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Full text of "Hesiods Werke und Orfeus der Argonaut [tr.] von J.H. Voss"

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Hesiods Werke 



UND 



Orfeus der Argonaut 



VON 



Johann Heinrich Voss. 



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HKrDELBE.^lj& 
BBi MoHR'^'Vw« Zimmer 

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■y] DEC1938 



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Dem 



DURCHLAUCHTIGSTEN 



KARL FRIEDERICH, 



Kttrfursten von Baden. 



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i 



FiW; KüHPÖÄSTLlCHE DuRCHLAUCHT 

gerielmiig^n' ihuldreich 9 dafs fromine 
VeriBfhran^ \ ^ was fie vermag ,' ein paar 
Blätter ams dem altgri^chifchen Mufen- 
hain/ auf den Altai: der Dankbarkeit 
niederlege. Einfalt der. Sitten , betrieb- 
famer Mut, Unfchuld, Religion, die 
von ererbten Penaten durch Sinnbilder 
zu der Gottheit fich erhob, find die 

4 

Tugenden, welche nach Homer der 
fanfte menfchliche Hefiodus, und einii^e 






Jahrhunderte fpäter ein gutmütiger My- 
f tlker im Namen, des fabelhaften Orf eiis 
befang. O dafs unter dem Allgeliebten, 
der diefe Tugenden fchüzt; noch lange 
Sab glückfeliges Land» imd Sein er- 
neuete6 Heidelberg , £ortblühe! > ' 



Ko 9 «. 



Hesiods Werke. 



\. 



Hauslehren. 



Haüslehren. 



r. 

O pierifche Mufen, die ihr ini Gelange ver- 
lierlicht , 

Kommt hiaher , und preifec im Feltlied' eueren 

Vater : 

Durch den fter bliche Männer fowohl ruhmlos 

wie berühmt find. 

Ungenannt und genannt, nach Zeus des erhabe« 

nen Fügung. 

Leicht ja hebt er empor, leicht auch den gehobe- 
neu senkt er ; 5 
.Leicht den glänzenden schwächt er, und iläi'kt 

den verdunkelten wieder ; 

Leicht auch fchaft er den krummen gerad', und 

den Itolzeu verfenkt er , 

Der liochdoiinernde Zeus, des erhabeulten Hau- 

fes Bewohner. 



■j 



6 Hauslbhaeiv. 

Merke mit Aug* und Geliör , und , wie reclit 

ift, lenke den Kiclicfprucli, 
Du ! denn ich möclit*, o Perfes, dir Wahrheit jezo 

verkünden. lO 

Nicht ward Eines Gefchlechts die Beeiferung, 

nein , auf dem Erdreich 
Walten zwo; die möchte mit Lob* anfchauen. 

Wer klug ift; 
Jene mit Tadel allein : denn sie Qnd zwiefacher 

Geiinnung. 
Eine pflegt nur Hader und fchädlichen Krieg zu 

erregen , 
Unhold ! nicht liebt folche der Menfch ; nur ge- 

nöthiget ehrt man, i5 

Nach der Unfterblichen Rathe, der Zwietracht 

böfe Beeifrung. 
Aber die andere nahm aus der Nacht Schooft 

früher den Urfprung ; 
Und nach dem 8chlufs des Kroniden , der hoch 

obwaltet im Äther, 
Wohnt fie am Grunde des Lands, weit heilfa- 

mer auch fiir die Menfchen. 
Sei unth'itig ein Mann , iie erweckt ihn dennoch 

zur Arbeits do 



HaUSL£HH£N. 7 

Denn fo den anderen etwa ein Arbeitlofer im 

Woli]ftand 
^chauete, flugs dann ftrebt er, den Acker zu 

bann, und zu pflanzen , 
Wolil auch zu ordnen fein Haus ; mit dem Nach- 
bar eifert der Nachbar , 
Um den Ertrag: gut iCx den Sterblichen folche 

Beeifrung. 
Selber der Schmied misgönnet dem Schmied', und 

der Töpfer dem Töpfer ; 25 
Oft ift dem Armen der Arm' abhold, und der 

Säuger dem Sänger. 
Du» o Ferfes, bewahr* im innerlten Herzen 

■ die Warnung: 
Lafs dich nie fchadfrohe Beeiferung locken von 

Arbeit , 
Dafs du den Zank angafleft, des Markts auf- 

merkfamer Horcher. 
Wenige Zeit hat übrig für Zank und Getümmel 

des Marktes , 59 

Wer nicht Habe daheim auf ein yölliges Jahr 

fleh gefammelt, 
Reife Frucht des Gefildes, den lauteren Kern 

der Demeter. 



S 



ö HAl;SL£UH£^. 

Haft du der Fülle genug , dann Zank und Hadci; 

geli'äufet 

Gegen den fremden Befiz ! Doch nie zum zwei- 
ten gelingt dirs , 

Alfo zu thun ; nein küiiftig entfcheiden -wir un- 

feren Hader 35 

Nach durchgehenden Rechten , den befleren, 

welche von Zeus find. 

Denn fchon theileten wir nach dem Erbrechi ; 

aber dazu noch 

Kaubteit du vieles hinweg, Ehrfurcht den Ge- 
waltigen heuchelnd . 

Welche, von Schenkungen fatt, hier gern aus- 

fprechen den Ausfpruch: 

Thörichtel nicht w^eifs einer, wie mehr iit ein 

Halb denn ein Ganzes, 4*^ 

Und wie ein Malvengemüf ' und Asfodelos köft- 

liches Labfal. 

Denn tief bargen die Götter den (terblichen 

Menfchen die Nahrung. 

Leicht ja fchaftelt du fonit mit Einem Tage der 

Arbeit , 

Dafs auf ein völliges Jahr du verfprgt warft, 

fclber gefchllftlos ; 



Hauslebasm. 9 

Bald dann ruhte das Steuer des Meerfchifs iibei; 

dem Rauche, 4^ 

Und hin fchw'änden die Werke der Stier* uud 

lautbaren Mäuler. 

Aber es barg Zeus felber mit zürnendem GeiAe 

die Nahrung, 

Weil ihn geteufcht der Betrug des fchlauge^ 

wandten Prometheus. 

Drum nun dem Menfchengefchlecht mUhfclige 

Leiden erfinnend. 

Barg er das Feur. Doch Er, des lapetos herli- 
cher Spröfsling, 5o 

Bracht' es den Menfchen zurück, von dem Don« 

nercr heimlich entwendet. 

Drinnen im markigen Rohr , unbemerkts Zeus 

waltender Vorficht, 

Jezo begann voll Zornes der Herfcher im Don« 

nergewÖlk Zeus : 
I>u, des lapetos Sohn, vortreHichfter Kenner 

des Rathes, 

T)vL frohlockft, dafs du Feuer entwandt, und 

den Sinn mir geteufchet: 55 

Traun, dir felber zum Weh, und den kommen- 
den M'ännergefchlechtern! 



I 



10 Hauslskbsn. 

Jenen geb* ich für Feuer ein Unlieil, delTen fich 

alle 

Sollen erfreun, herzinnig ihr eigenes Übel um- 
fangend. 
Alfo fprach hohnlachend der Götter und Sterb- 
lichen Vater. 

Und er gebot, dafs eilig der kunitberühmte He- 

faftos 60 

Erde mit Flut einmengt', und nienfchliche Stimm* 

ihr ertheilte , 

Stärke zugleich , und Geltalt, unfterblichen Göt- 
tinnen ähnlich , 

Mit holdfeliger Schöne der Jungfraun ; dann dafs 

Athene 

Zierliche Werk' anwief*, und Kunitarbeiten des 

Webftuhls ; 

Dafs anmutigen Reiz um das Haupt ihr göü* 

Afrodite , 65 

tJnruhvolle Begier 9 und fchmachtende Sorgen 

der Schnfucht; 

Ihr dann dreifte Gelinnung zu leihn, und bethö- 
rende Schalkheity 

Gab er dem Hermes Befehl, dem beitellenden 

Argoswürger. 



Alfö Zeu9; fie aber gefanit willfahrten dem 

König. 

Schleunig aus £rd' erfchuf der hinkende Künitler 

Hefilftos ^ 70 

Jungfraungleich ein edles Gebild, nach dem Ratht 

Xronions. 

Solche gürtete nun, und fchmUckte fie, Pallai 

Atliene. 

Auch die Chariten fehl an gen lunhery und die her- 
liche Peitho, 

Ihr ein goldenes Bufengefchmeid'; und rings um 

die Scheitel, 

Wanden die lockigen Hören den Kranz von 

Blumen des Frühlings. 76 

Allen Schmuck um den Leib dann ordnete Pal- 
las Athene. 

Ihr auch legt* in die Bruft der beftellende Ar- 

gos'würger 

Sanft einnehmende Wort* und Lug und bethö- 
rende Schalkheit, 

So "wie Zeus ihm geboten, der Donnerer; re- 
dende Stimm* auch 

Legete Hermes hinein. Und allbegabte Pan- 

döra 80 







12 Hausleuaen. 

t 

Ward ße genannt , "weil alle die Seligen auf dem 

Olympos 
Eigene Gab' ihr befchert , zum Leid den erfind- 

famen Männern. 
Als fie den fclilUpfrigen Trug, den fchwer 

vermiednen , gefertigt ; 
Sendete zum Epimetheus d^n rültigen Hermes 

der Vater, 
Dafs er der Götter Gefchenk binführete. Doch 

Epimetheus 85 

Dachte nicht mehr an das Wort des Prometheus, 

nie ein Gefchenk doch 
Anzunehmen von Zeus dem Olympier, nein zu 

entfenden 
Jegliches, eh' es vielleicht den Sterblichen würde 

zum Unheil. 
Aehilos nahm er es an, und erkannt' im Befize 

das Uulieil. 
Siehe , zuvor ja lebten die StUmm' erdbauender 

Menfchen go 

Fein den Leiden entrückt , und fern milhfeüger 

Arbeit , 
Auch Krankheiten des Wehs , die Tod' herbrin- 
gen den Männern; 



Hauslehrcm. i3 

Denn in dem Unglück pflegen die SterbHcli«o 

fi'ülie zu altern. 
Aber das Weib hob jezo den mächtigen Deckel 

des FaffeSy 
Rüttelte dann; dafs den Menfchen hervorging 

Jammer und Trübfal. 96 
Dort die Hofnung allein, in dem unzerbrechli- 
chen Haufe 9 
Blieb inwendig dem Fafle zurück > tief unter der 

Mündung , 
Und nicht flog Ee heraus ; denn zuvor fchlo& 

jene den Deckel y 
Nach Zeus heiligem Rathe, des donnernden 

Ägiserfchüttr ers . 
Zahllos fuhr zu den Menfchen der anderen I^ei- 

den Gewimmel. 100 

Voll ift rings vom Böfen die Erd*, und voll 

auch die Meerflut. ^ 

Auch Krankheiten genug, bei Tage fowohl wie 

bei Nachtzeit, 
Nahn angerufen von ' felblt , und bringen den 

Sterblichen Böfes, 
Still und (acht; denn der Stimme beraubte fia 

Zeus Kronion. 



ä 



i4 Hauslehren. 

* 

So i(t keinem yergÖnnt y zu entfliehn Zeus Tiral- 

tender Vorficlit. io5 

Wenns dir behagt, fo 'will ich ein anderes 

Wort dir erlieben, 
Wohl und kundiges Sinns ; du, tief im Herzen 

be"wahr* es. 
Als gleichartig erwuchfen die Götter und 

fterbliclien Menfchen ; 
Erlt ein goldnes Gefchlecht der vielfach redenden 

Menfchen 
Schufen die Götter hervor, der olympifchen 

Höhen Bewohner. iio 

Jen'izt wurden von Kronos beherfcht, da dem 

Himmel er vorßand; 
Und fie lebten wie Götter, mit Itets unforgfamer 

Seele, 
Von Arbeiten entfernt und Bekümmernis. Selber 

des Alters 
Leiden war nicht; nein immer fich gleich an 

Händen und Fiifsen, 
Freuten fie lieh der Gelage, von jeglichem Übel 

entäufsert, ii5 

Reich an Heerden der Flur, und geliebt den fe» 

ligen Göttern ; 




Ha US LEHR SN* l5 

Und -wie in Schlaf liinßnkend, verfcliieden fie. 

Jegliches Gut auch 
Hatten fie; Frucht gewährte das nahrungfprof- 

fende Erdreich 
Immer von felbft, vielfach' und unendliche; und 

nach Gefallen 
Schäften fie ruhig ihr Werk im Überfchwange 

der Güter. i2o 

Aber nachdem nun jenes Gefchlecht abfenkte das 

Schickfal , 
Werden Re fromme Dämonen der oberen Er da 

genennet, 
Gute, des Wehs Abwehrer, der fterblichen Men» 

fchen Behiiter, 
Welche die Obhut tragen des Rechts und der 

fchnöden Vergehung , 
Dicht in Nebel gehüllt , ringsum durchwandelnd 

das Erdreich, i25 

Geber des Wohls : dies ward ihr königlich glän- 
zendes Ehramt. 
Drauf ein andres Gefchlecht , fehr weit aus* 

artend von jenem, 
Schufen aus Silber empor der olympifchen Hö« 

hen Bewohner , 



3Ö Hauslehren. 

Weder an Wuchs zu vergleichen dem goldenen, 

noch an Gefinnung: 
Sondern ein ganz Jahrhundert gepflegt bei der 

forgfamen Mutter, i3o 

WucIm der verzärtelte Knab*, unmündig an Geiit, 

in der Wohnung. 
Doch, wann einer gereift, und zum Jugendalter 

gelangt -war. 
Dann nur wenige Frift durclilebten fie^ Jammer 

erduldend , 
Durch unfinniges Thun: nicht mäfsigen gegen 

einander 
Konnten iic frevelnden Troz; auch nicht den 

Unfterblichen dienen i35 
Wollten lie, noch die Altäre der Seligen ehren 

mit Opfern, 
So wie Menfchen gebührt nach den Sazungen« 

Diefe darauf nahm 
Zeus der Kronide hinweg ; denn er eiferte , dafs 

fie der Ehrfurcht 
Mangelten gegen die Götter auf feiigen Höhn 

des Olympos. 
Aber nachdem auch diefes Gefchlecht einhüllte 

die Erde, i^o 



HAVfI.SHAS9, 17 

Werden üe iterbJUclie Götter der oberen Erde 

genennet f 
Als die zweiten; jedoch ward ihnen auch Ehre 

zum AntLeil. 
Wieder erfchuf ein drittes Gefchlecht viel- 

lautiger Mcnfchen 

Zeus der Vater aus Erz , ungleich dem filbernen 

vöUig, 

Efchen entfpröfst, ein graufes» gewaltfames: 

welchem des Ares j^5 

Jammergefchüft oblag und . Beleidigung ; nicht 

auch der Feldfrucht 

Afsen fie ; nein mit der Härte des IJÜbants übten 

£e Starrfinn, 

Ungefchlacht ; nur grofse Gewalt und unnahbare 

Hände 

Wuchfen daher von der Schulter » bei unge- 
heueren Gliedern. 

Diefen war von Erz das Gewehr , von Erz auch 

die Wohnung, i5o 

Uad £e bestellten mit Erz; und nicht war dun- 
kel es Eifen. 

Diefe nunmehr, durch St'ärke der eigenen H'andt 

gebändigt. 



4 



iS II A U 8 L E H R £ N. 

Stiegen zur "wufiigen Burg des fcliaiidrichtcn 

Aüdes nieder, 

Namenlos; denn der Tod, 'wie grofs und ent- 

fezlich lie waren , 

Nahete fcliWarz , und fie fchieden aus Helios 

leuchtender Klarheit. i55 
Aber nachdem auch diefes Gefchlecht ein- 
hüllte die Erde , 

Jezo (chuf noch ein viertes , das nährende Land 

zu bewohnen , 

Zeus der Kronide Jicrv^or , das edeler war und 

gerechter , 

Jener Heroen Gefchlecht, das göttliche: welche 

die Yorwelt 

Einit Halbgötter genannt, in der Erd* unendli- 
chen RUumen. 160 

Sie auch hat das Verderben des Kriegs und die 

gräfsliche Zwietracht , 

Theils im Kadmeergefild', an der fieben thorigen 

Thcüe, 

Ausgetilgt in dem Kampf um Ödipus w^eidendc 

Heerden ; , 

Andere auch, in SchilTeu durch mächtiges Wö- 

gengetiininiel 



HausIehrbn* 



»9 



Führend in Troja's Land, der lockigen Helena 

Wegen : i65 

Wo fie in Nacht einhüilto die endende Stunde 

des Todes. 
Diefen entfernt von den Menfchen Verkehr und 

Wandel geTvltlirend , 
Ordnete 2ens der Vater (?en Siz am Rande des 

Weltalls , 
Fern bei den Ewigen dort, wo Kronos üb«t 

die Her feil aft. 
und fie "wohnen nunmehr , mit ftets unforg fa- 
mer Seele, 170 
An des Okeanos tiefem Gewog', in der Seligen 

Infcln, 
HochbeglU<!kte Heroen ; denn Honigfriichte zum 

Labfal 
Bietet des Jahrs dreimal der triebfäme Grund 

des Gefildes. 
WSr* ich felber doch nicht ein Genofs den 

fünften der IV^änner, 
Sondern wo nicht geftorben zuvor, doch fp'atei* 

geboren ! ij^ 

Denn dies Menfch engefehl echt i(t ein eifernes. 

Weder bei Tage 



r 



520 Hauslehren, 

Werden G.e rulm von Befcliwcrd* und Kiimmeiv 

nis, weder bei Nacht je, 

Ganzlicli verderbt ; e^ verleitn Itetsnagende Sor- 
gen die Götter. 

Dennoch wird auch diefen gemifcht fein Gutes 

zu Böfem. 

Zeus tilgt aber auch diefes Gefchlecht viellau- 

tiger Menfchen, 180 

Da der geborene fchon mit grauenden Schläfen 

erfcheinet. 

Nicht ilt hold dem Vater der Sohn 9 noch dem 

Sohne der Vater y 

Nicht dem bewirtenden Freunde der Gad, noch 

Genofs dem Genoffen; 

Niclit dem Bruder einmal w^ird herzliche Liebe, 

wie vormals. 

Bald verfagen fie felbft grauhaarigen Eltern die 

Ehrfurcht , i85 

Ja mishandeln auch fie, mit Schmach und Be- 
leidigung redend: 

Graufame, Gottergerichts unkundige! NixUmer 

verleihn woU 

Solche den Dank Für die Püege den abgelebete« 

Ehern. 



Hauslsrkch* ti 

Fauftreclit gilt: rings itrebt man 9 die Stadt zu 

verwUßen einander. 
Nicht wer die Wahrheit fchwört , wird begUnlti- 

get, noch wer gerecht ift, igo 
Oder wer gut ; nein mehr den Übelthäter» den 

fchnöden 
Freveler ehren fie hoch. Nicht Reche noch 

MUfsigung trägt man 
Noch in der Hand; es verlezt der böfe den ed- 

leren Mann auch 9 
Kranune Wort* ausfprechend mit Trug 9 und das 

Fallche befchwört er. 
Schcdfucht folgt den Menfchen^ den unglückfe- 

ligen allen y 196 

Schadenfroh) mislautigy und grollt mit nei'di- 

fchem Antliz. 
JEIndlich empor zum Olymp os vom weitumwan- 

derten Erdreich , 
Beid' in weifse Gewände den fchönen Leib üch 

verhüllend y 
GehjDLVon den Menfchen hinweg in der ewigen 

Götter Verfammlung 
Scham und heilige Scheu; und zurück, bleibt 

trauriges Elend ^^^ 



/ 



22 HAUSX.£Hn£ M« 

Hier den fterblichen Menfchen; und nicht ift 

Rettung dem Unliei], 
Nun fei den Fürften ein Mährchen erzählt, 

die ja lelber auch einfehn. 
So zur Nachtigall einft , der melodifchen » fagtd 

der Habicht, 
Als er, mit Krallen gefafst, durch hohes Gewölk 

fie einhcrtrug. 
Sie, wehklagendes Lauts, von den (pizigen 

Krallen verwundet, 2o5 

Jammerte; jener darauf, voll herrifches Trozes, 

begann fo x 
Was, Unfelige, fchreiit du? Ein Stärkerer 

hjÜt ^ich gebändigt! 
Du mufst gehn , wie ich führ*, obfchon du dich 

Säugerin rühnieft. 
Dich nach Gefallen bereit* ich zum Schmaufe 

mir , oder entlalT* ich. 
Sinnlos, wer fleh vermifst, der Gewalt zu be- 
gegnen mit Ohnmacht: 2io 
Sieg erlanget er nie, und trägt zum Schimpf« 

den Kummer. 
So im faufenden Scliwunge der weitgeBiigelte 

Habicht. 



H A u 3 £. £ u n c :«• 25 

Du 9 o PerfeS} achte des Rechts, und hilufe deu 

Troz nicht. 
Schlimm ift wahrlich der Troz dem Geringeren; 

fclber der Edle 
Kann nicht leicht ilin ertragen, ihn drückt Tchwer- 

lallender Hochmut, 2i5 

Traf er ein Unglücksloos. Doch der andere Weg 

ift beffer, 
Der zur Gerechtigkeit iuhrt; denn dem Unrecht 

fieget das Recht ob, 
Wenn es zum End* ausgeht; und den thörich- 

ten wizigt Erfahruno:. 
Schnell ja verfolgt mit Rache der Eid ungrade 

Gerichte ; 
Und die Gerechtigkeit feufzt, wo gewaltfame 

Männer lie hinziehn , &2o 
Satt von Gefchenky und nach krummem Gericht 

ausfprechen das Urtheil, 
Jene fodann geht weinend durch Stadt und Ge- 
werbe des Volkes, 
Dicht in Nebel gehüllt, und bringt fehr böf«s 

den Männern, 
Welche Cie fchnöd' ausitiefsen, und nicht gradaus 

iie voxthciltcn. 



# 



14 HAU8Z.£ltR£K. 

Die die Gereclitigkeit aber dem Fremdlinge fo 

wie dem Bürger 225 

Grade verleilin^ und nirgend von dem' abwei- 
chen y was recht ilt : 

Solchen gedeihet die Stadt , und es blUhn die be« 

w^ohnenden Völker; 

Fried* auch nährt im Lande die Jünglinge ; nim- 
mer bedroht Cie 

Mit uUfeligem Kriege der waltende Herfcher der 

Welt Zeus, 

Niemals naht auch der Hunger den gradurthei» 

lenden Miinnern, 25o 

Oder d(fr Fluch ; nur Feiten gewidmete Werke 

hegchn he. 

Voll ift ihnen die £rd* an Fruchtbarkeit ; und 

des Gebirges 

Eich' iit oben von Eicheln erfüllt^ in der Mitte 

, von Bienen ; 

Und zu der Schur gehn Schafe , mit wolligem 

Vliefse beiaßet. 

Auch die Weiber gebären den Vätern gleichende 

Kinder. 235 

Keiches Gttt umblüht Ae , unei^dliches ; über das 

Meer auch 



1Iai;8X.bk&£H, 25 

Steuren fle nie; Frucht bietet das naHruugfprof- 

fcnde Erdi'eicli. 

Welche dagegen dem Trox nach gehn, und Tha- 

ten des Unfugs y 

Solche bedroht mit Rache der waltende Herfcher 

der Welt Zeus. 

Oft xnuDs Tamtlich die Stadt des frevelen Man- 
nes geniefseny 240 

Der mit fündigem Geilt mutwillige l^haten ver- 
übet. 

Jhnea TcrhSngt Tom Himmel herab Landplagen 

Kroniony 

Hunger zugleich und Pelt; und hinweg rings 

fchwinden die Völker. 

Auch die Weiber gebUren nicht mehr; es ver- 
blühen die HUufer y 

Nach dtt olympifchen Zeus Anordnungen. Jefzo 

von neuem 246 

Tilgt er ein m'jlchtiges Heer den itreitenden, jezo 

die Mauer 9 

Jezo die Schilf' im Meere verderbt der Kronide 

den Frevlern. 
O ihr Könige » felber bedenkt in der Ti«f<» 

des Herzens 



/ 



26 HaU8L£HH£N. 

Jenes Gericht! Denn nahe die Menfchenkinder 

unifcli-webend ^ 
Schaun die Unfterbliclien zu^ "wenn wo durch 

krumme Gerichte 260 

Einer den andren Tcrlezty uubeforgt um die 

Rache der Götter. 
Drei* Myriaden ja find der Un(terblichen rings 

auf dem Erdkreis ^ 
Heüige Diener des Zeus, der (Werblichen Men- 

Ichen Behüter , 
Welche die Obhut tragen des Rechts und der 

. fchnöden Vergehung, 
Dicht in Nebel gehüllt, ringsum durchwaudelnd 

das Enlreich. 255 

Doch die Gerechtigkeit £xi des Zeus jungfräuli- 
che Tochter, 4 
Heilig und hehr ^uch dem Göttergefchlecht auf 

dem hohen Olympos. 
Siehe, fobald lie einer verkehrt mishandelnd 

beleidigt ; 
Schleunig zum Vater Zeus, des Kronos Sohne, 

£ch fezend, 
Klagt üe das Unrecht an der Sterblichen, bis ihr 

gebufst hat 260 



Uauslcuhsm. 27 

Allesr Volk lUr die Sünden der Könige , welche 

mit Bosheit 
Anderswohin abbeugen das Recht ^ durch Ter- 

drehecen Ausfpruch, 
Solches bewahrend ini Geilt 9 ihr Könige 9 6a« 

benverfchliuger , 
Richtet gerade das Wort, und kriunmer Garich* / 

te vergefst ganz, 
Böfes bereitet fich felbft , wer dem anderen Bö« 

fes bereitet, . 266 

Auch ift fchädlicher Rath am IchädlichRen dem, 

der ihn anrieth, 
Defs ansehendes Auge herab auf alles Ach w^en- 

det, 
ZenSf auch dies nach Gefallen befmerket er; und 

ihm entgeht nicht, 
Was numnehr für Rechte die Stadt im Inneren 

heget. 
Nein doch! weder ich lelbft. mag unter den 

Menfchen gerecht fein 270 
Jezo» weder mein Sohn; denn fchlimmi dafs 

einer gerecht fei, 
Hier, wo gröfseres Recht der Ungerechtere Hu* 

deti 



• • 



r 



sS Haus^ehren. 

Doch nie bringt das> lioiF* icliy der Donnerer 

Zeus zur Vollendung. 
Du f o Perfes y vernim mit Tyohl aufmerken- 
dem Herzen : 
Nur der Gerechtigkeit folg*^ und g'inzlich vergif» 

der Gewaltthat. 276 

Solch ein Gefeit ward Menfchen von Zeus £so- 

nion geordnet. 
Fifche der Flut , Raubthier* ujad krallichte Vö- 

gel des Himmels ^ 
Hiefs er frejQTen einander , dieweil fi.e des Rechtes 

ermangeln. 
Aber den Menfchen verlieh er Gerechtigkeit , 

"welche der Güter 
Edelites ilt. Denn redet ein Mann das Gerechte 

zum -Volke 9 280 

So Yrio er weifs y den fegnet mit Heil Zeus yvsd' 

teude Vordcht, 
Welcher jedoch vorfäzlich mit falfch befchwore* 

liem Zeugnis 
Liigty und Gerechtigkeit fchandet} verflucht iit 

folcher unheilbar; 
tJud ihm hnkt in Dunkel der Stamm nachleben- 

der Kinder. 



HAVftZ.£HB£If. flg 

Doch wer Wahres befchwor y defs Sftmm ^ird 

herlicher aufblUhn. 285 

FaJDTe mein redliches Wort in das Herz , un- 
kundiger Perfes. 

Siehe y das Bofe vermagd du auch fchaarweis dir 

zu gewinnen y 

Ohne Bemühn ; denn kurz iCt der Weg 9 und nahe 

dir Wohnt es. 

Vor die TreAichkeit fezten den Schweifs die un- 

Werblichen Götter. 

Lang auch windet und fieil die Bahn zur Tugend 

fich aufwärts, 290 

Und fehr rauh im Beginn; doch wann du zur 

Höhe gelangt bilt , 

Leicht dann wird lie hinfort und bequem , wie 

fchwer fie zuvor war. 

Der ift gut vor allen, der felbft jedw^edes er- 
kennet. 

Sinnend im Geift, was kilnftig ihm BelTerung 

fclialFe zum End' aus. 

Gut ift jener zun^clift, der den wohl zureden«' 

den anhört. 2^ 

Wer jedoch nicht felber erkennt, noch des an- 
deren Rede 



f 



5o Hauslehren. 

Sich in das Herz einprägt, der Mann ift nichtig 

und unniiz. 
Aber wohlan, du, inimer dich itnferes Käthes 

erinnernd , 
Arbeit treib', o Perfes , du Edeler , dafs dir deL* 

Hunger 
Abhold fei, und dich liebe die fchÖngekränzte 

Demeter , 3oo 

Hehr an Macht, und die Scheuer gedrängt an> 

häufe mit Vorrath. 
Denn ein Gefährt ilt der Hunger dem arbeit- 

fcheuenden Manne. 
Der ifi Göttern verhafst und Sterblichen, welcher 

ohn* Arbeit 
Fortlebt , gleich an Mute den ungewafneten 

Dronen , 
Die der ämfigen Biünen Gewirk aufzehren in 

Trägheit, 3o5 

Nur Mitefler. Doch dir fei erwimfcht die ge- 

meflene Arbeit, 
Dafs mit reifem Ertrage ficli dir anfüllen die 

Scheuern. 
Arbeit fegnet mit Ilab* und wimmelnden Heerde» 

die Männer: 



HAU8X.EHAEIf. Sj 

Und durch fleifsiges Thun wirü du den uniterb- 

liclien Göttern 

Angenehm und den Menfchen ; doch mtifllge 

fehn R.e mit Abfcheu. 3io 

Arbeit fchlLadet mitnichten, nur Arbeitlofigkeit 

fch'ändet. 

Schaffl du th'ätig dein Werk, bald fchaun Un* 

thHtige neidifchy 

Wie du gedeihlt; dem Gedeihn folgt Treflich« 

keit, Ehr* und Anfehn; 

Und du erfcheinlt wie ein Gott. Ja, frifch ar- 
beiten ift befler: 

Wenn du, von fremdem Befize den eitelen Sinn 

zu der Arbeit 5i5 

Hingewandt, dir erftrebeft die Nothdurft, wie 

ich dich heifse. 

Scham ift traun nicht gutes Geleit dem darben- 
den Manne, 

Scham 9 die fchr den Menfchen zum Heil ift> 

fehr zum Verderb auch ; 

Scham ift immer bei Mangel, Ertifchloffenhcit 

aber bei Reichtlium. 
Nicht auch die Habe geraft; nur die gottver- 

liehne gedeiht wolil. 020 



i 



5z Haus LEHREN. 

4 

Wer mit der Hände Gewalt ein mUclitiges Gut 

üch hinwegnalim , 
Oder wer mit der Zung* es erbeutete : wie wir 

es oftmals 
Scliaueten^ wann den Verftand misleitete fchnöde 

Gewinnfuclit 
Einem Mann, und die Scham durch Unyerfch'ämt- 

heit gedampft ward'S 
Leicht verdunkeln ja den die Un Werblichen , und 

es entfchwindet 325 

Solchem das Haus y ihm hUlt nur wenige Dauer 

der Reichthum. 
Gleich, wer den Schuzanfleher, und gleich» wer 

den Fremdling beleidigt ; 
Und wer dem leiblichen Bruder das Ehelager 

belteiget , 
Aus der Genoilln Begier ingeheini unehrbares 

übend ; 
Auch wer ohne Bedacht misthut an verwaifeten 

Kindern ; 35o 

Und wer dem Vater dem Greif, an der traurigen 

Schwelle des Alters, 
Schmähungen fagt, in Worten des Ungeltams 

(ich vergehend. 



Haus LEHREN.' 5^ 

Ihm ift traun Zeus felber eiä Eiferer, welcher 

am Eilde 

Für feift firerelndes Thun ihm fchwer auAegt 

die Vergeltung. 

Abeif o du 9 galiz wende davoii deii eitelen Sinn 

ab. 535 

Auch nach Kraft briiig' Opfer Aen Endlos leben- 
den Göttern 9 

Keufch im Herzen und rein , und brenne gefette- 
te Schenkel. 

Au&^delki verföhhe mit Spreng* und lieblichem 

Räuchiverk , 

Beides zum Schlaf hingehend y und wanil das 

heilige Licht naht: 

Dafs xhit Wohlgefallen ihr Iterz fich neige zum 

Frieden, 640 

Und du ander er £tbe dir kaufft, nicht deines 

ein andrer. 
Wer dich liebt, den rufe zum Mahl; fern 

bleibe der HaiTer* 

DocH ihn rufe zuerft, der nachbarlich neben 

dir wohnet. 

Denn wofern unverhoft dir im HUoslichen et- 
was begegnet; 

5. 



ä 



54 IIa US LEHREN. 

Gurdos tennt der Nachbar daher ^ und gegUrtet 

der Vetter. 346 

Schlimm ilt der Nächbat ein Fluch 9 doch gut 

ein Segen vom Himmeh 
Dem Ward Ehre zum Theil ^ "wem Ward ein red- 
licher Nachbar« 
Nimmer verdarb dir ein. Rind 9 Wenn nicht der 

Nachbar ein Schalk "war. 
Wohl lats dir einmeflen Vom Nachbar^ wohl 

auch entricht* ihm^ 
Mit dem felbigen Mafs^ und reichlicher » kannlt 

du es irgend: 5v0o 

DafS) wenn die Noth eintrit, du lünfort auch 

findeit Bereitfchaft. 
Meide den böfen Gewinn ; dem Verluß ift böfer 

Gewrinn gleich, 
liiebende wieder geliebt, und Befuchende 

wieder befuchet; 
Ihm gegeben y wer gab, und nicht ihm gegeben, 

wer nicht gab. 
Gern giebt einer dem Geber, dem Weigerer giebr 

wohl niemand. 355 

Geben ift gut, doch Rauben ift bös 9 und brin- 

get den Tod mit. 



Ha VB LEHREN« 35 

Denn fo irgend ein Mann als wollender giebt, 

auch ein grofses; 

Froh ift foicher der Gab*, und Luft in der Seele 

geneufst er. 

Doch fo iiian felblt wegnimt mit pochender Un- 

verfchämtheit ; 

Ob es geringe nur fei, gleich naget Verdrufs an 

dem Herzen. 56o 

Denü Wenn noch fo geringes zu noch fo gerin- 
gem du legclty 

Und dies häufiger thult, bald wird ein grofses 

auch hieraus. 

Wer EUiri vorigen trägt , der entgeht dem dufte- 
ren Hunger. 

Nicht "Wras ein Mann im Haufe verwalirete, macht 

ihn bekümmert. 

BeHer im Hanfe das Gut, zum Verderb ifts aufscr 

der Thüre. 365 

Wohl dir, nimft du von folchem, was da ift; 

wehe dem Herzen, 

Sttchfi: du, Was nicht da ift: dem nacliznßnnen 

befehl* ich. 

Aus afihebeiidem Fafs und endendem voll dir 

gefchÖpfe:, 



■ 1 



56 Hauslehüev. 

Doch in der Mitte gefpart; fchlimm iCt an dein 

Boden die Sparung. 
Sei dem dienenden Freund' ein Lohn zur Ge- 
nüge beftimmet. Syo 
Auch mit dem leiblichen Bruder im Schetz f lafa 

Zeugen dabeifein. 
Zutraun 'V^ahrlich fowohl als Mistraun fchadettt 

xnanchem. 
Auch kein Weib bethöre mit prunkenden Hüften. 

den Geilt dir^ 
Das Xiiebkofuhgexl fchwazet , und hold in die 

Hütte hereingebt. 
Wer dem Weibe vertraut, der vertraut auch lofen 

ErttwenJern. 675 

Selbft ein einiger Söhn erhalt feiil väterlich Haus 

wohl , ' 

Weidend das Vieh; denn alfo erwUcbfi Reich- 

thum in der Wohnung. 
Doch gern (tirblt du ein Greis , wenn eiil anderer 

Sohn noch zurückbleibt. 
Leicht ja melireren auch verleiht Zeus Fülle des 

Segens. 
Mehr ift mehrerer Sorg', allein auch gröfser der 

Zufaz. 38o 



HLAUaLEHRENf 57 

Drum wofera lucb GfsdeiUen das Herz dir 

traclitiet ini Bufen 9 
AKo g^thiui; imd Gefch'ift aiif Gefcliilft dir i'ed- 

Uck befcliaffet ! 

Ilf 

Wann dir TrUh die Plejaden , des Atlas Töch- 
ter > emporgchn, 

Dann (ei der Erat* Anfang; und des SaatpAugSy 

wann ße liiiiabgehn. 

Diefe And vierzig Näplit* und vierzig Tag* auf 

cinandei: 535 

Eingelittllt; dann wieder im kreidenden Laufe 

des Jalires 

Stralcn fie vpr 9 da zuerft das m'ähende Eifen ge- 

fchUrft wird. 

Solch ein Gefez i(% befphi«4en dem LaudbaU) ob 

man des Meeres 

NUhere F^iu*®)^ bewoliut, ob auch in gewunde* 

nen Thälern, 

Weit von der ffilzigen Wog' abwärts, man fruclit- 

baren Acker 390 

Angebaut. Du, nackend gefat:, und nackend 

gepflüget, 



i 



38 II A U S L E H H £ N. 

Nackend gefchiiitten die Frucht ; wenn in völli- 
ger Zeit du gedenkeit 

Alles Gefchäft der Demeter zu fertigen ; dafs dir 

ein jedes 

Reife zur völligen Zeit, und nicht inzw^ifchen 

du darbend 

Flehft vor anderen Thüren um Troft, und kei- 
nen erlangeft. 5g5 

So wie du mir jüngit nahtelt. Doch nichts mehr 

•ward* ich dir geben, 

Noch einmeflen liinfort. Arbeite du, thörichter 

Perfes , 

Arbeit, ^welche den Menfchen zur Pflicht auf- 
legten die Götter; 

Dafs nicht einft du betrübt, mit Weib* ausgehend 

und Kindern, 

Suchll dein Leben zu frißeu bei unwillTährigen 

' Nachbarn. 4<^o 

Zweim^ fchaß'eft du wohl und dreimal: doch 

wo du fortquällt ; 

Nicht wird die Sache gethan, du verlierft viel 

eiteles Redens, 

Und nichts frommt ein Gewimmel der Worte dir. 

Auf denn , gelehrig 



HaU8L£HH£N. 59' 

Sini\e dU) auszutilgeu die Schuld, und dem 

Iluiiger zu iteuerii! 
Sorge zuerß für ein Haus , fiir den Pilugltlery 

und für ein Weib auch» 4^5 
Welches, gekauft) nicht ehlich, zugleich wahr^ 

nehme der Rinder. 
Auch die Ger'äth' im Haare befchicke dir alle nach 

Nothdurft; 
Dafs da nicht bittef^ vom andren , und ^ -wenn er 

verfagt, du entbehrest» 
Aber die Zeit dir entfchwind', und Mii^dprung 

leide di^ Arbeit, 
Nichts auch werde verfchoben zum morgenden 

Tag* und darüber. 4^^ 

Denn kein fdumiger Mann wird je anfüllen die 

Scheuer , 
Kein aufTchiebcnder auch ; nur Ämhgkeit fördert' 

die Arbeit. 
Doch wer ein Werk ausfezt, der Mann ringt im« 

mcr mit Drangfal. 
Wann nuumelir die Gewalt des ftralenden 

Helios abuimt) 
Nach fchweifstreibender Glut , und im SpUtherbft 

Rcgcuergufs Aiömt 4^^ 



i 



40 HAUSLKKlifiN* 

Vom allmäclitigjen Zpus y dafs der menfclilich« 

Leib) wie verwandelt, 
Leichter ^ch [Uhlt und behender ; zur Zeit » da 

das Flamm engeftirn fchon 
Weniger über das Haupt der dem Tod^ heimilÜli- 

gen Menfchen 
Hingeht während des Tags , mehr nächtlicher 

Weile geniefsend; 
Wann dem zernagenden Wurm die mit Eilen ge- 
hauene Waldung 4^0 
Trozti und dip Blätter zur £rd- hingiefst, und 

die SproITe zurückhält: 
Jezo Holz dir gefallt , des zeitigen Werkes ge? 

denkend. 
Auf) dreifUfsig den Mörfer gehaun , dreipllig 

den Stampfer 9 
Siebenfufsig die Axe; denn fo w^ird fchicklich 

das Mafs fein. 
Haft du rqdann aclitfUfsig davon auch gehauen 

den Schlägel, 4^5 

Qrauf, zu kr'änzen das Rad, von zehn Hfindbrei- 

ten im Durchfchnitt, 
^au 4reirpaiinige Felgen. Und fandeß du etwa 

eifi Krummholz, 



Trag' es za H^uf *, gb «uf Bergen du fpUheteft» 

oder im Blachfeldy 
Von SteineichengehÖlz : denn BeHand hat folphea 

aifn. Stierpflug; 
Weim de^ Athene Genofs in des Soh#rbfiunis 

Fug' es befeftigty 43o 

Durch der Nägel Verband» und es vom 4u- 

fcl^lielset der Deichfel. 
Doch zween VRügp bewahre gefertigec dir in 

der "Wohnung, 
Einfach den» i^x^d jenen gefUgt; mehr frommet 

ea aii£oi 
Wenn dir einer zerbrach,» kani|.der.andei;e Jalten 

den Rindern. 
L orber upd Ulme verleihn die gediegenfte Deich- 

fe) ; eüi Krummholz 435 

Giebt Steineich*, und Eiche den>Sch^rbaum. Jezo 

der Stier* auch 
Schaff^ dir zween, neunjährig » die vp}l ujaver- 

-wültbarer Kraft lind, 
Jugei^düch beide yq^ Wuchs ; am tapferl^en tra* 

gen fie Arbeit. 
3o "wird nimn^er ein Paaic durcji piEpxnden Kampf 

in des Furche 



r 



• 



4^ Hauslahhc». 

Brechen den PAug, und dafelbft ungefertiget 

laflen die Arbeit. 44^ 

Diefen folge zugleich ein vierzigj'ähriger 

Jüngling , 
Walin des gewaffelten Brots er gefchmaiift acht 

Rauten zum Frühftiick: 
Welcher des Werks wahrnehmend geradaus lei- 
tet die Furche, 
Nie nach JugendgenoITen umhergaft, und zum 

GefchUft nur 
Richtet das Herz. Ihm macht kein jüngerer itrei- 

tig den Vorzug, 44^ 

Gleich den Samen zu Itreun, und vorzubeugen 

der Nachfaat. 
Ein unreiferer Mann fucht gern unreife Gefpiel- 

fchaft. 
Aufgemerkt, wenn du jezo des Kraniches 

Stimme gehöret, 
Der aus hohem Gewölk lein juhriges Lied her*- 

abtönt ; 
Zum Saatpflügen ermahnt dich der Ruf, und 

regnichten Winter 4^^ 

Meldet er an, und betrübet das Herz Itierman- 

gelliden Männern. 



H A U S L £ U H L Dir 4^ 

WoM dann futteriB du krummliörnige Stier' in 

j^ der Wohnung. 

Denn felir leicht iü geredet dps Wort < Gieb 

Stiere zur Laltfuhr ! 
Lf^icht ift aber dagegen gefagt : Selbft brauch* ich 

die Stiere ! 
Spricht doch mancher, der reich fich inrUhnt; Mir 

füg' ich die Laßfuhr ; 455 
Thor) und bedenkt nicht eiiunal die hundert 

Hölzer der Laftf uhr : 
Die man zuvor rechtfchalTeu beforgt, und im 

Haufe zurücklegt. 
Wenn nun den Af eufchen zueritulas Gefch'äft 

annahte des Saatpflugs; 
Jezo hinaus dringt alle , zugleith mit den Kuech- 

ien du felber, 
Trocken und feucht zu beltell^n das Land, in den 

Tagen der Saatzeit, 460 

Ganz in det Früh* anftrebeud v'^daf* yoU d|ir wer- 
den dieÄcker« 
Brechen im Lenz , und im' Sommer erneun, mis- 

; lohnet dir niemals. 

Aber die Brache befät, yineil leicht noch hänget 

das Brdreicht 



ä 



44 ^ HAUSLEKfie-Ift 

Brache verfcheucht Landplagen 9 und (Unftiget 

hold die Kindlein. 

Fleh* auch dem unteren Zeus mit Gebet 9 und der 

reinen Demeter, 4^ 

Dafs in Gedeihn anfchw^Ue der heilige Kern d^r 

Demeter , 

Gleich wenn zuerit du die Saat anlieblt, und das 

Ende der Sterze 

Nimft in die Hand, auf die Rücken def Stie^* ausi 

itreckend den Stachel, 

Während die Kiemen am Joch hinsiehn. Ein klei" 

nerer Bub' auch 

Folge, den Keiß in der H^d^ dafs er Mühfal 

fchalF^ den Vögeln, l^jö 

Durch Einhüllung der Saat. Denn wohl anord- 
nen iß heilfam 

Jedem Werblichen Mani^e ; doch fchlccht anord- 
nen \Sff heillos. 

