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Full text of "Historische Grammatik der englischen Sprache"

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KaJuza 


Historische  Grammatik 
der  engl fschen  Sprache 


Kaluza 

Historische  Grammatik  der 

englischen  Sprache  I 


Historische  Grammatik 


der 


englischen  Sprache 


Dr.  MAX  KALUZA 

Professor  an   der  Universität  Königsberg 


Erster  Teil 


Zweite,  verbesserte  und  vermehrte  Auflage 


Berliii-Schöiieberg 

Verlag  von  Emil  Felber 

J906 


Historische  Grammatik 


der 


englischen  Sprache 


Dr.  MAX  KALUZA 

Professor  an  der    Universität   Königsberg 


Erster  Teil: 

Geschichte  der  englischen  Sprache 

Grimdzüge  der  Phonetik 

Laut-  und  Formenlehre  des  Altenglischen 


Zweite,  verbesserte  und  vermehrte  Auflage 


Berliii-Schöneberg 

Verlag  von  Emil  Felber 
1906 


i!0! 

Alle  Rechte,  insbesondere  das  der 

"Üebersetzung  und  der  Herstellung  eines  Auszuges. 

bleiben  vorbehalten. 


^06 


Thüringer  Verlags- Druckerei  Jena-Ziegenhain 
Gretscher  &  Schauroth. 


Dem  Andenken 


von 


Eugen  Kölbing 


und 


Eduard  Koschwitz. 


Aus  dem  Vorwort  zur  ersten  Auflage. 


„Zweck  des  vorliegenden  Buches  ist  es,  den  Studierenden 
und  Lehrern  oder  Lehrerinnen  des  Englischen  dasjenige 
Material  zu  bieten,  welches  sie  in  den  Stand  setzt,  einen 
leichteren  alt-  oder  mittelenglischen  Text  zu  verstehen,  die 
geschichtliche  Entwickelung  der  englischen  Sprache  von  den 
ältesten  Zeiten  an  bis  zur  Gegenwart  klar  zu  überschauen, 
die  neuengiischen  Laute  und  Formen  auf  ihre  älteste  Grund- 
lage zurückzuführen  und  die  Abweichungen  der  modernen 
englischen  Aussprache  von  ihrer  schriftlichen  Darstellung 
zu  erklären." 


Vorwort  zur  zweiten  Auflage. 


Der  in  dem  Vorwort  zur  ersten  Auflage  ausgesprochene 
Zweck  des  vorliegenden  Buches  ist  auch  bei  Ausarbeitung 
der  zweiten  Auflage  maßgebend  geblieben.  Es  ist  daher  in 
dem  Umfange  des  Dargebotenen  eine  wesentliche  Aenderung 
nicht  eingetreten.  Insbesondere  habe  ich  mich  nicht  davon 
überzeugen  können,  daß  es  für  den  angegebenen  Zweck 
wünschenswert  wäre,  die  übrigen  altenglischen  Dialekte 
ebenso  eingehend  zu  behandeln  wie  den  westsächsischen  oder 
aber  in  der  neuenglischen  Zeit  die  Zeugnisse  der  älteren 
Grammatiker  und  die  Ausgestaltung  der  modernen  Dialekte 
ausgiebig  zu  berücksichtigen.     Alle  diese  Einzelheiten  haben 


VIII 

zwar  für  den  zukünftigen  Privatdozenten,  aber  nicht  für  den 
zukünftigen  Oberlehrer,  der  doch  nur  die  Entwickelung  des 
Englischen  in  großen  Zügen  überblicken  soll,  Wert  und 
Interesse. 

Auch  darin,  daß  das  vorliegende  Buch  wenig  neue  eigene 
Forschung  enthält,  kann  ich  einen  Nachteil  für  die  Benutzer 
desselben  nicht  erblicken.  Ich  halte  es  schon  für  verdienst- 
lich, wenn  ich  die  gesicherten  Resultate  der  bisherigen 
Forschung  in  möglichst  klarer  und  verständlicher  Form 
anderen  zugänglich  mache  und  ihnen  dadurch  die  Mühe  und 
Arbeit,  die  ich  selbst  auf  die  Durcharbeitung  des  reichen  und 
verwickelten  Materials  verwendet  habe,  erspare.  Wichtiger 
ist  es,  daß  das,  was  in  diesem  Buche  enthalten  ist,  auch 
korrekt  und  zuverlässig  sei.  Ich  habe  darum  alle  Einzelheiten 
nochmals  genau  nachgeprüft  und  ich  bin  den  Fachgenossen, 
die  mir  durch  eine  sorgfältige  Durchsicht  und  Besprechung 
der  ersten  Auflage  meine  Arbeit  erleichtert  haben,  insbeson- 
dere den  Herren  V.  Henry,  Holt  hausen,  Luick,  Po- 
gat scher  und  Swaen  zu  großem  Danke  verpflichtet.  Ich 
habe  mich  bemüht,  die  von  ihnen  entdeckten  und  manche 
andere  Mängel  nach  Kräften  zu  bessern;  freilich  konnte  ich 
meinen  Kritikern  nicht  in  allen  Einzelheiten  beistimmen. 

Daß  ich  auch  die  seit  Erscheinen  der  ersten  Auflage 
veröffentlichten  Arbeiten,  also  für  den  altenglischen  Teil 
insbesondere  Sokolls  Lehrbuch  der  altenglischen  Sprache  und 
Bülb rings  Altenglisches  Elementarbuch,  gewissenhaft  be- 
nutzt habe,  ist  selbstverständlich.  Sehr  bedauerlich  ist  es, 
daß  Morsbachs  Mittelenglische  Grammatik  noch  immer 
nicht  weiter  gediehen  ist  und  daß  Luick  die  seit  Jahren 
von  ihm  geplante  historische  Grammatik  noch  nicht  ver- 
öffentlicht hat.  Die  Schwierigkeiten,  die  sich  einer  alle 
Einzelheiten  berücksichtigenden  Darstellung  der  englischen 
Sprachentwicklung  entgegenstellen,  sind  eben  vor  der  Hand 
noch  zu  groß.  Darum  habe  ich  mir  von  vornherein  ein  be- 
scheideneres Ziel  gesteckt  und  mich  auch  jetzt  auf  das 
Allernotwendigste  beschränkt.  Die  Tatsachen  selbst  wollte 
ich   möglichst   korrekt   darstellen,   mit  der  Erläuterung  von 


IX 

Lautübergängen  und  Formenentwicklungen  bin  ich  aber  noch 
zurückhaltender  gewesen  als  in  der  ersten  Auflage.  Den 
Fachgenossen  bleibt  es  überlassen,  in  ihren  Vorlesungen 
die  feinere  Durcharbeitung  des  Stoffes  vorzunehmen ;  ich  bin 
zufrieden,  wenn  ihnen  dabei  meine  Beispielsamralungen  gute 
Dienste  leisten. 

Die  Beispiele  selbst  habe  ich  gegenüber  der  ersten  Auf- 
lage noch  etwas  vermehrt,  habe  aber  durch  eine  Aufteilung 
der  längeren  Paragraphen  in  kürzere  Abschnitte  die  von 
manchen  gerügte  Wiederholung  derselben  Regeln  vermieden 
und  zugleich  dadurch  etwas  Raum  gewonnen.  Bei  den  Ueber- 
sichten  (§  55.  56.  75  etc.)  habe  ich,  um  das  Verständnis  zu 
erleichtern,  Merkworte  eingefügt.  Namentlich  aber  hoffe  icli 
durch  das  beigegebene  Wörterverzeichnis  die  Brauchbarkeit 
des  Buches  als  Nachschlagebuch  wesentlich  erhöht  zu  haben. 

In  der  den  einzelnen  Abschnitten  und  Paragraphen  voran- 
geschickten Bibliographie  habe  ich  nicht  nach  Vollständigkeit 
gestrebt,  sondern  im  wesentlichen  diejenigen  Bücher  oder  Auf- 
sätze verzeichnet,  die  ich  selbst  zu  Rate  gezogen  habe  und 
bei  denen  auch  meine  Leser  weitere  Auskunft  finden  können. 

Während  der  Ausarbeitung  und  des  Druckes  der  ersten 
Auflage  dieser  Grammatik  starb  mein  hocli verehrter  Lehrer 
Eugen  Kölbing  (9.  August  1899),  während  der  Vor- 
bereitung der  zweiten  Auflage  mein  lieber  Kollege  und  Lands- 
mann Eduard  Koschwitz  (14.  Mai  1904).  Ersterem  ge- 
bührt ein  wesentlicher  Anteil  an  dem  Zustandekommen  des 
ganzen  Werkes;  von  letzterem  habe  ich  reiche  Anregung  für 
den  phonetischen  Teil  erfahren  und  weitere  Förderung 
für  die  Behandlung  der  romanischen  Bestandteile  des  Eng- 
lischen erhofft.  Ihr  allzufrüher  Tod  hat  mich  lieber  Freunde 
und  Ratgeber  beraubt.  Ihrem  Andenken  sei  das  Buch  ge- 
widmet. 

Königsberg,  den  7.  Oktober  1905. 

Max  Kalaza. 


Inhalts  -Verzeichnis. 


Erster  Abschnitt :  (»eschichte  der  englischen  {Sprache 

Paragraph  ^"5  ^*  Seite 

1.  Einteilung  der  indogermanischen  Sprachen 2 

2.  Einteilung  der  germanischen  Sprachen 3 

3.  Englische  Sprache 5 

4.  Ureinwohner  der  hritischen  Inseln •  6 

5.  Römerherrschaft  in  Britannien 7 

6.  Einfluß  des  Keltischen  auf  das  Englische 9 

7.  Einfluß  des  Lateinischen  auf  das  Englische 9 

8.  Verteilung    Englands    unter    die    Angeln,     Sachsen    und    Juten. 
Dialekte  des  Altenglischen 11 

9.  Hegemonie  von  Wessex.     Westsächsische  Schriftsprache   .        .    .  12 

10.  Einfälle  der  Dänen  und  Dänenherrschaft  in  England 13 

11.  Einfluß  des  Altnordischen  auf  das  Altenglische 13 

12.  Eduard  der  Bekenner  und  die  normannische  Eroberung     ....  15 

13.  Herrschaft    der    normannischfranzösischen    Sprache    in    England 
(Anglonormannisch) 15 

14.  Sieg  des  Englischen  über  das  Anglonormannisch e.    Verschmelzung 
beider  Sprachen 17 

15.  Aussterben  der  französischen  Sprache  in  England 19 

16.  Einfluß  des  Anglonormannischen  auf  das  Englische 21 

17.  Charakteristik  des  Mittelenglischen.     Mittelenglische  Dialekte     .  25 

18.  Entwickelung  einer  englischen  Schriftsprache  im  15,  Jahrhundert. 
Einführung  der  Buchdruckerkunst  in  England  (1476)      28 

19.  Entwickelung  der  schottischen  Schriftsprache 31 

20.  Die  neuenglische  Zeit.     Neuenglische  Orthographie 32 

21.  Umgestaltung   und  Vermehrung    des   Wortschatzes    in    der   neu- 
englischen Zeit      33 

22.  Herrschaft    der    Londoner    Sprache.       Niedergang     der    anderen 
Dialekte 35 


XI 

Paragraph  Seite 

23.  Einteilung  der  neuenglischen  Dialekte 36 

24.  Sprachgebiet  des  Englischen      38 

25.  Einteilung  der  englischen  Sprachgeschichte 40 

26.  Begriff  und  Aufgabe  der  historischen  Grammatik  des  Englischen  43 

27.  Quellen   und   Hilfsmittel   der    historischen   Grammatik    der    eng- 
lischen Sprache 46 

Zweiter  Abschnitt:  Gruiidzüge  der  Phonetik  (§  28—50). 

28.  Aufgabe  der  Lautphysiologie  und  der  Phonetik 49 

29.  Der  menschliche  Sprachorganismns 50 

30.  Der  Kehlkopf 50 

31.  Rachen-,  Mund-  und  Nascnrauui 52 

32.  Indifferenzlage  der  Sprachwerkzeuge  (Artikulationsbasis)  ....  53 

33.  LautbezeichnuDg 54 

34.  Einteilung  der  Sprachlaute:  Vokale  und  Konsonanten 58 

35.  Reine  Mundvokale  (orale  Vokale)     59 

36.  Nasalierte  Vokale  (Nasalvokale) 63 

37.  Diphthonge 64 

38.  Bildung  und  Einteilung  der  Konsonanten 65 

39.  Stimmlose  Laute  mit  Mundöffnung  (Kehlkopflaute):  a)  Der  Hauch- 
laut h  (Kehlkopfreibelaut) 68 

40.  b)  Der  Kehlkopfverschlußlaut 69 

41.  Laute  mit  Mundenge:  a)  Die  Liquiden  1,  r  .    .    . 70 

42.  b)  Die  Reibelaute  (Spiranten)  im  engeren  Sinne 72 

43.  Laute  mit  Mundverschluß  (Verschlußlaute):  a)  Verschlußlaute  ohne 
Nasenresonanz  (reine  Verschlußlaute,  Mundverschlußlaute)    ...  75 

44.  b)  Verschlußlaute  mit  Nasenresonanz  (Nasalkonsonantenj  ....  76 

45.  Verbindung  mehrerer  Konsonanten.    Stellungslaute  und  Gleitlaute  77 

46.  Satz,  Sprechtakt,  Silbe 78 

47.  Betonung 80 

48.  Satz-,  Wort-  und  Silben-Akzent 81 

49.  Quantität 82 

50.  Lautwandel 83 

Dritter  Abschnitt:  Altenglisch  (§  51—200). 

51.  Die  altcnglische  Schrift       93 

52.  Indogermanische  und  urgermanische  Betonun^-^ 99 

53.  Altenglische  Betonung 102 

Vokalismus  (§  54—75). 
Indogerm.  und  urgerm.  Vokale  (§  54—55). 

54.  Indogermanischer  Vokalbestand  und  dessen  Weiterentwickelung 
zum  Urgcrmanisclien 107 


XII 

Pai'agrapli  Seite 

55.  Uebersicht  über  dea   urgermanischen  Yokalbestand   und   dessen 
indogermanische  Entsprechungen 111 

Altenglische  Vokale  (§  56—75) 
a)  Vokale  der  Stammsilben  (§  56—71). 

56.  Uebersicht  über  die  Veränderungen  der  urgermanischen  Vokale 

im  Altenglischen 112 

57.  Urgerm.  a  im  Altenglischen 118 

58.  Urgerm.  ä  im  Altenglischen 125 

59.  Westgerm,  ä  aus  urgerm.  «  im  Altenglischen    ....    •   .    .    .  125 

60.  Urgerm.  ai  im  Altenglischen 127 

61.  Urgerm.  an  im  Altenglischen 129 

62.  Urgerm.  e  im  Altenglisclien 129 

63.  Urgerm.  e  im  Altenglischen 133 

64.  Urgerm.  eu,  wg.  ei(^  tu  im  Altenglischen 133 

65.  Urgerm.  i  im  Altenglischen 134 

66.  Urgerm.  l,  i  im  Altenglischen     137 

67.  Urgerm.  o  im  Altenglischen 138 

68.  Urgerm.  ö  im  Altenglischen 140 

69.  Urgerm.  u  im  Altenglischen 141 

70.  Urgerm.  ü,  n  im  Altenglischen 143 

71.  Die  Stammvokale  der  schwächer  betonten  Glieder  von  Zusammen- 
setzungen        144 

b)  Vokale  der  Mittel-  und  Endsilben  (§  72—73). 

72.  Vokale  der  Mittelsilben 145 

73.  Vokale  der  Endsilben  (Auslautgesetze)      147 

74.  Dialektische    Verschiedenheiten     des     Altenglischen     auf     dem 
Gebiete  der  Vokale :    151 

75.  Uebersicht  über   die    altenglischen  Vokale    und   ihre   urgerma- 
nischen Entsprechungen 156 

Konsonantismus  (§  76—100). 
Indogerm.  und  urgerm.  Konsonanten  (§  76—77). 

76.  Indogermanischer    Konsonantenbestand    und    seine    Weiterent- 
vpickelung  zum  Urgermanischen  (Lautverschiebung) 159 

77.  Westgermanische  Konsonantendehnung 164 

78.  Urgermanischer   Konsonantenbestand   nebst    dessen   indogerma- 
nischen Entsprechungen 165 

Altenglische  Konsonanten  (§  78—100). 

79.  Uebersicht   über   die   Weiterentwickelung   der   urgermanischen 
Konsonanten  im  Altenglischen 167 


XLII 

Paragraph  Seite 
Labiale  (§  80—83). 

80.  Urgerm.  p  im  Altenglischen 170 

81.  Urgerm.  d,  b  im  Altenglischen 171 

82.  Urgerm.  /  im  Altenglischen 172 

83.  Urgerm.  w  im  Altenglischen 172 

Dentale  (§  84-88). 

84.  Urgerm.  t  im  Altenglischen 174 

85.  Urgerm.  et,  d  im  Altenglischeu 175 

86.  Urgerm.  p  im  Altenglischen 176 

87.  Urgerm.  s  im  Altenglischen 177 

88.  Urgerm.  z  im  Altenglischen 177 

Palatale  (§  89). 

89.  Urgerm.  j  im  Altenglischen 178 

Gutturale  (§  90-92). 

90.  Urgerm.  k  im  Altenglischen 180 

91.  Urgerm.  7,  y  im  Altenglischen 182. 

92.  Urgerm.  %  im  Altenglischen 185 

Liquide  (§  93-94). 

93.  Urgerm.  l  im  Altenglischen      187 

94.  Urgerm.  r  im  Altenglischen 187 

Nasale  (§  95-97). 

95.  Urgerm.  m  im  Altenglischen      188 

96.  Urgerm.  n  im  Altenglischen 188 

97.  Urgerm.  ^  im  Altenglischen 190 

98.  Konsonantische  Auslautgesetzc      190 

99.  Dialektische  Verschiedenheiten  der  altenglischen  Konsonanten  191 

100.  Uebersicht    über    den   altenglischen   Konsonantenbestand   und 
dessen  urgermanische  Entsprechungen 192 

Deklination  der  Substantiva  (§  101—128). 

101.  Die  germanische  Substantivdeklination 194 

A.    Vokalische  Stämme  (starke  Deklination)  (§  102—116). 

102.  Die  rt-Stämrae.     1)  Reine  «-Stämme:  a)  Maskulina 197 

103.  b)  Neutra 200 

104.  2)  Die  ja-Stämme:  a)  Maskulina 202 

105.  b)  Neutra 203 

106.  3)  Die  t^a-Stämme:  a)  Maskulina     .    .    .    . 205 

107.  b)  Neutra 206 


XIV 

Paragraph  Seite 

108.  Die  ö-Stämme.     1)  Reine  ö-Stämme  (Feminina) .  207 

109.  2)  Die  jö-Stänime  (Feminina) 209 

110.  3)  Die  ?rö-Stämme  (Feminina) 210 

111.  Die  /-Stämme:  a)  Maskulina 211 

112.  b)  Feminina 213 

113.  c)  Neutra 214 

114.  Die  «-Stämme:  a)  Maskulina 215 

115.  b)  Feminina 216 

116.  c)  Neutra 216 

B.  Konsonantische  Stämme  (§  117—127). 

117.  Die  «-Stämme   (schwache  Deklination):    a)   Maskulina  auf  -an  217 

118.  Feminina  auf  5n- 218 

119.  Feminina  auf  in- 219 

120.  Neutra  auf  -ön 220 

121.  Die  r-Stämme  (Verwandtschaftsnamen) 220 

122.  Einsilbige  kons.  Stämme  (Wurzelstämme):  a)  Maskulina  ...  221 

123.  b)  Feminina 222 

124.  c)  Neutra 228 

125.  Die  «r?-Stämme 223 

126.  Die  j>-Stämme 224 

127.  Die  s-Stämme  (Neutra) 224 

128.  Paradigmen  der   altenglischen  Substantivdekliuatiun 225 

Deklination  der  Adjektiva  (§  129—135). 

129.  Die  germanische  Adjektivdeklination .  229 

130.  Starke  Deklination  der  reinen  «-,  ö-Stämme 230 

131.  Starke  Deklination  der  ja-,  jö-Stämme 235 

132.  Starke  Deklination  der  ira-,  wö-St&rame 237 

133.  Starke  Deklination  der  /-Stämme      ••  238 

134.  Starke  Deklination  der  «-Stämme 239 

135.  Schwache  Adjektivdeklination 240 

Komparation  der  Adjektiva  (§  136 — 140). 

136.  Germanische  Komparation 243 

137.  Regelmäßige  Steigerung  der  akenglischen  Adjektiva   auf   urg. 
*-iza>i-,  *-ista- 243 

138.  Regelmäßige  Steigerung  der  altenglischen  Adjektiva   auf   urg. 
*-5zap-,  *-östa- 244 

139.  Komparative  und  Superlative  von  anderem  Stamme  als  derl'ositiv  245 

140.  Superlative  auf  urg.  *-nma,  *-iimista 246 

Zahlwörter  (§  141—144). 

141.  Die  germanischen  Zahlwörter 247 

142.  Die  Grundzahlwörter  im  Altenglischen 248 


XV 

Paragraph  Seite 

143.  Die  Ordnungszahlwörter  im  Altenglischen 251 

144.  Andere  Zahlwörter 253 

Pronomina  (§  145-150). 

145.  Personalpronomina 254 

146.  Possessivpronomina 256 

147.  Demonstrativpronomina 257 

148.  Eelativpronomina 259 

149.  Interrogativpronomina      259 

150.  Pronomina  indefinita 260 

Das  altenglisclie  Verbum  (i^  151—192). 
A.  Tempusbildung  (§  151—175). 

151.  Das  germanische  Verbum 262 

Die  starken  Verba  des  Altenglischen  (§  152—168). 
Ablautende  Verba  (§  152—158). 

152.  Bildung  des  Ablauts.     Einteilung  der  ablautenden  Verba  .    .    ■  266 
158.        I.  Klasse  der  starken  (ablautenden)  Verba 269 

154.  II.  Klasse  der  starken  (ablautenden)  Verba 270 

155.  III.  Klasse  der  starken  (ablautenden)  Verba 271 

156.  IV.  Klasse  der  starken  (ablautenden)  Verba 272 

157.  V.  Klasse  der  starken  (ablautenden)  Verba 273 

158.  VI.  Klasse  der  starken  (ablautenden)  Verba   .    .    ■. 274 

Reduplizierende  Verba  (§  152—168). 

159.  Tempusbildung  und  Einteilung  der  reduplizierenden  Verba  .    -  276 

160.  VII.  Klasse  der  starken  (I.  der  reduplizierenden)  Verba   ■    ■    ■  277 

161.  VIII.  Klasse  der  starken  (II.  der  reduplizierenden)  Verba     .    .  278 

162.  IX.  Klasse  der  starken  (III.  der  reduplizierenden)  Verba    .  278 

163.  X.  Klasse  der  starken  (IV.  der  reduplizierenden)  Verba     .    •  279 

164.  XI.  Klasse  der  starken  (V.  der  reduplizierenden)  Verba      .    .  279 

165.  XII.  Klasse  der  starken  (VI.  der  reduplizierenden)  Verba    .    ■  279 

166.  XIII.  Klasse  der  starken  (L  d.  abl.-redpl.)  Verba 280 

167.  XIV.  Klasse  der  starken  (II.  d.  abl.-redpl.)  Verba 280 

168.  XV.  Klasse  der  starken  (III.  d.  abl.-redpl.)  Verba     ...  281 

Die  schwachen  Verba  des  Altenglischen  (§  169 — 174). 

169.  Tempusbildung  und  Einteilung  der  schwachen  Verba     ....  281 

170.  Erste  schwache  Konjugation:  a)  Kurzsilbige  Stämme  auf  -i     ■  283 

171.  b)  Langsilbige  Stämme  auf  -i 284 

172.  c)  Konsonantische  Stämme 287 

173.  Zweite  schwache  Konjugation 288 

174.  Dritte  schwache  Konjugation 289 


XVI 

Paragraph  Seite 

175.  Dialektische  Verschiedenheiten  in  der  Tempusbildung  der   alt- 
englischen Verba 291 

B.  Flexion  (§  176—190). 

176.  Indogermanische  und  urgermanische  Vcrbalflexion 292 

Flexion  der  starken  Verba  (§  177—182). 

177.  Eegelmäßige  Flexion  des  Praesens  der  starken  Verba    ....  294 

178.  Umlaut  und  Verkürzung  der  2.  3.  Sg.  Ind.  Praes 295 

179.  Flexion  des  Praesens  der  Verba  contracta 297 

180.  Flexion  der  starken  Verba  mit  j-Praesens      298 

181.  Flexion  des  Praeteritums  der  starken  Verba 299 

182.  Flexion  des  Part.  Praet.  der  starken  Verba 300 

Flexion  der  schwachen  Verba  (§  183—187). 

183.  Flexion  des  Praesens  der  ersten  schwachen  Konjugation  .    .    .  301 

184.  Flexion,  des  Praesens  der  zweiten  schwachen  Konjugation    .    .  302 

185.  Flexion  des  Praesens  der  dritten  schwachen  Konjugation     .    .  303 

186.  Flexion  des  Praeteritums  der  schwachen  Verba 305 

187.  Flexion  des  Part.  Praet.  der  schwachen  Verba 306 


188.  Dialektische    Verschiedenheiten    in    der    Flexion    der    alteng- 
lischen Verba 306 

189.  Paradigmen  der  starken  Verba     308 

190.  Paradigmen  der  schwachen  Verba 311 

Kleinere  Gruppen  von  Verben  (§  191 — 192). 

191.  Die  Praeterito-praesentia 313 

192.  Die  Verba  auf  -mi 316 

Adrerbia  (§  193—196). 

193.  Adjektivische  Adverbia 318 

194.  Steigerung  der  adjektivischen  Adverbia      320 

195.  Von  Substantiven  abgeleitete  Adverbia 321 

196.  Adverbia  von  Pronominal-  und  Praepositionalstämmen   ....  322 

Praepositionen  (§  197—198). 

197.  Eigentliche  Praepositionen         322 

198.  Uneigentliche  Praepositionen 325 

Konjnnktionen  (§  199). 

199.  Konjunktionen •  .    .    .    .  326 

Interjektionen  (§  200). 

200.  Interjektionen 327 

Berichtigungen  und  Nachträge 327 

Wörterverzeichnis 329 


Erster  Abschnitt. 

Gesehiehte  dep  englischen  Sprache. 


Vgl.  Fiedler-Kölbing,  Wissenschaftliche  Clraramatik  der  eng- 
lischen Sprache,  P,  Leipzig  1876  —  Mätzner,  Englische  Grammatik,  I, 
Berlin  1860,  Einleitung  p.  1—12  —  Friedrich  Koch,  Historische 
Grammatik  der  englischen  Sprache,  I,  Weimar  1863,  §  1—18  —  Elze, 
Grundriß  der  englischen  Philologie,  Halle  1887,  §  216 — 250  —  Körting, 
Enzyklopädie  und  Methodologie  der  englischen  Philologie ,  Heilbronn 
1888,  §6  —  11  —  Kluge,  Geschichte  der  englischen  Sprache.  Mit  Bei- 
trägen von  Behrens  undEinenkel  (Paul's  Grundriß  der  germa- 
nischen Philologie  12,  Straßbarg  1899,  p.  925— 1151)  —  Morris- 
Kellner-Bradley,  Historical  Outlines  of  English  Accidence.  Revised 
Edition,  London  1895,  §  1—55  —  Murray,  The  English  Language 
(Encyclopsedia  Britannica  VIII,  London  1879,  p.  390—402)  —  W.  Skeat, 
Principles  of  English  Etymology,  I.  The  Native  Element,  Oxford  1887. 
IL  The  Foreign  Element,  Oxford  1891  —  Sweet,  A  New  English 
Grammar,  Logical  and  Historical,  I.  Oxford  1892,  §594—647  —  Sweet, 
A  Short  Historical  English  Grammar,  Oxford  1892,  §  1—40  —  Sweet, 
A  Primer  of  Historical  English  Grammar,  Oxford  1898,  §1 — 86  —  Low, 
The  English  Language.  Its  History  and  Structure^  London  1897  — 
Ncsfield,  English  Grammar  Past  and  Present  —  Toller,  Outlines  of 
the  History  of  the  English  Language,  Cambridge  1900  —  Bertha  Skeat, 
A  Primer  of  Historical  English  Grammar,  London  1902  —  Lees,  An 
English  Grammar  on  Historical  Principles,  London  1902  —  Bradley, 
The  Making  of  English,  London  1904  —  Emerson,  The  History  of  the 
English  Language,  New  York  1894  —  Lounsbury,  History  of  the 
English  Language.  Revised  and  Enlarged  Edition,  London  1900  — 
Brander  Matthews,  Parts  of  Speech.  Essays  on  English,  New  York 
1901  —  V.  Henry,  A  Short  Comparative  Grammar  of  English  and  German, 
London  1894,  §  1—7  —  Jespersen,  Progrcss  in  Language  with  Special 
Rcference  to  English,  London  1894.  —  Weitere  Angaben  bei  Elze, 
Grundriß,  §  218. 


Kaluza,  Hiator.  Grammatik  d.  engl.  Sprache.    I.    2.  Aufl. 


2  Geschichte  der  englischen  Sprache.  [§   1 

§  1.     Eiiiteiluug  der  indogermanischen  Sprachen. 

Vgl.  Brugmann-Delhrück,  Grundriß  der  vergleichenden  Gram- 
matik der  indogermanischen  Sprachen,  I-,  Straßburg  1897,  §  1—20  — 
Brugmann,  Kurze  vergleichende  Grammatik  der  indogermanischen 
Sprachen,  Straßburg  1902,  §  1—13  —  Meringer,  Indogermanische 
Sprachwissenschaft.  Göschensche  Sammlung  Nr.  59.  —  Streitberg, 
Urgermanische  Grammatik,  Heidelberg  1896,  §9—12  —  Fiedler- 
Kölbing,  §  1—3  —  Sweet,  NEG  §  595  —  Low,  §  4  —  Emerson, 
§  1—7  —  Lounsbury,  p.  1—14  —  Morris-Kellner-Bradley, 
§  12  f.  etc. 

Das  Englische  (s.  §  3)  gehört  als  germanische  Sprache 
zu  dem  großen  indogermanischen  Sprachstamme,  dessen  Haupt- 
zweige (nach  Brugmann)  folgende  sind: 

1.  Arisch  oder  Indo-irauisch : 

a)  Indisch:  Altindisch  oder  Sanskrit  —  Mittelindisch 
oder  Präkrit  —  Neniudisch. 

b)  Iranisch:  Altiranisch  (Altpersisch  und  Avestisch, 
letzteres  auch  Zend  oder  Altbaktrisch  genannt)  —  Mittel- 
iranisch (Pehlevi  etc.)  —  Neuiranisch  (Neupersiscb,  Kurdisch, 
Ossetisch,  Afghanisch  etc.) 

3.  Armenisch. 

3.  Griechisch:  Altgriechisch  (Jonisch -Attisch,  Dorisch, 
Nordwestgriechisch,  Elisch,  Arkadisch -Kyprisch,  Nordost- 
griechisch oder  Aeolisch,  Pamphylisch).  —  Seit  dem  3.  Jhd. 
vor  Chr.  hellenistische  Gemeinsprache,  Koivr},  auf  dem  vulgär- 
attischen und  dem  jonischen  Dialekte  beruhend  —  Mittel- 
griechisch —  Neugriechisch. 

4.  Albanesisch. 

5.  Italisch: 

a)  Lateinisch:  Klassisches  Latein  (Schriftlatein)  und 
Vulgärlatein.  Die  Fortsetzung  des  letzteren  sind  die  roma- 
nischen Sprachen:  Portugiesisch,  Spanisch,  Provenzalisch, 
Französisch,  Italienisch,  Rhätoromanisch,  Rumänisch. 

b)  Die  oskisch-  oder  samnitisch-umbrischen  Dia- 
lekte: Umbrisch,  Oskisch,  Sabellisch,  Volskisch. 

6.  Keltisch: 

a)  Kontinentalkeltisch  (Gallisch). 


§  1,  2]  Einteilung  der  indogermanischen  Sprachen.  3 

b)  Britauniscli  oder  Brittisch:  Bretoniscli  oder  Are- 
morisch,  Kornisch  und  Kymrisch  oder  Welsch. 

c)  Gaelisch:  Schottisch -Gaelisch  oder  Gaelisch  im 
engeren  Sinne,  Irisch  und  Manx. 

7.  Crermauisch.  (Die  weitere  Einteilung  der  germanischen 
Sprachen  s.  u.  §  2.) 

8.  Baltisch- Slavisch: 

a)  Die  baltischen  Sprachen:  Altpreußisch,  Littauisch, 
Lettisch. 

b)  Die  slavischen  Sprachen: 

a)  Oestl  ich- Süd  liehe  Gruppe:  Russisch,  Bulgarisch 
(Altbulgarisch  =  Altkirchenslavisch) ,  Serbisch -Slowenisch 
oder  Illyrisch  (Serbisch,  Kroatisch,  Slowenisch). 

ß)  Westliche  Gruppe:  Cechisch-Slowakisch  (Cechisch 
oder  Böhmisch,  Mährisch,  Slowakisch),  Sorbisch  oder 
Lausitzisch  oder  Wendisch  (Ober-  und  Niedersorbisch), 
Lechisch  (Polnisch,  Kaschubisch,  Polabisch  oder  Elbslavisch). 

Anm.  Andere  rechnen  das  Armenische  zum  Iranischen,  das  Alba- 
nesische  zum  Griechischen ,  sehen  aber  dafür  Indisch  und  Iranisch, 
ebenso  Baltisch  und  Slavisch  als  selbständige  Sprachzweige  an. 

§  2,     Einteilnng  der  germanischen  Sprachen. 

Vgl.  Jacob  Grimm,  Deutsche  Grammatik,  I — IV,  Göttingen  1819 
bis  1837,  Neudruck  Berlin  1870 — 1897  —  Paul 's  Grundriß  der  germa- 
nischen Philologie ,  2.  Aufl.,  Straßburg  1897  ff.  (Band  I,  Abschnitt  V, 
Sprachgeschichte:   Kluge,    Vorgeschichte   der   altgermanischen  Dialekte 

—  Kluge,  Geschichte  der  gotischen  Sprache  —  Noreen,  Geschichte 
der  nordischen  Sprachen  —  Behaghel,  Geschichte  der  deutschen 
Sprache  —  J.  te  Winkel,  Geschichte  der  niederländischen  Sprache  — 
Kluge,  Geschichte  der  englischen  Sprache.  Mit  Beiträgen  von  Behrens 
und  Einenkel  —  Siebs,  Geschichte  der  friesischen  Sprache  —  Kauff- 
mann,  Deutsche  und  niederländische  Mundarten  —  J.  Wright,  Eng- 
lische Mundarten  —  Band  III,  Abschnitt  XV:  Bremer,  Ethnographie 
der  germanischen  Stämme)  —  Braune's  Sammlung  kurzer  Grammatiken 
germanischer  Dialekte  (Braune,   Gotische  und  althochdeutsche  Gramm. 

—  Paul,  Mittelhochdeutsche  Gramm.  —  Sievers,  Angelsächsische 
Gramm.  —  Behaghel  und  Gallee,  Altsächsische  Gramm.  —  Noreen, 
Altnordische  Gramm,  etc.)  —  Streitberg's  Sammlung  germanischer 
Elementarbücher,  Heidelberg  1896  ff.  (Streitberg,  Urgermanische 
Gramm,  und  Gotisches  Elementarbuch  —  Kahle,  Altisländisches  El.  — 

1* 


4  Geschichte  der  englischen  Sprache.  [§  2 

Bülbring,  Altenglisches  EI.  —  Holthausen,  Altsächsisches  El.  — 
Michels,  Mittelhochdeutsches  El.)  —  F.  Dieter,  Laut-  und  Formen- 
lehre der  altgermanischen  Dialekte.  Zum  Gebrauch  für  Studierende 
dargestellt  von  Bethge  (Urgermanisch,  Gotisch,  Altnordisch),  Dieter 
(Altenglisch),  Hartmann  (Althochdeutsch)  und  Schlüter  (Altsächsisch), 
Leipzig  1898/1900  —  Wilmanns,  Deutsche  Grammatik  (Gotisch,  Alt-, 
Mittel-  und  Neuhochdeutsch).  I.  Lautlehre,  IL  Wortbildung.  2.  Aufl. 
Straßhurg  1897/99  —  Kauffmann,  Deutsche  Grammatik,  Marburg 
1895  —  Noreen,  Abriß  der  urgermanischen  Lautlehre,  Straßburg 
1894  —  Streitberg,  Urg.  Gramm.  §  12—15  —  Brugmann-Delbrück, 
§  14.  15  —  Brugmann,  KVG  §  9  —  Piedler-Kölbing,  §  4f.  — 
Körting,§6,  IV  —  Morris-Kellner-Bradley,§  9-11  —  Skeat, 
PEE  I  §55—57  —  Sweet,  NEG  §595  —  Emerson,  §8—42. 

Die  gerraanisclien  Sprachen  imterscbeiden  sich  von  den 
übrigen  indogermanischen  Sprachen  durch  einige  scharf  aus- 
geprägte Eigentümlichkeiten,  insbesondere  durch  die  Fixierung 
des  ursprünglich  freien  indogermanischen  Akzents  auf  der 
ersten  Silbe  des  Wortes  (§  52),  durch  die  sog.  Lautverschie- 
bung (§  76),  durch  eine  zweifache  Adjektivdeklination  (§  129) 
und  durch  ein  eigentümliches  Verbalsystem  (§  151). 

Die  germanischen  Sprachen  zerfallen  in  drei  Hauptgruppen: 

1.  Ostgermaiiisch : 

a)  Gotisch:  Westgotisch  —  Ostgotisch  (Krimgotisch). 

b)  Wandalisch. 

c)  Burgundisch, 

2.  Nordgermaniseh : 

a)  Westnordisch:  Isländisch  (Altisländisch  —  Neu- 
isländisch)  und  Norwegisch  (Altnorwegisch  —  Neunorwegisch). 

b)  Ostnordisch:  Schwedisch  (Altschwedisch  —  Neu- 
schwedisch) und  Dänisch  (Altdäuisch  —  Neudänisch). 

3.  Westgermauiscli: 

a)  Englisch  (Altenglisch  oder  Angelsächsisch  —  Mittel- 
englisch —  Neuenglisch). 

b)  Friesisch  (Altfriesisch  —  Neufriesisch). 

c)  Niederfränkisch  oder  Niederländisch  (Altnieder- 
fränkisch  oder  Altniederländisch  —  Mittelniederländisch  — 
Neuniederländisch:  Holländisch,  Vlämisch,  Braban tisch,  Lim- 
burgisch). 


S   2,   31  Einteilung  der  gerin.  Sprachen.     Englisch.  5 

d)  Niederdeutsch  oder  Niedersächsisch  (Altnieder- 
deutsch oder  Altsächsisch  —  Mittelniederdeutsch  —  Neunieder- 
deutsch oder  Plattdeutsch). 

e)  Hochdeutsch  (Althochdeutsch  —  Mittelhoch- 
deutsch  —   Neuhochdeutsch)  zerfällt  in   folgende  Dialekte: 

1.  Mitteldeutsch:  a)  Westmitteldeutsch  (Rhein- 
fränkisch, Mittelfränkisch  und  Ostfränkisch),  ß)  Ostmittel- 
deutsch (Hessisch,  Thüringisch,  Obersächsisch  und  Schlesisch). 

2.  Oberdeutsch:  Bairisch-Oesterreichisch  und  Aleman- 
nisch (Schwäbisch,  Elsäßisch,  Niederalemannisch  und  Hoch- 
alemannisch). 

Allen  westgermanischen  Sprachen  ist  gemeinsam  der  früh- 
zeitige Verlust  des  auslautenden  Flexions-s-,  das  im  Gotischen 
noch  als  s,  im  Altnordischen  als  r  erhalten  ist,  z.B.  got.ßsks, 
an.  fiskr,  ae.  ßsc,  as.  ahd.  ßsk,  lat.  piscis;  vgl.  ferner  Kluge, 
Pauls  Grundriß  12,  p.  420  ff.  und  Dieter  p.  XI  f. 

Anm.  1.  Gotisch  und  Altnordisch  wurden  früher  unter  der  ge- 
meinsamen Bezeichnung  „Ostgermanisch"  zusammengefaßt  (vgl.  Kluge  in 
Pauls  Grundriß  P,  p.  420  f.),  doch  sind  die  Uebereinstimmungen  zwischen 
beiden  Sprachen  zu  gering,  als  daß  daraufhin  eine  gemeinsame  Dialekt- 
gruppe angenommen  werden  könnte;  vgl.  Streitberg,  Urg.  Gramm.  §  15. 

Anm.  2.  Innerhalb  der  westgermanischen  Sprachen  ist  das  Eng- 
lische mit  dem  Friesischen  und  Altsächsischen  am  nächsten  verwandt. 
Manche  setzen  für  Englisch  und  Friesisch  sogar  eine  gemeinsame  Ur- 
sprache an,  das  sog.  Anglo-Friesis  ch  oder  Englisch-Friesisch; 
vgl.  Siebs,  Zur  Geschichte  der  englisch-friesischen  Sprache.  Breslau 
1888,  und  Beiträge  zur  Geschichte  der  englisch-friesischen  Sprache  I. 
Halle  1889;  dagegen  Morsbach,  Anglia  Beiblatt  7,  p.  323. 

§  3.    Englische  Sprache. 

Vgl.  Lappenberg-Pauli,  Geschichte  Englands  —  Winkelmann, 
Geschichte  der  Angelsachsen  1883  —  Thurnevsen,  AVann  sind  die 
Germanen  nach  England  gekommen?  (Engl.  Stud.  22,  163—179)  — 
Bremer,  Ethnographie  der  germanischen  Stämme  (Pauls  Grundriß  III^, 
p.  735  ff.,  insbesondere  p.  849— 860)  —  Fiedle  r-Kölbing,  §10—12  — 
Körting,  §  6,  III  —  Kluge,  §  1  —  Morris-Kellner-Bradley,  §  33 
—  Toller,  p.  52—63  —  Emerson,  §  46—49.  51  —  Lounsbury, 
p.  20-22. 

Um  die  Mitte  des  fünften  Jahrhunderts  unserer  Zeitrech- 
nung zogen  große  Scharen  germanischer  Stämme,  und  zwar 


6  Geschichte  der  englischen  Sprache.  [8   3,   4 

Sachsen  aus  der  Gegend  des  heutigen  Schleswig,  Angeln 
aus  der  Gegend  des  heutigen  Holstein  und  Juten  aus  Jütland 
nach  Britannien  hinüber.  Angeblich  von  den  Britten  selbst  zum 
Schutze  gegen  ihre  Feinde,  die  Pikten  und  Skoten,  herbei- 
gerufen, setzten  sie  sich  bald  im  Laude  fest  und  machten  sich, 
durch  beständigen  Zuzug  aus  ihrer  alten  Heimat  verstärkt,  im 
Laufe  der  nächsten  hundert  Jahre  zu  Herren  des  früher 
römischen  Teiles  von  Britannien  (s.  §  5).  Nur  die  gebirgigen 
Teile  des  Westens  und  Nordens  (Cornwall,  Wales,  Cumberland 
und  die  schottischen  Hochlande)  bewahrten  wie  zur  Zeit  der 
Eömerherrschaft  ihre  Unabhängigkeit  und  damit  auch  die  alte 
keltische  Sprache.  In  den  eroberten  Landesteilen  wurde 
die  Sprache  der  germanischen  Eroberer  bald  zur  allein- 
herrschenden; sie  nahm  aber  durch  die  Trennung  vom  Mutter- 
lande und  die  Berührung  mit  einer  fremdsprachlichen  Be- 
völkerung in  vielen  Punkten  eine  eigenartige  Entwicklung, 
so  daß  sie  sich  von  der  Sprache  der  Stammesgenossen  auf 
dem  Festlande  immermehr  unterschied. 

Nach  dem  Namen  des  zahlreichsten  der  drei  Stämme,  der 
Angeln  {Engle),  wurde  das  von  den  Angeln,  Sachsen  und 
Juten  eroberte  Land  England  {Engla  land),  die  darin 
herrschende  Sprache  englische  Sprache  {Englisc  spreec, 
Englisc  reord)  genannt.  Unter  englischer  Sprache  ver- 
steht man  also  die  Sprache  der  germanischenEroberer 
Britanniens  und  ihrer  Nachkommen  von  der  Mitte 
des  fünften  Jahrhunderts  unserer  Zeitrechnung  ab. 

Anm.  1.  Die  besiegten  Kelter  nannten  die  Eroberer  insgesamt 
'Sachsen',  und  auch  heute  noch  gilt  bei  den  Iren  Sassenach  als  Bezeich- 
nung der  Engländer. 

Anm.  2.  Ueber  die  zeitliche  Trennung  zwischen  Altenglisch, 
Mittelenglisch  und  Neuenglisch  vgl.  §  25;  über  die  spätere  Ausdehnung 
des  englischen  Sprachgebiets  vgl.  §  24. 

§  4.     üremwohner  der  britischen  Inseln. 

Vgl.  J.  Wright,  The  Celt,  the  Roman  and  the  Saxon  —  Fiedler- 
Kölbing,  §  7  —  Körting,  §  6,  I  —  Emerson,  §  43.  50. 

Ureinwohner  der  britischen  Inseln  waren  die  Britten, 
die  auch   dem  Lande  den  Namen  gegeben  haben  (lat.  Bri- 


§  4,   5]  Ureinwohner  Britanniens.    Römerherrschaft.  7 

tannia,  Britanni,  gr.  BQE%%avoL  Aeltester  Name  Britanniens 
war  Älhion).  Die  Britten  geborten  dem  keltischen  Volks- 
stamme  an,  der  einst  über  den  ganzen  Westen  Europas  ver- 
breitet war,  aber  durcli  die  weitere  Ausdelinung  des  römisclien 
Reiches  immer  mehr  zurückgedrängt  wurde.  Spanien,  Hel- 
vetien,  Gallien  wurden  nacheinander  zu  römischen  Provinzen 
gemacht,  und  mit  der  Eömerherrschaft  drang  auch  die  römische 
Sprache  und  Gesittung  in  diese  Gegenden  ein.  Das  Keltische 
wurde  nur  noch  auf  dem  Lande  weiter  gesprochen;  in  den 
Städten  trat  an  seine  Stelle  das  Vulgärlateinische,  die  sog. 
lingua  rustica,  aus  der  sich  später  die  einzelnen  romanischen 
Sprachen  herausgebildet  haben  (s.  o.  §  1,  5). 

§  5.  Römerherrschaft  in  Britannien. 

Vgl.  J.  Wriglit,  The  Celt,  the  Roman  and  the  Saxon  — 
Pogatscher,  Zur  Lautlehre  der  griechischen,  lateinischen  und  roma- 
nischen Lehnwörter  im  Altenglischen,  QF  64,  Straßburg  1888  —  Loth, 
Les  mots  latins  dansles  langues  brittoniques  (gallois,  armoricain,cornique); 
phonetique  et  commentaire  avec  une  introduction  sur  la  romanisation 
de  File  de  Bretagne.  Paris  1892  —  Pogatscher,  Angelsachsen  und 
Romanen  (Engl.  Stud.  19,  329 — 352)  —  Thurneysen,  Wann  sind  die 
Germanen  nach  England  gekommen?  (Engl.  Stud.  22,  163—179)  — 
Fiedler-Kölbing,  §  8.  9  —  Körting,  §  6,  II  —  Toller,  p.  44  f.  — 
Emerson,  §  43—45  —  Lounsbury,  p.  18—20  —  StopfordBrooke, 
English  Literature  from  the  Beginning  to  the  Norman  Conquest,  p.  10  ff. 

Britannien  gelangte  verhältnismäßig  spät  unter  römische 
Herrschaft.  Cäsar  hatte  zwar  in  den  Jahren  55  und  54  vor 
Chr.  von  Gallien  aus  zwei  Züge  nach  Britannien  unternommen, 
eine  dauernde  Niederlassung  aber  dort  nicht  gegründet.  Erst 
Kaiser  Claudius  nahm  i.  J.  42  nach  Chr.  die  Eroberung  Bri- 
tanniens wieder  auf,  und  etwa  i.  J.  80  nach  Chr.  wurde  es 
durch  den  Feldherrn  Agricola  zur  römischen  Provinz  gemacht. 
Die  Römerheere  waren  bis  nach  Schottland  vorgedrungen,  aber 
die  Eroberungen  im  Norden  mußten  sehon  unter  Kaiser 
Hadrian  wieder  aufgegeben  werden,  der  zum  Schutze  gegen 
die  Einfälle  der  Pikten  die  sog.  Piktenmauer  zwischen  dem 
Solway  Firth  und  der  Tyne-Mündung,  also  etwa  zwischen  den 
heutigen  Städten  Carlisle  und  Newcastle-upon-Tyne  errichten 
ließ.    Eine  zweite  Mauer  errichtete  Antoninus  Pius  weiter  im 


8  Geschichte  der  englischen  Sprache.  [8  5 

Norden  zwischen  dem  Firth  of  Clyde  und  dem  Firtli  of  Fortli, 
also  etwa  zAvischen  den  heutigen  Städten  Glasgow  und  Edin- 
burgh. 

Schon  während  der  Römerherrschaft  begannen  die  Ein- 
fälle germanischer,  und  zwar  vorzugsweise  sächsischer  See- 
räuber an  der  Ost-  und  Südostküste  Britanniens,  vom  Wash 
bis  zur  Insel  Wight.  Diese  Küste  hieß  daher  das  Litm  Saxo- 
nicuni,  und  zu  ihrem  Schutze  wurde  ein  besonderer  Comes 
Littoris  (oder  Limitis)  Saxonici  per  Britannias  ernannt. 

In  dem  südlichen  Teile  der  Insel  hatten  die  Eömer  in 
den  ersten  Jahrhunderten  unserer  Zeitrechnung  ziemlich  festen 
Fuß  gefaßt  und  wie  anderwärts,  so  auch  hier  das  Land 
kultiviert  und  die  reichen  Schätze  desselben  nach  Möglichkeit 
auszubeuten  gesucht.  Es  wurden  Heerstraßen  angelegt,  eine 
Anzahl  befestigter  Städte,  deren  Namen  noch  heute  an  die 
Römerzeit  erinnern:  Lincoln  (==  Lindi  colonia),  Manchester, 
Lancaster,  Chester,  Winchester,  Worcester,  Gloucester,  Exeter 
{-caster,  -chester,  -cester  etc.  =  lat.  castrd)  gegründet  und 
mit  römischen  Bauwerken  (Bädern,  Theatern,  Tempeln,  Villen) 
geschmückt.  Die  Bergwerke  von  Cornwall,  Somerset,  Nor- 
thumberland  wurden  ausgebeutet.  Es  entwickelte  sich  ein  leb- 
hafter Handel  zwischen  Britannien  und  Rom.  Manche  Baum- 
arten, wie  z.  B.  die  Kirsche,  die  Kastanie,  sogar  der  Feigen- 
baum und  Weinstock  wurden  von  den  Römern  nach  Britannien 
verpflanzt.  Römische  Gesittung  und  die  lateinische  Sprache 
(das  sog.  Vulgärlateiuisch,  s.  §  4)  breitete  sich  in  den  Städten 
Britanniens  immer  mehr  aus,  und  bei  weiterer  Fortdauer  der 
Römerherrschaft  würde  sich  auch  in  Britannien  eine  romanische 
Sprache  entwickelt  haben. 

Um  das  Jahr  407  wurde  jedoch  der  größte  Teil  der 
römischen  Legionen  aus  Britannien  zurückgezogen,  weil  die- 
selben zum  Kampfe  gegen  die  in  das  weströmische  Reich  ein- 
dringenden Germanen  notwendiger  gebraucht  wurden.  Ein 
Brief  des  Kaisers  Houorius  vom  Jahre  410  forderte  die  Britten 
auf,  selbst  für  die  Verteidigung  ihres  Landes  zu  sorgen.  Da- 
mit hatte  die  eigentliche  Herrschaft  der  Römer  über  Britannien 
ihr  Ende  erreicht.     Doch  ist  nach  dem  Abzüge  der  römischen 


8   5 — 7]  Einfluß  des  Keltischen  und  Lateinischen  9 

Legioaen  das  römische  Wesen  imd  die  römisclie  Kultur  in  Britan- 
nien wohl  nicht  mit  einem  Schlage  zugrunde  gegangen,  sondern 
erst  allmählich  im  Laufe  der  folgenden  Jahrzehute  erloschen. 

§  6.     Einfluß  des  Keltischen  auf  das  Englische. 

Vgl.  Fiedler-Kölbing,  §  13  —  Elze,  §  220  —  Körting,  §6,1 

—  Kluge,  §  2  —  Morris-Kellner-Bradley,  App.  I,  p,  343  — 
Skeat,  PEE  I,  §  404—412  —  Sweet,  NEU  §  607  —  Nesfield, 
§  404-406  —  Low,  §  25  —  Toller,  p.  43  f.  46-51  —  Emerson 
§  158—160  —  Loimsbury,  p.  38—40. 

Irgend  ein  nachhaltiger  Einfluss  des  Keltischen  auf  die 
englische  Sprache  ist  nicht  nachzuweisen;  auch  die  in  alt- 
englischer Zeit  oder  später  aus  dem  Keltischen  in  das  Eng- 
lische aufgenommenen  Lehnwörter  sind  verhältnismässig  gering 
an  Zahl.  Abgesehen  von  geographischen  Namen  wie  z.  B. 
Zusammensetzungen  mit  aber  'Mündung':  ÄherdeeUy  Aher- 
gavenmj,  Äherijstivith  etc.,  car,  caer  'Burg':  Cardigan,  Carlisle, 
Carmathen  etc.,  dim  'befestigter  Ort" :  Dunedin  =  Edinburgh^ 
Dunbar,  Dundee,  Dumbarton  etc.,  inver  'Flussmündung': 
Inverary,  Inverness,  etc.,  kil  'Kirche':  Kümarnock,  Kilpafrick 
etc.,  llan  'Heiligtum":  Llandoverij,  Llangollen,  strath  'breites 
Tal',  Strathchjde,  Strathmere  etc.  sind  z.  B.  keltische  Lehn- 
wörter, die  sich  schon  im  Altenglischen  nachweisen  lassen: 
ne.  bannock  Haferkuchen,  brock  Dachs,  cart  Karren,  cradle 
Wiege,  curse  fluchen,  dun  dunkelbraun,  mattock  Hacke  etc.; 
jüngere  Lehnwörter  sind  ne.  pony,  collie,  plaid,  ßannel, 
shamrock,  whiskey  etc. 

Anm.  1.  Ausführlichere  Verzeichniße  keltischer  Lehnwörter  s.  bei 
Morris-Kellner-Bradley,  p.  343;  Low,  p.  24:  Nesfield,  p.  247  f.;  Toller, 
p.  49  f.;  Emerson,  p.  151  f. 

Anm.  2.  In  Wales,  in  den  schottischen  Hochlanden,  auf  einigen 
schottischen  Inseln  und  in  Irland  hat  sich  die  keltische  Sprache  bis 
heute  erhalten,  doch  gilt  auch  dort  das  Englische  als  herrschende  Sprache. 
In  Cornwall  ist  das  Keltische  seit  dem  Ende  des  18.  oder  dem  Anfang 
des  19.  Jahrhunderts  ausgestorben. 

§  7.     Einfluß  des  Lateinischen  anf  das  Englische. 

Vgl.  Pogatscher,  Zur  Lautlehre  der  griechischen,  lateinischen 
und  romanischen  Lehnwörter  im  Altenglischen,    QF  64,    Strassburg  1888 

—  Fiedler-Kölbing,  §  14  —  Elze,  §  221  —  Körting,    §  6,  III  - 


\()  Geschichte  der  englischen  Sprache.  [§   7 

Kluge,  §  3  und  Pauls  Giundriss  I-,  p.  333 — 347  —  Morris-Kellner. 
Bradley,  §  35  und  Appendix  I,  p.  343—3^7  —  Skeat,  PEE  I, 
§  398—401  —  Sweet,  NEG  §  606  —  Nesfield,  §  410—412.  424  — 
Toller,  p.  41f.,  45f.,  78—101  —  Emerson,  §  152—155  —  Louns- 
bury,  p.  40—43. 

Größer  als  die  Zahl  der  keltischen  ist  die  Zahl  der 
lateinischen  Lehnwörter  innerhalb  des  Altenglischen,  und 
zwar  sind  hierbei  verschiedene  Schichten  zu    unterscheiden: 

Eine  Anzahl  lateinischer  Lehnwörter  brachten  die  Angel- 
sachsen schon  vom  Festlande  nach  Britannien  mit,  so  z.  B. 
butere  Butter  (lat.  butyrum),  clese  Käse  (lat.  caseiis);  cijcene 
Küche  (lat.  coquina);  mit  Meile  (lat.  milia  passuum),  pimd 
Pfund  (lat.  potido),  strset  Straße  (lat.  via  strata),  win  Wein 
(lat.  vinum)  etc. 

Ein  anderer  Teil  trat  erst  auf  dem  Boden  Britanniens 
in  das  Englische  über,  zumeist  Bezeichnungen  von  Gegen- 
ständen, welche  die  Angelsachsen  erst  in  England  kennen 
lernten,  so  daß  sie  mit  der  Sprache  selbst  auch  das  lateinische 
Wort  dafür  annahmen,  so  z.  B.  pipor  Pfeffer  (lat.  piper), 
pic  Pech  (lat.  pix^  pic-),  pise  Erbse  (lat.  pisum),  peru  Birne 
(lat.  pirum),  plnme  Pflaume  (lat.  prununi),  cires  Kirsche  (lat. 
cerasiijri). 

Eine  neue  Schicht  lateinischer  Lehnwörter  drang  in  das 
Englische  ein,  nachdem  im  J.  597  das  Christentum  bei  den 
Angelsachsen,  zunächst  in  der  Grafschaft  Keut  (Canterbury), 
Eingang  gefunden  hatte.  Aus  jener  Zeit  stammen  griechisch- 
lateinische  Lehnwörter  wie  ae.  cirice  Kirche  (gr.  fi  xvQiaxr/ 
sc.  i-yixXfjaia),  seimesse  Almosen  (gr.  eXE^jfioovvif),  engel  Engel 
(gr.  äyyelo£),  cleofol  Teufel  (gr.  öictßoÄog),  bisceop  Bischof 
(gr.  inioxoTiog),  niunuc  Mönch  (lat.  monachtis),  nimne  Nonne 
(lat.  nonna),  preost  Priester  (lat.  presbyter),  msesse  Messe  (lat. 
missa),  mynster  Kloster  (lat.  monasterium),  scöl  Schule  (lat. 
schola),  msegester  Lehrer  (lat.  magister),  reogol  Eegel  (lat. 
regida),  candel,  condel  Kerze  (lat.  candeld),  nön  neunte  Stunde 
(lat.  hora  nona)  etc. 

Auch  gewann  das  Lateinische  einigen  Einfluß  auf  die 
Syntax  des  Englischen,  da  König  Aelfred,  der  Schöpfer  der 


8  7,   8]  Dialekte  des  Altenglischen.  11 

altenglischen  Prosa,  in  seinen  Ueberselzungen  sich  ziemlich 
eng  an  den  Satzbau  seiner  lateinischen  Vorbilder  anschloss. 
Anm.  1.  Immerhin  sind  im  Altengiischen  gerade  die  Ausdrücke 
für  die  heilige  Schrift  und  deren  einzelne  Bücher,  für  religiöse  Begriffe, 
für  die  verschiedenen  Stände  und  Sekten,  für  die  jüdischen  Zeremonien 
und  Einrichtungen,  für  das  Leben  Christi  etc.,  wie  ToUer  (p.  94—97) 
zeigt,  durch  echt  germanische  Wörter  wiedergegeben,  während  in  der 
AutJwrized  Version  vom  J.  1611  in  diesen  Fällen  fast  ausschließlich 
Wörter  romanischer  Herkunft  gebraucht  werden;  vgl.  z.B.  ae.  ^ä  hälgan 
getcritii  —  ne.  tlie  Holy  Scripture;  auores-hdc  —  Genesis;  üt-feereld  — 
Exodus ;  Pcnung-höc  —  Lcviticus ;  getel  —  Numbers ;  seo  aefler-äe  —  Deu- 
teronomy ;  m-fsestnes  —  religion ;  costnung  —  temptation ;  äliesednes  — 
redemption ;  dö^n  —  judgment ;  geniäerung  —  damnation ;  hcali-faidet-  — 
Patriarch;  irltega  —  prophet ;  godspellere  —  evangelist;  sundor-hälga  — 
Pharisee:  gefeld  —  tabernacle;  ymh-snide  —  circumcision;  gesumnung  — 
synagogue ;  gehätland  —  land  of  promise ;  liaslend  —  Saviour;  äcennednes 

—  nativity;  fulinan  —  to  baptize;  bodtan  —  to  preacli;  hig-spell  —  pa- 
rable;  inindor  —  mirsicle ;  promeng  —  passion;  röd,  gealga  —  cross;  x-rist 
resurrection;  ühf-song  —  nocturns;  daegred  song  —  matins ;  eefen-song  — 
vespers;  hüsl  —  Eucharist  etc.  Aehnlich  ist  es  mit  den  grammatischen 
und  sonstigen  wissenschaftlichen  Bezeichnungen  (Toller,  p.  98  f.),  vgl. 
z.'Q.  3t.Q.  steef-crseft  —  ne.  grammar;  tungol-gesceäd  —  astrology;  tiingol-äs 

—  astronomy;  eorp-gemet  —  geometry;  rim-craeft —  arithmetic;  stvinsiing- 
creeft  —  music;  läece-craeft  —  medicine;  efn-niht  —  eqüinox  etc. 

Anm.  2.  Ein  vollständiges  Verzeichnis  der  lateinischen  Lehnwörter 
in  den  altgermanischen  Dialekten  gibt  Kluge  in  Pauls  Grundriss  I-, 
p.  333 — 347,  ein  Verzeichnis  aller  bis  zur  Mitte  des  11.  Jahrhunderts  in 
das  Englische  aufgenommenen  lateinisch -griechischen  Wörter  Toller, 
p.  79—89.  Vgl.  ferner  die  Wortlisten  von  Morris-KellDer-Bradley  p.  343  bis 
347;  Skeat,  PEE  I,  §  400 f.;  Low,  p.  21;  Nesfield,  p.  252 f.;  Emerson,  §  154. 

Anm.  3.  Ueber  das  Eindringen  lateinischer  Lehnwörter  in  das 
Neuenglische  s.  u.  §  21. 

§  8.    Yerteilnng  Englands  unter  die  Angeln,  Sachsen  und 
Juten.     Dialekte  des  Altenglischen. 

Vgl.  Fiedler-Kölbing,  §  11  —  Körting,  §  12  —  Bülbring, 
Altenglisches  Elementarbuch,  §12  —  Morris-Kellner-Bradley, 
§  46  -  Sweet,  NEG  §  598-602  —  Nesfield,  §  383  —  Toller,  p.  58 
bis  63  —  Emerson,  §53  —  Lounsbury,  p.  22—24. 

Die  Angeln  (Engle),  die  als  der  zahlreichste  unter  den 
drei  Stämmen  dem  Lande  und  der  Sprache  den  Namen  gegeben 
haben  (§  3),  besetzten  das  ganze  Mittelland  und  den  Norden 
von  England  und  gründeten    die  Reiche  Ostangeln  (East- 


12  Geschichte  der     nglischcn  Sprache.  [8   8,   9 

Engle  aus  Süpfolc  und  Nor])folc  bestehend),  Mercien  (Mierce 
'Mark,  Grenze')  und  Northumberlan  d  (NorPhijmhre),  be- 
stehend aus  Deira,  vom  Humber  bis  zum  Tees,  ungefähr  der 
jetzigen  Grafschaft  York  entsprechend,  und  Bernicir.,  vom 
Tees  bis  zum  Firth  of  Forth,  also  auch  das  schottisclie  Tief- 
land umfassend. 

Die  Sachsen  (Seaxan)  besetzten  den  größten  Teil  des 
Landes  südlich  der  Themse  und  nördlich  der  Themsemüudung 
und  gründeten  dort  die  Königreiche  Essex  (East-Seaxan), 
Sussex  {Sä}) -Seaxan),  Middlesex  {Midclel  -  Seaxan)  und 
W  es  sex  {West-Seaxan). 

Die  Juten  {Geotas),  der  Zahl  nach  die  schwächsten, 
ließen  sich  in  Kent,  auf  der  Insel  Wight  und  der  gegen- 
überliegenden Küste  von  Hampshire  nieder;  s.  die  Karte 
in  Pauls  Grundriss  Band  I. 

Diesen  drei  Volksstämmen,  den  Angeln,  Sachsen  und 
Juten,  entsprechend  unterscheidet  man  auch  drei  verschiedene 
altenglische  Dialekte: 

1.  den  anglischen,  der  wiederum  in  den  nordhum- 
brischen  und  in  den  mercischen  zerfällt; 

2.  den  sächsischen,  innerhalb  dessen  der  westsächsische 
Dialekt  eine  besondere  Bedeutung  erlangte  (§  9),  und 

3.  den  kentischen. 

Anm.  Die  wichtigsten  Unterscheidungsmerkmale  dieser  drei  Dia- 
lekte sind  in  §  74,  99,  175,  188  angeführt. 

§  9.     Hegemonie  von  Wessex.     Bildung  einer  west- 
sächsischen Schriftsprache. 

Vgl.  Fiedler-Kölbing,  §  15  —  Körting,  §  6,  IV  —  Sweet, 
NEG  §  603  f.  —  Emerson,  §  54  —  Lounsbury,  p.  24f. 

Die  von  den  Angeln,  Sachsen  und  Juten  in  England 
gegründeten  Einzelreiche  wurden  i.  J.  827  durch  König 
Ecgberht  von  Wessex  zu  einem  einzigen  Königreiche  ver- 
einigt. Winchester,  die  Hauptstadt  von  Wessex,  wurde 
dadurch  zugleich  die  Hauptstadt  des  ganzen  Landes.  Damit 
erlangte  auch  der  westsächsische  Dialekt  ein  gewisses 
Uebergewicht  über  die  andern;  er  wurde  gewissermaßen  zur 
altenglischen    Schriftsprache    erhoben,    besonders    als 


§   9 — 11]  Westsächsisch.     Einfluß  des  Altnordischen.  13 

König  Aelfred  der  Große  (871—901)  die  alteiigliscbe  Prosa 
in  diesem  Dialekte  fixierte.  Die  uns  erhaltenen  poetischen 
Denkmäler  aus  altenglischer  Zeit  sind,  obwohl  ursprünglich 
zum  Teil  in  einem  andern  Dialekt  verfaßt,  in  diesen  west- 
sächsischen Dialekt  übertragen  worden.  Wenn  man  darum 
von  'Altenglisch'  oder  'Angelsächsisch'  schlechtweg  spricht, 
so  meint  man  damit  zunächst  den  westsächsischen  Dialekt, 
von  dem  der  anglische  und  der  kentische  mehrfach  abweichen 
(s.  §  74.  99.  175.  188). 

