SAMMLUNG
INDOGERMANISCHER
LEHRBÜCHER
UNTER MITWIRKUNG VON
PROF. DR. E. BERNEKES, PROF. DR. CARL BÜCK,
PROF. DR. MIKKOLA, PROF. DR. F. SOMMER,
PROF. DR. W. STREITBERG, PROF. DR. A. THUMB,
PROF. DR. A. WALDE UND PROF. DR. J. ZUBATY
, HERAUSGEGEBEN VON
Dr. HERMAN HIRT
a. o. PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT LEIPZIG
I. REIHE: GRAMMATIKEN
1. BAND:
HANDBUCH DES SANSKRIT MIT TEXTEN
UND GLOSSAR
I. TEIL: GRAMMATIK
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CARL WINTER'S UNIVERSITÄTSBUCHHANDLUNG
HANDBUCH
DES
SANSKRIT
MIT TEXTEN UND GLOSSAR
EINE EINFÜHRUNG IN DAS
SPRACHWISSENSCHAFTLICHE STUDIUM
DES ALTINDISCHEN
VON
Dr. albert THUMB
a. O.PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT MARBURG
I.TEIL: GRAMMATIK
r)r)r)r)!5r)sr)r)t) HEIDELBERG 1905 rj^sssrisiosr)
CARL WINTER'S UNIVERSITÄTSBUCHHANDLUNG
Verlags -Arch IT No. 3.
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-r. (■
Alle Rechte, besonders das Recht der Übersetzung in fremde Spraehen-
•sverden vorbehalten.
Vorwort.
Das Bedürfnis nach einem Hülfsmittel der Sanskrit-
studien, wie ich es hier zu bieten versuche, braucht nicht
erst nachgewiesen zu werden. Während mehrere treff-
liche Werke das historische Verständnis des Griechischen
und Lateinischen vermitteln, begnügen sich die vorhan-
denen Lehrbücher des Sanskrit mit der deskriptiven Dar-
stellung der Sprache, ohne sich im mindesten um das
historische Studium des Altindischen zu kümmern. Und
doch ist das Interesse der meisten Philologen, welche sich
mit dem Sanskrit bekannt machen, allein bedingt durch
die Bedeutung, welche jene Sprache für das Studium der
übrigen indogerm. Sprachen noch immer besitzt, obwohl
das Ai. aus seiner zentralen Stellung im Kreis der indo-
germ. Sprachwissenschaft gerückt worden ist. Damit es
nicht noch mehr zur Seite geschoben werde, muß das
Studium des Sanskrit mit den verwandten Sprachen in
enge Verbindung gebracht werden. Auch im Interesse
der indischen Philologie scheint es mir notwendig, daß
sie nicht den Zusammenhang mit der indogerm. Sprach-
wissenschaft verliere; mag auch die Indologie eine durch-
aus autonome Wissenschaft sein, so wird sie doch gegen-
über der zwar banausischen, aber unvermeidlichen Frage
«Cui bono» am besten fahren, wenn sie auf ihre Bedeutung
für die europäischen Sprachen hinweisen kann. Mit meinem
Buch hoffe ich daher sowohl der Indologie wie den Jüngern
der europäischen Philologien einen Dienst zu erweisen. Daß
dem ersten Versuch dieser Art noch mancherlei Mängel
lind Unebenheiten anhaften, dessen bin ich mir selbst
VI Vorwort.
am besten bewußt. Doch habe ich in wiederholten Vor-
lesungen über Sanskritgrammatik die Erfahrung gemacht,
daß die von mir gewählte Darstellungsweise den Bedürf-
nissen der Studierenden entspricht, daß z. B. auch das,
was ich in der Einleitung gebe, nicht nur Interesse er-
regte, sondern auch aus praktischen Gründen nicht über-
flüssig ist.
Der Zweck des Buches verlangte, daß ich mir in den
Literaturangaben Beschränkung auferlegte; ich habe
sie so ausgewählt, daß, wer die behandelten Probleme
genauer studieren will, sich mit den angeführten Hin-
weisen weiterhelfen kann. In sprachgeschichtlichen Fragen
war ich bestrebt, in erster Linie dasjenige mitzuteilen,
was ich nach dem heutigen Stand der Forschung für ge-
sichert oder wahrscheinlich halte: Unsicheres wurde deut-
lich gekennzeichnet. Daß mir vor allem Brugmanns
Grundriß und Wackernagels Altindische Lautlehre unschätz-
bare Dienste leisteten, möchte ich dankbar hervorheben.
Auf neue Entdeckungen und Hypothesen bin ich nicht
ausgegangen, und wenn ich einmal eine neue Erklärung
versuchte, so habe ich mich möglichst zurückhaltend aus-
gedrückt, weil ich dies in einem Lehrbuch für richtiger
halte, als unsichere Hypothesen um weitere zu vermehren.
Zur sprachgeschichtlichen Erklärung habe ich meist nur
das Griechische, Lateinische und Gotische herangezogen
und das Griechische seinerseits wieder stärker als die^
übrigen Sprachen berücksichtigt, weil es aus praktischen
und Innern Gründen am besten zur Feststellung und Er-
läuterung der urindogerm. Verhältnisse geeignet ist; die
indogerm. Grundformen habe ich nicht durchgehends auf-
geführt, teils um dem Benutzer des Buches eigene Denk-
arbeit aufzugeben, teils deshalb, weil sich bei Gleichungen
aus verschiedenen Sprachen nicht immer oder doch nur
in einem Teil des Wortkörpers einheitliche Grundformen
gewinnen lassen.
Die Sprachform, welche in der vorliegenden Gram-
matik gelehrt wird, ist das Sanskrit, d. h. die durch
Vorwort. VII
die Literatur bezeugte klassische Sprache; Formen der
älteren (vedischen, brahmanischen und epischen) Sprache
und solche, die nur durch die indischen Grammatiker
gelehrt werden, wurden nur aus geschichtlichen Gründen
angeführt oder in solchen Fällen, wo die «Regel» nur
sehr unvollständig aus den Literaturtexten gewonnen wer-
den kann. Mit der Beschränkung auf das Sanskrit hing
es zusammen, daß ich Accentzeichen nur dann setzte,
wenn es zum Verständnis der Formen nützlich oder not-
wendig schien, so z. B. bei den Paradigmen; eine gewisse
Willkür war dabei nicht zu vermeiden. Was die Schrei-
bung des Wortauslautes betrifiPt, so bestimmten mich di-
daktische Gesichtspunkte, in der Lautlehre zunächst die
etymologische, späterhin die Pausaform zu geben ; gleiches
gilt von meinem Verfahren in der Verwendung von De-
vanägari-Schrift und Umschrift. Übrigens bemerke ich,
daß sich einigemal Originalschrift und Transskription
nicht decken, weil auf diese Weise längere Erläuterungen
überflüssig wurden. In der Transskriptionsfrage habe ich
mich fast durchweg an Brugmanns Grundriß, fürs Iranische
an Bartholomae gehalten; denn ich halte es für das beste,
wenn man auf eigene Liebhabereien verzichtet und sich
an viel benützte und maßgebende Werke anschließt, um
nicht die Verwirrung zu vermehren, die gerade für den
Außenstehenden unangenehm und schädlich ist.
Daß ich der Grammatik Texte samt Glossar in
einem besonderen Bändchen beigebe, verstand sich von
selbst, wenn ich dem Lernenden nicht zumuten wollte,
daß er sich noch eine weitere Grammatik mit Texten
kaufe. Zwischen den Texten und der Grammatik besteht
ein enger Zusammenhang: der gesamte SprachstoflF jener
ist verarbeitet (wodurch ich auch einige neue Belege in
die sprachwissenschaftliche Literatur einzuführen hoffe),
und wer sich die besonders unter «Komposition» und
«Satzbau» angeführten Beispiele wohl einprägt, wird bei
der Lektüre der Texte eine wesentliche Erleichterung
finden. Zur Erleichterung für den Anfänger habe ich
VIII Vorwort.
ferner im ersten Stück fast durchgehends, in den späteren
Stücken immer spärlicher die Trennung der Worte durch
einen kleinen senkrechten Strich über der Zeile kenntlich
gemacht. Die Anmerkungen sind auf das allernotwendigste
beschränkt. Die etymologischen Angaben im Glossar sollen
vor allem dazu dienen, die Aneignung des fremden Wort-
schatzes durch Verknüpfung mit Bekanntem zu erleichtern ;
einige Wurzeln sind aus etymologischen Gründen auf-
genommen, obwohl sie in den Texten selbst nicht vor-
kommen.
Beim Lesen der Korrekturen haben mich Herr Pro-
fessor Justi und mein Zuhörer, Herr cand. phil. H. Zimmer,
unterstützt, wofür ich auch an dieser Stelle meinen herz-
lichen Dank ausspreche. Herr Zimmer hat außerdem in
dankenswerter Weise und mit großer Sorgfalt das Wort-
register ausgearbeitet. Wenn trotz aller auf die Korrektur
verwendeten Arbeit Druckfehler sich eingeschlichen haben,
so bedauert das niemand mehr als der Verfasser selbst;
Bogen 12 — 14 wurden aus Versehen gedruckt, bevor sie
für druckfertig erklärt worden waren. Ich bitte unter den
Berichtigungen besonders S. 212 Z. 11 v. u. und S, 345
Z. 1 zu beachten, weil sie den Sinn der Stellen betreffen.
Marburg, den 23. November 1904.
A. Thumb.
■^•«S>-
rx
Inhalt.
Seite
Einleitung 1—32
I. Kapitel. Übereicht über die wissenschaftliche Lite-
ratur. §§ 1—10 , . . . . 1
a) Allgemeine Sprachwissenschalt und Zeitschriften
(§§ 1, 2). b) Idg. Sprachwissenschaft (§§ 3, 4). c) Ira-
nisch (§ 5). d) Indische Sprache (§§ 6—10).
II. Kapitel. Stellung des Sanskrit innerhalb der idg.
Sprachen und der nächstverwandten Dialekte.
§§ 11-24 8
Der indogerm. Sprachstamm (§§ 11—14). Der ansehe
Zweig (§§ 15, 16). Zur Kultur und Geschichte der
Inder ('§§ 17, 18). Die idg. Sprachen Indiens (§§ 19
—24). ~
III. Kapitel. Übersicht über die Sanskritliteratur. Die
nationalindische und europäische Sanskritforschung.
§§ 25-41 20
a) Literatur. Hülfsmittel (§ 25). Die Vedische Lite-
ratur (§§ 26—32). Sanskritliteratur im engern Sinn
(§§ 33—37). b) Die indischen Grammatiker
(§§ 38—40). c) Das Studium des Sanskrit in
Europa (§ 41).
Erster Teil: Lautlehre 33-144
IV. Kapitel. Schrift und Aussprache. Der Lautbestand
der idg. Grundsprache. §§ 42 — 58 33
a) Die Schrift (§§ 42—50). b) Die Aussprache.
Phonetische Grundbegriffe (§ 51). Die Aussprache
des Ai. (§§ 52-54). Accent (§ 55). c) Der Laut-
bestand der idg. Grundsprache. Methodisches
(§§ 56, 57). Lautbestand der idg. Ursprache (§ 58).
V. Kapitel. Die Vertretung der idg. Vokale im Ai.
§§ 59—77 49
a) Einfache Vokale (§§ 59—69). b) Die Vokale
in konsonantischer Funktion (§§ 70—72) und
die Diphthonge (§§ 73—77).
X Inhalt.
Seite
VI. Kapitel. Die Nasalen und Liquidae. §§ 78—99. 58
a) In konsonantischer Funktion (§§ 78—87).
Cerebralisierung des n (§§ 83, 84). Fortunatovs
Gesetz (§ 87). b) In sonantischer Funktion
(§§ 87—99). Der uridg. Bestand (§ 88). Nasalis so-
nans im Ai. (§§ 89—91). Sonantische Liquida (§§ 92
— 95). Lange sonantische Liquida und Nasal
(§§ 96-98). Mittelind. Vertretung des r (§ 99).
VII. Kapitel. Die Vokalabstufung oder der Ablaut.
§§ 100-113 72
a) Die Verhältnisse der Grundsprache (§§ 100
—104). Vokalabstufung (§§ 100, 101). Ablautstufen
(§§ 102, 103). Ablautsystem (§ 104). b) Das ai.
Ablautsystem (§§ 105—113). Theorie der ind.
Grammatiker (§ 105). Der ai. Ablaut im Verhältnis
zum idg. (§ 106). L ä-Reihe (§§ 107, 108). II. ä-Reihe
(§ 109). Seltenere Ablautsformen (§§ 110, 111).
Neubildungen (§ 112). Vrcldhi (§ 113).
Vni, Kapitel. Die Verschlußlaute. §§ 114—145 . . 87
a) Die Labiale (§§ 114-117). b) Die Dentale
(§§ 118-122). Entstehung der Cerebrale (§ 122). c) Die
fc-Laute (§§ 123—135). Der Bestand der Grund-
sprache f§§ 123, 124). a) Die palatale Reihe (§§ 125—
127). ß) Die reinvelare und labiovelare Reihe (§§ 128—
133). Das Palätalgesetz(§§ 132,1 33). y) Verschiebungen
zwischen der indogerm. palatalen und (labio)velaren
Reihe (§§ 134, 135). d) Das Aspiratengesetz
(§§ 136, 137). e) Verbindungen der unter
a)— c) behandelten Konsonanten (§§ 138— 145).
IX. Kapitel. Indogermanische Zischlaute und Spiran-
ten samt ihren Verbindungen. §§ 146—158 . . . 110
Der s-Laut (§ 146). Cerebralisierung des s (§§ 147, 148).
Wandel in S (§ 149). Idg. ss (§ 150). Idg. sUh) (§ 151).
Verbindung von Palatalen und Gutturalen mit s
(§§ 152 — 154), vonLabialenund Dentalen mit s(§ 155).
Sonstige Entstehung des ai. U (§ 156) und Verbin-
dungen des Jcs (§ 157). Idg. z (§ 158).
X. Kapitel. Die Gesetze des Auslautes. Der Sandhi.
§§ 159—187 119
Vorbemerkungen (§§ 159, 160). a) Der absolute
Auslaut im Ai. (§§ 161—165). b) Sandhi (§§ 166
—187). Begriff desselben (§§ 166—168). a) Vokal-
verbindungen (§§ 169—173). Einfache Vokale
(§§169— 171). Auslautende Diphthonge (§172). Unter-
Inhalt. XI
Seite
bleiben des Sandhi (§ 173). ß) Verschlußlaute (§§ 174
—177). y) Nasale (§§ 178—181). o) Auslautendes -s
(§§ 182—186). Sandhi im Inlaut (§ 187).
XI. Kapitel. Das ai. Lautsystem in seinem Verhältnis
zum uridg. Lautsystem. §§ 188—218 136
I. Im Inlaut, a) Vokale und Diphthonge (§§ 188 —
193). b) Konsonanten (§§ 194—202). c) Bemerkens-
werte Lautverbindungen (§§ 203—208). IL Im
Auslaut, a) Absoluter Auslaut (§§209—212). b)San-
dhiverbindungen (§§ 213—218).
Zweiter Teil: Formenlehre 145—439
Erster Abschnitt. Nomen und Pronomen .... 145—278
XII. Kapitel. Vorbemerkungen. Stammbildung. §§219
—224 145
Die Bestandteile des flektierten Wortes (§ 219). Stamm
und Suffix (§§ 220, 221). Stammabstufung (§§ 222,
223). Übersicht der Stämme (§ 224).
XIII. Kapitel. Die Kasusbildung und der Gebrauch
der Kasus. §§ 225—243 151
a) Die Kasusformen (§§225—234). Übersicht der
Formen (§§ 225—228). Die Endungen (§§ 229-232).
Ursprung der idg. Kasusendungen (§§ 233). b) Ge-
brauch der Kasus im Ai. (§§ 235 — 243). Nomi-
nativ (§ 236). Accusativ (§ 237). Instrumentalis
(§238). Dativ (§ 239). Ablativ (§ 240). Genetiv
(§ 241). Lokativ (§ 242). Vokativ (§ 243).
Xiy. Kapitel. Die Deklination der ä- und «-Stämme.
§§ 244-267 167
I. Deklination: a-Stämme. Paradigma deva- und
phala- (§§ 244-246). Wortbildung (§§ 247—257).
IL Deklination: «-Stämme. Paradigma hälä-
(§§ 258, 259). Wortbildung (§§ 260—267).
XT. Kapitel, i-, ü- und Diphthongstämme. §§ 268—297 182
IIL Deklination: i- und ti-Stämme (§§268-281).
a) Maskulina. Paradigma agni- (§ 268), satru- (§ 270
— 272). b) Feminina. Paradigma 7nati- und dhemi-
(§§ 273, 274). c) Neutra. Paradigma väri- und asm-
(§§ 275, 276). d) Adjectiva (§ 277). Wortbildung
(§§ 278-281).
IV. Deklination: l- und ti-Stämme (§§ 282—292).
a) i-Stämme. Paradigma devl- und dhl- (§§ 282 — 286).
Wortbildung (§§ 287, 288). b) «-Stämme. Paradigma
vadhü- und bhü- (§§ 289—291). Wortbildung (§ 292).
XII Inhalt.
Seite
V. Deklination: Diphthongstämme. Paradigma
näu- und räi- (§§ 293, 294), gö- und di/ö- (§§ 295,
296). Zu einzelnen Kasus (§ 297).
XYI. Kapitel, r- und w-Stämme. §§ 298—316 ... 203
VI. Deklination: r-Stämme. Paradigma cZätor- und
intar- (§§ 298—302). Wortbildung (§ 303).
VII. Deklination: «-Stämme. Paradigma räjan-
und näman- (§ 304), ätman- und parvan- (§ 305). Un-
regelmäßigkeiten (§§ 306—808). Sprachgeschicht-
liches (§§ 309, 310). Paradigma baiin- (§§ 311, 312).
Wortbildung (§§ 313—316).
XVII. Kapitel. VIII. Deklination: Stämme auf Ver-
schluß- und Zischlaute. §§ 317—337 214
a) Stäm me auf ein fache V ergeh lußla Ute. Para-
digma mc- und päd- (§§ 317—319). b) Stämme auf
-afic- f-ac-). Paradigma pränc-, pratyanc-, anvanc-
(§§320-322). c) Stämme auf -wi-. Paradigma
bharant; dadat- (§§ 323—326). Paradigma dJümnnt-,
bhagavant- (§§ 327—329). d) s-Stämme. Paradigma
manas-, havis- (§§ 330—334). Paradigma gariijas-
(§§ 335, 336), ptis- (§ 337).
XVIII. Kapitel. IX. Deklination: Heterokhta.
§§ 338—347 233
a) Participium Perfecti auf ras. ParadigmaficZcrtS-,
jagmivqs- (§§ 338, 339). b) Mischung sonstiger
Konsonantstämme (§§340—343). c)Misc]iung
von Vokal- und Konsonantstämmen. Para-
digma asthi- (§ 344), path- (§ 345). Sonstige Wörter
(§§^346, 347). _
XIX. Kapitel. Die Pronomina und die pronominalen
Adjektiva. §§ 348—376 239
Literatur und Vorbemerkungen (§§ 348 — 350).
a) Personalpronomina (mit Posseesivum). aJiam,
tcam (§§ 351—353), Reflesivum (§ 354). svayam
(§355). Poseessiva (§§356,357). b) Demoustra-
tiva. ta- (§§358—361), ena- (§362), ayam (§§363
—365), asäu (§§ 366-368). c) Relativum (§§ 369,
370). d) Interrogativum (§§ 371—374). Indefini-
tum (§ 373). e) Pronominale Ableitungen
und Adjectiva (§§ 375, 376).
XX. Kapitel. Anhang zur Nominalflexion: Zahlwort,
Komparation, Adverbialbildung. §§ 377 — 407 . . 258
a) Das Zahlwort (§§ 377— 385). Kardinal- und Ordi-
nalzahlen (§§377 — 379). Deklination der Zahlen und
Inhalt. Xni
Seite
Sprachgeschichtliches (§§ 380—382). Bruchzahlen
(§ 383). Zahladverbien (§ 384). Zahladjektiva und
-Substantiva(§385). b) Komparation (§§386—390).
ßegelmäßige Komparation (§§ 386—388). Unregel-
• mäßige Komparation (§§389, 390). c) Adverbialbil-
dung (§§391—407). Wesen des Adverbiums (§391).
Adverbiale Kasusformeu (§§ 392 — 396). Isolierung
der Adverbform (§§ 397—400). Adverbialsuffixe
(§§ 401-407).
Zweiter Abschnitt. Das Verbum 279—439
XXI. Kapitel. Die verbalen Ausdrucksmittel. §§ 408
—442 279
a) Der Formenbestand. Augment und Redu-
plikation (§§ 408— 416). Literatur (§ 408). Be-
griff der Konjugation (§ 409). Genera verbi (§ 410,
411). Modus und Tempusstamm (§412). Die Tempora
(§§413,414). Das Augment (§ 415). Die Redupli-
kation (§ 416). b) Personalendungen (§§ 417
—435). Übersicht (§417). System der P.-E. (§418).
Aktivendungen (§§ 419—427). Medialendungen
(§§ 428-435.) c) Modusbildung (§§ 436—442).
Übersicht (§ 436). Optativ (§§ 437, 438). Konjunk-
tiv (§§ 439, 440). Injunktiv (§§ 441, 442).
XXII. Kapitel. Die indogermanischen Grundlagen der
ai. Präsensstämme. §§ 443 — 466 302
a) Vorbemerkungen (§§ 443 — 447). Präsens-, Aorist-
und Perfektstamm (§ 443). Stammbildende Suffixe
(§ 444). Präsensklassen (§ 445). Der thematische
Vokal (§ 446). Primäre und abgeleitete Verba (§ 447).
b) Die einzelnen Präsensklassen (§§448—466).
a) Die ein- oder zweisilbige Wurzel als Präseusstamm,
I.-IV. Klasse (§§ 448—452). ß) Nasalpräsentia,
V.-VII. Klasse (§§ 453—458). y) Präsensstämme
mit Geräuschlauten, VIIL— XI. Klasse (§§459—462).
§) Die io-Präsentia, XII.— XI V. Klasse (§§ 463—466).
XXin. Kapitel. Die primären Präsensstämme des
Sanskrit und ihre Flexion. §§ 467—508 317
Vorbemerkungen. Das System der ind. Gramma-
tiker (§ 467). Thematische und athematische Konju-
gation (§ 468). a) Erste oder thematische Kon-
jugation (§§ 469—477). Paradigma hhü- (§ 469).
Ai. 1. Klasse (§§ 470—473). Ai.\ Klasse (§§ 473,
474). Ai. 6. Klasse (§§ 475, 476). Ai. 10. Klasse
XIV Inhalt.
Seite
(§ 477). b) Zweite oder athematische Konju-
gation (§§ 478—508). I. Die ai. 2. Klasse (§§ 479
—490). Paradigma dvis- (§ 479), duh- (§ 480), i- (§ 481).
Besonderheiten im xlblaut (§§ 483 — 485). han-
(§§ 486, 487), as- (§§ 488, 489). Zweisilbige Wurzeln
(§490). II. Die ai. 3. (reduplizierende) Klasse
(§§ 491—497). Paradigma 7m- (§ 491). Besonder-
heiten im Ablaut (§ 494). da- und dhä- (§ 495).
III. a) Die ai. 5. (nu-J Klasse. Paradigma su-
(§§ 498, 499). b) Die ai. 8. ("u-J Klasse (§§ 500—503),
tan- (§ 500), kar- (§§ 502, 503). IV. Die ai. 7. (n-J
Klasse (§§ 504—506). V. Die ai. 9. Otä-} Klasse.
Paradigma krl- (§§ 507, 508).
XXIT. Kapitel. Das Perfektsystem. §§ 509—533 . . 352
a) Die idg. Perfektbildung (§§ 509—515). Eigen-
art des Perfekts (§ 510). Reduplikation (§ 511,512). Der
Wurzelablaut (§§513,514). Formenbestand (§515).
b) Das ai. Perfectum (§§ 516—533). Paradigma
kar- und tud- (§§ 516 — 518). Ursprung des Binde-
vokals (§ 519). Zur Reduplikation (§§ 520, 521). Be-
sonderheiten des Wurzelablauts (§§ 522, 523). Ab-
lautsstörungen (§ 524). Paradigma nl- (§§ 525, 526),
da- (§§ 527, 528). aha (§ 529). Das Participium Per-
fecti(§ 530). Das periphrastische Perfekt (§§531— 533).
XXy. Kapitel. Das Aoristsystem. §§ 534—564 ... 370
Übersicht (§ 535) und Vorkommen (§ 536).
a) Starke Aoriste (§§537 — 544). 1. Der Wurzelaorist
(§§ 537, 538). Der Passivaorist der 3. S. (§'639).
2. Der themavokalische Aorist (§§ 540—542). 3. Der
reduplizierte Aorist (§§ 542 — 544).
b) Sigmatische Aoriste (§§545—561). 4. s-Aorist
(§§ 545—550). Vermischung des 1. und 4. Aorists
(§ 550). 5. tf Aorist (§§ 551—555). 6. st's- Aorist
(§§ 556—558). 7. sa-Aorist (§§ 559—561).
c) Der Prekativ (§§ 562—564). Bildungsweise
(§§ 562, 563). Sprachgeschichtliches (§ 564).
XXVI. Kapitel. Das Futurum. §§ 565-575 .... 388
Paradigma (§ 565). Die Wurzelsilbe (§ 566). Bindevokal
(§§ 567—569). Unregelmäßige Formen (§ 570). Sprach-
geschichtliches (§ 571). Causativaund Denominativa
(§ 572). Das periphrastische Futurum (§§ 573, 574).
Syntaktisches (§ 575).
Inhalt. XV
Seite
XXVII. Kapitel. Die abgeleiteten Konjugationen.
§§ 576—609 394
1. Das Paesivum (§§576 — 582). Der Präsensstamm
(§§ 576 — 581). Außerpräsentische Formen (§ 582).
2. Das Causativum (§§ 583-593). Der Präsens-
stamm (§§ 583 — 585). Besonderheiten des Wurzel-
vokals (§ 586). p-Causativum (§§ 587, 588). Außer- '
präsentische Formen (§§ 589 — 593).
3. Das Iutensivum(§§ 594-598). Bildung und Fle-
xion (§§ 594, 595). Die Reduplikation (§ 596). Ein-
Schiebung eines i (§ 597). Die übrigen Tempora (§ 598).
4. Das Desiderativum (§§599—605). Bildungsweise
(§ 599). RedupUkation (§ 600). Die Wurzelsilbe
(§§601,602). Bindevokal (§ 603). Desiderativ zum
Causativum (§ 604). Sonstige Formen (§ 605).
5. Das Denominativum (§§ 606—609). Bildungs-
weise (§§ 606, 607). Besonderheiten der ä-Stämme
(§ 608). Sonstige Unregelmäßigkeiten (§ 609).
XXVIII. Kapitel. Das Verbum infinitum. §§ 610—645 415
a) Das Participium(§§ 610—628). Übersicht (§§ 610,
611). 1. Die Participien auf -ta- und -na- (§§ 612
—621). Particip auf -fa- (§§612—617). Bindevokal
(§§615,616). Abgeleitete Verba (§ 617). Particip auf
-tavant-{%%\^). Particip auf -wd- (§§ 619, 620). Sup-
pletivformen (§621). 2. Gerundiva(§§ 622— 628).
Übersicht (§ 622). Suffix -ya- (§§ 623—625). Suffix
-U/a- (§ 626). Suffix -tavija- (§ 627). Suffix -anlya-
(§ 628).
b) Infinitiv (§§ 629-634). Wesen des Infinitivs
(§§ 629, 630). Der Infinitiv des Sanskrit (§§ 631, 632).
Bindevokal (§ 633). Abgeleitete Verba (§ 634).
c) Absolutivum (§§ 635—645). Wesen desselben
(§ 635). Gebrauch (§ 636). Bildungsweise (§ 637).
Suffix -tvä (§§ 638, 639), bei abgeleiteten Konjuga-
tionen (§ 640). Suffix -ya (§§ 641, 642). Suffix -tya
(§ 643), bei Kausativen und Denominativen (§ 644).
Absolutivum auf -am (§ 645).
Dritter Teil: Compositum und Satzbau 440—483
XXIX. Kapitel. Das Compositum. §§ 646—681 . . 440
Vorbemerkungen (§§646—648). a) Verbalkompo-
sita (§§ 649—654). Gliederung (§ 649). Zusammen-
setzung mit Präpositionen (§ 650), mit Adverbien
(§ 651), mit Nomina (§§ 652—654).
XVI Inhalt.
Seite
b) Nominalcomposita (§§ 655 — 678). Vorbemer-
kungen (§§ 655, 656). Einteilung (§ 657). 1. Kopu-
lative Composita (§§ 658, 659). 2. Determi-
native Composita (§§ 660—669). Einteilung
(§ 660). Attributive (§§ 661, 662), kasuelle Bestimmt-
heit (§§ 663—665). Unechte Composita (§666). Com-
posita mit Verbalrektion (§ 667). Adverbiales Vor-
derglied (§§ 668, 669). 3. Possessivcomposita
(§§ 670—678). Wesen und Ursprung (§ 670). Attri-
butive (§§ 671—673), kasuelle Bestimmtheit (§ 674).
Präposition oder Adverb als Vorderglied (§§ 675,
676). Flexion des Schhißgliedes (§§ 677, 678).
c) Adverbialcomposita (§§ 679—682). Satzcom-
posita (§ 682).
XXX. Kapitel. Die Hülfsmittel des indischen Satzbaues.
§§ 683—700 468
Literatur (§ 683). Charakter des ai. Satzbaues (§§ 684,
685). V^ortstellung (§§ 686, 687), der Partikeln (§§ 688,
689), im Fragesatz (§ 690). Koordinierende Konjunk-
tionen (§ 691). Erweiterungen des einfachen Satzes
(§ 692). Das Nominalcompositum im Satzbau (§§ 693
—695). Nebensätze (§§ 696, 697). Konjunktional-
sätze (§ 698). Oratio obliqua und Konstruktion von
iti (§§ 699, 700).
Indisches Namen- und Sachregister zur Einleitung . . 484
Wortregister , 485
Nachträge und Berichtigungen 502
Zur Umschreibung fremder Alphabete. XVII
Zur Umschreibung fremder Alphabete.
Der lautliche Wert der für die Schreibung der einzelnen
idg. Sprachen und der idg. Grundsprache gewählten Zeichen
ergibt sich meist aus den in der Grammatik gegebenen Erläu-
terungen (vgl. besonders § 51 ff.). Für die Umschrift der einzelnen
Sprachen kommt außerdem folgendes in Betracht.
1. Avestisch. Diphthong ae = ae; ao = ao. Mit hoch-
gestellten kleinen Lettern werden sogenannte 'epenthetische' oder
'anaptyktische', d. h. sekundär entwickelte (nicht silbebildende)
Vokale bezeichnet (wie z. B. in er^ oder haraHi). q ist Nasal vokal.
wuh = whv. c, j = ai. c,j; y und 8 sind zu y (= ch, x) und / (9-) die
entsprechenden tönenden Spiranten. / ist ein dem ß und 8 nahe-
stehender Spirant. — Für das Altpersische ist zu merken, daß
der Nasal vor Konsonant (z. B. haHiy) im Originalalphabet nicht
bezeichnet ist; -iy, -uv im Auslaut haben den Wert von -i, -u.
2. Gotisch, ai ist offenes e (ä), aü offenes o (a). q = qu;
h wohl stimmloses u. Über den Wert von y im Germanischen
vgl. 1. b, d (g?) werden im Got. nach Vokalen als Spiranten aus-
gesprochen (f), ?f, f).
3. Litauisch. Vokale mit ' sind kurz, mit ' oder ~ lang;
bezeichnet einen steigend-fallenden Accent; bei den (diphthon-
gischen) Verbindungen von Vokal -f i, u, r, l, n, m steht ~ immer
auf dem zweiten Bestandteil. (In Wörtern wie wül'as S. 68, 168
und halsas S. 111 ist das ~ über dem l typographisch nicht richtig
zum Ausdruck gekommen.) e ist geschlossenes e; ij = l; e = ie;
ü = uo; j ^= i; S2 = s; c = ts, cz = ts. — i nach Konso-
nant und vor dunklem Vokal bezeichnet Palatalisierung des
Konsonanten.
4. Altbulgarisch. e = e. t, ist ein kurzes offenes i; ^ ein
kurzes offenes u (dem a nahestehend); tj ist ein M-artiger (langer)
Vokal, e ist nasaliertes e, q nasaliertes o. c = ts, c = ts, ch = •/•
XVUI
Verzeichnis der wichtigeren Abkürzungen.
Verzeichnis der wichtigeren Abkürzungen.
Zu den Büchertitehi und Zeitschriften vgl. Kap. I. Über
die Abkürzungen im Wörterverzeichnis s. d. Ein * bedeutet, daß
die damit bezeichnete Form nur erschlossen, nicht wirklich belegt
ist. Ein schließendes - bedeutet, daß es sich um eine Wurzel-
oder Stammform handelt. Das Wort Texte oder eine bloße Zahl
unmittelbar hinter einem Beispiel verweist auf die Texte des
Handbuches (im 2. Teil).
Außerdem sind zu merken:
ab., abulg. = altbulgarisch
aeol. = aeolisch
agr. = altgriechisch
ahd. = althochdeutsch
ai. = altindisch
air. = altiriscb
alat. = altlateinisch
alban. = albanesisch
altav. = altavestisch
altlit. = altlitauisch
ap., apers. = altpersisch
ar. = arisch
av. = avestisch
AV". = Atharva-Veda
Br., Brahm. = Brähmana's
dial. = dialektisch
der. = dorisch
f. = Femininum
got. = gotisch
Gramm. = durch die indischen
Grammatiker bezeugt
gr., griech. = griechisch
hom. = homerisch
idg. = indogermanisch
ind. = indisch
iran. = iranisch
kl., klass. = klassisch, d. h. in
der klass. Sprache vorkom-
mend
kret. =: kretisch
lat. = lateinisch
lit. = litauisch
m. = Masculinum
mi. := mittelindisch
n. = Neutrum
ngr., neugr. = neugriechisch
nhd. = neuhochdeutsch
osk. = oskisch
prakrit. = prakritisch
preuß. = (alt)preußisch
RV. = Rgveda
o
spätgr. = spätgriechisch
thess. = thessalisch
urar. = ur-arisch
ved. = vedisch
W. =^ Wurzel.
Einleitung.
I. Kapitel.
Übersicht über die wissenschaftliche Literatur.
a) Allgemeine Sprachwissenschaft nnd Zeitschriften.
1, Internationale Zeitschrift für allgemeine Sprachwissen-
schaft. Herausgeg. von F. Techmer. 5 Bde. (und Supplemente).
Leipzig 1884—1890.
Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete
des Deutschen, Griechischen und Lateinischen, herausgeg. von A.
Kuhn. Berlin (bezw. Güterslohe) 1852 ff. Von Bd. 23 ab (1877 ff.)
unter dem Titel Ztschr. f. vgl. Sprachforschung auf dem Gebiet
der indog. Sprachen. Von Bd. 26 ab (1887 ff.) herausgeg. von E.
Kuhn und J. Schmidt (zitiert als Kuhns Ztschr. = KZ).
Beiträge zur vergl. Sprachforschung auf dem Gebiet der ari-
schen, keltischen und slavischen Sprachen, herausgeg. von Ä. Kuhn
und Ä. Schleicher. 8 Bde. Berlin 1858 — 76.
Beiträge zur Kunde der idg. Sprachen, herausgeg. von A.
Bezzenherger. Göttingen 1877 ff. (zitiert als Bezzenbergers Beitr.
= BB).
Indogermanische Forschungen. Zeitschrift für idg. Sprach-
und Altertumskunde. Herausgeg. von K. Brugmann und W.
Streitberg. Mit dem Beiblatt: Anzeiger für idg. Sprach- und
Altertumskunde. Herausgeg. von W- Streitberg. Straßburg 1892 ff.
(zitiert als IF, bezw. IF Anz.)
Memoires de la societe de linguistique de Paris. Paris 1868 ff.
The American Journal of Phüology. Ed. by B. L. Gilders-
leeve. Baltimore 1880 ff.
Auf dem Gebiet der orientalischen Sprachen sind zu nennen:
Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft
Leipzig 1847 ff. (zitiert ZDMG). (Dazu in zwangloser Folge: Ab-
handlungen für die Kunde des Morgenlandes, herausgeg. von der
DMG. Leipzig 1859 ff.)
Thumb, Altindische Grammatik. *
2 Einleitung. [2. 3.
"Wiener Zeitsclirift für die Kunde des Morgenlandes. Herausgeg.
von Bühler u. a. Wien 1887 ff. (abgekürzt WZKM).
Journal asiatique ou Recueil de memoires relatifs ä l'histoire
[etc.] des peuples orientaux. Publie par la Societe Asiatique. Paris.
Journal of the American Oriental Society. New Haven (New
York) 1850 ff. (zitiert JAOS).
Ausschließlich der indischen Philologie sind gewidmet:
Indische Studien. Herausgeg. von A. Weber. Berlin (Leipzig)
1850 ff.
The Indian Antiquary, a Journal of Oriental research in ar-
chaeology. Bombay.
2. W. Wtmdt, Völkerpsychologie. Eine Untersuchung der
Entwicklungsgesetze von Sprache, Mythus und Sitte. 1. Bd. Die
Sprache. 2 Teile. Leipzig 1900.
B. Delbrück, Grundfragen der Sprachforschung mit E-ücksicht
auf "Wundts Sprachpsychologie erörtert. Straßburg 1901.
W. Wundt, Sprachgeschichte und Sprachpsychologie mit Rück-
sicht auf B. Delbrück „Grundlagen der Sprachforschung". Leipzig
1901.
G. V. d. Gabelentz, Die Sprachwissenschaft, ihre Aufgaben,
Methoden und bisherigen Ergebnisse. Leipzig 1891. 2. Aufl. 1901.
jff. Paul, Principien der Sprachgeschichte. 3. Aufl. Halle 1898.
B. Delbrück, Einleitung in das Sprachstudium. Ein Beitrag
zur Geschichte und Methodik der vergleichenden Sprachforschung.
8. Aufl. Leipzig 1893.
Whitney y.al Jolly 'AvaYva)OiJ.aTci rspl twv yevtxojv dp/üiv ttj«
ouYxpiTixf]; 'i'kta<si5Q'ko'iia.<i. MeT£ppu9tj.tati.£va zic, ttjv IXXtjvixtjv öttö
r. N. XaTCiSdxi, Athen 1898. (Bearbeitung des Buches von
Whitney, Die Sprachwissenschaft. Deutsch von Jolly. Leipzig
1874. Die Bearbeitung enthält besonders reiches Belegmaterial aus
dem Gebiet der griechischen Sprachgeschichte).
H. Steinthal, Geschichte der Sprachwissenschaft bei den Griechen
und Römern. 2. Aufl. 2 Bde. Berlin 1890-1891.
Th. Benfey, Geschichte der Sprachwissenschaft und orientali-
schen Philologie in Deutschland. München 1869.
b) Indogermanisclie Spracliwissenscliaft.
3. K. Brugmann und B. Delbrück, Grundriß der vergleich.
Grammatik der indog. Sprachen. 6 Bde u. Registerband. Straß-
burg 1886 — 1900. (Laut-, Wortbildungs- und Flexionslehre von
Brugmann, Syntax von Delbrück). Der erste Band (Einleitung
§ 3. 4. 5.] Übersicht über die wiss. Literatur. 3
und Lautlehre) in 2. Aufl. (2 Teile). Straßburg 1897 (zitiert als
Brugmann, Grundr.)
K. Brugmann, Kurze vergleichende Grammatik der indogerm.
Sprachen I. (Einleitung und Lautlehre.) Straßburg 1902 (zitiert
Brugmann, Kurze vergl. Gramm.).
B,. Meringer, Indogerm. Sprachwissenschaft. Leipzig (Samm-
lung Göschen).
A. Fick, Vergl, "Wörterbuch der indog. Sprachen. 4. Aufl.
Bearbeitet von A. Bezzenberger, A. Fick und Wh. Stokes. I. Wort-
echatz der Grundsprache, der arischen und der westeuropäischen
Spracheinheit von A. Fick. Göttingen 1890. IL Wortschatz der
keltischen Spracheinheit von Wh. Stokes und A. Bezzenberger. 1894.
4. J. Schmidt, Die Verwandtschaftsverhältnisse der indog.
Sprachen. "Weimar 1872.
F. Bechtel, Die Hauptprobleme der indog. Lautlehre seit
Schleicher. Göttingen 1892.
F. de Saussure, Memoires sur le Systeme primitif des voyelles
dans les langues indo-europeennes. Leipzig 1879 (Paris 1887).
H. Hübschmann, Das indog. Vokalsystem, Straßburg 1885.
H. Hirt, Der indog. Ablaut, vornehmlich in seinem Ver-
hältnis zur Betonung. Straßburg 1900.
H. Hirt, Der indog. Akzent. Straßburg 1895.
J. Schmidt, Kritik der Sonantentheorie. "Weimar 1895.
Chr. Bartholomae, Studien zur indog. Sprachgeschichte.
2 Hefte, Halle 1890 — 1891 (I. Indogerm. ss, IL Indog, sk und
skh. Ai. äsis > lat. eras.)
H. Osthoffund K- Brugmann, Morphologische Untersuchungen
auf dem Gebiet der indog. Sprachen. 5 Bde. Leipzig 1878—1890.
J. Schmidt, Die Pluralbildungen der indog, Neutra. "Weimar
1889.
B. Delbrück (und E. Windisch), Syntaktische Forschungen.
5 Bde. Halle 1871—1888.
Über Darstellungen und Arbeiten im Gebiet der Einzelsprachen
orientieren die übrigen Teile der vorliegenden Sammlung; eine
fortlaufende Bibliographie über das gesamte Gebiet der allge-
meinen und indog. Sprachwissenschaft findet sich in den IP (Anz,).
c) Iranisch.
6. Grundriß der iranischen Philologie. Herausgeg. von W.
Geiger und E. Kuhn. Straßburg 1895 £f. Die Gliederung des
"Werkes ist folgende : Bd. I. I.Abschnitt: Sprachgeschichte. l.Vor-
1*
4 Einleitung. [§ 6. 6.
geschichte der iran. Sprachen. 2. Awestasprache und Altpersiscb.
Von Chr. Bartholomae. 3. Mittelpersisch. Von C Salemann.
4. Neupersische Schriftsprache. Von P. Hörn. 5. Die Sprache
der Afghanen und Balutschen von TT. Geiger. Die Sprache der
Kurden. Von A. Socin. Kleinere Dialekte und Dialektgruppen.
Von W. Geiger.
Bd. IT. 2. Abschnitt: 1. Awestaliteratur. Von K. F. Geldner.
2. Die altpersischen Inschriften. Von F. E. Weissbach. 3. Pahlavi
Literature. By E. W. West. 4. Das iranische Nationalepos. Von
Th. Nöldeke. 5. Neupersische Literatur. Von E. Ethe. 3. Ab-
schnitt: Geschichte und Kultur. 1. Geographie von Iran. Von
W. Geiger. 2. Geschichte Irans von den ältesten Zeiten bis zum
Ausgang der Säsäniden. Von F. Justi. 3. Geschichte Irans in
islamitischer Zeit. Von F. Hom. 4. Nachweisung einer Auswahl
von Karten für die geographischen und geschichtlichen Teile des
Grundrisses. Von F. Jtisti. 5. Die iranische Religion. Von W.
Jackson. — Das "Werk wird zitiert als Iran. Grundriss.
L. H. Gray, Indo-iranian phonology with special reference
to the Middle and New Indo-iranian languages. New York 1902.
Chr. Bartholomae, Handbuch der altiranischen Dialekte.
Leipzig 1883.
Ch. Bartholomae, Altiranisches "Wörterbuch. Strasburg 1904.
F. Spiegel, Die altpersischen Keilinschriften. 2. Aufl. Leipzig
1881.
W. Jackson, An Avesta Grammar in comparison with Sanskrit.
I. Stuttgart 1892.
d) Indische Sprache (Sanskrit).
6. Indische Philologie, a. Über die Fortschritte im gesamten
Gebiete der indischen Philologie orientieren : Orientalische BibHo-
graphie. Herausgegeben von L. Scherman (Berlin Reuther und
Reichard) und die IF (Anz,).
b. Grundriß der Indo-Arischen Philologie und Altertumskunde.
Herausgeg. von Georg Bühler. Straüburg 1896 ff. Nach dem
Tode Bühlers fortgesetzt von F. Kielhorn (seit 1899). Bisher sind
folgende Abschnitte erschienen:
Bd. I. Allgemeines und Sprache.
la. Georg Bühler. Von J. Jolly. 1899.
3b. Die indischen "Wörterbücher (Kosa). Von Th. Zacha-
riae. 1897.
§ 6. 7.1 Übersicht über die wiss. Literatur. 5
6. Vedische und Sanskrit-Syntax. Von J. S. Speyer.
1896.
8. Grammatik der Prakrit - Sprachen. Von R. Fischet,
1900.
10. Literatur und Sprache der Singhalesen. Von W.
Geiger. 1901.
11. Indische Palaeographie. Von G. Bühler. 1896 (mit
17 Tafeln).
Bd. II. Literatur und Geschichte.
Ib. The Atharvaveda. By M. Bloomfield. 1899.
3b. Indian Coins. By E. J. Rapson. 1898.
8. Eecht und Sitte. Von J. Jolly. 1896.
Bd. III. ReHgion, weltliche Wissenschaften und Kunst.
la. Vedic Mythology. By A. A. Macdonell.
2. Ritual-Literatur und vedische Opfer und Zauber. Von
A. milebrandt. 1897.
4. Säjkhya und Yoga. Von R. Garbe. 1896.
8. Manual of Indian Buddhism. By H. Kern. 1896.
9. Astronomie, Astrologie und Mathematik. Von G.
Thibaut. 1899.
10. Medizin. Von J. Jolly. 1902.
Das "Werk wird zitiert als Ind. Grundriß.
L. von Schroeder, Indiens Literatur und Cultur in histori-
scher Entwicklung. Leipzig 1887.
7. Grammatische Gesamtdarstellungen. F. Bopp, Ausführ-
liches Lehrgebäude der Sanskrita-Sprache. Berlin 1827. 2. Aufl.
u. d. Titel: Grammatica critica linguae sanscritae. Berlin 1832.
F. Bopp , Kritische Grammatik der Sanskrita - Sprache in
kürzerer Fassung. Berlin 1834. 4. Aufl. 1868.
Th. Benfey, Handbuch der Sanskritsprache. I. Vollständige
Grammatik. Leipzig 1852. II. (in 2 Teilen) Chrestomathie aus
Sanskritwerken mit Glossar. 1853—54.
W. D. Whitney, A Sanskrit Grammar, including both the
classical language and the other dialects, of Veda and Brahmana.
Leipzig 1879 (BibUothek indogermanischer Grammatiken. Bd. IL)
3. Aufl. 1896 (nahezu identischer Abdruck der 2. Ausgabe). In
deutscher Übersetzung von H. Zimmer. Leipzig 1879. (Zitiert
Whitney.)
W. D. Whitney, The roots, verb-forms and primary deri-
vatives of the Sanskrit language. Leipzig 1885; in deutscher
Ausgabe von H. Zimmer. (Bibliothek indogerman. Grammatiken.
IL Anhang. 2.)
6 Einleitung. [§ 7. 8.
Ä. JSoltzmann, Grammatisches aus dem Mahabharata. Ein An-
hang zu "W. D. Whitney's Indischer Grammatik. Leipzig 1884.
(Bibliothek indog. Gramm. II. Anhang 1).
Keine dieser Darstellungen behandelt das Sanskrit vom ver-
gleichenden Standpunkt. Die Grammatiken von Bopp und Benfey
haben heute im allgemeinen nur historischen Wert, jene wegen
der Förderung, die sie der indogerman. Sprachforschung brachte,
diese, weil sie sowohl die Lehren der indischen Grammatiker wie
die vedische Sprache zum ersten Male in Deutschland umfassend
behandelte. Whitney's Grammatik ist von ihrem Erscheinen bis
heute das maßgebende Hauptwerk über altindische Sprache ge-
blieben. Diesem Buche steht zur Seite
J. Wackernagel, Altindische Grammatik. I. Lautlehre. Göttingen
1896. (Vgl. dazu Bartholomae ZDMG. L, 674—735.) (Zitiert
Wackernagel.)
Es ist die erste, groß angelegte Zusammenfassung dessen, was
seit den Tagen des Altmeisters Bopp bis heute für die wissen-
schaftliche Erklärung der altindischen Sprache geleistet worden
ist; der Verfasser berücksichtigt daneben eingehend die Lehren
der alten indischen Grammatiker. — Für das historische (ver-
gleichende) Verständnis des Sanskrit sind natürlich die § 3. 4 an-
geführten allgemeinen "Werke, sowie die monographische Literatur
heranzuziehen.
8. Auch die vorhandenen ElementarbiicherbeBchränken sich auf
die descriptive Darstellung der Sprache. Bewährte Hilfsmittel sind:
A. F. Stenzler, Elementarbuch der Sanskrit-Sprache. Gramma-
tik, Texte, Wörterbuch. Breslau 1868. 7. Auflage (besorgt von
R. Pischel) München 1902.
F. Kielhorn, A grammar of the Sanskrit language. 4. Aufl.
Bombay 1896. (Zitiert Kielhorn.)
G. Bühler, Leitfaden für den Elementarcursus des Sanskrit.
Mit Übungsstücken und zwei Glossaren. Wien 1883. (Sehr gut
geeignet zur praktischen Einübung der Sprache, da der Leit-
faden auch Stücke zum Übersetzen ins Sanskrit und Vocabel-
verzeichnisse enthält).
W. Geiger, Elementarbuch der Sanskrit-Sprache. Grammatik,
Lesestücke und Glossar. München 1888.
A. Bergaigne et V. Henry, Manuel pour etudier le Sanscrit
vedique. Precis de grammaire, Chrestomathie, lexique. Paris
1891. (Ein entsprechendes Hilfsmittel fehlt in Deutschland.)
Die angeführten Hilfsmittel enthalten auch meist eine kleine
Auswahl von Texten. Am reichhaltigsten ist in dieser Beziehung:
§ 8. 9. 10.] Übersicht über die wiss. Literatur. 7
0. Böhtlingk, Sanskrit-Chrestomathie. Petersburg 1845. 2.
gänzlich umgearbeitete Auflage 1877.
9. Wörterbücher. Sanskrit -Wörterbuch. Herausgeg. von
der kais, Akademie der Wissenschaften, bearbeitet von 0. Böhtlingk
und R. Roth. 7 Bände (in 4«). Petersburg 1852 — 1875. Ein
monumentales Werk, grundlegend und bahnbrechend. Wertvolle
Ergänzungen dazu bietet das
Sanskrit- Wörterbuch in kürzerer Fassung, bearbeitet von O.
Böhtlingk. 7 Teile. Petersburg 1879—1889.
C. Cappeller, Sanskrit -Wörterbuch , nach den Petersburger
Wörterbüchern bearbeitet. Straßburg 1887. (Auch englisch 1891.)
Es enthält den Wortschatz von Böhtlingks Chrestomathie (s. § 8)
und einigen andern oft gelesenen Sanskritwerken (Nala, Kälidäsa),
sowie alle belegbaren Wurzeln und primitiven Wörter von ge-
sicherter Bedeutung und ist ein bequemes Hilfsmittel für den an-
gehenden Sanskritphilologen.
Ä. Ä. Macdonell, A Sanskrit English dictionary, for the ose
of both scholars and students. London 1892. (Sehr gutes und
sehr reichhaltiges Wörterbuch für Anfänger, aber mehr als doppelt
so teuer wie Cappeller).
H. Grassmann, Wörterbuch zum Rigveda. Leipzig 1873.
E. und J. Leumann, Etymologisches Wörterbuch der Sanskrit-
sprache. Erschienen ist nur der I. Teil (von J. Leumann): Ein-
leitung und Vokale. Straßburg 1893.
C C. Uhlenbeck, Kurzgefasstes etymologisches Wörterbuch der
altindischen Sprache. Amsterdam 1898—1899, (Zur Orientierung
geeignet, aber nicht ohne Mängel.)
V. Sh. Äpte, The Student's English-Sanskrit Dictionary. 2. Aufl.
Bombay 1893. (Darin werden auch für ganz moderne Begriffe
Sanskritübersetzungen geboten.)
10. Monographien. C. C. Uhlenbeck, A Manual of Sanskrit
Phonetics. London 1898.
C. R. Lanman, A Statistical account of Noun-inflection in the
Veda. JAOS. X (1880) 325—601.
B. Delbrück, Das altindische Verbum aus den Hymnen des
Rg -Veda dargestellt. HaUe 1874.
J. von Negelein, Das Verbalsystem des Atharva-Veda, spi-aeh-
wissenschaftlich geordnet und dargestellt. Berlin 1898.
B. Delbrück, Altindische Syntax = Syntakt. Forsch. V.
J. 8. Speyer, Sanskrit- Syntax. Leiden 1886.
Derselbe, Vedische und Sanskritsyntax. Ind. Grundr. I, 6.
8 Einleitung. [§ 10. 11.
S.^Jacobi, Compositum und Nebensatz. Studien über die indo-
germ. Sprachentwicklung. Bonn 1897.
IL Kapitel.
Stellung des Sanskrit innerhalb der indog.
Sprachen und der nächstverwandten Dialekte.
11. Das Sanskrit, die klassische Sprache |des alten
Indiens, bildet ein Glied des indogermanischen
Sprachstammes, zu welchem folgende Sprachen ge-
hören: 1. das Arische (Indo-iranisch). 2. das Armenische.
3. das Griechische. 4. das Albanesische. 5. das ItaHsche
(d. h. das Latein und die oskisch - umbris chen Dialekte).
6. das Keltische. 7. das Germanische. 8. das Baltisch-
Slavische. Die einzelnen Zweige des indog. Sprach-
stammes zerfallen in zahbeiche Mundarten und leben in
diesen zum Teü bis zum heutigen Tage fort ; die Yer-
gleichung der altindogermanischen Sprachen, deren Ver-
wandtschaft durch F. Bopp, den Begründer der ver-
gleichenden Sprachwissenschaft, erwiesen worden ist, führt
auf eine gemeinsame, jedoch mundarthch schon differen-
zierte, indog. Grundsprache und ein indogerm. Ur-
volk.
Anmerkung. Die Bezeichnung 'indogermaniscli' und 'Indo-
germanen' ist aus den beiden Namen des indischen und germani-
schen Sprachzweiges gebildet, welclxe früher (d. h. bevor die Zu-
gehörigkeit des Keltischen zum indog. Sprachstamm erkannt worden
ist) für die äußersten Glieder im Westen und Osten gehalten
wurden. "Wer die Bezeichnung aufgebracht hat, ist nicht fest-
gestellt; sie läßt sich bis in die 20 er Jahre des 19. Jahrhunderts
verfolgen, s. G. Meyer IF II 125 £f. Andere Namen wie 'arisch',
'indoeuropaeisch' haben sich in Deutschland nie eingebürgert,
werden, aber im Ausland gebraucht (Frankreich, England); die
Benennungen 'indokeltisch' oder 'japhetitisch', die gelegentlich vor-
geschlagen wurden, haben keinen Anklang gefunden.
§ 12. 13.] Stellg. d. Sanskrit innerh. d. idg. Sprachen etc. 9
12. Über die Kultur des idg. Urvolkes gibt die 'linguisti-
sche Palaeontologie' Auskunft; sie untersucht den durch Ver-
gleichung der Einzelsprachen rekonstruierten Wortschatz der
Grundsprache auf seinen kulturgeschichtlichen Inhalt. Allerdings
ist bei diesem Verfahren Vorsicht zu üben, zunächst weil altes
Sprachgut entweder ganz oder in einzelnen Sprachen verloren ge-
gangen sein kann ; die Möglichkeit des ersten Falles verbietet uns,
ohne weiteres Schlüsse ex silentio zu ziehen; im letzteren Falle
ist es schwer, Kriterien dafür zu finden, unter welchen Be-
dingungen ein partiell vorkommendes "Wort der Ursprache zu-
geschrieben werden darf (vgl. z. B. griech. xpiSif^, lat. hordeum,
deutsch Gerste, oder ai. räj- 'König', lat. rex, kelt. rix, oder ai. sa-
hasra- 'tausend', iMioi). Nicht einmal die Wörter, die gemein-
indogermanisch sind, müssen uridg. sein, da sie — wie dies fort-
während bis zum heutigen Tag geschieht — samt der bezeichneten
Sache durch Handel, Verkehr und nachbarliche Berührung nach
vollzogener Trennung sich allmählich verbreiten konnten. So
sind ja z. B. Kulturwörter wie Meter, Kaffee, Thee gemeineuro-
päisch geworden, obwohl sie der allerjüngsten Kulturentwicklung
Europas angehören. Endlich ist auch die uridg. Bedeutung eines
Wortes (besonders in seiner kulturellen Verwendung) nicht immer
mit Sicherheit festzustellen (vgl. ai. aritra- 'Ruder' gegenüber apo-
Tpov, lat. aratrum 'Pflug'). Daher ist auf die Zeit, wo man sich
der linguistisch - urgeschichtlichen Forschung rückhaltlos anver-
traute, eine solche des kritischen Zweifels gefolgt, indem man die
methodischen Grundlagen prüfte (s. u. Kretschmer), Doch ist eine
völlige Ablehnung der linguistischen Methode der Praehistorie
ebenso verfehlt wie ihre einseitige Schätzung: die linguistische
Forschung ist mit der praehistorischen und kulturgeschichtlichen
zu verbinden,
Literatur: 0. Schrader, Sprachvergleichung und Ur-
geschichte. Jena 1883. 2. Aufl. 1890. Krek, Einleitung in die
slavische Literaturgeschichte. 2. Aufl. Graz 1887. P. v. Bradke,
Über Methode und Ergebnisse der arischen Altertumswissenschaft.
Gießen 1890. P. Kretschmer, Einleitung in die Geschichte der
griechischen Sprache. Göttingen 1896 (Kapitel I— III). H. Hirt,
Sprachwissenschaft und Geschichte. N. Jahrb. f. d. klass. Alter-
tum I (1898) 485 £f. 0. Schrader, Reallexikon der indog. Alter-
tumskunde. Straßburg 1901. (Die Vorrede gibt eine kritische
Erörterung der Methode.)
13. Für die Urgeschiclite jedes idg. Einzelvolkes ist
10 Einleitung. [§ 1**
am wichtigsten die Frage nach der Urheimat der
Indogermanen. Vgl. darüber (außer Schrader, Sprach-
Tergleichung und Urgeschichte'^ lllff. 615if.) S.Reinach^
L'origine des Aryens. Histoii'e d'une controverse. Paris
1892. Kretschmer, Einleitung 5 7 ff. Schrader, Real-
lexikon 878 ff. M. M u c h , Die Heimat der Indogermanen
im Lichte der urgeschichtUchen Forschung. Berhn 1902
und zuletzt Kossinna, Zeitschr. f. Ethnol. 34 (1903)
161 ff. Bis in die 70 er Jahre herrschte die Ansicht, daß
Asien (das Gebiet des Hindukusch oder die nördhch da-
von gelegenen Teile) die Heimat der Indogermanen ge-
wesen sei (Pictet, Schleicher, V. Hehn u. a.). Den ersten
Zweifeln, welche schon 1848 der belgische Geologe
d'Omahus d'Halloy, 1851 der enghsche Sprachforscher
Latham äußerte, folgte erst um die 70 er Jahre ein Um-
schwung der Meinungen, indem man die Urheimat der
Indogermanen nach Europa verlegte (Benfey, Whitney,
F. Müller, Penka, Spiegel, Schrader u. a.). In neuester
Zeit hat nur J. Schmidt, Die Urheimat der Indoger-
manen und das europäische Zahlsystem (AbhandL d. BerL
Akad. 1890) die asiatische Herkunft der Indogermanen
mit neuen, jedoch nicht überzeugenden Gründen zu stützen
versucht (vgh dazu Hirt IF I 464 ff.). Über die engere
Begrenzung der Urheimat innerhalb Europas ist jedoch
keine Einigung erzielt: so wird z. B. sowohl das Gebiet
der Ostsee wie Südrußland dafür in Anspruch genommen.
Es fragt sich, ob es mit den heutigen Mitteln der Wissen-
schaft überhaupt möghch ist, ein kleineres geographisches
Gebiet abzugi'enzen, in welchem ein nach Sprache, Rasse
und Kultur einheitliches Urvolk der Indogermanen ge-
sessen hat. Mit Sicherheit läßt sich nur ein ältestes Ver-
breitungsgebiet der Indogermanen bestimmen: es er-
streckte sich etwa vom nordösthchen Frankreich durch
Mittel- und Ost-Europa bis in die Steppen am Jaxartes.
Die Kulturformen waren auf diesem weiten Gebiet nicht
§ 13. 14. 15.] Stellg. d. Sanskrit innerh. d. idg. Sprachen etc. 11
einheitlich; es gab gewiß neben der Lebensfühmng Yon
Nomaden (im Osten) einen primitiven Ackerbau.
14. Die Vorfahren der einzelnen indog. Völker
scheinen in ähnlicher Weise zu einander gelagert gewesen
zu sein, wie heute, d. h. etwa in folgender Weise:
Germanen Slaven
Kelten Albanesen Armenier Arier
Itahker Griechen
Die Anschauung, daß einige dieser Stämme, wie die
Germanen und Slaven ('Nordeuropäische Indogennanen')
oder die Griechen und Itahker ('Graeko-Itahker'), nach
der Trennung eine Zeitlang eine engere Einheit bildeten,
ist heute aufgegeben ; nur von einer 'italokeltischen' Ein-
heit kann mit einiger Wahrscheinhchkeit gesprochen
werden.
Abgesehen von dieser letzten Gruppe gibt es
keine sprachhchen Ej.'iterien (d. h. partiellen Überein-
stimmungen), welche die Heraushebung einzelner Gruppen
rechtfertigen. Vgl. J. Schmidt, Die Verwandtschafts-
verhältnisse der indog. Sprachen. Weimar 1872. Brug-
mann, Techmers Zeitschr. I 226 ff. Delbrück, Einl.
131 ff. Kretschmer, Einl. 93 ff. So bilden zwar das Ari-
sche, Slavische, Albanesische und Armenische als die sog.
satem-Sprachen gegenüber den übrigen, d. h. den centum-
Sprachen eine gewisse sprachhche Einheit (s. § 123 f.), aber
andererseits sind z. B. Iranisch (West- Arisch), Albanesisch
und Slavisch durch die gleiche Behandlung der Mediae
aspiratae hh u. s. w. (s. § 117. 121. 131), Arisch und
Griechisch durch die gleiche Vertretung der Nasahs so-
nans (§ 88. 89) , Iranisch und Griechisch (teilweise auch
Albanesisch) durch die Verhauchung des anlautenden s
(§ 146) verbunden.
15. Der arische Zweig des indog. Sprachstam-
mes büdet demnach mit keinem andern Zweig des-
selben eine engere Gruppe. Dagegen ist eine länger
12 Einleitung. [§ 115.
dauernde Sprach- und Kulturgemeinscliaft der beiden
Glieder des Arischen erwiesen. Diese beiden Glieder
sind das Altindische (Ostarisch) und das Altiranische
(Westarisch); das letztere ist durch die Sprache der alt-
persischen Keihnscliriften (a 1 1 p e r s i s c h) und des Avesta
(avestisch) bekannt.^ Iranisch und Altindisch zeigen
eine solche Masse übereinstimmender Züge, daß wir an-
nehmen müssen, daß die Vorfahren der Inder und Iranier
eine Zeitlang ein Volk gebildet haben und zwar vermut-
lich in Iran, wohin das arische Urvolk von Norden her
gewandert ist. Vgl. Schrader, Sprachvergl. u. Urgesch. ^
87 ff. F. Spiegel, Die arische Periode und ihi-e Zu-
stände. Leipzig 1887. Pizzi, Paralleh indo - iranici.
Giorn. della societä asiatica ital. VII (1893) 197—242
(lexikahsche Zusammenstellung). Der Wortschatz zeigt
auf Schiitt und Tritt gemeinsame Benennungen und zwar
in den verschiedensten Kulturgebieten.
So ist in beiden Sprachzweigen der Stammesname ar?/a; apers.
arit/a, av. air?/Ö 'Arier' üblich; vgl. ferner folgende Beispiele:
hiranya-, av. zaranya- 'Gold'; vrksa 'Baum' av. vardiö 'Wald';
we.?o- av. maesö 'Widder', matsya- av. masyö 'Fisch', Mira- neupers.
^Zr 'Milch'; /msta- apers. (Zaste, av.-zastö 'Hand'; ksetra- 'Grund-
besitz, Feld' av. söii'rdm 'Flur'; send av. haena ap. hainä 'Heer',
samarana ap. hamarana av. hamarQna- 'Kampf, rsti- ap. av. arSti-
'Speer'; Matra- ap. ysatra-, av. /4!a>r5m 'Herrschaft'. Bemerkens-
wert sind besonders die Wortgleichungen in Religion und Mythus,
wie z.B. yajna- &y. yasna 'Opfer', /iötor av. ^aofar 'Opferpriester',
atharvan- av. äf^rava 'Feuerpriester', asura- 'Herr, Gott' ap. aura
mazdä av. ahurö mazdi 'Ormuzd', söma- av. haoma 'Soma' (eine
göttlich verehrte Pflanze, bezw. ein Trank aus deren Saft), Mitra-
1 Der Avesta umfaßt die heiligen Schriften der Zoroaster-
{ZarapuUra-)'^Q\\g\on. In ihrer gegenwärtigen Gestalt reicht diese
Sammlung in die Zeit der Sassaniden, wenngleich die Texte selbst
älter sind. Als älteste Bestandteile heben sich daraus einige
Hymnen (^ä/'ä's) ab , deren Sprache man als altavestisch be-
zeichnet. — Die altpersischen Keilinschriften gehören den Achae-
menidenkönigen an.
§ 15. 16. 17.] Stellg. d. Sanskrit innerh. d. indog. Sprachen etc. 13
ap. Mijra Name eines Gottes, ferner Yarna- Sohn des Vivasvant-
av. Tima Sohn des Vivanha und andere mythische Namen. Daß
die gegensätzliche Entwicklung einiger Begriffe, wie besonders
deva- 'Gott' av. daeva 'böser Dämon', Indra- Name eines (hohen)
Gottes av. indra (oder andra) Name eines Dämon, auf einen alten
politischen und religiösen Zwiespalt des arischen Urvolkes hin-
weise, läßt sich nicht aufrecht erhalten. Über die religiösen Be-
ziehungen von Veda and Avesta vgl. H. Oldenberg, Die Religion
des Veda S. 26 f. Der gemeinsame Wortschatz der arischen
Spracheinheit ist zusammengestellt bei Fick, Vergl. Wörterb.* I
155—342 (vgl. dazu Bartholomae ZDMG XL VIII 504—531!).
16. Aucliin der lautlichen und grammatischen
Form zeigt das Altindische bemerkenswerte Überein-
stimmungen mit dem Iranischen. So steht der indog.
Buntheit des Yokalismus {a e o) der eine Vokal a im
Arischen gegenüber (s. § 62 ff.); das 'Schwa indogermani-
cum' ist durch i vertreten (§ 68) ; die Yelarlaute wurden
in gleicher Weise palatahsiert (§ 132); s wird nach i, n
gleich behandelt (§ 147). In der Deklination des Sub-
stantivs, in der Pronominalflexion, in der Stamm- und
Formenbildung des Yerbums begegnen auf Schritt und
Tritt gemeinsame Züge ; w^enn auch in vielen Fällen nur
gemeinsame Bewahrung altindog. Bildungen vorhegt, so
erweist doch die große Zahl solcher Übereinstimmungen
eine Periode der Sprachgemeinschaft, die längere Zeit
nach der Trennung von den übrigen Indogermanen fort-
dauerte. Die engen Beziehungen zwischen Iranisch und
Indisch werden am besten durch die Tatsache illustriert,
daß ganze Sätze des Avesta unter Berücksichtigung der
Lautgesetze Wort für Wort in die Sprache der vedi-
schen Hymnen umgeschrieben werden können. Vgl. Bar-
tholomae, Iran. Grundriß I, If.
17. Zur Kultur der Inder. Die arischen Inder
sind jedenfalls von Nordwesten her, also durch das Kabul-
tal, in Indien eingewandert. Einen terminus ante quem
bietet die Fixierung der Zeit des Egveda (darüber s. § 27) ;
14 Einleitung. [§ 17. 18.
während des Zeitraums, in welchem die Hymnen des
Rgveda entstanden sind, haben sich die Arier über das
Penjah ausgebreitet und scheinen erst am Ende dieser
Epoche bis zum Ganges {Oangä) vorgedrungen zu sein.
Über die Kultur dieser Zeit vgl. H. Zimmer, Altindisches
Leben. Berlin 1879; H. Oldenberg, Religion des Veda. Berlin
1894. Die spezifisch indische Kultur entwickelte sich erst in einer
etwas jüngeren, der sogenannten brahmanischen Periode (zwischen
1000 und 600 v. Chr.); ihr eigentümlich ist die Ausgestaltung
der Priesterherrschaft und des Opferwesens. Über die Ent-
wicklung der indischen Kultur vgl. Schroeder a. a. O. (§ 6); zur
Religion vgl. außer den hierher gehörigen Abschnitten des Grund-
risses: E. Hardy, Die vedisch-brahmanische Periode der Religion
des alten Indiens. Münster i.W. 1893. E. W. Hopkins, The
Religions of India. Boston & London 1895. Eine ganz knappe,
aber geschickte Übersicht (bis auf die jüngste Zeit) bietet E.
Hardy, Indische Religionsgeschichte. Leipzig 1898 (Sammlung
Göschen). Neben dem Brahmanismus, der zu einem abstrakten
Pantheismus geworden war (Gott Brahma, der substanziierte Be-
griff des 'Gebetes', ist die Weltseele) bestanden Sekten mit den
konkreteren Göttergestalten des Siva und Yisnu. Die brahmani-
ecbe Orthodoxie schloß mit diesen Religionsformen einen Kompro-
miß, indem sie die eine Gottheit unter den drei Gestalten {tri-
mürti-, eigentl. 'drei Gestalten habend') von Brahma , Vi§nu und
Siva sanktionierte. Seelenwanderung und starres Kastenwesen
sind — neben einem komphzierten Opfersystem — die charakte-
ristischen Züge der brahmanischen Religion. Die geschichtUch
bedeutsamste Reaktion gegen den Brahmanismus ist die Tätigkeit
Buddha's (c. 560—480 v. Chr.). Vgl. Oldenberg, Buddha. 4. Aufl.
1903. Buddha, der atheistische Pessimist, betont mit allem Nach-
druck die ethische Seite des menschlichen Handelns und tritt in
scharfen Gegensatz zum Brahmanismus, dessen Opfer- und Kasten-
wesen er verwarf. Der Buddhismus erreichte seine höchste Blüte unter
König Asoka (259—222 v.Chr.), artete aber bald aus und wurde von
den Brahmanen wieder aus Indien zurückgedrängt, um in mannig-
facher Verzerrung außerhalb Indiens (Tibet, China) weiterzuleben.
18. Über die Geschichte Indiens vgl. (außer Schroeder)
Lefmann, Geschichte des alten Indiens. Berhn 1890
(Allgemeine Geschichte in Einzeldarstellungen, herausg.
von Oncken. I, 3). Das Buch ist vorwiegend Kultur-
§ 18.] Stellg. d. Sanskrit innerh. d. indog. Sprachen. 15
gescliichte (von der ältesten Zeit bis ins 6. Jahrh. n. Chr.).
Eine pragmatische Geschichtschreibung Indiens ist bei dem
geringen geschichtlichen Sinn der Inder nicht möglich; ohne
feste Ckronologie, eine Mischung von phantastischer Sage
und geschichtlichem Kern, läßt die indische Geschichte
nur einzelne Persönhchkeiten aus einem Kranz von Le-
genden hervortreten. Nur wo griechische Quellen unsere
Kenntnis ergänzen, ergeben sich feste chronologische
und geschichtliche Stützpunkte. Das Hauptgebiet der
arischen Inder ist immer das große indische Tiefland
{Äryavm'ta-) gewesen: hier dominiert auch in anthropo-
logischer Beziehung das arische Element, wähi^end der
Einfluß auf das (dravidische) Dekhan mehr pohtischer
und kultureller Natur ist. Zur Zeit Buddhas tritt das
Reich der Magadha im Gangesland hervor; mit dem
Reiche des Paura (IIopo?) im Indosgebiete stößt Alexander
der Große zusammen. Die von diesem begründete griechi-
sche Herrschaft wird sehr bald wieder gestürzt: ein
Emporkömmling, Candragupta, der Sandrakottos der
Griechen, herrscht nach Eroberung des Magadhareiches
über ganz Indien bis zum Vindhya (-]- 291). Sein Enkel
ist A^öka, der Gönner und Bekenner des Buddhismus
(§17). Mit dem Zerfall dieser Dynastie (der Mäurya)
fassen die Griechen nochmals in Indien festen Fuß. Dem
griechisch-indischen Reich (2. und 1. Jahrh. v. Chr.) folgt
die Herrschaft der Saka-^ömgQ , turanischer Eindring-
linge, die von den Griechen „Indoskythen" genannt
werden (vom 1. Jahrh. v. Chr. bis zum 2. Jahrh. n. Chr.).
Erst im 4. Jahrh. n. Chr. gelingt es wieder einer ein-
heimischen Dynastie (der Oupta), ein national -indisches
Reich zu begründen ; der Brahmanismus erstarkt wieder,
die Literatur erlebt eine neue Blüte, die unter König
Vikramäditya von Ujjayim (im westlichen Indien) ihren
Höhepunkt erreicht (6. Jahi-h.). Etwa seit dem Jahre 1000
dringen mohammedanische Eroberer in Indien ein (DehH).
16 Einleitung. [§ 18. 19. 20.
Im Jahre 1527 begründet Baber, ein Nachkomme Timurs,
das Reich der Großmogule (sein Enkel ist der vorurteilsfreie Ak-
bar). Um jene Zeit beginnen auch Europäer (Portugiesen, Hol-
länder) in Indien Fuß zu fassen; die Engländer legen durch die
ostindische Kompagnie (1600) den Grund ihrer Herrschaft, deren
Ausbreitung mit dem Zerfall der einheimischen Reiche (18. und
19. Jahrh.) zunimmt. Durch die Engländer -wird Indiens Kultur
in Europa bekannt (s. § 41).
19. Die iäg. Sprachen (Dialekte) Indiens sind:
1. die Sprache des Veda.
2. das Sanskrit.
3. die mittelindischen Dialekte : Prakrit (PäH ,
Apabhrq;sa).
4. die neuindischen Dialekte.
20. 1. Das Vedische ist das altertümlichste und
darum für die idg. Sprachgeschichte wertvollste Ghed des
indo-arischen Sprachzweiges. Die Sprache des Rgveda
(§ 26 ff.) steht der indoiranischen (ur-arischen) Grund-
sprache noch sehr nahe (s. § 16). Jene ist (wde das homeri-
sche Griechisch) eine Kunstsprache, die ursprünglich einen
bestimmten Dialekt zur Grundlage hatte. So einheitlich
die Hymnensprache als ganzes ist, so lassen sich doch in
derselben Spuren verschiedener Dialekte nachweisen,
deren charakteristische Züge in den mittehndischen Mund-
arten fortleben (s. u.). Dahin gehören z. B. gelegentliches
h statt hh, dh (§ 117. 121), r statt l und die verschiedene
Behandlung von r, ?-f Dental (§ 87). "Vgl. darüber Wacker-
nagel S. Xin, XVnff. und V. Bradke ZDMG. XLVI,
657 ff. Ebenso bemerkenswert sind die Unterschiede
chronologischer Art, Einmal scheint vorvedisches, d. h.
in der vedischen Zeit nicht mehr verstandenes und daher
umgedeutetes Sprachgut vorzukommen (s. Wackernagel,
S. XVI), dann zeigen einzelne Teile, vor allem das 10.
mandala- (d, i. 'Buch') des RV., deuthcheine jüngere Form
der Sprache. Durch Untersuchung von Grammatik und
Wortschatz suchte man die relative Chronologie der
§20. 21.] Stellg. d. Sanskrit innerh. d. indog. Sprachen etc. 17
einzelnen Teile zu bestimmen, vgl. außer Wackernagel
S. XIV l besonders E. V. Arn o Id KZ. XXXIV (1897)
297ff. und E. W. Hopkins JAOS. XVII (1896) 23 ff.
Die übrigen vedischen Schriften (§ 29 ff.) zeigen eine
stetig fortschi-eitende Verjüngung der Sprache, die sich
besonders in der Vereinfachung des Formenbestandes
und in der Umgestaltung des Lexikons offenbart; in der
Lautform zeigt sich der Einfluß einer vom Rgvedadialekt
verschiedenen Mundart {d dh st. l Ih des RV., s, § 122
Anm.) Die Sprache der Sütra's (§ 32) steht dem klassi-
schen Sanskrit bereits ganz nahe. Über diesen Ent-
wicklungsgang vgl. Wackernagel S. XXII ff.
21. 2. Das Sanskrit ist in noch höherem Grade
als die Vedensprache eine Kunst- oder Hochsprache, wie
schon der Xame sciskHa- ('hergerichtet , kunstvoll zu-
bereitet', zur W. kar 'machen") ausdrückt: es ist eine
durch die Grammatiker (besonders Pänini) kanonisierte
Schriftsprache, die dem jüngeren Vedisch sehr nahe steht,
aber nicht den gleichen örthchen Ursprung ^yie die
Sprache des RV. hat. Das Sanskrit diente in den Kreisen
der Brahmanen und der Höherstehenden auch als ge-
sprochene Sprache, daneben bestanden jedoch schon vor
Pänini die mi. Volksmundarten, und je nachdem man
der volkstümlichen Sprache Konzessionen machte, ent-
standen Varietäten, die sich von der strengen Kunst-
prosa Pänini's mehr oder weniger entfernten (vgl. die
Sprache des Epos und der Kunstdichtung). Besonders
im Wortschatz bereicherte sich das Sanskrit beständig
durch Anleihen aus den mi. Volkssprachen. Soweit diese
Wörter durch lautliche Umsetzung dem Lautsystem des
Sanskrit angepaßt wurden, ist es schwer, sie sicher zu
erkennen. Solche mi. Wörter aber, die nur in der Flexion
sich anpaßten, zeigen eine fremdartige, von den Laut-
gesetzen des Sanskrit abweichende Lautgestalt. So zeigen
hhata- 'Diener' aus hhrta- (W. hhe?- cpepcü), gana- 'Schar'
Thumb, Altindische Grammatik. 2
18 EinleituBg. [§ 21. 22.
aus *grna- (W. ger, djsipu)) Jiuti 'Hütte' aus ^Tirü (W. qert
'flechten'), mätula- 'Mutterbruder' aus *mätrla- die pra-
kritische Vertretung des r (s. § 99) ; auf diese Weise
sind auch viele Cerebrallaute ins Sanskiit gekommen
(§ 122 c); die mi. Erweichung der Tenuis findet sich in
tadäga- 'Teich, See' aus tatäka- zu tata- 'Ufer', welches
selbst wiedeinim mi. Ursprungs ist (aus *trta-, vgl. lit.
tlltas 'Brücke') ; mi. Vereinfachung und Umgestaltung von
Konsonantengruppen werden durch danda- 'Stock' aus
*dandra- (ÖEvBpov), nija- 'eigen' aus nitya- repräsentiert.
— Vgl. hierzu besonders Wackernagel S. XXXTV^ff.,
ferner Franke BB 'KYll 54 ff. und dessen Buch 'Pah
und Sanskrit', Straßburg 1902.
22. 3. Daß mindestens schon im 3. Jahrh. v. Chr.
das Sanski'it eine erstarrte Sprachform war, d. h. daß
die natürhche Sprachentwicklung selu' viel weiter fort-
geschritten war, zeigen die Inschiiften des Königs Asoka,
welche in verschiedenen mi. Mundarten verfaßt sind. Auch
aus diesen mi, Volksmundarten (von den ind. Gramma-
tikern aimhhrqßa- 'Herabfall' genannt, d. i. 'falsche, von
der Grammatik abAveichende Sprache') sind eine Beihe
von Literatursprachen hervorgegangen, nämhch das PäU
und die Präki'it-Sprachen. Das Päli (eigtl. ai. 'präU
'Reihe', d. i. Kanon) ist die Sprache des südindischen
Buddhismus (Ceylon) ; die Heimat des Päli ist \ielleicht
an der Ostküste Indiens zu suchen. VgL E. Müller,
A simplified grammar of the Pah. London 1884. Das
Präkrit (jjräAr^ä 'die natürhche, gemeine', also 'Volks-
sprache' oder vielleicht [nach den ai. Grammatikern]
Yonprakrti- 'Element, Grundlage', eigtl. 'die [vom Sanskrit]
abgeleitete Sprache') umfaßt eine Reihe von Sprachen;
am wichtigsten ist wegen ihrer reichen Literatur die
Mähärästn, die Sprache des Landes der Maräthen ; sehr
altertümhch ist die Päisäci (unsichern Ursprungs). Für
die Sanskrithteratur kommen besonders diejenigen Prä-
§22.23.24.] Stelig. d.Sanskritinnerh.d.indog. Sprachen etc. 19
krits in Betracht, w eiche im Dialog des Dramas von den
Vertretern der niedern Stände und den Frauen ge-
sprochen werden, an erster Stelle die Säuraseni (die
Sprache der Sürasena), außerdem die Mägadhi. Die mi.
Mundarten sind nicht Tochtersprachen des Sanskrit bezw.
der dem Sanskrit zu Grunde hegenden Volkssprache,
sondern gehen auf ältere Seitenverwandte zurück, welche
dem Vedischen nahe stehen. Es finden sich nämUch im
Präkrit eine Reihe von Zügen, welche dem Vedischen, nicht
aber dem Sanskrit angehören, so z.B. 7, ?7i statt f7(7?)(§ 20. 122
Anm.),der Instrumentahs -eJii=\ed. -ebJiis statt-öis (§ 241),
der Nom. pl. -älio = ved. -äsas statt -äs (§ 241). — Vgl. E.
Pischel, Grammatik der Prakrit - Sprachen (im Ind.
Grundriß I, 8). Zur Einführung ist sehr gut geeignet H.
J a c 0 b i , Ausgewählte Erzählungen in Mähärästri. Leip-
zig 1886.
23. 4. Die neuindischen Sprachen sind Nach-
kommen der den Präkrits zu Grunde liegenden Volks-
sprachen. Sie werden benannt und geschieden nach den
Landschaften, in denen sie gesprochen werden; die
wichtigsten sindPenjabi, Sindhi, Gujerati, Mahrati, Hindi
(Hindustani), Bengah und Uriya. Auch die Sprache der
Zigeuner ist ein neuindischer Dialekt.
Vgl. Beames, A comparative grammar of the mo-
dern Aryan languages of India. London 1872 — 79.
24. Übersicht der indisclien Sprachentwicklung.
*Indo-L'amsch
I
*Dialekte der vedischen Zeit
I Sprache des Rgveda
{ Sanskrit
MitteUndische Sprachen
1 Präkrit Päli
Neuindische Sprachen.
2*
20 Einleitung. [§ 25. 26. 27.
in. Kapitel.
Übersicht über die Sanskritliteratur.
Die nationalindisclie nnd europäische Sansltritforschung.
a) Literatur.
25. Hilfsmittel.. Außer Schroeders Buch und den im
Grundriß erschienenen Monographien (§ 6. b) vgl. A. "Weber,
Akademische Vorlesungen über indische Literaturgeschichte. 2.
Aufl. Berlin 1876.
A. A. Macdonell, A history of Sanskrit Literature. London
1900. (In der reichhaltigen Bibliographie am Schlüsse des Buches
sind die Ausgaben der einzelnen Literaturwerke verzeichnet.)
[G.gMeyer, Zur Charakteristik der altindischen Literatur.
Essays zur Sprachgeschichte und Volkskunde. II (Straßburg 1893)
S. 78-106.
26. Die altindische Literatur zerfällt in zwei Haupt-
abschnitte , in die veclische und in die Sanskrit-
Periode. Der Veda ('das Wissen' = 'die heiüge Lite-
ratur') umfaßt folgende (auch chronologisch aufeinander-
folgende) Teile:
I. S^hitä's (Hymnensammlungen).
1. Rg-Veda.
2. Säma-Veda.
3. Yajur-Veda.
4. Atharva -Veda.
IL Die Brähmana's.
III. Die philosophische Literatur des Yeda.
1. Aranyaka's.
2. Upanisad's.
IV. Die Sütra-Literatur.
27. I. Die ScfJiitä's (zu sam + f?/« et 'zusammensetzen')
sind Sammlungen alter Hymnen, die hturgischen Zwecken
dienten ; die älteste und sprach- wie kulturgescliichtUch
wichtigste ist die ^g-Yedsi-Ss^hit&Qyveda-^rc-
'Vers, heiliger Hymnus' + veda-). Die Sammlung umfaßt
§ 27. 28.] Übersicht über die Sanskritliteratur. 21
1028 Hymnen in 10 Büchern (= mandala- eigentlich 'Kreis,
Cyklus'). Über die Kultur dieser Epoche s. § 17. Eine
A\dchtige und viel umstrittene Frage ist das Alter des RY.,
bezw. die Altersbestimmung der ältesten und jüngsten Teile
desselben (vgl. auch § 20). Als untere Grenze kann rund das
Jahi- 1000 V. Chr. angesetzt werden. Gegenüber der all-
gemeinen Ansicht, daß etwa die Zeit von 1500 — 1000 v. Chi-,
die Periode der rgvedischen Kultur und Dichtung gewesen
sei, suchte jedoch H. Jacobi, Über das Alter des RV.
Festgruß an Roth (1893) 68 — 73 aus astronomischen Daten
(Verschiebung der Aequinoctien) die Zeit von 4500 — 2500
V. Chi-, als die Kulturperiode des RV. zu fixieren; die
Sammlung der Hymnen gehöre in die zweite Hälfte
dieser Periode. Die These Jacobis hat heftigen Widerspruch
erregt; über die daran sich anschheßende Discussion vgl.
IF.(Anz.) Vn28fi'., Vin 155 ff. [Xni 146]. Da die Lieder-
sammlung eines primitiven Volkes schwerhch geeignet ist,
exakte astronomische Daten zu liefern, da überdies andere
astronomische Berechnungen (von Sonnenfinsternissen)
in das 2. Jahrtausend führen (Ginzel, Sitzungsber. d. k.
böhm. Ges. d. Wiss. Math.-naturw. Kl. 1894, No. 8), so
kann man sich nicht dazu entschließen, einer Hypothese
zuzustimmen, welche für die Chronologie des RV. gerade-
zu eine Revolution bedeutet. Daß einzelne Lieder sehr
alt sind, vielleicht bis nahe an die indoiranische Zeit
heran reichen, ist nicht unwahrscheinhch; aber die hterari-
sche Epoche des RV. darf man kaum über das 2. Jahr-
tausend V. Chr. hinaufrücken.
28. Die Textüberlieferung des RV. ist von überraschender
Einheit und Treue; dies ist der Sorgfalt zu verdanken, mit wel-
cher die Brahmanen ihr heiligstes Buch behüteten. Über die
Textkritik des E,V. handelt Oldenberg, Die Hymnen des RV.
I. Prolegomena. Berlin 1888. Hauptausgabe:
Rig-Veda-Sanhitä, the Sacred Hymns of the Brahmans,
together with the Commentary of Sayanacharya, edited by Max
Müller. 6 Bde. London 1849—1874. 2. Aufl. (in 4Bdn.) 1890—95.
22 Einleitung. [§ 28. 29.
(Der indische Grammatiker Sänaya, dessen Kommentar M. Müller
mit herausgab, lebte im 14. Jahrh.)
Handausgabe :
The Hymns of the Rig-Veda in the Samhita and Pada
Texts, reprinted by M. Müller. 2. Aufl. 2 Bde. London 1877,
(Der sogen. Pada- oder "Wort-Text \pada-paiha-] unterscheidet sich
vom Originaltext dadurch, daß die einzelnen "Worte in ihrer
absoluten Form, nicht nach den Sandhiregeln geschrieben sind.)
Übersetzungen:
Rig-Veda, übersetzt und mit kritischen und erläuternden
Anmerkungen versehen von H. GrafJmann. 2Bde. Leipzig 1876— 77.
Der Rigveda oder die heiligen Hymnen der Brähmana,
znm ersten Male vollständig ins Deutsche übersetzt, mit Kommen-
tar und Einleitung, von A. Ludwig. 6 Bde. 1876—88.
Die von Max Müller begonnene englische Übersetzung (in
den Sacred Books of the East, Bd. XXXII, Oxford 1891) ist un-
vollendet geblieben; eine Fortsetzung gab Oldenberg (Sacred Books
of the East, XLVI, 1897).
Die Sprache des RV. wird in den (Grammatiken von Whitney
und "Wackernagel eingehend behandelt, vgl. auch Kap. I und § 20.
"ijber die Fülle von Einzelschriften und Einzelaufsätzen zum RV.
orientieren die bibliographischen Hilfsmittel. Zur Einführung in
die Lektüre dienen:
A. Kaegi, Der Rigveda, die älteste Literatur der Inder.
2. Aufl. Leipzig 1881.
E. "Windisch, Zwölf Hymnen des Rigveda mit Säyanas
Kommentar. Leipzig 1883.
A. Hillebrandt, Yedachrestomathie , herausgeg. und mit
einem Glossar versehen. Berlin 1885.
29. Der Säma-Veda {säman- 'Lied') und Y a j u r -
Veda {yajuh 'Opferspruch') haben keine oder doch nur
sehr geringe selbständige Bedeutung: beide geben die
Hymnentexte in einer für bestimmte liturgische ZAvecke
nötigen Anordnung. Der Yajur -Veda, der in zwei Ee-
zensionen überhefert ist ('Schwarzer' und 'Weißer' YY),
enthält außerdem eine Eeihe von Opfersprüchen in Prosa.
Über den Wert dieser beiden Vedeu (SV. und YV.) für
die Textki-itik des EV. s. Oldenberg, Prolegomena 271 ff.
Dagegen hat der Atharva-Veda (atharvan- 'Feuer-
priester') für die Kenntnis des Volkslebens und niederen
§ 29. 30. 31.] Übersicht über die Sanskritliteratur. 23
"Volksglaubens der vedisclien Zeit hohe Bedeutung, da er
unter seinen 730 Liedern zahlreiche Zaubersprüche, Be-
schwörungen und Segensformeln enthält, die im häuslichen
und bürgerlichen Leben eine Rolle spielen. Obwohl eine
junge Sammlung, enthält der AV. doch z. B. in seinen
Zaubersprüchen uraltes Gut. Vgl. Bloomfield im Ind.
Grundr. II, 1. b.
Ausgaben: Atharva Veda Sanhita, herausgeg. von E,.
Roth und W. D. Whitney. Berlin 1856.
[Atharvavedasamhitä. With the commentary of Säyana-
cärya. Ed. by Shankar Pändurang Pandit. 2 Bde. Bombay 1896.]
Ein Index verborum von Whitney im JAOS. XII. 1881.
30. II. Gegenüber der kanonischen Literatur der
S%hitäs oder der ^ruti- (eigentlich 'das Hören') vertreten
die Brähmana's die Tradition oder die smHi- ('Er-
innerung') : einer Übergangszeit angehörend (ca. 800 —
500 V. Chr.), bilden sie Erläuterungsschriften (in Prosa)
zu den vier Veden ; sie enthalten Ritualvorschriften, dog-
matische Kommentare, traditionelle Erzählungen, Mythen
und philosophische Spekulationen.
Zu jedem der vier Veden gehören bestimmte Brähmanas,
so zwei zum RV., wovon das A.itareya-Brähmana am wichtigsten
ist. Wegen seiner Legenden ist das Satapatha-Brähmana zum
Weißen YV. {sata-patha- 'aus 100 Pfaden, d. i. Lektionen be-
stehend') hervorzuheben. Jenes ist von Aufrecht (Bonn 1879),
dieses von Weber (Berlin 1859) herausgegeben worden.
31. III. An die verschiedeneu Brälnnana's schHeßen
sich die Aranyaka's d. h.' Waldbücher' an, für fromme
Einsiedler bestimmte Erb auungsbücher,mit Betrachtungen
über das Ritual: aus diesen entwickelt sich die philo-
sophische Spekulation der sog. Upanisad's ('vertrauhche
Sitzung, Geheimlehre') ; die Zahl dieser Schriften ist sehr
gi'oß, besonders derjenigen, die sich an den AV. an-
schließen.
Vgl. Deußen, Die Philosophie der Upanisads. Leipzig 1899.
Ders., Sechzig Upanisads. Leipzig 1897. D er s., Allgemeine Ge-
schichte der Philosophie. I, 1. Leipzig 1894.
24 Einleitung. [§ 32. 33.
32. ly. Die letzten Ausläufer der vedischen Litera-
tur sind die Sütra's (sütra- 'Eegel') d. h. Lehrbücher,
welche Inhalt und Ergebnis der vedischen Schriften in
kurzen Regeln zusammenfassen ; die Sräuta-Sütra's (ärmda-
von h'iäi-) behandeln das Ritual der großen Opfer, die
Grrhya-Sütras (grhya- 'zum Haus gehörig') das Zeremoniell
und Ritual des häushchen Lebens, die Dharma-Sütra's
(dharma- 'Recht, Gesetz' u. s. w.) das Rechtsleben; die
Prätisäkhya-Sütras sind die ältesten grammatischen Hand-
bücher (s. u.). Auch diese Lehrbücher schheßen sich an
die vier Veden an, d. h. zu jedem derselben gehören be-
stimmte Sütra's. Über diesen Zweig der indischen Lite-
ratur s. Hillebrandt im Ind. Grundriß III, 2.
33. An der Spitze der Sanskritliteratur im engern
Sinn stehen die beiden Epen Mahäbhärata und Rä-
mäyana. Das Mahäbhärata zeigt schon durch seine
Größe — 100000 Doppelverse {UöMs), d. h. das Acht-
fache von Ihas und Odyssee zusammen — die dem indi-
schen Geist eigene Maßlosigkeit. Der Kern dieses Volks-
epos, der 'große Kampf der Bharata-Nachkommen', d. h.
der Kampf zwischen den Kuru's und Pändu's, ist um-
sponnen und überwuchert von einer ungeheuren Zahl von
Episoden, Mythen, Legenden, theosophischen Erörte-
rungen (vgl. die Sündflutsage, Texte No. LV.), so daß es ge-
radezu ein Corpus der sagenhaften Überlieferung der
Inder ist. Am bekanntesten ist die Episode vom König
Nala und seiner Gemahlin Damayanti, Im 5. Jahrh.
v. Chr. schon nachweisbar, hat das Epos doch erst im
5. Jahrh. n. Chr. seinen heutigen Umfang erreicht.
Ausgaben: Bombay 1888, Calcutta 1894. Die Nala-Episode
ist zuletzt von Kellner herausgegeben worden (1885); sie wurde
öfter übersetzt, z. B. von Fr. Kückert. Vgl. ferner A, Holtz-
mann, Das M. und seine Teile. 4 Bde. Kiel 1892-95. (Dazu
Jacobi, Gott. gel. Anz. 1893, 643 flf.)
Dem Mahäbhärata sind nahe verwandt mehi-ere kleine
§ 33. 34.] Übersicht über die Sanskritliteratur. 25
Sagensammlungen, die sog. Puräna's ('alte Geschichten') ;
eine Probe aus dem Yisnupuräna ist in den Texten No. V
gegeben.
Das E ä m ä y a n a (24 000 Slökd's) galt schon den alten
Indern als Kunstepos (kävya-) ; der Kern dieser Dichtung,
die den Välmiki zum Verfasser hat, ist älter als das Ma-
häbhärata (vor 500 v. Chr.) ; denn es wird in letzterm
schon benützt. Sein Hauptinhalt sind die seltsamen
Abenteuer und Heldentaten des Königs Eäma, der selbst
als eine Inkarnation des Visnu eingeführt \\drd. Auch
in diese Geschichte sind zahlreiche Episoden verflochten,
von denen eine in den Texten (No. VI) mitgeteilt ist.
Ausgabe von Gorresio, Turin 1843—1867. Vgl. ferner H.
Jacobi, Das Rämäyana. Geschiebte und Inhalt nebst Konkordanz
der gedruckten Rezensionen. Bonn 1893.
34. Unter den Vertretern des höfischen Kunstepos
ist vor allem Kali da sa zu nennen. Die Ansicht, daß
dieser Dichter ein Zeitgenosse des Königs Vikramäditya
gewesen und mit diesem ins 6. Jahrh. n. Chr. zu setzen
sei (Schroeder, Indiens Lit. u. Cultur S. 6040".), ist neuer-
dings wieder erschüttert worden, s. Macdonell, Sanskrit
Liter. S. 323 ff. 446. Kahdäsa lebte vielleicht im Anfang
des S.Jahrhunderts. Seine epischen Dichtungen sind der
Raghuv^-sa 'das Geschlecht des Eagliu', worin das Leben
des Eäma erzählt wird, und das Kumärasambhava 'die
Geburt desKumära (d.h. Liebesgottes)'. Amberühmtesten
sind jedoch die lyrischen und dramatischen Werke des
Dichters. Zu jenen gehören der Meghadüta, d. h. 'Wolken-
bote' (Botschaft an die ferne Gehebte, die ein Verbannter
einer Wolke anvertraut) und der Etus^hära 'der Kreis
der Jahreszeiten'. Sein bekanntestes Drama, das auf
Goethe tiefen Eindruck machte, ist die Sakuntalä; außer-
dem ist KäUdäsa Verfasser der Vikramörvasi, d. h. 'die
durch Tapferkeit errungene Urvasi' und des Mälavikägni-
mitra, d. h. 'Mälavikä und Agnimitra'.
26 Einleitung. [§ 34. 35. 36.
Ausgabe des Meghadüta von Stenzler (mit Yocabular) 1874;
Übersetzung von Fritze, Chemnitz 1879. Ausgabe der Sakuntalä
von Pischel, Kiel 1877, übers, von Kellner (Leipzig, Reclam);
UrvasI und Mälavikägnimitra sind von Fritze übersetzt (in Reclams
Universalbibliothek).
35. Das indische Drama, welches aus Tänzen
bei festUchen Gelegenheiten hervorging und vielleicht
vom griechischen Drama beeinflußt ist, hat einen aus-
geprägt Ip'ischen Charakter ; daß sich aber damit auch
eine reiche Handlung verbinden kann, zeigt die IVIi'Ccha-
katikä 'das irdene Wägelchen' des Königs Südraka
(6. Jahrh.?), das in der deutschen Bühnenbearbeitung
von Pohle als Vasantasenä bekannt geworden ist.
Ausgabe von Stenzler (Bonn 1847), übers, von Kellner (Reclam).
Von sonstigen Dramen sind hervorzuheben: Ratnävali 'die Perlen-
schnur', dem König Sriharsa (7. Jahrhundert) zugeschrieben. (Aus-
gabe in Böhtlingks Chrestomathie, übers, von Fritze, Chemnitz 1878)
und das Mälatimädhava 'Mälati und Mädhava' des Bhavabhüti
(8. Jahrb.), übers, von Fritze (Leipzig, Reclam). — Über die
Frage des griechischen Einflusses s, zuletzt S. Levi, Le theätre
Indien. Paris 1890.
36. Unter den Lyrikern ragen (außer Kähdäsa)
Bhartrliari (7. Jahrh.) und Amaru hervor; s. Texte
No.Vn und VIII. Das Amarusataka 'die 100 Strophen
des A.' (Ausgabe von R. Simon, Kiel 1893) zeigt die stark-
sinnhche, von romantischer Sentimentahtät freie Erotik
der Inder ; von den drei 'Centurien' 0ataka-) des Bhartrhari
ist nur die zweite erotisch, während die beiden andern
lehrhaften Charakter haben (Lebensweisheit). Die Spruch-
weisheit der Inder ist überhaupt ungemein reichhaltig; sie
ist gesammelt und mit Übersetzung versehen von Böht-
lingk, Indische Sprüche. 2 Bde. Petersburg 1870 — 1873.
(Sachhcher Index dazu von A. Blau , Abh. f. d. Kunde
des Morgenl. IX, Nr. 4, 1893.)
Ein Mittelding zmschen Lyrik und Drama ist der
Gitagövinda 'der Hh'te im Lied' des Jayadeva (12.
§ 36. 37] Übersicht über die Sanskritliteratur, 27
Jalu-hundert), worin in der Form von lyrischen Monologen
die Liebe des Krsna zu einer Hirtin geschildert wird
(übers, von F. Eückert, Ztschr. f. d. Kunde des Morgen-
landes I [1837] 129 — 175).
37. Dem lehrhaften Sinn der Inder entspricht die
reiche volkstümhche Literatur an Fabeln, Märchen
und Schwänken. Die älteste Sammlung ist das Pauca-
tantra 'das 5-Bücher-Werk', welches sicher schon im
6. Jahi'hundert existierte. Es ist ein „Prinzenspiegel",
d. h. die Sammlung ist gedacht als ein Lehrbuch prakti-
scher Lebensweisheit für Prinzen; s. Texte No. I.
Ausgabe Bombay 1895, übers, von Benfej-, 2 Bde., Leipzig
1859 (die Einleitung ist wichtig für die vergleichende Märchen-
kunde).
Der Tendenz und dem Inhalt nach ist der Hitö-
padesa 'der gute Rat' nahe verwandt (Ausgabe Bom-
bay 1896, übers, von Hertel, bei Reclam , Probe in den
Texten No. II). Von sonstigen Sammlungen sind hervor-
zuheben : die Vetälapancavijati 'die 25 Erzählungen des
Vetäla' (Vetäla ist ein Gespenst, eine Art Yampyr) , die
Sukasaptati 'die 70 Erzählungen des Papageis' (Ausgaben
von ß. Schmidt, Abh. f. d. Kunde d. Morgenl. X No. 1
(1893) und Abh. d. Bayer. Akad. 1898, übers, von dems.
Kiel 1894 und Stuttgart 1899), das große Kathä-sarit-
sägara 'das Meer der Ströme von Erzählungen' des Söma-
deva (11. Jahrhundert) in 18 Büchern. Nur die letzte
Sammlung ist ganz in Versen (s. Texte No. III) , während
die übrigen Märchen abgesehen von den eingestreuten
Sprüchen in Prosa verfaßt sind.
Die indischen Märchen und Fabeln haben für die "Weltliteratur
große Bedeutung erlangt, da sie über Vorderasien nach Europa
gelangt sind und mit den europäischen Fabelstoffen zusammen-
stießen. Über die Ursprünge und Zusammenhänge dieser ganzen
Literatur handelt die vergleichende Märchenkunde. Vgl. darüber
außer Benfey, Pancatantra (s. o.) dessen kleinere Schriften,
28 Einleitung. [§ 37. 38.
herausgeg. von A. Bezzenberger (2 Bde., Berlin 1890—92), sowie
z. B. G, Meyer, Essays zur Sprachgeschiclite und A^olkskunde
Bd. I (StrafJburg 1885) und F. vonderLeyen, Indische Märchen
(Halle, Hendels Bibliothek der Gesamtliteratur).
h) Die indischen Grammatiker.
38. Auch in der Geschichte der Wissenschaften
haben die Inder Hervorragendes geleistet, so in der
Philosophie, Eechts^issenschaft, Mathematik und Astro-
nomie , Medizin ; in der Astronomie scheinen sie stark
von den Griechen beeinflußt worden zu sein (wie schon
die Terminologie zeigt). Durchaus original und den
Griechen an Exaktheit weit überlegen ist die Tätigkeit
auf dem Gebiete der Grammatik. YgL darüber
Benfey, Geschichte der Sprachwissenschaft (München
1869) 35ff. Schroeder, 700ff. Wackernagel,
S. LIX ff. Schon die Bezeichnung für Grammatik, vyäJw-
rana-, eigtl. 'Zerlegung, Analyse', zeigt, wie klar von den
Indern die induktive Erforschung der Sprachformen als
die Aufgabe der Grammatik erfaßt wurde. Den Anstoß
dazu gaben die vedischen S£j,hitä's. Die Notwendigkeit
einer korrekten Aussprache und eines genauen Vortrages
rief phonetische Regelbücher, die sogenannten Prätisäkhya-
Sütra's, ins Leben, deren es verschiedene (für die einzelnen
Yeden) gibt. Vgl. besonders die Ausgaben einiger dieser
Prätisäkhya's von Whitney JAOS. VII. IX und X. Es
ist eine Streitfrage, ob diese Sütra's älter oder jünger als
Pänini (§ 39) sind. Auch die Auflösung des Sc^hitä-Textes
in den Worttext {padapäßm-, s. S. 22) erforderte gram-
matisches Nachdenken, und endhch machte sich schon
früh das Bedürfnis geltend, dunkle Wörter der Hymnen
zu erläutern: so entstanden die Xighantava's,^ eine Samm-
lung von Glossen, die zusammen mit dem Kommentar
1 nighaniu- ist ein "Wort mittelindischer Lautform = ai. nir-
granfhu' 'aus dem Text herausgelöst'.
§ 38. 39.] Übersicht über die Sanskritliteratur. 29
des Yäska, dem Kiriikta ('Auslegung'), das älteste
Denkmal der indisclien Spracliwissenscliaft ist (Ausgabe
von Roth, Göttingen 1852). Yäska (und der von ihm
zitierte Käutsa) müssen geraume Zeit vor Pänini gelebt
haben, da z^\-ischen beiden eine Reihe von Grammatikern
genannt werden. Daß ihre Werke verloren gingen, ge-
schah infolge des kanonischen Ansehens, welches die
Grammatik des Pänini erlangte.
39. Pänini, dessen Zeit ins 4. Jahi'h. v. Chi", ge-
setzt \Nird, ist die bedeutsamste Erscheinung unter den
indischen Grammatikern. Die Grammatik des Pänini
behandelt in 8 Büchern und 3976 Regeln das klassische
Sanski'it. Die geradezu wunderbare Kürze der Regeln
ist durch ein scharfsinniges, sozusagen mathematisches
Pormelsystem erreicht, indem durch willkürhch gewählte
Buchstaben und Silben grammatische Begriffe und Eigen-
schaften bezeichnet werden : so bedeutet z. B. l eine
Personalendung, f ein Haupttempus, w ein Nebentempus ;
Suffixe, welche nie den Ton haben, werden durch ein an-
gehängtes j; gekennzeichnet (z. B. mi}) in hhärä-mi) u. s. w.
Pänini beeinflußte die jüngere grammatische Litera-
tiu' ; das Mahäbhäsya ('großer Kommentar') des Patanjali
(2. Jahrh. v. Chr.) faßt diese Tätigkeit zusammen, Jayäditya
und Yämana (7. Jahrh. n. Chr.) gaben in den 8 Büchern
der Käiikä Yrtti ('Kommentar von Käsi, d. i. Benares')
einen fortlaufenden Kommentar des Pänini. Einen Ab-
schluß der nationalen indischen SprachT\dssenschaft bildet
die Elementargrammatik des Yöpadeva (13. Jahrh.), die
bis in die jüngste Zeit als Lehrbuch maßgebend ge-
bheben ist und aus welcher die Europäer das Sanskrit
kennen lernten.
Ausgabe mit Übersetzung und Erläuterungen von Böhtlingk,
2 Bde., 2. Aufl. Leipzig 1887; zur Beurteilung Pänini's vgl.
ferner Böhtlingk, Ber. d. Sachs. Ges. d. Wiss. 1893, 247 fl'.
WZKM VIII 247 fif. und Bühl er, WZKM VIII, 17 ff. 122 ff.
30 Einleitung. [§ 40. 41 .
40. Die mdischen Grammatiker haben in der Laut-
und Formenlehre durch scharfe Analyse err-eicht, was vom
Standpunkt der Einzelsprache aus möglich war. Sie haben
in der Lavitlehre den Begriff der Vokalabstufung (§ 105), in
der Formenlehre den der Flexion (Unterscheidung von
Stamm und Endung) klar erkannt ; die syntaktische For-
schung trat jedoch völhg zurück. Der Etymologie wurde
der Boden bereitet durch Verzeichnisse der Sprachwurzeln
(dhätupätJia-) , wie z.B. auch eines Pänini als Anhang
seiner Grammatik hinzugefügt hat. Die lexikalische
Tätigkeit ist jedoch nicht zu einem Gesamtlexikon fort-
geschi'itten, sondern beschränkte sich auf synonymische
und homonymische, in Versen abgefaßte Wörtersamm-
lungen (köki- 'thesaurus') , die man den 6vo{JLaaTixd der
Griechen vergleichen kann. Das höchste Ansehen er-
reichte in Indien der Amarakösa , d. h. das Wörterbuch
des Amarasjha, der nach der Überheferung ein Zeit-
genosse des Königs Viki-amäditya und Kähdäsa's gewesen
ist. Einen Abschluß bilden die Wörterbücher des Hema-
candra (1088 — 1172). Über die Lexikographie derlnder
vgl. Th. Zachariae im Ind. Grundriß I, 3. b.
c) Das Studium des Sanskrit in Europa.
41. Über die Geschichte der indischen Philologie in Europa
vgl. Benfey a. a. 0., ferner Schroeder, S. 7£f., Delbrück,
Einleitung, l£f. und L.vonSchroeder, Über die Entwicklung der
Indologie in Europa und ihre Beziehungen zur allgemeinen Völker-
kunde. Mitteil. d. anthropol. Gesellschaft in Wien. XXV (1895).
Die indischen Grammatiker haben der vergleichenden
indogerm. Sprachforschung die Wege bereitet: denn
diese knüpft an das Bekanntwerden des Sanskrit an.
Die Geschichte der europäischen Sanskrit-
studien zerfällt in vier Epochen. Obwohl schon im
16. Jahi'hundert durch den italienischen Keisenden Phi-
lippo Sassetti die erste Kunde des Sanskiit nach Europa
§41.] Übersicht über die Sanskritliteratur. 31
gelangte, und obwohl im 17. und 18. Jahi-hundert IVIissio-
näre das Sanski'it erlernten (der Jesuit Hanxleden, -j- 1732,
ist der erste europäische Verfasser einer Sanskritgi-amma-
tik), so haben doch erst am Ende des 18. Jahrhunderts
rein praktische Gründe — die Kenntnis des indischen
Rechtes — die englisch-ostindische Handelskompagnie
zum Studium der Sanskiithteratur gefühi't; dasselbe er-
hielt bald einen Mittelpunkt in der Asiatic Society, welche
William Jones, Oberrichter in Bengalen, 1784 be-
gründete. IVIit dessen und andern Namen vde Wilkins,
Wilson und Colebrooke sind die ersten Übersetzungen und
Ausgaben von Sauskritwerken verknüpft. Der Missionär
Pauhnus a Sancto Bartholomaeo (ein Österreicher) ver-
öffenthchte die erste eui'opäische Sanskritgrammatik (1790
und 1804) ; aber erst die Grammatiken von Colebrooke
(1805) und Wilkins (1808) haben tieferen Einfluß auf die
Weiterentwicklung der indischen Philologie ausgeübt.
Neben London wurde Paris ein Mittelpunkt dieser Studien
(Chezy); in Deutschland ist die Erforschung der indi-
schen Kulturwelt enge mit der Romantik verknüpft
(Friedrich und Wilhelm von Schlegel).
Die zweite Periode der Sanskiitphilologie setzt ein
mit der Begründung der vergleichenden Sprach-
wissenschaft. Beziehungen zu europäischen Sprachen
wui'den zwar schon von Sassetti bemerkt, das Ver-
wandtschaftsverhältnis wurde von W. Jones richtig er-
kannt, aber erst Franz Bopp (1791 — 1867) hat dafür
denexaktenNachweisgehefert(Konjugationssystem,1816).
Rasch erblühte neben den philologischen Studien von
Männern wie Lassen, Stenzler, W. von Humboldt, Böht-
lingk die sprachwissenschaftliche Erforschung des Sanskiit
(Benfey, Pott, Schleicher). Sie erhielt neue Nahi^ung
durch die wissenschafthche Erschheßung des Veda, wo-
mit die dritte Periode unserer Studien beginnt. Ein-
geleitet durch Rudolf Roth (Zur Geschichte und Litera-
■32 Einleitung. [§41.
tur des Yeda, 1846), hat das Studium der Veden die
bedeutendsten Vertreter der Sanski-itpbilologie angezogen
(außer Roth Männer wie Max Müller, A. Weber, Whit-
ney, Aufrecht, Graßmann, Ludwig). In der jüngsten,
vierten Epoche — etwa seit Ende der 70er Jahre —
hat sich die enge Verbindung gelockert, welche zwischen
der indischen Philologie und der Sprachwissenschaft
fast zwei Menschenalter bestand: indem jene sich immer
mehi" auswuchs und immer reicher sich gestaltete, traten
gegenüber den sprachhchen Problemen die hterarischen
und kulturgeschichthchen mehr in den Vordergrund
(Bühler, Kielhorn, Garbe, Hillebrandt, Jolly, Jacobi,
E. Kuhn, Oldenberg). Andererseits trat durch die Um-
wälzung der sprach^Nissenschafthchen Anschauungen die
sprachgeschichthche Bedeutung des Altindischen gegen-
über den europäischen Sprachen etwas zurück. Die
Tätigkeit auf dem Gebiet der altindischen Sprache ist
aber darum nicht geringer geworden, und es gereicht ihr
zum Vorteil, daß sowohl vom philologischen (Geldner,
Pischel) wie vom indogermanischen Standpunkt aus (Brug-
mann, Johannes Schmidt, Delbrück, Bartholomae,Wacker-
nagel) Fragen der indischen Grammatik behandelt werden.
Erster Teil.
Lautlehre.
ly. Kapitel.
Schrift und Aussprache. Der Lautbestand
der idg. Grundsprache.
a) Die Schrift.
42. tJber die Geschichte der indischen Schrift vgl. Bühler,
Indische Palaeographie (im Grundriß I, 11), auch Wackernagel
LVIflf. Die älteste Anwendung der Schrift findet sich in den
Inschriften des Königs Asöka; daß zu jener Zeit (3. Jahrh. v.Chr.)
die Kunst des Schreibens nichts Neues war, beweisen äußere Zeug-
nisse und die palaeographischen Verhältnisse der Inschriften selbst.
Wie alt der Gebrauch der Schrift ist und in welchem Umfang
dieselbe schon in der vedischen Zeit Anwendung fand, ist eine
Streitfrage; doch ist es wahrscheinlich, daß die Sqhitä's und andere
heiUge Schriften lange Zeit mündlich fortgepflanzt wurden. Die
indischen Alphabete gliedern sich in zwei Hauptformen, die beide
schon in den Asökainschriften vertreten sind.
1. Die Brähml (Brahmaschrift).
Diese rechts läufige Schrift, nach der indischen Tradition
eine Erfindung des Gottes Brahma, wird von Bühler (allerdings
unter dem "Widerspruch z. B. von Halevy, vgl. Revue semit. III
222 ff., 372 ff., IV 53 ff.) aus dem altphönizischen Alphabet (9. Jahrh.
V. Chr.) abgeleitet und würde demnach derselben Quelle entstam-
men wie die griechischen (und europäischen) Alphabete.
2. Die Kharosthi, angebUch von einem Kharostha erfunden und
auf das nordwestliche Indien beschränkt, ist eine linksläufige
Schrift und stammt (nach ßühler) aus einem semitischen (aramäi-
schen) Alphabet der Achaemenidenzeit (anders Halevy, s. oben.)
Die Kharosthi ist nur bis ins 2. Jahrh. n. Ohr. in Gebrauch
gewesen. Die zahlreichen späteren Alphabete Indiens, die auf
Tliumb, Altindiscbe Grammatik. 3
34
Lautlehre.
[§ 42. 43.
Inschriften und in den Handschriften angewendet werden, sind
lokale Varietäten der Brähnal; dazu gehört auch die sogenannte
Devanägarl - Schrift, welche in Hindostan als Buch- und
Druckschrift gebräuchlich ist und daher auch von den europäi-
schen Gelehrten verwendet wird.
Der Name der tchrift ist nicht ganz klar: er bedeutet die
'Stadtschrift {nagari) der Götter oder Brahmanen.'
43. Die sog. devanägari-'&,chx\h besitzt folgende 47
Zeichen, deren Anordnung von den indischen Gramma-
tikern herrührt :
Yokale.
Diphthonge
1 ^
W ö
w
a
t
l
^
ü
^
f
^
t
e.
äi
äu
K onsonanten.
Gutturale :
Palatale :
Cerebrale :
Dentale :
Labiale :
Halbvocale ;
Zischlaute :
Hauchlaut :
^ Je, T§ l-h, T[ g,-^ gh, ^ r,
•^ c. -^ eil, ^j, ^jh, öf n.
-Z t,'S f^^ ^ f^ '^ (ß^ 1!T n-
' -»< 7' >j J"^ =n
TT ^, ^ ^7?, -^ d, \j äh ■=
<1 f-, ^ IV(, <- u,
xr p, xj; ph ^ &,
[palatal -^ y.
! cerebral -^i^ r.
I (-dental') ^ l.
labial •^ v.
palatal ^, "sr ^'•
■ cerebral "Br s.
dental ^ s.
, -T n.
*j hh, j{ m.
§ 43. 44. 45.J Schrift und Aussprache. Der Lautbestand etc. 35
Dazu kommen noch die drei Zeichen
Visarga: : h, als Ersatz von s und r (s. § 164).
Anusvära: ^ ) ^^^ j,^,^^^^ ^„^, ^^^^^-^^ ^^ 54_ g^^
Anunasika: — J
Anm. 1. Nur dem Vedischen gehört 35 / an, s. § 122. 3. Anm.
Anm. 2. Anusvära und Visarga werden (nach altem indi-
schen Schulgebrauch) in der Regel zwischen den Diphthongen
und Konsonanten alphabetisch eingeordnet. Doch stellen die indi-
schen Grammatiker die beiden Zeichen an das Ende des Alpha-
bets, s. Kirste, Sitzungsber. d. "Wiener Akad. 133. Bd. (1895)
No. 8.
44. Die in § 43 angeführten Consonantenzeichen
sind Silben zeichen, denen der Vocal a inhäriert: eR =
]{a, ^ = ha, 7f = yci, '^ = sa u. s. w. Der isoHerte Con-
sonant wird durch den Viräma- (,Ruhe-, Haltepunkt'),
einen schrägen Strich unterhalb des Buchstabens,
bezeichnet: ^ k, -^ d, -s h. Also z. B. t(^ yama- (der
Todesgott), aber ^j^ yam , welchen'.
Da die Wörter in den Texten gewöhnlich zusammen-
hängend geschrieben werden, so wird der Viräma meist
nur am Satzende oder zur Vermeidung komphzierter
Konsonantenverbindungen gebraucht.
45. Die Vokalzeichen des § 43 kommen nur für den
Anlaut in betracht, z. B. ^^T|; cüiam ,ich'. Im Inlaut
werden die Vokale (ausser a, s. § 44) in folgender Weise
geschrieben:
ä: öjrr /*-■«, ^j da.
i: fgR M, f% cL
i: efi't M, «f^ ni.
u: cR ku, Tg du] merke "T du, ^ hu und -^ ru.
ü: cR kü, ^ hhü; merke t" du, s- hü und -^ oder 5" rü.
r: ff kr, -^ dr.
f : cR kr, ^ df.
'S kl.
36 Lautlehre. [§ 45. 46.
Diphthonge : ^ ]{e, ^ Mi, eft ^ö, c^ käu.
Das Zeichen ^f § nimmt die Form ■sq- an in 37 §u,
Tn §ü und tsr Ir.
es Ä °
4:6. Konsonantenverbindungen werden durch Liga-
turen geschrieben : die charakteristischen Bestandteile
der Buchstaben werden so mit einander verbunden,
daß das zweite Konsonantzeichen entweder nach dem
ersten oder unter den ersten Buchstaben geschrieben
wird.
a) die einzelnen Zeichen stehen nebeneinander.
^ JiJiya.
T^ gda, 1^ gdha, vf gna, 7^ gma, te( gya.
•^ gltma, -^ ghya.
"^ ccha, x3P[ cma, ^ cya.
^ m^ 3?J jjha, ^ jma, mi jya\ sg^ ficha.
■Bsr tya, -^f thya, ^ dya, gj d^W^-
1^ nta, Tj^ nfha, j^ nda, jf^ ydha, 1^ nya, ij^ nva.
jafi tka, "psf ttJia, f^ tija, -^ tya, ^ tva, 1^ tsa.
^ thya.
yjj dhma, m( dhya, -^ dhva.
•?! 7Üa, «^ nda, ^ ndha, ^ nma, -^ nya, ^ nva, ^ nsa.
tfj pma, XE( pya, j^ psa.
5^ l)da, w( hdJia, ögr hya.
^ hhya, ^ hhva.
jq mpa, js( niba, ^ mhha, i^ mya.
1^ Ika, ^ Ipa, -^ Iva.
^ vya.
^ iya, 3C7T ^nia.
x^ ska, -mf hia, xq ^pa, xjf hna, -^ ^ya, -üsf ^va.
•^ ska, ^ skha, ^ sta, -^ stha, -^ spa, ^ sma, ^ si/a,
1^ sva.
b) die Zeichen stehen untereinander.
^ Ma, gr kna, ^ /<;?«, ^ ä;!?«.
§ 46. 47. 48.] Schrift und Aussprache. Der Lautbestand etc. 37
^ gJina.
^' nka, ^ fdga, -^ ngha.
^ cca, ^ cPia.
g fica, ^ ftja.
^ fÄ:a, 5 tta, ^ (/r/a.
^ nwa.
TT i?ia, -^ i^na, ^ 2)Za.
1^ f»wa, •^ mla,
^ hna, ^ /«va.
Einzelne Zeichen werden in den Ligaturen mehr oder
weniger verändert :
^ Ma, ^ lima, ^ liya, ^ Ma.
y{ Ua, 1" dda, ^ c?»?a, ^ dma, ^ ^!/a.
■g ^ca, -g- ^va (und so immer -sq- statt ij).
Besondere Formen sind -^ oder "^ Tiki, ^ jna,
•^ nna.
47. In eigener Weise wird der r-Laut bezeichnet,
nämlich
a) vor einem andern Konsonanten durch ein Häk-
chen über demselben : -^ rka, -^rtha, ?f rhha, ■^ rva, -q rSa.
b) hinter einem andern Konsonanten durch einen
kleinen schrägen Strich unter demselben : sR kra, -^ ära,
Tf pra, T^ sra, -g- Jira.
Merke : -^ tra, -^ ira.
48. Die Ligaturen von drei und mehr Buchstaben
werden nach den gleichen Regeln gebildet. Vgl. z. B.
folgende Ligaturen:
88 Lautlehre. [§48.49.50.51.
a) Yon drei Buchstaben:
^ ktya, '=^Jdra, ^ kSma, -^ k^ya; Ti^ ghliya, 7je( grya;
•^ idMa, 'S? 7dMa.
^ cchra, ^^^ jftya^ ^^ jjva.
r^ tkva, r^ tkSa, ^ ttya, -^ ttra, -^ W^;a, "^sf ^r^/ci, 7^
ts^^a, (^ tsya ; -g- f/f?fa, ^ ddJiva, ^ ddhya, ^ dhhya,
^ drya\ -s^ ntya, t^ ndra, «y ndlira.
■^ i^^:?/«, x."^ i^s^fl, ö^af hdJiva, uf mpra.
^^' ^f^a, ^^ h-ya.
•^ stya, -^ stra, ^^ stva.
b) von ^ier Buchstaben :
^^Rj- Mmya, r^ tsmya, -^ ptrya, ^ rtsya,, -^ ^trya.
c) von fünf Buchstaben :
?)^ rtsnya.
49. Sonstige Schriftzeichen.
a) Als Apostrophzeichen (für ein ausgefallanes a,
s. § 172) wird der avagraka- 'Trenner', nämlich ^, ver-
vrendet.
b) Die Abkürzung eines Wortes wii'd mit <> be-
zeichnet.
c) Zur Interpunktion dienen | und ||.
50. Zahlzeichen.
^ \ "^ ^ M ^^^eo
1234567890
z. B. ^% 36, c|00 100, qooo 1000, qx^Qii 1895.
b)"'Die Aussprache.
p^ 51. Phonetische Grundhegrüfe. Die Sprachlaute
entstehen durch Hemmungen , welche der aus der
Lunge kommende Luftstrom auf dem "Wege von der
Stimmritze bis zur Mund- oder Nasenöffnung erfährt.
Je nach dem Grade dieser Hemmung (Artikulationsart)
§ 51.] Sprache und Aussprache. Der Lautbestand etc. 39
und dem Ort derselben innerhalb der Sprachorgane (Ar-
tiknlationsstelle) sind folgende Laute zu unterscheiden.
1. Die Stimmritze wird so verengt, daß sie zum
Tönen gebracht, d. h. ein Stimmton erzeugt wdrd. Alle
Laute mit Stimmton heißen stimmhaft (oder tönend);
unterbleibt das Tönen der Stimmbänder, so sind die
Laute stimmlos oder tonlos. Bei den stimmhaften
Lauten ist zu unterscheiden , ob der Stimmton rein er-
tönt oder von einem Geräusch begleitet wird. Ln ersten
Fall dient der Mund- oder Naseni'aum (in verschiedener
Einstellung) nur zur Resonanz: so entstehen die Sonor-
laute, nämhch die Yocale (a, e, i etc.), die Liquidae
(?• mit Vibrieren des Zäpfchens oder der Zungenspitze,
l mit Vibrieren des Zungenrandes) und die Nasale (n,
ni, 7d u. s. w. je nach der Stelle, wo der Mundraum ab-
gesperrt wird, s. 3) ; im zweiten Falle entstehen stimmhafte
Geräuschlaute (s. u.), nämlich die Mediae (g, du. s.w.)
und Mediae aspiratae (gh, dJi), sowie die tönenden
Spiranten (^,j, et). Diesen stehen die stimmlosen Ge-
räuschlaute, nämhch Tenues und Tenues aspiratae
(li, hh), und stimmlosen Spiranten und Zischlaute (s u. s.w.)
gegenüber.
Anm. Die Vocale, Liquidae und Nasale können auch stimm-
los gesprochen werden (vgl. die geflüsterten Vocale); ein stimm-
loser Vocal ist z. B. der deutsche Hauchlaut h.
2. Die Geräuschlaute sind verschieden je nach
dem Grade der Hemmung, welche an der Artikulations-
stelle entsteht. Bei geräuschbildender Verengung kommen
die Reibelaute oder Spiranten zu stände : z. B. /" (ton-
los), V (tönend). Zu den Spiranten gehören auch die
Zischlaute s, z (in franz. zele), S (nhd. seh), z (in franz.
jeune), § (s. u.). "Wird der Mundraum an einer Stelle ab-
geschlossen und der Verschluss durch den Druck des
Expii-ationsstroms gesprengt, so entstehen die Ver-
schlußlaute oder Explosivae: vgl. z. B. tonloses p
40 Lautlehre. [§ 51.
und tönendes h. Diese Explosivae sind Momentan-
laute; ihnen stehen die Dauerlaute gegenüber, die
behehig lange gedehnt werden können (z. B. s).
Anm. Von den Spiranten sind die Aspiraten zu unter-
scheiden (th, dh): es sind Verschhißlaute mit nachstürzendem
Hauch. "Wenn der Verschluß nicht völlig gelöst wird, so ent-
stehen Affricatae ipf).
3. Die verschiedenartigen Geräuschlaute lassen sich
am besten einteilen nach den Artikulationsstellen.
a) Lippenlaute oder Labiale: p, 1), m.
"Wenn die Artikulation zwischen Unterlippe und Oberzähnen
gebildet wird, so entstehen Labiodentale (vgl. nhd. /).
b) Zahnlaute oder Dentale.
a) Interdentale (reine Dentale): p (engl, th), s.
ß) Alveolare : die Zunge legt sich an die Alveolen
(d. h. Kieferrand) der Oberzähne, vgl. t, d, n.
c) Wenn der vordere Zungensaum gegen das vordere
Gaumendach auf- und zurückgebogen wird, so entstehen
die sogen. Cerebrale (auch Linguale, Cacuminale ge-
nannt), vgl. die ai. Cerebrale, zu denen auch r, r und S
hinzuzurechnen sind.
d) Der mittlere Zungenrücken artikuhert gegen den
harten Gaumen: Palatale, vgh k in nhd. Kind, ch(y^)
in ich und den palatalen Spiranten §.
e) Der hintere Zungenrücken nähert sich dem weichen
Gaumen (oderVelum): Velare (auch Gutturale), z. B.
Ji in Kunst, cli (x) in Bucl}.
Anm. Durch die Vereinigung der Laute werden Silben
und Wörter gebildet. Der schallstärkste Laut ist jeweils der
Träger der Silbe oder der S o n a n t , dem die übrigen Laute als K o n -
sonanten gegenüberstehen. [Das Wort Konsonant hat hierbei einen
rein funktionellen Sinn.] Als Sonanten dienen zwar in der Regel
die Vokale, doch können auch die Nasale ('nasalis sonans') und
Liquidae, ja gelegentlich auch andere Laute 'silbisch' oder 'sonan-
tisch' gebraucht werden, was durch ein untergesetztes = bezeichnet
wird, vgl. aind. r und l oder die übliche deutsche Aussprache
§ 51—54. Schrift und Aussprache. Der Lautbestand etc. 41
hundit, handU, sitzn statt hundert, handelt, sitzen, oder die Inter-
jektion pst. Andererseits können die Vokale auch als Konso-
nanten fungieren (Halbvokale), was durch ein untergesetztes ^
verdeutlicht werden kann. Jeder Diphthong ist die Verbindung
eines sonantischen mit einem konsonantischen Vokal, vgl. z. B.
ai, atf, eu (fallende Diphthonge) und ia, io (steigende Diphthonge).
52. Die Aussprache des Altindischen. Um
den Lautwert der einzelnen ai. Buchstaben festzustellen,
haben wir von der heute üblichen Aussprache der Brah-
manen auszugehen. Wir können diese durch die Eegelu
der Prätisäkhyen (§ 38) und der Grammatiker kontro-
lieren. Auch die Wiedergabe indischer Wörter in fremden
Sprachen (bezw. in ind. Mundarten) und fremder Wörter
im Ai., sowie orthographische Schwankungen setzen uns
in den Stand, die Aussprache der Laute für ältere Zeiten
zu bestimmen. Über die genaueren Ergebnisse dieser
Untersuchungen s. Whitney § 19 — 79, Wackernagel, Ai-
Gramm. I.
53. Die Normalaussprache der ai. Laute ergiebt sich
teilweise schon aus der Anordnung der Lautzeichen. Die
ind. Anordnung der Buchstaben entspricht phonetischen
Grundsätzen : so sind die 'Mutae' nach den Artikulations-
stellen und innerhalb derselben nach der Artikulations-
art (Tennis, Tenuis aspirata, Media, Media aspirata —
Nasal), die übrigen Laute nach der A rtikulationsart und
innerhalb dieser nach der Artikulationsstelle geordnet.
54. Zu bemerken ist im einzelnen:
1. Vokale. Das a, der Laut, der dui'ch seine
Häufigkeit (er ist doppelt so häufig als alle andern zu-
sammen) dem Sanskrit einen eigenen Klangcharakter ver-
leiht, wird nur als Länge (-^ ä) wie ein reines a aus-
gesprochen; das kui-ze -^ a lautet bei den Indern meist
wie ein kurzes ö (ö, e) ; diese Aussprache ist mindestens
so alt wie Pänini. (Li Europa spricht man jedoch immer a).
•^ r, ^ l werden heute fast wie ri , li gesprochen
42 Lautlelire. [§ 54,
(bisweilen auch ri, li transskribiert), lauten aber in alter
Zeit wie ein reiner r- bezw\ l -Vokal.
Ij e und -^ ö werden zwar von den Indern nach
ihrer Entstehung (s. § 74. 75) als Diphthonge betrachtet,
lauteten aber schon seit den Prätisäkhya wie e und o.
Die 'Langdiphthonge' ^ äi und ^ äu werden ge-
Avöhnhch äi, äu (bisweilen auch ei, ou) gesprochen.
2. Konsonanten. Die ai. Aspiratae {pli, Wiu.s.w.)
sind bis auf den heutigen Tag reine Aspiraten gebheben
und nicht etwa wie im Griechischen (cp, y) zu Spiranten
geworden; i)li z. B. ist also wie unser (in Wirklichkeit
aspiriertes) lo in Pein, packen zu sprechen, hh etwa h-li
in Stabhalter.
Die Gutturale sind reine Velarlaute. Der Nasal (^)
lautet wie ng in deutsch Engel.
Die Palatale werden heute wie Dentale mit nach-
folgendem palatalen Zischlaut {ti, dt) gesprochen, vgl.
die Aussprache des engl, nature vmd ital. cento, giro.
Wie alt diese Aussprache ist, läßt sich nicht genau be-
stimmen; da die Palatale von den alten Grammatikern
und in der Prosodie als einfache Laute behandelt werden,
so darf vielleicht für die ältere Zeit die Aussprache stark
palataler Verschlußlaute (lij u. s. w. oder t'j u. s. w.?)
angenommen werden. Vgl. Wackernagel § 119 und Brug-
mann, Grundriß I^ 77. -^ n lautet wie ital. gu in cam-
pagna, ■% ja wie dPia.
Über die Cerebrale s. § 51. 3.^c). Das Wort ist eine
"Übersetzung des ind. Terminus mürclhamja- 'Kopflaut',
d. i. 'nach dem Kopfe (oder Gaumendach?) zu gesprochen'.
In Europa pflegt man sie gewöhnlich wie die Dentale
zu sprechen.
■^ y und T3( V sind wirkliche Halbvokale (i, u) wie in
deutsch Asien und engl, ivater, doch wdrd v heute von
<len Indern auch wie deutsches iv gesprochen; -^ r wird
§ 54. 55.] Schrift und Aussprache. Der Lautbestand etc. 43
cerebral (mit der Zungenspitze) artikuliert ; ^ l wird von
den Prätisäkhya's als ein dentaler Laut definiert, 35 l
klingt heute wie slav. i.
•^ i wdrd heute wie S oder s gesprochen , war aber
in alter Zeit wahrscheinlich ein S (d. seh) mit pala-
taler Mundstellung (stand also dem deutschen ic7i-Laut
sehr nahe) , wie if § ein § mit cerebraler Mundstel-
lung ist.
^ h \\-ird heute wie unser stimmloser Hauchlaut ge-
sprochen, doch weisen mehrere Zeugnisse der Gramma-
tiker und der Urspning des Lautes (§ 121. 127) darauf
hin, daß ^ einst ein stimmhafter Hauchlaut war, s. Whit-
ney § 65, Wackernagel § 211.
Der Yisarga : h ist ein stimmloser schwacher Hauch,
der in der Mundstellung des vorhergehenden Vokals ar-
tikuhert wii*d, also das Gegenstück zu dem anlautenden
Spiritus asper des Griechischen.
Der Anusvära ('Nachlaut') bedeutet in der heutigen
Aussprache vor Zischlauten, h und / einen Nasalvokal,
z.B. ipfff%' manqßi ; im Auslaut spricht man gewöhnlich
m, im Inlaut vor Konsonant den diesem entsprechen-
den Nasal, z. B. ■^^TT;ffT samhharati. Daß der Anusvära
jedoch an sich nicht die Nasalierung eines Vokales be-
deutete, sondern ein selbständiger jedoch nicht sicher be-
stimmbarer Nasallaut war, darauf weist die Existenz des
besonderen Begriffes Anunäsika 'von einem nasalen Klang
begleitet', also = 'Nasalvokal'. Das Zeichen «' für den
Anusvära findet sich nur in vedischen Texten. Näheres
s. bei Whitney § 70 und Wackernagel § 223.
55. Accent. Im klassischen Sanskrit werden keine Ac-
centzeichen geschrieben. Nach der heutigen, in Indien
üblichen Aussprache des Sanskrit wird dasselbe ungefähr
nach dem gleichen Accentuierungsgesetz betont, das für das
Latein gilt : der Accent ruht auf der vorletzten Silbe, wenn
44 Lautlehre. [§ 55.
diese lang ist ; wenn sie kurz ist, so ruht der Accent auf der
drittletzten Silbe, falls diese lang ist, und auf der viertletzten,
falls die drittletzte Silbe ebenfalls kurz ist ; man betont also
^v^, ± w b=i,ji>ww^. Diese (rein expiratorische)
Accentuierung ist mindestens schon 2000 Jakre alt und
stammt aus der gesprochenen Volkssprache, denn sie ist
für gewisse Lautwaudlungen (z. B. Vokalausstoßungen)
des Mi. vorauszusetzen, wie Jacobi, ZDMG. XLVII, 574 fi\
und KZ. XXXV, 563 ff. gezeigt hat. Ebenso wie im La-
teinischenist die gegenwärtige Accentuierung des Sanskrit
an Stelle einer älteren Betonungsweise getreten, die in
der vedischen Zeit herrschte und noch dem Grammatiker
Pänini bekannt war. Sie war verwiegend musikahsch, die
Accentstelle stimmte mit der indogermanischen im wesent-
lichen überein.
Anm. 1. Über den älteren Accent geben die Grammatiker (wie
Pänini) und die accentuierten vedischen Texte Auskunft; zu den
letzteren gehören jedoch nur die Hymnensammlungen (Sijhitä's)
und einige Brähmana's. Über die verschiedenen Arien der Ac-
centbezeichnung s. Whitney § 80 fl. und Wackernagel 243 ff. (wo
das ai. Accentuationssystem am ausführHchsten dargestellt ist);
vgl. ferner H. Hirt, Der indogerm. Accent. Straßburg 1895.
Die Accentstelle des Hochtons oder Udätta- stimmt im wesent-
lichen mit der idg. Accentstelle überein, die sich vor allem mit
Hilfe des Griechischen (und Germanischen) feststellen läßt, z. B.
ähümäs gr. O-jp-o;
padäs gr. nooö;
padam gr. irooa
pitd gr. TiaTT^p
mänas gr. jj-Ivo;
bhärämas gr. cf epoiAsv.
Auch der "Wechsel in der Betonung des Perfekts (z. B. Sing.
didesa — PI didibima) ist uridg., wie das Germanische zeigt. Wie
im Griechischen gibt es auch tonlose Wörter (Enklitika), zu denen
nicht nur Partikeln wie ca 'und', gewisse Pronominalformen wie
me = gv. |j.ol, sondern auch der Vokativ und das Verbum finitum
im Hauptsatz gehören. Einzelne Accentverschiebungen der älteren
Zeit, wie z.B. säpta (älter saptä) :=- kr.zö. , sind durch analogische
Einflüsse verursacht {säpta nach näva, däla= iwia , oexa).
§55.56.] Schrift und Aussprache. Der Lautbestand etc. 45
Außerdem Udätta- gibt es einen Tiefton, Änudätta-, und einen
fallenden Ton, den Svarita-; der letztere ruht regelmäßig auf
einer Silbe, die dem Hochton folgt: der Ton sinkt wieder in die
Tieftonlage herab. In dem accentuierten Texte des RV. ist der
Udätta unbezeichnet, dagegen wird der ihm vorhergehende Tiefton
und der auf den Hochton folgende Svarita gekennzeichnet, jener
durch einen wagrechten Strich unter, dieser durch einen senk-
rechten Strich über der Zeile, z. B. 'f3'S"5J didesa.
Anm. 2. Außer dem durch vorhergehenden Hochton bedingten
Svarita gibt es noch einen selbständigen Svarita: er steht auf
Silben, die durch Zusammenstoß eines konsonantisch gewordenen,
hochbetonten i oder u mit einem darauffolgenden Vokal entstanden
sind, z. B. nadyah (geschrieben «f^: ) 'Flüsse' aus nadias. Dieser
Accent ist zwar seiner Natur nach mit dem griechischen Circum-
fiex verwandt (vgl. xpei? aus tre{i)es), steht aber sprach geschichtlich
nicht mit ihm im Zusammenhang. Der idg. Circumflex, wie er
z. B. in i}£(Jüv vorliegt, läßt sich nur noch an gewissen zweisilbigen
Messungen wie z. B. gaam=gain gr. (dial.) ßwv erkennen, s.
darüber Oldenberg, Prolegomena 185.
In der folgenden Darstellung wird der ai. Accent nur be-
rücksichtigt, soweit er zum sprachgeschichtlichen Verständnis ge-
wisser lautlichen oder flexivischen Bildungen nötig ist.
c) Der Lantbestaud der idg. Grundspraclie.
56. Methodisclies. Der Nachweis, wieviele und
welche Laute der idg. Ursprache vor ihrer Trennung an-
gehört haben, wird von der vergleichenden Grammatik
der idg. Sprachen erbracht: die Geschichte der Laute
in den Einzelspracheu führt zu dem ältesten Lautbestand
dieser, und die Vergleichung der ältesten Phasen der
einzelnen Sprachzweige setzt uns in den Stand, das Laut-
system der Grundsprache zu rekonstruieren. Nur in
wenigen Fällen, wie z. B. beim i, ergibt die unmittelbare
Übereinstimmung der Lautformen ohne weiteres den Laut
der Grundsprache ; in den meisten Fällen muß untersucht
werden, welche von den Einzelsprachen in der Vertretung
eines uridg. Lautes der Grundsprache am nächsten stehen
46 Lautlehre. [§ 56. 57.
oder einen uridg. Laut unmittelbar wiedergeben. In sol-
cben Fällen hat derjenige Laut als ursprüngKcli zu gelten,
von welchem sich die entsprechenden Laute der Einzel-
sprachen am ungezwungensten ableiten lassen. So muß vor
allem gefragt werden, welche Lautentwicldung am besten
unserer phonetischen und lautgeschichtlichen Erfahrung
entspricht. Es kann z. B. kein Zweifel darüber bestehen,
daß ai. tan-, gr. t£iv(d, lat. ten-tus, got. pan-jan 'dehnen'
auf einen idg. Anlaut mit t zurückzuführen sind, obwohl das
Germanische diesen Laut nicht aufweist. Oft zeigt nur
eine einzige Sprache, bisweilen überhaupt keine den ur-
sprünghchen Laut: so ist z. B. das ind. hli trotz seiner
Vereinzelung gegenüber gi*. cp, lat. /", got. slav. h (ai. hha-
ranti, gr. cpspovii, lat. ferunt, got. hairand, abulg. herqtü)
der ursprünghche Laut, aus welchem sich die übrigen am
besten herleiten lassen; die Nasalis sonans m ist über-
haupt in keiner Eiuzelsprache erhalten (s. § 88 ff.).
Die heutige Sprachwissenschaft unterscheidet sich in
der Rekonstruktion des idg. Lautbestandes wesentlich
von den Anschauungen, die vor 30 Jahren herrschten.
Während man damals der Grundsprache eine gewisse
Einfachheit des Lautsystems zuschi'ieb und z. B. nur die
drei Vokale a, i, u und nur eine einzige Ar-Reihe annahm,
besteht heute kein Zweifel, daß der Vokalismus eine
größere Buntheit zeigte und mindestens noch ein e und o
besaß, ferner daß der Konsonantismus mindestens zwei
Ä;-Reihen aufwies. Soweit das Indische an diesen Fragen
beteiligt oder gar (wie z. B. in betreff des e-Lautes,
s. § 62) von entscheidender Bedeutung ist, ^ard die Dar-
stellung der ai. Lautlehre natürlich darauf Bezug nehmen.
57. Wenn die heutigen Anschauungen über den Laut-
bestand der idg. Grundsprache von den früheren An-
sichten so erheblich abweichen, so ist dies vor allem durch
die prinzipiellen Anschauungen über den Lautwandel
bedingt : der Begriff des Lautgesetzes wurde schärfer
§ 57.] Schrift und Aussprache. Der Lautbestand etc. 47
formuliert, indem man das Postulat von der 'Ausnahms-
losigkeit der Lautgesetze' aufstellte. Jeder Laut, der
eine gewisse Veränderung erleidet, erleidet dieselbe in
allen AVortformen, wo er unter gleichen Bedingungen
(z. B. hinsichtlicli des Accentes, des Sprechtempos und
der umgebenden Laute) auftritt. Es ist also z. B. die
Annahme zurückzuweisen, daß das £ von cpspco und das
0 von coopo; sich aus einem älteren a 'gespalten' haben,
d. h. daß ein ursprünghches a unter gleichen Bedingungen
bald zu £ bald zu o geworden sei ; die beiden Laute gehen
vielmehr auf zwei verschiedene Laute der Grundsprache
(e, o) zurück.
Wo aber Störungen der lautgesetzlichen Entwicklung
beobachtet werden, ist es Aufgabe des Sprachforschers,
die besonderen Ursachen jener Störungen zu untersuchen ;
er darf sich nicht bei der Annahme eines 'sporadischen'
Lautwandels beruhigen.
Um die Gesetzmäßigkeit eines Lautwandels zu er-
kennen, muß man vor allem den räumlichen (mundart-
lichen) und zeitlichen Geltungsbereich desselben bestim-
men ; "Wörter, die aus einem andern Dialekt aufgenommen
sind (vgl. z.B. die Dialektmischung im Veda, §20), zeigen
natürlich die lauthche Form ihres Ursprungsgebietes
ebenso yde beliebige andere Lehnwörter. Zeitlich ver-
schiedene Epochen haben ihre eigenen Lautgesetze; ein
Laut, der in einer älteren Zeit einen bestimmten Wandel
durchgemacht hat, kann wieder von neuem entstehen,
wird aber dann unverändert bleiben, wenn das alte Laut-
gesetz inzwischen erloschen ist. In einer Schriftsprache
tritt allerdings sehr leicht der Fall ein, daß Wortformen
aus verscliiedenen Zeiten sich mischen und das Bild einer
einheitlichen Lautentwicklung stören; vgl. die mi. Ele-
mente des Sanskrit (§ 21). Am häufigsten wird aber der
Lautwandel durch Analogiebildungen (Formassozia-
tionen, formale Angleichnungen) gestört. Die assoziative
48 Lautlehre, [§57.58.
Verwandtschaft von Spracliformen (Analogie) maclitWort-
formen, die durch ihre Funktion oder Bedeutung mit-
einander verbunden sind, auch äuüerhch einander ähnlich
(lat. gravis wird im Vulgärlat. zu grevis nach levis) oder
gleicht formale Unregelmäßigkeiten wieder aus, die durch
das Wirken der Lautgesetze entstanden sind (er ffeiicht
wird zu er fliegt nach icli fliege u. s. w.) ; zahlreiche Beispiele
dafürbietet etwadasPalatahsierungsgesetzim Ai. (§ 132 ff.)-
Vgl. über diese prinzipiellen Fragen Brugmann, Grundriü
12 63 ff. und Griech. Gramm, (in Iwan Müllers Handbuch d. klass.
Altertumswiss. II, 1) 3, Aufl. 4 ff., wo die ältere Literatur ver-
zeichnet ist; dazu ferner Wundt, Völkerpsychologie I, 1 (Leipzig
1900) 348 ff., Thumb und Marbe, Experimentelle Untersuchungen
über die psychologischen Grundlagen der sprachUchen Analogie-
bildung (Leipzig 1901), Delbrück, Grundfragen S. 93 ff.
58. Lautbestand der idg. Ursprache..
Vokale: i 1, u n, e e, o ö, a ä, d.
In konsonantischer Funktion : ?', ii.
Nasale: m, n, n, n.
In sonan tischer Funktion: m, n, n, {3.
Liquidae: r, l.
In sonantischer Funktion : r, l.
Verschlußlaute.
Labiale :
V
2)h
h
hh
Dentale :
t
th
d
dh
Palatale:
fc
Ml
9
gh
Velare :
Q
qli
9
qh
Labiovelare
: ql^
^Jh
gn
gnh
Spiranten: s (sh), z (zh), j (?)•
Über einige weitere Laute wie d ä (d. i. sehr offenes o) und
lange Nasalis (Liquida) sonans, die ebenfalls der Grundsprache zu-
geteilt werden, s. § 65 Anm. und 96 fl. Über einige ^-artige, je-
doch nicht genauer bestimmbare Spiranten s. § 156,
§ 59—63.] Die Vertretung der idg. Vokale. 49
V. Kapitel.
Die Vertretung der idg. Vokale im Altindischen.
a) Einfache Vokale.
59. Idg. l = ai. i :
i- 'gehen', gr. i-(X£v, lat. i-iwm, idg. W J- ; dina- 'Tag',
lat. mm-dinum, ab. dbiib 'Tag'; avi- 'Schaf, gr. öi?, lat.
Ovis, idg. *oiii-s.
60. Idg. i == ai. i:
vira- 'Mann', lat. vir , ht. wyras, idg. *mro-s ; jwa-
'lebendig', lat. vlvus, lit. g-^was.
61. Idg. ü = ai. u:
nu, gr. vu, lat. nu-diiis, ahd. w?t, idg. *92ir, 2'«*^^«-
'Sohn', Isit^mtus 'Knabe'; rudhira- n. 'Blut', gr. epuÖpö? ;
itj^a 'hinzu', gr. 61:6; madJiu- 'Honig', gr. jxeÖü, ht. medüs,
idg. *medhu-.
smömi 'ich höre' zu snt- [sruta- 'berühmt' = gr. xX'jto;, lat. in-
clutus) zeigt eine bisher nicht erklärte Behandlung des u, s. darüber
Wackernagel S. 33.
62. Idg. ü = ai. ü:
dhüma- 'Hauch', gr. 6a|x6c, \2>X. fimms\ a-hhü-t 'er
■v\Tirde', gr. l-cpü, idg. W. hhü--, küpa- 'Brunnen', gi'.xüTCTj
'Höhle', lat. cüpa 'Grabnische' ; hhrü- 'Augenbraue', gr.
63. Idg. e = (ar. und) ai. a :
asti, gr. eoxi, lat. est, Ut. esti, ah.jests, idg. *esti; aha-
'Pferd', apers. aspa-, lat. equus, got. aihva (/".); pada-
'Schritt, Ort, Stellung', gr. (oTpaT6)-7r£Bov, lat. op-pidum;
ca 'und', gr. te, lat. gw^-, idg. *^^'e', Janas- 'Geschlecht',
gr. "^ivoz, lat. genus.
Daß dieses a in ältester arischer Zeit noch dem e
nahestand und sich mithin von sonstigem ai. a unterschied,
zeigt das Palatalgesetz (§ 132), durch welches der unan-
Thumb, Altindische Grammatik. 4
50 Lautlehre. [§ 63. 64. 65.
fechtbare Nachweis erbraclit wird, daß die Grundsprache
einen e-Laut besaß.
64. Idg. e = ai. ä:
dhä- 'setzen, stellen', gr. Of^-aw, lat. fe-ci, got.ga-de-ps
'Tat', lit. de-ti (Infin.), idg. W. dhe-\ mä- 'ausmessen', gr.
{jiYi-Ti<;, lat. metior, idg. W. me-; räj- 'König', lat. rex
(gall. -rix in Diimno-rlx x\. s. -w.); durmanäs (Nom. S.)
'böse', gr. Bua|j,£v^?.
Auch hier erweist das Palatahsierungsgesetz , daß e
erst in arischer Zeit zu ä geworden ist.
65. 1. Idg. ö gewöhnlich = ai. a (auch das Gotische
und Litauische haben a, das Slavische o):
a) pati- 'Gemahl', gr. Tioaic, lat. potis, idg. *poti-s;
prati 'gegen', gr. irpoxi; ratha- 'Wagen', lat. rota; rasa-
'Saft, Genuß', abulg. rosa, lit. rasa 'Tau'; avi- 'Schaf,
gr. oic, lat. Ovis, lit. avls, ab. ovb-ca;
anas- 'Last', lat. onus, idg. *onos-.
b) l-atara- 'welcher von beiden', gr. TuoTspo?; jawa-
'Volk, Leute', gr. yovo?; (?ama-'Haus', gr.Bojxo?, lat. do-
mus, ab. doms, idg. *domo-s.
c) jamhJia- 'Zahn', gr. yoi^-^o?; ^cudkha- 'Muschel',
gr. xoY^^o?; tarn 'diesen', gr. tov, lat. is-Uim, got. pan-a,
idg. *tom; dadarkt 'er hat gesehen', gr. SeSopxs; tarkt-
yämi 'ich lasse dürsten', lat. torreo (aus *torsew).
2. Nach Brugmann ist das idg. o in offener (in-
lautender) Silbe im Arischen regelrecht durch ä vertreten :
jänu- 'Knie', gr. Yo^''-^; däru- 'Holz', gr. Bopo, idg.
*döru-; pädani Akk. S. 'Fuß', gr. Tcooa, idg. *podm\ dä-
täram Akk. S., gr. owtopa (aber pitgram = iraTspa);
jajäna 'er hat erzeugt', gr. Ysyovs; mänayämi 'ich be-
rücksichtige' (Kausativ zu man- 'gedenken'), lat. moneo,
idg. *monei5 ; tära- 'durchdringend, laut tönend', gr. Top6<;;
hhära- 'Bürde, Last', gr. cpopoc.
§65.66.] Die Vertretung der idg. Vokale. 51
Dieses Lautgesetz hat von verschiedenen Seiten
Widerspruch und Zustimmung erfahren, s. darüber
Wackernagel § 90, Brugmann, Grundriß I ^ 139, Kurze
vgl. Gramm. 74 f. In jüngster Zeit haben sich vor allem
Meillet Mem. de la soc. de linguist. IX, 142 ff., XI 12 ff.
und ühlenbeck, Sanskiit Phonetics § 20f. gegen das
Lautgesetz ausgesprochen ; einen Kompromiß versucht H.
Pedersen KZ. 36, 86 ff. Zwar kann in einigen ai. Fällen
mit der Annahme eines idg. langen Vokals (ö oder e) ge-
rechnet werden (vgl. z. B. zu jänu- auch yiüvia, zu äätä-
ram nicht nur hihxopa, sondern auch SoTYJpa, zu pädam
auch got. fötiis, zu väcam [oTra] auch lat. vöceni), doch
versagt dieses Hilfsmittel in Fällen wie cläru-, jajäna,
mänaijämi, tära-, hhära-. Die unter 1 a), b) verzeich-
neten Beispiele scheinen allerdings gegen das Gesetz zu
verstoßen; aber bei la) haben wir ein o, das niemals
mit e abzulauten scheint; für Fälle vde Ib) muß damit
gerechnet werden, daß das Wii-ken der Analogie die laut-
gesetzhche Ent^-icklung gestört hat, me es z, B. auch
beim Palatalgesetz in weitem Umfang geschehen ist: so
kann hatara- dmxh ha-s, ka-m 'wer, wen' u. s. w., jana-
dui'ch Janas- "^ivoc, u. s. w. beeinflußt worden sein.
Anm. Die Verschiedenheit, welche in der Vertretung eines
idg. 0 zwischen 1 a) und 2 zu Tag tritt, legt die Vermutung nahe,
daß jenes erstere o eine andere Färbung als das zweite o hatte.
Bartholomae BB. 17, 94 f., 102 f. glaubt im Armenischen diese
Differenzierung bestätigt zu finden: dort ist idg. o in der Weise
vertreten, daß für nicht ablautendes o (la) ein a, für sonstige o
ein 0 erscheint Auf Grund dieser Tatsachen schreibt Bartholomae
der idg. Grundsprache zwei o-Laute — cl und o — zu, worin ihm
Brugmann, Grundriß 1 2 153 ff. gefolgt ist (vgl jedoch auch Kurze
vgl. Gramm. S. 74). So lange sichere Spuren dieser Differenzierung
nicht aus andern Sprachen nachgewiesen sind, bleibt jedoch die
Aufstellung zweier qualitativ verschiedenen o-Laute problematisch.
66. Idg. ö = ai. ä:
üht- 'schnell', gr. ü)x6?; väk 'Wort', lat. vöx; däna-
'Gabe', gr. Sai-pov, lat. döiium, idg. W. dö-.
52 Lautlehre. [§ 67. 68. 69.
67. Idg. ä = ai. a :
ajämi 'treibe', gr. ayw, lat. ago, idg. *a^ö; ajra-
♦Trift', gr. otypo?, lat. ager, got. flÄ:rs, idg. ""agro-s;
yajna- 'Opfer', gr. dyvo?; hliaj- 'etw. zuteilen', gr.
cpay-stv.
68. Idg. ä = ai. ä (got. ö) :
sf/m- 'stehen', gr. (dorisch) iaTä-|jLi, lat. stäre, idg.W.
st{h)ä-; mätar- 'Mutter', gr. (dor.) [JidtYjp, lat. mater,
idg. *mäter-\ hhrätar- 'Bruder', ^gr. cppäti^p, lat. f räter,
got. hröpar; sä 'diese', gr. (dor.) ä. (att. yj), got. so.
69. Außer ä, e, Ö besaß die idg. Grundsprache noch
einen kurzen Vokal von unbestimmter Klangfarbe , der
im Ai. (Arischen) durch i vertreten ist , in den übrigen
Sprachen mit ä zusammenfiel; man bezeichnet den Laut
mit 9 und nennt ihn (nach dem Muster der hebräischen
Grammatik) „Schwaindogermanicum". Da den ai. Formen
im Griechischen nicht nur a, sondern bisweilen auch e
und 0 entspricht, so liegt die Vermutung nahe, daß idg.
9 keine einheitliche Klangfarbe gehabt habe (anders Brug-
mann, Grundriß I^ 174 f., Griech. Gramm. 33).
pitar- 'Vater', gr. Tzarrip, lat. pater, got. fadar, idg.
