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Full text of "Herrn Benjamin Schmolckens, Past. Prim. und Inspect. der Evangelischen Kirchen und Schulen vor Schweidnitz ; Gott-geheiligte Morgen- und Abend-Andachten : samt dessen Lebens-Beschreibung zum Druct befördert durch Friedrich Roth-Scholtzen, nunmehro mit einer neuen Vorrede und erbaulichen Wetter-Gebetern versehen"

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7 ben im, und Spa zu Schweidnitz, . ke 


N 2 
— * 1 


Gott. fehl 


Kerr ee 


| zum Druck befördert durch 
. Friedrich Roth: Satin 
| Nunmehro 1 


| mit einer neuen Vontde 


und 


verſehen. | 


— .—:P ——̃p— 
1 6 Frankfurt und Breslau 1786, 


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Geneigter Leſer! 


ndaͤchtig und erhoͤrlich beten, iſt ei⸗ 
ne Kunſt, welche nicht denen 
a menfchlichen. Kraͤften, ſondern 
der Wuͤrkung des Geiſtes GOt⸗ 
tes zuzuſchreiben. 1 Cor. 12, 3. Selbi⸗ 
ger treibet die Kinder GOttes an, ihre Noth 
und Anliegen dem himmliſchen Vater, im 
Vertrauen auf feine Huͤlfe und Erhoͤrung, 
durch Chriſtum, fuͤrzutragen. Bey ihnen iſt 
ein Gefuͤhl eines Mangels und Elendes; zu: 
gleich aber auch eine Abſicht auf GOttes 
Majeſtaͤt und Gute, Beydes unterſcheidet 
Sie von denen Welt Kindern und Heuch⸗ 
lern. Bey dieſen ſpuͤhret und hoͤret man 
zwar auch etwas vom Gebet: ſie reden 
BOTELan, mit ihrem Munde: im Herzen 
aber wiſſen ſie nichts davon. Auf die Maje⸗ 
ſtaͤt und Güte GOttes haben fie keine Abe 
ſicht; dieweil ſie ſonſt mit gebuͤhrender Ehr⸗ 


urcht des Herzens für den wuͤrden treren, 
der Herzen und Nieren pruͤfet, Pf. 7, 10. 
und nicht bloß aͤußerlicher andaͤchtiger Ge ⸗ 
: | | | 5 | 8 | | * 3 g f % 5 baͤr⸗ a f 


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baͤrden ſich befleißen. Von dem Elend, wor: 
inn ihre Seele ſtecket, haben ſie kein Ge⸗ 
fuͤhl: ſonſt wuͤrde auch dieſes vermoͤgend 
ſeyn, groͤßern Eifer und Andacht im Gebet 
bey ihnen zu erwecken. Dann Menſchen 
koͤnnen fo wenig ſich ſelbſt gluͤcklich machen, 
ſo wenig ſie durch eigene Kraft ihre Wider⸗ 
waͤrtigkeiten uͤberwinden, denenſelben aus⸗ 
weichen, oder ſie von ſich abkehren moͤgen: 
ſeondern ſie muͤſſen GOTT, um Beſorgung 
ihrer zeitlich und ewigen Wolfahrt, anflehen. 
Und alſo geſchiehet das Gebet derer Heuch⸗ 
ler nur mit dem Munde, aus Gewohnheit, 
oder, damit fie von denen Leuten geſehen 
werden. Wann ſie bey ſelbigem auch gleich 
die beſte Ordnung beobachten, derer geiſt⸗ 
reicheſten Ausdruckungen ſich bedienen, und 
allerley Bewegungen derer Glieder, des 
Leibes machen, dergleichen ſonſt rechten Be⸗ 
tern nur eigen ſind; ſo wird doch ihr Gebet 
nicht erhoͤret: fie fehanden GOTT, deſſen 


Wort ſie in ihren Mund nehmen, dabey aber 


Zucht haſſen. Bf. 50, 16. Ein andaͤchtiger 
Beter und wahres Kind GOttes aber wird, 
ſo oft es vor ſeinen himmliſchen Vater 
tritt, mit kindlicher Furcht vor ihm erſchei⸗ 
nen. Es ſiehet, und weiß, daß ihme nicht 


mur im Leiblichen manches abgehe, ſondern 


er verſpuhret auch im Seiftlihen mancher 


Vorrede. 


(ey Mängel und Unvollkommenheit; wel⸗ 
chem allein die Gute und Macht GOttes 
abhelfen kann. Solchem nach iſt ſein Ge⸗ 
bet, von dem Gebet eines Heuchlers, ganz 
unterſchieden. Dieſer betet aus Gewohn⸗ 
heit, jener aus Trieb ſeines Elendes und Un⸗ 
vermoͤgens: Dieſer allein mit dem Munde, 
jener mit Herz und Munde: dieſer erlanget 
keine Erhoͤrung, jener aber hat ſie, nach der 
Verheißung Chriſti, gewiß zu erwarten; 
Joh. 16, 23. Doch iſt auch bey denen, ſo 
alle erforderliche Eigenſchaften eines rech⸗ 
ten Beters haben, noch einiger Unterſchied 
zu bemerken. Einige ſind vor ſich ſelbſt 
im Stande, ihre Noth Gott vorzutragen, 
ohne ſich an eine gewiſſe Formul zu halten: 
Andere aber ſind, wegen ihrer natuͤrlichen 
Bloͤdigkeit, und Einfalt, oder wegen Betruͤb⸗ 
niß ihrer Seelen, oder wegen anderer Ur⸗ 
ſachen, nicht im Stande, dieſes zu thun. 
Dieſe letztern halten ſich gerne an ſolche Ge⸗ 
bets⸗Formuln, welche auf ihre Umſtaͤnde 
gerichtet ſind, oder welche ihnen, zur Erhal⸗ 
tung und Vermehrung ihrer und der Ihri⸗ 
en Andacht, am hinlaͤnglichſten zu ſeyn 
bonn Dieſen nun nach Wunſch an Han⸗ 
en zu gehen, haben bald, nach dem Anfang 
der geſegneten Reformation, oͤffentliche 
Lehrer, oder auch e Bete⸗ 


— 


re, entweder die von ihnen ſelbſt verfertigten 
Formuln, oder ſolche, die aus anderer 
Schriften geſammlet, zum gemeinen Ge⸗ 
brauch zuſammen drucken laſſen. Hieher 
ſind zu rechen, außer Luthers und Melanch⸗ 
kthons Arbeit, Muſculi, Matheſu, Meliſan⸗ 
dri, Arends, Scrivers, und andere Samm⸗ 
lungen, ſo oͤfters dem Druck übergeben, 
und von vielen, nicht ohne großen Segen 
und Frucht, ſind gebrauchet worden. Un⸗ 
ter denen neueſten iſt Herr Benjamin 
Schmolck, wegen feiner geiſtreichen, und 
wohleingerichteten Gebete, am beliebteſten: 
und da er auch unter denen beruͤhmteſten 
Dichtern eine Ober⸗Stelle verdienet, we⸗ 
gen ſeiner vielendiedern und Cantaten, ſo hat 
deſſen ungemeine Staͤrke in der Deutſchen 
Dicht⸗Kunſt viele Gemuͤther dermaßen ein⸗ 
genommen, daß ſie ſich vor andern feiner 
Gebets⸗Formuln bedienet. Es werden 
zwar die vielen Schriften dieſes angeſehe⸗ 
nen GoOrtes⸗Lehrers, und feine Verdien⸗ 
fie um das Evangeliſche Schleſien, das 
Schmolcktſche Angedenken nimmermehr 
untergehen laſſen. Da aber doch manche 
andaͤchtige Betere, von denen beſondern Le⸗ 
bens ⸗Umſtaͤnden Herrn Schmolckens, 
gerne etwas wiſſen moͤchten: ſo achtet man 


Vorrede. 1 


* 


Vorrede. 


vor noͤthig aus Herrn Johann Caſper | 
Wetzels, Hi oriſchen Beben» Befdikei- 
bung der beruͤhmteſten Lieder: Dichter 3. 
Zheilp. 83. u. f. und Herrn Gabriel Wil⸗ 


helm Goͤrtens jetzt⸗lebenden gelehrten ku⸗ 


ropa 2. Theil p. 289. 295. einige dererſelben 
zu wiederholen. N 
Brauchitſchdorf, im Schleſiſchen Fuͤr⸗ 
em hum Liegnitz, hat die Ehre, Herrn 
Benjamin Schmolckens Vaterland zu 
ſeyn: woſelbſt er am Gedaͤchtniß⸗Feſt des 
Apoſtels Thomaͤ, im Jahr Chriſti 1672. 
war gebohren worden. Sein Herr Vater 
war daſelbſt in die 47. Jahr Paſtor, und 
Circuli Senior, vorhero aber 12 Jahr lang 
Conrector in Schmiedeberg: welcher in 
dem 84. Jahr ſeines Alters verſtorben. 
Nachdeme Er den Grund ſeiner Studien, zu 
Lauban, und im Vaterland gelegt hatte, 
ſetzte er felbige auf der berühmten Leipzig 
ſchen Univerſitaͤt, 5 Jahr lang, mit großem 
Ruhm, fort; und wurde bey feiner Zuruck⸗ 
kunft in Patriam, feinem Herrn Vater ſub⸗ 
ſtituiret. Als aber 1702. Herr Michael 
Wiedmann, nachmahliger Superinten⸗ 
dent zu Stollberg am Harz, wegen de⸗ 
rer, in der Jugend verfertigten Poetiſchen 
Gefangenſchaften, ſeines in die 8. Jahr lang, 
an der Evangelischen Kirchen zu Schweid⸗ | 
+ . Nin 


35 


Vorrede. 


nitz, verwalteten Diaconats, entlaſſen ward, 
ſuccedirte ihm Herr Schmolck in dieſer 
Stelle; wurde hierauf in dieſer Kirche 1707. 
Archi⸗Diaconus, 1712. Senior E. E. Mi⸗ 


niſteri, 1714. aber Paſtor Primar. wobey 


1 


nachzuſchlagen. 


Ihme zugleich die Inſpection daſiger Kir⸗ 
chen und Schulen anvertrauet wurde. Zeit 
wahrend feines ruͤhmlich gefuͤhrten Lehr⸗ 


Anmies, hat Er, außer verſchiedenen Leichen⸗ 
Predigten und Abdankungen, auch andere 


herrliche Schriften in gebundener Rede 


herausgegeben, von welchen Herr Wezzels 


und Gotten, in obangefuͤhrten Stellen 
Daß Herr Schmolcke, wegen ſeiner rei⸗ a 


nen und fließenden Gedichte, unter die be⸗ 


ſten deutſchen Poeten zu zehlen, hat, außer 
Theod. Cruſio, in der Vergnuͤgung muͤßiger 
Stunden 4. Theil 61. Blat auch der bee 
ruͤhmte Jenaiſche Profeſſor, Herr Gott⸗ 


lieb Stolle, in der kurzen Anleitung zur 


Hiſtorie der Gelahrtheit, Jena 1727. in 4. 


5.210. 213. M. Chriſtoph Pfeiffer, im 


Evangeliſchen Sabbath betender Chriſten, 


1719. in 12. obl. mit gutem Grund behaup⸗ 
tet: wiewohl der obbelobte Herr Goͤtten 
„p. 290. meinet daß, wen Herr Schmolcke 
„ſeine Gedichte nicht in fo großer Eile und 
„Menge haͤtte ſchreiben muͤſſen, er mit ned | 


Vorrede. | 


ter Mühe, die mehrere Reinigkeit der,, 
Worte und Reime wuͤrde befordert ha⸗„ 
ben, und von ſeiner treflichen Fertigkeit,, 
noch viel ſchoͤnere Früchte liefern koͤnnen.,, 
Allein auch das erſtere koͤnnte man vielleicht 
von andern Dichtern, welche nicht mindere 
Verdienſte um die deutſche Poeſie haben, 
ſagen; das andere aber muß nach der 
Mund ⸗Art Schleſiens nur beurtheilet wer⸗ 
den. Genug, daß Herrn Schmolckens 
Schriften bishero viele Liebhabere gefun⸗ 
den, ſie moͤgen in gebundener oder ungebun⸗ 
dener Rede geſchrieben worden ſeyn. Weil 
aber nicht jedermann die Schmolckiſchen 
Schriften nach Verlangen hat bekommen 
koͤnnen, und doch viele Betere gewuͤnſchet, 
die Morgen⸗ und Abend⸗ Andachten Herrn 
Scchmolckens, beydes in gebundener als 
ungebundener Rede, aus allen deſſelben 
Schriften, in einem beſondern Buͤchlein, 
geſammlet zu ſehen: ſo hat dieſes Herrn 
* Rothſcholzen feel, veranlaſſet, ans 

fangs 1720. die, in gebundener Rede 
geſchriebene Morgen: und Abend: Gebete 
dieſes geiſtreichen Gottes Lehrers zuſamen 
zu tragen: und durch den Druck gemein 
zu machen: welchem 1721. der andere 
Theil gefolget, ſo die in ungebundener Rede 
verfertigtenMorgen⸗ und een 


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des Herrn Inſpector in ſich enthielte. Bay: 
den wurden gewiſſe Abend und Morgen 
1 auch andere Geſaͤnge; fo wohl Herrn 
Scchmolckens, als anderer nicht minder 
ö 33 Theologen, beygefuͤget. Die⸗ 
ſes Unternehmen hatte nicht nur Her 
Schmolck gebilliget, ſondern auch noch an⸗ 
dere Sachen, zum Verlag und Druck zuuͤber⸗ 


liefern, verſprochen: wie man mit glaubwuͤr⸗ 


digen und eigenhaͤndigen Briefſchaften des 
Herrn Inſpector koͤnnte darthun. GOT 


hat auch beyde Werkgen dermaßen viele 
Liebhaber finden laſſen, daß man nunmeh⸗ 
ro ſelbige das Funfzehende mal der Preſ⸗ 


ſe uͤberliefern kann, nachdeme die erſten Auf⸗ 
lagen alle vergriffen worden 5 
GOtt laſſe ferner vielen Segen, durch die⸗ 


ſe Sammlung, auf die Betende kommen: 


und mit der Empfindung von der Gnaden⸗ 
Gegenwart Ie Stil, und der Kraft feines 
5 1 verbinde fich die Empfindun Bi der 
ent daß ihr Gebet G0 & 
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einge 
Vorbereitung 
rer beim‘; 


Anfange der Wochen. 
Scrr höre, Herr erhöre, breit deines 


Namens Ehre an allen Orten aus; 
behuͤte die drey Stände, durch deiner 
Allmacht Haͤnde, beſchutze Kirch und Haus. 
Ach laß dein Wort uns allen, noch ferner 


reichlich ſchallen, zu unſrer Seelen Nutz. 
Bewahr vor allen Rotten, die deiner Wahr⸗ 
heit ſpotten, beut allen Feinden Trutz. Gieb 
du getreue Lehrer, und unverdroßne Hoͤrer, 
die beydes Thaͤter ſeyn. Auf Pflanzen und 
Begieſſen, laß dein Gedeyen flieſſen, und 

erndte reichlich ein. Gieb unſerm Kayſer 
Gluͤcke, laß ſeine Gnaden⸗Blicke, auf unſer 
Zion gehn: Schuͤtz ihn auf ſeinem Throne, 
Und laſſe feine Krone, in vollem Glanze ſtehn. 
Laß alle, die regieren, ihr Amt getreulich fuͤh⸗ 


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ren, ſchaff jedermann fein Recht: Daß Fried 


und Treu ſich wa in unſerm Lande a 2 


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2.05 Benjamin Schmelckens, 


ſen, ja ſe 


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gne Herrn und Knecht. Wend ab in 


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allen Gnaden, ſo Feur⸗ als Waſſer⸗Scha⸗ 
den, treib Sturm und Hagel ab, bewahr des 
Landes ⸗Fruͤchte, und mache nicht zu nichte 


ur 


was deine Hand uns gab. Gieb uns denlie⸗ 
ben Friede, mach alle Feinde muͤde, verleih 
geſunde Luft. Laß keine theure Zeiten auf 


unſre Graͤnzen ſchreiten, da man nach Bro⸗ 
de ruft. Die Hungrigen erquicke, und brin⸗ 


ge die zuruͤcke, die ſonſt verwirret ſeyn: Die 


Wittwen und die Waiſen, wollſt du mit 


Troſte ſpeiſen, wann ſie um Huͤlfe ſchreyn. 


8 3 Vater aller Kinder, der Schwangeren 
Entbinder, der Saͤugenden Gedeyn. Zeuch 
unſre zarte Jugend zur Froͤmmigkeit und 


* 


Tugend, daß ſich die Eltern freun. Komm 


als ein Arzt der Kranken, und die im Glau⸗ 
ben wanken, laß nicht zu Grunde gehn. Die 
Alten heb und trage, auf daß ſie ihre Plage, 


* 


geduldig überſtehn. Bleib der Verfolgten 


Stütze, die Reiſenden beſchuͤtze, die Ster⸗ 


benden begleit mit deinen Engelſchaaren, 
daß fie im Friede fahren, zu Zions Herrliche 


keit. Nun, Herr, du wirſt erfuͤllen, was 


wir nach deinem Willen, in Demuth jetzt be⸗ 


gehrt. Wir ſprechen nun das Amen, in une 


ſers Zehn Namen. So iſt der 


W.unſch gewährt, e 
N Morgen, 


\ benen, und abend Andachten Er 3 2 


Morgen⸗Gebet. 
Dankſagung. 


felge Dreyfaltigkeit, ich ſteh auf 

in Deinem Namen, | 

Vater, Sohn und heil ger Geiſt 

ſprich zu meinen Seufzern, Amen. 

Dieſe Nacht: iſt nun vergangen, und der 

5 Tag giebt uns fein Licht; 

Werde munter, mein Gemuͤthe, und ge⸗ 

| denk an deine Pflicht. | 

Großer Schoͤpfer dieſer Welt, Du allein 

ö biſt groß zu nennen, 

weil Dich Erd und Himmel nur als den 

rechten Meiſter kennen. 

Beydes Licht und Finſterniſſe, Zeit und 

Stunden, Tag und Nacht, 

haft Du uns zu Nutz erſchaffen, und in 

Ordnung auch gebracht. 

0 wie leichte wär es doch die vergang⸗ 
ne Nacht geſchehen, 

daß ich meine ehe Nacht und den Todes⸗ 

Schlaf geſehen, | 

daß fü ch jemand von den Meinen plot | 

lich aus der Welt gemacht, 

oder Pu if Leute mich in Unfall : 


BANN; RE 
Aber 


Bi Se 


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SR Benzin Schmelckens, R 


Aber Du, mein Waͤchter, haſt mich mit | 

uͤlf und Schuß umgeben, 

daß mein weniges noch da, und die Meini⸗ 
gen noch leben; 

ja, daß ich noch ſelbſt vorhanden, das 

koͤmmt alles, HErr, von dir: 

Du ſchreibſt alle meine Tage mir in Dei⸗ 
nem Buche fuͤr. 

Darum ehr ich deine Macht, darum ruͤhm 


ich Deine | 
| weilte, ftarfer, treuer Got, Dich erhebet 
| € 


mein Gemuͤthe 
ſey gepreiſt fuͤr alles Gute, das mich dieſe | 
Nacht erfreut, | | 
daß Du auch mein geſtrigs Beten mit 
f Erhoͤrung benedeyt 
Du haft mir vergnuͤgten Schlaf und ganz 
| ſichre Ruh gegeben, 
Du haſt mich geſund erweckt, laͤſſeſt mich 
den Tag erleben, 
Deine liebe Sonne ſcheinen, und die Mer | 
nen wieder fehn, 
das iſt alles aus Genaden, Herr, von 
Dir allein geſchehn. N 
Habe Dank, daß Du von mir ſo viel Bde 
= ſes abgetrieben, 
unter Deiner Augen⸗Wacht bin ich unver⸗ 
0 ſehrt 1 | 
| unter 


Morgen: und Abend: Andachten. 5 


„Unter Peine 255 Schemen fand ich 
nde | 
Unter Deiner Engel Beyſtand ſchloß ich 
ſanft die Augen zu. 
Da mich u 7 mie mich 
aſſen 


Deine Huld verließ mich nicht, ob gleich 
. Menſchen mich verlaſſen; 
Daich von mich ſelbſt nichts wuſte, war ich 

ir doch wohl bewu 
da ich gleichſam todt gelegen, lebteſt Du 
in meiner Beuft. 
Mächtig haft Du mich befihüt, dag mich 
Suͤnde nicht beflecket; 


daß kein Schrecken, kein Verluſt, keine 
Krankheit mich erwecket; 
gnaͤdig haft du mich beſchirmet, daß 
des Satans ſeine Liſt, 
und der boͤſen mente Tuͤcke ganz zu 
Schanden worden iſt. 
Dieſe Morgenſtunde ſoll aller Deiner 
Wolthat denken, 
Und ein dankbarliches Herz fuͤr ſo vie⸗ 
le Treue ſchenken, 
die Du mir Zeit meines Lebens aus 
der treuen Vater Hand, 
ob ich es gleich nicht verdienet, doch ſo 
5 reichlich a | | 
ar 51 | A 3 Wie 


6 Benjamin Schmolckens, | 


Git Du mich eskhaffen Haft, da ich vormals 


wesen; 
wie Du mich ele! halt, da ich doch zum 
zorn erleſen; 
wie Du ferner mich geheiligt, da ich war 
0 verkehrt im Sinn, 
. und mich bis auf heut erhalten, da ichs 
| doch nicht würdig. bin. 
| Alles, alles iftvon Dir, und aus Deinem 
R Schooß, genommen, 
Weil ich dieſem Woran nun alles neu ge⸗ 
8 ſchenkt bekommen, 
und auch ſelter ganz vom neuen gleich⸗ 
8 ſam lebend worden bin, 
ach ſo nimm In 71 5 rg alles, was 


Ich will leude allezeit 95 bekennen, an 
enken; 
| Lebe Lob und Ehren⸗Preis Dir mit Mund 
und Herzen ſchenken. 
Seel und geib, und was ich habe, ſtehet 
Dir zu Dienſt bereit, 
ich wil Deine Guͤte ruͤhmen hier und 
| dort in Ewigkeit. 


Bitte. 


Diehe, 10 Gott, dieſer Tag iſt nun 
S' abermal erblickt, u. 


m 


Morgen; und Abend: Andachten. 7 
und Du weiſt, daß jedem 2 Taf feine neue 


Plage druͤcket 
a Du weiſt, dag ich noch ſündlich, duͤrf⸗ 
| tig und beladen fey, 
und mein Elend, wie Du kenneſt, wird 
auch alle Morgen neu. 
Drum fo laſſe dieſen Tag Deine Güte nicht 
| verſchwinden 
Straf mich nicht, verwirf mich nicht, und 
verlaß mich nicht in Suͤnden. 
Hilf, daß auch der Feind der Seelen kei⸗ 
25 ne Macht an mir erhaͤlt, 
und mit ſeinen Hoͤllen Stricken mich 
nicht gar zu Boden fallt. 
7 Ach vergib, wenn ich mein Herz ſchnoͤden 
Luͤſten eingeraͤumet, 
wann ich ſuͤndliches gedacht, wann mir 
ſchaͤndliches getraͤumet, 
meine Lagerſtatt beflecket, mein Gewiſ⸗ 
ſen ſehr verletzt. 
meinem Naͤchſten nachgeſtellet, und mich 
wider dich geſetzt. 
Frommer Gott, verhaͤnge nicht, daß der 
| .. Tag, der mir erfchienen, 
als ein ungluͤckſelger Tag mir zum 
Falle moͤge dienen, 5 
deine Gnade fen verfcherzen, in Vers 
tem . au gehn, 
un 


n 


Br Boer Sbmelceus, N 
und alfo urn Re Himmel ewiglich 


u ſtehn. 
Der Du Vater sin des Lichts, ach erwe⸗ 
cke mein Gewiſſen, 
daß es dieſem Tag nicht ſchlaft, weil die 
Augen wachen muͤſſen: 
Laß mich heute nichts verkehrtes denken, 
reden, oder thun, 

Deinen Zorn und mein Verderben nicht 

Re für meiner Thuͤre ruhn. 
| gaß die Macht der Finſterniß mit der Nacht 
= ſich von mir kehren; 
Laß mich uch mein Brod umfi onſt nur mit 
Muͤßiggehn verzehren: 

Hilf, daß ich den Rh nicht brauche, wie 
ein Kind Finſterniß, 
noch das Licht von Deiner . meinen 
Suͤnden ſcheinen muͤß. 
Faulheit, Unbedachtſamkeit und unordent⸗ . 
liches Weſen 
heiſſe ferne von mir ſeyn. Was du mir zu 
thun erleſen, 

laß mich Atlan daß ich die⸗ 


fe 
in Geſchäften ge Sen, Feine Träg- 8 
heit zeigen mag. f 

if, daß ich he unterlaß, nichts 
7 a nichts wach 


Morgens und Abend⸗Andachten. 9 


nichts zur Unzeit nehme fuͤr, oder ſonſt 
Verſaͤumniß liebe; 
daß die Nacht nicht wird zum Tage, und 
der Tag zur Nacht gemacht, 
noch mein Leib durch ſchnoͤdes Sorgen, 
3 vor der Zeit, ins Grab gebracht, 
Treib durch Deinen Schutz von mir boͤſe 
Menſchen, boͤſe Thiere; 
Laß nicht zu, daß mich mein Gang auf 
Verfuͤhrungs⸗Wege fuͤhre, | 
daß ich nicht Geſellſchaft finde, die auf 
mein Verderben ſieht, 
oder 455 wohin gehe, da mein Unge⸗ 
uͤ 
Sol ich endlich diefen Tag noch auf Erden a 
uͤberleben, 
wolleſt Du in Fried und Ruh einen 
Feyerabend geben, 
daß ich alsdenn nicht e und be⸗ 
truͤbter ſchlafen geh, 
als ich jetzt an dieſem Morgen, HErr, vor 
| Deinen Augen ſteh. 
Und in Summa: Nimm hinweg alles, was 
mich ſonſt betruͤbet, 
chinder alles gnaͤdiglich, was mir etwan 
Schaden giebet. | 
Soll der Tag mein begier heiſſen oſo ſteh . 
ne mir endlich bey, 
A5 Ay 


10 * Benjamin Schmoldens, 


daß mein Ende nicht unfelg, und mein 
| Tod nicht böfe ſey. 


Gebet. 


Vile, deſſen Guͤt und Treu alle Mor: 
gen neu geboren, 
Hoͤr auch jetzund mein Gebet mit Genaden⸗ 
reichen Ohren; 
gib mir, Herr, nach Deinem Wilen, 
woas ich dieſen ganzen Tag, 
ſo wol in dem Chriſtenthume, als im 
| Leben, brauchen mag. 
Friſte meine Lebens⸗ Gi und bewahre 
mein Geſichte, 
Gib den Gliedern neue Kraft, mach es im 
Verſſande lichte, x 
und erhalte die Gefundheit, mache mich 
geſchickt dazu, 5 
daß ich, was Du mir befohlen, und was 
| - Dir gefällig, thu. 
Gib, daß ich im Lichte Licht, Dein Erkännt⸗ | 
niß mag erblicken; 
| Deine Gnade müſſe mich, wie ein Mor⸗ 
gen⸗Thau, erquicken; | 
Silf, daß icpmiemeinen Kleidern J Sum 
EHRISTUM an mich zieh, 
Und als wie ein Kind des Lichtes in dem 
Guten h bemuͤh. . 


Morgen⸗ und Abend ⸗Andachten 11 


Laß Gedanken, Wort und Werk gegen 
Gott und Menſchen fpuren, 
Gertesfuret und Ehrbarkeit, und was ſonſt 

vor Gaben zieren; 

Gib, daß ich gerecht, Ai redlich, klug, be: 
| ſcheiden, nüchtern ſey, 

* und mich deines juͤngſten Tages ſtets 
bey gutem Wandel freu. 
O Herr Seh, fe 1 mir, ich will alle 
was ich denke, red 5 thu, nur in Dei⸗ 
nem Namen machen: 

Mache Du den Anfang froͤlich, ſtehe mir 

mit Segen bey, 

daß das Mittel e und das 

Ende gluͤcklich ſey. 
Gib mir Kraͤfte, dem Beruf wohl und treu⸗ 
lich vorzuſtehen; 
; 0 die Tagesſtunden mich recht vertheilen, 
wohl begehen; | 
1 Gelegenheit zu wuͤrken, das, was 
Deines Namens Ehr, 
andrer Wohlfahrt, wie auch meinen und 
der Meinen Nutz vermehr. 
i Iſt mirs gut, ſo laß den Taͤg enden, wie 
| er angehoben, 
| gi mir heut mein taͤglich 1 5 ſegne Du 
| mein Thun von oben: 
Mache 


12 Benjamin Schmolckens, 
Mache leicht, was ſchwer; und aͤndre, 
was Gefahr erwecken mag: 
daß ich auch an dieſem Tage mit Ge⸗ 
i dult die Laſt ertrag. 
Heils Dae Dir ergeb ich bes 


Leib und Seele, 1 9 7 und Gut, Wiſſen, 
Wollen, Thun und Laſſen; 
Reden, Schweigen, Sitzen, Liegen, Ste, 
hen, Gehen aus und ein, Wed 
ja mein Leben und mein Sterben laß 
Dir, Herr, befohlen ſeyn, 
Wie Du mich verſorgen willſt, ſtell ich ganz 
8 in Dein Gefallen: 
laß mich heut und auch hinfort nur in Dei⸗ 2 
| ner Gnade wallen. 
Gr mir deinen guten Engel, daß er 
mich begleitet fuͤhr; 
von dem Morgen bis zum Abend ſey und 
bleibe ſtets bey mir. 
O Gott Vater, Deine Macht ſchuͤtze mich 
| | zu allen Zeiten; 5 
| Deine Weisheit, o Gott Sohn, fuͤhre 
maiaich auf allen Seiten; 8 
Deine Kraft, Du Geiſt der Gnaden, 
f halte mich in aller Noth; 
5 führe mich in Tod und Leben, Dein iſt 
5 hen und auch Tod. 1 1 
TE Nun 


morgen. und Abend · Andachten. 13 
| „Deinen Knecht yu Ko, 
Run ber, ſegne Deine Magd) und be⸗ 
huͤte mich vor Schaden! 
Herr, erleucht Dein Angeſicht uͤber mich 
mit Licht und Gnaden; 
Herr, erhebe Du Dein Antlitz auf Dein 
Kind, und ſteh mir bey, 
daß Dein Friede heut, und immer, und 
auch ewig bey mir ſey. 


Fuͤrbitte. 


geieber Vater, frommer HOF, Du laͤßt 
nicht allein den Deinen, 
ſondern auch der boͤſen Schaar Deine Gna⸗ 
| den⸗Sonne ſcheinen: 
Ach erbarm Dich aller beyder, daß kein 
Menſch auf dieſen Tag, 
weder zeitlich hier, noch ewig, ſein Ver⸗ ö 
derben finden mag 
Laß i in aller Chriſtenheit Dir mit Ernſt und 
Eifer dienen; 
Laß in allem Regiment Nat 50 € That 
zum Friede gruͤn 
Laß in allen andern Häusern etwas nuͤtz 
liches gedeyn, 5 
| und den 7 1 bey allen heilig, Dir allein | 
| zu Ehren, ſeyn, N Pre . 
5 i 5 


14 ee Selene, 9 


Hoͤr die Frommen, welche Dir jetzt ein Mor- 
gen⸗Opfer ſchenken, 
den Boshaftigen de die an kein Gebete 
nken, 
ſondern in den Tag chen, ohne Furcht 
und ohne Scheu, 
als ob ihnen nur zur Suͤnde Licht und 
Zeit geſchaffen ſey. 
Führe wohl die Reiſenden, die jetzt aͤuf die 
Straße 1 
Sorge fuͤr die Duürftigen, die noch keine 
Speiſe wiſſen; 
gib Gelegenheit zur Arbeit, dem der was 
15 verdienen will; A 
Setz auch eines jeden Plage ihr deſtimm⸗ 
tes Maaß und Ziel. 
Laß getreulich jedermann en befohlnes 
a Werk vollbringen, 
was er thun und ſchaffen will, das laß alles 
wohl gelingen. 
Nimm diejenigen in Obacht, e it 


voll Gefa 
und ſtel endlich 410 den Maden nach der 
Laſt Erquickung dar. 
Endlich, Herr, befehl ich auch ale Men⸗ 
e ſchen Deiner Sure, 
eib und Kinder, 
Ae und wer ſonſtan Ge⸗ 
blut und an Gemüthe mir 


morgen⸗ und Abend-Andachten. 15 


mir verwand und auch verbunden, fo bes 
| kannt als unbekannt, 
auch die Feinde mit den Freunden, nimm 
| in deine Hnaden- Hand, 
Leite die nach Deinem Rath, die fich heut 
zu mir geſellen, 
fiehe mir und ihnen erh daß uns nichts 
vermag zu faͤllen. 
Alle Deine Creaturen laß in Deinem 
Schutze ſeyn; 
und ſo bitt ich nur noch dieſes: Sprich 
ein gnaͤdigs Amen drein! 


. S ee. 


Abend⸗Gebet. 
Dankſagung. 

erde munter, mein Gemuͤth, eh der 

| Leib zur Ruh fich wendet. 

Dieſer Tag iſt nun dahin, und die 
Arbeit auch vollendet; 

kchund kommt der Feyerabend, und die 
Nacht bringt ihre Friſt, 

Du biſt einen Ania ſchon älter, als du vor 

at weſen biſt. f 

Stelle dein Bemühen ein, ſpar die Arbeit 

bis auf n 


Lege 


16 8 Benjamin Schmolckens, * 


Lege deine Sorgen hin, Gott will jetzund 
für dich ſorgen; 
Denke nunmehr an dich ſelber, ehe du zu 
Bette gehſt, 
Daß du vor deinem Schoͤpfer mit 
Gebet und Lobe ſtehſt. 
Ewiger getreuer GOTT, der Du keinen 
| Wechſel treibeſt, 
zwiſchen Licht und Finſterniß, fondern wie 
i u biſt verbleibeſt, 
deine ang 8 ohn Ende, beydes Tag 
Nacht iſt Dein, 5 
Du machſt, daß Sonn, Mond und Ster⸗ 
ne in gewiſſem Laufe ſeyn. 
Du hilfſt . einen Tag, nach dem an⸗ 
n hinterlegen, | 
Du weiſt täglich. eine Laſt nach der andern 
abzulegen, | 
und durch Deine rom e Guͤte iſt es auch 
| dahin gebracht, 
daß Dein Kind nach ſeiner Arbeit einen 
3 Feyerabend macht. 
Alles, was ich dieſen Tag beſſer bin und zu⸗ 
0 genommen, | 
| das iſt, Herr, allein von Dir, und von 
Deiner Gnade kommen. 
Was ich aͤlter, kluͤger, reicher und geſun⸗ 
ö der worden bin, heit 
ei 


Morgen⸗ und Abend ⸗ Andachten. 17 


heiß ich alles deinen S Segen; denn wo waͤr 
es mein Gewinn? 
Darum dank ich deiner Huld auch in dieſer 
Abend⸗Stunde, 
ich erhebe deine Treu mit dem Herzen, mit 
dem Munde: 
Deine Wohlthat iſt unzählich, unbe 
greiflich deine Macht, 
Der Du mir den Tag zur Arbeit, und die 
Nacht zur Ruh, gemacht. 
Was ich dich am Morgen bat, haſt Du mir 
am Tag gegeben, 
Dia mein Genie Du erhielteſt 
mir das Leben, 
Duerleuchteſt! mir die Augen, gabſt dem 
3 Leibe Speiß und Trank, 
menen Gliedern die Geſundheit, meiner 
EN Arbeit ihren Gang. 
nd jetzunder da der Tag für der Nacht hat 
85 weichen muͤſſen, | 
u Du frölich und geſund mir die muͤden 
Augen ſchließen. 
Daß ich ruhig und mit Frieden in mein 
Bette gehen kann, 
ſchreib ich alles ge uͤte mit verbund⸗ 
em Herzen an. | 
- C5 iſt alles aut, 5 Gott, wenn ich 
boͤſes gleich empfangen, 


= ee B oder 


18 Benjamin Schmolckene, 

oder nicht, nach meinem Wunſch, alles waͤre 

wohl ergangen: 
Dab ichs a aͤrger doch verdienet, wuͤrd auch 

uͤbel um mich ſtehn, 

wenn du mir es nicht gelindert, oder beſſer 

| llaſſen gehn. 
O Du langmüthiger Gott, Du haft mich fo 

wohl erlefen, 

Em ich doch nicht allemal deiner eingedenk 

Ä geweſen. 
Manches hab ich nicht gebeten, und Du 
haſt mirs doch verliehn. 
Oefters hab ich Dich deeper und Du 
haſt mirs doch verziehn. | 
Nun fuͤr diß und alles das, ſey gelobet und 
N geprieſen, | 
we Du mir, den Meinigen; und ſonſt an⸗ 
dern haſt erwieſen: 1 
Aas Du Boͤſes abgewendet, was Du 
gutes haſt gethan, 
ae nehm ich bier und dorten ewiglich 

mit Danken an. 


Bitte. 


Veter der Sarmberzieit, ach verzeih 
| SESUmien, 
was ich Wen daha Tag wider Wiſſen, 
wider Willen, 
| dend 


Morgen- und Abend - Andachten. 19 


öffentlich ſo wol, als heimlich, gegen dein 
Gebot gethan; 
Siehe mich in Chriſti Wunden mit Ge⸗ 
naden⸗ Augen an. 
Decke meine Suͤnden zu, 5 das Gute un⸗ 
terblieben, 
wo was Boͤſes it gedacht, bald geredet, bald 
getrieben, 
wider Dich und meinen Nächsten, als 
auch ſelbſten wider mich; 
Straf mich, HERR, nicht nach Ver 
| dienſte, und vergieb genaͤd iglich. 
ende dieſe Nacht von mir alle Macht der 
f Finſter niſſe, | 
daß ich nicht! im Sinden Schlaf meine Au⸗ 
gen ⸗Lieber ſchließe. 
Ich mag ſchlafen oder wachen, ſo gieb mir 
Gedanken ein, 
welche Dir und dem Gewiſſen keinerley 
zuwider ſeyn. 
Treib den Satan von mir weg, und was ihm 
pflegt anzuhangen, | 
| laß mich mit den Meinigen einefanfte gh 0 
erlangen. 
2 Se Herr, für Dieb und Moͤr⸗ 
rn, Waſſers⸗Noth und Feuers Macht, 
ee eee 
4 Ding vo en 
IR B2 Laß 


20 Benjamin Schmolckens, 
Laß das Grauen in der Nacht und des boͤſen 
Feindes Schrecken, 
noch was fonften Unruh macht, mich vom 
Schlafe nicht erwecken. 
Laſſt e traurige Gedanken, Furcht und 
Schrecken ferne feyn, 
wiege mich in deinem Schooße, ohne 
| Sorg und Kummer ein. 
Gieb, daß mich kein ſchwerer Traum in der 
ſanften Ruhe hindre, 
keine Krankheit meine Kraft weder raube, 
’ noch vermindreee 
keine Schmerzen mich befallen, oder ſonſt 
Gefahr und Noth: 
Und . mir nicht einen böfen 
2 ſchnellen Tod. 


Gebet. 


err, Gott Vater, Sohn und Geiſ, 

ſey auch jetzund mir zugegen, 

ich will mich in deinen Schoos und in deinen 

Namen legen; 

Nimm, o Schoͤpeer, dein Oeſeoe, Leib 

und Seele, Haab und Gut, 

und was ku mir f. ſonſt gegeben, gnaͤdiglich 
in beine Hut, 

was 10 lebe, 1b ich dir, denn du biſt allein 

mein Leben ; 

wa 


Morgen⸗ und Abend⸗Andachten. 23 
was ich ſterbe, ſterb chice denn du kannſt 
das Leben geben; 

alſo bin icht in dem Tode, und auch in dem 
Leben dein: 

Laſſe beydes, Tod undeben, dir auch wohl 
befohlen ſeyn. 

Hilf, daß ich an alles denk, was ich heut von 
dir empfangen 

alle Suͤnden wohl bereu, die en End Tag 


began 
Hab ich heut im Thun und Reden mir 
zum Schaden was gemacht, 
ey/ ſo bringe du zurechte, was ich unrecht 
angebracht. 
Decke mich i in dieſer Nacht mit dem Schat: 
ten deiner Güte, 
daß mich deiner Haͤnde Schutz und der 
Engel Wacht behuͤte; 
Gib mir froͤliche Gedanken „wenn ich in 
mein Bettegeh, | 
daß ich ungehindert ruhe, und geſuͤnder 
auferſteh. 


Sey bey mir, wenn ich alleine; fuͤhre mich 

auf finſtern Wegen; 

era ſchlaf ich, wache 

N agegen; = 

eig ich, laß an dich mich denken, warne 
mich vor der Gefabe 

B3 Wecke 


ge Benjamin Schmoldens, | 


een, frühe, wenn die 
Arbeit wieder dar. 
Gib ein fröliches Gemuͤth und geſunde Lei⸗ 
x bes⸗Kraͤfte, 
wenn ich aus dem Bette geh; laß mich die 
Berufs: Gefchäfte, 
Mit Gebete vor mich nehmen, friſt auch 
meine Lebens⸗Zeit, 
Dir zu Ehren, mir zum Beſten, und des 
Naͤchſten Nutzbarkeit. > 
Doch weil auch mein Leben ſich endlichmuß 
zum Ende lenken 
und ich keine Stunde weis; ach, ſo laß mich 
wohl bedenken, 
wenn ich mich zur Ruhe lege, daß der Tod 
ſtets um mich geh, 
da der Sarg bey meinem Bette taͤglich 
in Gedanken ſteh. 
Ja, wenn gar in dieſer Nacht mich mein 
Ende treffen ſollte, 
oder auch dein ie Tag mich zur Rech⸗ 
nung rufen wollte, 
o ſo ſey mir, Herr, genaͤdig, nimm mich 
in den Himmel ein: 
Laß den letzten Blick auf Erden, dort bey 
| dir den 19 ſeyn. 


"Morgen: und Abend Andachten. is 23 


Fuͤrbitte. 


YErr, du Huͤter Iſrael! welchem aller 
Schlaf verborgen, 
wolleſt auch in dieſer Nacht fuͤr die lieben 
Meinen ſorgen; 
Ja fuͤr alle Menfchen: Kinder ſorge heut 
und morgen fruͤh, 
laß dein Auge für ſie wachen, deine Hand 
i bedecke ſiee 
| Höregnädig und erhoͤr, wenn die Frommen 
8 jetzund beten! 
9 ſchone der Beleidiger, die di Bon zu nah ge⸗ 
reten. 
Teng Geduld mit denen Sundern dit beh 
3 dieſer finſtern Nacht, 
0 nur aufgrefien, Saufen, Huren, und Be: 
. kauben ſind bedacht. 
Reiß die Trunkenen nicht hin, wenn ſie 
0 noch in Suͤnden ſtehen? 
| en die Sonne nicht im Zorn bey den 
Zaͤnkern untergehen; 
und erbarme dich auch derer, die ſich 
i jetzund zwar gelegt, 
* aber dich durch N Gebete zur Verſoͤhn⸗ 
; lichkeit bewegt. 5 
Laß die Müden wohl ab ihr gehabtes 
Werk beſchließen; 
B4 


Staͤr⸗ 


2 f Benſamin Schmolckens , 


Stlaͤrke die, fo in der Nacht noch aus Noth 
arbeiten muͤſſen; 

Gib, daß niemand in dem Finſtern ſeinen 

all und Schaden find; 

Hilf den Neiſeden zurechte, die noch auf 
5 der Straße ſind. 

Schaffe denen einen Ort, die noch keine 
a Bleibung haben; 

5 Welche hungrig ſchlaf fengehn, wolleſi du mit 
1 Staͤrke laben; 

Wache ſelbſten bey den Kranken, nimm 

die Kinder wohl in acht: 

Denen, die nicht ſchlafen konnen, kuͤrze 

| du die lange Nacht, 

Steh mit deinem Troſte bey allen, die in 

2 Noͤthen ſtecken, 

die ſich heut mit Angſt und Schmerz, und 

mit lauter Kummer decken, 

mache der klenden Nichen helle durch den 

| den⸗Sch ein, u 

und laß ihre Laſt ertrag 17 auf dem Jam 

mer Lager ſehn. 

Endlich laſſe Stadt und Land! unter deinem 

Schutze ſtehen, 

Lermen, Aufruhr und Gewalt ferne von den 

Graͤnzen gehen; er 

RNauben, Stehlen, Mord und Todſchlag, 

Waſſers Noth und Feuers⸗Glut, es. 


Pa 


Morgen⸗ und Abend - Andachten. | 25 5 


treib genaͤdiglich zuruͤcke, daß uns gar 
nichts Schaden thut 
Laß die Waͤchter auf der Hut treulich fuͤr 
uns alle wachen, 
und erhalt im Fried und Ruh einem jeden 
ſeine Sachen, 
Bis wir aus der ae zu dem 
| großen Tage gehn, 
und alsdenn laß uns im Lichte ewiglich er: 
| freuet ſtehn. Amen. 


| Morgenſegen am Sonntage 5 
illommen, lieber Tag, Tag uͤber 
JV alle Tage! Du biſt des HErren 
Tag, den hat Er ſelbſt gemacht. 
an age, ch age ſchon “N DR 


' 
ne 


“ en einen 95 als einen Tag der 
2 Dr Wun⸗ 


„eh 


2% Benjamin Schmolden, 
Wunder, weil deine Wunder⸗Hand ihn oft 
gezeichnet hat; o lege du in mich den wahren 
Glaubens Zunder, fo faͤngt mein Herze 
Glut durch deine Wunder⸗That. Das 
war dein Oſter⸗Tag, an welchem du erſtan⸗ 
den, ach! laß mich heute doch aus meinem 
Grabe gehn, befreye meinen Fuß von allen 
Todes⸗Banden, und wuͤrke ſelbſt in mir ein 
geiſtlichs Auferſtehn. Geuß deinen Geiſt 
auf mich, und mache heute Pfingſten, wie 
weyland dieſer Tag dadurch geheiligt ward: 
Dein Wort erleuchte mich, daß ich nicht im 
geringſten von dieſem weichen mag, was du 
mir offenbahrt. Gieb Augen, welche dich 
und deinen Sohn erkennen, gieb Ohren, 
welche dir begierigſt offen ſtehn: Gib Lip⸗ 
pen, die voll Geiſts in deinem Lobe brennen, 
gib Fuße, die mit Luſt in deinen Vorhof gehn. 
Vor allen gib ein Herz, das, gleich dem gu⸗ 
ten Lande, in Glauben und Geduld viel hun⸗ 
dert Fruͤchte bringt: Behuͤte meinen Sinn 
fuͤr allem Mißverſtande, damit das gute 
Werk bey mir ſehr wohl gelingt. Mein 
Hirte, weide mich auf deiner grunen Aue; 
und führe mich dein Schaf, zum friſchen 
Waſſer hin; Schleuß deinen Himmel auf, 
daß er mir Manna thaue, laß mir, vergiß 
mein nicht, in deinem Worte bluͤhn. Mich 
hungert, laſſe mich mit Lebens⸗Brode a = 


Singen; du aber 


Morgen⸗ und Abend ⸗ Andachten. 27 


ſen, mich duͤrſtet, traͤnke mich vom Bruͤnn⸗ 
lein Iſrael; Gib deinen Dienern Kraft, daß 
ſie mich unterweiſen, aus ihrem Munde 
geuß die reine Lebens: Duell. Dein Wein⸗ 
berg iſt fuͤr mich, ach! laß mich Trauben brin, 
gen, und keine Heerlinge an meinem Stocke 
ſlehn; Erwecke Saft und Kraft, die bis zur 
Wurzel dringen, daß deine Werke bald bey 
mir ins Leben gehn. Laß mich mein Antlitz 
nicht im Spiegel ſo beſchauen, wie einer, der 
vergiſt, wie er geftalter war; Ein jedes 
Wort, daß du mir laͤſſeſt anvertrauen, ſtell 
als ein Denkmahl mir im ganzen Le 

ben dar. So bald mich dein Geſetz mit 
ſeinem Hammer troffen, ſo bald ſey auch 
mein Herz zermalmet und zerknirſcht; Dein 
Evangelium ſteh mir auch wieder offen, 
wenn der geaͤngſte Geist nach deinem Worte 
duͤrſt. Laß einen Tempel mich in deinen 
Tempel bringen; Mein Herz dein Pre⸗ 
digtſtuhl, die Lippen dein Altar; der Weyh⸗ 
rauch mein Gebet, el Opfer Flehn und 
ell dich ſelbſt zu mei⸗ 
nem Prieſter dar. So geh ich in Bean 
„auf deine große Güte, und ſetze mich g etroſt 
zu deinen Fuͤßen hin; verbirge — 5 all 
hier in dein Gezelt und Hütte, Pens ganz 
ung eſtoͤhrt in deinem Dienſte bin. Ach 
5 1 4 E r r, wie lieblich find die Wohnungen zu 


” 


7 1 28 . 8 Benjamin Schmolckene, 
nennen? Wie freuet ſich mein a auf Zi⸗ 


ons Heiligthum? dort feh ich Licht und 
Recht auf deinem Heerde brennen; dort pre⸗ 


digt man dein Heil und deines Namens 


Nuhm. So wollſt du nun mein Her z beym 


Einigen erhalten, das deinen Namen ich 
mit Ernſte fuͤrchten mag; ja laſſe deinen 


Geiſt in meiner Seele walten, ſo wird dein 5 


Sonn: Tag mir ein rechter Sonnen⸗ Tag. 
Die Welt mag ihre Luſt nach eitlem Sinne 5 


pflegen, ich will, Gott helf es mir! kein 


Sabbaths⸗ Schaͤnder ſeyn, und dieſe Worte 


mir tief in mein Herze praͤgen; Stellt euch 
der Welt nicht gleich, dient eurem GOtt 
allein. Bet ich, ſo ſchleuf mir auf dein 
Herz und deinen Himmel, ſing ich, ſo ſpiele 
du in meiner Seelen drein; Mach es ganz 


bon die a laß alles 2 eit⸗Getuͤmmel, das 


nſt die Andacht ſtoͤrt, von mir verbannet 


ſeyn. Kein Schlaf verfchließe mir die Au 
gen und die Sinnen, kein Nachbar irre mich 


mit ſeiner Plauderey; ja laß mich ſelbſten 


nichts, noch reden, noch beginnen, was dei⸗ 


nes Wortes Lauf in mir zuwider ſey. Gieb, 


daß dein guter Geiſt auf alle Seelen falle, 
die heu e, HErr, vor dir, in deinem em 
vel ſtehn; damit das Wort nicht nur in ih⸗ 
ren Ohren ſchalle, ſo laſſe feine Kraft durch 
/ 955 9 gehn. Liber die een, 1 


7 


N 5 and 
h * a 


Morgen und Abend · Andachten. 29 


die, fuͤr die wir beten, laß auch in ihrer Noth 
nicht ohne Huͤlfe ſtehn; Gieb, daß die Beich⸗ 


tenden mit Reue vor dich treten, mit Glau⸗ 


ben wuͤrdiglich zu deiner Tafel gehn. Die 
allgemeine Noth laß dir zu Herzen gehen, 
nimm deiner Kirche dich und ihrer Glieder 
an; daß wir im Geiſte hier verknuͤpft bey⸗ 
| fammen ſtehen, und keines Feindes Macht 
dein Haͤuflein ſtůrzen kann. Wohlan du 


rufeſt mir; ſo will ich mit dem Haufen 


zum Haufe wallen gehn, wo dein Gedaͤcht⸗ 


Riß iſt; Bewahre meinen Fuß, und laß 
mich alſo laufen, daß du mir Wahrheit, 
Weg, und auch das Leben biſt. Laß mich 
nicht ohne dich als denn zuruͤcke gehen, wenn 
ich gelehrt, ver mahnt, gewarnt, getröͤſſet bin. | 
Laß einen Brand in mir ne deinem Wort 
ahus der J Jünger N 


entſtehen, wie dort bey E 
Herzen gluͤhn. So ehr ich deinen Tag, o 


du Dreyeinigs Weſen, Gott Vater, Sohn 


und Geiſt, als dein geweyhtes 8 wer⸗ 


de dieſe Schrift an allen Waͤnden leſen: 


Be des Sabbarhts, daß du ee 5 


Morgen ⸗Lied. 


Mel. Meinen Ik ſum laß ich nickt. 
oe: vom Licht, erleuchte mich, bey dem nenen 
Tages Lichte: Gnaden⸗Sonne, ſteſie die, vor 
mein munters Angeſichte; wohne mir mit e 1 


5 au ws mein 1 beilig 85 


— 


2. Brünn 


30 * Benjamin Shmoldens, 


1185 Brunnquell aller Suͤßigkeit, laß mir deine 
Ströme fliegen! Mache Mund und Herz bereit, 
dich in Andacht recht zu kuͤſſen. Streu das Wort 


mit Segen ein, laß es hundertfruͤchtig ſeyn. 


3. Zuͤnde ſelbſt das Opfer an, das auf meinen 


uppen lieget; Sey mir Weisheit, richt und Bahn, 


daß kein Irrthum mich betruͤget, und kein fremdes 


* 1 
2 „ 
— — 
— nn > 


Feuer brennt, welches dein Altar nicht kennt. b 
4. Laß mich heut und allezeit, Heilig, Heilig, Heilig, 


fingen, und mich in die Ewigkeit mit des Geiſtes 
Jluͤgeln ſchwingen. Gib mir einen Vorſchmack ein 


gg es ee im Himmel ſeyhn. | 
Ruh in mir, und ich in dir, bau ein Paradieß ins 


| Den Offenbare dich doch mir, und geus meiner Andacht 


Kerze immer neues Oele zu, o du Liebes⸗Flamme du. 
6. Dieſer Tag ſey dir geweyht. Weg mit allen 


g Eitelkeiten. Ich will deiner Herrlichkeit einen Tem 
pel zubereiten, nichts ſonſt wollen, nichts ſonſt hun, 
iR als in deiner Liebe run. 


7. Du biſt mehr, als Sale en laß ud deine 


on Weisheit hören, ich will deinen Önaden : Thron mit 
gebeugten Knien ehren, bis mir deine Saane 8 
a: und deu | den ſchoͤnſten Sonntag macht. | 


Abend Segen am Som stage. 


ee Der Sonmiag ict vollbracht, der Sonnen 


Glanz verſchwunden: mein IE, 


der du mir mehr als die Sonne biſt, beſtra⸗ 
lle durch dein Licht die dunkein Abends 
Stunden; gieb deinen Schein der Nacht, die 
75 won verhandeail. eee 


ud 


Morgen⸗ und Abend⸗Andachte. 31 


den ſchwarzen Finſterniſſen, wenn mich der 
fanfte Schlaf zum Todten⸗Bilde macht, 
laß mich die ſuͤße Ruh in dir allein genieffen, 
fo wird es Sonntag ſeyn auch mittenen der 
Nacht. Ach aber! wie ſo ſchwarz bin 
ich vor deinen Augen, ich ſollte, OErr! vor 
dir ein Kind des Lichtes ſeyn, ſo ſind ich 
Werke hier, die leider gar nichts taugen, 
und mir der Hoͤllen Nacht zu einem Lohne 
draͤun. Dein lieber Sonntag iſt von mir ent 
heiligt worden; wie hab ich doch dein Wort 
fo ſchlaͤftig angehört; wie wenig mich bes 
muͤht, im wahren Chriſten⸗Orden dasſeni⸗ 
8 zu thun, was du mich haſt gelehrt? Mein 
Ohr iſt gleichſam taub, mein Herze tobt ge⸗ 
weſen, mein ganzer Gol tesdienſt nur lau⸗ 
licht und verkehrt, und al! ſollt ich wol ein 
Urtheil von dir leſen: Der Suͤnder ſey nicht 
mehr ſo großer Gnade werth. O eine ſchwar. 
ze Nacht, die meine Suͤnden machen! Ach 
ſtoß mich darum nicht ins Finſterniß hin⸗ 
aus! Errette doch, mein GOtt! mich aus des 
Todes Rachen, und tilge meine Schuld mit 
Chriſti Unſchuld aus. Mein Herze ſuchet 
dich, ach! laß dich wieder finden, ich klopf an 
deine Thuͤr, thu mir genaͤdig auf: Ich will 
von neuem dir mich ganz und gar verbiie 
den, und gebe Herz und Hand zu eigem 
FFC DE 


x. * 
—— — 


Pfande drauf. Schreib alles in den Sinn, 

was dieſen Tag geſchehen, und laß dein 
Waort in mir ja nicht vergebens ſeyn: Du 
Herzens Kündiger kannſt in das Herze ſe⸗ 
hen, ach! fo bewahre mich vor allem Heu⸗ 
chelſchein. Laß deine Lehren mich wie 
Milch und Honig ſpeiſen, damit der Nach: 
ſchmack mir die ganze Woche bleibt: Laß 
die Vermahnungen mir Ziel und Maaße 
weiſen, wie man das Chriſtenthum mit rech 

tem Eifer treibt. Laß deine Troͤſtungen wie 
lauter Zucker ſchmecken, wenn mich das 
Kreuze druckt; ach fo verlaß mich nie! Laß 

deine Warnungen mich im Gewiſſen ſchroͤ⸗ 
cken, daß ich die Suͤnde mehr, als eine 
Schlange flieh. Dein Saam⸗Korn muß 
in mir verlangte Fruͤchte bringen, daß ich 
kein fauler Baum in deinem Garten bin: 
Diß Kleinod were mich zum Laufen und 
zum Ringen, dit Wort heveſtige in mir des 
Geiſtes Sinn. Hat Moſes mich geweckt 
mit des Geſetzes Fluchen, fo laß mir feinen 
Schall durch Ohr und Herzen gehn. Hat 
Ieſus mich getroͤſt mit feinen. Segens⸗ 
Spruͤchen, ſo laß mich darauf veſt in Noth 
und Tod beſtehn. Der Glaube werde ſtark 
durch deines Geiſtes Lehren, die Liebe zuͤnde 
ſich bey dieſen Feuer an, die Hoffnung muͤſſe 
ſich durch dieſen Anker mehren, ſo ul ein 

. ae Klee⸗ 


Morgen⸗ und Abend: Andachten, 33 


Kleeblatt hier, das nie verwelken kann. Im 
Glauben laß mich dich und auch dein Wort 
bekennen, im Leben führe mich nach Chriſti 
Stapfen hin; Im Leiden laß mich nichts 
von deiner Liebe trennen, im Sterben mache 
ſelbſt den Tod mir zum Gewinn. Gib, daß 
ich nicht allein ein Chriſt im Wiſſen heiſſe, 
vielmehr ein wahrer Chriſt nach dem Ge⸗ 
wiſſen ſey; Und daß ich mich mit Ernſt der 
Heiligkeit befleitze, entfernt von eitlem 
Ruhm und ſchnoͤder Heucheley. Laß mich 
vor allem dich von ganzem Herzen lieben, 
und meinen Naͤchſten denn, als wenn ichs ſel⸗ 
ber waͤr. Ja, laß mir dein Geſetz ins Herze 
ſeyn geſchrieben, und was dein Wille heiſcht, 
das ſey auch mein Begehr. Bin ich auf dich 

etauft, und bin dein Glied geworden, ſo 
hilf, daß mich kein Feind von deinem Leibe 
reiſt: Dein Geiſt regiere mich im reinenChri⸗ 
ſten⸗Orden, der dich als Haupt erkennt, 
und deine Kirche heißt. Ich kann nicht im⸗ 
mer hier im GoOttes⸗Hauſe bleiben: drum 
geb ich dir mein Herz zu einem Tempel ein, 
und will an meine Bruſt die ſuͤße Loſung 
ſchreiben: Hier iſt der Herr, mein Gott, 
hier ſoll ein Bethel ſeyn. Gleich wie ein Hirſch 
der hier nach friſchem Waſſer ſchreyet, ſo 
ſchreyet meine Sen und duͤrſtet, Bon 
| na 


34 Benjamin Schmolckens, 5 
nach dir; wenn komm ich doch dahin, wenn 
werd ich doch erfreuet, dein Angeſicht zu 
ſehn in Zions ſchoͤnſter Zierd: Wohlan! du 
wwirſt mich einſt aus dieſer Kirche führen, die 
nur die Streitende auf Erden wird genennt. 
Dort aber geht man ein zu andern Kirchen: 
Thuͤren, wo man Triumphe ſingt, und kei⸗ 
nen Feind mehr kennt. Ich werde dieſe Luſt 
hier in der Ferne ſchauen, bis daß mein 
Glaube mich zum wahren Schauen bringt. 
Indeſſen will ich mich nur deiner Macht 
vertrauen, da abermal der Schlaf zu mei⸗ 
nen Augen dringt. Haſt du, mein GOtt! in 
mir, die Ruhe heut genommen, ſo nehm ich 
meine Ruh auch wiederum in dir: Du biſt zu 
mir ins Herz mit deinem Worte kommen, 
ſo komme doch auch nun in meine Kammer 
hier. Sey uͤber mir mit Schutz, ſey neben 
mir mit Segen, ſey in mir, daß ich auch in 
dir verbleiben kan; ſo mag der Teufel ſich mit 
ſeinen Schuppen regen, mein Bette bleibet 
doch ein ſichers Canaan. Ich werf in dei⸗ 
nen Schoos auch alle meine Lieben, o Vater, 
lege du auch deine Hand auf ſie; Laß weder 
Stadt noch Land, Mord, Raub und 
Brand betruͤben, ſo ſchallet uͤberall dein 
Lob⸗Spruch morgen fruͤh. Die neue Woche 
wird von neuer Guͤte ſagen, denn die iſt 1 

| | un 


Morgen und Abend ⸗ Andachten. 33 


uns an allen Morgen neu. Man wird nicht 
über Noth und uͤber Mangel klagen: Gott 
iſt fuͤr uns, wer iſt, der uns zuwider ſey? So 
geh ich denn zur Ruh, auch, wenn du willſt, 
zu Grabe, geuß du mir Glaubens⸗Oel in 
meine Lampen ein; ich weis, wenn ich genug 
und ſanft geſchlafen habe, daß dort im 
Himmel wird der rechte Sonntag ſeyn. 
Abend⸗ Lied. 

Mel. Nun ruhen alle Waͤlder, e. 
Der Sabbath iſt vergangen, ich habe mein Ver⸗ 
langen nach Herzens Wunſch erfuͤllt. GOtt 
hat mich unterweiſet, mit Lebens Brod geſpeiſet, 
und meiner Seelen Durſt geſtillt. 

2. Gott ruht durchs Wort im Herzen, drum leg ich 
ohne Schmerzen auch meinen Leib zur Ruh; denn allen 
Suͤnden Schaden, deckt IEſus nun in Gnaden mit 
ſeinem Purpur⸗Mantel zu. ev SE. 
3. O du dreyeinigs Weſen, mein Geiſt iſt ſchon Bgee 
neſen, weil ich dein Tempel bin. Ich habe Liche 
vom Lichte, dein leuchtend Angeſichte treibt alle Finſter⸗ 


niſſen bin. ER 
4. Du wirſt ſchon bey mir wachen, und eine Sonne 
machen, auch mitten in der Nacht. Bis bey den 
Cherubinen, ein Sonntag iſt erſchienen, der alle 
Nacht zu Schauden macht. 

F. Ih ſchlafe ganz vergnuͤget, denn wo mein Herze 
lieget, da iſt der Engel Heer. Mich ſtoͤrt kein 
Welt⸗Getuͤmmel, es träumt mich nur vom Himmel, 
Ach! wer doch nur bald droben waͤr. 8 


\ C2 Mor 


14 
1 


* 


36 e Benjamin Schmolckens 


Morgen- Segen am Montage. 


Mott! der du Sonn und Mond am 


O Himmel laͤſſeſt ſcheinen, der Mon⸗ 


tag hat nunmehr den Sonntag abgeloͤſt, 


und deine Guͤt und Treu iſt taͤglich bey 
den Deizen, weil du nur immer auf 
und nimmer untergehſt. Ich beuge mei⸗ 
ne Knie vor deinem Gnaden⸗ Throne, 
und opfre Dank und Ruhm, vor den 


verlih'nen Schutz. Du wareſt in der 
Nacht mein Schild, und meine Krone, 


drum both ich aller Noth und allen Fein⸗ 
den Trutz. Ich ſchlief, ſo hatteſt du 
die Augen offen ſtehen; ich lag, du 


ſtundeſt mir zur recht⸗ und linken Hand; 


A 


Ich war den Todten gleich, du heißt mich 


auferſtehen, und macheſt deine Huld aufs 
neue mir bekannt. Nimm hin die Erſt⸗ 
linge von dieſer neuen Wochen, der Anfang 
ſoll allein in deinem Namen ſeyn; Was du 
mir geſtern ſchon fiir Segen haſt verſpro⸗ 
chen, der ſtelle heute ſich in der Erfuͤllung 
ein. Der Mond muß ja ſein Licht von ſeiner 
Sonne nehmen: ich nehme Licht und Heyl, 
mein IᷣEſu! nur von Dir; Doch laß mich 
auch der Art des blaſſen Mondes ſchaͤmen, 
daß ich nicht Unbeſtand in meinem Sn de 


es K 
. 22 


Morgen: und Abend» Andachten. 37 


fuͤhr. Die Ruh iſt nun vorbey, die Glieder 
ſind erquicket, ich huͤlle meinen Leib in ſeine 
Kleider ein; Gieb, daß die Seele ſich mit 
Tugend: Kleidern ſchmuͤcket, und waſche 
nebſt der Hand auch das Gewiſſen rein. 
Sey meines Leibes Licht, und auch das 
Licht der Seelen, daß ich den ganzen Tag 
ein Kind des Lichtes bin; Vor deiner Augen 
Licht kann niemand ſich verheelen, drum 
leite meinen Fuß auf rechten Wegen hin. 
N Arbeit haſt du mich, und nicht zum 
uͤßiggange, in dieſe Welt gebracht, wo 
Schweiß und Fleiß gebuͤhrt; So gib mir 
deine Kraft, daß ich den Zweck erlange, zu 
dem mich dein Beruf und mein Gehorſam 
fuͤhrt. Erleuchte den Verſtand, daß ich 
wohl unterſcheide, was Nutz und Schaden 
bringt, was Fluch und Segen iſt; Den 
Willen beſſere, daß ich das Boͤſe meide, und 
das hingegen thu, woraus der Segen 
fließt. Dein Geiſt regiere mich, daß ich recht 
chriſtlich wandle, und denke, daß mein 
Lauf nur nach dem Himmel geht; Steh 
mir in allem bey, daß, was ich thu und 
handle, mir und dem Naͤchſten nuͤtzt, und 
deinen Ruhm erhöht. Gieb beydes Rath 
und That, das Wollen und Vollbringen, 
daß nichts verſaͤumet wird, auch nichts 
But . umſonſt 


38 Benjamin Schmoldens, 


unmſonſt geſchicht; den Anfang ſegene, das 
Mittel laß gelingen, das Ende benedey, ſo 
iſt es wohl verricht. Du Aufgang aus der 
Hoͤh, laß deine Guͤte thauen, auf alles, was 
ich heut gedenke, red und thu; Ich will al⸗ 
lein auf dich und deine Gnade trauen, 
ſchleuß du dein Herze nicht fuͤr meinem 
Seufzen zu. Geh mit mir aus und ein auf 
allen meinen Wegen, dein Auge leite mich, 
dein Arm beſchuͤtze mich: So bald ein Un⸗ 
fall ſich will wider mich erregen, ſo bald ver⸗ 
birge du dein Schaͤflein hinter dich. Es 
muß ein jeder Tag auch ſeine Plage haben, 
drum werd ich heute wol nicht ohne Kreuze 
ſeyn: Doch wirſt du mich, mein GOtt, 
auch in der Truͤbſal laben, du richteſt ja die 
Laſt nach unſern Schultern ein. Es ſey dir 
heimgeſtellt, wie du mit mir willſt fahren; 
ich nehme Luſt und Laſt von deiner Schi⸗ 
ckung an. Es muß dein Herze doch ſich 
endlich offenbaren, wie es zu keiner Zeit 
was Boͤſes meynen kann. Laß mich mein 
Bißlein Brod in ſtiller Ruh genießen, gib 
wenig oder viel, ich bin mit dir vergnuͤgt; 
denn hab ich nur dabey ein freudiges Ge⸗ 
wiſſen, ſo iſts ein großer Schatz, der mir im 
Herzen liegt. Behuͤte Leib und Seel fuͤr 

allen Ungluͤcks⸗Faͤllen, beſonders für Fal 


Morgen: und Abend - Andachten, 39 


Fall, den uns die Sünde draͤut. Laß deine 
Gegenwart mir ſtets vor Augen ſtellen, die 
alles ſieht und hoͤrt, und richtet mit der Zeit. 
Geſelle mich ja nicht zu Gottsvergeßnen 
Leuten, man wird von ihrem Thun gar 
leichtlich angeſteckt; Laß mich der Engel 
Schaar den ganzen Tag begleiten, daß 
mich der Satan nicht mit ſeinen Klauen 
ſchroͤckt. Bleib auchder Meinigen getreuer 
Gott und Vater, bewahre, ſaͤttige und 

uͤberſchatte ſie. Im Kummer ſey ihr Troſt, 
im Mangel ihr Berather, damit durch deine 
Hand ihr Wohlergehen bluͤh. Bewahre 
Stadt und Land fuͤr allen Faͤhrlichkeiten, 
hilf, daß kein Ungemach Lehr⸗Wehr⸗ und 
Naͤhr⸗Stand trennt; Sey deiner Kirchen 
Sels in dieſen letzten Zeiten, Erhalt uns 
gnaͤdiglich dein Wort und Sacrament; 
Nun, Herr! ich laß dich nicht, du haft 
mich denn geſegnet; ſprich nur ein einzigs 
Wort, ſo iſt dein Wunſch erfuͤllt. So 
nehm ich alles an, was heute mir begegnet, 
und waͤr es auch der Tod, wenn du, HErr! 
alſo willt. Ich leb und ſterbe dir, es ſey heut 
oder morgen, es kommt der letzte Tag doch 
einmal ganz gewiß, drum laß mich in der 
Zeit fuͤr meine Seele ſorgen, ſo tret ich dort 
ans Licht nach aller E erniß. Judeſſen 

Er | 24 | wei 


40 * Benjamin Schmolckens, 


weil ich noch in dieſer Huͤtten wohne, tret 
ich mein Amt und Pflicht in — 5 
men an: In deinem Namen ſeys, Gott 
Vater ſammmt dem Sohne, und du, oer, 
ther Geiſt! ſo iſt es wohl gethan. ERS 


Morgen: Lied. 
Mel. Wer nur den lieben Gbrr läße walten. 
0 Ein neuer Tag, ein neues Leben, geht mit der 
neuen Wochen an; Gott will mir put aufs 
neue geben, was mir ſonſt niemand geben kann. 
Denn haͤtt ich ſeine Gnade nicht, wer gebe mir ſonſt 
Troſt und licht. | 
2. Ich gruͤße dieſen lieben Morgen, und kuͤſſe 
Gottes Vater⸗Hand, die dieſe Nacht ſo manche 
Sorgen in Gnaden von mir abgewandt. Ach HErr! 
wer bin ich Armer doch? Du ſorgſt für mich, ich 
lebe noch. i 
Nun das erkennet meine Seele, und giebt ſich 
2 ſelb zum Opfer hin; Doch weil ich noch in dieſen 
Hoͤle mit Noth und Tod umgeben bin, ſo weich 
85 0 heute nicht von mir, denn meine Huͤlfe ſteht 
de dir.. N 
4. Mein Gluͤck in dieſer neuen Woche, ſoll nur in 
vun. Namen bluͤhn. Ach laß mich nicht am Suͤn⸗ 
Joche, mit meinem Fleiſch und Blute ziehn; 
nen Geiſt, der mich regiert, und nur nach . 
de Willen führt, | 
5. Soll ich wein Brod mit Kummer eſſen, ſo laß | 
gefe N ewa du ſonſten N 5 


Morgen: und Abend =Andachten. 4¹ 


das richte mit zum beſten ein; Ich bitte keinen Leber: 
fluß, nur was ich noͤthig haben muß. 

6. So thue nun, mein Gott! daß Deine, und 
laß mich auch das Meine thun. Behuͤte beydes 
Groß und Kleine, daß ſie auf deiner Huld berubn, und 

75 g mit dir vergnügt beſchließen 


Abend Be am 4 Montag 


Se ſtirbt der erſte Tag in dieſer neuen 
Wochen; mein JEſu! habe Dank fuͤr 
deine Güt und Treu, und weil die finſtre - 
Nacht bereits herein gebrochen, ſo gieb, daß 
meine Ruh in dir geſegnet ſey. Doch denk 
ich auch zuvor an meine Miſſethaten, die 
ſchon den erſten Tag von mir begangen 
ſeyn; In was für große Schuld bin ich hey 
dir gerathen, Gedanken, Wort und Werk 
ſind keines vor dir rein. Dein Auge hats ge⸗ 
ſehn, dein Ohr hat es gehoͤret, und deine 
Hand hat es gewißlich aufgemerkt, wie oft 
mich Satan, Welt, und eigne Luſt bethoͤret, 
ja in der Bosheit noch erhalten und ge⸗ 
ſtaͤrkt. Vor dir iſt alles bloß, du pruͤfeſt 
Herz und Nieren, es kann das innerſte dir 
che verborgen ſeyn; und wollt 95 leich 
„ ren, ſo gilt 
| s | > 


42 Benjamin Schmolckens, 


vor dir kein Scherz, kein falſcher Heuchel⸗ 
Schein. Allwiſſender! du weiſt die Menge 
maueiner Suͤnden, die ich nicht alle weis, 
und auch nicht zaͤhlen kann; die wird man 
groß und klein in deinem Buche finden, wie 
uͤbel hab ich doch, o HErr, vor dir gethan? 
Wann dein Geſetze ſpricht, ich ſoll dich herz⸗ 
lich lieben, ſo hab ich mehr die Welt und ihre 
Luſt geliebt. Was mir das Chriſtenthum 
fuͤr Regeln vorgeſchrieben, die hab ich nie⸗ 
mals recht, wol gar nicht ausgeuͤbt. Mein 
Jeſus iſt mir wol mit Beyſpiel vorge: 
gangen, allein! wie folg ich ihm in ſeinen 
Stapfen nach: Ich ſollte Fleiſch und Blut 
veſt an ſein Kreuze hangen, ſo laß ich ihm den 
Zaum, und ſcheue ſeine Schmach. Kein 
Wunder, wenn du mich gar nicht mehr ken⸗ 
nen wollteſt, weil ich ſo ferne nun von dir ge⸗ 
wichen bin; Ja, wenn du, HErr! nach 
Recht mit mir verfahren ſollteſt, mußt ich 
vor deinem Grimm hinab zur Hoͤllen fliehn. 
Jedoch du haſt geſagt, ich ſoll dein Antlitz 
ſuchen, mein Herze haͤlt jetzund dein eigen 
Wort dir fuͤr; Kehr deinen Zorn in Huld, 
und ſegne fuͤr das Fluchen, verſtoß mich 
Aermſten nicht von deiner Gnaden⸗Thuͤr. 
Du willſt ja wol gerecht, doch auch barm⸗ 
herzig heiſſen; ſo handle nun mit mir —— 
4 1 | na⸗ 
f 


1 
* 


Morgen: und Abend Andachten. 43 


Gnade, nicht nach Recht, und laß mich deine 
Hand aus dem Verderben reiſſen: ſo wird 
ein Gnaden⸗ Kind aus einem Suͤnden⸗ 
Knecht. Mein IeEſu! mache gut mein 
ſuͤndliches Verbrechen, durchſtreich mit dei⸗ 
nem Blut der Suͤnden Handſchrift gar; 
Brich deines Vaters Herz, wenn es die 
Schuld will raͤchen, und ſtelle dein Ver⸗ 
dienſt zum Gnaden⸗Stuhle dar. Laß keine 
Sünde mich mit mir ins Bette nehmen, es 
moͤchte mir gewiß ein hartes Kuͤſſen ſeyn; 
Ja laß mich auch des Nachts vor deinem 
Auge ſchaͤmen, denn dieſes dringet auch 
zur finſtern Kammer tin. Mein Geiſt erqui⸗ 
cket ſich durch deines Geiſtes Kraͤfte, daß, 
wenn der Leib fchonfchläft, das Herze den⸗ 
noch wacht. Ertoͤdte du in mir die ſuͤndli⸗ 
chen Geſchaͤfte, dadurch uns oft der Feind 
die Unruh macht. Zerbrich des Sa⸗ 
tans Liſt, der in dem Finſtern ſchleichet, du 
weiſt, daß Fleiſch und Blut nicht widerſte⸗ 
hen kann; Drum gieb, daß ſeine Macht den 
Willen nicht erreichet, und lege du ein 
Schloß an ſeinen Rachen an. Umgieb mich 
dieſe Nacht mit deinen Feuer⸗Flamen; um⸗ 
lagre Herz und Haus zu deines Namens 
Ruhm, und ſchleuß die Meinigen in deine 
Hand zuſammen, denn ich befehl ſie dir, als 


44 Benjamin Schmolckens, 
wie dein Eigenthum. Die mir mit Muth 
und Blut gefreundet und verbunden, ja mei⸗ 
ne Feinde ſelbſt, die mir zuwider ſeyn, die leg 
ich, JEſu! dir in deine Gnaden⸗Wunden; 
dein Fluͤgel huͤlle ſie mit lauter Segen ein. 
Vergiß, o Hüter nicht! auch dieſe zu behuͤten, 
die arm, verwaiſt, betruͤbt, krank und in 
Noͤthen ſeyn; Steh bey den Sterbenden, 
und wenn ſie gnug gelitten, ſo fuͤhre ſie zur 
Ruh in deinen Himmel ein. Beſonders ſey 
dir, HErr! dein Zion anbefohlen; bewahre 
du dein Haus, und wer darinnen dient; Bis 
du uns einſtens wirft ins and're Zion holen, 
wo deine Kirch⸗Gemein im rechten Flore 
gruͤnt. Nun will ich ſchlafen gehn, du wirſt 
mich ſelber wiegen, dein Engel ſingen mich 
mit füßen Liedern ein; ja unter meinem 
Haupt wird deine Linke liegen, die Rechte 
herzet mich: wie ruhig werd ich ſeyn. Doch 
ſollt es ja mit mir in dieſer Nacht geſchehen, 
ich muͤßt auf dein Geheiß zur letzten Ruhe 
gehn, ſo laß mich auch dein Licht im Todes⸗ 
Schlafe ſehen, und auf dem großen Tag mit 
Freuden auferſtehn. Schlieſt euch ihr Augen 
zu, in meines IEſu Namen, er ſchließet hin⸗ 
ter mir auch meine Kammer ein; Mein 
Seufzen iſt erhoͤrt, denn GOtt ſpricht ſelbſt 
das Amen; diß ſoll mein erſtes Wort und 
auch mein letztes ſeyn. Abend⸗ 


Morgen: und Abend- Andachten. 45 


| Abend⸗Lied. 

Mel. Ef meine Freude. 
* deiner Schafe, der von keinem Schlafe 

etwas wiſſen mag. Deine Wunder⸗Guͤte war 

mein Schild und Huͤtte den vergangnen Tag; Sey 
die Nacht auch auf der Wacht, und laß mich von dei⸗ 
nen Schaaren um und um bewahren. 
2. Decke mich von oben für der Feinde Toben, 
mit der Vater ⸗Huld: ein verſoͤhnt gewiſſen fey mein 
Schulter⸗Kuͤſſen, drum vergib die Schuld: denn 
dein Sohn hat mich davon, durch die tief geſchlag 
nen Wunden, gnaͤdiglich entbunden. | 

3. Laß auch meine Lieben keine Noth betruͤben, 
ſie ſind mein und dein. Schleuß uns mit Erbarmen 
in dein Vater Armen ohne Sorgen ein. Du bey 
mir und ich bey dir, alſo ſind wir ungeſchieden, und 
ich ſchlaf im Frieden. 