So wird Üppiges Wuchfes die Jihr' einit nicken 

zur Erd' hin, 

Wenn dir guten Erfolg der Olympier felbev 

gewähret; 

Dann den Gefcl^irren eutfegft du die Spinnweb'; 

und dir, verkUnd* ich 47^ 



JFl A. U 8 L E II n £ M. . 4^ 

FröHliclikeii; wann du im Häuf aiißsählit den 

gefegneten Vorrath. 
FielUicIi zum fchiznmernden Lenze gelangeft du ; 

hie auch zu andern 
Scliaueft du liin ; dein harret ein anderer Mann 

in Bfedr'dngnis. 
Wenn um die Winterwende die heilige Flur 

du beftelleft; 
Sizend rollbrihgft du die £rnt% in der Hand fehr 

weniges faflend y /ßo 

Krumm einbindiend und fchief ^ ein beft'äubetery 

nicht in befeligt ; 
H^iäi dann trägft du im Eorb% und nicht Ttehn 

viele bewundernd. 
Zwar zu linderer Zeit hat anderen Sinn der 

Kronide ; 
Aber fch-v^er wiifd folcher erkannt von ftei^bli- 

cheh Männern. 
Doch fo du fp"ät faatpilügcft, vielleicht bringt 

diefes dir Heilung, /ß5 

Wanh dir zuerft kukukt aus fproffender Eiche 

der Kukuky 
JDaCb fich freuet der Menfch in der Erd* uner- 

mefsllchen K'dumen ; 



r 



/ 



6 11 A ü S L E H » E W* 



Dann yvohl regnet von Zeus dreitligigcr tlegch 

in eins fort. 
Der nicht über die Spur des Stier hufs wächfty 

noch darunter: 
So kann noch einholen den früherten SHer der 

Spätling. 490 

Wohl im Herzen bewahr' ein jegliches ; nicht 

unbemerkt fei^ 
Weder der heitere Lenz im Entftehn , üöch 

Regengewitter. 
Geh* auch die w'lrmende Volksherberg* und die 

Effe des Schmiedes 
Kafch im Winter vorbei, wann ftarreade Kalte 

die Männer 
Einfchliefst ; dann auch mehrt unläffige Hand 

die Befizung: ^g5 

Dafs HUlflo^gkeit nicht und Armut fchrecklich 

im Winter 
Nahn, und mit hiagerer Hand die gefchWoUenen 

Füfse du drück eft. 
Manch unthatiget Mann , nm* nichtige Hofnung 

erharrend, 
Hat, fein Leben 2ü friften , das Herz zum Böfen 

gewendet. 



IIauslehhen. 47 

Nicht heilbringende Hofnung ift Tröfterin dürf- 
tiger Männer, 5od 

Welche die Nahrungsforg' in der Volksherberge 

verträumen. 

Gieb den Knechten die Lehr* im noch rollzeiti* 

gen Sommers 

Nicht wird ewig der Sommer beftehn ; auf, Hüt- 
ten gebauet I 
Doch den len'aifchen Mond, den verderblichen 

IlUuber der Stierhaut, 

Diefen vermeide du wohl , und das Glatteis , das 

die Ge£lde 5o5 

Deckt, vor des Boreas Hauche, mit harthin- 

ftreckender Falfchheit. 

burch röfsnohrende Fluren der Thrakier ftUrmt 

in die Meerflut 

Jener, und wUhlt lie empor; es erharfcht dann 

Acker und Waldung. 

Viel hochbufchichte Eichen umher, und ftUm- 

mige Tannen, 

Streckt er im Thal des Gebirgs auf die nahrung- 

fproffende Erde, 5io 

Kömtn^ad in Wut; rings Taufet die endlos wim- 
melnde Waldüng. 



f 



^ Hauslehren. 

Sthaudemd flielin auch die Thiattf die Scliw'änz' 

an die B'äuclie gefcliinieget ; 
Selbft die mit 2ottigein Balge bekleideten; diefen 

fogar auch 
WeLt er ^ der kalte y hindurch ^ wi^ dicht auch 

^ die Brüfte gedeckt find. 

Auch dem Stiere die Haut durchdringet er ^ und 

he befchüzt nicht. 5i5 

Auch langhaarige Ziegen durchwehet er ; nicht 

fo die Schafe 9 
Weil ausdaurendes Vliefs rings einhüllt) nicht 

fie durchwehet 
Boreas 9 wild wie er tobe ; den Greis felbft macht 

er zum Läufer^ 
Auch durchwehet er nicht zartblühende Glieder 

der Jungfrau 9 
\'\''clche daheim im Gemache verweilt bei der 

trauteiten Mutter 9 620 

Noch ungereizt von den Gaben der goldenen 

Afrodite : 
Dort nach erfrifchendem Bade mit fchmeidigem 

Öle gefalbet, 
Fiiilit ihr zärtlicher Leib in behaglicher Kammer 

die Nacht durch , 



H A U S X. E H R E N. 49 

Bei hartwinterndem Sturm ; wattil der Mecrpo* 

lyp ficli den Fufs nagt. 
Im glutlofeii Gemach, wo das trautige Leben er 

führet. 025 

Denn nicht zeigt ihm die Sonne ^ Ach irgendwo 

Weide zu liafchen; 
Sondern längs dem Gebiete der dunkelfarbigen 

M'^nner 
Wendet Re fich, dafs fp'ätet dem Volk der Hei» 

lenen es taget. 
Alle fodahn, die gehörnt und hornlos Wohnen 

in Wäldern , 
Klappen die Zahn* unmutig, und rings durch die 

Krümmen des Eichthals 55o 
Fliehn üe umher; denn alle lind nur um das 

Eine bekümmert. 
Die im verwachfenen Bufch ausfpähn ein fcliir- 

mendes Obdach, 
Und im gehöhleten Fels. Gleich find auch die 

Menfchen dem Dreifufs , 
Dem fich der Rücken verbog, und das Haupt 

zum Boden herabfchaut: 
Gleich ihm wandeln ße dann , der fchimmernden 

Flocke fich bergend. 555 

4. 



r 



5o HAUSLEHREn« 

Je/t uinbiüle den Leib init Gewaud dii') wie ich 

ermaline » 
Mit weicli wolligem Mantel , und langausreiclien* 

dem Leibrock. 
Dünnerem Aufzug füge den grobgefponnenen 

Einfcblag ; 
Hiermit kleide dich wohl 9 dafs mcht die Haare 

dir fchaudern, 
Oder gelträubt aufüarren, empor am Leibe lieh 

hebend. 640 

Dann um die FUfs* auch Solen des (tark erfchla- 

genen Stieres 
Binde dir wohlgefügt, mit Filz inwendig ße 

fütternd. 
Auch von Erltlingsböcklein I fobald yoUzeitig 

der Froft kommt, 
Nahe dir Felle zufammen mit Stierdrat , dafs um 

die Schulter 
Du fie wcrfß, dem Regen zur Wehr; und über 

das Haupt dir 645 

Seze geformeten Fil^, dafs nicht die Ohren dir 

triefen. 
Denn kalt ift frühmorgens die Luft, Wenn üch 

Boreas herftürxt. 



HAUSLEKnEN* 5l 

Früh ilt über die Erde vom Stemgew51be des 

Himmels 

Weizenernährender Dunft auf der Mächtigen 

Äcker gebreitet: 

Welcher gemach aufzieht aus unverfiegenden 

Strömen, 65o 

Dann, hoch über die Erd' im wirbelnden Win* 

de gehoben. 

Bald fich in Regen ergiefst am Abende , bald auch 

daher ftUrmt , 

Wann mit dickem Gew^ölke der thrakifche Bo- 

reas tummelt. 

Dem zu entgehn, thu eilig dein Werk, und 

kehr* in die Wohnung, 

Dafs nicht etwa vom Himmel ein fchwarzes Ge- 
wölk dich umhülle, 555 

Und dir ganz durchneze den Leib und die trie- 
fenden Kleider. 

Meide demnach forgfam ; denn der fchädlichfie 

Wiiltermonat 

Waltet anjezt, fo fchädlich dem Vieh, als fchäd- 

lieh den Menfchen. 

Dann fei die Hälfte dem Rind', und dem Mann 

noch etwas darüber» 



/ 



52 H A U S L £ H A £ M. 

Tägliclier KoH i denn die Lange der labenden 

NUclite vergütet. " 56o 

Hierauf Wende Bedacht ^ in des Jahrs umkreifen* 

dem Wandel, 
. Auszugleichen die Nacht und den Tag> bis wie« 

der die grofse 
Allernahrerin £rde Gewachf * auf Gewachfe her- 

irorbringt. 
Wann , iiach des Helios Wende f den fechzig« 

ften jeto der Tage 
Zeus mit winterndem l^roft voUeiidete; da^n 

wird Arkturos , 065 

Aus der heiligen Flut des Okeanos wieder fich 

hebend , 
In vollftraleildem GJaiiz« zuerlt aufgehen des 

Abendsi 
Nach ihm kommt früh girrend Pandions Tochter, 

die Schwalbe I 
Wieder den Menfchen ans Licht, wann neu an- 
hebet der Früliling:. 
Eil* ihr zuvor, ündfchneitle die Rebe dir; denn 

fo gebührt es» 570 

Wann HaustrUgerin nun von der Erd' auf dit 

PHänzlinge klimmet. 




Hauslehren« 53 

Duf ch die PleJAden gefcheuclit; nicht mehr dann 

grabe den Rebhain ; 

Sondern die mähende Sichel gefchärft , und die 

' Knechte befchleunigt. 

Aber die fchattigen Sis^e geHohn , und den Mor- 

genfchluminer ^ . 

Jezt in der ]^ntezeit, wann Helios dörret die 

Glieder. ' 5j5 

Nun gUts enifig zu fein, und die Frucht nach 

Haufe zu führen, 

Früh mit deni Tag' aufRehend, damit dir Nah- 
rung genug fei, 

Morgenitund' hat wahrlich der Tagsarbeiteu ein 

Drittheil ; 

Morgenftunde gewinnt dir am Weg*, und ge- 
winnt dir an Arbeit; 

Morgenftunde , die viele der Sterblichen ruft zu 

der Wandrung, 58o 

Wenn fie erfcheint , und vielen der Stier* aufle- 
get die Joche, 
Drauf wann jezo die Diftrl erbhiht, und die 

tönende Grille, 
Sizend im Laube des Baums die fchwirrend« 

Stimme dahergiefst , 



/ 



54 HAVSLSKAVIf« 

Raftlos unter den Scliwingen, zur Zeit des ge- 

fchäftigen Sommers; 
Dann ift fett von der Weide die Geis > dann edel 

der Weiiurunk; 585 

Dann find üppig die Weiber zur Luft, und die 

M'änner enthaltfam: 
Denn des Seirios Glut hat Haupt und Knice 

gedörret , 
Und hin welket der Leib , der verfengete. Auf 

denn, anjezo 
Sei byblinifcher Wein und luftiger Schatten des 

Felfens ^ 
Milchgebackenes auch , und Ralim der gefonder- 

ten Melkgeis , 5f)o 

Fleifch der dem Stier' unreifen , mit Laube ge* 

nähreten Starke, 
Fleifch auch TOm Erltling der Zieg* ; und dazu 

rothfunkelnden Feltwein 
Trinke 9 gefezt in dem Schatten, das Herz mit 

Speife gefättigt, 
Gegen den relneden Hauch des Zef} ros -wendend 

das Antliz y 
Und des entfprudelnden Quells unvcrficgeude , 

klare GewälTer; f}(j5 



Havslehren. 65 

f 

i 

Dann drei GiilTe der Flut, und den vierten des 

Weins dir gcfchöpfet. 

Aber den Knechten gebeut, den heiligen Kern 

der Demeter 

Umzuwälzen, fobald machtvoll aufitralet Ori- 
on , 

Am frifchwehcnden Ort , auf hartgerollcter 

Tenne. 

Wohl dann in FälTer verw^ahrt das gemoflene. 

Jezo nachdem du 600 

Jeglichen Lebensbedarf zur Geniig* eiuiiahmlt in 

die Wohnung ; 

Mietling und Lohnmagd auch , ihn hauslos aber, 

he kindlos , 

Suche dir, hörelt du Rath; nicht taugt die um- 
kälberte Lohnmagd. 

Auch fcliarfzahnige Hunde • gepflegt ; nicht fpare 

des Brotes : 

Dafs dir kein TagfchlUfer einmal die Befizuiig 

enfwende. 6o5 

Heu dann ti'ag' in das Schauer und Abfall : bis 

. du genug halt, 

Rind und Mäuler ein Jahr zu beköttigen. Aber 

aujezo 



if 



56 Hauslekhen. 

Lafs dem Geßnd' ausruhen -die Knie*, und fpan- 

ne die Stier' aus« 
Wann Orion nunmehr und Seirios mitten 

zum Himmel 
Aiifiteigt) und den Arktur anfchaut di<^ roüge 

Eos ; 610 

Izt dir ) Perfes y gepflückt die fämtlichen Trau- 
ben , und heimwärts ! 
Dann zehn Tag* und Nacht* an Helios Stral fie 

gebreitet, 
fünf im Schatten darauf, und am fechften «^e- 

fchöpft in die Fäfler, 
Was Dionyfos gefchenkt, der Befeliger, Ab«? 

fobald nun 
Auch Plejad* und Hyade zugleich mit dem (tar* 

ken Orion 6i5 

Untergehn ; dann mufst du das SaatpAugs wieder 

gedenken ; 
Zeit nun iHs : u^d das Jahr für den Landbau 

wäre geordnet. 
Wenn du jedoch SchilTahrt durch Itürmifchc 

Fluten bcgehreft; 
Siehe, fobald die Plejaden, gefcheucht von dem 

(iarken Oiion, 



HaUSL£HHB9. ^ 

Abw^'ärts EieHn, und fich taucHen in dunkelwo- 
gende Meerflut } 620 
Dann Und aller Ork9n' anTaufend^s Wirbel in 

Aufruhr. 
O dann halte die Schiffe nicht mehr in der fin- 

ßeren Brandung; 
Lieber das Land anbauen , gefalle dir, wie ich 

ermahne, 
^euch an das trockne Geftade das Schiff und be- 

feltige ringsher 
Steine zum Halt, dafs fie wehren der Wut nafs- 

hauchender Winde ; . 626 
^iift' auch den Zapfen des Bauchs » eh Zeus 

Plazregen hineinfault. 
4^6 Ger'äthe der Fahrt leg' hin in deine Be- 

haufung , 
Wohl die Fittige faltend des meerdurchwaud^lu- 

den Schiffes, 
Über den Raoch dann hänge das fchöngezim- 

merte Steuer. 
Ab^r du felblt erw^te die Fahrzeit , bis ffe her- 

annäht. 65o 

Dann seuch nieder das Schif in die Flut 9 und 

fclückliche Ladung 



i 



58 Hauslehaen. 

Lege gerUItet hinein, dafs froh des Gewinnes 

du heimkehrlt: 
Wie mein Vater und deiner vordem , o du thö- 

richter Perfes, 
öfter zu Schif ausfuhr , fich £eifsigend redlicher 

Nahrung : 
Welcher auch hieher kam , da er viel Meerwo- 

gen durchlteurt war, 635 
Aus der äolifchen Kyme geführt vom fchwUrz- 

lichen SchÜTe, 
Nicht anfehnliche Habe, noch Reichthum flie- 
hend und Wohlltand, 
Sondern die bittere Noth , die Zeus aufleget den 

Männern. 
Nahe dem Helikon wohnt* er im traurigen 

Flecken des Elends, 
Askra, wo böf ift derWinter,und fchlechtauch der 

Sommer, und nichts gut. 640 
Du demnach, o Perfes, gedenk* an jegliche 

Arbeit 
Stets in gehöriger Zeit, bei der SchiiTahrt aber 

am meiftcn. 
Lobe das winzige Scliif, in das gröfsere lege 

die I^adiTHg. 



h 



HaU$LXHA£X7« ^9 

Denn je mehr du geladen, je mehr wird Gewinn 

auf Gewinn dich 

Sattigen, fals nur der Wind* unbändiger Hauch 

dich verfchonet. 646 

So. du vielleicht , zum Handel mit eitelem Sinne 

ge'wendet , 

TrachteR der Schuld zu entAiehn , und dem un- 
erfreulichen Hunger; 

Auf, dir zeig* ich die Mafse des weitaufraufchen- 

den Meeres, 

Weder in Steuerkunde gewiziget, weder in 

SchiJBFen. 

Denn nie fuhr ich zu Schif durch offene R'äume 

des Meeres; 65o 

Aufser einmal gen Euböa von Aulis , wo die 

Achaier 

Einit , ausharrend den Sturm , viel Volks aus der 

heiligeu Hellas 

Sammelten, Troja zu dämpfen, das Land hold* 

feiiger Weiber. 

Dorthin einftzu des weifen Amiidamas f eltlichem 

Kampffpiel 

Fuhr ich gen Chalkis zugleich; denn viele ver- 
kündete Preife 655 



# 



6o HavsX'Xhask« 

Hatten die Söhne geftellt , die mutigen. . Dort 

nun, behaupt' ich. 

Trug, des Gefangs Oblieger, ich felbit den ge- 
henkelten Dreifufs: 

Den ich darauf darbrachte den helikonifch^n 

Mufen, 

Dort wo jene zuerlt mich gewürdiget helles Ge* 

fanges. 

So weit hab' ich Erfahrung der yielgenagelteu 

Schiffe. 660 

Dennoch meld* ich dir Zeus, des Ägiserfchütte- 

rers, Kathfchlufs; 

Denn mir lehrten die Mufen uniterblichen Ton 

des Gefanges. 
Fünfzig Tage hindurch nach des Helios Som- 
merwende | 

Da zu dem £nd* ausgehet der arbeitfelige Som- 
mer, 

Währet die Fahrt voUzeitig den Sterblichen. 

Weder ein Schif dann 665 

Mag dir zerfchellen das Meer, noch im Sturm 

hinraffen die Männer ; 

Will nicht etwa mit Fleifs der Erderfchüttrer 

Pofeidon, 



« Hauslehrcn. *6) 

Oder Zeus iie rertiigen , der Ewigen Ober- 
gebieter. 

Jener ja ift die Vollendung des Guten zugleich 

ttnd des Böfen. 

Dann üt rein und entfchieden die Luft \ fanf t wal- 
let die MeerHuty 670 

Ohne Gefahr. Nun rillte das Schif, und den Win- 
den vertrauend. 

Zieh' eft hinab in die Flut 9 und forgfam ordne 

die Ladung. 

Aber geeilt » dafs du fchleunig anriick nach Haufe 

gelangeft ; ^ 

Nicht erft Wein Ton der Kelter und herbdlichen 

Begen erwartet, 

Üiid anwintemden Sturm , und fchreclüiche 

Hauche des Notos: 676 

Welcher das Meer aufwühlet , mit Zeus Plazre- 

gen vereinbart, 

•Herbftlichem Wölkenergufs , und fürchterlich 

machet die Meerfliit. 
Noch ifi andere Fahrt den Sterblichen offen 

im Frühling» 

Wann anjezo zuer(t, fo weit die wandelnde 

KrXhe 



# 



02 Hauslehren» 

Einti-it, eben fo weit ficli dem Anblick zeigen 

die Blätter 680 

Oben im Feigenbaum ; dann ift zugUnglich die 

Meerbahn. 
60 im Frülilinge beut ficb die Schiffahrt. Selber 

fiirwahr nicht 
Gab* ich ihr Lob ; denn G.e diinkt nicht meinem 

Sinne gefällig, 
Schleunig geraft: fchwer fiiehft du die Schreck- 

nifle ! Aber fogar das 
P£egen die Mannet zu thun , mit Unverltande des 

Geiltes. 635 

Habe ja gilt für Seele den ungliickfeligen Men- 

fchen. 
Doch ift gr'afslich der Tod in den Brandungen. 

Auf, dich ermalm* ich, 
Alles genau zu erwägen im Innerlten, was ich 

dir fage. 
Auch nicht alle Belizung in räumige Schi£Fe ge- 
leget; 
Mehreres lafs du daheim , und das mindere wag' 

in den Handel. 690 

Schlimm ja » unter] des Meers Aufbrandungen 

Schaden zu treffen : 




U A u s X. £ H A K ir. 63 

Schliinzn aucli ^ wenn du dem Wagen zu mäcliti* 

ge Laßen emporhublt, 
Dafa er die Axe zerbrach y und in ^V^^t umrollte 

die Ladung. 
Mala in allem bewahrt ; Vollzeit ift belTer , denn 

Unzeit. 
Büt du an Alter gereift , auch ein Ehwcib 

fuhr' in die Wohnung: 696 
Du der weder zu weit vom dreifsiglten Jahre 

zurückbleibt y 
Noch zu weit es verliefs : dann ift dir die befte 

Vermählung. 
Aber das Weib fei eutbliiht vier Jahr*, Und im 

fünften verehlicht. 
Wähle £e Jungfrau noch, dafs du rechtliche 

Sitten ihr lehrelt. 
Doch vor allen erwähl' ein nahe dir wohnendes 

Mägdlein , 700 

Ringsher fchauend mit Fleifs, dafs nicht froh- 
locke der Nachbar. 
Traun kein edleres Gut 9 denn ein Weib, erbeutet 

ein Mann ßch, 
Jft üe fromm; doch die h'ö£* üt weit unholder, 

denn etwas : 



i 



"4 Hauslehren. 

Jene Genoilin der Schmaiife, die felbfi den ge- 

"Waltigfien Mann -wolil 
Aiisfengty wie mit dem Brand*, und grauendes 

Haar ihm befdileunigt. 706 
Wohl auch bewahre die Scheu vor der Obhut 

feiiger Götter. 
Nicht gleich werde der Freund wie der leibliche 

Brudet geachtet. 
Doch Wctin du einen erkohrft , dann nimmer zu- 

erft ihn beleidigt^ 
Gleit' auch nimmer ein Lug von der Zunge dir» 

Aber beginnft du, 
Ihm mit Worten das Herz zu beläftigen , oder mit 

Thaten; 710 

Z^viefach dann ihm zu bUfsen, gedenke du. 

Wenn er zuerft nun 
Wieder zur Freundfchaft kehrt, und Erfaz an- 
bietet, wie recht ift; 
Nim ihn auf. Weh jedem, der andere Freunde 

nach andern 
Immer erwählt! Nur lafs dir das Herz nicht lei- 
ten den Anfchein. 
Meide zu fehr gaftfreundlicli , wie ungaR- 

freundlich , zu heifsen ; 716 




Hauslehrbn. ^^65 

Weder des Böfen Genofs, noch des Edelen nei- 

difclier Tadler. 
Armut y acli die betrübte , die licrzannagende 

Armut 
Wolle du nie vorwerfen, die Gab* unfterblicher 

Götter. 
Traun, ein herlicher ScLaz, den die Zung' hat 

unter den Menfclien, 
Wenn fiefpart; und grofs die Gefctlligkeit , geht 

lie in Zcitniafs. 720 

Haft du "Was fchlimmes gefagt, bald felblt noch 

fchlimmeres hörit du. 
Kein galtreiches Gelag lehn* ab mit mürrifchem 

Starrfmu ; 
Mehr der G ef Ulli gif eit hat ein Gemeinfehmaus, 

minder des Aufwands. 
Niemals fpreng' in der Frühe dem Zeus roth- 
1 funkelndes Weines 

Mit ungewafiphener Hand, noch anderen ewigen 

Göttern ; 726 

Denn nicht hören he dann, fie verfchmähn un- 
willig den Anruf. 
Nicht 7.UY Sonne ge\vandt, entlade dich ßehend 

des Trankes. 



ä 



66 Hauslehh£N4 

Aber nachdem fie gefuiiken^ eiinilte dich, bis 

211 dem Aufgang» 
Dafs du es weder im Wege, noch abwärts ge- 
hend, veriibeft. 
Noch des Gewandes entblöfst ; deiln die Nacht ift 

heilig den Göttern. ySo 

Sizend pflegt es ein Mann , der die Gottheit ehrt 

und Verftand hat, 
Oder zur Wand hintretend des feftumhegeten 

Vorhofs. 
Nicht , wenn den Leib dir befleckte die Maunheit, 

zeig* in der Wohnung 
Frech dem Heerde die Blöfse , dem heiligen ; 

fonderrt fei fchamhaft. 
Nicht vom Träuergetön der Begräbnisfeier gje*- 

kehret , 755 

Wecke dem Weibe Gefehl echt, nein von der Ün- 

fterblichen Feftmahl. 
Niemals darf durch der Ström* unver liegende 

lautere Wafler 
Waten dein Fufs, eh fchauend zur hcrlichert 

Fltit du gebetet. 
Rein erft wafchend die HUnd' in der fchöuon 

kryftajlenen Welle. 




Hauslbhhbn. 67 

Welcher den 8trozn durchwandelt, die Hand nicht 

rpiilend vor Bosheit, 740 
Den trift göttlicher Zorn , und feiidet ihm Leid 

in der Zukunft. 
Nicht am feftlichen Mahle der Ewigen TolKt du 

dem Fiinfaß: 
Trockenes fchneiden vom Griinen mit blinkender 

SchUrfe des Eifens. 
Niemals lege des Schenken Gefäfs hin über den 

Mifchkrug , 
Weil man trinkt; denn es fteht unglückliches 

Loos dir geordnet. 745 

Niemals lafs ungegl'ättet die neuerrichtete Woh- 
nung , 
Dafs nicht ßzend darauf ihr GefchwHz herkr*dch- 

ze die Krähe. 
Niemals fchöpfe du dir vom ungeweiheten Koch- 

heerd » 
Weder Speife noch Bad; auch lüerauf folget die 

Strafe. 
Nicht unbeweglichem Size vertraue du , denn es 

geziemt nichts 760 

Ein zWölftägiges Kind ; das macht unmUnnliche 

Männer ; 



ti3 H A U S L E H R E N. 



Audi zTrölfmonatlicli keines , da dies aucli glei- 
chen Erfolg liat. 
Niemals reinige ficli im weiblichen Bade die 

Glieder 
Irgend ein Mann; denn in kurzem und rürchter- 

lieh folget auch hierauf 
Nachweh. Nie, zu dem Opfer des Braudaltares 

gelangend, 7^5 

Spotte verdeckter Gebräuche ; denn das auch 

ahndet die Gottheit. 
Kiemais vorn in die Watte des meerabrollenden 

Stromes , 
Niemals auch in die Quelle geharnt; fehr meide 

du folches ; 
Nicht mit dem Koth auch gefch'ändet; denn das 

bringt nimmer dir Vortheil, 
Alfo zu tliun ; drum meide die fchreckliche Sage 

des Volkes. 760 

Denn die Sflg;* ift böfe fürwahr: leicht hebet fie 

jemand 
Ohne Bemühn ; fchwer trügt er fodann , und 

leget lie kaum ab. 
Süge vergeht nie ganz, die verbreitete, Welche 

der Völker 



HAUSLEHHXiN'. ^'ij 

Redende Lippen unifcliwebt; denn fie ift uu- 

(terbliclie Götiiiu 

III. 

Aber die Tage von Zeus bemerke dir , wohl 

nach der Ordiiiingy yG'} 

Uud gieb Ratli dem Gefiiide. Den Dreifsigrtcu 

achte den beltcii, 
Nachzufehn das GefchUi't , und befchicdene Koft 

zu veriheiJen ; 
Wenn ja den endenden Mond nach der Wahrheit 

feiten die Völker. 
Denn dies find die Tage von Zeus> dem wal- 
tenden König. 
Erft Neumond 9 und der viert*, und der fiebenie 

heilige Tag dann: 770 

Da einft Leto gebar den Goldfcliwcrttr'äoer 

ApoUon. 
Terner der acht* und der neunte find zween vor- 

Itrebende Tage 
Im anwachfendcn Mond*, ein M'iuner£,efch'äft zu 

beit eilen. 
Auch der eilfte fodann, und der zwölft* auch, 

b<:ide find gliicLIic!i: 



4 



70 Haitsli^hre^. 

Der zu der Sc]iur, und jener aum Mäl^n mut- 

labender Feldfrucht, 776 
Aber der zwölfte gewährt , noch mehr denn der 

eilfte, dir Wohlfahrt. 
Denn nun zieht ihr Gefpinnlt die luf tdurchfchwe- 

bende Spinne > 
Am vollfcheinenden Tage 9 da Yorrath fammelt 

die Ameis. 
Nun auch fpann* ihr Gewebe das Weib, und 

lege das Werk an. 
Im fortwandelnden Mond' ilt d^r direizehnt' 

immer bedenklich, 780 

Anzufangen die Saat; doqh ipflänzling^ nährt er 

mit Wachsthund. 
Aber der fechft* in der Mitt* ift feHr un- 
freundlich dem Pflanzer ; 
Gut als Knabenerzeuger ; doch unwiUfährig den 

Mägdlein , 
Gleich fchon bei der Geburt, und glückliche^ 

Ehe zu treffen. 
Auch der fechite zuvor üt nicht zur Mädchen* 

erzeugung 786 

Förderlich ; aber zu fchneidcn der Zieg' und dem 

Schafe die Böcklein ; 



Ha US L «IHREN« 71 

Auch dafs wir Hirtengelieg' umlierzichn ^ maliiiec 

der Tag an: 
GUnXtig dem Knabengefchlecht ; gern redet es 

fclineidcnde Kränkung» 
Sanft einnehmende Wort*, und Lug, und ver» 

Itolilnes GelUndel. 
Dann am achten < des Monds den brüllenden 

Stier und den Eber 790 

4''riih. entmannt, und am zwölften das arbeitfeli- 

ge Maultliier. 
Doch an der zwanziger gröfstem entkeimt in 

der FiiJle des Tages 
Ein idelkundiger Manu mit tief ausforfchendem 

Scharflinn. 
RüfUge Knaben gewUhret der zehnt% und de^ 

folgende vierte 
Miigdlein* Jezo dir Schaf*, und fchwerhiuwan- 

dclndes Hornvieh, 79^ 

Auch fcharfzahnige Hund*, und arbeitduldcnde 

Mäuler, 

» 

WohlgezUhmt, anlegend die Hand. Doch bedacht- 

fames Herzens 
Meide den vierten des Monds , wenn er eintiit, 

oder hinausgeht. 



■r 



Hauslehre.n. 



\ 



Gram zu n'ähien im Gcift; denn ein fehr voll- 
kommener Tag iits. 

Auch am vierten des Mondes ein Weib in die 

Wohnung gefiihret, 800 

Haft du die Vögel erforfcht, die Heil dem Ge- 

fch*äf*e verkünden. 
Aber die fünften gefcheut; lehr fürchterlich 

find fie und graunvoll. 

Denn manfagt^ dafs am fünften umher dieErin- 

nyen "wandeln, 

R'ächend den Eid, den gebar zum Verderb Mein- 
eidigen Eris. 
Drauf am fiebenten w^ieder ift leuchtende- 

Sonnenklarheit. 8o5 

Am fiebzehenten drauf den heiligen Kern der 

» 

Demeter 
Mit umfchauender Sorg* auf die hartgeroUete 

Tenne 
Hingedeckt. Auch haue der Zimmerer Holz für 

Gemächer, 
Und Schifsb alken in Menge , fo grofs der Schiffe 

Bedarf ift. 
Aber im vierten beginn leichtfchwebende Schiffe 

zu fügen. Bi« 



Dann der neunt'in der Mitt* ift lieilvoll gegen 

den Abend. 

Docli der beginnende neunt* ift ganz unfcliUd- 

Ucli den Menfchen: 

Denn es gedeilin an diefem die Pflanzungen^ und 

die Gebor nen, 

Euab' und Mädchen zugleich ; * nie bringet er 

völliges Unglück, 

Wenige wiiTen jedoch, wie gut der endende 

neunt* ilt, iiiö 

Anzubrechen ein Fafs, und das Joch auf den 

Nacken zu legen, 

Seis fchnellfUfsigen Roflen, und feis Pflugitieren 

und M'iuleru; 

Auch ein berudeites Scliif in die dunkele Woge 

des Meeres 

Rafch vom Strande zu ziehn. Doch wenige nen- 
nen ihn wahrhaft. 
Öfn* am vierten das Fafs. Vor allen der mitt- 
lere fei dir 820 

Heilig gefchäzt. Doch diinket der zwanziger we- 
nigen heilfam, 

Während die Früh* auffteigt; zum Abende neigt 

er lieh fchlechter. 




7f Hau SL EHR BN. 

Dicfe nunmehr find alle den Sterblichen Tage 

des Segens. 
Aber die anderen läppen daher y unbeglückt und 

gefchenklos. 
Den nennt der » den jener mit Lob ; und wenige 

wiflens. 025 

Bald ftiefv'äterlich handelt der Tag» bald vUter- 

lieh "wieder. 
Heil dem gefegneten Manne , dem feiigen , wel* 

eher das alles 
Weifsy und in That ausübt, fchuldlos den un- 

ftcrblichen Göttern» 
Wohl durch Vögel belehrt» und Übertretungen 

meidend l 



Theogonie, 



ODER 



DER GÖTTER UND GÖTTINNEN 

GESCHIiECHT. 



Theogonie, 

ODER 

u vJr Qö tter und Göttinnen 
Gesciilsch T. 



Ixelikonifclien Miifen geweiht, lieb* unfer Gc- 

fang an, 
Die auf dem Helikonbei'ge , dem~ grofsen und 

JieiJigen, walten: 
\Yo fie den dunkelen Quell mit gefdini eidigen 

Füfsen im Reihntanz 
Und den Altar umfcliweben des allmacliifrohen 

Kronion. 
Dort, den blülienden Leib im Parmefosltromc 

gebadet, 
Oder der Hippokren*, und der heiligen Flut 

Olmeios* 



ä 






78 Theooonie. 

Auf der erhabenlten Kuppe des Helikon ordnen 

Re Chorreihn, 

Lieblich und anmutsvoll 9 mit behend* umflie* 

gendem Fufstritt. 

Jezo im Schwung von der Höhe y gehiillt in, £n- 

fteren Nebel y 

Wandeln fie nächtlich herab ^ holdfelige Stim- 
men erhebend» 10 

Feirend den Donnerer Zeus , und die ehrfurcht- 

"Würdige Here > 

Argos Macht y die herlich auf goldenen Solen 

feinhergeht , 

Auch Ats gewaltigen Zeus blauäugige Tochter 

Athene , 

FÄbos Apollon zugleich , und Artemis y froh des 

Gefchoffes f 

Um auch| den Erderfchüttrer , den Landum- 

filirmer Fofeidon, i5 

Themis > in achtbarer Würd*, und Kypria , freu- 
diges Blickes 9 

Hebe zugleich, mit Golde gekränist» und die 

fchöne Dione, 

£os9 und Helios Starke zugleich , und die helle 

Selene , 



Thteogonze. 79 

Leto y lapetos auch , und den unausforfchliclien 

Kronos y 

Erd% und dunkele Nacht, und Okeanos, grofs 

und gewaltig, 20 

Und der Unfierblichen mehr vom heiligen Stam- 
me der Götter. 
Jene lehreten auch dem Hefiodos fchönen Ge* 

fang einft, 

AI« er die Lämmer beforgt* an des heiligen Heli- 
kons Abhang. 

Alfo redeten mich die Göttinnen felber zucrft 

an, 

Sic, die olympifchen Mufen, des Ägiserfchiitte- 

rers Töchter: 25 

Hirten der Flur, unniiz hinträumende, Bäu- 
che nur einzig! 

Wir verftehn viel Falfches, yne Wirklichem 

gleich, zu verkünden; 

Wir verfiehn , wenn wir wollen , auch anzufagen 

die Wahrheit. 
Alfo fprachen die Mufen, des Zeus wohl- 
redende Töchter. 

Und fie Vcrliehn mir den Stab, ein Gefprofs frifch- 

grlinendes Lorbers . 3o 



tf 



8o T H E O C O N I E. 

Brecliend, bewundeningswertli ; und hauchten 

mir fiifsen Gefang ein, 
Göttlichen, dafs ich priefe , was* fein wird , oder 

zuvor war; 
Iliefsen mich dann das Gefchlecht der unfterbli- 

chcn Seligen feiern, 
Ihrer felbft im Beginn und im Ausgang* immer 

gedenkend. 
Abet warum mir gefabelt vom Eichbaum oder 

vom Felfen? 55 

Auf du ! fei von den Mufen der Anfang , wel- 

che dem Vater 
Zeus durch Hymnen erfreun den erhabenen- 

Sinn im Olympos, 
Redend alles, was ift, was fein wird, oder zu- 
vor war, 
Mit einträchtigem Klang : fort ftrömt unermüdet 

der Wohllaut 
Ihrer Kehl' anmutig; es lacht derPalait, wo der 

Vater , 40 

Zeus der Donnerer, wohnt, wie der Göttinnrn 

heller Gefang lieh 
Weit ausgieft; und es hallen die Höhn des be- 

fchneitcn Olympos, 



Theooonib. 8i 

Jed' ein Götterpaltß. Doch fie, mit linfierbliclitr 

Stimme y 
Feiren im Liede zuerlt dts Gefchlecht ehrwürdü« 

ger Götter 
Seit dem Beginn , die die Erde gezeugt und der 

wölbende Himmel y 4^ 

Und) die aus jenen enlfprofst» diefeligen Geber 

des Guten. 
Weiter dtranf den Zens» der Menfchen und 

Ewigen Vater, 
FreiTen &e hoch, anfangend und endigend mit 

dem Gelange^ 
Wie er den Ewigen weit an Gewalt Vorraget 

imd Allmacht« 
Dann auch (Werblicher Menfchen Gefchlecht, und 

ftarker Giganten, 5o 

Machen üe kund, zu erfreun Zeus waltenden 

Sinn im Olympos , 
Sie, die olympifchen Mufen, des AgiserfchUtte- 

rers Töchter. 
Auf der pierifchen Höhe, mit Zeus dem Vater 

vereinigt , 
Zeugte Mnemofyne fie,- die Eleuthers Fluren 

beherfchet : 

6. 



8:^ Thbooonic« 

Troft dem Leide zu fein ^ und Linderung aller 

Betrübnis* 5^ 

Denn neun NäcLte gefeilte fich ikt dßt Ordnet 

der Welt Zeus » 
Von den ünßerblicken fern ihr heiliges Ltger 

besteigend« 
Als nfin endlich das Jahr von den kreifenden 

Hören erfüllt ward. 
Und mit dem wechfelnden Monde üch viel der 

Tage vollendet; 
Trug neun Töchter fie dar, gleichfinnige, ficts 

des Gefanses 60 

Eingedenk, in der Bruft unforgfame Herzen 

bewahrend , 
Wenig vom oberften Gipfel entfernt des be« 

fchneiten Olympos , 
Wo &e der feftlichen Tänze fich freun , und der 

prangenden Wohnung. 
Auch die Chariten dort und Himeros wohnen 

benachbart , 
Froh der Gelag*; und dem Mund' holdfeligc 

Stimmen entfendend, 65 

Singen fie dann , und aller Unfterblichen Bräucli* 

und geweihte 




Theooonih. 89 

Ordnaiigen preifen fio hocH mit melodifcher 

Stinunüii Erhebung« 
Jene nun ftiegen im Jubel des fchönen Gefangi 

zum Olymp 08^ 
IVlit ambrofifcliem Chor; Weit über die donktl« 

Erd* hin 
Tönte das Lied, tind es fchoU det geordneten 

Tritte Gefumpf auf , 70 
Wie zu dem m'ichtigen Vater fie wandelten. 

Diefer im Himmel 
Herfcht^ deii entflämmeten Bliz in der Hand, und 

den hallenden Donner ^ 
Seit er dem Eronos an Macht obfiegete ; wohl 

auch vertheilt' er 
Unter die Ewigen alles zugleich y- und beltimmtt 

die Ehren^ 
Dies nun fangen die Mufen^ olympifche Hau* 

fei bewohnend 9 75 

Neuii aufblühende Töchter des mitchtigen Zeus 

Kronioii i 
Kleio^ Melpomene aüch^ Terpächore dann ^ und 

Thaleia, 
Polyhymriia dami ) und Urania^ famc der Eu* 

terpe i 



m 



Ö4 THEOOOJirK. 

Erato auchy und die edle Kalliope, welche deu 

Schwefiern 
Weit vorragt; denn Re waltet der ehrenvollen 

Gebieter* 80 

Wen mit ehrendem Blicke die freundlichen Toch- 
ter «Kronions 
Bei der Geburt anfchaun , von den gottbefeligteit 

Hcrfchern> 
Dem wird fänft die Zunge mit fiirsem Thaue 

betrUufelt , 
und ihm gleitet wie Honig die Red* hin« Siehe» 

die Völker 
Schauen gefamt auf ihn, der Urtheil fpricht und 

Entfcheidung 85 

ff 

Nach durchgehendem Recht; denn mit Nach- 
druck redet er treffend , 
Und weifs fchnell auch ein grofses Gezänk zu 

yerföhnen mit Klugheit. 
I Barum find Volkspfleger verftandvoU, dafs Re 
\ den Völkern 

: öffentlich vollen Erfaz für Beleidigung fchaffcn 
I und Krank ungy 

Sonder Bemuhn, zuredend mit fanft einnehmen- 
den Worten. go 



Tkjbooon££, 85 

AbfiT duKcbgeht er die Sttdt, wie ein Gott rings 

wird er geehret 

Mit anmutiger 8cheu ; und er ragt in des Vol- 
kes . Verfammlung. 

AUö verieüin die JViufen den Sterbliclien Heilige 

Mitgift« 

Denn durch der MuA^n Gefchenk und des tref- 

fenden Föbos A.pollon 

Sind die Männer des Liedes und Harfengetöns 

auf der Erde ; g5 

Aber durch Zeus Volkspfleger. O Seliger, wel- 
chem die Mufen 

Haldreich nahul wie Hrömet ihm fufs vom 

Munde der Wohllaut! 

Denn wenn einer mit Gram in frifchverwunde- 

tem Herzen 

Starr daAst, und das Leben lieh abhärmt, aber 

ein Sänger 

Treu im Dienite der Mufen die löblichen Thaten 

der Vorwelt lOo 

Preilt im GefangS und die Götter auf feiigen 

Höhn des Olympos ; 

Schnell durchdringt ihn des Leides VergelTenheit, 

keiner Betrübnis 



Jl 



86 Theogosie. 

Denkt er liinfort» ihm lenkte der Göttinnen Gabe 

das Herz um.^^^ 
Heil euch) Kinder des Zeus! gebt lieblicLen 

Ton des GefangesI 
Rühmt nun den heiligen Stamm der unRerbli«« 

chen ewigen Götter, io5 
Welche die Erde gezeugt und der ftemiunleuchr 

tete Himmely 
Auch die dUftere Nacht f und wie viel' aulhährta 

die SalzAut. 
S4gt mir denn , wie Götter zueiit und Erde ge- 

worden. 
Auch die Ström*» und des Meers endlos aufHürT 

mender Abgrund, 
Auch die leuchtenden Stern\ und der weit umr 

wölbende Himmel ; iio 

Und| die aus jenen enttprofst, die ffUgeuGebef 

des Guten, 
Wie ^e d#s Reich £ch getheilt, und göttUchii 

Bhren gefondert, 
Vsii wie «uef ß fie behauptet 4en yielgewundueo 

Olympos. 
Pififl nan meldet mir, Mufen, olympifche HSur 

(er bewohnendi 




Theooomie, 87 

S^it dem Beginn 9 und Taget 9 wie eins von jenen 

zuerit ward. ii5 

Siehe 9 vor allem zuerit wird Chaos 1 aber 

nach diefem 
Ward die gebreitete Erd*, ein daurender Siz den 

gefamten 
Ewigen, welche bewohnen die Höhn des bt- 

fchneiten Olymp 0S9 
Tartaros Graun auch im Schoofse des weitum- 

wanderten Erdreichs, 
Eros zugleich , der, gefchmUckt vor den Ewigen 

allen mit Schönheit, 120 

Sanft auAölend, den Menfchen gefamt und den 

ewigen Göttern 
BHndiget tief im Bufen den Geift und bedachtfa- 

men Rathfchlufs. 
Erebos ward aus dem Chaos, es ward die 

dunkele Nacht auch. 
Dann aus der Nacht ward Äther und Hemer a, 

Göttin des Lichtes, 
Welche Jßa beide gebar von des Erebos trauter 

Empfängnis. 126 

Aber die Erde zuerit erzeugete , ähnlich ihr 

felber , 



M 



88 Theooohis. 

Um den fiernicliten Himmel , dab gaiu car unher 

fie bedeckte» 

Stets unerfchUtterte Veße za fein den feiigen 

Göttern. 

Auch die hohen Gebirge f der Göttinnen liebli- 
che Wohnung, 

Zeugete fie f wo Njmfen durch waldige Krüm- 
men umhergehn. i3o 

Auch das verödete Meer mit (türmender Woge 

gebar fie» 

Ohne befruchtende Liebe , den Pontos ; aber 

nach diefem 

Zeugte der Himmel mit ihr des Okeanos (tru- 
delnden Herfcher, 

Köos auch, und Kreios, lapetos, und Hyper 

rion, 

Theia fodann» und Rheia, Mnemofyne dgnn, 

mit der Themis, i35 

Föjbe die gold gekränzte fodann, und die liebt- 

liche Tcthys. 

