a, wie in berba, compere, cotel, tel, deme, fe, fes, gciesa,
gormel, mei, signel, geschlossenes e in leva (war), mefo, pre,
temp; offenes o in bosch, bot, costa, cof, daspö, davo, debot,
demonio, fora, no, or, orco, propio, roba, roda, to, geschlossenes o
in Aurone, ciasotta, curious, fossa (wäre), gotta, not, scone,
strion, tof, Voje, outa, curious, rumou. Das zeichen n scheint
unser Schreiber von Mitterrutzner (1856) übernommen zu
haben; er wendet dafür einmal ng (bong) an und schreibt es
manchmal da, wo es im sprechen wegen des darauffolgenden
t- lautes kaum möglich ist, so in 'd temp und in 'nte (wo er
oft 'n te trennt). Mit s ist gewöhnlich s gemeint, zwischen
vokalen auch z (gciesa, mesa); vor stimmlosen konsonanten
aber s Lasta, strion, cast (neben cast), daspö (neben daspo)
es gilt z in profetise und fese. S mit einem französischen
Zirkumflex (ich lasse hier s drucken) bedeutet breiten Zisch-
laut, ebenso c (c) breiten quetschlaut: s in cosi, dis, fes, z in
disava, fasava, sensegna, sa, sent, §i, §iva, sou, sovena, ts in
fauc, novica, strionac, troc, dz in larsonce (larzondse). Für ty
364 Rätoromanisches Schrifttum.
schreibt er verschiedenes: gciesa, engcie, pergcie, encgie, percgie,
tosagc, tosacg, Ciastel, ciampana, ciasotta, cie, cieze, für dy:
giama. Das z hat immer den deutschen wert: cieze, nozza,
zacan, mez, Chierz, desgleichen j: ja, je, jerbe, sprigoleja.
Italienisch zu lesen ist gn: dagnara, degugn, legna, sensegna,
vegnl, ch und gh: che, chi, bosch (bgsk), veighelo. — Zeile 1
zacan einst (vgl. s. 220 unbest. fürw., 1). — Lasta oder Laste
am rechten ufer des Cordevoles, schon zu Italien gehörig. —
2 eherdava = credebat. — 3 wussten auch vorherzusagen. —
5 so jung, dass sie denn im backofen tanzen können. — 6 calle
Aurone, jener bergrticken Aurone werde herabrutschen und
sein gold den gegenüber wohnenden Soraruazerinnen darbieten;
Soraruaz ist eine häusergruppe von Buchenstein. — 9 veiga
sieht. — 10 ein licht, das ein- und ausgeht. — 10 siebe,
p sibe, s. 248. — 11 Man glaubt, es geistere da ein mann, der
holz gestohlen und verkauft hatte; man beachte die zwei parti-
zipe. — 12 troc plur. von trop (s. 263) — lava hatte — Chierz
(Cherz) ist einer der letzten teile Buchensteins auf dem wege
nordwärts nach Corvara (Gadertal), desgleichen Ciastel (Castello),
der wohnort der geliebten, auf dem wege nach Falzarego (Am-
pezzo). — 13 si de not fensterin gehen, wie die Deutschen sagen;
daher cast da de not (zeile 24) der nachtschwärmer — mefo
eben — outa = volta. — cotela solche (in verächtlichem
sinne). — 14 Um sich den weg abzukürzen, pflegte er über die
Alpe von Corte und das Ombliejoch zu gehen; dieses joch und
die wiese Blancat müssen beim Monte Sief gelegen sein. —
16 ciasotta hütte — empie s. s. 262. — 18 eine menge männer
und weiber, die schmausten. — 18 deme, vgl. p m$ s. 255 —
leva war. — 19 je comana befiehlt ihm — degugn, degun
s. s. 221. — 20 mosarä s. s. 263 — davo s. s. 165. — 21 er ist
noch imstande gewesen, es bei sich zu behalten. — 23 wenn
man angetrunken ist; der plural nach italienischer sitte — als
sie unten in der pfarre in einen Wortwechsel gerieten. —
24 1 ja trat ntel mus schleuderte ihm ins gesicht, warf ihm
vor — delongo sogleich. — 25 strion zu stria (strega). —
27 und dass ihn dieser sein gevatter hätte sterben machen. —
28 tosacg s. s. 209 — bavaruol, ohne zweifei statt fav-, das
bohnenmännlein. — 29 lä (er) hat — 30 costa da Voje ist ein
bergrücken. — 30 sfassa wollen meine Buchensteiner; in der
3. Das Schrifttum in Tirol. 365
tat passt das „ceola" (zwiebel) der hs. nicht wohl. — 33 Man
sagt, dass er beim wetzen sagt — 38 sprigole schrecken;
ttber die bildung des präsens s. Mussafia, sitzber., Wien 1883. —
39 Man erzählt von einem mann aus Foppa (einer hänsergruppe
von Buchenstein). — 39 'd frago, friaul. un fregul, ein bisschen —
und er habe einmal in irgend einem zauberbuch gelesen. —
41 dassa von debuisset. — 41 dal (= al) hat sein d von der
präp. ad genommen: ad al = a dal. — 42 richtete sich all
das her, was er brauchte — vara ebene wiese. — 43 roda
kreis. — 44 cof blumen, die er sich mitgenommen hatte. —
46 orco ist nicht für diaol gesetzt, sondern dient als vergleich:
höllenlärm (über orco s. Alton, Proverbi, tradizioni ecc,
Innsbruck 1881, s. 6 ff.) — 46 sud (oben in) wird statt sud (iuv
unten in) verschrieben sein. — 47 vata de padrenostri rosen-
kranz. — 50 tre reissen. — 51 vermochte er ihn nie zu er-
reichen. — 53 beim ersten schlag mit der avemariaglocke. —
54 to ca sich anschicken — und mit einem tüchtigen gestank
abfahren. — 55 degore (part. degorü) herabfliessen ; den auf-
fallenden stimmhaften stammanlaut glaube ich in p regurint
(dachsparren) wiederzufinden — 56 cie haupt; sinn.
IL Matia Cisö va a Persenön.
(Ans Colle di S. Lucia.)
Ave da save che sto Matia bonanima, Cisö de sorainom,
1' eva un de chi omegn che non ava fruä massa i banc de scola,
parce che domä a vede la sua testa, no se podeva sperä- che '1
deventasse 'n gran filosofo. Per auter, a forza de bäte e de
rebate 'nte chela zuca, 1 'ä 'mpo impara tant de dutrina che '1 5
viveva da bon cristien. Ruä 'nte i sessanta agn i e sauta la
voia de fä a sa sen de el 'n gran viaz; ma davant de partl
Y k credü ben fat de se consilgie con sior Cnrato. Senza auter,
'ncora in chela sera, s' encia ch' 1' eva tarz, '1 va via 'n calonia.
Donca 1 se presenta a la porta e '1 da, 'n gran tirön a la brun- 10
sina, che 1' k cidä de la tirä ju. Sauta fora la cuoga meza
spaurida, e '1 Curato spaventä 'ncia el, pl che in pressa el dis:
„Chi elo sto descreanza a ste ore? Elo sucedü val' gran des-
grazia?" — „Daurl, che vedare!" — „Aha, elo forsi chel ma-
turlo de Cisö? La os par chela." — „Fe chel conto." — 15
„Däur pnr, Chitarina, che volön sentl ci che '1 conta. Bele 1
366 Rätoromanisches Schrifttum.
ven fora con una de le sue." — „Oh, bona sera sioria, sior
Curato! Aveo cenä? Scuse se ve desturbe. Ciole na presa,
e po con doi parole se sbrigön. Cie 'n disessao, se doman
20 volesse ji a Persenön? 'Nquoi dapö marenda, intant che me
jiave su 'n par de dambre, Juane faure '1 me conta che in do-
menia a Persenön i fas la gran procession de san Cassiän." —
„Ci vosto fä fora ilö a no save todesc?" — ,,'Npuoc 'n sai po
ben a pizläbol, a maslfol. E po me pense che 'ncia i Todesc,
25 can che se i mostra i soldi, i me capirä. Infati, in ehest cont
non ai po neguna paora mi. Vedare che se intendön." —
„Va mefo col nome de Dio e värdete da mal. Anzi te dai
'n pico fagöt da portä al mio neö che te sas che 1' e 'nte le
scole latine a Persenön. Sentete ju 'n puoc; intant i scrive
30 po doi righe. Pörtile, sasto, e varda de no te parde '1 fagöt.
Di che 1 salude tant e ehe '1 se deporte pulito." — „Sara fat;
ste pur senza fastide voi, sior Curato; ve porte po ben la resposta
del studioso." — „Va ben cussi. Fa bon viaz, Matia; ciapa
sta petiza, e bevete 'n got de vin, ma nia aiva de vita, veh!"