4. Komm, verſchleuß die Kaum, und laß allen 
Jammer ferne von uns ſeyn. du Schloß und 
Miegel, unter deinen Flügel nimm dein Kuͤchlein ein. 
Decke zu mit Schutz und Ruh, ſo wird uns nicht 
doͤrfen grauen vor des Satans Klauen. = 
F. Wie, wenn ich mein Bette heut zum Grabe 
hätte? Wie bald roth, bald todt: Doch haft du ber 
ſchloſſen, daß mein Ziel verfloſſen; Kommt die Todes⸗ 


Noth, ſo will ich nicht wider dich; lieg ich nur in 


JEſus Wunden, ſterb ich alle Stunden. 
6. Nun wolan; ; ich thue in vergnuͤgter Ruhe Mund 
und Augen zu. Seele, Leib und Leben hab ich dir erge- 
ben, o du Hüter du! Gute Nacht! nimm mich in acht; 
und erleb ich ja den a. „ wirſt du weiter . i 
ö or ehr 


46 Benjamin Schmolckens, e 


Morgen⸗Segen am Dienſtage. 


| Der Tag vertreibt die Nacht, das 
Dunkle weicht dem Lichte, die 

Morgenroͤthe ſagt den Glanz der Son⸗ 
nen an; Ach leuchte mir, mein Gott! 
mit deinem Angeſichte, daß ich mit 
Freudigkeit den Himmel ſehen kann. Gibſt 
u mir jetzund Kraft die Augen auf 
umachen, ſo weck auch meinen Geiſt 
urch deines Geiſtes Trieb: laß mein 
Gewiſſen jetzt von neuem wieder wa⸗ 
chen: Du haſt der Seelen Licht mehr 
als des Leibes lieb. Soll ich des Ta⸗ 
ges Werk am Tage nun vollbringen, 
ſo reinige den Sinn durch deinen Gna⸗ 
denſchein: Laß keine Finſterniß in den 
Verſtand ſich dringen, und meinen Wil⸗ 
len auch in allen lichte ſeyn. Mein er 
ſter Odem ſoll dein Morgen: Opfer heif 
ſen, mein erſter Anblick ſoll nach deinen 
Bergen gehn: Laß die Gedanken ſich vom 
Irdiſchen entreiſſen, und mich vor deinem 
Thron in heiſſer Andacht ſtehn. Das 
Halleluja ſchallt aus meines Herzens 


Grunde, zu deines Namens Ruhm, du 


Herrſcher aller Welt. Der Lippen Harfen⸗ 
Klang preiſt dich in dieſer Stunde, 72 


Morgen- und Abend⸗Andachten. 47 


du die Wache haft bey mir ſo wohl beſtellt. 
Dein Zelt, die Dunkelheit, hielt meinen 
Leib bedecket, ich lag, als wie ein Kind, an 
ſeiner Mutter Bruſt; und wenn ſonſt da 
und dort die Nacht mit Grauen ſchroͤcket, 
war mir in deinem Schoss nichts ſchroͤckli⸗ 
ches bewuſt. Nun hebt mich deine Hand 
auch ſelber aus dem Bette, und deine Liebe 
legt mir meine Kleider an. Ja, wenn mich 
deine Kraft nicht neu belebet Hatte, fo gien⸗ 
ge laͤngſt mein Fuß auf ſchwarzer Todten⸗ 
Bahn. Nun leb ich wiederum, und lobe 
deine Gute, ich klopfe wieder an vor deiner 
Gnaden⸗Thuͤr, und bitte, Vater! dich, 
mit kindlichem Gemuͤthe, ſey dieſen Tag 
aufs neu mit deiner Huld bey mir. Ich 
trage meinen Schatz im irdiſchen Gefaͤße, 
die arme Seele ſchwebt in mancherley Ge⸗ 
fahr, gleich als ich in der Welt in lauter 
Dornen ſaͤße, drum ſtelle heute dich zu 
meinem Schutze dar. Laß meine Tritte 
nicht von deinen Wegen gleiten, du weiſt, 
wie bald der Feind uns einen Abweg zeigt; 
Sey, wo ich geh und ſteh, mit deiner Furcht 
der Seiten, gib mir ein Herz, das ſich nach 
deinen Rechten neigt. Will mein Beruf 
und Amt durch Muͤhe ſauer werden, ſo ſtell 
mir fuͤr, daß du es ſo geſchaffen haſt. Be 
2 at 


FE 


48 Benjamin Schmoldens, 


hat was ohne Fleiß auf dieſer rauhen Er⸗ 
den? Wenn nicht die Suͤnde waͤr, ſo waͤre 
keine Laſt. Der ganze Lebens⸗Lauf wird 
wol ein Dienſttag bleiben; o! laß mich nur 
getreu in deinem Dienſte ſeyn, und nicht nur 
oben hin mein Werk und Weſen treiben, 
ſo wird mein Eg und Pflug ſich auch der 
Erndte freun. Nichts bin ich ohne dich, durch 
dich vermag ich alles, ohn dich iſt alles Fluch, 
mit dir iſt alles Heyl: Regierſt du meinen 
Gang, ſo fuͤrcht ich keines Falles, von dei⸗ 
nem Segen kommt auch mein beſcheiden 
Theil. Erhalt in meiner Bruſt ein ruhiges 
Gewiſſen, das mich am Ende nicht des Le⸗ 
bens halben beißt; Ich bin ein Sterblicher, 
wie kann ich alſo wiſſen, ob mich nicht heute 
noch der Tod zum Grabe weiſt. Gieh, 
daß ich lebe ſo, als muͤßt ich heute ſterben, ſo 
findet mich der Tod, wie er mich haben will; 
und reiß mich, wenn er kommt, durch ihn 
aus dem Verderben, hier iſt ja wenig Guts 
und Boͤſes gar zu viel. Nun ſchreibe dieſen 
Dag in deine Vater⸗Haͤnde, mit einer ſol⸗ 
chen Schrift, die lauter Heyl bedeut; daß 
ich ihn, als ein Chriſt, aufs Chriſtlichſte voll 
ende, ſo gib mir Chriſti Kraft, des Geiſtes 
Willigkeit. Soll ich auch dieſen Tag die Va⸗ 
ter⸗Nuͤthe kuͤſſen, fo ſchlage Wenke 


Morgen: und Abend -Andacdhten. 49 


be doch dein Kind, es wird doch alles mir zum 
beſten dienen muͤſſen, kein Dorn iſt ſo ver⸗ 
wirrt, wo man nicht Roſen find. Nicht bitt 
ich nur fuͤr mich, ich bitt auch fuͤr die Mei⸗ 
nen die mein mit Blut und Muth, auch ſonſt 
am Glauben ſeyn: Laß ihnen insgeſammt die 
Gnaden ⸗Sonne ſcheinen, ſchleuß deine Chri⸗ 
ſtenheit in deine Schutz⸗Hand ein. Laß uͤber⸗ 

all den Fuß von lauter Fette triefen, und kroͤ⸗ 
ne Jahr und Tag mit deiner Guͤt und Treu. 

a, was in dem Gebet nicht alles iſt begrif⸗ 

n, erfüedu gleichtwol, damit es Amen ſey! . 


Morgen Lied. 
el Alber Gott, wenn werd ich ſterben. 


Ae Morgen: Blicke, die mir Gottes Auge Sr 
macht! Ich gedenke noch zuruͤcke an die Tode 
ten ſchwarze Nacht, die mit ihren Jinſterniſſ en, An 5 
der Sonnen weichen muͤſſen. ee: 
2. Ach! wie tief lag ich begraben in dem Schlaf, he 
als in dem Tod; jetzt kann ich mich wieder laben: daß 
ich lebe, macht mein GOtt. Ach HeErr über Tod 
N , ſoll ich nicht dein tod erheben? 

3, Gib mir heut ein neues Leben, das nicht tod 

in Laſtern fen. Laß mich nicht am Eitlen kleben, 
mache mich vom Dienſte frey, der das Joch der 
Hollen trägt, den der Sünden Dienſtag hegt. 
4. Niemand kann zwey Herren dienen, ach ſo gib 
mi rel. Laß or der mir — 


N 
Se 2 


50 Benjamin Schmolckens, 
einen heil gen Dienſtag ſeyn: daß ich dir zu Ehren 
lebe, und des Glaubens Fruͤchte gebe. 1 
F. Dein Herz ſey mit meinem Herzen, deine Hand 
mit meiner Hand. Macht mir deine Ruthe Schmer⸗ 
zen, wird ein Kreuze zugeſandt; Ach ſo gib Geduld 
zum Leiden, nach dem Leiden wieder Freuden. 
6. Laß Gedanken, Wort und Werke heilig und 
geſegnet ſeyn; und des guten Geiſtes Staͤrke mir ſo 
Kraft als Troſt verleihn. Dieſen Fuͤhrer laß mich 
führen, dieſen Beyſtand nicht verliehren. 
7. Nun du wirſts am beſten machen, denn auf dich 
kommt alles an; Drum vollfuͤhre meine Sachen, 
daß ich kluͤglich handeln kann. Morgen, Mittag, 
Abend muͤſſen nichts, als lauter Gnade wiſſen. 


Abend⸗Segen am Dienſtage. 
Sein Gott, der Abend hat ſich wieder 
eingefunden, daß ich um einen Schritt 
dem Grabe näher. bin; Ach wie vergeht die 
Zeit, wie eilen alle Stunden, wie bald iſt 
doch ein Tag von meinem Leben hin! Drum 
gib mir, Herr! ein Herz, das ſtets ans Ende 
denket, ſo ofte Tag und Nacht in ihrem 
Wechſel ſtehn: Denn, wie die Sonne ſich 
zum Untergange lenket, ſo wird auch der⸗ 
maleins mein Leben untergehn. Eh ich zu 
Bette geh, ſo laß mich ſelbet fragen, ob ich 
an Dienſtag auch dir einen Dienſt gethan? 
Und ob ich dem Beruf, den du 7 
„„ 2 EN tr: 


Morgen⸗ und Abend: Andachten. 51 


tragen, ſo treulich nachgelebt, daß ich beſte⸗ 
hen kann? Es iſt ja nicht genug, nurbiosger 
lebt zu haben, und wenn der Tag vordey, 
ſo liefe man zur Ruh. Du forderſt Rechen⸗ 
ſchaft von allen deinen Gaben: thu Rech⸗ 
nung! rufſt du mir vor meinem Bette zu. 
Ach hier muß ich mein Knie in tiefſter De⸗ 
much beugen; wenn du, HErr, rechten wülſt, 
weis ich kein Woͤrtlein nicht, und muß aus 
lauter Scham vor deinem Throne ſchwei⸗ 
gen: nur ſchrey ich, HErr! ach geh nicht mit 
mir ins Gericht! Wo iſt der Wucher denn 
von meinem Pfunde blieben, das du mir 
anvertraut in dieſer Sterblichkeit? Du haſt 
den Ueberſchlag in allem aufgeſchrieben, ver⸗ 
ſchwendet hab ich nur die theure Gnaden⸗ 
Zeit. Ich habe wol geſchmeckt, wie freund⸗ 
lich du geweſen, es ging kein Augenblick 
ohn deinen Segen hin. Doch du haſt wenig 
Frucht vor deine Huld geleſen, weil ich ein 
Schuldner ſtets in deinem Buche bin. Du 
haſt mich mit Geduld ſo lange Zeit getragen, 
und den und jenen dort in Suͤnden hinge⸗ 
raft; da du auch billig mich zu Boden koͤnnen 
ſchlagen, weil deine Langmuth nichts zur 
uße hat geſchafft. Wenn du mich auch ge⸗ 
ſtraft, ſo hab ich wol verſprochen, ich wollte 
frommer ſeyn, und ar Willen thun. 20 
ei 2 lein 


52 Benjamin Schmolckens, 


lein wie oͤfters iſt der Vorſatz ſchon gebro⸗ 
chen? die Suͤnde will nur fiets vor meiner 
Thuͤre ruhn. Jetzt ſchroͤcket mich dein Zorn, 
jetzt weckt mich mein Gewiſſen, wo ſoll ich 
aber hin vor deinem Antlitz gehn? Hier wind 
ich armer Wurm mich, Herr! vor deinen 
Fuͤßen, laß Gnade gehn vor Recht, ſonſt kann 
ich nicht beſtehn. Mein Hirte! ſuche doch das 
arme Schaͤflein wieder, nimm das verlohrne 
Kind, du lieber Vater, auf; Laß deinen 
Gnaden ⸗Stuhl zu meinen Seufzern nie ⸗ 
der, hingegen meine Noth vor deinen Thron 
hinauf. Ach! haſt du noch ein Herz, ſo laß es 
jetzo wallen; haſt du noch einen Troſt, ſo ruf 
ihn mir doch zu! Es darf ein Woͤrtlein nur 
aus deinem Munde ſchallen, das von der 
Gnade ſpricht, ſo geb ich mich zur Ruh. 
Wohlan! ich zweifle nicht, mein Glaube 
heiſt mich hoffen: der Friede zwiſchen uns iſt 
wiederum gemacht: Dein Sohn hat den 
Vergleich mit ſeinem Blut getroffen, ſo geb 
ich kuͤnftig nun den Suͤnden gute Nacht. 
Du wirft in mir, o Gott! ein reines Herze 
geben, und einen neuen Geiſt durch deine 
Kraft verleihn; ich will dir nimmermehr 
mit Bosheit widerſtreben, und ein gehor⸗ 
ſam Kind vor deinen Augen ſeyn. Das 
Wollen iſt bereit, gib du nur das Vollbrin⸗ 
” gen, 


Morgen⸗ und Abend ⸗ Andachten. 53 


gen, und mache morgen mich zur neuen 
Creatur: ſo will ich dir, mein GOtt! ein 
neues Dank Lied fingen, und mein Geluͤbde 
thun, das dir mein Herze ſchwur. Ich gehe 
nun verſoͤhnt mit dir, mein G Ott! zu Bette, 
ich fuͤhre dich zu mir in meine Kammer ein: 
und wenn ich ſonſten nichts zu meinem La⸗ 
ger hätte, fo ſoll dein Gnaden ⸗Schoos die 
ſanfte Ruh⸗Statt ſeyn. Du Huter Israel! 
ich werfe meinen Kummer auf deinen Ru: 
cken hin, der alles tragen kann: Komm, lege 
meinen Leib in einen ſuͤßen Schlummer, doch 
ſchauet dich mein Geiſt auch in dem Dunkeln 
an. Solls aber anders ſeyn, daß ſich, nach 
deinem Willen, die letzte Lagerſtatt in einen 
Sarg verkehrt, ſo ſterb ich auf dein Wort 
und ruhe ganz in ſtillen, weil meines JEſu 
Blut den Schlaf⸗Trunk mir gewaͤhrt. O! 
welch ein Morgen wird in Zion dort erſchei⸗ 
nen, dort wird kein Dienſtag nicht, ein rech⸗ 
ter Freytag ſeyn: Egypten gute Nacht! 
Gott fuͤhrt zuletzt die Seinen, da, wo kein 
Dienſt⸗Haus iſt, zur Himmels ⸗Freyheit ein. 
Indeſſen ſchlaf ich nun, ſey du bey Groß und 
Kleinen, ſie ſeyn hier oder da, mit deiner Va⸗ 
ter⸗Huth: du wirſt es treu mit uns, wie wir 
mit dir, es meynen. Verſiegle diß Gebet mit 
deines Sohnes Blut. 
D3 Abend⸗ 


an 2 Abend⸗ Lied. Nn 
Mel. Chriſt, der du biſt der helle Tag 2c. 
| er Tag geht nach dem andern hin, da ich 90h a 
ſtets im Leben bin; die Zeit verlaͤuft, und ich mit 
ihr, nur du, mein Gott! biſt ſtets bey mir. He - 
2. Du giebeſt, daß ich manchen Tag mit Segen 
hinterlegen mag; Und wenn mich eine Laſt gedruͤckt, 
ſo biſt du es, der mich erquickt. | 
Er Hingegen ift mein Wandel nicht nach deinem 
Willen eingericht. Ich bin nicht wehrt, daß deine 
Grad ſo lange mich verſchonet hat. 8 
43᷑. Doch trau ich feſt auf deine Huld, die größer 
iſt „als meine Schuld. Ich halte dich, und laß dich 
5 nicht, „ bis mir dein Mund den Segen ſpricht. 
V5. Ach ſegne, Vater! meine Rub, und gib mir 
dein Geleite zu; ſo ſchlaf ich wie ein Jacobs ein, weil 
Mabanaim um mich ſeyn. 8 
56. Getreuer IᷣEſu! ſteh mir bey, und tritt des . 
Satans Kopf entzwey, daß, wenn mich ſeine Liſt bes a 
kriegt, er bald zu meinen Fuͤßen liegt. 
7. Gib, guter Geiſt, daß mir dein licht mich in 
dem Dunkeln nicht gebricht; Verleih mir einen ſol⸗ 
chen Sinn, daß ich im Schlaf auch wachend bin. 
8. Du heilige Dreyfaltigkeit! dein bin und bleib 
ich allezeit, ſoll dieſe Nacht die laßt ſeyn, ſo leb und 
ſterb ich dir allein. 


Morgen. Segen am Mittwoch. 
ein GOtt! es kommet hier, bey frühen 
e ein Jacob, der mit 0 

im 


Morgen: und Abend: Andachten. 55 


im Glauben ringen will; Es hat mich dieſe 
Nacht kein Eſau koͤnnen toͤdten; denn deine 
ſtarke Hand war aller Feinde Ziel. Ich 
preiſe dich dafür mit aufgehabnen Haͤnden, 
mein Mund und auch mein Herz erhebet 
deine Macht; Es ſoll ſich Leib und Seel 
zur Dankbarkeit verpfaͤnden, dieweil du 
beydes haft fo vaͤterlich bewacht. Doch 
Eſau lebet noch; der Feind iſt noch vorhan⸗ 
den, der mein im Tage ſo, wie in der Nacht 


begehrt. Bewahr auch heute mich fuͤr den 


gelegten Banden, und gib, daß Pfeil und 
Liſt, bey mir voruͤber faͤhrt. Ich laſſe dich 
nun nicht, bis du mich, HErr! geſegnet, 
ich hab und halte dich, bis mir die Sonne 
lacht; So fuͤrcht ich keinen Feind, der heute 
mir begegnet, ich habe GStt beſiegt, trotz 
aller Feinde Macht! Die Morgen⸗Stunde 
tragt ſonſt lauter Gold im Munde; ich aber 


trage GOtt in meinem Herzen ein; ſo hab ich 
mehr als Gold, und kann mit gutem Grunde 
bey deiner Vater⸗Huld reich un 


x 


d geſeanet 


ſeyn. Nun bin ich heut ein Menſch, gleich⸗ 
wie die andern Tage, ich kann was menſch⸗ 
liches erfahren und begehn: drum brauch 
ich deinen Geiſt, der ſich ins Mittel ſchiage, 


daß ich der Sünden kann mit Ernſte wider: 


ſtehn. Durch dieſen führe mich auf der ger 
. D 4 bahn, 


N 


; 
E 


„ Vea Schmolke, 


bahnten Straße, die man die Richtige fuͤr 
allen andern heißt; und leite meinen Gang 
nach deines Wortes Maaße, daß mich kein 
Sünden: Fall ſo leicht zu Boden reißt. 
Naͤchſt dem werf ich mein Netz, in deines 
Sohnes Namen, mit allen Freuden aus, wie 
du befohlen haſt: Gib einen Segens⸗Zug, 
wie dort in Petri Hamen, und wenn mirs 
ſauer wird, ſo mache Luſt aus Laſt. Es lebt 
niemand davon, daß er viel Guter heget; der 
großte Reichthum iſt nur die Vergnuͤglich⸗ 
keit. Haſt du mir dieſen Schatz im Herzen 
beygeleget, ſo frag ich nichts darnach, was 
andrer Herz erfreut. Du weiſt, was ich be⸗ 
darf, ich will dich laſſen ſorgen, weil duſo 
lange Zeit ſchon Hausgehalten haſt: Gibſt 
du mir heute was, ſo giebſt du es auch Mor⸗ 
gen, denn mein beſcheiden Theil haſt du ſchon 
abgefaßt. Laß mich vernuͤnftig ſeyn bey ab 
len meinen Werken, auch nichts zur Unzeit 
thun, auch nichts verſaͤumet ſeyn: gibt ſich 
ein Fehler an, ſo laß mich ihn bald merken, 
und gib mir Beſſerung zu meinem Beſten 
ein. Du wirſt mich heute wol des Kreu⸗ 
zes nicht ver ſchonen, es ſey groß oder klein, 
ſo bring es immer her! Wer ohne Dornen 
will in dieſer Wuͤſten wohnen, der iſt kein 
rechter Chriſt, und alles Troſtes leer. Sind 


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Morgen: und Abend: Andachten. 57 | 


meine Schultern ſchwach, du haſt den brei⸗ 


ten Rüden, der aller Frommen Kreuz und 
Truͤbſal uͤbertraͤgt: Druͤckſt du, ſo wirſt 


du auch zu rechter Zeit erquicken, du heilſt 


mit einer Hand, wenn gleich die andre 


ſchlaͤgt. Und weil ſo in der Welt die Lebens⸗ 
Zeit vergehet, wann immerfort ein Tag den 
andern abgeloͤſt; ſo gieb, daß auch der Tod 


mir ſtets vor Augen ſtehet, der uns nach al⸗ 


ler Noth mit ſanfter Ruhe troͤſt. Wer 
weis, ob ich den Tag zum Ende bringen 
werde? Du weiſt es wol, mein Gott, 


drum mache mich geſchickt: Ich bin doch 


weiter nichts, als eine Hand voll Erde, 
wohl mir, wenn deine Hand mein Auge zu⸗ 


gedruͤckt. Doch bin ich dir, mein GOtt! 


noch in der Welt was nuͤtze, ſo floͤße heute 


mir ein neues Leben ein, erhalte, kraͤftige, 


verſorge, leite, ſchuͤtze, mich als dein Ei⸗ 
genthum, ich will dir dankbar ſeyn. Leib, 
Seele, Freund und Feind, die Deinen und 


die Meinen, Kirch, Regiment und Haus, be⸗ 
fehl ich deiner Hand: Laß allen uͤberall dein 


Gnaden⸗Antlitz ſcheinen, mach fruchtbar 


unſer Herz, und auch das liebe Land. So 


bleibe denn Ley uns auch mitten in der Wo⸗ 
chen, auch mitten im Beruf, auch mitten in 


der Roth. Du wirſt es alles thun, der 
8 Min, 


1 
7 
6. 

4 

* 


38 | Benjamin Schmolckens, 


Mittler hats verſprochen, zuletzt un 15 bey 
uns auch mitten in dem Tod. 


„ Morgen⸗ Lied. 
Mel. Aus meines Herzens Band . 
Da Anfang aus der Hoͤhe, du Glanz der Herr⸗ 
lichkeit; Durch deine Gnade gehe ich aus der 
Dunkelheit, den hellen Tag zu ſehn. Ach! laſſe 
ſeine Strahlen mir recht vor Augen mahlen, wie 
wohl mir iſt geſchehn. 

2. Ich lag im ſanften Schlummer ‚in der ver⸗ 
gangnen Nacht, und dacht an keinen Kummer, der 
andre traurig macht. Jetzt da das Licht berblickt, 
ſi leb ich gleichſam wieder, und babe meine Glieder 

mit neuer Kraft er quick. 
3. Nun HErr! von deinem Sorgen kommt alles 
5 Wohlergehn; Der Abend und der Morgen muß dei⸗ 
nen Ruhm erhoͤhn. Ach halte ferner an, daß mein 
Berufs- Geſchaͤfte der neuen Lebens Kräfte guch 
woßl genießen kann. | 

4. Erfüll mit deiner Gnade mein Herze früb und 
N fat, daß mir kein Unfall ſchade; Gieb beydes Rath 

und That. Erhalt in Lieb und Leid ein rubiges Ge⸗ 
wiſſen, ſoll ich mein leben ſchiſeßen! Ach komm! 
ich bin bereit. | 


 Aend-Segen am Mittwoch. 


| Vie e Nacht iſt wieder da, mein Bette 

| ruf mich wieder, doch ruft mich auch 
met eee du ae “mar ; 
55 | werf 


nnn, 
Morgen und Abend · Andachten. 39 


werf ich mich allhier, vor ſeinem Throne 
nieder, und habe Herz und Hand zur An⸗ 
dacht ihm geweyht. Allein, wie darf ſich 
wol ein Suͤnder unterſtehen, vor den ge⸗ 
rechten GOtt fo ungerecht zu gehn; Es 
donnert ja ſein Grimm von den entbrann⸗ 
ten Hoͤhen, kein Miſſethaͤter kann vor ſeinem 
Wetter ſtehn. Ach ja! mein Herze will 
mich leider ſelbſt verdammen, der Satan 
zeiget mir der Sünden Handſchrift fuͤr; 
mich ſchroͤcket GOttes Zorn, wie auch der 
Hollen Flammen, ach wo verberg ich mich? 
mein GOtt ich ſlieh zudir. Die Mittwoch 
laͤſſet mich wol mitten in der Suͤnde; Ich 
ſeh, wohin ich will ſo iſt nichts recht gethan: 
doch dieſes iſt mein Troft, daß ich den 
Mittler finde, der mitten in dem Zorn, dich 
Vater! ſtillen kann. Bin ich es gleich nicht 

werth, doch hats dein Sohn verdienet, daß 
du noch gnädig biſt, wenn man zum Kreuze 

kriecht; der hat mich durch ſein Blut bey 
dir ſchon aus geſuͤhnet, weil er gerichtet 
ward, ſo fuͤrcht ich kein Gericht. Bedecke 

meine Schuld auf ſeinem Purpur⸗Kleide, 
und zeuch mir fein. Verbienſt als einen 
Schlaf Rock an; Mein Hirte laſſe nicht 
das Schaͤflein deiner Weyde, daß mir der 
Hollen⸗Wolf kein Schrecken bringen kann. 


60 Benjamin Schmolckene, Ken 
Mein Glaube ſagt es mir, du willſt mich 


n. cht perſchmähen, es laͤßt es deine Huld und 

Chriſti Tod nicht zu: Drum will ich nur 
getroſt auf deine Guͤte ſehen, in dir allein 
beſteht die allerbeſte Ruh. Doch weil ich 
noch an mir den Leib der Suͤnden trage, ſo 
lehre kuͤnftig mich dem Fleiſche widerſtehn; 
daß kein Gewiſſens⸗ Wurm an meinem 
Herzen nage, und meine Fuͤße ſtets auf dei⸗ 
nen Wegen gehn. Ich will, vollbringe du; 
und ſoll ich morgen leben, ſo wuͤrke ſelbſt in 
mir rechtſchaffne Beſſerung? Mein ganzer 
Wandel ſey nur dir allein ergeben, ich leb 
und ſterbe dir, ſo hab ich ſchon genug. 
Kein ſuͤßer Wort kann mir in meinen Ohren 
ſchallen, als wenn du mir verſprichſt: Ich 
bin bey dir in Noth; Ob tauſend und noch 
mehr zur Recht und Linken fallen, ſo ſteh 
ich dennoch veſt bey dir, HErr Zebaoth. Be: 
ſonders laß die Nacht mich uͤberall erfahren, 
du eben ſeyſt der GOtt, der unſer Zw 
flucht iſt: wo deine Hand mich nur will de⸗ 
cken und bewahren, ſo frag ich nicht ein 
Haar nach aller Feinde Liſt. An Davids 
Bette ſtund: Ich lieg und ſchlaf im Friede, 

denn du, HErr! hilfeſt mir, auf daß ich 
ſicher wohn: O troͤſte doch auch mich mit 
dieſem Abend ⸗Liede, ich lege mich MR | 


** 


Morgen. und Abend-Andachten. 61 


ſey du mein Schild und Lohn. Sey, SE 
ſu, du mein Licht bey dieſen Finſterniſſen, 
ſey meine Sonne mir auch mitten in der 
Nacht: Laß deiner Engel Schaar den 
Feind an Ketten ſchließen, der wie ein Loͤwe 
nur auf mein Verderben wacht. Dein 
Name ſey das Schloß, die Liebe ſey das 
eichen, ſo mir als ein Panier an meinem 
ette ſteht: Ich will dein theures Blut an 
Haus und Herze ſtreichen, damit des Wuͤr⸗ 
— Schwert umſonſt voruͤber geht. Hilf, 
aß kein Raub noch Brand, noch anders 
Ungewitter, uns von dem Schlafe weckt, 
und unſre Ruhe ſtoͤrt; ſey auch der Meinen 
Schutz und gnaͤdiger Behuͤter, daß keinen, 
wer ſie ſeyn, ein Ungemach verſehrt. 
Traͤumt uns, ſo bilde dich in unſere Gedan⸗ 
ken, und leg uns unvermerkt die Jacobs⸗ 
Leiter an: Sey bey den Traurigen, Verfol⸗ 
— und Kranken, daß jeder ſeine Noth 
ey dir vergeſſen kann. Laß den verblichnen 
Tag mir dieſe Lehre geben, wie er als Mitt⸗ 
woch hie der Wochen Mittel ſey, ſo ſey ich 
Sterblicher auch mitten in dem Leben, mit 
Noth und Tod umringt, und nie vom Ster⸗ 
ben frey. Soll heute nun mein Schlaf ſich 
mit dem Tode kuͤſſen, ſo nehm ich deinen Tod, 
o JEſu! mit ins Grab; der kann die . 
de eit 


| 8 0 
62 Benjamin Schmolckens, iss 


keit im Tode mir verfüßen; O en wer ſo 3 
fin bt, der ſcheidet froͤlich ab. 


Abend⸗Lied. 5 
Mel. Wer nur den lieben GOrt laßt walten. 
Cech ſuche dich in meinem Bette, boldfeligfier 
Je Immanuel; o daß ich dich gefunden ‚hätte! 
fo freute ſich mein deib und Seel. Komm, kehr 
re willig bey mir ein; Mein Herz ſoll deine Kam, 
mer ſeyn. 1 
2. Kannſt du dein au ſonſt nirgend legen „ach! 
leg es her auf meine Bruſt. So kann ich ſuͤße Ruhe 
pflegen, und nichts verſtöͤret meine Luſt. So ſchlaͤft 
der Leib, das Herze wacht, ſo wird es Tag bey . 
ſtrer Nacht. 
1785 Ihr angenehmen JEſus⸗ Hände, kommt, drückt Be 
die muͤden Augen zu, und ſchreibt diß Wort an alle 
Wände: Ein Gottes: Kind hat bier die Ruß, 
Werft allen Kummer binter mich ’ und ſchwächt des | 
Be Ferfen : Stich. 
4. Laß mich die (hätte Morgencätpe i in bela 
f lichte wieder ſehn, daß ſie die Nacht der Suͤnden 
toͤdte; und lehre mich die Welt verſchmaͤhn, die nur 
Egyptens Schatten liebt, und wenig Licht der * 
gend giebt. 5 
F. Wohlan! du treuer Freund der Stelen, ich | 
habe dich, ich halte dich; ſchlaf ich in deiner Wuns 
den⸗Hoͤlen, ſo ift mir gar nichts hinderlich. Ich 
weiß, daß wo du Jeſus biſt „ mein Bene ad der | 
Himmel u | 


‘ a JE N | Ad 


ER und 1 63 
Morgen⸗Segen am Donner 
page. 


E muntre dich mein Geiſt! in dieſer Mor⸗ 
E gen⸗Stunde, und feure meinen Mund 
zum Lobe Gottes an. Erneuere die Pflicht 
von feinem Gnaden ⸗Bunde, daß ich den 
neuen Tag auch recht begehen kann. HErr! 
der du meine Zeit in deinen Händen trageſt, 
und meine Tage haſt in deinem Buche ſtehn; 
der du den Odem noch in meiner Bruſt be⸗ 
wegeſt, und deine Kraͤfte laßt in meine Seele 
gehn. Ich ruͤhme deine Huld, die nach den 
dunkeln Schatten ein helles Tage⸗Licht 
mir wieder aufgeſteckt, die Augen, welche 
ſich mit Schlaf verhuͤllet hatten, hat deine 
ſanfte Hand gemaͤchlich aufgeweckt. Daß 
mir mein Bette nicht zum Grabe koͤnnen 
werden, daß mich kein Feind geſtoͤrt, kein 
Unfall hat beruͤhrt, und daß ich ſonſt noch 
frey von anderen Beſchwerden, das alles 
haſt du, Herr! ganz gluͤcklich ausgefuhrt. 
Drum nimm du hoͤchſtes Gut! den Dank 
fuͤr deine Guͤte, ſo ſehr ich in der Zeit aus 
Schwachheit denken kann: Run kommt 
der neue Tag mit einer neuen Bitte, nimm 


Diemeil ich von mir ſelbſt nicht Gutes kan | 
en dolle 


64 Benjamin Schmeldens; 


vollbringen, ſo ſey du uͤberall bey, in und ne⸗ 
ben mir; laß alles, was ich thu, durch deine 


Kraft gelingen, und ſtecke mir ein Licht 


in deinem Worte fuͤr. Ich bin ein armes 
Schaf, wie leichte kann ich irren, drum gehe 
mir, mein Hirt, ſtets auf dem Fuße nach, 
und laß mich nicht ins Netz der Eitelkeit ver⸗ 
wirren, jo ſtuͤrzt der Thorheit Schuld 
mich in kein Ungemach. Gib, daß ich heute 
mag mit frommen Leuten wandeln, auch 
mit der boͤſen Schaar ſtets unaͤnſtoͤßig 
ſeyn. Laß denken, reden, thun, mich nach 
Gewiſſen handeln, und ſchleuß mich uͤberall 
in deine Vorſicht ein. Soll ich mein taͤglich 
Brod mit Kummer ⸗Salſen eſſen, fo lege 
deine Huld als einen Zucker bey: Ich weis, 
du wirft mich auch im Kreuze nicht vergeſ⸗ 
fen, dein Herze ſagt es mir, das uͤber alles 
treu. Ich gebe dir mein Herz, lenk es nach 
deinem Willen, ich gebe dir das Ohr, gib 
ihm des Wortes Frucht: Ich gebe dir den 
Mund, laß ihn dein Lob erfuͤllen, meine Auge 
geb ich dir, halt es in deiner Zucht. Ich 
gebe dir die Hand, laß ſie was gutes ma⸗ 
chen, ich gebe dir den Fuß, fuͤhr ihn auf ebner 
Bahn: Ja alles geb ich dir; in allen meinen 
Sachen will ich dein eigen ſeyn, was ich 
nur bin und kann. Gib dich hinwieder jr 
189. 80 e j aß 


Morgen: und Abend+- Andachten, 65 
laßlmich dein Auge leiten, dein Ohr erhoͤre 
mich, dein Mund erfreue mich; Es ſteh 
mir deine Hand in aller Noth zur Seiten, 
ſey meines Herzens Herz, ſo hab und halt 
ich dich. = Gib, daß ich leb in dir; laß alles 
in mir ſterben, was deines Reiches Macht 
in mir verhindern kann; denn Satan, Welt 
und Fleiſch, gehn nur auf mein Verderben, 
und locken meinen Fuß auf breite Hoͤllen⸗ 
Bahn. Verſalze mir die Welt, die in dem 
Argen lieget, und halt das wilde Fleiſch 
durch dein Geſetz im Zaum: gib, daß der 
Seelen Feind mich nicht ins Netze krieget, 
und wenn er an mich ſetzt, ſo find er keinen 
Raum. Nun ich befehle dir mein Leben und 
mein Leiden; und ſollte beydes auch den Tag 
zu Ende gehn, ſo will ich gerne mich auf dein 
Geheiß beſcheiden, laß mich im Tode nur 
auf Chriſtum feſte ſtehn. Es iſt das letzte 
doch, wenn wir gelebet haben, ſo macht 
der Tod den Schluß, und fuͤhrt uns aus der 
Welt; Da wird der Himmel uns nach aller 
Arbeit laben, wo keine Hitze mehr auf unſre 
Glieder fallt. In dieſer Hofnung will ich 
an die Arbeit gehen, und an dem Joche noch, 
ſo lang ich lebe, ziehn. Ach laß in deiner 
Huld mich und die Meinen ſtehen! und dei 
ne Segens Kraft an allen Orten bluͤhn. 


66 5 Benjamin ebmelkne, „ 


Sey unſer aller Gott, jetzt und zu allen Zei 
ten, ſo werden wir dein Volk und deine Kin⸗ 
der ſeyn; Es decke uns dein Schild bey al⸗ 
len Faͤhrlichkeiten, und deine milde Hand 
verſorge Groß und Klein. So wird kein 
Donner uns am Donnerſtage ſchroͤcken, 
und lauter Sonnen: Licht um unſre Schei⸗ 
tel ſeyn; ja wenn dein Donner wird uns 
zum Gerichte wecken, ſo gehn wir Freuden 
voll ins ſtille Zion ein. | | 


Morgen » Lied. | 

Mel. Gott des Zimmels und der Erden. 
Gen du wohnſt in einem Lichte, dahin niemand 

kommen kann; doch dein helles Angeſichte ſchaut 
uns alle Morgen an, daß uns ein ſolch licht bb, 
welches du geſchaffen haſt. 
2. Da der Vorhang aufgezogen, den die Racht 
um uns gehuͤllt, und die Traͤume hingeflogen, die mit 
Schrecken angefuͤllt; ſehen wir teen den an, was 
du, HErr, an uns gethan. 

3. Deinen Schild, der uns bedecket, ſalben wir 
mit Dankbarkeit. Deine Hand, die uns gewecket, 
kuͤſſen wir, und find erfreut, daß du noch an uns 

gedenkſt, und uns neues Leben ſchenkſt. 

TR Unſrer wäre laͤngſt vergeſſen, unfer Bette laͤngſt 
ein Grab; doch du wachteſt unterdeſſen, bis der 
Schlaf fi ch weg begab: und fo iſts, als flünden 
wir neugeboren hier vor dir. 

5 D du Wanne Schoͤpfer N ka 83 dei⸗ 

net 


Morgen⸗ und Abend Andachten. 627 
ner Hände Werk! Wir find Thon, du biſt dee 
Toͤpfer, wir voll Schwachheit, du voll Stärk. 


Haft du uns aus Licht gebracht, ſchuͤtz uns auch 
durch deine Macht. 

6. Schreib du das, was wir verrichten, in das 
große Segens: Buch. Unſer Reden, Thun und 
Tichten ſey vor dir ein Wohlgeruch, daß die ange⸗ 
wandte Muͤh viel Gedeyhen nach ſich zieh. 

7. Lock uns ſtets mit deinem Himmel, ſchroͤck uns 
mit der Hoͤllen ab; zeig uns bey dem Welt. Getuͤm⸗ 
mel, was zuletzte folgt, das Grab: daß man an das 
Ende denkt, und das Herz auf Klugheit lenkt. | 
8. Folgt der Tod uns auf dem Fuße, ach ſo ſchaͤrf 
uns täglich ein, wie man immer in der Buße ſeiner 

muß gewaͤrtig ſeyn, daß auf dieſem Donners, Tag, 
uns kein Donner ſchroͤcken mag. 5 


Abend⸗ d-Segen am Donner 5 
Gen Lob! der Donnerſtag iſt auch nun 
uͤberlebet! Ach donnerte, mein GOtt! 
nur dein Geſetze nicht: denn weil ich dieſen 
Tag dir oͤfters widerſtrebet, ſo zieht ein 
Wetter auf, und droht mir dein Gericht. 
Mein Herze ſchlaͤgt mir ſchon, ach ſchone 
du mit Schlagen; doch wo du ſchlagen willſt, 
ſo denk an deinen Sohn, der hat ja meine 
Schuld und deinen Zorn getragen: ich 
57 7 0 ro se I vor RER a 
a | €2 Thron. 


6s Benjamin Schmoldens, 
Thron. Iſt meine Suͤnde groß, du haſt 
viel groͤßre Gnade; iſt fie wie Sand am 
Meer, gehaͤufter denn mein Haar, ich weiß 
daß deine Huld ſie dannoch uͤberlade, und 
meines IEſu Blut ſtellt viel mehr Tropfen 
dar. Nimm dieſen Buͤrgen an, und ſchreib 
die Suͤnden⸗Schulden aus dem Gerichts⸗ 
Buch ab in die Vergeſſenheit: Mein Ho⸗ 
her⸗Prieſter will das alles fuͤr mich dulden, 
was die Gerechtigkeit vor Strafen mir ge⸗ 
dient, Laß deinen Donner ſich in Sonnen: 
ſchein verkehren; verwandle deinen Fluch 
in Segen und Gedeyn; Denn ſollt ich dei⸗ 
nen Blick in dieſer Nacht entbehren, ſo wollt 
ich lieber todt, als ſo verlaſſen ſeyn. Nun! 
du Herz⸗freundlicher und allertreuſter Va⸗ 
ter, nimm das verlohrne Kind noch einmal 
wieder auf: und ſey ins kuͤnftige mein Fuͤh⸗ 
rer und Berather, dein Geiſt verbeuge 
mir den alten Suͤnden⸗ Lauf. Hilf mir 
mein Fleiſch und Blut durch Kraft von o⸗ 
ben daͤmpfen; Vergaͤlle mir die Welt, die 
man verlaͤugnen muß, und will mein arg: 
ſter Feind, der Satan, mit mir kaͤmpfen, ſo 
tritt den Belial ſelbſt unter meinen Fuß. 
Haſt du mich dieſen Tag auf deiner Hand 
getragen, fo küß ich fie dafuͤr in tiefſter 
Dankbarkeit; Hat deine Ruthe mich, 5 | 


6 


- Morgen⸗ und Abend⸗Andachten. 69 
wie ein Kind geſchlagen, ſo dank ich dir, 
mein GOttlvon dir kommt Lieb und Leid. Du 
haſt mir manches Kreuz ſchon helfen uͤber⸗ 
winden, war mir die Laſt zu ſchwer, ſo warf 
ich ſie auf dich. Und lerne mich nunmehr in 
deine Weiſe finden: Du fuͤhreſt wunder⸗ 
lich, doch aber ſeliglich. Du wirſt es im⸗ 
mer gut mit deinen Kindern machen, wer 
feine Wege dir mit Ernſte nur befiehlt, kann 
mitten in der Noth, wie in den Noſen, lachen, 
weil deine Ruthe ſtets auf unſer beſtes zielt. 
Und alſo nehm ich dich auch heute mit zu 
Bette, ich werfe mich auf dich, ich laſſe 
nicht von dir: Wenn aller Feinde Schaar 
mich gleich umgeben haͤtte, bin ich doch 
ſicher gnug, denn du, HErr! biſt bey mir. 
Du wirft um mich herum die ſechz ig Star⸗ 
ken ſtellen, durch die ein Salomon die 
Furcht der Nacht vertreibt, und mir das 
große Heer getreulichſt zugeſellen, bey dem 
ein Jacob dort unangetaſtet bleibt. Du 
biſt mein Licht und Heil, vor wem ſollt ich 
erſchrecken? Du biſt des Lebens Kraft, 
ſo grauet mir vor nichts; Du biſt mein 
Schirm und Schild, mein Stab und auch 
mein Stecken, ſo acht ich keine Liſt des alten 
Boͤſewichts. Drey Hütten hab ich hier, 
mein JEſu, bey dir 28 die erſte gebe 


| 70 5 Benjamin Schmolckens, 


mir der Süße Raͤgelmahl, die andre bau 

ich mir in deiner Haͤnde Wunden, und deine 
; ofne Bruſt zeigt mir die dritte Zahl. O 
JEſu! laß mich hier die ſuͤße Nuh genieſ⸗ 
Ton Ein andrer huͤlle ſich in Samm't und 
Seiden ein, ich will mich nur allein in deine 
Wunden ſchließen, und fage ganz getroſt: 
O Herr! hier iſt gut ſeyn. Laß Morgen 
deine Kraft mich wieder neu beleben, 
und wecke mich zu dem, was mein Beruf 
mich heiſt; Soll aber mich mein Schlaf den 
Todten übergeben, fo bitt ich, daß du mir 
mein Weg zum Himmel ſeyſt. Ich bitt 
auch, Herr! für die, die du mir anver⸗ 
trauet; laß Krankheit, Furcht und Noth, 
von ihnen ferne ſeyn: Die Kirche, die uf 
dich, als ihren Fels gebauet, beleuchte Tag 
und Nacht durch deinen Gnaden Schein. 
Wohlan! ich lege mich, verſchleuß du meine 
Kammer; ich ſchlafe, wache du, bis daß 
5 die Nacht verſchwindt:? So ruhet Leib und 
Seel befreyt von allem Jammer, und an 
5 dem Bette ſteht: Bier ſchlafet GOttes Rind. 0 


Abend ⸗ Lied. 1 

Mel. Die Nacht iſt vor der Thür. 
Di ie Macht iſt niemands Freund, doch weil ich 
JEſum habe, bo fuͤrcht 8 feinen 0 62 N 

SM olche 


Morgen⸗ und Abend ⸗ Andachten. 71 


ſolcher Uebergabe. Er iſts, der mir die Nacht zur 
guten Freundin macht. 

2. Heb alle Feindſchaft auf, Freund! den mein 
Herze liebet; und wo mein Lebens⸗Lauf dich da und 
dort betruͤbet, ſo tilge meine Schuld mit Huld und 
mit Geduld. 1 1775 ia | 
3. Zwar hab ich einen Feind, der voller Lift und 
Tuͤcke; doch, wo dein Antlitz ſcheint, da fällt er bald 
zuruͤcke. Trotz Teufel und die Hoͤll! Hier iſt 
Immanuel. 
4.ᷓ. Ich werde dieſe Nacht als wie ein Todter liegen, 
drum laſſe deine Macht ſich um mein Lager fuͤgen, und 
deiner Allmacht Schein bey meiner Ohnmacht ſeyn. 

5. Der Schlaf des Todes Bild, beißt mich ans 
Grab gedenken; doch komme, wenn du willt, ich will 
mich gar nicht kraͤnken, mich bringt der letzte Feind 
zu dir, mein beſter Freund. 


Morgen⸗Segen am Freytage. 
Ott Lob! der Freytag hat mich von der 
Nacht befreyet, die in dem dunkeln 


Schoos mich ganz gefangen hielt: Es hat 


ſich meine Kraft erholet und verneuet, 
mich ſchrecket nun nicht mehr der Traͤume 
Toͤdten Bild. Der helle Himmel zeugt von 
meines Schoͤpfers Guͤte, die immer neues 
Licht und neues Leben giebt: und fordert je⸗ 
‚Bund auf mein dankbares Gemuͤthe, daß 

es mit Freuden ſich in deinem Lobe uͤbt. 
Re BE ir e &4 5 Du 


72 4 Benjamin Schmoldens, | 


Du uͤberreicher GOtt, du Brunnauellaller 
Gnaden, groß von Barmherzigkeit, und 
uͤbergroß an Treu; Vor deinem Vater⸗ 
Schutz wich aller Seelen Schaden, der Leib 
war von Gefahr in deinen Armen frey. Du 

hatteſt meine Ruh mit Engeln ganz umge⸗ 
ben, und ihre Wagenburg war meine Lager⸗ 
ſtatt: So durfte nicht ein Haar vor Sa⸗ 
tans Grimme beben, wie eifrig er die Nacht 
mir nachgeſtellet hat. Ach Herr! ich bin zu 
ſchwach vor alles dich zu preiſen, ſo nimm 
nur vor die That den guten Willen an: Ich 
will dir Lebenlang verbundne Pflicht er⸗ 
weiſen, bis ich im Himmel dort dein Lob 
verbeſſern kann. Doch meine Dankbarkeit 
iſt eine neue Bitte; der Freytag brauchet 
auch die Blicke deiner Huld: So zeichne 

demnach ihn mit deiner Wunder⸗Guͤte; 
verbinde heute mich zu einer neuen Schuld. 
Laß mich den Tag begehn zu deines Sohnes 
Ehren, es war ſein Leiden⸗Tag und auch 
fein Sterbe Tag; Was koͤnnt ich ſchoͤners 
wol von ſeinem Tode hoͤren, als daß ich, 
Vater, dich in Chriſto nennen mag. Die 
Morgen Röthe kann mit ihrem Purpur 
prangen: Mir heiſſet SEfus- Blut das 
ſchoͤnſte Morgen⸗Rolh, darian die Sonne 
mir zum Leben aufgegangen, ſonſt waͤr ich 
| | BR RR je In 


91 * 


morgen⸗ und Abend Andachten. 73 


in der Nacht, ja gar in Suͤnden todt. Gib 
Ä wi daß ich ſtets an den Erloͤſer denke, 
1 ihn heute nicht aufs neue creuzige, 


meine Blicke ſtets auf ſeine Wunden | 
lenke, damit ein Wolgeruch zum Leben 
draus entſteh. Wenn ſich Gelegenheit zu 


einer Suͤnde zeiget, ſo zeige mir ſein Blut 
und ſeine Todes⸗ Pein, und wenn mein 
Herze ſich zur Welk und Wolluſt neiget, laß 
ſeinen Dornen Kranz mir bald vor Augen 
ſeyn. Laß ſeinen Angſt⸗Schweiß ſich mit 


meinem Schweiſſe mifchen, den mein Be⸗ 
ruf mir hie aus meinen Adern treibt. Laß 


ſeinen Gallen. Bean! mein 5 Maß 


Freytag bleiben, und keines weges nicht ie 5 
Bosheit Deckel ſeyn: du wirſt ihn in dein 
Buch mit Chriſti Blute ſchreiben, daſſelbe 
machet mich von allen Suͤnden rein. Und 


du, o Gottes Lamm! laß mich dein Vor⸗ 
bild lieben, daß ich gehorſam bin, wie du 


| 1 2 85 daß ich ers ſey, wenn 5 5 


5 n ö er * A 


7 
1 


74 Benfamin Schmolckens, | 
mich will betrüben, daß meine Liebe treu, 
ſo wie die deine iſt. Dann bleibet mir der 

Troſt: du haſt ſo viel gelitten, daß meine 

Seele nun nicht darf verlohren gehn; ſo 

wirſt du auch den Leib mit Segen uͤberſchuͤt⸗ 
ten, und mich dein Gliedmaaß nicht im Kum⸗ 
mer laſſen ſtehn. Die Schaͤdel⸗Staͤtte wird 
mir lauter Gnade thauen, wo du gedur⸗ 
ſtet haſt, werd ich geſaͤttigt ſeyn. Wo dich 
dein Gott verließ, werd ich fein Antlitz 
ſchauen; wo du getrauret haſt, da werd 
ich mich erfreun. Wo man dir alles nahm, 
wirſt du mir alles geben: Wo man dich 
hat entbloͤſt, ziehſt du dich ſelbſt mir 
an: wo du geſtorben biſt, da wirſt du mir 
das Leben. Dein Weg zum Kreuze hin 
iſt meine Himmels Bahn. Du wirſt ein 
Fluch fuͤr mich, und ich durch dich ein Se⸗ 
gen; du trugeſt Gottes Zorn und ich die 
Huld davon. Das laß mich heute nun mit 
kechtem Ernſt erwegen, daß ich die Suͤnde 
flieh, die dir gab ſolchen Lohn. Laß auch 
den Meinigen aus deinen Wunden flieſ⸗ 
ſen, was fie vergnuͤgen kann: dein Blut ihr 
rothes Seil, bey deſſen Zeichen fie von kei⸗ 
nem Unfall wiſſen; diß ſey ihr Troſt, ihr 
Schutz, ihr allerbeſtes Theil. Und endlich 
fen auch ſtets bey deiner Kreuz eee, er 


a . ere x 4 * 


Morgen - und Abend - Andachten. 75 


die deiner Fahne folgt, und dich als Koͤnig 
ſchaͤtzt; Gib, daß uns dermaleins ein 
Freytag dort erſcheine, der aus Egypten 
uns ins freye Land verſetzt. Amen. 


Morgen⸗Lied. 
Mel. Meinen J Eſum laß ich nicht. 


Sitte euch ihr Augen auf, denn das Auge 


dieſer Erden, will durch ſeinen neuen Lauf, euch 
zur Morgen Fackel werden. Seht! die Sonne geht 
euch vor, und weiſt euch zu GOtt empor. 

2. $affet euren erften Blick fich nach Zions Hohe 
wenden. Sehet auf die Ay zuruͤck, die GDtt 


half ſo gluͤcklich enden. Ach! ein ſolcher Gott ver⸗ 


dient, daß ſein Lob ag grünt, 

3. HErr Zebaoth! deine Treu hat wie Fluͤgel mich 
bedecket; und jetzt wird ſie wieder neu, da du mich haſt 
aufgewecket; ach! was geb ich dir dag! BL) verehr 
mich ſelber dir. 7 

4. Bin ich nun dein Eigenthum ‚fo verſorge mich 
auch beute, daß zu deines Namens Ruhm, Lieb und 
Segen mich begleite. Was ich thun und reden ſoll, 
alles diß gerathe wohl. 

F. Laß den Himmel oſſen ſeyn, wenn mein 80 
ſich zu dir hebet; und laß meine Seufzer ein, wenn 
die Noth vor Augen ſchwebet. Sprich ein gnaͤdigs 
Wort zu mir: Fuͤrcht dich nicht, ich bin mit dir. 

6. Laß mich dein Aug⸗ Apfel ſeyn, den du, HErr! 
irſt wohl bewahren; und mir deinen Gegen, Schein 


5 allet Orten wiederfaßren. Sey mir immer Sonn 


Ri 0 N 2885 mach s wie du will. 


Ei Benjamin Schwelene, 


7. Gib, daß ich kein Brandmabl mir ins Gewiſſen 
| Far mache. Schieb der Sünden Riegel für, hilf 
mir, daß ich bet und wache; denn wer weiß, ob dieſen 
Tag nicht mein Ende kommen mag. 
8. Nun, ich werſe mich auf dich, du kaunſt alles 
übertragen; Deine Hand erhalte mich, soenn mich 
Krenz und Ungluͤck plagen. Kommt der Abend denn 


bherbey, gib, daß ich gebeſſert ſey. 


Abend⸗ Segen am er 
Her IEſu, bleib bey mir, denn es will 
| Abend werden, der Tag hat ſich geneigt, 
die finſtre Nacht iſt da; Komm, kehre bey 
mir ein, mein beſter Troſt auf Erden, ſey 
mir mit deiner Huld auch in dem Finſtern 
nah. Der Freytag iſt vorben! ach waͤr ich 
frey von Sünden, ſo wuͤrd ich auch bey dir 
frey von der Strafe ſeyn. Allein, ſomuß 
ich mich auch heute ſchuldig finden, mir 
kommt viel Boͤſes itzt und wenig Gutes ein. 
Ich hab es ſchlecht bedacht, wie du an die⸗ 
ſem Tage vor aller Menſchen Schuld ſo 
ſchmerzlich haft gebuͤſt, wie dir dein Leidens⸗ 
Gang durch ungemeine Plage, bis an des 
Creuzes Stamm ſo ſauer worden iſt. Die 
Bande, die du trugſt; die Dornen, die dich 
ritzten; die Geiſſeln, die dein Leib, ache Bin 
x men . die REN ae "a 5 


Morgen - und Abend» Andadıren, 77 
mit ganzen Stroͤhmen ſchwitzten; dein 
Durſt, dein Gallen⸗Trank, deim blaſſes To⸗ 
des⸗Bild, die haͤtten heute mir vor Augen 
ſollen ſchweben! Dir, du Gecreuzigter, ſollt 
ich gecreuzigt ſeyn; allein mich überzeugt 
mein Suͤnden⸗volles Leben, dein Biut will 
über mich und meine Bosheit ſchreyn. O 
unbeſtecktes Lamm! ich habe dich erwuͤrget, 
und meine Miſſethat hat dich ans Kreuze 
bracht; doch haſt du meine Schuld mit Blut 
und Tod verbuͤrget, und ſelbſten dich für 
mich zum Schuldener gemachr. Ich zeige 
dir dein Blut, das du fuͤr mich vergoſſen, ſoll 
dieſer theure Schatz an mir verlohren ſeyn? 
Du haſt ja deine Bruſt den Suͤndern aufge⸗ 
ſchloſſen, fo nimm mich Aermſten auch in 
deine Wunden ein. Aus deinen Dornen 
laß mir lauter Roſen bluͤhen, durch deiner 
Bande Kraft verbinde mich mit dir. Dein 
Kreuze muͤſſe mich recht nach der Höhe zie⸗ 
hen, die offne Seite ſey mein Weg zur Gna⸗ 
den: Thür. Ach! ſprenge doch dein Blut auf 
mein zerknirſchtes Herze, loͤſch ab des Va⸗ 
ters Zorn in dieſer rothen Fluth; hilf mir 
durch deinen Schmerz von meinem Suͤn⸗ 
den⸗Schmerze, was ich nicht recht gethan, 
mach alles wie der gut. Ich will mein Fleiſch 
und Blut hinfort ans Kreuze heften, die 


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TB... Benjamin Schmolckens, BR 


Welt ſoll Fünftig mir, ich ihr gecreuzigt 
ſeyn. Doch, weil ich viel zu ſchwach in mei⸗ 
nen eignen Kraͤften, ſo pflanze du mir ſelbſt 
dein Kreuz ins Herz hinein. Laß deine 
Naͤgel mir durch mein Gewiſſen gehen, ſo 
ofte mich die Luſt zu einer Suͤnde traͤgt. 
Traf diß das grune Holz, wie wirds ums 
duͤrre ſtehen? Wie wird der Knecht geſtraft, 
wenn Gott den Sohn ſo ſchlaͤgt? Ganz 
ferne ſey von mir, mich von was anders 
ruͤhmen, als, JEſu! nur von dir, und deinem 
Kreuz allein. Das will ich nur allein als 
meinen Troſt beniemen, in deinen Wunden 
ſoll mein einzigs Labſal ſeyn. Laß auch 
in dieſer Nacht dein hochgeprießnes Kreuze, 
um Zeichen, uͤber mir und meinem Bette 
| Geh: daß mich mein Fleiſch und Blut zu 
keiner Suͤnde reitze, und alle Feinde ſonſt 
bey mir voruͤber gehn. Laß deine Trauer⸗ 
Nacht zur Freuden⸗Nacht mir werden, der 
Engel ſey bey mir, der dich geſtaͤrket hat: 
dein hartes Lager dort am Oelberg auf der 
Erden, verwandle ſich bey mir zur ſanften 
Ruhe ⸗Statt. Doch laſſe mich nicht fo, wie 
deine Juͤnger, ſchlafen, Gebet und Wach⸗ 
ſamkeit, erfordert auch mein Stand, kommt 
Judas und die Schaar mit Satans Wehr 
und Waffen, ſo gib des Geiſtes Schwerdt 


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4 


Morgen: und Abend: Andachten. 79 | 


mir in die Glaubens⸗Hand. Will mich der 
arge Feind als wie den Weitzen ſichten, ſo 
bete du fuͤr mich, damit mein Glaube bleibt, 
bewahre meinen Schlaf vor Satans Mord⸗ 
Gerichten, die er ſonſt in der Nacht mit ſei⸗ 
nen Schuppen treibt. Wie du am Kreuze 
dich dem Vater haſt befohlen, ſo laß auch 
meinen Geiſt dir jetzt ergeben ſeyn. Willſt 
du mich heute noch in deinen Himmel holen, 
fo ſchlaf ich ganz getroſt in deinen Wunden 
ein. Dein Kreuz⸗Weg fuͤhret mich aus 
allem Kreuz und Leiden, dein Tod macht 
meinen Tod zur rechten Lebens Bahn: dein 
letztes Angſt⸗Geſchrey erwirbt mir Him⸗ 
mels⸗Freuden, auf deinem as treff 
ich mein Thabor an. Du haſt dich in der 
Noth der Deinen angenommen, ſo laß die 
Meinen auch in deiner Obſicht ſtehn: Will 
ihnen dieſe Nacht etwas zu nahe kommen, 
ſprich nur ein einzigs Wort: Fort, laßt mir 
dieſe gehn. Wir machen dein Verdienſt zi 
unſerm Schulter⸗Kuͤſſen, und legen uns zur 
Ruh, weil du fuͤr uns gewacht, ſo koͤnnen 
wir getroſt die muͤden Augen ſchließen, und 
auf den Freytag folgt auch eine freye Nacht. 
„Abend Nied 

Mel. Die Nacht iſt vor der Thuͤr. 

| Lau Gottes! ſchaue mich, vor deinem e 
e ae; liegen, 


80 Benjamin Schmolckens, 


liegen, mein mattes Herz will ſich in deine Wun⸗ 
den ſchmiegen . ach öfne Birke, Kluft der Seele, die 
da ruft. 5 
75 Geſchlagner Fels, nimm itzt dein Täublein 
in die Ritzen; das Blut, „ das du geſchwitzt, laß 
mir auch beute nuͤtzen, daß es die Schulden loͤſcht, 
und mich von Suͤnden waͤſcht. 

3. Zerbrich in dieſer Nacht die Macht der Finſter⸗ 
niſſe, daß ich bey deiner Wacht, die Augen froͤ⸗ 
lich ſchließe. Dem Dorn: Kranz ſtelle mir ein Ro- f 
fen: Kuͤſſen für, 

4. Wirf mir den Purpur zu, den du mit Blut be⸗ 
flecket, daß er bey meiner Ruh mich als ein Schlaf⸗ 
Mock decket, vor dieſer ſchoͤnen Tracht entfaͤr bt fi ich 
ſelbſt die Nacht. | 
7. Breit uͤber meinen Schlaf die ausgeſtreckten 
Armen, und laß dein armes Schaf an deiner 
Bruſt erwarmen, dein offner Seiten, Riß, ſey mir 
ein Paradieß. 
6. Laß einen Schlaf: „Trunk mir aus deinen Bun 
den fließen, und deine lippen hier zur guten Nacht 
mich kuͤſſen, weil mich uach dir nur dart, 0 du 
mein Lebens Fuͤrſt. 
7. Kein Teufel fol mich Ber von Heinen 9 
reiſſen, ich will es mein Panier und meine Frey⸗ 
ſtadt heiſſen; Wo dieſes Zeichen ſteckt, da bin N 
5 wohl bedeckt.. 
S8. So ſchlaf ich ruhig ein auf dein Verdienſt 11 
Leiden „es kann mich keine Pein von deiner Liebe 
ſcheiden, aus Liebe wle ich mir PR e RR 


mit dir. . Mor 


1 4 


Ra, Morgen: und Abend-Andahhren, | 81 


Morgen Segen am Sonn⸗ 


abend. | 


82 Benjamin Schmolckens, 
mit Liebe, mit Keuſchheit, mit Geduld, mit 

Demuth, Maͤßigkeit, und fuͤhre meinen 
Fuß nach deines Geiſtes Triebe, in wahrer 


GSottesfurcht und auch Gelaſſenheit. Laß 


deine Gegenwart mir ſtets vor Augen 
ſchweben, die, wo ich geh und ſteh, mich wie 
die Luft umgiebt: und weil du alles ſiehſt, fo 
gieb mir ſo zu leben, daß ſich dein Vater⸗ 
Blick nicht uͤber mich betruͤbt. Verleihe dei⸗ 
ne Kraft mir ſelbſten abzuſterben, und vor 
den alten Menſch den neuen anzuziehen, 
ja, was die Welt ſonſt liebt, zu ihrem Selbſt⸗ 
Verderben, das laß mich allemal als eine 

Schlange fliehn. Der Feind laßt feinen Pfeil 
auch an dem Tage fliegen! drum gib mir ei⸗ 
nen Schild, an dem kein Stoß nicht haft, 
und ſucht mich ſeine Liſt in Suͤnden einzu⸗ 
wiegen, ſo weck und ſchrecke mich mit deines 
Donners Kraft. Gib beydes Rath und 


That zum Sinnen und Beginnen, was ich 


in Chriſtothu, ſey alles wohl gethan: und 
laß in dieſer Welt mich nur ſo viel gewin⸗ 
nen, daß ich den Meinigen die Notddurft 

reichen kann. Dein Segen machet reich, nicht 
aber unſre Mühe, doch gibſt du keinem 
was, der muͤßig gehen will; ſo ſchaff, daß 
meine Hand die Arbeit niemals fliehe, und 
fülle fie alsdenn mit wenig oder viel. Kehrſt 


2 


morgen⸗ und Abend · Andachten. 83 


du mit Truͤbſal ein, fo mach es nur ertraͤg⸗ 
lich: das iſt kein guter Tag, da man kein Kreu⸗ 
ze hat; Dein ſuͤßer Troſi macht mir die groͤ⸗ 
ſte Noth behaglich, und alles Leid vers 
ſchwindt, wenn JEſus zu mir naht. Die 
ſchwere Kreuzes⸗Laſt macht doch ein leicht 
Gemuͤthe, das Herze hebet ſich nur drunter 
mehr empor, und endlich ſcheinet doch die 
teeue Vater⸗Guͤte, der Zucker deiner Huld 
ſchmeckt aller Wermuth vor. Sey du mir 
Sonn und Schild, bey mir und bey den 
Meinen, wend ab Gefahr und Leid, Peſt, 
Krieg und Hungers⸗Noth; und ſollte dieſen 
Tag mein Ende gar erſcheinen, ſo gib durch 
Chriſti Blut mir einen ſanften Tod. Ich le⸗ 


be langer nicht, als du mein Ziel geſtecket, 


der Tod klopft taͤglich auch bey meiner 
Schwachheit an, drum gib, daß jeder Tag 


zum Sterben mich erwecket, und ich ihm 


freudiglich entgegen gehen kann. Laß mich 
indeſſen nicht dem Namen nach nur leben, 
wer dich nicht liebt und ehrt, der iſt lebendig 


todt. Vielmehr laß allezeit mich zu erken⸗ 
nen geben, mein Leben ſey aus dir! ſo hats 


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mit mir nicht Noth. Denn keiner lebe 


ihm ſelbſt, kann auch ihm ſelbſt nicht 


ſterbhen, drum leb ich, leb ich dir, ſterb 


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5 Be mr.‘ 2a 18 922 


: 9 und 


4 Si "Benjamin Schmolcens, * 


und lebend nicht verderben, du viſt des co. 
des SERR, und meine Lebens Thuͤr. 
Die Woche wird auch ſich mit dieſem Ta⸗ 
ge ſthließen, ein gutes Ende macht auch 
Alles andre gut: das aber wirft du, HErr! 
mir ſelbſt verleihen muͤſſen, du biſt das 
Aund O, ſoſchließ ich wohlgemuth. Noch 
heute waͤhrt die Muͤh, denn morgen iſt gut 
feyren, ein einz'ger Tag wird mich auf 
alle ſechs erfreun: da werd ich meine Kraft 
in deine Kraft erneuren, der Sonnen⸗ 
Abend wird mein Feyerabend ſeyn. 


Morgen⸗Lied. 
: Mel. Die Nacht iſt vor der Thuͤr. x 
| Die Nacht gibt gute Nacht, der Tag berrſcht 
a ſchon auf Erden, Gott, der da beydes macht, 
ſeoll hoch geprieſen werden. Du HErr der ganzen 
Wut haſt alles wohl beſtellt. 
2. Ja mehr und mehr als wohl bat mich dein 
Schild bedecket, daß ich erkennen ſoll, wie deine Guͤ⸗ 
te ſchmecket, und daß: fonft keine Treu ſo groß als 
| v. ſey. 
uch laß dir meinen Dank in Schwachheit 
| bier gefallen, dein Lob ſoll Lebenslang in meinem 
Munde ſchallen; ich werde niemals mein, nur dein 
alleine feyn. 5 
4. Du willſt mich dieſen Tag ins Bud des 1 
gens ſchreiben, daß ich ſo leben mag, wie mir dein 
Geiſt wird treiben, durch dan zeitung führ Kr 
mehr und mehr zu dir. 4 


Morgen⸗ und Abend⸗Andachten. 85 


5. Mein Thun und Laſſen laß dein Aufſehn nicht 
verlaſſen; Dein Wort ſey mein Compaß den Lauf 
darnach zu faſſen, gieb ein beſcheiden Theil am Kreuz 
und auch am Heil. 

6. Verſorge meinen Mund, doch aber mehr die 

Seele, erhalte ſie geſund in ihrer Leibes⸗Hoͤhle: gib 
einen Gnaden Blick, auch zu der Meinen Gluͤck. 

7. Die Woche laufet nun an dieſem Tag zum 

Ende, drum hilf, daß ich mein Thun in deiner Kraft 
vollende, daß morgen mich der Tag geruhig finden 
mag. 

8. Laß mich die kurze Zeit des Lebens kluͤglich tbei⸗ 
5 und nach der Ewigkeit mit frohen Schritten eis 
len; ſo leb ich, weil es gilt; ſo ſterb ich, wann du willt. 


ä B ˙ w % ⅛—᷑⅛b AT ͤ ¶ — en — W 


Abend Segen am Sonnabend. 


U endigt 105 der Tag zugleich mit die 
ſer Wochen: ach endige mein Gott! 
nur deine Gnade nicht. Ich habe heute 
war aufs neue viel verbrochen: doch troͤ⸗ 
ſtet mich dein Wort, du willſt mein Sterben 
nicht. Und alſo werf ich hier mein Herz 
u deinen Fuͤßen, mit Wehmuth ganz zer⸗ 
jun ſſch't, doch 112515 und getroſt, laß mich 
nur einen Blick von deiner Huld genießen, 
und hemme deinen Grimm, der ſonſt zur 
Hoͤllen ſtoßt. Kein Menſch iſt Engel rein, 
4 * . s Baur "ie 
NER 3 er 


i we... Benjamin Schmolckens, 


der Ruhm, der uns fr GOtt gebuͤhrt: Je 
doch dein Sohn hat mich und andre Suͤn⸗ 
den⸗Kinder, für deinen Gnaden⸗Stuhl 
durch fein Verdienſt gefuhrt. Ach! ſtreich 
die Schulden aus mit fernem rothen Blu⸗ 
te, und kuͤhle deinen Zorn in dieſen Stroͤ⸗ 
men ab; Was er gelikten hat, das komme 
mir zu gute, der Wunden tiefes Meer ſey 
meiner Suͤnden Grab. In die ſem Glau⸗ 
ben geht mein mattes Herz zu Belte, ich 
2 wieder Kind, du wieder Vater ſeyn; 
Menn ich auch dieſen Troſt bey meiner Ruh | 
| nicht hätte, ſo ſchl ef ich ganz gewiß auf lau⸗ 
ter Dornen ein. Doch ehe ſich mein Haupt 
zum Schlafe niederſenket, ſo brenn ich dir 
zuvor der Lippen Weyrauch an; Du haſt 
mir ſo viel Heil die Woche durch geſchen⸗ 
ket, daß ich dir deine Treu nicht gnug ver⸗ 
danken kann. Kein Tag ging mir vorbey, 
ich zählte keine Stunde, es war kein Augen 
blick, der nicht geſegnet hieß: mein Wohl⸗ 
ſeyn ſtund bey dir auf einem feſten Grunde, 
daran der arge 1 ſich ſelbſt den Kopf 
zerſtieß. Du haſt im Geiſtlichen die Seele 
wohl berathen, und auch im Irrdiſchen den 
armen Leib bedacht; mein armes Leben zeigt 
von deinen Wunderthaten, du haſt es auch . 
mit mir im Kreuze gut gemacht. Dein Se⸗ 
gen 


morgen und Abend: Andachten. EN 


gen war bey mir, daß ich in meinem Schweiſ⸗ 
a mit Freuden aß, und mir be⸗ 
gnügen ließ; Es kam von deiner Kraft, 
und nicht von meinem Fleiſſe, wenn ich was 
nuͤtzliches in meinem Amte wieß. Wer 
weiß, was ſonſten mich vor Elend haͤtte 
troffen, wenn du das beſte nicht, o GOtt! 
bey mir gethan! ſo haſt du uͤber mir dein 

Auge taͤglich offen, daß ich vor mancher 

Noth befreyet leben kann. Was bin ich bei. 
ſer wol als andre Menſchen⸗Kinder, die du 
die Woche durch im Zorne heimgeſucht? 

Die andern ſtrafeſt du, und faͤhrſt mit mir 
gelinder, da dein Geſetze mir, ſo wol als 
ihnen flucht. O Langmuth! O Geduld! 

O freundliches Erbarmen! wo ſchreib ich 
ſolche Treu und ſolche Gnade hin? ich werfe 
mich davor in deine Liebes⸗Armen, und ſa⸗ 

ge, daß ich ganz und gar dein eigen bin. O 
Vater voller Huld! O Heiland voller Le⸗ 
ben! O Geiſt voll Suͤßigkeit! nimm dieſes 
Opfer an: Herz, Mund und Hand ſoll 
dir Lob, Preiß und Ehre geben, bis ich im 
Himmel dort vollkommen danken kann. 
Fahr aber ferner fort mit deiner großen 

Gnade; voraus in dieſer Nacht, ſey du 
mein Troſt und Licht, daß mir kein Inge 
mach an Leib und ne ſchade, ſo goͤnne mir 
ua 4 nur 


3 


88 Benjamin Schmolck ene, 


nur, Herr, dein gnaͤdi s Angeſicht. Laß 
in der Dunkelheit dein helles Auge wachen, 


dein Arm umfaſſe mich, daß uns nichts 
trennen kann; treib ab die Grauſamkeit des 
alten Hoͤllen⸗Drachen, und ſtecke vor mein 
Bett des Glaubens Sieges ⸗Fahn. Der 
Traͤume Larven⸗Spiel laß meinen Sinn 
nicht ſchrecken! Flut, Glut und Satans⸗ 
Brut, ſey fern von meiner Ruh; es muͤſſe 
mich kein Leid und keine Sorge wecken, 
dein Fluͤgel decke mich, als wie ein Kuͤch⸗ 
lein, zu. Schließ eine Wagenburg um 
mich und um die Meinen, ſey Mauer, 
Schild und Wacht durch deinen Cheru⸗ 
bin: Ruht etwan Haupt und Herz auf 
harten Kummer; Steinen, ſo ſtelle mir zu 
Troſt auch Jacobs Leiter hin. Wie ſuͤße 


werden wir in deinem Namen ſchlafen, 


wie ruhig wird der Leib und auch die See⸗ 
le ſeyn: denn du, der Hirte, biſt bey deinen 
lieben Schafen, und wirſt dein Eigen⸗ 
thum vor aller Noth befreyn. Laß mor⸗ 


gen mich geſund zu deinem Throne treten, 


dein Sonntag wecke mich mit Loben wieder 
auf; ſo werd ich vor dir ſtehn, mit Hoͤren, 
Singen, Beten: ach wie ſehr freuet ſich 


mein Herze ſchon darauf. Soll aber in der 


Nacht der Tod die Augen brechen, und ee 
I | | . 


Morgen: und Abend ⸗ Andachten. 89 


ſer Wochen Schluß der Schluß des Le⸗ 
bens inn, ſo laß mir deinen Mund ein gnaͤ⸗ 
digs Urtheil ſprechen, und binde meine Seel 
ins Lebens⸗Buͤndlein ein. Wo kann mir 
beſſer ſeyn, als droben in dem Himmel? 
Man trift doch in der Welt nur Marter⸗ 
Wochen an: Mein JEſu, eile doch, daß 
in dem Welt⸗Getuͤmmel die letzte gute 
Nacht auf Erden ſagen kann. Indeſſen will 
ich mich dem Irrdiſchen entreiſſen, und nur 
des Himmliſchen im Glauben mich erfreun: 
Ein ſanfter Tod wird mir ein Sonnen⸗ 
Abend heiſſen, und wenn ich e mein 

er ſeyn. E 


Abend⸗Lied. 
Mel. Siezlic thut mich Wel — 
Di Woche geht zum Ende, nicht aber Gottes 


Treu, denn wo ich mich hinwende, da iſt ſie im⸗ es 
mer neu, Die Zeit kann wol verſchwinden, nur 


Gottes Güte nicht, ſie laͤßt ſich täglich finden, und 
gieber Troſt und Licht. PT 
32. Genaͤdigſter Erhalter von allem, was ich bin, 
| bor meines Mundes Pſalter, und nimm mein Opf⸗ 
fer hin: es find ja deine Gaben, die nicht zu zählen 
ſeyn, und was ich nur kann haben, das iſt; ja alles dein. 
3. Die ganze Woche zeuget von deiner Guͤtigkeit; 
die du mir zugeneiget; ja meine Lebens⸗Zeit, vom 
| F 5 | et, 


W 


7 90 Benjamin Samoldtene, 


Anfang bis jetzunder, auf dieſen Augenblick, rühmt | 
deine Gnaden Wunder, im Gluͤck und Ungeluͤck. 
At Allein mein Here beber, wann es zuruͤcke denkt, 
wie übel ich gelebet, und dich mein GOrt gekraͤnkt * 
je mehr du mich geliebet, und meiner haſt verſchont, 
je mehr ich dich betruͤbet, und nur mit Haß belohnt. 
F. Ach ſtrafe nicht im Grimme, gehaͤuſte Miſſe⸗ 
that: weil deine Vater Stimme mich felbft geru⸗ 
fen hat, fo ſchrey ich um Erbarmen, erbarm dich uͤber 
ID: 9 dir in die Armen ach ſchone gnoͤdiglich. 
Mein Glaube 855 mich hoffen, es fen durch 

Eheim Blut ein neuer Bund getroffen, und alles 
wieder gut: Drum will ich dir oeloben , auf ewig 
treu zu ſeyn; Dein guter ern von oben, wird | 
mir die Kraft verleihn. | 

7. Ich bin dein Kind aufs neue, drum 9155 daß 
dieſe Nacht, mich auch dein Schutz erfreue, der ak 
les ſicher macht. Ich werde gleichſom ſterben, der 
Schlaf iſt wie ein Tod, doch kann ich nicht verder⸗ 
ben, du lebſt in mir, mein Gott. 

8. Ja du, mein Gott, wirſt wachen, ich werde 
ruhig ſeyn; fo mag der Höllen: Rachen, gleich 

Donner auf mich ſpeyn, dein Kind wird nichts em⸗ 
pfinden, als wenns im Himmel waͤr, von vornen 
und von hinten, deckt mich der Engel Heer. 

9. Du wirſt auch die verſorgen, die mein dete 
ſeyn; fo werden wir uns morgen in deiner Kraft 
erfreun. Wir werden Opfer bringen, mit Herzen, 
Mund und Hand, und dir ein tob: Lied fi ingen, wo du 
HE bift bekannt. 

18. Soll das in ar‘ in, die letzte Woche 8 
5 | ſeyn, 


Wiorgen: und Abend -Andachten. 91 
fen, willich nicht widerſtreben, und mich im Geiſte 
freun auf einen Feyerabend, den Chriſti Tod ger 


macht, und dieſe ie baden, eg ih nun: 
gute Nacht. 


ee 


Woͤchentliche 


a 
Morgen. Lied am e 
die Sonne ſelbſt in mir, du Sonne der 
2. Mein erſtes Opfer iſt dein Ruhm „ mein Herz 
3. Gib, daß ich meinen Fuß bewahr, eh ich mit 
4 Bereite Herze Mund und Hand, und gib mir | 


und 2 8 
Miel Des Mor gens, wann ich fruͤh aufſteh. 
17 Gote die Sonne gebt berfuͤr, ſey du 
| Gerechtigkeit, vertreib der . N 
Dunkelheit. 
iſt ſelbſt dein Eigenthum: ach kehre gnaͤdig bey mir 
8 du muſt dir ſelbſt den Tempel weihn. 
N Kirchen Schaar zum Hauſe Gottes wallen 
geh, daß ich auch heilig vor dir ſteh. | 
Weisheit und Verſtand, daß ich dein Wort mit 
Andacht bor zu deines ge Namens eg > 
| | BERN 


92 Benjamin Schmolckens, 


, Schund alles feſt in meinen Sinn, e ich 
nich nur ein Hoͤrer bin, verleihe deine Kraft dabey, 
daß ich zugleich ein Thater fen. 