Dann erwuchs fiuch der jünglte , der unaus» 

forfclUiche Kronos, 

Eri das fchrecklich(te Kind, dem der blühende 

Vater verhafst war* 




Thsogorib* 89 

Wieder gebar ^ daranf die ungeheuren Ky-* 

klopen^ 
Brontes» und Steropes auch, und Arges, trozi« 

ger Kühnheit, 140 

Welche dem Zeus darboten den Bliz, und fchufen 

den Donner, 
Deren Geitalt war ganz im Übrigen Uhnlich den 

Göttern, 
Aber ein einziges Aug' entfunkelte mitten der 

Stirne ; 
Auch ihr Name bezeugt Rund'äugige, Weil den 

Kyklopen 
Rund ein einziges Aug' an der mächtigen Stirne 

hervorfchien; 14^ 

Doch war Kraft und Gewalt und Erfindungsgabe / 

zur Arbeit. 
Andere wufden anno oh von Erd' und Himmel 

gezeuget. 
Drei grofsmMchtige Söhn* und gewaltige, graui- 

lieh zu nennen: 
Kottos , uiid Gyges zugleich , und firiareps , Itol« 

ze Gebrüder. 
Hundert Riefenarm' ent^irebeten ihren Schul- 
tern i5o 



4 



9^ Theooohie. 

UngefchlAchtt und fun£sig entfezHclie Häupter 

«uf jedem 
Wuchfen dther von der Schulter , bei ungeheue» 

ren Gliedern; 
Grofs war aber die Kraft bei der grofsea Geltali^ 

und unnahbar* 
Jene 9 fo viel ^cn G'äa und Uranos wurden 

erzeuget y 
Waren der fohrecldichiten Art, und verhaust dem 

eigenen Vater, i55 

Seit dem Beginn ; und wie eines davon nur eben 

Worging, 
Barg fie alle hinweg, und liefs fie nimmer an 

Tagslichty 
Dort im Winkel des Lands ; denn es freute lieh 

fchädlicher Unthat 
Uranos. Doch es erfeufzt' im Innersten G'äa die 

Bieün, 
Schwer beUemmt ; und zum Trug' erüann fie ver<r 

derbUche Arglilt. 160 

Schnell, nachdem fie bereitet den Stof graufchim« 

merndes Demants, 
Schuf fie die m'ilchtige Hipp', und gab den Er- 
zeugten Belehrung. 



Thxooowib. 91 

Mttt einzedend begann ße y das Herz voll gvofser 

Betrübnis : 
Kinder von mir und dem Vater, dem Frevelet» 

wolltet ihr jezo 
Folgfam fein, wir Itr alten an euerem Vater die 

fchnöden i65 

KrHnkungeu; deun er zuerft verübele Tliaten 

des Unfugs. 
7^ne fpraolit ; doch fie alle durchdrang Furcht ; 

keiner von ihnen 
Kedete, Mut nun fafste der unausforfchliche 

Kronos , 
Und er fagte darauf der achtbaren Mutter die 

Antwort : 
Mutter 9 ich felbit wohl möcht' einwilligend 

jezo vollenden 170 

Diefe Thut ; mir ift j^ der übelnamige Va- 
ter 
Widerlich ; denn er zuerlt verübete Thaten des 

Unfugs. 
AUo der Sohja; und innig • ei^reute ßch GIU 

die Riefin. 
Ihn nun barg £0 iin Halte verfteckt, imd fügt* 

in die Hfuid ihm 



I 



9^ Tk£OOOMI£. 

Die fcliar£Ealuuge Hipp*| und ordnete allen He- 

ttug an. 17Ö 

Jezt herlülirend die Nacht kam Uranos y und uni 

die Gäa 
Breitet' er liebend üch aus, voll Lüiternheit 

übergedehnety 
Ringslier. Aber es fulir aus dem Halte der Sohn 

mit der Linken 
Aufwärts I und mit der Rechten ergrif er die 

mächtige Hippe, 
Lang und fcharfgezahnty und die Scham des 

eigenen Vaters lÖo 

Mjlhet'er fchleunig hin-weg, und zurück die ge- 

fchwungene warf er 
Hinter üch. Jene nunmehr floh nicht aus der 

Hand ihm vergebens ; 
Denn fo viel auch Tropfen entriefelten purpur-^ 

nes Blutes, 
All* empfing &e die Erd* ; und in rollender Jahre 

Vollendung 
y Wuchfen Erinnyen gräfslich hervor, und grofse 

Giganten, i85 

Hell von WaEien umblinkt, lan^ragende Speer* 

, in den Händen, 




Thbooorib. 95 

Auch die mm melifcke Nymfen betitint im nn* 

endlichen Weltraum. 
Aber die Schttn ^ wie er folche , iobald iie ent» 

mähet der Demant^ 
Nieder warf bei Epeiros ^um weitaufwogenden 

Abgrund, 
Alfo wallte Re lange das Meer durch. Weifs dann 

erhub fich 190 

Schaum dem unfterblichen Leib ringsum, in wel* 

chem ein IVTägdlein 
Aufwuchs. ■ Siehe, zuerß dem heiligen Lande 

Kythera 
Nahte &ef dorther dann der meemmfloflienen 

Kypros. 
Jezo entßieg die fchöne , die herliche Göttin ; da 

Kr'ättter 
Unter dem niedlichen Fufs Re umblUheten. 

Doch Afrodite 196 

Nennen fie Götter fowohl als Sterbliche | weil 

fie aus Meerfchaum 
Aufwuchs ; und Kythereia , dieweil bei Kythera 

fie antrieb. 
Eros .begleitete Ref auch Himeros folgte , der 

fchöne. 



i 



94 Theoooitiü. 

AI« Hey die Neügeborne» zur Sclitar der Unfterb- 

lichen liinging. 
Docli dies Vvard Tom Beginn ihr Ehx'enamt und 

gelooltes 200 

Andieil unter den Menfchen und ewigwaltetiden 

Göttern : 
Jung&äunliaftes Gekof, anläcHelnddr Blick > Und 

Beihörungy 
Auch holdrelige Luft, Liebreiz»' und fchmei- 

chelnde Anmut. 
Jen* ist nannte Titanen mit (trafcndem Namen 

der Yater 
Uranos y gegen die Kinder entbrannt», di^ er fei- 

ber gezeuget; 2o5 

Denn er f^rach^ ausftteckend die Hand in freve- 

lem Leichtfinn 
Hätten iie Grofdes rerübt| dem einit nächfolgte 

die Ahndung« 
Kiudefr der Nacht find das graufe Gefehick» und 

die dunkele Ker auch» 
Samt dem Tod% und dem Schlaf» und dem [ckwix^ 

nienden Volke der Träume ; 
Keinem gefeilt in Liebe gebar fie die liniterd 

Göttin. 210 



TuEOooivzk. 95 

Weiter den Momos darauf, und die baxt anfeck- 

tende Mülifal, 
Hesperiden zugleick» jenfeic der Okeanosftrö« 

mting) 
Die Gold'ipfel bewachen, und Goldfrucbt tra« 

gende BUume;]^ 
Aucli die FSnen gebar ße, die graufam Itrafen- 

den Keren, 
Welcbo) der Menichen und Götter Vergebungen 

Itrenge verfolgend^ Sli5 

Nie, die Gottinnen! ritbn rem fchrecklicben 

Grimme des Zornes, 
Bit ^t verderbUebe Racli' an jedem geübt, der 

gefiindigt. 
Je^o die Nemefis auch,. den fterblicbenMenfcbeu 

zum Unheil, 
Zeugte die Nacht; hierauf den Betrug und die 

Liebe gebar Iie, 
Auch unfeliges Alter, j^und hart antingende Zwie» 

traeht. . 220 

Eria^ der Z-vtietraclit Göttin, gebir mUhfelige 

Arbeit 9 
Auch VergelTenheitt Hunger sugleiöh, und thro- 
nende Schwermut, 



9^ Thbooovie. 

Xriegesfahlaohty und Gefecht ^ ancL Mord 9 und 

M'ännenrertilgung , 
Hader, und tenfcliende WoTt% und Gegenworte 

des Eifers y 
Ungefezy und Schuld ^ die vertraut umgehn mit 

einander ; 2^5 

Auch den Eid , der am meiiten den iterblichen 

Erdebewolinem 
Schaden bringt , wenn einer mit Fleifs Meineide 

gefchworen. 
Nerensy den wahrhaften Gott 9 den untrügli- 
chen» Keugete Pontos» 
Ihn den 'älteften Sohn ; man nennt ihn aber den 

Meergreis y 
Weil er unfehlbar ift, ein Freundlicher » welch er, 

dem Unfug 23o 

Nimmer geneigt 9 nur gerechten und freundlichen 

Handlungen nachfinnt. 
Weiter den mächtigen Thaumas darauf , und den 

mutigen Forkys» 
Zeugt' er, der Gaa gefeilt , und die rofenwangi- 

ge Keto , 
Auch Eurybia , itarr wie des Demants H'irte ge- 

finnet. 



Theooonxc. 97 

Nereus aber gewann hocKherliche Kinder von 

Nymfen 235 

In dem verödeten Meer, und der ringellockigen 

Doris y 
Ihr des Okeanof Tochter » des allumgrenzenden 

Stromes : 
ProtOy Eukrite zugleich , und Amfitrite, mit 

Saoy 
Thetis auchy und Galene, zugleich Eudora, mit 

Glauka , 
Speioy £ym6ihoe dann, auch Thalia y lieblicher 

Anmuty 240 

Melite dann voll Reizes 9 Eulimene dann , und 

AgauCy 
Erato dann 9 und FaQtliea dann , mit der fchönen 

Euneike, 
IDoto zugleich) und Ploto^ Dynamene dann 9 

und Ferufay 
Auch Aktäa , Nefäa zugleich » und Protome- 

deia, 
Doris y und Panope dann 9 und die edle Geitalt 

Galateia, 246 

Auch Hippothoe dann 9 und Hipponoine, rosi- 
ges Aimesy 

■ "^ 7. 



i 



g8 THBOooNrE* 

Auch Kymödoke ^ welche die Wog' in der dun- 
kelnden SalzAuty 

Und rafchwandelnder Wind' Anhauch ^ mit Ky- 

matolege 

Leicht zu befl|liftigen weifs, und der rü(tigen 

Amfitrite ; 

KymOy Elone dann, und im herlichen Kranz 

Halimedei 260 

Pontoporeia zugleich y und Glaukotiome, freund- 
liches Lächelns, 

Laomedeia , Leiagore dann , Euagore n'ächft 

ihr, 

Auch, iiiit Polynome dann und Autonoe, Ly« 

iianaflfa , 

Auch Euarne, gefällig an Wuchs, untadliches 

Anfehns, 

Pfamathe dann, von holder Geltalt, und die 

hehre Menippe, 255 

Nefo, Eupompe zugleich, auch Pronoe, famt 

der Themifto, 

Auch Nemertes , vom Geiite befeelt des unfterb- 

lichen Vaters. 

Diefe gefamt enifprolTen dem unvergleichbaren 

Nereus» 



THEOOpNZB. 99 

Fünfzig- blühende T'dchttr y untadlichet Werke 

verlt'ändig. 
Thaumai erkohr des tiefen Okeanos TocHter 

Elektra 260 

Sich zum Weib* : ihm gebat lie die hurtige' Iris, 

darauf auch 
SchÖngelocktcr Harpyen , Okypete ^ famt der 

AsIlo i 
Welche det Wind' Anhauch und himmlifche 

Vögel erreichen, 
Rafch mit det Fittige Schwung ; denn fie heben 

fich über die Luft hin. 
Keto gebar dem Forkys die rofenvrangigen 

GxtetLf 265 

Seit der Geburt fchon grau, die drum Grauhaa« 

rige nennen 
So unftexbliche Göttet, wie fter bliche Erdebe^ 

^ wohnet, 

Schön Feftedo ixjn Schmuck^ und im Safran«« 

^ mantel Enyo} 

Aucli jetGorgoneil Gefchlecht, jenfeit dei9 Okea«* 

Uoä wohnend. 
Hart äA der Grenze det Nacht, bei den fingen- 
den Hesperiden, 270 



loo Theoookie. 

Stheino, Euryale auch, und die jammervolle 

Medufa. 

Sie war fterblicli allein, dock Tod fo wenig 

wie Alter 

Kannten die zwo : mit der einen verband üch 

der Finfiergelockte, 

Auf fanftgrafiger Wief ', in des Frülilinges Blu- 
mengewimmel. 

Aber da Perfeus jezo das Haupt ilir vom Hälfe 

gebauen, Zj5 

Stürmte der grofse Chryfaor bervor, und Pegafos 

wiebernd. 

Pegafos wurde benamt von den naben Oieanos- 

quellen ; 

Und von dem goldenen Scliwert, das die Hand* 

ibm füllte, Cliryfaor. 

Jener, im Flug* auffabrend vom beerdeweiden* 

den Erdreicb, 

Kam zu der Götter Gcfclileclii;, und wobnt im 

Palaite Kronions, 280 

Donner und Bliz zu tragen für Zeus , den wal- 
tenden Herfcber. 
Den dreibauptigen Riefen Geryones zeugte 

Cbr j'faor , 





THE00 0riI£. 101 

Mit der Kalliroe biililend, dos edlen Okeanos 

Tochter. 

Diefen erfclilug und entliiillte die hohe Kraft 

Herakles , 

Beim fchwerwandelnden Vieh, in dem Frucht- 
eiland' Erytheia, 2,85 

Jenes Tags , da den Schwärm breitRirniger Rin- 
der gen Tiryns 

Heiligen Fluren er trieb; denn durch des Okea- 
nos Enge 

Fuhr ety und fchlug den Wärter Eurytion nie- 
der , und Orthrosy 

Dort in dem dunklen Gehegt jenfeit der Okea- 

nosltrömung. 
Jene gebar von neuem ein unausringbares 

Scheufaly 290 

Ungleich it erblichen Menfchen fowohl y wie un- 

iterblichen Göttern, 

In dem gehöhleten Fels, die graufame Göttin / 

Echidna : 

Halb fchönwangige Nymfe, mit freudiger Schnel- 
le des Blickes, 

Halb unermelsliche Schlang*, in furchtbare Gröfsc 

gedehnet, 



102 Theoooxiis. 

Buntgefleckti rohfrelTendy im ScLoof» des heili- 
gen Landes, ^^ 

Dort ift. unten die Kluft ilir gehöhlt in die Tiefe 

des Felfensy 

Fern von Rerblichen Menfchen hin'vireg und un- 

iterbliclien Göttern; 

Denn dort liehn ihr die Götter die ruchtbaie 

Wohnung zum Antheil : 

GraunvoU unter der Erd' in Arima häufet 

Echidna, 

Sie die uniterbliche Nymf in ^ets unaltender 

Jugend. 3t)o 

Ihr dann^ fagen fie, nahte mit traulicher Lie- 
be Tyfaon, 

Ein unbändiger Wind , der freudigblickenden 

Jungfrau^ 

Und die begattete trug und gebar hartherzige 

Kinder. 

Siehe, den Orthros gebar fie zuerlt, des Geryo- 

nes Wachthund; 

Hierauf trug üe^ das graufe , da^ unaosfprechliche 

Scheufal, 3o5 

Kerberos, Aldes Hund mit ehernem Laut, den 

Yerfchlinger, 



Tbi^ooonis. io3 

Voll fcliainlorer Gewalt 9 den funfzighauptigen 

Wütxich. 
Drauf zum dritten gebar fie die unheilfinnende 

Hyder 
Lema's , welche genährt die lilienarmige 

Here^ 
Ewigen Groll nachtragend der hohen Kraft 

Herakles. 5 10 

J)och Zeus Sohn hat diefe mit graufamem Erze 

gebändigt, 
Er 9 der Amiitryonid'9 und der Itieitbare Held 

lolaos f 
Weifem Rath der Athene, der Beutegewährerin, 

folgfam. 
Auch die Chimära gebar fie, die flammende Glut 

mit Gewalt blies. 
Ungeheuer und grafs , machtvoll und ftiirmifches 

Anlaufs. 3i5 

Und fie erhub drei Häupter: des funkelnden Lö- 
wen war eines, 
Diefes der Geifs, und jenes des machtvoll fchlän« 

gelnden Drachen. 
Ihr gab Pegafos Tod, und der tapfere Belleio- 

fontes. 



io4 Theoookie. 

Auch die verderbliche Fix, zum Weh der Kad- 

meier, gebar ^t 
Durch des Orthros Verein, und den nemeiUi- 

fchen LÖ'wen: 32o 

Den einfi: Here genälirt, Zeus ruhmliche Lager- 

genollin y 
Und zum Verderb der Menfchen gefandt in die 

Fluren Nemeia's. 
Dort herbergt' er umher, und betrog viel Men- 

f chengefchlechter 9 
Ringsum herfchend in Tretos, in Apefas» und 

in Nemeia ; 
Doch ihn bezwang obfiegend die hohe Kraft 

Herakles. 325 

Keto gebar auch den jUngiten , genaht in Liebe 

dem Forkys, 
Ihn y den entfezlichen Drachen , der tief in der 

weltlichen Erdbucht , 
Draufsen ani Ende des Alls, hochgoldene Apfel 

behütet« 
Diefes Gefchletht hat Forkys erzeugt mit der 

göttlichen Keto. 
Tethys aber gebar dem Okeanos wirbelnde 

Ströme : 55o 




Th£ooomb« io5 

Neilos , £Tidano8 auch , den Strudelet y und den 

Alfeios y 

Strymon, Mäandros zugleich » und den fchön- 

hiuAutenden Ißros^ 

Auch Acheloos mit Silbergeroll » auch Rheloa, 

und Falls f 

NeiTos» und Rhodios auch, Heptaporos» und 

Haliakmon , 

Simois dann 9 den gefeilten , Granikoa dann» mit 

Äfepo8 9 555 

Heim OS y und» mit Peneios» den walTerceidien 

Kalkosy 

Ijadon, Parthenios aucli, und des grofsen Sanga- 

rios Gottheit y 

Auch Buenos ) Ardeskos zugleich ^ und den ed- 
len Skaniandros. 
Töchter gebar üe darauf» hochheilige, wel- 
che des Erdreichs 

M'änner zur Reif aufnähren» fie felbft und der 

Uerfcher Apollon» 340 

Auch die Ströme; denn folches befchied Zeus 

ihnen zum Antheil. 

Peitho» Admete zugleich» lanthe fodann » und 

Elektra » 



s 



io6 Thedoonic. 

Doris g und Prymno zunächß 9 und Urtnia , gött- 
licher Bildung, • 

Klymeney Rhodia auch 9 Kalliroe dann, wai^ der 

Hippo, 

ZeuxOf und Klytie dann, und Paßthoe, faniit 

der Idya^ 34^ 

Galaxaucei Plexaure zugleich, und die holde 

Di6ne , 

Thoe, Meldbofis dann, und die edle Geßalt 

Polydora , 

Dann 9 mit der fchönen KerkeXs , die hoheit- 
blickende Pluto« 

Xantlie , famt laneira , Perfels auch, ui>d 

Akalite , 

Auch Europa y Meneltho zugleich» und die 

fchlanke Peträa, 35o 

Metisy Eurynome dann» und im Safranmantel 

Teleftho , 

Afia dann» Krefels darauf» und die hehre Ka- 

lypfo , 

Tyche» mit Am£ro dann » und Okyroif » famt der 

Eudora » 

Styx auch » welche vor allen in höherer Würde 

hervorragt. 



THSOOOltlB» 107 

Diefe von Tethys zugleich und Okeano» lam- 
menden TöcHter 355 

Sind durch Alter erhöht ; auch giebts noch viele 

der andern. 

Denn drei Taufende find leichtfUTsiger Okeani- 

nen. 

Welche verftrent in Menge das Land und die 

Gründe des Meeres 

Ringsumher durchfchalten , der Göttinnen her- 

Uche Kinder. 

Eben fo viel auch find dumpfraufchender Ströme 

noch übrig y 36o 

Sie f des Okeanos Söhn'y und der ehrfurchtwür- 
digen Tethys: 

Welche gefamt mit Namen ein Sterblicher 

fchwerlich benennet; 

Doch ^e kennen für fich die zun'4chlt anwohnen- 
den Männer. 
Theia gebar voll Glanzes den Helios | und die 

Selene y 

Eos auch) die allen den Erdbewohnenden leuch- 
tet , 365 

Und den ünßerblichcn rings im weitum wöl- 
benden Himmel; 



io8 Tksooonie. 

Dicfe gebar einft Theia der liebenden Macht 

Hypcrions. 
Aber dem Krios gebar Eurybia mächtige 

Söhne , 

Pallas famt A-fträos 9 ^ die hoch vozragende Göt- 
tin, 

Perfes auch , der vor allen an kundigem Geiße 

. fich ausnahm. 5yo 

Eos gebar dem Afträos die Wind' unbändiges 

Mutes , 

Zefyrosy blafsumfchaurt, undBoreaS) fturmifch 

im Anlauf, 

Notos auch , da in Liebe zum Gott fich die Göt- 
tin gelagert. 

Auch den Fosforos jezo gebar die heilige Frü- 
he, 

Samt den leuchtenden Sternen , womit üch kr'in- 

zet der Himmel. 5j5 

Styx, des Okeanos Tochter, gebar aus des 

Pallas Gemeinfchaft 

Zelos zugleich im Palaft, und di^ hold an'V^an- 

delnde Nike; 

Dann auch Kraft und Ge'walt, hochherliche Kin- 
der , gebar lie^ 



^ 



The 00 nie. 109 

Nimmer von Zeus ifl ihnen entfernt 9 Haus we* 

der, noch Sizung, 
Nimmer ein Gang, wo nicht der geleitende Gott 

lie daherHihrt; 5öo 

Sondern &e wohnen mit Zeus, dem Donnei'^y 

immer gemeinfam. 
Denn das ordnete Styx y die unfterbliche Okea- 

nine 9 
Jenes Tags , da umher der olympifche Stralencni- 

fchwinger 
Alle die ewigen Götter berief zum hohen Olym- 

pos. 
Welcher Gott, fo fprach er, mit ihm die Tita- 
nen bekämpfte, 585 
Niemals follt* er der Ehren beraubt fein , fondern 

ein jeder 
Trüge' die vorige Würd* in der ewigen Götter 

Verfammlnng ; 
Aber wer ganz ungeehrt und amtlos wäre bei 

Kronos , 
Würd* er zu Aiiit und Ehre, wie recht und bil- 

lio;, erheben. 
Siehe y asuerß kam Styx, die unlterbliche ^ nach 

dem Olympos, '^sy* 



"i 



110 Theoooni£. 

« 

Führend die Kinder zugleich 9 auf den Rath des 

lieben Erzeugers. 

Sie nun ehrete Zeus f und verlieh ausnehmende 

Gaben ; 

Denn fie felbft beftimmt' er zum heiligen Schiprure 

der Götter, 

Und die Kinder zu fein i^im felbft Mitwohner 

auf ewig. 

80 auch allen gefamt vollendet' er f was er gelo- 
bet | 596 

Sonder Fel||||||Kn|nd er felber gebellt und herfchet 
' mit Allmacht. 

Föb« naht* in Liebe des Köos reizendem La- 
ger; 

Und nachdem fie empfangen , vom Gott die Göt- 
tin, gebar lie 

Leto in dunklem Gewände , die immer freund- 
liche Tochter, 

Mild den Werblichen Menfchen gefinnt , und un- 

fterblichen Göttern , 400 

Freundlich fchon vom Beginn , die fanftelte auf 

dem Olympos. 

Auch die gepriefene Tochter AAeria trug (ie, 

die Perfes 



ik 



ThEOOONIZ. 11^ 

FUlirte zum grorsen Palaft, als tiauliclie Lager* 

genoflin. 
Und Ee empfing^.yom Gatten die Hekate» welche 

vor ^len 
Zeus Kronion geehrt , und glänzende Gaben ihr 

darbot y 4^5 

Schickfalsmacht auf der £rd' und dem endlos 

wildernden Meere; 
Auch vom Hernigen Himmel zugleich ward £h- 

rengefchenk ihr^ 
Und hioch ift £e vor allen geehrt den nnfterbli- 

chen Göttern. 
Denn auch jezt» wann einer der erdebewohnen- 
den Menfchen 
Nach dem Gefez darbringet ein heiliges Opfer 

der Sühnung y 4^0 

Ruft er die Hekate an : und grofse Verherlichung 

folgt ihm 
Leicht y woferne mit Huld fein Flehn anhörte 

die Göttin; 
Reichthum fchenket ße auch; w«il Macht und 

Vermögen ihr beiwohnt. 
Denn fo viel von G'äa und Uranos wurden er« 

zeuget» 



112 Tmeoooaüjs. 

Und mit Ehren belelmt ^ von allen geneufst fie 

ein AntheiJ. ^i5 

Nichts auch hat der Kronide miip Zwing ihr wie- 
der glaubet f 

Was in der Urhcrfchaft der titauifchen Götter 

ihr zufiel; 

« 

Sondern Glc hat, was vom erften Beginn ihr gc- 

meflen die Theilung. 

Nicht ift gekürzt ihr die Ehr', als eingeborenen 

Göttin 9 

Deren Gewalt ausgeht durch Erd* und Himmel 

und Meerflut; 420 

Nein weit Jierlicher noch, weil- Zeua Kronion 

lie ehret. 

Welchem fie will, dem naht fie mit HülF und 

kräftigem Beiftand; 

Und hoch raget er , -welchen fie will , in des 

Volkes Verfammlung. 

Wann zur vertilgenden Schlacht ausziehn die 

gerufteten Männer, 

Dann auch, welchen fie' will, naht fiets mit 

Hülfe die Göttin, 425 

Huldreich Sieg zu verleihn, und Ruhm zu ge- 
währen und Obniacht; 



I 



Thkooonis. ii3 

Auch im Gericht lizt jene bei ehrenvollen Gebie* 

tem. 
Gut dann ift fie , -wo Männer die Kraft' anßren- 

gen im Wettkampf , 
Weil auch dort die Göttin mit HlÜf annahet 

und Beiltand; 
Wer aun fiegte mit Stärk' und Tapferkeit , tra- 
get das Kleinod 45o 
Leicht davon y und fröhlich gevträhret er Ruhm 

den Erzeugern. 
Dann den Reiligen , welchen fie will , ift fie gute 

Gehiiliin ; 
Jenen auch» welche des Meers aufftiirmende 

Bläue durcblti'eben 9 
Und SU der Hekate flehn, und dem braufenden 

LändererrchUttrer. 
Leicht auch genügenden Fang verleiht die ge- 

priefene Göttin y 4^5 

Leicht den erfcheinenden hebt fie hinweg, wie 

der Wille fie antreibt. 
Gut dann ift fie f zu mehren der Stallungen Vieh 

mit Hermeias ; 

Zucht und Triften der Rinder , und fchweifende 

Ziegenheerdeii , 

8, 



J 



ij4 Tueogoisie. 

Und fchÖnvJiefsiger Schaf * An-wachs j wie der 

Wille fie antreibt 9 

Maclit He aus wenigen grofs j und klein aus 

mächtigen -wieder, 44^ 

Alfo fürwahr, obgleich nur eingeborene Toch- 
ter 9 

Ward vor den Ewigen allen fie hoch mit Wür- 
den verlierlicht. 

Und lie hiefs der Kronid' als der Jünglinge Nah- 

rerin ^'alten, 

Welche nach ihr aufblickten zum Glanz der 

erleuchtenden Eos. 

So vom Beginn der Jugend Ernährerin; fo auch 

die Ehren. 44^ 

Rheia, gefeilt zum Sronos, gebar hochher- 

liche Kinder, 

Heltia, und, mit Demeter, die goldgefchuhete 

Here, 

Dann des Aüdes Macht, der in unterirdifcher 

Wohnung 

Häuft, uuerbarmendes Sinns, und den braufenden 

Ländererfchüttrer , 

Auch den waltenden Zeus , der Götter und Sterb- 
lichen Vater, ' 460 



Theooonxe. ii5 

Deniy wenn er Donner entfchwingt, das gebrei- 
tete Land -weit aufbebt. 

Diefe verfchlang nun Kronos» der fchrecklicliey 

fo wie ein jeder 

Aus der GebUrerin Heiligem Scboofs auf die Kniee 

gefezt ward: 

De/Ten beförgt, dafs nicht der erhabenen Ura- 
nionen 

Einfi ein anderer nähme die KönigswUrde der 

Götter. 45(j 

Denn ihm vertraut' einit G'äa und Uranos fierni- 

ge Gottheit, 

Dafs von dem eigenen Sohne bevor ihm Aände 

Bezwingung, 

Ihm, wie gewaltig er war, durch Zeus des er» 

habenen Rathrchlufs. 

Drum nicht achtlos fchaute der Gott; nein, fpS- 

hend mit Sorgfalt, 

Schlang er die Kinder hinab ; und gebeugt ward 

Khea von Unmut, 4^0 

Aber da Zeus nun nahte, der Götter und Sterb* 

liehen Vater, 

Zu der Geburt , jezt bat fie mit Fielt n die trau* 

teilen Eltern, 



ä 



ii6 Theoooni£. 

Beide y die Gäa zugleich, und Uranos ßernige 

Gottlieity 
Auszulinnen den Rath« wie geheim &e möchte 

gebUren 
Ihren Sohn, und ftrafen die fchreiende That des 

Erzeugers, 4^ 

Da er die Kinder rerfchlang , der unausforfchli-^ 

che Kronos. 
Jene vernahmen lie aufmerkfam , und gehorchten 

der Tochter. 
Und £ie thaten ihr kund, Tvie viel. zu gefchehen 

beltimmt war. 
Wegen des herfchenden Kronos und feines ge- 

-waltigen Sohnes; 
Sandten lie dann gen Lyktos , in Kreta's frucht- 
bares Eiland, ^jo 
Als ihr die Stund' annahte, den jüngften Sohn , 

zu gebaren, 
Zeus, den erhabenen Gott: den verhiefs dort 

GUa die Riefln 
Aufzuziehn und zu p£egen in Kreta*s weitem 

Gefilde. 
Jezt hintragend das Kind dur«h der Nacht fchnell- 

fliehendes Dunkel, 



Tkeoooiiis. 117 

Kam ße gen Lyktos zuerft ; und fie nahm mit den 

H'änden y und barg et 4?^ 

Unter dtm hohen Geklüft , im Schoofs des hei- 
ligen Landes, 

An dem äg'äifchen Berg voll dichtverwachfeuer 

Waldung. 

Einen gewaltigen Stein nun reichte Slq jenem 

in "Windein, 

Uranos herfchendem Sohn, der Unf^erblichen 

vorigem König. 

Den mit den H'änden umfafst' er, und fandt' in den 

Bauch ihn hinunter : 4^0 

Biifender, welchem der Geilt nicht ahndete, dafs 

ßir die Zukunft 

Statt des Gelteins fein Sohn, unbefchädiget und 

unbefiegbar 

Nachblieb, der bald würde, mit mächtigem Arme 

bezwingend. 

Ihn von der Ehr* ausitofsen , und felbft obwal- 
ten den Göttern. 

Schleuniges Triebs nun wuchfen die Kraft und 

die ftattlichen Glieder 4^^ 

Jenem Beherfcher empor; und nach rollender 

Jahre Vollendung, 



ii8 Tbeogoüie. 

Durch der G'iä Entwurf, den fchlau erdachten, 

beliftet, 
Gab fein Gefchlecht er zurück 9 der unausforfcli- 

liehe Kronos, 
All ihn gebUndiget Lift und Gewalt des eigeneu 

Sohnes. 
Aui nun brach er zueilt den Stein» den zulezt er 

Verfehlungen. 49^ 

Diefen befeftigre Zeus auf dem weitumwander- 

ten Erdreich, 
In flor geheiligten Pytho , am windenden Hang 

des Farnafosy 
Zeichen «u fein forthin, den flerblichen Men- 

fchen ein Wundei*. 
Auch aus verderblichen Banden die Oheim*, 

Uranos Söhne, 
Löfet' or, welche d«r Vater mit thörichtem 

Sinne gefeflelt. 4g5 

Diefe vergalten ihm dann aus dankbarem Herzen 

die Wohlthat; 
Denn ße gawülireten Donner und Bliz, und 

rollender Wetter 
Leuchtungen: welche zuvor einhiillete GUa die 

Aiehn. 




ThEOOOI^IE. lif) 

Deren getroß, hUlt jener in Obliiit Meufclien 

und Götter. 
Aber lapetos führte die reizende Okeani- 

ue ' 5oo 

Kiymene heim zum Gemach, und beltieg das 

gemeinfame Lager. 
Diefe gebar ihm Atlas, den Sohn unbändiger 

Kühnheit) 
Ferner den ehrfuchtvolien Menötios, auch den 

Prometheus^ 
Reich an Entwurf, und gewandt, und den thÖ- 

richten Sohn Epimetheus, 
Der vom Beginn Weh fchuf den erüudfamen 

Menfchenkindern ; 5o5 

Weil er zuerß als Gattin von Zeus die gebildete 

Jungfrau 
Annahm. Aber den Trozer MenÖtios fandte 

Kronion 
Zeus in des Erebos Sclüund mit fchmetternder 

Flamme des Üonners, 
Wegen des frevelen Muts und der übergewaltfa- 

men Manuskraft. 
zitlas hält aus Zwang den weitumwölbeudeu 

Ilimme]^ Sio 




120 TlIEOOONIE. 

Fern an des Erdreichs Saum , vor den fingendeu 

Hesperiden 
Stehend y empor mit dem Haupt und raftlos rin- 
genden Armen. 
Denn dies ward als Amt ihm ertheilt vom Ordner 

der Welt Zeus. 
Feit dann «wUngt* er in Bande den rathgeUbten 

Prometheus, 
Mit den gewaltfamen Banden die mittele Seule 

durchfchiingend ; 5i5 

Und ihm fandt' er daher den weitgeflUgelten 

Adler, 
Der die unlterbliche Leber ihm frafs ; doch völlig 

umher wuchs 
Alles bei Nacht, was bei Tage der mächtige Voi> 

gel gefchmaufet. 
Doch der behenden Alkmen* hochherziger Sohn 

Herakles 
TÖdtete den, und wehrte die bittere Peß des 

Verderbens 620 

Von des lapetos Sohn, und erlöft' ihn aus der 

Betrübnis : 
Nicht ungebilligt von Zeus, dem olympifchen 

Obergebieter , 



Dafs dem Herakles Ruhm y dem Thebegeborenen» 

würde, 
Herlicher noch denn zuvor , auf 'dem liahrungs- 

fproITenden Erdreich, 
Solches bedacht' er , und hob zu gröfserar Ehre 

den Sohn auf; 525 

Und 9 wie er zürnete , legt* er den Zorn ab f den 

er zuvor trug. 
Drum weil jener mit Rathe getrozt dem erhab- 
nen Kronion. 
Denn als einit üch verglichen die Götter und 

fterblichen Menfchen 
In Mekon'y izt, freundlich gefinnt, zerleget' er 

theüend 
Einen gewaltigen Stier , Zeus götdichen Sinn zu 

verleiten. ö3o 

Dort das zerftückelte Fleifch und die fettum- , 

wachsnen Geweide ' 
Legt' in der Haut er nieder » bedeckt mit dem 

rindernen Magen ; 
Dort die weifsen Gebeine des Stiers y voll teu-. 

fchender Arglift, 
Ordnet' er wohlgelegt, mit fchimmerndem Fette 

bedeckend. 



d 



122 THEOOONIft 

Jezo begann zu ihm der Götter und Sterblichen 

Vater : 535 

Du, des lapetos Sobn, ruhmvoll vor allen 

<jebietern, 
Trauter y du mafseft die Theile luit nicht unbefan- 
gener Neigung. 
Alfo in fcherzendem Mut fprach Zeus voll 

ewiges Käthes. 
Drauf antwortete jenem der fchlau gewandte 

Prometheus^ 
Mit fanftl'ächelndem Aug*, und vergaCs der bc- 

triiglichen Kunit nicht : 640 
Zeus f ruhmwürdig , und grofs vor den ewig- 
waltenden Göttern, 
Wähl' aus dief^n den Theil, wie des Herzens Geilt 

dir gebietet. 
So fein trügliches Wort. Doch Zeua voll- 
ewiges Käthes 
Schauete ^ nicht unkundig , den Trug ; und Bö- 

fes im Herzen 
Sann er den fterblichen Menfchen, das bald zur 

Vollendung gereift war. 646 
Siehe 9 mit beiden H'ändcn erhob er das fchim- 

mernde Stierfett; 



TU£000MIB. a25 

Und er ergrimmt' im Geift, und Zorn durchtobte 

das Herz ihm. 

Als er fahp das weifse Gebein, mit der teufchen« 

den Arglift. 

Seit dem pHegen den Göttern die Stamm' erd- 
bauender Menfchen 

\Yeirscs Gebein zu verbrennen auf duftenden 

Opferaltären. 55o 

Wieder begann unmutig der Herfcher im Don- 
nergewölk Zeus: 
Du ^ des lapetos Sohn, vortreAichfter Kenner 

des Rathes, 

Trauteder« wahrlich du halt der betriiglichen 

Kunit nicht vergelTen ! 
Alfo in zornigem Mut fprach Zeus voll ewi- 
ges Käthes, 

Seit dem Tage darauf, raitlos des Betruges ge- 

denkendy 555 

Gab er den Elenden nicht die Gewalt unermUde- 

tes Feuers, 

Jenen Werblichen Menfchen , die weit umwohn- 
ten das Erdreich. 

Aber ihn teufchte mit Lift des lapetos herlicher 

Spröfsling, 




124 Tbbooonib. 

Welcher geheim entwandte die Glut fernftralen- 

des Feuers, 
Drinnen im markigen Rohr. Das nagete tief in 

der Seele 660 

Den hochdonnernden Zeus ; und Zorn durch- 
wühlte das Herz ihm. 
Als er fah bei den Menfchen die Glut fernitralen- 

des Feuers. 
Schleunig darauf für das Feuer bereitet* er Böfes 

deu Menfchen. 
Denn aus der £rd* erfchuf der hinkende Künitler 

Hefältos 
Jungfr aungleich ein edles Gebild, nach dem 

Rathe, Kronions. 565 

Solche gurtete nun, und fchmückte ^e , Pallas 

Athene 9 
Fein mit Silbergewand ; auch die köftliche Hülle 

des Hauptes 
Fügte üe ihr mit den Händen gefchickt, ein Wun* 

der dem Anblick. 
Ringsumher auch Kränze von neu aufblühenden 

Kräutern 
Ordnete anmutsvoll um das Haupt ihr Pallas 

Athene. 670 



Theooonie. 125 

Eine goldene Krön* auch feste fie ihr auf die 

Scheitel, 
Die er felber gemacht , der hinkende Kündler 

Hefäftos, 

Mit ausfchaEender Hand y wil^thrig zu fein dem 

Kronion. 

Drin war viel finnreiches gefertiget » Wunder 

dem Anblick: 

Unthier' aller Geitalt» -wie das Land aufn'ihrt 

und die Meerflut ; 6j5 

Deren erfchuf er viel; und Anmut leuchtete 

ringsum, 

Wunderfam , denn fie fchienen belebt und tönen- 
den ähnlich. 

Aber nachdem er bereitet das reizende Böfe , für 

Gutes, ' 

Fuhrt* er fie hin , wo 'waren die anderen Götter 

und Menfchen, 

Sie die den Schmuck von Zeus blauäugiger Toch- 
ter zur Schau trug. 58o 

Staunen ergrif nun Götter zugleich und fterbli- 

che Menfchen, 

Als fie den fchlüpfvigen Trug, unvermeidlich 

den Sterblichen, anfahn. 



# 



i26 Theoooivie. 

Denn ihr ifi das GefclJeclit der zartgebilde- 
ten Weiber. 

Unheilvoll ift folches Gefchlecht ; und die Stäm- 

nie der Weiber 

Wohnend zu Schaden und Leid in der ßerblichen 

Männer Gemeinfchaft , 585 

Nicht dem harten Bedarf, nein fch-welgender 

Üppigkeit folgend. 
Wie in der Honigkörbe gewölbetem Baue die 

Bienen 

2)ronengezücht aufn'ähren, das Theil an böfem 

Gefchäft hat; 

Jene 9 den ganzen Tag bis fpät zur unkenden 

Sonne 9 

Fleifsigen Tagarbeit, und t»aun weif s zellige» 

Wachs auf; 690 

Diefe, daheim im Verfchlofs der gewölbetcn 

Stöcke beharrend, 

Muhen fich fremden Ertrag in die eigenen Bau- 
che zu fammeln : 

Gleich fo hat auch die Weiber zum Unheil ßerb- 
lichen Männern 

Zeus der Donnerer eingeführt, denn an fchnö*^ 

dem Gefchäft« 



Theooonie. 127 

Haben lie Theil. Noch gab er ein anderes Böfes 

fiir Gutes. SgS 

Wer aus Scheu vor der Eh' und den leidigen 

Thaten der Weiber 
Nicht heiraten erkohr , und dem traurigen Alter 

genaht ilt; 
Mangelnd der Alterspflege , wenn auch nicht 

arm des Vermögens 9 
Liebet er ; fcheidet er dann y f o theilen fich feine 

Befizung 
Fremdlinge. Wem hingegen das Loos der Ver- 

ehlichung zufiel , 600 

Und ein tugendfam Weib lieh gefellete , feft an 

Gelinnung ; 
Diefem von jeher trachtet das Böf'im Kampfe 

mit Gutem 
Anzunahn. Wer aber von fchSdlicher Art G.e 

gefunden ; 
Solcher lebt 9 in der Bruß ein unabräiliges 

Elend 
Hegend für Geilt und Herz , und es ilt tinheilbar 

das Übel. 6o5 

So kann keiner entgehn Zeus Ordnungen^ noch 

fie umfchleichen. 




isS Theoookie. 

Sfilblt nicHt lapetos Sohn, der Notliauslielfer 

Prometlieus , 

Wufste zu flielin vor der Rache des Zürnendsn ; 

fondern es hemmt ihn y 

So yielkundig er ilty die gewaltige FeHel des 

Zwanges. 
Als dem Briareos jezo im Geift ergrimmte 

der Vater, 610 

Auch dem Kottos und Gyges ; da leget' er zwän- 
gende Band* an, 

Bildung und Gröfs* anftaunend der mutigen Un- 
geheuer f 

Und die Gewalt ; fem aher verbannt' er lie unter 

das Erdreich: 

Wo ^e von Kummer gedrückt in 'unterirdifcher 

Wohnung 

Haufen am äufserßen Ende des weitumwanderten 

Landes, 6i5 

Viel und lange gequält, ihr Herz voll grofser 

Betrübnis. 

Aber (ie hat der Kronid' und die andern unfterb- 

liehen Götter, 

Welche die lockige Kheia durch Kronös Liebe 

geboren, 




TH£OooNie. 129 

Wieder empor zum Lachte gefiilirt, nach dem 

Hathe der Güa. 
Denn fie yerkiind«te felblt in genau durchgehen- 

der Ordnung, 620 

Wi/e nüt jeweu zu Sieg' und g] a uzen dem Ruh ni- 

fie gelangten. 
"Denn fclion k'4mpferen lang' in geißabmac- 

tender Arbeit 
Dort die titanischen Götter , und hier die Er- 
zeugten des KronoSy 
Eiferi^ g^g^"^ einander im Ungeftiime der Feld" 

fclilacht : 
Jene 9 die itolzea Titanen » dah^rvom erhaltenen 

Othxy3, 625 

Diefe herab vom OJympos, die göttlichen Geber 

des Guten y 
Welche die lockige Rheia gezeugt in dps Kronos 

GemeinfchaFt. 
Sie nun, gegen einander in mudendem Kampfe 

gelt eilet y 
Kämpfeteii ohne Verzug fclion zehn vollendete 

Jahre. 
lTn<l nie haice der Streit der ^Erbitterten Ende 

noch Ausgang, 63o 

0- 



j5o Theogokie. 

Hier fo Weiiig Tri© dort; gleich ftrengte fick 

Krieg und Entfcheidung. 

Aber nachdem Zeus dieten , was noth war^ al»> 

les gereichet y 

Labenden Nektar zugleich und Anibrofia> gött^ 

liehe Nahrung ; 

Ward der Unßer blichen Brult von edelem Mute 

gekräftigt. 

Als (ie luit Nektar iiutimehr und' Ambroliakolt 

fich gelabet 9 635 

Jezt vor ihnen begann der Götter und Sterblichen 

Vater i 
Höret y der Erdgöttin und des Uranos glän- 
zende Kinder ) 

Dafs ich tede, wie mir das Herz im Bufen ge- 
bietet. 

Schon fehi: lange fürwahr in Ei*bitterung gegen 

einander 

Kilmpfen Wir Tag vor Tag, um Sieg zu gewin- 
nen und Obmacht, 640 

Jene titatlifcheti Götter , und Wir die Erzeugten 

des Kronos. 

Auf) ilur alle denn I gtofse Gewalt uUd unnah> 

bare Hände 




Thsooonib. i5i 

Zeigt « dem Titanengefchlecht y anrennend im 

Graun der Entfcheidung y 
Eingedenk , wie» mit Lieb' und gefälligem Sinne 

behandelt y 
Ihr zu dem Licht umkehrtet aus harthinltrecken- 

den Fefleln , 645 

Unferer Fügung gemUfs, von dem nachtenden 

Schlünde des Dunkels. 
Alfo Zeus r drauf gab ihm der trefliche Kottos 

die Antwort: 
Seltfamer , nicht unerkanntes verkündeit du ; fon- 

dern von felbß auch 
WiiTen wir^ dafs an YerAande du vorraglty 

wie an Geünnung, 
Und Abwehrer den Göttern erfchienft des ©nt- 

fezlichen Unheils. 65o 

Weif * auch fiigetelt Du, dafs vom nachtenden 

Schlünde des Dunkels 
Wir nun wieder hervor' aus unbarmherzigen 

Feffcln 
Kehreten, hocherhabner Kronid'^ Unerwartetes 

findend. 
Drum auch jezt mit feftem Entfchlufs Und be» 

dachtfamem Eifer 




l52 T <! EOG O^ I E. 