§  10.   Einfälle  der  Däneu  und  Däuenherrschaft  iu  England. 

Vgl.  Fiedler-Kölbing,  §  16  —  Körting,  §  6,  V  —  Morris- 
Kellner-Bradley,  §  86  —  Sweet,  NEG  §608  —  Toller,  p.  129  bis 
138  —  Emerson,  §  57.  161  —  Lounsbury,  p.  43—47. 

Schon  gegen  Ende  des  achten  Jahrhunderts  (787)  be- 
gannen Einfälle  skandinavischer  oder  dänischer  Seeräuber 
{Dene  genannt,  obwohl  sie  nur  zum  Teil  aus  Dänemark, 
vorwiegend  aus  Norwegen  stammten)  iu  England,  besonders 
an  der  Küste  von  Ostangeln,  Mercien  und  Northumberland. 
Dort  gründeten  sie  feste  Niederlassungen  und  dehnten  von 
da  ihre  Raubzüge  über  das  ganze  Land  hin  aus.  Aelfred 
dem  Großen  gelang  es  zwar  (878),  die  Dänen  wieder  etwas 
zurückzudrängen,  aber  unter  seinen  Nachfolgern  nahm  ihre 
Macht  immer  mehr  zu.  Gegen  Ende  des  10.  Jahrhunderts 
wurden  die  Einfälle  in  größerem  Maßstabe  wieder  erneuert. 
Im  Jahre  1013  eroberte  der  Dänenkönig  Sveno  das  Land 
vollständig,  und  von  da  bis  zum  Jahre  1042  herrschten 
Könige  dänischer  Abstammung  über  England. 

§  n.     Einfluß   des   Altnordischen    auf   das   Altenglisclie. 

Vgl.  Fiedler-Kölbing,  §  16  —  Körting,  §  6,  V  —  Kluge, 
§  4  —  Morris-Kellner-Bradley ,  §  37  und  Appendix  I,  p.  347  — 
Skeat,  PEE  I,  §  413-446  -  Sweet,  NEG  §  621  —  Nesfield, 
§  893.  407  f.  —  Toller,  p.  138—150  —  Emerson,  §  162-166  — 
Lounsbury,  p.  43—47. 

Obwohl  die  Dänen  eine  Zeitlang  sogar  die  Königswürde 
in  England  an  sich  gerissen  hatten,  gaben  sie  doch  ihre 
eigene  Sprache  zu  gunsten  der  englischen  auf,  ähnlich  wie 
die  Normannen  in  Frankreich  mit  dem  Christentum  auch  die 


14  Gescliichte  der  englischen  Sprache.  \&  11 

französische  Sprache  angenommen  hatten.  Die  Gesetze  des 
Königs  Kanut  des  Großen  wurden  in  englischer,  nicht  in 
dänischer  Sprache  niedergeschrieben.  Freilich  war  die  Sprache 
der  Dänen,  das  Altnordische,  mit  der  altengiischen  nahe  ver- 
wandt, und  diese  nahe  Verwandtschaft  erleichterte  den  Dänen 
die  Annahme  der  englischen  Sprache ;  sie  hatte  aber  anderer- 
seits zur  Folge,  daß  das  Altenglische  durch  das  Dänische 
in  weit  stärkerem  Maße  beeinflußt  wurde,  als  dies  früher  bei 
der  Berührung  mit  dem  Keltischen  oder  dem  Lateinischen 
geschehen  war. 

Es  wurde  nicht  nur  der  englische  Wortschatz  durch  Ent- 
lehnungen aus  dem  Altnordischen  bereichert,  sondern  auch  die 
Laute  und  Flexionsformen  zum  Teil  durch  die  Sprache  der 
dänischen  Eroberer  beeinflußt.  Allerdings  machte  sich  dieser 
Einfluß  nur  in  denjenigen  Gegenden  von  England  besonders 
stark  fühlbar,  in  denen  die  Dänen  sich  dauernd  niedergelassen 
hatten,  also  an  der  Ostküste,  besonders  in  Nordhumbrien. 
Den  frühen  Verlust  der  Flexiousformen  im  Nordhumbrischen, 
den  dunkleren  Vokalismus,  den  härteren  Konsonantismus  führt 
man  auf  den  Einfluß  des  Altnordischen  zurück. 

Die  südlicheren  Dialekte  sind  von  dänischem  Einfluß 
ziemlich  frei  geblieben;  immerhin  sind  später  aus  dem  Nord- 
humbrischen gar  manche  altnordische  Lehnwörter  w^eiter 
nach  Süden  gedrungen  und  haben  auch  in  der  neuenglischen 
Schriftsprache  Aufnahme  gefunden,  so  z.  B.  ne.  to  take  nehmen 
(an.  taka),  das  an  die  Stelle  von  ae.  niman  getreten  ist,  to 
die  sterben  (an.  deijjd)  für  ae.  steorfan,  to  call  rufen  (an. 
hallo),  to  cast  werfen  (an.  kasta),  billow  Woge  (an.  hijlyja), 
windoiv  Fenster  (an.  vindaufja),  felloiv  Gefährte,  Bursche  (an. 
felagi),  laiv  Gesetz  (an.  *lagu),  shj  Himmel  (an.  sky),  skin 
Haut  (an.  skimi),  skill  Geschicklichkeit  (an.  skil),  ill  krank, 
böse  (an.  illr),  hound  (for  a  place)  bestimmt  nach  (an.  büinn 
bereit),  fro  in  der  Verbindung  to  and  fro  hin  und  her  (an. 
frei),  they  sie  (an.  peh-),  them  D.  A.  PI.  (an.  peim),  their  ihr 
(an.  peira)  und  manches  andere. 

Die  Niederlassungen  der  Dänen  in  England,  besonders 
in  Lancashire,    sind    auch   kenntlich   an  den  Ortsnamen  auf 


S   11  — 13]     Herrschaft  des  Anglonormaunischon  iu  England.  15 

-bij  (aQ.  btjr  Gebäude),  -tJiorp  (an.  porp  Dorf,  Weiler),  -toft 
(an.  ^op^  Umzäunung,  Heimstätte),  -thwaite  (an.  pveiti  hichiimg) 
oder  -7iess  (Vorgebirge),  z.  B.  Derhij,  Grimsby,  Applehy,  Whithy, 
Älthorp,  Lowestoft,  Braithivaite,  Holderness,  Sheerness  etc. 

Anm.  Eine  Liste  der  bis  1150  durch  englische  Quellen  be- 
zeugten Lehnwörter  aus  dem  Altnordischen  giebt  Kluge  in  Pauls  Grund- 
riß 12,  p.  932—935.  Vgl.  ferner  Morris-Kellner-Bradley,  p.  347;  Low, 
p.  20;  Nesfield,  p.  237  f. ;  Toller,  p.  141—145:  Emerson,  §  164  f. 

§  12.    Eduard  der  Bekenuer  und  die  normannische 
Eroberung. 

Vgl.  Körting,  §  6,  VI  —  Kluge-Behrens ,  §  11  —  Toller, 
p.  203—207  —  Emerson,  §  61  —  Lounsbury,  p.  49—51. 

Die  Dänenherrschaft  in  England  erreichte  i.  J,  1042  mit 
der  Thronbesteigung  Eduards  des  Bekenners  ihr  Ende.  Eduard 
war  der  Ehe  des  Königs  Aethelred  II.  mit  Emma,  der  Schwester 
B-ichards,  des  fünften  Herzogs  der  Normandie,  entsprossen  und 
während  der  Dänenherrschaft  über  England  in  Frankreich  am 
Hofe  des  Normannenherzogs  erzogen  worden.  Es  darf  daher 
nicht  wunder  nehmen,  daß  er  nach  seiner  Thronbesteigung  sich 
mit  normannischen  Großen  umgab  und  normannische  Priester 
in  englische  Bistümer  einsetzte.  Mit  ihm  drang  also  schon 
vor  der  normannischen  Eroberung  französische  Sprache  und 
französisches  Wesen  in  England  ein.  Allerdings  zwang  das 
Parlament  den  König  i.  J.  1052,  alle  Normannen  aus  seinem 
Reiche  zu  vertreiben.  Aber  nach  seinem  Tode,  1066,  erhob 
Wilhelm,  der  Herzog  der  Normandie,  auf  seine  Verwandt- 
schaft mit  Eduard  und  dessen  ausdrückliche  Zusage  sich 
stützend,  Anspruch  auf  den  englischen  Königsthron.  Er  setzte 
mit  einem  starken  Heere  über  den  Kanal,  besiegte  den  letzten 
Sachsenkönig  Harold  in  der  Schlacht  bei  Hastings  oder  Senlac 
(14.  Okt.  1066)  und  legte  damit  den  Grund  zu  der  Eroberung 
Englands,  die  i.  J.  1071  vollendet  war. 

§  V6.    Herrschaft  der  normannischfranzösischen  Sprache 
in  England  (Anglonormannisch). 

Vgl.  Fiedler-Kölbing,  §  17  —  Elze,  §  225  —  Körting,  §  6, 
VI  —  Kluge-Behrens,  §  11  f.  20—22  —  Nesfield,  §  394  — 
Toller,    p.  207  —  Emerson,    §  63.  67  —  Lounsbury,    p,    51—54. 


16  Geschichte  der  englischen  Sprache.  [8   13 

Wilhelm  der  Eroberer  hatte  durchaus  nicht  die  Absicht, 
die  englische  Sprache  auszurotten;  er  äußerte  sogar  den 
Wunsch  und  machte  den  Versuch,  Englisch  zu  lernen,  um 
die  Rechtsstreitigkeiten  seiner  Untertanen  selbst  entscheiden 
zu  können.  Wir  besitzen  auch  Urkunden  in  englischer 
Sprache  über  von  ihm  herrührende  Schenkungen.  Aber  die 
Verhältnisse,  wie  sie  sich  in  England  in  der  Folgezeit  ent- 
wickelten, brachten  es  doch  mit  sich,  daß  die  englische 
Sprache  zurückgedrängt  und  die  Sprache  der  Eroberer,  das 
Normannischfranzösische,  für  eine  Zeitlang  die  eigentlich 
herrschende  in  England  wurde.  Häufige  Empörungen  der 
Angelsachsen  zwangen  den  König  zu  immer  größerer  Strenge; 
auch  mußte  er  die  normannischen  Großen  für  die  Dienste, 
die  sie  ihm  bei  der  Eroberung  geleistet  hatten,  belohnen; 
er  zog  daher  die  Güter  der  unzufriedenen  Sachsen  ein  und 
belehnte  damit  seine  Normanneu.  Ebenso  wurden  die  höchsten 
Aemter  in  Staat  und  Kirche  mit  Normannen  besetzt,  neue 
Klöster  von  Normannen  gegründet,  und  so  wurde  die  nor- 
mannischfranzösische Sprache  alleinherrschend  am  Königs- 
hofe, auf  den  Burgen  der  Barone,  vor  Gericht,  in  den  Kirchen 
und  Schulen. 

Mehr  als  zwei  Jahrhunderte  blieb  nunmehr  das  Nor- 
mannischfranzösche  die  Sprache  der  vornehmen  und  gebildeten 
Kreise  von  England,  und  es  erblühte  auf  dem  Boden  Eng- 
lands eine  eigene  Literatur  in  französischer  Sprache,'  die 
besonders  au  dem  Hofe  der  Plautagenets  (1154 — 1399)  eine 
Pflegestätte  fand. 

Die  große  Masse  des  englischen  Volkes  hielt  trotzdem 
mit  großer  Zähigkeit  an  der  alten,  englischen  Sprache  fest, 
und  in  den  alten,  noch  aus  angelsächsischer  Zeit  stammenden 
Klöstern  wurde  das  Englische  weiter  gepflegt  und  literarisch 
verwendet;  die  Eintragungen  in  die  Sachsenchronik  reichen 
in  der  Peterborough-Hs.  bis  zum  Jahre  1154. 

Eine  gegenseitige  Beeinflussung  beider  Sprachen  fand 
zunächst  nicht  statt.  Wie  die  sächsische  und  die  normannische 
Bevölkerung  Englands  im   elften   und   zwölften  Jahrhundert 


§  13,  14]    Sieg  des  Englischen  über  das  Anglonormannische.  17 

sich  feindlich  gegenüberstand,  so  herrschte  auch  ein  schroffer 
Gegensatz  zwischen  beiden  Sprachen;  jede  entwickelte  sich 
unbeeinflußt  von  der  andern.  In  dem  Normannischfranzösischen 
wurden  durch  die  Trennung  von  dem  französischen  Sprach- 
gebiete die  dialektischen  Eigentümlichkeiten  stärker  ausge- 
prägt; es  bildete  sich  eine  Unterart  des  normannischen  Dialektes 
heraus,  das  sog.  Anglonormannische  oder  Anglofran- 
zösische.  Das  Englische  wiederum  verlor  immer  mehr  von 
seinen  Flexionsendungen,  und  da  es  zur  Sprache  der  niederen 
Schichten  der  Bevölkerung  herabgesunken  war,  büßte  es  einen 
großen  Teil  seines  alten  Wortschatzes,  insbesondere  die  den 
höheren  Lebenssphären  angehörenden  Wörter  ein,  die  später 
(s.  §  16)  durch  Entlehnungen  aus  dem  Angiouormannischen 
ersetzt  werden  mußten;  vgl.  Sweet,  NEG  §  624. 

§  14.    Sieg  des  Englischen  über  das  Anglonormannische. 
Terschmelzung  beider  Sprachen. 

Vgl.  Fiedler-Kölbing,  §  18—20  —  Elze,  §  229  -  Körting, 
§  7  —  Kluge-Behrens,  §  19  —  Morris-Kellner-Bradley,  §  38 
—  Sweet,  NEG  §  617  f.  —  Low,  §  17—20  —  Nesfield,  §  395  — 
Toller,  p.  208—212  —  Emerson,  §  641,  68—71.  78  f.  —  Louns- 
b  ur  j,  p.  54—67. 

Im  Laufe  der  Zeit  gestaltete  sich  das  Verhältnis  zwischen 
Normannen  und  Sachsen  und  demgemäß  auch  zwischen  dem 
Angiouormannischen  und  dem  Englischen  etwas  freundlicher, 
und  es  wirkten  namentlich  äußere  politische  Verhältnisse 
auf  die  soziale  und  sprachliche  Einigung  Englands  günstig  ein. 
Die  frühere  enge  Verbindung  der  Normannen  in  England  mit 
ihren  Stammesgenossen  auf  dem  Festlande  wurde  durch  den 
Verlust  der  Normandie  i.  J.  1203  unterbrochen.  Die  nor- 
mannische Bevölkerung  Englands,  die  jetzt  schon  in  England 
selbst  geboren  und  aufgewachsen  war,  stand  der  älteren 
sächsischen  Bevölkerung  nicht  mehr  fremd  gegenüber.  Beide 
Teile  fühlten  sich  als  Angehörige  desselben  Landes ;  sie  fanden 
sich  zusammen  in  den  Kämpfen  gegen  äußere  Feinde  und 
gegen  Bedrückung  im  Innern.  So  erfolgte  allmählich  in  poli- 
tischer und  sozialer  Beziehung  ein  Ausgleich  zwischen  dem 
angelsächsischen  und  dem  normannnischen  Elemente,  eineVer- 

Kaluza,  Histoi-.  Grammatik  d.  engl.  Sprache.    I.    2.  Aufl.  2 


18  Geschichte  der  englischen  Sprache.  [S  14 

bindung  beider  zu  einem  einzigen,  dem  englischen  Volkes), 
und  mit  dieser  politischen  und  sozialen  Verschmelzung  ging 
die  Verschmelzung  beider  Sprachen  Hand  in  Hand.  Wie  das 
der  Zahl  nach  kleinere  normannische  Element  in  dem  großen 
englischen  Volke  allmählich  aufging,  so  erwies  sich  auch  auf 
dem  Gebiete  der  Sprache  das  englische  Element  als  das 
stärkere.  Die  alte  englische  Sprache,  die  in  der  Zwischenzeit 
allerdings  manche  Veränderung  durchgemacht  hatte,  wurde 
seit  der  Mitte  des  13.  Jahrhunderts  allmählich  auch  von  der  ur- 
sprünglich normannischen  Bevölkerung  Englands  angenommen. 
Zugleich  nahm  die  englische  Literatur  einen  neuen  Aufschwung, 
während  die  französische  Literatur  in  England  langsam  ihrem 
Untergange  entgegenging.  Um  1300  werden  wiederholt  Stimmen 
englischer  Dichter  laut,  die  ausdrücklich  erklären,  daß  sie 
ihre  Dichtungen  in  englischer  Sprache  schreiben  wollen, 
zu  Nutz  und  Frommen  des  englischen  Volkes,  welches  kein 
Französisch  verstehe;  vgl.  z.  B.  Cursor  Mundi  v.  232 ff. : 
l)is  ilk  bok  it  es  translate  Es  Inglis  man  jjar  in  comniun; 

In  to  Inglis  tong  to  rede  [    Ipe  speche  l)at  man  wit  mast  may 

For  'jpe  loue  of  Inglis  lede,  \  spede, 

Inglis  lede  of  Ingeland,  Mast  l)arwit  to  speke  war  nede. 

For  1)6  comiin  at  understand.  i    Seiden  was  for  ani  chance 

Frankis  rimes  here  i  redd  |    Praised  Inglis  tong  in  France. 

Comunlik  in  ilk  a  stedd ;  Giue  we  ilkan  l^ave  langage, 

Mast  es  it  wroght  for  frankis  man:       Me  think  we  do  l)am  nan  outrage. 
Quat  is  for  him  na  frankis  can?  To  laud  and  Inglis  man  i  spell, 

Of  Ingeland  l^e  nacion  l^at  iinderstandes  l^at  i  teil. 

Aehnlich  äußert  sich  der  Verfasser  des  Richard  Coeur- 
de-Lion  21  ff.  und  des  Arthur  and  Merlin  21  ff.;  vgl.  Engl. 
Studien  22,  299  f.  Immerhin  galt  die  Kenntnis  des  Franzö- 
sischen damals  noch  als  ein  Zeichen  höherer  Bildung,  denn 
Robert  of  Gloucester  sagt  um  dieselbe  Zeit: 

Vor  böte  a  man  conne  Frenss,  me  tel})  of  him  lute. 
Ac  lowe  men  holdel?  to  Engliss  and  to  hör  owe  speche  jute. 


1)  Im  J.  1177  sagt  Bischof  Eichard  von  London  in  seinem  Dialogus 
de  Scaccario:  „Jam  cohabitantibus  Anglicis  et  Normannis  et  alterutrum 
uxores  ducentibus  vel  nubentibus  sie  permixtae  sunt  nationes,  ut  vix 
discerni  possit  —  de  liberis  loquor  —  quis  Anglicus,  quis  Normannus 
sit  genere." 


S  151         Aussterben  der  französischen  Sprache  in  England.  19 

§  15.    Aussterben  der  französischen  Sprache  in  England. 

Vgl.  Fiedler-Kölbing,  §  19  -  Elze,  §  229  —  Kluge- 
Behrens,  §  13-17  —  Toller,  p.212f.  —  Emerson,  §72—75.80-83 
—  Lounsbury,  p.  72 — 81. 

Nachdem  auch  der  ursprünglich  normannische  Teil  der 
Bevölkerung  Englands  die  englische  Sprache  angenommen 
hatte,  mußte  das  Französische  in  England  allmählich  aus- 
sterben. Als  wirklich  im  Volksmunde  lebende  Sprache  kann 
das  Anglonormannische,  das  übrigens  im  14.  Jahrhundert 
dialektisch  stark  entartet  war  (vgl.  Kluge-Behrens,  p.  958  f.)^ 
seit  der  Mitte  des  14.  Jahrhunderts  nicht  mehr  gelten;  doch 
fristete  es  noch  längere  Zeit  sein  Dasein  als  eine  Art  Kanzlei- 
sprache wie  das  Lateinische.  Die  Proklamation  König- 
Heinrichs  III.  vom  Jahre  1258,  die  sog.  Oxforder  Provision,, 
war  das  erste,  aber  auch  für  lange  Zeit  das  einzige  offizielle 
Schriftstück,  welches  außer  in  französischer  auch  in  englischer 
Sprache  abgefaßt  war.  Alle  späteren  öffentlichen  und  privaten 
Urkunden  bis  in  das  14.  und  15.  Jahrhundert  hinein  sind  aus- 
schließlich in  lateinischer  oder  französischer  Sprache  nieder- 
geschrieben; auch  im  Parlament  und  in  den  Schulen  wurde 
bis  in  die  zweite  Hälfte  des  14.  Jahrhunderts  hinein  aus- 
schließlich oder  vorwiegend  französisch  gesprochen. 

Erst  im  Jahre  1362  wurde  verordnet,  daß  die  mündlichen 
Verhandlungen  der  Gerichtshöfe  in  englischer  Sprache  geführt 
werden  sollten,  und  zwar  mit  der  ausdrücklichen  Begründung, 
daß  das  Französische  im  Lande  wenig  bekannt  sei.  In  dem- 
selben Jahre  wurden  die  Parlamentsverhandlungen  zum  ersten 
Male  durch  eine  englische  Eede  eröffnet.  Um  jene  Zeit  scheint 
auch  im  Schulunterricht  die  englische  Sprache  wieder  die 
eigentliche  Unterrichtssprache  geworden  zu  sein ;  denn  während 
Higden   in   seinem  Polychrouicon  (ca.  1350)  noch   berichtet: 

j.Pueri  in  scholis  contra  morem  caeterarum  nationum  a  primo 
Normannorum  adventu  derelicto  proprio  vulgari  construere  Gallice 
compelluntur;  item  filii  nobilium  ab  ipsis  cunabulorum  crepundiis  ad 
Gallicura  idioma  informantur.  Quibus  profecto  rurales  liomines  assi- 
milari  volentes,  ut  per  hoc  spectabiliores  videantur,  firancigenare  sat- 
agunt  omni  nisu", 

2* 


20  Geschichte  der  englischen  Sprache.  [S   15 

fügt  sein  Uebersetzer  Trevisa  i.  J.  1385  zu  dieser  Stelle  hinzu: 
„l^ys  manere  was  moche  yused  tofore  l^e  furste  moreyn  [1349] 
and  ys  SG])\>e  somdcl  ychaunged.  For  Johan  Comwel,  a  mayster  of 
grammere,  chayngede  ])e  lore  in  gramerscole  and  construccion  of 
Freynsch  into  Englysch:  and  Eichard  Pencrych  lurnede  Jiat  manere 
techyng  of  hym,  and  olaer  men  of  Pencrych;  so  pat  now,  ])e  3er  of 
oure  Lord  a  jiousond  Jire  hondred  foiire  score  and  fyuc,  of  ])e  secunde 
kyng  Eichard  after  ])e  conqucst  nyne,  in  al  jie  gramerscoles  of  Enge- 
lond  childern  leuej)  Frensch  and  construel?  and  lurnel)  an  Englysch 
and  habbe])  jicrby  avauntagc  in  on  syde  and  desavaimtage  yn  anolier; 
here  avauntagc  ys,  l^at  a  lurne])  here  grammar  yn  lasse  tyme  J^an 
children  wer  ywoned  to  do  —  disavauntage  ys,  l^at  now  childern  of 
gramerscole  conne]}  no  more  Frensch  jmn  can  here  lift  heele,  and 
]iat  ys  härm  for  harn,  and  a  schölle  passe  Jie  se  and  trauayle  in  stränge 
londes,  and  in  meny  cas  also.  Also  gentil  men  habbejs  now  moche 
yleft  for  to  teche  here  childern  French"  (vgl.  Toller,  p.  210—212). 

Auch  nach  1362  blieb  das  Französische  noch  lange  als 
Kanzleisprache  im  Gebrauch.  Die  Parlamentsverhandlungen 
wurden  weiter  in  französischer  Sprache  protokolliert,  Urkunden 
und  andere  amtliche  Schriftstücke  französisch  abgefaßt.  Am 
13.  Oktober  1398  richtete  sogar  Chaucer  eine  Petition  an  den 
König  in  französischer  Sprache  (s.  Chaucer's  Works  ed.  by 
Skeat  I,  p.  XLIY),  und  der  schottische  Earl  of  March  ent- 
schuldigt sich  in  einem  am  18.  Februar  1400  an  König  Hein- 
rich IV.  gerichteten  Briefe  wegen  des  Gebrauchs  der  englischen 
Sprache : 

,,And,  noble  Prince,  mervaile  yhe  nocht,  that  I  write  my  letters 
in  Englishe,  fore  that  ys  mare  clere  to  myne  understandyng  than 
Latyne  or  Fraunche"  (vgl.  Lounsbury,  p.  77). 

Die  ältesten  englischen  Privaturkunden  stammen  aus  den 
Jahren  1375  und  1381,  die  älteste  englische  Petition  an  das 
Parlament  von  den  Londener  Mercers  aus  dem  Jahre  1386, 
•das  älteste  englische  Testament  aus  dem  Jahre  1387,  die 
ältesten  englischen  Statuten  von  Gilden  aus  dem  Jahre  1389, 
die  ältesten  englischen  Änsivers  des  Königs  auf  die  Petitionen 
des  Parlaments  aus  dem  Jahre  1404.  Seit  dem  Anfange  des 
15.  Jahrhunderts  werden  Privat-  und  Staatsurkunden  in  eng- 
lischer Sprache  immer  zahlreicher  (vgl.  Morsbach,  Ne.  Sehr., 
p.  3  ff.) ;  doch  werden  die  englischen  Gesetze  erst  seit  dem 
Jahre  1489  in  englischer  Sprache  veröffentlicht,  und  einzelne 


§  15,  161  Einfluß  des  Anglonormannischen.  21 

französische  Redewendungen  haben  sich  im  englischen  Parla- 
mente bis  auf  den  heutigen  Tag  erhalten  (s.  Fiedler-Kölbing, 
p.  82;  Lounsbury,  p.  81). 

§  16.    Einflnß  des  Anglonormaiiniseheii  auf  das  Englische. 

Vgl.Fiedler-Kölbing,  §27—35  —  Elze,  §  226-228  —  Kör- 
ting, §7,4  —  Kluge-Behreiis,§24  —  Morris -Kellner-Bradley,^ 
§  43-45  und  App.  III,  p.  438—450  —  S  k  e  a  t ,  PEE  II,  Oxford  1891  — 
Sweet,  NEG  §  622— 628  —  Nesf  ield,  §396—399.416—419  —  Toller, 
p.213f.  — Emerson,  §135—139.167—176  —Lounsbury,  p.  83— 86. 
93—114  —  Walter  Skeat,  A  Rough  List  of  English  Words  Found 
in  Anglo-French,  with  Numerous  Keferences,  Philol.  Soc.  1882  und 
A  Second  List  of  English  Words  found  in  Anglo-French,  Philol.  Soc. 
1888/90  —  Bertha  Skeat,  Anglo-French  Vowel-Sounds.  A  Word- 
List  Illustrating  their  Correspondence  with  Modern  English,  English 
Dialect  Soc,  vol.  43  —  Behrens,  Beiträge  zur  Geschichte  der  fran- 
zösischen Sprache  in  England,  Franz.  Studien  V,  Heft  2  —  Einenkel, 
Streifzüge  durch  das  Gebiet  der  mittelenglischen  Syntax  mit  besonderer 
Berücksichtigung  Chaucers.  Münster  1886  und  Pauls  Grundriß  P,  p.  1071 
bis  1151  —  Kluge,  Ne.  i^ro^f?,  ^>m7e  (Engl.  Stud.  21,  334f.)  —  Kluge, 
Das  französische  Element  im  Orrmulum  (Engl.  Stud.  22,  179—182). 

Schon  am  Anfange  des  11.  Jahrhunderts,  also  vor  der 
normannischen  Eroberung,  finden  wir  in  der  altenglischen 
Literatur  einzelne  französische  Lehnwörter,  z.  B.  ae.  2^^iff 
stolz  (afz.  proud),  sot  Narr,  fals  falsch,  purs  Börse,  tiirnlan 
wenden  (vgl.  Kluge,  Engl.  Stud.  21,  334  f.).  Eine  Anzahl 
neuer  Entlehnungen  treten  in  der  literarischen  Sprache  des 
zwölften  und  der  ersten  Hälfte  des  13.  Jahrhunderts  zum 
ersten  Male  auf  (vgl.  Kluge,  Engl.  Stud.  22,  179—182).  Als 
dann  im  weiteren  Verlaufe  des  13.  Jahrhunderts  auch  die 
ursprünglich  normannische  Bevölkerung  Englands  die  englische 
Sprache  annahm,  erleichterte  man  sich  die  Erlernung  derselben 
durch  Herübernahme  zahlreicher  französischer  Wörter,  teils 
zum  Ersatz  für  solche  Ausdrücke,  die  dem  englischen  Wort- 
schatz abhanden  gekommen  waren  (s.  §  13),  teils  auch  da, 
wo  ein  gleichbedeutender  englischer  Ausdruck  vorlag.  Die 
Zahl  der  in  das  Englische  eindringenden  französischen  Lehn- 
wörter steigt  daher  gegen  Ende  des  13.  Jahrhunderts  sehr 
rasch  und  nimmt  im  14.  Jahrhundert  noch  weiter  zu.     Die 


22  Geschichte  der  englischea  Sprache.  [S  16 

französischen  Lehnwörter  erlangen  im  Englischen  bald  volles 
Bürgerrecht,  werden  ebenso  flektiert  wie  die  echt  englischen 
Wörter  nnd  müssen  sich  allmählich  auch  den  germanischen 
Betonungsgesetzen  fügen  (s.  §  203,  352). 

Die  bis  zum  Ende  des  14,  Jahrhunderts  aufgenommenen 
französischen  Lehnwörter  zeigen  fast  sämtlich  den  Lautbestand 
des  normannischen  Dialekts  (s.  Kluge-Behrens,  p.  960) :  sie 
sind  also  direkt  aus  dem  in  England  gesprochenen  anglo- 
normannischen  Dialekte  übernommen  worden.  Später  finden 
sich,  namentlich  im  literarischen  Englisch,  auch  Entlehnungen 
aus  anderen  französischen  Mundarten,  insbesondere  dem  Zen- 
tralfranzösischen. 

Anm.  1.  Eine  Liste  der  bis  ca.  1300  in  das  Englische  aufge- 
nommenen anglonorraannischen  Lehnwörter  gibt  Morris-Kellner-Bradley 
p.  438—450,  vollere  Listen  Walter  Skeat,  Philol.  Soc.  1882  und  1888/90, 
Bertha  Skeat,  English  Dialect  Soc,  vol.  43  und  Behrens,  Franz.  Stud. 
V,  2,  p.  10—55  (s.  0.). 

Vielfach  hat  man  sich  bemüht,  den  Prozentsatz  des  roma- 
nischen Bestandteiles  des  englischen  Wortschatzes  bei  den 
einzelnen  Schriftstellern  (vgl.  Fiedler-Kölbing,  §  32),  oder  die 
Verteilung  der  englischen  Wörter  germanischen  und  roma- 
nischen Ursprungs  auf  die  verschiedenen  Wortklassen  festzu- 
stellen (vgl.  Fiedler-Kölbing,  §  33,  Morris-Kellner-Bradley, 
p.  59ff.,  Low,  p.  14ff.,  Nesfield,  p.  240ff.,  255 f.).  ^ach 
Behrens  (Pauls  Grundriß  I^,  p.  964)  „sind  französisch  —  wie 
dies  nach  der  äußeren  Geschichte  des  Französischen  in  Eng- 
land zu  erwarten  —  hauptsächlich  Bezeichnungen,  welche 
Bezug  haben  auf  Verfassung,  Verwaltung,  Hof,  Kunst,  Wissen- 
schaft, Titel  und  Würden.  Vorwiegend  germanisch  sind  Aus- 
drücke, welche  sich  auf  Ackerbau,  Schiffahrt,  die  umgebende 
Natur  beziehen.  Fast  rein  germanisch  blieben  ebenso  die 
„elementaren  Bestandteile"  der  englischen  Rede:  die  Hilfs- 
zeitwörter, Artikel,  Pronomina,  desgleichen  mit  wenigen  Aus- 
nahmen die  Präpositionen,  Zahlwörter  und  Konjunktionen". 
Es  ist  also  gerade  die  wesentlichste  grammatische  und  begriff- 
liche Grundlage  des  Englischen  germanisch  geblieben,  und 
wenn  auch  bei  bloßem  Auszählen  eines  modernen  englischen 


R   16]  Einfluß  des  Anglonormannischen.  23 

Wörterbuches  vielleicht  die  Wörter  romanischer  Herkunft  zu 
überwiegen  scheinen,  so  bildet  doch,  wie  die  Auszüge  bei 
Fiedler-Kölbing,  p.  81 — 93,  Emerson,  §  137  beweisen,  in  jedem 
zusammenhängenden  Texte  der  romanische  Bestandteil  einen 
verhältnismäßig  geringen  Prozentsatz.  Der  germanische  Be- 
standteil des  Englischen  würde  trotz  aller  Verluste,  die  er 
erfahren  hat,  auch  heute  noch  den  Bedürfnissen  einer  ein- 
fachen Landbevölkerung  allenfalls  genügen,  und  man  kann 
ohne  Mühe  längere  Sätze,  auch  ganze  Erzählungen  bilden, 
ohne  ein  romanisches  Wort  einzuflechten.  Mit  dem  romanischen 
Sprachbestandteil  allein  aber  kann  man  nicht  viel  anfangen, 
weil  eben  die  nötigen  grammatischen  Grundbegriffe  fehlen. 
„The  words  which  we  all  use  and  without  which  it  is  diffi- 
cult  to  frame  a  couple  of  consecutive  sentences  are  all  native 
and  essentially  the  same  words  as  our  Low  German  foregoers 
used"  (Low,  p.  12  f.). 

Anm.  2.  In  §  14  und  15  der  Second  Series  der  Principles  of 
English  Etymology  druckt  W.  Skeat  zwei  mit  geringen  Aenderungen 
aus  Schele  de  Vere,  Outlines  of  Compavative  Philology,  Chapter  XXI 
entnommene  Abschnitte  ab,  von  denen  der  erste  (The  Saxon)  kein  ein- 
ziges romanisches  Wort,  der  zweite  aber  {The  Norman)  einen  außer- 
ordentlich hohen  Prozentsatz  (33)  romanischer  Wörter  enthält. 

Dadurch,  daß  oft  ein  französisches  Wort  neben  ein  gleich- 
bedeutendes englisches  trat,  entstanden  zahlreiche  Synonyma, 
von  denen  das  eine  germanischen,  das  andere  romanischen 
Ursprungs  ist  (Doubletten),  wie  town  und  city,  work  und 
lahour,  hody  und  corpse,  ghost  und  spirif,  rooni  und  Chamber, 
hegin  und  commence,  end  und  ßnish  etc. ;  vgl.  die  Zusammen- 
stellungen von  Morris-Kellner,  p.  64,  Fiedler-Kölbing,  p.  99 f., 
Nesfield,  p.  417  f. 

Die  vollständige  Assimilierung  der  in  das  Englische  über- 
gegangenen französischen  Lehnwörter  zeigt  sich  auch  an 
den  sog.  hybriden  Bildungen  (Hybridismen)  wie  Siround, 
hesieye,  hecause,  undewaUie,  OYerturn  —  dishnvden,  enthral 
—  bonda^e,  furtherance^  atonewien^^  oMüy,  godd^s.s,  ea^table, 
dirmkable  —  duk edom,  fcdsehood,  beautitul,  useless,  /oo^ishetc; 
vgl.  Fiedler-Kölbing,  §  35,  Morris-Kellner-Bradley,  p.  65, 
Emerson,  §  143,  Nesfield,  p.  411  f. 


24  (reschichte  der  englischen  Sprache.  [§  16,  17 

Wie  weit  der  Einfluß  des  Französischen  auf  die  Laute 
und  Flexionsformen  des  Englischen  sich  erstreckt  hat,  läßt 
sich  nur  sehr  schwer  feststellen.  Mau  schreibt  ihm  mit- 
unter zu  die  Abschwächung  der  auslautenden  Vokale  zu  e 
und  die  allmähliche  Verstummung  dieses  auslautenden  e,  die 
fast  völlige  Abwerfung  der  Flexionsendungen,  den  Verfall 
des  grammatischen  Geschlechtes,  die  Uniformierung  der 
Pluralbildung  auf  s,  und  manches  andere.  Allein  die  Tendenz 
zu  dieser  Vereinfachung  der  Formen  bestand  im  Englischen 
schon  vor  der  Berührung  mit  dem  Französischen.  Der  nord- 
humbrische  Dialekt  namentlich  war  hierin  schon  in  der  alt- 
englischen Zeit  fast  auf  dem  Standpunkt  der  neuenglischen 
Schriftsprache  angelangt.  Auf  normannischen  Einfluß  ist 
aber  wohl  zurückzuführen  der  Verlust  des  Kehlkopfverschluß- 
lautes vor  vokalisch  anlautenden  Wörtern  (§  40). 

Unverkennbar  ist  ferner  die  Einwirkung  des  Französischen 
auf  die  Satzlehre,  namentlich  auf  die  Einführung  einer 
strengeren,  durch  die  Abwerfung  der  Flexionsendungen  not- 
wendig gewordenen  Wortfolge ;  vgl.  Fiedler-Kölbing,  p.  74  ff., 
Einenkel,  Streifzüge  und  Pauls  Grundriß  I-,  p.  1071  ff. 
Jedenfalls  aber  bleibt  das  Englische  auch  nach  der  Aufnahme 
zahlreicher  romanischer  Wörter  seinem  ganzen  Charakter 
und  Aufbau  nach  eine  germanische  Sprache,  gerade  wie 
auch  das  Deutsche  deutsch  bleibt,  mögen  wir  noch  so  viele 
Fremdwörter  in  unsere  Eede  einmischen. 

§  17.    Charakteristik  des  Mittelenglischeu.   Mittelenglische 

Dialekte. 

Vgl.  Morris-Kellner-Bradley,  §  47—50  —  Sweet,  NEG 
§  614—616  —  Nesfield,  §  388—392  —  Toller,  p.  215-233  — 
Emerson,  §  59.  139—148  —  Lounsbury,  p.  93—160  —  Mors- 
bach, Mittelenglische  Grammatik,  Halle  1896,  §  5—9. 

Neben  der  starken  Veränderung  im  Wortschatz  infolge 
der  Aufnahme  zahlreicher  französischer  Lehnwörter  (§  15) 
sind  die  augenfälligsten  Merkmale  des  Mittelenglischen  im 
Gegensatz  zum  Altenglischen  die  Abschwächung  der  unbe- 
tonten Vokale  a,    o,  u  der  Endsilben   zu   e,   die  Abwerfung 


Ä  17"]  Dialekte  des  Mittelenglischen.  25 

des  auslautenden  n,  die  im  Nordhumbrischen  allerdings  schon 
in  altenglischer  Zeit  stattgefunden  hatte  (§  99),  und  das  all- 
mähliche Verstummen  des  unbetonten  e  der  Flexionssilben. 
Damit  war  verbunden  ein  Zusammenfallen  der  verschiedenen 
Deklinationsklassen,  der  völlige  Verlust  der  Flexion  des 
Artikels  und  der  Adjektiva  und  infolgedessen  auch  des  gram- 
matischen Geschlechts  der  Substantiva,  endlich  eine  starke 
Vereinfachung  der  Verbalflexion.  Der  Verlust  der  Flexions- 
endungen hat  es  weiter  mit  sich  gebracht,  daß  im  Neu- 
englischen Substantiva,  Adjektiva  und  Verba  desselben 
Stammes  in  der  Form  zusammengefallen  sind,  so  daß  das 
Substantiv  nunmehr  ohne  weiteres  auch  als  Adjektiv  und 
Verb  gebraucht  werden  kann;  vgl.  z.  B.  ne.  sfone  'Stein' 
(ae.  stän)  —  stone  'steinern',  a  stone  house  (ae.  stsenen)  — 
to  stone  'steinigen'  (ae.  st^nan).  Von  den  zahlreichen  alt- 
englischen Praefixen  und  Suffixen  sind  nur  wenige  im  Mittel- 
und  Neuenglischen  lebenskräftig  geblieben,  und  auch  die 
Kompositionsfähigkeit  der  Substantiva  und  Adjektiva  wurde 
stark  abgeschwächt;  vgl.  z.  B.  Emerson,  §  140  bis  145, 
Lounsbury,  p.  107 — 114. 

Mit  der  normannischen  Eroberung  verlor  das  Westsäch- 
sische (§  9)  seine  führende  Stellung,  und  die  Literatur  der 
altenglischen  Zeit  geriet  allmählich  in  Vergessenheit.  Das 
Englisch  des  113.  und  14.  Jahrhunderts  hatte  in  den  verschie- 
denen Teilen  des  Landes  ein  ganz  verschiedenes  Aussehen; 
es  zerfiel  in  eine  Menge  von  Dialekten.  Fast  in  jeder  Graf- 
schaft von  England  bildeten  sich  in  Lauten,  Formen  und 
syntaktischen  Konstruktionen  gewisse  Besonderheiten  heraus ; 
jede  Provinz  hatte  auch  eine  Anzahl  ihr  allein  eigentümlicher 
Wörter  und  Redewendungen.  Der  Aufschwung  der  englischen 
Literatur  gegen  Ende  des  13.  Jahrhunderts  änderte  hieran 
zunächst  wenig.  Die  einzelnen  Dialekte  standen  sich  gleich- 
berechtigt gegenüber;  keiner  derselben  erlangte  ein  Ueber- 
gewicht  über  die  andern ;  es  schrieb  daher  jeder  Dichter  in 
seiner  heimischen  Mundart.  Im  Laufe  des  14.  Jahrhunderts 
finden  wir  zwar  bei  manchen  Dichtern,  namentlich  bei  Spiel- 
leuten, die  selbst  verschiedene  Gegenden  von  England  bereist 


26  Geschichte  der  englischen  Sprache.  [§  17 

und  verschiedene  Dialekte  aus  eigener  Anschauung  kennen 
gelernt  hatten,  ein  gewisses  Streben  nach  einer  allgemeinen 
Dichtersprache,  insofern  als  in  den  Reimen  die  besonderen 
Eigentümlichkeiten  des  heimischen  Dialekts  möglichst  ver- 
mieden und  andrerseits  Reime  aus  benachbarten  oder  ent- 
fernteren Dialekten  eingemischt  werden  (s.  Morsbach,  Schriftspr. 
p.  160);  aber  trotzdem  besteht  während  des  ganzen  14.  Jahr- 
hunderts die  Herrschaft  der  einzelnen  Dialekte  uneinge- 
schränkt fort. 

Die  durch  die  Verschiedenheit  der  mittelenglischen  Dia- 
lekte hervorgerufene  Mannigfaltigkeit  in  dem  äußeren  Sprach- 
charakter der  mittelenglischen  Literaturdenkmäler  wurde  noch 
erhöht  durch  die  außerordentliche  Willkür  in  der  Schreib- 
weise, die  nicht  einmal  innerhalb  desselben  Dialektes,  ja  nicht 
einmal  bei  ein  und  dem^^elben  Schreiber  eine  einheitliche 
ist.  Orrm  ist  wohl  der  einzige  unter  den  mittelenglischen 
Schreibern,  der  sich  in  seinem  Orrmulum  (um  1200)  streng  an 
bestimmte  orthographische  Regeln  hält.  Ein  Blick  in  Zupitza- 
Schippers  Alt-  und  mittelenglisches  üebungsbuch  gewährt  ein 
anschauliches  Bild  von  der  bunten  Mannigfaltigkeit  der  mittel- 
englischen Schreibweise  und   der  mittelenglischen  Dialekte. 

Den  drei  oder  vier  Dialekten  des  Altenglischen  (§  8) 
entsprechend  kann  man  auch  die  mittelenglischen  Dialekte 
in  drei  oder  vier Hauptgruppen  einteilen:  die  nördlichen,  die 
mittelländischen  und  die  südlichen  Dialekte,  unter  welch 
letzteren  der  ken tische  Dialekt  eine  Sonderstellung  einnimmt. 

Der  nördliche  Dialekt  des  Mittelenglischen  reicht  vom 
Humber  bis  zum  Firth  of  Forth,  entspricht  also  ungefähr  dem 
alten  nordhumbrischen  Dialekte.  Er  umfaßt  die  schottischen 
Niederlande  und  die  Grafschaften  Northumberland,  Durham  und 
Yorkshire,  auch  den  Norden  vonLancashire.  Der  schottische 
Dialekt  zweigt  sich  erst  seit  dem  Ende  des  14.  Jahrhunderts 
in  Sprache  und  Schreibweise  von  dem  nordenglischeu  Dialekte 
ab  und  entwickelt  sich  allmählich  zu  einer  besonderen 
schottischen  Schriftsprache  (§  lU). 

Der  mittelländische  Dialekt  entspricht  im  allgemeinen 
dem   alten  mercischen  Dialekt  mit  Einschluß   des  Dialektes 


§  17]  Dialekte  des  Mittelenglischen.  27 

von  Ostangeln;  er  reicht  vom  Humber  bis  zur  Themse.  Die 
früher  übliche  Scheidung  zwischen  Ost-  und  Westmittelländisch 
ist  nach  Morsbach  (Me.  Gr.  p.  15)  nicht  gerechtfertigt,  da 
zwischen  dem  Osten  und  dem  Westen  des  Mittellandes 
keinerlei  durchgreifende  dialektische  Unterschiede  bestehen. 
Der  Dialekt  von  London,  der  noch  im  13.  Jahrhundert  sich 
mehr  der  südlichen  Gruppe  zuneigte,  schließt  sich  im  14.  Jahr- 
hundert durchaus  den  mittelländischen  Dialekten  an;  doch 
hat  er  einige  besondere  Eigentümlichkeiten  behalten  (Mors- 
bach, Me.  Gr.  p.  18). 

Der  südliche  Dialekt  entspricht  dem  sächsischen  und 
dem  kentischen  Dialekt  des  Altenglischen,  umfaßt  also  das 
Land  südlich  der  Themse  und  den  Südwesten  von  England 
mit  Einschluß  von  Gloucestershire  und  Teilen  von  Hereford- 
shire  und  Worcestershire.  Er  zerfällt  nach  Morsbach  in  zwei 
Gruppen:  a)  Westlicher  und  mittlerer  Süden,  b)  Oestlicher 
Süden  und  Kent. 

Anm.  Die  wichtigsten  Unterscheidungsmerkmale  der  mitteleng- 
lischen Dialekte  s.  §  204;  vgl.  ferner  Morris-Kellner-Bradley,  §  47—49 
und  Morsbach,  Me.  Gr.,  §  5—9. 

Die  südlichen  und  die  nördlichen  Dialekte  waren  nicht 
nur  räumlich  am  weitesten  voneinander  entfernt,  sondern  auch 
in  der  sprachlichen  Entwicklung  am  weitesten  nach  entgegen- 
gesetzten Kichtungen  hin  fortgeschritten,  so  daß  ein  Nord- 
humbrier  einen  Südengländer  nur  schwer  verstehen  konnte 
und  umgekehrt,  während  die  Bewohner  des  MitteUandes  sich 
leichter  mit  Nord-  und  Südengiändern  verständigten.  Schon 
William  von  Malmesbury  (1095 — 1148)  behauptet,  daß  die 
Sprache  der  Nordhumbrer,  besonders  zu  York,  den  Südeng- 
ländern so  rauh  und  hart  erscheint,  daß  sie  sie  kaum  ver- 
stehen können.  Dasselbe  bezeugt  Giraldus  Cambrensis  (1194), 
der  darauf  hinweist,  daß  die  Sprache  von  Südengland  der 
altenglischen  Schriftsprache  näher  steht  (vgl.  Lounsbury,  p.  117). 
Aehnlich  äußert  sich  im  14.  Jahrhundert  Higden,  bezw.  sein 
Uebersetzer  Trevisa  (zitiert  nach  Morsbach,  Schriftspr.  p.  168, 
Lounsbury,  p.  118): 

„Also,  of  he  foreseyde  Saxon  tonge  hat  ys  deled  a  hre,  and  ys 
abyde  scarslych  wih  feaw  vplondysch  men,  and  ys  gret  wondur ;  for  men 


28  Geschichte  der  englischen  Sprache.  [§   17,   18 

of  l^e  est  wi])  men  of  l>e  west,  as  hyt  were  vndur  l^e  same  party  of 
heuene,  acorde])  more  in  sounjDg  of  speche  Jjan  men  of  j^e  nor}>  wij> 
men  of  Ipe  souli;  J)erfore  hyt  ys  ])at  Mercij,  J)at  bu])  men  of  myddel 
Engelond,  as  hyt  were  parteners  of  l^e  endes,  vndurstonde]j  betre  Jje  syde 
longages,  Norlieron  and  Soul^eron,  J)an  Norj^eron  and  Souljeron  vndur- 
stondej)  eylter  ol^er.  AI  l»e  longage  of  l^e  NorJ^humbres,  and  specialych 
at  York,  ys  so  scharp,  slyttyng  and  frotyng,  and  vnschape,  l^at  we  Sou|^eron 
men  may  l>at  longage  vnnel^e  vndurstonde." 

Interessant  ist  auch,  was  Caxtou  im  Prolog  zu  seiner 
Uebersetzung  von  Virgils  Aeneide  (zitiert  nach  Morsbacli, 
Schriftsprache  p.  169)  über  die  Schwierigkeit  der  V^erständi- 
gung  zwischen  den  Vertretern  verschiedener  Dialekte  erzählt: 

„l)at  comyn  englysshe  that  is  spoken  in  one  shyre  varyeth  from  a 
nother.  In  so  much  that  in  ray  days  happened  that  certayn  marchauntes 
were  in  a  shipe  in  tamyse,  for  to  haue  sayled  ouer  the  sea  into  zelande, 
and  for  lacke  of  wynde  thei  taryed  atte  forlond,  and  wente  to  lande  for 
to  refreshe  them.  And  one  of  theym  naraed  sheffelde,  a  mercer,  cam 
in  to  an  hows  and  axed  for  mete,  and  specyally  he  axed  after  eggys. 
And  the  goode  wyf  answerde,  that  she  coude  speke  no  frenshe.  And 
the  marchaunt  was  angry,  for  he  also  coude  speke  no  frenshe,  but  wolde 
haue  hadde  egges;  and  she  vnderstode  hym  not.  And  thenne  at  laste 
a  nother  sayd  that  he  wolde  haue  eyren'),  then  the  good  wyf  sayd  that 
she  vnderstod  hym  wel.  Loo!  what  sholde  a  man  in  thyse  dayes  now 
wryte,  egges  or  eyren?" 

Wiederholt  wurden  daher  auch  Dichtwerke,  um  sie  den 
Angehörigen  anderer  Dialekte  leichter  verständlich  zu  machen, 
aus  dem  nördlichen  in  den  südlichen  Dialekt  übertragen  oder 
umgekehrt.  So  sind  z.B.  in  der  Trinity-Hs.  des  Cursor  Mundi 
sämtliche  spezifisch  nordenglischen  Wörter  und  Reime  beseitigt, 
und  der  Verfasser  des  Cursor  Mundi  selbst  hat  die  südenglische 
Assumptio  Mariae  in  den  nordenglischen  Dialekt  übertragen 
mit  der  Begründung,  V.  20061  ff.: 


„In  sotherin  english  was  it  draun. 
And  turnd  it  haue  i  tili  our  aun 


Langage  of  lie  northrin  lede, 
liat  can  nan  oilter  englis  rede." 


§  18.     Entwickelnng  der  englischen  Schriftsprache  im 
15.  Jahrhundert.    Einführung  der  Buchdruckerkunst  (1476). 

Vgl.  Elze,  i?  230,  232  f.  —  Körting,  §  7,  6  —  Kluge,  §  7  — 
Sweet,  NEG§619f.  —  Nesf ield,  §  392  -  Toller,  p.  240-247  — 


^)  egffy  PI.  egges  ist  ein  Lehnwort  aus  dem  Altnordischen,  während 
ae.  ee^,  PI.  ägt-tt  im  Mittelenglischen  ei/,  PI.  eyren  ergab. 


§   18]  Entwickelung  der  englischen  Schriftsprache.  29 

Emerson,  §  88—9^  —  Lounsbury,  p.  140— IGO  —  Morsbach, 
Ueber  den  Ursprung  der  neuenglischen  Schriftsprache,  Heilbronn  1888. 
Der  Anteil  Chaucers  und  Wyclifs  an  der  Ausbildung  und 
Verbreitung  der  englischen  Schriftsprache  wurde  früher  ganz 
erheblich  übertriebeni).  Weder  Chaucer  noch  W>'clif  hatte 
die  Absicht,  eine  englische  Schriftsprache  zu  schaffen.  Wenn 
trotzdem  die  große  Verbreitung  ihrer  Werke  im  15.  Jahr- 
hundert der  rascheren  Ausbreitung  der  englischen  Schrift- 
sprache förderlich  war,  so  geschah  dies  infolge  des  mehr  zu- 
fälligen Umstandes,  dass  sie  in  dem  Londoner  Dialekt  schrieben, 
der  im  15.  Jahrhundert  aus  ganz  anderen  Gründen  zur  all- 
gemeinen Schriftsprache  von  England  erhoben  wurde.  „Auch 
wenn  Chaucer  seine  unsterblichen  Werke  nicht  geschrieben 
hätte,  so  würde  die  Entwickelung  der  englischen  Schrift- 
sprache ganz  denselben  Weg  genommen  haben"  (Morsbach, 
Schriftspr.,  p.  8  f.). 

Die  Uniformierung  der  englischen  Dialekte,  die  Aus- 
bildung einer  einheitlichen  englischen  Schriftsprache  ging 
überhaupt  nicht  von  der  Literatursprache,  sondern  von  der 
Kanzlei-  und  Verkehrssprache  aus.  Nachdem  seit  dem  Ende 
des  14.  und  dem  \nfang  des  15.  Jahrhunderts  (s.  §  16)  das 
Französische  als  amtliche  Sprache  allmählich  durch  das  Eng- 
lische verdrängt  worden  war,  mußte  sich  das  große  Ueber- 
gewicht,  welches  London  als  Häuptstadt  des  Landes,  als 
Sitz  des  Parlaments,  der  höchsten  Gerichtshöfe  und  der 
obersten  Behörden  gegenüber  den  anderen  Teilen  des  Landes 
besaß  (vgl.  z.  B.  Sweet,  NEG  §  619),  auch  auf  sprachlichem 
Gebiete  bemerkbar  machen,  indem  nunmehr  die  Londoner 
Kanzleisprache  mit  allen  ihren  Eigentümlichkeiten  allmählich 
auch  in  anderen  Grafschaften  von  England  Eingang  fand  und 
die  dort  übliche  Schreibweise  verdrängte.  An  der  Hand  von 
Urkunden  aus  dem  14.  und  15.  Jahrhundert  läßt  sich,  wie 
Morsbach  zeigt,  dieser  Entwickelungsgang  der  englischen 
Schriftsprache  näher  verfolgen.  Gegen  Ende  des  15.  Jahr- 
hunderts sind  in  den  Urkunden   fast   aller  Grafschaften    die 


')  Lounsbury,    p.  70,    sagt    allerdings:       „  .  .  their   [Chaucer's  and 
Wycliffe's]   inüuence  upon  the  language  cannot  well  be  over-estimated," 


30  Geschichte  der  englischen  Sprache.  [§  18 

Eigentümlichkeiten  des  Londoner  Dialekts  wiederzuerkennen  ; 
die  Besonderheiten  der  heimischen  Dialekte  sind  fast  ganz 
geschwunden.  Nur  Schottland  blieb  zunächst  von  dem  Ein- 
flüsse Londons  ausgeschlossen  und  bildete  seinen  Dialekt  zu 
einer  besonderen  schottischen  Schriftsprache  heraus   (§  19). 

Der  Londoner  Dialekt  war  überdies  zur  Grundlage  einer 
englischen  Schriftsprache  auch  schon  darum  besonders  ge- 
eignet, weil  er  zu  der  mittelländischen  Dialektgruppe  gehörte, 
die  zwischen  den  nördlichen  und  den  südlichen  Dialekten  in 
der  Mitte  stand  (§  17).  Im  Mittellande  befanden  sich  auch 
die  beiden  Universitäten  Oxford  und  Cambridge. 

Noch  ein  anderes  Moment  war  für  die  Fixierung  der 
englischen  Schriftsprache  und  namentlich  auch  der  englischen 
Orthographie  von  bestimmendem  Einfluß,  nämlich  die  Er- 
findung der  Buchdruckerkunst,  die  durch  Caxton,  aer  sie  in 
Holland  kennen  gelernt  hatte,  i.  J.  1176  in  England  einge- 
führt wurde.  Caxton  druckte  nicht  nur  eine  große  Zahl  von 
prosaischen  und  poetischen  Literaturdenkmälern,  die  bisher 
nur  handschriftlich  verbreitet  waren,  sondern  er  entfaltete 
auch  eine  ausgedehnte  Uebersetzungstätigkeit.  Die  bunte 
Mannigfaltigkeit  und  Willkür  der  Schreiber  in  den  nur  hand- 
schriftlich überlieferten  Texten  mußte  jetzt,  wo  eine  größere 
Zahl  von  völlig  gleichlautenden  Exemplaren  durch  den  Druck 
hergestellt  wurde,  natürlich  aufhören  und,  zunächst  wenigstens 
innerhalb  der  aus  ein  und  derselben  Offizin  stammenden  Werke, 
eine  ziemlicli  einheitliche  Schreibweise  durchgeführt  werden. 
Da  nun  London  der  Hanptsitz  der  Buchdruckerkunst  war, 
so  wurde  auch  in  den  am  Ende  des  15.  und  am  Anfang  des 
16.  Jahrhunderts  gedruckten  englischen  Büchern  die  Londoner 
Sprache  und  Schreibweise  maßgebend.  Die  in  einem  ab- 
weichenden Dialekt  abgefaßten  Schriftwerke  hat  Caxton  in 
die  Londoner  Schriftsprache  übertragen.  So  ist  Caxtons 
Sprache,  wie  Morsbach  (Schriftspr.  p.  168.  170)  sagt,  „im 
großen  und  ganzen  nichts  anderes  als  die  schon  zum  Gemein- 
gut vieler  gewordene  Londoner  Schriftsprache  ...  Es  ist 
das  große  Verdienst  Caxtons,  daß  er  in  richtiger  Würdigung 
der  sprachlichen  Verhältnisse  seines  Landes  und  unbekümmert 


S  18,  19]       Entwickelung  der  schottischen  Schriftsprache.  31 

um  Vorurteile  und  falsche  Ratschläge  einzelner  gelehrter 
Männer  sich  der  von  der  Hauptstadt  ausgegangenen  sprach- 
lichen Bewegung  anschloß  und  dieselbe  in  feste  und  sichere 
Bahnen  lenkte". 

§  19.    Entwickelung  der  schottischen  Schriftsprache. 

Vgl.  Elze,  §  241  —  Kluge,  §  8  —  Sweet,  NEG  §  631  — 
Emerson,  §  110—113  —  Lounsbury,  p.  133—139  —  Murray, 
The  Dialect  of  the  Southern  Counties  of  Scotland.  Its  Proaunciation, 
Grammar  and  Historical  Relations.     London  1873  (Philological  Society). 

Der  schottische  Dialekt  hatte  sich  bis  zum  Ende  des 
14.  Jahrhunderts  nur  wenig  von  dem  nordengiischen  unter- 
schieden. Die  Schotten  selbst  nannten  ihre  Sprache  Inglis; 
unter  'Scottis'  verstand  man  damals  die  Sprache  der  keltischen 
Bewohner  der  schottischen  Hochlande.  Im  Laufe  des  15.  Jahr- 
hunderts nun  bildete  sich,  Avie  schon  erwähnt  (§  18),  der 
schottische  Dialekt  zu  einer  selbständigen  schottischen  Schrift- 
sprache aus,  als  deren  Grundlage  wir  den  Dialekt  von  Edin- 
burgh anzusehen  haben.  Der  Londoner  Dialekt  konnte  auf 
die  schottische  Schriftsprache  keiucn  Einfluß  ausüben,  weil 
Schottland  damals  politisch  völlig  unabhängig  war ;  wohl  aber 
hat  die  Sprache  Chaucers  die  literarische  Sprache  der  schotti- 
schen Dichter  stark  beeinflußt.  Die  eigentümliche  schottische 
Orthographie  wurde  ebenfalls  am  Ende  des  15.  und  im  An- 
fang des  16.  Jahrhunderts  durch  die  Buchdrucker  von  Edin- 
burgh, Glasgow,  St.  Andrews  fixiert. 

Der  Prozentsatz  der  französischen  Wörter  ist  im  Schotti- 
schen noch  etwas  stärker  als  im  Englischen,  weil  Schottland 
lange  Zeit  mit  Frankreich  in  enger  politischer  Beziehung 
stand.  Auch  keltische  Lehnwörter  sind  etwas  häufiger  als  im 
Englischen. 

Als  eigentlich  literarisch  gepflegte  Schriftsprache  kann  das 
Schottische  aber  nur  während  des  15.  und  16.  Jahrhunderts 
gelten.  Nach  der  Vereinigung  der  beiden  Reiche  England  und 
Schottland  unter  Jacob  I.  (1603)  sank  es  wieder  zu  einem 
bloßen  Dialekt  des  Englischen  herab.  Ueberdies  galt  das 
Englische    auch    schon   im    16.  Jahrhundert   als    liturgische 


32  Geschichte  der  englischen  Sprache.  [8  19,  20 

Sprache  Schottlands,  da  von  den  Reformatoren  Schottlands 
die  englische  Bibelübersetzung  adoptiert  wurde.  Die  englische 
Bibel  wurde  in  Schottland  zum  ersten  Male  in  den  Jahren 
1576-79  gedruckt. 

Im  18.  Jahrhundert  wurde  das  Schottische  vorübergehend 
von  Ramsaj^  Ferguson  und  namentlich  von  Bums  wieder 
literarisch  gepflegt,  doch  ist  es  bei  diesen  Dichtern  stark  mit 
Anglizismen  versetzt. 

§  20.    Die  neueuglische  Zeit.    Neuenglisclie  Orthographie. 

Vgl.  Elze,  §  232— 237  —  Kö  rting,  i^  7,  7  —  Kluge,  §9  — 
Nesfield,  §  400—402  —  Emerson,  §  94—108  —  Lounsbury, 
p.  161—175.  180—182  —  Brander  Matthews,  Parts  of  Speech. 
Essays  on  English.     New  York  1901. 

Die  englischen  Laute,  insbesondere  die  Vokab,  sind  seit 
dem  16.  Jahrhundert  einer  stetigen,  wenn  auch  allmählichen 
Fortbildung  unterworfen,  allerdings  nur  in  der  gesprochenen 
Sprache,  denn  das  Schriftenglische  hat  sich  in  seinem  Aeußeren 
seitdem  nur  wenig  verändert.  Die  englische  Orthographie  ist, 
abgesehen  von  der  anderweitigen  Regelung  von  n  und  v,  i 
und  j,  ie  und  ?/,  der  Abschaffung  des  langen  s  und  anderen 
Kleinigkeiten  im  allgemeinen  auf  demselben  Standpunkte 
stehen  geblieben,  den  sie  im  15.  und  16.  Jahrhundert  erreicht 
hatte;  alle  späteren  Lautveränderungen  sind  in  der  Schrift 
nicht  zum  Ausdruck  gekommen.  Hierdurch  ist  der  Abstand 
zwischen  Sprache  und  Schrift  im  Englischen  im  Laufe  der 
Zeit  immer  mehr  erweitert  worden,  und  da  nun  der  wohl- 
tätige hemmende  Einfluß  der  fixierten  Orthographie  auf  die 
Schwankungen  der  Aussprache,  wie  er  z.  B.  im  Deutschen 
besteht,  im  Englischen  fortfiel,  so  wurde  die  Willkür  in  der 
Aenderung  der  Laute  immer  größer.  Andrerseits  hindert  die 
größere  Verbreitung  der  Literaturwerke  in  der  Neuzeit  jede 
durchgreifende  Aenderung  der  Orthographie.  Darum  sind  alle 
Bestrebungen,  eine  Reform  der  so  verbesserungsbedürftigen 
englischen  Orthographie  herbeizuführen,  selbst  die  in  den  be- 
scheidensten Grenzen  sich  haltenden  Vorschläge,  die  aus  den 
gemeinsamen  Beratungen  der  englischen  Philological  Society 


§  20,  21]      Orthographie  und  Wortschatz  des  Ncuenglischen.  38 

und   der  American  Philological  Association   hervorgegangen 
sind  (§  351),  bis  jetzt  erfolglos  geblieben. 

Auch  gegenüber  früheren  Versuchen  der  englischen 
Grammatiker,  Lexikographen  und  Orthoepisten,  die  englische 
Schrift  oder  Aussprache  oder  den  englischen  Stil  durch  will- 
kürliche Gesetze  einzuengen,  hat  sich  die  englische  Sprache 
spröde  verhalten  und  ist  ihren  eigenen  Weg  weitergegangen. 
Darum  hat  auch  der  von  Swift  i.  J.  1712  dem  Lordschatz- 
meister Grafen  Oxford  überreichte  Plan  zur  Gründung  einer 
englischen  Akademie  nach  dem  Muster  der  französischen 
(Ä  Proposal  for  Correcting,  Improving  and  Äscertaming  tlie 
English  Tongtie  in  a  Letter  to  tJie  Lord  High  Treasurer) 
keinen  Anklang  gefunden,  und  seine  Ausführung  ist  unter- 
blieben. Dagegen  war  von  großem  Einfluß  auf  die  Rein- 
erhaltung der  englischen  Sprache  von  Latinismen  und  auf 
die  Ausbildung  und  Befestigung  einer  mustergiltigen  Schrift- 
sprache die  englische  Bibelübersetzung,  The  Äuthorized  Version 
(1611),  die  ihrerseits  wieder  auf  der  Uebersetzung  von  Tjm- 
dale  (1525)  und  in  letzter  Reihe  auf  der  von  Wyclif  beruhte. 
Am  Anfange  des  18.  Jahrhunderts  haben  die  sog.  Essayisten, 
Steele,  Addison  u.  a.  zur  Reinerhaltung  der  Sprache  und  zur 
Erzielung  eines  klaren,  gefälligen  Stiles  sehr  viel  beigetragen. 

§  21.     Umgestaltung   und  Yerinehrnug   des  Wortschatzes 
in  der  neuenglisclien  Zeit. 

Vgl.  Fiedler-Kölbing,  §  37f.  —  Elze,  §  234  —  Kluge, 
§  5f.  —  Morris-Kellner-Bradley,  §  41  —  Skeat,  PEE  II  — 
Sweet,  NEG  §634—637  —  Low,  §  21— 27  —  Nesfield,  §  413-415. 
420—422.  409.  425  —  Toller,  p.  247—261  —  Emerson,  §  95—99. 
170.  177-187  —  Lounsbury,  p.  175—180  —  Matthews,  p.  125—161 
(New  Words  and  Old),  p.  163—183  (The  Naturalization  of  Foreign  Words) 
—  Greenough  and  Kittredge,  Words  and  their  Ways  in  English, 
New  York  1902. 