6. Hilf, das ich diefen ganzen Tag mit leib und 
Seele feyren mag. Bewahr mich fuͤr der argen 
Welt, die deinen Sabbath ſuͤndlich haͤlt. 

7. So geh ich dann mit Freuden hin, wo ich bey 
dir zu Hauſe bin, mein Herz iſt willig und bereit, o 
Heilige Dreyſaltigkeit! 


Abend⸗Lied am ee 
Die Melodie iſt die vorhergehende. 
Mein Gott die Sonne gebt zur Ruh, komm! 
druͤcke mir die Augen zu, laß mich vor deinem 
Antlitz ſtehn, und hoͤre meines Herzens Flehn. 

2. Dein Schaͤflein kommt in deinen Schoos, ach 
mach es aller Suͤnden los, iſt dieſer Tag nicht recht 
vollbracht: dein Sohn hat alles gut gemacht. 

3. Nimm du ſein Blut fuͤr meine Schuld, erneu⸗ 
re deine Vater⸗Huld, und nimm dein Kind zu Gna⸗ 
den an, daß ich fein faufte ruhen kann. 

4. Du biſt der Wächter Iſrael, bewahre beydes 
keib und Seel, ſey mir und auch der Meinen Schild, 
wenn Satan in dem Finſtern bruͤllt. 

5. Und ſtoͤhret etwas meine Ruh, ſo ruf mir bei 
ne Worte zu, die heute mich ſo wohl aner ſo 
j wa ich traͤumend auch entzuͤckt. | 
6. Des Schlafes Bruder iſt der Tod, doch bat es 
mit mir keine Noth, ich leb und ſterbe dir allein 1 


5 ſchlaf ich ſanft und ſelig ein. 


S leuß dich, o Her eng; ae zu, denn 
7. Sch Bm ’ G1 


morgen⸗ und Abend Andachten. 93 


8 Got bat in mir ſeine Ruß. Die Ueberfchrift ſteht an 
der Thur: Gott Vater, Sohn und Geiſt iſt hier. 


Morgen : Lied am Montag. 

a Nach der vorigen Melodie. 

Men Gott erwecke Herz und Mund, erneure 
deinen Gnaden -Bund, daß dieſer Wochen er⸗ 
ſter Tag, in dir geſegnet heiſf en mag. 

2. Die Nacht war mir, als wie der Tag, weil ich 
in deinen Armen lag. Steh mir nur in Genaden 
bey, daß mir der Tag nicht finſter fen. 

3. Laß mich in deinem Lichte ſtehn, kein Werk der 
Finſterniß begehn. Gib mir ein dir ergebnes Herz, 
daß ich nicht deine Huld verſcherz. 

4. Dein Auge ſieht mich, wo ich bin, dein Ohr hört 
aller Orten hin. Du wirſt von allem Richter ſeyn, N 
das binde mir zur Warnung ein. 

F. Weil deine Hand der Brunnquell iſt, aus wel: 
chem alles Gute fließt, fo wuͤrke du damit ben mir, 
daß ich den Lauf mit Freuden fuͤhr. ; 

6. Kehrt auch das Kreuze bey mir ein; fo laß es 
nur ertraͤglich ſeyn. Ein Blick von deiner Gnade 
macht, daß auch mein Herz in Dornen lacht. 

7. So geh ich freudig zum Beruf; Gott, der die 
Welt und mich erſchuf, wird Kraft von oben mit 
verleihn, de der Anfang und das Ende ſeyn. 


Abend: Lied am Montage. 
* In voriger Melodie. Be: 
den Beat dein Ruhm verdient, daß er in mei⸗ 1 
nem Herzen grüne, drum nimm auch dieſen 
Abenden „was deinen Ruhm ver mehren kann. a 
N 2. Du 


94 | Benjamin Schmoldens, 1 


2. Du haſt mich heute fehr geliebt; da ich dich 
leider! ſehr betruͤbt, und mein Gewiſſ en ſtellet mir 
die 1 > Suͤnden fuͤr. 

Mein Mund beklagt, mein Herz bereut des 
Wandels Ungerechtigkeit, und haͤtt ich meinen IE 
ſum nicht, fo kaͤm ich billig ins Gericht. 

4. Den laſſe meinen Buͤrgen ſeyn, ſein Blut wird 
kräftig vor mir ſchreyn, ſieh doch in feinen Wun⸗ 
au an, was er, und nicht was ich gethan. | 

Am Christe Wilen bleib bey mir, verſiegle mei⸗ 
ne ee Thür, ; und ſtreich das Blut des Lam⸗ 
mes dran, daß mich ke in Wuͤrger toͤdten kann. 

6. So heilige denn meine Rub, und ſchließe mir 
die Augen zu: Soll ich den Tod im Schlafe ſe bn, 
wer dir ſtirbt, dem iſt wohl geſchehn. 

7. Nun, gute Nacht! mein IEſus wacht, der 
nimmt die Meinen auch in acht: mein Gott ift mein 

und ich bin ſein, das ſoll die letzte Loſung ſeyn. 


Morgen⸗ Lied am Dienſtage. 
| Nach der vorigen Melodie. f 
3)" alter GOtt, machſt deine Treu, an dieſem 
Morgen wieder neu, ſo komm ich auch von 
neuen hier, und trage dir mein Herze fuͤr. 
2. Ach habe Dank vor deine Hut, du hoͤchſtes f 
Gut, machſts immer gut. Im Schlafe war ich außer 
mir, du aber in mir fuͤr und fuͤr. | 
3. Der Feind hat Boͤſes wol gedacht, aber 
baſt es gut gemacht: das iſt nunmehr am uch da, 
mein Herze ſi ingt: Halleluja! | 
4. Ach rm mir vn wie ein Thau, daß ich mein 
Werk 


Morgen und Abend⸗Andachten. 95 


Werk in Segen bau, der Schweiß in meinem Ans 
geſi icht, fließt ohne deinen Segen nicht. 


5. Fall ich, ſo hebe du mich auf, laß Fleiſch und 


Bhrr nicht ſeinen Lauf: der Dienſtag foͤrdre deinen 
Dienſt, dein Gnaden⸗kohn ſey mein Gewinnſt. . 

6. Sey du mein Schild und großer Lohn, und 
mein Immanuel dein Sohn: ſchlaͤgſt du, verbinde 
mich nur auch, und handele nach Vaters Brauch. 

7. So geht es auf die Arbeit los, mein Gott, er⸗ 
oͤfue deinen Schoos, gib mir nun wenig oder did; 
denn was GoOtt will will, das iſt mein Ziel. 


Abend: Lied am Dienſtage. 


In voriger Melode. * 
O. Nacht verloͤſcht des Tages Licht, mein Gott! 


nimm deinen Glanz mir nicht, zeuch du in mei⸗ 


nem Herzen ein, ſo hab ich immer Sonnenſchein. 
2. Allein die Nacht der Suͤnden ſchreckt, die mein 

Gewiſſen aufgedeckt, der Dienſtag iſt ein Sindens 

Tag, da ich im Sünden Dienfte lag. 

3. Doch das Verdienſt von deinem Sohn, 8 


mir ein rechter Gnaden⸗Thron: Ach ſiehe! lieber Bas 


ter drauf, Schreib ab die Schulden und nicht auf. 


4. O Menſchen⸗Huͤter! huͤte mein, die Geiſter, die 


dir dienſtbar ſeyn, gib mir zu einer ſtarken Wacht, 
die Satans Liſt zu Schanden macht. 


5. Bleib bey mir, weil es Abend wird, mein Gaft, 
mein Troſt, mein guter Hirt; mein Bett fi ieht wie 
Egypten aus, 75 ach mach ein lichtes Goſen draus. 
6. Halt mir dein Wort, das immer gilt, daß du 
mich nicht verſaͤumen willt, und bilf mir endlich 


dorten . wo 995 in keiner Nach ee bin. 


3 


7. Komm, | 


96 0 Benjamin Schmolckens, 8 | 


9. Komm, ſuͤßer Schlaf erquicke mich: Der muͤde 
Leib begehret dich, bis daß die Nacht ihr Ende ge: 
Gott felber ruft: Nun ſchlaf mein Kind. 


Morgen⸗Lied am Mittwoche. 
Nach eben voriger Melodie. 

Brich an, gewuͤnſchte Morgen e Stund, es traͤget 

lauter Gold dein Mund: In meinem Munde 
ſoll allein, mein GOtt, mein Gold, mein alles ſeyn. 
2. Gott Vater, nimm mein Opfer hin, daß ich 
mit Leib und Seele bin; denn beyde haſt du wohl be⸗ 
wacht, und wieder an das Licht gebracht. 

3. Ich breite meine Haͤnde dar: ach nimm auch 
beute meiner wahr, du ſiehſt, was ich nicht feben kann, 
wie ſchluͤpfrig meine debens⸗Bahn. 

4. Welt, Fleiſch und Teufel gehn mir nach, und 
dräuen mir viel Ungemach, ach waffne mich mit 
Tapferkeit, und ſtaͤrke mich in dieſem Streit. 

F. Laß deine Weisheit bey mir ſtehn, und mich auf 
guten Wegen gehn, was du mir hier befohlen baſt, 
Das mache mir zu Feiner Laſt. 

6. Gefegne mir mein täglich Brod, gib, daß ich 
denke an den Tod: Ein Tag geht nach dem andern 
175 5 ich ſtets fromm und fertig bin. ö 

Auf dich, mein GOtt, kommt alles an, was du 
| nichtthuſt, heiſt nicht gethan; ſo thu auch heute wohl 
an mir, mir mir gieb den Nutz, die Ehre dir. 


Aͤbend⸗Lied am Mittwoche. 
Es bleibet vorige Melodie. 
Die Laſt iſt aus, nun kommt die Luſt, die mir in 

fanfter Ruh bewuſt, mit JEſu wach und ſchlaf 
en, wie ſollt ich dann nicht a feyn? 
2. 


morgen⸗ und Abend ⸗ Andachten. 97 


2. Ach aber! wie betruͤbt bin ich, ich denk jetzund, 4’ 
mein Gott, an dich, und mein Gewiſſen klagt mich an, 
weil ich die Schuld nicht leugnen kann. 

. Ach! dieſer Abend ſtellet mir des Tages finſtre Werke 
für: Bor beine kiebe gab ich Haß, zum Böſen ſchnell, zum 
Guten laß. 

4.̃. Ach! laß den Fluch nicht auf mich kühn und J&⸗ 
ſum die Bezahlung thun; bin ich nicht heilig und gerecht, er 

iſt ja der gerechte Knecht. 

F. Der Feyerabend ftellt fi ein, laß mein Gebet jetzt 
feurig ſeyn: und gieb, dat meine Lagerſtatt Elias Roß 
und Wagen hat. 

6. Berbirge mich in dein Seyelt, woſelbſt die Liebe 
Wache haͤlt: Des Loͤwen Rachen ſtopfe zu, daß er mir kei⸗ 
nen Schaden thu. 

F. So ſchlaf ich wohl in deiner Hand, die alles 

Grauen abgewandt: Ich fuͤrchte weder Noth 22 Tod, 

| denn wo ich bin, da iſt mein GOrt. 


Morgen⸗Lied am Donnerſtage. 
In voriger Melodie. 
Men Gott, du ſchaffeſt dieſes Licht, das jetzund durch 
die Wolken bricht, laß es auch Lichte bey mir feyn, 
durch deinen neuen Gnaden⸗Schein. 
2. Der Donnerſtag iſt auch erlebt, daruͤber dich mein 
Herz erhebt: mein erſtes Wort iſt Jacob: Wort: der Err | 
iſt wahrlich an dem Ort. 
3. Nimm auch nun mein Geluͤbde hin, mit dem ich dir 
verbunden bin, und gieb, daß ich den ganzen Tag dir ſol⸗ 
ches auch bezahlen mag. } 
4. Laß IEſum heute mir allein, Weg, Wahrheit und 
das Leben ſeyn: Sein Name heilige mein Thun, ſo wird ein 
RR auf mir ruhn. Er 
N 6 3. Ver⸗ 


BR, | Benjamin Schmoldene, 


5. Verleih mir ein vergnuͤgtes Herz und lenk es um 
mer Himmelwaͤrts! Laß mich im Rath der Frommen 
gehn, und allem Boͤſen wid erſtehn. 

6. Ich werfe meine Noth auf dich, es iſt dein Joch, 
erquicke mich; Du haſt ja wohl ein Thränen Maas, doch g 

aber auch ein Stunden⸗Glas. — 9 
F. Gieb, daß ich dieſen Donnerstag an den Gerichts, ö 
249 denken mag, und alſo hier mein Leben er: . | 
mich alsdenn kein Donner ruhr. | ! 


Abend⸗ Lied am Donnerflage. 
| Nach erſter Melodie. 


ir, o du PR der Herrlichkeit! fen Lob und Dank 
und Ruhm bereit, daß ich nun wieder einen Tag | 
im Segen hinterlegen mag. 
2. Ich bin nicht werth der großen Huld, ja es berdien⸗ 
5 te meine Schuld nur lauter Zorn und egen, dieweil 
ſie dich verworfen hat. f i 
23. Ach Herr verwirf mich darum nicht, ſchau wie dern 
Sohn dein Herze bricht, den halt ich dir im Glauben für, 
ſey gnädig und verzeihe mir. 
4. In Zefa Wunden leg ich mich, zu einer Decke nehm 
| ich dich: fo ſchrecket mich kein Hoͤllen⸗Bild, ich bin in 


0 dir ganz eingehuͤllt. 


J. Geſelle mir bey meiner Ruh die Starken Salomo 
nis zu, und laß ſie um mein Bene ſtehn, daß ſie der 
Moth entgegen gehn. 1 

6. Leb ich, ſo trag ich morgen dir ein Dank erhebe 
2 Herze fuͤr: Sterb ich, ſo binde Di alödenn ins Buͤnd⸗ 

N lein der kebendigen⸗ | ie 
F. In deinem Namen ſchlaf 0 ein, laß mich bey ei 
dir ganz ficher ſeyn, damit auf diefen Donnerſtag auch 
eine 855 ng mag. Mete r 


— 


Morgen⸗ und Abend-Andachten 99 


orgen⸗Lied am Freytage. 

i m Pac voriger Keen 3 - 

De Morgen⸗ Glanz macht hellen Schein, mein Abu 
kehre bey mir ein, in deinem Blute ftelle mir die 

rechte Morgenroͤthe fuͤr. 

2. Der Freytag war dein Sterbe⸗ Lag, da ich aufs f 
neue leben mag: Gieb, daß ich ſo mein Leben fuͤhr, daß 
Welt und Suͤnde ſterb in mir. 

3. Ich ſeh dich als mein Opfer an, das ich dem Va⸗ 
ter bringen kann, wenn er ein Lamm von mir begehen, daß 
ſich ſein Zorn in Huld verkehrt. 

4. Beſprenge meinen Morgen⸗Dank, und meines 
85 rzens Lob⸗Geſang mit deines Blutes Lebens Thau, daß 

70 darauf! in Gnaden ſchau. 1 

In meinem Wandel ſtelle mir dein Vorbild heut 

a, "allzeit für: Verleih mir deine Kraft dabey, daß 
ich der Welt gekreuzigt ſey. ? 

6. Aus deinen Wunden quelle mir ein rechter Se 
gens; Bach herfuͤe. Mit deinem Kreuze lade mich. 
wenn Kreuz und Truͤbſal findet ſich. 

7. Und wenn mein Lauf zu Ende geht, gieb, daß dein | 
Kreuze vor mir ſteht, die ofne Seite ſey die Thür, die 75 

mich zu dir gen Himmel fuͤhr. 


Abend⸗Lied am Frerage 
In voriger Me odey. | 0 
g Se iſt der Freytag auch vorbey, ach waͤr ich von der 


Suͤnde frey, die ich auch heute ſchon veruͤbt, und 


Gottes Vaters⸗Herz betruͤbt. 
2. Wie wenig hab ich doch bedacht, was Km an 
das Kreuz gebracht, vielmehr gethan, gedacht, geredt, was 
an 845 neue Freujigeh, 
3. Ach 


1co Benjamin Schmolckene, N 


3. Ach Vater, ſchlugſt du deinen Sohn mit ſo viel 
Schmerzen, Schmach und Hohn, da er doch fremde Schu 
derſuͤhnt, was hab ich Suͤnder denn verdient? 

4. Jedoch mein Glaube troͤſtet ſich, dein Sohn Berz 
ſein Blut fuͤr mich, nimm dieſe Zahlung fuͤ m an, und | 
95 mir wieder zugethan. 

Wirf meine Suͤnd ins tiefe Meer, und gieb mir 
5 Wunden her, weil ich kein Lager ſonſt Macht weis, 
ſo ſchlaf ich wie im Paradeiß. | 

6. Dein letztes Wort ſoll meine ſeyn, ich will aus gan⸗ 
zem Herzen ſchreyn: mein Gott, der du mein Vater heißt, 
| nur dir befehl ich meinen Geiſt. 

7. Die Kleider ſind ſchon abgethan, ich ziehe meinen 
Jeſum an, der giebet mir durch feine ee zum 
Freytag eine freye Nacht. 


1 


) Morgen- Lied am Sonnabend. 
Wiederum in voriger Weiſe. 


EN angenehmer Morgen: Thau, mein JEſu laß des 
Herzens Au vor deiner Gnade triefend ſeyn und 
feuchte mich mit Segen ein. } 
2. Sehr groß war heute die Gefahr, darinnen ich 
begraben war, doch noch viel groͤßer deine Macht, i 
die mich geſund ans Licht gebracht. N 
3. Dafuͤr bin ich dein Eigenthum, ich opfere die 
Dank und Ruhm, niemand auf Erden iſt dir gleich, 
ſo maͤchtig und ſo gnadenreich. | 
4. Ach gieb mir ferner Rath und That, daß dieſer 
Tag das Seine hat, und leite mich in meiner pfücht 


durch Nahe Geiſtes r | 


| 0 


i * n une Henne: Aneseren. 1901 
N \ 


N F. Behalte mein Gewiſſen rein, regiere du in mie 
allein, daß ich der Suͤnden muͤßig geh, und ſtets zum 
Tode fertig ſten. 2 
6. Der Tag iſt dieſer Wochen Schluß, wenn ich nun 

| auch beſchließen muß, ſo ſchleuß auch in dein Wunden ein, 

die aller Frommen Zuflucht ſeyn. 

F. Indeſſen leb ich in der Welt, fo lange dirs, mein 

‚SH! gefallt; gieb, daß einmal der ee Tag, der | 
erſt im Himmel heiſſen mag. 


Abend⸗Lied am Sonnabend. 
g | In voriger Melodie 
2 D letzte Wochen Tag iſt hin, davor ich dir e 
bin, du biſt, mein Gott, bab fl und O, und dei⸗ 
ne Weisheit ſchafft es fo. 
| 2. Der Anfang war mit dir 3 „ mit dir it auch 
das End vollbracht: O habe Dank fuͤr deine Treu, u 
ſteh auch in der Nacht mir bey. . 
3. Die Menge meiner Suͤnden ſchreckt, „ich Habe dei 772 
nen Zorn erweckt; doch loͤſch ihn nur in Chriſti Blut, fo s 
iſt mein Herze wohlgemuth. 2 
4. Laß meine Suͤnde ferne ſeyn, du aber kehre bey 
mir ein, dein Herz begleite mich zur Ruh, und decke 
mich mit Liebe zu. | 
S. Der Fuͤrſt der Finſterniß ſtellt ſich, in 1 0 Kir 
ſtung wider mich, ich halt ihm nur dein Kreuze für, bald 
i ſchreckt ihn dieſes Siegs⸗Panier. | 
6. Sieb, daß ich mich bereiten mag: denn morgen it 
des HErren Tag, daß ich auch geiftlich genre and 
meinen Kirch Weg froͤlich geh. 
717i. Der Feyerabend kommt herbey, wer weis wie 10 | 
. mein Ende ſey, das Ende dieſer Wochen ſpricht; O Menſch 


e vergiß dein Ende 1 


Wee 2 } 1 


x 


102 ai Benjamin Eiämoletener 


8. Wohlan mein Glaube hält dich feft, und wenn n der 


Tod mich rufen lat, fo bin ich dennoch 15 E 


denn Ende gu macht alles gut. 


| Morgen 4 Lied. vr 


— 95 iſt vor der Thür, und liegt ſchon auf der 


oe Erden: Mein Jeſu tritt herfuͤr, und laß es 
lichte werden; denn nur bey dir allein iſt lauter Sons 
gnenſchein. | i | 


2, Geh’ in dem Herzen auf, du Sonne meiner 


0 Seelen, erleucht, durch deinen Lauf, die dunklen 
Jammer Hoͤlen; damit ich dieſen Tag im Lichte 


om mag. 1 
3. Nimm dieſes Opfer hin, ich kann dir ſonſt nichts 


72 2 geben als was ich ſelber bin, dir ſchenk ich Leib und 


Leben. Ach laß des Herzens Schrein nur deinen 
Weyrauch ſeyn. 
4. Gib, daß die ſchwarze Nacht der Sünden 


ſich verliehre, und daß ich mit Bedacht mein Leben 
heute führe: Es geh' kein Augenblick ohn deine 
| Durcht zuruͤck. 


5. Laß alles, was ich thu, in deinem Nomen mas 


chen! ich bete, ſegne du, ſprich ja zu allen Sachen; 
kein Stündlein geh vorbey, das mir nicht ſelig ſey. 


6. Willſt du mich diefen Tag mit Kreuz und Kum⸗ 
mer plagen, fo gieb, daß ich es mag, ſtill und ge⸗ 


duldig tragen. duͤheſt du mich wunderlich, ſo machs 


x nur ſeliglich. 


Deine Vater⸗Treu noch ab neue 0 


7. Und endlich lle mich den Abend 40 Ghent 
alsdenn ſo will ich dich mit dieſem Ruhm ya daß 0 


8. , 


€ 


Morgen⸗ und Abend-Andahten.  1o3 


Mof lan, ſo will ich nun zu meiner Arbeit ſchreiten, 


f Nein! nfang ſoll allein der Name Ieſus ſeyn. 


1 Abend Lie. 
. Mel. Nun ſich der Tag geendet hat. 1 
Die ſchwarze Nacht zeigt ihren Flor um unſer Schlaf 
Gemach; der Himmel fuͤhrt das Sternen: Ehor 


den blaſſen Monden nach. 

2. Nur du, mein SEfu, bleibeſt Licht, wenn alles 
dunkel iſt; dein Gnaden⸗ Glanz verfinftert nicht „ 5 
gleich die Sonn zur Ruͤſt. 


3. Ach aber, was vor Finſterniß erblick ich doch in 5 


mir, mein ſuͤndlichs Herze ſtellt gewiß die ſchwärzſie 
Nacht mir fuͤr. 


4. So oft ich diefen Tag vollbracht ‚was dich bes Fr 
tüben kann: ſo ofte fiht der 19 80 Nacht mich m 


Gewiſſen an. 


F. Doch weiche darum nicht von mir, du Gnaden⸗ ER 


d mein ganzes Thun mit Segen ſchon begleiten; 


Sonne du. Ich ſage dir, mein Gott, bags, ir 18 15 


neues Leben zu. 1 
6. Die Abend⸗Roͤthe weifet RR auf dein verge * 


nes Blut: diß Be ich, Herr! mit Neu vor . 
es machet alles gut. 


F. Schleuß mich in deinen Armen ein „dein Her 25 
laß meinen Pfuͤhl, dein Auge meine e Decke ſeyn, EUR 55 


ich mich legen will. 


8. Schoff, daß mein Herze zu dir wacht, wenn fid ER 
dat ten li daß dich mein 1 bie ganze 18 


ht in ſuͤßen Traumen kußt. 


4 5 be, 5 


| 104 Benjamin Bänden, EN 


9. Gieb, daß die Morgenroͤthe mich friſch und ger A 
ſund erweckt, damit mein Herz von neuem dich in dei“ | 
ner Guͤte ſchmeckt. | | 

1c. So geh ich auf mein Betten zu, wer BT wenn 
in das Grab; drum hilf, daß ich die letzte Ruh ſtets in 
Gedanken hab. N 

11. Ihr Engel kommt, deckt meinen Ort mit eurer 
Fluͤgel⸗Wacht; ich ſchla⸗e ſchon, doch noch ein Worte 
Mein JEſu, gute rat Nacht. Ws 


Muntre Runtre Früh⸗ Stunde. 


ein Auge ſchließ ich nun in GOttes Namen auf, der 
ausgeruhte Leib befoͤrdert feinen Lauf: weis aber 
nicht, ob ich den Abend moͤchte leben, es koͤnnte mich 
vielleicht der Tod noch heut umgeben. | | 
2. Drum ſag ich dir, o GOtt! von Herzen Lob und 

Preiß, weil deine Guͤt und Treu bey mir kein Ende weis. 
Du haſt mich dieſe Nacht ſo vaͤterlich bedecket, daß mich 
5 kein Ungeluͤck in meiner Ruh erſchroͤcket. A 5 
3. Du haft des Satans Grimm genaͤdig abgekehrt, 
der Fuͤrſt der Finſterniß hat mir kein Haar verſehrt: bes 
ſchuͤtz auch dieſen Tag mich, HErr, auf meinen Wegen, { 

laß deinen Engel mir, die Hand ſelbſt unterlegen. 
4.᷑. Regere mein Gemuͤth, und richt es ganz zu dir, daß 
| feine böfe Luft zur Suͤnde mich verfuͤhr: Gieb, daß ich 
den Beruf mit allen Freuden treibe, und auch in meinem 
Schweiß nicht ohne Segen bleibe. 9 
5. Alſo wenn ſich der Tag zu ſeinem Ende neigt, becheiz ) 
ſch dir ein Lob, das nach dem Himmel ſteigt. Nimm alle 

Sorgen ſelbſt auf deinen Vater Ruͤcken, mach alles Kreu⸗ 
ze Rute fo du wirſt eee J 


Teuer 


7 


4 


\ 


mmorgen⸗ UNO abend“ anoddchten. 185 

6. Und ſo ja dieſer Tag mein letzter Tag ſoll ſeyn, ſo rich 

te meinen Gang in ſolchem Wandel ein, auf daß ich wohl 
bereit im wahren Glauben ſtehe, und als denn voller Glanz 

zum großen Tage gehe. 


GoOtt⸗ geheiligte Nacht⸗Stunde. | 
Se ein mein Herz und ſinge, dem Schöpfer ale 


Dinge, wor ein Lied von Buße, fall ihm betruͤbt 


zu Fuße. 
2. Wie ſehr haſt su betruͤbet, den der dich hat geliebet, den 5 


Sieber aller Güter, den frommen Menſchen⸗Huͤter. 


3. Sind es nicht Suͤnden⸗Schatten, die dich umgeben 
hatten; du haſt dich nicht gewehret, da Satan dein 
begehret. 

4. Gott will ein Opfer haben, drum bringe deine 
Gaben; dein Wepragh und dein Widder, ſehn ir: 
Ahtanen Lieder. . 

F. Ach ſeufze, Herr! genädig ; a a von 
Schulden ledig; um li Blutes 1 laß deinen 5 
Zorn doch ſtillen. | 

6. Gieb, daß die Dunfelheiten mir nicht ein Grad 
bereiten „eh ich in meinen Suͤnden kann Buß und 
Gnade finden. 2 


FT. Sprich doch: mein Kind nun liege, trotz dem der 
dich betruͤbe: ſchlaf wohl, laß du achtet dein Kind 


2 auf dich ſchauen. - 
Will gleich der Satan bruͤllen, fo laß ihm nicht 


den eee daß ich kann fanfte ſchlafen, bey deiner En⸗ | 
A gel Waffen. | 


9. Bedenfe, HERR, die Meinen, verlaſſe babe einen 
daß ſie in deinem Segen, ſich alle niederlegen. 
A 85 11. und 


e 


106 Benjamin Schmolckens, 


10. Und laß mich endlich morgen, befreyt von al⸗ 
len Sorgen „ aus meinem Bette gehen „ ſo will ich dich 
| erhöhen: 1 
11 Schlaf nun, mein ! und ruhe, und oinube 
| daß Gott thue, was deine Gee bitten; du N 


er 588 will e 


** — 


| Morgen⸗ n Lied. 
| Mel. Was Gott thut, das iſt wohl gerhan. | 
Die Nacht iſt hin, wach auf mein Herz, du ſollſt ein 


Opfer bringen, laß deine Fluͤgel Himmelwerts, 


55 fich nach den Wolken ſchwingen: Denn Gottes Treu 


ift wieder neu, er hat dir Licht und Leben, von neuen 

jetzt gegeben. 5 

2. Ihr Seufzer beinget Wohlgeruch! vor eures Schoͤpfers 
Throne, „ kommt, bittet Segen vor den Fluch in Chriſto 


ſeinem Sohne: die Gnaden Thuͤr iſt offen hier, drum 
8 laſſet euer Beten zu Gottes Herzen treten. i 
3. Du Sonne der Gerechtigkeit, vertreib die Nacht 


der Sünden! und laß an dieſem Morgen heut viel. 
Gnaden Thau mich finden. Haſt du die Racht mich 


wohl bewacht, fo ſey auch nun am Tage ‚ein Schutz 
vor aller Plage. 


4. Das Gute wende du zu mir, das Böse laß > 
mich fliehen, und deine Hand mich fuͤr und fuͤr, nur 


nach den Himmel ziehen. Sieb Rath und That, 


ſo fruͤh als ſpat, zu allen meinen Werken, laß deinen 


ik mich ſtaͤrken. 
e e werfe meine Laſt Rs dich, ach hilf ſie 


5 a PN I * RN a nur 0 f 


7 


| 


N ich will es auf dich wagen. Kein Kreuz ift mir zu 


Maorgen⸗ und Abend⸗Andachten. 107 


ſchwer bey dir! es thut mir deine Ruthe auch heute 


was zu gute. ; 
6. Du biſt mein Gott, das weis ich wohl, laß mich 
nur deine bleiben, und was ich heute wuͤrken ſoll, zu 


deinen Ehren treiben. Dein Segen bluͤh durch mei⸗ 
ne Muͤh, daß, wenn ich Schweiß vergieße, er nicht 
umſonſte fließe. | 


7. Laß auch die Meinen dieſen Tag, dein Gnaden⸗ 
Auge leiten, und weil ich gar nicht wiſſen mag das Ende 


meiner Zeiten; ſo gieb, daß ich mich ſtetiglich des letzten 


Tags erfreue „ und meine Schuld bereue. KK: 


* vn * ri — 
h 15 5 


i Abend Lied. 
Mel. Iſt die vorige. 


Jer Tag iſt hin, ich lebe noch, mein Schöpfer 


fey gepreifer : Ach was für Wohlthat haft: du 


doch von neuen mir erieifet. Dein Gnaden us 


hat überall mit Segen mich geſchmuͤcket, ja Leib un 
Seel erquicket. 


2. Hingegen hab ich dich betruͤbt, viel? Miſſethat 755 
begangen; doch weil ſich IeEſus für mich giebt, ſo 
; laß mich Gnad erlangen! Sein theures Blut macht 


alles gut, drum will ich meine ren, „ auf feinen 
Rüden: binden, | 


3. In deine Wunden bett ic mir, 1 0 laß mich 5 5 
ſanfte liegen. Iſt deine Liebe mein Panier, fo fhlaf 
Dein Schatten macht, N. 


ich mit Bergnü en. 
dn Be 15 N einige per mir muß aun 


+ Komm 


N — 


— 
* - 


den; deck unſre Ruh mit Segen zu, daß uns kein 
Feind erſchroͤcke, auch Krankheit nicht erwecke. | 


180 Benjamin Schmelckens, 


4. Komm drücke mir die Augen zu: Doch (a6 mein | 
Herze wachen, damit ich nicht des Leibes Ruh zur Suͤn⸗ 
de moͤge machen. Traͤumt etwan mir, ſo ſeys von dir, 
damit dich meine Sinnen auch ſchlafend lieb gewinnen. 


F. Die Starken Salomos gib mir zur Rechten und 
zur Linken, auf daß ſie in mein Bette hier, wie Do: 
thans Lager blinken: ſo wird der Feind, der Arges meynt, 
mit ſeinen Finſterniſſen von dannen fliehen muͤſſen. 


6. Mein Weib und Kind, (Leib und Seel) mein 
Haab und Gut, befehl in deinen Haͤnden; laß ſich 
Preraubung, Mord und Glut von unſerm Haupte wen⸗ 


7. Soll aber dieſe Nacht der Ted des Schlafes 
Bruder werden, ſo mache mir nach aller Noth, ein 
Bettlein in der Erden. Auf Chriſti Blut entſchlaͤft 


ſichs gut, drum laß mich diß erwerben, ihm leben 
und auch ſterben. | 2 


Geiſtliche Fruͤh Wache. 
Mel. Wach auf mein erz und ſinge. 0 


Ju angenehmer Morgen, dein Gruß vertreibt die 
Sorgen, dein Glanz verſchlingt die en die. 


mie umhuͤllet hatten. 


2. Komm, bringe Licht ing Herze 5 daß deine | 


Amer mich nicht in Sünde finde, und wieder 
1 0 eee 


1 


ee i 


(che, und dich, du * Sterne! von neuem fen 


Il 


3. Du Aufgang aus der Hoͤhe, ſchau wie ich vor dir 


nen lerne. 
4. Du haſt die Racht haha! du biſt bey mir 


| geblieben; Du lagſt an meiner Seite, du r 


0 
| 
| 
| 


| 


Fruͤchte bringen, die deinen Namen ehren, und mei. 


* 


mich auch heute. 


5. So nimm nun Dank und kieder, ich lebe heute 
wieder: Doch dieſes neue Leben, ſey dir allein gegeben. 
6. Sey du mein Gott auch heute, daß mich dein 
Auge leite: dein Herz mein Herze ruͤhre ; 8 deine 


Hand mich fuͤhre. 
7. Laß Schweiß und Fleiß gelingen, und ſolche 


nen Nutz vermehren. © 


8. Gieb ein vergnuͤgtes Herze in Luft und au im 
Schmerze; ſoll ich im Kummer een fo gied Ge⸗ 


duld darneben. 


9. Bleib mir und meinen Leben mit Liebe zuge⸗ 
ſchrieben; Ja deine e „Sonne ſey aller Mens 


ſchen Wonne. 


10. Ich hab es dir befohlen, willſt du mich Seite 
holen, fo ſeys 250 deinem Willen, nur ir ſelig und im 


Stillen. 


; | Geiſtliche Nacht⸗Wache. 


In eigener Melodey. 


abend heller als der Morgen, weil mein Jaſis 3 
bey mir iſt; gute Nacht ihr muͤden Sorgen, 
110 Liebe fen gegtüft,. Weil mich Gottes Fluͤ d 
gel decket, und fein Auge für mich wacht, ach! 
fe, werd A: nicht eee, von der ſonſt betrübten 


1 . a 0 5 * & Nes u : a ö 3. donn, * 


1 * N 
een 
„ 5 * . * 


| morgen⸗ und Abend · Andachten. 109 8 


hr _ 


110 Benjamin Smet, . \ 


2. BEER ihr angenehmen Schatten, wieget mel, 
ne Glieder ein, daß ſie ihre Kraft erſtatten, wann de \ 
wie geftorben ſeyn. Deckt ihr ſchwarzen Finſterniſſe, 
dieſes Tages Fehler zu, und wenn ich mein Bette 
gruͤſſe, ſo befoͤrdert meine Ruh. | 

3. Aber du, mein Herze, wache! denn dein Jesus 
klopfet an, daß er ſich ein Lager mache, wo er bey 
dir ruhen kan. Laß die Glaubens: Lampe brennen, 
geuß das Oel der Andacht ein, ſo wirſt du den Freund 
erkennen, der dir will zur Seiten ſeyn. 

4. Laß mein Opfer dir gefallen, ewiger Genaden⸗ 
Thron, höre meines Mundes Lallen, und der Lippen 
ſchwachen Ton: ach! durchſtreich mit deinem Blute 
des vergangnen Tages Schuld, ſchone meiner mit der 
Ruthe, und erzeige mir Geduld. 

F. Treuer Hirte deiner Schafe, Waͤchter mitten 
in der Nacht, decke mich in meinem Schlafe, gieb 
mir deiner Engel Wacht. Sey du meine Feuer⸗Saͤule, 
daß der arge Feind erſchrickt, wenn er die vergiften 
| Pfeile auf mein ſchlafend Herze druͤckt. | 
6. Deine Wagenburg umſchlieſſe, alles was mir 
angehoͤrt, daß man nichts von Grauen wiſſe, welches 
ſonſt die Ruh verſtoͤhrt, laß an unſer Bette ſchreiben: 
GGOttes Kinder ſchlafen hier, und Gott wird 
‚bey ae bleiben: 0 wie un Waben wir! 5 


Mit Gott zur Arbeit. 1 
Mel. Von Son will ich nicht laſſen. 1 


zewagt in Jeſus Namen, fo iſt es wohl gewagt, 
denn das heiſt Ja und Amen, was er uns Er 


 Worgen- und Abend-Andahten 111 
’ fagt. Der Held in Iſrael, kann uns kein Wort nicht 
luͤgen, drum muß es uns vergnügen, am Leib und 
an der Seel. 
2. Von ihm kommt aller Segen, dus feiner. brech | 
Hand: geh'n wir auf unfern Wegen, nach Pflicht, 
Beruf und Stand, fo fällt fein Gnaden⸗Thau auf 
5 unſer Thun und Werke, er giebet Kraft und zo 
zu unſerm Kammer: Bau. | 

3. Oft will es ſauer werden; doch weil es Gon 
gefällt, daß wir auf diefee Erden zur Arbeit find bes 
ſtellt, ſo laſſen wir den Schweiß vom Angeſichte flieſ⸗ 

7 weil wir den Troſt ſchon wiſſen, Gott ſegne Müh 

und Fleiß. N 
4. Der Fluch waͤchſt zwar auf Erden, der Dorn und 
Dieſten traͤgt; doch wenn man die Beſchwerden mit 
Söott nur überlegt, kann feine Gnaden⸗Hand, die 
Dieſteln leicht verkehren, und Rofen drauf gewähren, 
das hat man oft erkannt. 

F. Drum gehen wir mit Freuden an unſer Amt 
und Pflicht, Gott hat uns viel beſchieden, ein Fauler 
erndtet nicht. Gebet und Arbeit nuͤtzt, nur friſch da⸗ 
ran gegangen, der wird den Schatz erlangen, der hier 
| geduldig ſchwitzt. 55 
6. O ſelig iſt zu ſchaͤtzen, der ſich mit Gott vers 
4 gnͤgt, kein Reid mag ihn verletzen, weil er den Se 
gen kriegt, den niemand rd h kann. Wohlan, 
Gott wird ihn geben, denn unſre Haͤnde heben in hi 
e Namen an. 5 


I 


x %« 


112 Benſamin Schmoldens N 
Morgen ⸗ Lied:. 
Bey ungeſunden Laͤuften. 
Mel. Aus meines Serzens Grunde. 1 
| De Schlaf iſt nun verſchwunden, des Todes 
g Ebenbild, ich lag in Chriſti Wunden mit Glau⸗ 
ben eingehuͤllt, da manchen dieſe Nacht ins Finſterniß 
geleget, fo hat Gott mein gepfleget, das Leben wieder, 
bracht. 

2. Ich preiſe dein Basen, du Hüter Iſrael, in 
deinen Liebes Armen ſchlief beydes Leib und Seel. 
Dein Auge ſahe drauf, dein Schirm hat ſie bedecket, und 

deine Liebe wecket mich jetzund wieder auf. 

3 . D JeEſu! deine Taube war in der Felſen, Ritz, 
befreyt von allem Raube, bewahrt vor Sturm und 
Blitz. Weil deines Blutes Macht mein Haus und Herz | 
beſtrichen, ſo iſt auch der gewichen, der uns zu wuͤr⸗ 
gen tracht. 

4. Was ſoll ich dir nur geben, das du nicht ſelber 
haſt? Dein iſt mein Leib und Leben, ich bin ja nur 
dein Gaſt. Drum nimm was dein iſt, hin, leb ich, ſo 
eb ich deine, weil ich nur dein alleine im Tod und Leben 
bin. | 
5. Soll ich den Tag beſchlieſſen, der mich jetzt aufges 
weckt, ſo gieb, daß mein Gewiſſen, kein Laſter⸗Koth 
befleckt. Wie wird es um mich ſtehn, wenn ich in mei⸗ 
nen Suͤnden mein Lahe ſollte finden? zur Höllen muͤßt ich 
ehn. 
8. Gieb, daß mein Herz bedenke, wie mich ein 
jeder Schritt zu meinem Tode lenke, der ſtuͤndlich 
Wee Hit. Hub jemand neben mir, den ich ge. 
0 8 . a ken⸗ 5 


| #4 f Fr‘ 


Morgen: und Abend : Andachten. 113 
. kennet habe, fogchalle aus feinem Grabe: Heut mir 
und morgen dir. 
6. Drum laß mich alle Stunden dem Tod ent⸗ 
n gehn, taß IEſu deine Wunden, mir Armen 
en ſtehn. Und ſolls geſtorben ſeyn, ſo nimm am 
letzten Ende den Geiſt in deine Hände, fo ſchlaf ich 


ſelig ein. 
Abend⸗Lied. 

Mel. Serzlich thut mich verlangen ꝛc. 
Mes Gott! es ſtellt ſich wieder des Todes 

Bruder ein, da meine Augen⸗Lieder bereits 
voll Schlafes ſeyn. Nun kann ſichs leichte ſchicken, 
daß ich mein Bette muß als einen Sarg erblicken, 
durch deines Nathes Schluß. | 

2. Drum wecke mein Gewiſſen, eh ich zur Ruße 
geb, die Augen nicht zu ſchließen, bis ich in Gnaden 
ſteh. Ich opfre dir ein Herze, das ſeine Schuld 
2 ich ſchrey im tieſſten Schmerze: Ach HErr, 

mberzigkeit! 

„Ich bin ſowol ein Sünder, und auch des 
Todes Kind, wie andre Menſchen Kinder, die heut 
| erblaffet find: Doch laͤßt du mich noch leben, 15 willſt 
ir Raum und Zeit zu meiner Buße geben; ; D große 

tigkeit! | 
4. Das laß mich wol bedenken, und deine Gna⸗ 
den: Thür, nicht ſel ber mir verſchraͤnken: Ja gib mir 
die Begier, zu wachen und zu beten, weil ich nicht wiſ⸗ 
ſen kann, wann ich muß vor dich treten auf ſchwarzer 


9 3 | 
8 Beweiſe deine Guͤte auch dieſe Nacht an mir; 
Din eie im: meine Et: dein Name mein 


Panie. 


„ht , 

. 1 
. a 
Ban 8 — 


114 | Benjamin Schmolckens, 


Panier. Treib du, mit deinem Schilde des Feine 
des Pfeil zuruͤck, und gieb, daß ich im Bilde dein 
Antlitz ſtets erblick. | 

6. Halt du den alten. Drachen Dr ſchwarzen 
Rachen zu; und laß die Engel wachen bey deiner 
Kinder Ruh: was in den Finſtern ſchleichet, das 
laß voruͤber gehn, daß, wenn die Nacht entweichet, 
wir alle vor dir ſtehn. 5 
7. Doch, Herr, nach deinem Willen: dean ſollt 
ich dieſe Nacht ins Leichen: Tuch mich huͤllen, ſo laß 
mein Lebens⸗Tacht in Chriſti Blut genetzet, als wie 
ein Licht vergehn: den Geiſt zu dir verſetzet in lauter 

dichte ſtehn. N 

ches Gebet um ein ſeliges 


ein Gott, 10 Iche wol, doch Io 
ich nicht wie lange; mein Tod ift 
ganz gewiß, nur ſeine Stunde nicht, und 
daß mein Leben nur an einem Faden hange, 


bezeugt mein ſiecher Leib, der alle Stunden 


bricht. Ich habe manchen ſchon zum Grabe 
helfen tragen, der juͤnger war, als ich; 
geſunder war, als ich: Ach ſollte nicht daben 
mein ſchwaches Herz mir ſchlagen, denn es 
iſt ausgemacht, die Reyh kommt auch an 
mich. Und dennoch denk ich doch ſo ſelten 
an mein Ende, als wenn der Tod mit mir 
gar einen Bund gemacht: Er aber faßt 
1 den Pfeil ſhen in die e er 


* — 


Morgen ⸗ und Abend» Andahten 115 


iſt auf meinen Fall und auf mein Grab be⸗ 
dacht. Was bild ich mir wol ein, daß ich 
ſo ſicher lebe? Was hab ich auf der Welt? 
vielleicht die goͤldne Zeit? iſt meine Freude 
nicht wie eine Spinnewebe, und die ge⸗ 
ringſte Luſt vermengt mit Bitterkeit? Wie 
bitter wird der Tod, wenn man bey guten 
Tagen ſo wenig an ihn denkt, und wie 
entſetzt man ſich, wenn er uns unverhoft 
die Worte laͤſſet ſagen: Beſtelle du dein 
Haus, hier iſt kein Raum fuͤr dich. Ach 
mein GOtt! ſtelle mir mein Ende ſtets vor 
Augen, weil nichts gewiſſers doch einmal 
erfolgen kann; eh mir der Tod die Kraft be⸗ 
ginnet auszuſaugen, ſo fuͤhre fleißig mich 
die letzte Todes⸗ Bahn. Es iſt mir Jahr 
und Tag und Augenblick verborgen, der 
Tod mahnt ſeine Schuld oft unverſehens 
ein: drum laß, oliebſter GOtt! von allen 
meinen Sorgen, die groͤßt und wichtigſte 
die Todes⸗Sorge ſeyn. Es iſt nicht Rath, 
daß ich die Buße wollte ſpahren, bis auf den 
letzten Punct: die ſpaͤte Reu iſt ſchwer; wie 
bel wuͤrd ich doch in meine Gruben fahren, 
wenn in der Eil kein Raum zu meiner Buße 
Mär. Da kommt die Sünde denn mit 
Haufen vor das Bette, der Satan leget uns 
ein ſchwarz Regiſter fuͤr: die Holle ſchnaopt 
r aa 


116  ° Benjamin Schmolckens, 


nach uns, man wuͤnſchet, daß man hätte 


1 


nicht in der Welt gelebt, als ſo geſuͤndigt 


hier. Das alles lerne mich im Leben wohl 
erwegen, weil es noch heute heißt, ſo laß 
mich Buße thun. Verleih mir deine Kraft, 
die Suͤnden abzulegen, ich wuͤrde ſonſten 
ſchwer auf dieſen Kuͤſſen ruhn. Wer froͤ⸗ 
lich ſterben will, muß ſterben, eh er ſtirbet; 
ſo ſterbe denn mein Herz der Suͤnden zeit⸗ 
lich ab; gib, daß in mir die Welt mit ihrer 
Luſt verdirbet, und zeige ſtuͤndlich mir der 
Eitelkeiten Grab. Ach reiß das Herze 


los von dem, was irdiſch heiſſet: Befreye 


meinen Sinn, der an der Erden klebt: denn 
wer ſich allzuſehr aufs Zeitliche befleißet, 
vergißt das Ewige, und ſtirbt ſchon, weil 
er lebt. Betaͤube Fleiſch und Blut, und 


toͤdte meine Glieder, damit die Suͤnde nicht 


darinnen herrſchen kann; denn wirft mich 
dieſe Laſt aufs Kranken⸗Bette nieder, ſo ſeh 
ich meinen Tod als eine Marter an. Ein 


gut Gewiſſen kann das Ende leichte machen; 


Gib, daß ich dieſen Schatz ſtets rein bey 
mir bewahr, denn wenn es erſt beginnt 


im Sterben aufzuwachen, und Satan blaͤ⸗ 


ſet zu, ſo ſteht man in Gefahr. Laß mich 


des Lebens Wort mit Luſt und Andacht hoͤ⸗ 
ren; weil ich noch bin geſund; dasgiebrim 
925 be 


Morgen: und Abend ⸗ Andachten. 117 


Tode Kraft: Man hat den Vorſchmack 
ſchon in ſolchen Himmels Lehren, was uns 
vor Suͤßigkeit das andre Leben ſchafft. In 
Liebe laß mich auch mit meinem Naͤchſten 
leben, denn dort im Himmel wird nur lau⸗ 
ter Liebe ſeyn: Und wenn ich denn der 
Welt die gute Nacht ſoll geben, ſo ſchleuß 
vor allen mich in JEſus Wunden ein. 
Gieb, daß ich in den Tod, als auf den 
Kampf⸗Platz gehe, darauf dein eigner 
Sohn fuͤr mich gerungen hat, und daß ich 
wie ein Held im Glauben feſte ſtehe, je naͤ⸗ 
her ſich der Tod zu meinem Herzen naht. 
Vergeht mir alle Kraft, die Zunge kann nicht 
ſprechen, die Haͤnde werden laß, die Fuͤße 
kaltes Eis, das Ohr verſtopfet ſich, die 
muͤden Augen brechen, durch meinen gan⸗ 
gen Leib läuft kalter Todes⸗Schweiß. Mein 

ingeſicht verfaͤllt, es ſtarren alle Sinnen, 
die Kraft zerfleußt wie Wachs, der letzte 
Stoß iſt da: alsdenn ſo weiche doch, mein 
IEſu! nicht von hinnen, und zeige mir im 
Geiſt dein blutigs Golgatha. Hilf, daß 
ich als ein Chriſt auf deinen Wunden ſterbe, 
und daß der letzte Blick in deine Seite flieht: 
im Tode zeige mir das ſchoͤne Himmels⸗Erbe, 
wie dort ein Stephanus den ofnen Him⸗ 
mel ſieht. Dein rother Purpur ſoll mein 
5 23 Ster⸗ 


118 Benjamin Sämotsene, 1 1 


Sterbe⸗Kittel werden, der Lippen letzter 
Hauch dein füßer < JIEſus Nam. Alsdenn 
ſo kommt mein Leid, die Erde zu der Erden, 
der Geiſt zu dir, mein GOtt! von dem er 
erſtlich kam. Nun ich befehle dir mein Le⸗ 
ben und mein Sterben, leb ich, ſo leb ich dir, 
ſterb ich, fo ſterb ich dir: dein Sterben laßt 
mich auch im Sterben nicht verderben, und 
weil du ewig lebſt, ſo lebſt du auch in mir. 
Indeſſen laſſe mich das Ende ters beten: 
ken, das Ende meiner Noth, das Ende mei⸗ 
ner Zeit; und wenn ſich Leib und Geiſt zu 
ihrem Urſprung lenken: So fuͤhre mich er er⸗ 
85 Io zur ſuͤßen Ewigkeit. 5 


Taͤglicher Blick in das Grab. 

5 Mel. Wer nur den lieben Gott „ 

0 Das Grab iſt da! hier ſtebt mein Bette, da ich 
ER den Tod umarmen fol, Ach wer ſich gut ges 

55 bettet hätte, der ſchliefe fanft und ruhte wohl; man 
denket gar zu wenig dran, daß man fo a he ſter⸗ 
ben kann. 

2. Das Grab iſt da! ſo beißt es immer, wir 

gehen ein und gehen aus: Die Welt iſt wol ein 

ſchoͤnes Zimmer, doch aber ein geborgtes Haus: Be⸗ 
| en man ſich am beſten hier, 0 weiſet uns der Tod 

die Thuͤr | 

. Das Grab iſt da! oft bey der Wiegen: wie | 
* Kind gruͤßt kaum die Welt, 0 9 es ſ im 
8 En 


„ 


Miorgen: und Abend · Andachten. 5 119 
* 


im Sarge liegen „ dieweil der Tod nicht Ordnung | 
hält, und Re Erbarmen bricht, die Frucht ſey 
zeitig oder ni 
4. Das Grab ift da! die beſten Jahre, find 
auch des blaſſen Todes Raub, der wirft den Staͤrk⸗ 
ſten auf die Babre „ und legt den Schoͤnſten in den 
Staub! Ein jeder Schritt, den man vollbracht, 
| 298 ſich mit uns zur Grabes⸗Nacht. | 
5. Das Grab iſt da! fo bald wir älter, fo gehn 5 
ir auf den Kirchbof zu. Die Glieder werden 
immer kaͤlter, und ſehnen ſich ſelbſt nach der Ruh: 
denn Sterben iſt der feſte Schluß, der Junge kann, 
der Alte muß. 4 
6. Das Grab iſt da! was ſollt ich wähnen, daß 
es noch ferne von mir ſey? denn man begräbt ja den 
und jenen, und jeder muß an dieſe Reih: wie man⸗ 
chen legt man auf die Bahr, der jünger und gefuns 
der war. 5 
7. Das Grab iſt da! ! Ich will mit Buße dahin 
ſtets meine Wallfahrt thun. Ich falle dir, mein 
Gott! zu Fuße, ach laß mich nicht in Suͤnden ruhn. 
Wer Suͤnde mit ſich nimmt ins Grab, ſtirbt dir 
und auch dem Himmel ab. 5 
8. Das Grab iſt da! wo michs ſoll laben, ſo 
muß ich auch im Glauben mich in meines IESU A 
Wunden graben: mein Heiland ich umfaff dich. 
Denn du biſt meines Todes Tod, ſteh mir ben in 
der em Noth. 

Das Grab iſt da! mein kurzes leben, ſoll 
künftig deſto froͤmmer ſeyn, und nicht nach Pracht 
8 . Reichthum ſtreben, das iſt ein kahler deichen⸗ 
54 Stein 


* 


120 Benjemin Schmol ens, 


Stein. Die Grabſchriſt, die die Zugend gräßt, 
macht, daß man auch im Tode lebt. 


10 Das Grab iſt da! kein Wel t! Getuͤmmel, 


| ſtoͤhrt mich bey den Gedanken nicht. Je naͤher 


Grab, je naͤher Himmel, wer weis, wie bald mein 


Herze bricht: und doch erſchreck ich nicht dafuͤr, 
mein Grab wird mir zur Himmels. Thuͤr. 
11. Das Grab iſt da! ich ſteh vielleichte mit eis 


nem Fuße drinnen ſchon, wie wann ichs beute noch 
erreichte? die Zeit eilt Flägel⸗ſchnell davon. Doch 


ich bin immerdar bereit, das Grab fen nahe oder weit. 


12. Das Grab iſt da! weg Eitelkeiten! bey 


I euch vergiſt man nur das Grab. Ich will mich taͤg⸗ 


eu | 


. 


loch fo bereiten, daß ich den Tod vor Augen bab. Ich 
bin ein Menſch, fo beißt es ja: Das Grab iſt da! 
Das Grab iſt da! 


%% Das wohlbedachte Ende. 


Mel. Herzlich thut mich verlangen. 
O Menſch gedenk ans Ende! willſt du nicht 
uͤbels thun: der Tod bringt oft behende, das 


allerletzte Nun: an einem Augenblicke, haͤngt ewig 
Wohl und Weh; drum denke wol zurucke, wohin 
dein Leben geb. 


2 O Menſch gedenk ans Ende! wer weis, 


ob nicht noch heut, der Tod fich zu dir wende; drum 
mache dich bereit, wenn du ſollſt Rechnung geben, 


von dem was du gethan; damit dein hi Leben 


dich nicht verklagen kann. 


3. O Menſch gedenk ans Ende! Stirb 
ſtets den Suͤnden ab; gib dich in Gottes Haͤnde, 


\ 7 fürchte nicht das Grab. Sey ſertig alle 9 5 


Morgen: und Abend - Andachten. 121 


den, halt dich an Chrifti Blut; ſtirbſt du in IEſus 
f 11 ſo iſt dein Ende gut. 


Teſtament frommer Chriſten. 
Mel. Serzlich thut mich verlangen. 
Ja Babe Luſt zu ſcheiden, mein Sinn geht aus 

der Welt; Ich ſehne mich mit Freuden nach 
Zions Roſen Feld. Weil aber keine Stunde zum 
Abſchied ift benennt; fo hört aus meinem Munde 0 
mein letztes Teſtament: 
2. Gott Vater, meine Seele beſcheid ich dei⸗ 
ner Hand, führ fie aus dieſer Höhle ins rechte Vaters 
land; Du baft fie mir gegeben, fo nimm fie wieder 
f bin 5 daß ich im Tod und Leben nur dein alleine bin. 

3. Was werd ich, IEſu! finden, das dir gefallen 
kann? Ach! nimm du meine Suͤnden, als ein Ver⸗ 
maͤchtniß an: Wirf fie in deine Wunden, ins rothe 
Meer hinein , ſo hab ich Heil gefunden, und ſchlafe 

ſelig ein. 

4. Dir, o du Geiſt der Gnaden! laß ich den letzten 
Blick: werd ich im Schweiſſe baden, ſo ſieh auf mich 
zuruͤck; ach ſchrey in meinem Herzen, wenn ich kein 
Glied mehr ruͤhr, und ſtell in meinen Schmerzen 
mir nichts als JEſum für. | 

F. Ihr Engel nehmt die Thränen, von meinen 

Wangen an; ich weis, daß euer Sehnen, ſonſt nichts 
erfreuen kann. Wenn deib und Seele ſcheiden, tragt 
mich in Abrabams Schooß, fo bin ich voller Freuden, 
und aller Thränen los. 

65. Euch aber, meine dieben! die ihr mich denn be: 
3 wan, ee 05 was . ya GoOtt sg 
5 5 en 


2 
2 


122 ae "Benjamin Sämoldens, 


ſten Freund; drum nehmt den letzten Sen, es wird 
gewiß geſchehn, daß wir auf Zions⸗ Wegen einan⸗ 
der wieder ſehn. 

8. Zuletzt ſey dir, o Erde , mein blaſſ er eb vers 
macht, damit dir wieder werde, was du mir zuge⸗ 
bracht: Mach ihn zu Aſch und Staube, bis GOttes 
Stimme ruft, dann dieſes ſagt mein Glaube: er 
bleibt nicht in der Gruft. 

9. Das iſt mein letzter Wille, Gott druͤckt das 
Siegel drauf: nun wart ich in der Stille, bis daß 
ich meinen Lauf durch Chriſti Tod vollende: So 
geh ich freudig hin und weis, daß ich Ah Ende des 
Himmels Erbe bin. | 1 


| Folgen zwe zwey Lieder 
Herrn Chriſtian Hirſchens, feet, 


| weyland Diaconus zu St. Sebald. 
Mel. Ach was ſoll ich Suͤnder ER, 


Vater! ſiehe deine Kinder, welche ſich von dir 
verlohrn, und fuͤr dich die Welt erkohrn, 


liegen hier als große Suͤnder; beichten ibre 


| ns ethat, die dich, HErr! erzuͤrnet bat, 
. es reut uns, was ah was wir Boͤſes 
f aus: 


8 Von dem Leben dleſes in Gott Ae Predigers, findet 
der geneigte Leſer mehrere Nachricht in Herrn Wetzels 
| Fiftorifchenlebens: Beſchreibung derer beruͤhmteſten Lieder; 

Dichter, 3. Erſten Theile ps g. 43 J. Mehr von feinen Liedern 
ſind D. Johann Sabermanns Kern aller Morgen; und 

Abend ⸗Segen in 8. pag. 43. ſeqq. beygedrucket worden, und 

nun in dem zweyten Theil der Schmolckiſchen Morgen⸗ 

5 und Abend: Andachten, auch zu finden. Er ſtarb 1735. 


morgen · und Abend Andachten 123 


ausgeübt, daß wir Fleiſch und Welt geliebt, und 
gar ſchlecht auf dich geſehen, thoͤricht Koth für Gold 
erwaͤhlt und dem Satan uns vermaͤhlt. 

3. Aber HErr! wir kommen wieder, zu dir, un⸗ 

2 ſerm treuen GoOtt, haſſen die verfluchte Rott aller 
Welt⸗geſinnten Bruder: halten uuſre auf für. daft, 
die wir thoͤricht aufgefaßt. 

4. Drum, fo nimm uns an zu Gnaden: rechne 
nicht, was wir gethan, fiehe unſern Jeſum an, der 
die Straf auf ſich geladen, und die Schuld für uns 
„gebüßt, die uns fonft den Himmel fchließe. £ 

5. Forthin wollen wir dir folgen, wie der Kinder 
Pflicht erheiſcht, meiden, was uns hat getaͤuſcht, 
halten uns allein zu ſolchen, die der Kinder Seat 
und Pflicht aus den Augen fiche n nicht. 


Von Gottes Regierung. 


Ueber den 24. Vers des 73 ſten Pfalms. 
In eigener Melodey. 


Chriſtian HN, . 

Wie wohl iſt mir, wenn ich gedenke, was Got⸗ 
tes weiſe deitung thu, wie er die Seinen fuhr 

und lenke, nach vieler Untuß, zu der Ruh! wier er ſie 
fuͤhre durch die Wuͤſten, an ein vergnuͤglich feinen 
Ort; drum mach ich es wie rechte Chriſten, und waͤhl 
zum Wahl⸗ Spruch dieſe Wort: Gott wird 
nach ſeinem Rath mich leiten, und endlich 

nehmen an mit Freuden. © 
2. Ich hab zum Grund des HExren leitung: dos, 

was ſein theures Wort mir zeigt, das bringt mir die 

e, Zeitung, wie er, zu meinem Wohl, ge⸗ 

Si 725 neigt; 


—— 2 — 


3 


124 Benjamin Sch 8 


neigt; ich bab zum Grund wie er gefuͤhret, ſehr viel, 

zwar wunderlich, doch gut; davon mein Herz oft 
Troſt geſpuͤbret, der dann in dieſen Wortrn ruht: 
GGtt wird nach feinem Rath mich leiten, 
und endlich nehmen an mir Sreuden. 

3. Mein Joſeph, ſag mir doch die Wege, die dich 
des HErrn Hand geführt! was hatten deine Fuͤß 
fuͤr Stege, was hat fuͤr Zuſtand dich beruͤhrt? Du 
ſprichſt: Er führer mich durch Kruͤmmen und Umweg 
zu dem ſchoͤnſten Gluͤck. Wohl in dem Wort ſoll 
jetzo ſchwimmen mein Herze, daß es ſich erquick: 
GoOtt wird nach feinem Rath mich leiten; 
und endlich nehmen an mit Freuden. g 
4. Ja Joſeph, du wurdſt wol geleitet, recht ſelt⸗ 
fan und recht wunderbar; du warſt ein Hirt, der 
Schaf geweidet, hernach als Sklav in biel Gefahr; 
bald im Gefaͤngniu und in Banden, in wol recht un⸗ 
verſchuldter Schmach, doch bald ein Herr in vielen 
fanden; diß macht, daß ich zum Troſte ſag: GOtt 
wird nach feinem Kath mich leiten, und end⸗ 
u nehmen an mir Sreuden. 

5. Sag, rast! ſag mir die Weiſe, mit welcher 
p dem Gott geführt! gelt, du thaͤtſt eine lange 

Reise, bis dein Fuß Canaan beruͤhrt? da du viel kuͤr⸗ 
| 755 koͤnnen wallen nach dem ſo ſchoͤn gelobten 
Grund: allein, ſo wollt es GOtt gefallen. Drum 
denkt mein Herz, und ſagt mein Mund: Gott 
wird nach ſeinem Kath mich leiten „ und 
endlich nehmen an mit Freuden. 

6. O! wenn ich Davids Gluck erwege, ju dem ihn 
endlich Gott gebracht, wie er ihn von der Schafen⸗ 
ä und zum ng König macht: aus ei⸗ 

nem 


Morgen» und Abend-Andachren. "125 


nem Hirten zum Monarchen, und diß durch manche 
* Gaͤng, trotz aller ſeiner Feinde Schnarchen; ſo 
ſag ich ſtets im Creuz; Gedraͤng: GOtt wird nach 
ſeinem Rath mich leiten, und endlich nehmen | 
an mit Sreuden. | 
7. Du liebſte Eſther, rome Waiſe! wie ſeltſam 
führte dich dein GOtt! das Thraͤnen⸗ Brod war erſt 
die Speiſe, die dich ernaͤhrt in mancher Noth. Doch 
mein, wie war dir da zu Muthe, als du wurdſt eines 
Königs Braut, als du kriegſt koͤnigliches Gute? 
dis Glück macht, daß mein Herz GOtt traut. Er 
wird nach feinem Rath mich leiten, und end⸗ 
lich nehmen an mit Srenden. 

8. Was aber macht dis ſeltſamen Fuͤbren, daß GOtt 
durch Weh und Wohl uns bringt? Dis, er will nur 
| damit probiren, wie unſer Mund im Unglück Enge; 
ob wir auch ihn im Kreuze loben, und unverandert m 
bleiben treu? Sieht er die ſchoͤnen Glaubens ⸗Pro⸗ 
ben, ſo macht er, daß man ſich erfreu. Er koͤnn nach 
feinem Rath wohl leiten, und endlich nehmen 
an mit Freuden. 

9. Auch ſiehet GOtt, wie falſch die Stege, die das 
verderbte Fleiſch uns zeigt, wie es nur ſuͤhr auf ſolche 
Wege, darauf der Fuß zur Hoͤllen ſteigt. Er ſieht 
wie unſer Fleiſch und Blute nicht wol ertrage gute 
Tag, drum nimmt er lieber Kreuz und Ruthe, macht 
doch, daß man hernacher ſag: Er kann nach ſeinem 
Kath Wohl leiten, und endlich nehmen an 
mit Ireuden. 

10. Ey nun, ſo ſtell ich mein Geſchicke in Got⸗ 
in gut und ag Rath. Ich weis, er machet wohl 
mein 


= 


126 Benjamin Schmolcens, 


mein Gluͤcke, obs gleich zuerſt kein Anſehn hat; Er 
fuͤhrt mich über Stock und Steine, er fuͤhrt 253 | 
yen und Hecken mich, ich achts nicht, daß mein 
Auge weine, und ſag vielmehr recht troͤſtiglich: 
GO wird nach feinen Rath mich leit u 
und endlich nehmen an mit Freuden. | 

11. Sein Rath ift wunderbar doch berrlich, obs 
gleich vom Anfang widrig fcheint ; ; es endt ſich gluͤck⸗ 
lich, was gefaͤhrlich man oſt zu ſeyn zuerſt gemeint; 
was aber man vor Glück gehalten, gieng oft auf 
großes Ungluͤck aus: Drum laß ich meinen Vater 
walten, und ſag in allen Truͤbſals Strauß ; Gott 
wird nach ſeinem Rath mich leiten, und end 
lich nehmen an mit Steuden. 

12. Ja, ich will wählen GOTTES Willen „ zur 
| Richtſchnur nehmen ſeinen Rath: Ich will mit dem 
mein Herze ſtillen, daß Gott nie boͤs gefuͤhret hat, 
die fo ſich ihm ganz übergeben, und ſeiner Fuͤhrung 
halten ſtill: fo bleibe diß mein Treſt im Leben, was 
Aſſaphs Mund mich lehren will: Gott wird 

nach ſeinem Rath mich leiten, 8 e 
nehmen an mit Sreuden. a 


10850 Morgen Lie. 
Mel. Brauner Abend ſey gillge e ee 
ion Morgen ſey willkommen, nunmehr iſt die 
Nacht vollbracht; und die Sonn iſt angegloms. 
men, wir ſind aus dem Schlaf erwacht: auf ihr aus⸗ 

geruhte Glieder ſchicket euch zur Arbeit wieder, wozu 
euch! in eurem Stand batvergrön: t Gottes Hand. | 
2. Erſtlich will fuͤr allen Dingen ich dem Huͤter 
Stra, „ meiner a Opfer bringen, daß er ſich hat 
weine 


7 


\ | Morgen⸗ und Abend⸗ Andachten. 127 


dude Seel heut ſo treulich angenommen, daß ſie 
nicht zu Schaden kommen, und des Teufels Macht 
und Liſt an mir kraftlos worden „ | 
sa, Ferner ſey fein Nam geprieſen fuͤr das Ga, 
das er mir hat in dieſer Nacht erwieſen, daß er mei- 
nes Hauſes Thuͤr hat mit ſeiner Macht umgeben: 
daß er mir mein Leib und Leben, meine Lieben, Haab 
und Gut, hat bedeckt mit ſeiner Hut. ; 
4. Drauf will ich den Tag ſo leben, wie mich lehret 
Gottes Geiſt, nichts ſonſt thun, nach nichts ſonſt 
ſtreben, als worzu er mich ſelbſt weiſt. Ich will alles 
fliehen, baſſen, was er mir beſiehlt zu laſſen, damit 
dieſen ganzen Tag mein Lauf Gott gefallen mag. 
F. Wenn ich ibu, was Gott will baben, fo wird 
feine. Guͤtigkeit, mir noch manche Segens Gaben 
zuzuwerfen ſeyn bereit; will er aber Ungluͤck ſchi⸗ 
cken, wohl! ich beuge meinen Mücken willig unter 
feine Ruth, iſt GOtt gut, iſt alles gut. | 
6. Kaͤm auch vor des Tages Enden, meines lebens | 
| End herbey, fo befehl in feinen Händen, und zu ſei⸗ 
nes Vaters Treu, meinen Geiſt: und will mit Feen b 
den, ſcheiden ab auf IEſu deiden, und auf fein vers 
goßnes Blut; ſterb ich ſo, ſo ſterb ich gut. 
Andre andaͤchtige Lieder. En 
Mel. Soll es gleich bie weilen ſcheinen. 
Gore ich habe dir ergeben, meine Seele, lab 
O und keben, alles iſt dir a was ich babe 
um und an. 2 
. Fb Ach verleihe mir die Gnade „daß kein Unfall 
mir nicht ſchade, daß kein ueber 117. berübe, beut und 
. fuͤr und 2 | © 
„ 3 ip 


4 a ” Benſamin Schmolckens, 


1 mich deine Hütf empftaden, daß ich iber 
fickt von Sünden, heilig, chriſtlich, lebe wol, wie 
ein Thriſt ſich halten fol. | 

laß mir, und auch den Meinen, deine 
Gnaden Sonne ſcheinen, daß wir all in deinem 
Schutz unſern Feinden bieten Trutz. 

5. Sey bey uns auf Weg und Stegen, und verleih 
uns deinen Segen, daß wir unfer täglich Brod bar 
ben, und was mehr iſt noth. 

6. keite unſre Tritt und Schritte, und erhoͤre 
unſre Bitte, und befördre nach der Zeit uns zur 
ſel'gen Ewigkeit. 

Mel. Wer nur den lieben GOrt laͤßt walten. 

+ weis, wie nahe mir mein Ende? Hingeht | 
die Zeit, berkommt der Tod: Ach wie ge 
ſchwinde und bebende, kann kommen meine letzte 
Noih! Mein Gott! ich bitt durch Chriſti Blut, 
machs nur mit meinem Ende gut! | 
2. Es kann vor Nacht leicht anders werden, als 
es am hellen Morgen war: denn weil ich leb auf die⸗ 
ſer Erden, leb ich in ſteter Tods: Gefahr. Mein 
Gott! ich bitt durch Chriſti Blut . machs nur mit 
meinem Ende gut! | 

3. HErr! lehr mich ſtets mein End bedenken, 
und wenn ich einſtens ſterben muß, die Seel in Chriſti 
Wunden ſenken, und ja nicht ſparen meine Buß. 
Mein Gott! ich bitt durch Chriſti Blut, „machs nur 

| mit meinem Ende gut! ' 
4. taß mich bey Zeit mein Haus beſtellen, daß ich | 
3 ſey für und für, und ſage friſch in allen Faͤllen: 
dete wie du will, fo ſchicks mit mit. enn, 


Morgen: und aneh. 129 
ich bitt durch REN Blut, machs nur mit meinem 
Ende gut! 

5. Mach mir ſtets Zucker⸗ſuͤß den Himmel, und 
Gallen⸗ bitter dieſe Welt, gieb, daß mir in dem Welt⸗ 
Getümmel, die Ewigkeit ſey fuͤrgeſtellt. Mein Gott! 
ich bitt durch Christ Blut, machs nur mit meinem 
Ende gut! | 

6. Ach Vater! deck all meine Sünde mit dem 
Verdienſte Chriſti zu, darein ich mich feſt glaͤubig 

winde, das giebt mir recht gewuͤnſchte Ruh. Mein 
| Gott! ich bitt durch Chriſti Blut, machs nur mit 
meinem Ende gut! | 

7. Ich weis, in Chriſti Blut und Wunden hab 
ich mir recht und wohl gebett; da find ich Troſt in 
Todes: Stunden, und alles was man gerne hätt, 
Mein Gott! ich bitt durch Chriſti Blut, machs 
nur mit meinem Ende gut! N 

8. Nichts iſt, das mich von IEſu ſcheide; nichts 
es ſey Leben oder Tod; ich leg die Haͤnd in ſeine 

Seite, und ſage: Mein Herr: und mein GOtt. 
Mein Gott! ich bitt durch Chriſti Blut, meh nur ä 
mit meinem Ende gurt! | 

9 Ich habe IEſum angezogen, ſchon üüngſt m 

meiner heilgen Tauf, du biſt mir auch daher gemor 

gen, haſt mich zum Kind genommen auf. Mein 
Gott! ich bitt durch chriſti Blut, RE nur mit 
meinem Ende gut! 

10. Ich habe Jefu Fleisch 1 N ich hab ſein 
Blut getrunken hier: nun kann er meiner nicht ver. 
geſſen, ich bleib ir ihm, und er in mir. Mein Gott! 
ich bitt durch Chriſti ch machs nur mit meinem 

3 am: Ä | | * 
. „ 9 A u e 


an 


| 130 ' Benjamin Schmolckens/ 


11. So komm mein End heut oder morgen, ich 
weiß, daß mirs mit IJEſu gluͤckt, ich bin und bleib in 
deinen Sorgen, mit Jeſu Blut ſchoͤn ausgeſchmuͤckt. | 
Mein ED, ich bitt durch Chriſti Blut, BR nur mit 
meinem Ende gut! 
12. Ich leb indeß in dir vergnüuͤget, 405 ſterb ii 0 
alle Kuͤmmerniß: mir gnuͤget, wie es mein Gott 
fuͤget, ich glaub und bin es ganz gewiß, durch deine 
Gnad und Chriſti Blut, machſt dus mit meinem 
Ende gut. ROH e e 


u Sohann Adam Leonhard Reitzens, 
L. C. wie auch Paſt. & Conſ. A. C. Aſſeſl. Prim. 
zu Marckbreit. | ; 


Vier erbauliche Lieder. 


Morgen Lied. 
Mel Vom Simmel hoch da komm ich her. 
Or Nacht iſt hin, der Tag bricht an: Gott Lob!. 
daß ich aufſtehen kann. Ich preiſe Vater deine 
Macht, die mich im Schlaf ſo wohl bewacht. 
2̃. Mein Leib und Seel fund in Gefahr; doch 
half mir deiner Engel Schaar, die du, HErr! um mein 
Ver geil, daß mich der Satan nicht gefallt. 25 
; 3. Kein Ungeſtüͤm hat mich bethoͤrt, kein Zufall 
meine Ruh geſtoͤhrt; Ich bleib befreyt von Waſſers⸗ 
Noth, auch Diebſtahl, Brand und ſchnellem Tod. 
4 Der müde keid iſt wohl erquickt, daß er ſich 
nun zur Arbeit ſchickt, die du, o Sort zur Tages, b 
Laſt mir gnaͤdig aufgeleget haſt. 1 
05 Drum lob ich dich mit Herz und mund ı in 1 die 
| a . Er 


Pre a 


Morgen und Abend⸗ Andachten. BEL . 


ſer frohen Morgen⸗Stund, und bitt, vergieb mir meine 
Suͤnd, daß ſie mit dieſer Nacht verſchwind. 

6. Laß aber mit der Sonnen Lauf mir deine Gnad 
auch gehen auf, damit ich meine Lebens Zeit erfuͤll in 
Buß und Froͤlamigkeit. 

7. O Zefa Ehriſte, GOttes Sohn, du Steſen Hort 
und Gnaden Thron: mach alle meine Fehler gut, Nc 
dein Verdienſt und theures Blut. 

8. Gott Heilger Geiſt, du wehrtes eicht! verklär 
der Seelen Angeſicht, geuß deine Gaben in mein 
Herz, und wend es allzeit Himmelwerts. 

9. Du ſeligſte Dreyfaltigkeit, bewahre mich vor 
allem Leid, und ſteur des Teufels zeug und Lift, gieb 
aber, was mir nuͤtzlich iſt. 

150. Verleih mir heute Kraft und Stark, und fegne 
meiner Haͤnde Werk, daß alles wohl geeithen mag, was 
ich anfange dieſen Tag. | 

11. Und bleib ich nicht von Trübſal kpl fo ſchen⸗ 
ke mir Geduld dabey: ja, troͤſte mich mu deiner ER 
daß mich fein Kreuz ſo ſehr betruͤb. 

12. Dein Wort laß mir ein Labſal ſeyn in aller 
Angſt, Gefahr und Pein; ftärf mich, wenn ich im 
Glauben ſchwach, und fuͤhre ſeiber meine Sach. 
13. Mein Leib und Seel, und was ich hab, als dein 
SGeſchenk und Gnaden⸗Gab, befehl ich, Herr! in 
deine Hand! ach ſteh mir bey bis an mein End! 


ie 
Mel. Wenn wir in hoͤchſten Noͤthen ſey. 
Wo blan „ der Tag iſt auch vollbracht, es rückt her⸗ 
1 an die ſtille Nacht, ſo mir den 1 Abend 
bringt: daher mein Dank⸗Lied noch erklingt. 
| J 2 ge 2 


27 Benjamin Schmolckens, 
2. O HErr! wie groß war deine Gnad, die meiner 
heut gepfleget hat, daß ich von keinem unfall weis, 
hiervor ſey dir, Lob Ehr und Preiß, 
3. Der müde Leib ſchlaͤft nunmehr ein! G1 fol 
indeß mein Wächter ſeyn. Ich lieg in Chriſti Wun⸗ 
Sr Höh, da ſicher iſt mein Leib und Seel. 

4. Ihr bange Sorgen fahret hin, weil ich ſo wohl 5 
1 bin. Weg Trauer: Geift!, Weg Kummer⸗ 
ER mein Heyland ſchafft mir Huͤlf und Raſt. 

Weg Suͤnde, Teufel, Hoͤll und Tod! Ich 
fürchte von euch keine Noth; denn ich gehör dem Goel 
an, der mich von euch erretten kann. ; 

6. Und ob ich heut geſtrauchelt hab, fo bitt ichs 
Gott demuͤthig ab, und halte mich an ſeine Gnad, die 
ſchenkt mir alle Miſſethat. 

. Kam auch nun ſtracks mein End herbey: ſo 
85 ich, daß ich ſelig ſey: denn ich bin Gottes, GOtt 
iſt mein, dem leb und ſterb ich nur allein. 

8. O HErr! ich ſchlafe, deck mich zu, gieb, daß ich 
nach der ſanften Ruh, zu deines Namens Lob er⸗ 
wach und preiſe dich all meine Tag. . 

9. Mein Leib und Seel, mein Haab und Gut, 
5 empfehl ich deiner Lieb und Hut; Beſchirm uns alle 
iefe Nacht, durch deiner Engel ſtarke Wacht. 

10. Wann auch mein Lebens ⸗ Tag dahin, und ich 
des Elends muͤde bin, ſo hilf mir in der letzten u 
mach ſanft und felig meinen Tod. | | 
‚Ebene und Sterbeng: Gedanken, x 
Ueber Noͤm. 14 v. 7. 8. 1 4 
„ Mel. Meinen JE ſum ich erwaͤhle. 
* gewißlich, unſer keiner lebt ihm ſelber in der 
e obs ein ehe oder Fa voller Mangel 
oder 


N i 

Morgen: and Abend- Andachten 133 
oder Geld! Merket, wem der Ruhm gebuͤhr! Dir 
allein, HErr, leben wir. 