Wollen wir eurer Gewalt bcifiel.n iri der gran- 

fen Befehilung, 655 

Oegeugeßellt den Titanen im ütigcfiiime der 

Feldfclilaclit. 
Jener fpraclis. Lob riefen die göttlichen Geber 

des Girten , 

Als fie die Rede gehört ? ihr Herz nun entbrannte 

von Streiiluft, 

Heftiger noch denn zuvor ; und fie hüben un- 
endlichen Kampf an» 

Alle des Tags , W"as weihlich gebildet war , oder 

was männlich : 600 

Dort die ticanifchen Götter, und hier die Ei- 

zeugtcn des Kronos , 

Und die Zeus an das Licht ans des Hrebos Tie- 
fen hervorliefs, 

Schreckliche, grofs an Kraft, und voll uner- 

mefslicher Stärke. 

Hundert Riefenai*m* entftrebeten ihren Schul- 

terii , 

Aller zugleick; und fünfzig entfezliche Häupter 

auf jedem 6()5 

Wuchfen dalier von der Schulter , bei nngeheue- 

ren Giiederu. 



TH£ooo^Nfe. i33 

Jezt den Titanen entgegen geftellt tu grctiifer 

Befelidungy 

Trugen fie fteiles Geklipp mit nervicUten raufien 

umklamnierr. 
Drüben aucli die Titauen befeitigten ihre Ge- 

fcli wader , 

Freudiges Muts. Da erfchien, was Ildiid' und 

KK'ifie vermochten , 670 

Hier und dort.' Laut raufckte die t^lut des un- 
endlichen IVTeeres , 

JLaut auch krachte die £rd*, und es dröhnte der 

wölbende I lim nie] , 

Mächtig bewegt y ja von unten erbebten die 

Höhn des Olympos , 

Durch der UiifterbJichen ScJiwnng; felblt drang 

die Erfchüiteruiig graunvo'l 

Bis in des Tartaros Nacht vom Geltampf, und 

der gelJende Ausruf 6j5 

Vom endlofen Getül', und der Wurf* aupualki:- 

des Schnietteni. 

Denn hin flogen und wieder gefchncIJete Jam- 
mer gefchofle ; 

Und ein Gcfchrei ringsher» das zum ftcraichten 

Himmel empuLfchoU, 




i54 Th^oconii:« 

Reizte den Kampf; und fie rannten mit wüten- 
dem Hall an einander. 

Auch nicht hemmte Eronion den Mut noch; 

fondern erfüllt ward 680 

Ihm von dem heftigen Mute das Herz y und er 

zeigete völlig 

Seine Gewalt ; und fogleich vom Himmel einher 

und Olympos 

Wandelte raftlos blizend der Donnerer, Siehe» 

die Wetter, 

Schlag auf Schlage mit Geroll und zuckenden 

Leuchtungen flogen 

Rafch aus der nervichten Hand, und fchlSngel- 

ten heilige Flamme, 685 

H'äuiiges Flugs ; weit krachte das nahrungfprofr- 

am 

fende Erdreich 
Brennend empor, und in Glut rings knatterte 

mächtige Waldung. 
Auf iiun brauite die Erd', und der Strom des 

Okeanos ringsum , 
Auch das verödete Meer; und d^^ erdgebornen 

Titanen 
Xngft^te heifses GedünXt ; denn es flammt* in die 

heiligen Lüfte 6go 



Theooonxb. i35 

£ndlos , dafs auch die Augen der Stärkeren fel- 

ber geblendet 
Starrten dem fchimmernden Glänze des Douner- 

ftrals und des Blizcs» 
Flirchterlich drang bis zum Chaos die Soliwül* 

ein. Gleich war der Anblick 
Jezt den Augen zu fchauU) und der Hall zu ver- 
nehmen den Ohren y 
Wie "wenn geg«n die Erd* hochher der gewölbeie 

Himmel 6g5 

^ahete ; denn fo möchte der lautelte Schall Uch 

erheben , 
Wo die zermalmte augleich 9 und der oben zer^ 

qualmende krachte : 
Alfo fchoU das .Getön y da zum Kampf auraun- 

ten die Götter. 
Wild auch tobten die Wind*, und wirbelte« 

Staub und Zerrüttung, 
Wirbelten Donner und Bliz, und lodernde 

Keile des Wetters, 700 

Zeus des erhabnen Gefchofs, und Aiirmt^n Gc- 

fclirei und Tumult her 
Zwifchen die Itreitenden Macht*; und es flieg 

graunvolles Getöf * auf, 



j36 TiiEoooMfB. 

JcMies entfezlicLcii Kampfs» und tapfere Thateii 

erfcliieiien : 
Bis ficli neigte die Schlacht. Doch zuvor auf 

einander gerichtet , 
Kämpften fie eifwrig fort durch tobendes WafFen- 

geliimmel. 706 

Jen* im Vordeigewn'ihl erregten die Schlacht 

des Entfezens y 
Kottos , Briareos auch , und der raltlos kämpfende 

Gyges , 
Die dreihundert Felfen zugleich mit ge'vvaltigen 

Armen 
Schleuderten, Wurf an Wurf; dafs weit ihr 

Gefchofs den Titanen 
Schattete. Jezt in die Kluft des weitumAYander- 

tcn Erdreichs 710 

Scheuchten ße jene hinab, und le£;eten fchmer- 

zende Band* au , 
Mit obfiegeuder.Hand, wie fehr unbändig (ic 

ttozteu, 
So weit unter der Erd*, als über der Erd'ift dei' 

Himmel : 
Denn gleich fern von der Erd' ift des Tartaros 

finfterer Abgrund. 



TfiEOöoisiB. iSy 

Wenn neun Tag* und Nächte dereinit ein elierner 

Ambofs 716 

Fiele vom Hininiel Herab , am zehenten kam* er 

zur Erde; 

Wenn neun Tag* und NUclite fodaun ein eherner 

Ambofs 

Fiele hinab von dfr £rd*, am zehenten kam* er 

zum Abgrund. 

Ehrnes 'Goheg' umläuft den Tartaros; aber um- 
her ruht 

Dreifach gelagerte Nacht an dem Eingang ; oben 

herab dann 720 

Wachlen die Wurzehi der Erd* und des ün gebän- 
digten Meeres. 

Alda find die Titaneu im naclitendcu Schlünde 

des Dunkels 

Eiugehemmty nach dem Rathe des fchwarzum- 

wölktcn Kronion, 

Tief in der dumpfigen KJuft, am Rand der uif- 

endlichen Erde. 

Keiner vermag zu entfliehn ; denn es fclilofs Po- 

feidon den Ausgang j25 

Feft mit eherner Pf ort*, und rings umfchränkt 

fie die Mauer. 



# 



i3d Theoooni£. 

Gyges auch ^ und der Itolze Briareos » neben dem 

K Ottos y 
Wohnen dafelbß y als WUchter dem Ägiserfchiit- 

terer dienend. 
Dort find der dunkelen Erd', und des finltern 

tartarifchen Abgrunds, 
Auch des verödeten Meers 9 und de$ ßernum- 

funkelten Himmels , j5o 

Aller Beginn' und Enden find dort mit einander 

verfammelt, 
Fürchterlich dumpf , voll Wuftes , wovor felbit 

grauet den Göttern. 
Eine unendliche Kluft! Selbft nicht am Ende 

des Jahres 
Kam' auf den Grund , wer Einmal hinein in die 

Pforte gedrungen; 
' Sondern ihn ItUrmte von liier und von dort ein 

Orkan dem Orkane 7^5 

Wütend daher. Entfezlich fogar uniterbliehen 

Göttern 
Droht dies Gräul! Auch der dufteren Nacht 

graunvolle Behaufung 
Steht aldorty in Gewölk von dunkeler JjIUue 

gehüllet. 




Theooorze. i39 

Vor ihr trägt lipetos Sohn das Gewölbe des 

Himmels y 
Hoch daftehendy mit Haupt und unermiidoten 

Armen ^ 7 }o 

Unverrückt: wo die Nacht und Hemera, fevue 

lieh wandelnd y 
fülle die andre begrüTst, um die mächtige 

Schwelle des Erzes 
Schwingend den Lauf, Wann die eine hinab- 

■ Iteigt, gehet die andre 
Schon aus der Pfort% und nie find im Inneren 

beide geherbergt ; 
Sondern die ein* ift immer befchäftiget auf^er 

der Wohnung, 746 

Und umwandelt die Erd'y und die andere , dvin- 

nen im Haufe, 
Wartet indefs, bis ihr des Hervotgehns Stunde 

' herannaht. 
Jene bringt die Helle des Lichts den Erdebe- 
wohnern ; 
Diefe den Schlaf in den Armen, den Zwillings- 
bruder des Todes, 
Sie die fchreckjüche Nacht, umhüllt mit finfterer 

Wolke, 75o 



i 



14^ Thaogomie. 

Auch die Söhne der Naclit, der dufteren , ha- 
ben ihr Haas. dort, 
Baide, der Schlaf und der Tod, die furchtbaren ! 

Nimmer auf jene 
Schauet Helios her mit, leuchtenden Sonuendra- 

len, 
Steig* er zum Himmel empor » und fenk* er fich 

"wieder vom Himmel. 
Jener geht «of der £rd' und dem weiten Rücken 

des Meeres 755 

Ruhig immer umher und freundlich den Meii- 

fchenkindern. 
Diefem ftarrt von Eifender Sinn, und das eherne 

Herz ift 
Mitleidslos in der Brult; und welchen erhafclit 

von den Menfchen, 
Ildit er feft: ein Entfezen fogar unfterblichen 

Göttern. 
Auch die hallende Burg des unterirdifchen 

Gottes 760 

A!fdes (teht aldort, und der fchrecklichen PeiTc- 

foneia. 
Vorn; und der fcheusliche Hund bewacht die 

Pforte der Wohnung, 



Thkouomb. 141 

Mitleidslos; TKck* hat er und ArgJift. Dem> 

der hineingeht, 
Pflegt er zugleich mit dem Sch-wanz und beiden 

Ohren zu fchmeiclieln ; 
Aber hinansgehu darf nicht einer ihm, fondern 

belaufend jG5 

Schlinrfgt er hinab, wen er hafcht, indem aus 

der Pforte des ftarken 
Al'des fchleichen er 'will, und der fclirecklichen 

Perfcfoncia. 
Dort auch häufet zugleich, verhj»fst den un- 

Aerblichen Göttern, 
Styx, des kreifenden Stroms Okeauos ältefte 

Tochter, 
Furchtbar und behr : abwilrts den "TJnfierblichcn 

wohnet fie prachtvoll 770 
Unter erhabenem Fclfengewölb*; und ihr rucht» 

bares Haus iit 
Ringsnmlier bis zum Himmel njit ßlbernen Seu- 

Icn befeftigt. 
Selten einmal geht Iris , die flüchtige Tochter 

des Thaiimas, 
Hill auf weitem Pdiclen des Meers, und bringet 

ihr Botfchaft, 



Jfl 



i4^ Theooomis. 

Wann einft Hader und Zank ficli erliub in der 

Götter Vcrfamnilung , 776 
Und Wann jemand log» der olympifclie Höhen 

bewohnet. 
Zeus dann fendet die Iris y zum grofsen Schwüre 

der Götter 
Fern in goldener Schale das ruchtbare WaiTer 

zu bringen. 
Welches kalt aus der Jähe des uverltelglichen 

Felfens 
Niederrinnt , und (ich unter das weitum wanderte 

Erdreich 780 

Durch fchwar^dunkele Nacht kraftvoll aus dem 

heiligen Strome 
Stürzt, des Okeanos Arm; denn ein Zt^hntheii 

ward ihr belchieden. 
Neun der Theil* um die Erd* und den weiten 

Rücken des Meeres 
Rollt mit Silbergewirbel der Strom , und füllt in 

die Sal2£ut; 
Aber das ein* entfprudelt dem Fels, zum Ver- 
derben der Götter. 785 
Welcher nun, ausgiefsend des Tranks, von den 

fei igen Göttern 



THEOOONIIt« 143 

Meineid fchwörc, die bewohnen das Haupt des 

befchneiten Olympos, 
Solcher liegt entathmet bis ganz zur Vollendung 

des Jahres ; 
N^iexnals findet er auch der Ambrofia oder des 

Nektars 
Sättigung ; fondern er liegt ^ der Stimme beraubt 

und des Athems y 790 

Auf gebreitetem Lager , umhüllt von der böfen 

Betäubung. 
Aber nachdem er die Krankheit ein völliges Jahr 

nun geduldet. 
Schrecklich empfängt ihn jezt nach anderem an- 
deres Elend. 
Und neun Jahr* ift folcher getrennt von den 

e"wigen Göttern; 
Nie auch wird er des Raths Theilnehm ender » 

oder des Mahles, 795 

Voll neun Jahre hindurch; im zehenten nahet 

er wieder 
Zu der Unftcrblichen Schaar, die olympifche 

Höiien bewohnen. 
Alfo weihten die Götier'znm Schwur der Siyx 

unvergänglich 



m 



I. 



44 T H E O O O N I E. 



Alte Flut, die des fchroflen Gekliifts Abhänge 

diirchdfömet. 
Dort find der dunkelen Erd% und des finltern 

tartarifchen Abgrunds y 800 
Auch des verödeten Meers, und des fiernumfun«» 

kelten Himmels, 
Aller Beginn' und Enden find dort mit einander 

verfammelt , 
Fürchterlich dumpf » voll Wufies, -wovor feibft 

grauet den Göttern. 
Dort ilt die fchimmernde Pforte zugleich, und 

die eherne Schwelle » 
Unbewegt, mit tief hinfirebenden Wurzeln ge- 

gründet , 8o5 

Selbftentfprofst ; und vorn, von den Evi^igeu 

allen geiondert, 
Wohnt der Titanen Gefclilecht, jenfeit des dufte- 
ren Chaos. 
Aber des donnernden Zeus ruhmwürdige Bun- 

desgenolfen 
Hänfen in Wohnungen dort au Okeanos unter- 

ften Gründei:-, 
Kottos und Gygcs zugleich. Den Briareo», weil 

er fo fiark war, Hkj 



Theoooisix. 14^ 

IVTacIite 2um Eid^ Hell der tofende Länder* 

erfchüttrer , 
Und vertraut* ihm zur Ehe die Tochter Kymo« 

polei.". 
Aber nachdem die Titanen hinab vom Him« 

niel gedrängt Zeus, 
Brachte den jüngßen Sohn, denTyföeus, GäA 

die Rieün , 
IDurch des Tartaros Lieb', und die Huld der 

goldenen Kypiis. 8i5 

Ihm find Ilande vcrliehn, die ein Werk Vorneh-» 

nien mit Nachdruck, 
Riiftige Flifse zugleich, dem gewaltigen; und 

von den Schultern 
Wanden fich hundert Häupter des grannvoll 

fchlUngelnden Drachen, 
Leckend mit fmlleren Zungen umher, und der 

gr'rtfs Liehen Häupter 
Jeglichem zuckt* aus den Augen ein Glutfiral 

unter den Wimpern * 820 
So aus den IlUuptem gefamt, wenn er fchauete, 

bräunt* .es wie Feuer. 
Auch war hallende Stimm* in allen cntfezJichen 

Häuptern, 

10. 



# 



i.\6 Tii£OGo:^ii£. 

Von vielartigem Wundergetön: denn in irdiifi- 

gem Wechfel 
Lautete jezt für die Götter verftUndliches ; jezo 

hinwieder 
Scholl es y wie dumpfes Gebriill des in Wut an- 

rafenden Stieres ; 826 

Jezo gleich, wie des Löwen von unauflialtfa- 

mer Kiilinlieit; 
Jezo gleich dem Gebelfer der Hiindelein tönet* es 

feltfaxn ; 
Jezo wie gellendes Pfeifen, dafs rings nachhal- 
ten die Berghölin. 
Und bald kam an dem Tag* unheilfame Tliat 

zur Vollendung, 
Dafs Er Sterbliche fo wie Unfterbliche jezo be« 

herfchte ; 83o 

Hätte nicht fcharf es bemerkt der Menfchen und 

Evyigen Vater. 
Ernft nun fchwang er die Donner, und donnerte ; 

rings in dem Aufruhr 
Tofte das Land graunvoll, und der wölbend« 

Himmel von oben. 
Auch des Okeanos Strom , Meerßut und tarrari* 

fcher Abgrund. 



Theooonie. 147 

Ja dem unfterbliclien Fiifs erbebten die Höhn de« 

Olympos , 835 

Als ficli der Ilerfclier erliub ; und tiefauf dröhntt 

das Erdreich. 

Beiden entloderte Brand, um das finftere Meer 

ficlx verbreitend. 

Hier von dem Donner imdBHz, und dort von 

der FJamme des Sclieufals, 

"^on. glutwirbelndcm Sturm, und zuckendem 

iStrale der Wetter. 

Auf nun braufte die J'rd', und der Himmel um- 

li-er, und die Meerlint; 840 

Und die Gcltad' unito])t* unermefsliches Wogen« 

geiiimmel, 

Dnrcli dcrUnfierbliclicnScli-sTiing; und es fcli'wank- 

te das All in rrfcliuttrung. 

Aüdes felber crfclirak, der unteren Todten Ge- 
bieter , 

Auch der Titanen Gefchlecht im Tartaros drun- 
ten um Kronosy 

Vor dem unendlichen Lerm und dem furchtbaren 

Kampf der Entfcheidung. 845 

Als nun feine Gewalt Zeus fammelte, nahm er 

die Waffen, 



V 

\ 



14^ TH£0G0N1£. 

Bliz und Donner zugleich, und lodernde Keile 

des Wetters , 
Sclilug dann lioch vom Olymjios im Anfprung : 

alle gefamt nun 
Sengt' er die gräfsliclien Häupter hinweg des ge- 
waltigen Scheufals. 
Aber nachdem er ihn jezt mit fchmetternden 

Schlägen e;ebäncligt, 85o 

Sank er gelenklos hin ; und es feuizte die mäch- 
tige Erd' auf. 
Lodernde Glut entRrömte dem niedergedonner- 
ten Herfcher , 
In des Gcbirgs Waldthalen, von Felsabhängen 

umdunkelt, 
Wo er erlag; weit brannte die mächtige Erd* in 

des Wetters 
Süirmifcher Loh*, und zerilofs, dem fchmelzen- 

den Zinne vergleichbar, 855 
Welches der Jünglinge Kunit im wohlgchöhle- 

ten Tiegel 
Glühete; oder wie Eifen , das ftark vor. allem 

Metall ift. 
In des Gcbirgs Waldthalen von flammender Hiz« 

gebändigt, 



ThEOOONIE. l4f) 

Schmilzt in dem heiligen Grund , durch kiinft- 

liclic Hand des Ileraltos: 
Alfo zerfchmolz auch die Eid* in ftralenderLohe 

des Feuers. 860 

Zeus dann fchwang ihn ergrimmt in des Tarta-p 

ros räumigen Abgvimd. 
Von dem Tyfoeus Itammt die Gewalt nafs- 

hauchender Winde , 
Aufser dem Süd und dem Nord und dem blafs« 

umfcliauerten Weßwind ; 
Denn die find aus Göttergefchlecht , und den 

Sterblichen heilfam. 
Aber die anderen Tsrehn als Mishauch' über diö 

Mecrilut: 865 

Die, nun plözlich daher in die ilnltere Woge 

fleh Itiirzendy 
Rafen mit Itiirmender Wut, den Iterblichen 

Menfchen zum Unheil. 
Dann wehn andere anders'wohin , und zerltreun 

und verderben 
SchifF und Seglqr zugleich; und des Wehs ilt 

nimmer Ervettüng 
Stei blichen , die, von jenen ereilt, durch die 

Brandungen hiniliehn. 870 



M 



i5o THEOoorifE* 

Auch auf dem Boden iiniLer des uncndliclien 

bliilieiideu Erdreichs 

Bringen fie Leid, und verderben der Ackerer 

Ichöne Bcüelliing, 

Alles mit Staub anfüllend und fürchterlich raf- 
fendem Aufruhr. 
Als die feiigen Götter nunmehr vollendet die* 

Arbeit, 

Und die Titanen im Streit um Ehr* und Würde 

bewältigt ; Sj5 

Jezo verUMueten Jie den Obeibcfehl und die 

Ilerfcliafr , 

G'aa's Piathe gemäfs , dem olympifcLen Ordner 

der Welt Zeus, 

Aller *Unficrb]ichen rings; und Er vertheilre die 

Ehren. 
Zeus nun, der König der Götter, erliohr als 

erlte GenofTin , 

Metis, die kundigfte weit vor ftevLlichen Men- 

fchen und Gattern. 83o 

Aber da ihr, zu gebären die heilige Pallas 

Athene , 

Nahte die Zeit, jezt liftig mit fanft einnehmen- 
den Woricn 



Theogonie. i5i 

Teufclit* er ilir Herz, und barg im eigeuen 

Bauche die Göttin, 

So "wie Gäa befalil, und des fternichten Uranof 

Ausfprucli. 

Denn das rietheu ilim beide , damit die Her- 

fchergewalt nicht 835 

^Uhme , für Zeus , ein andrer der cwigwalten- 

den Götter. 

Denn ilir befchied , zu gebären verß'ändige Kin« 

der, das Schick fal : 

Erit die Tritogeneia , des Zeus blauäugige Toch- 
ter, 

Gleich dem erhabenen Vater an Kraft und wei- 
fer Entfchliefsung. 

Hierauf war auch den Sohn ihr beftimmt zu ger 

biiren, der künftig 8go 

Götter und Menfchen zugleich mit gewaltigem 

Geille beherfchte. 

Aber zuvor barg Zeus im eigenen Bauche die 

Göttin, 

Dafs ihm folche hinfort ankündete Gutes und 

Böfes. 
Themis, darauf Zeus Gattin, die herliche, 

bracht' ihm die Hören, 



JP 



i52 TREoaoni£. 

Dilie, Eunomia dann, und die blühende Toch- 
ter Eirene i 09^ 
Welche dem Menfchengefchlecht vollzeitigen. 

alles Beginnen ; 
Auch die Mören, von Zeus ausnehmender Ehre 

gewürdigt, 
KlothO} Lacheiis auch, und Atropos ; /welche 

zur Mitgift 
Bei der Geburt austheilen den Sterblichen Gutes 

und Böfes, 
Auch drei Chariten bracht* ihm Eurynome, 

rolige Jungfraun , 900 

Sie ,• des Okeanos Tochter , gefchmUckt mit rei^- 

zender Schönheit: 
Thalia ) lieblich an Wuchs, Eufrofyne, famc 

der Aglajai 
Piefen enttrUuft von der Wimper im Anblick 

füfses Verlangen, 
Schmelzendes ; denn ße blicken fo hold aus der 

Brauen Umwölbung, 
Jener bcftieg der Demeter , der Allei nährerin, 

Lager ; go5 

Und ßo gebar ilim die fchöne Perfefone» die 

' Aj(doneu8 



Theooomie. i55 

Raubte der Mutter liin-weg , denn fie gab der er«» 

habne Kvonion, 
Von Mnemdfyne dann, der fcliöugelockten , 

entbrannt* er, 
X>«v die M ufen entitammen , geeiert mit golde- 

nem Haarband , 
K.-276any der feltUcben Scbmcliife vergnilgt, und 

des frohen Gefanges» 910 
» . -Leto gebar den Apoilon , und Artemis, froU 

des Gtfclioffcs , 
[Beide vom lioldeiten Wuchs vor den fämtlichen 

Uranionen , 
Xeto t gefeilt in Liebe dem Donnerer Zeus Kro-r 

nion. 
Diefer erkohr nun Here zulezt als blühend» 

Gattin; 
Und üe gebar die Hebe, mit Bileitliya und 

Ares, 91 '5 

Ihrem Gemahl beiwohnend , dem waltenden Iler-^ 

fcher der Welt Zeus. 
Ihm aus dem eigenen Haupt fuhr Zeus blau- 

Uiigige Tochter, 
Schrecklich I umranfcht vom Gewühl, Heerfüh* 

reiin , nimmer bezwungne 



# 



1^4 Theocokis. 

Jlcrfclierin , die an Getöfe lieh freut, und an 

Kampf und Entfclieidung. 
Ilere gebar den Hefäitos darauf, ohn* alle 

Gemeinfcliaft, 920 

Aus lieh felbft, denn üe zürnt* und eiferte ihrem 

Gemahle, 
Ihn, der an Kunft vorraget den fUmtlichen Ura- 
nionen. 
Aniiitrite fodann und der tofende Länderer- 

fchilttrer 
Zciigeten Tritons Macht, des gewaltigen, der 

an des Meeres 
Tiefem Grund, mit der Mutter zugleich und 

dem herfcheuden Valer, 926 
Wohnt im goldenen Ilauf, ein furchtbarer. Mit 

ICytlicreia 
Zcn2;ete Graun und Entfczcn der Scliilddurch- 

fchmetterer Ares, 
Schreckliche, die hintummeln die dichteitcn 

Miiunergefchwader , 
Ares dem Stadtvcrwiifier gefeilt, in der fchau- 

drichten Feldfchlacht; 
Auch die Ilarmonia dann , des mutigen Kadmos 

Genonin. gSo 



Theooonib* i55 

Maja> des Atlas Tochter, beftieg Zeus heili» 

gas Lager , 

Und den Hermes gebar lie, der Götter gepriefc- 

nen Herold. 

Semele, Tochter des Kadmos, gebar aus feiner 

Umarmung 

Ihm den glänzenden Sohn, den Geber der Luft 

Dionyfos y 

Sterblich fie felber den Gott; nun freuen fich 

beide der Gottheit. (ß5 

Weiter gebar Altmeue die hohe Kraft Hera- 
kles , 

Heimlich in Liebe genaht dem fchwarzumwölk- 

t^n Kronion. 
Aber A gl a!fa ward dem hinkenden KUnltler 

Hefäftos, 

Sie der Chariten jiingfte, vermiihlt als blühende 

Gattin. 

Dem goldlockigen Gott Dionyfos ward Ariad- 

ne , 940 

Minos Tochter, die blonde, vermählt als blü- 
hende Gattin ; 

Ihm fchuf Zens fie unfterblich in nie reralten* 

der Jugend« 



i56 Theoookie. 

Hebe kohr ficli Herakles , der tapfere Sohn der 

Alkmene , 
Als er mit Kraft und Gewalt mUhfclige Kämpfe 

vollendet) 
Dafs fie, Tochter des Zeus und der gpldgefchu- 

heten Here , 94^ 

Edle Genoflin ihm wUl' auf dem fchneebedeckten 

Olympos : 
Seliger, der, da er Grofses hinausführt*, unter 

den Göttern 
Wohnt , dem Leiden entrückt , in Unllevblich- 

keit, nimmer veraltend! 
Helios , raftlos im Lauf , mit der Okeanine 

Perfeis , 
Zeugete Kirke zugleich , und den Volksobvralter 

Aeles. 960 

Aber Äetes, der Sohn des erleuchtenden Sonncn> 

b^herfchers , 
Nahm des upigrenzenden Stroips Okeanos Toch- 
ter Idya, 
Nach der Upfierblichen Schlufs , als rofen'wan- 

gige Gattin. 
Diefc gebar ihm Medeia, die leicht hinwandelnd« 

Tochter, 



Theoooniis. 1^7 

Überwältigt von Liebe, durch Huld der golde- 
nen Kypris. Cjf)5 
l Ihr lebt jezo njir wolil , olympifcber Höhen 

Bewohner , 
£iland*auchy und Veften, und falzige Flut in 

dem Innern. 
Jezo der Göttinnen Stämme verkündiget hold 

im Gefange , 
Ihr olympifchen Mufen, des Ägiserfchüttercr« 

Töchter: 
Alle, wie viel uniterblich in Werblicher MUnncr 

Gemeinfchaft 960 

Kinder gezeugt, vollkommen wie ewige Götter 

an Bildung* 
Siehe, Demeter gebar, die heilige Göttin, 

den Plutos, 
Als mit lalios fie auf dreimal geackertem Brach- 
feld 
Traulicher Lieb© gepflegt in Kreta's fruchtbarem 

Eiland, 
Ihn, der ein heilfamer geht durch Land und 

Meeres§ewUfl*er, g65 

Rings; den begegnenden aber, und wem in die 

H'änd' er gelangt iit, 



# 



i58 Theoookie. 

Den umhäuft er mit Gut, und gewährt ihm Fülle 

des Reichthums. 
Auch den Kadmos gebar Harmonia y Tochic»; 

der Kypriä , 

Semele, Ino zugleich, und Agaue mit blühendem 

Antliz , 

Bann Aut6noe , Weib des lockigen Ari- 

liUos , 970 

Und Polydoros den Held in der f eltummauerten 

Thebe. 
Eos gebar dem Tithonos den «rzgeruilcten 

Memnon , 

König der Athiopsn , Em/ithion auch, den Ge- 
bieter. 

Auch dem Kefalos brachte fie dar den edclen 

Sprüfsling 

Faethon, mächtiger Kraft, Unfterblichen ähn- 
lich an Bildung. 975 

Dicfer , da zart in der Blüte der üppigen Jugend 

er aufwuchs, 

Ward als rändelndes Kind von der hold anlä- 
chelnden Kypiis 

Weg- im Schwünge geraft, und im Helligthume 

der Tempel * 



THEOoor^if. i5w) 

Zum nachtfeiernden Hüter beftellt, ein göttli- 
cher Dämon. 
Sie, des Äetes Tochter, des gottgefegneten 

Königs, g8o 

Führte der Äfonid*, in der Obhut ewiger Göt- 
ter, 

Vom Actes daher, da er grauliche Kämpfe vol- 
lendet, 

Deren ihm viel' auflegte der übermüiige Kö- 
nig > 

Pelias, trozig und frech, ein cntfezliclier Thli- 

ter des Frevels. 

Siegreich kam er nunmehr nach mancher Gefahr 

in loJkos, 985 

Führend im hurtigen Schiffe die freudigblicken- 
de Jungfrau, ' 

Äfons Sohn , und lie ward ihm blühende Lager- 
gen oIFin* 

Dicfe, nachdem fie "ferkannt der Volksobwalter 

lafon , 

Brachte den Sohn Medeios, den forgfam erzog 

in dem Berg-vs^ald 

Chciron, der Tilyra Sohn: fo ward Zeus Wille 

vollendet. q^« 



I 



^^^ Theogoimie. 

Aber die Nereiden, erzeugt vom altenden 

Meergreis : 

Pfamatlie brachte zuerft, die heilige Göttin , den 

Fokos, 

Diircli des Äakos Lieb*, und die Huld der gol- 
denen Kypris. 

Pelcus jezo bezwang die niberfuTsige Thc- 

tis, 
Sieh*, und Achilleus erwuchs, der zermalmen- 
de , löwenbeherzte. 995 
Drauf den Äneias gebar die fchöngekrlinzete 

Kypris , 
Einft dem Helden Anchifes in traulicher Liebe 

vereinigt, 
Auf dem bewaldeten Gipfel des vielgewundenen 

Ida. 
Kirke, des Helios Tochter, des leuchtendext 

Sohns Hyperions, 
Brachte dem harrenden Dulder Odyfleus nach 

der Umarmung 1000 

Agrios, ihn und Latinos, den treflichen, ftark 

und gewaltig: 
Welche fiirAvahr fehr fern in dem Schoofs der 

Leilio;en lufeln 



Theooomis. 161 

Allem Gefclilecjit obwalten der hochberiilimten 

Tyrfener. 
Dann den Naußthoos brachte die Heilige 

Göttin Kalypfo 
Samt dem Naußnoos dar^ aus Odyfleus trauter 

Umarmung. ioo5 

Solche finds, die unßerblich in iterblicher 

MUnner Gemeinfchaft 
Kinder gezeugt ^ vollkommen wie ewige Götter 

an Bildung. 
Jezo der Heldinnen Stämme verkündiget hold 

im Gefange , 
Ihr olympifchen Mufen, des AgiserrchUtterers 

Töchter. 



U' 



DER Schild des Herakles, 



EIN Fragment 



AV8 



r 

DER Heldinnen Geschlecht- 



ÜEH SCUII.D DKS MeKAKLEA. 



Oder wie einfty aus Vatergeiild* und Wohnun- 
gen fclieidend, 

Hin gen TJiebe dem itarken Amfitryon folgt* 

Allcmene , 

Sie des Elektryon Tochter, des mutigen Schaa- 

renzerftreiiers. 

Siehe y fie ragete weit vor den zartgebildeten 

Weibern , 

So an Geltalt, wie an Gröfs*; und an Sinn wett- 
eiferte keine 5 

Aller Sterblichen Fraun , die Sterblichen Kinder 

geboren. 

Ihr Ton dem Haupte daher , und den dunkel- 

fchattigen Wimpern, 



i 



i66 DEK Schild 

Athmete folch ein Reiz , wie der goldenen Afro- 

dite. 

Dennoch ehrete He mit Herzlicher Liebe den 

Gatten , 

Wie noch keine geelirt der zartgebildeten Wei- 
ber. lO 

Zwar den edelen Vater erfchlug er ihr, fiegend 

mit Obmachty 

Wegen der Rinder erzürnt. Er einit, abfchei« 

dend der Heimat, 

Kam gen Thebe zu fiehn den gefchildeten Kad* 

meionen. 

Dort nun bewohnt' er ein Haus mit der tugend- 

famen Genoflin, 

Abwärts ohne der Liebe Genufs ; denn nicht war 

erlaubt ihm 9 i5 

Ehe dem Lager zu nahn der behenden Elek» 

tryonide 9 

Eh* er gerächt die Ermordung der hochbeherzten 

Gebrüder 

Seinem Weib*, und verbrannt in wehender Loho 

die Flecken 

Jenes Tafiervolks und der teleboifchen Män- 
ner. 



DES HERAXI.S8. 167 

Alfo' lag e$ ihm ob, und die Ewigen s^eugten 

dem Eidfcliwur. 20 

Deren Gewalt nun fcheut' er ^ und itrengte lieh 

ohne Verzug an 9 

» 

Auszuführen das Werk, das ihm hochheilige 

Pflicht war. 

Ihm dann folgte zugleich y des Gefechts und des 

Kampfes begierig 9 

Keiflges Volk der Booten , das Mut haucht* über 

den Schilden, 

Auch Itreitfrohe Fokäer, und nahankUmpfende 

Lokrer , 25 

Sckaar an Schaar; und £e führte der tapfere Sohn 

des AlkäoSy 

Stolz der kriegrifchen Macht. Doch der wal- 
tende Herfclier der Welt Zeus 

Ordnete anderen Rath im Inneriten 9 dafs er den 

Göttern 

Und den erlindfamen Menfchen des Fluchs Ab- 
wehrer erzeugte. 
Rafch vom Olympos enteilt* er , den Trug im 

Herzen entwerfend , 5o 

Sehnfucbtsvoll nach der Liehs des fchöngcg ar- 
teten Weibes > 



i68 DER Schild 

Friilie bei Nacht; bald kam et zum Tyfonsberg*, 

und von dorther 
Schwang zu der Fix Berghöhe den Fufs der er- 
habne Kronion. 
Dort nun fafs er, im Geift die Wunderthaten 

, erwägend. 
Denn in der felbigen Nacht bei der fchlank^n 

Elektryonide 35 

NaLm er des traulichen Bettes Genufs, und 

itillte die Sehnfucht; 
Und in der felbigen kehrt* Amfitryon Tviedcr zur 

Wohnung , 
Als er das Werk vollendet, der glänzende Schaa- 

renzerltreuer. 
Auch nicht erft zu den Knechten umher und den 

Hirten des Feldes 
Wandelt* er , eh* er dem Lager de* trauteßeh 

Gattin genaht war : 4« 

Denn fo heftiges Sehnen durchdrang den Hirten 

der Völkfjr. 
Gleich wie mit herzlicher Frpud* ein Mann dem 

Verderben entrinnet, 
Ob ihn der Krankheit Schmerz auszehrt*, ob 

hartes Gefängnis: 



DES IIeAARLB0. 3% 

So auch Amfitryon jezt, da er fchwer vollendet 

die Arbeit y 
Kehrt* er mit herzlicher Freude zurück in die 

eigene Wohnung. 4^ 

Ganz die Nacht umarmt* er die trefliche Lag'.r« 

geno/Iin , 
Wonneberaufcht yon den Gaben der goldened 

Afrodite. 
Sie, von dem Gotte zugleich und dem lierlicli- 

ßen Manne befruchtet, 
Zeitigte Zwillingsföhn* in der fiebenthorigen 

Thebe, 
Gar nicht gleich an Gefinnui^g , obfchon zw«.en 

leibliche Brüder: 5o 

Den von geringerer Art, und den -weit editier 

Mannheit , 
SphreckenvoU und gewaltig , die hohe Kraft 1 Ic-' 

rakles ; 
Diefen erzeugt von der St'ärke des fchwarz um- 
wölkten Kronion, 
Aber vpm Lanzenfchwinger Am£t;ryon jenen Ifi* 

kies: 
Gar verfchiedene Frucht! den trug fie dem (terb- 

liehen Manne, 55 



i 



1 

170 DBA Schild 

I>en dem erhabenen Zeus, der die Ewigen alle 

belierfchet. 
Dieter erfchlug auch den Kyknos, des Ares 
^ mutigen Spröfsling. 
Denn er fand in dem Haine des treffenden Föbos 

Apollbn 
Ihn und den Vater zugleich, den raftlos kämpfen* 

den Ares, 
Beid' in RUftungen (tiralend, yrie Glanz des lo- 
dernden Feuers, 60 
Stehend im Wagengefchirr ; und es ^mpfeten 

hurtige KolTe 
Hart mit den*Hufen den Grund; Staub wallete 

rings um ihr Antliz, 
Auf vom geflochtenen Wagen gefchnellt, und den 

Tritten der Gaule; 
Rings in dem ßarken Verband* auch ralTelten 

Wagen und Räder, 
Wie das Gefpann hinflog; und froh war der 

edele Kyknos, 65 

Hegend den Wahn , Zeus Sohn , den ftreitbaren 

Held, und den Lenker, 
MÖcht* er vertilgen mit Erz, und die Stattlichen 

Rüftungen ausziehn. 



PE$ HBRAXLEft. 171 

DocH rein Flehn und Gelübde rernahni nicht 

Föbos Apollon. 

Denn ihm reist* er entgegen die hohe Kraft 

Herakles. 

Hell war Hain und Altar um den Paganier 

.Apollon, 70 

Ganz von des fchrecklichen Ares Gefchmeid' und 

ihm fei her erleuchtet. 

Welchem wie Glut von den Augen es Itralete. 

Wer doch vermöchte 

Jenem, ein Sterblicher felbft, mutvoU entgegen 

zu wandeln, 

Aufser HeraUes allein und dem rühmlichen Held 

lolaos ? 

Denn beid' iibeten grofse Gewalt, und unnah« 

bare H'ände 7^ 

Wuchfen daher von der Schulter, bei ungeheue- 
ren Gliedern, 

Diefer begann zu dem Lenker, dem tapferen 

Held lolaos: 
' Edeler du, lolaos, geliebt vor den Sterbli- 
chen allen, 
Gegen die feiigen Götter gew^ifs auf dem hohen 

Olympos 



^7* Dsn Schild 

Fehlt* Amfitryon einft, da zur feitiunmauerten 

Thebe 80 

Weg aus Tirynthos er ging, der fchöngebaue- 

ten Veite, 
Nach des E]ektryon Fall , den er tödtete wegen 

der Rinder. 
'Flehend in Kreiouf Haus und der fcliönen He- 

nioclie kam er; 
Diefe, nach freundlichem Grufse, gei^ähreten 

alles Bedürfnis, 
Wie es den Flehnden gebührt, und ehrten ihn 

herzlicher immer. 85 

Hoch nun lebt' er in LuJt mit der fdilanken 

Elektryonide, 
Seinem Weib*; und darauf in kreifender Jahre 

Vollendung 
Wurden wir, nicht an Wuchs gleichartige, noch 

an Gelinnung, 
Wir, dein V»tcr und ich. Dem raubete feinen 

Verftand Zeus, 
Dnfs von dem eigenen Häuf* er hinweg, und den 

eigenen Eltern, 90 

Wanderte, Ehre zu thun dem frevelnden Mann 

Euryltheus : 



DES HfiRAKLBfl. 173 

I 

TKörichter! Traun, wohl oft befeufzete ]ener in 

Schwermut 
Seine Verblendung hinfort ; doch gefchehenet 

wird ungefchehn nie. 
Aber mich felber belud mit Kampfarbeiten ein 

DUmon. 
Rafch denn , o Trantelter , fafle die purpurfchim- 

mernden Zügel gS 

Unferes fchnelJen Gefpanns; und, voll hochher- 
ziger KUhnheity 
Grade den Wagen gelenkt , und die Kraft fchnell* 

fiiffiger Ro/Te, 
Unverzagt vor dem Lerme des niännermorden- 

den AreSy 
Der anjezt mit Getöf ' in dem heiligen Hain um- 

herralty 
Ihm y dem FÖbos Apollon , dem fernhintreffenden 

Herfcher l loo 

Wahrlich er foU , wie gewaltig er ilt , fatt haben 

des Krieges 1 
Ihm antwortete drauf der untadliche Held 

lolaos : 
Traun y mein Hlterer Bruder , der Welt Allvater 

Kronion 



174 P£& 6CHII.O 

Krönt mit Ehre dein Haupt , oiid der Stiereruäli- 

rer Pofeidon» 
Der die 2iiiinen, von Thebe belMrfcbty und die 

Vefte behütet ; io5 

Wie fie auch jezo dort den Sterblichen , grbfs 

uAd gewaltig ^ 
Dir in die Hand herführen, dafs herlichen Ruhm. 

du gewinnest. 
Auf denn ^ mit Kriegesgeräth umhUUe dich » dals 

wir in Eile 
-Auf anrennenden Wa^n, des Area dort, und 

dem unfern ) 
K'ämpfen den Eampf l Nie bringt er des Zeus un- 

erfchrockenen Spröfsling i lo 
Oder den Sohn des Ifikles in Furcht; er felber» 

vermut* ich. 
Fliehet die zween Nachkomiuen des tadellofen 

Alkeiden 9 
Welche bereits annahen, in heifser Begier der 

Entfcheidung 
Grimmigen Streit zu erheben: was mehr lie er- 
freuet, denn Feftfchmaus. 
Lächelnd vernahm die Worte die hohe Kraft 

Herakles, m5 



Fröhlich im Geilt ; denn lehr willkommenes hatt' 

er geredet. 

Wieatr begaiin, er darauf, und fprach die geflü- 
gelten Worte: 
Edeler du» lolaos» o göttlichem , nicht ift 

entfernt mehr 

Rauhes Gefecht ; du denn , wie zuvo]< du ver* 

ßändig erfchienefty 

AUo das mächtige RofS) den fchwarzgemähnten 

Areion > ifio 

Lenke mir jezo umher , und hilf nach allem Ver- 

■ 

mögen. 
Alfo der Held; und Schienen von heUgegl'ät- 

tetem Bergerz 
Füget' er rafch um die Beine y das Wunderge- 

/ fchenk des Hefäßos. 

Weiter umhüllt* er die Bruft ringsher mit dem 

prangenden Harnifch y 
Ganz aus Golde gebildet , dem künAlichen : wel- 

chen ihm vormals i23 

Pallas Athene gefchenkt, die Tochter Zeus, da 

zuerlt er 
Strebete vorzudringen in jammererregende 

KXmpfe. 



•7^ DBR SCHIX.D 

Jezo hSngi* um die Schulter fein grannabweh- 

rendes Eifen 
Jener ge-vraltige Mann; um die Brult auch den 

bergenden Köcher 
Warf er üch hinten herum; viel waren darin 

der Gefchofle , i3o 

SchreckeavoU 9 und Geber des ßimmeberauben* 

den Todes : 
Alle vorn mit Tode bewehrt, und triefend von 

Thränen ; 
Aber glatt in der Mitt*, und langgeründet ; dodi 

hinten 
Eingehüllt in Gefieder des fchwarzgefliigelten 

Adlers* 
Dann umfafst er den mächtigen Speer mit der 

Schärfe des Erzes; i55 

Auch das gewaltige Haupt mit dem ftattlichen 

Helme bedeckt* er» ^ 

Kunitreichy aus Diamant , Und wohl um die 

Schläfen Ach fcbmiegend , 
Welcher das Haupt nmfchirmte dem götterglci- 

chen Herakles. 
Jezo ergrif er den Schild voll Herlichkeit, 

welchen ihm niemand 



DS8 Herakles. 177 

Weder durchbiäclie mit Wurf, noch zerfchmetter- 

te,rchÖn zurBewundrung.140 
Ganz umher war die Scheibe von Schmelz und 

hellem Elektron , 
Schimmerndem Elfenbein , und feurigem Glänze 

des Goldes, 
Überßralt ; und von Strei&n des bläulichen Stahls 

durchzogen. 
Mitten darauf war ein Drach% ein unausfprech- 

liches Graunbild 9 
Zornig zurilck mit Augen , die Glut aüsfunkel-^ 

ten, fchauend. 14^ 

Seinen Schlund auch erfüllten die weifs ilmlau* 

fenden Zähne 9 
Fürchterlich y fern abfchreckend ; und ob der ge- 
runzelten Stirn' ihm 
Schwebte die Zwietracht grafs , und empöre te 

Schaarengeiümmel : 
Schreckliche ! welche Befinnung und Geift weg- 

rafte den Männern, 
Allen, fo viel feindfelig zum Kampf Zeus Sohne 

fich nahten. i5o 

t)eren Seelen entfliehn in der Erd* Abgründe 

nu A^5 

13. 