35 'L di dare, apena che spizzolava 1' alba, '1 bon Matia se
viest 'n puoc meo del solito, '1 se met '1 crosato ross, la ciami-
suola beretina, 'n ciapell bass cole ale large, le braghesse de
pell e la ciauze turebine e 'n bei par de dambre nuove e resente.
Sa femena la i porta na bona scudela de foiadine biote 'ntel
40 lat, e '1 se le magna de bon gusto; '1 se met doi ehizuole 'nte
scarsela e 'n brao bastön 'nte la man, '1 se ciol 1' aiva santa,
'1 se segna e recomanda i afari de ciesa, de campagna e de
stala a sua jent, e via de fuga. 'Nte doi ore 1' e bele s' a la
Piof, ma '1 tira dert e rua sun Ancisa a fä la sua marenda:
45 na chizuola e na bona porzion de aiva de cressön, peada cole
ale del ciapell, i basta per pode ji in avant. Da sera tarz dut
strac e fini Fea Ortesei in Gherdena. Ja che ilö '1 no eug-
nesseva negugn, 1' ä eugnü jl al' ostaria ad albarg. Davant de
ji a durmi, '1 se fas portä na porzion de jopa da carne con
50 balote vanzade da misdl che i n' ava, e se comanda 'n miol
de vin.
'L di dare 1' e in pe a bonora e 'nte 'n par de ore 1' e
a Laiön. Ilö '1 se ferma puoc, parce che i premeva massa de
ruä da misdl fora 'n chel gran Persenön. Infati i sonava giusto
55 la granda del domo in vea de la festa, che '1 nost Matia bateva
3. Das sclirifttnm in Tirol. 367
fuoc coi rampogn dele dambre sun chele salesade dela contrada
sora i capucini. — „Oh, ci gran citä che 1' e sto Persenön!"
No ve dighe auter dele mile maravee ehe '1 se feva a vede
tante gesie e cussl grande. „Pi bei, '1 diseva, sarä mefo 'neora
sun paradis." La domenia, festa solene, se sä, 1' eva giusto sun 60
piazza del Domo, can che '1 Vescovo dapo messa montava in
carozza per tornä a suo paläz. Matia i cor dare in dambre e
scraia: „Sior Vescovo, spete, spete!" Ma i pulizainer 1' ä ben fat
tase; ehe squasi i lo voleva sarä via. Ma V e 'mpö ruä a ora
che 'l Vescovo desmontava de carozza. Matia i va da visin, 65
ciol ju '1 ciapell e '1 saluda con duta creanza, come che '1 cre-
deva che s' avesse da duorä con en Vescovo: „Sior Altezza!
bon dl; mi ve vede la prima ota, ma voi ja me cugnesse bele
de certo, parce che i m' a dit che !n Vescovo 1' e come 'n gran
paster, che cugness dute sue fede. Come ve pässela? Steo 70
ben ben de salute? Ah, 'ncia voi, a chel che vede, tire
tabac; voi n 'avare po ben de ehel bon! Che sente mo: demene
na presa! — — Adess bogna po encia che ve domande: ci falo
'1 tosat de nost Curato?" (Chest tosat 1 'eva 'n puoro orfen,
che '1 Curato da Col mantegniva a sue spese per Tamor de 75
Dio; '1 studiava le scole latine. 'L s' ä po encia deportä tan
pulito, che finalmente 1' e deventä Piovan e Degan de Fassa,
e ilö 1' e mort del mile ot cent e cinquantasiei.) „Ulä stalo
de quartier? No domande miga, che voi instess vegnl a mel
mosträ; che voi adess sare ben de voia de jl a magne valc, 80
ave ben de busegn de ji a disnä, si. E po sai po ben encia
mi chest tant che 'n Vescovo non e 'n sealzacan, e che bogna
usä duta la possibile creanza con en tal gran signor."
'L Vescovo credeva naturalmente che sto puoro cosso fosse 'n
puoc mat; 1' i da na sbanzega per caritä e sen va per 85
i fati suoi.
Apena tornä a Col '1 va delongo via 'n calonia e 1' i conta
dut a sior Curato. Cola storia del Vescovo '1 credeva de
i fä 'n gran piacer, invece '1 s' ä ciapä na brava lavada:
,,T' es propio mat; no de band i t' ä batesä Matia, e Matia te 90
moriras."
Anmerkungen. Die akzente sind in italienischer weise
gesetzt, ebenso die beistriche. Die zweierlei e- und o-laut
sind nicht bezeichnet; offenes e haben wir in quartier, dare
368 Rätoromanisches Schrifttum.
und den infinitiven wie pode, save, geschlossenes e in ferma,
ciapell usw., e zuweilen in unbetonten silben, offenes o in balote,
calonia, carozza, fagot, fora, ilö, orfen, porte, propio, resposta,
scola, geschlossenes o in Cisö, cuoga, jopa, miol, neö, os (stimme),
Persenon, puoc. Die konsonantenzeichen sind vom ven. Stand-
punkt aus verwendet: s gilt durchwegs breites s oder z, z. b.
s in Persenon, save, sto, massa, testa, sperä., fas, z zwischen
vokalen, wie in batesä, presentä, tase, resente, studioso und vor
stimmhaften konsonanten, wie in desgrazia, sbanzega, '1 nos(t)
Matia (nozmatia), auch in brunsina; z gilt meistens dünnes s
oder # (so ein gewährsmann 1908, während ich 1880 nur s
hörte), ebenso c vor i, e, also creanza, tarz, viaz, cena, cidä,
citä, invece, piacer (vgl. tase); z hat die deutsche geltung in
pulizainer (von polizei, -mann abgeleitet). Statt meza {meza
halb) hätte man besser mesa geschrieben. Für das toskanische
c(i) oder ungefähr ts setzt unser autor c oder ci, z. b. ci, perce,
ciapä, 'ncia, ciol. Der entsprechende stimmhafte laut ist mit g
bezeichnet: large, gesie, consilgie; statt giusto sagt mein ge-
währsmann von 1908 iusto (yusto). Für z sehen wir j ver-
wendet, wo das blosse s zur stimmlosen ausspräche verleitet
hätte: ju, jent. Dass gn im italienischen und französischen
sinne zu lesen ist, versteht sich von selbst. — Persenon ist
Brixen, ital. Bressanone. — Z. 1 bonanima verstorben. —
2 1' eva (war) nach V e (ist) wie 1 'ava (hatte) nach 1' a (hat) —
chi f= quelli — massa = troppo. — 3 domä oder domai (nur) —
vede, bäte sind infinitive der lat. 3. konjug. — 5 'nte (in) hat
unsere hs. gewöhnlich in zwei Wörter getrennt — zuca (kürbis)
verächtlich für köpf — 'mpo dennoch. — tant de, ebenso 7
und 48 davant de mit stimmhaftem, oder vielmehr unter-
drücktem t. — 6 cristien veraltete form: ich habe nur cristian
hören können; hingegen besteht e aus a in offener silbe nach
einem palatalen laut noch immer in consilgie (fremdwort) z. 8
und in ciesa (haus) z. 42. — 6 ruä. = arrivato — i e sautä
la voia ... es ist ihm auf einmal die lust gekommen ... —
7 sen sinn. — 9 s' encia oder s' incia che obgleich. —
9 calonia = canonica. — 10 tirön zug, brunsina glocke —
cidä ist nur als modal verb gebraucht (faillir): dass er sie bald
herabgerissen hätte. — 12 'ncia auch, pl = piü. — 14 daurl =
aprite. — 15 maturlo = matto — par chela = sembra quella. —
3. Das Schrifttum in Tirol. 369
15 fe = fate, däur = apri. — 16 bele schon; gewiss — de le
sue von seinen Stückchen, streichen. — 18 presa prise. —
19 se sbrigön wollen wir uns auseinandersetzen. — 20 me jiave
su ich richtete mir her, dambre holzschuhe. — 21 faure
schmied. — 23 a no save todesc ohne deutsch zu können. —
24 ein bisschen wohl, ein kleines mass voll, ungefähr in der
mundartlichen form. — 27 mefo (denn), p mefiw — värdete =
guardati. — 28 neö = nipote. — 29 sentete setze dich. —
30 pörtile bring sie ihm. — 31 salude 1. person ind., deporte
3. pers. konj. — 32 fastide sorge. — 34 petiza (veraltet) wird
mit 18 kreuzer tibersetzt. — 35 dare hinten; danach. —
36 viest, heute lieber: vestis. — 36 crosato weste, ciamisuola
beretina braune joppe. — 37 de pell ledern. — 38 nuove e
resente niegel-nagel-neu. — 39 foiadine nudeln, biot bloss. —
40 chizuola brödchen. — 41 scarsela hosentasche — ciol
nimmt. — 43 s' a la Piof oben in der pfarre Buchenstein —
'1 tira dert er zieht (gerade) weiter. — 45 aiva de cressön
(kersöri) quellwasser — peä = pigliare. — 46 da sera und
54 da misdi sprach mein gewährsmann von 1908 mit ver-
doppeltem da. — 47 Ortesei (p urtizg?) = S. Ulrich — da er
dort niemand kannte, musste er . . . — 49 Fleischsuppe mit
klössen, die sie vom mittagmal erübrigt hatten. — 50 miol
(veraltet) seidel. — 53 Laiön = Lajen oder Lojen (bei
Klausen). — 55 vea Vorabend. — 56 rampön stift — salesada
pflaster. — 57 capucini oder capuciner (kapusini, -tsiner). —
58 f eva von facere — 59 gesia = chiesa. — 62 i cor dare läuft
ihm nach. — 63 scraia schreit. — 64 sarä via einsperren. —
65 i va da visin geht ihm in die nähe. — 67 duorä = ado-
perare. — en = un. — 68 ja oder azd (digiä) — cugnesse =
p hunqser, Erto honyose. — 70 feda schaf. — 71 geht es euch
wohl gut? — 71 tire tabac schnupft t. — 72 lasst ihn mich
doch riechen : gebt mir eine prise davon. — 73 bogna = bisogna —
was macht der junge unseres k.? — 76 er hat sich denn auch
so brav gehalten. — 78 wo wohnt er? — 79 mel mosträ
= mostrarmelo. — 80 valc = aliquid. — 82 scalzacan Stiefel-
knecht; gemeiner mensch. — 84 cosso kerl. — 85 sbanzega
zwanziger (20 kreuzer c. m.). — 87 delongo sofort. — 90 de
band umsonst.