2. Nur von dir ſtammt unſer Wefen , und durch 
deines Sohnes Blut ſind wir von der Suͤnd geneſen, und 
befreyt von Satans Wuth. Gott! dein Geiſt regiert 
uns hier; drum heiſts auch: Dir leben wir. | 

3. Doch das wird oft ſchlecht geachtet, wenn man für 
das Recht die That, und der Menſchen Sinn betrachtet, 
der ſich ganz verlaufen hat in die Welt kuſt, und doch 
gern ſagen wollt, man leb dem HErrn. 

4. Ich will dir mit Wahrheit leben, daß ich dein 
auch ſterbend ſey! Ich will dir mich ganz ergeben, 
denn ſo gilt mirs einerley. Ich bleib oder fahr dahin, 
wenn ich nur des HErrn bin. 

5. Niemand kann ihm ſelber ſterben. Es kommt 
auf den Hoͤchſten an. Die durch Eigen⸗ Mord ver⸗ 
derben, gehn die Saul⸗ und Cains⸗Bahn. Wuͤnſcht 
ihr nun des HErrn z ſeyn? Ey! ſo ferbt ihm auch 
allein. f 

6. Ich erlaß mich en) Willen ; 3 eb ich? fo leb 
ich nur Gott. Soll ich wandern zu den Stillen? 
ſterb ich ihm, ohn alle Noth. Meines Lebens bene 
Frucht wird zuletzt im Tod geſucht. 

7. Nichts kann mich von IEſu trennen! ich Wag 
leben oder nicht. Er wird doch ſein Glied e 
auch dereinſten vor Gericht „und mich führen aus dem 
Grab, weil ich ihm gelebet hab. | 

8. Dort wird ſich das Sterben enden! dort wird 
nichts denn Leben ſeyn! und ich trag in meinen Haͤn⸗ 
den lauter Sieges Palmen ein, leb im Himmel „ohne 

Leid, bey N HeErrn in Ewigkeit. 

85 we 2 33 RMelo⸗ 


— 
9 


134 | Benjamin Schmolckens / 
. Melodie: | 


mache n mit mir GOTT „ nach Nager! Bir 


O ſußes Wohl! o Himmels ⸗ Freud! nach dir 
ſteht mein Verlangen. Kaͤm nur die liebe 
Stund noch heut, da du mich wirſt umfangen, mir 
eckelt hier: ach waͤr ich r, im ſicher⸗ ſtillen Hof⸗ 
nungs⸗Port! e. 
2. Weh, aber weh! ach ewig weh! den freveis 
haften Suͤndern. Die Höllen Pein im Schwefel⸗ 
See, waͤhrt fort, ohn einigs mindern, dafuͤr be⸗ 
wahre mich, o ED! durch Ehriſti Wide 
Blur und Tod. | 
3. Laß mich nicht mit der großen Schaar die 
breite Straße wandern. Die Sicherheit iſt voll 
Gefahr, ſtuͤrzt einen nach dem andern, und bringt 
auf kurze Suͤnden⸗ Freud unendlich großes Herze 
leid. 5 } 
4. Ein Chris muß gnug im Jammerthal der boͤ⸗ 
fen Welt ſchon leiden. Ey! ſollt er ſich vermehrte 
Quaal, auch nach der Zeit bereiten? Steh bald von 
Suͤnden ab, mein Herz! ei die Seligkeit ver⸗ 
ſcherz. 5 
J. Auf Buß und Glauben komme es an, doß man 
der Hoͤll entrinnen, und in den Himmel dringen kann: 
drum lenke meine Sinnen, G9 77 Heilger | 
Geiſt! auf dieſer Erd, daß ich hie fromm, dort 
ba web. 0 ER e 5 


morgen. und Abend Andachten. 135 


3 Zehen Liedern 3 
Ham Benjamin Schmolckens, 
fuͤr Sterbens⸗ begiexige Chriſten. 


Denk⸗Zettel des Todes. 
Mel. Wohlan, es geht nunmehr zum Ende. 
ch ſteh mit einem Fuß im Grabe, es iſt um ei⸗ 
J nen Schritt gethan. So leg ich meine Huͤtten 
abe, die nichts als Schwachheit heilen kann. Drum 
ſey mir ſtets ein Wort bewuſt: Gedenke, daß du ſter⸗ 
ben muſt. 

2. Den Menſchen iſt ein Ziel geſetzet ‚ und da wird 
auch nichts anders draus. Wenn man am ſicher⸗ 
ſten ſich ſchaͤtzet, ſo iſt der Lebens⸗Seiger aus. 
Drum ſchreib ich ſtets in meine Bruſt: SGedenke, 
daß du ſierben muſt. a 53 
3. Wie mancher iſt voran gegangen „wer weis, 
wenn ich ihn folgen muß. Der Tod giebt oft den 
friſchen Wangen ganz unverhoft den kalten Kuß. 
Drum weg, mein Herz, rn eitler Luft, gedenke, daß 
du ſterben muſt. | 
4. Wolan! ſo will ich Kali ſterben, daß ich nicht 
ewig ſterben muß: Ein Kluger fliehet das Verder⸗ 
ben, und macht ihm dieſen feſten Schluß: © 
en. in allem, war 0 thuſt/ gedenke, daß 
u ſterben muſt. 


Die nöthige Bereitſchaft 
zum Sterben. 
K In voriger Melodie. 0 
| er 16 dein Haus, denn du mußt ſterben. Wer 
8 a weis, wenn mich die Stimme ruft, wir ſind 
3 | 54 u 29 . 


136 Benjamin Sämoldtens, rl 
doch alle Todes Erben, auf jeden wartet Sarg ind & 
Gruft. So bild ich mir nichts anders ein: Es muß 
einmal geſtorben ſenn. “ 
2. Was iſt mein Leib? ein Haus der Suͤnden, 
ein Ort, wo mancher Greuel wohnt; und ſollte mich 
der Tod ſo finden, ſo wuͤrd ich warlich nicht ver⸗ 
ſchont. Drum laß michs raͤumen in der Zeit, durch 
wahre Buß und Suͤnden Leid. . 
3. Wie mancher Schmerz pocht an die Thüre, 
Rund jede Krankheit iſt ein Both. Wohin ich mei⸗ 
nen Fuß nur ruͤhre, begleitet mich der blaſſe Tod. 
Mein Leben nimmt im werden ab, ein jeder Schritt. 
fuͤhrt mich ins Greb, 25 
4. Drum laß mich ſtets ans Ende denken ‚ indie 
ſer meiner Sterblichkeit; Mein Gott! hilf meine 
Sinne lenken, und mache du mich ſelbſt bereit. 
Dein Himmels Haus ſey mir beſtellt, wenn hier 
mein morſches Haus zerfaͤllt. va 


Ein Blick in den Sarg. 

| Mel. Serzlich thut mich verlangen. 
Mein letztes Haus auf Erden, wie traurig ſiehſt du 
= aus. Mir ſollte bange werden vor dir, du Tod⸗ 
ten ⸗Haus. Doch weg mit den Gedanken: Denn wer 
dich recht betracht, der finde in deinen Schranken 5 
was 2 vergnuͤget macht. 
2. Du biſt ein Ruhe⸗Kaſten, wenn ich in dieſer 
Wen nicht mehr vermag zu raſten, wenn eine Suͤnd⸗ 
fur fällt: So iſt der Tod beſchieden, der muß mein 
Noa ſeyn, und nimmt mich auch mit REN, . 
dieſe Arche ein. 8 | 5 
> Du 


NR morgen⸗ und Abend · Andachten. 137 


Pr Du biſt die fi chre Kammer wo Gott ſein # 
Kind hinfuͤhrt, wenn nichts als lauter Jammer auf 
Erden hier regiert: So ſchleußt ‚SO ſelbſt die Thuͤ⸗ 
re nach ſeinen Kindern zu. Trotz dem, der uns beruͤhre 
in dieſer ſtillen Ruh. | 

4. Du biſt mein fanftes Bette; wann ich auf 
Dornen hier, gleich ſtets geſchlafen hätte, fo find 
ich doch in dir ein weiches Roſen⸗Kuͤſſen, darauf mein 
Haupt ſich lehnt, wenn ſich die Augen fliehen, nachdem 
fie gnug gethränt, 

F. Wolan, bleib in Gedanken, mir immer vors 
geſtellt: ich weis, daß mich dein Schranken, nicht ewig 2 
in ſich Hält: Wie dort des Fiſches Rachen den Jonas 
wieder gab, ſo wirſt du auch es maden wenn Gdit 
ſchleußt auf mein Grab. 


Der Himmel im Grabe. 
Mel. Wolan, es geht nunmehr zum Ende. 
eglüctes Herz, was willt du haben, ach wenn 
du deinen Zum haſt? Recht ſelig kannſt du 
dich nun laben, bey ihm iſt ja dein Luft; Pallaſt, auf 
ſeinen Schoos, in ſeiner Hand ruͤhrt dich kein eitler 
Unbekand. | | By 
2. Ach fagt mir nichts mehr von der Erden, hier 
find ich mehr als Himmel heißt. Es traͤgt die Erde 
nur Beſchwerden „ Luft wird mit Thraͤnen abgeſpeiſt. 
Ein Augenblick, wo ich jetzt bin, nimmt 80 als 
tauſend Welten hin. 1 
3. An JEſu Bruſt ſchlaf ich nun ſuͤße, getränkt N 
mit lauter Engel: Wein. Auf Roſen wandeln mei⸗ 
ne Fuͤße: Licht iſt mein Kleid, wie Sonnenſchein. 


Pa 


eee 
1 \ 


138 Benjamin Shmeldens, 2 


8 Ich ſehe Gott von Angefiht, fo brauch ich keiner 
Thraͤnen icht, 
ce © Eypreſſen Kind zu Palmen worden, } Halleluja | 
heißt jetzt mein Lied. Ja ich bin in des Lammes 
Orden nun eine rechte Sulamith. Mein Auge 
ſieht, was Tauſend⸗ ſchoͤn, mein Ohr hört lauter | 
LuſtGethoͤn. | 

F. Berſchmachte, eib! in deinem Grabe, bis 

dir die Fruͤhlings⸗ Sonne ſcheint. Und weil ich 
nichts auf Erden habe, als den der meinen Tod 
beweint, ſo ruf ich ihm noch dieſes zn: er En 
mel 995 ich und du. 1 ak 


" Zägliche Steibens⸗ S \ 


1 0 Wer nur den lieben Gott läge walten, 


ein GOTZ! ich weis wol, daß ich ſterbe, 
Ich bin ein Menſch, der bald vergeht, und 
finde Bi fein ſolches Erbe, das ewig in der Welt 
beſteht. Drum zeige mir in Gnaden an, wie ich recht 
ſelig ſterben kann. . 
2. Mein GOTT! ich weis nicht, wie ich ſterbe, 
kein Augenblick geht ſicher hin: wie bald zubricht 
doch eine Scherbe: Die Blume kann ja leicht ver⸗ 
bluͤhn. Drum mache mich nur ee bereit hier in der 
N zur Ewigkeit. 

Mein GOTT! ich weis nicht, wie ich ſterbe; 
Dieweil der Tod viel Wege haͤlt: Dem einen wird 
das Scheiden herbe, wenn ſonſt ein andrer ſanfte 
faͤlt. Doch wie du willt, gib, daß dabey mein 
Ende nur e . | 

19 85 4. Mein 


"A 


* 


Morgen: und Abend-Andachten. | 139 


4. Mein GOTT! ich weis nicht, wo ich ſterbe, « 
und welcher Sand mein Grab verdeckt; Doch wenn 
ich PR? nur erwerbe, daß deine Hand mich aufer⸗ 
weckt: So nehm ich leicht ein Stellchen ein, die 
Erd iſt allenthalben dein. 
F. Nun liebſter GO TT! wenn ich ja ſterbe, 
fo nimm du meinen Geift zu die, den ich mit Shrifti 
Blute faͤrbe; und hab ich den im Grabe hier, ſo 
gilt mirs gleich, und geht mir wohl, wenn, wo 
und wie ich ſterben ſoll. | 


Kirchhofs⸗ Blume. 
Mel. Was Ett thut, das iſt wohlgethan. 
Ech weis, daß mein Erloͤſer lebt, was ſollte mir 
3 A denn grauen, wenn mir der Tod vor Augen 
ſchwebt, und ich mein Grab ſoll bauen. Er lebt 
gewiß, und ich weis diß, Er kann mir auch as der 
ben im Tode wieder geben. | An 
2. Die ſchwarze Gruft erſchrecket wol, des To⸗ 
des Nacht iſt finſter. Wo man im Kerker ruhen 
ſoll, ſind lauter Wurm Sefpinfter. Doch iſt bey 
mir auch Jeſus hier, fo muß die Laft der Erden 
zum Wollen s Bette werden. 
3. Laßt ſeyn, daß ich die Wuͤrmer muß mit mei⸗ 
nem Peibe ſpeiſen. Er bringt mir keinen Ueberdruß: N 
Denn IeEſus kann erweiſen, daß Aſch und Staub 
wie gruͤnend Laub zum Leben wird erstattet, wenn 
er uns uͤberſchattet. | 
4̃᷑ Die Suͤnde wird ins Grab e „ wir erden 
| in dem . Weil er des Todes Schluͤſſel trägt, 
| kann 


— 
rr 


* 
— 


| 140 \ Benjamin Schmecken, 


kann uns niemand verſperren: So bald er ruft, 
ſpringt unſer Gruft, und wir eh e erleſen, y sum | 
Weſen durchs verweſen. | | 
F. Drum wißt ihr andern, was ie wollt ; : wißt, 
wie ihr reich ſollt werden: Wißt, wie ihr höher ſtei⸗ 
gen ſollt; Wißt alle Luft der Erden. Gnug, daß ich 
dig, weis fo gewiß, He ee DR Welt vergraͤbet, 
daß mein Erlöſer lebet. | e 


5 Kranken Ned. 5 

. Nach voriger Melodie. 0 Be 
Won SH thut, das if immer gur, wie ſollt 
ich mich denn kraͤnken, ob er mir gleich jetzt 

wehe thut, und einen Kelch will ſchenken, der voller 

Leid und Bitterkeit durch meine er gehen ja Mark 
und Bein verzehret. | 
2. Was Gott thut, das iſt immer gut, eb geh 
auch, wie es gehet, ob es gleich unſer Fleiſch und 
Blut nicht allemal verſtehet; Doch weis der Geiſt, 
daß allermeiſt Gdtt dieſe nur betrübet „ die er von 
Herzen liebet. a 

3. Was Gott thut ; das iſt immer gut, lacht 
man in guten Tagen, ſo muß man auch mit gutem 
Muth die boͤſen Tage tragen. Denn Gottes Hand 

iſt bald gewand, und hat in wenig e geſchlagen 
und verbunden. 

44. Was Gott thut, das iſt immer gut, durch 
Krankheit ſucht er eben, als wie ein Schmelzer durch 
die Glut, dem Golde Glanz zu geben „das heißt be⸗ 
waͤhrt, und der erfährt, der an dem leich leidet, daß . 


\ nn von N 1 9 
5. Ws 


A, 
£ 7 * 
* 

rt 


morgen und Abend · Andachten. 141 
Was Gott thut, das iſt immer gut, wann 
wir es nur bedenken, ſo ſoll uns keine Jammer⸗Fluth 


im Kreuze hier ertränfen. Es koſt ein Wort, fo- . 


muß der Ort, wo wir im en kreiſſen, ein 
Sieges⸗ Bette heißen. ji: | 

6. Was Gott thut, das i immer gut, kein 
Arzt iſt ihm zu gleichen. Die Kranken ſind in ſeiner 
Hut, er kann ein kabſal reichen fuͤr alles Gift, dass 
uns betrifft; Auch gar von Todes Ketten weis ſeine Hand 
iu retten 8 1 
7. Was Gott thut, das iſt immer gut, ich will 
es auch erkennen, und was er jetzund an mir thut, 
nur lauter Liebe nennen. Mein krankes Herz ſoll allen 
Schmerz in Chriſti Wunden ſenken. Was darf ich mich 
denn kraͤnken? | 

8. Was Gott thut, das iſt immer gut, will er noch 
länger ſchlagen, ſo bleib ich laͤnger wohlgemuth, er 
wird es helfen tragen. Ja wenn die Noth auch gar 
in Tod mich endlich ſollte reiſſen, ſo wird es doch 
gut heißen. 


9. Was Gott thut, das iſt i immer gut, auch mitten 85 


in dem Sterben. Denn ſtirbet man auf Chriſti Blut, 
ſo heißt das Sterben Erben. Dort iſt es gut; Deum 
wohlgemuth, geht es aus ee Leben, Gott wird ein 
beſſers Beben | 5 


Sterben und Erben. 
Mel. Es iſt genung. 


Wa gute Nacht! Mein Weg geht Sim: 
auel+an nach Zions Sreaden Gap Es if 
| voll⸗ 


* 


1422 Benjamin Schmolckens, . 
vollbracht der harte Leidens Kampf, der Weg 


durchs Thraͤnen⸗ Thal. Mein Kreuze wird zu lauter 


Palmen, Mein Thränen ⸗ Leid zu lauter PRIMER, 
ge gute Nacht! 


| Welt, gute Nacht! Ich laſſe zwar in dir 
5 mich bisher erfreut; Mein Sterben macht viel 


Herzen voller Schmerz, viel Wunden voller Leid: 
Doch weis ich, daß auf Edens-Auen, wir dort eins 
ander wieder ſchauen. Welt, gute Nacht! 


3. O Simmels⸗Luſt! Auf Roſen geht mein 


Fuß, voll Lachen iſt mein Mund. An JeEſu Bruſt 


ſchlaf ich ganz ungeſtoͤrt: Nun bin ich erſt geſund, 
die Scomerzen find ja nun vergraben, hingegen muß 


mich Freude laben. G Simmels⸗Auſt! 


3. O Simmels⸗Luſt! Ihr Thraͤnen, ſtoͤhrt mich 


g nicht; ruft, Lieben! mir Gluͤck zu! Mir iſt bewuſt, 


was unausſprechlich iſt, in ewig⸗ſuͤſſer Ruh. Mein 
Sterb Tag iſt, im Himmels⸗Orden, ein Namens- 


und Geburts Tag worden. G Simmels · Luft. 


Diter felige Ueberwinder. 
Alus der Offenb. III, 5. 


Mel. Chriſtus, der iſt mein Leben. 
Ser hab ich überwunden; Zu guter Nacht, o 


Welt! Ich zieh durch Chriſti Wunden ins rech⸗ 


te Sieges ⸗Zelt. 


2. Die Bande ſind zerriſſen, die mir die Welt 
gelegt, und das liegt mir zu . was 15 und 5 


8 die 


Schmerz erregt. 


1 


| 


geſtreckt. 


1 


Morgen⸗ und Abend · Andachten. 143 

3. Die Wahlſtatt ft gefärbet mit meines JEſu 

Blut, der alles mir ecerbet, was meiner Seelen 
gut. 

4. Hier iſt die Sieges⸗ Krone, die meine Scheitel 

deckt, und die au einem Lohne des Glaubens auss 


5. Den Rod von weißer Seide, legt mir mein 
IEſus an, wo ich auf Zions⸗Weide die Roſen 
brechen kann. 


6. Mein Name ſteht geſchrieben im Buch der 


Seligkeit, da iſt er nun beklieben, Trotz aller Fein⸗ 
de Neid. 


7. Hier loͤſcht ihn keine Suͤnde und auch kein Tod 
nicht aus: da, wo ich Mſum finde, da 9 mein 
Vater ⸗Haus. 

8: Schreibt er doch meinen Momeh vor Gon 
und Engeln an, daß ich vor Thraͤnen⸗ Saamen, nun 


Freuden erndten kann. 


9. Beweint mich nicht, ihr Lieben! ich ſterbe Gott, 
nicht euch. Was wollt ihr euch betruͤben? ich bin in 


Bde Reich. 


10. Gedenkt an euren Vater und folgt ihm ſelig nach; 
Ihr habt Gdtt zum Berather, was ſeufzt ihr Ach und 
Ach! 

11. wur, ur Nacht du Erde! du Himmel ſey 
gegrüßt! | ich getröſtet werde mit dem, was 
ewig iſt. | 

12. Laßt mir die Grabſchrift hauen: Hier ſchlief ein 


Pilger ein, der muß in Zions⸗ 7 ein guter Sur 


ger ſeyn. 


Der 


N OWM 
> 5 A 2 2 1 5 . N GE Ze BEN 8 _ 1 4 
7 7 . 2 8 * Pr a * 7 ge un, 1 8 2 
Der redende Todte 
3 | . 1 N N 1 = * IT ‚+ * A 


Sterblicher, 
du gehſt vorbey, 
wo man mich hat hin⸗ 
geleget, ſchaue hier dein 
Conterfey, wenn man 
dich zum Grabe traͤget. 
Meine Gruft iſt dein Pro⸗ 
phet, daß es di 
Dieſer Stau 


43 
4 


Herrn Benjamin Schmolckens 
Paſt. Prim. und Inſpect. der Evangeliſchen 
Kitchen und Schulen vor Schweidnißz, 


Söottgeheiligte 
Morgen Abend⸗ 
Aldachten. 


Zweypter Theil. 


Nebſt 


1 u Sprifian Scrivers 5 
* BHDttgebeiligtem = 
: Ber: Altar 


e 


Sees e es dees dee be th 
Lee e e 


Grüt Leser! 


e Hir ge. ein 
Menſch unterworfen, und je 
mehrere Geſchaͤffte er vor ſich 
ſiehet, in welche er verwickelt 
— wird: deſto ſorgfaͤltiger muß 
er ſeine Zeit eintheilen, und keinen 
Theil derſelben, da er von Geſchaͤff⸗ 

ten frey iſt, vorbey gehen laſſen, in wel⸗ 
chen er nicht im Gebet mit Gott rede. 
Die Morgen: und Abend⸗Stunde ſoll er 
vor andern hiezu ausſtellen: nicht, als ob 
die uͤbrige Tages⸗Zeit er gar nicht beten 
duͤrfte, welches wider den Apoſtoliſchen 
Befehl wäre, 1 Theil. 5, 17. Epheſ. 6, 
18. fondern weil zu ſolcher Zeit das 
menſchliche Gemüth von Sorgen am er 
ſten frey: uͤberdies man in denen Morgen⸗ 
Stunden Gott für den Nacht⸗Schutz, 
in denen Abend⸗ Stunden aber fuͤr die den 
Ps Mer bewieſene 172 zu danken, 52 
\ ihm 


» 


148 Vorrede. 


ihm zugleich um fernere Fortſetzung der⸗ 
ſelben anzuflehen lade 5 Dieſes 
geſchiehet von denen mehreſten, entweder 
mit eigenen Worten, oder ſie bedienen 
ſich der Worte eines andern, die ſie nach 
ihren Umſtaͤnden eingerichtet zu ſeyn er⸗ 
achten. Gegenwaͤrtiger anderer Theil 
der Schmolckiſchen Morgen⸗ und 
Abend⸗Andachten, welcher die, in un⸗ 
gebundener Rede, von dem hochverdienten 
Herrn Verfaſſer, verfertigte Gebete 
in ſich enthält, ſcheinet ehmal aus glei⸗ 
cher Abſicht geſammlet zu ſeyn. Man hat 
auch bishero wahrgenommen, daß dieſe 
Sammlung bey vielen andaͤchtigen Be⸗ 
tern Frucht geſchaffet, weil nunmehro 
die ſechszehnde Auflage hievon an das 
Lieht getreten iſt. GOTT laſſe ferner 
durch dieſes Buch viele Beter erwecket wers 
den, und erhoͤre, was ſie bitten: damit ſein 
Name verherrlichet, derer betenden 
Seelen aber erquicket werden. Verlei⸗ 
het GOtt Leben und Geſundheit, fo ſoll 
auch dieſer Theil, zu bequemern Ge⸗ 
brauch alter Leute, mit groͤbern Buch⸗ 
ſtaben, gedruckt erſcheinen. Gehabe 
dich wohl. A 

Herrn 


Herrn Benjamin Schmolckens 
ir Vorrede 
zu feinem Bet Altar. 


Andaͤchtiger Beter! 


ch habe lange angeſtanden mit 

T meiner wenigen Arbeit die Men 
ge der Gebet, Bucher zu ver⸗ 
mehren. Ob ich zwar dafür 
halte, daß das beſte Gebet Buch in dem 
Herzen eines glaͤubigen Anrufers fey; ſo 
bin ich doch auch uͤberredet, daß die 
Gun de Gebet⸗Buͤcher gar nützliche 
efaͤße des Heiligthums ſind. Da aber 
von denenſelben ſchon ein geſegneter 
Vorrath vorhanden iſt, haͤtte ich ge⸗ 
wuͤnſchet, daß die wenigen Bogen, die 
ich vor etlichen Jahren allbereit einer 
Perſon zu Liebe verfertiget, im Verbor⸗ 
genen geblieben waͤren. Allein, das 
guͤtige Verlangen anderer, die gerne 
mit mir beten wollten, hat mich zu 
. K 3 Fort⸗ 


150 - ol Benjamin Schmolckens, 


Gortfegung. ſolcher Andachten aufsemun, 
tert. Hier ſtehet nun mein Bet⸗Altar, 
Du ſieheſt, daß er keinem unbekannten 
GOtt gewidmet iſt. Was Paulus zu 
Athen gefunden, daß muß man nicht in 
gun antreffen. Was ich zu deiner An⸗ 

cht aufgebauet, fuͤhret die Ueberſchrift: 
Fur heiligen Dreyfaltigkeit. Du findeſt 
hier Gelegenheit, wie du dich zu einer jed: 
weden Perſon mit beſondern Seufzern 
wenden kannſt. Das war ſchon eine 
Weiſe der erſten Kirche; und ſo wenig die⸗ 
ſelbe ſich an die dariiber laͤſterenden Arias 
ner und Mlacedonier kehrete, eben fo 
wenig fragen die heutigen Beter darnach, 
was ein Sandius und Whiſton ihnen 
noch vor gottloſe Einwendungen machen. 
Opfere deine Gaben ungehindert auf dieſem 
Altare. Bringe hieher die Farren deiner 
Lippen. Schuͤtte hier aus die guͤldene 
Schalen deines Rauchwerks, auch die 

üͤlle deiner Thraͤnen. Je kleiner dieſer 

Bet Altar iſt, deſto leichter kannſt du ihn 
für deinen Scherf anſchaffen. Ein reicher 
Obed. Edom mag ſich eine ganze Bun 
des Lade in fein Haus holen: du aber, 
nimm Mwerlu mit dis em einen Bet ice, 


Vorrede zu feinem Bet⸗Altar. 131 


Die Steine darzu ſind in dem geiſtli⸗ 
chen Jordan geſammlet, das Holz 
darauf aus dem Walde Sious geho⸗ 
let, die Kohlen aus den Seufzern 
Degen genommen. In der Stifts⸗ 

tte und Tempel war ein Altar mit Golde 
uͤberzogen. Opfre GOtt ein Herz 
voller Glauben und Liebe, ſo wird deln 
Altar guͤlden, der Allmaͤchtige ſelb⸗ 
ſten dein Gold ſeyn. Bitte von dem 
Hoͤchſten, daß ſein Feuer und Heerd um: 
ter uns bleibe, und der Himmel ſelbſten 
unſere Flammen 1 moͤge. Der 
Herr rieche den lieblichen Geruch deines 
Opfers, und das Lamm, welches ſich 
ſelbſten ohne Wandel geopfert hat, be 
ſprenge daſſelbe mit dem Blute des Bun⸗ 
des, daß ein gerader Rauch gen Him⸗ 
mel ſey Deine Truͤbſal ſey kein Waſ⸗ 
ſer, ſondern Oel in deine Flammen: und 
der Sturm des Ungluͤckes blaſe fie 

nicht aus, ſondern auf. Kurz: Dein 
Bet⸗Altar werde allemal zu einem 
Denk⸗Altar; bis du dermaleins ein 

ewiges Feuer opfern wirſt, auf einem Al⸗ 
tar, der nicht mit Haͤnden gemacht iſt. 


1 0 * „ 8 
e tt 
y % 199 ** 3 4. 5 


1. nja 

Gott a 8 
Und vermehre m. 
Deiner Andacht heiſſe Glut. i 

Laß die Flammen 

Nur zuſammen, f 
SGeuß Dark die Thraͤnen Flut. 
N Das heißt Oel ins Feuer ſchuͤtte; 
N Du wirft nicht vergebens bitten: 
Dein Gebete, Ae und Schreyn, 
8 Das wird ar Opfer ſeyn, 


5 Komm ur bet in een 
2 Namen. 


S 207° 138 


> Heil ige aa 7 


Gebet. 


Gott Vater, Sohn und Geiſt verleih ; 
Daß mein Gebet erhöͤrlich fey, 
Soͤr Vater, und vertritt mich Sohn, 
Geiſt des Gebetes gib den Thon. 


| 8 OTT Vater! mein Vater! 80 


dein Kind, erſcheine vor deinem 

Angeſichte, und klopfe mit einem 

brünſtigen Abba an dein vaͤterliches Herze. 

Ich will beten, denn mich locket deine 
Barmherzigkeit. Ich ſoll beten, fo er 
fordert es meine Duͤrftigkeit Wie kann 
ich aber beten, ohne deines Geiſtes Be 
redſamkeit? Darum laß mir denſelben in 
meiner Schwachheit aufhelfen. e du 
mich gerufen, hin. "ei dir komme a 
ſo en ich jetz „daß du z 0 
kom 1 0 8 wohl, daß ich 
d ncht we werth bin, us Kind zu heiſſen. Aber 
ich weis auch, daß du dich über mich rar 
a wie ein Vater 13 ſein Kind. 15 


N * . 

4 he 

t 4 7 

Na 
r 


1% Benjamin Schmolckens, 
fo chte mir deine Gnade, und verbirge 
dein Angeſicht nicht von mir. Laß dir 
wohlgeſalen die Rede meines Mundes, 
und des Geſpraͤch meines Herzens. Neige 
dein Ohr, goͤnne mir deinen Blick, oͤffne 
mir dein Herz. O wie froͤlich werde ich 
ſeyn über deiner Huͤlfe, wenn du mein Ge 
bet wirſt erhoͤret und meine Thränen geſe⸗ 
hen hab zen. 

GOtt Sohn, mein n Erlöſer! f Loͤſe mei⸗ 
ne Zunge mit dem Finger deiner Allmacht. 
Thüe auf den Mund zum Lobe, das Herz 

zum Gebete. Laß dein Blut heute reden 
5 für mich, daß ich A HN trete 
um Gnaden Stuhl, und Huͤlfe ſuche zur 
eit, da es Noth iſt. Zerreiß den Himmel 
über mir, daß mein Gebet hindurch dringe. 
Zeige mir durch deine Wunden das bruͤn⸗ 
ſtige Herz deines himmliſchen Vaters. 
Mach es weich in deinem Blute, daß es ge⸗ 
gen mir breche und ich daran denke, was Er 
mir geredt hat. Ja wo ich nicht heten kann, 
jo ey du ſelbſt mein Fuͤrſpr echer, und ver⸗ 
tritt mich zur Rechten GO Mache 
mich frey von der Suͤnde, damit ich deſto 
freyer mit GOtt reden möge. Schweige 5 
den Satan, bedraͤue die Welt, toͤdte Fleiſch 
und . Pa mein Gebet im — i Ye 


Zeilige Vorbereitung zum Gebet. 155 


deſto lebendiger, in der Liebe deſto himmli⸗ 
ſcher, in der Verſuchung deſto ſieg hafter 
ſey. Du wirſts wohl machen. 


GboOtt heiliger Geiſt, mein Tröſter! | 
Ach ſeufze in meinem Herzen, und ſchreye 
in meinem Munde. Ohne dich kann ich 
meinen IEſum keinen HErrn heiff en, 
Ohne dich! habe ich kein Zeugniß der Goͤttli⸗ 
chen Kindſchaft. Ohne dich kann ich 
nichts thun. Ach fo wuͤrke doch in mir 
jetzo, du Geiſt des Gebetes! Lege alle 
Worte auf meine Lippen. Preſſe alle 
Seufzer aus meiner Seelen. Gib in mir 
eine heilige Stille; reinige die Sinnen von 
aller eitlen Abſicht. Erleuchte den Ver⸗ 
Ru, heilige den Willen, befeſtige den 

| N fh vermehre das Vertrauen, gründe 
die Hofnung, erwecke die Geduld. Mein 
Herz ſey dein Bet⸗Haus. Meine Seele 
dein Sela. Laß mich alſo beten, d | 
ich nicht die Antwort hören möge: 
Ihr wiſſet nicht, was ihr bittet. 
O heilige Dreyfaltigkeit! Erhi 
mich! Erhoͤre mich Erhöre mich! Ich 
an zu deinem Fuß⸗ Schemel. J 8 


ſiege vor dir auf deine Barmherziafe 


Heilig er RER ee St 
u . | Bahr: 25 


Been Schmoldene, 


E28 Bahrhaftiger Gott! Ich halte dir vor 
1 del e Allmacht. Ich berufe mich auf dei 
ne Liebe. Ich unde mich auf alle deine 
Verheiſſungen Ich laſſe dich nicht, du 
ſegneſt mich denn. Sprich nur ein Wort, 
ſo heiſt es Amen, in deinem allerglorwir⸗ 
* digſten Namen, Amen. 5 


1 Du hochgeprießne Majeflär! 
erhoͤr mein ſehnliches Gebete, 
Daß es von Herz zu Herzen geht: 
Und da ich jetzund vor dich trete, 
So ſieh auf mich von deiner Soͤh, 
a Bis ich mit Amen von dir geh. 


A * Pi 


Sonntage. 


N Mein Gore! die Sonne geht herfuͤr, er 
Sey du ein helles Licht in mir. 
Die Sonne der Serechtigkeit, 
5 Vertreibt der Sünden . Ki 


Morg en: und Abend: Andachten. 157 


komme von der Ruhe, und gehe zur Ruhe. 
Geruhet habe ich dieſe Nacht in deinen Ar⸗ 
men, dafuͤr danke ich dir. Dieſen Tag 
willſt du in meinem Herzen ruhen, darüͤ⸗ 
ber freue ich mich. Die Nacht iſt vergan⸗ 
gen, der Tag aber herbey kommen. Laß 
es nun auch lichte werden in meinem Her⸗ 
en, du Vater des Lichts; daß ich in 

einem Lichte ſehe das Licht, und darinne 

wandele. Bewahre meinen Fuß, wann 
ich heute i deinem ei ehe. Meine 
Seele verlanget und ſehnet ſich nach deinen 
Vorhoͤfen. Lege dein Wort in meinen 
Mund. Erfuͤlle mit deiner Stimme meine 
Ohren. Erleuchte mit deiner Wahr⸗ 
heit meine Augen. Rühre mit deinem 
Singer meine Lippen. Erfuͤlle mit deiner 
Zuͤßigkeit mein Herz. Lat meine Got 

tesfurcht nicht Heucheley ſeyn, und mei⸗ 
nen Gottesdienſt nicht Menſchen⸗Werk. 
Wann ich mit dem Zoͤllner in deinem 
Vorhofe ſtehe, ſo ſey mein erſter Seufzer: 
GOtt ſey mir Sünder gnaͤig. 
SGbdOtt Sohn, mein Heiland! Die 
ſer Tag iſt deine. An dem biſt du auſerſtan⸗ 

den. Ach laß mich heute aufſſehen vom 
Irrthum zur Wahrheit, von der Sünde 
zur Heiligkeit, vom Trauren zu he 
enheit, 


F 156 a Benjamin Schmolckens, . 


denheit. Du biſt der Weg, die Wahrheit 
und das Leden. Ach! rede heute in deinem 
Helligthum, ſo bin ich froh. Ich lege mich 
an deine Bruſt. Traͤnke mich mit der Milch 
des lautern Evangelii. Du aber lege dich 
durch dein Wort in mein Herz, daß ich rei⸗ 
chen Troſt von deinem Hauſe habe, EHE 
mein Herz bey dem einigen, daß ich deinem 
Namen 2 Baue dieſes Land und 
waͤſſere es. 1 deine Bruͤnnlein haben 
Waſſers die Ful Streue deinen Saamen 
auf ein gutes Feld, daß er hundertfaͤltige 
Fruͤchte bringe. Laß dein Wort ſeyn mein 
Licht auf dem Wege, meinen Weg zum 
Himmel, meinen Himmel im Herzen. So 
werde ich Luſt an deinen Zeugniſſen, und 
ſelbſt einen luſtigen Sabbath haben. 
Ott heiliger Geiſt „ mein Troͤſter! 
Der ? Tag iſt auch dein Tag, an welchem du 
ſichtbarlich biſt ausgegoſſen worden. Er⸗ 
gieße dich heute uber mich, gieße dich heute 5 
in mich. Zeige mir an dieſem Sonntage 
die Sonne der Gerechtigkeit, und Heyl un⸗ 
ter ihren Flügeln. Falle du auf mich, wenn 
ich das Wort hoͤre. Laß mirs durch die Oh⸗ a“ 
ren ins Herze gehen. Schreibe es durch dei⸗ 


nen Finger in meinen Sinn. Reinige mich 


5 n der e Befeſtige Aid im ne ee 
| Ä Erbaue” . 


Morgen · und Abend · Andachten. 159 


802 mich in der Liebe. Beſſere mich im 
Troͤſte mich in der Anfechtung. Be⸗ 
reite mich zu einem ſeligen Sterben. So 
werde ich nicht nur ein Hörer, ſondern auch 
ein Thaͤter ſeyn. Du aber wirſt geben das 


Wollen und Vollbringen, und die gute 


Beylage in mir bewahren, ja verfiegein bis 
auf den Tag meiner Erloͤſung! 

Heilige Dreyfaltigkeit! Heilige 
mich heute durch und durch. Sen du alles 
in mir, ſo vermag ich alles durch dich. Ma 
che dir einen Tempel in meinem Herzen, ſo 
wird meinem Hauſe heut Heyl wiederfah⸗ 
ren. Wohne nicht nur bey mir, ſondern blei⸗ 
be auch in mir. Die Gemeine der Glaͤubigen 


ſey an dieſem Tage ein Herz und eine Seele. 


Niemand diene dir mit falſchem Herzen. 
Behalte alle Frommen in einer eiligen 
Ruhe; bis wir noch eine Ruhe finden, welche 
dem Volke GOttes vorhanden iſt. Dort 
werden wir mit allen Auserwaͤhlten einen 8 
Sabbath nach dem andern halten, Amen. 
ee Herz iſt willig und bereit, 


ir, g yfaltigkeit! 
Ei 1 eilig bum in ſich zu bauen. 


Und aß mich deinen Sonnen: RR 
Bis uf d den n Abend (baum. 


Abend Andacht am heil. 
Sonntage. 


Mein G Ort! die Sonne geht zur Ruh, 
Komm druͤcke mir die Augen zu. 
Doch laſſe meinen Geiſt dich ſchauen, 
So darf mir vor der Nacht nicht grauen. 


e Ott Vater, mein Wächter! 
) Du Huter Iſrael. Ich nebme meine 
Zuflucht an dieſem Abend zu dei⸗ 

nen offenen Augen. Du ſchlaͤfeſt noch 
ſchlummerſt nicht. Ich aber muß beydes 
thun, daß der müde Leib erauicket werde. 
Erleuchte demnach meine Augen, daß ich 
nicht im Tode entſchlafe. Ich habe heute 
die Wunder in deinem Geſetze geſehen. 
Wie deutlich haſt du mich gelehret, wie vaͤ⸗ 
terlich vermahnet, wie treulich gewarnet, 
wie herzlich getroͤſtet. Aber ich erfchrede, 

wann ich dagegen auf mich ſehe. Wie 
ſparſam habe ich dich gehoͤret, wie laulicht 
dich geliebet, wie ungerne dir gefolget, wie 
muthwillig deinen Zug verachtet. Ach 
laß mich das Wort welches ich verachtet 
habe, nicht richten an jenem Tage. 
Laß nicht die Sonne uͤber meine 8 


morgen · und Abend ⸗ Andachten. 161 


heit und deinen Zorn untergehen. Gnade 
vor Recht bitte ich. Erbarmen vor Zuͤch⸗ 
tigung. Sey auch in der Finſterniß mein 

icht, daß ich morgen zu einem neuen Licht 
id Wandel auferſtehe. 5 


Gbott Sohn, mein Hirte! Mache 
mir jetzo in deinem Blute eine ſchoͤne 
Abend⸗Roͤthe. Dein Schäflein leget ſich 
in deinen Schoos. Dein Huͤhnlein wirft 
ſich unter deine Fluͤgel. Dein Juͤnger, 
(deine Juͤngerin) ſchmieget ſich an deine 
Bruſt. Bewahre mich wie deinen Aug⸗ 
Apfel. Setze mich wie ein Siegel auf dei⸗ 
nen Arm. Halte mich wie einen Ring an 
deinem Finger. Laß deine Liebe meinen 
Traum, und dein Wort das Geſpraͤche 
meines Herzens auf meinem Lager ſeyn. 
Deine Linke lege ſich unter mein Haupt, 
und deine Rechte berze mich. Kleide mich 


aus von den heutigen Suͤnden, und kleide 
mich an mit dem Purpur deines Verdien⸗ 
ſtes. In dieſem Schlaf⸗Kleide werde ich 


ſuße ruhen, bis der Tag anbricht, und der 
Morgen⸗Stern aufgehet in meinem Her⸗ 


zen. 


GoOtt heiliger Geiſt, mein Veyſtand! 
Verſiegle in mir, was ich dieſen Tag geho⸗ 


. L N ret 


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. . 6 


162 Benjamin Schmoldiens, 


ret habe. Du haft mir Himmel und Höfe 


fuͤrgeſtellet, Segen und Fluch angekuͤndi⸗ 


get, Leben und Tod zur Wahl gegeben. 


aß mich alſo wählen, daß ich das Beſte und 
Einige erwaͤhlen moͤge. Sey mir ein 
Brunn des lebendigen Waſſers, das ins 
ewige Leben quillt. Zertheile in mir die 
angeborne Finſſerniß durch dein himmli⸗ 


ſches Licht, loͤſche dagegen die Liebe der 


Welt in meinem Herzen aus. Laß mich 


dieſe bevorſtehende Nacht in deiner Liebe 
einſchlafen, und in derſelben auch wieder⸗ 


um froͤlich erwachen. Ermuntere meine 


Seele durch heilige Bewegungen, daß ſie 
ſtets zu dir wache, ob gleich der Leib ſchlaͤ⸗ 


fet. Zeige mir auch im Bette meinen 


Sarg, und in meinem Schlafe den Tod; 


daß mich der letzte Schlaf nicht uͤbereilen, 
ſondern wachend und betend finden moͤge. 
Troͤſte die Betruͤbten, beruhige die Unruhi⸗ 


gen, bekehre die Boshaftigen. 


Heilige Dreyfaltigkeit! meiner 


Vaͤter GOtt! Erbarme dich der Meinen 


und aller Menſchen. Laß deinen heiligen 


Sonntag uberall Strahlen der Liebe und 
Gnade zuruck laſſen. Deine Sonne gehe 
keinem unter, der dich nur Wen 


vr. 


Morgen⸗ und Abend⸗ Andachten. 163 


bet. Niemand iſt gut, denn du einiger 
GH. Laß uns von dir nichts trennen, 
o du unzertrennliches Weſen, bis wir zu 
dem ewigen Sabbath kommen, und das 
Dreymal Heilig unaufhoͤrlich rufen wer⸗ 

den. Amen! . 


Schleuß dich, o Serzens Tempel zu, 
Denn GOrt hat in dir feine auh 
Die Ueberſchrift ſieht an der Thür: 
SG OCC Vater, Sohn und Geiſt iſt hier. 


. 


1 4 2 Bu Benſamin — L 


w Andacht am 
ene \ 5 


mein Sort, erwecke ah und mund, 
Erneute deinen Gnaden Bund, 
Daß dieſer Wochen erſter Tag 

J. dir geſegnet heiſſen mag. 


20 T Vater, mein Herr! das if 
dein Name, denn du willft deine 
Ehre keinem andern geben. In 

Bi dieſem allerheiligſten Namen ſtehe ich ſe⸗ 
ſzund auf, und bringe dir am erſten Wo⸗ 
8 chen Tage die Erſtlinge meiner Lippen. 

Ich preiſe dich, Vater und HErr Himmels 

und der Erden, daß du mich die abgewichene 

Nacht mit deiner Gnade bedecket, mit 
deiner Liebe uͤberſchattet, und mit deiner 

Allmacht umgeben haft. Sey gelobet, o 

72 5 du verborgener Gott! daß du mich ſo wohl 

verbirgeſt, und jetzo aus dem Verborgene en 
wiederum ans Licht hervortreten laͤſſe 

N01 lle mich nun auch frühe mit deiner Gna⸗ 

del! fruͤhe wolleſt du meine Stimme hoͤren, 
frühe will ich mich zu dir ſchicken und dar⸗ 

Ak. werken. Ich 1 heute e An⸗ 


ER 


Morgen: und Abend - Andachten. 165 \ 


fang der neuen Woche. Im Namen un⸗ 
ers Gottes werfe ich mein Panier auf. 
Ich rufe dich, daß du mir beyſteheſt, in 
dem, worzu du mich gerufen haſt. Du 
biſt der Brunn⸗Quell alles Guten, laß dei⸗ 
ne Brüunnlein reichlich auf mich fließen. 
Du biſt meine Kraft, kraͤftige mein Leid 
und Seele. Du biſt mein Licht, ſende dei⸗ 
ne Weisheit herab, von deinem heiligen 
Himmel, daß ſie bey mir ſey, und mit mir 
arbeite, damit ich erkenne, was dir wohlge⸗ 


falle. 

Gott Sohn, mein A und O! Du 
biſt der Erſte und der Letzte. Mit dir trete 
ich indie neue Woche: vertritt mich mit dei⸗ 
ner kkuͤftigen Vorbitte, daß ich in deinem 
ſuͤßeſten IEſus⸗Namen viel Segen erbit⸗ 
te. Der Tag fuͤhret den Namen von dem 
Monden, der Mond hat ſein Licht von der 
Sonne. Du biſt das wahre Licht, und 
der Glanz der Herrlichkeit. Ertheile mir 
nur ein Fuͤnklein von dem Lichte deiner 
Gnaden, ſo werde ich heller ſeyn, als der 
Mond. Der Mond nimmt ab und zu. 
Laß mich im Boͤſen ab und im Guten hin⸗ 
gegen zunehmen. Und ſollte heute der 
dag kommen, an welchem Sonne, Mond 
und Sterne ſich e werden, ſo es 
r L 3 e 


N 194 
166 Benfamin Schmolckens, * a 
che mich theilhaftig deines ewigen Lichtes, 
daß ich in deinem Reiche leuchte wie des 
Himmels Glanz, wie die Sterne immer 
und ewiglich. Indeſſen ſegne mich, fo 
lange ich in dieſer Hütten wohne. Segne 
alle Tritte, die ich auf deinen Wegen thue. 
Seggne alle Worte, die von meinen Lippen 
gehen. Segne alle Werke, die ich in mei⸗ 
nem Berufe treibe. Segne alle Biſſen, 
die ich in meinen Mund ſtecke. Segne alle 
Menſchen, mit denen ich umgehe. Segne 
auch alles Kreuze, daß es zu meinem Be⸗ 
ſten diene. = RN 


G Ott heiliger Geiſt, mein Pfleger! 
Pflege meiner mit Geiſt und Gnade. Ma 
che in der neuen Woche aus e - 
en Menſchen, und laß mich in einem neuen 
Leben wandeln. Gib mir Gaben, daß ich 
dieſelben GOtt und meinem Naͤchſten wies 
der geben kann. Erwecke in mir Luſt und 
Fleiß zu den Werken meines Berufes, 
Und betaͤube hingegen mein Fleiſch und 
Blut, welches zu lauter Traͤgheit geneigt 
iſt. Mache meinen Verſtand weiſe aufs 
Gute, meinen Villen begierig zum Guten, 
mein Herz beſtaͤndig im Guten. Guter 
Geiſt, fuͤhre mich auf ebener Bahn. 9 1 


2 


37 N x rt * 
Er 3 


5 


Morgen: und Abend Andachten. 716 7 
e meine Lieben, und behüte uns und 
ale e omme vor Unſegen. 

‚Heilige Dreyfaltigkeit! Du biſt 0 
reich von Barmherziafeir. Erbarme dich 
unſer. Du biſt die Liebe ſelbſt: ach ſo liebe 
uns je und je, und zeuch uns zu dir aus lau⸗ 
ter Gute. Gieb Friede im Lande, ſegne 
einen jeden in ſeinem Stande. Laß unſer 
Herz und Haus deines Ruhmes voll wer⸗ 
den. Wenn 11 75 Tage unſers Leidens wer⸗ 
den ein Ende haben, ſo laß uns einen Tag 
anbrechen in deinen Vorhoͤfen, der beſſer 
iſt, denn ſonſt tauſend. Indeſſen rufen wir: 


Gelobet 1m Der HERR ang 
Am n. B RE 

| 55 Gott 2051 der Anfang iſt gemacht 

Ich habe mein Geber vollbracht, 

| Und gehe nun an den Beruf, a 
| der die Welt und mich erſchuf , 
Wird Kraft von oben mir ren | 3 
Arg en und das n 1 


Abend Andacht am 110 


Montage. 


S Err Zebaöıh , „dein Ruhm verdient / 
‚ill Daß er in meinem Herzen gruͤnt, 
Daß es ein Tag dem andern Tage/, 
a eine Nacht der andern ſage. 
Drum nimm auch dieſen Abend an, 5 
Was deinen Ruhm N kann. 8 


OTT Vater, meine Stürke! 
5] Dank ſey dir, daß du mich ſtark 
| gemacht, des Tages Laft und Hitze 
zu ertragen. Lob ſey dir, daß du ein vaͤ⸗ 
terliches Aufſehen auf mich gehabt, und in 
meinem Berufe mannigfaltig geſegnet 
haſt. Groß ſind deine Wunder und deine 
Wohlthaten. Ich will sie. verfündigen 
und davon fagen, wiewol ſie nicht zu zählen 
find. Du haſt mir heute viel Gutes ge⸗ 
than: allein ich 2 dir leider viel Boͤſes 
davor erwieſen. Mein Gewiſſen zeiget 
mir mehr Flecken, als der Mond in ſeinem 
Lichte. Ja der Montag uͤberzeuget mich 
einer großen Finſterniß meines Herzens. 
Mein Mund EN es. Mein Herz t 

reue 


9 


Morgen» und Abend-Andachten. 169 


reuetes. Ach richte, HErr, dein Ange⸗ 
ſicht nicht wider mich, ſondern auf mich. 
Sey mir Suͤnder gnaͤdig. Errette mich 
von der Obrigkeit der Finſterniß, und laß 
mich nicht im Schatten des Todes ſitzen. 


Ueberſchatte mich aber mit deiner Rechten 
in der gegenwaͤrtigen Nacht, und laß mer 


ne Zuverſicht unter deinen Fluͤgeln ſeyn. 


Sey mir eine feurige Mauer, mein Schild 


a. 


wider alles Schroͤcken, meine Ruhe in der 


Unruhe, mein Leben, wenn ich als ein Tod⸗ 
ter liegen werde. 
GOtt Sohn, mein Heil! Ach nimm 


doch alles Unheil von mir, welches meine 


Suͤnde heute angerichtet. Heile die 
Wunden meines Gewiſſens! daß ich nicht 
heulen dürfe vor Unruh meines Herzens. 


Streich dein Blut an die Pfoſten meiner 


Kammer, daß der Wuͤrg⸗Engel voruͤber 
gehe. Ich will mein Herze mit deinem 


theuren Namen verſieglen. Laß dieſes 


meine Loſung, laß dieſes mein Zeichen ſeyn, 
daß ich zu dir gehoͤre, und der Satan kein 
Theil an mir habe. Bleibe bey mir, dann 
es will Abend werden, und der Tag hat ſich 
geneiget. Sehe ich um mein Lager nichts 
als ein finſteres Egypten, ſo laß doch ein 

lichtes Goſen durch deinen Glanz in mei⸗ 
N . nem 


EN * 


— 


un, „ Schmoldens, 


nem Herzen ſeyn. Denn auch geben 
iſt nicht finſter bey dir, und die Nacht leuch⸗ 
tet wie der Tag, wo du biſt, o du Licht vom 
Lichte. Himmliſcher Salomon, ſtelle dei⸗ 
ne Starken um mein Bette, und laß mich 
mit Augen des Geiſtes ſehen, daß derer 
N 17 die bey mir find, als derer, die wider 
mich ſind. Du Engel des großen Raths, 
laß mich nicht der Engel mangeln: ſondern 
Hherathe Leib und Seele mit dieſen heiligen 
Waͤchtern, daß ich bey deinem Schutz ji ; 
cher ruhen möge, 
G Ott heiliger Geiſt, mein Troſt 
Habe Dank, daß du viel Gutes heute in 
mir gewuͤrket haſt. Sey gepreiſet, daß 
du viel Boͤſes heute in mir gehindert haſt. 
Es iſt deine, was ich loͤbliches gethan habe; 
meine aber, was gefehlet und verſehen iſt. 
Habe ich heute den Tempel meines Her⸗ 
zens verunreiniget: ach! fo weiche darum 
nicht von mir. Heilige und reinige ihn 
wiederum in dem Blute des Lammes. 
Setze das Siegel wieder auf mein Herze, 
welches ich durch meine Suͤnden abaeri iſſen. 
Ueberſchatte mich heute, du Kraft des Hoͤch⸗ 
ſten. Bezeuge in mir die Goͤttliche Kind⸗ 
ſchaft: zeige mir im Schlafe die himmliſche 
; ia Yan mr eg mich durch dung 
ke | 


Morgen» und Abend» Andachten. 171 
ckung des Todes zu meines Lebens ſeliger 
Endſchaknkt. | 

Heilige Dreyfaltigkeit! Von dir 
ſind alle Dinge, und wir in dir. O du un⸗ 
erforſchliche Tiefe des Reichthums, erbar⸗ 
me dich heute uͤber Reich und Arm! Habe 
ein Aufſehen auf deine Auserwaͤhlten. 
Behuͤte Verwandte und Bekannte. Schuͤ⸗ 

ze Einheimiſche und Fremde. Segne 
Kerne und Feinde. Sey aller Nothlei⸗ 
denden Gott, aller Betruͤbten Troſt, aller 
Schlafenden Huͤter und Wächter. Pie 
mand iſt gut, als du einiger GOTT. 
Alſo verleihe auch uns allen in dir eine gute 
Nacht. Amen! De 

Zu guter Nacht, mein Ik ſus wacht, | a 
Daß mir die Nacht kein Grauen macht. 

Jetzt ſchließt die Ruh meine Augen zun; 
mein Gott iſt mein, und ichbinfein, 

Das ſoll die letzte Lofung ſeunn. 


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172 2 Benjamin Schmolckens, es: 


Morge n⸗Andacht am 
" Difap. 3 


Du alter Got, machst deine Eren 
An dieſem Morgen wieder neu. 
So komm ich auch von neuem hier, 

Und trage dir mein Berze für. 


7 OTT Vater! mein Erhalter! 
| G Der Dienſtag erfordert einen neu⸗ 
0 en Dienſt von mir. Ach ſey ge⸗ 
preiſet vor deinen gnaͤdigen Schutz, der 
wich die vergangene Nacht umgeben hat. 
Im Schlafe war ich außer mir, aber du 
areſt in mir. Der arge Feind gedachte 
boͤſe mit mir zu machen, aber du GOtt, 
haſt es gut gemacht, wie es jetzt am Tage | 
Eu, O du allergetreueſter Menſchen⸗Huͤ⸗ 
ker: wie groß iſt deine Guͤte, daß Menſchen 
unter dem Schatten deiner Fluͤgel trauen. 
Habe Dank, daß du meines Angeſichtes 
Hue und mein Gott biſt. Laß aber 
auch dieſen Morgen mit dem neuen Lichte 
dein Antlitz aufs neue uͤber mich leuchten, 
daß mein Leib und Seele geneſe. Hat ein 
bes 19 Dag ſeine eigen Plage, fo uf ne 


Morgen: und Abend · Andachten. 173 


einen jeglichen Tag ſeinen Segen finden. 
Sey mir heute wie ein Thau, der das Land 
befeuchte. Laß mich nicht nur im 
Schweiße meines Angeſichtes, ſondern 
auch im Preiſe deiner Goͤttlichen Guͤte 
mein Brod eſſen. Deine Hand ſey mit 
mir im Werke, daß ich mit meinen Haͤn⸗ 
den etwas Gutes ſchaffe. Willſt du mich 
zuͤchtigen, ach ſo thue es nicht im Grimm, 
daß du mich nicht aufreibeſt. 


GOtt Sohn, mein Immanuel, 
Gott mit uns! Sey auch heute mit mir. 
Mache an dieſem Tage ein Gefaͤß deiner 
Gnade und Ehre aus mir. Bey dir allein 
iſt Gnade und viel Erloͤung. Suͤndige ich, 
ach ſo behalte meine Suͤnde nicht. Falle 
ich, ſo laß mich nicht liegen. Schreibe 
meine Schulden nicht auf, ſondern ab. 4 
Tilge meinen Namen nicht aus dem Buche 
der Lebendigen. Laß mich an dieſem 
Dienſtage nicht dienen der Suͤnde, denn ſie 
lohnet mit lauter Reue; nicht dienen der 
Welt, denn fie bezahlet uns mit uunfermeis 
genem Verderben; nicht dienen dem Sa⸗ 
tan, denn fein Lohn if} in dem Pfuhle. 
Gieb, daß ich dir diene in Heiligkeit 
und Ge cha, PAR dir geld 
. 19 | 


We Benjamin Schmolckens, a 
. 


lig iſt. und alsdann ſey auch mein 
Schild und mein ſehr großer Lohn; ich will 
vor dir wandeln und fromm ſeyn. Laß 
mich dein Geiſt, unter den vielfaͤltigen 
Verſuchungen, in alle Wahrheit fuͤhren. 
Unter den mancherley Truͤbſalen aber, gieb 
mir ein Herze nach deinem Willen. Schlaͤ⸗ 
geſt du, ſo verbinde auch. Betruͤbeſt du, 
ſwo erfreue auch. Soll ich mit Thraͤnen ſaͤen, 
ſo laß mich auch mit Freuden erndten. Ich 
will des Morgens deine Gnade und des 
Nachts deine Wahrheit verkuͤndigen. 


Ott heiliger Geiſt, mein Gnaden⸗ 
Geiſt! Laß mich auch heute wandeln im 

Geiſte, und die Luͤſte des Fleiſches nicht 
vollbringen. Erleuchte die Augen mei⸗ 
nes Verſtandes, daß ich erkennen moͤge, 

welches da ſey die Hoffnung meines Be⸗ 
rufes. Verleihe das Wollen, wuͤrke 
das Vollbringen. Du biſt der Finger 

GOttes, ſchreibe IEſum Chriſtum in 

mein Herz. Erneure mich an dem in⸗ 
wendigen Menſchen. Herrſche in allen 
meinen Gliedern. Gieb mir Einfalt des 
Herzens und Lauterkeit des Mundes. 
Würfe alles in allem nach deinem Wohl 
gefallen. Laß mich jederzeit pruͤfen, wel 


— ee 
2 * r 


| Morgen · und Ab end⸗Andachten. 175 


ches das Beſte ſey, und erfuͤlle mich mit 
ruͤchten der Gerechtigkeit, die durch JE⸗ 
in Chriſtum geſchehen, zur Ehre und 
be GOttes. Bewahre den theuren 
Schatz, den ich in einem irrdiſchen Gefaͤſſe 
trage. Und ſollte heute mein letztes Stund- 
lein kommen, ſo bewahre und erhalte mich 
zum ewigen Leben. 55 


O heilige Dreyfaltigkeit! Ich be⸗ 
— mich dir zu einem Opfer, das da le⸗ 
bendig, heilig und GOtt wohlgefaͤllig 
iſt. Sey mit mir und den Meinen in 
Gluͤck und Ungluͤck, in Geſundheit und 
Krankheit, in allem Anliegen. Laß heu⸗ 
te mich und keine Seele verlohren gehen. 
Erhalte uns in Einigkeit des Glaubens, 
im Bande des Friedens, und in der Hoff⸗ 
nung unſers Erbes. Mache endlich durch 
einen ſeligen Tod unſern muͤhſeligen 
Dienſt⸗Tag zu einem himmliſchen Frey: 
und Freuden⸗Tage, und fuͤhre uns aus 
Egypten, durchs rothe Meer der Wunden 
Seht, ins ewige Canaan. Da wollen 
wir dir dienen in deinem Tempel Tag und 


Nacht. Amen! 
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176 | Benjamin Schmoldene,. 15 


4 Nun geht es auf die Arbeit Pa ar 
Mein Gott eröfne ein Soon | 
6% Und ſchuͤtte Segen aus die Suͤlle. ri 


Nur deine Ehre heißt mein Ziel. 
Giebſt du mir wenig oder viel. N 
au ſo een Seen dein Wille. en 


Abend. 0 am 


Dienſtage. 


Dte Nacht verloͤſcht des Cages Ac ‚hd 
Mein Bon! nimm deinen Glanz mir 
| | nicht. | 
Ares Zeuch du in meinem Serzen ein, a, 

923 So hab ich immer Sonnen Be u 


SOTT Vater, eig Hort — 

Heyl! Es iſt abermal ein Tag zum 
Ende, aber deine Guͤte nicht, 
welche kem Ende hat. Ach! daß doch 
meine Suͤnde auch ein Ende haͤtte, mit 
welcher ich dieſen Tag mein Gewiſſen 
beſchweret habe. O ich elender Menſch, 
wer will mich erlesen von dem Leibe die⸗ 
. Todes? Ich vn. leider ne n 


n 


morgen · und Abend ⸗ Andachten. 177 


Dienſt⸗Tag meine Glieder ſehr wenig be; 
jeden zum Dienfte der Gerechtigkeit, daß 
ie heilig würden. Ich haͤtte dir alleine 
dienen ſollen, denn niemand kann zweyen 
derren dienen. Aber fo habe ich dem 
Beſchoͤpfe mehr gedienet, als dem Schoͤp⸗ 
fer. Ich bin der Suͤnden Knecht (Magd) 
worden, und habe ſie laſſen herrſchen in 
meinem ſterblichen Leibe, ihr Gehorſam 
zu leiſten in ihren Luͤſten. Was hab ich 
nun zu der Zeit fuͤr Frucht, derer ich mich 
ſchaͤmen muß, denn das Ende derſelben iſt 
der Tod. Ach Vater! ſtrafe mich nicht, 
wie ich verdienet habe. Laß auch an die⸗ 
ſem Dienſt⸗Tage das Verdienſt deines 
Sohnes gelten fuͤr alle meine Suͤnde. 
Weil es dunkel wird, ſo ſtelle meine Suͤnde 
nicht ins Licht vor deinem Angeſichte, 
ſondern laß fie in den Wunden IJEſu ver: 
graben ſeyn. 


‚GO Sohn, mein Herr und mein 
Gott! Du biſt unter uns wie ein Die⸗ 
ner geweſen, und haſt Knechts⸗Geſtalt an 
dich genommen, daß du uns von der Suͤn⸗ 
den Knechtſchaft befreyen und zur himm⸗ 
liſchen Freyheit der Kinder Gottes brin⸗ 
gen moͤchteſt. Ach . mich auch 5 
. er L 


| 178 | Benjamin Schmolckens, 


te von dem Dienſte der unggechtigkeh, dag 
ich hinfort der Suͤnde nicht mehr diene. 
Gieb mir deine dienſtbare Geiſter zu, die 
um deinen Thron ſtehen. Steure, o du 
Löwe vom Stamme Juda! dem bruͤllenden 
Loͤwen, der mich zu verſchlingen ſuchet. 
Haft du mich DaB mit deinen Augen ges 
leitet, fo druͤcke aud An: felber meine muͤ⸗ 
den Augen zu. Bewahre mich und das 
Mrinige, denn es iſt das Deinige. Wen⸗ 
de ab Waſſers⸗ und Feuers Noth, denn du 
biſt der Nothhelfer. Behuͤte vor Grauen 
und Erſchrecken, deine Hand kann alles 
aͤndern. Du haſt mir heute viel 91 TR 
erwieſen: ach! ſetze auch dieſes hinzu, daß 
ich ein mit dir verjöhntes Herze zur uh 
bringen möge. Soll etwan das Bette zu 
meinem Grabe werden: ſo laß mich an dein 
Grab gedenken, und meiner Sei in 12 | 
nen Wunden betten. ö 


0 heiliger Geiſt, mein echt 
om Lichte! Laß mir dein Gnaden ⸗Licht | 
nicht mit der Sonnen zu Ruͤſte gehen. 
Schlafen die Augen, ſo laß doch mein Ge⸗ 
wiſſen wachen. Laß mich mein Lager lie 
ber mit Thraͤnen, als mit Sünden befle 
cken. Behuͤte a vor en ui | 


morgen und Abend Andachten. 179 


entſetzlichen Träumen, Mache mein Her⸗ 
ze zu deinem Heiligthum, und heilige es in 
meiner Ruhe, durch deine ſuͤſſe Regungen. 
Befreye mein Gemuͤthe von der Laſt aller 
irrdiſchen Sorgen, und laß mich keine, als 
menſchliche Verſuchung, betreten. So 
oft ich einen Dienſt⸗Tag beſchlieſſe, ſo oft 
gieb mir zu bedenken, daß dieſes Leben nur 


ein Dienſt⸗Haus ſey: damit ich mich freue, 
den Dienſt der Eitelkeit abzulegen, und 
mich ſtets bereite, dir dermaleins im ewi⸗ 


gen Lichte zu dienen. Erhalte mich in dei⸗ 


nem Dienſt getreu bis in den Tod, auf dat 


wo mein JE ſus iſt, alsdann ich, ſein Diener, 
(ſeine Dienerin) ſeyn moge. 


Heilige Dreyfaltigkeit! offenbare 


deine Herrlichkeit auch dieſe Nacht an mir, 


und allen Menſchen, die deiner Macht ver⸗ 

trauen, deine Gnade ſuchen, deines Schu⸗ 
ges beduͤrfen. Gedenke an deine Ver⸗ 
heiſſung: Ich will dich nicht verlaſſen 


noch verſaumen. Sey du großer 
Gott bey deinem kleinen Häuflein, 
Du reicher GOtt bey denen Armen, 


Du ſtarker GOTT bey denen 
Schwachen, 8 des Troſtes 


eile. 
9 LER 


bey 


— 


ER Benjamin Schmeldene, „ 9 
bey denen Betruͤbten, Du Arzt Sie 
rael bey denen Kranken, Du ewi⸗ 
ges Leben bey denen Sterbenden. 
Verhilf uns allen endlich dahin, wo 
keine Nacht mehr iſt, ſondern lauter 
Licht immer und ewiglich, Amen! 


Romm ſuͤſſer Schlaf erquicke mich, 

mein muͤder Leib begehret dich: 
Wirf meine Glieder ſanfte hin, 

Aaß alles Schrecken von mir fliehn, 
Bis daß die Nacht ihr Ende find. 
GOTT ſelbſten ruft: Nun ſchlaf mein 


EEE 


men. * er Andachten. 1611 


= 
Borg Andacht am 


7 Brich an ande Morgen. Stunde, 
Du rraͤgeſt lauter Gold im Munde. 

In meinem Munde ſoll allein 

Mein Gott mein Gold, mein Alles, ſeyn. 


20 TTT Vater, mein Erbarmer! 
mein Herz iſt bereit, G Ott, mein 
| Herz iſt bereit; ich will fingen und 
Dichten.” Deine Barmherzigkeit iſt es, 
daß ich nicht gar aus bin. Der Nef 
chende Tag leuchtet mir nicht ſo ſehr in die 
Augen, als deine Guͤte und Treue, die a 8 
Morgen bey mir neu iſt. O wie ſoll ich 
dich genugſam preiſen, daß du ſo wohl an 
mir thuſt. Mitten in der Woche, mitten 
in dem Leben, mit dem Tode umfangen. 
Ich lag, als wär ich begraben. Wie leich⸗ 
ke hätte mich der Schlaf feinem Bruder, 
dem Tode, uͤberantworten koͤnnen? Aber 
in deiner Kraft ſſehe ich geſund von met 
4 m Las er auf. Du haſt durch dein Auf 
= 5: eher m1 neinen Odem bewahret, ich will dich 
3 M 3 


9 


182 5 ; 5 Benjamin, Sömoldene, 1 53 
3 preiſen, ſo lange ein Odem i in mir iſt. Du 


hast mich behuͤtet wie einen Aug Apfel, 
ze ſoll dafuͤr auf den HErrn ſehen. 
Du haſt meine miden Hande geſtaͤrket, 
ich breite fie aus zu dir. Du haſt mein 


Herz erquicket, ich werfe es dafuͤr, als 


ein Opfer, in deinen Echoof. - Mein 


ganzes Leben ſey dir ergeben, weil du mich 


lebendig erhalten haſt. Gedenke auch 
heute meiner im Beſten. Behüte den Leib 


vor Krankheit, die Seele vor Verführung. 
Kaffe dir alle mein Thun und Laſſen i in dei. 


ne ‚Hände befohlen ſeyn. e * 


Gott Sohn, mein Mittler, la 


mir alle Tage eine Mittwoche ſeyn. Tritt 


mitten ein bey mir und den Meinen, wie 


bey deinen Jüngern durch den Kuß des 
Friedens. Mittele alles heute zu meiner 


Seligkeit. Segne in meinem Thun An⸗ 


fang, Mittel und Ende. Sey bey mir 


mitten in der Arbeit, und erleichtere mir 


die Laſt meines Berufes. Sey bey mir 


mitten im Kreuze, und verſuche mich nicht 


uͤber mein Vermoͤgen. Wenn ich mitten 
in der Anaſt wandele, ſo erquicke mich. 
. ſo tritt mitten e 


und es org a „mit de 


BR 


1 
83 . a 7 m — 
2 9 * PR rn RR 5 


Morgen« und Abend⸗ Andachten. 1 83 


Muchwerk deiner Hohen- Prieſterlichen 

Vorbitte, damit der Plage gewehret wer⸗ 
de. Laß mich auch die Mutwoche krin⸗ 
nern, wie du mich in deinen Weinberge ge⸗ 
miethet: daß ich nicht müßig ſtehe an dem 
Markte dieſer Welt, ſondern als ein treuer 
Arbeiter in demſelben erfunden werde. 
Soll ich heute ſeyn, als eine Roſe mitten 
unter den Dornen, als ein Schaf mitten 
unter den Woͤlfen; ach! ſo verlaß mich nicht 
mit deinem Troſte ? denn mit dir ken 1 | 
alles uͤberwinden. 


4 Gott heiliger Geist, „mein ade 
führe mich auch an dieſem Tage nach dem 
Worte meines GO Tes, daß ich als ein 

Kind Gottes ſey ohne Tadel, lauter und 
unſtraͤflich, mitten unter dem unartigen 
und argen Geſchlechte. Mache meinen 
Gang gewiß auf deinem Fußſteige. Zaͤu⸗ 
me meine Zunge, halte meine Augen, be⸗ 

täube meine Ohren, binde meine Haͤnde 
und Süße, betaͤube mein Herz, wann Höfe = 
Gedanken, Worte und Werke hervor bre, 
5 e, e Behüte mich vor meinem ei 
gene und gib mir ein Herz nach 
dei 1. Reiß die Welt aus mei⸗ 
ner Wi, und Wee hingegen in te 


7 


184 Benjamin Schmolckene, 7 | 


ben das Reich Gottes. Laß mich alle 
meine Berufs ⸗Geſchaͤfte im Glauben 
ohne Zweifel anfangen, in der Liebe ohne 
Hinderniß fortſetzen, in der Hofnung ohne 
Unſegen vollenden. Mache mich tuͤchtig, 
wo ich untüchtig: mache mich erleuchtet, 
wo ich thoͤricht: mache mich getroſt, wo ich 
betruͤbet bin. Ohne dich kann ich nichts, 
durch dich will ich alles thun. 


Heilige Dreyfaltigkeit! Sey an 
dieſer Mittwoche mit uns, unter uns, in 
uns. Wenn alle Berge mitten ins Meer 
ſinken, und die Welt unterginge! ſo laß 
uns dennoch erfahren, daß du mitten unter 
Iſrael biſt, und daß du der HErr unſer 
Gott ſeyſt. Wie du, o ſtarker Gott! 
dein Volk mitten durchs rothe Meer fuͤh⸗ 
reteſt, fo führe auch uns mitten durch alle 
Angſt⸗Fluten hindurch. Erhalte uns 
mitten in der Aufechtung, wie die from⸗ 
men Maͤnner, mitten im feurigen Ofen. 
Endlich bringe uns mitten durch Noth 
und Tod hindurch, ins ewige Leben, ſo wol⸗ 
len wir dir mitten in der Gemeine lobſin⸗ 
gen, die bey dir im Himmel iſt. Amen. 


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Morgen: und Abend. We 185 
+ Es wolle mich nun ſegnen, 


Gott Vater Sohn und Galt, 

So kann mir nichts begegnen, ’ 
was Noth und Uebel heißt. | 
Es muß mir alles Nutzen geben, 
Lieb oder Leid, Tod oder Leben. 


1 ˖— — —T— 


Abend- Andacht am 
| Minwoche⸗ 


di gie iR aus, nun kommt die Aufl, . 
Die mir in ant Ruh bewußt. Si 
mit Je ſu wach und ſchlaf ich ein, 
1 8 ſollt ich denn nicht froͤlich ſeyn. 


1% Ott Vater, mein Erretter! Ich 
J will dir abermal ein Freuden 


— Opfer thun, und deinen Namen 
danken, daß er 15 troͤſtlich iſt. Du erret⸗ 
teſt mich aus aller meiner Noth. Je mehr 
ich Tage hinter mich lege, je mehr erfahre 

ich deine Treue, je mehr genieße ich deine 
Liebe, je mehr ſchmecke ich deine Freundlich⸗ 
ke 2 eee e ich 55 dem Ta- 


Ye 186 Benjamin Schmolckens/ 


e des allen meinen Tagen ein Ende ma: 
chet. Ach! daß ich doch einen jeden, und 
alſo auch den heutigen Tag, alſo zugebracht 
hakte, daß deine Liebe nicht wäre beleidiget, 
deine Gerechtigkeit nicht gereitzet, mein 


Ge wiſſen nicht beſchweret, meine Strafe 


nicht gehaͤufet worden. Ach! ich erkenne 
die Finſterniß meines Herzens, bey dieſem 
dunklen Abend. Die Mittwoche zeiget 
mir eine Mitternacht meiner Suͤnden. Wo 
ſoll ich hingehen vor deinem Angeſichte. 
Sollte mich nicht dein Fluch treffen, daß 
meine Leuchte verlöſchte mitten in Finſter⸗ 
ni? Ach mein Gott! zuchtige mich nicht 
| nach deiner Gerechtigkeit. Verwandele 
deinen Richter⸗Stuhl in einen Gnaden⸗ 
Stuhl. Laß meine Sünde wol ferne von 


mir ſeyn, du aber ſey nicht ferne von mir. 


Vergib und vergiß meine Schuld: gedenke 
„aber an deine Huld, und ſey auch in der 
zuflinftigen Nacht mein Gott, der 1” | 
Aber mich erbarmet. 


„Su Seyn, mein A precher; ib 


= ge aus die Handſchrift, ſo wider mich iſt. 


Er ze aus dem M ittel, was ich an dieſer 
Mittwoche geſuͤndiget habe. Du Baum 
die Lebens ee in Paradiese 2 


Morgens und Abend⸗ Andachten. 187 


laß mich heute unter deinem Schatten ru⸗ 
hen. Ich ſuche auch des Nachts dich, den 
meine Seele liebet. Ruhe bey mir, ſo 
ſchlafe ich ſicher. Ruhe in mir, fo ſchlafe 
ich ſelig. Wo ja meine Feinde nicht ruhen, 
ſo widerſtehe ihnen mit deinem Arme. 
Liege ich mitten unter den Loͤwen, ſo laß 
mich auch mitten unter den Engeln liegen, 
die ihren Rachen zuhalten. Bin ich wie 
ein Menſch, der mitten im Meer ſchlaͤſet, 
ſo gib mir dennoch eine Stille in meinem 
21 d „daß meine Seele nicht unruhig 
ſeyn duͤrfe. Verbirge mich heimlich in 
deinem Gezelte, welches die Leſung hat: 
)) e Liebe iſt ſein Panier uͤber mir. 


SG Ott heiliger Geiſt, mein Redner! 
laß mich dieſen Feyerabend mit feurigem 
Gebete machen. Bin ich heute kalt ſinnig 
geweſen in meinem Chriſtenthume: ſo ent⸗ 
zuͤnde deine brünſtige Liebe in mir, und laß 
das Fünklein meines Glaubens nicht in 
der Aſche erſticken. Habe ich gewandelt 
nach dem Fleiſche; ſo erneure mich im 
Geiſte. Lege ich meine Kleider ab; ſo ziehe 
mir ICſum Ehrifium an. Schließe ich 
meine Augen zu; ſo erwecke du mein Gewiſ⸗ 
fen, Seufze ich in der Nacht; sech 5 


N 


8. 


> 
ln 


ER das Abba für mich. Ae ich 
mit meinem Herzen auf meinem Lager: ſo 
laß den Inhalt meines Geſpraͤches nichts, 
als meinen JIEſum ſeyn. Will mich eine 
Furcht ankommen, ſo halte mir vor, daß 
ich nicht einen knechtiſchen, ſondern einen 
kindlichen Geiſt empfangen habe, und 920 
alſo nicht fuͤrchten duͤrfe. 


„ Delano Sch möldtene, 


Sk ‚Heilige Dreyfaltigkeit! auf dhe 
Gnade lege ich mich, mit deiner Barm⸗ 
herzigkeit decke ich mich. Verriegle 
mein Haus, verſiegle mein Herz mit 
deinem Schutz. Sey bey uns zur Rech⸗ 
ten und Linken. Sey meiner Freunde 
Pater Erquicke alle Muͤhſelige und 
eladene. Gib uns auf eine gerubige 5 
Nacht einen froͤlichen Morgen. 
endlich kein Mitt woche mehr ſeyn wird: 
und weir alle dort verſammlet werden, wo 
das Lamm mitten auf dem Stuhl uns wei⸗ 
den wird. Dir ſey Ban in Zei en 
Reit. RR SR | 


— 


| So bin ich nun in „ Goes u 1 
die alles Grauen hat verbannt. TR 


Morgen- und Abend · Andachten. 185 


05 fuͤrchte weder Noth noch Tod 
Denn wo ich bin, da iſt mein Ken 
mit Jeſu will ich ſchlafen gehen, 

8 al ef wieder ee 


2 
— 


ang, Andacht am 
Donnerſtage. 


mein Gott, du ſchaffeſt dieſes Licht. 1 35 
Das jetzund durch die ge Be 
Lat es auch lichte bey mir werden, 
ad einen Seen auf der en 


u 


02 2 Vater, mein n Brest ; 
MI) Meine erſte Sorge an dieſem 
— Morgen iſt das Lob deiner un 
ausſprechlichen Gute. Der Donner 
ſtag iſt nun auch erlebet, und ich lebe 
hoch. Dafuͤr bringe ich dir das Op⸗ 
fer meiner Lippen, und bezahle dir das 
Gelübde meines Herzens. Ich HN 


; . da er aufwachte: | 5 
U der HERR an dieſem Orte. 
Er mein Welte ahr ich die e 


* 8 nan BR 

Fl. IR 238 
ER FAR 1 
1 . — Pr 2 


5 


* 


1 8 5 | Benjamin Schmolckens, 


deiner Liebe. Die hat meine Wache ber 
; . die hat meine Ruhe gewirket, 
die hat mich jetzo ſanſt wiederum aufge⸗ 
wecket. Ach wer bin ich, HErr! daß du 
dich meiner fo herzlich angenommen? Du 
haſt mein Lager nicht zur Todten⸗Bahre, 
noch mein Haus zur Morder⸗ Grube wer⸗ 
den laſſen. Unter deinem Schirm ver⸗ 
| 115 te ich den Sturm der Gottloſen. Dei⸗ 
ne Macht wiederſtund der Macht der Fin⸗ 
ig. Nun 9 755 ſich meine Kräfte: 
BA verfammier „meine Glieder erquicket, und 
ich ſtehe geſund vor deinen Augen. Ach 
Bi Vater! um dich auch heute deines Kin⸗ 
des an. Laß! deine Barmherzigkeit herfuͤr⸗ 
brechen wie die Morgenroͤthe, und deine 
nd 2 wie einen Thau, der das Land be⸗ 
i fkkuchtet Gieb, daß alle meine Tritte von 
Segen ieehfen, die ich auf deinen Wegen 
thun werde. Schlecht und Recht behuͤte 
mich, denn ich harre dein, Fein ira au, 
4 aller meiner Noth. m 


E Gott Sohn, mein König! laß 
mich auch an dieſem Morgen den Seepter 
deiner Gnade küßf en, Wenn dein Ange⸗ 
ſicht freundlich it, fo iſts mein Leben. 
Kock . an e ee en . 