17^ DER Schild 

Wolmungen ; doch iHr Gebein , wann die Haut 

ihm verwefcte ringsum , 
LtV^t an dörrender Sonn* im dunkelen Staub« 

vermodernd. 
Drauf auch war die Verfoiguiig und Rück- 

Verfolgung gebildet 9 
Drauf der Tumult » und der Schreck ^ und die flam- 

mendeMännerermor d ungyi55 
Furchtbare Bück' ausfendend , im Drang' endlo- 

fes Getöfes.. 
Draiif auch droheten Häupter unnennbar 

gräfslicher Schlangen, 
Zwölf uniher, zu erfchrecken die iterblichen 

Erdebewohner > 
AUc) fo viel feindfelig zum Kampf Zeus Sohne 

fich nahten« 
Ihnen auch fchoU von den Zähnen Geknirfch her^ 

wann zu dem Angrif iCo 
Stürzt* Amfitryons Sohn; und wunderbar glühte 

das Knnltwerk ; 
Und wie gefprengt mit Flecken erfchiens den 

entfezlichen Drachen 
Längs den bläulichen Bücken , es dunkelten vorne 

die Kiefer. 



« 



DES Herakles. 179 

Drauf auch begeghete Löwen ein Schwärm 

Waldeber im Angriff 
Welche mit zornigem Blick fich in Wut an- 
rannten und tobten: i65 
Schaarweis drangen fie vor 9 wie Geordnete ; 

diefe fo wenig 
Bebten wie jene zurück; hoch Iträabten lieh 

allen die Nacken. 
Schon lag ihnen geßreckt ein mächtiger Low*) 

und der Eber 
Zween umher 9 des Geijftes beraubt; und es rie«. 

. feite fchw'ärzlich 
Ihnen das Blut auf die Erd'; und umgcltürzt mit 

den Nacken y 170 

Lagen fie dort, von der, Macht graunfunkeln- 

der Löwen gemordet. 
Jene noch heftiger raften fich auf, in erbitterter 

Streitlufi , 
Gegengeftellt, Waldeber in Wut, und grimmige 

Lbwen. 
Draüf war ferner die Schlacht der fpeerge- 

wohnten Lapithen, 
Um Peirithoos her, und den herfchenden Dryas 

und Käneus , 176 



m 



-i8o DER Schild 

Frolochos auch , und Hopleu9 f Hexadios auch , 

und Falerosy ' 
Auch um des Ampyx Mopfos j den titareEfchen 

Kämpfer y 
Thefeus auch> den Ageiden» an Kraft den Un- 

Iterblichen ähnlich: 
Silbern fie felblt, um den Leib mit goldenen 

Waffen geriiltet. 
Gegen ^e zog der Kentauren verfammelte Menge 

von dorther y 180 

Um den grofsen Fetraos, und Asbolos» kundig 

der Vögel, 
AvktoSy Hureios zugleich, und den £nfterlocki- 

gen Mimas, 
Auch um die zween Peukeiden,. den Dryalos und 

Perimedes : 
Silbern fie felblt^ und Tannen von Gold in den 

Händen bewegend. 
Alle gefamt nun ftUrmten , wie Lebende , gegen 

einander , i85 

Lange Speer* und Tannen in fclirecklicher Näh* 

ausitreckend. 
Drauf auch üand das rafche Gefpann des ent> 

fezlichen Ares , 



DES HSRAKLEI. idl 

GoMliell; drauf auch er felber, der raubbeladen» 

Wütrich , 

Seine Lanz* in den Händen gefafst, und die 

Streiter ermahnend. 

Purpurroth von Blut, als raubt* er der Lieben- 
den Rültung, 190 

Hoch in den Seflel geltellt; doch neben ihm 

Graun und Entfezen 

Standen entflammt von Begier, in die Schlacht 

zu dringen der MUnner. 
Drauf auch erfchien Zeus Tochter^ die Deu- 
terin Tritogeneia, 

Gleich an Geltalt , wie wenn das Gefecht zu em- 
pören fie ßrebte ; 

Tragend die Lanz* in den Händen, den goldenen 

Helm auf der Scheitel, ig5 

Und um die Schulter die Ägis, durchdrang fie 

die tobende Feldfchlacht. 
Drauf war der heilige Chor der ünfterbli» 

chen; und in der Mitte 

Zeus und Leto's Sohn, der mit goldener Harfe 

des Reigens 

Siifses Getön anßimmte; dafs fchmetterte ringtf 

der Olympös. 



i82 D£R Schild 

Auch war Gedrängt und es kränzte den Raum ein 

unendlicher Reichthum, 200 
Um der Uniterblichen Spiel; und Göttinnen. hu* 

ben das Lied an, 
Sie ) die pierifchen Mufen, melodifch fingenden 

ähnlich. 
Drauf war ein bergender Hafen des ungebän- 

digten Meeres 
Weit umher in die Rund* aus geläutertem Zinne 

gebildet. 
Einem wogeuden gleich : wo in häufiger Menge 

Delfine 2o5 

J)ort die Gewäfler und dort durchtaumelten , 

Fifche fich hafchend , 
Schwimmenden gleich an Geftalt; und zween 

Delfine von Silber 
Schnoben empor , am Schmaufe der (tummen 

Fifche fich lezend. 
Weil die ehernen Fifch' aufzappelten. Aber am 

FelsRrand 
Safs ein fifchender Mann , als lauert' er ; und in 

d^n Händen 2io 

Streckt' er den Fifchen das Nez , dem bald aus- 

werfenden ähnlich. 



PX8 Heüakles. 183 

Drauf war der Danae Sohn auch geformt, Aet 

Reifige Perfeus 9 
Der mit dem Fufs nicht rührte den Schild , noch 

folchem entfernt war : 
Wunderfani zu bemerken ! denn nirgend befelti« 

get hing er. 
Alfo fchuf ihn die Hand des hinkenden Feuer« 

beherfchers y 2i5 

Hell aus Gold*. Um die Fufs* auch hatt* er ge- 
flügelte Solen; 
Aber die Schulter umhing mit fchwarzem Heft» 

das Schwert ihm , 
An dem Gehenke von Erz; und wie ein Ge^^ 

danke y fo flog er. 
Ganz den Rücken bedeckte das Haupt des entfez- 

lichen Scheufals 
Gorgo 9 dem rings ein Beutel umherlief f fchön 

zur Bewundrungy 220 

Silberner felbft; doch Quälte 9 von leuchtendem 

Gold« gebildet 9 
Hingen herab. Auch fchrecklich umher an die 

Schläfen des Königs 
Schmiegte fleh Aldes Helm; von grUlslicher 

Nacht umdunkelt. 



1Ü4 VEti Schild 

Selber dem eilenden gleicli» und wie (tarr vor 

Schrecken , entfchwang fich 

Perfeus ^ Danae's Sohn , mit Heftigkeit. Doch ' 

die Gorgonen 225 

Stürzten ihm nach 9 unnahbar , in unausfprech- 

lieber Grafsheit» 

Ihn eu erhafchen entflammt; und indem ^e auf 

graulichem Demant 

Wandelten ) hallte der Schild ringsum von lau- 
tem Geraß'el, 

Scharf erklingend und hell. Doch längs den 

Gurten, herunter 

Schlängelten fich zween Drachen, mit aufgc- 

kriimmeten Häuptern : 23o 

Jene züngelten beid*, und.knirfchten vor Wut 

mit den Zälinen, 

Graufam rollend den Blick. >— Auch ob den 

entfezlichen Häuptern 

Tummelte Graun den Gorgonen» ein furchtba- 
res. Siehe y darüber 

Kämpfeten Männer den Kampf, mit kriegrifchen 

Waffen gerüüet: 

Die von der eigenen Stadt y und dem eigenen 

Stamm und Gefchlechte, 255 



PEt Qeaakles. i85 

Fernend des ünheilf Tag ; und die nach Verliec- 

riing begierig. 
Viclfcbon lagen geltreckt; noch mehrere, heftig 

erbittert 9 
Kämpfeten fort. Auch Weiber auf Rarkgebaue- 

ten Thürmen 
Schrien ein ehrnes Gefchrei, und zerri/Teu die 

Wang* in Verzweiflung, 
Lebenden gleich, die Gebilde des kundberühm- 

ten Hcfäftos. 240 

Doch die bejahrteren Männer y die trauriges 

Alter gehemmety 
Gingen gedrängt aus den Thoren der Stadt, zu 

den feiigen Göttern 
Bange die Hand* aufhebend ; denn fehr um. die 

trautelten Kinder 
Zagten lie. Jen' in der Sclilacht arbeiteten. Aber 

von hinten 
Keren in dunkler Geßalt, mit weifsen ZUlinen 

erklirrend , 246 

Grafs ) und düiteres Auges, und blutbefprengt, 

und unnahbar y 
Hatten um Fallende Zank : denn jegliche v/oUte 

begierig 



^ 



i86 DBR Schild 

Trinken das fchwarze Blut; und erhafchte üe 

einen geßxeckten^ 
Oder an frifclier Wund' hinfallenden ^ fchleunig 

' um diefen 
Schlug fie die mächtigen Klaun ; und es fuhr die 

Seele zu Aus, 260 

Tief in des Tartaros Schauer hinab : war ihnen 

das Herz nun 
Satt des Menfchenblutes , zurück dann warfen fie 

jenen y 
Wandten fich um , und durchßurmten der Feld- 

fchlachtLerm undGetümmel. 
Klotho und Lachefis ftanden dabei > und ein we- 

nicres kleiner 
Atropos : nicht war grofs die ünfterbliche, aber 

auch kleiner 255 

War vor den anderen fie die erhabenfte 'ältefie 

Göttin. 
All* um Einen Mann in Erbitterung kämpften 

fie jezoy 
GrimmvoU gegen einander die flammenden Au* 

gen gerichtet y 
Gegen fich Klaun und Arme mit troziger Wut 

«ttsfireckend. 



DES He HAK LS 8. iSj 

Aucb die Dültre des Todes begleitete traurig 

und furchtbar y 260 

Bleichgelb ganz y und verdorrt > und matt einfin- 

kend vor Hunger ; 
Sc]i wellendes Knies ^ an den H'änden dif* lang 

vorragenden Nägel: 
Scheuslich Hofs ihr die Nafe von Wuß , und 

die Wangen herunter 
Tröpfelte Blut Auf die Erd'; und unnahbar grin- 

zend im Antliz^ 
Stand fie ^ da häufiger Staub ihr rings umhüllte 

die Schultern y 265 

Thränenbeuezt. : — Noch eine gethUrmete Stadt 

virar benachbart. 
Sieben Pforten von Gold, in ragenden Tlioren 

verriegelt ^ 
SchloITen Iie ein; und die Männer in feltlicher 

Pracht und im Reihntanz 
Feierten hoch. Sie dort, auf der Laß fchönrä- 

drigem Wagen, 
Führten dem Manne fein Weib ; da erfcholl viel- 

Itimmig das Brautlied ; 270 
Und in der Hand der Diener entwirbelte bren- 
nenden Fackeln 



i 



i3d DER Schild 

Fernhin ftralender Glanz. Hier prachtvoll blU« 

hende Jungfraiin 
Gingen voran; und es folgten dem Zug froh- 

fpielende Cliöre. 
Dort nach hellen Syringen erklang der Jünglinge 

Stimme 
Aus anmutiger Kehl*, und ringsum fchmetterte 

Nachhall : 276 

Doch hier folgte den Harfen der Jungfraun lieb- 
licher Chortanz. 
Weiter davon auch fchw^Urmt* ein Jünglings- 

fchwarm nach der Flöte: 
Andere fcherzteu einher in bildendem Tanz und 

Gefange , 
Andere lachten vor Luft; vom FlÖtenfpicler be- 

gleitet y 
Hüpft* ein jeder voran : nur Freud* und Jubel 

und Reihntanz 280 

Hcrfcht'in der feiernden Stadt. Noch andere, 

aufser den Mauern 
Sprengten auf RUcken der Gaul', als wütende. — 

Aber die Pflüger 
Furchten das heilige Land^ den wohl gefalteten 

Leibrock 




BSS HxRAKLES. 189 

Aufgefchiirzt. Saatfelder auch (treckten licli: 

einige mUhten 
Dort mit fchneidender Sichel die hoch aufßa^- 

renden Halme^ 285 

Voll fchwerlaltender Ähren ^ Tvie lauteren Kern 

der Demeter; 
Andere handen in Garben die Frucht, und be^ 

luden die Tenne. 
Andere lafen den Wein, die gebogene Hipp' 

in den Händen ; 
Andere trugen in Körben,, dieweil darreichten 

die Winzer, 
Weifs* und fchw'ärzliche Trauben daher , von 

grofsen Gelendern, 290 

Voll fchwerhangendes Laubes und ülberfarbiger 

Ringel. 
Andere trugen in Körbe hinein; und das nalie 

Gelender 
Blinkt' aus Gold, ein Gebilde des kunftberUhm- 

ten Hefäftos: 
Rege von wallendem Laub' und hlberf arbigen 

Stäben , 
Voll fchwerhangender Trauben ; und alle ße dun- 
kelten fchwärzlich. 295 



igo i}£RScHii.b 

Andere kelterten hier ; dort fcliöpften fie. Andere 

kämpften ^ 
Ringend^ und tlieiJs mit der Fault. •— Dort hinter 

den flüchtigen Hafen 
Eileten Männer der Jagd , und voran fcharfzah- 

nige Hunde y 
AngeArengt zu erhafchen ^ und jene geftrengt zu 

entfliehen. 
Auch Gaidtummler zunächit arbeiteten» die um 

den Kampfpreis 5oo 

Warben mit Eifer und Miih ; in fchöngeflochte- 

nen Sefleln 
Standeli die Lenker empor, und beflügelten 

hurtige Rofle, 
, Frei hingebend den Zaum ; und es krachten em- 
por, wie R.e flogen, 
Rafch die gezimiherten Wagen, umtönt von der 

Naben Gerafleh 
All' in Itetiger Haft arbeiteten; denn unerreicht 

noch 3o5 

War der entfcheiJende Sieg , .und zweifelhaft 

^ wankte der Wettftreit. 

Diefen auch Itand in den Schranken zum Preif ' 

ein mächtiger Dreifufs , 



DES HERAKLSi» I91 

Blank von Gold, ein Gebilde des kunHberühm- 

ten Hefäitos. 
Ringslier Hofs um den Rand der Okeanos, 

der, wie gef ch wollen , 

Ganz den künftliclien Schild umAutete: dielen 

entlang dort 5io 

Hüben ficH Scbw'än' in die Luft, und töneten; 

andere fchaarweis 
^Schwammen daher auf der Welle, von fchwUr- 

menden Fifchen um taumelt : 

Wunder fchön auch fUr Zeus , den Donnerer : 

welchem gehorfam 

Jenen Schild Hefäitos vollendete, grofs und ge- 
diegen , 

Formend in kUnlUicher Hand; den Zeus hoch- 
herziger Sohn izt 3i5 

Schwang mit gewaltiger Kraft. Und er fprang in 

d.en SefTel des Wagens, 

Ahnlich dem WetterAral des Hgiserfchütternden 

Vaters , 

Leichteres Schritts ; und fein Lenker , der tapfe- 
re Held lolaos. 

Trat in den SelFel zugleich , und trieb den ge- 

l)ogenen Wagen. 



192 DER Schild 

Jezo naliete Zeus blauäugige Tochter AtHe* 

ne 9 520 

Ihnen den Mut zu erhöhn , und fprach die ge* 

flügelten Worte: 
Freud' euch) edles Gefchlecht des ferngeprie- 

fenen Lyngeus! 

Nun doch fchenket euch Zeus Obmacht, der 

UnRerblichen Könige 

Dafs ihr den Kyknos erlegt , und die itattliche 

Kiiftung ihm auszieht. 

Noch ein anderes Wort fei, tapferfier Held^ dir 

geredet. 525 

Wenn du den Kyknos nunmehr des erfreuende^ 

Lichtes beraubt haft^ 

Lafs alsdann ihn liegen dafelbft, und die Waf- 
fen des Herfchers. 

Aber des mordenden Ares Heranuahn merke be- 

dachtfam» 

Und wo etwa entblofst von des künitlichen Schil- 
des Bedeckung 

Ihn dein Auge gefeliUy da verwunde mit fpizi* 

gern Erze ; 53o 

Schnell dann weiche zurück; denn nicht dir 

gönnet das Schickfal» 




DES HfBAKLBS* IqS 

« 

Weder die RoITb zu fahn , iiocli die rUhmliclieii 
' WafFeil des Gottes« 

Alfo rief| und betrat das Gefclürri die hei« 

lige Göttin , 
Welche Sieg uiid Ruhm in unßerblichen Händen 

dahertrUgt ^ 
Eilendes Schwungs. £r aber , det gottliche Held 

lolaos ^ 335 

Mahnte mit fchrecklichem Halle die Roff' an; 

und vor dem Zuruf 
Raften £e äugs das Gefchirr» in ßäubendem Lauf 

durch die Felder. 
Denn £e kräftigte Zeus blauäugige Tochter 

Athene 9 
Schwingend die Agis mit Macht; däfs rings auf- 

feufzte das Erdreich. 
Jen' auch rannten hervor, wie die AamAiende 

Glut und der Sturmvirind, 640 
KyknoSy der reÜige Held, und der raitlos kam- 
pfende Ares. 
Als nun beide Gefpann' im begegnenden Laufe 

genahet 9 
Wieherten £e lautauf; und ringsum fchmetterte 

Nachhall« 

i3. 



m 



194 DER Schild 

Jenem zuerft rief jezo die hohe Kraft Hera- 
kles t 
Kyknos f o Freund y "was lenkR du auf uns 

die hurtigen RoITe , 346 

Uns miihfeliger Noth und Fährlichkeit kundige 

Männer? 
Auf denn y lenke vorbei den geglätteten Wagen, 

\und abTvärts 
Richte vom Wege den Lauf. Denn Ich Will 

fahren gen Trachis^ 
Hin afiu K^T^y deih Herfcher, der hoch an Ge- 

'walt und an Ehrfurcht 
Ragt im trachinifchen Volke ; wie dir auch fcl- 

her bekannt ilty 5io 

Weil ThemificSnoe dir, des Königes Tochter, 

vermählt ward. 
O mein Freund, nicht wird dir die Todesßund« 

von Ares 
Abgewehrt, Wenn wir beide genaht anheben ;deu 

Zweikampf. 
Denn fchon anderswo hat er, mich deucht, ein 

wenig gekoftet 
Unfere Lanze vordem, da zum Schuz der fandi- 

gen Pylos 55) 




\ 



• 



Des Hbaakles. 196 

Mir entgegen er Itand, nach Kampf unerrättlich 

Verlangend 4 
Dreimal traf ihn mein Speer y nnd er fank^ auf 

die Erde fich ftiizend. 
Samt dem verwundeten Scliild ; und das vierte* 

mal ftiefs ich den Schenkel , 
Strebend mit voller Gew^alt; auch den mächtigen 

Schild ihm zerbrach ich. 
Vorwärts fchofs in den Staub er hinab von dem 

I 

Schwünge des Speeres. 36o 
Und falt ward er dafelblt ein Gefch'dndetei unter 

den Göttern , 
Hätten ihm unfere Hände geraubt die blutige 

Rilltitn^. 
Alfo dex Held ; nicht wollte der lanzenkun« 

dige Kyknos 
Hemmen, wie jener befahl ^ das Gefpann dei 

rollenden Wagens« 
Schnell aus der Seffel Geilecht entfprangen fie 

beid* auf die Erde , 365 

Zeus des erhabenen Sohn , und zugleich Enyalios 

SprÖfsling. 
Nah* auch ttiebeit die Lenker die fchöngemäh- 

neten Rolfe , 



^ 



1^6 DEli S6KI1.2» 

Dafs von der Hufe Geftampl der crfchüttcrte 

Grund -weit auffchoU, 
Wie tveHn daher von des grofseil Oebirgs hoch-» 

ragender I Scheitel 
Folfen gelöit abfpringen, im «donnernden Fall 

auf einander; 670 

Viel hochwi|>flichte Eichen fodann, und viele 

der Föhren y 
Auch viel Pappeln umher , weirv^urzelnde , kra- 
chen zerfchmettert 
Unter dem rollenden Sturz, bis ebenen Grund 

fie erreichet : 
Alfo rannten üch jene zugleich Init grofsem Ge- 

fchrei an. 
Aber der Myrmidonen Gebiet tings^ und laol- 

kos f 5j5 

Arne» mit Helike auch, und Antheia's gralige 

Felder , 
Laut von dem Rufe der beiden erfchollen ße» 

Jene tnit graufem 
Wuthall fuhren fich an ; laut donnerte Zeus aus 

Gewölk her , 
Sieh*, und herab vom Himmel enifendet* er blu* 

tige Tropfen , 



DS8 HeRAKLSS« 197 

Seinem erhabenen Solme des Kriegs Anzeige ge« 

TvUhrend. 38o 

So 'wie im windenden Thal des Gebirgs ein gräfs- 

licher Eber 
Mit vorltarrenden Zähnen erbofst Anfchnaubet 

zum -Kampfe 
Gegen die MUnner der Jagd ; er v^ezt den fchim« 

mernden Hauer y . 
Eingekrümmt ; und der Schaum ringsher um die 

kauenden Backen 
Triefet ihm , aber die Augen erglühn wie ßra- 

Jendes FeUer, 585 

Und hoch ftrUubt er den Nacken empor und 

den borltigen Rückgrat: 
Alfo erfchien Zeus Sohn > da vom RolTegefchirr 

er herabfprang. 
Wann die Grille des Baums , die mit dunke« 

1er Schwinge dahertönt, 
Sizend auf laubigem Sprofs , den Sterblichen 

Sommergefang nun 
Anhebt, deren Getränk und Kolt, nur duftiger 

Thauift; Sgo 

Ganz die Länge des Tags von der Morgenfrühe 

durchfchwirrt de, 



igS D£H Schild 

Iii der gewftltigiten Glut, da Seiiios dörret die 

Glieder : 

Wann auch eben die Hirf * in fpizige Ähren eni- 

porfchiefsty 

Welche man Tat im Sommer > da bunt fich die 

Herlinge färben , 

Sie y die zu Fxeud' und Kummer den Sterblichen 

gab Dionyfos: 3g5 

Jezo kämpften fie dort; und umher Meg lautet 

Getöf * auf. 
Wie "Wenn einmal z-ween Löwen um eine 

gemordete Hirfchkuh 

Ungeftüm auf einander mit wütigem Groll her«» 

(türzen ; . 

Grauuvoll hallt das Gebrüll , und es klirrt von 

den Zähnen der Würger : 

Oder w^ie Habichte dort, fcharfklauige, krum- 
mes GebilFes , 4^0 

Auf hochftarreuder Klippe mit Lerm und Ge« 

fchrei fich bekämpfen. 

Wann fie die Geifs des Gebirges ereiferte, oder 

die Hirfchkuh, 

Welche, von Waldkoß fett, hinfank dem mu- 
tigen Jüngling, 



*. 



DJI8 HeAAKLSS. 199 

Wund von der Senne Gefciiofsj er felbft, un- 
kundig der Gegend y 

Irrte darou abwärts ; ße aber bemerkten es * 

felileunig ; 4^d 

Und fcbneJl hatt* um die Beute der bittere Streit 

ßch erhoben: 

Alfo (tUrzten auch jene mit Lerm und Gefchrei 

auf einander. 
Siehe y nunmehr warf KyknoSf den Sohn des 

erhabnen Kronion 

Auszutilgen entbrannt 1 auf den Schild die eherne 

Lanz' ihm ; 

Doch nicht brach &e das Ers y gehemmt von der 

Gabe des Gottes. 4^^ 

Aber Amfitryons Sohn, die hohe Kraft Hera- 
kles, 

Zwifchen «den Helm und den Schild die m'äch* 

tige Lanze gerichtet , 

Traf ihm den Hals , woentblöfst dicht unter dem 

Kinn' er hervorfcliien , 

Flugs mit gefammelter Kraft; und hinweg fchnitt 

beide die Sehnen 

Ihm der ermordende Speer ; denn die Macht des 

Gc waldgen fchwang ihn. 41^ - 



200 ovn Schild 

Und ex cntfank, wi^ die Eiche hinabfinkty oder 

dps Felfens 
Luftiges Haupt, von Zeus aufdampfendem Strale 

gefchmettert.; 
Und wie er fank , fo erklirrte die eherne Rüftung 

mit Kunltvrerk. 
Diefen nunmehr Üefs ruhen des Zeus kühu- 

duldender Spröfsling. 
Abel? des mordenden Ares Herannahn merkt* er 

bedachtfam , ^4^0 

Fürchterlich rollend den Blick: wie ein Bergleu 

iiber den Leichnam 9 
Der in gefchüftiger Eile die Haut mit den mäch- 
tigen Klauen 
Spaltete, plözlich fodann das erfreuliche Leben 

hinwegnahm ; 
]ßiferig fchlinget er nun , fein dülteres Herz fich 

erfüllend ; 
Grafs auch die bläulichen Augen verdreht, um 

Seiten und Schultern 4^5 
Qeifselt es fich mit dem Schyreif , und zerwühlet 

den Grund ; es vermag ihm 
Keiner gerad^ anfchauend zu nahn , noch entger 

gen zu kämpfen; 




pss Herakles. &oi 

So auch Amfitryons Solin^ dex unerlUttliclic 

Krieger , 
Als vor Ares er Itand ; in dem Innerlten fammelt' 

er Kühnheit y 
Ungeßijm; und der Gott kam näher ihm^ trau- 
riges Herzens f 4^0 
Beide lie Rürzten nunmehr mit lautem Gefchrei 

auf einander. 
Wie "wenn ein Fels von der grofs vorragenden 

Jähe lieh Rürzet^ 
Weit dann im Sprung aufhüpfend hinabi'ollt » 

dafs hell der Nachhall 
Heftig umher ausdehnt; doch entgegen ilim 

Itreckt lieh ein Hügel 
Hochauf; fort bis zu diefem enttaumelt er» wro 

er gehemmt ruht: 4^5 

So zum Verderb auch tofte der Wagenzertrüm- 

merer Ares, 
Wültes Gefchreis anrennend ; doch Er unver- 

drolTen empfing ihn. 
Pallas Athe^ie nunmehr 9 des Agiseirfchütterers 

Tochter, 




202 DER Schild 

Kuii dem Ares entgegen , bewelirt mit der nach- 

tenden Agis y 

Schrecken im fiiifteren Aiig\ und fprach die ge- 
flügelten Worte : 44^ 
Ares» bezähme die Kraft und den Troz der 

unnahbaren Hände ; 

* 

Denn nicht dir ift vergönnt, die rühmlichen 

Wallen zu rauben 

Ihm y dem erfchlagnen Herakles y des Zeus kühn- 
duldendem Spröf^ling. 

Auf, lafs ruhen den Kampf, und fcheue dich, 

mir zu begegnen ! 
Jene fprachs ; nicht folgte der übermütige 

Ares ; 44^ 

Sondern mit lautem Cefchrei glutittalende Waffeu 

errdiütteind, 

Schwang er in Haft lieh entgegen der hohen 

Kraft Herakles, 

Ihn zu vertil'gen entbrannt ; und er warf die 

eherne Lanze, 

Machtvoll, wegen des Sohnes ergrimmt, der im 

Blute gtltreckt lag, 




DES Hchaklbs, 200 

Auf deil gewaltigen Scliild. Doch hinweg bog 

Pallas Athene 460 

Jenem den Schwung des GefcholTeSy die Hand 

vorftreckend vom SeflTel. 
Herbe durchfuhr ihn der Schmerz ; und das fchnei- 

dende Schwert ßcli entreifsend« 
Stürmt* er hinan zu Herakles, dem mutigen. Doch 

"wie er andrang 9 
Stach ihn Amfitrvons Sohn, des fchrecklichen 

Streits uneirdttlichy 
Unter dem künitlichen Schild' in den blofs vor- 

fcheinenden Schenkel , 4^5 
Flugs mit gefammelter Kraft; auch den mUcIiti- 

gen Schild ihm zerbrach er, 
Siofs anfchmetternd auf Stofs ; und er fauk iu das 

ofue Gefild' hin. 
Aber Entfezen und Graun im fchöngerUdei ten 

Wagen 
Trieben die Rofle heran, und empor vom be> 

wanderten Erdreich 
Hüben £e ihn zum SelTel, dem prangenden.; 

fchleunig hinweg dann 460 
Geifselten lie das Gefpanu, und erreichten die 

Hohn des Oiynipos, 



m 



:^v| 



sbh Schild 



Th% üer Alkmene Solin^ und der rliliinliclie 

Held lolaosy 
Ab Ü« Uem Kyknos die Schulter enthüllt von der 

Irattlichen Rultiingy 
Wanderten fort ; bald kamen ße dann zur thUr- 

mcnden Trachis, 
Mit fchnelltrabenden RoiTen. Doch Zeus blau- 

Uugige Tochter 4^ 

Fuhr zum grofsen Olympos empor und dem 

Haufe des Vaters, 
Aber den ICyknos begrub der yireitob'waltende 

Kt^yx, 
Und ein unendliches Volk, das die Stadt um- 

"wohnte des Königs, 
Aiuhe^ der Myrmidonen Gebiet auch, und 

laolkosy 
Arne, mit Helike auch; denn ringsher ftrömte 

Vcrfammlung, 47^ 

Ehrend des Ke'yx Macht, der geliebt war feiigen 

Göttern. 
Qoch des Beltatteten Grab und Denkmal tilget^ 

Aiiauros 



DES Herakles. 2o5 

Durch auffchwellendexi Wintercrgufs : fo wollt* 

es Apollon^ 
Leto's Sohn, weil er jeden, der herliche Feft,«- 

hekatoznben 
rulirte zum pythifchen Haiii) mit Gewalt auf- 

laurend geplluidert. 47^ 



i 



/ 



Fragmente. 



I. Euftath. IL XFIII, 570. 

^ber Urania trug an das Licht den tr autelten 

Linosy 

Welchen , fo viel als leben der Lautenfpieler und 

Sänger , 

Alle gefamt wehklagen im Feit gel ag' und im 

Chortanz ; 

Linos heben &e an, und Linos rufen fie en- 
dend. 

II. Euftath. IL Ily 704. XXy 227. 

Von liiklos. 
Über die Spizen des Halms hin eilet* er, ohn* 

ihn zu knicken; 

14. 



i 



210 FkAO MEINTE. 

Leicht auf gerichteter Achel entflog der behen- 
dere Fufstritty 

— — , und nicht verlezt' er den 

Fruchthalm. 

IIT. Eujtath. IL Vlj 402. SchoL Lycophr, SgS, 
Ruhnk. EjJ, erit» /• p. 108. 

Ileus f 'welchen geliebt Zeus Sohn f der Herfcher 

Apollon y 
Und ihn fo mit Namen benennete : weil er der 

Nymfe , 
Als er fie huldreich fand , fich gefeilt in erfehn> 

ter^ Umarmung. 
Jenes Tags, da die Mauer der fchöngebaueten 

Veite 
Hoch umher aufthürmte Pofeidons Macjit und 

Apollons. 

rV. Euftath, IL J, 496. 
Die als Mädchen die hehre BÖoterin Hyrie auf- 

, zog. 

V. Euftath. OdyJJ» XII l y 401. Suid. pMX>^oaviii. 

Schandbarer Üppigkeit halben verblüht* ihr ju- 
gendlich Anfehn. - > 




Fhaomsnte. 2ii 

Denn rings über ilir Haupt verbreitet* er grUfsli- 

chen Ausfaz ; 

FlecLten ziigleicli umzogen den Leib ganz; und 

von den Scheiteln - - 

FloITen die Haare herab ; kahl wurden die lieb- 
lichen Häupter. 

VI. Eujtath. IL 11^ 522. 

Vom Strome KefilTos (Vergl. XXI) : 

Der von LilUa daher fchönrinuendes WalTer er- 

giefset. 

VII. EuftatJu Od. XVIy 116. 

Doch dem Telemachos gab fich im költlichen 

Gurt Polykafie , 
Neßors jüngere Tochter , des nelciadifchen K5* 

nigs; 
Und Perfepolis ward durch der goldenen Kypris 

Vereinung. 

VIII. Euftath. Schol. IL 11 , 336. (VergLXXVni.) 

Neltor entzog fich allein im fchönumblühten Ge« 

renon. - • 



2i2 Fragment £. 

Tapfere Söhn* erfcLlug* er dem kühn ausharren- 
den Ncleus y 

Bilf ; der zwölfte jedoch, der gerenilche Reilige 

Neltor y 

Weilete grad* als Galt bei den rofsberlihmten 

Gerenern. 

IX. Euftath, SchoL Od. IFj 232. 

Wenn nicht Föbos ApoUon fogar aus dem Tode 

gerettet , 
Oder felblt P'äeon^ der Heilungen kennet von 

allem. 

X. Euftath. IL IVy 171. 

ArgoSy vordem quellarm, ward erft durch Da- 

naos quellreich. 

XI. SchoL FÜL IL IL p. 82. 

— — — i— — — — die rennende NymF Ata- 



lanta. 



XII. SchoL VilL IL XlVy 119. 



•— Das fall der reifige He- 
rold. 



F|lAOMSNTS. 2l3 

Xin. Schol. VilL IL XVI ^ 200. 

♦— — Der Demodoke, Tocliter 

Ageiiors , 
Jener , um welche fo viele der erdbewohnendeu 

Männer 
Warben mit Lieb', und fo viel* und glänzende 

Gaben ernannten ^ 
Könige, grofs an Gewalt, ob ihrer unendlichen 

Schönheit. 

Xrv. SclioL Vill. IL XXIVf 624^, 

Solches briet man zuerlt, und zogs vorlichtig 

herunter. 

XV. Stralo L f. 72 (23). 

Audi des Arabos Tochter , den einit der Beru- 
higer Hermes 

Samt der Thronia zeugte , der Tochter des Kö- 
niges Belos. 

XVI. Stralo V. p. 338 (22i). 

Spröfslinge wüchfeu He auf, dem göttergleichen 

Lykaon, 
Welchen Pelasgos gezeugt. 



I 



2i4 Faaomehte* 

XVII. Straho VIL p. 496 (32 1). 

Siehe y denn Lokros war der Lelegerllämme Ge- 
bieter y 

Welche der Donnerer Zeus, roll unabwendba- 
res Käthes , 

Einft als erlcfene Steine der Flur dem Deukalion 

darbot. 

XVIII. Straho nil. p, 526 (342). 

Und den x>lenifclLen Felfen bewohnet* er , yveU 

chen der Peiros 
Anfpült f breit hinftrömend. 

XIX. Straho X. 77. 471. 

Von der Tochter des Foroneus virurden 
fünf Töchter geboren : 

Welche dem Waldgebirge die göttlichen Nym- 

fen erzeuget , 
Und leichtfertiges Satyrgefchlecht von eitelea 

Tl.at-n, 
Auch kuretifche Götter , .*a bildendem Tanze 

gewaltig. 




Fraomentx. 2l5 

XX. Straho XIV. p. 9Ö1 (642). 

Der "wandernde Kalclias fragt den Mopfos: 

Wunder fafst mich im Geiite, wie voll von 

Feigen er dafleht, 
Diefer Baum, fo klein er auch iit; du fage di« 

Anzahl. 

Worauf Mopfos antwortet : 

Ihre Zahl zehntaufend y ihr Mafs ift aber ein ^ 

Scheffel ; 
Nur bleibt Eine zurück , die nicht eingehen du 

Iiehelt. 
Jener fprachs; und lie fanden die Zahl des 

Mafses nach Wahrheit. 5 
Aber den Kalchas fofort umhUllete Schlummer 

des Todes. 

XXI. Straho IX. 77. 649 (424). Theqp^ ad Arat. 

Ph. 45. 

Vom Strome Kefiffos (Vergl. VI): 

Welclier an Panopis fliefst, und längs der befe- 

ft igten Glekouy 



2l6 Fkaomei9te. 

Durch Orchomenos dann "wie ein fclilangelnder 

Drache fich windet. 

XXII. Stralo FIL ' jf. 3o2, 

Fineus fei von den Hai"pyen entführt "wor- 
den; 
Zum Milch eflergefchlecht, das Wohnungen füh- 
ret auf Rädern. 

XXm. Straho VIL Jf. 5oo. 
Athiopen^ und Liigyer(tänim% auch Skythen hei 

Rofsmilch. 

XXTV. Straho VIL p. 604 (327). SchoL SophocJ. 
Trachm 1174» 

Gen Dodon' und der Eiche, dem Siz der Pe- 

lasger , gelangt* er. 

Eine EUopiallur ift voll Gras\^uchfes und Korn- 
baus y 

Voll von Ziegen und Schafen und fchwerhinwan- 

delnden Ptindern. 

Männer bewohnen die Flur, an Wollvieh reich, 

und an Hornvieh, 

Viel', in unendlicher Meng*, er cl bauende Mcn- 

fclicngefcliJecliter. 5 




Fragmente« 217 

Dort am äufserlten End* ift auch Dodona ge- 
gründet : 

Die Seus liebend erkolir, ihm felber zu fein 

ein Orakel, 

Hoch von den Menfchen geelut, im Grund* her- 
bergend der Eiche : 

\Yo lieh der Erde Gefchlecht allwahre Verkiin-' 

digilug einholt. 

Wer nun dorthin naht den unfterblichen Gott 

zu erforfchen, 10 

Komme Gefchenk darbringend mit lieilweifTiv- 

genden Vögeln. 

XXV. Stralo IX, p. 674. (442). 

Oder wie, wohnend vordem an den heiligen 

Zwillingshügeln , 

Auf der dotifchen Flur, um Amyros Traubcn- 

geHlde, 

Im bobelfchen See lieh den Fufs äbfpUlte die 

Jungfrau. 

XXVI. Taujan. IX. p. 597. 

Als Ilyettos vordem des Arisbas Sohn, den Mo- 

lyros , 



i 



2l8 FHAOMENTE. 

Todt im Palalle gefireckt, den Entlieiliger fei- 
ner Vermählung, 

Floh er vom Haufe hinweg aus der roflenäh- 

renden Argos y 

Und zu Qrchomenos kam er, dem Minyer. Je- 
ner empfing ihn 

Freundlich, der Held, und verlieh der Befizun- 

gen würdigen Antheil. 

XXVII. Taujan. IX. jf. 6o5. 

Fylas erkohr die Leip(Sfile lieh , die der Held 

lolaos 

Hatte gezeugt , an Geftalt den olympifchen Göt- 
tinnen ähnlich. 

Diefe gebar als Sohn ihm den ... in der Behau:- 

fung, 

Aucji die reizende Thero , dem Glanz der Selene 

vergleichbar. 

Aber von Thero darauf, die geruht in den Ar- 
men Apolloiis , 5 

Wuchs mit gewaltiger Kraft der RoIFebändiger 

CliUron. 



Faaomente. 219 

XXVin. Schol. jijfollon. J, i56. Schol. Vill. IL 
IL 336. (Vergl. VJHO 

— — — — Periklymenos auch > den 

erhabnen j 

Seligen Held; ihn begabte der Erderfchiittrer 

Pofeidon 

Vielfach :* denn bald flog er im Vogelfchwarm 

ein gefchwingter 

Adeler ; bald dann 'ward der verwandelte , Wun- 
der dem Anblick! 

Ameis ; bald dann ähnlich den glänzenden £ie* 

nengefchlechtern ; 5 

Bald ein gräfslicher Drkch*, ein erbitterter. Ga- 
ben befafs er y 

Unausfprechlicher Menge , die ihn in der Folge 

geteufchety 

Nach der Athene Befclüufs. 

XXIX. Schol. Jpollon. J, 825. 
Flehend dem Mann , den gezeuget der rühmliche 

Held Kleodäos. , 

XXX. SchoL Jpollon. II ^ agy. 

Dort nun beteten fie zum erhabenen Herfcher 

des Anos. 



# 



220 Fbaomente. 

XXXI. SchoL Jj}olL /, 767. 

Er in gefchwollener Flut des himmelentfprofle- 

nen Stromes, 

XXXII. ScIioL JpolL IFj 893. 
Von den Sirenen: 

Zur Icliönblüliendeu Infel y wo jenen gew'älirt der 

Kronide . . . 

XXXIII. SchoL Find. Pyth. IVy 202. Lycophr. 284. 

Siehe 9 von Hellen ciitftamnien gefezausübende 

Herfcher , 

Doros zugleicli , und Xutlios, undAolos, froU 

des Gefpannes. 

Dann von Aolos fiammen gefezausübende Her- 
fcher 9 

Krethcus ^ Athamas auch , und Sifyfos y fchmei- 

diger Lift voll, 

Auch der ungerechte Salmoneus, fchwellend von 

Hochmut. 

XXXIV. SchoL Find. Pyth, Uly 48. 

Ihm trug jezo der Piabe vom heiligen Malile die 

Boifchaft, 



Fragmente. 221 

Hin zur göttlichen Pytlio « dem unbefcliorenen 

Föbosy 
Meldend die gräuliche That, wie lieh Ifchys 

, vermählt mit Koronis ^ 

Eilatos Sohn mit der Tochter vom Flegyerheld 

Diognetos, 

XXXV. Schol. Find. Ol. X, 46. 

Jene der Amaryukeid* Hippoltratos , Spröfsling 

des Ares,- 
Fykteus glänzender Sohn, Ileerfürft der epeiifchen 

Männer. 

XXXVI. Schol. Find. Ol. X, 85. 
Vom Halirrhothios : 

Welcher den Seros erzeugt* und Alazogos» tref- 

liclie Söhne. 

.XXXVII. Schol Find. Nem, IV ^ gS. 
Diefer Gedank' erfchien dem erwägenden endlich 

der Befte: 
Feit zu halten ihn felblt, und heimlich das 

Schwert zu verbergen , 
Welches fchÖn ihm bereitet der hinkende Künß- 

1er Hefältos; 



r 



a22 FrAOMENTE. 

Dafs er, es einfam forfchend, umher durcli Pe- 

lions Waldhöhn, 

Schnell hinränke, vom Schwärme der Bergken- 
tauren hcwältigt. 

XXXVin. Schoh Pind. Nem. III, 92. 

Äfon 9 welcher gezeugt den Völkerhirten lafon. 
Den einit Cheiron erzog in Pellons luftiger 

Waldung. 

XXXIX. SchoL Pind. Pyth. VI, 19. 

Wohl mir nun dies alles im finnigen Geifte des 

Herzens 
^Angemerkt l Fürs erfte, fobald du zum Haufe 

' gekehrt bift. 
Herliche Opfer gebracht den ewig waltenden 

Göttern. 

XL. Schol. Pind. Pyth. IX y 6. 

Auch -wie die F tierin einft von der Chariten 

Schone verherlicht, 

Wohnt' an der Flut des Peneos , die anmutreich« 

Kyrene. 



FlVAOMENTE. 2-3 

XLI. Schot. Find. Pyth. jr, 35. 

Auch wie die Hyrierin, die vcrftandige Mckio- 

nike. 
Die den Eufemos gebar dem Erder fchüttrcr Po- 

feidon , 
Zugefellt in Begierde der goldenen Afrodite. 

XLII. SchoL Find. Nem. Uly li. Ol FIII9 26. 

Jen' empfing und gebar den Aakosy froh des 

Gefpannes. 
Aber nachdem er das Ziel der gefälligen Jugend 

erreichet , 
Härmte der einfame fich. Doch der Welt All- 
vater Eronion , 
So viel rings Ameifen gebaut in dem lieblichen 

Eiland y 
Alle fie bildet' er Männer und fchongegürtete- 

Weiber. 5 

Sie nun fUgten zuerft fich zwiefachrudernde 

Schiffe, 
Spannten zuerlt auch Segel als Fiitige^ Schiffen 

des Meeres. 



224 Fragmente. 

' XLIII. Schol So-ph. El. 540. 

Welche dem Held Menelaos Hermione brachte» 

die Tochter, 
Dann als jünglten den Sohn NÜLoilratos , tapfer 

wie Ares. 

XLIV. Schol. Sofh, Trach. 26g. 

Jezo empfing Stratonike, die fchöngegürtete Jung- 
frau , 

Und R.e gebar im Palade den Eurytos, ihren ge- 
liebten. 

Aber von diefem entfprofs nun Klytios, fanit 

dem Dalon, 

Toxeus der göttliche dann ,. und Ifitos, tapfer 

wie Ares. 

Drauf noch erfreut ihn zulezt mit dem blonden 

Kind* Joleia 5 

Aubolos fürftliche Tochter Antioche , blühender 

Schönheit. 

XLV. Athen. Xly 14. Eußath. IL XU. p. 85Ö. 

— Schnell durch die Wohnung mit Bothfchafi 

. wandelte Marcs > 



FHAOMXIITB« Üt5 

Trug den geTülleten Silberpokal ^ und reicht* ihn 

dem Kön%. 

XL VT. Athen. XI, 14* Hefych. tjri/wAiiri&iy , 
Hemjt. 

Siehe da naHm der Seher des Bogens Schnür mit 

den Hunden; 
Und liiklos am Rücken^ belaufcht* ihn« Diefem 

von hinten , 
Einen Pokal in der Hand, in der anderen he* 

bend den Zepter , :. 