Was  der  neuenglischen  Schriftsprache  im  Gegensatz  zu 
dem  Mittelenglischen  des  14.  oder  15.  Jahrhunderts  ein  ganz 
anderes  Gepräge  verleiht,  ist  im  wesentlichen  die  große  Um- 
wälzung, welche  seit  dem  16.  Jahrhundert  auf  dem  Gebiete 
des    englischen    Wortschatzes    stattgefunden    hat.     Während 

Kaluza,  Histor.  Grammatik  d.  engl.  Sprache.    I.    2.  Aufl.  3 


34  Geschichte  der  englischen  Sprache.  [i^   21 

der  Grundstock  des  für  das  tägliche  Leben  und  die  gewöhn- 
liche Umgangs-  und  Verkehrssprache  erforderlichen  Wort- 
vorrates, mochte  derselbe  nun  germanischen  oder  romanischen 
Ursprungs  sein,  aus  der  mittelenglischen  Zeit  ziemlich  un- 
verändert herübergenommen  wurde,  sind  im  16.  Jahrhundert 
unter  dem  Einfluß  der  Renaissancebewegung  in  die  englische 
literarische  Prosa  eine  sehr  große  Zahl  lateinischer  und 
griechischer  Wörter  eingedrungen,  die  allerdings  in  ihrer 
äußeren  Form  den  in  der  Sprache  bereits  seit  der  mittel- 
englischen Zeit  vorhandenen  romanischen  Bestandteilen  an- 
geglichen wurden.  Das  Lateinische  galt  damals  als  die  vor- 
nehmere Sprache;  darum  suchten  auch  die  englischen  Schrift- 
steller durch  möglichst  ausgedehnte  Verwendung  lateinischer 
und  griechischer  Wörter  ihre  Gelehrsamkeit  zu  bekunden, 
einer  den  andern  in  der  Bildung  neuer  gelehrter  Ausdrücke, 
der  sog.  inkhorn  terms,  zu  überbieten  (vgl.  Toller,  p.  251). 
Viele  davon  sind  bald  darauf  wieder  außer  Gebrauch  ge- 
kommen und  jetzt  längst  aus  der  Sprache  verschwunden  (so 
z.  B.  ceciUj,  immanity,  facinorous,  ludihundness  etc.);  manche 
Wörter  aber,  die  im  16.  Jahrhundert  noch  als  neu  und  un- 
gewöhnlich erschienen,  wie  z.  B.  ßrniamenf,  vapour,  grace, 
dedicate,  consecrate,  pollute,  reconcile,  sanctißj,  defile  —  accident, 
attractive,  infusion,  inspiration,  insensible,  local,  resfanration 
—  mafurity ,  indusfry ,  modesty ,  magnanimity ,  teniperance, 
sobriety  —  aiidacions,  egregious,  facundity  —  fimction,  mefhod, 
idiom,  impression,  numerous,  obscure,  savage  —  retrograde, 
defunct,  spurioiis,  conscious,  strenuous  etc.  (vgl.  Kluge, 
p.  945  f.,  Matthews,  p.  133  f.)  sind  heutzutage  allgemein 
gebräuchlich. 

Zu  diesen  lateinisch -griechischen  Lehnwörtern  kamen 
unter  dem  Einfluß  der  französischen,  italienischen  und 
spanischen  Literatur  noch  eine  große  Zahl  französischer, 
italienischer  und  spanischer  Fremdwörter  hinzu,  wie  auch 
endlich  Entlehnungen  aus  dem  Deutschen,  Holländischen, 
Portugiesischen,  Arabischen,  Persischen,  Türkischen  und 
anderen  modernen  Sprachen  in-  und  außerhalb  Europas;  vgl. 
die  Zusammenstellungen  bei  Skeat,  PEE  11;  Morris-Kellner- 


^  21,   22]  Herrschaft  der  Londoner  Sprache.  35 

Bradley,  §  41  f.;  Low,  §  26 f.;  Nesfield,  §  425;  Emerson, 
§  177-187. 

Im  19.  Jahrhundert  ergab  sich  bei  der  weiteren  Aus- 
dehnung der  Wissenschaften,  der  Technik  und  der  Industrie 
die  Notwendigkeit,  neue  termini  technici  zu  bilden  oder  aus 
anderen  Sprachen  zu  entlehnen.  Derartige  Neubildungen  oder 
Entlehnungen  sind  z.  ^.2^1wto(jraph,  telegraph,  felephonc,  hicijcle, 
hoycott  (1880),  jRöntgen.  rays,  hinderg arten,  lagerbeer,  umlaut, 
ahlaut,   Mnterland,  festsclirift,  fin-de-sücle,  khahi,  veldt,  kopje. 

Durch  diese  starke  Bereicherung  des  neuenglischen  Wort- 
schatzes von  verschiedenen  Seiten  her  ist  das  alte,  heimische 
Sprachgut  zum  Teil  verdrängt  worden,  so  daß  z.  B.  von  dem 
Wortschatze  Chaucers  ein  großer  Teil  im  Neuenglischen 
bereits  veraltet  und  außer  Gebrauch  gekommen  ist.  „A  rapid 
consumption  of  the  vocabulary  is  going  on  constantly.  Words 
are  swiftly  worn  out  and  used  up  and  thrown  aside.  New 
words  are  made  or  borrowed  to  All  the  vacancies  and  old 
words  are  impressed  into  service  and  forced  to  do  double 
duty"  (Matthews,  p.  140  f.). 

§  22.     Herrschaft  der  Londoner  Sprache.     Niedergang  der 
anderen  Dialekte. 

Vgl.  Sweet,  NEG  §629—633.  639  —  Nesfield,  §403  —  Vietor, 
Einführung  in  das  Studium  der  englischen  Philologie,  Marburg  1897, 
§8 — 10  —  Grieb-S  chröer ,  Englisch-deutsches  und  deutsch-englisches 
Wörterbuch,  10.  Aufl.  Stuttgart  1894  ff.,  Einl.  p.  XIII— XVI  — 
Matthews,  p.  29—43  (The  Future  of  tho  Language),  p.  79—94  (The 
Language  in  Great  Britain). 

Während  der  neuenglischen  Zeit  ist  die  Herrschaft  des 
Londoner  Dialektes  bisher  uneingeschränkt  geblieben,  und 
zwar  beruht  nicht  bloß  die  neuenglische  Schriftsprache,  wie 
in  §  18  ausgeführt  ist,  auf  dem  Dialekt  von  London,  sondern 
es  gilt  auch  für  die  gesprochene  Sprache  London  als  Muster 
und  Vorbild.  „London  English  was  not  only  a  literary  but 
also  a  spoken  language  which  every  educated  man  acquired 
more  or  less  perfectly,  whatever  bis  native  dialect  might  be" 
(Sweet,  NEG  §  632).  Die  starken  Veränderungen,  welche 
seit  dem  16.  Jahrhundert  insbesondere  in  dem  Lautwert  der 

3* 


36  Geschichte  der  englischen  Sprache.  [8   22,   23 

englischen  Yokale  eingetreten  sind,  so  z.  B.  der  Uebergang 
von  ä  zu  se,  e,  zu  e,  zu  e^  haben  wohl  sämtlich  von  London 
ihren  Ausgangspunkt  genommen  und  haben  sich  von  dort  aus 
allmählich  über  die  anderen  Grafschaften  von  England  ver- 
breitet. Auch  heute  ist  es  die  „gebildete  Londoner  Sprache . . 
die  nicht  nur  verhältnismäßig  die  verbreitetste  ist,  sondern 
die  auch,  ohne  daß  man  sich  dessen  bewußt  wird,  die  eng- 
lische Sprache  außerhalb  Londons  langsam  aber  unaufhaltsam 
beeinflußt  und  so  immermehr  die  maßgebende  wird.  Diese 
ist  es  daher  auch,  die,  wenn  von  Englisch  im  allgemeinen 
die  Rede  ist,  in  erster  Linie  in  Betracht  kommen  muß" 
(Schröer,  p.  XV)  und  die  von  den  Angehörigen  anderer 
Nationen,  die  das  Englische  erlernen  wollen,  als  muster- 
gültig, als  Standard  Enylish  anzusehen  ist. 

Infolge  dieser  unbestrittenen  Vorherrschaft  des  Londoner 
Englisch  haben  die  anderen  Dialekte  von  England,  die  über- 
dies literarisch  fast  gar  nicht  gepflegt  wurden,  jede  Bedeutung 
für  die  Weiterentwicklung  der  Sprache  verloren.  Auch  die 
schottische  Schriftsprache  (§  19)  sinkt  seit  dem  Ende  des 
16.  Jahrhunderts  wieder  zu  einem  bloßen  Dialekte  des  Eng- 
lischen herab,  der  nur  vorübergehend,  namentlich  im  18.  Jahr- 
hundert, erneute  literarische  Ausbildung  erfuhr. 

In  der  Zukunft  wird  London  allerdings  seinen  Einfluß 
allmählich  verlieren  und  der  Schwerpunkt  der  englischen 
Sprache  und  Literatur  nach  Amerika  hinüber  verschoben 
werden,  wo  die  Zahl  der  englisch  Redenden  schon  jetzt  doppelt 
so  groß  ist  als  die  der  englisch  Redenden  des  Mutterlandes 
(§  26).  „London  sooner  or  later  will  cease  to  be  the  literary 
center  of  the  English  speaking  race"  (Matthews,  p.  82). 
„The  English  of  the  future  will  be  the  English  that  w^e  shall 
use  here  in  the  United  States"  (Matthews,  p.  43). 

§  23.     Einteilung  der  neueuglischeii  Dialekte. 

Vgl.  Elze,  §  239  —  Körting,  §  14  f.  —  Sweet,  NEG  §  647  — 
Emerson,  §  109,  114  —  Alexander  Ellis,  On  Early  English  Pro- 
nunciation,  Vol.  V:  The  Existing  Phonology  of  English  Dialects  Com- 
pared    with    that    of    West-Saxon    Speech,    London    1889    (Philological 


§  23]  Neuenglische  Dialekte.  87 

Society)  —  AI.  Ellis,  English  Dialects,  their  Sounds  and  Homes  (English 
Dialect  Society,  Vol.  60)  —  Joseph  Wright,  Englische  Mundarten 
(Pauls  Grundriß  P,  p.  1531-1537). 

AI.  Ellis  uutersclieidet  in  der  Gegenwart  sechs  ver- 
schiedene Dialektgruppen,  deren  Hauptmerkmale  von  J.  Wright 
(Pauls  Grundriß  12,  p.  1531  ff.)  kurz  angegeben  sind: 

1.  Die  Dialekte  der  schottischen  Niederlande 
(Lowland  Scotch),  die  wiederum  in  eine  nordöstliche,  eine  zentrale 
und  eine  südliche  Gruppe  zerfallen. 

2.  Die  nördliche  Abteilung  (JS^orthernJ,  die  Northumber- 
land  und  Cumberland  umfaßt,  mit  Ausnahme  eines  schmalen  Streifens 
im  Norden,  der  zu  den  schottischen  Dialekten  gehört,  ferner  Durham, 
Westmoreland,  den  Norden  und  Osten  von  Yorkshire  und  den  Norden 
von  Lancashire,  im  wesentlichen  also  den  früheren  Dialekten  nördlich 
vom  Humber  entsprechend. 

3.  Die  mittelländische  Abteilung  (Midland),  die  den 
Süden  von  Yorkshire,  den  Süden  und  die  Mitte  von  Lancashire,  ferner 
Cheshire,  Derbyshire,  Leicestershire ,  Lincolnshire ,  Nottinghamshire, 
Staffordshire,  den  Norden  von  Warwickshire,  Worcestershire,  Shropshire 
und  einen  Teil  von  Wales  umfaßt,  also  etwa  entsprechend  der  nördlichen 
Hälfte  des  ags.  Reiches  Mercien. 

4.  Die  östliche  Abteilung  (Eastern),  umfassend  Bedford- 
shire,  Buckinghamshire,  Cambridgeshire,  Essex,  Hertfordshire,  Huntingdon- 
shire,  Middlesex,  Norfolk,  Suffolk,  Eutland,  Northamptonshire  mit  Aus- 
nahme des  Südwestens,  also  etwa  entsprechend  den  ags.  Reichen  Ost- 
angeln, Essex  und  Middlesex  nebst  dem  südöstlichen  Teile  von  Mercien. 
Diese  Dialekte  stehen  der  neuenglischen  Schriftsprache  am  nächsten. 

5.  Die  westliche  Abteilung  (Western),  umfassend  Shrop- 
shire, Herefordshire,  Ost-Monmouth,  Ost-Brecknock,  den  größeren  Teil 
von  Radnor  und  einen  Teil  von  Montgomery,  also  den  Südwesten  des 
alten  Königreichs  Mercien  und  den  östlichen  Teil  von  Wales,  soweit 
derselbe  anglisiert  worden  ist.  Dem  räumlichen  Umfange  nach  ist  diese 
Gruppe  die  kleinste. 

6.  Die  südliche  Abteilung  (Southern),  umfassend  den  Süden 
von  Warwickshire,  den  Südwesten  von  Northamptonshire,  den  Osten  von 
Herefordshire,  ferner  Worcestershire  (mit  Ausnahme  des  Nordens),  Ox- 
fordshire,  Gloucestershire,  Berkshire,  Wiltshire,  Surrey,  Sussex,  Kent, 
Hampshire  und  die  Insel  Wight,  Dorsetshire,  Somersetshire,  Devonshire 
und  Cornwall,  also  entsprechend  den  ags.  Reichen  Kent,  Sussex,  Wessex 
und  dem  Süden  von  Mercien ,  sowie  dem  damals  noch  keltischen 
Cornwall. 

Hervorzuheben  ist  noch,  daß  diese  verschiedenen  Dialekte 
nur  von  den  niederen  Schichten  der  Bevölkerung  gesprochen 


38  Geschichte  der  englischen  Sprache.  [^  23,  24 

werden  und  auch  bei  diesen  aus  verschiedenen  Giüuden 
(s.  Ellis,  ED  p.  2)  immer  mehr  im  Schwinden  begriffen  sind, 
während  die  gebildeteren  Klassen  der  Bevölkerung  von  dem 
Einflnß  des  heimatlichen  Dialekts  mehr  oder  weniger  frei  und 
dafür  durch  den  Londoner  Dialekt  beeinflußt  sind  (§22).. 
Innerhalb  des  Londoner  Dialekts  aber  müssen  wir  unter- 
scheiden zwischen  der  gebildeten  Londoner  Sprache  und  der 
Londoner  Vulgärsprache,  dem  sog.  Cockney  English.  Letzteres 
wirkt  allerdings  in  hohem  Maße  auch  auf  das  gebildete  Lon- 
doner Englisch  ein ;  es  ist  darum  für  die  Fortentwickelung 
der  englischen  Sprache  von  besonderer  Wichtigkeit. 

§  24.     Sprachgebiet  des  Englischen. 

Vgl.  Elze,  §243-250  —  Körting,  i?  8— 11.  14  -  Kluge, 
§10  —  Sweet,  NEG  §  640-644  —  Emerson,  §  115—120  — 
Lounsbury,  p.  182 — 189  (Wide  Extension  of  English)  —  Matthews, 
p.  25—43  (The  Fature  of  the  Languagc),  p.  45—77  (The  English  Language 
in  the  United  States),  p.  79 — 94  (The  Language  in  Great  Britain). 

Den  Angelsachsen  war  es  ebensowenig  wie  vor  ihnen  den 
ßömern  gelungen,  die  Gebirgsgegenden  im  Westen  von  Eng- 
land (Cornwall,  Wales,  Cumberland)  und  im  Norden  die 
schottischen  Hochlande  ihrer  Herrschaft  zu  unterwerfen.  Diese 
Teile  Britanniens  behielten  also  damals  ihre  keltische  Bevölke- 
rung uud  die  alte  keltische  Sprache  bei  (§  3).  Auch  die 
normannische  Eroberung  hat  in  dieser  Beziehung  nicht  viel 
geändert,  und  wenn  auch  Wales  am  Ende  des  13.  Jahrhunderts 
unter  englische  Herrschaft  kam  und  das  schottische  König- 
reich im  17.  Jahrhundert  mit  dem  englischen  vereinigt  wurde, 
so  hat  sich  doch  darum  in  Wales  und  in  den  schottischen 
Hochlanden  die  keltische  Sprache  bis  auf  den  heutigen  Tag 
als  Sprache  des  Volkes  erhalten;  nur  in  Cornwall  ist  sie  seit 
dem  Anfang  des  19.  Jahrhunderts  ausgestorben.  Allerdings 
ist  auch  in  Wales  und  in  den  schottischen  Hochlanden  das 
Englische  die  offizielle  Staats-  und  Amtssprache,  und  es  wird 
in  den  Städten  vorwiegend  englisch  gesprochen. 

Aehnlich  liegen  die  Verhältnisse  in  Irland,  dessen  Er- 
oberung im  12.  Jahrhundert  begonnen,  aber  erst  im  16.  Jahr- 


8   24]  Sprachgebiet  des  Englischen.  39 

hundert  vollendet  wurde.  Dort  ist  das  Englische  als  offizielle 
Staats-  und  Amtssprache  durch  die  englischen  Verwaltuugs- 
beamten,  Geistlichen,  Gutsbesitzer  etc.  noch  weit  mehr  ver- 
breitet worden,  als  in  den  schottischen  Hochlanden,  ohne 
daß  es  darum  vermocht  hätte,  das  Keltische  zu  verdrängen. 

Im  J.  1607  wurde  Jamestown  (Virginia),  die  erste  dauernde 
englische  Niederlassung  in  Nordamerika,  gegründet,  und 
es  verbreitete  sich  in  der  Folgezeit  die  englische  Sprache 
dort  über  ein  immer  größeres  Ländergebiet.  Das  Englische 
ist  seither  in  Nordamerika  die  herrschende  Sprache  geblieben, 
obwohl  sich  die  Vereinigten  Staaten  gegen  Ende  des  18.  Jahr- 
hunderts von  der  englischen  Herrschaft  freigemacht  haben. 
In  der  Regel  nehmen  auch  die  zahlreichen  Einwanderer  aus 
fremden  Nationalitäten,  insbesondere  die  Deutschen,  nach  ver- 
hältnismäßig kurzer  Zeit  die  englische  Sprache  an ;  doch 
bilden  sich  auch  Mischdialekte,  wie  z.  B.  das  Pennsylvania- 
Dutch  oder  Einwanderer -Englisch,  eine  Mischung  süd- 
deutscher Dialekte  mit  dem  Englischen.  Andere  Mischdialekte 
in  Amerika  sind  das  sog.  Negerenglisch  (Kegro  English) 
und   das  Indianerenglisch   oder   das   englische  Kreolisch. 

Seit  dem  Ende  des  18.  Jahrhunderts  ist  Australien,  das 
Kaplan d  und  andere  Kolonien  unter  englische  Herrschaft 
gekommen  und  auch  dort  die  englische  Sprache  zur  herrschen- 
den geworden.  In  Ostindien  dagegen  hat  die  einheimische 
Bevölkerung  ihre  Sprache  beibehalten;  das  Englische  wird 
dort  fast  nur  von  den  englischen  Beamten,  Soldaten,  Kauf- 
leuten etc.  gesprochen. 

Das  Englische  ist  ferner  gegenwärtig  vorwiegend  die 
Sprache  des  Seeverkehrs.  Die  seemännischen  Ausdrücke 
sind  auch  bei  den  Deutschen  und  anderen  Nationen  zumeist 
dem  Englischen  entnommen.  Der  Verkehr  der  Schiffe  ver- 
schiedener Nationen  untereinander  findet  in  der  Eegel  in  eng- 
lischer Sprache  statt.  Auch  in  den  Handelsstädten  von  Ost- 
asien hat  das  Englische  die  Grundlage  gebildet  für  eine  Art 
Handelssprache  zwischen  Chinesen  oder  Japanern  und  euro- 
päischen Kaufleuten,  das  sog.  Pidgin-Eng lish. 


40  Greschiclite  der  englischen  Sprache.  [8  24,  25 

Die  Zahl  der  EDglischredenden  betrug  im  Jahre  1800 
20  Millionen,  im  Jahre  1840  43  Millionen.  Gegenwärtig  (1905) 
berechnet  man  die  Zahl  der  das  Englische  als  ihre  Mutter- 
sprache Redenden  auf  etwa  120  Millionen  Menschen,  wovon 
auf  Grol3britannien  und  Irland  gegen  40  Millionen,  auf  Nord- 
amerika etwa  70  Millionen  entfallen,  der  Rest  auf  Australien, 
Südafrika  und  andere  englische  Kolonien.  Das  Englische 
besitzt  also  unter  den  modernen  europäischen  Sprachen  die 
größte  Verbreitung  und  zwar  in  fast  allen  Teilen  der  Erde. 
Es  hat  darum  die  meiste  Anwartschaft  darauf,  einmal  all- 
gemeine Welt-  und  Verkehrssprache  zu  werden,  wozu  auch 
sein  ungemein  reichhaltiger  Wortschatz,  sein  einfacher  gram- 
matischer Bau  —  leider  aber  nicht  seine  veraltete,  durchaus 
unzweckmäßige  Orthographie  i)  —  es  geeignet  macheu. 

Anm.  Vgl.  das  Urteil  Jakob  Grimms  über  die  englische  Sprache 
in  seiner  Schrift  Ueber  den  Ursprung  der  Sprache,  Berlin  1850,  p.  50, 
abgedruckt  bei  Elze,  §  237 ;  ferner  Lounsbury,  p.  187 — 189 ;  Matthews, 
p.  29 — 43 ;  0.  Will,  Die  Tauglichkeit  und  die  Aussichten  der  englischen 
Sprache  als  Weltsprache  vom  Standpunkte  der  Sprachwissenschaft  und 
Statistik.     Breslau  1903. 

§  25.     Einteilung  der  englischen  Sprachgeschichte. 

Vgl.  Elze,  §  219  —  Körting,  §  5  —  Morris-Kellner- 
Bradley,  §  51—55  -  Sweet,  NEG  §594  —  Low,  §6—9  —  Nes- 
field,  §  382  —  Emerson,  §  52  —  Lounsbury,  p.  86—88  — 
Morsbach,  Me.  Gr.  §  1.  4. 

Die  Entwickelungsgeschichte  der  englischen  Sprache  um- 
faßt die  Zeit  von  der  Mitte  des  fünften  Jahrhunderts  n.  Chr. 
bis  zur  Gegenwart.  Dieser  lange  Zeitraum  wird  allgemein 
zunächt  in  drei  größere  Abschnitte  zerlegt: 

1.  Altenglisch  (oder  Angelsächsisch),  die  Zeit  von  der 
Uebersiedelung  der  Angeln,  Sachsen  und  Juten  nach  Britannien 
bis  zur  Eroberung  Englands  durch  die  Normannen,  also  von 
ca.  450—1066  oder  in  runden  Zahlen  von  450 — 1100. 


^)  „In  no  other  modern  language  is  the  System  of  spelling  —  if 
System  that  can  be  called  which  has  no  rule  or  reason  —  more  arbitrary 
and  more  chaotic  than  in  English;  and  no  other  peculiarity  of  our 
language  does  more  to  retard  its  diffusion  than  its  wantonly  foolish 
orthography"  (Matthews,  p.  40). 


ij   251  Einteilung  der  englischen  Sprachgeschichte.  41 

2.  Mitteleuglisch,  die  Zeit  von  der  norraannisclien  Er- 
oberung bis  zum  Ausgange  des  Mittelalters,  in  runden  Zahlen 
von   1100-1500. 

3.  Neueiiglisch,  vom  Anfang  des  16.  Jahrhunderts  bis 
zur  Gegenwart. 

Da  auf  sprachlichem  Gebiete  diese  drei  Abschnitte  ins- 
besondere durch  die  Verschiedenheit  in  den  Flexionsendungen 
gekennzeichnet  sind,  so  hat  Sweet,  NEG  §  594  (ähnlich  Low, 
p.  6)  dieselben  in  ansprechender  Weise  charakterisiert  durch 
die  Bezeichnungen: 

1.  Old  Englisli,  the  period  of  füll  endings  (möna, 
sunne,  sunu,  cynmgas;  hindan,  leornlan). 

2.  Middle  English,  the  period  of  levelled  endings 
(mone,  sunne,  sone,  kinges;  binden,  lernen). 

3.  Blodern  Euglish,  the  period  of  lost  endings  (moon, 
sun,  son,  kings;  bind,  learn). 

Diese  drei  größeren  Zeitabschnitte  lassen  sich  weiter  in 
kleinere  Perioden  zerlegen: 

1.  Innerhalb  der  alteiigli sehen  Zeit  (450—1100)  kann 
man  unterscheiden: 

a)  Die  vorliterarische  Zeit  von  der  Uebersiedelung  ger- 
manischer Stämme  nach  Britannien  bis  zur  Annahme  des 
Christentums  durch  die  Angelsachsen  (597),  rund  450-  600, 

b)  die  Zeit  von  der  Annahme  des  Christentums  bis  zur 
Vereinigung  der  angelsächsischen  Reiche  unter  König  Ecgberht 
von  Wessex,  597—827  oder  rund  600—850  (die  Blütezeit  der 
altenglischen  Dichtung), 

c)  die  Zeit  von  der  Vereinigung  der  angelsächsischen 
Reiche  bis  zur  normannischen  Eroberung,  827—1066  oder 
rund  850 — 1100  (die  Blütezeit  der  altenglischen  Prosa  und 
die  Zeit  der  Ausbildung  der  westsächsischen  Schriftsprache). 

2.  Innerhalb    der  mitteleuglischeii   Zeit  (1100—1500): 
a)  Die  Uebergangszeit,  in  der  beide  Sprachen,  das  Eng- 
lische und  das  Französische,  selbständig  nebeneinander  her- 
gehen —  f  rühmittelenglisch  —  von  1100 — 1250, 


42  Geschichte  der  englischen  Sprache.  [8  25 

b)  die  Zeit  der  Verschmelzung  beider  Sprachen  bis  zum 
Beginn  der  dichterischen  Tätigkeit  Chaucers  —  zentral- 
mittelenglisch  —  rund  1250—1370, 

c)  die  Zeit  der  Alleinherrschaft  der  englischen  Sprache 
und  der  Ausbildung  einer  englischen  Schriftsprache  —  spät- 
mittelenglisch  —  von  1370—1500. 

3.  Innerhalb  der  neiienglischeuZeit  (1500  bis  zur  Gegen- 
wart) unterscheidet  man  auf  sprachlichem  Gebiete  am  ein- 
fachsten nach  den  Jahrhunderten: 

a)  das  sechzehnte  Jahrhundert  (1500 — 1600), 

b)  das  siebzehnte  Jahrhundert  (1600—1700), 

c)  das  achtzehnte  Jahrhundert  (1700—1800), 

d)  das  neunzehnte  Jahrhundert  (1800 — 1900),  innerhalb 
dessen  man  in  bezug  auf  die  sprachliche  Entwicklung 
wiederum  zwischen  der  ersten  und  der  zweiten  Hälfte  des 
19.  Jahrhunderts  unterscheiden  kann. 

e)  das  zwanzigste  Jahrhundert. 

A  n  m.  In  der  Bezeichnung  der  einzelnen  Perioden  der  englischen 
Sprache  hat  lange  Zeit  großes  Schwanken  geherrscht,  das  auch  heute 
noch  nicht  ganz  beseitigt  ist.  Die  altenglische  Zeit  nannte  man 
früher  ausschließlich  'angelsächsisch',  während  eine  gemeinsame 
Bezeichnung  für  das,  was  wir  jetzt  'mittelenglisch'  nennen,  fehlte 
und  dafür  die  drei  Unterabteilungen  des  Mittelenglischen  die  besonderen 
Namen  'Neuangelsächsisch'  oder  'Halbsächsisch'  (1100 — 1250),  'Altenglisch' 
(1250—1350)  und  'Mittelenglisch'  (1850—1500)  führten.  Die  Unterschei- 
dung dieser  drei  kürzeren  Perioden  durch  drei  verschiedene  Namen  ist 
jedoch  unzweckmäßig,  da  namentlich  zwischen  der  Zeit  von  1250 — 1350 
und  der  von  1350-1500  kein  tiefgreifender  Unterschied  in  dem  äußeren 
Sprachcharakter  besteht,  und  es  auch  schwer  ist,  die  uns  erhaltenen 
sprachlichen  Denkmäler  aus  jener  Zeit  genau  zu  datieren  und  mit 
Sicherheit  der  einen  oder  der  andern  Periode  zuzuweisen.  Auch  das 
sogen.  'Neuangelsächsische'  (1100 — 1-250)  steht  in  seinem  äußeren  Charakter 
den  späteren  Perioden  näher  als  dem  Angelsächsischen,  da  darin  die  Zer- 
rüttung der  Flexionsendungen,  die  Monophthongierung  der  Diphthonge  etc. 
bereits  zum  größten  Teile  durchgeführt  ist.  Darum  ist  es  unbedingt 
richtiger,  wie  dies  jetzt  wohl  allgemein  geschieht,  die  ganze  Zeit  von 
1100 — 1500  mit  einem  gemeinsamen  Namen  als  'Mittelenglisch'  zu 
bezeichnen,  woraus  sich  dann  für  die  Zeit  von  450—1100  die  Bezeich- 
nung 'Alt  englisch'  von  selbst  ergibt,  die  auch  besser  als  'Angelsächsisch' 
zu  der  bei  den  Angelsachsen  selbst  üblichen  Bezeichnung  ''Englisc  sprisc\ 
^Engliac  reord^  (s.  §  3)  stimmt.     Es    entspricht   die  Scheidung   zwischen 


§  25,  26]  Aufgabe  der  historischen  Grammatik.  43 

'Alt-,  Mittel-  und  Neuecglisch'  dann  genau  der  Unterscheidung  von 
'Alt-,  Mittel-  und  Neuhochdeutsch'  u.  ä.,  vergl.  Knothe,  Altenglisch  oder 
Angelsächsisch.  Greifswald  1878.  Der  Name  'Angelsächsisch'  wird 
allerdings  auch  jetzt  noch  von  manchen  (z.  B.  Kluge,  Sievers,  Wülker) 
weiter  gebraucht. 

In  England  sind  die  Bezeichnungen:  Old  English,  Middle 
Englisch,  Modern  English  jetzt  allgemein  üblich.  Außerdem  kann 
der  Ausdruck  'Early  English'  als  gemeinsame  Bezeichnung  für  'Alt- 
und  Mittelenglisch'  gebraucht  werden,  z.  B.  'Early  English  Text  Society', 
wie  man  im  Deutschen  vereinzelt  auch  'Altenglisch'  in  diesem  Sinne 
gebraucht,  z.  B.  'Altenglische  Metrik'  =  'Alt-  und  mittelcnglische  Metrik'. 

§  26.     Begriff  und  Aufgabe  der  historischen  Grammatik 
des  Englischen. 

Vgl.  Sweet,  NEG  §  2.  579.  586  ff.  —  Brugmann,  KVG  {?  14f. — 
Streitberg,  UG  §  14  —  D  ieter,  §  4  —  Paul,  Prinzipien  der  Sprach- 
geschichte, Halle  1898  —  vonderGabelentz,  Die  Sprachwissenschaft, 
ihre  Aufgaben,  Methoden  und  bisherigen  Ergebnisse  2,  Leipzig  1901  — 
Oertel,  Lectures  on  the  Study  of  Language,  New  York  1901,  p.  87  ff. 

Unter  Grammatik  versteht  man  die  Wissenschaft  von 
der  Sprache,  unter  englischer  Grammatik  also  die 
Wissenschaft  von  der  englischen  Sprache. 

Eine  Grammatik,  welche  sich  darauf  beschränkt,  die 
Formen  einer  bestimmten  Sprachstufe  zu  beobachten  und 
methodisch  geordnet  darzustellen,  nennt  man  eine  deskrip- 
tive Grammatik.  Hierher  gehören  z.B.  die  Mehrzahl  der 
moderneu  englischen  Grammatiken,  welche  nur  die  gegenwärtig 
herrschende  Sprache,  nicht  aber  ihre  früheren  Vorstufen  be- 
rücksichtigen. Ebenso  kann  man  natürlich  auch  irgend  eine 
frühere  Sprachstufe,  z.  B.  das  Altenglische,  rein  deskriptiv 
behandeln,  ohne  sich  um  die  Entstehung  der  altenglischen 
Sprachformen  oder  ihre  spätere  Weiterentwicklung  zu  kümmern. 

Im  Gegensatz  zu  dieser  rein  beschreibenden  Grammatik 
versucht  es  die  historische  Grammatik,  die  allmähliche 
Entwicklung  einer  Sprache  von  den  ältesten  Zeiten  an  bis  zur 
Gegenwart  darzulegen.  Sic  hat  dabei  nicht  bloß  die  Sprach- 
formen selbst,  wie  sie  in  der  Entwicklung  der  Sprache  auf- 
einander gefolgt  sind,  aufzuzählen,  sondern  sie  muß  auch 
zu  erklären  suchen,  in  welcher  Weise  die  eine  Form  aus  der 


44  Geschichte  der  englischen  Sprache.  [8  26 

andern  hervorgegangen  ist,  welches  der  Grund  für  einen  Laut- 
übergang oder  für  eine  Aenderung  in  der  Flexion  gewesen  ist, 
welche  Lautgesetze  in  den  verschiedenen  Zeiten  der  sprach- 
lichen Entwicklung  in  Geltung  waren.  Die  historische  Gram- 
matik erfährt  darum  eine  wesentliche  Unterstützung  durch  die 
Wissenschaft  der  Lautphysiologie  und  Phonetik  (§28), 
welche  die  Einrichtung  des  menschlichen  Sprachorganismus, 
die  Art  der  Hervorbringung  der  einzelnen  Sprachlaute,  ihre 
innere  Verwandtschaft  und  ihre  gegenseitigen  Beziehungen  zu 
untersuchen  und  festzustellen  hat.  Darum  ist  der  eigentlichen 
Darstellung  der  historischen  Grammatik  der  englischen  Sprache 
ein  einleitender  Abschnitt  über  die  Grundbegriffe  der 
Phonetik  vorauszuschicken  (s.  u.  §28 — 50). 

Die  historische  Grammatik  der  englischen  Sprache  muß 
sodann  zunächst  die  älteste  uns  zugängliche,  in  schriftliclien 
Denkmälern  fixierte  Sprachstufe  des  Englischen ,  also  das 
Altenglische,  darstellen  und  dessen  Laute  und  Formen  in 
ihrer  weiteren  Entwicklung  durch  das  Mittelenglische  und 
Neuenglische  bis  zur  Gegenwart  verfolgen. 

Anm.  1.  Da  dieses  Buch  in  erster  Reihe  den  Bedürfnissen  der 
Studierenden  dienen  soll  (s.  Vorwort),  so  ist,  um  Verwirrung  zu  ver- 
meiden, für  die  Darstellung  des  Altenglischen  der  westsächsische  Dialekt, 
in  dem  die  uns  erhaltenen  Literaturdenkmäler  fast  ausschließlich  über- 
liefert sind  und  der  die  Bedeutung  einer  Schriftsprache  erlangt  hatte 
(§  9),  zu  Grunde  gelegt  worden;  die  Abweichungen  der  übrigen  Dialekte 
sind  nur  kurz  nebenher  erwähnt.  Aus  demselben  Grunde  sind  die  neu- 
englischen Dialekte  unberücksichtigt  geblieben.  Dagegen  mußten  bei 
Darstellung  des  Mittelenglischen  die  Hauptdialektgruppen,  die  sämtlich 
durch  wichtige  Denkmäler  vertreten  sind ,  möglichst  gleichmäßig  be- 
rücksichtigt werden,  natürlich  unter  Bevorzugung  des  mittelländischen 
Dialekts,  insbesondere  des  Dialekts  von  London,  aus  dem  sich  die  neu- 
englische Schriftsprache  herausgebildet  hat  (§  18). 

Wenn  man  gegen  die  Bevorzugung  des  altwestsächsischen  Dialekts 
eingewendet  hat,  daß  die  neuenglische  Schriftsprache  sich  nicht  direkt 
auf  das  Altwestsächsische  zurückführen  läßt,  sondern  vielmehr  aus  dem 
mercischen  Dialekt  entstanden  ist  und  daß  darum  dieser  in  einer  histo- 
rischen Grammatik  der  englischen  Sprache  von  Anfang  an  in  den  Vorder- 
grund gestellt  werden  müsse,  so  ist  dem  entgegenzuhalten,  daß  wir  ülier 
die  Eigentümlichkeiten  des  mercischen  Dialekts  viel  zu  wenig  unter- 
richtet sind,    als  daß  wir   ein   vollständiges  Lehrgebäude   desselben    auf- 


§   261  Aufgabe  der  historischen  Grammatik.  45 

stellen  könnten.  Andrerseits  sind  die  Abweichungen  des  Mercischen 
vom  Westsächsischen  nicht  so  zahlreich  und  tiefgreifend,  daß  auch  bei 
stärkerer  Betonung  des  Westsächsischen  das  Verständnis  der  weiteren 
sprachlichen  Entwicklung  dadurch  beeinträchtigt  würde. 

Ein  klares  Verständnis  der  altenglischen  Laute  und 
Formen  ist  aber  wiederum  nur  möglich,  wenn  man  dieselben 
aus  der  durch  Vergleichung  aller  altgermanischen  Einzel- 
dialekte zu  erschließenden  gemeingerraanischen  Grundsprache, 
dem  sog.  Urger manischen  herleitet.  Es  muß  darum  bei 
Besprechung  der  altenglischen  Laute  und  Formen  überall  von 
dem  urgermanischen  Sprachbestande,  bezw\  der  westgerma- 
nischen Abzweigung  desselben,  zu  dem  das  Englische  gehört 
(§  2),  ausgegangen  werden.  Gelegentlich,  so  z.  B.  bei  der 
Erörterung  des  i-Umlautes  (§  57  etc.)  wird  es  sich  auch 
empfehlen,  zur  Erläuterung  die  auf  einer  älteren  Sprachstufe 
als  das  Altenglische  stehenden  Formen  des  Gotischen  oder 
anderer  altgermanischer  Dialekte  heranzuziehen. 

Die  historische  Grammatik  des  Englischen  muß  endlich 
über  das  Urgermanische  hinaus  auf  den  ältesten  erschließ- 
baren Sprachbestand  des  Indogermanischen  zurückgehen; 
doch  genügt  es  hier,  bei  Darlegung  der  urgermanischen  Laute 
und  Flexionsformen  durch  kurze  Hinweise  die  Anknüpfung 
an  den  indogermanischen  Sprachbestand  herzustellen.  Alles 
weitere,  also  auch  eine  ausführliche  Darstellung  der  indo- 
germanischen Laute  und  Sprachformen  ist  der  sog.  ver- 
gleichenden Sprachwissenschaft  zu  überlassen,  die  ihrerseits 
bei  dem  Urgermanischen  oder  bei  der  ältesten  Sprachstufe 
der  germanischen  Einzeldialekte,  also  z.  B.  dem  Altenglischen, 
Halt  macht  und  die  Erforschung  der  weiteren  Entwicklung 
des  Altenglischen  zum  Mittel-  und  Neuenglischen  der  eng- 
lischen Philologie  überläßt;  vgl.  Brugmann,  Gr.  P,  p.  30 ff.; 
KVG,  p.  29  ff. 

Ebenso  ist  bei  der  Betrachtung  der  französischen  Lehn- 
wörter von  dem  altfranzösischen,  resp.  anglonormanuischen 
Lautbestande  auszugehen  und  die  Herleitung  der  altfranzö- 
sischen Formen  aus  dem  Lateinischen  der  französischen 
Grammatik  zu  überlassen.     Allerdings  wird  es  sich  auch  hier 


4(3  Geschichte  der  englischen  Sprache.  [§  26,  27 

zum  besseren  Verständnis  der  lautlichen  Entwicklung  em- 
pfehlen, eine  kurze  Uebersicht  über  den  altfranzösischen 
Lautbestand  unter  Hinweis  auf  die  lateinischen  Entsprechungen 
zu  bieten. 

Anm.  2.  Heber  den  hypothetischen  Charakter  des  'Urindogerma- 
nischen' und  'Urgermanischen'  vgl.  Oertel,  p.  119  ff.,  z.  B.  p.  130:  „The 
sum  total  of  inferred  forms  does  not  give  us  a  true  picture  of  any 
language  ever  spoken;  nay,  even  the  single  forms  cannot  lay  claim  to 
being  representatives,  true  in  every  detail,  of  words  ever  in  actual  use." 

§  27.    Quellen  nnd  Hilfsmittel  der  historisclieu  Grammatik 
der  englischen  Sprache. 

Vgl.  Bülbring,  Ae.  El.  §  19-27  —  Dieter,  p.  XXII-XXVI  — 
Morsbach,  Me.  Gr.  §  3  —  S  wee  t,  HES  §  765  und  die  Literatur- 
angaben auf  p.  1  dieses  Buches. 

Als  Quellen  der  historischen  Grammatik  haben  zu  gelten 
die  uns  überlieferten  poetischen  und  prosaischen  Denk- 
mäler der  englischen  Sprache  von  den  ältesten  Zeiten 
bis  auf  die  Gegenwart,  und  zwar  sind  für  die  Grammatik 
auch  solche  Sprachdenkmäler  von  Wert,  oft  sogar  von  hohem 
Wert,  welche  der  literarhistorischen  Würdigung  nicht  unter- 
liegen, wie  z.  B.  Inschriften,  Urkunden,  Wortsammlungen, 
grammatische  oder  sonstige  wissenschaftliche  Erörterungen  etc. 
Sollen  die  älteren  Literaturdenkmäler  aber  für  die  Grammatik 
verwertet  werden,  so  muß  eine  sorgfältige  kritische  Würdigung 
derselben  vorangegangen  sein.  Wir  müssen  uns  über  Ort 
und  Zeit  ihrer  Entstehung  klar  werden,  wir  müssen  wissen, 
ob  die  Schreibung  des  betreffenden  Denkmals  die  ursprüng- 
lichen Lautwerte  genau  wiedergibt  oder  nicht,  wobei  wir  bei 
den  poetischen  Denkmälern  wieder  sehr  unterstützt  werden 
durch  die  Kunstmittel  der  poetischen  Form,  Reim  oder  Al- 
literation. Es  ist  darum  die  Ausbeute  an  grammatisch  ver- 
wertbarem Material  bei  den  einzelnen  älteren  Literatur- 
werken eine  sehr  verschiedene,  und  die  grammatische  Be- 
deutung eines  Denkmals  steht  gar  oft  in  umgekehrtem  Ver- 
hältnis zu  dessen  literarhistorischem  Wert. 

A  n  m.     Die  für  die  altenglische  Grammatik  in  Betracht  kommenden 
Sprachdenkmäler  sind  von  Bülbring,  §  19—27,  und  Dieter,  Einl.  p.  XXII 


§   27]  Quellen  und  Hilfsmittel  der  histor.  Grammatik.  47 

bis  XXVI  verzeichnet  worden.  lieber  die  Quellen  der  mittelenglischen 
Grammatik  und  zugleich  über  die  bei  Benutzung  derselben  zu  beobach- 
tende Vorsicht  handelt  Morsbach,  Me.  Gr.  §  3.  Ein  Verzeichnis  der 
Schriften  der  englischen  Grammatiker  und  Orthoepisten  des  16.  und 
17.  Jahrhunderts  gibt  Sweet,  HES  §  765. 

Zu  diesen  schriftlichen  Quellen  kommt  für  die  Gegen- 
wart, da  ja  das  Englische  eine  lebende  Sprache  ist,  noch 
hinzu  die  direkte  Beobachtung  der  gesprochenen 
Sprache.  So  hat  z.  B.  Sweet  in  seinem  Elementarbuch 
des  gesprocheneu  Englisch  3,  Leipzig  1895  und  dem  Primer 
of  Spoken  English,  Oxford  1895  die  Sprache  der  gebildeten 
Bevölkerung  Londons,  Rieh.  J.  Lloyd,  Northern  English, 
Leipzig  1899,  die  Sprache  der  nördlichen  Grafschaften  Eng- 
lands phonetisch  genau  fixiert;  Edward  Scripture,  Ernst  Meyer 
und  andere  Experimentalphonetiker  haben  wichtige  Einzel- 
untersuchungen über  den  gegenwärtigen  Lautbestand  des 
Englischen  angestellt  (vgl.  zu  §  28.  49). 

Ebenso  ist  die  Erforschung  der  modernen  englischen 
Dialekte  für  die  historische  Grammatik  des  Englischen 
von  großem  Wert,  weil  in  den  Dialekten  vielfach  älteres 
Sprachgut  und  ältere  Lantformen  sich  erhalten  haben,  die 
uns  über  die  frühere  Entwicklung  der  englischen  Sprache 
Aufschluß  geben. 

Als  Hilfsmittel  für  die  Erkenntnis  der  historischen 
Grammatik  des  Englischen  dienen  die  bisherigen  Dar- 
stellungen der  englischen  Grammatik,  namentlich  insoweit 
sie  die  historische  Entwicklung  der  Sprache  berücksichtigen; 
vgl.  die  Literaturangaben  auf  S.  1. 


Zweiter  Abschnitt. 

Gpundzüge  dep  Phonetik. 


Vgl.  Brücke,  Grundzüge  der  Physiologie  und  Systematik  der 
Sprachlaute  2,  Wien  187f)  —  Merkel,  Physiologie  der  menschlichen 
Sprache.  Leipzig  1866  —  Grützner,  Physiologie  der  Stimme  und 
Sprache  (Hermanns  Handbuch  der  Physiologie  I,  2).  Leipzig  1879 
—  T  echm  er,  Phonetik.  I.  Text  und  Anmerkungen.  II.  Atlas.  Leipzig 
1880  —  Sievers,  Grundzüge  der  Phonetik  zur  Einführung  in  das 
Studium  der  Lautlehre  der  indogermanischen  Sprachen*,  Leipzig  1893 
(Bibliothek  indogermanischer  Grammatiken  I)  —  Sievers,  Phonetik 
in  P  auls  Grundriß  der  germ.  Philologie  I-,  p.  283— 319  —  Traut  mann, 
Die  Sprachlaute  im  allgemeinen  und  die  Laute  des  Englischen,  Franzö- 
sischen und  Deutschen  im  besonderen.  Leipzig  1884/86  —  Trautmann, 
Kleine  Lautlehre  des  Deutschen,  Französischen  und  Englischen.  Bonn 
1903  —  Vietor,  Elemente  der  Phonetik  des  Deutschen,  Englischen 
und  Französischen^,  Leipzig  1903  —  Vietor,  Kleine  Phonetik  des 
Deutschen,  Englischen  und  Französischen ^  Leipzig  1903  —  Ripp- 
mann,  Elements  of  Phonetics,  English,  French,  and  German.  Trans- 
lated  from  Victors  Kleine  Phonetik.  London  1899  —  Klinghardt, 
Artikulations-  und  Hörübungen.  Cöthen  1897  —  Bremer,  Deutsche 
Phonetik  (Grammatiken  deutscher  Mundarten,  Bd.  I).  Leipzig  1893  — 
Brugmann,  Grundriß,  §25 — 60  —  Brugmann,  Kurze  vergleichende 
Grammatik,  §  17 — 19  —  Streitberg,  Urgerm.  Gramm.,  §  16—38  — 
Willmans,  Deutsche  Grammatik  P,  §  1 — 16  —  Sütterlin,  Die 
deutsche  Sprache  der  Gegenwart,  Leipzig  1900,  §  13 — 42  (Die  Erzeugung 
und  das  Wesen  der  Laute)  —  Luick,  Deutsche  Lautlehre,  Leipzig  u. 
Wien  1904  —  Bell,  Principles  of  Speech  and  Elocution,  London  1849  — 
Bell,  Visible  Speech,  London  1867  —  Bell,  Populär  Manual  of  Vocal 
Physiology  and  Visible  Speech,  London  1889  —  AlexanderEllis,  On 
Early  English  Pronunciation  with  Especial  Eeference  to  Chaucer  and 
Shakespeare.  5  Vols.  London  1868—1889  —  Sweet,  History  of  English 
Sounds,  Oxford  1888,  §  1-241  —  Sweet,  A  Handbook  of  Phonetics, 
Oxford  1877  —  Sweet,  A  Primer  of  Phonetics.    Second  Edition.    Oxford 


^  28]  Lautphysiologie  und  Phonetik.  49 

1902  —  Sweet,  Elementarbuch  des  gesprochenen  Englisch 3,  Leipzig 
1895  —  Sweet,  A  Primer  of  Spoken  English«,  Oxford  1895  —  Sweet, 
A  New  English  Grammar,  Historical  and  Logical  I,  §  648 — 723  —  Sweet, 
History  of  Language,  London  1900,  p.  12 — 32  —  Soames,  Introduction 
to  English,  French,  and  German  Phonetics.  New  Edition,  Revised  and 
Edited  by  Victor,  London  1899  —  Soames,  The  Teacher's  Manual. 
I.  The  Sounds  of  English.  IL  The  Teacher's  Method.  Ed.  by  Victor, 
London  1897  —  Lloyd,  Northern  English.  Phonetics,  Grammar,  Text. 
Leipzig  1899  —  Scholle  and  Smith,  Elcmentary  Phonetics,  English, 
French,  German.  London  1903  —  Storm,  Englische  Philologie.  I,  1^, 
Leipzig  1892  —  Western,  Englische  Lautlehre 2,  Leipzig  1903  — 
J  es  per  sen,  Phonetik,  Leipzig  1904  —  Roorda,  De  klankleer  en  hare 
practische  toepassing,  Groningen  1889  —  V.  Henry,  Comparative 
Grammar  of  English  and  German,  London  1894,  §9  —  14  —  Rousselot, 
Principes  de  Phonetique  Experimentale,  Paris  1897  —  Rousselot, 
Precis  de  Prononciation  Fran(;aise,  Paris  1902/3  —  Grandgent,  German 
and  English  Sounds,  Boston  1892  —  Scripture,  The  Elements  of 
Experimental  Phonetics.  With  384  Illustrations  and  26  Plates.  New 
York  1902. 


§  28.     Aufgabe  der  Lantphysiologie  und  der  Phonetik. 

VgL  Sievers,  GPh*  §  1—14;  PGrdr.2  §  1  —  Bremer,  §  1—18. 

Die  Lautphysiologie  im  engeren  Sinne  des  Wortes  hat 
€s  nur  mit  der  Erforschung  und  Darstellung  der  menschlichen 
Sprachorgane  und  der  Erzeugung  der  Sprachlaute  durch  die- 
selben zu  tun;  sie  bildet  darum  eine  Unterabteilung  der  all- 
gemeinen Physiologie  und  gehört  ihrem  Gegenstande  und 
ihrer  Methode  nach  in   den  Kreis   der  Naturwissenschaften. 

Unter  Phonetik  dagegen  ver-steht  man  die  Lehre  von 
4en  menschlichen  Sprachlauten  im  weitesten  Sinne  des  Wortes, 
also  nicht  bloß  von  ihrer  Hervorbringung  durch  die  Sprach- 
organe, sondern  auch  von  ihrem  akustischen  Werte,  ihrer 
Verwandtschaft  und  gegenseitigen  Beeinflussung,  ihrer  Ver- 
bindung zu  Silben,  Wörtern  und  Sätzen  und  ihrer  allmählichen 
Umgestaltung  in  der  gesprochenen  Spräche.  Die  Lautphysio- 
logie in  der  oben  angegebenen  Definition  bildet  also  nur  eine 
Hilfswissenschaft  der  Phonetik ;  doch  werden  beide  Bezeich- 
nungen auch  als  gleichbedeutend  angesehen   und  gebraucht. 

Anm.  Nach  Sievers,  GPh  §  1  bildet  die  Phonetik  ein  Grenzgebiet 
zwischen  der  Physik,  der  Physiologie  und  der  Sprachwissenschaft. 

Kaluza,  Histor.  Grammatik  d.  engl.  Sprache.    I.    2.  Aufl.  4 


50  Grundzüge  der  Phonetik.  [§  29,  30 

§  29.     Der  menschliche  Sprachorgaiiismus,     . 

Vgl.  Sievers,  GPh*  §  26-30.  58-65.  82-93;  PGrdr.  §  2  — 
Trautmann,  Spr.  §  29-78,  KIL  §  23-67  -  Victor,  §  1—4  — 
Bremer,  §  21.  24  —  Sütterlin,  §  13.  15 f.  —  Luick,  §  21—27  — 
Sweet,  PPh  §  15f.  —  Scripture,  p.  212—238  (Breathing  —  Vocal 
Organs). 

Die  Laute  der  menschlichen  Sprache  werden  dadurch 
hervorgebracht,  daß  der  von  der  Lunge  ausgestoßene  Luft- 
strom bei  seinem  Durchgange  durch  Kehlkopf,  Mund  und 
Nase  verschiedene  Hemmungen  erfährt  und  dadurch  vernehm- 
bar wird. 

Zu    den    menschlichen    Sprachorganen    gehören    daher: 

1.  Die  Atmungsorgane  (der  Respirationsapparat),^ 
also  Zwerchfell,  Lunge  und  Luftröhre,  welche  den  zum 
Sprechen  erforderlichen  Luftstrom  liefern,  der  auch  Aus- 
atmungsstrom (Exspirationsstrom)  genannt  mrd,  weil 
das  Sprechen  gewöhnlich  beim  Ausatmen  stattfindet, 

2.  die  Sprachorgane  im  engeren  Sinne,  welche  den 
von  der  Lunge  ausgestoßenen  Luftstrom  in  Sprachlaute  um- 
wandeln (der  Sprechapparat).  Hierzu  gehören  die  Arti- 
kulationsorgane: Stimmbänder,  Gaumensegel,  Zunge  und 
Lippen,  und  die  Resonanzorgane:  Kehlkopf,  Rachen-,^ 
Mund-  und  Nasenraum. 

§  30.     Der  Kehlkopf. 

Vgl.  Sievers,  GPh*  §  31—36.  66-81;  PGrdr.  §  3  —  Traut- 
mann, Spr.  34—47;  KIL  28—40  —  Victor,  §  5—11  -  Klinghardt, 
§  6.  7  —  Sütterlin,  §  13.  17  —  Luick,  §  21  —  Bremer,  §  25—27 
-  Sweet,  PPh  §17 f.  25—29  —  Scripture,  p.  239—280  (Structure 
and  Observation  of  the  Larynx  —  Action  of  the  Larynx). 

Der  Kehlkopf  besteht  aus  Schleimhaut,  Muskeln  und 
mehreren  Knorpeln.  Der  unterste,  auf  der  Luftröhre  auf- 
liegende Knorpel  heißt  Grundknorpel  oder  nach  seiner  siegel- 
ringförmigen Gestalt  Ringknorpel.  Ueber  ihm  befindet  sich 
der  einem  Schilde  ähnliche  Schildknorpel,  der  aus  zwei 
Platten  besteht,  die  vorn  zu  einer  scharfen  Kante  (Adams- 
apfel) zusammengewachsen  sind,  hinten  aber  weit  auseinander 
stehen.     Auf  dem  oberen  hinteren  Rande   des  Ringknorpels^ 


R  30]  Sprachorganismus.    Kehlkopf.  51 

zwischen  den  beiden  Enden  des  Schildknorpels,  sitzen  zwei 
kleine,  äußerst  bewegliche  Knorpel  ungefähr  von  der  Form 
einer  dreiseitigen  Pyramide,  die  sog.  Stellknorpel,  auch 
Gießbecken-  oder  Gießkannenknorpel  genannt.  Von 
je  einem  der  unteren  Ausläufer  der  beiden  Stellknorpel,  den 
sog.  Stimmfortsätzen  aus  ziehen  sich  nach  dem  inneren 
Winkel  des  Schildknorpels  zwei  elastische  Muskelbänder  hin, 
die  sog.  Stimmbänder  oder  Stimm lippen.  Je  nach  der 
Lage  der  Stellknorpel  nimmt  der  zwischen  den  beiden  Stimm- 
bändern befindliche  Spalt,  die  sog.  Stimmritze  oder  Glottis, 
eine  verschiedene  Gestalt  an.  Man  unterscheidet  hauptsäch- 
lich vier  verschiedene  Stellungen: 

1.  Die  Stimmritze  ist  mehr  oder  weniger  weit  ge- 
öffnet. Dies  ist  der  Fall  beim  ruhigen  Atmen  und  bei 
Hervorbringung  der  sog.  stimmlosen  Konsonanten  (In- 
differenzlage). 

2.  Die  Stimmbänder  sind  einander  genähert  und 
zugleich  gespannt,  so  daß  sie  durch  den  Exspirationsstrom 
in  tönende  Schwingungen  versetzt  werden.  Der  hierdurch 
hervorgebrachte  Ton  heißt  Stimm  ton  oder  Stimme.  Mit 
Stimmton  werden  die  Vokale  und  die  sog.  stimmhaften  Kon- 
sonanten (§  35.  38)  gesprochen. 

3.  Die  eigentlichen  Stimmbänder  sind  aneinander  gelegt 
und  nur  die  sog.  Atemritze  zwischen  den  beiden  Stell- 
knorpeln ist  geöffnet.  Dies  geschieht  bei  der  sog.  Flüster- 
stimme. 

4.  Die  Stimmritze  ist  völlig  geschlossen.  Die 
Luft  wird  dadurch  unterhalb  derselben  einen  Augenblick  fest- 
gehalten, um  dann  plötzlich  ausgestoßen  zu  werden.  Dies 
ist  der  Fall  bei  dem  sog.  Kehlkopfverschlußlaut  (§  40). 

Etwas  oberhalb  der  eigentlichen  Stimmbänder  befinden 
sich  die  unbeweglichen  sog.  falschen  Stimmbänder.  Der 
Eaum  zwischen  den  echten  und  den  falschen  Stimmbändern 
(die  Morgagnischen  Taschen)  dient  als  Schwingungs-  und 
Kesonanzraum  für  die  Stimmbänder. 

Der  Kehlkopf  wird  beim  Schlucken  oder  Schlingen  durch 
den   vorn   oberhalb   des  Schildknorpels   befindlichen   Kehl- 


52  Grundzüge  der  Phonetik.  [§  30,  31 

deckel  (Epiglottis)  verschlossen.     Der  Kehlkopf  hebt  sich 
hierbei  etwas. 

§  Bl.     Rachen-,  Mund-  nnd  Nasenrauni. 

Vgl.  Sievers,  GPli  §  37-54.  120—128;  PGrdr.  §  4 f.  —  Traut- 
mann, Spr.  §48-59,  KIL  §41-52  -  Victor,  §12-22  -  Kling- 
hardt,  §  16—29  —  Bremer,  §28—45  —  Sütterlin,  §  13.  18-20  — 
Luick,  §  22  —  Sweet,  PPli  §  19—24  —  Scripture,  p.  338—356 
(Pharynx,  Nose,  Velum,  Lips  and  Jaws). 

Oberhalb  des  Kehlkopfs  befindet  sich  die  Rachenhöhle, 
die  von  der  Mundhöhle  durch  den  weichen  Gaumen  oder 
das  Gaumensegel  (palahim  molle,  velmn  palati)  getrennt 
wird,  welches  in  das  sog.  Zäpfchen  (uvula)  ausläuft. 

Die  Rachenhöhle  steht  nach  unten  mit  der  Luft-  und 
Speiseröhre,  nach  oben  mit  der  Nasenhöhle,  nach  vorn  mit 
der  Mundhöhle  in  Verbindung.  Die  hintere  Wand  der  Rachen- 
höhle heißt  die  Rachenwand. 

Beim  Atmen  hängt  das  Gaumensegel  gewöhnlich  herab, 
so  daß  der  Luftstrom  durch  die  Nase  frei  entweichen  kann. 
Bei  Hervorbringung  der  meisten  Sprachlaute  wird  das 
Gaumensegel  nach  der  Rachenwand  hin  gehoben,  so  daß 
die  Nasenhöhle  gegen  den  Atmungsstrom  völlig  abgesperrt  ist 
(orale  Laute,  reine  Mundlaute). 

Bei  den  Nasal  vokalen  (§  36),  z.  B.  franz.  ä,  o  etc. 
schwebt  das  Gaumensegel  frei,  so  daß  Kehlkopf,  Mund- 
und  Nasenraum  miteinander  in  Verbindung  stehen,  und  die 
Luft  durch  Mund  und  Nase  zugleich  entweicht  (Mund- 
Nasenlaute,  nasalierte  Laute). 

Bei  den  Nasalkonsonanten  (§  44)  ist  das  Gaumen- 
segel bis  zum  Zungenrücken  herabgesenkt,  während  die 
Luft  durch  die  Nasenhöhle  hindurchströmt  (reine  Nasen- 
laute, Nasallaute). 

Die  Mundhöhle  wird  durch  den  sog.  harten  oder 
vorderen  Gaumen  (Palahim  durum)  und  die  beiden  Kiefer 
gebildet.  Der  Oberkiefer  ist  fest,  der  Unterkiefer  beweglich. 
Den  Winkel,  welchen  Ober-  und  Unterkiefer  miteinander  bilden, 
nennt  man  den  Kieferwinkel. 


§  31, 32]   Rachen-,  Mund-  und  Nasenrauni.    Artikulationsbasis.  53 

Am  Vorderrande  der  beiden  Kiefer  sitzen  die  Zähne  in 
den  sog.  Zabnsclieiden  oder  Alveolen.  Die  Alveolen  der 
Oberzäbne  bilden  eine  erbabeue  Wölbung  zwischen  den  Zähnen 
und  dem  harten  Gaumen. 

Mit  dem  Boden  der  Mundhöhle  verwachsen  ist  die  Zunge, 
eine  dicke  Muskelmasse,  die  infolge  ihrer  reichen  Muskulatur 
•eine  sehr  große  Beweglichkeit  und  Veränderlichkeit  der  Ge- 
stalt hat.  Für  die  Artikulation  der  Sprachlante  kommen  vor- 
züglich in  Betracht  die  Zungenspitze,  die  Vorderzunge  oder 
das  Zungenblatt,  der  Zungeurücken  und  die  Seitenränder  der 
Zunge  oder  der  Zungensaum. 

Nach  außen  hin  wird  der  Mundraum  von  den  Lippen 
begrenzt,  welche  entweder  passiv  den  Bewegungen  des  Unter- 
kiefers folgen  (passive  oder  neutrale  Lippenlage)  oder  durch 
ihre  eigene  Muskulatur  der  Mundöffnuug  eine  verschiedene 
Gestalt  geben  können  (§  35). 

Auf  der  Beweglichkeit  des  Unterkiefers,  der  Lippen,  des 
Gaumensegels  und  vor  allem  der  Zunge  beruht  hauptsächlich 
die  Fähigkeit  der  Erzeugung  verschiedenartiger  Sprachlaute. 

Oberhalb  des  Mundraumes  befindet  sich  der  Nasenraum, 
der,  wie  schon  erwähnt,  bei  den  reinen  Mundlauten  durch  das 
Gaumensegel  von  der  Mund-  und  Rachenhöhle  abgesperrt  ist. 

Die  Nasenhöhle  verleiht  durch  ihre  eigentümliche  Reso- 
nanz den  unter  Senkung  des  Gaumensegels  (s.  o.)  hervor- 
gebrachten Sprachlauten  eine  besondere,  etwas  dunklere 
Klangfarbe. 

§  32.     Indifferenzlage  der  Sprachwerkzeuge. 
(Artikulationsbasis.) 

Vgl.  Sievers,  GPh  §55—57;  PGrdr.  §6  -  Trautmann,  Spr. 
§  60-78,  KIL  §  53—67  —  Vietor,  §  127—130  —  Sütterlin,  §  11 
—  Sweet,  PPh  §  184—188  —  Grieb-Scliröer,  Englisch-deutsches 
Wörterbuch,  10.  Aufl.,  Einleitung. 

Bei  ruhigem  Atmen  befindet  sich  der  Sprechapparat  in 
der  Ruhelage  (Indiffercnzlage),  die  bei  verschiedenen 
Völkern  oder  auch  bei  verschiedenen  Augehörigen  desselben 
Volkes  verschieden  ist.    Weil  die  Indifferenzlage  der  Sprach- 


54  Grundzüge  der  Phonetik.  §  32, 33] 

Werkzeuge  die  Grundlage  für  die  mannigfachen  Bewegungen 
des  Sprechapparates  bildet,  nennt  man  sie  auch  Artikula- 
tionsbasis (Organic  basis). 

Bei  Erlernung  einer  fremden  Sprache  ist  es  von  beson- 
derer Wichtigkeit,  die  für  diese  Sprache  vorwiegend  geltende 
Artikulationsbasis  zu  kennen,  weil  sich  bei  Einstellung  der 
Sprachwerkzeuge  auf  dieselbe  die  eigentümliche  Klangfarbe 
vieler  Laute  von  selbst  ergibt. 

Anm.  Für  das  Neuenglische  ist  die  Artikulationsbasis  (nach 
Sweet,  Vietor,  Schröer  u.  a.)  etwa  folgende :  Die  Zunge  ist  in  der  Ruhe- 
lage gesenkt  und  abgeflacht,  der  vordere  Teil  derselben  etwas  ausgehöhlt 
und  die  Zungenspitze  ein  wenig  gehoben  ohne  die  Zähne  zu  berühren. 
Der  Mund  ist  beim  Sprechen  nur  wenig  geöffnet,  der  Unterkiefer  etwas 
nach  vorn  geschoben.  Die  Lippen  werden  möglichst  wenig  bewegt  und 
weder  gespreizt  noch  vorgestülpt. 

Den  Einfluß  dieser  Artikulationsbasis  auf  die  Klangfarbe  der  eng- 
lischen Sprachlaute  schildert  Sweet,  PPh^,  §  185  folgendermaßen:  „The 
flattening  of  the  tongue  widens  our  vowels,  its  lowering  makes  the 
second  dement  of  our  diphthongs  indistinct,  front-hollowing  gives  a  duU 
resonance  which  is  particularly  noticeable  in  our  /,  its  retraction  is  un- 
favourable  to  the  fonuation  of  teeth-sounds,  and  favours  the  development 
of  mixed  vowels  [a,  8,  S],  while  the  neutrality  of  the  lips  eliminates 
front-round  vowels  [ü,  ö].  Our  neutral  tongue-position  is  the  low-mixed 
or  mid-mixed  one  of  the  vowels  in  further  [s,  g]." 

§  38.    Lautbezeichnung. 

Vgl.  Vietor,  §  23  —  Bremer,  §  200—218  —  Sweet,  Sound 
Notation.  Transactions  of  the  Philological  Society,  London  1880/81  II 
—  Tuttle,  Phonetic  Notation.  Studies  from  the  Yale  Psychological 
Laboratory  ed.  by  Scripture,  Vol.  X  (1902),  p.  96—117. 