üartuet, Ku torom. «pr. u, lit. 24
370 Rätoromanisches Schrifttum.
F. Ampezzo.
Der älteste druck in der mundart von Ampezzo in Tirol
soll ein gelegenheitsgedicht sein, das der kundige herr Andreas
Constantini in Cortina d' Ampezzo dem ehemaligen dechant
von Buchenstein Don Bortolo Zardini zuschreibt: Per la
seconda Messa Novella di Don Gr. B. Rudiferia Pievano
e Canonico 1852. Es sind 14 Vierzeiler:
Ma anquoi si che i sciopetea!
Ah! non elo gnanche bei?
Duto quanto cigir^a
Da Tofana a Crepedel! Usw.
Zwei andere werden dem verstorbenen Ingenieur Fir-
miliano De Gaspari von Ampezzo zugeschrieben. Das eine
ist 1861 in Trient als Steindruck erschienen: Par r' occasion
ch' el Piovan d' Ampezzo D. Agostino Constantini fesc el
so Ingresso inze el paes agnö che 1' e nasciü (wo er geboren
ist). Unterschrieben ist: Ra zoventü da Cortina. Der erste
der 22 Vierzeiler lautet:
Presto Ampezzane ch' el Piovan 1' e cä;
Sora fö ra menestra lassa stä
Ch' a se brostole, anquoi no conta nuja.
Ciantä alleluja,
E move dute quante pize e grei
Parche sta vota onor i voron fei.
Hon stentä par 1' ave, e ades che 1' hon
L' e ben rason
Che sone alegre. Usw.
(Ampezzane, pize, grei, alegre . . . sind plur. masc. —
Das v in Piovan, vota wird nicht ausgesprochen. — sora fö
über dem feuer. — onor i voron fei wollen ihm ehre
machen.)
Ungefähr ins jähr 1869 fällt das Sonett Celebrando a so
prima Messa Padre Basilio, das aber in einer gemischten
spräche geschrieben ist.
4. Das Schrifttum in Friaul. 371
Endlich kommt ein lebender dichter desselben namens:
Silvio De Gaspari in Ampezzo. Ich kenne von ihm ein
gedieht in 9 Vierzeilern: Ra bella Ampezzana, gedruckt bei
Mahl in Bruneck (jähr?).
Eine ladinische zeitung für Tirol herauszugeben ist zwei-
mal unternommen, aber beidemal nach 2, 3 Nummern wieder
aufgegeben worden.- Die eine hiess: ,,L' amik di Ladins. Der
Ladinerfreund" (Innsbruck, Mai und Juni 1905, mit beilage),
die andere: „Der Ladiner" (Brixen, april 1908).
Die „Bundesgruppe der Dolomiten-Ladiner in Innsbruck"
(vom „Tiroler Volksbund") schickt mir eben (februar 1909)
eine faschingsnummer „Kokodek" zu mit lustigen texten aus
verschiedenen tälern. Darunter ist auch das schützenlied vom
j. 1848 aufgenommen, alle sechs Strophen, nur in einzelheiten
gegen die alte fassung geändert. (Noch besser und grösser ist
der „Kokodek" vom j. 1910, wie ich hier noch nachtragen kann.)
4. Das Schrifttum in Friaul.
Friaul umfasst ungefähr zehnmal so viel bewohner, und
zwar in zusammenhängender masse vereinigte bewohner, als
die anderen rät. abteilungen zusammengenommen; wenn man
da das bedürfnis nach einer eigenen Schriftsprache gefühlt
hätte, so würde man zu einer stattlichen friaulischen literatur
gekommen sein. Aber das Friaulische steht dem Venezianischen,
mit dem es geographisch zusammenhängt, und somit auch dem
Toskanischen so nahe, dass die Friauler ohne weiteres an dem
italienischen Schrifttum teilnehmen konnten, gleiehgiltig was
für staatliche grenzen etwa zwischen Udine und Florenz im
verlauf der Jahrhunderte die halbinsel durchschneiden mochten.
Vom Toskanischen kann übrigens zunächst keine rede sein;
denn die ältesten friaulischen Sprachdenkmäler fallen in die
1. hälfte des 14. Jahrhunderts, also in eine zeit, wo Norditalien
eine eigene, venezianische Schriftsprache besass. Über die
anfange des friaulischen Schrifttums belehren uns besonders
Vinzenz Joppi, Testi inediti friulani dei secoli XIV al XIX
(Arch. glott. ital. IV, 185 — 333), Böhmer in dem schon oft
genannten Verzeichnis (Rom. Studien VI) und die mitarbeiter
24*
372 Rätoromanisches Schrifttum.
der „Pagine friulane", Udine 1888 — 1907, darunter wieder
Vinzenz Joppi bis zu seinem tode; texte aus dem j. 1429 hat
Alexander Wolf in den annalen des Istituto tecnico di Udine
(1874) veröffentlicht.
A. Friaulisch als geschäftssprache.
Die ersten denkmäler sind geschäftliche aufzeiehnungen
von Verwaltern friaulischer gemeinden, kirehen oder brüder-
schaften. Die geschäftssprache war eigentlich ein mit
lateinischen kunstausdrticken bespicktes Venezianisch gewesen;
aber das Friaulisch e brach hier und da durch, bis es endlich
die oberhand gewann. Es dauerte aber nicht lange, da zog
die toskanische Schriftsprache, wie in ganz Italien, so auch
in Friaul ein. Die geschäftssprache Friauls ist also der reihe
nach lateinisch, venezianisch, friaulisch und toskanisch. Uns
interessieren nur die letzten zwei stufen; sie können natürlich
nicht durch zwei bestimmte grenzjahre geschieden werden.
Man kann nur ungefähr sagen, die zeit der friaulischen
geschäftssprache geht etwa von 1336 bis 1500.
Aus dem j. 1336 stammen nämlich die ältesten geschäft-
lichen aufzeiehnungen, die neben lateinischen und italienischen
(ven.) formen auch friaulische enthalten (Pagine friul. I, 38);
und von da an findet man immer besser friaulische Schriften.
So heisst es. in den Quaderni der Geisslerbrtiderschaft von
Cividale (Arch. glott. IV, 188 f.) zum jähr 1355:
In d-avost si fo comprat zera eun volontat delg Priulg
e delg cunsiglir livry 18, per X dinä la livre. Si fo spindut
par spali di fa gli ziriuz. Si a eibut tot per cero e per lavuri-
duris meza marcha. — adi VII di seseledö si fo spindut per
un quaderno per scrivir li chanzon soldi 5. (Im august wurden
mit der einwilligung des priors und des rates 18 pfund wachs
gekauft, zu 10 denar das pfund. Auch wurde ausgegeben für
bindfaden zur bereitung der kleinen kerzen. Es hat im ganzen,
für wachs und arbeiten, eine halbe mark ausgemacht. —
Am 7. juli wurde ausgegeben für ein heft zur einschreibung
der lieder: 5 soldi.)