Stellete Fylakos fich , und begann zu den dienen« 

den Männern« 



XLVn. Athen. X, 7. 
i 

So wie Freud' und Befchwerde den Sterblichen 

gab Dionyfos. 
Welcher zu viel einfchlUrfte des Weins , den be« 

rauf cht er mit Wahnfinn ; 
Ufa' und H'ande zugleich, ihm bindet er, Zung' 

und Yeritand auch^ 
unnennbarem Band'; und ihn liebt fanfl;« 

trUumender Schlummer. 

j6. 






m 



9,^6 Fraomshte. 

XLVIIIit Hefych. la** Ev^vyvif mymf» 
Auch Eurygy^s». Jüngling annoch der g^weih* 

ten Athena. 

XLIX. Athen. IJy 4« 
SUfs ja ilt es am Mahl und feftlichen Männer» 

gelage 
Sich mit GefprUch zu* erfreuen y nachdem man 

des Mahls fich gefättigc. 

L. Athen, IX f i5. 
Dort wird, meine Erfrifchung hinfort fein^ Völ- 
kergebieter. 



« > 



LI« Ste-phanus y AßAtnu 
— — — — — In der heiligen Infel Aban- 

tisy 
Welche vordem Abantis benamt die unfterblichen 

Götter ; 
Doch jezt nannte fie Zeus Vom Namen des Rindi» 

Euböa. 

LIL • Suidas • KK3U9» 
Stärke ja gab zum Gefcheuk der Olympier Äakos. 

Enkeln, , ,-. 



-V» 



Faaomsntx. ü2y 

Sinn Aznytkäons Söhnen» doch Reichthum nur 

den Atreiden. 

LiIII« SuidaSf i^mruf^ 

Aakos Stamm iit fröhlich der Feldfchlacht , fo 

wie des Gaitmahls. 

Liy* Plutarch. de Orac. ief. 

Neun Gefdilechte durchlebt die gefchw'^zige 

Krähe von Männern 

Frifch ausdaurender Kraft ; und der Hirfch drei 

Alter der Krähe ; 

Drei Hirfchleben hindurch wird der Rab' alt; 

aber der Fönix 

Daurt neun Rabengefchlecht'; und wir zehn Al- 
ter des Fönix» 

Wir fchönlockige Nymfen » des ÄgiserfchUttcrer» 

Töchter« 

LV. Plutarch. Thef. 
Schrecklich quält' ihn die Liebe der panepetfchen 

Ägle. 

LVL Clemens j4lex» Strotn. V^ 
Nicht i(t irgend ein Seher der erdbewohnenden 

Menfchen » 



# 



•^ 



228 FnAOMEI«T£« 

Der durcLfchaue den Sinn des UgiserfcLUttern- 

den Gottes. 

Lyn. Clemens Alex, adm, ad genL - Strom» V» 

Denn er felber iit König und Hochgebieter von 

allen 
Ewigen ; iHm auch ftrebt kein anderer je mit 

Gewalt an« 

LYllI. dem» Alex. Strom. L 

Mufen erheben, den Mann zum vielausdenkenden 

Sänger 9 
Göttlich an Geil), tonvolL ^ 

LIX. Clem. Alex. Strom. VJ. 

SchBn ü%B auch zu vernehmen ^ fo viel Sdhickfale 

die Götter 
MenfcHQ;i[t verhängt , heilfamer und trauriger 

klare Bezeichnung. 

L3t. Seiiol. Lycophr. 6ßz» 

Von Teiz'efiasi 
Hättefl du , Vater Zeus , o hättelt du minderen 

Zeitraum 



^ FllAOMENT«. 229 

Mir zu leben verlielniy und wiifst' ich gedeihli- 
chen Rath nur 

Sterblichen JVJenfch^n zum Troll! Doch gar 

nichts ehrlt du mich jezo y 

Da du mir lang ausdehneft den Kaum des be- 

fchiedenen Lebens > 

Sieben Gefchlechter hindurch viel] autiger Men- 

Ichen zu dauern 1 

LXI. SchpU Lyporphr, 685. Äpollod^ JII f 6, 7. 

Von TeireQas ; 
Nur Ein Theil von zehnen geniefset der Mann 

des Vergnügens ; 
Aber die zehn' hat alle das Weib zu vergnügen 

die Seele. 

LXII. SchoL Lycophr- Proleg, 

Dreimal Heil^ Äakid', und viermal y feliger Pe* 

leusy 
Der du in jenem Palaile das heilige Lager be« 

fteigeft ! 

LXIII. SchoL Lycophr, 544* 

Was er auch nahm in die Händ*y unfichtbar 

macht' er es alles. 



4 



25o FnAOMENTe. 

LXIV. Athenagoras (jSclioU Eurip. Ale, a). 

— — ,— — — . — ,^ Docli der Menfchen und 

Ewigen Vater 

Gliilite von Zorn, und fchwingend den dampfen- 
den Stral vom Olympo'sy 

Schlug er der Leto Sohn, fein mutiges Herz 

fich erregend. 

LXy. Theon ad Arat, p. 25, 

— — . -.- — -p, — — Den Chariten ähnliclie 

Nymfen , 
F'äfyley und, mit Koronis^ die fcHÖngekcänzte 

Kleeia f 
F'äo die liebliche dann ^ und Eudöra » langes 

Gewandes > 
Welche Hyaden benennt das Gefchlecht erdbauen* 

der Menfchen. 

LXVI. Etym, iW. T^i;t«ixic. 

Weil lie das Land dreifältig iich theileten , ferne 

der Heimat. 

LXVn. Porphyr* antr, Nymph, 

Alfö thue die Stadt ; ein Gefez von den Alten iit 

beffer. 



Fraomxxite. 35i 

LXVni, Schol. Theoer. X/, 76. 

Thor, wer bereitetes l'äi'st) und ünbereitetes 

auffuclit. 

LXIX« Aj-pafins in Ariftot* Eth» IIL -p. 4^. 

Alkmene Tagt zu Heralles t 
Sohn, dich hat ja fürwahr den fchlechtelten fo 

w^ie den beßen 
Zeus der Vater gezeugt. 

Sohn I dich haben die MÖren den fchlechtelten 

fo wie den belten . • • 

LXX. SchoL Eurip» Or. fl49* 
Ton den Töchtern des Tyndareos : 
— — — — -^ — — Doch die Tdchelnde Afro» 

dite 
Eiferte f. Jen' aufchauend , und gahunfeligen Leu- 
mund. 

LXXI. Harpocration f T^-^y* v**!'* 
That Hegt Jünglingen ob , Rath Mittleren ^ 

Flehn den Bejahrten. 

LXXIL. ApolL DyJcoL IV. Ruhnk. 
Von Endymion (vergl. SchoL Apoll. IVi ^)i 
Er ßqh. felbit Darreicher des Tods, 




Triz Faaomshte« 

LXXIIL Plato in Minoe. T, VI. p. 1S9. 
Von Minost 

Und gar vielen gebot er der ringsiunwohnenden 

MUnner» 
Höhend den Zepter des Zeus, mit welchem er 

viele beherfchte. 



Verdächtigere. 

LXXIV. Seh. Find. Nem, /J, 1, 

Jezo in Delos zuerft, ich felbft und Homeros» 

wir 8änger, 
Feierten wir mit Gefange der neugeordneten 

Hymnen 
Ihuy den Leto gebar» den GoldfchwerttrSger 

Apollon. 

LXXV. Athen. XI f i2. 

HimmeUtauben benamt fie der Sterbliche • • < 
Winterlich lenken die Tauben zur Woge fich 
Jezo verbergen die Tauben den Glanz 



• • • 



• • • 




Faaomkntb. ß55 

liXXVI» jichiU. Tat. J/ag. in Phaen^ -p, i6i. 

An der gerundeten^ StAt' umrollendem Schwünge 

Üch freuend. 

LXXVir. Chryfippus ap» Galen, 4e Hippocr^ et 
Tlat, Vogm. III, p, 273, 

Diefe von tinferer Theogonie ( v. 879 - 893 » 9*7 - 
952), weniger durch Inhalt uls durch Verbin- 
dung, abw.eichende Sage, kann nicht aus einer 
willkührlich veränderten Abfchrift diefer Theo- 
gonie, fondem nur aus einem anderen« viel- 
leicht fremden Werke , genommen fein» 

Nach fo eifrigem Zwilte gebar nun fie den He* 

faftos f 
Ihren gepriefenen Sohn , durch Kunft, auch ohne 

Kronion ; 
Ihn 9 der an fertiger Hand vor allen UnHerbli* 

chen pranget. 
Doch zu Okeanoa Tochter , gezeugt mit der 

lockigen Tethysy 
Nahete jener in Lieb%' untreu der r öligen 

Here» 5 




AI« et mit Laßt fie teofcLte , die zwar Tidkna- 

dige Metis. 
Jezt mit den Händen ergrif er, und barg fie iai 

eigenen Bauche; 
Fürchtend 9 fie mdchte gebaren, was mächtiger 

fei) denn der Donner. 
Dram wars^ da£i der Kronide , der hoch obwal- 
tet im Äther, 
Jen' unerwartet Terfchlang. Bald brachte fie 

Pallas Athene lO 

Dort zur Reife , die dann der M enfchen und 

Ewigen Vater 
Seibit aus dem Haupte gebar , am Bord dcM liro- 

menden Triton. 
Metis aber, dem Zeus im Verborgenen unter 

dem Herzen 
Safs ^Cf Athene's Mutter, Erfinderin dels, ^ras 

gerecht ift , 
Sie, die kundigfie weit vor fierbKchen Men- 

fchen und Göttern. i5 

Doit auch ruhete Themis bei ihr , die an fertigen 

Händen 
H«rlich erfchien vor allen Unfterblicheo auf dem 

Olyropos , 



Fraomemte. 235 

Welche die Agis erfchuf > die entfezliche Welir 

der Athene; 
Mit ihr zeugte Re ]tn\ in kriegrifcher Waffen 

Umhüllung. 




v 



V 



\ 



O R F E U S 



D X R 



Argonaut. 



*% 



Orfeüs der Argonaut, 



An' Mu8ao3. 

kJ ferntreffendex Gott» -vveiflagender Herfclier 

in Pytho, 
Der du des Iteilen Gebirgs parnafifclien Gipfel 

dir einnalimlt) 
Deine Gewalt lobpreif ich. Gew'älire du ede- 

len Ruhm mir. 
Und erfülle mein fljerz mit -wahrhafcredender 

Stimme ; 
Dafs ich hellen Gefang den verbreiteten Erdege- 

fchlechtern 5 

Töne, vom Trieb der Mufe befeelt, und der 

kUnItlichen Leier. 
Denn dir, Lautener, jezt ein gefälliges Lied 

zu erheben , 
Treibt mich der Geilt , und zu melden, wovon 

ich nimmer zuvor noch 



. * 



fl4o Orfeus 

Redete f tds ich» von BaccHos zugleich und dem 

Herfcher Apollon 
Angefpornt mit dem Stachel y die Graun gefcbo/Te 

der Krankheit lo 

Sterblichen fang, und die Heilang ; fodann^ was 

Geyreiheten obliegt. 
ErH, wie der Urzeit Chaos in fchrecklichem 

' Zwange das All liielt ; 
Dann , wie Kronos den Äther ftus unermefsli« 

chem Schoofse 
Zeugt', und in Doppelgeftalt den hell umfcliaaen- 

den Eros , 
Der aus der ewigen Nacht vorfchimznerte ; dic- 

fen benennt auch i5 

Fanes das jüngere Menfchengefchlechty denn 

am eriten erfchien er. 
Auch der gewaltigen Brimo Geburt, und die 

gräfslichen Thaten 
JSs^dgeborner Giganten , die traurigen Samen der 

Zeugung 
Troffen vom Himmel herab im Beginn» aus wel- 
chem emporwuchs 
Aller Sterblichen Meng' auf dem i^neritiefslichen 

Erdreich. fio 



PEK AUOONAUT. 241 

Dann Zeus Prolin, und den Dienft der berg- 

durclifiUrmcnden Mutter, 
Auch -wie auf Kybele's Höhn fie die Tochter 

Ferfefone forgfam 
Schirmete gegen den Vater, den ungeheuren 

Kronion ; 
Auch des Herakles, der Äpfel geholt, ruchtbare 

Zerreifsung; 
Auch Idäer im Schwärm, korybantifche Riefenge- 

walt auch; a5 

Dann wie Demeter verirrt*: und Ferfefone. herz* 

lieh betrübt war, 
Und Rechtordnerin ward ; und das edle Gefchenk 

der Kabeiren; 
Auch die geheimen Orakel der Nacht vom heili* 

chen Bacchos ; 
Licmnos die heilige auch, und das Meereilancl 

Samothrake; 
Kypros die hohe fodann, und Adonis Vermählt' 

Afroditc ; 3o 

Dann «der frohnen Athen* und Praxidike nKdbtf 

liehe Taumel; 
Samt der Ägyptier Klag* und geweil^etem Öl för 

Oüris« 

46. 



24^ O R r E u « 

Audi weiflairender Ktinft vielfältige Wege Ver-» 

D DD 

nalimft di^j 
Vo^tl und Tliier zu verllehn, uild was det Gc* 

Vveide Verhalt ift , 
Oder fo \iel vorfchauet aus ahndender Träume 

Geßaltung 55 

Im tieffclilummernden Herzen der Geift .tftglc* 

bender Menfchcn ; 
Zeichen und Wunder mit Sinn , und des Stern* 

lieers Lauf, zu entr'äzeln ; 
Auch der Entlllndigung Weihe ^ die fehr den 

Sterblichen frommet; 
Sühne des göttlichen Zorns , uild Geftoibener 

reiche Begabung. 
Anderes meldet* ich dir, ivas felblt ich gcfehii 

und bemerket, /^o 

Als ich den dufteren Pfad des "Tänaros ging zu 

dem Ais , 
Voll Vti^^tiaun atif nnfre Gitarr*, aus Liebe der 

Gattin ; 
Und als einft in Agyptos die heilige Schaar ich 

erzeugte , 
Hin zu der göttlichen Menifis gefchift, und den 

heiligen Städten 



D£a Aroonaüt. _ä45 

Apis, die rings unlkrlliiÄet mit mäclitigen Fluten 

der N«ilos: 4^ 

Dies liat alles genau meiu innerites Herz di^cüt- 

hüllet. 
Jezo i naclidem in die Lüfte verflog dfer ftür- 

niifclie Wahnfinn, 
Weg dtis diefem Gebein zum ätherifcheu Himmel 

ßch liebend 9 
Soli dir unferc Stimme verkündigen, was icL zu- 
vor barg : 
Wie gen Pieria einft und Leibetlu'ons ragenden 

Felsliökn 5o 

Kam der erhabene Fürft halbgöttlicker IV('anner 

\ und Helden, 

AnzuHehn, düfs ich felber Genofs ihm ivürde 

der Ausfahrt, 
Im ineerwandelnden SchifTe tn ungartfieuiidli- 

/ chen Menfchen, 
Suchend das reiche Volk, das frevele, welchem 

geböte 
Held Äetes, der Sohn des menfcheuerleuchtenden 

Gottes« . * 65 

Denn vom Orakel gefchreckt war Pclias ^ d»fii 

ihm in Zukunf» 



c 

244 O K r K U 8 

Afons Sohn mit der Hand die Gewalt abnähme 

der Herfchafi; 
üii^ im Herzen befchlofs er der Arglilt Pfad ihn 

zu. führen. 
Denn ihm befahl er zu bringen das goldene Vliefs 

von den Kolcliern 
Zum thelTalifchcn Roflegefild*. Er > hörend des 

Wiitrichs 
Ausfpruch y Itreckte die Hand*, und rief zur Iler- 

fcherin Here, 
Die am heiligfien ihm vor den Seligen allen ge- 
ehrt war. 
'Schnell dem betenden nahte mit angfilicher Sorg« 

die Göttin; 
Denn vor den Sterblichen war er bewunderungs* 

werth und geliebt ihr, 
Jener gewaltige Held, der rühmliche Spröfsling 

des Äfon; 65 

U;nd Cie ertheilte Befehl der gerufenen Tritoge*- 

neia« 
Ihm nun bauete diefe zuerft ein eichenes Meer- 

fchif, 
Welches zuerft, vom Schwünge der tannenen 

Ruder befchleunigt , 



DEIV Aa002«AUT. 24^ 

Salzige Tiefen durchdrang , und Bahn durch 

Wogengewiihl fand. 
Aber naclidem er die Scliaar der gepriefenen 

Ilcrfclier verfammeJt, 70 
Eilt* lafon der Held in das Land gaultiunmein- 

der Thraker ; 
Und mich traf er im Spannen der kiinitlicheu 

Laute befchäftigt y 
Dafs ich die tönende Stimm* ausllrömt* in melo- 

difche Lieder, 
Thiere des \yalds einnehmend , und kriechende^ 

famt dem Gevö2;el. 
Als er nunmehr in der Höhl* anmutige Wölbung 

gelangt Tvar; 75 

Jezt aus zottiger Bruli erhub er den freundlichem 

Ausruf: 
Orfeus, edeler Sohn der Kalliqpe und des 

Oagros , 
Du, in Biftonia Füllt der heerdereichen Kiko- 

nen, 
Heil! denn ich komme zuerfi durch HUmoiüa's 

Felfenvcrfchlofs her. 
Und die ftrymonifclien Fluten , zu Rhodope's 

luftigen ThUlern. 80 



24'^ O K 7 £ U 8 

Ich von der Minyer hohem Gefchlecht bin der 

Theiralerjiingling, 
Äfous Sohn; und ich darf als Gafiireund dir 

mich bekennen. 
Auf denn 9 geneigt, o Lieber, empfange mich, 

und, "Was ich rede, 
Höre mit gUnItigem Ohr, und fei dem Ae.^;nd#n 

folgfani : 
In das axeinifche Meer tiefein , zu dem herlichen 

Tafia, 85 

Mit dem argoifchen Schule zu gehn, und zu zei«* 

gen die Laufbahn 
Durch die parthenifche Flut, willfahriges Sinns 

den Heroen, 
Die nach deiner Gitarr* und begeißerten Stimme 

fich fehnen, 
Zum thciln^hmenden Ilejfer dpr Meerarbeiten 

dich wünfchend. 
Denn nicht waget ihr Mut zu den BarbarAUm^ 

men die Meerfahrt go 

Sonder dich; denn fogar des Erebos nächtliches 

Dnnjiel, 
Wo [in die äufserfte KJuft (ich gcftahlos fienl^t 

44$ Crdiieicb^ 




DER AhOONAUT. fi/J? 

Ilabeli du einfam von Menfchen befuclit, und 

gefunden die Rückkehr. 

Drum die ^cmeinfaine Notli mit der Miiiyerfcliaar 

dir gewälilet, 

Ui|d fortdauirenden Rulim bei kommenden Enkel- 

gefclileclitern \ g5 

Wieder begann ich darauf» und rief ilim 

folches zur Ant^vort: 

Afonide , wozu mir dicfen beredenden An- 
trag» 
Dafi ich gefallig begleite die Minyerfchaar -zu 

den Kolchern^ 
Im fchönbordigen Schiile die dunkele Wog« 

durchfahrend ? 
Schon ja ward mir genug Arbeit, und genug 

der Bedrängnis, loo 

Als ich ging durch der Welt unendliche Lander 

nnd StUdtey 
Göttliche Lehr* in Ägyptos und Libya zeigend 

den Völkern. 
Mich nun hat aus der. Irr' und dem fchwärmen- 

dpn Triebe der Andacht 

Unfere Mutter erlöft, und geführt in diß fch'ön« 

» 

Behaufung, 



4 



248 O n r E u s 

Dafs ich den endenden Tod abwart* in traurigem 

4.1 ter. io5 

pocli nicht fteht zu vermeiden, "vras vorbefiimm- 

te das Schickfal. 

Rlich drängt Mörenbefchlufs ; denn nicht unge- 

i 

ehrt lind die Bitten, 
Töchter von ^eus, dem Befchiizer der Flehenden. 

(jleich will ich mitgehn, 
Unter die jüngere Schaar halbgöttlicher Fiirften 

geziihlet. 
Jezt die Höhle vcrlnfTend, die liebliche, eilt' 

ich von dannen» 110 

Meine Gitarr* in der Hand , und kam zu der 

Minyerjugend 
Mit fchnellwandelndem Fufs, an den pagafe'ifchen 

Meerftrand. 
Dort verrammelte fich der edellten Minyer Heer- 

fcbaar, 
Engeijd den S^nd mit Gewiihl, und den 'wogen- 
den Bord des Anauros. 
Aber fobald mich jene den Pfad vollenden ge- 

fchen, ii5 

Fuhren vergnügt fie empor, und es freute lieh 

herzjich ein jeder. 



Und ich begann t in GefpTäch> die edelen Min- 
ner befragend, 
Erß nun fab ich die Kraft des göltergleichen 

Heraklesy 
Den Alkmene gebar aus Ztus des Kroniden Ge- 

nieinfchafty 
Damals 9 als zum dritten des Helios flammender 

Schimmer izo 

Ausblieb, und langwierig daher rings Dunkel 

der Nacht drang. 
Agnias Sohn auch, den Tifys, des Meerfchifs 

kundigen Lenker. 
Er, ein Thespierbiirger am wallenden Bach 

Permcfos, 
Grenznachbar der Sifäer, verliefs die heimifche 

Strömung: 
Der im faufenden Sturm der Orkan' aus blalTen 

GeAvittern i25 

Wufste zu lenken ein Schif mit kenntnisreicher 

Erfahrung, 
Kaltor fcliaut* ich zunUchlt, den Reiligen, und 

Polydeukes ; 
Auch den Mopfos fodann aus Titaron , welchen 

dem Anipyx 



4 



25o O R F E U S 

Unter cliaonifclier Eicli* Aregonis braclite, di^ 

Gattin ; 
Und der Ägina Gefchleclit , den aakidifclien 

Feien s, i3o 

"VVelclier dem Dolopervolke gebot in der fcliolli- 

gen Fthia. 
Jezo erblikt* ich die drei ralimwürdigen Söline 

des Hermes : 
Jim, den Äthalides liaite die rUlimlicIie Eiipo« 

lemeia, 
Myrmidons Tocliter, geboren, in Alope*s felfi- 

ger Gegend ; 
Aber den Eiytos dann , und den wolilgefialten 

Ecbion i35 

Ilatt* er von Menetos Tochter Laothoe einft 

hch erzeuget, 
Hermes mit goldenem Stab , der kyllenifche 

Argoswiirger, 
Argos Alektors kam, und der Rindverzehrer 

Koronos. 
IJiklos auch fezt* über , des Fylakos göttlicher 

Spröfsling ; 
Butes auch , Auias Sohn , dem Föbos mit golde- 
nem Sch\vcrt gleich. 14^ 



seaAkoonaux. iiOl 

Kantos fphiftß dj^lier, der abantifche Hßjd> yon 

Eiiböay 
Welchen die Möre bezwang, und d^s Ziel vor- 

fteckte des Scliickfalsy 
Dafs er um Libya fchwänd*, und entfernt yer- 

gUfse der Heimat. 
Alkons Sohn auch Faleros, vom Strom Äfepo» 

geburtig, 
Kahete, welcher gebaut die i^eerangrenzende 

Gyrton, 14^ 

I£tos folgte zugleich ^ des Naubolos edler Er^ 

zeugter, 
Welclier in Fokis gebot und der itarkumthiirm- 

ten CJiaradra. 
Auch Laodokos dann, und Are'i^os, kam mit 

dem Bruder 
Ta^aos, herliche Söhne, die Abas zeugte mit 

Pero. 
Auch des Aleos Sohn Amiidamas kam; denn es 

. fandt* ihn i5o 

Sein grofsmUchtiger Vater daher aus Tegea*s 

Grenzen. 
Auch Erginos erfchien, der des Branchos Wei» 

zengefil^e 




-02 O n ? E u s 

Ferne verliefs, und die Vefte der wolilver'walir- 

ten Miletos, 
Dort "WO die Flut aufpiilet des irrenden Stroms 

Mäandros, 
Neleiis mutiger Sohn Periklymenos Jtam zu den 

andern^ i55 

Der von Fallen' unfern , und der -vraflerreiclien 

LiipaxoSy 
Liefs die afneiirdie Burg, mit fumpfumweide- 

ten Hügeln. 
Ptafch aus Kalydon kam aueli der Held Meleagros 

gewandelt ; 
Oueus hati* ihn erzeugt mit der rofigen Gattin 

Althäa. 
Tiiklos nahte nunmehr vom atrakelfchen Land- 

lee, a6o 

Blutgenofs der Althäa ; den blühenden Held 

Meleagros 
Ehrt' er vor allen zumeift, und lehrt* ihm glan- 
zende Tliaten. 
Auch Afterion nahte , der Sohn des berühmten 

Komctes, 
Der in Peirelia wohnte, wo famt des Apidanos 

\Yallerii 



1^ 



I 

z>EA Ahoonaut. 255 

1 

Seine Flut der Pcneio« Vereiniget rollt in das 

Salzmeer. . i65 

Auch Eurydamag eilte dalier vom böbeifclien 

Landfee, 
Nali an Peneios Flut , und der Vefte des Meer« 

Meliböa. 
Hierauf nahete dann des Elatos Solin Poly- 

femos. 
Der fie an männlicher Kraft nicht vorgehn lief«, 

die Heroen, 
Auch Eneios erfchien, der Sohn des befungenen 

Käneus, 170 

Der, den Lapithen gefeilt, ^em Kentauren- 

fch warme daliinfank,' 
Kiedergeftreckt mit Fichten und zahumwaclife- 

iien Tannen; 
Doch ausdaurend der Macht, ungebogene Kni«' 

anftrengend, 
Fuhr er, ein lebender noch, ttiifc geftorbcnen 

unter das Erdreich. 
Auch der Feräer Admetos erfchien izt, ivelchem 

Apollon 1^5 

Einft als Mietling gefröhnt; denn er floh vor 

dem Zorne Kronions, 



i 



a54 O K F E U S 

Weil er ihm die Kyklopen mit unabweiidbaieti 

Pfeilen 
Unter die Todten gedreckt , die Schmacli dös 

Asklepios rächend. . 
Auch Eurytion kam, der Sohn, des aktorifcheü 

IroSy 
Aus der gebirgichten Opus daher ; ihn begleitete 

Idas f 180 

Lynkeus "auch, der am fernßen in Lnfthöhn, 

und in des Meeres 
Abgrund , ja in die Schlünde des uuterirdilchen 

Fluteus, 
Er allein aus den Menfchen, mit mächtigen An^ 

gen hiudurchfah. 
Aber zn diefen gefeilt ging Telampn, welchen 

gezeuget 
^akos Kraft mit Agina, des herlichen Stromes 

Afopos 185 

Tochter, an Salamis Strande, des meerumgürte* 

ten EilanJs. 
]!)rauf kam Idmon der Held, unehlicher Zögling 

des Abas; 
])enn ihn empfing und gebar dem herfchendcn 

1 öbos Apollon 



psR Aroomaut. 255 



An der amfryfifchen Flut die FerUerin -A.ntia- 

iieir^^ : 

Welchem zugleich WeiflTagung verlieh und gött- 
lichen Ausfpruch 190 

Föbos, damit er den Menfchen verkündete tref- 
fendes Scliickfal. 

Weiter Menötios dann, der Minyer Nachbar aus 

Opus , 

Folgte ien» Zug'; es folgte der göttliche Kämpfer 

Oileus. 

Flias nahte darauf > der gepriefene y weichendem 

Bacchos 

Eine vermählete Nymfe vordem an Afopos Ge* 

wülTeri^ 195 

Brachte 9 den tadellofen au Wuchs imd bedacht- 

famer Klugheit. 

Kefcus wandelte dann aus Arkadia zu den He- 
roen. 

Auch den AnkUos zugleich fon Arkadia*s wei- 
denden Berghuhn 

Sandte der grauende Vater zur Fahrt des axeini- 

fchen Meeres : 

Kie was diefem ein Mantel gedeckt um die riiili- 

gen Schultern^ 200 



2ü6 O A F £ U « 

Sondern ein Bilr umliUllte mit zottigem Balge die 

Brult ili]p4 
Naiiplios kam anjezo, der edele Sprofs Amy- 

mone'sj 
Den die befruchtete ti^ug dem gewaltigen Lan- 

dererfcLüttrer, 
Ilerliclier Mannskraft voll, an Geüalt Unitcrbli- 

chen älinlicti« 
Auch Eufemos erfchien, der T'anarier» welcher 

Maleia's 2o5 

Windende TJiale verliefs , und heilige Grotten 

am Meerftrand. 
Noch war Ankaos gefolgt, der Pleuronier, Sfit 

des Gellirnes 
Bahn am Himmel veritand, und die irrenden 

Kreife des Umlaufs ; 
Denn das jezige fo, wie das künftige, forfcht' 

er den Menfchen. 
Auch PalUnionios kam , unehlicher Zögling des 

Lornos, ßio 

Nicht fehr rüAig zu Fufs , denn gefchw^Ucht war 

jeglicher Knöchel; 
Darum ward er von allen ein Sohn des Hefäßos 

genennet« 



DEIV AnOONAUT. 257 

Hierauf mm, des Alfeios pifatifcLc Boivle vcr« 

lalTetid, 
Kam Augeiäs, der Soli ii dss Itralenden Sonncn- 

belierfcliers. 
Auch zween Sprofl'e zugleich des HypeiMfios 

kamen 9 2i5 

Ilcld Amfion voll Ruhms, und Afterios, froh 

des Gefechtes y 
Die von Pallene liinwes; und den heimifchen 

Sitten giewandert. 
Noch 2"ween Bruder erblickt* ich , des Boreas 

liattlichc Zeugung, 
Die des Erechtheus Tochter , die herliclic 

Oreithya 
Einft am ÜilTos gebar , von des liebenden Gottes 

Gemein fchaft: 220 

Welche mit Fittigcn auch an jeglichem Ohr fich 

entfchwangen , 
Zetes und Kai .Vis beid*, an Geltalt ünfierblichen 

älmlich. 
Selber des Pelias Sohn Akaftos wandelt* niv» 

FcTd, . 

Xahe verwandt; denn er glühte vor T.uft, im 

argoifcheu Meerfchjlf 

>7' 



i 



2,73 O R F £ U S 

Zum ungaftlichen Faßs zu gelin mit den ed]cn 

Heroen. 22 '^ 

Mit an eil zog der Genofs de« göttergleicLen 

Herakles y 
H\las der fcLön'; ihm hatte noch nicht um das 

fchwellende Kinn her 
[loih die weifslichen Wangen gcHlrbt ein zartes 

GekrUnfely 
^sondern er war noch Knab*, und behagete felir 

dem Heiaklcs. 
Die nun hatten zum Schif in die edele Schaar 

lieh verfammelt; 25o 

Alle mit Grufs und Gefpräch empfingen fich 

unter einander y 
Ujid mit gelüftetem Mahl an hochgafifreundli- 

chen Tafeln. 
Aber nachdem der Speif* und des Tranks dem 

Herzen genug war ; 
Jczo, gereiht dalizend, begehrten üe jeder des 

Werkes. 
Oann fich gefamt von d*s Meers licffandigcm 

Ufer erhebend , £55 

Wandelten lie , wo harret* am fandigen Ufer (iA% 

Meerfchif.. 



PER AbOOMAUT. £5^ 

Diefes nunmeLr anblickend erdauntcn fie. Aber 

fo gl eich nun 
Bot der ermalinende Argos den Anfchlag» fort es 

zu "wucliten 
Mit ftarkliolzigen Stangen und wolilgcflüchtcneii 

Seilen , 
Die er von hinten ihm band. Dann hiefs er fie 

eilen zur Arbeit . l^o 

Alle mit «hrendem Ruf; und Eugs war jeder 

gehorfam. 
Als Iie der Wehr fich enthüllt, da knoteten il« 

um die Bruit her 
Einen gefchlungenen Strang; und vereint nun 

dr'ihigten fie alle^ 
Schnell in die fchlilpfrige Woge zu ziehn di« 

redende Argo. 
Aber das Schif, einmalmend dem Meerkies» 

, laltete nieder y 245 

Von des gedörreten Thinges Geflecht an dieKlifie 

gefelTelt y 
Unfolgram der Heroen mit Macht anziehenden 

Armen« 
€iehe da ftarrte das Herz denv lafon ; doch iü 

der Eil« 



s 



260 O A F S U S 

Winket' er mir Lerfchauend , daßs Muth uüd 

entfcliloirene Kraft ich 
Ihnen mit meinem Gefang» den ermatteten y im^* 

mer erneute. 2.5o 

Aber indem ich meine Gitarr* in den Händen 

«mporhielt 9 
Mifclit* ich, gelehrt von der Mutter, gefällige 

Zier des Gefanges, 
Ihnen hervor aus der BruJt die melodifchen 

Stimmen ergiefsend: 
Herlicher Stamm der Heroen von minyeifcher 

Abkunft , ] 
Jezo wohlan, arbeitend, mit nervichter Brult an 

den Schifstaun, 255 

DrUngt in gemeinfamer Kraft, und fiemmet die 

Spur in das Erdreich , 
Hoch an den ringenden Fiifsen empor die Ferfcn 

gedehnet , 
Und in die bläuliche Woge mit Freudigkeit zie* 

hfet das Meerfchif. 
.'iigo > du aus Fichten und eichenem Kerne ge- 

füget. 
Horche mir rufenden jezt, wie du vormals fchon 

miich gehurt hali , 26*) 



Als ich die Bäum* anlocktd vom dichibewaldeten 

Hügel, 
Und hocliftarvende Fclfen, die mir abfiiegen 

zum Meevftrand, 
LafTend die Hölin des Gebirgs: fo folg* auch 

jezo den Weg mir 
Durch die pafthenifcbe Flut, und.eü* hinüber 

zum Faßs, 
Voll Ver traun auf uufre Gitarr' und begeiftertc 

StimmCf ati^ 

Gleich aus der Tief * aoffummcnd, vernahm 

die tomarifche Eiche, 
Welclie zum Kiel ihm Argos gefügt , dem dunke- 

len Meerfchif, 
Nach dev Athene Befelü; und empor nun hub 

£e fidi fchlenn)g,( 
Leichtend das ganze Gebälk , und fchlüpfetc 

vafch zu der Mcerllut; 
Und in dem Fortfchwung -warf iie die hiluiigei} 

Pfähr aus einander, 270 

Die man unter den Kiel ihr geftellt .aacli ord- 
nender' R ichi fchn 11 r. 
Jezo gewann ße die Bucht; und zuiilck fuhr 

bläuliche Wallung, 



ti.^2, O A F IL Ü S 

Und rings wogten die Strande: da freiue fich 

herzlicl^ lafon. 

Sclinell in das Scliif fprang Argos» zunäcliß ihm 

folgete Tifys. 

Drein nun legten fie alles Geräthy dem Bedarfe 

gefertigt, 2^5- 

Mnft und Segelge-wand ; auch banden fie drinnen 

das Steuer, 

Hinten dem Schweif anfügend, mit feftverfclilun- 

genen Riomei;. 

Jezo breiteten Re eü jeglichem« Borde die Ru- 
der , 

Hiefsen fodaun cinßeigen der Minyer eilende 

Heer fch aar. 

Aber lafon begann, und fprach die geEiigclten 

Worte : 280 

Hört mich, Fürften umher, nntadliche ! Nicht 

ja^fiirwahr mir 

Ift CS im Herzen genehm, . den, befleren obzu- 
walten. 

Ihr denn, welchen auch immer iick Geift und 

Wille gedenket, •* 

Solchen hellt zum Gebieter ; und dem Heg* alles 

am Herzen» 




X>£H AaOOBIAUV. 2(>5 

Dafsy wo etwa zu fchafFen ein Wort fei, oder 

ein Werk auch, 286 

Jener befehr^ auf dem Meere den fahrcndeiiy und 

nacli der Landung y 
5«is bei dem Kolcbergefclilecht, und feis bei 

anderen Völkern. 
Denn nur darum mit mir, fö viel' und edele 

Männer , 
Die ihr entTproflen zu fein aus uniterbliclier 

Wurzel eucb rlihmct , 
Habt daa gemeinfame Werk üir geraft, dafs Ruhm 

ihr gewännet. 2ij\j 

Aber auch nicht von diefen d«u tapfei^Ilen acht* 

ich in etwas 
TrefLicher, als Herakles den. herlichen; felblt 

auch erkennt ihrs. 
Jener fprachs ; und he alle genehmigten rings ; 

und mit Ausruf 
Raufchte die Schtar Beifall, dafs der Minyei* 

Haupt der Alkeide 
Sein fallt*, Er, der fo weit vorragcte allen Ge- 

xiolTtn, 2^)5 

Doch nicht folgte der Ileld, der verfiändige , der 

Äch tcwiifst War, 



M 



\ 



2O4 .Ort aus 

\Yie der Here Befchlufs den Äfouiden Terher- 

liclit 9 
Dafß ilim edelen Rulim für ewige Zeit iie ge- 
wahrte. 
Alfo verlangt* er felblt, da£s laTon Haupt un4 

Gebieter 
WUrde derFunrzigevIcliaav darch trockenes Land 

und Gew.IlTer, 3oo 

Alle niinmjlir mit einander genehmigten 9 was 

der Alkeid* ^ns 
Anbefalily ^ud bcftellten zum oburft^n^ Haupt 

den lafon. 
Aber da.Helio« nun, den unendlichen Äther 

durchfahrend , 
Mit fchnelirii/sigen Rollen zum n'dclidicken Dun- 

kel hinabfank; 
Jezo erwog im Herzen der Äfonide 4en Rath- 

fchlufsy 5o5 

Treue der filicht zu* begehren /^und Eidfchwur 

» (trenger Verbindung, 

X)afs unvcrriickt die Heroen ihm Ieilt(^ten allen 

Geh orfam. 
6iehe punmehr, MnfSos, o Sojbm des Antio- 



PVA AiVpPMAyT, 2.Q5 

Hieff CT mioh ^hne Verzug ihm fertiget Opfer 

der Suhniin";. 
Ick nun braclite fofort aa die wuftige Ode 

des Strandes 3io 

Scheitholz her von der Eiche , der jährenden ; 

jezo darüber 
Legt* ich 9 gehUlJt in den Schleier , geMufete 

' Gaben den Göttern* 
Drauf den gewaltigen Stier, dner -v^eit vorragte 

den Rindern 9 
Schlachtet' ich y beugend das Haupt zum heili- 
gen Äther, mit rafclieni 
Lebenifchnitt ; urid das Blut vcrfchüttat* ich 

rings, um den Holzfiofs. 5i5 
Aber das lierz alsdann , das zerltiickeltc, liegt' ich 

auf Fladen, 
Schmeidiges Öl auftrUufend, und Milch darüber 

des Schafes. 
Und ich befahl den Heroen , umher in die Kuxyd« 

ßch Aellcndy 
Einzuheften die Speer* und die faultanfiillendex^ 

Schwerter 
Kin^s in Jlaut und Geweide mit angeltrengcten 

Händen, 620 



^ 



Daun in die Mitt* aucli ftellt' icli die tliönern« 

Urne des MifcLtranks 
Feft aiif den Grund , in welcher ich kunltreicK 

alles gemenget: 
Erlt der Demeter Gefcheuk, das leben erhaltende 

Kernmelil y 
Drauf vom Stiere das Blut, und dje falzige Welle 

des Meeres. 
Dann lieh zu kränzen gebot ich mit fchön um- 

rinfiendcm Ollaub. 52.5 

Eine goldene Schale nunmehr mit eigenen Hän- 
den 
riillt* ich des heiligen Tranks, und ringl nach 

dcf Reihe vertheilt* ich. 
Tränkend jeglichen Mann der gewaltausübenden 

Herfcher. ' 
Und ich befahl, dafs lafon dem Holz anueigte 

die Fackel 
Trockenes Kiens ; und fogleicli nun loderte 

mächtig empor Ghit. 53o , 
Siehe nunmehr zu der Woge des weitaufraufchen- 

den Meeres 
Meine HUud* ausltreckeud , crhub ich alfo de* 

Ausruf : 




»Eli AnOONAUT. *t)7 

IHr der Okeanosflut und des falzigen Meeret ' 

Gebieter , 

Selige Machte der Tief*, und Jo riel des um- 

fandeten Felsdrands 

Wogigen Kies ihr bewohnt, und die äiifserften 

Waffür der Tcthys l 535 

Kcreus ruf* ich zuerft , den ehrfurchtwUrdigfien 

aller , 

Ihn und die fünfzig Töchter gefamt» Ile alle 

Toll Anmut; 

Glai^ke, von Fifchen umfchwärmt , und die 

mächtige Amfitrite ; 

Proteus 9 Foikys zugleich, und ^en weitvermö- 
genden Triton; 

Auch rafchwehende \Yind', und goldgeflUgelt'« 

Hauche ; 640 

Auch femleuchtende Stern*, und die Nacht in 

dunkler Umfchattung, 

Samt der tagenden Helle, die Helios KoITea- vor- 
angeht; 

Auch die DKmonen des Meers , die' hier den 

Heroen gefeilt find , 

Vixä der Geitad' Obwakcr, und meerab rtufchem- 

de Ströme 9 



^ 



265 O H F £ u t 

^ßlhCt aucli den £nItergeIockten kronidifohen £rd- 

erfdiüttrer , 

SUend hervor aus der Woge 2u nalin, ein Ge- 
währer des Eiclfchwurs l 

So .wie wir alle hinfort unverriickt Mithelfer 

lafons 

Bleiben mit willigem Muty zu geraeinfamen 

Kämpfen vereinigt; 

So mag liebend auch kehren zur eigenen Woh- 
nung ein jeder ! 

Welcher jedoch, forglos des gefcliloITenen Bun- 
des, verlezet 35o 

Durch Untreue den Schwur ; dem foll die rich- 
tende pike 

Zeugin fein , und die graufen Erinnyen , nahend 

zum Unheil! 
Alfo fprtch ich; da winkten iie fchnell ein^ 

mutigen Beifall , 

Ehrfurchtsvoll vor dem Eid* , und bekräftigten 

ihn mit den H'^nden. 

Aber nachdeiii Qe gelobt, und ausgerichtet deh 

Eidfchwur, • 555 

J02O traten • ße flugs in des SchÜIes geräumig^ 

Höhlung 



DBR Argonaut. &% 

Alle gereiht, und legten die RüÄungen. unter 

die Bänke y 
Nelixtiend die Ruder zur Hand; und fogleicli 

nun ordnete Tifys, 
Dafs mit gedehneten Seilen Ee feit anbänden die 

' Leiter , 

Und , nach entfaltetem Segel , vom Fort einzögen 

das Hemm tau. 36o 

Jezo fandte daher fcharffaufenden Wind auf den 

Weg uns 
Here , die Gattin Zeus ; und zur Abfahrt drängte 

lieh Argo, 
Schnell nun wandten zum Ruder fo Hand* alt 

Herz die Heroen, 
Göttlicher' Kraft y und durchfchnitten die uner« 

mefsliche Sal/Hut, 
Während der Schaum um den Kiel aufwallete 

hieliin und dahin. 365 

Als von Okeanos Fluten der heilige Morgen 

des Himmels 
Uüliches Thor auffchlofs, und die dämmernde 

Eos daherkam, 
Frenndliches Licht dm Menfchen zugleich und 

Unilerblichcn bringend; 



^7^ Orseus V 

Jezo war mit fchrofFem Geklipp und lufügem 

Scheitel 
Pelious Waldgebirg von dem Mecrltraad IicU 

zu erkennen. Syo 

Tifys nunmelir liefs ruhen von beiden HUudeu 

das Steuer 9 
Nur mit dem Ruder ein -vrenig die Flut zu 

ßreifen gebieteud; 
Und fcLnell rührten das Ufer die landenden. Dort 

aus dem SchifTe 
Ward inwendig der Bucht die ilämmige Leiter 

gefenket ; 
Aus nun traten die Helden gefamt^ und ruhten 

von Arbeit. SyS 

Drauf vor der Minyerfcliaar liub an der Reifige 

Pe]eus : 
Freund*, ihr bemerkt des fchr offen Gefieins 

vorragenden Hügel» 
Fafi um die Mitte des Hangs, den bewaldeten. 

Sehet, dafelbft wohnt 
Cheiron im hohlen Geklüft, der gerechtcfie aller 

Kentauren , 
Welche der Foloe nährt, und der hochgefcheitel- 

f« Piudos. g8^ 



DfenAnooMAUT. £71 

Jener iinnt auf Lehren des Rechts und Heilung 

der Krankheit» 

Bald dann ^ weil in den Händen ihm raufcht die 

Gitarre des Föbos, 

Oder Hcrmaons helle , von Schildpatt tönende 

Leier , 

OlTeubaret er laut die Gerechtigkeit allen Um» 

. wohnern. 

Drum hat unferen Sohn auch die rilberfüfsige 

Thetis 585 

Als unmündiges Kind zu Pelioiis wehender 

Waldung 

Nach d^r Geburt in den Armen gebracht, und ver- 
trauet dem Cheiron, 

Dafs er wolil und verltUndig mit Lieb* ihn pflegt* 

und erzöge. 

Den nun wiederzufehn verlang* ich mit herz- 
licher Schnfucht. 