Morgens und Abend Andachten. 191 
leuchten, daß meine Seele geneſe. Sy 
mir freundlich, und foͤrdere das Werk 
meiner Haͤnde. Sollte ich ja heute ein 
verirrtes und verlohrnes Schaͤflein wer⸗ 
den? ach! ſo ſuche deinen Knecht. Be⸗ 
kehre du mich, HEN! fo a be 
kehret, hilf du mir, HERR! ſo iſt 
mir geholfen. Behuͤte mich vor Sicher⸗ Y 
heit des Herzens, und vor Gottloſigkeit 
des Wandels. Zeige mir deine Fuß⸗ 
ſtapfen, daß ich nicht mir, noch der Welt, | 
oder dem Satan folgen moͤge. Zeuch 
mich dir nach, ſo laufe ich; und wo du mich 
ein menſchliches Joch auflegeſt: ſo lag 
mich doch dabey, den ganzen Tag, in den 
Seilen der Liebe gehen. Gieb, daß dieſer 
und jeder Tag, den ich noch zu leben abe, 
mein Donnerſtag ſey: daß ich mich erin 
nere des letzten Gerichts⸗Donners, er⸗ 
ſchroͤcke vor dem gegenwärtigen Geſetz⸗ 
Donner, und alſo taͤglich in wahrer Buße 
erfunden werde. Weil ich nicht weis, 
wenn das letzte Stuͤndlein kommt, ſo laß x 
mich alle Stunden bereit ſeyn, dir, meine | 
Koͤnige, entgegen zu geben. 


Pa heiliger Geiſt, A 1 
‚Star he auch in mir Schwachen 
a 9 5 e 3 


2 “ 


| 10 5 In Benjamin Schmolckens, 1 


x heute micht Laß mich dieſen Tag 
alſo leben, daß es mich auf den Abend 
8 nicht reuen moͤge gelebet zu haben. 
fande mir ein Licht an in dem Ver⸗ 
ſftande, und baue dir ein Heiligthum in 
meinem Willen. Laß mich in dem Ra⸗ 
the der Frommen wandeln. Meine 
Seele komme nicht in den Rath der Gott⸗ 
loſen. Mein Fuß trete nicht auf den 
Weg der Sünder, Lege meinen ſuͤndli⸗ 
chen Neigungen Zaum und Gebiß an, 
daß fie in dem Gehorſam des Reichs 
Chriſti behalten werden. Beruhige 
mein Gewiſſen, daß Gerechtigkeit und 
Friede ſich in meiner Seelen kuͤſſen. Ver⸗ 
wandele alle Bitterkeit des Kreuzes in 
eine Arzeney, und bringe das Licht des 
Troſtes mitten aus der Finſterniß der 
Truͤbſalen herfuͤr. Gieb mir ein vergnuͤg⸗ 
tes Herz bey meinem beſchiedenen Theile. 
N Laß mich nicht begierig ſeyn nach Gütern, 
die mich eitel machen; ſondern pflanze in 
mir eine Sehnſüͤcht nach den wahren 
Schaͤtzen, die eine beſtaͤndige Vergnuͤgung 
geben, und die ich auch im Sterben mitneh⸗ 
u‘ 1 Ai | 5 2 


- Morgen: und Abend-Andachten. 193 


Heilige Dreyfaltigkeit! Ich heilige 
dir heut meinen Leib und Seele. Ach laß 
mein Leben und Weben ein ſtetes Lob dei⸗ 
ner Herrlichkeit ſeyn. Wende dich auch 
zum Gebete der Verlaſſenen. Erbarme 
dich deines Erbes. Segne dein Volk. 
Laß die Meinen nicht aus deinen Augen, 
noch aus deinem Herzen. Leite uns nach 
deinem Rath, und nimm uns endlich mit 
Ehren an. Ehre ſey dir, Gott, in der 
— Friede auf Erden, und den Men 
chen ein Wohlgefallen. Amen! ö 


So zieh ich meine Kleider an, 
Und bin mir IEE ſix angethan. 


Der kann den rechten Schmuck mir ſchenken. 


Jedoch bey allem was ich thu, 
Will ich auch an die letzte Ruh, A En 
und an den Sterbe Rittel denken. 


77 24 >, Benjamin Schmolckens, 


ige Andacht am 
Donnerſtage. i 


„ a und Ruhm ſey dir ie | 
© du SEre der Serrlichkeit! 

Daß ich wieder einen Tag 

1 Sroͤlich hinterlegen mag. 


74 2077 Vater, mein hoͤchſtes Gut! 
) wie gut haft du es abermahl an 
— dem vergangenen Tage mit mir 
gemacht. Deine Güte iſt beſſer denn Leben. 
Wenn ich meine Unwuͤrdigkeit mit der 
Größe deiner Barmherzigkeit vergleiche 
ſo muß ich mit Jacob ſagen: Ich bin deſ⸗ 
ſen nicht werth, was du an mir ge⸗ 
than haſt. Mit was fuͤr vaͤterlicher 
Fürſorge haſt du mich berathen? Mit 
was fuͤr getreuer Wachſamkeit haſt du 
mich ſo viel tauſend Gefaͤhrlichkeiten ent⸗ 
riſſen? Mit was für Langmuth haſt du 
mich in meinen Suͤnden vertragen? Mit 
was für Geduld und Liebe haft du mich zur 
Butze geleitet. Ach! gieb mir doch eine rech⸗ 
te Empfindung, von der Groͤße deſſen, was 
ich dir aus bin, RR: wie ee 
5 . Ri: 


Morgens und Abend⸗Andachten. 195 


auch, wenn ich bey allem dieſem Guten in 
meinem Fleiſche nichts Gutes finde. Du 
haſt mich wohl mit Wohlthaten uͤber⸗ 
ſchuͤttet; aber ich habe deiner Gnade und 
Gabe mißbrauchet. Die Seile der Liebe 
habe ich zerriſſen. Meine Suͤnde iſt 
jetzo fuͤr mir, dein Zorn uͤber mir, die Angſt 
der Hoͤllen in mir. O Vater der Barm⸗ 
herzigkeit! wie ſuͤndlich ich auch bin, ſo 
nehme ich dennoch meine Zuflucht zu dir. 
Bey dir iſt die Vergebung, daß man dich 
fuͤrchte. Ach HErr! vergieb, nach deiner 
Lieb, die du feſt zu mir traͤgeſt. 


GOtt Sohn, mein einzige Zuflucht! 
Zu dir fliehe ich, verſtoſſe mich nicht. Ich 
hoͤre wohl an dieſem Donnerſtage dein Ge⸗ 
ſetze donnern, aber auch dein ſuͤſſes Evan⸗ 
gelium Friede und Gerechtigkeit predi⸗ 
gen. Habe ich ſchon große Urſache, traurig 
zu ſeyn uͤber meine Suͤnde; ſo habe ich doch 
noch viel groͤßere Urſache, mich zu erfreuen 
uͤber deine Liebe, die mich nicht will laſſen 
verlohren gehen. Verwandele durch die⸗ 
ſe Liebe den Zorn deines himmliſchen Va⸗ 
ters in lauter Gnade; die Finſterniß der 
gegenwaͤrtigen Nacht in lauter Licht, ja 
meinen Tod, * heute erfolgen ſollte, 


hu; A Benjamin Schmoldens, 
in lauter Leben. Haſt du nichts, o See 


llen⸗Freund, wo du dein Haupt hinlegeſt, 


ach lege es heute auf mein Herz, ſo werde 
ich in dir ruhen und du in mir. Ich will 
dich halten, und nicht laſſen, bis ich dich in 
meine Kammer bringe. Ach! biſt du bey 
mir darinen, ſo werde ich wol bleiben. 


G Ott heiliger Geiſt, mein Pfand 
und Siegel! verſiegle mich auch heute mit 
dem Zeichen der Goͤttlichen Kindſchaft. 
Erinnere mich meines Tauf⸗Bundes, da⸗ 
mit ich im Buͤudlein der Lebendigen einge⸗ 
bunden bleibe. Baue dir auch im Schlafe 
einen Tempel in mein Herz, und erfülle 
daſſelbe mit ſuͤßen Traͤumen. Verlaß 
mich nicht, wenn mich alle Menſchen ver⸗ 
laſſen. Wenn ich von mir ſelber nicht 
weiß, ſo denke du an mich. Befreye mei⸗ 
nen Geiſt von der Laſt aller irrdiſchen Sor⸗ 
gen, welche mir oft die Nacht zum Tage 
machen. Verbanne aus meinen Gedan⸗ 
ken alle unreine Luͤſte, aus meinen Ohren 
alle boͤſe Zeitungen, aus meinen Augen alle 
Schreck⸗ Bilder der Hoͤllen. Wecke mich 
wieder zu einer gluͤckſeligen Stunde. Iſt 
aber mein letztes Stundlein vor der Thuͤre, 
ſo laß meinen Blick in die Wunden 87 8 


Morgen⸗ und Abend Andachten. 197 


fo gehen. Nur ſelig, ob gleich ploͤtz⸗ 
lich. Auf Chriſtum, und in Chri⸗ 
ſto, iſt es am beſten ſchlafen gehen. 
Heilige Dreyfaltigkeit! laß auch 
heute die Meinigen dieſes Siegel haben: 
Der HER kennet die Seinen. 
Mache zu nichte den Rath der Gottloſen. 
Heilige die Ruhe aller Frommen. Schu ⸗ 
tze die Wohnungen Jacobs. Gieb uns 
Diejenigen zu, die um deinen Thron ſtehen; 
ſo wollen wir uns morgen vor dieſem 
Throne buͤcken, und ſagen: Der GOTT 
Iſraels iſt mit uns, der Gott Jacob ſchuͤ⸗ 
tzet uns. In deinem Namen ſprechen wir 
indeſſen Amen! EL. 
In TEfu Namen ſchlaf ich ein: 
Der Seind mach lauter Donner ſpeyn. 
Ich werde darum nicht erwachen. 
Sort wendet einen jeden Schlag, 
Und kann auf einen Donnerſtag 
Die angenehmſte Stille machen. 


- 


8 5 Benjamin Schmoldens, 


Wg Andacht am 
ae Freytage. W 


Sib Ieſu f daß die morgenröche Be 
Die Macht der Kinfterniffen toͤdre, Er 


In deinem Blute ſtelle mir 


; 5 . 8 i Den rechten Himmels purpur für. 2 
ett Vater, meine Freude! 


So ſtehe ich wieder auf zu deinem 


— Lobe. Wache auf, meine Ehre. 


Das Herze mein Pfalter, die Lippen mei⸗ 


2 ne Harfen, klingen von deinem Ruhme. 
Dieſer Freytag mein Freytag. Mein 
Auge frey von der Finſterniß; mein Ohr 
ftey vom Schrecken; meine Fuße frey 
vom Stricke des Jaͤgers; mein Herze 


frey von allem rann des Nachts. O 


herrliche Freyheit! Das Auge ſiehet es, 


5 5 Mund rühmet es, die Seele erkennet 


hre fort, o alleranıtiafier Vater! 


re inſolche er Frepheiſ mich zu befeſtigen. Be⸗ 
freye mich von allem, was mir ſchaͤdlich, 
und dir n if. Ziehe meinen Fuß 
. aus dem Netze, das mir Welt und Satan 


geſtelet hal . alle Bande 1 ie 


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. morgen und Abend Andachten. 199 
Eitelkeit, die mich feſte an die Erden heften, 
und vom Himmel los reiſſen. Laß meine 
Begierde nicht ruhen auf Dingen, die keine 
Ruhe haben. Schuͤtte in mir aus deine 
Gnade, und gib mir keinen ge ingern 
1 Reichthum, als dich ſelbſt. Mache mich in 
meinem Berufe embſſg und vergnügt. 
Dieine Liebe und dein Segen verſuͤße mir, 
was mir zu ſauer wird. Frey vom Kreu⸗ 
ze will ich an dieſem Freytage nicht ſeyn; 
ich werde auch, leider! nicht frey von der 
Suͤnde bleiben. Dort aber laß mich dei⸗ 
nen Troſt, und hier deine Gnade finden, 
wenn ich ſie ſuchen werde. Laß mich im 
Kreuze nicht verzagt, in der Suͤnde nicht 
verſtockt ſeyn; in jenem Linderung, in dieſer 
aber Vergebung erhalten. Sey mein 
Gott, der mir hilft, er meine Pate: die 


5 mich in keiner Noth ver 
GoOtt Sohn, meine dete Ben 5 
Freytag war dein Sterbe⸗ Durch 


deinen Tod haſt du mich frey anal vom 
ewigen Tode. Haſt du, Sohn GOttes, 
mich frey gemacht, ſo bin ich recht frey. 
Gib, daß dieſer Tag mir heute und nim⸗ 
mer aus dem Gedaͤchtniſſe komme. Heute 
1 mit 5 * . auſe 
1 et 3 BER ch ge W 


200 Benjamin Schmolckens, 
gegangen, heute haſt du meine Seele aus 
dem Lerker gefuͤhret: das danke ich dei⸗ 
nem Namen. Ach laß mich die herrliche 
Freyheit, die du mit deinen Banden erwor⸗ 
ben haſt, nicht brauchen zum Deckman⸗ 

tel der Bosheit, daß deine Gnade an mir 
nicht vergebens ſey. Gieb vielmehr, daß 
ich eine Dienſtbarkeit mit der andern ver⸗ 
wechſele, die Dienſtbarkeit der Suͤnden 
mit der Dienſtbarkeit der Gerechtigkeit. 
Du haſt mich theuer erkauft, laß mich heu⸗ 
te und kuͤnftig dein eigen ſeyn, damit ich 
mich nicht wieder von dem knechtiſchen 

Joche fangen laſſe. Pflanze heute dein 
Kreuz in mein Herze. Druͤcke deine Dor⸗ 

N a in mein Fleiſch, daß es nicht geil wer⸗ 

N Hefte mich an dich, mit Nägeln der 
8 ER Zeige mir durch die geoͤfnete 
Bruſt dein im Blute wallendes Herze, 
alls meine einzige Freyſtadt, wenn die See⸗ 
le in Aengſten iſt. Gieb Balſam her aus 
Deinen geheiligten Wunden vor mein ge⸗ 
aäͤngſtetes Gewiſſen. Dein im Tode ge: 
neigtes Haupt laß mich heute kuͤſſen! wo 
ich nach deinem Willen dem Tode begeg⸗ 
nen ſollte. Das ſey meine Loſung an die⸗ 
ſem Tage: JEſus, „ meine wa it 1 

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72 
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7 1 + 1 


Morgen- und Abend-Andachren. 201 


G Ott heiliger Geiſt, mein Freund. 
Bewahre mich heute vor aller Suͤnde, wel⸗ 
che iſt eine Feindſchaft wider GOtt. Laß 
mich der Welt Feind und Gottes Freund 
ſeyn, und alsdenn auch ſchmecken und ſe⸗ 
hen, wie freundlich der HErriſt. O was 
für Freyheit werde ich an dieſem Freytage 
beſitzen, wann ich meinen Verſtand und 
Willen dir völlig unterwerfen werde. 
Denn wo der Geiſt des Herrn iſt, da iſt 
Freyheit. Gieb, daß ich dem Fleiſche 
nicht Raum gebe, noch mich laſſe den eiteln 
Wahn der Welt gefangen nehmen. Reiß 
mich je mehr und mehr los von dem, was 
irrdiſch iſt: und ige mir bey allen Truͤbſa⸗ 
len, daß auch dermaleins die Creatur 
frey werden wird vom Dienſte der Eitelkeit, 
zur herrlichen Freyheit der Kinder 1 | 
tes. Wir ſind Kinder der Freyen, und 
warten auf Jeruſalem, das droben iſt, da 
iſt die Freye, die unſer aller Mutter iſt. 
Da werden wir vollkommen frey ſeyn. 
Unſere Seele aus dem Tode geriſſen, unſer 
Auge frey von Thraͤnen, unſer Fuß frey 
vom Gleiten. Eja waͤren wir dak! 


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95 205 | „ee Schmolckens, 
5 Heilige Dreyfaltigfeitt fen heute 
| nicht ferne von einem jeglichen unter uns; 
in dir leben, weben und find wir. Iſrael 
hoffet auf dich, laß unfere Hofnung icht 
zu ſchanden werden: denn du biſt unſer 
BO Erhebe uͤber uns das Licht deines 
Antlitzes. Vermehre dein Reich in uns. 
Bleibe mit deiner Wahrheit bey uns. 
Laß uns muthig glauben, heilig leben, 


5 en leiden, ſelig ſterben. Wir laſſen 
dich nicht, du ſegneſt uns denn. 
ee 


Ich bitte, Jen! dich, | 

Dein Blur komm uͤber mich, 
Doch aber in Genaden; 

So kann mir keine Noth, 
Bein Elend und kein Tod, | 
Auch gar a Hug baden. Eu 


= 


2 N 


2272 
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Morgen» und Abend» Andachten. 203 


Abend⸗Andacht am 
N Freytage. | 


Ihr blurigen Wunden der leidenden Lieber 
Ich lege mein Serze mit Glauben in euch; 
So hab h ein Bette dem Salomon 
5 5 leich, | | N 

Und fürdhe be, daß mich ein Unfall 
berrübe. | 7 


282 Vater mein Geber alles 
Guten! Was gebe ich dir wieder 
fuͤr alle deine Gaben, die ich dieſen 


verfloſſenen Tag von dir empfangen habe? 
p bin ein Kind des Zorns; und dennoch 

ft du mir deine Gnade ſo reichlich erwies 
fen. Da ich nichts verdienet, ſo haſt du 
mir alles gegeben, was mir noth iſt. Alle 
Wohlthaten, die du uͤber mich ausaefchit 
tet, find Fruͤchte deiner erbarmenden Liebe. 
Alles Kreuze, das du zu mir geſchicket, iſt 
eine Wuͤrkung deiner vaͤterlichen Neigung. 
Und dieſen Augenblick muß ich ſagen: 
Bis hieher hat mir der HErr gehol⸗ 
fen. Ach! warum habe ich nicht Engel 
. N deine Treue und e Ö 
re nach 


5 2 y cu? 7 
* / . 7 — * Far 


W Delenm Schmolckens, 
nach Wuͤrden zu erheben? 7 Allein wie be⸗ 
ſchaͤmt mich meine Suͤnde fuͤr deinem An⸗ 
geſichte, daß ich mich fürchten muß, mein 
Dank⸗Opfer werde dir nicht gefallig ſeyn. 
Es iſt wahr, daß der Suͤnder vor dir nicht 
beſtehen kann; aber das iſt auch gewiß, daß 
du den S under in ſeiner Buße nicht ver⸗ 
ſtoßen willſt. Ich will deine heilige Ver⸗ 
heiſſungen ergreifen, daß, wer an SEfum 
Chriſtum glaͤubt, nicht ſoll verloren wer⸗ 
den. In dieſem Glauben rechtfertige 

mich; in dieſer Gerechtigkeit abſolvire 
mich. Sey mir um Chriſti willen gnaͤdig 
und barmherzig. Finſterniß bedecket nun 
das Erdreich! Du aber decke mich mit 
deiner allergetreueſten Liebe. Sende mir 
deine Nacht⸗ Wache bis zur frolichen uno 
‚9er Wache. | A | 


SGdtt S Sohn! mein n Alles in Allen! | 
Jedermann denket jetzund an ſeine Ruhe. 
Ich aber denke an meine Suͤnde. Ach 
"meine Gedanken find heute nicht allemal 
deine Gedanken, und meine Wege nicht 
immer deine Wege geweſen. Ich weis 
aber, daß du nicht Gedanken des Leides, 
ſondern Gedanken des Friedens uͤber 

eh oba. — ſo denke! an mich Wen 
me 


5 Morgen: und Abend⸗Andachten. 205 


Barmherzigkeit, wie du am Kreuze des 
armen Schächers gedacht haſt. Wirff 
meine Suͤnden in die Tieffe des Meers, 
daß ihrer nimmermhr gedacht werde. 
Gedenk, o Herr, der ſchweren Zeit, darin 
der Leib gefangen leit. Der Seele, die du 
haft erlöft, gieb, o HERR, Ef! deinen 
Troſt. Troͤſte mich in dieſer Nacht durch 
das Andenken deiner Wunden. Weil 
du mich in derſelben von der Obrigkeit der 
Finſterniß errettet haſt, ſo laß mich auch 
jetzo vor des Satans Grauen und Klauen 
ſicher ruhen. Dein letztes Wort ſey auch 
mein Wort: Vater, ich befehle meinen 
Geiſt in deine Hande. Sollte ich dieſe 
Nacht mein Haupt neigen muͤſſen, ſo 
laſſe es dir auf deine Blut ruͤnſtige Bruſt 
fallen. Soll mir mein Herze brechen: ach 
N breche es in deiner geöffneten Seite. Das 

ey mein Weg ins Paradeis. Ich kuͤſſe 
deine Hoheprieſterliche Wunden, und ſage: 
Dir leb ich, dir ſterb ich, dein bin ich 
todt und lebendig. 


Gott heiliger Geiſt, mein Vertre⸗ 
ter! Beſchleuß meine Seufzer mit deinem 
Abba. Beſprenge ſie mit dem Blute des 

e e ee 


26 Benjamin Schmolckens, 


unſchuldigen Lammes. Verſiegle ſie mit 
dem letzten Angſt⸗Geſchrey meines ſterben⸗ 
den Ickſu. Wenn ich jetzt mein Licht aus⸗ 
loͤſchen werde, ſo ſey das Licht in meinem 
Herzen. Wenn ich meine Kleider ablege, 
ſo zeuch mich an mit Kraft aus der Hoͤhe! 
dag ich wider alle liſtige Anlaͤufe des Sa⸗ 
tans beſtehen moͤge. Wenn ich die mat⸗ 
ten Glieder auf mein Lager werfe; ſo ver⸗ 
ſichere meine Seele, daß ich in den Wun⸗ 
den meines Ef ruhe. Laß auch mein 
Bette mir von meinem Grabe predigen, 
daß ich nicht in Sicherheit ſchlafe, wie die 
Junger am Oelberge: ſondern alle Augen⸗ 


blicke meines Endes erwarte. Stecke das 


Kreuz meines Erloͤſers, als ein Sieges⸗ 
Zeichen, fuͤr mein Bette. Das ſoll meine 
Ruhe, das ſoll meine Ehre ſeyn. Bekehre 
auch alle Feinde des Kreuzes Chriſti, daß 
ſie ſich unter dieſes Panier ſammlen, und 
der Verdammniß entgehen moͤgen. Ver⸗ 
ſiegele auch mit dieſem Gnaden⸗Zeichen 
die Ruhe der Meinigen: und laß keinen 
„ gehen, den du damit bezeichnet 
dal. ee 


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‚Morgen: und Abend :Andachren, 207 


Heilige Dreyfaltigkeit! Deine 
Gnade ſey 724 Licht im Finſtern. Dei⸗ 
ne Kraft ya unſere Staͤrke in der 
Schwachheit. Dein Schutz ſey unſer Schild 
in der Gefahr. So wird ſich keine 
Plage zu En; Hütten nahen. Sey 
mit uns, o Vater! in deinem Sohne, mit 
deinem Geiſte. Laß dieſe Schrift an 
unſer Haus und Herz geſchrieben ſeyn: 
Hier iſt der Herr. Iſt GOtt für 
uns, wer will wider uns OR | 
Amen. N * RR 


Be, nee nan 
Und du, mein n JEſu machft mich frey, 
| Daß i ich in deinen riefen Wunden N 
Der Rinder GOrres Sreyheit funden. 
Gieb auch nunmehr durch deine Macht, 1 
Sum Sreyeag eine freye Nacht. 


77 5 4 e . a 1 
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8 208 | | Benjamin Echmoldens, 3% 


age Andacht am 
een 


* 


10 nen ep! (ey mein MorgenThan, 
Erquicke meines Herzens Au, 
Und laß mich heute fruchtbar ſeyn, | 

11 it Sruchten, Egger 0 erfreu n. un: 2 


7 1 Ott Vater „meine Hülfe! Bis 
Ns] hieher haft du abermahls gehol⸗ 
1 fen. Du haſt Großes an mir ge⸗ 
5 han, deß bin ich frölich. Groß war die 
Gefahr, darinnen ich dieſe vergangene 
Nacht ſchwebete. Groß die Macht und 
Liſt der Feinde, die auf meine Seele laure⸗ 


1 Noch viel groͤßer aber deine Kraft, 


die mich wieder alles mächtiglich beſchuͤtzet 
hat. Darum will ich des Morgens deine 

Guͤte, und des Abends deine Wahrheit 
verkündigen. Wie ſoll ich dir aber deine 
Wohlthaten 1 ich, der ich nichts 
habe, was nicht dein iſt. Ich will dir alles 
wiedergeben, was dir gehoͤret. Ich hei⸗ 
lige dir meinen Leib zu einem lebendigen 
5 Deen; 1 meine Seele zu einem n imm ner⸗ 


” 


AMorgen- und Abend · Andachten. 209 


mährenden Eigenthum. Mein Herz fol 
dich lieben, mein Mund ſoll dich loben, ar 
le meine Gliedmaſſen ſollen dir dienen, al- 
le meine Sinnen dir gehorchen. Ich bit⸗ 
te aber auch vor dieſen Tag, daß du denſel⸗ 
ben mit deinem Segen heiligen wolleſt. 
Laß mich wandeln, wie ſichs gebuͤhret, in 
meinem Berufe, darein ich berufen bin. 
Regiere die Zufaͤlle meines Lebens, nach 
deiner Weisheit, ich will dir in allem ſtelle 
halten. Du kannſt mir mehr geben, als ich 
bitte. Du kannſt etwas Uſſers geben, als 
ich begehre. Ich bitte aber hichts mehr, als 
dieſes: HERR, dein Wille geſchehe. 
Du wirſt, du kannſt, du willſt nichts 
Boͤſes uͤber mich wollen. Dein 
Wille iſt der beſte. 


SD Sohn, mein Hoherprieſter! 
Ich bringe dir dieſen Morgen ein Lamm 
zum Opfer. Was koͤnnte ich dir wohl ane 
genehmers bringen, als dich ſelber? Ich 
richte mich jetzo auf in deinen Wunden, in 
welchen ich geſtern zu Bette ging. Laſſe 
dieſes die Brunnen ſeyn, aus welchem mir 
heute alles Heil zuflieſſet. Laſſe dieſes die 


enſter fenn, durch welche mir heute dein 


? 210 \ R bene Scmoldene, 


himmliſcher Vater die Gnaden⸗ Blicke zu⸗ 
werfe. Laſſe dieſes die Felſen⸗Ritzen ſeyn, 
in welche ich mich heute bey aller Gefahr, 
als ein ſchuͤchternes Taͤublein verbergen 
5 könne. Laſſe dieſes die Lippen ſeyn, wel⸗ 
che heute mich bey Gott vertreten, wenn 
ich in Suͤnde und Strafe fallen ſollte. 
Nathe mir heute nach deinem Herzen, daß 
ich nicht auf Abwege gerathe. Bey dir iſt 
Rath und That; du kannſt mir geben, was 
mein Herz wünſchet. Ruͤſte mich mit 
Kraft aus der Hoͤhe, und mache meine 

Wege ohne Wandel. Ich hoffe darauf, 
daß du ſo gnaͤdig biſt, mein Herz freuet ſich, 
daß du ſo gerne hilfeſt. Bereite deine Guͤ⸗ 
te uͤber die, ſo dich kennen, und deine Ge⸗ 
rechtigkeit uͤber die Frommen. Laß mich 
den letzten Tag in dieſer Wochen alſo zu⸗ 
bringen, daß, wenn es der letzte meines Le⸗ 

bens ſeyn ſollte, ich denſelben in dir A 
5 und ſelig beſchlieſſen N 


Gott heiliger Geiſt, mein Leit 
| Stern Leite mich heute auf rechter Bahn. 
Schaffe, daß ich mich übe ein gutes Gewiß 
ſen zu haben, damit daſſelbe mich nicht beife 
ſen moͤge meines ganzen Lebens halber. 
8 . mich en die Ta 


| 


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E * 


morgen ⸗ und Abend⸗ Andachten. 211 


Erhalte mich in den Verſuchungen, ſtaͤrke 
mich wider die Verfolgungen. Sey mein 


Rathgeber, wenn ich zweifele Sey mein 


Geleitsmann, wenn ich wandele. Staͤr, 
ke mich bey dem Elende dieſes muͤhſeligen 
Lebens, mit der Hofnung eines beſſeren 
und ewigen Lebens. Herrſche uͤber alle 
meine Neigungen. Gebiete uͤber alle mei⸗ 
ne Werke, mache alle meinen Wandel zu 
einem guten Geruch vor GOtt. Befrie⸗ 
dige mein Herz, durch deine heilige Verord⸗ 
nungen, daß es aller unordentlicher Sor⸗ 
ge muͤßig gehe, und deiner Goͤttlichen Vor⸗ 
ſehung keinen Eintrag Thue, Laß mich zu: 
forderſt das Reich GOttes ſuchen und 
alsdann verſichert ſeyn, daß mir das ande⸗ 
re alles zufallen werde. Und, nach allen 
deinen Gaben, gieb du dich mir ſelber, wie 
ich an meiner Seiten wuͤnſche, dir ganz 
und gar ergeben zu ſeyn. ö 
Heilige Dreyfaltigkeit! vouende das 
gute Werk in mir, beym Ende dieſer 
Woche. Mache an dieſem Ende gut, was 
ich in den übrigen boͤſe gemacht. Schutze 
und errette deine arme Chriſtenheit, bis an 
das Ende der Welt. Gieb uns des Glau⸗ 


bens Beſtaͤndigkeit, Geduld im Kreuz und 
Widerwaͤrtigkeit. Gieb unſern Graͤnzen 


2 


$ 213 1 Benjamin Schmolke, 8 
Friede, unſern Häufern Segen, unſern An, 
: 600 igen Leben und volle Genuͤge. Er⸗ 
loͤſe uns, ſo lange wir leben, Amen. 


55 Nun IſEſu, ſprich den Segen . 5 | 
Auf allen meinen Wegen, 1 
Und ſtecke ſelbſt das Ziel. | 
So wird das Werk vollführer, 
Die mir zu thun gebuͤhret, 
5 2 deine Ehr es haben W 


Albend⸗ Andacht am am 


. 9 Sonnabend. 


Bu Die Sonne geht zu ruͤſte, 
Bleib du bey mir Err Chriſte! 
So hab ich Licht und Leben 
Wenn mich die Nacht umgeben. 
7 8 OTT Vater, mein Anfang und 
Sende in allen meinen Dingen! Wie 
9 ich dieſe Woche mit deiner Gnade 
angefangen, alſo habe ich fie auch, durch die⸗ 
ſelbe, zu Ende gebracht. Ach! was fuͤr 
Dankbarkeit, was für Liebe, bin ich dir 
meinem Gott ſchuldig, vor fo viel unaus⸗ 
ſprechliche Wohlthaten, die ich zwiſchen dies. 
ſem Anfange und Ende genoſſen habe. Du 
5 1 5 mir er viel Ben ma: da ich er 
m; 1 


Morgen; und Abend⸗Andachten. 213 


doch beleidiget habe. Du biſt ſo nahe bey 
mir geweſen, da ich doch meine Augen ſo 
oft von dir abgewendet. Du haſt Gutes, 
ich Boͤſes gehaͤufet. Ach ich kann die Groͤſ⸗ 
ſe deiner Liebe nicht genugſam begreifen, 
‚aber auch leider, die Menge meiner Ueber⸗ 
tretung nicht uͤberſehen. Jedoch, o barm⸗ 
herziger Vater! nehme ich meine Zuflucht 
zu deiner theuren Verheiſſung. Wo mei⸗ 
ne Suͤnde maͤchtig iſt, da iſt deine Gnade 
noch viel mächtiger. Ach Herr, der du 
das Werk deiner Hande nicht verſchmaͤ. 
heſt, was erwarteſt du anders von mir ar⸗ 
men Suͤnder, als ein zerknirſchtes Herz, 
welches ſich von ganzem Herzen zu dir be⸗ 
kehret, und von deiner Gerechtigkeit zu dei⸗ 
ner Barmherzigkeit ſeine Zuflucht nimmt. 
Laß doch heute deine Gnade ſeyn, wie ein 
Abend⸗Regen. So ferne der Morgen iſt 
vom Abend, fo ferne laß auch meine Suͤn⸗ 
de an dieſem Sonnabend von mir ſeyn. 

Gieb, daß ich das Ende dieſer Woche alſo 
mache, daß ich nicht ein Ende nehme mit 
Schrecken, wie die Gottloſen, deren Ende 

iſt die Verdammniß. Sondern laß mich 
aus Gnaden davon n das Ende des 
ei welches iſt der Seelen Selig 


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8 214 Benjamin Schmolckens, 


u Gott Sohn, meine Gerechtigktit | 
Du biſt des Geſetzes Ende: wer an dich 
glaͤubet, der wird gerecht. Ich ſchließe 
mich, beym Schluſſe dieſer Wochen, in deine 
Wunden. Stelle mich deinem himmli⸗ 
ſchen Vater fuͤr, in deinem Blute. Beklei⸗ 
de mich mit deiner Gerechtigkeit. Tilge 
5 meine Suͤnde durch deine ewige Liebe. Ich 
befehle dir Leib und Seele: du haſt beydes 
erloͤſet, du getreuer GOtt. Zeichne mich 
in deine durchbohrte Hände. Laß heute 
dein Haupt uͤber mir voll Thaues, und dei⸗ 
ne Locken voller Nacht : Tropfen ſeyn. 
2 Gib auch, daß ich allezeit unter den klugen 
Jungfrauen erfunden werde, und, wenn 
du um Mitternacht kommeſt, mit dem Oele 
des Glaubens dir entgegen gehen moͤge. 
Me il ich auch unter denen bin, auf welche 
das Ende der Welt kommen ſoll: ſo laſſe mich, 
beym Ende d eſer Wochen, auf eine ſelige 
Bereitſchaft bedacht ſeyn, deiner Zukunft 
mit Freuden zu erwarten. Wie du die 
Deinen bis ans Ende geliebet, ſo bleibe 
auch bey uns bis ans Ende der Welt, nach 
deiner allergetreueſten Verheiſſung. Gib 
uns Beſtändigkeit des Glaubens in der 
Liebe, und erfuͤlle endlich dein Wort an 
uns; Wer 8 bis ans Ende, "in 


— 5 4 
ö 


— 


ches wird Fein Ende ſeyn. 


7 Morgen: und Abend · Andachten. 215 
ſelig werden. So wollen wir dich ohne 
Ende ruͤhmen, dort, wo deines Koͤnigrei⸗ 
Gott Heilige Geiſt, mein Lehr 


rer! Lehre mich heute inbrünftig beten: 


HeErr, lehre mich bedenken, daß es 


ein Ende mit mir haben muß; da 


mein Leben ein Ziel hat, und ich da⸗ 
von muß. Bereite mich alle Abend zum 


Tode, und laſſe mich niemals in Sicher⸗ 


heit zu Bette gehen. Gib, daß ich allezeit 


warte auf die Offenbarung IEſu Chri⸗ 


ſti, welcher auch mich wird feſte behalten 
bis ans Ende: daß ich unfträflich ſey auf 


den Tag ſeiner Zukunft. Soll ichmorgen 
leben, ſo erwecke mich zu einem geiſtlichen 
Leben. Morgen iſt des HErrn Feſt. Be 
reite mich dazu in heiliger Furcht. Indeſ⸗ 


ſen verſiegele meine Ruhe heute, mit der 


Gnade und Liebe meines IEſu. Breite 


deine Fluͤgel uͤber alle meine Angehoͤrige. 


Sey der Traurigen Leuchte in der Finſter⸗ 


niß. Erleichtere die Laſt aller Muͤden. 


* 


| 


15 
I 


Schaffe, daß bey denen Kreuz⸗Traͤgern die 
Verſuchung ſo ein Ende gewinne, daß ſie es 
ertragen koͤnnen. Laß heute alle Men⸗ 


I. 


216 N: Benjamin Sämoldens, 


ſchen an ihr Ende gedenken, fo werden fe | 
nimmermehr Uebels thun. 
Heilige Dreyfaltigkeit! Deine 
Jahre nehmen kein Ende, aber bey uns iſt 
nahe kommen das Ende aller Dinge. Ach! 


laß es nicht gar aus ſeyn mit uns, noch 


auch deine Barmherzigkeit ein Ende haben. 
Und wann ſich das Ende unſers Lebens 
herzu nahen ſollte, fo laſſe uns kommen zum 
Anfange der großen himmliſchen Woche, 
die du deinem Erbe vorlaͤngſten verheiß 
ſen haſt. Laſſe uns ſterben des Todes der 
Gerechten, und unſer Ende ſey, wie das 
Ende der Frommen, ſo heiſſet es: 
Ende gut, alles gut. Amen. 


So iſt die Woche nun beſchloſſen, 
Und auch zugleich der Tag verfloſſen. 
Der weis, wie nah mein Ende ſez. 
Nimm, IE ſu! mich in deine Haͤndĩ; 
So komme, wenn du wilſt, mein Ende, 
Ich warte deſſen ohne Scheu. | 
Denn was mein Ende bier auf Erden, 
Das eine mir dort der Anfang werden. 


4 Jen, M. Chriſtian Scrivers, 
Gott⸗ gehallgter 


| . 
1 
5 7 f * 
{ 1 d 7 
2 
| dr En 


konne ch ten, 


darauf ſie 


ihr tägliches 


we Shfeı 


| mit brennendem Feuer der Liebe 
45 zu Gott bringen, x 

| 

5 

I. 


zur Erweckung wahrer 5 


‚Sem Andacht 


ie von neuem l 115 
95 Sencken 148 Breslau e. 


a M. chaten See 
13 Taͤgliches 


Sars 
Herzen. Opfer 


frommer Chriſten, 


| damit ie GOtt Für geiſt⸗ und leibli⸗ 
che Wohlthaten danken, um Gluͤck und 


Seegen bitten, auch ferner ſich und die lieben 


Ihrigen, ſamt der ganzen Chriſtenheit, dem 
aße GOtt und Vater in De⸗ 
muth empfehlen. 


0 Hyimächtiger „ewiger, gütigſter 
i GOtt, Vater unſers HErrn 
JeEſu rt, du GOtt aller Gna⸗ 
ben, du Vater der Barmherzigkeit, 
und GOtt alles Troſtes, mein lieber 
e Je , und gnaͤdiger Gott in Chri⸗ 
| te | * 
5 „Mein Herr IEſu Chriſte, du 
0 e A ae , 


8 


4 


Tägliches Saus: und Seezens· Opfer 219 
tes, du Heyland der Welt, mein theu⸗ 


reſter Erloͤſer, getreueſter Hirte, lieb⸗ 


reicheſter Mittler, ewiger Hoherprie⸗ 
ſter und Seligmacher 


G Ott Heiliger Geiſt, du ſuͤßeſter 
Troͤſter aller Betruͤbten, du Kraft 
der Schwachen, du Licht der Irren⸗ 
den, du Lehrer der Unwiſſenden, du 
Beyſtand der Betenden, mein be⸗ 

ſter Freund, meine Kraft, mein Le⸗ 
ben, mein Licht und mein Heil! 


Du einiger, ewiger, wahrer GOtt, 
hochgelobet in Ewigkeit 


Ich armer, ſuͤndhafter Menſch, kom 
me fuͤr dein allerheiligſtes Angeſicht, daß 
ich vor dir beten will, wie es dein Befehl, 
und meine Roth und Schuldigkeit erfor⸗ 
dert. Weil ich mich aber hierzu unwuͤrdig 
und untuͤchtig befinde; ſo bitte ich an⸗ 
fangs herzlich und demuͤthig, daß du 
mir meine Suͤnde, nach deiner großen 

Barmherzigkeit, vergeben, in meinem 
Herzen kindliche Furcht und Andacht er⸗ 


1 


ce 


& werfen, alen Kaen, flatternden, ſuͤnd⸗ 
lichen Gedanken ſteuren, und mir die 
Gnade geben wolleſt, dich im Geiſte und 
in der Wahrheit anzurufen: Laß dir auch 
mein armes Gebet in Gnaden wohlgefal⸗ 
ei und ee es um dein e willen, 
f men. 


ein G02 2 und Vater, 

ich danke dir erſt billig für alle dei 

ne geiſtliche und leibliche Wohlthaten, die 
du mir mein Lebenlang erwieſen, und noch 
taͤglich erweiſeſt: ich danke dir, daß du 
mich zu der Zeit, die dir beliebet, haſt er⸗ 

ſchaffen, das Leben und Weſen mir gege⸗ 
ben, mit einer feinen vernünftigen See⸗ 
len, und einem wohlgeſtalten geſunden 
Leibe begabet, mich aus Mutter: Leibe 
ke Si und gefund und wohl ang Licht 
er ze gebracht haft: Ich danke dir 

daß du mich in deiner rechtglaͤubigen 
Cbungeüſchen Kirche, von chriſtlichen, 
ehrlichen, gottſeligen Eltern haft laſſen 
gebohren, und mit der vernünftigen lau⸗ 
tern Milch des Evangelii, zu aller Gott⸗ 
| Knie laſſen angewieſen und erzogen 
werden. Ich danke dir auch inſonder⸗ 
beit, Dr du mich durch die W ee 
8 Me 15 


Tägliches Saus: und gerzens Opfer- z 


wiedergebohren! zu einer lebendigen Hof 
nung, mir die Herrlichkeit deiner Kind⸗ 
ſchaft gedenket, mich von der Obrig⸗ 
keit der Finſterniß errettet, und in das 
Gnaden ⸗Reich deines lieben Sohnes JE⸗ 
ſu Chriſti verſetzet, und darinn wieder 
des Teufels Macht und Liſt, und aller 
Welt Aergerniß und Bosheit erhalten 
haft; Ich danke dir, daß du von ſolcher 
Zeit an mich ſtets als dein liebes Kind 
erhalten, mich herzlich geliebet, vaͤter⸗ 
lich verſorget, maͤchtiglich beſchuͤtzet, 
mich wunderlich doch ſeliglich gefuͤhret, 
deine Goͤttliche Langmuth an mir reichlich 
erzeiget, au mancher Noth und Gefahr 
Leibes und der Seelen errettet, und mich 
bis hieher erhalten haſt: Ich danke dir 
fuͤr das taͤgliche Brod, und den zeitlichen 
Segen, den du mir uͤber alles mein 
Vermuthen, ohn alles mein Verdienſt 
und Wuͤrdigkeit, nach deiner Zuͤte übers 
fluͤßig und reichlich gegeben, alſo, daß ich 
Urſache habe mit dem Erz⸗Vater Jacob 
von Herzen zu ſagen: Ich bin zu ge⸗ 
ung mein Gott, aller Barmher⸗ 
zigkeit und Treue, die du an mir ge⸗ 
khan haſt: i 


Ueber 


— 


Gar: BER M. Chriſtian Scrivers 
Ueber alles aber danke ich dir, daß du 
mir auch deinen allerliebſten Sohn, FE: 
ſum Chriſtum, zum Denken geſchenket, 
und zum Gnaden⸗Stuhl in feinem Blut 
fuͤrgeſtellet haſt: daz ich mich im Glauben 
an ihn halten, und in ihm die Gerechtig⸗ 
keit, das Leben, und volles Genuͤgen ha⸗ 
ben ſoll: Wie auch, daß du mir die Mit⸗ 
tel der Seligkeit, dein heiliges Wort, und 
die hochwuͤrdigen Sacramenten gegeben, 
und mich dadurch zu deinem ſeligen Er⸗ 
kaͤnntniß gebracht, in deinem Lichte gelei⸗ 
tet, und in deiner Gnade bishero bewahret 
und erhalten haſt. M 


Ich danke dir, mein HErr JEſu 
Chriſte, mein allerliebſter Erloͤſer, 
daß du in die Welt kommen biſt, nebſt an⸗ 
dern, auch mich Sünder ſelig zu machen: 
du haſt mich auch gelieber, dich ſelbſt für. 
mich dahin gegeben, und mich dir zum Ei⸗ 
genthum, nicht mit vergaͤnglichem Silber 
oder Golde, ſondern mit deinem goͤttlichen 
theuren Blute erkaufet: du haſt mich in dei⸗ 
ne ſelige Gemeinſchaft aufgenommen, 
dein ganzes heiliges Verdienſt, deine Ge⸗ 
rechtigkeit und deine Selen, e : 


5 
2 e 
5 ah ER 
a a 
n 
1 . 


— 


Tegliches HZaus⸗ uud Serzens⸗Opfer. 223 


heiligen Taufe geſchenket, haſt mich auch 
mein Lebenlang: als ein getreuer Hirt, 
behuͤtet, biſt mir auf allen meinen Wegen 
mit deiner Güte nachgefolget; haſt, 
wenn ich mich verirret, mich geſuchet, 
und Te gebracht; haſt es mir nie an 
irgend einem Gute ermangeln laſſen: mich 
wider Teufel und Welt geſchuͤtzet, mich 
bey deinem ewigen lieben Vater vertre⸗ 
ten, mich ſtets in deine Liebe und Gna⸗ 
de eingeſchloſſen, und mit deiner Guͤte 


* 


Ich danke dir, GOTT heili⸗ 
ger Geiſt! daß du mich durchs Wort 
und die Sacramente geheiliget, zur Ge⸗ 

meinſchaft JEſu Chriſti und feiner Kir⸗ 

chen mit berufen, den Glauben in mir 
erwecket; und, ob er gleich manchmat ei⸗ 
nem glimmenden Dochte aͤhnlich geweſen, 
wider des Teufels Macht und Liſt, in 
meinem Herzen erhalten; Du haſt dich 
meiner Seelen jederzeit herzlich ange⸗ 
nommen, mich in Truͤbfahl getroͤſtet, in 
Schwachheit geſtaͤrket, in Krankhei⸗ 
ten erquicket, in Zweifel mir gerathen, 
und durch dein innerliches kraͤftiges zeug | 
ER niß 


3224 | N. Cpeifin € Sceivers 1 


niß mich meiner Kindſchaft bey Gott und | 
des himmliſchen ewigen Erbes verſichert, 
und dadurch manchmal mein 9 mit 

1 und Freude erfuͤlet. 1 | 


Nun mein GOT! mein Va⸗ 
ter! mein Erloͤſer, mein Troͤſter! 
Ich danke dir von . fuͤr dieſe und 
alle andere deine Wohlthaten, die du mir 


in meinem ganzen Leben erwieſen: ich le⸗ 
ge mich deswegen zu deinen allerheilig⸗ 


ſten Fuͤſſen, opfere und ergebe mich dir 
mit Leib und Seel, zu einem Opfer, das 
lebendig, heilig, und dir wohlgefaͤllig fen: 
mache mich zu einem ſolchen Opfer, laß 
deinen glorwuͤrdigſten Namen durch 


mich auch geheiliget, W ge⸗ 


preiſet, dein Reich auch durch mich er⸗ 


bauet, fortgepflanzet und erhalten, und 


deinen heiligen Willen an mir, in mir und 
durch mich, in Zeit und in Ewigkeit voll⸗ 
bracht werden! Gelobet ſey GOtt, der“ 
Herr, der Gott Iſrael, der allein 
Wunder thut! Und gelobet ſey * herr⸗ 
licher Name ewiglich, und alle Lande 
mögen feiner Ehre voll werden, Ai 


| FROH, 85 15 7 1 80 


| Taͤgliches Saus und Serzens⸗Gpfer. 225 
Ach HERR! nimm verlieb mit mei⸗ 
nem ſchlechten Lob⸗ und Dank⸗Opfer, 
ſo gut ich dirs in dieſer Sterblichkeit brin⸗ 
gen kann: hilf mir zum Himmel, und brin⸗ 
ge mich zu der Menge deiner Auserwaͤhl⸗ 


ken; daß wir dich, unſern GOtt, vollkomm. 


lich, heiliglich und ewiglich preiſen mögen, 
Amen! 2 


5 2 mein Gott, erinnere ich 
mich auch, und mein Gewiſſen uͤberzeu⸗ 
get mich, daß ich deine mannigfaltige Gu 
te, welche du ſo reichlich an mir erzeiget, 
nicht allezeit wie ich geſollt, erkannt, dich 
nicht ſo herzlich geliebet, fo kindlich ger - 
fürchtet, fo veſtiglich vertrauet, und fo 
heilig und eiferig gedienet, wie es deine 
Hoheit, deine Liebe, dein Gebot, und 
mein Tauf⸗Bund erfordert: ſondern 
ich habe mit Worten, Werken und Ge 
danken, mit Unterlaſſung des Guten, 
mit Vollbringung des Boͤſen, wiſſentlich 
und unwiſſentlich, von meiner Kindheit 
an, bis auf dieſe Stunde darwider geſuͤn⸗ 
diget, und damit deinen gerechten Zorn, 
engl und ewige Strafen verdienet. 
Weil du aber, du gnaͤdiger und barm⸗ 
herziger Herr, at willt den ar | 


226 MI. Chriſtian Scrivers 4 


des Suͤnders, fondern daß er fich bekehre 
und lebe; und du, mein allerliebſter HErr 


Sünder ſelig zu machen: du auch, mein 
Tröſter! Gott Heiliger Geiſt! durch 
das Wort der Gnaden die Suͤnder zur 
Buße rufeſt, und ihnen Vergebung der 
Suͤnden in Chriſto verheiſſeſt; So ver⸗ 
laß ich mich gaͤnzlich auf deine Gnade und 
Barmherzigkeit, und bitte, im herzlichen 
Vertrauen, auf bas theure Verdienſt, und 
vergoſſene Blut des Sohnes Gottes, 
daß du mir alle meine Suͤnde vergeben, 
mich ſolcher Gnade verſichern, mein Ge⸗ 
wiſſen beruhigen, mein Herz mit Friede 
und Freude im heiligen Geiſte erfüllen, 
mich auch von Tage zu Tage mehr und 
mehr erneuren, erleuchten, heiligen, ſegnen 
und dir in Heiligkeit und Gerechtigkeit 
zu dienen, bereit und tuͤchtig machen 
d na ae 


Hierauf erneure ich den Bund meiner 
heiligen Taufe. Ich ſage ab dem Teufel, 
und allen ſeinen Werken, und allem ſei⸗ 
nen Weſen, der gottloſen boͤſen Welt, 
und meinem ſuͤndlichen Fleiſch und Blut! 
Ich ergebe mich aber dir, Sog? 5 
U f a | 5 


Tiglihes gaus. und Serzens⸗Opfer. 227 


Vater Sohn und Heiliger Geiſt! mit 
Leib und Seel: Ich empfehle dir meine 


und der lieben Melnigen zeitliche und ewi⸗ 
Wohlfahrt; Ich uͤberlaſſe mich willig 
einer Vorſorge, Barmherzigkeit, Liebe 
und Treue, Gott Vater! ich wickle 
mich ein, in deine ſelige Gemeinſchaft, in 
dein Verdienſt, Gerechtigkeit, Blut, Tod 
und Wunden, Herr Jeſu, mein Hei 
land! ich uͤbergebe mich dir ganzlich in 
deine Regierung, Leitung, Licht, Troſt 
und Bewahrung, Gott Heiliger Geiſt! 


So biſt du nun mein, und ich bin dein, 


du bift mein Vater, ich bin dein Kind, du 

biſt mein Hirte; ich bin dein Schaͤflein, 

hum biſt mein Her, ich bin dein Eigen 
um! | 


| Ach Gott 1 gnädigſter und gütigſter 8 
Gott Wie kann ich dir gnug danken, 
du mich armen findhaften Mer 


daß 
ſchen, ſolcher hohen Gnade gewuͤrdiget, 
ind mich in ſolchen ſeligen Stand geſe⸗ 
zet haſt? Ach! erhalte mich darinn bis 
* mein ſeliges Ende; vermehre in mir 
dein ſeliges Erkenntniß „bewahre in mir 
den Glauben, und laß dieſes Licht in 


| 
10% 


— 


mir nimmermehr 1 Gib N ; 


8 


228 M. Chriſtian Scrivers | | 
daß mein Glaube durch die Liebe thätig 
ſey; daß ich dich, meinen GOtt, von 
ganzem Herzen, von ganzer Seelen, 
und von allen Kraͤften lieben, dich kind⸗ 
lich fuͤrchten, dir veſtiglich vertrauen, 
in kindlichem Gehorſam fuͤr dir wandeln, 


dich ſtets für Augen und im Herzen ha 


ben; aus reiner Liebe zu dir, allem ſuͤnd⸗ 
lichen Weſen von Herzen feind ſeyn, und 
dich nimmermehr mit Wiſſen nnd Wil⸗ 
len beleidigen moͤge. Erneure, erleuch⸗ 
te, bekehre, heilige und ſegne mich in. geiſt⸗ 
lichen Guͤtern, je mehr und mehr; Gieb 
mir Chriſtliche Demuth, Sanftmuth, 

Liebe, Freundlichkeit, Friedfertigkeit, 
Verſoͤhnlichkeit und Gutthaͤtigkeit; Weiſe 
mir gottſelige und fromme Armen zu, die, 
Herr Jefu, deine wahre Glieder find: 
und lenke ſodenn mein Herz, daß ich ih⸗ 
nen, als dir ſelbſt, mit froͤlichem Herzen 
Gutes thue, und von dem Segen, den 


du mir gegeben haft, ihnen mildiglich, 


mit einfaͤltiger Seele mittheile. Gieb mir 
auch ein reines, keuſches, nuͤchtern und 
maͤßiges Herz. Bewahre mich vor Geitz, 
und Ungerechtigkeit. Gieb, daß ich mein 
Herz an das Zeitliche und Aueh 


| = Taͤgliches Saus⸗ und Serzens⸗Opfer. 229 


nicht haͤngen: ſondern dich und deine 
geiſtliche und himmliſche Guͤter, für mei⸗ 
nen hoͤchſten Schatz, und die Gottſelig⸗ 
keit und Genuͤgſamkeit fuͤr meinen groͤßten 
Gewinn halte. Lehre mich je mehr und 
mehr mich ſelbſt verleugnen, die Welt, 
und was darinnen iſt, verſchmaͤhen, und 
en dem Himmliſchen und Ewigen mich 
ehnen. 


Ach! mein GOTT! Du haft, nach 
deinem Wohlgefallen, ein Wunder deiner 
Guͤte an mir erwieſen, indem du mich, 
da ich arm und elend war, (und als ich 
in dieſe Stadt kam, nichts hatte, als 
etwa einen Stab,) hervor gezogen, mich 
in meiner Handelſchaft und Gewerbe 
mit einem ungemeinen, reichen und 
großen Segen uͤberſchuͤttet; von dir 
mein liebſter himmliſcher Vater! iſt 
alles kommen: von deiner Hand ha⸗ 
be ichs empfangen, und es iſt alles 
dein. Gieb mir Gnade, und zeige mir 
Gelegenheit, daß ichs zu deinen Eh⸗ 
ren, im Dienſte deiner Kirchen, und in 
der Liebe meines Naͤchſten, anwenden, 
und im uͤbrigen einer von denen ſeyn 
i P 3 moͤge, 


1 236% M. Chriſtian Scrivers a 


moͤge, von welchen dein heiliger Apoſtel 


ſaget, daß ſie ſich freuen, als freueten ſie 
ſich nicht, daß ſie kaufen, als beſaͤßen fie 
es nicht, daß ſie der Welt zwar brauchen, 


jedoch ihrer nicht mißbrauchen, weil ſie 


wiſſen, daß das Weſen dieſer Welt ver⸗ 
gehet. Gib mir auch ein ſtilles, gedul⸗ 
diges, dir ergebenes und gelaſſenes Herz, 


daß ich in Lieb und Leid, im Glück und Un⸗ 


gluͤck, mit deinem heiligen Willen zufrie⸗ 


den fen, dich ſtets für meinen Schatz, Troſt 


und Staͤrke halte, und in kindlichem, wil⸗ 


ligem, unverruͤcktem 3 dir nach 
RAR . win | 


Beil du 1155 mein licher G0 — 
Vater! mich durch einen heiligen Beruf, 


zur Gemeinſchaft deiner Auserwaͤhlten, 


Heiligen und Geliebten, in deiner Kir⸗ 


chen auf Erden gemacht haſt: alſo, daß 
ie mit mir, und ich mit ihnen im Glauben, 
Liebe und Hofnung zu dir, HERR 


5 IE S U! durch deinen Geiſt vereiniget 
ſeyn: So bitte ich dich herzlich, daß du 


3 


alle meine liebe Mit⸗ Brüder und Mit⸗ 


Schweſteun an allen ihren und unſern 
Orten, wolleſt ſegnen, heiligen, erneuern, 


19 Gagen egen, r trösten, 0 5 75 


„ 


deine 


Tigliches PURE und Zerzens · Opfer. 231 


deine Macht zur Seligkeit bewahren und 
erhalten. HERR! Du allwiſſender 
GOTT! dir iſt ihr aller Zuſtand, Anlie⸗ 
gen, Noth und Gefahr nicht unbekannt; 
hilf ihnen allen und jeden, wie, wo, und 
wann fie deiner Hülfe bedürftig und bes 
gierig ſind. Troͤſte alle Betruͤbte, ſtaͤr⸗ 
ke die Schwachen, hilf den Gefallenen 
wieder auf, bringe die Irrige und Ver⸗ 
führte zurecht, und heilige fie in W 
Wahrheit, dein Wort iſt die Wahrheit. 
Erquicke die Kranken, und ſey ihr Lab. 
ſal, Troſt, Arzt und Pfleger; Ernaͤhre 
die Armen und Duͤrftigen; Verſorge 
und ſchuͤze die Wittwen und Waiſen. 
Sey eine Zuflucht aller Fluͤchtigen und 
Verjagten, die um deines Namens 
und der Wahrheit willen Verfolg ung 
gelitten haben, und noch leiden, die in 
hartem Bedraͤngniß und Gefaͤngniß le⸗ 
ben; Bekehre auch die Suͤnder und 
Gotkloſen, errette ihre Seele aus den 
Stricken des Satans: Eroͤfne ihnen 
ihre Augen, daß ſie ihr Elend erkennen, 


und ſich von ganzem Herzen zu dir bu 


kehren moͤgen. Bewahre ſie durch deine 
. 1 fuͤr dem 
i ewi⸗ x 


di 


232ͤ MI. Chriſtian Scrivers 

ewigen Verderben: Bringe auch die 
Unglaͤubigen in der Welt, die blinden 
Heiden, Tuͤrken, Juden, zu dem Er⸗ 
kenntniß deines lieben Sohnes JESU 
5 „und erbarme dich aller Men⸗ 
\ en. i | u | an 


Segne und erhalte deine Evangelische 


| Kirche, die kleine Heerde, das verlaſſene 


troſtloſe, elende Haͤuflein, welches jetzo 
allenthalben bedraͤnget wird, bey der 
himmliſchen Wahrheit deines Wortes, 

und dem Gebrauche deiner heiligen Sa⸗ 
cramenten: ſchuͤtze fie wider des Teufels 
Macht und Liſt, und aller Welt Bosheit; 
und erhalte ſie bis ans Ende der Welt. 
Erhebe und erweitere ſie, und ſteure de⸗ 
nen, die deinem Worte ſeinen Lauf, durch 
Macht und Liſt zu wehren, ſich unterſte⸗ 


hen. Mache ihre gefaͤhrliche Anſchlaͤge 


zu nichte, brich ihren Hochmuth, mache 
ihre Macht zur Ohnmacht, laß ihre Weis⸗ 
heit zur Thorheit, und ihren Rath zu nich⸗ 


te werden. Gib ihnen einen Meiſter, daß ſie 


erkennen muͤſſen, daß ſie Menſchen ſind, 


und wider dein Volk, das du dir erwaͤhlet 


haft, und das ſich auf dich allein verlaͤſſet, 
nichts vermoͤgen. RN 1 


Cãgliches Seus⸗ und Serzens⸗ Opfer. 233 
Verſorge auch uns, und alle Gemeinen, 
jederzeit mit gottſeligen, geiſtreichen, er⸗ 
leuchteten und treuen Hirten, Lehrern 


und Predigern: ruͤſte ſie mit Gaben und 


Kraft vom Himmel aus; ſegne ihre Ar⸗ 


beit, und laſſe ſie denen ihnen anvertrau⸗ 


ten Seelen zum gruͤndlichen Unterricht, 
zum lebendigen Glauben, zu kraͤftigem 
Troſt, und ſeliger Erbauung gedeyen. 
Gib ihnen Muth und Freudigkeit, und 
ſchuͤtze ſie wider Teufel und Welt. Er⸗ 
halte ſie in deiner Wahrheit, und gib, 
daß ſie ihr heiliges Amt mit einem heili⸗ 
gen und unſtraͤflichen Wandel allezeit 
zieren; und ſich ſelbſt, und die ſie hoͤren, 
durch dein Wort und deinen Geiſt, ſelig 

ichen | | 
Gieb uns auch aller Orten fromme, 

friedfertige, vaͤterlich geſinnte, gewiſ⸗ 
ſenhafte, gerechte Regenten: gieb ihnen 


den Geiſt der Weisheit und des Verſtan⸗ 


des, des Raths und der Staͤrke, und 
deiner heiligen Furcht; Segne du ihre 
Regierung, und richte dieſelbe zu deines 
allerheiligſten Namens Ehre, deiner 


Kirchen Schutz und Troſt, und aller 


frommen und Brenn Unterthanen zeitli⸗ 


7 * 


7 284 1 Br: Chriſtian Saber ir? 


ches, geiſtliches und ewiges Woblerge 
hen; Erhalte bey uns und in unſerm ge⸗ 
13 liebten Vaterlande, ja in der ganzen Chri⸗ 
ſtenheit, den edlen Frieden; Las um un 

ſer Suͤnde willen nicht zu, daß der Sa⸗ 
tan und ſeine Werkzeuge neue Kriegs⸗ 
Gefahr und Unruhe, Blut⸗Vergießen 


und Verwuͤſtung anrichte: mache zunicht 


die Anſchlaͤge der Volker, die da gerne 
kriegen; Laß uns unſere Lebens⸗Zeit in 
Friede und Ruhe, und in aller Göttfelige 
keit und Erbarkeit hinbringen! Bewah⸗ 
re uns fuͤr der ſchrecklichen Seuche der 
Peſtilenz und andern anfälligen Krank⸗ 
heiten, für ſchrecklichem, ſchweren Unge⸗ 
witter, fuͤr Hunger und theurer Zeit, fuͤr 
Feuer⸗ und Waſſers⸗Noth, fuͤr⸗ einem 
boͤſen ſchnellen, und dem ewigen Tod. Er⸗ 
halte auch mich und die lieben Meini⸗ 
gen im Glauben, Liebe und Hoffnung; 
Bewahre uns, daß. wir in das gottloſe 
Wedſen der letzten Zeit nicht eingefloch⸗ 
ten werden, auch in Seelen⸗verderbli⸗ 
chen Irrthum nicht verfallen; Verleihe 
Uns Ona den, daß ſvir unter denen 
ſeyn, die deine letzte Zukunft zum Gericht, 
b 7 deinem Wert von ee luden 
Be Fi 


N 1 1 f 
Kn 0 
* 


Tägliches gaus · und Gerzens- Opfer. 235 


deine Erſcheinung lieb haben, und fih 
taͤglich darzu bereiten; Bereite du uns, 
HERR JeEſu, fo find wir bereitet! Eile 
mit dem lieben juͤngſten Tage; Mache 
bald aller Suͤnden und Schanden, und 
alles Elendes auf Erden ein Ende! Er⸗ 
loͤſe uns, alle deine Auserwählten, 
aus allem Uebel, und hilf uns aus zu dei⸗ 
nem himmliſchen Reiche; daß wir dich ſe⸗ 
hen, und in alle Ewigkeit preiſen moͤgen, 
Amen. | ER 5 


Feerner befehle ich dir, mein GOTT, 
mein Leib und Seele heut und allezeit in 
deine Lieb: und Gnaden⸗ reiche Regie⸗ 
rung, in deinen mächtigen Schutz, in dei⸗ 
ne vaͤterliche Aufſicht, Fuͤrſorge und 
Treue. Laß mir heute kein Uebels begeg⸗ 
nen, und keine Plage zu meinem Haufe 
ſich nahen; Laß mich und die lieben Meini 
gen, deine heilige Engel auf allen un⸗ 
ſern Wegen begleiten: Laß uns deinen 
heiligen Geiſt kraͤftiglich regieren, und 
unſer Herz zum kindlichen Gehorſam 
lenken; daß wir von 1 Wegen der 
wahren Gottſeligkeit nicht abweichen. 
Laß den Satan und die boͤſe Welt keine 
Macht, uns an Leib oder Seele, * Hi 
RN | | oder 


9 


1 
1 
* 


236 NI. Chriſtian Scrivers 


oder Ehre zu ſchaden an uns finden: 
Segne mich heute am Leibe und Seele! 
Segne meinen Ausgang und Eingang! 


Segne meine Haushaltung und Nah⸗ 
rung! laß mir in allen meinen Geſchaͤf⸗ 


ten und Fuͤrnehmen dein himmliſches 
Licht leuchten, deine Kraft mich ſtaͤr⸗ 


ken, deine Liebe mich dringen, deine 
Furcht mir beywohnen; daß ich in Ge⸗ 


krechtigkeit wandele, meinen Tauf Bund 


ſtets fuͤr Augen habe, meinen Naͤchſten 
mit aufrichtiger Liebe, mit Sanftmuth, 
Demuth, Freundlichkeit, Dienſtwillig⸗ 
keit und Wahrheit begegne, und deine 


Worte im Herzen habe; Wie ihr wol⸗ 
let, daß euch die Leute thun ſollen, alſo 

thut ihnen gleich auch ihr. Erhalte mich 
bey Geſundheit Leibes und Gemuͤthes, 


ſo lange ich hier wallen ſoll. Gieb, daß 


ich die Zeit, ſo ich noch zu leben habe, 


9 


wol und chriſtlich anwende, zu deines 


glorwuürdigen Namens Ehre, meines 


Naͤchſten Dienſt, und mein ſelbſt Beſſe⸗ 
rung! Gieb mir auch die Gnade, daß 
ich mich meiner Sterblichkeit ſtets 


erinnere und meine Gedanken alle⸗ 


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Taͤgliche Saus⸗ und Serzen⸗ Opfer. 237 


zeit aus dem Zeitlichen in das Himm⸗ 
liſche und Ewige richte! Und wann 
ich dann meinen Lauf vollendet, 
und das Ziel, ſo du mir in Gnaden 
geſetzet erreichet habe; ſo verleihe 
mir nach deiner großen Barmher⸗ 
zigkeit, um IEſu Chriſti willen, 
ein ſanftes, froͤliches, erbauliches 
und ſeliges Ende! Laß mich, mein 
Gott und Vater, in der Verſicherung 
deiner Liebe, und des himmliſchen ewigen 
Erbes; in deiner Gemeinſchaft, Herr 
IEſu, durch wahren Glauben; in dei⸗ 
nem Troſt, Gott heiliger Geiſt, ſanft 
und ſelig einſchlafen! Mein allerliebſter 
Err IEſu, du haft für uns alle den 
od geſchmecket! ich bitte dich um deines 
blutigen Schweiſſes, und heftigen Todes⸗ 
Angſt willen, ſtehe mir bey, und hilf mir 
in meiner letzten Noth! Lindere mir, und 
hilf uͤberwinden alle Angſt und Schmer⸗ 
zen! Bewahre mich vor ſchweren Anfech⸗ 
kungen des Satans; und laß ihm nicht zu, 
daß er meine Seele in ihrem Abſchiede ver⸗ 
unruhige und betruͤbe. Behuͤte mich 8 20 


— 


5 238 5 9 . cheiſten Scrivers 


ie u und Ungeberde; Be Gib mir die 


au 


Gnade, daß ich alles Irrdiſche willig und 


5 ſcolich e und, um bey dir, mein 
Jeſu, zu ſeyn, mit Luſt abſcheiden 


moͤge; Arfülle in mir alsdenn deine 
theure Verheiſſung, da du verſprochen, 


du wolleſt deinen Schaͤflein, die deine 


Stimme hören, und dir folgen! das ewi⸗ 


ge Leben geben; ſie ſollen nimmermehr 


umkommen, und niemand ſolle ſie dir aus 
deiner Hand reiſſen. Ach! ſo laß mie 


dann, weder Eugel noch Fürſtenthum, 
noch Gewalt, weder Gegenwärtiges nock 
Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes, 


Roch keine andere Creatur, von dir und ei 


ner Liebe cee . aß Se 
Amen. | | 


Ich befehle dir RR mein Gotti 


‚meine wertheſte Ehe: Genoſſin, danke dir 


von Herzen, daß durch deine gnaͤdige 
Vorſehung du fie mir zugefuͤhret, unſere 
Herzen in keuſcher, treuer Liebe verbun⸗ 
den, uns im Friede und Ruhe erhalten, und 
in waͤhrendem Eheſtande viel Segen ge 
geben, und uns viel Gutes an Seel und 
Leib erwieſen un ; Ach! laß ſie nebſt 

St mir 


Tägliches Saus⸗ und Herzens: Opfer. 239 
mir in deinem Erkenntniß, in deiner Liebe 
und in aller Gottſeligkeit immer wachſen: 
Segne, bewahre, ſtaͤrke und erhalte fie 
bey guter Geſundheit, und am Leben, weil 
ich lebe; Laß ſie ferner meine getreue 
Gehuͤlfin und liebreiche Pflegerin ſeyn, 
bis an mein ſeliges Ende: und wann ſie 
auch ihr Lebens⸗Ziel, nach deinem Rath, 
erreichet hat, ſo nimm ihre Seele auf in 
die ewige Ruhe, daß wir fuͤr deinem Ange⸗ 
ſicht in himmliſcher Liebe bey einander ewig 
henne =. 2 an, SUSE GTN 


Ich danke dir auch, mein Gott, 
daß du unſer keuſches Ehe Bette ge⸗ 
ſegnet, und uns unterſchiedene liebe, ge⸗ 
ſunde und wohlgeſtalte Kinder gegeben. 
Du haſt ſie uns, mein Vater! gegeben, 


und wir haben ſie dir wieder gegeben: 


wir opfern, heiligen und übergeben fie 
dir von Herzen; Laß ſie dein ſeyn und 
bleiben in Zeit und Ewigkeit: Du haſt 
fie, mein Gott, in der heiligen Taufe 
wiedergeboren, die Herrlichkeit deiner 
Kindſchaft ihnen geſchenket, und ſie zu 
Erben des ewigen Lebens verordnet; Sie 
ſind deine Schaͤflein, Herr Sen! | 


J 


„ 246 M. Chriſtian Scrivers 
die du mit deinem theuren Blute dir 
erkauft haſt: Sie ſind dein Tempel 
und Eigenthum, Gott heiliger Geiſt! 
Ach! erhalte ſie in ſolcher Gnade allezeit! 
Segne, heilige, erneure, erleuchte ſie je 
mehr und mehr. Daͤmpfe die Erb⸗Suͤnde 
in ihnen; bewahre ſie vor des Satans 
Trug und Liſt, vor der Welt Aergerniß 
und Verfuͤhrung, vor Suͤnden und allem 
Unheil! Laß ſie in allen Chriſtlichen Tu⸗ 
genden und feinen Sitten aufwachſen 
und was Redliches und Nuͤtzliches ler⸗ 
nen, damit fie dir, deiner Kirchen und 
ihrem Naͤchſten, hinkuͤnftig dienen koͤn⸗ 
nen. Mache aus ihnen rechtſchaffene, 
tüchtige, gottſelige Leute, Werkzeuge 
deiner Gnade, Gefaͤſſe deiner Ehre, 
und endlich Erben des Himmels und der 
ewigen Seligkeit. Ich befehle dir end⸗ 
lich auch mein Geſinde, und ſaͤmtliche 
Haus⸗Genoſſen; ich danke dir von Her⸗ 
zen, daß du mich, der ich weyland an⸗ 
dern dienete, nunmehr gewuͤrdiget haſt, 
von andern meinen Mit⸗Chriſten ber 
dienet zu werden. Ich danke dir fuͤr 
alle Ehre, Liebe, Treue und Aufwar⸗ 
tung, die ſie mir taͤglich erweiſen: be 
e N | | le 


7 


Taͤgliches Saus⸗ und Serzens⸗ Opfer. 241 
ſie in deiner heiligen Furcht und Liebe, 
durch die Regierung des heiligen Geiſtes; 
bewahre ſie, daß ſie nicht vom Teufel, der 
Welt, und ihrem Fleiſch und Blute, zum 
Ungehorſam, Widerſpenſtigkeit, zur Un⸗ 
treu, Unzucht, und andern groben Suͤn⸗ 
den, ſich verführen laſſen; Gieb, daß ſie mit 
Wohlchaten gegen dich, unſern GOTT, 
und den Naͤchſten, mir treulich dienen, und 
ihnen Pit eine gute Stuffe zur zeitlichen 
Wohlfahrt erwerben! Sorge fuͤr ſie vaͤter⸗ 
lich, und verſorge ſie, ein jegliches, wie du 
es zu deinen Ehren und ihrer Seligkeit 
gut befindeſt. Dieſes alles, und was ſonſt 
mir nuͤtz und ſelig iſt, bitte ich von dir, mein 
Gott! im Namen deines lieben Sohnes 
IJEſu Chriſti, um deßwillen du mir es ge⸗ 

en, und mein Gebet erhoͤren wolleſt, nach 
deiner Verheißung Deinem allerheilig⸗ 
ſten Namen ſey Loh, Preiß, Ehr un 
Dank, jetzt und in Ewigkeit, Amen. 


24 Mi Chriſtan Sceibers Gaus Oper 
Hierauf Fe man ſprechen die Litaney, und 
nuaͤchſt dem Vater Unſer, mit eb pr 
Worten beſchließ en: . 


g Err GOtt Vater im Himmel, 
* du Schoͤpfer aller Dinge! er⸗ 
barme dich uͤber uns, und erhoͤre ung! 


Herr GOtt Sohn, du Heiland 
aller Welt! erbarme dich ann ung, 
und bitte für uns! 


Herr Gott heiliger Geist, du 
2 Trd ſter in aller Noth! erbarme dich 
ä . uns, und ſeufze in uns! 


O dubheilige, heilige, heilige, hoch⸗ 

Abbie Dreyeinigkeit! Erbarme dich 
über uns, und ſey uns armen Suͤn⸗ 
dern gnaͤdig! vergieb uns unſere Suͤn⸗ 


de, erhalte uns dein reines ſeligma⸗ 


chendes Wort, bis ans Ende der 
Welt, und ſchenke uns deinen zeitli⸗ 
chen und rm Frieden, Ame 5 


5 Wu 


et 
.. 
* 


Morgen und Abend⸗Andachten. 243 


Morgen, Andacht eines 
Reiſenden. 


Mein Err und GOTT: SeErr Ten 
ie Chriſt, 
Der du Wen, Wahrheit, Leben biſt, 
In deinem Namen will ich reiſen. 
Wirſt du in Gnaden mit mir ſeyn, 
Und meine Reife benedeyn, 
So ſoll dich Mund und Serze preiſen. 


N SOTT Pater, mein Schutz deine 
Gnade bricht uber mich herfuͤr, 


“wie die ſchoͤne Morgenroͤrhe. Du 
giebeſt einen hellen Schein in mein Herz, 
von deiner erbarmenden Liebe. In dei⸗ 

nein Lichte ſehe ich das Licht. Gelobet ſey 
dafuͤr dein herrlicher Name, vom Auf⸗ 
gange der Sonnen, bis zum Niedergange. 
Sey mir aber auch heute ein Licht auf mei⸗ 
nem Wege, den ich ziehen ſoll. Ich bin 
beyde dein Pilgrim, und auch dein Burger, 
wie alle meine Vaͤter. Wo du mich nicht 
leiteſt, ſo irre ich; wo du mich nicht traͤgeſt, 
ſo falle ich; wo du mich nicht ſchuͤtzeſt, ſo 
leide ich Gefahr und Ungluͤck. Drum lei: 
te mich mit deinen Augen, gaͤngle mich an 
* Haͤnden, Ben mich unter 8 | 

| lu⸗ 


N; 
1 85 
. 