Die  traditionelle  Orthographie  der  meisten  Sprachen  gibt 
die  wirklich  gesprochenen  Laute  nur  sehr  unvollkommen 
wieder,  da  sie  vielfach  auf  genauere  Unterscheidungen  (z.  B. 
den  Unterschied  des  stimmlosen  und  des  stimmhaften  5  oder 
des  sog.  (i)ch-  und  des  fa^cA-Lautes  im  Deutschen)  verzichtet 
oder  dem  im  Laufe  der  sprachlichen  Entwickelung  einge- 
tretenen Lautwandel  nur  spät  oder  gar  nicht  nachfolgt,  so 
z.  B.  die  moderne  englische  Orthographie,  die  im  wesentlichen 
den  Lautbestand  des  15.  und  16.  Jahrhunderts  widerspiegelt. 


S  331  Lautbezeichnung.  55 

Zu  einer  genaueren  schriftlichen  Darstellung  der  ge- 
sprochenen Sprache  dient  daher  ein  sog.  phonetisches 
Alphabet,  in  dem  für  jeden  einzelnen  Laut  nur  ein 
bestimmtes  Zeichen  verwendet  wird  und  dasselbe 
Zeichen  auch  immer  denselben  Laut  angibt, 

Anm.  1.  Es  dürfen  also  in  einem  phonetischen  Alphabet  nicht, 
wie  es  in  den  landläufigen  Orthographien  der  Fall  ist,  für  einen  Laut 
zwei  oder  mehr  verschiedene  Zeichen  gesetzt  werden,  z.  B.  nhd.  für,  vor; 
nfz.^SJ,  ici,  ne.  hed,  bresLci,  frietid;  shall,  sugar,  mission,  conscious,  motion, 
ocean.  Es  dürfen  auch  nicht  verschiedene  Laute  durch  denselben  Buch- 
staben bezeichnet  werden,  wie  z.  B.  ne.  tJi&f,  what,  wsiter,  f&ther,  name, 
c&re  etc. 

Es  ist  ferner  wünschenswert,  daß  ein  einfacher  Laut  auch  durch 
€in  einfaches  Zeichen,  ein  zusammengesetzter  durch  zwei  verschiedene 
Zeichen  ausgedrückt  werde,  also  nicht,  wie  im  Deutschen  s  durch  seh, 
ts  durch  z,  ks  durch  x,  oder  wie  im  Englischen  })  durch  th,  ks,  gz  durch  x, 
dz  durch  j  u.  s.  w. 

Da  die  Zahl  der  möglichen  Sprachlaute  unendlich  groß 
ist,  so  ist  es  äußerst  schwierig,  ein  phonetisches  Alphabet 
aufzustellen,  das  nicht  blos  für  eine,  sondern  für  alle  Sprachen 
ausreicht  und  sämtliche  Laute,  die  von  dem  menschlichen 
Sprachorganismus  hervorgebracht  werden  können,  auch  in 
ihren  feineren  Unterschieden  scharf  auseinanderhält.  Ein 
solches  Universalalphabet  müßte,  wenn  es  genau  sein  soll, 
so  kompliziert  sein,  daß  es  praktisch  schwer  verwendbar 
wäre.  Darum  hat  trotz  mehrfacher  Versuche  noch  keins  der 
bisher  veröffentlichten  'Universalalphabete'  allgemeine 
Anerkennung  gefunden,  und  es  ist  vorteilhafter,  für  jede 
Sprache  ein  besonderes  phonetisches  Alphabet  auf- 
zustellen, weil  in  diesem  Falle  die  feineren  Lautnuancen  der 
einzelnen  Sprache  besser  zum  Ausdruck  gebracht  werden 
können.  Aber  selbst  für  eine  einzelne  Sprache  reicht  auch 
das  beste  phonetische  Alphabet  noch  nicht  völlig  aus,  und 
mit  Recht  sagt  Raymond  Weeks  (Modern  Language  Notes, 
May  18,  1903,  p.  152  b):  „Let  it  be  said,  that  no  aiphabet 
that  men  could  design  could  ever  represent  scientifically  the 
pronunciation  of  English." 

Die  vollkommenste  schriftliche  Fixierung  der  gesprochenen 
Sprache  bietet  der  Phonograph   und  ähnliche  Instrumente. 


56  Grundzüge  der  Phonetik.  [§  33 

Doch  haben  die  Laiitkurven  des  Phonographen  den  Nachteil^ 
daß  sie  wiederum  nur  für  den  Phonographen,  nicht  für  das 
Auge  lesbar  sind. 

Für  feinere  Lautunterscheidungen  dürfte  das  von  Sweet 
verbesserte  sog.  Visible  Speech  Alphabet  von  Bell  (vgL 
Sweet,  Sound  Notation,  HES  und  PPh)  zu  empfehlen  sein, 
das  unter  Verzicht  auf  die  hergebrachten  Alphabete  neue,  leicht- 
modifizierbare  Zeichen  für  die  einzelnen  Laute  aufstellt,  aller- 
dings auch  schwer  lesbar  und  noch  schwerer  zu  schreiben  ist 
(vgl.  Tuttle,  p.  99,  Anm.  12).  Für  die  gewöhnliche  Praxis 
reicht  das  lateinische  Alphabet  aus,  wenn  man  daraus 
die  überflüssigen  Buchstaben  q,  x,  y  etc.,  soweit  sie  nicht  für 
andere  Laute  Verwendung  finden,  entfernt  und  es  durch  Ein- 
führung diakritischer  Zeichen  (c',  g',  s,  z  etc.)  oder  durch  Um- 
kehrung (9,  0,  j)  oder  sonstige  Veränderungen  (q)  ergänzt. 
Auch  einzelne  Buchstaben  aus  der  griechischen  oder  der 
angelsächsischen  Schrift  {a,  %,  y  —  ]>,  d,  j)  werden  zu 
phonetischen  Alphabeten  benutzt.  Weitere  Einzelheiten  s.  bei 
Tuttle  a.  a.  0. 

Anm.  2.  Da  die  alt-  und  mittelenglische  Schrift  (§  51, 
201)  den  wirklichen  Lautbestand  einigermaßen  klar  erkennen  läßt,  ist 
die  Beifügung  einer  phonetischen  Umschrift  zu  den  in  diesem  Buche  an- 
geführten alt-  und  mittelenglischen  Wörtern  in  der  Regel  entbehrlich. 
Es  genügt,  durch  diakritische  Zeichen  die  mangelnde  Unterscheidung 
verschiedener  durch  denselben  Buchstaben  wiedergegebener  Laute  ge- 
nauer anzudeuten,  z.  B.  f,  o  für  geschlossenes,  f,  o  für  offenes  e,  o  — 
c\  (f  für  das  ae.  palatale  k  und  g  zu  schreiben,  oder  aber  vereinzelt 
den  Lautwert  eines  Buchstaben  durch  ein  phonetisch  unzweideutiges 
Zeichen  anzugeben,  wie  z.  B.  ae.  cniht  {%''\,  dohtor  \x\\  herigean  [jj^ 
dragan  [y]. 

Für  das  Neuenglische  dagegen,  dessen  Orthographie  von  dem 
Lautwerte  so  stark  abweicht,  empfiehlt  sich  in  den  meisten  Fällen  die 
Beigabe  einer  vollständigen  phonetischen  Umschrift,  und  zwar  schließe 
ich  mich  in  diesem  Buche  im  wesentlichen  an  die  von  Sweet  (EGE, 
PSE,  NEG)  und  von  Schröer  (in  seiner  Neubearbeitung  des  Griebschen 
Wörterbuches)  gebrauchten  Alphabete  an,  vermeide  aber  einige  Bezeich- 
nungen, die  zu  Mißverständnissen  Anlaß  geben  könnten,  wie  z.  B.  ei 
für  den  Diphthongen  in  dai/,  name,  a  für  den  Vokal  in  biit,  much  (Sweet) 
oder  ö  für  den  langen  offenen  o-Laut  in  law,  lord  (Schröer).  Ebenso 
ist  die  Wiedergabe   des  zweigipfligen  i  und  u  (§  48)  durch  ij  und  uw,. 


§  33]  Lautbezeichnung.  57 

die  ich  in  der  ersten  Auflage  dieses  Buches  von  Sweet  übernommen 
hatte,  besser  zu  vermeiden,  da  R.  Weeks  (Mod.  Lang.  Notes  18,  152) 
mit  Recht  dagegen  einwendet,  daß  diese  Bezeichnung  dazu  führen  könnte, 
die  zweiten  Bestandteile  j  und  w  als  Konsonanten  aufzufassen,  was  sie 
doch  durchaus  nicht  sind. 

Demgemäß  schreibe  ich  e,  i,  o,  u  für  die  kurzen  Vokale  in  ne. 
net,  Sit,  not,  put,  se  für  den  Laut  des  a  in  ]iat  [hset],  man  [msen],  a  statt 
des  von  Sweet  gebrauchten  a  für  den  Laut  des  u  in  but  [bat].  Die 
zweigipfligen  i  und  u,  die  Sweet  durch  ij,  uw  wiedergibt,  bezeichne 
ich  durch  i,  ü,  bezw.  iü,  z.  B.  sea  [si],  rlo  [du],  dew  [d^u].  Nach 
Analogie  hierzu  empfiehlt  es  sich,  auch  das  lange  a  durch  ä,  das  lange 
offene  o  (bei  Sweet  o)  durch  o  und  den  langen  gemischten  Laut  vor  r 
durch  ä  zu  bezeichnen  z.  B.  ghiss  [glas],  father  [fäda]  —  lau-  [15],  all 
[ol]  —  her  [hS],  sir  [sa],  btrd  [bad],  church  [tsits].  Daß  hierbei  der 
lange  offene  o-Laut  in  law,  all  durch  ein  ganz  anderes  Zeichen  wieder- 
gegeben ist,  als  der  bis  auf  die  Quantität  damit  ziemlich  identische  kurze 
offene  o-Laut  in  not,  god  ist  allerdings  eine  Inkonsequenz,  aber  ganz  ohne 
Inkonsequenzen  kommt  keine  phonetische  Schrift  aus,  und  ich  konnte  es 
ebensowenig  über  das  Herz  bringen,  mit  der  Association  Phonetique  das 
einfache,  unzweideutige  Zeichen  o  für  den  kurzen  offenen  o-Laut  ganz  zu 
vermeiden,  als  mit  Schröer  für  den  langen  offenen  o-Laut  ö  zu  setzen,  das 
wir  Deutsche  doch  zunächst  als  geschlossenes  o  anzusehen  geneigt  sind. 

Die  Diphthonge  in  nii/,  time  —  nou-,  tou-n  —  hoy,  oil  werden  all- 
gemein durch  ai  —  au  —  oi  wiedergegeben.  Bei  den  Halbdiphthongen 
(§  37)  ei,  0^  (bei  Sweet  ei,  ou)  in  day  [dei],  name  [ne^m]  —  no  [no^], 
honte  [hoTira]  habe  ich  mit  Schröer  den  zweiten  Bestandteil  etwas  höher 
gestellt,  um  dadurch  anzu'deuten,  daß  dieses  i,  ^  ursprünglich  ein  dem 
langen  Grundvokale  e,  ö  folgender  leichter  Nachhall  war,  der  überdies 
auch  heute  noch  im  Norden  von  England  und  in  Amerika  fehlt,  und  zu- 
gleich auch,  um  für  uns  Deutsche  eine  Verwechselung  von  ei  mit  ai  zu 
verhüten. 

Die  Dehnung  der  kurzen  Vokale  se,  e,  i,  o,  u,  a  vor  stimmhafter 
Endkonsonanz,  z.  B.  in  had,  hed,  hid,  god,  good,  hud  oder  die  Verkürzung 
langer  Vokale  oder  Diphthonge  vor  stimmloser  Endkonsonanz,  z.  B.  in 
meet,  root,  mute  —  height,  shout  —  hate,  note  gegenüber  seed,  niood,  tuhe 
—  hüle,  clouä  —  made,  rode  etc.  habe  ich  unbezeichnet  gelassen,  weü 
die  experimentalphonetischen  Untersuchungen  von  Ernst  Meyer  über  die 
englische  Lautdauer  (s.  §  49)  ergeben  haben,  daß  diese  Dehnungen 
oder  Verkürzungen  nicht  so  erheblich  sind,  wie  man  früher  angenommen 
hatte,  und  vor  allem,  daß  sie  je  nach  der  Beschaffenheit  des  folgenden 
Konsonanten  verschieden  stark  sind.  Dagegen  schien  es  mir  notwendig, 
die  Beeinflussung  der  Vokale  durch  ein  folgendes  r  [a],  namentlich  bei 
e,  i,  u  durch  ein  etwas  abweichendes  Zeichen  auszudrücken.  Ich  schreibe 
daher  diese  murmur  dij^hthongH  (§  37),  indem  ich  auch  hier  die  Quantität 


58  Grundzüge  der  Phonetik.  [§  33,   34 

des  ersten  Bestandteils  unbezeichnet  lasse,  folgendermaßen:  far,  hard 
[faa,  haad],  care  [kea],  liere,  year,  hearä  [ho,  jt9,  btad],  shore,  lord  [soa, 
lo8d],  pour,  sKve  [p^a,  s^a],  ßre  [faia],  okv  [aua].  Die  abgeschwächten 
Vokale  der  unbetonten  Silben  sind  durch  o,  i,  te,  ö,  iu  wiedergegeben, 
z.  B.  father,  ahoiit  [facta,  abaut],  piti/,  palace,  fishes  [piti,  paelis,  fisiz], 
apply  [^plai],  propose  [piopouz],  value  [vaeliü]. 

In  der  Wiedergabe  der  neuenglischen  Konsonanten  herrscht 
größere  Uebereinstimmung.  Die  Zeichen  p,  b;  t,  d;  k,  g,  ks,  gz;  w,  f, 
v;  J),  d;  s,  z:  h;  1,  r;  m,  n,  ij  sind  den  meisten  phonetischen  Alphabeten 
gemeinsam.  Für  die  breiteren  Zischlaute  in  gliip,  pleasure  —  child,  judge 
hat  Sweet  besondere  Zeichen  gewählt;  ich  schreibe  mit  Victor  und 
Schröer  s,  z  —  ts,  dz,  also  [sip,  plezo  —  tsaild,  dzadz].  Das  gutturale  1 
hat  L.  Kellner  in  seiner  Neubearbeitung  des  Thiemeschen  Wörterbuches 
durch  ein  besonderes  Zeichen  von  dem  palaten  1  unterschieden:  all,  hill, 
people  [ol,  hil,  pipl]  —  felloir  [felo^],    doch    ist   dies    wohl    entbehrlich. 

Die  phonetische  Umschrift  neben  der  üblichen  Ortho- 
graphie ist  hier  wie  später  stets  in  eckige  Klammern 
eingeschlossen.    Alles  Weitere  s.  §  351  ff. 

§  34.   Einteilung  der  Spracblaute:  Tokale  und  Konsonanten. 

Vgl.  Sievers,  GPh-*  §  102—119.  179-194  —  Trautmann, 
Sprl.  §  79—91,  284—288;  KIL  §  68-77  —  Sütterlin,  §  21—24. 
30—33.  36  —  Luick,  §  28f. 

Man  kann  die  Sprachlaute  nach  ihrem  Klangwerte  und 
nach  der  Art  ihrer  Artikulation  in  verschiedener  Weise  in 
größere  oder  kleinere  Gruppen  einteilen. 

Die  althergebrachte  Haupteinteilung  der  Sprachlaute  in 
Vokale  und  Konsonanten  ist  auch  phonetisch  durchaus 
gerechtfertigt,  da  die  Vokale  reine  Stimm  tonlaute  oder 
Klänge,  die  Konsonanten  aber,  wenn  auch  zum  Teil  mit 
Stimmton  verbunden,  Geräuschlaute  sind. 

Anm.  1.  Ueber  den  Unterschied  zwischen  Klängen  und  Ge- 
räuschen Tgl.  z.  B.  Luick,  Deutsche  Phonetik  §  16  f. 

Anm.  2.  Wenn  manche  Phonetiker  (Sievers  u.  a.)  nur  die  silbische 
Funktion  der  einzelnen  Laute  berücksichtigen  (§  46)  und  danach  die 
Vokale  im  engeren  Sinne  mit  den  Liquiden  1,  r  und  den  Nasalen  m,  n. 
li,  die  vereinzelt  auch  als  Silbenträger  auftreten,  unter  der  Bezeichnung 
'Sonanten"  oder  'Sonorlaute'  zusammenfassen,  also  nur  die  in  der  Regel 
nicht  silbenbildenden  Verschluß-  und  Reibelaute  als  'Konsonanten'  oder 
'Geräuschlaute'  bezeichnen,  so  stellen  sie  dabei  den  funktionellen  Unter- 
schied über  den  prinzipiellen.  Vgl.  auch  Trautmann,  Sprl.  §  87,  282, 
Vietor,  §  91,  Anm.  1. 


§  34,   351  Einteilung  der  Sprachlaute.    Vokale.  59 

Nach  ihrer  Artikulation  können  wir  die  Vokale  be- 
zeichnen als  stimmhafte  Laute  mit  Mundöffnung, 
denen  die  Konsonanten  h  (Kehlkopfreibelaut  §  39)  und  '  (Kehl- 
kopfverschlußlaut  §  40)  als  stimmlose  Laute  mit  Muudöffnung 
gegenüberstehen. 

Je  nachdem  bei  der  Bildung  der  Vokale  der  Nasenraum 
durch  das  Gaumensegel  abgesperrt  ist  oder  nicht  (§  31),  unter- 
scheidet man 

a)  Vokale  ohne  Nasenresonanz  oder  reine  Mund- 
vokale, orale  Vokale  (§  35)  und 

b)  Vokale  mit  Nasenresonauz  oder  Nasalvokale  (§  36). 
Zu  den  Konsonanten  gehören 

1.  die  eben  erwähnten  stimmlosen  Laute  mit 
Mundöffnung  oder  Kehlkopflaute  (§  39.  40), 

2.  die  Laute  mit  Mundenge,  gewöhnlich  Reibelaute 
oder  Spiranten  genannt  (§  42),  zu  denen  man  auch  die  sog. 
Liquiden  1,  r  rechnet  (§  41)  und 

3.  die  Laute  mit  Mund  Verschluß  (Verschlußlaute). 
Letztere  wiederum  zerfallen  in 

a)  Verschlußlaute  ohne  Nasenresonanz  (orale 
Verschlußlaute  oder   reine  Mund  Verschlußlaute)   (§   43)   und 

b)  Verschlußlaute  mit  Nasenresonanz  (Nasal- 
laute, Nasalkonsonanten)  (§  4!). 

§  35.    Reine  Mundvokale  (orale  Vokale). 

Vgl.  Sievers,  GPh*  §  195—273,  PGrdr.  §  22—27  —  Traut- 
mann, KIL  §  79—94.  98-102;  Sprl.  §  92-120.  125—169  —  Vietor, 
§  35-68.  72 f.  —  Bremer,  §  127—171  —  Sütterlin,  §  28  —  Luick, 
§  23.  31—36  —  Sweet,  PPh  §  32-63.  117—122  —  Eousselot,  Precis 
p.  27—48  —  Scripture,  p.  296—356  (Tongue  Contacts.  Methods 
of  Palatography  —  Tongue  Position  and  Movements  —  Pharynx,  Nose, 
Velum,  Lips  and  Jaw),  p.  399—431  (Vowels),  p.  281—295  (Tones  of  the 
Vocal  Cavities). 

Bei  der  Bildung  der  Vokale  ist  die  Stimmritze  verengt ; 
die  Stimmbänder  werden  durch  den  ausgehenden  Luftstrom 
in  Schwingungen  versetzt  und  erzeugen  den  sog.  Stimmton 
(§  30).  Der  Mundraum  ist  soweit  geöffnet,  daß  der  Ex- 
spirationsstrom  ohne  jede  Reibung  und  Hemmung  frei  hin- 


60  Grundztige  der  Phonetik.  [§  35 

durchgelien  kann.  Bei  den  reinen  Mimdvokalen  ist  der  Nasen- 
raum durch  Hebung  des  Gaumensegels  abgesperrt.  Die  Vokale 
sind  also  reine  Stimmtonlaute  oder  Stimmlaute.  Ihre 
verschiedene  Klangfarbe  und  damit  auch  ihre  Einteilung  und 
Gruppierung  beruht  im  wesentlichen  auf  der  durch  die  Stellung 
der  Zunge  und  der  Lippen  bedingten  verschiedenen  Gestalt 
der  Mundhöhle,  die  dem  Stimmtone  als  Resonanzraum  dient. 
Die  Zunge  erhebt  sich  bei  Bildung  der  Vokale  an  be- 
stimmten Stellen  mehr  oder  weniger  hoch  nach  dem  weichen 
oder  harten  Gaumen  hin  und  zerlegt  dadurch  den  Mundraum 
in  zwei  miteinander  in  Verbindung  stehende  Hohlräume. 

1.  Nach  dem  Orte  der  Erhebung  des  Zungenrückens 
gegen  den  weichen  oder  harten  Gaumen  hin  unterscheidet  man 

a)  gutturale  (velare)  Vokale,  auch  dunkle  oder  hintere 
Vokale  (hack  voiceh)  genannt,  welche  durch  Erhebung  des 
hinteren  Zungenrückens  gegen  den  weichen  Gaumen  und  die 
Rachenwand  hin  gebildet  werden.  Hierher  gehören  a,  o,  u, 
und  zwar  liegt  bei  u  die  Zungenerhebung  am  weitesten  zurück, 
bei  0  etwas  weniger,  bei  a  am  wenigsten  weit, 

b)  palato-gutturale  (palato-velare)  Vokale  oder  ge- 
mischte Vokale  (mlxed  vowels),  bei  denen  eine  Erhebung  des 
mittleren  Zungenrückens  etwa  gegen  die  Grenze  des  harten 
und  des  weichen  Gaumens  stattfindet,  z.  B.  ne.  a  in  hut,  much, 
ne.  5  in  sir,  hird,  das  zugleich  mit  stark  gehobener  Zungen- 
spitze gesprochen  wird, 

c)  palatale  Vokale,  auch  helle  oder  vordere  Vokale 
(front  vowels)  genannt,  die  durch  Erhebung  des  vorderen 
Zungenrückens  gegen  den  harten  Gaumen  hin  gebildet  werden, 
z.  B.  e,  i,  ä,  ö,  ü. 

2.  Nach  dem  Grade  der  Erhebung  des  Zungeurückens 
gegen  den  Gaumen  unterscheidet  man 

a)  hohe  Vokale  (high  vowels),  z.  B.  ne.  i,  u, 

b)  mittlere  Vokale  (mid  voivels),  z.  B.  ne.  e,  a,  9,  a. 

c)  niedere  Vokale  (low  vowels),  z.  B.  ne.  se,  5,  e. 

Anm.  1.  Je  nach  dem  Grade  der  Erhebung  der  Zunge  ist  auch 
der  Kieferwinkel  (§  31)  verschieden.  Er  ist  am  kleinsten  bei  den 
hohen  Vokalen  i,  u,   am  größten  bei  den  niederen  Vokalen  ne.  ae,  o,  %. 


§  35]  Vokale.  61 

3.  Nach  der  Stärke  der  Spannung  der ZungenmuskelD 
unterscheidet  man 

a)  enge  oder  gespannte  Vokale  (narrow  voivels),  z.B. 
ne.  i,  e,  6,  o,  u,  a, 

b)  weite  oder  ungespannte  Vokale  (wide  vowelsj,  z.B. 
ne.  1,  e,  ö,  ü. 

Anm.  2.  Die  Ausdrücke  'eng'  (gespannt)  und  'weit'  (ungespannt) 
sind  nicht  ohne  weiteres  identisch  mit  den  Bezeichnungen  'geschlossen' 
und  'offen'.  Letztere  beziehen  sich  vielmehr  im  wesentlichen  auf  die 
Klangfarbe  der  betreffenden  Vokale.  Man  nennt  ein  e  oder  o  ge- 
schlossen, wenn  es  dem  i  resp.  u,  offen,  wenn  es  dem  a  näher 
liegt  (s.  u.  S.  62  f.). 

Die  Lippen  verhalten  sich  bei  Bildung  der  Vokale  ent- 
weder 

1.  passiv  (passive  oder  neutrale  Lippenlage),  wie  z.  B. 
bei  a,  oder  sie  werden 

2.  gespreizt,  d.  h.  zurückgezogen  und  spaltförmig 
erweitert,  wie  z.  B.  bei  e,  i,  engl,  a  in  but,  much,  engl.  5  in 
sir,  hircl  im  Gegensatz  zu  deutschem  ö,  das  mit  Rundung 
der  Lippen  gesprochen  wird,  oder 

3.  gerundet  und  vorgestülpt,  d.h.  sie  nehmen  eine  mehr 
oder  weniger  kreisförmige  oder  ovale  Gestalt  an,  wie  bei  u,  o, 
nhd.  ü,  ö.  Bei  ü  sind  die  Lippen  allein,  bei  u,  o,  ö  auch  die 
Backen  gerundet.  Doch  werden  im  Neuenglischen  die  Lippen 
nicht  stark  gespreizt  und  nur  wenig  vorgestülpt. 

Auch  der  Kehlkopf  nimmt  bei  der  Bildung  der  Vokale 
eine  verschiedene  Stellung  ein.  Er  hebt  sich  bei  i,  um  das 
Ansatzrohr  zu  verkürzen  und  senkt  sich  bei  u,  um  das  An- 
satzrohr zu  verlängern. 

Da  jede  Aenderung  in  der  Mundstellung  einen  anderen 
Vokal  hervorbringt,  so  ist  in  Wirklichkeit  die  Zahl  der  in  der 
menschlichen  Rede  möglichen  Vokale  unendlich  groß.  In  jeder 
Einzelsprache  aber  wird  nur  eine  bestimmt  begrenzte  Zahl 
deutlich  voneinander  unterscheidbarer  Artikulationsstellungen 
der  Mundhöhle  zur  Erzeugung  von  Vokalen  praktisch  ver- 
wendet. Um  nun  in  die  große  Mannigfaltigkeit  der  überhaupt 
möglichen  Vokale  einige  Ordnung  hineinzubringen,  hat  man 


62  Grundzüge  der  Phonetik.  [§  35 

die  verschiedensten  Vokalsysteme  aufgestellt  (vgl.  Trautmann, 
Sprl.  149—169.  Vietor,  §  38),  die  teils  auf  dem  Eindruck  der 
einzelnen  Vokale  auf  das  Ohr,  teils  auf  der  Artikulationsstellung 
der  Mundhöhle  bei  Hervorbringung  der  Vokale  aufgebaut  sind. 
Doch  sind  alle  diese  Systeme  unzuverlässig,  weil  die  Beur- 
teilung des  Lautwertes  durch  das  Ohr  unsicher  ist  und  auch  die 
verschiedenen  Artikulationsstellungen  niemals  mit  unzweifel- 
hafter Sicherheit  beschrieben  und  nachgebildet  werden  können 
(Trautmann,  Kl.  L.  §  38).  Darum  hat  Trautmann  die  T  o  n  h ö  h  e 
der  geflüsterten  Vokale  zur  Grundlage  seines  Vokalsystems 
gemacht  und  gefunden,  daß  die  geflüsterten  Vokale  u,  o,  o,  a 
einerseits  und  a,  e,  e,  i  andererseits  je  einen  Septimenakkord 
bilden,  von  denen  der  zweite  genau  eine  Oktave  über  dem 
ersten  liegt,  nämlich  ga,  h.,,  dg,  fg  —  gg,  hg,  d4,  f4  (Traut- 
mann, Kl.  L.  §  86  ff.). 

Aber  auch  Trautmanns  System  ergibt  noch  keine  verläß- 
lichen Resultate,  da  dabei  die  Tonhöhe  wiederum  nur  durch 
das  Ohr  bestimmt  werden  kann  und  die  Resultate  verschiedener 
Forscher  verschieden  sind  (Scripture  p.  289).  Dagegen  er- 
halten wir  ein  fest  geschlossenes  Vokalsystem,  wenn  wir  mit 
Helmholtz,  König  und  Rousselot  die  Resonanz  der  Mund- 
höhle bei  Einstellung  auf  die  verschiedenen  Vokale  experi- 
mentell feststellen.  Es  ergibt  sich  dann,  daß  die  Schwingungs- 
zahlen für  die  Resonanz  der  Mundhöhle  bei  Einstellung  auf 
die  Vokale  u  —  o  —  a  —  e  —  i,  die  in  den  meisten. 
Sprachen  die  Grundvokale  bilden,  zu  einander  in  einem  ganz 
bestimmten  Verhältnisse  stehen,  so  zwar,  daß  bei  jedem 
folgenden  Vokale  die  Schwingungszahlen  doppelt  so  groß 
sind,  als  bei  dem  vorhergehenden,  die  Resonanz  der  Mund- 
höhle also  bei  jedem  folgenden  Vokale  um  eine  Oktave 
höher  liegt. 

Als  Schwingungszahlen  fanden  Helmholtz  und  König  für 
u  224,  für  Q  448,  für  a  896,  für  e  1792,  für  i  3584.  Für 
seine  eigene  Aussprache  fand  Rousselot  für  ii  228,  für  o  456, 
für  a  912,  für  e  1824,  für  i  3648  (Precis  p.  47  f.).  Wir 
können  daher  (nach  einem  Vortrage  von  Rousselot)  als 
runde  Zahlen  für  die  Grundvokale  ansetzen: 


§  35,  36]  Reine  Mundvokale.  —  Nasalvokale.  63 

II  —  0  —   a  —   e  —  i 

225      450      900      1800     3600 

Eousselot  hat  ferner  auch  für  die  dazwischenliegenden 
Vokale  die  Schwingungen  der  Mundhöhle  mit  Hilfe  des  König- 
schen  Tonometers  festgestellt  und  hierbei  u.  a.  gefunden,  daß 
die  Schwingungszahlen  für  offenes  (d.  h.  zwischen  u  und  o 
liegendes)  u  etwa  337  V2j  für  offenes  (d.  h.  zwischen  o  und  a 
liegendes)  o  675,  für  offenes  (d.  h.  zwischen  a  und  e  liegen- 
des) e  1350,  für  offenes  (d.  h.  zwischen  e  und  i  liegendes) 
i  2700  betragen.     Es  liegt  also  auch  bei   der  Reihe  i^  —  q 

—  ^  —  i  die  Resonanz  der  Mundhöhle  für  jeden  folgenden 
Vokal  um  je  eine  Oktave  höher,  und  zugleich  bilden  diese 
offenen  Laute  jedesmal  die  Quinte  zu  den  vorhergehenden 
geschlossenen  Lauten.  So  erhalten  wir  ein  festes  Vokalsystem, 
an  dem  sich  die  den  verschiedenen  Einzelsprachen  oder  ver- 
schiedenen dieselbe  Sprache  spreche'nden  Individuen  eigen- 
tümlichen Vokale  abmessen  lassen,  nämlich: 

225        450       900       1800      3600 

u  —  \i   —  o  —  o  —  a  —  e  —  e  —  j  —  i 

3371/2  675  1350  2700 

Anm.  3.  Weitere  Vokalnuancen,  die  z.  B.  im  Französischen  vor- 
kommen und  deren  Schwingungszahlen  gleichfalls  ein  Vielfaches  voa 
112*/2  hilden,  s.  bei  Rousselot,  Precis  p.  48. 

Bei  den  im  Deutschen  und  Französischen  vorkommenden,  im  Neu- 
englischen aber  fehlenden  ü-  und  ö-Lauten,  die  mit  der  Zungenstellung 
von  i,  e,  aber  mit  der  Lippenrundung  von  u,  0  gesprochen  werden, 
setzen  sich  auch  die  Eesonanzzahlen  aus  denen  der  beiden  Komponenten 
zusammen.  Die  Schwingungszahlen  der  französischen  Nasalvokale  5,  ä 
e,  &  sind  von  denen  der  reinen  Mundvokale  0,  a,  e,  oe  nur  wenig  ver- 
schieden (Rousselot,  Precis  p.  48).  Für  die  außerhalb  der  normalen 
Reihe  stehenden  neuenglischen  Vokale  o,  a,  9  sind  die  Schwingungs- 
zahlen bisher  noch  nicht  festgestellt  worden. 

§  36.    Nasalierte  Vokale  (Nasalvokale). 

Vgl.  Sievers,  GPh  §  260  f.,  PGrdr.  §  82  —  Trautmann,  Sprl. 
§  121—124;  KIL  §  95—97  —  Vietor,  §  69-71  —  Sütterlin,  §  29 

—  Sweet,  PPh  §  45. 

Die  Nasalvokale  haben  dieselbe  Zungen-  und  Lippen- 
stellung wie  die  entsprechenden  reinen  Mundvokale;  nur  ist 


64  Grundzüge  der  Phonetik.  [§  36,  37 

die  Zungenwurzel  etwas  nach  dem  Zäpfchen  hin  gehoben  und 
der  Kieferwinkel  etwas  kleiner  als  bei  den  reinen  Mund- 
vokalen. Das  Gaumensegel  ist  bei  Bildung  der  Nasalvokale 
etwas  gesenkt  und  schwebt  frei,  so  daß  Rachen-,  Mund-  und 
Nasenraum  miteinander  in  Verbindung  stehen  und  der  Ex- 
spirationsstrom  nicht  bloß  durch  den  Mund,  sondern  zugleich 
auch  durch  die  Nase  entweicht  (§  81).  Es  nimmt  also  auch 
der  Nasenraum  an  der  Resonanz  teil,  was  dem  betreffenden 
Vokale  einen  eigentümlichen,  in  der  Regel  etwas  dunkleren 
Klang  verleiht,  wie  im  frz.  a,  ö,  e,  öe  in  Van,  en,  on,  vin,  im. 
Die  extremen  Vokale  i,  u  werden  seltener  nasaliert;  i^  ü,  ü 
kommen  daher  z.  B.  im  Französischen  nicht  vor. 

Anm.  Das  Urgerinanische  und  das  Altenglische  besaß  ursprüng- 
lich auch  derartige  Nasalvokale,  z.  B.  urg.  *])üyja  dachte  (§  54,  g),  *pTxan 
gedeihen  (§  54,  s),  *pnyje  däuchte  (§  54,  t);  ae.  *gös  Gans  (§  57,  h),  ae.  *fif 
fünf  (§  65,  d),  ae.  *ü><  uns  (§  69,  d).  Doch  ging  die  Nasalierung  schon 
früh  verloren,  und  auch  die  in  mittelenglischer  Zeit  aus  dem  Französischen 
eingedrungenen  Nasalvokale  haben  ihre  Nasalierung  aufgegeben  (§  232). 

§  37.    Diphthonge. 

Vgl.  Sievers,  GPh  §  384—402;  PGrdr.  §  41  —  Trautmann, 
Spr.  310—312;  KIL  §  207—209  —  Luick,  §  76—79  —  Sweet,  NEG 
686-688. 

Werden  zwei  aufeinanderfolgende  Vokale  mit  einem  ein- 
heitlichen Exspirationsstrom  ausgesprochen,  also  zu  einer  Silbe 
vereinigt  (§  46),  so  entsteht  ein  Diphthong.  Der  eine  der 
beiden  Vokale,  in  der  Regel  der  schallstärkere,  ist  der  eigent- 
liche Träger  der  Silbe  und  des  Tones;  der  andere  muß  sich 
ihm  unterordnen;  er  hat  gewissermaßen  konsonantische 
Geltung,  ist  'unsilbisch'  (§  46),  was  man  durch  ein  darunter- 
gesetztes ^  bezeichnen  kann;  z.  B.  aj,  avi,  iü  etc.  Je  nach- 
dem der  schallstärkere  Vokal  vorausgeht  oder  nachfolgt, 
unterscheidet  man  fallende  (z.  B,  ai,  a\i,  oi,  eg,  in  ae.  seah) 
und  steigende  Diphthonge  (^a,  gä  in  ae.  geaf  gab,  geäfon 
gaben,  go  in  ae.  eöw  euch,  edwei'  euer,  ua  in  frz-  foi 
König). 

Je  nachdem  der  erste  Bestandteil  eines  Diphthongen  kurz 
oder  lang  ist,  spricht  man  von  Kurzdiphthongen  (z.  B.  (;a, 


§  37,  38]  Diphthonge.    Konsonanten.  65 

eo,  ie  in  ae.  seah,  deorc,  hierde),  oder  Langdiphtliongen 
(z.  B.  ea,  eo,  le  in  ae.  heah^  deor,  hieran). 

Der  Diphthong  ist  um  so  vollkommener  und  klarer,  je 
größer  der  Abstand  zwischen  den  beiden  Bestandteilen  ist 
(s.  die  Vokalskala  S.  63);  darum  kommen  in  den  meisten 
Sprachen  die  Diphthonge  ai  und  au  am  häufigsten  vor,  dem- 
nächst oi  und  eu,  seltener  ei  und  ou. 

Eine  Verbindung  dreier  Vokale  zu  einer  Silbe  nennt  man 
einen  Triphthong. 

Anm,  Im  Neuenglischen  unterscheidet  Sweet,  NEG  §  686  ff.  neben 
den  fall  diphthongs  ai,  au,  oi  auch  half  diphtiiongs  ei,  ou,  ij,  uw,  bei 
denen  der  zweite  Bestandteil  nur  um  eine  kleine  Stufe  von  dem  ersten 
verschieden  ist,  und  murnnir  diphthongs  e9,  ia,  09,  u9,  jus,  bei  denen  der 
aus  r  abgeschwächte  unbestimmte  Vokallaut  den  zweiten  Bestandteil  bildet. 

§  38.     Bildnng  und  Einteilung  der  Konsonanten. 

Vgl.  Sievers,  GPh  §  129-178.  316—350;  PGrdr.  §  15—21  - 
Trautmann,  Sprl.  §170—181.  246—283;  KIL  106—115.  167—183  - 
Vietor,  §  74  —  Brugmann,  KVG  §  17  —  Sütterlin,  §  27  - 
Luick,  §47—49  —  Sweet,  PPh§  64—88  —  Scripture,  p.  432— 445 
(Liquids  and  Consonants). 

Wenn  die  Sprachwerkzeuge  derartig  eingestellt  sind,  daß 
an  irgend  einer  Stelle,  welche  der  Ausatmungsstrom  zu 
passieren  hat,  eine  Enge  oder  ein  Verschluß  {occliision) 
gebildet  wird,  so  entsteht  bei  der  Reibung  des  Luftstromes 
an  der  Enge  (friction)  oder  bei  Auflösung  des  Verschlusses 
(explosion)  ein  Geräusch.  Man  nennt  darum  die  so  ent- 
standenen Laute  Geräuschlaute  oder  Konsonan.ten,  und 
zwar  im  ersteren  Falle  Reibelaute  (Engelaute,  Spiranten, 
Fricativae),  im  letzteren  Verschlußlaute  oder  Explosiv- 
laute. 

Die  Reibelaute  können  längere  Zeit  hindurch  aus- 
gehalten werden  und  werden  darum  auch  Dauerlaute  oder 
kontinuierliche  Laute  genannt  im  Gegensatz  zu  den  Ver- 
schlußlauten, die  nur  einen  Augenblick  vernehmbar  sind 
und  daher  auch  Momentanlaute,  Stoßlaute,  Schlag- 
laute heißen. 

Anm.  1.     Mit  den  Fricativen  sind  die  sog.  Affricaten  (§45), 
mit  den  Spiranten  die  Aspiraten  (§  45)  nicht  zu  verwechseln. 
Kaluza,  Histor.  Grammatik  d.  engl.  Sprache.    I.    2.  Aufl.  5 


66  Grundzüge  der  Phonetik.  [§   38 

Von  den  Reibelauten  im  engeren  Sinne  unterscheidet 
man  in  der  Regel  als  eine  besondere  Gruppe  die  sog. 
Liquiden  ],  r  (§  41),  bei  denen  an  einer  Stelle  der  Mund- 
höhle ein  teilweiser  Verschluß,  an  einer  anderen  eine  Enge 
gebildet  wird,  durch  welche  die  Luft  ziemlich  ungehindert 
hindurchströmen  kann.  Wird  der  Verschluß  mehrere  Male 
rasch  hintereinander  gebildet  und  wieder  gelöst,  so  entstehen 
die  verschiedenen  Arten  des  gerollten  r  (§  41,  2). 

Von  den  Verschlußlauten  im  engeren  Sinne  sind  ab- 
zutrennen die  Verschlußlaute  mit  Nasenresouanz  oder  die 
Nasalkonsonanten  (§  44),  bei  deren  Bildung  das  Gaumen- 
segel herabhängt,  so  daß  der  durch  den  Mundverschluß  ge- 
hemmte Atemstrom  ungehindert  durch  die  Nase  entweichen 
kann.  Die  Nasalkonsonanten  sind  also  Laute  mit  Mund- 
verschluß und  Nasenöffnung,  und  da  hierbei  der  Ex- 
spirationsstrom  durch  den  Muudverschluß  nicht  vollständig 
gehemmt,  sondern  nur  auf  einen  anderen  Weg  geleitet  wird, 
so  sind  dieselben  nicht  Momentanlaute,  wie  die  gewöhnlichen 
Mundverschlußlaute,  sondern  Dauerlaute  oder  kontinuierliche 
Laute ;  sie  können  ebenso  lange  ausgehalteu  werden  wie  die 
Reibelaute  oder  die  Vokale. 

Wird  bei  Bildung  eines  Geräuschlautes  zugleich  durch 
Schwingen  der  Stimmbänder  der  sog.  Stimmton  (§  30)  er- 
zeugt, so  heißt  der  Konsonant  stimmhaft  oder  tönend; 
ist  dies  nicht  der  Fall,  so  heißt  er  stimmlos  oder  tonlos. 

Je  nach  der  Stärke  des  zur  Bildung  von  Konsonanten 
verwendeten  Exspirationsstromes  unterscheidet  man 
forte s  (gespannte)  und  lenes  (ungespannte  Konsonanten). 
In  der  Regel  sind  die  stimmlosen  Konsonanten,  bei  denen 
der  Luftstrom  den  Kehlkopf  ungehindert  passiert  und  mit 
voller  Kraft  auf  den  Verschluß  oder  die  Enge  in  der  Mund- 
höhle auf  trifft,  fort  es  (gespannt),  die  stimmhaften,  bei 
denen  der  Luftstrom  durch  die  schwingenden  Stimmbänder 
in  seiner  Kraft  etwas  abgeschwächt  wird,  lenes  (unge- 
spannt). Doch  werden  mitunter,  so  z.  B.  in  einigen  deutschen 
Dialekten,  die  sonst  stimmhaften  Konsonanten  (b,  d,  g,  v,  z, 
j,  y)  überhaupt  nicht  mit  Stimmton,  sondern  nur  mit  der  den 


§38] 


Bildung  und  Einteilung  der  Konsonanten. 


67 


stimmhaften  Konsonanten  sonst  eigenen  schlafferen  Artikulation 
gesprochen,  sind  also  zu  stimmlosen  lenes  geworden. 

Anm.  2.  Die  alten  Grammatiker  teilten  die  Mutae  (Verschluß- 
laute) ein  in  Tenues  {=  stimmlose  fortes)  und  Mediae  (=  stimm- 
li:>fte  lenes). 

Je  nach  der  Stelle,  an  welcher  eine  Enge  oder  ein  Ver- 
schluß gebildet  wird,  teilt  man  die  Konsonanten  ein  in  Kehl- 
kopflaute, Hintergaumenlaute  (Gutturale  oder  Velare), 
Vordergaumenlaute  (Palatale),  Zahnlaute  (Dentale) 
und  Lippenlaute  (Labiale).  Von  den  Zahnlauten  (Dentalen) 
im  engeren  Sinne  sind  die  Zwischenzahnlaute  (Inter- 
dentale) abzutrennen.  Bei  den  Lippenlauten  (Labialen)  unter- 
scheidet man  reine  Lippenlaute  (Bilabiale)  und  Lippen- 
zahnlaute (Labiodentale). 

Die  Kehlkopflaute  bezeichnet  man  als  stimmlose 
Laute  mit  Mundöffnung,  während  die  Gaumen-,  Zahn- 
und  Lippenlaute  als  Laute  mit  Mundenge  oder  mit 
Mundverschluß  ihnen  gegenübergestellt  werden  (§  34). 

Wir  erhalten  demnach  etwa  folgende  Tabelle: 


Verschl 

stimm- 
los 

ußlaute 

stimm- 
haft 

Reibe 

stimm- 
los 

laute 

stimm- 
haft 

Li- 
quide 

Nasale 

Lippenlaute  |  ^^^^^^^^^ 
(Labiale)        Labiodentale 

P 

b 

f 

w 

V 

m 

Zahnlaute 
(Dentale) 

Interdentale 
Dentale 

t 

d 

s 
s 

d 

z 

z 

1,  r 

n 

Vordergauni  enlaute 
(Palatale) 

k' 

g' 

X 

i 

r 

n' 

Hintergaumenlaute 
(Gutturale  oder  Velare) 

k 

g 

X 

Y 

l,  1 

n 

Kehlkopflaute 

■} 

h 

5* 


68  Grundzüge  der  Phonetik.  [§  38,  39 

Anm.  3.  Die  Zahl  der  Verschlußlaute  (ohne  oder  mit  Nasen- 
resonanz) ist  geringer  als  die  der  Reibelaute  und  ihre  Klangfarbe  in  den 
verschiedenen  Sprachen  einheitlicher,  weil  ein  Verschluß  sich  nur  an 
wenigen  bestimmten  Stellen  des  Mundraumes  und  in  ganz  ähnlicher 
Weise  herstellen  läßt,  während  eine  Enge  auf  mannigfaltige  Art  und  mit 
verschiedenen  Nuancierungen  gebildet  werden  kann.  Noch  mannig- 
faltiger ist  die  Klangfarbe  und  die  Artikulationsart  der  mit  Mundöffnung 
gesprochenen  Vokale  (§  37). 

Stimmlose  Laute  mit  3Inii(löitnüng  (Kehlkopflaute). 
§  39.     a)  Der  Hauchlaut  h  (Kehlkopfreihelaut). 

Vgl.  Sievers,  GPh't  §  262;  PGrdr  §  33.  —  Trautmann,  Spr. 
§  202—204:  KIL  §  131  —  Vietor,  §  26—31  —  Bremer,  i;  69,  8  — 
Luick,  §  62.  73  —  Klinghardt,  Artikulations-  und  Hörübungen 
§30—32  —  Scripture,  p.  276— 278  —  Michaelis,  Ueber  das  h  und 
die  verwandten  Laute.  Herrig's  Archiv  79,  49.  283  —  E.  Meyer, 
Stimmhaftes  h.  Neuere  Sprachen  8,  261  —  Klinghardt,  Stimmhaftes 
h,  N.  Spr.  9,  85  —  Passy,  h  vocaliquc,  N.  Spr.  9,  245. 

Wenn  bei  geöffneter  Stimmritze  und  geöffnetem  Munde 
der  Luftstrom  hindurchstreicht,  ohne  daß  ein  Stimmton  ge- 
bildet wird,  so  entsteht  der  Hauchlaut  h,  der  auch  als 
Kehlkopfreibelaut  (Czermak,  Trautmann)  bezeichnet  wird, 
weil  bei  dem  Hindurchgehen  der  Luft  durch  den  Kehlkopf 
ein  Reibegeräusch  entsteht  (vgl.  Trautmann,  Sprl.  §  202  ff.). 

Anm.  1.  Bei  Bildung  des  h  ist  die  Mundartikulation  in  der  Eegel 
schon  der  des  folgenden  Vokals  angepaßt:  darum  nehmen  manche 
je  nach  dem  folgenden  Vokal  verschiedene  h-Laute  an:  h''^,  h^,  hi ,  ho, 
h^  usw.  oder  sie  bezeichnen  diese  verschiedenen  h-Laute  geradezu  als 
'stimmlose'  Vokale.  Hiergegen  ist  einzuwenden,  daß  nicht  bloß  die  Arti- 
kulation des  h,  sondern  auch  die  anderer  Konsonanten,  z.  B.  1,  r,  k 
usw.  durch  den  folgenden  Vokal  beeinflußt  wird,  ferner,  daß  der  Hauch- 
laut h  wie  jeder  andere  Konsonant  auch  für  sich  allein  hervorgebracht 
werden  kann,  also  nicht  mit  dem  folgenden  Vokale  völlig  verschmolzen 
ist,  sondern  ihm  vorangeht. 

Anm.  2.  Im  Französischen  fehlt  das  h,  doch  spricht  man  es 
neuerdings  auch  in  la  haine,  je  hcds,  la  haut  und  ähnlichen  Fällen:  vgl. 
Rousselot,  Precis  p.  54. 

Das  englische  h  ist  von  dem  deutschen  etwas  verschieden,  inso- 
fern als  die  Exspirationsstärke  allmählich  nachläßt,  noch  ehe  der  Voka' 
selbst  ertönt.  Man  vergleiche  z.  B.  nhd.  Hoful  mit  ne.  han(f,  nhd.  Haus 
mit  ne.  house.     Darum  bezeichnet  Vietor  das  englische  h  genauer  durch 


§  39,  40]  Kehlkopüaute.  69 

h>  oder  <h>.  In  der  Londoner  Vulgärsprache,  dem  sog.  Cocknei/ 
English  ist  das  h  sehr  schwach  und  fällt  in  der  Regel  ab. 

Das  amerikanische  h  ist  dagegen  ein  weit  stärkerer  Hauchlaut, 
der  niemals  fehlen  darf;  vgl.  Scripture,  p.  271  f.:  It  is  to  be  noted  that 
the  rough  American  h  is  quite  a  different  sound  from  the  faint  Southern 
English  h  and  that  it  cannot  be  dropped  without  making  a  rauch  greater 
change  in  the  Impression  on  the  ear. 

Anm.  3.  Ein  dem  stimmlosen  Kehlkopf  reibelau  t  h  entsprechender 
stimmhafter  Kehlkopfreibelaut,  also  ein  stimmhaftes  h  ist  in  der 
Kegel  nicht  vorhanden,  weil  die  Stimmbänder  nicht  gleichzeitig  zum 
Hauchlaut  und  zum  Tönen  eingestellt  sein  können  (Trautmann,  Sprl. 
§  203)  oder  vielmehr  die  dem  stimmlosen  Kehlkopfreibelaute  h  ent- 
sprechenden stimmhaften  Laute  sind  die  Vokale  (§  35).  Doch  hat  man 
neuerdings  bei  intervokalischem  h,  z.  B.  in  nhd.  daheim,  ne.  /  saw  him 
die,  das  Schwingen  der  Stimmbänder  während  des  Ertönens  des  Hauch- 
lautes, also  ein  stimmhaftes  h,  experimentell  festgestellt.  In  diesem 
Falle  sind  die  Stimmbänder  einander  nähergebracht  und  schwingen;  die 
Atemritze  (§  30)  aber  ist  etwas  weiter  geöffnet,  so  daß  Stimme  und 
Hauchlaut  zugleich  ertönen;  vgl.  Victor,  §22.  Dagegen  erklärt  Scripture 
(p.  278)  die  Bildung  des  stimmhaften  h  durch  starke  Annäherung  der 
falschen  Stimmbänder  oder  durch  Senken  des  Kehldeckels. 

§  40.     b)  Der  Kehlkopfverschlußlant. 

Vgl. Sievers,  GPh  §  858 f.;  PGrdr  §  39  —  Trautmann,  Spr.  §  218 f.; 
KIL  §  144  —  Vietor,  §  32—34  —  Bremer,  §  61,3  —  Sütterlin, 
§  26  —  Luick,  §55.  72  -  Klinghardt,  §  15  —  Sweet,  PPh  §  29 
—  Scripture,  p.  278—280. 

Wird  die  Stimmritze  einen  Augenblick  völlig  geschlossen 
und  dann  wieder  für  den  durchgehenden  Luftstrom  geöffnet, 
so  entsteht  ein  leises  'Knackgeräusch',  der  sog.  Kehlkopf- 
verschlußlaut (gloüal  catch)  oder  feste  Einsatz,  ge- 
wöhnlich bezeichnet  durch  ',  den  griechischen  Spiritus  lenis. 

Anm.  1.  Ein  derartiger  Kehlkopfverschlußlaut  geht  im  Deutschen 
jedem  im  Wortanlaut  stehenden  Vokal  voran,  z.  B.  'alt,  'edel,  'ich,  'oh, 
'und,  desgleichen  jedem  Vokal  im  Anlaut  der  zweiten  Glieder  von  Zu- 
sammensetzungen, die  noch  als  solche  empfunden  werden,  wie:  Wort'art, 
Ver  ein,  Post^ami,  aber  nicht  in:  herein,  warum,  daroh  u.  ä.  In  Ost- 
preußen findet  er  sich  auch  im  Inlaut  zwischen  Vokalen,  die  verschiedenen 
Silben  angehören,  wie  The'ater,  Hi'atus  oder  in  der  Aussprache  griechi- 
scher Wörter:  (piXi'a,  ßaaiÄ^'(ag,  Äv'<a,  ve'avi'ag,  noi'e'o)  etc. 

Im  Englischen  und  Französischen  wird  dagegen  der  Kehl- 
kopfverschluß  gewöhnlich   nicht   verwendet,    sondern    die    Stimme    setzt 


70  Grundznge  der  Phonetik.  [§  40,  41 

sofort  mit  dem  Vokallaut  ein.  Darum  werden  im  Englischen  und  Franzö- 
sischen die  einzelnen  Wörter  nicht  so  streng  voneinander  getrennt,  wie 
im  Deutschen,  sondern  es  findet  zwischen  Wörtern,  die  dem  Sinne  nach 
zusammengehören,  Herüberziehen  des  auslautenden  Konsonanten  (liaison) 
statt;  man  spricht  also:  it  is  nicht  [it'iz],  sondern  [i  tiz],  not  at  all 
nicht  [not  'at  '51],  sondern  [no  ta  toi].  Doch  findet  sich  der  Kehlkopf- 
verschiußlaut  vereinzelt  auch  im  Englischen  in  Fällen  wie  ah,  ah,  ah 
[ä  'ä  'ä]  oder  saturday  erening  [ssetadi  'ivniij]  zur  Trennung  zweier 
gleichartiger  Vokale.  Dagegen  fehlt  der  Kehlkopfverschlußlaut  heim 
Zusammentreffen  zweier  ungleichartiger  Vokale,  z.  B.  monvy  order 
[mani  oda]. 

Anm  2.  Im  Altenglischen  muß  ebenso  wie  im  Neuhochdeutschen 
der  Kehlkopfverschlußlaut  oder  spiritus  lenis  bei  vokalischem  Anlaut  noch 
gesprochen  worden  sein,  denn  es  beruht  auf  ihm  die  sog.  vokalische 
Alliteration.  Es  können  im  Altenglischen  alle  Vokale  beliebig  miteinander 
alliterieren,  weil  ihnen  allen  dieser  Kehlkopfverschlußlaut,  der  als  kon- 
sonantisches Element  empfunden  wurde,  vorausging.  In  der  mittel- 
englischen AlliterationsdichtuDg  ist  vokalische  Alliteration  erheblich 
seltener  und,  wo  sie  vorkommt,  werden  in  der  Regel  gleiche  Vokale  mit- 
einander gebunden.  Daraus  müssen  wir  schließen,  daß  schon  im  14.  und 
15.  Jahrhundert,  wohl  durch  den  Einfluß  des  Normannisch-französischen, 
der  Kehlkopfverschlußlaut  aus  der  englischen  Sprache  verschwunden 
war  (§  16). 

Anm.  3.  Auch  der  Husten  ist  eine  Art  von  Kehlkopfverschlußlaut 
(Sweet,  PPh  §  29,  HL  p.  14);  doch  treten  dabei  wohl  andere  Muskeln 
in  Tätigkeit;  vgl.  Scripture,  p.  280;  Weeks,  MLN  18,  152. 

Anm.  4.  Zu  dem  Kehlkopfverschlußlaut  fehlt  ein  entsprechender 
stimmhafter  Laut,  weil  die  Stimmritze  nicht  zu  gleicher  Zeit  geschlossen 
und  zum  Tönen  eingestellt  sein  kann. 

§  41.     Laute  mit  Mimdeiige:  a)  Die  Liquiden  1,  r. 

Vgl.  Sievers,  GPh*  §  274—300;  PG  §  28—30  —  Trautmann, 
Spr.  §  220-232;  KIL  §  145-155  —  Victor,  §  91—99.  76  —  Bremer, 
§  73-79  —  Luick,  §  37—42  —  Scripture,  p.  432  ff. 

Die  sog.  liquiden  Laute  (flüssigen  Laute)  1  und  r  sind 
die  schallkräftigsteu  unter  den  Konsonanten  und  können 
ebenso  wie  die  Nasallaute  und  die  Vokale  Träger  des  Silben- 
akzentes sein  (§  46),  also  silbenbildend  oder  silbisch  gebraucht 
werden.  Man  trennt  daher  innerhalb  der  Laute  mit  Mund- 
enge die  Liquiden  1,  r  als  eine  besondere  Gruppe  von  den 
Reibelauten  oder  Spiranten  im  engeren  Sinne  (§  42)  ab. 
Die  1-  und  r-Laute  sind  in  der  Regel   mit  Stimmton    (§  30) 


§   41]  Die  Liquiden  1,  r.  71 

verbunden,   also  stimmhaft.     Je  nach    der  Artikulationsstelle 
unterscheidet  man  verschiedene  Arten    der   1-    und   r-Laute. 

1.  Die  1-Laute  werden  dadurch  hervorgebracht,  daß  die 
Zungenspitze  an  die  Alveolen  der  Oberzähne  angelegt  ist 
und  mit  diesen  einen  Verschluß  bildet,  während  die  Seiten- 
ränder der  Zunge  von  den  Backenzähnen  ferngehalten  werden, 
so  daß  zwischen  den  beiden  Seitenrändern  oder  wenigstens 
einem  Seitenrande  der  Zunge  und  den  Backenzähnen  eine 
Enge  entsteht,  durch  welche  der  Exspiration sstrom  hindurch- 
geht, der  zugleich  auch  die  Zunge  zum  Schwingen  bringen 
kann.  Wird  bei  Bildung  des  1  die  Vorderzunge  konkav  aus- 
gehöhlt und  die  Hinterzunge  etwas  gegen  den  weichen  Gaumen 
gehoben,  so  entsteht  das  sog.  gutturale  1  (poln.  1). 

Anm.  1.  Das  altenglische  1  hatte,  wie  wir  aus  der 'Brechung'  von 
ae.  «,  e,  i  vor  /  +  Kons,  zu  ea,  eo,  io  (§  57,  p.  62,  k.  65,  g)  ersehen,  in  be- 
stimmten Stellungen  einen  dunklen,  gutturalen  Klang,  der  nach  einem 
vorhergehenden   hellen  Vokal   einen   dunklen  Uebergangslaut    hervorrief. 

Auch  das  neuenglische  1  ist,  namentlich  im  Auslaut  {all,  well, 
ill,  people,  ahle),  dunkler  als  das  deutsche  1  und  ähnelt  dem  polnischen  i. 

2.  Die  r-Laute  können  an  verschiedenen  Stellen  des 
Mundraumes  gebildet  werden,  und  man  unterscheidet  danach 
verschiedene  r-Laute,  unter  denen  die  gebräuchlichsten  sind: 

a)  Alveolares  r  oder  Zungenspitzen-r,  bei  dem  durch 
Hebung  der  Zungenspitze  gegen  die  Alveolen  der  Oberzähne 
ein  Verschluß  gebildet  und  durch  den  Exspirationsstrom  als- 
bald wieder  gelöst  wird.  Folgen  Bildung  und  Lösung  des 
Verschlusses  mehrere  Male  rasch  hintereinander,  so  wird  die 
Zungenspitze  in  Schwingungen  versetzt  und  es  entsteht  das 
sog.  gerollte  r  {trilled  r).  Es  giebt  aber  auch  'ungerollte' 
r-Laute,  so  z.  B.  das  neuenglische  r,  bei  dem  nur  ein  bis 
zwei  Zungenschläge  gemacht  werden. 

Anm.  2.  Im  Neuenglischen  steht  das  alveolare  r  aber  nur  im 
Anlaut  (allein  oder  nach  Konsonanten:  round,  red,  icrote,  grow)  und  im 
Inlaut  zwischen  Vokalen  {merri/,  sorrow).  Es  unterscheidet  sich  zugleich  von 
dem  deutschen  r  dadurch,  daß  die  Zungenspitze  etwas  mehr  zurückgebogen 
ist.  Im  Anlaut  nach  t  und  d  findet  etwas  stärkere  Engenbildung  statt, 
so  daß  das  r  sich  dem  s  oder  z  nähert  (//•//,  dry  fast  =  [tsai,  dzai]). 
Bei  raschem  Sprechen  geschieht  dasselbe  auch  im  Inlaut  bei  Verstummen 


72  örundzüge  der  Phonetik.  [§  41^  42 

eines  Mittelvokals,  z.  B.  m/'Iitar//  [militsi],  interesting  [intsgstirj],  /  am 
u'ondering  [aim  wandziij].  Auslautendes  r  und  inlautendes  r  vor  Konso- 
nanten ist  im  Neuenglischen  zu  dem  Murmelvokal  9  geworden  {star, 
hard  =  [staa,  haadj). 

Anm.  3.  Das  altenglische  r  war  gerolltes  Zungenspitzen-r 
(Bülbring,  §  49).  Zugleich  aber  war  die  Hinterzunge  guttural  gehoben 
und  die  Lippen  wahrscheinlich  etwas  gerundet  (Bülbring,  §  92),  so  daß 
auch  das  r  in  bestimmten  Stellungen  einen  dunklen,  gutturalen  Klang 
hatte  und  Brechung  eines  vorhergehenden  hellen  Vokals  ee,  e,  i  zu  ea,  eo,  io 
bewirkte  (§  57,  q.  62,  1.  65,  h). 

b)  Uvular  es  r  oder  Zäpfchen-r  (gutturales  r),  bei 
dem  der  hintere  Zuogenrücken  gegen  den  weichen  Gaumen 
hin  gehoben  ist,  während  in  der  Mitte  der  Hinterzunge 
eine  Rinne  gebildet  wird,  gegen  welche  das  Zäpfchen  hin 
und  her  schwingt.  Es  ist  eigentlich  eine  'gerollte'  Abart 
des  stimmhaften  gutturalen  Eeibelautes  y  (§  42) ;  phonetisch 
wird  das  Zäpfchen-r  gewöhnlich  durch  i  (umgekehrtes  r) 
bezeichnet. 

Anm.  4.  In  Deutschland  ist  das  Zäpfchen-r  ziemlich  stark  verbreitet; 
in  England  aber   kommt   es   nur   mundartlich   vor   {Northumhrian  burr). 

§  42.     b)  Die  Reibelaute  (Spiranten)  im   engeren  Sinne. 

Vgl.  Sievers,  GPh^  §  303-323;  PGrdr  §  34  —  Trautmann, 
Spr.  §  182-199;  KIL  §  116-128  —  Vietor,  §  75-90.  100-103  — 
Bremer,  §  65—72  —  Luick,  §  56—60. 

Die  Reibelaute  im  engeren  Sinne  zerfallen  nach  ihrer 
Artikulationsstelle  in  a)  gutturale  (velare),  b)  palatale, 
c)  dentale,  d)  labiale  Reibelaute. 

a)  Die  gutturalen  Reibelaute  oder  Hintergaumen- 
reibelaute (auch  velare  oder  postpalatale  Reibelaute,  back 
consonants  genannt),  stimmlos  x^  stimmhaft  y,  werden  durch 
Annäherung  des  hinteren  Zungenrückens  an  den  weichen 
Gaumen  gebildet.  Die  Erhebung  der  Zunge  bei  der  Bildung 
von  X,  y  entspricht  derjenigen  bei  Bildung  der  dunklen  Vokale 
u,  0,  a,  ist  aber  bedeutend  stärker,  so  daß  eine  wirkliche 
Reibung  des  Luftstromes  und  damit  ein  Geräuschlaut  ent- 
steht. Die  gutturalen  Reibelaute  werden  daher  in  der  Regel 
auch  mit  gutturalen  Vokalen  verbunden,  z.  B.  uhd.  ach^  auch, 
doch;  sagen,  Wagen;  ae.  feohtan,  feaht,  fuhtoji,  fohten;  dagas, 


§   42]  Reibelaute.  73 

hoga,  ftujol.  Beim  Uebergang  von  einem  bellen  Vokal  zu 
einem  gutturalen  Reibelaute  stellt  sieb  mitunter  ein  dunkler 
Gleitlaut  ein ;  daber  die  'Brecbuug'  von  ae.  «,  e,  i  zu  ea,  eo, 
io  vor  gutturalem  h  [x]  (§  57,  n.  62,  b.  65,  f). 

Anm.  1.  Im  schottischen  Dialekt  ist  der  stimmlose  gutturale 
Reibelaut  ;i;  auch  jetzt  noch  erhalten,  z.B.  night  [ne;^t],  loiigh  [lo;(;]  etc.; 
im  Englischen  aber  ist  er  seit  dem  16.  Jahrhundert  teils  verstummt, 
z.  B.  duughter  [dota],  teils  in  f  übergegaugen,  z.  B.  laugh  [läf],  enough 
[inaf]  etc.  Der  stimmhafte  gutturale  Reibelaut  /  ist  schon  im  Mittel- 
englischen in  den  stimmhaften  bilabialen  Reibelaut  w  umgewandelt  worden, 
z.  B.  ae.  hoga^  me.  howe ;  ae.  fugol,  me.  fuwel,  fowl. 

b)  Die  palatalen  Reibelaute  oder  Vordergaumen- 
reibelaute (aucb  antepalatale  Reibelaute,  front  consonants 
genannt),  stimmlos  x,  stimmbaft  j,  werden  durcb  Annäberuug 
des  vorderen  Zungenrückens  an  den  harten  Gaumen  ge- 
bildet. Die  Zungenerbebung  bei  %',  j  entspricht  derjenigen 
bei  Bildung  der  'vorderen  Vokale'  e,  i  (§  35),  ist  aber 
wiederum  erbeblicb  stärker.  Die  palatalen  Reibelaute  werden 
in  der  Regel  mit  palatalen  Vokalen  verbunden,  z.  B.  nbd. 
ich,  recht;  siegen  [sijen].  Regen  [rejen],  ae.  mihi,  niht;  daeges, 
dsege  [dsejes,  dseje]. 