1 

Lafst denn, Freunde, derHöhl* uns annahn, dafs 

wir erkennen, Sgo 

>Yie mein Sohn fich verhUlt, und mit welcherlei 

Sitten er pranget. 
Ditfei gefagt, ging jener den Pfad; und wir 

anderen folgten» 



J72 O n » E ü 1 

Bald dann wanderten wir in der HÖlil* umditni- 

merten Eingang, 
Wo er, hin ani Boden geftrcckt auf niedriger 

Erdftreu • 
Lag, der grofse Kentaur, und zarück ficL. lehnt* 

an den Felfen, Sgö 

Weit mit Hufen des Rofles die hurtigen Schenkel 

gedehnet. 
Jener, der neben ilim Rand, der Thetis Sohn 

und des Peleus, 
Schlug in den Händen die Leier; und herzlich 

freute fich Clieiron, 
Aber fobald er gefchauet die hochgepriefenen 

Herfcher , 
Schwang er vergnügt fich 6mpor ^ und amarmete 

jeglichen Heros. 4^0 

Ah nun gerüftet ein Mahl, und Wein inKriigeA 

gebracht war , 
Schwellt' er mit frifchem Gefprofs die zerrütt«« 

ten Lager des Laubes, 
Wo er uns ausruhn hiefs ; und auf ungckünitel- 

ten Flechten 
Bot er des Tleifchcs die Fülle von Aüchtigtn 

Hilfchen und Ebern; 



DER Ahoonaut. 2y5 

Denn aucli vertlieilei* er allen den Trank des er- 
quickenden Weines. 4^5 
Doch da der Nachtkoft nun und des Tranks 

dem Herzen genug war, 

Jezt mit klatfchenden Händen ermahnten üe, dafs 

ich dem Cheiron ^ 

In lauthallendem Ton wetteiferte zu der Gi« 

tarre. 

Aber ich folgete nicht ; denn mich wandelt« 

mächtige Scham an. 

Jünger fo weit an Geburt dem älteren mich zu 

vergleichen : 410 

Bis nun felblt der Kentaur es begehrete, und, 

da er anhub. 

Mich ausweichenden zwang zum eifrigen Kampfs 

des Liedes. 

r 

Siehe zuerlt nalim Cheiron anizt die Itattlichc 

Leier , 
Welche gerad' in den Händen Achilleus tragend 

ihm darbot. 
Er nun fang das Gefecht der ungeltiimen Ken« 

tauren, 41 5 

Die der Lapithen Gewalt aus tilgete wegen des 

Unfugs j 

18. 



4 



274 O R F E u a 

Auch wie de einit hartnäckig in Foloe wider 

Herakles 
Sich anitrengten im Kampf , da den Mut aufregte 

der Weintrunk. 
Aber ich felbfty nach jenem die klingende 

Laute mir nehmend , 
Strömt' aus der Kehle nunmehr den melodifchen 

Gegengefang aus. 4^0 

Erit das dunkele Lied 9 wie das uranfängliche 

Chaos 
Sich in Naturen verlor , und der grenzen jie Him«' 

mel lie einfchlofs ; 
Dann der gebreiteten Erde Geburt > und die Tiefe 

des Meeres; 
Auch den erhabenlten , weifen und felbdvollen« 

denden Eros 9 
Wie, was er alles gezeugt, fich fonderte andres 

von andrem; 4^5 

Auch den verderblichen Kronosy'und wie zum 

Donnerer Zeus dann 
Kam die Königesmacht der unlterblichen feligen 

Götter. 
Dann der jüngeren Götter Geburt und Sonderniig 

fang ich ; 



DKR Anoo N AUT. S75 

Brlmo's danni. der Giganten» und Bacclios grüfs« 

liehe Tliaten ; 

Auch ohnmächtiger Meufchen zerltreuete Völkcr- 

crzeugung 45^ 

Pries mein Mund; und das enge GcklUft durch- 
hallte die Stimme y 

Weil die gewölbete Laut* eintönete füfses Ge- 
lispel. 

Und es entflog zu den Spizen der Berg* und den 

waldichten Thälern 

Pelious, felbit ;^durch der Höhn Eichdickichf;e 

Ich oll der Gefang hin« 

Und die entwurzelten Eichen im Anlauf drilng- 

« 

• ten zum Vorhof, 4^5 

Her auch krachten die Felfen, und reifsendes 

Wild , von dem Wohllaut 

Angelockt vor die Höhle, beharrt' in fcheuer 

Verweil ung ; 

Auch Raubvögel umkreiften die Rinderftallungen 

Cheirons 

Mit hinlöfliger Schwing*, und vergafsen des ei- 
genen Ncites. 
Solches fah der Kentaur, und eritaunete, r^< h 

vor Entzückung 440 



4 



»yS Obvev» 

Hand einfclilagend in Hand , und er ftampfte den 

Grund mit den Hufen. 
Nun trat Tifys herein von dem Mecrfchif ; 

und er ermahnte, 
Hurtig zu gehn , die Heroen ; da gab ich Ruht 

des Liedes. 
Schnell nun fuliren fie auf , und hüllten fich 

jeder in Riifiung. 
Ab^r den Sohn in den Armen erhub der Reifige 

Peleus ) 44^ 

Und ihm kiifst' er das Haupt und beide glänzen- 

den Augen , 
Lächelnd mit ThrUnen im Blick ; und es ward 

■weichherzig Achill eus. 
Doch mir bot der Kentaur in der I]^and ein 

Ehrengefchenk dar, 
Dafs ich ein Pardelvliefs mitnahm* als Gabe des 

Galtfreunds. 
Als wir nunmehr von der Höhl' uns hurtiges 

Schrittes entfernten; 460 

Jezo erhub die Hände der Greis von der Spiz« 

des Felfens, 
Filyra's Sohn, und erflehte, r.\i allen Unßerb- 

Üclien rufend,^ 



Heimkehr Tür dio Heroen, "v^ann edelen Rulim 

s fie gewonnen, 

J<n* aufblühenden Herfchcr, bei kommenden En- 

kelgefchlechtern. 
Aber nachdem an den Strand zu dem Meer- 

fchif alle gelanget, 4^5 

Sezten G.e fchnell wie zuvor auf die Bänke fich ; / 

dann zu den Rudern 
Streckten lie alle die HUnd*, und fchlugen die 

grauliche Salzllut, 
Gleitend vom Pclion weg; und über dem wo* 

genden Abgrund 
Hub hch gifchehder Schaum, dafs weifs die 

Bläue des Meers ward. 
Und die piHäifche Spize verfank mit dem fepi- 

fqhen Ufer, 460 

Skiatholv hellte üch dann, und des Dolops ra- 
gendes Denkmal, 
Homole*s Küße darauf, und des reilTenden Amy- 

ros Giersbacli-, 
Der durch weite Gefild* herftrömt lautbraufende 

Waffer, 
Auch den gezackten Oljmpos mit Harrender 

Schluchten Vertiefung 



4 



27^ ^ Okfeu» 

Salin die Minyer jezty und beugten zum -wal- 

dichten Atlioi, 4^5 

Und zur yveiteii Fallen', und der heiligen Flur 

Samotlirake : 

Wo fie dem Götterverbund voll unausfprecli^ 

liebes Grauens 

Gerne zur Weib* annabten, geborfam meiner 

Ermahnung > 

Argo's Helden gefamt; denn felir ift den Sterb- 
lichen beilfam 

Jener hehre Gebrauch, und voraus feefahrenden 

MUnnern. 47^ 

Hierauf landeten -wir an dem Sintierhaupt 

mit dem Meerfchif , 

An der geheiligten Lemnos, "Wo freyple Thaten 

die Weiber 

Übeten : denn ße hatten die Bettgenoßen ver- 
tilget 
Mit leichtfertigem Mut; und die ruchtbareHyp- 

lipyleia ^ 

Herfchte den wollenden ob , an Geftalt die erlte 

der Weiber. 476 

Aber warum dir von diefen die lang iimfch wei- 
fende Meldung, 



DJKHAnOONAUT. S? 



9 



Welch ein Verlangen erregt den fiattliclieii 

Lemnierinnen 
Kypris, die Mutter der Luft, nach der Minycr- 

helden Gemeinfcliaft ! 
Wie der Ilypfipyle Gunit durch Reiz lieh ge- 
wonnen lafon, 
Und wie mit anderen andre gebuhlt, und vergcf- 

fen der Meerfahrt; 4^^ 

W^nn nicht firafende Rede von mir und ein 

fchmelzender Hymnos 
Jhnen das Hera einnahm, dafs zum dunkelen 

SchiiFe Re wieder 
ICehrten mit Ruderbegier, u;id gern lieh befan- 

ncn der Arbeit. 
Dorther trug mit der Frühe zum llellespon- 

tos der Fahrw^ind, 
Stetiger We(t, dieileit der abydifchen Engung 

und jeufeity 4^5 

Dafs den dardanifchen Ida und Pitye rechts wir 

behielten; 
Bis "svo , hinter Abarnos Gebiet und Parions 

Fruchifcld, 
Auf das Artakierland aubltrömt die Gewäfler 

Äf<?p08. 



28o 0^ft>V9 

Schleunig hinan lief jezo die vielfacliredendc 

Argo. 

Aber am kieügen Strand » wo lie anfuhr, Itell* 

ten vereinigt 49^ 

Tifysy der Lenker des Schifs, und Äfons glän- 
zender Spi'öfsliugy 

Samt den Minyerhelden , der Heifcherin Trito- 

geueia \ 

Einen gewichtigen Stein zum Denkmal y dort 

wo die Nymfen ' 

Sprudeln unter dem Quell Artakia fchöne Ge- 

wäfler : 

Weil 9 indefs fie gefchift durch den breiten 

Hellespontos f 49^ 

Stets He heitere Still* im inneren Räume ge- 
leitet y 

Und fie nimmer ans Land die gebogenen Anker 

geworfen y 

Hart umdrängt von den Wogen des tobenden 

Winterorkanes. 
Als wir dort an des Meers vorlaufender KUItc 

gefertigt 

Schmaus und Lager zugleich, da gedachten w^ir 

Üle der Nachtkolt. 5oo 




PSA Aaoomavt. aBi 

Doch den gelagerten nun kam lLyziko$ nahe, 

der Heros 9 
Welclier dem Doliervolke , dem ringsum woh- 
nenden, vorftandy 
Aneai Sohn, den geboren die edelite unter den 

Weibern , 
Sie des Euf^ros Tochter mit rofiger Wang* 

Anete. 
GaRfrei ehreto diefer die rämtlichen Minjer* 

helden, ' 5o5 

Schlachtend gefeiftete Schaf und fchvrerhinwan- 

dclndes Hornvieh , 
Und MaReber des Walds; auch gab er des röth« 

liehen Weines ; 
Brot auch fandt' er in Meng*, um mitzunehmen 

zur Abfahrt, 
M'intel und Teppiche dann, und fchöngewebet« 

Röcke. 
Aber die -weilenden pflegt' er mit Lieb* alt Ge- 

noITen des Alters , 610 

Jlinen beflUndig gefeilt an tagausdattrendcn 

Schm'äufen» 
^8 nun Titan hinab in die Flut des Okeanot 

tauehtei 



ä 



st^z O m r c u t 

Und ia dem StemUeid Meae Terbreiistse dlin* 

xnerndes Mondlidit; 
Jezo naliLcn Leraa triegsrühTnliriie Männer. £^- 

tei bergt 
Auf den ai']LtoiIclie& Ber£en, die dninpf «tL&sTT- 

ten, mrie Rj-ubwildy &i5 

Gleicb. xnAchtToHen Titsxiezi tob Aidthn^ oder 

Gi^tnten ; 
penn leclis Anae zugleicli cntftrebeten üiren 

Sclinltcm. 
Strackf , Trie Ee foJche gefcliaat, die nnbez-vriiig- 

Barcn Hcrrdier, 
ßiilriuten zum Kampf Ee berror, nnd Hiilleten 

Krieo:e#geriItlL Tim. 
Doch üe dorty mit Ficbttn bccvreliTt und ran:en« 

den Tanneo, 52o 

Rannten dalier auf die Helden in dicbtnmlcli&t- 

tendem Nebel. 
Schnell in dem Anlauf fti eckte £e ZeuM hochher- 
ziger Sohn hin 
JMit dem Gefchofs; doch zugleich des Äneu« 

Spröfsling erlegt' er, 
Kyr,'iVo$f nicht ihn mitrieifs, nur in nnaclitla- 

mer Verwirrnng. 




PEIV AlVQ0I9AUT» 2Q5 

So wart jenem beßimmty daf3 ex hinfank unter 

Herakles. / 626 

Aber die Minder eilten fofert in das r'iumige 

Meerfcliif, 
Nocb TOn WafTen umltarrty und fezten fich all* 

auf die B'Jnke. 
Tifys , dem Steuer genaht , rief niUchtig dalier 

und ermahnte y 
Flugs in das Schif die Leiter zu ziehn f und zu 

löfen das Hemm tau. 
Doch nicht wollte lieh löfen das Seil, ja, /mit 

fchneller Verdrehung 55o 
Unauswindbaren Knoten befeiliget | fchlang es 

fich enger y 
FelFelnd das Schif an den Strand. Tief Itaunte 

der trefliche Tifys ^ 
Und er entliefs fprachlos aus der Hand das Steuer 

d^s Meerfchifsj 
Argo ; denn nicht hoft* er im Geift durch die 

Woge» zu fahren* 
|Ieftig erzürnt war Rheia , da ihr viel Volkes 

dahin fank. 535 

Aber fobald zur JVJitte die Nacht fortrückte 

den Wandel y 



4 



234 O A r c u • 

Und liellfunkolnde Stern* in die Fiat des Olea- 

nos taucliten; 

Nalite des Steuerers Augen ein nnerwecklicher 

Schi ummen 

Schwer nun lag er betäubt 9 da die kriegrifch« 

Göttin Atliene 

Ulm, znr Seite geftellt, -wahrhafte Bezeichnun- 
gen darbot, 640 

Alfo erfcholl unwillig die gottheittonendc Re- 
de: 
SchlUflt du 9 Agnias Sohn, von lieblichem 

Schlummer bew'iltigt. 

Ganz in BetUubung die Augen gehüllt? So er« 

wache doch , Tifys ! 

Rufe Befehl den Heroen, hinab aua dem Schiffe 

zu fpringen 

Aus windfreie Geßade , wo todt in dem Kiefe 

der Galtfreund 646 

Daliegt. D^rum gebeut 9 dafs ihr Todtenopfer 

ihm opfert, 

Rlii'ia , die Mutter de^ Alls ; und den unterirdi- 

fchen Göttern 

Sühnende Sprenge gewährt, und reuige Thranen 

ver^efset, 




DSR AhOOH AVT, ft85 

Ehrfurchtsvoll vor der Themis Gefez und der 

gaftlichen Tafel. 

Zwar nicke wollend erfchofs im nächtliclien 

Dunkel Herakles G5o 

Ihn ; doch habt ihr erzürnet das Herz der erha- 
benen Rlieia. 

Wenn ihr nunmehr nach der Sazung geehrt den 

verftorbenen Gafifreuud , 

Dann zum Dindymon fchnell, wo Rheia woh- 
net ^ erhebt euch« 

Dafs ihr mit heiliger Siilme der Gäa Tochter 

befdnfrigt. 

Jezo enthebt dem Gedade das Seil, und denket 

der Abfahrt. 555 

Alfo fprach die Göttin, und wandte fichyfchnell 

wie ein Pfeil dann 

riog he zum Himmel empor ; ilim aber ent« 

fchwand dieBetUubung. 

Hafch nun fprang er vom Steuer y und weckte di« 

Schaar mit Gefchrei auf. 

Die an dciiiBorden entlang £ch rjngs anlehnten 

im Schlummer y 

Voll von Schauer fein Herz; und fogleich den 

gefamten Heroen 56o 



4 



a86 Ort EU« 

Sagt' er des Traumes Gefichte^ mit flüchtiger 

Halt ße erzUlileiid. 
Und fclinell fuhren üe auf , und fchwangen üch 

an die Geftade. 
Als die goldene Eos nunmehr des umnachte« 

ten Poles 
Örtliches Thor auffehl ofs 9 und in Dlmraerving 

graute der Himmel; 
Jezo erkannten lie hald, die Minyerhelden^ den 

Leichnam ^ 565 

Jenen mit Blut .'und Staube bef adelten ; ringt 

auch die andern 
Feindlichen lagen vermifcht ^ uximenfchliche 

Biefengeltalten. 
Sie nunmehr y um den König in dichtem Krei« 

fe lieh itellend , 
Legten den Kyzikos- hin auf fehöngeglättet» 

Planken , 
Häuften fo dann ihm ein Grab^ und baue ten drü* 

her ein Denkmal. 670 

Sl'amm' auch brachten lie fchnelly4ind rUfteten 

Opfer des Einfchnitts^ 
X>uukelfchwarz» und verbrannten in Gruben £e» 

Aber ich felber. 



DSU Arookaut. 287 

Auszuföhneii den Geiil» gofs mildernde GillTe 

des Öles, 
WalTer darauf und Milch, famt lionigrinnen« 

den Fluten, 
AI« ein gemircht Trankopfer , geweiht durch 

meine Gefänge. 5'y5 

Äfons Sohn nun ftellte der Heerfchaar Prcifo 

des Kampfs auf, 
Dafs am ,Begräbnisfeft fie ein Kleinod würden 

den Freunden, ' 

Gaben, di« ilun in Lemnos Hypfipyle reichte 

zur Abfahrt, 
Einen Doppelpokal verehrt* er dem Ringer An- 

k'aos , 
Lauteres Gold, vielfaiTend; dem Peleus aber er- 

theilt' er , 58o 

Ihm der im Laufe gefiegt, zum Lohn fchncll- 

fUfsiger Rafchheit, 
Einen purpurnen Mantel, ein Kunitgewirk der 

Athene. 
Als klopffechtender Ringer gewann zur Ehr« 

Herakles 
Einen ßlbern«n Krug voll Bildungen ; wegen 

d-tr Keitkuuit 



288 O A V E u » 

Nahm ßcliKadoT den goldnen und (innreicK pran- 
genden Rofsfclimuck ; 585 
Wegen des Fauftkampfs ward ein hell durch« 

bliimeter Teppich 
Ihm, der alle beilegt ^ dem rühmlichen Held 

Polydeukes. 
3elblt nun fafst* er den Bogen von fchnellendem 

Hörn und die Pfeile , 
Spannete drauf , und entfandt* ein Gefchofs^ und 

es eilete fernhin. 
Siehe da gab dem lafon die Minyerfchaar ziit 

Verehrung 690 

Einen blühenden Kranz vom laubichten SproITe 

des Ölbaums. 
Mir auch zum Lohn des Gefanges verlieh der 

äfonifche Heros 
Edle Befchuhung von Gold mit ausgebreiteten 

Flügeln. 
AufgelÖlt war der Kampf. Doch der Ruf von 

Kyzikos Unfall 
Flog zum Palait. Wie es hörte die unglückfeli- 

ge Gattin, 5g5 

Wild lieh zerreiffcnd die Bruft wehklagte lie; 

dann nun den Hals üch 



DEH AbOO'NAUT. 2.Q^ 

Band fie die Scliliiige des Strangs , und fcliwebe- 

te nieder entfeelet. 

Aber die Thranen empfing die Ebene ^ und mit 
' Gcfprudel 

Quoll &e ein Silber gcwäfl'er empor aus derMitto 

des Bornes ; 

Immer ftrömet die Quell' , und heifst den um- 
wohnenden Kleite. 600 
Siehe die Herfcher anizt, der Traumweifl'a- 

gung gehorchend, 

Stiegen zur heiligen Bucht , und Dindymons 

luftigem Gipfel, 

Dafs iie dort ausfUhiitcn mit Sprengungen edle- 
, res Weines 

Rhcia*s ältelte Macht , und den Zorn dtji Gebie- 
terin heilten. 

Ich dann folgte zugleich , und erhub in den 

Händen die Leier. 6o5 

Auch kam Argos daher von dem fchongezim- 

meiten Meerfchif : 

Der von der Stattlichen Tann* urafchlungeuer 

Rinde den Stämmling 

Einer yerdorreten Reb* abfchnitt mit der Schärf« 

de9 Eifcns, 

»9- 



^290 O BF BUS 

Hieraus fclmizi* er mit Kunlt ein Iieüiges Göt- 
terbildnis f 

Fortzudauren auf immer bei kommenden Enltcl- 

ge fehl echtem ; 610 

Und von geordneten Fclfen ein Haus auck "wölbt* 

er der Göttin. 

Aber die Minyer eilten darin ^ und am meiften 

vor allen 

Äfons Sohn ,zzu erbaun den Altar aus gefiigetem 

Feldftein : 

Wo mit gefprengetem Blute der Stier* und hei- 
ligen Opfern 

Feirte die edele Schaar ^ und des ; Gufles iicli 

freuete Rliea. ^ 6i5 

Mich auch hiefsen ße nun mit Gefang hochprei' 

fen die Göttin, 

Dafs lie den flehenden doch gewährete fröhli- 
che Heimkehr. 
Aber nachdem wir mit Opfer und Flehn 

demütig gefeiert, 

Stiegen wir wieder hinab zu der Argo. Drin- 
nen vom Steuer 

Mahnete Tifys zur Eile die Minyer; alle ge- 

Xamt nun ^20 




D£u Argonaut. 291 

Drängten dalier y und fezten ficli fchnell auf die 

Bänke, "wie vormals, 
Lber den Bord einfteigcnd, und fehneten licli 

nach den Rudern. 
Jczo lölte lieh felbft das verfchlungene Seil von 

dem Ufer, 
und aus den Knoten eutfchliipfte das Ilemmtau ; 

giinltigen Wind dann 
Sandte vom Dindymon fchnell die hauptgeziere- 

te Ptheia. 626 

Jezt annoch in dem Scliif entfandten wir Opfer 

der Ehrfurcht, 
Nach 4em Altar hinfchauend, wovon fpUt hören 

die Enk-el, 
Als des Taues Altar, wo das Tau fich löfte der 

Argo. 
Aber fobald die GeWande des Schifs anfchwell- 

te der Fahrwind, 
StHtihet' es durcharbeitend die falzigen 'Wogen 

des Abgrunds. 65o 

Hart nun fuhrs an der Grenze des Myfierlandes 

vorüber , 
Und vor dem Rhyndakos fchnell , wo er aus* 

ftxömt, eilt' es im Flug' l^n. 



4 



Är)2 OaF£U9 

Bis in die trefliplie Buclit mit faiidigem Grund' 

es liineinlief. 
Jezo berülirt' es den Strand; und den Taun anb- 
iegend die Hände, 
Falteten jene die Segel , und banden fie felt*nnit 

den Kiemen; 655 

Drau! da die Leiter zürn Lwinde gelenkt War, 

It legen fie felllt aus, 
Sehnfucli tsvoll nach Speif ■ und Getiünk. Qoch 

mit windenden AnliÖhn 
Schien der Arganthos daher, der zackichtes Fei- 

fengekiüft hob. 
Jezo durchdrang Herakles die- waldichten 

Schluchten des Berges, 
Erumtnes Gefchofs in den Händen, zufamt drei- 

fchneidi gen Pfeilen, 640 

Daf$ er ein Wüd iich erjagt', und zur Nachtkoit 

brächte den Freunden , 
Ob ein gehörnt Urkalb, ob ein Waldfchwdjn, 

oder die Berggeifs. 
Weil er umher nun fchweifte , da Aahl von dem 

Schif]fe hch Hylas , 
Heimlich ilim nachzugehn; doch fehlt' er des 

fchiUngctJjiden Pfades » 



SEK Al\OOMAUV. £95 

In dem Gehölze verirrt, und kam zu der Grotte 

der Nymfen , 645 

An der gewUlTerten Au ; da Itaunten /ie , wie er 

hercintrat , 
Knabe noch, eben eutbliiht, und hielten ilm« 

^ dal's er mit ihnen 
Als ein Unfterbllchcr lebt* in Rets unaltender 

Jiiffcnd. 
Aber fobald zu der Mitte des Tags die hurti- 
gen RolTii 
Helios trieb, da erhub fich ein heftiger Wind 

vom Gebirg' her, 65o 

Welcher die weifsen Gewand' auffchwellete. 

Tifys fo gl eich rief > 
Einzultsigen ins Schif , und das Seil Vom Gefta- 

de zu löfen ; 
Und fie gehorchten dem Rufe des ßeuerkundi- 

gen Lenkers. 
Schnell zu der Höhe des Bergs ging Elatos Sohn 

PolyfeAios, 
Daf^ er zurück den Herakles zum hurtigen 

Sclufle beriefe. 655 

Doch nicht traf er den Held; denn nicht folk* 

ihnen ungleich gehn 



£)j Oute US 

Zum fcliünilutenden FaQs die Rllrmirclie Kraft 

Herakles. 
Drauf am dämmernden Morgen erfchienr das 

traurige Land uns, 
Wo wir den Amykos fanden , der trozigen Be- 

bryker König: 
Der, des entliulleuden Zeus Anordnungen gar 

nicht achtend , 660 

Kampf den Fremdlingen fiets aus rings umwoh- 
nenden Völkern, 
Wer nur feinem Geheo;* und befefiisjteu Haufe 

genaht war. 
Anbot, fich zu verfuchen im fcharf anfeindenden 

Faulikampf. 
DcfTen Gewalt nun tilgte der tapfere Held Poly- 

deukes , 
Der urph'zlick das Haupt ihm zerfchlug mit ucs 

harten Geriems Kraft. 665 
Aber die Bebryker Itveckte die Minyerfchaar mit 

dem Erz hin. 
Dorther Heuerten ^vir, und landeten^ müde 

vom Rudern, 
Bei der Bithynierfiadt an dem tief abhängigen 



i>£K AüooMAirf'. 295 

Eilend y damit 9 an des Stroms Ansflcirs in be- 

fchneietcr Waldung 
Abendlich eingekehrt 9 wir fertigen, möchten di« 

Nachtkoft. 670 

Dort voll Graufamkeit liatte der misvermUlilete 

Fineus 
Einll zween Söhne beraubt des Geßchts> und im 

Itarrenden Felsihal 
Thieren zum Fraise geftellt, durch Weibcrliebe 

b.:thörer. 
Diefe nunmehr fchuf wieder gefund und fehen» 

des Auges 
Boreas Doppelgefchlecht ; doch dem Fineus ga« 

ben Cie Unheil 676 

Für den verderblichen Zorn 9 das Gelicht auch 

blendend dem König. 
Ja noch Boreas kam wutvoll in wirbelndem 

Sturmwind , 
Der ihn geraft fortrollte durch dichtes Gediiud* 

und durch Waldung , 
Dafs im Eiltonierland' er duldete graufes Yeiv 

liUngnis. ^ 

Dort verliefsea wir nun des agcnoridifchen 

Fineus 680 



296 Orteus 

Heifcherpalaft, und kamen auf na'äclitiger Woge 

des Meeres 

Faft an die dunkelen Klippen hinan 9 von 'wel- 
chen zuvor mir 

Einit die Mutter gemeldet , die finnige Kaliio* 

peia : 

Nicht ift dort ein Entfiiehn ans der jammer- 
vollen Bedrängnis ; 

Sondern daher von der Winde gewaltfamen 

Hauchen gefchnellct, 6o5 

Prallen fie ungeltüm in begegnendem Sch"wung 

an einander. 

Diimpf nun rings durch dieRilume des Meers und 

des wölbenden Himmels 

Scholl der gebrochene Schwall, und der Ab- 
grund, welcher emporliieg 

Mit laiitklätfehender Wog'; und es brault uner- 

mefslicbe SalzHut. 
Aber zu Agnias Sohne begann ich alfo mit 

Ausruf: 6f}0 

Dt'/nge das Schif vorfchaueud, damit du Scha- 
den verhiiteft! 

ßo wi« er folches vernommen, erftarrete plöz- 

lidh das ^erz ilim. 




Aber im Biifen verbarg ich , was ihx^ zu gjefcHe- 

hen bevoritandy 
Ganz mir allein vor den Helden^ Docli Zicus 

blauäugige Toclitcr 
riigi* auf der Here Gelieifs , dafs fclmell Ach ein 

rieiher dahinfch'wang 6g5 
Gegen das Bude der Rah'; und er üog unwilli- 
ges Fluges, 
Jc7t in dem Schlünde der Klippen y empor mit d^n 

Schwingen fich hebend , 
Kreifct* /er; aber die Klippen, voij dorther ÜUk> 

mend und dorther. 
Schmetterten gegen einander; doch kaum dai 

Geileder des Sclnvanzes 
\Yard dem Vogel geftümpft, und Ae malmcteu 

leer an lieh felber. 700 

Tirys , Xpbald er den Reiher efitüphn fah aua 

dem Verderben, 
Jlief den ll^roen geheim , und ermahn^ te ; jen*, 

CS vernehmend, 
Eiferien raTch mil: dem Ruder die fchlüpfrige 

Woge zu ftrcifen. 
Docji ich f/ilber hewog durch Schmeichelnd* 

^auber^efUnge 



Die hochßarrenden Klippen ; da fuhren £e fcHnell 

aus einander 9 7o5 

Dafs aufraufclite die Flut ; und gebalint war dem 

Scliille der Abgrund, 

ünfereni Saitengetön und dem Laut der Begei- 

fterung folgfam. 

Als nun der redende Kiel durch den Schlund der 

geengeten Einfahrt 

Und durch die dunkclen Klippen gelangt war; 

liehe fogleich nun 

Wurzelten jen* an dem Boden y und dauerten 

immer befeüigt : 710 

Denn fo halt* es die Spindel der furchtbaren 

Mören geordnet. 
Jczo> nachdem wir entflohn dem bitteren 

Wehe des Unheils, 

Kamen wir an des Rhebäos Ergufs zu dem 

fch Warzen Geftad* hin, 

Cbcr der lUn^lichen Infcl Thyneis , welcher ent- 
fernet 

Tembiios rinnt,' fifchrcich die umgriinetea Bor- 
de durch w^allend, Ji5 

Vad 5an;rarios dann in die Flut ausltrömt des 

Axtinos. 




DEH ArOOMAUT. 2g9 

Aber naclidem wir dem Strande mit Umngem 

Ruder geiiahet) 
Landeten wir um den Lykos^ wofelblty gleich- 

namig dem Strome, 
Lykos unter dem Volk obwaltete : diefer em- 
pfing gern 
Argo*8 edele Schaar y und bot gaftfreundlicbe 

Tafel , 720 

N'tlclit* und Tage hindurch fortdaurende Liebe 

beweiCend, 
Dort nun gab das Gefchick , dafs zween ab- 

fchieden der Männer, 
Xdmon, der Abantiade genannt, und der Stcue- 

rer Tifys. 
Dicfcm drang ih den Leib die Gew^alt der pein- 
lichen Krankheit, 
Jenen erhafcht* |auf der Jagd ein Gebirgfchwein. 

Als w^ir empor nun 726 

Beiden ^die Hügel gehäuft , da befchifteik wir 

blUuliche Salzflat, 
Kühn dem AnkUos vertraut; denn wohlverAlCndig 

der Schiffahrt 
frieren ihn alle gefamt, und gefchinUckt xnit 

eigener Kenntnis« 



5oo O n r c u s 

Diefer fafste nunmehr des Steuers Heft in den 

Händen y 
Und bald liatt* er das 6chif zum Partheniosßro- 

ne gelenket, ' j3o 

Und, der KallicLoros jezt mit bedeutendem Na« 

mcn genannt wird y 
Welchen ich dir fclion früher in anderer Rede 

gemeldet. 
Dorther ßeüerten wir an dem fpiz vorlaufen>- 

den Ufer 
Hin zu dem Paüagoncngebiet, an welchem vor- 
über 
.Argo die Wafler durchflog; und fie iam zum 

karambifchen Felshanpt, 755 
Und dem Aflyriervolk , und der Iteinichten Bucht 

um Sinope: 
Jenfeits der iich Thermodon ergeufst, und der 

ftiömeude Halys 
JLn das Geüad* ausürudelt die falzige Flut, die 

zurückwogt. 
X"4.hrt man tiefer hinab, dann gegen die nörd« 

liehe Bärin 
jLie^t Themiskyra bcfiattet , die Pacfentocliter 

des Döas, 740 







DER Ar<»0NA17T, ' 5oi 

Wo iich die xeiüge Schaat Amazönbinezi Stadt* 

gebauet ; 
Chalyber auch, Tibarenevgefclileclit' , und be- 

cbeirifche Völker, 
Samt MolTynen geniifclit, bewohnen umher die 

Gefilde. 
Doch links wandten wir uns , und landeten an 

den Geltaden, 
Dozt wo der Sauromaten Bezirk zu MUoten hin- 
, auf reicht. 745 

Unter dem Wagen des Pols liegt hier laughaliig 

ein; Eiland : 
Welchem zun%chft lieh im Kreis' vorragende 

Höhen umherziehn , 
Und fernfeheiiiende Thäler, am Sufserften Rau* 

me der Meerbucht, 
Wo der Siudiec hohes Gebirg' und griinendt 

Auen, 
Und wo laut herbraufet der m'^ehtigd. Strom fdei 

, . Araxei , 760 

£r« aus w<iIclMmTheännodonründ TanaKs Aiefsen 

, I.? twid Fafis 
Durch dei^Kolchier StUmm' und Heiiiocher ringt 

und Araxer. 



5o2 Orveus 

Dort nan fireiften wir hin, und die 'aufserfteii 

Porte befahrend, 
Sahn wir Ürcr, Chind'äer, und Solymer, und 

Ch.itand'aer , 
Filyrer auch, und die Städte der Napater, und 

der Sapeirer, 755 

Auch byzerifche Horden^ und unwirtbare Si- 

gyner. 
Jezo kam die im Hauche des Winds voüfc- 

gelnde Argo 
Frühe 9 da "Eos erfchien dem unermefslichen 

Weltall, 
Zu des Axeinos End*, an den herlichflatenden 

Tails. 
Aber AnkHos befahl, mit Ermahnungen jeden 

bedeutend , 760 

Einzuziehn die Gewand', und herab an der Rahe 

zu fenken. 
Dann, nach gelehnetem Maßd, die Fahrt zu en« 

den mit Rudern. 
Als wir «xnnikiähr in die Miindnt^^ des fanfther« 

wallefnden Stromes • 

Ruderten; plt)zlich erfchien des Aetes trozig« 

Mauer > 




DER Argonaut. 5o3 

Schön mit Zinnen gekrönt , und die fcliattigen 

Haine y wo glanzliell 7661 

Hing das goldene Yliefs an der uraltlebenden 

Eiche. 
Alfo ein jedes Gefchäft vollbrachten üe. Aber 

lafon 

Sann alsbald und erwog in des Herzens Geilt 

und Empfindung ; 

Laut dann gab er den Helden die Frag' in ge- 

meinfamen Auffchlufs : 

Ob in Äetes Palalt er allein ohu' andere gin- 
ge» 770 

Freundlich gefinnc, und flehte mit fanft zureden- 
den Worten, 

Oder mit allen Heroen, auf Streit hinfchauend 

von Anfang. 

Doch nicht wollten die Helden der Minycr alle 

dahin gehn ; 

Denn Furcht fandte den Herzen die lilienarmi- 

ge Here, 

Säumende Furcht; um zu fchafTen, was vorbe- 

Üimmte das Schickfal. 776 
Siehe den teuTchcnden Traum entfandte iie 

fchleunig vom Himmel 



5o4 O IV T £ U I 

In des Äete§ Palaft. Docli der J&lcgende regt« 

dem König 
ünausfprcclüiche Angft um das Herz auf; denn 

er vermeinte, 
Dafs. in der Jungfrau Sclioofs, die im eigenen 

Häuf ilim erblüht war , 
Dafa in den liebliclien Sclicofs der Medeia jener 

daherflog, 780 

Als hcllitralcnder Stern durch luftige Höhen ge> 

fchncllet. 
Jen', in das feine Gewand um fröhliches Geiftes 

empfangend , 
Trug il}n darauf zu den Fluten des fchönhinT^'-al- 

lenden Stromes 
Fafis ; aber der Stern , der hinweg in den Strom 

fie geraubet, 
Schwang fie über die Flut des axeinxfchen Mee- 
res entführend. 786 
Ais er folches gefchaut, da entfuhr er dem 

triiglichen Schlummer , 
Ohne Verzug , und behielt im Idopf enden Herzen 

die Angft noch. 
Auf nun fprang er vom Lager, und rief den 

GenoHen, ihm eilig 



DfiA Aaoonaut. 5o5 

I 

AnziifcLirren die Ro/T', und vorzufpatüien ^em 

I Wagens 
Daf« er fogleich ausföhnte^ dem lieblichen Stro- 
me genahety 790 
Falls des wirbelnden Macbt) und der Flur ein* 

heimifcLe Nymfeni 
Auch die Heroengeiiter , fo viel berfchwebten 

zum Strome. 
Jezo rief er die Töchter hervor aus der duften» 

den Kammer ^ 
Frixos Ter^Vitwete Gattin Chalkiope famt den 

Erzeugten, 
A.uch die zarte Medeia, die hold TOrragend'e 

Jungfrau f 7g5 

Voll liebreizender Scham > dafs gefeilt fie dem 

gehenden folgten. 
Aufser der Stadt war Apfyrtos in abgelegener 

Wohnung. 
Jezt auf den goldenen Wagen empor mit den 

itattlichen Töchtern 
Stieg Aetes; und rafch durch das Blachfeld tru» 

gen die RoIT' ihn 
Über die Borde des Stroms, des fchü/ichten^ wo 

fie von jeher 800 

20. 



5o6 O R E D U 5 

Flelin und Gelübde den Fluten beforgt und ge- 
fällige Opfer. 
Doch zu dem felblgen Ufer heran nun fchwc- 

bete Argo. 

Siehe da fchaut* Äetes das lVIe«rfchif, und die 

Heroen^ 

Welche die Bank* einnahmen in langgexeiheter 

Ordnung , 

Himmlifchen gleich an Geftalty von blinkenden 

WafFen umleiichtet. 8o5 

Herlich erfchien vor allen der göttliche Kampfer 

lafon ; 

Here hatt' ihn in allem verherlichet, und ihm 

. gegeben 

Schöne zugleich und Gröfse mit Ubergewaltiger 
» Manns kr oft. 

Als ß.e nunmehr aus der Nähe den Blick auf ein- 
ander gerichtet. 

Starrte dem Afouiden das Herz und den Mi- 

nyerhelden. 8io 

Denn dort rollt' auf dem Wagen Äetes , hell wie 

die Sonne y 

Dem von goldnen Gewanden umher ausßrömten 

die Schimmer ; 



deaAroomaut. 5o7 

Auch ein Kranz umringte das Haupt ihm , költ- 

lich geiUndet 

Mit aufflammenden Stralen ; der Stab aucli ec^ckt* 

. in den Händen 

Ähnlicli dem leuchtenden Bliz; und zur Seit' ihm 

fafsen die Töchter» 8i5 

Rechts und links , mit welchen in freudigem 

Stolz er einherfuhr. 

GraunvoU warf fein Auge den Blick » da dem 

Schif er genaht war , 

Und aus der inner Iten Bruit erhub er den mäch- 
tigen Ausruf y 

Fürchterlich Jen* anfahrend » und gegen Ile t'ö- 

net* er alfo : 
Sagt, wefs Volkes ihr feid, und welch sein Be- 
dürfnis, euch herführt ! 820 

Lüdet «uch, gerne gefoh» das kytelffche Land 

zu befuchen? 

Traun ,_ nicht, meiner Gewalt Ehrvwirdigkeii hat 

euch gefchrecket» 

Noch der Kolchier Volk, die unferem Zepter 

gehorchen , 

Und unvcrlezbar find auch dem Lanzenerfclüt- 

tcrer Ares, 



5o8 O IV F £ u s 

Jeglicliem Kriegstucli^aitge gefafst tu. begegnen 

mit Abwehr! 826 

Jener fprachs ; dock alle verfiuzninten unilier, 

und fch'Wiegen. 
Aber EntrchloflenHeit gab dem Afoniden Ja- 

roü 
Here 9 die heilige Göttin ; und gegen ihn tönet' 

er alCo: 
Nicht als RUnber des Meers ja kommen wir, 

noch in ein andres 
Männergebiet hinfch weifend rerUben Wir, fr«- 

veles Mutes,. 83o 

Unrechtm'äfsige That an Sterblichen, fo Wie de 

mancher 
Wagt im Leben zu thiin , dafs er P^ttigen möge 

die Häbfucht. 
Nein, mir beßimmte deti Kampf Pofeidons edeler 

Spröfsling 
Pelias, er vom Vater mein Oheim, nur mit dem 

Goldvliefs 
Sollten wir einfi heimkehren zur fchöngebauten 

lolkos. 855 

Auch nicht namlos find fie, die werth mir ge- 
achteren Freunde. 




per' A B K'A V T. ÖOiJ 

Tbeils der Heroen Gefchledit, und tfaeiU der 

UniterbJichen lind wir. 
Weder $Ltß Ki:ieges fiirwahr «uikuAdi^Of noch 

des Gefechtes. 
Gaftfreund' aber zu fein 9 da^ wU|»fch^ yrixv 

denn fo geziemt es» 
. Alfo der Held; doch enegc w^rdr jenem das 

Her Zf wie ein Sturm wind, Q^o 
Helios Sohn*, und er rollte die ftti|^bj|t< blicken« 

den Augen« 
Graufen Betrag dea Heroen in ifU^kifcher Sfele 

bereitend, 
Spüt.lror ^den JüAinyerhelden erimb «l^.je^o den 

Auisruft 
Wenn ihr gegen die lyTich^'lLriegsrUhmlichet 

Kolchier jezö 
Waffengewalt hertriigt, und den ISlnt zi| Y^t|l- 

. gen der Männer 8^5 

HoITetet ; kampflos dann folltV euch , das ^lixen- 

gefchenk fein, 
Dafs ihr d4S Vliefs mitnehmend zum heixnifcl^fi^ 

Land« zurückgingt. 
Doch wenn, minder an ZahJ, ihr nun hinnuiket 

der^U^terfchaar 



5io OiiVBirs 

Uuferes Volks ; dann möclit' ich das SchiF den 

vertilgten zerfcbmettern. 
Aber woUan» folgt 'mir » was weit zutifiglicLer 

fein wird, ö5o 

Einen 'dbr ctdelften wählend , und der yorwaltet 

an Herfchaft; 
Dflfs er,', die Kanipfarbeit , die ich felbft anfage, 

*' •». ^ f beitehendy 

Nehme das igbldeiie^ Vliefs. Auch das wird ench 

Ehrengefchenk fein. 
Diefes gefagt, trieb jener die Koff' an ; fchleu- 

• ^ig zurück nun 
Rannten ße Wieder den Weg. Doch die* Minyer 

laftete Kammer. 855 

Sehr anjezt'den Herakles Vermifsten fie; keiner ^ 

beftand fon(t 
Vor dem gewaltigen Kolchergefchlecht und denl 

ftUrmifchen Ares. 
Jezo lafs , o MufUos , in fliegendem Laufe dir 

melden, 
Was, vom Schzckfal verfolgt, die Heroen gethan 

und erduldet: 
Wie et von dannen geeilt aus der Königsbnrg 

des «äetes , 860 



X>EA AhOOH AUT. 5lt 

\ 

Argot der Lanzenfcliwinger, den einft mit Chol- 

kiope Frixos 
Hatte gezeugt y (denn Qc nahm den Gemalil im 

« Pal alte, des Vaters 9 

Als er dem kolcHifchen Land' auf des Widders 

Rücken genaht war:) 
Knnd den Heroen zu thun, was bald zu gefohe- 

lien bevorßandy 
Durch fein arges Beginnen >, des unheilfamen 

Aetes. 865 

Auch "wie von Afons Sohn durch gefällige Reize 

befiegt w^ard, 
Nach der Hexe Befchlufs > die misverm'ählte 

Medeia ; 
'Dei&n ihr erregt' ein Verlangeu die Mutter der 

Lult Kythereia, 
Und in das Herz ihr fuhr das Gefchofs der graü- 

fen Erinnys. 
Auch wie jener ins Joch glutathmende Stiere 

gebändigt , 870 

Dafs er dem Ackergeviert in die Furch* ausfi reu- 
te den Samen 9 
Den in Aetes Wohnung gebracht der tapfere 

Frixos 9 



N 



3i2 OllVEU« 

Hochaeitgabe des Ares von fclireckliclien Dra- 

chenzähneu ; 
Und wie den feindlichen Schwärm auffproITender 

Saatlinge ti]gendy 
Durch felbltniordende Hand , er glllnii^nden 

Ruhm ßch gewonnen, 876 
Äfons Sohn. Wie fodann aus den Wohnungen 

heimlich gewandert, 
Ganz von der leii^fnen Hülle bedeckly durch 

nächtliches Dunkel, 
Die unfelige Braut: (denn es dtMngten ße rings 

die Eroten 
Zum argoifchen Schif, und des Zwangt harther-^ 

zige Gottheit:) 
Ohn* ihn zu fcheun, noch zu achten t den Zorn 

des eifernden Vaters ; 880 
Und wie, umher fich fchliiigend und feit an- 

fchmiegend im Dunkel, 
Jenem die Bru(t mit Begier ße gekUfsc und das 

herliche Antliz, 
Nezend in ThrHnen die Wange ; da Ehr' und 

Scham £ie vergcflcnd 
Brannt* in de.8 HeJdtn Geliift, und hinweg im 

Taumel der Sehnfucht 




DEÜ AnOONAUTf 5i5 

Warf jungfrUuliclie Zucht i und edelen Sinn det 

Vermälilung. 885 

Dies und anderes mehr bleibt dir su yernehmen 

auch künftig. 
Aber nachdem Medeia geflohn aus dem Haufe 

des Königs y 

find unbemerkt yon allen zu unferem Schiffe ge«* 

langt 'War; 

Jcst in vereinigtem Rath erwogen wr unferen 

Hingang, 

Um von der heiligen Eiche das goldene Vliefs 

EU erobern. 890 • 

Welches wir laicht im Herzen vermuteten; kei- 
ner von ui;is auch 

Kannte das hofnungslofe GefchUft; denn, unend- 
liche IWlihfal 

Stand den Heroen bevor, und es gähnte der 

Schlund des Verderbens, 
Denn vor dem herlichen Strom und d^r Kö- 
nigsburg des Äetes 

Ragt Qeun Klaftern fmpor die un^rßeigliche 

Mauer , 89^ 

Wolil mit Thiirnen verwahrt und /chöngehaue* 

neu Quadern y 



4 



5i4 Orteu« 

\V^lc]ie mit fieben Baiteien umheckreift. Aber 

aarin find 

Drei erzfui*rende Tliore, gewaltige; diefen em- 
por dann 

LHiift die Mauer einher , umringt mit goldenen 

Zinnen. 