*p9ter-; sthiti- 'das Stehen, Aufenthalt', gr. axdai?, lat.
stati-o, got. staps ; a-di-ta (3. S. Aor. Med.) 'er gab', gr.
I-Bo-To; hifa- 'gesetzt', gr. Öetoc, idg. *dJi9tö-s.
Häufig steht 9 hinter der Wurzelsill)e ('zweisilbige
V-^urzeln') :
ani-la- 'Wind', gr. avEjxo?, lat. cmimus, idg. W. and-;
duU-tar-'Tochter', gr. %-{dTrip-Jani-tar- 'Erzeuger', ^eve-
Tü>p, lat. genitor; dami-ta- 'gebändigt', gr. dSdjxctTo?, lat.
domitus.
Vgl. auch animi 'ich atme' und die verwandten
Verba § 490.
Anm. Eine Vertretung des betonten a durch ai. a (Bechtel,
Hauptprobleme 252) ist nicht zu erweisen, s. Brugmann, Grund-
§69—72.] Die Vertretung der idg. Vokale. 53
riß I' 173, Uhlenbeck, Sanskrit Phonetics 23 f., Bartholoniae
ZDMG. 50, 674 £F. Der Versuch, das idg. 9 gänzlich aus der Welt
zu schaffen (Pedersen KZ. 36, 75 ff. 38, 400 f.), ist sehr gekünstelt.
1)) Die Tokale in konsonantischer Funktion (Halbvokale)
und die Diphthonge.
70. Idg. i = ai. y ist in allen Stellungen (außer in
diphthongischer Verbindung) erhalten:
ya- 'welcher', phryg. loc, gr. o?, idg. Ho-s\ ijuvan-
'Jüngling', lat. iuvenis, got. juggs.
hyana- 'Lager' zu gr. x£t-[Aat; trayas 'drei', gr.
xpet?, lat. tres, got. preis, ab. trbje, idg. Hreies\ madhya-
'mitten', lat. mediiis, got. midjis, gr. [j.£ao?, idg. *medJiio-s.
Mit diesem i ist im Ai. auch der idg. Spirant j zu-
sammengefallen (der im Griechischen durch C vertreten ist) :
yuga- 'Joch', gr. Cu^ov, lat. iugum, got. jiik; yat-
'bedacht sein auf etwas', gr. Cj^xiia; ijas-yati 'siedet',
gr. Cew-
Aum. Der Spirant j verrät sich im Ai. vielleicht noch da-
durch, daß das ihm entsprechende ai. y nicht an den Ablauts-
erscheinungen teilnimmt: vgl. j/aste- = gr. CsoT^oc gegenüber isfa-
zu i/aj- 'opfern' (s. darüber § 103. 1.).
71. Idg. ti = ai. V :
veh- 'Haus', gr. /otxo?, lat. ^;^cws, idg. *woifeo-s; nava-
'neu', gr. vs/o?, lat. novus, ab. nov3, idg. "^neiw-s; deva-
'Gott', lat. divus, ht. dewas.
dvära- 'Türe', lat. fores, ab. dvbrb; asua- 'Pferd', lat.
equos, gr. iTciro?; sarva- 'all, ganz', gr. oXoc, ouXo? (aus
8X/0C).
Anm. Über den Schwund von y vor i und von v vor it,
sowie über parasitäres ?/ s. Wackernagel § 228a)-b), Brugmann,
Grundriß I2 268 f., 301 f. und die dort zitierte Literatur.
72. y und v sind in vielen Fällen Vertreter von i
und u vor andern Vokalen; daher zeigt sich oft ein
54 Lautlehre. [§ 72. 73.
AVeclisel von I, ü und y, v in der Flexion vokalisclier
Stämme (oder Wurzeln), vgl.
^ — y. i-mas 'wir gehen' — y-anti 'sie gehen' (W.
ei-, i-); mati- 'Gedanke', Instrum. maty-ä.
l — y: nadl 'Fluß', Plur. nady-as.
ü — v: swm-mas 'wir keltern', sunv-anti 'sie keltern' ;
dJienu- 'Kuh', Instr. dhenv-ä.
ü — v: vadhü- 'Braut', Plur. vadhv-as.
Statt y, V erscheint häufig auch iy, iiv, nämlich
1. hinter dem Anlaut: dJi'i- 'Einsicht', Instr. dhiy-ä;
hhü- 'Erde', Instr. hhuv-ä.
2. nach einer Konsonantengi'uppe :
kihiu-mas 'wir können', saknuv-anü 'sie können'.
Anm. Diese Regeln erleiden manclie Störung: so bildet man
z. B. zu pari-bhfi- 'umgebend' den Nom. PI, pari-bhuvas, zu agni-
'Feuer', satru- 'Feind' den Gen. Du. agnt/ös, satrvös. Im vedi-
Bchen Indisch ist i^, uv statt p, v überhaupt in weiterem Umfang
vorhanden, wie besonders aus dem Metrum hervorgeht; so ist
tvam 'du' oder die Kasusendung -hhyas bald ein-, bald zweisilbig
(tuvam, -hhiyas). In diesen Verhältnissen spiegelt sich ein älterer
Zustand der Grundsprache, in welcher ü und i, im und n nach
besonderen Gesetzen wechselten; vgh madhya- ([j.^ao;) gegenüber
asviya- iTirio;, ferner ap. hasiya (geapr. hasya-) ai. satya gegenüber
2L^.martiya- 'Mensch' (vgl. c/.[j.ßp6aio;), ai. ved. duväu 'zwei', gr. oüw,
lat. diiö gegenüber ai. dväu, ouboEza (aus *8/(«3£r.a), got. ttvai. Ver-
mutungen darüber, nach welchem Gesetz sich dieser Wechsel
regelte, s. in Brugmanns Grundriß I2 264 f, (296); zur ganzen
Frage vgl. besonders Wackernagel § 179—183, Bartholomae ZDMG.
50, 690 f.
73. Wenn i und u in 'tautosyllabischer' Stellung^
mit einem vorhergehenden Vokal verbunden sind, so ent-
stehen ('fallende') Diphthonge, die man in Kurz- und
Langdiphthonge scheidet, je nachdem der erste Be-
standteil kurz oder lang ist: äi — äi u. s. f. Es kann
1 In einer Verbindung wie z. B. aii-te wird n als 'tauto-
eyllabisch', dagegen in der Kombination a-na als 'heterosyllabisch'
bezeichnet.
§ 73, 74.] Die Vertretung der idg. Vokale. 55
übrigens jede Verbindung eines sonantischen (silbebilden-
den) und konsonantischen Vokals zu den Diphthongen
gerechnet werden, also auch ein ia, iio u. s. f. ('steigende'
Diphthonge); ja auch die Verbindungen mit den 'So-
noren' r, l, m, n (ar, ol, em, en) sind im weitesten Sinn
Diphthonge und zeigen z. B. im Ablaut ein ähnliches
Verhalten wie die gemeiniglich als Diphthonge bezeich-
neten Lautverbindungen. Da sich aber das Verhalten
der 'steigenden' und der mit Nasal oder Liquida ge-
bildeten Diphthonge im Ai. ohne weiteres aus dem Ver-
halten der einzelnen Bestandteile ergibt, d. h. sich nach
den Lautgesetzen über die einzelnen Vokale und über
iiy), uiv), r, l, w, n regelt, so bedürfen diese Laut-
verbindungen keiner besonderen Erörterung.
a) Kurzdiphthonge.
74. ei, Ol, ai sind zunächst im Urarischen in ai zu-
sammengefallen; diese Stufe ist im Iranischen noch er-
halten. Im Ai. wurde ai zu e.
1. ei:
e^i *er geht', apers. aitiy, gr. elai, lit. eiti, idg. *eiti\
deha- 'Körper', gr. xetj^o? (aus ^dheighos-).
2. oi:
e-ka-, e-va- 'eins', apers. aiva, gr. oI(/)o?, oivi^, alat.
oinos, got. ains; veda 'er weiß', gr. olSe, got. ivait, idg.
^uoide\ te 'diese', gr. toi (= ol), got. pai, idg. Hoi.
3. ai:
edha- 'Brennholz', av. aesmö, vgl. gr. aiöoo, lat. aedes
(eigtl. 'Feuerstätte'), idg. W. aidJi-.
Der idg. Diphthong di ist unmittelbar nicht mehr
festzustellen, da er vermuthch schon in der Grundsprache
mit ai zusammengefallen war: er kann daher nur aus
den Ablautsverhältnissen der (xrundsprache erschlossen
werden (s. § 109) ; er liegt z. B. vor in
56 Lautlehre. [§ 74. 75. 76.
dhenu- 'Kuh', dhay-ati 'er saugt' zur W. dhdi- (im
Ablaut zu dhei).
75. eu, Oll, all sind — entsprechend den «-Diph-
thongen — über urarisch (Iran.) au zu ö geworden.
1. eii:
hödh-ämi 'ich erwache, ich merke', gr. Tr£uö-0|j.ai,
got. a?ia-hiudan 'gebieten', idg. W. hheiidh-; (ved.) jöStar-
'begehrend', apers. dauUar 'Freund', zu gr. yguofiai, got.
kiusan, idg. W. geiis-,
2. Oll (got. au):
huhödJia , Perfekt zu hödhämi, got. haiip (vgl. gr.
[hom.] eiX-/iXou6a), idg. W. hhoiidh- ablautend mit hheiidJi-
(nr. l);jökiyate 'er findet Gefallen an etwas', got. kausjan
'schmecken , prüfen', idg. W. goiis- ablautend mit geus-
(nr. 1).
3. au :
öjas- 'Kraft' zu gr. au^w, lat. angeo, got. aukan, idg.
W. aug-.
Mit du verhält es sich ebenso wie mit di: es ist mit
mi zusammengefallen, kann aber vermutet werden in
öS-tha- 'Oberhppe', vgl. lat. aus-culum, idg. *dus-, zu
ai. (ved.) äs-, lat. ös (s. § 110).
76. Da in Wurzeln und Stämmen, welche auf einen
Diphthong auslauten, dieser je nach der Formenbildung
vor Konsonant oder vor Vokal erscheinen kann, so
wechseln im Ai. innerhalb derselben Wurzel oder des-
selben Stammes Formen mit ay , av (vor Vokal) und e,
ö (vor Konsonant) :
jay-ämi 'ich siege', aber je-Syämi 'ich werde siegen'.
agnay-as 'die Feuer', aber agtie-s 'des Feuers'.
irav-as 'Ruhm' (gr. xX£[/]o<;), aber §rö-tra- 'Ohr'.
^atrav-as 'die Feinde', aber kitrö-s 'des Feindes'.
§ 77.] Die Vertretung der idg. Vokale. 57
ß) Langdiphthonge.
77. Das Ai. besitzt Langdiphthonge in ziemlicli großem
Umfang; doch ist der Nacliweis, wie weit diese schon
der idg, Grundsprache angehörten, schwierig, und zwar
aus zwei Gründen:
1. die idg. Langdiphthonge sind in den übrigen
Sprachen meist gekürzt worden (äi zu äi u.s. w.) ; 2. schon
in der Grundsprache ist unter noch nicht recht auf-
geklärten Bedingungen der konsonantische Bestandteil
gesch-HTinden , so daß e, ö, ä neben ei, öu, cm stehen.
Langdiphthongische "Wurzeln lassen sich daher am deut-
lichsten durch ihi-e Ablautsverhältnisse erkennen, wie
später gezeigt werden wird. Mit Berücksichtigung von
1. läßt sich idg. Langdiphthong ansetzen in
aräiMam 1. S. Aor. von nc- 'loßlassen', gr. IXeicpa (ei).
deväis Instr. PI. von deva- 'Gott', gr. itztcoic, (öi).
väi, hervorhebende Partikel, lat. vae, got. tvai (äi).
dyäus, gr. Zsu? {m).
sünäu, Lok. von sümi- 'Sohn', got. sunau (öw); gäus
'Eind', gr. ßou? (öm)-
näns 'Schiff', gr. vau?, vr^{f)6c, lat. näv-is (cm).
Der Fall 2. Hegt z. B. vor in:
ved. aStä, gr. oxtcü, lat. odö gegenüber ciMäu, got.
aJitau, idg. *oUö(u), ferner dhäru- 'saugend', gr. ör^Xuc,
lat. fe-mina gegenüber dhayati 'er saugt', dhenu- 'Kuh',
idg. W. dhe(i): clhoi, sowie in den Nominalformen räSy
räm^ dyäm, gäm (s. § 293 ff.).
58 Lauüehre. [§ 78. 79. 80.
VI. Kapitel.
Die Nasalen und Liquidae.
a) In konsonantisclier Funktion.
78. Idg. 1)1 = ai. m :
mata- 'gedaclit', a. 'Meinung', gr. (auT6)-[XQiT0(;. lat.
(com)me)ihis, got. munds, idg. *mnto-s; mnä-ta- 'erwähnt,'
gr. |xv^-aü>, [ivvi-jxa, idg. W. mnä-\ mHi- 'Tod', lat. mors,
lit. 7nirtls; mrii/ate 'er stirbt', lat. morior\ smay-ate 'er
lächelt', ab. smijati se 'lachen' (vgl. gr. cpiXo-{i,[xei8^!;);
jamhha- 'Zahn', gr. y6[JL9o?, ahd. chanib 'Kamm' ; nänian-
'Name', gr. övojAct, lat. 7iomen,got. namö; tarn 'diesen',
lat. istum, gr. xov, got. pan-a.
79. Idg. n = ai. n :
na 'nicht', lat. ne, idg. *«e; nava- 'neu', gr. v£o?, lat.
novus , got. niiijis; manas 'Sinn', gr. |X£vo?; svapna-
'Schlaf, gr. U7ÜV0?, lat. somnus; han (Vok.) 'Hund' = gr.
xuov.
80. a) Der velare Nasal w kommt in der idg. Grund-
si^rache nur vor den entsprechenden Verschlußlauten vor ;
wo der Verschlußlaut unverändert gebheben ist, blieb
auch der Nasal unverändert : das ist der Fall bei den idg.
Velarlauten, die nicht palatahsiert wurden (s. § 128 ff.),
z. B.
aulm- 'Haken', gr. o^xoc, lat. nncus, idg. *o}dqo-S',
2)cmJiti- Tünfheit', idg. ''iieidqVii- (ab. ijetb 'fünf'), zu
*ljerd(]ß^e (lat. quinque); jaidghä 'Bein', zu got. gaggan
'gehen'.
Anm. In freier Stellung (d. li. nicht vor Guttural) findet
sich w im Ai. nur infolge eines sekundären Ausfalls des Gutturals
in gewissen Lautgruppen (§ 140. a) Anm.) bezw. im Auslaut (§ 165. 2,
175. 178).
b) Wenn der idg. Velarlaut in einen ai. Palatal über-
ging, so machte w diesen Wandel mit und wurde n, vgl. :
§ 80. 81. 82.] Die Nasalen und Liquidae. 59
;panca 'fünf, lat. quinque, lit. jjen/ti (gr. Tuevxe , got.
fimf), idg. *peid^e] yimjati 'er spannt an', lat. iungo,
lit. jüngiu.
Dieser Wandel trat auch nach ai. c und J ein, vgl.:
jnäta- 'gekannt', gr. yviotoc; räjnä Instrum. von rä-
jan- 'König'.
Über das Verhalten vor ai. h s. den folg. §.
8J. Auch der idg. palatale Nasal n blieb nicht un-
verändert, da die idg. Palatale fc und gh, vor welchen er
stand, nach § 125 ff. in Spiranten 0, h) übergingen.^
Jeder Nasal geht nämlich vor allen Spiranten (^, S, s,
li) in den Anusvara (§ 43. 54. 2.) über :
1. Anusvara aus ursprünglichem fi'.
dqbuti ,er beißt', äaja- 'Biß, Bremse', zu gr. Bay/avu)
(Bdxvoj), ahd. zangar 'beißend', zanga 'Zange', idg. W.
äehh- 'beißen' ; änqßa 'er erreichte' (Perf. von ainömi),
gr. -»jvEYxa; qJias- 'Angst, Not', zu gr. ay^^ü), lat. angor
{cmgustus), got. aggivus (idg. angh-).
2. Anusvara aus sonstigem Nasal:
qsa- 'Schulter', got. ams, gr. wp-o;, lat. umerus, aus
'^ omso-\ mqsa- 'Fleisch', got. mimz , vgl. auch lat. mem-
hrum, aus *mems-(r)o-.
§qsnti 'er lobt', lat. censeo, idg. W. hens-\ pj^-anti
'sie zerstampfen', aber pinaS-ti 'er zerstampft', lat. pinso.
82. Da die Nasale sich dem folgenden Konsonanten
leicht anpassen, so hat sich m nicht erhalten, wenn es
vor einen Dental zu stehen kam : es wurde (schon im Ur-
arischen) vor dem dentalen Explosivlaut zu n, vgl.
jagantha (neben jagamitlia), 2. S. Perf. zu jagäma
'ich bin gegangen'; sränia 'ermüdet', Part, zu sram- 'müde
werden'.
1 A^or j = idg. y blieb idg. vi.
60 Lautlehre. [§ 82. 83.
Anm. 1. Daß auch -ms- zunächst -ns- geworden ist, zeigen
die Fälle, wo s im Auslaut stand und abfiel (§ 165), bevor der
davorstehende Nasal nach § 81. 2 zu Anusvära geworden ist, vgl.
a-ffan (in der älteren Sprache) aus *agans, 2. S. Aoristi von gam-
'gehen' (also ursprünglich *agams).
Anm. 2. Ein n statt m findet sich beim Verbum gam- auch
vor Endungen mit -m- und -v-: 1. Plur. Aor. agamna (in der
älteren Sprache), Part. Perf. jaganväs-. Zur Erklärung dieser
Formen vgl. Wackernagel § 175 b. und Brugmann, Grundriß
12, 350.
83. Cerebralisierung- des n. Nach S, r, r wurde
der dentale Nasal n zum cerebralen ti, falls ein Vokal
oder n, w^, y, v nachfolgten. Dieser Wandel tritt regel-
mäßig ein, nicht nur wenn ^, r, r dem n unmittelbar
vorangeht , sondern auch wenn es dui-ch behebig viele
Laute von ihm getrennt ist: die Zungenstellung des ^,
r, r wirkt über andere Laute hinweg. Nur wenn Laute
mit Artikulation der Zungenspitze, also Palatale (außer
y), Cerebrale oder Dentale dazwischen treten, unterbleibt
der Wandel des n in w. Beispiele:
Mnä 'Durst' (aber z. B. senä 'Heer').
Matrena Instrum. von J{Sntra- 'Herrschaft' (gegen-
über halena von heda- 'Kraft');
niSanna-'^ Part. Praet. von ni + sad- 'sitzen' (gegen-
über dem einfachen sanna-); pünia- 'voll', lat. })lenus
(gegenüber z. B. li'ina- 'verlassen').
nagaräni Nom. PI. von nagara- 'Stadt' (gegenüber
z. B. plidläni von phaJa- 'Frucht').
pitfnäm Gen. Plur. 'der Täter' (gegenüber Gen. PL
Jcavlnäm von kavi- 'Dichter').
hJiaramclna- Part. Praes. Medii von hJiar- 'bringen'
= gr. cpep6[X£vo(; (gegenüber z. B. Idbliamäna- von labh-
'erlangen').
grlmämi 'ich ergreife' (gegenüber etwa haähnänil
'ich binde').
1 Wegen des .5 vgl. § 147.
§ 83. 84. 85.] Die Nasalen und Liquidae. 61
ipwmi 'icli höre' (gegenüber sunömi 'ich keltere').
Auch bei der Zusammensetzung eines Yerbums mit
einer Präposition (ferner in nominaler Komposition)
Avirkt das Gesetz der Cerebralisierung, wenn auch nicht
mit derselben Strenge, da das Simplex sich auf dem
Wege der Analogie fortwährend geltend machen konnte.
Tgl.:
pari-nayati 'er führt umher' gegenüber nayati 'er
fühi't'; pra-namati 'er verehrt' gegenüber namati.
Doch sagt man z. B. in der Eegel pra-nrtyati zu mi-
'tanzen'; ferner _^ra«a^fa- 'umgekommen', ohev pra-nai-
yati 'kommt um'.
Anm. über weitere Einzelheiten 8. "Whitney § 189 — 195
und Wackernagel § 167—171. In den Veden wirken ,?, r, r sogar
auf einen Nasal des folgenden Wortes, falls dieses sich enklitisch
anschliefit, z. B. pari nas 'um uns'.
84. Sonstige n. n ist im Ai. ein sehr häufiger Laut,
ohne daß es durch das oben angeführte Lautgesetz er-
klärt werden kann. Eine Reihe solcher Fälle hängt
überhaupt mit der Entstehung der Cerebrale zusammen,
die § 87 besprochen werden wird. Bisweilen erklärt sich
ein n (ohne daß ein cerebralisierender Konsonant in der
Nähe steht) unmittelbar aus dem Wirken des § 83, wenn
nämlich ein ursprünghches r oder r nach mi. Lautbehand-
lung (s. § 99) vor n geschwunden ist; z. B.:
vanij- 'Kaufmann', aus *vr-nij-, wolil zu d. Ware
(mhd. war , got. wair-ps) ; gana- 'Schar', aus '^grna- zu
d-yEipo), d-yopa.
Doch ist es für mi. Entlehnungen überhaupt nicht nötig,
jeweils ein ursprüngliches r für das Eintreten des n verantwort-
lich zu machen, da n in den Prakritdialekten spontan in n über-
geht. So muß z. B. mani- 'Kleinod, Edelstein' (zu lat. monüe,
ahd. menni 'Halsgeschmeide') oder bhan- 'reden (gegenüber ved.
bhan- 'ertönen') erklärt werden; vgl. Wackernagel § 173 (174).
85. Idg. r = ai, r:
rudhira- 'rot', gr. epuÖpo?, lat. ruher, got. ranps, idg.
62 Lautlehre. L§ 85- 86.
'^rud}i-{ro-)\ pra- 'hervor', gr. Tzpo, lat. j>/-o, got frei-,
idg. *j9ro; srav-ati 'fließt', gr, p££i, lit. sraveti 'fließen';
hhar-ämi 'ich trage', altpers. hara{n)tiy 'sie tragen', gr.
cpepu), lat. fero, got. Ja/ra, idg. W. liier-] dadarsa 'ich
habe gesehen', gr. BsSopxa; antar 'innen, in', hit. inter,
gr. xa Iviepa.
86. Idg. l ist im Iranischen durchweg zu r ge-
worden, im Sanskrit durch l und r vertreten:
a) idg. l = ai. Z :
luhliyämi 'ich hegehre', lat. luhet, got. ^iw/s, idg.
W. liihh-; IcKjliu- 'leicht, gering', gr. kXaynyc,, lat. levis;
löcayämi 'ich betrachte', gr. Xsüaau); titZä 'Wage', gr.
xdXavTov, lat. io??o; »««?«- 'Flecken', gr. [jioXüvü), [xeXa?;
«(p«- 'klein', lit. alpnas 'gering'.
b) idg. l = ai. r:
rakMti 'er behütet', gr. dXs^ü); r'maUi (in der älteren
Sprache) 'er läßt los', gr. Xeittco, lat. linquo, got. leihvan
'leihen' ; Jiari-, av. za'^ri- 'goldig, gelb', zu lat. Jiolus, ahd.
geh, ab. ^■eZenat 'grün'; ^ntto- 'berühmt', gr. xXuto?, lat.
in-clutus; calira- 'Ead', gr. xuxXo?; sahasra- 'tausend',
gr. (dor.) -^qhoi (=5(1X101) aus '^y^eaXioi.
Zur Erklärung dieser Doppelheit muß zunächst be-
merkt werden , daß für idg. l im Indischen sowohl l wie
r im gleichen Wortstamm vorkommen, ferner daß auch
idg. r bisweilen im Ai. als l erscheint, so daß also r und
l geradezu behebig mit einander wechseln können (Whitney
§ 53), vgl.
c) idg. Z = ai. l oder r:
lip- {liuqKiti) und (E,Y.) rip- 'beschmieren', gr. Xitto?,
idg. W. lip-; röc-ati 'er leuchtet' und löcana- 'erhellend',
av. raocah- 'Licht', gr. Xsüxo?, lat. hiceo, idg. W. leiiq-;
plu' iplavati) 'sch^vimmen' und^^m- (pravatein der älteren
Sprache) 'fließen', gr. ttXsu), lat. j9??«Y; lahh- und rahh-
'fassen', gr. Xa|ißdv(i).
§ 86. 87.] Die Nasalen und Liquidae. 63
d) idg. r = ai. Z:
(ved.) lu]p- 'abreißen' neben ved. und kl. rn^-, lat.
nM»j90, idg. W. ru'p-] luncati (durch die Grammatiker be-
zeugt) 'er rauft', lat. runcare.
Im allgemeinen ist im klassischen Sanskrit eine Zu-
nahme des l gegenüber dem RY. zu konstatieren; daraus
darf aber nicht die Schlußfolgerung gezogen werden, daß
etwa im Urindischen r und l völlig in ?■ zusammengefallen
seien (wie im Iranischen) und daß sich l erst wieder
sekundär aus r entwickelte : denn man würde sonst schwer
begreifen, warum im RY. l überwiegend dem idg. l ent-
spricht. Daher muß der uns gegebene Zustand der
Schriftsprache als das Produkt einer Dialekt mischung
betrachtet werden. Der RY. stellt im wesentlichen eine
Dialektform vor, in welcher idg. r und l getrennt bheben ;
daneben gab es aber r-Dialekte, welche (vne im Irani-
schen) idg. r und l in r zusammenfallen heßen, und ?-Dia-
lekte, welche die Tendenz hatten, die alten r in l zu ver-
wandeln. Diese Tendenz läßt sich in mi. Dialekten
tatsächhch beobachten (s. Wackernagel § 191 c. Anm.).
Die klass. Literatursprache ist nun das Produkt solcher
sich kreuzenden Einflüsse. Zur Frage vgl. außer Wacker-
nagel aaO. Brugmann, Grundriß I^ 427 (Kurze vgl.
Gramm. 118).
Eine Notwendigkeit, drei Liquidae r, l, X für die Clrund-
sprache anzunehmen (so neuerdings wieder Fortunatov KZ. 36, 1 ff.),
besteht nicht.
87. Fortunatov's Gesetz. Fortunatov (BB.YI 215 ff.)
hat folgendes Lautgesetz aufgestellt : idg. l + Dental oder
s ging unter Schwund des l in den entsprechenden Cere-
bral bezw. ^über, dagegen blieb bei idg. (europ.) r + Dental
der r-Laut unverändert. Dieses Gesetz, dessen sich be-
sonders Bechtel (Hauptprobleme 382 ff.) angenommen und
das Fortunatov jüngst wieder (KZ. 36, 1 ff.) verteidigt hat,
■vsdrd von den meisten Forschern bestritten, mit ein-
64 Lautlehre. [§ 87.
gehendster Begründung von Bartliolomae IF. III, 157 ff.
Wegen der weiteren Literatur vgl. Brugmann, Grundriß
I^, 427, Uhlenbeck, Sanscrit Phonetics 53 f. Fortunatov's
Gesetz scheint durch Fälle folgender Art bestätigt zu
werden :
a) europ. (idg.) l geht im Cerebral auf:
jathara- 'Bauch', got. MJpei 'Mutterleib', idg. -Ith-.
päni- 'Hand', zu gr. TraXdiiT], idg. -In-.
hhäSate 'er spricht', ht. halsas 'Stimme', idg. -Is-.
b) europ. (idg.) r bleibt erhalten :
vart- 'drehen, wenden', lat. verto, idg. W. iiert-,
karna- 'stutzohrig', ab. krsnd 'stutzohrig' (idg. -rn-).
varM 'Regen', gr. spaY], idg. ''^tj.ersä.
Aber dieser Eegel widersprechen ebenso klare FäUe,
ohne daß für sie ein Ausweg im Sinne jenes Gesetzes
gefunden werden könnte, vgl.
a) europ. (idg.) l + Dental oder s = ai. r + Dental
oder ä:
jartu- 'Mutterleib' (zu jathara-); ürnä 'Wolle', ht.
wUna, got. ivulla, idg. *utnä.
karSü- 'Furche', gr. xiXcov, 'Grenzfurche', idg. -Is-.
b) europ. r + Dental = ai. Cerebral:
hatuJia- 'scharf, lit. kartns, idg. -r^; kevata- 'Grube'
aus "^kaiiiart-, vgl. gr. (PL) xaiata zu *xai/ap (wie r^'Kaxa
zu TJTrap); käna- 'einäugig' (wohl zu oben angefühi'tem
karna-); vanik 'Kaufmann' aus *vr-nik, wohl zu nhd.
Ware.
Nun verraten eine Reihe von Wörtern, in welchen
ein Cerebral als Nachwirkung eines älteren r oder l steht,
deutlich ihre Herkunft aus mi. Dialekten, so z. B. (ved.)
vi-kata- 'ungeheuer' = vi-krta-, ferner hhata- 'Diener' =
hhrta- zur W. hhar-, küthära- 'Axt' = lat. culter, in denen
mi. Vertretung des idg. r bezw. l vorHegt (s. § 99), und
es Hegt daher nahe, alle Fälle, die Cerebral an Stelle
87. 88.] Die Nasalen und Liquidae. 65
von idg. r oder l + Dental zeigen, als 'Prakritismen', d.h.
als Eindringlinge aus Dialekten mittelindischer Laut-
gestaltung zu betrachten. Das Nebeneinander von Formen
wie jathara- und jartu- drängt jene Erklärung geradezu
auf; daß schon in vedischer Zeit Dialekte mit mi. Laut-
gestalt vorhanden waren, wird auch durch andere Wort-
formen nahegelegt, s. AVackernagel S. XVIIff.
b) In sonantischer Funktion.
88. Der uridg. Bestand. 1. Daß es in der idg. Ur-
sprache Nasale in sonantischer Funktion (m, w) gegeben
hat, ist eine Entdeckung K. Brugmann's (Curtius' Stud.
X, 285 ff. KZ. XXin, 587 ff.). Man beobachtet nämhch
sowohl im Ai. wie im Griecliischen, daß zu Wurzeln mit
Vokal + Nasal Formen mit a, a ohne Nasal gehören, vgl.
ten- 'spannen' ai. tan-, gr. tev- (xeivo)), aber ta-ta-
gr. xa-To?.
^Jeni' 'kommen' ai. gam-, aber ga-ta- gr. -ßaxo?.
frfhen- 'schlagen, töten', gr. ösivto, (povo?, ai. han-ti
'er tötet', aber ha-ta-, cpa-xo?.
Der Verlust des Nasales kann nicht auf Ausstoßung
desselben beruhen, jda der Nasal sonst in gleicher Stellung,
d. h. zwischen Vokal und Verschlußlaut, erhalten bleibt
(vgl. z. B. hxBpa ai. antara-, cpspovxi ai. hharanti). Was
dem a (a) des Ai. und Griechischen zu Grunde liegt,
darauf führt der Parallehsmus , der zwischen der Laut-
gruppe -en- und den Diphthongen -ei-, -eu- im Ablaut
besteht (s. § 103); das Verhältnis
ai. tatä-, gr. xaxo-?: W. ten- (ai. tan- gr. x£v-)
entspricht nämhch z. B. dem Verhältnis
ai. i-tä- gr. i-xoc;, idg. *i-t6-s:W. ei- (ai. e-mi, gr. ei-fxi),
ai Jrut'^-, gr.xXuxo-?, idg. *klut6-s: W.fcleu- (&iJräv-
as, gr. xXe/-o?).
Man kommt somit für tatd- (xaxo?) auf eine um e ver-
Thumb, AUindiache Grammatik. 5
66 Lautlehre. [§ 88. 89.
minderte Wurzelf orm von ten-, d. i. '^tntö-s, worin n na-
türlich ebenso wie i und ii sonantisch (n) werden mußte.
Wenn ferner
ai. hhrta- 'getragen' zur W. hhar-, idg. hlier-,
sä.pitr-hc znpitar-as, idg. *p9ter-es (gr. iraTep-£<;)
unmittelbar den postulierten r- Vokal noch im Ai. zeigen, so
wird dadurch auch der Ansatz des y weiter gestützt. Mehrere
Gelehrte, so vor allem J. Schmidt (Kritik der Sonanten-
theorie, Weimar 1895) haben allerdings die Existenz eines
uridg. n und r bestritten und nehmen ein ^n oder gW als
idg. Ausgangspunkt an (was an sich möghch ist) ; aber
abgesehen davon, daß in solchen Ansätzen wie ^n eine
Feinheit der phonetischen Distinktion hegt, die ziemhch
imaginär ist, so empfiehlt sich Brugmanns 'Nasalis sonans'
(n) ohne weiteres durch den im Ablaut begründeten
Parallehsmus der oben angeführten Formen — auch
wenn damit nicht absolute phonetische Exaktheit in der
Ansetzung der Grundform erreicht werden sollte.
2. Nur im Ai. und Griech. (und auch hier nur vor
Konsonanten außer i und n) ist der Nasalklang gänzhch
geschwunden, d. h. ein reiner Vokal (a) an die Stelle
von n getreten; in allen andern Sprachen hat sich vor
dem Nasal ein Vokal entvsdckelt: w ist im Ital. durch en,
im Germ, durch im, im Lit. durch in und im Slav. durch
§ (Ml) vertreten.
89. Die Nasalis sonans im Ai.
1. idg. m = ai. a:
sa-krt 'einmal', gr. a-ira^, lat. sim-plex, idg. *sw (cf.
auch lat. sem-el); gati- 'Weg', gr. ßdoi?, got. ga-qumps,
idg. *^mti- (vgl. ai. gam- 'kommen') ; rata- 'sich an etwas
erfreuend', gi-. Ipa-to?, Partizip zu ram-; dah 'zehn',
gr. 8exa, lat. decem, got. taiJiun, idg. *dekm.
2. idg. /^ = ai. a:
a- = d- privativum, lat. in-, got. im-, idg. *n; mati-
'Gedanke', lat. mens, got. ga-mimds 'Andenken', Ht. at-
§ 89. 90. 91.] Die Nasalen und Liquidae. 67
minus 'Erinnerung', ah. pa-m§tb, idg. *m}iti- (vgl. man-
'denken'); hadh-nämi 'ich.hmdie\ got himd-ans 'gebunden'
(cf. Undan)\ asi- 'Schwert', lat. ensis.
3. idg. fi= a:
äa^-aü 'er beißt', gr. l-8axov, idg. *Ä- (vgl. ai. dqßa-
ti zur W. dehk-);yuvaki-, lat. iuvencus (vgl. yuvan- 'jung').
4. idg. 73 = ai. a:
laghu- flink, leicht', gr. sXa/oc, eXacppo?, ahd. lungar
'rasch, munter', idg. *lnq^li-{u)-.
90. Vor y und i; ist an (am) Vertreter von n(m), vgl.
jaganvq^s- Partie. Perf. Act. zur W. ^am- 'kommen'.^
hanyate 'er wird geschlagen', lianvas 'wir beide
schlagen', zur W. 7iaw-.
Nach den Bildungsgesetzen dieser Formen (§ 530.
576. 486 f.) ist nämhch als Vorstufe des an ein w (m) zu
erwarten.
Anm. "Wenn in der Verbalform han-mas 'wir schlagen' ein
an auch vor m erscheint, so liegt vermutlich hier eine an alogi-
sche Neuerung vor: die lautgesetzliche Form *ha-mäs (vgl. 2. PI.
hathäs) ist nach der 1. Dualis han-väs umgestaltet.
91. Wenn a- privativum vor einen Vocal zu stehen
kommt, so lautet es an- (gr. ebenso dv-), z. B. an-udra-
'wasserlos'av-u8po?,aw-a>ito- 'ohne Ende', aw-ä^as- 'schuld-
los': 71 hat also vor Vokal seinen Nasal nicht aufge-
geben. Von gleicher lauthchen Beschaffenheit sind tanu-
'dünn', gr. xav()-('('koicaoc,) , lat. tenuis und 'schwache'
Kasusformen \ne der Instrum. ätman-ä (von ätman-
'Seele') neben räjPi-ä (von räjan- 'König') (s. § 304 ff.).
Anm. Ob man in diesen Fällen ein idg. n», d. h. n mit
einem (schwachen) konsonantischen Übergangslaut, oder ein a»
(bezw. en) anzusetzen hat, also z. B. *tn^u- oder *famt- (oder *tenu-),
hängt eng mit den Theorien über den Ablaut zusammen und hat
für die Einzelgrammatik nur geringe Bedeutung. Das Ai. schließt
jedenfalls ein 9n aus, weil man sonst gemäß der Vertretung des
9 durch ai. i (s. § 69) ein in erwarten müßte.
«ÜberdenWandel von*jagamv(ls-injaganvils- vgl. § 82 Anm. ?.
68 Lautlehre. [§ 92. 93.
92. Sonaiitisclie Liquida. Für die Ausetzimg eines
r, l gelten dieselben Erwägungen wie für n (s. § 88). Alle
Sprachen mit Ausnalime des Ai. haben einen Vokal aus
r entwickelt: vgl. av. or^, gr. pa ap, lat. or (ur), germ. ur
(got. aiir) TU, balt. u urslav. &r — aber ai. r (über die
Aussprache des Lautes s. § 54. 1.):
rkki- 'Bär', gr. apxto<;, lat. ursus, idg. *rkpo-] nirfi-
'Tod', lat. mort-is, ahd. mord, lit. mir-ü-s, idg. *mrti- ;
a-dr^-at 'er sah', gr. IBpax£, idg. '^e-drfcet, idg. W. derfc-
(oepxojxai) ; spd-ga- 'Hörn', gr. xdpv-o? 'Hornvieh', lat.
cornu, got. haürn\ xntrhi (Locativ PI.) == gr. Tcaxpdai.
idg. *p9tr-su (aber Dat. S. pitt^-e und Nom. PI. intär-as) ;
hia- av. hdrHa- 'gemacht', ai. "W. kar-.
93. Idg. l ist im Ai. nur durch r vertreten (vgl. dazu
§86):
2)rt}m- 'breit', gr. TcXaxu?; vrka- 'Wolf', got. ivulfs,
lit. wÜkas, idg. *tdqVo-s ; vrnämi 'ich wähle', idg. Hdnami,
W.iiel- (lat. i?eZZe, d. ivolJen).
Anm. Der ai. Laut / findet sich nur in der W. klp- (z. B.
Particip klpta-) 'in Ordnung sein', entspricht aber einem älteren,
bezw. idg. r, vgl. ved. krjj- 'Gestalt', lat. corpus.
94. Die ai. Vertretung des r vor y und v ist zweifel-
haft; in betracht kommen drei Möghchkeiten :
a)r bleibt unverändert: (ved.) hihhpjät 3. S. Optativi,
hihhrvas 1. Du. Ind. zu hihharmi 'ich trage' (vgl. § 491 ff.) ;
cakrvqs- Participium Perf. Act. zu kar- 'machen'.
b) mriyate 'er stirbt', lat. morior (vgl. mrti- § 92);
kriyate 'wird gemacht', Pass. von kar-.
c) kuryät, 3. S. Opt. Praes. zu kar-\ kurvas, 1. Du.
(kurmas 1. PI.) Praes. zu kar-.
Welche der drei Lautungen man auch als die rein
lautgesetzhche Entwicklung ansieht, immer lassen sich
dann die beiden andern als Ausnahmen erklären. Brug-
mann z. B. (Grundriß 1=^ 458) hält Typus c), Wacker-
nagel § 180 Typus b) für lautgesetzlich, beide sind also
§ 94. 95. 96.] Die Nasalen und Liquidae. 69
darin einig, Typus a) als die Folge von Ausgleichungen
(bihhryät libhrvas nach hihlirmas hihhrtha u. s. w.) zu er-
klären. Brugmann sieht in b) mriijate. darum nicht den
Vertreter von idg. *mr-ie-tai, weil man die Form auch aus
einem idg. *mr-iietai mit konsonantischem r ableiten kann
(über die Doppelheit M:i = ai. iy.ij s. ^ 72), während
Wackernagel seinerseits in Jmr-yä-m Anlehnung an den
Optativstamm kur-l- (s. § 503) annimmt; über die Deutung
des ur in kurl- s. den folgenden Paragraphen.
95. Wie n vor Vokal erscheint , so kann auch r in
diese Stellung geraten (ohne r zu werden), vgl. gr. 8ap-
siC neben Bap-io? (idg. dr-) zu hipai. In dieser Stellung
hat auch das Ai. regelmäßig einen neuen Vokal vor r (l)
entwickelt, nämhch ein it oder ein i, vgl.
a) ur:
puras 'vor, vor Augen', purä 'früher, einst', gr. Tzdpoc,
got. fatira 'vor'; guru- 'schwer', gr. ßotpu?, got. kaürus;
sphurati 'er zuckt'; vgl. airaipu) (aus *spr-iö)] puru-
'viel', vgl. gr. ttoXui; und got. filu (mit anderem Vokalismus).
iil:
tidä 'Wage', zu gr. xdXä?, lat. tollo, idg, W. tel- (tl);
Jada- 'Herde, Geschlecht', vermutlich zu xiXoc, 'Schar'.
b) ir:
iiras- 'Kopf, gr. xdpä (lat. cerebrum aus *ceresrom
mit anderem Vokahsmus) ; girati 'er verschlingt', ab. zbrq,
vgl. auch gr. ßap-a6pov, idg. W. g'"'er- (g'''r-) ; giri- 'Berg',
lit. glre 'AVald' (sl. gora 'Berg' mit anderem Vokalismus).
Anm. Auch hier ist (wie für antevokalisches «») zweifelhaft,
ob für die Grundsprache f oder ar anzusetzen sei; die Ver-
schiedenheit von ur, ir ist noch nicht recht aufgeklärt. Vorher-
gehender Labial scheint in einer Reihe von Fällen Ursache des «r
zu sein; Bloomfield Proceed. Am. Or. Soc. XVI (1896) p. CLVIIIff.
vermutet außerdem, daß rir und ir (vgl. auch § 96) zu zweisilbigen
Wurzeln auf u und i in kausalem Zusammenhang steht, daß also
z.B. tur-:taru- und ür-:tart- sich entsprechen.
96. Mit dem im vorigen § besprochenen ur, ir steht
70 Lautlehre. [§ 96. 97.
in enger Wechselbeziehung ür, ir: dieses tritt vor Kon-
sonanten auf in Fällen, wo vor Yokalen ur, ir erscheint, vgl.
a) ür:
pürna- '\ olV (got. fiills, gr. iroXXo-) gegenüber piiru-;
parva- 'früher' (ht. plrmas) gegenüber p)urä; sphür-ti-
Mas Zucken' gegenüber sphurati] pur Nom. S., pür-hi
Loc. PI. 'Stadt' (vgl. TToXi?)» aber z. B. Loc. S. pur-i.
b) ir:
ilrSa- 'Kopf gegenüber Ums-; glrna- 'verschlungen'
gegenüber girati ; jlrna- 'gebrechlich' zur W. jar- (-(ipoiv)
'altern' ; gir Nom. S. 'Lied', gtrhhis Instr. PL, aber z. B.
Gen. S. gir-as.
Ein gleichartiges ür , Ir liegt vor (wie die Ablauts-
verhältnisse der verwandten Sprachen zeigen) z. B. in
ürnä 'Wolle', got. wulla, lit. wllna; ürmi- 'Welle,
Woge' (aus ""uürmi-), ahd. walm, lit. wilnis; hhürja-,
d. Birke, ht. Urzas; Irma- 'Arm', lat. armus, got. arms]
stlrna- 'hiugestreut', gr. oxpioto? (aiopvufii), lat. strätus,
vgl. auch stHa- zur gleichen W. ster- ; dlrgha- 'lang', aksl.
dlsgs (gr. SoXij^o?).
Es ist zwar verlockend, auch diese ir, iir mit der
sonantischen Liquida in Verbindung zu bringen und ent-
sprechend dem Parallehsmus i:l (ii), u:ü (mi) einen
gleichen Parallehsmus zwischen kurzer und langer Liquida
sonans, also r:f (rr) und l:i (II) in der idg. Grundsprache
anzunehmen, doch läßt sich gerade wegen der besonderen
Ablautoverhältnisse , unter denen ir, ür erscheinen (s.
darüber das VII. Kapitel), nicht bestimmen, welche idg.
Lautung dem ir und ür zu Grunde liegt.
97. Das im Ai. vorkommende f hat auf jeden Fall
mit einem idg. f nichts zu schaffen. Im Acc. PL pitm,
matfs, Nom. PI. Neutr. dhätfni und Gen. PL pitfnäm
ist X das Produkt rein formaler Ausgleichungen, wo-
]über § 302.
§98.99.] Die Nasalen und Liquidae. 71
98. Wie a als Vertreter von n erscheint, so findet
sich bisweilen ein ä als Vertreter eines ähnhchen langen
Lautes, vgl.
ä-tman- 'Seele' neben ani-ti 'er atmet' ; Ja- to- 'erzeugt'
zu jani-tum (Inf.), lat. {g)nätus\ khä-ta- 'gegraben' zu
khani-tum (Infin.).
Von gleicher Beschaffenheit scheint ä in folgenden
Fällen zu sein:
äti- 'Ente', gr. v^tia, lat. atias, ä. Ente ; jära- 'Buhle',
vgl. gr. YCtjJißpo? (aus *Ya(x-p6<;) ; yätr- 'Brudersfrau', gr.
(hom.) £ivaT£p£? aus Ivaxepc?, lat. ianitrisc.
Auch hier ist es unklar, welche idg. Grundform für
das ä anzusetzen sei. Brugmann nahm in konsequenter
Entwicklung seiner Hypothese über n, r, f eine ent-
sprechende lange NasaUs sonans n an, macht aber dazu
(Grundriß I^ 417f.) wesentliche Vorbehalte. Man kann
n gewissermaßen als mathematische Formel bestehen
lassen, ohne damit über die genauere phonetische Gestalt
der idg. Grundform etwas auszusagen.
Im Ai. begegnet auch an (am) statt ä, vgl. die dem oben ge-
nannten jäta- parallelen Partizipialformen kränta- zu kram- 'über-
echreiten', dänta- 'gebändigt' zu dam- (wozu dami-tar 'Bändiger'
und gr. a-öajAa-Tö;, lat. domi-tus zu vergleichen ist), sränta- zu
iram- 'ermüden', gr. xa(jLa-Toc und xjj-ti-tö;.
Man darf wohl annehmen, daß in diesen Fällen der Nasal
aus den sonstigen (volleren) Formen mit m (n) eingedrungen ist.
Zur ganzen Frage der langen sonantischen Liquidae
und Nasale vgL Wackernagel § 12—13, 21 — 27, 30.
Uhlenbeck, Manual S. 24—26, 30f. Brugmann, Grund-
riß I^ 417 ff., 473 ff. Kurze vergl. Gramm. S. 122. Speziell
über ä=n s. von Bradke FF. V, 266 ff.
99. Mittelindische Vertretung des r. In den Präkritdia-
lekten ist ai. r zu a, i oder u geworden, vgl. z. B. prak. vasdha-
^=vrsabha- 'Stier'; ditthi- = d--sti- 'das ^oh&n' ; pucchaÄ. = prcchati
^er fragt'.
Diese Vertretung von r findet sich in Sanskritwörtern, die
mittelindischen Dialekten entlehnt sind, z. B.
72 Lautlehre. [§ 99. 100
hhata- 'Diener' = i/irto-; prakatl-{karöti) '[er macht] offen-
bar', zu prakrta- ; gana- 'Schar', aus *grna zu o.'{%'\.^üi.
kina- 'Schwiele', aus *krna- zu lat. callum.
kutl 'Hütte', vielleicht zusammen mit kata- 'Geflecht, Matte'
zu xdpxaXoi; 'Korb', got. haürcls, nhd. Hürde, ai. Grundform *krta- ;
mätula- 'Mutterbruder' aus *matt--la-.
Auch in geha- 'Haus, "Wohnung', das schon in der vedischen
Sprache neben grha- begegnet, scheint e eine mi. Vertretung von
r zu sein.
YII. Kapitel.
Die Vokalabstufung oder der Ablaut.
a) Die Terhältiiisse der Grundsprache.
100. 1, Literatur: Brugmann, Grundriß I^, 1, 482ff.
Kurze vergl. Gramm. 138 ff. Die wichtigere Literatur ist dort und
in Brugmanns Griech. Gramm. 3 90 verzeichnet; eine kurze Dar-
stellung von H. Hirt's S5 stem findet sich in seiner Griech. Laut-
und Formenlehre 72 ff. Dazu vgl. ferner ßeichelt KZ. XXXIX 1 ff.
2. Unter Yokalalbstufung versteht man den aus
der idg. Grundsprache ererbten Wechsel der Vokale, der
in einer Reihe von Wörtern oder Formen innerhalb der
gemeinsamen Wurzel- oder Suffixsilbe beobachtet wird.
Für diese Ercheinung gebraucht man meist den Ausdruck
'Ablaut', der von J. Grimm in die deutsche Grammatik
eingeführt wurde ; in den germanischen Sprachen ist näm-
lich dieser Vokalwechsel am getreusten konserviert worden,
vgl. werfen — warf — geworfen — Wurf, schießen —
schoß — Schuß, ich iveiß — ivir wissen, reiten — ge-
ritten — Ritt. Von derselben Art ist die Vokalver-
schiedenheit in gr. TpsTTü) — xpaTtetv — xetpocpa — xpo-
TTO?, XeiTCOJ — XiTCstv — XotTCo? u. dgl.; eine Abstufung
der Suffixsilben liegt vor z. B, in gr. Tca-xep-a 7ra-Tp-
6; (TCa-xpd-oi) — 7ia-xi^p — 7rpo7rd-xop-a — irpoird-xwp.
§ 100. 101. 102.] Die Vokalabstufung oder der Ablaut. 73-
Anm. Im weitesten Sinne könnte man jeden beliebigen,
erst in der Geschichte der Einzelsprache entstandenen "Wechsel von
Vokalen als Vokalabstufung bezeichnen, also z. B. den Vokal-
wechsel in nhd. Tag — Tage, Täter — Vetter, franz. je tiens —
nous tenons, neugr. (dial.) ßXe'no'j (=ßÄ^Tr(u) — fjßXtnav (eßXeKov),
fxö"« (=7ixo'j<ja) — v' dxoi'pou (=iva äxotiow), und man wäre schon
deshalb dazu berechtigt, weil die Ursachen in vielen Fällen die-
gleichen zu sein scheinen: denn wie z.B. in ngr. i-nff-a — v' d-
xol3ff-oy die wechselnde Stellung des Accentes die verschiedene
Behandlung des Vokals u bedingt hat, so auch z. B. in ngr. nir-
ojj.ai — Tzxio^ai, XeiTiiu — Xmeiv, wie allgemein angenommen wird.
Man beschränkt jedoch den Begriff 'Ablaut' auf die Abstufungs-
verhältnisse der idg. Grundsprache. Der Unterschied ist nur der,
daß in den zuletzt genannten Beispielen die vokalischen Änderungen
aus der besonderen lautgesetzlichen Entwicklung der einzelnen
Sprachen erklärt werden können, während in den zuerst genannten
Fällen der Vokalwechsel auf die idg. Grundsprache zurückgeht,,
hier aber wohl durch analoge Vorgänge hervorgerufen ist.
101. Der Vokalwechsel der idg. Grundsprache-
variiert in dreifacher Beziehung.
1. Qualitativer Wechsel:
e:o, z. B. xpeTTU) : xpoTCO?.
e: ö, z. B. |^-/]Yvu|i,i : Ipptoys.
o:a, z. B. oxpi? : axpo?.
Man kann diesen Vokalwechsel auch als 'Abtönung,''
bezeichnen (s. Brugmann, Kurze vergl. Gr. § 138).
2. Quantitativer Wechsel :
e : e, z. B. [xeBtov 'Herrscher' : {jLf^oofxai.
ö : ö, z. B. 6Cu> ". oB-toSa.
i : i, z. B. xXiaic : xXivv].
Hierher gehört auch der völhge Schwund des silbe-
bildenden Vokals, z. B. in Tr£T-o{xai : Trx-eaöai, £i-|jli : i-(i£v.-
3. Quahtativ-quantitativer Wechsel:
d:ä, z. B. ai. stJiita- 'stehend' (oTaxoc): W. sthä-
(OTT^-aw).
u : ö, z. B. TtXuaii; : ttXujto?.
103. Man nennt die Reihe von Vokalen, welche in
den verschiedenen Formen einer Wurzelsilbe oder eines
74 Lautlehre. [§ 102.
Suffixes erscheinen, eine Ablautsreihe, und man unter-
scheidet innerhalb einer Ablautsreihe verschiedene
'Stufen', nämlich eine Hoch- oder Normal(Voll-)stufe,
eine Schwund- oder Tiefs tufe (mit Schwund oder Re-
duktion des Normalvokals) und eine Dehnstufe (mit
Dehnung des Normalvokals).
Jede Stufe kann sich in verschiedene Formen diffe-
renzieren, wie die am reichsten entwickelte ^-Reihe zeigt:
Tiefstufe
(Schwundstufe)
0
TCT-saöai
iraxp-ö; itaxpa-ot aus -x/'-oi
Hochstufe Dehnstufe
1. 2. 1. 2.
e ö^ e ö^
TTSToixat 7rOTso|xai fehlt 7ra)Taop.at
TiaTSpa irpoiidtTOpa iraXTjP TrpoiraT(Op
Über die Ursachen des Ablautes ins Klare zu kom-
men, ist schon deshalb schwierig, weil uns Tatsachen der
Grundsprache vorliegen, über deren Vorstufen sich nur
Vermutungen äußern lassen; der erreichbare idg. Zustand
ist jedenfalls das Ergebnis einer langen Entwicklung und
verscliiedener Prozesse, zu denen auch Vorgänge der
Kontraktion, Ersatzdehnung, rhythmischen Dehnung,
analogischen Umgestaltung und Mischung verschiedener
Reihen gehören.
Man erklärt z. B. die Dehnstufe als eine Art Ersatzdehnung,
-die infolge des Verlustes einer unbetonten Silbe entstanden ist, also
*j)jter aus einem *pjtere- oder *pjtero-; der "Wechsel von e — ö
wird auf qualitative Betonungsunterschiede zurückgeführt.
Daß wenigstens die Tiefstufe durch den Accent
hervorgerufen wurde, d. h. aus der Hochstufe als eine
1 Hoch- bezw. Dehnstufe mit 'Abtönung'.
§ 102.] Die Vokalabstufung und der Ablaut. 75
Folge von Unbetontheit hervorging, darf als sicher gelten:
gerade im Ai. (weniger gut im Griech.) läßt sich in einer
großen Zahl von Fällen beobachten, daß die Tiefstufe
unbetont ist und neben betonter Hochstufe erscheint,
vgl. z. B.
pitäram, Tuaxe.oa — Dativ jpifre (gr. Gen. izaxpoc,).
adäntam Acc. 'essend' — Dativ adate.
Udhati 'erwacht' (Trs-jöexai) — tudäti 'er stößt' (vgl.
TTuöeaÖai).
emi (elfAi) — Plur. imäs ('ijxsv).
äsü (eaxi) — smäs (lat. sumus).
huhodha (Perf.) — Plur. huhudhimä.
kärtwn Inf. 'machen' — hiä- 'gemacht'.
(Im einzelnen vgl. darüber die Formenlehre.)
In Fällen mit accentuierter Tiefstufe (z. B. ved. hsiti- = gr.
tpfli3ic) darf man daher annehmen, daß eine Accentverschiebung
schon in uridg. Zeit stattgefunden hat.
Innerhalb der Tiefstufe gibt es verschiedene Schattie-
rungen, die sich durch den Grad der Yokalreduktion
unterscheiden; so zeigt 1. PI. da-dh-mäs 'wir setzen'
(neben 1. S. dä-dhä-mi) völhgen Schwund, das Particip
hita- aus *dhdtö-s nur Reduktion des Hochstufenvokals ;
zu hhäv-ati 'er wird' lautet das Participium Praeteriti
im Ai. Ihäta-, aber im Griech. erscheint kurzes u in
Man unterscheidet daher Reduktions- und
Schwundstufe und nimmt an, daß die stärkste
Schwächung unmittelbar nach dem Ton (besonders in
Compositis, vgl. ai. ä-gru- 'nicht schwanger' neben gurü-
*schwer', ä-hhv-a- 'ungeheuer' neben hliüta-, iroXa-xX-a?
neben xdX-ä?, 8i-cpp-o? neben cpap-expa) oder zwischen
Neben- und Hauptton (dä-dh-mäs) eingetreten sei (s.
zuletzt Brugmann, Kurze vergl. Gramm. S. 143 f.). Daß
aber auch dies nicht die einzige Ursache für die ver-
schiedenen Gestaltungen der Tiefstufe ist, zeigt hhütä-
76 Lautlehre. [§ 102. 103.
neben dem völlig formgleichen h'ütä- (gr. xXuxo?); solche
Fälle erklären sich aus der Annahme ein- und zweisilbiger
Wurzeln : hidä- xXuto«; ist eine Schwächung von idg. kJeij-
(ai. Ini Jrö-tum), (IrMa- von idg. derk- (Inf. draMum), aber
l)hüta- von idg. llie^p-, ai. hhavi- (Inf. hhavituni), jirna-
'gebrechlich' von jari- {jari-mä, 'Alter', gr. -^^pd-^v-iü).
Über das Verhältnis von ü : ii, i:l im Ai. vgl. besonders
Wackernagel § 82—86.
103. Die Formen der Tiefstufe in ihrer Ab-
hängigkeit von den Konsonanten der Silbe.
1. In Fällen wie 7r£X-o[iai : Tix-eoöai oder ai. äs-mi
'ich bin' : s-7näs 'wir sind' ist mit dem Verlust des Hoch-
stufenvokals auch Verlust einer Silbe eingetreten. Wenn
aber der Vokal der Hochstufe mit einem i, ii, n (m), r
(l) verbunden ist, so bleibt die Silbe vor folgendem Kon-
sonanten erhalten, indem der begleitende Konsonant zum
Sonanten (d. h. silbebildend) wird. Es werden demnach
die ui-idg. [bezw. ai.] Hochstufenformen ei [e], eu [ö], en
\an\ {em\an\), er (el) [ar] in der Tiefstufe zu i, n, w (m)
[= ai. a], r (l), z. B.
e-mi €i[).i : i-mäs ifisv.
yog-a- 'das Anschirren' Ce^Yo? : iß(gä- ^w^ov.
män-as- \i.hoc,:*)mjtö- ai. maid- 'gedacht'.
thär-ati cpsp-si : hJuiä-.
Der Effekt ist der gleiche für die uridg. Lautgruppen
je, iie, ne, re (bezw. ai. ya, va, na, ra):
yaj-ati 'er opfert' (gr. aCo[xai) : ij- in iM- 'geopfert'.
sväp-iti 'er schläft', sväpna- 'Schlaf : suptä- (vgl. gr.
üTcvo;;).
näs-ate 'er gesellt sich zu', gr. v£0[iai voaxo?: *nsto-r
ai. ästa- 'Heimat' (mit auffallendem Accent).
präth-ati 'er breitet sich aus', prthu- 'breit'.
Anm. Statt der Kürzen i, u, a, r erscheinen bisweilen auch
die Längen i, ü, ä, Ir, t'r, worüber §§ 102, 107.
§ 103. 104.] Die Vokalabstufung oder der Ablaut. 77
2. Wenn die tiefstufigen ?, ?/, n, r vor einen Vokal
zu stehen kommen, so hört (nach § 72) ihre silbische
Funktion in der Regel auf, z. B.
y-änti 'sie gehen' neben i-mäs 'wir gehen'.
sunv-änti 'sie keltern' neben sunu-mäs (Hochstufe
sunomi).
raJH-ä, Instr. S. von räjan- 'König', gegenüber PI.
rdjahJiis aus *räjnhliis.
pitr-e, Dat. S. \on pitar-, gegenüber V\. pitr-hhyas.
Den tiefstufigen Längen l, ü, tr, ür entsprechen dagegen vor
Vokal it/, iv, ir, ur, z. B. bhit/äna- 'sich fürchtend' neben bhita-
(Hochstufe in bi-bheti 'er fürchtet sich'); bhuv-ana- 'Welt' neben
bhüta-.
Über ir, ur s. auch § 95. Über ä = n und an- nn s. § 98. 91.
104. Ablautsystem. Um die mannigfachen Arten
von Vokalwechsel in ein System ordnen zu können, ist
es nötig, die jeweils in einer ablautenden Silbe vor-
kommende Vokabeihe auf das Schema Tiefstufe — Hoch-
stufe — Dehnstufe zu verteilen und so alle vorkommen-
den Reihen festzustellen. Man setzt dabei voraus, daß
gleiche Formkategorien bei verschiedenen Wurzeln die
gleiche Ablautsstufe repräsentieren, daß also z. B. das Vj
in Xi^yü) und ^t^yvu[J,i dem £ von cpepo) und 8£ixvu|xi,
das ä von dä-dhä-mi (xiör^fJti) dem ä von U-hhar-mi (W.
^ep-) entspreche, also jeweils die Hochstufe (Normalstufe)
seien, daß ferner in sthi-tä- oxato? zu sthä- ebenso die
Tiefstufe vorliege wie in hltrtä-, itä- zu den W. hlier-
und ei-.
Auf diesem Wege hat man sechs Reihen, drei leichte
mit den Grundvokalen e, a, o («fspw, aycD, oCw), und
drei schwere mit den Grrundvokalen e, ä, ö (tiÖ7][Jli, [dor.]
loxäjii, BiotofjLi) unterschieden. Während aber für die
e-Reihe alle Ablautsformen ausreichend belegt sind, ist
es für die andern Reihen nur in beschränktem Maße und
in wenig sicherer Weise möghch, die einzelnen Ablauts-
78
Lautlehre.
[§ 104. 105.
stufen zu fixieren, und es bleibt vieles der hypothetischen
Konstruktion anheim gestellt. So kann man z. B. für die
schweren Eeihen vermuten, daß die entsprechende Dehn-
stufe 'überlange' Vokale (e, o nach der Schreibung
Bartholomaes) habe; sie sind aber kaum noch nachzu-
weisen, weil Länge und 'Überlänge' in den idg. Sprachen
unterschiedslos zusammengefallen sind. Vgl. über ein
solches Ablautsystem Bartholomae BB. XVII, 91 ff.
Anm. Noch komplizierter werden die Verhältnisse für die
zweisilbigen "Wurzeln ('Ablauts-Basen'), weil dabei jeweils die
Veränderungen von zwei Vokalen bezw. Silben in betracht kommen
und daher die Variationsfähigkeit größer wird. Diese in ein
System zu bringen, hat sich zuletzt H. Hirt in vielen Punkten mit
Erfolg bemüht. So setzt er z. B. für eine W. bheuä- 'sein' folgende
Ablauts formen an:
Vollstufe I.
Vollstufe II.
Reduktions-
Reduktions-
Schwund-
stufe a.
stufe b.
stufe
idg. bhem
bh(e) uä
bheUä
bhim
bhm und bhu
ai. bhavi-tum
—
bhüta
[üvi •]
—
gr- —
Cp'JT^
ftpO
—
Cp'JOll
lat. —
fuam
—
—
fxdurns
Hierbei ist jedoch zu betonen, daß die von Hirt angenommene
idg. Grundlage von 3., 4., teilweise auch von 2. und 5. ganz hypo-
thetisch ist. Vgl. darüber zuletzt H. Reichelt a. a. O.
Im folgenden soll nur dasjenige aus dem uridg. Ablautsystem
berücksichtigt werden, was für das ai. Vokalsystem unmittelbar
wichtig und für das Verständnis der "Wort- und Formenbildung
nötig ist.
b) Das ai. Ablantsystem.
105. Theorie der ind. Grammatiker. Die Tatsache
der Vokalstufung ist bereits von den indischen Gramma-
tikern erkannt worden (§ 40). Nur gingen sie — im Unter-
schied von der heutigen Auffassung — von der schwächsten
Stufe, also z. B. von i aus und nannten die um a vermehrte
* z. B. ai. tuvi- 'mächtig' gegenüber tavi-sa- 'stark'.
§ 105. 106. 107.] Die Vokalabstufung oder der Ablaut. 7*
Stufe, also die Hoclistufe {ai bezw. e), Gtina- ('Vorzug,
hoher Grad — Vokalsteigerung'), die um ein weiteres a
vermehrte Stufe {äi) VrddJii- 'Wachstum'. Vrddhi- ent-
spricht nur teilweise dem Begriffe der Dehnstufe (s. § 106).
106. Der ai. Ablaut im Verhältnis zum idg. Der
idg. Ablaut mußte sich im Ai. sehr vereinfachen, weil ja
die Vokale e, 6, a in a zusammengefallen sind. Die
§ 104 erwähnten sechs Ablautsreihen sind daher im Ai.
auf zwei Reihen reduziert, eine leichte mit der Normal-
stufe a und eine schwere mit der Normalstufe ä. Eine
weitere Verwischung des ursprünglichen Verhältnisses
trat femer dadurch ein, daß ai. ä nicht nur einem idg.
e, ö, ä, sondern walii'scheinlich auch unter gewissen Be-
dingungen einem idg. ö entsprach. Wenn nämhch das
§ 65 erwähnte Lautgesetz richtig ist, so ist es bei man-
chen ai. ä sch^\ierig zu entscheiden, ob die Hochstufe mit
ö oder die Dehnstufe vorHegt. Nach der ai. Auffassung
fällt ein solches ä unter den Begriff Vrddhi. So kann
man zweifeln, ob ai. jänu- 'Knie' die Stufe "^ovo oder die
Stufe ywvia darstelle ; andererseits aber macht z. B. das
Auftreten der Hochstufe in den gr. Perfektformen SsSopxa
(== ai. dadarSa-), -^i-^ova, [lEfjiova, xsipocpa, ferner in ai. hu-
hödha (zu hudh-), viveSa (zu viS-) u. s. w. es selir wahr-
scheinhch, daß auch in den gleichen Bildungen cakära,
tatäna, tatäpa die Hochstufe (nicht die Dehnstufe) vorliegt.
I. Die ä-Reihe.
107. In der ä- Reihe sind enthalten die idg. Reihen
mit e, ö, ä; weitaus am häufigsten sind die Abkömmhnge
der idg. e-Reihe: 1. 0, 2. e, ö, 3. e, ö. Sie hat je nach
den umgebenden Konsonanten folgende Formen (in der
Reihenfolge Tiefstufe : Hochstufe : Dehnstufe) :
a) 1. 0. 2. a (ä). 3. ä.
1. s-änti, lat. s-^lnt. 2. äs-mi, gr. £i|j,i. 3. —
Lautlehre. [§ 107.
1. (yed.) 2n-bd-amäna- 'tretend' (-hd- aus -pd-). 2.pad-i,
Loc, lat. ped-(e). 3. pät Nom. S., gr. (dor.) tzioc, oder
lat. pes.
Anm. In der Tief stufe erscheint oft auch a, z.B. patitä-
^gefallen' zu 25a^ (niro^uai) gegenüber (ved.) ä-pa-pt-at, d.i. gr. e-
iti-7rx-£. Ob in solchen Fällen der Hochstufenvokal sekundär
wieder auf dem "Wege der Analogie eingeführt wurde oder ob a
die Vertretung irgend eines idg. Reduktionsvokals (jedenfalls nicht
eines a!) ist, läßt sich nicht ausmachen.
b) 1. i (1). 2. e. 3. äi (vor Konsouant).
y (%)• ciy- ciy (vor Vokal).
1. i-mäs, y-änti. 2. e-mi. 3. —
1. diMti'ev zeigV. 2. c^e^'a- 'Gegend' (eigtl. 'Richtung'),
cf. gr. 8£ixvu{ii. 3. —
1. ji-tä- 'besiegt'. 2. jetar- 'besiegend', jäyati 'er
siegt'. 3. äjäiMm Aor. 'ich besiegte'.
1. Mi-ti- 'das Hinschwinden', gr. cpöiai? und kfi-ijäte
'er schwindet hin', gr. c^Ötw. 2. Mäy-a- 'Untergang, Ver-
derben'. 3. —
1. In- 'Glück, Heil, Schönheit' und dazu Gen. §riy-
us. 2. ire-yqß- 'schöner'. 3. —
1. agni-s 'Feuer', säkhy-ä Instr. S. 'Freund'. 2. agne-s,
Gen. S., agnäy-as Nom. PI. 3. säkhäy-as Nom. PI.
Vgl. auch i:ya § 103. 1.
c) 1. u (ü). 2. 5. 3. all (vor Konsonant).
V (uv). av. äv (vor Vokal).
1. iätru-s Nom. 'Feind'. 2. kdrö-s Gen. S., Sätrav-as
Nom. PI. 3. §äträu Loc. S.
1. ä-gu- 'ohne Kühe'. 2. go-Su Loc. PL, gäv-i Loc. S.
cf. gr. ßouai, ßo(/)i. 3. gäus Nom. S.
1. prä-bhu- 'mächtig', ä-hhv-a- 'unendlich' und hhii-
tä- 'geworden', bhüv-ana 'Wesen, Ding' (s. S. 75 f.). 2.
hhäv-ati hhävi-tuni. 3. —
1. Sru-tä- 'gehört' (xXutoc;) und irü-yäte 'wird gehört'.
2. irö-tar- 'Hörer', irav-as 'Lob', gr. xXe/o?. 3. —
§ 107. 108.] Die Vokalabstufung oder der Ablaut. 81
1. vi-dliu-ti- 'das Schütteln', dliü-tä- 'geschüttelt', dhü-
nöti 'er schüttelt', vgl. gr. öuco und Öuvw. 2. dliavi-^yati
Fut. 'er -w-ird schütteln'. 3. —
Man beachte, daß die Wurzeln hhü-^ dJiü- zweisilbige
Yollstufen haben.
Vgl. auch u, va § 103. 1.
d) 1. r (^r, ür). 2. ar [är]. 3. är.
r (ir, ur).
(Über ir, ür s. § 95 f. 103.)
1. hJir-tä-, 2. hhär-ati 'er trägt' [hhärä- 'Last', vgl.
gr. cpopo?]. 3. (ved.) ä-hhärkim Aor. 'ich trug'.
1. tir-äti, timiti, tiryati 'er setzt über' (alle in der
älteren Sprache). 2. tärati dsgl. [tärä- 'durchdringend',
vgl. gr. Topo?]. 3. (ved.) a-täri-ma? 1. PI. Aor. (zwei-
silbige Wui'zel!)
e) 1. J a (ä, an). 2. an, am [an, am]. 3. an, am.
[ n, m (an, am).
(Über die Tiefstufenformen ä, an und an vgl.
§ 98. 91.)
1. gc'L-cchati-, gr. ßdoxw 'ich gehe^ ja-gm-iva 'wir sind
gegangen'. 2. (ved.) gäm-ati 'er geht', got. qiman [ja-
gdma 'er ist gegangen']. 3. —
1. räjh-e Dativ S., räja-hhgas Dat. PI. 2. räjan-i
Loc. S. [räjänam Acc. S.]. 3. räjä (mit altem Abfall des
n) Nom. S. 'König'.
1. näma = \sit. nomen, idg. *nöm7i 'Name', nämnas
Gen. S., vgl. got. namne (Gen. PI.); ätman-as (Gren. S.
von ätm,an- 'Seele'). 2. nämani Loc. S., lat. nominis.
3. nämäni Nom. PL, vgl. got. (hairt)-öna.
1. ghn-änti 'sie töten', Jiatä- 'getötet'. 2. hänti 'er
tötet', ja-ghäna Perf. 3. —
1. j'äid-, lat. natus. 2. Perf. jajäna [jajäna] = gr.
'(i'^Q'^a, 'Fut. jani-äyate. 3. — . (Zweisilbige Wurzel).
108. Die ursprüngHche ä- und ö-ßeüie stimmt im
Ai. völlig mit der e-Reihe überein. Vgl. z. B.
Thumb, Altindische Grammatik. 6
82 Lautlehre. [§ 108. 109.
1. (ved.) ])ari-j-man 'umlierwandeliid'. 2. äj-ati 'er
treibt', gr. aYo>, lat. ago (vgl. aber auch oyiAo?). 3. äji- f.
'Wettlauf', vgl. gr. ä-^-Myri und lat. amh-äges.
1. iStä- 'geopfert'. 2. yäjati 'er opfert', vgl. gr. ay-
10?. 3. —
1. idhniä- 'Brennbolz', vgl. gr. Idap6c,. 2. edha(s)-
'Brennholz', gr. aiboc, und a'iÖü). 3. —
1. — 2. [aitüv, lat. aevuni]. 3. äyuS- 'Leben, Lebens-
dauer'.
1. — 2. äpas- 'Werk', lat. opus. 3. (ved.) äpas-
'fronune Handlung', ahd. uoban 'ausüben' (ahd. uo ==
idg. ö).
IL ä-Reihe.
109. In der ai. ä-Reihe sind enthalten die idg. Reihen,
welche in der Normalstufe e, ö oder ä haben. Im
folgenden sind sie nicht getrennt ; die beigefügten griecli.
Belege zeigen die Qualität des Grundvokals an. Bei den
schweren Reihen lassen sich nur Tief- und Hochstufe
scheiden (s. § 104).
a) 1. 0, i (idg. 9). 2. ä.
1. da-dh-mäs 'wir setzen', Part. Jiitä- [öetö?]. 2. dä-
dhä-mi 'ich setze', gr. ti-6y]-|xi.
1. mitä- 'gemessen'. 2. Inf. mätiini 'messen', lat.
metior, gr. [i^xi?.
1. dä-d-ati 'sie geben', {deva)-tta (aus -*dta-) '(von
Gott) gegeben', ä-di-ta(\n der älteren Sprache) == gr. Iooto.
2. dä-dä-mi, gr. SiSuijxi.
1. ta-sth-ür 'sie haben gestanden' und sthitä- gr.
aiaxö?. 2. ä-sthä-m = gr. latr^v (aus l-atäv).
1. ipsati 'er sucht zu erlangen', redupKcierte Bildung
aus H-ipsati, lat. apiscor , aptus. 2. äpnbti 'er erlangt'.
b) a) 1. i (aus ia?). 2. yä.
1. (^ew Nom. S. 'Göttin'. 2. devyä-s Gen. S.
§ 109. 110.] Die Vokalabstufung oder der Ablaut. 83
1. Optativzeichen -l- und 2. -ijä- (s. § 437).
ß) 1. l (aus 9i?}. 2. äij,
1. gl4ä- 'gesungen'. 2. gäy-ati 'er singt'.
Anm. Als Tiefstufe erscheint auch der Kurzdiphtong ai
(idg. di), der vor Vokal jedenfalls lautgesetzlich ist: so dhäy-ati
'er saugt' neben dhl-tä- 'gesäugt' zur W. dhä{y)-; aber auch vor
Konsonanten findet sich der Diphthong: vgl. dhenü- 'Milchkuh'.
Welchen Bedingungen dieser idg. Wechsel ^i:^ unterliegt, ist
unklar; vgl. Wackernagel § 79 d. Brugmann, Grundr. I^, 498f.
Hirt, Ablaut 33flf.
c) a) 1. ü (aus M9?). 2. vä.
Unsicher, s. Wackernagel § 78 b.
ß) 1. ^i (aus du?). 2. äv.
1. dhüta- (ved.) Part. Prät. zu 2. dhcw-ati (ved.) 'er
spült ab', vgl. Wackernagel § 80.
Anm. Unter ähnlichen Bedingungen, unter denen in da-dh-
mäs neben hitä- das tiefstufige a völlig geschwunden ist (s. § 102),
wird das tiefstufige t, ü zu ?, ü gekürzt, z. B. in devt, Vocativ
zum Stamm devl- 'Göttin', oder in vädhu, Vokativ zum Stamm
vadhü- 'Weib' ; über die Ablautsverhältnisse dieser Stämme s. die
Flexionslehre.
d) 1. Ir (aus ?). 2. rä,
1. dlrgha- 'lang', s. § 96, dazu 2. Superlativ^ drä-
ghüiha- (zweisilbige Wurzel).
e) 1. nl (aus nd), ä (aus ?). 2. nä.
1. sq-jfd-ta- 'benannt', jä-ndti 'er erkennt'. 2.jnä-tä-
'bekannt'; s. auch oben a).
Anm. Die Möglichkeit, daß jä-näti mit Dissimilation aus
*jPiä-näti (vgl. ii-f^üi-a-Koi) entstanden sei (so Uhlenbeck, Manual
S. 30), ist nicht abzuweisen.
110. Seltenere Ablautsformen. Außer den eben
besprochenen Ablautsreihen gibt es noch einen Ablaut
l : ä, vgl. z. B.
pUa- 'getrunken' (vgl. gr. ttivu)): pä-ü 'er trinkt',
pä-tra- 'Trinkgefäß', zu idg. pö- in gr. U£7r(ü-xa, Isii. pötus
und pöculmn.
1 Dieser nur in der älteren Sprache gebräuchlich.
M Lautlehre. [§ 110. 111.
Ein Ablaut ü : ä (d, li. idg. ö) scheint vorzuliegen in
müla- 'Wurzel' gegenüber gr. jjLuiXu und in müra- 'dumm'
gegenüber gr. jj,(op6;.
Diese beiden Ablautsformen lassen sich als eine Modifikation
von § 109 b) und c) erklären: die Stufe mit ä scheint — bereits
in uridg. Zeit — ein konsonantisches i und n unter gewissen nicht
sicher erkennbaren Bedingungen eingebüßt zu haben (s. §77), wie ai.
Formen mit äj/, äv neben ä zeigen, so z. B. gä-tu- 'Gesang' neben
gäy-ati , ferner päy-ayati 'er tränkt' neben pä-tum Inf. 'trinken',
päy-u- (ved.) 'Beschützer' neben pä-ti 'er schützt', und so wohl
auch dhä-rä 'Strom' zu dhäv-ati (Qetu) 'er läuft'. "Weiteres s. bei
Wackernagel §79, 80, 91, 92. Doch darf nicht jeder Ablaut l:ä
so erklärt werden. Denn wenn z.B. zu mä- 'messen' (§109a) in
der Tiefstufe neben mitä- das redupl. Praes. mi-ml-te lautet,
so scheint ^ statt ? auf einer sekundären Neubildung zu beruhen
(vgl. § 494). Dasselbe ist der Fall bei dem Präsenssuffix nä : nt
(§ 453). Für die Umbildung von ä:z in ä:i wirkte wohl der
oben erwähnte Ablaut ä(i} : t (?) vorbildlich.
111. Das ai. Ablautsystem ist nur der Rest eines
ursprünglich viel reicheren Systems ; in den vorhergehen-
den Paragi-aphen ist dieses nur soweit berücksichtigt, als
es durch Ablauts reihen innerhalb des Ai. vertreten ist ;
in manchen Fällen ist aber im Ai. überhaupt nur eine
einzige Yokalform übriggebheben, bei der die Möglich-
keit der Abstufung nur durch die verwandten Sprachen
zu erweisen ist. Vgl. schon oben (§ 110) mida- zu gr.
{aäXu. Daß z. B. näman- (lat. nömen) in eine ablautende
Reihe gehört, zeigt gr. ovofia und got. nmnö\ dasselbe
gilt von üdliar- 'Euter' (vgl. gr. ouÖap) , hhiirja- 'Birke'
(vgl. ht. herzas und ahd. hirihha), hhrü- 'Augenbraue'
(vgl. ahd. hrawa) u. s. w. Die Einzelheiten gehören der
vergleichenden indogermanischen Grammatik an.
Hier seien noch einige Ablautsreihen angeführt, die zwar
innerhalb des Ai. durch mehrere Formen vertreten sind,
sich aber in unser System nicht einfügen lassen :
1. div-as 'des Tages', div-ya- 'himmhsch' gr. At(/)-6c
Ai(/)i, und dyü-bhis Instr. PI., idg. *diu- und diu-. 2.
§ 111. 112. 113.] Die Vokalabstufung oder der Ablaut. 85
äyäv-i (neben div-i), lat. Jöv-is und deva- 'Gott', idg.
*dieti- lind *deiu-. 3. dt/äu-s=Zz6c, (aus *Z7]6<;) und
dyä-m Acc. S., gr. Z'^v, idg. *dim- und "^die-.
1. div-yati 'er spielt' und dyütä- 'gespielt'. 2. dev-in-
'Spieler'.
1. s'iv-yati 'er näht', syütä- 'genäht' und sü-tra-
'Schnur', vgl. lit. smti 'nähen', gr. xaxTuu) und lat. suo.
2. sevana- n. 'das Nähen'.
1. Uhw-aü 'er speit' und Wiyüta- 'gespieen', gr. tttuü)
(aus *iyiu-io), lat. spuo, got. speiwan. 2. ti-Sthev-a (in den
Brahmana), vgl. auch ht. spiäuju.
Anm. Der Ansatz der Grundformen ist in den beiden letzten
Fällen unsicher. Vgl. Brugmann, Grundriß 1 2, 500. Möglicher-
weise handelt es sich hier um ursprünglich dreisilbige Wurzeln,
deren Abstufungsfähigkeit natürlich mannigfaltiger ist (vgl. § 104
Anm.); aus der Zweisilbigkeit der Basis erklären sich wahrschein-
lich Wechselformen wie
ambhas- 'Wasser' und nabhas- (= gr. v^tpoc) 'Wolke', W.
*{e)n(e)bh-.
hhargas- 'Glanz' (vgl. got. bairhts 'hell') und bhräj-atl 'glänzt',
W. *bh{€y{e)g:
Vgl. dazu (außer Hirt, Ablaut und Reichelt a. a. 0.) Wacker-
nagel § 88, Brugmann, Grundriß I^, 492 f.. Kurze vgl. Gramm.
147 ff.
112. Neubildungen. Das Wii-ken der Analogie hat
gelegentlich eine Wurzel in eine andere Reihe über-
geführt. So wurde z. B. zu tulayati 'er hebt auf {tulä
'Wage') auch ein tölayati gebildet (wie zu hudh- ein
Kausativum hödh-ayati), wie wenn die W. tul- wäre; sie
lautete aber tel-, toi- (gr. xeXaiJWüv) und enthielt kein u:
das id gehörte zur Tiefstufe (s. § 96. 107. d) und gab
den Anlaß zur Neubildung. Ebenso ist zu einem spJiut-
'bersten', das aus sphrt- entstanden ist (nach § 99), das
Kausativum sphötayati geschaffen worden.
113. Vrddhi. Durch eine speziell indische Aus-
gestaltung erhielt die sog. Vrddhistufe (§ 105) eine weit
86 Lautlehre. [§ 113.
über die verwandten Sprachen liinausgehende Bedeutung,
nämlich in der sekundären Nominalbildung. Von
einem Nomen kann ein anderes Nomen mit Hilfe des
Suffixes -a- oder (seltener) -ya- abgeleitet werden, wobei
die erste Silbe des Stammwortes Vrddlii erhält; d. h. ä
wird zu ä; I, e zu äi\ ü, ö zu äu] r, ar zu är. In Fällen,
wo bereits das Stammwort mit -a- gebildet ist, ist Yrddhi
überhaupt das einzige Zeichen der Ableitung. Die ab-
geleiteten Wörter bedeuten 'irgend eine Beziehung zum
Grundwort habend'; sie sind Adjectiva, können jedoch
auch substantiviert werden, um z. B. Patronymica oder
Abstracta zu bezeichnen.
a) Ableitungen ohne Suffix.
vänma- 'zu Värmia- gehörig'; ämitra- 'feindUch',
von amitra- 'Feind'.
mäitra- 'zu Mitra gehörig'; väira- n. 'Streit', von
vtra- 'Mann' ; i^äuru^a- 7i. 'Manneskraft', von puruSa-,
däiva- 'götthch', von deva- 'Gott'.
päutra- 'Enkel', von putra- 'Sohn'; gäutmna- 'von
Oötama- abstammend'.
b) Suffix -a-.
mänasa- 'auf den Geist bezüghch', 7i. 'Geist, Sinn',
von manas 'Geist'; ämhhasa- 'aus Wasser bestehend',
von anihhas- 'Wasser'; hrähmana- 'Priester', von hrali-
man- 'Gebet, Weltseele u. s. w.'
väiSnava 'Yisnu ergeben'; säindhava- 'vom Indus
(sindhu-) stammend'.
hhäuma- 'auf die Erde bezüglich', von hhümi- 'Erde';
säumanasa- n. 'Wohlwollen', von sumanas- 'wohlwollend'.
pärthiva- 'irdisch', von prtliivl 'Erde'.
c) Suffix -ya-.
däivya- 'götthch', von deva-.
sän'khya- n. 'Glück', von sukha- n. 'Glück'.
§ 113. 114. 115.] Die Verschlußlaute. 87
säumya- 'dem Söma gehörig' (Vokativ 'mein Lieber') ;
läukya- 'zur Welt gehörig', von löha 'Welt'; läulya- n.
'Lüsternheit', von löla- 'lüstern'.
Diese Bildung geht zwar in ihren Anfängen in die
indoiranische Zeit zurück, wie das Vorkommen ähnlicher
Formen im Iranischen zeigt (vgl. z. B. im Avesta hao-
manmdhdm = ai. säumanasam), aber die Anknüpfung an
Bildungen der verwandten Sprachen ist noch nicht ge-
funden. Zur Frage vgl. besonders Bechtel, Hauptpro-
bleme S. 175 f., von Bradke ZDMG. XL, 361 ff., Brug-
mann, Grundriß II, 106 f., Bartholomae, Grundriß der
iran. Philol. I, 44, C. D. Bück Am. Journ. of Phil.
XVn, 445£e., W. Foy KZ. XXXVH, 521f., Hörn KZ.
XXXVIII, 290 ff.
Vin. Kapitel.
Die Verschlusslaute.
a) Die Labiale.
114. Idg. p = 2^ :
pati- 'Gatte', gr. Tcoai?, Isd. potis 'mächtig', idg. *poti-\
pra- 'vorwärts', gr. Tcpo, lat. |jrö.
tapas 'Hitze', lat. tepor; trpti- 'Sättigung', gr. xep-
^\.Z\ svapna- 'Schlaf, vgl. gr. utcvo?, ht. säpnas.
Anm. 1. Bei sthlvati 'er speit', gr. Ttxucu, lat. spuo ist die
Ansetzung der idg. Grundform unsicher, weshalb das Verhältnis
des th zu dem p- der andern Sprachen nicht bestimmt werden
kann (s. zuletzt Johansson IF. XIV, 327). Vgl. auch § 111.
Anm. 2. krcchra- 'beschwerlich' (Abi. Jcrcchrät 'mit Mühe'),
aus *Jcrpsra- zu (ved.) hjp-ate 'jammert' zeigt mittelind. Behand-
lung von ps, ist also ein Lehnwort aus einem mi. Dialekt, vgl.
Wackernagel § 135. a.
115. Idg. ph = ai. pli:
phata- 'Schlangenhaube', gr. cpdXapct, s. Thumb KZ,
XXXVT, 185.
88 Lautlehre. [§ 115. 116. 117.
sphürjati 'drölint, prasselt', gr. acpapaYSto; spharati
'er schnellt', gr. ocpatpa 'Ball'.
116. Idg. &=ai &:
pihati 'ertrinkt' = idg.*pibeti. Daß so die idg. Grrund-
form anzusetzen sei, ward durch air. ihicl bewiesen, das
nach den Lautgesetzen des Irischen ebenfalls auf *piheti
zurückgeführt werden muß (lat. hibo ist demnach Neu-
bildung); auch das Armenische bestätigt diese Grundform,
s. Bartholomae ZDMG. L, 712.
hala- 'Kraft, Stärke', lat. de-hilis, ab. holijb 'größer'
(anders Wackernagel § 160).
lamhaie 'hängt herab', lat. labitur\ liarhara- 'stam-
melnd', gr. ßdpßapoc.
Weitere Belege für ai. h s. bei Johansson KZ.
XXXVT, 342 fe.
Anm. In der handschriftlichen Überlieferung findet sich oft
ein Austausch von b und v (bäna- und väna- 'Pfeil'); es handelt
sich hierbei um Vermischung der beiden Laute in der jüngeren
indischen Sprachentwicklung, s. Wackemagel § 161.
117. Idg. hh = ai. hJi (iran. h, gr. <p, lat. anlautend f
und inl. h, germ. h, slav. h) :
hharämi 'ich trage', gr. cpepu), lat. fero, got. haira,
ab. herq, idg. *hlierö ; hhrätar- 'Bruder', gr. cppdicop, lat.
frater, got. hröpar, idg. *hhrätor-.
nabhas 'Nebel', gr. vecpo?, lat. nehula, ab. neho
'Himmel'; löhha- 'Begierde', luhhi/ati 'er begehrt', lat.
luhet, got. us-laiibjan 'er-lauben', luhains 'Hoffnung'.
Anm. In der "W. grah- 'ergreifen' (Praes. grhnämi, ferner
z. B. graha- 'das Festhalten') ist h die Vertretung eines ursprüng-
lichen bh, vgl. ab. ffrabiti 'raffen', engl. ^ra6 'packen'; in der vedi-
schen Sprache finden sich grabh- und grah- nebeneinanber. Vgl.
dazu § 121 Anm.
§118.119.120.] Die Verschlußlaute. 89
b) Die Dentale.
118. Idg. t = ai. t:
tanu- 'dünn', gr. xavu-, lat. tenuis] trasati 'er zittert',
gr. xpscD, idg. W. tres-; tva- 'dein', ab. tvojb 'dein', gr.
aö? aus *T/o<; (vgl. auch lat. üms), idg. *tuo-.
mätar- gr. [xr^Tep-ot, lat. mater, idg. *mäter-\ vart-ate
'er dreht sich\ vrtti- 'Tätigkeit, Lebensweise', zulaßt verto,
lit. varUjti 'wenden'; vatsa- 'Kalb' (eigtl. 'Jährling'), zu
gl', fixoc,-, lat. vetus.
119. Idg. th = ai. ^/i (av. p, gr. 6) :
'?/rti/iä 'wie', av. yapa, ap. yapä\ veWia, gr. (/)oia8at,
idg. *i(oittJia\ adi-thäs (in den Brähmana), gi-. £o6-6t^c;
ratha- 'Wagen', av. rapa- (lat. rota).
Das ai. f/^ darf wohl auch dann als idg. angesetzt
werden, wenn in den verwandten Sprachen, z. B. im
Griechischen , Aspirata nicht unmittelbar nachgewiesen
werden kann, also in Fällen wie 2Kith- 'AVeg', av. pap-,
gr. TzdxQZ, idg. *imth-\ priliu- 'breit', av. perdpu-, gr.
TcXaiuc; W. sthä- 'stehen', gr. aiYJ-vai, lat. stare.
Vgl. darüber Zubaty KZ. XXXI, 1 ff. Wackernagel
§ 102. Brugmann, Grundriß I^ 633.
120. Idg. (?=ai. cl:
dasa 'zehn', gr. Sexa, lat. decem, idg. *fZefem; da^ail
'er beißt', gr. Bd/vco; dvis 'zweimal', gr. Si?, got. twis
'auseinander', idg. *dnis.
sadas- 'Sitz', gr. eSo?, lat. sed-es; rudati und röditi
■er weint', lat. rüdo, ht. raudöti 'jammern'.
Aus -dn- entstand nn in an na- 'Speise' aus *ad-na-
(W. ed- 'essen', gr. l8o{xai, lat. edo) und in den mit -wa-
gebildeten Participien von Dentalwurzeln, z. B. Ihinna-
zu hhid-, chinna- zu cMd-. Zur Beurteilung dieser
Fälle vgl. Wackernagel § 176 und Bartholomae ZDMG.
L, 712 f.
90 Lautlehre. [§ 120. 121. 122.
Anm. 1. Das Yerhältnis von asru- 'Träne', av. asru, lit.
aszarä zu gr. oaxpu, got. tagr ist nicht aufgeklärt. S. "Wacker-
nagel § 228 c).
Anm. 2. Das schon vedische jyötis- 'Licht' zur "W. dyut-
'leuchten' zeigt mi. Lautform; die Lautgruppe jy ist die Vor-
etufe des prakri tischen jj (vgl. z. B. prak. ajja = ai. adya 'heute').
121. Idg. dh == ai. dh (gr. 6, lat. anl. /", inl. d und 6,
germ., lit., slav. d) :
dhä- 'setzen', gr. 6*^-atü, lat. fe-c-i, got. ga-de-ps
'Tat', ab. deti 'legen', idg. W. dhe-; dhüma- 'Rauch',
gr. 6u|i-6?, lat. fumus.
rudhira- 'rot' (n. 'Blut'), gr. £pu6p6?, lat. ruher;
madhu- 'Honig', gr. (xeÖu, ab. medd, idg. *medhu-\ ma-
ähya- 'mitten', lat. medius, got. midjis (gr. [xeao«;).
Anm. Entsprechend der Behandlung vonbh in yt-ah- {% 117)
ist auch dh seit der vedischen Zeit in einer Reihe von Fällen an-
lautend und zwischen Vokalen durch h vertreten, vgl.
hita- 'gut' Particip zur W. dhä-; röh-ati (W. ruh-) 'er er-
steigt' gegenüber {veä.) rödhati 'erwächst'; löha- 'rötliches Metall,
Kupfer' gegenüber rudhira-, vgl. auch lit. raudä 'rote Farbe';
yrha- 'Haus' aus *grdha-, falls es zu lit. gardas 'Hürde' und got.
gards 'Haus' gehört.
Hierher gehören ferner die Verbalendungen -hi (neben -dhi),
-mähe (-mahi), -vahe {-vahi), s. § 421. 433.
Diese Formen mit h sind schon in vedischer Zeit aus einem
Dialekt eingedrungen, in welchem der Wandel von dh, bh in h
(vielleicht unter gewissen einschränkenden Bedingungen) gesetz-
mäßig war. Auf diesen Dialekt weisen tatsächlich Prakritdialekte,
in denen die Tenues und Mediae aspiratae zwischen Vokalen in
h übergehen (ruhira- = ai. rudhira-, saha = ai. sabhä ' Versamm-
lang', raha- = ai. ratha- u. s. w.). Zur Frage vgl. v. Bradke
ZDMG. XL, 690 ff. und .Wackernagel § 218 f. (auch Brugmann
12 641).
122. Entstellung der Cerebrale. Die Laute t, th, d,
dh, n sind eine Eigentümlichkeit des ind. Lautsystems.
Über die Entstehung des n ist bereits § 83 f. gehandelt
worden. In analoger Weise entstanden die cerebralen
Verschlußlaute aus den Dentalen in folgenden Fällen:
§ 122.] Die Verschlußlaute. 91
1. Als Produkt eines r oder l + Dental, s. § 87.
Zweifelhaft ist es, ob auch aus Dental mit nachfolgendem
r ein Cerebral entsteht. In Betracht kommen danda- 'Stock' =
o^vöpov, anda- 'Ei' = ab. ji'c'^ro 'Hode' und einige andere Wörter,
worüber Wackernagel § 147, Liden Zur ai. und vgl. Sprachgesch.
(Upsala 1897) S. 79 ff.
2. Nach einem ^ oder |.
a) uMa- 'verbrannt', lat. ustus] vrUi- 'Regen' zu var^-
ati 'es regnet'; aMßu 'acht', gr. oxTio, lat. odo, got.
ahtau; svädiStha- 'der süßeste', gr. f^oiaxo?.
b) in der Verbindung icl(]i) schwand der Zischlaut,
so daß der Cerebral allein übrig bheb:
mda- 'Nest' aus älterem *)iiMa-, idg. *nizdo-, vgl. d.
Nest, lat. nldus ; nndha- 'Kampfpreis' aus älterem *mi|(^/ta-,
idg. ^mizdlio-, vgl. gr. [iiaöo?, got. mizdö.
(Über den Ursprung des ^, z und die Behandlung des
I s. 139—143, 147, 157, 158.) Dagegen ist
3. eine direkte Ursache nicht nachzuweisen z. B. bei
at-ati 'er schweift umher' neben atati\ dindima-
'Trommel' (wohl onomatopoetische Bildung); dlyate ^ß^iegf
neben dlyati, vgl. gr. 8ie[xai 'ich eile'.
Man muß in diesen Fällen Herkunft aus einem mi.
Dialekt, also Dialektmischung, annehmen; im Prakrit
beobachtet man nämlich spontane Cerebralisierung ziem-
hch häufig (s. Pischel, Prakrit-Sprachen § 218 ff.). Wo
sich der Ursprung des Cerebrals etymologisch nicht fest-
stellen läßt, ist öfter Entlehnung aus einer nichtindogerm.
Sprache Indiens zu vermuten; vgl. Wackernagel § 151.
Anm. Im RV. ist d zwischen Vokalen in / gj übergegangen,
z.B. iß statt idä, ein Beweis, daß das Sanskrit (da es diesen
Lautwandel im allgemeinen nicht kennt) nicht ein direkter Nach-
komme des vedischen Indisch ist. Wenn im Sanskrit einigemal
l statt d erscheint (z. B. in göla- neben guda- 'Kugel'), so ist dies
jedenfalls Ergebnis einer Dialektmischung, s. darüber Wacker-
nagel § 194, Lüders KZ. XXXVIII, 431 ff.
92 Lautlehre. [§ 123.
c) Die k-Laute.
123. Der Bestand der Grundsprache. Palatale
und Velare. Durch die Forschungen von Fick, Ascoli,
Collitz u. a. ist festgestellt worden, daß die idg. Ursprache
mindestens zwei Arten von A-Lauten besaß, nämlich eine
palatal gesprochene Keihe A', hh, g, gh und eine velar ge-
sprochene Reihe g, qli, g, gh. Früher hatte man nämlich
angenommen, daß das Auftreten eines k z. B. in ai. Itdlya-
'gesund' und eines ^ in ^ata- 'hundert' gegenüber dem
einen griech. x in den entsprechenden Wörtern xaXo?
und s-xaxov auf der 'Spaltung' eines einheithchen uridg.
k beruhe ; da aber keine lautgesetzhchen Bedingungen
aufzufinden sind, nach welchen eine solche Differenzierung
im Ai. eingetreten sein konnte, so mußte man zur
Folgerung gelangen , daß die ai. Differenzierung J : k
ebenso eine größere Buntheit des idg. Konsonanten-
systems (k : q) voraussetze , wie sich z. B. aus gr. e, o, a
gegenüber dem einen ai. a (s. § 56. 63 ff.) die Buntheit
des idg. Vokalismus ergab.
Die Vertretung der ?t-Reihe scheidet die idg. Sprachen
in zwei Gruppen; Avährend das Griechische, Lateinische,
Keltische und Germanische A;-Laute bezw. deren Fort-
setzungen zeigen, erscheinen in den 'östhchen' Sprachen,
d. h. im Arischen, Armenischen, Albanesischen und Bal-
tisch-Slavischen Zischlaute.^ Vermutlich war bereits die
uns erreichbare Form der Grundsprache in zwei große
Dialektgebiete geschieden, in ein ^centum''- und ein ^satdm-
Gebiet'. Esistmöghch, daß im safom-Gebiet ein Zischlaut
oder palataler Spirant schon in der Zeit vor der Trennung
gesprochen wurde; dagegen ist es unwahrscheinHch, daß
die Spirans überhaupt der gemein-uridg. Laut gewesen
1 Nach der Vertretung des Zahlwortes 'hundert' *hnt6m als
centum im Lat. und satdtn im Avestischen spricht man kurz von
'centum-^ und 'safom- Sprachen'.
§ 123. 124.] Die Versclilußlaute. 93
sei, und daß sich die Verschlußlaute der westlichen
Sprachen aus älteren Spii'anten ent^\dckelt hätten, wie
z. B. Bechtel und Fick annehmen. Lautpliysiologische
Gründe sprechen dafür, daß sich die (östhchen) Zischlaute
aus älteren (palatalen) ^--Lauten entwickelten. Zu dieser
Frage Tgl. Wackernagel § 200 c) , Brugmann , Grundriß
I^ 542 ff., Kui-ze vgl. Gramm. 157 und die an diesen
Orten verzeichnete Literatur. Eine historische Darlegung
des Problems der A--Laute findet sich bei Bechtel, Haupt-
probleme S. 291 ff.
124. V e 1 a r e u n d L a bi 0 T e 1 a r e. In konsequenter
Anwendung der Grundsätze, welche zur Scheidung einer
palatalen und velaren A'-Reihe gefühi-t haben, hat Bezzen-
berger (BB. X^TL, 234 ff.) eine weitere Teilung der velaren
Laute vorgenommen und damit eine diitte fe-Reihe der
idg. Grundsprache zugeteilt. Gegenüber einem ai. h in
kalya- 'gesund' oder h'jnina- 'Schwert' und l-a-s 'wer' be-
gegnet nämhch einerseits ein gi'. x, lat. c (xaXoc, xapTco?,
carpo), andererseits ein gr. tu, lat. qu (tco-Ösv, quo-d),
d. h. der g-Laut ist in ge-^issen Fällen 'labiahsiert', bezw.
(im Griechischen) geradezu zu einem Labial geworden.
Daraus ergibt sich eine 'rein velare' Reihe q, qli, g, gh
und eine 'labio velare' Reihe qV, ^Jh, ^^, tf^li. Diese
beiden Reihen sind nur* in den cenütwi-Sprachen aus-
einander gehalten, in den saf99H-Sprachen aber unter-
schiedslos zusammengefallen (während in den letzteren
die %- und die 5(y)-Reihe unterschieden werden).
Über die gewöhnUche Vertretung der di-ei Ä:-Reihen
in den wichtigsten idg. Sprachen vgl. die umstehende
Tabelle.
94
Lautlel
centum-Spr.
ire.
satam
-Spr.
124. 125.
Uridg.
üriecli. Lat. Germ.
Lit.
Slav.
Avest.
Ai.
1a
X 1 c h,g
sz
S
s(5)
§
p-i
M ( gh
T i 9
k
z
Z
z{z)
j
L ^hO
9
z
z
z(z)
h
i
3
X c
h9
k
k{c)
k(c)
k(c)
13
> ■
T ^ ^•
9
giß)
9(j)\ 9 (i) 1
1— 1
gh
X ^'' 9
9
9
9{^)
9(i)
gh Qi)
'S
>
q^
7r,T
qu x" (T")
k
k{c)
k(c)
h{c)
1-3
^
ß,8
(^> ^'.'
9
9i^)
9(j)
9(j)
1—5
1— 1
. f^^
?, ö!/',(^)i^ (Y)i^
9
9(ß)
9(j)
gh (h)
Da im Ai. die Reihen II und III zusammengefallen
sind, so hat deren Scheidung für die ai. Grammatik keine
Bedeutung: sie werden daher in der folgenden tibersicht
nicht getrennt. Übrigens mag bemerkt werden, daß sich
einige Forscher gegen die Annahme der dritten Reihe
ausgesprochen haben. S. darüber AVackernagel § 115
und Brugmann, Grundriß I^, 570.
a) Die palatale Reihe.
125. Idg. ^ = ai. ^'i
Mta- 'hundert', lit. szimtas — gr. exaxov, lat. centum,
idg. *kmtöm; §qsati 'er rühmt' — lat. censeo; §üra-
'Held' — gr. xupo?; Sri- 'sich anlehnen' — gr. xXivw,
lat. (in)clinö, ahd. hlinen; hä (Nom.) 'Hund', lit. sz\i —
gr. xucüv, idg. *k{ii)iiö(n).
vaia- 'WiUe', av. vasö Adv. 'nach Belieben' — gr.
ex(6v; vi§- 'Haus', veia- 'Haus', av. vis- 'Dorf, ab. vbsb
§ 125, 126. 127.] Die Verschlußlaute. 95
'Dorf — gr. /otxo?, lat. vicus, idg. *iiik-, noiko-; äki-
'schneir — gr. wxu?, lat. ocior', aha- 'Pferd', ap. aspa-
(in Eigennamen), lit. aszvä 'Stute' — lat. equus, got.
aihva 'Stute', idg. *efiuo-s.
Anm. Für M nimmt Bartholomae (unter Zustimmung Wacker-
nagels § 131 f.) ch als ai. Vertretung an ; da es sich jedoch in
den vorkommenden unzweifelhaften Belegen immer um s^h handelt
(s. darüber § 151), so ist die Frage vorläufig nicht zu entscheiden.
Vgl. auch Johansson IF. XIV, 297.
126. Idg. g = ai. j. Parallel dem Wandel von k zu
ai. I und av. s muß angenommen werden, daß g im Urari-
schen zunächst I wui-de (woraus av. z) ; das ai. j hat sich
erst aus diesem I entwickelt:
Janas 'Geschlecht', ap. -zana (in parüv-zana 'volk-
reich') — gr. ysvoc, lat. geniis \ juSta- 'beliebt', av. -zuUd
— gr. '^zdfi^ai, lat. gustus; W. jnä- 'kennen' (z. B.
jnä-ta- 'bekannt'), ab. zna-ti 'kennen' — gr. yi--^V(ii'
oxü), lat. gnö-sco.
gaj-ati 'er opfert', av. yaz-aHe — gr. ay-io?; hhürja-
'Birke', lit. herzas — germ. *hirka (ahd. hircha).
127. Idg. gJi = ai. /?. Die (vorindische) Zwischenstufe
war zh, woraus im Iranischen z (mit Verlust der Aspira-
tion), im Ai. h geworden ist; es ist zu beachten, daß ai.
h ein tönender Laut war (s. § 54. 2.).
Jiima- 'Schnee', av. zima, ab. zima 'Winter' — gr.
lehmi 'ich lecke', ht. leziü — gr. Xsi^w; vaJiati 'er
führt', av. vazaHi, ab. vezq 'ich führe' — lat. veJio, got.
ga-wigan 'bewegen' ; sprhagati 'er begehrt', av. spdr^zaHe
'er strebt' — gr. aTzipy^Q[t.ai.
Anm. In einigen Fällen entspricht dem ai. h in den übrigen
Sprachen ein g oder dessen Vertreter:
cÄaw'ich', gr. e^u), lat. ego, got. ik; mahänt- 'groß', gr. (j-^fa;,
got. mikils 'groß'.
hanU' 'Kinnbacken', gr. f^vu;, got. kinnus 'Wange'.
96 Lautlehre. [§ 127—130.
Das "Verhältnis der beiden Lautformen zu einander ist nicht
aufgeklärt. Vermutungen s. bei Brugmann I^, 634 und Wacker-
nagel § 216. b). Foy KZ. XXXV, 19. Unaufgeklärt ist auch das
Verhältnis von ai. hrd- 'Herz' zu gr. xapBia, lat. cor, s. Brugmann
12, 634f.
ß) Die reinvelare und labiovelare Reihe.
128. Idg. q, g'.^ = ai. k:
harkata- 'Krebs', gr. xap/ivo?; Mla- 'schwarz', ka-
luSa- 'trübe, unrein', gr. xr^Xi?, lat. caligo; kar- 'machen'
(krta- 'gemacht', karöti 'er macht'), ap. k<^rta-, gr. xpaivu),
lat. creare, lit. kuriü 'ich baue', idg. W. qer-\ kraviS-
'rohes Fleisch', gr. xpea?, lat. cruor, lit. kraitjas 'Fleisch';
küpa- 'Grube, Höhle', xuttt^ 'Höhle, Becher', lat cüpa
'Tonne'; kupyati 'wallt auf, zürnt', lat. cupio, idg.
W. qup-.
ka-s 'wer?', ap. kaS-ciy 'irgendwer', gr. tto-Ösv, lat.
quo-d, got. Ivas, lit. käs 'wer?', idg. Pron.-Stamm *g^o-;
katara- 'wer von beiden', gr. Troiepoc, got. Jvapar, idg.
^'(^o-tero-; kn-näti 'er kauft', gr. Tzp'i-aobai.
vrka- 'Wolf, got. wulfs, idg. ""td^Jo-s.
129. Idg. qh, ^h = ai. kh :
sanklia- 'Muschel', gr. xoyp?, lat. congius, idg.
*konqho-.
skhalati 'er strauchelt', gr. ocpdXXojJiai, idg. W.
sql%al-.
Anm. nakha- 'Nagel', gr. övjy-oi und lat. unguis, d. nagel
■weisen auf eine zwiefache idg. Grundform, mit Tenuis aspir. und
Media aspir., s. dazu "Wackernagel § 103.
130. Idg. g, ^i«=ai. g:
gala- 'Kehle, Hals', lat. gula, ahd. cliela, idg. '^qelo/ä-\
yuga- 'Joch', gr. Cuyov, lat. mgiim, got. juk, idg. Hugo-.
gam- 'gehen' (gaccliati 'er geht'), gr. ßdaxu), lat. venio,
got. qiman, idg. W. (ffem-; giiru- 'schwer, ^vürdig', gr.
§ 131. 132.] Die Verschlußlaute. 97
ßapu?, got. kaürus] gäu-s 'Kuh', gr. [3ou?, lat. hös, ahd.
chuo, idg. *gVöi(S.
131. Idg. gh, ^h = ai. gh'.
dirgha- 'lang', ap. darga-, gr. SoXi)(6<;.
laghu- 'leicht', gr. iXayßc, (dazu auch kXa^p6c,)',ghar-
ma- 'Glut', lat. formus, gr. 6£p(J.6?, cf. auch d. warm,
idg. *^he/ormo-.
132. Das Palatalgesetz. Die nach den § 128—131
entstandenen ai. Ä:-Laute sind nicht die einzigen Ver-
treter der idg. Velare und Labiovelare. Schon im Ur-
arischen sind die Laute k, g, gh vor folgendem I, y,
sowie vor demjenigen a, das idg. 1 entspricht, 'palatah-
siert' ('mouilUert') worden, d. h. sie wurden über h' g gh
zu c, /, jh = ai. c, j, h, bezw. iran. c, j, j, während sie
vor dunklem Vokal (ii, sowie a aus idg. 6 und a) und
Konsonant unverändert blieben, z. B.
a) Ä;' zu c:
cid (indefinite Partikel), apers. ciy, gr. xi, lat. quid,
idg. *g^«icZ.
cyavate 'er regt sich', ap. aUyavam (aus *acyavam)
'profectus sum', gr. asuco (eaauTo), idg. "W. qieu-,
ca 'und', gr. xe, lat. que, idg. *g?.*e; catväras 'vier',
gr. leiTape?, lat. quattuor, got. ßdwör; carati (calati)
'er bewegt sich, geht umher', gr. TüsXofxat (ttoXqc), lat.
colo, in-quü-mus 'Insasse'.
pafica 'fünf, gr. Trevxe, lat. quinque, idg. '^penqVe.
b) ar. ^' zu ai. j:
jlva- 'lebendig', lat. vwus, got. qius, idg. *glfnw-.
jyä 'Bogensehne', gr. ßio?, lit. ^i/d 'Faden'.
jäni- 'Weib', got. qms 'Weib', vgl. auch gr. ^uvi^,
(dial.) ßavd.
c) ar. gli zu ai. h :
hanti 'er schlägt', av. ja^nti, gr. ösivü), idg. W. gVhen-
(aber ghn-anti 3. PI., vgl. gr. l-7r£-cpv-ov).
Thnmb, Altindische Grammatik. 7
98 Lautlehre. [§ 132. 133.
Anm. Die Entdeckung des ai. 'Palatalgesetzes' hatte für
die idg. Sprachgeschichte große Bedeutung, weil sie ermöglichte,
das Vorhandensein eines ursprachlichen e aus dem Arischen selbst
zu beweisen: denn das Palatalgesetz setzt für das arische f7, dem
europ. e entspricht, eine helle (e-ähnliche) Aussprache voraus und
bestätigt somit, daß das europ. e ursprünglicher ist als das ari-
sche a. Das Gesetz wurde in den 70 er Jahren gleichzeitig von
mehreren Forschern erkannt, von Collitz zuerst eingehend er-
örtert; s. darüber die Literatur bei Wackernagel § 124 Anm. Die
Palatalisierung der Ä-Laute gehört einer frühen Phase der ur-
arischen Periode an ; sie muß erfolgt sein, bevor idg. e im Ur-
arischeu zu a geworden ist. Daß die Wirksamkeit des Laut-
gesetzes in der speziellen indischen Sprachentwicklung erloschen
war, erkennen wir aus Fällen wie giri- 'Berg', girati 'er verschlingt'
u. ä., wo i sich erst sekundär innerhalb des Ai. entwickelt hat
(s. § 95). Die Behandlung der Ä-Laute vor i = idg. j ist zweifel-
haft, s. Wackernagel § 123. a) y), Brugmann, Kurze vgl. Gramm.
S. 165 (Grundriß I^ 577). Man darf vielleicht schon der Grund-
sprache die Anfänge der Palatalisierung, d. h. die Aussprache q,
ß, ß'h zuweisen. Doch ist ein unmittelbarer Zusammenhang mit
der griechischen Palatalisierung (deren Endergebnis in xs, xi;
gegenüber tioü vorliegt) abzuweisen; denn während im Arischen
sowohl die velaren wie die labiovelaren Laute davon ergriffen
werden, erstreckte sich im Griechischen die Palatalisierung nur
auf die Labiovelarlaute. Es ist auch gar nicht merkwürdig, daß
die Palatalisierung der Ä-Laute in beiden Sprachen unabhängig
von einander erfolgt ist: denn man beobachtet z. B., daß ver-
schiedene idg. Sprachen in ihrer jüngsten Entwicklung (so die
romanischen Sprachen, das Schwedische und ein Teil der
neugr, Dialekte) ältere Ä-Laute ebenfalls palatalisiert haben,
wobei natürlich von keinerlei Zusammenhang die Rede sein
kann.
133. Morphologische Bedeutung des Pala-
talgesetzes. Ausnahmen, "Wenn im Flexionssystem
und in der Wortbildung auf einen ursprünghchen ^-Laut
bald ein palatahsierender ('heller'), bald ein nicht-
palatalisierender ('dunkler') Yokal oder ein Konsonant
folgt, so müssen nach § 132 innerhalb der gleichen
Wurzel k mit c, g mit j, gh mit h wechseln. Solche Eälle
treten ein:
§ 133.] Die Verschlußlaute. 99
a) im Anlaut regelmäßig in der Reduplikationssilbe
(die ursprünglich e hatte) :
cakära Perf. 'er hat gemacht', aus "^qeqore.
jagäma 'er ist gegangen', aus ^^e^ome.
jaghäna 'er hat geschlagen', aus *^e^hone (vgl. dazu
auch § 136).
b) im Anlaut der Wurzel:
hanti , aber ghnanti = idg. *^hen-ti, aber *^hn-enti.
c) im Auslaut der Wurzel:
arka- (-o-) ^Strahl', aber arc-ati {*-e-ti) 'er strahlt';
pälia- 'das Kochen', pakva- 'reif', paMyati 'er wird
kochen', aber pac-ati 'er kocht' (-e-ti) zu lat. coquo, idg.
W. pe^J-; ucl-reka- 'Übermaß' neben ricijate (in der
älteren Sprache) 'er wird freigelassen', vgl. gr. Xonro?,
XsiTCu), XiTTSiv, W. leiql'-.
hJiaga- 'Eeichtum, Glück', neben hhajati 'er teilt
zu'; räga- 'Farbe, Röte, Leidenschaft', rakta- 'gefärbt',
neben rajyati 'färbt sich'.
argha- 'Wert, Preis' (vgl. dXcpVj, ctX^pdvü), lit, algd
'Lohn') neben arhati 'er verdient'.
Infolge dieser wechselnden Bedingungen ist nun auch
ein beständiger Anlaß zur Ausgleichung der laut-
gesetzUch entstandenen Verschiedenheiten gegeben, vor
allem in der Dekhnation und Konjugation: man müßte
im Ai. innerhalb des gleichen Nomens oder Verbums
bald Guttural bald Palatal erwarten, je nachdem das
stammbildende Suffix oder die Endung mit dunklem oder
hellem Vokal beginnt. Nur vor den Konsonanten zeigen
sich die lautgesetzlichen Formen durchweg (s. § 138 ff.);
vor den Vokalen ist Ausgleichung in verschiedener Rich-
tung eingetreten.
a) Verallgemeinerung des Gutturals:
Der Vokativ der idg. ö-Stämme, der ui-sprünglich auf
-e auslautete (s. § 240), zeigt davor den Guttural der
100 Lautlehre. [§ 133.
übrigen Kasus, also z. B. hhaga, vrka (stsM *-hhaja, *vrca)
nach hhagas, hhagam u. s. w.
kim 'was?', kii/ant- 'wie groß?', MdrS- 'me beschaffen?'
nach ka-s, ka-m 'wer? Aven?' u. s. w.
drägJiiStha- 'der längste' nach dlrgha-.
kartum Inf. 'machen' aus *qertuni (vgl. den ap. Inf.
cartanaiy) nach krta-, cakära u. a. Formen mit laut-
gesetzhchem k.
glta- 'gesungen' nach gäyati u. s. w.
väkya- n. (neben väcya-) 'Wort', nach Nom. S. väk
'"Wort', ukta- 'gesprochen', vaktum 'sprechen' u. s. w. (s. u.).
b) Verallgemeinerung des Palatals.
Acc. S. väcam, Dat. väce st. *väkam, *väke, nach
Loc. S. väci, Nom. PI. vücas\ über den lautgesetzHchen
Nom. S. väk s. § 165. 1. a).
vacas Nom. 'Wort' st. '^vakas = gr. Itto? nach Gen.
vacas-as, Loc. vacas-i u. s. w. = gr. e7ü£(a)-oi;, £-'7r£(a)-i,
ebenso öjas 'Kraft' (zu lat. augeo) statt "^ögas nach
öjas-as u. s. w.
T^a^/m 'ihr tötet', hata- 'getötet' {gi'.<:f)aT6^) st. *gJiatha,
*ghata- (idg. ^^Im-) nach hanti 'er tötet' u. dgl.
Vor allem siegte der Palatal im Auslaut der Verbal-
wurzeln, indem z. B. ein *pakämi aus "^pe^ö nach pa-
casi ^pegi^esi u. s. w., ein *mimkmni nach muncasi u. s. w.
(zu gr. aTTO-fJLuaau) aus ^fiuxia)) ihi- c durchführten (pa-
cämi, muhcämi). Vgl. ferner die Verbalwurzeln vac-
'sprechen' (vacmi 'ich spreche') , sie- 'träufeln', bhuj-
'biegen', hliaj- 'zuteilen', majj- 'untertauchen' (aus *meBg-,
cf. lat. mergo , lit. mazgöti 'waschen') , dah- 'brennen',
sah- 'ertragen'; da die Verbalformen mit (lautgesetzU-
chem) Palatal an sich schon in der Mehrheit sind, so
wurde der Sieg dieses Lautes erleichtert; die Verall-
gemeinerung des Guttui'als ist sehi- selten (vgl. z. B.
lökate neben löcate 'er erblickt', älmgati 'er umarmt').
Vom Verbum aus konnten sogar die Nomina beeinflußt
§ 133. 134. 135.] Die Verschlußlaute. 101
werden und Formen wie däha- 'Brand' (statt *dägha-)
zum Sieg gelangen. Nur in der Stellung vor Dentalen
und s (s. § 139 — 143. 152), gelegentlich auch vor andern
Konsonanten (paJcva- 'reif zu pac- 'kochen') ist der Gut-
tural Sieger gebheben.
Anm. Über einige dunkle oder seltsame Ausnahmen 8.
"Wackernagel § 123. c). 130. d). Auffallend ist die Erhaltung des
kh in Jchyä- 'sehen' und saMi- 'Freund'. Die palatalisierte Form
von kh (ch?) ist überhaupt sehr unsicher, s, "Wackernagel § 121,
131, 132.
Y) Verschiebungen zwischen der indogerm.
palatalen und (labio)velaren Reihe.
134. Das Ai. weist in einigen Fällen auf idg. Palatal, während
das Baltisch-Slavische einen Velarlaut fordert, z. B. in pasu- 'Vieh'
gegenüber lit. pekus (lat. pecus), asman- 'Stein' gegenüber lit.
akmü (gr. axij.wv), svasura- 'Schwiegervater' = gr. i-/.\>p6<i i gegen-
über ab. svekrz (jedoch lit. szeszw-as); seltener ist das Umgekehrte
der Fall, z.B. in fcAar^a- 'Glanz' mit Velar gegenüber bhräj- 'Glanz',
bhräjati 'glänzt' mit g, wie das av. b^räza 'Glanz' und lit. berszta
'wird weiß' zeigt, ferner in sarga- 'das Ausgießen' gegenüber st-jati
= av. hdrazaHi, yäga- 'Opfer' gegenüber yaj- = av. yaz- 'opfern'.
In den letzten Fällen ist offenbar g:j nach dem Muster von
bhaga-:bhajati u. dgl. zustande gekommen, nachdem in ai. _;
idg. g und q zusammengefallen waren. Für die erstgenannten
Fälle ist eine sichere Erklärung nicht gefunden ; s. darüber Brug-
mann Grundriß I":, 545 £F., Wackernagel § 201 (bezw. §138).
135. Nicht nur g und g, gh und ^h sind infolge des Palatal-
gesetzes in j und h zusammengefallen , sondern auch 1i und q in
der Verbindung mit s, wodurch die Möglichkeit weiterer Ver-
wechslungen gegeben ist; s. darüber § 152 f. Dagegen können g,
gh und 5, ^h in Verbindung mit Dentalen auch im Ai. deutlich
unterschieden werden; s. darüber § 140. 141. 143.
1 Über den Anlaut ^ s. § 149.
102 Lautlehre. [§ 136.
d) Das Aspiratengesetz.
136. Das Lautgesetz, welches im Griecli. Tpi^^-e?
statt 6pij(-, xpecpü) statt 6pecp- hervorrief, hat auch im Ai.
die gleiche Veränderung der Artikulationsart aller Te-
nues aspiratae und Mediae aspiratae bewirkt: idg. Aspi-
rata verhert im Anlaut einer Sübe ihren Hauch, wenn
die Silbe mit einer Aspirata schheßt oder die folgende
Silbe mit einer solchen anfängt. Daher erscheint in der
Reduphkation (beim Perfektum und in gewissen Praesens-
bildungen) statt der anlautenden Aspirata der Wurzel
die entsprechende Tennis oder Media; also z. B.
häbhüva Perf. zu hliü- 'sein'.
dadhämi Präs. zu dhä- 'setzen'.
tiMhämi Präs. zu sthä- 'stehen'.
cakhäda Perf. zu Idiäd- 'zerbeißen'.
jahämi Präs. zu hä- 'verlassen'.
jagJiäna Perf. zu han- 'töten'.
Aus den drei letzten Beispielen ergibt sich die
Begel, daß zu einem kh die Reduphkationssilbe mit c,
zu einem gh oder h mit j gebildet wird; es ist im letzten
Falle gleichgiltig, ob das h idg. gh oder gh vertritt, da
älteres jh, welches zu j dissimiliert vmrde, nach § 127
einem idg. gh, nach § 132 c einem idg. gh entsprechen
kann.
Weitere Beispiele für die 'Hauchdissimilation'
ergeben sich aus der Vergleichung mit den verwandten
Sprachen :
kumhha- 'Topf aus ^klnmibha- (nach Ausweis des
av. yumba-) ; hödhate 'er wacht', zur W. hheudh- (nach
Ausweis von got. hiudan und gr. TCSuöojiai) ; hahu- 'viel'
aus *l)hahu- (nach Ausweis von gr. Tzayßc,); deha-
'Körper' zur W. dih- 'bestreichen' aus idg. dheigh-
(nach Ausweis von got. deigan 'kneten', daigs und gr.
§ 136. 137.] Die Verschlußlaute. 103
Anm, Ein griecb. TTsuOoaai (u. ä.) beweist zusammen mit
ai. budh- eine W. hhendh-, da nur bei Ansetzung eines hh das
griech. ir und ai. h vereinigt werden können: eine W. beudh-
müßte im Griechischen *ßeu9- ergeben, während aus bheudh- nach
den griech. Lautgesetzen ein *cpe'j9- und weiterhin -tte'jO- entstand.
Die griech. Formen zeigen auch, daß zwischen der griech. und ai.
Hauchdissimilation kein innerer Zusammenhang bestand: das
griech. z£'j9- hat den "Wandel von bh in ph (d. h. ein älteres *cpe'j9)
zur Voraussetzung, es handelt sich somit bei der griech. Hauch-
dissimilation um einen Vorgang, der erst nach dem ur griech.
Wandel von bh in cp eintrat. Andererseits ist die ai. Hauch-
dissimilation zwar sehr alt, jedoch nicht indoiranisch, wie av.
yunibha (mit / aus kh) zeigt, das seine Aspiration im Anlaut nicht
dissimiliert hat; vgl. "Wackernagel § 107 Anm., auch Brugmann,
Grundriß I2, 642 und Bartholomae, Iran. Grundr. 1, 8.
137. Wie in 6p i^, eöpscpa die Aspirata des Anlautes
wieder zum Yorsclieiu kommt, so erscheint sie auch im
Ai., wenn der Auslaut die Aspiration eingebüßt hatte,
vgl, z. B. dlirnli aus *dhrugh-s, Xominativ vom Stamme
druh- 'schädigend' (vgl. § 165), oder hliötsyaü aus *hhödh-
syati, Futur von hndh- 'erwachen', oder dhatse aus *dha-
dJi-se zu dadhämi 'ich setze' (vgl, § 152 ff.).
Vom Standpunkt des Ai. aus sieht es daher so aus,
als ob die Aspiration auf die erste Silbe „zurückgeworfen"
worden wäre. Der Systemzwang konnte jedoch gelegent-
lich das Wirken des Gesetzes verhindern; so bedingen
die mit dh beginnenden medialen Endungen nicht den
Verlust der Aspiration im Wurzelanlaut, vgl. z. B. 2, PI.
dJmgdhve gegenüber döhmi zui W, duh- 'melken' (§ 480),
dhaddhve gegenüber dadhmaJie (§ 495) ; ebensowenig
haben die Endungen mit tli Einfluß auf die vorhergehende
Aspirata, vgl. z. B, dhatthas (aus dJiadh + thas) Aktiv,
bezw, dadhäthe Med. 'ihr beide setzet'.
Anm. "Wie die vedischen Verhältnisse zeigen, hat das
Aspiratengesetz zu einer Zeit zu wirken begonnen, als die Media
aspirata -f s, also z. B. bh + s noch nichtjjs geworden war, sondern
noch eine aspirierte Lautgruppe (bzh, s. § 153, 155) bildete; denn
z. B. zu *ba-bhas-ti 'er kaut' (zu bhas-) heißt die 3. Plur. bapsati
104 Lautlehre. [§ 137. 138. 139.
(nicht *bhapsati!) aus *bha-bhs-ati {*babzhati). Man würde daher
z. B. zu dha-dhs-e ein *datse statt dhatse erwarten, ebenso ein
*bötsyati statt bhdtsyati u. dgl. Mithin ist das Aspiratengesetz
des Sanskrit (dhatse) das Ergebnis jüngei-er Umbildungen und
Ausgleichungen, die mit der§138if. behandelten Um- und Neu-
bildung älterer Konsonantengruppen offenbar zusammenhängen.
Yon Musterforraen aus , in denen z. B, bhud- {bhut-) und dJiad-
(dhat-) lautgesetzlich entstanden waren, verbreiteten sich die
Typen bhut- und dhat- auch auf Fälle wie bhötsyati und dhatse.
Über die Musterformen selbst ist noch keine Klarheit erlangt,
da die Verhältnisse im einzelnen sehr verwickelt sind ; vgl. darüber
(und über 'Entgleisungen' des Gesetzes) Brugmann a. a. 0., "Wacker-
nagel § 106—108 und Johansson IF. XIV, 295 ff.
e) Yerbindungen der unter a) — c) behandelten Konsonanten.
138. In der Flexion tritt oft der Fall ein, daß ein
Wurzel- oder stammauslautender Consonant mit einem
andern zusammenstößt. Je nach der Natur dieser Con-
sonanten erleiden solche Lautverbindungen weitere Ver-
änderungen, die den einen oder auch beide (bezw. alle)
Bestandteile der Consonantengruppe betreffen können.
So entsteht z. B. aus der W. yuj- 'verbinden' + ta-, dem
Suffix des Participium Praeteriti, yuMa-. NatürHch ist
diese Wortform nicht etwa aus (ai.) yuj-ta- entstanden,
sondern schon aus der Grundsprache überkommen : yukta-
setzt idg. Hugto-, von der W. iug-, fort. Bei der Dar-
stellung der ai. Verhältnisse würde es also genügen, die
Entsprechungen und Veränderungen solcher idg. Laut-
komplexe zu behandeln. Jedoch ist es sowohl vom Stand-
punkt der ai. Flexionslehre wie aus praktischen Grründen
wichtig, die Regeln so zu formuheren, wie wenn die Con-
sonanten erst im Ai. mit einander verbunden worden
wären. Wo nichts besonderes bemerkt wird, ist die ai.
Lautgruppe mit der idg. identisch. Über die Verbindungen
mit s Q) s. § 151 ff.
139. Tenuis + Tennis bleibt:
p — t: trpta- 'erfreut', W. trp-.
§ 139. 140. 141.] Die Verschlußlaute. 106
t — t: vrtta- 'gewendet', W. vrt- (vgl. jedoch § 144).
Ji — f. iakta- 'vermögend', W. hk- {§aknömi 'ich
kann').
c— i wii'd kt (= idg. q{V)t), da c auf älteres k (g^)
zurückgeht und dieses vor Consonant nicht palatahsiert
wird: mukta- 'befreit' von muc- 'befreien', sikta- 'träufelnd'
von sie- 'träufeln'.
i—t ergibt M (= idg. kt), d. h. das ^ (= idg. k)
wurde zum cerebralen Zischlaut, worauf t nach § 122. 2 zu
t wurde : naMa- 'vernichtet' zu na§-, vaUi 'er will' zu va^-.
Vgl. auch drUi- 'das Sehen, Gesicht' zu dr^- (Sepxofiai)
'sehen', aUäu 'acht' (gr. oxtw, lat. odo, got. ahtau) =
idg. *oktöi(.
Anm. Auch Tenuis + Tenuis aspirata bleibt unverändert,
z. B. (ved.) atapthäs 2. S. Aor. Med. (§ 545 fif.) von tap- 'Askese
üben'.
140. Media wird vor folgender Tenuis oder Te-
nuis aspirata zur Tenuis.
d—t(li) zu t{h): vetti 'er weiß' zur W. vid-; vettha
'du weißt' (Perfekt) = gr. oTaOa, zu veda 'ich weiß'
(olSa).
j — t ergibt kt oder M:
a) kt (= idg. q{^)t), wennj ein idg. g'(?^) fortsetzt: yukta-
zur W. yuj-.
Anm. Für nkt findet sich auch die Schreibung nt (jpankti-
undpavti- 'Fünfheit'), ebenso für 9»^d(/i) : w<i(Ä) ; s. darüber "Wacker-
nagel § 233. a).
b) zu M (= idg. kt), wenn j ein idg. (/ fortsetzt:
märSti 'er wischt ab' zu marj-; räUra- 'Herrschaft, Reich'
zu räj-, räjan- 'König'. [Mithin ist idg. kt mit -st- unter
gewissen Bedingungen zusammengefallen, s. § 147.]
141. Tenuis Avird vor Media oder Media aspi-
rata zur Media:
t—hh zu dhh-: hliaradbhis Instrum. PL zu hharant-,
hharat- (gr. (pepovi-o? u. s. w.).
106 Lautlehre. [§141.142.143.
c{k) — hli zu ghh (= idg. g(i*)hh): väghhis Instr. PI.
zu väc- 'Wort'.
c(A-) — (Ih zu gclli (= idg. g(V)dh) : vagdJii 'sprich' zu
vac- 'sprechen'.
Die Kombination s—hh und j [d. i. idg. g] — hh er-
gab ai. dhh, z. B. vidhhis Instrum. PL von vii'- 'Dorf',
rädhhis von räj- 'König'; dieses dhh war urar. zhh, das
aus idg. ghh entstanden war.
§ (bezw. j) — (?(/?), d. i. idg. gd(h), zeigt doppelte Be-
handhing.
a) Aus gd mußte zunächst urar. zd entstehen (vgL
§ 126). Wie nun U zu St wurde (s. § 139), so ergab sich
aus zd über zd ein zd, woraus d mit Schwund des |:
mrdlka- 'Gnade, Verzeihung', av. mdr^zdika- aus *mrgdllta-,
das eine (^-Erweiterung der W. merg- = ai. marj- mrj-
'ab wischen' ist (vgh auch § 143, b).
b) In der Yerbalflexion, d. h. bei den mit dh an-
lautenden Endungen, erscheint nicht das nach a) zu er-
wartende dh, sondern ddh: mrddhvam 2. PI. Imper. Med.
von mrj- 'abmschen'.
Anm. In b) liegt jedenfalls eine jüngere, nicht rein lautliche
Entwicklung vor; s. darüber "Wackernagel § 149. b) y und c; die
wohl richtige Erklärung s. bei Brugmann, Grundriß I^, 560; vgl.
auch Johansson IF. XIV, 308 f.
Über Verbindungen von Dental 4- Dental s. § 144.
142. Aspirata verhert vor Aspirata ihren Hauch :
dh — hh zu ähh-.yudhhis Instr. Pl.von yudh- 'Kämpfer'.
(^g)}i — ih zu gdh: dhugdhve 2. Plur. Med. von duh-
'melken'.
143. Media aspirata + Tennis ergibt Media +
Media aspirata; die Aspiration geht also auf den fol-
genden Explosivlaut über, der zugleich tönend ward.
hh — t zu hdh : lahdha- Part. Praet. zu lahh- 'fassen'.
h — t zu gdh oder dh :
§ 143.] Die Verschlußlaute. 107
a) ZU gdh, wenn das h altem Velarlaut entspricht:
äagdha- 'brennend' Part. Prät. von doli- 'brennen' ; dögdhi
'er melkt' von duli-. Hierher gehören ferner die Wurzeln
druh- 'schädigen' und snili- 'sich heften an'.
b) zu dh, wenn h auf gh zurückgeht: idg. gdh (aus
gh — t) wurde über Mh, Mh zu dh, wobei z unter Deh-
nung des vorhergehenden Vokals schwand; i und u wer-
den zu i, ü] a zu ö, seltener zu ä; f, das für die ve-
dische Zeit anzusetzen ist, wurde ^\^eder gekürzt, ^
Diphthong bleibt unverändert, h — dk (tJi) ergab unter
gleichen Umständen das gleiche Resultat, denn idg.
gh — dh (th) mußte zunächst (nach § 142) gdh werden
und teilte sein weiteres Schicksal mit der Verbindung
gh—t
lldha- Part. Prät., IWive Qi — dh) 2. Plur. Med. von
lih- 'lecken'.
rüdha- Part. Prät. von ruh- 'steigen'.
vödhum Inf., üdha- Part. Prät. von vah- 'faliren'.
sädha- Part. Prät. zu sah- 'überwältigen' (aber Inf.
söclhum).
drdha- 'fest' Part. Prät. von drh-.
ledhi 'er leckt' aus leh -|- ti von lih-.
Hierher gehören noch die Wurzeln mih- 'harnen',
gnh- 'verbergen'.
Anm. 1. Bisweüen traten zwischen a) und b) Entgleisungen
ein: neben dem lautgesetzlichen mugdha- 'naiv' von muh- 'irre
werden' findet sich auch müdha- 'töricht', umgekehrt statt *dldha-
zu dih- 'bestreichen' digdha- (und entsprechend sqdegha- für sqdeha-
'Zusammenkittung'). Über die besondere Ursache dieser Ent-
gleisungen s. § 153.
Anm. 2. Das h der W. nah- 'binden' geht auf älteres dh
zurück (vgl. lat. nodus und § 121 Anm.) und wird dementsprechend
behandelt (also z. B. naddha- aus na(d}h- + ta, vgl. § 144, b).
Vgl. dazu Bartholomae ZDMG. L, 682 ff.
108 Lautlehre. [§ 144.
144. Die Dentalverbindungen (außer ^ — tQi), d — tQi),
die den § 139. 140 augefülirten Regeln folgen) zeigen
eine besondere Behandlung.
a) Aus t — dh, dJt — t, dh — dh mußte zunächst zwar
nach den allgemeinen Regeln ddh hervorgehen, aber
in dieser Verbindung sowie in dd hatte sich in uridg.
Zeit ein Zischlaut oder Spirant ent^vickelt (d^d, d^dJi),
und dieser verdrängte schon in lu'arischer Zeit den ersten
Dental, d. h. es entstanden zd bezw. .edh (= iran. zd),
worauf z mit Ersatzdehnung schwand.
d — d: meda- 'Fett' aus *mazda-, idg. *med + do- zu
ahd. mast 'Mästung', W. mdd- in lat. mad-eo, gr. {xaSdco,
got. mat-s 'Speise'.
d — dh: dehi (für dedhi, s. § 121 Anm.) 'gib' aus *daz-
dhi (av. dazdi), bezw. idg. *ded + dhi, W. da- (s. § 495).
t — dh: MyedJiä 'vielumfassend' aus kiyat + dhä.
dh — dh: dhehi 'setze' aus ^dhazdhi, bezw. idg. dhedh
+ dhi, W. dhü- (s. § 495).
b) In der Verbalflexion zeigen jedoch die angeführten
Dentalverbindungen gewöhnhch eine andere Entwick-
lung: es entstehen einfach die Lautgruppen, die nach
Maßgabe der allgemeinen Regeln § 139 — 143 zu er-
warten sind:
d — dh bleibt unverändert : addJii 'iß' von ad-, viddhi
'wisse' von vid-.
dh — t zu ddh: haddha- 'gebunden' von hadh-, huddha-
'erleuchtet' von hudh- 'erwachen'; rrddJia- 'erwachsen'
von vrdh-. Vgl. auch die mit dem Suffix -ti- gebildeten
Nomina huddhi- 'Einsicht' und vrddhi- 'Wachstum'.
dh — dh zu ddh: dhaddhve (2. PI. Med.) von dhä-
'setzen' aus *dhadh-dhve.
Man wird wohl in den Fällen von b) eine jüngere
(allerdings in vedischer Zeit schon vollzogene) Neuerung
sehen dürfen: in urind. '^azdhi zu ad-, *hazdfia- zu hadh-
§ 144. 145.] Die Verschlußlaute. 109
u. dgl. wurde der dentale Wurzelauslaut aus den übrigen
Verbalformen wieder neu eingeführt und bUeb nun un-
verändert, da das ältere Lautgesetz erloschen war. Doch
s. auch Wackernagel § 152, Brugmann, Grundi'iß P 629,
Anm. Durch Neubildung sind auch die Formen dhattas,
dhatte, dhattam, dhattäm, adliattam, adhattäm, adhatta
(§ 495) von der W. dhä- zu erklären: so hätte z. B.
aus ursprünghchem *dhedh + tai (3. S. Präs. Med. =
Tiösxai) über ^dhed^dliai bezw. urar. ^dliazdhai ein
*dhedhe oder *dhehe (wie dJieJii) entstehen müssen; da
nun aber ein da-dh-e (1. P. Med.) und dhat-se (2. P.
Med.) danebenstanden, so wurde ein dhat-te hinzugebildet,
wie ja auch zu dade, datse (von da- 'geben') die 3. Pers.
datte lautete, wo t-t nach § 140 lautgesetzhch aus d -\- t
entstanden war.
Anm. Es ist bemerkenswert, daß die Lautverbindungen
t + t{h), d + t{h) ein ai. tt{h) ergeben, obwohl auch hier nach Aus-
weis der verwandten Sprachen ein idg. Pt vorausgesetzt werden
muß , vgl. z. B, av. cisti- 'Einsicht' gegenüber ai. citti- (W. dt-),
av. vöistä gegenüber ai. vettha. Johansson, der zuletzt ausführlich
die Dentalverbindungen im Arischen behandelt hat (IP. XIV,
265 jS'.), vermutet, daß auch t^t lautgesetzlich im Ai. zu st ge-
worden sei; -tt- sei statt -st- erst wieder durch Neubildung ein-
getreten, wie ddh in addhi u. dgl. Doch sind die Belege, welche
st als lautgesetzliche Entwicklung von tH im Ai. erweisen sollen,
meist sehr problematischer Natur.
145. Besonders zu merken ist:
adbhis Instr. PL, adhhyas Dat. PI. zu äp-, ap- 'Wasser'
(§ 318). Johansson IF. lY, 134 ff. vermutet eine Stamm-
form *ahd- (idg. *op{e)d) neben ap-.
110 Lautlehre. [§ 146. 147.
IX. Kapitel.
Indogermanische Zischlaute und Spiranten
samt ihren Verbindungen.
146. Idg. 5 = ai. 5 (im Iran, anlautend und zischen
Vocalen zu Ji wie im Griechischen) :
sadas 'Sitz', av. hadiS, gr. iSo?, lat. sedes; sapta-
'sieben', lat. Septem, gr. kizza; sva- 'eigen', got. swes
'eigen', gr. o?, idg. *stio-s; sravati 'er fließt', lit. sraveti
'sickernd fließen', gr. pew aus *sretiö ; spa^- 'Späher', lat.
{haru-)spic-e'm.
rasa- 'Saft', ht. rasa 'Tau'; asi 'du bist', av. ahi, gr.
sl, idg. *esi; mqsa- 'Fleisch', got. mimz, ab. m§so\ asti
'er ist', gr. soxi, lat. est.
Anm. In der anlautenden Verbindung s + Konsonant ist
das s schon in der idg. Grundsprache ein beweglicher Laut ge-
wesen, der fehlen kann. Vgl.
pasyati 'er sieht' gegenüber spas-, lat. specio, ahd. spehön,
idg. "W. {s)pe^-.
tudati 'er stößt', lat. tundo gegenüber got. staidan 'stoßen',
idg. W. {s)tud-.
smarati 'er gedenkt' gegenüber got. maürnan 'sorgen', idg.
W. {s)mer-.
Die W. kar- 'machen' und trä- 'schützen' zeigen im Ai. ein
s in Verbindung mit der Praeposition sam: z.B. sqskrta- 'voll-
kommen', sqsträtum Infin. Nicht in allen Fällen muß diese Doppel-
heit idg. sein, da Doppelformen nach ererbten Mustern neu ge-
schaffen werden konnten. Weiteres s. Wackernagel § 230, 231
und Brugmann, Grundriß 12, 725 ff., sowie Siebs KZ. XXXVII,
277 ff., XXXVIII, 140 ff.
147. Cerell)ralisieriuig des s. Hinter I, ü (e, ö), r, r
und k ist s zu ^ geworden:
snuM- 'Schwiegertochter', gr. vüo?, lat. nnrus (aus
*snusos); su^väpa Perf. von svap- 'schlafen'.
deveSu, agniSu, ^atrvMu u. s. w. Loc. PI. von deva-
§ 147. 148.] Indogermanische Zißchlaute etc. 111
(§ 244), agni- (§ 268), htm- (§ 270) gegenüber haläsu
von um (§ 258).
jö^a- 'Gefallen' zu got. kiiisan 'wählen', gr. YSoojxai
(YSüaxeov).
trSnä 'Durst' zu gr. T£,oao(xai, got. paürsus 'dürr'
(über 71 s. § 83).
pitrhi Loc. PI. von pitar (§ 298) ; varSa- 'Eegen', gr.
ipaiQ.
Beispiele für ks s. § 152. t und th werden hinter
solchem S zu t, tJi, s. § 122. 2, daher Wiati 'er steht', anu-
MMtar- 'Vollfühi'er' zu sthä- 'stehen', vrMi- 'Kegen' (zu
varsa-).
Es ist mögUch, daß die Entwicklung des s zu ^, die
jedenfalls urarisch war (vgl. z. B. av. aspaeSu = aiveSu),
in ihi-en Anfängen in die indog. Grundsprache zui'ück-
reicht: im Slavischen findet sich unter gleichen Bedin-
gungen Übergang des s in eh. S. die Literatur bei
Wackernagel § 203 Anm., ferner Brugmann, Grundriß
r, 727 f., Johansson IF. XIY, 274.
Anm. In einigen Fällen ist s=idg. Is, vgl. bhäs- 'sprechen'
zu lit. baisas ^Stimme', las-ati 'er begehrt', aus *to-fe-afi, red, Bildung
der W. las- (gr. l\.XoLioi>.a\.). Dieser Lautwandel gehört zu „Fortu-
natovs Gesetz", s. § 87.
148. Ausnahmen des Cerebralgesetzes.
a) Xach nasahsiertem I, m findet sich
a) unverändertes s in W. lijs- 'verletzen' Qiisaka
'verletzend'), pus- 'Mann' (§ 337).
ß) 6- in den neutralen Plui'alformen havlU, cakäiiH
(§ S30).'
Die lautgesetzliche Entwicklung scheint in a) vor-
zuliegen, s. Brugmann, Grundriß T, 729, Bartholomae
ZDMG. L, 719 f.
b) Ein unmittelbar darauf folgendes r oder r hindert
die Cerebrahsierung :
112 Lautlehre. [§ 148. 149. 150.
tisras, Dat. tisrbhyas, Gren. tisfnäm 'drei' (Fem., s.
die Zahlwörter).
c) In der A^erbindung von Präposition und Verbum
oder Substantivum sowie in der Komposition ist öfter
das anlautende s des Verbum oder Substantivum simplex
restituiert: neben regelmäßigem ahhi-Sic- 'begießen' (zu
sie-), amiMhä- 'folgen' (zu sthä-), viSama- 'unähnlich' (zu
sama-) u. dgl. sagt man z. B. prati-sad- 'sich entsetzen',
vi-stara- 'Weitschweifigkeit', näu-stlia- 'im Schiffe be-
findUch'. Näheres bei Wackernagel § 204. Whitney
§ 185 — 188.
d) Umgekehrt konnte durch Übertragung ein ^ auch
an falsche Stelle kommen, z. B.
ava-Stamhh- 'stützen' nach vi-Manihh- 'stützen' zu
stamhh-; ahhy-aMhät (3. S. Aor.) nach abhi-Uhä- 'auf
etwas treten' zu sthä-.
Über die W. Wfiv- 'spucken' s. § 114, Anm. 1.
149. Vor c (idg. q) wurde s zu i:
Jcahid 'irgend jemand' aus kas + cid.
Anm. Idg. s ist ferner durch s vertreten in
svosttra- 'Schwiegervater' aus *svasura-, gr. ^xupo;, \a,t. socer,
idg. *suehiro- ; sanvant- 'immer wieder erscheinend' aus *sa-svant-
(Praeposition sa-)\ smasru- 'Bart', lit. smakrä.
Es handelt sich hierbei offenbar um Assimilation des An-
lautes an das s der folgenden Silbe.
Über weitere Besonderheiten in der Vertretung des s vgl.
■Wackernagel § 197, Bartholomae ZDMG. L, 718.
150. Idg. SS. Wenn das auslautende s oder S einer
Yerbalwurzel mit dem anlautenden s einer Yerbal-
endung zusammenstieß, so entstand nicht .55 oder S§,
sondern ts und M, vgl.
vatsyati 3. S. Fut. von ras- 'wohnen'.
dvekU 2. S. Praes. von dviS- 'hassen' (1. S. dveSmi).
Der Lautwandel ist nicht genügend aufgeklärt; es
begegnet z. B. auch §ässi 2. S. Präs. von iäs- 'befehlen',
§ 150. 151. 152.] Indogermanische Zischlaute etc. 113
ferner in der Deklination manähsu, haviMu von manas-,
havtö- (s. § 187); ja in asi 'du bist' ^ av. ahi, gr. et,
idg. *esi ist ss schon in uiidg. Zeit vereinfacht. Näheres
s. bei Brugmann P 734 und in der dort verzeichneten
Literatur , sowie Bartholomae ZDMGr. L, 710 f. Über
ai. 5, ^ + dli, hli s. § 158.
151. Idg. sk und shh scheinen über U bezw. Uli zu
cell (im Anlaut cli) geworden zu sein:
sk: gacchati 'er kommt', qn. jasaiti, gr. ßdaxü), idg.
*gmsfi-eti\ icchati 'er wünscht' aus H{s)sk-, ahd. eisca
'Forderung'. Über diese Inchoativbildungen vgl. auch
§ 460.
chäyä 'Schatten', av. a-saya- 'schattenlos', zu gr. axid,
got. sJieinan, "W. skei-.
skh: cJiid- 'spalten' av. sid-, gr. oyiC^oy, lat. scindo,
idg. *skhid-.
Die Lautgruppe ksk ergibt dasselbe Resultat, vgl.
prcch-ati 'er fragt', av. pdr^saiti, lat. poscü aus *prk-sk-
eti zur W. j)rek- (lat. precor),
Anm. Es läßt sich nicht ganz sicher entscheiden, ob ai.
ch- immer auf s^ ißih) zurückgeht; icchati und chid- könnten mit
Rücksicht auf lit. jeszkoti 'suchen' und lit. skedzu 'ich scheide'
auch auf Hsq{h)- und *sqhid- zurückgeführt werden. Vgl. darüber
Uhlenbeck, Sanskrit Phonetics S. 67 f. Wackernagel § 131. b.
132—134, sowie § 133, Anm. Das dem Ai, nächstverwandte
Avestische spricht für palatalen Ursprung des ai. {c)ch. Bartho-
lomae, Stud. 2, 1 ff. nimmt übrigens für die ai. Inchoativbildung
gkh, nicht si an, was jedoch wegen des Griechischen Schwierig-
keiten macht: chid- = o^^iCoj neben chäyä = oxia würde im
Griechischen *ßdo-/a) u. s. w. erwarten lassen; über andere Gründe,
die gegen Bartholomae sprechen, s. Wackernagel § 134, W. Foy
KZ. XXXVII, 534.
152. Yerbindung von Palatalen und Gutturalen
mit s. Ai, k, c, §, g, j, gh, h + s ergeben alle in gleicher
AVeise M:
ai. k (c) + s (= idg, q(^)s): vakSi 'du redest', zu
vacmi (1. P,), vakti (3, P.), W, vac-.
Thumb, Altindische Grammatik. 8
114 Lautlehre. [§ 152. 153.
ai. 6' + 5 (= idg. fis): vciMi 'du willst', zu va§mi
(1. P.), W. va§-; diUu Lok. PI. von dii- 'Gegend'.
ai. g ij) + s (idg. q{if)s, ks) : yöMyämi Fut. von yuj-
'verbinden' (g, vgl. auch yiiga- 'Joch'); märMyämi Fut.
von mrj- (g, s. § 135).
ai. gh, h + s (idg. Form s. § 153) : dliöMyämi Futur
von duJi- (mit idg. gh) ; röMyämi Futur von ruh- (mit
idg. gh).
153. Wie die Beispiele in § 152 zeigen, sind also in
der Verbindung mit s die idg. Palatale und Velare
unterschiedslos zusammengefallen: dieser Zusammenfall
ist zusammen mit der mehrdeutigen Natur des ai. j und
h die Ursache der in § 134 f. besprochenen gelegenthchen
Vermischung der beiden Reihen. Im Iranischen sind
dagegen ks (= S) und qs (= yß) auseinandergehalten,
vgl. vaH 'du willst' = ai. vaMi, aber vayßyä = ai. vah-
Syämi 'ich werde sagen'. Daher kann mit Hilfe des Ira-
nischen entschieden werden, ob ai. M = idg. ks oder qs
ist: dakUna- 'rechts' = av. daUna (gr. Se^ioc;) geht dem-
nach auf ^s, kSatra- = ap. yßatra-, Mira- 'Milch' = av. yStra
auf qs zurück. Ferner ist zu bemerken, daß die tönen-
den Laute g, j, h {gh) das gleiche Resultat wie die ton-
losen k, c, J ergeben. Schon in uridg. Zeit waren wohl
die Mediae vor s zu Tenues geworden. Dagegen ist M
= gh, h -\- s m anderer Weise zustande gekommen (d. h.
nicht etwa Fortsetzung von uridg. ks, qs), wie das Ave-
stische zeigt: idg. gh [ai. h] + s und gh [ai. gh, h] + s
ergaben zunächst die stimmhaften aspirierten Laut-
gi'uppen gzh und gzh nach demselben Gesetz,^ wonach
gh -\- t zu gdh wurde (§ 143) ; das Iranische bewahrt
nämhch (im Gegensatz zu ai. M) den sthnmhaften Cha-
' Man nennt es nach seinem Entdecker 'Bartholomae's Aspi-
ratengesetz'. "Wegen der Einzelheiten sei auf Brugmann, Grundr.
12, 625 £f., 724, 730, 733, 737 verwiesen.
§ 153. 154. 155.] Indogermanische Zischlaute etc. 115
r akter jener Lautungen: gzh wurde zu av. z, qzh zu av.
•^z (wobei nur die Aspiration eingebüßt wurde). Außer-
dem ermögbcht uns auch hier wieder das Avestische, die
beiden A:-Reihen {g und q) auseinanderzuhalten, während
in ai. M sowohl die beiden Ä;-E,eihen, wie auch die aspi-
rierten und unaspii-ierten Laute völlig zusammengefallen
sind. Vgl. auch § 155.
154. Unregelmäßigkeiten in der Verbindung
von Palatal + s. Wie diS + su (Loc. PI.) nach § 152 f.
zu diMu führte, so müßte zu viS- 'Ort' der gleiche Kasus
regelrecht vikM lauten; diese Form findet sich jedoch
nui' noch in der vedischen Sprache: im klassischen
Sanskrit heißt es vitsii'^ zu räj- (idg. *reg-) 'König' ent-
sprechend rätsu. Der Cerebral ist aus den Kasus mit
hh (vidhhis) eingeführt, wo er lautgesetzhch berechtigt
war (s. § 141).
Umgekehrt haben die lautgesetzhchen Formen diMu
von diS-, drMu von -dr§- 'aussehend wie' und siwkhi von
-spr^- 'berührend' veranlaßt, daß vor hh der lautgesetz-
liche Cerebral durch den Guttural ersetzt wurde: also
dighhis, drghJiis u. s. w. (statt *didbhis u. s. w.).
155. Terbinduug- von Lalbialen und Dentalen mit s.
p-s, t-s bleiben unverändert; hh-s wii'd ps\ d-s, dh-s
wird ts:
d-s: patsu Loc. PI. von p)äd- 'Fuß'.
dh-s: hhötsyate 3. S. Futur Med. zu hudh- (wegen
des Anlauts s. § 137).
hh-s: lapsyate Futur zu lahh- 'erlangen'.
Anm. 1. Auch in den Verbindungen dh-s, hh-s muß als idg.
(und urarische) Grundform dzh, hzh angesetzt werden und zwar
wieder wegen der stimmhaften Vertretung im Iranischen (vgl.
§ 153). Daß übrigens der Übergang von urar. dzh, bzh und gzh
in fe, ps, ks relativ jung war, ergibt sich aus dem Aspiratengesetz
(§ 137 Anm.). Vgl. auch Johansson IF. XIV, 298.
Anm. 2. Über gelegentliche Umwandlungen von ps, ts und
ks in Wörtern mittehndischer Lautform s. "Wackernagel § 135.
116 Lautlehre. [§156.
156. Sonstige Entstehung des ai. A-^. Nach § 152 f.
entspricht das ai. kS einem idg. ks oder qs. Wie aber
vor allem das Griechische zeigt, ist der etymologische
Wert des ai. M bisweilen ein anderer. Denn wälu'end
in den schon genannten Fällen oder z. B. in raM-
'schützen' =■■ gv. ali^ia, kMra- 'ätzend' = gr. ^ripoc,
dem ai. M ein gr. ^ entspricht, haben mehrere kS im
Griechischen andere Entsprechungen:
1. ai. kS, iran. s oder yß (je nachdem idg. k oder q
vorHegt) ist gr. xx.
a) W. kSi- 'wohnen', z. B. in käiti- 'Wohnung', av. Hü-,
gr. XTi-ai?, XTi-CoD.
aksi- 'Auge', av. aU, gr. (boeot.) oxxaXXo? ; W. taM-
'behauen, bearbeiten', taMan- 'Zimmermann', av. taSan-
'Bildner', gr. textwv (vgl. auch lat. texo und ahd. dehsala
'Beil, Axt').
b) AV. Man- 'verletzen', apers. a-yßata 'unverletzt',
gr. xieivo), xTivvi)[ii; W. kU- 'herrschen', kMy-ati 'er
herrscht', kkitra- 'Herrschaft', av. •ßayeHi 'er herrscht',
y^Satra- 'Herrschaft', gr. xTdo|xai.
2. ai. kS, ir. § oder yß (s. u. 1) = gr. yß, cpö.
a) 7'akSas 'Beschädigung, Unhold', av. raSö 'Qual',
wahrscheinhch zu gr. ipiyßto.
b) W. Mi- 'vernichten', ksiü- 'Vernichtung, Unter-
gang', av. yßyö Gen. 'des Hinschwindens', gr. cpöivw,
3. ai. M entspricht zwar wie in 2. einem gr. ^6, 9Ö,
ist aber im Ii-anischen durch tönende Laute -svieder-
gegeben.
a) (ved.) Mam- 'Erde', gr. /Öc&v, ^(Öov-o? (vgl. auch
yßa[i-ak6z), av. zdm- (vgl. auch ht. zeme).
b) Mar-ati 'fließt, zerrinnt', gr. cpÖeipto, av. vt-'^ia-
rayeHi 'er läßt überfließen'.
Welche idg. Lautgruppen diesen Entsprechungen zu
gründe liegen, läßt sich nicht mit Sicherheit bestimmen;
§ 156. 157.] Indogermanische Zischlaute etc. 117
Brugmanu, Grundriß 1\ 790 f. setzt als „Notbehelfe" für
1) kp und qp, für 2) fcph und qpli, für 3) gäh und gdh
an. Vgl. auch Wackernagel § 209 (wo weitere Literatur).