244 Benjamin Schmoldene, 


Fluͤgeln. Ich ſitze oder ſtehe auf, ſo weiſt 


du es. Ich gehe oder liege, fo biſt du um 
mich, und ſieheſt alle meine Wege. Behuͤ⸗ 


te mich fuͤr boͤſen Menſchen, bewahre mich 
vor gefaͤhrlichen Orten. Dein Stecken 


und Stab troͤſten mich. Sey in der Noth 


mein Gott. 


l GOtt Sohn, mein Trutz! Mit dir 


trotze ich alle Gefaͤhrlichkeiten, die mir heu⸗ 
te begegnen koͤnnen. Schreibe mir einen 


Paß zu meiner Reiſe mit deinem Blute, 


und ſprich wider alle meine geiſtliche und 


leibliche Feinde: Laſſet dieſen gehen. Du 
heiſſeſt Immanuel. Sey auch Gott 
mit mir. Wo ichgehe und ſtehe, laſſe der: 


ne füge Verheiſſung uͤberall in meinen Ob: 
ren ſchallen: Fuͤrchte dich nicht, ich habe 
dich erloͤſet, ich habe dich bey deinem Na⸗ 
men gerufen, du biſt mein. Soll ich dem 


nach durchs Waſſer gehen, ſo laſſe mich 


die Ströme nicht erſauffen. Soll ich 
durchs Feuer gehen, ſo laß mich die Flam⸗ 
me nicht anzuͤnden. Unter deinem Schir⸗ 


men ſey ich, für den Stuͤrmen aller Feinde, 
frey. Begegnet mir der hoͤlliſche Eſau, ſo 


ſey du auch bey mir, wie bey dem verlaſſe⸗ 


nen Jacob: und erloͤſe mich wie denſelben, 
„ aus 


Morgen; und Abend · Andachten. 245 


aus allem Uebel. Deine Begleitung ſey, 
wie ein Feuer⸗ und Wolken⸗Saͤule, mir 


Iſrael, in der Wuͤſten. Wann ich wie ein 
Schiff 


auf den Wellen des Ungluͤcks 


ſchwebe, ſo beſuche mich wie deine Juͤnger 


auf dem Meer. Wo ich meinen Fuß nur 


werde hinſetzen, da laß einen jeden Ort den 
Namen fuͤhren: Warlich iſt der HErr 
an dieſem Orte! e 


GOT heiliger Geiſt, mein Troſt! 
Troͤſte mich auf meinem heutigen Wege, 
mit deiner gnaͤdigen Beywohnung. Wer⸗ 
de ich muͤde, ſo ſey meine Kraft; werde ich 
furchtſam, ſo ſey meine Freudigkeit; wer⸗ 
de ich einſam, ſo ſey mein Gefaͤhrte; wer⸗ 
de ich mit Finſterniß umgeben, ſo ſey mein 
Licht; werde ich von Feinden verfolget, ſo 
verſichere mich in meinem Herzen, daß de⸗ 


rer mehr ſind, die bey mir, als bey ihnen 


ſeyn. Behuͤte den Leib vor Krankheit; 


* 


bewahre die Seele vor Verfuͤhrung; be⸗ 


freye das Gewiſſen vor Verletzung. Ge⸗ 
felle mich zu frommen Leuten: ſey du aber 


ſelbſt mein getreueſter Gefaͤhrte, und mein 


beſter Wegweiſer. Laß mich das Meine 
dacht zu rathe halten, meine Zunge be⸗ 

ſam reden, meine Augen vorſichtig 
u 2.3.28 ſeyn, 


15 3; 
. Ai 5 * 
\ a 
I 


246 Benjamin Schmoldens, 
ſeyn, und meinen Fuß nicht gleiten, damit 
ich nicht zu Fall komme. Bringe mich ge⸗ 
ſund und ungehindert an Ort und Stelle, 
wo ich zu ſchaffen habe; und ſegne meine 
Verrichtungen, daß ich froͤlich zuruͤck keh⸗ 
re, woher ich kommen bin. Breite indeſ⸗ 
ſen deine Fluͤgel uͤber die Meinigen. Sey 
bu Haus und Schutz⸗HErr bey den Ber: 
laſſenen. Verleihe uns, unter deinem Auf 
ſehen, ein erfreutes Wiederſehen. Sollen 
wir aber auf der Welt, durch dieſes Schei⸗ 
den, geſchieden werden: ſo laß uns deswe⸗ 
gen nicht von dir geſchieden ſeyn, und dort 
im Himmel einander wieder finden. Un⸗ 
fer Wandel iſt im Himmel, er wird auch 
zum Himmel ſennn. 


Heilige Dreyfaltigkeit! ſo erhebe 
dann uber mich das Licht deines Antlitzes. 
In deinem Namen mache ich mich auf 
den Weg. Laß mich vor dir wandeln und 
from ſeyn. Sey du mein Schild und 
mein ſehr großer Lohn. Wirſt du mit mir 
ſeyn auf dieſem Wege, ſo ſoll der HERR 

mein Gott ſeyn. Ich will dir einen Altar 
bauen, in deinem Hauſe, und in meinem 
Herzen, und das ſoll mein Halleluja ſeyn; 
Gelobet ſey der Herr taͤglich. Amen. 


Morgen: und Abend ⸗Andachte. 247 
Segne Ickſu, wie ich bitte 
Alle Tritte, alle Schritte. 
Aus und Eingang fegne du: BERN 
Leib und Seele wollſt du ſegnen, 
Und mir uͤberall begegnen, 
Wo ich etwas ſchaff und thu. 
So reiſ ich mit IEEſu gat feölich davon; 
RE So bleiber auch JEſus mein Schild und 
mein abe 


end Andacht eines 


Reiſenden. 


Mein IEEſu! kehre mit mir ein: 

Der Tag hat ſich nunmehr geneiget: 
Laß deinen Schoos mein Lager ſeyn, 
Wenn Nacht und Feind mir Grauen 


2 Zeiger; 

Wo deine Suld die Wache haͤlt, 

Da iſt die Serberg wohl beſtellt. 

Du biſt der Sirte bey den Schafen: 
Ach laß dein Schaͤflein ſicher ſchlafen! 

G7 G debe Vater, meine Huͤlfe! Bis 


ieher haſt du geholfen. Du biſt 
der GOtt, a“ alle Huͤlfe thut, A 


8 { RL 5 9 8 a j 
243 Benfamin Schmoldens, 


Je, Eee in den Wunden 


auf Erden geſchicht. Das erkenne ich 
mit meinem Herzen, und preiſe es mit 
meinem Munde. Du baff 


M yaft mich heute 
auf meinen Wegen treulich gefuͤhret, 
vaͤterlich verſorget, maͤchtig beſchuͤtzet, 
und uͤberall in den Seilen deiner Liebe ger 
hen laſſen. Zeige mir auch hier nun einen 
ſichern Ort, wo ich die matten Glieder ers 
uicken, und meine Kräfte wieder ſamm⸗ 
len kann. Ich ſchwebe zwiſchen Noth 
und Tod. Allein ich vertraue dir, du 


Huͤter Iſrael. Aus deiner Hand kann 


mich nichts reiſſen. Du wirſt meinen Fuß 
aus dem Netze ziehen, daß ich erreitet 
ganz froͤlich ruͤhmen koͤnne. Hadere 


mit meinen Haderern, ſtreite wider mei⸗ 


. 


ne Beſtreiter. Sprich zu meiner See⸗ 
le: Ich bin deine Huͤlfe. Sey bey mir, 
wie bey einem Jacob, auf ſeinem harten 


Lager; wie bey einem David, in der fin⸗ 
ſtern Hoͤle: wie bey einem Paulo, in den 


Fee 
ey einem Petro, in dem Gefaͤngniſſe. 
Wenn meine Pilgrimſchaft dermaleins 
zu Ende, ſo gieb meinem Leibe eine ſtille 
Herberge im Grabe, meiner Seelen 
meines 


7 0 1 . \ i g a ' 8 A « u 
„ 9 > nt We 


sen 


Morgen: und Abend Andachten. 249 


GbdOtt Sohn, mein Begleiter! Du 
haſt mich heute begleitet zur Rechten und 
Linken. Lege nun auch deine Linke un⸗ 
ter mein Haupt, und ſchuͤtze mich durch die 
Rechte deiner Gerechtigkeit. Laß mich die 


Buͤrde der Suͤnden von meinen Schul⸗ 


tern werfen, die mich dieſen Tag uͤber ge⸗ 
druͤcket hat, daß ſie nicht zu einem harten 
Stein, unter meinem Haupte werde. 
Schaffe, daß ich mich lagere: und lagere 
auch deine Engel um mich her, daß ſie mir 
aushelfen. Laß keine Liſt der Gottloſen, 


unter der Decke der Finſterniß, an mich 


341 


| 
| » 


v 
* 


kommen, und bedecke mich in deiner Huͤt⸗ 
ten, verbirge mich heimlich in deinem Ge⸗ 
zelte. Die Erde iſt allenthalben dein, ich 


bin an allen Orten unter GOtt; der Him⸗ 


mel iſt uͤberall offen über mir. Du wirſt 
mich nicht verlaſſen noch verſaͤumen. Du 
biſt der Schild fuͤr mich, der mich zu Ehren 
15 „und mein Haupt aufrichtet. Du 
haſt alle meine Haͤrlein auf dem Haupte ge⸗ 
feen du wirſt derſelben keines laſſen ver⸗ 

ohren gehen. In folchem Vertrauen 


werfe ich mein Haupt in deinen Schoos, 
und ſage: Wer will mich von JEfu 


ſcheiden. = Er 
NT 1 Gott 


ſtand! zeichne mi 


250 : Benjamin Schmolckens, 


Gott Heilige Geiſt, mein Bey: 
heute in die Haͤnde mei⸗ 
nes gekreuzigten IESu. Ich denke 
wol: O moͤchte ich bis morgen leben! 
Aber ich lebe, und weis nicht, ob ich das 
Tage⸗Licht wieder ſehen werde. Wie bald 
koͤnnte ſich die Herberge in eine Moͤrder⸗ 
Grube, und meine Lager ⸗Statt in eine 
Wahlſtatt verwandeln. Ach, ſo weiche 


nicht von mir, du Geiſt des Raths, der 
Kraft und Staͤrke! Staͤrke mich wider 


alle Anfechtung deſſen, der ein Moͤrder 
von Anfang iſt. Wafne mich mit Glau⸗ 


ben und Gebete, wider alle Bosheit feiner 


5 Schuppen. Treibe alles Ungluͤck hinter 


mich. Warne mich, wie die Weiſen aus 


Morgenland, wenn Gefahr vorhanden. 
Sollte aber auch, an dieſem Orte, der 
Graͤnz Stein aller meiner Wallfahrt 


ſeyn, ſo führe mich durch die Wunden JE⸗ 
ſu, aus den Fremden ins Vaterland, von 


Jericho nach Jeruſalem, aus der Pilgrim; 
ſchaft zur himmnliſchen Büͤrgerſchafr. 


Heilige Dreyfaltigkeit! das Ver 


| langen der Elenden höreft du, mein Herz 


iſt gewiß, daß dein Ohr darauf merket. 
Wende dich auch zum Gebet meiner 00 


Morgen: und Abend⸗Andachten. 25 


laſſenen, und verſchmaͤhe an dieſem Aben⸗ 
de ihr 2 — nicht. Breite deine Guͤte 
über fie. Sey ihr Licht und Heyl, daß fie 
ſich nicht fuͤrchten duͤrfen. Gieb ſie nicht 
in den Willen ihrer Feinde. So fol un: 
ſere froͤliche und geſunde Juſammenkunft 
deines Ruhmes voll werden. Ich aber 
ſchlafe nun, du wirſt wachen, du Aug und 
Wachter Iſtael! Amen. 


und ſo ſchlaf ich nun im Sriede, 
Von der Reiſe matt und müde, 

| Gottes Engel ſteht bey mir; 

Ja mein IE ſus ruht im Serzen, 
Alſo fuͤrcht ich keinen Schmerzen, 
Jacobs Leiter lieget hier. 

Und wenn mir gleich ſollte vom Tode was 

‘räumen; 

S0 werd ich den Himmel nicht drüber ver 

. nen 


Mor 


22 Benjamin Schmolckens, 


Morgen: Andacht eines Kr. 


ken, oder andern Kreuz. Trägers. 


her Betruͤbte Nacht! weich nun dem Tage, 8 
Du aber, IJEſul ſey das Licht; 


rbenn auch der Tag mir wird zur plage, 

Daß mirs am Troſte nicht gebricht. 

Ich leide, weil du ſelbſt gelitten: 292 
Nur gieb Geduld, das iſt mein Bitten. 


i il? Dtt Vater, mein Erbarmer! O 


JS) wie groß iſt deine Barmherzigkeit, 


ER die mich Aermſten, auch in dieſer 
5 elenden Nacht erhalt en hat. Wenn dieſe 


nicht geweſen, ſo waͤre ich vergangen in 


meinem Elende. Deine Güte iſt es, daß 


ich nicht gar aus bin. Meine Augen wur⸗ 
den gehalten, daß ſie nicht ſchlafen kunten. 


Der Schmerz ging durch alle meine 


Gliedmaßen. Mei ne Seele war voll 


Jammers, und mein Leben gleichſam nahe 
hey der Hoͤlle. Ich ſuchte Ruhe, und fand 


. 


ſie nicht. O! hätteich bald gedacht: Iſt 
der HErr mit mir, warum iſt mir ſolches 


alles wiederfahren? Doch, du haſt dich mei⸗ 
ner Seelen herzlich angenommen, daß ſie 


BR e Die of hat mich a 5 
3 


Morgen / und Abend: Andachten. 253 


druͤcken, aber nicht unterduͤcken koͤnnen. 
Du haſt mich wol gezuͤchtiget, aber dem 
Tode nicht uͤbergeben. Drum preiſe ich 
dich auch jetzo in meinen Thraͤnen. Du 
Herr verſtoͤßeſt nicht ewiglich; Du betruͤ⸗ 
beſt wol, aber du erbarmeſt dich auch wie⸗ 
der, nach deiner großen Güte. Ich weis 
aber auch, daß dieſer Tag wird ſeine Pla⸗ 

ge haben. Das Kreuz lieget ſchon bey 
meinem Bette, das ich heute auf meine 
Schultern nehmen ſoll. Laß du aber auch 
den Zucker deiner Liebe, in den Wermuch⸗ 
Kelch fallen, den du mir eingeſchenket haſt, 
wenn es ja nicht moͤglich iſt, daß er bey mir 
voruͤber gehe. Laſſe mich nicht verſuchet 
werden uber mein Vermögen; ſondern 
ſchaffe, daß die Verſuchung ſo ein Ende ge⸗ 
winne, daß ichs ertragen könne. Wenn 
du mich ſchon toͤdten willſt, fo will ich doch 
auf dich hoffen. l 


GoOtt Sohn, mein Vorgaͤnger! Ich 
bin dein Jünger, (deine Jungerin) du 
mein Haupt, ich ein Glied deines Leibes, 
wie kann mirs beſſer gehen, als dir. Welche 
eine elende Nacht harteſt du, um meiner 
Suͤnde willen. Sollte ich mich deiner blu⸗ 
tigen Fußſtapfen ſchaͤmen, die du fo il 5 
9 8 e getre⸗- 


254 © Benjamin Schmolckene, 

getreten haſt? Sollte ich wuͤnſchen auf 
Roſen zu ruhen, da du mein Koͤnig, mit 
Dornen gekroͤnet biſt? Du haſt ales 
mein Leiden geheiliget, wie ſollte es mir 
nicht zum beſten dienen? Deine Mahl⸗ 
Zeichen ſind meine Sieges⸗Zeichen. Beſ⸗ 
ſer iſt es mit dir leiden, als mit der Welt 
ohne dich in Freuden leben. Ach! fo laß 
mir, nach der Nacht⸗Traurigkeit, die Son⸗ 
ne deines Troſtes, an dieſem Morgen auf 
gehen. Du biſt der Arzt des Leibes. 


Wenn weder Kraut noch Pflaſter hilft, fo 


iſt dein Wort, Herr, welches alles heiter, 
Heile du mich, HErr! ſo werde ich heil, hilf 
du mir, Herr, fo iſt mir geholfen. Du 
biſt der Arzt der Seelen. Heile du mein 
verwundetes Gewiſſen. Vergieb mir alle 
meine Suͤnde. Neinige mich vom Aus 
ſatze der todten Werke. Nimm von mir 
die Blindheit des Verſtandes. Loͤſe meine 
Zunge, von den Banden des faulen Ges 
ſchwaͤtzes. Oeffne meine Oehren vor dei⸗ 
ner Buß⸗ Stimme. Brich mein Herz 
durch deine goͤttliche Traurigkeit. Reiß 
mich aus den Klauen des Satans. Sie⸗ 
he hinein, in die Tiefe meines Elendes. Ich 
kufe an die Tiefe deiner Barmherzigkeit. 
Doch Herr, nicht wie ich will, ſondern 15 


Morgen» und Abend⸗Andachten. 255 


du willſt. Ich will gerne deinen Zorn tra 
en, denn ich habe wider dich geſundiget. 
ſt mir dieſes Kreuze (dieſe Krankheit) 
ſeliger, ach! fo unterwerfe ich mich derſel⸗ 
ben geduldig, und ſage: Ich will ſchweigen, 
du wirſts wohl machen. 


Göotttheiliger Geiſt, mein Troͤſter! 
Sch dachte wol, mein Bette ſollte mich troͤ⸗ 
fen: q aber um Troſt war mir ſehr bange. 
30 Ar? und meine Hulfe war doch 
Wiewol mein Jammer, (wie 
Sr.) hat er mir doch nicht die em. 
pfindung deines Troſtes rauben koͤnnen. 
Du biſt in der Schwachheit meine Staͤr⸗ 
‚Fe, in der Nacht mein Licht, im Tode mein 
Leben geweſen. Ach du goͤttliche Kraft! 
ohne dich werde ich auch die heutigen Truͤb⸗ 
‚falen nicht ertragen koͤnnen. Ach! gieb 
mir zufoͤrderſt eine heilſame Erkenntniß 
der Liebe GOttes, welche ſich in meinem 
85 offenbaret. Je 8 Kind, ie 


Ferne 5 vor Gott. Laſſe mein Kreuz 
die ſelige Kraft haben, mich von der Welt 
los zu reiſſen, und ans Kreuz Chriſti zu 
5 RE geiſtliche und lie 
ra⸗ 


— äʒä — 
— oe 


256 Benjamin Schmolckens, 


Arzney zu einer heilſamen Geneſung. 
zeige mir, auf dem Boden des bittern 
Kelchs, deine Huͤlfe. Troͤſte mich in aller 
Truͤbſal mit der Herrlichkeit, die dermal⸗ 
eins an mir ſoll offenbaret werden. Brin⸗ 
| ge endlich mein de. ammer und u zu ei⸗ 
nem ſeligen Ende. | 


Heilige Dreyfaltigkeit! ich opfere 
Be dir mein betruͤbtes Herze. Ich weis, daß 
du amallerliebſten Luſt haſt, in ſolchen Her⸗ 
zen zu wohnen. Starker Gott! ſtaͤrke 
mich. Gnädiger c Stt! heile mich. Troſt⸗ 

reicher GOtt! troͤſte mich. Es ſey zum Le⸗ 

ben oder zum Steben. Dein Wille iſt 
der beſte. Erlöfe mich endlich von allem 
Uebel. Indeſſen ſey heute und allezeit mit 
mir. M dir ins Kreuze, durchs Kreuze, 1 
aus dem Kreuze. Amen. 


Das Kreuze beut mir guten morgen, 
Ich heiß es auch willkommen ſeyn; 
Und laſſe meinen "pEfum ſergen 
Der mich mit Trolle wird erfreun, 
Daß auch der aller ſchimmſte Tag, 
Ber mir, ein guter heiſſen mag. | 


5 alen. 


* r 


Morgen: und Abend- Andachten. en 


Abend⸗Andacht eines Kran⸗ 


ken oder andern Kreuz 
Frägets b 


Des Tages Laſt iſt wol dahin, 

Da ich noch an dem Kreuze bin. 
Wer weis, ob meine Noth die Nacht 
Nicht auch zu einem Tage macht. 
Jedoch, es geh mir, wie GGtt will, 0 | 
Geduld und Bofnung ſind mein Ziel. 


Ott Vater, mein Licht und Beil | 

8 Wie traurig ſiehet die gegenwaͤr 
tige Nacht aus. Aber viel trau⸗ 
riger iſt mein Herz unter dem Kreuze, daß 
mich noch immer druͤcket. Der Tag iſt 
wol zu Ende, aber nicht mein Leiden. Du 
weiſt es beſſer, als ichs erzählen kann. Ich 
kann und will mich nicht unſchuldig ma⸗ 
chen, als ob ich ſolches nicht verdienet haͤtte. 
Wer wider ſeinen Schoͤpfer ſuͤndiget, der 
muß dem Arzte in die Haͤnde fallen. Es 
iſt meiner Bosheit Schuld, daß ich alſo ge⸗ 
ſtaupet werde. Aber ich weis auch, daß 
du diejenigen lieb haſt, die du ſtrafeſt und 

züchtigeſt. Alſo will a deine Zucht nicht 
1 J. MN. en 


253 Benfamin Schmoldens, -, 
verwerfen, und nicht ungeduldig feyn un 
ter deiner Strafe. Legeſt du mir dieſe 
Llͤaſt auf, ach! ſo hilf mir auch. In deinem 
Zorn haſt du mich geſchlagen; aber nach 
deiner Gnade erbarme dich wieder uͤber 
mich. Verbinde, was du verletzet haſt, 
deine Hand heile wieder, was ſie geſchlagen 
hat. Beruhige mich auch mitten in der 
Unruhe der gegenwaͤrtigen Nacht, und laß 
mich durch Stilleſeyn und Hoffen ſtark 
werden. Verlaͤſſeſt du mich einen kleinen 
Augenblick, ſo ſammle mich auch wieder 
mit großer Barmherzigkeit. f 


GOtt Sohn, mein Licht und Leben! 
Du hatteſt ein hartes Lager dort, am Oel⸗ 
berge, bey deiner anbrechenden Kreuzes⸗ 
Nacht. Ich lege mich, und weis wol, 
daß ich auch heute mein Lager mit Thraͤ⸗ 
nen netzen werde. Aber du Troſt aller 
Traurigen! deine heiligen Thraͤnen, dein 
ausgepreßter Angſt⸗Schweiß, und deine 
geronnene Bluts⸗Tropfen, ſollen mein 
mattes Herz beſpritzen und erquicken. Ich 
will in dieſer Nacht gerne mit betruͤbten 
Jammer Stunden vorlieb nehmen: ver⸗ 
kurze mir nur die Zeit mit deiner fo gedul⸗ 
dig⸗ leidenden Liebe. Troͤſte mein erſchro⸗ 


Morgen⸗ und Abend» Andachten. 259 


ckenes Gewiſſen, daß ich in dir Friede habe, 
Wann ich gedenke, ich ſey von deinen Au⸗ 
en verſtoßen, fo ſprich zu meiner Seelen: 
Ich bin deine ya In deiner Hand ſte⸗ 
het Leben und Tod. Sprich nur ein 
Wort, ſo wird dein Knecht (deine Magd) 
geſund. Soll ich aber ſterben; ach! ſo laß 
von mir ab, daß ich mich erquicke, ehe ich 
hinfahre. Du biſt mein Leben, Sterben 
iſt mein Gewinn. In deine Haͤnde befeh⸗ 
le ich meinen Geiſt, du haſt mich erloſet? 
Herr! du getreuer GO tt. 


Gott heiliger Geiſt, mein Licht und 
Troſt! was ſoll ich fuͤr Freude haben, der 
ich hier im Finſtern ſitze: Herrr, weß fol 
ich mich nun troͤſten: Ich hoffe auf dich. 
Laß das zerſtoßene Rohr nicht zubrechen, 
und das glimmende Tocht nicht ausloͤſchen. 
Furcht und Zittern iſt mich ankommen, 
amd Grauen hat mich uͤberfallen. Ich 
winſele wie ein Kranich, und girre wie eine 
Taube. Ich leide Noth, lindre mirs. 
Thue nicht von mir deine Gnaden⸗Hand 
ab. Habe Geduld mit meiner Schwach⸗ 
heit. Erquicke mich mit deinen Troͤſtun⸗ 
gen. Wann ich muͤde von Seufzen bin, 
ſo ſeufze du in meinem Herzen. Steh bey 

EN R 2 mir, 


| ur dert 
ng 
4 


14 


260 Benjamin. Sbmelgtne, 


gt getreueſfet Beyſtand! und wollten 
mir dieſe Nacht meine Augen verdunklen, 
ſo erleuchte mein Herz mit der Klarheit 
meines Tel. Ich bitte dich durch Chri⸗ 
Hi Blut, mach nur mein letztes Ende gut. 
Thue mir die Himmels⸗Thuͤr weit auf, 
wenn ich beſchließ meines Lebens⸗Lauf. 
Soll ich aber noch laͤnger unter dieſer Ru⸗ 
the bleiben, ach! fo wuͤrke Geduld in meiner 
Seele. Vielleicht heiſt es auch: Des 


Herrn Zorn waͤhret einen Augenblick, 
und er hat Luſt zum Leben. Den Abend 


lang waͤhret das Weinen, per des r 
5 aan die Freude. 


ilige Dreyfaltigkeit acer 
1 80 Tod und Leben! Ich „gr bereit, 


Komm heute oder morgen. Mitten im 


Leben, mit dem Tod umfangen. Heiliger 
HeErre Gott, heiliger ſtarker GOtt, hei⸗ 
liger barmherziger Heiland, du ewiger 
Gott. Laß mich nicht verſinken in der 
bittern Todes⸗Noth! Laß mich nicht ver⸗ 
zagen fuͤr der tiefen Hoͤllen:⸗ Glut? Laß 
mich nicht entfallen von des rechten Glau⸗ 
bens Troſt. Indeſſen zeige mir auf mei⸗ 
g tem n We Ber Schoos ben 
un 


Morgen: und Abend : Andachten. 261 


und in meiner Truͤbſal des Haun Lab: 
al Amen. 


Nun mag ich ſchlafen oder When, 

mein BO wird es ertraͤglich machen: 

Ich werfe meine Noth auf ihn, 

Und ſollt ich gar im Kreuze ſterben, 

So muß ich doch den Himmel erben, 

Weil ich ein Kind des Soͤchſten bin. 

Die laͤngſte Nacht Bu DE verſchroim ; 
en, 8 


die geößte noc ein Ende finden. | ; . | 
Liste Sorfereitung. zum “ 


3 Der Tod if wol 916 ‚ 
Doch ungewiß die Stunde. 
Mein SOrt! verleih mir diß, 
Daß ich von Serzens⸗Grunde 
Stets um ein ſeligs Ende bete, 
Dem Grabe taͤglich naͤher trete. 
Id T Vater! Du haft mir Leib 
U) und Seele gegeben; doch alſo, daß 


262 Benjamin Schmolckens/ 


ich dir beydes einmal wieder geben muß. 
Der Tag, da ich ſterben muß, wird ſo gewiß 
kommen, als der heutige: und ich bin kei⸗ 
nen Augenblick ſicher, ob er nicht der 2 
ſey, Ich gehe aus meinem Haufe; und 
ie nicht, ob ich wieder darein gehen wer: 
Ich fange ein Werk an: und weis 
9 5 3 oh ich es vollenden werde. Ich ſetze 
moch zu Tiſche; und weis nicht, ob vielleicht 
Der Too r in den Te Topfen ſey. Ich lege mich 
ſchlafen: und weis nicht, ob ich wieder auf⸗ 
ſichen werde. Der Tod folget mir auf al⸗ 
len Schruten; er iſſet mit mir aus der 
Scchuſſel, er lieget bey mir im Bette, ich tra⸗ 
ge ihn in meinem Buſen. Ich bin gebo⸗ 
ren zun Tode, und werde ſeiner nicht los, 
bis ich begraben bin. Da nun mein Tod 
io unvermeidlich, die Stunde aber meines 
Todes ſo unge wiß iſt; fo erinnere mich taͤg⸗ 
lich meines Abſchiedes daß mich dieſer 
Fall Strick micht uͤbereilen möge. Habe 
ich kein Theil auf der Welt, ſo laß mich bey 
Zeiten allem irrdiſchen entſagen. Neiſſe N 
aus meinem Herzen alle Sorgen dieſes Les 
bens; und gieb, daß ich mich um nichts mehr 
bekuͤmmere, als wie ich dir gefallen möge, 
Sch affe, daß ich mein Gewiſſen reinige von 
den lodten Werten, und mich der en 
einen 


0 


Morgen · und Abend-Andachten. 263 


keinen herrſchenden Sünden finden möge, 

Laſſe mich Buße thun im Staub und Aſche, 
ehe du mich in den Staub legeſt: daß, wenn 
mein Grab vor mir iſt, auch meine Suͤnde 
immer vor mir ſey, und ich mich ernſtlich 
bemuͤhen moͤge, mich dem Leibe dieſes To⸗ 
des zu entreiſſen. Ich befehle dir meinen 
Geis immer in deine Haͤnde. Weil ich nicht 
weis, zu welcher Zeit, an welchem Orte, und 
auf was fuͤr Art und Weiſe der Tod mir 
begegnen wird; ſo ſtelle ich alles deiner heis 
ligen Vorſicht heim. Siehe, hier bin ich, 

mache es mit mir im Leben und Sterben, 
wie es dir gefaͤllig, und mir ſelig iſt. Dein 
bin ich todt und lebendig. 7 


Gbdtt Sohn! du Haft mich erloͤſet, 
du getreuer GOtt, auch vom Tode: doch 
alſo, daß ich gleichwol ſterben muß. 
Wohl mir aber, daß du auch vor mir, und 
für mich geſtorben biſt. O laſſe mich taͤg⸗ 
lich deines Todes gedenken, ſo werde ich 
meines Todes nicht vergeſſen. Laß mich 
unter deinem Kreuze recht ſterben lernen. 
Kreuzige mein Fleiſch, und laß mich auch 
der Welt gekreuziget ſeyn, daß ich nicht im 

leiſche lebe, ſondern durch den Geiſt des 
eiſches Geſchaͤfte toͤdte; daß ich mich 
| R 4 nicht 


264 Benfamin Schmoldene, 


nicht in die Welt verliebe, ſondern verlaͤug⸗ 
ne, was in der Welt iſt. Oeffne mir deine 
Wunden zu allen Stunden, daß mich der 
Tod ſonſt nirgends finde, wann er mich fir 
chen wird. Hefte mich mit Naͤgeln der 
Liebe an dein Kreuz, daß mich auch der 
Tod davon nicht reiſſen moͤge. Erwecke 
in mir einen inbrünſtigen Durſt nach mei⸗ 

ner Seligkeit, und nach deiner Herrlichkeit, 
daß mich keine Bitterkeit des Todes ſchro⸗ 
cken moͤge. Dein Blut ſey immer das 
Zeichen an meiner Stirne, und die Beyla⸗ 
ge in meinem Herzen, daß du mich kennen 
moͤgeſt, wenn mich der Tod für dein Ge 
richte ſtellt. Laß mein letztes Wort deinen 
ſuͤßen Namen ſeyn, meinen letzten Blick 
in deine offene Seite gehen, ſo werde ich 
auch den Himmel offen finden, wenn ich 
die Welt geſegnen werde. 


GbOtt heiliger Geiſt! Durch dich bin 
ich zum geiſtlichen Leben kommen, daß ich 
des ewigen Lebens theilhaftig wuͤrde. 
Aber, lehre mich bedenken, was fuͤr ein 
elend Ding es um mein natuͤrliches Leben 
ſey. Das Letzte iſt doch der Tod. Taß 
aber den Tod immer das Erſte in meinen 

Gedanken ſeyn. Gieb, daß ich — | 


er * * 
* f 


Morgen: und Abend · Andachten. 268 
ſterbe! Ob ich gleich noch im Leibe walle, 
ſo laß mich doch immer mit meinem Geiſte 
im Himmel ſeyn. Ich bin hier ein Frem⸗ 
der: erwecke in mir eine ſehnliche Begierde 


Chriſti: das wird ein ſchoͤner Sterbe⸗Kit⸗ 
tel ſeyn; darinnen werde ich beſtehen, wenn 
ich vor GOtt treten ſoll. Erhalte mich in 
einem heiligen Wandel, und laß mich ſter⸗ 
ben des Todes der Gerechten. 1 


Heilige Dreyfaltigkeit! Du laͤſſeſt 
die Menſchen ſterben, und ſprichſt: Kommt 
wieder, ihr Menſchen⸗Kinder. Laß mich 
dir leben, ſo werde ich auch dir ſterben. 
Ja lebe du in mir, ſo werde ich nicht ſterben. 
Du biſt mein Leben, und Sterben wird 
alsdenn mein Gewinn ſeyn. Amen. 


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1 =% 2 K J 75 
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5 260 x Benjamin Schmoldens, re 
8 An, einem kleinen Augenblicke 
Haͤngt ewigs Wehl und ewigs Weh. 
Alf Gott! daß, wo ich geh und ſteh, 
| 3% ſtets mein Grab vor mir erblicke. 
Wohl dem, der taͤglich ſterben kann, 
Der Aan im Cod das Leben an. NN 


er Get eines Kanten. | 


0 Seer 7 able 1 in Gnaden 

. zen ich bin ſchwach und krank, 

Und lindre meinen Schaden, 
So opfre ich dir Dank. 

Sulf mir fo, Wie mirs ſelig iſt, 

Dich hab ich mir zum Arzt erkieſt. 0 


7 Ott Vater! ich fühle deine gu, 
[the. Kein Wunder, daß du ein 
— uungehorſames Kind zuͤchtigeſt. 

Es iſt meiner Bosheit Schuld, daß ich 
5 fo geſtaͤupet werde. Wäre ich meinem 
Schoͤpfer nicht ungehorſam geweſen, ſo 
duͤrfte ich nicht dem Arzt in die Haͤnde fal⸗ 
len. AR: Suͤnde iſt der enn h 


N a * 


J, 


Morgen- und Abende Andachten. . 267 


Es iſt nichts geſundes an meinem Leibe 
vor deinem Dräuen, und iſt kein Friede in 
meinen Gebeinen vor meiner Sünde. Wo 
ſoll ich Hulfe ſuchen, da ich dich meinen 
Gott erzuͤrnet habe? aber ich kuͤſſe deine 
Ruthe. Es iſt mir lieb, HErr, daß du 
mich gedemuͤthiget haſt, daß ich deine 
Rechte lerne. Nun, mein Gott zuͤchtige 


mich, doch mit Maßen, daß du mich nicht 


gar aufreibeſt. Wenn du mich gleich tod⸗ 


ten wollteſt, fo will ich doch auf dich den. 


eile dumich, HERR! ſo werde ich he 


ilf du mir, HERR, ſo iſt mir geholfen. 
Erquicke mich unter dieſer meiner Laſt, und 
laß mich wieder Luft an deiner Gnade ſe⸗ 
hen. Heilet mich weder Kraut noch Pla 


— ar Fu Fe 


ſter, ſo iſt dein Wort, welches altesheilet. 


Doch alles nach deinem Willen! Dein bin 


ich friſch und krank, laß mir beydes zum er) | 


ſten dienen. 


Gott Sohn! führwahr du trugeſt 


| unfere Krankheiten. Du biſt auch der 
Arzt Iſrael. So nehme ich meine Zu⸗ 


flucht zu deiner Liebe und Barmherzig⸗ 
keit. Du kannſt verwunden, aber auch ver⸗ 


3 toͤdten, aber 0 ONE 
| en 


6 


— 


. — Den Der Gr 


u 


268 . Benjamin Schmolckens. 


chen. So du willſt, kannſt du mich wol 
heilen. ZESU! lieber Meiſter, erbarme 


dich meiner. Um deiner Schmerzen wil⸗ 


len lindere meine Schmerzen. Dein 
Name, wenn ich ihn anrufe, ſey mir eine 
ausgeſchuͤttete Salbe. Dein Wort, 


wenn ich mich damit troͤſte, ergoͤtze meine 
Seele. Sey mir nicht ſchroͤcklich, meine 


Zuverſicht in der Noth. Weiche nicht 
von mir! ſtaͤrke mich, hilf uns aus durch 
die Rechte deiner Gerechtigkeit. Vergieb 
mir alle meine Suͤnden, heile alle meine 
Gebrechen, errette mein Leben vom Ver⸗ 


derben. Kroͤne mich mit Gnade und 
| Barmherzigkeit. Soll ich länger leben, 
ſo will ich dir leben, und deinen Namen 
ken, und deine Rechte lieben. | 


Gott heiliger Geiſt! ſey durch 


deine Kraft in mir Schwachen maͤchtig. 
Vertritt mich in meinem Herzen mit un⸗ 


ausſprechlichen Seufzen. Bewahre 


meine Seele fuͤr aller Ungeduld. Laß 


mich nicht hinweggeraft werden mit den 


Suͤndern. Leide ich am Fleiſche, ſo ſtaͤrke 


mich im Geiſte. Befördere durch des Leis 
bes ae die ee der e 
RR 4 J 


morgen⸗ und Abend⸗Andachten. 269 


Jage mich durch dieſes Kreuze zu Ott. 
Lehre mich in dieſer Noth beten. uͤhre 
mich durch dieſe Schwachheit zum Er⸗ 
kenntniß meiner ſelbſt. Verleide mir 
durch dieſen Kreuz⸗Kelch die Suͤnde. 
Verbittere mir durch dieſes Elend die Welt. 
Iſt meine Krankheit nicht zum Tode; ſo 
ey ſie zur Ehre GOttes, zu meiner Beſſe⸗ 
rung, zu ſeiner Verherrlichung. Durch 
Stille ſeyn und Hoffen laß mich indeſſen 
ſtark ſeyn, bis dein gnadiger 18 an mir 
nn erfuͤllet ſehn. e 


Heilige Drepkaltigkeit! ich er 
mich in deinen heiligen Willen. Von die 
habe ich das Leden: willſt du mir daſſelbe 
friſten, fo ſollſt du mein G Ott ſeyn, und ich 
will dir dienen mein Lebenlang. Willſt du 
miraber auch daſſelbige wieder nehmen, ſo 
will ich mit Hiob ſagen: Der Herr hat es 
gegeben, der HErr hat es genommen. Der 
Name des ae ſey gelobet. Weil ich 
doch ein beſſer Leben hoffe, da ich nicht mehr 
a werde. Amen: 


Lindre Jett meine Bi a 
Und nimm meine Noth zu Herzen, 2 uf 
| i 


5 


m Benjamin bee 0 


Sulf n mir, wie du willſt und bk. 72 
u es gut und rel en | 


Ste 77 din 7 lang. 
en BORN e 1 
Ach: Haft du mein 1 | 
Mein GOtt hoͤrſt du mich nicht? 
5 1 mein Herz vor Aenggen bricht, 

Und. will nur Thraͤnen preſſen, 


4 . Ach: ſteh doch einmal drein, N A 4 Rn 


Erhoͤ der Armen e LH: x N 


9 52 Ott Vater! haft du denn at 


\ 1 


8 BE fen ein Vater zu ſeyn, der ſich über 
7 feine Kinder Erbarmet. Will 
dein Herze nicht mehr brechen, da mein 
Herz fir Angſt zerbricht. Hier liege ich 
auf meinem Kranken⸗Bette, und du legeſt 
deine Hand hart auf mich. Mein Saft 


iſt vertrocknet, meine Kraft hat mich ver⸗ 


laſſen: ich bin ausgeſchuͤttet wie Waſſer, 
mein Herz iſt in meinem Leibe verzehret. 
Ich heule, aber m meine Le iſt ferne. 2 


morgen⸗ und Abend ⸗ Andachten. 2 


rufe, und du antworteſt nicht. Deine 
Pfeile ſtecken in mir, deine Hand druͤcket 
mich. Ach! du HERR, wie lange? 
Wende dich doch, und errette mich. Nach 
dir, HERR, verlanget mich, mein Gott! 
ich hoffe auf dich. Habe ich deinen Zorn 
0 8 meine große Suͤnden, ſo laß 
dich doch zur Gnade bewegen durch deine 
übergroße Barmherzigkeit. Leide ich Dil 
lig, weil ich dich beleidiget habe; fo hat ja 
dein Sohn unſchuldig gelitten, daß du 
wieder verſoͤhnet wurdeſt. Erbarme 
dich, Erbarme dich, GOTT! mein Erbar⸗ 
mer, uͤber mich. Was bin ich denn? ein 
armer Wurm: und wird deine Barmher⸗ 
zigkeit nicht uͤberſchwenklicher ſeyn, wenn 
u mich ſchoneſt, als deine Gerechtigkeit, 
wenn du mich zertreten wolleſt? Laß von 
mir abe, daß ich mich erquicke, ehe ich hin? 
fahre. Und ſoll ich unter dieſer Laſt erlie⸗ 
gen; ſo laß mich doch auch Luſt an deiner 
Gnade ſehen. Willſt du mir nicht Belle 
rung verleihen, ach jo vergoͤnne mir doch 
nur Linderung! Soll ich nicht wieder ge⸗ 
und werden, ach! ſo laß mich doch nur 
bald erloͤſet werden, Doch dein Wille ge⸗ 
chehe, der iſt der beſte. 0. 0 


— 


* * 
r 1 
1 — 


2722 Benfamin Schmolckens, 


Sd Sohn! "it du das 


Girren deiner Taube, meiner geaͤngſte⸗ 


ten Seele, nicht hoͤren? Du haſt ja noch 


* ein Bruder - Herz: willſt du deines 
Fleiſches und Blutes vergeſſen? Der 
kienden Nächte find mir viel worden, 


enn wird der Tag des Heils kommen? 


Mein Gebein klebt an meinem Fleiſche 
vor Heulen und Seufzen, wenn willſt 
du meine Noth lindern? Ich ſtimme 
mit dir an deinem Kreuze an: Mein 
GOTT, mein GOTT! warum haft 
du mich verlaffen? Verlaß mich doch 
nicht, HERR, mein GOTT! Sey 


* 


nicht ferne von mir. Eile mir beyzu 
Iſt 


ſtehen, HERR, meine Huͤlfe. 
kein Pflaster in Gilead; fo iſt ja Balſam 


in demen Wunden. Iſt keine Hülfe 


ſegneſt mich denn! Laß mich doch die 


bey Menſchen; ſo biſt du ja der Troſt 
Iſraelis, und mein Nothhelfer. Sprich 
doch nur ein Wort, ſo wird dein Knecht 


(deine Magd) geſund. Ich lege mich in 


meinem Kreuze auf dein Kreuz. Ich 
werfe mich an dein treues Herz, wie ich 


von Mutter⸗Leibe auf dich geworfen 


bin. HERR! ich laſſe dich nicht, du 
Stim⸗ 


„bir eines Breanten. 273 
Eine ren Ich will dich ya verlaſ⸗ 
ſen noch verfänmen. Nun ich Hoffe auf 
— Du wirſt, du willſt, du muſt mich ho 
Aber ich will auch nicht anders er⸗ 
poet hn als wie es deine Ehre, und mein 
Beſtes iſt. Soll ich dieſen Kreuz Kelch 
noch langer trinken, verfüge ihn mit deiner 
* „weil auch die krank liegen, die du x 1 
Ja, gieb mir chriſtliche Geduld, 
ö ie wol fühle, wenn du mich ſchlaͤ - 
| 25 aber nicht murre wider dich Daß ich 
Beten anhalte, mit Geduld aushalte, 
und endlich erhalte, was du uͤber au zu 
in, Seligkeit beſchloſſen haſt. pi = 


Gott heiliger Geiſt! 450 m me 
meinem Geiſte, der in mir geaͤngſtet iſt. In 525 
2 Leibe dieſes Todes weis ich nicht, weh. 
ſen ich mich troͤſten ſoll. Die Angſt mei⸗ 
nes Arne iſt groß, führe mich aus mei- 
nen Nöthen. Siehe an meinen Jammer 
und Elend, und vergieb mir alle meine 
Suͤnde. Ach! die Sunde iſts freylich, 
die ein Mord in meinen Beinen iſt. 
Mein Hewien gat es mir: ich habe nicht 
zieſe zeitliche, ſondern auch ewige 
S verdienet. Du ſollteſt mir in die 
Holle betten, und ni ewiglich von 3 m 


* 


Se Benjamin Sämeldens, | 


Angeſicht verftoßen. Aber ich ſcwem 
me mein Bette die ganze Nacht, und netze 


mit Thraͤnen mein Lager. Meine began⸗ 


gene Suͤnden reuen mich, der Gnade 


Gottes troͤſt ich mich. Zuͤrne du nicht 
ewiglich. Laß die Gebeine San werden, 


die du zerſchlagen haſt. Verbirge dein 


R 


. meiner Suͤnde, nicht aber vor 
einen Thraͤnen. Verſichere mich nur 
der Gnade Gottes, alsdenn ſchlage ſo 


0 lange du willſt. Mache mein Kreuz zu ei⸗ 
nen Zeichen deiner Liebe, fo trage ichs mit 
Geduld. Segne alle heilſame Mittel, ſo 
kuͤhme ich dich in deinen Werken. Nichte 
mich auf, wo es in deinem Rathe beſchloſ⸗ 
ſen iſt. Nimm mich aber auch weg, wo 
ks mir rathſam iſt. Der Tod iſt beſſer als 
kein ſieches Leben. Lieber heute, als mor⸗ 
ar gen, ſo bin ich ewig geſund. 


Heilige Dreyfaltigkeit! aus der 


Tiefe meines Elendes rufe ich dem Ab⸗ 


grunde deiner Barmherzigkeit. Hilf mir 
Herr, um deines Namens willen! Er: 


kette mich aus der Noth um deiner Güte 


willen! Ich werfe mein Anliegen auf dich, 
du wirſt es wohl machen. Soll ich hier 
das um * a ne ſo wirſt du 

meine 


2. „@Beber eines Ranken 275 
meine Kraft ſeyn. Soll ich aber durch 
dieſen Kreuz Weg aus der Welt gehen, 
— du im Himmel mein Theil ſeyn. 
Amen! 


* 8 L ; 
© Reiche deine Sand mir Schwachen, 
Starker Gott erquicke mich, 3 
Meine Seele hoft auf ih, 15 
Du wirſt alles beſſer machen. * 
Wird es auch nicht beſſer hier, 


Iſt das Beſte dort bey dir. 


Br en Gebet eines zum g Tode Rn 5 

Genug mein G Ort, ich ſehne mich 9 
Nunmehr nach einem beſſern Leben, . 

Ich will mich willig drein ergeben. 
miein JEfu! warum ſaͤumſt du dich? 
erreiſſe doch des Elends Kette, 

Mein Siech⸗Bett wird ein Sieges⸗Bette. 


Ott Vater! ich merke es wol, 
(] dein Kind fol ins Vaterland kom⸗ 
— men. Es ſtehet ein harter Bote 
vor meinem Bei Meine Krankheit 
Vm 


* 


aM. Derfamin Sämoldene, | . 


wird ſich nicht eher, als mit einem feligen 
Tod enden. Der Tod wird mein befter 

Arzt ſeyn. Will ich doch gerne mit ihm 
fort, je länger hier, je ſpaͤter dort. Aber 
Sterben, iſt nicht Roſen brechen. So ſtaͤr⸗ 


ke mich doch mit deiner Kraft, daß ich mit 


dieſem eg Feinde alle andere überwinden 
moͤge. Es wird nicht nur der Schmer⸗ 
zen oder, da der Tod ans Herze kommt. 
Meine Seele iſt auch betruͤbet; bis in den 
Tod. Nun denke ich an die Menge mei⸗ 
b ner Suͤnden! aber denke du an die Groͤße 
deiner Barmher rzigkeit. Mein Glaube 
iſt ein kleines Tocht: aber laſſe du es nicht 
ausloſchen. Der Satan will mich, wie 
den Waizen, ſi ſichten; aber ſtopfe du ihm ſei⸗ 
nen Rachen. Der Tod will mir zu einem 
Könige des Schreckens werden; aber tritt 
du ihn unter meine Fuͤße. Die Thraͤnen 
meiner Verlaſſenen wollen mir das Her⸗ 
ze brechen; aber ſorge du fuͤr ſie. Laß mich 
nur nicht entfallen von des rechten Glau⸗ 
bens Troſt. Ich glaube feſtiglich, daß ich, 
nach deiner Verheiſſung, bald ſehen werde, 
das Gute des HErrn, im Lande der Leben⸗ 1 
digen. Eja! wäre ich ſchon da. 7959 
GOtt Sohn! Denke nun an mich 
in deinem e | Vt! ige ich Bo a 


N 


Gebet eines Kranken. 277 
Oelberge: dein Blut⸗Schweiß verſüße mei⸗ 
nen Todes » Schweiß. Dein Todes 
Kampf helfe mir ritterlich ringen. Dein 


Angſt⸗Geſchrey öffne meinen letzten Seuf⸗ 


= den Himmel. Oeffne mir das Para 
ieß in deinen Wunden, entbinde meine 
Seele mit deinen Banden. Vertritt 
mich mit deinen Seufzen. Labe mich mit 


deinem Durſte. Mache mir deinen Eßig⸗ 


Trunk, zu einem Vorſchmack des ewigen 
Lebens. Nimm meine Seele in deine 


Haͤnde. Dein Name ſey mein letztes 


Wort. Nun nichts mehr als IE SuS. 


JeEſus meiner Augen⸗Licht im Schatten 
des Todes. FESUS meines Herzens 
Theil, auch wenn Leib und Seele ver⸗ 


ſchmachten. Nur GEfus, mein JEſus: 
er IEſu, dir leb ich! HErr JEſu, dir 


ſterb ich! Herr IEſu, dein bin ich todt und 


lebendig. Herr Jeſu, in dir bin ich ge⸗ 


| 


| 
\ 


recht und ſelig. Amen! ja komm, Herr 


A Gott Heiliger Geiſt , mein Troſt 


im Leben! Mein Troſt nun auch im Ster⸗ 
ben! Bewahre meinen Glauben, bis ans 
Ende. Erleuchte meine Augen, wenn ich 
auch im Tode ei Verſiegele in 
RT: . mei⸗ 


x 


278 Benjamin Schmoldens, 
meinem Herzen IEſum, wenn es brechen 
wird. Mache mir des Todes Angeſicht 
lieblich, meine Geberden ſonderlich, mein 
letztes Wort und Seufzer erhoͤrlich. 
Schreye in meinem Herzen, wenn ich nicht 
mehr ſchreyen kann, und wenn aller menſch⸗ 
licher Troſt verſchwindet, ſo troͤſte du mich 
innerlich mit deiner Kraft. Neige ich 
mein Haupt, ſo neige du den Himmel zu 
mir, und wenn der letzte Augenblick vor 
handen iſt, ſo laß die Engel meine erloͤſte 
Seele in Abrahams Schoos bringen. Er⸗ 
quicke fie alsdenn bey den reinen Geiſtern 
mit ewiger Freude, mit ſuͤßem Friede. 
Syrich auch zu meinem Leibe, ruhe von der. 
ner Arbeit, und laſſe an jenem Tage beyde, 
vor dem Stuhle des Lammes, aufs aller⸗ 


3 


herrlichſte vereiniget werden. 


Heilige Drebfaltigkeit? fegne mei: 
nen Ausgang aus der Welt! fegne meinen 
Eingang in den Himmel! Von dir habe 
ich Leib und Seele, dir ergeb ich ſie wieder. 
Gieb mir aus Gnaden, was du mir verheiſ⸗ 
ſen haſt, den Himmel. So fahre ich aus 
dem Leide zur Freude. So komm ich zu 
meinem Gott! der mich erſchaffen, der 
mich erloͤſet, der mich geheiliget hat. Ex 
® Ilge 


* 


Gebet eines Branfen. 279 
liger HErre GOtt! Heiliger ſtarker 
Gott! Heiliger barmherziger Heiland, 
du ewiger GOtt! laß mich nicht ver ſinken 
in der letzten Todes⸗Noth. Kyrie Eleiſon! 
Chriſte Eleifon! Kyrie Eleiſon. Amen! 
Amen! Amen! . 


Amen! Gott erhoͤre mich, 
Nun iſt mir nichts hinderlich. 
Welt! dir ſag ich gute Nacht: 
Denn mein Lauf iſt nun vollbrachs. 
Eile, liebe Seele fort, 

Aus den Thraͤnen an den Porr. 
Nun mag Aug und Serze brechen 
Ich will nur noch JE ſus! JEfus! IEſus! 

| NN an 


ſproch 


2306 Benjamin Schmoldene,. 


1 Gebet der Umſtebenden fü 
5 Be ine, Sterbenden, + wenn e er rucht 
A mehr beten kann. 0 9 


it, Here! Ach S err! erberme dich, 
Ueber dein Rind in Genaden! 
Laß den Tod vald ſeliglich 
Es von aller Noch bnta deu 15 
Ach verkůrz ihm alle Pein, 2 
Laß es doch bald bey dir ein... ni 10 


10 Ott Vater! 1 Wir deine Kinder, 
J legen dieſen ſterbenden Menſchen 
an dein vaͤterliches Herz. Waſche 
A alle feine Sünden ab, mit dem lun Deines 
Sohnes Laß ihm der kraͤftigen Vorbitte 
* Je Chriſti genießen, in der Stunde ſeines 
Todes Sey du fein Stecken und Stab 
in dem finſtern Thal des Todes. Erhalte 
ihn wider die Anklage des Gewiſſens, und 
ſtaͤrke ihn wider die Anläufe des Teufels. 
Oiefne ihm die Thür des Himmels, und 
fuͤhre ihn aus allem Jammer zur ewigen 
Freude, durch den Tod ins ewige Leben. 
GOtt Sohn! Wir legen dieſes ſter⸗ 
N bende Schaͤflein in deinen Schoos, an dein 
7. treues Hirten: Der; : führe es zur ewigen 


7 2 Gebet für einen Sterbenden. 281 


Freude und Weide. Die Seele, die du 
mit deinem Blute erkaufet haſt, bringe 
en der Heiligen im Lichte. Du 
biſt allein die Thuͤr zum Leben: laß ſie 
durch dich einaehen und ſelig werden. Saͤt⸗ 
tige ſie nun im Himmel, mit langem Leben 
und zeige ihr dein Heyl. Laß kein einiges 
von deinen Bluts⸗Troͤpflein an ihr verloh⸗ 
ren ſeyn. Nimm ſie in deine Hand, daß ſie 
keine Quaal anruhre. DA 
Gott heiliger Geiſt! Breite deine 
Fluͤgel uͤber dieſes dein Kuͤchlein. Bezeu⸗ 
ge die Kindſchaft GOttes in ſeinem Her⸗ 
zen, und verſiegle in ihm die Beylage des 
ewigen Lebens. Es iſt dieſer Chriſt dein 
Tempel geweſen: laß ihn nun kommen in 
den Te upel des Friedens. Heilige ihn 
durch und durch, und bringe ihn ins Aller⸗ 
heiligſte, das droben iſft. 
Heilige Dreyfaltigkeit! Wir arme 
Suͤnder bitten, du wolleſt dieſem Ster⸗ 
benden alle Schmerzen verkuͤrzen, und 
ihm, nach dieſem Elende, ein Leben in der E⸗ 
wigkeit geben. Erhoͤre uns! Erloͤſe ihn! 
Erbarme dich! O Vater aller Barmher⸗ 
zigkeit, nimm ihn zu dir in deine Herrlich⸗ 
keit! O du Lamm GOttes, das der Welt 
9 S Suͤnde 


— — 


| 


| 
4 


282 8 Benjamin Schmolckens, 05 
Suͤnde traͤgt, trage ihn durch deine Engel 


in Abrahams Schoos! O du Geiſt des 
Troſtes, troͤſte ihn dort ewiglich. Amen 


Nun laß ihn in Sriede fahren 

N 35 den auserwaͤhlten Schaaren, 
HSBilf aus allem Ungemach, 
Uns, gm. ee ſelig W ü 


i Serzliches Verlangen Pr 


dem ewigen Leben. 


| Ach! wenn werd ich dahin kommen, N 

Daß ich Gottes Antlitz ſchau? 

8 Werd ich nicht bald aufgenommen? 

Wenn zerbricht der Leibes⸗ Bau? 

Ach! wenn kommr die Seele hin, 
Wo ich ewig ſelig bin: 5 


Ott Vater, dein Kind fehnet fich 

J nach dem Vaterlande. Laß mich 
| doch bald in dein Reich kommen, 
welches du bereitet haſt denen, die dich lie⸗ 
ben. Es iſt wol noch nicht erſchienen, 
was ich ſeyn werde, aber der Morgen⸗ 
| s gehet ſchon auf in meinem N 


Verlangen nach dem ewigen eben. 283 


Dein Wort giebt mir ſchon die Trauben zu 
koſten von einem Lande, da Milch und Ho⸗ 
nig fließen. Wer wollte noch laͤnger ein 
Pilgrim ſeyn, und nicht wuͤnſchen Buͤrger 
zu werden? Sollte ich nicht das Zukünf⸗ 
tige ſuchen, da ich hier keine bleibende Stät- 
te habe? O laß mich doch mein Herz taͤg⸗ 
lich hinſchicken, wo mein Schatz iſt. Laß 
meine Zunge ohne Unterlaß davon reden, 
was mir noch unausſprechlich iſt. Laß 
mich mein Leben chriſtlich fuͤhren, daß 
mein Wandel im Himmel iſt. 


SGbdtt Sohn, meine Seele duͤrſtet 
nach dem Brunnlein der Stadt Gottes. 
Hier et ich Aſchen wie Brod, und miſche 
meinen Trank mit Weinen. Ach wenn 
werde ich mit Abraham, Iſaac und Jacob, 
im Himmelreich zu Tiſche ſitzen! O du 
Sonne der Gerechtigkeit! laß mir doch das 
Heyl bald aufgehen unter deinen Fluͤgeln. 
uͤhre mich aus Babel, errette mich aus 
sodom. Bringe mich ins himmliſche 
Jeruſalem. Muß ich in der Welt ſeyn; ſo 
laß mich der Welt nicht gleich ſeyn: die 
Welt muß im Glauben uͤberwunden ſeyn. 
Im Himmel iſt mein Erbe, dahin richte 
meine Augen, dahin gaͤngle une | 
RER | wer hin 


ö 2284 Vaden NN dem ervigen Leben. 


do hin verſetze mein Herz. O wie will 1 
meinen Bruder kuſſen, wenn ich dich dort 
Bil en werde. | 
Ott heil iger Geiſt! Mein Geiſt | 
lar get wieder zu ſeinem Urſprunge. 
. Akt deihm boch Fluͤgel an, daß er ſich ſtets 
| über alles irrbiſche ſchwinge. Mach mir 
berkits einen Himmel im Herzen t 
herzliches Verlangen nach dem Himmel. 
Stelle die Welt hinter meinem Au und 
laß allein das ewige Gut ein Ziel meiner 
Augen ſeyn. OS Err! ich warte auf dein 
de Wenn werd ich dein Anllitz ſchauen 
in Gerechtigkeit? Wenn werde ich ſatt wer⸗ 5 
den nach deinem Bilde? 
Heilige Dreyfaltigkeit! ! Hier ſehe ich 
dichin einem Spiegel: bringe mich bald da 
hin, wo ich dich werde ſchauen von Ange⸗ 
ſichtz zu Angeſicht. Da werden alle Feinde 
zum Schemel deiner Fuͤße liegen. Da wird 
Freude ſeyn die Fülle, liebliche Stilie 5 A A 
Se lauter Sonne. 17 
e dich los von dieſer Welr, 5 er 75 
Seele! laß das Eitle egen. 
| Pr . Doreen find ich nur Deranägen ne. 
N mein 2.008 fo lieblich faͤllt. W 
Ick ſu! reiche mir die Hande, ; = ee 
5 88 va der be ein e 1 5 


LN 


u: 2 Tägliche 
12 0 ewiſſ eus 


e 


— 


vo Brantfun und Breslau, 1786, I 


44h sr r-z 


* - da Be 


2386 gie 


Gewiſſens⸗Pruͤfung. 

Die tägliche Gewiſſens⸗Pruͤfung 
N iſt eine von denen wichtigſten 
Pflichten unſers Thriſtenthums: Die⸗ 
ſehaͤlt in ſich die Buße und den Glau⸗ 
ben , neben der aus dieſer nothwendig⸗ 
fließenden Heiligkeit, und beſtehet ei⸗ 
gentlich in einer ſteten Wache und 
Aachtgebung auf uns ſelbſt, und unſere 
Seelen, wie wir in unſerm Chriſten⸗ 
thum und vor GOtt ſtehen: Ob man 
vor oder hinter ſich gehe? Im Guten 
zu oder abnehme? Dann wie ein klu⸗ 
ger Kaufmann alle Abend ſeinen 


AUebeiſchlag machet, was er des Tages 


ausgegeben undeingenommen, damit 
der Verluſt den Gewinnſt nicht uͤber⸗ 
treffe. Wie eine ſorgfältige Haus⸗ 
Mautter und reinliche Menſchen taͤg⸗ 
lich ihre Kleider beſchauen, ob dieſelbe 
beſudelt oder zerriſſen ſeyn? damit ſie 
ſo fort wieder gemacht und gereiniget 
e wer⸗ 


Gewiſſens Prufung. 287 


werden: Alſo muß ein Chriſt ſich taͤg⸗ 
lich prüfen, um dadurch fich von dem 
Unflat und Schuld der Suͤnden zu 
reinigen. Kein Gold oder Silber iſt 
ſo rein, es hat ſeine Laͤuterungen, und 
kein Chriſt fo fromm, er hat feine 
Abend⸗Prüfung noͤthig. Wer ſanft 
ruhen will (ſagt jener) muß ein gut 
Haupt Kuͤſſen, wer ſicher ruhen will, 
muß eine verſchloſſene Kammer, wer 
aber ſanft und ſicher zugleich ruhen 
will, muß ein gut Gewiſſen haben: 
das iſt das beſte Haupt⸗Kuͤſſen, und 
die allerſtaͤrkeſte Wache. In Bes 
trachtung deſſen, hat der Editor die⸗ 
ſe alſo betitulte Gewiſſens⸗Pruͤſung, 
was er von dieſer Materie in den 
Schriften einiger frommen Gottes⸗ 
Gelehrten gefunden, zuſammen getra⸗ 
gen, und in dieſen wenigen Zeilen ver⸗ 
faſſet. Es iſt nicht fuͤr die Gelehrten 
und Geuͤbten geſchrieben, (denn dieſe 
wiſſen ſchon, wie ſie ſich pruͤfen ſollen, 

obwohl leider! manche es wei 
| und 


,,, 
und daher ihre Verantwortung deſte 
ſchwerer machen, je mehr ſie vor an⸗ 
dern des HErrn Willen wiſſen und 
doch nicht thun.) ſondern den Einfaͤl⸗ 
tigen zum beſten: und hat der Autor 
geglaubet, es ſey nicht genug, wenn 
nur er, ſamt den Scinigen, mit ſolcher 
Gewiſſens⸗Pruͤfung alle Abend vor 
G Ott trete, und, der den Tag uͤber, 
mit manchen wiſſent⸗ und unwiſſent⸗ 
lichen Suͤnden verſcherzten göttlichen 
Gnade , ſich wiederum verſichere: ſon⸗ 
dern es ſey ein noͤthiges Stuͤck, feiner 
chriſtlichen Pflicht, auch andere deſ⸗ 
ſen zu erinnern, und wie es anzuſtel⸗ 

len, ſie anzuweiſen. Wenn nun die gu⸗ 
te Meyuung des Autors beliebet, den 
wird es ſchwerlich jemal gereuen. 
Wer ſich aber beduͤnken laͤſſet, er ha⸗ 
be ſolcher Prüfung nicht noͤthig/ der ir. 
ret ſehr; und giebt damit an den Tag, 
ae er glaube nicht, was der Geiſt des 
HErrn durch den Propheten ſagt?: 


x X > Bewiffens- pruͤfung. f | 289 


0 Es iſt das He ein betrüglich 


Ding, 
Jerem. am 17. Cap. v. 9. 
Diebe Seele! wir ſind nun abermal dem 


Ende unſers Lebens, dem Jungſten Ge 


richte, und der unendlichen Ewigkeit einen 


Tag naͤher kommen: und weil derjenige, der 
nicht um wenigſten alle Tag einmal, nach 
allen Kraͤften, ſich kehret zum Grund ſeiner 
Seelen und Gewiſſen, noch nicht lebet, wie 


ein frommer Chriſt leben ſoll: ſo laſſe uns 


anjetzt hinab ſteigen in die Tiefe unſers Her⸗ 


Ruhe begeben, das Bette unſere Hoͤlle ſeye, 


| 

| Sterbe⸗Stündlein, wann mich der Tod er 
wan dieſe Stunde, oder dieſe Nacht uͤberfal⸗ 
len ſollte? In was Verkaſſ. ung ſtetzen meine 


Gedanken? In was Zuſtande finde ich mich? 


| Kann nicht ünwerſeß eus die poſtkemen: Die: 


ſe Stunde, oder dieſe Nacht, wird man deine 


Seele von dir nehmen. Getraue ich wol, 


| zen, vor dem are Stuhl Jeu Chriſti 
ou 


I — 


* 


ens und Gewiſſens, und unſer Weſen durch⸗ 
eden auch beſehen, wie du aus ſieheſt; da⸗ 
mit nicht, wann wir uns ohne Pruͤfung zur 


mit gutem Gewiſſen, und freudigem Her⸗ 


# 


noch wir zur Herberge des Satans werden d 
moͤgen. Bin lich geſchickt, zu einem ſeligen 


en 9 


290 | Taͤgliche 0 

zu erſcheine, für allen Engeln und Menſchen, 
wann er der Richter der Lebendigen und der 
Todten, dieſe Stunde, oder dieſe Nacht, 
ploͤtzlich vom Himmel kommen ſollte? Bin 
ich in meinem Gewiſſen verfichert, daß ich 
nicht werde verdammet, ſondern ſelig wer⸗ 
den? Habe ich dieſen vergangenen Tag, mit 
ſchuldiger Andacht, mit inniglichem Lob und 
Preiß meines GOttes, und Anrufung ſei⸗ 
nes heiligen Namens, angefangen, meines 
Tauf Bundes mich erinnert, und mit allen 
meinen Kraͤften und Vermoͤgen zum Dienſt 
Gottes und des Naͤchſten mich ergeben? 
Habe ich heute ſtets, als vor dem allerheilig⸗ 

ſten Angeſicht des allgegenwaͤrtigen Maje⸗ 
ſtaͤtiſchen GOttes, gewandelt, und ihn mit 
Wiſſen und Willen nicht erzuͤrnet, noch be⸗ 
leidiget? Hab ich meinen Beruf, Amt und 
Geſchaͤfte, in der Furcht und Liebe GOttes 
blos zur Ehre ſeines heiligen Namens, ohne 


alle Eigen⸗Ehre und Nutz, auch zum Dienſt, 


Nutz und Liebe des Naͤchſten verrichtet, die 
Zeit recht gebꝛaucht; auch ſie mit Muͤßiggang 
Spielen, noch anderer thoͤrichter Welt⸗Luſt 
nicht verderbet? Hab ich mein Weib zur hei⸗ 
ligen Furcht GOttes, und zum Erkenntniß 
ſeines heiligen Willens angefuͤhret, inglei⸗ 
chen meine Kinder und Geſinde? ve 
NN N 


Gewiſſens⸗ Prüfung. 291 


dieſe in der Zucht und Vermahnung zum 
HeErrn auferzogen, fuͤr ſie gebetet, und alſo 
fuͤr ihre zeitliche und ewige Wohlfahrt geſor⸗ 
get, und damit ich ihnen das beſte Erb⸗Gut, 
nemlich die Gnade GOttes und feinen Ser 
gen hinterlaſſen moͤchte, eines heiligen Wan⸗ 
dels mich befliſſen? Habe ich ſie nicht ver⸗ 
zaͤrtelt, und in der Bosheit, ohne ernſte 
Strafe, fortwachſen laſſen? Bin ich ihnen 
mit boͤſen Exempeln, in Worten und Wer⸗ 
ken, nicht aͤrgerlich geweſen? Hab ich hinge⸗ 
gen mit guten Exempeln ihnen vorgeleuch⸗ 
tet, und nichts verſtattet, als was ehrbar und 
chriſtlich, und ſie als eine theure GOttes⸗ 
Gabe, fuͤr der Welt Aergerniß hoͤchſten Fleiſd 
ſes bewahret? Hab ich, wo ich geweſen, und 
mit denen ich umgegangen, allenthalben, 
und bey allen, mich eines guten Gewiſſens, 
der Reinigkeit des Herzens, ingleichen der 
Zucht und Keuſchheit mich befliffen, und dar: 

im den Hoͤchſten eifrig angerufen? Hab 
ich mich auch allemal in Gedanken keuſch, 
in den Worten zuͤchtig, in Geberden ſcham⸗ 
haftig, in der Kleidung ehrbar verhalten: 
oder aber, hab ich nicht vielmehr unreine 
Gedanken geheget? Bin ich von Herzen 
feind, und meide Ehebruch, Hurerey, 
ſchaͤndliche Brunſt, viehiſche Luſt, unordent⸗ 
2 f | 5 ö 5 lichen 


Bar. Lage 
lichen Beyſchlaf, Bublath Bttaſung Kaß 
ſen, u unzuchtige Geſellſchaft, Geſpraͤch, Ge 
. fans und Buͤcher? Fliehe ich leichtfertige 
Tanze, dergleichen Spiel, wie auch Pfeiffer 
uud Geiger, als Anreigungen und Lock⸗B Doͤ⸗ 

gel, zur verbotenen Welt⸗ und Suͤnden⸗ 
Lust? meide ich ſolches aͤrger, als den Teufel 
ſelbſt? oder habe ich Wohlgefallen daran ge⸗ 

habt, und ein und anders begangen? Hab ich 
meinen Nichſten mit Rath und That gerne 
geholfen, bin ich ihme nicht ärgerlich, ſon⸗ 
dern erbaulich geweſen? Was hab ich gere⸗ 
dei? Hab ich mir Scherz und Narrentheidi⸗ 
gung belieben laſſen, oder iſt nicht Fluchen 
oder Schwoͤren mit untergelaufen? Hab 
ich meines Naͤchſten Fehler und Gebrechen, 

mit gebuͤhrender Beſcheidenheit, und Chriſt⸗ 
licher Sanftmuth, geſtraft, oder durch 
Stillfe hweigen mich fremder Sünden theil⸗ 
haftig gemacht? Hab ich in meinem Haus, 
Beruf oder Geſchaͤften, unzeitig geeifert, 
grpoltert und geſtuͤrmet? Hab ich mich auch 

gegen meinen Nichſten, in dem Herzen guͤn⸗ 
ſtig und liebreich, in den Geberden und Wor⸗ 
ten holdſelig, freundlich und ſunftmuͤthig, 
auch demuͤthig und barmherzig in Werken 
er zeiget? Auch niemand weder an Leib, Ehr 
Ion gi mit Gewalt noch ee f 


| Bewiffens - Prüfung. 293 
mit verftellten Geberden, grimmigen Wor⸗ 
ten, noch feindſeligen Werken betruͤbet, be⸗ 
leidiget noch erzuͤrnet? Hab ich armen Leu⸗ 
ten Gutes gethan, oder ſie mit harten Wor⸗ 
ten abgewieſen, und mein Herz fuͤr ihnen 
verſchloſſen? Erkenne ich, daß meine Guͤter 
nicht mein, ſondern GOttes ſind, und ich nur 
zum Haus halter daruͤber geſetzt, und daß ich 
nicht nur mit ſolchen, ſondern auch mit mei⸗ 
nem Leibe u Leben dem Naͤchſten zu dienen 
ſchuldig ſey? Habe ich anheut niemand uber 
vortheilet, noch mich fündlich bereichert? 
Bedenke ich auch, daß kein Unreiner, der die 
Welt, ſo da iſt Fleiſches Luſt, Augen⸗Luſt, 
und hoffartiges Leben, lieb hat, ins Reich 
Gottes eingehen, noch GOtt ſchauen kann? 
Bedenke ich, daß Gott aus Liebe zu mir 
und allen armen Suͤndern, ſeinen einig ge⸗ 
liebten Sohn JEſum Chriſtum in die Welt 
geſandt, nicht nur fuͤr mich und meine Suͤn⸗ 
den zu deren Verſoͤhnung und Vergebung zu 
leiden, und zu ſterben, ſondern auch uns alle 
ur Buße zu rufen, von dem Suͤnden⸗Dien⸗ 
ſte los und gerecht, fromm, rein, heilig und 
ſelig zu machen? Habe ich ſolche unermeßli⸗ 
che Liebe, in heilig und ſchuldiger Gegen Lie⸗ 
be, ſo wol im Thun, Leiden und Laſſen er⸗ 
kannt, des feſten Entſchluſſes, ehender mein 
3 Leben 


5 204 | Tagliche | 


Leben zu laſſen, als GOtt muthwillig zu er⸗ 
zurnen? Hab ich anheut den heiligen Berufe 
Gottes gefolget, und für meine Suͤnde ge 
ſorget? Hab ich alle meine von Jugend auf, 
bis auf dieſe Minute begangene Suͤnden, 
dem heiligen und gerechten GOtt bekennet 
und abgebeten, von Herzen, mit gebogenen 
Knien, mit Faßten, Weinen und Klagen? Ha⸗ 
be ich auch heute ſolche Reue und Abbitte wie⸗ 
derholet, denſelbigen Tauf⸗Bund wieder er⸗ 
neuret, und mich mit meinem gnaͤdigen Gott 
verſöhnet? Habe ich von vorigen, und allen 
Sünden, wahrhaftig abgelaſſen? Bin ich 
nunmehro allen Sünden und weltlichen Li: 
ſten von Herzen feind, oder belieben mir 
noch eine und andere? Welches ſind die Suͤn⸗ 
den worzu ich am meiſten geneigt bin? Schaͤ⸗ 
me ich mich auch vor GOtt, und vor mich 
ſelbſten, daß ich den ſchnoͤden Suͤnden, dem 
verfluchten Teufel, und der boͤſen verfuͤhri⸗ 
ſchen Welt, ſo eiferig und treulich, hingegen 
meinem gnaͤdig liebreichen GOtt, Ecböpf 
fer und Vater, der mir ſo unzaͤhlige Seelen⸗ 
und Leibes⸗Wohlthaten zu ingleichen ſo viel 
tauſend Boͤſes, von mir und den Meinigen, 
an Seel und Leib abgewandt, ſo wenig und 
nachlaͤßig gedienet habe? Eifere ich nun von 
Herzen uͤber alles fund: und a 


i 
y 
a 


Gewiſſens · Prüfung. 295 

Weſen? Bin ich durch die Gnade JeſucChriſti 

an Gedanken, Herz, Muth und Sinn, am 
inner⸗ u. aͤußerlichen Menſchen, anders wor⸗ 

den, als ich geſtern war? Bin ich gaͤnzlich ver⸗ 

aͤndert, und ein neuer Menſch? Arte ich nun 

Chriſto nach, oder dem alten Adam, und der 

Welt? Denke ich auch an das Wort Chriſti: 
Wahrlich ich ſage euch: Es ſey dann, daß je⸗ 
mand von neuem (von oben herab) gebohren 
werde, kann er das Reich GOttes nicht ſehen? 
Habe ich auch alle meine Worte, die ich heu⸗ 
te geredet, bedacht? Bedenke ich, daß ſie alle 
in Gottes Tag Buch verzeichnet worden? 
und daß man muͤſſe, dem Richter alles Flei⸗ 
ſches Rechenſchaft geben, von einem jedem 
unnuͤtzen Wort? Habe ich heut die Gaben 
Gottes, mit Dankbarkeit, in Erkenntniß mei⸗ 
ner Unwuͤrdigkeit, maͤßig, zur Nothdurft u. 
nicht zur Wolluſt genoſſen? Hab ich bedacht, 
daß die Cꝛeaturen uber den ſchaͤndlichen Miß⸗ 
brauch ſeufzen, daruͤber ſich ängiten, u. durch 
ſolche Angſt den Menſchen bey ihrem Schoͤ⸗ 
pfer verklagen? Bedenke ich, daß eine ſchwere 
Rechnung darauf erfolget, daß durch Unmaͤſ⸗ 
ſigkeit der heilige Geiſt vertrieben, GOttes 
Zorn erwecket, die Amtsgeſchaͤfte verhindert, 
ja alle Laſter und alles Seelen: und Leibesun⸗ 
heil geſtiftet wird? Habe ich etwa heute aufs 
312 T 4 neue 


296 | © Tigiche 8 


neue eine ſchwere Sünde gethan? Von was 1 
vor Fehlern bin ich übereilet worden? Wo 
und wie habe ich mit boͤſen Gedanken, Wor⸗ 
ten und Werken geſuͤndiget, wider GOtt 
oder Menſchen? Wie viel Gutes habe ich un⸗ 
terlaſſen? Wie viel Boͤſes habe ich gethan? 
Habe ich mich von den boͤſen Luͤſten uͤberwin⸗ 
den laſſen, oder hab ich fie durchs Jottes Kraft 
N überwund en, ſie gedaͤmpfet, und meinen bös 
ſen Winen gebrochen? Soll mich der Tod oder 
Juͤngſte Tag in meinen Sünden ergreifen? 
Ahn mein GOtt! ich ſehe nun, in dieſer 
5 Pruͤfung, den Sünden: Schlamm, 
womit meine Seele beſudelt iſt; bekenne 
auch zugleich, daß ich die Menge meiner 
Suͤnden nicht recht ergruͤnden, noch erfor⸗ 
ſchen kann. Barmherziger himmliſcher 
Vater, gehe mit mir, deinem unwuͤrdigen 
Knecht, nicht ins Gerichte! Ach! ich bin 
nicht werth, daß ich dein Kind heiſſe: Er⸗ 
barme dich mein; und ſey mir gnaͤdig, um 
IEſu Chriſti willen, Amen. Ach mein 
Gott! gib, daß ich dich, mich und die Welt | 
recht erkennen moͤge, Amen. | 
O Menſch! bedenk die legten Dinge, 
Was Tod und Auferſtehung bringe. 
Fuͤrchte G Ort und fein Gericht, 
eme Holl, iſt kein e 8 
0 eine 


Geawiffens-Prüfung. | 297 


Ein andere tägliche Gewiſſens⸗ 
Prufung. 


PR mein Gott, lehre mich ſtets meine 
Tage zaͤhlen, auf daß ich geiſtlich klug, 
nicht moͤg aus Irrthum fehlen, ein Theil iſt 
wieder heut 25 meinem Leben hin, da dei⸗ 
nem Richter ⸗Stuhl ich fo viel naͤher bin. 
2. Allwo ich Rechenſchaft von meinem gan⸗ 
zen Leben, wann du in Wolken kommſt, dir 
dermaleinft muß geben, ach! hilf, daß meine 
Seel zur Foͤrdrung meiner Ruh, vorher aus 
Buß und Reu dir heut noch Rechnung thu. 
3. Komm, meine Seele komm! wir wollen 
ſelbſt uns richten, auf alles unſer Thun recht 
eifrig, denken, dichten. Schon deiner ſelbſten 
nicht, durchſuche dich mit Fleiß; bedenk, daß 
alles G Ott und dein Gewiff en weis. 

4. Fang von dem Morgen an, vom Tage 
bis er Nachte. Daß deine Prüfung wol | 
diß folgende betrachte, ob du auch mit Gebet 

begangen haſt den Tag? gelobet deinen 
GoOtt bey jedem Glocken Schlag. 


5. Ob du haſt heut gedankt für Chriſti Tod 


und Leiden: an Tauf⸗Bund oft gedacht, mit 
inniglichen Freuden. Gott allermeiſt geliebt: 
den Naͤchſten auch als dich: ob du biſt fr omm 
at und un ärgerich? 