Hoch auf den Pfolten der Thore , da Itelit fern- 

fchauend die Göttin ^ goo 

Zitternden GUtaz ajisitralend ^ wie Glut: die der 

nihnende Kolcber 

Artemis > fThorgöttin y lauttofende Rennerin an- 
ruft f 

Schrecklich fowohl den Menfchen zu fchaun, als 

fclirecklich zu hören. 

Wenn man nicht mit Weihen ihr naht und Rei- 
nigungsopfern , 

Deren die Priefterin barg zurEntfiindigungy jene 

Medeia , go5 

Die unglücklich vermUlilte , zugleich mit kytel- 

fchen Jungfraun, 

Nie auch drang des Weges ein Sterblicher dort 

in das Innre 

Über die Schwelle hinweg, Einheimifcher od^r 

^ auch Fremdling; 




OEA Aaoohavt, 5x5* 

Denn rings hemmet zuiüok die fcbreckliche 

Göttin der Leitung , 
Rafi^nde Wut einhauchend den flanimcnHugigen 

Hunden* gio 

Hieranf folget ein Hain im inner ßen Raum 

des VerfchlolTes , 
Wo viel frifehes Gehölz auflteigt nlit fchattigen 

. . Wipfeln, 

LorberbUum' ^nd Kornellen u»d CthianlLerhöbne 

Platanen. 
Dort find anch yiel Kräuter' gewölbt anf die 

niederen Wurzeln: 
Klymenos , ■ lunt ' dem • > edlen' Asfodeloa f und 

Adiantds » gi5 

Ariüereon 9 zart yon Gewäehs*, und Kypeiron 

mit Thryon, 
Kyklamis, gleich derYiol', und EryEmoiiyfamt 

* 

' Horminon, * 

Stöchasy P'äonia dann, vom Bufch Polyknemon 

fimwuchert, 
PoHon dann, Mandragoras auch, und fahles 

Diktamnon, 
Krpkos von fUfsem Geruch, undKardaAon, ne- 
ben dem Kexnos, 920 



3i6 Onwnvi 

Smilax» diuiLel«r Mohn, und ai«der<^f Cluiailt* 

melon ». 
Panakes» Und Alkeia, mit Kai^afon, undi. Ako« 

niton f 
A^iicli viel andere noch der fch'ädliclien fitegen 

vom Grund* auf. 
Mitten ragt zu den Wolken ein Bieh^anim 

über die Wal4ung, 
Welcher fichtreki ausdehnt 9 mit laubigen A&en 

. umdunkelt, 926 

Siehe daran hängt, leuchtend voai Gold» an dei^ 

< Jangen Gezweig' hin 

Ringt Terbreitety das Yliefs^;; und {rafph mit den 

, Augen 'bewacht es 
Jener entfesJiche Drache^ das nnauslprechlichä 

ScheuTal. 
Denn goldflimmernde Schuppen ümftarren ihn} 

: undy an dem Baumitamm 
Haftend mit gr'ifslichem Schwünge der Wiudun^ 

gen, fchaltet er ringsum, gSo 
Des tiefhaufenden Zeus GraUiibild, nach /dem 

Vliefse .fich wendend ; 
Und unBezwingbare Hut verwaltet er eifrig und 

fchlaflosy 




Sclieel in bltulicli«ii Augen den Stern limrolleiid 

vor Ingrimm. 
Aber fobald wir folches gekört nacb lauterer 

Wahrheit, 
Von der Municherin Hekate Macht und dem fpj{« 

' henden Drachen, 955 

Alles I fö viel umßändlich zuvor ihm gemeldet 

Medeia; 
Suchten wir Bahn, kaum hoffend , aus fo müh- 

feliger Arbeit, 
NYie wir Re finftigen möchten, die Stürmerin, 

ihr zu vertrauen, 
Und wie dem Ungeheuer wir naheten, dafs wir 

* das Goldvliefs 

Hüben vom Baum, uhd kehrten zu heimifchen 

Fluren ein jeder. 940 

Jezo ermahnete laut die fämtlichen Minyer* 

beiden 
Mopfös , der folches erkannt als erleuchteter Se« 

her der Zukunft, 
Mir zu flelin , dats ich ihnen , den wandehideA 

zu dem Gefch'äfte, 
Artemis Macht -tusröhnt', und zähmte d^s grHfs» 

liehe Unthier. 



s 



3i8 Ok¥Sus 

• 

Alfo umRandcn mich jen' > und Aeheteiu Aber 

icli felber g4^ 

Hiefs mir den Äfoniden» und zween fireitkundi- 

ge Männer» 
Kaitor den reifigen Held ^ und den Kämpfer der 

Fault Polydeukes» 
Mopfos aucli, 'Ampykos Sohn^ hingebn zum 

Ziele der Arl>eit. 
Doch mir folgte gefeilt ohn* andere einzig Me* 

deia. 
AU ich nunmehr zum Geheg' tind dem heiligen 

Räume gehingt war 9 960 
Jezo höhlet* ich tit'f im ebenen Boden ein 

Dreieck. 
Dann W^choldergeliölz und trockene Klüfte der 

Zeder 9 
Auch von Itachlichtem Khamnos und wehmut- 

thrUnenden Pappeln ^ 
Bracht' ich gefchwind*, und häuft' ein Scheiter« 

gerült in der Grube. 
Auch viel ZaubergewHchs trug mir die erfalurne 

Medeia, 955 

Das He den Laden enthob des duftenden Heilig- 

thumes. 



DEaÄAOONAVT. 5i^ 

Schnell dann firoknes, Gebilde bereitet' ich unter 

dem Schleier 9 
Warf zum Gehölz es empor, und fertigte Opfer 

des Einfchnitts > 
Drei ganz dunkele Junge der Hündinnen w^eihend 

den Göttern. 
Unter das Blut nun mifcht' ich Chalkanthoskraut 

mit Strutheiouy 960 

Knekos auch, und Zwiebel zugleich , mit der 

rothen Anchufa, 
Auch das Urenge Pfylleion , und Chalkimos. 

Dann mit der Mifchung 
Füllt* ich die Magen der Hund*, und legte iie über 

das Scheitholz. 
Hierauf gofs ich mit WalTer gemengetes öl um 

die Grube. • 
Dann in fchwarze Gewände verhüllt, und mlü 

feindliches Erzes 965 

Anfchlag , flehet' ich . laut ; und die Göttinnen,' 

' fielic , vernalimens : ^ 

A^s dem Geklüft vorbrechend des ftets unfreund-' 

liehen Abgrunds, 
Kam mit Alekto TiHfone her und die granft 

Megüra, 



320 Ohvius ^ 

Weldie dem trockenen Kien entfcLiltCelten Flam* 
N me des Todes. 

Sclinell nun brannte die Grub', und es knatterte 

fclu-ecklich empor Glut, 970 

JDafs dickqualmender Rufs ßcb exQOÜ in unend- 
lichen Rauclidampf. 

Rafcb von dem Alfdes fuhren berauf durch das 

lodernde Feuer 

Unholdinnen voll GrauiiSy unmild , und erntet* 

lieh dem Anblick* 

Denn der einen Geltal t war eiferne, welche des 

Abgrunds 

Reich Pandora benamt ; und zugleich in wech* 

feinder Bildung 976 

Kam, dreiliauptig zu fchaun, die entfezliche, 

hehr und unforfchbar, 

Hekate» Tartaros Kind. Ihr links aus der Schul- 
ter entfchwang fich 

Ein dichtm'dbniges Rofs ; doch rechtshin war lle 

von Anfehn 

Hündin mit rafendem Blick; es rage te mitten ein 

Raubwild ; 

Und ihr zuckten die Hände mit zwei fauftflillen- 

den Soh wertern. 980 




DER AnOO» AUT. 52l 

jezo dteliten im Kreif um die Grube ficK liiehin 

und dorthin 
llekäce faitit Palldort; zugleich auch ßiirmten die 

Pollen. 
Siehy uitd der Artemis Bild, d^r Hiltcriti, fenkte 

die Fackeln 
Schüell auf die Brd* aus den HHndeh, ntid hub 

gen Himmel die Blicke ; 
Sanft auch fchmeichelt' ihr Hundegeleit i weg 

fprangen die Riegel 985 

Im unbändigen Schlofs, und es flog das prangen* 

de Thor auf ^ 
Jenes ßarken Gehegs ; es erfchien .der herliche 

Fefiham. 
Über die Schwell* izt fchtitc ich voran ; auch 

drang des Äetes 
Töchter Medeia hinein , und Äfons edeler 

Spröfsling, 
Samt dies Tynd^ros Söhnen ; zugleich auch folge- 

tc Mopfos. 990 

Aber fobald aus der Nühe die dunkele Eiche 

daherfcfhien , ' 

Und des gaftlichen Zeus auf Stufen ^rhöheter 

Altar; 

Äl. 



3-2% O A f E U S 

Siehe der Drach', um den Stamm die verfchliih- 

genen Windungen rollend, 
Regt' in Kreilen empor fein Haupt und fcheus- 

liches Antlizy 
Mit graunvoUem Gezifch: "weit faufete droben 
« der Äther, 99v5 

Rings auch krachten die Büum* und fchauderten, 

mächtig erfchUttert, 
Tief aus der unterlten Wurzel ; es fcholl die be- 

fchattete Waldung. 
Ich und die bangen GenolDeif erzitterten ; aber 

Medeia , 
Sie nur trug ungebeuget den Mut des. erhabenen 

Herzens, 
Weil üe gepflückt, in den Händen das traurige 

Wurzel gcfafer. looo 

Selbft nunmehr zu der Laute gefellet* ich Stim- 
me der Gottheit; 
Und "wie mit liefern Gefumme die unterlte Saite 

der Wölbung ' 
LciC* anklang , fo entflofs (timmlos auch der 

Lippe Gemurmel. 
Den« ich lockte den Schlaf, der Götter und 

SterbJichen Hcrfcher, 



deaAaooiqaut. ^ 325 

IDafs er genaht einwiegte den Mut 'des gewaJti- 

gen Drachen. ioo5 

Schleunig gehorchte mix jener y und kam zum 

kyteljfchen Lande« 

Er, einichläfend umher das Gefchlecht tagleben- 
der Menfchen > 

Und unb'indiger Wind* Anhauch , unä die wo- 
gende Meerflut 9 

Auch unverßegender BSch' Urquell , und der 

Ströme . Gewäfler , 

Thiere zugleich und Gevögel y und was nur ]ebt 

und lieh reget » lOio 

Bettend in Ruh , fo fchWebt' er einher auf gol- 

denen Flügeln ^ 

Bis zu des ftarrenden Kolchergebiets fchönblu- 

migem Anger. 

Flözlich Tank auf die Augen ein laltender Schlum* 

Qier dem Untliier^ 

Fait zu vergleichen dem Tod' ; und den langen 

umfunkelten Hals nun 

Senkt* er betäubt auf die Scliuppen herab. Tief 

(taunte dem Anblick ioi5 

Selbft die graufe Medeia ; fofort dann trieb fie 

ermahnend 



i 



5^4 O ]\ V E u s 

Äfons edelen SoLa, dafs gettoft er enthfibe dem 

^ Eichftamm 

Das golJzottige yiiejTs« Nicht t^nmet* er» folches 

bemerkend , 
Sonderil das Yliefis aufhebend, das xnSchtigei 

eilt* er zutn Schiffe^ 
Hoch frohlockten die Helden der Minder, iind 

KU den Göttern 1020 

Hubeii gefamt £e die Hände, den ewigen Hirn- 

melbe-^ohnern. 
So nun fchalteten jen* um das GoldVlief?^ 

Aber Äetes 
Horete bald vonfi Ge finde f hinweg fei gegan- 
gen Medeia; ^ 
Schleunig darauf den Apfyrtos entfendet' er, Volk 

zu verfammeln , 
Und ihm zugleich zu erfpahn fein iLipdf die 

leibliche Schwefter. io25 
Diefer enteilete fchnell an die "wogenden Bor Je 

des Stromes 
Zu der Heroenfchaar , und faild die f^irchtbare 

Jungfrau. 
' Halb fchon rückte die Nacht im Geßirnkleid 

über dU Laufbahn ^ 



D£K 4^|IQP0IAPT. 526 



\ 



Uii4 • yoUbr^cht vFar det «rg« Verratk und das 

. plözUcb» Scliickfal , 
X)uTch dei: Med^a Gahiit, au dem weitberiihm* 

ten Apfyrtos/ io3o 

Ilin den etmordeuii nim eatfc]iwaageii i%« vom 

in, difs Watten 
Des liinltiixzendcu ^iromst der trug mit rafcl^ni 

Ge^^^g* ihn 
Durck njnfclilagßnde VYul^el zur iPlut des v«r« 

I 

. öde):«A l\f eeres, 

£r li^un trieb nnip 4^ Wog' an den. Strand dur 

. apfyrtiTclien lufelnt 

Doch ilicht teuTcl^ten (ie Zßns A-ufücliCy nocli di» 

ordnende Themis, io55 

Aber nachden» in da9.$cLif üe geeilt, und dau 

Borden das Hemmtap. 

Ab v-om VEer gelaunt ifnit hurtigen^ Schlage 

der K wider 

Scliiiten iie liaftig numrnehr i^ des Stroms Aimi ' 

und 41 cht geradaus 

{Zuni fifch wimmelnden Meer durch d«& breit aua» 

itrömenden Falls 

Strebten wir; fondern yeri;rrwu denAbw^ (ch Weif- 
ten wir rückw.utb, 1040 



v 



4 



^SlS O Jk 7 £ U • 

Weiter hinweg 'fiets fchiffenel ; Jer Kolchier ■ 

Städte TtBrliefseh 

Tlnforgrani die Heroen » denn finfteres Ddnkel 

umfchlofs fie. 

Wir nun befchifren den Flnfs mit befchlennigtein 

Schwange der Ruder » 

Mitten die Felder hindurch ; nnd Sterbliche woh- 
nen ihm ringsum :. 

Gymner, Ba6nomer auch^ und wildernde Ar- 

kyerhordeuy 1045 

Auch kerketifcher Männer Gefchlecht, und tto- 

ziger Sinder 9 

Wclclies die Mitte bewohnt der charand'Üfchen 

Thäler, 

Am kaukaiifchen Hange vorbei y durch die Eng* 

Erythfeia's. 
Als Ton O/ten nunmehr aufftieg die ErEreue» 

rin Eos^ 

Jezt an die grafige Infel gelangten wir: dort "WO 

die beiden io5o 

Mit unfchifbaren Fluten umher zertlieilen^ die 

Waffer , 

Pafisy der mächtige Strom , und zugleich der ge- 
linde Saranges : 




DER Ahoohaut. 5^7 

Den mit «rhobönem. Sdiwall darcL das Laii4 auf« 

raoTchead Mäotis 
Sendet/ zum falzigen Meer, durch die fump£ge 

Weide des Gräfes. 
Jeso. ruderten wir bei Nackt und Tage das Scbil 

fort, ' io55 

Bia wir am folgenden Abend den Bosporoa ends 

lieh, erreichten.) 
Dort -an der Scheide des Sees, wo der rinder* 

raubende Titan 
Auf dem gewaltigen Stiere dio Furt der M'äotis 

gefurcht hat. 
Drauf die Tage hindurch uns abarbeitend mit 

Rudern , 
Salin wir zuerft die Ge£lde der weichunihüUten 

M'äoter, 1060 

Auch das Gelonengefchlccht, und ein. zahllogt 

Volk Bathychaten, 
Sauromaten, und Getcn , und Kekryfer^ und 
' GymnUer , 

Und arfopifches Volk, und. die fchädliche Hord' 

Arimaspen : 
Alle ße y deren Gefchlecht ringsher die IVlUotia 

. umwohnet. 



i 



5^3 Ohvkus 

Alii bf^i diefcn die Götter uuendÜcli^s Wehevei- 

hänget, . ao65 

Jcfti durch waadtrtcu Trir das 'äuXserftc WalTer 

de» StTvdels, 
l>«r die jc^feiiilc'r«!! Ufer uaitobt io verdferbli- 

ckesi Abtturzy 
K\uWimI wiii lnntcttt Gerliifcb; bis hoch an der 

Grenze des Nordens 
\Mft ^t u^i^^ttdliche ScliwalJ in Oieanos Fluten 

hineinbvaiiit. 
IVMthiu jeao geral't , diircheilete ^rgo die 

Milndiiug. 1070 

N««M« »ühfeJige T^g* und gleich viel Nächte 

beitUndig 
Fuhren wir, dort und dort angrenzende Stlmine 

vedaßeud : 
Paktery und Arktcier, und Lelier, ftok Top 

Gefinnung , 
Dogentragende Skythen., die Streitgenoflen des 

Aresy 
M'änncrfrelTende Tauier zugleich, die der Arte- 
mis unmild ii>75 
Feiren dM Feit, weil triefet von menfuhlichem 

Blute der Mifchkrug; 




DEA Akoomaut. ^^9 

Wcidpndp HyporboreMt fod^nn» und Katpierr 

yoUl aucH. 
Als zum 2e]kuten eifckien die Mjenlcheupr« 

leucht^rin E09, 
JesM^ iit rliip'äifbheu Thale yerliefsen wiv. Piösr 

UcL hinaus fu)ir 
Du4:cUdie gee^gete Strömung die fteta fortlauf e|ir 

■ de Argo 3080 

In des Okeanos FJut; ihn nennen &e kronifches 

Meer dort 
Unter dem Hyperboreiergefchlecht y und todtea 

GewäHer. 
Nicht mehr hoften Tirir nun zu entAiehn dexfi 

graufen Verderben ; 
Wenn nicht er mit ftarker Gewalt das ftürzcude 

Meerfchify 
Links zu gehn, limdrehte zur rechten Hand de^ 

Gerades 9 ip85 

Mit dem geglätteten Hefte» der fteuernde Held 

Ankäos. 
Ufid es entflpgy fortfchnellend mit doppclf:er 

Hände BeHüglung. 
Aber nachdem uns ermüdet djiis aibeitfiplige 

Rudern 9 



i 



33o Onrsus 

Und nicht fUrder die Hand* ausdAuexten; hers* 

lieh betxübc nun 

Fafsten i^ir unfeire Arm', und ItUzeten alle die 

Stirnen 9 1090 

Athmend den Schweifs zu kühlen r das Herz auch 

qu'älete Hunger. 

Schleunig entflieg Ank'äos dem Schiff und er- 
mahnte die andern 

Minyerhelden zugleich mit fanft zuredenden 

Worten ; 

Und auf die fchlammige Bank des weitgeronne« 

nen Meeres 

Sprangen fie hoch von den Borden mit hurtiger ' 

Ferf ' in die Salzflut. 1096 

Schnell umknüpf eten jene mit wohlgeflochtenen 

. Seilen 

Hinten am oberften Schweif ein lang ausreichen- 
des Schiftauy 

Argos und Ank'äos ; da fafsten die Minyerhel- 
den 

Alle die Enden des Seils , und rafch auf depi 

Trockenen wandelnd 9 

Zogen fie angeftrengt; und zugleich folgt* ihnen 

das Meerfchify 1100 



• i 



Scliiteidend die flülligen l^fad' an der kiefichten 

Friche des Strandes. 

Denn nicht regete dort ein Falirwind ihnen die 

Salzilut 

Mit Kerfaufendeni Hauch ; nein ftumm raht im- 
mer der Abgrund 

Unter dem Wagen des Pols, und die Itufserlten 

WalTer der Tetliys- 
Als zum fechlten nunmehr die Erleuchterin 

Eos daherkam y iig6 

Sahn -Vrir das felige Volk der Makrobier^ welche, 

mit reicher 

Segenslulle begabt , viel kreifende Jahre durch- 
leben y 

Da rwöll TaulTende jedem der hundertj'ihrigen 

Monde 

Füllet des Monds Umlauf , und entfernt ift alle 

Bedrängnis. 

Aber fobald lie erreicht die geordnete Stunde des 

Mondes y iiio 

Plözlich empfahn fie den Tod in fanft aullöfen- 

dem Schlummer. 

Auch nicht kümmern fich jen* um Lebensforg' 

und Erwerbnis ; 



352 Oüirpus 

Mitten im K^utßrgefil^f erfamnieliL lie liebliciie 

Nahrung» 
Von ambroüfchflm Tliau ein Götter^etränk fiiciL 

entfchöpfend , 
Und gleich blühen üe all* in ^nnmtfualender 

Jugend« 11 15 

Freundliche Ruh auch wohnet im heiteren 4-uge 

beAändigy 
Ißltern fo wie Erzeugten; denn wohl im Hereen 

verftehn lie , 
Schickliche Thaten zu thun, und bedacl^itfiun^ 

Worte «u reden, 
Deren bevölkerne Flur umgingen wir^ längs 

dem. Gelt ad* hin 
RUl^g den Fuls anßiexnmend ; und 4<^nn 2^^im K|m- 

merieryolkey 1120 

Führend das hurtige Schif | gelangten wir^ wel*- 

ches allein nicht 
Anthcil h^t an dem Gianz des umloderten Son* 

nenb eber f eher s. 
Denn das KliipHen gebirg' und der htschgelchei^ 

telte Kalpis 
Wchiien den Aufgang ab; und ungeheuer be« 

fc hattet 




/- 



BfiK Arooraüt. Ö33 

Nahe daher, atisrchliefsehd die Mittagshelle ^ der 

Flcgrä; ii25 

Danil Tom Abende decken das Licht langfpizige 

Alpen 
Jenem Menfchetlgefchecht ; und rings drangt 

ewiges Ditnkel. 
Dorther Wanderten vtrir , und mit angeftren- 

getem'Fufstrilt 
KartieÜ ^r nuii an des Stiands windlos vorltar- 

rende Felsbücht: 
Wo aus fprudelnden Quellen der Strom mit tie^- 

fem Ge Wirbel, ii5o 

Acheron, trächtig von Gold, hin (tUrzt durch 

fchaudiichte Gegend, 
Silberhell fortrollend die Flut, und der durtkele 

Sumpf ihn 
Aufnimt. Si^he da raufchcu entlang an den Bor* 

den des Stromes 
Bäume tnit grünendem Laub' um den Abhahg^ 

welchen die Frucht ftets 
Laftend h'ängt, fö lange fich Tag* und Nfichte 

herumdichn. 3i35 

Nah' in dem Bliichfeld fleht die urrtl^eidete Her« 

mioueia 



334 



OavBus 



Feit mit Maaren gegründet und vrolilgebauetei 

GaCTen. 

Drin auch lebet ein Volk der gereehteiten Erd^ 

bewohner ; 

Denen ward nach dem Tode ge'vrälirt die Erlaf- 

fung des Fährlohns , 

Und von felber hinab zum Acheron wandeli 

die Seelen ii^» 

Aus dem gehöhleten Boot; denn nah« der Suin 

find den Bürgern 

Aldes fichere Thor* und das Volk der Aattero- 

den Träume. 
Aber nachdem auch dort wir Stadt 'und G^ 

werbe der Männer 

Liefsen» durch eigene Schuld mit fchwerem 

Jammer belafiet; 

Jezo betrat Ankäos das Schiff und hurtig er- 
mahnt' er 1145 

EinzuAeigen Iie alle » die abgematteten Freun- 
de. 

Sie nun redet' er an mit fault einnehmenden 

Worten ; 
Duldet die Plag*9 o Freunde! dennnun nichtt 

jirgere« wird uns. 



DER AaOOMAUT. 335 

HofF'ichy hinfort aufitehn: ich bemerke ja fchon 

das Gekr'äufel 
Vom frifchwehenden Hauche des Zcfyros. Nicht 

unbezeichnend ii5o 

Wallt dts Okeanos Flut mit GerUufch an den 

faiidigen Ufern. 
Ohne Versüg denn (teilet dei|i Malt in die. mittle- 
re H&hlung; 
Lölt von den haltenden Taun die Gewand*; und 

entrollend die Seile , 
Knüpft forgfältig lie feit' an jeglichem Borde des 

Schiffes. 
Alfo ein jedes GefdiUft vollbrachten fie. Schnell 

aus des Raumes ii55 

Unter Her Tief auffummend erklang die toniari- 

fche Eiche y 
Die einft unter dem Argogebäud* einfugete Pal« 

las. 
Alfo redete jen'; und erfcaunt rings horchten 

ße alle: 
Wehe mir , weh ! war* ich in Trümmer und 

Graus doch zermalmet 
Dort an den dunkelen Klippen im Wogenfchwall 

des Axeinos 1 1160 



33Ö 'Orveus 

Nicht danii dürft' ich anjezt ien verrufdiien 

Fehl der Heroen 
Ehrenlos forttragen ; dieweil nun ftets die Erin^ 

Die d«s i>efreundete Blut heitnfucht d^B gc^fall' 

neh Apfyrtös, 

Vhs nachreiineiid verfolgt ; niid Unheil drängt 

lieh an Unheil. 

Denn nüft "werd* ich ron grofseit wnA fohreclLli- 

chen Nöthen des Elends ii65. 

Stracks umringt, fobald ich genäht den lerni- 

fchen Infein. 

Wenn nicht etwa utnlenkeiid das heilige Vot- 
gebirge 

Ihr in den Buten der* Erd* und des Weit Ver- 
ödeten Meeres 

Kommt; dann irr' ich vielleicht durch atlantifche 

tliit in Verderben. 
Als lle folches geredet, verltummte fie. Aber 

erftarrt war 1170 

Oanz Vor Schrecken das Herz der Miiiyer, ob ja 

beftimmt fei 

Ihnen ein trauriges End* y um lafolis trunkene 

Liebe. 



derAhoonaut. 537 

Viel Aiicli erwogen Re fchon mit tief nacbdeit- 

kender Seele f 
Ob man hinweg üc tilgte , die ini<v«rniihlte Me- 

deia f 
tFifolitfn zam FraCsyi um zu wenden den drohenden 

Gang- der Erinnys ; 1176 

Nordaff fcharf es bemerkte der rühmliche Spy 8 Cs- 

ling des Afon. • 
Diefer Aehete nun-, ntid hemmte den Mut der 

Heroen. 
Aber nachdem He des Schifs wahrfagtonde 

Stimme gehöret, 
Sezten de all' auf die BUnke ficfa rdfch, und et^iif- 

fen die Ruder. 
Klug dann lenkte- das Heft der fieuernde Held' 

AnkUosI 1180 

Je20 fuhr er rorbei die Yernifclie IxM; und 

machtvoll 
Znckte r^a hinten daher «der umnachtete brsu- 

fcnde Sturmwind» 
Wblbend dU Seg^lgewand*; und es lief durch die 

ftjirmirehe Brandung 
Argo« Kimmer lünfort aus dem Unglück wieder- 
zukehren 

22. 



338 O A ¥ £ U S 

Höften wit. Schon ja zum zwölften erfdbieii Aus 

Dämmerung Eos; ii85 

Und nicht einer im Herzen ergründet« ^ 'wo WJr 

doch w'ären ; 
Wenn nicht am Uufserlten RändÖ der fatiften 

Okeanosftrömung 
Lynkeus jezo bemerkt* ein hchtenbe^achfen^s 

Eiland » 
Mit fevnfchliuejidem Blick, undi der herCchetiden 

Göttiil Demeter 
Weitab Paiaft ; ' utid umher lag .£nftere VYöH^en- 
, bekränz ung. 1190 

HieVon hdrtcft du . alles bereit^ ^i finuTolier 

MufUGS : 
Wi< die Ferfefon^ eii^ßy did entknodpete Blumen 

lieh pEUckte , 
Weit in tfen mUchtigeJkJIäiii mit Argliß lockteii 

• die Schweftern ; 
Undvvje fie Pluf^eus. dann» da er duiikelm'ihnichte 

Rofle 
Yorgefpannt, anrannte mit göttlichen^ SchickTäl^ 

.. die Juiigfrau, 1196 

Und die geraubete. trug durch die Flut des ver^ 

ödeten Meeres. 



DER AhOONAUT. 339 

J^o. entfagt* ich der Hofnung » liinan in dem 

ScliifFe zu fahren 
An' di^i ninhraiidnte Infel mit glanterhcUeter 

Wohnung « 
Wo Qooh keiner im Schif ankam von den reden- 
den Menfchen. 
Deiin kein Hafen empfingt die zwiefachrudemr 

den Schiffet 1200 

Sondern rings umftarrt fie die unerßeigliche 

4 ' Fehwandy 
SteUgetk^innt ) dort aher g^deihn Jioch^erUche 

.r ^^ ■ Gahen* 
Nicht. war jext unfolgfam.des fchwangefchnX« 

hellen Schiffes 
Steuernder jE£e}d AnkHos ; zurück arbeitet' er 

' - wendend > 

Daiiejr-,z^il^|llk.e9 das Heft; limdrehete : und nicht 

geradaus i2o5 

Hieff.er g^jb^ndas Schiff nein rechtsh^n gab er 

die Richtung^ 
Drauf am dritten der Tag' erf^ljui wir der 

Kirke Behaufung 
Vor der lynVaifcbcn Veft', junddjielieiligenGrot« 
', :^Ui. f ten 4m Meer(trand. 



4 



340 O n V £ u t > 

r 

Jczt ihr fandiges Ufer berührten wir^ triuriges 

Herzens , 

Schlangen fodann um Felfen das HeminCau. Aber 

Jafon 1210 

Sandt' aus dem Schiffe dahrr Kundfchaft vdh ge- 
achteten -Freunden , 

Auszufp^hn, ob Menfchen dafelbA im unendli- 
chen- Lande 

Wohneteit ,' und zu erforfchen die Stadt und den 

Wandel des Volkes, 
dtracks' d^n -wandelnden kam aiif dem Weg* 

entgegen die Jungfrau 9 

Sie, die lieWiche Seh weiter des jg;t'öfsgefinnten 

Aetes^ i2i5 

Die Atterope trug dem Helids; Kiiie l^it Na- 
men' 

Nannt* Afteröpe ficy-ünd der l^u^ifekitf' 3oL^ 

Hyperion«. 

Die nun eilte herab 'zu dem Meerfchif. Aber 

fie alle 

Staunetcn , jene zu fchaun ; denn feurigen Stralen 

vergleichbar , 

Sichwebt* ihr Haar Tbn der Scheitel gelockt ; und 

* ^'ilir herliches AntUz i22d 



War von Schimmtr verklärt , und leuchtete rings 

.wie in Flamnien. 
Als ihr forIcliendeBifilick nun kucL die Medei^ 

r • 'Liainflrktey 

Gans in den Schleier gehüllt ; denn &e zog vor did 

Wangen die Leini^vand y 
Bange vor Scham, und erhlafat vom nagenden 

Kummer des Herzens ; 
Ii(litdei4 g^gOA ^ tragend/ hegann'die ereiferte 

Kirke: i225 

AriAisy iwie: haib dir felch ein Gefchick doch 

• Kypris verhänget 1 
Denn wohl fohwerlaeh verga£st ihr» um v^elcherlei 

That ihr daherkamt » 
Unf^rer Znfel zu nahn s doch fruchtlosi weil ihr 

des Vaters 
Alterverleacty und den Bruder i den gra£s aus- 

tilgc«e Blutfchuld ! 
Denn nicht ^weidet ihr» denk' irch y die heimifchen 

Fluren erreichen , i25o 

Weil ihr in ungefühntenVerfchulddagen' immer 

verltoekt bleibt; 
Bis ihr vbllig die Siind' in göttliclMb Bieinigüng 

ab^vaücht| 



V}2 OiVVEUS 

J)urch orfei^fche Kund*, am kiefichten Strande 

Maleia*8. 
Denn nicht einzudringen in unfere Wolmung 

geziemt euch. 
Unter dem Flucht fo haht ihr mit J&e^er Tliat 

euch befudelt! i255 

Doch gern will ich fofort gali&eundliche Gfiben 

euch, fanden , 
Brot und labenden Wein zum* GennCs» ; andb 

Fülle des Fleifches. 
Diefes gefagt , flog jene zurück ; und putte» im 

Sohi&anm 
Lagen bereitete FS/Ter , mit Trank and fe(Uicher 

Nahrung ; 
Und den befchlennigten hub fleh ein fanft anfauv 

fekider Fahrwind. 1240 

Jezo löfeten wir ron • des Eilands Küß« dM 

•Hett)mkau » 
Und f durch die Wog' hineilend , gelangten wir 

an des Termeflbs 
Engenden Schlund) und berührten den Strand der 

heraklifchen Seulen. 
Dort um die heiligen Spizen des herfchenden 

, Dionyfos 



DER AaGOIiAlTT, 343 

Hieken wir Abends Raft; denn das Herz wai* dev 

Speife bedürftig. 1246 

Als in dem Aufgang jezo der tagende Scbim-. 

mer emporltieg, 
Friilie fodann mit dem Ruder durchfcbnitten wir 

bläuliclie Salzflut; 
Und das fardoifcbe ]V[eer und die Bucht d^ La-^ 

tiner empfing uns 9 
Sftmt den Aufonierinfeln 9 und f^mt dem tytrbe« 

nifclien Felsitrand. 
Aber nachdem wir geiteurt in den hallenden 

Sund Lilyb'äons , i25o 

Jezt um die Dreieckinfel £nkel<ulos ftreiften wir 

■ * rudernd 9 
Wo 'itn'äifche Gl&t die yorwHtts itrebenflcn 

auHuelt. 
Bald dann über den Bord fchwoll fürchterlich 

■ 

kochende Brandung 
Unten- heryor , denn tief aus dem Abgrund 

fchlurfte Chaiybdis 
Laut ^ufklatfchende Wogen 9 undfchlug bis zur 

Höhe des Maltbaums. i255 
Dort nun hemmte die» Strömung d^s- ScJiif eiyit 

ifSs es.(o wenig 



544 OHvevt 

VoiwUrts lief 9 all wieder siirUdt fich wandte 

zur Utnlehr ; ^ 

Sondern im Kreif* umirrt' es die fchlammige 

Tiefer des Strudels. 
Ja bald unterzugehn in den Abgrund drobete 

Argo , 
Wenn^ niclit die 'ältefte Tocbttr vom Kerfclienden 

Greife des Meeres 1260 

WUnfchce den Gatten zu fchauu, deh weitrer- 

mögenden Peleus. 
Freundlich ent(tieg Re dem Boden de« Meers, und 

entzog dem Verderben 
Schnell den* argoifchen Kiel , vom Amdelnden 

Schlamm ihn errettend. 
Ihr nun fehiften-wir fort» und Steuerten bald 

an ein nahes 
Yorgeftrecktei Geitein: wo ein oben serrillencs 

Felshanpt i265 

Mit zwo höhlichten Wänden herab Aeh' fenket| 

und einzwängt 
Diiiinen das Meer; und es raufcht in der Bucht 

blatldunküle Wallung. 
Über dem Fels auch- fi^en'' Gefang anftinimend« 

Jmvgfr-ann, 



Welchen, der Heimkehr los, der bezauberte 

Sterbliche laufchet. 
Auch die Miayer hörten das göttliche Lied der 

Sirenen > 1270 

Aüe mit Luft , und wallten vorbei' ni<eht fchifTen^ 

gefelTelt 
Von dem verderblichen Klang ; denn fehon fank 

jedem das Ruder ; 
Uriid'^on AnkUos gelenkt, fuhr grade 'das Scihif 

liach dem Felshaupt; 
W«lin nicht jezt ich, meine Gitarr* in den Hl^n-' 

den erhebend, 
Mitc)i<af gelehrt von der Matter, gef&Uige Zier 

des Gefanges. 1276 

Aber ich fang hellitimmig, das 2^a«be)rg^t5n' 

zu betäuben: 
Wie eiult jene gezankt um ^ (turmgleich rennende- 

Roffe, 
Der hodhdonnernde Zeiis, un^ der landei^rchiit«' 

ternde Meergott ; 
Und wiä der Finftergelockte , ybÜ Zorns imf den 

Vatfcr Kronion , 
SdftlÜg des alten '£<ykaöA Oebkt miv dem ^Ide- 

■»■«iÄi'Dtfcack, ii:8o 



3^6 Oajpeüs 

Und im Sturm aiu einander es warf dorcli un- 

endliche Meerfiut^ 
WogenumrauTcht Eilande zu fein > die jezo ge- 
nannt find 
Sardo > famt Euböa , dazu die wehende Ky- 

pros. 
So meiu Lied zur Gitan* ; und hoch vom be- 

fchneieten Gipfel 
Staunten daher die Sirenen , im eignen Liede 

verltummend. 1285 

Hin fank.diefer die Laut% und der die Fl5te von 

Lotos. 
Schwer dann feufzten üe auf» denn es wandelte 

trauriges Schickfal 
Ihres yerhängeten Todes ; und fchnell von dem 

hohen Geklüft her 
Schwangen He fich in die Tiefe des falzigen 

Wogengetiimmels. 
Aber zu Felfen erltaxr^e der Wuchs gro£smächti«> 

jger Glieder. 1290 

Als ^e nunmehr auch jenes Gefchick vorüber 

geeilt Tfar, 
Arge«, die WogMi hindurch de^, groCseiicjoatif 

fchfn.JU^eres; 



DER AaOONAUT. 347 

Jezo I die 6«gel gefüllt mit Tafcli nacli wehendem 

Fahrwind » 
Kam Re zur Infel Kerkyra, der göttlichen. Diefe 

bewohnten 
Männer, geübt mit dem Ruder die Salzflut weit 

zu durch'wandern y ^^9^ 

Jenes FUakengefchlecht, bei dem mit Geboten 

die Ordnung 
Streng' Alkinoos hält» der gerechtere aller Be* 

herfcher. 
Wir nun banden das Seil » und fertigten heilige 

Opfer 
Für den enthüllenden Zeus y und den Strand- 
obwalter Apollon. 
Dorthin Heuerte jezt mit befchleunigtem 

Schwünge der Ruder i5oo 
In unzählbaren Schiffen ein mächtiges Heer des 

Äetes f 
Kolchier^ und Errauer, und Solymer, undCha« 

randäer y 
Welche die Minyer fachten , damit die entflohne 

Medeia 
Heim vor den Vater Äetes (ie fiihreten^ und lie 

Vergeltung 



548 O Ä P EU« 

I 

Büfäte der frerelen Tliat an dem Hingemoidetcn 

Bruder. 33o5 

Als fie nimmehr in des Portes geräumigen 

Schooft ficli genähert. 

Und Herolde zugleich zum Falalt des JÜkinoos 

gingen; 

Wankten Medeia*s Knie", und'Anglt entfärbte 

das Antliz : 

Ob lie yieÜeicht anhaltend mit Zwang der Faa- 

kierkdnig 

Sendete heim in ihr Hans • und verrufene Thaten 

gefch'ähen. i3io 

Doch nicht winkt' ihr ein folches die rathaus- 

fuhrende Möra, 

Eis des Pelias Haufe zuvor graunvolle Vertil- 
gung > 

Und ihm felblt, dem Gebieter , gebracht das 

Verderben lafon. 
Aber nachdem lie vernommen des graufamen 

Königes Antrag, 
Bcid* Arete voll Reiz, und Alkinoos göttlicher 

Bildung; i3i5 

Gab Alkinoos fclmell den Volksheroldeu Be- 

fehle , 




DEA AaOOIMAUT. 349 

• Weg vom befedigten SchiiTe zu zieLn di« fticiii- 

ge Jungfrau , 
DaU £e dem Vater dalieim uach Gerechtigkeit 

büfste die Unthat. 
Doch es empfand Mitleid die gepziefene I ürüiu 

Arete. 
Freujidlich begann ße zu ihrem Gemahl , und 

redete alfo: 1020 

Traun nicht lieblich errch.eint&) wenn hinweg 

man Üöfst aus Gefall fchaft) 
Oder des Bettea beraubt 9 und enticifst dieFacl^ui 

des . Eros. 
Eiferig auch zürnt jedem Diona's Kind Afro* 

ditey 
MUunem fowohl als. Frauen, wer folchetlei Tha* 

ten verübet. 
Auf denn, wofern jungfrUulich annoch und laji- 

ter iie ankam 9 i325 

A^ag üe zum Vaierpalaf^heimtielLn und dem üeir 

che der Kolcher. 
J^odb wo mit biäutÜcher Lult he vielleicht und 

elilichem Lao;er 
Kränkte der Keufchheit Blume, fo führe he uns' 

der Gemahl hin. 



55o ORVzv^ft 

Jene fpraclis ; und et ging zu Alkinoos Her- 
zen die Rede. 

Und fo war nun alles erfüllt zu werden geord- 
net. i53o 

Nicht; blieb heimlicb ihr Rath den Minyerbel- 

den; denn Here 

Eilt* in Knechtesgeftalty und verkündete fchnell 

und erklärte 9 

Niedergefenkt in das Schif » w^as abgeredet die 

Herfcher. 

Jezo ward der Medeia das Hochzeitlager ge« 

ruftet 9 

Hoch am Steuer des Schifs : rings ftreuten fie 

fch wellendes Lajubicht^ i335 

Oben darauf ausbreitend das fcLöngekräufelte 

Goldvliefs. 

Aiber nachdem Bit mit Spiefseu umher Stierhäute 

gefpannet, 

KUdungen auch, einhüllend der Eh fchamhäfte 

Verbindung ; 

Jezo verlor Medeia die Jugendblüte der Keufch- 

heit, 

tJngliickfelig vermählt im nicht preis würdigen 

Brautfcit. i3^n 



HEK AnoCMAUT. 55i 

Ali nun jene genaht vor des herlichen Köni- 
ges Antliz, 

Kolcher und Minyer such y und beiderlei Sache 

geredet ; 

Fiel des Alkinoos Spruch | als Weib die Medeift 

zu führen, 

Äfons Sohn* ; und fie lölten fogleich von der In- 

fel das Hemmtau. 

Dann mit gefchwungenem Ruder entlief die 

Rednerin Argo 9 l545 

X)urch den ambrakifchen Bufen den Weg in Eile 

vollendend. 
Jezo -warum 9 o MufäoS) du göttlicher, foll 

ich dir melden. 

Was mit der Minyerfchaar ich im Sturm an der 

Syrte geduldet. 

Und wie Rettung erlchienen vom meerdurch- 
irrenden Wandel; 

Auch wie lang' an Kreta wir ausgeharret in 

Drangfal , i55o 

Bis uns der ehrne Gigant, der dreifachgrofsen 

hinanliefs , 



5^2 O&vstr« 

Der mit Gewalt Abwehrt*, ihm hinein in den 

Hafen zu Jteuern. 
Dann wie wir» hart umdrängt von der braufen* 

den Woge des Abgrunds, 
Und mit der pldzlichen Nacht fchwarzhangender 

Wolken beiaßet , 
Wäbneten, dafs an die Bank der melantifchen 

Klippen im Andurz i355 
Pralle das Schif t doch Päan der tretende , nah' 

in Umftralungy 
Schnellt* aus der felfichten Delos den Pfeil her ; 

und der Sporaden 
Kleinere tauchte hervor ; und Anafe ßets in der 

Zukunft 
Nennen das Eiland alle , die ringsumwohnenden 

Meufchen. 
Doch war nicht ihm vergönnt, ganz aufser dem 

Meer ihn zu ßchern, i56o 
Alona Sohn; denn er trug Blutfchujd» und die 

IchreckUche Möra 
Schwanjg fich ihm nach ; denn heftig ergrimme 

war der SohnHyperions. 



2>£A Argonaut. 355 

Aber fobald wir das ScLif an Maleia's Spize ge- 
rudert ; 

Jezt nach der Kirke Geheifs lieh rein zu fpiilen 

befchlofs man 

Von des Äetes Fluch und der unfehlbaren 

Erinnys. i565 

Dann für die Minyerfchaar ausföhnende Reini- 
gungsopfer 

Bracht' ich y und flehete laut dem Geftaderfchiitt- 

rer Pofeidon, 

Heimkehr bald zu gewähren nach Wunfchy und 

die trauten Erzeuger. 
Jene nunmehr y fortfchiiTend zur wohlgebau- 
ten lolkosy 

Eileten ; aber ich kam zu des Tanaros windigen 

Felshöhn , "1370 

Eiufchnittopfer zu bringen den hoch gefeierten 

Herfchern , 

Welche die SchlüITel bewahren der Abgrund* 

unter dem Erdreich. 

Dorther wandert' ich dann raltlos zur befchneie« 

ten Tluake» 



554 . 



Oavcd« 



In die leibetluijche Flur, zum eigenen Y»tet~ 

gefiUe. 
DoTt die HüUe betrat idi, die rndttbare, wo 

midi die MuUer 13^5 

Einß det Umarmung gebar dei gtoftgeGunten 

öagroi. 



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