Anm.  2.  Im  Neuenglischen  ist  der  stimmlose  palatale  Reibelaut  ;^' 
seit  dem  16.  Jahrhundert  verstummt  {might  [mait],  night  [nait]  etc.) ; 
der  stimmhafte  palatale  Reibelaut  j  aber  ist  im  Anlaut  {yes  [ies],  you 
[iü]  etc.)  und  in  der  Verbindung  ifi  auch  im  Inlaut  {duke  [dJük],  mute 
[miüt])  noch  erhalten.  Doch  ist  bei  dem  englischen  j  die  Zunge  weniger 
stark  gegen  den  harten  Gaumen  gehoben  als  bei  dem  deutschen  j,  so 
daß  es  mehr  den  Charakter  eines  Halbvokals  i  als  eines  wirklichen  Reibe- 
lautes wie  das  deutsche  j  hat;  vgl.  Tuttle,  Studies  from  the  Yale 
Psychological  Laboratory,  X,  p.  106 :  This  sound  [E.  y  in  year,  e  in  ewe, 
few]  is  about  as  distinct  from  j  as  z  is  from  d;  it  is  a  serious  mistake 
to  use  a  Single  sign,  as  some  writers  do,  for  both  sounds. 

c)  Die  dentalen  Reibelaute  oder  Zabnreibelaute 
(aucb  linguale  Reibelaute  oder  Zungenreibelaute  genannt) 
werden  durcb  Annäherung  der  Zungenspitze  an  den  harten 
Gaumen  oder  an  die  Alveolen  der  Oberzähne  oder  an  die 
Zähne  selbst  gebildet.     Man  unterscheidet  danach : 

1.  Die  sog.  breiten  Zischlaute,  stimmlos  s,  stimmhaft  z, 
welche  entstehen,  wenn  die  Zungenspitze  und  die  Vorderzunge 
mit  den  Alveolen   der  Oberzähne   und   dem  vorderen  harten 


74  Grundzüge  der  Phonetik.  [8  42 

Gaumen  eine  flache  Enge  bilden,  während  die  Yorderzunge 
zu  einer  Rinne  ausgehöhlt  ist,  durch  die  der  Exspirations- 
strom  hindurchgeht,  um  sich  an  den  Vorderzähnen  zu  brechen. 

Anm.  3.  Bei  dem  deutschen  s  werden  zugleich  die  Lippen  etwas 
vorgestülpt,  bei  englischem  s  aber  bleiben  sie  in  der  Indifferenzlage ;  die 
Zungenspitze  wird  etwas  zurückgezogen. 

Die  breiten  Zischlaute  s  und  z  sind  in  der  urgermanischen  Gnind- 
sprache  nicht  vorhanden.  Auch  das  Altenglische  kennt  sie  noch  nicht; 
sie  treten  erst  im  Mittelenglischcn  auf. 

2.  Die  sog.  spitzen  Zischlaute,  stimmlos  s,  stimm- 
haft z,  die  entstehen,  wenn  zwischen  der  Zungenspitze  und 
den  Alveolen  der  oberen  Schneidezähne  eine  schmale  Enge 
gebildet  wird,  während  die  Zunge  in  ihrer  Mittellinie  zu 
einer  Rinne  eingekerbt  ist,  wodurch  wiederum  der  Atemstrom, 
der  aber  hier  viel  feiner  ist  als  bei  §,  z,  an  den  Vorderzähnen 
gebrochen  wird. 

3.  Die  sog.  gelispelten  Laute,  auch  interdentale 
Reibelaute  genannt,  stimmlos  ]),  stimmhaft  d,  welche  ent- 
stehen, wenn  die  Zungenspitze  zwischen  die  beiden  Zahn- 
reihen tritt  und  so  den  Exspirationsstrom  etwas  hemmt. 
Gewöhnlich  werden  sie  allerdings  postdental  gebildet,  d.  h. 
durch  Herstellung  einer  Enge  zwischen  der  Zungenspitze  und 
der  hinteren  Fläche  der  Oberzähne. 

Anm.  4.  Die  gelispelten  Laute  1^,  d  waren  schon  im  Urgerma- 
nischen vorhanden  und  haben  sich  im  Englischen  bis  auf  die 
Gegenwart  erhalten;  im  Deutschen  aber  kommen  sie  nicht  mehr  vor. 

d)  Die  labialen  Reibelaute  oder  Lippenreibe- 
laute zerfallen 

1.  in  die  labiodentalen  Reibelaute,  stimmlos  f,  stimm- 
haft V,  bei  deren  Hervorbriugung  eine  Enge  zwischen  der 
Unterlippe  und  den  Oberzähnen  hergestellt  wird,  und 

2.  in  die  bilabialen  Reibelaute,  stimmlos  w,  stimm- 
haft w,  welche  durch  Annäherung  beider  Lippen  hervorge- 
bracht werden. 

Anm.  5.  Das  englische  w,  z.  B.  inne.M^e  [ii],  one  [^an],  bildet  eine 
Zwischenstufe  zwischen  dem  eigentlichen  bilabialen  Reibelaute  w  und  dem 
ihm  in  der  Bildung  verwandten  Vokale  u,  ist  also  besser  als  Halbvokal  zu 
betrachten;  vgl.  oben  Anm.  2.  Das  deutsche  «'ist  labiodentaler  Reibe- 
laut, also  ähnlich  dem  englischen  r. 


§  43]  Verschlußlaute.  75 

Laute  mit  MiiiidTerschlnß  (Verschlnßlaute) : 

§  48.     a)  Yerschliißlaute  ohue  Naseiiresonaiiz  (reine 

Yerschlußlaute,  Mnndversclilußlaute). 

Vgl.  Sie  vers,  GPh*  §  324— 345 ;  PGrdr.  §  35-38  —  Trautm  an  n 
Spr.  §205—214;  KIL  §  132—141  —  Vietor,  §  104—116  —  Bremer, 
§  53—64  —  Luick,  §  50—54. 

Die  Verschlußlaute  entstehen,  wenn  der  Exspirations- 
strom  durch  Bildung  eines  Verschlusses  an  irgend  einer  Stelle 
des  Mundi^aumes  für  einen  Augenblick  völlig  abgesperrt  wird 
(ocdusion,  applosion),  um  dann  plötzlich  wieder  ausgestoßen  zu 
werden  (explosion).  Wenn  zwischen  Bildung  und  Lösung  des 
Verschlusses  eine  etwas  längere  Pause  eintritt,  so  entsteht 
ein  langer  Verschlußlaut.  Fällt  zwischen  Bildung  und  Lösung 
des  Verschlusses  die  Silbengrenze  (§  46),  so  werden  beide 
Momente  vom  Ohre  gesondert  empfunden  und  man  spricht 
dann  von  Doppelkonsonanten  oder  geminierten 
Konsonanten  (§  45).  Stoßen  zwei  Verschlußlaute  zusammen, 
so  wird  bei  dem  ersten  gewöhnlich  nur  die  Bildung,  bei  dem 
zweiten  nur  die  Lösung  des  Verschlusses  deutlich  vernommen. 
Der  Nasenraum  ist  bei  Bildung  der  reinen  Verschlußlaute 
(Mundverschlußlaute)  durch  Hebung  des  Gaumensegels  ab- 
gesperrt. 

Auch  hier  ist  zu  unterscheiden  zwischen  stimmlosen 
und  stimmhaften  Verschlußlauten.  Die  stimmlosen  Ver- 
schlußlaute werden  oft  aspiriert  gesprochen:  p',  t',  k' 
(§  45). 

Die  stimmlosen  Verschlußlaute  sind  gewöhnlich  fort  es, 
die  stimmhaften  lenes  (§38),  und  dieser  Unterschied  bleibt 
auch  bestehen,  wenn,  wie  es  vereinzelt  geschieht,  die  sonst 
stimmhaften  Verschlußlaute  b,  d,  g  ohne  Stimmton  gesprochen 
werden  (§  38). 

Je  nach  der  Artikulationsstelle  unterscheidet  man  hier 
wie  bei  den  Keibelauten 

a)  gutturale  (velare)  Verschlußlaute  oder  Hinter- 
gaumenverschlußlaute, stimmlos  k,  stimmhaft  g,  bei 
denen  ein  Verschluß  zwischen  dem  hinteren  Zungenrückei« 
und  dem  weichen  Gaumen  gebildet  wird. 


76  Grundzüge  der  Phonetik.  [§  43,  44 

b)  palatale  Verschlußlaute  oder  Vordergaumeu- 
verscblußlaute,  stimmlos  k',  stimmhaft  g',  bei  denen  ein 
Verschluß  zwischen  dem  vorderen  Zungenrücken  und  dem 
harten  Gaumen  hergestellt  wird. 

Anra.  Wie  bei  den  Reibelauten  verbinden  sich  auch  hier  gutturale 
Verschlußlaute  in  der  Regel  mit  dunklen,  palatale  mit  hellen  Vokalen, 
Verschieden  also  ist  z.  B.  eigentlich  der  k-Laut  in  ne.  coulä  und  ne.  kill, 
der  g-Laut  in  ne.  good  und  ne.  gift.  In  Wirklichkeit  aber  ist  in  den 
modernen  Sprachen  ein  wesentlicher  Unterschied  zwischen  gutturalen 
und  palatalen  Verschlußlauten  in  der  Regel  nicht  vorhanden ,  da  die 
Artikulationsstelle  sowohl  vor  dunklen  wie  vor  hellen  Vokalen  in  die 
Mitte  zwischen  dem  harten  und  dem  weichen  Gaumen  verlegt  ist.  Im 
Altenglischen  war  palatales  und  gutturales  c  und  g  noch  streng 
geschieden  (§  90  f.). 

c)  dentale  Verschlußlaute,  stimmlos  t,  stimm- 
haft d,  bei  denen  ein  Verschluß  zwischen  der  Zungenspitze 
und  den  Alveolen  der  Oberzähne  hergestellt  wird. 

d)  labiale  (genauer:  bilabiale)  Verschlußlaute, 
stimmlos  p,  stimmhaft  b,  bei  denen  die  Unterbrechung  des 
Atemstromes  durch  Aufeinanderschließen  beider  Lippen  be- 
wirkt wird. 

§  44.     b)  Verschlußlaute  mit  NascHresonanz  (Nasal- 
konsonanten). 

Vgl.  Sievers,  GPh*  §  301  f.;  PGrdr.  Ml  —  Trautmann,  Spr. 
§  234—245;  KIL  §  156—166  ~  Victor,  §  117—126  —  Sütterlin, 
§  29  -  Luick,  §  43f. 

Wenn  w^ährend  der  Bildung  eines  Mundverschlusses  das 
Gaumensegel  nicht  den  Nasenraum  absperrt,  sondern  frei 
herabhängt  (§  Hl),  sodaß  der  Atemstrom  ungehindert  durch 
die  Nase  entweichen  kann,  so  erhält  der  dann  entstehende 
Laut  durch  die  Nasenresonanz  einen  veränderten  Klang  und 
er  kann  überdies,  da  der  Exspirationsstrom  durch  den  Mund- 
verschluß nicht  völlig  unterbrochen,  sondern  nur  auf  einen 
andern  Weg  geleitet  wird,  beliebig  lange  ausgehalten  werden 
(§  38). 

Die  Nasalkonsonanten  sind  in  der  Regel  stimmhaft.  Je 
nach  der  Art  des  Mundverschlusses  sind  die  Nasalkonsonanten 
a)  guttural:    ij,  b)  palatal:   n',    c)  dental:   n,   d)  labial:   m. 


8  44,  451  Verbindung  mehrerer  Konsonanten.  77 

Anm.  Kann  wegen  eines  Schnupfens  oder  aus  sonstiger  Ursache 
der  Luftstrom  den  Nasenraum  nicht  ungehindert  passieren,  so  nähern 
sich  die  Nasalkonsonanten  m,  n,  ij  den  entsprechenden  stimmhaften  Ver- 
schlußlauten b,  d,  g. 

§  45.    Verbindnng  mehrerer  Konsonanten.     Stellungslaute 
und  Gleitlaute. 

Vgl.  S  i  e  V  e  r  s ,  GPh*  §  94—100.  351—481 ;  PGrdr.  §  12.  39—45  — 
Trautmann,  Spr.  §  322—326;  KIL  §  204  —  Vietor,  §  150—156  — 
Sütterlin,  §  39  —  Luick,  §  75  —  Sweet,  PPh  §  91.  113—147  — 
Scripture,  p.  446 — 461  (Sound  Fusion). 

Die  Verbindung  eines  Verschlußlautes  mit  dem  ent- 
sprechenden Reibelaute  nennt  man  eine  Affricata:  pf  — 
ts,  dz,  ts,  dz  —  k'x,  g'j  —  k^. 

Die  Verbindung  eines  Verschlußlautes  mit  dem  Hauch- 
laute h  nennt  man  Aspirata:   p%   b'   —  t',    d*"  —  k%   g°. 

Anm.  1.  Die  anlautenden  stimmlosen  p,  t,  k  spricht  man  im  Neu- 
englischen oder  Neuhochdeutschen  häufig  als  Aspirata  p^  t',  k',  ohne 
daß  dies  in  der  Schrift  bezeichnet  wird  (§  43).  In  der  indogermanischen 
Grundsprache  gab  es  auch  stimmhafte  Aspiraten  &',  d\  g    (§  76). 

Fällt  die  Silbengrenze  (§  46)  zwischen  die  Bildung  und 
Lösung  eines  Verschlusses  oder  innerhalb  eines  kontinuier- 
lichen Lautes  (§  38),  so  empfindet  das  Ohr  diesen  Konso- 
nanten doppelt.  Man  spricht  dann  von  Doppelkonsonanten 
oder  geminierten  Konsonanten;  vgl.  z.  B.  poln.  j)ana 
[pa-na]  'den  Herrn'  mit  panna  [pan-na]  'die  Jungfrau'  oder 
ne.  'penny  [pe-ni]  mit  pen-knife  [pen-naif]. 

Anm.  2.  Unter  den  sonstigen  Verbindungen  mehrerer  Konsonanten 
sind  am  häufigsten  die  Verbindungen  von  1,  r,  die  vor  oder  nach  fast  allen 
andern  Konsonanten  stehen  können,  im  Anlaut:  pl,  bl,  fl,  wl,  tl,  dl,  J)l, 
sl,  sl,  kl,  gl,  hl  —  pr,  br,  fr,  wr,  tr,  dr,  Ipr,  sr,  sr,  kr,  gr,  hr,  im  In- 
und  Auslaut  auch  Ip,  Ib,  If  etc. 

Bei  dem  Uebergange  von  einem  mit  fester  Einstellung 
der  Sprachorgane  hervorgebrachten  Laute  (Stellungslaut) 
zu  einem  anderen  entstehen,  während  der  Exspirationsstrom 
fortdauert,  Uebergangslaute  oder  Gleitlaute  (glides),  die 
allerdings  zumeist  so  rasch  aufeinander  folgen,  daß  sie 
nicht  zur  Apperzeption  gelangen  und  darum  in  der  Regel 
auch  nicht  schriftlich   dargestellt  werden.     Mitunter  gehen 


78  Grundztige  der  Phonetik.  [§  45,  46 

aber  im  Laufe  der  sprachlichen  Entwicklung  die  Gleitlaute 
in  Stellungslaute  über  und  werden  dann  auch  in  der  Schrift 
bezeichnet,  z.  B.  me.  ^ni^fy,  slumhren,  thunäe)'  etc.,  ae. 
feohtan,  fedJit  me.  faMjf,  ne.  (16.  Jahrh.)  hawlt  etc. 

§  46.     Satz,  Sprechtakt,  Silbe. 

Vgl.  Sievers,  GPh*  §  482-531 ;  PGrdr.  §  1.  7-14  -  Trautraann, 
Spr.  §307—321;  KIL  §  205— 217  —  Vietor,  §  131.  149  —  Sütt  erlin, 
§  35—42  —  Luick,  §  65.  85—93  —  Brugmann,  KVG  §  17.  9.  11  — 
Sweet,  PPh  §  91—96.  148—163  —  Script  ure,  p.  126—134  (Speech 
Ideas). 

Die  verschiedenen  Sprachlaute  kommen  in  der  wirklich 
gesprochenen  Sprache  nicht  isoliert,  sondern  zu  Wörtern 
und  Sätzen  verbunden  vor. 

Ein  längerer,  gesprochener  Satz  gliedert  sich,  rein 
phonetisch  betrachtet,  je  nach  .der  Dauer  der  zum  Sprechen 
verwendeten  Atemstöße  in  sog.  Sprechtakte,  die  nicht 
immer  mit  den  einzelnen  Wörtern  identisch  sind,  da  auch 
mehrere  Wörter  zu  einem  Sprechtakt  zusammengefaßt  werden 
können. 

Die  Sprechtakte  wiederum  zerfallen  in  einzelne  Silben, 
d.  h.  in  Lautgruppen,  die  mit  einem  selbständigen,  einheit- 
lichen Atemstoß  hervorgebracht  werden  (Sievers)  oder  die 
vom  Ohre  benachbarten  Lautgruppen  gegenüber  als  eine 
Einheit  empfunden  werden  (Trautmann). 

Ein  Satz  besteht  mindestens  aus  einem  Sprechtakt,  ein 
Sprechtakt  mindestens  aus  einer  Silbe,  so  daß  also  die  Silbe 
das  Mindestmaß  einer  Verbindung  von  Lauten  ist.  'Komm!' 
ist  eine  Silbe,  ein  Wort,  ein  Sprechtakt,  ein  Satz. 

Die  Silbe  kann  wiederum  ein-  oder  mehrteilig  sein, 
d.  h.  aus  einem  oder  mehreren  Lauten  bestehen.  In  einer 
mehrteiligen  Silbe  müssen  die  einzelnen  Laute  je  nach  ihrer 
Klangfülle  um  den  eigentlichen  Träger  der  Silbe,  den  schall- 
kräftigsten  Laut  gruppiert  sein. 

Anm.  1.  Die  schallkräftigsten  Laute  sind  die  Vokale  als 
mit  Mundöffnung  gesprochene  reine  Stimmtonlaute  (§  34  f.)  und  zwar  in 
der  Abstufung:  a— e,o — i,u.  Demnächst  folgen  die  Liquiden  1,  r  und 
die  Nasalen   m,  n,  ij,   bei  deren   Bildung   der   Stimmton   zwar   an   einer 


§  46]  Satz,  Sprechtakt,  Silbe.  79 

Stelle  des  Mundraumes  eine  Hemmung  erfährt,  an  einer  andern  Stelle 
aber  ungehindert  ausströmen  kann  (§  38.  41.  44);  sodann  die  stimmhaften 
und  stimmlosen  Reibelaute  im  engeren  Sinne  w,  v,  ä,  z,  z,  j,  /  —  f,  J), 
Si  8,  x',  %  (§  4:2)  und  endlich  die  stimmhaften  und  stimmlosen  Verschluß- 
laute b,  d,  g  —  p,  t,  k  (§  43) ;  vgl.  z.  B.  die  Gruppierung  der  Laute  in 
nhd.  ernst,  Stern,  streng,   ScJwielz,  blhid,  Pr&cht  u.  ä. 

Demgemäß  werden  in  der  Regel  die  Vokale  als  Silben- 
träger  oder  silbenbildend,  silbisch,  Hauptlaute,  Sonanten 
gebraucht;  die  Geräuschlaute  (oder  Konsonanten  in  der  ge- 
wöhnlichen Bedeutung  des  Wortes)  dagegen  als  unsilbisch 
oder  Nebenlaute,  Mitlaute  (Konsonanten  in  der  funktionellen 
Bedeutung  des  Wortes).  Mitunter  können  allerdings  auch 
die  Liquiden  1,  r  und  die  Nasalen  m,  n  silbenbildend  oder 
silbisch  auftreten,  z.  B.  nhd.  handelt  [handlt],  cech.  smrt 
[smrt]  der  Tod,  nhd.  haben  [häbm],  sagen  [zägii],  vereinzelt 
sogar  auch  andere  Reibelaute  oder  Verschlußlaute,  z.  B.  in 
dem  Ausruf  pst  oder  ne.  practical  [prsektkl],  während  anderer- 
seits bei  Bildung  von  Diphthongen  (§  137)  auch  die  Vokale 
unsilbisch  oder  konsonantisch  gebraucht  werden,  z.  B.  ai, 
au,  iü. 

Anm.  2.  Konsonanten,  die  silbisch  gebraucht  werden,  kann  man 
durch  ein  untergesetztes  „,  Vokale,  die  unsilbisch  gebraucht  werden, 
durch  ein  untergesetztes  „  bezeichnen. 

Anm.  3.  Die  Art  der  Verbindung  der  Laute  zu  Silben  ist  in  den 
verschiedenen  Sprachen  verschieden.  Im  Deutschen  und  Englischen  ist 
die  Silbe  z,  B.  reicher  an  Konsonanten  als  im  Französischen  oder  Italie- 
nischen; vgl.  nhd.  ernst,  streng,  Sturm,  Platz,  blind,  ne.  strong,  storm, 
blind  etc. 

Die  in  der  gewöhnlichen  Schrift  übliche  Abteilung  der 
Silben  ist  mit  der  phonetischen  Silbenteilung  durchaus  nicht 
immer  identisch.  Vielmehr  kann  phonetisch  die  Silben- 
grenze  an  irgend  eine  Stelle  zwischen  je  zwei  Silben- 
träger fallen,  also  z.  B.  bei  der  Aufeinanderfolge  Vokal  + 
Konsonant  +  Vokal  entweder  1.  vor  den  Konsonanten,  z.  B. 
nhd.  Gajhe,  su/chen,  he/rein^  auch  Gajtte  [ga-t9],  Ha/mmer 
[ha-mar],  ne.  bojdy  [bo-di],  fo/llow  [fo-lo^]  etc.  oder  2.  hinter 
den  Konsonanten,  z.  B.  Ver/ein,  gab  er,  ne.  did  he  [did-i]  etc. 
oder  3.  in  den  Konsonanten  hinein,  z.  B.  nhd.  istadtjtor 
[§tat-tor],    ne.    pen/knife    [pen-naif]    etc.    (vgl.    §    45)    oder 


80  Grundzüge  der  Phonetik.  [§  46,  47 

4.  zwischen  zwei  verschiedenartige  Konsonanten,  z.  B.  nhd. 
hallten  Ok/toher,  ne.  wedljihy  [^el-J)!],  finger  [fig-gg]. 

§  47.     Betonung. 

Vgl.  Sievers,  GPh  §  532— 539;  PGrdr.  §  46— 48  —  Trautmann, 
Sprl.  §  289.  295-306  —  KIL  §  187.  193—195  —  Vietor,  §  131. 
139—149  —  Bremer,  §  180—188  —  Luick,  §  19.  103— 107  —  Brug- 
mann,  KVG  §  18  —  Sweet,  PPh  §  101—112.  161—172  —  Scripture, 
p.  506—516  (Accent). 

Bei  Verbindung  der  einzelnen  Sprachlaute  zu  Silben, 
der  Silben  zu  Sprechtakten,  der  Sprechtakte  zu  Sätzen 
werden  die  Laute  selbst  nicht  mechanisch  aneinander  gereiht, 
wie  dies  etwa  beim  Buchstabieren  geschieht:  m,  a,  n,  sondern 
die  einzelnen  Glieder  der  Silbe,  des  Sprechtaktes,  des  Satzes 
werden  nach  ihrer  Stärke,  Tonhöhe  und  Dauer  in  ver- 
schiedener Weise  gegeneinander  abgestuft,  und  zwar  gilt 
hierfür  der  Satz:  Es  können  niemals  zwei  aufein- 
ander folgende  Wörter  oder  Silben  mit  genau 
derselben  Betonung  gesprochen  werden  (vgl.  §  5'2f.). 

Bei  der  Verbindung  der  einzelnen  Laute  zu  Silben, 
Sprechtakten  und  Sätzen  muß  jede  Silbe  mit  einem  be- 
bestimmten Exspirations druck  (strcss)  gesprochen  werden; 
sie  muß  eine  bestimmte  musikalische  Höhe  (p/7f/i>  haben 
und  eine  bestimmte  Zeitdauer  (duration)  in  Anspruch 
nehmen.  Danach  unterscheidet  man  1.  die  Stärke  des  Ex- 
spiratiousstromes,  2.  die  Höhe  der  Tonlage  und  3.  die  Dauer 
oder  Quantität  der  einzelnen  Laute  oder  Silben. 

Den  Exspirationsdruck  und  die  Tonhöhe  faßt  man  ge- 
wöhnlich unter  der  Bezeichnung  'Akzent'  oder  'Betonung' 
zusammen,  und  zwar  haben  die  einzelnen  Sprachen  einen  ver- 
schiedenen Akzent,  je  nachdem  entweder  die  Exspirations- 
stärke  oder  die  musikalische  Höhe  für  die  Betonung  vorzugs- 
weise in  Betracht  kommt.  Im  ersteren  Falle  besteht  vor- 
wiegend exspiratorische  (dynamische,  emphatische),  im 
letzteren  Falle  vorwiegend  musikalische  (tonische, 
chromatische)  Betonung. 

Anm.  l.  Von  den  alten  indogermanischen  Sprachen  hatte  das  Alt- 
indische  und  Altgriechische   vorwiegend    musikalische,   das    Armenische, 


S  47,  48]         Betonung.     Satz-,  Wort-  und  Silbenakzent.  81 

Altitalische,  Keltische,  Germanische,  Baltoslavische  aber  vorwiegend  ex- 
spiratorische  Betonung.  Das  Deutsche  und  das  Englische  haben  als 
germanische  Sprachen  ebenfalls  einen  exspiratorischen  Akzent,  das  Fran- 
zösische aber  hat  vorwiegend  musikalische  Betonung. 

Anm.  2.  Der  vorwiegend  exspiratorische  Akzent  hat  im  allgemeinen 
die  Tendenz,  möglichst  weit  von  der  Endsilbe  des  Wortes  an  den  Anfang 
desselben  zurückzutreten,  wie  dies  z.  B.  in  den  germanischen  Sprachen 
der  Fall  ist.  Je  mehr  aber  der  exspiratorische  Akzent  am  Anfange  des 
Wortes  überwiegt,  desto  weniger  Kraft  bleibt  für  die  anderen  Silben  des 
Wortes  übrig.  Die  schwächer  betonten  und  unbetonten  Endsilben  werden 
daher  im  Laufe  der  sprachlichen  Entwicklung  immer  mehr  abgeschwächt 
und  abgeworfen,  wie  wir  dies  am  deutlichsten  an  der  historischen  Ent- 
wicklung des  Englischen  sehen  können.  Das  altenglische  Adjektiv  hatte 
z.  B.  noch  zahlreiche  Flexionsendungen :  göd.,  göd-es,  göcl-um,  göd-7ie, 
göd-e,  god-re,  göd-a,  göd-ra,  göd-an,  das  mittelenglische  Adjektiv  besaß 
aber  nur  noch  die  Endung  -e:  good,  gode,  und  das  neuenglische  Adjektiv 
ist  völlig  flexionslos :  good.  Aehnlich  ist  es  auf  dem  Gebiete  der  Sub- 
stantiv- und  der  Verbalflexion. 

§  48.     Satz-,  Wort-  und  Sillbenakzent, 

Vgl.  Sievers,  GPh"  §  540— 632 ;  PGrdr.  §  49— 55  ~  Trautmann, 
Spr.  §  295-306;  KIL  §  196—203  —  Victor,  §  140.  142—149  — 
Bremer,  §  180—188.  194  —  Brugmann,  KVG  §  18  —  Luick, 
§  104. 

Innerhalb  eines  jeden  Satzes  sind  die  einzelnen  Wörter, 
innerhalb  eines  Wortes  die  einzelnen  Silben,  innerhalb  einer 
Silbe  die  einzelnen  Laute  verschieden  stark  betont;  es  gibt 
also  einen  Satz-,   einen  Wort-  und  einen  Silbenakzent. 

Der  Grad  der  Betonung  ist  unendlich  mannigfach.  Jedes 
Wort  eines  Satzes  oder  jede  einzelne  Silbe  eines  Wortes 
kann   eine  verschiedene  Betonungsstärke  haben;   vgl.  z.  B. 

2        3    7      5    16  4 

die  Abstufung  der  Betonung  in  ne.  impenetrahility  (Sweet, 
PPh  §  108). 

Beim  Wortakzent  unterscheidet  man  nach  der  Stärke 
der  Betonung  gewöhnlich  folgende  Stufen:  Hauptton, 
Nebenton,  Unbetontheit.  Der  Nebenton  kann  wieder 
in  einen  stärkeren  und  einen  schwächeren  Nebenton 
geschieden  werden. 

Bei  vorwiegend  musikalischer  Betonung  unterscheidet 
man  Hochton,  Mittclton  (Ebenton),  Tief  ton.     Diese 

Kalaza,  Histor.  Grammatik  d.  engl.  Sprache.    T.    2.  Aufl.  6 


82  Grundzüge  der  Phonetik.  [§  48,  49 

Bezeichnungen  sind  von  Lachmann  auch  auf  die  vorwiegend 
exspiratorische  Betonung  der  germanischen  Sprachen  über- 
tragen worden. 

Der  Silbe nakzent  gibt  an,  mit  welcher  Betonung  die 
einzelnen  Laute  der  Silbe,  insbesondere  die  Hauptträger  der- 
selben, gesprochen  werden.  Man  unterscheidet  danach  zunächst 
eingipflige  Silben,  die  mit  einem  ununterbrochenen  Atem- 
stoß hervorgebracht  werden,  und  zweigipflige  Silben,  in 
denen  innerhalb  der  Silbe  der  Exspirationsstrom  für  einen 
Augenblick  abgeschwächt  wird,  um  sodann  von  neuem  anzu- 
steigen (z.  B.  langes  i,  ü  in  ne.  see  [si],  do  [du]).  Der  ein- 
gipflige Akzent  wird  auch  als  'gestoßener  Ton',  der 
zweigipflige  als  'geschleifter'  oder  'schleifender  Ton' 
bezeichnet;  s.  §  52. 

In  den  eingipfligen  Silben  kann  die  Betonung  wiederum 
1.  anschwellend  (steigend)  sein,  ',  wenn  der  Hauptnachdruck 
am  Ende  der  Silbe  liegt,  oder  2.  abschwellend  (fallend),  ", 
wenn  der  Hauptnachdruck  am  Anfang  der  Silbe  liegt,  oder 
3.  anschwellend-abschwellend  (steigend-fallend),  ",  wenn  der 
Hauptnachdruck  in  der  Mitte  der  Silbe  oder  vielmehr  des 
Hauptlautes  der  Silbe  liegt. 


§  49.     Quantität. 

Vgl.  Sievers,  GPh*  §  633— 670;  PGrdr.  §  56— 58  —  Trautmann, 
Spr.  §  290—294;  KIL  §  188—192  —  Vietor,  §  132—138  —  Brug- 
mann,  KVG  §  18  -  Luick,  §  68  —  Sweet,  PPh  §  97—100  — 
Scripture,  p.  488 — 502  (Duration)  —  Ernst  Meyer,  Englische  Laut- 
dauer. Eine  experimentalphonetische  Untersuchung  (Skrifter  utgifna  af 
K.  Humanistiska  Vetenskaps-Samf  undet  i  Uppsala  VIII,  3).  Uppsala  imd 
Leipzig  1903;  vgl.  dazu  Lloyd,  Mod.  Lang.  Quart.    VI,  p.  75—83. 

Je  nach  der  Zeitdauer,  während  deren  ein  Laut  aus- 
gehalten wird,  unterscheidet  man  kurze  und  lange  Vokale 
und  Konsonanten,  bei  den  Vokalen  wohl  auch  halblange 
und  überlange.  Man  unterscheidet  die  Vokale  nach  ihrer 
Dauer  auch  als  einmorig,  zweimorig,  und  dreimorig, 
bezeichnet  durch  ",  ~,  ^ ;  vgl.  §  53.  73.  Unter  den  Konsonanten 
können  insbesondere  die  Spiranten,  Liquiden  und  Nasale  als 


§  49,  50]  Quantität.    Lautwandel.  83 

Dauerlaute  oder  kontinuierliche  Laute  (§  38)  etwas  länger 
ausgehalten  werden.  Aber  auch  die  Verschlußlaute  können 
gelängt  werden,  wenn  zwischen  Bildung  und  Lösung  des 
Verschlusses  eine  etwas  längere  Pause  eintritt  (§  43). 

Anm.  Im  Neuenglischen  werden  nach  Sweet  ursprünglich  lange 
Vokale  oder  Diphthonge  vor  stimmlosen  Konsonanten  etwas  gekürzt,  so 
daß  also  ä  in  heart  etwas  kürzer  ist  als  in  Iwrd,  ai  in  ice  etwas  kürzer 
als  in  wise.  Umgekehrt  werden  kurze  Vokale  vor  stimmhaftem  Kon- 
sonanten etwas  gedehnt ;  es  ist  also  ae  in  had  etwas  länger  als  in  hat,  und 
u  in  good  etwas  länger  als  in  foot.  Auslautende  Konsonanten  werden  nach 
kurzem  Vokal  gedehnt,  also  ist  t  in  hat.  länger  als  in  heart,  1  in  ßll 
länger  als  in  feel.  Endlich  werden  alle  Konsonanten  vor  einem  folgenden 
stimmhaften  Konsonanten  gedehnt;  folglich  ist  1  in  build  länger  als  in 
built,  n  in  2}e>hs  [penz]  länger  als  in  j)e)ice  [pens].  Doch  vgl.  jetzt  die 
etwas  abweichenden  Ergebnisse  der  experimentalphonetischen  Unter- 
suchungen von  Ernst  Meyer  (Engl.  Lautdauer,  Uppsala  1903,  p.  106  ff.), 
der  insbesondere  nachweist,  daß  ein  auslautendes  1,  m,  n,  ij  eher  kürzend 
als  längend  auf  den  vorhergehenden  Vokal  einwirkt. 


§  50.     Lantwandel. 

Vgl.  Sie  vers,  GPh*  §  671—797;  PGrdr.  §  59—73  —  Brugmann, 
KVG  §  19  —  Paul,  Prinzipien  der  Sprachgeschichte.  Halle  1898  — 
Oertel,  Lectures  on  the  Study  of  Language,  p.  184  ff.  (Changes  in 
Language)  —  Scripture,  p.  113 — 125  (Perception  of  Speech  Elements), 
p.  163 — 174  (Special  Associations  in  Speech),  p.  446 — 461  (Sound 
Fusion),  p.  462 — 471  (Progressive  Change)  —  Sweet,  Hist.  of  Language, 
p.  19—32  (Sound  Changes),  p.  72 — 96  (Changes  in  Language)  —  Passy, 
Etüde  sur  les  changements  phonetiques  et  leurs  caracteres  generaux. 
Paris  1890  —  Meringer  und  Mayer,  Versprechen  und  Verlesen. 
Stuttgart  1895  —  Wechssler,  Gibt  es  Lautgesetze?  (Festschrift  für 
Suchier)  Halle  1900. 

Jede  lebende  Sprache  ist  in  beständigem  Wechsel  be- 
griffen, und  zwar  ändert  sich  die  Sprache  teils  im  Munde 
des  einzelnen  Sprechenden  zu  verschiedenen  Zeiten  seines 
Lebens,  teils  bei  der  Uebertragung  von  einer  Generation  auf 
die  andere  infolge  unvollkommener  Nachbildung  der  Sprach- 
laute durch  das  jüngere  Geschlecht.  Dieser  Lautwandel  geht 
unmerklich  vor  sich,  ohne  daß  die  Sprechenden  ihn  beab- 
sichtigen oder  sich  dessen  bewußt  werden. 


84  Grundzüge  der  Phonetik,  [§  50 

Rascher  vollziehea  sich  die  Lautveränderungen,  wenn  die 
ruhige  Entwicklung  der  Sprache  durch  irgend  welche  äußere 
Einflüsse  gestört  wird,  so  z.  B.  wenn  größere  Volksmassen 
ihre  Heimat  verlassen  und,  von  ihren  Stammesgenossen  ge- 
trennt, auf  fremden  Gebieten  mit  einer  fremdsprachlichen 
Bevölkerung  in  Berührung  kommen  (Niederlassung  der  Angeln, 
Sachsen  und  Juten  in  Britannien  —  Eroberung  Englands  durch 
die  Normannen)  oder  wenn  Lehnwörter  in  größerer  Zahl  aus 
einer  fremden  Sprache  in  die  eigene  aufgenommen  werden 
(französische  Lehnwörter  im  Mittelenglischen).  Stärkere  Ver- 
änderungen treten  auch  ein,  wenn  ein  einzelner  Dialekt  als 
mustergiltig  für  eine  größere  Sprachgemeinschaft  anerkannt 
wird  (Erhebung  des  Londoner  Dialektes  zur  allgemeinen 
englischen  Schriftsprache),  oder  wenn  die  Sprache  durch  die 
Modelaune  oder  durch  theoretische  Erörterungen  einzelner 
geregelt  wird. 

Der  Lautwandel  ist  entweder  organisch,  d.  h.  er  wird 
durch  die  den  Sprachorganen  selbst  innewohnende  Tendenz 
bewirkt  oder  unorganisch,  d.  h.  er  ist  die  Folge  äußerer 
Angleichungen,  die  nicht  durch  die  Natur  der  betreibenden 
Sprachlaute  bedingt  sind,  wie  z.  B.  der  Uebergang  von  ae. 
rido7i  in  ne.  rode,  der  durch  Uebertragung  der  Singularform 
auf  den  Plural  entstanden  ist,  die  Ausdehnung  der  Plural- 
endung der  starken  Masculina  (me.  -es)  auf  die  Feminina 
und  Neutra  und  auf  die  schwache  Deklination,  die.  An- 
nahme des  englischen  Akzentes  durch  die  französischen  Lehn- 
wörter, die  Anfügung  eines  /  in  me.  tiraunt  nach  Analogie 
von  mercJimmt,  servaunt  etc.,  die  volksetymologische  Um- 
deutung  von  asparagus  in  sparrow-grass  u.  ä.,  endlich  auch 
die  auf  dem  'Versprechen'  beruhenden  Ferndissimilationen 
und  Assimilationen,  Haplologien  etc. 

Der  unorganische  Lautwandel  ist  häufig  sprunghaft; 
für  den  organischen  Lautwandel  dagegen,  der  im  folgenden 
allein  berücksichtigt  werden  soll,  gilt  der  von  Sweet  (HES 
§42)  aufgestellte  Satz:  „As  a  general  rule,  all  sound- 
change  is  gradual:  there  are  no  sudden  leaps  in 
the  phonetic  history  of  a  language."    Der  organische 


8  50]  Lautwandel.  85 

Lautwandel  vollzieht  sich  ganz  allmählich,  d.  h,  ein  Laut 
verwandelt  sich  zunächst  immer  nur  in  den  ihm  phonetisch 
in  der  einen  oder  andern  Richtung  am  nächsten  stehenden 
(z.  B.  offene  Vokale  in  geschlossene,  gerundete  in  unge- 
rundete,  stimmlose  Konsonanten  in  stimmhafte,  Verschluß- 
laute in  Reibelaute  etc.),  und  auch  der  nächstverwandte 
Laut  wird  erst  nach  längerer  Zeit  und  nach  Ueberwindung 
mehrerer,  nur  unmerklich  von  einander  verschiedener 
Zwischenstufen  erreicht.  Seine  schriftliche  Darstellung 
findet  ein  Lautwandel  erst,  nachdem  bereits  ein  längerer 
Weg  durchmessen  ist  (z.  B.  ae.  stän  —  me.  stoon,  ne. 
stone;  ae.  cild  —  me.  ne.  ckild);  oft  auch  unterbleibt  sie  ganz, 
wie  z.  B.  bei  den  zahlreichen  und  tiefgreifenden  Verände- 
rungen, welche  die  ueuenglischen  Vokale  seit  dem  16.  Jahr- 
hundert erfahren  haben,  z.  B.  ne.  man,  make,  care,  what, 
water  etc. 

Anm.  1.  In  der  Sprachentwicklung  des  Englischen  sind  die  Kon- 
sonanten verhältnismäßig  beständig,  die  Vokale  dagegen  haben  wieder- 
holte starke  Umwälzungen  erfahren,  und  zwar  neigen  die  langen  Vokale 
mehr  zum  Wechsel  als  die  kurzen,  weil  es  schwieriger  ist,  einen  langen 
Vokal  gleichmäßig  auszuhalten  als  einen  kurzen.  Auch  die  Diphthonge 
neigen  zur  Angleichung  oder  zu  stärkerer  Differenzierung  der  beiden 
Bestandteile.  Ferner  sind  die  extremen  Vokale  i,  u  beständiger  als  die- 
jenigen, die  nach  verschiedenen  Seiten  hin  ausschlagen  können.  Darum 
ist  in  der  englischen  Sprachgeschichte  a  von  Anfang  an  einer  der 
schwankendsten  Vokale;  vgl.  Sweet,  HL  p.  31. 

Der  organische  Lautwandel  kann  ferner  (mit  Brugmann) 
eingeteilt  werden  in  einen  unbedingten  Lautwandel,  der 
einen  bestimmten  Laut  ausnahmslos  in  allen  Stellungen  be- 
trifft (z.  B.  Uebergang  von  idg.  o  in  urg.  a,  von  idg.  ä  in 
urg.  ö  (§  54),  von  urg.  ai  in  ae.  ä  (§  60),  von  urg.  au  in 
ae.  ea  (§  61)  etc.)  und  in  einen  bedingten  Lautwandel, 
dessen  Eintritt  von  bestimmten  äußeren  Bedingungen,  wie 
der  Stellung  des  Wortakzents  (z.  B.  die  durch  das  sog. 
Vernersche  Gesetz  bewirkten  Veränderungen  §  76)  oder 
dem  Einfluße  benachbarter  Laute  (z.  B.  die  sog.  'Brechungen', 
der  Umlaut  etc.  §  57  ff.)  abhängig  ist.  Im  letzteren  Falle 
spricht  man  von  kombinatorischem  Lautwandel. 


86  Grnndzüge  der  Phonetik,  [§   50 

Anm.  2.  Sievers  (Pauls  Grundriß  I-,  p.  309)  unterscheidet  'spon- 
tanen' Lautwandel,  „welcher  lediglich  aus  der  freien  Willkür  dos 
Sprechenden  hervorgegangen  ist,  ohne  an  eine  andere  Bedingung  geknüpft 
zu  sein"  und  'bedingten'  Lautwandel,  „welcher  noch  an  andere  Be- 
dingungen als  die  bloße  Willenstätigkeit  des  Sprechers  geknüpft  ist"'. 
Hiergegen  ist  aber  zu  bemerken,  daß  die  Wandlungen  der  Sprache  wolü 
nur  in  den  allerseltensten  Fällen  der  freien  Willkür',  der  'bloßen  Willens- 
tätigkeit' der  Sprechenden  ihre  Entstehung  verdanken,  daß  vielmehr, 
wie  bereits  oben  hervorgehoben  ist,  die  sprachlichen  Veränderungen  sich 
in  der  Regel  unbewußt  vollziehen. 

Der  Grund,  warum  ein  bestimmter  Laut  zu  einer  be- 
stimmten Zeit  nach  einer  bestimmten  Eichtung  hin  sich  ver- 
ändert hat,  ist  nicht  immer  klar  zu  erkennen.  Die  Bequem- 
lichkeit der  Aussprache,  der  leichtere  Uebergang  von  einem 
Laute  zu  einem  andern,  die  Vorwegnahme  der  Artikulation 
eines  folgenden,  die  Nachwirkung  der  Artikulation  eines 
vorhergehenden  Lautes,  die  Stellung  des  Wortakzentes  ge- 
hören zu  den  bei  der  Lautveränderung  wirksamen  Ursachen, 
erklären  aber  bei  weitem  nicht  alle  Einzelfälle. 

Dadurch  daß  dasselbe  Wort  in  bestimmten  Stellungen 
sich  stärker  verändert  hat  als  in  anderen,  entstehen  die  sog. 
Doubletten,  z.B.  ne.  «7^0  und  as  aus  ae.  ealsim,  ne.  one 
und  a,  an  aus  ae.  an,  ne.  of  und  of  etc. 

Der  Lautwandel  findet  seine  Grenze  an  der  Verständ- 
lichkeit der  Rede.  Wenn  darum  eine  Sprache  nach  einer 
Richtung  hin  sich  stark  verändert,  ist  sie  gewöhnlich  nach 
einer  anderen  Richtung  hin  konservativer.  Im  Englischen 
z.  B.  haben  sich  die  Vokale  sehr  stark  verändert;  die  meisten 
Konsonanten  aber  sind  während  der  ganzen  sprachlichen  Ent- 
wicklung nur  wenig  geändert  worden  (s.  o.  Anm.  1). 

Im  folgenden  führe  ich,  ohne  den  Gegenstand  erschöpfend 
behandeln  zu  wollen,  die  für  die  englische  Sprachgeschichte 
wichtigsten  Fälle  von  Lautwandel  kurz  an: 

I.  Auf  dem  Gebiete  der  Vokale: 

a)  Vokalwechsel  in  der  Richtung  von  a  nach  i  einer- 
seits, nach  u  andrerseits:  Uebergang  von  urg,  und  ne,  u  zu  se 
(§  57,  35i),  von  wg,  ä  zu  ae.  B  (§  59),  von  ne.  ä  über  ie  zu  e  (§  355), 
von  me.  e  zu  ne.  e  und  I  (§  359),  von  me,  e  zu  ne,  i  (§  360),  von  idg,  ä 


§  50]  Lautwandel.  37 

zu  urg.  ö  (tj  54),  von  ae.  ä  über  me.  ö  (§  210)  zu  ne.  ö  (§  366),  von 
Die.  ö  zu  ne.  ü  (§  367).  Hierher  gehört  auch  die  Anfügung  eines  um 
eine  Nuance  höheren  Nachklanges,  durch  den  im  19.  Jahrhundert  ne.  e 
zu  ei  (§  355  f.),  ö  zu  o^  (§  366),  diphthongiert  wird  (von  Sweet  'half 
diphthongs'  genannt;  s.  §  37). 

b)  Seltener  ist  der  umgekehrte  Vokalwechsel  in  der  Rich- 
tung von  /  oder  u  nach  «,  z.  B.  Rückgang  von  ae.  a?  zu  me.  a 
(§  208);  Uebergang  von  idg.  v",  u  zu  urg.  e,  o  in  bestimmten  Stellungen 
(§  54). 

c)  Rundung  ungerundeter  Vokale:  Uebergang  von  ae.  ä 
zu  me.  ö  (§  210)  und  ne.  5  (§  366). 

d)  Entrundung  gerundeter  Vokale:  Uebergang  von  ae.  ce, 
ob,  Umlaut  von  o,  ö  zu  e,  e  (§  67  f.),  von  ae.  .?/,  i/  [ü,  ü]  zu  me.  i.  % 
(§  226  f.),  von  ne.  u  zu  «  (i?  371). 

e)  Diphthongierung  einfacher  Vokale:  Uebergang  von  me.  l 
(über  ii,  ei)  zu  ne.  ai  (§  364),  von  me.  ou  [ü]  (über  uu,  ou)  zu  ne. 
au  (§  372),  von  afz.  u  [ü]  zu  me.  ne.  k  [H\\  (§  247.  374),  die  oben 
unter  a  erwähnte  Bildung  von  'half  il/phfhongti' :  ne.  ei  aus  e  (§  355 f.), 
0^  aus  ö  (§  366);  Brechung  einfacher  Vokale  durch  Anfügung  eines 
dunklen  Uebergangslautes  vor  gutturalen  Konsonanten:  ae.  «  aus  urg.  a 
zu  ea  (§  57),  ae.  «  aus  wg.  ä  zu  ea  (§  59),  ae.  e  zu  eu  (§  62),  ae.  /  zu 
io  (§  65)  vor  gutt.  h  [x],  l,  r;  me.  «  zu  au  (§  209),  me.  o,  ö  zu  ou 
(§  222  f.)  vor  gutt.  j,  gh  [x],  afz.  ä  zu  me.  au  vor  Nasalen  (§  233),  ne. 
(16.  Jhd.)  a  zu  au  (§  354),  o  zu  ou  (§  365)  vor  l  etc.;  die  Bildung  von 
'murmur  diphthongs'  (§  37)  durch  Vokalisierung  von  /•:  ne.  «a  aus  ar 
(§  354,  358),  £8  aus  er  [ter]  (§  355),  ta  aus  \r  (§  359  f.)  09  aus  ör 
(^  365  f.),  «8  aus  ür  (§  367)  etc.,  Bildung  von  Diphthongen  durch  Uebergang 
von  ae.  pal.  g  [j]  in  /:  me.  o/,  ei  [ei]  (aus  ae.  (e,  ä,  e,  e-\- g  (§  208.  211. 
213.  215),  durch  Uebergang  von  ae.  tc  in  u:  me.  uu  aus  ae.  a,  ä -\- tv 
(§  206.  210),  me.  eu  aus  ae.  e,  ea,  eo,  te  +  w  (§  213.  212.  216.  221),  me. 
OH  aus  ae.  «,  o,  5  -\-  w  (§  210.  222  f.). 

f)  Vereinfachungen  von  Diphthongen  durch  Dehnung  des 
ersten  Bestandteils:  urg.  ai  (über  äi ,  ä«)  zu  ae.  ä  (§  60),  ae.  ea  zu  me. 
g  (§  212),  ae.  co  zu  me.  e  (§  216),  durch  Angleichung  beider  Bestand- 
teile: idg.  ei  zu  ixrg.  I  (§  54),  me.  ne.  au  (über  ao)  zu  5  (§  354.  357), 
me.  ai  (über  ae)  zu  ^  [te]  (356). 

g)  Uebergang  fallender  Diphthonge  in  steigende:  ae.  eow 
zu  me.  '301V,  yow  etc.  (§  216). 

h)  Uebergang  steigender  Diphthonge  in  fallende:  ae. 
eä  nach  Palatalen  in  ea  (§  59). 

i)  Kontraktion  zweier  Vokale  nach  Ausfall  des  dazwischen 
stehenden  Konsonanten  (h,  w,  j) :  ae.  a,  ea  -{-  a,  u  zu  ea  (§  57),  ae. 
eo  +  rt,  u  zu  eo  (§  62),  ae.  /,  t  -\-  a,  u  zu  Zo,  ae.  /,  ^  -|-  e  zu  ~ie  (§  65  f.)  etc. 


88  Grundzüge  der  Phonetik.  [§  50 

k)  Dehnung  kurzer  Vokale  im  Auslaut:  ae.  «,  e,  i,  o,  u  zu 
ä,  e,  t,  ö,  ü  (§  57.  62.  65,  67.  69);  in  offener  Silbe  und  vor  bestimmten  Kon- 
sonantenverbindungen (mh,  Ml  nß) :  me.  a,  e,  /,  o,  n  zu  ä  (§  206),  e  (§  213), 
l  (§  217),  ö  (§  222),  ou  [ü]  (§  224) ;  Dehnung  von  ne.  a  zu  ä  vor  .//;  /?, 
i7(,  SS,  st  etc.  (§  354);  Ersatzdehnung  bei  Ausfall  eines  folgenden  Kon- 
sonanten: ae.  as  zu  «  (§  57),  e  zu  e  (§  62)  bei  Ausfall  von  g  [j]  vor  d, 
n  etc.;  ae.  a,  o  zu  ö  (§  57),  /  zu  i  (§  65),  u  zu  n  (§  69)  bei  Ausfall  von 
»(,  «  vor  einer  Spirans. 

1)  Kürzung  langer  Vokale:  ae.  se.  zu  «,  me.  a  (§  211),  me.  ^ 
zu  e  (§  211)  etc.  vor  mehrfacher  Konsonanz;  ne.  §  zu  e  (§  359),  ne.  ü 
zu  u  (§  367)  auch  vor  einfach  auslautendem  Konsonanten. 

m)  Einfluß  benachbarter  Konsonanten:  Nasalierung 
reiner  Mundvokale  durch  folgende  Nasalkonsonanten:  urg  «,  i,  u  -\-  nh  [ij;^] 
zu  äÄ,  i7i,  üh  (§  54),  ae.  rr,  o,  /,  u  vor  w/,  «J>,  «s  zu  5  (§  57),  f  (§  65), 
tt  (§  69),  später  unter  Aufhebung  der  Nasalierung  zu  ö,  i,  ü  (ib.);  Ueber- 
gang  von  idg.  e  zu  urg.  /  (§  54),  von  urg.  a  zu  ae.  «,  o  (§  57),  urg.  ä 
zu  ae.  ö  (§  59),  urg.  e  zu  ae.  i  (§  62),  urg.  o  zu  ae.  u  (§  67)  vor  Nasalen, 
von  afz.  ä  zu  me.  au  (§  233)  etc.  —  Diphthongierung  (,Brechung') 
von  ae.  a?  aus  urg.  a  zu  ea  (§  57),  ae.  «  aus  wg.  ä  zu  ea  (§  59),  urg. 
e  zu  ae.  eo  (§  62),  urg.  i  zu  ae.  ?o,  eo  (§  65)  vor  gutturalem  h  [%\,  l, 
r,  von  me.  «  zu  o»  (§  209),  me.  o  zu  o?^  (§  222)  vor  gutturalem  j,  gh 
[x];  von  ne.  «  zu  au,  später  o  (§  354),  von  ne.  o  zu  ou,  später  ö,  o^  (§  365) 
vor  l  —  Uebergang  von  me.  e  zu  ne.  a  (§  358),  von  ne.  e,  i  zu  a  (§  358. 
363),  von  ne.  o  zu  oa  (§  365)  vor  r  —  Uebergang  von  ae.  eo  aus  urg.  e 
zu  0  (§  62),  von  ae.  io  aus  urg.  /'  zu  u  (§  65),  von  ne.  a  zu  a,  5  (§  354) 
durch  den  Einfluß  eines  vorhergehenden  v\ 

n)  Einfluß  von  Vokalen  der  folgenden  Silbe:  Uebergang 
von  idg.  e  zu  urg.  i  (§  54),  ae.  a,  ae,  o  zu  e  (§  57.  67),  ae.  ä  zu  « 
(§  59.  60),  ae.  ö  zu  e  (§  68),  ae.  u  zu  ;/  (§  69),  ae.  ü  zu  y  (§  70),  ae. 
ea,  eo  zu  ie  (§  57.  62),  ae.  ea,  eo  zu  le  (§  61.  64)  di.:?h  den  Einfluß 
eines  /,  j  der  folgenden  Silbe  (/-Umlaut)  —  Uoberg£ag  von  ae.  a  zu 
ea  (§  57),  ae.  e  zu  eo  (§  62),  ae.  i  zu  /o  (§  65)  durch  den  Einfluß  eines  u 
der  folgenden  Silbe  («<-U miaut).  —  Uebergang  eines  dunklen  Vokals 
der  Mittelsilbe  in  einen  hellen  vor  dunklem  Vokal  der  dritten  Silbe, 
z.  B.  0  zu  e  vor  den  Pluralendungen  der  Substantiva,  ö  zu  e  im  Plur. 
Prset.  der  zweiten  schwachen  Konjugation  (Vokaldissimilation) 
(§  72).  —  Uebergang  von  urg.  a  zu  ae.  as  in  offener  Silbe  vor  den 
hellen  Vokalen  der  Flexionsendungen  des  Singulars  der  a-Stämme, 
Beibehaltung  des  a  vor  den  dunklen  Vokalen  der  Flexionsendungen  des 
Plurals  (Vokalharmonie)  (§  57.  102f.). 

o)  Uebergang  von  Vokalen  in  Konsonanten:  e,  /  zu  j  in 
me.  jotv,  yow  aus  eöiv,  ae.  eoxv  u.  ä.  (§  216),  in  ne.  (glor)ious  [-Jas]  aus 
me.  glorious  [-iüs]  (§  375). 


§  50J  Lautwandel.  89 

p)  Abschwächung  von  Vokalen:  Ucbergang  von  a,  o,  u  zu 
farblosem  e  in  den  Flexionsendungen  am  Beginn  der  mittelenglischen 
Zeit  (§  228);  Abschwächung  der  ursprünglich  betonten  Vokale  in 
Wörtern  romanischen  Ursprungs  nach  Zurückziehung  des  Akzentes  auf 
die  erste  Silbe  (§  375). 

q)  Verstummung  von  Vokalen:  Abfall  unbetonter  auslautender 
urgermanischer  Vokale  im  Altenglischen  (§73);  Ausstoßung  von  Vokalen 
unbetonter  Mittelsilben  im  Altenglischen  (§  72);  Aphaerese,  Synaerese, 
Syncope  und  Apocope  von  Vokalen  in  romanischen  Lehnwörtern  (§  249) ; 
Verstumm ung  des  auslautenden  e  am  Ende  der  mittelenglischen  Zeit 
(§  228,  375). 

r)  Einschiebung  von  Vokalen:  zvFischen  Muta  und  Liquida 
oder  Nasal  (Svarabhakti)  (§  73);  zwischen  hellen  Vokalen  und  folgen- 
dem gutturalen  Konsonanten  (Brechung),  s.  o.  unter  e  und  m ;  zwischen 
anlautenden  palatalen  Konsonanten  (9,  c,  sc)  und  folgendem  Vokal  im 
Altenglischen  (§  57.  59.  62.  67.  69). 

s)  Zu  den  auf  dem  Gebiete  der  Vokale  eingetretenen  Lautver- 
änderungen gehört  endlich  auch  die  schon  in  der  indogeriiianischen 
Grundsprache  durch  den  freien  Wechsel  des  Akzentes  (§  52)  bewirkte 
Abstufung  der  Stammvokale,  der  sog.  Ablaut,  dessen  Entstehung 
in  allen  Einzelheiten  jetzt  nicht  mehr  klar  zu  erkennen  ist;  vgl.  §  152. 

II.  Auf  dem  Gebiete  der  Konsonanten: 

a)  Uebergangvon  stimmlosen  Konsonanten  in  stimm- 
hafte: f,  p,  s  zu  V,  ä,  z  im  Inlaut  zwischen  Vokalen  (§  82.  86.  87),  p 
zu  ä  auch  im  Anlaut  schwachbetonter  Wörter  (§  409),  s  zu  z  in 
Flexionsendungen  nach  Vokal  oder  stimmhaftem  Konsonant  (§  411). 
Auch  der  Uebergang  von  idg.  2^  zu  ae.  b,  idg.  t  zu  ae.  d,  idg.  k  zu 
ae.  g  nach  dem  Vernerschen  Gesetz  (§  76)  wäre  hierher  zu  rechnen, 
doch  liegen  zwischen  dem  stimmlosen  und  dem  stimmhaften  Konsonanten 
noch  mehrere  Zwischenstufen:  Aspirata  —  Affricata  —  stimmhafte 
Spirans. 

b)  Uebergang  von  stimmhaften  Konsonanten  in 
stimmlose:  idg.  b  zu  urg.  ^j,  idg.  d  zu  urg.  t,  idg.  g  zu  urg.  k,  ae.  c 
(§  76).  —  Uebergang  von  ae.  d  zu  f  in  Flexionsendungen  nach  stimm- 
losen Konsonanten  (§  85). 

c)  Uebergang  von  stimmlosen  Verschlußlauten 
(Tenues)  in  Aspiratae:  ne.  p,  t,  k  im  Anlaut  zu  p' ,  f,  k'  (§  45). 
Auch  die  idg.  Tenues  p,  t,  k  wurden  durch  die  Lautverschiebung  (§  76) 
zunächst  zu  den  Aspiraten  j^h,  th,  kh,  die  aber  später  in  die  ent- 
sprechenden Spiranten  /,  J),  h  [x]  übergingen,  s.  unter  e. 

d)  Verlust  der  Aspiration:  Uebergangvon  ae.  hl,  Jir,  hn  zu 
me.  /,  r,  n  (§  271),  von  ne.  trh  [hw]  zu  w  im  Süden  von  England  (§  422), 


90  Grundzüge  der  Phonetik.  [§  50 

Abfall  des  h  in  ne.  it  aus  ae.  hit,   in   der  Umgangssprache   und  Vulgär, 
spräche  auch  in  anderen  Wörtern  (§  422). 

e)  Uebergang  von  Aspiraten  in  Spiranten:  urg.  ph,  th, 
kh  aus  idg.  p,  t,  k  (s.  oben  unter  c)  wurden  —  wahrscheinlich  über  die 
Affrikaten  pf\  tp,  kh  [kx]  —  weitergebildet  zu  den  stimmlosen  Spiranten 
f,  P^  ^'  [%\  (§  '^6)-  Die  idg.  stimmhaften  Aspiratae  hh,  dh^  yh  wurden 
gleichfalls  zu  urg.  stimmhaften  Reibelauten  S,  S,  y  (§  76),  die  später  in 
die  entsprechenden  Verschlußlaute  (Medien)  &,  (Z,  g  übergingen  (s.  u. 
unter  g). 

f)  Uebergang  von  Verschlu Blauten  in  Reibelaute: 
idg.  2',  t,  k  zu  urg.  /;  ^,  /;  \%\  (§  76),  aber  wohl  durch  Vermittelung 
der  entsprechenden  Aspiraten  und  Affrikaten,  s.  o.  unter  c,  e.  —  me.  d 
im  Inlaut  zwischen  Vokal  zu  ne.  th  [d]  (§  408). 

g)  Uebergang  von  Reibelauten  in  Verschlußlaute: 
urg.  S,  ^,  y  aus  idg.  i//,  (//(,  gh  (s.  o.  unter  e)  wurden  zu  &,  rf,  g  (§  76) 
—  ae.  X  {%^~\  wurde  zu  x  [ks]  (§  92)  —  ae.  ^  nach  *■  zu  t  (§  86). 

h)    Uebergang   von   Reibelauten   in   Liquide:    urg.  0  zu 

ae.  r  (§  88). 

i)  Uebergang  von  gutturalen  Verschluß-  und  Reibe- 
lauten in  palatale:  urg.  A;,  </ zu  ae.  c' [k'],  g  vor  ursprünglich  hellen 
Vokalen  (§  90 f.),  urg.  h  [x]  zu  h  [x']  vor  /,  j  und  in  der  Verbindung  ht 
im  Auslaut  (§  92);  urg.  y  vor  oder  nach  hellen  Vokalen  zu  j  (§  91). 

k)  Uebergang  von  gutturalen  Reibelauten  in  labiale: 
™e.  3,   gh  \y\  zu  u->  (§  270);   me.  3,   gh    Sj^  vereinzelt  zu  ne.  /'  (§  421). 

1)  Uebergang  einfacher  Konsonanten  in  zusammenge- 
setzte: ae.  pal.  c'  [k'J  zu  me.  cli  [ts]  (§  263),  ae.  pal.  g'  zu  me.  (/(/,  ne. 
dg  [dz]  (§  264). 

m)  Uebergang  zusammengesetzter  Konsonanten  in  ein- 
fache: ae.  Äc'  [sk'J  in  me.  seh  [s]  (§  263). 

n)  Dehnung  einfacher  Konsonanten:  Westgermanische 
Konsonantendehnung  vor  j  (§  77) ;  Dehnung  auslautender  einfacher  Kon- 
sonanten nach  betontem,  kurzen  Vokal  im  Neuenglischen  (§  49). 

0)  Vereinfachung  geminierter  Konsonanten:  im  Alt- 
englischen im  Auslaut,  allerdings  wohl  nur  in  der  Schrift  (§  79),  oder 
beim  Zusammentreffen  mehrerer  Konsonanten,  z.  B.  beim  Antritt  kon- 
sonantisch beginnender  Endungen  (§  130.  171). 

p)  Angleich ung  verschiedener  Konsonanten  an- 
einander (Assimilation),  besonders'  von  f.,  d,  p  beim  Zusammen- 
treffen in  den  Flexionsendungen  (§  84  ff.). 

q)  Abschwäch  ung  des  stimmhaften  gutturalen  Reibe- 
lautes [x\  zum  H  a  u  c  h  1  a  II  t  [h] :  urg.  //  [%]  im  Anlaut  vor  Vokalen 
zu  h  (§  92). 


§  50]  Lautwandel.  91 

r)  Uebergang  von  Konsonanten  zu  Vokalen:  ae.  me.  w 
zu  u  (§  83.  256),  ae.  /y  [j]  zu  me.  /  (!^  266),  ne.  r  zu  8  (§  424). 

s)  Verstummung  von  Konsonanten:  urg.  h  [%]  im  Inlaut 
zwischen  Vokalen  (§  92),  urg.  j  im  Inlaut  nach  Konsonanten  bei 
langer  Stammsilbe  (§  89),  urg.  ^  vor  X  (§  54.  76);  urg.  m,  n  vor 
/",  i»,  s  (§  57.  65.  69.  95.  96)  unter  Nasalien;ng  des  vorhergehenden 
Vokals;  me.  auslautendes  n  in  Flexionsendungen  (§  275);  ne.  gh  [%\  %\ 
nach  hellen  und  dunklen  Vokalen  (g  416.  420),  anlautendes  ne.  Ic,  g, 
w  etc.  in  den  schwer  sprechbaren  Konsonantenverbindungen  kn  (§  418), 
gn  (§  419),  tvl,  wr  (§  406)  etc.  und  sonstige  Einzelfälle. 

t)  Einschieb ung  von  Konsonanten  (Gleitlauten):  p 
zwischen  m  und  t,  n  (§  252),  b  zwischen  m  und  l,  r  (§  253),  d  zwischen 
/,  n  und  r  (§  258)  und  zahlreiche  Einzelfälle,  die  zum  Teil  auch  auf 
unorganischen  Lautwandel  beruhen,  wie  z.  B.  die  Anfügung  eines  aus- 
lautenden t  in  me.  t/raunt,  fesatmf  (§  286),  eines  l  in  me.  in-inciple^ 
syllabU  etc.  (§  295),  eines  r  in  me.  philosoplire  (§  296),  eines  n  in  me. 
ne.  messenger,  passenger  (§  298.  447),  eines  q  in  me.  ne.  nightingale 
(§  299.  448)  u.  ä. 


Dritter  Abschnitt. 

Ältengliseh. 


Vgl.  Jacob  Grimm,  Deutsche  Grammatik,  Göttingen  1819  ff. 
Neudruck  Berlin  1870 ff.  —  Holtzmann,  Altdeutsche  Grammatik  I, 
Leipzig  1870/75  —  Körner-Socin,  Angelsächsiche  Laut-  und  Formen- 
lehre (Einleitung  in  das  Studium  des  Angelsächsichen  P),  Heilbronn 
1886  —  Grein,  Kurzgefaßte  angelsächsische  Grammatik  hrsg.  von 
Wülker,  Kassel  1880  —  Th.  Müller,  Angelsächsische  Grammatik 
hrsg.  von  Hilmer,  Göttingen  1883  —  Sievers,  Angelsächsische 
Grammatik^,  Halle  1898  —  Sievers,  Abriß  der  angelsächsischen 
Grammatik^,  Halle  1898  —  Kluge,  Geschichte  der  englischen  Sprache 
in  Pauls  Grundriß  P,  Straßburg  1899,  p.  925  ff.  —  F.  Dieter,  Laut- 
und  Formenlehre  der  altgermanischen  Dialekte,  Leipzig  1898/1900  — 
Sokoll,  Lehrbuch  der  altenglischen  Sprache  (H  artle  b  ens  Bibliothek 
der  Sprachenkunde,  Bd.  69)  Wien  1900  —  Bülbring,  Altenglisches 
Elementarbuch  I,  Lautlehre,  Heidelberg  1902  —  Cosijn,  Altwest- 
sächsische  Grammatik,  Haag  1883/86  —  Cosijn,  Kurgefaßte  altwest- 
sächsische  Grammatik,  Leyden  1893  —  Sweet,  A  New  English  Grammar, 
Logical  and  Historical,  I,  Oxford  1892,  §  724  ff.  —  Sweet,  History  of 
EngUsh  Sounds,  Oxford  1888,  §  344—578  —  Sweet,  A  Short  Historical 
English  Grammar,  Oxford  1892,  §  106  ff.  —  Sweet,  A  Primer  of 
Historical  English  Grammar,  Oxford  1898  —  Sweet,  First  Steps 
in  Anglo-Saxon,  Oxford  1897  —  Mayhew,  Synopsis  of  Old  English 
Phonology,  Oxford  1891  —  Wyatt,  An  Elementary  Old  English 
Grammar  (Early  West-Saxon),  Cambridge  1897  —  Hempl,  Old  English 
Etymology,  Boston  1893  —  A.  S.  Cook,  A  First  Book  in  Old  English, 
3.  Ed.  London  1903  —  C.  A.  S  m  i  t  h ,  An  Old  English  Grammar  and  Exercise 
Book,  Boston  1896  —  J.  W.  Bright,  An  Outline  of  Anglo-Saxon 
Grammar,  New  York  1895  —  Kluge,  Vorgeschichte  der  altgermanischen 
Dialekte  in  Pauls  Grundriß  I-,  p.  320—496  —  Streitberg,  Ur- 
germanische Grammatik,  Heidelberg  1896  —  Noreen,  Abriß  der  ur- 
gerinanischen  Lautlehre,  Straßburg  1894  —  Brugmann,   Grundriß  der 


8  51]  I^ie  altenglische  Schrift.  93 

vergleichenden  Grammatik  der  indogermanischen  Sprachen"'^,  Straßburg 
1897  If.  —  Brugmann,  Kurze  vergleichende  Grammatik  der  indo- 
germanischen Sprachen,  Straßburg  1902i'3  —  Bosworth-Tollcr,  An 
Anglo-Saxon  Dictionary,  Oxford  1882  ff.  —  J.  Clark  Hall,  A  Concise 
AngloSaxon  Dictionary  for  the  Use  of  Students.  London  1894  — 
Sweet,  The  Student's  Dictionary  of  Anglo-Saxon,  Oxford  1897  — 
Weitere  Nachweise  s.  bei  Wülker,  Grundriß  zur  Geschichte  der 
angelsächsischen  Literatur,  Leipzig  1885,  p.  95  ff.  —  Sievers,  AG^ 
p.  272 — 278  —  Jahresbericht  über  die  Erscheinungen  auf  dem  Gebiete 
der  germanischen  Philologie,  Berlin  1879  ff. 