157. Verbindungen des kS mit s, Labialen und
Dentalen. Für die Flexion von Wurzeln, welche auf
ks endigen, gelten folgende Regeln:
1. k^ + s = M: cakM 'du siehst' aus caM + se.
2. M + hh = cjhh : kidbhis Instr. PI. von "^SakS 'sechs'
(gr. 1^, lat. sex). Darnach im Loc. PI. Satsu statt des
nach 1) zu erw^artenden HaMu (wie vitsu st. viksu, vgl.
§ 154).
3. /c^ 4- ^ = U: caMe 'er sieht' (von caM-).
Das kS scheint also wie ein einfaches s behandelt zu
sein. Bereits in urindischer Zeit war der Zischlaut aus-
gedrängt worden. Dieses Gesetz, w^onach ein Zischlaut
zwischen Explosiven schwand \ gilt für alle in Betracht
kommenden Lautgruppen, vgl. z. B. utthita- 'aufgestanden'
aus ud + dliita\ es findet besonders Anwendung beim
athematischen s-Aorist (§ 545 ff. 550), vgl. z. B. alipta aus
*ali2)sta oder abhaktet 3. S. Med. Aor. aus *a-hJiak-S-ta
zur 3. PI. (ved.) alipsata von lij)- 'beschmieren', bezw.
zur 1. S. a-hhakU von hhaj- {q) 'zuteilen'.
Wenn nun entsprechend der letzten Form aus ^caM
+ te nicht *caMe, sondern caMe entstanden ist, so muß
für diese und andere Wurzeln mit gleicher Lautbehand-
lung ursprüngliches ks angesetzt w^erden: kst ergab zu-
nächst kt und dieses (nach § 139) St (während qst über
qt zu kt wurde). Somit erhalten wir auch innerhalb des
Ai. selbst die Möghchkeit, für k^ unter gewissen Umständen
(d. h. in Verbindung mit t) zu entscheiden, ob idg. ks oder
qs vorliegt.
1 Über einen weiteren Fall der Ausdrängung eines s s. die
Flexion von pum^s 'Mann'.
118 Lautlehre. [§ 157. 158,
4. Bei kä [d. i. idg. ks, qs] + d{h) ist nach § 141
und 158 schon uridg. entweder gzdQi) oder gzd(Ii) vor-
auszusetzen; daraus entstand durch Ausdränguug des 2
entweder a) gd(h) oder b) gd{Jt) (anders Brugmann, Grund-
riß P, 562. 734); die weitere Behandkmg dieser Laut-
gruppen ergibt sich aus § 141. Darnach also:
a) Söda§a '16' aus *SaM (idg. *sefcs) -f- daSa.
Södhä 'sechsfach' aus *SaJ{S + dhä.
Anm. Daneben auch faddhä durch Neukomposition au»
sas (Nom. sat, Instr. PI. mdbhis u. s. w.) und dhä. Diese Neuerung
findet sich regelmäßig bei den Verben auf ks, die also wie Verba
auf s (§ 158. 2.) behandelt werden : z. B. a-caddhvam 2. PI. Impf.
Med. 'ihr sähet' von caks-.
b) jagdin 2. S. Imper. von jaM- essen, das als re-
dupliziertes Präsens der W. glias- aus *ja-g]i(a)s- ent-
standen ist.
158. Idg. z. Der tönende Zischlaut z entstand öfter,
wie die vorigen §§ zeigten, in einer Gruppe stimmhafter
Konsonanten : er ist in der idg. Grundsprache überhaupt
an solche gebunden und findet sich am häufigsten vor
stimmhafter Explosiva, vgl. z. B. ^mezfj- 'tauchen', lit.
mazgöti 'waschen' (lat. mergo). Dieses z ist im Ai. in
verschiedener Weise behandelt worden.
1. Es assimilierte sich ohne weiteres an den folgen-
den Konsonanten: niajjati 'er sinkt unter' aus*mazj-ati.
Anm. Die nichtpalatalisierte Lautgruppe zg ist dg geworden,
vgl. madgu- 'ein Wasservogel', zu niajjati.
2. Es ging in folgenden Dental auf, wenn möghch,
mit Ersatzdehnung des vorhergehenden Vokals. Dabei
ist zu bemerken, daß zunächst auch z unter denselben
Bedingungen zu z wurde wie s zu S (§ 147).
a) ädhve 2. PL Med. 'ihr sitzt' aus *äz-dhve zu ös-
(s. § 484. 3).
edhi Ö. S. Imper. 'sei' aus *az-dhi, W. as- (§ 489).
b) zd(}i) wurde zd(li) und fiel in seiner weiteren Be-
§ 158. 159. 160.] Die Gesetze des Auslautes. Der Sandhi. 119
hancllung mit ursprünglichem gdQi) zusammen (§ 141) ;
z. B. midlia- 'Kampfpreis' aus *miMha-, cf. av. niiMd-m
'Lohn', gl-. fxioÖoc, got. mizclö, idg. *müdho-s.
In der Yerbalflexion ergibt jedoch der Wurzelaus-
laut S + dh (d. h. idg. zdh, urar. Mh) die Lautgruppe ddh
(ohne Dehnung), z. B. dviddlii 'hasse' von dvü-. Zur
Erklärung vgl. § 141 Anm.
3. Vor den Kasusendungen mit hh ist wurzelaus-
lautendes 8, d. h. urar. | (= idg. z), zu d geworden: dvid-
hhis Listr. PI. von duiS- 'hassend'. (Von hier aus drang
der Cerebral auch in den Loc. PI. dvitsu ein, s. § 154).
Über die gleichen Casus der Paradigmen manas-
liaviS- und caMiiS- s. § 187.
Anm. Entsprechend dem "Wandel ibh {=s + bh) in dbh
erwartet man für zbh (=s + bh) ein dbh; es liegt in der vedischen
Sprache vor, z. B. in mädbhis Instr. PI. von mäs- 'Monat' (im
Sanskrit gebraucht man dafür mäsa-); näheres über dieses dbh
und dbh bei Bartholomae ZDMG. L, 703 ff.
X. Kapitel.
Die Gesetze des Auslautes. Der Sandhi.
169. Literatur. Brugmann, Grundriß 12, 875 ff. Kurze vgl.
Gramm. S. 259. Whitney § 125 ff. Wackernagel § 258 ff.
160. Beim natürlichen Sprechen ist nicht das ein-
zelne Wort, sondern der Satz, bezw. eine durch gemein-
same Exspiration verbundene Gruppe von Wörtern die
gegebene phonetische Einheit. Daher liegt in phonetischer
Hinsicht kein Grund vor, daß an der Verbindungsstelle
zweier Wörter andere Gesetze gelten sollten als im Inlaut.
So wurde z. B. das auslautende v des giiech. Artikels nicht
anders behandelt als im Lilaut; wie im Inlaut altgriech.
VTC zu [XTc, vx zu yx wird (e|jtTroi£a), k-CAOxKiOi), so wurde
120 Lautlehre. [§ 160. 161.
auch T7][x TToXiv, Toy x6a|xov gesprochen u. dgl. (wie die
Schreibung der Inschriften zeigt). Nur im 'absoluten'
Auslaut, d. h. vor einer Sprechpause ('in pausa'), und
im absoluten Anlaut, also nach einer Sprechpause, treten
phonetische Verhältnisse ein, welche eine vom Inlaut ab-
weichende Behandlung der Laute bedingen. Daher gelten
besondere Gesetze für den Auslaut und Anlaut; die
letzteren treten jedoch sehr in den Hintergrund, während
die 'Auslautsgesetze' für das lautgeschichthche Verständ-
nis der meisten Sprachen von grolier Bedeutung sind.
Nicht jede schriftlich überlieferte Sprache bringt die im
Auslaut und bei der Wortfügung gesprochenen Laut-
formen orthographisch zum Ausdruck: während z. B.
unsere mittelhochdeutschen Texte die Auslautsform tac
in der Schrift von tages unterscheiden, schreiben wir
heute ohne Unterschied tag — tages \ ebenso ist im Alt-
griech. T7]V tuoXiv, tov x6a|jtov u. s. w. die übUche
Schreibung. Das Sanskrit ist dagegen in der Darstellung
dieser Unterschiede sehr genau, sowohl hinsichtlich des
'absoluten' Auslautes wie der Wortverbindung im Satz.
Natürlich ist die ai. Auslautsform von der uridg. abzu-
leiten. Auch für die Grundsprache galten besondere
Gesetze des Auslauts : aus ai. aMmt 'acht' und got. ahtau
gegenüber ai. (ved.) aHä, griech. oxko, lat. odö ergeben
sich z. B. zwei idg. Grundformen, *okt6ii und *oM6, von
denen die zweite vermutlich unter gewissen, für uns aller-
dings nicht melu' sicher erkennbaren Bedingungen der
Stellung im Satz entstanden ist.
a) Der absolute Auslaut im Ai.
161. LTnverändert bleiben im absoluten Auslaut
die Vokale und Diphthonge, sowie die Konsonanten -m
und -n, z. B: indra 'o Indra', häle 'o Mädchen', agnäu
'im Feuer', dev'im (Acc.) 'Göttin', räjau 'o König''
§ 162—165.] Die Gesetze des Auslautes. Der Sandhi. 121
162. Tenues aspiratae, Mediae und Mediae aspi-
rata6 erscheinen als Tenues; die Aspiration wird ein-
gebüßt. Da nur im Nom. Acc. Sing. n. und im Voc.
Sing, dieser Fall eintritt, so sind die Belege selten:
kaini zum Stamme hapiih- 'männliches GHed', dvipat
zum Stamme dvipad- 'zweifüßig', ahlmt zu dbudh- 'un-
verständig' (vgl. auch § 137).
163. Da der Palatal c der Vertreter eines k vor
hellem Vokal ist (§ 132), so kann er im Auslaut natür-
lich nicht vorkommen. Es erscheint vielmehr k für c :
'prak Nom. S. n. 'vorwärtsgerichtet' zum Stamme
iwäc-,
164. Yisarga. Idg. s und r w^urden im Auslaut zu
Visarga :
a) (dvcüi (Nom. S.) 'Pferd', idg. *e^-Mos; (dväh (Nom.
PL) 'Pferde', idg. ""ekuos; agnih (Nom. S.) 'Feuer', agmh
(Gen. S.); kdruli (Nom. S.) 'Feind', kdroli (Gen.); gäuh
(Nom. S.) 'Rind'.
b) pitah '0 Vater', idg. ""pdier (gr. Trcttep); pimah
(d. i. = punar) 'wieder'.
165. Konsonantengruppen werden im Auslaut bis
auf den ersten Konsonant vereinfacht :
äbliaran aus *ehheront 'sie trugen'; hliavan (Voc. S.)
von hhavant- 'seiend'.
h-eyän (Nom. S.) von ireyq^s- 'besser'; ahän (Acc.
PI.) von aha- 'Pferd', idg. *ehions.
akar (akah) 2. 3. Sing. Aor. (§ 538 Anm.) 'er machte'
aus *a-kar-s bezw. *a-kar-t.
Am häufigsten hegt eine ursprünghche Konsonanten-
verbindung vor in der Bildung des Nominativ Sing,
mit s. Hierbei ist zu bemerken, daß Konsonant + s im
Ai. (bezw. Idg.) schon vor der Vereinfachung der Kon-
sonantengruppen manche Umbildung erfahren hatte (vgl.
§ 152 ff.).
122 Lautlehre. [§165.
1. Einfacher Konsonant + s.
a) cUvatät, iclg. *clekiotäts 'Gottheit', zum Stamme
devatät-, vgl. gr. Ösoty]?; j^ät, idg. *2^öts 'Fuß', zum
Stamme päd-, vgl. gr. (dor.) tcü)?.
välc, idg. Hiöqs (lat. vox) 'Stimme', zum Stamme väc-.
diJi, idg. *diks 'Gegend', zum Stamme di§-.
srak 'Kranz', zum Stamme sraj-\ hhü-ak (idg. -ks)
'Arzt', zum Stamme hhikij- (j == idg. g)\ vanik (idg. -ks
oder -qs) 'Kaufmann', zum Stamme vanij- (j = idg. g
oder g?).
dhruk (idg. -ks) 'Unhold', zum Stamme druh- (h =
idg. gJi).
b) Da ks und qs im Ai. zusammengefallen sind (§ 153),
so müßten alle auf c, j, i, h ausgehenden Stämme ihi'en
Nominativ mit k bilden; denn c, j, i, h + s ergeben alle
in gleicher Weise kS. Wie aber bereits oben gezeigt
worden ist, erfährt die Verbindung von §, j, h (= idg.
k, g, gli) + s oft eine andere Behandlung, d. h. es ent-
stand ts (statt ks)\ im Auslaut muß daraus t werden.
So ISTom. S. vit (viS-) 'Ort', s^jcit (sjjas-) 'spähend', rät
(räj-) 'König', -vät {-väli-) 'führend', -sät (-sah-) 'über-
wältigend'. Die regelmäßige Behandlung (-k aus -kS)
findet sich dagegen bei -dr§- 'sehend' (vgl. auch tädrk
Nom. Sing, 'ein solcher' von tädrS-), -S2)rs- 'berührend'
und -sprli- 'begehrend'.
Ebenso müßte das Zahlwort '6', idg. ^s{ii)eks, eigent-
lich im Nom. *Mk lauten (me dik von di^-), heißt aber
Mt (wie vit).
c) Auch das auslautende -^ + s ergiebt t, z. B. dvit
Nom. S. m. von dvls- 'hassend'. Vgl. dazu die Behandlung
des inlautenden ^ vor 5 § 150 und 158. 3.
Das t von b) und c) ist offenbar eine junge (ai.) Neubildung
die von den Formen des Inlauts [vitsu, vidbhis, dvitsu, dvidbhis
u. s. w.) ausgegangen ist.
§165.166.] Die Gesetze des Auslautes. Der Sandhi. 123
Es ergibt sich somit für a) — c) die praktische Regel,
daß der Nominativ Sing, der Konsonantstämme gewonnen wird,
wenn man im Lokativ PI. die Endung -su abstreicht.
2. Konsonantengruppe + s.
hharan (Nom. S.) 'tragend' aus *hharants (Stamm
hJiarant-), vgl. lat. ferens, got. hairands, idg. *hlieronts\
mahän 'groß' aus *mahä)its.
prän 'vorwärts' aus *j;räwAf zum Stamme präfic-.
r + Verschlußlaut bleibt jedoch in diesem Falle un-
gestört, d. h. es fällt nur das Nominativ-s ab :
' siüiärt 'ein gutes Herz besitzend' aus *suliärts (zum
Stamme hrd-).
Anm. 1. "Wie sich -s (idg. -i) im reinen Auslaut (d. h. ohne
folgendes -s) verhält, ist unklar. Wackernagel § 149 nimmt -t
an; vgl. jedoch Bartholomae ZDMG. L, 702 ff. Das t kann vom
Inlaut bezogen sein ; die neutralen Formen -drk, -sprk sind mehr-
deutig, da sie den masculinen Formen -drk, -sprk (s. oben) nach-
gebildet sein können.
Anm. 2. In der 3. S. Aor. aprät (RV.) 'er fragte' zu prcchati
'er fragt' (s. über dieses Praesens § 460) liegt idg. ht vor {*epre^t,
W. prell-, ai. pras-, über die Aoristbildung s. §545 f.). -fist ergab
also dasselbe, was -^s in sat, vit u. s. w. Während aber in den
letzten Fällen t aus den feÄ-Kasus erklärt werden kann (in denen
Cerebral nach § 157 Regel ist), versagt die Erklärung für aprät
statt *apräk; sie versagt auch, wenn man die Zwischenstufen
*epre^t {nach § 157.3) *apräU *apräs annimmt, denn auch der
Nom. Sing, dvit (zu dvis-) ist erst durch die JA-Kasus bedingt (s.
oben). Vielleicht ist aprät durch den Sandhi vor hh, d, dh her-
vorgerufen, indem aus *apräs bhrätäram u. ähnl. Verbindungen
apräd entstand, worauf diese Form in den absoluten Auslaut
gelangte.
b) Sandhi.
166. Die ai. Grammatiker haben die Regeln des
Sandhi (sqdhi-), d. h. die 'Verbindung der Wörter im
Satz' (s. § 160) auch in der Orthograpliie streng durch-
geführt; dabei ging es freilich nicht ganz ohne Künste-
leien und willkürliches Schematisieren ab : man führte das
124 Lautlehre. [§ 166. 167. 168.
System strenger durch, als durch die lebende Sprache
gefordert wurde.
Die vedische Sprache ist in mancher Beziehung freier und
weicht daher in ihrem Sandhi von dem Sanskrit vielfach ab, s.
Wackernagel § 262.
167. Natürlich galten schon für die idg. Grund-
sprache gewisse Gesetze der Wortverbindung; das ai.
Sandhisystem ist daher teilweise die Fortsetzung von idg.
Sandhi-Gesetzen.
So ist z. B. zu vermuten, daß man bereits in der idg. Grund-
sprache einerseits *tot pehi, andererseits *tod dönom sagte, und
mithin zeigen ai. tat pasu 'dieses Vieh' und tad dänam 'diese
Gabe' keine neuen Gesetze der Wortverbindung.
Da aber der absolute Auslaut, wie er sich speziell
im Ai. entwickelt hat, immer wieder in das Innere des
Satzes übertragen werden kann, so ergeben sich immer
"wdeder neue Wortverbindungen, die neuen, d. h.
speziell ai. Gesetzen folgen. Im Folgenden soll daher
von der altin d. Auslautsform ausgegangen werden: das
empfiehlt sich auch aus praktischen Gründen.
168. Der Satz, daß im Sandhi gleiche Lautgesetze wie im
Inlaute herrschen (s. § 160), gilt nicht unbedingt: denn während
z. B. die Lautgruppe sv im Inlaut unverändert bleibt, folgt -s v-
einer besonderen Regel (s. § 184). Im Kompositum sollte man
jedoch durchaus die Regeln des Inlauts erwarten : da aber Kompo-
sita immer wieder aus den Komponenten neu gebildet werden
können, so werden diese Komponenten im Allgemeinen nach den
Regeln des Sandhi behandelt. Sogar in den Inlaut eines ein-
heithchen Wortes, d. h. in die Fuge von Stamm und Endung,
dringen bisweilen die Sandhiformen ein (§ 187). Dagegen zeigen
manchmal altererbte und festgewordene Komposita vom Sanskrit
abweichende Sandhierscheinungen, die in einer älteren Sprach-
periode lebendig waren und nur aus den Lautgesetzen dieser zu
erklären sind.
§ 169. 170.] Die Gesetze des Auslautes. Der Sandhi. 125
a) y okalverbindiingen.
169. Einfache Vokale bleiben im Auslaut nur dann
unverändert, wenn sie mit Konsonanten zusammen-
stoßen. ZAvei gleiche Vokale verschmelzen in den ent-
sprechenden langen Vokal:
ä + ä zu ä:
nästi = 7ia asti 'er ist nicht'; mayädya = mayä
adya 'von mir heute'; taträslt = tatra äs'it 'dort war er';
rajäsU = räjä äsit 'der König war'.
Kompositum: sihädayah = siha-ädayah 'der Löwe
und die andern Tiere' (über -ädi, -ädayali s. das Wörter-
buch).
I + I zu i:
yadicchet = yadi icchet 'wenn er wünschen sollte';
devlva = devl iva 'wie eine Göttin'; stnMate = stri
iMate 'das Weib betrachtet'.
Kompositum : adlvävara- = adhi-i^vara- 'Oberherr' ;
vlMe == vi-iMe 'ich erforsche'.
w + w zu ü:
sädhüUmi = sädliu uktam 'recht gesprochen';
Satrücatuh = htrii ücatuh 'die beiden Feinde sprachen'.
Kompositum: süMam = su-uktam 'wohlgesprochen'.
170. Ein -ä verschmilzt mit anlautendem I-, ü-, r-,
e- oder äi-, ö- oder äu- zu den Diphthongen e, ö, ar,
fti, äu.
a + I zu e:
vijhäyedam = vijnäya idam 'nachdem er dies er-
kannt hatte'; häUMate = hälä iMate 'das Mädchen be-
trachtet'.
Kompositum : räjendräh = räja-indräh 'König Indra'.
ä + ü zvi ö:
tadöväca = tadä uväca 'dann sprach er'.
Kompositum: hitöjmde^ah = hita-upadeiah 'der
gute Rat'.
126 Lautlehre. [§ 170. 171. 172.
ä + r zu ar:
yatharHh = yathä rSih 'wie ein Weiser'.
Kompositum: maJiarHh = mahä-räih 'ein großer
Weiser'.
Anm. Für ä + i, u, r erwartet man eigentlich Langdiph-
thonge {äi, äu, är). Offenbar hat noch vor der Kontraktion eine
Kürzung vor dem folgenden Vokal stattgefunden, s. Wackernagel
§ 269. b. ß) und 7). Vgl. auch Whitney § 136, 137. In der Ver-
bindung einer Praeposition auf ä mit dem Anlaut r entsteht da-
gegen immer är, z.B. prärcchati = pra rcchati 'er geht voran'.
ä -\- e oder äi zu äi:
drUväiva = drUvä eva 'nachdem er eben gesehen
hatte'; häläikSata = hälä äiMata 'das Mädchen sah'.
Kompositum: ekäikah = eka-ekah 'ein jeder'; lökäi-
ivaryam = löka-äiSvaryam 'Herrschaft über die Welt'.
a + ö oder äu zu äu:
säuSadhih = sä öSadliih 'diese Pflanze'; taväuM-
dhani = tava ätiSadham 'deine Arznei'.
Kompositum: jaläukas- = jala-ökas- 'das Wasser
ijala-) zur Wohnung habend'.
171. Ein -I, -ü, -r wird vor einem ungleichartigen
Vokal oder Diphthong zum entsprechenden Halbvokal
y, V, bezw. r:
ityuväca = iti uväca 'so sprach er'; devyäha = devl
äha 'die Göttin sprach'; madhviva == madhu iva 'wie
Honig'; pibatväuSadham = pibatu äiiSadham 'er soll die
Arznei trinken' ; kartrasti = kartr asti 'es ist tätig',
Kompositum: anvaya- = anu-aya- 'Nachkommen-
schaft'; intrariliam = pitr-artham 'des Vaters wegen'.
172. Auslautende Diphthonge.
1. Auslautendes -e zeigt je nach dem folgenden Vo-
kal verschiedene Behandlung.
a) Das darauf folgende ä- fällt ab (wird apostro-
phiert), wobei e unverändert bleibt: te 'hharan = te
§ 172. 173.] Die Gesetze des Auslautes. Der Sandhi. 127
ahharan 'diese brachten'; sarve 'pi = sarve api 'alle
sogar'. (Über das Zeichen des Apostrophs s. § 49).
b) Vor allen übrigen Vocalen vnrd -e zu -a; der
Hiatus bleibt bestehen: sarva ägatäh = sarve ägatah
'alle (sind) herbeigekommen' ; nagara iha = nagare iha
'in der Stadt hier'.
A n m. Eine Beseitigung des Hiatus durch Kontraktion findet
sich gelegentlich in der älteren (vedischen) Sprache, s. Wacker-
nagel § 268. Das -a ist aus -ai/ (s. u. 2. Anm.) entstanden, das
man für -e + Vokal nach § 76 zunächst erwartet.
2. Auslautendes -ö wird wie -e behandelt:
prahhö 'tra = prahhö atra 'o Mächtiger hier'; pra-
hlt a Uli = prahhö Uli 'o Mächtiger komm'.
Anm. -e und -ö können vor Vokal (außer ä-) auch zu -ap,
-av werden {tayiha = te iha 'diese hier', prabhavihi = prahhö iM)\
doch ist die andere Behandlung üblicher.
3. Auslautendes -äi wird in der Regel -ä, d. h. es
fiel der konsonantische Teil des Diphthonges ab :
tasmäiy) adadät = tasmäi adadät 'er gab ihm';
striyä iiktani = striyäi uktam 'dem Weib (ist) gesagt
worden'.
4. Auslautendes -äu wird in der Regel -äv (seltener
zu -ä) :
täv eva (tä eva) = tau eva 'diese beiden eben'.
173. Unterbleibeii des Sandhi. Auslautende Vo-
kale bleiben vor Vokalen bisweilen unverändert (sie sind
pragrliya- 'gesondert'), nämhch
1. in Interjectionen {ahö 'ach', he, i 'he'),
2. im Nominativ Duahs auf *, ü, e und in verbalen
Dualformen auf e,
3. in der Pronominalform aml (Nom. PI. 'jene').
Weitere Einzelheiten s. bei Whitney § 138 und Wacker-
nagel § 270.
128 Lautlehre. [§ 174. 175.
ß) Verschlußlaute.
174. Nach § 162 kommen hn Auslaut nur die Tenues
http vor; für den Sandhi ist von diesen Auslauts-
formen auszugehen. Sie bleiben im Sandhi vor tonlosen
Lauten im allgemeinen unverändert, werden aber vor
den meisten tönenden Lauten, d. h. vor den Mediae und
Mediae aspiratae, ferner vor r, l, v, y, sowie vor Vokalen
zu Mediae (g d d h):
a) vor tonlosen Lauten (unverändert) :
kadäcittena = liadäcit (d. i. ursprünghches -cid) tena
'einmal durch diesen . . . ' ; tädrkjmruSah 'ein solcher
Mensch'; Satsaritali 'sieben Flüsse'.
b) vor tönenden Konsonanten (zu Mediae):
JädryviceStitam = Mdrk viceMitam 'was für ein Ge-
bahren'; rädhhMate = rät hJiäSate 'der König spricht';
äsldräjä = äsU räjä 'es war ein König'.
c) Vor Vokalen (zu Mediae) :
ahharadannam = dbliarat annam 'er brachte Speise' ;
tädrgannam = tädrk annam 'eine solche Speise'.
K.omi)Ositum: 7iyaMHatadvacäh==nyaJ{-J{rta-tat-vacäh
'das Wort dieses (Mannes) mißachtet habend'.
Anm. Vor Vokalen würde man die Media nicht erwarten,
da ja auch im Inlaut eine Tenuis zwischen Vokalen nicht ver-
ändert wird ; Alter und Ursprung dieser Erscheinung werden ver-
schieden beurteilt, s. Wackernagel § 276 Anm., Bartholomae
ZDMG. L, 725 ff.
175. Auslautende Tenuis wird vor anlautendem
Nasal entweder zur Media oder zu dem der Tenuis
entsprechenden Nasal:
vänmama (vägmama) = vak mama 'meine Stimme';
tanmama (tadmama) = tat mama 'das von mir' ; ycivau'
ni^kräntah = yävat ni^kräntah 'als (er) weggegangen
(war)'.
§ 175—178.] Die Gesetze des Auslautes. Der Sandhi. 129
Kompositum: vämnaya- = väk-maya- 'aus Worten
bestehend' ; rnrnmaya- == mrd-maya- 'aus Lehm gemaclit'.
Anm. Dieser Sandhi ist auch in den echten Inlaut über-
tragen worden, z. B. anna- 'gegessen' aus *ad-na-., s. Wackernagel
§ 164. 176, Brugmann, Grundr. I2, 643. Anders Bartholomae,
ZDMG. L, 712 f. Ygl. auch § 120.
176. Der auslautende Dental Avird an den folgen-
den Konsonanten assimiliert, wenn dieser ist:
1. ein i^alataler Versclalußlaut : tävacca = tävat ca
'und inzwischen' ; tajjivitam = tat jwitam 'dieses Leben'.
Kompositum: vidvajjanäh (PL) = vidvat-janäh 'die
gelehi'ten Leute'.
2. ein Cerebral: atädayaddindimam = atädayat
dindimam 'er schlug die Trommel'.
3. ein l: lyräkarscdlaiHinäm'bhasi == iwäkar^at lavana-
amhliasi 'er schleppte (es) in der Salzflut'.
Dental + S ergibt ccJi:
tacchrutvä = tat trutvä 'nachdem er das gehört
hatte'.
Kompositum: uccluita- = tit-hita- 'erhaben, hoch'.
Zur Erklärung dieses Sandhi vgl. Wackernagel § 278. a. Bei
3. ist auch der anlautende Konsonant verändert; ebenso wird
anlautendes ch nach vorhergehendem kurzem Vokal sowie nach
der Praeposition ä und der Negation mä zu cch: chatracchayä
= chatra-chayä 'des Schirmes Schatten', äcchinatti = ä-chinatti
'er nimmt weg'.
177. Vor h- muß auslautende Tennis zur Media
werden, da h nach § 54. 2 ein tönender Laut ist; hinter
der Media wird statt h in der Regel die entsprechende
Media aspirata geschrieben:
taddlii = tat In 'denn das'; tädrgghavih = tädrk
JiavHi 'eine solche Opferspeise'.
Y) Nasale.
178. Im absoluten Auslaut sind alle Nasale außer
n möglich; häufig sind jedoch nur m und n. Die aus-
Thumb, Altindisclie Grammatik. 9
130 Lautlehre. [§ 178. 179. 180.
lautenden Nasale bleiben im allgemeinen unverändert
vor vokalischem Anlaut; wenn jedoch dem auslautenden
n (w, n) ein kurzer Vokal vorhergeht, so wird der Nasal
verdoppelt: ahharanniha = ahharan ilia 'sie brachten
hierher'; pratyardmste = pratymd äste 'er sitzt gegen
Westen'.
179. Auslautendes n bleibt ferner unverändert vor
Gutturalen und Labialen, d und dh, sowie vor y, v, r,
S, s und h, z. B. tänhhayavyäJiiditän 'diese von Furcht
erfüllten', tänsihän 'diese Löwen' (Acc). Vor ^, s kann
auch ein t eingeschoben werden : tänkit oder tänWat 'diese
sechs'.
n wird dagegen:
1. zu 71 vor einem j und J:
tänjanän = tän janän 'diese Leute' ; tähiatrün 'diese
Feinde'.
Das ^ kann in diesem Fall auch zu cli werden:
tänchatrün.
2. zu n vor einem d oder dh:
tändamharän = tän dambarän 'dieses Lärmen'.
3. zu l vor einem l unter NasaHerung des vorher-
gehenden Vokals (über das Zeichen der Nasaherung vgl.
§ 54. 2.) : tqllöJxän = tän löMn 'diese Welten'.
180. Einschie^img eines Zischlautes. Zwischen
ein -n und einen anlautenden tonlosen Palatal, Cere-
bral oder Dental \drd der entsprechende Zischlaut 0,
$, s) eingeschoben; der Nasal wird zu Anusvära (s. § 81).
1. -n c- zu -Je-:
gacchqka = gacchan ca 'und gehend'; kasmjßcid =
kasmin cid 'in irgend einem . . . ' ; vrBclkhittvä = vrMän
chittvä 'nachdem er die Bäume abgehauen hatte'.
2. -n t- zu -Jt- (sehr selten) :
tq^tawkän == tän timkän 'diese Meißel' (Acc. PL).
§ 180. 181.] Die Gesetze des Auslautes. Der Sandhi. 131
3. -n t- zu -^st-:
iccliqstatra == icchan tatra 'wünschend dort'; kdr^s-
tatra = htrün tatra 'Feinde dort'.
Anm. Der 'eingeschobene' Zischlaut ist in den meisten
Fällen ein aus älterer Zeit bewahrtes, ursprüngliche^, s : gacchan,
vrksän, §atrtm sind aus *gacchants, *vrksäns, *satrüns hervorge-
gangen (vgl. die Flexionslehre); das s dieser Formen ist dann
dem folgenden Cerebral oder Palatal assimiliert worden (nach
§ 183). Zum Verständnis des ai. Sandhi ist also von einer vorind.
Sandhiform auszugehen: sie wurde festgehalten, während der
absolute Auslaut andere "Wege ging. Da nun neben einem -n in
Pausa sehr häufig ein -ns im Sandhi erschien, so wurde der Fall
verallgemeinert, d. h. der Zischlaut wurde auch da eingeschoben,
wo er etymologisch nicht berechtigt ist, z. B. in hasmiscid oder
abharqstatra == ahharan tatra u. s. w. (anders Johansson IP.
XIV, 338 f.). In der älteren (vedischen) Sprache ist diese Regel
noch nicht durchgeführt.
181. Ein auslautendes -m kann vor jedem Konso-
nanten zu Anusvära werden, und dies ist auch das Ge-
wöhnHche ; vor y, l, r, v und vor den Zischlauten (ein-
schließhch h) muß Anusvära eintreten. Vor Explosiv-
lauten kann der entsprechende Nasal geschrieben werden.
1. Anusvära:
tqkavim = tarn kavim 'diesen Dichter'; uktqca =
uMam ca 'und es (ist) gesagt (worden)'; evqtasya =
evam tasya 'eben dieses (Gen.) . . . '; tqyuvänam = tarn
yuvänam 'diesen Jüngling'; pürvqsaüvani = imrvam
sattvam 'das frühere Wesen'.
Kompositum : sqgati- = sam-gati- 'Zusammenkunft' ;
sqtrasta = sam-trasta 'erschi-eckt' ; sqbandha- = sam-
handha- 'Verbindung' ; sqsära- = sam-sära- 'der Lebens-
lauf'.
2. Partielle Assimilation:
imawJiiimäram (oder imq h) == imam Jcumäram
'diesen Knaben'; tandaridram (oder tq d.) = tarn dari-
dram 'diesen Armen'.
9*
132 Lautlehre. [§ 181—184.
Der Gebrauch des Anusvära bei 2. ist ziemlich junge Ver-
allgemeinerung der Sandhiform, die vor Zischlauten und /;, y,
>•, l, V erscheint.
8) Auslautendes s.
182. Kacli § 164 wdi-d s im absoluten Auslaut zu
Yisarga. Dieser bleibt unverändert vor tonlosem La-
bial oder Guttural und vor den Zischlauten §, S, s :
2mrusah l:hanaü 'der Mensch gräbt'; hyälaJi j:>ra^i-
rasati 'der Schakal wohnt'; rSeh sihjali 'des Sehers
Schüler'; mamih svayam 'der Mann selbst'.
Kompositum: nihsarati 'er geht hervor'.
Anm. 1. Die Praefixe nis- und dus- lauten in der Kompo-
sition nis- und dus- vor folgendem k{h'), p(Ji.), z.B. nisputra- 'sohnlos",
dußrta- 'übel getan'; vgl. dazu § 147 und 186.
Anm. 2. Vor einem Zischlaut kann statt Visarga auch der
entsprechende Zischlaut geschrieben werden, z. B. indras-sürah
neben indrah äürah 'Held Indra'.
183. Für alle übrigen Fälle ist nicht vom Yisarga,
sondern von dem ursprünglichen -s auszugehen. Es bleibt
unverändert vor einem tonlosen Dental: hälästuSyanti
'die Knaben freuen sich'; kitrustuäpati 'der Feind
freut sich'.
Vor einem tonlosen Palatal oder Cerebral wird ;.• zu
6- bezw. S:
mrtaka = mrtas ca 'und der Sterbliche'; paraki^-
UmTiaha = parahis tawkas ca 'Beil und Axt'.
Kompositum: niScaya- 'Entscheidung'. Ygl. auch
§ 149.
184. Yor den tönenden Konsonanten (mit
Einschluß der Yokale und des h) vdvä. s verschieden
behandelt, je nach dem ein a oder ein anderer Yokal
vorhergeht.
1. Nach einem Yokal außer a ^\'ird -s zu -r:
agniriva = agnih iva 'vde Feuer'; htnirharati =
htnüi Jiarati 'der Feind nimmt weg'; täirhhaByamänah
§ 184. 185.] Die Gesetze des Auslautes. Der Sandhi. 133
= täih hli. 'von diesen verzelu't'; näurvahati = näiih v.
'das Schiff führt'.
Kompositum : nirnaya- aus nili-uaya- 'Entscheidung'.
Vor einem -r fällt dieses r unter Dehnung des vor-
hergehenden Vokals weg: MüröMti = Muh röditi 'das
Kind weint'.
Anm. 1. Die Interjektion bhöh 'oh' verliert ihren Visarga
vor jedem tönenden Konsonant: bhö ägaccha 'oh komm herbei'.
Anm. 2. Dieser Sandhi ist also von den Gesetzen des In-
lautes gänzlich verschieden: so gibt z.B. s-d{h) nach § 158. 2. nicht
rdih), sondern d{h) oder d; die Inlautsform findet sich gelegent-
lich in Kompositis der ved. Sprache, z. B. in düdäsa- aus dus-däsa-
'unfromm, gottlos' u. dgl. (s. "Whitney § 199. b.).
2. Die Sübe -as wird
a) zu -ö vor tönendem Konsonant und vor ä\ das ä-
erleidet Ehsion:
Candaravö nä»i« 'Candaravas mit Namen'; atö licmi
= atali aJiam 'daher ich'; tatö 'pi = Mah api 'daher
auch'.
b) zu -a vor allen Vokalen außer a; es entsteht also
in diesem Fall ein Hiatus :
inpa uväca = nrjpah uväca 'der König sprach';
Ulla ägacchati = Utlcth ägaccliati 'der Knabe kommt
heran'.
3. Die Silbe -äs lautet vor Vokal und tönendem
Konsonant immer -ä:
deuä iva = deväh iva 'wie Götter'; ahä vahanü =
asväh V. 'die Pferde ziehen'.
185. Auslautender Visarga, der einem -r entspricht
(§ 164, b), wird im allgemeinen wie der sonstige Visarga
behandelt (z. B. ininakaraü = imnali caraü 'er wandelt
wieder'). Bei -äh = -är kommt jedoch vor Vokal und
tönendem Konsonant das ursprünghche r wieder zum
Vorschein (es entsteht also nicht -ö), z. B. imnaratra
'wieder dort' ; jnmargacchati 'er geht wiederum'.
134 Lautlehre. [§ 185. 186.
Vor einem anlautenden r- schwindet -r unter Deh-
nung des Vokals (vgl. auch § 184, 1) : jJunäramate = punar
ramate 'er ergötzt sich -sNieder'.
186. Zur Gfeschichte des s-SandM. 1. Gerade das aus-
lautende s zeigt in der älteren Sprache (RV.) in einigen Fällen
eine besondere Behandlung, aus der man erkennt, daß hier der
Sandhi eine längere Entwicklungsgeschichte durchgemacht hat,
bevor er sich zu den festen Regeln des klassischen Sanskrit kon-
solidierte. So finden sich im RV. nicht selten vor tonlosen Vo-
kalen statt -ih, -uh die nach den Gesetzen des Inlautes (§ 147)
erwarteten Formen -is, -us: vgl. z. B. tris pütvä 'nachdem er drei-
mal gereinigt hatte', dyaus pitä 'Vater Zeus'; Kompositum: jyö-
tiskrt- 'Licht schafiend', äyuskäma- 'Leben wünschend'. Hinter
solchem .? mußte anlautendes f zu t werden (§ 122. 2.), und so finden
sich (besonders mit dem enklitischen Pronomen) "Wortverbindungen
wie agni^ tvä . . . . 'Feuer dich ....'. Diese Sandhiform ist je-
doch durch die Pausaform wieder verdrängt worden; die Ent-
wicklung von -s vor t{h)- ist wohl durch die Analogie von -as
bedingt: aus -ah: -ih: -uh in Pausa ergab sich die Gleichheit von
-as:-is:-us (statt -as, -is, -us) vor Dentalen.
Entsprechend dem ved. -is, -us vor tonlosen Lauten kann
-ir, -ur vor tönenden Lauten als die Fortsetzung eines urari-
schen -iz, -uz betrachtet werden, umsomehr als das ai. r mit dem
s-(i-)Laut organgleich (nämlich cerebral) ist. Da aber nach den
Gesetzen des Inlauts die Lautgruppe -z d{h)- ein d{h) ergeben
müßte (s. ein Kompositum dieser Art § 184. Anm. 2), da ferner vor
den tönenden Verschlußlauten aus -lauch ein d entstehen kann (nach
§ 158, 2. 3.), so nimmt Wackernagel § 285 a. ß) an, daß der Wandel
von -s in -z und weiter in -r nur vor anlautendem Vokal lautgesetz-
lich sei und sich von da allmählich auf andere Wortverbindungen
ausgedehnt habe. Demgegenüber ist jedoch zu betonen, daß auch
dieser Vorgang den Lautgesetzen des Inlauts widerspricht, denn
ein s bleibt ja zwischen Vokalen unverändert (z. B. agni-su, satru-
SU u. dgl.) ; auch die Lautgruppen sn, sm, sv, sy erleiden im
Inlaut keine Veränderung. Die Behandlung von -is, -us vor
tönendem Anlaut hat also überhaupt mit den Gesetzen des Inlauts
nichts zu tun; ein jüngeres Lautgesetz ist hier an stelle des älteren
getreten. Indem nämlich die Wortausgänge -iy, -us immer wieder
aufs neue vor tönendem Anlaut erschienen, entstanden jüngere
Verbindungen von -iz, -uz -\- tönendem Laut, in denen -z neuen
Gesetzen folgte: es wurde zu -r. So ist ja auch im Inlaut an
§ 186. 187.] Die Gesetze des Auslautes. Der Sandhi, 135
stelle von ursprÜDglichem d[h) = zd{h) in jüngerer Zeit durch Neu-
bildung wieder M(}i) entstanden, ist aber nicht wieder zu dji),
sondern zu dd{h) geworden (s. § 158, 2.).
2. Die Entwicklung des -as und -äs vor tönenden Explosiv-
lauten (und h) setzt eine ältere Stufe -az und -äz voraus; vor
Vokalen, Nasalen, sowie v, y, r {l) müßte das s nach den Regeln
des Inlauts unverändert bleiben. Darnach erwartet man ein -5
(st. -as) und ein -ä (st. -äs) nur vor d- und dh- (s. § 158, 2. und
3, Anm.). Nach solchen Mustern scheinen sich nun (nach "Wacker-
nagels einleuchtender Annahme) die Sandhiformen -ö und -ä
auch vor den übrigen tönenden Explosivlauten und schließlich
überhaupt vor allen tönenden Lauten eingestellt zu haben.
Während aber -ä weiterhin unverändert blieb, wurde -ö vor
Vokalen außer a- zu -a gekürzt (anders Brugmann, Grundriß I^,
892): dem a- gegenüber blieb -ö jedoch Sieger und verschlang
es {atö 'ham). Andere Auffassungen des Sandhi von -as s. bei
"Wackernagel § 285. b.
187. Sandhiformen im Inlaut. Gelegentlich ist die
Sandhiform in den Inlaut des Wortes, d. h. in die Fuge
von Stamm und Endung (Suffix), eingedrungen. Die
Brücke bilden die Komposita, die in der Kompositions-
fuge gewöhnlicli nach den Sandhiregeln behandelt werden.
Wie nämhch manas + härin- ein manöJiärin- 'den Sinn
bezaubernd', manas + sacl- ein manähsad- 'im Herzen
sitzend' ergab, so entstand aus manas + Niili (Instr. PI.
von manas-) ein manöhJtih, aus manas -f- sit (Loc. PI.)
ein manahsti neben manassu] wie ferner JiaviM + dä-
ein liavirdä- 'Opfer darbringend' oder äyu^ + ^e^a- ein
äytiMeSa 'Lebensrest' ergab, so entstand aus liaviS -f-
hhih ein havirbhili, aus caJchiS + ^u ein caMiiMtt.
Anm. Die Verdrängung der lautgesetzlichen Formen fand
in folgender Weise statt: ein idg. *menezbhis , *menessu z. B. (zu
*tnenos-) führte nach den älteren Lautgesetzen zu ai. *manad-
bliis {vgl. § 158. 3. Anm.) und *manatsu (vgl. § 150); indem nun die
Stammform manas- aus den übrigen Kasus in jüngerer Zeit
wieder eingeführt wurde {*'manas-bJnh, manas-su), erfolgte die Be-
handlung dieser neuentstandenen Inlautsverbindungen nach den
jüngeren Lautgesetzen, die im Kompositum Geltung hatten.
136 Lautlehre. [§ 187—190.
In gleicher Weise wurden lautgesetzliches *havidbhih (§ 158) durch
*havis-bhih, *havihm (§ 150) durch havis-m ersetzt und dem-
entsprechend wie Komposita weiterbehandelt.
XI. Kapitel.
Das ai. Lautsystem in seinem Verhältnis zum
uridg. Lautsystem.
(tlbersicht.)
I. Im Inlmit.
a) Vokale und Diphthonge.
188. Ai. a = 1) idg. e § 63, ö («?) § 65, a § 67.
2) idg. m n 9] ?a § 88— 91.
3) idg. r (mind°) § 99.
Ai. ä = 1) idg. e § 64, ö § 66, ä § 68; ä in
sekundärer Yrddhibildung § 113.
2) idg. 0 in offener Silbe? § 65. 2.
3) idg. Langdiphtbong § 77.
4) Produkt einer ai. Ersatzdebnung (statt ä) § 143, b).
Endlich wird in ä, bezw. an, dm
5) auch die Vertretung langer Nasalis sonans ver-
mutet § 98.
189. Ai. i = 1) idg. l § 59 (ii § 71).
2) idg. 9 § 69.
3) idg. r (niind.) § 99.
Ai. l = 1) idg. l § 60.
2) Produkt einer ai. Ersatzdebnung statt i § 143, b).
158, 2. b).
Über ir, ir = idg. r oder f vgl. ferner § 95, b) u. 96.
190. Ai. 16 = 1) idg. ff § 61 {tiu § 71).
2) idg. r (mind.) § 99.
§ 190—194.] Das ai. Lautsystem in s. Verh. z. uridg. Lautsyst. 137
Ai. ü = 1) idg. ü § 62.
2) Produkt einer ai. Ersatzdehnung statt ü § 143, b).
Über ur (ul), ür = idg. r oder f (l) vgl. ferner
§ 95, a) und 96.
191. Ai. r = 1) idg. r § 92 und 94, a).
2) idg. ] § 93.
3) idg. "tu § 61.
Ai. f ist sekundären Ursprungs § 97.
Ai. ) = idg. r § 93.
192. Ai. e = 1) idg. ei, oi, ai (di) § 74.
2) Produkt einer Ersatzdelinung
§ 158, 2, a).
3) idg. r? (mind.) § 99.
Ai. äi = 1) idg. ei, 5i, äi § 77.
2) in sekundärer Vrddliibildung § 113.
"über äy st. e, äi s. § 76.
193. Ai. ö = 1) idg. eii, oii, aii (dti) § 75.
2) sekundären Ursprungs im Ablaut
§112.
3) ProdukteinerErsatzdelmung§143,b).
4) idg. -es- vor Casussuffixen mit hli-
§187.
Ai. cm = 1) idg. eu, oii, au § 77.
2) in sekundärer Yrddhibildung § 113.
Über äv st. ö, äu s. § 76.
b) Consonanten.
194. Ai. k = idg. q, qV § 128, 133.
Ai.'kh= idg. qh, ^% § 129, 133 Ende.
Ai. ^ = 1) idg. g, gr?,« § 130 (133).
2) bisweilen idg. ^ § 134.
AI gli= idg. gh, gVh § 131 (133).
Ai. ?d = idg. 73 § 80.
138 Lautlehre. [§ 195. 196. 197.
195. Ai. c = idg. g, gl-* § 132, a), 133.
Ai. dl = 1) idg. ? § 133 Anm.
2) idg. slQi) im Anlaut § 151.
Ai. j = 1) idg. g § 126.
2) idg. q, f^ § 132, b), 133.
[Ai. jli ist ein seltener Laut, meist mi. Ursprungs, s.
"Wackernagel § 141 f.]
Ai. w = 1) idg. w § 80.
2) idg. n § 80.
196. Ai. Cerebrale = idg. r, l + Dental § 87, 122, 1,
seltener spontan statt eines Dentals § 122, 3.
Ai. ^ = idg. t\ ^^^^ . .
Ai.th^ idg. th] ■ ^ ' ' /
Ai. ä=^\) idg. zä (s-d) § 122, 2, b). 158, 2, b).
2) idg. gd § 141.
Alcm= 1) idg.^(^;i(5— (^/0§ 122, 2,b). 158,2, b).
2) idg. gdh, bezw. gh + t § 143, b).
3) Produkt einer Verbindung von kS
+ dh § 157, 4.
Ai. n = 1) idg. n nach S, r, r § 83.
2) idg. r«, seltener spontan statt idg.
n § 84.
197. Ai. t = idg. ^ § 118.
Ai.^/? = idg. th § 119.
Ai. c? = 1) idg. d § 120.
2) idg. dd § 144, a).
Ai.fZ7^= 1) idg. dh § 121.
2) idg. ddh § 144, a).
3) idg. zdh § 158, 2, a).
Ai. n = 1) idg. n § 79.
2) bisweilen idg. in § 82.
3) idg. n (^n?) bisweilen in der Laut-
gruppe cm § 90, 91.
§ 198 — 201.] Das ai. Lautsystem in s. Verh. z. uridg. Lautsyst. 139
198. Ai.jj = iäg. p § 114.
Ai.ph= idg. 2)h § 115.
Ai. & = 1) idg. h § 116.
2) bisweilen statt v § 116, Anm.
Ai.hli= idg. hh § 117.
Ai. m = 1) idg. m § 78.
2) bisweilen in der Lautgruppe am ==
idg. m Gm?) § 90, 91.
199. Über Tennis und Media an Stelle von Tennis,
bezw. Media aspirata s. § 136. 137.
200. Ai. «/ = 1) idg. i (bezw. j) § 70.
2) stebt statt urspr. I vor Vokalen und
wechselt mit iy § 72.
Über Wechsel von ay und e, äi s. § 76.
Ai. /• = 1) idg. r § 85.
2) idg. l § 86, b), c).
3) idg. r vor i § 94, b).
4) idg. r Gr?) oder idg. f (?) in den
Verbindungen ur, ir, ür, ~ir § 94, c),
95, 96.
Ai. l == 1) idg. l § 86, a), c).
2) idg. r § 86, d).
3) idg. l in der Verbindung ul § 95, a).
4) idg. \l § 122, 3. Anm.
Ai. V = 1) idg. IL § 71.
2) stellt statt ursprünglichem ü vor
Vokalen und im Wechsel mit iiv
§ 72.
Über den Wechsel von äv und o, cm s. § 76; über
Vertauschung von v und h § 116, Anm.
201. Ai. i = 1) idg. ^ § 125.
2) idg. s vor c § 149.
3) idg. s infolge von Silbenassimilation
§149.
140 Lautlehre. [§ 201—205.
Ai. ^ = 1) idg. s § 147, 148, c), d).
2) idg. Is § 147, Anm.
Ai. s = idg. s § 146, 148.
Ai. h = 1) idg. ß § 127 (bezw. r/? § 127, Anm.).
2) idg. gh, f.% § 132, c), 133.
3) idg. dh § 121, Anm. bezw. ddh
§ 144, a).
4) idg. hh^ in, Anm.
202. Anusvära = 1) idg. n § 81, 1.
2) idg. m, n § 81, 2.
Ved. l aus d § 122, 3. Anm.
-hs- = idg. -SS- § 187.
c) Bemerkenswerte Lautgruppen.
203. Ai. M = idg. qt, bezw. g—t § 139, 140.
Ai. Mli = idg. qth, bezw. gr— #7^ § 139, 140.
Ai. M == 1) idg. qs, ks, bezw. g' — s, g — s § 152 f.
(135).
2)"idg. qsli, (j.ili, bezw. gli — 6?, gli — s
^§ 152 f.
3) griecli. xt, )^Ö, cp^ § 156.
4) idg. SS § 150.
5) ai. U -\- s% 157, 1.
Ai. (jd = idg. qd, bezw. 5 — d § 141.
Ai. gdh= 1) idg. gr?/;, bezw. ^ — dh § 141 oder
^/«— fZ7« § 142.
2) idg. grf///, bezw. gh—t § 143.
3) idg. qdh, hez\f. ai. A's + dh § 157, 4,b).
204. Ai.cc// = 1) idg. sfc(li) § 151.
2) idg. ^-s^ § 151.
3) idg. ps (mind.) § 114, Anm. 2.
Ai. i;- = idg. ^g § 158, 1.
Ai. jy = idg. (?^ (mind.) § 120, Anm. 2.
205. Ai. ts == 1) idg. fc, bezw. ^ + s § 154.
2) idg. SS § 158, 3.
, 205—209.] Das ai. Lautsystem in s. Verb. z. uridg. Lautsyst. 141
M.Mli= 1) idg. gäh § 141, b).
2) idg. zäh § 158, 2.
3) ai. U + dh § 157, 4. Anm.
Ai. dhh= 1) idg. gl)h, bezw. ^•— ?^/? § 141.
2) idg. zhh § 158, 3.
3) ai. M + hli § 157, 2.
206. Ai. i^ = idg. tt, bezw. f?— t § 139, 140.
Ai. tth = idg. tth, bezw. (^— ^/i § 139, 140.
Ai. ts = 1) idg. ts, bezw. cZ, dJi + 5 § 155.
2) idg. SS § 150.
Ai. dg = idg. zg § 158, 1. Anm.
Ai. ddh = idg. ddli, hezw.dh—t, dh—dh^lU,})).
Ai.cM=l)idg. dhh, bezw. i— Wi, dh—hh
§ 141, 142
2) idg. s&/« (ved.) § 158, 3. Anm.
3) idg. hhh (?) § 145.
Ai. nu = idg. dn § 120.
207. Ai. pt = idg. pt, bezw. h—t § 139, 140.
Ai. j;f7t = idg. pth, bezw. &— f7« § 139, 140.
Ai. ps = idg. ps, bezw. &, hh + s ^ 155.
Ai. &(? == idg. hd, bezw. p — d § 141.
Ai. hdh= 1) idg. hdJi,hezv.\p—dh oder hli—dh
§ 141, 142.
2) idg. 5f7/?, bezw. hh—t^ 143.
208. Ai. |f = 1) idg. M, bezw. g—t § 139.
2) ai. M + t^ 157, 3.
Ai. p = 1) idg. Mh, bezw. g—tli § 139, 140.
2) imsicberen Ursprungs in Mlnvati
§ 114, Anm. 1.
II. Im Auslaut.
a) Absoluter Auslaut.
209. Vokale und Diphthonge bleiben unverändert,
d. h. sie zeigen die gleiche Gestalt wie der Inlaut, s.
§ 161.
142
Lautlehre.
[§ 210—213.
210. Ai.
Ai.
Ai.
Ai.
211. Ai.
Ai.
Ai.
212. Ai.
Ai.
Ai.
Ai.
-t
-P
■)i =
-)d =
-m =
-rk =
-rt =
-h =
1) idg. -q, -g, -gh § 162 (163).
2) idg. -qs oder -fcs § 165, 1.
1) idg. -t, -tJi, -d, -dh § 162.
■ts § 165, 1.
■fc? § 165, 2. Anm. 1.
■fcs oder -ss 165, 1.
■kst § 165, 2. Anm. 2.
-j7/(, -&, -5/i § 162. •
■n § 161.
■nt, -ns § 165, 1.
3) idg. -nts § 165, 2.
idg. -wg oder -idqs § 165, 2.
idg. -m § 161.
2) idg.
1) idg.
2) idg.
3) idg.
idg. -2),
1) idg.
2) idg.
idg.
idg.
idg.
idff.
r + Konsonant § 165.
-rqs, -r^s § 165, 2.
-rts § 165, 2.
-s oder -r § 164.
1)) Sandliiverbindimgeii.
Vorbemerkung. Unveränderte Lautfolgen werden nicht
verzeichnet; die Auflösungen der Lautfolgen geben nicht die idg.
Laute, sondern die Pausaformen des Ai. wieder, deren idg. Ent-
sprechungen man aus a) feststellen kann.
213. -a vor Vokal (außer ä) ^ 1) -e (ö) + Vokal
§ 172, 1, b).
2) -dh + Vokal
§ 184, 2.
-ä- == -ä ä- § 169.
-ä vor Vokal = 1) -cd + Vokal § 172, 3.
2) -cm + Vokal § 172, 4.
3) -all § 183, 3.
-ä vor tönendem Konsonanten = -ali § 184, 3,
-l- -ü- -f- = -i i- -ü ü- -r r- § 169.
-e- = -a I- § 170.
-e vor Apostroph = -e et- § 172, 1, a).
§ 213—216.] Das ai. Lautsystem in s. Yerh. z. uridg. Lautsyst. 143
_ö- = -ä M- § 170.
-ö vor Apostroph = -äli a- § 184, 2, a).
-ö vor tönendem Konsonant = -ah § 184, 2, a) ; = öh
§ 184, 1. Anm. 1.
-äi- := -ä e- oder -a äi- § 170.
-äu- = -ä 5- oder -a äu- § 170.
214.-1/] f=t]
-i;Uor Vokal {= n}§ 171.
'^^Ivor Vokal |~ '^U 172, 2. Anm.
-av J l = "ö J
■'!^ I vor Vokal H "^' | § 172, 3. 4.
-rtr- = -ä r- § 170.
-ar vor Vokal oder tönendem Konsonanten = -ah
§ 185.
4y -iir -er -ör -dir -äur vor Vokal oder tönendem
Konsonanten = -ih -üh u. s. w. § 184, 1. (185).
215. -g, -h, -d, -d vor Vokal oder tönendem Konso-
nant = 'Jv, -p, -t, -t § 174, b), c).
-ggli- = -^'1
.ddli-= -t \li- § 177.
-l)l)li- = -p]
-cc- = -^ c- § 176, 1.
-i- = -O- § 176, 1.
cell- nach Vokal = cli- § 176.
-cc/i- = -i c7z- oder -i 1- § 176.
-fi- = -U- § 176, 2.
-iic?. = -i cl- § 176, 2.
216. -nn-, -Wd-, -nn- nach kurzem Vokal = -w, -w^
.?i § 178.
-?a, -n vor Nasal = -A-, -i § 175.
-yd vor Guttural] o ioi o
}• = iw o ioi, /.
-n vor Dental J
144 Lautlehre. [§ 216. 217. 218.
-%■-, -ilS- = -n j-, -n ^- § 179, 1.
.ncli- = -n §- § 179, 1.
.nd(h). = -n d(h)- § 179, 2.
317. -k- = -h c- § 183 (185).
-st(li)- = -h m- § 183.
-U- = -lii-% 182, 2. Anm. 2.
218. Anusvära vor beliebigem Konsonanten = -m
§ 181. ^
_t^^ = ->^ ^ [§180.
—st- = -?i ^ j
--11- = -« Z- S 179, 3.
Zweiter Teil.
Formenlehre.
Erster Abschnitt.
Nomen iincL Pronomen.
Xn. Kapitel.
Vorbemerkungen. Stammbildung.
219. Die Bestandteile des flectierten Wortes. Im
flectierten Wort unterscheidet man einen festen und einen
beweglichen Bestandteil, den Stamm und die Endung:
in gr. cpiXo-t; cp(Xo-v cpiXo-io cpiXo-v; (woraus (piXouc) oder
cp£po-[.i£v cpspe-TS (dor.) cpspo-vxi oder 7roo-6? Troo-a
TToo-s? oder ea-ai ia-xi sa-xe sondern sich die Stämme
cpiXo-, «pepo- (cpsps-), TToo-, ka- deutUch von den En-
dungen ab. Diese dienen beim Nomen zur Bezeichnung
der Kasus (Dekünation), beim Verbum zum Ausdruck
der tätigen (leidenden etc.) Person (Konjugation); die
Form des Stammes zeigt im allgemeinen keine prinzi-
piellen Unterschiede, ob es sich um ein Nomen oder
Verbum handelt (vgl. cpiXo- und cpspo-, ttoS- und sa-).
Die Stämme sind nicht die letzten Elemente, zu denen
die Wortanalyse gelangt. In cpspsxpo-v führt die Ab-
trennung der Kasusendung zu einem Stamm, der das um
-xpo- erweiterte ^)^pt- ist, das man aus cpeps-xe gewännt.
Weiter aber ergibt sich aus cpsp-xo?, cpsp-v-/^ gegenüber
cpepe-xpov ein gemeinsames Element 'fsp-- Diese letzten,
in einer Gruppe von Formen und Wörtern sich wieder-
Thumb, Altindisclie Grammatik. 10
146 Formenlelire. [§ 219. 220.
holenden und nicht weiter zerlegbaren Bestandteile, die
sogen. Wurzeln (ai. dhätu-), sind schon von den in-
dischen Nationalgrammatikern erkannt worden; indem
die Inder den Wort- und Formenbestand des Sanskrit
nach Wurzeln, stammbildenden Elementen und Endungen
zergliederten, haben sie sich den Aufbau ihrer Sprache
in wissenschaftlicher Weise klar gemacht.
Anm. Auch die heutige Sprach-wissenschaft sieht in dieser
Zergliederung eine Hauptaufgabe der Formenlehre: ob den so
gewonnenen Elementen, d. h. den "Wurzeln und Stämmen, E,ealität
zukommt, ist für diese Betrachtungsweise an sich gleichgiltig, so
sicher es ist, daß weitaus die meisten der von uns konstruierten
Wurzeln niemals eine selbständige Existenz hatten. Schon die
idg. Grundsprache bestand ja aus "Wörtern und Formen; in
welcher Weise der Aufbau derselben zu stände gekommen ist,
läßt sich nur vermuten, denn die für uns erreichbaren Formen
der idg. Ursprache haben schon eine lange Geschichte hinter sich.
Lautliche und analogische Umformung mag oft die ursprüng-
lichen Typen schon so stark verändert haben, daß die Elemente,
aus denen sich die Formen zusammensetzten, nicht mehr durch
einfache Zerlegung zu gewinnen sind. "Wenn wir idg. Grund-
formen in ihre Elemente aufzulösen suchen, so können uns ähn-
liche Fehler passieren, wie wenn wir z. B. deutsch Tage (Nora,
PI.) in einen Stamm tag- und die Endung -e zerlegen: in dem -e
steckt sowohl der Auslaut des Stammes wie die Endung; ebenso
verkehrt wäre es z. B., aus cpiXoi einen Stamm cpiXo- und eine
Endung -i zu abstrahieren, da der Nom. Flur, der griech. o-Stämme
nach dem Muster der Pronominalform ol (xoi) gebildet ist. So
weist z. B. auch der idg. Nom. PI. *ehm 'die Pferde' auf eine
längere Entwicklung : während sich in Nom. Sing. *eh(0-s (tuTroi:),
Acc. Sing. *ehio-m (iTtrov) noch deutlich Stamm und Endung
erkennen lassen, ist in *ehjös Stamm und Endung bereits so eng
verwachsen, daß wir nicht wissen, welche Endung mit dem
Stamm verschmolzen und wie der zugrundliegende Stamm anzu-
setzen ist.
220. Die Stämme, welche der Nominal-Flexion zu
gründe liegen, sind von mannigfacher Gestalt.
1. Die sogen. Wurzel ist mit dem Stamm identisch:
vgl. *j90fZ- in ai. j^ad-äh = gr. tcoo-o?, näu- in ai. näu-li
§ 220. 221.] Vorbemerkungen. Stammbildung. 147
= gr. vau-?. Man spricht in diesem Fall von Wurzel-
nomina.
2. Die Wurzel ist dui-ch ein stammbildendes
Suffix erweitert. Es ist die Aufgabe der nominalen
Stammbiklungslebre, diese verscliiedenen Suffixe nach
Form und Bedeutung zusammenzustellen. Die idg. Stamm-
und Wortbildungslehre ist behandelt in Brugmanns
Grundriß n, 1; für das Ai. vgl. AYliitney § 1136 ff., für
das Griech. Brugmann, Griech. Gramm.^ 176 ff.; für das
Lat. Stolz, Hist. Gramm, d. lat. Spr. I, 2. Hälfte.
Aus praktischen Gründen empfiehlt es sich (s. Brugmann
Griech. Gramm.3 162), Suffix als dasjenige zu definieren, „was
von dem Sprechenden in einer gewissen Periode der Sprachent-
•wicklung als ein verschiedenen "Wörtern in gleicher Weise eignes
formatives Element empfunden worden ist". In diesem Sinn ist
das 0 von cpopo-s (cpepo-(Aev) gegenüber cpep- oder von tiI8o-v ai.
pada-m gegenüber *pod- ein Suffix, obwohl wahrscheinlich nicht
bher-, p^jod-, sondern eine zweisilbige idg. Wurzel (bezw. 'Basis')
bher^lo- ped^jo- die ursprüngliche Grundlage der Formen cpopo-?
und nioo-v u. s. w. gewesen ist; in gleichem Sinn ist das i in
iuci-h 'Sorge', das u von svädu-h 'süß' Suffix, obwohl es ebenso-
gut wie das ejo zur Basis oder Wurzel gezogen werden kann.
221. Ein Wort kann mit Hilfe mehrerer Suffixe ge-
bildet sein, vgl. Heirlichkeit , pYj-xop-ixo-c; in diesem
Falle handelt es sich meist um Ableitung eines Nomens
von einem andern Nomen, während z. B. pi^Ttop un-
mittelbar von der Wurzel gebildet ist. Die ind. Gram-
matiker haben einen Unterschied gemacht zmschen No-
mina, die von (verbalen) Wurzeln oder Stämmen abge-
leitet sind, und Nomina, die von Nomina abgeleitet
sind: der ersten Kategorie dienen die primären, der
zweiten die sekundären Suffixe (vgh pri-Xiop, aber
p7]TOp-u6?).
Anm. 1. Für eine historische Betrachtung hat diese Schei-
dung keinen Wert; dasselbe Suffix kann beide Funktionen haben
(vgl. ay-ios gegenüber fe?;e'j9^p-ioi); doch kann man die Scheidung
für die descriptive Grammatik aufrecht erhalten, wenn man die-
10*
148 Formenlehre. [§ 221. 222.
jenigen Nomina primär nennt, welche im Sprachgefühl nicht
mehr als Produkt eines noch bestehenden Stammwortes und einer
Bildungssilbe empfunden werden (eiv-ig, ur-har, Schicksal); se-
kundäre Nominalbildungen sind dann solche, in denen das Stamm-
wort noch vorhanden ist und bei denen demgemäß der Charakter
einer Ableitung deutlich empfunden wird {herr-lich, Eivig-keit,
Brauer-ei) ; solche "Wortformen geben fortwährend Anlaü zu neuen
Bildungen nach den vorhandenen Mustern; sie besitzen 'produk-
tive, lebendige Suffixe', vgl. z. B. die Nomina auf -ung, -lieh,
•heit, -keit gegenüber -sam, -sal.
Anm. 2. Der Ursprung der aus der idg. Grundspi'ache
überlieferten Suffixe ist im Einzelnen nicht mehr zu erkennen.
In jüngeren Sprachperioden läßt sich öfter die Entstehung neuer
Suffixe aus ursprünglich selbständigen "Wörtern beobachten, so
bei -heit, eigentlich 'Gestalt, Art' (got. haidus 'Gestalt', ai. ketu-),
-lieh, eigentlich 'Körper' (got. leik 'Körper'), franz. -ment {heureuse-
ment etc.) aus lat. mente. Daher läßt sich vermuten, daß auch manche
der uridg. Suffixe (z. B. -tor-, -men-) in gleicher Weise entstanden
sind. Die Suffixe -o-, -a-, -i-, -n- verdienen wahrscheinlich über-
haupt nicht diesen Namen, sondern sind Bestandteile der Wurzel
oder Basis, wie wir oben (§ 220 Anm.) gesehen haben.
322. Stammabstiifimg'. In der Wortbildung spielt
der Ablaut eine wichtige Rolle; sofern er innerhalb
eines Flexionssystems auftritt, spricht man von Stamm-
abstufung. Sie kann sich als Deklinationsablaut
in zweifacher Weise äußern:
a) in dem wurzelhaften Bestandteil des Wortes.
Dieser Ablaut findet sichim Ai. nur noch bei den Wurzel-
nomina, vgl. z. B. 2)ät 'Fuß', Acc. päd-am, aber Gen. 2^äd-
äh\ gäuli 'Hind', ISTom. PL gävah, aber Dat. S. gäv-e, PI.
göhhyah. Daß dieser Ablaut in der Grundsprache viel
reicher ausgestaltet war, ergibt sich aus der Vergleichung
der verschiedenen idg. Sprachen: z. B. lat. ped-em, gr.
TToB-a, lat. ];)es, gr. (dor.) ttcü?, got. föt-iis weisen auf ein
ursprünglich sehr buntes Bild des idg. Paradigmas; wie
sich die verschiedenen Vokalstufen (*p^/od-, ^p^/öd-)
auf die einzelnen Kasusformen verteilten, läßt sich nicht
mehr erkennen.
§ 222. 223.] Vorbemerkungen. Stammbildung. 149
Anm. 1. Die idg. Sprachen zeigen schon sehr früh die
Tendenz, diesen Ablaut durch Ausgleichung völlig aufzuheben:
so ist für idg. *uöq'"- : *?«Ö3'*- 'Stimme' im Ai. die Stammform väc-
(ebenso im lat. vöx, vöc-is), im Griech. ötc- (Nom. ö<j>) verall-
gemeinert worden. Eine Reihe von Wurzelnomina hat überhaupt
(wohl schon in uridg. Zeit) jede Abstufung eingebüßt, so rdj- =
lat. rex, müs- = lat. müs, ahd. müs 'Maus'.
Anm. 2. Daß sich dieser Deklinationsablaut in der idg.
Grundsprache nicht nur auf "Wurzelnomina erstreckte, lassen Fälle
wie ion. -jKaGca neben iXmsao., gr. (aeol.) -xpexoc neben xpaxo;
vermuten ; die verschiedenen Wortformen scheinen nämlich in der
Weise entstanden zu sein, daß die ursprünglichen Paradigmata
Y^cuosa : *YXa(joä;, -/C[>exo; : *xpaT£aos in verschiedener Richtung
ausgeglichen worden sind.
b) im Suffix; vgl. z. B. ai. pitär-am pitr-e pitä = gr.
Traieoa 7uaTp-(i) Trarr^p. Das Ai. hat diese suffixale Ab-
stufung am besten von allen idg. Sprachen bewahrt; am
nächsten kommt ihm das Griechische, das aber z. B. bei
den ;; -Stämmen den ursprünglichen Ablaut im Vergleich
zum Ai. wesentlich vereinfacht hat (vgl. z. B. 7roi|j,Vjv
Troi|Aevo? gegenüber der Erhaltung der drei Stufen -meyi-
-me{n)- -mn- im Ai.). Wie sich die verschiedenen
Nominalstämme des Ai. hinsichtlich des Ablautes ver-
halten, wird bei den einzelnen Paradigmata gezeigt
werden.
223. Je nachdem die einzelnen Kasus Hoch- oder
Schwundstufe des Stammes (bezw. des stammbildenden
Suffixes) zeigen, nennt man sie starke oder schwache
Kasus.
Starke Kasus sind bei MaskuHnis und Femininis:
Nom. Acc. Voc. des Sing, und Dual so^ie Nom. Voc.
des Plur. ; bei Neutris : Nom. Acc. Voc. des Plur. Der
Nom. Sing. {m. u. f.) hat bisweilen Dehnstufe, die sich
gelegentlich auch in den andern starken Kasus findet.
Schwache Kasus sind alle übrigen; doch zeigt der
Lokativ Sing, öfter den Vokahsmus der Hochstufe.
150
Formenlelire.
[§ 223. 224.
Die ai. Verteilung der Ablautsstufen scheint im "Wesent-
lichen uridg. zu sein. Zweifelhaft ist jedoch, ob der Acc. Plur.
auch in der Grundsprache tiefstufig (schwach) gewesen ist; das
Griechische und andere Sprachen bilden den Acc. PI. von der
Hochstufe.
Die schwachen Kasus zeigen öfter (so bei den r- und
n-St) verschiedene Form des Stammes, je nachdem eine
vokahsche oder konsonantische Kasusendung angefügt
wird; im ersten Fall verhert nämhch das stammbildende
Suffix (nach § 103. 1) völlig seinen Silbenwert. Man unter-
scheidet danach schwächste und mittlere Kasus.
Vgl. z. B.
pitd Nom. S. ) , 1 1^ /Dehnstufe
■^ . , . o > starke Kasus < „ i i r
pitär-am Acc. S. j v Hochstute
pitr-S Dat. S. 1 schwache ( schwächster ^^^^^ \sehwundstufe
pitr-lhyah D. PI. j Kasus bezw. \ mittlerer j
224. Übersicht der Stämme. Die Verschieden-
heiten der einzelnen Dekhnationen beruhen in erster
Linie auf der Verschiedenheit des Stammauslautes. Dar-
nach ergeben sich 8 Hauptformen der Dekhnation,
nämlich
I. a-Stämme (Maskulina und Neutra)
II. ä-Stämme (Feminina)
III. i- und ?<-Stämme (Maskuhna, Fe-
minina und Neutra)
IV. i- und «-Stämme (Feminina)
V. Diphthong-Stämme (MaskuUna und
Feminina)
VI. r-Stämme (Maskuhna, Feminina und
Neutra)
VII. w-Stämme (desgleichen)
VIII. Stämme auf sonstige Konsonanten
(desgleichen)
Vokal-
stämme.
Konsouant-
stämme.
^ 224. 225.] Die Kasusbildung u. d. Gebrauch d. Kasus. 151
Eine IX. Klasse umfaßt die Heteroklita, d. li. die
Nomina, in denen verscliiedene Stämme zu einem Para-
digma vereinigt sind.
In diesen Deklinationsklassen sind auch die Ad-
jektiva eingeschlossen. Eine Scheidung, wie sie sich
z. B. im Germanischen zwischen Substantiv- und Ad-
jektivflexion findet, fehlt im Ai. Nur einige Adjektiva
pronominalen Charakters bilden gewisse Formen nach
der pronominalen Flexion und Averden daher beim Pro-
nomen behandelt.
Anm. Gelegentlich zeigen sich einige Besonderheiten bei
adjektivischen Komposita, deren 2. Bestandteil an sich ein Sub-
stantiv ist. Die Flexion ist nicht immer mit derjenigen des betr.
Substantivs identisch.
XIII. Kapitel.
Die Kasusbildung und der Grebrauch der Kasus.
a) Die Kasusformen, i
225. Übersicht. Die idg. Grundsprache hatte 3
Genera (MaskuHnum, Femininum, Neutrum), 3 Numeri
(Singular, Dual, Plural) und 7, bezw. (mit Vokativ) 8
Kasus. Alle diese Formen sind im Ai. vertreten.
Die Verteilung der Genera ist im "Wesenthchen
aus der Grundsprache ererbt, wie die Üljereinstimmung
mit den verwandten Sprachen zeigt. Das grammatische
Geschlecht ist nur teilweise durch die Stammform ein-
deutig bestimmt, vgl. § 224, II, IV. Öfter ist jedoch das
Geschlecht an der Form des Nominativ Sing, kennthch;
so endigen die maskuhnen a-Stämme (I) auf -as (gr. -o?,
1 Außer Whitney a. a. 0. vgl. Brugmann, Grundriß II, 2,
S. 510 flf.
152 Formenlehre. [§225,226.227.
lat. -us), die Neutra auf -am (gr. -ov, lat. -um)] in den
Klassen HE, VI, VII und teilweise in YUI unterscheidet
sich das Neutrum vom Maskulinum und Femininum durch
Fehlen einer Endung (III, VI — ^T^II), hezw. durch eine
besondere Vokalstufe des Stammes (VI — VIII).
Anm. Über das grammatische Geschlecht in den idg. Sprachen
vgl. besonders Delbrück, Grundriß III, 1, 89—133.
226. Grebrauch des Duals. Der Dual steht mit oder
ohne dvmt, um eine Zweiheit von Gegenständen auszu-
drücken; ohne dväu wird er besonders bei paarweise
vorkommenden Gegenständen gebraucht, Avie z. B. akSl
'die (beiden) Augen', hastmt 'die (beiden) Hände', päclcm
'die (beiden) Füße', dvärän 'die beiden Türflügel, die
Türe'; vgl. gr. oaae, ttoos, ittttw 'die beiden Wagen-
pferde' u. dgl. bei Homer. Auch ein Paar ungleicher,
aber zusammengehöriger Dinge kann dadurch bezeichnet
werden, daß das führende Wort in den Dual gesetzt
wird : ^^ff\ dampaü 'Mann und Frau', fijffi^ j^itaräu
'Vater und Mutter = Eltern', ^ncT'Pfr ^hrätäräu 'Bruder
und Schwester', ^a^-^ ivaiuräu 'Schwiegereltern'.
227. Die Kasus sind (in der Reihenfolge der ai.
Grammatiker) folgende: Nominativ, Akkusativ, Instru-
mentalis, Dativ, Ablativ, Genetiv, Lokativ; dazu kommt
als 8. Kasus der Vokativ, der jedoch außerhalb des Satz-
gefüges steht und daher nicht als Kasus im strengen
Sinn betrachtet werden kann. Das Ai. hat den Bestand der
Grundsprache behauptet. Aber nicht alle diese Kasus
sind in allen Fällen dui'ch eine besondere Form von ein-
ander unterschieden: der Vokativ ist nur im Singular
vom Nominativ verschieden, stimmt aber im Dual und
Plural immer mit ihm überein. Der Ablativ hat nur im
Singular der a-Stämme eine besondere Form und fällt
sonst im Singular mit dem Genetiv, im Plural mit dem
Dativ zusammen; für den Dual gibt es überhaupt nur
drei Kasusformen, eine für den Nom.-Acc. (-Voc), eine
§ 227. 228. 229.] Die Kasusbildung u. d. Gebrauch d. Kasus. 153
zweite für den Instr.-Dat.-Abl. und eine dritte für den
Gen.-Lok.
228. Die Kasusformen werden gewöhnlicli durch be-
sondere Endungen gebildet ; doch kann auch der bloße
Stamm zur Bildung eines Kasus dienen, vgl. z. B. Nom.
S. f. hälä 'Mädchen', gr. X^P^^ ^^*- /^^*^' ^^^' ^- '^^'
häla 'o Knabe', gr. «^iXe, lat. domine, Nom. S. n. näma,
gr. ovojxa, lat. nömen, idg. ^nömn, Nom. S. m. pitä, gr.
7raT"^p, idg. *pdte(r). Außer dem Nominativ und Vokativ
S. zeigt (im Sanskrit) nur noch der Lokativ S. gelegent-
lich endungslose Formen.
229. Ülbersiclit der Endungen. Da Stamm und
Kasusendung oft so vollständig mit einander verschmolzen
sind, daß die Fuge nicht einmal in der idg. G-rundform
erkannt werden kann (s. § 219 Anm.), so kann ein System der
Kasusendungen nur auf grund derjenigen Dekhnations-
formen aufgestellt werden, in denen Stamm und Endung
sich deuthch von einander abheben. Dies findet sich am
besten bei den Konsonantstämmen, wie bereits die in-
dischen Grammatiker erkannt haben. Die Endungen
sind folgende :
Singular Dual Plural
m. f. n. m. f. n.
in. f.
n.
Nom.
-s
0
Acc.
-am
0
Instr.
ä
Dat.
e
Abi.
Gen.
i-as
Loc.
-i
■au -i } -as
■hhis
I
■hhyäm
1
I
-hliyas
■OS
-am
-SU
Diese Endungen sind aus der idg. Grundsprache er-
erbt; weitere kommen bei den einzelnen Paradigmen zur
Sprache.
Endungen, die mit einem Konsonanten beginnen
(z. B. -su), heißen 'konsonantisch', die übrigen 'vokalisch'.
154 Formenlehre. [§ 230.
230. Die Endungen des Singular.
Nom. m.f. iclg. -s, vgl, ai. avi-h 'Schaf, gr. öi-<;, lat.
ovi-s = idg. *om-s; sümi-h 'Sohn', gr. tttj^^o-c, lat. lacii-s,
got. sunu-s = idg. — ?(-s; väli (aus *väk-S, s. § 165), av.
väi-^ 'Stimme', gr. ö^*, lat. vöx = idg. *7wqV-s. [Über idg.
Nominative ohne s s. die II. IV. VI. VII. Deklination.]
n. ohne Endung, vgl. madJin 'Honig', gr. {xeÖu, j;aJ?t
'Vieh', lat. 2^ecu, got. faihu = idg. *med]iu, '^ijeku (neben
*pehis m., vgl. imhüi = lat. xiecus). [Vgl. außerdem die
neutrale Endung -m § 242.]
Acc. ?n. f. idg. -»i nach Vokal, -m nach Konsonant.
a) asva-m 'Pferd', lat. eqiiu-m, gr. itctto-v = idg.
'■^•ehto-m\ hälä-m 'Mädchen', lat. mensa-m, gr. y^u)pä-v =
idg. — ä-ni.
b) für idg. -m erwartet man -a (s. § 89. 1) ; statt
dessen lautet die Endung -am: x)äd-am 'Fuß', gr. 7r68a,
lat. jjedem = idg. *ped-m bezw. *2^od-in; IJiarant-ani
'tragend', gr. cpepovi-a, lat. ferent-em = idg. *hheront-m.
Vermutlich ist das -m an die lautgesetzliche Form *päd-a
u. s. w. nach Analogie der vokalischen, insbesondere der
ä-Stämme (aha-m u. s. w.) angefügt Avorden, wie z. B.
auch in den spätgriechischen Akkusativen avopav, izaxi-
pav, (i,Y)T£pav u. dgl. -v nach Analogie von (piXov, j^to-
pav u. s. w. angetreten ist. Über eine andere Erklärung
des ai. -am vgl. AVackerkagel § 263, b), Anm., Bartho-
lomae ZDMG. L, 677 und Brugmann, Kurze vergl.
Gramm. § 188. Eine Einwirlmng der «-Stämme auf die
übrigen Stämme hat auch bei andern Formen stattge-
funden.
Instr. -ä scheint die ui'sprüngliche Endung der ä-
Stämme zu sein (s. § 241), die auf die Konsonantstämme
übertragen wurde. Über die ursprüngliche Gestalt des
Suffixes und sein Vorkommen im Ai. und den andern
idg. Sprachen sind die Ansichten geteilt, vgl. z. B. Bar-
tholomae Iran. Grundr. I, 122 f. und zuletzt (aber nicht
§ 230. 231.] Die Kasusbildung u. d. Gebrauch d. Kasus. 155
Überzeugend) Reichelt BB. XXV, 232 ff. Die Endung ä
war vermutKcli bereits ui'ariscb, da die avestische Endung
-ä (neben -ä) aus -ä gekürzt ist, s. Bartholomae a. a. O.
Dat. idg. -ai liegt in der griecliisciien Infinitivendung
-|ji£V-ai (S6{X£v-at, iO|X£v-ai bei Homer) am deutlichsten
vor, denn -jjLSv-ai entspricht genau einem ai. -man-e
(asman-e, ved. dä-man-e u. a.), d. h. dem Dativ eines
Nomens auf -men-.
Abi. -Gren. idg. -es und -os, vgh väc-ah 'der Stimme',
d. i. gr. QTZ-QC, oder lat. vöc-is = idg. '^uoqV-°/eS\ janas-
all 'des Geschlechtes', gr. ^eveos oder lat. gener-is = idg.
^genes-^/eS. Im Ai. sind -es und -os in -as zusammen-
gefallen; die Verteilung von -es und -os hing in der
Grundsprache vermutHch von bestimmten Accentverhält-
nissen ab (etwa ^iioql^-es aber ^genes-os). [Über eine be-
sondere Ablativendung s. § 245, über die ablati^dsche
Adverbialendung -tas s. § 403.]
Loc. idg. -i, vgl. iKLcl-U gr. uoS-i = idg. ^ii^/ed-i\
intär-i 'Vater', gr. (hom.) iraisp-i = idg. ^pdter-i.
231. Die Endungen des Dual.
Nom. Acc. m. f. Di6 Endung -äu = idg. -öii ge-
hört den o-Stämmen an und ist von da auf die Konso-
nantstämme übertragen ; genaueres s. § 241.
n. -1 scheint idg. gewesen zu sein; allerdings fehlen
Zeugnisse dafür in den übrigen Sprachen. Ob das l in
gl", /uax-i (£ixoa-i) eine verwandte Dualendung enthält,
ist sehr fragUch (vgl. Pedersen KZ. XXXVIII, 409).
Instr. Dat. Abi. -hhyäm (im Veda auch -hhiyäm)
hat außer dem ganz selten vorkommenden avest. -hyqm
(wofür -hgä das regelmäßige Suffix ist) keine genaue
Parallelform in den verwandten Sprachen. Das Element
-hhy- (-hhi-) kehi"t auch in der gleichen Kasusgruppe des
Plural wieder (s. d.).
Gen. Loc. idg. -ous oder -ens = ai. ös liegt ver-
muthch noch im ab. Gen. Loc. -u (z. B. Jmmen-ii von
156 Formenlehre. [§ 231. 232.
kamen- 'Stein' = ahian-öh) vor. Daß -ous von den o-
Stämmen ausgegangen sei (vgl. -äu im Korn. Du.), läßt
sich vermuten.
232. Die Endungen des Plural.
Nom. m. f. iclg. -es, vgl. mätär-aJi, gr. {XT^iep-s«;, idg.
*mäter-es; silnäv-ah 'Söhne', got. sunjiis (aus urgerm.
*siinüviz), ab. synov-e = idg. ^sünhi-es.
n. idg. -9, vgl. hlmrant-i (Particip), gr. cpepovxa = idg.
*hheront-d. (Anders J. Schmidt, Pluralbildungen 227 ff.)
Acc. idg. -ns nach vokalischem, -ijs nach konsonan-
tischem Stammauslaut.
a) -ns, s. darüber genaueres bei den vokahschen
(d. h. a-, i-, U-) Stämmen.
b) pad-äh, gr. iroo-a?, lat. ped-es (aus -ns), got. föf-
uns = idg. *2)^/od-ns.
Instr. -hJiis (apers. -hiS, av. -hts) ist wohl unmittel-
bar = idg. -h]ii(s); am nächsten steht gr. -cpi (das für den
Instr. Abi. und Loc. des Sing, und Plm-al gebraucht
wird): ai. näu-hhih, gr. vau-cpi(v) = idg. '^)iäu-hki(s).
[Über eine besondere Endung der o-Stämme s. d.]
Dat. Abi. Dem ai. -hhyas (vedisch auch -IJiiyas,
av. -hyö) steht lat. -hos, -hus am nächsten, vgl. avi-hliyah,
lat. ovi-hus; da aber lat. -hos kaum auf *-hhios zurück-
geführt werden kann, so gelangt man zu einem idg. An-
satz von ^-hli(i)ios und '*-hhos, über deren Verhältnis
nichts Sicheres ennittelt ist; eine Vennutung s. § 233.
Gen. idg. -5m, vgl. pad-am, gr. tcoB-äv, lat. lied-um
= idg. ^p^/od-öm; janas-äm, gr. yevewv (aus ^^svea-tov),
lat. yener-um = idg. *yenes-öm.
Loc. idg. -SU wird durch die Übereinstimmung des
Ai. und Slav. als idg. Endung erwiesen, vgl. z. B. hälä-
sti und abulg. rqlia-chii aus "^rqkä-sü von rqka 'Hand'
[gr. -OL scheint eine Umgestaltung von -su nach dem
Loc. S. zu sein; vgl. jedoch auch Brugmann, Grundriß
n, 699 ff.].
§ 233.] Die Kasusbildung u. d. Gebrauch d. Kasus. 1.57
233. Über den Ursprung der idg. Kasusendungen lassen
sich nur Vermutungen äußern: allgemeine Analogien anderer
Sprachen (z. B. der ural-altaischen) und jüngerer Entwicklunge-
stufen der idg. Sprachen weisen darauf hin, dafj die Kasussuffixe
aus einer Verschmelzung mit Pronomina (Partikeln), Praeposi-
tionen oder auch mit Substantiven erwachsen sind ; die Einzelheiten
entziehen sich unserer Erkenntnis. Deutlicher sind einige Be-
ziehungen zwischen den verschiedenen Suffixen zu erkennen: so
scheint -ns (Acc. PI.) das Singularsuffix -m -f- Pluralendung -s
zu sein, die wohl auch in -bhi-s, *-bh{i)o-s vorliegt und als Schwund-
stufe zu -es aufgefaßt werden kann. Das Verhältnis der Endung
des Dat. S. -ai und Loc. S. -i sieht so aus, als ob dieses Schwund-
stufe zu jenem wäre.
Da sich die verschiedenen Kasussuffixe der einzelnen Spra-
chen nicht decken und zum Teil dennoch auf die Grundsprache
zurückgehen, so muß man in dieser eine Mannigfaltigkeit von
Endungen annehmen, die von keiner Einzelsprache erreicht wird.
Dieser Reichtum erklärt sich teilweise aus sekundären Dialekt-
verschiedenheiten der Grundsprache. So besitzt das Germanische
und Baltisch-Slavische an Stelle der 6/i-Suffixe solche mit »u,
z. B. Dat. PI. lit. sunu-mus, abulg. syno-mii, got. sunu-ni gegen-
über ai. sünu-hhyah, Instr. PL lit. ranko-mis, abulg. rqka-mi
gegenüber ai. asvä-bJdh: neben *-bhios, *-bhos, *-bhis erhalten wir
also auch ein *-mos und *-mts, und es kann die Frage aufge-
worfen werden, ob nicht '^-bhos statt *-bhios nach *-mos gebildet,
-mis zu -bhis nach dem Muster von *-mos, *-bhios geschaffen wurde.
"Weiter erhebt sich die Frage, wie sich die verschiedenen
Endungen auf die verschiedenen Stämme und Kasus ursprünglich
verteilten. Der Dual hatte vermutlich einmal ebensoviel Kasus-
formen wie der Singular und Plural: die verschiedenen idg. Suf-
fixe sind also wohl verschiedenen Kasus zuzuteilen. Endlich be-
obachtet man in allen Einzelsprachen, daß sich gewisse Kasus-
suffixe nur noch in Adverbien oder „in adverbialer Erstarrung"
behaupten, wie z. B. der Lokativ ol'xoi (ol'xei) im Attischen oder
die Instrumentalendung -nii in ai. sane-mi 'von alters her' (zu
Sana- 'alt'); auch dieses Entwicklungsstadium wird schon in der
uns erreichbaren Grundsprache vorhanden gewesen sein: so hat
man in ai. uSar 'in der Frühe' (im Kompositum umr-bhut) und
punar 'wiederum' ein Lokativsuffix mit r vermutet, das schon zu
Beginn der einzelsprachlichen Entwicklung adverbial erstarrt war.
Mithin muß das unmittelbar zu erschließende uridg. Kasus-
system auf ein noch älteres System zurückgeführt werden: daher
158 Formenlehre. [§ 233-236.
fehlen uns die Hilfsmittel, um den Ursprung der idg. Kasussuffixe
zu erkennen. — Zu diesen Fragen vgl. auch Brugmann, Grundriß
II, 518 ff., sowie Hirt, Griech. Laut- und Formenlehre S. 215 £F.
234. Die Pronomina haben einige besondere Kasus-
suffixe, die in § 349 ff. besprochen werden. Gelegenthch
greifen das nominale und das pronominale Kasussystem
in einander über; im Ai. ist dies jedoch seltener als
z. B. im Gi-iechischen und (liinsichtUch der Adjektiv-
flexion) besonders im Germanischen.
b) Gebrauch der Kasus im Ai.
(Syntaktische Bemerkungen.)
235. Literatur : Delbrück, Vergleichende Syntax I (= Grund-
riß III) 173 ff.; Brugmann, Kurze vergl. Gramm. 417-446. Für
das Ai. s. Whitney §267fi"., Speijer, Ved. u. Sanskrit-Syntax (im
Ind. Grundriß) S. 6 ff. ; für das Griechische vgl. Brugmann, Griech.
Gramm.3 373 ff., Hirt, Griech. Laut- u. Formenlehre 217 ff.
336. Der Nominativ ist der Kasus des Subjekts
und des Praedikatsnomens. Über die Kongruenz von
Subjekt, Attribut und Praedikat gelten dieselben Regeln
wie im Lateinischen.
Anm. Im RV. finden sich noch einige Spuren einer syn-
taktischen Verbindung des neutralen Pluralsubjekts mit dem
Sing, des Praedikats (wie im Griechischen), s. J. Schmidt, Plural-
bildungen 4 f.
Eigentümhch ist der Gebrauch des Nominativs vor
iti *so', um den Namen einer Sache einzuführen: sf^^-
xj^f^ ^j^ vadanty aparneti täm 'man nennt (vadanti)
sie (täm): „Aparnä" so (iti) (heißt sie)' = 'man nennt
sie Aparnä'; -sftiw. Wm «»^^Pd f^^«**!? Tt^ JiäJiah käme
Mthayati CüraMrna iti (II, 2) 'die Krähe sagt (ihm)
ins Ohr „Citrakarna" (so)'. Ein doppelter Nominativ
steht ähnhch wie in den verwandten Sprachen, z. B.
-^j^ Wtf^: ^w^' ^J« vnhaydli katliyante (I, 2) 'unter
fyVVs werden Eeiskörner verstanden', ^lij^^Nlild 'qfT"
§ 236. 237.] Die Kasusbildung u. d. Gebrauch d. Kasus. 159
f^fT^ äijur varSaSatq, parimitam 'das Leben ist als 100-
jährig bemessen'.
237. Der Accusativ wird gebraucht
1. als direktes Objekt, u. a. auch bei den Verben
des Sprechens (zu jem.) wie hrü-, vac-, vad-, bei smar- 'sich
erinnern' u. a. Der Gebrauch des doppelten Accusativs
stimmt im Wesenthchen mit dem griechischen und latei-
nischen überein, so z. B. bei den Verben des Machens
(zu), Wofürhaltens, Meinens, Fragens, Bittens, Behrens,
des Sprechens (s. oben), auch des Wegnehmens und
Rauhens. Beispiele: <^|«i|^|^'^ "^ ^^Tffl^fvt '»'Citnä-
näm äirayq yq vyadhäd vidliih (III) 'den das Schicksal
zu einem Träger von Schätzen (d. h. sehr reich) gemacht
hatte' ; ftTf^f% f^W^nr'^ ^f*^"^ avehi viMnuhliaktam 'halte
diesen für einen Visnu -Verehrer' ; «^-^^«f «tTT T^
■J^TTW f^rf^ näubandhanq näma Spdgq Miyätq, viddhi 'wisse,
daß die Bergspitze n. mit Namen genannt ist' ; ^j^ ^ -j^t^-
^rq^jftf: saty(i tq, räjaputram upeyatuh 'sie gingen den
Prinzen um die Waln-heit an' (d. h. 'sie fragten ihn
nach der Wahrheit'); i[ ij4^*i<jU^^<l ^^ sarvasvam
adandayat (III) 'diesem nahm er als Strafe das ganze
Vermögen ab'.
Bei kausativen Verben kann die Person u. s. w.,
welche zu einer Handlung veranlaßt wird, auch im In-
strumental stehen, z. B. xrf^ijn (oder qf^fiy) fxn^T'l
<g(T<j^nT pci^^incili (oder paMibliili) pindän hhädayati 'er
läßt die Vögel Kuchen essen'. Man bemerke auch die
Dativkonstruktion in fj^ rTT'T^ «^^<*^(1 tasmäi tada-
ie^q, nyavedayat (III) 'diesem erzählte er (eigtl. 'Heß er
wissen') das alles',
2. Accusativ des Inhalts: tt^^t^^ tapas tapyate 'er-
übt Askese' {tapas).
3. für das Ziel einer Bewegung im weitesten Sinn
(auf die Frage wohin?); der Accusativ kann eine Ort-
160 Fonnenlehre. [§237.
liclikeit, eine Person, eine beliebige Sache oder ein Zu-
stand sein. Beispiele : -^ ^iT^^Tt vanq gacchämah 'wir
wollen in den Wald geben'; ^ irf^: grhq 2)raviMah
'er trat in das Haus ein'; ifc^ "^1^ rTT*11^lH ^7^^"^*
driäu täm äkim (VII, 8) 'indem er die Augen nach jener
Gegend richtete'; xn^f^WT^^rRTIfT'. i^f^^'^^'^^f*c?a»( ?fjx]^a-
tah 'er versank in höchste Trauer'; iirnT^T^f?T nüMm
äbhyeti (I, 3) 'es gelangt zum Untergang' = 'vergeht,
geht weg' ; ^TTT^^rrf^ "^TTf^ ^^rTT^ ^rTm; sarvämj
angäni yäuti mtratäm ida harnatäm (VII, 6) 'alle GHeder
kommen in das Augen-sein und Ohr-sein' = 'werden zu
Augen und Ohi'en' ; xjfg «rqt^ V'^^^ti nayanti (c. Acc.)
*sie führen zur Mästung' = 'sie mästen' ; i( Tip^ T{dmn^
tq grlict, iwaveiayaü 'er läßt ihn ins Haus eintreten'.
4. auf die Fragen wie lange? (von der Zeitdauer)
wie lang, hoch, breit u. s. w. ? (von der Eaumerstreckung)
und bisweilen auf die Frage wann? (Zeitdauer, innerhalb
der etwas geschieht), z. B. ^^ <=j(^<l«l äa^a vatsarän
'zehn Jahre lang', ^in^^ t%^T A^^ftwa?» el^q sthitvä
'eine Weile stehend', ^^f^VjH aharnisam 'bei Tag und
Nacht'.
5. adverbial, z.B. bei behebigen Adjektiven zur Bil-
dung des Adverbiums (vgl. § 392); ferner näma 'mit
Namen'. ^
6. bei folgenden eigentlichen und uneigentlichen
Praepositionen, bezw. Postpositionen (da sie in der Eegel
nachgestellt werden) : miu 'nach' (Ort, Zeit, Hang), 'gemäß' ^,
1 Es besteht keine Notwendigkeit, mit L. H. Gray IF. XI,
307 ff. in diesem Gebrauch von näma etwas anderes als einen Ac-
cusativ zu sehen; vgl. dazu W. Foy IF. XII, 172 ff. Übrigens wird
auch der Instr. nämnä 'mit Namen' in gleicher Weise ver-
wendet.
2 Der Akk. steht auch bei den mit anu {prati, upa) zu-
sammengesetzten Verben, z. B. bei anu-prasthä- (1, 2) 'nachfolgen'
und anu-bhü- (ib.) 'genieföen'.
§ 237. 238.] Die Kasusbildung u. d. Gebrauch d. Kasus. 161
upa 'an — heran', prati 'zu, gegen — hin, in bezug auf,
vinä 'ohne, außer' (auch mit Instr. oder Abi.), rte 'ohne'
(auch mit Abi.).
7. Merke auch fvWT'l f^^^^' ^^*'* 'P^^i über diese'
(vni, 1).
238. Der Instrumentalis wird gebraucht
1. als Sociativus, um die Begleitung oder Ver-
einigung mit Personen und Sachen auszudi'ücken, und
zwar besonders in Abhängigkeit von Verben oder Nomina,
die mit sam- zusammengesetzt sind oder eine Vereinigung
bezeichnen (wie yukta- 'vereint mit'), sowie von Aus-
drücken der Trennung (hlna- 'verlassen, entblößt von')
und der Gleichheit {sama-, saäria-, tuli/a- u. dgl.).
Beispiele : vtlJHHt <Jt^Hm*<l-^*<rM T «^jOfd ^rgälaih
sahäläpamätramapi na karöti 'mit den Schakalen redet
er nicht einmal ein Wort' ; -^rf^ ^ %Tf^ ^TTf^T^ ^T;??;
asti me kenacid hhü2)citinä väiram 'mir ist Feindschaft
mit einem Könige'; «i «fj^cjlifvj (in^ '^^* nllavarnena
tyajyate 'er wird die Indigofarbe nicht los'. Hierher auch
Ti([(4j»H ftcn^t ätmanä trtiyah 'mit sich der dritte' = 'zu
dreien' und die Konstruktion von ram- c. Instr. 'ge-
schlechthch mit jem. verkehren'.
2. zur Bezeichnung des Mittels oder Werkzeuges
im weitesten Sinn (auch von Personen), der handelnden
Person beim Passiv, sowie des Preises ; hierher gehört auch
der Instr. bei den Ausdi'ücken des Füllens und Vollseins.
Beispiele: 177%^ ^^: pä^ena haddhah 'in einer Schlinge
gefangen'; ^^4^'=*!^ ajäir yaStavyam (I, 2) 'mit aja's
soll geopfert werden' ; ^V!{|^|H^M4JI fwfMiMt yathäyäta-
märgena nükräntah (I, 7) 'er ging weg auf dem Weg, den
er gekommen war'; ^tW^ ^^4*if^ t7T<l«hOrd dlptyä
süryani api üraskaröti 'er übertrifft sogar die Sonne an
Grlanz'; ^jf^ <ffl*<lH*(l TT^^^^tH 1/^^^ ratnamälayä pra-
yöjanam (I, 3) 'wenn (dir) mit einem Juwelenkranz ge-
Thumb, Alti&diiche Grammatik. 11
162 Formenlehre. [§ 238.
dient ist'; <^|<^i|^4^|shM: särameyäir akräntali 'von den
Hunden verfolgt' ; ^rsTT ^¥^ ^ 'TRT: mayä draUavyö
'yq nyäyäh 'dieses Verfahren muß von mir angesehen
•werden'. Da die passive Ausdrucksweise überhaupt selu*
beliebt ist, so findet sich der letztbelegte Gebrauch sehr
häufig, sogar in Fällen wie ^f^TT^ ^Ö4(^<!l ^ffö?^ jalänte
duStagrahena hhävyam (I, 3) 'im Wasser muß ein
Kobold sein'. — <^ld*l^f% ^-^«l ^»l dätum arlmsi
mtdyena sutam 'du mußt den Sohn um den Preis her-
geben'.
3. zur Bezeichnung des Grundes oder der Ursache:
^^Tt^TJT fej^mjifwi däJiadö^ena vinaiyanti 'sie kommen
durch Brandschaden um' ; -411(4^144^«! '^ "^f^ ^<^«i ^raf-
cnfrf«{ Tff ^^I^ ätmäupamyma yö vetti diirjcuiq satya-
vädinq, sa vancyate 'wer nach seinem eigenen Maßstab
den Bösewicht für wahrhaftig hält, der wird betrogen'.
4. zur Bezeichnung des begleitenden Umstandes und
der Art und Weise : ^STTTWt^TW^' • • " f^^f?! jarä-jmäir
mdyanäih . . . vikdi (VIII, 16) 'mit altersschwachen Ghe-
dern tritt er ein'; ^wrtTTtVT sväHha-avirödhena 'bei
Nicht-Schaden [d. i. ohne Schaden] für die eigene Sache' ;
^'PT ^^?n »0^ HVch^fi vegena maJiatä nävq präharSat
(IV) 'in großer Eile zog er das Schiif. Daher dient der
Instr. oft auch als Adverbium, \de ^j%5T siikliena 'auf
glückliche Weise', vgl. ferner § 393.
5. zur Bezeichnung von Baum und Zeit, innerhalb
deren etwas vor sich geht : sfftsrTnT^UI f^rnt ^röMnta-
rena sthitäh (11, 2) 'in dem Zwischenraum (in der Ent-
fernung) eines krö^a- stellten sie sich auf'; ch|^«1 ^RW^
¥ ^H^HyptT; liälena mahatä sa sumahän ahhüt 'im Laufe
langer Zeit wurde dieser sehr groß'.
6. nach einigen festen Wendungen wie Jiö 'rthali oder
kirn 'was nützt das, was hat man davon', alam, krtam,
astu 'genug damit, fort damit', z. B. flji "^^^ ki halimiä
§ 238. 239. 240.] Die Kasusbildung u. d. Gebrauch d. Kasus, 163
'wozu neler Worte' ; t% f^wx;^ ^i vistarena 'wozu be-
darf es der Weitläufigkeit?'.
7. bei den Praepositionen saha, säkam, särdham
'mit' (vgl. 1), samam 'gleichzeitig mit', vinä (§ 240).
239. Der Dativ bezeichnet
1. das entferntere (indirekte) Objekt, wobei er mit
dem Genitiv konkurriert. Merke besonders den Dativ
bei Ausdrücken wie gebühren, acJit geben auf etw., Jiin-
neigen zu, jem. anhalten zu, sich bemühen um. Beisp.:
TTCt^cfiTT^ M<ij<|ij paröimliärah pimyäga 'höchster Lohn
(gebühi-t) dem Frommen'; ^%^ M<*<ivtinj^ yatedhvq
paramärtha-siddhyäi 'bemüht euch um das GeHngen der
wichtigsten Sache'; i^^ij^ fffTT^ yöjayate hitäya 'er
hält zum Guten an'.
2. den Nutzen oder Schaden einer beteihgten Person
(Dat. commodi et incommodi).
3. den Zweck oder die Absicht, oft in ganz freier
Anlehnung an ein behebiges Verbum, auch als Prädikat
mit der Bedeutung 'gereichen zu': ^hTT ^T^fTT dlMlil
smHä bhavati täpäya (VIII, 5) 'das Denken (an die Ge-
hebte) wird zur Pein' ; -^[^^ . . . ^[^\i^\M srMam . . . ähä-
räya 'zum Essen geschaffen'; tiT;tfci ^IVJJKI f^"^f^
parahüq svmihäya vighnanti 'sie schädigen das Wohl
anderer zum eigenen Xutzen' ; <4|^<^|4| % c|(jj4||f4{ aMie-
däya te varnayämi 'zum Trost erzähle ich dir'.
240. Der Ablativ (der jedoch nur im Sing, der a-
Stämme eine eigene Form hat) wird gebraucht
1. auf die Frage woher? in eigenthcher und über-
tragener Bedeutung, auch bei der Person, von der man
z. B. kauft, hört, wünscht, ferner zui- Bezeichnung der
Herkunft und des Stoffes. Beisp.: ^vfr^^f "tp^^fTT vanäd
vanq paryatati 'er wandert von Wald zu Wald'; tp^-
■«rrT«ir. tan-madhyäd ekdh 'einer aus deren Mitte'.
11*
164 Formenlehre. [§ 240. 241.
2. bei Ausdi-ücken der Trennung, Befreiung, Ent-
fernung u. dgl. Beisp. f5fWTTt>Jf «IHIK nivrttö 'hq
märgät 'icli habe mich von dem Wege abgewandt'.
3. bei den Verben 'abhalten von, schützen vor, ver-
teidigen gegen, sich fürchten vor'. Beisp. ^^TTSpl" ^PT
^f^ M^W' hcUavadbhyö hhayq, mama matsyehhyah 'ich
habe Furcht vor den starken Fischen'.
4. zur Bezeichnung des Grundes oder der Ursache,
z. B. f^^l <?n <^ 1 d. jihväläulyät 'aus Lüsternheit' ; '«l^T^f^
T TTTH ffahf^d. y(^t^iäd api 7ia iwäptq, kicit 'trotz (aller)
Anstrengung ist nichts erlangt worden'.
5. zur Bezeichnung des vergHchenen, unterschiedenen
Gegenstandes nicht nur bei Komparativen, sondern auch
bei Ausdrücken wie a7iya-, imra- 'anders (als), verschieden
von' (Abi. comparationis). Beisp.: -^^: Mti(LhH ep^Tf?;
ireyali pu^paphalam vrMät 'besser als der Baum sind
Blüte und Frucht'; iTT^Nt ^mfvachnj^l pränebhyö 'py
aähikapriyä (III) 'mehr geliebt als das eigene Leben'.
6. bei den Praepositionen ä 'von — her, von — an,
bis — zu', vinä (§238), rie (§ 237), ürdhvam, anantaram,
param 'nach' (von der Zeit), prabhrti 'von — an', hahih
'außerhalb, aus' (auch Gen.).
Über adverbialen Gebrauch des Kasus s. § 395.
Der Ablativ zeigt mannigfache Berührung mit dem In-
strumental. Andererseits tritt für ihn der Genetiv ein,
da bei den meisten Paradigmen eine besondere Ablativ-
form fehlt. Dem Ablativ sind ferner gleichwertig die
Adverbialformen auf -tas (s. § 403).
241. Der Genetiv steht (abgesehen von seiner ab-
lativischen Verwendung)
1. zur näheren Bestimmung eines Nomens (als Gen.
subiectivus, obiectivus, possessivus, partitivus, zur Be-
zeichnung des Urhebers, Ursprungs, Stoffes), auch prae-
dicativ wie z. B. in ^ ^f^ ^ifj^; na tavedam grham
§ 241. 242.] Die Kasusbildung u. d. Gebrauch d. Kasus. 166
'das Haus gehört nicht dir' ; ?nHm(!M*i*l ^[M\ uRchlPffd:
mänuMnäm ayq, nyäyö pariMrtitah (I, 2) 'für die Men-
schen ist dieser Grundsatz ausgesprochen'.
2. bei den Adjektiven 'kundig, erfahren, voll', sowie
bei sama-t sämänya- 'gemeinsam', sadria- u. ä. (auch mit
Instr., s. § 238. 1), priya- 'lieb' (statt des Dativs), pratiküla-
'unangenehm', sammiJia- 'angemessen, entsprechend'.
3. bei einigen Verb en wie smar- 'sich erinnern' (auch
Acc), day- 'sich erbarmen'.
Anm. In klassischer Zeit tritt der Genetiv immer mehr
an Stelle des Dativs; z. B. sßasi/ämäti/apadavi pradattä 'dem
Löwen wurde die Stelle eines Ministers gegeben'; etan mam(a)
äkhi/ätam 'dies ist mir erzählt worden' ; ätmanah pratiküläni pa-
reSq na samäcaret 'sich selbst unangenehmes fügt man wohl nicht
andern zu'.
4. bei den Praepositionen antar 'innerhalb', auch
<aus — heraus', upari 'oberhalb, auf, über', adliali 'unter-
halb, unter', purah, agre 'vor (Ort und Zeit), voraus',
paicäd 'hinter', arthe (artham) 'wegen'.
5. Die Beziehung des Genetivs zu den sonstigen
Satzghedern ist oft so lose, daß er einem Gen. absol.
nahekommt, vgl. z. B. -cf^ -^Ti^nhiiiiii ^TTOTT^ ^ • • •
TTf'TTtT: irr^qfwi tasya räjyahiyäyq, vartamänasya te . . .
tatparatali prakHpanti (I, 10) 'als dieser als König
herrschte, legen sie vor dessen Angesicht . . . nieder'.
242. Der Lokatiy steht
1. auf die Frage wo? 'zur Bezeichnung des Raumes,
in (an, auf, bei) welchem etwas stattfindet (auch abhängig
von Substantiven und Adjectiven), ferner übertragen bei
vi-ivas- 'vertrauen auf' u. ä. (auch mit Gen.), stTiä- und
vart- 'verharren bei', sowie in der Bedeutung 'unter,
zwischen'. Beispiele: «j^ nagare 'in der Stadt'; •^^fT
■«T^ laddliä [näiili] h-nge 'an das Hörn angebunden';
^^ra^^ f^iH^^ akrtyeSu niyöjycmte (I, 3) 'sie hängen
an Dingen, die untunUch sind' ; 4{^[pc) "R^nT madväci
166 Formenlehre. [§ 242.
pratyayäh 'Vertrauen auf mein Wort' ; "g^^"Bf f^4jT|4iH
draUavyehi Mm uttamam 'was ist das höchste unter den
Dingen, die man sehen muß?'.
Anm. Hierher gehört auch der adverbiale Gebrauch von
pade pade 'Schritt für Schritt'.
2. auf die Frage wann? zur Bezeichnung des Zeit-
punktes, der äußeren Umstände. Hierher gehört auch
die Konstruktion des Loc. absolutus, die dem griech.
Gren. und lat. Abi. absohitus entspricht. Beispiele : ''ssr^-
gTHj^Hl^lT^ astamanavelayäm 'zur Zeit des Sonnenunter-
gangs'; -^^ j[t^(7t öjrT% ß^^ gacchati käle 'während so
die Zeit verging'; fT^T«<f?^ tathämiMhite 'als so ge-
schehen war' ; ^ff^ if^ ^^^fWfiWf^ tasmj gate 'nyasmin-
nahani 'als er gegangen war, am andern Tage . . . '.
3. auf die Frage wohin? Der Lokativ teilt sich
hierin mit dem Akkusativ. Beispiele : 7j^^ ^^ gamyate
svarge (I, 2) 'man kommt in den Himmel' (neben «K^cfi
ifRf^ narakq gamyate ib. 'man kommt in die Hölle') ;
»{j|<^l^ Trf%^*. nagaränte praviUah 'er begab sich nach
einer Stadt' ; ^fpJ^^W 'Tf^rTt hhändamadhye patitah 'er
fiel mitten in das Gefäß'.
4. zur Bezeichnung der Person oder Sache, zu der
man in irgend einem Verhältnis steht oder in bezug auf
welche etwas stattfindet. Beispiele: -^fkf W[ f«l\<ftV
mayi sä viraMä (VITI, 1) 'diese ist mir gegenüber ab-
geneigt' = 'fühlt keine Neigung zu mir' ; ^% -^ ¥Tr^<T
duMe duMq samäcaret 'gegenüber einem Bösen verfahre
man böse' ; 3ftWTR f^^ pröUam atra viSaye 'in dieser
Beziehung heißt es'; ^^ 41<^*1 ß'^^ säukhyam 'die
Freude am Leben' ; ir^^ if^T^rii: prahhutve "hkiSiMah
'in bezug auf die Herrschaft geweiht' = 'in die H. ein-
gesetzt'; -^^ 4«t«^4ji4( rüpe 'nanyasamä 'an Schönheit
unvergleichlich'.
5. bei der Präposition antar 'innerhalb, in' (auch
Gen., s. § 241).
§ 243. 244.] Die Deklination der a- und ä-Stämme. 167
243. Der Yokativ stimmt in seinem Gebrauch z. B.
mit dem Griechischen völHg überein.
Anm. In accentuierten Texten (s. § 55) ist der Vokativ,
falls er nicht unbetont ist, immer auf der ersten Silbe betont
und fällt auch dadurch ganz aus dem Rahmen der Kasusbüdung
heraus (vgl. gr. izäxep, aSeXcpe u. ä.).
XIV. Kapitel.
Die Deklination der a- und ä-Stämme.
I. Deklination: ä-Stämme.
244. Paradigma. 1. deva- m. 'Gott'.
Singular.
N. ^: devali vtctco? equus
A.Q,Q,. ^«4H ^evam itctcov equum
I- a^HI devena —
D- ^TRI deväya —
Abi. ^cUft^ devät equö(d)
Gr. ^^^ devasya iTciroio
L. ^ deve hom. oixoi (oixei)
V. ^y( deva iirTte eque
Dual.
N. Acc. Y. ^^ deväu —
I. D. Abi. ^c(|4JHJ< devähhyäm —
G. L. ^^^ devayöh —
Plural.
N. ^^. deväli got. wulfös 'Wölfe'
Acc. ^yfj^ devän itttugui;, equös, wulfans
I. ^^ deväih ittttoi? equis
G"- ^cfHl^l devänäm —
L. ^11 deveäu <piXoioi, ab. rahechs (von
rahs 'Knecht').
168 Formenlehre. [§244.245.
2. phala- n. 'Frucht'.
Besondere Formen nur für den Nom. Acc. V.,
nämlich:
Sing. ih<9|4(^ phalam 8&pov, lat. donum
Dual 15% phale abulg. üe (von igo 'Joch').
Plural ih<^|f% phaläni —
Das n des Instr. S. und Neutr. PI. wird in gewissen
Fällen zu n nach § 83, z. B. ^[tTTü dvärena zu dvära-
n. Türe, uiiMlHn ^ästräni von Mstra- 'Lehrbuch'.
Diese Regel ist für die ganze Formenlehre zu
merken, weshalb weiterhin nicht mehr darauf hinge-
wiesen wird.
245. Zu den einzelnen Kasus. Diejenigen For-
men, denen die entsprechenden aus den verwandten
Sprachen beigefügt sind, setzen unmittelbar die uridg.
Formen fort. Die ai. a-Stämme sind also vom idg.
Standpunkt aus ö-Stämme; die Abstufung o/e, die im
griech. und lat. Paradigma erhalten ist, mußte im Ai.
verschwinden. Soweit die Formen sich nicht ohne wei-
teres aus dem Schema der Endungen (§ 229) ergeben,
ist folgendes zu bemerken:
Singular.
Instr. -ena ist eine Neubildung nach der pronomi-
nalen Flexion, s. § 358 f. ; die alte Form findet sich noch
im Vedischen: vgl. z. B. yajnä (zu yajna- 'Opfer') aus
idg. -ö wie lit. ivükü (von wiZkas 'Wolf') und gr. tccü-
(Tcoxe).
Dat. "Wenn man -äya in -äy + a zerlegen darf, so
ist -äy = \Ag. -öi, das in griech. (piXo>, lat. se7'vo und in
der ai. Pronominalflexion (s. § 358) vorhegt; idg. -öi ist
wohl Kontraktionsprodukt von -o + äi. In dem an-
gehängten -a vermutet man eine Postposition, nämlich
eine Nebenform der ai. Postposition ä (s. Bartholomae,
Iran. Grundr. I, 122), die mit dem Dativausgang ver-
§ 246.] Die Deklination der a- und a-Stämme. 169
wachsen ist ; die Möglichkeit solcher Verwachsungen
-ward durch Fälle wie gr. 'AÖTQvaCe ='A6-^va<;-S£ (oTxovSs)
u. ä. erwiesen. Eine andere , wenig wahrscheinHche Er-
klärung der Endung -äya s. bei Johansson BB.
XX, 96 ff.
Abi. Der idg. Ausgang Hegt am deutlichsten in altlat.
merit-öd, (Adv.) facillum-ed vor; vgl. auch griech. (dial.)
ßnai 'unde', /oixü) (im Dialekt von Delphi) 'aus dem
Hause' mit Abfall des Dentals; daß dieser ursprünghch
-t (-öt, -et), nicht d gewesen sei, wird von C. Kappus, Der
idg. Ablativ (Diss. Marbui'g 1903) vermutet, doch fehlen
ausschlaggebende Gründe. Im Ai. regeln sich die Aus-
gänge -ät und -äd natürlich nach den Sandhigesetzen.
Gen. Idg. -sio (-o-sio) wird durch die Überein-
stimmung des Ai., Iranischen (vgl. apers. kär-a-hyä 'des
Heeres') und Griechischen (hom. itctcoio) erwiesen; die
Endung ist auf die o-Stämme (mit Einschluß der prono-
minalen Stämme) beschränkt.
L 0 c. Idg. -oi (vgl. auch apers. pärsaiy 'in Persien',
lat. dornt) ist o| + ^ Lokativendung -i.
Dual,
Nom. Acc. Yoc. Idg. -öu und -ö, die vermut-
hch nach bestimmten Gesetzen des uridg. Sandhi mit-
einander wechselten (darüber und über den Ursprung
der Endung s. Brugmann, Grundr. V, 882 f. n, 641),
spiegeln sich in dem Nebeneinander von (ved.) vrkäu
und frÄ;ä wieder; während das Griech. -ö verallgemeinerte
(iTCTTü)), hat das klassische Sanskrit -äu durchgeführt;
der Ausgang -äu ist auch auf andere Stämme übertragen
worden (vgl § 272, 282, 289, 293, 295 und die Konso-
nantstämme, § 298 ff.).
Instr. Dat. Abi. Die Länge des Stammvokals vor
der Endung (-ä-hhyäm) ist — nach der gewöhnlichen
Annahme — aus dem (ved.) Nominativ auf -ä übertragen;
170 Formenlehre. [§ 245.
der idg. Stammauslaut dürfte -oi- gewesen sein. Merk-
würdig ist die verschiedene Gestalt des Stammes in dieser
und der folgenden Kasusgruppe.
Gen. Loc. Ai. -ay-ös = uridg. *-oi- + oi(s ist ver-
mutlich aus der Pronominalflexion entnommen (anders
Bartholomae, Iran. Grundr. I, 130). Die Flexion von
'2' (idg, *duö(u), *duoi-oi(s = ai. dvä(u), dvayöh) ver-
mittelte wohl die Übertragung.
Plural.
Nom. Wegen uridg. -ös ist außer dem Ai, und
Got. auch der oskische Nom. PI. Nüvlanüs d. i. Noulanös
zu vergleichen. Neben -äs hatte das Ur arische die
Endung -äsas, vgl. (ved.) aSväsah, apers. hagäha. Ob
darnach eine idg. Endung -öses neben -ös angesetzt werden
darf, ist zweifelhaft (vgl. jedoch auch Brugmann, Kurze
vgl. Gramm. S. 390) ; urar. -äsas kann als arische Neuerung
erklärt werden: an -äs wurde die dem Sprachgefühl deut-
hchere Pluralendung -as angefügt ; so ist z. B. agr. ejxs in
der spätgr. Sprachentwicklung um das Accusativz eichen
-V (e[xe-v), dann noch einmal durch die Accusativendung
-a (neugr. ejiev-a) erweitert worden (weitere Beispiele
für solche Vorgänge s. bei Brugmann, Grundr. II, 661).
Acc. Ai. -an ist nach den ai. Lautgesetzen zunächst
aus -(|s entstanden, das noch im Sandhi zum Vorschein
kommt, s. § 180; die verwandten Sprachen führen auf
idg. -öns zurück, woraus sich ai. *-an{s) ergeben müßte.
Wegen des ai. -an ist es jedoch nicht nötig, ein idg.
-öns anzusetzen ; devän kann zum Nom. PI. deväh nach
dem Muster der Singularformen deväh : deväni (bezw.
devan im Sandhi vor t, d) geschaffen sein, s. Bartholomae
ZDMG. L, 688 (anders Lorentz BB. XXI, 173 ff., vgl.
ferner Brugmann, Kurze vergl. Gramm. S. 392).
Instr. Idg. -öis ergibt sich nicht nur aus dem Ai.,
sondern auch aus dem Griech. (-oig), Lit. (wilkals) und
§ 245. 246.] Die Deklination der a- und ä-Laute. 171
Osk. (Nüvlmiüis); über die ursprüngliche Form des Suf-
fixes ist keine Sicherheit zu erlangen (eine Vermutung
bei Bartholomae, Iran. Grundr. I, 134).
Anm. Im Ved. findet sich auch der Ausgang -bhis {vrkebhih,
wegen des c s. d. folg.), der allen übrigen Stämmen angehört und
von da übertragen ist; diese Neubildung lebt im Prakrit fort
(vgl. § 22).
Dat. Abi. Der Stammauslaut -e- (idg. -oi-) statt
-a-i-o-) ist von den Pronomina übernommen (und zwar
schon in urar. Zeit, wie das Awestische beweist); die
uridg. Scheidung des Stammauslautes von Nomen und
Pronomen ist in den entsprechenden Formen des Ger-
manischen und Baltisch-Sla\^schen bewahrt (z. B. got.
daga-m, aber pai-m). Vgl. auch Dat. Du. und Loc. PI.
Gen. Der idg. Ausgang -öm = ai. -am (vgl. gr. itü-
TTwv, lat. deum = deorum) ist im RV. noch in ein paar
Belegen vertreten. Die Neubildung -änäm geht jedoch
bereits in die arische Periode zurück (vgl. apers. hagänäm
zu haga- 'Gott') ; die Ersetzung von -am durch die deut-
lichere Endung -änäm ging wohl von den ä-Stämmen
aus, wo sie durch den Zusammenfall des Acc. Sing, und
des ursprünglichen Gen. PI. auf -am geradezu gefordert
wurde, s. darüber § 259. Nach dem Verhältnis von
häläh : hälänäm bei den ä-Stämmen wurde zu deväh ein
devänäm gebildet.
Loc. Idg. -oi-su zeigt dieselbe Stammesgestalt, die
auch vor den &7i-Suffixen erscheint, nur ist hier -oi- jeden-
falls schon uridg.; mithin scheint der Prozeß, durch den
der pronominale Stammauslaut oi auf das Nomen über-
tragen wurde, bereits in der Grundsprache begonnen
zu haben.
246. Neutrum. Die Singularendung -m findet sich
nur bei den o-Stämmen. Die Dualendung -e = abulg. -e
geht auf idg. -oi zurück, das in o + ^ zerlegt werden kann.
Die idg. Pluralform endigte auf -ä (got. juka, lat. iuga)
172 Formenlehre. [§ 246. 247. 248.
und ist noch im RV. häufiger als -äni, z. B. yugä\ -äni
stammt von den neutralen ?i-Stämmen; das Nebeneinander
von Nom. PI. nämäni und nämä (s. § 309) veranlagte
yugäni neben dem ererbten yugä\ diese Bildung wurde
dann für die neutralen i-, u- und r-Stämme vorbildlich.
Vgl. darüber Hanusz, Sitzungsber. d. Wiener Akad. CX
(1885) 59 ff.
Worihüdung.
247. Literatur: Die gesamte ai. Nominalbildung ist aus-
führlich (allerdings mit besonderer Berücksichtigung der älteren
Sprache) bei Whitney § 1136—1246 dargestellt; eine Übersicht
der Nominalsuffixe findet sich femer bei Kielhom § 539 f. Dazu
vgl. Brugmann, Grundriß II, 1 und Bartholomae, Iran. Grundriß
I, 93flF.
248. Die ä-Stämme bilden bei weitem die stärkste
Deklination des Ai., eine Folge der Häufigkeit des
stammbildenden Suffixes -o- (vgl. auch § 220 Anm.),
das sowohl unmittelbar in Verbindung mit der Wurzel,
wie in zahlreichen andern Suffixen vorkommt.
Anm. Der ai. Stammauslaut -a- ist nicht immer Suffix; in
-ga- 'befindlich in' {vasa-ga- 'abhängig'), Tiefstufe zu gam- 'gehen',
ist das auslautende a vielmehr ein integrierender Bestandteil der
"Wurzel; -jtla- 'kundig' {rasa-jna- 'geschmackekundig, vertraut mit
etw.') zu jM- 'kennen', -da- 'spendend' (dhana-da- 'Reichtum
spendend'), -stha- 'in etwas befindlich' (antara-stha- 'innerhalb
befindlich') zu sthä- 'stehen', -pa- 'gebietend' {adhi-pa- 'Gebieter',
nr-pa-, bhü-pa- 'König') zu pä- 'schützen', -pa- 'trinkend' {madya-
pa- '"Weintrinker, Trunkenbold') scheinen z. T. Nullstufe der
"Wurzel (§ 109, a) + o zu enthalten, also z. B. -stha- == idg.
*sth-o- (vgl.gr. Suoxo-i; aus *8üo-ot-o? zu otä-); da -pa- 'trinkend'
wegen der Ablautsverhältnisse von pä- (§ 110) auf gleiche "Weise
nicht erklärt werden kann, so muß angenommen werden, daß das
Muster von -stha- (zu sthä-) u. ä. für Wurzeln auf -ä : -ä[i] vor-
bildlich geworden ist. Vgl. auch § 260 Anm. Diese Wörter, die
alle als Schlußteil eines Kompositums (nicht selbständig) vor-
kommen, sind vom ai. Standpunkt aus mit den sogen. 'Wurzel-
nomina' (s. § 220. 1.) identisch.
§249.250.251.] Die Deklination der a- und ä-Stämme. 173
249. 1. Mit dem Suffix -a- werden unmittelbar von
der Wurzel Maskulina und Neutra sowie Adjektiva ge-
bildet, z. B.
Substantiva: '(MasJculina) ^sj^ anta- 'Ende', gpi^
Jana- 'Mensch, Mann', ^gi' de§a- 'Gregend', ^"^^ sqMaya-
'Untergang', ^t^ jöSa- 'Freude', trRT päta- 'Sturz, Fall',
(Neutra) x(;s^pada- 'Schritt, Ort', -^^ bhaya- 'Furcht',
jfil yuga- 'Joch'.
Adjektiva: «j^ nava- 'jung, frisch', ^^ jlva-
'lebend' {n. 'Leben'), frr?! priya- 'lieb', ^^ dlrgha-
'lang'.
Das Suffix wird auch zur sekundären Ableitung ver-
wendet, vgl. gii^m hrahmana- 'Brahmane' (von hrahman-
'Gebet'), 4^^»^i^ mänasa- n. 'Sinn, Herz' (von manas-
'Sinn') und andere, § 113 besprochene Fälle.
250. 2. Das sehr häufige Suffix -ya-, -iya- (idg. -io-,
-ijo-) bildet meist Adjektiva (entweder von der Wurzel
oder von anderen Nomina) ; das Neutrum wird häufig
als Abstraktum verwendet. Außer dem Partie. Futuri
Pass. (worüber § 623) vgl. w^ sürya- 'Sonne', -fe^ di-
vya- 'himmHsch', ^rw madhya- 'mitten', finsf P^i'^yci-
'väterlich', ejf^^ yajniya- 'zum Opfer gehörig', X!W^
rahasya- 'geheim', ^^ däivya- 'götthch'.
Neutra : h^ mülya- 'Preis', "^jöir räjya- 'Königreich',
c|||f(!i^ vänijya- 'Handel' (von vanij- 'Kaufmann'), "^^^
sthäurya- 'Härte, Festigkeit' (von sthüra-).
Über -tya- s. § 626.
251. 3. Ein seltenes Suffix ist -va-, idg. -uo-: vgl.
■qip paJcva- 'reif, ira pürva- 'früher' ; <m«\4c; händhava-
m. 'Verwandter', ^y^ vähava- n. 'Zugtier'; dagegen
werden mit -tva- zahlreiche neutrale Substantiva (Ab-
strakta) gebildet wie m<^<c( hälatva- 'Kindheit', ^pusr
vrddhatva- 'Greisenalter'. — Über das Part. Fut. Pass.
auf -tva- s. § 627 Anm.
174 Formenlehre. [§ 252. 253.
252. 4. Sehr zahlreich sind die mit Hilfe von -na-
(idg. -no-) gebildeten Nomina:
a) -na-.
Substantiva: (Masculina) jf^g^ yajha- 'Opfer', -^f?^
yatna- 'Anstrengung', irf ^^wa- 'Dieb', :^^ svapna-
'Schlaf; (Neutra) -^p;^juäua- 'Einsicht', f^ dina- 'Tag',
^TTiT sthäna- 'Ort, Stelle'. Vgl. auch xniF i^awa- m. 'Spiel,
Wette', nach § 87 aus *palna- (ht. peinas 'Lohn').
Adjektiva: außer den Participien auf -na- (§ 619f.),
die gelegentlich substantiviert sind, vgl. sekundäre Bil-
dungen wie rf 1 4^(j| darum- 'hart, streng' (von däru-),
^f^ harina- 'gelblich' (m. 'G-azelle') Yonhari- gelb, xnTRJT
puräna- 'alt, antiquus' (w. 'Sage der Vorzeit') von pura
Adv. 'vormals'.
b) -ana- (idg. -eno-), meist zur Bildung von Verbal-
nomina verwendet.
Substantiva (Neutra): ^XTff carana- 'Fuß', wVsR
jwana- 'Leben', ^t'sRT hhükma- 'Schmuck', jf^ marana-
'Tod', -^^ vadana- 'das Sprechen, der Mund', »\^^
iayana- 'Lager, Bett'. Doch vgl. auch die Masculina
T(^ madana- 'Liebesgott', ^^^ daiana- 'Zahn', |^*(m
ramana- 'Gehebter'.
Adjektiva: cR-?^!! ^ctrana- 'bewirkend' (n. 'das Be-
wirken, die Ursache'), ^r^TjT hhaJcSana- 'genießend' (w. 'das
Essen'); ^\mi\ hMSana- 'schrecklich'.
Über das Participialsuffix -äna- s. § 610. 3.
Anm. Selten sind die Suffixe -ina- (malina- 'schmutzig') und
'Ina- (navina- 'neu', käuplna- n. 'Schamteile').
c) -tana- (-tna-) zur Ableitung von Adjektiven aus
Adverbien: nfj^ (w{^) nüt(a)na- 'jetzig', ^«imt sanätana-
es ^
'immerwährend, ewig'.
d) -mäna- im Part. Praes. Medii, s. § 610. 2
253. 5. -ma- (idg. -mo-) wird vor allem als Kompa-
rationssuffix und bei Ordinalzahlen verwendet; außer-
dem vgl.:
§ 253. 254.] Die Deklination der a- und a-Stämme. 175
Substantiva (Masc): ^pRr dJiüma- 'Rauch', ^j^
dharma- 'Satzung', f^ftsgTr (Jindima- 'Trommel'.
Adjectiva: tjtr gharma- 'warm', ^f^ hhlma-
'schr ecklich'.
254. 6. Ein ziemlich häufiges Suffix, bezw. Suffix-
element ist -ra- (idg. -ro-).
a) -ra- dient meist zur Bildung von Adjektiven (auch
sekundär), die gelegentlich substantiviert worden sind.
Substantiva: tcj^ iura- 'Held', -^[^ ajra- 'Acker'.
Adjektiva: f^ir Mipra- 'schnell', ^7; dura- 'fern',
^V^ dhira- 'weise, klug', »r'Vin;; madhura- 'süß', 4<l4lT
märjära- 'Katze' (eigenthch 'sich putzend').
-ira- z. B. in ^^fvT '^'udJiira- 'rot' (w. 'Blut'), -Ira
wohl in "ST"^"?^ §arlra- n. 'Körper'.
b) -ara- und -tara- in der Komparation, s. d.
Anm. Außerhalb dieses Kreises ist das Suffix selten, vgl.
z. B. patara- 'fliegend', hhangara- 'zerbrechlich, vergänglich'. In
Isvara- 'Herr', pivara- 'fett', sthävara- 'feststehend, fest' liegt ein
Suffix -vara- vor.
c) -tra- bildet meist neutrale Substantiva, die
ein Mittel oder Werkzeug, auch einen Ort bezeichnen,
seltener Adjektiva : t^jj^ gätra- 'GHed', jj^ räUra- 'Herr-
schaft, Reich', -^^ vastra- 'Kleid', it\\k^ Sästra- 'Lehr-
buch', ^ft^ irötra- 'Ohr'; iff^^ pavitra- 'reinigend,
läuternd' (n. 'Läuterungsmittel').
Bemerke besonders die Neutra eR^r^ kalatra- ^"EihG-
frau',flr^mitra- 'Freund'; dagegen xf^ putra- 'Sohn' ist m.
Das idg. Suffix -lo- ist im Ai. lauthch mit -ro- zu-
sammengefallen (s. § 86) und läßt sich daher von -ro-
nicht mehr deutlich scheiden; vgl. -^ff^'^ anila- m.
'Wind', ^x^r^ chägala- (neben ifpf chäga-) 'Ziegen-
bock', «nl^ nahhlla- 'Nabel' ; ot^ stJiüla- (neben tot
sthiira-) 'grob', ^u^tj( mandala- 'rund' (n. 'Kreis,
Scheibe'), -cmv^ capala- 'beweghch', ^^^ catula- 'unstet',
■q^T^T hahula- 'dick', -n^chfdW sikatüa- 'kiesig, sandig'.
176 Formenlehre. [§ 255. 256.
255. 7. a) Das Suffix -ta- (idg. -to-) dient vor allem
zur Bildung des Participium Praeteriti, s. § 612ff.
Einige dieser Parti cipien sind völlig zu Adj e ctiven oder
Substantiven geworden, wie z. B. -^tt rta- 'recht,
richtig' (w. 'Wahrheit, Recht'), -g-ff düta- 'Bote', wtf^
jivita- n. 'Leben', igj^f dyüta- n. 'Würfelspiel'.
In FäUen -«de '^xTf väta- 'Wind', ^|^ hasta- (?) 'Hand'
ist die substantivische Verwendung offenbar uralt
(d. h. uridg.).
b) ai. -tha- findet sich im Superlativsuffix -iMha-
und in einigen Ordinalzahlen, ist aber sonst
ganz selten, z. B. ■^^ yTdlia- n. 'Schar, Menge', ^j^(c^^q
ävasatha- m. 'Nachtlager, Herberge'.
256. 8. Mit HiKe von -Jca- (idg. -qo-) werden Adjek-
tiva oder Substantiva aus Adverbien oder Nomina ab-
geleitet; Substantiva auf -ha- sind (durch die Zwischen-
stufe diminutiver Bedeutung) mit dem Grundwort wieder
identisch geworden.
Adjektiva: ^üf^cft antika- 'nahe' (n. 'Nähe'), "^^xf^
rüpaka- 'die Gestalt von etw. habend'.
Substantiva: ^urf^cft upadeSaka- 'Lehrer, Unter-
weiser', trra^ pätJia'ka- 'Lehrer' (pätha- 'Vortrag, Stu-
dium'), TT^putraka- 'Sohn' (eigtl. 'Söhnchen'), 1414«* h-
iaka- = -aptf ^aSa- 'Hase', ^«rgi hliartrka- 1) 'Gatte' (=
^"ffi; hhartar-) 2) Adj. 'zum Gatten gehörig'.
Das Suffix kann auch unmittelbar zu einer Verbal-
wTirzel in Beziehung gesetzt sein, z. B. ^ni«R ghataka- 'voll-
bringend'zu ^/la^ 'sich bemühen', xrrqcRi?äcaÄ:a- 'kochend'.
Die häufigen Suffixe -ika- und -2ika-, z. B. in \| iTh^
dhärmika- 'rehgiös', "^TTf^eR yäjnika- 'Opferkenner', ^rw^
jambhuka- 'Schakal' (eigtl. 'der Schnapper' von jamhh-
'schnappen'), 4|JH[eh kämuka- 'Liebhaber' sind wohl von
i- und w-Stämmen aus verallgemeinert worden.
§256.257.258.] Die Deklination der a- und a-Stämme. 177
Das seltene Suffix -Sa- (idg. -ko-) begegnet z. B. in
eRöpcf JcarhaSa- 'hart' (neben ör^"^ Imrkara-).
257. 9. Ein Suffix -]ja- (idg. -jjo-) ist sehr unsicher; es
kann in ^^ d'tpa- 'Lampe', xc^puS2)a- n. 'Blume' vermutet
werden. Gesichert, wenn auch nicht häufig, ist dagegen
ein idg. Suffix -hlio- = ai. -hlia-, das zur Bildung von
Tiernamen dient, z. B. •^^^ vrSahha- 'Stier', -sq^nT ^^^ö^-
hha- 'Heuschrecke'.
Das Suffix -sa- (-Sa-), z. B. f^^^ divasa- m. 'Tag',
,mf^t( ämiSa- n. 'Fleisch', ^w^ kaluSa- 'trübe, unrein',
TfvTET tncmuM- 'Mensch', ist wohl eine Weiterbildung von
5-Stämmen (§ 330 ff.).
n. Deklination: ä-Stämme.
258. Paradigma, hälä- f. 'Mädchen'.
Singular.
N. "^T^rr ^^^^ /topa mensa
Acc. cn<«(m häläm y^ibpav mensam
I. <mT.f^n lälayä —
D. ^T^i^ häläyäi —
P [g(Hl^l. iäläyäh
L. qjHl^lH ^äläyäm —
V. '^T% ^^^^ —
Dual.
N. Acc. V. '^7% ^<^^^ [X^P*^^' ''i^ensae?]
I. D. Abi. -.^Hl^^lH 'bälabhyäm —
Gr. L. ^T^4^: hälayoh —
Plural.
N. "^T^: Udali got. gibds
Acc. -^i^rr. &äZ# mensas (?), got. gihös
I. 6H<^if^: hälabhih —
. ■ [m^fl^: hälabhyäh —
Thumb, Altindisclie Grammatik. 12
178 Formenlehre. [§ 258. 259..
G. c(Hi«ti*i; lalänäm —
L. 'm^T^ haläsu 'AOt^vt^oi.
259. Zu den einzelnen Kasus.
Singular.
Der Nominativ ist endungslos.
In Str. Die ursprüngliche Form liegt noch im Vedi-
schen vor, z. B. ahä (von a^t^ä 'Stute') = idg. *efcuä]
vgl. gr. (dor.) xpucpä, (att.) Xddpä. Die Neubildung auf
-ayä geht jedoch schon in die arische Periode zurück (av.
haenaya = ai. setiayä von haenä = send 'Heer') ; auch
hier hat eine Übertragung von der Pronominalflexion her
stattgefunden (vgl. § 358 f.).
Dat. Abi. Gen. Der Schluß der Endungen, näm-
lich -äi und -äs, zeigt die ursprünghche Form, vgl. X^P?»
gut. gibai, idg. -äi und yd!)päz, lat. familiäs, got. gihös,
idg. -äs. Die Erweiterung durch -äi/-, die bereits ur-
arisch ist (vgl. ap. hainäyä = ai. senäyäh), ist vom Lokativ
(s. d.) ausgegangen.
Loc. Der idg. Ausgang -äi (vgl. gr. dial. 'OXofiTuiai
'in Olympia', lat. Bomae) bleibt übrig, wenn man in häläy-
äni die Endung -am abtrennt. Man nimmt gewöhnhch
an, daß -äy zunächst durch die Postposition -ä (vgl. den
iran. Loc. -äy-ä) und weiterhin durch eine Partikel -em
oder -m erweitert worden sei; die Partikel -em, deren
Funktion uns unbekannt ist, kommt am deuthchsten in
Pronominalformen zum Vorschein. Die Erweiterung des
Ausgangs -äi erklärt sich aus dem Bestreben, den Dativ
und Locativ zu differenzieren; auch im Litauischen ist
der Locativ rankoj-e durch ein (etymologisch nicht ganz
klares) -e erweitert. Die Endung -äyäm gab nun den
Anstoß zur Bildung des Dat. -äyäi und des Gen. -äyäs:
das Nebeneinander von dev-yäm : dev-yäh : dev-yäi (bei
den i-Stämmen, s. darüber § 282) rief zu hälä-yäm an
Stelle von *häläs, '^häläi ein hälä-yäh, hälä-yäi hervor.
§ 259. 260.] Die Deklination der a- und ä-Stämme. 179
Yok. Nach Maßgabe des Griecli. (vu|xcpä u. ä.) und
Slavischen ei-wartet man -ä\ ob das vereinzelte amlä 'o
Mutter' hierzu gehört, ist zweifelhaft, s. Bechtel, Haupt-
probl. S. 265 f. Der (bereits ui'arische) Ausgang -e {a + i)
ist nicht sicher erklärt, s. Brugmann, Grundr. 11, 541 u.
Bartholomae , Iran. Grundriß I, 126. Pedersen KZ.,
XXXVin,408 vermutet idg. -cd in griech. yuvaizu yuv-zj.
Dual.
Nom. Idg. -ai, vgl. abulg. zene zu zena 'Frau'
(und vielleicht gr. yßpa.\., lat. mensae mit plurahscher
ümdeutung). Die übrigen Dualformen stimmen mit
den ä-Stämmen überein.
Plural.
Nom. Idg. -äs hegt z. B. auch in osk. scriftas 'scrip-
tae' und ht. ranJios 'die Hände' vor. (Im Yedischen
auch -äsas, worüber § 245, S. 170 zu vergleichen ist.)
A c c. Idg. -ÖS (vgl. auch ht. rauMs 'Hände') geht
wohl auf ein noch älteres -ans zurück.
Gen. Die ursprüngUche Endung -am ist im Ai. nicht
mehr nachzuweisen (wohl aber im Av.) ; -änäm ist von
den n-Stämmen übertragen, indem nach dem Muster von
ätma-näm, ätma-hhih, ätma-su u. dgl. (§ 305) zu hälä-hhih,
hälä-su ein hälä-näm geschaffen wurde; die Gleichheit
des Nom. S. (ätmä — häla) begünstigte wohl die Neu-
bildung, die sich von den «-Stämmen über die andern
Vokalstämme ausbreitete. Ygl. darüber Hanusz Sitzungs-
berichte d. Wiener Akad. CX (1885) 41 ff.
Loc. Ygl. auch ab. rakachü aus -äsu von raka
'Hand'.
WortHldung.
260. Das Sioffix -ä bildet zahh-eiche Feminina; in
die Flexion derselben sind auch die weibhchen Wurzel-
nomina hineingeraten, deren -ä nicht immer uridg. ä ist ;
12*
180 Formenlehre, [§ 260. 261.
vgl. z. B. ^f^T^in' ahhidhä 'Benennung, Name' (ai. W.
dhä-, idg. dlie-), f^r^T niärä 'Schlaf {dräti 'er schläft),
TJ(V[\ prdbhä 'Glanz' (bliä-ti 'leuchtet), if^ xjrajä 'Ge-
schöpf (vgl. jä-to- TM Jan- § 98); ^^ A'ai/^ä ''Erzählung'
scheint ein substantiviertes katliä 'wie (sc. war das)?'
zu sein.
Anm. Eine besondere Flexion zeigen einige Wurzelnomina
auf -ä, die nur am Ende eines Kompositums vorkommen; z. B.
visva-pä- m. f. 'aUschützend' wird so flektiert:
Sing. Du. Plur.
N. visva-ph \ _ -päh
. ..- ^i }-pau ^ •
Acc. visva-pam j -pah
I. visva-pä 1 -päbhih
D. visva-pe } -päbhyäm '] _, .
Abi. visva-pah J j ^ ^ .
G. visva-pah \ _, -päm
L. visva-pi j ' • -^äs«
V. visva-pah -päu -päh
Die Endungen sind also z. T. (nämlicli in den 'schwächsten'
Kasus) an die schwundstufige Stammform p- angefügt. Vgl. auch
§ 248 Anm.
261. Viele adjektivische «-Stämme bilden ikr Femi-
ninum auf -ä, z. B. -qxTT {iKqm-) 'böse', Fem. qjqj i^äpä
(wie gr. [xixpo?, fxupd, lat. imrvus, parva). Die Flexion
ist mit der substanti\äschen identisch.
Den meisten, in § 249 £f. aufgezählten Bildungen mit
ä entsprechen Feminina auf -ä (über die Femininbildung
-i s. § 288. 5). Diese Motion findet auch dann statt,
wenn masculine Substantiva auf ä- oder feminine auf ä
das Ende eines adjektivischen Kompositums bilden; d.h.
zu e^^ durhala- 'kraftlos' = dus -\- hala- n. 'Kraft' heißt
das Femin. rf-4Hl durhalä (über Femininformen auf -i
s. oben); andererseits bildet man zu hhäryä 'Gattin' ein
'-414(14 cibliäryä- 'ohne Gattin' oder zu präjä ein tjitmT^
apräja- 'ohne Nachkommen'.
In der folgenden Übersicht der mit -ä- gebildeten
Nomina werden nur die Substantiva berücksichtigt.
§262—267,] Die Deklination der a- und ä-Stämme. 181
262; 1. -ä erscheint unmittelbar liinter der "Wurzel,
z. B. f^T?rr cintä 'Gedanke', '^(Tjjarä 'Alter', ■^;^ rakM
'Schutz', ^"^ sevä 'Dienst'.
263. 2. Suffix -ijä in f^TSTT ^iäyä 'Wissen', -^x^l
hhäryä 'Gattin' (eigtl. Femininum eines Part. Fut. Pass.),
3ii\m\ tayyä 'Lager, Bett'.
264. 3. Bildungen mit -nä:
a) Suffix -nä'.
^nijj ünm 'Wolle', et um ^T^^ä 'Durst'.
b) -anä:
^W^ ^ctlpanä 'Gebilde, Form', f^jx^jcj^i; vidamhanä
'Hohn, Spott', Hr{^\ yatanä 'Vergeltung, Strafe'.
265. 4. a) -rä: *\r^w madirä 'berauschendes Ge-
tränk'.
b) -trä: ^^ dqSfrä 'Zahn', ^t^t hhasträ 'Blasebalg'.
c) 'tä: *\ 1^ <^ I mahilä 'Weib'.
266. 4. a) Mit Hilf e von -M werden häufig aus Nomina
Abstrakta gebildet, z. B. ^^m" devatä 'Göttlichkeit, Gott-
heit', Tj(4|,dl cänitä 'Lieblichkeit', vt^RtTT dhanuSmaUä
'Geschicklichkeit im Bogenschießen', sogar effijf fn harnatä
'das Ohr-sein' u. ä.
b) -tliä, sehr selten, z. B. in iwnj ycltJiä 'Lied, Ge-
267. 5. -M-, z. B. »^cirr näiiJiä 'kleines Schiff', 377-
fx;3in' ^äriJiä 'Predigerki-ähe', ^jc(f^ch| yavanikä 'Vorhang
im Theater'. Den § 256 angeführten Nomina auf -aka-
steht oft ein Femininum auf -ikä zur Seite, z. B. mf^ctii
päcikä zu mxjch iMcaka- 'kochend'.
182 Formenlehre. [§268.269.
XV. Kapitel.
1- ü- und Diphthongstämme.
in. Deklination: i- und ü-Stänune.
a
) MashiUna.
268. Paradigma.
agni-
■ Teuer'.
Sing
ular.
N. "^rf^: agnih
öcpi?, lat. ignis
Acc. -iiVAH. ttf^m
Ö'flV
I. ^^rf^^ agmnc\
l
—
B. '^sm^ aguäye
—
Abi. G. '^r^: agneh
got. anstais (f.)
L. ^j^ agnäu
—
V. -^ agne
—
Dual.
N. Acc. y. -^^^ agni
I. D. Abi. "^5rf^!T«r?i; agmhhyäm
G. L.
^T^ ((gnyoJi —
Plural.
N.
^^rt: agnäyah o^^si?, i^wes
Acc.
■^1^^ ft^?;i?i got. gastins
I.
^p^[^: agmhliih igni-hus
D. Abi
. "Wf^T^: agnihliyah —
G.
■^"^"«IT^ agmnäm —
L.
^fqi^ aY7n?#?* —
269. Unregelmäßig sind pati- 'Gatte' und sakhi-
'Freund'; pati- in der Bedeutung 'Herr, Meister', bezw.
als letztes Glied eines Kompositums geht jedoch wie
agni- :
§ 269. 270.]
1- u- und Diphthongstämme.
183
N. (TrfTT:
Acc. (xrfTT^ iHitim)
I. '^mi pätyä
D- "R^ pätye
Abi. G. TTW: pätyuh
I^- "^csfl" pätyäu
V. (xfw iJ«ie)
N. Acc. Y
I. D. Abi.
G. L.
u. s. w.
N.
Acc.
I.
D. Abi.
G.
L.
(xTcRT. pätayah)
u. s. w.
270. Paradigma.
Acc.
I.
D.
■sn^. Mtruh
vj^ljH Mitrunä
■s^^ Sätrave
Abi. G. -^ST"^: Mtröh
L. "T^ kUräu
Dual.
N. Acc. Y. ^q^ Jd^rzt
I. D. Abi. -sq-^^gT^ Mtruhhyäm
G. L. T^tt ^ätrvöh
Singular.
^(^; säkJiä
m^YH^i säkhäyam
m^\ säkhyä
^^ säkhye
^ct; säJiliyuh
W^h scWiyäu
(;g-% säJilie)
Dual.
4j<gilif| sälMyäu
(^^*4*H\H. säkliibliyäm)
(^Wt: säMiyöh)
Plural.
^<g(|ij; säkliäycüi
(Wk saklün)
(jjfj^^; säJihihhyali)
{mi\^\ii säJihmäm)
(^rf%"^ säkkiSu)
iatru- 'Feind'.
Singular.
7r^5(u?, fructus
fructüs, got. sunaus
(fructü? got. simaii)
1 Die regelmäßigen Formen sind eingeklammert.
184 Formenlelire. [§270.271.272.
Plural.
N. "T^^ icdravah Tzfjtic,, fructus
Acc. '«r"^ iätrün fructus, got. sununs
I. "T^f^r: Sätruhhih lat. lacu-hus
D. Abi. "stpj^: iätruhliyah —
G. *|-d(jiTT^ Mtrünäm —
L. T^"^ kUruSu ab. synüc}iil{zu synü 'Sota')
271. "gfts TiröMn- 'Schakal' bildet die 'starken' Kasus
vom Stamme kröUar-. Über die Mischung einiger i- und
n-Stämme s. § 344.
Anm. kröstu- ist eine falsch sanskritisierte mi, Fonn,i die
einem echten skr. Stamm kröstr- entspricht und die nun als u-
Stamm dekliniert wird, während die Flexion ganz nach den >•-
Stämmen (§ 298) erfolgen müßte.
273. SprachgescMchtllclies. Vgl. dazu auch Reichelt,
Die abgeleiteten i- und w-Stämme, BB. XXV, 238 ff.
1. Die Form des Stammauslautes. Die idg. i-
und tt-Stämme zeigen dreifache Abstufung:
1. i, u. 2. ei und o?', eii und ou. 3. ei, m.
== ai. 1. i, t(, bezw. y, v vor Yokalen (vgl. agny-ohy
iatrvöh, patyä^ saMiyä u. s. w.). 2. e, ö (Gen. S. agneh,
§atröli), bezw. ay, av vor Vokalen (Dat. S. agnay-e,
iatrav-e). 3. äi, äu (Nom. PI. sakJiäy-ah, Loc. S. §aträu).
2. Zu den einzelnen Kasus.
Singular.
Nom. Von der regelmäßigen Bildung mit -s weicht
sakliä ab, das auf ein idg. -ö{i) oder -e{i) zurückgeführt
werden kann (über den Abfall des i s. § 77). Av. ha-ifi
weist auf die gleiche Grundform, und hierher gehören
wohl auch die griech. Bildungen wie Ayjtü), ireiöu) (Gen.
Ayjxou? aus *A7]Toi-o<;) [vgl. jedoch auch Brugmann,
Griech. Gramm.' 183].
1 So lautet z. B. der Gen. von hhartar- im Mi. hhattuno = ai.
bhartr-n-ah, s. Pischel, Prakrit-Spr. 271 f.
§ 272.] i- u- und Diphthongstämme. 185
Instr. sal-hy-ä, paty-ä und \ed. 2)ciiv-ä (Yon paki-)
zeigen die zu erwartende Form (-i + Instrumentalsuffix),
die bei den Femininis (s. u.) die Regel ist. Die Endung
-nä (agnincl, satrunä) ist von den «-Stämmen übertragen:
Formen vde halin-ä:hali-hhih:hali-Su u. s. vf^. (s. § 311)
haben zu agni-hliih, iatru-hhih ein agni-nä, kitru-nä her-
vorgerufen ; dabei wirkte mit, daß «-Bildungen überhaupt
sich weit verbreitet haben (besonders im Gen. PI.), und
daß gelegenthch -i-, -?t-Stämme neben -in-, -i^aw-Stämmen
bestanden, vgl. z. B. a^xi- 'Strahl' neben arcin- 'strahlend'
oder taku- neben takvan- 'schnell' (über das Verhältnis
von -van zu -un- s. § 309); ein Instrum. äyiinä vom
Stamme äyun- 'Leben' konnte demnach auf einen Stamm
äyu- bezogen werden und das Eindringen von n in die u-
DekHnation veranlassen. Ygl. dazu Hanusz, Sitzungsber.
d. Wiener Akad. CX, 71 ff.
Dat. Idg. -ei-ai, -eii-ai\ am genausten entspricht ab.
Dat. synov-i von syns 'Sohn' = ai. sünav-e, idg. *süneii-ai.
Seltener ist idg. -i-ai, -ii-ai, vgl. dazu sakliy-e, paty-e und
ved. kratv-e (von kratu- 'Kraft').
Abi. Gen. Zu idg. -ojs, -oiis vgl. ferner ht. naktes
zu naküs 'Nacht' und sunaus zu siinns 'Sohn' (die freihch
auch auf idg. -eis, -eus zurückgeführt werden könnten).
Anm. Bildungen auf -t/as, -vas (= idg. -i-es oder -i-os,
-tc-es oder -n-os, vgl. hom. •{0'j\6<; aus *io\J^-6i) sind noch im
Yedischen vorhanden, z. B. madhv-ah zu madhu- n. In den Formen
paty-uhi sahhy-uli ist die ursprüngUche Endung -as (^paty-ah,
*sakhy-ah) durch diejenige der Yervfandtschaftsnamen^ifwA, mätuh
(§ 298) ersetzt worden.
Loc. Yerständhch ist ohne weiteres -äu= idg. -eii,
ein endungsloser Locativ mit Dehnstufe (neben -eiii, das
z. B. in gr. vjBsi und seltenem ved. -ad vorliegt). Man
erwartet für die i-Stämme ein entsprechendes -ei; die
satzphonetische idg. Nebenform -e (vgl. § 77) Hegt offenbar
in ved. agnä u. ä. Formen vor, neben denen agnäic u. ä.
allerdings häufiger ist. Eine entsprechende Doppelheit
186 Formenlehre. [§ 272.
-äu : 'ä ist für die ^{-Stämme bisher nicht belegt ; trotzdem
darf man sie in urarischer Zeit vermuten : denn in dieser
Zeit ist (wie das L^anische zeigt) die Endung der u-
Stämme auf die i-Stämme übertragen worden, indem man
zu -*äi : -ä nach -äii : *-ä die Doublette äu : ä biklete; in
der nachvedischen Sprachentmcklung hat dann -äu in
beiden Stammklassen den Sieg davon getragen. (Weitere
Literatur s. bei Bartholomae, Iran. (B-rundr. I, 125).
patyäu, sakhyäu zeigt das Fortwuchern des y vom Instr.
Dat. G. (st. ^xmtäu, *sa1iJiäii).
Yoc. Idg. -oi oder -ei (vgl. Ht. nakte), -on oder -eii
(vgl. lit. sünaü) neben sonstigem -i, -u (so im ai. Neu-
trum s. u.).
Dual.
N 0 m. A c c. V. Idg. -l, -ü, vgl. av. -paHi = ai. 2'xitl,
üY. pasu = a,i. 2)cikl, Ht. naJäl, sünu. In salihäyäu ist die
übliche Dualendung an den dehnstufigen Stamm angefügt.
Plural.
N 0 m. Idg. -ei-es, -eii-es, vgl. auch ab. pqtbje = idg.
'^ponteies, synov-e = idg. ^süneii-es.
Acc. Idg. -ins, -uns, vgh auch hom. öi?, lat. ovls,
gr. (dial.) uiuv?; die Länge des Yokals in ai. -In, -ün
scheint erst in aind. Zeit durch das -än{s) der a-Stämme
hervorgerufen zu sein, s. Bartholomae, Iran. Grundr.
I, 132 und oben § 245.