5 


| 


08 Tuͤgliche 1 
6. Ob dukein faul Geſchwaͤtz, kein Fluchen 
angefangen? wo du geweſen biſt, mit wem du 
umgegangen? ob du geliebt, gehört, geleſen 
GOttes Wort, und dich darnach gericht't, 
ſtets und an jedem Ort? . 
7. Ob, als vor Gottes Aug, im Glauben 
du gewandelt? mit Wiſſ⸗ und Willen ihm zur 
wider nie gehandelt? ob auch der alte Menſch 
in dir iſt abgelebt, daß du mit keiner Luſt ihm 
ferner nachgeſtrebt? c 
8. Ob du heut ohne Dank haft Gottes 
Gab empfangen? dem Geitz und eitler Ehr 
unbillig nachgehangen? die dir GOtt fuͤrge⸗ 
ſetzt, geliebt und ſo geehrt, daß du auch ihre 
Fehl zum Beſten haft gekehrt? 
9. Ob du dem Naͤchſten haft geſtrebt mit 
Liſt zu ſchaden, mit ſeinem Gut und Blut 
dich ſuͤndlich nie beladen, auch feinen Nutz ge: 
ſucht, ihn faͤlſchlich nie gericht' t, den Armen 
wohlgethan, kraft deiner Chriſten Pflicht? 
10. Ob du biſt keuſch geweſt in Wort⸗Ge⸗ 
dank⸗ und Werken, in Eß'n und Trinken dich 
ſtets maͤßig laſſen merken? Ob du Geduld er⸗ 
zeigt, wann Kreuz dich hat betruͤbt; nur Got⸗ 
les Ehr geſucht, und Billigkeit geliebt??? 
II, Ob du bey GOttes Rath gehorſam ſtill 
geſeſſen, auch feine Guͤt u. Treu nach deinem 
Gluͤck gemeſſen? und endlich ſo gelebt, 5 x 


* 


* Gewiſſens · Prufung. 2099 2 
dabey gewollt, daß dich dein GOtt fo faͤnd, 
wann er jetzt kommen ſollt? 1 

12. Die Prufung iſt geſcheh'n, da leiderlich 


befunden, es ſey der große Gott beltidigt alle 


Stunden: die Zeit war mißgebraucht, an 
Tod gedacht ich nicht, nicht viel an GOttes 
Wort, noch an ſein letz: Gericht. ü 
13. Wer kann der Suͤnden Art, und ihre 
Meng erzehlen? Wer weis, ach HErr! wer 
weis, wie oft er pflegt zu fehlen, weil Augen, 
Mund und Hand, voll Suͤnd und Frevel 
ſteckt, und mir, wenn ichs bedenk, das Herz 
eee 8 
14. Nun nimmer, nimmer thun, das iſt die 
beſte Buße: dem ich geſundigt hab, dem falle 
ich zu Fuße. Ich ſchlag an meine Bruſt, und 
glaub an dich, o GOtt! ſchau mich in Gna⸗ 
den an durch Chriſti theuren Tod. 5 
15. Dann ich getroͤſte mich blos deines Hna⸗ 
den⸗Thrones; ach waſch, o Vater! mich im 
Blute deines Sohnes: diß, womit er gebuͤſt, 
iſt, was ich dir bezahl, womit ich Rechnung 
thu fuͤr jetzt und allemal. 
16. Laß, Jeſu! mich und dich, ich bitte durch 
dein Leiden, die Suͤnde, die uns ſcheidt, fortan 
nicht wieder ſcheiden; durch deines Geiſtes 
Kraft ſag ich nun bis ins Grab dir treue Fol⸗ 
ge zu, und allen Suͤnden ab. 25 
n 5 17 Lehr 


* 


300 Be TLigliche W 1 8 
17. Sr 0 Herr! mich thun 90 
deinem Wohlgefallen, daß ich nie wiſſent⸗ 
lich in Sünden moͤge fall len: Regier und 
fuͤhr mein Her „daß ich in Glück und Noth 
an fürchte aus allem Ernst, und halte dein 
Gebot. 1 
18. Mun Ehriſti Blut hat mir die Sin: 
den⸗Schuld durchſtrichen, mit GOtt dem 
Vater mich auf ewig ganz verglichen, die 
Rechnung gut gemacht durch ſeine Todes⸗ 5 
Pein: wie wird die Ruf o ſanft nach dieſer 
Arbeit ſeyn. 
19. Wie leicht iſt nun mein. herz, ich leb 
auch oder ſterbe, getroͤſt ich mich, daß ich mit 
meinem Heiland erbe: Muß ich gleich of 
fenbar vor feinem Richt Stuhl ſeyn: weis 
ic Naar a Nee 55 geh zum Eben ein. 


Bewilfens- Pebfung. 301 


0 Tigliches Gebet eines from⸗ 
men Chriſten nach jedem Morgen⸗ 


und Abend⸗Segen, um gute Vorbe⸗ 
7 reitung zum Tode, zu eee 11 


A lieber Gott und Herk! Ich lebe, 
aber ich weis nicht wie lange; Ich muß 
ſterben, und weis nicht wo, oder wann; 
Du mein himmliſcher Vater! weiſt es. 
Wohlan ! ſoll dieſes Stündlein, oder dieſer 
Tag, etwann der letzte Tag, (die letzte Nacht) 
meines Lebens ſeyn, HErr! dein Wille ge⸗ 
ſchehe, der iſt allein der! beſte: Nach demſel⸗ 
ben bin ich bereit, in wahrem Glauben, an 
Chriſtum, meinen Erloͤſer, zu leben und zu 
ſterben. Allein, lieber GOtt! gewaͤhre mir 
nur dieſe Bitte, daß ich nicht möge plotzlich, 
in meinen Suͤnden, ſterben und verderben. 
Gib mir rechtſchaffene Erkenntnig, Reu 
und Leid uͤber meine begangene Suͤnde, 
und ſtelle ſie mir noch in dieſem Leben unter 
Augen, damit ſie mir nicht am Juͤngſten 
Tag unter Augen geſteuet, und ich da⸗ 
durch vor Engel und Menſchen zu Schan⸗ 
den werden moͤge; ſondern verleihe mir 
ſo viel Zeit und Raum zur Buße, daß ich 
RM Überteetung von Herzen 5 
Ar eken⸗ 


ie Tägliche _ 


bekennen, und derſelben Vergebung und 
Troſt aus deinem ſeltigmachenden Worte 


erlangen moͤge. Ach! barmherziger Va⸗ 
ter, verlaß mich nicht, und nimm ja deinen 
heiligen Geiſt nicht von mir; Mein Herz 
und meines Herzens Zuverſicht, iſt dir, o 
Herzen⸗Kuͤndiger, wohl bekannt, in der⸗ 
ſelben erhalte mich zum ewigen Leben! Laß 
mich ſterben, wenn, wie und wo du willt: 
verleihe mir nur ein vernünftiges, ſanftes 
und ſeliges Ende. Amen! HErr Sefu! 


nimm meine Seele in deine Haͤnde, und laß 


ſie dir befohlen ſeyn! Amen. 


Serr I Eſu Chriſt, du hoͤchſtes Gut / 


Ich birr dich durch dein theures Blur, 
Mach mir mein letztes Ende gut! ‘X 
Obgleich daſſelb iſt wunderlich, 

So laß es doch ſeyn ſeliglich. 


A0 getreuer und barmherziger GOtt! 
Behuͤte mich fuͤr langwieriger, ſchmerz⸗ 
licher Krankheit, und vor einen boͤſen 

ſchnellen Tod; Laß mich ja nicht in uner⸗ 


7+ 


kannten Sünden uͤbereilet, ohne wahre 
Buße ſterben. Gieb mir ein vernuͤnftiges, 


ſtilles, ſanftes und ſeliges Ende, ohne 


Furcht und Schrecken, ungſt und Schmer⸗ 


zen; und laß mich bey guter Vernunft, 


. 


— 


mit 


22 8 | | 5 ; Gerviſſens⸗ Prüfung. 303 
ei Bedachte, ein gutes chriſtliches 


| lehren will, noch dir mein End vor: 

. ſondern dir allweg halten ſtill, 
bey deinem Wort zu bleiben, und glauben, 
daß du als ein Fuͤrſt des Lebens mich erhal: 
ten wirſt, ich ſterb gleich, wo ich wolle. De⸗ 
rohalben ich in meinem Sinn mich dir thu 
ganz ergeben: Denn ſieh, der Tod iſt mein 
Gewinn, du aber biſt mein Leben, und 
wirſt mein'n Leib ohn alle Flag „(das weis 
ich g'wiß) am Juͤngſten Tag, zum Leben 
auferwecken. Deinen Namen laß mich 
bis zum letzten Seufzer frey bekennen und 
anrufen, oder, wo ich ja nicht mehr reden 
kann, ſolchen in meinem Herzen haben, und 
meine Seele in deine Haͤnde herzlich befeh⸗ 
len. Das verleihe mir, mein lieber GOtt 
und Vater, um deines Sohnes JESU 
Chriſti Blut und Todes willen, in nn 
des heiligen Geiſtes. Amen. 


Thoma 


d ſeliges Ende nehmen. Jedoch ich dich 


* 


304 | a von Be 


leben. 


. N n a 
a a 5 


Thoma von Kempis be | er | 


Todd Betrachtung, 


Erinnerung der Sterblichkeit 


einer bußfertigen Seele. 


Dieſe geiſtreiche Betrachtung kann auch geſungen 
werden, nach der Melodie des bekannten Liedes? 


Treuer Gott ich muß dir klagen, ꝛc. oder: 
Zion klagt mit Angſt und Schmerzen „ dc. | 


I. 


Don > eV ihr Menschen Kinde! an den let 


ten Todes Tag! denket doch ihr frechen Suͤn⸗ 


5 der, an den letzten Seiger-Schlag! Heute ſind wir 


friſch und ſtark, Morgen fuͤllen wir den Sarg; und 
die Ehre, die wir haben, wird zugleich mit uns bes a 


‚graben. 


2. Doch wir tumme Menſchen ſehen nur Was in 


die Augen fällt: Was nach dieſem ſoll geſchehen, 
bleibt an ſeinem Ort geſtellt; an der Erde kleben wir 
lleider! uͤber die Gebuͤhr, aber nach dem andern Le⸗ 
ben will der Geiſt ſich nicht erheben. | 


3. Wo ihr euch nicht ſelber haſſet, ach! fo fegt die 


. Thor heit ab; Was ihr thut, und was ihr laſſet, ſo 
gedenkt an euer Grab. Ewig Glück und Unge⸗ 


luck hangt an einem Augenblick. Niemand f 
kann uns e geben, daß wir noch 95 m beg on . 


5 — RE 
ie SER ER - 
N e 


r 
Fr . codes · Betrachtung 305 


1 se Ungeifenhafte Leute zittern vor der Todes: 
Peir : Gute Chriſten wollten heute lieber aufgeloͤſet ſeyn. 
ann fie wiſſen, daß der Tod iſt ein Ausgang ihrer 
th: und gemahlte Todten⸗Koͤpfe ſeh'n ſie an, als 
Blumen⸗Toͤpfe. 

5. Vor der Bünde ſoll man zittern, weil ſie GOt⸗ 
tes Zorn entzündet; aber nicht vor Leichenbittern, wel⸗ 
ches gute Boten ſind: Einmal muͤſſen wir daran, lieber 
bald darzu gethan: Heute laßt uns lernen dane daß 
wir morgen nicht verderben. 

6. Was hilft doch ein langes Leben, h Buß 
und Beſſerung? Wer will nicht nach Tugend ſtreben, 


ach! der ſterbe lieber jung. Unſre Bosheit nimmt 


nicht ab, ſondern mehrt ſich bis ins Grab: Frey a 


von Suͤnden wird man nimmer, mancher wird ja 
duͤglich. ſchlimmer. 

7. Daß doch nur ein Tag des Lebens möchte frey 
5 gaftern ſeyn! Doch mein Wuͤnſchen iſt verge⸗ 
bens, unter uns iſt niemand rein: Man bleibt ſuͤndig 
von Natur, bey der neuen Creatur. Viele pflegen 


\ 


Scherz zu treiben, wann ſie ſich an Gott verſchrei⸗ 9 


ben. 

8. ganges Leben, 5 Suͤnde! große Suͤnde, 
ſchwerer Tod! Lernet das an einem Kinde, dem iſt 
Sterben keine Noth: Selig, wer bey guter Zeit ſi ſich 
auf ſeinen Tod bereit, und ſo oft die Glocke ſchlaͤget, 
feines Lebens Ziel erweget. 

9. Jede Patienten⸗Stube kann euch eine Schule kom: 
Fährt ein andrer in die Grube, wahrlich ihe müßt auch 
hinein. Steht ihr auf, fo ſprecht zu GOtt: Heute kommt 


deute kommt vieleicht die Stunde! 
1655 N IR u | a 10. Stuͤnd⸗ 


vielleicht der Tod! Legt ihr euch, ſo fuͤhrt im Munde: 


EN 


300 1 Thoms von Bembs 


8104 Stündlich ſprecht: In deine Hände, Herr 
befehl ich meinen Geiſt! daß euch nicht ein ſchnelles 
Ende unverhoft von hinnen reißt. Selig, wer ſein 
Haus beſtellt! GOtt kommt oft unangemeldt: Und des 


| Menſchen Sohn weichen zu der Zeit, da mans nicht 


meinet. 1 
11. Das Gewiſſen ſchlaͤft im ebe doch im Tode 


wacht es auf: Da ſieht man vor Augen ſchweben ſeinen 


ganzen Lebens⸗Lauf, alle ſeine Koſtbarkeit gaͤbe man zur 
ſelben Zeit, wenn man nur ee ne Sachen ungeſche⸗ 
hen koͤnnte machen. 

12. Darum brauchet eure Gaben dergeſtalt i in dieſer 


| Zeit, wie ihr wuͤnſcht gethan zu haben, wenn ſich Leib 
und Seele ſcheidt. Sterben iſt kein Kinder⸗Spiel: wer 


im Herren ſterben will, der muß erſtlich . feeben, 
wie man ſoll im HErren leben. 

13. Dieſe Welt geringe ſchaͤtzen, n Laſtern 
Wwiderſichn⸗ an der Tugend ſich ergögen, willig GOttes 


| Wege gehn; wahre Lebens Beſſerung, ſtete Fleiſches⸗Zuͤch⸗ 


tigung, ſich verleugnen, und mit Sende Sanack m 


| Chriſti willen leiden. 


14. Das find Regeln für Geſunde, da man Zeit 100 
Kraͤfte hat. In der letzten Todes⸗Stunde iſt es insgemein 
zu ſpat: Krankheit gleicht der Pilgrimſchaft, keines giebt 
dem Geiſte Kraft: Beydes macht die Glieder muͤde, un 


verſtört den Seelen Friede. | 


5. Trauet nicht auf Seelen⸗Meſſen, die man a 
Verſtorbnen hätt! Todte werden bald vergeſſen und der 


Baum liegt, wie er fällt: Ach! beſtellet ſelbſt euer Haus, 
1 machet hier die Sache aus, fremde Bitten und e 
kommen hinten nach zu ſpaͤte. ee 


a 3 


ER £ 


5 


16. Suchet Gott ſets m vorn, 


FAN. 1 e N 8 5 5 15 
* u * 


Todes Betrachtung. or 

ſelbſt nach Christ Blut! Kein Gebete wird euch dienen, 
das man nur zur Froͤhne thut: Denkt ihr ſelber in der 
Zeit nicht an eure Sterblichkeit, wahrlich in der Grabes⸗ 
Hoͤle ſorgt kein Menſch fuͤr eure Seele. 


17. Jetzund iſt der Tag des Heiles, und die angeneh⸗ . 


me Zeit: Aber leider! meiſtentheiles lebt die Welt in Si⸗ 
cherheit. Taͤglich ruft der treue GOtt: doch die Welt 
treibt ihren Spott. Ach! die Stunde wird verfließen 
und Gott wird den Himmel ſchließen! 

18. Da wird mancher erſt nach Oele bey des Braut 


gams Ankunft gehn: Und da wird die arme Seele vor 


der Thuͤre muͤſſen ſtehn: Darum haltet euch bereit, füllt 


die Lampen in der Zeit; ſonſt erſchallt das Lied vom Ende: 72 


Wie von mir, ihr Soͤllen⸗Braͤnde. 5 | 
19. Ju dem ganzen Bibel⸗Buche koͤmmt mir nichts 0 


Erden ſchafft, daß wir dort ſelig werden. 


hauter Roth; Aber auf ein traurig Leben folgt ein Freu⸗ 


den⸗reicher Tod. Drum mit dieſer Welt hinweg, achtet 


ſie vor Koth und Dreck, * und erhebet eure Sianen, Ha 
fie Ehriſum recht gewinnen. | 


21. Toͤdtet eure böfen Glieder, kreuzigt euer gleich | 
‚and Blut: Druͤckt die böfe Luſt darnieder, brecht den 


— feinen Muth: Werdet IEſu Chriſto gleich, nehmt 


5 


10 20. Hier in lauter Freuden ſchweben Hach im Tode 7 


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bee fuͤr, als die Worte von dem Spruche: Ihr 
Verfluchten weicht von mir! Selig wer davor erſchrickt, 
eh er noch den Tod erblickt: Furcht und Zittern hier auf 


a 
* 


ſein De en Joch on euch, daran ke euch Chriſtus . 1 


wo Thom von n Nempis 


22. Auf ein langes Leben harren, da man täglich ſter⸗ 


den kann, das gehoͤrt vor einen Narren, nicht vor einen 


klugen Mann: Mancher ſpricht bey Geld und Gut, lie: 
bes Herz, bis wohlgemuth! und in vier und zwanzig Stun⸗ 
den iſt die Seele ſchon verſchwunden. | 

23. Ach! wie ofte hört man fagen, daß ein Menſch 


entleibet ſey: Ach! wie mancher wird erſchlagen, 


oder bricht den Hals entzwey, einen andern ruͤhrt der 
Schlag wol im Sauf⸗ und Spiel ⸗Gelag: Mancher 
ſchlummert ohne Sorgen, und erlebet ach en 


Morgen. 
24. Feuer, Waſſer, euft und erden, Blitz und 


Donner, Krieg und Peſt, muͤſſen unſre Mörder wer⸗ 


he 


den, wenn es Gott geſchehen laͤſt. enen iſt dem 
Tode frey: nur die Art iſt mancherley. Insgemein 
ſind unſre Stunden, einem Schatten gleich, „ ver⸗ 8 
euer | j 

25. Nach Berfliefung dieſes Lebens, hält Gott feine” 
Gnade: Wahl: Jener Reiche rief vergebens in der Pein 


und in der Quaal. Fremdes Bitten hilft euch nicht, und 


wer weis, obs auch geſchicht: Alſo fallt in wahrer 


Buße, eurem Gotte ſelbſt zu Fuße. 
26. Sammlet euch urch wahren Glauben einen Schatz, 


85 ewig waͤhrt, welchen euch kein Dieb kann rauben, 
und den auch kein Roſt verzehrt. Nichts iſt Ehre, 


nichts iſt Geld, nichts iſt Wolluſt, nichts iſt 


welt: Alles Trachten, alles Tichten, 9 man 
auf die Seele richten. 


27. Freunde machet euch in Zeiten mit Km 


Mammon, den ihr habt; Laſſet von bedraͤngten Leu⸗ 


ten keinen Menſcben unbegabt: Chriſtus nimmt die 


5 e an, dleich als ar 0 no Be und 


* e 
a 4 


EEE 


Todes: Betrachtung. 309 


der armen Bettler Bitten f vu. euch in des er 
mels Huͤtten. 

28. Euer Wandel ſey im Himmel, da iſt euer 
Buͤrger⸗Recht: Lebt in dieſem Welt Getuͤmmel un⸗ 
bekannt, gerecht und ſchlecht. Flieht vor aller Sela⸗ 
verey, machet eure Seele frey, daß fie ſich zu Gott 
erhebe, und hier als ein Fremdling lebe. | 
209. Diele Gnade zu erlangen, ſparet das Gebet 
ja nicht: Netzt mit Thraͤnen eure Wangen, bis daß 
Gott fein Herze bricht. Rufet Ic ſu Chriſto nach, 
wie er dort am Kreuze ſprach: Vater, nimm an mei⸗ 
nem Ende meine Seel in deine Sande 


Erbauliche Zeit⸗ und Wochen⸗An⸗ 
dacht, im Anfang, Fortgang und Aus 
gang jeder Woche, heilſamlich zu SO i 


” 


in dreyen Liedern e | 
von 


Chriſt. Hirſchen, Diac. Seb. 

Zum Anfang jeder Wochen. 

Im Ton: HErr JEſu Chriſt, ich weis gar wohl, ic. 
Se ft ſich heute Sonntags an Herr! wie⸗ 
Eder eine Woche, mein Werk ſeyn drinn in dir 
gethan, auch unter deinem Joche. Gieb, daß ich drin 
nen alle Tag, dem, dem du feind biſt, gar abſag, und 

15 dir anz ergebe. 

2. Geh, Sonne der Gerechtigkeit! heut auf in 
je | Selm 80 treib Finſterniß det Suͤnden weit, 
10 u 3 laß 


310 Chriſtian Sirſchens 


laß mich dein icht erwaͤhlen; daß ich, wie eine Son⸗ 
nen⸗Blum, mich, als dein koſtbars Eigenthum „ 1705 | 
dir beftändig richte. f 
3. Laß mich des Monden gleiche Gluck, am 
Montag wol bedenken, daß ich mein Herz darein 
nicht druck, noch den Verluſt laß kraͤnken; vielmehr 
mach mir den Unbeſtand des Zettchen recht wol be⸗ 

kannt, das Ewige zu ſuchen. 

4. Laß mich am Dienſtag dienen dir, in unge⸗ f 
fölſchter Treue, und alles machen nach Gebuͤhr, ſo, 
daß es wol gedeye: dann du biſt ja mein HErr und 
Gott, der feinen Diener Hilft aus Roth, und auto 
ſie belohnet. 

F. Tritt, Mittwochs, IeEſu! mitten ein, zu uns 
mit Gnad und Segen: laß uns in dir beyſammen 
ſeyn, dich ſuchen allerwegen. Sey bey uns mitten in 
der Noth, und reiß uns endlich auch dem Tod gar mit / . 
ten aus dem Rachen. 

6. Gieb deinem Donner ſtarke Kraft, am Don⸗ 
nerſtag, im Worte, der in der Seel viel Fruͤchte 
ſchafft, und treibt zur Himmels Pforte. Laß der Ge⸗ 


richte Donnerſchlaͤg die Furcht des eren mochen reg, 


daß wir uns vor dir ſcheuen. 

. Mach uns am Freytag geiſtlich frey von unſern 
Suͤnden⸗Banden, und auch von Satans 2 Tyrannen, von 

Strafen, Fluch und Schanden; Gieb, daß wir in der 
Seel erneut, als die der ER N recht ene | 
zum Dank ſtets heilig leben. ; 
8. Laß am Sonnabend untergehn, 5 ja nicht die 
Sonn der Gnaden; uns feyren nicht noch ſtille ſtehn 


im Ehriſtenthum mit Schaden. Soͤrt wieder ae: 


wochen „Andachten. 311 


h woche auf, ſo laß der andern ihren Lauf auch 
wieder wohl anfangen. 
| 9. So ſey im Anfang, Mittel, End, die woch 
von dir geſegnet; Laß drinn die Werke unſrer Haͤnd 
mit Gnade ſeyn beregnet; Bis endlich unſre Lebens⸗ 
Taͤg ſich enden, und dann kommen 15 die Zeit 
ohn Tag und Wochen. 


Auf alle Tage in der Woche zu 
gebrauchen. | 
| 8 Ton: Herr JEſu Chriſt meines Lebens Licht, ic. 

welch ein theures Gut die zeit, die ſich ſenkt in 

| die Ewigkeit! O weh! wer ſolches Gut ver⸗ 
ſchwendt, und uͤbel ſeine Zeit anwendt. 
2. Nun denk, daß jeder Augenblick dahin . 
geht, und bleib zuruͤck, doch muß man einſt vor Gottes 
IB Thron genaue Rechnung thun davon. 
5 3. Genaue Rechnung, wie man ſie hab zugebracht 
| im Leben hie; ob jede Stunde rg Minut voll 


bracht ſey übel oder gut. 

4.̃. Zu dem oft ploͤtzlich und geſchwind, ſich ein die 

letzte Stunde findt, die einen ruͤckt hin aus der Welt, 0 

umd vor den ſtrengen Richter ſtellt. | | 

152 Weh! wann ſie ein'n finde beym Spiel, wem 

ö auch beym Schmaus des Lebens Ziel; wem ſie im 
Zorn, Geitz, Schmerz wegraft, und wem man ſonſt 

was fleiſchlichs ſchafft. 

\ 6. Ach HErr! der du das Leben giebſt und einen heilgen 

7 Wandel liebſt gieb, daß ich e Aebend + zeit 

i ee in wahrer Heiligkeit. 

0 He 1215 daß 97 ne he mis ; die Here 

1 i we] u 4 a 


- . 
% 


5 N a ar m 


„ cheiſten Zirſchens 
zu dienen, ſchick; daß alle meine Aederlein gericht zu beis I 


nem Dienfte feyn. 


8. Daß fein Moment in Sind mich ſeh; ich nie auf | 
üblen Wegen geh; daß ich nicht den Verderb der Zeit 


bejammern darf in Ewigkeit. 

9. Laß alle Troͤpflein meines Bluts ſeyn voll des dir 
ergebnen Muths: die nur bezielen deine Ehr, und wie 
des Raͤchſten Heil ich mehr. 


10. Daß jeden und den letzten Tag ich wohl zubring 


und ſchließen mag, und wann verſoſten m meine ne Zeit, geh 
in die ſelge Ewigkeit. 5 


Beym Ausgang a Wochen. 


Im Ton: Wer weis, wie nahe mir mein Ende, c. 
20tt Lob! die Woche iſt verfloſſen, und ſieben Tage 
gehn zu End, darin ich deine Guͤt genoſſen, die du 

mir reichlich zugewendt: Drum mach ich nun vergnuͤgt 


den Schluß mit dir, du Gnaden⸗Ueberfluß. 


2. Es hat am Sonntag mir geſchienen die Wahrheits⸗ 


Sonn in deinem Wort, die muſte mir zur Leuchte dienen, 


zu reiſen hin zur Himmels⸗Pfort. Laß dieſer Sonnen 
Waͤrm und Schein zum Seelen⸗ Wachsthum fordernd 


ROM. 
3. Der Montag kunt am Mond mir fteffen den Wech⸗ 
fat des Geſchickes für, das bald ift finfter, bald voll hels 


len, bald wenig hell und dunkel hier: Ach! laßſim Chris 


ſtenthum mich rein, und niemals unbeſtändig ſeyn. 


4. Am Dienſtag haſt du mir gedienet mit deiner 
Gnad und reichen Gut; die mir zu meinem Wohl ge⸗ 


grüner, Ob gleich mein Dienſt dir ſchlecht geblüht: 
en 


* 
N 


Wochen: Andahten 33 


| Gieb, daß ein jeder Tag mir ſey ein Dienſtag „dir zu die 


nen treu. 

5. Am Mittwoch, mitten in der Wochen, warſt 
du auch mitten unter uns mit Segen, der uns an— 
gebrochen auch in der Mitte unſers Thuns; Laß mich 
hier gehen mitten ein, wo Fromme, dort wo Selge 
ſeyn. 6 

3 Du ließt am Donnerſtag nicht Con. als eis. 
nen Donner, deinen Zorn, der mich hat billig treffen 


ſollen, als Suͤnder, daß ich wuͤrd verlohrn. Laß 


mich, ſtatt deſſen jedes Orts recht ruͤhr'n den Donner 


deines Worts. 8 


7. Am Freytag haſt du mich befreyet von vielers 
ley Gefahr und Noth Dein Sohn ſey dran gebenes 
deyet, der mich befreyt von Suͤnd und Tod; gieb, 
daß ich in der Freyheit leb, mich nie in Sünden 
Knechtſchaft geb. | ER 

8. Nun, der Sonnabend ift gekommen, der mir 
ein Feyerabend iſt, fo ruͤhm ich nun mit allen Frommen, 
wie du ſo gut geweſen biſt; Geht unter meine Lebens⸗ 
Sonn; So laß mir aufgehn ew'ge Wonn. Pe 
9. Diß denk und bitt ich nun zum Schluſſe, mit Dank, 
da dieſe Woche hin, und fleh zu dir in wahrer Buße, 
vergieb, was ich geſuͤndigt drinn; gieb in der neuen wo 
chen mir ein neu Gerz, das ergeben dir. 

10. Laß deine Sonn mir ferner feinen, laß mich 


nicht ändern, wie der Mond, laß mich dir dienen mit 


den Meinen, ſtets i miiten, wo dein Name wohnt, mach 


von dem Ungluͤcks Donner mich e am Fey re Rbend, 


e. 805 LE 


0 N 
wir 29 


5 


314 Chriſtian Suchen 1 


Die verworfene Welt⸗ und erwahl 5 
te Ehriſten, Freude. 1 8 


4 
a 


In einem andächtigen iede vorgeſtellet. 


Von eben dieſem Autore. | 
Im Ton: Straf mich nicht in deinem Zorn, it. 5 
Des iſt meine Freude nicht, was die Welt 
hoch achtet, daß ſie ganz darauf verpicht nur 
nach eitlen trachtet: Aber Gott Zebaoth haben ſtets 
zur Weide, das iſt meine Freude. i 
2. Das iſt meine Freude nicht, Herren Gunſt 
auf Erden; ach! der Großen Augen dicht kann bald 
finſter werden: Gott zum Freund und vereint haben 
Bi zur Seite, das iſt meine Freude. | 
3. Das iſt meine Freude nicht, mit den Kleis 
dern prangen, und mit ſtolzem Angeſicht, kommen 
hergegangen: : Fein Blut iſt mir gut, „und das beſte 
„Klelde, das iſt meine Freude. 

4. Das iſt meine Freude nid, in Welt⸗Guͤ:⸗ 
tern ſitzen, und ſie als zur Zuverſicht, eine Zeitlang 
1 nutzen: Ewigs Gut macht recht Muth, mitten Ich 

im Beiden, das iſt meine Freude. | 
65 5. Das iſt meine Freude nicht, mit der Welt 
eh) leben, und nach niedl ichem Gericht guter Biſſen 
ſtreben: Ach! es weis beſſer Speis, der Gebenedeyte, 

das iſt meine Freude. 
6. Das iſt meine Freude nicht n volle Glaͤſer lee N 
ren, und mit ſolchem Teink⸗Gewicht Leib und Seel be⸗ 

ſchweren: In dem Moſt von der Koſt, SEfu, thun be⸗ 
bone, a” . meine Seeude. | Nee 
„ 3 7. Das 


* 
11 


Wochen Andachten. ö 3185 


7. Das ik meine Freude nicht. Huͤpfen „Tan⸗ 
zen, Springen, und ſo, nach der Muſie⸗ Pflicht, ſeine 
Luſt vollbringen. Das gelingt, wann man ſpringt, wie 
die Himmels⸗Leute, das iſt meine Freude. * 

8. Das iſt meine Freude nicht, eitel Muſiciren, 
wie die Welt es eingericht, Inſtrumenten ruͤhren; 
Muſicirt man und rührt Gottes Harpfen⸗ Saite, 
das iſt meine Freude. 

9. Das iſt meine Freude nicht, fuͤr die Langweil 
ſpielen, oder wie es meiſt geſchicht, auf Gewinnſte 
zielen: Mein Gewinn, Luſt und Sinn, geht zum 
Stern⸗Gebaͤude, das iſt meine Freude. 

10. Das iſt meine Freude nicht, ſchwaͤtzen und 
vexiren, laͤcherliche Welt: Grſchicht, nur zum Spaß 
anfuͤhren; Das Geſpraͤch, das den Weg bahnt sur 
Seelen Weide, das iſt meine Freude. 

II. Das iſt meine Freude nicht, an Geſchoͤpfen 
Kane: und des Meiſters edle Fruͤcht, wie ihn ſelbſt 
umfangen: Er allein muß es ſeyn, von den ich Ba 
ſcheide, das iſt meine Freude. | 
12. Das iſt meine Freude nicht, kurz davon zu 
ſagen, was nicht auf den HErrn gericht, noch ihm kann 
behagen: Aber was zielt auf das, das 1 948 zur RN 
Beute, das iſt meine Freude. eee 


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Seorg Chriſtoph muntzens Lieder. 5 
Georg Chriſtoph Muntz Kedtor. 


| Das ift meine Freude, daß ich mich zu 


GOTT halte, und meine Zuver⸗ 
ſicht ſetze auf den HErrn, Herrn, 


daß ich verkuͤndige allein dein Thun, 
Pſal. 73. v. 28. 


In eigener Melodey. 


Nimm hin, o Welt dein Schein ⸗ Vergnügen ; 
Wohlan! ich theile mit dir ab: Waͤhl da das 


/ 


Leben, ich das Grab. Erhebe dich; ich will erliegen 
Nimm Gold, ich Armuth an. Sey froͤlich, laß mich 


meinen. Was mein iſt, heiſſet Gott; erquic dich 
an dem Deinen. 


2. Du wunderſt dich, doß ich nicht waͤhle, was 


treflich in die Augen faͤllt? Ach! was dein Sinn fuͤr 
lieblich halt, erquickt den Leib, doch nicht die Seele. 
Was du hier ſtehen ſiehſt, das wird ein Tag verwehen: 
Was jetzt unſichtbar iſt, das werd' ich ewig ſehen. 


3. Wie ſchluͤpfrig biſt du doch geſtellet? Dein 


Fuß glitſch nur auf duͤnnem Eis; wo der, der deine 
Tritte weis, dich ungefehr zu Boden faͤllet. Du 
liegſt in einem Traum: und eh du kannſt erwachen, 
wird Gott, von deinem Pracht 7 ein End mit 
Schrecken machen. l 


4. Drum bruͤſte dich nicht ſo een 8 er 


ſtrauchle doch deswegen nicht. Ich hab noch nie 


den Unterricht aus Gottes Heiligthum vergeſſen; 


5 2 kauf das End, un, ſah, daß fs hier ſchei⸗ 


des 


R 


7 


1 
r 


| G. Chr. Muntzens Lieder. 


Freude. 


auch des Himmels: Licht, und dieſer Erde 


nicht: Weil mich des Hoͤchſten Hand umfangen. 


317 


de: Du biſt dem Jammer nah; und das iſt deine 


Schaͤtze 


Klag ich? Gott iſt mein Troſt, mein Theil und reis 


che Beute. Leb ich merüuisken auch das 
ne Freude! 


iſt mei⸗ 


6. Nur das allein iſt meine Freude, und darian werd 
ich nicht zu Spott, daß ich mich wende nur zu Gott; 
und halte ſtill, daß ich recht leide, und meine Zuberſicht, 


die ich zum Grunde ſetze, die auf den Herren ſieht, im 


Serren ſich ergoͤtze. 


7. Dann ich bin ja darzu erhoben; darzu bin ich auf 


ihn getauft, ſo theur erloͤſt, ſo hoch erkauft, 


daß ich 


ſoll ſeine Guͤte loben: daß ich verkuͤndige die Wunder feis 
ner Starke, und nur allein fein Thun vor aller Welt 


bemerke. 
8. Hierinnen wird mein süßes Hoffen ein Vo 


eſchmack 


jener Herrlichkeit; ſo ſteht mir ſchon in dieſer Zeit das 
Land, wo Honig fließet, offen. Kann mich der Glaube 


das r dort N 


OR 19 70 Nacht, wo JEſus fie nicht licht gema 


hier in ſolche Freude ſetzen? Ach wie viel hoͤher wird 


Georg Chriſtoph Muntz, Rector. 
Im Ton: Wer weis, wie nahe mir mein Ende, e. 
Jer Himmel laͤſt Vergnuͤgung finden, die ſich mit fteter 


Anmuth kuͤßt. Doch dieſe Luft muß bald verſchwint 
ae wo Gott de darinnen iſt. Die Sterne ſind 


icht. 


2. Die 


5. Ic aber bleib an Gott behangen; ich achte 


rei. 


& U S. Chr. Muntzens Lieder. 2 . 1 
2. Die Erde ſtellt betrognen Augen die Töpfe = 


von Egypten für. Sie laͤſt die Lippen Honig ſau⸗ 


gen, und ſchenket koſtbarn Malvaſier. Allein die 
-Kof iſt ſchlecht befehl, wo nicht mein Jeſus Lal. 
hält. e | 
3. Die Erde baut . Stufen, da man nach N 
hohen Gipfeln ſteigt, die luͤſtern Seelen hin zu ru⸗ 
fen, wo Nam und Ruhm den Sternen gleicht. Doch 
fuͤhren ſie mich dahin Wan, wo Jeſus Kron und 8 
Thron verſpricht. . 
4. Die Erde macht in tiefen Fallen den rothen 
Abgott offenbar. Es oͤfnet ſich das Reich der Wel⸗ 
len, und reichet ſeine Schaͤtze dar. Mir iſt ein beß⸗ 
ker Werth bekannt: Ein Kleinod in des Höchſten 
0 Hand. 4 5 
5, Deum bleib ich 0 nicht behangen, mein 
Geist erhebt ſich von der Welt; von Dingen, deren 
Schein und Prangen, wie Reif bey heiſſer Sonne 
flallt. Dann was die Erde in ſich inte Han Un: 
beftand zum Grund gelegt. 
6. Das aber bleibet meine Freude, 0 ich 90 
meinem Heiland bin. In ihme ſuch ich Troſt und 
Weide; Er hat den Grund der Seelen inn. Wo 
in ihm, als dem DR Gut, die e meiner 
Liebe ruht. | 
7. Das iſt ein Gut, das ewig wöͤhret, wann Erd 
0 und Himmel bricht und finft. Die Luſt der Zeit iſt 
bald verzehret. Und was uns noch ſo lieblich duͤnkt, 
it eine Nene deren Bird gar leicht in em ce 
wird. wi 
2 Wann ich ſchon harte Streiche leide, worzu 
8 ben Pet 25 hat erkieſt, 2 bleibt doch dieses meine 
| | 3 = 


4 Wi A 
\ | ö ve * 2 * 
* 2 Du win Ti (ie 


| M. Chriſtoph Bezzels Morgen⸗Andacht. 319 


Freude. Dann wo nur er noch bey mir iſt, da muͤſ⸗ 
fen Wolken Sonnenſchein, die Schlaͤge Lebens 
Balſam ſeyn. 

9. Erzittert ihr verzagten Herzen! wann ihr an 
Tod und Sterben denkt. Ich uͤberwinde dieſe 
Schmerzen, weil ich mein Herz in Gott geſenkt; 
der mir die letzte Furcht DORIEEIDR, daß Sterben mei; 
ne Freude bleibt. 

Io, Und ach! wer weit wie nah mein Ende! 
Drum flüchtet ſich der ſchwache Geiſt, mein IEſu! 
dir in deine Haͤnde, eh noch des Leibes Band zerreißt: 
und weis dabey: Es macht dein Blut das Ende mei: 

ner Wallfahrt gut. 5 
11. Dort ſoll ich in dem weisen Kleide 100 vor 
dem Thron des Lammes ſtehn. Nun ſehet, das iſt 
meine Freude, die nimmer ſoll zuruͤcke gehn. Drum 
geb ich gern dem eiteln Pracht verlaroter Sende 19 
te e 15 


MI. Chriſtoph Bezzel. p. L. C. 
. Speiftice Morgen: a ; 


Nach der Haͤlliſchen Melodie: 
Dein Vater, leuch .. dein Kind nacht ie. 


4 


K. | 
mau Heiligkeit, du drey bereits Wesen, 5 
8 Gott Vater, Sohn und Geiſt! durch dich 
Heer Zebaoth! din ich nach ſichrer Ruh des frohen 
Lichts geneſen, mich zieht die ee vor dich, 
auf dein Gebot. 


} - a 1 N 
| * * a 92 I N 2 3 
0 1 *. 


„ 


. 920 M. Christoph Beszels — 


{ 


oh; Ich unterwinde mich ſchon früh vor dir zu re— 
den, der ich ein ſchaͤndlich Nichts, nur Erd und Aſche | 
bin; doch wird dein hoher Glanz mich Bloͤden nicht 
ertoͤdten: mein Mittler richt vor mich, und nimmt 
die Schulden hin. 

3. Er hat in feinem Volk cn mir ein Erb ertheifet: 
Drum heißt ein Opfer: Dienft gerechter Chriſten Pflicht. 
Der Dank, ſo jetzt vor dich durch alle Wolken eilet, 
bleibt meine Morgen⸗ ars und 185 verſchmaͤhſt fie 
nicht, 

4. Erbarmer! dir ſey Preis vor alle Lieb und 
Treue, die mich im Schlaf bewacht, und der Gefahr 
gewehrt. Dein guͤtig's Weſen zeigt fich. alle Mor⸗ 
gen neue, und deine Langmuth net mich immer uns 
verſehrk. 5 

5. Wie duͤſter war die Nacht! wie furchtſam ihre 
Schatten! doch muß auch dieſer Stand den Deinen 
dienlich ſeyn: dann mit der Finſterniß muß ſich die Ruhe 
gatten, und deren Wechſel zeigt den ſchönſten Gnaden⸗ 
Schein. 

6 Der Schlaf, des Todes Bild, hat mich nun erſt 
| RL ich ſteh von meinem Bett, gieb auch, von 
S inden auf! am Morgen endete mein Heiland fein Er- 
blaſſen; am 0 endet ſich auch meiner Suͤnden 
Lauf. 

6 75 Ich ſeh die Morgenroth! doch meines Jeſu Liebe 
macht mich in ſeinem Blut ſchoͤn roth, verföhnt und 
| rein. Die Sonne hat die Nacht und Rebel ſchier ver⸗ 
trieben: auch meine Suͤnden⸗Nacht wird bald am Ende 
ſeyn. 
| 53 Die Perlen von dem Thau ſind prächtig anzu ⸗ 
ſehen: jedoch der Himmels Thau e mir 5 
12 8 ae, 0 
19 


| M. Epeitopb Babel. Morgen. Andale. 321 


beßre Frucht: Befeuchte meine Seel! fo wird, > 
Gott! geſchehen, daß fie, kraft deines Geiſts, 
deine Weisheit ſucht. 

9. Die Arbeit wird ſie ſtets nach deinem Willen 
wählen, der Glieder Dienſt und Kraft bleib, Abba! 
dir geweyht; des Leibs Geſundheit ſoll mein Leben 
nicht beſeelen, wo nicht mein Speiß und Drank zu dei⸗ 
nem Preiß gedeyht. 

10. Diß iſt der Segen, den 10 heut von dir erbit⸗ 
te, um den ich heftiger, als dorten Jacob, ring; 
mich hört mein Bundes GOTT, er fördert meine 
e 8 Aare meine Seel, wann ich in ER | 


11. Jetzt will ich ganz getroſt mein Thug und 
Werk beſorgen, weil heut Jehovah ſelbſt in meis 
nen Gliedern wuͤrkt: ein froher Abend folgt auf ei⸗ 
nen ſolchen Morgen, kraft deſſen uns am Tag des 
Himmels Huld umzirkt. | 
112. Noch etwas neben mir Em ich die, Herr! 
empfehlen, das liebſte, welches uns Gebluͤt und 
Freundſchaft zeigt. Heut muͤſſe ſich ihr Gluͤck mit 
deiner Treu vermaͤhlen; doch du dleibft ohne dem 
s frommen Volk geneigt. 


— — — — ——2— m 


| % 1 6 cbeteob Beszels de, 
M. Chriſtoph Bezzel. P. I. C. 
Chriſtiche Abend ⸗ Andachten. | 


ih der ae in des fi. D. Seinrich Müllers 
I Exquick⸗ Stunden. 


Mel. Wer biſt du? sd ein aan at 
x | 55 | 
M Got! die Nacht 1 8 „ich chick 
mich ſchon zu ruhen an; und doch iſt noch nicht 
een was ich dir, HErr! zu Leid gethan; Es 
wird ſchon mein Gewiſſen reg, mich, Hoͤchſter! vor 
dir anzuklagen: und dennoch ſcheut es ſich zu ſagen, 
Maß. ich im Busen Boͤſes heg. 

2. Du aber kennſt die Maͤngel beſſer, als ich ſte zu 
öfter weis; Und dadurch wird das Uebel groͤßer, 
wann ſich das Fleiſch mit hoͤchſtem Fleiß vergeblich 
weiß zu brennen ſucht; wann es die rohe Freyheit 
preiſet, und feine Seele täglich fpeifet mit Sodoms 
ſuͤßer Todes Frucht. ; 

3. Laß mich demnach genie Vater! vom Se 
chel: Werk entfernet ſtehn! Emdecke mir die Morde 
Geſchwader, die mir mit Sünden nahe gehn! Laß 
die Erkenntniß kraͤftig ſeyn, und bringe mich zu wah 
rer Reue: ſchaff, daß die Buß einmal gedeye, durch 
deines Lichtes Gnaden⸗ Schein. 

4. In olchen ſeh ich mir entdecket der Andacht 
ſchlechten Fleiß und Kraft: die Luſt, die nur dem 
Fleiſche ſchmecket; den Fuͤrwitz, der nichts Gutes 
ſchaft; den Unbeſtand in meinem Thun; die Si⸗ 


* 


II. chriſtoph Beszas Abend-Andadhr. 323 


| cherheit im ganzen Leben; das Aergerniß „ das ich gege⸗ 
den! mein Gott, wie ſoll ich Suͤnder ruhn? 


5. Doch Abba! ſey mir Armen gnaͤdig, ſieh mei⸗ 

g ne Nen und den Endſchluß, nachdem ich mich vor dir 

ſtets thätig, im Chriſten⸗Wandel zeigen muß: Nimm 

mich in Chriſto wieder auf! Kann ich in dem Ver⸗ 

dienſt beſtehen; ſo ſucht mein Dank in Zions Hoͤhen 
zu dir den ungekraͤnkten Lauf. 


6. Wiewol dir weyht mein ganzes Leben, vor 
tauſend Guͤte, | Ruhm und Preiß; nur heut haft du 
ſo viel gegeben, als ich nicht auszureden weis: Dein 
Wohlthun naͤhret Seel und Leib, du laͤſſeſt Gnad 
vor Recht ergehen: wie ſollt ich nicht 1 freudig 
| chen, da ich in dir geſegnet bleib? 


7. Die, dir ist dankbar zuzuſchreiben, daß ich ge 
| fund und lebend bin: muß jener krank im Bette bleis 
b. „ rafft dieſen Tod und Unfall hin; ſo weis ich 
j mich von dir geſchüͤtzt , ſitz ruhig, ſatt und wol beklei⸗ 
det; ich werde noch vom Gluͤck geweidet, da jener lang 
im Jammer ſchwitzt. | | 

8. Auch hat die Suͤnde heut zu fi ſiegen die größte 

Kraft an mir gewagt; du aber lehrteſt mich ſo krie⸗ 
gen, daß ich noch einen Sieg erjagt. Du haſt mir 
Lehe und Nath ertheilt, du lieſſeſt Werk und Wort 
gedeyen; drum muß 900 deine Liebe freuen, die DR | 
8 ſtreng zum ſtrafen eilt. 

9. Hab Dank fuͤr dieſen großen Segen ; den dies 
m heute mitgebracht; laß ſolchen mich doch ſtets * 
wegen; erfreu mich auch in dieſer Nacht mit glei⸗ 
chem Gl und . laß mich den Morgen 
| & 2 fvds 


ag Zufällige Gedanken. 


froͤlich ne und meine Ruh in dir oe! dann 
dir verbleibt mein Wohl geweyht. 
10. Halt auch die Liebſte, meine Freunde PM in dei | 
ner Engel Schutz verwahrt: Laß alle Menſchen, auch 
die Feinde, vornehmlich Chriſten wahrer Art, vor 
jedem Unfall ſicher ſeyn! Laß uns vom Feuer, Wet⸗ 
ter, Dieben, Erbarmer! nimmermehr betruͤben! ſo 
ſchlafen wir mit nden ein. 


* IT 
— nn an u ee 


„„ 
uit Gedanken 


über 


Die Verwirrung und Paar: 
| eines bußfertigen Suͤnders. 


Woef flieh ich Sünder ‚rw ha fund ich Sir 


Wo ſoll ich vor dem Gian des Hoͤchſten | 
mich verlieden? 

Ach! wer vertheidigt mich vor deſſen 
Strengigkeit? 

Wer laͤſt ſich gegen ihn zu here Schutz er⸗ 
iv 


0 düſtrer Widerſchall! N > in Ant⸗ 

| wort ruft: 

Berrucher ee verdammter 

| | SON, RI REF A 
in 


Zufällige Gedanken. 36 

Kein Fels bedecket 2 in keiner 

Den ſichern Aufenthalt N Richter 
Du wareſt in das gi . ein⸗ 
Du biſt i im weiche egen 5 Sicherheit 
Und Haft dein Suna e bis oben an⸗ 
Drum wird der enen as dir völlig zu⸗ 


Ichunglückſelger was hab I och gethan? 
‚RR ich den breiten Wen der Bosheit mir 


ohren 
Was aber fang’ ich ige in meinem Sam 
ran 
© Erd und Himmel mir den en Üntergang 
wor 5 
Was fang ich Armer an? 2 Gil ich dem 
immel zun? 
wi dieſer wird vor mie ob ohnfehlbar zuge⸗ 
8 Wählich den Bau m Se, 1 ſuch in 
Daran wird mich lo — vo grauſam⸗ 
rſtoße 
Soll ich dann nh — den finftern 


326 Zufällige, Gedanken: Re x 
Den Schwefel vollen 190 den wenen 
| Schlund der Hoͤllen, 
Zum Aufenthalt erh: Ach! ſoll ich 

denn der Zahl | 
Der böfen Geiser mich hinkuͤnftig zugefelle? 
O nein! ich rie F , 


Aus dem Verzweiſunge. Net behend zu⸗ 
ruͤcke ziehen: 
Ich willi in wahrer Reu und ungefärbter 


Min 


uß, 
| Hin zu dem ew gen Gon, is meinem Va⸗ 
Vor deſſen Majeftät — hecveshabnem 


Soll ſich mein ſchwacheg Fi 4 tieffter 
Demuth beugen: 
EFT wil, wie jenesmals derungerath’ne 


Sohn, 
Vor feinem Vater that, mein Unrecht nicht 
verſchweigen. 
Vielleicht erweiſt der HErr mir noch 
Barmherzigkeit, 
und laͤſt die, wider mich, gefaſte Rache 


ſchwinden 
Vielleicht ertheilt er ii dent röfichen: 


Be 
Tritt ber m mein Sohn! ich will dich deiner 
hr entbinden. 1 
* h ! | 2 


Zufällige Gedanken 327 
Wohlan, es ſey gewagt! Ich ſchoͤpfe fri⸗ 
ſchen Muth 


‚ud, 

Und will mit rechtem Ernſt zum Werk der 
RNeue ſchreiten; 

Es ſoll mein ſchuͤcht'rer Geiſt, nun in der 
wilden Flut 

Der Widerſpenſtigkeit nicht ferner Schif: 

bruch leiden. 

Direyeinig großer Gott! du Schöpfer 
dieſer Welt; 

Hier wirft ſich dein Gerhönf Fgebüdt zu dei⸗ 


Der Knecht, der deiner Sun ſich ſelbſt 
nicht würd ig haͤlt, 
Sucht ſeine Miſſethat b 7 1 zu 


Vernimm, 0 Jehovah! 115 Längſtiges 
Erlaube! daß ich dich den r Vater 
ach l neige doch dein Ohr, den zartes Ohr 5 


herbey 
Und höre den ich will dir alles gern lberemen, 
Und heget mein Verſtand nur dicke Fin; 


5 ſterniß, 
Ju meinem Wilen ſteckt nichts als Warme 
> Au tes Weſen, 
uus meinen Neigungen (ich ſag es mit 
u e Verdruß) 


1 X 4 Laͤſt 


| 328 Zufällige Gedanken. | | | 
Laſt die Verwirrung ſich mehr n zu deut⸗ 


ich le 
Ich babe dein Gericht ef ba 
und meine Seelegar ſelbſt 2 — mich beſto⸗ 


en 
Den Bund, den ich mit dir in meiner 
8 Tauf gemacht, 
dat ich verwegner Menſch in jedem Punet 
gebrochen, 
Und kurz! es iſt an mir pr? das gering: 


fie g 
Ich bin ein böfer Saum aus 1 Grund 


Herr! fi ehe nicht auf en als durch das 

theure Blut, 

Das dein unſchuld'ger Sohn am Kreuz für 
8 mich vergoſſen. 

Verbirg dein anti — vor — in dei 


m Grim 
Und laſſe dich der Straf, di vn gedrohet, 


Du Fuͤrſt der Sanne Ar meines 
laubens Stimm! 

a laß diefelbigedemlictheit uͤberſchreyen; 
Bar Willſe du denn ins Gericht mit mir dem 


es wird mein böſt Herz, gleich Eſpen⸗ 
1 Büren, beben, u 


Zufällige Gedanken. 329 


und voter dae und Scham vor deinen 


Schranken ſteh'n, 
Auf tauſend kann ich dir nicht eins zur Ant⸗ 
wort geben; 
Ich muß es frey geſteh'n: Es m keinAdvocat 
Auf dieſem großen Plan der Erden aufzu⸗ 


treiben 
Es iſt kein Sterbticer, — mit tbedachtem 


ath, 
Für meine Sache, konnt' mir einen Schutz⸗ 
Brief ſchreiben. 


Drum wird mein bleicher Mund nun mei. 


ner Worte Grab; 
Der Sinnen Kraft verſinkt in einen Strom 
| der Thränen: 
Mein Kummer: Goller Geiſt bricht fein 
Bekenntniß ab, 


Und wilaus fremden Mund, nur dieſes noch 


erwehnen: 


Bin ich gleich von dir gewichen; 
Stell ich mich doch wieder ein! 
Bat uns doch dein Sohn verglichen, 
Durch fein Angſt und Todes: Pein. 
Ich verlaͤugne nicht die Schuld: 
Alber deine Gnad und Suld 
Iſt viel größer als die Sünde, _ 
er Bir ich fiets in mir befinde. 


* 5 Beſchluß. 


339 Fang Schmolckens Lieder. n | 
RER Fr, U 


Am Eu: ren nur Ab, lieben Gott In? walten. 
3 ſaltche i zu A 3 ein meines 
a 5 IᷣEſu Wunden ein. Hier ‚hab ich immer Ruhe 
funden, da ſoll auch gar: mein Himmel ſeyn. Und 
jagte man mich aus der Welt, 1 bier iſt der Dit der 
mich behält. 1 0 
2. In Ieſus tiefe Wunden Mahle, 5 I veefect ich 
meiner Suͤnden Schuld. Aus JeEſus rother Wun⸗ 
den = Schale ſchoͤpf ich aus feines Vaters Huld: 
bey JEſus Wunden, „Blut und Tod, vergeß ich alle 
meine Noth. 

1 wundervolle Zeig; Wunden! ich leb und ſterbe 
nur in euch! und hab ich eure Kraft empfunden, ſo 
dring ich durch in Gottes Reich; weil ihr die rechten 
Pforten ſeyd, zur allergroͤßten Herrlichkeit. | 

4. Gebt meiner Seelen eine Stelle, wenn fie wird 
in die Stille gehn, und werdet mir zur Gnaden⸗ 
Quelle, wenn ich einmal vor Gott ſoll ſtehn. Ja, 
redet ſelbſt alsdenn aus mir, ihr theuren JEſus⸗ 
| Wunden, 171 EN Ni 


1 Das Ende. 
In dun: Wos er 19 10 J daß it vb e. 
15 | 


5 W e dem, der fais hne Ende denkt, der wird 
EN nicht ficper leben. Wenn er den Sinn zum 
REN ch ; und lernet A a nid ; ea zu 


letzt 
* 


4 
in 
e 0 — 


Benjamin Schmoldens Lieder. 331 


letzt ein Ziel gelegt, fo wird er ſich bey Zeiten auf fer 
nen Tod bereiten. 5 
2. Niemand weis ſeinen Sterbe⸗ Tag, Gott hat 
ihn auserſehen: wohl dem, der jeden Seiger⸗Schlag, 
den Seufzer laͤſſet wehen: HErr, lehre mich, beſtaͤn⸗ 
diglich, nach einem andern Leben, fuͤr meinem To⸗ 
de ſtreben. 

3. Die Suͤnde kann uns zwar den Tod durch e 
Gift verbittern; doch wer ihm nur mit Buße droht, 
darf nicht vor ihm erzittern. Sein ſcharfer Pfeil 
kann keinen Theil an unſrer Seele erben „ und nur den 

Leib begraben. | 
4. Ein Chriſte wandelt Himel an da ist ſein 
rechtes Erbe. Trift er gleich eine rauhe Bahn, und 
Sterben ſchmecket herbe. Der Glaube ſieht, was 
dorten bluͤht, er kaͤmpfet, laufet, ringet, bis er ins 
Schauen dringet. Aten 

F. Die Welt muß doch verleugnet ſeyn, 1 ie hält 
uns gerne wieder. So geht kein Menſch zum Leben 
ein ker toͤdte denn die Glieder: der iſt bereit, wer in der 

| Je des ee Luft beguäbkt , und nur dem Seite 


. Mein Gott! viellicht iſt es nicht weit zu mei⸗ 
nem Tod und Grabe. Gieb, daß ich meine Sterdlich⸗ 
keit, ſtets in Gedanken habe, und immerzu, auch 
Buße thu, daß mich der Tod nicht finde in unberei⸗ 
| ter Sünde. 
| 7. So lang ich lebe, leb ich dir, ſterb ich „ dir will 
ich ſterben, und tritt der Tod vor meine Thuͤr, ſo laß 
mich nicht verderben. Auf Chriſti Blut ſterb icd 0 

gut, in feine treue Hände befehl Ta am Ende. 
| 2 ; 5 | der 


\ nr, Ar 
* — 


332 Benjamin Schmolckens Lieber. 
. Benjamin Schmolcke. 
Mel. Freu dich ſehr, v meine Seeie, ic 


* HERR! lehre mich bedenken, daß ich ein⸗ 
Br mal ſterben muß. Lehre mich die Sinnen 
8 been auf den letzten Lebens Schluß. Stelle 
mir mein Ende fuͤr, und erwecke die Beier 0 
mich bey noch geſunden Net auf das Grab wol 
un bereiten. 1 

2. Endlich muß ein Licht Seren * endlich laͤuft 
der Seiger aus. Alſo muß ich wol bekennen, daß ich 
dieſes Leimen⸗Haus endlich auch geſegnen muß, denn es 
iſt der alte Schluß: Menſchen, als des Todes Bern 
müffen auch im Tode ſterben. 

3. Wenn wir kaum geboren werden, iſt vom 
erſten Lebens⸗Tritt, bis ins kuͤhle Grab der Erden, | 
nur ein kurz gemeßner Schritt. Ach! ein jeder Augen⸗ 
blick geht mit unſrer Kraft zuruͤck, und wir fi nd in jedem 

Johte allzureif zur Todten⸗Bahre. 

4. Und wer weis in welcher Stunde uns die 
* Stimme weckt; Denn Gott hats mit ſeinem 
Munde keinen Menſchen noch entdeckt. Wer ſein 
Haus nun wohl beſtellt, geht mit Freuden aus der bi; 
Welt; da die Sicherheit hingegen ewigs Sterben 
11 erregen. ; 

F. Predigen doch meine Glieder täglich von der Sterb⸗ 
lichkeit. Leg ich mich zur Ruhe nieder, zeigt fie mir 
das Leichen⸗Kleid. Denn der Schlaf ſtellt fuͤr und fuͤr 
feinen Bruder Tod mir fuͤr; ja das Bette will mir eee . 
‚er wild man ins Grab getragen. VER 

6. Drum, mein Son rn mich bedenken, a S 


Benjamin Schmolckens Lieder. 333 


ich niemals ſicher din. Will die Welt mich anders len⸗ 

ken, ach ſo ſchreib in meinen Sinn: Du muſt ſterden 

Menschen ind! Daß mir alle Luſt zerrinnt: Die mir ſonſt 
in eitlen Sachen, kann den Tod geringe machen. 

7. Laß mich nicht die Buße ſparen, bis die Krank⸗ 
heit mich ergreift; ſondern bey geſunden Jahren, ehe 
ſich die Sünde häuft , laß mich taglich Buße hun; 
daß das allerletzte Nun mich befreyt von aller Sünde, 

0 und mit dir verſoͤhnet finde. 

8. Nun, mein Gott! du wirſt es machen, daß ich 
froͤlich ſterden kann: ich befehl dir meine Sachen, 
nimm dich meiner Seelen an. Deines Sohnes theures 

Blut, komme mir alsdenn zu gut; daß mein letztes Wort 
auf Erden, Jeſus Jeſus! moͤge werden. 


5 ed Schmolcke. 
* Mel Freu dich ſehr, o meine Seele, ꝛc. 
ch wie freu ich mich zu ſterben, wenn es meinem 
Gdtt gefällt. Denn es bluͤhet nur Verderben 
in der Elends vollen Welt. Unſer Leben voller Leid 
voller Thraͤnen unſre Zeit. O wie ſelig, wer geſtor⸗ 
ben. Der hat Beſſerung erworben. 55 
2. Oefters ſucht man ein Vergnügen, und trift 
doch nur Jammer an: was ſich ſoll zur Freube fuͤgen, 
fuͤhrt uns eine Dornen⸗Bahn. Alle Lieb und Treu iſt 
. und ſtatt deren wird die Noth alle Stunden au 
| en, daß wir ganz zur Pein erkohren. g 
Id 3. Lieber Gott! mach es ein Ende, wenn es gut 
felig iſt! reiche mir die Vater: Haͤnde in der letzten 
des Friſt. uch wie wol wird mir 5 (ton enn 
* fr * i ich 


I % 
334 Benjamin Schmoldtens Lieder. 


ich werde ſchlafen ein; 5 doch ſoll es noch laͤnger ih. 
ER, 1 du, Herr! N beſchehren. | 


r „ 


Benjamin Schmolcke. 


Mel Wer weis, wie nahe mir mein Ende, 1 


Di Zeit geht hin! ach, wie geſchwinde lauft un⸗ 
ſer ganzes Leben fort! Gleichwie ein Schiff 
gejagt vom Winde, ſo eilt es auch zu ſeinem Port: und 
was vergeht, kommt nicht zuruck, auch nicht ein klei⸗ | 
ner Augenblick. | 

2. Der Tod kommt her auf alen Schritten: : der 
Reuter auf dem fahlen Pferd hat uns gar leichtlich 
uͤberritten, wenn man zu leben noch begehrt. Er 
wartet taglich vor der Thuͤr „ mir gilt es N mor⸗ 
gen ig | 
8 O Menſch! thu recht in e Leben, 00 N 
fürchte Gott, fo hats nicht Noth. Es mag die Zeit 
auf Fluͤgeln ſchweben, es komme, wenn er will der 
Tod. So biſt du immer wol bereit . und folgt der 

Zeit die Seligkeit. „ 


ER DE. ea 
ei Regiſter | \ 
aller, in biefen zwey Theilen enthaltenen Lieder. 4 
bend heller als der Morgen 109 
Ach! gewißlich unſer keiner 132 
Ach! HErr lehre mich bedenken E = © 
Ach mein GOtt lehre mich ſtets 397 
Ach! wie freu ich mich zu 8 8 &; 


Ang e⸗ 


Regiſter. 


Angenehme Morgen: Blicke . 
Begluͤcktes Herz! was willt du haben 
Beſtell dein Haus, denn du mußt ſterben 
Brich an erwuͤnſe hte Morgen⸗Stunde | 
Das Grab iſt da, hier ſteht 
Das iſt meine Freude nicht 
Denket doch ihr Menſchen-Kinder 
Der Himmel laͤßt Vergnuͤgung finden 
Der letzte Wochen Tag iſt hin 
Der Morgen⸗ Glanz macht hellen 
Der Sabbath iſt vergangen 
Der Schlaf iſt nun verſchwunden 
Der Tag iſt hin ich lebe noch 
Der Tag iſt vor der Thür 
Die Laſt iſt aus, nun kommt 
Die Nacht giebt gute Nacht 
Die Nacht iſt hin, der Tag 
Die Nacht iſt hin, wach auf 
Die Nacht iſt niemands Freund 
Die Nacht verloͤſcht des Tages Licht 
Die ſchwarze Nacht zieht ihren 
Die Woche geht zum Ende 
Die Zeit geht hin, ach wie 
Dir, o du HErr der Herrlichkeit 
Du alter Gott machſt deine Treue 
Du Anfang aus der Hoͤhe 
Du angenehmer Morgen: Thau 
neuer Tag, ein neues Leben 4035 
Ein Tag geht nach dem andern hin 
rhabne Heiligkeit, du drey⸗vereintes BER; 
ewagt in JEſus Namen f Ta 
[ Du wohnſt in einem Lichte 
SE: r! ich habe dir ergeben 
Lob die Woche iſt verfloſſen 
ter Morgen! ſey willkommen 


3360 ne Kegiſter. 


Herr Zebaoih dein Ruhm verdient 


Hirte deiner Schafe, der von 
Ich habe Luſt zu ſcheiden mein 
Ich ſchließe mich zu allen Stunden 


Ich ſteh mit einem Juß im Grabe 


Ich ſuche dich in meinem Bette 

Ich weis, daß mein Eridjer lebt 
Lamm Gottes ſchaue mich, vor 

Licht vom Licht, erleuchte mich 

Mein Auge ſchließ ich nun in Gottes 


Mein Gott! die Nacht iſt eingetreten 


Mein Gott! die Sonne geht herfuͤr 
Mein Gott! die Sonne geht zur Ruhe 
Mein Gott! du ſchaffeſt dieſes Licht 
Mein Gott! erwecke Herz und Mund 
Mein Gott! es ſtellt ſich wieder, des 


Mein Gott! ich weis wol, daß ich ſterbe Ye 
Mein letztes Haus auf Erden x 
Nimm hin, o Welt! dein Schein: Vergnügen 


E. hab ich uͤberwunden 

O Menſch! gedenk aus Ende 
O ſuͤßes Wohl, o Himmels Freud 
O welch ein theures Gut, die Zeit 
Schlaf ein mein Herz, und ſinge 
Schließet euch, ihr Augen, auf 
So faͤngt ſich heute Sonntags an 


So iſt der Freytag auch vorbey 


Vater! ſiehe deine Kinder 


Was Gott thut, das iſt immer gut 


Welt gute Nacht, mein Weg geht 
Wer weis, wie nahe mir mein Ende 
Wie wohl iſt mir, wenn ich bedenke 
Wohlan, der Tag iſt auch vollbracht 
Wol dem, der ſtets ans Ende denkt 


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En Bit, 


ſolches als 


Gieeiſtliche Prieier 


zur Zeit 


de Ungewitters 


glaͤubig zu ergreifen, | 


und damit 


vor dem Throne GOttes 


1225 ungeſaͤumt zu erfcheinen, 
N Damit ſo wol aller Plage, als auch 


der knechtiſchen Furcht der Creaturen 
N gewehret werde; 


Alus dem Vorrath erfahrner Beter und 

Glaubens⸗Helden geſammlet, und in die Form ei⸗ 

lb nes e zu den Schmolkiſchen Morgen⸗ 

und Abend⸗Andachten Fund 
von dem 


5 a Verleger. 


338 Geiſtreiche und andaͤchtige 2 


Audaͤchtiger Mit⸗Chriſt! 


Vernunft, daß Donner, Hagel, 


De erkenneſt zwar aus der geſunden 
* blitz und Ungewitter ihre natürliche 


Urſachen haben; ohne Zweifel aber glaubſt 
du zugleich, daß der HErr der Natur ſich 
dieſe ſchroͤckliche Wuͤrkung der Natur, als 


ee 


Werkzeuge, erſehen, mit folchen ſich an den 
Spoͤttern und Veraͤchtern Goͤttlicher Lang⸗ 
muth und Gnade zu raͤchen; die Groͤße ſei⸗ 
ner Majeſtaͤt und ſeiner Wunder an From⸗ 
men und Boͤſen zu verherrlichen, und durch 
ſolche ſonderlich verſtockte Gemuͤther aus 
dem Schlaf ihrer Sicherheit zu erwecken; 
Da du nun unter Anleitung eines geiſtrei⸗ 
chen Beters, des Sel. Serrn Benjamin 


Schmolckens, bishero deine Morgen⸗ und 
Abend: Opfer fleißig auf den Rauch: Altar 


deines Herzens fuͤr Gott gebracht; alſo 
wird es dir vielleicht angenehm ſeyn, mit 
einem neuen Vorrath andaͤchtiger Gebeter, 
Lieder und Betrachtungen zur Zeit des Un⸗ 


4 verſehen zu werden. Je groͤßer 


ie Anzahl der Geiſtlichen Todten insge⸗ 


mein, und vieler Furcht erſtorbener Gemuͤ⸗ 


ther um dieſe Zeit zu ſeyn pfleget, je mehr 


‚haft du mit Aaron an deine geiſtliche Prie⸗ 


ſter⸗ 


Wetter » Gebeter. 5 


ſter⸗Pflicht zu gedenken „das geiſtliche 
Rauchfaß eiligſt zu ergreifen, und dich zur 


Verſoͤhnung des gerechten Gerichts zwi⸗ 


ſchen Todte und Lebendige zu ſtellen. 

Damit durch anhaltendes, kindlich und 
erhoͤrliches Gebet alle Plage verhuͤtet und 
dein Herz, auch in der groͤßten Gefahr, 
freudig vor GOtt erfunden, und der ſo ge⸗ 
meinen heydniſchen Furcht, durch Befeſti⸗ 
gung deines kindlichen Vertrauens auf 
Gott, geſteuert werden moͤge! Der HErr 


Mn 


erhöre dich in der Noth! Der Name des / 


Gottes Jacob ſchuͤtze dich! Amen! 


Im Fall der andächtige Beter durch die Heftigkeit des 


Donners im Schlaf erweckt, und aus ſeinem Bett 
aufzuſtehen bewogen wuͤrde, kann er nach ſeinem 
gewoͤhnlichen Segen fortfahren zu ſeufzen: 


Gott ſey uns gnaͤdig und ſegne uns! 


Der SErr laſſe fein Antlitz leuchten über 


uns, daß wit auf Erden erkennen ſeine 
Wege! Es ſegne uns GOTT und alle 


Welt fürchte Ihn! GOTT Vater! der 


a Sohn des Kreuzes Pein fur uns 
laffen leiden, erhalte uns! JESUS 
von 


zareth, ein Koͤnig der Juͤden, 
uͤr uns geſtorben, bewahre uns, GCC 


H. Geiſt, der uns mir der Salbung 
en Sah des 5 * N 


ur, & 
340 SGeiſtreiche und Ai 


und gezeichnet hat, beſchuͤtze uns daß uns kein 
Unfall wiederfabre! Amen! 
; Unter dem Ankleiden kann darauf geſungen oder gebetet 
werden. 
SGorr der Vater wohn uns bey, c. 
Gebet bey entſtehendem Wetter. | 
105 dieſes Wetter ſonder Schaden 
Von unſerm Haus, und Hütten ſtehn, 
Und uns die Menge deiner Gnaden DR 
0 Auch aus den ſchwarzen Wolken ſehn. 
Gedenke nicht der ſchweren Suͤnden 
Ach liebſter Vater! hab Geduld! 6 
5 O Gott! Laß uns von unſrer Schuld, 
Das Blut, von deinem Sohn, entbinden, Amen. ei 
| du ewiger, allmaͤchtiger GOtt! Beherr⸗ 
O ſcher und Regierer aller Dinge! Wie 
herrlich iſt dein Nam in allen Landen, 
du kleideſt den Himmel mit Wolken? Macheſt 
dieſelben zu kleinen Tropfen, und treibeſt ſie ge⸗ 
waltig zuſammen zum Regen: Damit ſie herab 
fließen, und triefen auf die Menſchen⸗Kinder, 
und erquickeſt das Duͤrre. Du macheſt deinen 
Blitz entſtehen und leuchten, uͤber den ganzen 
Erdboden, und bedeckeſt alle Ende des Meers. 
Du laͤſſeſt deine Stimme ſchallen, und donnerſt 
mit deinem Donner in der Hoͤhe: Das man mer⸗ 
ke deinen ausgereckten Arm, und niemand kann 
deiner Macht entrinnen. Du haͤltſt den Hagel 
Wee bis zur Zet der Trütſal; ee 
muͤſe 


. * 7 Kr 


Wetter -Bebeter, 341 


möffenfeine Stralen ſchieſſen, gleichwie von ei- 
nem hart geſpannten Bogen, und bereiteſt ihn 
ſamt den Feuer Flammen, den Gottloſen zur 
Strafe. Ach HErr! ſiehe: : Wir bitten deine 
große unendliche Güte und Treu, zertrenne, und 
hintertreibe dieſes hervordringende Wetter, mit a 
deinem alles vermoͤgendem Arm, auf daß es uns, 
und was du uns beſcheret haſt, nicht beſchaͤdi⸗ 
ge, noch verderbe. Wann es aber nach deinem 
gnaͤdigen Willen und Wohlgefallen herein bre⸗ 
chen, und entſtehen ſollte; Ach! ſo verwende die 


heydniſche Furcht, und das knechtiſche Entſe⸗ 


gen, in eine kindliche Zuverficht und Vertrauen 
zu dir: Denn unſre Seele harret auf dich, und du 
biſt unſre Hoffnung. Beſchuͤtze uns, dein erwaͤhl⸗ 
tes Iſrael, in dem Lande Goſen deiner Barm⸗ 
herzigkeit, und laß es ohne Schaden wieder wei⸗ 
chen. Gedenke nicht an die Menge unſrer Suͤn⸗ 
den, und vergilt uns nicht nach unſern Miſſetha⸗ 
ten; Sondern erbarm dich unſer! Denn wir flie⸗ 
hen, und verbergen uns, vor deinen gerechten 
Zorn, in die theure, vielguͤltige Wunden JEſu 
Chriſti, daſelbſt dein Grimm nicht auf ans Don⸗ 
ner aun wird „ Amen. 


I. 
1 Gott und e wie groß und EN find 

mein begangne Suͤnden, da iſt niemand, r hel⸗ 

0 IR kann, in diefer Welt zu finden. 

5 2. Lief ich gleich weit, zu dieſer Zeit, bis an der 

Be 93 Welt 


| u — 0 


84 Geiſtreiche Rn anbächige Re 


Welt ihr Ende, und wollt los ſeyn, des Kreuzes mein, 
wuͤrd ich doch ſolch's nicht wenden. 2 
| 3. Zu dir flieh ich, verſtoß mich nicht, wie ich 

hab wol verdienet. Ach Gott! zuͤrn nicht, geh nicht 
ins Gericht: dein Sohn hat mich verſoͤhnet. 

4. Solls ja ſo ſeyn, daß Straf und Pein, auf 
Suͤnde folgen muͤſſen: ſo fahr hie fort, und ſchone 
8 dort, und laß mich hie wol buͤſſen. c 

F. Gieb HErr Geduld; vergiß der Schuld, verleih | 
ein gehorſams Herze: laß mich nur nicht, wies wol 
geſchicht, mein Heil murrend verſcherzen. | 

6. Handel mit mir, wies duͤnket dir, durch dein 
Gad will ichs leiden: laß mich nur nicht, t ewig⸗ 


lich, von dir ſeyn abgeſcheiden. 


7. Gleich wie ſich fein, ein Voͤgelein, in hole 
Baͤum verſtecket, wanns truͤb hergeht, die Luft unſtat, i 
Menſchen und Vieh erſchrecket. 

8. Alſo, HErr Chriſt, mein Zuſlucht tft, die Hoͤle 
deiner Wunden, wann Suͤnd und Tod, mich bracht 
in Noth, hab ich mich drein gefunden. „ 

9. Darinn ich bleib, ob hie der Leib, und Seel 
von einander ſcheiden: ſo werd ich dort, dey dir 

mein Hort! ſeyn in ewigen Freuden. 
10. Ehre ſey nun, Gott Vater und Sohn, dem Heis 
ligen Geiſt zufammen, zweifle auch nicht, well Chris 
ſtus ſpricht: Wer glaubt, wird ſelig, Amen. | | 
Das zweyte Gebet. | 
Wann der Hoͤchſte donnert, fo iſt des Waſsers die N 
Menge unter dem Himmel, und zeucht die Nebel 
auf vom Ende der Erden, er macht die Blitzen 
im Regen, und läßt die Winde kommen aus 
heimlichen Oertern. Jer. ee a 
| | Des 


1 


wetter ⸗Gebeter. 343 | 


Des Donners Knall, 
. Des Sagels Fall, 
Sind gewißlich helle Glocken, | 
Damit GOtt zur Buß Will locken. 
Gott! du ſtarker GOtt! der du ewig⸗ 
lich lebeſt, gegen welchem alle, die aufEr⸗ 
den wohnen, wie nichts zu rechnen ſind, 
du macheſt es wie du willt, beyde mit den Kraͤf⸗ 
ten im Himmel, und mit denen die auf Erden 
wohnen: Dir HErr iſt niemand gleich dir iſt al⸗ 
les unterworfen, und muß alles dein Wort aus⸗ 
richten. Wer ſollte dich nicht fuͤrchten, du Koͤnig 
der Heyden? Dir ſollt man ja gehorchen? Du 
thuſt große Ding, die nicht zu erforſchen ſind, 
und Wunder, deren keine Zahl iſt. Du biſt 
Gott, deinen Zorn kann niemand ſtillen, du ver⸗ 
haͤlteſt den Hagel auf die Zeit der Truͤbſal, und 
auf den Tag des Streits und Kriegs: Du haſt 
auch die Winde ein Theil zur Rache erſchaffen, 
und durch ihr Stuͤrmen thun ſie Schaden; 
Feuer und Hagel ſind auch zur Rache erſchaffen, 
und thun mit Freuden deinen Befehl. Wir ho: 
ren jetzt, lieber GOtt! wie dein Donner zuͤrnet 
und bruͤllet, und was fuͤr Geſpraͤch von deinem 
Mund ausgehet, wir hoͤren deine Stimm, und 
zittern fuͤr deiner hohen Majeftät: Dieweil du 
aber nicht zuͤrneſt wie ein Menſch, und nicht 
se willt nach einen grimmigen Zorn, noch 
4 dich 


| 


3344 Geiſtreiche und endachtige 


dich kehren uns gar zu verderben; So biegen wir 
die Knie unſerer Herzen, und bitten dich demuͤ⸗ 
thiglich, du wolleſt uns gnaͤdig ſeyn, unſere 
Suͤnden tilgen und daͤmpfen und ſie in die Tie⸗ 

fe des Meers werfen. Behuͤte uns, o HErr! fuͤr 
deinem gein migen Zorn, der unertraͤglich ft, 
daß wir nich ſterben; Beſchere uns einen and 
digen Regen, der fruchtbar und wachſendma⸗ 
che, und laß diß zornig ungeſtuͤme Wetter ohne 
Schaden voruͤber gehen. Gieb uns Kraft, und 
ſegne uns dein Volk, mit Frieden, Amen! | 
O großer und borker edu, Amen. 


| Wem wir in böchſen Nöthen feun , er, pile 7 
| nicht wo aus noch ein, und finden weder Huff 
noch Rath, ob wir gleich forgen früh und ſpat. 

2. So iſt das unſer Troſt allein, daß wir zuſammen 
insgemein, dich anrufen, o treuer Som: um Rettung 

a der Angſt und Noth. je 
| Und heben unfre Augen und Herz zu bir, in nah 
rer Nen und Schmerz, und ſuchen der Ein n Nene 
bung, und aller Strafen Linderung. 

4. Die du verheiſſeſt gnaͤdiglich 4 1 hie, dasumbip | 
ten dich, im Namen dein's Sohns Jeſu Ehriſt, der 
Runſer Heil und Fuͤrſprecher iſt. 

J. Drum kommen wir, o HErre Gott! und klagen 
dir all unſre Roth, weil wir jetzt ſtehn verlaffen ar in 
großer Truͤbſal und Gefahr. l 
6. Sieh nicht an unſre Sünden groß, pprich unt bew 5 

ſelben aus Gnaden los, ſteh uns in unſerm Elend bey, 3 
mach uns von allen Plagen rep. | | 
7. Auf 


Wetter: Gebeter, 345 


7. Auf daß von Herzen können wir, nochmals mit 
Freuden danken dir, gehorſam ſeyn nach deinem Wort, 
dich allzeit preiſen hier und dort. 

Das dritte Geben. 
Du wirſt vom Herrn Zebaoth heimgeſuchet werden mit 

Wetter und Erdbeben, und großem Donner, mit 
Windwoͤrbel und Ungewitter, und mit Flammen des 
; versehrenden Feuers, Eſai. 29, 6 


Du hoͤchſter Gott, 

Sieh unſer Noth, a 
Denk an deine große Güte, 
Uns vor allem Leid behüte. 