§  51.     Die  altenglische  Schrift. 

Vgl.  Sievers,  AG  §  4  f.  —  Sokolf,  §  5—44  —  Bülbring, 
§  28—57  —  Sievers,  Runen  und  Runeninschriften  in  Pauls  Grdr.  P, 
p.  248—262  —  Stephens,  The  Old  Northern  Runic  Monuments. 
Kopenhagen  1866  —  Wim m er.  Die  Runenschrift.  Uebersetzt  von 
Holthausen.  Berlin  1887  —  Luft,  Studien  zu  den  ältesten  germanischen 
Alphabeten.  Gütersloh  1898  —  Vietor,  Die  nordhumbrischen  Runen- 
steine. Marburg  1895  —  Wadstein,  The  Clermont  Runic  Casket. 
Uppsala  1901  —  Napier,  Contributions  to  Old  English  Literature. 
2.  The  Franks  Casket  (An  English  Miscellany  Presentcd  to  Dr.  Furnivall 
in  Honour  of  his  Seventy-Fifth  Birthday.    Oxford  1901). 

Die  Angelsachsen  brachten  vom  Kontinent  her  das  allen 
altgermanischen  Stämmen  gemeinsame  Eunenalphabet 
nach  England  mit.  Wir  besitzen  mehrere  größere  Eunen- 
inschriften  aus  altenglischer  Zeit,  so  z.  B.  die  Inschrift  auf 
dem  Steinkreuz  zu  Euthwell,  die  Verse  aus  einem  alteng- 
lischen Gedichte  vom  Kreuze  Christi  enthält  (vgl.  z.  B. 
Zupitza-Schippers  Alt-  und  mittelengl.  Uebungsbuch  p.  4  ff. 
und  die  Abbildung  des  Kreuzes  in  Wülkers  Geschichte  der 
engl.  Literatur  p.  34),  und  das  Eunenkästchen  von  Clermont, 
jetzt  im  Britischen  Museum  (s.  Wülker,  p.  18;  Napier  a.  ä.  0.) 
usw.  Auch  die  altenglischen  Handschriften  enthalten  ver- 
einzelt Eunenzeichen.  So  hat  z.  B.  der  Dichter  Cynewulf 
seinen  Namen  am  Schluß  seiner  Gedichte  durch  eingestreute 
Eunenzeichen  der  Nachwelt  überliefert.  Auch  besitzen  wir 
ein  'Eunenlied',  in  dem  die  Namen  der  einzelnen  Eunen- 
zeichen durch  je  3 — 4  Verse  erläutert  sind. 


94  Altenglisch.  [§51 

Das  Runenalphabet,  das  bei  allen  germanischen  Stämmen 
bekannt  gewesen  zu  sein  scheint,  war  eine  durch  den  Schreib- 
stoff, dessen  sich  die  Germanen  bedienten  —  vorwiegend  Holz 
in  Form  von  Stäben  oder  Täfelchen  —  bedingte  Modifizierung 
eines  westgriechischen  Alphabets,  aus  dem  auch  die  lateinische 
Schrift  hervorgegangen  ist.  Auf  dem  Holze,  in  welches  die 
Runenzeichen  eingeritzt  wurden  —  daher  ne.  to  urife,  ae. 
writan  schreiben,  eigentlich:  'reißen,  ritzen'  —  wären  hori- 
zontale Striche,  die  mit  der  Holzfaser  parallel  liefen,  undeut- 
lich und  unleserlich  geworden;  ebenso  waren  Bogen  schwer 
anzubringen.  Daher  wurden  horizontale  Striche  schräg  ge- 
stellt und  Bogen   gebrochen.     So   wurde  z.  B.  T  zu  T   — 

F  zu  r  —   H  zu  H   —   B  zu  ^   —   R  zu  R   —   S  zu  H   — 

C  zu  <  —  D  zu  h  später  in  der  altenglischen  Schrift  zu 
j>  —  Q  zu  F>,  später  in  der  Schrift  zu  p.  Um  die  Horizontal- 
striche zu  beseitigen,  wurden  die  ursprünglichen  Zeichen  auch 
quergestellt,  z.  B.  E  zunächst  zu  m,  sodann,  um  den  neuen 
Querstrich  zu  vermeiden,  zu  M-  Oben  offene  Zeichen  wurden 
umgekehrt,  so  z.  B.  V  zu  H  oder  L  zunächst  mit  Schrägstellung 
des  horizontalen  Querbalkens  zu  ]^,  sodann  durch  Umstellung 
zu  r.  Weitere  Aenderungen  ergaben  sich  aus  dem  Streben 
nach  deutlicher  Unterscheidung  ähnlich  aussehender  Zeichen, 
z.  B.  N  zu  "f,  um  es  von  H  aus  lat.  H  besser  zu  unter- 
scheiden, oder  M  zu  M,  da  das  Zeichen  M,  wie  eben  erwähnt, 
aus  E  umgeformt  war. 

Bei  den  Angelsachsen  ergab  sich  weiter  die  Notwendig- 
keit, einzelne  Zeichen  des  ursprünglichen  Runenalphabets  zu 
differenzieren,  um  sie  dem  veränderten  Lautbestande  des 
Altenglischen  anzupassen.  Urgerm.  a  hatte  sich  im  Alt- 
englischen in  drei  Laute  ee,  a,  o  gespalten;  demgemäß  sind 
an  Stelle  der  alten  Rune  fi  im  Altenglischen  durch  Anfügung 
von  Unterscheidungsstrichen  drei  verschiedene  Zeichen  ge- 
treten: ^  (BSC,  ^  äc,  \i'  ÖS  (aus  *ansuz).  Letzteres  Zeichen 
wurde  für  den  o-Laut  gesetzt,  weil  die  alte  Rune  für  ö,  S(,  im 
Altenglischen  als  e  galt,  da  der  Name  derselben,  öpil,  im 
Altenglischen  durch  i-Umlaut  zu  *(Jepil,  edel  geworden  war. 
Weitere  neue  Zeichen  wurden  erforderlich  für  ae.  y,   ffi,  ItI, 


§   51]  Die  altenglische  Schrift.  95 

den  i-Umlaut  von  u  PI,  und  für  die  sog.  Brechungen  ea  f, 
eo  Y  und  ^o  >|<.  Die  alten  Eunenzeichen  für  k  <,  in  der 
altenglisclien  Form  k  oder  h  (cm),  und  g  X  (gifu)  wurden 
für  die  palatalen  Laute  beibehalten,  während  für  gutturales  k 
das  neue  Zeichen  ^  (cweorn),  für  gutturales  g  das  Zeichen 
^  (gär)  gesetzt  wurde.  Endlich  wurde  ein  neues  Zeichen 
für  st  p  beigefügt,  so  daß  das  altenglische  Runenalphabet 
von  3X8  auf  4X8,  also  von  24  auf  32  Zeichen  ange- 
wachsen ist. 

Das  Runenalphabet,  nach  der  Reihenfolge  der  ersten 
sechs  Buchstaben  im  Altnordischen  Fupark  genannt,  hatte 
bei  den  Angelsachsen  folgende  Form  und  Anordnung: 

r       n        >     p       Rk,  hx  t^ 

feoh         ür        Iporn      ös         väd         cen     gifu  wen  oder  wynn 
(Vieh)  (Auerochs)  (Dom)  (Gott)  (Ritt, Weg)  (Kien)  (Gabe)  (Wahn)  (Wonne) 

N,H         +         I  <I>'V,4^  W  Y  H 

hgegl       nyd        is         ger        eoh  Y)eord     eolhsecg      sigel 

(Hagel)      (Not)      (Eis)      (Jahr)      (Eibe)      (Figur  im      (Schilf)      (Sonne) 

Schachspiel) 

tir       heorc       eh       monn    \agu  Ing  Bdel        dgeg 

(Ruhm)    (Birke)    (Pferd)    (Mann)    (See)    (Stammvater    (Wohnsitz,    (Tag) 

d.  Ingaevonen)     Heimat) 

äc        sesc  jr         ior  ear  cweorn         stän      gär 

(Eiche)  (Esche)  (Bogen?)  (Aal?)  (Erdboden)  (Handmühle)   (Stein)   (Geer, 

Speer) 

Nach  Einführung  des  Christentums  (ca.  600)  nahmen 
die  Angelsachsen  das  keltisch-lateinische  Alphabet  für  ihre 
schriftlichen  Aufzeichnungen  an;  doch  entsprachen  natürlich 
die  lateinischen  und  die  altenglischen  Buchstaben  einander 
nicht  vollständig.  So  fehlten  im  lateinischen  Alphabete  die 
Zeichen  für  die  bilabiale  und  die  interdentale  Spirans.  Für 
erstere  schrieb  man  in  den  ältesten  Handschriften  bis  etwa 
zum  9.  Jhd.  tw,  für  letztere  th.  Bald  aber  entnahm  man 
dafür  besondere  Zeichen   aus   dem   Runenalphabet,    nämlich 


96  Altenglisch.  [§  51 

die  Rune  P  u-en,  wijnn  für  iin,  t>  ])orn  für  th,  die  bei  der 
Schrift  auf  Pergament  wieder  eine  abgerundete  Form  er- 
hielten: p,  p.  Neben  p  gebrauchte  man  auch  ein  gestrichenes 
dj  also  et,  ohne  daß  zwischen  p  und  d  streng  geschieden 
worden  wäre. 

Anm.  1.  Ich  setze  in  diesem  Bi;che  im  An-  und  Auslaut  p,  im 
Inlaut,  soweit  es  stimmhaft  geworden  ist,  ä.  Sweet  gebraucht  aus- 
schließlich p,   Cosijn,  Sievers  und  Bülbring  ausschließlich  <?. 

Das  Runenzeichen  />  (u-en,  wijhh)  ist  wegen  seiner  Aebnlichkeit  mit 
J)  und  p  in  modernen  Drucken  schwer  zu  verwenden;  darum  wurde  es 
von  Grimm  und  seinen  Nachfolgern  durch  i\  von  den  englischen  Gramma- 
tikern durch  ir  transskribiert.  Gegenwärtig  wird  auch  in  Deutschland 
p  allgemein  durch  tv  wiedergegeben,  zumal  der  Lautwert  des  ae.  p  dem 
des  ne.  w  genau  entspricht.  Ich  schließe  mich  daher  ebenfalls  diesem 
Gebrauche  an. 

Einzelne  Buchstaben,  z.  B.  /,  s,  /,  r,  g  haben  in  der  ae. 
Schrift  eine  eigentümliche  Form  und  sind  daher  in  manchen 
älteren  Drucken,  z.  B.  von  Thorpe,  neuerdings  auch  von 
Trautmann,  durch  besondere,  den  altenglischen  Formen  ziem- 
lich genau  entsprechende  Typen  wiedergegeben;  doch  werden 
sonst  allgemein  die  gewöhnlichen  lateinischen  Buchstaben 
gebraucht.     Nur  j  für  g  wird  z.  B.  von  Sievers  beibehalten. 

Die  stimmhafte  labiodentale  Spirans  (lat.  v)  wurde  in 
den  ältesten  Handschriften  durch  h  oder  5  ausgedrückt; 
später  setzte  man  allgemein  dafür  das  Zeichen  /.  Es  gilt 
demnach  im  Altenglischen  das  Zeichen  /  sowohl  für  die 
stimmlose  als  auch  für  die  stimmhafte  Spirans,  wie  ja  auch 
p,  d,  und  s  sowohl  den  stimmlosen  als  den  entsprechenden 
stimmhaften  Laut  bezeichnen  können. 

Der  in  der  Runenschrift  durchgeführte  Unterschied 
zwischen  palatalem  und  gutturalem  g  und  k  (s.  o.)  wird  in 
der  späteren  altenglischen  Schrift  nicht  mehr  beobachtet, 
vielmehr  bezeichnet  der  Buchstabe  g  sowohl  den  stimmhaften 
palatalen  und  gutturalen  Verschlußlaut,  wie  auch  die  ent- 
sprechenden stimmhaften  palatalen  und  gutturalen  Reibe- 
laute, entsprach  also  den  Lautwerten  g',  g,  j,  y.  Der  palatale 
Laut  wird  allerdings  in  der  Regel  durch  ein  folgendes  e 
angedeutet,  z.  B.  pal.  licgean  liegen,  giefan  geben,  geoc  Joch, 


§   51]  Die  altenglische  Schrift.  97 

freogean  lieben   —  glitt,  guma  Mann,  frogga  Frosch,    singan 
singen,  dragan  zielien. 

Auch  für  den  Ä--Laiit  wird  in  allen  Fällen  das  lateinische 
c  gebraucht,  gleichviel,  ob  ein  dunkler  oder  ein  heller  Vokal 
folgt,  z.  B.  cam,  cearu  Sorge,  cociir  Köcher,  cncfe  konnte, 
cene  kühn,  cild  Kind,  cyning  König,  folc  Volk,  folces,  folce, 
Avie  ja  auch  das  lat.  c  bis  zum  sechsten  oder  siebenten 
Jahrhundert  nach  Chr.  überall  den  Lautwert  k  hatte.  Vor 
den  ursprünglich  hellen  Vokalen  ee  (ea),  e,  i,  nicht  auch 
vor  den  Umlauten  e,  y  nahm  allerdings  c  im  Altenglischen 
den  palatalen  Lautwert  [k']  an,  der  allmählich  in  die 
Affrikata  \U\  überging  (§  90),  z.  B.  ceosan  wählen,  cild 
Kind,  streccean  strecken,  hicilc  welcher. 

In  der  Verbindung  sc  ist  c  auch  vor  dunklen  Vokalen 
in  der  Regel  palatal  geworden  [sk']  und  daher  so  zu  lesen 
(§  90),  z.  B.  sceada  Schatten,  scip  Schiff,  fisc  Fisch. 

Anm.  2.  Bülbring,  Sokoll  u.  a.  sind  der  Meinung,  daß  ae.  sc  in 
allen  Fällen  bereits  den  Laut  des  ne.  sh  [s]  und  ae.  c'  den  des  ne.  ch 
[ts]  gehabt  hätte.  Ein  vollgiltiger  Beweis  hierfür  ist  aber  bisher  nicht 
erbracht  worden. 

Das  Zeichen  h  entsprach  in  der  ae.  Schrift  im  Inlaut 
vor  Konsonanten  und  im  Auslaut  unserem  ch,  konnte  also, 
wie  dieses,  sowohl  den  palatalen  {x'']  als  den  gutturalen  [;^] 
stimmlosen  Reibelaut  bezeichnen,  z.  B.  liht  [li/t]  Licht, 
miht  [mi/t]  Macht  —  eahta  [ea;^ta]  acht,  feahf  [fea;ft]  focht, 
fiihtou  [fu;^ton]  fochten,  seah  [sea;^]  sah.  Im  Anlaut  vor 
Vokalen  und  Konsonanten  war  h  ursprünglich  ebenfalls 
stimmloser  gutturaler  Reibelaut  [x]]  später  aber  wurde  es 
wohl  unserem  Hauchlaute  [h]  gleich,  z.  B.  hälig  heilig, 
heofon  Himmel,  ///;>^  ihm,  hwä  wer,  hiveet  was,  hläford  Herr, 
hnecca  Nacken,  hröf  Dach.  Im  Inlaut  vor  Vokalen  war  h 
bereits  verstummt  (§  92)  und  wird  daher  in  der  Schrift 
nicht  mehr  bezeichnet.  Die  Verbindung  hs  \js,  später  ks] 
wird  in  der  ae.  Schrift  durch  x  bezeichnet,  z.  B.  six  sechs, 
tveaxcm  wachsen  (§  92). 

Doppelschreibung    eines    Konsonanten    bedeutet 
Dehnung   desselben,    z.    B.    habban   haben,    frogga    Frosch, 

Kaluza,  Histor.  Grammatik  d.  engl.  Sprache.    I.    2.  Aufl.  7 


98  Altenglisch.  [§  51 

cohhetfan  husten,  sunmman  schwimmen,  monna  G.  PL  der 
Männer  etc.  Im  Auslaut  schreibt  man  aber  gewöhnlich  ein- 
fachen Konsonanten  auch  bei  Stämmen  mit  auslautendem 
langen  Konsonanten  wie  sih(h)  Verwandtschaft,  hed(d)  Bett, 
ful(l)  Becher,  mon(n)  Mann,  ebenso  gewöhnlich  vor  einer 
konsonantisch  beginnenden  Flexionsendung,  wie  ealne  A.Sg.M. 
von  eall  all,  yrimre  D.  Sg.  F.  von  grim(m)  grimmig  (§  129), 
fylde  Praet.  von  fyllan  füllen   (§  171). 

Die  altenglischen  Vokalzeichen  a,  se,  e,  ea,  eo,  i,  io,  ie, 
0,  u  haben  im  allgemeinen  denselben  Lautwert,  wie  die  ent- 
sprechenden deutschen,  und  zwar  hat  ea  offenes,  eo  ge- 
schlossenes e;  io  offenes  und  ie  geschlossenes  i.  Ae.  y  be- 
zeichnet den  Umlaut  von  ii,  entspricht  also  dem  deutschen 
ü.  Zwischen  offenem  und  geschlossenem  e  und  o  wird  in 
der  Schrift  kein  Unterschied  gemacht.  Der  offene  o-Laut 
vor  Nasalen  wird  bald  durch  a,  bald  durch  o  bezeichnet, 
z.  B.  mann,  monn  Mann,  hcmd,  hond  Hand,  lamh,  lomh  Lamm. 

Die  Länge  der  Vokale  wird  in  den  ae.  Handschriften 
häufig  durch  einen  über  das  Vokalzeichen  gesetzten  Akut  ä, 
e,  i,  6,  ü,  oder  auch  durch  Doppelschreibung:  aa,  H,  oo,  iiu 
angegeben,  z,  B.  iviif,  hrnun  für  irtf  Weib,  hrl'm  braun;  bei 
i  auch  durch  folgendes  g,  z.  B.  hig  für  hl  bei;  macigean  für 
macian  machen.  Die  Kürze  wird  vereinzelt  durch  ein  Häk- 
chen bezeichnet,  z.  B.  gbd  Gott  zum  Unterschiede  von  god 
gut;  vgl.  Napier,  E.  E.  T.  S.  104. 

A  n  m.  3.  Der  Akut  als  Längezeichen  ist  auch  von  neueren 
Grammatikern  mitunter  beibehalten  i;nd  insbesondere  von  Sievers  und 
seinen  Nachfolgern  wieder  gebraucht  worden.  Diese  Art  der  Längen- 
bezeichnung ist  aber,  obwohl  in  Uebereinstimmung  mit  den  Handschriften, 
doch  unzweckmäßig  und  irreführend,  da  in  neuerer  Zeit  der  Akut  vor- 
zugsweise als  Akzentzeichen  gilt.  Andere  wiederum  bezeichnen  die 
Länge  durch  einen  Circumflex,  r?,  e,  en,  usw.,  doch  läßt  sich  der  Cir- 
cumflex  schwer  mit  dem  Akut  oder  Gravis  als  Betonungszeichen  ver- 
einigen, so  daß  hieraus  bei  metrischen  Erörterungen  Schwierigkeiten  er- 
wachsen. Es  hat  darum  Sievers  in  seiner  Altgerm.  Metrik  die  Vokal- 
länge, wie  dies  in  den  Grammatiken  der  klassischen  Sprachen  allgemein 
üblich  ist,  durch  einen  wagerechten  Strich  bezeichnet,  r7,  «,  (~^  ea  usw., 
mit  dem  sich  Akut  und  Gravis  als  Akzentzeichen  leicht  vereinigen 
lassen,  z.  B.  länge  hvnle,  fölce  iö  frofi-e.     Auch  ich  bezeichne  in   diesem 


§  51,  52]       Indogermanische  und  urgermanische  Betonung.  99 

Bdche  die  Länge  der  Vokale  ausschließlich  durch  einen  darüber  gesetzten 
wagerechten  Strich,  ä,  fe,  r,  ca  usw.,  zumal  dieser  Gebrauch  in  den 
neueren  Grammatiken  und  Textausgaben  in  England  und  Deutschland 
(Sweet,  Wyatt,  Sokoll,  Bülbring,  Trautmann)  immer  mehr  Aufnahme  findet. 
Kurzes  «  wurde  von  Grimm  und  seinen  Nachfolgern  durch  ä,  langes 
ä;  durch  ic  bezeichnet;  jetzt  aber  gebraucht  man  allgemein  wieder  ee 
für  den  kurzen,  &  oder  se  für  den  langen  Laut. 

Die  kurzen  wie  die  langen  Diphthonge  ea,  eo,  io,  ie,  ea, 
eo,  10,  ie  hatten  den  Ton  auf  dem  ersten  Bestandteil,  waren 
also  fallende  Diphthonge ;  doch  wurde  wohl  zunächst  eä,  eo,  ie, 
eä,  eo  betont,  wenn  e,  i  nach  einem  palatalen  Konsonanten 
mit  a,  e,  o  zusammentrifft  (§  56). 

Anm.  4.  J.  Grimm  und  seine  Nachfolger  unterschieden  die  kurzen 
Diphthonge  ea,  eo,  io  von  den  entsprechenden  langen,  indem  sie  letztere  mit 
einem  Akut  auf  dem  zweiten  Bestandteil  versahen,  eä,  eo,  io,  z.  B.  siredm 
Strom,  Beötvulf,  liiö  sie;  doch  ist  diese  Bezeichnung  schon  deshalb  un- 
zweckmäßig, weil  in  Wirklichkeit  in  der  Regel  der  erste  Bestandteil  des 
Diphthongs  den  Ton  trug  (s.  o.)-  Andere  setzen  einen  Circumflex  über 
beide  Bestandteile  des  Diphthongs,  was  im  Druck  nicht  schön  aussieht 
und  wiederum  der  wirklichen  Betonungsweise  nicht  entspricht,  da  ja 
nicht  beide  Bestandteile  gleich  stark  betont  und  gleich  lang  gesprochen 
wurden.  Ich  setze  daher  für  die  ursprünglichen  Langdiphthonge:  ea,  eo, 
10,  ie,  für  die  Verbindungen  von  e,  i  nach  Palatalen  mit  ä,  5  aber:  eä, 
eö,  iö,  z.  B.  deaf  taub,  ffeäfon  sie  gaben  etc. 

§  52.    Indogermanische  und  urgermanische  Betonung. 

Vgl.  Sokoll,  §  56  —  Dieter,  §  2  f.  —  Streitberg,  UG 
§  141—152  —  Hirt,  Der  indogermanische  Akzent,  Straßburg  1895  — 
Hirt,  Die  schleifende  Betonung  im  Germanischen  und  die  Auslautgesetze, 
Idg.  Forsch.  I,  195  ff. 

Der  Wortakzent  (§  48)  der  indogermanischen 
Grundsprache  war  frei  beweglich.  Der  Hauptton  des 
Wortes  konnte  sowohl  auf  der  Stammsilbe  als  auch  auf 
einer  der  Flexioos-  oder  Ableitungssilben  ruhen.  Die  Be- 
tonung war  dabei  wohl  mehr  musikalisch  als  exspiratorisch 
(§  47).  Mit  der  Beweglichkeit  des  indogermanischen  Ak- 
zentes, mit  der  verschiedenen  Stärke  und  Tonhöhe,  welche 
danach  der  Stammsilbe  in  verschiedenen  Flexionsformen 
zukommen,  hängt  wohl  auch  zusammen  die  Erscheinung  des 
sog.  Ablautes,   der  innerhalb  der  germanischen  Sprachen. 


100  Altenglisch.  [§  52 

besonders  in  der  Tempusbildung  des  Yerbums  (§  152)  eine 
wichtige  Eolle  spielt. 

In  den  indogermanischen  Einzelsprachen  hat  die  ur- 
sprüngliche Betonung  mehrfache  Aenderuugen  und  Ein- 
schränkungen erfahren.  Am  klarsten  haben  sich  die  alten 
Betonungsverhällnisse  im  Altindischen  und  in  einem  Teile 
der  baltisch-slavischen  Sprachen  erhalten.  Auch  das  Ur- 
germanische hatte  ursprünglich  denselben  frei  wechseln- 
den Akzent,  der  sich  noch  in  den  durch  das  sog.  Vernersche 
Gesetz  (§  76)  bedingten  Lautveränderungen  und  in  der 
Wirkung  der  Auslautgesetze  (§  73)  deutlich  zu  erkennen 
gibt.  Zu  einer  späteren  Zeit  aber  wurde  im  Urgermanischen 
der  Hauptton  durchweg  auf  die  erste  Silbe  des  Wortes  ver- 
legt und  dieses  Prinzip  der  Betonung  der  ersten  Silbe 
ist  seitdem  allen  germanischen  Sprachen  bis.  auf  der  heutigen 
Tag  verblieben.  Zugleich  ist  an  Stelle  der  vorwiegend 
musikalischen  die  vorwiegend  exspiratorische  Betonung 
(§  47)  getreten. 

Anm.  1.  Da  im  Indogermanischen  auch  in  denjenigen  Wort- 
formen, in  denen  Flexionsendungen  den  Hauptton  des  Wortes  trugen, 
auf  der  Stammsilbe  ein  Nebenton  (Gegenton)  ruhte  (vgl.  Hirt,  Der  idg. 
Akzent  p.  13.  30.  45  etc.),  so  dürfen  wir  uns  den  Ucbergang  von  dem 
frei  wechselnden  zu  dem  auf  der  ersten  Silbe  fixierten  Akzent  im  Ur- 
germanischen nicht  als  eine  plötzliche  Umwälzung  vorstellen,  sondern 
als  eine  allmähliche  exspiratorische  Verstärkung  des  auf  der  ersten 
SUbe  bereits  vorhandenen  Haupt-  oder  Nebentones,  durch  welche  ein  in 
mehrsilbigen  Wörtern  ursprünglich  auf  einer  späteren  Silbe  ruhender 
Hauptton  allmählich  abgeschwächt  und  in  einen  Nebenton  verwandelt 
wurde,  der  sich  als  solcher,  wie  wir  aus  der  Technik  des  altgermanischen 
AUitterationsverses  ersehen,  noch  sehr  lange  Zeit  in  den  germanischen 
Einzelsprachen  erhalten  hat;  vgl.  hierzu  auch  H.  L.  Kip,  Noch  ein  Wort 
über  germ.  ,/",  p,  h,  s  >  d,  ff,  y,  z  (Mod.  Lang.  Notes  20,  16—18. 
1905).  Ein  passendes  Analogon  zu  diesem  Akzentwechsel  innerhalb  des 
Urgermanischen  bietet  die  Zurückziehung  des  Akzents  auf  den  Anfang 
des  Wortes  in  den  in  das  Mittelenglische  aufgenommenen  romanischen 
Lehnwörtern.  Auch  hier  ging,  wie  uns  die  reimenden  und  allitterieren- 
den  Dichtungen  des  14.  und  15.  Jahrhunderts  zeigen,  der  erst  im  16. 
Jalirhundert  definitiv  vollzogenen  Regelung  der  Akzentverhältnisse  eine 
lange  Zeit  des  Schwankens  voraus,  in  der  der  romanische  Akzent  auf 
der  letzten  vollen  Silbe  des  Wortes  noch   fortbestand  und   als  Hebung 


§  521  Indogermanische  und  urgermanische  Betonung  101 

des  Verses,  namentlich  im  Reime  verwendet  werden  lionnte,  während 
gleichzeitig  schon  die  erste  Silbe  die  starke  germanische  Exspirations- 
betonung  zeigt,  die  sie  fähig  machte,  im  Allitterationsverso  des  14.  und 
15.  Jahrhunderts  den  Stabreim  zu  tragen. 

Der  Silbenakzent  (§  48)  war  im  Indogermanischen 
und  demgemäß  auch  im  Urgermanischen  ein  doppelter:  ge- 
stoßener und  geschleifter  (oder  schleifender)  Akzent, 
Ersterer  wird  durch  den  Akut  ',  letzterer  durch  den  Circum- 
flex  ",  gr.  ~  bezeichnet.  'Gestoßen'  betonte  Silben  sind  ein- 
gipflig,  'schleifend'  betonte  zweigipflig  (s.  §  48).  Zugleich 
hängt  die  verschiedene  Art  der  Silbenbetonung  mit  der 
Quantität  der  Silben  (§  49)  zusammen.  Alle  kurzen,  ein- 
morigen  Silben  können  nur  gestoßenen  Ton  haben.  Von  den 
langen  Silben  haben  die  zweimorigen  ebenfalls  gestoßenen 
(eingipüigen),  die  dreimorigen  aber  schleifenden  (zwei- 
gipfligen) Akzent.  Dies  entspricht  auch  der  Entstehung  des 
schleifenden  Akzents,  der  überall  da  eingetreten  ist,  wo  ent- 
weder zwei  Vokale  zu  einem  zusammengezogen  wurden,  oder 
wo  nach  einer  langen,  gestoßen  betonten  Silbe  eine  folgende 
unbetonte  abfiel,  ebenso  auch  bei  Verlust  von  auslautendem 
n  im  N.  Sg.  der  »^-Stämme:  urg.*  yumo,  ae.  (jumä  (Näheres 
darüber  s.  bei  Hii  t.  Der  idg.  Akzent;  Streitberg,  UG  §  135  bis 
140.  148-152). 

Anm.  2.  Nach  Streitberg  hatten  z.  B.  gestoßenen  Ton  die 
langen  Endsilben  des  N.  Sg.  der  germ.  ö-Stämmc,  N.  A.  PL  Ntr.  der 
«-Stämme:  *geJjö  —  */rt<ö,  *word5,  gr.  &ed,  des  A.  Sg.  der  o-Stärame: 
ycdön,  gl.  d'edv;  des  N.  PI.  der  pronominalen  (adjektivischen)  «-Stämme: 
ae.  (/lade  N.  PI.,  gr.  olaoi  Häuser;  der  1.  Sg.  Praes.  Ind.  gr.  ye^co,  urg. 
berö  etc.;  dagegen  schleifende  Betonung:  die  langsilbigon  Endungen 
des  N.  PI.  der  germ.  «-  und  ö-Stämme,  idg.  -6s,  -eis  aus  *o-es,  *ä-es  urg.  -os, 
z.  B.  got.  dagös,  gihus;  des  G.  Sg.  der  o-Stämme:  idg.  -ds  aus  -äso,  urg. 
-<js  z.  B.  got.  gibös,  des  G.  PI.  der  «-,  ö-Stäuime,  idg.  -ötn,  gr.  -wv,  urg. 
*-6iH  z.  B.  got.  dage,  gibö,  ae.  dagü,  gifä,  fatä  etc.,  des  D.  Sg.  der  <(-  und 
ö-Stämme,  gr.  ^ei^  (aus  v  -\-  ui),  d'eä  (aus  ä  -\-  «/),  ae.  daege,  g/fc,  urg. 
*d(iy(n\  *'/ed(n',  der  3.  Sg.  Opt.  Praes,  gr.  -ot,  idg.  -uif;  z.  B.  gr.  Äeinoi, 
ae.  berP,  binde;  endlich  des  N.  Sg.  der  ^/-Stämme  nach  Abfall  des  aus- 
lautenden n:  urg.  *yi(in6,  ae.  gnniä  aus  *yumön. 

Anm.  3.  Die  Erforschung  des  indogermanischen  und  des  urgermani- 
schen Satzakzentes  (§  48)  gehört  in  das  Gebiet  der  Syntax  und  der 
Metrik;  vgl.  darüber  z.  B.  Streitberg,  UG  §  133.  141. 


102  Altenglisch.  [§53 

§  53.     Alteiiglische  Betonung. 

Vgl.  Sokoll,  §  45—54  —  Dieter,  §  50  —  Bülbring,  §  50  — 
Lachmann,  Ueber  althochdeutsche  Betonung  und  Verskunst.  Kleine 
Schriften  I,  358  ff.  —  Kaluza,  Studien  zum  germanischen  Alliterations- 
vors.  Heft  1.  2:  Der  altenglische  Vers.  Weimar  1894  —  Kaluza,  Zur 
Betonungs-  und  Verslehre  des  Altenglischen  (Festschrift  zum  70.  Geburts- 
tag von  Oskar  Schade),  Königsberg  1896,  p.  101 — 133. 

a)  Wortakzent. 

Im  xA.ltengiischen  ruhte,  wie  schon  im  späteren  Ur- 
germaniscben,  der  Hauptton  auf  der  ersten  Silbe  Jedes 
Wortes,  in  Zusammensetzungen  auf  der  ersten  Silbe  des 
ersten  Bestandteils  von  Nominalkompositis,  die  zum  großen 
Teil  noch  aus  indogermaniscber  oder  urgermaniscber  Zeit 
stammen,  dagegen  auf  der  ersten  Silbe  des  zweiten  Bestand- 
teils von  Verbalzusammensetzungen,  die  es  im  Urgermanischen 
noch  nicht  gab;  vgl.  z.  B,  ae.  dndsaca  Widersacher,  onsäcan 
bekämpfen. 

Wollen  wir  es  versuchen,  die  Lage  des  Nebentones 
im  Altenglischen  näher  zu  bestimmen,  so  müssen  wir  die  alt- 
englischen Formen  auf  ihre  urgermanische  Grundlage  zurück- 
führen und  dabei  ausgehen  von  dem  u.  a.  von  Paul  (Beitr. 
YI,  31)  und  Michels  (Idg.  Anz.  I,  32  unter  Verweisung  auf 
Wundt,  Psychologie  IP,  248 ff.)  ausgesprochenen  Gesetze: 
E  s  k  ö  n  u  e  n  niemals  zwei  unmittelbar  aufeinander 
folgende  Silben  gleich  stark  betont  sein  (vgl.  dazu 
noch  Jelliiieck,  Die  Akzentabstufung  eine  Naturnotwendig- 
keit? Idg.  Forsch.  VII,  IGOff.  und  Michels'  Antwort  ib. 
p.  163  ff.).  Die  nach  diesem  Gesetz  rekonstruierte  Betonung 
des  Altenglischen  wird  auch  durch  die  Auslautgesetze  und 
durch  die  Technik  des  altgermanischen  AUitterationsverses 
in  erfreuliclier  Weise  bestätigt. 

Wir  können  danach  für  das  Altenglische  folgende 
Betonungsarten  ansetzen : 

a)  Einfache  Wörter: 

1.  Ursprünglich  zweisilbige  Wörter  mit  kurzer  End- 
silbe, z.B.  *dayaz,  ^bnpaii,  *,r, >,•(!, i>i,  *fi(yhiz,  *((Jcraz,  * maipmaz,  *taikna», 


K  531  Altenglische  Betonung.  103 

*saliz,  yosfiz,  *sunuz,  ^daiipuz  N.  Sg.,  *bere,  *h/nde  Imp.,  *bare,  *bande 
Praet.  3.  Sg.  u.  ä.,  hatten  im  Urgermanischen  keinerlei  Akzent  auf  der 
Endsilbe;  sie  fiel  daher  in  den  germanischen  Einzelsprachen  in  der  Regel 
ab  —  im  Altenglischen  a,  e  stets,  i,  u  nach  langer  Stammsilbe,  z.  B.  ae. 
deeg,  beep,  ivord,  giest,  deap,  ber,  bind,  bar,  band  etc.  —  und  wo  sie  er- 
halten blieb  —  im  Altenglischen  /  (zu  e  abgeschwächt)  und  u  nach  kurzer 
Stammsilbe  —  war  sie  ebenfalls  unbetont:  ae.  sele,  sünit  N.  Sg. 

Wenn  nach  Abfall  der  Endsilbe  Muta  +  Liquida  oder  Nasal  in  den 
Auslaut  trat,  z.  B.  *fiiyl-,  *akr-,  *in(n]»n-,  *taikn-,  und  zur  Erleichterung 
der  Aussprache  ein  sekundärer  Vokal  eingeschoben  wurde,  z.  B.  ae.  fügol, 
eßcer,  määutn,  tacen,  so  ist  auch  dieser  Vokal  ursprünglich  völlig  unbetont^ 
wenn  auch  später  derartige  Wörter  nach  Analogie  anderer  zweisilbiger 
Wörter  mit  langer  erster  Silbe ,  die  aus  dreisilbigen  reduziert  waren 
(s.  u.  5),  gelegentlich  einen  Nebenton  annahmen,  z.  B.  bei  Cynewulf 
ivündor,  tacen. 

2.  In  ursprünglich  zvveisilbigen  Wörtern  mit  langer,  ge- 
stoßen betonter  Endsilbe,  z.  B.  urg.  *yedö ,  *lcnzö  N.  Sg.  F., 
*bap5,  *irordö  N.  PI.  N.,  war  die  Endsilbe  schon  früh  verkürzt  worden 
(§  73)  und  blieb  daher  ebenfalls  unbetont.  Im  Altenglischen  ist  sie  nach 
langer  Stammsilbe  abgefallen,  ae.  lar,  irörd ,  nach  kurzer  Stammsilbe 
blieb  sie  als  unbetonte  Silbe  erhalten,  ae.  giefit,  bääit. 

3.  Urgermanisch  zweisilbige  Wörter  mit  langer,  schleifend 
betonter  Endsilbe  sind  in  der  Eegel  aus  ursprünglich  dreisilbigen 
Formen  durch  Kontraktion  zweier  Vokale  oder  Ersatzdehnung  hervor- 
gegangen, z.  B.  urg.  *dayai,  *icordai  D.  Sg.  (idg.  -o-a/),  *dayöiH,  *n-ovddm 
(idg.  -o-öiii),  *berai,  *b/)idat  Opt.  3.  Sg.  (idg.  *-o-l-f),  *yuniö  (idg.  *-ön). 
Diese  AVörter  behalten  daher  ebenso  wie  andere  ursprünglich  dreisilbige 
Formen  (s.  u.  4.  5)  im  Altenglischen  zunächst  einen  Nebenton  auf  der 
zweiten  Silbe  ohne  Rücksicht  auf  die  Quantität  der  Stammsilbe,  ae.  ddsge, 
wörde,  dägä,  wordä,  ber^,  bhuU,  gümä. 

4.  Ursprünglich  dreisilbige  Wörter  mit  kurzer  Mittel- 
silbe und  langer  Endsilbe  müssen,  da  die  zweite  und  dritte  Silbe 
nicht  gleichmäßig  unbetont  sein  können,  auf  der  dritten  Silbe  einen 
Nehenton  tragen,  z.  B.  urg.  *ylddanbn,  *blindanon  A.  Sg.  M.,  *ylddizbs, 
*blwdizös  G.  Sg.  F.,  *ylädizäi,  *blindizai  D.  Sg.  F.,  *ylddiz6m,  *blindiz6m 
G.  PL,  *fntnudom,  xduzidom  Pract.  1.  Sg.  Im  Altenglischen  wird  die 
unbetonte  Mittelsilbe  vor  den  Endungen  -«e,  -re  in  allen  Fällen,  vor  der 
Endung  -de  aber  nur  nach  langer  Stammsilbe  ausgestoßen;  die  drei- 
silbigen Formen  sind  also  in  diesem  Falle  zu  zweisilbigen  reduziert. 
Der  Nebenton  auf  der  Endsilbe  bleibt  aber  erhalten:  ae.  gluedne,  blindne, 
glikdre,  blhidrc,  gläedrd,  blindra,  hyrde.  Nach  kurzer  Stammsilbe  wird 
vor  der  Endung  -de  der  Mittelvokal  i  im  Altenglischen  —  unter  Bei- 
behaltung des  Nebentones  auf  der  Endsilbe  —  zu  e  abgeschwächt: 
/remede. 


104  ,  Altenglisch.  [§  53 

Anm.  1.  In  urg.  -^xcmdidö  N.  PI.,  "^xailayö  N.  Sg.  F.,  N.  A.  PL 
war  die  Endsilbe  ursprünglich  lang  (mit  gestoßenem  Ton),  wurde  aber 
wohl  früh  verkürzt  (s.  o.  u.  2),  so  daß  nicht  diese,  sondern  die  vorher- 
gehende Silbe  den  Nebentoa  erhielt:  xc'tiih)dö,  yjU'ldgö.  Im  Altenglischen 
konnte  daher  die  nebentonige  Mittelsilbe  nicht  synkopiert  werden;  der 
(aus  ö  abgeschwächte)  Endvokal  u  blieb  nach  der  kurzen  Mittelsilbe  er- 
halten, war  aber  unbetont:  ae.  heafddit,  liaDgu. 

5.  Ursprünglich  dreisilbige  Wörter  mit  kurzer  Endsilbe 
undkurzer  oder  langerMittolsilbe  erhielten  einen  Nebenton  auf 
der  Mittelsilbe,  z.  B.  urg.  *däyeso,  *wördeso  G.  Sg.,  ^däyhmiz,  *irördumiz 
D.  PI.,  ^yJddnmma,  *bUndämma  D.  Sg.  M.,  *beranaii,  *hi)ida)ia)i  Inf., 
*m?A-)Iaz,  H'ümngaz,  ^drühtlnaz,  *Xdilayaz  N.  Sg.  Im  Altenglischen  fällt 
die  unbetonte  Endsilbe  stets  ab,  die  dreisilbigen  Formen  werden  also  auch 
hier  zweisilbig.  Der  Nebentoa  auf  der  zweiten  Silbe  bleibt  aber  auch 
im  Altenglischen  bestehen,  und  zwar  zunächst  ohne  Rücksicht  auf  die 
Quantität  der  ersten  Silbe:  ddeghs,  icördes,  ddgüm,  irövditw ,  gJddum, 
hlindit»!,  heran,  bindan,  »nicel,  cijmng,  drijhten,  halig. 

Im  weiteren  Verlaufe  der  sprachlichen  Entwickelung  ist  allerdings 
der  Nebenton  nach  kurzer  Stammsilbe  früher  abgeschwächt  worden  als 
nach  langer  Stammsilbe.  Wörter,  wie  dsegen,  dagiim,  gladum,  heran, 
micel,  cijning,  ebenso  auch  dsege,  daga,  here,  giinia  (s.  o.  u.  3)  dürfen  daher 
im  altenglischen  Allitterationsvers  nur  am  Versende  zweihebig  gebraucht 
werden,  wenn  sie  sich  an  eine  vorhergehende  lange,  starkbetonte  Silbe 
anlehnen  (vgl.  Kaluza,  Der  altenglische  Vers,  I,  §  56,  II,  p.  96). 

6.  Ursprünglich  dreisilbige  Wörter  mit  langer  Mittelsilbe 
und  langer  Endsilbe  mußten  sowohl  auf  der  Mittelsilbe  als  auf  der 
Endsilbe  einen  Nebenton  erhalten.  Da  aber  die  beiden  Nebentöne  nach 
dem  PauFschen  Gesetz  (s.  o.  S.  102)  gegen  einander  und  gegen  den  Haupt- 
ton der  ersten  Silbe  abgestuft  werden  müssen,  so  erhalten  wir  hier  •  die 
sog.  'absteigende'  Betonung:  Hauptton,  stärkerer  Nebenton,  schwächerer 
Nebenton,  z.  B.  Scpldlnga  G.  PL  (urg.  *Skulding6))i),  ae.  yldesta  (urg. 
*aldi!<tu  aus  *aldistön),  iründrU  Praes.  1.  Sg.  (urg.  *iniiidrnjn),  in'nidrMe 
Praet.  1.  Sg.  (urg.  *tvundröd,öm). 

Bei  kurzer  erster  Silbe,  z.  B.  ae.  macie,  niacMe,  ist  wohl  der  Neben- 
ton auf  der  zweiten  Silbe  früh  durch  den  Hauptton  der  ersten  Silbe  ver- 
drängt worden,  so  daß  in  diesem  Falle  nur  ein  Nebenton  auf  der  dritten 
Silbe  stand :  »idcle,  »idcnde. 

7.  T^rsprünglich  viersilbige  Wörter  mit  kurzer  zweiter 
und  vierter  Silbe  hatten  nur  einen  Nebenton  auf  der  dritten  Silbe, 
z.  B.  urg.  "^xebHneso,  *drüyJi»('^o  G.  Sg.,  *xetii»i'niiiz  D.  PL,  *milcilatnma, 
%äiluyämtna  D.  Sg.  M.  Im  Altenglischen  fiel  die  vierte  Silbe  stets,  die 
zweite  nach  langer  Stammsilbe  ab;  die  nebentonige  Silbe  blieb  erhalten: 
ae.  drylitniS)  nncluni,  halyuin  Jieofonea,  heofetvnn. 


R  53"!  Altenglische  Betonung.  105 

Anm.  2.  Wo  in  der  altenglischen  Schritt  nach  langer  Stammsilbe  die 
Mittelsilbe  erhalten  blieb,  wie  in  dogores,  äogorh,  halig^,  häligidn,  ist  sie 
doch  unbetont,  eine  Aenderung  von  dögores  in  dögres  etc.  aus  metrischen 
Gründen  darum  nicht  nötig. 

8.  Ursprünglich  viersilbige  Wörter  mit  langer  zweiter  und 
kurzer  vierter  Silbe  hatten  außer  dem  Nebenton  auf  der  dritten 
noch  einen  etwas  stärkeren  auf  der  zweiten  Silbe.  Wir  erhalten  also 
hier  nach  Abfall  der  Endsilbe  im  Altenglischen  wieder  absteigende 
Betonung,  z.  B.  ae.  Scyldlngum  {*-uiHiz),  uuindrum  i*wundrdjanan), 
mürnend^  {*murnandiaz),  cjjmnges  {*kunmgeso),  wesendh  {*tvesandiaz). 

Hierhergehörige  '^j^rter  mit  kurzer  erster  Silbe,  cijniugeft,  iresende, 
werden  aber  im  altenglischen  Allitterationsverse  nur  so  verwendet,  daß 
die  erste,  haupttonige  Silbe  sich  an  eine  vorhergehende  lange,  stark- 
tonige  Silbe  anlehnt  und  dadurch  zur  nebentonigen  wird,  während  der 
stärkere  Nebenton  auf  der  zweiten  Silbe  zum  Hauptton  wird,  z.  B. 
peod-ci/niiigä  Beow.  2,  cniJU-icesende  Beow.  372. 

9.  Ursprünglich  viersilbige  Wörter  mit  langer  Endsilbe 
haben  einen  Nebenton  auf  dieser  Endsilbe,  außerdem  aber  auch  auf 
der  zweiten  Silbe.  Nach  Svnkopierung  der  unbetonten  dritten  Silbe 
erhalten  wir  im  Altenglischen  auch  hier  absteigende  Betonung:  ae. 
hdllgne  (urg.  *xc(iläganon),  hdflgre  (urg.  ^y/tilagizös,  *%äilägizäi),  hdVigrä 
(urg.  *y/(ilayizö»i). 

Bei  kurzer  erster  Silbe,  z.  B.  ae.  monigne,  inonigre,  »lonigi'a,  ist 
wohl  der  Nebenton  auf  der  zweiten  Silbe  durch  den  vorhergehenden 
Hauptton  früh  unterdrückt  worden,  so  daß  wir  betonen  müssen:  möuigne, 
iHÖiiigre,   iiiö nigra. 

10.  Ursprünglich  fünfsilbige  Wörter  mit  kurzer  erster  und 
langer  dritter  Silbe  werden  ebenso  behandelt  wie  ursprünglich  vier- 
silbige Wörter  mit  langer  erster  und  zweiter  Silbe,  haben  also  ab- 
steigende  Betonung:    ae.    lißghid^,    liegendes,    l/ßgendniii,    lißgmdne    etc. 

Danach  können  wir  im  Altenglischen  folgende  Betonungstypen  unter- 
scheiden, wobei  ^  eine  kurze,  -  eine  lange  und  x  eine  kurze  oder  lange 
Silbe  bezeichnet: 

a)  x:  dgpg,  happ,  irörd  (N.  A.  Sg.)  gie.^f,  deap,  h(h\  h'nid,  lar,  irörd 
(N.  A.  PL). 

b)  w  ^ :  s/'/c  N.  Sg.,  xi'utii  N.  Sg.,  glfi(  N.  Sg.,  bddii  N.  PL,  /ngol,  eecer. 

c)  -  >^ :   iHuäiiDi,   fäceii,   inhidor,   fiuigol. 

d)  vi  >;  :  diPgi'x,  dd'ge,  dägan,  dü'ja,  dagniii  u.a.,  gihiia  N.  Sg.,  heran 
Inf.,   hi'ri'  Opr.,  gläduni    \).   Sg.,    in!cN,  cgiihig. 

e)  -  i:  gliPdiii',  g/cftlri',  glatdn),  hlijidniii,  ljlind>ie,  hlindre,  hliiidrd, 
vorde-^,  irörde,  irörda,  irordiim,  hJindan,  dri/hthi,  dri/htnes,  liäl'ig,  hälgitm, 
iiucli'nii,  lnjrdt\ 

i)  ■!-  k  ^•.  licKj'odn,  hüUgu. 


106  Altenglisch.  [§  53 

g)  w  w  X :   fremede,  heofonca^   luofone,    heofenäs,   heofena,   heofenmn. 

h)  ^  -  X  oder  6  ^  i<:  »iciäe,  niäcödk,  monignh,  mönigre,  mönigrä, 
auch  i-  -^  :>< :  cynlngä,  tvesende. 

i)  1)1  ^i  yldestä,  Scyldhigä ,  Sci/ldingum,  wündriän,  m'mdru', 
tvi'tndrüde,  miirnende,  haligne,  häligre,  haUgrä. 

k)  vi  w  li  X :  lißgende,  Ufigendes,  Ufigendmn,  lifigendre  etc. 

b)  Znsainmensetznngen : 

In  Nominalkorapositis  ruht  der  Hauptton  auf  der  ersten  Silbe  des 
ersten,  in  Verbalkompositis  und  in  zusammengesetzten  Praepositionen 
(§  197)  und  von  Pronominal-  oder  Pracpositioj^alstämmen  abgeleiteten 
Adverbien  (§  196)  auf  der  ersten  Silbe  des  zweiten  Bestandteiles,  z.  B. 
iv6rd-hdrd  Wortschatz,  dnd-säca  Widersacher,  gegenüber  ön-g/nnan  an- 
fangen, ön-sdccm  hekämpfen,  beföraii  vor,  loip-hnian  innerhalb,  päßr-6n 
darauf,  peer-sefter  danach  etc. 

Nominalkomposita,  die  noch  aus  urgermanischer  Zeit  herstammen, 
werden  in  der  Betonung  einfachen  Wörtern  gleichgesetzt,  haben  also 
auf  der  Stammsilbe  des  zweiten  Bestandteiles  einen  schwächeren  oder 
stärkeren  Nebcntou,  z.  B.  hlaford  Herr,  Itläfordes,  fnltum  Schutz, 
iceoröld  Welt,  eorbd  Reilerschar  etc.  Es  kann  sogar  die  ursprüngliche 
Stammsilhe  ausgestoßen  werden,  z.  B.  geatwe  Rüstung,  frihve  Schmuck 
(aus  '^ga-,  *fni-täirp),  heot  Verheißung  {*hi-hät). 

In  den  erst  in  altenglischer  Zeit  zusammengesetzten  Wörtern  wird 
der  ursprüngliche  Hauptton  des  zweiten  Bestandteiles  zu  einem  stärkeren 
oder  schwächeren  Nebenton  herabgedrückt,  wenn  er  unmittelbar  auf 
den  Hauptton  des  ersten  Bestandteils  folgte,  z.  B,  tvörd-liörd  Wort- 
schatz, searo-iiet  Panzernetz,  fölc-sfcde  'Volksstätte',  göld-hrMhi  gold- 
geschmückt, tvHf-vnntyb  G.  PI.  zwölf  Winter,  ivVte-heorhtne  A.  Sg.  M. 
zu  irlite-hhrlit  hellglänzend;  er  bleibt  aber  unverändert,  wenn  eine 
nehentonige  Silbe  vorausgeht,  z.  B.  middän-geard  Erde,  famlg-heals 
schaumhalsig,  hvinged-stefnä  Schiff,  »i6d-ge-pdnc  Sinn,  heals-g^-heddä 
Ehegattin. 

Eine  besondere  Art  der  Anlehnung  des  zweiten  Bestandteils  an  den 
ersten  bilden  Komposita  wie  pcod-cl/nhigä,  cnihi-iri'sf'vdf;  (s.  o.  S.  105). 

b)  S  i  1  b  c  n  a  k  z  c  n  t. 
Der  im  Indogermanischen  nnd  Urgermanischen  vor- 
handene Unterschied  zwischen  'gestoßen'  und  'schleifend' 
betonten  Endsilben  (s.  o.  S.  101)  ist  im  Altenglischen  nicht 
mehr  zu  erkennen,  da  die  dreimorigen,  schleifend  betonten 
Endsilben  dort  zu  zweimorigen  verkürzt  sind.  Es  entstehen 
aber  im  Altenglischen  neue  schleifend  betoute  Silben   durch 


§  53,  54]  Indogermanischer  Vokalbestand.  107 

Kontraktion  zweier  Vokale,  z.  B.  sehn  sehen  (aus  *seoan  für 
*seohan),  sleiin  schlagen  (aus  *sleaan  für  *deahmi),  heZin  schw. 
Dekl.  (*hea]ian),  hext  N.  PI.  (*Jieahe)  zu  heah  hoch.  Wie  im 
altiudischen  Verse  (s.  Streitbeig-,  UG  §  135 f.),  können  auch 
im  altenglischen  Allitterationsverse  derartige  schleifend  be- 
tonte Silben  für  zwei  Silben  des  Verses  gerechnet  werden, 
ohne  daß  wir  genötigt  wären,  die  Kontraktion  auch  in  der 
Schrift  aufzulösen. 

Anm.  3.     Ueber  den  Satzakzent  des  Altenglischcn,    vgl.  z.  B. 
Sweet,  HES  §  358  ff.,  NEG  §  736  ff. 


Vokalismus. 


Indogermanische  und  urgermanische  Vokale. 
§  54.     Iiidogermauiseher  Tokalbestaiid  und  dessen  Weiter- 
entwicklung zum  Urgermanischen. 

Vgl.  Brugman,  Grdr.  §  77—385,  KVG  §  66-160  -  Noreen, 
Abriß  der  urg.  LaiUlebro.  Straßbnrg  1894  —  Kluge,  PGr^,  401—420  — 
Streitberg,  Urg.  Gr.  §  39-106  —  Dieter,  §  4—15  —  Sokoll, 
§  86-90.  97—102. 

Als  Vokalbestand    der   indogermanischen    Grundsprache 

dürfen  wir  ansetzen : 

Kurze  Vokale:    9     a    e    i    <>    n 

Lauge  Vokale:         ä     e     t     ö     ü 

Kurzdiphthonge:    rti     ai     ei     oi   —  9i(     au     eu     on 

Langdiphtonge:    äi     ei     öi  —   äii     eu     du 

Dazu  kommen  kurze  und   lange   silbische  Liquiden   und 

Nasale  (Liquida  und  Nasalis  sonans):  l  r  m  u. 

Bei  ciaer  Vergleichung  der  indogcrmaniscbcn  Vokale  mit  den  ur- 
germanischen  können  zunächst  die  Langdiphthonge  außer  Betracht  bleiben, 
da  dieselben  in  den  meisten  Sprachen  in  die  entsprechenden  Kurzdiph- 
thonge übergegangen  oder  durch  Unterdrückung  des  zweiten  Bestandteils 
monophthongiert  worden  sind.  Kluge  (Paul's  Grundriß  l^,  403)  zweifelt 
überhaupt  an  der  Existenz  von  Langdiphthongen. 


108  Altenglisch.  [§  54 

Auch  die  Ansetzung  von  silbischen  Liquiden  und  Nasalen  für  die 
indogermanische  Grundsprache  wird  von  mancher  Seite  bestritten  (vgl. 
J.  Schmidt,  Kritik  der  Sonantentheorie,  1895)  und  dafür  vielmehr  ''/,  ^r, 
^m,  c>n  angenommen.  Im  Urgermanischen  entwiclielte  sich  vor  oder  nach 
kurzer  Liquida  und  Nasalis  sonans  regelmäßig  ii,  das  ebenso  behandelt 
wird  wie  ursprüngliches  u,  daher  auch  von  diesem  nicht  getrennt  zu 
werden  braucht.  Zweifelhaft  ist  auch  die  Existenz  von  langen  silbischen 
Liquiden  oder  Nasalen,   die  deshalb  gleichfalls  unberücksichtigt  bleiben. 

Endlich  ist  es  zweifelhaft,  ob  es  in  betonter  Silbe  ein  idg.  3  ge- 
geben hat  (Kluge,  Paul's  Grundriß  I^,  402),  da  in  den  meisten  Sprachen 
a  dafür  steht.  Für  das  Urgermanische  kann  daher  ■^  mit  a  zusammen- 
gefaßt werden,  so  daß  als  indogermanische  Grundlage  des  urgermanischen 
Vokalsystems  folgende  Vokale  anzusehen  sind: 

Kurze  Vokale:  a  e  i  o  u 
Lange  Vokale:  ä  e  ~i  ö  ü 
Diphthonge:   ai     ei     oi  —  au     eu     ou. 

Innerhalb  dieser  Vokale  sind  im  Urgermauischen  bezw. 
Westgermanischen  folgende  Aenderungen  eingetreten : 

Idg.  0  wurde  zu  urg.  a  (b)  und  demgemäß  auch  die 
Diphthonge  idg.  oi  zu  urg.  ai  (d)  und  idg.  ou  zu  urg.  au  (f), 
während  idg.  a  (a),  ai  (c)  und  au  (e)  im  Urgermanischen 
unverändert  blieben,  so  daß  in  urg.  a,  ai,  au  je  zwei  idg. 
Laute  zusammengefallen  sind.  Ein  nasales  ä,  das  später  in  den 
germanischen  Einzelsprachen  unter  Verlust  der  Nasalierung 
in  ä  überging,  entstand  innerhalb  des  ürgermanischen  aus 
«ö  vor  ;*:  (g). 

a)  gr.  naiiiQ^  lat.  inifi-r,  got.   as.  fadar,  ahd.   fafe'%  ac.  jkder  Vater 

—  gr.  cty()dg,  lat.  (ff/er,  got.  ukrs,  ahd.  acchar,  as.  ahkar,  ae.  secey  Acker 

—  gr.  (5f/lj,  lat.  ml,  suUs,  got.  an.  as.  salt,  ahd.  salz,  ae.  sealt  Salz  — 
lat.  aqua,  got.  alwa,  ae.  ea  {*ahiru-)  Wasser  —  gr.  &7iö,  lat.  ah,  got.  af, 
ae.  sef-,  of  ab,  von. 

b)  gr.  ÖKTCt),  lat.  octo,  poln.  osm,  got.  ahfau,  as.  ahd.  ahfu,  ae.  ealifa 
acht  —  lat.  JiosHs  der  Fremde,  poln.  //o.sV,'  got.  (jaufa,  ahd.  as.  f/ast, 
ae.  giest  Gast  —  lat.  hortuts,  got.  gards,  ae.  geurd  Garten  —  lat.  nox, 
noctis,  got.  nalifs,  as.  ahd.  naht,  ae.  niht  Nacht  —  gr.  anöros  Finsternis, 
got.  skaäus,  ahd.  sicato,  ae.  sceadu  Schatten  —  gr.  tö  (*to6),  lat.  istud, 
as.  tJuä,  ahd.  daz,  ae.  paet  das  —  lat.  qiiod,  as.  1n/-af,  ahd.  Jnraz, 
ae.  Jnrget  was. 

c)  lat.  r«f7o  ich  fälle,  got.  skaidan,  ae.  scädan  scheiden  —  gr.  al'&o> 
ich  brenne,  lat.  fedes  Feuerstätte,  Herd,    ahd.  eit,  ae.  ad  Scheiterhaufen. 


8  541  Indogermanischer  Vokalbestand.  109 

d)  gr.  olSa,  got.  walt,  ae.  traf  ich  weiß  —  gr.  nomiÄog,  got.  faihs, 
ae.  fäh  bunt  —  lat.  i<m<s  (aus  oinos),   got.  «ms,    an.   eiDn,   ae.   ä«  eins. 

e)  gr.  ai^io),  lat.  augeo,  got.  aiikan,  ae.  eacan  vermehren  —  lat.  miris, 
got.  rt/^sö,  as.  ahd.  öra,  ae.  e«re  Ohr  —  4at.  panci,  urg.  *f(mhwu-,  got. 
fairai,  ae.  feaive  wenige. 

f)  idg.  *bhehho>(r]]ie,  skr.  biihüi/hu,  got.  />««j>,  ae.  /^f^^/'/  er  gebot  — 
idg.  *roi(dhos,  lat.  rüfus,  got.  raiips,  ae.  re«(^  rot. 

g')  urg.  *brarjyjö{i)i) ,  *bntxf<>{»i),  got.  as.  ahd.  bräJiia,  ae.  bröhte 
ich  brachte  —  urg.  ^ßmjxtöini),  päxtö{m),  got. pähfa,  ae.pöhte  ich  dachte 

—  urg.  *far}yj(n,  *faxan,  got.  fälian,  ae.  /V7>i  {*föhan)  fahen,  fangen. 

Idg.  e  wurde  zu  urg.  ?",  wenn  darauf  Nasal  -|-  Konsonant 
(i)  oder  ein  i,  j  folgte  (k),  weshalb  auch  der  idg.  Diphthong 
ei  stets  zu  urg.  ii,  i  vereinfacht  wurde  (1).  Sonst  blieb  idg. 
e  (h)  und  demgemäß  auch  der  Diphthong  eu  (m)  im  Ur- 
germanischen unverändert;  doch  hat  sich  aus  urg.  eu  im 
Westgermanischen  ein  neuer  Diphthong  iu  entwickelt,  wenn 
die  darauf  folgende  Silbe  ein  i  oder  j  enthielt  (ii). 

h)  lat.  edere,  ae.  etan  essen  —  gr.  cpdQeiv,  lat.  fen-e,  ae.  bemn 
tragen  —  lat.  lielUs,  ae.  feil  Fell  —  gr.  f|,  lat.  sex,  ae.  siex,  six  sechs 

—  ae.  helpan  helfen  gegenüber  dem  zu  derselben  Ahlautreihe  gehörenden 
bindan  binden  (s.  u.  i). 

i)  gr.  Tisvze^  got.  fimf,  ae.  flf  fünf  —  ae.  bindan  binden  gegen- 
über helpan  helfen  (s.  o.  u.  h). 

k)  ae.  birest  {*birist)  du  trägst,  birep  {*birip)  er  trägt  (urg.  *binsi, 
*bir/pi)  zu  beran  tragen  —  ae.  hiljyst  du  hilfst,  Jn'l2)p  er  hilft  zu  helpan 
helfen  —  lat.    medlus,    got.    midjis,    ae.    midd   in    der   Mitte    befindlich. 

1)  gr.  aieCxo),  ae.  stigan  steigen  —  gr.  Seiawfii-,  got.  gateihan, 
ahd.  zihan,  ae.  teon  {*tihan)  zeihen. 

m)  idg.  *bheudhö,  gr.  yisv^ofiai,  ae.  beodan  {*beudan)  bieten. 

n)  as.  gitrimH  getreu  gegenüber  freuira  Treue  —  ahd.  li)(di,  andh. 
liode,  aws.  leode.  Leute. 

Anm.  1.  In  unbetonter  Endsilbe  ist  idg.  e  gewöhnlich  zu  urg.  / 
geworden,  z.  B.  gr.  nööeg,  urg.  *fötiz,  ae.  fet  Füße,  ebenso  in  schwach- 
betonter Mittelsilbe  vor  einem  /  der  Endsilbe,  vgl.  idg.  bheresi,  urg.  *birisi, 
ae.  bires  du  trägst;  gr.  Ttotfievi,  urg.  *yni>iini  D.  Sg.  Dagegen  bleibt  e 
unverändert  im  absoluten  Auslaut,  z.  B.  gr.  (p^Qe,  urg.  *bere,  ae.  ber 
trage,  und  in  schwachbetonter  Mittelsilbe  vor  einem  dunklen  Vokale  der 
Endsilbe,  z.  B.  urg.  *dayeso,  ae.  deeges  des  Tages,  gr.  nöre^og,  urg. 
*ywapera-,  ae.  hwfeäer  welcher  von  beiden;  urg.  *%olpenoz,  ae.  holpen 
geholfen. 