Anmerkungen. Avost ist die friaul. form des monats-
namens; daher hat der herausgeber Joppi das d abgetrennt. —
zera, meza, marcha, daneben cero und livre: der ausspräche
4. Das Schrifttum in Friaul. 373
mag keiner der drei buchstaben vollkommen entsprochen haben,
aber wir finden in den alten aufzeichnnngen aus Cividale
an den weiblichen haupt Wörtern vorwiegend -o, während der
artikel (also vor dem ton) la lautet. — gli, hingegen ebenda
1406 glu quäl, 1419 gliu confins. — eibut, ein an den kon-
junktiv aibe angelehntes partizip; jetzt sagt man in der friaul.
ebene vüt, nur in den bergen noch inibut, biit. — tot scheint
ein Venezianismus zu sein (statt dut). — seseled<5, 1380 in auf-
zeichnungen einer brüderschaft in Udine seselador; der monat,
von dem ein kalender (L'otante, Udin 1879) singt:
No Fe timp di sta pognez:
Man es sesilis e ai falcez!
Se 'o voles jemplä i toglaz,
Coltait ben i uestris praz.
Das zweite i in scrivir fällt auf, stimmt aber zu dem i in
letira von 1380 (Arch. glott. IV, 195 f.). Zu chanzon wird noch
das s des folgenden Wortes hinzuzunehmen sein; aber auch der
artikel li ohne -s ist in Cividale weder damals noch gegen-
wärtig richtig. Ganz italienisch ist quaderno und soldi. —
Man sieht, dass das erzählende perfekt damals in jener gegend
noch in ttbung war: ausser fo (war) bieten die texte des
14. Jahrhunderts aus Cividale auch alä = zie* (ging), de = die
(gab), stie" (stand) . . ., 1. pers. alay, comprai, spendei, diey,
3. pers. pl. portarin, furin, zirin, fazirin und formen ohne -in,
wie for (waren), alar (gingen), arecevir (erhielten).
Joppi hat auch einen brief gefunden und abgedruckt:
der notar Anton Bellon (gest. 1554) in Udine schreibt an
einen maier: Vo mi domandas cum grande instantie, chu
fazint vo un dissegn di tutte eheste Patrie di Friul iö vuegli
daus in note gliu Chystielg duch hierin dentri agl timps dagl
Patriarchys et non si chiatin vuedi se no ruinaz. Jö azö chu
vo sal podes cumpli vus agl meterai a chi un danr V altri par
Alfabet seiont ch' iö hai chiatat in scritturis et instrumenz
antichs.
In Chiargne: Agrons, Amonay ....
In Friul: Azzan, Blessaie ....
Des Cittaz di Friul vo saves cho chu sta Auleie et
Cuncuardie: ben us arevuardi chu Udin e Cittat e Tiare
374 Rätoromanisches Schrifttum.
di Veseovat seiont chu si viot pagl Privileges di Carlo
Magno ....
Es verstellt sich von selbst, dass der notar leichter und
reiner toskanisch schrieb, als friaulisch; er hat da die mund-
art nur aus liebe zu seinem volke gewählt, wie er ja auch für
die friaulische geschichte gesammelt hatte. Er glaubt sogar,
den maier warnen zu sollen, dass er nicht zu viel zeit der
heimatskunde opfere: ,,ch' iö non stimi, ch' al se ben fatt che
1' hom s' affadij d1 honorä la Patrie chun sos scritturis o di-
pinturis et lassi in ehest miez la so briade di ehiase muri
di fan, chu nissune rason dal mont patiss che par un puchi-
tine di glorie vane nus lassln vignl sul nestri sangh taute
ruine."
Denkmäler der friaulischen geschäftsspraehe veröffentlicht
Joppi a. a. 0. nur bis zum j. 1470; aber ganz aufgegeben hat
man sie noch lange nicht. Solche aufzeichnungen waren nicht
für die öffentlichkeit bestimmt. Erst im 19. Jahrhundert fiel
es hier und da jemand ein, das volk in friaulischer prosa über
profane dinge zu unterrichten, wie: Antonio Brumatti,
Compendi di dug i contegnos pa' 1 soldat tant in guarnigion
come in chiamp devant il neml, eul zurament e i articui di uera,
tradot dal Todesc in Furlan (Wien 1843), und: Istruzion
popolar sore il mud plui vantazös di preparä e di conserva
il ledän e sore il mud di fa la rispettive buse. Scritte da
G. F. del Torre par ineärich vut da i. r. Socie'tat agrarie di
Gurlze (Görz 1874). Das zweite büchlein ist vielleicht keine
Übersetzung; aber die „rispettive buse" riecht wie eine „dies-
bezügliche grübe". Beide Schriften sind bestellte arbeiten.
Merkwürdig, dass doch auch in Friaul die geistlich keit
die volksmuudart zu ihren zwecken verwendet hat; nicht im
16. Jahrhundert, wo das ein protestantischer zug gewesen wäre,
sondern mitten im 18. Jahrhundert verfiel man darauf, also zu
einer zeit, wo man die mundart nie zu ernsten auseinander-
setzungen zu verwenden pflegte. Es sind freilich nur verein-
zelte Schriftsteller, aber sie haben in anderthalb Jahrhunderten
doch ungefähr 30 religiöse Veröffentlichungen geliefert.
Aus dem j. 1745 verzeichnet Böhmer (Joppi): Instruzion per
degnamentri rieevi il sacrament dal matrimoni (Udine 1745,
1792, 1801), aus dem jähre 1746 die noch um einmal öfter
4. Das Schrifttum iu Friaul. 375
aufgelegte Dottrine cristiane del cardinal Bellarmin, tradotte
in lenghe furlane usw. Ich habe daraus (aufl. 1770) die stelle
angemerkt:
Cui ha fat il Credo? — Iu dodis Apuestui, e par ehest
son dodis Articui.
Erst in den 70 er jähren kommen wieder etliche solche
büchlein heraus. Der Kanonikus in Cividale Josef Maria
Moroni veröffentlicht in zwei auflagen (1772 und 1779):
Ristret des primariis instruzions ehe devin da ju paris e lis
maris alla tenere fiolanze in chiase e ju mestris e lis mestris
ne prime scuele, tradot in furlan . . . (o. n.; Udine). Inzwischen
(1773) kommt noch ein kleiner katechismus in Udine heraus
(von Leon, de Rivo), ferner noch einer, dieser in karnischer
mundart: La Dnttrine cristiane del Bellarmin Sminuzzade,
e ridotte plui facil a mandä a memorie de Int senze lettere,
in lenghe chiargniele (Udine 1775 und 1778), auch ohne namen.
§ 1 fängt so an: Q. Cui ti ha creät? — R. Iddio. — Q. Cui
esial Iddio? — R. Un Spirit purissim, e perfettissim. — Q.
Ajal avut prineipi Iddio? — R. Sior no, ma 1' e simpri stät. —
Q. Ajal da finj Iddio? — R. Sior no, ma simpri al sarä. —
Q, Ce ajal fatt' Iddio par fassi cognossi? — R. II Cil, e la
Tierre eun dut ce ch' e dentri. — Q. Cun ce ajal fatte dutte
eheste grand' opere? — R. Cu la so sante volontät. — Q. Di
ce T ajal fatt il Mond? — R. Di nuje. — Die spräche ist nicht
sehr gut karnisch; am nächsten der mundart von Tolmezzo.
Eine grössere Produktion auf diesem gebiete tritt erst in
den 60er jähren des 19. Jahrhunderts wieder ein, aber eben
nur infolge des eifers eines mannes, des pfarrers Joh.
B. Gallerio.
Das eigentliche feld der friaulischen literatur ist, wie
das der heutigen italienischen mundartliteraturen, die dicht-
kunst, und zwar vorwiegend die heitere dichtung. Einen
Übergang zu den rein dichterischen erzeugnissen bilden die
kal ender, die ja mit heiteren gediehten, scherzhaften Wahr-
sagungen über das neue jähr, Satiren u. dgl. gewürzt zu sein
pflegten. Joppi (bei Böhmer) kannte zwei aus der 1. hälfte
des 18. Jahrhunderts: Lunario sopra 1' anno 1732 (Udine) mit
einem Presagio sore 1' an prisint, und einen Strolic per
1' anno 1747 von Dominik Murero (Udine 1746). Im jähr
376 Rätoromanisches Schrifttum.
1820 beginnt die reihe der Strolic des ersten friaulischen
dichters Peter Zorut (Udine 1820—1865). Daneben und da-
nach kommen aber noch andere: Pronostic sentimental par lis
bieles del Friul, lunari par V an 1836 [von Baron Nik. Ste-
fanio] (Udine 1836, 1837); II lunari furlan [von Toni Broili]
(Udine 1845—1849); so noch viele andere; man bemerke noch
den landwirtschaftlichen ratgeber für österreichisch Friaul
II contadinel, den der schon einmal genannte F. del Torre
in Romans 1855 — 1875 friaulisch schrieb nnd in Görz drucken
Hess. In dem Jahrgang auf das jähr 1876 heisst es dann:
comparisce ora in italiano.