Gen. Die Endung -i-näm, -ü-näm st. *-(i)yäm, *-(ii)-
väm (idg. -iiöm, -uuöm) ist schon in urarischer Zeit
von den -?i-Stämmen ausgegangen (ätma-näm : ätma-hhih
= *agm-7iäm [so im Iranischen] : az/m-W^i/O; die Länge
i, ü im Ai. ist durch -änäm, die Endung der -a-Stämme,
hervorgerufen (s. § 245) ; bei den weibhchen i- und u-
Stämmen (s. § 273) -^iirde 1, ti überdies durch den Paralle-
lismus von (Acc. PL) devlh: (Gen.) dev'mäm (§ 282) =
maüh : matlnäm nahegelegt.
L.
§ 273. 274.] I- u- und DipMliongstämnie. 187
h) Feminina.
273. Paradigma, mati- 'Gedanke'; dhenii- 'Kuh'.
Singular.
N. Tffn: mätih ^^: clMnuh
A. irffTK 'iiicitim Vi^fK dhenüm
I. ?T(?rr tnätyä ^^^ dlienva
f^TcT^ mätaye |^^ dlienäve
[W^ mätyäi [^^ dlienväi
Abi G- (^^- "''^^^^^^ IJ^ft: f?^«e?2o/t^
I^T^TK niätyäh |v*^'. dhenväh
l^rfr niätäu [V'fr dhenäu
[MciWH. tiicäyäm [^[TöfjTi dlienvam
Dual.
N. Acc. y. TTtft widü V^ fZ/ie»rt
I. D. Abi. TTfTTWRl mätibliyäm v^T^l dJienühliyäm
Gr. L. ^wt: mcdyöh ^^, dhenvöh
Plural.
N. iTTT"^. mätayali ^«TT. dhenävali
A. ?nf^: ^J?aß/i ^^: dlienüh
I- *<rdf^ mätihlüh Vff^ dhemwiuh
D. Abi. ■^rf^T^: mätibhyah ^^^^: dhemihhyah
Gr. ^ffl^lH '>nMmäm ^.^^IH dhenünam
274. SpracligescMclitliches. Die weiblichen z- und
■2<-Stämme sind auch in den verwandten Sprachen ver-
treten, vgl. z. B. gr. ßdai?, lat. manus, got. «?2sfe 'Gunst'
und liandus 'Hand'. Die Flexion ist im wesenthchen mit
derjenigen der MascuHna identisch; im Instr. S. ist die
ursprünghche Form erhalten , s. § 272. Im übrigen hat
die Declination der weiblichen ä- und z-Stämme (§ 258 ff.
282 ff.) einige analogische Umbildungen, bezw. Neben-
formen bei unsern Stämmen erzeugt; so sind im Acc. PL,
188 Formenlehre. [§ 274. 275. 276,
entsprecliend dem Yerliältnis von ni. aivän: f. aSväh, den
Masc. agrän, §atrün die Fem. maüh, dhenüh an die Seite
gestellt worden; ferner hat der Instr. matyä, dhenvä die
Formen matyäi — dhenväi, matyäli — dhenväh, mat-
yäm — dJienvätn nach dem Muster von devyä devyäi
devyäh devyäm (§ 282) hervorgerufen.
c) Neutra.
275. Paradigma, väri- 'Wasser'; airu' 'Träne'.
Singular.
N. Acc. "^rfr ^^^'^ "^f^ ^^^'*"^''
I. c| \ Wii\ \ vdrinä '^HiJiW ä^rimä,
D. cfTf'C^ väj'ine "^PSf^ ä§rune
Abi. Gr. cjin^iji: värinah ''SST^W. cänmali
l*' Trfrf^ värini ■'^psrfriT äh'uni
^' •qxfr, -^TT ^■^^^"^' ^""^^ "^^' ^T^ ^^^^*' ^''^^'^
Dual.
N. Acc. Y. ■^rftTsft i'ärhü ^^SM\ äirum
I. D. Abi. ^fT^^TT^ väribhyäm -^"s^^^rr^ ähuhhyäm
G. L. duH (jt): rärinöh 'W^wt'. äSrunöh
Plural.
N. Acc. V. TTTttrjT värlni '^''Sffin cärüni
I. «rrfTf*!« väribhih "^rgt^t iäniWiih
D. Abi. -^rfi^: värihhyah "'^ra^: (druhhyah
G. cllO^llH '^'G,rlnäm "^rsrwm; cärünäm
L. 'c<]r<^u värihi "^"^"^ äSruSu.
Anm. Über einige i-Stämme, welche einen Teil der Formen
von einem n- Stamme bilden, s. § 344.
276. SpracLgescliichtliclies. Bei den Neutra ist
die w-Flexion vor vokalischen Endungen ganz durch-
geführt und wird somit zum Charakteristiloim neutraler
DekUnation; das Yedische zeigt jedoch noch die älteren
§276.277.278.] i- u- und Diphthongstämme. 189
Bildungen. Zur Verallgemeinerung der w-Formen im
Neutrum trug der Umstand bei, daß der Plural värmi,
ah'üni (statt ""värl und *ftS'nl, deren Endung noch im
Vedischen bezeugt ist) durch Anlehnung an phaläni (s.
§ 246) 7;-haltig geworden war.
d) AdjeMiva.
277. Einige i- und nicht wenige rt-Stämme sind Ad-
jektiva, z. B. '»rfi:; hhüri- 'viel', iri^ giiru- 'schwer'. Die
Flexion entspricht den obigen Paradigmen (das gleiche
gilt Ton i-/?<-Stämmen am Ende von Komposita); doch
können die neutralen Formen (abgesehen von N. Acc. V.)
auch wie die Maskuhna gebildet werden, also z. B. Dat.
S. 71. ^irew gurune und ot^^ gurave.
Worthildung.
278. Suffix i, u. Wie -o- hinter einer Wurzel als
Bestandteil der 'Basis' aufgefaßt werden kann (s. § 220
Anm.), so auch -i-, -?(-; trotz dieses Vorbehaltes ist es
jedoch erlaubt, von einem 'Suffix' i und u zu sprechen;
das Letztere dient gerne zur Bildung von Adjektiven.
a) Suffix i:
Substantiva: {Maskulina) -^ssf^ avi- (auch f.)
'Schaf, -^flf rSi- 'Sänger, Weiser', eijfg Mjn- 'Affe',
f^lf^ giri- 'Berg' ; {Feminina, Verbalabstrakta) frfBT krU-
'das Pflügen', -^^f^ nici- 'Glanz', -»ftf^ iöci- '(jrlut. Flamme'.
Neutra: außer väri kommen nur die § 344 angeführten
Substantiva in Betracht.
Adjektiva: -^f^ iuci- 'glänzend', ^f^ hari-
'goldgelb'.
Die "Wurzelnomina vi-dhi- m. 'Anordnung', sq-dhi- 'Wand'
folgen ebenfalls unsern i-Stämmen, obwohl i ursprüngliches a
ist ("W. dhe- : dhd-).
b) Suffix u:
Substantiva: {Mashdina) Tf^ tarn- 'Baum', -^7^
hahu- 'Arm'; {Feminina) t%«^ sindliu- 'Fluß' (auchw.).
190 Formenlehre. [§278-281
f "iT hami- 'Kinnbacken' ; (Neutra) -q-s^ paiti- 'Yieh', ttV
madhu- 'Honig'.
Adjektiva: ^3j äh- 'schnell', -^^ halm- 'viel',
^ lagJiu- 'leicht', ^^ sädhii- 'gerade, tüchtig', •^t^
sväclu- 'süß'. Diese Adjektiva bilden das Femininum
meist durch Erweiterung mit dem Suffix i; zu laghu- lautet
das Femininum T^fTsy: laghiüi oder ^r^ laghvi, dagegen
z. B. zu guru-, sädlm-, svädtt- nur gun'i, sadJivi, svädvl.
Anm. vi-bhu-, prabhii- 'mächtig; Herr, Gebieter' sind "Wurzel-
nomina (zu bhü- 'sein'), folgen aber ganz unsern M-Stämmen.
279. Unter den i -halt igen Suffixen ist sehr
häufig -ti- zur Bildung von Abstrakta (lauter Feminina),
z. B. -grfw tiMi- 'Wort', ft% %'#^- 'das Sehen', ^tfg
di2)ti- 'Glanz', f^fTT Miti- 'AVohnort, Behausung', ^f^
vrddlii- 'das Wachsen, Wachstum', •^arf^ sqgcdi- 'Zu-
sammenkunft', f%tTT siJiUi- 'Aufenthalt'. Hierher ge-
hören auch die Zehner auf -ü- wie f^-srfTT rlsaü- 'zwan-
zig' U.S.W, (s. § 377). Maskulina sind selten, vgl. ^^jf^
jMü- 'Blutsverwandter', -q^rfTT p((däti- 'Fußgänger'.
280. Sonstige Suffixe mit l gibt es wenige; sie
sind außerdem nur in wenigen Belegen vertreten, vgl.
-ni-: trrftjT ^'^- päni- 'Hand' (n aus In), "?frf^ yöni- f.
'Mutterleib', -gf^ vah)ii- m. 'Feuer'.
-mi-: ^grf^ iirmi- m. f. 'Welle, Woge', -^^ Ihümi-
f. 'Erde', ■?:fi:Tf rahni- m. 'Strahl'.
-vi- (-U-?): ^^rf^ cmgliri- m. 'Fuß', ^?rf^ adri-{?) m.
'Fels', "?rf%T «^"»'^- f- 'Ecke, Kante' (^|f5^ Ihüri- 'viel'?).
-tri-: Tjfrr rätri-(?) f. 'Nacht'.
281. Yon den n-haltigen Suffixen ist -tu- am
häufigsten (zur Bildung von Verbalabstrakta), z. B. ^r^^
jantu-m. 'Nachkomme', ^^rTcTf^/iä^^t- m. 'Element, Wurzel',
^T^ västii- n. 'Stätte; Ge*genstand'. Das Hauptgebiet
dieses Suffixes ist der Infinitiv, s. § 631.
§281.282.283.]
u- und Diphthongstämme.
191
Sonstige Suffixe sind:
-yu-'- ^W wiiiju- m. 'Tod', -^7^ väyii- m. 'Wind'.
-nu-: ^TT sium- 'Sohn', ^jxjrr dhrMii- 'külin'.
-TU- (-lu-) : ■s^TT^ imairu- n. 'Bart', ^ft^ hhlni-
'fui-chtsam', itttT^ hrpälu- 'mitleidig'.
IV. Deklination: i- und u-Stämnie.
{Feminina.)
a) i-Stämme.
283. Paradgima.
N.
Acc
I.
D.
dtvi- 'Göttin'.
Singular.
[TTOTVia] got. frijöndi
[uoTViav]
TtOTVia frijondjai
TTOTvia? frijondjös
mi
lam
^^ devl
^^^ devim
^^j devya
^^ devyai
Abi. G. ^gin: devyah
L- ^^m^ devyät
V. ^f% devi
Dual.
N. Acc. V. ^^ devyäü
I. D. Abi. ^<fl^lH devihhyl
G. L. ^^: devyoh
Plural.
N. ^^: devyah
Acc. ^^: fZei;i/i
!• g'^^fir. devihhih
D. Abi. ^■^^t devibliyali
G. ^<n»t[H devtnäm
L. %^^ deviSu.
283. Paradigma. c?/i«- 'Gedanke' (Wurzelnomina).
Singular.
N. vY: ^/^^J[i gl'- ^'^?' '^^' 1^*- ^^^
Acc. t^a^T^i; dhiyam — ■
192 Formenlehre. [§ 283. 284.
I. f^T (fli^'ß ^ ^ —
D. tv^) f^T^ dliii/e, dhiyai —
Abi. G. f^"?T:r f^i^rr: dhiyäli, dhiydli xi-o? (st. *y.i-6?)
L. "Nt^7 tV^rnr dlüyl, dJnyäm xi-i (st. xi-i)
Dual.
N. Acc. y. twt dhhjäu —
I. D. Abi. vWt'I dJühJnjdm —
G. L. tV^. dhiyoh —
Plural.
N. "f^RT dMyali xts? (st. *xie<;)
Acc. f^iT^: dlnyali —
I. '^IVf*r. dhlhMh Icpi
D. Abi. \^: dh'ihhyäh —
G. f%;](i[^^,'y(\7[jT{dhiydm, dhlnäm xi-wv (st. xi-Äv)
L. vV^ d]mü xT-ai.
Anm. Am Ende eines Kompositums sagt man statt -dhiyam
u. B. w. auch 'dhi/am, -dhyä, -dhye, -dhyali, dhyi u. s. f. Ein
Kompositum wie suddha-dhi- 'wer reine Gedanken hat' kann
übrigens Maskulinum und Femininum sein. Einige hierher-
gehörige "Wurzelnomina kommen überhaupt nur am Ende eines
Kompositums vor, so -kri- (yava-kri- m. f. 'Korn kaufend'), -ni-
'führend' (agra-ni- m. f. 'princeps', gräma-nl- 'Dorfschulze'). Die
Kasus auf -äi, -äs, -am sind auf das Femininum beschränkt, zu
-nl- heißt jedoch der Lokativ nur -nyäm.
284. Die Wurzelnomina auf ^ unterscheiden sich
* ...
Ton den sonstigen ^-Stämmen sowohl durch die signiati-
sche Bildung desNom. S. ^\•ie durch die (jeweils an erster
Stelle angefühi'ten) Formen mit vokaHscher Endung: sie
stimmen darin völhg mit der Flexion der Konsonant-
stämme wie z. B. väc- (§ 317) überein. Der Stammaus-
laut i erscheint vor vokaHscher Endung als -iy- ; vgl.
darüber § 72. Die Formen dhiyäi, dhiyäh, dhiyäm, dhi-
näm sind erst diu'ch die Analogie von devi hervor-
gerufen.
§ 285.] 1- u- und Diphthongstämme. 193
285. Die Stammformen. Im Paradigma devt sind
zwei ursprünglich verschiedene Stammbildungen zusam-
mengefallen; devl selbst ist Vertreter der ablautenden
iä- Stämme; das Suffix -iä- (ai. -yä-) hat in der Tief-
stufe die Formen -l- und -id- [oder -iid-] (vgl. § 109), die
in der idg. Grundsprache unter uns unbekannten Be-
dingungen mit einander wechselten. ^ Während -id- oder
-iid- in gr. ■JjSeta aus *Yj8£/-id, Texxaiva aus *xiy.xav-i(x,
cJ^dXxpia u. ä. Formen erscheint, zeigt sich l außer dem
Ai. z. B. auch in lat. victri-{x) u. dgl. sowie in den got.
Feminina auf -i (aus -i). Mit der Flexion der yä:i-
Stämme sind nun nicht ablautende i-{:iy-,-y-)Stä,mme
zusammengefallen, an die sich auch die Wurzelnomina
anschließen. Ein ursprünghch nicht ablautender «-Stamm
ist z. B. nadl 'Fluß', dessen Flexion im Yedischen von
devi noch verschieden ist und derjenigen von dJii gleicht.
Die vedische Flexion lautet:
Sing. Du. PI.
N. nadlh \ j ^-, ^ , w
. - \ }nadya{u] nadyali
Acc. nadyam j ^ ^ ' ^ •
I. nadya \ ,--,, - nadlbhih
^ ,5. Snadibhyam ^
D. nadye I I j-'tr ?
{ \nadiohyah
G. j \nadiJoh nadtnäm
L. nadyam J nadtsu
V. nädi nadya[u) nadyäh
Hierzu ist noch zu bemerken, daß das y vor vokaUscher
Endung aus metrischen Gründen als iy zu lesen ist, d. h. nadyam
ist = nadiyam. 2
Die Ausgleichung der beiden Stammklassen, die
durch die schon identischen Formen (wie nadyä, na-
dlbhih) hervorgerufen wurde, begann bereits in rigvedi-
scher Zeit, denn im Loc. S. ist überhaupt nur der devi-
1 Es gibt auch -yä-Stämme ohne Ablaut, s. oben § 263.
2 Auch devyä u. s. w. hat bisweilen im RV. den metrischen
Wert deviyä u. s. w.
Thumb, AUmdiBche Grammatik. 13
194 Formenlehre. [§ 285. 286.
Typus belegt. Das endgiltige Paradigma ist eine Mischung
von beiderseitigen Formen, wobei jedoch die yä-Fonaen
das Übergewicht erhalten haben. — Die reinen i-Stämme
sind übrigens auch in den verwandten Sprachen nur noch
in Spuren nachzuweisen, vgl. z. B. Brugmann, Griech.
Gramm.' 182 f.
286. Zu den einzelnen Kasns.
Singular.
Der Nom. ist ohne .9 gebildet, war jedoch bei den
nichtablautenden ^-Stämmen ursprünghch sigmatisch (s.
oben ved. naä'i-li).
Acc. Die Form l-m zeigt die Endung -m hinter dem
unveränderten Stamm -?-, während gr. -mv = idg. -id-m,
gr. -lav und ved. nadiyam =idg. -ii-m ist.
Instr. -yä ist = -iä- + Instrumentalsuffix, bezw. bei
den (nicht ablautenden) -i-Stämmen = I + Instrumental-
suffix (über den Wechsel von -iyä und -yä vgl. § 72. 285).
Dat. -^äi = idg. -iäi (Stamm -iä-).
Gen. -yäs== idg. -iäs (Stamm -iä-).
Loc, Man kann ein ai. *-yäi = idg. -iäi zum Stamm
-iä- (also = Dat.) oder ein -yi = idg. -ii-i zum Stamm -1-
erwarten. Neben -iäi darf nach § 77 eine Satz doppelform
-iä sowohl für Dat. wie Loc. vorausgesetzt werden; es
scheint nun im Urarischen dieses -iä speziell auf den
Locativ eingeschränkt worden zu sein (vgl. den av. Loc.
harentya = ai. hharantyä[m] von hharanÜ, cpepooaa) und
erhielt weiterhin im Ai. einen Zuwachs -m, in welchen
man eine 'Partikel' -em sieht (vgl. § 259).
V 0 c. In der Grundsprache bestanden wohl in beiden
Stammklassen -i und -i nebeneinander.
Dual.
Nom. Acc. -yäu ist die Form der i-Stämme (d. h.
-ii + Endung der Konsonantstämme) ; die iä - Stämme
§ 286. 287. 288.] i- u- und Diphthongstämme. 19
hatten im Vedischen -i (devl), womit wohl die idg. Grund-
form übereinstimmte. Ebenso ist der Gen. Loc. -yöh
(-7 + Endung) vom i-Stamme aus zu erklären.
Plural.
N 0 m. -yas = idg. -ii-es ; die Form der -iä-Stämme
(-iäs, vgl. got. frijondjös) ist untergegangen.
Acc. Obwohl gr. YjSsiä?, got frijondjös auf idg.
-iäs weisen, scheint doch auch -is den ?«-Stämmen an-
zugehören, da die nicht ablautenden i-Stämme in der
ältesten Sprache -{i)yas = idg. -ii-ns und nicht -Is zeigen.
Gen. Man erwartet -iyäm (vgl. dhiyäm) oder -^äw
= idg. -ii-öm; -Inäm ist durch die n-Stämme hervor-
gerufen: devl-hhih, devi-näm wie hälä-hhih, hälä-nam
u. dgl. (s. § 259).
Anm. Hier sei daran erinnert, daß die Flexion von devl in
diejenige der weiblichen ä- und i-Stämme umgestaltend einge-
griffen hat, s. § 259. 274. Das gelegentliche Vorkommen von l-
und i-Stämmen der gleichen "Wurzel und gleichen Bedeutung hat
diesen Vorgang wenigstens bei den Feminina auf -i- erleichtert;
vgl. § 288.
WoHhildung.
287. Zu den Wurzelnomina gehören ^ hhi-
'Furcht', -^ft ^rl- 'Glück, Reichtum', -^ Jirl- 'Scham'.
Anm. stri- 'Weib' schließt sich enger als die genannten Sub-
stantive an die Flexion von devl an, vgl. Sing. Nom. stri, Acc.
striyam und strlm, D. striyäi, G. striyäh, L. striyäm (sonst wie
dU-). Diese Abweichung erklärt sich daraus, daß stri- nur schein-
bar ein Wurzelnomen ist : es gehört zu den mo vierten Femininen
von r- Stämmen (s. § 288).
288. Die nicht ablautenden i-Stämme sind auch im
Ai. selten und nur mit Hilfe des Yedischen zu erkennen,
vgl. z.B. noch xi^^iMf?a-ri- 'Fußspur' (eigentl. zu §287),
^f^ lakSmi- 'Glück, Reichtum'. Bisweilen stehen ein
i- und (fem.) i-Stamm nebeneinander, vgl. Tj|i<f\ und
13*
96 Formenlehre. [§ 288.
-^srzf^ atavi- 'Wald', ^^ und \{f^ hliünn- -Erde'.^ Die
Hauptmasse der I-Deklination besteht aus ablautenden
-yä-Stämmen. Mit dem Suffix yäß werden zahlreiche
(teils adjektivisch, teils substantivisch gebrauchte) Femi-
nina zu männlichen Nomina verschiedener Stämme ge-
bildet; nämhch
1. zu ?f-Stämmen: s. § 278, b. Hierher gehört auch
xrf^^ prthivt 'Erde', eigentl. Femininum von prthu-
'breit' (vgl. darüber Thurneysen IF. IV, 84 f.).
2. zu r- und «-Stämmen: ^;rfT^ (lliaritri 'Erde' (eigtl.
'Trägerin' von dharitar-), 'sjjxt '*'^*^* 'Weib' (zu nar- oder
nara- 'Mann, Mensch'), ^r^f hhartri 'Erhalterin', "^j^
räjm 'Königin' (räjan- 'König'), -sq^ kini 'Hündin'
(zu kmn- § 307), ^t%rft halhn 'kräftig' f. (zu halm-).
In -q^^ paträ 'Ehefrau' steckt ein altes (vielleicht
von den w-Stämmen abstrahiertes) Suffix -m-, das auch
in l^TWt 'tndram 'Gattin des Indra', ^cJTHI hhavärn
'Gattin des Bhava', d. i. 'Siva' u. dgl. vorliegt. Vgl. dazu
Leumann KZ. XXXII, 294ff. und Brugmann IF.
XII, Iff.
3. zu ??^-Stämmen, worüber näheres § 324 Anm.
4. zu komparativischen s-Stämmen (s. § 335) und
zum Partie. Perf. Act. (s. § 338).
5. zu o-Stämmen (neben der Femininbildung -«, s.
§ 261), z. B. «nr^ nagarl (neben ^f^n: nagara-) 'Stadt',
w^ putri 'Tochter' {putra- 'Kind, Sohn'), cr-^pf^ tarum
'junges Weib' {taruna- 'zart'), ^jjchO hhögalrirl von
hhöga-kara- 'Genuß verschaffend', 4j|J|Vift niägadln 'Ma-
gadha-Prinzessin' {mägadha- ist ein Volksname), "^j'^^Tt
1 So auch im Griech, itoXi; t:6Au? neben TtoXt« 7t6Xe(fl£i;.
Vgl. ferner napti 'Tochter, Enkelin' (neben napti-), das im Nom.
S. ved. napüh hat (vgl. lat. neptis), aber seiner Bildung nach (als
moviertes Femininum) zu den -yä-Stämmen gerechnet werden muß.
§ 288. 289. 290.J i- il- und Diplithongstämme. 197
häkiri von häStira- 'dem Schwiegervater gehörig', ;^r^-
TT'sfl' sanätanl von sanätana- 'ewig'.
Anm. Eine feste Regel über die Verteilung von ä und % als
Fem. von o-Stämmen läßt sich nicht aufstellen ; Delbrück, Grundr.
IV, 403 vermutet „daß l überall da bevorzugt wurde, wo eine
Hinneigung des Wortes zum substantivischen oder participialen
Sinn vorlag".
b) w-Stämme.
289. Paradigma, vadhü- 'Frau'.
Singular.
N. ^^\j: vadhüh ttXtjÖu?
Acc. ^\I^ vadhüm tcAt^uuv
I. ^^^ vadhvä
T). '^T^ vadhväi
Abi. G. '^"%^ vadhvdh
L. '^^i^T'l vadhväm
V. ■^V i^'ädhu
Dual.
'am
N. Acc. V. '^"^ vadhvau
I. D. Abi. •J^^ven'l vadhubhyt
G. L. '^^^: radhvöh
Plural.
N. •^^, vadhväh uXTjdue«;
Acc. ■grvj: vadhüh
I. ^^it*T« vadhühhih
J). Abi. '^v^ir^ vadhühhyäh
G. •^VTT^ vadhünäm
L. ^'V"^ vadhüSu
CSV»
290. Paradigma. 6/iw- 'Erde' (Wurzelnomina).
Singular.
N. ■«: hhüh gr. auc, 1. si"(S
Acc. w^ hhüvam (auv) swew
I. V^ hhuvd —
198 Formenlehre. [§ 290. 291.
D. *i^, ^^ hhuvS, hhuvdi sui
Abi. G. ^^, ^ttt: hhuväh, hJiuväh ouo? suis
L. •i;{f^,^f^(jTrhhuvi,hhuvdm aui
Y. M-: fe/rrJi au
Dual.
N. Acc. V. ^T^ hhüväu
I. D. Abi. ■»TWFi; hhubhydm
G. L. ■»rat: hJiHvoh
Plural.
N. »ra: hhüvah aus? sries
Acc. ■^^: hJiüvah (ouc) s?^es
I. Hf^: hhiibMJi —
D. Abi. fjvn: hhilhhyäh sühus
G. wcfT^' ^TTT^ hhiiväm, hhünam oüäv
L. ■»^■ff hhühi (auai)
Anm. Am Ende eines Kompositum wird statt -bhuvam u.'b.J.
auch -bhvam u. s. f. gebildet. Solche Komposita können ^auch
maskulinisch gebraucht werden, z. B. su-bhrü- m. f. 'schöne
Augenbrauen besitzend' ; die Formen auf -äi, -äs, -am sind^natür-
lich auf das Femininum beschränkt. Über einige weitere Einzel-
heiten s. Kielhorn § 164. 166.
291. Sprachgeschichtliches. 1. Sowohl die ab-
geleiteten wie die Wurzel-Nomina sind reine ft-Stämme,
bei denen ü nur mit uu (ai. uv, bezw. v nach § 72)
wechselt. Im Yedischen zeigt sich die Identität beider
Typen am deutlichsten. %sA ss*-'
Es wird nämlich tanü- 'Körper' entsprechend der^ Flexion
nadth nad{i^yam u. s. f. (§ 285) im Ved, so dekliniert:
Du. Plur.
)vä{u) tan[ü)vah
Sing.
N.
tanüh
A.
tan{ü)vam
I.
tan{ü)vä
D.
tan{ü)ve
Abi,
. tan{ü]vah
G.
tmi{ü)vah
L.
tan{ü)vi
V.
tänu
tanübhih
> tan{ü)i
Uanübhyäm | ^^„^j;,^^;^
> tan(ü)vöh
tanünäm
tanmu
tan(ü)vä{u) ta7i{u)vah
§ 291. 292. 293.] !- u- und Diphthongstämme. 199
Man könnte neben den ü-( : M?t-)Stänimen auch ab-
lautende wä- : ?7-Stäninie erwarten; solche sind zwar ver-
mutet worden (z. B. von J. Schmidt, Pluralbild. S. 56 ff.,
Johansson KZ. XXX, 403 ff.), lassen sich aber (wenigstens
im Ai.) nicht mit Sicherheit nachweisen : ein Nom. S. auf
-ü (neben -ü-h) ist im E,V. nicht belegt. Die klass. Formen
vadhväi, vadhväh, vadhväm, welche an Stelle der vedi-
schen gebraucht werden, sind durch den Parallelismus
der 7-Deldination hervorgerufen worden. Bei den Wurzel-
nomina ist die alte und die neue Bildung neben einander
erhalten. Endlich hat die i^nlehnung der fi-Stämme
an die i-DecKnation auch die weiblichen Tt-Stämme
beeinflußt (§ 274), so daß alle weiblichen l- und l-, ü-
und M-Stämme einen weitgehenden Parallehsmus der
Flexionsweise zeigen.
2. Die einzelnen Kasus erklären sich aus der Ana-
logie der 7-Stämme.
WortMldung.
292. Nur wenige Wörter gehören unserer Stamm-
klasse an; so noch das Wurzelnomen >f hhrü- 'Augen-
braue' und das Substantivum -g-^f Svairü- Schwieger-
mutter'.
y. Deklination:
293. Paradigma, ncm
Sin
N. «^ ndiih
Acc. «TT^T^ nävam
I. TRT nävd
D. «ff^ nave
Abi. G. «ncT. näväh
Gr. ;^ 7lduh
DiphthongBtämnie.
- f. 'ScliifP ; räi- f. 'Reichtum',
gular.
4^l'i|4(^ r.äyani
XT^ raye
•^7r?n räyäh
Xrf^ rayt
200 Formenlehre. [§ 293. 294. 295.
Dual.
N. Acc. V. "srr^ ndväu TT?ft '^äyäu
I. D. Abi. •fj-^g-pi; näubhyäm tj^j^tTtj; rabhyäm
Gr. L. "^nrt: nävoh TT^rt: i'äyoh
Plural.
N. ■sfT^ nävah -^j^^ räyali
Acc. «17^ nävah TTm räyäh
I. 'sftf'T: ncmhhih TTf^\ rähhih
D. Abi. «ft^r: näulfhyäh TT^t rahhyäh
G-. «Ticfift näväm i^\M\H. '^^äyäm
L. -i^g näuSü jj-^ räsü
294. Spracligeschichtliches. ;?ä?^- und räi- sind
beide abstufuugslos ; dazu stimmt die Flexion von gr.
väf- (vyjo?, VY]i, v^s?, VYja?), lat. näv- (Gen. näv-is, D.
näv-i, Acc. S. näv-em, PI. näv-es); über den Wechsel
von ä^« und äy s. § 76. räi- lautet vor konsonantischer
Endung rä- {räh, rähhih, räsn) ; es handelt sich um ein
idg. *rei- mit der Nebenform *re-, die nach § 77 zu er-
klären ist : so ist ai. ras = lat. res, ai. rä-l)Ji(is) = lat. re-
h(us). Die Übereinstimmung mit dem Lateinischen ging
in vedischer Zeit noch weiter: der Acc. S. 'räw = lat.
rem und Acc. PI. räh = lat. res gehen auf idg. *rem und
*res zurück; ai. räyam und räyah sind also vermutUch
Neubildungen nach räy-ä u. s. w.
295. Paradigma, gö- m. f. 'Eind, Kuh'; dyö- f}
'Tag, Himmel'.
Singular.
^: dyäuh
T<^<^*i divam
f^Wi divä
t^^ dive
f^: diväh
f^t^ divi
•^. dyäuh
Im Vedischen gewöhnlich Maskulinum.
N.
^ yäuh
Acc.
»TRI yctni
1.
^rrr ^«^'«
D.
^cf yave
Abi.
G. ^ft: goh
L.
arf^ r/«vi
V.
^: //««/'
§295.296.297,] 1- u- und Diphthongstämme. 201
Dual.
N. Acc. y. ijT^ gdvau [f^^ dü-äuY
I. D. Abi. ir\wni gohhycmi [^wtr: dyiihhyäm]
Plural.
N. j[X^, gavali f^^. ä'ivah
Acc, ■»rr. o^h t^: <^^^^a?i
I, ■aftf*?: gohhih ^rf^n äyühhih
D. Abi. ^ft«r: gohhyah [^^: dguhhgah]
G. j|c((H gäväm [T(^^\*i diuänt]
296. Die Stammformen. Die Substantiva ^ö- und
6?^ö- zeigen Vokalabstufung ; die ursprünglichen Verhält-
nisse waren folgende:
a) Der Stamm gö- und gav- entspricht idg, *^oii-,
vgl. gr. ßo(/)-6?, ßo(/-)-i, [3ou-ai, lat, höv-is, höv-t, lü-hus.
Der Stamm gern- ist idg, *grWöM- (Dehnstufe), vgl. gr.
(dor,) ßw? neben ßou? (aus "ßwt*?). lat- &ös = idg.
Anm, Die schwächste Stammform *qu- liegt am Ende von
Komposita vor, z. B. in §ata-gu- '100 Kühe besitzend', das übrigens
ganz wie ein «-Stamm dekliniert wird.
b) Der Stamm dgäu- ist idg. dehijßtufiges ""dieu-,
vgl, Zeu; aus *dieiis\ dazu gehört die Tiefstufe dyu-, div-
= idg. *dm- oder *dm-, vgl. gr. Ai(/)-6?, Ai(/)-i, Ai(/)-a.
Die Hochstufe *dieu- (wozu lat. Jov-is, Jov-i, Jov-em,
Jü-piter) findet sich noch in dem ved. Loc. S. dyav-i
(neben dem häufigem div-i), worin wohl die Bewahrung
einer Altertümlichkeit vorhegt.
297. Zu einzelnen Kasus. Für die Paradigmen von
§ 293 und 295 gelten im Allgemeinen die Endungen der
Konsonantstämme.
1 Die eingeklammerten Formen sind nicht belegt.
202 Formenlehre. [§ 297.
Sing. Acc. gäm ist idg. *^?.«ö»i aus *^''öiim, vgl.
gr. (dial.) ß(J5v; dieser Bildung (mit Verlust des u
nach § 77) entsprach in vedischer Zeit auch ein dyäm
= idg. *die(u)m, vgl. gr. Zyjv (ZTJv-a) zu Zeo?, lat. rfiew
(<;?ies).
Gen. göh ist vermuthch idg. *qVoti-s (neben ved.
gav-ah = gr. ßo(/)-6<;, lat. hov-is), eine Bildung des Gene-
tivs von der Art wie sie in iatröh (§ 272) vorhegt.
Yoc. = Nom. ; vgl. aber die ursprünghche Form
ohne s in gr. ZsO.
Du. und Plur. Nom. gävau, gävah ist wohl idg.
'^^öu-es = ßo/es hoves (o zu ä nach § 65. 2) , doch
könnte ai. ä auch dehnstufigen Ursprung haben. Die
Sanskritformen diväu, divah sind durch Verallgemeinerung
des Stammes div- zu Stande gekommen, während die
ved. Formen dyävä(u), dyävali von der zu erwartenden
Dehnstufe gebildet sind.
Plur. Acc. Man erwartet ein idg. ^g^ou-ns (vgl. lat.
hoves, gr. [hom.] ß6-a<;) und darnach ai. gar ah oder gävah,
welche in der älteren Sprache auch zu belegen sind ;
andererseits aber weisen ai. gäh, av. ga, gr. (dial.) ßÄ?
auf ein idg. *g''r^ös, dessen Verhältnis zu *f^^ouns unklar ist ;
s. darüber zuletzt Brugmann, Griech. Gramm.^ 233 und
Kurze vergl. Gramm. 392.
§298.299.] r- und n-Stämme. 203
XVI. Kapitel.
r- und n-Stämme.
VI. Deklination: r-Stämme.
298. Paradigma, dätar- m. 'Geber'; pitar- m.
'Vater'.
Singular.
N. ^TrlT data fTTTTT piia,
Acc. ^iHKH dätäram fqr[J:f{ pitdram
I. ^TfT dätrd fiTTr pit^ß,
D. ^ dätre fvi^ pitre
Abi. G-. ^T^. däti(}i fxTH: pitüh
L. ^TfTfT dätäri fxTfTfT P^tctri
V. ^ttt: ddtah tim: i^^^«?^
Dual.
N. Acc. V. ^Ml<t dütärau f^W^ pitdräu
J. D. Abi. ^^^TR: dätfhhyäm fxT^WR; pjtfhhyäm
Plural.
N. ^TTTTT: dätärah ftmX- pi^drah
Acc. ^TH ^«4^^ ttj^ jp^^r»^
I- ^Wf^: dätfhhih fxi^f^: pitrhhih
D. Abi. ^^: dätfhliyali fxT^: pitfhhyah
O. ^Wm; dätpidni fxTfnirr^ pitmäm
299. Nach jj/tar- gehen die Verwandtschaftsnamen
>^TrTX hhrdtar- 'Bruder', ^^C devär- 'Schwager', ■qTfTi:
yätar- 'Schwägerin', ^rRTT mätär- 'Mutter', ^ffTT^: du-
hitär-'Toch.ter\-s[wr[^'^nänändar- 'Schwester des Mannes',
sowie «T^ nar- 'Mann' (Gen. PL auch winiH nmam mit
kurzem r). Die weiblichen Verwandtschaftsnamen haben
jedoch im Acc. PI. -fs, z. B. ■jn^: matfh. Alle andern
204 Formenlehre. [§ 299. 300. 301.
Nomina auf -ar- gehen wie dätar-, so auch die Verwandt-
schaftsnamen •fg-^^ia^jtor-'Enkel'j^^st'asar- 'Schwester'
(Acc. PL T^-^:svasfh), -v^^ Ihartar- 'Gatte' (eigentl. kein
Verwandtschaftsname, da es ursprünglich 'Erhalter' be-
deutet).
Anm. 1. über 'kröMar- s. § 271.
Anm. 2. Der Stammauslaut r in Substantiven wie gir- f.
'Rede', pur- f. 'Stadt', vär- n. 'Wasser' ist wurzelhaft und hat
mit dem Suffix -{t)ar- nichts zu schafien; daher folgen diese
Wurzelnomina (wie die ganz seltenen Z-Stämme) der Flexion der
sonstigen Konsonantstämme (§ 317). Jedoch ist zu bemerken,
daß ein i oder u der Wurzel im Nom. S. und vor konsonantischer
Endung gedehnt wird, also gJh, pfih (Nom. S.), glrm, pärsu (Loc,
PI.) u. s. w. gegenüber girah, purah (Gen. S.) u. dgl. ; vgl. dazu
§ 95 f. und Wackernagel § 38, Barthoiomae ZDMG. L, 688. — svar-
'Himmel' ist indeklinabel.
300. Die adjektivischen Nomina auf -tar- wie
z. B. data?-- 'gebend' bilden im Neutrum folgende
Formen :
Singular.
N. Acc. ^ri dätf
I- ^TrnjTT dätfnä
D. '^TfT^i dätfne
Abi. G. ■?T"?n!T: dätf nah
L. ^m% dätfni
V. ^fT, ^tt: dätr, dätah
Dual. Plural.
N. Acc. rf ; fi (ij^ dätfni ^"^flJT dätfni
I- ^fTOTR; dätfhhyäm ^<Tf^: dätfhhih
u. s. f. u. s. f.
Das movierte Femininum wii'd mit -7 gebildet: ign^
dätri 'Geberin', vgl. dazu § 288.
301. Die Stammformen. Die verschiedenen Flexions-
arten der r-Stämme beruhen in erster Linie auf der
mannigfachen Abstufungsfähigkeit des Suffixes -ar-, bezw.
-tar-. Aus den ai. Paradigmen und aus Formen wie gr.
§301.] r- und n-Stämme. 205
ooT-^p 5otYip-o?, i^T^Twp prixop-a, ■Kaxrip nzaxip-a Tcaxp-o?,
cppctTcop cppaxop-a, avi^p (hom.) avep-a avBp-6? (ai. war-),
avV^vtop -op-a, lat. audor auctoris, pater 'patris, soror
soröris u. ä. ergeben sich für jenes Suffix die uridg.
Ablautsformen -{t)er-, -{t)ör-, -(i')er-, -(tor-, -{t)r-, bezw.
-(t)r-, über deren sprachgescliichtliches Verhältnis § 102
zu vergleichen ist. Der Wechsel zwischen e und o (der
nach Ausweis des Griechischen offenbar mit der Accent-
quahtät zusammenhing) mußte im Ai. natürlich ver-
wischt werden, doch treten in dieser Sprache die tief-
stufigen Formen am deutlichsten hervor. Die Formen
mit -a- in offener Silbe, wie intäram, repräsentieren
jedenfalls die e-Stufe (idg. *pdter-m)\ von den Formen
mit ä ist sicher der Nominativ S. dehnstufig (idg. -e
oder -ö). Ob das ä von dätäram, dätärah ein idg. o
oder ein dehnstufiges e bezw. ö vertrete (vgl. cppaxop-a
cppdtop-sc gegenüber gr. SoxYipa BoTYJps?, lat. datörem),
hängt von der Entscheidung über das §65. 2. besprochene
Lautgesetz ab.
Da im Gebiet der Deklination Ausgleichungen des Ablauts
in verschiedener Richtung möglich sind, so ist keine Entscheidung
zu treflFen, ob z. B. svasäram ein idg. *sifesör-m oder *snesör-m
reflektiere, oder ob erst in arischer Zeit zu einem Nom. *svasä{r)
ein svasäram st. -aram gebildet sei. "Wenn man aber ä => idg.
0 setzt, dann erklärt sich allerdings ai. -aram : -aram ohne weiteres
als idg. -br-m : -erm.
Daß die Verwandtschaftswörter nicht alle gleich flek-
tiert werden, ist durch die ursprüngHch verschiedenen
Ablautsformen des Suffixes bedingt : ai. pitär- reflektiert
Tzairip u. s. w., ai. sväsar- den Typus cppdicop und lat.
soror sororis\ im Paradigma dätar- sind dagegen die
Paradigmen BioTwp und BoxVjp zusammengefallen. Über
die Verteilung der Ablautsstufen auf die einzelnen Kasus
vgl. § 223.
206 Formenlehre, [§ 302,
302. Zu einzelnen Kasus.
Singular.
Nom. Bemerkenswert ist der Abfall des r; das Ai,
führt zusammen mit dem Baltiscli-Slavischen (z, B. lit,
möte, ab, rnati 'Mutter') auf ein idg. *mäte, *pdte (neben
*'mäter, *pdter) u, dgl. Vgl, auch § 310.
Gen, Einem gr. iraipo«; , lat. patris würde ein ar,
*pitrah entsprechen, das im Iranischen auch vorliegt:
z, B. av. hräbrö = urar. ^hhrätr-as (von Giratar- 'Bruder');
daneben kennt das Avestische auch einen Gen. auf -ar-^
und (mit Tiefstufe) -dr^^ d, i. -ar-, bezw. -r-H- Endung -s
(wie bei den i- und ft-Stämmen); ein ^pitr-s u, dgl. er-
gab im Ai, vor tönendem Konsonant ein *p)itp^, und
daraus dürfte pitur entstanden sein (vgl. § 95). So
Bartholomae, Arische Forschungen II, 110; vgl. auch
Brugmann, Grundriß I^ 458.
Loc. -ari macht wahrscheinlich, daß die Form bereits
in der Grundsprache -eri (mit Hochstufe) lautete.
Voc. Vgh gr, pf^xop, oÄTSp, Trdxsp u. dgl,
Flural.
A c c. Die idg. Grundform -tr-ns oder -ter-ns, bezw,
-tor-ns (vgl, lat, fratr-es, got. hröpr-uns oder gr, uaiep-
a?, bezw, pr^xop-ac,) ergäbe ein ai, *-tr-ah oder *-tär-ah,
aber schon im Urarischen fand eine Umbildung nach den
i- und it-Stämmen statt : da z. B. pitr-hit, pitr-hhih u. s. w.
den Formen agni-Su agni-hhih, 8atru-^u §atru-hMh u, s, w,
vöUig parallel gingen, so wurde nach dem Muster des
Acc. PI. agmn, htrün auch ein 2ntfn, dätpi gebildet,
bezw. bei. Femininis -fs (mätfh) nach -Is, -üs der weib-
lichen i-, ?(-Stämme. Dieser Parallehsmus veranlagte die
ind, Grammatiker, überhaupt unsere Stämme (abgesehen
von den § 299 Anm. 2 erwähnten Wörtern) als r-Stämme
(jntr- u, s. w.) unter die vokahschen Stämme zu rechnen.
Der Parallelismus zeigt sich auch im
§ 302. 303. 304.] r- und n-Stämme. 207
Gen., denn pitfnäm (st.piträm, worauf das Irani-
sche und z. B. gr. uatpÄv weisen) ist nach agnlnam,
htrimäm gebildet. In der Ausbreitung der Genetiv-
endung -näni scheinen die r-Stämme die j ü n g s t e Etappe
zu sein; s. Hanusz a. a. O. S. 57 f.
Ebenso ist der Einschub des n in der neutralen
Flexion (§ 300), sowie die Bildung des PI. (dätrni) durch
väri- u. Verw. (§ 275) hervorgerufen.
Anm. Das f, das in der Flexion der r-Stämme erscheint,
hat also mit einem uridg. r (§ 97) nichts zu tun. Vgl. auch
Wackernagel § 30.
303. Wortbildung.
Außer den schon genannten Fällen findet sich -r als
Stammauslaut nur in einigen Neutris, die § 341 be-
sprochen werden; sein Hauptgebiet sind die Nomina
agentis auf -tar, wie dätar-, vgl. z. B. noch ^■jt'^ kartar-
'Täter', ^-^ jetar- 'Sieger', \ärrrT^ dhätar- 'Schöpfer',
^(^^^ rakäitar- 'Schützer'. Die Bildung war fast so
produktiv wie das Participium, so daß sich darauf das
periphrastische Futurum aufbauen konnte, s. § 573 f.
Vn. Deklination: n-Stämme.
304. Paradigma, räjmi- m. 'König'; näman- n.
'Name'.
Singular.
N. W'^y '>'Ajä '9rxi{ näma
Acc. \i^HH räjänam «TTf näma
I- TT^ räjnä TT^T nämnä
D. "^Tl^ räjne «TT^ namne
Abi. G. iTT^; räjnah Tna't nämnah
L. TTf^'TT^rf^ ^'4?"'"^^'> räjani ?rrf^» Tmf^ ndm(a)ni
V. TTWl räjan ^[M^, TTT näma{n)
[§304.305.
«TX^, «i(44«rt näm{a)m
•fX^n^fjj^ nämdbhymi
•Tfi^: nämnöJi
•rnrrf'T nämäni
•TTJrrf'T nämäni
«il^fyy: nämahliih
«rnr»^: nämabhyah
'!\\*^'\i\ nänmäm
•rnr^ nnmosu
Darnach gehen alle Nomina auf -an- und diejenigen
auf -ma)i-, bei denen dem Suffix -man- ein Vokal vor-
hergeht.
208
Formenlehre.
N. Acc.
I. D. A
G. L.
Dual.
-bl. -^T^p^-pfi; räjdbhyäm
\T%t. räpiöh
Plural.
Acc.
I.
D. Abi.
G.
XrrwTT: räjanah
i^\^: räjnali
TJ<^fv{\ räjahhih
\1<^i^: räjabhyah
TTWri rajnam
L.
T^l'^^ rajasu
305. Paradigma, ätman-
Abschnitt (in einem Text)'.
Singular.
•=MI<tiH*i 'itmänmn
^1(41 «il fämcuiä
■^([(jj^ ätmäne
Gr- -^HcijH: ätmänah
m. 'Seele' ; })arvan-
N.
Acc
I.
D.
Abi,
L.
V.
■^[41 (vy ätmäni
-Hl^^ ätman
Dual.
N. Acc. V. -^ii^ji^fj ätmänau
I. D. Abi. TsnWWTTI ätmähhyäm xj^'^tRI j)ärrdbhyäm
xj^ parva
T^ parva
T^Urr päri-anä
"T^W iwrrane
xj-^tjt: pärvanäli
xj^ftjj pärvani
■q-^. xj-q- i)ärva(n)
"q-^Wt pärvam
G. L. -dm^i^fl; ätmdnoh
Plural.
N« ■4)|(4j|«t; ätmänah
Acc, -jdtjj^; ätmänah
I- -411 (ijf^; ätmähhih
D. Abi. -^Tcip^n ätmähhyah
Acc. G. '4i|(4j»(|*< ätmänäm
L- -4(1(41^ ätmäsu
xi^Tjft: pärvanoh
^'^Tftjr pärväni
xj^jftjt pärväni
xT^f^: pärvdbhih
jj^^'. pärväbhyah
Hc((jn^ pärvanäm
^'^^^ pärvasu
§305-308.] r- und n-Sfämme. 209
Darnach gehen alle Nomina auf -man- und -van-
mit vorhergehendem Konsonant.
306. TITO jnt^a«-«?. ^xnA'<ssc^T(^ar^/aman- m., Namen
von zwei Gottheiten, sovne «»fi^ -han- 'erschlagend' (am
Ende von Komposita) haben im Acc. S. (hezw. Nom.
PI. und N. Acc. Du.) kurzes -a- (xf^j^pü^anamu.s.yy.).
Anm. Die Flexion von -han- ist auch sonst bemerkenswert,
vgl. z. B. vrtra-han- 'den (Drachen) Yrtra- tötend':
Mng.
Du. Plur.
N. vrtraha \ , - -hanah
' , , } -hanau , ,
Acc. vrtrahanam J " -gnnali
I. vrtraghnä \ -habhih
D. vrtraghne -hahhyäm | .j^^j^^^
Abi. I ^ .,.._,. ) J
^ \vrtraghnah { ^^.^^ -ghnäm
L. vrtrahani, -ghni f ^ ' -hasu
V. vrtrahan -hanäu -hanah
Der Wechsel von h und gh erklärt sich nach § 133.
307. -g^ k-an- m. 'Hund' lautet in den 'schwächsten'
Kasus hn-, ^^^ yuvan- m. 'Jünghng' desgleichen yün-,
^v|c<«i maghavan-, ein Beiname des Indra, maghön-, also
ivä, hänam, iunä, iune, kmali u. s. w., yuvä, yiivänam,
yünä, yüne u. s. w., magJiavä, maghavänam, maghönä
u. s. w. (aber regelmäßig z. B. habhih, yuvabhih).
Anm. Über defektive w-Stämme s. § 344.
308. 1. Die wenigen Adjektivs auf -van- werden im Masku-
linum und Neutrum nach dem regelmäßigen Paradigma dekliniert.
Bemerkenswert ist die Femininbildung auf -vari, z. B. pwarl zu
pivan- 'fett' ; daß es sich hier um eine uridg. Erscheinung handelt,
zeigt gr. uiwv — Tt(£ipa (Kiepös). Die männlichen Substantiva
können movierte Feminina auf -i neben sich haben, z. B. räjnl
'Königin', swni 'Hündin'. Als Fem. zu yuvan- fungiert yuvati-
'Jungfrau'.
2. Ein n-Stamm am Ende eines adjektivischen Kompositums,
z. B. sukrta-Jcarman- 'gute Werke übend', kann regelmäßig flektiert
werden (auch als Femininum, neben der Bildung auf -t) ; öfter gehen
aber diese Stämme in die a-Deklination über, z. B. mahä-räja-
'Großkönig'.
Thumb, Altindische Grammatik. 14
210 Formenlehre. [§ 309.
309. Sprachgeschichtliches. Von den vier Stamm-
formen -(m/v)an-, -(m/v)än-, -(m/v)a- und -(m)n-, die in
den Paradigmen von § 304. 305 vorkommen, sind die
beiden letzten (in den schwachen Kasus) ohne weiteres
klar: es sind die tiefstufigen Formen -(ni/ujn-, bezw. (vor
Vokalen) -(>H)n- zu dem idg, Suffix -en- {-men-, -uen-),
vgl. z. B. auch gr. äp-v-oc, zu ap-T^v, tcöijav-T] zu iroifjnQ'v
oder xexxaiva aus *T£XT-»-ia (= ai. iaM-nl zu takSan-).
Wenn neben dem -a- oder -«- in den schwachen Kasus,
wie z. B. im Instr., auch ein -an- {ätman-ä, parvan-a)
erscheint, so liegt hier entweder die verallgemeinerte (e)-
Stufe oder wahrscheinHcher die Form der Tief stufe vor,
die § 107. e) verzeichnet ist. In dem Locativ auf -{m/v)an-i
darf dagegen eher die (e-)Hochstufe angenommen
werden, da der Kasus auch sonst diese Stufe (statt der
Tiefstufe) zeigt \ Die Dehnstufe -öw- oder -en- ist un-
zweifelhaft im Nom. S. m. (vgl. gr. Tcoifxi^v T£xt(ov, lat.
homö) und im Nom. PI. n. -äni = got. -öna (z. B. got.
hairtöna zum St. hairtin- = *kerden- 'Herz'). Ob das
-ä- der übrigen Kasus {räjänam, räjänali u. s. w.) ein
ursprüngüches -ö- (cf. xexTova xexxove?, axjxova u. s. w.)
oder ein -ö- bezw. e (aydiv-a, TueuÖTiv-a) reflektiere, ist
aus demselben Grund vde bei den r-Stämmen nicht mit
Sicherheit zu entscheiden. Meillet Mem. de la Soc. de
linguist. XI, 11 ff. vermutet, daß ai. ä (st. a) in arischer
Zeit aus dem Nom. S. übertragen sei. Wenn aber ä =
idg. ö ist, dann ist das ä der übrigen starken Kasus ^
d. h. der § 306 angeführten Nomina nur = idg. e (vgl.
gr. TTOijJisva, lit. pemen-i); für (vrtra-)han-am (-hmiäu,
-Jianah) wird idg. *-^hen- außerdem wegen des h (nach
§ 132) gefordert.
1 Hierfür sprechen u. a. die gr. Inf. wie 56(iev u. dgl., d. h.
endungslose Lokative von n-Stämmen (wie z. B. ved. mürdhan
= kl. mürdhani zu mürdhan- 'Kopf); vgl. übrigens auch Dat. gr.
66[jtevai, Gen. got. gumins mit e-Stufe. — 2 Außer Voc. S.
§ 309. 310. 311.] r- und n-Stämme. 211
Zu dem Suffix -iien- giebt es endlich (entsprechend
mTi : mn) neben -tin- (ai. -va-) auch die Tiefstufe -vn-, bezw.
-un-; -im- hegt in den § 307 angeführten Substantiven vor ;
vgl. iunalij gr. xuvo? = idg. *ku}i-os zu Nom. *k(u)tiö(n);
yün-nnd maghö)i- sind aus *yu-im- und *magha-U7i- kon-
trahiert; s. auch J. Schmidt, Sonantentheorie S. 122. Sonst
hegt die Stammform -un- nur in adverbialer Erstarrung
vor, z. B. in adhunä 'jetzt', eigtl. Instr. zu ädhvan- 'Weg,
Reise' (wozu der regelmäßige Instr. ädhvan-ä lautet),
vgl. dazu Jacobi KZ. XXXIV, 586 f.
310. Zu einzelneu Kasus.
Singtdar.
Nom. m. Ai. -ä setzt ebenso wie lat. homö u. dgl.
ein idg. -e, -ö mit Verlust des n voraus; die f«-losen
Formen wechelteu wohl in uridg. Zeit mit den Formen
auf -en, -du (gr. 7roi[if^v, ax(i,a>v) unter bestimmten satz-
phonetischen Bedingungen.
n. näma, gr. 6vo|±a, lat. nömen, idg. *nöm)j.
Voc. -an = idg. -on (oder -en) cf. gr. "AroXXov, x6ov,
Plural.
Nom. Acc. n. Neben -äm = idg. -ön-d findet sich
im Ved. auch -ä (dhämä, näma) ; der Ursprung dieses -ä
(=idg. ö[n] oder idg. -n?) ist unklar. Die ved. Doppel-
heit -äni und -ä ist ein Ausgangspunkt für die Wucherung
des n bei den (neutralen) Vokalstämmen geworden; vgl.
§246.
311. Paradigma, haiin- 'stark, kräftig'.
Singular.
m. n.
N. -^^ hall -^sff^ hall
Acc. q<r^»<H halinam ^f%f hali
I. c)f^«|j halinä
D. -(^f^if haline
14*
212 Formenlehre. [§ 311. 312.
Abi. G. cjf^«t; halinah
L. «^f^f^ halini
y. ■^f^T'l hälin T^f^f^,'scf^häli(n)
Dual.
N. Acc. V. cjf^»fi| hcdbiau c^f^»f\ halinl
I. D. Abi. ^f^^^TR; haUhliyäm
G. L. c(f^«n: halimh
Plural.
N. '^f%^: hcdiuah ^^tf^ halini
Acc. gjf^«j: halinah ^^f^ halini
I. gjf^f^: haUhhih
D. Abi. ^^1%^: haUhhyah
G. c4fgy«jTi{^ halinäm
L. ^^t^'^ haliäii
Das Femininum wii-d mit -7 gebildet: t^f^^f) halim.
312. Spraehgeschichtliches. Neben den Suffixen
-en-, -men- und -lien- gab es auch ein Suffix -(i)ien-,
das z. B. in gr. oupaviwv-s?, lat. leg-iön-es, got. «rftja
(Gen. arhjin-s) vertreten ist. Wie -rin- zu -iien-, so ist
-ZH- die Tiefstufe zu -ie>?-; die Suffixform -in-^ die nur
in den 'schwächsten* Kasus zu erwarten ist, wurde auf
alle Kasus ausgedehnt; die starken Kasus Nom. S. m.
hall (st. "^halyä), n. hall (st. *hali/a oder *haUn), Nom.
PI. n. halini (st. *halyäm), ferner hali-hhih u. ä. (st.
*hahja-hJiih) sind dann der Flexion der -rt>2-Stämme nach-
gebildet worden, indem -in- wie -an- behandelt wurde
(haU : hall : harini : halinä : haJihhih = ö^;»« : näma :
namäni : ätmanä : ätamahhih). Die Entstehung der -m-
Flexion scheint bereits urarisch zu sein. [Über diese
Bildung urteilt ganz anders Bartholomae, Iran. Grundr.
I, 101 und IF. X, 195 f.]
Anm. Daß in kanyä f. 'Mädchen' (das im Sanskrit wie ein
f7-Stamm flektiert wird) der alte Nominativ des abstufenden Suf-
§ 312—316.] r- und n-Stämme. 213
fixes -yän-, -in- stecke, vermutet Zubaty KZ. XXXI, 51 f. wegen
des ved. Gen. PI. kanlnäm und av. Acc. PI. kainina, haininö
u. dgl.
Wortbildung.
313. Die Stämme auf -an- sind nicht gerade häufig;
die Maskulina sind meist (primäre) Nomina agentis:
<f^^ takSan- 'Zimmermann', •^^ vr^an- 'Mann, Hengst'
(eigtl. 'der Befeuchter, Besamer'); vgl. jedoch auch jrV'l
mürdhan- 'Kopf.
Neutra: '^z^ udan- 'AVasser' (nur in der älteren
Sprache), i4)tj*^ ä'irSan- 'Kopf. Vgl. auch die defektiven
>2 -Stämme § 344.
314. Die Stämme auf -man- sind meist primäre Bil-
dungen und zwar entweder männliche Nomina agentis
oder (in der überTNdegenden Mehrzahl) sächhche (selten
männliche) Nomina actionis, bezw. Abstrakta.
Maskulina: ^(^^ hrahman- 'Beter, Priester' (auch
der höchste Gott Brahma) ; 4^f^4^>^ mahiman- 'Größe'.
Neutra: ^rif*[ karman- 'Tat, Sache', <^^^ janman-
'Geburt', VTT^ dhäman- 'Satzung', "^^^ hraliman- 'An-
dacht, Gebet u. s. w.', ''{^^ §arman- 'Schutz' ; bemerke
jedoch auch die Bedeutung von ^.».^j«!^ veSman- 'Woh-
nung, Haus'.
Bisweilen schwankt das Genus: t[1j^ iweman- m.
und n. 'Liebe, Zuneigung'.
315. Das Suffix -van- ist selten, vgl. z. B.
Maskulina: -^yx^^ adhvan- 'Weg', 4j<!j:j|>^ yajvan-
'Opferer, opfernd'.
Neutra: \sn^ dhanvan- 'Bogen'.
316. Sehr häufig und produktiv ist das Suffix -in-;
mit demselben werden Adjektiva aus Nomina abgeleitet,
z. B. irf?f«t krtin- 'tätig, kundig' (von krta-), ctiif^«!^
kämin- 'liebend, verliebt', mp;!«!^ iwänin- 'lebend', ^fsq"^
vaSin- 'mächtig', ^\)ri»l ^aririn- eigtl. 'einen Körper
214 Formenlehre. [§ 316. 317.
besitzend', auch substantiviert m. 'lebendes Wesen,
Mensch', -sTffpn htiu- '100 besitzend', -»rf^ Spdgin- 'ge-
hörnt', ^f<gi<v suTiliin- 'glücklich'.
-^^f^ rakUn- 'hütend' ('Hüter'), -^tff^ dröhin-
'schädigend' u. dgl. können nun aufgefaßt werden sowohl
als Ableitungen von den Nomina rakSa- 'Schützer', drölia-
'Schädigung' wie als Bildungen von den Verbalwurzeln
rakS- 'schützen', druh- 'schädigen', und so vvurden eine
Reihe von Adjektiven auf -in- unmittelbar zu Verbal-
wiu'zeln gebildet (oder wenigstens darauf bezogen), wie
z.B. nr^^ arthin- 'begehrend' (arthayati), Trf^ vädin-
'sprechend', -^f^ vartin- 'sich befindend', f^r^rf^
niväsin- 'wohnend'; solche Adjektiva werden besonders
gern in der Komposition gebraucht (z. B. satyavädin-
'die Wahrheit sprechend').
Die nicht häufigen Suffixe -min- und -vin- sind wohl
ursprünghch Ableitungen von Nomina auf -ma-, -va- und
haben von da aus selbständig weitergewuchert, vgl. z. B.
fcjip^^ svämin- 'Herr' (wohl von sva-, vgl. auch sväniya-
'Eigentumsrecht'), Tj^f^n tejasvin- 'glänzend' (von tejas-
'Glanz').
XVII. Kapitel.
Till. Deklination : Stämme auf Yerscliluß- und Zischlaute.
a) Stämme auf einfachen Verschlußlaut.
317. Paradigma, räc- f. 'Stimme'; päd- m. 'Fuß'
(ebenso dvi-päd- 'zweifüßig').
Singular.
N. V. -^05 väk -qjrf^ pät
Acc. c(M4t läcam VT^ pädam
§ 317. 318.] Stämme auf Verschluß- und Zischlaute. 215
D. ^T^ väce -q^ ]pade
Abi. G. "^T^ väcah xj^ padäh
L. cnf^ väd xrf^ j?adi
Dual.
N. Acc. V. cn-cH väcäu WT^ pädäii
I. D. Abi. ciH^mi^i väghhyäm ii^\*{ padhhyäm
G. L. TT^ väcoh tj^: padöh
Plural.
N. V. T^T^ väcah -qj^ pädah
Acc. c;it(; väcah t|^. padäh
I. TTfr^: väghhth 'Tf^I padhhih
D. Abi. ■^nrwr: väghhyäh Tr?r: padhhyäh
Gr. ctiTJiH väcäm "T^T'l padam
L. HTa- väMü x(^ patsü
318. 1. Die beiden Paradigmen (Wurzelnomina)
unterscheiden sich nur im Stamm: v«c- ist ohne jede Ab-
stufung (wie lat. t'örr, vöc-is), päd- hat in den starken
Kasus ä, sonst ä (vgl. gr. dor. ttco? 7ro5-6<;, lat. pes ped-is) ;
die gleiche Abstufung findet sich noch bei iiifcj: äpah PL
'Wasser' (Acc. apdh, 1. adhhih, D. Abi. adhhyah [vgl.
§ 145], G. apäm, L, apsu). Nach i;äc- gehen alle übrigen
Wurzelnomina auf Verschlußlaut, bezw. die Stämme auf
^ und /i, die ebenfalls uridg. Stämmen auf Verschlußlaut
entsprechen (vgl. § 125. 127. 132. c). Manche dieser
Wurzelnomina kommen übrigens nur in nominaler Zu-
sammensetzung vor. — Vgl.
•37^ -iah- 'vermögend' (in ^4*1^ sarva-iak- 'all-
mächtig').
tq^ tvac- f. 'Haut'.
fw^ diS- f. 'Richtung, Gegend' (k) ; ^^ ^T^' f- '<^^s
Sehen, Auge' {k) ; "^f^ spai- m. 'Späher' (t).
'^^^ hhräj- 'Glanz' (0; -^^r räj- 'König' {t). n^^
-hhuj- 'genießend, beherrschend' (in V(V^ hhiihhuj-
es\» -v
216 Formenlehre. [§ 318. 319.
'König'); o^^^ -srj- 'erscliaffend' (in f^^räf vihasrj-
'alles erscliaffencV (t);
'»^ -hrd- n. 'Herz' (vgl. § 346) in ^r^ sulirä-
'Freund'; «>f%^ -viel- 'wissend' (in \nfTf^^ dharmavid-
•gesetzeskundig') ; f^^ ripad- f. 'Mißlingen, Unglück';
«>^V -budli- 'kennend' in ww^^i dliarmabudh- '(re-
setzeskundig'.
o^^ -druh- 'hassend', f. 'Schädigung' (k, f); «>f^^
Uli- leckend {f).
(Über Wurzelnomina auf -r vgl. § 299 Anm. 2, auf
-s, 8 § 334 Anm. 1. 2).
2. Ferner folgen dieser Flexion eine Reihe von
Stämmen, welche auf die Suffixe 4 und -d endigen,
sowie einige Nomina mit morphologisch unklarem Stamm-
auslaut, z. B.
»f^ -jit- in f^^f^Tci; vihajit- 'alles erobernd', «>*Tr|;
-hhrt- 'tragend' (in •^^r^w3[;«c?^ö»?a&/?r<- 'sichanstrengend',
gpTct jagcit- n. 'Erde, AVeit' (eigenthch 'das Bewegliche',
zur W. gam-), w[V(j<i napät- m. 'Enkel', ^rfTfT sarit- f.
'Fluß', ^f^Tfi; liarit- 'grün'; ^r^ marut- m. 'Wind'.
Y^^ dräad- f. 'Stein', "sr^^ hrad- f. 'Herbst'.
■^fljHr ranij- 'Kaufmann' (k), f^fcrw hJiiSaj- 'Arzt' (Ä-).
^cRw haknhh- f. 'Gipfel'.
319. Stammauslaut. In betreff der Endungen sei
hier wie bei allen folgenden Paradigmen auf § 229 ver-
wiesen. Für die Verbindung des Stammauslautes mit den
s- und &7i-Endungen gelten die § 152 ff. 141 f. gegebenen
Regeln. Am wichtigsten sind die verschiedenen Kom-
binationen von I, j, h 4- 5 oder hh. In den § 318 an-
geführten Beispielen ist durch ein beigefügtes {h) oder
(t) kennthch gemacht, wie der Wurzelauslaut behandelt
wird; das weitere s. a. a. 0. Zu hudh-, driüi- u. dgl. vgl.
ferner § 137. Der Nom. S. m. ist mit s gebildet, doch
mußte der Zischlaut nach § 165 schwinden (daher väk,
§ 319. 320.] Stämme auf Verschluß- und Zischlaute. 217
2)ät u. s. w.); der Nom. S. n. wird durch den reinen
Stamm gebildet, wobei wiederum die Auslautsregeln zu
beachten sind; vgl. z. B. agni-mit zum St. mith-, dharma-
hlmt zum St. hudh (nach § 162), satya-väk zum St. -väc-
(nach § 163) u. s. w. Infolge dieser lautlichen Vorgänge
sind Maskulinum und Neutrum im Sing, völlig zusammen-
gefallen.
Anm. Zu upänah- f. 'Schuh' ("W. nah- 'binden') merke den
Nom. S. upänat (Acc. upänaham), Loc. PI. upänatsu, Instr. upä-
nadbhih ; zur Erklärung vgl. § 143 Anm. 2.
Im Neutr. PI. wird ein Nasal vor dem Stammauslaut
eingeschoben, z. B. trivrnti von trivrt- 'dreifach', sarva-
kitdki von -^ak-, viiva-srnji von -srj-, -UM von -lih-. Diese
Bildungsweise ist nicht ursprünglich, sondern durch das
Muster der Stämme auf -anc-, -nt-, -as- hervorgerufen, s.
§ 320. 323. 330.
b) Stämme auf -afic- (-ac-).
320. Paradigma, präfic- 'vorwärts gerichtet, östlich'.
Singular.
m. n.
N. V. TTTS^ i;rci?j TTT^ l^rdk
Acc. m^4< prdficam TTfö^ X>^^^
I. TTHTT präcä
D. T{j^ präce
Abi. Gr. ITT^. präcali
L. irrf^ präci
Dual.
N. Acc. V. ITT^ präncäti "RT^ präcl
I. D. Abi. i^[j^|*( prägbliyäm
G. L. TTP^: präcöh
Plural.
Acc. HTT. präcah l?Tf% pranci
218 Formenlehre. [§ 320. 321.
I. irrf7*i: prdglMh
D. Abi. itttot: prdghhyah
G. UMiH präcäm
L. ITTW pycihsu
SM
Das Femininum irr^ i*^«d g^lit nach § 282.
Darnach werden flektiert z. B. ^^Sf^^ apänc- 'rück-
wärtsgelegen', "^RT^ arä>lc- 'nach unten gerichtet', m^\^
paräüc- 'abgekehrt'.
331. Paradigma, prätyanc- 'rückwärts, westlich';
anvanc- 'folgend'. (Es werden nur die entscheidenden
Formen gegeben.)
Sing, (m.)
N. TTW^ pratym ^^I^^ anvä7d
Acc. H(t|^H pratyäficam ^»^^H anväficam
I. "RTfr^r praücä "^^^ ojincd
Dual.
N. A. V. mn^ pratyäficäu "^n^^ använcäu
I. D. Abi. -g^n^^TR jjrafyaff&/^yftw .m^ j^jj ih anväghhyäm
Plural.
N. iTW^: pratymcali ^^%\ miväncah
Acc. ittH-M: praticäJi ^^: änücäh
L. TTWW pratyäJiht ^SH^^ anväJcSu.
(iVe?tfrM)n)
Sing. N. Acc. V. ttW^ pratycil ^^si^cTefi av^mÄ:
Du. TTfMt i^raßci ^-M-^t «mlci
Plur. irwf^ pratyäuci ^^{^ cmvänci.
Femininum : infN^ praüci, ^^-^ anfiä.
Nach praiyahc- gehen ??r^ ^«^«"c- 'niedrig , ^r«r^
samyafic- 'richtig, genau' und ^53^ udanc- 'nach oben
gewendet, nördlich' (mit dem schwächsten Stamm udw-) ;
flT^ tiryafic- 'wagerecht gehend' hat als schwächsten
Stamm tiratc-.
§ 321. 322.] Stämme auf Verschluß- und Zischlaute. 219
Nach anvahc- geht nochf^vac^ vi^vanc- 'auseinander-
gehend'.
322. Sprachgeschichtliches. Schon das Ai. läßt
erkennen, daß die Nomina auf -anc- Zusammensetzungen
von Präpositionen (oder Adverbien) wie pra-,])rati-, anu-,
ud- mit -afic- {-cmk-, vgl. Nom. S. -an aus *-mdk$ nach
§ 165. 2) in den starken, bezw. -ac- (-ak-) in den mittleren
Kasus sind ; auch der (schwächste) Stamm -präc- könnte
\npra-\-ac- zerlegt werden (s. jedoch unten). In samyafic-
ist -y- offenbar durch die Analogie von pratyanc- her-
vorgerufen worden; udanc- bildet die schwächsten Casus
nach dem Muster von x)ratyahc-.
Eine ähnhche Zusammensetzung findet sich nicht
nur im Avestischen , sondern auch in lat. xwop-inqu-us
und gr. TCOo-aTC-os 'woher kommend', so daß wir für die
Grundsprache ein KompositionsgHed *-ewg?.'- : -nct'f- (= ai.
-am- : -ac-) ansetzen dürfen : in diesem *-ew0.'- scheint ein
Wurzelnomen 'sich wendend' oder dgl. vorzuUegen, das
bereits in der Grundsprache nur als zweites Ghed von
Komposita vorkam; Brugmann, Die Ausdrücke der To-
tahtät (Leipz. Progr. 1894) S. 21 denkt an die ai. W. ahc-
'biegen' u. Verw. (z. B. lat. uncus). Zweifelhaft ist die
Auffassung der schwächsten Stammformen pratic- und
anüc-. Nach Osthoff, Moi-phol. Untersuchungen IV,
249 ff., Brugmann, Grundriß II, 241 sind es Ableitungen
mit Bülfe des Suffixes -qVo-, wie solche auch in anti-
ka- 'nahe' lat. anüquus, dblii-ka- 'hinter etwas her seiend',
anü-ka- 'dahinter seiend' (n. 'Rückgi-at'), ucca- aus *ud
+ ca 'hoch', nl-ca- 'niedrig' vorhegen. Kasusformen von
derart gebauten Adjektiven ^inatlca-, *anüca wären
demnach mit solchen der Nominalkomposita in'atya{h)c-,
anva(n)c- zu einem Paradigma zusammengetreten; da
einige Formen von "^praüca-, *anüca- (Instr. S., Gen. PI.,
G. L. Du.) ohne weiteres sowohl als a-, wie als Konso-
nant-Stämme aufgefaßt werden können, so war der völlige
220 Formenlehre. [§ 322,
Übergang in die konsonantische Flexion durch die An-
lehnung an die Formen auf -afic-, -ac- leicht zu vollziehen
(falls man nicht überhaupt unmittelbar von einem Suffix
-qii- = -gl^o- ausgehen Avill). Eine andere, von J. Schmidt,
Pluralbildungen S. 388 ff., Bartholomae, Iran. Grundr.
I, 96 f. u. a. vertretene Anschauung sieht in (pratyic-
und {an)üc- das idg. Kontraktionsprodukt von *-i/u +
dqV'- und deutet 9gt«- als Tief stufe von ^oq^i- 'Auge', vgl. ai.
iwatika- n. 'Anthtz' und gr. ■TrpoacoTCov == idg. "^proti-
dcfio- und *2^roü-öqVo- (dazu ö4'0|JLai otkotcoi). Da sich die
Prozesse, welche bei beiden Hypothesen angenommen
werden, schon in der Grundsprache abgespielt haben, so
ist einem *'proüqV- nicht mehr sein Ursprung deutUch
anzusehen; eine einseitige Entscheidung ist vielleicht
überhaupt nicht erlaubt, da beide Erklärungsversuche
berechtigt sein können. Ob die (schwächste) Stammform
präc- ein idg. *pröq'^^- {aus *pro-dql'- oder *2^ro-öqV-?) oder
(nach § 65) ein *prdqV-o- (vgl. gr. Tupox-a, lat. reci-iwöcii^
u. Yerw., Brugmann, Griech. Gramm.^ 205) darstellt,
läßt sich ebenfalls nicht entscheiden.
Für die'Suffix'-TheorieOsthoffs scheint das Paradigma
tiryanc- zu sprechen; vgl, dazu Thumb, KZ. XXXVI,
199 ff. Während tirya{n)c- sich in eine Präposition *tr-\-
Wurzelnomen *enqV- zerlegt (das -y- ist wohl nach Ana-
logie von pratyafic- eingefügt), ist der Instr. tiraicä aus
der Präposition twas -\- cä zusammengesetzt; dieses ci
kann mit *ag^-/ogl^- 'Auge' nichts zu tun haben, sondern
ist vermutlich die idg. Partikel *qV'e, die auch z, B. in
lat. ahsque, gr. laxe vorliegt. Die Einfügung von tiraicä
in das Dekhnationsschema (als Instr.) und die Fort-
führung der Flexion tiraice, üraicali ist wesentlich eine
arische Neuerung, falls man nicht annehmen will, daß
schon in der Grundsprache neben der Adverbialform
*trrosque ein Adjektiv *trrosq^o- bestanden hat.
§ 323. 324.] Stämme auf VerschluIÖ- und Zischlaute.
221
c) Stämme auf -nt-
323. Paradigma. hharant- 'bringend';
'gebend' (Participia Praes, Act.).
dadat-
N.
Acc.
I.
D.
Abi.
L.
V.
G.
^f;^;^ hJiäran
^f^€rT^ hhärantam
^f5[7f7 hhäratä
'ijT^ hhärate
»HTT: hhäratah
»TT^fTT hhärati
'^ryi hhäran
Dual
N. Acc. V. HT'^ hhärantäu
I.D.Abi ^'' "
Singular (m.).
gg<^ dädat
^^7f^ dädatam
ggfIT dädatä
^^^ dädat e
^TTT: dädat ah
T?f?r dädati
ggt^ dädat
G.L.
N.
Acc.
I.
D. Abi.
Gr.
L.
Neutr. :
TV'»' « " "
^<^l^l hhäradhliyäm
^f^ff^; hhäratdli
^■fff^ dädatäu
<^<^¥J (H dädadhhyäm
(g<^(ft: dädatöli
Plural.
^T?TfT: hhärantah
^T^: hhäratali
^f?;;f^: hliäradbhih
m^m: hhäradhhyah
^rrfTW; hhäratäm
^f^csq- hhäratsu
Sing. '»RTt hhärat ^^fC '^^f^f^^^
Du. 'HT^ hhärantl T^"?f^ dädati
Plur. '»TTf^ hhäranti ö[^f?T (^"^f^) däda(n)ti
^TT;«lf^ hhäranti '^'^^ dädati
id dem Fem.
Act.*, nach
^^"?T: dädatah
^^TT: dädatah
^^f^: dädadbhih
T^w^ dädadhhyah
<j<jf;;4<^ dädatäni
^^(^ dädatsu
Fem.: HT/lf^ hhäranti '^'^^ dädati
324. Nach hharant- gehen (vom Du. >«. und dem
abgesehen) nahezu alle Participia Praes. Act.*,
1 Nur in der Accentuierung (der älteren Sprache) giebt es
Unterschiede; bei Verben mit betontem thematischen Vokal, z. B.
tudänt- (s. § 475 f.), geht der Accent in den 'schwächsten' Kasus
auf die Endsilbe (Instr. tudata u. s. f.) über.
222 Formenlehre. f§ 324. 325. 326.
dem abstufungslosen dadat- nur die Partizipien von sol-
clien Verben, welche in der 3. PI. des Präsens -ati haben,
also im wesenthchen die Verba der dritten ai. Präsens-
Idasse; näheres s. § 491 ff. Die wenigen Partizipien von
der Form yänt- (s. § 484) bilden (m.) yän, ycmtam, yätä
u. s. w., (n.) yät, yä{n)fi, yänti.
Anm. Die Bildung des Du. n. und des Femininum ist
identisch, d. h. die Formen lauten entweder -anti oder -atl; die
letztere Bildung ist jedoch nicht auf den Typus dadat- beschränkt.
Für das Auftreten von -anti und -atl gilt folgendes:
1. -anti ist Regel bei allen Partizipien der 1. 4. und 10. (ai.)
Präsensklasse, sowie der Kausativa und Desiderativa;
2. -anfi oder -atl ist möglich bei den Partizipien der 6.
Präsensklasse [tudäntl und tudatt), des Futurums {bhavisi/a[n]tl}
und der Denominativa (devai/a[n]tl). Merke auch pänti oder
yätl u. ä.
3. -ati ist Regel beij allen übrigen Verben, z. B. satJ von
sant- 'seiend', krmati von krlnant- 'kaufend' u. s. w.
325. Zu den Stämmen auf -ant- gehören auch einige
Nomina, die nicht Participia sind, nämUch die Adjek-
tiva -^^w^hrhant- 'groß' (Du. n. hrhaü), xj-Bf^ prMnt-
'gesprenkelt, bunt' und ?TfT^ mahänt- 'groü'; das letzt-
genannte Adjektiv hat in den starken Kasus langen
Vokal, vgl. {m.) maJiän, mahcmtam, maliatä u. s. w.,
(w.) maJiat, mahaü, mahänti.
Anm. mahänt- lautet als 1. Teil eines Kompositums mahä
(eigentl. ein Subst. 'die Größe'?), z. B. mahä-räja- 'Großkönig'.
326. Sprachgeschichtliches.
1. Die Stammform hliarant- ist idg. *hheront- (gr.
^epovT-a, got. hairand-s u. s. w.), dadat- ist idg. *ded-td-,
d. h. das Partizipialsuffix -nt- tritt im ersten Fall an den
Verbalstamm *hhero- (mit sogen, thematischem Vokal),
im zweiten Fall unmittelbar an die konsonantisch aus-
lautende Wurzel. Während das Paradigma dadat- ab-
stufungslos dekhniert wird (ebenso im Iranischen), hat
Vharant- als schwache Stammform ein hharat- == *hhernt-
§ 326.] Stämme auf Verschluß- und Zischlaute. 223
neben sich; in den verwandten Sprachen, so vor allem
im Iranischen, Griechischen und Germanischen (und auch
im Baltisch-Slavischen) erscheint die 8tsimmiorm*hheront-
auchin den schwachen Kasus , und die Stammform *hher^t-
ist nur in (verschieden deutbaren) Spuren nachzuweisen;
so ist lat. ferens ferent-is wahrscheinlich die Verall-
gemeinerung der Stammform *fe/?erw^. Bartholomae (s. zu-
letzt Iran. Grundr. I, 98) schloß daraus, daß bereits
in der uridg. Flexion die Ablautstufe -07it- bei themati-
schen Verben durchgeführt war, daß also das Ai. mit seiner
Abstufung hharant-fhharat- eine Neuerung eingeführt hat
(nach dem Muster der weiter unten folgenden Paradig-
men); weder für noch gegen diese Ansicht lassen sich
zwingende Gründe anfühi'en. Da das Ai. im Allgemeinen
den idg. Dekhnationslaut gut bewahrt , so läßt sich dies
von vornherein auch für die Abstufung von hharant- :
hharat- annehmen, während die Annahme einer Verall-
gemeinerung des Stammes -ont- (oder -nt-) in den ver-
wandten Sprachen auf keine Schwierigkeiten stößt.
Unzweifelhaft lag aber uridg. Abstufung in dem
Partizip der meisten athematischen Verba (§ 479 ff.) vor,
also in dem Typus sau, sant-am : sat-ä, satl 'seiend', wie
gr. (dor.) IvT-e?: Fem. (l)-aoaa zeigt; die idg. Stamm-
formen waren *s-ent- : s-nt- (über die Verbreitung dieser
Bildung s. die Verbalflexion). Das Schwanken der Fe-
mininform (§ 324) ist wohl darauf zurückzuführen, daß
schon in der Grundsprache zu -ont- sowohl ein *-ont-i
wie -nü gebildet wurde (wofür gr. (fipouGa aus *cpepovT-ja
und dexaaaa aus *äJ-tv.nx-ia zu dexwv als Zeugen an-
geführt werden können). Zur ganzen Frage vgl. auch
Brugmann, Griech. Gramm.' 199.
Die Flexion yä-nt-am yät-ä ist der von hharant-am
hharat-ä , sant-am sat-ä u. s. w. nachgebildet ; denn das
an die W. yä- antretende -?it- ergab an sich unveränder-
Uches yänt-.
224 Formenlehre. [§ 326. 327. 328.
2. AVoher die Dehnstufe von mahänt- (auch im Ii-ani-
schen !) stammt, ist unaufgeklärt ; die Gleichung Nom. S.
n. ma]iat = gv. [leya (idg. '^me(^)Jmt?) ist zweifelhaft, s.
Bartholomae IF. I, 303 ff.
3. Über den Nom. S. hharan aus *hharants, dadat
aus *dadats (vgl. lat. ferens) s. § 165. 2.
327. Paradigma, dhimant- 'weise'; hhagavant-
'glücklich, erhaben'.
Singular {m.)
N. >j|4jK dhlmän H'l«n«l hhägavän
Acc. vt^n^n^ dlmnantam YTa|c(«r{7^ hhägavmitam
I. ■M^^TfTT dhimatä M^<^r\'[ hhägavatä
u. s. w. u. s. w.
V. Vhr^ dhiinan *R^^ hhägavan
Dual.
N. Acc. V. vt^RTt dhmiantäu ^J|c(nl1 hhägavantmi
u. s. w. u. s. w.
Plural.
N. \ft;RnT: dJnmantah '^W^^: hhägavantah
Acc. vt^m: dhlmatah ^T^TWfT: hhägavatah
I- ■vft^rf^: dhimadhhih ^^^T^f^: hhägavadhhih
u. s. w. u. s. w.
Neiitr.: Sing. vt^Tci; rf/^Mwa^ ^'T^fi; hMgavat
Du. vt^Tcft dhimaü ^^[<^^ hliägavati
Plur. v^irf'ff dhwiauti -^^ij^if^ hhägavanti
Fem.: ^^Trft dJilmaü HTcRft hliägavati
Die beiden Paradigmen unterscheiden sich von &7;rt-
raw^- nur durch den Nom. S. m.
328. Mit den Suffixen -mant- und -i'«>ii- werden
zahlreiche besitzanzeigende Adjectiva von No-
mina abgeleitet; -vant- ist produktiver als -mant-', z. B.
■q-sra^ pa^umant- 'Vieh besitzend', ijflTTpti; mürti-
mant- 'einen Körper besitzend, leibhaftig'.
§ 328. 329.] Stämme auf Verschluß- und Zischlaute. 225
^njT^^ gunavant- 'tugendreicli', •rr^r^^ näthavant-
'einen Schützer habend', ■^^r^^ri; halavant- 'stark, mächtig',
■^«1HM<=<^ ((liägatavant- 'die Zukunft (anägata-) be-
treffend', f^^^T^'öi; rijnärant- 'reich an Kenntnissen,
Tf^T^'i^Tt^ tamasvant- 'dunkel'. Vgl. ferner die sekundäre
Partizipialbildung auf -tavant- § 618 und die Adverbia
auf -vat § 402.
Ebenso werden flektiert die pronominalen Adjektiva
TTT^rt^ tävant- und ^TT^^ yävant-, '^^ iyant- und
■f%fr?T7r|; liycmt- (§ 375), sowie ^j^'ftt hhava)it- in respekt-
voller Anrede (etwa 'Euer Wohlgeboren'), vgl. Nom. S.
M^\^ hhavän = 'du'.
Anm. Das letztgenannte Wort ist vermutlich mit dem Par-
tizipium bhavant- identisch, schloß sich aber infolge seiner be-
sonderen Bedeutung an die Adjektiva auf -vant- an. Vgl. auch
S. 226, Fußn.
329. Sprachgescliichtliches.Vgl.Brugmann, Grundr.
n, 536, Bartholomae, Iran. Grundr. I, 97 f. 115. Nur die
Stämme auf -vcmt- haben in den idg. Sprachen weitere
Verbreitung; diejenigen auf -mant- sind auf das Arische
(Ai. und Iran.) beschränkt. Dem ai. -vant- entspricht
gr. -/evT- in j^api-evi-o? u. ä. (= idg. -uent-)\ die Ab-
stufung-2<e)2i-/"lH*^"(^i'is^^"'^^^^^"'"^^^")^^^J^^®^^^^^^^''^^^
ursprachlich. Unsicher ist die Beurteilung des Nom. S.
auf "Vän {-man) ; am nächsten hegt es, -vän auf ein idg.
*-uents (oder "^-uönts) zurückzuführen (so Bartholomae),
denn av. tvävqs (= ai. tvävän von tvävant- 'dir ähnhch')
und gr. yo-pitic, -wädersprechen dem nicht. Auch die im
EY. vorkommenden Formen des Nom. PI. n. ghrtavänti
(von ghrtavant- 'fettreich') und pahimänti machen eine
uridg. Dehnstufe -iient- {-iiönt-) wahrscheinUch. Aber im
Avesta begegnet auch ein Nominativ auf -vä = urar. -väs,
idg. ^-iies oder *-ztö5, d. h. die Form eines 5-Stammes.
Eine ähnliche Vermischung der nt- und s-Stämme wird
für das Ai. durch (ved.) Vokative auf -vas, -mas st. -van,
Tliumb, Altindisclie Grammatik. 15
226 Formenlehre. [§ 329. 330.
-mafi^, für die idg. Grundsprache durch gr. xeioc, ioic, aus
*Tä-/o?, *ä-/o? (gegenüber ai. n. tävat, yävat) bezeugt.
(Über sonstigen Austausch von t- und s-Stämmen im Ai.
s. § 338f.). Brugmann führt daher ai. -vän auf urar. *-väns
zurück und erklärt die Form für eine Umbildung von
'''-väs nach -vantam. Man spricht vielleicht besser von
der Kontamination eines Nom. S. auf (ar.) -väuts und
auf -väs ; die avestische Doppelheit -vqs : -vä macht alte
idg. Doppelformen wahrscheinhch, die als *-uents (vgl.
gr. ^apiei?) und *-u^/ös- anzusetzen sind und denen die
Vokative ^-nen und *-u^/^s zur Seite standen : diese
Yokativformen begünstigten infolge ihrer gleichen Vokal-
quantität die Kontamination der Nominativformen *-vants
und -väs zu (urar.) -vänts (neben -väs), da auf diese
Weise auch im Nom. gleiche Vokalquantität der beiden
DoppeKormen hergestellt wurde. Der Nom. auf -väs ist
dann in der ai. Öprachentwicklung völUg, der Voc. -vas
bis auf wenige Reste untergegangen.
d) 5-Stämme.
330. Paradigma, manas- n. 'Gedanke'; haviS- n.
'Opferspende'.
Singular.
'^»A.cc.N. -r^, mänali -^f^: havih
I. *\^m niänasä ^f^mj haviSä
D. ^«T^ inänase '%f^^ liciviSe
Abi. G. i\'m'. mänasah ^^fwm hciiiSah
L. ^TtRt mänasi ^t%f^ liaviH
Dual.
N. Acc. V. ?TWt mänasi ff%^ haviB
I. D. Abi. iT'ftTr^ mänöhhgäm i^f^^p^ havirhhyäm
G. L. 'JT'raV. numasöh ff^Wt: JiciviSöh
1 Hierher gehört auch die Interjektion bhöh 'ei', die aus
*bhavas zusammengezogen ist (ebenso hhagös aus hhagavas) : es ist
§ 330. 331. 332.] Stämme auf Verschluß- und Zischlaute. 227
Plural.
X. Acc. V. ■jnrtf^ mämisi f^f^ haviSi
I. ^iT^tf^ mänöhhih ff^rf^: havirhhih
D. Abi. inft^: mänöhhyah ff^^: havirhhyah
Gr. ^»iiji»^ mänasäm ^fc<MIH ^iciviMäm
L. T'n^ mänahsu if^«^ liaviMu
Der Flexion von /«afi^- entspricht genau diejenige
von cakSu^- 'Auge' (^^^rqr cakhiSä, ^^ff^ caJiklH, ^q^f^:
cakhirhliih, '^r^';n cakkiMu).
SM S»
331. ]Mit dem Suffix -as- werden zahlreiche Neutra
(meist Abstracta, bezw. Nomina actionis) gebildet; vgl.
z. B.
^■fT^ cetas- 'Herz, Sinn', ff??^ iawias- 'Finsternis',
•f^q^ nanias- 'Verehrung', cf^^ vacas- 'Wort', f^p;^
iiras- 'Kopf, ^r^ sahas- 'Gewalt, Macht'.
Die Nomina auf -if- und -i(s- sind selten, vgl. noch
^ftfH'^ jyötiS- 'Licht', '^Sfl^ äyu^- 'Leben', ^r^ yajiiS-
'der Yajurveda'.
332. Einige as-Stämme haben neben der substan-
tivischen auch adjektivische Bedeutung (sie unter-
schieden sich jedoch in der älteren Zeit durch den Ac-
cent),z.B. yähs- 'Ruhm, Herrhchkeit' neben ?/alas- 'herr-
lich'; auch die einfachen ?(s-Stämme konnten adjektivisch
gebraucht werden, z. B. väpuS- 'Wunder' und (ved.)
'wunderbar'. Ferner finden sich -as-, -is-, -!(|-Stämme
sehr oft am Ende adjektivischer Komposita, z. B.
im^{{ sumanas- 'wohlwollend', *i^id<»<H mahä-tejas-
'herrlich' ('gi'oßen Glanz besitzend'), •^TT'Ri: sägas- {sa-\-
ägas-) 'schuldig, böse', ^V^T^^/?ir^/i«^«<#- 'lange lebend',
■Hrunfrf^TET hh-a-löciS- 'von glänzender Schönheit'. Die
meisten (so alle neutralen) Formen werden nach § 330
Vokativ zu bhavant- (bhavän), zeigt also ebenfalls Vermischung
eines s- und ni-Stammes.
15*
228 Formenlehre. [§ 332. 333
gebildet, docli merke man für das Maskulinum und
Femininum :
Singular.
IST. ^^TfTTr. sumänäh 4}^\ii: älrg'häyuJi
Acc. OTwf^nFi; stimänasam ^^T^'^r^ d'irghäyuMm
y. ^^^\ sümanah ^t^T^: dlrghäyith
Dual.
N. Acc. V. ^^«ijj^ siimänasäu ^t^j^-qt d'irghäyuMu
Plural.
N. Acc. ^^«tjj; sumänasah '^t^r^w. dirghäyu^ah
Nach sumanas- gehen auch einige Substantiva wie
^»-^f^ candramas- m. 'Mond', -^fT^-^ apsaras- f. 'die
Apsaras' (eine Art Nymphen), ■^^i^ iiMs- 'Morgenröte';
nach d'irgJiäyuS- auch (ved.) ;R«r^ manus- 'Mensch'.
Anm. anehas- m. 'Zeit', piirudajas- m. (Name des Indra)
und usanas- m. (Eigenname eines J^si) verlieren nach den ind.
Gramm, im Nom. Sing, das -s (A), z, B. anehä (doch ist in der
Literatur häufiger anehäh belegt). Der Voc. von uSanas- heißt
(nach den Gramm.) usanah, usana oder uia7ian.
333. Stammll)ililung.
1. Die neutralen -as-Stämme gehören zu der großen
Kategorie der idg. Stämme auf -os-/-es-, vgh gr. y^vo?
Y£V£(o)-os, Itto?, 1x0?, lat. genns gener-is, oims u. s. w.
Auch die adjekti\ische Funktion und die Bildungs-
weise der Komposita ist uridg., vgl. gr. (J;£uotqi; neben
^isuSo?, ferner daösv^?, eufjisvf^c u. s. f. Die im Nom.
S. {m. u. f.) auftretende Dehnstufe -es ist im Ai. durch
-äs reflektiert , während es/os in as zusammenfallen
mußten.
Anm. In uMh, Nom. S. von uftas- 'Morgenröte', liegt idg.
-ÖS vor, vgl. gr. tjcu;; die Beurteilung von u^asam, usasä u. s. f.
hängt davon ab, ob die im RV. vorkommenden Nebenformen
usäsani, usäsa u. s. f. die idg. Suffixform -ös- oder -ös- vertreten
(vgl. § 65. 2). Wenn Acc. mäsam = gr. v]«) (aus *T]6cja) ist, dann
liegt in uMsam eine Umbildung nach den übrigen s-Stämmen vor.
§ 333. 334,] Stämme auf VerscblulJ- und Zischlaute. 229
2. Die Stämme auf -i|- sclieinen meist idg. Bildungen
auf -9S- gewesen zu sein, vgl. (ved.) kraviS- 'rohes Fleisch'
= gr.xpeac, doch stecken darunter auch einige uridg. -is-
Stämme (wie lat. cinis , gr. xovic), wobei -is- als verall-
gemeinerte Tiefstufenform eines Suffixes -ies- (-Jos-)
aufgefaßt werden kann. Vgl. J. Schmidt, Pluralbildungen
378 ff. In ähnUcher Weise läßt sich auch das Suffix -us-
in äyuS- (n. 'Leben') verstehen, vgl. gr. ai(/)£<; 'immer'
und Acc. aiüi (neben aiÄva) aus *ai/6(a)a = idg. *äiiies-
^äiuos- *äius- ; in (ved.) manuS- steckt vielleicht die Tief-
stufe des Partizipialsuffixes -vas- (s. § 338).^ Bei der
Seltenheit aller dieser Bildungen ist es im einzelnen nicht
möglich, die idg. Grundformen festzustellen und zu
deuten.
334. Zu einzelnen Kasus. Die Form des N. Acc.
PI. n. {manqsi) ist eine ind. Neuerung für urar. ^manäsi.
Die NasaUerung ist wohl durch Bildungen wie pratyak :
Xwatyafici. Du. mahaü : PL mahärdi, dhtmatl : dlimanti
hervorgerufen (ganz andere, aber sehr unwahrscheinHche
Erklärungen bei J. Schmidt, Pluralbildungen S. 155. 236
und Johansson BB. XVIII, 52 ff.). -|^i, -101 folgten dann
der Analogie von -ä^si.
Über die Behandlung des -s- vor Endungen mit hli
und s s. § 187.
Anm. 1. Wurzelnomina wie dvis- 'hassend' zeigen jedoch,
abgesehen vom I^om. S. dvit, die lautgesetzlichen Formen {dvid-
bhih u. s, Vf., dvüsu), vgl. § 158. 3. "Wurzelnomina auf -s- kommen
überhaupt nur ganz selten vor (klass. bhäs- f. 'Glanz', mäs- m. 'Mo-
nat') und bilden einen Teil der Formen von anderen Stämmen
(s. § 346); an Stelle des lautgesetzlichen (ved.) Instr. mädbhih von
mäs- tritt in der jüngeren Sprache mäbhih; das s ist auch hier
wie im Sandhi behandelt worden.
1 Dann ist also manus- eigentlich eine Partizipialform zu
man- 'denken'; eine ähnliche (rein substantivische) Verwendung
des gleichen Partizipialsuffixes liegt z. B. auch in got. berus-jös
»Eltern' (von der "W. bher-, tpepcu) vor.
230 Formenlehre. [§ 334. 335.
Anm. 2. Das Wurzelnomen äsis- f. 'Segenswunsch' (W.
säs-ßis-, vgl. § 109. a) dehnt im Nom. (Voc.) S. und vor konsonan-
tischer Endung den Wurzelvokal, also äslh, cmrbhih u. s. w.
gegenüber äiis-am, äsis-ä u. s. w. Das Nomen scheint ursprüng-
lich mit "Wurzelablaut flektiert worden zu sein, d. h. Nom. *ämh,
Acc. *asäsam, Inatr. äsisä u.s. w.; dieses Paradigma hat sich dann
in zwei verschiedene Nomina äsis- und äsas- gespalten, indem
einerseits der Nom. äSäh nach Analogie von sumanäh u. Verw.
(§ 332) durchflektiert {äsasam, äsasä u. s. w.), andererseits die
Tiefstufe äsis- verallgemeinert wurde ; die Formen mit i sind wohl
durch das Muster von gih, girbhih u. dgl. (§ 299 Anm. 2) hervor-
gerufen worden. S. dazu J. Schmidt, Pluralbildungen 382 und Bar-
tholomae IF. I, 182 f.
335. Paradigma, garnjas- 'schwerer'.
Singular.
m. n.
N. J|Oi^l«l gärlyän W^t^. gdriyali
Acc. ^O^i^H gärlyqßam ^\(\i\', gärlyah
I. JlO^y gärlyasä
D. J|0^^ gänyase
G. Abi. 4\ (y i\^\ gänyasah
L. JlO*<f% gärlyasi
V. j|<^ej«^ gärlycm ^i^^^. gärlyah
Dual.
N. Acc. Y. ^rft^-Nft- gäriyqsäu f[(y^^\ gärlyasi
D. Abi. j|0^i*^iH gärlydhliyäm
G. L. ^lO^^« gärlyasöh
Plural.
N. i\ 0"^ \W' gärlyqsah
Acc. JlO^^> gärlyasah
I. JiO^tfir: gä.rlyöhhih
D. Abi. 41 0 <JY^: gärlyöhhyah
G. JiO^^JIH gärlyasäm
L. ^r^"€i:^ gärlyahsu
Femininum : ari^'^fft gärlyasi.
Darnach gehen die Komparative auf -lyas- und -gas-
über diese Art der Komparation s. § 389.
Iw^tml^ 9^^'ms^
§336.] Stämme auf Verechluß- und Zischlaute. 231
336. Sprachgescliichtliches. Ein idg. Komparativ-
suffix -ies- bezw. -ios- ergibt sich aus der ai. Bildung
-yas- und aus griecb. Formen vde eXdaaio, eXdaaou? d. i.
*£XaY-ioa-a,*£Xay-?oa-e?. Die Flexion des Suffixes -?/as- ist
in den meisten Formen mit derjenigenvon^ia was- identisch.
Die Tiefstufe -is- ist aus dem ai. Paradigma verschwunden,
lebt aber (außer der Superlativendung -iUlia-, s. § 389)
z. B. noch in lat. mag-is fort. Von der Dehnstufe -iös-
(vgl. lat. mel-iör-em) ist bei der Erklärung der starken
Kasus des Ai. auszugehen; Neutr. PL -yqsi st. *-yäsi
läßt sich ohne weiteres nach § 334 verstehen. Schwieriger
ist aber -yqs- in -yän, -yq.sam u. s. w.; an einen Zu-
sammenhang mit gr. TjOLWV u. ä., der früher angenommen
wurde, läßt sich nicht mehr denken (vgl. Brugmann,
Griech. G-ramm.^ 208 gegenüber Gn;ndr. 11, 403). Da das
Iranische auf eine nicht nasaherte urarische Grundform
hinweist, so scheint -yqs- eine indische Neuerung zu sein:
dafür spricht auch die Tatsache, daß der Voc. Sing. m.
im RY. noch auf -tjas (nicht -yan) ausging. Thurneysen
KZ. XXXin, 555f. vermutet, daß der Nasal vom Neu-
trum PI. gariyqsi aus in das Mascuhnum eingedrungen
sei; ganyqsi läßt sich zwar ohne weiteres me manqsi
erklären (s. oben), aber man versteht schwer, warum dann
nicht auch bei den adjektivischen s-Stämmen (§332) der
Nasal in gleicher Weise sich ausgebreitet hat. "Wie das
Neutrum PL, so erklärt sich vielmehr auch die Ent-
stehung der übrigen nasaherten Formen des Kompara-
tivstammes unmittelbar durch die folgenden parallelen
Bildungen :
hliagaväniß) mahän{s) =gariyän(s) st. *garlyäs
hhagavantam mahäntam = garlyqsam st. *gariyäsam
hhagavatä maliatä = gariyasä
hhagavadhhUimahadhhih = *gariyazhMs odi. *ganyadhliis^
Dies sind die Vorstufen von garlyöhhih, vgl. § 187 Anm.
232 Formenlelire. [§ 336. 337.
Auch die Partizipialstämme auf -vcls- können (falls ihre
Nasaherung vor der von -yas- erfolgte, s. § 339) auf die
Umbildung von -yäs- eingewirkt haben, besonders wenn
man berücksichtigt, daß in einer vorindischen Periode
die Abstufung -yäs- : -yas- (bezw. -yacl- in *-yad-hhis !) :
-iS- (s. 0.) ilir Gegenstück in vcls- : vat- (bezw. -vad- in
-vad-hliis) : -u^- hatte.
337. piis- 'Mann' flektiert in ganz unregelmäßiger
Weise :
N.
Singular.
Plural.
■^"Nr: pümcisah
M*{|«1 inimän
Acc,
' ^'^^i:^^ immcisam
to: ]}us('üi
I.
^ P%sa
xifijT: immhlüh
D.
Abi.
G.
^^ piise
Um p%säh
M4^IH vusäm
L.
^ msi
^1 msu
y.
vu{^ jjunian
T(^j^: immclsali
Dual.
N. Acc. V. xjijijfi piimqsäu
D. Abi. ■qj^^T'l inimhhyäni
G. L. TO^: ptisoh
Das Wort erinnert wohl nur zufälligerweise an die
Flexion der Komparative. Das Verhältnis der Stamm-
formen -mqs- '. -raqs- (im Vokativ, der jedoch in älterer
Zeit pumas lautete): -?ns- ist gänzhch unklar, da eine
sichere Anknüpfung in den verwandten Sprachen fehlt.
Über die (nicht ganz klare) lauthche Entwicklung von
*])ums-hJiih zu pimihhih (vgl. Siuch piigava- 'Stier, Held')
s. Brugmann, Grundr. I^ 734 und Bartholomae IF. VIII,
242 ff. Vermutungen über Stammbildung und Etymologie
s. bei Johansson BB. XVIII, 42 f.
§ 338.]
Heteroklita.
233
N.
Acc
I.
D.
XVIII. Kapitel.
IX. Deklination: Heteroklita.
a) Participium Perfecti aiif -vcls-.
338. Paradigma. viclvqs-^wissQJid'';jagmivq,s-'gehGiid\
Singular (m.).
^<s^\^ vidvdn wfriTTR; jagmivdn
"^ffrW^iWi jagniivqsam
Wf^'Wi jagwiiSä
^fjTR^ jagmüM
^Tsrm jagniüMh
WT^t^ jagmüH
wfr^r^ jägmivan
f^^T^n^ vidvqsam
f^^-En" viduSä
f^^t vidiiM
Abi. G. fr^^ viduMli
L. tT?f^ vidüH
Y. f^^[^ vidvan
Dual.
N. Acc. V. f^^iif) vidvqsäu
I. D. Abi. f^^-^jjj^vidvädhhyäm ^n*i«l^ IH jf^gmiväd-
hhyäm
G. L. f^T^: vidiiSöh ^flij"q^: jagmüSöh
Plural.
grfriTTNft' jagmivqsäio
N. y. f%^^: vidvqsäli
Acc. f^"^t vidühih
I. f^^f^^ vidvädhhih
D. Abi. t^^^: vidvädhhyah
G.
L.
Wfr^T^t^: jagmivqsah
'WTWm jagmiiMh
wfj^H^f^t jagmivädbhih
•^f^jf^^'Jagmivädbhyah
WT^Wl^ jagmüMni
^fT^<s^7^ jagmivätsu
f^^m^ vidüSäm
t^l[^ vidvätsu
Neutr. : Sing, f^^c^ vidvät
Du. f^dtH 'viduM
PI- f^^t^ vidvqsi
Femininum: f^aibft 'viduM
Darnach gehen die aktiven Participia Perfecti, über
deren Bildung § 530 zu vergleichen ist.
:5rfiTR<t jagmivät
Wf"^ jagnmM
WfT?TTrf% jagmivqsi
234 Formenlehre. [§338. 339.
Ein kurzes i, das oft vor dem Suffix erscheint, (der so-
genannte Bindevokal) fällt vor -us- immer aus; zur Bildung des
schwächsten Stammes vgl. z. B. noch: cakrus- zu cakrvqs- {kar-
'machen'), susruvus- zu smruvq.s- (sru- 'hören')» bahhüvus- zu
babhüväs- {bhü- 'werden'), nini/us- zu niniväs- (m- 'führen'), ta-
sthus- zu tasthivqs- {sthä- 'stehen').
339. SprachgescMclitliclies. Die schwächste Stamm-
form -uS-, d. h. idg. -US-, ist nicht nur durch das Arische,
sondern auch durch das Griechische (löula aus *fihua-ia),
Germanische (got. her-ns-jös 'Eltern', vgl. S. 229 Fußn.)
und Baltisch-Slavische (z. B. lit. sedus-i f. 'sitzend') ver-
treten; die Hochstufe -2ies- oder -iios- liegt am deut-
lichsten im ved. Voc. S. m. auf -vas (statt klass. -van)
vor, vgl. auch gr. eiSö? (n.). Die Dehnstufe -iiös- zeigt
sich in gr. siBio? = av. vidva (d. i. idg. -ißs). Das Ai.
hat dafür eine nasalierte Form -vcis-, die relativ jung zu
sein scheint (vgl. den ved. und klass. Vokativ) und ver-
muthch in ähnhcher Weise wie -yqs- zu stände gekommen
ist (§ 336). Die Association mit den Stämmen auf
-vant- war unmittelbar dadurch gegeben, daß die idg.
Grundsprache auch ein Partizip des Perfekts auf -wof-
bildete, das in gr. eiSox-o; u. dgl. sowie got. veüvöd-
'Zeuge' vorliegt ; die mit -vat- gebildeten Formen des ai.
Paradigmas dürfen ebenfalls hierhergestellt werden (wenn-
gleich ein -vatsu, -vadhhih nach § 187 Anm. auch aus -vas-
su, -vas-hhih erklärt werden könnte), und somit ist das ai.
Paradigma hervorgegangen aus der Vereinigung eines s-
und ^Stammes. Wie sich die Suffixe -if/oS- und -ifjo^-
im grundsprachhchen Paradigma verteilten, ist nicht
mehi- festzustellen. Aus der Gleichheit von Formen
unserer -vai- und der § 329 behandelten -rawi-Stämme
(so vor den konsonantischen Endungen) ergab sich nun
eine Kontamination in der Weise, daß zu urar. ^vidväsam
u. s. w. ein vidvq-sam u. s. w. gebildet wurde. Dieser Vor-
gang wurde dadurch erleichtert, daß ja auch die Suffixe
-vant-, -mant- in vedischer Zeit Wechselformen niit-t;a5-,
§ 339—342.] Heteroklita. 235
-mas- neben sich hatten (§ 329). Zur Frage vgl. außer
Brugmann, Grundr. 11, 410 ff. (wo die idg, Verteilung
der Stammformen besprochen wird) noch Johansson BB.
XVni, 46 ff.
b) IVIischung sonstiger Konsonantstämme.
340. arvant' 'Renner' bildet den Nominativ vom Stamme
arvan- : arvä.
341. ahan- n. 'Tag' bildet die mittleren Formen vom
Stamme ahar-, dessen r vor konsonantischen Endungen
vde ein h im Sandhi behandelt wird: (S.) "^n|: ahah,
^?S(JT ahnä, -^rfj und ^^ ah(a)ni, (Du.) ^^^ und
^T^T^ ali(a)m, (PI.) ■'^T^rf'T aJiäni, ''^ifYf*!: ahöhhih,
■^I^^ und "^Tf^^ aliassu, aliahsu.
Über den Sandhi von ahar- (vgl. z. B. auch aharahah
'Tag um Tag') s. § 185. Am Anfang eines Komposi-
tums wird nur der Stamm ahar-, am Ende werden beide
Stämme sowie ahna- verwendet, z. B. ^imi^ madhyäJma-
n. 'Mittag'.
Anm. 1. Das "Wort ist etymologisch dunkel. — iidhar- 'Euter',
das in der älteren Sprache ebenfalls einen Teil der Formen vom
Stamm üdhan- bildete, wird in der klass. Sprache ganz wie ein
s-Stamm behandelt.
Anm. 2. Ein ebenso merkwürdiger "Wechsel besteht zwischen
asrj- und asan- n. 'Blut', yakrt- und yakan- 'Leber' in der älteren
Sprache: der w-Stamm ist vom N. Acc. V. ausgeschlossen (und
fehlt überhaupt in der späteren Sprache). "Wie griech. -^«ap
TjTiaTo; (aus *t]t:«to;), lat. iecur iecin-oris u. ä. Formen zeigen,
handelt es sich um einen bereits idg., im Einzeln noch wenig
aufgeklärten "Wechsel von n- und r-Stämmen, vgl. Bartholomae,
Iran. Grundr. I, 99 f. Brugmann, Gr. Gramm.3 191 und zuletzt
Reichelt KZ. XXXIX, 66 £F.
342. dös- n. (auch m.) 'Arm' kann einen Teil seiner Formen
(nach den ind. Gramm.) auch vom Stamme dösan- bilden, vgl.
Sing. Dual. Plur.
Vcc il'J (f}~'' ) \dösi{do§äu) \dgsi{dösah, dösnah)
236 Formenlehre. [§342.343.
I. dösä, dösnä dörhhyäm, dösabhyäm dörbhih, dösabhih
L. dösi, ddsya)ni dösöh, dösnöh döhm, dössu, dösasu
"Weitere Zeugnisse eines alten "Wechsels von s- und n-
Stämmen s. bei Pedersen KZ. XXXIX, 249 flf.
343. Ganz unregelmäßig ist anadväh- m. 'Ochse':
Sing. Du. ' Plur.
N. anadvän \ ^ j - anadvähah
Acc. anadväham j • anaduhah
I. anaduhä "| anadudbhih
D. anaduhe ] anadudbht/äm "I , „ , ,
A 1,1 \ ' \ ] anadudbhyali
^ ■ > miaduhah [ ■' ^ ,
«■• J * ■ j j -L-i anadtuiam
h. anaduhi j • • anadtitsu
Y. anadvan anadvähäu anadvähah
Die Flexion und Lautform dieses Wortes ist noch nicht in
allen Punkten aufgeklärt; vgl. darüber Bartholomae KZ. XXIX,
578 f. und J. Schmidt, Pluralbildungen der Neutra 179 (zuletzt
Richter IF. IX, 246). Das "Wort ist eine Zusammensetzung von
anas- 'Lastwagen' (lat. onus) und väh- (Dehnstufe) bezw. lüi-
(Tiefstufe) 'führend' (W. vah-, idg. vegh-). Nach den Sandhi-
gesetzen (die nach § 168 auch in der Kompositionsfuge gelten)
erwartet man ein urind. *anaz-väh- bezw. *anaz-v.h- (nach § 186. 2.);
die M-Kasus lauteten daher (nach § 142. 141) im Urind. *ana-
zuz-bh-, woraus mit Silbenassimilation der Zischlaute (vgl. auch
§ 149 Anm.) *anazui-bh- und weiterhin (über *anamd-bh-) *ana-
dud-bh- entstand; in dieser Form wurde die Folge d-^d zu
d — d dissimiliert (vgl. dazu "Wackernagel § 156), woraus sich
die überlieferten Formen anadudbhih u. s. w. ergaben. Das d
scheint sich dann weiterhin auch in *anazväh- und *anazi(,h-ä
u. 8. w. festgesetzt zu haben. Der Nom. (und Voc.) S. müßte
nach sonstiger Analogie *anadvät lauten; die beiden Formen auf
-van gehören vermutlich zu einem Nomen auf -vant- (anasvant-
'mit einem Lastwagen verbunden') und gerieten in das Paradigma
anadväh-, d. h. der Nom. S. *anadvät wurde mit anasvän zu
anadvän kontaminiert. "Vielleicht wirkten Kasusformen von der
Ablautsstufe *anadvah- dabei mit, da ein *anadvad-bh- (dissi-
miliert aus *anadvad-bh-) leicht als Form eines Nomens auf -vant-
empfunden werden konnte.
§ 344.345.] Heteroklita. 237
c) Mischung von Yokal- und Konsonantstämmen.
344. Paradigma, astlii- n. 'Knochen'.
Sing. Plural.
N. Acc. -^f^ ästlii ^Wtf^ ästlnni
I. '^I^'m asthnä ^f^f^: ästliihlnh
D. -^4 «^^^^"^' Um^: ästhibhyah
Abi. 1 , .7 J
Gr. 1 ^"3* ^^^jyjr astlinam
V. -^rf^ (^^r^) ^«^^^^ (-^) ^"^tt^ ästhmi
Dual.
K. Acc. Y. ^5!rf%^ ästhini
D. Abi. -^iP^^MlH ästJiihhyäm
G. L. '^sr^'sft: cisthnöh
Ebenso gehen ^^rf^ oÄö^- 'Auge', ^fv (^«(^/^i- 'Sauer-
milch' und 4jf^.^ saJiihi- 'Schenkel'.
Daß in diesen Wörtern der Wechsel des i- und ?i-
Stammes alt ist, zeigt gr. oaxeov aus *6aTSi-(ov), lat.
ossi-(:mn) gegenüber oataxo? aus *Q<3Vi-(y.6i), s. Bartho-
lomae BB. XV, 37 f. Pedersen KZ. XXXII, 255f.
345. path- m. 'Weg, Pfad'.
Sing. Plur.
N. V. v^^\ päntJiäh xnsn^: päntliänali
Acc. xrssn^TC pänthänam xf^: pathäh
I. tr^rr patliä v;f^f^\ imthibMli
D. xj^ imtlie
Abi.
G.
L. trf^ jpaf/il 'qf%T"5 pathisu
Dual.
N. Acc. V. ■q^'srr^ päntMnäu
D. Abi. ■qf^T^T'l pathihhyäm
G. L. TT^ftl pcitlioh
T^paÜiB \j^f^^>,pathm
238 Formenlehre. [§ 345. 346. 347.
DerKonsonantstammjM^/^-m den schwächsten Kasus
(vgl. auch SLY.pap-) entspricht im Vokahsmus der Wurzel
dem griech. 7üdT-(o<;), idg. *p)d{h)-, wozu die Hochstufe
in TTovi-Co?), lat. 2^ons pont-^is), abulg. 2^qt(b) vorhegt;
durch das Lat. (vgl. irnnti-hus) und Slavische (Stamm
pqtb-) wird ferner der ai. i-Staram patJii- (vgl. auch apers.
Acc. S. papim) als alt bezeugt; er hat im RY. eine etwas
weitere Ausdehnung. Auch der Nom. S. ist als Form
des i-Stammes verständhch: dem sakhä (s. § 269,272.2)
entsprechend ist neben pantJiäh (mit sigmatischer Nomi-
nativbildung) ein urar. *pantliä zu erwarten, das durch
av. panta (neben pictntä == -äs) vertreten ist; dazu bildete
man in urarischer Zeit neue Formen, wie den Acc. S.
panÜiäyn (im RV.) = av. pantqm. Da der Stamm pan-
than- nur noch im Avesta bezeugt ist (Acc. S. pantcmdw),
so hegt hier vermuthch eine analogische Neuerung des
Arischen vor, d. h. nach dem Verhältnis der an-Stämme
(räjä'.räjänam) entstand *pantJiä : panthänam (st. *pa-
tJiäyam oder *patliim). Vgl. dazu Bartholomae, Iran.
Grundr. I, 115. 118.
346. Bei einigen Nomina setzt sich die Deklination aus
einem konsonantischen Wurzelnomen und einem um a (ä) er-
weiterten Stamm zusammen; so steht päda- 'FufV neben päd-
(§ 317) ; danta- 'Zahn' bildet (noch im Epos) die schwachen Kasus
auch von dat- (idg. *dnt-, vgl. gr. öoovx-a, lat. dent-em), hrdaya-
n. 'Herz' auch von hrd-; nis- 'Nacht' ist in den starken Kasus
durch nisä- ersetzt. Auf diese Weise wurden überhaupt einige
Wurzelnomina in jüngerer Zeit überflüssig, vgl. z. B. masa- m.
'Monat' gegenüber mäs- (s. § 334 Anm. 1). Weitere Fälle dieser
Art bei Whitney § 397. 399.
347. ^nj jc^'^ä- f. 'Alter' hat vor allen vokalischen
Endungen auch die Stammform jaras-, z. B. Acc. ^nj^
jaräm und ^^^^^ jarasam, Gen. PI. ^<|(j||H jaränäm
und jarasäm (aber z. B. nur jarähhih).
jaras- ist ein s-Stamm von der § 332 besprochenen Art (vgl.
auch gr. ^ipai). Der Übertritt in die «-Deklination ist vom
Nom. S. jarä ausgegangen; dieser ist ursprünglich nichts anderes
§ 247—250.] Die Pronomina und die pronominalen Adjektiva. 239
als die Verallgemeinerung der s-losen Sandhiform von *jaräs.
Die große Seltenheit der männl. und weiblichen s-Stämme be-
günstigte eine solche 'Entgleisung'. "Weiteres darüber s. bei
J. Schmidt, Pluralbildungen 136 £f.
XIX. Kapitel.
Die Pronomina und die pronominalen Adjektiva.
348. Literatur: Außer Whitney § 490 £F. vgl. Brugmann,
Grundriß II, 762 ff. (Kurze vergl. Gramm. 399 ff.) und Bartholomae
Iran. Grundr. I, 136 ff.
349. Yorlbemerkuiigeii. Die idg. Pronominalflexion
unterscheidet sich durch mehrere Eigentümlichkeiten
von der nominalen Deklination.
1. Oft treten wurzelhaft verschiedene Stämme zu
einem Paradigma zusammen, vgl. z. B. deutsch ich —
mir — ivir — uns.
2. Der bloße Stamm dient öfter als beim Nomen
zur Bildung einer Kasusform, vgl. gr. e(xe, as.
3. Zur Kasusbildung werden besondere Endungen
gebraucht, z. B. lat. istud gegenüber donum.
4. Zwischen Stamm und Endung wird bisweilen ein
stammerweiterndes Element eingeschoben, z. B. im Abi.
S. ta-sm-äd gegenüber dev-äd (aber z. B. tarn wie devam).
Anm. Was solche Elemente ursprünglich sind, ist schwer
zu sagen. Doch läßt sich vermuten, daß es entweder fest-
gewachsene Partikeln (s. nr. 5) oder ursprünglich selbständige
Pronomina sind (was z. B. in gr. e^auxoü, oeautoO, ^autoij u. s. w.
deutlich vorliegt).
5. Pronominalformen werden gern durch eine Par-
tikel erweitert, vgl. griech. outoat oder ejxs y^- Solche
Partikeln können völlig mit dem Pronomen verwachsen,
wie z. B. in lat. idem = ai. idam aus *id + em.
350. Der Grenusunterschied kommt grammatisch
nicht immer zum Ausdruck, vgl. k^di, au gegenüber au-
240 Formenlehre. [§350.351.
10?;, auiTQ, auio. Mau unterscheidet darnach 'geschlech-
tige' uud 'ungeschlechtige' Pronomina; zu jenen gehören
die Personalpronomina (mit Einschluß des Reflexivs) , zu
den letzteren alle übrigen Pronomina. Die EigentümHch-
keiten der Pronominalflexion zeigen sich bei den Ein-
geschlechtigen' Pronomina am stärksten ausgeprägt.
a) Personalpronomina (mit Possessivum).
351. aliam 'ich'; tvam 'du'.
Singular.
N. "^f^ ahäm i^^ tväm
Acc. »TR^ mäm '^(TK ^^^*^^
I. ^nrr mäya c^in t^'äl/G'
D. ?nr^ mälnjam "^^1 tühhycun
Abi. f{^ mät T^fri tvät
G. •jfjf mäma 7m täva
L. ■5FTf%r mäyi ^t^ tväyi
Dual.
N. Acc. V. ^HiH äväm ^c)ih yiiväm
I. D. Abi. ^icii^^iH ävähhyäm ^cj|f>j|^ yiivOhhyäm
Gr. L. ^|c|ipt: äväyöh ij<iM\: yuväydh
Plural.
N. cjii^ vayäm ^rtf^ ynyam
Acc. •■jUjii«! asmän ^tm^t yuhnän
I- "^Wrf^: asmähliih '^'Cfrrf^ yuSmähhih
D. -^4^4^H cismähhyam iiuj^^H yu^mähhyam
Abi. ^^d, (tsmät ^m^ yuhnät
Gr. -^^icBi^ asmäkam ^t^lcftH yi(^mäkam
L. ^<^|^ asmäsu ^"CJTT^ yuMäsu
Dazu kommen noch folgende enklitisch gebrauchte
Formen :
Sing. Acc. ^ W2ä c^ tt'ä
D. G. ^ *He ^ ^e
§ 351.352.353.] Die Pronomina und die pronominalen Adjektiva. 241
Du. Acc. D. G. -ift- näu ^r^l ^'f*»^
Pliir. Acc. D. Gr. -sn "«?' "^: ^"«^^
352. Die ind. Grammatiker betrachten mad- und
asmacl- als Stammformen der 1. Person, tvad- und
ijuhnad- als die der 2. Person, weil dieselben im ersten
Glied eines Kompositums erscheinen, z. B. IT^T^ mad-
väk 'mein Wort', "^rj^ tvatimtrl 'deine Tochter',
'^r^rlj'^ asmatkrte 'unsertwegen'.
Anm. Diese 'Stammformen' sind etwas sekundäres, die echten
Stammformen mä-, tvä-, asma-, yusma- (vgl. z. B. mädrs- 'mir
ähnlich') überwiegen noch in der älteren Sprache, s. Whitney
§494.
353. Sprachgeschichtliclies. Bei der großen Mannig-
faltigkeit von Formen, die in den verschiedenen idg.
Sprachen erscheinen, ist die Aufstellung eines einheit-
hchen uridg. Paradigmas unmöghch; man muß sich damit
begnügen, für die einzelnen Formen der einen Sprache
die nächsten Verwandten der Schwestersprachen fest-
zustellen.
Singular.
N 0 m. aJiam und apers. adam-weisen auf idg. *eghöm ;
das Yerhältnis zu idg. *ego (gr. ey«), bezw. got. ik), d. h.
der Ursprung des Nasals und der Wechsel von gh:g ist
unklar. Vielleicht ist von zwei Grundformen *egö und
*egliöm auszugehen , die auf dem Wege der Kontami-
nation die übrigen Formen schufen. Eine Vermutung
über das ursprünghche Verhältnis beider Formen s. bei
J. Schmidt KZ. XXXVI, 406; über ai. /?. = gr. lat. g
vgl. § 127 Anm. — tvam (apers. tuvam) wird als idg.
Hü (= ai. tu 'aber', gr. a6, lat. tu) H- Partikel -am, idg.
*-em oder *-o?» erklärt^; vielleicht ist aber '^tu einfach
nach aliam zu Hu-am umgestaltet worden (vgl. ali-am :
Acc. m-äm = tv-am : Acc. tv-äm).
1 Diese Partikel kann übrigens auch in *egliom vermutet
werden.
Thumb, AUindisclie Grammatik. 16
242 Formenlehre. [§ 353.
Acc. Enklit. mä = lat. nie, idg. *me\ in *mewi (ai.
apers. mäm, ab. m§) liegt wolil die um das Accusativ-
zeichen bereicherte Stammform *me vor. Die Stamm-
form *me- oder *mo-, die den folgenden Kasus zugrund
liegt, ist durch, die verwandten Sprachen reichlich bezeugt
(vgl. z.B. gr. |j,£, [xou, d. midi, mir u. s. w.). — ^^«>
tväm entspricht in der Bildung den Formen der 1. P.;
idg. Hiie{m) hatte noch eine w-lose Nebenform He{m)
(vgl. lat. U, ab. t§). Der Stamm Huo-, Hiie- (vgl. die
folgenden Kasus) begegnet z. B. in gr. <si (aus "^x/e),
oou u. s. w.
Instr. mayä, tvayä sehen aus, als ob sie zu den
Acc. mäm, tväm statt der urspr. Formen *mä, tvä (das
letztere im E,V.) nach dem Muster häUmi : üälayä gebildet
wären; *mä und tvä können als regelrechte Instr. von
den Stämmen ma-, tva- gedeutet werden (vgl. § 245).
Ebensogut lassen sich aber mayä, tvayä auch als Instr.
der erweiterten Stämme maya-, tvaija- (*meio-, Hiieio-,
vgl. lat. mei 'meiner' von meus) auffassen.
Dat. EnkHt. me (apers. maiy) = gr. [xoi, idg. *moi\
te (apers. taiij) = gv. toi, idg. Hol (neben aoi = *%oi).
mahyam hat nach Abzug von -am in lat. niilii (= idg.
^megliei oder *meg1ioi) seinen nächsten Verwandten, ist
also idg. *megM. Die in tuhhyam, asmabliyam, yuS-
mcibhyam vorhegende Endung -hhyam(im RV. auch -hhyß)
sieht aus wie eine Erweiterung eines urspr. -hhi (dazu die
Hochstufe in lat. tibi, ab. tehe = idg. Hehhei oder
Heblioi); über dieses -hlii- vgl. auch § 231 f. Die idg.
Grundform ist nicht mehr festzustellen, da hier jedenfalls
analogische Einflüsse frühe das ursprünghche Verhält-
nis der verschiedenen Formen gestört haben, Vermutungen
bei Brugmann, Grundr. II, 816 f., Bartholomae, Iran.
Grundr. I, 140. Vielleicht steckt in ved. -lliya (das nach
Ausweis des Iranischen urarisch ist) das -a von aiväy-a
(s. § 245), in -bliyam die Partikel -am.
§ 353.] Die Pronomina und die pronominalen Adjektiva. 243
Abi. med, trat, asmat, yuSmat (= av. mat, pvat,
ahniat, yu^mat) sind aus dem Stamm und der Ablativ-
endung -d (s. § 245) zusammengesetzt, vgl. altlat. me-cl,
te-d (mit gedehntem Stamm); uridg. etwa *med, H{u)ed
u. s. w.
Gen. mama ist ohne irgend eine Anknüpfung, da
selbst das Iranische andere Wege geht (av. mana) ; A. Torp,
Beitr. zur Lehre von den geschlechtslosen Pronomen
(Christiania 1888) S. 20f. vermutet in mama den redupli-
zierten Stamm ma-. — tava (av. tavä) ist idg. *<ewe, d. h.
wie gr. oi, k\ii die reine Stammform, die z. B. auch dem
gr. T£(/)6-? und lat. tuiis (aus *teito-s) zugrunde liegt.
Loc. Die Vertreter der regelrechten idg. Lokativ-
formen *moi, *t{ii)oi hegen im enkht. D. Gen. me, te vor,
s. oben; im B,V. wird tve noch als Loc. verwendet. Li
may-i und tvay-i ist die ursprünghche Form durch die
Lokativendung -i erweitert, wobei das Verhältnis von
pad-ä:j)ad-i, dhiy-ä : dJiiy-i u. ä. vorbildhch wirkte und
zu may-ä ein may-i hervorrief.
Dual.
N. Acc. V. In äväm und yuväm sind die im Ved.
noch differenzierten Formen des Nom. (äväm, yuväm)
und Acc. (äväm, yuväm) zusammengefallen ; sie verhielten
sich zu einander wie tvam : tväm. Der Stamm äva- (von
dem die übrigen Kasus des Du. regelrecht gebildet sind)
hat keine sicheren Verwandten (Vennutungen bei Baunack
Mem. de la Soc. de Linguist. V, 20 f. und Brugmann,
Grundr. II, 831); der Stamm yuvä- ist offenbar aus
yu-väm d. i. = *yü + am hypostasiert, vgl. den Plui-al
yü-yam. Die dualische Funktion eines idg. Hü- hegt auch
in ht. jü-du 'ihr beide' vor. — Das enkl. näu, idg. *nö(ti),
gehört wie gr. vü> zum Pluralstamm *no- (s. u.); väm ge-
hört zum Pluralstamm *u6- und ist vielleicht aus *vä(u)
= idg. *iiö(ti) nach Analogie von yuväm umgestaltet.
16*
244 Formenlehre. [§353
Plural.
Nom. vay-am (apers. vayam) führt zusammen mit
got. IV eis 'wir' zu einem Ausgangspunkt ^-uei, worin die
Pluralform eines Stammes ue- , iio- (vgl. te, idg. *toi,
§ 358) vermutet werden kann; *ue- findet sich z. B. in
ht. ve-du 'wir beide'. — yüyam scheint aus *yüSam nach
va-yani umgestaltet zu sein, denn aus av. yüS (und yüzdm),
got. jus, Ht. jus ergibt sich ein idg. *iüs vom Stamm iß-,
der auch duahsche Funktion hat (s. oben).
Acc. Enkht. nah und vali (= av. nö und vö) führen
zusammen mit lat. nös und vös auf ein idg. *wos, "^ißs ;
über die Stämme nö-, uö- {iie-) s. oben, asmän und yzis-
mäw (wie devän, § 245) sowie die folgenden Kasus sind
von den Stämmen asma- und yuMa- gebildet, die un-
mittelbar in gr. (lesb.) a(X{ji£ (aus *da[JL£) und u|i,(i£ (aus
*ua|Jt£ oder *iua[X£) vorhegen (während Y][Jtä<; und 6[xa?
wie das Ai. eine Flexionsendung haben). Wenn man
*n^-sme, *u-sone (oder *ns-sme, His-sme, was sich nicht
entscheiden läßt) als idg. Grundformen ansetzt, so sind
*n(s) und Hi{s) als die tiefstufigen Formen von *nö{s)
und *i<ö(s) zu verstehen. In -sme- hegt eine Stamm-
erweiterung vor, die auch bei den geschlechtigen Prono-
mina begegnet (s. § 358 fi".). Es hindert nichts, darin ur-
sprünghch eine Partikel *sme (vgl. ai. sma) zu sehen.
Instr. Die Flexion weicht von derjenigen der a-
Stämme ab; die Endung -hhih ist offenbar sekundär an
die Formen "^asniä, *yuSmä angetreten, wodurch diese
Bildungen als Instr. Plur. charakterisiert werden; "^asmä
und *yuMä waren (alte) Instrumentale des Sing., vgl.
§ 245. Da der Pronominalstamm an sich schon den
Numerus zum Ausdruck bringt, so ist eine Charakteri-
sierung des Plurals durch die Endung eigenthch nicht
nötig, vgl. auch die folgenden Formen' sowie J. Schmidt,
Pluralbildungen S. 19 f. 27.
§ 353—357.] Die Pronomina und die pronominalen Adjektiva. 245
D. Abi. s. Sing.
Gen. Die Bildung asmakam, yiihnäkam liat außer-
halb des Arischen keine Parallelen; der Zusammenhang
mit den Possessiva asmäM-, yuSmäka- springt zwar un-
mittelbar in die Augen, aber was die beiden Formen
ihrer Endung nach eigenthch sind, ist nicht aufgeklärt
(Vermutungen bei Brugmann, Grundr. II, 830).
Log. Im RV. werden asme und yuSme (also regel-
mäßig gebildete Loc. Sing.) gebraucht; die verwandten
Sprachen haben keine gleichartigen Bildungen. Die
Formen auf -äsu sind offenbar zu dem Instr. nach dem
Muster von hälähhih : häläsu gebildet.
354. Als ßeflexiviim dienen die obhquen Casus des
Singulars von -4(1(4^«^ ätman- 'Seele' für alle Personen
und Numeri.
Anm. Ein substantivisches Reflexivpronomen scheint der
idg. Grundsprache noch gefehlt zu haben, s. Delbrück, Grundriß
III, 477 f. 497.
355. Das Pronomen ^^^^{ svayam 'selbst' ist in-
deklinabel. In der Komposition kann dafür auch ^ sva-
(s. u.) verwendet werden, svayam gehört ebenfalls zum
Stamme sva-\ es ist wie vay-am vom St. va- gebildet.
356. Als Possessiva werden gebraucht:
^^^ madiya-, J4|jn<^ mämaka- (f. mämika) 'mein'.
"^^V^ tvacUya-, frR«fi iävaka- (f. -t) 'dein'.
'4<<^<^il asmadtya-, ^i^TcR (f- ■*) äsmäJca- 'unser'.
^Uj<^ij yuSmadlya-, if|»44[ch yäuSmäka- (f. -t) 'euer'.
^ sva-, ^c(f svaka-, auch -^iitjfltj ätmiya- (zu ätman-)
'eigen, sein, ihr' (Reflexiv).
Die Flexion ist regelmäßig, über sva- s. jedoch
§ 376. 4.
357. Sprachgeschichtliches. Von den Possessiv-
pronomina sind nur für sva- genau entsprechende Bil-
dungen nachweisbar, vgl. gr. o? 'sein' = idg. *siiO'S (wozu
246 Formenlehre. [§ 357. 358.
auchou, 01,1) neben ^setio-s (gr. 16?, lat. suus). Die andern
Possessiva des Ai. sind mit Hilfe der nominalen Suffixe
■nya- und -ka- (s. § 256) aus den Stämmen des Personal-
pronomens gebildet. Bemerke die sekundäre Vrddhierung
(§ 113) der Formen auf -Jca-, die jedenfalls jungen Datums
ist, wie ved. mamaka-, sowie Gen. PI. asmäkam und yuS-
makam (§ 353) zeigen; mamaka- ist zum Gen. mama wobl
erst nacb dem Muster von tävaka- : tava geschaffen, da
ein Stamm *mama- sonst niclit vorkommt. Ob bei mad-
lya- u. s. w. die Stammform mad- u. s. w. (s. § 352) erst
innerhalb der ai. Si^rachentwicklung vom Abi. ausge-
gangen ist, oder ob hier bereits eine uridg. Stamm-
erweiterung vorliegt (Brugmann, Grundriß 11, 815),^ ist
unklar. Über die älteren A'erhältnisse s. Whitney § 494.
Die Chronologie der ai. Stammformen mit -d- spricht für
die erste Auffassung; außerdem ist die Entstehung der
Stammform mad- vom Standpunkt des Ai. aus leicht zu
verstehen : da an den Abi. med das ablativische Suffix
-tas {mattall, tvattah) antreten konnte, da ferner im E.V.
Komposita wie matkrta- ursprünghch wohl Zusammen-
rückung einer Kasusform und eines Nomens waren, so
konnte das Sprachgefühl aus solchen Formen einen
Stamm mad- u. s. w. abstrahieren und verallgemeinern.
Ygl. dazu Breal Mem. de la Soc. de linguist. YIII, 478
und Flensburg bei Richter IF. IX, 231 ff. (der selbst
eine andere Erklärung vorschlägt). Ygl. auch § 359 f.
b) Demonstrativa.
358. ta- 'dieser, er'.
Singular.
m. n. f.
N. '^ soll fif^; tat ^ sä
Acc. ff^ tarn ^^ tat ttiti; täm
1 Darauf würde gr. fj(j.eo-aii6; u. Verw. hinweisen.
§ 358. 359. 360.] Die Pronomina und die pronominalen Adjektiva. 247
I.
THT ^6»?a
ff?n i^yci'
D.
fn^l täsmäi
TT^ täsyäi
Abi.
fTWTcl täsniät
cT^T: täsyäh
G.
TT^ täsya
rf^n*. täsyäh
L.
flf%5T[ täsniin
Dual.
fT^fTTi; täsyäm
N. Acc. V. ffl' tau ^ te
I. D. Abi.
"^PJTT'I tähJiyäm
TTT^TI tähhyäm
G. L.
Plural.
cT'^ft: ^t^yö/i
.N
^ te fT^f^^am
rrr: ^<^^?^
Acc.
tn«l tau fijf^Mm
fTTI ^f^?^
I.
^: tdih
fTTf^: tdhJiih
D. Abi.
^^: tehJiyah
rTW: tabhyah
G.
7{W[^ teSäm
«TWTO: ^^säwj
L.
ffu te^«-
ffj^ ^<'^5?<.
Die Form ^: sa7i lautet vor allen Konsonanten und
Vokalen (mit Ausnalune von a-) ^ sa ; vor ä- t^ so mit
Elision des a-, vgl. § 172. 2.
Nacb ^a- geht auch i|xi eSä 'dieser hier' (e|d, etat,
etäm u. s. w.).
359. Nach der Lehre der ind. Grammatiker gelten
tad- und etad- als 'Stämme'; denn diese Formen werden
in der Komposition verwendet, z. B. «ftc|rnrt!T tatkärana-
'dieses tuend'. Auch in Ableitungen erscheinen bisweilen
diese Formen, z. B. in cT^V^ tad'iya- 'diesem gehörig'.
360. Die Stammformen. Dem ai. Pronomen sa-
— ta- liegen die beiden idg. Stämme *so- und *to- zugrunde ;
dieselbe Verteilung wie im Ai. findet sich nicht nur im
Iranischen, sondern auch im Griechischen (6 'f\, t6 tov,
dor. Tol Tai u. s. w.) und im Gotischen (sa so, pat-a pan-a,
pai u. s. w.) und ist demnach alt. Der ai. Stamm ta- ist
auch in zahlreichen Adverbien vertreten, s. § 403 ff. —
eSa, eta- ist ein idg. *eiso-, *eito-, vgl. gr. el-xa; das
248 Formenlehre. [§ 360. 361.
praefigierte *ei- ist entweder ein Lokativ des § 364. c) be-
handelten Pronominalstammes *o- und bedeutet 'hier'
(nach Brugmann, Grundriß II, 768) oder es ist mit dem
Pronominalstamm *e/- in ay-am (§ 364. a) identisch.
361. Zu den einzelnen Kasus. Die Flexion weicht
in folgenden Formen vom Nomen ab:
Singular.
Nom. m. Die verwandten Sprachen, d. h. av. hä
und aeM, gr. 6 (got. so), weisen auf eine idg. Grundform
*50 ohne jede Endung; sas = av. hö , has{cit) mit dem
Nominativ-s scheint eine arische Neubildung zu sein.
Ai. so entspricht wohl unmittelbar dem ap. liaiiv und
gr. ou-(to?) , d. h. es ist idg. "^soii = so + u ; über die
'Partikel' n vgl. § 368 (sowie Brugmann, Grundriß II,
775f.).
n. Die neutrale Endung -d (4) ist der pronominalen
Flexion eigen, vgl. gr. t6, lat. (is)tud, got. pat{-a) = idg.
^tod (weitere Belege für diese Endung s. bei den folgen-
den Pronomina). Das ai. tad ist offenbar infolge einer
ursprüngHch syntaktisch begründeten Zusammenrückung,
z. B. aus Fällen wie etad-dä- 'dieses gebend', in die
Komposition geraten und als 'Stammform' verallgemeinert
Avorden (s. Richter IF. IX, 183 ff. 234); die Stammformen
mad-, tvad- u. s. w. (s. § 357) haben wohl zu dieser Ent-
wicklung beigetragen.
Instr. iu.. Schon oben (§245) ist darauf liingewiesen
worden, daß der Instr. devena seine Endung vom Pro-
nomen bezogen habe (vgl. außer tena den Instr. der noch
folgenden Pronomina). Die Endung -7ia ist spezifisch
pronominal, wie die verwandten Sprachen zeigen, vgl.
z. B. apers. tya-nä 'durch welchen', av. ka-na 'durch
wen?', gr. i-va, got. pcui 'dann'; das Suffix -na scheint
ferner in ai. -cana (§ 373), vinä 'ohne', lat. 2^Ö7ie u. dgl. zu
stecken, vgl. die reichhaltige Zusammenstellung von Persson
§ 361.] Die Pronomina und die pronominalen Adjektiva. 249
IF. II, 225 ff. Auch die hier, sowie im D. Abi. Gr. Loc.
PL auftretende Stammform te-, d. h. idg. Hoi-, ist offen-
bar ursprünghch auf das Pronomen beschränkt gewesen
und von da auf das Nomen (z. T. schon in uridg. Zeit)
übertragen worden ; die gleiche i-Erweiterung des Stammes
findet sich nicht nur beim geschlechtigen Pronomen, son-
dern auch im Personalpronomen vay-am (§ 353). Was
das i eigentlich war, ist nicht aufgehellt (auch nicht von
Persson a. a. O. 226 f.); nur lehi-en Formen vde ap. Ujanä,
daß das i fakultativ war. — f. taijä und die gleichen
Formen der folgenden Pronomina (die ebenfalls für das
Nomen vorbikUich wurden, s. § 259) scheinen wiederum
einen besonderen idg. Pronominaltypus *-aiä zu reprä-
sentieren (vgl. altht. taja und abulg. tojq), doch ist die
Bildungsweise im übrigen dunkel.
Dat. Abi. (Gen.) m. Die Endungen -äi und -ät
sind nominal (§ 245). Die Erweiterung mit -sm- (idg.
D. *tesmöi, Abi. Hesmöd) wird durch av. ae-tahmäi (=
ai. etasmäi) u. s. w., sowie got. pcmima, altpreuß. ka-smit
als alt erwdesen; daß sie ursprünghch nicht ein inte-
grierender Bestandteil der Pronominalflexion war, zeigt
z. B. ai. täd Adv. 'so', gr. tu) u. dgl. Einer Identifizie-
rung mit dem schon angeführten sma- (§ 353, S. 244)
steht nichts im Weg. Im Fem. begegnet dafür (im D.
Abi. G. Loc.) die Einscliiebung eines -sij- ; die Endungen
selbst sind nominal und zeigen die ursprünghche Gestalt
(idg. *-äi, *-äs). Der Ansatz der idg. Grundformen *^esmi,
Hesiäs wird auch durch das Germanische nahe gelegt;
eine einleuchtende Erklärung derselben s. bei Brugmann
Grundr. II, 781. 789.
Loc. Die pronominale Endung -in hegt in griech.
(aeol.) a|i|JLiv, u{X[j,iv und vielleicht auch in lit. (dial.) tami
und altht. tamim{-in) vor; daneben -i in av. ae-tahmi,
gr. a|i,[xi, u|j,[xi. Das i hängt wohl irgendwie mit der
nominalen Endung des Loc. zusammen; über den Ur-
250 Formenlehre. [§ 361. 362. 365.
Sprung des -n vgl. P. Persson IF. ü, 235 f. — f. tasyäm
wie clevy-äni, s. § 286.
Plm-al.
Nom. te = idg. Hoi (gr. xoi, lat. is-ü, got. pai, lit.
te): eine spezifische Pronominalform, mit der vielleicht
der Stamm Hol- in den übrigen Kasus (s. unten) iden-
tisch ist.
D. Abi. Zur Stammform te- Ctoi-) vgl. auch got.
pai-m, lit. fe-ms.
Gen. teSäm ist idg. *toisöm, worauf auch ab. teclid
und preuß. s-teison zurückführen; die Endung -söm
steckt ferner in lat. isto-rum, illo-rum. Ai. täsäm ist gr.
xdcüv, lat. {is)tärum (idg. Häsöm).
362. Von dem (unbetonten) defektiven Stamm
ewa- 'er' kommen folgende Formen vor:
m. n. f.
Sing. Acc. Tpn=t enam j^^ enat 1J^^ enäm
I. "^^ enena 'Oyr^J tiiayä
Du. Acc. TH^ enäu 1j^ ene
Gr. L. "^^nft: enaydh TpHTt: enayöh
Plur. Acc. TT^TR: ^^'^«'^ TTTTf'T e«c«^^ TJ^: ^>^«?^
Die Flexion stimmt mit ta-, eta- völlig überein; der idg.
Stamm *oino- ist formal mit *oino-s = lat. unus, got. ains iden-
tisch; über den Bau des Pronominalstammes vgl. Persson IF.
II, 242 f. (auch Johansson BB. XYI, 152 ff.).
363. ayam 'dieser'.
Singular,
m. n. f-
N. ^^H. ayäm x^ ^^^^** X^^ '^'^^'/
Acc. ^[ifii; imd»! ^^ idäni ^JUIH 2>wf("^
I. -^^ a»e;?a ^^^| «»|«2/ä
D. ^31^ asmäi w^ asyäi^
Abi. -"^Si^w:^ asmät w^rr: «-*^«?^
G. ^^ rts?/rt ^?r^: «5?/fi/«
L. ^f^^ asmin ^^T^TTR; cts^f^»^
§ 363. 364.] Die Pronomina und die pronominalen Adjektiva. 251
Dual.
N. Acc. ■^[i^ imdu j^ ime^ ^ ime
I. D . Abi. -Wi^UK «^^' y^^ ^^*
G. L. -^r^nft: anäyoh
Plural.
N. '^ ime TW[f^ imäni ^[nr. ^''^^?^
Acc. Tyrr^ imän T^fKXV^ imäni x^'^ ^^^^^
I. Tjf^: ehJüh Wf^ ^^^^'?*
D. Abi. Tr«r: ehhyäh -^Sf^: ähhijäh
G. TJTR eSäm -^[Hl^ ^^^»^
L. TJ^ esü ^^ äsü
In der Komposition wird auch hier das Neutrum
idam (Nom. S.) als 'Stamm' verwendet, z. B. '?;^;^xt
idqrüpa- 'diese Gestalt besitzend'.
364:. Die Stammformen.
In der Flexion des Pronomens ayam haben sich
(schon im Urarischen) drei verschiedene Stämme ver-
einigt:
a) idg. Stamm *ei-, bezw. (Tiefstufe) *t- im Sing. N.
Acc, Du. N. Acc, Plur. N. Acc; vgl. dazu lat. i-s, i-d,
eum (aus *ei-om) u. s. w., got. is 'er', ija 'eam'.
b) idg. Stamm "^ono- oder *ewo-im Sing.L, Du.G.L.;
vgl. dazu av. ana-, ht. anäs 'jener', ab. ons 'jener, er'.
Man kann in diesem Stamm eine i2o -Erweiterung von
c) sehen.
c) idg. Stamm *ö- oder *e- {f. ä-) in allen übrigen
Kasus; *e- (o-) ist außer im got. Gen. i-s (d. i. ai. asya,
idg. *e-s(i)o) sonst nicht als selbständiges Pronomen nach-
zuweisen, doch steckt es wohl in gr. e-(x£i), lat. e-{quidem) ;
wie man griech. ei 'wenn' als Lokativ dieses Pronominal-
stammes auffassen kann, so vielleicht auch e- in eSa
u. s. w. (§ 360). Eine scharfe Scheidung ist zwischen
den Stämmen c) e-/o- und a) ei- überhaupt nicht mög-
hch: die Formen e-hliih u. s. w. verhalten sich zwar zu
252 Formenlehre. [§364.365.
a-sya u. s. w. wie tthliih zu tasya, aber man könnte
sie ebenso gut auf die Stammform *ei- beziehen, wie
man ja auch eine Stammform *toi-, ^uei- u. s. w. kon-
struieren muß (vgl. § 361).
Die Flexion der ai. Stämme a- und ana- ist mit der
von ta- fast identisch. Besonderheiten finden sich nur
beim Stamme a). — Über Adverbia, die mit Hilfe dieser
Pronominalstämme gebildet werden, vgl. § 403 ff.
365. Zu den einzelnen Kasus.
Singular.
Nom. m. ay-am {= altav. ayäm) ist der Stamm
ei-, f. iyam (av. im = *iydm) der Stamm t- mit der
'Partikel' -em; n. idam == lat. iäem ist idg. 7i. *i-ä (lat.
iä) [mit der Endung -d'\ + Partikel em ; die Grundform
id wird im Ai. nur noch als hervorhebende Partikel ge-
braucht. Die Verwendung des Neutrums idam als
'Stammform' ist natürhch eine junge Neubildung, die
durch das Muster der Pronomina taä und etad (§ 359.
361) hervorgerufen wurde.
Acc. im-am (apers. ebenso) ist der idg. Acc. *i-m
(gr. IV, got. in-a) + em. Nach dem Vorbild etwa von
etam, f. etäm u. s. w. wurde daraus (schon im Urarischen)
ein Stamm ima- abstrahiert, von dem die Formen imäm
(apers. imma), imäu, ime (apers. imaiy), imäni, imäli,
imän gebildet sind.^
Plural.
Instr. Bemerke ebliih gegenüber iäili (in ved. Zeit
aber auch tehhih); vgl. dazu § 245.
1 Diese, Stammbildung war im Iran, und im RV. noch etwas
weiter verbreitet als in der klass. Sprache, vgl. z. B. apers. n.
ima d. i. imad und (RV.) Gen. imasya.
§ 366. 367. 368.] Die Pronomina und die pronominalen Adjektiva. 253
■^^ asäu
•^^Tl amum
HMH[ amüyä
TSrjT-^ amdSyäi
^mH\: atm'iSyäh
"^SW^rri comi'iSyäh
366. asäu 'jener'.
Singular.
w, n.
N. -^^ asäu "^Rp adäli
Acc. "^iTTi; amnm -^i adäh
I. '^^'TT (imimä
D. -^sf^-^aniüämäi
Abi. 'm>^t4H|ri^ amühnät
G. ^^ amüSya
L. ^jjpm«! amühnin
Dual.
N. Acc. "^sr^ awt*
I. D. Abi. ^^TT^^'i; cimübhyäm
G. L. ^9SW^: amüyöh
Plural.
Acc. '^TT^ awww ^^^f^ammn
I. ■^f^f%:f: am'mnh
D.Abi. "^Rfh^: amihhyah
G. ^^Wt^»?; amiSäm
L. "^W^"^ amtsu
Über awi im Sandhi vgl. § 173. 3.
367. Die ind. Grammatiker setzen auch hier adah, d. h. das
Neutrum, als 'Stamm' an, doch ist dessen Gebrauch im Kompo-
situm sehr selten, vgl. adö-müla- = adah-müla- 'darin wurzelnd'.
368. SprachgescMchtliclies.
Nur die Form asäu läßt sich mit den verwandten
Sprachen verknüpfen ; das anlautende a- scheint mit dem
e- von e-xst u. s. w. (§ 364, c) identisch zu sein. Das
übrig bleibende -säu = av. Mu zerlegt sich als Feminin-
form in sä + Partikel u und ist mit gr. au-(Tr^) unmittel-
bar identisch. Im Masc. erwartet man dafür -so = *sa-u
(idg. *so-u), s. § 361. Ob nun das Masc. a-säu (av. hau)
■^if: amuh
■^TTT: amilh
-sSHTtir: amübhih
"^nr^t amubhyah
*■ I -
•^■^-ßj-n amiiSam
wifTj amüSu
254 Formenlehre. [§ 368. 369. 370.
aus einer idg. Nebenform *sö-u oder aus einer Ver-
mischung von Masc. und Fem. hervorgegangen ist, läßt
sich nicht entscheiden; vgl. jedoch Fortunatov KZ.
XXXVI, 35 Anm. — Alle andern Formen des Pronomens
sind dunkel: die Stämme amü- und aim-, die nach dem
Muster von ta-, a- (bezw. nach dem Paradigma der u-
und I-Stämme) flektiert werden, haben außerhalb des
Ai. nur in apers. anmpa 'von dort her' einen (nicht ganz
sichern) Verwandten; der Xom. PL ami und das Xeutr.
S. aclah stehen auch hinsichthch der Endung ganz isoHört.
Man kann an einen Zusammenhang mit dem seltenen (ved.)
Pronomen amah 'er' denken. Für den Stamm amu- ist
folgende Erklärung möghch; der Acc. S. vi. am-u-m hat
am, d. h. den Acc. des Pronomens a-, + Partikel ii zum
Ausgangspunkt; Verbindungen wie tam-u, idam-u sind
im Veda nicht selten. Diese Form '^anm wurde nun durch
Hinzutreten der Accus ativendung -m deuthcher charak-
terisiert, und die so entstandene Form wucherte dann
wie imam weiter.
c) Belativum.
369. Der Stamm ya- 'welcher' (idg. ''io-, vgl.
av. ya-, gr. o-?, f^, o, phiyg. lo?) wird wie ta- flektiert,
also ^. yali (doch nie ya!), jj^ yä, zni; yat, '^^ yasmäi,
^T^ yasyäi, ^ ye u. s. w. — ya- in Adverbien s. § 403 ff.
In der Komposition erscheint yad (wie tad u. s. w.)
als 'Stamm'.
Anm. Für die Konstruktion des Relativpronomens ist zu
bemerken, daß dasselbe gern an zweiter (dritter u. s. w.) und
sogar letzter Stelle des Relativsatzes steht, und daß der Relativ-
satz gern seinem Bezugsworte vorangeht, z. B. marsayed dharsa-
nq yah, sa (I, 3) 'wer eine Kränkung vergißt, der...'. —
Auch relative Anknüpfung eines Hauptsatzes (mit yatah, yerui
u. dgl.) ist beliebt.
370. Das unbestimmte Eelativum 'wer, was
immer' wird durch Anfügung des indefiniten Pronomens
§ 370—374.] Die Pronomina und die pronominalen Adjektiva. 255
(§ 373) an yali u. s. w. oder durch Wiederholung ge-
bildet, z. B. -«rflsFf^ri; yatkicit oder Tq^pi; yadyat 'was
nur immer'.
d) Interrogatinim.
371. Jca- 'wer?'.
m. n. f.
N. cr: Mh f%(iT[ kirn ^ kä ^
Acc. '^,11; A-dwi f^ A^'w ■qrr^i: A'^***
I. ^■if kena ^T^ Mj/ä
D. cR^ käsmäi ■qf^ käsyäi
u. s. w. (wie ia-).
Anm. Auch das Fragepronomen steht gern (wie das Rela-
tivum, 8. § 369 Anm.) an zweiter oder späterer Stelle des Satzes,
z. B. paribhramasi ki vrthä (VIII, 13) 'warum irrst du vergebens
umher?'.
372. In der Komposition wird fqsii; Mm (gelegentlich
auch ^{^ kad) als 'Stamm' verwendet, z. B. flji^jnc
kikarci- 'Diener'.
In der Adverbialbildung und in Ableitungen erscheint
außer ka- und ki- noch ein dritter Stamm ku- (Beispiele
s. § 403 ff.).
373. Indeflnitum. Durch Hinzufügung der Partikeln
dt, cana oder cqn wird das Fragepronomen indefinit
(negiert 'niemand' u. s. w.), z. B. e^Hyrl, kaicit, ^ ,jfq
kö 'iii 'irgend jemand', f^-^(^ kicana 'irgend etwas',
%f^ kecit 'einige' u. s. w. — Auch Adverbien werden
auf diese "Weise indefinit, z. B. ^^j^rf^fi: kadäcit 'ein-
mal' (kadä 'wann?'), c^tV^^fM kathamapi 'irgendwie' (ka-
tlmm 'wie?'), ts{ gj^«T na kathqcana 'auf keine Weise'.
374. Sprachgescliichtliches.
Die 3 ai. Stämme ka- ki- ku- bilden auch in den
verwandten Sprachen das Interrogativum :
a) Stamm qVo — q'ife-: vgl. av. kat (= ai. kad, s. u.),
lat. quod, got. Jvas, Iva, lit. käs 'wer?', gr. tcou tcoi u. s. w.
256 Pormenlelire. [§ 374. 375. 376.
Dem Stamme qi'e- entspräche ai. ca- (nach § 132), doch
ist Txü- auch in diejenigen Kasusformen eingedrungen,
wo die verwandten Sprachen auf den Stamm q^^e- hin-
weisen, vgl. Gen. S. kasya gegenüber av. cahyä, gr.
xeo = idg. ^qVesio.
b) Stamm q^ii-: vgl. gr. Ti, lat. quid, dem cid in
liaicit u. s. w. entspricht; Mm statt cid hat (wie ved.
na-kili 'niemand') sein li vom Stamm ät<-, sein -m vom
iSTomen bezogen. Neben Mm begegnet in der älteren
Sprache auch kad (= lat. quod u. s. w., s. a).
c) qVii-\ vgl. ai. Mitra, av. Mipra 'wo?', gr. (kret.)
Q_TCu-i = o-Tcoi, lat. ali-cii-hi; weiteres bei J. Schmidt,
KZ. XXXII, 394 fe.
e) Pronominale Ableitungen und Adjektiva.
375. Außer den behandelten Pronominalstämmen
gibt es noch mehrere Ableitungen von solchen, die meist
(wie (e)ta-, ya-, Tca-) zu einander in korrelativem Verhältnis
stehen. (Über derartige Adverbia s. § 403 ff.) Vgl.