Idg.  i  (o)  und  idg.  u  (q)  blieben  im  Urgermanischen 
vor  i,  u  der  folgenden  Silbe  und  vor  Nasal  -j-  Konsonant 


110  Altenglisch.  [§  51 

unverändert.  Vor  einem  a,  o,  e  der  folgenden  Silbe,  wenn 
nicht  Nasal  -|-  Konsonant  dazwischen  stand,  ging  idg.  /  in 
urg.  e  (p)  und  idg.  n  in  urg.  o  über  (r).  In  einigen  Wörtern 
entstand  aus  urg.  /y,  «>j  vor  x  eiü  nasales  l  (s)  oder  ^7  (t),  das 
später  in  den  Einzelsprachen  mit  i,  ü  zusammengefallen  ist. 

o)  lat.  piscis,  got.  ßsks,  ae.  ßsc  Fisch  —  gr.  lafiev  {*l'öfiev),  skr. 
vidmä,  got.  wihim,  ae.  in'fon  wir  wissen  —  lat.  fidlnms  wir  spalteten, 
got.  bitifin,  ae.  bt'fon  wir  bissen  —  lat.  vidiia,  got.  tviduwö,  ae.  u-iden-e 
Witwe. 

p)  lat.  otV  (*'f/>'o^-),  ae.  >rer  Mann  —  lat.  mdus  {*'iu'zdo)<  zu  ser/^'o 
sitzen),  ae.  nest  Nest. 

q)  idg.  *kwto,  lat.  cetiiam,  urg.  "^xandu-,  ae.  //««rf  hundert  —  Part. 
Praet.  ae.  hunden  gebunden  gegenüber  holpen  geholfen,  s.  u.  r  —  urg. 
*yulplna,  ae.  gi/lden  golden  gegenüber  urg.  *yolpa-,  ae.  gold  Gold  — 
ai.  hiihiidhinid,  ae.  hudon  wir  boten  —  idg.  *sinii'is,  got.  siinnSy  ae.  .*»««  Sohn. 

r)  gr.  ■d'vydTriQ^  ae.  dohtor  Tochter  —  ai.  uksdn,  ae.  oj-a  Ochse  — 
gr.  ^vyöv^  lat.  jiiijutii,  ae.  ^eoc  Joch  —  iirg.  *yolpa,  ae.  </o/''  Gold  — 
Part.  Praet.  ae.  boden  geboten,  Jiolpen  geholfen  gegenüber  biinden  ge- 
bunden (s.  0.  u.  q). 

s)  urg.  *piijX'<»>  *p^%itn,  ae.peon  {*pihan)  gedeihen  —  ahd.  dihscda, 
ae.  plsle  Deichsel. 

t)  urg.  *ptiyxf('P>  *pü%tcp,  got.  pühia,  ao.  pülüe  däuchte  zu  got. 
pKgkjan,  ae.  pj/ncean  dünken. 

Idg.  ä  ging  im  Urgermanischen  in  ö  über  (n),  während 
idg.  ö  unverändert  blieb  (y),  so  daß  auch  in  urg.  ö  zwei 
idg.  Laute  zusammengefallen  sind. 

Ti)  gr.  dor.  fiäzt^Q,  att.  fii'i^i]Q,  lat.  mäter,  ae.  mödor  Mutter  — 
gr.  (pQdviüQ,  lat.  fräier,  got.  brnpar,  ae.  brüäor  Bruder  —  lat.  fäi/Hs, 
ae.  böc-treo  Buche. 

t)  lat.  ßös,  ae.  blöstm  Blüte  —  idg.  *jwd-Sf  gr.  dor.  ^(i>s,  att.  Tiovg, 
got.  föfiis,  ae.  /ö<  Fuß  —  gr.  d-cofiög  Satzung,  ae.  d<5m  Urteil  —  gr.  nÄcoTÖg 
schwimmend,  verwandt  mit  ae.  flod  Flut. 

Idg.  e  wurde  zu  urg.  «,  das  sich  in  den  einzelnen 
germanischen  Dialekten  verschieden  entwickelt  hat.  Im 
Gotischen  steht  dafür  e,  im  Nordischen  und  Westgermanischen 
(1,  im  Altenglischcn  wiederum  ws.  «  (§  59),  in  den  übrigen 
Dialekten  (§  74)  e  (\v).  Ein  neues  e  entstand  im  Ur- 
germanischen wahrscheinlich  aus  e  durch  Kontraktion  oder 
durch  Ersatzdehnung  (x). 

w)  lat.  schie»,  got.  .se^.s-,  ahd.  sät,  as.  säd,  aws.  ssed,  merc.  nordh. 
kent.  sed  Saat  —  lat.  edimun,   got.  etum,    ahd.  äzion,    aws.   ä'to>},    merc. 


8  54    551  Urgermanischer  Vokalbestand.  111 

nordh,   kent.   eton   wir    aßen    —    gr.    zc-d^rf-ftc    ich    setze,    lege,    stelle, 
got.  gu-dep.^,    ahd.  tat,    as.  däd,    aws.  dsed,    merc.  nordh.  kent.   ded  Tat. 
x)  got.  as.  ae.  her,  ahd.  hiar  hier  —  ac.  cen  Kien  —  ae.  med  Lohn 
—  ac.  liet  hieß,  let  ließ  n.  ä. 

Idg.  I  (y)  und  idg.  ü  (z)  blieben  im  Urgermanisclien 
unverändert. 

y)  lat.  viiumi,  got.  irein,  ae.  as.  alid.  /r7»  Wein  —  lat.  suinus, 
ae.  stvin  Schwein. 

z)  gr.  /rO?,  lat.  iHHs,  an.  ahd.  ae.  »nüs  Maus  —  lat.  wZ^tr,  ahd.  utar, 
ae.  itrfer  Euter  —  g^^\.  -dünnmYQStwxig  {LKfidüniim,  Äugitstodüniini),  ahd. 
-sitw,  ae.  tun  Zaun,  umzäunter  Ort. 

§  55.     Uebersicht  über  den  iirgerniaiiischeu  Vokalbestand 
und  dessen  indogermanische  Entsprechungen. 

Das  Urgerraanische  hatte  (nach  §  54)  folgenden  Vokal- 
bestand : 

Kurze  Vokale:  a    o     i    o     u 

Lange  Vokale:  «,  wg.  ä     e    l     ö     ü 

Nasalvokale:  ä     i     a 

Diphthonge:  ai     au     eii  wg.  m 
und  zwar  entstand: 

1)  urg.  a  aus  idg.  <(  (got.  fadar  ^  .ö-i,  a)  oder  aus  urg.  o  (got. 
ahtau  §  54,  b), 

2)  urg.  ä  aus  urg.  rt?j  vor  x  {*füxuH  §  54,  g), 

3)  urg.  «,  wg.  fl  aus  idg.  e  (got.  gadeps,  ahd.  to^;,  ae.  rf«(?  §  54,  w), 

4)  urg.  ai  aus  idg.  ai  (got.  skaidun  §  54,  c)  oder  aus  idg.  oi  (got. 
««^ai^  §  54,  d) 

5)  urg.  cm  aus  idg.  au  (got.  r/«iv7  §  54,  e)  oder  aus  idg.  ou  (got. 
raups  §  54,  f), 

6)  urg.  e  aus  idg.  e  (ae.  e;'«>;  §  54,  h)  oder  aus  idg.  i  vor  a,  o,  e, 
wenn  nicht  Nasal  +  Konsonant    dazwischen    stand    (ac.    u-er   §    54,    p), 

7)  urg.  e  aus  idg.  e  durch  Ersatzdehnung  oder  Kontraktion  mit 
einem  Vokal  der  folgenden  Silbe  (ae.  med,  het  §  54,  x), 

8)  urg.  eu  aus  idg.  eu  (ae.  beodan  §  54,  m), 

9)  urg.  i  aus  idg.  i  vor  i,  u  (ae.  ß'sc  §  54,  o)  oder  aus  idg.  e  vor 
Nasal  -|-  Konsonant  (got.  ßmf  §  54,  i)  oder  vor  /,  j  (got.  midjis  §  54,  k), 

10)  urg.  ^  aus  idg.  l  (ae.  tcin  §  54,  y)  oder  aus  urg.  ei  (ae.  stlgan 
§  54,  1), 

11)  urg.  i  aus  urg.  %  vor  X  {*pV/jtn  §  54,  s), 

12)  wg.  tu  aus  urg.  e«.  vor  i,  j  (andh.  Uode  §  54,  n), 

13)  urg.  0  aus  idg.  u  vor  «,  o,  e,  wenn  nicht  Nasal  +  Konsonant 
dazwischen  stand  (ae.  dohtor  §  54,  r), 


112  Altenglisch.                                  [§  55,  56 

14)  urg.  5  aus  idg.  ö  (ae.  föf  §  54,  v)  oder  aus   idg.  ä   (ae.  mödor 
§  54,  u), 

15)  urg.  n    aus    idg.    u    vor    Nasal  +  Konsonant    oder    vor    /,    ?/ 
(ae.  huvfh'H,  siniii  §  54,  q), 

16)  urg.  ü  aus  idg.  n  (ae.  niüs  §  54,  z), 

17)  urg.  »  aus  urg.  inj  vor  ;;  {*pit'/Jf^P  >?  54,  t). 


Altenglische  Vokale, 


a)  Vokale  der  Stammsilben. 

§  56.     Uebersicht  über  die  Veräuderimgen   der 
iirgermauischeii  Yokale  im  Altenglischen. 

Vgl.  Sweet,  HES  §  412-495  —  Sweet,  NEG  §  744-760  — 
Sweet,  ShHECx  §  124—140  —  Wyatt,  OEG  §  98—162  —  Ma^hew, 
Synopsis  of  Old  English  Phonology,  Oxford  1891  —  Cosijn,  AwsGr 
§  1—124  —  Cosijn,  Abriß  §  2—71  —  Sievers,  AgsGr^,  §  6-167  — 
Sievers,  Abriß  §  1—21  —  Sievers,  Zum  ags.  Vokalismus.  Leipzig 
1900  —  Kluge,  Geschichte  der  engl.  Sprache,  PGr  P,  1024-1062  — 
Dieter,  §  49-67  —  SokoU,  §  118—169  —  Bttlbring,  §  80—455. 

Die  iirgermauischeu  bezw.  westgermanischen  Vokale:  a, 
e,  i,  0,  u  —  88  (wg.  a),  e,  l,  ö,  ü  —  ä,  1,  ü  —  ai,  au,  eii, 
wg.  iu  (§  55)  erfuhren  im  Laufe  der  altenglischen  Zeit  zahl- 
reiche Veränderungen  teils  in  allen,  teils  nur  in  bestimmten 
Stellungen,  namentlich  auch  durch  den  Einfluß  benachbarter 
Konsonanten  oder  Vokale. 

Die  drei  urgermauischen  Diphthonge  änderten  im 
Altenglischen  ihren  Lautwert,  indem  urg.  ai  zu  ae.  ä  ver- 
einfacht wurde  {stein  §  60,  a),  urg.  au  in  ae.  §a  {h§ap  §  61,  a), 
urg.  ett  in  ae.  eo  {deop  §  64,  a)  überging.  Wg.  iu  wurde  zu 
ae.  io,  das  jedoch  im  Westsächsischen  mit  eo  zusammenfiel 
(llode,  leode  §  64,  a). 

Urg.  a  wurde  durch  sog.  Tonerhöhung  in  geschlossener 
Silbe  zu  ae.  ae  (peet,  wdes  §  57,  i),  ebenso  in  offener  Silbe 
vor  folgendem  hellen  Vokal  {feeder  §  57,  k)  und  in  drei- 
silbigen Wörtern    vor   umgelautetem  Vokal    der  Mittelsilbe 


18   57  Veränderungen  der  urgermanischen  Vokale.  113 

(tö-gsedere  §  57,  1).  Ebenso  ging  wg,  ä  aus  urg.  se  in  den 
meisten  Stellungen  in  se  über  (släq)  §  59,  d). 

Durch  einen  folgenden  Nasalkonsonanten  wurde 
urg.  a  zu  ae.  o  umgewandelt,  das  in  der  Schrift  teils  durch  a, 
teils  durch  o  bezeichnet  ist  {nama,  noma;  mann,  monn  §  57,  g); 
ferner  wg.  ä  aus  urg.  se  zu  ae.  ö  {möna  §  59,  c),  urg.  e  zu 
ae.  i  {niman,  §  62,  d)  und  urg.  o  zu  ae.  u  (punor  §  67,  e)» 
Wenn  auf  einen  Nasalkonsonanten  einer  der  stimmlosen 
Reibelaute  /,  p,  s  folgte,  so  wurde  unter  Verlust  des  Nasal- 
konsonanten der  vorhergehende  Vokal  nasaliert  und  gedehnt, 
die  Nasalierung  aber  später  wiederum  aufgehoben ;  so  wurde 
ae.  an,  on  über  o  zw.  ö  {gös  §  57,  h),  ae.  in  über  l  zu  l  (flf 
§  65,  d),  ae.  im  über  ü  zm  ü  (müp  §  69,  d). 

In  gleicher  Weise  wurden  die  aus  dem  Urgermanischen 
herübergenommenen  Nasalvokale  i  und  ü  zu  l  (peon  aus 
*pihan  §  66,  c)  und  ü  {pühte  §  70,  a),  urg.  ä,  das  in  ae.  ö 
übergegangen  war,  zu  ö  entnasaliert  {bröhte  §  58,  a). 

Zwischen  den  hellen  Vokalen  ae.  «  aus  urg.  a,  ae.  ee 
aus  wg.  ä,  urg.  ae.  e,  i  und  einem  folgenden  gutturalen  h  [;f], 
II  oder  l  -\-  Kons.,  rr  oder  r  -|-  Kons,  entwickelte  sich  ein 
dunkler  Uebergangslaut,  der  sich  mit  dem  vorher- 
gehenden Vokale  verband  und  denselben  diphthongierte.  Es 
wurde  in  diesem  Falle  ae.  se  aus  urg.  a  zu  §a  {s§ah  §  57,  n  — 
§all,  §ald  §  57,  p  —  hgard  §  57,  q),  ae.  se  aus  wg.  ä  zu  §a 
{n§ah  §  59,  e),  urg.  ae.  e  zu  eo  {seoh  §  62,  h  —  seolh 
§  62,  k  —  steorra,  eorde  §  62,  1),  urg.  ae.  i  zu  io,  {Wioht 
§  65,  f  —  mioluc  §  65,  g  —  liornlan  §  65,  h),  urg.  ae.  l  zu 
10,  eo  (leoht  §  66,  b).  Man  nennt  diese  Diphthongierung  nach 
dem  Vorgange  von  Jacob  Grimm  'Brechung'.  Wird  nach 
vollzogener  Brechung  intervokalisches  h  ausgestoßen,  so  wird 
§a,  eo  zu  ga,  eo  gedehnt  und  der  folgende  kurze  Vokal 
absorbiert  (slgan  §  57,  o  —  seon  §  62,  i).  Ebenso  wird  ga, 
eo  und  das  daraus  umgelautete  ie  vor  Ih^  rh,  hl  bei  Ausfall 
des  h  durch  Ersatzdehnung  zu  §a,  eo  (Wgalas,  m§aras 
§  57,  r  —  seoles,  feores  §  62,  m  —  stiele,    Wielisc  §  57,  aa). 

Verwandt  mit  der  Brechung  ist  der  sog.  z^-U miaut, 
(3.  h.  der  Einfluß  eines  ti,  o  der  folgenden  auf  den  Vokal  der 

Kaluza,  Histor.  örammatUc  d.  engl.  Sprache.    I.    2.  Aufl.  3 


114  Altengüsch.  [§  56 

vorhergehenden  Silbe,  der  dadurch  ebenfalls  in  einen  M-haltigen 
Diphthong  übergeht,  so  daß  wiederum  urg.  a  zu  §a  {§alu 
§  57,  d),  urg.  e  zu  eo  {seofon  §  62,  b),  urg.  i  zu  io  (frioäu 
§  65,  e)  wird.  Der  «-Umlaut  war  aber  im  Westsächsischen 
nur  wenig  entwickelt.  Etwas  häufiger  findet  er  sich  in  den 
poetischen  Texten  und  in  den  anglischen  Dialekten.  Auch 
vor  w  geht  sowohl  urg.  e  als  auch  das  durch  i- Umlaut  aus 
urg.  a  entstandene  ae.  e  in  eo  über  {treoives  §  62,  f  —  tneowle 
§  57,  bb). 

Mit  einem  aus  folgendem  w  entstandenen  u  verbinden 
sich  urg.  a,  wg.  ä  und  urg.  e  zu  den  Diphthongen  au,  eu,  die 
ebenso  wie  die  ursprünglichen  urgermanischen  Diphthonge 
an,  eu  (s.  0.  S.  112)  zu  §a  {str§a  §  57,  e  —  wfa  §  59,  b)  und 
eo  {treo  §  62,  g)  übergehen. 

Kurze  Diphthonge  entstehen  im  Altenglischen  auch  aus 
einfachen  kurzen  Vokalen,  indem  sich  zwischen  einem  vor- 
hergehenden Palatalen  Konsonanten  c ,  sc,  g'  und 
einem  folgenden  Vokal  ein  heller  Gleitlaut  herausbildet,  und 
zwar  ist  urg.  j  (in  der  Schrift  durch  g  bezeichnet)  vor  allen, 
auch  vor  dunklen  Vokalen  palatal,  ebenso  später  sc  [sk'], 
während  c  und  g  (urg.  y)  nur  vor  den  ursprünglich  hellen 
Vokalen  se,  se,  e,  i,  nicht  vor  den  dunklen  Vokalen  a,  ä,  o,  ö, 
u,  ü  oder  den  daraus  durch  i -Umlaut  entstandenen  hellen 
Vokalen  e,  ee,  e,  y,  y  palatalen  Klang  haben.  Durch  Ein- 
schiebung  eines  Gleitlautes  nach  palatalen  Konsonanten  wird 
ae.  a,  ee  zu  ea  {g'eaf  §  57,  s  —  sc'eadu  §  57,  t),  ae.  se  aus 
wg.  ä  zu  ea  {g'ear,  sc'eap  §  59,  g),  ae.  a,  o  aus  urg.  a  vor 
Nasalen  zu  ea,  eo  {sc'eamu,  sc'eomu  §  57,  u),  ae.  ö  aus  wg.  ä 
vor  Nasalen  zu  eö  {g'eömor  §  59,  h),  ae.  ä  aus  urg.  ai  und 
dessen  Umlaut  ee  zu  eä,  ea  {sc'eädan  §  60,  d  —  sceap,  sc'äep 
§  60,  e) ;  urg.  e  zu  ie  {g'iefan,  sc'ieran  §  62,  n),  urg.  o  zu  io, 
eo  {g'ioc,  g'eoc  §  67,  f),  urg.  ö  zu  eö  {sc'eöc  §  68,  d),  urg.  u 
zu  ae.  iu,  eo  {g'iung,  g'eong  §  69,  e). 

Vorhergehende  labiale  Konsonanten,  insbesondere 
w  üben  häufig  einen  verdunkelnden  Einfluß  auf  die  folgenden 
Vokale  aus.  So  erscheint  in  einigen  Wörtern  nach  einem 
Lippenlaute,   vereinzelt  auch  vor  einem  Lippenlaute   oder  r 


§  56]  Veränderungen  der  urgermanischen  Vokale.  115 

im  Altenglischen  ein  u,  während  die  verwandten  germanischen 
Sprachen  ein  o  aufweisen  (füll  §  67,  d),  und  urg.  ö  im  Aus- 
laut einsilbiger  Wörter  nach  Konsonant  +  w  geht  in  ü  über 
{hü  §  68,  c).  Bei  vorhergehendem  w  wird  das  durch  Brechung 
oder  w-Umlaut  aus  urg.  e  entstandene  eo  zu  o  {sword,  worold 
§  62,  o),  io  aus  urg.  i  zu  u  {wudu  §  65,  1). 

Wesentliche  Veränderungen  erlitten  die  urgermanischen 
oder  die  aus  ihnen  hervorgegangenen  altenglischen  Vokale 
zwischen  dem  6.  und  8.  Jahrhundert  nach  Chr.  durch  den 
sog.  i-U miaut,  d.  h.  durch  den  Einfluß  eines  i  oder  j  der 
nachtonigen  Silbe  auf  den  Vokal  der  Stammsilbe.  Das  ur- 
sprüngliche t_,  j  ist  im  Altenglischen  häufig  schon  abgefallen 
oder  zu  e  abgeschwächt  worden,  so  daß  man,  um  die  Wirk- 
ungen des  t-Umlauts  klar  zu  erkennen,  auf  die  urgermanischen 
Grundformen  oder  auf  die  Formen  der  verwandten  alt- 
germanischen Dialekte  zurückgehen  muß.  Durch  den  t-Um- 
laut  wurde  ein  im  Altenglischen  zunächst  unverändert  ge- 
bliebenes urg.  a  zu  ee  (fserest  §  57,  v),  das  aus  urg.  a  in 
geschlossener  Silbe  oder  in  offener  Silbe  vor  hellem  Vokal 
entstandene  se  aber  zu  e  weitergebildet  {bedd,  hete  §  57,  y). 
Wg.  ä,  das  vor  w  sonst  erhalten  blieb,  wurde  durch  i- Umlaut 
zu  dß  {Isewan  §  59,  i),  während  das  aus  wg.  ä  in  der  Regel 
entstandene  ae.  m  durch  den  i-Umlaut  nicht  weiter  verändert 
wurde  {deed  §  59,  1).  Auch  ae.  ä  aus  urg.  ai  wird  durch 
t-Umlaut  zu  ee  (dsel  §  60,  c).  Ae.  a,  o  aus  urg.  a  vor 
Nasalen  wurde  zu  e  (menn  §  57,  w),  ae.  ö  aus  urg.  ä  oder 
aus  ae.  an,  on  vor  /,  p,  s  oder  aus  wg.  ä  vor  Nasalen  zu 
e  umgelautet  {ehtan  §  58,  c  —  ges  §  57,  x  —  cwen  §  59,  k). 
Ae.  0  wurde  zu  e  {dehfer  §  67,  g),  urg.  ae.  ö  zu  e  {fet 
§  68,  e),  urg.  ae.  u  zu  y  (pyrstan  §  69,  f  —  wyrsa  §  65,  m), 
ae.  ü  aus  urg.  ü  oder  aus  urg.  un  vor  /,  p,  s  oder  aus  urg.  ö 
zu  y  umgelautet  (mys  §  70,  c  —  cydan  §  69,  g  —  c?/  §  68,  f). 
Hierbei  ist  allerdings  zu  beachten,  daß  urg.  m,  wenn  nicht 
«,  j  oder  Nasal  -|-  Konsonant  dazwischen  stand,  zu  o  geworden 
ist,  so  daß  sich  im  Altenglischen  vielfach  unumgelautete 
Formen  mit  o  und  umgelautete  mit  y  (aus  u)  gegenüber- 
stehen (coss  —  cyssan  §  b9,    f).     Die   ursprünglichen  Diph- 


116  Altenglisch.  [§  56 

thonge  ea  aus  urg.  au  und  eo  aus  urg.  eu  wurden  zu  le 
umgelautet  {hieran  §  61,  c  —  süeran  §  64,  c),  ebenso  auch 
die  im  Altengiischen  durch  Brechung  oder  Einschiebung  eines 
Gleitlautes  nach  Palatalen  oder  Kontraktion  entstandenen 
Langdiphthonge  §a  und  lo,  eo  {nlehsta,  diese  §  59,  m  —  Üehtan 
§  66,  d  —  flend  §  65,  p  —  gescie  §  68,  g).  Die  gleichfalls 
durch  Brechung  oder  durch  Einfügung  eines  Gleitlautes  nach 
Palatalen  entstandenen  Kurzdiphthonge  ea,  eo,  io,  iu  wurden 
sämtlich  durch  /-Umlaut  zu  ie  {ieldra,  ieldesta,  nieht,  giest 
§  57,  z  —  siehst,  siehst  §  65,  i  —  hierde  §  65,  k  —  giengra, 
gijngra  §  69,  h).  Für  le,  ie  trat  später  vielfach  y,  y  (hyran 
§  61,  c  —  gldra,  yldesta  §  57,  z),  vor  Palatalen  7,  i  ein 
illhtan  §  66,  d  —  niht  §  57,  z).  Aehnlich  geht  das  durch 
Brechung  vor  ursprünglich  gutturalem  h  [^y],  aus  urg.  e  ent- 
standene eo  vor  den  später  —  außer  bei  folgendem  dunklen 
Vokal  —  palatal  gewordenen  Verbindungen  hs,  ht  in  ie,  i 
über  (cnieht,  cniht,  siex,  six  §  62,  q). 

Treten  bei  iVusfall  eines  intervokalischen  h  zwei  Vokale 
unmittelbar  nebeneinander,  so  erfolgt  Kontraktion  der- 
selben, und  zwar  gilt  als  allgemeine  Regel,  daß  ein  langer 
oder  durch  Ausfall  des  h  gedehnter  Vokal  oder  Diphthong 
einen  folgenden  kurzen  Vokal  absorbiert  {slean  §  57,  o  — 
fön  §  58,  b  —  near  §  59,  f  —  ^ä  §  60,  b  —  enm  §  61,  b 
—  seon  §  62,  i  —  üen  §  62,  p  —  fteon  §  64,  b  —  yion, 
Iteon  §  66,  c  —  scös  §  68,  b  —  gehün  §  70,  b).  Urg.  ae. 
i,  j  verschmilzt  mit  einem  folgenden  dunklen  Vokal  zu  lo,  eo 
(flond,  feond  §  65,  n),  mit  einem  folgenden  hellen  Vokale 
zu  le  (prle  §  65,  o). 

Dehnung  kurzer  Vokale  zu  den  entsprechenden  Längen 
tritt,  wie  bereits  erwähnt  (S.  113),  ein  bei  Ausfall  eines  folgen- 
den Nasalkousonanten  (gös  §  57,  h  —  ges  §  57,  x  —  fif 
§  65,  d  —  map  §  69,  d  —  cgdan  §  69,  g),  oder  bei  ilusfall 
eines  h  (W§alas,  mgaras  §  57,  r  —  seoles,  feores  §  62,  m  — 
stiele  §  57,  aa),  ferner  bei  Ausfall  eines  palatalen  g  vor  d, 
l,  n  (ssede  §  57,  m  —  bredan  §  62,  c  —  brldel  §  65,  c  — 
bröden   §  67,    c   —  gefrünen  §  69,  c)   und   im  Auslaut   ein- 


^   561  Veränderungen  der  urgermanischen  Vokale.  117 

silbiger  Wörter  Qä  §  57,  f  —  hr^  §  62,  b  —  h]  §  65,  b  — 
^ö  §  67,  b  —  nü  §  69,  b). 

Auch  vor  bestimmten  Konsonanten  oder  Konsonanten- 
verbindungeu,  z.  B.  vor  pal.  r/  oder  vor  mb^  Id,  rd,  nd,  ng 
fand  im  Altenglischen  Dehnung  kurzer  Vokale  und 
umgekehrt  vor  anderen  Konsonanten  Verbindungen  Kürzung 
ursprünglicher  Längen  statt;  aber  diese  Quantitäts- 
veränderungen kommen  erst  im  Mittelengiischen  zu  deut- 
lichem Ausdruck,  können  darum  hier  unberücksichtigt  bleiben. 

Unverändert  blieben  von  den  einfachen  Vokalen  im 
Altenglischen  urg.  e  stets  (Jier  §  63),  urg.  a  vor  folgendem 
ursprünglich  dunklen  Vokal  in  offener,  vor  Doppelkonsonanten 
und  sc  auch  in  geschlossener  Silbe  {taln,  aivol  §  57,  a  — 
ahhod  §  57,  b),  sowie  in  der  Stammsilbe  dreisilbiger  Wörter 
mit  ursprünglich  dunklem  Vokal  der  zweiten  und  dritten 
Silbe  (adesa,  maclan,  gaderian  §  57,  c),  wg.  ä  vor  dunklem 
Vokal  der  folgenden  Silbe,  namentlich  wenn  w  dazwischen 
stand  {säwon,  mägas  §  59,  a),  die  übrigen  einfachen  Vokale 
€,  i,  i,  0,  ö,  u,  ü  in  den  im  obigen  nicht  erwähnten  Fällen 
(efa7i  §  62,  a  —  scip  §  65,  a  —  Rf  §  66,  a  —  god  §  67,  a 
—  göd,  füt  §  68,  a  —  simii  §  69,  a  —  müs  §  70,  a). 

Im  allgemeinen  haben  die  langen  Vokale  im  Altenglischen 
weniger  Veränderungen  erlitten  als  die  kurzen,  und  von  den 
letzteren  wiederum  wurde  a  am  meisten  verändert,  e,  o  etwas 
weniger,  i,  v  am  wenigsten.  Das  in  der  Mittellage  befindliche 
a  konnte  eben  leichter  nach  beiden  Eichtungen  hin,  nach  i, 
wie  nach  u,  ausschlagen,  während  dies  bei  e,  o  und  bei  i,  u 
in  geringerem  Maße  der  Fall  war. 

Von  den  urgermanischen  resp.  westgermanischen  Vokalen 
sind  also  im  Altenglischen  nicht  mehr  vorhanden  die 
Nasalvokale  ä,  i,  ü  und  die  Diphthonge  cd,  au,  eu,  iu.  Dafür 
sind  neu  hinzugekommen  ee,  se,  ?/,  ^  und  die  Diphthonge 
§a,  §a,  eo,  eo,  \o,  lo,  \e,  te,  so  daß  am  Ende  der  altenglischen 
Zeit  folgender  Vokalbestand  vorlag: 

Kurze  Vokale:    a     se     e     i     o     u     y 
Lange  Vokale:   ä    ee     e    l     ö    ü    y 


118  AltengHsch.  [§  57 

Kurze  Diphthonge:    ea     eo     io     ie 
Lange  Diphthonge:    ea     eo     lo     u. 

§  57.     Urgermauisches  a  im  Altengli sehen. 

Urg.  a  ist  im  Altenglischen  —  bis  auf  die  unten  zu  er- 
wähnenden Fälle  —  vor  einem  ursprünglich  dunklen  Vokal  der 
folgenden  Silbe  unverändert  geblieben,  und  zwar  sowohl 
in  offener  Silbe  (a),  wie  in  geschlossener  Silbe  vor  Doppel- 
konsonanten und  sc  (b)  und  in  der  Stammsilbe  dreisilbiger 
Wörter,  deren  letzte  Silbe  einen  dunklen  Vokal  enthielt, 
auch  wenn  der  Vokal  der  Mittelsilbe  durch  Vokaldissimilation 
(§  50,  I,  n)  oder  durch  folgendes  j  in  einen  hellen  Vokal 
übergegangen  oder  ganz  ausgefallen  war  (c). 

a)  ajja  Affe,  cnapa,  cnufu  Knabe,  Diener,  staca  Pfahl,  saeti  'Sache', 
Streit,  spadu,  spade  Spaten,  talu  'Zahl',  Erzählung,  tapor  Keize,  stupol 
Pfeiler,  crudol  Wiege  (ir.  craidhal)  ^),  nacod  nackt,  acan  schmerzen,  ne. 
ache,  bacan  hacken,  iradan  waten,  hJadan  laden,  grafan  graben,  inacast  du 
machst,  macap  er  macht,  maca  mache,  macöde  ich  machte,  gemacöd  ge- 
macht—  hara  Hase,  faru  Fahrt,  faran  fahren,  fare  ich  fahre  {*farö),  faraP 
sie  fahren  —  iuaya  Magen,  üf-Iaga  der  Geächtete,  ne.  outlair,  spätae. 
lagu  Gesetz,  sagu  Sage,  sagu  Säge,  hagii-porn  Hagedorn,  dragan  ziehen, 
gnagan  nagen  —  mvol,  awel  Ahle  (lat.  acüleus),  clmce  G.  D.  A.  Sg.  zu 
clea  {*klau-u)  Klaue  §  57,  e  —  Jiraäor  eher,  ne.  rather  —  sadol  Sattel  — 
hafast  du  hast,  7;«/«^  er  hat,  hafa  habe  —  dagas,  daga,  dagum  N.  G.  D.  PL 
zu  deeg  Tag  (§  102) ;  haätt,  baäa,  haäiim  N.  G.  D.  PL  zu  hsep  Bad  (§  103); 
gladu  N.  S.  F.,  N.  PL  N.,  glada  N.  PL  F.,  gJadum  D.  Sg.  PL  zu  glxd 
froh  (§  130) ;  magon  3.  PL  zu  mxg  ich  mag. 

b)  lappa  Lappen,  ne.  Za^j  Schoß,  catte,  catt  Katze,  mattoc  Hacke 
(kymr.  matog,  poln.  motgka),  sacc  Sack  (lat.  Saccus),  Jiabban  haben  neben 
heebban,  crabba  Krabbe,  abbod  Abt,  Padda  (Eigenname),  stagga  Hirsch, 
assa  Esel  (air.  assan),  asce  Asche  {*askö)i-)  —  ßasce  Flasche  —  icascan 
waschen. 

Anm.  1.  In  geschlossener  Silbe  bleibt  a  auch  unverändert  in 
einigen  schwachbetonten  einsilbigen  Wörtern  wie  «c,  ah  aber  und  in 
Imperativen  wie  far  fahre  (§  158). 

c)  hafela  Haupt  neben  hafola  —  adesa  Axt,  ne.  adze  —  latosta 
der  letzte  —  mac'ian  machen  {*iiiaköjan,  as.  makön),  macle,  maciqe  ich 
mache  {*maköjö),  maclap  sie  machen  {*maköjap),  maciende  machend 
{^maköjandi),   macödon,   macedon    sie    machten   (§   186),    hafJan   hassen, 


^)  Keltische  und  ältere  griechisch-lateinische  Lehnwörter   sind   der 
Kürze  wegen  mit  unter   die    urgermanischen  Wörter   eingereiht   worden. 


g  571  Urgermanisches  «  im  Altenglischen  119 

haäian  baden,  tvaftan  wehen,  crafian  verlangen,  yrasian  grasen  — 
spartan  sparen,  starian  starren  —  daglan  tagen  —  patnan  tauen  — 
gfidenan,  gadrian  versammeln  {*gadiiröjan). 

Durch  M-Umlaut,  der  im  Westsächsischen  allerdings 
selten  ist,  wird  urg.  ae.  azu  §a  diphthongiert  (d).  Auslautendes 
-awa,  -awu  wird  zu  au^  das  gleich  dem  ursprünglichen  urg. 
Diphthonge  au  (§  61)  in  ae.  §a  übergeht  (e). 

d)  ealu  Bier,  Gf.  D.  Sg.  ealop  —  hafoc  Habicht  häufiger  als  heafoc, 
stets  talu  Zahl,  calu  kahl,  atol  schrecklich,  sadol  Sattel  u.  ä.  (§  57,  a). 
In  den  poetischen  Texten  ist  der  «^-Umlaut  häufiger:  heaäu  Kampf,  heafu 
N.  PI.  zu  hsef  'Haff',  Meer,  treafu  N.  PI.  zu  frxf  Zelt,  eafop  Kraft, 
heafola  Haupt,  eafora  Nachkomme  etc. 

Anm.  2.  In  f ealu  fahl,  geani  bereit  u.  ä.  liegt  nicht  it-Umlaut 
vor,  sondern  Brechung  vor  ursprünglichem  Iw,  rw  (§  57,  p.  q). 

e)  stna  Stroh  {*stra)ra-),  clea  Klaue  {*klau-u)  —  fea  wenige  N.  PI.  N. 
Anm.  3.     Durch  Formenübertragung    (aus    strawes,    strmve,    clmve 

Qr.  D.  Sg.  §  57,  a)   tritt   auslautendes  ?r  oft  wieder    an:    streaw,    cleaw. 

Im  Auslaut  einsilbiger  Wörter  wird  urg.  a  zu  ä  ge- 
dehnt (f). 

f)  pä  da,  swä  so  (got.  siva),  htm  wer  (got.  hwas^  lat.  quis),  Praefix 
ä-  (*ör-,  got.  US-)  z.  B.  ägifan  verleihen,  äciimba  Werg. 

Anm.  4.  In  lateinischen  Lehnwörtern  wird  a  auch  in  offener  erster 
Silbe  vielfach  gedehnt:  säcerd  Priester  (lat.  sacerdos),  mägisfer  neben. 
maegester  Meister  (lat.  niagister),  äpostol  Apostel  (lat.  apostolus),  pälentse 
Pfalz  (lat.  palafium),  cälend  Kalender  (lat.  caJendae)  etc. 

Vor  Nasalen  wurde  urg.  a  zu  offenem  q,  das  in  der 
Schrift  als  a  oder  o  erscheint  (g),  und  zwar  finden  wir  in 
den  ältesten  Denkmälern  fast  ausschließlich  a,  später  vor- 
herrschend 0,  am  Ende  der  altenglischen  Zeit  aber  wiederum 
zumeist  a.  Vor  Nasal  +  stimmloser  Spirans  f,  p,  s  wurde 
das  aus  urg.  a  entstandene  ae.  q  unter  Ausfall  des  folgenden 
m,  n  zu  ö  nasaliert,  das  später  unter  Verlust  der  Nasalierung 
in  ö  übergegangen  ist  (h). 

g)  nama,  noma  Name,  lama,  loma  lahm,  gameti,  gonien  Spiel,  bana, 
bona  Mörder,  fana,  fona  Fahne,  lane,  lone  Gasse,  manu,  monu  Mähne, 
tvaman,  wonian  abnehmen  —  hana,  hona  Hahn,  panon,  ponon  von  da, 
hwanon,  hwonon  woher  —  nianig,  monig  mancher  —  hamor,  homor  Hammer, 
ramm,  romm  Widder,  hamm,  Jiomm  Schenkel,  Schinken,  swamm,  swomm 
schwamm,  camp,  comp  Kampf  (lat.  campus),  lamh,  lomb  Lamm,  mann, 
monn  Mann,  fann,  fonn  Worfschaufel,  bigann,  bigonn  begann,  cann,  conn 
kann,   canne,    conne  Kanne,  tanman,    tonnian   gerben,    sand,    sond   Sand 


120  Altenglisch.  [§  56 

Strand,  strond  Strand,  Jtand,  hond  Hand,  land,  lond  Land,  standan,  stondan 
stehen,  candel,  condel  Kerze,  gandra,  gondra  Gander,  (yänsench,  panc, 
ponc  Dank,  Gedanke,  wlanc,  wlonc  stolz,  hianc,  hionc  schlank,  dranc, 
dronc  trank,  pancian,  poncian  danken,  sang,  song  sang,  sprang,  s])Tong 
sprang  —  gangan,  gongan  gehen  —  tcann,  wonn  dunkel,  wandrlan, 
u'ondrian  wandern  —  fram,  from  von  —  pwang,  pwong  Schuhriemen, 
sang,  song  Gesang,  lang,  long  lang,  sträng,  strong  stark,  on  gemang, 
on  gemong  \inter,  zwischen,  tange,  toiige  Zange  —  camh,  comb  Kamm  — 
uamb,  womh  Bauch  —  band,  hond  band,  fand,  fand  fand. 

Anm.  5.  In  lateinischen  Lehnwörtern  steht  meistens  o:  plante 
Pflanze,    sancte  heilig,    ancor  Anker,    ancra  Einsiedler   (lat.    anachoreta). 

Anm.  6.  In  einigen  schwächer  betonten  Wörtern  steht  regel- 
mäßig 0  vor  Nasalen:  on  an,  ond  und,  pone  den,  htvone  wen,  pon  da- 
durch, 1iwon  wodurch,  ponne  da,  dann,  hiconne  wann. 

h)  softe  Adv.  sanft  (ahd.  samffö)  —  top  Zahn  (lat.  dent-,  ahd.  zand), 
söp  wahr  {^sanp-),  smbäe  Adv.  geschmeidig,  glatt  {*smanpo)  —  öäer  ein 
anderer  {*anpera-)  —  gös  Gans  (ahd.  gans),  hös  Schaar  (got.  ahd.  hansa), 
wös  Feuchtigkeit,  Schlamm,  ne.  ooze  {*iransa),  ösle  Amsel,  ne.  ousel  [üzl] 
(ahd.  amsala)   —  pröstle    Drossel    {*pramstala)    —    Ostvald    {*Answald). 

Anm.  7.     lieber  den  Umlaut  dieses  ö  zu  e  vgl.  §  57,  x. 

Anm.  8.     üeber  ae.  5  aus  urg.  ä  vor  %  ^S^-  §  58. 

In  geschlossener  Silbe  —  außer  vor  Nasal  (§  57,  g) 
und  vor  Doppelkonsonanten  und  sc  bei  folgendem  dunklen 
Vokal  (§  57,  b)  —  wird  urg.  a  zu  de  (i),  ebenso  in  offener 
Silbe  vor  ursprüDglich  hellem  (k)  oder  durch  «-Umlaut  ent- 
standenem hellen  Vokal  der  folgenden  Silbe  (1).  Bei  Ausfall 
eines  folgenden  palatalen  g  vor  d,  n  tritt  Ersatz d eh nung 
von  de  zu  se  ein  (m). 

i)  sei  bei,  paei  daß,  fset  Gefäß,  sset  saß,  hsett  Hut,  gnaett  Mücke, 
gleed  froh,  heiter,  gleedne  A.  Sg.  M.,  glasdre  G.  D.  Sg.  F.,  glsedra  G.  PL, 
saed  satt,  heed  bat,  bsec  Kücken,  blsec  schwarz,  hsefde  hatte  —  breec  brach, 
sprsec  sprach  —  baer  trug  —  paes  dessen  —  hwaes  wessen  —  hwaet  was, 
waes  war,  waesp  Wespe  —  staef  Stab,  craeft  'Kraft',  Kunst,  aefter  nach, 
paep  Pfad,  baep  Bad,  glxs  Glas,  braes  Erz,  maesse  Messe,  fasst  fest, 
faestman  befestigen,  maest  Mast,  staer,  staerling  Staar  —  cwaep  sprach  — 
last  langsam,  spät,  blsed  Blatt,  graef  Grab,  dazl  Tal,  hwael  Walfisch  — 
wsel  die  gefallenen  Krieger  —  smael  schmal,  klein  —  basr  bar,  bloß,  w'«r 
gewahr',  vorsichtig  —  daeg  Tag,  maeg  mag  —  saßgde  sagte. 

Als  geschlossene  Silbe  gilt  auch  Konsonant  +  silbenbildendem  l,  r, 
m-,  n,  selbst  wenn  später  ein  Vokal  dazwischen  eingeschoben  wurde: 
aeppel  Apfel,  PI.  aepplas,  aeppla,  aepplum,  feeäm  Umarmung  —  taegl  Zagel, 
haegl  neben   hagol   Hagel,   naegl   Nagel,   snaegl   Schnecke,    waegn   Wagen, 


8   57]  Urgermanisches  a  im  Altenglischen.  121 

brxgn  Gehirn  —  fxger  schön  (got.  fagrs)  —  Jirsefn  Rabe,  eecer  Acker 
got.  akrs),  ascern  Feldfi'ucht,  ne.  acorn  Eichel. 

k)  hlsedel  Löffel,  ne.  ladle,  hsesel  Haselnußstrauch,  brsesen  ehern  — 
fxgen  froh  {*fagen),  msegen  Kraft  (as.  meg/'n)  —  ßeäer  Vater  (gr.  tiuttiq)  — 
wmter  Wasser  {*watera-)  —  hwxäer  welcher  von  beiden  (gr.  noxeQog)  — 
daeges,  dasge  G.  D.  Sg.  zu  dasg  Tag,  baeäes,  baeäe  G.  D.  Sg.  zu  beep  Bad. 
Im  Part.  Praet.  herrscht  Schwanken:  hlaeden,  hladen  geladen,  grsefen, 
grafen  gegraben,  slaegen,  slagen  geschlagen,  aber :  faren  gefahren. 

Anm.  9.  Bei  den  Adjektiven  steht  auch  vor  den  Endungen  -es,  -e 
in  der  Eegel  a  (§  130) :  glades  G.  Sg.  M.  N.,  glade  A.  Sg.  F.,  glade  Adv, 
zu  gleed  froh,  hraäe,  hreeäe  rasch,  ebenso  im  G.  D.  A.  Sg.  der  starken 
Feminina  (§  108):  cu-ale  G.  D.  A.  Sg.  zu  ciralu  Tod,  doch  findet  sich  vor 
Palatalen  auch  «:  sace,  ssece  zu  sacu  Streit,  wrace,  wreece  zu  tvracu  Ver- 
folgung.    Im  Konj.  Praes.  bleibt  stets  a:  fare,  faren. 

1)  seäele  edel  (as.  adali),  eeäeling  Edeling  {*a])uUng),  gaedeling 
Genosse  {*gadHling),  liseUp  Held  {*kahipiz),  laetemest  der  letzte  {*latum.ista), 

—  ssetern-daeg  Samstag  (lat.  Saturni  dies),  aeces,  sex  Axt  {*acusi-,  ahd.  achus) 

—  haenep  Hanf  (lat.  cannabis),  aet-gaedere,  tö-gaedere  zusammen  {*-gaduri) 

—  haerfest  Herbst,  Ernte  i^haruhist)  —  maegdeti  Jungfrau  (ahd.  magaün). 

Anm.  10.  Im  Part.  Praes.  und  im  flektierten  Infinitiv  der  6.  Ab- 
lautsklasse (§  158)  bleibt  a :  farende,  tö  faranne. 

m)  7näeden  neben  maegden  Jungfrau,  saede  neben  saegde  sagte,  bräed 
neben  brsegd  schwang,  n-äen  neben  iraegn  Wagen. 

Anm.  11.  Gegen  Ende  der  ae.  Zeit  wird  ae  auöh  vor  einfachem 
palatalen  g  [j]  zu  se  gedehnt:  däeg  Tag,  däeges,  däege,  faeger  schön. 

Zwischen  dem  aus  urg.  a  in  geschlossener  Silbe  ent- 
standenen ae.  36  und  einem  folgenden  gutturalen  k  [x]  (u), 
U  oder  l  +  Kons,  (p),  rr  oder  r  +  Kons,  (q)  bildete  sich  ein 
dunkler  Gleitlaut  heraus,  durch  den  ae.  se  (über  geu,  deo)  zu 
^«'gebrochen'  wurde.  Fiel  intervokalisches  h  später  aus, 
so  wurde  §a  mit  dem  folgenden  Vokale  zu  §a  zusammen- 
gezogen (o).  Ebenso  wurde  §a  vor  Ih,  rh  bei  Ausfall  des  h 
vor  Vokal  durch  Ersatzdehnung  zu  §a  (r). 

n)  sealt  sah  (got.  gasahv)  —  sleah  Imper.  schlage  —  geneahhe 
reichlich  —  feaht  focht  —  meaht  du  magst,  meaJite  mochte  —  eahta 
acht  —  hleahtr,  hleahtor  Gelächter  —  eax  Achse,  eaxl  Achsel  (ahd. 
ahsala),  fleax  Flachs,  weax  Wachs,  tveaxmi  waxen,  Seaxan  Sachsen  — 
seax  Dolch  (ahd.  sahs),  feax  Haar  (ahd.  fahs). 

Anm.  12.  Im  späteren  Altenglisch  wurde  gutturales  h  oft  palatal 
und  es  wurde  dann  ea  zu  e  vereinfacht:  seh,  sieh,  exl,  fex  etc. 

o)  slean  schlagen  {*sleahan,  got.  slahan),  slea  ich  schlage  {*sleahu, 
*8leahe),    sleap    sie    schlagen    {*sleahap),  flean    schinden    —    ea    Wasser 


122  Altenglisch.  [§  57 

{*eahiru,  got.  ahwa,  lat.  aqua),   gefea  Freude  (got.  faJieps)  —  ear  Aehre 
{*eahur),  tear  Zähre,  Thräne  (ahd.  zahar,  gr.  SdxQv). 

p)  eall  all,  ealswä  ebenso,  weall  Mauer,  heall  Halle,  gealla  Galle, 
feallan  fallen,  sealt  Salz,  mealt  Malz,  ealdorman  Vorsteher,  ne.  aldernian, 
heals  Hals,  wealh-hnutu  Walnuss  —  cealc  Kalk,  bealc  Balken,  wealcan 
wälzen,  siea^tian  vorsichtig  gehen,  healm  Halm  —  Äea// halb,  cea^Kalh, 
(p)sealni  Psalm,  cu-ealm  Mord  —  eald  alt,  ceald  kalt,  heald  kühn,  fealdan 
falten,  healdan  halten,  tealde  erzählte,  sealde  übergab  —  scealt  du  sollst, 
sealfian  salben,  gealga  Galgen,  sealh  Weide,  meahce  Malve  —  swealwe 
Schwalbe,  irealinan  wälzen  —  healj)  half,  Wealh  Wälscher,  wealdan 
walten  —  auch  vor  -h(  aus  -Iw:  fealu  fahl,  falb,  ne.  fallow  {*falwa-, 
G.  D.  Sg.  fealwes,  feahcuin),  sealu,  salu  dunkelbraun,  ne.  sallow. 

A  n  m.  13.  Vor  einfachem  l  im  Wortauslaut  oder  zwischen  Vokalen, 
das  nicht  guttviralen  Klang  hatte,  unterblieb  die  Brechung:  eelmihtig  all- 
mächtig, alwalda  allwaltend  (got.  ala-),  hiratl  Wal,  siHfel  klein,  stml  stahl^ 
staelwieräe  standhaft,  ne.  stahrart,  talii  Zahl,  galan  singen,  nihtegdle 
Nachtigall  etc. 

Ferner  scheint  l  palatalen  Klang  gehabt  zu  haben  und  es  unter- 
blieb daher  die  Brechung  in:  eelf  Elf,  Aelfred,  seimesse  Almosen  (lat. 
eleemosyna)  und  natürlich  auch  in  //  aus  Ij,  wobei  vorhergehendes  a  in 
e  umgelautet  wurde :  tellan  erzählen  {*taljan)  etc.  (§  57,  y). 

Anm.  14.  In  jüngeren  lateinischen  Lehnwörtern  bleibt  a  vor  /  +  Kon- 
sonant unverändert:  palm  Palme,  albe  Albe,  alter  Altar,  fals  falsch, 
q)  jjearroc  Park,  Umzäunung,  scearp  scharf,  hearpe  Harfe,  eart  da 
bist,  mearc  Mark,  spearca  Funken,  geard  Zaun,  heard  hart,  earm  Arm, 
earm  arm,  bearm  Schoß,  hearm  Harm,  bearn  Kind,  gearn  Garn  —  sweurt 
schwarz,  wearte  Warze,  weard  Wächter,  Wache,  sweard  Schwarte,  wearm 
warm,  swearm  Schwärm  —  tvearp  warf,  earg  'arg',  feige,  pearf  darf,  cearf 
kerbte,  schnitt,  earfop  Arbeit,  wearp  ward,  earn  Adler  —  spearwa  Sperling, 
bearive  Bahre,  Trage,  ne.  barroiv,  mearg  Mark,  ne.  marroiv,  spätae.  earh 
Pfeil,  ne.  arroir,  fearh  Ferkel,  ne.  farrow  —  mearh  'Mähre',  Pferd  — 
fearn  Farnkraut,  earman  verdienen,  ernten  —  heard  Bart  —  auch  vor 
-TM  aus -r«':  n ear u  eng  {*narwa-),  G.  D.  Sg.  neartves,  nearunim  —  mearu 
zart,  gearu  bereit,  bearu  Wald,  searu  Rüstung. 

Anm.  16.  Vor  einfachem  r  im  Wortauslaut  oder  zwischen  Vokalen, 
unterblieb  die  Brechung:  beer  trug,  waer  vorsichtig,  beer-üc  Gerste,  far 
Imper.  fahre,  faran  fahren,  hara  Hase  etc.,  desgl.  wenn  r  durch  Meta- 
thesis  (§  95)  vor  einen  Konsonanten  getreten  war:  geers  Gras  (*graes 
P.  grasu),  beerst  barst  {*br3est),  am,  orn  rannte  {*rann,  *ronn),  harn, 
hörn  brannte,  eern  Haus  (got.  razn). 

Anm.  17.  In  jüngeren  lateinischen  Lehnwörtern  blieb  a  vor  /•  -(-  Kon- 
sonant unverändert:  arc  Arche,  carcern  Kerker,  marti/r  Märtyrer,  ge- 
martyrian  martern,  mit  i- Umlaut  zu  se:  eerce-hiscop   (lat.  archiepiscopus). 


^  571  Urgermanisches  «  im  Altenglischen.  123 

r)  Weales,  Weale,  Wealas,  Weala,  Wealum  (*Wealhes  etc.)  zu 
Wealh  Wälscher  —  meares,  meare,  mearas,  meara,  mearum  {*m.earhes  etc.) 
zu  mearh  Mähre. 

Zwischen  palatalem  c,  sc,  </  (§89 — 91)  und  folgendem 
de  in  geschlossener  Silbe  bildete  sich  ein  heller  Gleitlaut 
heraus,  so  daß  w  (über  ese)  zu  ea  diphthongiert  wurde  (s). 
Die  Verbindung  sc  wurde  auch  vor  dunklem  Vokal  palatal 
(§  90);  darum  wird  nach  s'c'  auch  a  in  offener  Silbe  zu  ea 
(t),  a,  0  vor  Nasal  zu  ea,  eo  (u). 

s)  ceaf  Spreu  —  ceasfer,  csesfer  Burg  (lat.  Castro)  —  sceabb  Aussatz, 
sceaft  Schaft,  fiesceaft  Geschöpf,  sceatt  Schatz,  Greld,  sceal  soll,  scealt  du 
sollst  —  aeat  Tor,  geaf  gab  —  forgeat  vergaß. 

Anm.  17.  In  geers  Gras  {*grees)^  eetgsedere  zusammen  {*gaduri) 
u.  ä.  war  g  guttural  (§  91) ;  es  blieb  also  se  unverändert,  ebenso  natür- 
lich auch  a  in  gatii  N.  PI.  zu  geat  Tor  u.  ä.,  obwohl  sich  hierfür  später 
durch  Formenübertragung  auch  geatu  findet. 

Anm.  18,  Vor  l,  r  -{-  Kons,  ist  ae.  se  schon  durch  'Brechung'  zu 
ea  geworden:  cealf,  ceald,  scealt,  scearp,  geard.,  gearn  etc.  Der  vorher- 
gehende Palatalkonsonant  ändert  daher  an  dem  Lautstande  nichts. 

t)  sceadu,  scadu  Schatten,  sceacan,  scacan  schütteln,  sceafan,  scafan 
schaben,  scealu,  scalu  Schale  —  sceaäa,  scaäa  Feind. 

u)  sceamu,  sceomu,  scamu,  scomii  Scham,  Schande —  sceamol,  sceo- 
mol,   scamol,   scomol  Schemel,   sceanca,   sceonca,   scanca,   sconca  Schenkel. 

Durch  i-Uralaut  wurde  das  im  Altenglischen  zunächst 
(§  57,  b)  unverändert  gebliebene  urg.  a  zu  de  (v),  ae.  ci,  o  aus 
urg.  a  vor  Nasalen  zu  e  (w),  das  bei  Ausfall  eines  Nasalen 
vor  /,  7>;  s  zu  e  gedehnt  wird  (x).  Das  in  geschlossener 
oder  in  offener  Silbe  vor  hellem  Vokal  zu  «  gewordene 
urg.  a  wird  durch  folgendes  i  zu  e  (y),  endlich  das  durch 
Brechung  oder  Einfluß  eines  vorhergehenden  Palataleu  aus  ge 
entstandene  ea  zu  ie  umgelautet,  wofür  später  auch  vielfach 
y,  vor  Palatalen  i  eintritt  (z).  Bei  Ausfall  eines  h  wird  ie,  y 
zu  Ie,  y  gedehnt  (aa). 

t)  stsepj)an  schreiten,  wresccea  Verbannter  (as.  tvrekkio)  —  genifeccea 
Genosse,  Iseccean  ergreifen  —  heeftnn  verhaften,  fsestan  befestigen,  maestan 
mästen  (aber  stets:  rest  Ruhe,  restan  ruhen)  —  hxrnan  brennen  trans. 
(got.  hrannjan),  eernan  rennen  (got.  rannjan). 

Anm.  19.  Hierher  gehören  auch  fierest  du  fährst,  ßerep  er  fährt, 
deren  a  durch  den  Einfluß  von  faran,  fare,  farap  trotz  des  folgenden  i 
zunächst  unverändert  geblieben  war   und   erst   später   zu   «   umgelautet 


124  Altenglisch.  [§  57 

wurde,  und  die  unter  §  57,  1  aufgeführten  Wörter  wie  ssetemdeeg,  tö- 
gsedere,  hselep  etc.,  bei  denen  das  i  der  dritten  Silbe  zumachst  den  dunklen 
Vokal  der  Mittelsilbe  und  erst  dann  das  bis  dahin  unverändert  gebliebene  a 
der  ersten  Silbe  zu  se  umgelautet  hat,  was  Sievers  als  „Sekundärumlaut" 
bezeichnet. 

w)  Temes  Themse  (lat.  Taniesis),  nienn  D.  Sg.  {^nianni)^  menn  N.  PL 
(^manniz)  zu  mann,  monn  Mann,  henn  Henne  {*hanjo),  denn  Höhle,  fenn 
Sumpf,  pening,  2)enning  Pfennig,  Cent  Kent  (lat.  C'antiiim),  henc  Bank 
(*bankiz),  stenc  Gestank,  drencean  (got.  draggkjan),  ende  Ende  {*andja), 
sendan  senden  {*sandjan)  zu  sand,  sond  Bote ,  wendan  sicli  wenden, 
lengten,  lencfen  {*langaHna)  Lenz,  Fastenzeit,  lengra  länger  {*langira), 
leng  länger  Adv.,  lengesta  der  längste,  lengpit  {*langipit)  zu  lang,  long 
lang  —  Engle  die  Angeln  (lat.  Ängli),  Engla  land  England,  Englisc 
englisch,  hlence  Glied,  pencean  {got. paggkjan)  denken,  sengean  versengen  — 
cemes  Hemd  (lat.  camisia),  fremman  vollbringen  {*framjan),  cempa  Kämpe 
(spätlat.  camp/o)  zu  camp,  com2)  Kampf,  cemhan  kämmen,  nemnaii  nennen, 
Dene  die  Dänen  (lat.  Dani),  menigo  Menge  (got.  managei)  cennan  erzeugen 
(got.  kannjan). 

x)  sefte  Adj.  sanft  (sanftja-)  zu  softe  Adv.,  smeSe  Adj.  glatt 
{*smanpja-)  zu  smöäe  Adv.  (§  57,  h),  geseäan  als  wahr  erweisen  zu  söp 
wahr,  gemäan  wagen  (got.  gananpjan),  feda  Fußgänger  {*fanpjan)  —  tep 
N.  A.  PI.  (*fanpiz)  zu  top  Zahn,  ges  N.  A.  PI.  {*gayisiz)  zu  gös  Gans,  — 
est  Giinst  {*ansti,  got.  ansts)  zu  ann,  onn  ich  gönne. 

y)  hetra  besser  Adj.  (got.  batiza),  bet  besser  Adv.  {^batiz),  betsta 
der  beste  (got.  batisfa),  nett  Netz  {^natjan),  hivettan  wetzen  (^hwatjan), 
lettan  hindern,  streccean  strecken  (^sfrakjan),  nebb  Schnabel,  taebb  Gewebe, 
ebba  Ebbe,  hefig  schwer  zu  hebban  heben  {"hafjan),  bedd  Bett  {"badja, 
got.  badi),  u-edd  Pfand,  ecg  Schneide  (as.  eggia),  hecg  Hecke  {*hagjö), 
irecg  Keil,  hell  Hölle  (got.  halja),  scell  Schale  {*skaljo),  elles  anders  (lat. 
alias),  tellan  erzählen  i^taljan),  sellan  übergeben,  civellan  töten,' bell 
Gürtel  (lat.  balteus),  twelf  zwölf  (got.  twaUf),  ein  Elle  (got.  aleina), 
berige  Beere  (got.  basi)  —  bere  Gerste,  berern,  bern  Scheune  (aus  bere- 
sern)  —  swerian  schwören  {*sivarjän)  —  nerian  retten  {*nasjait),  nerede 
Praet.,  herian  preisen  —  Tiere  Heer  (got.  harjis),  niere  Meer  (*«mr/-), 
sele  Saal,  ege  Furcht  —  mete  Fleisch  {*matiz,  got.  mats)  —  hete  Haß  — 
stede  Stätte  —  hreddan  retten  —  secgean  sagen  {*sagjan),  lecgean  legen. 

z)  hliehhan,  hlt/hhan  lachen  (got.  hlahjan)  —  nieht,  niht  Nacht 
{*nahti-),  müht,  miht  Macht  —  sliehst,  sh'ehp  Pr.  Ind.  2.  3.  Sg.  zu  slean 
(*sleahan)  schlagen  —  ieldra,  yldra  älter  (got.  alpiza),  ieldesta,  yldesta 
der  älteste,  ieldit,  yldu  Alter  zu  eald  alt  —  wielle,  wi/lle  Quelle,  Brunnen 
zu  tceallan  wallen,  ßellan,  fijllan  fällen  {*feulljan)  —  fielst,  fielp  Pr.  Ind, 
2.  3.  Sg.  zu  feallan  fallen  —  gewieldan  überwältigen,  ne.  nield  {*uealdjan^ 
—  gierd  Gerte  {*gazd.jo)  —  ierfe,  yrfe  Erbschaft  (got.  arbi),  i  ermpu 
yrmpu  Armut  (ahd.  armida)  zu  earm.  arm,  dierne,  dyrne  verborgen,  giertvan 


8   57 — 59]  Urgerm.  ä,  wg.  a  im  Altenglischen.  125 

bereiten  {^gearwjan)  zu  gearii  bereit  —  ciele,  cijle  Kühle,  zu  culan  kalt 
sein,  ne.  chill  —  cietel  Kessel  (lat.  catillus)  —  acieppan^  scujypan  schaffen 
(got.  skapjan),  scieppend,  sci/ppend  Schöpfer  - —  giest,  gyst  Gast  {*gasUz). 

aa)  stiele,  style  Stahl  (für  *stielile  aus  *stah.lja)  —  Wielisc,  Wylisc 
wälsch  zu  Wealh. 

Vor  w  wird  das  aus  urg.  a  umgelautete   e  zu   eo   (bb). 

bb)  meotole  Mädchen  (got.  matvilo),  eoive  Mutterschaf  {*mvi,  lat.  <yvis), 
eowestre  Schafhürde  {*aivlsfru);  vgl.  §  62,  f. 

§  58.     Urgermaiiisches  ä  im  Altenglischen. 

Urg.  ä,  das  aus  aij  7or  x  entstanden  war  (§  54,  g)  ging 
im  Altengiischen  ebenso  wie  das  in  altenglischer  Zeit  aus 
an  vor  f,  ]),  s  entstandene  ä,  o  (§  57,  h)  zu  ö  über  (a),  das 
bei  Kontraktion  mit  folgendem  a  unverändert  blieb  (b),  aber 
durch  i-Umlaut  in  e  verwandelt  wurde  (c). 

a)  töh  zähe  (*to?;/w-,  ahd.  zähi),  tcöh  Böses  (as.  iräh),  höh  Ferse 
(*yf«*?Z«))  ö/i^  Acht,  Verfolgung  (ahd.  ähta,  gr.  äv-dyn-ij),  gepöht  Gedanke 
{*gapari%tu-),  pöhte  dachte  {^payx^öm),  hröhte  brachte. 

h)  fön  fahen,  fangen  {*föhan,  urg.  *ßi%an,  got.  fähan),  hön  hangen. 

c)  (htan  ächten,  verfolgen  zu  öht  Acht,  fehst,  fihp  Pr.  Ind.  2.  3.  Sg. 
zu  /ön  fangen  —  heia  Ferse,  ne.  heel  (*höhila  aus  *%a'Q%ilan-). 

§  59.     Westgerm,  ä  aus  urgerm.  se  im  Altenglischen. 

Die  Weitereutwickelung  des  aus  urg.  se  im  Westgerma- 
nischen entstandenen  ä  (§  54,  w)  lief  in  vieler  Beziehung 
der  des  urg.  a  parallel.  Unverändert  blieb  wg.  ä  im 
Altenglischen  nur  vor  einem  dunklen  Vokal  der  folgenden 
Silbe,  nameutlich  bei  dazwischen  stehenden  w  (a).  Aus- 
lautendes -awa,  -äwu  ging  wie  -äwa,-  -awu,-  (§  57,  e)  in  den 
Diphthong  au  über,  der  gleich  urg.  au  (§  61)  zu  §a  weiter- 
entwickelt wurde  (b). 

a)  sätve  du  sahst,  säivon  wir  sahen,  täiinun  bereiten,  getätve  Rüstung 
(got.  teua,  aber  geative,  frmtwe  §  71,  d),  päpa  Papst  (lat.  päpa),  släpan 
neben  slaepan  schlafen,  läcnian  heilen  {*läknöjan)  zu  laece  Arzt,  lägon, 
Isegon  sie  lagen,  aber  stets :  seeton  sie  saßen,  spreecon  sie  sprachen,  breecon 
sie  brachen  —  niägas,  mMgas,  mäga,  mägum  N.  G.  D.  PL  zu  mäeg  Ver- 
wandter —  hläwan  'blähen',  blasen,  cnäu-an  wissen,  crätoan  krähen 
cräue  Krähe,  präivan  drehen,  säuma  säen,  rnätvan  mähen. 


126  Altenglisch.  [§  59 

Aum.  1.  Auch  nach  w  steht  gern  ä  für  «:  wäf  neben  iv^t  feucht, 
wäg  neben  tvSeg  Woge,  stfär  neben  swier  schwer. 

b)  toea  Weh,  Leid  neben  iräwa,  pea  Pfau  neben  ijäwa  (lat.  pävo), 
hrea,  hreaw  neben  hräw,  kreew  roh,  breaw  neben  briew  Braue. 

Vor  Nasalen  wurde  wg.  ä  zu  ae.  ö  (c) 

c)  bröm  Ginster,  ne.  broom  Besen  —  tvöni,  wönia  Lärm,  öm  Eost, 
nötnon  sie  nahmen  (got.  nemun),  cwömon  sie  kamen  (got.  qemun)  —  spön 
Spahn,  ne.  spoon  Löffel,  söna  schnell  (ahd.  as.  sän),  möna  Mond  (ahd. 
mäno,  got.  mena)  —  Mönandeeg  Montag,  mönap  Monat  (ahd.  mänöd,  got. 
menöps). 

In  den  meisten  übrigen  Fällen  wurde  wg.  ä  in  ge- 
schlossener wie  in  offener  Silbe  durch  Tonerhöhung 
zu  ee  (d). 

d)  släep  Schlaf  (got.  sleps),  slxpan,  släpan  schlafen,  strast  Straße 
(lat.  via  Strato),  bläetan  blöken  (ne.  bleat),  ivsed  Gewand  (ahd.  wät),  säed 
Saat  (got.  seps),  rSdan  raten  (got.  redan),  needl  Nadel  (got.  nepla),  gräedig 
gierig  (as.  grädag,  got.  gredags  hungrig),  iefen  Abend,  «Z  Aal,  mäel  Mahl, 
Zeit  (as.  mäJ,  got.  mel)  —  beer  Bahre,  för  Gefahr  —  hreer  Dornstrauch, 
ne.  briar  —  hxr  Haar,  pxr  da,  hwxr  wo,  uSron  sie  waren  —  greeg  grau, 
rxs  Lauf,  Ansturm  —  bMron  sie  trugen,  stxlon  sie  stahlen,  bretcon  sie 
brachen,  spreecon  sie  sprachen,  cwsedon  sie  sprachen  —  eet  aß,  äeton  sie 
aßen  —  weepn  Waffe  (as.  wäpan),   tviet,   wät   feucht,    läetan  lassen,  preed 

Draht',  Faden,  msed,  G.  D.  Sg.  nisedwe  Wiese,  ondrsedan  fürchten,  bräep 
Hauch,  Atem  (ahd.  brädam),  h^ing  Hering  —  bläedre  Blase  (ahd.  blättara), 
niedre  Natter  (ahd.  natura)  —  rsedels  Rätsel,  gesäelig  glücklich  —  rxd 
Rat,  brxde  Braten,  breedan  braten,  sti-ies  lieb,  niseg  Verwandter  (got.  megs), 
wxg,  wäg  Woge,  bml  Scheiterhaufen,  sxl  Glück,  Seligkeit  (got.  seh  gut), 
strxl  'Strahl',  Pfeil,  tvmr  Treue. 