Gente und ſtarker Gott / ‚im Him 
| mel und auf Erden, durch dieſen Donner: 
Schall, willt du uns, als durch die rechte Buß⸗ 
Glocken zur Erkenntniß unſerer Suͤnden, und 
zu wahrer Buß locken, damit wir nicht mit der 
gottloſen boͤſen Welt verdammet werden: Ach 
HErr! ſo maͤchtig biſt du, daß, wann du der 
Strenge nach mit uns verfahren wollteſt, ſo koͤn⸗ 
teſt du uns und die ganze Welt, ineinem Augen- 
blick, mit einem einigen Donnerſchlag und Blitz, 
verderben: Ach lieber HErr, laß doch deinen gim⸗ 
migen Zorn fallen und ſinken! Erbarme dich un⸗ 
ſer verſchone unſer, erhebe uͤber uns dein gnaͤdi⸗ 
ges Angeſicht, und ſey uns barmherzig! Bewah⸗ 
re unſer Leib und Leben, Haus und Hof, Stadt 
N und Land, Haab und Gut, die Fruͤchte auf dem 
Felde, und alles, was wir haben, fuͤ allem Nach⸗ 
bee und re behuͤte uns auch fuͤr einem 


72 RI ee böfen 


ee Geiſreiche und nötige 


boͤſen ſchnellen Tod, und verleihe Wee | 
viel Sunder durch dein Wort, Donnern und 
Blitzen, vom gottloſen Leben und Weſen abge⸗ 
ſchroͤckt, ſich von Herzen zu dir bekehren, alle 
Stund und Augenblick, an deine herrliche Zu⸗ 
kunft des Juͤngſten Gerichts gedenken, und be⸗ 
reit ſehen, dich mit Freuden zu empfahen, und 
mit dir zur ewigen Freude einzugehen, um JEſu 
Chriſti, und ſeines vergoſſenen Naßſaferben 
Daene willen, Amen! Amen! # 
Err, ; erbarme dich uber ung „ ꝛc. 


imm von uns Herr! 05 treuer EHE bie ſchwere 
Straf und große Noth, die wir mit Suͤnden ohne 
Zahl, verdienet ‚haben ollzumal: behuͤt Für Krieg und 
e Zeit, fuͤr Seuchen, Feur und großem Leid. 
„Erbarm dich deiner boͤſen Knecht, wir bitten Gnad 
ui nicht das Recht: dann fo du, HErr! den rechten 
Lohn, uns geben wollſt nach unſerm Thun! fo muͤßt die 
ganze Welt vergehn, und ee kein Menſch vor bie 
beſtehn. | 
3. Ach HErr Gott! durch die gerte dein, mit Troſt 
und Rettung uns erſchein: beweis an uns dein große Gnad, 
und ſtraf uns nicht auf friſcher That, wohn uns mit bee 
ner Güte bey, dein Zorn und Grimm fern von uns ſey. 
4. Warum willt du ſo zornig ſeyn, uͤber uns arme 
Wuͤrmelein? weiſt du doch wol, o großer GOtt! daß 
wir nichts ſind, als Erd und Koth, es iſt ja fuͤr den ee 5 
Angeſicht, unſre Schwachheit verborgen nicht. 
5. Die Suͤnd hat uns berderbet ſehr, der Zeufel 15 
plagt uns noch vielmehr, die Welt, au unſer 3 \ 
| | un 


4 


— | Werter-Bebeter. 347 - 


und Blut, und allezeit verführen thut, ſolch's Elend 
kennſt du, HErr! allein: ach! laß uns dir befohlen ſeyn. 
6. Gedenk an dein's Sohns bittern Tod, ſieh an 
u heilge Wunden roth, die find ja für die ganze 
Welt, die Zahlung und das Loͤſe Geld, des troͤſten wir 
uns allezeit, und hoffen auf Barmherzigkeit. = 
F. Leit uns mit deiner rechten Hand, und ſegne unfer 
Stadt und Land. Gieb uns allzeit dein heilig Wort, 
behuͤt fürs Teufels Liſt und Mord. Beſcher ein ſelig 
Stuͤndelein, auf daß wir ewig bey dir ſeyn. | 


Das Vierte Gebet. 
Bey ſtark anhaltendem Wetter. 
ewaltiger und erſchrecklicher GOtt! 
Dulaͤſſeſt deinen Donner abermal hoͤ s 
àſren in den Wolken mit großer Kraft, 
und deine Blitzen leuchten von einem Ende der 
Welt zum andern! Du faͤhreſt auf den Wolken 
wie auf einem Wagen, und muͤſſen auch die ſtar⸗ 
ken Felſen und Steine deinen Donnerkeil fuͤrch⸗ 
ten! Du machſt durch deine Macht⸗Stimme, 
daß ſich alle Voͤlker auf Erden entſetzen, all Thie⸗ 
re in denen Waͤldern verſammlen, alles Gevoͤgel 
aus denen Luͤften verſtecket, alles Gewuͤrm auf 
Erden verkriechet, alle Waͤlder und Felder er⸗ 
ſchallen, alles Erdreich erzirtert und bebet, elle 
Fiſche im Meer heftig erſchrecken, und weiſeſt da⸗ 
mit denen Uebertretern und Unglaͤubigen, daß 
er Gott, im Himmel noch lebeſt, er. 


- > 


348 Beitzeiche und 8 | 


über ihre Miſſethat billig zuͤrneſt. Ach HErr! 
ſey doch genaͤdig mir armen Suͤnder! Der ich dich 
vielleicht auch oft mit meiner Miſſethat erzuͤr⸗ 
net, und deine n Grimm mit boͤſen Werken erre⸗ 
get habe! Halt inne mit der Ruthe, verſchone mit 
der Strafe, wende alle gefaͤhrliche Schlaͤge, 
verhuͤte alles ſchaͤdliche Zuͤnden und Feuer, 
weiſe ab allen verderblichen Hagel, u. laß uns ja 
nicht durch ein ploͤtzliches Ungluͤck uͤbereilet, noch 
durch dieſes ſchreckliche Gewitter gerichtet wer⸗ 
den! Siehe, mein Herz iſt in Aengſten, und mein 
Geiſt betruͤbet Meine Gebeine ſind erſchrocken, 
und meine Seele iſt ſehr erſchrocken! Gedenke 
doch an deine uͤberſchwengliche Barmherzigkeit, 
nach welcher du Gnade laͤſſeſt vor Recht gehen! 
Erinnere dich deiner große Langmuth, nach wel ⸗ 
cher du die Suͤnder nicht auf friſcher That heime 
ſucheſt! Erwaͤge den theuren Eid, der aus dei⸗ 
nem Munde gegangen, daß du an keines Suͤn⸗ 
ders Tode noch Verderben einigen Gefallen ha⸗ 
beſt! Jal ſiehe an deines einigen Sohnes bittern 
Tod „ und fein heilig fünf Wunden roth! Die 
ſind ja fuͤr die ganze Welt, die Zahlung und das 
Loͤſegeld, des troͤſten wir uns allezeit, und hoffen 
auf Barmherzigkeit! O mein Heiland, Chriſte 
JeEſu! Du biſt der allmaͤchtige Mann, dem 
Wind und Meer, Feuer und Schnee, Hagel und 
Dampf, Sturm und alle Wetter gehorchen 
Wüſſen , Ak Doch dieſes grauſame e 
* edraͤue 


| Werten» Bebeter. | 349 
bedraͤue den Wind, wehre den Blitz, ſteure dem 
Donner, und laß uns, nach dieſem finſtern Wet⸗ 
ter, die angenehme Sonne bald wieder ſcheinen! 
Und du, Gott Heiliger Geiſt! Stehe mir bey 

nit deinem Troſt, ſtaͤrke mich im Glauben und 

ertrauen, befeftige mich in der Hofnung, ver: 
tritt mich mit unausſprechlichen Seufzen, 
und laß mich bey dieſem Sturm weder an Leib 
noch Seele verwahrloſet werden! Nun der Herr 
ſegne mich, und behuͤte mich! Der HErr erleuch⸗ 
te ſein Angeſicht uͤber mich, und ſey mir gnaͤdig! 
Der HErr erhebe ſein Angeſicht auf mich, und 
gebe mir Friede! Amen! 


Lied, bey entſtandenem Ungewitter, zur 5 
Erweckung der Andacht zu gebrauchen. 
nf M. Chriſtoph Bezzels, P. L. C. | 
| Im Ton: Mein Vater zeuch mich, . 
tzt da das Firmament bewegt und traurend ſtehet; die 
Erde ganz erbebt; das Vieh ganz ſchuͤchtern eilt; da 
. die Natur vor GOtt zu eifern geht, bin ich, der 
Menſch allein, der mit der Buß verweilt. | 
2. Ich ſehe Blitz und Feuer: Ich höre meinen Schöpfer, 
he meiner Sicherheit ſchon mir dem Garaus draut; mit 
Recht verwirft mich GOtt, gleichwie den Ton der Toͤpfer, 
weil ich fo mißgebraucht den Schatz der Gnaden Zeit. 
23. Je oͤfter ich, mein GOTT! die Beſſerung ver⸗ 
ſprochen, je mehr mich deine Huld an Leibes Seilen 
zog; je mehr hat nach der Zeit das boͤſe Kind vers 
brochen, das durch die Heuchel⸗Buß ſich bis hieher betrog. 
1 11 | 4. HErr 


* 


359. E Steiſtreiche und andͤchtige 
. 4. Her! wollteſt du mit uns in das Gerichte gehen? 


mär deine Huld erſchoͤpft? und lohnteſt du nach Recht? 


wer wollte ‚ Heiligſter! vor deiner Macht beſtehen? noch 


deine Langmuth trägt das ſuͤndliche Geſchlecht. 


5. Du willſt der armen Erd, der ſchnoͤden Aſche 
ſchonen, die ſich voll Bloͤdigkeit vor deinem Throne 


beugt; du pflegſt nicht nach Verdienſt und nur nach 


er vergeß ich auch der W und der Gefahr. 


Gnad zu lohnen, wann unſer Weyrauch nur dein 
ech erreicht. 

6. Iſrael mag gleichwol am Horeb fluͤchtig werden, 
da deine Majeftät mit Fluch und Donner ſchroͤckt; mich 
aber zieht dein Schall zum Himmel von der Erden, ſo 
bleib ich vor dem Sturm, vor Noth und Tod bedeckt. 

7. Mich hat mein Glaube ſchon von banger Furcht be⸗ 


freyet, da ich nunmehr dein Kind, nicht Knecht alleine bin; 


des Geiſtes Freudigkeit, die deine Furcht verneuet, nimmt, 
was noch heidniſch iſt, aus meinem Fleiſche hin. 
8. Ich zaͤhle zwar die Meng der Suͤnden an den 


Schloſſen, die der erregte Sturm auf Frucht und Fel 


der ſtreu; doch mit dem Regen kommt fein Zaͤhren⸗ 
Strom gefloſſen, der Bruſt und Herzen hilt zu 


neuer Fruchtbarkeit. 


9. Kaum wach ich Suͤnder auf aus jenem Schlaf 
der Suͤnden, der mir den Untergang bereits gedro⸗ 
het hat, ſo laͤßt mein Goel ſich als einen Buͤrgen 
finden, und wandelt Furcht in Troſt gleichwie den 


Zorn in Gnad. 


10. Er laßt mich mit Vernunft; jetzt aus der Würkung 1 
ſchließen, daß, wie zur Fruchtbarkeit das Donnern dien⸗ 
lich war, ſd habe GOttes Ernſt auch mich erwecken muͤſſen; 


11. Im 


Ay wetter⸗Gebeter. 331 
11. Immanuel mein Hirt, wird mich ſein Schäflein des 


cken, da Er den Himmel ſelbſt zum Schafſtall mir geweiht; 5 


darf ich die Glaubens⸗Hand getroſt nach ihme ſtrecken, weil 
Er mir auch im Sturm die Hand der Liebe beut. 4 

12. Mein Hort, befeſtige der Juͤnger ſchwachen Glau⸗ 
ben, daß ſie auf dir den Fels bis in den Tod beſtehn, in 


deiner Seiten Hol verwahr uns, wie die Tauben, ſo wer⸗ 


den Sturm und Stral begluͤckt voruͤber gehn. | 
21 3. Heißt aber diß die Stund, mein Heiland! mich zu rich⸗ 
ten? ſo muͤß die Gnad ſo groß, als meine Suͤnden ſeyn! Richt 
in dem Wetter nur nach deinen Mittler⸗Pflichten, ſo faͤhrt, 
Elia gleich, die Seel zum Himmel ein! Amen. 


Das Fuͤnfte Gebet. 


Err unſer Gott du biſt groß von Rath, 
J und maͤchtig von That, thuſt große Din⸗ 

ge, die nicht zu forſchen, und Wunder, 
die nicht zu zaͤhlen ſind, und iſt unbegreiflich, wie 
du regiereſt: Deine Wege ſind im Wetter und 
im Sturm; du macheſt durch deine Kraft die 


Wolken dick, daß Hagel heraus faͤllet: du beklei⸗ | 


deſt den Himmel mit Dunkel, und macheftfeine 
Decke als einen Sack: Err, du macheſt die Blitz 
im Regen, und laͤſſeſt den Wind kommen aus 
heimlichen Orten, du ſucheſt die Gottloſen heim 
| mit Weiter und Erdbeben mit großem Donner, 
mit Wind⸗Wirbel und Ungewitter, und mit 
Flammen des verzehrenden Feuers. Weil wir 
dann nun bis daher wider dich mißgehandelt, u. 
. | gott: 


352 SGeiſtreiche und andaͤchtige 

gottlos geweſen, als ſtehen wir in großen Sor, 
gen, es moͤchte an uns erfuͤllet werden, was der 
heilige Prophet Jeremias hat geſprochen u. ge⸗ 
drohet: Siehe! es wird ein Wetter des HErrn 
mit Grimm kommen ein er ſchrecklichesUngewit⸗ 
ter wird den Gottlosen auf den Kopf fallen. 
Dann des HErrn grimmiger Zorn wird nicht 
nachlaſſen, bis ers thue und ausrichte, was er im 
Sinn hat. Weil du aber, o du Liebhaber des Le⸗ 
bens! Buß fuͤr die Suͤnd wilt annehmen: Als bie⸗ 
gen wiꝛ die Knie unſeꝛsHeꝛzens, u. bittẽ dich Herr 
um Gnad: Wir bitten und flehen, vergieb uns, o 
HeErrl vergieb uns, laß uns nicht in unſern Suͤn⸗ 
den verderben und laß die Strafe nicht ewiglich 
auf uns bleiben. Stehe an die Striemen, die 
Wunden, und das Blut deines lieben Sohnes 
Jin Ehriſti unſers einigen Heilandes! und ſey 
uns gnaͤdig! Vergieb die Suͤnden, und erlaſſe 
auch zugleich die Strafen der Sünden, ſo wollen 
wir dir danken unſer Lebenlang, und deine Treue 
N verkuͤndigen fuͤr und fuͤr. HErr, deine Guͤte ſey 
uͤber uns, wie wir auf dich hoffen. Amen! 

Um demuͤchige und e, Errettung. 


$ Ai, bone lieber Gon! Ach handle doch mit Gna⸗ 
den! Es koſtet dich nur ein Gebot, ſo ſind wir ohne 
Schaden; Was du befiehlſt, das muß geſchehn! dir, Herr!. 
kann gar nichts widerſtehn, es muß dir alles folgen. 
2. So wird e diß Wetter nun, das in 
der 


Wetter⸗Gebeter. 1 


der Luft vorhanden, auch ohne dich gar nichtes thun: Und 
wann es ſchon entſtanden, ſo ſtellſt du ihm doch Maaß und 
Ziel, ob es ſoll wenig oder viel in dieſer Welt verrichten. 
3. Demnach ſo kommen wir zu dir, als denen angſt und 
bange, und klopfen an fuͤr deiner Thuͤr, daß man dein 
Gnad erlange: Daß dieſer Blitz und Feuer Strahl, HERR 
unſre Suͤnden nicht bezahl, noch uns der Donner toͤdte. 
4. Dann wann du wie wir wuͤrdig ſind, wilt unſer Thun 
belohnen, ſo kann kein Sonnenſchein noch Wind, der ar⸗ 
men Menſchen ſchonen, und wird alſo, in aller Fil, uns 


nun vielmehr dein Donnerkeil zerſchlagen und zerſchmettern. 


5. Doch Herr! du wirſt dir deinen Ruhm ja nimmer 
laſſen nehmen, wir ſind ja noch dein Eigenthum, wiewol 
wir uns faſt ſchaͤmen, und billig mit geſammter Hand, ver⸗ 
ſuchen unſern Suͤnden⸗Stand, darein wir ſind gerathen. 

6. Es iſt uns leid, was wir gethan, hilf daß man ſich 
Wicht, und fuͤhr uns GOtt auf ebner Bahn, und deinen 
Willen lehre! Erhoͤr HErr unſers Herzens Stimm, und ſtraf 
uns nicht in deinem Grimm, auch nicht in deinem Eifer. 

7. Laß dieſen Donner nur allein, ein Zeichen deiner 
Gnaden, nicht aber deines Eifers ſeyn, und laß ihn 
ohne Schaden, o liebſter Gott! vorüber gehn, damit 


wir alle klaͤrlich ſehn, daß du ſeyſt voller Site, 


8. So wollen wir hinwiederum, ſo viel hier unſer 
leben, ganz wohl bedacht mit heller Stimm dir die Ge⸗ 
luͤbde geben: Daß wir, o Gott! bey dir allein im Tod 
und Leben wollen ſeyn; Es geh uns, wie es wolle. 


Das ſechſte Gebet. 


ewiger, allmaͤchtiger, wahrhaftiger, lieber, 
treuer N himmlischer Vater! ich er: 
3 kenne 


334 Geiſtreiche und andaͤchtige 

kenne und bekenne von Grund meines Herzens, 
daß ich leider! ein großer, ſchrecklicher Suͤnder 
bin, die Zeit meines Lebens boͤßlich mit wiſſent⸗ 
lichen und unwiſſentlichen Suͤnden zugebracht, 
auch damit nicht allein zeitliche, ſondern auch e⸗ 
wige Strafe und Verdamniß, leider! nur allzu⸗ 
wol ver ſchuldet habe. Aber! ach mein lieber Va⸗ 
terl ich komme in der Zeit der Gnaden zu dir, und 
bitte dich um deines lieben Sohnes JEſu 
Chriſti, meines lieben Suͤnden⸗Traͤgers und 
Gnaden Throns willen, du wolleſt mir alle mei⸗ 
ne greuliche Suͤnden verzeihen, deinen gerechten 
Zorn gegen mich ſchwinden und fallen laſſen : 
mich auch ſamt den Meinigen in deinen gnadige 
allmaͤchtigen Schutz und Geleite faſſen, deine 
Fluͤgel uͤber mich ausbꝛeiten, und da es zu deinen 
Ehren und meiner Seligkeit gereichen ſoll, mich 
in dieſem Wetter unbeſchaͤdiget erhalten: Wo es 
aber in deinem Rath beſchloſſen iſt, daß ich foll 
von hinnen ſcheiden, mich gnaͤdiglich aus dieſem 
betruͤbten Jammerthal in deinen himmliſchen 
Freuden Saal leiten. Hilf aber, liebſter Vater! 
daß der Donner mein ſchlafendes Gewiſſen er; 
wecke, daß ich dich ſtarker Ott, fuͤrchte und vor 
Augen habe, verkuͤrze die Zeit, und laß einmal 
den letzten Donner und Posaunen erſchallen, daß 
ich ſamt allen, die in den Graͤbern find, auf ſol⸗ 
ches Gethoͤne mit Freuden aufwache, deinem lie⸗ 
ben n in den Lüften entgegen gezuͤcket wer⸗ 
de, 


Wetter: Bebetete 355 


de dich von Angeſicht zu Angeſicht ſehe, und un⸗ 
ter deine Schaͤflein geſtellet, die freudenreiche 
Stimme meines HErrn Chriſti hoͤre: Kommet 
her, ihr Geſegneten meines Vaters, ererbet das 
en euch von Anbegin bereitet iſt Amen. 

Demuͤthiges Bußlied. 

ch Gott! dein ſchrecklich großer Grimm uns blöd 

und zaghaft machet, wann deine ſtarke Donner⸗ 

Stimm ob uns in Wolken krachet, dieweil das Wet— 
52 ſauſt und brauſt, darum uns ſchwachen Menſchen 

grauſt, die Blitzen uns erſchrecken. 
| 2. Der Erden⸗Kreiß erſchuͤttert ſich, der ſich fonft 
gar nicht reget, wann du nur ſchnaubeſt, fuͤrchtet dich, 
der Berg: Grund wird beweget: Dein Arm iſt ſtark, 
dein Hand iſt ſchwer, die Stralen wirfſt du hin und 
her, daß wir darob erzittern. | | 
| 3. Wir hätten wol verdient, o GOTT! mit unfern 
Uebelthaten, daß du uns follteft ſchlagen todt, weil nies 
mand ihm laͤßt rathen; Doch weil wir deine Kinderlein, 
| " Schafe deiner Heerde ſeyn, fo hoffen wir das Beſte. 

4. Kein Ort wir wiſſen in der Welt, dahin wir ſicher 
fliehen, die Creatur zur Rach ſich ſtellt, des Schoͤpfers 
Wort vollziehen: Wir wiſſen nichts als deine Gnad, die 
groß als du, kein Ende hat, und täglich neu aufgehet. 

5. Wir ſchreyen aus dem Jammerthal, durch Chris 
ſtum deinem Sohne, hinauf zu dir ins Himmels Saal, 
um ſeinetwegen ſchone. Ach Vater! hab mit uns 
Geduld, und ſtraf uns nicht, wie wirs derſchuldt, Gnad, 
Grad wir herzlich bitten. 

6. Laß nicht entzuͤnden deinen Blitz, was du uns 
5 verehret: Für. Donner : Schlägen uns beſchuͤtz, 
der Leib Wen unverſehret: : Sey du bey ung 
3 2 „„ 


* 


— — —u— 


7 
* 


, u Geiſtreiche und andaͤchtige 
in dieſer Noth, behuͤt fuͤr boͤſem ſchnellen Tod, auf 
dich die Hoffnung ſtehet. 

7. Bedeck mit deiner ſtarken Hand, Haus, Haab, 
Vieh, Leib und Leben, erhalt die 1 auf dem 
Land, und was du ſonſt uns geben; fuͤr Hagel, Feur 
und Waſſers⸗ Fluth, halt uns, o Sn: in deiner Huf, 
ſo preiſen wir dein Guͤte. 

8. Du biſt allein der große Gott, dem Donner, Blitz 
Feur, Winde, all Ereatur ſteht zu Gebot, dein Willen thun 
geſchwinde. Ach HErr! wo iſt dir jemand gleich? Wer 
hat ein ſolch gewaltig Reich, dem alles untergeben? 

9. Darum ſprich nur ein Wort, ſo weicht des ſchwe⸗ 
ren Wetters Grauen, dann dein Wort mit Gewalt 
durchſtreicht, dem wir allein vertrauen. Ach! komm, 
ach komm, uns Huͤlf beweis, ſo wollen wir dir ſagen 
Preis, von deiner Allmacht ſingen. e 

Ein anders. 


1. 

Ott lebet acht Seele, was verzagſt du doch? Gott 

iſt gut, der aus Erbarmen, alle Huͤlf auf Erden 
thut; Der mit Macht und ſtarken Armen machet alles 
wohl und gut. Gott kann beſſer als wir denken, alle 

Noth zum beſten lenken. Seele! ſo bedenke doch: 

Lebt doch unſer HErr Gott noch. | 

2. GO T lebet noch! Seele, was verzagſt du doch? 
Sollt der ſchlummern oder ſchlafen, der das Aug hat 
znͤugericht? Der die Ohren hat erſchaffen, ſollte dieſer 


12 5 hoͤren nicht? Gott iſt Gott der hoͤrt und ſiehet, wo 


den Frommen Weh geſchiehet. Seele! ſo 1 doch: i 
Lebt doch unſer HErr Gott noch. 1 
3. Gott lebet noch! Seele, was verzagſt du doch? 


Der den Erden ⸗ Kreiß verhuͤlet, mit den Wolken 


weit und breit; ; Der 1 gane Welt erfüllet, ift 
| "a A 


wetter ⸗Gebeter. 357 
von uns nicht ſen noch weit. Wer Gott liebt, dem will 
er ſenden Huͤlf und Troſt an allen Enden. Seele, 
fo bedenke doch: Lebt doch unſer HErr Gott noch. 
4. Gott lebet noch! Seele, was verzagſt du doch? 
Biſt du ſchwer mit Kreuz beladen, nimm zu Gott nur 
deinen Lauf. Gott iſt groß und reich von Gnaden, 
hilft den Schwachen gnaͤdig auf. Gottes Gnade waͤhret 
immer, ſeine Treu vergehet nimmer. Seele, ſo be⸗ 
denke doch: Lebt doch unſer HErr Gott noch. 

F. Gott lebet noch! Seele, was verzagſt du doch? 
Wenn dich deine Suͤnden kraͤnken, dein Verbrechen 
quält dich ſehr; Komm zu Gott! Er wird verſenken 
deine Suͤnden in das Meer. Mitten in der Angſt der 
Hoͤllen kann er dich zufrieden ſtellen. Seele! ſo bedenke 
doch: Lebt doch unſer HErr Gott noch. 


6. Gott lebet noch! Seele, was verzagſt du doch? 


Will dich alle Welt verlaſſen, und weis weder aus noch 
ein; Gott wird dennoch dich umfaſſen und im Leiden 
bey dir ſeyn. Gott iſt, der es herzlich meynet, wo 
die Noth am groͤſten ſcheinet. Seele, ſo e doch: 
Lebt doch unſer HErr Gott noch. N 

7. Gott lebet noch! Seele, was verzagſt du doch? 
Laß den Himmel, ſamt der Erden, immerhin zu Truͤm— 
mern gehn; Laß die Holl entzündet werden; laß den Feind 
verbittert ſtehn! Laß den Tod und Teufel blitzen. Wer 
HD traut, den will er ſchuͤtzen. Seele! fo bedenke 
| doch: Lebt doch unſer HErr Gott noch. 
B. Gott lebet noch! Seele, was verzagſt du doch? 


| Muft du ſchon geaͤngſtet wallen, auf der harten Dornen⸗ 


Bahn; es iſt Gottes Wohlgefallen, dich zu fuͤhren 
Himmel an. Gdit will nach dem Jammer Leben, 


Friede, Freud, und Wonne geben. Seele! ſo bedenke ver 


doch: Lebt doch unſer HErr Gott noch. 


I 5 RR Das 


15 


x 


358 Geiſtreiche und andaͤchtige 
Dass ſiebende Gebet. 
Lroßmaͤchtiger GOtt! deinem Namen 
J ſollen alle Gewaltige auf Erden Ehre 


bringen, und dich ewiger GOtt, anbe⸗ 


ten in deinem heiligen Schmuck, denn du biſt der 
Kerr im hoͤchſten Thron, du beweiſeſt deine 
Kraft an allen Orten Die Stimme des HErrn 
gehet auf den großen Waſſern. Der GOtt der 
Ehren donnert. Die Stimme des HErrngehet 


herrlich und mit Macht. Die Erde bebet und 


wird bewegt, und die Grund⸗Veſte der Berge 
regen ſich. Dam of gehet aus von deiner Naſen, 
und verzehrend Fuer von deinem Munde, daß 
es darvon blitzet. Dein Gezelt um dich her iſt fin: 
ſter, und ſchwarze dicke Wolken, dar nnen du 


verborgen biſt, und Dunkel iſt unter deinen Fuͤſ⸗ 


ſen. Vom Glanz vor dir trennen ſich die Wol⸗ 
ken. Der HeErr donnert im Himmel und der 
Hoͤchſte laͤſſet ſeinen Donner aus. Du bringeſt 
hervor die Winde aus deinen verborgenen Loͤ⸗ 
chern und treibeſt ſie wieder an ihren Ort, wann 
"fie deinen Befeul ausgerichtet haben. Es iſt dir 
alles unterworfen, alle Dinge erkennen dich fuͤr 
ihren Schöpfer, und zii tern vor deiner goͤttli⸗ 


chen Majeſtät. Die hoben Berge, und die Abs 


gruͤnde der Tiefen erſchrecken, wann du zornig 


biſt, der ganze Erdboden zittert, Meer und 
Waſſer fliehen vor deinen Zorn. Die Stimme 


des HErrn hauet wie Feuer⸗Flammen. Die 


Wetter» Gebeter, 339 


Stimme des HErrn erreget die Wuͤſten. Der 
HeErr bleibetͤKoͤnig in Ewigkeit. Er wird feinem 


Volk Kraft geben. Der HErr wird ſein Volk 


ſegnen mit Frieden. O guͤtiger GOit! behüte 
uns vor deinem grimmigen Zorn, der unertraͤg⸗ 
lich iſt, und vergieb uns unſere Suͤnde. Er⸗ 
leuchte dem Antlitz uber uns, und ſey uns gnaͤdig. 

Verſchone unſer, daß dieſe vorſtehend, zornig, 
ungeſtuͤm, grauſam und ſehr ſchwere Wetter, 
ohn allen Schaden ab und voruͤber gehe. Be⸗ 
wahre unſer Leib und Leben, Haus und Hof, vor 
Entzuͤndung des Wetters, vor Schießung der 
Stralen, vor Donnerſchlaͤgen und allem Ver⸗ 
derben. Desgleichen beſchuͤtze die Früchte auf 


dem Felde vor Schloſſen und Hagel, vor großer 


Waſſerflut, und vor allem Schaden. O heili⸗ 


ger GOtt! behuͤte uns vor einem boͤſen Tod. 


Gott der Vater, der ſeinen Sohn des Kreuzes 
Pein fuͤr mich hat laſſen leiden, erhalte mich. Je⸗ 
ſus von Nazareth ein Koͤnig der Juden, fuͤr mich 


geſtorben, bewahre mich. Der Heilige Geiſt, der 


mich gezeichnet hat mit der Salbung, und mit 
dem Zeichen des heiligen Kreuzes beſchirme 
mich, daß mir kein Unfall wiederfahre, Amen. 


O groß er Gott von Macht, und reich von Guͤtig⸗ 
keit, willt du das ganze Land ſtrafen mit Grim⸗ 
migkeit ? Vielleicht moͤchten noch Fromme ſeyn, die 


thäten nach dem Willen dein, der wolleſt du verfcho, 


nen, 800 nach den Werken W nen. 


3 4 . 


r 


360 | Geiſtreiche und andaͤchtige 


2.9 großer Gott von Ehr, dies ferne ſey von d 
daß Boͤß und Fromm zugleich die ſtrenge Straf deri 
der moͤchten etwa funfzig ſeyn, die thaͤten nach dem Wil⸗ 
len dein, drum wolleſt du verſchonen, nicht nach de 


Werken lohnen. 


3. O großer Gott von Rath, laß die Barmherzigkeit 


ergehen, und halt inn mit der Gerechtigkeit, der moͤchten 


fuͤnf und vierzig ſeyn, die thaͤten nach dem Willen dein, 
drum wolleſt du verſchonen, nicht nach den Werken lohnen. 

4. O großer Gott von Staͤrk, ſchau an das arme 
Land, und wende von der Straf, dein ausgeſtreckte 
Hand, der moͤchten etwa vierzig ſeyn, die thaͤten nach 
dem Willen dein, drum wolleſt du BENDOREN, nicht nach 
den Werken lohnen. 

5. O großer Gott von Kraft, laß doch erweichen dich, 
weil das elend Gebet fo oft erholet ſich, der möchten etwa 
drevfig ſeyn, die thaͤten nach dem Willen dein, drum 
wolleſt du verſchonen, nicht nach den Werken lohnen. 

6. O großer GOtt von Gnad, erhoͤr auch dieſe Stimm, 


und in dein'm hohen Thron das Seufzen tief vernimm, der 


möchten etwa zwanzig ſeyn die thäten nach dem Willen dein, 


drum wolleſt du verſchonen, nicht nach den Werken lohnen. 


7. O großer GOtt von That, ſchau wie die arme Erd 


von deiner Mildigkeit, noch einen Wunſch begehrt, der 


ö y gilt, als dein a IEſus 90 85 , der deinen Zorn ge⸗ 


moͤchten etwa zehen ſeyn, die thaͤten nach dem Willen dein, 
drum wolleſt du verſchonen, nicht nach den Werken lohnen. 

8 O großer Gott von Lob, wann ja das Maaß erfüllt 
der Suͤnden und aus Zorn uns gar verderden willt, ſo moͤch⸗ 
ten doch die Kinderlein thun nach dem rechten Willen dein, 


der wolleſt du verſchonen, uns nicht nach Suͤnden lohnen. 


9. O großer Gott von Treu, weil für dir niemand 


ei | 


J 


2 | in Wetter ⸗ Gebeter. 361 


hit, fo ſieh doch an die Wunden feln ſein Marter, 


Angſt und ſchwere Pein, um ſeinet willen ſchone, und 
nicht nach Suͤnden lohne. 
10 So wollen wir deine Macht und reiche Sütigkeit, 


dein Rath, Ehr, Stärk und Kraft, Gnad, That, Lob! 
Treu allzeit preiſen, und nach dem Willen dein , dir 


immerdar gehorſam ſeyn, und frey von allen Plagen, dir 


| ewiglich Dank ſagen. 


Das achte Gebet. 
Wann das Wetter lang anhaͤlt. 


ger lieber Vater, der du gewaltig, ſchreck⸗ 


ö Aae „ewiger Gott, barmherzi⸗ * 


lich und herrlich, wenn du deine Macht 


in den Wolken Hören laͤſſeſt! wir arme, ſchwache, 


furchtſame und bloͤde Creaturen erkennen deine 


Gewalt und große herrliche Macht: du bewegeſt 


die Erde, daß ſie bebet vor deinem Donner, und 


die Grundveſte der Berge regen ſich; vom Glanz 


vor dir her trennen ſich die Wolken, denn der 
HErr donnert im Himmel, und der Hoͤchſte laͤſ⸗ 


ſet ſeinen Donner aus, deine Blitzen leuchten 
auf dem Erdboden, das Erdreich ſiehets und er 


ſchricket. Berge zerſchmelzen wie Wachs für 
dem HErrn, fuͤr dem Herrſcher des ganzen Erd⸗ 
bodens, HErr, von deinem Schelten, von demO⸗ 


dem und Schnauben deiner Naſen; HErr! wir 


ſehen und hoͤren deine walt, ſtark iſt dein Arm, 

und hoch iſt deine Rechte, wir loben, preiſen und 

e dieſelbige, und erſchrecken billig vor dei⸗ 
| 5 ner 


362 Geiſtreiche und andachtige 


ner Macht und fuͤr deinem Zorn, erkennen auch, 


daß wir mit unfern Sünden wol verdienet haͤt⸗ 
ten, daß du uns mit deinem Grim̃ verderbeſt und 


zuſchmetterſtz aber weil wir dein armes Geſchoͤpf 


und Kinder ſeyn, und ſonſt nirgend fuͤr deinem 


Zorn hinfliehen koͤnnen, denn zu deiner grundlo⸗ 


fen; holdſeligen, vaͤterlichen Gnade und Barm⸗ 
herzigkeit! ſo rufen wir aus dieſem Elende und 
Jammerthal zu dir in Himmel „und bitten um 
Huͤlfe und Gnade, durch deinen lieben Sohn 


JeEſum Chriſtum. Ach HErr GOtt, der du 
biſt ein Vater der Barmherzigkeit, und GOtt 


alles Troſtes, ſtrafe uns nicht in deinem Zorn, 
und zuͤchtige uns nicht in deinem Grimm laß uns 
deine Blitzen, ſo da ſchrecklich leuchten, nicht be⸗ 
ſchaͤdigen, unſer Haus und Hof nicht anzuͤnden, 
noch die harten Donnerſchlaͤge zuſchmettern, ſey 


du bey uns in der Noih, und behuͤte uns fuͤr ei⸗ 
nem boͤſen ſchnellen Tod. Troſte, ſtaͤrke und er⸗ 


halte uns in wahren Glauben und herzlicher 


kindlicher Zuverſicht und Vertrauen auf deine 


große Gnade und Barmherzigkeit. Bedecke mit 


deiner allmaͤchtigen Hand unſer Leib und Leben, 
Haus und Hof, Vieh und Fruͤchte auf dem Fel⸗ 


de, u alles, was wir haben, beſchirme dieſelbigen 


fuͤr S chloſſen, Hagel und Waſſers⸗Fluten. Be⸗ 


| 88 8 Ert! es mee, 


decke uns mit deinen Gnaden⸗ Fluͤgeln, bis dein 
Zorn und das schreckliche Ungewiiter fuͤrůber ge: 


er 


WettersBebeter. 363 


er und Waſſer, Hagel und Sturm⸗Winde dei⸗ 


nen Be ehl aus richten, aber ſey uns gnaͤdig und 


ſchone unſer: Ach HErr! wer iſt dir gleich? der 


ſo herrlich, loͤblich, heilig, ſchrectlich und wunder: 


thaͤtig iſt: Beweiſe an uns, daß du der echte 


Nothhelfer biſt, ein Schutz zur Zeit der Noth, 


und laß uns dein Vaterherz wieder ſehen, durch 


deinen heiligen und ſtarken Namen JEſum 


Chriſtum, welchem mit dir und dem heil. Geiz 
ſte ſey Ehre und Herrlichkeit, Lob und Fart in 


alle Ewigkeit, Amen. 


Ein anders. 
mächtiger, ewiger, gewaltiger und 
ſchrecklicher GOtt, wir ſehen aus gegen: | 
waͤrtigem Wetter, wie heftig du uͤker 
uns erzuͤꝛnet biſt, daß du auch deinem Fiimament 


ſchon befohlen haſt, ſich wider uns zu ſetzen, und 
um unſererSuͤnde willen uns zu ſtrafen, weil ein 
grauſamer Blitz und Donnerſchlag auf den an⸗ 


dern folget, alſo, daß wir in Gefahr Leibes u. Le⸗ 


bens ſtehen, wo du uns nicht vaͤterlich beſchuͤtzeſt. 
Darum o HEre! ſey nicht ferne von uns, denn 


Angſt iſt nahe, und iſt hier kein Helfer. Ach lie⸗ 


ber HErr und GOtt! verſchone unſer; behuͤte 
uns und die lieben Fruͤchte auf dem Felde, davon 


wir unſere leibliche Unterhaltung haben. Sey 


uns gnaͤdig und erbarme dich unſer, verleihe uns 
allezeit hie zeitlich deine Gnade und Barmher⸗ 
| zigkeit, und nach dieſem Leben die ewige immer⸗ 


waͤhrende Seligkeit, W 0 | Seuf⸗ 


36 Beiftreihe und andaͤchtige 
Seufzer bey harten Donnerſchlaͤgen. 
bba mein Gott und Vater im Himmel! erhoͤre unſer 


5 aͤngſtlich Gebet und Flehen, und hilf uns in dieſer 
& Noth, da keine Creatur uns helfen kann. Laß dein liebt 


reiches Herz uͤber uns deine Kinder brechen, und nach 


dem truͤben Ungluͤcks⸗ Wetter bald die Sonne deiner Gna⸗ 
den wieder ſcheinen. 

Herr FEfu! ſey uns gnäbig, und laß deine heilige 
Wunden und alle theure Bluts⸗Tropfen für uns bitten. 
Bedecke uns mit deinen Schutz⸗ und Gnaden⸗Fluͤgeln, wie 
eine Henne ihre Kuͤchlein unter ihren Fluͤgeln beſchirmet, 
und gieb, daß dieſes Zorn⸗Wetter bald fuͤruͤber gehe. 

O heilger Geiſt! vertritt uns mit unausſprechlichen 
Seufzen fuͤr dem Thron der göttlichen Majeſtaͤt im Him⸗ 
mel, und troͤſte unſere erſchrockene Herzen, daß ſie 

nicht für Angſt verzagen, ſondern ſich auf Gottes 
Gnade und Barmherzigkeit gewiß verlaſſen. Ach Herr, 
du dreyeiniger GOtt! Sey uns armen Suͤndern gnaͤ⸗ 
dig, ſo wollen wir dich loben, und deinem Namen 
danken hier zeitlich und dort ewiglich, Amen! 


Gebet, wann das Wetter Schaden gethan. 


Allmaͤchtiger, barmherziger GOtt und 
Vater unſers lieben Herrn IEſu Chri⸗ 
ſti! du haſt uns leider! in dieſem ſchaͤdli⸗ 


chen Wetter erſchrecklich heimgeſuchet, und mit 


Strahl, Hagel und Waſſer⸗ Flut deinen Zorn 
uͤber uns ausgeſchuͤttet, daruͤber mit uns, Laub 
und Gras, Aecker und Weinberge, und andere | 
unſereFeldgüter trauren. Denn das Feld iſt ver⸗ 
2 die Aecker ſtehen jamerlich, das Getreide 


\ 


4 


Werter » Bebeter. 365 


iſt zerſchlagen, ſo ſehen auch die Weinberge klaͤg⸗ | 


| 
| 
| 
| 


lich, und die Baume auf dem Felde find verdor⸗ 
ret, das Erdgewaͤchſe iſt ver derbet, und ſonſt viel 


Schaden und Jammer geſchehen. Nun unſer 
Gott du biſt gerecht in allem, das du uns jetzt ge⸗ 
than haſt: alle deine Werke ſich rechtſchaffen, 
und alle deine Gerichte ſind unſtraͤflich, denn wir | 
haben übel gethan damit, daß wir von dir man- 
niglich abgewichen, und dir bisher ungehorſam 


geweſen ſind: Zwar du haſt uns ein hartes ver⸗ 
ſetzet, und das Brod, Wein und die Nahrung 


von unſerm Maul hinweg genommen, aber du 
haſt dennoch in deinem Zorn um deines Nah⸗ 


mens willen uns als dein Volk nicht gar verſtoſ⸗ 
ſen, noch deine Barmherzigkeit von uns genom⸗ 


men, ſondern uns in dieſer Truͤbſal die Gnade er⸗ 
zeiget, daß wir an Leib und Leben, an unſerm 
Haus und Hof unverſehret geblieben ſind, und 
noch etliches Feldes verfchonet worden. Daran 


iſt, o HErr! deine Gute ſchuld, daß wir nicht gar 


aus ſeyn. Dafuͤr wir auch von Herzẽ Dank ſagen. 
Wir bitten dich aber, herzlieber Vater! demuͤ⸗ 
thiglich, und kommen vor dir mit zerſchlagenem 
betruͤbten Geiſt, du wolleſt uns in unſerm Kreuz 


und Elend durch deinen Heil. Geiſt troͤſten und 


| 


lehren, daß wir nicht wider dich und deine Crea⸗ 
turen, ſondern vielmehr wider unſere Suͤnden, 


mit welchen wir noch wol größern Fluch verdie⸗ 


ie 


net hätten, musven,fi dichen zugefuͤgten . n 


* 


— 


5 366 Geſſreiche und andaͤchtige 


fir eine vaͤterliche Zuͤchtigung mitceduld erfens 
nen und tragen, und hinfuͤhro unſer ſuͤndliches 
eben beſſern. Dieweil aber deine Hand nicht zu 
arg iſt; noch dir ſchwer, durch viel oder wenig zu 
helfen, ſo wolleſt du, o treuer GOtt! uns das 
Wenige, ſo in dem Wetter auf dem Felde uͤber⸗ 
blieben, deſto reichlicher ſegnen, deine Kinder zu 
dieſer boͤſen Zeit ſpeiſen und ernehren, und fuͤr 
großem Unfall 14 55 baͤterlich behuͤten. Er⸗ 
halte uns doch noch laͤnger bey deinem Heil. 
Wort in guten beſtaͤndigen Frieden! Gieb uns 
geſunden Leib und pflanze in unſer Herz die bruͤ⸗ 
derliche k iebe, daß einer ſich des andern in unferm 
Truͤbſal von Herzen annehme und erbarme: und 
wolleſt nach deinem väterlichen Willen dieſen 
Abgang und Verluſt kuͤnftig in andere Wege 
gnaͤdig erſtatten, auch nach dieſem elenden muͤh⸗ 
ſeligen beben uns allen geben die him̃liſche Freu⸗ 
de und ewige Seligkeit durch JEſum Chriſtum 
unſerneinigen Seligmacher, in Kraft des Hei⸗ 
ligen Geiſtes, Amen. 

Dankſagung, wann das Wetter glück 

lich abgegangen. 

er Donner höret auf: Ach Gott und f 
Vater, laß den Donner deines Zorns 
auch aufboͤren gegen uns! Das Blitzen 

en: Ach hilf HErr IEſu! daß wir im⸗ 
merdar gedenken an deine letzte Zukunft, welche 
wird ſchnell damen me der Blitz. Das Don⸗ 

nern 


Wetter-Bebeter. 367 


nern und Blitzen hat uns erſchreckt: Ach edler 

Troͤſter, heiliger Geiſt, troͤſte uns wieder jetzt und 
allezeit, daß wir unſerm GOtt getroſt vertrau⸗ 
en, auf ſeine große Macht feſtiglich bauen, und 
immer zu ihme in den Himmel ſchauen. 

Nun iſt das Wetter voruͤber und hat ſich ge⸗ 
wendet: Darum ſolle ſich keiner verdrießen laſ⸗ 
fen, ſich mit einem ſchoͤnen Dank⸗Pſalmen zu 
GOtt im Himmel zu wenden: Weil wir im 
Werk erfahren, daß GOtt unſer in Gnaden ge⸗ 

dacht, unſern Wunſch wegen vaͤterlicher Erloͤ⸗ 
ſung erfuͤllet, ſollen wir billig auch ſeiner mit ei⸗ 
ner ſchuldigen Daukſagung gedenken: Als⸗ 
dann ſind wir recht glaͤubig, wann wir das, ſo 
wir mit Worten verſprochen, im Werk erfüllen, 
Dann wer feine Augen in kindlichem Vertrauen 
zu GOtt im Himmelerbebt, denſelbigen ſchauet 
er hinwiederum vaͤterlich an: Wer fleißig GOtt, 
feinem Wohlthaͤter und Beſchuͤtzer fuͤr alles dan⸗ 
ket, an den gedenket er auch mit Wohlthun und 
Schutz je laͤnger je mehr. Darum ſo laſſet uns 
mit unſerer Dankſagung mit froͤlichem Ge⸗ 
muͤth vor GOtt kommen, weiler uns aus dieſer 
Noth geholfen hat. Ihme gebuͤhret hieruͤber 
Ehre, weil er den Donner heiſſet kommen und 
wieder aufhoͤren; Ihme gebuͤhret Preis und 
Wuͤrde, weil die Bligen nach ſeinem Befehl ſich 
wieder begeben haben in ihre Huͤtten: Die Wet⸗ 
| ter: Stimme des Ai hat ſich auf unſer ar 
et 


1 


* 368 Geſtrece u und RE 


bet gelegt, darum ſollen wir nun auch unſere 
Stimm zu ſeinem Lob erheben: Des Donners 
Grauſamkeit hat er verwandelt in eine ſtilleLieb⸗ 
lichkeit, zu vernehmen untere ſchuldige Dankbar⸗ 


5 keit; Darum ſollen wir uns auch hoͤren laſſen, 
Gott mit gebuͤhrender Dankſagung zu vereh⸗ 


ren, daß er uns zur andernzeit: wiederum erhoͤre, 
und auf unſer demuͤthiges Flehen gnaͤdige Huͤlf 
beſchere. Dann es ſoll ein Unterſchied ſeyn un⸗ 
ter uns Chriſten, und dem gottloſen Welthau⸗ 
fen, welche, wie das unvernuͤnftige Vieh der Ga⸗ 
ben und Gutthaten GoOttes ohn alles Nachden⸗ 
ken genießen, auf ihre Seele hinfreſſen nie an 
Gott gedenken, alle ſeine Huͤlf und Rettung 
in Wind ſchlagen, ja wol nie zu Gemuͤth fuͤhren, 
daß die Errettung von GOtt komme, und fiedeße 
wegen, wann ſie einem großen Ungluͤck und Ge⸗ 
fahr entgangen, ihm zu danken ſchuldig ſeyn: 
Daher findet man immer 9. oder mehr Undank⸗ 
bare, bis ſich nur ein Dankbarer findet. Von 
dieſen ſollen wir uns abſondern, und es mit de⸗ 
nen halten, deren groͤßte Freude iſt, wann ſie 
Gott ohn Unterlaß, mit froͤlichem Schall lo⸗ 
ben ſollen. Dann wie GOtt dem HErren nichts 
fo ſehr mißfaͤllt als der Undank, welchen er ſei⸗ 
nem Volk oft mit harten Draͤuworten hat laſ⸗ 
ſen vorwerfen: und durch Salomon geſagt: Ei⸗ 
nes Undankbaren Hofnung wird wie eine Rei⸗ 
fe im Winter eee wie ein unnütz ar 


wetter ⸗Gebeter. 3069 


ſer verfließen: Alſo laͤßt er ihme die Dankbarkeit 
über alles gefallen, darum ſagt er ſelber: Opfere 
GoOtt Dank, und bezahle dem Hoͤchſten deine 
Geluͤbde: Und David ſagt: Ich will den Na: 
men GOttes loben mit einem Lied, und will ihn 
hoch ehren mit Dank, das wird dem HErrn bas 
gefallen, dann ein Farr, der Hoͤrner und Klauen 
hat: In allen Gutthaten des HErrn unſers 
Gottes, in allem Troſt, in aller Zuͤchtigung, in 
aller Verzeihung, da er uns nicht geſtraft hat, 
wie wir es verdienet haben, ſoll unſer Seel den 
HErrn loben, ſagt Auguſtinus. Dann der iſt 
wuͤrdig noch groͤßere Gutthaten zu empfangen, 45 
der da beweiſet, daß er der vorigen in ſeinemHer⸗ 
| zen nicht vergeſſen hat, ſagt Caſſiodorus. Was 
Gott dem Dankbaren giebt, nimmt er den Une 
dankbaren, ſagt Auguſtinus. Und ſo Feuer, Ha⸗ 
gel, Schnee, Dampf und Sturmwind, auf ihre 
Weiſe, GOtt loben; Vielmehr ſollen wir Chri⸗ 
ſten dieſes thun. So auch wir Dank ſagen ſollen 

| für alles, GOtt und dem Vater indem Namen 
IJEſu Ehriſti; Alſo ſollen wir ihme inſonderheit 
| Pat danken wann er ein gefaͤhrliches, ſchreckli⸗ 
ches Wetter ohn allen Schaden gnaͤdiglich abge⸗ 
hen laſſen, und ſeine gerechte Rach an uns nicht 
geuͤbet hat: Dann es ift ein koͤſtlich Ding dem 
[HeErrn danken, und feinem Namen lobſingen, 
des Morgens ſeine Gnade, und des Nachts 
1 Dim Wahrheit verkuͤndigen. 2 

Aa Ein 


— ne 


: Geiſtreiche und andäctige 


re Ein ander. i 
Ca % mächtiger GOtt, himmliſcher Vater! 
der du uns geſaget haſt: Rufe mich an in 


’ dergeit der Noth, ſo will ich dich erretten 
ſo ſollt du mich preiſen. Wir ſagen dir von 
Grund unſerer Herzen Lob und Dank, daß du 


un er Gebet gnaͤdig erhoͤret, und diß zornige 


Wetter alſo haſt vergehẽ laſſen, das uns dadurch 


an Leib und Gut kein Schaden geſchehen iſt! 
Damit haſt du abermal dein getreues Vater⸗ 


Herz zu erkennen gegeben, daß du nicht mit uns 


handeln wolleſt nach unſern Suͤnden, und uns 


nicht vergelten nach unſern Miſſethaten; Ver⸗ 


leihe nur, barmherziger Vater, um deines einge⸗ 


bornen Sohnes ZEfu Chriſti willen, daß wir 


uns auf ſolche deine ernſtliche Warnungen be⸗ 


ſtaͤndiglich beſſern, in deiner Furcht hinfuͤhro le⸗ 
ben, und auf die Zukunft deines lieben Sohnes 
uns bereit machen, damit wir ihm mit Freuden 


entgegen ziehen, den neuen Himmel, in welchem 


Gerechtigkeit wohnet, mit Jauchzen und Frolo⸗ 
cken A mit dir in ſeiner feligen An⸗ 
ſchauung ewiglich beſitzen mögen, durch denſel⸗ 
ben deinen lieben Sohn und HErrn und Hei⸗ 

land, IEſum Chriſtum, Amen, Amen. 
Noch ein N | | 
Yu ch Herr! allmächtiger GOtt! der du das 
Seufzen der Elenden nicht verſchmaͤ⸗ 
heſt, noch verachteſt das Verlangen 2 | 
Ki 6 


* 


2 Wetter ⸗Gebeter. 379 


betruͤbten Herzen, ſondern gnaͤdig und barmher⸗ 
zig biſt; wir arme ſuͤndige Menſchen ſaſſen in 
Furcht und Schrecken, und wuſten nicht, wie es 
mit deinem erſchroͤcklichen Donnern und Blitzen 
ablaufen moͤchte: darum haben wir deinen heili⸗ 
gen Namen angerufen, und du haſt uns erret⸗ 
tet. Dieſes grauſame Wetter iſt nun vorbey, die 
duͤſtern Wolken ſind durch deinen allmaͤchtigen 
Arm zertrieben, und deine getreue Vorſorghat 
uns unbeſchaͤdiget beym Leben erhalten. Dafuͤr 
opfern wir dir nun Farren unſerer kippen, loben, 
preiſen und ruͤhmen dich: daß du unſer Leib und 
Leben, Hab u. Güter, Haus und Hof, ſamt allen 
was wir haben, mit deinen Gnaden ⸗Fluͤgeln bes 
decket und beſchuͤtzet haſt. Ach HErr! deine Gute 
erfuͤllet alle Himmel, und deine Worte reichen, 
ſo weit die Wolken gehen. Du laͤſſeſt nach dem 
Regen die Sonne wieder ſcheinen; nach dem 
Schrecken uͤberſchuͤtteſt du uns mit Freuden, 
und macheſt froͤlich alles was da lebet. Du haft 
auch mitten in deinem Grimm unſerer Seelen 
troͤſtlich zugeſprochen: Fuͤrchte dich nicht; Du 
biſt mit uns nicht nach deinem Zorn verfahren, 
noch uns vergolten nach unſerer Miſſethat, ſon⸗ 
dern dein Vater Herz uͤber uns geoͤfnet: denn 
deine Barmherzigkeit gegen uns deine arme 
Creaturen war viel zu bruͤnſtig, daß du uns 
nicht verderben konnteſt. Solches erkennen 
we nun 2. neigen unfere Herzen, dan⸗ 
} Aa 2 a en 


. 


372 Seiſtreiche und andaͤchtige 
1 ken deiner großen Majeſtaͤt und ruͤhmen: HErr 
X du biſt wuͤrdig zu nehmen Preiß, Ehre u. Kraft: 
denn du haſt alle Dinge geſchaffen; durch deinen 
Willen haben ſie das Weſen, und werden erhal⸗ 
ten. Wir befehlen uns aber noch ferner in dei⸗ 
nen allmaͤchtigen Schutz, und bitten deine uner⸗ 
gründliche Barmherzigkeit: Segne die Früchte 
des Landes, croͤne das Jahr mit deinem Gut, und 
laß uns erkennen deine Werke: auf daß wir uns 
in rechtem Ernſt zu dir bekehren und ſelig wer⸗ 
den. Erhalte uns bis an unſer Ende im rechten 

Glauben, und bereite uns auf die Zukunft JEſu 

Chriſti; damit wir dermaleinſt an jenem herrli⸗ 

chen Tag deinem lieben Sohn mit Freuden ent⸗ 

gegen gehn: den neuen Himmel, in welchemGe⸗ 
rechtigkeit und Friede herrſchen, froͤlich einneh⸗ 
men, und ſamt allen Heiligen und Auserwaͤhl⸗ 
ten, die ſelige Anſchauung „ beſtaͤndig ge⸗ 
nießen moͤgen, Amen. 
0 Gebet um fruchtbare Zeit durch das 
ganze Jahr. 

Du ſucheſt das Land heim und waͤſſerſt s und machſt es ſehr 
reich: GOttes Bruͤnnlein hat Waſſer die Fülle, du laͤſſeſt 
ihr Getraide wohl gerathen, dann alſo baueſt du das Land. 
Du traͤnkeſt ſeine Furchen, und ſeuchteſt ſein Gepfluͤgtes: 
Mit Regen machſt du es weich, und ſegneſt ſein Gewaͤchſe: 

Du kroͤneſt das Jahr mit deinem Gut, und deine Fußſtapf⸗ 
fen triefen von Fette. Pfal. 65. v. 10. 12. 4 

Sieb Korn und Getraid, 0 
Fu rechter Zeit. N . F K Gr 


Such das L Land heim und die REN 
Daß ſie reich und traͤchtig werde. 


Wetter Gebeter. 373 


HErr allmaͤchtiger GOtt, ein Herrſcher 
Himmels und der Erden! Der du durch 
deine große Guͤte den ganzen Erdboden 


mit allerley Früchten ziereſt, erfuͤlleſt und ſegneſt, 


davon Menſchen und Vieh ihre Nahrung haben 


und deine Gaben genießen: Wir, als deine ar⸗ 


me, und duͤrftige Creaturen, bitten dich demuͤ⸗ 
thiglich du wolleſt unſer Land ſegnen, und ein 
gnaͤdiges fruchtbares Gewitter geben, daß alle 
Fruͤchte der Erden ohne Hinderniß wachſen, und 


die Baͤume wol tragen: Wolleſt ſie auch vor 


Schloſſen und Hagel, vor Plagregen, Raupen, 
Ungeziefer, Brand, Milthau, und allem, was ih⸗ 
nen ſchaͤdlich iſt, vaͤterlich behuͤten: Auch allen 
Saamen und alle Fruͤchte des Feldes, in Froſt, 
Kaͤlte, Eis, Schnee, Hitz und Duͤrre, in ſtarkem 
Regen und allem vorfallendem Wetter, gnaͤdig⸗ 
lich erhalten daß ſie nicht Schaden nehmen, und 
wir alſo durch deine vaͤterliche Fuͤrſorge, vor 


1 Mißwachſung, Theurung, Hunge: und Kummer 
: maͤchtiglich beſchuͤtze ‚und Menſchen und Vieh 


mit deinem reichen Segen erfuͤllet werden. Ach 


Herr! ſtraf uns nicht in deinem Zorn! und laß 


en ͤ¹ßü6inꝛ. Ze 


das Land nicht feyren in deinem Grimm, daß es 


nicht wuͤſt liege und unfruchtbar bleibe: ſchließe 


den Himmel nicht zu, um unſerer Suͤnden willen, 
N daß er nicht werde wie Eiſen, u. die Erd wie Erz: 


Sondern thue uns guts, gieb Regen und frucht⸗ 
dere e unſere Herzen mit Speiß 
Aa 3 und 


374 ' Geiſtreiche und andächtige 


und Freuden, thue deine Hand auf, und ſaͤttige 
alles was lebt mit Wohlgefallen. Ach HErrlver⸗ 


laß uns nicht mit zeitlicher Nahrung, ſondern 


verſorge uns reichlich; gib uns unſern beſcheide⸗ 
nen Theil Speiß, und unſer taͤgliches Auskom⸗ 


men; Auf daß wir in allen Dingen deine Goͤtt⸗ 
liche Kraft und milde Hand mit Dankſagung 
erkennen, und dich immerdar loben und preifen; 
der du uns reichlich ernaͤhreſt an Feib und Seel, 
bie zeitlich „ und dort ewiglich, Amen?! 


Err Gott, weil du die Erd gesieret, 

: Daß man an allen Orten ſpüret, 
Dein Büt, Treu und Dater: Hand, 

Und macheſt fie in allem Land 

Genug bekannt. 

Des Feldes Fruͤchte hievon zeugen, 1 a 
Das Gras, die Bluͤmlein und die den en enn 
Darum ſich unſer Herz erfreut, re 2 2 
Und rühmet deine Gütigteit, m 
I" Ju jeder. Zeit. 

Uns dieſen Augen Luſt bewahre, 
Daß ihm kein Unfall wiederfahre, 

Gut fruchtbar Wetter auch beſcher, 

Was jegt fuͤr Augen, . mehr,, 
fi Dem Freſſer wehr. 

Durch Hagel, Froſt laß nichts verderben, 

Und keinen Menſchen Hunger ſterben, = 

Sieb, was zu dieſem Leben noth, | 
Aund dort Br dir das Himmel ⸗ Brod, 

Du frommer Gott. 


Gebet bey Pflügen, Ackern, Saͤen und 


Pflanzen. 


aaa wo odu en das Land dane und 


kroͤ⸗ 


2 ieber Himmliſcher Vater! ich bin hier an | 
5 meiner Arbeit, das Feld nach deiner Ord⸗ 
nung und Anmeifung meines Berufs 
zu bauen. Weil aber alle meine Muͤhe verge⸗ 


+ Wetter-Bebeter. ) 378 


kroͤneſt das Jahr mit deinem Gut, fo bitte ich 
dich demuͤthiglich, du wolleſt dieſe meine Arbeit 
ſegnen, mir Kraft und Geſundheit verleihen, zu 
meinem Pflanzen und Begießen, dein goͤttliches 
Gedeyen geben, damit das Getraide wol gera⸗ 
he, und ich u. die Meinigen davon unfere Nah⸗ 
rung haben koͤnnen. Ach HErr! gieb Früh: und 
Spat⸗Regen, zu rechter Zeit, und behuͤte unſer 
Feld vor Mißwachs, Hagel, Ungewitter, Unge⸗ 
ziefer u. allem Schaden; Laß uns bekennen, daß 
wir alles von deiner milden Hand haben, auch 
deines Segens recht gebrauchen, zu deinen Eh⸗ 
ren, unſers Naͤchſten Wohlfahrt und Nutzen, ) 
um JEſu Chriſti willen, Amen. 
Dankſagung fuͤr eine reiche Erndte. 
Aller Augen warten auf dich, und du giebeſt ihnen 
ihre Speiſe zu feiner Zeit: Du thuſt deine Hand 
auf, und erfuͤlleſt alles, was lebet mit Wolgefallen, 
0 5 145. v. 15. 16. 


Durch deine Hand, 

Herr, hat das Land 
Reichlich dieſes Jahr getragen, 
Drum wir billig dir Dank fägen. 


| reicher, milder, guͤtiger und gnaͤdiger 
O Gott und Vater unſers HErren JE 
ſu Chriſti! der du biſt der rechte Vater 

uͤber alles, das da Kinder heiſſet, im Himmel und 
auf Erden: Du macheſt froͤlich, was da webet, 

| beydes des Morgens und des Abends! Du 
fie dich nicht unbezeuget, thuſt uns viel guts 
200 A4 und 


876 Geiſreiche und andaͤchtige 


und giebſt vom Himmel Regen und fruchtbare 
Zeiten. Du laͤſſeſt das Getraide wohl gerathen, 


baueſt das Land, ſegneſt feine Gewaͤchſe, kroͤneſt 
das Jahr mit deinem Gut. Wir, deine Kinder, 
danken dir von Grund unſerer Herzen, daß du 
auch dieſes Jahr unſeꝛ Land heimgeſucht, es reich 
gemacht und das Getraid wol laſſen gerathen, 
und diß Jahr mit deinem Gut gekroͤnet, daß du 
uns geben Fruͤh⸗ und Spat⸗ Regen zu rechter 
Zeit, unſer Erndte treulich b behuͤtet, und dieſes 
Jahr einen reichen Feld Segen von allerley 

f Früchten beſcheret haſt. Ach HErr! wer ſind 
wir, daß du unſer ſo gedenkeſt, und dich unſer ſo 
getreulich annimmeſt? Wir haben den Fluch 


verdienet und du giebeſt uns den Segen? Wir 
haben deiner Gaben und Guͤter mißbraucht, und 


du ſchenkeſt uns dennoch voll ein Gutes und 
Barmherzigkeit. Ach Herr wie koͤnnen wir ſol⸗ 
ches genugſam ruͤhmen und preiſen? Wir erken⸗ 
nen hieran deine vaͤterliche Guͤte, ruͤhmen, loben 
uno preiſen dieſelbige; Und bitten dich herzlich, 


du wolleſt ſie, um unſers Undanks willen, nicht 
von uns wende, ſondern uns noch ferner ſegnen, 


und zu dem, was du uns beſcheret, auch dein 
Goͤttliches Gedeyen geben, daß wir dieſes Jahr 


unſer nothduͤrftiges Auskommen davon haben; 
Auch zu deines Namens Lob undEhr, und zu un⸗ 


ferer, und unſers Naͤchſten Wolfahrt erſprieß⸗ 
lich gebrauchen und anlegen moͤgen. Und weil 
wir 


n 


Wetter: Gebeter. 37 7 


wir jetzt an der Arbeit ſind, das Feld auf das 
kuͤnftige zu beſtellen, und zu beſaamen, ſo wolleſt 
du auch darzu gutes geſchlachtes, warmes und 
trockenes Wetter, und zu unſerm Pflanzen 
und Begießen, dein goͤttlich⸗ s Gedeyẽ geben das 
ganze Jahr über das Geſdete vor allem Schaden 
behuͤten, damit wir auch auf das kuͤnftige Jahr 
unſere Speiß aus deiner milden Hand empfan⸗ 
gen moͤgen. Danket dem HErrn, denn er iſt 
freundlich, u. feine Guͤte waͤhret ewiglich, der al⸗ 
lem Fleiſch feine Speiſe giebt: Es ſollen dir dans 
ken, HErr, alle deine Werke und deine Heiligen 
dich loben: Mein Mund ſoll des HErren Lob 
ſagen und alles Fleiſch lobe ſeinen heiligen Na⸗ 
men immer und ewiglich, Amen! Amen. | 


| Lob: und: Danklied. 
Mel. Lobt Gott ihr Chriſten ꝛc. 

65 danket all, und bringet Ehr, ihr Menſchen in 

der Welt, dem deſſen Lob der Engel Heer, im 
B Himmel ſters vermeldt, | 
| 2. Ermuntert euch, und fingt mit Schall, Gott. 
unſerm hoͤchſten Gut, der feine Wunder überall und 
| große Dinge thut. 
6 Der uns von Mutter Leibe an, friſch und ge⸗ 
5 fund erhält, und wo kein Menſch mehr helfen kann, 
} ſich ſelbſt zum Helfer ſtellt 
| 4. Der, ob wir ihn gleich hoch betruͤbt, doch blei⸗ 
* bet gutes Muths, die Straf erlaͤßt, die er. ver⸗ | 
| giebt, und thut uns alles Guts. | 
12 | Aa 8 5. Er 


— 


505 


fers * Aob⸗ nd Danklied 


und Sinn, und werf all Angſt, Furcht, Sorg und 
| Schmerz, ins Meeres Tiefe hin. 
6. Er laſſe feinen Frieden ruhn, in Iſcaelis Land, er 
& gebe Gluͤck zu unſerm Thun, und Heil zu allem Stand. 
F. Er laſſe feine Lieb und Guͤt, um, bey und mit uns 
gehn; was aber aͤngſtet und bemuͤht, gar ferne von uns ſtehn. 
8. So lange dieſes Leben waͤhrt, ſey er ſtets unſer Heil, 
und wann wir ſcheiden von der Erd verbleib er unſer Theil. 
9. Er drucke, wann das Herze bricht, uns unſer Augen 
zu, und zeig uns drauf ſein Angeſicht dort in der ew gen Ruh. 


e. 5 


9604 85775 i Anhang 
se e ſchoͤner Sefänge a 
Herrn Joach. Henr. Donners, n 
Paſtor. Gudov. 
Tägliches Slehen. 


Wohlerwogner Lebens-Lauf, und ſeliges 


u verlangtes Simmels⸗auf! 
Mel. Freu dich Ihr o meine Seele! 


5. Er gebe uns ein froͤlichs Herz, erfriſche Gen 


Err, ich kann aus alles ſchürßen, Meine zeit ſey bald 8 a 


dahin: Meine tag, wie ftröme fließen, Stets dem 


5 tod ich naͤher bin. Drum ſo trete ich zu dir, Bitt und | 
fleh, ach mich regier, Daß ich recht mein end bedenke, | 


Mich zur ewigkeit hinlenke. 


2. Ach! wenn ich zuruͤcke gehe Hin in meinen 73 
lauf! Nichts ich als faſt wunder ſehe, Mir erzeigt f 
von kindheit auf. Wenn 10 denke 1 Inte her, 
ae SE, 


Anhang. 379 


“> 


Schau ich ein grundloſes meer; Kann dein wohlthun N 


nicht aus ſprechen, Wort und zungen mir gebrechen. 4 | 
3. Du Gott gabeſt mir das leben, Brachteſt mich | 


an diefe welt; Engel mußten mich umgeben, Waren 


fruͤh ur. wache beſtellt: Zeigte ſich dach und 22 


beygeſtanden; Wär ich laͤngſt nicht mehr abend | 
4. O! wie mancher liegt im grabe, Den ich als ein 


kind gekannt. Ich annoch das leben habe, Der ich 


oft bin todt genannt. Ehr, geſundheit, fried und brod, 


Gibſt du mir bey mancher noth. Habe nun ſchon ſolche 
jahre, Daß ich trage graue Haare (Habe nun in io Pin 


Jahren Taͤglich neue huld erfahren.) 9 


5. Fruͤh haft du mich aufgenommen In getaufter 


Gren Haſt erquickt mich laſſen kommen Oft 
zu deinem abendmahl. Haſt verliehen mir dein wort, 
Und dein geiſt der lebenshort, Hat geſucht mich recht 


| zu Kt Wie ichs täglich koͤnnen ſpuͤren. 


6. Ach haͤtt ich mich ſtets geuͤbet, Dich zu lieben als 
dein kind! Doch daß ich dich oft betruͤbet, So viel ſuͤn⸗ 


r 


den zeugen find. Taͤglich hab ich es verſehn, Täglich 8 


I 


re 


Stuͤnd ich laͤngſt bey hoͤllen⸗ſchaaren. 


boͤſes iſt geſchehn. Haͤtteſt du nach recht verfahren, g 


7. Doch, was boͤſes ift begangen, Solches ſchmerzt A 


15 reuet mich; IEſum, der am kreuz gehangen, Den 


ergreif ich feſtiglich. Falle dir, mein Gott, zu fuß, 


Nimm mich an, der ich thu buß. JEſus, der für 
mich gebuͤſſet, Iſts, den mein herz glaͤubig küͤſſet. 


8. Koͤmmt es mit mir einſt zum ſcheiden, Daß ich 
en der Welt Ae ziehn; Se en iR zu Jeſn leiden, 


1 * 


Als 


5 Aeg 4 
5 Als zu einer freyſtadt, fllehn. Gieb daß feinen tod 
und ſchmerz Ich feſte druͤcke an mein herz: So im 
glauben uͤberwinde, Daß ich dort den himmel finde. 
9. Will der ſatan ſeine pfeilen Auf mich alsdenn 
Aalen ab; Wolleſt du mir gnad ertheilen, Daß ich 
ſiege bis ins grab. Heilger Geiſt ſteh du mir bey, 
Deinen beyſtand mir verleih, Daß ich treu an Jeſu 
bange, In ihm heil und troſt erlange. 
, 10. Laß mich nicht kleinmuͤthig zagen, Wenn mein 
end nun tritt herzu. Mein leib in fein grab getras 
gen Sanft zum jüngften tage ruh. Fuͤhr die ſeel 
ins paradeis, Daß ſie dir da lob und preiß Mit den 
ausermöhiten bringe, Und das Heilig Heilig ſinge. 
11. O wie froͤlich werd ich prangen! Wenn im 
himmels⸗glanz und licht Ich dich lieblich werd umfan⸗ 
gen, Und anſehn von angeſicht: Werd in ſchoͤnſter 
ehren kron Ewig ſtehn vor deinem thron, Palmen in 
den haͤnden tragen, Und frolockend dir lob ſagen. 1 N 
12. Hiemit wollſt du HERR erquicken Mich in mei⸗ 
ner letzten noth: Laß mich frölich nach dir blicken, 
Wenn nun einſtens koͤmmt der tod. Du haft mich ſo 
oft erhoͤrt, Und mich meiner bitt gewehrt: Du wirſt 
5 auch in Jeſu namen Diß mein flehen hören. ER 4 


Der von Darid autkehnte ger Ser, lehre mid) 
ihun nach deinem Wohlgefallen. 4 


Mel. Wer nur den lieben Gott läßt walten. 
AERR, ſchoͤpfer himmels und der erden, ve j 

gelobt in ewigkeit, Der du was lebt haft laſſen wer⸗ 
be, Herſchſt uͤber alles weit und breit: Ich, dein 79 4 
Be und flehe dich: Mein Got und vater lehre micht 
e iR er deinem ee, Ae un 
es 


55 


— Su 
TG 5 


i — K 
Anhang. 4 

wie uns zeigt bein heiligs wort. Laß mich nicht mit den % 
. wallen Den weg der fuͤhrt zur höͤllen pfort. 5 
Wenn mich will locken fleiſch und blut, So ſtell mi: 
fuͤr das ewge gut. 1 

3. Denn du allein und ſonſten keiner, Du allein N 

biſt und bleibſt mein GOtt. Du hoͤchſter biſt und 
heißeſt Einer; Dein bin ich lebend und auch todt. 
Dein bin ich ganz mit feel u: 0 leib Pr dies mir dat Re 
ins herze ſchreib. 

4. Dein guter Geiſt, der e Geiſt der gnaden, Der 
gut iſt und auch gutes ſchaft, Der troͤſtet, die mit angſt 
beladen, Und denen muͤden giebet kraft; Der gute Geiſt 
mein herze ruͤhr, Und mich den weg zum himmel fuͤhr. 

F. Er führe mich den weg, der richtig Zum rech? 
ten vaterlande bringt, Den weg der ſchmal, doch 
hoͤchſtens wichtig, Uns hinfuͤhrt, wo man GOtt lob 
ſingt: Er führe mich auf ebner Bahn, S0 iſt es | 
1 wohlgethan. ER 

6. Der weg, die wahrheit und das | n 
beanebſte JeEſu Chriſt. Du haſt dich a 52 5 
geben, Dein tod mein heil und leben iſt. Bleib du mein 
deren bis ans end, Am 15 nimm 2 in deine dw 


Chriſti Todes Rampf und Schweif, 
Unſrer Seelen BER und Preiß. 1 75 


5 
| 
> Des blutigen Scales Chriſti andachtige Be 8 


| | 15 Mel. Meinen cm laß ich nicht. 1 

2 omm, herz gen gethſemane, Komm, wie GOtteskin⸗ 

* der pflegen Andachts voll zum oͤlberg geh, Jeſu 
| leiden zu erwegen. fu leiden, das kein mann Gnug ig 
nach wuͤrd bewundern ai 3:7 ER NER 


— 2. 


| fe 2 
er N ram, 
z 3 2. Schaue, 
— 5 f - — 2 
695 * * * 8 7 9 ö 


* 1 
Re 3 


2 


Anbang, 


„ 280 Scene; wie dein Heiland ringt, Wie e er cel 
5 ret, zittert, zaget: Wie der angſt⸗ſchweiß von ihm 
di ngt, Da ihm unſre ſuͤnde plaget. Ach! bemerk die 
7 liebes- glut, Sieh, dein Heiland ſchwitzet blut. 1 
Er BE hätt, ſollen die geſchehn, Daß du ewig ſollen 
5 ſchwigen, Und zum höllen > pful eingehn, Wo bey 
8 flammen heulend ſitzen Die verdammten beuten heiß, 
© keien pein voll quaal und ſchweiß. 2 5 
I 004. Daß du ſolchen ſchmerz und penn Nicht dort 
75 050 moͤchteſt dulden, Geht zum garten JEfus ein, 
Um zu buͤſſen deine ſchulden. Wie ade ſchone 
* nicht. Zeigt die angſt, die ihm ausbricht. | 
F. Denn ſein ſchweiß bluts tropfen find) Die da 
fallen auf die erden. Hie ſich lebens-balſam find 1 
Wenn uns angſt und bang will werden; Dieſes de, 
ßes purpur fluth Macht der ſeelen ſchaden gut. | 
6. Klagt dich dein gewiſſen an, Setzt dich nun die 
ſuͤnd in ſchrecken, Chriſti ſchweiß dich laben kann, 
Dieſer ſchatz kann troſt ertbecken. Trittſt du » dor 
W thron, Findeſt du erbarmung ſchon. 
7. Ach! fo dank dem Heiland noch, Dem du biſt 
ſeo ſaur geworden: Nimm auch gern auf dich ſein joch; 
Dies gebeut dein chriſten⸗orden. Weil du lebeſt denk 
mit fleiß, Denk an JEſu tod und ſchweiß. 
38. Iſt der weg gleich arbeits⸗voll, Der uns führt 
zum freuden leben; Dies dich nicht abſchrecken ſoll, 
1 Chriſti ſchweiß muß muth dir geben. Sieh, der Herr 
ſtcheut arbeit nicht; Knecht dich nach dem Herren richt. 
9. Ach! euch doch den laſter ſteg, Der zum bn i 
abgrund füͤhret. Schand, daß auf dem breiten weg, 
* Man voll ſchweiß ſo viele ſpuͤret. Zu den biweles fe. 65 
Ren trag . daß man wolluſt pfleg.. ri N 
5 . 10. Solis 


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Lk N 


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8 eitle ger? Und der ſchweiß ben e 
} ‚den Gott hat an uns gewandt. 

11. Du ſey deinem JEſum treu, Au ch n wenn keel 
dir ſchweiß auspreſſet. Deines Seilande dich Bi \ 
Der in noih dich nie verlaͤſſet. Dein ſchweiß wird ö. . 
perlen dort; Kronen bringt die ſchmale pfor z:; 
12. Wenn mir in der letzten ſtund Wird der todes⸗ 4 h 
ſchweiß ausbrechen; Wenn noth geht aus herzensgrund, 
Und der mund nicht mehr kann ſprechen; JEſu, 
mich den ſchweiß e Mich mit deinem ſchweiß u 
erfriſch. 1 
13. In dem himmel will ich dir Fuͤr den luden 5 
erſt recht danken: Und dich, Ikſu, meine zier, Pi 
ruͤhmen ohne wanken. Indes ſey für deinem ſchrvel 
Dir auch in der a arg 


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is En Spruch: Jh u weis, daß mein Kube 10 
lebt, c 19. v. 28. 


N . Es i gewilic an dee, 5 4 
ee 1. | 
ch weis, daß mein Erlöſer lebt: Stimmt 5106 


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Dan im jammer, Wie er im großen elend ſchwebt, 
S in der trauer: kammer: Er wuͤnſcht, daß dieſen 
guͤldne ſpruch Geſchrieben werd in einem buch, Per, * 1. 
nachwelt zum gedaͤchtniß. ! 
! 2. Ich weis, daß mein Erloſer lebt: Dis A 
auch mein wahlſpruch bleibet: Hierinn ſich herz Ks 


und ſinn erhebt, Und todes ⸗ furcht vertreiher. 
KR Er | ‚Rain 2 
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It Anhang \ 
191 N Bed 155 Erlöſer iſt Mein treuer bend 3 Ie 

Ehriſt, Den foll mir niemand nehmen 

* er hat ſich für mich fünder, hin Im tod ann 

gegeben: Sein tod bleibt ewig mein gewinn) 

N: see 5 mein leben. Er ſtarb, Rund: aber 


er bezwungen. m 

4. Er iſt . aus dem . I werd a: 

| ‚auferfiehen. In ihm den feſten troſt ich hab Das 

Ei leben einſt zu ſehen. Wie meine feel zu Gott gleich 

fahrt, Wenn ſie aus dieſer huͤtten kehrt, So bleibt 
1 in leib nicht erde. 

2 65 N Zwar muß derſelb zu aſch und ſtaub In der 
391 berweſung werden. Dies dies macht Adams fall und 

6 750 Dir bracht den tod auf erden. Der tod wie 


50 "re ae ſterben. 
AR 2 . 5 .. bleibt getrost mein herz: der 0 


ind ſchmerz 1 us wird erwecken See 
x jer 10 a are tag, Ganz frey von aller noth und 
plag, Mich, mich aus meinem grabe. . 
271. Denn werde ich mit dieſer haut Seyn wie⸗ 
e umgeben. Der leib wird ſtehen neu erbaut, 
e ich gehabt iin leben. Doch wird er ganz ver⸗ 
0 1 ſehn. In berklchkeit voll alan; und ſchein Gleich 
wie die fonne leuchten. 0 
8 Alo, in klarheit ausgeſchmüͤckt, Werd ich den 
en) 3 iR kenden drangen als 9 


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