1. rTRfr^ tävant-, TfTUW^ etävant- 'so groß', ^5rR>Ti;
yävant- 'wie groß' (Eel.); in gleicher Bedeutung f7[I^
iyant- (zum Stamme I-, § 364, a), flfi^^ Miyant- (Flexion
nach § 327).
2. crfTi tau 'so viele', ^^f^ yati (Eel.), cjrfTf kati
(Interrog.) 'wie viele' (vgl. lat. tot, qiiot). Die Formen
werden als Nom. und Acc. gebraucht (Instr. tati-hJiih
u. s. w. wie agni-hliih).
3. i^Tf-sf( tädrs-, T^Tf^ etädrS-, ^"^ 'idr^- (Pron.-
St. I-) 'so beschaffen, tahs', ^n^^ yädr§- (Rel.). ^Vf^
Mdr^- (Interrog.) 'wie beschaffen, quahs'. Flexion nach
§ 317 (318); statt -dr^- auch -dpa- (nach der «-DekH-
nation, Fem. -^).
376. Mehrere Adjektiva folgen ganz oder teilweise
der pronominalen Flexion (^ie ta- u. s. w.):
§ 376.] Die Pronomina und die pronominalen Adjektiva. 257
1. -^p?! anya- 'ein anderer', -^^tT'^ anyatara- 'einer
von zweien', jyfj^itara- 'der andere', ij^chd*( ekatama- 'einer
von vielen' sind ganz pronomina], also z. B. '^fvsnt ^^W^^^
^«<<n^*l anyasmin, -^sf^ anye u. s. w.
2. ^ sarva-, f^ vi^va- 'jeder', PL 'alle', ^jf sama-
'jeder, irgend einer' ^, i^ eJca- 'einer', i^^fTn^ ekatara-
'einer von zweien' flektieren in den meisten Formen
nach 1., bilden aber Neutr. S. nominal (^T( sarvam
u. s. w.). ■^^f^j ubhaya- 'von beiderlei Art' bildet
keinen Dual.
3. ^(^ nema- 'halb' geht nach 2., bildet aber den
Nom. PL ^^ neme und ^jtH 'iie^näJi.
4. "^Hir^ cidhara- 'der untere', ■^(«rii. cmtara- 'der
innere, nähere', ^^PTT (^19^'^ci- 'c^e^ hintere, andere', "^TT^
avara- 'der untere', njtK. uttara- 'der obere', '^f^Tlt
daJcHna- 'rechts stehend', xn: i^fwa- 'der andere, folgende',
xj^ pürva- 'der frühere', i^ sva- 'der eigene' folgen eben-
falls 2., können aber den Abi. und L. S. (m. n.) sowie
Nom. PL auch nominal bilden, z. B. Nom. PL "^1^??^
adhare und -^iv^i^i: adliaräh.
Anm. Hier — und bei einigen weiteren Adjektiven wie
ardha- 'halb', wo die pronominalen Formen überhaupt fakultativ
sind, s. "Whitney § 525. 526 — ist also der Anfang zu einer be-
sonderen Adjektivflexion gemacht, wie sie z. B. im Germanischen
in der Flexion des starken Adjektivs durchgeführt ist (vgl. Nom.
PI. got. blindai wie sarve gegenüber wulfös = ai. vrkäh).
i In der Bedeutung 'gleich, ähnlich' wird satna- ganz no-
minal flektiert.
Thumb, Altindische Grammatik. 17
Formenlehre.
[§377.
XX. Kapitel.
Anhang zur Nominalflexion: Zahlwort,
Komparation, Adverbialbildung.
a) Das Zahlwort.
377. Kardinal- und Ordinalzahlen (Stammformen)
1 -q^ eka- 'eins'
2 ^ (fg;') dvä- {elvi-)
3 f^ tri-
4 ^"^ catvr-
5 xjg- 2)änca-
6 -qxf Sä^-
7 ^r^ saptä-
8 tsTS 6^^f<^-
9 «T^ ijcwa-
10 ^ däh-
30 t^^pt tn^cii-
TT^W prathamä- 'der erste'
f^crY'Ef dvitiya-
^H^ caturthä-^
"RWT pci'hcamä-
ij^ SaMliä-
Ai^M saptamä-
■5T^;r navamä-
a^^ dakimä-^
f^lj- od. f^iffTTcRT vi^a(<*-
iawi«)-
f^^ od. t^ijTW tr0ä(tta-
50 xT^i^ci^ pancaiät-
ma)-
40 ^cmR^ci catvärjßät- ^^TtTH o^; ^<?4ir<^T(*i
catvär^ä{ttamä)-
TITnr, od. -q^T^rrm P^wcä-
Mrarl«R SaMitaniä-
^}\{}ir^^ saptatitamä-
^^fdd*? aPtütamä-
^f^fffTTTT navatitamä-
^^7{j{ iatatamä-
60 irf^ ^aM-
70 u^fH saptati
80 ^?nf^ a^^«-
90 vjcjfd navati-
100 -^ w. Jafa-
1 Fem. von hier ab -t.
2 Dagegen von '11. — 19.' -dasd-
§ 377. 378.] Anhang zur Nominalflexion : Zahlwort. 259
1000 ^Tf^ n. sahäsra- ^^*^^^ saJiasratamä-
10000 Tili] ff n. ayüta-
100000 ^ laJtSä-
Höhere Decimalen s. bei Wliitney § 475.
378. Zusammensetzung der Zehner und Einer.
Die zwischen den Zehnern hegenden Zahlen werden
durch Komposition der Einer und Zehner gebildet; bei
der entsprechenden Ordinalzahl erhält nur das zweite
Grhed (der Zehner) die Form des Ordinale. Vgl. -^ör-
(^■tlft^ eka-trjßat- '31' {eka-trißa\ttama\- 'der 31.'), xr^^^TRtw
IKinca-saptati' '75' ; merke ^^Treij catur-da^a- '14' und
'der 14.' u, s. w.^ Natürhch sind die Regeln des Sandhi
zu beachten, z. B.gf^ftflf clvyasUi- 82, ^TT^^ caturda^a-
14, ^"gf^^r^ catustrikä- 34, ^rTOT^TlFl catu^pmicä^at-
54, ^fT::^rf2' catuMaMi- 64, ^rPClfVfTT caturakti- 84, t^-
:g^ Söda^a- (§ 157. 4) 16, "^RT^irrfT^Tfl Satcatvärßat- 46,
M^^uVfTf ^adaiiti- 86, -cr^^fTf kmnavati- 96.
Folgende Einer zeigen in der Komposition Besonder-
heiten :
Statt eka- steht ekä- in '11': ii^c))id«t| ekädaia-.
Statt dva- steht dvä-, bei 42 — 92 auch dvi- (das bei
82 Regel ist) : ■^|<j«t{ dvä-dasa- 12, |[Tf^l|f^ dvä-vjßati-
22, ^|T(<c)ir<\t|(t^ dvä-catvärjßat- oder 'f|[""^^TfT^Tfl ^^^~
catvärpat- 42 u. s. f.
tri- wird bei 43 — 93 gebraucht, trayah (§ 380) bei
13 — 33 immer, bei den übrigen Zahlen (außer 83) wahl-
weise: z, B. -jjii^«^:!! trayödaki- 14, '^i^;M^l^c^^ trayah-
pancäSat- oder f^q^(\)|<|^ tri-paficäSat- 53 u. s. f.
aMa- steht nur bei 48 — 98, aStä- bei 18 — 38 immer,
bei den übrigen Zahlen wahlweise: ^g^<ji| aMä-daia-
18, niiamfa oder ■iüs'qfa ciMa-SaMi- 68 u. s. f.
1 Die beiden Zahlformen von 11—19 unterschieden sich ur-
sprünglich durch den Accent: cäturdasa — caturdaSä-,
17*
260 Fonnenlehre. l§ 378. 379. 380.
Über sonstige Formen der Zusammensetzung s.
Whitney § 477; beliebt ist die Bildung von 19, 29 u. s.w.
durcb Subtraktion, z. B. TT^Rt^rftlTt^ ekönavjßati- oder
bloß ^3r5rf^irf?T ünavjhti- = '20 vermindert (üna-) um
eins' = '19'.
379. Die Bildung der Hunderter geschieht ent-
weder durch attributive Verbindung der (flektierten)
Einer mit dem (flektierten) Substantivum ^ata- oder
durch Komposition beider : z. B. f^^ffT dvi-käa- n. '200',
f^IHT tri-hta- 300 u. s. w. oder ^ ^"^ dve Säte, -4^ Rh
^prxf'T i'^^^^' ^ciicini u. s. f. (ebenso z. B. auch ■'ftftjT
^^MifriT ^^^^* sahasräni 3000 u. s. f.). Die Hunderte
werden mit Einern und Zehnern gewöhnhch vermittelst
adhika- 'plus' zu einem Kompositum verbunden, z. B.
TTWTf^^^f^ P<^'"iC(^dMkahtam oder auch "mfTtVeSf I^cR;
pafwädJiikq, htam '10.5', d. h. '100 vermehrt um 5';
■q^-scf^-f^föfiiTcTi^ pcmcäiadadhika-Satani oder M^iuj^-
ftj^ T|j-ff^ 2)afwä§ad-ad}iikq Satam '150'; andere Arten
der Verknüpfung s. bei Whitney § 478 — 481.
380. Deklination der Zalilen und Sprachge-
scMchtliches.
Die Flexion der Ordinaha ist regelmäßig. Besonder-
heiten zeigen sich nur bei den Kardinalzahlen. Wegen
der verwandten Sprachen vgl. Brugmann, Grundriß 11,
463 ff. (Kurze vergl. Gramm. 362 ff.).
a) 1—4.
1. eka- geht wie sarva- (§ 376. 2). Im Plural bedeutet
es 'einige'.
Vgl. dazu apers. ai-va-, gr. oi-vv] 'die Eins auf dem
Würfel', alat. oinos, got. ains: allen Formen ist wurzel-
haftes *oi- gemeinsam (s. auch § 362). Das -ä- in ekä-
daia- '11' ist wohl durch dvä-daki- '12' hervorgerufen
(s. u.).
§380.] Anhang zur Nominalflexion: Zahlwort. 261
pra-thama- (apers. fra-tama-) ist ein Superlativ zu
pm-, vgl.gr. irpoTEpo?; -thania- st. -tama- ist wohl durch
das Suffix -tha- veranlaßt, vgl. '4' und '6', sowie § 390.
2. dva- wird wie ein Dual flektiert: ^ äväu m., %
dve f. n., ^pjti^i, dvähhymn, ^^; dvayöh.
Die idg. Grundform ist *d{u)iiö(u), vgl. dvä-daSa-,
gr. Buoj, lat. diio und 8ü>-8exa aus *B/(o-; idg. *dui- (gr.
öl-?, Si-TCou? = ai. dvi-päd-, lat. &i-s, hi-pes) liegt in der
Komposition und in dvi-tiya- vor; zu letzterem hat nur
das Iranische eine Parallele (apers. duvltiya-).
Anm. "Wie dväu geht ubhäu 'beide', vgl. gr. ajA^a), lat.
ambö, got. bai; der Anlaut ist unklar.
3. tri-:
N.
Acc.
I.
D. Abi.
G.
L.
m. n.
träyah "^ftfJÜ ^^^V
trin "ftft^ ir^V'i
f%rfH^ tribhih
f^r«r: trihhyäh
ffT^: tisräh
f7{W. tisräh
fTT^rf^ tisfbhih
f?T^rwr: tisfbhyah
■^i^UUlH trayändm
fd^U|l*i tisrnäm
fi[^^ tisrSu
AN»
Die
Flexion des 3Iasc. und .
Neutr. ist die der i-
Stämme (§ 268. 275); vgl. dazu gr. xpei?, lat. ^res, got.
preis aus Hreies, gr. xpi-ai, lat. tri-bus, got. pri-m u. s. w.
aus *fn- + Endung, sowie gr. xpi-Ttou?, lat. tri-plex.
Merkwürdig ist nur die Ersetzung des Gen. PI. trmäm
(so im RV.) durch den Gen. PI. eines Stammes traya-.
Der Femininstamm Hisr- (vgl. wegen des s statt ^§ 148. b),
wohl zunächst durch Dissimilation aus *tri-sr- entstanden,
■wird durch das Iranische (av. tiSar-o, d. i. idg. *ti-ser-es)
und Keltische als alt erwiesen; über die Natur des -sr-
s. näheres bei Brugmann, Grundriß II, 470.
Zu trtlya- vgl. lat. tertius\ als idg. Grundform ist
neben *tr-tno- auch Hr-i-tUo- und Hr-i-to- anzusetzen,
wie apers. tritiya und gr. xpixo? zeigen.
262 Formenlehre. [§ 380. 381.
4. catur-:
m. n. f.
N. ^'^TX catvdrah T\^\fX ^TfI"^J cätasrah
catväri
Acc. ■^cTT;: catürali ^^qrf^ ^TT^t cätasrah
catväri
I. ■^^rrf^t catürhJiih ^cTljfir. catasfbhih
D.Abi. ^fW: catürhhyali "^cT^W, catasfbhyah
G. x(H<!nH caturnäm ^rT44lUIH catasrnam
L. '^rT^ catürSu ^Tf^re catasfäu
Der Flexion des Mask. und Femin. liegen die idg.
Stammformen ^(petiior- (gr. dor. xsTop-s?, lat. quattuor,
got. fidivör) und ^cßetur- (gr. aeol. ueoup-e?, lit. Mturis) zu
gründe, an welche die Endungen der Konsonantstämme
gefügt sind (Gen. PI. catur-näm jedoch nach pitf-näm
u.dgl.). Die uridg. Femininform *g?,^efe-sr-e5 (die wiederum
durch das Iranische und Keltische bestätigt wdrd) ist in
ihrer Entstehung dunkel, doch s. auch 3.
catur-tha- (das im RY. nicht vorkommt) steht in der
Suffixbildung (gegenüber idg. -to- in gr. texpa-to?, lat.
quar-tus) vereinzelt ; -tlia- findet sich auch im Superlativ-
suffix -iStha-. Neben caturtha- sind turlya- (in der älteren
Literatur) und turya- (av. tüirya-) in Gebrauch, denen
die Tiefstufe *Mur-, d. h. idg. *qV(e)tur- (mit Verein-
fachung der anlautenden Konsonantengruppe) zu gründe
liegt; vgl. Wackernagel § 229. a.
381. b) 5 — 19. Das Genus wird nicht unterschieden;
Nom. und Acc. besitzen mit Ausnahme von '8' keine
Flexionsendung :
5. panca-. 6. ^aS-,
N. Acc. irg- pähca t(Z ^^t
!• "T^t^t pahcähhih "qf^iT. ^adhhih
D. Abi. TT^^: pancähhyah "Cf^^: Sadhhyäh
§381.382.] Anhang zur Nominalflexion: Zahlwort. 263
Gr. M ^ H 1 H pcincändm miim Sannam
L. xi^^ pancäsu WZ^ ^atsit
'N a.ch. panca- gehen auch die Zahlen 7. 9. 10 — 19.
Die Flexion dieser Zahlen ist jung (über Ansätze
im Urarischen s. J. Schmidt, Pluralbüdungen S. 292 f.) ;
man fügte die normalen Endungen an die Nominativform ;
für den Gen. wurde -näni verwendet, wobei pmcänäm
ganz den a-Stämmen {devänäm u. s. w.) angepaßt wurde.
Da ein pahcdblvili u. s. w. formell mit räjahhih u. s. w.
übereinstimmte, so haben die ind. Grammatiker pancan-,
saptan-, navan-, (la§an- als Stammformen angesetzt; in
Wirklichkeit sind die idg. Grundformen *pen^e (gr.
TTEVTS, got. fimf), *septni (gr. eTTTCt, lat. Septem), *neun
(gr. [£v]-ve(/)a, lat. novem, got. niun), *dekm (gr. 8exa,
lat. decem). — ^a^ = idg. *s(ti)efcs (gr. /e^, 1^, lat. sex,
got. saths)\ jedoch ist der Anlaut ^ statt s nicht recht
klar, s. Brugmann, Grundriß I^ 733 und Pedersen KZ.
XXXVm, 229. "Wegen der Behandlnng des Auslauts
vgl. § 157. 2. 165. l.b).
8. aUa- flektiert entweder wie panca- oder in folgen-
der Weise : N. Acc. -^j^ ciMßu, I. 4iaif^: ciMähhih, D.
Abi. ■^TFW: aUäbhyäh, G. ■;i|gH|4i^ aMänäm, L. "^rSTO
aUäsü.
aStäu und ved. ciMä (wovon die Flexion -ä-hhih u. s. w.
ausgegangen ist) sind idg. *oUöu (got. ahtau) und "^oMö
(gr. oxTco, lat. odo); aUa ist erst nach Analogie von ai.
sapta nava daki gebildet.
Die Ordinalzahlen 5. 7 — 10 sind von den Grund-
zahlen mit dem Suffix -ma- (idg. -mo-) gebildet, vgl. lat.
septimus, decimus; kiMha- entspricht einem idg. *s(u)ek(s)-
to- (gr. exTo?, lat. sextus, got. saihsta), hat jedoch ^/i
statt t wie caturtha-. -daSä- in '11 — 19' statt daiama- ist
auch iranisch, begegnet jedoch sonst nicht.
382. c) Die übrigen Zahlen. Die Zehner sind
weibhche Substantiva und werden wie i-, bezw. ^-Stämme
264 Formenlehre. [§ 383.
dekliniert, z. B. Nom. f^iffTT: vjßatih, Acc. ttjuifclH ^i"
satim, I. f^ijigT vjßatyä] {^%f\ triktt, f^iTfT^ trl^atam,
t^irfTT ty^citü u. s. w. Die Zahlen 100, 1000 u. s. w.
sind regelmäßige neutrale a-Stämme 0atam u. s. w.).
Zu den substantivischen Zahlwörtern (20, 30 u. folg.)
kann der gezählte Gegenstand als Apposition oder im
Genitiv treten, z. B. ■^jtt j|e||44^ oder »rr^t ^(^H gaväm
oder gävali '100 Binder', ^h<J^^ TTHT iatasahasrq
gaväm '100000 Binder'.
vjßati- ist wie av. visaiti, dor. /ixaii, lat. viginti ge-
bildet, woraus sich idg. *ulkmti ergibt; ^-^mt-i scheint
die Dualendung zu enthalten und ist erst im Ai. in die
Flexion von ^aMi- u. s. w. geraten, -kit- in den folgenden
Zahlen ist ein singularisches Abstraktum wie gr. eixd?
eixao-oi; u. ä. Über den Ursprung des -kmt- (und seiner
Hochstufe -liont- in xpidxovTa) s. Brugmann Grundr. II,
489 ff. Die Natur des Nasals in vjßati- u. s. w. ist zweifel-
haft. Daß einmal in den Zahlen 30 — 50 die beiden Be-
standteile besonders flektiert wurden (vgl. gr. xpid-xovTa
eigentlich = 'drei Zehner'), zeigt catvärißat-, das die
Neutralform catväri zu enthalten scheint. Der lange
Vokal von pancä-§at- ist aus der Grundsprache ererbt,
vgl. gr. TTSVTi^-xovxa. Die Zahlen 60 — 90 sind Abstrakta
auf -tl-\ SaMi- bedeutet eigentlich 'eine Sechsheit' sc. von
'Zehnern'. Diese Ausdrucksweise ist schon urarisch; der
Bildung nach entsprechen Formen wie ai. pawkti- 'Fünf-
zahl' = abulg. p§tb '5' und idg. *sefcti- 'Sechsheit' == abulg.
Sestb, alban. gaUt, '6'. In a^i-ü liegt Avohl eine alte, sonst
untergegangene Form des Zahlabstraktums 'Achtheit' vor.
Satam ist idg. *kmtom (gr. e-xaxov, lat. centum, ht.
szimta-s)\ sa-liasra- ist eine Zusammensetzung von sa-
(s. u.) und hasra- = idg. *glies-lo- (vgl. gr. dor. 5(^X101
aus *j(eaXioi). aguta- und laMa- (eigtl. 'Ziel, Marke')
sind etjnnologisch dunkel.
Die Ordinalzahlen werden mit dem Suffix -tama-
§ 382—385.] Anhang zur Nominalflexion : Zahlwort. 265
gebildet wie im Lateinischen {h-ßat-tama = tncesimus
aus Hrl-cent-timos , idg. ^trl-hntt^mo-s) ; die kürzeren
Formen vißa- u. s. w. scheinen durch eka-daiä- '11' u. s. w.
hervorgerufen zu sein.
383. Als Bruclizahleii dienen die Ordinalia, also
dviüya- (oder ardha-) 'halb', trtiya- 'drittel' u. s. f. Doch
kann z. B. 'ein Achtel' auch durch ein Kompositum
aSta-hhäga- d. h. 'ein Acht-teil' ausgedrückt werden.
384. Zahladyerbien.
a) -^^cl sakrt- 'einmal', f^ ävili 'zweimal', f^: tyih
'dreimal', •g-fr: catuh 'viermal', q^^^. paficalirtvafi 'Smal'
(u. s. w. mit -Jcrtvah).
Vgl. dazu gr. hie,, xpiz, lat. his, ter, quater. Auch
die Verwendung von -krt(vah) scheint alt zu sein, vgl.
Ht. trls kartüs 'dreimal' u. dgl.: hivali ist Acc. Pl.^ eines
Substantivums hrtu- 'Handlung' (s. Delbrück, Grundr.
in, 1, 599). In sa- steckt *sm, wie in gr. a-iza^, lat.
sem-el.
t>) '5;^3|r«rr eka-dhä 'auf eine Art', f^VT dmdhä 'auf
zwei Arten', f^^TT tridJiü 'auf dreifache Weise', ifcnsTT
Satadhä 'auf lOOfache Weise'.
c) Tpinr: ekasali 'einzeln', f^: dviSah 'zu zweien',
t%nr. triiali 'zu dreien', if^nr: ^atahh, WW^W' sahasra-
tah 'hundert-, tausendweis'.
Zum Suffix vgl. gr. exd? 'für sich, abseits', dvBpaxd?
*Mann für Mann'.
385. Zahladjektiva und -Substantiya.
a) ^ dvaya- oder f^ci^ dritaya- 'zweifach, aus
zweien bestehend', -^^ traya- oder f%rfT'?T tritaya- 'di-ei-
fach', ^H'g^ catuMaya-,xc^;r{i^ pancataya- '4,5facli' u. s.w.
(Femin. -7).
Zu dvaya- vgl. gr. 8oi6?.
1 lieber diese vedische Accusativform der w-Stämme vgl.
Brugmann, Grundriü 11, 678.
266 Formenlehre. [§ 385. 386.
b) ^ dvaya- n. oder ^[^ dvayi f. oder t|[7r?T ^"^i-
taya- n. 'ein Paar', -^r^ traya- n. oder -^^ tray'i f. oder
fv4f|ij tritaya- n. 'Dreizahl, Dreiheit', ^TTS^ catuUaya-
n. 'Yierzalil, Vierheit', xr^ paficat- f. 'Fünfzahl' (vgl.
gr. TTSVid?), •q^ kitka- n. 'Sechszahl', ^Tfci; daiaU f.
'Zehnzahl'.
b) Komparation.
386. Regelmäßige Komparation. Der Komparativ
wird zu Adjektiven jeder Art gewöhnlich durch das
Suffix -tara-, der Superlativ durch -tama- gebildet; diese
Suffixe werden an den MaskuHnstamm angefügt und
zwar bei Stammabstufung an den schwachen bezw. mitt-
leren Stamm. Beispiele:
^■^ dura- 'fern', TT7TT düratara-., TT^TT düratama-\
ftr^P'^'W^- 'lieb', finsnTTi^''^"^^^'^'"' f^'^TcTT priyatama-\
f^Tj^^ vilöla- 'beweghch, unruhig', f^^rt^rfTT; vilölatara-,
fcjH^Hd^ vilölatama-.
•sqf^ §uci- 'rein', Tf^rT"^ hicitara-, "STf^fW sncitama-.
Vf^ dlianin- 'reich', ^rfsTcf^ dhanitara-, ^iPiHH
dhanitama-.
\pFf-^\j dharmahudh- 'gesetzeskundig', v^T^TtTT (f^ür-
mdbhuttara-, ^^^-tITT dharmahJmttama- (vgl. § 137).
in^IW pratyafic- 'zugewandt', iT^rStT i?^«^2/^^'^f<>'ö!->
H(tj^il p7'aty aMama-.
mi^ü^ sumanas- 'wohlwollend', <j44«n^x; sumanas-
tara-, -^^^^ji sumanastama-.
'^rfP^'Ef udarciM- 'glänzend', "'g^f^'sx uddrciStara-,
Nj<jp4^^ udarciMama-.
;^r.-jf öYm^ 'gut', ^TtTT sattara-, ^^TtW saUama-\ v^-
■^r^T hhagavant' 'glückselig, erhaben', ^»pr^rT"^ hJiagavat-
tara-, vfirWr^Jf hhagavattama-.
f^l^^ vidvqs- 'wissend', f^|["TrC vidvattara-, f^^^rTT
§ 387. 388.] Anhang zur Nominalflexion: Komparation. 267
387. Auch Substantiva, Indeklinabilia (Ad-
verbien, Praepositionen) und sogar Verba können ge-
steigert werden: ttittTTT gajatama- 'der beste Elefant' zu
gaja-\ "'^tTT uttara- 'höher', ^^rlTT uttania- 'der höchste'
zu tid- 'auf, hinauf; -^irddilH (^ütcf'fäm Adv. 'stärker,
mehr, sehi'' zu ati 'über — hinaus, überaus'; ^f|<^|4< pra-
taräm Adv. 'weiter, künftig', jcr{j{jT[{^ 2}ratmnäm 'vorzugs-
weise' zu pra- 'vor'; ^^t^tttRI uccäistaräm 'höher',
''iJ^*d*4lH uccäistamäm 'am höchsten' zu uccäih Adv.
'hoch'; ^fff^i^i^ sutaräm, ^y\^\^^ sutamäm zu su- Adv.
'gut' ; TJ^fTTcTTT^ imcaütaräm, xj^fTTcTTRl pacatitamäm
'er kocht (pacati) besser, am besten'. Über die Form
des Adverbs s. § 392. b).
388. Sprachgeschichtliches.
Das ai. Komparativsuffix -tara- ist mit dem griech.
-tepo- (TüiOTOTspo?, dXYjOeaxspo; u.s. w.) identisch; dieses
Suffix war ursprünghch keineswegs auf den Komparativ be-
schränkt, wie z.B. die Pronomina hatara- 'wer von beiden?',
itara- 'der andere' u. ä. (§ 376) oder gr. fjfxeTspoc, Ss^itepo«;,
lat. noster, dexter u. dgl. zeigen. Außerhalb des Arischen
und Griecliischen -ward -tero- überhaupt nicht zur regel-
mäßigen Komparativbildung verwendet, sondern findet
sich nur in gewissen 'defektiven' Bildungen, in welchen
der Komparativbegriff mehr oder weniger zurücktritt:
vgl. z. B. antara-, lat. inter (inter-ior), gr. Iviepa, und
itara- 'der andere', lat. Herum, ferner nhd. der Jimtere,
der vordere, nieder (zu ai. nitarämAdj. 'niederwärts') u. ä.
Das Superlativsuffix -tama- (das mit demjenigen der
OrdinaHa identisch ist, s. § 382) begegnet außerhalb des
Arischen z. B. in lat. intimus == ai. antama- 'der innerste,
nächste', ulthmis u. ä., got. af-tuma 'der hinterste', if-
tuma 'der letzte', ist also vermuthch idg. ^-t^mo- (zur
Lautung gin oder wj"* vgl. § 91).
Anm. -tero- und -tamo- stehen in engster Beziehung zu den
beiden Suffixen -ero- und -mo- {-amo-), mit denen ebenfalls Kom-
268 Formenlehre. [§ 388. 389.
parationsformen gebildet werden können ; es gehören aus dem Ai.
hierher: adhara- 'der untere' [m. auch 'Lippe') und adhama- 'der
untere, niedrigste', lat. inferi, infimus, got. undar; apara- 'der
entferntere, andere' und apama- 'der entfernteste', got. afar; avara-
und avama- 'der untere, unterste'; apara- 'der untere', upama-
'der oberste', gr. ujrepoc 'Mörserkeule', lat. superi und summus
(aus *supmos), got. ufarö 'darüber'; parama- 'der fernste' von
para-, madhyama- 'der mittlere' (von madhya-), carama- 'der
letzte' [cara- wohl *qVelo- zu gr. TtaXai und xi^vo;).
389. Unregelmäßige Komparation. Eine seltenere,
d. h. nur bei einer kleinen Gruppe von Adjektiven vor-
kommende Komparation geschieht mit Hilfe der Suffixe
-{i)yas- (für den Komparativ) und -iStha- (für den Super-
lativ), die unmittelbar an die dem Adjektiv zugrund-
liegende (hochstufige) Wurzel angefügt sind. Folgende
Formen sind am gebräuchlichsten:
■^j^ alpa- 'wenig, klein', -41^1 i<H alplyas-, -41(^8
ülpiMJia-.
-^^ um- 'weit', ^(^^^ varlyas-, <nf\^ variMha-
f^U kUpra- 'schnell', %-q^^ kMpiyas-, %fq^ ^"^e-
piWia-,
j^ giiru- 'schwer', i\ (\ ^^ garlyas-, ijfj^ gariUha-.
■^ drdha- 'fest', ■^^V'!?^ dradJiiyas-, ^f%^ dra-
dhiStJia-.
•^^ dlrgha- 'lang', "^T^'^r^ drägliiyas-, ^rf^
dräghiStha-.
Tj^pahi- 'gescheidt', xTz^7[ra;iJf#yas-, xrfz^ pcdi^thci-.
xfjq päpa- 'böse', xrRV^f^ päpiyas-, xfjftf^ päpiätha-.
xnr Pi'i^i u- 'breit' , •JT^ft^T^iJ rathiyas-^jifif^ pratliiMtha-.
"Hrt priya- 'Heb', ^7^; P'>'iiyc^s-, ^ preWia-.
g<f^«l ftflÜH- 'stark', g(<^ijj4^ hctUyas-, sff^ haliMha-.
fj^fri mahäut- 'groß', ^^^^^^ malüyas-, :jrff¥ '>na-
MMha-.
IT^ 7wr^tt- 'weich', ^^Vq'^ mradiyas-, isrf^ «*>'<*-
§ 389. 390.] Anhang- zur Nominalflexion : Komparation. 269
^^^T^^ vasumant- 'reich', c(41i<H vaslyas-, T^f%^
vasi^tha-,
^^^ ijuvan- 'jung', ij^ij^ yavlyas-, ^rf^ yaviStha-.
^(X sthira- 'fest', %5ra; stheyas-, %^ stheWia-.
Einige dieser Bildungen besitzen überhaupt keinen
wurzelverwandten Positiv, d. h. sie sind defektiv,^ vgl.
("'irf^cR antika- 'nahe') ^<J^^{j^ nediyas-, ^f^ ne-
diMha-.
(^^j^ (dpa- 'klein') ^^ijf( kanlyas-, "Sfif^ kaniStJia-
(vgl. kanyä 'Mädchen').
inx^ praiasya- 'lobenswert', ^c^^ ireijas-, ^
h-estlia- oder ^[^^^ jyäyas-, ^^ jyeMlia- 'besser, beste'.
^^ hahu- 'viel', ■*r^;^ hhüyas-, ■*rf%re hhüyiStha- (vgl.
auch hhüri- 'reichlich, viel').
•sf^ vrddha- 'alt', ^^'^ra: varHyas-, ^^ varhiMha-
(oder jyäyas-, jyeMha-).
tjber die Flexion des Komparativs s. § 335; der
Superlativ folgt den a-Stämmen (§ 244. 258).
Anm. Bisweilen werden die Formen auf -lyas-, -istha- nocli
mit den regelmäßigen Komparationssuffixen versehen, z. B. päpi-
yas-tara-, päpistha-tara-, päpistha-tama-; sre§tha-, srestha-tama-
'der allerbeste'. Man vergleiche dazu spätgr. Formen wie (xeiCö-
Tspo«, [AeYioTo-ca-ro;, lat. optimissimus u. ä. Diese Erscheinungen
zeigen, daß das Sprachgefühl solche Formen nicht mehr deutlich
als Komparationsformen empfand.
390. Sprachgeschiclitliches. (S. auch § 336.) Das
primäre (unmittelbar an die Wurzel antretende) Suffix
-ies-/-ps- ist in den verwandten Sprachen das übliche
Mittel der Komparativbildung, vgl. z. B. lat. sen-ior,
mel-ior, n. melius u. dgl. (aus -iös, -iös). Die tiefstufige
Form des Suffixes ist -is-, vgl. z. B. got. sut-iz-a = nhd.
süßer, lat. magis und das ai. Adv. hahili 'draußen' (Brug-
1 Über den psychologischen Grund des Vorkommens defek-
tiver Steigerungsformen s. Delbrück, Grundriß III. 414 f. und
H. Osthoff, Vom Suppletivwesen (Heidelberg 1900) 20 ff.
270 Formenlehre. [§ 390.
mann IF. XIV, 10). Aus dem Griechischen gehören hier-
her die Komparativstämme auf -i(i)oa- und -ioa-, die in
Formen wie ^IXio -^htouc, aus *-^Bi[i]o[a]-a -£? (ai. svä-
dlyas-), ßpaSiu) (sii. mradiyas-), eXdaa«) (aus*£Xa5(io[o]-a),
jieiCou; (aus *jX£Yio[a]-£?) u. dgl. vertreten sind. Der
Wechsel von -i-ios- {-i-ios-) und -ios- war demnach bereits
uridg. ; Vermutungen über den Ursprung dieses i s. zuletzt
bei Bezzenberger, Abhandlungen zur indog. Sprachgesch.,
August Fick gewidmet (Göttingen 1903) 169 ff.; vgl.
auch Brugmann, Kurze vgl. Gramm. 320 f. Der Wurzel
ist wohl in der Grundsprache Hochstufe eigen gewesen,
und diesen Zustand repräsentiert im Allgemeinen das Ai.
Dagegen scheint das Superlativsuftix -iWia-, gr.
-laio- (vgl. auch got. siitists u. dgl.) ursprünghch an die
tief stufige Wurzel getreten zu sein, falls gr. xpdiiaxo?,
öXiYiaxoi; u. dgl. (gegenüber xpeiaawv, oXsfCwv und den
meisten ai. Formen) den ursprachhchen Zustand -wieder-
geben; das Suffix selbst ist zusammengesetzt aus -is-
(d. h. tiefstufigem -los-) und -t(li)o-, das auch in den Ordi-
naha begegnet (über das Verhältnis von ai. tli und gr. x
vgl. § 119). Im Ai. wurde in der Regel die Ablautsstufe
des Komparativs verallgemeinert, doch siegte diejenige
des Superlativs in hhüijas- und sthcyas-. Man erwartet
nämhch Komparativ hhavlyas- (so noch im RV.) und
^sthäyas- (wie jyäyas-), Superlativ *hlmviMlia- und sthe-
Mha- (aus *st9-is-t]io-, vgl. § 75, anders Bartholomae IF.
Vn, 73); *sthäyas-'^ wurde nach stheMha- zu stJieyas- um-
gebildet, hhavlyas- nach *hlmviMlm- und Ihü- (in hliüri-
'reichlich') zu hhüyas-, und schheßUch rief hhüyas- den
Superlativ hhü-yiMha- statt *hJmviWm- hervor (vgl.
Wackernagel § 187).
Anm. Über den ursprünglichen Charakter der Suffixe -(^)^os-
und -ist{h)o- vgl. auch Delbrück IF. XIV, 46 ff.
Anders, aber kaum richtig Reichelt KZ. XXXIX, 8.
§ 391. 392.] Anhang zur Nominalflexion : Adverbialbildung. 271
c) AdTerbialbildung.
391. Wesen des AdYerlbiums. Die Adverbien sind
entweder Kasusformen von Nominal- und Pronominal-
stämmen oder werden mit Hilfe besonderer Suffixe und
Endungen gebildet; im ersten Falle ist die Grenze
zwischen dem lebendigen Kasus und dem Adverb durchaus
fließend, wähi-end man im zweiten Fall über diesen Be-
griff nicht im Zweifel sein kann. Zwischen beiden
Gruppen stehen Bildungen, in denen alte(untergegangene)
Kasusformen erstarrt sind, nachdem sie in der Dekh-
nation durch andere Formen ersetzt waren. Vgl. hierzu
und zum Folgenden Delbrück, Grundriß III, 536 — 643,
Brugmann, Kurze vergl. Gramm. 446 — 456, für das Ai.
Whitney § 1096—1122.
392. Der adverbiale Gebrauch der einzelnen Kasus-
formen ist schon in den §§ 237 ff. berührt werden. Am
häufigsten ist
1. Der Akkusativ, und zwar
a) von Substantiven, z. B. chi4{H ^ämam 'nach
Wunsch', n4^oh^^«^^ samaMlam 'zur gleichen Zeit, gleich-
zeitig', ^^rffsfll^ aJiarniSam 'bei Tag und Nacht' (ni^-
'Nacht'), ^n^n^ siikham 'glücklich', -^ rahaJi 'im Ge-
heimen'.
Vgl. dazu griech. Tupocpaaiv 'vorgebUch', icpotxa 'um-
sonst' u. a.
b) von Adjektiven, gewöhnlich im Neutrum, z. B.
■41«t«^<H cmantaram 'hierauf, dahinter', f^XTl ciram
'lange', f^^R nityam 'stets', ij^tiT^j^ pratyaMam 'deut-
hch, offenkundig', 6j|^4{^ hähyam 'hinaus', ^tTcTR; sqpra-
tam' jetzt, augenbHcklich', ■^■»f ähi 'schnell', ^^ sädhii
'richtig'.
Anm. Der Acc. S./. begegnet in Fällen wie atitarätn (§ 387)
Ygl. dazu z. B. griech. (j.axpav, itpipTjv, Taj((<jTT)v u. ä.
272 Formenlehre. [§ 392—397.
c) von Pronominalstämmen , z. B. 7^?^ tat 'dann,
darum', -^jf^ yat 'wenn, daß', fliiT^; Mm 'warum?', ^fy^
yävat — cficjcl^ tävat 'wie lange — so lange, solange
als — inzwischen'.
über die besondere Form eines adverbialen Kom-
positums s. § 679 ff.
393. 2. Der Instrumental ist ebenfalls oft ad-
verbial; bei Adjektiven wird gern auch die Pluralform
verwendet. Vgl.
a) "^^«T Manena 'im Augenblick, sofort', "feissn
diUyä 'Glück auf, 4j^<j| sahasä 'plötzhch'.
b) '5~^1JT dürena 'fern, aus der Ferne', dazu auch
Komparativ d'^^cf^'Hr düratarena 'noch weiter weg von...',
ffT^^^ tira§cä 'in die Quere' (vgl. auch § 322); xg%: uc-
cäih 'hoch, laut', ift%: pröccäih 'sehr laut', ^^: ^anäih
'langsam, allmähüch'.
394:. 3. Der Dativ ist selten adverbial gebraucht,
so z. B. in "^"^TSI ttrthäya 'um — willen, zu dem Zweck
des . . .'.
395. 4. Der Ablativ des Sing, begegnet adverbial
a) bei Substantiven, z. B. •^^TTrC ^^^^^ '^i^ Gewalt,
gewaltsam', ^^cTRi; sqMepät 'in Kürze, kurz'.
b) bei Adjektiven, z. B. "^rf^TTTtT; acirät 'in kurzem,
bald', ^^^n^ J^rcchrät 'mit Mühe', TTTri; dürät 'von
fern', TBn"^ft säMät 'vor Augen, leibhaftig, wirkhch'.
c) bei Pronominalstämmen, z. B. ffif^ tat 'dann'
(vgl. § 361, S. 249), öji^nti; Tidsmät 'warum?'.
Vgl. alat. rected, facülumed, meritöd.
396. 5. Der Lokativ ist adverbial in Fällen wie
■^I^ agre 'vornen', -^j^ artlie 'wegen' (am Ende eines
Kompositums), ^^ rte 'ohne, außer'.
397. Isolierung der Adyerlbform. Auch in den
§ 392 — 396 besprochenen Kasusformen hegt schon
eine gewisse Erstarrung vor, da die angeführten Formen
§ 397. 398,] Anhang zur Nominalflexion: Adverbialbildung. 273
bereits der Bedeutung nach aus dem Kasussystem
losgelöst und isoliert sind, obwohl sie formal noch
als lebendige Kasus empfunden werden können. Von
einer völhgen Erstarrung kann jedoch erst gesprochen
werden, wenn die Adverbialformen auch den formalen
Zusammenhang mit dem Kasussystem verloren haben;
das ist z. B. der Fall, wenn ein Kasus sonst unterge-
gangen ist, wie im Griechischen der Instrumental oder
der Ablativ (in ouTuto, ouio), avwTepw u, dgl.). Da im
Ai. das uridg. Kasussystem erhalten ist, so konnte dieser
Fall allerdings hier nicht eintreten: die Isolierung einer
Form geschah entweder dadurch, daß die ursprüngHche
Kasusform im lebendigen Paradigma durch eine Neu-
bildung ersetzt wurde, oder daß das zugrundUegende
Nomen (oder Pronomen) sonst verloren ging, d. h. nicht
mehr durchflektiert wurde.
398. Eine Kasusform kann schon dadurch aus dem
Paradigma losgelöst werden, daß der Accent beim Ad-
verb und beim flektierten Nomen verschieden ist:
dieser FaU (z. B. in adharat 'unten' gegenüber ädliara-
'der untere') kommt nur für die ältere Sprache in be-
tracht (vgl. Whitney § 1112. e). Im klass. Sanskrit haben
sich aber bisweilen altertümliche Kasusformen in
Adverbien erhalten, während sie sonst untergegangen
sind. Dahin gehören z. B. das schon § 395. c) angeführte
tat, ferner die Adverbien dt (§ 373. 374. b) und id (§ 365),
die in der Flexion der betr. Pronomina durch kim und
idam ersetzt sind. Eine Isoherung kann weiter dadurch
zu stände kommen, daß die Stammbildung beim regel-
mäßigen Paradigma geändert worden ist: so ist adhunä
'jetzt' ursprüngHch ein Instr. der Stammform adhun-,
an deren Stelle in der Deklination die Stammform adh-
van- trat (vgl. § 309).
Eine untergegangene Kasusform liegt wohl in
fPi kva 'wo?' (kva-cid, kva-cana, kväpi 'irgendwo') vor.
Thumb, Altindigche Grammatik. 18
274 Formenlelire. [§ 399. 400.
399. Die Isolierimg eines Adverbiums wird noch
vollkommener, wenn das dazu gehörende Nomen aus
dem Gebrauch geschwunden ist; das gilt z. B. für die
Adverbien naUam 'bei Nacht', tu^räm 'schweigend' (wohl
Acc. eines Subst. *tuMi 'das Schweigen'); über das
schwierige idämm 'jetzt', das jedenfalls den Pronominal-
stamm i- enthält, vgl. zuletzt Pedersen IF. II, 237 ; evam
'so, eben' gehört zu dem sonst untergegangenen Pronomi-
nalstamm eva- (apers. aiva- 'ein', gr. olo?) ; dräk 'eihg, rasch'
ist vermuthch Neutrum eines Adjektivs, steht aber ganz
allein; zu adhastät 'unterhalb', j^lcä^ 'hierauf fehlt eben-
falls ein entsprechendes Nomen. Man kann ferner in
Fällen wie säMm 'zusammen (mit)', hahih 'außen' (§ 390)
isoherte Akkusative, in mithyä 'umsonst, vergebhch' (W.
müh- 'wechseln'), 2>'^'^^^'^ '^or, ehemals' Instrumentale
sehen; doch ist die Bestimmung des Kasus nicht immer
so einfach, so z. B. bei adhali 'unten', puraJi 'von', mithah
'gegenseitig', wo es sich offenbar um altererbte Adverbia
handelt (vgl. z. B. gr. Tzdpoc,).
400. Wenn ein Adverb gleichzeitig in Stamm-
wort und Endung isoliert ist, so haben wir die voll-
ständigste Art der Erstarrung, die z. B. in eva 'so' (bloße
Stammform), rrtJtä 'nach Beheben, umsonst' (alte In-
strumentalform eines Nomens vrtJiä- 'Wahl'?) vorhegt.
In die Adverbialbildung scheinen sich manche Beste
alter Kasusformen gerettet zu haben, die bereits in der
für uns erschheßbaren Gestalt der Grundsprache außer
Gebrauch gekommen waren ; so steckt vielleicht in punar
'wieder', muhiir (in der älteren Sprache auch muJm)
'plötzUch, jeden Augenbhck, immer wieder', tar-{lu) 'da-
mals', ebenso wie in gr. vuxTtop, got. Ivar, lat. cur ein
Kasus auf -r\ womit der idg. Wechsel von n- und r-
1 über die Adverbien auf -r vgl. besonders Johansson BB.
XIV, 163 £f. XVI, 130 ff.
§ 400. 401. 402.] Anhang zur Nominalflexion: Adverbialbildung. 275
Stämmen wohl irgendwie zusammenhängt (s. § 341 Amn. 2).
In einer Reihe von Adverbien muß man darauf ver-
zichten, die ai. oder uridg. Form morphologisch zu deuten,
vde z. B. bei adya, sadyah 'heute', liyah (gr. jbiz)
'gestern', hmli 'morgen', nänä 'in verschiedener Weise',
nÜH-ani 'jetzt' (vgl. vuv). Der Begriff Adverb geht oft
unmerkhch in den der Präposition und der 'Partikel' oder
Konjunktion über (vgl. nu 'nun', tu 'aber', cit, id), da
der Ursprung dieser Wortarten vielfach im Adverb zu
suchen ist.
401. Eine große Zahl von Adverbien wird mit Hilfe
besonderer, produktiver Adyerlbial-Siifflxe gebildet. Die
Entstehung derselben ist verschieden; zum Teil sind es
alte Kasussuffixe (etwa in griech. 7r6-öev), zum Teil
Wortbildungssuffixe in einem erstarrten Kasus (wie
z. B. lat. -tini in furtim u. s. w.), zum Teil sogar End-
gheder ursprünglicher Komposita (vgl. ital. vera-mente)
oder ursprünghch selbständige Partikeln (Postpositionen),
die an eine andere Wortform angewachsen sind (vgl. gr.
t6-t£ = idg. Ho-gßfe, und oixa-Se, worin -Se die Post-
position 'zu' ist). Sobald einmal solche Wortelemente
im Sprachgefühl eine gewisse adverbiale Funktion erhalten
hatten, konnten sie 'weiterwuchern', d. h. zu einer pro-
duktiven Endung werden, mit der beliebig viele neue
Adverbia gebildet werden können.
402. Nur in wenigen Fällen ist es möglich, solche
Adverbialsuffixe aus den Mitteln der einzelnen Sprache
zu erklären; das ist z. B. der Fall bei dem ai. Suffix
-vat- , das an behebige Nomina angehängt werden kann,
um auszudrücken 'nach Art von, gleichwie', z. B. i^tt^
khagavat 'wie ein Vogel', xj-^cjci^ putravat 'wie ein Sohn',
4<ch<4rt mukavat 'wie ein Stummer, stiunm', Pi4'^c^^^^c^<^
Citrakamavat '^vae Citrakarna', sogar ij^mcjci^ ijathävat 'in
einer Weise wie es sich gehört, nach Gebühr, ördenthch'
18*
276 Formenlehre. [§ 402. 403.
(vgl. auch die mit -vant- gebildeten Pronomina § 375. 1).
-vat ist Acc. S. n. von Adjektiven auf -vant- (§ 327); der
Ausgangspunkt des Gebrauchs waren Wendungen wie
etwa manuvad vadati 'er redet etwas zum Menschen
gehöriges, für den Menschen passendes' == 'er redet -me
ein Mensch' ; nach dem Muster solcher Fälle wurde nun
-vat auch an Nomina angefügt, zu denen Adjektiva
auf -vant- sonst nicht gebüdet worden sind. Vgl. dazu
Delbrück, Grundriß III, 1, 613f.
Eine Scheidung der Suffixe nach ihrem Ursprung ist
wegen der Unsicherheit der Deutung nicht möghch; für
die folgende Gruppierung ist nur die ai. Lautform maß-
gebend.
403. ^Suffixe.
1. -tas bildet Adverbia meist ablativischer Bedeutung
sowohl von Pronominal- wie Nominalstämmen, z. B.
■^TfT: atali 'deshalb, daher' (a- § 364. c), •^t itah 'von
hier, daher' (i- § 364 a), fifn tatah 'hierauf [ta- § 358),
jf({: yatah 'infolge dessen daß, weil' {ya- § 369), ^:
hdah 'woher, warum' (ku- § 374. c) ; xr^ijjarataJi 'hinter-
drein, nachher', xn^T: iniratali 'voran, in Gegenwart' (zu
jmrah 'voran'), ^ct: sarvatah 'von allen Seiten, voll-
ständig', TTTi'' äüratah 'von weitem', "^nt^. äditaJi 'von
Anfang an', "^^ci: arthatah 'um eines Zweckes willen',
rfc|H: däivatah 'durch Schicksalsfügung'.
Dieses Suffix (das auch iranisch ist) hat im Ai. noch ziem-
lich ausgeprägten Kasuscharakter, -was sich z. B. aus einer Kon-
struktion wie tatah prabhrti 'von da an' ergiebt ; es ist idg. *-tos,
gr. -To;, lat. -tus (in evxos, Ixtoi;, lat. intus, radicitus u. s. w.).
S. auch oben § 240 u. Brugmann, Grundriß II, 594 fi". (Griech.
Gramm. 3 254).
2. -ti nui' in jf^ iti 'so' (am Schluß einer Rede oder
nach Citierung einzelner Wörter und ganzer Sätze).
Es gehört vielleicht zum Nominalsuffix -ti- (in lat. -tim), vgl.
ferner lat. iti-dem, uti-nam.
§403 — 406.] Anhang zur Nominalüexion : Adverbialbildung. 277
3. -tra findet sich in einigen Orts- (Zeit-)Aclverbien
wie -^r^ atra 'dort(liin), da, dann', ör^ kutra 'wo?', tj^
tatra ' dort (hin) ',^1^ yatra 'wo', ^^n^ anyatra 'anderswo',
^cf^ sarvatra 'überall, jederzeit'.
Das Suffix (ved. auch -trä) hat außerhalb des Arischen (vgl.
av. ai'ra, yai>ra u. ä.) keine unmittelbaren Verwandten, doch
kann es an got. vi-t>ra 'gegen', hidre 'hierher', }vai>rd 'woher' u. ä.
angeknüpft werden; ein Zusammenhang mit dem (Komparativ-)
Suffix -tero- und dem Suffix -ter- in antar (lat. inter), prätar
'frühe, in der Frühe' liegt nahe. Vgl. auch Brugmann, Grundr.
II, 185. Johannsson BB. XVI, 137 f.
404. i/i- Suffixe.
1. -tJiä (av. -pä) bildet Adverbia der Art und Weise
(von Pronominal- und verwandten Stämmen), z. B. ^r^TT
kathä 'wie?', TfEn" tatliä 'so', zj^n yctthä 'wie' (rel.),
-^fiij^m anyathä 'auf andere Weise, fälschlich', 4j4^l
sarvathä 'auf jede Weise'.
2. -tham hat gleiche Funktion, ist aber seltener, vgl.
dk^ii katham 'wie?' (katham api 'irgendwie, kaum'),
X(^T{^ ittham 'so, auf diese Weise' {id-\-tham).
Vgl. auch vrthä § 400.
405. (Z-Suffixe.
1. -da in Adverbien der Zeit, z. B. -jf^ tadä 'dann,
^^\ ^JTT yo^dä 'als, wann', ^gg^kadä 'wann?', ij^chtf | ekadä
'zu gleicher Zeit, einmal', -^^ sadä 'immer' (vgl. sa- in
sa-krt § 384 a).
2. -di in yadi 'wenn' (= apers. yadiy).
Vgl. außer iran. -da auch lit. kada 'wann'. Ein Zusammenhang
mit den griech. Adverbien auf -8ov, -8y]v, -8a ist wegen der gänz-
lich verschiedenen Gebrauchsweisen schwer herzustellen, yadi
wird von J. Schmidt (Pluralbildungen 245) in das Neutrum yad und
Suffix -i zerlegt; dieses i ist nach demselben Gelehrten ursprüng-
lich identisch mit der Endung des Neutr. PL, der von Haus aus
keine Kasusbedeutung zugekommen sei. Andere Kombinationen
bei Persson IF. II, 218 f.
406. Das schon § 384 c) genannte Suffix -ias
kommt auch außerhalb der Zahlwortbildung vor, vgl.
278 Formenlelire. [§ 406. 407.
z. B. <g(u^«ij[: Miandaiah 'stückweise', ^nniT: ganaiah
'scharenweise', ht^HT: hhägaiah 'Teil für Teil, nach und
nach', f^trtj^ij: niiyaküi 'beständig'.
Vgl. griech. dvBpaxd?, e/d? (das Suffix fehlt im Iran.).
407. Ein Suffix -va scheint in ^ iva 'wie' (zum
Pronominalstamm i-) und i^ eva 'so, eben' (s. evam
§ 399), ein Suffix -ha in ^ Um 'hier' und ^ kuha 'wo?'
vorzuüegen.
Der lokativische Charakter des Suffixes -Im erhellt
aus Konstruktionen y\\Q iha samaye 'in dieser Lage.
-ha darf (nach § 121 Anm.) auf ein älteres -dha zurück-
geführt werden, vgl. ved. sadha neben saha 'mit' und
prakrit. idlm 'hier' neben iha; ein uridg. Lokativ-Suffix
.dh+ Vokal wird auch durch gr. tcoOi, '7rp6aO£(v), evöa,
lat. m(^e, ab. ks-de 'wo?' wahrscheinhch gemacht.
Zweiter Abschnitt.
Das Verbum.
XXI. Kapitel.
Die verbalen Ausdrucksmittel.
a) Der Formenbestand. Augment und Keduplikation.
408. Literatur : ßrugmann, Grundriß II, 836 ff. (Kurze vergl.
Gramm. 481 ff.). Whitney, Gramm. § 527 ft. Whitney, Die Wurzeln,
Verbalformen und primären Stämme der Sanskritsprache 1885. —
Bartholomae [ran. Grundr. I, 51 ff.
409. jSTur das Verbum fini tum, d. h. die Gesamt-
heit der mit einer Personalendung versehenen Bildungen
eines Verbalstammes, gehört zum Begriff der Konju-
gation; das Verb um infinitumumfasst die sogenannten
Verbalnomina (Participien und Infinitive) und wird nur
deshalb zur Verbalflexion gerechnet, weil die infiniten
Formen mit den Verbalstämmen und -wurzeln in einem
engen formalen und funktionellen Zusammenhange stehen.
410. Genera yerbi. Das ai. (arische) Verbum ist
(besonders in der ältesten, vedischen Zeit) ein ziemHch
getreues Spiegelbild des uridg. Verbalsystems; nur das
Griechische kann in Bezug auf AltertümUchkeit und
Mannigfaltigkeit der Formen mit ihm, wetteifern. Diese
beiden Sprachen allein haben die idg. Scheidung von
Aktivum und Medium bewahrt: für jedes der beiden
Genera verbi gibt es besondere Personalendungen (s.
280 Formenlehre, [§410.411.
§ 41 7 ff.); an dem Unterschied von Aktiv und Medium
nehmen auch die Participia teil, während den ai. In-
finitiven (im Gegensatz zum Griechischen) keine Genus-
bedeutung zukommt. Das ai. Passiv um ist, soweit es
nicht einfach durch die medialen Formen ausgedrückt
wird, eine Neuschöpfung (s. § 576 ff.); der idg. Grund-
sprache fehlte eine besondere Passivbildung.
411. Gebrauch der Genera. Aktivum und Me-
dium werden ähnlich wie im Griechischen gebraucht ; der
ind. Terminus für 'Medium', ätmane-padam 'Wortform
in Bezug auf sich selbst', zeigt (gegenüber parasmäi-
padam 'Aktivum', d. i. 'Wortform in Bezug auf einen
andern'), daß im Medium der Anteil des Subjekts an der
Handlung irgendwie zum Ausdruck kommt (direktes und
indirektes Reflexivum, Eeciprocität) ; vgl. z. B. "^irf?T
yajati 'er opfert' (vom Priester, der für jem. das Opfer
vollzieht), aber ^y^ ijajate 'er opfert', von dem, der für
sich selbst opfert; ^r?T^ ^T^ nayasva niäm 'führe mich
mit dir w^eg'. Jedoch läßt sich in vielen Fällen die me-
diale Bedeutungsnuance nicht mehr erkennen; manche
Verba werden überhaupt entweder nur im Aktivum oder
nur im Medium gebraucht (vgl. z. B. ■|;'^^ 'ikSate 'er
sieht', ^n^% hliäSate 'er spricht', ?T^% manyate 'er
meint'). Die letzteren Verba decken sich z. T. mit den
griechischen Deponentien, z. B. ^et^^ sacate = eTrexai, j\'f\
§ete = xetiai. Übrigens gehören zu einem medialen
Praesensstamm nicht immer mediale Formen der außer-
praesentischen Tempora; so hat z. B. -^-^^ vartate
'er wendet sich' (Praes. Med.) die aktive Perfektform
'^^'^ vavarta neben sich, womit das Verhältnis etwa
von lat. revertitm^ — revertit zu vergleichen ist.
Das Passivum (d. h. die § 576 ff. behandelte Neu-
bildung) wird im Sanskrit mit besonderer Vorliebe (statt
aktiver Konstruktionen) verwendet, so auch häufig bei
intransitiven Verben wie z. B. in -^-^ fsf^-Rf fTTR; ^W^^rq,
§411.412.413.] Die verbalen Ausdrucksmittel. 281
niSkramyatäm (I, 2) 'es soll schnell weggegangen werden'
= 'geh schnell weg'. Gelegentlich hat das Passivum
reflexive oder intransitive Bedeutung, z. B. ^r^% miic-
yate 'er befreit sich', tr^^ pacyate 'er wird reif'.
412. Wenn man in einer finiten Yerbalform die Per-
sonalendung abstreicht, so bleibt eine Stammform übrig,
der die Funktion eines Modus zukommt. Das klassische
Sanskrit besitzt einen Indicativ, Optativ und Impe-
rativ; der Konjunktiv ist nur in der älteren Sprache
erhalten, bezw. später in der Formation des Imperativs
untergegangen. Optativ und Imperativ sind (im klassi-
schen Sanskrit) außerhalb derPraesensflexionungebräuch-
hch. Über Bildung und Gebrauch der Modi (wozu noch
einige besondere Formen wie der Injunktiv, Kondicio-
nalis und Prekativ kommen) s. § 436 ff. Da dem Indi-
kativ ein besonderes Moduszeichen nicht zukommt, so
erhält man aus den Indikativformen nach Abzug der
Endung unmittelbar den Tempusstamm.
Das Ai. besitzt 4 Tempusstämme :
I. Praesensstamm (Kap. XXII und XXIII).
II. Perfektstamm (Kap. XXIV).
III. Aoriststamm (Kap. XXV).
IV. Futurstamm (Kap. XXVI).
Zu I. gehören auch die abgeleiteten (sekundären)
Verbalstämme (Kap. XXVII).
413. Die Tempora des Sanskrit sind Praesens, Im-
perfekt, Perfekt, (starker und sigmatischer) Aorist, Fu-
turum und Kondicionalis ; sie werden (samt den dazu ge-
hörigen Modi und Participien) entweder mit Hilfe der
Tempusstämme oder (seltener) durch Umschreibung ge-
bildet (periphrastisches Perfekt und Futurum). Vgl. das
folgende Schema:
j p { Praesens : Indik., Optat., Imperativ und
I Particip.
[ Imperfekt: Indikativ (Injunktiv).
282 Formenlehre. § 413. 414.[
. . f a) starker Aorist: Indikativ (Injunktiv).
{ b) siffmat. Aorist: Indikativ (Injunktiv) u.
stamm t, ^ j.-
y I'rekativ.
III. Perfekt- | Perfektum: Indikativ (auch periphrast.)
stamm \ und Particip.
_,, _ [ Futiu-um: Indikativ (aucliperiplirastisch)
l und Particip.
stamm ', -y^ ,. . ,.
I Kondicionahs.
414. Gebrauch der Tempora. l.DasPraesens
ist das Tempus der Gegenwart, insbesondere auch der
Dauer; in Verbindung mit der Partikel ^ sma (die je-
doch auch entbehrt werden kann) dient es ferner zum
Erzählen in der Vergangenheit, vor allem um die Dauer
in der Vergangenheit zu bezeichnen, z. B. ^^^^rf?T ^ ^"^^
sati sma 'er wohnte einmal'. Als Tempus der Erzählung,
d. h. der historischen Vergangenheit, werden in gleicher
Weise Imperfekt, Perfekt und Aorist verwendet;
der Aorist wird jedoch im klassischen Sanskrit ziemlich
wenig gebraucht. Beliebt ist endhch in der Erzählung
das Particip auf -ta- (§612 ff.) und die davon abgeleitete
Form auf -tavant- (§ 618) als Praedikatsnomen (ohne
Copula). Das Futurum ist das Tempus der Zukunft;
die periphrastische Form ist seltener als das einfache
Futur, unterscheidet sichjedoch syntaktisch in der spätem
Sprache kaum von diesem.
Anm. Die ind. Grammatiker lehren, daß das periphrastische
Futur eine entferntere Zukunft bezeichnet, wozu der Gebrauch
in den Brähmana zu stimmen scheint, s. Speyer a. a. 0. 54 f.
Für die unmittelbare Zukunft kann auch das Praesens gebraucht
•werden. Bisweilen hat das Futurum modale Bedeutung, d. h. es
bezeichnet Absicht, "Wunsch oder "Wille des Handelnden.
Der Kondicionalis, der indikativische Form und
ursprünghch auch indikativische Bedeutung hatte, dient
als Modus irrealis.
2. Der (3rebrauch der Tempora hat sich im Sanskiit
von dem uiidg. (wie er sich am besten im Griechischen
§ 414, 415.] Die verbalen Ausdrucksmittel. 283
wiederspiegelt) weit entfernt. Der syntaktische Zu-
sammenfall von Perfekt und Imperfekt beginnt schon im
RV., der Zusammenfall von Aorist und Imperfekt war
im wesentlichen zu Ende der Brähmanaperiode vollzogen.
Von der alten praesentischen Gebrauchsweise des Per-
fekt ragt nur noch veda 'ich weiß' in die Sanskritperiode
herein. Vgl. im einzelnen Speyer, Ved. u. Sanskrit-Syn-
tax (Grundr. I, 6) S. 50 ff.
Anm. In der idg. Grundsprache bezeichneten die Tempus-
stämme nicht die Zeitstufe, sondern die sog. Aktionsart (punk-
tuelle, durative, iterative u. s.w. Handlung), wie sich noch deutlich
im Griechischen erkennen läßt. Zu diesem in den letzten Jahren
viel erörterten Problem der idg. Grammatik vgl. etwa Brugmann,
Griech. Gramm. ^ 469 ff. und Kurze vergl. Gramm. 559 ff. Das
eigentliche Tempus (die Zeitstufe) war in der Grundsprache nur
teilweise charakterisiert : zur Bezeichnung der Vergangenheit diente
vor allem das Augment (s. den folg. §).
415. Das Augment «-, das in den accentuierten
Texten der älteren Sprache immer den Accent auf sich
zieht, ist ein Kennzeichen des Indicativus Imperfecti und
Aoristi (sowie des Kondicionahs), d. h. der historischen
Tempora: es ist ein ursprünglich selbständiges Praefix
e- und konnte auch fehlen, wie die fakultative Verwen-
dung desselben im homerischen Griechisch, im Irani-
schen und im vedischen Indisch zeigt ; im Sanskrit ist das
Augment obligatorisch geworden. Wie im Griechischen
steht es bei zusammengesetzten Verben zwischen Praepo-
sition und Verbum, z. B. "^g^inTfi; ud-apaiat (Imperf. zu
nt-patati 'er fliegt auf).
"Wenn das Verbum vokaUsch anlautete, war das
Augment bereits in der Grundsprache mit dem anlauten-
den Vokal verschmolzen ; ai. Verba mit anlautendem a-
haben daher die Augmentform ä-, was idg. e-, ö- oder
ä- sein kann, z. B. "^n^fci; ^./^^ == gr. (dor.) aye, -jj^fl^
äs-l-t 'er war' = gr. (dor.) r^?. Die mit I-, zl-, r- be-
ginnenden Verba haben die Augmentformen äi-, äu-, är-
284 Formenlehre. [§ 415. 416.
(also Vrddhi statt Giiiia), z. B. "^^^cT äikSata 'er er-
blickte' (von IM-) ; es scheint hier ein idg. Augment e-
(st. e-) vorzuliegen (wie in gr. 7j-^ouX6(j,7]v u. dgl.).
416. Bei einigen Prcäsensstämmen, sowie im redupli-
zierten Aorist und im Perfektum erscheint als ein be-
sonderes Ausdrucksmittel der verbalen Stammbildung
die Reduplikation ; sie besteht gewöhnUch in der Wieder-
holung des ersten Konsonanten der Wurzel mit dem
Vokal e oder i (ye^ova, BiBwiii), seltener in der Wieder-
holung der vollständigen Wurzel (yapYaipw). Über die
besondere Gestalt der Heduplikation wird bei den ein-
zelnen Bildungen gehandelt; für die Wiederholung der
anlautenden Konsonanten gelten einige gemeinsame
Regeln, deren Begründung zum Teil schon in der Laut-
lehre gegeben worden ist.
1. Bei Konsonantengruppen wird im allgemeinen der
erste Bestandteil redupliciert, z, B. "5?^% pupluve, Perf.
von plu- 'schwimmen', gf^ jajnäu, Perf. von jfiä- 'er-
kennen', ^^T^T sasmära, Perf. von smar- 'gedenken'.
2. Bei der Anlautsgruppe s -1- Explosiva wird jedoch
der zweite Konsonant wiederholt, z. B. fT^iJT tastambha,
Perf. von stambh- 'unterstützen', '^2X^ tuStäva, Perf.
von stu- 'preisen' (wegen der Verwandlung von 5 in ^
vgl. § 147 f.; Ausnahmen bei Kielhorn § 232).
3. An Stelle einer Aspirata tritt die entsprechende
Tenuis oder Media, z. B. f^%^ ciccheda, Perf. von
chid- 'spalten', ^"VirrnT dadhämi, Praes. von dhä- 'setzen,
stellen', f7ref?T tiMhati, Praes. von sthä- 'stehen' (Kom-
bination mit 2.). Vgl. dazu § 136.
4. An Stelle eines Guttui^als erscheint der entspre-
chende Palatal, z. B. ^^^7: cakära, Perf. von kar-
'machen', f^%xi cikSepa, Perf. von Mi_p- 'werfen' (Kom-
bination mitl.), ^(^rr^jagJiäna, Perf. von (g)han- 'schlagen'
(Kombination mit 3.) ; für h erscheint immer j , z. B.
^(f\f!{ juliöti, Praes. von hu- 'opfern'. Vgl. dazu § 133. a).
§ 416. 417.]
Die verbalen Ausdrucksmittel.
285
Anm. "Während die Form des reduplicierten Konsonanten
bei 3. und 4. durch spezielle ind. Lautgesetze bedingt ist, geht
Regel 1. auf die idg. Grundsprache zurück, wie z. B. gr. xixpnj.ai,
x^xTT][j.ai, got. sai-slep 'ich schhef ' zeigen. Bei 2. war jedoch in ur-
idg. Zeit die Reduplikation mit s Regel, vgl. lat. si-stö, gr. laTTjjAi,
av. (3. S.) MUaiti, idg. *si-sthä-. Vielleicht ist die ai. RedupU-
kationsweise t — st- u. dgl. durch Dissimilation aus einer (idg.?)
Nebenform *st — st- u. s. w. hervorgegangen; diese liegt im got.
stai-stald von staldan unverändert vor, während in lat. spo-pondi
im Gegensatz zum Ai. der zweite Zischlaut durch Dissimilation
geschwunden ist. Vgl. dazu Brugmann Grundriß II, 857.
b) Personalendungen.
417. Ül)ersicht. Durch die Personalendungen werden
das Genus verbi (Activum und Medium), die Numeri
(Singular, Dual und Plural) und die 3 Personen, teil-
weise auch, die Tempora (Tempusstämme) und Modi
charakterisiert, vgl. die folgende Tabelle:
Activum
Medium
S.
1. -mi
2.-si
3.-ti
-e
-se
-te
I. Primäre En-
Du.
1. -väs
-vähe
dungen (Indic. ■
2. -thäs
-äthe
Praes. u. Fut.)
3. -täs
-äte
PI.
l.-mäs
2. -thä
-mähe
-dhve
3.-nti, -
a(n)ti
-nte, -ate
S.
1. -(a)w
2.-5
-i i-ä)
-thäs
II. Sekundäre En-
S.-t
-tä
du7igen (Tmpf.,
Du
1. -vä
-vähi
Aorist, Optativ,
2. -tarn
-äthäm
Prekativ, Kon-
3. -tarn
-dtäm
dicionahs)
PI.
l.-mä
2.-tä
-mähi
-dhväm
3. -{ä)n
i-ür)
-nta, -ata (rän)
286
III. Perfekt-
endungen
Forn
s.
aenlehre.
l.-a
L§4
2. -tha
-sä
3.-a
-e
Du.
l.-vä
-vähe
2. -äthur
-äthe
3. -ätur
-äte
PI.
l.-mä
-mähe
2.-ä
-dhve
3. -ür
-re
S.
1. -äni
-äi
2. -{d)U (0)
-svä
3. -tu
-tdm
Du
l.-äva
-ävahäi
2. -tarn
-dthäm
3. -tdm
-dtäm
PL
1. -äw(X
-ämahäi
2.-M
-dJiväm
IV. Imperativ-
endungen
3.-ntu, -a{n)tu -ntam, -atam
Anm. 1. Die hier angegebene Accentuierung gilt natürlich
nur in der älteren Sprache, vgl. § 55; sie ist wichtig für das
Verständnis der Abstufungsverhältnisse der athematischen Kon-
jugation und des Perfekts.
Anm. 2. Wie ferner die accentuierten Texte und die Lehren
der Grammatiker zeigen, war das ai. Verbum finitum im Haupt-
satz ursprünghch meist enklitisch und hatte nur im Nebensatz,
sowie an erster Stelle des Hauptsatzes und in einigen anderen
besonderen Fällen seinen eigenen Accent. Über die Einzelheiten
vgl. Whitney § 591 ff. und Delbrück, Grundriß III, 3, 56 ff. 83 ff.
418. In keiner iclg. Sprache ist das System der
Personalendungen so mannigfaltig wie im Ai. Be-
sonders wichtig ist die durchgehende Verschiedenheit
der primären und sekundären Endungen ; sie findet sich
zwar auch im Griechischen in ziemhch gleicher Verteilung,
ist jedoch , hier nicht in gleicher Vollständigkeit durch-
geführt: das Ai. gibt die ursprünghchen Verhältnisse
am treusten wieder. Die Perfekt- und Imperativendungen
§418.] Die verbalen Ausdrucksmittel. 287
sind nur teilweise von speziellem Perfekt-, bezw. Impera-
tivchai-akter ; im übrigen sind sie entweder mit den pri-
mären oder mit den sekundären Endungen identisch;
im Imperativ sind nämlich einige alte Konjunktiv-, bezw.
Injunkti-v'formen aufgegangen, s. § 439 ff.
Anm. "Was den Ursprung der idg. Personalendungen be-
trifft, so läfit sich über Vermutungen nicht hinauskommen; a
priori ist zu vermuten, dafi in denselben Personalpronomina
stecken; ein solcher Zusammenhang drängt sich z. B. bei den
Endungen -m(i), -t{i), -te {-ta) unmittelbar auf. Verkehrt wäre
es jedoch, in allen Endungen Reste von Pronomina suchen zu
wollen; so fungiert in der 2. S. Imper. (s. d.) der reine Stamm
als Flexionsform, was ja auch beim Nomen und Pronomen ge-
legentlich der Fall ist. Auch das formale Verhältnis zwischen
aktiven und medialen, primären und sekundären Endungen ist
dunkel; ein Zusammenhang ist zwar öfter augenfällig, so z. B.
bei der 3. S. (uridg.) -ti, -t, -tai und -fo, aber es läßt sich nicht einmal
sagen, ob z. B. das aktive -ti aus -t oder umgekehrt -t aus -ti
hervorgegangen sei, geschweige denn daß wir wüßten, wie die
beiden medialen Endungen mit den aktiven zusammenhängen.
Es ist ferner zweifelhaft, ob die Verteilung von primären
und sekundären Endungen, wie sie im Ai. besteht, schon in der
idg. Grundsprache in gleicher "Weise Regel gewesen ist ; im Kon-
junktiv zeigt auch das Ai. ein Schwanken zwischen den beiden
Arten von Endungen. Auf grund des Keltischen vermutet
Zimmer KZ. XXX, 119 f., daß die um -i vermehrten ('absoluten')
Endungen ursprünglich nur dann antraten, wenn das Verbum
'absolut', d. h. ohne Praeposition oder Ai^gment, gebraucht
wurde, daß aber in Verbindung mit diesen Praeverbien, die den
Ton auf sich zogen, die sekundären ('konjunkten') Endungen er-
schienen. Vgl. darüber zuletzt A. Kock KZ. XXXIV, 576ff.
Hirt, Griech. Laut- und Formenlehre S. 343 f. Dennoch darf der
Zustand, der sich im Ai. und Griechischen darbietet, im Großen
und Ganzen bereits in die idg. Grundsprache zurückprojiziert
werden.
Über ältere Hypothesen und zur Erklärung der idg. Personal-
endungen vgl. die von Brugmann, Grundriß II, 1330 verzeich-
nete Literatur.
288 Formenlehre. [§ 419.
a) Aktivendungen.
419. 1. Pers. Sing. I. idg. -mi, vgl. z. B. *esmi 'ich
bin' = ai. asmi, av. ahnii, gr. tl\ii, lit. esml. Die sog.
thematischen Yerba (s. § 446) hatten die Endung -ö, z. B.
*hJierö == gr. cpepo), lat. fero, got. haira; auch das Alt-
avestische zeigt noch diese Endung (z. B. spasyä = lat.
specio)^ das Vedische wenigstens noch im Konjunktiv
(s. IV), doch ist im Arischen die Endung -mi verall-
gemeinert, d. h. auf die thematischen Yerba übertragen
worden: vgl. ai. hJiarämi, av. harämi; diese Übertragung
fand statt nach Proportionen wie *hJiarä (1. S.) : hharä-
mäh (1. PL) = dve^-mi (1. S.): dvis-mah (1. PI.) oder
*hharä : hhare (1. S. Med.) = dve^-mi : dvi§-e (1. S. Med.).
II. idg. -m,hezw. -m. z. B. *e-hhero-m-=&i. a-bhara-m,
ap. ahara-m, gr. l-cpepo-v; (Opt.) *s(i)ie-m = ai. si/ä-w,
gr. eiTj-v, lat. sie-m. -m (z. B. idg. *es-m = gr. vja) ist
im Ar. durch -am vertreten : ai. äs-am , ap. äham ; das
zu erwartende *äsa u. ä. ist vermuthch durch die Endung
von ahharam u. s. f. umgestaltet worden ; vgl. zu dieser
Erklärung § 230, S. 154.
III. idg. -ä, z. B. *dedörk-a = ai. dadaria, gr. 8s-
8opxa.
IV. ai. -äni hat nur noch im Iran, eine Parallele,
z. B. (jung-)av. haräni = ai. hJiaräni 'ich vnll tragen'.
Daß eine arische Neubildung vorliegt, darauf weisen
Formen wie ved. hravä (neben hraväni) = aN.mravanehen
mraväni 'ich will sprechen'; die kürzeren Formen sind
Konjunktive mit der idg. Endung -ö (s. §439 f.). An-
sprechend ist die Vermutung Perssons IF. II, 253 ff., daß
urar. *hharä zunächst durch eine deiktische Partikel -na
erweitert worden sei und daß dann weiterhin *hharäna
nsichhharämi, -si, -ti zu hharäni umgestaltet -w-urde. Über
das genannte -na s. § 426.
§420.421.] Die verbalen Ausdruckamittel. 289
420. 2. Pers. Sing. I. iclg. -si, z, B. *ei-si 'du gehst'
= ai. e-Si, gr. el (aus *£l-ai), lit. ei-sl; *hhere-si = ai.
hhara-si, av. bara-M, got. hairis (aus urgerm. *hiri-si).
II. idg. -s, z. B. '^est(Ji)ä-s = ai. asthä-h, gr. Iott]-?;
*ehhere-s = dhharah, gr. Iffspe?; Opt. *hheroi-s = ai.
hhare-h, av. baröi-S, gr. cpepoi?, got. hairais.
III. idg. -f7m, z. B. *iioittJia 'du weißt' = ai. vettha,
altav. vöistä, gr. olaöa, got. luaist.
IV. idg. -fZ/i/, z.B. idg. *i-c?/«« 'geh' = ai. i-7«i, ap.
«-(?li/, gr. 'lÖi; zu /t == ^/i vgl. § 121 Anm. Die Endung
-dhi steht nach Konsonanten, z.B. viddhi = gr. laöi,
idg. "^iiid-dhi. Bei thematischen Verben dient der bloße
Stamm als Impv., z. B. idg. *hhere =■ ai. hhara, gr. cpeps,
lat. [?e^]e , got. hair. Über die Formen der (ai.) 5. und
9. Praesensklasse s. d.
421. 3. Pers. Sing. I. idg. -ti, z. B. *es-ti = ai. as-
ti, av. as-ti, gr. eaxi, got. ist, lit. esti; *hhere-ti = sä.
hhara-ti, av. baraHi, got. hairip (aus ^hiri-pi), altksl.
II. idg. -f, z. B. *edh^/idJie-t = ai. adadhä-t, gr. exi-
ÖYj; *5(i)ie4 = ai. syät, gr. eiv], alat. sie^ (siet); *ehhere-t
= ai. ahharat, gr. Iffigpe (lat. era-^ u. s. w.).
Anm. "Wenn die Endungen -s und -f unmittelbar an einen
konsonantisch endigenden Verbalstamm antraten, so mußten sie
im Ai. nach § 165 abfallen, z. B. 2. 3. Imperf. ahan aus *ahan-s,
*ahan-t zu hanmi 'ich töte'.
III. idg. -e, z.B. *dedorke = ai. dadarSa, gr. SeSopxs.
Über dadäu von c?ä- u. ä. vgl. § 527.
IV. ai. -tu ist nur noch im Iranischen sicher nach-
zuweisen, z. B. ai. astu 'er soll sein' = av. astu, ai. hha-
ratic 'er soll bringen' = ap. haratuv. Man erklärt
-tu als eine Injunktivfonn (idg. *h]ieret, s. § 441) +
Partikel u.
Anm. Die uridg. Endung -töd (vgl. gr. Iotoj, alat. estöd)
findet sich nur noch im Ved. (fehlt aber im Iranischen), z. B.
Thumb, Altindische Grammatik. 19
290 Formenlehre. [§ 421—424.
vit-tdt (von viel-) = gr. io-tw, kpm-tät 'er soll machen' = gr.
[8etx]vu-T(u, vahatät = [cpepjeTw; die Formen werden für die 2.
und 3. Person aller Numeri verwendet. Zur Erklärung vgl.
Brugmann, Grundr. II, 1323 f. oder Griech. Gramm. 3 341 f.
422. 1. Pers. Du. Die Bildung entspriclit genau der
1. Plur., nur daß v an Stelle von m steht; Dualsuffixe
mit -V- begegnen noch im Germanischen und Baltisch-
Slavischen, lassen sich aber im einzelnen mit denjenigen
des Ai. nicht zur Deckung bringen. I. idg. -ues oder
-^los, z. B. ai. i-vah von i- 'gehn', hharä-vah] das Iran,
weist daneben auf urar. -vasi (altav. us-vdlil 'wir beide
wünschen').
n. idg. -Meoder -uo, z. B. hharä-va, O-pi.hhare-va, dem
got. lairaiva am nächsten steht, doch geht letzteres auf eine
langvokalische Suffixform -mö (oder -ue) zurück, die durch
die lit. Form des Suffixes {süJca-vo-s reflex. 'wir drehen
uns') als idg. bestätigt wird. — HE. = II. — IV. ist die
Konjunktivform mit Endung II.
423. 2. Pers. Du. I. idg. -thes oder -tlios, z. B. ai.
i-thali von i- oder hhara-thah\ sichere Verwandte sind
nicht nachgewiesen, werden jedoch in lat. {es)-tis, got.
laira-ts vermutet.
II. idg. -tom, z. B. *is-tom = Sii. äs-tam, gr. YJa-xov;
*ehJiere-tom = ai. abhara-tam, gr. ei^epsTOV.
m. -atJiuh (-atJmr) ist ohne Verwandte, weiteres s.
§ 424. ni. — IV. = II.
424. 3. Pers. Du. I. idg. -tes ist außer dem Iran,
wohl noch durch ab. -te vertreten, also z. B. ai. hharatah
= av. hharatö, ai. vaha-tah = ab. veze-te.
n. idg. -täm, z. B. *es-täm = ai. äs-iäm, gr. t^cjtt^v;
*hheroi-täni = ai. hhare-täm, gr. cpepoi-xr^v (dor. -xdv).
III. Ai. -atuli (-atur) entspriclit av. -atar^, z. B. ai.
yet-aUcr= av. yaet-atar^ 'sie haben sich bemüht'; -itr be-
gegnet auch in der 3. P. Plur. (s. d.), sodaß sich vermuten
läßt, daß 2. 3. Du. -atlmJi und -atuh durch jene Endung
§ 424. 425. 426.] Die verbalen AusdruckBmittel. 991
beeinflußt worden sind; -th-:-t- entspricht ferner dem
Verhältnis von -tlias : -tas. Alles übrige ist dunkel.
IV. = n.
425. 1. Pers. Plur. Von den mannigfachen uridg.
Endungen kommen für das Ai. in betracht : I. idg. -mes
oder -7nös, z.B. H-mes = ai. i-mah, gr. (dor.) i-{x*c, lat.
i-mus\ *hhero-mos = Wiarä-mah, gr. (dor.) cpepo-|X£?, lat.
feri-mus.
Anm. Die urarische Endung -masi, die im Vedischen noch
vorherrschte, ist im klass. Sanskrit untergegangen, im Iranischen
zur Alleinherrschaft gelangt, z. B. ved. s-masi, apers. a-mahy, av.
mahi 'wir sind'; bharä-masi, av. barä-mahi.
II. idg. -me, -mö oder -me, -mö\ z.B. *ehhero-m^/o =
ai. ahharä-ma, Opt. *s(i)ie-m^/o = ai. syä-ma, da-
gegen got. sijai-ma und ht. süko - me-s (reflex.) 'wir
drehen uns' mit langem Vokal. Der lange Vokal liegt
ferner in der ved. Nebenform -mä vor. Übrigens läßt
sich ai. -ma auch als idg. -mn, d. h. Tiefstufe zu gr.
-jjLSV auffassen.
m. = n. Perf. Hädm^/o = ai. vid-ma, got. witu-m.
IV. Konjunktivform mit Endung 11.
426. 2. Pers. Plur. I. idg. -the begegnet nur im
Arischen und ist sonst nicht sicher nachzuweisen (doch
vgl. auch HiUebrandt BB. XVin, 280): z.B. *hMre-the
= ai. hhara-tha, av. hara-pa.
n. idg. -te (in den verwandten Sprachen auch pri-
märe Endung, vgl. gi*. cpepexe u. s. f.), z. B. *ehhü-te
(Aor.) = ai. abhü-ta, gr. £<^u-Te; ^hheroi-te = ai. hhare-
ta, av. harae-ta, gr. (pepoiTS, got. hairaip.
Anm. Im Vedischen gibt es für I. und II. noch die Neben-
formen -thana und -tana : -na ist vermutlich eine deiktische Par-
tikel *-ne, die z. B. in gr. (thess.) o-ve = o-Se, lat. ego-ne, tu-ne
voriiegt, vgl. Pedersen IF. II, 199 £F. Man versteht daher, wrarum
-tana besonders häufig im Imperativ erscheint.
m. -a (z. B. ca-kr-a von kar- 'machen') hat außer-
halb des Arischen keine Anknüpfung. — IV. = II.
19*
292 Formenlehre. [§ 427.
427. 3. Pers. Plur. I. idg. -nti, -nti oder -enti
(nur nach Konsonant); z. B. a) -nti: *ue-nti 'sie wehen'
= ai. vä-nti, av. va-nti, gr. cteiai aus *d/£-VTi ; *hhero-nti
= ai. hharanti , apers. haraHiy, gr. (dor.) cpepovTi, lat.
feru-nt, got. haira-nd. wfi: *dhe-dJi-iüi 'sie setzen'
= ai. dadh-ati, altav. dadaHi, vgl. gr. (hom.) XeXoyj^-aai.
b) idg. s-e»ii = ai. santi, apers. haHiy, gr. (dor.)
evTi (eiai), got. s-?'«fl. Über die Verteilung von a) und
b) vgl. die einzelnen Konjugationsklassen.
II. a) idg.-w^, z. B. *ehhero-nt == ai. ahhara-n (vgl.
§ 165), apers. ahara(^), gr. Icpepo-v. — Über -»^ s. W.
b) -ent, z, B. idg, *es-ent = äs-an, gr. (hom.) ^ev 'sie
waren'.
Außerhalb der thematischen Konjugation ist die
Sekundärendung meist durch -nh ersetzt ; über die Ver-
teilung von -an imd -uh ist die Konjugation der einzelnen
Praesensklassen zu vergleichen. Die Endung -uh ist je-
doch Eegel im Optativ, z. B. Iharey-uh von hhar- oder
sy-uh von as- 'sein'. Dieses -uh ist etymologisch ein -ur,
wie die verwandten iranischen Formen zeigen ; das Avesti-
sche hat nämhch folgende mit r gebildete Aktivendungen
(s. Bartholomae , Iran, (jrrundi-. I, 66) : a) -r in hyä-r^
= ai. sy-ur. b) -ar^, z. B. altav. äd-ar^ 'sie machten' ==
ai. ä-dh-ur (von dliä- 'setzen'), c) -r^ in jamyä-r^§ = ai.
yamy-ur (in der älteren Sprache) 'sie möchten kommen',
d) -rS in der altav. Perfektform ciköit-dr^S = ai. cikit-ur
von cit- 'wahrnehmen'. Das ai. -iir kann zu b) oder d)
gestellt werden, da es auf die Grundfoi-m -rr = av. ar^^
oder auf -rS zurückgehen kann (vgl. den Gen. S. pihir
§ 302), d. h. es sind im Ai. wohl zwei Endungen zu-
sammengefallen, über deren ursprüngUche Verteilung
sich auch auf Grund des Av. nichts mehr sagen läßt.
1 Av. -ar» könnte freilich auch hochstufiges urar. -ar sein;
dann steht ai. -ur als Tiefstufe dazu im Ablaut.
§427.428.] Die verbalen Ausdrucksmittel. 293
Doch scheint im Ai. -iir die iirar. (iran.) Endungen a)
lind c) verdrängt zu haben , denn man erwartet z. B. zu
av. hyä-r^ ein ai. *syä-r statt syiir. Weiteres s. § 435
Anm. — III. s. II.
IV. ai. -antu und -atii ist wie die Singularform -tu
zu erklären: nach Abzug von -^l. erhält man 'Injunktive',
d. h. Formen mit sekundären Endungen : a) Wiara-ntu =
av. hard-ntu ist *hhero-nt -j- u.
b) dadh-at-u ist ''' dlie-äli-nt + u\ hier liegt also die
sonst untergegangene Sekundärform -nt (s. II.) vor; zu
dadhat- vgl. altav. dad-at 'sie setzten' (wohl auch = alt-
sächs. ded-un 'sie taten').
c) s-ant-u = 2iXi2iN . Mutä ist s-ant (idg. *s-ent, s.
II. b) 4- u.
b) Medialendungen.
428. 1. Pers. Sing. I. ai. -e (idg. -ai?) hat nur noch
im Iranischen eine Parallele (doch vgl. IH.), z. B. ai.
hruv-e = altav. mruy-e 'ich spreche' ; das griech. -{xai ist
damit nicht zu vereinigen. Der Ausgang -e ist auch auf
die thematischen Verben übergegangen, z. B. hhare = av.
hah'e 'ich bringe' ; man erwartet aus idg. *h}ierö + ai =
*hheröi ein ai. hliaräi (av. *haräi), das im Konjunktiv
(s. IV.) tatsächhch vorHegt.
II. ai. (ar.) -i ist ebenfalls ohne Anknüpfung und
daher nicht deutbar (gr. -[i7]v); bei thematischen Verben
ergibt sich -e (d. h. a + i) , also a-dviS-i zu dviS- 'hassen',
aber ahliare = av. ahare. Ebenso dunkel ist ai. (ar.) -a
im Optativ, z. B. dviSiy-a, hharey-a.
m. = I. Doch bieten hier die andern idg. Sprachen
verwandte Formen , z. B. ai. tutiid-e = lat. tutud-i (mit
Übertritt ins Aktiv), idg. *t{e)hid-äi ; vgl. auch ab. ved-e
'ich weiß', -ai scheint demnach die ursprüngliche Perfekt-
294 Formenlehre. [§ 428. 429. 430.
endung gewesen zu sein und verdrängte im Ar. die alte
Primärendung , die vermutlich in griech. -jxai vorliegt.
IV. Konjunktivform, s. aber auch I.
439. 2. Pers. Sing. I. idg. -sai, z. B. *(J^/id{9)-sai
= ai. äcd-se, gr. Si8o-oai; *hJiere-sai = ai. hliara-se, gr.
(pipt-ai, got. hairaza.
II. idg. -thes, z. B. *edd-thes = ai. adi-tJiäh (in der
älteren Sprache), gr. eBo-ör^?. Die Grundsprache hatte
außerdem noch (vermutlich für die thematischen Verba)
die Endung -so, die im Griechischen und Iranischen ver-
allgemeinert, im Ai. dagegen beseitigt wurde, also ai.
ahhara-thäh, Opt. hhare-thäh gegenüber av. hara-7dha,
larae-Sa = gr. ecpeps-o (scpspou), cpspoi-o. — III. = I.
IV. -sra ist auf das Arische beschi'änkt, z. B. dat-
sva = altav. da-sva 'gib', hhara-sva = av. Ixira-miha
(aus -s\m) ; -sva ist wohl mit dem Reflexivpronomen (gr. i.
idg. *sue, s. § 357) identisch, das an den Imperativisch
gebrauchten Verbalstamm (idg. *hhere) angefügt wurde.
430. 3. Pers. Sing. I. idg. -tai, z. B. *es-tai = ai.
äS'te, gr. YJo-xai.; *hJiere-tai == ai. hhara-te, av. [yaza^yte
(ai. yajate), gr. cpepE-iai, got. haira-da.
II. -to, z. B. *edd-to == ai. adi-ta (in der älteren
Sprache), gr. IBoto; *el)}iere-to = ai. ahhara-fa, gr. icps-
psTo ; Opt. *l)heroi-to = ai. hhare-ta, av. harae-ta, gr. cps-
poi-To.
m. idg. -ai (jedoch nur im Arischen) ; z. B. ca-kr-e
von kar- 'machen'; dadh-e = av. da'^t-e 'er hat gesetzt'.
Mit dieser Endung hängtwahrscheinhch die passive Aorist-
endung -i (§ 539) zusammen; denn diese und die Perfekt-
endung stehen zu einander offenbar in demselben Ver-
hältnis wie die entsprechenden Formen der ersten Person
(II. -i, III. -e).
IV. -täm , nur im Arischen , z. B. dat-täm zu da-,
hhara-täm = apers. [varnav]a-täm 'er soll überzeugen'.
§430—433.] Die verbalen Ausdrucksmittel. 295
Zu der (ved.) Nebenform -am vgl. Brugmann, Grundriß II,
1329 und Bartholomae, Iran. Grundr. I, 64.
431. 1. Fers. Du. Nur das Ai. ijesitzt besondere
Endungen; sie sind der 1. Plur. analog gebildet, indem
das dualische -v- an Stelle von -m- erscheint. Vgl. daher
§433.
4:32. 2.-3. Pers. Du. I. und ni., H. und lY. sind
jeweils identisch; das Verhältnis von tJ( (2. P.):i (3. P.)
findet sich auch im Aktiv. Die Endungen sind auf das
Arische beschränkt; über die teilweise gleichen irani-
schen Formen (die aber alle nur für die 3. Pers. ge-
braucht werden) s. Bartholomae, Ii'an. Grundr. I, 65 f.
Merkwürdig ist die Verscliiedenheit des dem t(Ji) vorher-
gehenden Vokals bei athematischen und thematischen
Verben: vgl. I. dvis- ät(}i)e. II. a-dviä-ät{li)äm , aber
thematisch I. h]iaret{h)e, 11. cibliaret{h)äm\ den beiden
letztern Formen hegt mithin eine Endung -itQi)e, -tt(]i)äm
zugrunde, die tatsächHch durch ved. ädh-Uäm (Aor.) 'sie
beide setzten' und av. da^t-ltdm 'sie schufen' bestätigt zu
sein scheint. Eine Vermittlung des ä und ^ ist mög-
lich, wenn man -ä-the u. s. w. nach § 77 auf ein älteres
-cli-the zurückfühi't: dazu wäre -l-tJie die Tiefstufe
(s. § 110). Vgl. darüber Wackernagel § 79. c), sowie
Bartholomae KZ. XXIX, 283 ff.
433. 1. Pers. Plur. I. urar. -madliai (idg. -medhai?),
z. B. ai. hJiarä-mahe = av. harä-mahle. Über h = dh
s. § 121 Anm.
n. ]Mit Bücksicht auf das Griechische ist idg. -medhd
anzusetzen, z.B. ^ehhero-medlw = sd. ahliarä-mahi, gr.
S'^spo-jisOa; *hheroi-medhd = Sii. hhare-mahi, altav. haröi-
nuPdi, gl'. cp£poi-|X£6a (vgl. § 69). Da auch sonstige
Endungen zu einander in einem Ablautverhältnis zu
stehen scheinen (si : -se, -ti : -te, -e : -i), so würde man zu
-medhd ein primäres idg. -medhä^ erwarten; ai. -mähe
296 Formenlehre. [§ 433. 484. 435.
(statt *-ma[d]hä) hätte dann sein -e von den übrigen
medialen Endungen mit -e bezogen. Vgl. jedoch auch
Pedersen KZ. XXX\T[, 80 f. — in. = I.
IV. Konjunktivform; das -äi stammt aus der 1. Pers.
S., s. § 439.
434. 2. Pers. Plur. Außerhalb des Arischen bietet
nur das Griech. (i^sps-aÖe ii. s. w.) etwas vergleichbares;
\-ielleicht steckt in der giiech. Dualform -a-6ov die ai.
Endung -dhvam, d. i. idg. -dJiiiom (also z. B. scpepsajöov
= ai. dbharc{\ähvam) ; im übrigen stimmen aber die griech.
und ai. Suffixe nur in 6 = dli überein; ob das Griech.
mit seinem -q^- (= idg. -zdh-) und das Ai. etwa mit dem
übrigen Teil der Endung (d. h. im Vokalismus) die uridg.
Formen fortsetzt, ist unsicher. Über die griech. Endungen
s. zuletzt Brugmann, Griech. Gramm.^ 356, sowie Hille-
brandt BB. XVIII, 279 ff.
435. 3. Pers. Plur. I. idg. -ntai oder -ntai (vgl. das
Aktiv), z.B. *h]tero-ntai^= Sil. hhara-nte , av. \yazd\-nte,
gl". cpspo-VTai, got. haira-nda-, *es-ntai = ai. äs-ate, gr.
(hom.) f^-axai.
n. idg. -tito oder -yto; z. B. '^ehhero-nto = ahhara-
nta, apers. cibaraHä, gr. ecpepo-vxo; *es-nto = ai. äs-
ata, gr. (hom.) TJato. Der Optativ hat die nur im Ai.
vorkommende Endung -ran, z. B. dviSi-ran von dvi^-,
hhare-ran.
III. -re, z. B. cakr-i-re (von 'kar-) = av. ca^'a-re.
Anm. Im Veda war die Endung -re nicht auf das Perfekt
allein beschränkt-, außer -re und -ran gab es ferner noch mehrere
andere mediale »--Endungen (s. "Whitney § 550), wovon sich einige
(-rate, -rata, -ratäm) beim Verbum se- 'liegen' auch späterhin
behauptet haben, s. § 484. 2. Diese Endungen hängen jedenfalls
mit den § 427 besprochenen zusammen. Außerhalb des Arischen
besitzt nur das Italische und Keltische r-Endungen und zwar in
medialer (passivischer) Funktion, vgl. z. B. lat. sequor = air.
-sechur, lat. sequitur = air. -sechethar, lat. sequimur = air.
-sechemmar, lat. seqimntur = air. -sechetar. Teilweise lassen sich
§435.436.] Die verbalen Ausdrucksmittel. 297
zwar die mannigfachen r- Formen des Italischen und Keltischen
auf gemeinsame (italo-keltische) Grundformen zurückführen, aber
sie haben mit den arischen Formen nur das r gemein, und es
ist daher nicht möglich, die idg. Grundformen, die Art der An-
fügung und die Funktion der r-Suffixe mit Sicherheit festzu-
stellen. Daß sowohl im arischen wie im italo-keltischen Sprach-
gebiet die ursprünglichen Formen durch Um- und Neubildungen
verändert und vermehrt worden sind, ist unzweifelhaft; so ist es
z. B. wahrscheinlich, daß die ai. Endungen -rate, -rata, -ratäm
aus einem älteren -ra durch Anfügung der Personalendungen
-te, -ta, -täm gewonnen sind; ferner läßt sich vermuten, daß -re
aus dem gleichen -ra durch Anlehnung an den Auslaut -e bei
sonstigen Medialendungen entstanden sei. So ist wenigstens eine
idg. Endung -ro mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit zu rekon-
struieren, da auch das Italokeltische sich damit verträgt; aber
weitere Einzelheiten entziehen sich noch unserer Erkenntnis.
Vgl. dazu Brugmann, Grundriß II, 1388 ff. (wo ältere Literatur
verzeichnet ist), ferner die ausführliche Darstellung von G. D o 1 1 i n ,
Les desinences verbales en R en Sanskrit, en Italique et en Celtique
(Pariser These), Rennes 1896, und zuletzt Sommer, Lat. Laut-
und Formenlehre 527 ff. bezw. Brugmann, Kurze vergl. Gramm.
S. 596 ff.
IV. Die Endungen -ntäm und -atäni verhalten sich
zu einander wie -nte und -ata u. dgl., z. B. dviS-atäm,
aber hhara-ntäm. Zu dieser (auch im Av. Yorkommenden)
Endung vgl. femer § 430. Wenn man hharantäm = gr.
cpepovTwv setzt (Hirt IF. ATI, 179ff. und Griech. Laut- u.
Formenlehi-e 428 f.), so wäre anzunehmen, daß die Form
im Ai. medial umgedeutet worden ist; man sieht aber
nicht recht ein, w^as für Vorgänge diese Umdeutung be-
wirkt haben sollen.
c) Modusbilduug.
436. Ülbersiclit. Die idg. Grundsprache besaß
5 Modi: Indikativ, Optativ, Konjunktiv, Injunktiv und
Imperativ. Im klassischen Sanski*it ist (syntaktisch) nur
der Indikativ, Optativ und Imperativ erhalten ; der Im-
perativ enthält außer ursprünglichen Imperativformen
298 Formenlehre. [§ 436. 437.
die Eeste der älteren (ved.) Konjunktiv- und Injunktiv-
bildung.
437. Der Indikativ ist ohne besonderes Moduskenn-
zeiclien. Der OptatiT (der sekundäre Endungen hat)
zeigt zwei Bildungsweisen :
1. An den Tempusstamm wird -yä- (idg. -ie- und
-iie-) im Aktiv, -l- (idg. -l-) im Medium angefügt. Diese
Bildung gehört den a thematischen Verben an. Die
beiden Fonnen des Moduszeichens stehen zu einander
im Ablautsverhältnis, s. § 109. b) a); die ai. Verteilung
derselben ist teilweise eine Neuerung: -{i)ie- war ur-
sprünghch auf den Singular des Aktivs beschi-änkt,
während alle übrigen Fonnen -i- hatten; z. B. idg. Sing.
*s-iie-m = ai. s-yä-m, gr. eir^v (aus *£a-iTj-v), alat.
siem, aber Plur. ""s-i-mois) = gr. el[i,£v (aus *£a-I-|j,Ev),
lat. s-i-mus ; Act. Sing. *dh«/idh(d)-ie-s = ai. dadh-yä-h, gr.
TiÖs-iT]-?, aber Plur. "^ dli^ / i-dli{d)-i-mo = gr. TiÖ£-i-[xev,
Medium (3. Sing.) *dh^/idh{d)-t-to = ai. dadh-i-ta, gr. xiÖs-
i-To. Ai. syäma statt *slma, dadh-yä-ma statt *dadh-i-ma
sind also eine Augleichung an den Singular. Ahnhche
Ausgleichungen zwischen Singular und Plural haben auch
im Griechischen (£ir^|X£v st. £l|X£v), Lateinischen (sim st.
siem) und sonst stattgefunden. Über die Optativformen
der einzelnen Tempusstämme s, die Paradigmen; über
die besondere Bildung des Prekativs s. § 562 ff.
Vor vokalischer Endung erwartet man nach § 72
für -i- entweder -iy- oder -y-, welch letzteres in der
3. PI. (z. B. s-ij-ur) vorhegt; die 1. S. Med. [dviS]-iy-ä
(st. *[dvi^iy-a) hat ihr i von den übrigen Formen ([dvi^]-
l-thäh u. s. w.) bezogen.
2. Bei thematischen Verben tritt -i- an den Stamm-
vokal -0-, z. B. idg. *lliero-i-s = QÄ. hJiareh, gr. cpipoi?,
got. Mirais.; -i- ist wohl mit dem -1- von 1. identisch.
Vor vokaUscher Endung erwartet man im Ai. ^hharay-,
doch ist e aus den übrigen Personen eingeführt und geht
§437.438.439,] Die verbalen Ausdrucksmittel. 299
durch alle Formen hindurch, also Ihareyam, hhareyufi,
hhareya, hhareyät(li)äm statt *hliarayam u. s. w. nach
hhareh, hJiaret u. s. f.
438. Gebrauch des Optativs. Da im klass.
Sanskrit der Konjunktiv untergegangen ist, so übernahm
der Optativ teilweise dessen Funktionen. Er dient
1. zur Bezeichnung eines Wunsches, einer Bitte oder
eines gemilderten Befehls, wobei er oft, so z. B. bei all-
gemeinen Vorschriften, in die Sphäre des Imperativs
übergreift ('praeski-iptiver' Optativ); z. B. ijfw: Tf^HW
-^^ hlmJäih iwamänq, syät (I, 2) 'der Genuß [einer
Sache] soll Richtschnur sein'.
2. als PotentiaHs (wie im Griechischen) zum Aus-
druck einer (gemilderten) Behauptung, z. B. ■gfWr'^VT^
itf^HIMM^Ti: tyajet Mudlimiö mahiläsvapiitram 'der von
Hunger gequälte verläßt wohl Weib und Kind'.
3. in hypothetischen Sätzen sowohl zur Bezeichnung
einer bloßen Annahme oder Möghchkeit wie der irrealen
Bedingung; im letzten Falle konkurriert er mit dem
Modus irreahs (§ 414. 1.).
4. als allgemeiner 'Subjunctivus' in Konjunktional-
und Relativsätzen; doch macht hierin der Indic. Praes.
oder Futuri dem Optativ oft das Feld streitig, vgl. z. B.
sogar ^ ^iij^ ^T^rfTf cl'irr t^^ T fTTBtiT yadi ku^aM
hhavati, tan mq, viuä na tiWiati (I, 2) 'wenn er gesund
wäre, würde er nicht ohne mich bleiben'.
439. Der Konjunktiv liegt in den ersten Personen
des Imperativs vor; seine Bildung ist nur in der älteren
Sprache noch deuthch zu erkennen.
Die Endungen sind bald primär bald sekundär; die thema-
tischen und athematischen Verba bilden, den Modus auf ver-
schiedene Weise.
1. Die athematischen Verba schieben zwischen Stamm
und Endung ein a, bezw. in den Formen der 1. Pers. ein ä
ein, z. B.
300 Formenlehre. [§ 439. 440.
Indikativ Konjunktiv
Akt. S. 1. P. e-mi 'ich gehe' at/-ä(ni)
3, P. e-ti ay-a-t{i)
PL 1. P. i-mah ay-ä-ma
Med. S. 1. P. äs-e 'ich sitze' äs-äi (s. u.)
3. P. äs-U äs-a-te
PI. 1. P. äs-mahe äs-ä-mahäi (für *äs-ä-mahe, s. u.)
2. Die thematischen Verba verlängern den thematischen
Vokal -a-, z. B.
Indikativ Konjunktiv
Akt. S. 1. P. bhava-si bhav-ä-s'[i)
PI, 2. P. bhava-tha bhavätha
Med. S. 3. P. bhava-te bhavä-te
Die Formen der 1. Person konnten auf diese Weise vom In-
dikativ Praes. ursprünglich nicht unterschieden werden ; dies wurde
durch die Endungen ermöglicht : vgl. im Aktiv -ni, bezw. eekundäves
■va, -ma {bhaväni, -va, -ma gegenüber bhavämi, -vah, -mah), im
Medium -äi, -vahäi, -maJiäi {bhaväi, bhavä—ahäi gegenüber bhave,
bhavä-ahe), wobei -äi vom Sing, auf den Dual und Plural über-
tragen worden ist. Vgl. Bartholomae KZ. XXVII, 210 £f.
Der Ausgang der 1. Sing, -äi war ursprünglich mit dem-
jenigen des Indikativ identisch (s. § 428); aber indem -äi auf den
Konjunktiv beschränkt wurde, bildete man z. B. zu dem doppel-
deutigen bharäi eine besondere Indikativform bhare nach dem
Muster von bharase, bharate u. s. w. Schließlich empfand das
Sprachgefühl den Ausgang -äi als ein Charakteristicum des Kon-
junktivs und rief nicht nur die schon genannten Endungen -vahäi,
-mahäi, sondern auch Nebenformen wie -säi, -{njtäi, -dhväi statt
-se, -nte, -dhve hervor; sie sind im RV. seltener als in AV. und
Br. Die letzte Phase in der Entwicklung des Konjunktivs ist
das Eindringen des Typus 2. in den Typus 1., d. h. der Sieg des
langen Modusvokals, der durch die Übereinstimmung der ersten
Personen bei 1. und 2. gefördert wurde, vgl. z. B. ayäh neben
ayah, äsätai neben äsate.
440. Spracligeschichtliches. Der vedische Konjunktiv ist
eine ursprachliche Bildung, wie sich besonders aus dem Griechi-
schen und Lateinischen ergibt; auch hier finden sich die beiden
Typen in gleicher Verteilung.
1. Zwischen Verbalstamm und Endung erscheint der Vokal
e (=ai. a) oder o (= ai. «!); der Konjunktivstamm eines athe-
matischen Verbums ist also mit dem (indikativischen) Stamm
eines thematischen Verbums identisch; vgl. z. B.
§440.441.] Die verbalen Ausdrucksmittel. 301
Konjunktiv: idg. *es-e-t{i), ai. asat(i), apers. aliatiy, lat. erit.
Indikativ: idg. *es-ti = ai. asti, gr. eoti, lat, est.
Konjunktiv: idg. *ei-o-mo{s) = ai. ayäma, gr. (hom.) i-ojxev.
Indikativ: idg. *i-mos = ai. imah, gr. [{jisv.
Konjunktiv: idg. *es-ö = ai. asä{ni), gr. ew, lat. ero.
Indikativ: idg. *es-mi = ai. asmi, gr. e{(j.i.
2. An Stelle des thematischen Vokals e, ö erscheint im Grie-
chischen -e-, -ö-, im Lateinischen -e- oder -ä-, vgl. gr. cpeptup-ev
cpepTr]Te, lat. ferämus ferätis und (Fut.) /ermMS /erefo's (gegenüber
cpepo^j-ev cp^pexe, ferimus legitis). Im Ai. mußte in allen Fällen
ein ä eintreten. Ob dieses ä die griechischen oder lateinischen
Formen wiedergibt, ist nicht zu entscheiden; für die schwierige
Frage, wie in der Grundsprache die verschiedenen langen Vokale
im Konjunktiv verteilt waren, kommt also das Ai. nicht in
betracht.
Das Übergreifen von 2. auf 1. hat auch im Iranischen,
Griechischen (fiufj-ev) und Italischen {eamus) stattgefunden.
441. Unter Injunktiv (auch 'unechter Konjunktiv' ge-
nannt) versteht man diejenigen Yerbalf ormen , die sich
von der augmentierten Indikativform des Imperfekt und
Aorist nur durch das Fehlen des Augments unterscheiden,
denen also im Gegensatz zum Indikativ Praes. die sekun-
dären Endungen eigen sind; also z. B. hharata, gr. cpepexe
gegenüber ahharata ecpepexs (Indic. Praes. hJiaratha).
In älterer (ved., uridg.) Zeit indikativisch und konjunk-
tivisch verwendet, finden sich solche Formen im klassi-
schen Sanskrit :
1. in den Imperativformen der 2. 3. Du. Act. (-tarn),
2. PL Act. (-to), 2. 3. Du. Med. (-ät[h]äm, -dhvam), bezw.
erweitert in der 3. S. u. PI. Act. {-tu, -titu), worüber im
einzelnen schon oben gehandelt worden ist.
2. in Verbindung mit der Negation mä als Prohibi-
tivus und zwar besonders vom Aoriststamm, z. B. mä
krthäh (YIII) *tue nicht', mä hhäiMh 'fürchte nicht' (In-
dic. Aor, cikrthäli, ahhäiSih, s. § 538. 545). Über das
Wesen des Modus s. Delbrück, Grundriß IV, 352 ff.,
Streitberg IF. (Anz.) IX, 170.
302 Formenlehre, [§ 442. 443. 444.
442. Dem ursprünglichen Imperativ gehören alle
übrigen Formen an, die in § 439 — 441 nicht erwähnt
worden sind, also die 2. S. Act. und Med. sowie die 3. S.
und PI. Med.
XXII. Kapitel.
Die indogermanisclieii Grundlagen der ai.
Praesensstämme.
a) Vorbemerkungen.
443. Praesens-, Aorist- und Perfektstamm. Wie
schon bemerkt worden ist, wird entweder die reine
'Wurzel' oder eine durch Suffixe erweiterte Form der-
selben als Basis der Tempusbildung verwendet. Hin-
sichtlich der Bildungsmittel oder Formantien^ zeigen
die verschiedenen Tempusstämme keine prinzipiellen
Unterschiede; nur der Perfektstamm hebt sich von den
übrigen Stämmen durch einige ihm allein zukommende
Besonderheiten ab (s. § 510). Dennoch ist man auch
von formalen Gesichtspunkten aus berechtigt, die große
Gruppe der Praesensstämme als engere Einheit den
übrigen Tempusstämmen gegenüberzustellen, da nur eine
sehr beschränkte Zahl von Formantien zugleich im
Praesens-, Perfekt- und Aoriststamm erscheint.
444. Stammbildende Suffixe. Daß in einer Form
wie Bsix-vu-fii das -vu- ein Suffix oder Formans des
Praesensstammes ist, ist im HinbHck auf Formen wie
Ssix-TÖ?, Se-Bsix-xai u. s. w. ohne weiteres zu erkennen;
aber daß z. B. in lat. mngo (hinxi, iundum) das 'in-
1 Diesen Ausdruck gebraucht Brugmann in seiner Kurzen
vergl. Gramm, für alle Suffixe, Praefixe und Infixe, welche zur
Formenbildung dienen. Vgl. auch IF. XIV, If.
§ 444. 445.] Die indogerm. Grundlagen d. ai. Praesensstämme. 303
figierte' n ebenfalls ursprünglich ein Bildungsmittel des
Praesensstammes war, ergibt sich erst aus der Vergleicbung
der verwandten Sprachen (vgl. z. B. ai. yitk-ta- gegenüber
lat. iunctns). Die einzelnen idg. Sprachen haben vielfach
den ursprünglichen Zustand verwischt, indem sie eine
bestimmte Stammform dui'ch das ganze Verbum hindm-ch
verallgemeinerten. Aber da auch die uns zugänghche
Gestalt der idg. Ursprache das Produkt einer längeren
Entwicklung darstellt, so sind natürUch öfter bei den er-
schheßbaren idg. Yerbalwui'zeln Zweifel möghch, ob man
lauthche Elemente, die sich als Erweiterungen einer
noch erkennbaren einfacheren Wurzel darstellen, als
'Praesenssuffixe' bezeichnen darf. So kann man z. B.
die W. mäh- in ai. yödhati 'er gerät in Bewegung', Ut.
jticlü 'ich bewege mich zitternd' mit Rücksicht auf die
ai. "W. yu- 'anbinden' in iu + dli zerlegen und -dh- als
ein m-sprüngUches 'Praesensfonnans' betrachten. Eine
solche Bezeichnung wird am besten auf diejenigen Fälle
angewendet, wo sich ein lauthcher Zusatz durch eine
größere Zahl von Fällen deuthch als formbildend abhebt,
während man sich im übrigen begnügt, von der Tatsache
einer einfacheren und erweiterten Wurzel Kenntnis zu
nehmen; man kann das die Wurzel erweiternde Element
'Wurzeldeterminativ' nennen.
445. Wieviel Praesensklassen der idg. Grundsprache zu-
zuweisen seien, hängt davon ab, wie man den Begriff des Praesens-
suffixes abgrenzt. Brugmann hat im Grundriß II, 887 ff. 32 Klassen
unterschieden, wobei z. B. die -d/t-Erweiterung einer "Wurzel als
eine besondere Praesensklasse aufgezählt wird. In der Gram-
matik einer Einzelsprache darf man sich begnügen, diejenigen
idg. Bildungen zu verzeichnen, bei denen sich ein stammbildendes
Element des Praesens deutlich von den übrigen Tempusstämmen
abhebt. Seltene Formationen der Grundsprache braucht die
Einzelgrammatik nur zu berücksichtigen, sofern sie in dem Formen-
bau der betreffenden Sprache eine Rolle spielen; den Verlust
größerer idg. Praesensklassen hat aber die Grammatik der Einzel-
sprachen als besonderes Charakteristicum zu verzeichnen. Das
304 Formenlehre. [§ 445. 446.
Altindische hat die idg. Praesensstammbildung sehr
gut bewahrt (besonders in der älteren Sprache).
M6. Der thematische Tokal. Die idg. Yerbal-
stämme, an welche die Personalendungen (bezw. die Kenn-
zeichen der Modi) antreten, zerfallen in 2 Hauptklassen,
je nachdem sie eine Erweiterung mit dem sogen, 'the-
matischen', d. h. stammbildenden Vokal e bezw. o besitzen
oder ohne ihn gebildet sind; so unterscheiden sich z. B.
i-[X£v, i-xe oder 8£ixvu-|i,£v, Beixvu-xevon (f£p-o-{JL£v, cp£p-
£-T£ oder xd(Jiv-o-[X£v, xd|xv-£-T£ durch + o/£; im ersten
Fall spricht man von 'athematischen' ('themavokallosen'),
im zweiten von 'thematischen' ('themavokahschen') Yer-
balstämmen oder Verben. Für die Bildung der einzelnen
Verbalformen ist dieser Unterschied von fundamentaler
Bedeutung, weshalb man der Darstellung der einzelnen
Konjugationen jene Zweiteilung zweckmäßig zugrunde
legt (s. Kapitel XXIII). Trotzdem empfiehlt es sich
nicht, jenes Kriterium zum obersten Einteilungsgrund der
idg. Praesensklassen zu machen, weil man sonst Praesens-
bildungen, die ihi-em Bau nach enge zusammengehören
(z. B. die reduplizierenden Verba 8i-Bü)-[jii und yi-y^'O"
|xai oder die T}-pen 8d(x-va-[j,£v und xd[x-v-o-|X£v) vöUig
auseinanderreißen müßte; Praesensstämme von gleichem
Bau haben öfter Wechselfonnen mit oder ohne Thema-
vokal (s. u.).
Anm. TVas eigentlich der thematische Vokal ist, läßt sich
nicht mit Sicherheit sagen; daß das oje von cpep-ö-[A£v cpip-e-re
mit dem Stammauslaut der nominalen o-Stämme im Grunde iden-
tisch ist, und daß wir ein idg. *hher°:e- als zweisilbige Wurzel
oder Basis der nominalen und verbalen Flexion zugrunde zu legen
haben, ist sehr wahrscheinlich (vgl. auch § 221 Anm. 2). Zwei-
silbige Verbalwurzeln sind nämlich auch sonst, z. B, in FäUen
wie cpuTj-vai, ßa>.'?)-vai, aXiä-so.i u. dgl., anzunehmen. Über die
Ablautsverhältnisse zweisilbiger 'Basen' s. § 104 Anm. Da neben
solchen Basen einsilbige Formen stehen, so kann der vokaUsche
Auslaut dieser zweisilbigen "Wurzeln ebensogut wie der thematische
Vokal als 'stammbildend' betrachtet werden.
§ 447. 448.] Die indog. Grundlagen d. ai. Praesensatämme. 305
447. Die Scheidung in primäre und abgeleitete
Yerba ist für die formale Seite der Praesensstammbildung
von untergeordneter Bedeutung. Zu den 'abgeleiteten'
Verben gehören im Ai. die Causativa, Intensiva
und Desiderativa, sowie das Passivum: es sind
Praesensstämme , die mit den 'primären' Verben zwar
die gleichen Bildungsgesetze gemein haben, sich aber
von andern Verben gleicher Wurzel durch einen be-
stimmten 'Nebensinn' unterscheiden und zu ihnen ge-
wissermaßen als Deverbativa in einem festgeregelten
funktionellen und formalen Verhältnis stehen (wie z. B.
trhiken und Kausativ tränken oder lat. pario und par-
turio).
Auch die Denominativa unterscheiden sich durch
ihre Bildungsweise nicht von den primären Verben; nur
liegt ihnen nicht eine Verbalwurzel, sondern ein Nominal-
stamm zugrunde. Im Sinne irgend einer Einzelsprache
läßt sich nur dann von Denominativen reden, wenn die
betreffenden Verba vom Sprachgefühl unmittelbar auf
ein Nomen bezogen werden, wie z. B. BouXo«) auf 8ou-
Xo<;, ßaaiXsoto auf ßaaiXsu?, xTjpuTKo auf xvipu^ u. s. w.
Anm. Eine feste Abgrenzung der Denominativa ist in der
idg. Grammatik nicht möglich, da absolute Grenzen zwischen
Nominal- und Verbalstamm nicht bestehen (vgl. § 446 Anm.); es
kann die Frage aufgeworfen werden, ob nicht das idg. Verbum
überhaupt aus dem Zusammenwachsen eines Nominalstammes
(Nomen agentis) und der Personalendung entstanden ist. Vgl.
über die hier berührten Fragen Brugmann, Grundriß II, 875 ff.
und allgemein über die Entstehung des Verbums Wundt, Völker-
psychologie I, 2, 129 ff.
b) Die einzelnen Praesensklassen.
a) Die ein- oder zweisilbige Wurzel als Praesensstamm.
448. I. Klasse. Die reine Wurzel oder 'Basis' dient
als Praesensstamm [== ai. 2. Blasse, s. § 479 ff.].
Thumb, AltindiBcho Grammatik. 20
306 Formenlehre. [§448.
a) Einsilbige Wurzel mit Abstufung:
äs'ti 'er ist', s-mäh 'vnr sind', vgl. gr. eo-Ti, lat. es-t,
s-umus, idg. *es-ti, *s-mös.
e-mi 'ich gehe', i-tnäh '^ir gehen', gr. el-[ii, i-fxsv, idg.
*ei-vni, H-mös.
ai. stäu-mi 'ich preise', stu-mah.
Hierher gehört auch der Wurzelaorist, s. § 537.
b) Wurzel ohne Abstufung:
äs-te 'er sitzt', gr. -^axai;
Se-te 'er liegt', gr. xet-xai; vgl. § 484 und Brugmann,
Grundr. II, 891 f.
c) Zweisilbige Wurzel auf e oder i (mit Ab-
stufung) :
rodi-nii 'ich weine', riidi-mäh 'wir weinen', vgl. gr,
ayct-fiai, xp£jxa-[i.ai.
irävi-mi 'ich spreche', hrü-mäh 'wir sprechen'.
Vgl. § 490. Das l, welches auch in der Flexion von
rödi-mi (§ 490) und asmi (§ 488) sowie im sigmatischen
Aorist (§ 555) erscheint, hat mit dem i von rödimi u. dgl.
an sich nichts zu schaffen: denn i ist idg. 9, dagegen i
== idg. i Sowohl ^ (9) wie i sind Bestandteile der Wurzel,
die auch außerhalb des Praesensstammes erscheinen (vgl.
die Bemerkungen über den Bindevokal, § 519. 554. 568.
571. 615. 616. 633). Da 9 nach § 109 Tiefstufe von e, ö,
ä ist, so dürfen dem Typus rödi-mi zweisilbige AVurzeln
auf einen dieser Vokale zugrund gelegt werden; idg.
*reud9-, ai. rödi- und *rudd-, ai. rudi- verhalten sich zu
einem idg. *rudä- wie etwa idg. *hheu9- und *hJiü- zu
*hh(u)tiä-, s. § 104 Anm. Das 1, welches in hravl-mi den
Schluß der Wurzel bildet, ist nach § 109 b) ß) Tiefstufe
eines äi (d. h. idg. ei, öi oder äi); als Zeugnis einer
Basis *hraväi- darf (mit Berücksichtigung von § 77. 2)
iran. mravä- (z. B. in av. mraväH-e 'sie sagen') betrachtet
werden.
§448. 449 ] Die indog. Grundlagen d. ai. Praesensstämme. 307
Zweisilbige Basen, wie sie durch die ai. Typen rödimi (I)
und bravlmi (II) erfordert werden, lassen sich innerhalb und
außerhalb des Arischen nachweisen. Vgl, I: idg. ^Je^^- in gr. uexa-
fxat, ai. pati-tum und ptä- in gr. (dor.) f-Ttxä-v ; teb- in gr. xeXa-
lAflbv und tlä- in xAij-vai; ter9- in ai. tari-tum und trä- in ai. trä-ti
'er rettet'; gr. Verbalstämme wie dXüi-vai, •f^tä-^ai, ;pufi-vai ge-
hören zu dem in ai. trä-ti vorliegenden Typus, der sich übrigens
von der Praesensklasse I. b nicht unterscheidet (weitere Beispiele
desselben § 484. 1). Die Basisf'orm II ist vertreten durch idg.
uide(i)- in lat. vide-mus vide-re, ab. vidi-ti (Inf.) 'wissen' und
uidl- in ab. vidisi 'du weißt' (aus *neldi-si). Vgl. dazu auch
§ 466. Eine Vermischung der beiden Typen begann schon in
der Grundsprache infolge der häufigen Monophthongierung der
Langdiphthonge ei, öi, äi: eine reinliche Scheidung beider Gruppen
von Wurzeln ist daher nicht möglich. Im Äi. wurde diese Mi-
schung beider noch weiter begünstigt, da i (idg. 9 : ä) nach § 109. c.
Anm. auch als Schwächung des ^ (zum idg. Ablaut ^ : äl) aufgefaßt
werden kann. So mischten sich also « (a) : ä und i : ä, und daraus
erklärt sich, daß das ^ von bravlmi in den Typus rödimi (s. o.)
eindrang, ferner daß zu bravi-mi eine Tiefstufe brü- (in brü-mah)
gebildet wurde,wie wenn die Hochstufe *bravt- lautete (vgl. dazu
das Verhältnis von bhavi- d. i. bheua- : hhü-).
Zur ganzen Frage dieser Praesensbildungen vgl. außer Brug-
mann, Grundriß II, 947—966 (Kurze vergl. Gramm. 500 ff.),
Bartholomae, Iran. Grundr. I, 79 f., "Wackernagel § 18. 79. b,
sowie Hirt, Ablaut (passim), Reichelt BB. XXVII, 70 ff. und KZ.
XXXIX, 57, Bezzenberger in Vi^aq, (Abhandlungen, Fick ge-
widmet, Göttingen 1903) S. 198.
449. n. £lasse. Hinter der Wurzel steht der the-
matische Vokal. Nach der Ablautsstufe der Wurzelsilbe
bezw. nach dem Accent zerfällt diese Klasse (die in allen
idg. Sprachen die weitaus häufigste ist) in zwei Ab-
teilungen ; die ursprünghchen Verhältnisse sind am deut-
hchsten im Ai. zu erkennen.
a) Die Wurzel steht in der Hochstufe (selten in der
Dehnstufe) und ist betont (= ai. 1. Klasse, s. § 469ff.):
hhärämi, hhärati, hhäranti, gr. tpepca, cpepouat, lat.
fero, ferunt, got. haira, hairand, idg. *hherö, *h'her-e-ti,
20*
308 Formenlehre. [§ 449. 450.
*h}ier-o-nti] hödhati 'er erwacht' = gr. TcsuÖSTai; ajati
'er führt', gr. ayu), lat. agö, idg. *ägö, *äg-e-ti.
b) Die W. steht in der Tiefstufe, der Accent ruht
auf dem thematischen Vokal (= ai. 6. Klasse, s. § 475 f.) :
viSäti 'er tritt ein', idg. *tiik-e-ti; tudäti 'er stößt',
idg. *tud-e-ti; sphuräti 'er zuckt, schnellt', idg. *sp}ig7~-e-ti.
Zwischen a) und b) ist gelegentlich dadurch eine
Vermischung eingetreten, daß der Accent von a) auf
Verba der Klasse b) übertragen wurde. Verba, deren
Wurzelvokal zweideutig war, veranlaßten diese Über-
griffe von a) : so konnte ein da^ati 'er beißt' = idg. dnk-
e-ti (§ 89) wie ein hhärati u. s. w. aufgefaßt und dem-
gemäß dMati betont werden.
Anm 1. Natürlich hat die angegebene Betonungsdifferenz
nur in der älteren Sprache Bedeutung (s. § 55), doch war sie den
ind. Grammatikern (Pänini) noch bekannt.
Anm. 2. Die Verschiedenheit der Wurzelstufe von a) und
b) ist auch in den verwandten Sprachen durch zahlreiche Beispiele
zu belegen, vgl. aus dem Griech. z. B. Ypacptu, y^^u^i« gegenüber
l/io, T:e(9(u, T^pTiu) u. s. f.; Klasse 11 b) wird besonders häufig als
sogen, starker Aorist verwendet (s. § 540), und auch im Griechi-
schen zeigt sich in diesem Falle wenigstens beim Infinitiv und
Partizip der alte Accentunterschied, vgl. Tp^Tieiv — xpairsiv, cpeuYeiv
— cpuYeiv, XefTreiv — Xmeiv u. s. f. Man pflegt daher Praesentia
des Typus II b) als 'Aoristpraesentia' zu bezeichnen, während man
bei II a) von 'Imperfektpraesentien' sprechen kann.
Anm. 3. Ob die beiden Typen in uridg. Zeit aus einem
älteren Typus mit wechselndem Accent erwachsen sind, ist un-
gewiß, s. darüber Brugmann, Grundr. II, 914. Spekulationen
über den uridg. Zusammenhang der I. und II. Klasse s. bei Hirt
IF. Vni, 267 fi'.
450. ni. Klasse. Reduphzierte Wurzel (mit Ab-
stufung) + Endung. [= ai. 3. Klasse, s. § 491 ff.]:
piparmi 'ich füUe', jnprmäh, gr. Tri([i.)7rXa|X£v 'wir
füllen', idig. pH-pel-mi, *pi-pl-m6s; juhomi 'ich opfere',
juhumäli\ dädä-mi 'ich gebe', dadrmäh 'wir geben', vgl.
gr. oiBcüfxi, 8ioo{JL£v, idg. "^dygäö-mi, *d^/ed{d)-mös.
§ 450. 451. 452.] Die indog. Grundlagen d. ai. Praesensstämme. 309
Über die Regeln der Reduplikation s. § 416 u. § 492.
Der ursprüngliche Vokal derselben scheint in der Regel
i gewesen zu sein, wie besonders das Griech. zeigt (xi-
ÖYjfjLi, Tri[jnrXTrj[i,i, iatY][jLi u. s. w.). Doch gab es schon in
uridg. Zeit Praesentia mit dem Reduplikationsvokal e,
vgl. gr. xe-xXu-6i 'höre' oder lit. demi 'ich lege' = *de-d-
mi\ man hat daher in dad{h)ämi (vgl. av. dahä-Hi 'er
gibt') u. ä. Formen wohl Reste dieser alten Redupli-
kationsweise mit e zu sehen.
451. Wie III, jedoch mit verstärkter Redupli-
kation sind die Intensiva gebildet, s. § 594 ff.; z. B.
veved-mi, PL vevid-mäh, zur W. vid- 'wissen'.
Öfter steht l hinter der Wurzel, z. B. car-karl-ti zur
W. kar- 'machen'.
Dieser Praesenstypus kommt nur im Arischen vor.
Anm. Die reduplizierenden Praesentien hatten ursprünglicli
wohl allgemein eine iterative (intensive) Bedeutung (oder Aktions-
art); daß sie bei einzelnen Verben im Ai. u. Griech. noch durch-
schimmert, zeigt Delbrück, Grundriß III, 2, 16 ff.
452. IV. Klasse. Reduplizierte (meist tiefstufige)
W. + themat. Vokal + Endung.
ti-Mh-a-ti 'er steht', av. Jii-M-aHi, lat. si-st-i-t^; vgl.
ferner gr. Yi-yv-ojxai, lat. gigno, gr. [iijivw u. a.
e- Reduplikation findet sich z. B. in:
sa-§c-a-ti (RV.) 'er folgt', vgl. gr. e-OTT-e-aöai, idg.
*se-scßf-e-ti zur W. seqV- (ai. sac-).
Zu dieser Klasse gehört auch der reduplizierte Aorist,
s. § 542 ff.
Anm. 1. Über die seltsame Reduplikationsweise, die in
pi-b-ämi 'ich trinke' = idg. *pihö, W. pö-, vorliegt, vgl. auch § 116,
sowie Brugmann, Grundr. II, 933 f. 940 und Johansson IF. 11, 8f.
Anm. 2. Ob ai. sidami 'ich sitze' (=lat. sido) auf ein idg.
*si-zd-ö (W. sed-) zurückzuführen sei (wie man früher ziemlich
allgemein annahm) , ist zweifelhaft. Eine idg. Wurzelform sid-
1 Gr. ?cjTTf]|j.t gehört dagegen zur III. Klasse.
310 Formenlehre. [§ 452. 463. 454.
wird von Rozwadowski BB. XXI, 147 ff. angesetzt; über die Be-
ziehungen dieses sid- zu sed- s. Brugmann, Grundriß I^ 504 und
zuletzt (aber nicht ganz klar) Reichelt KZ. XXXIX, 47 f.
ß) Nasalpraesentia.
453. V. Klasse, a) Tief stufige AVurzel mit abstufendem
Formans nä : nd : n + Endung. Dieser Typus ist am deut-
lichsten vertreten in gr. 8d(i-v7]-[j,t (aus 8a{x-vä-{i,i):
8d{jiva[i.£v (= ai. 9. Klasse, s. § 507 ff.]. Im Ai. ist die
Suffixform -nd- durch -nl- (statt -ni-) ersetzt:
aSncimi 'ich esse', ahiimäJi 'wir essen', ahi-änti 'sie
essen' ; kr'mämi 'ich kaufe', krmlmäh, krmänti.
Über das Verhältnis des ai. -nl- zu gr. -va- (idg. -nd-)
sind die Meinungen geteilt; manche Gelehrte sehen darin
eine ai. Neubildung statt des zu erwartenden -ni-, d. h.
einen Ersatz des i (a) durch i (Ablaut ä : l) wie in den
oben § 448 c) angeführten Fällen ; andere (so vor allem
Bartholomae) vermuten, daß das Suffix ursprünghch näi:
nl lautete ; in diesem Falle ist idg. -nd- eine Neubildung
zu -tiä[i]-. Auffällig ist, daß das Iranische die Form -nl-
nicht besitzt; auch kann die Tiefstufe -n- nicht leicht aus
einem -näi- erklärt werden. Vgl. zur Frage Bartholomae,
Studien II, passim, Iran. Grundr.I, 73 f. Brugmann, Kurze
vergl. Gramm. 511 f., Reichelt BB. XXVII, 73 f., O. Keller
KZ. XXXIX, 166 ff.
Anm. Da die Praesentia auf -nä-mi zu zweisilbigen Wurzeln
auf -ä(/)- in Beziehung stehen (s. § 458 Anm.), so darf nach der
Analogie dieser (§ 448 Anm.) angenommen werden, daß sowohl
•nä- (-n,3-)als auch -näi- {-nl-) einmal neben einander bestanden haben.
Am deutlichsten weist grhnämi 'ich ergreife' auf eine Basis grhhäi-,
vgl. den sigmatischen Aor. a-grahäi-sam (Brahm.) und Formen
wie das Partie. Praet. grhi-ta- u. dgl.
454. T. Klasse, b) Wurzel + no/e- (d. h. n + them.
Vokal). Vgl. gr. Sdxvü), xdfji^^u), tcivco.
Diese Klasse ist im Ai. selten und beruht zum Teil auf
jüngerem Übergang der V. Kl. a) in die thematische Flexion, wozu
die 3. PI. den Anstoß geben konnte, vgl. z. B. (ved.) minäti neben
§ 454 — 458.] Die indog. Grundlagen d. ai. Praesensstämme. 311
mindti 'er mindert'. In andern Fällen wie ghürnate 'er schwankt'
ist die Beziehung zur Nominalbildung {ghürna- 'schwankend') zu
beachten. Noch deutlicher ist dieser denominative Charakter in
Verben wie h-pana-te 'er jammert' zu krpana- 'jämmerlich, elend';
verwandt sind damit griechische Formen wie dÄcpdvtt) , ÖTjYcivu»
(neben &t]yovov!). Vgl. dazu besonders Pedersen IF. II, 329 ff.,
ferner Brugmann, Kurze vergl. Gramm. 513 f.
455. VI. Klasse, a) An die tiefstufige W. tritt
-neu-/-nu-; -nu- lautet vor vokalischer Endung -nv- oder
nuv-, s. § 72 [= ai. 5. und 8. Klasse, s. § 498 ff.]. Z. B.
strnömi 'ich streue', strnumäh, gr. aT6pvu[X£v = idg.
*strneumi, *strnumös ; §aJcn6mi 'ich kann', SaJcnumah.
Dieser Praesenstypus ist am besten im Ai. erhalten
(die griech. Suffixform -vü- [6£ixvü|xi] ist eine Neu-
bildung).
456. VI. Klasse, b) Mit dem Suffix -nu- ist der
thematische Vokal verbunden, also = W. + nuo- :
ci-nv-a-ti 'er sammelt', gr. (hom.) tivcö aus *tiv/üj,
idg. *qH-nu-e-ti (neben ci-nö-mi, gr. aeol. Ti-vo-fjievai nach
Via).
457. VII. Klasse, a) Zwischen dem (tiefstufigen)
Vokal und dem auslautenden Konsonanten der W. ist
ein sogen. 'Nasahnfix' -ne-, bezw. -n- eingeschoben; die
Flexion ist athematisch. [= ai. 7. Klasse, s. § 504 ff.]
Außerhalb des Arischen ist dieser Praesenstypus
nicht nachzuweisen ; vgl.
chinädmi 'ich vernichte', cMndmäh, W. chid- (zu gr.
ayj.(i(i), lat. scindo).
hJiunäjmi 'ich genieße', hhunjmäh, W. hhuj-.
458. VII. Klasse, b) Die W. mit dem Infix n wird
thematisch flektiert ; der Typus ist in den verwandten
Sprachen nicht selten, vgl. z. B. lat. scindo, findo, linquo,
pango. [Im ai. Praesenssystem sind, die hierher gehörigen
Verba bei der 6. Klasse untergebracht, s. § 476 a]:
vindämi 'ich finde', W. vid-\ lumpäti 'er zerbricht'
= lat. rumpit, W. rup-, lup-.
312 Formenlehre. [§ 458. 459.
Anm, (zu Klasse V— VII). Daß die idg. Nasalformantien
unter einander zusammenhängen, ist an sich wahrscheinlich. Be-
sonders schwierig ist die Frage, wie der Nasal in die Wurzel
hineingeraten ist ; denn die Infigierung ist sonst kein idg. Formungs-
mittel. Das Problem wird nicht einfacher, wenn man (vgl. zuletzt
Hirt, Griech. Laut- und Formenlehre 372 fi". nach de Saussure's
Vorgang) alle Nasalklassen durch Infigierung erklärt, also z.B.
^rÄ-»-flwi oder od(i.-v-a-[j.i oder dAns-n-ö-wi 'ich -wage' aus denWurzel-
formen gr(b)hä[yy (§ 453 Anm.), ha^a- (vgl. lat. domä-re) und dhrseu-
(vgl. gr. öpaaü-i;) ableitet; die Beziehungen zu 'Basen' auf -ä(^)- und
-eti- sind allerdings unverkennbar. Vgl. außer Brugmann, Grund-
riß II, 967 £F. die Literatur bei Bartholomae, Iian. Grundr. I, 71
und Brugmann, Griech. Gramm. 3 286 oder Kurze vergl. Gramm.
520, dazu ferner O. Keller, Die Nasalpraesentia der arischen
Sprachen, KZ. XXXIX, 134—204; am ausführlichsten wird die
Infigierungshypothese von Pedersen IF. II, 285 ff. erörtert und
vertreten.
Y) Praesensstämme mit Geräuschlauten.
459. VIII. Klasse. Als Praesenssuffix erscheint ein
-s- hinter der W. ; produktiv ist nur ein Typus: redupli-
zierte W. + s oder os (-is-) + themat. Vokal [= ai. De-
siderativum, s. § 599]; vgl.
pi-pä-s-a-ti 'er will trinken' zur W. pä-.
ji-jlv-is-ä-mi 'ich Avill leben' zur W. ßv-.
Die Bildung ist auf das Arische beschränkt. Das
Formans s begegnet ferner im sigmatischen Aorist (§ 545ff.)
und im Futurum (§ 565 ff.).
Anm. Daß die idg. Grundsprache das s als Praesenssuffix
in weiterem Umfang verwendet hat, erkennt man noch aus dem
Nebeneinander von einfacheren und volleren Wurzelformen, wie
z. B. W. dvi-s- in dve-s-mi 'ich hasse' und W. dui- in gr. 5£(-5i-
fi£v oder W. raks- in rak-s-a-ti 'er schützt', gr. dX^^-tu und W.
{a)leq- in gr. dXx-i^, dX-aXx-eiv oder W. bhaks- (bhakSämi 'ich ge-
nieße') und bhaj- (bhajämi 'ich teile zu'). Weitere Beispiele s.
bei Brugmann, Grundriß II, 1018 fi". und Bartholomae, Iran,
Grundr. I, 75 f. Da das s durch das ganze Verbum durchgeführt
ist (also z. B. dvis-ta- 'gehaßt', hhaM-ita- 'gegessen'), so kann man
vom Standpunkt des Ai. aus nicht mehr von 'Praesensbildungen'
reden.
§ 460. 461. 462.] Die indog. Grundlagen d. ai. Praesensstämme. 313
460. IX. Klasse. An die W. tritt das thematische
Suffix -sko- d. i. ai. -(c)ch-, gr. -oxo-, lat. -sc-. Über die
idg. Grundform des Suffixes s. § 151 ; z. B.
gäccliämi 'ich gehe', gr. ßdaxto, vgl. auch aN^^i. jasa-Hi
'er geht', idg. *gm-sk{h)ö zur W. ^J^em-, ai. gam-
'gehen'.
prcchämi 'ich frage', lat. pösco, vgl. auch ahd. forscön
'forschen', idg. *prk-skö, W. prek-.
Diese im Ai. seltene Bildung (vgl. § 472. 476 b) ist
im litauischen (s. Bartholomae, Iran. Grundr. I, 75),
Griechischen und Lateinischen reicher entwickelt; im
Latein ist vor allem die Inchoativbedeutung klar ausge-
prägt. (Über die ursprünghche Aktionsart vgl. Del-
brück, Grundriß III, 2, 59 ff.).
Anm. Der reduplizierte Typus (gr. yi-yvoi-ovccu) ist im Ari-
schen nicht vertreten.
461. X. Klasse. W. + to-, vgl. z. B. lat. pledo gegen-
über TiXexw. Das t ist in der Regel durch das ganze
Verbum hindurch geführt, so auch im Ai., z. B. sphutati
= sphrtati 'er birst' (§ 99), nhd. spalt-en, idg. *sp(Ji)l-tö
zur W. sphel-, vgl. ai. phal-ati 'er birst' u. Verwandte
(Thumb KZ. XXX^T!, 184f.).
Die Klasse ist außerhalb des Arischen reicher ent-
wickelt; im Iranischen fehlt sie jedoch fast ganz.
462. XI. Klasse. W. + dlio- oder äo-. Auch diese
IQasse ist selten und kann im Ai. nicht mehr als Praesens-
typus betrachtet werden, weil das dQi) wurzelhaft ge-
worden ist. Wie gr. ßpiöo) zu ßpi-apoc, TcXi^öto zu Tiifi,-
TcXY]-|i,i, so verhält sich z.B. ai. yö-dlia-ti 'kämpft' zur
W. yu- 'befestigen, anbinden' (yu-ta-) oder kür-da-ti
'hüpft' zur idg. "W. (s)qer- (in gr. oxaipw aus *(3xr-iü)).
Auch knd- 'spielen' (aus *kriz-d-) gehört vermutlich
hierher.
314 Formenlehre. [§ 463. 464.
8) Die io-Praesentia.
463. XII. Klasse. An die W. tritt das thematische
Suffix -io-/-ie- (ai. -ya-) ; nach der Gestalt der Wurzel-
stufe gibt es 2 Typen.
a) Die Wurzel steht in der Hochstufe und ist betont:
päS-ya-ti 'er sieht', av. spas-yeHi, lat. specio; päcya-
te 'kocht, reift' (intrans.), gr. Tieaau) aus *peqViö.
b) Die W. steht in der Tiefstufe ; der Ton ruht auf
dem thematischen Vokal. Am getreusten ist dieser
Praesenstypus in der Passivbildung bewahrt (s. § 576 ff.);
alle andern i/a-Verba haben im Ai. die Betonung der
Wurzelsilbe angenommen und bilden zusammen mit a)
die ai. 4. Klasse (§ 473 ff.); vgl. z.B.
küp-yä-mi 'ich gerate in Aufregung, zürne', lat. cupio.
mänyate 'er meint' kann idg. *tnen-ie-tai oder *m'^ie-
tai sein, vgl. § 90 ; die verwandten Formen gr, |i,aivo|i.ai
und ab. mbnjq 'ich denke' gehören jedenfalls dem Typus
b) an.
Über dämyati u. ä. Formen mit langem ä s. § 474. 1.
Ob hier Tiefstufe (einer zweisilbigen Wurzel) vorliegt (vgl.
darüber § 98) oder ob Dehnstufe anzusetzen ist, läßt sich schwer
entscheiden ; die Form mädyati spricht für das letztere, s. Bar-
tholomae, Iran. Grundr. I, 83 und F. Lorentz IF, VIII, 87£F.
c) Mit Hilfe des (betonten) Suffixes -yä- werden zahl-
reiche Verba von Nomina abgeleitet; über die Bildung
dieser Denominativa s. § 606 ff.
464. XIII. Klasse. Das (betonte) Suffix -iö-/-ie- tritt
an die reduplizierte W., vgl. gr. Tixaiv«) aus *ti-t^-iö
oder (mit vollerer Reduplikation) {xap[i,aip(o; der letztere
(häufigere) Typus ist auch im Ai. lebendig und dient
zur Bildung von Intensiva, s. § 594 ff.
Anm. Das Suffix -io- kann auch an Praesensstämme antreten,
die schon anderweitig charakterisiert sind ; Voraussetzung scheint
jedoch zu sein, daß die primären Praesensstämme als Wurzeln
gefühlt werden, wie z. B. sanc- in lat. sancio (vgl. sanxi) zur W.
§ 464. 465. 466.] Die indog. Grundlagen d. ai. Praesensstämme. 315
sac- (in sacer) oder prcch- (§ 460), vand- 'preisen' in den Passiv-
formen prcchyate, vandyate (falls das letztere ein Nasalpraesens zur
W. vad- 'sprechen' ist). Auch das Futursuffix -sio- (s. § 565 ff.)
ist eigentlich ein mit -io- weitergebildetes s-Praesens.
465. XIT. Klasse. An die Wurzel tritt das the-
matische Suffix -eio/e-, ai. -äya-\ die "W. zeigt in der
Regel die (o-)Hochstufe. Hierher gehören vor allem die
zahlreichen Kausativa (§ 583 ff.), vgl. z. B.
tarS-äyä-mi 'ich lasse dürsten', lat. torreo, idg. Hors-
eiö, zur W. ters- (trS-yä-mi 'ich dürste').
Die kausative Bedeutung ist jedoch nicht allein-
herrschend, wie z. B. gr. cpopetD (zu (fspo)) oder lat.
spondeo (zu gr. oTcevSo)) und tondeo zeigen; diesen Verben
scheint ursprünghch ein iterativer oder ähnhcher Sinn
zuzukommen, doch tritt er nicht mehr überall deuthch
hervor. Im Ai. werden die entsprechenden Yerba in der
10. Klasse (§ 477) zusammengefaßt; vgl.
lökayämi 'ich erbUcke', wohl in letzter Linie identisch
mit lat. lüceo, idg. *loiiqei5 (vgl. auch gr. Xeuooü) 'ich
erbhcke' aus ^Xsu/iU)).
Bisweilen ist die Wurzel tiefstufig:
sprh-ayä-wi 'ich begehre', vgl. gr. airep^^ofxai.
sv-äya-ti 'er schwillt', gi\ xu-ew, idg. *k(ti)ti-eie-ti(W.
*fceu- z. B. in Sav'ira 'mächtig').
466. Zur Xn.— XIV. Klasse. Daß die Suffixe -io- {-iö-) und
-eiO' ursprünglich miteinander zusammenhingen, ist von vornherein
wahrscheinlich; man kann -i-oje- als Tiefstufe eines -ei-OjC- be-
trachten. Während sich das Arische und Griechische auf diese
beiden Formen beschränkten, besitzen das Lateinische, Germani-
sche und Slavische noch ein Suffix -(i)/o-, das mit athematischem
l ablautet, vgl. z.B. lat. cupio:cuptmus, sarcio : sarctmus oder ai.
mr-iyä-te 'er stirbt': lat. mor-t-tur. Die Grundsprache scheint
demnach eine rein thematische Flexion (-io-j-ie-) neben einer teil-
weise athematischen (-io-j-t-) besessen zu haben. Es ist ferner be-
merkenswert, daß zu Verben mit -/o- und -eio- außerpraesentische
Formen gehören, bei denen ein t hinter der Wurzelsilbe erscheint
(ai. kupyämi: Partie. Praet. kupi-ta-, lat. cupio:cupi-tuin;moneo:
316 Formenlehre. [§ 466.
tnoni-tus u. dgl.); in der traditionellen Grammatik pflegt man
dieses i als 'Bindevokal' zu bezeichnen. Endlich kommt für die
Beurteilung der -^o-Prae8entien in Betracht, daf5 dazu außerhalb
des Praesens Verbalstämme auf e erscheinen, vgl. z. B. gr. jj-avT]-
vai zu jj.a(vO[j.oi, ab. mbni-ti zu mbnjq 'ich denke'; im Latein ist
dieser Verbalstamm auf e überdies auch Grundlage eines Praesens-
stammes, vgl. vide-mus (Inf. vide-re, ab. vidi-ti) und thematisch
Video aus *uideiö. Mit Berücksichtigung der § 109 f. besprochenen
Ablautsreihen kommen wir also zu verbalen Basen auf ei': I (z.B.
mdei-), die natürlich den § 448 Anm. behandelten Basen gleich
sind; in Fällen wie hravimi sind demnach die ai. Reste der ab-
stufenden Flexion -{i)io-:-i- zu sehen; ein Rest des Typus *ij.idei5
liegt z. B. in (ved.) grhhäy-ämi (neben grhnämi, s. § 453 Anm.)
vor. Es hindert nichts , den Basisauslaut ei in letzter Linie mit
dem Suffix der nominalen i-Stämme (§ 268 ff.) zu identifizieren,
die ja die Ablautsformen ei, ei und i zeigen; ein Zusammenhang
ist unverkennbar in Fällen wie haryati 'er begehrt', gr. )(a(pcu
^ap7)-vai — gr. yapi-s oder sucyati 'er leuchtet' — söci- 'Licht', s.
dazu Reichelt BB. XXVII, 63 ff. und Leumann, Verhandl. d.
Straßburger Philologenversamml. (1901) 189 f. Wenn nun aber
auch das i ("^) vielfach als ursprünglicher Bestandteil einer Basis
aufgefaßt werden darf (vgl. auch § 221 Anm.), so müssen dennoch
vom Standpunkt der für uns erschließbaren Grundsprache -io- und
-ek)- als lebendige Praesensformantien betrachtet werden, ob wir
nun ein *kupio auf ein *kupi-ö oder *kup-iö, ein *tndeio auf ein
\ddei-5 oAer *uide-iö zurückführen: denn mit der ausschließlichen
Annahme von ei- Basen kommt man doch nicht durch; da wir in
historischer und vorhistorischer Zeit beobachten, wie Denomi-
nativa z. B. von o-Stämmen aus mit -io- gebildet werden (s § 606 ff.),
da ferner die Grenze zwischen Denominativen und Kausativen
im Ai. wie in den verwandten Sprachen nicht ganz scharf ist
(s. § 447), 80 wird das Suffix -eio- z. B. in *bhöreiö (gr. cpop£(u, ai.
bhäräyämi) in der Weise zu stände gekommen sein, daß -io- an
die Basis bhore;o- (gr. cpopo?, ai. bhära-) antrat; waren einmal
solche Musterformen auf -eiö vorhanden, so konnten darnach neue
Verba zu beliebigen einsilbigen Wurzeln gebildet werden.
So deutlich die neuere Forschung Zusammenhänge zwischen
den mit -i- gebildeten Praesentien der verschiedenen idg. Sprachen
nachgewiesen hat, so sehr muß man sich bewußt sein, daß es nur
durch ganz hypothetische Konstruktionen möglich ist, die Ent-
wicklungsgeschichte dieser verschiedenen Bildungen sich klar zu
machen, die sich zum größten Teil bereits in der Grundsprache ab-
§ 466. 467.] Die primären Praesensstämme etc. 317
gespielt hatte. Zur ganzen Frage vgl. außer der schon angeführten
Literatur Brugmann,Grundr. II, 1054 flf., Kurze ver gl. Gramm. 523 ff.,
Bartholomae, Iran. Grundriß I, 80. 85, Lorentz IF. VIII, 68 ff.,
Meillet Mem. de la Soc. de Linguist. XI, 3 ff., Sommer, Lat.
Laut- und Formenlehre 540 ff. 549 ff., H. Hirt, Griech. Laut- und
Formenlehre 305 f. 380 ff. 386 ff.
XXm. Kapitel.
Die primären PraeseDsstämme des Sanskrit
und ihre Flexion.
Vof'h emerkungen .
467. Das System der indlsclien Grammatiker.
Die ind. Grammatiker teüten die Praesensbildungen
des Sanskrit in folgender Weise ein:
I. Primäre Bildungen.
1. (bJiü-) Klasse: hhävämi (§ 469ff.).
2. (ad-) Klasse : ädmi (§ 479 ff.).
3. (Im-) Klasse : jtiJiomi (§ 491 fi\).
4. (div-) Klasse: divyämi (§ 473 f.).
5. {su-) Klasse: sunomi (§ 498 ff.).
6. {tud-) Klasse: tudämi (§ 475 f.)
7. (rudli-) Klasse: runädhmi (§ 504ff.).
8. (tan-) Klasse: tanomi (§ öOOff.).
9. (krl-) Klasse: hrlnämi (§ 507 f.).
10. {cur-) Klasse: cöräyämi (§ 477).
11. Abgeleitete (sekundäre) Bildungen.
1. Causativa (§ 583 ff.).
2. Intensiva (§ 594ff.).
3. Desiderativa (§ 599 ff.).
4. Denominativa (§ 606 ff.).
318 Formenlehre. [§ 467, 468.
Aucli das Passivum gehört zu den 'sekundären'
Praesensbildungen (§ 576 ff.).
Über die Häufigkeit der einzelnen Praesensklassen
s. Whitney Proceed. Am. Or. Soc. 1885, S. XXXII—
XXXV.
Anm. In dieser Einteilung finden natürlich nicht alle idg.
Typen, ja nicht einmal alle ai. Bildungen Platz. Sie sind (wie
z. B. die Angehörigen der idg. IX. oder sto-Klasse) als 'unregel-
mäßige Verba' unter die vorhandenen Klassen verteilt, sofern sie
überhaupt deutlich charakterisiert waren (die idg. X. oder XI.
Klasse kommt daher für die ai. Grammatik überhaupt nicht in
betracht).
468. Die ind. Gruppierung ignoriert völlig die Tren-
nung in eine thematische und athematische Konju-
gation (die auch im vorigen Kapitel nicht als oberster
Einteilungsgrund gewählt wurde). Wie aber die themati-
sche und athematische (w- und [xi-)Konjugation in der
griechischen Grammatik wichtig ist, so ist sie es auch in
der ai. Verbalflexion. Zwar ist die Differenzierung der
idg. Personalendung der 1. S. (thematisch *hherö, aber
athematisch *esmi) im Ai. nicht aufrecht erhalten worden
(s. § 419), aber die beiden Konjugationen unterscheiden
sich im Ai. (außer dem Fehlen oder Vorhandensein des
thematischen Vokals a, a) in folgenden Punkten (die be-
reits uridg. sind) :
1. Der Praesensstamm der thematischen Verba bleibt
in allen Formen unverändert; bei den athematischen
Verben zeigt der Stamm dagegen Abstufung ('starker'
und 'schwacher' Stamm). Entsprechend wechselte in
älterer Zeit der Accent zwischen Stamm und Endung,
während er bei den thematischen Verben fest ist: vgl.
z. B. lihärämi — hhärämah, aber emi — imah.
2. Das Optativzeichen der thematischen Verba ist -i-,
der athematischen -yä- und -7- (vgl. § 437).
9 468. 469.
Die primären Praesensstämme etc.
S19
3. Die 2. S. Act. des Imperativs ist verschieden (vgl.
die Paradigmen).
Während die Flexion der thematischen Yerba einem
einzigen Paradigma folgt, ergeben sich für die athemati-
schen Verba je nach der Gestalt des Praesensstammes
verschiedene Paradigmen.
a) Erste oder thematische Koujagation.
469. Paradigma, hhü- 'sein, werden'.
Aktivum.
Sing. 1.
2.
3.
Du. 1.
Plur.
^T^yfir hhävämi
^cfHj hliävasi
^i^^rf^f hhävati
^fcfT^ hhävävah
2. 'H^^: hhävathah
3. ^T^fft hhävatah
1. ■»TTTT: ^>hävämah
2. ^r^^ hhävatha
3. H^t^ hhävanti
Praesens.
Medium.
;^f% hhäve
■Vfßi^ hhävase
^T^^ hhävate
^«TT^ hhavävahe
^{^i^ bhavethe
^f%^ hhavete
^c(|^^ hhävämahe
iff^^ hhavadhve
"VfSf^ hhävante
Imperfektum.
Sing. 1. '^YT^T^ ähhavam
2. '^V(c(: ähhavah
3. 'j^4^c(c^^ ähkavat
1. ^y^cjicj ähhaväva
2. ^H^rTT^ ähhavatani
3« ■^W^fTT^ ähJiavatäm
1. ■4;44c)|44 ähliaväma
2. '^H^frT ähhavata
3. '^)f^^ ähhavan
Du.
Plur.
■^j^^ ähhave
'^sm^^X: abhavathäh
^^T^Tf ähhavata
"^^rnrf^ ähhavävahi
^H^vm^i^ ähhavethäm
"'^W^ffni ähhavetam
^M^mf^ ähhavämahi
^>{ct^^ ähhavadhvam
•^K^w^ äbhavanta
320
Formenlehre.
[§469.
Sing.
Du.
Plur.
Sing.
Optativ
(Potentialis.)
1. ^^1^44, hhäveyam
2. -vf^i hhäveh
3. ■*i^ft^ hJiävet
1. ^^^ hhäveva
2. YRrT^l hhävetam
3- ■»l^fTPFl hhävetäm
1. )^f^7T hJiävema
2. *T^ff ihäveta
3. H%"^^ hhävepuJi
D
u.
Plur.
ii{^^ hhäveya
'V^'^l hhävethäh
f^7{ hhäveta
^l^-qf^ hhävevahi
^^ijlHiiH hJiäveyäthäm
^^^MIH ^^^äveyätäm
vi^T^f^ hhävemahi
^^■%^ hhävedhvam
Vf^i^ hhäveran
1. »T^Tf'T hJiäväni
2. ^^ hhäva
2. ^T^ hhävatu
1. ^T^T^ hhäväva
2. ^T^rT^ hhävatam
3. ^cjcti4i hhävatam
1. ^c(|*< hJiäväma
2. l;{^^ hhävata
3. >jc(trt hhävantu
Imperativ.