B. Die friaulische dichtkunst.
Das älteste friaulische gedieht, das Joppi aufgefunden
hat, gehört noch dem 14. Jahrhundert an (1380 oder nicht viel
später). Der notar von Cividale, der es gemacht (oder wenigstens
geschrieben) hat, scheint mittelbar oder unmittelbar von der
provenzalischen liebesdichtung beeinflusst zu sein; die letzte
Strophe lautet so:
Chianzunetto va eun Diö
A chello dumlo saludant
Di chui fidel soi sirvidö
E so celat saray amant
A mil mil ang s-yo vives tant
AI so amor si soi unit.
(Dumlo = domina, sirvidö = servitor, celat = celatus,
ang = anni.)
Auch das zweite, gleichfalls von einem notar in Civi-
dale (1416) geschriebene gedieht „Biello dumlo di valor Io
cgiantarai al vuestri honor" . . . erinnert an die Provenzalen,
enthält aber eine stelle, die geradezu von Cividale spricht:
„Biello dumlo inchulurido ... Vo ses achel zintil rubin
Ch a Cividat arint splendor." (Arch. glott. IV, 206.) Dem
15. Jahrhundert (1431) gehört auch die gereimte beschwörung
an, die ein notar von Udine aufgezeichnet hat (ebenda IV, 214).
Erst im 16. Jahrhundert schiessen die dichterischen bluten
dichter auf, sodass einige wenigstens in handschriften übrig
geblieben sind: Joppi konnte zwei druckbogen damit füllen.
4. Das schrifttnm in Friaul. 377
Die dichter heissen Nikolaus Morlupino ans Venzone, Abt
Hieronymus Sini aus S. Daniele, Hieronymus Blancon
(Bianeone) aus Udine, notar Ludwig Amalteo aus Pordenone;
die gedichte, meistens sonette, behandeln verschiedene gegen-
stände. Am umfangreichsten ist die Übersetzung eines teiles
von Ariosts Rasendem Roland durch einen ungenannten (aus
Udine, wie Joppi meint); sie fängt so an:
Lis polzettis, gl' infanch, gl' amörs, lis armis,
Lis balfueriis, plases e i gran remörs
Chu för dal timp ch' haver in cul lis tarmis
E zlr cerehiant chu i es gratäs iü Mors,
Currlnt daür la cölure e '1 fat d' armis
Dal lor Re, chu vole portä gl' honörs
Di vendichä. lu cül dal Re Troian
Chu Carlo gli rompe sot Mont dal plan.
Jö vus dirai d' Orlant dut in un flät usw.
Aus dem j. 1571 wird endlich auch schon ein druck ge-
meldet: Canzone ovvero barzeletta sopra la vittoria dell' armata
Christiana contro la Turchescha, in lingua forlana (Venedig 1571
und 1572). Wir dürfen uns aber nicht wundern, dass die
Friauler später anfingen in ihrer mundart zu drucken als die
Engadiner: sie hatten eben keinen so wichtigen grund dazu
wie diese. Barzelette zu drucken ist luxus, während den
Engadiner n ihre religiösen bticher so wichtig waren wie das
tägliche brot.
Im 17. Jahrhundert sind friaulische drucke noch immer
eine grosse Seltenheit. Böhmer hat nur fünf gedichte am ende
eines sonst italienischen btichleins gefunden: Oratione e com-
ponimenti poetici in lode dell'ill. Gabriel Marcello raccolti
nel fine del suo reggimento di luogotenente generale della
patria del Friuli, dal co. Giov. Tacelli (Udine 1687). Zwei
dieser fünf gedichte sind vom Grafen Hermes di Colloreto,
zwei andere vom Grafen Zuan Josef de Puarte, das fünfte
eine namenlose Cingareschie Furlane. Und doch weiss Nie.
Villani schon 1634 in seinem Ragionamento sopra la poesia
giocosa (Venedig) acht friaulische dichter seiner zeit mit ihren
dichternamen und den eigentlichen namen zu nennen. Joppi
veröffentlicht nach handschriften stellen aus der Übersetzung
378 Rätoromanisches Schrifttum.
des 4. und 5. gesanges des Orlando furioso durch Paul Fistu-
lario (genannt: Dottor Tunis), Sonette von demselben, von
Plutarco Sporeno (genannt: Kuptum), von Kaspar Cara-
bello (Rumptot) und Brunelleseo Brunelleschi (Mitit),
andere gedichte von Hieronymus Missio (Lambin), von
Eusebius Stella aus Spilimbergo und viele ohne namen,
zuletzt ein gespräch zwischen einer betschwester und dem
beichtvater vom Grafen Hermes di Colloredo. Es hat also
nicht an dichtem gefehlt, aber man dachte nicht daran, für
ein grösseres publik um oder für die nach weit zu schreiben.
Der bekannteste und fruchtbarste unter diesen dichtem
ist Graf Hermes di Colloredo (1622 — 1692), hauptmann in
österreichischen und in venezianischen diensten, herr auf schloss
Colloredo am Tagliamento; die familie hiess Waldsee. Seine
gedichte sind samt bildnis und lebensbeschreibung fast ein
Jahrhundert nach seinem tode zum erstenmal gedruckt worden:
Poesie in lingua Friulana del eonte Ermes di Colloredo
ora per la prima volta date in luce, Udine 1785, 2 bde.; dann
wieder 1818 und 1828, das eine mal Canzoniere, das andere
mal Poesie scelte genannt. Er ist in gebundener und in unge-
bundener rede leicht verständlich, weil seine spräche natürlich
und seine Schreibung — wenigstens in den ausgaben — ge-
regelt ist. Er greift ohne bedenken zu italienischen fremd-
wörtern, aber das tut man auch in der Umgangssprache im
kreise der gebildeten. Er besingt vor allem die liebe, be-
trachtet aber auch gern mit satirischem spott die gesellschaft;
an seinem lebensende bearbeitet er ernste, auch religiöse
gegenstände.
Der zweite an bedeutung und fruchtbarkeit ist Eusebius
Stella, Seine dichtungen sind in einer hs. in Udine aufbe-
wahrt. Joppi veröffentlicht wenige davon: „poche e non le
migliori, ma il buon costume vietava che di piü e di meglio
ne fosse dato."
Im nächsten Jahrhundert nimmt die fruchtbarkeit der
friaulischen muse nicht zu. Drucke friaulischer dichtungen
weiss Joppi (bei Böhmer) nur ein dutzend aufzuzählen,
meistenteils sonette zu ehren eines lutignint general, der
kaiserin Maria Theresia, eines geistlichen, eines jungen ehe-
paares; aus handschriften veröffentlicht er im Ar eh. glott. einige
4. Da3 Schrifttum in Friaul. 379
Seiten von Georg Comini nella varietä vernaeola di Corde-
nons (Provinz Pordenone) und von einem priester De Caneva
ans Liariis in Karnien. Am wichtigsten aber ist die dichterische
arbeit von Joh. Jos. Busiz (1660 — 1743). Er war in Görz
geboren, studierte in Graz und lebte dann wieder in Görz als
Cancelliere arcidiaconale. Ibm gelang es, das Friaulische zu
nachdichtungen zu verwenden, in denen Virgils werke teils
ernst, teils scherzhaft wiedergegeben sind. Seine zwei arbeiten
wurden erst nach seinem tode gedruckt: die Äneide zuerst
1775 in Görz, dann 1830—31 in Udine unter dem titel:
L' Eneide di Virgilio travistude da Zuan Sef Busiz ridote
a lezion pure friulane [d. h. eigenmächtig aus der Görzer
mundart in das üblichere Friauliseh der gegend von Udine
umgeschrieben] da Znan Batiste nob. da la Puarte cun pre-
fazion usw., 2 bde.; die Georgika 1857 und 1866, beidemal in
Görz und ohne antastung der mundart: La Georgica di P. Vir-
gili Maron tradotta in ottava riina friulana da Zuan Josef
Busiz Nobil di Thurnberg e Jungenegg, Cancillir arcidiaconal
di Gurizza e Gradischia (so die 2. Edizion rivioduda, corretta
e publicada da Z. B. Filii). Die ersten fünftbalb verse
der Georgika sind so tibersetzt:
Ce che allegris pö rindi i'semenaz,
Sot quäl influs s'abbi d'arä il terren,
Strenzi de vit cul olm il maridaz:
Qual'art, quäl diligenza e quäl inzen
S'abbi da usä cui bus tant nei stallaz,
Ca la chiampagna: e aciö riescin ben,
Cimut lis as si devin governä,
Generös Mecenat, io uei chiantä,.
Die fremdwörter influs, diligenza, generös hätten ver-
mieden werden können, zumal influs (quo sidere!); aber im
ganzen ist die Übersetzung so gut, dass sie friaulischen
gymnasiasten als krüeke dienen kann. Aber eben wegen
dieser genauigkeit, also gezwungenheit, ist die Übersetzung
nicht so flott geschrieben wie die frei travestierte Äneide.
Gegen die mitte des 19. Jahrhunderts erst nimmt die
friaulische literatur einen bedeutenden aufschwung, aber der
grösste dichter fing schon im j. 1818 zu veröffentlichen an und
380 Rätoromanisches Schrifttum.
war schon 1792 geboren: Peter Zorut. Sein geburtsort ist
das dörfchen Lonzano, er zog aber noch als kind mit den
eitern nach Cividale, dann nach des vaters tode nach Udine.
Hier nahm er, um mutter und Schwester zu erhalten, eine
schreiberstelle im k. k. finanzdienst an; als offizial konnte er
nach 40 jähren (1854) in den ruhestand treten und starb 1867.
Die Stadt ehrte ihn im j. 1869 durch eine btiste im museum
und durch die umtaufe des gässchens, worin er gewohnt hatte,
in Vicolo Zorutti. Er hat innerhalb eines halben Jahrhunderts
eine grosse anzahl gedichte geschrieben, aber im Verhältnis zu
der langen zeit keineswegs eine tibergrosse anzahl: er hat seine
gedichte mit fleiss und Überlegung ausgearbeitet, wenn sie
auch leicht hingeworfen scheinen. Die meisten suchen heiter-
keit zu erregen, andere wollen rtihrung hervorbringen; und alle
erreichen das ziel. Veröffentlicht sind die meisten in kalendern
und gelegenheitsschriften zum erstenmal. Mehr oder weniger
vollständige ausgaben der dichtungen Zoruts sind: Poesiis
di Pieri Zorutt, 2 bde., Udine 1836—37; Poesiis di Pieri
Zorut, 3 bändchen, Udine 1846—57; ferner nach des dichters
tod, in zwei buchhandlungen Udines zugleich 1880 mit dem
1. bd. anfangend: Poesie edite ed inedite di Pietro Zorutti
pubblicate sotto gli auspicj dell' Accademia di Udine, 2 bde., mit
bildnis und lebensbeschreibung, endlich: Raccolta completa usw.
Die von der akademie geförderte ausgäbe hat eine für fremde
bequeme Schreibung gewählt, z. b. (I, 406):
Qhar sior Berün, a mont i compliments . . .
Une strente di man e une bussade;
0' mi consöli che so fie e sposäde
E che parinch e amls e' son contents.
Sai che il Nuvizz al ä bogns sentiments,
Che te '1 chav 1' ä cerviell e no panäde,
Che 1' e usäd a lä drett. par la so strade,
E che 1' osserve i dis comandaments :
E sai che la Nuvizze e une polzete
Che ä de' gnuche; e nemle de vanitäd,
Je buine, brave, manieröse e sclete:
4. Das Schrifttum in Friaul. 381
0' sai che son duch doi di paste fröle . . .
Ah, sior Berttn, je pari fortunäd;
L' e propri un matrimoni che al fas gole!
Anmerkungen. Lieber herr B., komplimente bei Seite . . .
nur einen händedruck und einen kuss! Ich freue mich, dass
ihre tochter verheiratet ist usw. — gnuche (nuca) verstand. —
1' e (er) ist, je (sie) ist, (Sie) sind.
Ein Busiz, nämlich der hofrat Cavalir Zuan Battista
Bosizio de Thurnberg e Jnngenegg hat Schillers Lied von der
glocke tibersetzt: II chiant della chiampana (Görz 1882). Zur
vergleichung mit der oberländischen Übersetzung seien hier
dieselben verse als probe angeführt wie oben (s. 322), obwohl sie
nicht sehr gut ausgefallen sind:
Da chist metal cun sun di fiesta
II moto prim del neonat,
Che cul duarml lu manifesta,
Ven cun gran ziubil saludat.
Chel pizzinin affat ignora
Se biei ö bruz varä i siei dis.
La mari, che la so prima ora
Cun tenerezza custodis.
Ma i agn, chei svölin räpiz via!
Da chiasa svelt il frut si siolz,
Va für nel mond mal cognosut,
E furibond lä si stravolz,
Pelegrinand chel mond pardut.
Ritörna a chiasa cun tristezza,
LI che fantata mira fiss.
Di tanta angelica bellezza,
E '1 so dolor prest scomparis!
Da desideri inespiegabil
II zovin sint riplen il cur
Per che fantata tant amabil,
Per je soltant il viv e mur.
II mond per lui nol e plui nüja,
Sul prat, nell' ort il zir i flors,
Call idul so soltant il züja
I chianta dolz i tanch amors. —
382 Rätoromanisches Schrifttum.
Deslr tu teuer, dolz sperä,
Oh! auri timp del prim ama!
Nus par di viodi il paradis,
Beat il cur in chei biei dis!
Oh! che restas eterno in flor
II timp tant biel del prim amor!
Es ist die mundart von Görz, wie ja auch im titel gesagt
ist: „tradott in viars furlans, dialett gurizzan." Vier verse
hat der Übersetzer übersprungen; von den druckfehlern sind
einige berichtigt in dem exemplar, das mir herr Kurschen
gefälligst aus der Biblioteca civica von Görz geliehen hat.
Statt zir wäre cir zu schreiben. Einige italianismen stören
den leser.
Neben und nach Zorut wäre etwa noch Karl Favetti
(1819—1892) zu nennen, dessen gedichte 1893 in Udine er-
schienen: Rime e Prose in vernacolo goriziano. Er war in
Görz geboren, studierte in Wien die rechte, gab sich einer
politischen tätigkeit hin, die ihn mit der Staatsanwaltschaft
in konflikt brachte, und musste einen teil seines lebens im
ausländ (Mailand und Venedig) zubringen. Er hat eine kräftige,
ergreifende spräche in seinen gedichten; sie sind vorwiegend
ernsten inhaltes. Als beispiel diene das in Venedig geschriebene
sonett, das auch Aseoli sich nicht enthalten konnte an das
ende der texte Joppis anzufügen:
Chel me pais, che Y Alpe Giulia siara
E cul Lisunz va fin nella marina,
Quand vioderai? Quand busserai che tiara,
Che nassi mi ja viodut e lä in ruina?
Lontan di te, o me Guriza chiara,
Una vita jo meni errant, meschina;
Quand finiiä? E il len della me bara
Dulä sarä tajat? Cui lu induvina?
Le ver, soi esiliat nel paradis,
In patria me, cui mei, e liber soi,
E speri simpri in plui alegris dis;
4. Da3 Schrifttum in Friaul. 383
Ma tantis voltis che pensand jo stoi
A chel che jai lassat nel me pais,
Mi chiatti cullis lagrimis nei voi.
Er sagt „soi esiliat in patria me", weil er Venedig, ob-
wohl es damals nicht mehr zu Österreich gehörte, und über-
haupt Italien für sein Vaterland ansieht.
Ich übergehe andere lyriker und berichte nur noch, dass
hier, in der nachbarschaft von Goldonis heimat, auch
dramatische versuche gemacht worden sind: lustspiele von
G. E. Lazzarini, nämlich Malis lenghis, II vencul (der alp),
La sdrondenade (der polterabend), Dug' e nissun, alle vier in
Udine 1876, das letzte 1882; Commediole friulane di Fran-
cesco Leitenberg, Udine 1883; usw.
Als probe diene der erste aufzug der Malis lenghis von
Lazzarini, ein lebhaftes gespräch der Schwägerinnen Marie
und Antonie, das leicht zu verstehen ist und es nicht
weniger wäre, wenn die akzente und apostrophe dezimiert
würden.
Miutte. No podes suffrilu! . . . par ehest 'i chiatais dug' i
diffiezz!
Tunine. Si dis nome ch' al e masse zövin par morosä, ....
che no 'i pläs tröpp '1 lavor, . . .
Miutte. S' al e zövin, al ha timp di cresci; e cö '1 chia- 5
tare une oecupazion che 'i vadi a genio . . . .!
Tunine. Si! . . . I siors e' puedin scielzi! ma lui no. Cnn
chell fregul di vitalizii, che giöld so märi, la cämpin a pene! —
Mi pär che, s' al 'vess vöe di fa ben o il contadin, o qualchi
altri mistir, e' saress ore . . .! 10
Miutte. II contadin!? un mistir!? Qe t' impensistu mai?
Qe ti vegnial t' al chiäf . . .? — Lui al e studiät, al ha talent,
e un bon impiego no '1 po' manchiaj !
Tunine. Si! ehe in zornäde di ue si chiätin lis lujaniis
pichiädis . . .! — Impiegos! — Par piä döi francs in di, se rive, 15
e eun chei plantä famee, impinissi di früzz . . .!
Miutte. Come tu! che no tu has ni balle ni möstre!
Tunine. Eh! V e forsi miei . . .! — Cö '1 sarä il moment,
al pensarä to fradi a maridäti: al ti chiatarä lui un che al ti
sei adattät, ch' al vövi alc al soreli ... 20
384 Rätoromanisches Schrifttum.
Miutte. Maranieo! ... II moros o 'uei cliiatamal jo! . . .
Anzi lu hai za ehiatät.