^:T^ hhäväi
^cf^ hhävasva
H«frTTH hhävatam
^cjicj^ hhävävahäi
H^^^ hhävethäm
^T^fTRl hhävetäm
M'^y^ hhävämahäi
)f^^cp^ hhävadhvam
M^^\H. hhävantäm
Parti cipium.
^^^ hhävant- ^f^iffäT hhävamäna-
(Flexion s. § 323 f., /". -a^«i*).
Nach diesem Paradigma gehen die primären Verba
der(ind.) 1. 4. 6. und 10. Klasse sowie fast alle abgeleite-
ten Yerba.
Über das sprachgeschichtliche Verhältnis der einzel-
nen Formen des Paradigmas zu denen der verwandten
Sprachen gibt Kap. XXI Auskunft ; zu den Partizipial-
formen vgl. Kap. XXVIII. — Über Reste des Kon-
junktivs s. § 439. 2.
§ 470. 471.] Die primären PraesenBstämme etc. 321
470. Die Bildungsweise der ai. 1. Klasse ist § 449 a)
besprochen. Da man nach der IJbimg der ind. Gramma-
tiker \-ielfach die tiefstufige Wurzelform als Normalform
ansetzt, so ist zu bemerken, daß die Yerba unserer Klasse
China (d.i. Hochstufe) zeigen; vgl. dazu § 105. Die 1.
Klasse ist im Ai. weitaus am häufigsten: sie umfaßt
etwa ebenso viele Verba wie alle übrigen^ Yerba zu-
sammen.
Nach ihr gehen z. B.
f^ ji- 'siegen': ^RTffT j(iy((ii'-, f^ smi- -lächeln':
^f^^ smayate; "^ nl- 'führen': •T'ErffT nayati.
•s sru- 'fließen': ^^r^f?T sravati.
^f^ cit- 'acht geben': ^fffTf cetati.
"^■^ krui- 'schreien, klagen': sptlTf^ l'rö§ati\ ^^
hudh- 'erkennen' : '^^IvfH hödhati (gr. irE'jdsxai).
^X; ^i(i'>'- Oir-) 'wegnehmen': ^Tf^fff harati] -^ vart-
(vrt-) 'sich bewegen, drehen' : -^"^ vartate (lat. verto).
Bei Wurzeln mit a -+- Geräuschlaut bleibt der Vokal
natürlich unverändert; dasselbe gilt auch von sonstigen
Wurzeln, die mau in der Hochstufe anzusetzen pflegt ;
vgl. z. B.
^^ car- 'sich bewegen': ^"^fTT cttt'cdi (gr. ireXtü);
Tf^ pat- 'fallen, fliegen' : xnrffT p-f-if-iii (gr- Trexofjiai, lat.
peto) ; ^^f majj- 'tauchen' : ?T^rf?T (l^f • niergo, vgl.
§ 158. 1); cf^ vali- 'fahren': cj^f^ valiati (lat. veho);
^flT ItthJi- 'erlangen': ^rW^ Idbliate.
^^ 8q.s- 'rühmen': ^^rf^ kisati (lat. censeo).
^^ sev- 'dienen': ^'^ sevate\ ys^'^ dJiäv- 'laufen':
VT<=(^ dhävate.
471. Unregelmäßige Yerba der 1. Klasse.
1. Zur ai. Klasse werden eine Reihe von Yerben gerechnet,
die in der Yokalisierung der Wurzelsilbe von dem regel-
1 Die Hauptmasse dieser bestellt aus Angehörigen der ai. 2.
4. und 6. Klasse ; alle andern Praesensklassen treten ganz zurück.
Thumb, Altindisclie Grammatik. 21
322 Formenlehre. [§ 471. 472.
mäßigen Typus abweichen und nur nach ihrer Betonung
hierher gehören. So zeigen folgende Praesentia tief-
stufigen Vokalismus:
•^ dqi- 'beißen' : ^l^ dähti, W. denk- : dnk-. ^
f^^iB- 'sehen': t^ Iksate; t;f ^^«- 'begehren': 'l^
ihate^-^ jw- 'leben': ^cffri jivati; f^ Ulnv- 'aus-
speien': #t^rt7T MMvati.
^^ ü]i- 'schieben' : •gs'ftTT ühaü. ^
•^ guli- 'verbergen': ^iffTT guliati (mit Dehnung).
Ikf- und jlv- sind wohl ursprünglich charakterisierte Prae-
sentia; jenes gehört vermutlich zur idg. s-Klasse (§ 459), dieses
scheint ein praesensbildendes Suffix-«o- zu enthalten (s. Brugmann,
Kurze vergl. Gramm. 537). Ihate ist nach Bartholomae IF. V,
215 f. aus i-dyh- entstanden, d.h. es ist ein reduplizierendes Ver-
bum (vgl. § 472 b); der Anlaut von IM- scheint übrigens gleichen
Ursprung zu haben, wenn das Verbum zur "W. og''" (g^. oiio[j.ai,
Ttpoo-cuuov, ai. aks-i-} gehört.
Dehnstufige Wurzelform zeigen:
Hf^ kram- 'schreiten' : 9|rRf^ krämati (aber Medium
kramate) ; ^^^ cam- + ^ ä- 'schlürfen' : xm-eji+^fTT äcä-
mati.
^^ ma7J- 'wischen' : TTTWfTT märjati.
Über diese Bildung s. Brugmann, Gruudr. II, 890. 915, Bar-
tholomae, Iran. Grundr. I, 69 (§ 125). Der letztere nimmt dafür
eine besondere idg. Praesensklasse an (vgl. gr. (j.7^oo[j.ai zur W.
ni ed-).
473. 2. Die übrigen unregelmäßigen Yerba unserer
Klasse sind Reste verschiedener idg. Klassen:
a) IX. idg. Klasse (§ 460) :
7jii gam- 'gehen': ■jrr^^ gäcchati; zf^ yam- 'dar-
reichen': ^r^^ yäccJiati (dient auch als Praesens von
da- 'geben').
1 Ebenso sanj- 'anhängen' und svanj- 'umarmen': säjati,
sväjati.
2 Regel: Wurzeln mit innerem l und ü bleiben unver-
ändert.
§ 472. 473.] Die primären Praesensstämme etc. 328
Vgl. auch § 476 b).
Anm. In väfwhati 'er wünscht' (vgl. ahd. wunsken) zur
"W. vati- 'gewinnen' (z. B. ved. vänati) und mürcchati 'es gerinnt'
gehen die Formen väiich-, mürcch- durch das ganze Verbum hin-
durch. Über an (ür) als Tiefstufenform einer ursprünglich zwei-
silbigen W. (vani-) s. § 98. 107. e).
b) IV. idg. Klasse (§ 452) :
jfj ghrä- 'riecben' : f^rerfTT jighrati.
tpf Ipä- 'trinken' : fijqjfTT pihati.
■^Tf stJiä- 'stehen': fTT^fTT üMlicdi.
Anm. 1. Über sidati ("W. sad- 'sitzen') s. § 452 Anm. 2.
Anm. 2. In lasati 'er begehrt' aus *la-ls-ati (s. § 87), W.
las- (vgl. gr. \\.\a.{.o\).a\. aus *Xi-Xda-io[xai), geht der Praesensstamm
las- durch das ganze Verbum. Von gleicher Bildung ist yesati
(in der älteren Sprache) aus *ya-is-ati, W. yas- 'sieden', s. Johans-
son IF. II, 36 f.
c) Weitere hierhergehörige Verba sind § 476 a)
Anm. besprochen.
4:73. Über die Bildung der ai. 4. Klasse s. § 463 a)
und b). Die Mehrzahl der hierhergehörigen Verba zeigt
die W. in der Tiefstuf e, z. B.
eirq hup- 'zürnen' : ein?rffT hupyati ; -^^ii kriidh- 'zür-
nen': 9irurf^ krucUiyati; •ro tuS- 'sich freuen': H^rfff
tuäyati; 5^ äruh- 'zu schaden suchen': rf^f^ drühyati;
j(\( yudli- 'kämpfen' : ^j^rf^ yudliyati.
^^ dlv- 'spielen': ^^^if?T dlvyati.
^VT vyadh- (vidh-) 'durchbohren' : t^^zrfTT vidhyati.
•Tt^ nart- 'tanzen': ^rsi^ nrtyate.
^ liarS- 'sich freuen, erregt sein' : ^^qt^T hrSyati.
IJber den VokaUsmus von <4J^7i j'iryate 'er altert'
zui' "W. jar- (Jari-) und ^tRT^ jäyate 'wird geboren' zur
W. Jan- (jani-) vgl. § 96. 98. 107.
Die Wurzel steht seltener in der Hochstufe, vgl.
^X( tap- 'sich erhitzen, kasteien': tttzi^ täpyate (vgl.
lat. tepeo)\ »nr *^^^- 'umkommen': •p^^rf?! näSyati; xfw
21*
324 Formenlehre. [§ 473. 474.
jßad- 'gehen': xf^"^ pädyate; xfji pcä- 'sehen': "qi^^^rftr P^^-
Syati (dient zugleich als Praesensstamm der W. darS-
'sehen').
Über ;Ff5^ man- 'meinen': j^ manye s. § 463.
Anm. Das a von bhrasyate zur W, bhrqs- (bhras-) 'fallen'
kann als Tief- oder Hochstufe gedeutet werden, je nachdem man
die idg. Wurzel als *breM-- {bhrPi^-) oder *blirefi- ansetzt; die Ent-
scheidung ist nicht sicher zu treiJen, weil Verwandte fehlen, rdj-
yati 'er färbt sich' ist auf *reßVjeti zurückzuführen, wie gr. pi^m
zeigt; die ai. "Wurzelform raiij- ist demnach nach § 458 zu be-
urteilen, d. h. der Nasal stammt aus dem nasalierten Praesens-
stamm raiijati.
474. Anomala der 4. Klasse. 1. Die Wurzeln
auf am, wie cTI t<^^n- 'stocken, starr werden', ^^ hhram-
'umherschweifen', ^^ §am- 'ruhig w^erden', -^ji^; ^ram-
'müde werden', sowie ^^ mad- 'fröhlich sein' dehnen das
a der Wurzel, also z. B. "5[Ti?rffT ^ämyati, in^f?f ^i^äd-
yati.
Zur Beurteilung der Formen vgl. § 463 b).
2. Die Wiu'zeln ^ da- 'teilen', "^jt sä- 'wetzen', ^
sä- 'binden' bilden ^fTf dyati, ^nr^flx ^yaü, -^fff syati.
d-, i-, s- sind als Schwundstufen zu beurteilen wie
dh- in da-dli-mah neben Mta- (dhä-) u. dgl. (§ 102. 109 a).
Die Reduktionsform mit 9 liegt in den Partizipien des Praet.
(z. B. dita-), ferner in däyate 'er zerteilt' = idg. *dj-ie-tai (cf. gr.
oaierai) vor; das «/ dieser Form ist als wurzelhaftes Element
empfunden worden, und so entstand eine neue 'Wurzel' day-, zu
der das Partizip day-ita gebildet wurde. Vgl. auch 3.=
3. Die AVurzel gä- (gäyati) 'singen' gehört nur schein-
bar in die 4. Kl., da die Wurzel ursprünglich gäy- lautete
(§ 110).
Daß das Sprachgefühl der ind. Grammatiker gayati zur
4. Klasse rechnete, erklärt sich aus der Wurzelform gä-; gäy-ati
wurde auf dieselbe Stufe gestellt wie z. B. tra-yate von der W.
trä- 'beschützen' oder dhya-yati von dliyä- 'an etw. denken'. Eine
scharfe Scheidung der zur 4. Klasse gehörenden «-Wurzeln und
der ursprünglichen öj^ -Wurzeln ist nicht mehr mit Sicherheit
§ 474. 475. 476.] Die primären Praesensstämme etc. 325
vorzunehmen; die "Wurzeln auf ä, die ihr Praesens mit -ya-
bilden, sind bei "Whitney § 761. d. 1. verzeichnet.
Auch dhäy-ati (idg. *dlidi-eti 'er saugt') zur "W. dhä- (s.
§ 109 b) ß) Anm.) ist wie gäy-ati zu beurteilen; in hväyati
(idg. *ghni-ieti) von hvä- (hü-) 'rufen' liegt dagegen ein echtes -ya-
Praesens vor; vgl. auch 2. "Weitere Pormen gleicher Art s. bei
Whitney § 761. d. 2.
475. Über die Bildung der ai. 6. Klasse s.§449b).
Hierher gehören z. B. noch:
f^TH käij)- 'schleudern' •.•f^rjf^JiHpäti ]fwi^diS- 'zeigen' :
t^lJ'fTT <^i^äti\ f%7x viS- 'eintreten': f%nrf?T viSäti.
ff^ tncl- 'stoßen': tttOt tuääti.
^f^ sarj- 'loslassen': ^^rf?T srjäti\ ^^ spari- 'be-
rühren': ^niff^T siwiäti.
Über Tief stufenformen wie f^n^ffT giräti zur W.
(/ir-, gar- 'verschlingen' oder ^^f?f sphuräti zur W.
sphur-, sphar- 'schnellen, zucken' s. § 95. Mehrere Yerba
mit tiefstufiger Wurzel haben den Accent der 1. Kl. an-
genommen und werden daher zu dieser gerechnet. Einige
andere Wurzeln bilden ihr Praesens nach beiden Klassen,
so ^"^ kar^- 'ziehen, pflügen' : chMfd kärSati und w^rfJT
h-Säti.
476. Unregelmäßige Verb a. Einige besondere
Praesensbildungen sind wegen ihres Accents der 6. Klasse
zugeteilt worden.
a) Folgende Wurzeln scliieben im Praesens einen
Nasal ein [=idg. VII. Klasse, b), s. § 458]:
^vf^ hart- (krt-) 'schneiden': Uüff?? hrntäti.
^f^ hiuc- 'loslassen': ^T^f^T muncäti; ^fx( lup- 'zer-
brechen' : ^nTf?T lumpäti ; f^t^ lip- 'beschmieren' ; f^mf||
limpäti (vgl. lit. limpü) ; f^-^ viä- 'finden' : f^^^^TT '^i'>^-
däti ; flf^ sie- 'ausgießen' : f^f^^ smcäti.
Anm. Der Nasal ist wurzelhaft geworden bei lamb- 'herab-
hängen' (lambate) zu lat. läbi 'gleiten' und nind- 'tadeln' (nindati,
mit Betonung der 1. Kl.) zur "W. nid-, neid- (vgl. z. B. ved. nidä
'Tadel' und gr. ö'veiSo;).
326 Formenlehre. [§ 476. 477. 478.
b) Zur idg. IX. Klasse (§ 460) gehören:
^■^ iS- 'wünschen': ^^^^f^T icchäti (vgl. ahd. eiscön
'heischen').
^^ (^) ar- (r-) 'gehen': ^^f^:^^^ rcchäti.
W^ (tT^) prccJi- (prach-) 'fragen' : xj-^^ prcchäti.
Vgl. aucli § 472 a).
477. Über die Bildung der ai. 10. Klasse s. § 465 ;
hiernach gehen z. B. folgende Verba:
a) mit Hochstufe:
^H^ kam- 'lieben': ch|i<^ejd kämayate; j^^ khäd-
'essen, verzehren': T^^^qfjT khädagaU; i^ chad- 'be-
decken, verhüllen': ^irf^jfTf chädayati.
^TT cur 'stehlen' : ^i^iiHr cörayati.
^p|TöR Uk- 'erbhcken': ^^^^t^R^rffT ava-lökayati.
b) mit Tief stufe:
■^ duS- (düS-) 'verderben': ■z--q'?rffj düSayati] ^(^
hhüS- 'sclmaücken': »nrqfTT hhükiyati.
■^[f^ sparh- 'begehren' : 4jj^ijf^ sprliayati.
Die meisten Praesentia mit -aya- sind Causativa
(§ 583 ff.), einige auch Denominativa (§ 608. 1).
b) Zweite oder athematische Konjugation.
478. Yorbemerkung. Die gemeinsamen Merkmale
der athematischen Konjugation sind bereits § 468 an-
geführt. Inbetreffder Stammabstufung ist zu merken,
daß die folgenden Formen starken (hoch-, seltener dehn-
stufigen) Stamm zeigen:
1. Der Sing. Praes. und Imperf. des Aktivs.
2. Alle 1. Personen des Imperativs (Akt. u. Med.).
3. Die 3. Sing. Imper. des Aktivs.
Alle andern Formen haben schwachen (tiefstufigen)
Stamm.
Diesem Wechsel der Stammform entspricht ein ur-
sprünglicher AYechsel des Accents; abgesehen vom Im-
§ 478. 479.] Die primären Praesensstämme etc.
327
perfekt (bei welchem immer das Augment den Accent
trug) war bei den starken Formen der Stamm, bei den
schwachen die Endung betont.
I. Die ai, 2. Klasse.
479. Paradigma. dviS- 'hassen'.^
Activum
Sing. 1. ^fcq' dvesmi
2. ^f^ dveMi^
3. ^f^ dveSti^
Du. 1. f^iq; dviäväh
2. f^^: dviSthäh
3. tl^g: dviStäh
Plur. 1. fl^xjT: dviSmäh
2. f^-^ dviSthä
3- f^"^f5?T dviSänti
Sin
Du
Imperfektum
g. 1. -ji^tifi; ädveSam
2. "^z ädvet^
3. '^'Z ädvet
1. rjif^bet ädviSva
2. ^?rf^"g?^ ädviMam
3- -^if^HIH ädviStäm
Plur. 1. -^f^tfT ädviSma
2. ^f^g ädviUa
3. "^rf^xi^ ädviSan
oder "'?rfl["^I ädviSiih
Medium.
Praesens.
f^% dviMe
f^^ dviäte
f^hisi^ dviSvähe
f^HTq dviSäthe
f^irr^ dviSäte
f^BH^ dviämähe
f^r^% dviddhve*
fl^iq^ dviSäte
^f^fif ädviäi
■^rfl^TT^ ädviSthäh
^f^g ädviMa
■4;f^be(f% ädviSvahi
'^rfl[m^lH ädviSäthäm
■^rf^mcim ädvüätäm
-^ffl^-cfff^ ädviSmahi
^f^^ioH ädviddhvam
TSrf^-qTT ädviSata
1 Wegen der lautlichen Veränderungen, die beim Zusammen-
stoß von Wurzelauslaut und Endung eintreten, vgl. die §§ der
Lautlehre, die jeweils bei der ersten in betracht kommenden Form
angeführt sind.
2 § 150. 3 § 122. 2. 1 § 158. 2. b). » § 165. 1. c).
328 Formenlehre. [§ 479.
Optativ.
'ja
Sing. 1. t^WT^ dvüyäm t^"^t^ dvihlyc
2. fl^wr: äviSydh f^'^\wv. dviMhäh
3. f|['Rrrft dviSydt f^T^rT dviMä
Du. 1. f^"^!^ dvüyäva f^-q^^f^ dvüiväJii
2. f|["5rrfT^ dvi^yätam f^-^\^-^f[jj^d>ifiyätJiäm
3- f^^TflTH dviSyätäm f^^(\^3Trn^ dvifiyätäm
Plur. 1. f|["5rw dviSyäma f^'^^f^ dviSimähi
2« f^WTff dviäyäta f^'^t^ef^ dviSidhväm
3. fl^'Ri: dviSyüli f^Tft"?7i: dviSirän
Imperativ.
Sing. 1. ^xrrfrjT dve^äni^ ^^ dveSäi
2. f^f% dviddln f^[^ dviMvä
3. ^-g dveUu f^'ST'T duiMam
Du. 1. ^"^TR dveSäva ^•^J•^;^ dveSävaliäi
2. "f^"S^ dviMam f^MI^IH dviSäthäm
3. f^'CT^ dviSfäm f^wrrU^ dvüdtäm
Plur. 1. ^"EfT^ dveSänia ^bn^^ dveSämahäi
2. f^-g dviStä t^^^^ dviddJwäm
3- f^"^nT dviMrdit 'f^W^^ dviSätäm
Participium.
f|['cpr|; dviäänt- f^"m!I dvik'inä-
(Flexion s. § 323 f., /". -a^z).
1 "Wegen des u s. § 83,
§480.]
Die primären Praesensstämme etc.
329
480. Paradigma, duh- 'melken'.
Activum. Medium.
Sing
Du
Praesens.
1. ^tflT dohmi
2. vtf^ dhoMi^
3. ^tfrV dogdhi^
1. "5^: duhmäh
2. "5^^: dugdhäh
3. "Sim dugdJiäh
Plur. 1. T^: duhmäh
2. -zj^ dugdhä
3. "5^f^ duhänti
•^ duhe
w% dhuMe
■51V dugdhe
■gg^ duhvähe
"5fT^ duhäthe
■5^^ duhäte
"^WW duhmahe
\fj^ dJmgdhve^
■5^^ duhäte
Imperfektum.
Sing. 1. ^<{1^H ädöham
2. "^r^^teii ädhök*
3. "'?ivt^ ädhök
Du. 1. ^4^ äduhva
2. "^sT^j^SfH ädugdJiam
3. -^rgj^x'l ädugdhäm
Plur. 1. -^14^ äduhma
2. ''äST^^ ädugdha
3. Ti)rf^«|^ äduhan
-^fgf^ äduhi
'^r^'^T. ädugdhäh
■^^[^3^ ädugdha
'^4^tW äduhvahi
^'l'^T^ IH äduhäthäm
'•^l^^Vrrni äduhätäm
-41<^f% äduhmahi
^''^^£^ ädhugdhvam
^a^fT äduhata
Optativ.
Sing. 1. ^^iH duhyäm %f^ duhlyä
u. s. \v.
i § 152 (und 137). 2 § 143 (und 137). » § 142.
4 § 162 und 165.
330
Formenlehre.
[§ 480. 481.
Imperativ.
Sing. 1. rft^ifsT doliani
2. '^fhif dugdJii
3. ^Itu äogdlm
Du. 1. <J^^Tcj dohäva
2. ■^J^il^ dugdhäm
3. djvj m^ dugdhäm
Plur. 1. g^^T4{ dohäma
2. -CT^ dugdhä
3. '5f«n duhäntu
'»^ dhukSvä
^irerfl dugdhäm
d\^\d(^ dohävakäi
4^1^IH duhätJiäm
^^TrTni duhätäm
<rt^T*<9 dohämahäi
\[rh3(j{^ dhugdhväm
TITTW; duhätäm
Participium.
rti; duhänt- {f. -ati) "^^TT diihänä-
481. Paradigma, i- 'gehen'.
Activum.
Praesens.
Medium.
Sing. 1. -qfiT ew?i
2. Tjf^ #i^
3. T^fTT e^i
Du. 1. ^: iva/i
2. ■^t ithäh
3. '^: iia/i
Plur. 1. ■^[tt: imäh
2. ■^ ithä
3. e|[W< :J/«'>^^i
^[^ ivähe
^iH^ iyäthe
J1U7[ iijäte
Xjf^ imähe
\^ idhve
j^^ igäte
^ Wegen des s s. § 147.
§481.482.] Die primären Praesensstämme etc. 331
Imperfektum.
Sing. 1. niii^iH äyarn^
2.^: äih
3. '^ dit
Du. 1. ^ äiva
2. ^TT'l obitam
3. ^TTT'l äitäm
Plur. 1. ^JT äima
2. "^ äita
3. ^(^n äyan
Optativ.
Sing. 1. ^^<iH iydni ^^fUl ^^^^^
u. s. w.
Imperativ.
Sing. 1. niiitif^ äyäni
2. ^ ihi'
3. T3[H etu
Du. 1. -^ijict äyäva
2. ^Ti; ?^«w*
3. x<[jii itäm
Plur. 1. ^^RTTT äyäma
2. ^ iM
3. 7f^ yäntu
Participium.
^r<^ ?/aH^ {f. yati) ^TTR i^äfia-
482. Nach der 2. Klasse, die der idg. I. Klasse ent-
spricht (§ 448), werden ferner z. B. folgende Wurzeln
konjugiert :
f^ dih- 'bestreichen': ^f^ clehmi; t^|?i/?- 'lecken':
iif^ leclhi (s. § 143); f%^ vid- 'wissen': ^ffT ^etth Imper.
pff^ viddlii (§ 144 b). ^
1 ät/ {äi) enthält das Augment, s. § 415.
2 Wegen des -hi st. -dhi s. § 420.
332 Formenlehre. [§ 482. 483. 484.
^^ va^- 'verlangen': '^f^ vaUi (§ 139), '^^T'fW uhiah
(vgl. §^107 c).
^T^ vac- 'sprechen': '^f^ vactni, -^f^ rciMi, sffys
vaJcti (§ 139) [das Praesens ist im übrigen defektiv].
483. Besonderheiten im Alblaut. Einige AVurzeln
zeigen in den starken Formen Dehnst nfe, vgl.
^^ marj- 'abwischen': Praes. ?n"f%^ märjmi, ffjf^
märkH (§ 152), ^nfs märUi (§ 140), ?nJT: mrjmah, ?TWf5fr
mrjanti (und ^nwf^ märjanti) ; Impf. -^^j^n^T^; aniärjam,
^?I1TT^ (imärt (§ 165), -^^ü^ij«!^ amrjan (und-^nTTW'l ctmär-
jan)\ Imper. Trr^Tf% märjäni, •jj-fe nmjdhi (§ 141), ^rff
märStu u. s. w.
■^ stu- 'preisen': ^ftf^T stmtmi, ■^tjt! stumah, ^r^f%
stuvanti\ Impf. Ttn^ej^i^ astavam, "^r^t astäuJi; Imper.
■^^rf^ staväni, ^rf% stiilii, "^^ stäidii u. s. w. Ebenso
gehen m- 'brüllen' und einige andere Wurzeln auf ti,
s. Wliitney § 626.
Anm. Über eine andere Flexion von stu- u. Verw. s.
§ 490 b) Anm.
484. Ohne Abstufung sind folgende Verba:
1. Wurzeln auf ä, z. B. ■^ yä- 'gehen': ^nt'T yämi,
^[rrf% 2/«5/, -qr^: yämak, -^rrf^ yäntl; Imperf. 'W^Tfi
ayäni, 3. PI. -^jin«!^ ayän und ^sra: ayiilj. Ebenso gehen
z. B. T^n" Miyä- 'sehen', xfj ixi- 'schützen', -^ vä- 'wehen',
■^7 snä- 'baden'.
Anm. Die Verba auf ä (idg. ä, e, Ö) sind seit alters ab-
stufungslos, wie z. B. gr. arj|j.i und Aoriste wie lopäv, lyvcuv zeigen.
Genaueres s. Brugmann, Grundr. II, 951 fi'. und Kurze Gramm.
504. S. auch § 448.
2. ^ ^e- 'Hegen': ■^r^ kiye, ^^ ^eSe, ^% §ete,
Impf, ^^nrf^ ahyi, '^^"^: aSethäh, Opt. ^^f)^ kiylya
u. s. w. Merke besonders die 3. PI. Praes., Impf, und
Imper. ^^H ^e>-rtie, ^si^fi^fi aierata, ^ittTI Seratäm;
über die r-haltigen Endungen s. § 435 III. Anm.
§ 484. 485.] Die primären Praesensstämme etc. 333
3. -gjf^ äs- 'sitzen': -4(1 Q äste, 2. PL "^jf^ ädJive
(§ 158. 2), Imper. -^n^ äsäi. Merke besonders das Par-
ticip -^üufl*! äsiua-.
Die Vokalstufe von 2. u. 3. ist uridg., s. § 448 b).
4. -^ ad- 'essen': -^rf^ dtti, "^TST: admah, Impf.
^I^4i äö!aw (mit Augment); die 2. 3. Sing. Imperf. Act.
sind thematisch gebildet: ^?n^ ädali, ^\f^<{ ädat (st. *ät
aus idg. ^ec?-s, *ed-t).
Anm. In der idg. Grundsprache scheint die W. ed- auch ein
dehnstufiges Praesens *ed-mi gebildet zu haben, vgl. lit. ed-mi,
lat. est. Die ai. thematischen Formen gehören wohl zu einem idg.
*edö, vgl. lat. edo, lit. edu (neben edmi\ Die abstufungslose Flexion
des Ai. ist offenbar hier wie in dem folgenden Verbum eine
Neuerung (vgl. daneben as- 'sein' § 488 und vas- § 482).
■^^ vas- 'kleiden' (nur Med.): -q^ vaste.
5. ^-^ caM- 'sehen': ■^% caMe (2. u. 3. S.), -^ caMe
{§ lb7. 3), ^-^^f^caMmahe,^^^^ caddhve (§ 157), Impf.
2. S. ^T(ai: acaMhäh, Imper. ^% cakMi, ^^ caMva,
Anm. cdks- scheint eigentlich ein durch -s- charakteristi-
sches Praesens zu sein (§ 459), s. Wiedemann KZ. XXXVI, 162 f.
6. Einige Verba, die nur im Medium vorkommen,
haben regekecht Tiefstufenvokal in aUen Formen (auch
im Imper.), z. B. ■|;'^ 1^- 'herrschen': t^ IMe (§ 139),
3. PL ■|:im ~i§ate\ •^ sü- 'erzeugen': ^ siive, •w^ süSe,
Impf, -^^rf^ asuvi, ^fivm: asüthäh, Opt. ^^|ej suviya,
Imper. ^r^ suväi.
485. i[T^ kis- 'befehlen' hat den schwachen Stamm
f^ ii^- (Ablaut ä:i s. § 109 a) : ipt^ säsmi, ^jrfw
hssi, ifrf% ^^^^^^ ftr^: SiSvah, Impf. ^^nfTRR asäsam,
n{^Ti^ aäiSma, Opt. fij'^'FC ^i^yäm.
Merke jedoch den starken Stamm in der 3. PL und
2. S. Imper. sowie im ganzen Medium : «mijfTf Msati
(Endung -ati, s. § 427. L),-?nirr^: ci^äsuh, UTT^^ säsatu;
Ijprf^ sädlii (§ 158. 2.); ^t'^ säste.
334 Formenlehre. [§ 486. 487.
486. hmi- 'schlagen'.
Praesens. Imperfekt.
Sing. 1. ■^f^ hämni W^'^H. äJianam
2- ffir Hsi^ "^rf^ ähan
3. ff^ hänti '-^'^^ ähan
Du. 1. ^^: hanväh '^T^^ ähanva
2. ^^: hathah '^^«TR ähatam
3. ^: 7ia^a/i 'it^flTH ähatäm
Plur. 1. ^«5t: hanmäh '^Tf^ ähanma
3. ^f% ghnänti -^^«^ äghnan
Optativ.
^«etl^i^ hcmyäm u. s. f.
Imperativ.
Sing. 1. ^•rrf'T hänänl
3. ^i?T häntu
Du. 2. fiT'l hatäm
Plur. 3. ^«ff ghnäntu
Particip.
^r?^ ghnant- (f. glinatf)
Auch Medialformen sind gebräuchlich, z. B. 3. S.
Praes. ■^'^ /(a^e, PI. •^'^ ghnate, 3. S. Opt. •^^ ghn'da.
487. Der Wechsel zwischen 7« und ^/i erklärt sich
nach § 132 f.; die ai. Formen lian-mi : ha-tha:ghn-aiiti
entsprechen idg. *gyhen-mi:*gl^]mthe:*^J'h7i-enti-, auch
die l.Du. hanvah (wonach 1. PI. hanmah) und der Opt.
hanyäm sind von der schwachen Stammform qV^lm- aus
gebildet (§ 90). Natürlich ist h nur vor ursprünglichem
e lautgesetzlich (§ 132), dagegen vor ursprünghchem n aus
dem starkstufigen han-{mi u. s. w.) eingeführt.
§ 81.
§ 487. 488.] Die primären Praesensstämme etc.
335
Der Imperativ jahi (= av. jaihi) ist nach § 121 Anm, und
§136 aus urar. *jha-dhi entstanden; man erwartet allerdings aus
der idg. Grundform *ßl%n-dhi ein urar. *ghadhi und weiterhin
*gaM; schon in urar. Zeit ist also jh (das die Vorstufe des h
bildet, s. § 132) von den starken Formen *jhän-mi, *jhän-tu
u. s. w. auf *ghadhi übertragen worden.
488. as- 'sein'
Praesens.
Sing.
Du.
Plur.
Sing. 1.
2.
^^rf^ äsmi
-^S(f^ äsi
^: svah
'^\ sthäh
W^ stall
•^: smah
j^ sthä
^fi^ sänti
Imperfekt.
idg. *es-mi gr. eijii
*esi gr. £1^
*es-ti gr. eati
*s-uös
*s-thes
*s-tes
*s-m6s lat. s-umus
*s-t}ie
*s-enti gr. (dor.)
evTi (== siai)
Du.
Plur.
^{\mi äsam
^H^^^ ästam
■^\k^\fi ästäm
•^\m äsma
■=5IT^ ästa
^\H^ äsan
idg. *es-ni gr. (hom.) -^a
[*es-s]
[*es-t gr. dor. t]?]
*es-tom gr. ■^axov
*es-täni gr. t^otyjv
*es-me gr. YJjxev
*es-te gr. YJoxs
*eS'ent gr. (hom.)Yjev
Optativ.
Sing. 1. ■^TT'l syäm
idg. *siem alat. siem
u. s. w.
» Ygl. dazu § 150.
336 Formenlehre. [§ 488. 489.
Imperativ.
Sing. 1. nii^if;; äsäni idg. *esö gr. Iw, lat. ero
2. xrf^ edU *z-dM, gr. tadi
3. -^g^ ästu
Du. 1. Hüfiicj äsäva
2. -^ni stäni
3. ■^tr; stäm
Plur. 1. -^rar^T äsäma *es-o-me,\2it erimus
2. -^ stä
3. w«ff säntu
Particip.
^fxT sanU (f. satt) idg. *sent- gr. (dor.)
£VT-£<;
(über mediale Formen vgl. § 573.)
489. Die Flexion von as- zeigt getreu die alte (idg.)
Abstufung es- : s-, die in den verwandten Sprachen mehr
oder weniger verwischt ist; die Übertragung der starken
Augmentform es- (ai. äs-) auf die schwachen Formen wie
z. B. 1. PI. *es-me (ai. äsma) u. s. w., wofür man *e-.9-me
(ai. *asma) u. s. w. erwartet, ist wohl schon in der Grund-
sprache vollzogen. Im Ai. zeigt nur die 2. Sing. Imper.
eine bemerkenswerte Abweichung von der idg. Grund-
form: eähi ist aus ^azälii entstanden (vgl. § 158. 2.), mit-
hin ist hier die starke Stammform as- eingeführt worden.
(Aus idg. ^zdhi kätte im Ai. *dhi werden müssen = av.
zd%.)
In der 2. 3. S. Impf, hegen die regelrechten Fort-
setzer von *ess, "^est im Vedischen noch vor: 2. 3. S. ah
(vgl. § 165). Die Formen äsih, äsU haben eine l-Er-
weiterung, die mit dem t der § 490 genannten Verba und
der § 555 besprochenen Aoristformen identisch ist.
Anm. 1. Bartholomae, Stud. II, 61 £f. setzt ai. äslh dem lat.
eräs gleich, d. h. er sieht in dem ai. t: lat. a ein idg. Ablauts-
verhältnis *esö[/]-s:*m-s; die lat. Form kann jedoch auch anders
§ 489. 490.] Die primären Praesensstämme etc. 337
beurteilt werden, s. Sommer, Lat. Laut- und Formenlehre S. 578.
Vgl. auch Hirt IF. X, 34fiF.
Anm. 2. Über gegenseitige Ergänzung von as- und bhü-
'sein' zu einem Paradigma s. W. Neisser in Fepa; (Abhandlungen
für Fick, Göttingen 1903) 215 ff.
490. Zweisilbige Wurzeln. Mehrere Wurzeln sind
in einer Keihe von Formen zweisilbig (idg. I. Kl. c), d. h.
sie haben vor konsonantischer Endung ein i oder ein i;
l ist bei diesen Wurzeln Regel in der 2. 3. Sing. Imperf.
Act. (vgl. auch äslh, äs'it).
a) 'Einschiebung' eines % findet statt bei den Wurzeln
''?j«l ttn- 'atmen', -^h" tiuI- 'weinen', ■^^ vam- 'vomere' (in
der älteren Sprache), -g^ tvas- 'atmen', ^xj svap-
'schlafen' ; also z. B. Praes. <[^frffi( rodimi, i^Oflf rö-
^^^h Or^td roditi, "s^f^: rudimäh, Impv. ^i^f^f^ rudiM,
■^tf^fT roditu, aber "^^fiff rudmiti, \^\t\ rudydm, Part,
■^^^x^ rudänt-. Die 2. 3. S. Imperf. lautet entweder
■^r^Yrtt ärödih, ^(^d\({ ärödlt oder (thematisch) -^ü^^j;
ärödali, -^lO^jfl ärödat.
Anm. Über sonstige Verba mit gelegentlichem i s. Whitney
§ 630, Kielhorn § 271.
b) 'Einschiebung' von t findet sich in den starken
Formen der W. g- hrä- 'sprechen', also g(<f\f44 hrävlmi,
^^(\;f^ hräviM, w^Vf^T hräviti, ^?rw^: ähravih, ^^^(^
ähravit, 5r^"g hrävltu (aber z. B. ^^f^ hruvänti, -n^'^f^
ähravam, "^rw^ ähr^{va}l,•^[^J^l)rüyäm,^Sff^hrüMvL. s. w.).
Anm. Auch die § 483 schon angeführten Verba wie stu-
haben Nebenformen nach der Art von brü-, z. B. stävimi, stu-
vimäh, ästavlk, stuvihi u. s. w. (Gramm.). Die Dehnstufe der ein-
silbigen Wurzelform (stäumi) hängt offenbar mit der Zweisilbig-
keit der Normalstufe zusammen.
Thumb, Altindische Grammatik. 22
338 Formenlehre. [§ 491.
II. Die ai. 3. (reduplizierende) Klasse.
491. Paradig-ma. hu- 'opfern'.
Activum. Medium.
Praesens.
Sing. 1. -^p^^fij juhonii "^ß^^^^'e
2. w^tf^ juhoH ^fW^ jiiht(M
3. ^ftfTT ß(h6ti T5T^^ jukiite
Du. 1. •^^rmjuhuväh ^^ <t juliuvähe
2. öT^^ juhuthäh ^^\^ jühväthe
3- ^^FfTI juhutäh W5;T^ jühväte
Plur. 1. ^^T{\ jiüiumäh ^[^jf^ juhumähe
2. ^^^ juliuthä . ^TF"^ juhudhve
3. :ji^f^ jühvati W^ jühvate
Imperfectum.
Sing. 1. -^(^^«4^ äjuhavam •M'^V^ äjiihvi
2. "^r^nft: äjuhöh ^<^:^^\\, äjuliuthah
3. "^r^ftfi; äjuhöt "^T^fT äjuliuta
Du. 1. ■'^rgf^"^ äjuhiiva nii^^cjf^ äjulmvahi
2. ■^l'afjicT^ äjuliutam 'M^^\'^\*i äjuhväthäm
3. -jlijtjjdlH äßtlmtäm ■=M^,^r<1lH äjuhvätäm
Plur. 1- -^^^i( äjuhuma "'^rsrwrf^ äjuliumahi
2. ^^^ff äjuliuta "^rsTF"^'^ äjuJiudhvam
3. ^i^ji^^i, äjuhavur H'^i^ti äjuhvata
Optativ.
Sing. 1. ^nF^jT^ jH/»(?/am ■gf^^ jülivlya
2. >j|jjij|: juhuydh ^^^[: jühvlthäli
u. s. f.
§491.492.493.] Die primären Praesensstämme etc. 339
Imperativ.
Sing. 1. -sf^^jf^ jtihäväni ^sc^ ßiMväi
2. ^3[^^ jnhudhi'^ ^[^-^ juhuSvä
3. ^ftH jitJwtu ^rTR juliiitäm
Du. 1. wfTT^ juhäväva ^Tf^T^ juhävävahäi
2. •5i[^T{T{ju]mtäm ^^1 ^ \*i juhvätliätn
3. ^jjciiH jitliutäm W5T<TT1 jühvätäm
Plur. 1. ^sp^^fjfj juhäväma ■al^m*^^ juhävämahäi
2. ^gfFfT juhiitä W^'^^ julmdliväm
3. ^^7T julivatu WSTTT'T; jithvatäm
Particip.
^^(^([^julivat- (f. -aü) -ai^M jüJiväna-
492. Reduplikation. Über die Gestalt des redupli-
zierten Konsonanten s. § 416. Der regelmäßige Re-
duplikationsvokal ist l] nur die zt- haltigen "Wurzeln
reduplizieren mit u, die Wurzeln i^ da-, ^[\ dliä- und
^ hä- 'verlassen' mit a.
Anm. Der uridg. Reduplikationsvokal des Praesens war ur-
sprünglich «, seltener e (s. § 450); die tt-ßeduplikation ist eine
ai. Neuerung, die dadurch hervorgerufen wurde, daß das Redupli-
kations-i z. B. von bi-bhemi : bi-bhlmah zu dem i der Wurzel in
Beziehung gesetzt wurde ; daher schuf man zu tt-"Wurzeln parallele
Formen mit dem Reduplikationsvokal u.
493. Die Zahl der reduplizierenden Praesentia (=
idg. III. Praesensklasse, s. § 450) ist in der klassischen
Sprache gering; die wichtigsten Wurzeln sind:
xc^jpar- (pr-) 'füllen': fqxrf^ j^ij^anwi, fim^: pijjrmah,
3. PI. fxrirf?f piprati, ^ifMM^H cipiparam, ^[Ui\: apipah
(2. 3. P.), ^fqq^: apipanih. Ebenso ^ hliar- 'bringen'.
^ hhl- 'fürchten': f^fir hiblmni, i^^\Jf: hihhl-
mah, f^^ffi hihhyati, -^if^^^ijii^ ahibliayam, ^(^^: dbi-
1 Die andern Verba auf Vokal haben die Endung -Ai, vgl.
§ 420. IV.
22*
340 Formenlehre. [§493.494.495,
hhefi, ^rf^^T^. aUhhayuh, f^r^fVff Uhlnlii. Ebenso -g^
hri- 'sich schämen'.
Anm, Die schwachen Formen der "W. bhi- haben auch bhi-,
also z. B. hiblnmah, bibhthi u. s. w.
494. Besonderheiten im Alblaut. Die Wurzeln auf
ä (außer da- und dhä- § 495) lauten in den schwachen
Formen gewöhnlich mit i ab ; vor vokahscher Endung
schwindet der Wurzelvokal völhg:
ffj mä- 'messen': Medium -fTT^ mi-m-e, f^riff^ mi-
mi-Se, (3. PL) f^ro^ mi-m-ate ; -^rfTTfiT a-mi-m-i, -^^^^y,
a-minü-thah, ^4|^*^*^<^ a-mim-ata.
Ebenso 1. fj ^^«- 'gehen' (Med.).
Anm. Aktivische Formen der W. mä- finden sich in der
älteren Sprache, z. B. Impv. mimä-tu, mimihi.
2.-^hä- 'verlassen' : ^^f^jfijjahämi, WfVJTti«^^»'*«?^ ^^^^
^rffH: jahiinah, ^fff^ jah-ati; -M^^yH. ajahäm, ^^jj:
ajalmli ; merke besonders den Optativ WflTR; jcüi-yäm
(mit Schwund des Vokals wie vor vokahscher Endung)
und den Impv. ^TfTfl jcthähi mit starker Stammform
(wie WfTH jcihätu) neben regelrechtem grfVff > ^rfff^
jahthi.
Anm. Als Tiefstufe von ä erwartet man nach § 109a)_ nur
t (idg. 9) oder 0, und dieser Ablaut liegt in 2. hä- vor. Über
das l als Ablaut von ä vgl. außer § 110 Brugmann Grundriß
II, 931 f. und Wackernagel § 18.
495. Die Wurzeln^ da- 'geben' und \n (^^^d- 'setzen,
stellen' zeigen in allen schwachen Formen Verlust des
Vokals (vgl. § 109 a) und haben den Reduphkations-
vokal a (s. § 492); bei dhä- ist außerdem die lauthche
Behandlung der Aspirata zu bemerken^:
1 Die Flexion von da- ist mit der von dha- identisch, nur
daß überall für dh ein d einzusetzen ist.
§495.]
Die primären Praesensstämme etc.
341
Activum.
Medium.
Praesens.
Sing. 1. ^TsrrfiT ääälmmi
2- rfv<|f% dädhäsi
3- rf>4if7T dädliäü
Du. 1. ^ysi; dadhväh
2. \T(?f: dliattliäli^
3. VtT: dhattäh
Plur. 1. ^tjt: dadhmäh
2. \T7er dhattliä
3- ^^irfJT dädliati
-S^ dcidhe
^[(^ dliatse^
\(^ dhatte
^V(% dädhvalie
^VT^ dcidhdthe
wssri^ dadJidte
^\JT% dädhmaJie
■yf^ dJiaddJive^
^V^ dädhate
Imperfectum
Sing. 1. -^irfvlH ttdadhäm
2. •^^sr^^sTTt ädadhäli
3. ^^^^rni; ädadhät
Du. 1. "^^^ ädaäliva
2. -^iv^-rlH ädJiattam
3. -^p-ttITH ädhattäm
Plur. 1. n!iT^ ädadJima
2. "^iVTr ääliatta
3. "^i^^t: ädadhuli
•^SC^fy^ ädadhi
Tjn^nTn ädhatthäh
tSjVtT ädhatta
"^^"^■^f^ ädadJivahi
■^^VT^TRl ädadliäthäm
W^'^lrWH. ädadhätäm
-^rfmf^ ädadhmahi
'^\\\^*i ädJiaddhvani
-^^VrT ädadhata
Optativ.
Sing. 1. T^T^l dmViyäm '^y^ dädhiya
u. s. f.
1 Ygl. § 137. 2 155. 3 144.
342 Formenlehre. [§ 495. 496. 497.
Imperativ.
Sing. 1. ^^irrt^T dädhäni ^^ dädJiäi
2. vff (f^iehi'^ Vr^ dhatsva
3. '^ynj^ äädliätu VtTR: dhattäm
Du. 1. ^VT^ dädhäva ^VT^% dädhävdliäi
2. "v^TtTR; dhattäm ^vt^TR; dadhäthäm
3. ^rTTT^ dhattäm ^^^TTcfT^ dadhätäni
Plur. 1. ■^\rw dädhäma '!p^n^% dadhämahäi
2. •^ipTT c?/ia#a V^^ dhaddhvam
3. ^vg' äädliatu ^^ij^q^ dadhatäm
Particip.
^\lc^ dädhat- ^VTT dädhäna-
496. Einige Verba werden zwar vom ind. Sprach-
gefühl als Angehörige der AYurzelklasse empfunden, sind
aber gleichwohl nach Ursprung und Flexion reduplizierte
Bildungen (vom Typus dadhämi), nämhch:
^qefiT^ caMs- 'glänzen' : 'q^rrfe cahlsti, 3. PI. -cjchi^rd
cakäsati (ohne Abstufung).
grw jci^'h 'essen' : 3. PI. öT^fTf jakkiti, Impv. gffhj"
jagdki; jaM- ist aus *ja-ghs- entstanden und gehört zur
W. ghas- (über das LautUche s. § 152 f.); das Yerbum
ist in die Analogie von animi u. s. w. geraten (z. B. 3. S.
^rf^rf^ jakSi-ti), nachdem die schwache Stammform ver-
allgemeinert worden war.
Man erwartet nämlich *jaghas-ti, *jaks-ati: dieser Bildung
entspricht das (sehr selten gebrauchte) Verbum bhas- 'verzehren' :
babhasti, 3. PI. bapsati (vgl. § 155).
497. Über einige Intensivbildungen, die nach ihrer
Flexion hierher gehören, s. § 594 ff. Über die themati-
sche Schwesterform unserer Praesentia s. § 472 b).
Anm. Daß schon in uridg. Zeit thematische und athemati-
sche Bildungen bei derselben W. neben einander vorkamen, zeigt
das athematische gr. '{zzr^\xi neben dem thematischen ai. tisthämi;
1 § 144 a) ; im KV. auch daddhi nach § 144 b).
§497.498.] Die primären Praesensstämme etc.
343
ferner haben die W. da- und dhä- in vedischer Zeit auch den
thematischen Praesensstamm dad{h)a-, wozu lit. dedü zu ver-
gleichen ist.
III. a) Die ai. 5. (n!/-)Klasse.
498. Paradigma, su- 'auspressen, keltern'.
Activum. Medium.
Praesens.
Sing. 1. ■^nftf'T sunomi
2- ^EPTtf^ simöäi
3. ^nftfrr sunoti
Du. 1. Ti«id; simuväh
2. ^nra: siimdhäh
3. jjiHH: sunutäh
Plui'. 1. '^t^RT: sumimäh
2. ^«tvu siinuthä
3. ^fff^fs?! sunvänti
^pro sumiSe
^^^ " '
TTvTH simiite
lj«ldri sunuvälie
ft^Hij sunväthe
^,di% sunvdte
4^«^«% sunumähe
^nrC? sunudhve
^pa-H simväte
Imperfectum.
Sing. 1. -^^nT^K äsunavam
2. "^räi^: äsimöh
3. ^^»ftfi äsunöt
Du. 1. ■^Wwra' äsimuva
2. -^««jctTT äsunutam
3. •^^«TdlH äsunutam
Plur. 1. '^H«m äsunuma
2. •=3ff^«ffT äsunuta
3. ^f|>cj«t^ äsunvan
"^^rf^ äsunvi
^^TT^rn äsunuthäh
■^^TTfT äsunuta
"^^•r^t% äsunuvahi
"^^n^TTT'l äsunväthäm
^<^*c(VdiH äsunvätäm
•^^*i*<f% äsimumahi
^^•nenn äsumidhvam
-^m^d äsunvata
Optativ.
Sing. 1. ^•nn'l stinuyäm M^M sunvlyä
u. s. f.
344 Formenlelire. [§ 498. 499.
Imperativ.
Sing. 1. :q»{cjif^ sunäväni W^ siinäväi
2. ^nr sum'i jg'HM sunuSvä
3. W^t^ sunötu ^«T(^]i(^ sunutäm
Du. 1. ^•TTT^ sunäväva ^rT^T^% simävävahäi
2. ^TTcfT^; sunutäm H^I^MI^i simvdthäm
3- ^^f!TH sunutäm '^,^\r{\^^ sunvätäm
Plur. 1. 4^«icH44 sunäväma 'WW^(J^% sunävämahäi
2. ^RTT sunutä ^w\\4H sunudhväm
3. ^;^i?T sunväntu '^^^(T^i]^ sunvätäm
Particip.
^?cr?T^ sunvänt- M^[^ sunvänä-
(f. sunvati)
Anm. 1, Vor den mit v oder m beginnenden Endungen
kann w (bei vokaliscli auslautender Wurzel) auch wegfallen, z. B.
sunväh, sunmähe, äsunva u. s. w. Nach dem Verhältnis von sun-
vah : saknuvah scheint unmittelbar sunmah (statt sunumah) neben
Saknumah geschaffen worden zu sein; die Form sunvah verhält
sich zu älterem sunuvah wie tvam zu (ved.) tuvam u. ä. (§ 72).
Vgl. dazu Brugmann, Grundriß II, 1009 f., Wackernagel § 53 a) y).
(Anders Bartholomae IF. VII, 75 f.). Über saknuv-anti u. s. f.
gegenüber sunv-anti s. § 72.
Anm. 2. Bei den Wurzeln auf Konsonant hat die 2. S.
Impv. Akt. die Endung -hi, z. ß. saknuhi zu sak- 'können' gegen-
über sunü. Ob die Verwendung des Verbalstammes sunu (ebenso
kuru § 502) alt ist, ist fraglich ; vielleicht wurde su7iu (statt sunu-
hi) zu sunuta erst nach dem Muster von bhara : bharata geschaffen,
s. Bartholomae, Iran. Grundr. I, 59.
499. Nach der n?«-Klasse, die der idg. VI. Klasse
entspricht (§ 455), gehen z. B. noch folgende Wurzeln:
-^ kSi- 'vernichten', f^ ci- 'sammeln', -w (\3() dhü-
'schütteln (dhünömi), f^ hi- 'antreiben', -^t^ var- 'be-
decken' (vmömi), -^r^ star- 'streuen' (cf. gr. atopvufAi),
VT^ dJiarS- 'dreist sein, wagen' {dhrsnömi), -^ij ^^- (a^-)
§ 499. 500. 501.] Die primären Praesensstämme etc. 346
'erreichen' (ahönii), ^xi äp- 'erlangen' (äpnömi) und
■^V rädh- 'geraten' (rädhnömi) zeigen merkwürdiger
"Weise Hochstufe der Wurzel.
Besonders zu merken ist die Wurzel ^ ^ru- 'hören'
wegen der Behandlung der Wurzelsilbe: ■»nirtt'T ^piomi,
■anpr: ^rmmah u. s. w. (Impv. fynu)] vgl. dazu § 60,
ferner 6. KeUer KZ. XXXIX, 158f. und Meület, In-
troduction S. 184.
Anm. Das Praesens ürnömi 'ich bedecke' geht ebenfalls
nach der ntt-Klasse , wurde aber von den ind. Grammatikern zur
2. (■Wurzel-)Klasse gerechnet, indem eine zweisilbige "W. ürnu-
aufgestellt wurde ; ür7iu- wird nämlich gelegentlich (in der Sprache
der Brähmana's) wie die W. stu- u. Verw. (§ 483) behandelt {ür-
näuti neben ürnöti). In "Wirklichkeit ist es eine Parallelform zu
vrnömi (s. o.): nrnömi steht für *vürnömi (nach § 71 Anm.), und
*vür- ist Tiefstufenform einer zweisilbigen "W. vari- (Inf. vari-
tutn) 1 ; s. darüber § 107 d), ferner Brugmann, Grundriß il, 1008.
b) Die ai. 8. (w-)Klasse.
500. Paradigma, tan- 'dehnen'.
Sing. 1. •rt'Ttni tanomi Tf^ tanve
2. ff«nfti tanoH 7I«T^ tanuSe.
u. s. f. wie sunömi.
501. Die Praesensbildung sieht so aus, als ob an die
Wurzel ein ö (u) als Suffix angefügt wäre, und daher
haben die Inder eine besondere w-Klasse angesetzt. In
Wirklichkeit handelt es sich in den meisten Fällen um
Bildungen der »zw -Klasse. Da nämlich die Wurzel in
der Regel tiefstufig ist, so mußte zur W. tan- (idg. ten-)
das Praesens *tn-neu-mi, d.i. ai. iawowii lauten; indem
nun tanomi auf die hochstufige Wurzelform tan- bezogen
wurde , entstand die Fiktion einer M-Klasse. Fast alle
hierhergehörigen Wurzeln lauten auf n aus: vgl. ■^^
1 Oder varu-, idg. mru-, vgL gr. Ipu-oOai.
346 Formenlehre. [§ 501. 502.
kSan- 'verwunden' (Manöti), f^man- 'meinen' {mannte
neben mamjate) und die nur in der älteren Sprache hier-
her gehörigen Wurzeln van- 'gewinnen', san- 'gewinnen'
und han- 'schlagen'.
Anna. Die einzige Ausnahme ist das einmal im RV. vor-
kommende taru-te zur Wurzel tar- 'übersetzen'; dieses Praesens
ist nach der idg. I. Klasse (§ 448 b) gebildet von der zweisilbigen
Wurzel oder Basis taru- ; man erwartet dazu (nach § 95 Anm.) eine
tiefstufige Wurzelform tür- (also *türte), die z. B. im Partizip
türm- vorliegt: eine Flexion '^tärumi, *türmäh entspräche dem
Verhältnis von bravi-mi-.brü-mali, rödi-mi:rudi-mah; taru-te ist
also durch Verallgemeinerung der starken Stammform zustand-
gekommen.
502. Jmr- 'machen'.
Activum. Medium.
Praesens.
Sing. 1. ■^■^tf^ Imromi ^ kurve
2- wrtf^ MroH w^ hiruSe
3. efr^tfTT Jiaroti -^-^ künde
Du. 1. öR^: kurväh ^^% kurvähe
2. cfi^c^: kundhäh ^TT"^ kurväthe
3. ■aj'^H: kundali cRcfTfT kurväte
Plur. 1. -^iiT: kurmäh ^^f kurmähe
2. öR^:^ kuruthä '^'^'^ kuruähve
3. ■aj^f^ kurvänti cRöfTf kurväte
Imperfectum.
Sing. 1. ^ctt^cJH äkaravam "^r^f^ äkurvi
2. "=?rejr^: äkaröh '^W^^. äkundhäh
3. -^jefiTtfl äkaröt "^^^fT äkuruta
Du. 1. -^^^ äkurva ^^"^ff äkurvaM
2. iR^^ff^ äkurutam -^^^l^iH äkurväthäm
3. ■^cR-^rTT'l äkurutam "^ch^l'dlH äkurvätäm
Plur. 1. vjich4 äkurma ^^^Tf% äkurmahi
2. "^^"^ äkunda -^^^^ äkurudhvam
3. "^^^ äkurvan "'^Tefi^fT äkurvata
§ 502, 503.] Die primären Praesensstämme etc. 347
Optativ.
Sing. 1. oR'i^T'l 'kurijäm ^^f^ kurv'ujä
u. s. f.
Imperativ.
Sing. 1. cR<^c(ift!T Jiaräväni WK^ Imräväi
2. cR-^ J^unt W^^ kuruävä
3. öR-^fT ^cirotu W^TTTfi kurutäm
Du. 1. efix^Tcf kci'räväva cR-^^^T^^ karävävahäi
2. w^fT^ Imrutäm W<^J'^\fi kurväthäm
3. cR^fTT'l Tiiirutäm ^^T'dlfl ^^urvätäm
Plur. 1. cR<^c^i4j Mräväma '3fijy(jj^ Jmrävämahäi
2. ^^fT kurutä ^-^-tcT^ kurudhväm
3. •BR-aw^ kurväntu eR^cTT^ kurvätäm
s» SM «^
Particip.
cjr^T^ kurvänt- (f. -atl) c^»4ku Tiurvänä-
503. Das Yerbum har- flektierte in der älteren Sprache
regelmäßig nach der ?«it-Klasse (kpiomi, kpmmäh u. s. f.) ;
doch läßt sich die im Sanskrit herrschende Flexion eben-
falls schon im RY. nachweisen. Woher sie stammt, d. h.
ob Jcarömi etwa, eine mind. Umbildung von Ärwömi ist, oder
ob in Jcarömi eine Praesensbildung wie das § 501 Anm.
besprochene tarnte vorhegt, ist nicht mit Sicherheit zu
entscheiden ; vgl. darüber Brugmann, Grundr. 11, 1008 ff.,
Kurze Gramm. 503, Reichelt BB. XXVII, 75 f. Einzelne
Formen des Verbums wie kunnäh u. ä. sowie kuryäm
hängen nicht mit der alten »m-Flexion zusammen, sondern
gehören der Wurzelklasse an, die gelegenthch in der
älteren Sprache (so im RV. karSi, krthah) bezeugt ist;
seltsam ist auch kurmi (im Epos), eine Neubildung (statt
*J{a)'mi) zu Tcurmah.
Anm. Die Formen karömi:kurvah:kurinah haben wohl mit
dazu beigetragen, die Flexion sunömi:sunvah:sunmah hervor-
zurufen, s. § 498 Anm. 1.
348 Formenlehre. l§ 504.
IV. Die ai. 7. (n-) Klasse.
504. Paradigma, yuj- 'verbinden'.
Activiim. Medium.
Praesens.
Sing. 1. ^Mf^ yunäjmi ^ yunje ^
2. jjwff^ yunäMi'^ ^^ yimkSe
3. "^TTfw yunäJctP -^^ yufdUe
Du. 1. ^Ef^m\: yunjmäh^ ^^^ yimjvähe
2. i<NJ.cf.^: yimkthäh ^^7^ yunjäthe
3. -^^i yimUäh ^WT^ tjunjäte
Plur. 1. -^^siT: yunjmäh ^^*T% ijiinjmälw
2. "i^^-sr yu'ti'kiM ^IFT^ yimydlive
3. -^^t^ yimjänti -^^ yimjäte
Imperfectum.
Sing. 1. >41^*t<>IH äyunajam ^^t^ oi/^^wji
2. ^?5rg^cR äyunak^ ^-^^-sn: äißmUMh
3. ^^^cft äyunak "^^^^ äyimUa
Du. 1. Huij^^ äyunjva "^rgÄtt äyufijvaU
2. ^ij^^ äymdMam "^"g^T^TR äyunjäthäm
3. ^^r^'Rl äymdMäm ^"g^fTm; äyuüjätäni
Plur. 1. ^?r^35JT äyuiijma -^^^^(f äyunjmahi
2. "^r^ äymdMa "^^'^^ äyungdhvam
3. .4)^^«^ äyunjan "^"g^cT äyunjata
Optativ.
Sing. 1. "5555fT»l ijunjyäm ^^Hü yunßyä
u. s. w.
1 § 152. 2 § 140. 3 § 80. * § 165.
§ 504. 505.] Die primären Praesensstämme etc. 349
Imperativ.
Sing. 1. ij«)<j(i(% yunäjäni -g^ yimäjäi
2. ejr^4Vj yungdhi -^^ ywdkSvä
3. '^•r3t yunäktu ^^VH ytwMdm
Du. 1. -fT'nrr"^ yunäjäva n^^\<d{^ yunäjävahäi
2. "ii^Tr yiüdMäm H^\^\H. yunjäthäm
^^ 7' ^ - ■ ' J.~
3. -CT^^TW yiudktäm ^f^lTHK yunjätam
Plur. 1. ^«j<a)|^ yunäjama i^^^ya^ yiinajamanai
2. -^f^ yiüdUä "^^v^^l yutdgdhväm
3. -g^i^ yuhjäntu ^rTT^ ijunjatäm
Parti cip.
^Tr^ yunjänt- (f. -att) ^^m yunjänä-
Anm. "Wenn wurzelauslautendes h (g) zwischen den Nasal
und einen Dental der Endung zu stehen kommt, so kann der
Verschlußlaut nach § 140 Anm. ausfallen: also z. B. ywite, yun-
dhve neben t/unkte, yungdhve.
505. Nach ijuj- [= idg. Vn. Klasse, s. § 457] gehen
z. B.:
flf:^ chiä- 'abschneiden': flpTf^T chinadmi, flf'^r:
chindniah (vgl. lat. scindo); ebenso f^ hhid- 'spalten'
(f^ff^ hhijiatti, f^r^f^ hhindanti).
fqir piS- 'zermalmen': ftp^ pinaMi, fq^f^ pj^anti;
fipf §i§- 'übrig lassen': fipTf^ ^inasti, f?[f^rf^ tisanü.
^Anm. Zur Erklärung des Gegensatzes von s—s vgl. §147 f.
Der Zischlaut der lautgesetzlichen Formen *pinasti, *pisanti u. s. w.
("W. pis-, lat. pinso), die man nach dem Muster von sinasti, sisanti
erwarten darf, ist in Anlehnung an die sonstigen Formen der
Wurzel (Perf. pipesa, Part. Praet. pista- u. dgl.) durch s ersetzt
worden.
^^ hJiuj- 'genießen' (^xie yuj-).
-^\sl rudh- 'hemmen': ^Tirf% runaddhi (§ 144 b),
"^«^rf'rf rundhanti.
^ varj- 'zusammendrehen': djjif^ vrnaJcti, ct^fWl
vrnjaidi.
350 Formenlehre. [§ 505. 506. 507.
Anm. Lautlich bemerkenswert sind die in der älteren Sprache
belegten Formen trnedhi (3. S. Ind.) und tpiedhu (Impv.) zur "W".
trh- 'zermalmen' ; sie erklären sich nach § 143 b), doch ist e statt
ö auffallend (vgl. dazu "Wackernagel § 34). Die von den Gramma-
tikern bezeugte 1. S. trnchmi (statt *tmahmi) hat ihr e von der
3. P. bezogen.
506. Die thematische Weiterbildung der w- Klasse
(§458), die z.B. in lat. iiingo gegenüber yunajmi vorliegt,
ist im Ai. durch melu'ere Verba vertreten, die als 'Ano-
mala' der ind. 6. Klasse bezeichnet werden , s. §476 a).
G-elegentlich werden auch zu Wurzeln der athematischen
Klasse thematische Nebenformen gebildet, so z. B. hhunj-
ämi neben hliunajmi.
Anm. 1. In einigen Wurzeln ist das n der schwachen
Formen wie in lat.jungo auch in die außerpraesentischen Tempora
eingedrungen und wurzelhaft geworden, so bei aPtj- 'salben'
(anajmi) und bhafij- 'brechen' (bhanajmi).
Anm. 2. Das Verbum hinasmi und hisämi, "W. his- 'schädigen'
(vgl. hisita- 'Schädigung'), gehört ursprünglich nicht zur w-Klasse ;
s. Brugmann, Grundriß II, 1028 und J. Schmidt, Sonanten-
theorie 57 f.
V. Die ai. 9. (wä-)Klasse.
507. Paradigma, h'i- 'kaufen'.
Activum. Medium.
Praesens.
Sing. 1. sfhnrfiT Tirmämi IS^ krme
2- Vhl {IM f% h'tnäsi ^ftljfl^ krmtSe
3. sfl (!l I frr ^rmäti ^ftrjftw h'mlte
Du. 1. ^jjflcc krlmväh "^Tn^cf^ J^rJmvähe
2. spt^tifl"^: krmWiäh wtliTT^ Icrmätlie
3. sfl^irifT: krlmtäh WtTJTT^ krlndte
Plur. 1. "g^Tjft^: hrinlmäli sfh!ftT% hrmimähe
2- sftrift^ l'ruüthä W\W\^^ knmdJwe
3. sjn(!l(% krinänti istwh krmäte
§507.]
Die primären Praesensstämme etc.
351
Imperfectum.
Sing.
Du.
Plur.
Sing.
1- ^thl^JilH äkrinam
2. ^;f|jjn: äkrlnah
1- "^"sftrsft^ äkrlnlva
2. '^snfi^WtfT'l akrlnltam
1- "^"^TjftTl äJcrmlmah
2- "^Tsfit^ifttT äJcrmtta
3- -^ivflilK äkrman
Sing.
Du.
Plur.
^sfiniT äkrini
^9p)Tjf|gjTI äkrinlthäfi
•M^*S\f\ äkrlntta
"^ gpl <!?) g( (% äkrlmvaJii
W^^tWVm^ äkrinäthäm
''^WtWTrim. äkrmätäm
"^SfWtWt'^fW äkrmlmahi
^ '^n <!n 'ha^äkrinldhvam
^^fldlcl äkrinata
Optativ.
2- gflufli^i: knnlyäh sfluriviji: krmlthäh
u. s. w.
Imperativ.
!• ?s)<!Mt% krinäni
2. -^urtff Anw77ii
3. ^ijd^ krlnätu
1« ;|n<!nc< krlnäva
2. sp^Tjft'fT^ krlmtäm
3. WtüftflT^ krmitdm
1- sR^TJTTT krlndma
2. sfl^jDd krinltä
3. 9f\ dit-tt knnäntu
■5^^ krmäi
sftTjft^ krlnlSvä
sftTsftcrri; knmtdm
sB) jjl 1 c|^ krmdvahäi
sftwr^T'l krlndtliäm
sft'TFT'mT'l krmdtäm
sß^TjjTT^ krlndmaJiäi
"^T|f^"%^ knmdhväm
W\Wrrm. krlnätäm
Particip.
5Rt¥''t|; krlnänt- (f. -ati) sf| üi | h krlnänä-
Die 2. Sing. Impv. Akt. wird nur bei Wurzeln auf
Vokal nach dem Paradigma gebildet. Die übrigen
Wurzeln haben die Endung -äwa, z. B. j|^|(j; grJiänä von
jl^lfi^ grhnämi 'ich ergreife' (W. grali-).
grhäna scheint in ^rAä + na zerlegt werden zu müssen;
das gleiche na findet sich nach Bartholomae's wahrscheinlicher
Vermutung in den (ved.) Endungen -tana, -thana wieder (s. § 426).
352 Formenlehre. [§ 507—510.
Dunkel ist die Stammform grhä-; vielleicht ist grhäna durch
Dissimilation aus *grhnä-na entstanden. Andere Vermutungen s.
bei Brugmann, Grundriß II, 975, Persson IF. II, 254 f.
508. Nach der >iä-Klasse (= idg. V. Klasse, s. § 453)
gehen noch:
■^st^ ai- 'essen': ■=?r?rTt'T ainämi.
•^ jPiä- 'erkennen, wissen'; WT'Trf'T jänämi, auch
Med. ^^ jäne, WT^Tt^ jänl^e.
Anm. Über die Wurzelform j«- zu jM- vgl. § 109 e) Anm.
(anders Bartholomae ZDMG. L, 692).
•CT mi- 'reinigen': i|«t(f»| punämi (ebenso ^ lü-
'schneiden').
Tf\ prl- 'erfreuen' : ifl iU it^ prmämi.
s^T var- 'wählen': <^i!nn:^ rpiämi.
-sf^ handh- 'binden' : "^^Tf^ hadhnämi (vgl. § 89. 2),
ebenso tts^ mantJi- 'schütteln, quirlen'.
•^^ stamhh- 'stützen' : ^r^rf'T stahhnämi.
XXIY. Kapitel.
Das Perfektsystem.
a) Die idg. Perfektbildung.
609. Literatur: Brugmann, Grundriß II, 1203 ff., Kurze
vergl. Gramm. 541 ff., Whitney § 780—823.
510. Eigenart des Perfekts. Das ai. Perfekt ist das
ziemlich getreue Spiegelbild des idg. Perfektums, das sich
besonders mit Hilfe des Ai., Griechischen und Germani-
schen rekonstruieren läßt. Die idg. Perfektbildung hat
folgende Merkmale:
1. mehi-ere besondere Endungen, die bereits § 419 ff.
besprochen worden sind, nämhch in der 1. 2. 3. S.,
2. 3. Du., 2. PI. und (in gewisser Beziehung) auch in
§510.511.512.] Das Perfektsystem. 353
der 3. PI. des Aktivs^ sowie in der 3. S. und PI. des
Mediums.
2. eine besondere Partizipialendung, s. darüber § 530.
3. in der Regel Reduplikation mit e.
4. eine besondere Yokalabstufung der Wurzel.
511. Reduplikation. Daß der idg. Reduplikations-
vokal e war, ergibt sich deutHch aus dem Griechischen
(8e8op/a, xexXixai, y.iyu-iai), Lateinischen (alat. memordi,
tehiJi, pepiigi, klass. cecidi, cecidi, dedt) und Gotischen
(skaisMip 'er schied', saisö 'er säte', stautaut 'er stieß') ;
dazu stimmt das ä der meisten ai. Perfecta. Die Redu-
plikation der i- und w-haltigen Wurzeln mit i und u ist
demnach eine Neuerung (\g\.jukute = gr. xe)(UTai, tutöda
= got. staistant, ciccheda == got. skaiskaip u. s. w\) ; die
alte Reduplikation ist jedoch erhalten in hahhüva von
hhü- 'sein', ferner in den vedischen Formen sasüva von
sä- 'zeugen' und kiSayäna- (Part. Med.) von Se- liegen,
sowie bei Wurzeln wie tyaj- ^verlassen' (tatyäja). Über
die Einzelheiten, besonders auch über die vokaUsch an-
lautenden Wurzeln s. § 520.
Anm. In der älteren (besonders in der vedischen) Sprache
findet sich bei einer ziemlich großen Zahl von "Wurzeln als Kedu-
plikationsvokal ein langes ä (die Belege s. bei Whitney § 786), z. B.
vävarta neben regelmäßigem vavarta zur W. vart- (vrt-) 'drehen,
wenden'. Daß darin ein idg. Erbteil steckt, darauf weist nicht
nur das Avestische (s. Bartholomae, Iran. Grundriß I, 89), sondern
auch gr. (hom.) SYiSs/axai zu Slxop-ai (vgl. dazu Brugmann, Griech.
Gramm.3 260).
512. Fehlen der Reduplikation. Ai. veda 'ich
weiß' ist übereinstimmend mit den verwandten Sprachen
(vgl. vor allem gr. oI8a) ohne RedupHkation gebildet; daß
es in uridg. Zeit reduplikationslose Perfecta in größerem
Umfang gegeben hat, wird insbesondere durch das La-
1 Hier ist nämlich -ur Regel, eine Endung, welche allerdings
auch im Imperfectum vorkommt.
Thumb, Altindische Grammatik. 23
354 Formenlehre. [§ 512. 513.
teinische und Gotische walu-scheinlicli gemacht, wo der
größere Teil der Perfecta ohne EedupUkation gebildet
ist. Auch im Ai. (RV.) sowie im Griech. gibt es (außer
Hioida) einige Perfektfonnen ohne RedupHkation, s. die
ai. Belege bei Whitney § 790 und Brugmann , Grundriß
II, 1212 ff. Über einige scheinbar reduplikationslose Per-
fecta s. § 522 f.
Anm. Brugmann hat im Grundriß II, 410. 1215 f. die Ver-
mutung geäußert, daß das Participium Perfecti Act. (das gerade
im E.V. mehrere Mal ohne Reduplikation erscheint, z. B. söhv(ls-
gegenüber sa-säh-a zur W. sah- 'überwältigen') ursprünglich nicht
redupliziert war und durch seine Einfügung ins Perfektsystem
den Verlust der Reduplikation bei den finiten Formen herbei-
führte; neuerdings nimmt derselbe Gelehrte an (Kurze vergl.
Gramm. S. 542 ff.), daß im idg. Perfectum überhaupt reduplizierte
und unreduplizierte Typen neben einander bestanden haben, lehnt
jedoch ab, daß der zweite Typus etwa eine lautliche Entwicklung
des ersten darstellt. Es ist aber nicht unwahrscheinlich, daß der
Verlust der Reduplikation in der Grundsprache für einen Teil
der Formen durch die Ablautsverhältnisse (s. u.) hervorgerufen
wurde, d. h. daß z. B. zu *dedör^a eine Pluralform *ddme aus
*d{e)drime lautgesetzlich entstanden ist; auf Grund eines solchen
oder ähnlichen ursprachlichen Paradigmas » ist leicht zu verstehen,
daß die verschiedenen Sprachen in verschiedener Weise Aus-
gleichungen vornahmen. Vgl. dazu Hirt, Griech. Laut- und
Formenlehre S. 406 f.
513. Der Wurzelablaut. AVie bei den athematischen
Praesentien, so zeigt sich auch in den verschiedenen
Formen des Perfekt ein Wechsel des Wurzelvokals. Im
Sing. Act. ist die Wurzelsilbe betont und hat hochstufigen
Vokahsmus; in allen andern Formen ruht der Accent
auf der Endung, und die Wurzelsilbe ist dementsprechend
tiefstufig. Vgl. z. B. 1. Sing, veda, gr. oloa, got. ivait =
idg. Hiöida, aber 1. Plur. vidmä, gr. i8|iev, got. witum
1 Man könnte auch vermuten, daß in Verbindung mit einem
Verbalpraefix Verlust des Reduplikationsvokals eintrat, also z. B.
*sesöda (von sed- 'sitzen'), aber *ni{se)-sbda = *ni-söda.
§513.514.] Das Perfektsystem. 355
= idg. \iiäme\ 1. S. vavärta, got. warp = idg. *ueuörta,
1. PI. vavrtimä, got. ivaürpum = idg. *tieurtme. Das Germa-
nische und Ai. spiegelt diese Verhältnisse am getreusten
wieder. Bei AVurzeln der e-Reihe erscheint die Hochstufe
mit 0, hei der (schweren) e-Reihe mit ö, wie am deuthchsten
aus dem Griechischen (ysYova, BeSopza, texpo^a, ippm-^a.
u. s. w.) hervorgeht; die griech. Formen sind für die Be-
urteilung des Ai. wichtig, da hier nach § 63 ff. e und 6
zusammengefallen sind. Wenn sich ai. jajäna mit dem
griech. yeYove deckt, so muß angenommen werden, daß
ai. ä = idg. ö in offener Silhe ist (vgl. § 65. 2) ; für die
Annahme einer Dehnstufe (idg. ö) gibt es außerhalb des
Ai. keine festen Anhaltspunkte. Im Ai. ist langes ä in
der 3. Sing, bei allen Wurzeln der ä- (d. h. idg. e-)Reihe
Regel, wenn die Wurzelsilbe offen ist (also jajäna, ca-
Jiära, sasäda u. s. w., aber dadarki). Das ä erscheint
auch bei einem wurzelschließenden Diphthong, also hi-
hhäi/a zu hhi- 'fürchten' (gegenüber hibheda zu hhid-
'spalten'.)
Anm. Die ind. Grammatiker lehren daher einfach, daß der
Vokal der "Wurzel in geschlossener Silbe guniert, in offener Silbe
vrddhiert werde ; sichere Dehnstufe liegt nur in mamarja {mamrjüh)
von mrj- 'abwischen' vor (vgl. auch § 483).
514. Die 1. Sing, hat in der Wurzel bei offener
Silbe nicht nur ä, sondern daneben auch ä, also ja-
jana, cakara, tatapa, hihhaya neben jajäna, cakära,
tatäpa, hihhäya. In diesem ä scheint die idg. e-Hoch-
stufe zu stecken, und so ergibt sich ein uridg. Paradigma
1. S. *gegona und *gegena, 3. S. *gegbne, s. Brugmann,
Grundriß 11, 1205. Allerdings gibt es außerhalb des
Ai. keine entsprechenden alten, unzweideutigen For-
men mit e-Yokahsmus, es sei denn, daß man gr. Tce-
cpsaya st. *7U£<^ot>Ya oder Xs^sya u. dgl. (Brugmann,
Griech. Gramm.^ 314) nicht als Neubildungen nach cpeu-
yo), Xeyto u- s. vv^, sondern als ursprünghche Formen auf-
23*
356 Formenlehre. [§ 514. 515. 516-
faßt. Im Germanisclien weist jedoch nichts auf analoge
Formen.
515. Formenlbestand des Perfekts. Im Sanskrit
besitzt das Perfekt (außer dem Partizip) nur den Indi-
kativ; im RV. finden sich außerdem noch Konjunktiv-,
Optativ- und Imperativformen, sowie ein Augmenttempus
des Perfekts, ein sogen. 'Plusquamperfectum' ; die Belege
s. bei Whitney § 808ff.
Die nicht-indikativischen Formen sind von reduplizierten
Praesensbildungen (§ 491) und vom starken reduplizierten Aorist
(§ 543) nicht zu unterscheiden, da das Merkmal besonderer
Endungen fehlt , vgl. z. B. den Optativ vivisyäm (von vis- 'ein-
treten') zum Perf. vivesa, der wie die Praesensform juhui/äm
(zu juhötni) gebaut ist.
b) Das ai. Perfectum.
516. Paradigma.
a) Icar- 'machen'.
Activum. Medium.
Sing. 1. ^^jn'-:^; oder t^ör^ cakara ^% calxre
2. ^oR^ cakärtha 'W^^ calr^e
3. T|cft;<^ cakäi'Ci -^^ cakre
Du. 1. ^ir^ cakrvd ^^^ cakrvahe
2. ^sR^: cakräthuh t|^|% cakrathe
3. ■=q'^rT: cakrätuh -^'^l^ cakrdte
Plur. 1. '^ir*T cakrmä '^W^ cakpnähe
2. ■^sü cakrä ^ir§ cakrdhve^
3. "w^: cakrüli "^fWT cakrire
1 -dhve tritt ein nach vorhergehendem u oder r (sonst in der
Regel -dhve).
§516.517.518.] Das Perfektsystem. 3B7
b) tud- 'stoßen'.
Sing. 1. fTffr^ tntoda ir^ tutude
2. "^fftf^^ tutoditJia ^"^f^ tutudiäe
3. HTft^ tutoda ^^ häudg
Du. 1. Hdf^^ tiitudivä ^^t^t tutudivälie
2. ^^jf: tutudäthuh gn«^!^ tutudäthe
3. '^'^TF: tutudätuh "^T^ tutudäte
Plur. 1. -^^f^ tutudimä "^^f^^ tutudimähe
2. w^ f?<f?<(?d Üt^% tutudidJive^
3. ■^■^: tutudüh i"gt^ üdudire
517. Die beiden Paradigmen unterscheiden sich da-
durch von einander, dass bei a) die konsonantischen
Endungen unmittelbar , bei b) mit Hilfe des 'Binde-
vokals' i angefügt werden; die Endung -re hat in beiden
Fällen ein i vor sich.
Nach a) gehen noch die Wurzeln ^ hhar- 'tragen',
-^ var- 'wählen'. Med. (^ vavre), w%. sar- 'fließen', ^
dru- 'laufen' (^^^ dudräva, "^^t^ dndrötha, -^^
diidnnna), -^ iru- 'hören', ^ stu- 'preisen' (höN tuMäva,
vgl. § 147), "V s^^*- 'fließen' (^^r^ susräva, vgl. § 148 b).
Einige Wurzeln bilden Formen sowohl nach a) wie nach
b), z. B. ^rq; gup- 'schützen', tt^ taM- 'behauen', ^^
muh- 'verwirrt werden'. [Die übrigen, ziemhch selten
gebrauchten Verba, welche noch hierher gehören, sind
bei Kielhorn § 298 b. 2 und 3 zusammengestellt.] Etwas
häufiger fehlt der Bindevokal vor der Endung -tha, so
in der Regel bei Wurzeln auf r (r), ferner z. B. bei
^Tj^ gam- 'gehen', ^ ni- 'führen' (s. § 525), sowie bei den
§ 522 f. angeführten Wurzeln.
518. Alle andern Perfecta gehen nach dem Para-
digma b), so z. B. folgende mit regelmäßiger YokaHsation
der Wurzelsilbe:
1 Siehe S. 356, Fußnote.
358 Formenlehre. [§ 518.
1. f^ Mi;p- 'werfen' : f^^-q cikSepa, f^f^ftjiT cikH-
imna.
f^^ chid- 'absclmeiden' : f^-^<j ciccheda, f^f^^^fTiT
cicchidima.
t|r^ Ä 'zeigen': f^^ dideia, f^f^^i^ didi-
sima.
f%^ sie- 'ausgießen': t%^ siSeca, f^rf^rf^ ^^1^-
cima.
^•^ juS- 'sich erfreuen' : ^^q jujöki, wwF^ jujit-
Sinia.
^^ hudJi- 'wachen': d^^yj huhödha, ^-afirn huhi-
dJiima.
jra- muc- 'befreien': ^Tjfl^ mumöca, ^r^f^TT mti-
miicima.
-^^ riid- 'weinen' : "^"J^f^ ruröda, "^^f^iT rurudima.
•3fm karS- (krS-) 'ziehen': ^^^ caJiarSa, ^^fcnj? ca-
krSima.
^^ dar^- (dr^-) 'sehen' : 'ffT'sf dudciria, 'S^{^*\ da-
driima-, 2. S. d'^^ dadraStha und ^^f^^ dadarUtlia.
^V vardh- (vrdh-) 'wachsen': c[S(^vavardJia, cfSff^rR
vavrdhima, Med. ■^^v vavrdke.
'^^ sarj- (srj-) 'loslassen': ^^^ sasarja, ^^rf^
sasrjima, 2. S. ^^y sasraUha.
2. ^\ir vyadh- 'durchbohren': f^gijVT vivyädlia, f^f^-
f^^ vividhima.
^t( svcq)- 'schlafen': ^te^tR suSväjJCt, ^11(1^44 siiki-
2)ima.
^ ^?a7<- 'ergreifen': ^fJTT^ jagräJia, ^tj^: jagrJmh.
3. -tin gam- 'gehen': ^jh^ jagäma, ^jtt^ jagantha
(s. § 82) oder ^i;yif^ jagamWia, ^iftr^ jagmima, ^rr^:
jagmuh. Ebenso ij«^ i«»- 'geboren werden', i^ khmi-
'graben', ^ lian- 'schlagen' (s. u, Amn.).
§518.519.] Das Perfektsystem. 359
\j^ dhar- 'halten' : ^\rTT (^^^) äc^ähara, '^f^ da-
dlirima. Ebenso »fT ''*^''- 'sterben', ^-^ var- 'bedecken',
^T^; liar- 'wegnehmen'.
Anm. Zu han- heißt das Perfekt ja^Ä/na {jaghnima); zum
anlautenden Konsonanten vgl. § 133. Das ffh beweist, daß das ai.
Perfekt bei "Wurzeln der e-Reihe die ö-Stufe hat. Ebenso erklärt
sich der Guttural in cikäya von ci- (cinöti) 'bemerken', jigäya von
ji- Oö.yfl^i) 'siegen', jighäya von hi- {hinöti) 'antreiben'; in den
schwachen Formen, wo der Palatal lautgesetzlich wäre, hat der
Konsonant der starken Form im allgemeinen gesiegt (also z. B.
jighyuh nach jighäya). Umgekehrt ist in Fällen wie cacara zu
car- 'sich bewegen' oder jujösa (s. o.) der Palatal des Praesens
ins Perfekt eingedrungen.
519. Ursprung des BindeYokals. Daß der Gebrauch
des 'Bindevokals' im Sanskrit das Ergebnis einer längeren
Entwicklung ist, darauf weist der vedische Zustand, der
von dem des Sanskrit ziemlich stark abweicht : der Binde-
vokal steht dort (in der Begel) nur nach vorhergehender
langer (konsonantisch schheßender) Wurzelsilbe, also z.B.
2. S. viveditha zu vid- 'finden', aber jajäntlia zu jan-
'entstehen', yuyujmä zu yuj- 'anspannen'. Die vedische
Regel deckt sich jedoch ebenfalls nicht mit dem ursprüng-
lichen (uridg.) Zustand, sondern „hängt augenscheinlich
mit der Tendenz zusammen, die Folge von mehreren
kurzen Silben zu vermeiden", ist also eine sekundäre,
wohl nur der poetischen Kunstsprache angehörende Er-
scheinung. Aber aus den vedischen Verhältnissen er-
kennt man, daß in älterer Zeit der Bindevokal nicht
so ausgedehnt war wie im Sanskrit; im Iranischen fehlt
er fast ganz, s. Bartholomae, Iran. Grundriß I, 87. Der
Gebrauch des Sanskrit ist offenbar das Endergebnis
eines stetigen, durch das Wirken der Analogie bedingten
Weiterwucherns eines Vokals, der an sich mit der Flexion
des Perfekts nichts zu tun hatte. P. von Bradke, der
IF. VIII, 123 ff. die Geschichte dieses 'Bindevokals' klar-
gelegt hat (vgl. dazu auch Reichelt BB. XXVII , 94f.),
3B0 Formenlehre. [§ 519. 520.
hat überzeugend gezeigt, daß derselbe im wesentlichen
von zweisilbigen Wurzeln ausgegangen ist ; als wurzel-
hafter Bestandteil von Formen erscheint das i (= idg.
9 und teilweise auch i, s. § 448 Anm., 466) im Ai. auch
außerhalb des Perfekts in weitem Umfang, wenn auch
lange nicht so häufig und regelmäßig wie im Perfekt
(vgl. § 554. 568f. 615. 616. 633).
Während also z. B. cakrma (Infin. kartum, Partie, krta-),
ved. sasattha von sad- 'sitzen' (Intin. sattum, Part. ved. satta-)
regelrechte Bildungen der einsilbigen Wurzeln kar- (idg. qer-)
und sad- (idg. sed-) sind, liegen zweisilbige Basen z, B. in
folgenden Fällen vor:
(ved.) pa-pt-i-»ia, W. petj-, vgl. Inf. pati-tum, Part, pati-ta-,
gr. TTETiTa-ixai.
ja-jui-ma, W. genj-, vgl. Fut. jani-syati, Part, jä-ta- (s.§ 107 e),
griech. y£v£-oi;, lat. geni-tum.
rurudi-ma, s. rödi-mi § 490.
Da nun vor vokalischen Endungen die ein- und zweisilbigen
Wurzeln zusammengefallen sind, so konnte nach dem Muster von
jajän-a:jajfii-ma, papäta -.papti-ma auch ein sasdd-a:*sazdima
(s. § 522), dadarsa-.dadrsiwa, vavarta-.vavrtima (ved. vavrtma)
u. s. f. geschaffen werden. Das Perfekt hat das i schließlich als
bequemen 'Bindevokal' ebenso verallgemeinert wie das Griech.
sein a in T£Tp6cp-a-|j.£v, >.£>,oi7r-a-iJ:£v u. s. w. (statt *XiX[o]nt-p.£v
u. ä.). Aber einigemal hat im Ai. auch die entgegengesetzte Tendenz
gewirkt und den Bindevokal verdrängt: so erwartet man z. B.
die 2. S. *jajani-tha, *tatari-tha (W. tari-, vgl. § 448 Anm.); aber
die Analogie z. B. von tatantha (W. tan-, cf. Part, ta-ta-), caJcartha
u. ä. hat in diesem Fall Formen ohne Bindevokal hervorgerufen
(jajantha, tatartha u. ä.).
520. Zur Reduplikation. Abgesehen von den
§ 511 gegebenen Regeln ist für die Reduplikation eines
anlautenden Vokals folgendes zu merken (vgl. auch
§ 532. 2) :
1. anlautendes ä wird gedehnt, z. B. -^jf? äda 'ich
habe gegessen', -gff^ äsa 'ich bin gewesen'.
Anm, Zu äda vgl. lat. i^di; ob im langen Vokal die Redu-
plikation oder dehnstufige Wurzel vorliegt, läßt sich nicht ent-
scheiden. — Zu äp- 'erlangen' heißt das Perfekt äpa.
§ 520. 521.] Das Perfektsystem. 361
2. Wurzeln mit anlautendem i haben in der Redupli-
kation iy-; in den schwachen Formen verschmilzt Re-
duphkations- und Wurzelvokal zu 1 : jirv^ iy-äya, 3. PL
^"^. 'i/«?^ (aus H-iy-ur) zu i- 'gehen' ; ^[^ iy-e^a, 1 . PI.
i^.t^W 'i^iiiici zu i§- 'suchen, verlangen'.
Anm. Diese Reduplikationsweise ist ohne Zweifel eine ai.
Neubildung, da ja der idg. Reduplikationsvokal ein e war. Ent-
sprechende Behandlung zeigen "Wurzeln mit anlautendem u, vgl.
1. S. uv-ösa (im Öathapatha-Brähmana) von uS- 'brennen' und 3. PI.
(ved.) üduh von ud- 'benetzen'.
3. Mehrere vokaHsch anlautende Wurzeln haben als
ßeduphkation die Silbe an-; z. B. nm«j\^| änqsa, WT^*
änahh von a§- 'erreichen', -^IM-^ änarca von arc- (rc-)
'strahlen'.
Anm. Die belegten Formen gehören meist der älteren
Sprache an, s. Whitney § 788. Daß in änqsa eine alte (uridg.)
Form steckt, darauf weist das formal gleiche gr. •^v-eYx-(a); in
der sog. attischen Reduplikation des Griechischen (Socuoa, äxi^xoa
u. dgl.) scheint der ursprüngliche Typus bewahrt zu sein : ai. an-
ist ursprünglich wohl nur die Reduplikation einer n-haltigen
Wurzel (vgl. auch ved. än-avja zu anj- 'salben') und wurde von
da auf andere Wurzeln übertragen. S. Brugmann, Grundriß II,
1221 f.
521. Einige mit v beginnende Wurzeln reduplizieren
mit u, das in schwachen Formen mit dem Wurzelvokal
u verschmilzt, vgl. v^e^ixj uväca (2. P. uvaktha und uva-
citha), ^rf^^ ücima u. s. w. aus *u-ucima von vac-
'sprechen' (über uc-:vac- s. § 103. 1). Ebenso gehen
■^^ vad- 'sprechen', -^ vap- 'hinstreuen', '^t[^ va^-
'woUen', ^ vali- 'fahren'. Entsprechend heißt zu -^j^
yaj- 'opfern' das Perf. i^i\\^ iyäj-a (2. P. iyaStha und
iyajitha), f;;f^ffl' Ij-ima.
Zur Erklärung dieser Reduplikationsformen ist die
Annahme nötig, daß ursprüngliches vaväca (so im RY.,
ferner av. vavaca) zunächst zu *vuväca, yayäja zu *yi-
yäja umgestaltet sei, wie ja auch ein *sasväpa zu svap-
362 Formenlehre. [§ 521. 522. 523.
'schlafen' in su^väi^a umgewandelt wurde (anders Brug-
mann Grundr. II, 1220 f.). Aus *vuväca, *yiyäja entstand
weiterhin nach § 71 Anm. uväca, iyäja.
522. Besonderheiten des Wurzelablauts. Zu
einem Perfekt sasdd-a (idg. *ses6da) lautet der schwache
Stamm regelrecht "^sazd- (idg. *5e-^(^-), woraus nach
§ 158. 2 sed- wurde, also z. B. ^f^TT sedimä^\ zu einem
Perfekt yayaina (von yam- 'reichen') lautet der schwache
Stamm *ya-im-, woraus yem- entstand, also z. B. (Med.)
^^ yeme. Als der Ursprung dieser Formen vergessen
war, d. h. als sedinia, yeniima u. ä. Formen einfach als
reduplikationslose schwache Stammformen zu sasada, ya-
yäma empfunden wurden, bildete man nach diesen
Mustern Formen wie petima (statt ved. paptima) zu pa-
päta, teninia (st. Hatnima) zu tatäna u. s. f. ; auf diese
Weise entstand ein neues Paradigma mit scheinbar redu-
plikationslosen Formen :
Activum. Medium.
Sing. 1. Xf-qr^ (xn?"^) pctpäca ^% pece
2. im^^ oder ^f^^ ^f^^ peciSe
papäMha oder pecitliä
3. yy]x; papchca ^^ pece
Du. 1. ^f^^ pedvä v^^^;^^ pecivähe
2. ^^^: pecätlmh ^Tr% pecäthe
3. ^^fT. pecätiih ^^^ pecäte
Plur. 1. ^f^?T pecima ^f^jf^ pecimahe
2. ^^ pecä ^f^T:.^ pecidhve
3. '^^: pecüli ^f^T V^c^^^
523. Nach der Lehre der ind. Grammatiker gehen
nach pac- solche Wurzeln mit dem Vokal ä, welche mit
1 Daß ai. sedima nicht dem got. setum gleichzusetzen ist,
muß heute für ausgemacht gelten, vgl. z. B. Bartholomae IF.
III, 9 f.
§ 523. 524.] Das Perfektsystem. 363
einem einfachen Konsonant beginnen und schließen, wo-
fern der anlautende Konsonant weder ein Guttural noch
eine Aspirata oder ein i; ist^; die Voraussetzung ist also,
daß der anlautende Konsonant in der Keduplikation
nicht verändert wird. Hierher gehören z. B. noch ^-^
car- 'gehen', cPl ^«'^- 'spannen', ffi^ tap- 'büßen', ^ dah-
'brennen', »ni nam- 'sich verneigen', xj^ imd- 'gehen',
IT^ man- 'denken', tj^^; ram- 'zufrieden sein', i^p^ IcMi-
'erlangen', ij^ ^ak- 'können', ipp^; ^am- 'ruhig werden'.
Anm. Mit der angeführten Regel sind freilich nicht alle
hierhergehörigen Fälle erschöpft; einige Verba mit anlautender
Aspirata (z. B. bhaj' 'genießen') folgen ausschließlich, andere mit
anlautender Konsonantengruppe {tras- 'zittern', bhram- 'umher-
schweifen') fakultativ der Bildung papac-jpec- , s. die Liste der
Verba bei Whitney § 794 e) oder Kielhorn § 318. Auch tar- {tr-)
»über etwas setzen' kann nach pac- flektiert werden (die übrigen
Verba auf r, r jedoch nicht!).
524. Ablautsstörungen. Eine Reihe von Perfekt-
stämmen zeigt Störung oder Beseitigung der regel-
mäßigen Ablautsverhältnisse. Die meisten hierherge-
hörigen AVurzeln haben überhaupt ihre Abstufungs-
fähigkeit eingebüßt.
1. Die starke oder (seltener) schwache Stammform
ist verallgemeinert worden:
a) a) ^ garh- 'schalten': ^i;ji^jagarha, ^z^jagarhe.
-^^ tvar- 'eilen' (Med.) : fTc^ tatvare.
■jf^ 2)rath- 'sich ausbreiten' : xriT^ j^aprathe.
^^ handh- 'binden': -^^^ hahandha, "sr^^: l>ci-
landhiih.
^T^ stanibh- 'stützen' (Med.) : cTW^ tastamhhe.
Anm. Man erwartet bei den beiden letzten Verben die
schwachen Stammformen babadh- und tastabh-; im Ved. kommt
denn auch tastabhuh vor.
1 Ausgenommen sind auch die § 518. 3 genannten Verba.
364 Formenlehre. [§ 524.
ß) cRT^ Mi- 'sichtbar sein' (Med.) : -cjch;^ cakäk.
T§T^ Tiliäi- 'kauen, essen': ^qi§T^ cakhäda, -cji^if^^
cakhädima.
\rr^ f?/iä^- 'laufen' : ^VTf^T dadJiävire.
^) IW^"'^'" 'verbergen': ^a^^ jucrühe.
^Vt( d'q)- 'scheinen' (Med.) : f^^^ did'q^e.
2. Alle Verbalwurzeln, die durch Verallgemeinerung
eines charakterisierten Praesensstammes entstanden sind,
bilden ihr Perfekt ohne Abstufung:
a) ^T^^ hhafij- 'brechen': "^^T^ hahhanja; ebenso ^n;^
vand- 'begrüßen', ^TSf lamh- 'herabhängen', ^«^ skand-
'springen' (das freilich auch wie handh- 1. a) a) beurteilt
werden kann).
t^n^ nind- 'tadeln': fsrf^r«^ nininda.
TIT!I gliürn- 'schwanken' : w^nsr jugliüma.
Vgl. zu diesen Verben § 476 a). 506. Ob
^ig- cunib- 'küssen': ^^sia cucumha,
•m^^jrmhJi- 'gähnen': -^(^i^ jajpnhhe
ebenfalls hier einzuordnen sind, ist wegen der Unsicher-
heit ihrer Etymologie nicht zu entscheiden.
b) TT^ pracch- 'fragen' : xii}^ papraccha.
^^ mürch- 'gerinnen': tttti^ niumüyclia.
Vgl. dazu § 472 a) Anm"!, 476 b).
c) ^^ caM- 'sehen' : ^^^ cacaMa ; ebenso gehen
andere "Wurzeln auf k§ (wie ff^ taM- 'behauen', tt^
rakS- 'schützen').
Vgl. dazu § 459 Anm. Auch -^j-q hhä^- 'sprechen'
(^ifT^ ^cihhä^a) gehört w^ahrscheinlich hierher (s. § 87).
d) "öR^ km'd- 'springen' : ^ör^ cukürda.
sR^ krid- 'spielen': f^^ft^ cikrJda.
Vgh dazu 8 462.
§524.525.] Das Perfektsystem. 365
Anm. 1. Falls m'il- 'die Augen schließen' (mitmlä) nach
§ 122. 3 Anm. auf *nüd- (d. 1. älteres mizd- nach § 158) zurück-
geführt werden darf, so ist es wohl ein Praesensstamm wie krld- ;
vgl. das Verbum mis-ati 'er schlägt die Augen auf. — Gelegent-
lich konnte umgekehrt ein charakterisierter Praesensstamm im
Perfekt ganz wie eine echte Verbalwurzel behandelt werden ; so
folgt las- 'begehren' (s. § 472 b) Anm. 2) ganz der Analogie der
§ 522 f. behandelten Verba, also laläsa — Icsuh.
Für die unter 1. und 2. genannten Yerba kann etwa
folgende Regel f onnuliert werden : der inlautende Wurzel-
vokal bleibt im Perfekt unverändert, sofern er an sich
scbon lang ist (ä, ~i, ü) oder vor zwei Konsonanten steht.
3. Der Ablaut ä:a, der in
j[^ gad- 'sprechen' : gprr^ jagäda, ^HT^: jcigaduh,
(5j^ tijaj- 'verlassen': cT^tT^ tatijäja, tt^^ tatyaje
vorhegt, ist nicht ursprünghch: an Stelle der Tiefstufe
{*ja-gd-uh, Hatije) ist die Hochstufe mit ä getreten. Ein
Perfektablaut ä : a erscheint auch bei
■^jT( kram- 'schi-eiten' : xjsfti^ cakräma, ^^TT ca-
hrame
und ähnüchen AVurzeln auf m. Nach § 91 (vgl. auch
§ 98) kann -am- als Tiefstufe aufgefaßt werden.
525. Paradigma, nl- 'fühien'.
Activum. Medium.
Sing. 1. f^TTET: "N^fm ninäya f^ ninyS
2, fvtvivti ninetha oder fM^^ ninyi^e
fsfsrf^f^ ninäyitlia
3. fsTTRT ninäya f^^ ninye
Du. 1. f^rf'JT^ ninyivä f^rf^ZT^ ninyivähe
2. f5Ri^: ninyäthuh f^^STT^ ninyäthe
3. fsRIrT: ninyätuJi fs^RncT ninyäte
Plur. 1. tM^ ninyimä f^fHiRTt ninyimahe
2. fsT?^ ninyä fiff^sr^^ ninyidhve
3. t^^: ninyiüi tM^^T ninyire
366 Formenlehre. [§ 525. 526. 527.
Anm. Die Einfügung des Bindevokals ist natürlich sekundär:
ein niny-ima z. B. statt *ninima ist offenbar zu niny-a, niny-uh
u. s. w. nach Musterformen yvie jajfi-ima, jajn-a, jajfi-uh u. dgl.
gebildet worden. Vgl. auch Hillebrandt BB. XIX, 246 f.
526. Nach m- geben die auf t und ü auslautenden
Wurzeln; wenn dem l eine Konsonantengruppe vorher-
geht, so entsteht iy (statt y); die Wurzeln mit ü haben
immer uv; vgl.
•j^Ml- 'fürchten': f^-^j^hihliäi/a, f^rf^jpff hihhyima.
^ Jcrl- 'kaufen': f^-^n^ cikräya, Med. f^f^Ij ci-
kriye (Gramm.).
3- plu- 'schwimmen' (Med.) : tra^ pupluve.
w sü- 'zeugen' : '^^y^ suSäva, Med. ^rra suSuve.
■w stu- 'preisen : tt'STW ttiMava, H'gf^^ tiiMiivima.
■Bf sni- 'fließen': ^f^T^ susräva, ^^a; susruvuh.
^ hü- Qivä-) 'rufen' : ij^T^ jiiJiäva, ^tF^* juhuviih.
Die Wurzel m hliii- 'werden' hat ein abstufungsloses
CS , , _
Perfekt: "^vm hcthJuiva, ^^^ff%^ hahhüvitha, 'S(V[f^Jj ha-
Cv Cs ©s
hhüvimä u. s. f.
527. Paraclig-ma. da- 'geben'.
Activum. Medium.
Sing. 1. 3^ dacldu ^^ dadi
2. ^TTW dadätlia oder ^f^^ dadi^e
^f^^ dadWiä
3. ^'^ dadäu ^^ dade
Du. 1. ^f^ dadivä ^f^^ dadivähe
2. 'g'^"^: dadäthnh ^^"^ dadäthe
3. '^^tt: dadätuh ^^% dadäte
Plur. 1. Tfs^ dadimd ^f^Ti^ dadhnäJie
2. ^^ ctocZd ^t^*^ dadidhve
3. -g-^: dadüh ^"f^ dadire
Über die Ablautsverhältnisse der Wurzel ((?ä-, (?i-,
^-) s. § 109 a). Auffallend ist der Ausgang der 1. und
3. Pers. Sing. Act., für den außerhalb des Ai. kein An-
§527.528.529.] Das Perfektsystem. 367
knüpfungspimkt gegeben ist: auch das Iranische kennt
ihn nicht (av. daha gegenüber ai. dadäu, s. Bartholomae,
Iran. Grundr. I, 60); im RV. kommt neben papräu
auch paprä vor, das nach § 77 erklärt werden kann.
Die sehr unsicheren Vermutungen, die bei Brugmann,
Grundriß 11, 1223 und Wackernagel § 94 Anm, ver-
zeichnet sind, hat Pedersen KZ. XXXVIH, 408
um eine weitere, jedoch mindestens gleich unsichere
vermehrt.
Anm. Die Möglichkeit einer Erklärung bietet sich vielleicht
in folgender Richtung (vgl. dazu auch Reichelt BB. XXVII, 93
und KZ. XXXIX, 14. 44 f.) : Zu einer Wurzel da- erwartet man
das Perfectum 1. 3. Sing. *dadä (worin die Endung aufgegangen
ist). Nun gab es doppelformige "Wurzeln wie sthä-jsthäu- S zu
denen die Perfecta *tasthä und *tasthäva lauten mußten; die
(scheinbare) Endungslosigkeit von *tasthä rief wohl ein pa-
ralleles tasthäu hervor (was vermutlich durch die 2. S. *tasthä[u]-
tha begünstigt wurde), und nachdem Doppelformen wie tasthäj
tasthäu zustande gekommen waren, konnten zu beliebigen Wurzeln
auf ä Perfekta auf -ä und -äu gebildet werden; die Ausgänge
■ä und -äu standen ja auch sonst nebeneinander (vgl. z. B.
S. 169). Schließlich siegte -äu ebenso wie in der Nominalendung
oder wie in astäu.
528. Nach da- gehen die Wurzeln auf ä, wie ^[fx
hliyä- 'sehen' (cakhyäu),'^ jnä- 'kennevi,'^ dhä- 'setzen',
xn pä- 'trinken', ^ yä- 'gehen', -^n sthä- 'stehen' (ta-
stJimi), ^ hä- 'verlassen', ferner solche Wurzeln, deren
ä ein reduzierter Langdiphthong ist (§ 77. 110), wie z.B.
Ti[j gä- (gäi-) 'singen'.
529. Die Wurzel ah- 'sprechen' kommt nur in den Perfekt-
formen äha, ättha, ähathuh, ähatuh, ähuh vor; die Form ättha
weist auf eine ursprüngliche Wurzel adh- (vgl. auch av. paHy-äla-
'Antwort'), die nach § 121 Anm. zu öA- werden konnte. Vgl.
über dieses Verbum zuletzt Johanssen IF,. XIV, 286. 298. 306.
und Solmsen KZ. XXXIX, 218. 227.
1 Eine Wurzelform sfhäu- wird z. B. durch lit. stow-iu 'ich
stehe', gr. otau-po?, oxu-iu, ai. sthü-ra- 'stark' nahegelegt.
368 Formenlehre. [§ 530. 531. 532-
530. Das Parti cipium Perfecti. 1. Das Suffix des
aktiven Partizips (s. § 338 f.) wird in der Regel unmittel-
bar an die schwache Form des Perfektstammes angefügt ;
die tiefstufige Suffixform -2iS- tritt einfach an Stelle der
Endung der 3, Plur, Act.; z. B. x|^<^t^ cakr-vqs-, ^ifm
cakr-iiS-; TTTT^^ tutud-vqs-, t{({^ tatucl-u§-\ f^^d{'m
nini-vqs-, f^n^"^ niny-tiS-; -^u^^ habliü-vqs-, ^ViW^
Ijahliüv-Ub- ; ^f^^^ dadi-vq,s-, '^^^'^ dad-uS- u. s. w.
Der 'Bindevokal' i erscheint vor -r^s- (-vat-) nur
dann, wenn der (reduphzierte) Perfektstamm einsilbig ist,
also in Fällen wie ^gpf^^^ üc-i-vqs- (üc-nS-) zu vac-
'sprechen', xjf^ejj^ ])ec-i-vcis- {pecu^-) zu pox- 'kochen'
u. s. f. (jedoch merke t%f[i'^ vidrqs- zu veda 'ich weiß').
Die W. gam- und Judi- bilden sowohl ^rfriT^^ jagmivqs-
jaganvqs- und ^f^F^;^ jaglianvqs- (das -an- ist tief-
stufiges w, s. § 90, auch § 82 Anm. 2).
2. Das mediale Suffix -äna- (über seinen Ursprung
s. § 610. 3) tritt ebenfalls an den schwachen Stamm,
7..'B.^r[f{'^J^tutiid-änä-, f^«<jH ninyänä-, dd\^ dadänä-,
NJtTJiM ücänä-, ^^fj^ j)r-cäna- u. s. f.
531. Das periphrastische Perfekt wird gebildet,
indem man an den Praesensstamm die Endung -am
anfügt und die so gewonnene Form mit dem Perfectum
von kar-, as- oder hlni- verbindet; bei medialen Verben
■wird das mediale Perfekt von kar- verwendet. Also
z. B.
^3^ und- 'benetzen', '^•^T^^fTnC undqcakära (-ca-
kartJia u. s. w.) oder ^«^j ;^nj undämäsa (-äsitha u. s. w.)
oder \j«rf'i^y^ ■andqbahhüva (hahhüvitha u. s. w.).
■^^ äs- 'sitzen' : ■gn'^rN'% äsqcakre (-cakrSe u. s. w.)
oder -^m^i^ii^ äsämäsa oder "^n^TR'^T^ äsämbahhüva.
532. Das periphrastische Perfekt ist 'im Ge-
brauch 1. bei den abgeleiteten Konjugationen und
§ 532. 533.] Das Perfektsystem. 369
zwar vor allem beim Causativiim (bezw. bei der ai. 10.
Praesensldasse), z. B. f^^^T^rrfTR cintmj-äm-äsa zu f^-
sfT^fi^ cintay-aü 'er denkt nach', ^i^^jxTW handhai/ä-
mäsa 'er Keß binden'.
2. bei Wurzeln mit anlautendem langen (positions-
langen) Vokal, vne ^■^ IM- 'sehen', t^ edh- 'gedeihen'.
3. bei einigen sonstigen Wurzeln (z. T. neben dem
alten Perfekt), ■s\ie z. B. ^ day- 'teilen' (^^rrTPET f^^-
yämäsa), ^r hhar- 'tragen' (f^^nj^w<^ ¥ilharc{bahliüva
neben hahhära, vgl. das Praesens hibliarti neben hharati).
Weitere Belege s. bei Whitney § 1071.
533. Für die Erklärung des periphi-astischen Per-
fekts ist wichtig, daß die Umschi'eibung mit kar- nicht
nur am häufigsten, sondern auch am ältesten ist; die
Form auf -am wird ferner in der älteren Sprache nicht
ausschließhch mit dem Perfekt, sondern auch mit andern
Formen von kar- verbunden (s. Whitney § 1073 b), und
somit ist das p er iphr astische Perfekt nur das Ergebnis
einer sprachlichen Auslese, welche es ermöghchte, zu
abgeleiteten Verben (wie den Kausativstämmen) oder zu
primären Praesensstämmen wie hibhar- ein besonderes
Perfekt zu bilden ; bei Verben wde ~ik^- oder äs- konnte
überhaupt nur durch eine solche Neubildung ein deut-
hches, vom Praesens durchweg verschiedenes Perfectum
zu stände kommen.
In der Form auf -am sieht man wohl mit Becht den
Accusativ eines Verbalnomens auf ä; denn dazu paßt
sehr gut die Verbindung mit kar-. Als -dm in dieser
Verbindung erstarrt war, konnte cakära durch äsa oder
hahhüva ersetzt werden, wobei kleine Bedeutungsnuancen
eine Rolle gespielt haben- mögen. Die Accusativform
-am macht bei einer solchen Erklärung um so weniger
Schwierigkeiten, als ja der adverbiale Gebrauch ähnlicher
Accusative auch sonst sich findet, vgl. § 392 b) Anm.
Thumb, AUindiBche Grammatik. 24
370 Formenlehre. [§ 533—536.
Andere Erklärungsversuche s. bei Brugmann, Grundriß
H, 1264f., Jacobi KZ. XXXY, 578ff. (gegen diesen
Böhtlingk ZDMG. LH, 607 ff.), A. Ludwig, Sitziingsber.
d. Böbm. Ges. d. Wiss. 1900, nr. 13.
XXV. Kapitel.
Das Aoristsystem.
634. Literatur: Brugmann, Grundriß II, 1169 fF. Kurze
vergL Gramm. S. 537 flf. Whitney § 824 ff. — Über die Häufig-
keit der einzelnen Aoristtypen orientiert die Statistik von "Whitney
Proceed. Am. Or. Soc. 1885, S. XXXIV.
535. Übersicht. Das Ai. hat folgende Aorist-
bildungen:
a) starke (asigmatische) Aoriste.
1. Wurzelaorist.
2. themavokalischer Aorist.
3. reduplizierter Aorist.
b) sigmatische Aoriste.
4. -5- Aorist,
5. -i|- Aorist.
6. -si^-Aorist.
7. -sa- Aorist.
536. Vorkommen. Während im RV. alle Aorist-
formen (vor allem 1. — 5.) reichhch belegt sind, werden
sie im klassischen Sanskrit recht selten gebraucht; nur
die 3. und besonders die 5. Bildung ist etwas häufiger.
Die Aoristformen wurden durch das Imperfekt und
Perfekt immer mehr zurückgedrängt, seit die drei
Tempora in ihrer Bedeutung zu einem einzigen Tempus
des Praeteritums zusammengefallen waren (s. § 414. 2).
Von den Modi des Aorists, die wir im RV. noch in
§536.537.] Das Aoristsystem. 371
ToUem Gebrauch finden, ist allein der Prekativ als be-
sondere Modalform übrig geblieben; wegen der übrigen
Formen, die nur der älteren Sprache angehören, sei auf
Whitney verwiesen. Die Aoristbildung des KV. gibt die-
jenige der idg, Grundsprache ziemhch treu wieder, wie
man vor allem mit Hilfe des Griecliischen zu erkennen
vermag.
a) Starke Aoriste.
537. 1. Der Wurzelaorist ist identisch mit dem Im-
perfectum eines Verbums der Wurzelklasse (I. idg. oder
2, ai. Klasse, s. § 448), hebt sich aber von dem gewöhn-
lichen Imperfekt deshalb ab, weil das betreffende Yer-
bum seinen Praesensstamm nach einer andern Klasse
bildet. Von der Imperfektflexion der meisten Verba
der Wurzelklasse unterscheidet sich unser Aorist außer-
dem durch das Fehlen der Abstufung (bis auf die
3. Plur.). Vgl. zu da- 'geben' (dadämi) und hhü- 'werden'
(hhavämi) :
Activum.
Sing.
1- "^J^TH ädäm
■^w^^ ähhuvam
2. '^'^. ädäh
■^^: ähhüh
3. "^^f^ ädät
■^^fi; ähhüt
Du.
1- "^^^ ädäva
-^^^ abhüva
2. ■^^rT'l ädätam
■^^TcjCT ähhütam
Cs,
3. "^^fTT^ ädätäm
"^f^TfTT'l ähhütäm
Plur.
1- "^^TT ädäma
^^^ ähhünia
2. "^TTfT ädäta
"^Wri ahhüta
3. -^^i äduh
■^^T^«i; ähhüvan
Mediale Formen kommen in der späteren Sprache
nur vereinzelt vor (s. u.).
Anm. 1. Auch gr. fcpüv u. s. w. ist wie abhüvam abstufungs-
los; dagegen zeigen gr. e-So-jj-ev sowie a-di-ta (in der älteren
Sprache) = gr. f-oo-to u. ä. Formen mit Tiefstufe, daß die Ver-
24*
372 Formenlehre. [§ 537. 538. 539.
allgemeinerung des starken Stammes nicht ursprünglich war: sie
ist offenbar unter dem Einfluß der abstufungslosen Wurzeln (s.
§ 484. 1) erfolgt.
Anm. 2. In der 1. Sing, und 3. Plur. erwartet man (nach
§ 72) abhüvam (so im RV.) und *abhüvan: das ü ist aus den
übrigen Formen eingedrungen.
538. Nach § 537 bilden folgende Wurzeln ihren
Aorist :
TU gä- 'gehen' : ■^^snri; agäm (Praesens emi) , vgl. gr.
lßY]V.
\^ ähä- 'setzen': '^nin'l adJiäm (Praes. daähämi)^
gr. £-d£-[x£v. Auch Medialformen wie adliita (gr. Iösto)
sind in Gebrauch.
in" jptt- 'trinken' : -^nfj^ apäm (Praes. inhämi).
■^p- stliä- 'stehen': -s^^^tj; asthäm (Praes. tisthämi),
vgl. gr. £ax7]v; Med. asthita wie ad(}i)ita.
Anm. Zu konsonantisch auslautenden Wurzeln sind Formen
des Wurzelaorists (mit Abstufung) nur in der älteren Sprache
häufiger zu finden, vgl. z. B. akaram, akah (§ 165), mä krthäh
(Med,, Prohibitiv) zu kar- 'machen'; adarsam, adrsma zu dr^-
'sehen'. Weitere Belege bei Whitney § 831 ff. Manche Formen
können auch als s-Aoriste aufgefaßt werden oder sind in der
Flexion dieses Aorists aufgegangen (s. § 550).
539. Zu einer nicht geringen Anzahl von Wurzeln
kann mit Hilfe der Endung 4 ein Passivaorist der 3. P.
Sing, gebildet werden; die Wurzel steht in der Hoch-
stufe {China), bei offenem a der Wurzel in der ä-
Stufe (Vrddhi), z. B. -^RtfV ahödhl von Imdh- 'er-
wachen', ■'^i^t^ avesi von vi§- 'eintreten', ''?r^rrf^ aträvi
von im- 'hören', "'^föRTfT f*^*^^'^ ^^^ ^^^■" 'machen', "^^f%
avahi von vali- 'führen'. Bei Wurzeln auf ä wird ein y
eingeschoben, z. B. "^■^rf^ ajnäyi von jnä- 'erkennen'.
Diese Aoristform findet sich nur noch im Iranischen
(Bartholomae, Iran. Grundr. I, 85), z. B. altav. srävl =
ai. cJrävi, ap. adäriy = ai. adhäri.
Die Formen sind nicht aufgeklärt; man kann vermuten, daß
die Endung -i eine Ablautsform der Endung -e der 3. Sing. Perf.
§ 539. 540. 541,] Das Aoristsystem. 373
sei (§ 430), sich also zu dieser verhalte wie -i zu -? in der 1. Pers.
(§ 428). Eine andere, aber wenig wahrscheinliche Erklärung s.
bei Reichelt BB. XXVII, 86 ff. Die Einschiebung des -y- in
ajnä-yi u. dgl. ist offenbar durch Wurzeln auf äi (z. B. ved,
apäy-i zu pä- 'trinken', s. § 110) verursacht; vgl. Bartholomae
Stud. II, 76, Wackernagel § 187.
540. 2. Der themavokalische Aorist ist ein Imper-
fekt nach der ai. 6. Praesensklasse (= idg. 11. Kl. b),
s. § 449; seine Kennzeichen sind also Tiefstufe der
Wurzel und thematische Flexion. Die Bildung ist dem-
nach identisch mit griechischen Aoristen wie Icpuyov zu
cpsuyto, IXiTCov zu XsiTTto u. dgl.
Vgl. zu SIC- (Praesens sincämi) 'gießen':
Activum. Medium.
Sing. 1. -^f^r^Ti; äsicam ^t%^ äsice
2. "^rf%^: äsicah "^rf^^: äsicathäh
3- ^f^^fi; äsicat ^t^'^TT äsicata
Du. 1. ^f^T||c( äsicäva ^H^tCRf^ äsicävahi
2. ^t%^TT^ äsicatam -^rf^^^rrT?; äsicethätn
3- "^f^^^^T^ äsicatam ^f^^TTT'l äsicetäm
Plur. 1. '^rftr^T^ äsicäma "^f^TTf^ äsicämaJii
2. ^n^-c(fT äsicata ■^f^'^v'^ äsicadhvam
3. •^f^x}«! äsican ■^f^r^«?r äsicanta
541. Wie sie- bilden ihren Aorist die Wurzeln f^^
cliid- 'abschneiden', f^^ di§- 'befehlen', ^r^dyut- 'leuchten',
■^\j rudli- 'hemmen', oHT vart- (vrt-) 'wenden', im^ gam-
'gehen' (agamam), «nr 'i^^- 'umkommen' (anasam), ^^
hJi- 'können', ^?jft:( äp- 'erlangen' {äiKim), ^[tto: ^^^- 'be-
fehlen' (aiiSam). [Die vollständige Liste s. bei Whitney
§ 847 oder Kielhorn § 339 f.]
Anm. 1. Die Wurzeln auf r (zu denen jedoch Aoriste nur in
der älteren Sprache belegt sind) haben Hochstufe, z. B. asaram
von sar- {sr-) 'gehen'.
Anm. 2. Aus der älteren Sprache (Brähmana, Sütra) sind
einige Aoriste wegen ihrer besondern Form bemerkenswert:
374 Formenlehre. [§ 541. 542.
1. akhyam, zu khyä- 'Beben', ist vielleicht aus dem "Wurzel-
aorist *akJiyäm hervorgegangen, indem die Formen akhyäma,
akhyäva als thematische Bildungen aufgefaßt und in Anlehnung
an die unter 2. genannten Formen umgestaltet wurden.
2. Der Aorist ahvani wird gewöhnlich auf die "Wurzelform
hvä- 'rufen' bezogen, ist aber in Wirklichkeit ein Aorist der
Wurzel hti- ; ebenso gehört asvat nicht zur Wurzelform svi- oder
§vä-, sondern zu sü- 'schwellen' (vgl. sü-ra- 'Held' zu gr. xü-poc
und xu-£uj).
3. Die Hochstufe des Aoristes adarsam (neben adnam
in den Brahm. = gr. eopaxov) scheint darauf zu beruhen, daß der
Wurzelaorist adarsam, PI. adrsma und der thematische Aoi-ist
adi4am, adrsah, PI. adriäma contaminiert wurden, wobei die starke
Wurzelstufe des 1. und die Flexion des 2. Aoristes zusammen-
trafen.
4. Die ganz unregelmäßige Aoristform ästham zu as- 'werfen'
ist nicht aufgeklärt; Vermutungen s. bei Johansson KZ. XXXII,
435 ff. Wackernagel § 239 c) Anm. und Hillebrandt IF. V, 388 f.
542. 3. Der reduplizierte Aorist ist in der Flexion
mit dem 2. Aorist identisch, doch ist der Verbalstamm
redupHziert; die Wurzelsilbe kann tief- und hochstufig
sein (bei i- und i^-Wurzeln ist Tiefstufe die Regel). Diese
Aoristform ist mitliin mit einem Imperfekt der idg.
IV. Praesensklasse (§ 452) identisch. Der Reduplikations-
vokal ist ein l oder i, bei «^-haltigen Wurzeln ein « oder
zl; der kurze Vokal erscheint vor anlautender Konso-
nantengruppe some bei langer Wurzelsilbe ; sonst lauger
Vokal. Der redupHzierte Aorist dient in der Regel, ob-
wohl er meist unmittelbar von der Wurzel abgeleitet ist,
als Aorist der ai. 10. Klasse, bezw. der Causativa; zu
den primären Verben können daneben andere Aoriste
in Gebrauch sein. Vgl.
f^Ef 617- 'sich wohin begeben': ^f^Htl^H a^i^'r'iyam..
^^ nfil- 'die Augen schließen': <4|f^4f|^4{^ ami-
nfdam.
'S clru- 'laufen' : '^4^<^H aäudruvam.
^f^ Jfm- 'erzeugen': -^i^^f^^ ajljanam (Kaus.).
§542—545.] Das Aoristsystem, 375
TT^ mar- 'sterben' : ^^4{<^ amlmaram (Kaus.).
^^ darS- 'sehen' : ^^^^H (läidrhm (Kaus.).
■^1[ i-iJ- 'eintreten': -s^r^Vf^^ avivüam (Kaus.).
•^^"yuj- 'anschirren': -^ij^^H ayüyujam (Kaus.).
Anm. 1. Das Vorkommen von kurzem und langem Vokal in
der Reduplikation ist vermutlich uridg. ; möglicherweise hat auch
das rhythmische Gesetz, welches im Ai. die Verteilung von Kürze
und Länge regelt, schon in der idg. Grundsprache gegolten ; vgl.
Wackemagel, Das Dehnungsgesetz d. griech. Komposita (Basel
1889) S. 18 f.
Anm. 2. Bei den Kausativen, die durch eine "Wurzel-
erweiterung mit -p- gebildet sind (§ 587), wird der entsprechende
Aorist von diesem erweiterten Stamm aus gebildet, z. B, jnäpa-
yämi, Kaus. von jhä- 'erkennen': ajijnapam; sthäpayämi (zu
sthä- 'stehen'): atisthipam (nur in der älteren Sprache belegt).
543. Athematische Formen. Da es in der reduplizierenden
Praesensbildung neben der thematischen eine athematische Flexion
gab (§ 450), so erwartet man auch entsprechende athematische
Aoriste; sie finden sich in der älteren Sprache, z. B. asmft (Veda
und Brahm.) zu sri-, adudröt (RV.) zu drvr. Diese Formen (denen
eine kausative Bedeutung nicht anhaftet) lassen sich formal auch
als Imperfecta des Perfektstammes auffassen (§ 515 Anm.).
544. Einigemal dient die Reduplikation mit e
zur Bildung des Aoristes, so z. B. in gr. l-Trs-cpv-ov u. dgl.
(s. § 450). Von dieser Art ist ^c(lxi*|^ avöcani (zur W.
vac- 'sprechen'), d. i. *a-va-uc-am mit tiefstufiger Wurzel-
form (§ 103. 1) = gr. (hom.) leiTCov aus *£-/£-/7:ov\ idg.
^e-ije-iiqi'-o-ni.
Vgl. ferner aus |der älteren Sprache apaptam (neben apipa-
tani) zur W. pat- 'fliegen, fallen'.
h) Sigmatische Aoriste.
545. 4. s-Aorist. An die Wurzel tritt s oder ^ (nach
§ 147); die Endungen werden unmittelbar (d. h. ohne
1 Diese Erklärung von eTtiov ist freilich nicht ohne Be-
denken, s. Brugmann, Griech. Gramm.3 276. 282.
376
Formenlehre.
[§ 545. 546.
thematischen Vokal) an den Aoriststamm angefügt. Die
Wurzel hat im Aktiv Dehnstiife (Yrdäki), im Medium in
der Regel Tiefstufe ; Wurzeln auf I, n zeigen im Medium
Hochstufe (Oiüia).
a) 7'ucUi-
Sing.
Du
Plur.
'hemmen'.
Aktiv.
1. ^^T^tT^FT^ äräutsam^
2. "^Bf-jfn^: ärmitsiJi
3- "^"?^7^f^ äräutsit
1. ■=?rT'"r^ äräutsva
2. ^^t(*^, äräuttam^
3- "^"^"tTT^ äräuttäm
1. "^"^r^ äräutsma
2. ^^T< äräutta
3. "gj-^t^: ärmdsuli
b) )n- 'führen'.
Sing. 1. ■^■CTTi; änäiMm
2. "^^"q^: (uiäiSlh
3. ■^^■q^fi; änäiM
1. ■^^'Bg' mmiSva
2- "^%Si; (inäiStam
3- "^^¥1^ änäiStäm
1. ^^xjT änäiSma
2. "^^ anäiMa
3. "^^"Ei: änäihüi
Du.
Plur.
Medium.
^^f?^ ärutsi
■^"^<?rn ärutthäh
"^"^tT änitta
W^rWf^ ärutsvahi
^'^WT'^K ärutsäthäm
■^■^(^cTTT^ ärutsätäm
"^"^r^rf^ ärutsmahi
"^r^^l äriiddhvam ^
"^r^(^r?T ärutsata
'^f^f^ äneU
■^^FT^ äueStliäh '
■^^^ äneUa
^^t^t% äneSvaki
"^^WrmK äneMthäm
"^^THTT^ äne§ätäm
-^^■crrf^ ämhnaM.
^•T^fl äneSata
546. Die Endung der 2. 3. Sing. Akt. gehörte ur-
sprünglich dem Paradigma nicht an, sondern ist von dem
i|- bezw. s?|-Aorist übertragen, s. darüber § 555. 558.
Die (nach § 165) lautgesetzlichen Formen aräut (aus *armits-s,
*aräuts-t) und anäih (aus *anäis-s, *anäis-t), welche im RV. noch
1 Wegen des fs = c?/i — s vgl. § 155,
2 8. § 157. 3 s. § 157 und 142. " § 122. 2.
6 s. § 158. 2. Man bemerke, daß nicht ddh, sondern dh nach
dem älteren Lautgesetz eintritt.
§ 546. 547. 548.] Das Aoristsystem. 377
die Regel waren (Belege bei Whitney § 888—890), wurden all-
mählich durch die Formen des sis- Aoristes verdrängt, die sich
zur äußeren Differenzierung der 2. und 3. Person darboten. Im
Sanskrit kommt nur noch die unaugmentierte, als Prohibitiv ver-
wendete Form bhäih (neben abhäisih) zu Uü- 'fürchten' vor (tnä
bhäih 'fürchte nicht').
547. Nach a) gehen:
f^-fT chid- 'absclineiden' (acchäitsam,acchitsi), '^^yuj-
'verbinden' {ayäuMam, ayiilfi), ^ kar- 'machen' (aMr-
Sam, aJtrSi), ff^ tar- 'überschi-eiten' (atärMm), •^^ da74-
'sehen' (adräBam), -q^ 2)rcch- 'fragen' (apräBam^), ^^
sarj- 'loslassen' (asrdkSam, asrBi), ^ dali- 'brennen'
(adhäBam), ^^ tyaj- 'verlassen', ^^ hhaj- 'zuteilen'
(ahhäMam, ahhaksi; über a in der Tiefstufe s. § 107 a)
Anm.).
Nach b) gehen :
f^ ji- 'siegen' (ajäikim), •jft ^^^^- 'fürchten', t^ iru-
'hören' (aSrätiMm), ^ stu- 'preisen', :^ hu- 'opfern'.
Anm. 1. Die ablautungsfähigen Wurzeln auf ä haben im
Medium Tiefstufe, so da- 'geben' {adisi), dhä- 'setzen' {adhisi),
sthä- 'stehen' (asthisi); die Aktivformen werden vom 1. Aorist
gebildet.
Anm. 2. adhi+i- 'studieren, lernen' bildet einen medialen
Aorist (3. S.) adhy-äiUa ; dafür wird auch adhy-a-gista gebraucht,
das zur W. gä- 'gehen' gehört ; der Ablaut ä:l ist offenbar nach
älteren Mustern neu geschaffen (s. § 110 Anm.), da die Wurzel
gä- an sich abstufungslosHst (vgl. § 484. 1).
548. Sprachgeschichtliclies. Der 4. Aorist ent-
spricht Bildungen wie gr. IC^o^a, loei^a, laxiEa, £tp£<j;a,
lypa^a, Ixeiaa, lirXeuaa, loX. dlx-i, düxiu.s.v,. Da
außerhalb des Ai. die Abstufung im Paradigma teils
durch lautüche , teils durch analogische Vorgänge ver-
wischt wurde , so ist das Ai. für die Rekonstruktion der
1 Die Form ist natürlich unmittelbar von der W. prefi- (ai.
pra§-) gebildet.
378 Formenlehre. [§ 548.
uridg. Formen in erster Linie maßgebend. Aus lat.
Formen "wie vex-i (vgl. ai. a-väM-am von vah- 'führen'
in der älteren Sprache), plex-i, lexi, rexi, aus abulg. wie
ves-5 (lat. vex-i) , rechz = *reks- (zu rekq 'ich sage'),
tech5 = *teks- (zu tekq 'ich laufe') ergibt sich vor allem,
daß die Dehnstufe aus der idg. Grundsprache stammt.
Nach Analogie der athematischen Imperfektflexion (vgl.
besonders § 478) erwartet man, daß die Dehnstufe nur
im Singular des Akt. auftrete, und daß der Dual und
Plural wie das Medium Tiefstufe zeige ; griech. Formen
wie laav, ferner ea^iaa, eypacpa weisen vielleicht
noch auf diesen Zustand. So hat also auch das Ai. die
ursprüngUchen Ablautsverhältnisse nicht mehr rein be-
wahrt. Das gilt besonders für das Medium 'des Typus b);
die hier erscheinende Hochstufe (Guna) gehört ursprüng-
lich dem Konjunktiv des Aorists an, vgl. z. B. die ved.
Formen neS-a-ti, vakS-a-ti, mqs-a-te (von man- 'denken')
u. s. w. sowie gr. (kret.) Seilet, (hom.) T£iao[X£v, u. ä. (über
die Konjunktivbildung s. § 439 f.). Diese VokaUsierung
ist von da an Stelle der Tiefstufe ins Medium gelangt.
Anm. Die im Medium zu erwartende Ablautform liegt
(aufier § 547 Anm. 1) einigemal noch in der älteren Sprache vor,
z. B. adhüHa (RV.) von dhü- 'schütteln', wofür die Gramm, klass.
adhösta lehren; man vgl. auch altavest. asrüzdüm 'ihr wurdet ge-
hört' = urar. *asruzdhvam, urind. *asrüdhvam (wofür asrödhvam).
Das Verhältnis der uridg. zur ai. Aoristbildung er-
hellt am besten aus folgender Nebeneinanderstellung,
wobei die durch Neubildung entstandenen Formen in
eckige Klammern eingeschlossen sind:
uridg. ai. gr.
Ind. Akt. S. 1. *e-jeuqs-ni äyäuksam eC^'-»;«^
3. *e-jenqs-t *äyäuk ' [äyäuksU] z'',vj^[z]
PI. 1. *e-juqs-me [äyäukfma] [IC^'J^ap-^^]
Med. S. 1. *e-juqs-j äyuksi —
Konj. Akt. S. 3. ^jenqs-eti *y6kmti^ Ce'J;«u u. s. w.
1 Zufällig in der älteren Sprache nicht belegt.
2 Kann aus ^eC'^u^a entstanden sein.
§ 549. 550.] Das Aoristsystem. 379
549. Unregelmäßige Formen. Die ursprüngliche
Mannigfaltigkeit des Vokalismus der Wurzelsilbe hat ge-
legenthch einige Störungen hervorgerufen, die sich nicht
in die sonst geltenden Eegeln einordnen lassen.
1. Wurzeln mit Nasal haben (im Sanskrit) die
Hochstufe verallgemeinert, vgl.:
■^spff^ a-gcfj-si zu gam- 'gehen' ; in der älteren Sprache
heißt es noch regelrecht a-ga-smahi, worin ga- = idg. g''*ni-
ist (die Grammatiker lehren agasi und agqsi). Ebenso
n5fiff% amqsi zu man- 'denken', ^j^j^tt^ arqsit, (Med.)
''Jir^^fT ci^Tqsta zu ram- 'sich ergötzen'.
2. Auch andere Wurzeln haben gelegentlich die Hochstufe
verallgemeinert, vgl. z. B. ayökUt (Sütra) von yuj- und yötsih
(Epos) von yudh- 'kämpfen'. Einige Wurzeln auf ä, wie hä-
1. 'verlassen', 2. 'weichen' behalten (gegen §547 Anm. 1) ihren hoch-
stufigen Vokal auch im Medium, also ahäsi, ahästhäh u. dgl. (die
Belege sind meist vorklassisch).
3. Wie in das Perfekt, so ist bisweilen auch in den Aorist
der Praesensstamm eingedrungen; so heißt zu bhanakti {§ 506
Anm. 1) 'er zerbricht' der Aorist afeMwfeszi (vgl. das Perfekt 6a6Äo%a),
so daß man vom ai. Standpunkt aus hhavj- geradezu als Wurzel
ansetzen muß. Hierher gehört vielleicht auch asänksit, Med.
asakta (in der älteren Sprache), falls die W. safij- 'haften an' wie
hhaiij- als charakterisierter Praesensstamm zu beurteilen ist. Am
deutlichsten liegt die Wirkung des Praesensstammes in gelegent-
lichem aywdMmahi zur W. yuj- vor; diese 'Entgleisung' (statt
ayuksmahi) entspricht Formen wie lat. iunxi, plänxi, gr. eTrXaf^a
(neben enXriia) u. ä., ohne daß jedoch ein (uridg.) Zusammenhang
dieser verschiedenen Neubildungen anzunehmen ist.
550. Termischung des 1. und 4. Aorists. Da ein
s zwischen Verschlußlauten ausgedrängt wird (s. § 157),
so fehlt Formen wie ayuJctah, ayuTcta, ayugdhvam, dbhak-
ta (= altav. hayßtä), achitta u. s. w. das Kennzeichen des
s-Aoristes. Solche Formen können an sich auch zum
1. Aorist gerechnet werden und gehören z. T. gewiss
dorthin. Die ind. Grammatiker haben daher auch Formen
wie akrta, ad(li)itlicüi, adQi)ita u. ä. (s. Whitney § 834)
380 Formenlehre, [§ 530. 551. 552.
dem Paradigma des sigmatischen Aorist zugeteilt (1. S.
Med. adiäi, 2. S. aditliäli u. s. f.), indem sie Ausfall des
s (S) nach kurzem Konsonant und vor t, th lehrten; diese
Lautregel ist jedoch nur ad hoc gemacht, denn die ge-
nannten Formen haben mit dem s- Aorist nichts zu
schaffen, sondern gehören vielmehr zum 1. Aorist.
551. 5. i^- Aorist. An die Wurzel "^vdrd -i§- angefügt ;
die Wurzelsilbe ist in der Regel hochstufig, hat jedoch
im Aktiv Dehnstufe, wenn sie auf I, ü oder r (r) ausgeht.
Die Flexion ist athematisch.
a) hidh- 'erwachen':
Aktiv. Medium.
Sing. 1. "^^tfv^^ abödliüam ^.^^f\tfq ähödJiiSi
2. ^?r^t^: ähödlfih "^^Yf^ifFn ähödldWiäh
3. ^^t^fi; (ibödliU "^"^Itv^ äl>ödhiMa
Du. 1. "gsf^Yf^"^ ähödhiSva -^-^tf^^f^ ähödhiSvalii
2- '^f^YfVS''^ ähödhiUam^ ^^NYf^^'^TT^ ähödhiM-
tliäm
3. "^^tf^'STH abödlnUäm '^^tfV'^rrfTTI ähödJiiM-
täm
Plur. 1. ^^YfV^ ähödliiSma ^^^^fvc^fTf^ähödhiSmahi
2. "^^YfV'5 ä^wdhi^ta ■=3S(-^ff\:('s^ähödhidhvam^
3. -^^^tf^fEr: ähödhihiTi ^-^Yf^'^fT ähödhiSata
b) im- 'reinigen':
Sing. 1. -41141(^11^^ äjMvikim '^Vi^[f^ äpaviSi
u. s. f.
552. Nur wenige Yerba bilden in der klassischen
Sprache diesen Aorist; so ist derselbe z. B. für im- und
stu- 'preisen' nur aus der älteren Sprache (Veda, Brahm.)
1 s. § 122. 2.
2 s. § 158. 2. Nach der Lehre der ai. Grammatiker kann
■dhvam oder -ähvam gesagt werden; vgl. dazu Whitney § 901.
Über -idhvatn st. -ulhvam s. Brugmann Grundr. II, 1196.
§ 552. 553. 554.] Das Aoristsystem. 381
belegt. In der späteren Sprache ist er z. B. noch ge-
bräuchlich bei -^^ ruc- (Med.) 'scheinen', f%^ vid-
'wissen','^^ vardh- (Med.) 'wachsen' (avardliiSi)] j{ ie-
(Med.) 'liegen', ^fri; star- (str-) 'streuen' (astäriSam, asta-
rüi nach den Grammatikern).
Anm. Zum "Wurzelvokalismus vgl. besonders Meillet Mem.
de la Soc. de Linguist. XI, 319 £f. Delinstufe findet sich im Aktiv
einigemal auch bei a-Wurzeln, vgl. amädisam von mad- 'fröhlich
sein', avö.duam von vad- 'sprechen'; häutiger ist jedoch a unver-
ändert, so bei jval- 'flammen', raks- 'schützen', vadh- 'erschlagen',
§qs- 'preisen'. Man beachte ferner das Unterbleiben der 'Steigerung'
in ajwisam von ßv- 'leben', ahisuam von his- 'verletzen', wo
es sich um ursprüngliche Praesensstämme handelt (vgl. § 471.
506 Anm. 2).
553, Zur TV. ■^^ grah- 'ergreifen' lautet der Aorist
-^I^C^^H cigraliUam.
Anm. Eine gleiche 'Dehnung' des i wird von den ind. Gram-
matikern fakultativ auch für die Medialformen von var- 'be-
decken' und andern "Wurzeln auf r bezw. f (wie stf- 'ausstreuen')
gelehrt; vgl. dazu den folgenden §.
554. SprachgescMclitliches. Die meisten AVurzeln,
welche den i^-Aorist bilden, zeigen ein i auch vor dem
Formans des Futurums (§ 568 f.), des Infinitivs (§ 633)
und gelegenthch des Participium Praeteriti (§ 615) ;
vgl. z. B.
apäviS-am, Infin. pavi-tum.
avediä-am, Fut. vedi-Syämi (ältere Sprache), Inf. vedi-
tum, Part, vidi-ta-.
aröci-Sam, Fut. röci-Syate (Epos), Inf. röci-tum (Epos),
Part, ruci-ta-.
akrami-Sam (ältere Sprache), Fut. krami-äyati, Inf.
krami-tum.
avädi^-am, Fut. vadi-Syämi, Inf. vadi-tum, Part.
ndi-ta-.
Der idg. Ausgangspunkt des i|-Aoristes ist in zwei-
silbigen Wurzeln zu suchen: das ergibt sich sowohl
382 Formenlehre. [§ 554. 555.
aus den Ablautsverhältnissen innerhalb des Ai. wie aus
verwandten Formen der andern idg. Sprachen. So weisen
die Partizipien j:/2i-ia- (zu 2ni-), Jiränta- (zu kram-), stfna-
(znstar-, astäriSam), jlrna- (zu jar-, Aor. järiSuh im EY.)
auf zweisilbige Basen mit 9 (vgl. § 102), und die dazu
gehörigen -9S-Aoriste haben ihre Verwandten in griech.
Formen wie ey-^pa-aa (y7]pd-axo)) , ihd[ia-oa, riXa-aa,
expejJLa-oa. Man darf eine idg. Aoristbasis wie *ge7'd-s-
(järi-Siüi, gr. e-yi^pot-aa) den nominalen -i§-Stämmen
(gr. "^f^pac,) morphologisch ohne weiteres gleichsetzen.
Vgl. § 333. 2 (auch § 466) und Brugmann, Grundriß II,
1112 f. Wie nun unter den Nomina auf -iS- nicht nur
idg. -9s-, sondern auch idg. -is- steckt, so ist der -iS-
Aorist bisweilen auch auf idg. Basen mit i zurückzu-
führen; vgl. dazu besonders Reichelt BB. XXVII, 88 ff.
So steht neben aröciSam nicht nur röciS- 'Licht', sondern
auch der i-Stamm nici- und röci- (s. auch § 466) ; zu
avedi-Mm ist wegen lat. vidis-ti ebenfalls eine Basis
mit i (ei) anzunehmen (auf die sich auch gr. Tjeioea be-
ziehen läßt).
Der Vokal i des i|-Aorists hat natürhch nicht in
jedem Falle (so wenig wie der 'Bindevokal' beim Perfekt
und sonst) ein uridg. Aequivalent; Analogiebildungen
konnten gelegenthch sein Gebiet erweitern, was z. B. bei
ahödhÜ'am der Fall zu sein scheint.
Über agrahiSam (§ 553) s. den folgenden §.
555. Der Ausgang der 2. 3. Sing. Akt. gehört
ursprünglich nicht in das Paradigma des ?|-Aoristes : denn
aus *ahddhi§-^, -M konnte kein ^dbödlfdi, -It entstehen.
Die Ausgänge -is, -it sind Formen eines starken (Wurzel)-
Aoristes, d. h. aoristisch gebrauchte Imperfecta wie abra-
v'ü, äslt u. dgl. (§ 490). Vgl. darüber besonders Bar-
tholomae, Stud. II, 164 und Reichelt BB. XXVH, 88 ff.
Daß das 7 der Aoristendungen -7-5, -1-t Tiefstufe einer
§ 555. 556.] Das Aoristsystem. 383
Basis auf äi ist, darauf weist der Aorist aSaräit^ neben
aiarit (beide im B,V.) von sar- {tr-) 'zerbrechen' ; die
Ausbreitung von -Is, -It auf die i^-Aoriste ist etwa in
folgender Weise vor sich gegangen. Von einer Basis auf
äi, Avie sie in den älteren Aoristen aiaräi-t oder agra-
häi-Sam (zu grali-) vorliegt, erwartet man bei tiefstufigem
Basisausgang die sigmatischen Formen 1. S. agra(h)hi-
sam, 2. S. agra{h)M}i, 3. S. *agra{h)liih (aus -i-s-s, bezw.
-z-^-f), 1. PI. agra(b)hihna u. s. f., woneben die asigmati-
schen Aoristformen agrabhim (in der älteren Sprache),
agra(b)Mh, a^ra(&)7iifu.s. f. bestanden; die2.S. agra(b)lil}i
gehörte also durch lautHchen ZusammenfaU beiden Aorist-
bildungen an und zog die 3. S. agra{h)h~it ebenfalls in die
sigmatische Bildung hinein. Weiter können aber gemäß
§ 109 c) Anm. zu einem äi auch tiefstufige Formen mit
i erwartet werden, die durch ved. agrahhi-S-ta (2. Plur.)
tatsächhch bezeugt sind, und damit war auch zu den
ursprünghclien ^^-Aoristen eine Brücke geschlagen : man
erwartet bei diesen z. B. 1. S. apävi§am, 2. 3. S. *apävih
(aus -iS-s, -iS-t), 2. PL apäviMa; in diesem Paradigma ist
nur der Ausgang der 2. 3. S. -ih durch die asigmatischen
Aoristformen -Ih, -U ersetzt worden. Vom iS- bezw. siS-
Aorist drangen dann diese Endungen weiterhin in den 5-
Aorist ein (§ 546), indem z. B. ein ayä-sih (zu ayä-siS-am,
s. den folg. §) auf den s-Aorist ayäs-am bezogen wurde.
556. 6. si^- Aorist. An die (hochstufige) Wurzel tritt
-si^-; die Flexion ist mit dem i^- Aorist identisch, doch
fehlt das Medium; vgl. yä- 'gehen':
Sing. 1. Hiiiiif^tif^ äyäsiSam
2. ^iji^l^: äyäslh
3. -^nrr^tfi; äyäsu
Du. 1. ■:i(^[f^b<j| äyäsiäva
u. s. f.
1 Die Echtheit dieser und anderer Verbalformen mit äi wird
allerdings von Böhtlingk ZDMG. LIY, 510 £f. bezweifelt.
384 Formenlehre. [§ 557. 558. 559.
557. Der si^- Aorist ist selten; nacli der Lekre der
ind. Grammatiker findet er sich bei Wurzeln auf « -wie ^^
jM- 'erkennen', ^ hä- 'verlassen', S0T\-ie bei «nfl *^«"^-
'sicb beugen' (anqsiSam), T(TI yam- 'darreichen', -^ ram-
'sich ergötzen'.
558. Der si|-Aorist scheint eine ai. Neubildung zu
sein, da er in der vedischen Sprache selten und im Irani-
schen überhaupt nicht sicher nachzuweisen ist (s. Bar-
tholomae, Iran. Grundr. I, 87). Nach Brugmanns An-
nahme (Grundriß 11, 1197) ist die Bildung von solchen
Wurzeln ausgegangen, die neben ihrer einfacheren
Form eine um s erweiterte Nebenform hatten ; so stehen
z. B. nebeneinander hhä- und lliäs- 'scheinen' ; indem nun
ein "^abhäs-iMm, abliäs-'it (bei Grammatikern belegt) auf
lliä- bezogen wurde und sich dem Sprachgefühl somit als
ahhä-si^am, dbM-sit darbot, konnte zu jüä- ein ajM-
siSam geschaffen werden u. s. f. Eine andere, verfehlte
Erklärung s. bei Hoffmann BB. XXVI, 43 f.; vgl. dazu
Brugmann IE. XV, 78 f.
559. 7. 5r/-Aorist. An die tiefstufige Wurzel tritt
-sa-, d. i. -s -f- themat. Vokal ; die Flexion ist daher die
eines thematischen Imperfekts, doch werden die 1. S.
und 2. 3. Du. des Mediums nach der Lehre der ind.
Grammatiker vom 4. Aorist, also athematisch gebildet.
Vgl. diS- 'zeigen':
Activum. Medium.
Sing. 1. lyf^^^Ti; ädiBam -^^f^ ädiMi
2. -^t^: ädiMah ■=?rf^^: ädikkUhäh
3. ^^rf^^ ädiUat ^^rf^^m ädiUata
Du. 1. -^rf^-^ic; ädikUva ^f^^TT^tf ädiBävahi
2. ^f^^^rT^ ädiMatam '^1\'W[^fi ädiBäthäm
3- '^srf^'^fTT^ ädikSatäm ^^rf^^TcTT^ ädiMätäm
Plur. 1. ^?rf^^^ ädiMäma "^f^^TTtf cuUMämahi
2. ^^rf^^^fT ädikSata -^rf^^^ ädiMadhvam
3. ^?rf^1 ädiMan "^I^W^ ädikMnta
§ 560. 561. 562.] Das Aoristsystem. 386
560. Der seltene sa-Aorist wird nur von Wurzeln
auf §, S, li und mit inlautendem (tiefstufigem) i, u, r ge-
bildet, wie z. B. ^-q krS- 'pflügen' (Brahm.), \^ diih-
'melken' (adhuMam, s. § 137), ^^ mr§- 'berühren', f%^
vii- 'eintreten'.
Die vollständige Liste s. bei Whitney § 920 oder Kielhorn
§ 366.
661. Sprachgeschichtliches. Thematisch flektierte
Formen des s-Aoristes kommen auch im Iranischen (s.
Bartholomae, Iran. Grundr. I, 86 f.), Griechischen (z. B.
ISei^e) und Slavischen (z. B. ab. stachs = *[e'\stä-s-o-m)
vor. Es ist bemerkenswert, daß in den beiden letztem
Sprachen der athematische und thematische Aorist sich
zu einem Paradigma vereinigt haben (vgl. 1. S. iSsi^a
neben 3. S. loei^e); vermuthch war in der Grundsprache
die thematische Flexionsweise noch nicht voll entwickelt.
c) Der Prekativ.
562. Bildungsweise. Mit dem s-Aorist ist eine be-
sondere Modusform, der sog. Precativus , verwandt, der
übrigens ganz die Funktion des Optativs hat. An die
Wurzel, die im Aktiv tiefstufig, im Medium gewöhnlich
hochstufig (gunierf) ist, treten besondere Endungen an,
über welche das folgende Paradigma hudh- 'erwachen'
Aufschluß gibt:
Activum. Medium.
Sing. 1. '^i^nf;^ hudhyäsam ^XfiiJf^t^ hödhiMyä
2. '^T2tt: hudhyali ^^tfV^t^: ^ödhiMthah
3. "^^Tci; hudhyät "^tf^'^'S l>ödliiMtß
Du. 1. '^T2jT^ hudhydsva -^tf^^I^t^tf hödhiSlvähi
2. '^wrw^ hudhyästam Ttfi<Ml^l^T^ hödhiSi-
ydsthäm
3. '^^TWRl hudhyästam ^\f\3r^(\jn'^m hödhiSi-
ydstäm
Thnmb, Altindischo Grammatik. 25
386 Formenlehre. [§ 562. 563.
Plur. 1. ■^■^T^ hudhyäsma 'Wtf^sr^f^^^ hödhiSimähi
2. ■^■«fT^fT hudhyästa '^YfV'^S^ hödhüidh-
väm^
3. "^"^zrT^: hudhyäsuh '^tfv^T'l iödhiSlrmi
563. Die Prekativformen kommen in der klassischen
Sprache selten vor; die ind. Grammatiker lehren sie für
beliebige Wurzeln. Für das Aktiv ist darnach hin-
sichtlich der Wurzelsilbe das Nachfolgende besonders
zu merken (weitere Einzelheiten bei Kielhorn § 381) :
1. Auf i und u auslautende Wurzeln verlängern diese
Vokale, z. B. f^ ji- 'siegen': ^t^TWI jiyäsani] -sg §ru-
'hören': ;ti^jnj4{^ §rüyäsam.
2. Wurzeln auf ä verwandeln diesen Yokal gewöhn-
lich in e, z. B. ^ da- 'geben' : ^^^^f^ deyäsam.
3. Die Wurzeln auf r (r) zeigen verschiedene Ge-
stalt, vgl.
cjTf kat~- 'machen': fspTT^'l kriyäsam.
oir5" har- (kr-, kir-) 'streuen' : cf|4l^H k'iryäsam
xfj par- (pr-, pur-) 'füllen' : x^^i?; püryäsam.
■^T smar- (smr-) 'gedenken': ^ijl^JH smaryäsam.
Anm. In kriyäsam ist -iyäs- (statt -yäs-) die Form des Modus-
zeichens, wie ja auch im Optativ -iyä- mit -yä- wechselt (s.
§ 437. 1); ob man daraus (d. h. aus dä-{-iyäs-) auch deyäsam u. ä.
erklären darf, ist fraglich; vgl. dazu § 624 Anm.
Noch seltener als das Aktiv sind die Medial-
formen; statt des Formans -iM- kommt auch -sl- (-B-)
vor, z. B. w^\7S(jefiya von ^ ji- 'siegen', -^rft?! smrSiya
(neben smarifiya) von ^-5; smar- 'gedenken', ^|^i| dä-
slya von da- 'geben', cTrtfl^j tutslya (mit Tief stufe !) von
TT^ tud- 'stoßen'. Weiteres s. bei Kielhorn § 382.
38^3. 385.
Zu grah- 'ergreifen' merke grahisiya.
1 Oder -Idhvam, worüber die ind. Grammatiker bestimmte
Regeln geben, s. Whitney § 924, Kielhorn § 380. d.
§564] Das Aoristsystem. 387
564. Sprachgeschichtliches. Der Prekativ unter-
scheidet sich in den meisten Formen von dem gewöhn-
lichen Optativ dadurch, dali zwischen das Optativzeichen
und die Endung ein s {S) eingeschoben ist ; hierin handelt
es sich gewiß um eine ind. Neubildung, die durch eine
Kontamination mit dem sigmatischen Aorist hervor-
gerufen zu sein scheint. Der Zusammenhang des Mediums
mit dem i§- (und s-)Aorist ist unverkennbar; die 1. Sing.,
Du. und PI, die 3. Plur. und die 2. PI. -Idhvam sind
regelrechte mediale Optativformen des iä- (s-)Aorists.
Die 2. 3. S. des Aktivs können als Optativformen des
Wurzelaorists aufgefaßt werden, d. h. sie sind wie der
Optativ der ai. 2. Praesensklasse gebildet. Das s hat
sich hinter dem Moduszeichen vielleicht in folgender Weise
eingestellt: eine Aoristform wie 2. S. ajnäh gehört so-
wohl dem starken Wurzel- Aorist (§ 537) wie dem sig-
matischen Aorist (aus *ajnä-s-s) an und bewirkte, daß
auch ajfiät auf ein ajnäsam (§ 545) bezogen wurde.
Durch die Reihe ajnäsam, ajnäh, ajnät, ajiiäsma u. s. w.
war aber das formale Muster gegeben, wonach zu einem
hudhyäli, hudhyät ein hudhyäsam, hudhyäsma u. s. w. ge-
schaffen werden konnte. Vom Aktiv wucherte dann das
s weiter: es drang wohl zuerst in die 2. 3. Du. Med. und
von da in die 2. 3. Sing., sowie in die 2. PI. (-Idhvam
aus -Iz-dhvam) ein, während die übrigen Formen un-
berührt blieben.
388 Formenlehre. [§ 565. 566.
XXVI. Kapitel.
Das Futurum.
565. Paradigma.
a) da- 'geben'.
Activum. Medium.
Sing. 1. ^T^rrf'T däsyämi '^T% ääsyi
2- ^T^rf^ däsyäsi "ZJW^ däsyäse
3. ^TT^ffT däsyäti TP^^ däsyäte
Du. 1. ?|^|c{: däsyävah ?[<^(c(^ däsydvahe
2. ^T"^r^'. däsydthah ^T"^^ däsyethe
3- gi^Ht däsyätah ¥T%% däsyete
Plur. 1. gHj<iTT: däsyämah gT^'HRl^ däsydmahe
2. -^i^^ däsyätha '^t^^ däsyädhve
3» ai^HrT däsyänti f^\*^^ däsyänte
Particip.
^T^^ däsyänt- (f. -änü) <J|^j^4^M däsyämäna-
b) kar- 'machen'.
Sing. 1. chr<t>i|f44 kariSyämi 'öRfT"^ kariSye
2. chPi^mf% kariSyäsi '^fKys(^ kari^yäse
u. s. f.
Ann. Zum Futurstamm kann auch ein Imperfekt gebildet
werden, das die Bedeutung eines Kondicionalis hat: ädäsyam
'ich würde geben', ädäsyah u. s. f. ; äkarisyam 'ich würde machen',
äkarisyah u. s. f. Der Gebrauch dieser Formen ist in allen Pe-
rioden der aind. Sprache sehr selten; vgl. § 414. 1.
566. Die Wurzelsilbe ist fast regelmäßig hoch -
stufig ((yuniert); Dehnstufe findet sich hei -^-if marj-
(mrj-) 'ab-sdschen': ^^^ märkSyate (in der älteren
Sprache) oder ^frfw^ltVT märjiSyati (Gramm.).