Tun ine. Ma . . .! chialäit §e pringipis, §e educazion! . . .
Fevelä di morosezz une frutatte che fin ir P altri e' leve eu lis
25 cöttulis a cürt!
Miutte. Ma cumö no lis hai plui!
Tunine. Co'jeri de to etat jö, no savevi nanchie ge che
olessin di moros, e no 'n d' hai mai 'vüz ! — Seame märi a 'i
fevelävin di ümins, e' diseve ch' al e pechiat . . .! 0 jeri
30 grande e gruesse quand che mi presentärin Bastian. Mi diserin
ch' al 'veve vöe di 'vemi, ch' o lu chioless .... e lu hai
chiolt . . .!
Miutte. E se, invece di miö fradi Bastian, ti 'vessin fatt
viödi Zeff muini, ch' al e gobbo e slancät, tu lu 'varessis chiolt
35 V instess, no mo'? — Eh! a mi nissun no mi faress di' di si,
se no foss contente!
Tunine. E jö o söi stade contente; e lu söi ore presint.
Miutte. Si, si! — Chiantäit e siviläit . . .! Carlo al mi
plas e jö o vuei velu!
40 Tunine. Sint, Miutte; tu säs che o ti 'uei ben; se tu
fossis une siore tu, tu podaressis di': o 'uei spietä . . .
Miutte. No saränn gran chiossis, ma alc' di dote a mi
ha lassat miö pari . . .
Tunine. AI e un mont pöc. Se tö fradi al 'vess 'vud
45 furtüne, al podaress judäti, ma . . .
Miutte. Judämi? — No 'i domandi nuje a lui jo! —
Oh! lasse ch' o ti feveli biell sclett . . .! Se, invece di piärdisi
tes facendis dal Cumun, a 'i Vess tindüt es sos chiossis,
no '1 'varess cumö tant rott il chiaf co 'i tochie di pajä . . .
50 Tun ine. Fevele biell plane! ... al e sior Michiel ch' al
eucche daur il ristiell dall' ort.
Miutte. Malandrett curios! al tire tantis di orelis, par
save ce ch' a si dis!
Tunine. 0 'ves simpri il vizi di lassä viärt il ristiell . . .!
55 All e jenträt: al ven di ste bände.
Miutte. 0 soi buine di dial jö, ch' al tindi ai
fazz siei.
Tunine. No stä fai malis graziis! . . . miö marit al ha
di daj . . .!
4. Das Schrifttum in Friaul. 385
Miutte. Ah! mi pareve! ... E' je propri une disgrazie 60
te nestre famee, cui par un viars, cui par chell' altri, nissnn 'i
tind ai fazz siei! . . . Barbe Jacum al e vie pal mond, — ma
alnianco chell culis sös strussiis al si ha fatt un stat; — barbe
Marc no 1' ha tal chiäf altri che uglei e il züg' dal tressiett;
puar miö fradi al la bagile par jessi prin conseir e cumö sindic, 65
e al finiss eul 've di daj anchie al soreli . . .!
Tunine. Ma, a ti no ti tochie di menä par lenghe
to fradi!
Miutte. Se tu Vessis coraggio, ti tochiaress ben a ti di
dijes für dai dinc'! ... Ma tu, tu tremis cö tu fevelis cun lui, 70
jö no hai vös in capitul parce ch' o soi masse zövine, e intant
la baracche . . .!
Tunine. Tas! . . . sior Michiel!
Miutte. Eh! ge sechiade!
Anmerkungen. Man beachte die persönlichen für Wörter,
die in der friaulischen rede so verschwenderisch angewandt
werden; z. b. zeile 7, 12, 13, 18, 19, 20. Das „tu" in z. 17
versteht sich so von selbst vor „has", dass das verneinungs-
wort vor „tu" gestellt wird, statt vor „has". Von den zwei
flirwörtern vor fevelävin (z. 29) fasst ,,'i" das davor stehende
„a me märi" nochmals zusammen; „a" ist illi (man). — Z. 52
„tantis di orelis" dieselbe merkwürdige ftigung wie im
satze 376 in Avoltri; s. die Anm. dazu s. 102.
Das Friaulische reichte einst über den Isonzo hinaus.
Von der abart dieses dialekts, die man noch vor 100 jähren
in Triest sprach, ist uns eine schriftliche aufzeichnung erhalten:
Dialoghi piacevoli in dialetto vernacolo triestino colla versione
italiana di D. Giuseppe Mainati sagrestano e vicario corale
della cattedrale di S. Giusto coli' aggiunta di nove lettere ....
e d' una nuova pianta di Trieste . . . Triest 1828 (einen neu-
druck hat Em. Schatzmayr 1891 besorgt). Mainati Hess die
buchstaben z kursiv drucken, wenn sie vanno pronunciati dolci.
Der anfang des ersten dialogs (s. 5) lautet so:
Gärtner, Katoroui. spr. u. lit. 25
386
Rätoromanisches Schrifttum.
El sior Carlim, e Zu&m che
s' incontrem per strada, e
faueland, uam ognidum in-
tela soua campagna.
Zuan. Lustrissimo bon dl.
Sr. Carlim. Oh! adio Zu&m,
Dola uasto?
Zu. Uach in braida.
Sr. Car. A ze fa?
Zu. Uach a plantä dei aullu.
E lui lustrissimo dola el ua?
Sr. Car. Mi uach im mandria
a trauasä el uim, e dopo
uach a plantä dei aullu,
perze el fred dei inuiar de
1' altro am 1' hau fat sechiä
squasi duti.
Zu. Anchia intöla meja brai-
da xe sechiä um biel aullu
grand .... .
II sig. Carletto, e Giovanni
che s' incontrano per istrada,
e discorrendo, ciascheduno
va nella propria possessione.
Giovanni. Illustrissimo signore
buon giorno.
Sig. Carletto. Oh! Addio Gio-
vanni. Dove vai?
Gio. Vado nel mio picciolo
podere.
Sr. Car. A far che?
Gio. Vado a plantare degli
olivi. E lei dove va illu-
strissimo signore?
Sr. Car. Jo vado nella mia
possessione grande a trava-
sare dei vino, e poi a plan-
tare degli olivi, perche il
freddo dell' inverno di due
anni sono gli ha fatti seccare
quasi tutti.
Gio. Anche nel mio picciolo
podere si e seccato un
bell' olivo grande ....
Ein wertvoller Sprachbericht; es versteht sich von selbst,
dass man auf diese absterbende mundart nicht eine Schrift-
sprache gründen wollte.
Inhalt.
Seite
Vorwort VII
Deutsch-rätoromanisches wörterbüchlein zu den texten aus sechs
rätoromanischen mundarten IX
Wörterverzeichnis zum aufsuchen der mundartlichen formen, die
hier als beispiele dienen XVII
Wörterverzeichnis zur Übersicht über die in dem buche angeführten
schriftsprachlichen Wörter und formen XXI
a) Das älteste rätoromanische Sprachdenkmal XXI. — b) Ober-
ländisch XXII. — c) Oberengadinisch XXIX. — d) Unter-
engadinisch XXXVII. — e) Gadertal XLVI. — t) Buchenstem
und Colle XLIX. — g) Friaulisch LV.
Biicherschau LXII
Nachtrag LXVIII
Einleitung 1
Sprachgebiet 1, nordgrenze 2, reinere rätoromanische mund-
arten, ihre bezeichnung 3, der name Bätoromanisch 7.
Erster teil. Texte aus lebenden mundarten 9
Wahl der texte und der mundarten 9, unvollkommenheit der
aufnahmen 10, lautzeichen 11.
I. Sätze 16
Anmerkungen dazu 48.
II. Der wolf und die sieben zicklein 51
Anmerkungen dazu 72.
III. Der alte hund 75
Anmerkungen dazu 84.
IV. Der verlorene söhn 86
Anmerkungen dazu 96.
V. Dekameron 19 97
Anmerkungen dazu 102.
Zweiter teil. Vergleichende darstellung der rätoromanischen mund-
arten 103
25*
388 Inhalt.
Seite
Bauart der Wörter 104
Konsonantenreiche Silben 104, zurücktreten der unbetonten
vokale, diphthongierung der betonten, hänfigkeit der Zisch-
laute 105, tonstelle, silbenschwund vor der tonsilbe 106, da-
hinter 107, anslautserscheinungen 110, unterstützende vokale 111,
der auslaut bei lateinischen proparoxytona 112, mit einem a in
der endsilbe 115, kurzer tonvokal der vorletzten silbe in der
osthältte des rätoromanischen gebietes 116.
Betonte vokale . . . .* 118
Lateinisches a 118, a zu e in offener silbe 119, bedingungen
dieses lautwandels 120, dessen Verbreitung ostwärts 123, west-
wärts 125, a zu o in lat. au 128, a vor u 129, vor v und einem
konsonanten 130, ebenso vor 1 131, a vor m, n 132, a im aus-
laut 136.