Die Tiefstufe erscheint nur in Wurzeln, in denen
charakterisierte Praesensstämme zu vermuten sind, wie
§ 566. 567.] Das Futurum. 389
^^ iM 'sehen' : ^f%% iMi^ye (ebenso ^^ cUM- 'sich
weihen zu').
sp^ kriä- 'spielen' : ^ftt^^^ETTf^ kndüyämi.
^(\^jlv- 'leben': <3n 0=1 1>^ I Ht ßviSyämi.
T^-S sad- 'sitzen' : ^r<^t.ij|fij sidihjämi (in der älteren
Sprache satsyänii) ; vgl. dazu sidämi § 452 Anm. 2.
f^ his- 'schädigen' : f^f^r^rrf'T MsiSyämi.
Vgl. über diese Wurzeln auch § 462. 471. 506 Anm. 2.
Auffallend ist jedoch die Tiefstufe in
f?T^ mü- 'sich vereinigen' : fyf%b^ | U{ miliSyämi,
■f%T^ UM- 'ritzen': f^ {7e( bij | (rf likhiSyämi (jedoch
nach den Gramm. lekhiMyämi), weil die hochstufige
Wurzelform bei diesen Wurzeln sonst, z. B. im Causa-
tivum (melayämi, lekhayämi), nicht fehlt.
567. Der Bindeyokal. Die Verteilung der -sya- und
-is^a-Form läßt sich nicht in bestimmte Regeln fassen
(über den Grrund s. § 554). Nach a), also 'ohne Binde-
vokal', werden die meisten Wurzeln auf Vokal und
Explosivlaut, sowie eine Reihe von Wurzeln auf Spiranten
(einschl. h) gebildet, so z. B. ■?; i- 'gehen' {eSymni), ts[
§ru- 'hören' (iröSyämi) ; ^rn gä- (gäi-) 'singen' (gäsyämi) ;
^^JTK ä})- 'erlangen' {äpsyämi); f^^chid- (chetsyämi), tj^
pac- 'kochen' (jjakSyämi), jc^ praccJi- {prccli-) 'fragen'
(praMyämi^), it^ 7nuc- 'loslassen' (mökäyämi), 7f\( yudli-
'kämpf en' (yötsyämi) ,^^ sarj-(sraj-) 'loslassen' (srakäyämi) ,
f^-^j diS- 'zeigen' (dekSyämi), ^^ dar^- 'sehen' (draM-yämi),
■ff^ duh- 'melken' (dhökSyämi), -^ rakS- 'schützen'
(raMye), ^^ vas- 'wohnen' (vatsyämi, vgl. § 150), t%^
vi§- 'eintreten' (vekSyämi). Für die Verbindung des
Stammauslautes mit dem Formans s gelten die § 152 ff.
angeführten Lautgesetze.
1 Vd. dazu S. 377. Fußnote.
390 Formenlelire. [§ 568. 569.
568. Nicht wenige "Wurzeln können ihr Futm-um
nach a) und b), d. h. ohne oder mit Bindevokal
bilden, so z. B. ■^ i- 'gehen' (eSyäml und ayi^yämi), ^
ni- 'fühi-en' {aeäyänii und nayiSyämi), -^ daJi- 'brennen'
(dluiMyämi und dahßyämi), ^^ hhaj- 'essen', ^^ laM-
'fassen, erlangen', ^^ vah- 'fahren', ■q^ vart- 'wenden'.
Gewöhnhch herrscht aber in der klassischen Sprache die
eine Form, wähi'end die ältere Sprache (mit Einschluß
des Epos, das jedoch in mehreren Fällen seine eigenen
Wege geht) die andere Form aufweist. Der älteren
Form ohne i stehen klassische Formen mit i gegenüber
bei den Wurzeln öRtf Jtart- 'schneiden', ir^ kram-
'schreiten' {krqsyämi — JiramiSyämi) , -^^ iy^^j- 'ver-
lassen', »fT^ nam- 'sich verneigen', -^^ handh- 'binden',
jf^ yam- 'darreichen', ^f^ sah- 'überwältigen', -^(^ sad-
'sitzen' (s. § 566); das Umgekehrte ist der Fall bei -f^
man- 'denken', f^^ vid- 'wissen', ^ stu- 'preisen', ^t^
sra^)- 'schlafen'. Im allgemeinen überwiegt die Neigung,
den 'Bindevokal' i in jüngerer Zeit immer mehr auszu-
dehnen (vgl. die Statistik bei Whitney Proceed. Am. Or.
Soc. 1885 S. XXXIY).
569. Zu den Wurzeln, welche das Futurum in der
Regel oder ausschHelihch mit Bindevokal bilden, ge-
hören ■^■^f a§- 'essen', -^^ as- 'werfen', -^^ äs- 'sitzen',
^^ Ihs- 'sehen', -^»^ kkini- 'erdulden', T^fi^ khan- 'graben',
jmyani- 'gehen', ^f^ja7i- 'erzeugen', -^^^ jval- 'flammen',
^^ dir- 'spielen' (devi^yämi), \n^ dhäu- 'laufen', xj(^
pat- 'fliegen, fallen', ^ffij hhäS- 'sprechen', ^hhü- 'werden'
(hhaviSyämi), ^"^ rud- 'weinen', cf^ vad- 'sprechen',
■^V vadh- 'erschlagen', ^j le- 'liegen' (iayiSyate), f%f iri-
*sich wohin begeben', ^ 7««;^- 'schlagen', so'svie endlich
alle Wurzeln, die auf ein r (f) ausgehen.
^11 yrah- 'ergreifen' bildet ^y^t>i}[f^ graliisyämi.
§ 669. 570. 571.] Das Futurum. 391
Anm. Die ind. Grammatiker nennen die Wurzeln, hinter
denen immer ein i erscheint, set-, diejenigen, hinter denen es
niemals oder nicht regelmäßig erscheint, ani^"Wurzeln (i-t ist eine
Formel für 'Bindevokal i\ also set = sa+it 'mit it\ miit = an
-\-if 'ohne W). Für das Auftreten des i im Futurum gilt nun die
Regel, daß se< -"Wurzeln immer, anit -Wurzeln fakultativ i ein-
schieben. Über weitere Einzelheiten s. Kielhorn § 370 f. Ein
Verzeichnis aller amf -Wurzeln ib. § 298.
570. Unregelmäßige Formen. Auffallend sind die
Bildungen
•f-?^ naS- 'umkommen': •T^^rrf'T nmdMyämi (neben
naii^yämi).
?f^ majj- 'untertauchen': ^^•^jf'T mmdMyämi.
Da die W. ndä- (idg. neh-) keinen Nasal enthielt, so
ist dieser vermutlich durch das Muster der W. dqi-, daS-
(idg. denk-, dfßc-), d. h. durch die Formen Praes. da^ati,
Fut. dawMyämi (Gramm.) verursacht.
Das im Epos vorkommende dasi^t/ati (statt dqUsyati) lehnt
sich seinerseits an das Praesens däSati an, das als eine hochstufige
Wurzelform (wie pat-, na§- u. s. w.) empfunden wurde, s. auch
§471.
manMyämi scheint seinen Nasal ähnhchen Vor-
gängen zu verdanken ; vgl. zu mäjjati : mmdMyati etwa
säjati : scmkäyati (Gramm.), W. sanj- 'haften'.
571. Sprachgeschichtliclies. Das ai. Futurum ist der
Nachkomme des idg. Futurums, das mit Hilfe des the-
matischen Suffixes -sio- gebildet wurde. Außerhalb des
Ai. (und Iranischen) ist diese Bildung nur im Litauischen
deuthch zu belegen, vgl. z. B. däsyämi = ht. düsm,
idg. *dö-siö ; plöSyämi (in der älteren Sprache, W. plu-
'schwimmen') = ht. pläusiti , idg. *pleusiö ; vartsyämi ==
Ht. iversiu, idg. Hiertsiö. Im griechischen Futur steckt
diese Bildung nur teilweise ; doch darf eine Form wie
z. B. Sei^d) dem ai. deMyämi, W. di§-, idg. *deiksiö un-
mittelbar gleichgesetzt werden.
392 Formenlehre, [§571.572.573.
Das Futurum mit -ihja- hat in den verwandten
Sprachen keine genaue Entsprechung; sogar dem Irani-
schen fehlt diese Bildung (s. Bartholomae, Iran. Grund-
riß I, 77). Doch besteht z.B. zwischen der ai. Form hanih-
yümi und gr. ösveo), Ösvä (zu öeivto) u. ä., zwischen
maniSi/e und lit. minesiu oder vediSyämi und gr. ei^T^oco,
lit. weizde-siu ein augenscheinlicher Zusammenhang, wenn
auch die vor dem Formans auftretenden Yokale nicht
unmittelbar zusammenstimmen. Es liegen der Futur-
bildung wiederum zweisilbige Wurzeln zu Grund, die
zum Teil auf d (bhavisyämi) , zum Teil auf e[i] (eiBr^-
aco), bezw. l (gralüSyämi) oder i (vecUäyämi) endigten
(vgl. § 466). Natürhch stimmt die ai. Verteilung des
'Bindevokals' nicht mehr genau mit dem ursprüng-
lichen Zustand überein, da sich das i durch Analogie-
bildungen allmähhch ausbreitete, bisweilen auch ein-
geschränkt wurde (s. § 568) ; so ist z. B. das i in vartiSyämi
schwerlich ererbt, während das Aufgeben des i in
svapsymni (Praesens svapi-mi 'ich schlafe') durch das
Muster der meisten sonstigen Wurzeln auf Labial be-
dingt zu sein scheint.
572. Causativa und Denominativä. Formen, in
denen der Praesensstamm die Grundlage des Futurums
bildet, wurden bereits § 566 erwähnt. Regelmäßig ist
dasselbe der Fall bei den Causativa (bezw. den Verben
der ai. 10. Klasse) und bei den Denominativa : das Suffix
-iSya- wird nämlich an den Praesensstamm auf -ay- an-
gefügt; z. B. H^ch^lHT lökayämi 'ich erblicke': ^^t^f^i-
b.^|(lj lökayisyämi] t{\^M\\^ tädayämi 'ich schlage":
■fj|sjf%yt>ij|f^ tädayUyämi.
573. Das periphrastische Futuriun wird gebildet
durch Verbindung eines Nomen agentis auf -tor- (§ 298 ff.)
mit dem Praesens von as- 'sein' (§ 488); als 3. Person
dient das einfache Nomen im entsprechenden Numerus.
§573.574.] Das Futurum. 898
Activum. Medium.
Sing. 1. ^TfTrf^ dätdsmi ^TcTTf dätähe
2- ^TfTrftr dätäsi ^TTTW dätäse
3. d[r{\ data
Du. 1. <^|rl|4«i: dätdsvah ^Trn^% dätäsvahe
2. ^T<rr^ dätdsthah f^\r{[m^ dätäsäthe
3. ^[TffT^ dätäräu
Plur. 1. ^Tfn^. dätäsmah <^ihi^^ dätäsmahe
2. ^TrTTW dätästha -^j^^j^ dätädhve
3. ^[TfTTT* dätärah
Der Nominativ Sing. f?äiä ist so völlig mit dem Hilfs-
verbum verschmolzen, daß er erstarrte und auf Dual und
Plural übertragen wurde, daher nach dätäsmi z. B.
1. PI. dätäsmah st. dätärah smah. Für die merkwürdige
1. P. S. Med. dätähe erwartet man *dätäse\ da neben
dätäsmi auch Formen wie dätäham (= data aham) vor-
kommen , so wurde zu dieser verbal empfundenen Form
nach dem Muster von ahharam und äbhare eine Medial-
form geschaffen: auf diese Weise wurde zugleich die 1.
und 2. Sing, differenziert. Vgl. dazu Wackernagel § 221,
J. Schmidt, Gurupüjakaumudi S. 17 f. (anders Böhthngk
IF. VI, 342 f.).
574. Das periphrastische Futur ist erst in d e r B r ä h -
manaliteratur zu belegen ; das Medium ist überhaupt
ganz selten. Das zugrundUegende Nomen agentis ist im
wesenthchen von derselben Wurzelform gebildet wie das
einfache Futurum und stimmt mit diesem im allgemeinen
auch hinsichthch des Bindevokals i überein; jedoch haben
die Wurzeln auf r, some gam- und han- kein ?', z. B.
öRTTff^ hartäsmi 'ich werde machen', ^^cnf^ gantäsmi,
^^\Uh hantäsmi. Am engsten scliließt sich die Stamm-
form des Nomen agentis an diejenige des Infinitivs an
(§ 632f.).
394 Formenlehre. [§ 574—577.
Über die einzelnen Regeln der indischen Grammatiker vgl.
Kielhorn § 375 ; die meisten der von den Grammatikern gelehrten
Formen sind in der Literatur nicht zu belegen.
575. Syntaktisches. Das Futurum bezeiclmet nicht
nur die Zukunft, sondern dient oft auch zum Ausdruck
einer beabsichtigten oder gewollten Handlung. Nach
der Lehre der Grammatiker (wozu der Gebrauch in den
Brähmana stimmt) kann das periphrastische Fu-
turum eine Handlung bezeichnen, die in einem be-
stimmten Termin (z. B. 'morgen') eintreten wird ; doch
mrd im klass. Sanskrit zwischen beiden Formen kein
Unterschied gemacht. Vgl. Whitney § 949, Speyer,
Ved. u. Sanskiit-Syntax § 184.
XXVn. Kapitel.
Die abgeleiteten Konjugationen.'
1. Das FassiTuin.
576. Der Praesensstamm des Passivs wird mit HiKe
des (ursprüngUch betonten) Suffixes -ya- gebildet, das
unmittelbar an die tiefstufige Form der Wurzel antritt;
dabei ist es gleichgiltig , zu welcher Praesensklasse die
Wurzel im Aktiv oder Medium gehört. Die Flexion
stimmt mit dem Medium der ai. 4. Klasse überein, z. B.
eR^ Myi- 'ziehen, pflügen', Praes. Act. ch4if4j ^dr-
Sämi, Pass. if"^ %%^, ^t>'ij^ krSyäse u. s. f.
•a^ huäh- 'wecken', Praes. Act. '^^if^ bödhämi:
Pass. '^^ hudhye, ■^"^zr^ hidhyäse u. s. f.
\» \j
577. Die Wurzel hat in weitaus den meisten Fällen
die regelmäßige Form der Tiefs tufe, wie sie sich aus
den Ablautsreilien des Ai. (§ 107 ff.) ergibt, vgl. z. B.
t Vgl. § 447.
§ 577. 578.] Die abgeleiteten Konjugationen. 395
1 . f^x^ khp- 'werfen' : f^xg^ kHpyate.
-^^ yaj- 'opfern': ^[äif^ Uv^^^-
^\j vyadli- 'durchbohren' : f^^^ vidhyate (Epos).
V[^ hhiij- 'genießen': ^pif^ hhujyate.
^T( svap- 'sclilafen' : ^qig^ supyate.
^^ vac- 'sprechen': ^"^^ ^<ci/aie; ebenso '^ vac?-
'sprechen', ^xj; vap- 'hinstreuen', ef^ vas- 'wohnen' (u}yate),
^^ vali- 'fahren'.
^■^ l-ar- (kr-) 'machen': ^f[^^ kriyate (vgh § 94);
ebenso \^; dhar- (dJir-) 'halten', ^^^ hhar- 'tragen' u. a.
"Wurzeln auf r (f).
^üj dari- 'sehen': ^3c^^ dr^yate.
1^ gam- 'gehen' : i[w^ gamyate.
^ han- 'schlagen': ^«q'^ hanyate.
Anm. Wie ff am- und han- gehen die meisten Wurzeln auf
m und n; am, an ist idg. m, n, s. § 90.
^Ij- dq^- 'beißen': ^"sc^^ dcäyate (im Epos).
^^«^ handJi- 'binden' : "^-^^ hadhyate.
2. ff^ tcifi- 'dehnen': rfr^^ täyate (neben tanyate)]
ebenso ^^ kJian- 'graben'.
■^fi;; star- (str-) 'streuen': ^V'q^ süryate\ ebenso örtc
kar- (kir-) 'zerstreuen', ;rr^ gar- 'verschlingen', ^gr dar-
'spalten'.
xn;; par- ipr-) 'füllen' : q^Tl püryate.
Vgl. dazu § 107 d) e). *
3. 'if^ ni- 'führen' : »f)ij7l nlyate.
gT hvä- (hü-) 'rufen': ^^^ hüyate.
^17^ Ms- 'befehlen' : f^-^i^ iiSyate (neben Säsyate).
578. 1. "Wurzeln, die auf i oder ii auslauten, dehnen
ihren "Vokal, z. B.
f% kH- 'vernichten' : '^Y^l^ Mlyate.
TS iru- 'hören' : ^^j^ h'üyate.
Anm. Da ein ^ oder ü nur bei zweisilbigen Wurzeln oder
in schweren Reihen als Tiefstufe zu erwarten ist, so muß die all-
396 Formenlehre. [§ 578. 579. 580.
gemeine Giltigkeit der ai. Regel, also z. B. die Anwendung auf
sru-, Folge analogischer Ausbreitung sein.
2. Wurzeln, die auf ä ausgehen, bleiben entweder
a) unverändert oder verwandeln b) ihr ä in i. Zu a) ge-
hören ^^Tf ^^fyä- 'sehen', ^ ghrä- 'riechen', -^ jfm- 'er-
kennen', Mifj dhyä- 'denken', i^ mnä- 'erwähnen'; zu
b) TTT gä- 'singen' (giyate), ^ da- 'geben', ^pT ^^*'^-
'setzen', in" pä- 'trinken', -^ mä- 'messen', ^ff sthä-
'stehen', ^ hä- 'verlassen'.
Anm. Während bei a) die Hochstufe vorliegt, ist b) nach
§ 110 zu beurteilen. In die Analogie ursprünglicher äi : i-Wurzeln
sind auch echte «-Wurzeln, wie d[h)ä-, geraten.
579. Wurzeln mit inlautendem a zwischen Geräusch-
lauten bleiben unverändert, z. B. ^^ dah- 'verbrennen'
(dahyate), ^jeR laÄ;- können' ; daß hier echte Hochstufe
(und nicht etwa eine Abart der Tiefstufe, s. § 107 a)
Anm.) vorliegt, ist deshalb wahrscheinhch , weil Hoch-
stufe auch sonst öfter erscheint, so in -^m tydj- '^'©i"-
lassen' und ^v vadh- 'erschlagen' (tyajyate, vadhyate
gegenüber ijyate, ucyate u. ä. § 577. 1), in ^ car- 'be-
wegen' (caryate) und ^-^ smar- (smr-) 'sich erinnern',
;rT^ garh- 'schelten', cf^ vraj- 'fortgehen' und ^^ sev-
'dienen'. Wurzeln der ä-Eeihe (§ 109) bleiben eben-
falls in der Kegel unverändert, so "^ffn; ä})- 'erlangen',
TfTT ^^iäd- 'verzehren', ^m' gäh- 'eintauchen'. In allen
diesen Fällen ist also die Vokalstufe des Praesens -
Stammes auf den Passivstamm übertragen worden.
580. Wie sonst ein charakterisierter Praesensstamm
gelegentlich auf außerpraesentische Formen übertragen
wird (s. § 524. 2, 549. 3, 566), so erscheint er auch im
Passiv. Außer Fällen wie f;^ IkS- 'betrachten", ^^
jw- 'leben', ■>nw ^^'#- 'sprechen' (§ 471. 87) vgl. be-
sonders die Wurzeln w^s^ nand- 'sich freuen', fsT^
nind- 'tadeln' (im RV. noch nidyate), c[^ vand- 'be-
§580.581.] Die abgeleiteten Konjugationen. 397
gi-üüen", ^ng Jamh- 'herabhängen', f^^ hjs- 'schädigen'
sowie -q^ prcch- 'fragen'. Ebenso bilden die Causativa
ihr Passiv in Anlehnung an den Praesensstamm, s.
§ 592.
581. Sprachgeschichtliches. Der Passivstamm ist
seinem Ursprung nach identisch mit der idg. XU. Praesens-
klasse (§ 462), also eine Abzweigung der 4. ai. Klasse,
von der sich das Passiv nur durch den Accent unter-
scheidet. Diese Verschiedenheit (4. ai. Klasse mit Wurzel-
betonung, das Passivum mit Betonung des thematischen
Vokals) ist selbst sekundär und fiel überdies für die
jüngere Accentuation des Sanski'it (§ 55) wieder vöUig
weg. Ursprünghch war die Wurzelbetonung mit Hoch-
stufe , die Suffixbetonung mit Tiefstufe der Wurzel ver-
bunden. Die Schöpfung des Passivs ging von Intransi-
tivis der io-Klasse aus, wie z. B. jdyate 'er wird ge-
boren' (zvijan-), Miyate und kfiyäte 'er geht zu gründe'
(kH-) , vi-iKidyaU 'er geht zu gründe' i^pad-), mriyäte 'er
stirbt', hiSyati 'er ist zufrieden, befriedigt', -Uimyaü 'er
■^v^rd ruhig' (vgl. döMh praMmyati [Texte I, 3] 'ein IJbel
Anrd geheilt') u. dgl. Die mediale Flexion war bei diesen
Intransitiven an sich nicht nötig, wie z. B. ved. ßryati
gegenüber klass. ßryate 'er verfällt, wird alt' zeigt ; sie
erleichterte aber die Entstehung der passiven Funktion.
Auch der Accent ist in der älteren Zeit kein unbedingtes
Unterscheidungs-Merkmal der beiden Praesensbildungen,
da gelegenthch Schwanken herrscht (s. oben und aus-
führhcher Whitney § 761 b). Als aber eine Reihe von
aktiven Verben der io-Klasse den Accent der wurzel-
betonten Klasse annahm (z. B. iSyati 'er sendet', wie
pcäyati 'er sieht'), verband sich mit der Betonung -yä-
bei intransitiven Verben das Gefühl einer intransitiven
und weiterhin passiven Bedeutung (die z. B. in jäyate,
kfiyate in einander übergeht) . und so wucherte die tief-
398 Formenlehre. [§ 581. 582.
stufige -?/d-Bildung weiter, um schließlicli ein allgemeines
Ausdrucksmittel des Passivs beliebiger Wurzeln zu werden.
Die Anfänge dieser Entwicklung liegen übrigens schon
in der urarischen Zeit, da auch das Iranische ähnliche
Passivformen mit -ya- besitzt (s. Bartholomae, Iran.
Grundr. I, 82 f.). Je mehr sich -yä- für das Passiv fest-
setzte, desto mehr wurde diese Accentuation für die ak-
tive Praesensklasse zurückgedrängt, bis schUeßhch nach
einer Zeit des Schwankens (jäyate, mriyäte, Miyate und
kfiyäte) eine reinliche funktionelle Scheidung in der Art
eintrat, daß Miyate mit intransitiver Bedeutung 'er kommt
um' als ein primäres Yerbum, Miyäte 'er -vNird vernichtet',
als eine sekundäre YerbaKorm, d. h. als Passiv zu Minäti
'er vernichtet' empfunden wurde. — Vgl. dazu auch Del-
brück, Grundriß HI, 2, 4.35 f.
Aus den ursprünglichen Bildungsgesetzen der idg. io-Klasse
ergibt sich auch, daß das Passivum gelegentlich hochstufige
Wurzel zeigen kann, vgl. oben pädyate; sobald sich aber in der
hochstufigen Klasse passive Bedeutung entwickelte, stellte sich
auch die entsprechende Betonung ein, vgl. pacyäte 'es wird ge-
kocht' gegenüber pdct/ate (gr. iziaaiu aus *T:eq'Uiia) 'es wird reif ;
damit war die Möglichkeit gegeben, überhaupt hochstufige "Wurzel-
formen (s. § 579) zur Bildung des Passivs zu verwenden.
582. Außerpraesentische PassiTformen. Außer-
halb des Praesensstammes wird das Medium zugleich
als Passivum verwendet, z. B. ^^ cah'e 'er wurde ge-
macht'. Eine besondere Passivform gibt es nur noch in der
3. S. Aoristi auf -i (s. § 539). [Über einige von den ind.
Grammatikern gelelu'te Besonderheiten s. Kielhorn § 396
— 401]. Das passive Praeteritum vnrd jedoch in der
Regel mit Hilfe des Participium Praeteriti (§ 612) aus-
gedrückt, wobei die Copula fehlt, z. B. ^^ ^n;: ^HT^^T"
f^TT^ tena sarah samäsäditam 'von diesem wurde ein
Teich erreicht'. Die passive Ausdrucksweise, vde sie in
diesem Beispiel oder in unpersönlichen Wendungen wie
^^fllH ^rüyatäm 'es möge gehört werden' = 'höre(t)'
§582.583.584.] Die abgeleiteten Konjugationen. 399
vorliegt, ist überhaupt sehr beliebt; infolge dessen werden
Gedanken, die man im Deutschen vorzugsweise aktivisch
ausdrückt, im Sanskrit oft durch passivische Wendungen
wiedergegeben.
2. Das CausatiTum.
583. Der Praesensstamm des Causativums ist mit
der ai. 10. Klasse identisch (vgl. § 477) ; nm- durch die
Bedeutung scheiden sich die Kausativstämme auf -aya-
von den primären Verben der 10. Klasse. Aus der idg.
Grundform (§ 465) ergibt sich Hochstufe der Wurzel,
und zwar bei der e-E,eihe die o-Stufe (= ai. a oder ä).
Nach dieser Regel kann das Causativum zu den meisten
Wurzeln gebildet werden ; es ist in der Literatui" viel
häufiger als die andern sekundären Yerbalstämme be-
legt. Beispiele :
f^ vid- 'wissen' : ^^^nf'T vedayämi 'ich lasse wissen,
benachrichtige'.
f^lj vii- 'eintreten' : ^^^|f^ vedayämi 'ich lasse ein-
treten, führe liinein'.
^nr ?^{&/«- 'begehren' : <^ 4j ^ ( f^T lobhayämi 'ich mache
begelirlich, verlocke'.
ö[if dars- (dr§-) 'sehen': ^'a^itiifi^ dariayämi 'ich
zeige'.
^ vart- {vrt-) 'sich wenden' : ^(T^rf'T vartayämi 'ich
wende' (trans.).
cR^ kalp- (klp-) 'passend sein': ^ejf^T^Tf'T sqJialpa-
yämi 'ich habe im Sinne'.
^T?tr handh- (badli-) 'binden': «n^^TTf'T handhayämi
'ich lasse binden'.
584. Dehnung des Wurzelvokals. An Stelle von
hochstufigem a erscheint bei offener Silbe, also wenn
die Wurzel in der Hochstufe auf einen Konsonanten
endigt, in der Regel ä; z. B.
400 Formenlehre. [§ 584. 585.
^ hhü- 'sein': ^n^^STTf^ hhüvayämi.
^ hin- 'fürchten': ^itjijifTT hhäyayämi.
eR^ kar- 'machen': cirrCTrfifT kärayämi.
ffX! ^^^■- 'überschreiten' : TTTT^TTf^ tärayämi.
T{^ man- 'meinen': 4{ H ^ ifiT mänayämi 'ich ehre'.^
Tj^ jpad- 'gehen' : iHrf ij I f^ pädayämi.
Tg^ vac- 'sprechen': c(ix|^)|f^ räcayämi,
^f^ sad- 'sitzen' : 4ji2ij|fTr sädayämi.
Der Vokal a bleibt jedoch unverändert bei den
Wurzeln ^i;^ Mam- 'erdulden', -j^ gam- 'gehen', ^[5^
Jan- 'erzeugen' (janayämi), ^ jar- 'altern', ^7^ dam-
'bändigen', if"?! iiratli- 'ausbreiten', -^^ va^- 'verlangen',
f^ Mi- 'vernichten' (kSayayämi); bei nicht wenigen
Wurzeln finden sich a und ä neben einander, so bei "gj^
kram- 'schreiten', ^^ cal- 'in Bewegung geraten', gq^
jval- 'flammen', »^r^ nam- 'sich verneigen', ^j^^ hhi'am-
'umherschweifen', ^^ mad- 'fröhhch sein', ^q^ yam- 'dar-
reichen', "^ ram- 'sich erfreuen', ^f^ lag- 'sich heften
an', '^^^ vam- 'erbrechen', -^p^ iam- 'ruhig werden', ^sf^
h'am- 'müde werden', -^j^ smar- (smr-) 'sich er-
innern' (weitere bei Kielhorn § 428 f., Whitney § 1042 b. c).
Wurzeln wie 5 dm- 'laufen', xj ^jf^- 'reinigen', -^ Sni-
'hören' haben in der älteren Sprache kurzen Yokal,
später langen; die Längung ist offenbar erst im Anschluß
an die Wurzeln des Typus kar-, hr- erfolgt.
585. Die sprachgeschichtliche Beurteilung
des ä (idg. 0 oder ö?) hängt von dem § 65. 2 erwähnten
Lautgesetz ab. Da die verwandten Sprachen zu Wurzeln
der e-Beihe alte echte Causativa mit langem Yokal
1 Es ist jedoch vielleicht richtiger, mit Meillet, De indo-
europaea radice men- (Paris 1897) S. 31 f. in mänayämi ein De-
nominativum (zu mäna- 'Ehre') zu sehen; die Bedeutung erklärt
sich dann ungezwungener.
§ 585. 586.] Die abgeleiteten Konjugationen. 401
nicht besitzenS vielmehr gegenüber dem ai. ä ein ö auf-
weisen (Beispiele § 465) , so kann man sich schwer der
Scliluüfolgerung entziehen, daß das ai. ä einem idg. o
entspreche. Auffallend ist allerdings, daß in offener Silbe
auch ein kurzes ä erscheint; dieses ä gehört jedoch teil-
weise gar nicht zur e-Reihe (so in den W. dam-, mad-,
§am- und vielleicht auch in lag-) und fällt daher nach
§ 65 nicht unter das erwähnte Lautgesetz. Nachdem
aber einmal ein Nebeneinander von ä und ä bei sonst
gleichartigen Bildungen vorhanden war, so war ein An-
laß zu Schwankungen zwischen ä und ä unmittelbar ge-
geben, und es konnte z. B. ein damayati mit laut-
gesetzlichem a eine Parallelform ramayati statt räma-
yati, und dieses letztere wiederum ein iämayati statt
damayati hervorrufen. Ob mit der "Wahl des kurzen
oder langen Vokals einmal ein Bedeutungsunterschied
verknüpft war (Delbrück IE. IV, 132 f.), ist zweifelhaft.
Vgl. zur Kausativbildung auch Brugmann, Grundriß
II, 1146, Kurze vergl. Gramm. S. 535, Delbrück,
Grundriß in, 2, 109 ff., C. D. Bück, Amer. Journ. of
Phil. XVII, 445 ff.
Anm. Wirkliche Dehnstufe ist in märjayati (aber ved. mar-
jayati), W. marj- 'abwischen', vorhanden; diese Wurzel zeigt auch
sonst dehnstufigen Vokalismus (vgl. § 483).
586. Besonderheiten des Wurzelvokals. I.Wurzeln
mit langem ä, wie '^sfTl ^P' 'erlangen', ^fm hhäs- 'reden',
bleiben natürlich unverändert.
2. Verbal wurzeln, die ursprünglich charakterisierte
Praesensstämme sind, bleiben ebenfalls unverändert
(vgl. dazu § 580); hierher gehören ^[^ wg- ^bewegen'
(vgl. dazu Thumb IF. XIV, 343 ff.), ^f^yjianj- 'brechen',
\:niT ghürn- 'schwanken', j^ nmrch- 'gerinnen'; ferner
1 Die bei Bechtel, Hauptprobleme S. 169 f. genannten Beispiele
können nicht dafür in Anspruch genommen werden.
Thumb, Altindiache Grammatik. 26
402 Formenlehre. [§ 586. 587.
Wurzeln auf Jis (f^ 'iM- 'sehen', f^^^ WiiM- 'betteln'
u. s. w.) und d (sft^ hricj- 'spielen', -^^ vnd- 'sich
schämen' u. s. w.), soväe vermuthch ^j 'ir- 'in Bewegung
setzen' (das wohl wie ih- zu erklären ist, vgl. §471 Anm.),
^■^ jl^. 'leben' und ift^ miU 'die Augen schheßen'.
Aber auch außerhalb dieser Grenzen wird das Causativum
in unmittelbare Beziehung zum Praesensstamm gesetzt,
so in TfhjRTfTI prumyati zu 3ftT!TTf?T prmäti 'er erfreut'
oder \iR^rfTT dMuiayati (Gramm. \rR^rf?T dhävayati) zu
\r^^tf^ dliünöü 'er schüttelt'.
3. Tief stufe erscheint auch bei mehreren primären
(echten) Wurzeln, nämhch ^if iS- 'senden' (iktyati neben
eSayati), i(f3( s'w- 'nähen', ^gf^ iih- 'schieben', ^^ güh-
'verbergen' (gühayati), -^^ duS- 'verderben' {düSayati),
WK ^^^"" (ä^") 'verschlingen' (girayati, Gramm, gärayati),
TT^ 2mr- (pr-) 'füllen' {pürayati, Gramm, pärayati),
^^ sphar- {sphur-) 'zucken' {sphurayati neben sphära-
yati), -^ir^ splrürj- 'prasseln'; einige seltene oder der
älteren ^Sprache angehörende Wurzeln s. bei Whitney
§ 1042 a) und Kielhorn § 406.
Obwohl die Yerba der -eio-Klasse gelegenthch auch
in den verwandten Sprachen tiefstufige Wurzelsilbe zeigen
(s. § 465 und Brugmann, Grundriß II, 1146 f.), so darf
doch mit Eücksicht auf 2. angenommen werden , daß in
einem Teil der genannten Wurzeln der Vokal des Praesens-
stammes erst sekundär auf das Causativum übertragen
worden ist, ein Prozeß, der durch die ererbten tiefstufigen
Formen erleichtert wurde. Eine Scheidung beider Gruppen
ist nicht mit Sicherheit vorzunehmen.
587. ;?-Causativum. Die auf ä (äi) auslautenden
Wurzeln bilden das Causativum meist^ dui'ch Anfügung
von -paya-, z. B.
1 Ausgenommen sind pä- 'trinken' [päyayämi) und einige
andere Verla (Whitney § 1042 d, Kielhorn § 430).
§ 587. 588.] Die abgeleiteten Konjugationen. 403
TT ^«- (9('f^-) 'singen': TTT^rrf^ gäpayämi.
■^ jM- 'wissen': -jjiMijiRi jnäpayämi (auch jna-
payämi).
-^Sj stliä- 'stehen': T^XRTTf^ sthäpayämi.
Von den sonstigen Verben, die ilu' Causativuni in
gleicher Weise bilden (AVliitney § 1042 e, Kielhorn
§ 431), merke man:
"^ (^) ci^- (T-) 'gehen': TSjTj^^nf'T arpayämi.
^ i- 'gehen' -\-adhi: ^\sr[\\^\{i\ adhy-äpayämi 'stu-
dieren lassen, unterrichten'.
588. Das j>Causativum ist jedenfalls das Ergebnis
einer analogischen Wucherung, die von Wurzeln
auf + _p ausging; vgl. Brugmann, Grundr. II, 1156 f. So
bietet das Ai. neben einander eine W. dl- und dip-
'scheinen' (wozu das Causativum d'ipayati); zu ai. sthä-
p-ayämi vgl. Ht. stap-ytis 'stille stehen'. Indem man
sthä-p-ayämi auf sfhä- bezog, konnte -payämi auch auf
andere vokalisch auslautende Wurzeln übertragen werden.
Die Form -äpayämi zu i- 'gehen' scheint durch zwei sich
mischende Vorgänge hervorgerufen zu sein: 1. zur regel-
rechten Kausativform äy-ayämi (mit prati- gebräuchlich)
konnte nach dem Muster von Doppelformen wie gäy-
äyäini : gä-joayänii (Wurzel gä-:gi-) ein ä-payämi ge-
schaffen werden. 2. das Verhältnis sthita-\st}i äpayämi
u. ä. ergab i-ta- : äpayämi.
In der jüngeren Sprache wurde sogar -äpaya- als
Kausativsuffix empfunden: indem jlv-ita- (jlv-ati) mit
sth-ita- auf die gleiche Linie gestellt wurde, schuf man
nach sth-äpayämi ein jiv-äpayämi (die Belege dieser
Bildung s. bei Whitney, Die Wurzeln u. s. w. der Sanskrit-
Sprache S. 238).
Anm. Die ursprüngliche Natur des -p- ist nicht recht auf-
geklärt; man spricht gewöhnlich von einem 'Wurzeldeterminativ'
(s. § 444). Da aber die Causativa ursprünglich den Denominativa
nahestehen (s. § 466), so ist es wohl richtiger, in dem p ein
26*
404 Formenlehre. [§ 588. 589. 590-
altes Nominalsuffix zu sehen, so daß also z. B. sthäpayämi ur-
sprünglich von einem Nomen *sthä-pa- (vgl. dlpa- 'Lampe' zur
W. di-p-) abgeleitet ist. Eine Parallele zu diesem Vorgang bieten
die Verba pälat/ati 'er bewacht', ghätayati 'er läßt töten', die
zwar eigentlich Denominativa zu päla- 'Wächter' und ghäta-
'Schlag' sind, aber von den Indern als Causativa der Wurzeln
pä- 'schützen' und han- 'töten' empfunden wurden. — Eine späte
Entgleisung ist das Caus. röpayämi (neben röhayämi) zu ruh-
'besteigen'.
Die außerpraesentisclien Formen.
589. Das Perfekt des Causativum wird durch Um-
schreibung gebildet (nach § 531 f.), und zwar vom Kau-
sativstamm aus, z. B. -^tV^TT ^«*l< ('^) hödhayq, ca-
hära {cakre) 'er weckte auf.
590. Als Aorist dient der reduphzierte (3.) Aorist,
dessen Bildung § 542 ff. dargestellt ist. Die Verbindung
dieser Aoristform mit dem Kausativ ist sekundär, denn
in der älteren Sprache ist noch ein starker Bruchteil
der reduphzierten Aoriste ohne jene Beziehung. Ver-
mutlich hat ein zufälHges Zusammentreffen von Verben
der 10. Klasse mit dem reduphzierten Aorist eine Asso-
ziation beider herbeigefülirt und beide in einen inneren
Zusammenhang gerückt, so daß allmählich alle re-
duphzierten Aoriste auf -a?/a-Praesentia bezogen, bezw.
neue Aoriste nach den vorhandenen Mustern ge-
schaffen wurden. Die ind. Grammatiker stellten genaue
Regeln auf, wie die Kausativaoriste von den einzelnen
Wurzeln gebildet werden; s. darüber Kielhorn § 415 —
417. 434 — 437. Die in der klassischen Sprache belegten
Formen sind gering an Zahl im Vergleich zu den belegten
Kausativpraesentien (etwa wie 1 : 7).
Eine deutliche Neubildung ist der reduplizierte Aorist von
j:)-Causativa; er wird nicht von der Wurzel, sondern von dem
Kausativstamm gebildet, z. B. jnäpayämi:ajijhapam oder aji-
jftipam. Die Zahl der vorkommenden Belege ist sehr gering.
§591—594.] Die abgeleiteten Konjugationen. 405
591. Das Futurum wird ebenfalls vom Kausativ-
stamm aus gebildet, z. B. ^t^-rf^ t^j | f^ hödhai/iSyämi oder
(periphrastisch) ^^f^dlf^ hödhayitäsmi.
592. Das PassiYum wird gebildet, indem das Suffix
-ya- an die im Kausativstamm erscheinende Wurzelform
gefügt A\drd, z. B.
-^lif kSuhh- 'zittern, schwanken' (Praes. Mubhyämi):
■^m'^ kSöhhyate, zum Kaus, Möhhayati.
\^ dliar- (dhr-) 'tragen, halten': \rps[^ dhäryate.
-^n sthä- 'stehen': ^jui^ sthäpyate.
Daß es sich auch hier (wie in § 590 Anm. und 591) um
junge Neubildungen handelt, ergibt sich schon aus der Chrono-
logie dieser Formen ; sie beginnen erst in den Brähmana's ge-
legentlich aufzutreten.
593. Über die Bildung der Formen des Verb um
infinitum s. § 615. 625. 627. 634, über Desiderativa
aus Causativis s. § 605. 3.
3. Bas Inteusivnm.
594. Bildung und Flexion. Die aktive Form des
Intensiviim, welches zum Ausdruck einer wiederholten
oder intensiven Handlung dient, unterscheidet sich von
einem Verb um der ai. 3. Praesensklasse nur durch die
vollere Form der Beduplikation. Das Medium zeigt
die gleiche Reduplikation, ist aber im übrigen mit der
Passivform identisch. Vgl.
406 Formenlehre. [§594.
Activiim. Medium.
Praesens.
Sing, l.'^if^ (if^^fVf^) v^- -^^ höhudhiß
redmi (vevidimi)
2. '%^t?^ (^f^^tf^) vevetsi ^t^^^ höhudhyäse
(vevidäSi)
3.'%%f^ (^f^^VfTT) revetti ^^vr^ höhudhyäte
{vividlti)
Du. 1. %f^: vevidväh ^t^\a[Tss^ höhudhyd-
vahe
u. s. w.
Imperfectum.
Sing. 1. iff^f^^ (ivevidam ^^r^tfW ähöhidhye
2. ^%^f^ (■^^f^^:) ävevet ^^t^\g^: ähöhudhja-
(ävevidlh) ^ tliäh
3.-^'^^r[^(-^'^f^-^r()cnevet^-^'^7{ ähöhudhyata
{ävevidlt)
Du. 1. ^%f%n[" ävevidva ■gsj^t^^jTTWff ähöhu-
dhyävahi
u. s. %v.
Optativ.
Sing. 1. ^cj.ij|H revidydm "^t^W^ höUidhyeya
u. s. w.
Imperativ,
Sing. 1. ^f^^rf^ vevidäni WT^"^ höhudhyäi
2. %f^f^ veviddlii ^^^^ hölmdhyäsva
3. %^ (^f^^H) revettu ^^-^Tn^^öhudhyätä
{vSridJtu)
Du. 1. ^f%^^ vividäva -^t^^l^ höhudhyäva
liäi
u. s. w.
Parti cip.
^f%^ revidat- -^t^\2nTTT höhndhyä-
mäna-
m
§595.596.] Die abgeleiteten Konjugationen. 407
595. Die Verwendung des Intensivum ist in der
klassischen Sprache spärlich; zahlreicher sind die Belege
in der vedisclien (und brahmanischen) Periode (vgl.
Whitney, Die AVurzeln S. 232 f. und Gramm. § 1001 ff.).
Nach den ind. Grammatikern kann fast zu jeder Wurzel
ein Intensivum gebildet werden; die einzelnen Regeln
s. bei Kielhorn § 457—474.
596. Die Reduplikation der in der klassischen
Sprache vorkommenden Formen zeigt folgende Gestalt:
1. i- und u-haltige Wurzeln haben den Reduplikations-
vokal e und ö, s. das Paradigma.
2. a-haltige Wurzeln reduplizieren mit ä, z. B.
iq-^ jval- 'flammen' : ^^^f?f jäjvalUi.
xj^ pac- 'kochen' : xtR"^^ impacyaU.
Vgl. dazu gr. (hom.) ÖTjöe^axai.
3. Nasal- und r-(?)-haltige Wurzeln wiederholen in
der Beduplikationssilbe den Nasal oder r.
a) 9|fJ^ kram- 'schreiten': ■cl^'*^^ caidkrmnyate.
>^ hhram- 'umherschweifen' : -^i^iftfTf (c^hjr|%) ham-
hhranfdi (banibhramijate).
^pff jamhh- 'schnappen' : ^f^i^r^ janjdbhyate.
Vgl. dazu gr. TrafxcpaiVü).
Anm. Nach dem Muster von Wurzeln wie {jambh- :) jabh-:
jaPijahhyate, {dqs- :) das- : (ved.) Partie. Med. dandasäna- stellte
sich der Nasal in der Reduplikation auch bei solchen Wurzeln
ein, die selbst keinen Nasal enthalten, vgl. dandahiti zu dah-
'brennen'.
b) ^-^ car- 'bewegen': "^^^ carcüryate.
jl^ gal- 'herabträufeln' : ?r^T^^ galgalyaU.
Vgl. dazu gr. (Jiapjjiaipu) u. ä., lat. murmurare, ab.
glagoljq aus *goIgoIjq 'ich spreche'.
Anm. 1. Nach den Gramm, erscheint bei b) gelegentlich
Nasal statt r (l), z. B. cancüryate von car-, pamphulyate von
2')hal- 'bersten'. Da auch im Griech. ähnliches (z. B, in TovöopiCw)
vorkommt, so handelt es sich vielleicht um eine uridg. Dissimi-
lation (r — r zu n — r).
408 Formenlehre. [§ 596—599.
Anm. 2. jägarti 'er wacht' und nänardyate 'er brüllt' folgen
nr. 2.
4. Häufig wird bei r-haltigen Wurzeln noch ein I
zwischen Reduplikation und Wurzel eingeschoben, z. B.
^-^ dari- 'sehen': ^^^^^^ daridrsyate.
■^ drä- 'laufen': ^i^^if^ daridräti.
wf^ nart- 'tanzen' : «iO«1(€lT^ yiarmrtyate.
V[% hhar- 'tragen' : ^^t5rf^ harihharti.
Anm. 1. Bei n-haltigen Wurzeln kommt gleiches in der
älteren Sprache vor, z. B. kani-kradyamäna- von krand- 'brüllen'.
Diese Reduplikationsform konnte ebenfalls (wie bei 3 a) Anm.)
verschleppt werden, vgl. (klass.) parüpadyate von päd- 'gehen'.
Anm. 2. Über den Ursprung dieses wenig aufgeklärten,
speziell ai. t s. Brugmann Grundr. II, 848. 852 f.
597. Der Vokalismus der Wurzel ist durch die
Regeln über die ai. 3. Klasse und das Passiv bestimmt.
Die Einschiebung des i (zwischen W. und Endung) ist
nach den Gramm, in den starken Formen vor konsonanti-
scher Endung fakultativ; wenn i eingeschoben -w-ird, so
ist der inlautende Wurzelvokal gewöhnlich tiefstufig (s.
das Paradigma). Dieses i ist mit dem in hravlmi und
den verwandten Formen auftretenden ~i identisch (vgl.
§ 490), gehörte also ursprünglich nur zAveisilbigen
Basen an.
698. Die übrigen Tempora. Nach den ind. Grammatikern
können zum Intensivum ein Perfekt, Aorist, Futur, Passiv u. s. w.
gebildet werden, doch sind sich die Grammatiker über die ein-
zelnen Regeln selbst nicht einig; s. darüber Whitney § 1018 ff.
Da die Formen in der Literatur äußerst selten vorkommen, so
haben jene Regeln geringe sprachgeschichtliche Bedeutung.
4. Das Desiderativum.
599. Bildimgsweise. Das Desiderativum, das nach
den idg. Grammatikern zu jeder Wurzel möglich ist und
auch häufiger als das Intensivum vorkommt, wird aus
§599.600.601.] Die abgeleiteten Konjugationen. 409
der reduplizierten, in der Regel tiefstufigen
Wui-zel mit BQlfe des thematischen Suffixes -sa- (seltener
-iäa- mit 'Bindevokal') gebildet ; es ist mithin ein Praesens
der idg. VIII. Praesensklasse (§ 459) ; vgl.
^jr hudh- 'erkennen': ^^Jc^Tf^ huhhutsämi.
^^ darS' 'sehen' : f^^^|(?T didrMämi.
f^ vid- 'wissen': f^rf^f^rnt^ vividiSämi.
600. Die Reduplikation folgt im Allgemeinen den
Regeln der ai. 3. (reduphzierenden) Praesensklasse (der
Vokal ist jedoch nie ein ä); merkwürdig ist der lange
Vokal in ^^17^ Ubhatsate (von der W. hädh- 'drängen')
und ^ftiFTra^ mlmqsate (von man- 'denken').
^t(j((^ Ipsämi von äp- 'erlangen' erklärt sich aus
der Grundform *i-dp-sö; einige vokahsch anlautende
Verba zeigen den in gr. eS-tooa, dp-apsTv u. dgl. ver-
tretenen Reduphkationstypus : so ■■^f||riimf*4 aüSiSämi
von a§- 'essen' und andere durch Grammatiker über-
Heferte Formen (Whitney § 1029 b, Kielhorn § 450, 451).
601. Die Wurzelsiilbe ist in der Regel tief stufig;
bemerkenswert ist
a) die Schwundstufe in:
^ da- 'geben': f^t^ntiT ditsämi aus ^di-d-sämi.
\n öf/^ä- 'setzen': fvt^rrf^ dhitsämi.
j^ hJc- 'können' : tiT^Tf'T ^iBämi (aus *§i-^'k-Sämi)
'lernen'. Dieses Verbum kann infolge seiner selbstän-
digen Bedeutung geradezu als primär betrachtet werden;
eine durchaus selbständige Bedeutungsentwicklung findet
sich auch sonst, so z. B. in (^(^(i^lfil cikitsämi 'ich
heile' zu dt- 'walirnehraen' (andere Beispiele bei Kielhorn
§4^2).
Anm. Nach dem Muster von sah : siksämi ist han:hisämi
'ich schädige' gebildet, s. darüber § 506 Anm, 2 und Bartho-
lomae Stud. II, 161 ff. (anders J. Schmidt, Sonantentheorie S. 57 £F.).
Die ältere Sprache und die Grammatiker bieten noch eine Reihe
von Belegen des Typus tiklämi und ditsämi (s. Whitney
410 Formenlehre. [§601.602.
§ 1030, Kielhorn § 451), von denen ein Teil ebenfalls analo-
gischen Ursprungs ist. In diesen Formen ist das Gefübl für
das Vorhandensein der Reduplikation verloren gegangen, und
so erklärt es sich, daß möksämi, das nach § 459 Anm. zu beur-
teilen ist, neben mumuksämi als Desiderativ von muc- 'loslassen'
betrachtet wurde.
b) Dehnimg eines wiirzelauslautenden i und u, bezw.
1r, ür bei Wurzeln auf r:
f^ ci- 'sammeln': f^cfjtiTi ciklhde (neben ciciSati).
f^ ji- 'siegen' : f^nftiorTlTr j/glMmi.
Anm, 1. Das lautlich unberechtigte Auftreten von k und^ im
Wurzelanlaut dieser beiden Verben ist durch die Anlehnung an
die Perfektformen cikäya und jigäya verursacht, deren Guttural
den Lautgesetzen entspricht, s. § 518 Anm.
•ssi h'u- 'hören' : -gy^mf^^ hiirüSämi.
cR"^ l'a7'- 'macheu": f^^-^xfir cikirSami.
^j^ tar- 'machen': fTT^^Tf^ titlvMmi.
WT hhar- 'tragen': -sfiffmij^ hiihhürSämi] ebenso •f^j-
mar- 'sterben'.
Anm. 2. Das u (statt i) in der Reduplikation der letzt-
genannten Verba ist natürlich durch die Analogie der echten u-
Wurzeln hervorgerufen.
Anm. 3. ^ und ü sind wie beim Passiv zu beurteilen (§ 578. 1
Anm.); tr, ür (vgl. § 107 d) sind nur in einem Teil der Wurzeln
(d. h. bei Wurzeln wie tar-) alt und von da aus verallgemeinert.
602. Die Hochstufe erscheint 1. bei den meisten
Wurzeln auf ä, z. B. xrf ])ä- 'trinken': fqui^ifir ]_n-
päsämi.
Anm. Im Ved. hat jedoch pä- (sowie hä- 'zurückweichen')
die tiefstufige Form piptsämi (vgl. § 110).
2. bei den meisten Wurzeln mit ä (ä) + Geräusch-
laut, z. B. ^^ (laJi- 'brennen': 'fe^ir^Tf'T cUcUiaMämi;
^^ Miäcl- 'essen': f^wrfexrrf'T cikhädiMmi.
3. nicht selten bei der Bildung mit -iki-, z. B. t[t
le- 'liegen' : f^njl^ti^ tiikiyihde ; 3i;f( gam- 'gehen' : fgf-
^rfrrirrf^ jlgamMmi
§ 602—605,] Die abgeleiteten Konjugationen. 411
Anm. 1. ffam- bildet d&nehenjigilsämi, und diese langvokali-
sche Form findet sich auch bei andern Wurzeln auf Nasal, wie
ta7i-, man-, han-. Was diesem -q- zugrunde liegt (etwa echte idg.
Dehnstufe wie beim sigmatischen Aorist, s. § 548), läßt sich nicht
entscheiden, weil die verwandten Sprachen keine Parallelen bieten.
Vgl. auch Brugmann, Grundriß II, 1027.
Anm. 2. Weitere Regeln der Grammatiker über die Form
der Wurzel s, bei Kielhorn § 446 f.
603. Für das Auftreten des Bindevokals (bezw.
des Suffixes -iäa-) gelten, wie die in der Literatur be-
legten Formen und die Lehren der Grammatiker über-
einstimmend zeigen, etwa dieselben Regeln wie für das
-?^ ?/a-Futur um .
Wegen der Einzelheiten s. Kielhorn § 443—445. Das Verbum
grah- 'ergreifen' hat in der brahmanischen Sprache grahlsämi
neben dem gewöhnlichen jighrksämi.
604. Audi zum Causativum (bezw. zu Verben der
ai. 10. Klasse) kann ein Desiderativum gebildet wer-
den: das Suffix -üa- tritt (wie die Futurendung, s. § 572.
591) an die Basis des Kausativums an, z. B.
4)vM^|f7T hödhayämi (Kaus. von hudli-) : gjgf^vfeim-
f^ hihödhayiSämi.
605. Sonstige Formen des Desiderativs sind
selten im Gebrauch.
1. Das Perfectum wird periphrastisch gebildet, z. B.
^T^jfiT Ipsämi: ^^t "^^"'C ^i^^4 cakära.
Anm. Vgl. dazu die Nomina auf -sä wie pipäsä 'Durst'.
2. Zur Bildung von Aorist und Futur wird der -iS-
und -?'6'^a-Typus (§ 551. 565 b) verwendet, z. B. ^fi^'qn
äi})sisam, i^rUjbt||fij tpsi^yämi.
3. Auch ein Passiv und Kausativ kann gebildet wer-
den, z. B. t^x-^j^^ Ipsyate und |;^Uj'ijT[?T wsayämi.
4. Über die Formen des Yerbum iufinitum s. § 615.
634.
412 Formenlehre. [§ 606. 607.
5. Das DenominatiTum.
606. Bildungsweise. Die Grenze zwischen primären
und denominativen Verben ist nicht sicher zu ziehen,
wenn es sich um altererbte Typen handelt (vgl. § 447).
Jedoch besitzt das Ai. (wie die verwandten Sprachen)
die Fähigkeit, aus Nomina neue Verba zu bilden; die
deutliche semasiologische Beziehung des Denominativums
zu dem vorhandenen Nomen zeigt in den meisten Fällen
deutlich den ursächlichen Zusammenhang beider Wort-
arten. Da die Denominativbildung in allen Perioden
der Sprache lebendig war, so läßt sich bei den einzelnen
vorkommenden Formen schwer sagen, wie alt sie sind,
d. h. in welchem Umfang sie etwa schon in die Zeit der
Grundsprache zurückgehen.
Wie in den verwandten Sprachen, so dient auch im
Ai. das ursprünghch betonte und thematische Suffix -iö-
bezw. -ya- zur Bildung von Denominativen; es tritt un-
mittelbar an den Nominalstamm an.
Anm. Nach den ind. Grammatikern kann der Nominalstamm
ohne weiteres (oder höchstens mit Anfügung des thematischen
Vokals) als verbale Basis verwendet werden, z. B. mälä-ti 'es ist
wie eine Girlande', räjan-a-ti 'er benimmt sich wie ein König';
hierher gehört aus der Literatur z. B. märga-te 'er sucht' von
märga- 'Pfad, Fährte'. Daß die Bildungsweise (trotz ihres ganz
seltenen Vorkommens) sehr alt ist, zeigt das Iranische, das gerade
einen der wenigen Belege (Bartholomae, Iran. Grundr. I, 85) mit
dem RV. gemein hat, nämlich bhisaktl 'er ist Arzt, heilt' von
bhisaj- 'Arzt'. Athematische, d. h. unmittelbar vom Nominal-
stamm aus gebildete Denominativforraen begegnen auch sonst, so
z. B. im gr. (aeol.) xtij.a-ij.ev oder lat. plantä-mus. Zur Beurteilung
dieser Formen vgl. Brugmann, Kurze vgl. Gramm. S. 552 f.
607. Je nachdem -ya- an die verschiedenen Nomi-
nalstämme antritt, entstehen folgende Formen:
1. a-Stämme: ^Tjg- danda- 'Stock': ^Tj^iqrf^ danda-
yämi 'ich strafe' ; -^j^ artha- 'Sache' : "^r^% arthayate
§ 607. 608.] Die abgeleiteten Konjugationen. 418
(mit pra-) 'er erbittet sich'; ^^ijj cürna- 'zerrieben':
^Tjf^jf?T cürnayati 'er zerreibt'. Vgl. dazu gr. cpiXeto,
■/opr^^iii) u. ä. oder lat. alheo u. dgl.
2. rt-Stämme: ^t^ dölä 'Schaukel': /\<j;(ij7l dölä-
yate 'er schaukelt'; ^irr ^iresä 'das Wiehern': ^mij^
lireMyate 'er \NTiehert'. Vgl. gr. Ti(i,do>, lat. planto.
3. I- und «-Stämme: kavi- -"Weiser': kavlyate (KV .) 'er handelt
wie ein Weiser', yf^ satru- 'Feind': satrüyati (RV.) 'er handelt
als Feind'. Vgl. lat. finio, gr. oaxpüw. Die Dehnung des i und
H scheint uridg. zu sein, s. Wackernagel § 41.
4. Konsonantstämnie : firqw hkiMj- 'Arzt' : f^xn^rfw
hhihijyaü 'er macht den Arzt' ; cTXI^ tapas- 'Kasteiung' :
Tfg^jfff tapasyati 'er kasteit sich'. Vgl. gi'. (puXdaau)
u. dgl.
608. Besonderheiten der a-Stämme.
1. päläyämi 'ich schütze' ist zwar ein Denominativ von päla-
'Hüter', wurde aber als Causativum empfunden (s. § 588 Anm.) und
erhielt dessen Accent. Die gleiche Accentuation zeigen arthäyate
'er erbittet sich' und andere Verba (s. Whitney § 1056, sowie
Brugmann, Grundr. II, 1157); ob sie beim Denominativ alt oder
eine ai. Neuerung ist, läßt sich kaum entscheiden. In kathäyämi
'ich erzähle' zu kathä- 'Erzählung' (man erwartet *kathäyämi) ist
die ganze Endung -äyami durch die des Kausativs ersetzt. Ebenso
scheint cintäyämi 'ich denke' ein Denominativum zu sein (vgl.
cintä- 'Gedanke'). Die Ersetzung des Ausgangs 'äyämi durch
-äyami hat auch außerhalb des eigentlichen Denominativums
stattgefunden, s. Bartholomae, Stud. II, 93. 121.
2. Der Auslaut der ä-Stämme ist nicht selten gedehnt, z. B.
cira- 'lang', ciräyate 'er zögert'; taruna- 'zart, jung', tarunäyatp
'er bleibt jung, frisch'; sahda- 'Stimme, Laut', sabdäyatc '■er schreit'
(neben sahdayate).
Da diese Bildungsweise schon im RV. vorkommt, auch in
den verwandten Sprachen seit alters, z. T. übereinstimmend bei
gleichen Verben sich findet (ai. priyä-yäte zu priya- 'lieb' = ab.
prija-jci, lat. wovare=ahd. niuwön 'erneuern' u. dgl.), so darf
man annehmen, daß bereits die Grundsprache den Ausgang
-ä-iö auf o-Stämme übertragen hatte ; vgl. Brugmann, Grundriß I,
1107 f.
414 Formenlehre. [§ 608. 609.
3. Der Stammauslaut kann vor -ya- fehlen, z. B. turana-
'eilend', iuranyämi (RV.) 'ich eile'. Auch diese Bildungsweise
scheint altererbt zu sein, vgl. z. B. dfiillm (aus *dy(iXi(») zu
S.fr.Ui. (Anders O. Keller KZ. XXXIX 166 ff.)
Das Suffix lautet bisweilen auch -iya- oder -li/a-, z. B. putra- :
putrlyäti oder putriyäti (ältere Sprache und Gramm.) 'er wünscht
einen Sohn' i ; -iya- und -ya- sind w^ohl Wechselformen im Sinne
des § 72; die gedehnte Form -lya- könnte dann weiterhin nach
Analogie von § 607. 3 erklärt werden. Es darf aber nicht außer
Acht gelassen werden, daß nominale a-Stämme auch in der Ver-
balkomposition den Ausgang i zeigen, z.B. svl-kar- 'sich zu
eigen machen' zu sva- u. ä. (s. § 654): ein Zusammenhang dieser
Formen und der Denominativa auf -tyati ist daher wahrschein-
lich. Vermutungen darüber, die sich allerdings in das Dunkel
der idg. Grundsprache verlieren, s. bei Bezzenberger, Tipai (Fest-
schrift für A. Fick, Göttingen 1903) S. 187 ff.
609. Sonstige Unregelmässigkeiten. Nach den ind. Gramma-
tikern ist das Suffix -lya- (§ 609. 3) auf r- und n-Stämme übertragen
worden, z.'S>. pitar-:pitriyäti 'er ist wie ein Vater'; räjan-iräji-
yäti 'er ist wie ein König' ; besonders im letzteren Falle Hegt die
Neubildung auf der Hand, da hier einfach der Nominativausgang
(räj-ä) durch das Ableitungssuffix ersetzt ist.
Über sonstige (seltenere) Neubildungen s. Whitney § 1059 e,
1061 Anm. 1063 Anm. 1064. Kielhorn § 481—483. 485, sowie
Brugmann, Grundr. II. 1116.
1 Der Begriff 'etwas wünschen' kann nach den ind. Gramm,
auch noch mit Hilfe von -kämya- ausgedrückt werden, z. B.
putra-kämya-ti 'er wünscht einen Sohn'; dies ist ursprünglich
nichts anderes als ein Denomin. des Compositum putra-käma-
'einen Sohn wünschend'.
§ 610.] Das Verbum infinitum. 415
XXVni. Kapitel.
Das Verbum infinitum.'
a) Das Participium.
(Verbale Adjektiva.)
610. Ülbersicht. Das Ai. hat folgende Partizipial-
formen :
1. Part. Praes. Akt. mit -nt-; vgl. darüber § 323 ff.
und die Paradigmen des XXIII. Kapitels.
2. Partie. Praes. Medii auf -mäna- bei thematischen
Verben; es kann nach § 65. 2 idg. -mono- sein (anders
Bartholomae, Iran. Grundr. I, 109) und steht zu -meno-
(gr. -|X£vo?, av. -mana-) und -mno- (av. -mna-, ferner
in gr. ߣXe-[JLVo-v, lat. alumnus) im Ablautsverhältnis.
3. Partie. Praes. und Perf. Medü auf -äna-, ersteres
bei athematischen Verben (s. die Paradigmen im XXIII.
Kapitel) ; es entspricht jedenfalls dem gleichwertigen av.
-ä7ia- und -ana-. Man hat zwar an einen Zusammenhang
mit 2. gedacht, indem man die Grundformen -mno- und
-mno- ansetzte, doch ist eine Verwandtschaft mit dem
Suffix -na- (s. u.) wahrscheinlicher. Vgl. Brugmann,
Grundriß II, 1421. 1423, Bartholomae, Iran. Grundriß,
I, 109 f.
4. Partie. Perf. Act. auf -vcls-, -vat-, -uS-, s. § 530.
5. Partie. Praet. auf -ta- (mit seiner Ableitung
-ta-vant-) und -na-, s. § 612 ff.
6. Partie. Futuri Pass. (Gerundivum) auf -ya- (-tya-),
-tavya- und -amya-, s. § 622 ff.
Anm. Einige andere Verbaladjektiva gehören entweder nur
der älteren Sprache an oder können ebensogut der nominalen
Wortbildungslehre zugewiesen werden. Vgl. außer § 627 Anm.
Brugmann, Grundriß II, 1422 f. und Whitney § 966. 967. 1148. 3. 4,
* Vgl. dazu die Bemerkungen § 409, ferner Brugmann, Grund-
riß II, 428 f. 440 flf. 1397 £f.
416 Formenlehre. [§ 610. 611. 612.
1038. 1178. 1180. Unter diesen Formen seien besonders die Ver-
baladjektiva auf -su- wie z. B. yiyäsu- 'gehen wollend' hervor-
gehoben, die in engster Beziehung zum Desiderativstamm stehen
und infolge ihrer Produktivität (in der jüngeren Sprache) geradezu
als ein Partizip des Desiderativs gelten können.
611. Die in § 610 erwähnten Partizipialbildungen
zerfallen morphologisch in 2 Gruppen: No. 1 — 4 sind
an einen bestimmten, charakterisierten Tempusstamm
gebunden, nämlich des Praesens (1. — 3.) oder des Per-
fekts (4.); No. 5 und 6 sind dagegen unmittelbar von der
Verbalwurzel aus gebildet und werden deshalb erst an
dieser Stelle behandelt.
1. Die Partizipien auf -ta- und -na-.
612. Das Participium Praeteriti wird in der Regel
durch das Suffix -tu- gebildet, das gewöhnhch unmittel-
bar an die tief stufige Form der Verbalwurzel an-
tritt. Es ist nach Form und Bedeutung identisch mit
dem in allen idg. Sprachen vorkommenden Partizip oder
Verbaladjektiv auf -tö-, vgl. z. B. gatä- 'gegangen', gr.
"Paio?, lat. {circum-)ventus, idg. *^^hntö-s[; niatä- 'gemeint',
got. munds 'gemeint', ht. mirttas, idg. *)mjtö-s.
Das Verbaladjektiv auf 40- bedeutet seit uridg. Zeit
eine vollendete, oft auch zuständliche Handlung. Pas-
sivische Funktion ist der Bildung an sich nicht eigen (vgl.
gatä- 'gegangen', viSta- 'eingetreten', sruta- 'fließend',
präpta- 'angelangt') , aber bei transitiven Verben Eegel.
Die Verwendung von -to- zur Partizipialbildung ist nur ein
Ausschnitt aus der an sich viel größeren Gebrauchssphäre
des Nominalsuffixes -to-, -tä- (s. Brugmann, Grundriß
II, 205 ff.). Wie -to- schon in der idg. Grundsprache
echte Adjectiva und Substantiva bildete (vgl. *Mütö-s
'berühmt', ai. iruta-, gr. xXuioc;, lat. inclutus, ahd. hlüt,
oder *7nrtö-m -Tod', ai. mrtä-ni, ahd. mord n.), so zeigen
sich in allen Einzelsprachen Übergänge vom Partizip
§ 612. 613. 614.] Das Verbum infinitum. 417
zum Adjektiviim; aus dem Ai. vgl. z. B. clrclhä- 'fest' zu
drh- 'befestigen', luhdlia- 'habsüchtig' (zu liibJi- 'begehren'),
ucchrita- 'erhaben, hoch' (zu Sri- 'sich wohin begeben'),
vitta- n. 'Fund, Besitz' (zu vid- 'finden'), mata- n. 'Meinung'
(zu man- 'meinen') u. a., worüber das Wörterbuch Aus-
kunft gibt (weitere Beispiele bei Brugmann, Grundriß
H, 213 f.).
613. Accent. Das fo-Partizip zeigt im Ai. (wie im Grieclii-
schen) seine ursprüngliche Endbetonung unverändert; bei Zu-
sammensetzung mit einer Praeposition oder einem Adverb wird
der Accent wie im Griech. zurückgezogen, z. B. ä-gata- = gr.
a-ßaTo?, sq-hita- = gr. auv-Oexo«; u. s. w. Durch diese Betonung
ist auch die Tiefstufe der Wurzel bedingt. "Wenn das nominale
Suffix -to- (bei Adjektiven und Substantiven) nach hochstufiger
Wurzel erscheint, so ist die Wurzelsilbe betont, wie z. B. in märta-
'sterblicher Mensch', idg. *mörto-s gegenüber mrtä- {'^mrto-s) oder
in gr. cpopTo; 'Last' gegenüber ai. bhrtä- 'getragen'. Tiefstufige
-fö-Formen konnten bei rein adjektivischer Funktion gelegentlich
die Betonung der hochstufigen -fo-Nomina erhalten, vgl. z. B.
dhurta- 'schlau', m. 'Betrüger' (zu dhvar- 'durch Täuschung
schädigen'), sürta- 'hell' (zu svar- 'leuchten').
614. Für die einzelnen Formen des Partizips sind
die Gesetze des Ablauts, im besonderen der Tiefstufe
(§ 102 ff.), sowie die Regeln über die Kombination eines
Konsonanten mit t (§ 138 ff.) zu beachten. Beispiele:
1. ^ ddh- 'brennen': ^j^ dagdlia- (§ 143 a)
'brennend'.
•f^ nah- 'binden' : -^r^ naddha- (§ 143 Anm. 2).
j^ mad- 'fröhlich sein' : jj^ matta- (§ 140) 'erregt'.
^;ff labh- 'erlangen': ^fatf lahdha- (§ 143).
^ sah- 'überwältigen': ^fj^ sädha- (§ 143 b).
Zum Vokal der Wurzel vgl. § 107 a) Anm.
2. f^ smi- 'lächeln' : f^TT smita' 'lächelnd'.
■fe^ dih- 'bestreichen' : f^TK^ digdha-,
fa^^ dis- 'zeigen': f^ dista- (§ 139).
flp^ sie- 'träufeln' : flri» sikta (§ 139) 'beträufelt'.
Thumb, Altindisohe Grammatik. 27
418 Formenlehre. [§ 614.
"?IW y<^j- 'opfern' : -^ iUa-.
öETV vyadh- 'durchbohren' : f^ viddha-.
Zum Ablaut vgl. § 107 b), 108.
Merke jedoch tyakta- zu tyaj- 'verlassen' nach 1.
3. ■^ ^ru~ 'hören': :?nT ^ruta-.
•^^dhü' 'schütteln': \|rT dhiita- (§ 107 c).
■OT tuS- 'sich freuen' : -g^ tuMa- (§ 122. 2) 'zufrieden'.
■55^ l'rudh- 'zürnen' : -^^ kruddha- 'zornig'.
•^^ vac- 'reden' : "^5^ uMa-.
^■q svap- 'schlafen' : ^th supta- 'schlafend'.
^ muh- 'irre werden': ?T¥ miujha- und -m^mugdha-
(s. §T43 b) und Anna. 1) 'töricht; naiv, reizend'.
■^ ruh- 'steigen': -^^ rüdha-.
^ vah- 'fahren' : ^gj^ üdlia-.
Zum Ablaut vgl. § 107 c).
4. \rC dhar- 'halten': VcT dhrta-.
■^ i;arf- 'drehen': sf^ vrtta-
■q^ _29rcc/^- (2)racc]i-) 'fragen' : trs Jl»"^?«- ; dieses Par-
tizip ist jedoch nicht von dem als W. aufgefaßten Prae-
sensstamm prccli- gebildet, sondern gehört eigenthch zu
der primären W. pra§- (s. § 547).
;^ sarj- 'loslassen': ^rs srMa- (§ 140 b).
Zum Ablaut vgl. § 107 d).
Merke jedoch trasta- zu tras- 'erschrecken' nach 1.
5. ^^T'i; kMn- 'verletzen': -^ff Mala-.
■^ han- 'töten': ^ Imta-,
"^ ram- 'sich ergötzen': Tj^f rata- 'sich erfreuend an
etwas'.
"^^ ahj- 'salben': -^g^ akta-
•s(^ handh- 'binden' : sf^ haddha-,
^jr llirqß- 'fallen': >^ hhraUa-,
■:5f^ h'amhli- 'vertrauen' : ssf^ h'dbdlia-.
Zum Ablaut vgl. § 107 e).
§614.] Das Verbum infinitum. - 419
6. ^^ Tihan- 'graben': x^ttj IJiäta-.
51^ Jan- 'entstehen' : iniT jäta-.
Dazu aus der älteren Sprache san- 'gewinnen': säta-.
Über die Natur des ä s. § 107 e).
7. mf{ kam- 'lieben' : cRTnT känta-.
Ebenso «u^ kram- 'schreiten', Tf^ tarn- 'ermatten',
^^ hJiram- 'umherschweifen', ^jp^ §am- 'ruhig werden',
•^(^ iram- 'ermüden'. Zum Yokahsmus vgh nr. 6 und
besonders § 98 Amn.
8. a) VT ^^^- 'setzen, stellen': f^ liita- (vgl. § 121
Anm.).
•m mä- 'messen' : f^ mita-.
■^TT stliä- 'stehen': f^TfT sthita-.
'^^j^ ^äs- 'befehlen' : f5|^ ^iMa-.
Zum Ablaut vgl. § 109 a).
b) ^Tf khyä- 'nennen': ^n<T khyäta-.
■^ jM- 'wissen' : -^TcT jnäta- (aber ^f^pT sqjnita-
'benannt').
Ebenso -^j yä- 'gehen', -^t snä- 'baden'.
Anm. Gr. y^wtoc, lat. {g)nötus u. a. zeigen, daß in dieser
Gruppe das Auftreten des langen (hochstufigen) Vokals er-
erbt ist.
c) Bei ^qnC ^P' 'erlangen': ^^jtTT äpta- (wofür man
*ipta- erwartet) ist der Vokal des Praesens (äpnömi) auf
das Partizip übertragen worden.
d) ^ da- 'geben': ^^ datta-\ die Form ist eine
Neubildung von dad- (Praesens dadämi u. s. w.) aus, das
als Wurzelform empfunden wurde. In gleicher Weise
diente ^'^ jakS- 'essen' (s. § 496) als (xrundlage der
Neubildung gp^ jagdha-.
Anm. Die uridg. Formen *ddtö-s (lat. dätus) = ai. dita- nni
*tto-s (aus *d-to-s) =ai. tta- liegen nur in Zusammensetzungen vor,
das letztere in devä-tta- (RV.) 'von Gott gegeben'. Auf eine weitere
idg. Grundform *döt6-s (nach b) weisen data- (RV.), av. data-,
lit. dlitas.
* 27*
420 Formenlehre. [§ 614. 615v
9. -^^ ni- 'fühi'en' : ;^<t n^ta-.
^ gä- 'singen' : ;ifVrT gUa-,
xn pä~ 'trinken' : aftcf p'ita-.
■^rr ^y^' (^^-) 'gerinnen': "^ftTf tita-.
^ hvä- {hü-) 'rufen' : -^ff hüta-.
cn" 'vä- 'weben': ■^jTf 2ita- (selten iita-).
Zum Ablaut vgl. § 109 b)— d). 110.
10. ^^ dlv- 'spielen': ^cT dyüta-.
;g^ slv- 'nähen' : -raTT syüta-.
Zum Ablaut vgl. § 111.
Anm, mürta- gehört zwar seiner Funktion nach zu mürch-
'gerinnen' (vgl- § 472 a) Anm.), wie prHa- zu prcch- (s. o.), ist aber
unmittelbar von der primären "Wurzelform mnr- gebildet, deren
Vokal Verhältnisse unklar sind; falls es mit mifra- 'stumpfsinnig',
gr. ij.(up6? verwandt ist, so ist § 110 zu beachten.
615. Über das Auftreten des BindeYOkals bei pri-
mären Verben lassen sieb keine festen Regeln aufstellen;
wegen der Einzelheiten s. Kielhorn § 507 fP. Im all-
gemeinen findet sich der Bindevokal dann, wenn er auch
sonst bei der betreffenden Wurzel erscheint (vgl. § 519.
554. 568f.). Beispiele:
^ dag- (dagate) 'Anteil haben': ^f^ dagita-
'geliebt'.
^ ie- 'hegen' : «qf^H iagita-.
^j^ gal- 'herabträufeln': ^rf^ 5'«^^^^- '"verschwunden'.
T^"^ cm-- 'gehen, sich bewegen' : -^fTTT carita-,
^^ cal- 'in Bewegung geraten' : xjf^d calüa-.
^■q^ jiv- 'leben' : wtt^fT jlvita-.
^•^ jval- 'flammen' : ^(nd jvaUta-.
5^T tvar- 'eilen': c^f^cT tvarita- 'eilend, schnell'.
xicj; pat- 'fallen' : qfTifT paüta-.
^^ manth- 'schütteln': ^rf^ mathita-.
f^^ mü- 'sich vereinigen' : f^rf^ milita-.
^■Bf nius- 'stehlen' : 4ifb|r| miiHta-.
§ 615. 616. 617.] Das Yerbum infinitum. 421
■^^ rud- 'weinen': ^^f^Tf rudita- 'weinend'.
■^^ vad- 'sprechen': '^af^eT udita- (auch vadita-).
^^ vam- 'sich erbrechen' : ^fiHT 'i-di^iita-.
■;^ vas- 'wohnen' : ^f^ uHta- (neben vasita-, im
Epos auch uSta-).
f^ vid- 'wissen': f^f^cf vidita- (aber vid- 'finden':
vitta-).
■g-^ h'as- 'schnaufen' : ivasita- (neben svasta-).
Endlich nimmt t(^ (jrcüi- 'ergreifen' : ^i^^ grhita-
(mit i\) auch hier wieder eine Sonderstellung ein.
616. "Wurzeln, die ursprünghch den Charakter von
Praesensstämmen hatten, bdden ihr Partizip in der
Eegel mit Bindevokal, wobei die Yokalstufe der AYurzel-
silbe unveränderhch bleibt, z. B. ■^^ iM- 'sehen' (iMita-),
-»fra hhäs- 'sprechen', -^ raJcS- 'schützen' (vgl, §459. 471,
aber taMa- von takS- 'zimmern') , f^r«^ 7iiiid- 'tadeln'
(§ 476 a) Anm.), ^r^ laS- 'begehren', '^js^ vähch- 'wün-
schen' (§ 472), ■^j^' sphiit' 'platzen' (§ 461). Es läßt
sich die (jedoch keineswegs ausnahmslose) Regel auf-
stellen, daß Wui-zeln, die auf eine Konsonantengruppe
endigen, den Bindevokal haben.
Anm. Über die Natur des Bindevokals vgl. § 519. Das i
(idg. 9 oder i) ist ursprünglich ein Bestandteil der "Wurzel oder
Basis, z. B. bei pat-, rud-, vam-, vid-, und verbreitete sich, von
solchen Fällen aus (wie sonst beim Verbum) auf dem Wege der
Analogie. S. ferner § 617.
617. Abgeleitete Terba. Bei den Causativa (bezw.
der ai. 10. Klasse), den Intensiva, Desiderativa und Deno-
minativa wird -ta- immer mit Hilfe des Bindevokals
i angefügt und zwar an die Wui'zelform der entsprechen-
den Praesensstämme ; in diesem FaUe ist also der Vo-
kahsmus der Wurzel unabhängig von der für die primären
Yerba geltenden Regel. Beispiele:
422 Formenlehre. [§ 617. 618.
1. ^Hfnrrf'T gamayämi (Kaus. von gam- 'kommen'):
lt^ gciwiki-.
1{^H\U\ tcüyayämi (Kaus. von tar2)-, trp- 'befriedigt
sein'): crfqfT tcirpita-.
Tft^r^lf'T töSayämi (Kaus. von tuS- 'sich freuen'):
ll\HM\\^ Säi/ayämi (Kaus. von ^e- 'liegen'): s^Tf^H
iäyita-.
^\HH\r*\ sihäpayämi (Kaus. von sthä- 'stehen'):
^rrf^ sthäjnta-.
t^nT'^t^ cintayämi 'ich überlege' : f^f^fy cmtita-.
^tj(H[f^ hJiüSayämi 'ich schmücke': ^rf^cl hhüSita-.
2. t^f^c^rrt^ cikitsämi (Desid. von cit-, s. § 601 a):
t^t^fT^fT cikitsita-.
-^^% hthJiuMe (Desid. von hhuj- 'genießen') : '^w-
-^Tf huhhukSita- 'hungrig'.
3. t( ^^^ I [i\ cürnayämi 'ich zerreibe' (Denom.): ^-
f||ff curnita-.
c(i!ji<|fiT varmyämi 'ich schildere' (Denom.): ^fipr
varnita-.
fcj^ijlf^j vighnayäml 'ich hindere' (Denom. zu vi-
ghna-^): f^f^cT viglinita-.
Den Kausativpartizipien gamita-, tarpita- u. s. w.
entsprechen in den verwandten Sprachen Formen wie
lat. monitus zu moneo oder got. nasips zu nasjan 'retten'.
Die idg. Grundform ist daher mit -i-to- anzusetzen; das
-i- steht zu dem -ei- des Praesenssuffixes -eio- im Ab-
lautsverhältnis; vgl. auch § 466.
618. Partizip auf -tavant-. Von dem Partizip auf
-ta- kann mit Hilfe des Nominalsuffixes -vant- ein aktives
Partizip des Praeteritums abgeleitet werden, z. B. '^g^
ukta-: 'jfhc^^ iiktavant- (Nomin. S. uldaiän) 'ge-
i -ghn-a- ist ein Nomen von der W. han- 'schlagen, töten'.
§ 618. 619. 620.] Das Verbum infinitum. 423
sprochen habend'; t^f^cT cintita- 'gedacht': f^f^^rfT^'t!;
cintitavant- 'gedacht, überlegt habend'. Über die Flexion
s. § 328.
Die Partizipien auf -ta~ und -tavant- werden sehr
oft als Praedikatsnomen (ohne Copula) statt einer
finiten Verbalform verwendet, z. B, cifft' ^hT*. ^*^ö gatdh
'dann ist er weggegangen; "^faS'^T'l. ädiStavän (von
ä-di§-) 'er befahl'.
Anm. In irad-dadhänavant- 'gläubig' ist das Suffix -vant-
an das Partie. Praes. Med. -dadhäna- (s. § 495) angetreten; die
Bedeutung des "Wortes ist rein adjektivisch.
619. Das Partizip auf -nä- ist demjenigen auf -tä-
völHg gleichwertig; auch hinsichtUch der Wurzelgestalt
gelten dieselben Eegeln, vgl. z. B. chinnä- von cliid- 'ab-
hauen'. Das idg. Suffix -no- begegnet in der Nominal-
bildung sehr häufig, s, § 252 und Brugmann, Grundriß
II, 131 ff. Die partizipiale Verwendung des Suffixes ist
am deuthchsten im Ai., ging aber z. B. im Griechischen
und Lateinischen verloren (vgl. ayvo?, aiUY^ö?, ^Zenw5,
dignus) ; die verwandten Suffixformen -eno- und -ono-
(wozu vielleicht ai. -äaa- gehört, s. § 610. 3) dienen im
Germanischen und Slavischen zur lebendigen Partizipial-
bildung (vgl. z. B. got. hundan-s 'gebunden' oder ab. nes-
ens 'geführt').
Die Partizipialformen auf -nä- haben sich im Ai.
auf Kosten der Formen auf -tä- ausgebreitet, wie sich
noch unmittelbar an den Texten beobachten läßt.
620. Über die Verteilung von -na- und -da-
lassen sich keine festen Regeln aufstellen ; bemerkenswert
ist jedoch, daß fast alle Wurzeln auf d ihi- Partizip mit
-na- bilden, so f^f^A7iic?- 'reißen' (fi^^kJiinna-),-^^ cliad-
'bedecken', rf^ Uul- 'stoßen', tf^ päd- 'gehen', fv(^ hhid-
'spalten', f^y vid- 'finden' (neben vitta-), ^^ sad- 'sitzen'
(ved. auch satta-)\ über das nn vgl. § 120. 175 Anm.
424 Formenlehre. [§ 620. 621. 622.
Yon sonstigen AVurzeln mögen gemerkt werden:
1. -^ Tisi- 'vernicliten' : ^^^ Mtna- (neben Mita-).
-^ Vi- 'sich anschmiegen' : ^^ llna-.
^ lü- 'abschneiden' : ^^ Jana-.
^ Jiä- 'verlassen': ^^ Jiuia-.
2. ^T"^ (jar- 'verschlingen': ^i^^jt glrna-,
'^\jar- 'altern': <^j^ jmui-.
j^-r tar- 'über etwas schreiten' : rj^iiT tlrna- und fT^jr
türna-.
Tjp^ liar- 'füllen': jj^ imrna-,
^T star- 'streuen' : ^üt sttrna- (neben strta-).
3. '^^ JjJianj- 'zerbrechen': -vp^f hhagtia-.
^^ hlmj- 'biegen': -j?^ Ihugna-,
^■^ majj- 'untertauchen' : ^prj magna-.
^^ lag- 'sich heften an': ^nj lagna-.
Weitere Belege s. bei Wliitney § 957 und Kielhorn
§ 508. 510 c).
621. Bei einigen Verben findet sich weder ein Partizip auf
-ta- noch auf -na-; nach den ind. Grammatikern treten dafür
sonstige Nominalformen ergänzend ein, so z. B. pakva- 'gekocht'
zu pac-. Weiteres bei Whitney § 958.
2. Oerimdiva.
622. Übersiclit. Verbaladjektiva mit der Bedeutung
des lat. Gerundivum auf -ndus (man bezeichnet sie auch
als Partie. Fut. Pass. oder Partie, necessitatis) werden
mit Hilfe der Nominalsuffixe -?/a-, -tavya- und -aniga-
unmittelbar von der Verbalwurzel gebildet. Am häufigsten
ist der Gebrauch von -ya-. Infolge der Vorhebe des
Sanskrit für passive Konstruktionen wird das Neutrum
des Gerundivums gerne (sogar bei intransitiven Verben)
als Praedikat gebraucht, z. B. •r ^w^^ na hhetavyam
'man braucht' sich nicht zu fürchten'; ^^|«^ ^0*11^^
VTf^fT^ jalcmte äuUagräliena hJiävyam (I, 3) 'im Wasser
muß ein Kobold sein'.
§623.624.] Das Verbum infinitum. 425
623. Das Gerundiv- Suffix -ija- ist mit dem
weitverbreiteten primären Nominalsuffix idg. -io- iden-
tisch, s. darüber § 250 und Brugmann, Grundriß II,
115 ff. Die produktive partizipiale Verwendung des
Suffixes ist zwar auf das Ai. beschränkt, doch zeigen
Fälle ■wie gr. ayio? 'verehrenswert , heihg' = ai. yäj-ya-
'venerandus', daß der ai. Gebrauch im Keim schon in
der Grundsprache vorhanden war. Eine Adjektivierung
oder Substantivierung der Gerundivform findet sich auch
im Ai. ; eine Scheidung zwischen diesen und den alt-
ererbten (reinen) Xomina ist kaum durchzuführen: so
können z. B. ^akya- 'möghch' oder väkya- n. 'Wort' als
alte Xomina auf -io- aufgefaßt werden, mögen aber
ebensogut das Stadium des Gerundivums durchgemacht
haben.
624. Für die Gestaltung der Wurzelsilbe gibt
es keine bestimmten Regeln: es findet sich sowohl
Tief- "«ie Hochstufe, bisweilen auch die Dehnstufe.
Nur die auf ä auslautenden Wurzeln zeigen eine
einheithche Behandlung; sie bilden ihi- Gerundiv auf
-e-ya-] z. B.
^ jnä- 'kennen': ^f^ jneya-.
■vrr dJ^ä- 'setzen': ^^ dJieya- (bemerke auch irad-
dheya- 'glaubwürdig').
•^i^J dhyä- 'an etwas denken' : i^^ dliyeya-.
Die Erklärung dieses e ist strittig, vgl, Wackernagel § 33 b)
Anm. und Bartholomae ZDMG. L, 686.
Wurzeln auf I, m, r (r) zeigen in der Regel Hoch-
stufe oder Dehnstufe, soweit sie nicht zu § 626 ge-
hören, z. B.
■^ kri- 'verkaufen': t^%"?r vikreya- 'verkäuflich'.
fir ji- 'siegen' : ^ jeya-.
T^ ni- 'führen': ^^ neya- (jedoch auch nuja-).
426 Formenlehre. [§ 624. 625.
Vf hhü- 'werden, sein' : ^^ hliävija- und )n^ hhäVT/ä-
'was sein, geschehen soll'.*
TSf Sru- 'hören' : isfc^ iravya-
^r^ smar- 'sich erinnern': ^Fp!| smarya-.
cjT^ kar- 'machen': ^^fpg Mrija-,
^ har- 'wegnehmen' : ^j^ liärya-.
625. Die Bildung der übrigen Formen erhellt aus
folgenden Beispielen:
1. Tiefstufe:
aj^ giih- 'verbergen' : ^riT guliyci- (nach den Gramm,
auch göhya-).
^■^ dars- 'sehen': -^^ ärhja-\ ebenso -^i? spari-
'berühren' u. a. (so Wurzeln mit inlautendem r bezw. r).
'5[T^ iäs- 'befehlen' : fif^r h^ya-.
2. Hochstufe:
t^iET^ dviS- 'hassen' : ^'^ dveSya-.
f^^ hkid- 'spalten': 5|u hJiedya-.
■^V hudJi- 'erkennen' : "^tw iödhya-,
^^ hhaM- 'essen': vrw hhaMya-.
T;^^ ram- 'sich ergötzen': -^^ ramya- 'angenehm,
hebHch'.
■^^\T hcmdJi- 'binden': '^5^ landhya-
•^^ iwdk- 'zweifeln' : IXU ^CLf^kya-.
3. Dehnstufe:
Xf^ pac- 'kochen' : xtRST päkya-.
^^ vad- 'sprechen': ^efj^ vädya-,
■q^ vac- 'sprechen': ejy^ väcya- (neben väkya- n,
'Wort, Eede').
1 Die ind. Grammatiker lehren für die Formen mit Hoch-
iind Dehnstufe einen Bedeutungsunterschied: lavya- (zu lü-) 'was
abgeschnitten werden muß oder soll', aber lüvya- 'was not-
wendig abgeschnitten werden muß'.
§625.626.627.] Das Verbum infinitum. 427
Für die Causativa (bezw. 10. Kl.) ist der Vokal des
Praesensstamines maßgebend, z. B.
(üHijlflT tyäjayämi 'ich veranlasse jem. etwas auf-
zugeben' : ^nw iyäjy(^-'
i\-\^H\{i{ mänayämi 'ich ehre': ^n^^T mänya-.
i^\<li\\f^ svädayämi 'ich koste, versuche': {^[^
sväclya-,
AVeitere Einzelheiten bei Kielhorn § 532 ff.
Anm, Daß alle drei Ablautsstufen unserem Suffix -io- seit
uridg. Zeit zukommen, zeigen z. B. gr. otuyio;, acpdYios, av. dar^sya
(= darsya- im RV., klass. drsya-), gr. IpeiTria, lat. ex-imius, got.
un-qePja- 'unaussprechlich', ab, jaMa aus *ediä 'das Essen' (vgl.
ai. ädya- 'eßbar'). Die Ursachen dieser verschiedenen Vokalab-
stufung entziehen sich unserer Kenntnis.
626. Suffix -fya-. Bei einigen "Wurzeln, die auf
(tiefstufiges) i, u, r auslauten, wird das Gerundivum mit
-tya- statt -ya- gebildet, z. B.
^ i- 'gehen': j^ itya- (in den Brähmana's und
Sütra's).
TS[ im- 'hören' : -^r^ iriitya-.
^ stu- 'preisen': ^f^ stutya-.
^f^ Mr- 'machen': ij^ -Mya- {a-hiija- n. 'Untat').
if-^ hJiar- 'bringen' : vr^ hhrtya-.
Das Suffix -tya- ist eine Weiterbildung des im Ai.
häufigen Suffixes -t- (§ 318. 2) : z. B. zu kr-t-ya- vgl. Ir-t-
'machend'.
627. Das Suffix -tiwya- wii'd an die Yerbal-
wurzel nach denselben Regeln wie die Infinitivendung
(s. § 632 ff.) angehängt, z. B.
^T siliä- 'stehen': ^rTfT^ sthätavya-.
cRi^ kar- 'machen' : ^^ kartavya-, Kaus. öjnrf^Trl^
kärayitavya-.
■^ vart- 'wenden': '^f?T<T^ vartitavya-.
428 rormenlehre. [§ 627. 628.
Das Gerundiv auf -tavya- begegnet im EY. noch gar
nicht und beginnt erst in den Brähmana's häufiger zu
werden; -tavya- ist Weiterbildung eines Suffixes -tava-
= idg. -tetio-, das in gr. -tso- (ooieoi; 'dandus') vorliegt.
•teuo- scheint seinerseits eine Weiterbildung des Suffixes -tii-
{-teu-) zu sein, das Yerbalabstrakta bildet (§ 281) ; im B,V. wurde
(wie im Av., s. Bartholomae, Iran. Grundr. I, 111) auch -tva-
(idg. -tno-) als Gerundivsui'fix verwendet. Über den sonstigen
Gebrauch dieses Suffixes s. g 251. Da im ßY. -tva- oft zwei-
silbig zu lesen ist {kartua- neben kartva-), so steckt darin viel-
leicht auch ein -tava- , d. h. die für -tavya- vorauszusetzende
Grundform. (Über das Suffix -tavya- urteilt etwas anders Prell-
witz BB. XXIV, 103 Fußnote; vgl, ferner Brugmann, Kurze
vergl. Gramm. 605.)
628. Das Gerundivum auf -arüya-, das im RV.
ebenfalls noch fehlt, ist in der Idassischen Sprache viel
seltener als die schon genannten Bildungen. Es ist mit
Hilfe des Suffixes -lya-^ einer nicht häufigen Nebenform
des Suffixes -{i)ya- (§ 250) , von dem Yerbalabstractum
auf -ana- bezw. -na- (§ 252) abgeleitet. Die Gestalt
der AYurzelsilbe ist durch das Grundwort auf -ana- be-
stimmt; in der Regel zeigt sie Hochstufe, z. B.
-gf^ har- 'machen': cRi^jfV^ haraiüya-.
^■^ dar^s- 'sehen': ?gj«fl'^ darSamya-.
^^ hhuj- 'genießen': wV^n^t^ hhöjaniya-.
Bei Wurzeln auf ä wird nur -niya- angehängt, z. B.
XTf im- 'trinken' : m «f) t] iKiräya- (n. 'Trunk').
Das idg. Suffix -eno- (ai. -ana-) oder -ono- (s. Brugmann,
Grundriß II, 140 ff.) wird im Ai. innerhalb des eigentlichen Verbal-
paradigmas nicht verwendet (falls es nicht im Partizip auf -äna-
zu suchen ist, s. § 610. 3); dagegen dient -ono- im Germanischen
zur Infinitivbildung, vgl, z. B. got. [ya-]wiffan 'bewegen' und ai.
vahana-m 'das Fahren' = uridg. *uei/h«io7io-m.
§ 629. 630.] Das Verbum infinitum. 429
b) Inllnitiv.
(Verbal-Substantiva.)
629. Wesen des lufinitiTS. Vgl. dazu besonders
Delbrück, Grundriß III, 2, 440 ff. Die Infinitive der idg.
Sprachen sind erstarrte Kasusformen von Verbalsubstan-
tiven ; die verwendete Kasusform war ursprüngKch durch
die Konstruktion des Satzes bestimmt (Objekts accusativ,
Dativ des Zwecks u. s. w.), wurde aber weiterhin absolut
gebraucht, d. h. sie richtete sich nicht mehr nach der
Rektion eines andern Satzghedes und löste sich schließ-
Hch aus dem ursprünglichen Kasussystem los : erst in
diesem Stadium kann man von fertigen Infinitiven sprechen.
Auf diesem Standpunkt stehen alle idg. Sprachen mit
Ausnahme der ältesten Phasen des arischen Zweiges,
die den uridg. Zustand am besten wiederspiegeln.
630. Da es in der idg. Grundsprache eine nicht
kleine Anzahl von Suffixen gab, welche zur Bildung von
Verbalsubstantiven (Nomina actionis) dienen können, so
ist von vornherein eine große Mannigfaltigkeit von
Infinitivformen zu erwarten. Tatsächhch gehen die
idg. Sprachen in ihren Infinitiven beträchtlich auseinander,
nicht nur hinsichthch der zugrund Hegenden Kasus-
formen, sondern auch hinsichtlich der durch allmähliche
Auslese zur Herrschaft gelangenden Xominalsuffixe. So
ist z. B. der hom. Infinitiv o6|X£vai der Dativ eines
Nomens auf -men-, der germanische Infinitiv auf -an
(-671) der Accusativ eines Nomens auf -ono-, lit. duti
'geben' der Kasus eines Nomens auf -ti- u. s. w. Um so
bemerkenswerter ist es, daß einige Suffixe (so z. B. -tu-,
-ti-, -men-) übereinstimmend in verschiedenen Sprach-
zweigen infinitivisch verwendet werden.
Die vedische Sprache teilt mit dem Avestischen
eine große Zahl von Infinitiven oder infinitivartigen
430 Formenlehre, [§630.631.
Formen, s. darüber Bartholomae, Iran. Grundr. I, 143 ff.
Der RY. verwendet in solcher Funktion z. B. den Accusa-
tiv auf -tu-ni, den Genetiv auf -tos, Dative auf -tav-e,
-tay-e, -man-e, -van-e, endungslose Lokative auf -man,
-van (s. Whitney § 970 — 979). Von reinen Infinitiven
kann man im EV. eigenthch noch nicht sprechen, d. h.
eine scharfe Grenze zwischen Nominalform und Infinitiv
ist nicht zu ziehen, weil der Gebrauch der verschiedenen
Kasusformen noch deutlich durch die Kasussyntax be-
stimmt ist (s. darüber Whitney § 980 ff. und Delbrück
a. a. 0.).
631. Derinfinitiv des Sanskrit. Aus der Masse
vedischer Formen gelangte nur eine einzige, der Accusativ
auf -tum, in der klassischen Sprache zur Herrschaft,
nachdem schon vorher in der jüngeren vedischen Lite-
ratur das Suffix -tu- ein gewisses Übergewicht erlangt
hatte; -tum ist identisch mit dem lat. und baltisch-slavi-
schen Supinum auf -tum ; vgl. z. B. ai. clä-tum 'geben'
und lat. dä-tum oder ai. dJiä-tum 'setzen' und ht. de-tiim,
aksl. de-t5. Aber während im RY. und AY. die Dativ-
formen bei weitem am häufigsten waren, hat in den Bräh-
mana's der Accusativ den Dativ überflügelt, s. Whitney
§ 986 f. Der Infinitiv war in seiner Entmcklung ab-
geschlossen, als man nach dem Muster etwa von draStum
icchati 'er wünscht zu sehen' (Acc.-Objekt) statt eines
Dativ des Zweckes die Accusativform auf -tum verwen-
den konnte, wie z. B. in draUum gatali 'er ist gekommen
um zu sehen'. Der Infinitiv \\ird in Abhängigkeit von
Yerben und Nomina sehi' häufig gebraucht, ,,um das Ziel
oder den Zweck einer Handlung zu bezeichnen oder ein
an sich unvollständiges oder auxihares Hauptverbum zu
ergänzen" (Speyer),
Anm. Jedoch hat auch in der späteren Sprache derinfinitiv
seinen ursprüngHchen, nominalen Charakter nicht völlig eingebüßt,
wie zwei Momente zeigen:
§ 631. 632.] Das Verbum infinitum. 431
1. Der Infinitiv ordnet sich in die Nominalkomposition
(Kap. XXIX) ein, indem die Stammform als erstes Glied eines
Kompositums gebraucht wird, z. B. srasiu-käma- 'erschaffen
wollend' (eigentlich yasya srastum kämah 'wer den "Willen hat
zu schaffen'). Daß aber trotzdem der Infinitiv verbal empfunden
wurde, ergibt sich aus Konstruktionen wie svadesq gantu-kämah
(III) 'in seine Heimat zu-gehen-Lust-habend'.
2. Der Infinitiv kann aktivisch und passivisch verwendet
werden, z. B. svämyam . . . kartum na sakyate (I, 2) 'Besitz kann
nicht ergriffen werden'. Es liegt in der Natur des Verbalnomens,
daß an ihm das Genus verbi an sich nicht zum Ausdruck kommt ;
so ist z. B. ein Substantiv wie nhd. das Essen inbezug auf das
Genus verbi völlig indifferent, d. h. das Nomen kann aktivisch
und passivisch (= 'die Speise') verwendet werden.
632. Die einzelnen Formen. Die Endung -tum tritt
gewöhnlich unmittelbar an die hochstufige "Wurzel,
wobei hinsichthch des wurzelauslautenden Konso-
nanten dieselben Eegeln -wie beim fa-Partizip gelten.
Beispiele :
1- fwi^- 'siegen': ^^j{^jetum.
ifV hhi- 'fürchten': ^rTT^ hheium.
^ iru- 'hören': "^plTTTr h'ötum.
gri; kar- 'machen" : "^iTTfl Partum.
-jp^ gam- 'kommen' : j|«rtH ganitim (vgl. § 82).
^ Jian- 'töten' : ^^t^ liantum.
^ dah- 'brennen' : <jjv4^ dagdJium.
-^j^l yaj- 'opfern': ^a>l yaUum.
^^ vac- 'sprechen' : ^'WPi vaktum.
■^^ vah- 'fahren' : <ft<g^ vödlium.
f^^^ vii- 'eintreten' : ^'gr^ veMum.
-^f^ yuj- 'verbinden' : ij^^4<. yöktum.
-^^ nüi- 'ersteigen' : "^^t^ rödhum.
^■^ dar^- 'sehen': "^"g^ draUum (ebenso ;i^ sarj-
'loslassen', -^-gf spart- 'berühren').
^5^ handh- binden': -^^^ir^; handdhum.
432 Formeulehre. [§ 632. 633,
2. ^ trä- 'beschützen' : "^rf^ trähim.
-^17 sthä- 'stehen' : ■^TTfTK sthätum.
TiJ gä- 'singen' : 'sriTi^ gütum.
•^^ Ms- 'befehlen': "sh^t^; Mstuni.
633. Der Bindevokal i erscheint im Großen
lind Ganzen in demselben Umfang wie das -iSya-
Futurum (§ 567 ff.), mit dem der Infinitiv ja auch in den
Yokalverhältnissen der Wurzelsilbe übereinstimmt; vgl.
z. B.
1. 'w Ihü- 'werden': ^f^Tfiij; hhavüum.
^ U- 'liegen': ^iff^^ kiyitum (im Epos).
fn: tcir- 'überschreiten' : ff-H^HiT: taritum (neben f^^
tartum).
ig-^ car- 'gehen' : -^fi^fTFi; caritum.
^ vart- 'wenden": -^f^fHi; vartituni (Futurum mit
und ohne i).
scq varS- 'regnen' : -^f^rW; varsitum.
5jfi^ kram- 'scln-eiteu' : ssfTTfr'l hramitum (ebenso
>^ hhram- 'umherirren').
Anm. Die daneben vorkommenden Formen kräntum und
bhräntum sind offenbar durch die Analogie der Participia kränta-
und bhränta- veranlaßt (s. § 614. 7).
2. i;^ IkS- 'sehen' : t'N^ tkUtum.
sft^ kr'id- 'spielen' : "^Vf^^ kndituni.
t^ Jiis- 'schädigen' : ttf%"g^ hisitum.
^(f^ jlv- 'leben' : ^f^^ jlvitum.
^■^ceM- 'in Bewegung setzen': %t%^ ceStitum.
Zu diesen Formen vgl. § 566.
Trotz ihres i- Futurums bilden jedoch kar-, gam-
und 7; aw-.den Infinitiv ohne Bindevokal (s. § 632) ; anderer-
seits haben einige Yerba den Bindevokal zwar im In-
finitiv, aber nicht im Futurum, so z. B.
§633.634.635.] Das Verbum infinitum. 433
TO vardh- 'wachsen' : ^^t\^H^ vardhitum (Futurum
^^ptl vartsyati, nach den ind. Gramm, allerdings auch
vardhiSyate).
Endhch merke wiederum ^^ grdh- 'ergreifen' : ^y^-
•JT^ grahitum (vgl. § 615).
Anm. Ein langes i erscheint ferner in taritum neben tar-
tum zu tar-.
634. Die abgeleiteten Verba bilden den Infinitiv
vom Praesensstamm aus und zwar immer mit Hilfe des
Bindevokals, z. B.
^^ijlf44 janayämi 'ich erzeuge': ^pTf^H^l jana-
yitum.
y^l^lTi imläyate 'er flieht': TT^TTf^'l paläyitum.'^
c) AbsolutivTiin.
(Gerundium.)
635. Wesen des Absolutivums. Das Absolutivum
ist seiner Form nach der erstarrte Kasus eines Verbal-
substantivs, ist jedoch syntaktisch von dem morphologisch
gleichartigen Infinitiv völHg verschieden : es hat — etw^
wie die französische Konstruktion des Participium Prae-
sentis mit en — die Funktion eines indeklinabeln Parti-
zips, das als nähere Bestimmung des Subjekts oder eines
andern Satzgliedes dient, und drückt eine Handlung aus,
die neben derjenigen des Yerbum finitum als begleitender
Umstand einhergeht oder ihi' vorangegangen ist. Vom
lateinischen Gerundium unterscheidet sich die Form da-
durch, daß jede Kasusbeziehung zu dem näher bestimmten
Satzglied fehlt: es ist ein wirkliches Absolutivum und
1 Der Verbalstamm paläy- wird von den Indern als Deno-
minativum empfunden und dementsprechend behandelt ; über den
Ursprung von paläyate (aus palä = parä 'fort , weg' + ayate 'er
geht' zur W. %-] vgl. z. B. Whitney § 1087 c).
Thumb, Altind. Grammatik. 28
434 Formenlehre. [§ 635. 636. 637.
mitliin dem Adverb am nächsten verwandt; wie dieses
ist es aus einer kasuell ausgedrückten adverbialen Be-
stimmung hervorgegangen.
636. Gebrauch. Das Absolutivum ist im ai. Satz-
bau eines der häufigsten Ausdrucksmittel nächst dem
Compositum: Satzbestimmungen, die in den verwandten
Sprachen durch ein Participium coniunctum, einen Re-
lativ- oder Konjunktionalsatz wiedergegeben werden
müssen, werden im Ai. durch das Absolutivum ausge-
drückt. Obwohl es sich meist auf ein bestimmtes Nomen
im Satz bezieht, so muß es nicht einmal unmittelbar bei
demselben stehen. Das Absolutivum kann seinerseits
wieder nähere Bestimmungen bei sich haben: die Kon-
struktion derselben ist rein verbal.
Beispiele: f^^pRr f^^H^ '^ ^nftr ^ITR: i^^^ramya
viiramya (Absol.) na yäti kälah (VUI, 25) 'ruhend ruhend
vergeht die Zeit nicht' d. i. 'unaufhörhch vergeht die
Zeit'; ^g^rr • • • ^fHdll^ ^T uMvä (Absol.) . . . chalitä
{a)smi tena (YII, 7) 'nachdem er gesprochen hatte,
wurde ich von ihm getäuscht'; ^^<*Hb|i f1% W^H ^
3f\cH-tj a^rulialuSq, cMH krtvä sa pröväca (I, 3) 'nachdem
er ein tränenübergossenes Gesicht gemacht hatte, sprach
dieser'; j{^ wttl^^ ^JcTT '^^^ mama samlpavarti-
naü hhütvä vadatam (I, 2) 'nachdem ihi' beiden mir in
der Nähe befindhche geworden seid, sprecht' = 'nach-
dem ihr beide in meine Nähe gekommen seid' ; UTT^
I^rf^t^ ^RTT Jt9^^^ 'yam'-'- iti matvä ... (I, 1) — 'ein
Schakal ist dieser — indem er so dachte . . .'.
Ein Beispiel für Häufung der Absolutiva findet sich
Texte VII, 2.
637. Bildungsweise. Zur Bildung des Absolutivums
dienen die Suffixe -tvä beim Yerbum simplex und -ya
oder -tya beim Yerbum compositum. Nur das a-
§ 637. 638.] Das Verbum infinitum. 435
privativum verträgt sich mit der Form auf -tvä, z. B.
■41^ <m akrtvä 'ohne zu machen'.^
-trä ist der erstarrte Instrum. Sing, eines Verbal-
nomens auf -tu- (vgl. § 281); über sonstige Absolutiv-
formen der älteren Sprache, welche zu dem Suffix -tu-
gehören, s. Wliitney § 993, Brugmann, Grundriß IT,
1417. In -ya (-tya) steckt irgend ein Kasus eines Verbal-
nomens auf -i- (-ti-). Man vermutet in -a ebenfalls die
Endung des Instrum., deren Grundform freihcli wenig
sicher ist (vgl. § 230); auffallend ist die Tatsache, daß
im RV. über-vnegend -yä vorkommt, eine Form, die sich
äußerlich genau mit dem ai. Instrumentalausgang deckt:
daß trotzdem in späterer Zeit die altertümhchere und
und völhg isolierte Form -ya siegte, ist um so merk-
würdiger, da -tvä mit regelmäßiger Endung daneben
stand. Die nominale Grundlage von -tya ist durch die
zahlreichen Substantiva auf -ti- (§ 279) gegeben ; Verbal-
abstracta auf -i- sind außerhalb des ai. Absolutivums
selten, doch vgl. außer den ai. Beispielen in § 278 a)
gr. ipi-c. 'Streit', |i.YjV-i? 'Zorn', got. mims aus *miini-s
'Absicht' (W. men- 'denken') , qiims aus *qiimi-s 'das
Kommen' u. s. w.
Anm. Der Dativ solcher i-Stämme (-at/e) wird im RV. auch
als Infinitiv verwendet (ebenso -ta?/e von -ti-). — Im RV. gibt
es noch einige andere Absolutivbildungen vom Suffix -tu-, über
deren Gebrauch auch noch A. Ludwig, Sitzungsber. d. Böhm.
Ges. d. "Wiss. 1897 nr. 7 S. 1 £F. zu vergleichen ist (nicht annehm-
bar sind jedoch die Erklärungsversuche Ludwigs).
638. Das Suffix -tvä tritt an die Yerbalwurzel
in gleicher "Weise wie die Partizipialendung -ta-: an
Stelle ihres a setzt man einfach ein vä ; wo das Partizip
auf -na- lautet, tritt -tvä an die Wurzelform, die jenem
zugrunde hegt. Beispiele :
1 Über weitere Ausnahmen der Regel vgl. Speyer, Ved. u.
Sanskrit-Syntax § 223.
28*
.^6 Formenlehre. [§ 638. 639.
1- f^ ß- 'siegen' : f%r5^ jitvä.
'9f\ ni- 'führen': «fl^i nJtvä.
TS ^ru- 'hören': "^r^rr iriävä.
'Vf bhü- 'werden": ^Tt^ Wiütva.
eR^ liar- 'machen': if^qr ^'i'i^ci-
-^^i man- 'denken': ^TWT '^natvä.
f»T? hhid- 'spalten': firTöTT ^^Mvä (Part, hhinna-).
j{^^muc- 'loslassen' : n^^T niuktvä. ^
"3|x[ vac- 'sprechen': ^g^rr uktvä.
^^ dar^- 'sehen': ^fT ärMvä.
s^ handh- 'binden' : •^^j haddlivä.
^pr labh- 'erlangen' : ^rs't^ Jahdhvä.
■gfir tycf'j- 'verlassen': ^j^j tyaktvä.
2. ^ jnä- 'erkennen' : ^i^m jnätvä.
Tzn" dhyä 'denken': "«rRTT dhyätvä.
\(j dhä- 'setzen*: t^c^T ^^it't^ä.
^ da- 'geben': <^t41 duttvä.
Tfr im- 'trinken' : tJ^^t l^tvä.
"^HT^ öp- 'erlangen' : -^imm äjptvä.
639. Auch in Bezug auf den Bindevokal zeigt
sich im allgemeinen Übereinstimmung mit dem Partizip
auf -ta- ; doch hat gelegentlich der Infinitiv die Bildung
des Absolutivs sowohl in der Wurzelform (Hochstufe)
wie hinsichthch des Bindevokals beeinflußt und dadurch
die ursprünghche Bildungsweise gestört; vgl. z. B.
1^ khan- 'graben' : 4^|<c(| khätvä und (klass.) auch
igll^^cj; khanitvä (Part, khäta-, Inf. khanitum).
-^m kram- 'schi'eiten' : ;f)|.^| kräntvä und (seit dem
Epos) auch ;fjf^<«4| kramitvä (kränta-, kramitum).
Anm. 1. Die gegenseitige Beeinflussung von Infinitiv, Parti-
zip und Absolutivum läßt sich am besten durch das Verbum säs-
'befehlen' illustrieren, vgl.
» Kann (mit Acc.) bedeuten: 'abgesehen von'.
§ 639—642.] Das Verbum infinitum. 437
Partizip. Infinitiv. Absolutiv.
Tiefstufe: sista- — sistvä (Gramm.)
Hochstufe: säs{i)ta- (jünger) säs(i)tum säsitvä (klass.)
(Die ursprünglichen Formen sind durch den Druck hervor-
gehoben.)
Anm. 2. grah- bildet wieder grhitvä.
Anm. 3. Wegen weiterer, von den ind. Grammatikern ge-
lehrten Einzelheiten s. Kielhorn § 513.
640. Für die abgeleiteten Konjugationen ist wie
beim Infinitiv vom Praesensstamm auszugehen, z. B.
Ulrfijlf^T sädayämi (Kaus.) 'ich setze': 441^(41 t<4T
sädayitvä (vgl. Partie, sädita-, Infin. sädayitum).
^rr^T^^rrfH sänttvayämi (Denom.) 'ich beschwichtige' :
4j I »-T^ r^ y4 1 sänttvayitvä.
641. Das Suffix -i/a tritt in der Eegel ebenfalls
an die tief stuf ige Wurzel (obgleich sie ursprünglich
betont war !), z. B.
^ ni- 'führen': ^q^fl^ vpaniya.
■ff^ tar- 'übersetzen' : riic|fD4 avatirya.
Tfc^pat- 'fallen': f^q^j nipatya.
f^ir vi§- 'eintreten' : T?t%i?r praviSya.
^\j hiidh- 'merken' : ir^w prahudhya.
T^ vac- 'sprechen' : ift^ pröcya.
m^ karS- 'ziehen': "f^ir^T vikrSya.
;gX hvä- {hü-) 'rufen' : w^^ aliiiya.
Anm. Die Übereinstimmung mit der Wurzelform des Partie.
Praet. zeigt sich besonders in Fällen wie präpt/a (von äp- 'er-
langen') oder älambya (von lamb- 'herabhängen') u. ä. ; vgl. daher
§ 614 fl". In Formen wie ägamya (von gam- 'gehen'), atikramya
(von kram- 'schreiten') u. dgl. kann die "Wurzel nach § 90 als
tiefstufig aufgefaßt werden (vgl. auch § 577. 1). Zu se- 'liegen' heißt
das Absol. ni-say-ya, eine Neubildung, die offenbar durch say-ita-,
iay-itvä veranlaßt ist.
642. Wurzeln auf ä bleiben vor -ya unverändert
(hochstufig), z. B.
^^ jnä- 'wissen' : ^«n-sjl^ äjnäya.
^ da- 'geben': "^n^^ ädäya.
438 Formenlelire. [§ 642. 643. 644.
^ hä- 'verlassen': f^^^ vihäya.
643. Das Suffix -tya erscliemt bei Wurzeln, die
in der Tiefstufe auf kurzes i, u, r auslauten, z. B.
^ i- 'gehen': -q^ eti/a (d. i. ä + iti/a).
f^ ci- 'wahrnetiinen' : f^f^sj nidciti/a.
•^ shi- 'preisen': -jf'^r^ i^>'<^*'^^'^//^'^-
qpj^ kar- 'machen' : '^rW^ satkrtija.
Diese Bildung ist auch möghch bei solchen AVurzeln
auf am, an, deren Tiefstufe a ist, z. B.
ijj( gam- 'gehen': ^\i\^ är/atya (neben ägamya), vgl,
das Part, gata-,
^w[ ')Han- 'denken': "^«itfTc^ anumatya (neben anu-
manya), vgh das Part. mata-.
Dagegen z. B. nur atikramya (Partie. Praet. kränta-).
644. Die Caiisativa (mit der ai. 10. Klasse) und
DeuominatiTa fügen -ya in der Hegel an die nach Abzug
von -aya- übrig bleibende Wui-zelform, z. B.
Tüe^cin^^lf^ auatärayämi 'ich hole herunter' : '^f^-
TTT'^ avatärya.
f^T\H[\^ löcayämi 'ich betrachte' : ^j^iH^-^ samä-
iöcya.
"f^«fr^rrf*r cintayämi 'ich denke' : f^f^nST vkintya.
^\y\^\U\ jnäpayämi 'ich benachrichtige': "^•f-sjliy
anujfiäpya.
^|6ftiijij[fTT äkarnayämi 'ich höre' (Denom. von cRUf
karna- 'Ohr') : "^g?^ äkarnya.
"Wenn jedoch die Wurzelsilbe des Kausativs ein
kurzes a vor einfachem Konsonanten enthält, so tritt -ya
an den Ausgang -ay-, z. B.
ct)H^|(7T kalayämi 'ich treibe an' : •4||c()H<U| äkalayya.
"i^M^if^ itnnumayämi (Kaus. von nd-\-nam-) 'ich
erhebe': ^^^TSJI unnamayya.
In diesem Fall hat der Trieb, das Kausativ deutlich
von dem Grundworte zu differenzieren, die jS'eubildung
§644.645;] Das Verbum iufiiütum. 439
auf -ayya hervorgerufen: nach dem Muster etwa von
ga-tvä: -gam-ya wurde zu gam-ay-itvä die Kausativform
-gamay-ya statt -gamya geschaffen.
645. Über ein Absolutivum auf -am (d. h. Acc. S. eines
Yerbalnomens auf aj, dessen Hauptgebiet die Brähmana's sind,
das jedoch in der klass. Sprache ganz selten ist, vgl. Whitney,
§ 995, Kielhorn § 526, Speyer, Ved. u. Sanskrit-Syntax § 224,
Jacobi, Compositum unä Nebensatz S. 101 ff. Die Bildung ist
auch iranisch, s. Bartholomae IF. XII, 141 S.
Dritter Teil.
Compositum und Satzbau.
XXIX. Kapitel.
Das Compositum.
Yorhemerkimgeyi.
646. Literatnr : Brugmann, Über das "Wesen der sogenannten
"Wortzusammensetzung, Sitzungsber. d, Sachs. Ges. d. "Wiss. 1900,
361—401 ; ferner Grundriß 11,21 ff. Kurze vergl. Grammatik S. 287 ff.
297 ff, (auch Griech. Gramm. s 163 ff.). Delbrück, Grundriß V,
139 ff. 159 ff. 181 ff. Jacobi, Compositum und Nebensatz. Bonn
1897. Für das Ai. vgl. "Whitney § 1076—1095, 1246—1316
und Kielhorn § 541—576, Speyer, Sanskrit Syntax S. 145 ff.
und Ind. Grundr. I, 6, S. 32 ff., ferner Reuter, Die ai. Nominal-
composita ihrer Bedeutung nach untersucht, ELZ. XXXI, 157 —
232. 485—612. Richter, Die unechten Nominalcomposita des Alt-
indischen und Altiranischen IF. IX, Iff. Die beiden Arbeiten
enthalten ein überaus reichhaltiges Material vor allem aus der
älteren Sprache. Für das Iranische vgl. Bartholomae, Iran. Grund-
riß I, 148—151.
647. Begriff des Kompositums. Die einzelnen
Wortformen werden im Satz gemäß ihrer syntaktischen
Funktion mit einander verbunden. Sobald nun „die Be-
deutung von Wörtern, die im Satz einen engeren syn-
taktischen Verband bilden, in der AVeise modifiziert wird,
daß dieser Verband konventioneller Ausdruck für eine
§ 647.] Das Compositum. 441
irgendwie einheitliche Bedeutung wird"^, so entsteht
eine Wortzusammensetzung oder Komposition im
weiteren Sinne (vgl. "Wörter wie der Gottseibeiuns ^
Landesfürst, Rote Rübe u. dgl.). Dabei ist es nicht nötig,
daß eine solche Wortgruppe formal irgendwie gekenn-
zeichnet sei, ja nicht einmal, daß die einzelnen G-heder
sich unmittelbar berühren (vgl. die sogen. Tmesis in alat.
oh vos sacro = obsecro vos oder in nhd. er fällt vom Baum
herunter u. dgl.). Eine formale Kennzeichnung kon-
ventioneller (erstarrter) Wortverbindungen tritt jedoch
schon dann ein , wenn eine solche Wortgruppe bei un-
veränderlicher, fester Wortstellung unter einem Haupt-
accent steht (vgl. gr. Aioaxoupoi = Aio? xoöpoi). Feste
Wortverbindungen werden ferner gegenüber freien syn-
taktischen Gebilden isohert, wenn eines oder beide Glieder
außerhalb der Verbindung nicht mehr selbständig im
Gebrauch sind, vgl. z. B. ein Yerbalkompositum wie upa-
sthä- 'herantreten' oder ein Nominalkompositum wie dur-
manas- gr. Süa-jxsvT^?, worin die ersten Bestandteile upa-
und duli- (8üa-) seit der vedischen, bezw. uridg. Zeit
außerhalb der Komposition nicht mehr gebräuchlich sind,
oder gr. 86a-ßaTo?, wo auch der zweite Bestandteil im
Griechischen außer Gebrauch gekommen ist. Im letzteren
Falle kann schließHch dem Sprechenden das Gefühl für
das Vorhandensein eines Kompositums völlig verloren
gehen, so daß das ursprünglich selbständige Schlußglied
sich zu einem „Suffix" verflüchtigt (vgl. § 221 Anm. 2;
auch die Nomina auf -anc- gehören hierher, s. § 322,
ferner das Endghed -maya- 'aus etwas gemacht, in etwas
bestehend', z. B. mpi-maya- 'aus Lehm gemacht', möJia-
maya- 'auf Verblendung beruhend'). Am deutlichsten wdrd
ein Compositum formal dadurch gekennzeichnet, daß in
1 Diese Definition stammt von Brugmann, es ist jedoch der
Ausdruck 'Bedeutung' anstelle von 'Gesamtvorstellung' gesetzt.
442 Compositum und Satzbau. [§647.648.649.
der Kompositionsfuge zweierAVörter das Yorderglied eine
spezifische Form des Auslautes zeigt, die außerhalb dieser
Yerbindung, d. h. in dem freien syntaktischen Grebilde,
nicht vorkommt, wie z. ^.mErden-hewoliner, Herrscliafts-
haus, Kirch-turm, Haus-türe. In den beiden letzten
Beispielen besitzt das Vorderghed überhaupt kein Kenn-
zeichen der Flexion. Zu dieser Gruppe gehört nun die
Masse der aus der idg. Grrundsprache ererbten und nach
diesem Muster fortwährend neugeschaffenen Nominal-
komposita des Ai., Griechischen und Germanischen, in
denen das Vorderglied die Stammform des Nomens
zeigt. Man kann sie als 'echte' Composita (wozu
noch Fälle wie 8ua-[x*v^^, a-ßaio; u. dgl. gerechnet
werden müssen) oder als Composita im engeren Sinn
bezeichnen.
64:8. Einteilung der Composita. Da die verschie-
denen Wortarten (Nomen, Pronomen , Yerbum , Ad-
verbium, Praeposition, Partikel) in mannigfachster Kom-
bination sich zu Composita (im weiteren Sinn) verbinden
können, so ergibt sich vom morphologischen Standpunkt
aus eine große Zahl von Kompositionsformen (s. die Über-
sicht bei Brugmann, Kurze vergl. Gramm. S. 298 — 300).
Wenn man jedoch die Composita nicht nach den zu-
sammengesetzten Teilen, sondern nach der grammatischen
Funktion des ganzen Gebildes betrachtet, so ergeben
sich 3 Hauptklassen: Verbalkomposita, Nominal-
komposita und indekUnable oder Adverbialkompo-
sita. Für die weitere Gruppierung gibt die grammatische
Funktion der einzelnen Gheder und deren syntaktisches
Verhältnis zu einander den Einteilungsgrund.
a) Verbalkomposita.
649. (Gliederung. Ein Verbum finitum (als Endghed)
kann im Ai. mit einer Praeposition, einem Ad-
§ 649. 650.] Das Compositum. 443
verbium (Partikel) oder einem Nomen verbunden
^N-erden; am häufigsten ist der erste Fall (sowohl im Ai.
wie in den verwandten Sprachen).
A n m Der Fall, daß ein Verbalkompositum durch Anfügung
eines Adverbiums oder eines anderen indeklinablen Elementes an
eine finite Verbalform zustande kommt (Brugmann Kurze vergl.
Gramm S 369. 3), spielt im lebendigen Sprachgefühl keine KoUe ;
denn in Fällen wie ved. hharata-na (§ 426. IL Anm.) oder gar
hhara-täd (§ 421. IV. Anm.) und hhara-sva (§ :429. IV.) ist das
Bewußtsein der Komposition erloschen.
G50. Mit dem Verbum werden folgende Praepo-
sitionen verbunden :
.^jfTj ati- 'darüber hinaus', z. B. ^rf^T^W: aii-hram-
'überschreiten'.
^jfiij am- 'darüber, auf, z.B. ^rf%[^^ adi-ruh- 'auf-
steigen'.
^ anu- 'nach, gemäß', z. B. -^f^ anv-i- 'nach-
folgen'.
^^\ antar- 'dazwischen, innerhalb', z. B. ^^rrfT
antar-i- ^daz^Ndschen treten' [lat. inter-venio].
^PT apa- 'ab, weg von', z. B. -^xTf^ apa-har- 'weg-
nehmen' [gr. ctTro-^dXXu)].
^jfxT api-, bisweilen auchj^i- 'zu, gegen' (sehr selten),
z B ^rftWT oder finTr(a)iJi-f?/«ä- 'zudecken, verschließen'.
^^ abhi- 'zu, gegen', z. B. ^^^^ ahlii-dha- 'heran-
bringen, anreden' [got. U-qiman 'überfallen', idg. ""oWn
und *&/h].
.^j^ ava- 'herab, von — weg', z. B. ^?5r^fTI ava-tar-
'herabsteigen' [lat. au-fero].
^ ä- 'zu — hin, herbei', z. B. WKT ä-hvä- 'herbei-
rufen'.
^^ ud- 'auf, empor', z. B. ^?5[T m^'^^^^" (^^ ^^^^^-' ^•
§ 157)" 'aufstehen, sich erheben' [vgl. got. id-gaggan
'hinausgehen'].
444 Compositum und Satzbau. [§650.
^^ tipa- 'zu — hin, gegen', z. B. ^gr?^ upa-ni-
'heranfühien' [gr. uTUo-TaiTw 'darunterstellen'].
f^ ni- 'herab, in', z. B. f^TTf^; ni-pat- 'hinfallen'.
f^ nih- 'aus, heraus', z. B. f^nsffji; 7ii4-kram- (vgl.
§ 182 Anm. 1) 'herausgehen'.
Tnrr l^arä- 'weg', z. B. i(4^(<:j({ parä-vart- 'sich ab-
wenden'; vgh 2iViQh. paläij- S. 433 Fußnote.
Ttfc: pari- 'um — herum', z. B. Mf^chldill pari-Järtay-
'rings herum verkünden' [vgl. gr. 7r£piXa{Jißdv(ü].
IT _prff- 'vorwärts, (her)vor', z. B. ijf^n pra-sthä-
'aufbrechen' [gr. Trpo-ßaivu)].
irfTT i?^«^i- 'entgegen, zurück', z. B. irffT^^ prati-
hhäS- [gr. (dorO.TrpoTi-EiTCov == TcpoostTCov].
f% vi- 'weg, hinaus', z. B. f^ vi-dJiü- 'abschütteln,
beseitigen'.
;5f^ sam- 'mit, zusammen', z. B. ^n^«cr sam-handh-
'zusammen-, anbinden'.
Sin Verbum kann auch mit mehreren Praepositionen
verbunden werden, z. B. ^rffTsfR vy-ati-kram- 'vorüber-
gehen', ■^SRjrnX (i^^^y-ä-har- 'wegnehmen', -^r^ anu~
p)ra-i§- 'zu jem. hinsenden'.
Anm. 1. Einige dieser Praepositionen, wie z. B. ud-, ni-,
pra-, wurden im Ai. niemals selbständig gebraucht; in der späteren
Sprache sind überhaupt nur wenige davon außerhalb der Verbal-
komposition noch im Gebrauch (die üblichen Praepositionen s.
§ 237 f. 240—242). Die ursprüngliche Bedeutung der Praeposition
kann im Verbalkompositum entweder ganz verblassen, so daß sie
nur eine Verstärkung des Verbalbegriffes darstellt (z. B. anu-grah-
'ergreifen', pari-tyaj- 'aufgeben, verlassen', sam-pra-äp- 'erlangen,
erreichen'), oder sie wird völlig unkenntlich, wenn das Compo-
situm starke metaphorische Bedeutungsänderungen durchmacht
(z.B. anu-jnä- Kaus. 'sich verabschieden', abhi-sic- 'salben, weihen
zu etwas', vy-ä-har- 'aussprechen'). Diese Vorgänge sind auch
in den verwandten Sprachen ganz gewöhnlich; über die Einzel-
heiten gibt das Lexikon Auskunft. — Bisweilen verleiht die
Praeposition dem Verbum eine konträre Bedeutung, z. B. da-
§650.651.] Das Compositum. 445
'geben' — ä-dä- 'mit-, wegnehmen', kti- 'kaufen' — upa-krl-
'verkaufen' ; vgl. dazu "Wackernagel, Nachr. d. Göttinger Gesellsch.
d. Wiss. 1902, 737 ff.
Anm. 2. Über einige formale Regeln, die bei der Ver-
bindung von Praeposition und Verbura zu beachten sind, vgl.
§ 146 Anm. ; weiteres dieser Art bei Whitney § 1087 d) und § 182
Anm. 1. Die Stellung der Praeposition war in der älteren Sprache
frei (vor oder nach dem Verbum), s. Whitney § 1081; im San-
skrit steht die Praeposition immer vor ihrem Verbum. Wie in
der griechischen Sprache, zeigt sich also auch hier eine Ent-
wicklung von der ursprünglichen (uridg.) Freiheit zur Ge-
bundenheit.
651. Die Verbindung von Adverbien mit einem
Verbum liegt z. B. vor in -^j^tjeh^ alq-kar- 'schmücken'
(alam Adv. 'genug, gehörig'), ■:i||fcm<^ äviS-kar- 'offen-
bar machen' (ävih- 'offenbar, bemerkbar'), ftn^^T^ tiras-
kar- 'übertreffen' (tiräli Adv. 'quer', Praep. 'durch', vgl.
§ 322), tn^^i; puras-kar- 'an die Spitze stellen' (purah
'voran, vorn', auch Praep.), c(f^bc}>'^ hahiS-kar- 'verjagen,
ausschließen' (hahih 'außerhalb', s. § 399), f^rwjcre' (oder
o^^, *»3) mitliyä-vad- (-vac-, -hrü-) 'lügen' (niithyä 'um-
sonst, vergeblich'), ^^jrsirx; säkMt-kar- 'sich vor Augen
führen'.
Die Fähigkeit dieser Komposition ist (im Vergleich
zu § 650) selir beschränkt: vor allem ist das Verbum
o|p(^ kar- 'machen' dabei beteihgt; auch sind es nur einige
wenige Adverbien, die dazu verwendet werden. Die Grenze
zwischen Adverb und Praeposition ist übrigens nicht
immer mit Sicherheit zu ziehen.^
Anm. Die Partikeln a-, su- und duly, die in der Nominal-
komposition überaus häufig sind (s. § 669), können nach den ind.
Grammatikern ebenfalls mit dem Verbum finitum verbunden
werden (a-pacati 'er kocht nicht', dus-carati 'er befindet sich
1 Einen charakteristischen Beleg bieten dafür die idg. Par-
tikeln *epi und *eti: jene ist im Ai. gewöhnlich Adverb {api
'dazu, auch'), im Griech. Praeposition; diese ist im Ai. Praepo-
sition (ati-), aber im Griech. Adverb (e'xi).
446 Compositum und Satzbau. [§ 651—654.
schlecht'), doch sind Belege (abgesehen von Partizipien des Praesens
wie a-jänant- 'nicht kennend', a-ldbhamäna- 'nicht erlangend' und
zahlreichen Particip. Praet.) in der Literatur kaum zu finden,
s. Whitney § 1121.
652. Die Verbindung mit einem Nomen ist
ebenfalls an gewisse Grenzen des Gebrauchs gebunden.
Eine bestimmte flektierte Form erscheint z. B. in
"^n^f^+T ('I'l' ^T) ctstam-i- (-gam-, -yä-) 'untergehen' von
der Sonne {asia- 'Heimat, Wohnung', vgl. gr. voaxo?)
und «Tifj^r^ namashar- 'verehren, huldigen'. Vgl. dazu
Fälle wie lat. amm{um) adverto, nhd. heimgehen^ außer
Landes gehen.
653. Etwas häufiger ist die Komposition mit einem
Nominalstamm; aber außer tsi;^ hrid-dliä- 'glauben'
(= lat. credo, idg. *fcred-dhe-) ist wieder nur die "W.
kar- daran beteiligt, vgl. *n^i^ mjak-kar- 'erniedrigen,
mißachten' (nyak- zu nyahc-, s. § 321), ^Kd^\ sat-kar-
'gut behandeln, bewirten' (saut- 'gut'). In den Fällen,
wo der Stamm äußerHch mit der Flexionsform des
Neutrum Sing, zusammengefallen ist, kann auch an Com-
posita nach Art des § 652 gedacht werden.
Anm. Die Komposition von Nomen und Verbum ist auch
in den übrigen idg. Sprachen selten; so hat sie im Griech. erst
in jüngeren Sprachperioden eine größere Ausdehnung bekommen
und scheint hier sekundär durch Nominalkomposita vermittelt zu
sein (vgl. gr. xpsocpaY^u) 'Fleisch essen' zu xp£ocpdY°4 > vau7:rjYetu
'Schiffe bauen' zu vauTTT^yoi;).
654. Nach den ind. Grammatikern können beUebige
Nomina mit den Wurzeln ^j; kar- 'machen', ^ hhü-
'werden' und -^^ as- 'sein' zusammengesetzt werden.
Häufig belegt sind Composita von nominalen «-Stämmen
und dem Verbum kar-\ der Stammausgang des Nomens
wird hierbei durch ein l ersetzt, z. B. -^n^^ört aidgJ-kar-
'sich aneignen, auf sich nelmien' (aidga- n. 'Glied'), '^•fl-
<)cji'^ antarl-kar- 'dazwischen setzen, einsetzen' (antara-
§654.655.] Das Compositum. 447
'der innere'), -411 ch«^^"^ äkidl-luir- 'verwirren' {akida-
'ver^N-irrt'), g^f^^^cft^ nialim-kar- 'beflecken' (malina- be-
fleckt'), T^töRT svi-kar- 'sich aneignen' (sva- 'eigen').
Die Natur dieses l ist nicht aufgeklärt; s. Delbrück,
Grundriß III, 1, 539 f. und zuletzt Bezzenberger, Fepa?
(Festschrift für Fick) 156 f. 163.
Anm. In Formen wie räji-bhü- 'König werden', pitri-bhn-
'Vater werden', die von den Grammatikern gelehrt werden, handelt
es sich um Weiterwuchern des i von den a- Stämmen aus.
b) NominaLkomposita.
655. Vorbemerkungen. Durch die Fähigkeit, No-
mina in unbegrenzter Zahl und beliebiger Variation mit
einander zu Composita zu verbinden, unterscheidet sich
das klassische Sanski-it von allen andern idg. Sprachen,
in denen die Composita auf feste Typen mit konventio-
neller Bedeutung beschränkt sind. Die ai. Nominal-
komposition istwieDekhnation und Konjugation zu einem
grammatischen Ausdrucksraittel geworden, das im ai.
Satzbau geradezu die Flexion ersetzen kann: dem ai.
Compositum kommt daher in solchen Fällen keine andere
Bedeutung zu, als der entsprechenden syntaktischen
Gruppe, die durch die üblichen flexivischen Mittel der
Sprache ausgedrückt wird; d. h. es braucht z. B. ein Com-
positum wie Haustüre, Königspalast im Ai. nichts anderes
zu besagen als das syntaktische Gebilde die Türe des oder
eines (bestimmten) Hauses, der Palast des Königs.
Anm. In der vedischen Sprache wird die nominale Kompo-
sition noch nicht beliebig verwendet, sondern ist auf zweigliedrige
Verbindungen beschränkt, bei denen in vielen Fällen wohl eine ein-
heitliche Bedeutung (wie bei nhd. Hanstüre u. dgl.) vorliegt. Auch
die klassische Sprache besitzt Composita in diesem Sinn, wie
z. B. räjaputra- 'Königssohn' = 'Prinz'; daß aber die Composita
des Sanskrit ohne weiteres anstelle der freien syntaktischen Ge-
bilde treten können, erhellt am deutlichsten daraus, daß ein
einzelnes Glied eines Kompositums durch ein außerhalb desselben
448 Compositum und Satzbau. [§655.656.657.
stehendes Satzglied näher bestimmt werden kann , z. B. gurave
datta-daksinah 'dem Lehrer äie-rechte-(Hand)-gegebenhabend';
svadesq gantu-hämah 'in die Heimat zu-gehen-Lust-habend'. In
der Kontroverse, die sich über die Bedeutung der Composita
zwischen Whitney und Delbrück (s. Grundriß V, 204) entsponnen
hat, haben in gewissem Sinn beide Gelehrte recht; vgl. dazu
Speyer, Ved. und Sanskritsyntax S. 32.
656. Während das Endglied eines Kompositums
flektiert w-ird, ist das Vorderglied in der Eegel der
unveränderliche AVortstamm (wie z. B. auch in gr. itutto-
Sajioc, vaujxaj(ia u. dgl.) ; seltener dienen Kasusformen
als Vorderglieder (wie in gr. Ai6?xoupoi). Wenn ein
Nomen verschiedene Stammformen hat, so erscheint in
der Komposition der schwache (bezw\ mittlere) Stamm
(vgl. § 223), also z. B. agni-, ]}itr-, räja-, hhagavat-,
vidvat- u. s. f. Über die 'Stammformen' einiger Pro-
nomina vgl. § 352. 355. 359. 363. 367. 369. 372, über
maliä- für mahänt- s. § 325 Anm. (anders Richter IF.
IX, 52 f.).
Die lautliche Verbindung der KompositionsgUeder
erfolgt nach den Regeln des Sandhi (vgl. § 187).
Beim Schlußglied eines Kompositums besteht die
Neigung, «-Stämme herzustellen: so wird z. B. räjan-
durch räja-, alian- durch ahna- ersetzt, neben sahJii-,
gö- auch sakha-, gava- gebraucht (weitere Beispiele bei
Whitney § 1315, vgl. ferner die Regeln bei Kielhorn
§ 561. 568). Über Änderungen, die durch die Funktion
des Kompositums bedingt sind, s. u. § 677 f.
Anm. "Wie die accentuierten Texte (s. § 55) zeigen, steht
das Compositum in der Regel (jedoch nicht immer) unter einem
Accent; über die einzelnen Regeln, die zahlreiche Ausnahmen
erleiden, s. Whitney und besonders Reuter a. a. 0. (§ 646); vgL
ferner § 659 Anm., 670 Anm.
657. Einteilung der Nominalkomposita. Nach dem
syntaktischenVerhältnis der Glieder zerfallen die Nominal-
komposita in drei Hauj^tklassen :
§ 657. 658.] Das Compositum. 449
1. Kopulative Composita. Die einzelnen Glieder
sind einander koordiniert.
2. Determinative Composita. Ein Glied wird
durch ein anderes in irgend einer Weise näher bestimmt
oder ergänzt.
3. Possessiv-Comp osita. Das Compositum hat
nicht einfach die aus dem Schlußglied sich ergebende
Funktion, sondern drückt aus, daß die durch den Komplex
bedingte Bedeutung Attribut eines Gegenstandes oder
einer Person ist.
Anm. Eine Mittelstellung zwischen verbalem und nominalem
Compositum nehmen die Nomina ein, welche von zusammen-
gesetzten Verben (Verbalwurzeln) abgeleitet sind. Dahin gehören
nicht nur Verbalnomina im engeren Sinn, d. h. Infinitive und
Partizipien wie z. B. vi-rötum 'brüllen' (von ru-) oder pra-sänta-
'beruhigt', pari-pürna- 'erfüllt', anu-mata- n. 'Erlaubnis' oder apa-
htya- n. 'Schädigung' ('was abgehalten werden muß'), sondern
auch Nomina actionis und agentis wie adhi-pa- 'Gebieter', äkhyä-
f. 'Benennung', upagraha- 'das Ergreifen', prasäda- 'Gnade', abhi-
dhäna- n. 'Benennung', niskramana- n. 'das Hinausgehen', upa-
iänti- 'K.uhe', pariträtar- 'Beschützer', nivartin- 'umkehrend'
u. dgl,
1. Kopulative Composita.
658. Bildimgsweise. Die kopulativen Compo-
sita, ai. dvandva- n. 'Paar' genannt, dienen zui- Ver-
knüpfung von grammatisch gleichartigen koordinierten
Gliedern (Substantiven oder Adjektiven, selten Ad-
verbien). Das substantivische Schlußglied steht entweder
im Dual, bezw. Plural oder im Neutrum Sing. Bei-
spiele :
a) -^^viiff artha-dharmäu 'Nutzen und Recht'; -jw-
^^ir<^ ^uka-iärike 'Papagei und Elster', ^^(apsrn hasty-
aiväh 'Elefanten (hastin-) und Pferde'; WT^pn^f^^"
f^ZTST hrähmana-Matriya-vit-h'idräh 'ein Brahmane,
ein Ki'ieger, ein Yäi^ya und ein Südra'.
Thumb, Altindisohe Grammatik. 29
450 Compositum und Satzbau. [§ 658. 659.
b) gmoi^tiH puSpa-phalam 'Blüte und Fruclit' ; ^gj^-
Tf^MilH jaya-V^^fäjayam 'Sieg oder Niederlage' ; f^fTT"
f^H, hita-aJiitam 'AVolil und Wehe'.
Anm. Durch die Form des Neutr. S. scheint für das ind.
Sprachgefüh] nicht einfach eine Verbindung zweier Wörter oder
Begriffe, sondern vielmehr die Vereinigung derselben zu einem
höheren Gattungsbegriff ausgedrückt zu werden ; also z. B. puspa-
pÄaZam = 'Produkt, Endzweck der Pflanze', mahilä-svaputram
'Weib und Kind' = 'Familie'.
c) w|$t)^uij kiklalirMa- 'hell und dunkel", fuTTlfff
krtakrta- 'getan und nicht getan'; ferner J|dHldlN //«"
tägatäni (YIII, 12) 'das (fortwährende) Gehen und
Kommen'.
d) -^^f^i^iij^ aharni^am Adv. 'bei Tag und Nacht'.
Vgl. ferner die zusammengesetztenZahlwörter § 378f.
Anm. r- Stämme erscheinen als Vorderglied bisweilen im
Nom. S., z. B. mätä-pitaräu 'Mutter und Vater' = 'Eltern' (was
auch durch pitaräu ausgedrückt werden kann, s. § 226); solche
Formen sind wohl durch Verschmelzung von asyndetisch ver-
bundenen Nominativen mätä-pitä entstanden. Über die Ver-
bindung von zwei Dualen wie miträ-varunä 'Mitra und Varuna',
die nur im Vedischen vorkommt, s. Whitney § 1255, Richter IF.
IX, 23 ff., Brugmann, Kurze vergl. Gramm. S. 301. Es ist be-
merkenswert, daß der Abnahme dieser Bildungen in den ved.
Texten eine Zunahme der echten Dvandva's (mit Stammform im
ersten Glied) parallel geht.
659. Sprachgeschichtliches. Die Dvandvakompo-
sita sind in der ältesten Sprache (RV.) noch recht selten
und auf zwei Glieder beschränkt, während sie im Sanskrit
in beliebiger Anzahl von Gliedern auftreten. Die idg.
Grundsprache besaß offenbar nur einige wenige feste
Verbindungen dieser Art, wie z. B. die Zahlwörter '11,12'
(vgl. lat. undecim, diiodecim, gr. evBexa, BwBsxa, ai. dvä-
dah-)\ die Dvandva's sind in allen idg. Sprachen spärhch,
und nur noch das Griechische hat — aber erst in jüngerer
und jüngster Zeit — einen Anlauf zu produktiver Ver-
§659.660.661.] Das Compositum. 451
Wendung derselben genommen (vgl. außer agr. vu^^OtJias-
pov z. B. ngr. yovaixo-TraiSa 'Frauen und Kinder').
Anm. Den Dvandva's sind nahe verwandt die sog. 'Iterativ-
oder ämrcrfito-Composita' 1 (vgl. besonders Delbrück, Grundriß
III, 3, 141 ff.), d. h. Wortwiederholungen wie panca-panca 'je 5'^
yad-yad 'was immer', padc pade 'Schritt für Schritt', die in allen
idg. Sprachen vorkommen (vgl. agr. Suo ouo [im Neuen Testament]
'je zwei', ngr. oiya 017« 'nur immer langsam', lat. quisquis, ital.
pian piano u. dgl.). Daß es sich hierbei um Komposition (im
weiteren Sinn) handelt, ergibt sich aus den accentuierten (ved.)
Texten, in denen z. B. dive-dive 'Tag für Tag' unter einem Ac-
cent steht. Wie völlig solche 'Zusammenrückungen' zu einer
festen Einheit verschmelzen können, zeigen anyönya- 'einander'
und paras-para- 'gegenseitig': der Nom. S. des ersten Gliedes
erstarrte (in der Zeit der Brähmana's), so daß nur das Schluß-
glied flektiert wird; aber auch dieses verliert schließlich seine
Flexionsfähigkeit, d. h. es entstehen die Adverbien anyönyam
und parasparam, die in beliebiger Satzfügung zum Ausdruck des
Reziprozitätsverhältnisses dienen. Vgl. dazu Richter IF. IX, 49 f. —
Mit den echten Composita sind identisch iterative Zusammen-
setzungen wie ekäika-h {= eka-eka-h) 'einer, einzeln', pürva-
pürva-h 'jeweils der frühere', in welchen das Yorderglied die
Stammform angenommen hat.
2. Determinative Cotnposita.
660. Eiuteilimg. Die determinativen Composita, in
derind. Grammatik nach einem Musterbeispiel tatpuru^a-
('dieser Mann') benannt, umfassen alle Zusammen-
setzungen, in denen ein Nomen durcb ein anderes Nomen
oder ein Adverbium näher bestimmt wird ; das näher be-
stimmte Wort bildet in der Regel (jedoch nicht immer)
das Schlußglied. Die Unterabteilungen ergeben sich aus
dem syntaktischen Verhältnis der Gheder, das attri-
butiv, kasuell oder adverbial sein kann.
661. Das attributive KompositionsgUed ist entweder
ein Adjektiv (Partizip, Pronomen) oder ein Sub-
1 ämredita' bedeutet 'wiederholt'.
29*
452 Compositum und Satzbau. [§661.
stantiv (Apposition). In der ind. Grammatik heißen
diese Composita Jcarma-dhäraya- 'ein Amt tragend'.^
Beispiele :
a) TT^^jn^h iKira-lö'ka- m. 'die andere Welt, Jenseits',
f^-^j^ priya-sahhl- 'Hebe Freundin', -^^^y^maliädeva-
'der große Gott" (für Siva gebrauclit), ITWT^ madhyähna-
m. 'Mittag'. ^nT^ sadhhäva- m. 'gute Gesinnung, Zu-
neigung', fc(^^»ti: vidvajjanäJi PI. 'gelela-te {vidvqs-)
Leute', ^^TT^T sva-sthäna- n. 'Heimat', iTl[r^ mad-väc-
'mein Wort'.
Vgl. dazu Bildungen wie gr. dxpo-oXi?. [i^ao-^aia,
ttYpiajiTTEXo?, nlid. Jungfrau.
h) sf^^c^x ^t«i'"^'-^'^^'«- 'Mann, Held, der ein Dichter
ist', w^rf^ hrahmarU- 'ein rU- (Weiser) der Brahmane
ist, Priester und Weiser in einer Person, Priester-Weiser',
yT«TM<i^^ mämiMrakMsa- 'Dämon in Menschengestalt'.
Ygl. gr. iaTp6-{i.avTi<; 'Wahrsager, der ein Arzt ist'.
^ej^|g<^ jaya-iahda- 'das Wort jaya-\ ^^S(mWTJW^
amätya-räkMsa 'Minister Räksasa', ^jH^^} M-sarya-
'Majestät Sonne, die herrliche Sonne' (M- 'Herrhch-
keit, Majestät' ^ird besonders Eigennamen vorgesetzt,
um auszudrücken 'der erhabene N. N.').
Bisweilen steht das bestimmende Glied am Schluß
des Kompositums, z. B. xpi^ inf,-gava- 'ein Mensch, der
ein Stier ist' = 'Held', -g^^xi-sj iJ?<r?iöa-prtö'«- 'Mensch,
der ein Vieh ist' = 'Mensch und Vieh in einer Person,
Viehmensch', 4^«^^ct^|^ manuja-vyäghra- 'Mensch der
wie ein Tiger ist" = 'ein hervorragender Mensch', jj^-
f^ räja-siha- 'ein König wie ein Löwe', in^lTt^rn *"^^'-
tya-matsyäh (VIII, 3) 'Männer welche Fischen zu ver-
gleichen sind"; (f^^rf7r)"?T^Frtrr"^"siTn^^rnT (^^'«^0 yama-
1 Es ist unklar, in welchem Sinn dieser Terminus ge-
meint ist.
§661.662.663.] Das Compositum. 453
ähäm-ijavanikäm (Vni, 16) 'er tritt in des Todesgottes
Behausung wie hinter einen Vorhang'.
Anm. 1. Eine besondere Abart der Tatpurusa sind die
sogen. 'Vergleichungskomposita' wie z. B. candröjjvala- (= candra-
ujjvala-) 'strahlend wie der Mond'.
Anm. 2. Ein prädikatives Verhältnis der Glieder liegt in
Fällen wie unmatta-bhfita- 'toll geworden' vor; solche Composita
sind halb nominal, halb verbal.
662. Die attributive Verbindung eines Zahlwortes
und eines Substantivs bezeichnet in der Regel (d. h.
wenn das Compositum nicht Glied eines mehrteiligen
Komplexes ist) die Gesamtheit einer Anzahl von Dingen,
d. h. ein kollektives Verhältnis, z. B. ij^b[^; saptat'bayah
(PI.) 'die 7 Weisen', d. i. 'das Gestirn des großen Bären'.
Die kollektive Natur dieser Composita, die von den In-
dern clvigu- 'aus zwei Kühen bestehend' genannt werden,
Anrd meist dadurch gekennzeichnet, daß das Schlußglied
zu einem Neutrum Sing, auf -am oder Femin. Sing, auf
-^ umgeformt wird, z. B. ^ct'4^1»^ catur-yugam 'die 4
Weltalter', f^^t^ trilöM 'die drei Welten, die Drei-
welt'. Vgl. auch die Zusammensetzung der 'Hunderter'
§ 379.
AhnUche Bildungen sind gr. xpitüßoXov, £xaT6[xß7].
663. Bei kasueller Bestimmtheit kann ein jedes
Kasusverhältnis bezeichnet werden, das zwischen zwei
Nomina möglich ist. Bei Verbalnomina, besonders Wurzel-
nomina von verbalem Chararakter, ersetzt das Compo-
situm ein verbales Rektionsverhältnis. Die kasuellen
Determinativkomposita zerfallen demnach in solche mit
verbaler und solche mit nominaler Kasusrektion des
Endghedes. Die Grenzen zwischen beiden Klassen sind
naturgemäß fließend, da ja die besondere Kasusrektion
formal nicht kennthch gemacht ist. Nur in den wenigen
Fällen, w^o das erste Glied nicht in der Stammform,
sondern in einem Kasus steht (also in 'unechten' Com-
454 Compositum und Satzbau. [§ 663. 664. 665.
positis), ist das sjTitaktisclie Verhältnis der Glieder direkt
nachweisbar.
664. Bei rein nominaler Rektion steht das erste
Griied am häufigsten für einen Grsnetiv.
a) Das Schlußglied ist ein Substantivum, z. B. »nTfTT
}ir-pati- 'Herr der Männer' oder ^xrfff h]iii-2)ati- 'Landes-
herr' = 'König', ■^^ftrfTT artha-pati- 'Sachwalter,
Richter', ■JTRItrfTWT'T präna-imrityäga- 'Aufgeben des
Lebens', tt^^. tad-vacah 'dessen Wort" ; "^r^Tr^üT cirtha-
tr^nä- 'Geldgier, Habsucht", Tr[T!['V{'m)räna-hliaya- 'Furcht
um das Leben'; -cn<^c)f^ cäura-huddhi- (III) 'Meinung
daß es ein Dieb sei'.
VgL dazu gr. TraxpdSsXcpo?, dixoSsotcott^c.
b) Das Schlußglied ist ein Adjektiv, z. B. «f^^^
nara-sreWia- 'der beste der Männer', ^^TMl^fiT ^^^ciSä-
{a)ntara- (n.) 'das innere, der Sinn der Rede'.
665. Seltener sind andere Kasusverhältnisse, z. B.
Dativ: UTrf^rfch padöclaka- 'Wasser für die Füße',
gfftf^ff gö-hita- 'gut für Kühe*.
Instrumental: VT^n"^ dliänyärtha- 'Reichtum
(der) durch Getreide (erworben ist)', r^T^W tvat-sama-
'dir ähnhch' (vgl. § 238. 1), ^<^^|fi hari-träta- 'von Hari
beschützt'.
Ablativ: ^tT^HT cäura-bhaya- 'Furcht vor einem
Dieb', ^"^ahrfTTcT svarga-patiia- 'vom Himmel gefallen',
^::^TT ^^iiii-p'-iyf^- 'höher als ich'.
Lokativ: TTTJfTre gräma-väsa- 'das Wohnen im
Dorf, TjcfrqT^f^fT eka-päda-sthita- 'auf einem Fuß
stehend'.
Accusativ: f^'a''i|jm»T videia-gamana- 'das Gehen
in die Frernde', f^^ftW«TT^rfT triyöjan{a)-äyata- 'drei yö-
Jana- (ein Längemaß) lang", f^^rK^ld ciratara-gata-
'schon länger(e Zeit) weggegangen'.
§665.666.667.] Das Compositum. 455
Vgl. dazu z. B. aus dem Grriecliischeii Oeo-eixeXos,
666. Unechte Composita mit flektiertem Vorderglied (wie
gr, Aioaxo'jpoi, AucpiXo«) sind nur in der älteren Sprache etwas
häufiger; in der klass. Sprache werden z. B. gebraucht visäm-
pati- 'Herr der Gaue' (zur Bezeichnung eines Fürsten), divas-pati-
'Himmelsherr' (Beiname Indra's und Visnu's), väcas-pati- 'Herr
der Rede' (Beiname verschiedener Götter); parasmäi-pada- 'Ac-
tivum' (s. § 411); ätmanä-trtlya- 'durch sich selbst der dritte,
selbdritt'. Es handelt sich fast nur um altererbte und konventio-
nelle Ausdrücke ; daß die Kasusnatur des Vordergliedes im Sprach-
gefühl bisweilen völlig vergessen ist, zeigt vanas pati- 'Waldes-
herr', d. i. 'Baum' (zu vana- 'Wald'); der Ausgang -as ist von
Fällen wie divaspati- verschleppt, vgl. gr. Auxoc-oupa nach Kuvoa-
oüpa.
667. Composita mit Yerb alrektion liegen eigent-
lich schon in Fällen wie Jiari-träta-, videsa-gmnana-
u. dgl. (§ 665) vor. Am deutlichsten tritt die verbale
Rektion bei Yerbalwurzeln zu Tage, die unmittelbar oder
mit den Suffixen -t- und -a- (s. § 418. 2, 248f.) als Nomina
agentis das Schlußglied eines Kompositums bilden und
nur in dieser Verbindung verwendet werden. Solche
Composita wurden von den ind. Grammatikern uijapada-
'Nebenwort' genannt ; L. v. Schroeder und Jacobi nennen
sie 'synthetische', Delbrück und Brugmann 'Eektions-
komposita'. Schlußglieder dieser Art sind z. B.
1. -ga- 'gehend in, zu' : c(^j[ va^a-ga- 'unter dem
Willen eines stehend, abhängig'.
-glina- 'schlagend': ^Tf^ Tirta-glina- 'undankbar'.
-ja- 'abstammend von' : »jui^j-ai nrpätma-ja- 'von der
Person eines Königs {nrpa-) abstammend, Königssohn'.
-jha- 'kundig': <^<j-s^ rasa-jna- 'geschmackskundig,
vertraut (mit etw.)'.
-da- 'gebend' : v«fT dhana-da- 'Reichtum spendend'.
-ni- 'führend' : Hjt^jji) agra-nl- 'an der Spitze führend,
princeps'.
456 Compositum und Satzbau. [§667.
-im- 'trinkend' : •^^(^ madya-jja- 'Weintrinker'.
-2)a- 'schützend' : ^x? h]iü-2)a- 'das Land schützend,
König'.
-hhuj- 'genießend, essend': cjn^w^ kanta-hhuj-
'Dornenesser, Kamel'.
-viel- 'wissend': TiRff^ dharma-vid- 'das Eecht er-
kennend'.
-stlia- 'in etwas hefindhch' : "^ittt;^ antara-stha- 'im
Innern befindhch'.