Lat. T zu e, diphthongiert 136, mit einem vorausgenommenen
u 139.
Lat. ü zu ü, i in der westhälfte 140, im Gadertal 141.
Lat. geschlossenes e diphthongiert 142, verkehrt diphthongiert
145, besonderheiten 146.
Lat. geschlossenes o in Graubünden 147, Tirol und Friaul,
verkehrte diphthongierung 150.
Lat. offenes e in offener silbe 151, in geschlossener 152,
vor -i 154, e zu i vor n 156.
Lat. offenes o, Übersicht der Wandlungen, eine einzelne
mundart 157, diphthongierung in geschlossener silbe 160, fallende
diphthonge, Übergang in die e- reihe 162, verkehrte diphthonge,
einzelheiten 163.
Wechsel zwischen o und u, totus 163, deorsum 164, avor-
sum 165.
Verhärtete diphthonge 165, auch ausserhalb Graubündens 167,
verkehrte diphthonge, unbetonte vokale 169.
Konsonanten 170
r 170; 1 172, palatalisiert 174, velarisiert 177; m, n 178; p, b,
f, vl80; w 182; t d, s 183; x 186; c, g vor i, e 187, vor a 191,
vor u, o und vor t im Westen 194; qu, gu 195; j 199; un-
silbisches i 199.
Biegung der nomina 203
Prädikatskasus und neutrum in Graubünden 203, nominativ
oder akkusativ in der lat. 1. und 2. deklination 204, in der
3. deklination 208, pluralisierung durch betonte endungen 209.
Pronomina 210
Persönliche fürwörter 21ö, me und mi 212, unbetont, reflexiv,
unbestimmtes „es", pleonastische nominative 213, der dativ illi,
Inhalt. 389
Seite
der plural Uli 214; possessiva 214, tuus, saus auf meus gereimt,
kurzformen 215, diphthong in noster 217; deruonstrativa 218,
artikel, ipse 219; fragende und unbestimmte fürwörter 220.
Biegung der verba 222
Infinitiv 222; partizip 223; präs. ind. 1. pers. sing. 223, 2. pers.
229, 3. pers. 230, 1. pers. plur. 231, 2. pers. 232, 3. pers. 233;
esse 234; inversionsformen 236, habere 23S, dare, stare 240, velle,
posse 242, vadere 244, facere 245, sapere, dicere 246; imperativ
246; konjunktiv präs. 247; imperfekt ind. 249; konjunktiv
impf. 250; vorderrheinische formen für die indirekte rede 250;
perfekt 251; fatarum 251; konjunktiv und sog. imperativ des
fut. 252; kondizional 252.
Wortschatz 254
Buntheit in der bezeichnung mancher begriffe 254; fremde
Wörter 257; Wortgeographie, 1. Verschiedenheiten innerhalb Grau-
bündens 258, 2. gemein-bünduerische Wörter 261, 3. Verschieden-
heiten innerhalb der tirolischen Gruppe 264, 4. gemein -tirolische
Wörter 205, 5. Verschiedenheiten innerhalb Friauls 266, 6. gemein-
friaulische Wörter 266, 7. Graubünden und Tirol 267, 8. Tirol
und Friaul 269, 9. Graubünden und Friaul 271, 10. gemein-räto-
romanische Wörter 271.
Dritter teil. Rätoromanisches Schrifttum 273
1. Das älteste rätoromanische Sprachdenkmal 274
Anmerkungen dazu 275, Ortsbestimmung 278.
2. Das Schrifttum in Graubünden 278
A. Die Gründung der Schriftsprachen 279.
Johann von Travers 280, Müsserkrieg 281, biblische dramen
282, die ersten drucke 282, Jakob Bifrun 283, Fuorma 284,
Neues Testament 285, probe daraus 286, anmerkungen dazu 289,
Ulrich Chiampel 292, gesangbuch 293, proben daraus 294, an-
merkungen dazu 297, Daniel Bonifaci 299, proben aus seinem
katechismus 299, anmerkungen dazu 300, J. A. Calvenzano 300,
drei Schriften 301, Stephan Gabriel 302, proben aus dem Sulaz
303, anmerkungen dazu 305, lokale Schriftsprachen, 1. dom-
leschgisch 306, 2. und 3. gemischt -rheinisch 307, A. Nauli 307,
4. münstertalisch 308, Lanfranch 308, 5. taraspisch und 6. sur-
meirisch 309.
B. Das oberländische Schrifttum 310.
Erste hälfte des 17. Jahrhunderts, St. Gabriel, Calven-
zano 310, Nauli 311, L. Gabriels N. T. 311, das ansehen
dieses N. T. 311, Hierusalem und Rhetus 312. Zweite hälfte des
17. Jahrhunderts, L. Molitor 313, Zacharias da Salö, Spieghel
390 . Inhalt.
Seite
de devotiun, Glisch sin il Candelier 314, B. Alig, Passiun,
Epistolas ad Evangelis, Canznns spiritualas 315, A. Wen-
denzen 315, J. Grass, Psalms, eine probe davon 315, an-
merkungen dazu 316, J. Mceli, Jenelin, Muos, Caininada,
Linard, Nicka, Canzuns devotiusas 316, Consolazinn della
olma, Mira da bein morir 317, L. Gabriel, Hg Chiet d'ils Gri-
schuns 317. Das 18. Jahrhundert, Caduff, Testamen dell' Olma
317, anmerkungen dazu 318, bibel von 1718 319, Oberländisch
als geschäftssprache 319, als schulsprach e und unterrichtsgegen-
stand 320, Bad Alveneu 321. Das 19. Jahrhundert 321, lese-
bücher 321, weltliche dichtung 322, P. Corai 322, Zeitungen 323,
verschiedene fächer 324.
C. Das oberengadinische Schrifttum 324.
Travers, Bifrun, Planta 324. Erste hälfte des 17. Jahr-
hunderts, L. Papa, Schuchiaun, Gritti 325, proben aus
dessen N.T. 326, Schalchett 328. Zweite hälfte des 17. Jahr-
hunderts, L. Wietzel, probe aus seinen psalmen 328, Linard,
Fritzun, Büsin, Sciucan, Alesch 330. Das 18. Jahr-
hundert 3IJ0, Juvalta, Frizzoni u. a., Oberengadinisch als
geschäftssprache 331. Das 19. Jahrhundert, Menni 331,
Pallioppi 332, weltliche dichtung 332, Zeitungen 333.
D. Das unterengadinische Schrifttum 333.
Chiampel 333. Erste hälfte des 17. Jahrhunderts,
K. Toutsch 333, N. A. Vuolp 334. Zweite hälfte des 17. Jahr-
hunderts 334, J. P. Salutz 334, probe aus dem Clincet 336,
anmerkungen dazu 337, Da la biblia 337, J. A. Vulpius 339,
La Bibla, probe daraus 339, Pitschen340, Appello, Ander,
Martinus, Bisatz, Zaah, Dorta 341. Das 18. Jahrhundert,
Riola, Salutz, Nicolai, Grass 342. Das 19. Jahrhundert,
An de er, Vital 344, Zeitschriften 345.
3. Das Schrifttum in Tirol 345
A. Nonsberg 346.
Nardoleo Circio, Siel 347, Pinamonti 348, Sgaramuzza
349. — Das Italienische im Etschtal: Rovereto 350, Trient 351.
B. Fassa 352.
Partei und Brunei 352, Grottol 353, Pittores 354, politische
flugschriften 354.
C. Greden 355.
Runggaldier, Perathoner 355, Ploner 356.
D. Gadertal 356.
Katechismen 356, Pitscheider, Maneschg u. Putzer 357,
Pescosta 358, Declara 359, Alton, Tammers 361.
Inhalt. SOI
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E. Buchenstein und Colle 861.
Sagen ans Buchenstein 361, anmerkungen dazu 303, „Matia
Ciso" 365. anmerkungen dazu 367.
F. Arnpezzo 370.
Zardini, F. De Gaspari 370, S. De Gaspari 371.
4. Das Schrifttum in Friaul 371
A. Friaulisch als geschäftssprache 372.
Die ältesten friaulischen Denkmäler 372, eine probe und an-
merkungen dazu 372, ein brief 373, geschäftliche drucke aus
dem 19. Jahrhundert 374, religiöse büchlein aus dem 18. und
19. Jahrhundert 374, kalender 375.
B. Friaulische dichtkunst 370.
Die ältesten friaulischen gedichte 376, gedichte aus dem
16. Jahrhundert 376, aus dem 17. Jahrhundert 378, Graf Collo-
redo 378, Eusebius Stella 378, aus dem 18. Jahrhundert
Busiz 379, aus dem 19. Jahrhundert Zorut 380, Bosizio 381,
Favetti 382, das lustspiel 383.
Triester Friaulisch: Mainati 385.
Druck von Ehrhardt Karras, Halle a. S.
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