2. -krt- 'machend': Tn^rffci; l^äpa-krt- 'böses tuend'
(Gramm.).
-jit- 'besiegend, gewinnend': ij-^f^fi; kdru-jit- 'die
Feinde besiegend' (Gramm.).
-hhrt- 'tragend': -^^pRrWf^ udyama-hhrt- 'Anstrengung
tragend, sich anstrengend'.
3. -kara- 'bewirkend': ^i^c^if^ sukha-kara- 'GKick
verschaffend'.
-smara- 'sich erinnernd': -sj | fd^HT jnäti-smara- 'sich
einer früheren Geburt erinnernd'.
-hara- 'vertreibend' : mg^^^ päpa-hara- 'das Böse
vertreibend'.
4. Auch andere Verbalnomina wie z. B. diejenigen
auf -ana- (§ 252 b) und -tar- (§ 303), sowie Nomina auf
-m-, die an sich nicht unmittelbar zur Verbalwurzel ge-
hören (s. § 316), können in gleicher Weise verwendet
werden, z, B.
karana- 'bewirkend': <TTa[R^T!t tat-karana- 'dies be-
wirkend'.
kärin- 'bewirkend': Nj«jj|<Jc(tTfT7i; unmäda-kärin-
'Raserei hervorrufend'.
vartin- 'sich befindend' : ^yfjijcjnH^ samipa-vartin-
'in der Nähe befindhch'.
vädin- 'sprechend' : {j'rftcjxfg^ satya-vädin- 'die Wahr-
heit sprechend'.
§667.668.] Das Compositum. 457
härin- 'bezaubernd': ^«H^ir^«! manö-härin- 'das
Herz bezaubernd'.
(Weitere Fälle dieser Art s. bei Whitney § 1276 — 78
und Jacobi a. a. O. 6 ff.)
Die verbale Funktion dieser verschiedenen Scbluß-
glieder ergibt sich aus den hierhergehörigen unechten
Composita, wie -^ir^rf^i arl-dama- 'den Feind bändigend',
^\\i(^'i\imra-imrq-jaya- 'die Stadt des Feindes erobernd',
f^^v^- vihcm-ga- 'durch den Luftraum gehend', m. 'Vogel',
^vmf^ci yudhä-jit- (Epos) 'durch Kampf siegend' u. dgl.
(Weitere Beispiele meist aus der älteren Sprache bei
Whitney § 1250. 1269 f. und besonders Richter IF. IX,
183 ff., der jedoch [S. 196 ff.] in vihcmga- keinen Accu-
sativ sieht).
Die Eektionskomposita sind in den idg. Sprachen
altererbt und weit verbreitet, vgl. z. B. aus dem Griechi-
schen ßo6-xXec[*, l7r7r6-Ba|jLo?, (pu^o-Troixirö?, aTpax-TjYoc,
davato-cpopo? u. s. w. oder (mit flektiertem Anfangsghed)
Zopi-iidyoc. Jacobi a. a.. O. S. 17 ff. sieht in den Schluß-
ghedern Partizipien einer älteren Stufe der Grund-
sprache, doch ist diese Annahme nicht nötig, s. Delbrück
m, 3, 162 ff.
Anm. Composita mit verbalem Vorderglied und davon ab-
hängigem Schlußglied kommen nur im RV. vor, z. B. kmyäd-vira-
'Helden beherrschend', äbharäd-vasu- 'Güter herbeibringend' (s.
Whitney § 1309) oder däti-vära- 'Gabenspendend' (s. Jacobi a. a. 0.
S. 64) ; der erste Typus ist auch iranisch, der zweite liegt in gr.
Xuoi-TTovo? u. ä. vor, vgl. auch gr. cpsps-oixö?, dp)(£-xaxo?. Die
Entstehung dieser alten , auf dem Aussterbeetat befindlichen
Composita reicht ofi'enbar in die Zeit lange vor der Entstehung
der Flexion zurück : es ist daher schwer, über die Natur des ver-
balen Elements ins Klare zu kommen. Vgl. darüber Jacobi
a. a. 0. und die Literatur bei Brugmann, Kurze vergl. Gramm.
S. 299 f.
668. Als adverbiales Vorderglied werden
nicht nur Adverbien, sondern auch Praepositionen, Par-
458 Compositum und Satzbau. [§668.669.
tikeln und andere indeklinable Wörter verwendet. Zwi-
schen diesen und den kasuellen Composita ist die Grenze
nicht scharf zu ziehen, wenn ein Adjektivstamm in ad-
verbialer Funktion, d. h. an Stelle eines adverbial ge-
brauchten Kasus, im Yorderglied steht, wie z. B. in
^V4*j^^ cidhama-ceMa- 'gemein handelnd', "^rfV^TflT^
adhika-xwiya- 'im Übermaß, außerordenthch gehebt',
M<*^3flTy parama-2Jrlta- 'auf höchste erfreut', TT^ dära-
stha- in der Ferne, fern stehend'. Als Schlußgheder
dienen auch die § 667 genannten Nomina.
Beispiele i-^f^fTI adJii-jMti-'OherhevY', jffr^q^ prati-
paJisa- 'die entgegengesetzte Seite'; "^fTTrftsT ati-tlvra-
'sehr heftig', fvr^fgf nir-jiva- 'leblos', ^^fp sam-pakva-
'ganz reif, xr^:^n^ ijurali-sara- 'vorangehend', fT^rWcI ^^"
tJiä-hhüta- 'so beschaffen'.
Vgl. dazu griech. Composita wie auvBouXo?, a|xcpi-
jxeXac, Y](xi&£o?, oizapyoc, u. dgL
Aum. Seltsam ist die Verwendung von adverbialem pürva-
'fi'üher' als Schlußglied, z. B. drsta-pürva- 'früher gesehen'.
669. Besonders zahlreich sind die mit den Par-
tikeln a- (privativum), su- und duh- zusammengesetzten
Nomina (denen die griechischen Composita mit d- [av-],
SU- und ou?- entsprechen), z. B.
a-, an-: "^^j^ abliäva- 'das Nichtvorhandensein',
'■^<r^dT a-rciMitar- 'der Nichtbeschützer', ■^'^•T «-i«ä-
iia- 'das Nichtkennen' ; '^s[^fx[^a-sant- 'nicht-gut, schlecht',
■^xf^ a-pürva- 'noch nicht dagewesen', -^«f.ij^4{ an-anya-
sama- 'nicht einem andern gleich , '-^c||-<t| a-vacya- 'un-
aussprechbar', -4|f^^'q a-vikreya- 'unverkäuflich", ^^
a-druh- (ved.) 'nicht schädigend'.
Anm. l. Die Vorsilbe a(«)- trägt in den accentuierten Texten
nahezu ausnahmslos den Accent, z. B. äkrta- 'ungetan' gegenüber
Tirtä- 'getan' (vgl. gr. a-cpOiro; — cp&ixoc u. dgl.).
Anm. 2. Wie geläufig dem Inder diese gegensätzliche Gliede-
rung der Begriffe war, zeigt das "Wort sura' (w.) 'Gott': es ist ledig-
§669.670.] Das Compositum. 459
lieh eine Abstraktion aus dem "Wort asura- 'böser Geist', das als
ein a-sura-, d. i. 'Nicht-Gott', empfunden wurde, obwohl das an-
lautende a- nichts mit dem a-privativum zu tun hat.
SU-: TraVr sti-vlra- (ved.) 'Held', 7^ij{m su-mrtyu-
'schöner Tod', ^nr^^ sa-mahant- 'sehr groß', ^*nf^
su-hJiäSita- 'schon gesprochen', ^^*{|f^fi su-samähita
'wohlbedacht', w^c[^ su-hi- 'gut handelnd'.
Anm. 3. Die Partikel su- läßt sich mit gr. eu vereinigen,
wenn man als idg. Grundform ein *esu- neben *su- ansetzt; die
beiden Formen stehen zu einander im Ablaut wie die Formen
der W. es-ls-; vgl. dazu Zubaty KZ. XXXI, 54 f,
duh- : TT^^ durnaya- m. 'schlechtes Betragen', T^^
dar-jana- 'böser Mensch', ^^^ dur-ukta- 'schlecht ge-
sprochen', ^"E^ft! duS-krt- 'schlecht handelnd', ^t^ duJi-
saha- 'unerträgUch'.
Anm. 4. Zwischen su- und duh- besteht ein so festes gegen-
sätzliches Verhältnis, daß jedem su- ein dw/j-Compositum ent-
sprechen kann; so bildete man zu suldia- 'Glück' ein duhkha-
'Unglück'; vgl. auch Anm. 2.
Anm. 5. In ähnlicher Funktion wie duh- (jedoch viel seltener)
wird der Pronominalstamm ku- (§ 374 c) gebraucht, z. B. ku-cara-
'schlecht wandelnd' (eigentlich *umher-schweifend'), kii-väkya-
* schlechte Rede, Verleumdung'.
5. PossessivJcomposita.
670. Wesen und Ursprung. Die Possessivkompo-
sita, von den Indern nach einem Musterbeispiel hahti-
vrilii- ('viel Reis besitzend') genannt, sind wie die Deter-
ininativkomposita gebaut, haben aber eine besondere
grammatische Funktion : sie sind immer Adjektiva, ob-
wohl das Endghed ein Substantiv ist oder substantivische
Bedeutung hat, und bezeichnen 'eine bestimmte Eigen-
schaft habend' oder 'in einem bestimmten Zustand be-
findlich' ; welcher Art die Eigenschaft oder der Zustand
ist, wird durch die Glieder des Kompositums bestimmt;
vgl. gr. poöo-SdxTuXo? 'Kosenfinger habend', ijlcY^'^^IJ'O'S
460 Compositum und Satzbau, [§670.671.
'hochgemut', nhd. DicTikopf , Langfinger u. ä. Da die
Vorbilder dieser Komposition in die Zeit der idg. Grund-
sprache zurückreichen, so ist über die Vorgänge ihrer
Entstehung keine Khirheit zu erlangen. Jacobi, der
a. a. 0. S. 83 ff. ausführhch darüber handelt, sieht in den
jBa7iMrri/?i-Composita die Reste ursprachlicher Relativ-
sätze, doch ist diese Hypothese nicht unbedingt nötig,
s. Brugmann, Griech. Gramm. ^ 174. 415 f. und zuletzt
B. J. Wheeler, Proceed. of the Am. Philol. Ass. XXXIV
(1903) S. LXVinft\
Die Baliuvrlhi-Corxr^oBiidi sind im Sanskrit überaus
häufig; die einzelnen Arten derselben entsprechen den
formalen Kategorien der Determinativkomposita.
A.nm. In der älteren Sprache unterscheidet sich das Baku-
vrthi- vom gleichgebauten Determinativkompositum durch den
Accent, vgl. z. B. hiranya-tejas- 'Goldglanz', aber agni-tejas-
'Eeuerglanz besitzend'; wegen der Einzelheiten s. Whitney § 1295 ff.
671. Das Endglied ist attributiv durch ein Ad-
jektiv bestimmt (vgl. § 661 a), z. B. in -fe^T^xi divya-rüpa-
'götthche Gestalt besitzend', f^iT^wfTT vimala-mati-
'reinen Sinn habend, reingesinnt', ^n^^j^ ürähva-häJiu-
'mit erhobenem Arm', ^^Tijp^ maliätman- 'grossmütig',
^^Ttj^^ inahäya^as- 'grossen Ruhm besitzend'.
Auch Zahlwörter stehen oft im ersten Glied (vgl.
§ 662), z. B. f^xi^ dii-pad- 'zweifüÜig', JH^^j^ salias-
räMa- 'tausendäugig' (zu ciMi-, vgl. § 656).
Besonders häufig ist die (beim Determinativkompo-
situm ganz seltene) Attributivbestimmung durch ein Parti-
zip (gewöhnhch des Präteritum); diese Komposition
spielt im ai. Satzbau eine große Rolle. Beispiele: ^racfT"
^c<)|\}| lahdha-avakäia- 'eine erlangte Gelegenheit habend',
■41^*?^^ asta-möha- 'den Irrtum abgeworfen habend',
'^ct<<=ii'N iiMa-väkya- 'ein Wort gesprochen habend',
"ITrTITW krta-lrtga- 'das zu tuende als getanes besitzend'
= 'zufriedengestellt', ^T^"f%'gT¥ jüta-vih-äsa- 'einer in
§ 671, 672. 673.] Das Compositum. 461
welchem Vertrauen entstanden ist' = 'vertrauend', S'Tf-
-^fg datta-drSti- 'den Blick (auf etwas) gerichtet', w^T{-
ietj4*i sukrta-lcarman- 'guten Werken obliegend', j|clT'^^
gatäyus- 'einer dessen Leben (äi/uS-) gegangen ist oder
geht' == 'tot' oder 'sterbend'.
Über die seltene Verbindung mit andern Partizipien s.
Whitney § 1299 b)— d).
672. Das Verhältnis der Glieder ist appositionell
in Fällen wie •stTxj-^ mra-putra- 'Helden zu Söhnen
habend' [mra^niträ f. 'Heldenmutter' im AV.), HH «11*4*1.
nala-näman- 'Nala als Namen habend', iiirl^ilf kita-
sqkhya- '100 als Zahl {sqkliya) habend, 100 an Zahl be-
tragend', fT^nf tad-anta- 'dies als Ende habend, damit
endigend'. Auch ein substantiviertes oder prädikatives
Adjektiv kann als EndgUed dienen, z. B. rfcTT! t((t-p(f't'Ci'-
'das als höchstes habend, damit ganz beschäftigt, darauf
erpicht'; mit -jjürva- und -pürvaka- 'der vordere' so^de
-puralisara-MVi^ -imrdgama- 'vorangehend' werden Wen-
dungen wie 'unter dem Vorantritt von . . . .' u. ä. -svdeder-
gegeben, z. B. f^^=4||y^:^rrr: ^"R^ siha-vyäglira-
imrahsaräli sväpadäh (I, 1) 'die Tiere mit dem Löwen
und Tiger an der Spitze'.
673. Besonders zu merken sind die appositioneilen
Bahuvrihi-Composita, welche Wendungen mit 'usw.' und
'nui', bloss' bezeichnen. Für 'usw.' verwendet man ge-
wöhnhch Composita mit den Endghedern ädi-, ädika-
und ädya- 'erster, Anfang', seltener prabhHi- 'Anfang',
z. B. ^y(j Xt^j^: devä indr(a)-ädayah 'die Götter die
Indra als ersten haben' = 'die Götter Indra u. s. w.', ^v|t^-
«rf l<^^: madliuccliand{a)-ädayali- 'Madhucchandau.s. w.',
Md^<NI'f^<=<>H g^^(itci-^(i'>'äv(a-)ädikam 'etwas was Krug
und Teller als erstes hat' = 'Krug, Teller u. s. w.'
(vgl. auch § 658 b, 662) , f^' ^ c4H y ^Vfxf^TT^^: siha-
vyäglira-dvipi-vfka-prdbhrtayah 'die Löwen, Tiger, Pan-
469 Compositum und Satzbau. [§673.674.
tlier, Wölfe usw.' Zur Bezeichnung von 'nur' dient
mäträ- 'Mass, Begrenzung', z. B. ■^rä^T^ri; ^abda-mätram
'etwas was ein Wort als Mass hat' = 'nur ein Wort',
^^Vf^TRTT^TJT jlvita-mätrena 'nur um des Lebens willen'
(vgl. auch das Beispiel § 238. 1). In ähnhcher Weise
dient präya- zur Bezeichnung von 'großenteils, fast',
z. B. ^TcfTTT^ gata-präya- 'fast verflossen'.
Weitere Wendungen dieser Art s. bei AVhitney
§ 1302. 5.
A n m. Infolge der konventionellen Erstarrung solcher Formeln
ist ihre ursprüngliche Bedeutung nicht immer mit Sicherheit zu
erkennen. In einer Zusammensetzung wie z. B. desäntara- 'ein
anderes Land' (mit antara- 'anderer' als Endglied) kann man
zweifeln, ob ein Tatpurusa- oder ^a/iMvrF/w-Compositum vor-
liegt. Die Verdunkelung des ursprünglichen Sinnes konnte ferner
eine formale Änderung des Schlußgliedes herbeiführen: so scheint
■präya- von Haus aus nicht ein a-Stamm 'Mehrheit', sondern das
substantivisch gebrauchte Neutrum eines Komparativs präyas-
'mehr' zu sein; diese Form, die selbständig als Adverb 'zum
größten Teil, meist' bedeutet, ist ein idg. *ple-ios- (zu gr. TiXeCtuv
TiAeiaTo; u. Verw.).
674. Kasuelle Bestimmtheit (vgl. § 663) Hegt z. B.
vor in^f%xjT-ff liasti-päda- 'einen Elefantenfuß habend',
^yf^T^If^f svämi-müla- 'im Herrscher wurzelnd', cB"?^^^-
•^■Ef kuraidga-caMu^- oder ^TT^IT mrga-dr^- 'gazellen-
äugig' ; TTärföRTTr gantu-käma- 'einer der den Wunsch hat
zu gehen' (vgl. § 631 Anm.).
Das kasuell bestimmte Kompositionsghed steht am
Ende, wenn es einen Körperteil (besonders die 'Hand')
bezeichnet, z. B. i| \ Uj ch i»^ imia-kantlia- 'eine Schhnge
am Hals habend', ^fjr;(mfi[[ iastra-iiäni- 'ein Schwert in
der Hand haltend', XT'OTT'f^l"^ pu^pädi-hasta- 'Blumen
usw. in der Hand habend'. Wortkomplexe von der Form
'Schwert-hand' ('schwerthändig') d. i. 'mit Schwert ver-
sehene Hand (habend)' scheinen den Ausgangspunkt
solcher Composita gebildet zu haben. Vgl. dazu Justi,.
§674 675.676.] Das Compositum. 463
Die Zusammensetzung der ISTomina (Marburg 1861)
S. 29.
675. Das Yorderglied ist endlicli eine Präposition
oder ein AdYerbium (vgl. auch § 668); z. B.
a) ^(i|«ti aty-anta- 'bis an das Ende reichend, voll-
ständig'; "^n^T"^ aähy-akhi- 'Augenzeuge, Aufseher',
NdgH'^ ud-gr~iva- 'mit aufgerichtetem Halse', ^n^^ upa-
daSa- (Gramm.) 'gegen 10 betragend', f^r^T^j nir-hhaya-
'ohne Furcht, furchtlos', i;rf7T^ra'i^*'^<^^-^'^~'?f<- 'widerwärtig'
(eigentl. 'gegen das Ufer gerichtet'), ^^ vy-artha- 'ohne
Zweck, zwecklos'.
"Wähi-end in einem Teil dieser Fälle, wie z. B. in
ud-grlva-, das erste Glied adverbial (nd- 'empor') aufzu-
fassen ist, handelt es sich in andern vne aty-anta- um
lU'sprüngliche präpositionale Wendungen, die adjektiviert
worden sind ; d. h. aus einem praepositionalen Ausdruck wie
z. B. aty antani 'bis über das Ende hinaus' (vgl. auch § 680)
wurde sekundär ein Adjektiv gebildet; gleiche Bildungen
sind gr. £Yxe<^aXot; = ev xscpaXifj (wv), £v8r^(JL0? = ev
8i^(ji(ü (wv), dvdXoYo? usw. Die Muster dieser Compo-
sita, nach welchen fortwähi*end neue direkt (d. h. ohne
Yermittlung des ursprünghchen Präpositionalausdrucks)
geschaffen werden konnten, sind jedenfalls schon der idg.
Grundsprache zuzuweisen; Delbrück, Grundriß III, 3,
140 nennt sie 'präpositionale Bektionskomposita'. Weitere
Beispiele aus der älteren Sprache s. bei Whitney
§ 1310.
b) '^\JtJT^ adlid-miiklia- 'das Gesicht nach unten
gerichtet', -^«^ vij N pH anyathä-vrtti- 'in anderer Weise
Beschäftigung habend', i\\^\ ^tt nänä-rüpa- 'verschieden-
gestaltig'. Vgl. dazu griech. j(a|i,ai-e6vYji;, irdvoTuXo?.
676. Besonders häufig sind wiederum Zusammen-
setzungen mit a{n)-, su-, duh-, sowie mit sa- 'zu-
sammen' (vgl. § 669); z. B.
464 Compositum und Satzbau. [§ 676. 677.
-gsj^-Cf nMki- 'ohne Rest seiend, vollständig', ■^•n^
an-uttama- 'nicht Höchstes (über sich) habend, der
höchste'.
•^•aJ[ su-hhaga- 'wohlbeglückt, glückhch', ^t^tts; ^^^-
manas- 'wohlwollend', ^^^^ su-hrd- 'ein gutes Herz
habend, Freund'.
?WfT'<^ f7n^-crtrifrt- 'ein schlechtes Betragen habend',
•y^ äur-bala- 'kraftlos'.
Anm. Ähnlich wird ku- vei'wendet (vgl. § 669 Anm. 5), z. B.
ku-janman- 'von niederem Stande', ku-dhi- 'von geringer Einsicht,
einfältig', ku-manas- 'verstimmt, ungehalten'.
jji^<^ sa-phala- 'mit Früchten versehen, Früchte
tragend', :^r^fXsa-tvara- 'mit Eile, eihg', ts;v^ sa-hhärya-
'zusammen mit der Frau'; 4j^M sa-rüpa- gleichförmig,
gleich'.
Vgl. dazu griech. Composita wie äXo^oc,, oi)ai^v£{xo?,
677. Flexion des Schlußgliedes. Da sich bei
den BaliuvriM-Comi^ositA die grammatische Funktion
des Endghedes ändert, so wird dieses ganz unabhängig
von seinem ursprünglichen Genus als zwei- oder drei-
geschlechtiges Adjektiv flektiert; die Flexion richtet
sich gewöhnhch nach den für die verschiedenen Genera
geltenden Flexionsweisen der betreffenden Stammklasse ;
vgl. dazu die Einzelnheiten in den §§ 261, 269, 283 Anm.,
290 Anm., 296 Anm., 308. 2, 332, 341. Man hat beson-
ders zu beachten, daß ä-Stämme am Ende adjektivischer
Composita im Masc. und Neutr. zu ä-Stämmen werden,
z. B.f^t^^^^ righrntecchafi (Nom. S.) 'einer dessen Ab-
sicht (iccliä) vereitelt ist'; ferner treten an Stelle männ-
licher oder sächlicher a-Stämme in der Femininform ä-
oder «-Stämme, z. B. i^mif^^^^T im^pädi-hasiä (f.)
'Blumen usw. in der Hand (liasta-) habend' oder f^^^cTT-
T^ viMatcmgi (/".) 'verwundete GHeder {cwga- n.) habend'.
§678.679.] Das Compositum. 466
678. Nicht selten werden Bakuvrihi-Composita,
durch ein Adjektivsuffix wie -ka- oder -in- erweitert,
z.B. ^i^cft vy-asfliaka- (Brähm.) 'ohne Knochen, knochen-
los', ^fTijTT^ mrta-hhartr-ka- 'wessen Gatte tot ist, ver-
wittwet', TT^n4«i mahörmin- 'grosse Wogen (ürmi-)
habend', ^(p^«^ säkHn- 'Zeuge' ; das Interesse der Deut-
hchkeit erfordert manchmal solche Hilfsmittel : vgl. sa-
patnl- 'Mitgemahhn, Nebenbuhlerin', aber sa-patm-Jca-
'seine Gemahhn bei sich habend'.
Anm. Ein Compositum ist überhaupt sekundärer Weiter-
bildung fähig; ein adjektivisches Compositum kann z. B. wieder
substantiviert werden, und so bedeutet tri-yöjana- 'drei yöjana-
lang' als Neutrum auch 'Raum von 3 y.'' ; zwischen Bahuvrihi-
und Determinativ-Composita wird auf diese "Weise die (rrenze
verwischt (vgl. § 662). Die Substantivierung kann ferner durch
ein Nominalsuffix herbeigeführt werden, vgl. z. B. sa-seSa- 'mit
einem Rest versehen, einen Rest lassend', sa-seSa-tva- («.) 'das
Übrigsein, der Rest'. Umgekehrt wird ein Dvandva- und Deter-
minativkompositum durch suffixale Weiterbildung zum Adjektiv,
z. B. rüpa-yäuvana-vant- 'mit Schönheit und Jugend versehen',
anya-Iökya- (von anya-löka-) 'für eine andere Welt bestimmt' oder
träilökya- (von tri-löka-) 'auf die 3 Welten bezüglich', «. 'die 3
Welten'. Hierher gehört auch die § 662 besprochene Umbildung
trilökl.
c) AdrerbiaLkomposita.
679. Wenn ein Adverbium oder ein adverbial
gebrauchter Kasus das Schlußglied eines Komposi-
tums bildet, so ist dieses selbst natürhch adverbial, z. B.
jjptjl^^ su-cirani 'lange', fTl[tf: tad-hahih 'außerhalb
von dem' ; -^^"^Ti; raMärtJiam 'zum Zwecke (artham) des
Behütens', -4(^(chd asmatkrte 'unseretwegen'.
Bemerkenswert sind die adverbialen Ausdrücke ^j^-
^ anye-dyuh 'am andern Tage', Xf^W: imrve-dyuh 'am
vorhergehenden Tag', die wie lat. postri-die als Zu-
Thumb, Altindische Grammatik. 30
466 Compositum und Satzbau. [§679.680.681.
sammenrückung zweier Lokativformen zu erklären sind,
s. Richter IF. IX, 236 ff. (der ebenda weitere 'unechte'
Adverbialkomposita des Ai. zusammenstellt). Vgl. außer-
dem die § 659 verzeichneten adverbialen Iterativkom-
posita.
680. Sekundäre Adverbialkomposita entstehen aus
Bahuvi'ihikomposita. So kann das schon § 679 genannte
Beispiel rakMrtliam auch aufgefaßt werden als adverbial
gebrauchter Acc. S. n. eines Bahuvrihikompositums
rakäärtha- 'das Behüten zum Zweck habend'. In dieser
Weise werden besonders Composita verwendet, deren
Vorderglied eine Praeposition oder die Partikel sa~ ist
(vgl. § 676); sie heißen (mit Einschluß derjenigen des
folg. §) avyayibliäva- d. h. 'Indechnabiha' \ Beispiele:
-^rfarap^fTi; ahhi-mukham 'nach vorn, entgegen' (auch
'nach — hin' in Verbindung mit einem Genetiv oder als
Ende eines Kompositums), firM» | <^.HH niS-käranam 'ohne
Grund', urfl^H praty-aMam 'vor Augen, offenkundig',
"fffgff^gl^JH prati-divasam 'täglich', TTflTTf^ prati-nadi
'an jedem Fluß'; jj^jiglH sq-mnkham 'vor Angesicht,
gegenüber'; ^TJIWI sa-kmkam 'besorgt' (Adv.), ^^^4<
sa-lajjam 'verschämt, verlegen' {lajjä 'Scham').
Anm. -pürvam 'in Begleitung von . . .' (als Endglied eines
Kompositums) ist die adverbiale Verwendung des § 672 ange-
führten Typus.
681. Eine besondere Gattung bilden die Compo-
sita mit yathä 'wie' als erstem Glied, z. B. 4j5|g+(
yatheUam 'wie gewünscht, nach Wunsch', i|^|c4i|4l4i.
yathä-kämam 'nach Wunsch', ^\m«<<i^4< yathä-nyäyam
'nach der Regel, ordenthch'. Auch yävat- kann ähnhch
verwendet werden, z. B.^m^^cj^ yävajjwam 'das ganze
Leben hindurch', ijM^^T^; yävad-varSam 'während eines
Jahres'.
1 Von avyayl-hhü- 'indeklinabel werden'.
§ 681. 682.] Das Compositum. 467
Hierbei handelt es sich ursprünglich um Erstarrung
von Nebensätzen (wobei die Copula wie auch sonst fehlt),
d. h. yatlieUam ist eigenthch ein Satz 'wie gewünscht
[worden ist]' ; man vgl. damit Wendungen Tvie nhd. wie
gesagt oder lat. nescio quid u. ä., die ebenfalls formel-
haft und wie Adverbien gebraucht werden. Nach dem
Muster von yatheMam u. dgl., sowie nach den übrigen
adverbialen Composita (§ 680) sind dann formelhafte
Sätze -wäe z. B. yathä Mmah 'wie der Wunsch [ist]' in
yathakämam u. s. f. umgestaltet worden, und weiterhin
konnten, nachdem einmal solche Typen geschaffen waren,
auf dem Wege der Analogie beliebige neue Wendungen
ähnlicher Art gebildet werden. Im RV. und AV. ist
dieser Typus noch sehr selten (s. Whitney § 1313 b).
Anm. Die Composita mit yathä können selbst wieder
Glieder eines Kompositums werden, wobei statt der Accusativ-
die Stammform erscheint, z. B. yathesta-härya- 'nach Wunsch
wegzutragendes', yäthäsanna-vastunä 'mit einem Gegenstand, wie
er gerade zur Hand war'; ja diese Adverbialkomposita können
sogar adjektiviert und substantiviert werden, z. B. yathägatena
pathä 'auf dem Pfad, wie man gekommen ist' oder yathä-vrtta- n.
'der Sachverhalt' (eigentlich 'wie es geschehen ist'). Die Rück-
verwandlung eines adverbialen Ausdrucks zum flektierbaren
Nomen findet sich auch sonst, vgl. z. B. madhyqdina' m. 'die
Mittagszeit' aus *madhyq dinam (Acc.) 'zur Mittagszeit'.
682. Satzkomposita. Die Erstarrung von ganzen
oder elhptischen Sätzen zu einer Worteinheit (sogen.
'Univerbierung' nach Brugmann) ist keineswegs auf den
in § 681 besprochenen Fall beschränkt. Satzkomposita
von der Art \ne nhd. Vergißmeinnicht, der Gottseibeiuns
sind z. B. ^c{^nj itihäsa 'die Legende', eigenthch =
iti ha äsa 'so in der Tat war es' (als Schluß einer Er-
zählung) oder f^cfgf^ Tiivadanti- 'das Gerücht', eigent-
lich 'was sagen [die Leute]?'. Ein verkürzter (elliptischer)
Satz hegt dem Substantivum ^{^ iMthä 'Erzählung' (s.
§ 260) und dem Adverbialausdruck ■^Moh^jHTci; akasmät
30*
468 Compositum und Satzbau. [§ 682. 683. 684.
'ohne Ursaclie, plötzlich' zu grund: im letzten Beispiel
ist kasmät 'warum (sc. geschah das)?' völlig wie ein
einfaches Adverbium behandelt und durch a-privativum
in sein Gegenteil verwandelt worden. Eine willkürliche
und beträchtliche Kürzung des ursprüngUchen Satzes
hat in dem Wort ^:gfc<^| yad-hhavi§ya- 'der Fatahst'
stattgefunden; es bedeutet 'den der (immer) sagt yad-
hhavisyati hJiaviSyati^ ; man vergleiche damit den deutschen
Heinrich Jasomirgott = Heinrich der immer sagt(e)
Jasomirgott helfe.
Über andere seltsame Gebilde ähnHcher Art s.
Whitney § 1314 und Richter IF. IX, 243 f.
Anm. Auch echte Composita werden gelegentlich gekürzt,
z. B. jätakam (im Epos) = jäta-karman- 'Geburtszeremonie' oder
sikatä (Pänini) = sikatadesa- 'Kiesgegend' (Name einer Örtlichkeit);
weitere Beispiele bei Franke ZDMG. XLIV 481 ff. und WZKM.
VIII 239 ff. Diesen Bildungen (denen das § 659 d) Anm. genannte
pitaräu u. Verw. angereiht werden kann) sind die sogen. Kurz-
oder Kosenamen zu vergleichen, wie sie z. B. in gr. Zeü^ic =
Zeu^iTtTto?, 'E7iacf>pä{='ETtacpp68iTo; oder Xa)^avä; = Xa^^avortwX-r]!;
u. ä. vorliegen.
XXX. Kapitel.
Die Hilfsmittel des indischen Satzbaues.
683. Literatur: Delbrück, Grundriß V. Brugmann, Kurze
vergl. Gramm. S. 623 ff. Speyer, Ind. Grundr. I, 6, 74 ff. und
Sanskrit Syntax S. 336 ff. (im letztgenannten "Werke ist besonders
der Sprachgebrauch der klassischen Literatur durch Beispiele
belegt),
684. Charakter des ai. Satzlbaues. Der gramma-
tische und logische Zusammenhang der einzelnen GUeder
eines Satzes ist durch die Gebrauchsweise der verschie-
§684.685.] Die Hilfsmittel des indischen Satzbaues, 469
denen AVortformen gegeben, worüber an den entsprechen-
den Stellen dieses Buches schon gehandelt ist. Durch
die Bewahrung der alten Casus ist im Ai. gegenüber den
meisten verwandten Sprachen eine größere Mannigfaltig-
keit im formalen Ausdruck der Satzglieder erhalten ge-
blieben, doch verfügt der Satzbau des Ai. abgesehen
von dem Absolutivum über keine besondern HiKsmittel,
welche etwa den übrigen Sprachen völlig fehlten. Trotz-
dem hat die Bevorzugung und Ausgestaltung bestimmter
Ausdrucksmittel dem Satzbau des Sanskrit mehrere cha-
rakteristische Züge aufgeprägt. Sie sind vor allem be-
stimmt durch die starke Vorliebe für nominale und
passivische Ausdrucksweise. Aus dieser Neigung
erklärt sich zunächst die Häufigkeit unpersönHcher pas-
siver Konstruktionen (obwohl die eigenthchen Imperso-
naha nicht häufig sind); vgl. dazu § 411. Die VorHebe
für nominalen Ausdruck zeigt sich weiter beim Prä-
dikat in der häufigen Verwendung von Partizipien als
Prädikatsnomen (statt eines Verbum finitum), vgl. dazu
§ 618. Eine charakteristische Vereinigung von passi-
vischer, unpersönHcher und nominaler Ausdrucksweise
ist die Konstruktion mit dem Neutrum des Participium
Fut. Pass., s. § 622.
685. Die Vorliebe für nominale Ausdrucksweise
äußert sich beim Prädikat ferner darin, daß der Be-
deutungsinhalt desselben gern in ein Abstractum ver-
legt wird, während ein Verbum finitum oder Participium
nur das formale Prädikat bildet ; die Hauptformen dieser
Umschreibung des Prädikats ergeben sich aus fol-
genden Beispielen:
a) 'T^TRT'rfiS"^ ^^f^ paläycmakrlyq, kurvanti 'sie
machen die Handlung des Pliehens' = 'sie fliehen' ; 4jf^^
■ff^TT öjr^tf?f salile praveiq, Tcaröti 'er macht Eintreten
in den Teich' = 'er geht in den Teich'.
470 Compositum und Satzbau. [§685. 686.
b) '^^'^•f 1TTI adartanq, gatali 'er ist zum Nichtsehen
gelangt' = 'er wurde nicht mehr gesehen, er verschwand' ;
•T ^ifd ^1tj<i(H( cRT^yn *'f* y^^^ Ibcana-pathq, liäntä 'die
Gehebte gelangt nicht in das Gesichtsfeld' = 'kann nicht
erblickt werden'.
c) ^rf»t[ctvjf?T'» f^ «firTT vadanavidhutih lii lirtä (VII,
3) 'warum ist (von mir) Abwendung des Gesichtes ge-
macht worden?' ^ 'warum habe ich das Gesicht abge-
wendet?'; ch(ic^^ v^^"?rW^ liartavyö dhanna-sqgrahah
(I, 2) 'man muß sich an die Tugend halten' \ Auf diese
Weise wird sclüießhch das eigentliche Prädikat zum for-
malen Subjekt und das eigentliche Subjekt zu einer at-
tributiven Bestimmung jenes, die entweder durch Kom-
position oder durch eine Kasuskonstruktion ausgedrückt
wird; statt vadana-vidhutih könnte in dem ersten Satz
auch vadanasya vidhutih gesagt werden (als Beispiel für
den Genetiv vgl. Texte I, 1, Yers 1 und die Erläuterung
der Stelle).
Anm. 1. Abstrakte Ausdrucksweise, wie sie sich
in diesen Konstruktionen zeigt, wird auch sonst gelegentlich be-
vorzugt, so z. B. in dem Satz sarväny augäni yänti netratäm
Uta karnatäm (VII, 6) 'alle Glieder gelangen zum Augen- und
Ohrsein' = 'werden Augen und Ohren'.
Anm. 2. Der nominale Stil ist am stärksten im wissen-
schaftlichen Sanskrit ausgebildet, vgl. Jacobi IF. XIV, 236flF. (wo
man weitere charakteristische Beispiele findet). Vorausgesetzt
daß das uridg. Verbum selbst nominalen Ursprungs ist (s. § 447
Anm.), so zeigt also der Höhepunkt des Sanskrit wieder eine Art
rückläufiger Bewegung; man darf diese Erscheinung mit Jacobi
wohl als das Kennzeichen einer alternden Sprache betrachten, die
lange Zeit hindurch wissenschaftlichem Denken gedient hat.
686. Wortstellung. Vgl. besonders Thommen, Die
AVortstellung im nachvedischen Altindischen und im
Mittehndischen, KZ. XXXVIII, 504fe. Da im Ai. die
1 Man beachte in diesen Beispielen zugleich die passivische
Konstruktion !
§ 686.] Die Hilfsmittel des indisclien Satzbaues. 471
grammatische (und logisclie) Beziehung der Satzglieder
schon durch die grammatische Form völhg bestimmt ist,
so sind einer völlig freien Wortstellung durch die Rück-
sicht auf Yerständhchkeit keine Schranken gezogen ; das-
selbe galt für die idg. Grundsprache. Doch gibt es auch
im Sanskrit eine typische ('habituelle') Wortstellung,
welche mithin derjenigen successiven Association der
Satzgheder entspricht, die den Sprechenden am geläufig-
sten ist. Die Wortstellung des Sanskrit weicht von der
vedischen nur in wenigen Punkten ab.
Das Subjekt eröffnet, das Prädikat (Verbum oder
Prädikatsnomen) schheßt den Satz; zwischen beiden
stehen die übrigen Satzgheder. Für die Aufeinander-
folge der Objekte und sonstigen Kasus-Bestimmungen
sind die inneren Beziehungen zum Prädikat maß-
gebend; der Accusativ steht im Allgemeinen hinter den
übrigen Kasus, es sei denn daß diese phraseologisch
enger mit dem Verbum verknüpft sind. Das Adjektiv-
und Genetivattribut steht vor seinem Beziehungswort,
die Apposition kann voran- oder nachgestellt werden.
Solche Attribute, welche ,,zum Prädikat in irgend einer
Beziehung stehen", also vor allem Composita und Parti-
cipia, die den Wert eines Nebensatzes haben (s. u.),
stehen in der Regel hinter ihrem Nomen. Das Abso-
lutivum und der Locativus absolutus haben ihren Platz
habituell zmschen Subjekt und Verbum , gehen jedoch
den sonstigen Bestimmungen des Verbums voraus; der
Infinitiv steht gern unmittelbar vor dem Prädikat.
Der Vokativ und die Interjektionen \ die überhaupt
1 Die gebräuchlichsten sind ahö, ahaha, bata 'ah, ach', ä,
am 'o', dhik 'pfui' (vgl. § 237. 7), hä 'wehe', he, i 'he' (wegen des
Sandhi s. § 173. 1) ; dazu kommen einige interjektional gebrauchte
Kasusformen wie bhöh 'heda' (s. S. 226 Fuün.), distyä 'Gott sei
Dank', sädhu 'bravo' u. dgl. m. (s. Whitney § 1135, Speyer, Sans-
krit Syntax S. 326).
472 Compositum und Satzbau. [§686.687.688.
nicht in das Satzgefüge gehören, können am Anfang oder
Ende stehen oder in den Satz eingeschaltet werden ; über
den Vokativ vgl. auch § 243 Anm.
687. Die habituelle Wortstellung wird sehr oft
aufgegeben, um ein Satzglied durch einen nicht übhchen
Platz rhetorisch oder logisch stärker hervorzuheben;
auch das Metrum bedingt leicht eine veränderte, 'occa-
sionelle' Wortstellung. So tritt Inversion zwischen
Subjekt und Prädikat (bezw. Prädikatsnomen) ein, Avenn
auf letzterem ein Nachdruck liegt, wie es z. B. beim
Imperativ der Fall ist^, und besonders gern ziehen die
Konjunktion ca und andere satzverbindende Partikeln
{tat 'drum', atha 'dann', iti 'so') oder Demonstrativa,
die dem gleichem Zweck dienen (wie z. B. in ^THg(«f^~
"^JWy ittm cibravid räjä 'zu ihr sprach der König') das
Prädikat an den Anfang des Satzes; vgl. darüber Jacobi
IF. V, 335 ff. Auch die übrigen Satzbestimmungen können
an den Anfang oder an das Ende gestellt werden; der
Instrumentalis der handelnden Person (beim Passivum)
tritt mit Yorhebe an die erste Stelle, weil er ja das psy-
chologische Subjekt des Satzes bildet, ferner der Locativus
absolutus, sowie Formen des Demonstrativpronomens
(samt den damit gebildeten Adverbien), wodurch eine
Anknüpfung an den vorhergehenden Satz erreicht wii'd.
Endhch kann die Stellung des Attributs occasionell ge-
ändert werden, sogar in der Weise, daß zwischen Attri-
but und Beziehungswort andere Satzglieder treten.
688. Eine feste Wortstellung kommt den Prä- und
Postpositionen, ferner den Partikeln zu, welche den
ganzen Satz oder ein einzelnes Satzghed irgendwie modi-
fizieren, sowie allen enklitischen Wörtern. Die Nega-
1 Er kann durch die ihm vorangehenden Partikeln hanta und
auga 'wohlan' u. ä. verstärkt werden.
§ 688. 689. 690.] Die Hilfsmittel des indischen Satzbaues. 473
tionen «T na und j{j mä (vgl. §441. 2) stehen am Anfang
des Satzes oder unmittelbar vor dem Verbum, letzteres
immer dann, wenn die Negation eine enge Einheit mit
dem Verbum bildet, wie z. B. in «njWtf^ ''f* iaknömi
'ich vermag nicht, bin ausser stände'; verneint die Ne-
gation ein nominales Satzghed, so steht sie unmittelbar
vor diesem, z. B. «rflfif^^ nakicit 'nichts'.
689. Partikeln, die zur Hervorhebung (Einschrän-
kung usw.) eines einzelnen Wortes dienen, stehen hinter
diesem, so das häufige -^^ eva 'eben', ferner -^rfxj api
'auch, sogar', das leicht hervorhebende ^ sma (vgl.
§ 414. 1 sowie S. 244. 249) und ^ Iva, -^^ yathä
'wie' (iva auch 'etwa, wenigstens'). AVenn Partikeln
den ganzen Satz modifizieren, so nehmen sie in dem-
selben die zweite Stelle ein; hierher gehören t^
khalu 'freilich, ja', flif^T kila 'quidem', ött^ tävat (s.
§ 375) 'wenigstens, jedenfalls', "sn^ näma (eigentl. Acc.
S. von näman- 'Name') 'nämhch, freilich, etwa', ^ nu
'nun, also' (oft liinter dem FrageiDronomen, z. B. M nu
'was nun?'), f^cj; svit {svicl) 'wohl, etwa, wirkhch', ■^ Im
(leicht hervorhebend), f^ hi 'denn, ja' und eine Anzahl
von Konjunktionen, die § 691 angeführt sind. Ein ne-
gierter Satz mrd in diesem Fall mit na + Partikel einge-
leitet. Anfangsstellung haben jedoch ch|«HH ^ämam 'ge-
wiß, freihch' (eigentl. 'nach AVunsch'), ^cjhH ^ß'^alam
'einzig, allein, nur' (Adv. zu kevala- 'einzig'), «rj nanu
'doch wohl' (vgl. auch § 690), •r^ni; nünam 'gewiß, sicher-
lich'. Soweit es sich um Enkhtika handelt {sma, iva,
svit, ha), findet die allgemeine, bereits ui-idg. Regel
Anwendung, daß Enkhtika (also besonders auch die
enkhtischen Pronomina) möglichst die zweite Stelle im
Satz einnelimen; zu diesem Gesetz vgl. besonders Wacker-
nagel IF. I, 333 ff.
690. Im Fragesatz ist die Wortstellung von der des
Hauptsatzes prinzipiell nicht verschieden; das Frage-
474 Compositum und Satzbau. [§690.691.
pronomen (das durch Partikeln wie vä, svit, iva, nu u. a.
verstärkt werden kann) muß keineswegs am Anfang
stellen (s. § 371 Anm.). In Satzfragen ist Anfangsstel-
lung des Verbums beliebt, aber nicht notwendig. Zur
Verdeutlichung der Frage können f^f( kirn 'ne, num',
efif^f^ Tiaccit, «f^ nanu 'nonne' und "^ffq ain (mit An-
fangsstellung!) als Fragepartikeln verwendet werden, in
Doppelfragen f^fm^ kirn — ^37^ uta, fqjTi; Mm — '^snift
aiiö, f^p^ Mm — "^ vä, »t nu — »t nii u. a.
691. Da das Sanskrit keinen Periodenbau kennt
(s. § 692), so schreitet die Rede meist in parataktisch
aneinandergereihten Hauptsätzen fort; hierzu dienen —
abgesehen von der asyndetischen Anreihung — koordi-
nierende Konjunktionen oder Partikeln, die, sofern im
Folgenden nichts anderes bemerkt ist, Anfangsstellung
haben.
1. Anreihend: ^ ca 'und' (an zweiter Stelle wie
gr. T£, lat. que), "^rfq ain, ^571 uta 'auch, und' (an 2. Stelle),
■'^f^ atha und ffff: tatali 'da, dann', nim^^^^^ aparam, ^««|^
anyacca, flj}^ M ca 'ferner'; -^ ca — ^ ca, ^?jfq api —
"^jfq ajn, ^ ca — •'ssffq api 'sowohl — als auch'; «T^clHH
na kevaJam — ^ ca (^rfq «jji) 'nicht nur — sondern
auch'; «fq- naca, »rrf^ näpi 'neque'.
2. Disjunktiv: -^ vä 'oder', auch 'doch, indessen'
(an zweiter Stelle) ; ^ vä — ■^ vä 'entweder — oder'.
Anm. Mit ca und vä können auch koordinierte Satzglieder
verbunden verden.
3. Adversativ: ^ tu (an zweiter Stelle), f^TT kitu,
HfUd apitu, xiJJi param (xr^ff parqtu), ^ punah (an
zweiter Stelle), cfT ^'^ (s- 2.), "^nr^ aüiavä 'aber (sondern),
jedoch, indessen'.
4. Kausal: ff hi (an zweiter Stelle) 'denn'; j{^ tat,
r[^\\t\^ tasmät, ^tt: atah 'daher, deshalb'. Über relative
Anknüpfung s. § 369 Anm.
§ 691. 692.] Die Hilfsmittel des indischen Satzbaues. 475
Anm. Eine lebhafte Art, Sätze zu verbinden, ist der ellip-
tische Gebrauch von katham 'wie [ist das]?' und kutah 'woher
[kommt das]?' vor einem Satz, der Ursache oder Grund des vor-
hergehenden Satzes angibt.
692. Erweiterungen des einfachen Satzes. Das
Sanski'it besitzt nicht die Fälligkeit, einen Hauptsatz mit
einer Reihe von Nebensätzen zu einer kunstvollen Periode
zu vereinigen, wie sie vor allem im Griechischen und
Lateinischen ausgebildet worden ist. Ein Hauptsatz kann
jedoch durch Häufung der einzelnen Satzglieder so er-
weitert werden, daß er zwar nicht grammatisch, aber
dem Gedankeninhalt und Sprachgefühl nach einer kom-
phzierten griechischen oder lateinischen Periode gleich-
kommt. Dies wird erreicht durch die Vereinigung von
Partizipien , Gerundien , Adverbialbestimmungen und
Nominalkomposita unter einem Subjekt und Prädikat.
Der logische oder sachhche Zusammenhang der Teile
tritt grammatisch nur bei kasuellen Adverbialbe-
stimmungen deuthch zutage. So dient der Ablativ
oder Instrumental eines Abstraktums zur Umschreibung
eines Kausalsatzes, der Lokativ zur Umschreibung eines
Bedingungs-, Konzessiv- oder Temporalsatzes (vgl. auch
den Loc. absol.), der Dativ oder eine Konstruktion mit
artham (s. § 679) zur Umschreibung eines Finalsatzes.
Beispiele : ■:i(|dj»t(4i'^ctt<cn«jj»l<f| ^m^c^rc^H ätmanäm ane-
hatvän [Abi.] manasö ^py anekatvam 'weil es eine Viel-
heit von Seelen gibt, gibt es auch eine Vielheit des
Sinnes' ; ■^^TT'Wr^ fT^^fT^t eMm ahhäve tadabhäväh 'beim
Nicht-Sein dieser [ist] Nicht-Sein dieser' = 'wenn diese
nicht da sind, sind auch jene nicht da'; weitere Belege
s. bei Jacobi IF. XV, 240 ff. Hierin zeigt sich wieder
die Neigung zu nominaler Ausdrucksweise, die zugleich
eine außerordentUche Kürze des Ausdrucks ermöghcht.
Bei Gerundien, Partizipien und Composita ist die logische
Beziehung der Satzteile (abgesehen von den Regeln der
476 Compositum und Satzbau. [§692.693.
Kongruenz, die für konjunkte Partizipien und die Com-
posita gelten) nur aus dem ganzen Zusammenhang zu
gewinnen; gelegentlich wird der Kern des Satzes durch
ein atha 'da, dann' oder eine ähnliche Partikel zu
den vorhergehenden Nebenbestimmungen in Beziehung
gesetzt.
693. Das Nomiiialkompositum im Satzlbau. Die
stärkste sprachhche Kompression der Gedanken und der
Höhepunkt nominaler Ausdrucks weise wird
durch die Nominalkomposition erreicht. Indem eine
syntaktische Gruppe von Nomina, die zu einander in
einem grammatischen Bezugsverhältnis stehen, zu einem
Compositum zusammengefügt wird, bleibt es dem Hören-
den oder Lesenden überlassen, die Art jener Beziehungen
aus dem Zusammenhang zu entnehmen, vgl. z. B. 4j<^-
j{i4 \ «n f\ saliln-mul{h{a)-änita- '(durch) (der) Freundin Ver-
anlassung herbeigeführt'. Die ältere (vedische) Sprache
macht vom Compositum noch keinen stärkeren Gebrauch
als etwa die Sprache Homers. Aber die klassische Kunst-
sprache und zwar gerade die der Dichter liebt es in ihrer
höchsten Entwicklung, Composita von behebiger Länge zu
bilden: beiJusti, die Zusammensetzung der Nomina S. 17
findet man ein Beispiel aus Bhavabhüti (vgl. § 35 Anm.),
wo das Subjekt des Satzes durch 5 Composita näher be-
stimmt wird, deren Länge sich zwischen 17 und und 26
Gliedern bewegt. Der ai. Satzbau vereinigt also die
Formlosigkeit der flexionslosen Sprache mit einem wohl
erhaltenen System von Flexionsformen. Wie sehr sich
auch in der Verwendung der Komposition die Masslosig-
keit des indischen Geistes zeigt, so müssen wir doch ein
Volk bewundern, „das mit so logischem Sinn und so
energischer Denkkraft begabt war wie das, welches diese
Wortgebilde schuf" (Justi) und das zugleich eine so leb-
hafte Phantasie besaß, daß sich seinem geistigen Auge
die gerade in poetischen Werken hingeschütteten Wort-
§693.694.] Die Hilfsmittel des indischen Satzbaues. 477
komplexe zu anschaulichen und rasch verständlichen
Bildern gestalteten.
Anm. Abgesehen von den Dvandva's sind selbst die längsten
Composita zweiteilig aufgebaut, d. h. sie zerfallen zunächst in 2
Glieder, von denen jedes wieder aus 2 Gliedern bestehen kann
u. 8. f. Vgl. das folgende Schema:
A
u. s. f.
Beispiel: nlU \ rasa | paripürtia- \\\ mahä | bhändam 'ein mit
Indigo- Farbe gefülltes, großes Gefäß'.
Bei der Einfügung eines Dvandvakompositums in ein anderes
Compositum entstehen folgende Gebilde :
A
a b
(=«, ß, ...)
Beispiel: jaya \paräjaya | nirnayah 'Entscheidung über Sieg
oder Niederlage' {paräjaya- ist selbst wieder ein Compositum),
Oder: A
f=a, ß, ...)
Beispiel: atarkita- \\ gam{a) \ agamah 'einer dessen Gehen
und Kommen unerwartet ist'.
Oder: A
a-(a, ß, Y • • •)
Beispiel: sa ,i deva \ asura [\ manusah 'die Menschen samt den
Göttern und Dämonen'.
694. Indem substantivische Composita zu
Adverbialbestimmungen verwendet werden (vgl.
§ 692), ist es möglich, komplizierte Konjunktionalneben-
sätze rein nominal auszudrücken; so kann z. B. der In-
strumental ij'4<i.*<^aHch«=^H^<?m«=ft^'*lM pdryatana-drMß-
aneJia-Jcäutühala-prakatJianena (I, 2) = 'durch Erzählen
von ' übersetzt werden 'indem sie (wir usw.) die
vielen {aneka-) Wunderdinge (käutühala-) erzählten, die
sie (wir usw.) auf der Wanderung (paryatana-) gesehen
478 Compositum und Satzbau. [§694.695.696.
hatten'; ein Beispiel prägnanter Kürze ist qj^W^ pasv-
anrte (I, 2) 'bei einer Lüge über ein Kleinvieh' = 'wenn
man lügt, obwohl es sich nur um ein Stück Kleinvieh
handelt'.
695. Das Bahuvrihi-Compositum, das als At-
tribut mit irgend einem Satzghed verbunden wird, ist im
Deutschen oft durch ein Partizip, einen Relativ- oder einen
Konjunktionalsatz -R-iederzugeben; das letztere gilt beson-
ders für diejenigen Composita, welche ein Participium
Praeteriti in der § 671 besprochenen Weise enthalten.
Beispiele : NdMU|l«^c(i4^'1i: uiM^änty-eha-manäli (YIII, 18)
'einer dessen Sinn nur (eha-) auf Gemütsruhe gerichtet ist' ;
MTch<<J]f<il4«1V||'^ ^^'l 2)äl-a-ras{a)-äsvääana-präyq
suJiJtam (I, 3) 'ein Glück dessen Hauptsache (präya-,
s. § 673) das Kosten des schhchten Genusses ist' = 'ein
Glück, das nur während des Genusses süß ist'; ^^fc(w
TfTgffff: suMia-vismrta-durgatih 'sein Unglück infolge des
Glückes vergessend' ; Ti^TTT^fTf^Hfi d <=h U^ : ratna-mälä-vi-
hhüSita-Jianthah (I, 3) 'dessen Hals mit einem Kranz
von Juwelen geschmückt war'; "^Vxrr^WS^f^: cirdJia-
päda-sprUa-bhümili (I, 2) 'indem er den Erdboden (nur)
mit halbem Fuß [d. h. mit den Zehen] berührte' ; luTHT-
^r^^[ii<?=tm!ll ^rta-däsatva-hhäryatva-panäu (III) 'nach-
dem die beiden eine AVette geschlossen hatten, welche
Sklaverei [auf der einen Seite] oder Ehe [auf der andern
Seite] zum Einsatz hatte'; l%Hr|*i<^<4<4^<3Tl«T'^r'rr smita-
mukha-sakhi-datta-nayanä (YII, 1) 'indem sie die Augen
auf die Freundinnen richtet, deren AntUtz lacht'.
696. Nebensätze. Infolge der reichen Entfaltung
der verschiedenen Mittel, über welche der einfache Satz
im Ai. verfügt, ist der Nebensatz verkümmert; fast alle
Nebensätze des Sanskrit sind Belativsätze, die mit
dem Pronomen ya- und seinen Ableitungen gebildet
sind; selbst die indirekte Frage kann ebensogut mit dem
§696.697.] Die Hilfsmittel des indischen Satzbaues. 479
Kelativpronomen wie mit dem Fragepronomen eingeleitet
werden. Das Ai. ist also auf dem Standpunkt stehen
geblieben, den wir schon in der idg. Grundsprache
voraussetzen dürfen. Über die Stellung des Relativ-
pronomens s. § 369 Anm. Der Relativsatz steht gewöhn-
lich vor dem Hauptsatz, occasionell auch am Schluß (in
welchem Fall er immer durch das Relativpronomen er-
öffnet wird), kann aber nicht in den Hauptsatz einge-
schoben werden. In der Regel (jedoch nicht notwendiger
Weise) wii-d der Relativsatz dm-ch das korrelative De-
monstrativpronomen sa (und seine Ableitungen) mit dem
Hauptsatz enger verknüpft. In diesen Verhältnissen
schimmert noch deuthch jener ursprünghche Zustand
durch, in welchem das Relativpronomen ebenso wie das
Demonstrativum einfach dazu diente, als ein hinweisendes
Formwort zwei Sätze auf einander zu beziehen, wodurch
zwar eine logische, nicht aber eine grammatische Unter-
ordnung zu stände kam.
Anm. In Relativsätzen allgemeinen Inhalts kann der Optativ
als 'Modus subiunctivus' (s. § 438. 4) dienen, um das Abhängigkeits-
verhältnis zu verdeutlichen und zu verstärken.
697. Relativsatz und (B ahuvrihi-) Compo-
situm sind in ihrer Bedeutung für das Satzganze nicht
gleichwertig, d. h. sie können nicht behebig mit einander
vertauscht werden. Jacobi (Compositum und Nebensatz
S. 91) stellt für die Wahl der beiden Ausdrucksmittel
folgende Regel auf: „Wenn man aus dem Deutschen
oder einer andern modernen Sprache in Sanskrit über-
setzt, dürfen nicht alle Nebensätze dui'ch Composita
wiedergegeben werden, sondern nur die ausschmücken-
den und beschreibenden; diejenigen aber, welche eine
begrifflich notwendige oder \\dchtige Bestimmung enthal-
ten, erscheinen auch im Sanski-it als Relativsätze." Eben-
so bezeichnet der (relative) Konjunktionalsatz „ein enges,
wesentliches Verhältnis zwischen Haupt- und Neben-
480 Compositum und Satzbau. [§697.698.
satz ; Nebenumstände zeitlicher o^er kausaler Art werden
durch die Form des Absolutivum ausgedi'ückt" (Jacobi
IF. Anz. VI, 153). Der Inder ist freilich geneigt, manches
als Nebenumstand aufzufassen, was für unsere Vorstel-
lungsweise ein selbständiger Bestandteil des fortschreiten-
den Zusammenhangs der Gedanken ist.
698. Konjunktionalsätze. Wie im Lateinischen qui
für einen Kausalsatz mit cmn is stehen kann, so drücken
auch die ai. Kelativsätze oft eine kausale, konsekutive
oder finale Beziehung zum Hauptsatz aus (yah also =
'da er, damit er' u. ä.). Eine Reihe von Kasus- und
Adverbialformen des Relativums (vgl. § 403 ff.) dienen
ferner dazu, die verschiedenen Konjunktionalsätze ein-
zuleiten :
1. "^jf^ yat 'was', sovne 'daß' zur Bezeichnung von
Subjekt- und Objektsätzen (vgl. auch § 699); seltener
wird yat in Kausal- und Finalsätzen ('weil, damit') ver-
wendet.
2. ^^ yena 'wodurch', auch 'weil' und 'damit'; bei
finaler Bedeutung kann der Optativ oder Indic. Fut.
neben dem Indic. Praes. gebraucht werden.
3. -^jTf: yataJi, nm\r{ yasmät 'weshalb' und 'weil'.
4. ^^1 yathä 'wie' (in Vergleichungssätzen), ferner
'daß, auf daß, damit' in Final- und Konsekutivsätzen
(mit Indic. Praes., Fut. oder Optativ^), endlich 'daß' in
Objektsätzen nach Verba sentiendi et declarandi.
5. Tf^ yadä 'wann, als' in Temporalsätzen.
6. "^jf^ yadi 'wenn' (in Bedingungssätzen), 'ob' (in
indirekten Fragesätzen); ^^fij yady-api 'wenn auch,
obgleich' ; "?rf^ yadi — '^fk yadi 'sive — sive'.
7. ■^TT^ yävat 'wie lange, insofern als; so lange als,
während; als, sobald als; bis' (in der letzten Bedeutung
1 In der vedischen Sprache steht ausser Optativ und Futur
auch der Konjunktiv.
§698.699.] Die Hilfsmittel des indischen Satzbaues. 481
mit Präsens, Futur und Optativ) ; mit der Negation
(yävamia) 'ehe, bevor'.
Die B,elativnatui* dieser Konjunktionen zeigt sich
besonders darin, daß im Hauptsatz oft das entsprechende
Correlativum (s. § 375) steht, so z. B. in der Regel bei
yävat (tävat) ; vgl. ferner einen Finalsatz wie "?f^ . . .
^miT'^tTT cT^IHal^'diH y(^t^^^ • ' • vyäpädai/ati, tathä
'nuWüyatäm 'es soll (so) eingerichtet werden, daß er . . .
tötet'.
8. Xur die Konjunktion ^«^ cet 'wenn' {na cet
'uisi") ist nicht vom E,elativstanim abgeleitet; sie wird
neben yadi (s. 6) in Bedingungssätzen gebraucht, ced,
d. i. ca^ + id (s. § 365), steht nie an erster, gewöhn-
lich an zweiter, oft aber auch wie das Relativpronomen
an späterer (sogar letzter) Stelle des Satzes. Der cet-
Satz geht gewöhnhch dem Hauptsatz voraus, der durch
Partikeln wie tat, tatali, atlia u. ä. eingeleitet werden
kann. Zu einer feineren formalen Nuancierung der ver-
schiedenen hypothetischen Fälle ist der Inder nicht ge-
langt : der Optativ mrd gebraucht, um einen möghchen
(angenommenen) wie irrealen Fall zu bezeichnen, als
Irrealis dient außerdem der Condicionahs (s. § 414.
565 Anm.).
699. Oratio 0ll)li(iua. Die Abneigung des Inders
gegen Nebensätze zeigt sich besonders darin, daß eine
oratio obliqua nicht ausgebildet worden ist; auch die
Konstruktion des Acc. c. Infin. fehlt.^ Wenn man von
kurzen Objektsätzen (s. § 698. 1) und indii*ekten Frage-
sätzen absieht, so gibt es überhaupt keine eigenthche oratio
obHqua: die direkte Rede bleibt einfach unverändert;
1 ca bildet in der älteren Sprache auch für sich allein Be-
dingungssätze.
2 Einige Belege finden sich im RV., s. Wolff KZ. XXXIX,
490 £F.
Tliumb, Altindische Grammatik. 31
482 Compositum und Satzbau, [§ 699. 700.
als abhängig värd. sie entweder durch ein vorangeschicktes
yat, yatah u. ä. oder durch die Partikel iti 'so' charakte-
risiert. Der Grehrauch von iti ist überaus häufig; das
'regierende' Verbum des Sagens kann unmittelbar folgen
(,, " ity ahravU, ity uktam u. ä.) oder vorhergehen
(abravit: ,, " iti u. ä.).
Jede Art der Meinungs- und Willensäußerung kann
durch iti an ein Verbum sentiendi oder declarandi (in
weitestem Sinn) angeschlossen werden. Aber ein solches
Verbum ist überhaupt nicht nötig, da irgend eine Äuße-
rung durch iti unmittelbar mit jedem beliebigen Praedi-
kat oder mit einem darauf folgenden neuen Satz ver-
bunden werden kann; dann ist iti zu übersetzen 'indem
er (sie u. s. w.) so sagte (dachte, glaubte u. dgl.)' oder
'so sagte (dachte, glaubte) er (sie u. s. w.), und dann . . ."
Durch iti wird ferner nicht nur die vollständige
Äußerung eines andern, sondern auch irgend ein Citat
oder eine Erläuterung (sei es auch nur ein einzelnes
Wort) kenntlich gemacht, so daß iti völlig die Funktion
unseres Anfühi'ungszeichens hat. Vgl. auch § 236. Wenn
ein Citat, ein Spruch u. dgl. nur mit den Anfangsworten
angedeutet wird, so gebraucht man ^[(Srrf^ ityädi 'so
u. s. w.', vgl. z. B. Teerte II, 1 (Schluß) : ^^f^fj- ^ W^\f^ \
"^'TTTfT'^nft* f^^fTTfiTMTf^ ö!^ö ^ham hravimi: ,^anägata-
vanti ciiitäm'-^ ityädi 'drum sage ich „einen auf die
Zukunft bezüglichen Gedanken" u. s. w.' (der vollständige
Spruch steht am Beginn der Erzählung).
700. Durch die Partikel iti kann endlich das sub-
jektive Motiv einer handelnden Person augegeben wer-
den; der durch iti abgeschlossene Ausdruck bildet dann
eine Art Kausalb e stimm un g zu dem folgenden Haupt-
satz, z. B. -^g^rRft .T^firfTT ^r-qr ^ra^rwr^'^: m^\h^
f^rm ^W^'. ift^I nK^yälu '^rt;//" iti niatvä salajjam
adhömuJiJiäh Manam ekq, stJiitvä mithäli pröcuh (I, 1)
§ 700.] Die Hilfsmittel des indischen Satzbaues. 483
'„es ist nur ein Schakal" indem sie so dacliten [= 'weil
es nur ein Schakal war"], standen sie einen Augenblick
beschämt mit gesenktem Kopfe da und sprachen zu ein-
ander'. Aber auch hier ist die Verknüpfung durch eine
Yerbalform matvä od. dgl. nicht nötig; iti allein genügt,
z. B. f^^n wt^^ ^w^K frf^ ^ftc^r^^'T ^ f^rf^-
^>'mfx ,.diStyä jwann ayqi muktaicäuräir'-'- iti nialiötsa-
vas tena cakre milita-handhunä (III) '„zum Glück lebt er
und ist von den Räubern befreit" — in diesem Sinn [=
aus Freude darüber, daß er lebte und befreit war] wurde
von diesem ein großes Fest veranstaltet, nachdem er die
Verwandten versammelt hatte.' Trotz aller Unbehilflich-
keit des Ausdrucks erzielt das Sanskrit auf solche Weise
eine so prägnante und unmittelbare Wiedergabe der
Gedanken, wie sie sich in keiner andern idg. Sprache
findet.
SV
Verzeichnis der in der Einleitung genannten
(indischen) Namen und Sachen.
(Die Zahlen beziehen sich auf die Paragraphen.)
Akbar 18.
Agnimitra 34.
Atharva-Veda 26. 29.
Apabhraja 22.
Amarahösa 40.
Amarasiha 40.
Amaru 36.
Aiöha 17. 18.
Äranyaka 26. 31.
Aryavarta 18.
Äitar'eya- Brähmana
80.
Indoskythen 18.
Indra 15.
TJjjayim 18.
Üparnmd 26. 31.
i?^verf«. 20 ff. 26 ff.
Rtusqhara 34.
Kathäsaritsägara 37.
Kälidäsa 34.
kävija- 33.
Käslkä Vrtti 39.
Kumarasamhhava 34.
jKMm 33.
.KV-swa 36.
Ärösa 40.
Kätctsa 38.
Gitagövinda 36.
Grupta 18.
Gfhya-Sütra 32.
Candragupta 18.
Jayadeva 36.
Jayäditya 39.
Timur 18.
Damayanü 33.
Dekhau 18.
de?;« 15
Dehli 18.
Dharma- Sütra 32,
dhatupatha- 40.
iVa^a 33.
Nighantava 38.
Nirukiä 38.
Neuindische Dialekte
23.
Paficatantra 37.
Patanjali 39.
Pada-Text 28.
Pä«iwi 21, 39.
Pa?«c?« 33.
Päli '22.
Purana 33.
Päimcl 22.
Päura 18.
Präkrit 22.
Prätimkhya- Sütra
32. 38.
Baber 18.
Buddhismus 17.
Brahma 17.
Brähmana 26. 30.
Brahmanismus 17.
Bhartrhari 36.
Bhavabhüü 35.
Magadha 18.
mandala 20. 27.
Mahähhn rata 33.
Mahäbhä>ya 39.
MägadM_22.
Mälatimädhava 35.
Mälavikä 34.
MähcträMrl 22.
Mrcchakatikä 35.
Meghadüta 34.
Mäurya-Dynastie 18.
YaiMÄ 29.
Yajur-Veda 26.
Tama 15.
YösA-a 38.
Baghuvaja 34.
Ratnävali 35.
Rämäyana 33.
Vasantasenä 35.
Frtwana 39.
Yälniiki 33.
Vikramäditya 18. 34.
40.
FiÄiraworvasi 34.
Vindhya 18.
Vivasvant 15.
Tisüm 17.
Yisnupuräna 33.
Yetalapaficavisati 37.
Ffda 20. 25—32.
Vopadeva 39.
vyäkarana- 38.
ÄaÄra 18.
Sakuntalä 34.
Satapatha- Brähmana
, 30.
(S^va 17.
Sukasaptati 37.
Südraka 35.
Säurascm 22.
Srihar^a 35.
srw^i- 30.
Sräuta- Sütra 32.
hlöka- 33.
sqskrta-, Sanskrit 21.
Sq/w^ö 26. 27.
Sandrakottos 18.
Säjwa- Fe(?a 26. 29.
Säyana- 28.
Sffira 20. 26. 32.
Somadeva 37.
smrti- 30.
Hi'töpadesa 37.
Hemacandra 40.
Wortverzeichnis.
(Die Zahlen beziehen sich auf die Paracrraphen ; fettgedruckte §§ enthalten
ein Wort als Paradigma.)
A. = Anmerkung.
Abs. = Absolutivnm.
C. = Causativum.
D. = Deeiderativurn.
Den. = Denominativum.
Du. = Dual.
F. = Futurum.
Ger. = Gerundivum.
I. = Intensivum.
a- Augm. 415 ; privat.
91. 651. 669. 676.
qsa- 81.
qhas- 81.
akasmät 682.
aUi- 156,1. 344. Du.
226.
agni- 72 A. 76. 107 b.
161. 164. 268. 272,
1, 2. 656.
agra-nl- 283 A.
agre 241,4. 396.
a-gru- 102.
aiika- 80.
auga 687 FuCn.
aaghri- 280.
acirät 395
aj- 67. 108. Augm. 415,
ajra- 67. 254 a.
-am- (Suff.) 322.
a»y-506.Pf.(ved.)520,
3. P.Pt. 614,5.
at- 122,3.
atavi- 288.
anda- 122,1,
ai- s. at-.
atah 403. 691,4.
ati- 650. 651 Fußn.
Komp. 387. 392. l.b.
atyanta- 675.
atra 403.
atha 691, 1. 698.
atharvan- 15. 29.
Abkürzungen.
Imp. = Imperativ.
Impf. = Imperfectum.
Inj. = Injunktiv.
Komp. = Komparation.
Kompos. = Komposition.
N.Pl. = Nominativus Plur.
P. = Participium.
Pass. = Passivum.
Pf. = Perfectum.
athavä 691. 3.
ad- Pr. 467. 484, 4.
P.Pr. 102. Impf.
484, 4. Imp. 144, b.
Pf. 520. P.Pt. 120.
175. adya- 625 A.
adö-müla- 367.
adya- 400.
adri- 280.
adhama- 388 A.
adhara- 376. 388 Ä.
398.
adharät 398.
adhah 241,4. 399.
adhastät 399.
adhi- 169. 547 A. 2.
650.
adhika- 379.
adhipa- 248 A. 657 A.
adhunä 309. 398.
adlivan- 309. 315.
an- privat, s. a privat.
an- (atmen) L9. 98.
490.
anadväh- 343.
ananta- 91.
anantaram 240. 6.
392, 1.
ananyasama- 242, 4.
anas- 65, 1. 343.
anasvant- 343.
anägata[vant]- 328.
anit 569 A.
Postp. = Postposition.
Pr. = Praesens,
prakr. = prakritisch.
Prek. = Prekativ.
Pt. = Praeteritum.
s. = siehe.
St. = Stamm.
Suff. = Suffix.
"W. = Wurzel.
anila- 69. 254.
anu- 171. 237,6. 322.
650.
anüka- 322.
Anudätta- 55 a. 1.
anudra- 91.
Anunäsika- 54, 2 (S.
43).
anumata 657 A.
Anusvära- 54, 2 (S.
43).
anehas- 332 A.
anta- 249.
antama- 388.
awtor- 85. 88,1. 241,
4. 242, 5. 403. 3.
650.
antara- 238, 5. 376.
388.
antika- '256. 322. 389.
anna- 120 (s. auch
a(i-).
anya- 240, 5. 376.
anyacca 691, 3.
anyatara- 376.
anyatra 403.
anyatliä 404.
anyedyuh 679.
an^ÖM^a[w] 659 A.
anvafic- 321.
anvaya- 171.
ap- s. rtj»- (Wasser).
oj?a- 650.
486
Wortverzeichnis.
apakrtya- 657 A.
apabhrqsa- 22.
apama- 388 A.
apara- 376. 388 A.
aparam 691, 1.
apas- 108.
apäüc- 320.
ajpi373.650.651FulJn.
689—691.697,6.
apitu 691, 3.
apsaras- 332.
abudh- 162.
«&/«'- 650.
ahhika- 322
abhidha 260.
abhidhäna- 657 A.
abhut s. abudh-.
aMm-102(S.75).107c
(s. auch bJm-).
amitra- 113 a.
owi- s. asöw.
amü- s. asäu.
amba 259 (S. 179),
anibhas- 111 A. 113b.
ayam 363 fi". icZawi
349, 5.
ayuta- 382.
or- Pr. 476. C. 587.
aritra- 12.
aridama- 667.
crrÄ-a- 133 (S. 99).
«r5r/ia- 133 (S. 99).
arc- 133 (S. 99). Pf.
520, 3.
arciin)- 272, 2 (S.
185).
ßrfÄa- 316. 607. 608,
1.
arthatah 403.
artham' 2A\, A. 679.
arthaya 394.
arthin- 316.
ßri/ie 241, 4. 396.
ardAa- 376 A. 383.
ar^a- 15.
aryaman- 306.
arvant- 340.
arÄ- 133 (S. 99).
a7rtm 238, 6. 651.
alpa- 86 a. Komp.
389.
ava- 650.
avagraha- 49.
avama- 388 A.
amm- 376,4. 388 A.
avaric- 320.
at;i- 59. 65, 1. 230. 232.
278.
avyayibhava- 680.
O6-(essen)Pr.453.508,
F. 589.
as- (erreichen) Pr.
499. Pf. 81. 520, 3
asiti- 382.
asman- 134. 230 (S.
155). 231.
asri- 280.
ös'nt- 120 A.l. 275.
276.
asva- 63. 71. 125. 164.
165. 230(8.154). 233.
274. 353 (S. 242).
,>J.P1. (ved.) 245.
asva 259.
asviya- 72 A.
ßstrt- 122, 2. 139. 381.
■ (ved.) 77. 160.
a'^ta-bhaga- 383.
fls- (sein) 63. 102(8.75)
103. 107. 150. 419.
421. 425. 427. 531.
654. Pr. 448 a. 484,
4 A. 488. P.Pr. 324
A. 3. Imp. 158, 2.
Augm. 415. Impf.
489 A. 1. Pf. 520.
Opt. 437.
as- (werfen) 541 A. 4.
569.
asan- s. asrj-.
asi- 89, 2. °
asura- 15.
as);;'- 341 A. 2,
as«« 173. 366.368.
asta- 103, 1.
asthi- 344.
asmath'te 352. 679.
asmad- s. aham.
asmadiya- 356.
rt/i- 529.
rtAan- 341. 656.
o/iam 127 A. 351 flf.
357.
aharnimm 237, 4. 392,
1. 658 d.
ahaha 8. 471 Fußn.
ahö 173. 8. 471 Fußn.
ahvam s. /lit-.
ä S. 471 Fußn.
ä- Praep. 240. 650.
Postp. 245 (8. 168).
akarnay- 644 (s. auch
^aryjff-).
akliyd- 657 A.
f7yi- 108.
rtfj- 98.
ätman- 91. 98. 107 e.
354. Dekl. 259 (8.
179). 272,2. 305.
atmanatrt'tya- 666.
ätmaneimdam 411.
ätmlya- 356.
-äcZi- 673.
-adika- 673.
äditah 403.
fM^a- s. öd-.
-ädya- (zu ö(?z-) 673.
oj5- (erlangen) 109 a.
641 A. Pr. 499. Pf.
520, 1. Aor. 541.
F. 567. Pass. 579.
C. 586, D. 600. 605.
Abs. 638. P.Pt, 612.
614, 8.
äp- (Wasser) 145.
318, 1,
apas- (ved.) s. apas-,
am 8. 471 Fußn.
amitra- 113 a.
ämisa- 257.
ämbhasa- 113 b.
ämredita- 659 A.
äyun- 272, 2.
äyu~^- 108. 187. 331.
333, 2.
aranyaka- 31.
äliug- 133 b (8. 100).
avasatka- 255.
dm/j 651.
äsi's- 334 A. 2.
am- 66. 125. 278 b.
392,
äs- (sitzen) 158, 2. 423,
424, 435. 531. 569.
Pr. 439. 448 b. 484,
3. äddhve 158, 2.
äs- (Mund) 75,3,
astham s, «s- (werfen).
"Wortverzeichnis.
487
äsmaka- '6b6
äha s. ah-,
ähö 689.
i (Interj.) 173. S. 471
Fulbn.
i- (gehen) 59. 72.74,1.
88,1. 102 (S.75). 103,
1,2. 104. 107 b. 420.
422. 423. 425. 439.
448. 643. Pr. 439.
481. Imp.420. Pf.
520. F. 567. 568. 0.
587. Ger. 626. P.Pr.
328. 375, +abhi-
237,3. +rtm 237,1.
-\-upa- 237, 1.
i- (Pron.-St.) s. ayam.
iag- 586.
idä {ilä) 122 A.
iiah 403
itara- 376. 388.
üi 171. 236. 403,2.
687. 699 f.
itihasa- 682.
ittham 404.
id 398. 400.
idam s. ayam.
idänim 399.
idha (prakr.) 407.
idhma- 108.
indra- 15. 161.
indräin 288, 2.
iyant- 375, 1.
iva 407. 689.
i§- (senden) Pass. 581.
■ 0. 586, 3.
is- (wünschen) 151. Pr.
■ 476 b. Pf. 520,2.
ista- s. yaj-.
iJia 407.
tks- 411. Augm. 415.
Pr. 471. Pf. 532.
F. 566. 569. Pass.
580. C.586,2. P.Pt.
616. Inf. 633,2.
Idrs- 375.
ir- C. 586,2.
trma- 96 b.
U- Pr. 484,6.
Isvara- 254 b A.
ih- Pr. 471. 586, 2.
ukta- s. uac-.
uktavant- s. vac-.
MÄ:fi- 279.
Mcm- 322.
uccaihS93. K9mp.387.
ucchrita- s. sH-.
Uta 690. 691, 1.
uttama- 387.
Mitera- 376,4. 387.
t<(^- (Praep.) 322. 650.
Komp. 387.
lul- (benetzen) Pf.
(ved.) 520, 2 A.
udaTic- 321.
udan- 313.
udarcis- Komp. 386.
Udätta- bb A. 1.
udyama-hhrt- 318. 2.
itdreÄ:«- 133 (S. 99).
wnfZ- Pf. 531.
upa 61. 237,6. 650.
upagraha- 657 A.
upadpsaka- 256.
upapada- 667.
upama- 388 A.
«2?an 241, 4.
upasänti- 657 A.
upänah- 319 A.
ubhaya- 376,2.
t«i/imi 380, 2 A.
ttm- 389.
uianas- 332 A.
M3- 122, 2. 520, 2 A.
usar- 233.
usar-bhut 233.
Msas- 332. 333 A.
üdha- s. va/i-.
MöfÄar- 111. 341 A.l.
i<r«a- 87. 96 b. 264.
ürnomi 499 A.
ürdhvam 240, 6.
iirmi- 9tj b. 280.
üh- Pr.471. C.586.3.
f s. ar-,
rkm- 92.
fc- s. arc-.
rta- 255 a.
rte 237, 6. 396.
m- 278 a.
rsti- 15.
eyta-74,2. 376,2. 380.
ekatama- 376, 1.
ekatara- 376, 2.
ekadä 405.
ekädasa- 380, 1.
ekaikah 170. 659 A.
etofi 8. (?sa-.
etadrS- 375.
etävant- 375.
erf/i- Pf. 532.
ed/ifl- 74. 108.
ewa- 362.
emi 8. i- (gehen),
em 400. 407. 689,
eva- 74,2. 399.
evam 399. 407.
esa 358. 361.
öjas- 75. 133 (S.IOO).
ostha- 75.
Äa- 124. 128. 133 (S.
100). 371. 373 f. 395.
kakubh- 318,2.
kaccit 690.
/t-ßto- 99.
ka'tuka- 87.
Ä:atem- 65,1,2. 128.
388.
kati 375.
kathqcana 373.
/cafAam 373. 404.
691 A.
kathamapi 373.
kathay- 608, 1.
Ä:a^Ää 260. 404. 608,1.
682.
kadä 373. 405.
kadäcit 373.
kanistha- 389.
kaniyas- 389.
kanyä 312 A. (s. auch
kaniyas-).
kapi- 278 a.
kaprtli- 162.
A-awJ- Pr. 477 a. P.Pt.
614, 7.
Ärar- (machen) 21. 92.
94a,b,c. 102 (S.75).
128.133.165.589.643.
Pr.502.Imp.498A.
2. (ved.) 421, IV,A.
Pf. 106. 416, 4. 426.
488
"Wortverzeichnis.
430. 435. 513. 516.
519. P.Pf. 338. 530.
582. Inj. 441. 'Aor.
538. 539. 547. 550.
Prek.563,3. F.565.
574. Pass. 577, 1.
C, 584. D. 601 b.
Ger. 624. 626-628.
1. 451. Inf. 632. 633,
2. Abs. 637. 638.
Kompos. 651. 653.
654. 667, 2, 3, 4.
kar- (streuen) Prek.
563,3. Pass. 577,2.
-kara- 667, 3.
kar an a- 252 b.
karkata- 128.
karkara- 256.
karkaSa- 256.
kar»a- 87. 644.
karnatä 266.
kart- Pr. 476. F.
568.
kartar- 303.
kartua (ved.), kartva-
(ved.) s. kar-.
karman- 308,2. 314.
kars- Pr. 475. Pf.
518, 1. Aor. 560.
Pass. 576. Abs. 641.
karsü- 87.
kal- 644.
kalatra- 254 c.
kalusa- 128. 257.
kalp- 93 A. C. 583.
kalpana 264.
kalya- 123. 124.
kavi- 83. 607,3.
kaviy- Den. (ved.)
607, 3.
kascit 149. 373.
kasmat 395.
kämam 392, 1 a. 689.
kamin- 316.
kämiika- 256.
käla- 128.
kavya- 33.
AflÄ- Pf. 524, 1.
ki- s. A-«-.
kjvadanti- 682.
kikara- 372.
Ä?:f« 691.
Zrj>?a- 99.
Am 133 (S. 100). 238,
6. 392, 1 c. 689. 690.
691 ; s. auch ka-.
\kiyant- 133 (S. 100).
328. 375.
kiyedha 144 a.
kir- s. kar- (streuen).
kila 689.
Aldrs'- 133" (S.'IOO).
3°75.
ku- 669 A. 5. 676 A.
s. ferner ka-.
kutl 21. 99.
kuiah 403. 691 A.
Awfra 374 c. 403.
kup- 128. Pr. 463. 466.
473. P.Pt. 463.
kumbha- 136.
kula- 95 a.
kuha 407.
küthära- 87.
Mj^a- 62. 128.
Awr^i- Pr. 462. Pf.
524, 2.
kr- s. kar- (machen).
krcchra- {krcchräf)
° 114A.2. 395 b.
krt- s. kart-.
krtam 238, 6.
krtin- 316.
Icrtu- (krtvah) 384 a.
Jcrp- (Gestalt) ved.93A.
krp- (jammern) ved.
° 114 A. 2.
krpana-, krpan-atc
Den. 454.
krpäna- 124.
Ar^ö^tt- 281.
Ars- s. kars-,
Jct:H- 278a.
A^j)- s. Aö?p-.
ketu- 221 A. 2.
kevata- 87.
Aemto- 689. 691, 1.
kösa- 40.
käupma- 252 b.
Ara^tt- Dat.S. (ved.)
272, 2.
Ara«(Z- I. 596, 4A.1.
kram- Pr. 471. Pass.
411. Pf. 524, 3. Aor.
554. F. 568. C. 584.
I. 596, 3 a. P.Pt.
98. 614, 7. Inf. 633,
1. Abs. 639. 641 A.
643.
kravis- 128. 332,2.
krl- i28. 283 A. Pr.
453. 467. 507. P.Pr.
324 A. 3. Pf. 526.
Ger. 624.
An(?-Pr.462. Pf. 524,
2. F. 566. C. 586, 2.
Inf. 633,2.
kritdh- Pr.473. P.Pt.
614, 3.
krus- Pr. 470.
kröstar-, kröUu- 271.
299 A.l. ■■
kva 398.
ksanena 393 a.
Maira- 15. 83. 153.
156, 1.
Man- 156,1. Pr. 501.
■ P.Pf. 614, 5.
Mam- (erdulden) F.
■ 569. C. 584.
kmm- (Erde) 156, 3.
Maya- 107 b.
Mar- 156,3.
Mara- 156.
Asi- (herrschen) 156,1.
Asi- (vernichten) 156,
■ 2. Pr. 499. Pass.
107 b. 578. 581. C.
584. P.Pt. 620.
kii- (wohnen) 156, 1.
ksiti- (Vernichtung)
'102 (S. 75). 107 b.
156, 2.
ksiti- (Wohnung) 156,
■ 1. 279.
Asip- Pr. 475. Pf. 416,
4. 518,1. Pass. 577,1.
ksipra- 254 a. Komp.
389.
khra- 15. 153.
k'subh- C. 592.
ksetra- 15.
khandasah 406.
khaii- 98.' Pf. 518,3.
F. 569. Pass. 577, 2.
P.Pt. 98. 614, 6.
Abs. 639.
khalu- 689.
Wortverzeichnis .
489
khäd- 136, Pr. 477 a.
Pf. 524,1. Pass.579.
D. 602.2.
khid- P.Pt. 620.
ÄÄ2^ä-133A.Pr.484.1.
Pf. 528. Aor. 541
A. 2. Pass. 578, 2.
P.Pt. 614,8.
-ffa- 667, 1.
gacchati s. gam-,
gaja- 387.
gana-, 21. 84. 99.
ganasah 406.
gaii- 89, 1.
gad- Pf. 524, 3.
^aw- 82. 88, 1.89,1.90.
107e.l30. 133(S.99).
151. 248 A. 318,2.
427. Pr. 460. 472 a.
Pf.l07e. 517.518,3.
P.Pf. 90. 338. 530.
Aor. 82 A. 1, 2. 541.
549.1. F. 569. 574.
Pass. 577. C. 584.
D.602,3. P.Pt. 612.
613, 617. Inf. 632.
633.2. Abs. 641 A.
643. 644.
gar- (verschlingen)
95b. 96b. 132 A.
Pr. 475. Pass. 577.
C. 586. 3. I. 596,
3 A. 2. P.Pt. 620,2.
gar- (wachen) I. 596,
3A.2.
garlyas- s. giiru-,
garh- Pf. 524,1. Pass.
579.
gal- i. 596, 3. P.Pt.
615.
gala- 130.
gava- s. gö-.
gä- (gehen) Aor. 538.
547 A. 2.
oä- (singen) 109 b. 110.
133(8.100). Pr.474,
3. Pf. 528. F. 567.
Pass. 578, 2. C. 587.
588. P.Pt. 614, 9.
Inf. 632,2.
gatu- 110.
gätra- 254 c.
gäthä 266.
gäh- Pass. 579.
gir- (verschlingen) s.
gar-,
gir- (Lied) 96 b. 299
A.2.
giri- 95 b. 132 A.
278 a.
gir s. gir- (Lied).
guda- 122 A.
Chtina- 105.
gunavant- 328.
gv^- Pf. 517.
gurn- 95 a. 102 (S.75).
130. 277. 278 b.
Komp. 335. 389.
guh- 143 b. Pr. 471.
Pf. 524,1. C.586,3.
Ger. 625, 1.
gr- s. gar-,
grbhäy- (ved.) 466 ; s.
auch grah-.
grha- 99. 121 A.
grhya- 32.
geha- 99.
gö- 11. 107 c. 130. 164.
222 a. 295. 656.
qötama- 113 a.
'göla- 122 A.
gautama- 113 a.
grabli- (ved.) s.grah-.
grah- 83. niA. 121 A.
Pr. 453 A. 458 A.
466. Imp.507. Pf.
518, 2. Aor. 453 A.
553. 555. 563. F.
569. D. 603. P.Pt.
453 A. 615. Inf.
633,2. Abs. 639.
graha- 111 A.
grämanl- 283 A.
ghat- 256.
ghataka- 256.
gharma- 131. 253.
gJias- 157, 4 b. 496.
ghäta-,ghatag- (Den.)
I 588 A.
\ ghürn- Pr. 454. Pf.
524,2. C. 586,2.
\ ghrtavant- 329.
-ghna- 667, 1 (s. auch
I han-).
ghra- Pr. 472 b. Pass.
578, 2.
ca 54 a, 1. 63. 132 a.
687.691.698,8Fußn.
cakara- s. kar-.
cakäs- 496.
cakrvqs- s. kar-.
cakra- 86 b.
cakrus-, cakre s. kar-,
caks- ■ 157, 1, 3, 4 A.
Pr.484,5. Pf. 524, 2.
caksus- 158, 3. 187.
3"30'.
catula- 254.
catuh 384 a.
catur- 132 a. 380,4.
caturtha- 380, 4.
j cattcftaya- 385.
j catväras s. catur-,
catvärisat- 382.
cana 373.
candramas- 332.
capala- 254.
cam- 471.
car- 132, 3. Pr. 470.
Pf. 518, 3 A. 523.
Pass. 579. I. 596,
3 b. P.Pt. 615. Inf.
633, 1.
car an a- 252 b.
cara- 388 A.
cal- 0. 584. P.Pt. 615.
caruta 266.
ei- (bemerken) Pf. 518,
3A, Abs. 643.
ci- (sammeln) Pr. 456.
499. D. 601b.
cit (Partikel) 132 a.
373. 374. 398. 400.
cii- (wahrnehmen) 144
A. Pr.470. Pf. 427.
D.601a. P.Pt. 617.
citti- 144 A.
cintay- (Den.) 608, 1.
Pf! 532. P.Pt. 617.
618. Abs. 644.
cintä 262. 608, 1.
cira- 392,1b. 608,2.
679.
ciräy- (Den.) 608, 2.
cumb- Pf. 524,2.
cur- Pr. 467. 477 a.
490
"Wortverzeiclinis.
curna- 607, 1.
cürnay- (Den.)Pr.607,
1.' P.Pt. 617.
cet 698, 8.
cetas- 331.
ccd s. cet.
cest- Inf. 633,2.
ci/ü- 132 a.
chad- Pr. 477 a. P.Pt.
620.
chaga{la)- 254.
chäyä 151.
cMd-lo\. Pr 457.505.
Pf. 416, 3. 511.518,1.
Aor. 541. 547 a. F.
567. P.Pt. 120. 619.
-ja- 667,1.
jak^- Pr. 496. Imp.
157,4,6. P.Pt.614, 8.
jagdM s. jaks-.
jagmiväs- s. gam-.
jcwghä 80 a.
jathara- 87.
jan- 65, 2. 98. |107 e.
260. Pr. 473. Pf.
513.518,3.519. Aor.
542. P. 569. Pass.
581. C.584. P.Pt. i
614,6. Iijf. 6.34.
Jana- 65, 1, 2. 249, 1.
Janas- 63. 65,2. 126.
230. 232.
janitar- 69.
jantu- 281.
janman- 314.
jamhuka- 256.
jambh- 256. I. 596,
3 a.
jambha- 65, 1 c. 78.
iör-96b. 102. Pr.473.
Aor.(ved.) 554. Pass.
581. 0. 584. P.Pt.
620.
jarä 262. 347.
jaW- s. jar-.
jarimä 102.
jartu- 87.
ia/w s. Äan-.
jagar-ü s. ^ar- (wa-
chen).
jätakam 682 A.
/äni- 132 b.
yäWM- 65,2. 106.
jara- 98.
jj- 76. 107 b. Pr. 470.
Pf. 518, 3 A. Aor.
547 b. 563, 1. D.
601b. Ger. 624 Inf.
632. Abs. 638.
[ -jit- 318, 2. 667, 2.
Ißrija- 96 b. 102.
]jiv- Pr. 459. 471. Aor.
i 552 A. F.566. Pass.
I 580. 0. 586,2. 588.
' P.Pt. 615. Inf. 633,2.
fiva- 60. 132 b. 249.
j jivana- 252.
Ijivita- 255 a.
jus- Pr. 75, 2. Pf.
518, 1.
jupta- 126.
jiihomi s. JiH-.
jmibh- Pf. 524,2
jetar- 107 b. 303.
\jo_sa- 249.
j joßtar- (ved.) 75, 1.
! -JHÖ- 667, 1.
\jnä- 80 b. 109 e. 126.
248 A. Pr.508. Pf.
416.1. 528. Aor.
539. 542 A. 2. 557..
Pass. 578, 2. C. 587.
P.Pt. 614,8. Ger.
624. Abs. 638. 642.
644.
jnati- 279.
jhäna- 252 a.
jyä 132 b.
jyayas- 389.
jyestha- 389.
jyötis- 120 A. 2. 331.
jval- Aor. 552. F. 569.
C. 584. I. 596,2.
P.Pt. 615.
dindima- 122, 3. 253.
diyate s, dlyati.
ta- 65, 1 c. 68. 74, 2.
78. 167. 349. 358—
362. 375.
taku- 272,2.
faM- 156,1a. Pf. 517.
524.2, P.Pt. 616.
taUan- 156 a, 1. 309,
313.
; tatß- 21.
[ taiaka- 21.
' tad- F. 512.
' ta'daga- 21.
\tai 392 c. 687. 691,4.
[ 698,8 (s. auch ta-).
tatah 403. 691 , 1.
698, 8.
tati 375.
I tatpurum- 660.
! toira 403, 3.
tathä 407.
fodrt 405.
tadlya- 359.
ton- 56. 88,1. 106.
467. Pr. 500. 501.
Pf. 519.(8.360). 522.
523. 577,2. JJ. 602
A. 1.
tanu- 91. 118.
tanii- 291.
tap- 106. 237, 3. Pr.
473. Pf. 523. Aor.
(ved.) 139 A.
tapas- 114. 237, 3.
Den. 607,4.
tarn- Pr. 474, 2. P.Pt.
614, 1,
tanias- 331.
tamasvant- 328.
tar- 95 A. 107 d. 448.
519. Pr. (ved.) 501 A.
Pf. 523 A. Aor. 547 a.
C. 584. D. 601b,
P.Pt. 620. Inf.633,1,
2 A. Abs. 641. 644.
tari- s. tar-.
taru- 95 A. 278 b.
taruna- 288, 5. Den.
608, 2.
tarp- P.Pt. 139. 617.
tar-ild) 400.
ifar.§- 65, 1 c. 465.
tavifa- 104Fußn.
tasmät 691, 4 (s. auch
ta-).
to^ 361(8.249). 365 c.
398.
iädrS- 165, 1 b. 375.
tära- 65,2. 107 d.
tdvaka- 356.
tävat 329. 392, 1 c.
689.
Wortverzeichnis.
491
tävant- 328. 375.
tirah 651.
tirascä 393 b.
tirt/afic- 321. 322.
tisthami s. stha-.
Usras 148 b. 380, 3.
hl 400. 691, 3.
tud- 102. Pr. 449 b.
467.475. P.Pr.324
und A. 2. Pf. 428.
511.616 b. P.Pf 530.
Aor. 563. P.Pt. 620.
tur- (tur-) s. tar-.
turana-, Den. turan-
tjami (RV.) 608,3.
tunya- 380,4.
fMr?/a- 380,4.
tul- 112.
iwZä 86 a. 95 a. 112.
tulya- 238,1.
tuvam (ved.) s. tvam.
tuvi- 104A.Fui:m.
tuS- Pr. 473. Pass.
'581. P.Pt. 614, 3.
617.
tusmm 399.
/i.'_ s tctv~
trüya- 380, 3. 383.
fr^)- 8. tarp-.
trpti- 114.
irs- 8. tors-.
fnsnä 83. 264 a.
irh- (ved.) 505 A.
tejas-, tejasvin- 316.
iz/aj- Pf. 511. 524, 3.
Aor. 547 a. F. 568.
Pass.579. P.Pt. 614,
2. Ger. 625. Abs.
. 638 c. Instr. 238, 1.
traya- 385.
trayi 385.
tras- 118. Pf. 523 A.
P.Pt. 614 4.
trä- P.Pt. 632.
tri- 70. 380,3.
trih 384 a.
trisati-{tania-) 382.
tritaya- 385.
trimürti- 17.
frmi- 319 A.
im- 118.
toae- 318,1.
tvadlya- 356.
feaw 72 A. 351. 352.
tvar- Pf. 524, 1. P.Pt.
615.
tvävant- 329.
-cia- 248 A. 667, 1.
dqs- s. das-,
daia- 81, 1.
danträ 265 b.
dalisina- 153. 376. 4.
c?a»dä- 21. 122,1.
danday- (Den.) 607, 1.
dadhi- 344.
danta- 346.
(^om- 69. Pr. 463. C.
584. 585. P.Pt. 98.
dama- 65, 1 b.
damitar- 98.
damyatl 226.
da^- (teilen) Pr. 474,2.
Pf. 532, P.Pt. 615;
8. auch c?rt- (teilen).
day- (sich erbarmen)
c. Gen. 241, 3.
dar- Pass. 577. 2.
dar.l- 65, 1 c. 85. 92.
102. 106. 139. 154.
165, 1 b. 419. 421.
Pr. {paiyati) 473.
Pf. 513. 518,1. Aor.
538 A. 541 A. 3. 542.
547 a. F. 567. Pass.
577. 0.583. 1.596,
4. D.599. Ger. 625.
628. Inf. 632. Abs.
638.
das- 81, 1. 89, 3. 120.
Pr. 449 b. 471. F.
570. Pass. 577. Inf.
596, 3, a A.
dasa Mal. 89,1. 120.
dasat- 385.
dasana- 252 b.
dah- 133 (S. 100). Pf.
523. Aor. 547 a. F.
568. Pass. 579. I.
596, 3 aA. D.602,2.
P.Pt. 143 a. 614,1.
Inf. 632.
da- (geben) 69. 109 a.
119. 144. 421. 429.
430. Pr. 450. 492.
495. P.Pr. 323. Pf.
627. P.Pf. 530. Aor.
537.547A.1. 563,2.
F. 566 a 571. 573.
Pass.578,2. D.601a.
P.Pt. 109 a. 614,8.
Inf. (ved.) 2.30 (S.
155). 631. Abs. 638.
642.
da- (teilen) Pr. 474, 2.
(i«tor-65,2.29S.300.
däna- 66.
däru- 65, 2.
däruna- 252.
däha- 1.33 (S. 101).
dina- 59. 252 a.
div- s. dyo-.
divasa- 257.
divaspati- 666.
divya- 111. 250.
dU- (zeigen) 54 a 1 .
107 b. Pr. 475. Pf.
518,1. Aor. 541.559.
F. 567. 571. P.Pt.
614, 2.
dis- (Gegend) 152. 154.
165, 1 a. 318, 1.
diHyä 393. S. 471
Fußn.
dih- 136. 143 A. 1. Pr.
482. P.Pt. 614,2.
dl- s. dip-.
dlks- F. 566.
rfi^- Pf. 524,1. C. 588.
dtpa- 257. 588 A.
dipü- 279.
dlyati 122,3.
dirgha- 96 b. 109 d.
131. 249. 389.
dirghayus- 332.
dw- 111. 467. Pr. 473,
F. 569. P.Pt. 614.
10.
duhkha- 669 A. 4.
durhala- 261.
durmanns 64.
duväu (ved.) s. dva-.
dm- Pr. 477 b. C.
586, 3.
dmkrta- 182.
dws-°182A. 651. 669.
: 676.
*Ji- 137. 142. 143. 152.
492
Wortverzeichnis.
Pr. 480. Aor. 560.
F. 567.
duUtar- 69. 299.
düdäsa- (ved.) 184,
lA.
data- 255 a.
dura- 254 a. 386.
düratah 403.
düratarena- 393 b.
dürät 395 b.
dürena 393 b.
drdJia- 389. 612.
drs- (sehen) s. dars-.
äri- (Auge) 318, 1.
-drs-, -drsa- 375.
drsad- 318,2.
dKs/i- 99. 139. 279.
S-Ji- P.Pt. 143 b. 612.
äeva- 15. 71. 77. 111.
113 a,c. 244. 245.
259. 361.
devata 266 a.
devatät- 165, 1 a.
deva-tta- s. «i«-.
devanägari 42. 43
devay- (Den.) P.Pr.
324 A. 2.
devar- 299.
devin- 111.
fZm 109 b a; c ß A.
161.272,2.282.285.
286. 287 A.
desa- 107 b. 249,1.
deJia- 74, 1. 136.
daiva- 113 a.
däivatah 403.
däivya- 113 c. 250.
cZöte , dölay- (Den.)
607, 2.
f?ös- 342.
dyam s. rf^o-.
rZyiii- 120 A. 2. Aor.
541.
dyüta- 255 a.
dyö- 11. 111. 296.
dyau- s. d^o-.
drä- (laufen) 596, 4.
drä- (schlafen) 260.
drcik 399.
dräghistha- 109 d. 133
(S. 100).
dru-Yi.b\l. Aor. 542.
543. C. 584.
druh- 143 a. 316. Pr.
473.
druh- (schädigend)
137. 165,1a. 318,1.
drölia- 316.
dröhin- 316.
dva- 72 A. 226. 245.
380, 2.
dvandva- 658.
dvaya-, dvayl 385
a, b.
dvädasa- 380, 2.
dyära- 71. Du. 226.
Instr. 244, 2.
dvigu- 662.
dvitaya- 385 a, b.
dvitiya- 380,2. 383.
dvipad- 162. 317.
380, 2. 671.
dri.s- 150. 158, 2, 3.
165, Ic. 334 A.l.
428. 432. Opt. 437.
Pr.459A.479. Ger.
625, 1, 2.
dvis{dvih) 120. 384a.
-dha- 407.
dhanada- 248 A.
dhanin- 386.
dhamismattä 266 a.
dhanvan- 315.
dÄay-74,3.77.109bA.
474. 3.
rf/iar- Pf. 518. 3. Aor.
539. Pass. 577. 0.
592. P.Pt. 614,4.
dharitar- 288,2.
dharitrl 288, 2.
dharma- 32. 253.
dharmabudh- 318, 1.
386.
dharmavid- 318, 1.
rf/mrs- 458 A. 499.
dhä- 64. 69. 102. 104.
109 a, c A. 121 A.
137. 144. 157, 4 A.
416,3.421.427.430.
432. Pr. 492. 495.
Opt. 437. Pf. 528
Aor. 538. 547 A. 1.
550. Pass. 578, 2.
D. 601 a. P.Pt. 614,
8. Ger. 624. Inf.
631. Abs. 638. -\-vi
c. Acc. 237.
dhätar- 97. 303.
dhcitti- 219. 281.
dhaüqmtha- 40.
dhäman- 310. 314.
dhärä 110.
dhäru- 77.
dhärmika- 256.
\dhäv- 110. Pr. 470.
! 524, 1. F. 569.
I dhäv- (ved., abspülen)
I 109 c ß.
dhik 237, 7. S. 471
I Fußn.
dhi- 72. 283. 284. 286.
dhimant- 327.
dhlra- 254 a.
dhü- 107 c. Pr. 499.
Aor. 548 A. 0.586,
2. P.Pt. 614,3.
dhuta- s. (i/iay- (ab-
spülen).
dhüma- 55 A. 1. 62,
121. 2.53.
dhfirta- 613.
dhr- s. dhar-.
dh'rsnu- 281.
dhrsnömi s. dhars-.
dh'enu- 72. 74, 3.' 77.
109 b A. 273. 274.
dA^a-Pr.474, 3. Pass.
578,2. 0 er. 624. Abs.
638.
dhruk- s. druh- (schä-
digend).
dhvar- P.Pt. 613.
na 79. 688. 689.
naktam 399.
nakha- 129 A.
nagara 83.
nagari 288, 5.
«o«( 691, 1.
narfi 72. 285 ff.
nanandar- 299.
naw« 689. 690.
nand- Pass. 580.
waj^ät- 318,2.
naptar- 299.
nahhas- 111 A. 117.
nabhlla- 254.
nawi- 522. Aor. 557.
Wortverzeichnis.
493
F. 668. C.594. Abs.
644. +pra- 83.
namas- 331.
nar- 288, 1. 299.
nara- 288,1.
?i«rf-Pr.473. 1.596,4.
+jprö- 83.
nava-(^) 55 A. 1.
nava- (neu) 71. 249, 1.
navina- 252 A.
na^- 139. Pr. 473. Aor.
541. F. 570. +^m-
83.
nas- 103. 1.
nah- 143 A. 2. 319 A.
P.Pt. 614,1.
nathavant- 328,
nänardyate 596, 3 b
A. 2.
»Jana 400.
nöpi 691, 1.
näma (Adv.) 237, 5.
689.
naman- 78. 107 e. 111.
228.237,5.246.304.
310. 688.
näri 288, 2.
«i- 650.
nighantu- 38.
«i/a- 21.
nitaräm 388.
nitya- 21.
nityam 392, 1 b.
nityasah 406.
nidrä 260.
nM2(Z- Pr. 476 a A. Pf.
524, 2. Pass. 580.
P.Pt. 616.
nirgranthu- 38.
nirnaya- 184, 1.
nivartin- 657 A.
niväsin- 316.
nis-, «isrt 346.
niScaya- 183.
nisanua- s. sarf-.
nißramana- 657 A.
nisputra- 182 A.
ms- (ni/i-) 182 A. 650.
m- 83. 'Pr. 470. Pf.
517.525. P.Pf. 338.
530. Aor. 546 b.
Conj.(ved.)548. F.
568. Pass. 577, 3.
P.Pt. 614,9. Ger.
624. Abs. 638. 641.
+pari- 83.
-m- 283 A. 667, 1.
ntca- 322.
ntda- 122,2 b
nu 61. 400. 689. 690.
nut{a)na- 252.
nünam 400. 689.
nrpa- 248 A.
ned'iyas- 389.
nemo- 376, 3.
nätf- 77. 220,1. 232.
293.
nmika 267.
näustha- 148 c.
nyanc- 321.
-j>a- (trinkend) 248 A.
667, 1.
-^Ja- (gebietend) 248 A .
667, 1.
pakva- 133(8.99.101).
251. 621.
paijkti- 80 a. 140 A.
382.
pauti- 140 A.
pac- 133 (S. 99. 100.
101). 387. 411. Pr.
463. Pf. 522. P.Pf.
530. F. 567. Pass.
581. 1.596,2. P.Pt.
621. Ger. 625.
pacatitamam, pacati-
taräni 387.
panca- 80 b. 132 a.
381.
paficah-tvah 384 a.
paücat- 385.
pahcataya- 385.
paficäsat- 382.
patu- 389.
pana- 252 a.
pai- 107 a A. Pr. 418.
470. Pf. 519. 522.
Aor. 544. F. 569.
P.Pt. 615. 616 A.
Abs. 641.
patara- 254 b A.
pati- 65, 1 a. 114.
269 ff. 666.
patni 288. 2.
path{i)- 119. 315.
päd- (gehen) Pr. 473.
Pf. 522. Pass. 581.
C.584. I.596,4A.l.
P.Pt. 620.
päd- (Fuß) 55A.1.
65, 2. 107 a. 155.
165, 1 a. 220, 1, 2 A.
222 a. 226. 230 b.
232. 317. 346. 353.
(S. 243).
pada- 63. 249, 1.
padavl 288.
padäti- 279.
pade 242, 1 A. 659 A.
panthan- s. path{i)-.
par- Pr. 450. 493.
Aor. 563, 3. Pass.
577, 2. C. 586, 3.
P.Pt. 620.
para- 240, 5. 376,4.
388 A.
paratah 403.
param (Adv.) 691.
c. Abi. 240, 6.
parama- 388 A.
parasparam 659 A.
parasmäipada- 411.
666.
parä- 634Fu[:>n. 650.
parahc- 320.
pari- 650.
parijman (ved.) 108.
pariträtar- 657 A.
paripürna- 657 A.
paribhü- (umgebend)
72 A.
parvan- 305.
paläy- Inf. 634.
pavitra- 254 c.
pas- 581. Pr. 463. 473.
pam- 134. 230. 272, 2
I (S.186).278b. Instr.
Sing.(ved.)272,2(S.
■ 186).
\ pasumant- Z2%. 329.
pascät [pascäd) 399, 1.
I c. Gen. 241,4.
\ pä- (schützen) 110.
, 248 A. Pr. 484, 1.
0. 588 A.
j 2?«- (trinken) 110. 116.
! Pr. 452 A.l. 459.
i 472 b. Pf. 528. Aor.
494
Wortverzeichnis.
538.539(ved.). Pass.
578,2. C.587Fußn.
D.602. P.Pt.614, 9.
Ger. 628. Abs. 638.
päka- 133 (S. 99).
pacaka- 256. 267.
päcikä 267.
pätha- 256.
päthaka- 256.
pähi- 87. 280.
päia- 249,1.
pätra- 110.
pänlya- s. j^ä- (trin-
ken).
_päi?a- 261. 389.
payu- 110.
pärtMva- 113 b.
jjäto- 588 A. 608,1.
pälay- 588 A. 608,1.
^i- 650.
pisanti s. _pi.s-.
/itor- 55 a 1.' 65,2. 69.
83. 88, 1. 92. 97. 102.
103,2. 164. 222 b.
223. 226. 228. 230(S.
155). 272, 2 A. 298.
609. 658 A. 682 A.
pitr'iy- (Den.) 609.
pitrya- 250.
pinasti s. pis-,
pipäsä 605, i A.
pibämi s.pä- (trinken).
pibdamäna- (ved.)
107 a.
pis- 81,2. Pr. 505.
pivan- 308, 1.
j)wam- 254 bA. 308,1.
piiS- 157Fußn. 337.
pv^gava- 337.
putra- 61. 113 a. 254 c.
288,5. 608,3.
putraka- 256.
putrakäma-. Den. pu-
*raÄ:ä»/?/-608,3 Fuß-
note.
putrl 288, 5.
pufrty- (Den.) 608, 3.
punar {p%inah) 164.
233. 400. 691.
pumils- s. PHS-.
pur- (füllen) s. par-.
pur- (Stadt) 96 a. 299.
A.2.
puratah 403.
puras.purah 95 a. 399.
651. c. G'. 241, 4.
pura 95 a. 96 a. 252 b.
399.
puräna- 252.
puru- 95 a. 96 a.
pumdqsas- 332 A.
purum- 113 a.
puspa- 257.
pii-Pr.b08. Aor.561b.
555. C. 584. P.Pt.
554. Inf. 554.
piir- s. pur- (ötadt).
pürna- 83. 96 a.
pürva- 96 a. 251. 376, 4.
668 A. 672. 680 A.
pilrvedyuh 679.
pülan- 3Ö6.
pr- s. par-.
prcch- 99. 151. 165,2
° A.2. Pr.460.464A.
Pass. 476 b. Pf. 524,
1,2. Aor. 547 a. F.
567. Pass. 580. P.Pt.
614, 4.
prthivi 113 b. 288. 1.
prthu- 93.103,1. 119.
° 288, 1. 389.
prmnt- 325.
päutra- 113 a.
päuruia- 113 a.
pra- 85. 114. 322.
380, 1. 387. 650.
prakati-{kar-) 99.
prakria- 99.
prakrti- 22.
pragrhya- 173.
pracch- s. prcch-.
prajä 260. 261 {apra-
.;■«-)•
pranamati s. ^«m-.
pranasyati s. was-.
prall- 65, 1 a. 237 b.
322 650. c.Acc.237b.
pratikula- c. Gen. 241,
2.
pratisad- 148 c.
pratika- 322.
pratyaksam 392, 1 b.
pratyafic- 321. 386.
_2?m^/i- 103, 1. Pf. 524,
1. C. 584.
prafhama- 380, 1,
prabhä 260.
prabhu- 107 c. 278 b A.
^raö/HÜc. Abi. 240.6.
673°.
pras- s. prcch-.
prasasya- 389.
prasänta- 657 A.
prasäda- 657 A.
^>-rt- Pf. (ved.) 527.
jpraÄ; s. pränc-.
präkrfä 22.
präu, präc- s. präPtc-.
_pm/';e- 163. 165,2.320.
pränin- 316.
präiar 403, 3.
präya- 673.
^räß 22.
ßn?/a- 249. 386. 389.
608, 2. c. G. 241, 2.
priyäy- (Den.) 608, 2.
2)n-Pr.508. C. 582,2.
^rif- 86 c.
preman- 314.
pröccäih 393 b.
_p/M- 86'c. 416, 1. Pf.
526. F. 571.
phata- 115.
Ma^ Pr. 461. I. 596,
3bA.
phala- 83. 2M, 2. 276.
6ate S. 471 Fußn.
badh-,bandh- 83. 89,2.
144 b. Pr. 508. Pf.
524. 1. 532. F. 568.
Pass. 577. C. 583.
P.Pt. 614,5. Ger.
525.2. Inf. 632. Abs,
638.
bapsati s. bhas-.
barbara- 116.
&a^rt-83.116.261.395a.
balavant- 328.
balin- 272, 2 (S. 185).
288,2. 311. 389.
bahih 240 b. 390. 399.
651. 679.
bahu-\oQ. 278 b. 389.
bahula- 254.
bahuvrihi- 670.
bäna- 116 A.
badh- D. 600.
"Wortverzeichnis,
495
bändhava- 251.
bälatva- 251.
hälä 161. 228. 230.
232. 245. 258. 259.
286 (S. 195). 353.
395 a.
bähu- 278 b.
bähyam 392, 1 b.
&Hd/i-75,l,2. 102. 106.
112. 136 U.A. 137 u.
A. 144 b. 155. 319.
Pr. 470. Pf. 518, 1.
Aor. 539. 551 a.
Prek. 562. Pass.
576. C. 589. 591.
I. 594. D. 599. 604.
Ger. 625, 2. Abs.
641.
-biidh- 318,1.
brhant- 325.
brahman- 113 b. 314.
brähmana- 113b. 249.
brü- 419. 428. Pr.
448c. 490b. c.Acc.
237, 1.
6AaH-Pr.459A. 625,
2.
bhakfana- 252 b.
bhaga-' 133 (S. 99).
bJiagavant- 327. 329
Fußn. 386.
bhagös 329 Fußn.
bhcmgara- 254 b A. !
bhaj- 67. 133 (S. 99. '
100). 157. Pr.459A.
Pf.523A.Aor.547a.
F. 568.
bJiam- Pr. 506 A. 1.
Pt. 524.2. Aor.549,3.
C. 586. 2. P.Pt. 620.
bhata- 21. 87. 99.
bhan-, bhan- 84.
bhai/a- 249, 1. c. Abi.
240, 3.
bhar- 21. 55 A. 1. 83.
85. 87. 88, 1. 94 a.
99. 103,1. 104. 107
d. 117. 165. 419—
435. Opt.437. Inj.
441. 649 A. Pr.
449 a. Pf. 517. 532.
Pass. 577, 1. I. 596,
4. D. 601b. P.Pt.
613. Ger. 26.
bharant- 141. 165,2.
230 (S. 154). 232.
286. 323. 326 3.
bharga- 134.
bhargas- 111 A.
bhartar- 256. 271 A
Fußn. 299.
bhartrka- 256.
bhartri 288,2.
bhavant- 165. 328. 329.
bhaväm 288, 2.
bims- Pr. 137 A. 496.
bhastra 265 b.
bhä- 260. Aor. 558.
bhägasah 406.
bhära- 65, 2.
bhäryä 261. 263.
Mos- 87. 411. Pf. 524,
2. F. 569. Pass. 580.
C. 586,1. P.Pt. 616.
bhäs- 334A. 1.
bUM- C. 586, 2.
bhid-\20. Pr.505. Pf.
513. P.Pt. 620. Ger.
625,2. Abs. 638.
bhinna- s. bind-,
bhiyäna- 103, 2.
6/ma;'-165, la. 318,2.
606 A. 607,4. Den.
606 A. 607,4.
bin- (sich fürchten)
103, 2. Pr. 492 A.
493. Pf. 513. 526.
Aor. 546. 547 b. Inj.
441. C. 584. Inf.
632.
bin- (Furcht) 287.
bhima- 253.
blüru- 281.
blmana- 252 b.
6/mj-' (biegen) 133 (S.
100). P.Pt. 620.
bhuj- (genießen) Pr.
457. 505. Pass. 577.
P.Pt. 617. Ger. 628.
-bhuj- 318, 1. 667, 1.
blmvana- \0%,2. 107c.
bim- (Erde) 72. 290.
hhü- (sein) 62. 102 (S.
7.5. 76). 103, 2. 104 A.
107 c. 136. 278 bA.
324 A. 2. 426. 439.
489 A. 2. 654. Pr.
467. 469. Pf. 511.
526. P.Pf. 338. 530.
Aor. 537. F. 569.
0. 584. Ger. 624.
Inf.6.33, I.Abs. 638.
■\-anu- c. Acc. 237,
6 Fußn.
bliüpa- 248 A.
bküblmj- 318, 1.
6/www- 113 b. 280.288.
bhuyüs-, bhüyistha-
389. 390.
bhnri- 277. 280. 389.
bhürja- 96 b. 111. 126.
&7«<.s-Pr.477b. P.Pt.
617.
bhnPana- 252.
-Mrf-'318,2. 667,2.
blirta- 21 ; s. ferner
bhar-.
bhöh 184, lA. 329.
S". 471 Fußn.
bhogakara- 288, 5.
bhäuma- 113 b.
Wtrtfs- Pr. 473 A. P.Pt.
6i4, 5.
bhram- Pr. 474, 1 . Pf.
523 A. C. 584. J.
596, 3 a. P.Pt. 614,
7. Inf. 633, 1.
bhraj- (glänzen) 111 A .
134.
bhräj- (Glanz) 134.
318,1.
bhrätar- 68. 117. 226.
299. 302.
bhrü- 62. 111. 292.
maghavan- 307. 309.
waji> 133(8.100). 158,
1. Pr. 470. F. 570.
P.Pt. 620.
niani- 84,
maodala- 27. 254.
mai- s. ahani.
mata- s. man-,
mati- 72. 89,2. 272,2
(S. 186). 273. 274.
matsya- 15.
mad- s. aham.
mad- Pr. 463. 474, 1.
496
Wortverzeichnis.
Aor.552A. C. 584.
585. P.Pt. 614, 1.
madana- 252 b.
madirä 265.
madlya- 356.
madgu- 158.
madyapa- 248 A.
madhu- 61. 121. 230.
272,2(8.185). 278 b.
madhura- 254 a.
madht/a-70. 12 A. 121.
250.
madhyaßina- 681 A.
madhyama- 388 A.
madhyähna- 341.
man-' 65,2. 89,2.103,
1. 333,2. 411. Pr.
463. 473. 501. Pf.
522. Aor. 548(ved.).
549, 1. F. 568. C.
.584. D.600.602A.1.
P.Pt. 78. 612. Ger.
625. Abs. 638. 643.
manas- 54, 2. 79. 103,
1. 113b. 150. 158,3.
187. 330.
manahsad- 187.
manus- (ved.) 332.
333", 2.
manma- 257.
manöhärin- 187.
manf/t- Pr. 508. P.Pt.
615.
war- 78. 94 b. Pr.466.
Pf. 518, 3. Aor. 542.
Pass. 581. D. 601b.
P.Pt. 612. 613.
marana- 252.
marut- 318, 2.
marta- 613.
marj- 140. 141. 152.
Pr. 471. 483. Pf.
513 A. F. 566. C.
585 A.
mala- 86 a.
malina- 252 A.
mahätejas- 332.
mahänt- 127 A. 165, 2.
325. 326,2. 389.
mahäräja- 308, 2. 325
A.
mahiman- 314.
mahilä 265 c.
Wrt. 687.
mä- 64. 109 a. 110.
Pr. 494. Pass. 578, 2.
P.Pt. 614,8.
mqsa- 81, 2.
mägadha- 288, 5.
m«tor- 68. 97. 118,
232. 272, 2 A. 299.
mätula- 21. 99.
matra- 673.
mädrs- 352 A.
mäna- 584 Fuf5n.
mänasa- 113 b. 249.
mümaka- 356.
märga-, Den. märgate
606 A.
märjara- 254 a.
»näte , Den. maläti
606 A.
mäs- 158,3A.334A.l.
346.
mäsa- 158, 3 A. 346.
mitra- 254 c.
wi^/;- 319. 399.
I mitJiah 399.
mithyä 399. 651.
minati s. ȟ-.
wi^ F. 566. P.Pt.
615.
wiis- 524, 2 A.
miÄ- 143 b.
m^- Pr. 454.
midha- 122,2h. 158,2.
miZ-Pf. 524A.2. Aor.
542. C. 586,2.
mugdha- 143 A. 1.
muc- 133 (S. 100). 139.
411. Pr. 476 a. Pf.
518,1. F. 567,2. D.
601 aA. Abs. 638.
muncami s. muc-.
mMs-222a A. 1. P.Pt.
615.
muh- 143 A 1. Pf. 517.
P.Pt. 614, 3.
muhu{r) 400.
mar- 614, 10 A.
müra- 110. 614, 10 A.
mürcch- 472 a A. Pf.
524, 2. C. 586, 2.
P.Pt. 614, 10 A.
murtimant- 328.
mürdhan- 309. 313,
murdhanya- 54, 2 (S.
42).
müla- 110. 111.
mülya- 250.
wrj- s. marj-.
mrta- s. war-.
wk^ 78. 92.
mrtyu- 281.
1 mrdu- 389.
; wf 6'- Aor. 560.
meda- 144 a.
; mesa- 15.
mäitra- 113 a.
wwrt- 78. Pass. 578, 2.
mradiyas- 390,
ya- 70. 369.
yakan-, yakrt- 341
A.2.
Va/- 70 A. 103. 108.
126. 134. Pf. 521.
Pass. 577. P.Pt. 614,
2. Ger. 623. Inf.
632.
yajus- 29. 331.
yajn'a- 15. 67. 245 (S.
168). 252_.
yajniya- 250.
yajvan- 315.
yat 392, 1 c. 698. 699.
yat- 70. 424. c. Dat.
239, 1.
yatana 246 b.
yatah 403. 698. 699.
yati 375.
yatklcit 370.
yatna- 252.
yatra 403.
wafM 119. 404. 681.
689. 698.
yathävat 402.
yathävrtta- 681 A.
j^adä 405. 698.
?/arfi 405, 2. 698.
yadbhavisya- 682.
yadyat 370.
yadyapi 698.
waw- Pr. 472 a. Pf.
522. Aor. 557. F.
568. C. 584.
yavakri- 283 A.
yayanikä 267.
yasas- 332.
Wortverzeichnis.
497
yas- Pr. 472 b A. 2.
yasta- 70 A.
yasniüt 698.
yä- Pr. 484,1. P.Pr.
324. 326, 1. Pf. 528.
Aor.555.556. P.Pt.
614, 8.
yäga- 134.
yäjnika- 256.
yätar- 299.
yätr-_9S.
yaärs- 375.
yävat 329. 392, 1 c.
681. 698,7.
yävant- 328. 375.
yiyasu- 610 A.
yu- Pr. 444. 462.
yukta- c.Instr. 238,1,
yuga- 70. 103,1. 130.
246. 249.
2/Mj- 80 b. 138. 140.142.
Pr.504.Pf.519.Aor.
542. 547 a. 548. 549,
2,3. Inf. 632. (C.)
c. Dat. 239, 1.
yuiijati s. yiij-.
yudh- 142. Pr. 473.
Aor. 549,2. F. 567.
yuvati- 308, 1.
yuvati- 70. 89,3. 307.
308,1. 389.
yuvasa- 89, 3.
yufmadlya- 356.
yutha- 255 b.
j'ma 697.
yöga- 103, 1.
yöwi- 280.
yäuhnäka- 356.
mH- 86 b. 156. Pr.
4b9 A. Pf. 524, 2.
Aor. 552 A. F. 567.
P.Pt. 616.
raksas- 156, 2 a.
raksä 262.
rakUtar- 303.
raksin- 316.
raj-, rajy- 133 (S. 99).
473 A.
ratha- 65, 1 a. 119.
rafc/t- 86 c.
ram- 89, 1. Pf. 523.
Aor. 549,1. 557.584.
Thumb, Altindiache
0.585. P.Pt. 614, 5.
Ger. 625. c. Instr.
238, 1.
ramana- 252.
rasmi- 280.
rasa- 65, 1 a.
rasajha- 248 A.
rahasya- 250.
rahah 392, 1 a.
räga- 133 (S.99).
mj- 12. 64. 140. 141.
154. 165,1b. 222a
A.l. 288,2. 318, 1.
räja- 308,2.
räjan-d,Oh. 91.103,2.
107 6 140. 161.304.
606 A. 656. Den.
609.
rajaputra- 655 A.
räjm 308,1.
rajya- 250.
rätri- 280.
rädh- 499.
raMra- 140. 254 c.
ric- 77. 86 b. 133 (S.
99).
rinakti s. yjc-.
W_p- (yed.) 86 c.
ru- Pr. 483. + i;i-
657 A.
ruc- 86 c. Aor. 552.
554.
ruci- 278 a. 554.
rud- 120. Pr. 448 c.
490 a. Pf. 518, 1. F.
569. P.Pt. 615. 616
A.
rudh- 467. Pr. 505,
Aor. 541. 645 a.
rudhira- 61. 85. 121
u. A. 254 a.
rup- 86 d.
r«A- 121 A. 143 b. 152.
P.Pt. 614, 3. Inf.
632.
riipaka- 256.
röcis- 554.
räi- 77. 293.
laksa- 382.
lak'sml 288.
I lag- C. 584. 585. P.Pt.
620.
Grammatik.
%A«- 86 a. 89,4. 131.
278 b.
labh- 83. 86 c. 143.
155. 470. Pf. 523.
F. 568. P.Pt. 614,1.
Abs. 638.
lamb-lU. Pr.476aA.
Pf.524,2. Pa8S.580.
Abs. 641 A.
las- Pr. 472 b A. 2.
Pf. 524, 2. P.Pt. 616.
likh- F. 566.
lip- 86 c. 157. Pr.
476 a.
lih- 127. 143 b. Pr.
482.
-Hh- 318,1. 319.
II- P.Pt. 620.
lunc- 86 d.
lup- 86 d. Pr. 458.
476 a.
/M6/i-86a. 117. C. 583.
P.Pt. 612.
lii- P.Pt. 6 62 4
Fußn.
lök- 133 (S. 100). Pr.
465. 477 a, F. 572
Abs. 644.
löka- 113 c.
löc- U.S. f. s. lök-.
löcana- 86 c,
löbha- 117.
lola- 113 c.
löha- 121 A,
laukya- 113 c.
läulya- 113 c,
vac- 133 (S.IOO). 141.
152. 153. Pr. 482.
Pf. 521. P.Pf. 530.
Aor. 544. 548 (ved.).
Pass. 577. C. 584.
P.Pt. 614, 3. 618.
Ger. 625, 3. Inf. 632.
Abs.638.641.c.AcQ.
237, 1.
vacas- 133 (S.IOO).
331.
vamj-84:. 165,1a. 250.
318, 2.
vatsa- 118.
vad- Pr. 464 A. Pf.
521.Aor.552A.554.
32
498
"Wortverzeichnis.
F. 569. Pass. 577.
P.Pt.615. Ger. 625.
3. c. Acc. 237, 1.
vadana- 252.
vadh- Aor. 552 A. F.
569. Pass. 579.
vadliii- 72. 109 cßA.
291. 289.
van- s. vanch-.
vanaspati- 666.
vand- 464 A. Pf. 524,
2. Pass. 580.
vap- Pf. 521. Pass.
577.
vaptis- 332.
vam-Pr.490a. C.584.
P.Pt. 615. 616 A.
var- (bedecken) Pr.
499. Pf. 518, 3. Aor.
553 A.
var- (wählen) Pr. 93.
508. Pf. 518.
varj- Pr. 505.
variiay- P.Pt. 617.
mr^87. 118. 139.411.
Pr. 470. Pf. 511 A.
513. Aor. 541. F.
568. 571. C. 583.
P.Pt. 614, 4. Ger.
627. Inf. 633, 1. c.
Log. 242, 1. + ni-
c.Abl. 240,2.
vartin- 316. 667, 4.
vardh- 144 b. Pf. 518,
1. Aor. 552. Inf.
633, 2.
vars- 122, 2 a. Inf.
633, 1.
varsa 87 b.
varslyas- 389.
vas- 139. 152. 153.
Pr. 482. 484, 4 A.
Pf. 521. C. 584.
vaia- 125.
vasaga- 248 A.
vaiin- 316.
vas- 150. Pr. 484,4.
F. 567. Pass. 577.
P.Pt. 615.
vasumant- 389.
vastra- 254 c.
vah- 127. 143 b. 343.
421. 424. Pr. 470.
Pf. 521. Aor. 539.
548. F. 568. Pass.
577. P.Pt. 614, 3.
Ger. 628. Inf. 632.
vahni- 280.
vä 690. 691.
vä- 427. Pr. 484, 1.
P.Pt. 614,9.
väki/a- 133 (S. 100).
623. 625,3.
väc- 65,2. 66. 133 (S.
100). 141. 165,1a.
222aA. 1.230. 284.
317. 319.
väcaspati- 666.
väcya- 133 (S. 100).
väfich- Pr. 472 a. 501.
P.Pt. 616.
vana- 116 A.
vänijya- 250.
väta- 255 a.
vädin- 316. 667, 4.
väyu- 281.
vär- 299 A. 2.
väri- 275. 276.
varuna- 113 a.
västu- 281.
-väh- 165, 1 b,
vähava- 251.
vi- 6.50.
visati 279. 382.
vikata- (ved.) 87.
vikria- 87.
vighnay- 617. .
vijPiävant- 328.
vidambanä 264 b,
vitta- 612,
vid- (finden) Pr. 458.
476 a. Pf. 519, P,Pt.
612,
vi(Z- (wissen) 74, 2. 119,
140, 144 b. 414,2,
420. 425. Pr, 451.
482. Pf. 512, 513.
P.Pf, 338, 386, 530,
Aor, 552, 554, F.568
C. 58.3. 1.594. D,
599. P.Pt. 615. 616
A.
-vid- 318, 1. 667, 1.
vidya 263,
vidvqs- s, vid-.
vidh- s. vyadh-.
vidhi- 278 aA.
vidhuti- 107 c,
vinä 237,6, 238,7,
240 b.
vipad- 318, 1,
vibJm- 278 b A.
vilöla- 386.
vis- (eintreten) 106.
449 b, Pr.475, Pf,
515, Aor, 539. 542,
560. F. 567, C, 583.
P.Pt. 612, Inf. 632.
Abs. 641.
vis- (Dorf) 125. 141.
154. 157,2. 165,1.
visampaU- 666,
visva- 376.
visvajit- 318, 2.
viSvapä- 260.
visvasi-j- 318,1. 319,
visama- 148 c,
visvafw- 321.
vistara- 148 c.
vihaiiga- 667.
vira- 60. 113 a.
vrka- 93, 128. 133
° (S, 100), 245,
vrksa- 15,
vrnämi s, var- (wäh-
° len),
vrt- s. var^-.
w-i^i- 118.
vrtrahan- 306 A.
w-f/i« 400, 404, 2,
W(Z(^Aa- 389,
vrt?d/w- 105, 144 b.
°279.
vrddhatva- 251,
vrdh- s, vardh-.
vrsan- 313.
vVsabha- 99, 257,
w-.sii- 122,2 a,
vesä- 71. 125,
vesman- 314,
ww 77,
väira- 113 a,
väisnava- 113 b,
vyä(i7i- Pr, 473, Pf,
518, 2. Pass, 577.
P.Pt. 614,2.
vyalmrana- 38.
vraj- Pass. 579.
Wirf- 0. 586,2.
Wortverzeichnis.
499
6-«s-81,2. 125.Pr.470,
Aor. 552 A.
§ak- 72. 139. Pr.455.
498 A. 2. Pf. 523.
Aor. 541. Pass.579,
D. 601 a.
-sak- 318, 1.
§akt/a- 623.
sa»k- Ger. 625, 2.
sa»kha- 65, 1 c. 129.
Sata- 123. 125. 382.
sataka- 36.
satagu- 296 a A.
satapatha- 30.
Satin- 316.
safrw- 72 A. 76. 107 c.
164. 270. 272. 274.
. 302. Den. 607,3.
sanäih 393 b.
sabdat/- (Den.) 608, 2.
sam- Pr. 474, 1. Pf.
523. Pass. 581. C.
, 584. 585. P.Pt.614,7.
myana- 70. 252.
sayyä 263.
sar- Aor. 555.
sarad- 318,2.
sarikä 267.
sarlra- 254 a.
sartrin- 316.
sarman- 314.
salahha- 25il.
savlra- 465.
§asa{ka)- 256.
sasvant- 149 A.
sä- Pr. 474, 2.
lös- 150. Pr. 485, Aor.
541. Pass. 577, 3.
P.Pt. 614, 8. Ger.
625,1. Inf. 632. Abs.
639 A. 1.
säs^ra- 244, 2. 254 c.
siras- 95 b. 96 b. 331.
ks- Pr, 505.
si- 8. syä-.
strsa{n)- 96 b. 313.
sukrasöcis- 332.
SMC- Pr. 466.
siici- 220, 2 A. 278 a.
, 386.
suddhadhi- 283 A.
swn- s. svan-.
iMni 288,2 308,1.
susruvq^s- s. snt- P.Pf.
SM- (sM-) s. sm-
mra- 125. 254 a. 541
. A.2.,
sf- s. sar-.
§rwffa- 92.
irngin- 316.
se- 411. 435 A. Pr.
448. 484, 2. Pf. 511.
Aor. 552. F. 569.
D. 602,3. P.Pt. 615.
617. Inf. 633, I.Abs.
641 A.
soei-, 278 a. 466.
smasru- 149 A. 281.
s>«- P.Pt. 614,9.
sraddadhanavant- 618
. A.
Sraddhä 653,
üraddMya- 624.
sram- 82. 98. C. 684.
P.Pt. 614, 7.
srambh- P.Pt. 614,5.
sravas- 76. 88, 1. 107 c.
sri- 125. Aor. 542.
543. F. 569. P.Pt,
612.
sri- 107 b. 287.
iru- 61.83.102.107 c.
Pr. 499. Pf. 517,
P.Pf. 338. Aor. 539.
547 b. 548 A. 563, 1.
F,567. Pass. 578, 1.
582. C.584.D.601b.
P.Pt. 86 b. 88, 1.102.
107 c. 612. 614,3.
Ger. 624. 626. Inf.
. 632. Abs. 638.
sruta- 8. sru-,
sruti- 30. 32.
.^r^yßs- 107 b. 165.389.
srotar- 107 c.
srötra- 76. 254 c,
sräuta- 32.
slöka- 33.
han- 79. 125. 307, 309,
svay-ati- s. svä-,
svasuräu 226,
svasrü- 292.
svah 400.
4'as- Pr. 490 a. P.Pt.
615. -f vi- c. Loc.
242, 1.
svä- Pr. 465. Aor.
. 541 A. 2.
svasura- 134. 149 A.
288, 5.
satka- 385.
saddhä 157, 4 A.
sah- 157, 2, 4 A, 165,
ib. 381.
saUi- 382.
sastha- 381.
södasa 157, 4.
södhä 157, 4.
Miü- 111. 114 A. 1.
■ ■ 148 d. Pr. 471.
sa- (Pron.) s. ta-.
sa- (Partikel) 149 A.
384a. 676,
sqskrta- 21.
sqhüa- 613,
sqhitä 27.
saA-r^ 89,1, 384a. 405,1,
sakthi- 344.
saMi- 107 b. 133 A,
269. 272. 656.
sqksaya- 249, 1.
sqksepät 395 a.
sqgati- 279.
sac- 411. 452 (ved.)
safij- Pr. 471 Fußn.
Aor. 549, 3. F, 570.
sqjfiita- 109 e,
satya- 12 K.
satyavädin- 316.
sa(i- 83. Pr.472bA.l.
Pf. 512 Fußn. 513,
519.522. F. 566. 568,
C. 584. P.Pt, 620,
Abs. 640, -\-prati-
148 c,
sadas- 120.
sadä AOb.
sadrsa- c. Instr. 238,1.
c. Gen. 241, 2.
sadyah 400.
sadÄa' (ved.) 407.
son- 83. Pr.501. P,Pt.
614, 6.
Sana- 233.
sanätana- 252. 288, 5.
sanenii 233.
sanf- (gut) 386.
sanf- (seiend) s. as-.
32*
500
Wortverzeichnis.
sqdegha- 143 A. 1.
sqdeha- 143 A. 1.
sqdhi- 166. 278 aA.
sapta 54 a 1.
sam- 238, 1. 650.
sama- (jeder) 376.
sama- (gleich) 148 c.
288, 1. 241, 2.
samakalam 392, 1 a.
samani c. Instr. 238, 7.
samarana- 15.
samartha- c.Gen. 241,
2.
samyafic- 321.
sar- Pf. 517. Aor.541,
A. 1.
sarit- 318,2.
sarga- 134.
sar;- 134. Pr.475. Pf.
518, 1. Aor. 547 a.
F. 567. P.Pt. 614, 4.
Inf. 632.
sarva- 71. 376.
sarvatah 403.
sarvatra 403.
sarvathä 404.
sarvasak- 318,1. 319.
sa/t- 133(8.100). 143 b.
P.Pf. 512 A. F. 568.
P.Pt. 614, 1.
saha 407. c. Instr.
238, 7.
sahas- 331.
sahasä 393 a.
sahasra- 12. 86 b. 382.
sa s. ta-,
sä- Pr. 474,2.
sakam 399. c. Instr.
238, 7.
saksät 395 b.
sä^as- 332.
säd/m- 278 b. 392, 1 b.
S. 471 Fußn.
santtvay- Abs. 640.
säman- 29.
sämänya- c. Gen. 241,
2.
sqpratam 392, 1 b.
särdham c. Instr. 238,
7.
-säÄ- 165, 1 b.
sikatä 682 A.
sikatüa 254.
sie- 133 (S. 100). 139.
148 c. Pr. 476 a.
Pf. 518,1. Aor. 540.
P.Pt. 614.
sindhu- 113 b. 278 b.
sid-ati s. sad- Pr.
sw- 111. C. 586, 3.
P.Pt. 614, 10.
SU- (gut) 387. 651 A.
669. 676.
SU- (pressen) 72. 83.
103,2.467. Pr.4:98.
503 A.
sukrtakarman- 308, 2.
sukha- 113 c. 669,
A.4.
sukham 392, 1 a.
sukhin- 316.
sukhena 238, 4.
subhrü- 290 A.
sumanas- 113 b. 332.
386.
suhart s. suhrd-.
suhrd- 165,2.° 318, 1.
sü-°Pr. 484, 6. Pf. 511.
526.
sütra- 32. 111.
sünu- 77. 230. 232.
233. 272, 2. 281.
sürta- s. swar- (leuch-
ten).
sürya- 250.
sr/- s. sarj-.
-s^;;'- 318, 1.
set- 569 A.
sena- 252.
send 15. 83. 259.
sev- Pr. 470. Pass,
579.
sevana- 111.
sevä 262.
söma- 15.
säindhava- 113 b.
säukhya- 113 c.
säumanasa- 113.
säumya- 113 c.
s^fcand- Pf. 524, 2.
sMa^ 129.
stow6/i- 148 d. 416, 2.
Pr. 508. Pf. 524,1.
-{■ava-, vi- 148 d.
Star- 96 b. Pr. 499.
355. Aor. 562. 553 A.
554. Pass. 577, 2.
P.Pt. 620.
stu- Pr. 448. 483. 490
b A. Pf. 416, 2. 517.
526. Aor. 547 b. 552.
F. 568. Ger. 626.
Abs. 643.
str- s. star-.
stri- 287 A.
-stha- 248 A. 667,1.
sthä- 68. 101,3. 104.
109 a. 111. 119. 157.
248A.Pr.416, 3.420.
452. 472 b. 497 A.
Pf. 528. P.Pf. 338.
Aor. 538. 542 A. 2.
547A.1. Pass.578,2.
C. 587. 588. 592.
P.Pt. 614, 8. (C.)
617,1. Ger. 627. Inf.
632. c. Loc. 242, 1.
+ anu. + abhi- 148
c, d. -\-anu-pra- c.
Acc. 237, 6 Fußn.
sthäna- 252.
sthävara- 254 b A.
sthiti- 69. 279.
sthira- 389.
sthüra- 250. 254.
sthula- 254.
stheyas- 390.
stheHha- 390.
sthaurya- 250.
snä- Pr. 484, 1. P.Pt.
614, 8.
snih- 143 a.
spars- Pr. 475. P.Pt.
625, 1. Inf. 632.
sparÄ- 127. 165, Ib.Pr.
465. 477 b.
spas- 165, 1 b. 318, 1.
spr§- 154. 165, 1 b.
sprh- 165, 1 b ; s. ferner
sparh-.
sphar- 95 a. 96 a. 115,
Pr. 496b. 475. C.
586, 3.
sphut- 112. Pr. 461.
P.Pt. 616.
sphur- s. sphar-.
sphürj-Ub. C.586,3.
sphurti- 96 a.
sphrt- s. sphut-.
Wortverzeichnis.
501
sma 353. 361. 414.
689.
smar- Pf. 416,1- Aor.
563,3. Pass.579. 0.
684. P.Pt. 624. c.
Acc. 237, 1. C.Gen.
241, 3.
-smara- 667, 3.
smi-78. Pr.470. P.Pt.
614, 2.
smr- s. smar-.
smrti- 30.
srdj- (Kranz) 165,1 a;
8. ferner sarj-.
sru- 85. Pr. 470. Pf.
517.526. P.Pt. 612.
si'a-356. 376,4. 608,3.
svaka- 356.
svanj- Pr. 471 Fußn.
svad- C. (Ger.) 625.
si'op- 103,1. Pr.490a.
Pf. 518, 2. 521. F.
568. 571. Pass. 577.
P.Pt. 614, 3.
svapna- 79. 103, 1.
114. 252.
svayam 355.
svar- (Himmel) 299
A. 2.
svar- (leuchten) P.Pt.
613.
svarita- 54 a, 1.
svasar- 299.
svädistha- 122, 2 a.
svädiyas- 390.
svädu- 220,2. 278 b.
svädya- s. svad-.
svämin- 316.
svämya- 316.
svü 689.
sv'ikar- 608,3.
ha 689.
hata-1 hatha s. han-,
han- 88,1. 90. 107 e.
132 c. 133 a, b. 136.
617 Fußn. Pr. 486 f.
501. Imp.487. Pf.
416,4.518,3. P.Pf.
530. Aor. 421,1IA.
F. 569. 574. Pass.
577. C.588Ä. P.Pt.
614, 5. D. 602 A.Inf.
632; s. ferner his-.
-han- 306 A.
hanu- 121 K. 278 b.
hanta 687 Fußn.
har- Pr. 466. 470. Pf.
518,3. Ger. 624.
-hara- 667. 3.
hari- 86 b. 278 a.
harina- 252.
harit- 318, 2.
hars- 473.
havirdä- 187.
havis- 150. 158, 3. 187.
330.
hasta- 15. 226. 255 a.
hä S. 471 Fußn.
hä- (gehen) Pr. 494.
D. 602 A.
ha- (verlassen) 136. Pr.
^492. 494. Pf. 528.
Aor. 549, 2. 557.
Pass. 578,2. P.Pt.
83. 620. Abs. 642.
härin- 667,4.
hi 689. 691, 4.
hi- Pr. 499. Pf. 518,
3 A.
Ms- Pr. 506 A. 2. 601
"aA. Aor. 552 A. F.
566. Pass. 580. Inf.
633, 2.
hita- s. dha-.
hima- 127.
hiranya- 15.
hina- c. Instr. 238, 1 ;
s. ferner hä-.
/m-467. Pr. 450. 491.
515. Pf. 416,4. 511.
Aor. 547 b.
hti- s. hvä-,
hrd- 127 A. 165, 2.
' 318, 1. 346.
hrdaya- 346.
Jie 173. S. 471 Fußn.
hötar- 15.
%aÄ 400.
hrl- 287.
hrem, Den. hresä-
yate 607, 2.
hvayati s. /twä-.
Avä- (M-) Pr. 474, 3.
Pf. 526. Aor. 541
A. 2. Pass. 577, 3.
P.Pt. 614, 9.
Nachträge und Berichtigungen.
S. 2 (§ 2). Wundt's Völkerpsychologie ist 1904 in zweiter
Auflage erschienen.
S. 3 (§ 3). Brugmann's Kurze vergl. Grammatik ist seit
1904 vollständig erschienen (IT. Lehre von den Wortformen und
ihrem Gebrauch. III. Lehre von den Satzgebilden). Ferner ist
hinzuzufügen: A. M ei 11 et, Introduction ä i'etude comparative
des langues indo-europeennes. Paris 1903.
S. 10. Das Buch von Much erschien 1904 in zweiter Auf-
lage. Zur Urheimat der Indogermanen vgl. noch A. Weber
Sitzungsber. d. Berl. Ak. 1899, 558 ff.
S. 12. Über die älteste Heimat der Arier vgl. auch H. Brunn -
hofer, Zeitschr. f. Ethnol. XXXI, 478 ff. — Z. 20 lies rrHa- statt
vrksa. — Z. 21 1. mae§5 st. maeSö. — Z. 23 1. hama st. häena. —
Z. 27 1. yajna- st. yajna- und hötar- st. hötar.
S. 13, Z. 2 1. Yivanhä st. Yivahha. — Z. 4 1. daeva st. daeva. —
Z. 5 1. indra st. indra (oder andra).
S. 14, Z. 21 und 24 1. VUnu- st. Yisnu.
S. 17 (§ 20). Vgl. noch M. Bloomfield, Relative chronology
of the Vedic Hymns. JAOS. XXI, 42 ff. — Z. 16 1. kar- st. har. —
Z. 1 V. u. 1. hher- st. hher.
S. 18, Z. 1 1. ger- st. ger, ferner qert- st. qert. — (§ 21) Über
tata- vgl. besonders Johansson IP. VIII, 166 ff.
S. 19, Z. 11 1. S. 171 St. § 241. — Z. 12 1. S. 170 st. § 241. —
(§ 22) Über das Verhältnis der mi. Dialekte zum Vedischen und
Sanskrit vgl. ferner IF. (Anz.) XVI, 2 f. und E. J. Rapson, In
what degree was Sanskrit a spoken language? Journ. of the R.
Asiat. Sog. 1904, 435 ff. — (§ 23) Füge hinzu: Linguistic Survey
oflndia. Vol.V,l Specimens of the Bengali and Assamese Language
by G. A. Grierson. Calcutta 1903. (Einziger bisher erschienener
Teil eines großen Werkes, das in Bd. V— XI die arischen Sprachen
Indiens behandeln wird.)
Nachträge und Berichtigungen. 503
S. 20 (§ 25). Hinzuzufügen H. Oldenberg, Die Literatur
des alten Indiens. Stuttgart 1903 (ausgezeichnete Einführung).
V. Henry, Les litteratures de l'Inde. Paris, Hachette 1904. —
Z. 5 V. u. 1. dhä- st. dhä.
S. 21 (§ 27). Bis ins Jahr 6000 v. Chr. und noch weiter
glaubt Brunnhofe r, Verhandl. d. Berl. Gesellsch. f. Anthrop.
XXXII, soff, zurückgehen zu können!
S. 22, Z. 1 1. Säyana st. Sänaya. — Z. 6 1. oder st. oder.
S. 26, Z. 16. Der Punkt hinter „zugeschrieben" ist zu streichen.
S. 33, Z. 2 und 6 v. u. 1. Kharösthl st. KharostM, bzw. Kha-
röstha- st. Khar-oStha.
S. 35, Z. 1 V. u, ist l: vor ^ ausgefallen.
S. 37, Z. 13 V. u. 1. jva st. jna.
S. 43, Z. 6 V. u. 1. § 70 S. st. § 70.
S. 45, Z. 18 1. gäm st. gam.
S. 50 (§ 65, 1). ratha-, lat. rota, ist unter b) zu setzen, da das
idg. 0 mit e ablautet (W. reih- in air. rethim). — (§ 65, 2) Über
mänayami vgl. auch S. 400 Fußnote.
S. 57, Z. 7 V. u. 1. näus st. näus.
S. 69, Z. 11 V. u. 1. ^l^er- st. ^er-,
S. 70, Z. 3 V. u. 1. mätfs st. matrs.
S. 71, Z. 16 V. u. 1. dami-tar- st. dami-tar.
S. 73, Z. 10 1. agr. st. ngr.
S. 75. Zu den Ablautsformen wie da-dh-mas neben hita- vgl.
auch Meillet, Mem. de la Soc, de lingu. XII, 219 ff.
S. 81, Z. 16 v. u. 1. ga-cchati st. ga-cchati-.
S. 82, Z. 9 V. u. 1. *-dta- st. -^dta-.
S. 85, Z. 17 V. u. 1. bhräj-ati st. bräj-aü.
S. 86, Z. 8 V. u. 1. Vimu- st. Visnu.
S. 88, Z. 10 V. u. 1. &er(55 st. berq.
S. 90, Z. 15 V. u. 1. § 420 st. 421.
S. 100, Z. 1 1. *bhaja st. *-bhaja.
S. 104, Z. 2 1. *dha-dh-se st. dha-dhs-e.
S. 114, Z. 4 1. ^««^a- st. yucja-. — Z. 19 1. daklina- st. dakUna-,
S. 117, Z. 1 V. u. 1. pumäs- st. pumäs.
S. 118, Z. 10 1. :sa|! St. sat.
S. 123, Z. 9 V. u. 1. bhrätaram st. bhrätäram,
S. 125, Z. 15 1. devi st. c?evi.
S. 135, Z. 10 V. u. 1. äyuhsesa- st. ayuhse?a-.
S. 152, Z. 17 V. u. 1. ^J7|^ bhnltaräu st. ^jj^p^ bhrä-
täräu.
S. 161, Z. 5 V. u. 1. 1, 3 st. I, 7.
504 Nachträge und Berichtigungen.
S. 165, Z. 12 V. u. 1. I, 1 st. I, 10.
S. 170, Z. 7 V. u. 1. devän st. devün.
S. 176, Z. 3/4 V. u. 1. ^f^ci; jambuka- st. gf^j^ jambJmka-.
S. 179, Z. 6 V. u. ]. rqkachz st. rqkachü.
S. 180, Z. 11 1. visva-päh st. visva-ph. — Z. 4 und 3 v. u. ].
i^rajä-, ^-pT^ apraja- st. präjä, "^ifT^ apräja-. ^
S. 181, Z. 13 V. u. 1. -lä St. -fä. — Z. 11 v. u. 1. ■^^cTT ^t.
s. 182, z. 12 V. u. ]. ^rf^sr^'R St. isrf^^n^^-
S. 184, Z. 7 1. symchz, bzw. s?/?25 st. synücM, synü.
S. 185, Z. 12 1. -van- st. -van. — Z. 15 v. u. 1. sünaüs, bezw.
sünus st. stinaüs, sunus.
S. 186, Z. 5 1. *-öA st. -*äi.
S. 191, Z. 2 1. ^^ St. •^m■ — Z. 6 (Überschrift) 1. I- und ü-
Stämme st. i- und «.-.Stämme. — Z. 9 1. Paradigma st. Paradgima.
S. 192, Z. 18 V. u. 1. -dhyi st. dhyi.
S. 193, Z. 16 1. (i/if- st. diu.
S. 195, Z. 13 1. hälä-näm st. bälä-nam.
S. 198, Z. 11 1. -^Sf: st. ^^:.
s. 201, z. 9 1. ^n^r: ^t. ^^:.
S. 203, Z. 1 V. u. 1. mätfJi st. matrh.
S. 205, Z. 5 1. -{t^or- st.° "-(iör-.
S. 207, Z. 1 1. *piträm st. piträm.
s. 208, z. 8 V. u. 1. -q^uft: St. -q-^Tift:-
S. 210, Z. 8 1. toHn-t st. foH-m. — Z. 11 1. e- st. (e)-.
S. 212, Z. 5 1. balinäu st. balinau. — Z. 11 v. u. Die Worte
„n. bali (st. *balya oder *balin)" sind in die folgende Zeile hinter
„ferner" zu setzen.
S. 215, Z. 6 1. -q^TR st. xr^srra;.
S. 216, Z. 1 füge „(Ä-)" hinter „'König')-' ein, — Z. 11 1. -s
St. s. - z. 16 1. ^rf^ St. ^rf^.
S. 218, Z. 12 V. u. 1. anücah st. änücah.
S. 239 (§ 348) füge hinzu Brugmann, Die Demonstrativ-
pronomina der indogermanischen Sprachen. Abhandl. der Sachs.
Gesellschaft d. Wiss._1904. Nr. 6.
S. 241 (§ 353). Über die idg. Grundform von 'ich' vgl. ferner
Brugmann a. a. 0. S. 71.
S. 251 (§ 364 b). Zur Stammform ana- vgl. auch Brugmann
a. a. 0. S. 93 f.
S. 2.54 (§ 368). Zu amti- und amt- vgl. auch Brugmann a. a. 0,
S. 96. 111.
Nachträge und Berichtigungen. 505
S. 264, Z. 10 1. visaHi st. visaiti.
S. 265, Z. 14 V. u. 1. ekaiah st. ekasah.
S. 274 (§ 399). Zu idänim vgl. ferner Brugmann a. a. 0.
S. 46. 142.
S. 275 (§ 400). nänä ist vielleicht eine Form des reduplizierten
Pronominalstammes no-, eigentlich 'so und so', s. zuletzt Brugmann
a. a. 0. S. 119. 131.
S. 278 (§ 407). iha ist vielleicht identisch mit gr. föa-, »at-
in ßa(i)-7evi}s, s. darüber Brugmann a. a. 0. S. 37 und die dort ver-
zeichnete Literatur.
S. 308, Z. 3 V. u. 1. *pi-pel-mi st. pH-pel-mi.
S. 325, Z. 10 1. di§- st. diS-. — Z. 11 1. vis- st. vii-,
S. 328, Z. 16 (2. Du.) 1. dviMäm st. dviHam.
S. 335, Z. 1 1. ja'H st. jam.
S. 345, Z. 1. Nach der letzten Revision des Satzes wurden
die Zeilen falsch verschoben : mit -^qp^ (öp-) beginnt ein neuer
Absatz.
S. 355, Z. 7 V. u. 1. gegona st. gegona.
S. 389, Z. 1 1. iM- st. iM.
S. 396, Z. 9 V. u. 1. nl- st. ni-.
S. 468, Z. 17 1. 658 st. 669.
Druck von "W. Drugulin in Leipzig.
Carl Winter's Universitätsbuchhandlung in Heidelberg.
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A. Thumb.
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(Siehe nächste Seite.)
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neker.
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J. Zubaty.
Die Sammlung wird weiter ausgebaut werden.
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Soeben beginnt zu erscheinen:
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Sprachwissenschaft von Dr. W. Meyer-Lübke,
0. Professor an der Universität in Wien. 8».
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Inhalt: Literaturangaben. Äußere Grenzen und innere Gliederung
der romanischen Sprachen. Der Stoff der romanischen Sprachwissen-
schaft. Die Aufgaben der romanischen Sprachwissenschaft.
. . . Ein solcher Führer liegt nun vor, von berufenster Seite ausge-
arbeitet, ein Buch, von dem er seinen Ausgang nehmen kann und zu dem
er immer wieder zurückkehren wird, um neue Anregung zu holen. ... Es
wird in Hinkunft nicht nur dem Eomanisten unentbehrlich, sondern
jedem, der vergleichende Sprachforschung treibt, sehr willkommen und
nützlich sein. ( Liter aturblatt f. germ. u. rom. Philologie.)
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Professor an der Universität in Münster. 8". geheftet
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ö. Professor an der Universität in Bonn. I. Teil: Laut-
lehre. 80. geheftet 4 M. 80 Pf., Leinwandband 5 M. 60 Pf.
II. Teil in Vorbereitung.
5. Band. Altsächsisches Elementarbuch von Dr. F. Holthausen,
o. Professor an der Universität in Kiel. S». geheftet
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6. Band. Althochdeutsches Eiementarbuch. (In Vorbereitung.)
7. Band. Mittelhochdeutsches Elementarbuch von Dr. V. Michels,
0. Professor an der Universität in Jena. 8'\ geheftet
5 M., Leinwandband 6 M.
III. Reihe: Lesebücher.
1. Band. Altfriesisches Lesebuch mit Grammatik und Glossar
von Dr. W. Heuser, Oberlehrer in Wilhelmshaven. 8o.
geheftet 3 M. 60 Pf., Leinwandband 4 M. 20 Pf.
Eine Keihe weiterer Bände befindet sich in Vorbereitung.
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^^;s"i-^^^^^v^:iKÄ*!i;^,:.:
663
T.l
Thumb, Albert
Handbuch des Sanskrit
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