Anm.  2.  In  allen  außerwestsächsischen  Dialekten  steht  e  für 
WS.  se:  slep,  stret,  nedl  etc.  (§  74). 

Anm.  3.  Vor  mehrfacher  Konsonanz  trat  später  Verkürzung  zu  « 
ein:  blgeddre,  nseddre. 

Vor  gutt.  h  [x]  wird  das  aus  wg.  ä  entstandene  ee  durch 
Anfügung  eines  dunklen  Gleitlauts  zu  §a  'gebrochen'  (e),  das 
bei  Ausfall  des  h  mit  dem  folgenden  Vokal  verschmilzt  (f). 

e)  n^ah  nahe  (got.  nehws,  ahd.  as.  näh),  neah-gebür,  nehhebur 
Nachbar  (ahd.  näh-gibür). 

f)  mar  näher  {*neah,or),  nean  aus  der  Nähe  {*neahan). 

Nach  palatalem  c,  sc,  g  wird  ae.  se  aus  wg.  ä  durch 
Einfügung  eines  helleren  Gleitlauts  (über  em)  zu  eä,  ea  (g), 
ae.  ö  aus  wg.  ä  vor  Nasalen  zu  eö  (h). 


§  59,  60]  Wg.  ä,  urg-.  ai  im  Altenglischen.  127 

g)  ceäce,  ceace  Wange,  sceäp,  sceap  Schaf  —  sceap-hirde  Schafhirt 
—  geäfon  sie  gaben,  geä,  gea  ja  —  g^är,  gear  Jahr  (got.  jfr)  —  geära 
vor  alters,  ne.  of  yore. 

A  n  m.  4.  Im  späteren  Westsächsischen  wird  ea  zu  e  vereinfacht : 
«cep,   ge^  ger,    ebenso    steht   e   in    den    außerwestsächsischen  Dialekten. 

h)  geömor  Jammer  (ahd.  jämar),  geömrian  Jammern,  klagen. 

Durch  ein  i^  j  der  folgenden  Silbe  wurde  wg.  ae.  ä  zu 
w  (i),  ae.  ö  aus  wg.  ä  vor  Nasalen  zu  e  (k),  das  durch 
Brechung  oder  Einfluß  vorhergehender  Palatalkonsonanten 
aus  se  entstandene  ea  zu  le,  y  umgelautet  (m).  Das  sonst 
aus  wg.  ä  im  Altenglischen  entstandene  äe  (§  59,  d)  wurde 
aber  durch  den  ?'-Umlaut  nicht  weiter  verändert  (1). 

i)  läßwan  verraten  {*lätvjan,  got.  lewjan). 

k)  gecweme  'bequem',  passend  (ahd.  hiquämi),  gecweman  gefallen, 
getane  geziemend  (ahd.  gizämi)  —  hrcmel  Brombeerstrauch  (ahd.  bröma)  — 
ewen  Frau  (*ku)öm,  got.  qens  gr.  yvv^),  wen  'Wahn',  Erwartung  (ahd. 
wän,  got.  tvens),  wenan  wähnen. 

1)  gemäßte  gemäß,  angemessen,  ne.  meet  (ahd.  gitnäzi),  däed  Tat 
(wg.*rfärf»-),  spräec  Sprache  läce  Arzt  (ahd.  lähhi,  got.  lekeis,)  —  miere 
berühmt. 

Anm.  5.  Die  außerwestsächsischen  Dialekte  haben  natürlich  auch 
hier  e,  z.  B.  angl.  mece  Schwert  (ahd.  mäki,  got.  mekeis). 

m)  niehsta,  nyhsta  der  nächste  zu  neah  nahe  —  clese,  cyse  Käse 
(^ceäsi-,  ahd.  käst,  lat.  cäseus). 

§  60.     Urgermaiiisches  ai  im  Altenglischen. 

Der  urgerman.  Diphthong  ai  wurde  im  Altenglischen 
(über  ä%  ä*)  zu  ä  vereinfacht  (a),  das  einen  nach  Ausfall 
von  h  darauf  folgenden  Vokal  absorbiert  (b). 

a)  bä  beide,  im  wehe  (got.  trat),  räj)  'Keifen',  Seil,  ftäpe  Seife,  bat 
Boot  (an.  beit),  gät  Gaiss,  äte,  PI.  ätan  Hafer,  äc  Eiche,  späca  Speiche, 
sträclan  streicheln,  täcn,  täcen  Zeichen,  räd  Eeise,  Weg,  räd  ritt  (ahd. 
reit),  wäd  Waid,  tädige  Kröte,  hläf  'Laib',  Brot,  dp  Eid,  läp  leid,  ver- 
haßt, wräp  zornig,  ddp  Kleid,  clädTian  kleiden,  päs  diese,  gast  Geist. 
häl  heil,  hälig  heilig,  fäm  Schaum  (ahd.  feim),  häm  Heim,  läm  Lehm, 
bän  Bein,  Knochen,  stän  Stein,  gränian  'greinen',  klagen,  gän  gehen 
{*gaim,  *gais,  *gaip  etc.  aus  *ga-tm,  *ga-iz,  *ga-ip,  gr.  el[Ai,  sl,  elai)  — 
*näu>  Schnee  (got.  snaiivs),  släw  träge,  räw  Reihe,  säwol  Seele  (got. 
saiwala)  —  däg,  däh  Teig  (got.  daigs),  ägan  haben,  besitzen,  ägen  eigen 
—  bräd  breit,  hläford  Herr  {*hläf-irard  Brotwart),  häs  heiser,  ne.  hoarse, 


128  Altenglisch.  [§  60 

är  Ruderstange,  ne.  oar,  är  Erz,  ne.  ore,  sär  Wunde,  lär  Lehre, 
här  Eber,  här  'hehr',  grau,  mära  größer  (got.  maiza),  rärlan  heulen, 
gänian  gähnen,  ne.  ymvn  —  lätverce  Lerche  {^laiirrakön) ,  äsclan  fragen 
(ahd.  eiskön,  nhd.  heischen)  —  hat  heiß,  särig  schmerzhaft,  on  äti  sofort, 
ne.  unoyi  —  an  einer,  nän  keiner  —  -häd  -heit,  ne.  -hood  —  hläfmeesse 
'Brotmesse',  ne.  Lammas  (1.  August),  geclääöd  gekleidet,  ne.  clad,  se 
hälga  der  Heilige,  hälglan  heiligen  —  pä  diese  (got.  pal),  mä  mehr  (got. 
mais),  gräp  griff,  stcäpan  fegen,  hat  biß,  tvät  ich  weiß,  stvät  Schweiß, 
hätan  heißen,  ätor  Eiter,  Gift,  tväc  weich,  hläc  bleich,  läc  Spiel,  äd 
Scheiterhaufen  (lat.  xdes  Herd),  hädor  heiter,  ääum  Eidam,  cäsere  Kaiser 
(lat.  Csesar),  last  'Leisten',  Spur,  säl  Seil,  är  Ehre,  läreoiv  Lehrer,  mänäp 
Meineid  —  niäse  Meise,  ne.  titmouse. 

b)  tä  Zehe  (für  *tahe  aus  *tai%ön,  ahd.  zeha),  slä  Schlehe  (ahd. 
sleha),  rä  Eeh  (für  räha  aus  *rai%an,  ahd.  reho),  gefä  Feind. 

Durch  i-U miaut  wird  ae.  ä  aus  urg.  ai  zu  cg  (c). 

c)  sM  See  {*saüvi,  got.  saiws),  häetan  heizen,  hseto  Hitze,  htveete 
Weizen,  t^cean  zeigen,  lehren,  reecean  reichen,  hlxcean  bleichen,  läedan 
leiten,  c^g  Schlüssel,  leefmi  lassen,  hiep  die  Heide  (got.  haipi),  hMäen  der 
Heide  {*haipina,  nach  lat.  paganus  gebildet),  läesta  der  geringste,  dM 
Teil  {*daili-),  dselan  teilen  (got.  dailjan),  heelan  heilen,  eeh  jeder  {*ä-gillc) 
mBnan  meinen,  ne.  mean,  klagen,  ne.  tnoan,  gemeene  gemein,  ne.  mean, 
diene  rein  (ahd.  kleini  klein),  hJeene  mager,  ne.  lean  —  rxran  aufrichten, 
ne.  rear  —  hls,fd%ge  Herrin  (*hläf-dige  Brotkneterin),  clmg  Lehm,  Ton, 
hnSgan  wiehern,  ne.  neigh  —  stSeger  Treppe  {*staigir-),  xr  früher  — 
iegäer  jeder  von  beiden  {*ä-gihir3eäer)  —  stcätan  schwitzen,  riede  beritten, 
bereit,  lasdde  Praet.  leitete,  spreedan  spreiten,  ausbreiten,  Praet.  sprsedde, 
breedo  Breite  (got.  braidei),  iefre  immer  (zu  ä  ewig),  näfre  nimmer,  hies 
Geheiß  (zu  hätan  heißen),  Isessa  geringer,  wrEstllan  ringen,  ne.  tvrestle, 
ßxsc  Fleisch  {*ßaiski-),  hxlp,  hielo  Gesundheit,  Heil,  lienan  leihen,  clxnsian 
reinigen  —  Mnig  irgend  einer  —  ieg  Ei  {*ajji.z-)  —  feett  feist,  fett  (aus 
*Mted,  ahd.  feizit),  gemied  betört,  verwirrt,  ne.  mad  {*gemMded,  got. 
gamaids  schwach),  Mieder,  hliedder  Leiter  —  liestau  'leisten',  dauern, 
giestan  erschrecken  (got.  usgaisjan),  giestllc  geisterhaft,  ne.  ghastly  — 
miesia  der  meiste,  größte,  slietop  Trägheit  —  lieived  Laie,  ne.  lewd  lieder- 
lich —  Bne  einmal  —  gmst  du  gehst,  giep  er  geht  zu  gän  gehen,  föge 
dem  Tode  geweiht  (ahd.  feigi),  föhp  Fehde  (zu  fä(ha)  Feind,  ahd. 
gifehida),  heilend  Heiland,  stienen  steinern  (ahd.  steinin). 

Nach  palatalem  s'c'  wird  ae.  ä  durch  Einschiebung  eines 
hellen  Gleitlautes  zu  eä  (d),  das  daraus  umgelautete  ee  (über 
ese)  zu  ea  (e). 

d)  sceän  schien,  neben  scän,  sceädan  scheiden,  neben  scädan. 

e)  sceap  Scheide  (*skaipj5)  neben  sciep. 


i^  61,  62]  Urgerm»  an  im  Altenglischen.  129 


§  61.     Urgermaiiisches  (in  im  Alteuglischen. 

Der  urgermaniscbe  Diphthong  au  wurde  im  Alten glischen 
(über  eeuj  mo,  sea)  zu  ea  (a),  das  nach  Ausfall  von  h  den 
folgenden  Vokal  absorbiert  (b). 

a)  h^(q)  Haufe,  c^ap  Kauf,  >ifrup  steil,  ne.  steep,  Jileapan  'laufen', 
springen,  h^atun  schlagen,  ^ac  auch,  Jeuc  Lauch,  h^aceii  Zeichen,  sc^af 
Garbe,  ne.  sheaf,  IcafLawh,  Blatt,  /«</ Erlaubnis,  pelcafa  Glaube,  her^afum 
berauben,  ^ast  Osten,  ^asferne  östlich,  Eastron  PI.  Ostern,  heain  Baum, 
Balken,  team  Nachkommenschaft,  st^am  Dampf,  seam  Saum,  Naht,  strmm 
Strom,  dream  Jubel,  hi/a»  Bohne  —  fa/'c  Ohr  (got.  auso)  —  gr^at  groß  — 
/("«(/  Lauge,  d^ag  Farbe,  d^aglan  färben,  uc.  dt/e,  ^ctge  Auge,  li^ali  hoch  — 
d^air  Tau,  p^an-  Sitte,  h^an-an  hauen  —  fleah  flog  —  sccmvian  schauen  — 
p^fih  obgleich  —  pycat  Gedränge,  preatJan  bedrängen,  drohen,  d^ad  tot, 
l^ad  'Lot',  Blei,  r^ad  rot,  br^ad  Brot,  dfaf  taub,  h^afod  Haupt  (got.  hauhip), 
deap  Tod  (got.  daupiis),  -leas  -los  —  cfajjnionn  Kaufmann,  l^ador  Seifen- 
schaum, no.  Infher  —  cecqna)!  kaufen  (got.  kanpoii),  häig  Bauge,  Spange, 
^ade  Adv.  leicht,  cgas  erkor. 

Anm.  1.     Ae.  ^a  entstand  auch  aus  urg.  airif,  mcti  (§  57,  e.  59,  b). 

Anm.  2.  In  jüngeren  lateinischen  Lehnwörtern  bleibt  au-:  cawel 
Kohl  (lat.  caulis),  lairer  Lorbeer  (lat.  laurus),  Pawel  Paulus. 

Anm.  3.  In  der  späteren  Zeit  wird  ea  vor  palatalem  c,  g,  h  zu  e: 
heoi,  heg^  deg,  ege,  heh. 

b)  h^as  G.  Sg.  M.,  h^a  N.  PI.,  hean  schw.  Dekl.  {*h^aJies,  heahe, 
h^ahan)  zu  Ji^ah  hoch,  fr^a  Herr  {*fixaja,  got.  fniuja),  fl^a  Floh  {*ß^aha), 
^ani  Oheim  {*^aMm,  urg.  *au%aim). 

Durch  /-Umlaut  wurde  ae.  m  aus  urg.  au  zu  le,  y,  7  (c). 

c)  sHepel^  stypel  Kirchturm  {*sfauj)Uu-)  zu  sfeap  steil,  lecan,  ycan 
vermehren,  med,  nyd  Not  {^naudi-,  got.  naups),  sUefe,  slyfe  Aermel,  ge- 
liefan,  gelyfan  glauben  (got.  galatihja»),  sciene,  scyne  schön  {*skauni-), 
sciete,  scyte  Tuch,  ne.  sheet  {*skaiftja,  got.  skauts  Schoß)  —  hieran,  hyran 
hören  (got.  hausjan)  —  leg,  lg,  leglaiid,  Igland  Insel  {*aiijö-),  hlehra, 
hyhra  höher,  hlehsta,  hylista  der  höchste,  hlehäii,  liyhäu  Höhe  zu  heah 
hoch  —  hieg,  hlg  Heu  {*Jiauja-)  —  nieten,  nyten  Rind,  leäe  leicht  Adj.,  tep 
leichter  Adv.  Komp.  zu  eade  Adv.  leicht,  Heg,  llg  Lohe,  allesan,  älysan, 
erlösen,  hleirst,  hieiip  Pr.  Ind.  2.  3.  Sg.  zu  heanrt»  hauen. 

Anm.  4.     Später  steht  auch  e  für  le:  gelefan,   heran  etc. 

§  62.     Urgerniaiiisches  c  im  Alteiiglischen. 
Urg.  e  blieb  im  Altengiischen    oft   unverändert   (a). 

a)  fetor  Fessel,  fretan  fressen,  seil  Sessel,  setlan  festsetzen,  tredan 
treten,    hedeclan   betteln,    ne.    heg,    u-eder   Wetter,    irecter   Widder,  feäer 
Kaluza,  Histor.  Grammatik  d.  engl.  Sprache.    I.    2.  Aufl.  9 


130  Altengliscli.  [§  ö2 

Feder,  leäer  Leder,  toest  West,  nest  Nest,  spell  Spruch,  helle  Glocke, 
stcellan  schwellen,  helpaii  helfen,  feit  Filz,  melfan  schmelzen,  siveltun 
sterben,  sehhoi  selten,  feige  Radfelge,  delfan  graben,  heim.  Helm,  helma 
Steuerruder,  ferse  frisch,  perscan  dreschen  —  hrecaii  brechen  —  wec/  Weg, 
jile(/(i  Spiel,  pleglan  spielen,  segl  Segel,  pegn  Degen,  regn  Regen,  gelegen 
gelegen,  hregdati  schwingen  —  leger  Lager  —  2>eru  Birne,  iera  Bär,  heran 
tragen ,  feran  'zerren',  zerreißen  —  hersfan  bersten  —  sirelgan  ver- 
schlingen —  e/(()i  essen,  »letaii  messen,  irrecan  rächen,  sprecan  sprechen, 
cireäcui  sprechen,  hesma  Besen,  toela  Reichtum,  stelan  stehlen,  feld  Feld 
—  nefa  Neffe,  sefa  Sinn,  sirefan  schlafen,  su-efn  Schlaf,  Traum,  ftfefn 
Stimme,  helan  hehlen,  feil  Fell,  siiell  schnell,  iver  Mann  (lat.  r/r). 

Im  Auslaut  einsilbiger  Wörter  (1))  und  bei  Ausfall  eines 
folgenden  palatalen  «y  vor  d^  u  wird  urg.  e  zu  e  gedehnt  (c). 

b)  lie  er,  ne  wir,  ge  ihr,  ine  dir,  se  der,  pe  (Relativpartikel). 

c)  bredan  neben  hregdan  schwingen,  sfredan,  sfregdan  streuen,  ren, 
regn  Regen,  pen,  pegn  Degen,  Diener. 

Anm.  1.  Auch  vor  einfachem  palatalen  g  [j]  wurde  ('  im  späteren 
Altenglisch  zu  f  gedehnt:  ?rf^  Weg,  loeges,  irege  G.D.  Sg.,  aber  nicht  vor 
gutturalem  g  [/]  nregas,  vega,  iregxni  N.  G.  D.  PL,  vgl.  §57,  Anm^^ll. 

Vor  Nasal  +  Kons,  war  e  schon  im  Urgermanischen  zu  i 
geworden  (§  54,  i);  im  Altenglischen  geht  e  auch  vor  ein- 
fachem m  in  l  über  (d). 

(l)  iriniuii  nehmen  (ahd.  iiemcm). 

Anm.  2.     Aber  vor  einfachem  )t  bleibt  e:  cireiw  Frau,  .'<eiiep  Senf. 

Anm.  3.  In  älteren  lateinischen  Lehnwörtern  ist  e  vor  Nasal  +  Kon- 
sonant ebenfalls  zu  /  geworden:  g/Dim  Edelstein  (lat.  geiiima),  mint  Minze 
(lat.  mentha);  in  jüngeren  bleibt  es  unverändert:  templ  Tempel,  ebenso 
aiich  vor  spätae.  nm  aus  fn  -.  stenin,  stefn  Stimme. 

Anm.  4.  Vor  einem  /,  j  der  folgenden  Silbe  war  e  schon  im  Ur- 
germanischen  zu  /  geworden:  here  ich  trage,  hirest  du  trägst,  htrep  er 
trägt  (§  54,  k). 

Durch  ?^ -Um laut  wird  urg.  e  namentlich  vor  /,  r  und 
nach  w  zu  eo  diphthongiert  (e),  ebenso  durch  folgendes  w 
(f),  während  im  Wortauslaut  die  urg.  Verbindung  -enut,  -eivu 
in  den  Diphthongen  cu  übergegangen  ist,  der  wie  sonst  (§  64) 
zu  ae.  eo  wurde  (g). 

e)  heofon  Himmel  (*liediin),  seofon  sieben  —  heofor  Biber  —  eofor 
^ber  —  weorold  Welt  —  tceorod  Schaar  —  Jieorot  Hirsch  {*liemt-)  — 
sweotol  deutlich  —  sweostor  Schwester  —  hn-eogol,  liweou-ol  Rad,  ne. 
wheel  —  in  den  poetischen  Denkmälern  auch  vor  /,  d,  g:  meotod  Schöpfer, 


8   621  Urgerm.  e  im  Altenglischcn.  131 

nieodu  Met,  eodor  Schutz,  während  in  der  westsächsischen  Prosa  e  in 
diesem  Falle  unverändert  blieh:  fefov  Fessel,  metod  Schöpfer,  medu  Met, 
(jehedu  PL  zu  gehed  Gehet,  regol  Eegel,  auch  fela  viel,  wesole  Wiesel. 

f)  treowes,  treowe  G.  D.  Sg'.,  treowa,  treowum  G.  D.  PI.  zu  treo 
{*freu-a-)  Baum,  cneoires,  cneowe  G.  D.  Sg'.,  cneoivu,  cneoivum  G.  D.  PI. 
zu  cneo  Knie,  peoires,  peowe  G.  D.  Sg.,  peoiras,  peoiva,  pi'oirmn  N.  G.  D.  PI. 
zu  peo  Diener,  peou'lan  dienen,  peou-ot  Knechtschaft. 

Anm.  5.  Auch  das  durch  /-Umlaut  aus  urg.  a  entstandene  c  wird 
vor  w  zu  eo  gebrochen:  eoive,  eowestve,  meou.üe  (§  57,  hb). 

g)  frco  Baum  {*trewa-,  poln.  drzen-o),  treo  N.  PI.  {^tretru),  cneo 
N.  Sg.  PI.  Knie  —  pro  Diener  {*pewa-). 

Anm.  6.  Durch  Uebertragung  aus  den  unkontrahierten  Formen 
wird  w  im  Auslaut  oft  wieder  angesetzt :  treow,  cmoir,  peow,  namentlich 
in  Kompositis  bei  verkürztem  Vokal:  läreow  Lehrer  aus  *Iäi--peo(ii}), 
lätteow,  latleon-  Führer  aus  *Iäd-peo(ir). 

Vor  gutturalem  h  [x]  (h),  vor  k,  Ih,  If,  hv  (k)  und  vor 
rr  oder  r  +  Kods.  (1)  wird  urg.  e  zw.  eo  gebrochen.  Bei 
Ausfall  eines  intervokalischen  h  wird  dieses  eo  mit  dem 
folgenden  Vokal  zu  eo  zusammengezogen  (i),  ebenso  wird  eo 
vor  Ih,  rh  bei  Ausfall  des  h  vor  Vokal  zu   eo   gedehnt   (in). 

h)  eoh  Pferd  (lat.  equus)  —  feoh  Vieh,  Geld  (lat.  pecxs,  got.  faihu), 
seoh  sieh  —  gefeoht  Gefecht,  feohtan  fechten. 

i)  feos,  feo  (^feohes,  *feohe)  G.  D.  Sg.  zu  feoli  Vieh  —  ■•ieon  sehen 
(*seo}ian),  seo  ich  sehe  (*seolie)  —  gefeon  sich  freuen,  phjon  wagen, 
sweor  Schwäher,  Schwiegervater  (ahd.  suehur),  hundteontig  100  (*hundfeo- 
huntig)  —  teoäa  der  zehnte  ( ^teohunpan-)  —  geohol,  geol  Weihnachten, 
ne.  Yule. 

k)  meolcan  melken  (ahd.  melchan)  —  eolh  Elch  (ahd.  elaho)  — 
seolli  Seehund  —  heolfor  Blut  —  seolf  neben  häufigerem  seif  selbst  — 
geolu  gelb  ( *yeltva-),  geolwes,  geolwum  G.  D.  Sg.  —  geoleca  Eidotter 
(*yehmk(m-)  —  meoltc  neben  mein  Mehl,  aber  gewöhnlich  melives,  inelive 
G.  D.  Sg. 

A  n  m.  7.  Vor  l,  II,  Ip,  U,  Id,  lg,  Im  bleibt  urg.  e  unverändert,  da  l 
hier  nicht  gutturalen  Klang  hatte,  vgl.  tcela,  stelan,  feil,  sirellan,  Jielpan, 
nieltan,  seldan,  swelgan,  heim  u.  ä.  (§  62,  a).  Ebenso  bleibt  natürlich  das 
durch  /-Umlaut  aus  a  entstandene  e  vor  II  aus  Ij  unverändert:  hell, 
sellan  etc.  (§  57,  y). 

1)  feorr  fern,  steorra  Stern,  heorie  Herz,  deorc  dunkel,  heorcan 
bellen,  dveorg  Zwerg,  ceorfan  kerben,  heorp  Herd,  beorma  Hefe,  no.  härm 

—  heord  Herde,  tveorc  Werk,  weorp  wert,  Wert,  tveorpscipe  Wertschätzung, 
Verehrung,  eoräe  Erde,  eorl  Graf,  ceorl  'Kerl',  Gemeinfreier,  eoniont  Ernst 

—  tsweord  Schwert  —  heorht  glänzend  —  weorpan  werfen  —  beorg  Berg, 

9* 


132  AlteDglisch.  [§  62 

pweorh  'zwerch',  queer,  feorli  Leben,  georn  gern,  beorn  Held ,  caeorn 
Handmühle  (got.  qairnus)  —  auch  vor  -ni  aus  -rtr:  teorii  Teer,  teonves, 
teonve  G.  D.  Sg.  —  sineorti  Schmeer,  smeonces,  smeorwe  G.  D.  Sg. 

Anm.  8.  Nach  Sievers,  Zum  ags.  Vokalismus,  p.  24  f.  gehen  auch 
reofd  Sprache,  hreord  Rand,  heordan  PI.  Hede  auf  Grundformen  mit  urg.  e 
(*rezda-,  ^brezda-,  *hezdan-),  nicht  auf  solche  mit  (/  zurück. 

Anm.  9.  Urg.  e  bleibt  vor  r  -\-  Kons,  unverändert,  wenn  das  r 
erst  durch  Metathesis  hinter  den  Vokal  getreten  ist :  ferse  frisch  (*fresc), 
perscan  dreschen  (^prescan),  perscold  Schwelle  (*])resciraJd),  berstan 
bersten,  sowie  vor  einfachem  r,  das  nicht  gutturalen  Klang  hatte:  tver, 
heva,  bcran  etc.  (§  62,  a). 

m)  seoles,  scole,  seolas  etc.  (*sc'olhcs,  ^seoUie,  *seol]ias)  G.  D.  Sg., 
N.  PI.  zu  seolh  Seehund,  feolan  gelangen  (*feolhan,  got.  filhcm)  —  feores, 
feore,  feora,  feoriim  (*feorlies,  *feorhe,  *feorha,  ^feorhuin)  G.  D.  Sg.  PI. 
zu  feorh  Lehen,  doch  kommt  in  der  Poesie  auch  kurzer  Vokal  vor : /eores, 
feore,  feorum. 

Zwischen  palatalem  c\  sc,  g'  und  einem  folgenden  urg.  e 
bildet  sich  ein  hellerer  Gleitlaut  /  heraus;  es  wird  also  urg.  e 
in  diesem  Falle  zu  ie  diphthongiert,  wofür  später  auch  y,  i 
eintritt  (ii). 

n)  c'ieres,  c'ires  Kirschbaum  (lat.  cerasus),  c'iest,  eist  Kiste  (lat.  cisia) 
—  c'ierne  Butterfaß,  ne.  churn  —  sc'ieran  neben  sc'eran  scheren  —  sc'ield, 
sc'ild  Schild  (*skeldu-J  —  (j'iefan,  (Jifan  geben,  giefu,  g'ifii  Gabe,  g'iecel, 
g'icel  Eiszapfen  —  (fiestran  deege  gestern,  (/iellan  gellen,  g'ielpan,  g'i/lpan 
prahlen  —  g'ieldan,  g'i/ldan  bezahlen,  g'iest,  g'ist  'Gischt',  Hefe,  ne.  geäst. 

Anm.  10.  Das  durch  Brechung  vor  /,  r  +  Kons,  aus  e  entstandene 
eo  blieb  nach  c,  g  unverändert:  ccorfan,  geolo,  geoleca,  georn  (§  62,  k.  1), 
ebenso  das  durch  /-Umlaut  aus  a,  o  entstandene  e:  cempa ,  ceniban, 
cennan  (§  57,  w). 

Das  durch  ?/-Umlaut  oder  Brechung  aus  urg,  e  ent- 
standene eo  wird  durch  vorhergehendes  w  zu  o,  n  ver- 
dimkelt  (o),  durch  ein  i  der  folgenden  Silbe  aber  zu  ie  um- 
gelautet, das  bei  Ausfall  eines  h  zwischen  Vokalen  zu  le,  y  ge- 
dehnt wird  (p).  Ebenso  wird  eo  durch  den  Einfluß  eines  im 
Auslaut  oder  vor  hellen  Vokalen  palatal  gewordenen  hf  [/t], 
X  [;f's]  zu  ie,  i  umgelautet  (q). 

o)  sweotol ,  swittol  deutlich  —  siveostor ,  sicustor  Schwester  — 
weorold,  worold  Welt,  weorc,  tvorc  Werk,  tveorp,  wurp  wert,  Wert  —  siceord, 
sword,  sumrd  Schwert  —  weoräan,  wurSan  werden. 

p)  tun,  tyn  10  {Heo%uni-,  *teoiii),  fifttene,  fiftyne  15. 


§  62—64]  Urgerm.  c,  ex  im  Altengiischen.  133 

(j)  cnielit,  (•»///<  aus  älterem  c/fco/*^  Knecht,  cnihtes,  cnihfe  G.D.Sg., 
rieht,  riht  Recht,  siex,  six  6. 

Anm.  11.  Vor  dunklem  Vokal  bleibt  eo:  feohtan  fechten,  ciicohfas, 
cneohta,  cneohtum  N.  G.  D.  PI.  zu  cniht.  Später  findet  sich  allerdings 
durch  Formenübertragung  auch  cneohf  Sg.  und  ciiihtas  PI. 


§  63.     Urgermauisches  e  im  Altengiischen. 

Das  im  Urgermanisclien  iu  einigen  Wörtern  vorhandene 
geschlossene  e,  das  wahrscheinlich  durch  Kontraktion  oder 
Ersatzdehnung  entstanden  war  (§  54,  x)  blieb  im  Altenglischen 
unverändert  (a). 

a)  her  hier,  med  Lohn,  ceii  Kien,  Kiefer,   WeJunä  Wieland. 

Anm.  1.  Die  ursprünglich  reduplizierenden  Praeterita  hPt  hieß, 
Jet  ließ,  slep  schlief,  feng  fing  etc.  haben  gleichfalls  langes  geschlossenes  e. 

Anm.  2.  In  jüngeren  lateinischen  Lehnwörtern,  wie  creda  der 
Glaube,  ne.  creed  (lat.  credo),  hete  Rübe,  ne.  heet-rrjot  (lat.  heta)  bleibt 
lat.  e  unverändert;  in  älteren  Lehnwörtern,  wie  side  Seide  (lat.  seta), 
pvn  Pein  (lat.  pdna,  pfna)  ist  es  in  ~t  übergegangen. 

§  64.     Urgermauisches  cn,  wg.  eit,  in  im  Alteuglischen. 

Urg.  eil  wsiV  im  Westgermanischen  vor  folgendem  /,  J  in 
iu  übergegangen,  sonst  aber  unverändert  geblieben  (§  54,  m.  n). 
Dem  entsprechend  stehen  sich  auch  im  Altenglischen  anfangs 
eo  aus  wg.  eu  und  w  aus  wg.  in  gegenüber,  doch  wurde  diese 
Scheidung  nur  im  Nordhumbrischen  streng  aufrecht  erhalten 
(§  74).  Im  Westsächsischen  wurde  wg.  eu  zu  eo  (a),  das 
bei  Ausfall  eines  intervokalischen  h  oder  tv  den  folgenden 
Vokal  absorbiert  (h). 

a)  hleo  Schutz,  ne.  lee,  deop  tief,  creopan  kriechen,  _/teot  Schiff,  ne. 
fteet  Flotte,  ßeot  Fließ,  Fleet,  ne.ßeet,  fleotan  schwimmen,  reocan  'riechen', 
rauchen,  hreod  Ried,  «t-fof?  Unkraut,  ne.  ?<^ee(/,  ^;~o/üieb,  /fo/ lieb,  cleofan 
spalten,  seextan  sieden,  ßeo.s  Vließ,  frrosun  frieren,  fneomn  niesen,  ne. 
tsneeze,  ceoJ  'Kiel',  Schiff,  pn-Post  Priester  (aus  lat.  preshyter  oder  aus  lat. 
praepositus,  afz.  preosts?)  —  heor  Bier,  dcor  'Tier',  Rotwild,  steor  Stier, 
dreor  Blut,  dreorig  blutig,  traurig,  ne.  drear;/  —  stcor-bord  Steuerbord, 
ne.  ütarhord  —  fleogcm  fliegen,  fleoge  Fliege,  leogan  lügen,  peoh  Schenkel, 
ne.  thigh,  i^ceoh  scheu,  ne.  sliy,  leoht  Licht  —  .^ceotan  schießen,  ceosan 
'erkiesen',  wählen,  forleosan  verlieren  —  ceowun  kauen,  hreowun  brauen, 


134  Altenglisch.  [§  64,   65 

hreowan  reuen,  hreow  Reue  (alid.  riutva),  treoic  Treue  (ahd.  trluua)  — 
feower  vier  (urg.  ieivoi\  wg.  feuicor,  feinvor),  feoiveriyne,  vierzehn,  feo- 
weriig  vierzig  —  eower  euer,  eoiv  (urg.  etv,  wg.  ewir,  euu')  euch  —  steop- 
feeder  Stiefvater,  leof-mann  Liebchen,  ne.  lemnian,  hreost  Brust  —  seoc 
siech,  krank  —  beoäan  bieten  —  beod  Tisch,  ^eod  Volk,  peoden  Herrscher, 
leop  Lied,  Jeovia  Glanz  {*7ei(X»iön-). 

Aniu.  1.  Der  Diphthong  eo  entstand  im  Altenglischen  auch  in 
einem  Teile  der  ursprünglich  reduplizierenden  Praeterita  durch  Zusammen- 
ziehung des  Vokals  der  Eeduplikationssilbe  mit  dem  der  Stammsilbe, 
z.  B.  feoJl  fiel,  hcoM  hielt,  Mof  schlug,  gveow  wuchs,  cneow  kannte,  Jieow 
hieb  etc. 

b)  Jfeon  fliehen  (*ffeohan),  flco  ich  fliehe  (flcohe),  fleop  sie  fliehen 
(*fleohap),  teon  ziehen  —  reon  sie  ruderten  (*reowttn)  —  feoräa  der 
vierte  (^^fcoiveräa)  —  feorpling  der  vierte  Teil,  ne.  farihing. 

Wg.  in  aus  urg.  en  vor  /,  j  der  folgenden  Silbe  wurde 
im  AVestsächsischen  zunächst  zu  lo,  dann  aber  ebenfalls  zu 
eo,  das  nunmehr  seinerseits  durch  das  i,  j  der  folgenden  Silbe 
zu  le,  y  umgelautet  wurde.  Doch  blieben  daneben  viel- 
fach auch  die  unumgelauteten  Formen  mit  eo  aus  älterem 
^o  bestehen  (c). 

c)  dest  Pr.  Ind.  2.  3.  Sg.  zu  ceosan  wählen,  ßieJist,  ßichp  Pr. 
Ind.  2.  3.  Sg.  zu  ßeon  fliehen  —  llehtan,  lyhtan  leuchten  zu  JPoht  Licht 

—  sieof,  styr  Steuerruder,  sfeora,  sfiera  Steuermann,  steoran,  stieran 
steuern,  deore,  diere  Adj.   teuer  (as.  dinri)  —  deorling,  dierJing  Liebling 

—  ciecen  Küchlein,  ne.  chicken  {*lx-hihina-)  —  pi^fpy  p^oft  Diebstahl  — 
peostre,  plestre,  pysfre  düster,  dunkel,  peoiftnan,  pystnan  dunkel  werden 

—  getrletve,  getryive,  getreotve  getreu  (ahd.  glfriuivi),  triewe,  trvoire  Treue 
(as.  t)ii(u-i),  trietcan,  treowan  trauen,  cllewen,  cUwen,  deowen  Knäuel,  ne. 
clew  —  meire,  nlwe  neu  (ahd.  iniat-i,  got.  nnij/'s),  hlew,  hlw  Farbe,  ne. 
Ime  —  glieto,  gliiv  Freude,  Spiel,  ne.  gh'e  —  siowan,  seotvan  nähen, 
ne.  setv. 

§  65.     Urgermanisches  /  im  Alteuglischen. 

Urgerm.  /  ist  im  Altenglischen  in  den  meisten  Fällen 
unverändert  geblieben  (a). 

a)  seip  Schiff,  lippa  Lippe,  Int  es,  tvriten  geschrieben,  gewrü  Schrift, 
hiton  wir  bissen,  hiten  gebissen,  hite  Biß,  hita  Stück,  hiter,  bitter  bitter, 
sjntu  Bratspieß,  geir/ff  Verstand,  Jitt  Gesang,  sitfan  sitzen,  pic  Pech, 
stice  Stich,  uice  Docht,  ne.  u-icl-,  sicol  Sichel,  ßcol  listig,  trügerisch, 
ne.  ficMe,  pricum  stechen,  licclan  lecken,  sticca  Stock,  picce  dick,  bicce 
Hündin,  ne.  bitch,  flicce  Speckseite,  ne.  ßitcli  (of  bacon),  sibb  Verwandt- 


§   05  Urgerm.  i  im  Altenglischen.  135 

Schaft,  rihh  Rippe,  crihh  Krippe,  hJid  'Lid',  Deckel,  hider  hierher,  pider 
dorthin,  hivider  wohin,  ridon  wir  ritten,  riden  geritten,  bed-rida  bett- 
lägerig, ne.  hedridden,  midd  in  der  Mitte  befindlich,  hiddan  bitten,  twig 
Zweig,  r?//' Klippe,  gif  ob,  ne.  ify  sife  Sieb,  Ufer  Leber,  drlfen  getrieben, 
giß  Gabe,  swiff  schnell,  wij)  wider,  !^i>iip  Schmied,  smippe  Schmiede. 
äippan  seitdem,  fiäele  Fiedel,  in  ist,  liis  sein,  /)/.s-  dieses,  hisig  emsig,  ne. 
fcwsy,  Visen  aufgestanden,  cr/.yj  kraus  (lat.  crispus),  misteltän  Mistel- 
zweig, ne.  mistletoe,  hivisfllan  pfeifen,  ne.  whistle,  fisc  Fisch,  diso  Schüssel 
(lat.  discus),  hiscop  Bischof  (lat.  episcopux)^  liHe  Lilie,  hiU  Schnabel,  hiU. 
Schwert,  iriUa  Wille,  stille  stille,  scilling  Schilling,  hilf  Schwertgriff, 
Ulmen  Häutchen,  ne.  film,  him  ihm,  lim  Glied,  d/mm  dunkel,  grimm 
grimmig,  swimman  schwimmen,  «V»^ja  Pfropfreis,  fimher  Bauholz,  in  in, 
tin  Zinn,  scinu  Schienbein,  sinnel  Spindel,  inn  Herberge,  ne.  //»«,  cinn 
Kinn,  finn  Flosse,  hinn  Krippe,  onginnan  beginnen,  winnan  kämpfen, 
spinmm  spinnen,  fiinf  Kieselstein,  icinter  Winter,  finc  Fink,  drincan 
trinken,  sincan  sinken,  stincan  stinken,  scrincan  welken,  wind  Wind, 
windwian  ^\orfeln,  liindrian  hindern,  ping  Ding,  hring  Ring,  finger  Finger, 
singan  singen,  stingan  stechen,  sting  Stachel,  springan  springan,  hringan 
bringen  —  hitel  Käfer,  ne.  heetle  —  priiva  dreimal  —  ic  ich  —  stig 
Schweinestall,  ne.  stye,  stigol  Zauntritt,  ne.  stile,  nigon  neun,  licgean 
liegen,  pliht  Zustand,  iviht  Wesen  —  uiht  Gewicht  —  cild  Kind,  ivilde 
wild,  milde  mild,  climhcm  klimmen,  hind  Hindin,  lind  Linde,  rind  Rinde, 
hlind  blind,  hehindaa  hinten,  lindan  binden,  findan  finden,  windan  winden, 
grindan  mahlen  —  hy-idd  Vogel,  ne.  hird,  pridda  der  dritte  —  hire  ihr, 
cirice  Kirche  (gr.  y  y.vQiay.ri)  —  irilcinna  willkommen  —  mid  mit,  irine 
Freund,  hilpest  du  hilfst,  h/l2)ep  er  hilft,  hirest  du  trägst,  birep  er  trägt. 

Im  Auslaut  einsilbiger  Wörter  wird  i  zu  l  gedehnt  (b), 
ebenso  bei  Ausfall  eines  palatalen  g  vor  Dentalen  oder  eines 
h  (c).  Vor  mf,  np,  ns  wird  urg.  i  unter  Wegfall  von  m,  n 
zu  i  nasaliert  und  gedehnt,  die  Nasalierung  aber  später  wieder 
aufgehoben,  sodaß  sich  auch  hier  7  ergibt  (d). 

b)  bi,  big  bei  (got.  bi),  auch  in  Kompositis :  /M-i-ecfjre  zweischneidig, 
prifeald  dreifach  und  in  erster  offener  Silbe  lateinischer  Wörter:  gigantus. 

c)  bridel  aus  brigdel  Zaun,  Itp,  ligep  liegt,  sUe  Sichel,  ne.  scgthe 
C^sigiäe),  tile,  tigele  Ziegel  (lat.  teguht)  —  geUre,  geligere  Ehebruch, 
rinan,  rignan  regnen,  frlnan,  frignan  erfragen  —  viist  Nebel  (*mihstu-) 
—  tfig  Epheu  (*if-hig). 

d)/7/  fünf  '(*fif  got.  fimf)  —fifta  der  fünfte, /Z/V///  fünfzig  —  ftfel 
Riese  (aisl.  finibul),    sip  Fahrt,    Reise    (got.  sinp),    geslp    Gefährte    (ahd. 
gisindo),    sinp  stark    (got.  sn-inps,    ahd.  siiindi),    Me   sanft    (ahd.   lind) 
hriäer  Rind  (ahd.  rind). 

Anm.  L  In  dem  spätlat.  Lehnworte  pin^ian  erwägen  bleibt  «, 
ebenso  in  winster  links  aus  winester. 


136  Altengliscli.  [§   65 

Anm.  2.     In  //.*.■*  Mildo  (*lläs)  wird  7  wieder  zu  /  verkürzt. 

Durch  ?<-Umlaiit  wird  iirg.  /  —  besonders  in  den  poetischen 
Texten  —  zu  io,  eo  diphthongiert  (e),  ebenso  wird  /  vor 
folgendem  gutturalen  h  [x]  (f),  vor  Ic,  If  (g)  und  vor  r  +  Kons. 
(h)  zu  io  gebrochen,  geht  jedoch,  wenn  die  folgende  Silbe 
ursprünglich  ein  /,  /  enthielt,  sowohl  vor  palatal  gew^ordenem 
h  [x]  (i),  als  vor  r  +  Kons,  (k)  in  ie,  ij  über. 

e)  frioän  Friede,  nionu  Sehne,  cliofu  PI.  zu  clif  Klippe,  Uomu  PL 
zu  Jim  Glied  etc.,  in  ws.  Prosa  gewöhnlich:  friäu,  limn,  clifu  etc. 

Anni.  3.  Vor  c,  g  unterbleibt  der  «-Umlaut  stets:  ßcol  listig 
siricol  betrügerisch,  sicol  Sichel,  nigon  neun,  sigor  Sieg. 

f)  Wiolit  Insel  Wight,  Piohtas,  Peohfas  die  Pikten,  t/uhlüau,  teohh'tan 
anordnen  (*tix%öjan ),  nüo.r,  ineo.r  Mist,  hetweox,  hetwix  zwischen. 

Anm.  4.  Doch  bleibt  /  vor  auslautendem  ht  [y!  t]  unverändert  in : 
pliht  Zustand,  nilit  Wesen,  xiht  Gewicht  (§  65,  a). 

g)  mioluc,  tneoluc,  iiteolc  Milch  (got.  Du'hil-.'f),  .v/o/oc,  seoloc  Seide, 
siolufr,  siolfnr,  seolfor  Silber  (got.  siluhr). 

Anm.  5.  Der  Diphthong  io,  eo  in  mioluc,  siohic,  siolufr  wird  zwar 
gewöhnlich  als  (f -Umlaut  gedeutet,  doch  kommt  hier  —  wie  bei  eaJn 
§  57,  d,  meohi  §  62,  k  —  für  die  Diphthongierung  wohl  in  erster  Reihe 
der  gutturale  Klang  des  1  vor  it  in  Betracht. 

Anm.  6.  Vor  U,  It,  Id,  Im  etc.  bleibt  /  unverändert:  hill,  wiUe, 
hilf,  cild,  ßhnen  (§  65,  a). 

li)  lionilan,  leorrüan  lernen  (^Urmjioi ). 

i)  siehst,  sihst  du  siehst,  sieJip,  sihp  er  sieht  {^siyjs,  *sixip),  gesiehp, 
gesilip,  gesihf  Gesicht,  zu  scon  sehen  (§  62,  i)  —  ßehtst,  ßlttst,  fieht,  ßht 
Pr.  Ind.  2.  3.  Sg.  zu  ßohtun  fechten  (§  62,  h). 

k)  ierre,  i/rre  zornig  (ahd.  irri)  —  hierce,  hijrce  Birke  {*birkjön-)^ 
hierde,  hirde,  hijrde  Hirt  (ahd.  hirti)  —  sceap-Merde  Schäfer  —  giernanf 
gi/rtian  begehren,  ne.  yean). 

Anm.  7.  Neben  irnan  laufen  i^*rinnun),  hinutn  brennen  {*brinnan) 
rindet  sich  auch  ienia»,  //man,  hiernan,  hyrnan,  ferner  hiere  G.  D.  Sg. 
ihr,  hiera  G.  PI.  ihrer,  aber  sonst  bleibt  /  vor  einfachem  r:  hirest  du 
trägst,  hirep  er  trägt. 

Nach  w  wird  das  durch  /^-Umlaut  oder  Brechung  aus  / 
entstandene  io  zu  u  verdunkelt  (1),  das  durch  folgendes  i 
wiederum  zu  ie,  ij  [ü]  umgelautet  v.ird  (m). 

1)  int  tun,  uton,  utcm  wohlan  {*geifitan,  gewiotun  laßt  uns  gehen)  — 
ti'ucH  neben  n-icit  Woche  (got.  tn'kö  Reihenfolge)  —  cwkck,  chcu  neben 
cwicu   lebendig,    uudttire,   u-iodiiwe,    u-eoduirf   Witwe    (got.    ividuwö,    lat. 


§  65,  66]  Urgenn.  /,  1,  t  im  Altenglischen.  137 

vidaa)  —  cudu,  cwidu  das  Gekaute,  ne.  cad  —  irudu,  trioda  Holz  (ahd. 
tvitit)  —  htveßt-hwitgit  was  auch  immer,  irgend  etwas  —  hetwitli,  hrfnh, 
hetiritx,  hetux  neben  bettveoh,  hetu-ih,  hcin-eoj;  hetvnx  zwischen,  auch  vultt 
Ding  neben  wiht  —  twiica,  tuwa  zweimal. 

ni)  tviersa,  %iiyr><a  schlimmer  (für  *irii(rsint,  *wtiri<iru,  got.  irairt^iza, 
urg.  *u'irsizan-),  wierresta,  wyrresia  der  schlimmste,  (^^viuryista,  *irursixta, 
urg.  *ivirzistan),  wieräe,  uyräe  würdig  (ahd.  irirdt)  —  wierp,  ivyrp  wird 
zu  tveoräan  werden,  wierpst,  irijrpst  du  Avirfst,  irierpp,  iri/rpp  er  ^^•irft 
zu  toeorpan  werfen. 

Anm.  8.  Bei  Verschmelzung  der  Negation  ne  mit  Verbalfornien, 
die  auf  wi-  anlauten,  geht  ici  ebenfalls  in  //  [ü]  über:  ni/lle  ich  will 
nicht  {ne  ir/'lle),  ni/If  du  willst  nicht,  )iyh  er  will  nicht,  n//]h(J)  sie  wollen 
nicht,  9i//fo)i  wir  wissen  nicht  {ne  ici'ton),  nysfe  ich  wußte  nicht  {ne 
H-isfe)  etc;  vgl.  §  191  f. 

Bei  Ausfall  eines  folgenden  J  wird  iirg.  /  zu  7  gedehnt 
und  mit  einem  folgenden  dunklen  Vokal  zu  lo,  ro  (n),  mit 
einem  hellen  Vokal  zu  'w  zusammengezogen  (o).  Ebenso 
entsteht   le   durch   7 -Umlaut   aus   kontrahiertem   lo,    co   (p). 

n)  frco  frei  {*frijii)  frei,  prco  F.  N.  drei  {*pr/ju),  hi'o  F.  Sg.  sie 
{*hiju),  seo  die  {*.'<ij(t)i  hcon  sein  {*b/Jun),  hco(m)  ich  bin,  heo  Biene 
{*bijön),  fcondY^inA  {got.  fijand s)  —  /ifoH^Z  Freund  {got.  friß luU),  dcofol 
Teufel  (lat.  diabolus)  —  feogean  hassen,  freogean  lieben  —  rode  ich  ging 
{*ijade,  got.  iddja,  lat.  *-). 

o)  Me  N.  PI.  sie  {*hije),  sie  ConJ.  Praes.  sei  (*svje)  —  p)üe  M.  drei 
{*prije,  *prijiz)  —  pritig  dreißig. 

p)  flend,  friend  D.  Sg.  N.  A.  PL  zu  feond  Feind,  freoud  Freund. 


§  66.     Urgerm.  /,  J  im  Altenglischeu. 

Urg.  7,  dem  sich  urg.  l  unter  Verlust  der  Nasalierung 
anschloß,  ist  im  Altenglischen  fast  stets  unverändert  ge- 
blieben (a). 

a)  gripan  greifen,  p'ipe  Pfeife,  rljje  reif,  htvlt  weiß,  hlian  beißen, 
simtan  'schmeißen',  beschmutzen,  wrltan  'reißen',  schreiben,  die  Deich, 
geVic  gleich,  lician  gefallen,  sican  seufzen,  strican  streichen,  schlagen, 
u'ld  weit,  üd  Zeit,  bidan  warten,  ctdun  schelten,  gfidan  gleiten,  sUrlan 
gleiten,  stndcm  schreiten,  ridan  reiten,  side  Seite,  Idel  eitel,  Frige-deeg 
Freitag,  lif  Leben,  ivif  Weib,  cwf  Messer,  ne,  Icnife,  dnfan  treiben, 
Kcrlfan  'schreiben',  Buße  auferlegen,  bUde  froh,  tvrutan  drehen,  ~is  Eis, 
wis  weise,  ivl>;e  Art  und  Weise,  är'isun  aufstehen,  Cnsi  Christus,  hwil 
Weile,  hwUiim  zuweilen,  wll  Betrug,  mU  Meile  (lat.  mi/ia  jnis.-mum),  Um 


138  Altenglisch.  [§  66,  67 

Leim,  rim  'Reim',  Zahl,  hrhii  Rauhfrost,  ne.  rime,  tlma  Zeit,  brine  Salz- 
wasser, min  mein,  ßln  dein,  iriH  Wein,  sirm  Schwein,  sain  Schrein, 
schia/i  scheinen,  hunnan  winseln,  ne.  irhme,  pln  Pein  (lat.  päma),  phnan 
peinigen  —  i/ir  Draht,  S2)n-  Schößling,  spitzer  Turm,  scvr  Grafschaft, 
tren  Eisen  —  rJce  Reich,  7ice  reich,  mächtig,  stigan  steigen,  stig  Steg, 
Steig  —  sclr  hell  —  tu-  Eibe,  ne.//ew,  spitvan  speien,  Thcesdeeg  Dienstag  — 
wif-mann  Frau,  ne.  icoman  —  wif-menn  Frauen,  ne.  ivimmen^  sfif  steif, 
wis-döm  Weisheit,  cnsten-äöm  Christentum,  Christenheit,  Cnst-massse 
Weihnachtsmesse,  ne.  Christmas,  iiün-gearä  Weinberg,  ne.  vineyard,  Im 
Lein,  Flachs,  li»en  leinen,  —  aus  urg.  i: pixl,  ]nsl  Deichsel,  (ahd.  dlhsala), 
gepihsf  du  gedeihst,  geplhp  er  gedeiht  zu  peon  gedeihen  (§  66,  c). 

Anm.  1.  Vor  v^' findet  sich  auch  eo  neben  t:  coio,  I«' Eibe,  speowan, 
sjnioan  speien. 

Anm.  2.    Vor  ss  wird  t  zu  /  verkürzt:  hllss  Freude  {*hliäs). 

Vor  gutturalem  h  [x]  wurde  urg.  1,  J  zu.  eo  g  e  b  r  o  c  h  e  n 
(b),  das  nach  Ausfall  des  h  einen  folgenden  Vokal  absorbierte 
(c)  und  durch  /-Umlaut  in  te,  y  überging  (d). 

b)  coh  Eibe  (ahd.  Um)  neben  eoit\  Iw  (§  66,  A.  1),  ireoJi  Götzenbild 
(got.  ireihs),  weofod  Altar  {*inh-beod),  leoh  leihe,  teoh  zeihe,  ßeoh  gedeihe 
zu  leon,  teon,  J^eon  (§  66,  c)  —  betiveoh,  betweonuin  zwischen  (got.  fiveihnai 
je  zwei)  —  leohf  leicht  (urg.  Hin%ta-,  li%ta-,  got.  leihfs). 

c)  leon  leihen  (für  *leohan  aus  Hlxan),  teon  zeihen  {*teohan,  ti%mi), 
seon  seihen  {*seo'han,  *si%an),  wreon  bedecken  {*ivreohan,  *'ivn%an),  peon 
gedeihen  i^peohan,  pi%an,  urg.  pi'dxan,  pi%an)  —  feol  Feile  (ahd.  flhala). 

d)  luhtan,  Vihtan  erleichtern  zu  Icoht  leicht  (§  66,  b). 


§  67.     Urgermauisches  o  im  Altenglischeu. 

Urg.  0  bleibt  im  Altenglischen  in  der  Eegel  unver- 
ändert (a). 

a)  dropxi  Tropfen,  copor  Kupfer,  p)opig  Mohn,  topp  Spitze,  hlot  Los, 
scoten  geschossen,  rotlan  faulen,  pott  Topf,  splott  Fleck,  Stüsk  Land, 
cnotta  Knoten,  botm  Boden,  Joe  Schloß,  locc  Locke,  flocc  Herde,  cocc  Hahn, 
brocc  Dachs,  pjocc,  PI.  p)occas  Pocken,  ne.  pox,  stocc  Stock,  Pranger,  coccel 
Kornrade,  god  Gott,  bodig  Körper,  soden  gesotten,  troden  getreten,  trog 
Trog,  dogga  Dogge,  frogga  Frosch,  of  von,  cohhettan  husten,  box  Buchs- 
baum (lat.  hitxus),  fox  Fuchs,  oxa  Ochs,  holh,  G.  Sg.  hohces  hohl,  holegn 
Stechpalme,  ne.  hollg,  folgtan  folgen,  sorg  Sorge,  morgen  Morgen,  borglan 
borgen  —  scop  Sänger,  hof  Hof,  lof  Lob,  coss  Kuß,  tcolcen  Wolke,  folde 
Erde,  holpen  geholfen,  icorpe»  geworfen,  gecoren  erkoren  —  open  offen, 
hopian  hoffen,  pi-ote  Kehle,  flotian  schwimmen,  sinoca  Rauch,  smoclan 
rauchen,    brocen  gebrochen,    bodian   verkündigen,    sfofa  Badestube,    rose 


§  67]  Urgerm.  o  im  Altenglischen.  139 

Eose,  nosn  Nase,  hose  'Hose',  Kniestrumpf,  col  Kohle,  hol  Loch,  fola 
Fohlen,  soh  Sohle,  stolen  gestohlen,  toll  Zoll,  holla  Becher,  ne.  howl, 
holt  Bolzen,  colt  Füllen,  motten  geschmolzen,  gold  Gold,  molde  Erde, 
ne.  mould,  froren  gefroren  —  folc  Volk  —  hoga  Bogen  —  oft  oft,  hrop 
Brühe,  ne.  broth,  iiioMe  Motte,  forsf  Frost  —  dohtor  Tochter,  höhte  kaufte, 
gehöht  gekauft  —  foi-  für,  dor  Tor,  fore  vor,  heforan  vorn,  ho)'en  geboren, 
siroren  geschworen,  forloren  verloren,  por^»  Dorf,  i^ort  Hafen  (lat.  j)ortus), 
ort-geurd  Garten,  ne.  orchard  (lat.  hortus  -{-  ae.  geard),  storc  Storch, 
forca  Gahel,  bord  Bord,  Brett,  ford  Furt,  hord  Hort,  forp  vorwärts, 
geforäian  fördern,  ne.  afford  gewähren,  norp  Norden,  hors  Boss,  worhte 
Praet.,  worht  Part.  Praet.  zu  u-ijrcean  wirken,  storm  Sturm,  forma  der 
erste,  porn  Dorn,  com  Korn,  hörn  Hörn  —  u-ord  Wort,  moräor  Mord  — 
ivolde  wollte  —  ofen  Ofen,  ßoterian  flattern,  ne.  ßutter. 

Im  Auslaut  (b)  und  bei  Ausfall  eines  folgenden  g,  h 
(c)  wird  0  zu  ö  gedehnt. 

b)  tn    zu    C^to). 

Anm.  1.  Dehnung  liegt  auch  vor  in  .b'cö?  Schule  (lat.  sf/io/«)  neben 
scolti  Schar,  cöc  Koch  (lat.  *cocus,  coqnns). 

c)  brogden,  bröden  Part.  Praet.  zu  bregdan,  bredan  schwingen  — 
höles  (*holhes)  G.  Sg.  zu  holh  Loch,  öret  Kampf  (*or-hät),  öretta  Kämpfer, 
önettan  eilen  (on-hätjan). 

In  einigen  Wörtern,  namentlich  nach  oder  vor  einem 
Lippenlaute  finden  wir  im  Alteuglischen  i<  statt  des  nach 
§  54,  r  zu  erwartenden  und  in  anderen  germanischen  Dialekten 
stehenden  o  (d).  Ebenso  ist  urg.  o  vor  einfachem  Nasal 
im  Altengiischen  durch  u  vertreten  (e). 

d)  füll  voll,  wull^  wulle  Wolle,  wxdf  Wolf  —  fugol  Vogel  —  biicc^ 
hucca  Bock,  lufu  Liebe,  lufian  lieben,  ufan  oben  —  murnan  trauern  — 
sjnira.^  spora  Sporn,  spurnan,  spornan  'spornen',  mit  Füßen  treten,  scurf 
Schorf,  tmf  ,Torf',  Käsen,  furäor  weiter  —  furäum  gerade,  eben. 

e)  guma  Mann  —  sunt  irgend  einer,  cuman  kommen,  cumen  ge- 
kommen, numen  genommen,  suinor  Sommer,  punor  Donner,  punrian 
donnern,  hunig  Honig,  mitnuc  Mönch  (lat.  monachus),  sciinuin  scheuen, 
ne.  shitn,  iruman  wohnen. 

Anm.  2.  Mit  Dehnung  nach  Ausfall  von  n  :  püresdasg  2ins  punres- 
dseg  Donnerstag  zu  pur,  pör,  aisl.  pörr  Thor. 

Nach  palatalem  c,  sc,  (j  [j]  wird  vor  o  ein  heller 
Gleitlaut  eingeschoben,  so  daß  daraus  io  oder  eo  entsteht  (f). 

f)  gesc'eot  Geschoß,  bisc'eop  Bischof  (lat.  episcopus)  —  sceort  kurz 
(lat.  excurtus)  —  sc'eofl,  scofl  Schaufel,  ne.  shorel  —  sc'eolde,  scolde  sollte 
—  'ßoc,  g'ioc  Joch. 


140  Altecglisch.  [§  67,   68 

Durch  ^-Umlaut  wurde  ae.  o  —  übeiwr,  das  im  Novd- 
humbrischen  noch  vorliegt  —  zu  e  (g).  Doch  steht  o  vor 
einem  /  der  folgenden  Silbe  im  Altenglischen  nur  in  wenigen 
Wörtern  bei  jüngeren  Entlehnungen  aus  dem  Lateinischen 
oder  durch  Uebertragung  aus  anderen  Formen.  Im  übrigen 
w^ar  idg..  u  vor  einem  i,  j  der  folgenden  Silbe  im  Urgerma- 
nischen unverändert  geblieben  (§  54,  q)  und  im  Alteuglischen 
später  zu  ij  [ü]  umgelautet  worden  (§  69,  f),  während  es  vor 
einem  a,  o,  c  der  folgenden  Silbe  zu  urg.  ae.  o  überging 
(§  54,  r.  67,  a).  Demgemäß  stehen  im  Altengiischen  unum- 
gelauteten  Formen  auf  o  in  der  Eegel  umgelautete  auf  tj  [ü] 
gegenüber,  vgl.  §  69,  f. 

g}  ele  Oel  (*oli-,  lat.  oleum)  —  dehter  (*dohfri),  D.  Sg.  zu  dohtor 
Tochter,  exen  (*o%siniz),  N.  PI.  zu  oxa  Ochs,  efes  Dachvorsprung  (ahd. 
ohusa,  got.  uhizwa),  mergen  Morgen  (got.  maurgins)  neben  »lorgen. 

§  68.     Urgermauisches  ö  im  Altengiischen. 
Urg.    ö   blieb    im    Alteuglischen    in    der   Regel    unver- 
ändert (a).     Ein  nach  Ausfall  von   h   folgender  Yokal   wird 
absorbiert  (b). 

a)  bot  Buße,  ne.  hoot  Nutzen,  Vorteil,  gemöt  Versammlung,  r-öt 
Wurzel,  möd  Mut,  hröd  Brut,  födu  Nahrung,  hröf  Dach,  pül  Pfuhl,  löl 
Werkzeug,  stöl  Stuhl,  cöl  kühl,  dorn  Urteil,  gJöm  Zwielicht,  Dunkel,  nön 
Mittag  (lat.  höra  nöiia),  dun  tun,  scöh  Schuh,  irdglan  werben,  ne.  iroo,  slöh, 
slög  schlug,  drög  trug  —  »lüf  Moor  —  föf  Fuß,  söf  Euß,  hoc  Buch,  höc  Haken, 
bröc  Bach,  hröc  Saatkrähe,  ne.  rook,  löcian  blicken,  ne.  look,  god  gut, 
höd  Haube,  stöd  stand,  hosm  Busen  —  hlod  Blut,  ßod  Flut,  stöd  Gestüt, 
ne.  stud,  mödor  Mutter,  hrMor  Bruder,  rüäor  Ruder,  glöf  Handschuh, 
moste  mußte,  göma  Gaumen,  genög  genug  —  -dötn  -tum  —  Wödnesdseg 
Mittwoch,  ne.  Wednesday  —  gescöd  beschuht,  ne.  ■•<hod,  rod  Rute,  Kreuz, 
ne.  rod  Rute,  rood  Kreuz,  födor  Futter,  föäor  Fuder,  föstorcild  Pflege- 
kind, ne.  fosterch/ld,  blöstmu  Blüte  —  söhfe  suchte  —  ßör  Flur,  swör 
schwur  —  blÖK-ati  blühen,  glöiraii  glühen,  ßötmn  fließen,  Möira»  brüllen, 
röiran  rudern,  gi-öiccoi  waehsen,  .•<töir  Ort,  onwöc  erwachte  —  hög  Zweig, 
^lög,  jj/ö/;  Pflug,  slöh  Sumpf,  ne.  slough  —  böcere  Buchgelehrter,  iröd 
•wütend,  verrückt,  hirdsfa  Husten,  för  fuhr. 

Anm.  1.  Verkürzung  von  ö  zu  o  ist  vielleicht  eingetreten  in  god- 
spell  Evangelium  {*göd-.'<p<'U  gute  Botschaft)  und  godsihb  Pate,  Gevatter 
(*göd  sihh);  doch  werden  diese  Wörter  gewöhnlich  als  mit  god  'Gott' 
zusammengesetzt  empfunden. 

b)  scös,  scö  (*scöhes,  *scöhe)  G.  D.  Sg.  zu  scöh  Schuh. 


§  68,   69]  Urgenn.  «,  u  im  Altenglischen.  141 

Im  Auslaut  einsilbiger  Wörter  nach  Konsonant  +  ur- 
sprünglichem w  geht  urg.  ö  in  ae.  n  über  (c). 

c)  cä  Kuh  (idg.  *kn}m,  gr.  /3wr,  as.  /rö),  hü  wie  (as.  /«/-ö)  —  tu  N. 
zwei  i*fif'ö),  danach  auch  hü  N.  beide  (gr.  än-tpo)^  lat.  am-bo). 

Nach  palatalem  .sc'  wird  ö  mitunter  zu  eö,  eo  (d) 

d)  scöj:),  sceÖ2)  schuf,  .s-cöc,  srVör  schüttelte,  scöh,  sceöh  Schuh. 
Anm.  2.    Nicht  als  Brechung  von  ö  zu  eo,  sondern  als  Uebergang 

in   die    reduplizierende   Klasse    sind    aufzufassen    die   Praeterita:    ireo.r 
neben  irö.r  wuchs,  ireosc,  ivösr  wusch. 

Durch  ein  /,  j  der  folgenden  Silbe  wurde  urg.  ö  —  über 
w,  das  im  Nordhumbrischen  noch  vorliegt  —  zu  e  (e),  das 
aus  urg.  ö  im  Auslaut  entstandene  ü  zu  y  (f),  das  durch 
Einfluß  eines  vorhergehenden  Palatalkonsonanten  entstandene 
eö,  eo  zu  le,  y  umgelautet  (g). 

e)  irepan  weinen  (got.  n'öpjan),  crpan  bewahren  {*köpjan),  fei  D.  Sg. 
{*föti),  N.  PL  {*fötiz)  zu  föt  Fuß,  ><irete  Adj.  zu  sirdfe  Adv.  süß,  nietan 
begegnen  (got.  möfjan),  grefan  grüßen,  hece  Buche  zu  hoc  Buch  (lat. 
fäc/us),  seceati  suchen  (got.  sökjan),  glcd  Glut  {*glödi-)  zu  gJöiran  glühen, 
sped  Erfolg,  ne.  speed,  steda  Hengst,  ne.  sfeed,  fedan  füttern  (got.  födjan), 
h'dan  hüten,  hledan  bluten,  hvcdan  brüten,  gerefa  Verwalter,  ne.  reeve, 
fclan  fühlen  {*följan),^demaii  urteilen  (got.  dömjan),  cene  kühn  (ahd. 
kiioni),  gt-eiie  grün  (as.  givni)  —  irer/'g  müde,  ne.  irearg  (as.  irön'g)  — 
bnc  N.  PI.  zu  bröc  Hose,  ne.  hi-eeches,  scir-gerefa  ne.  sherif  —  fedde 
Praet.  fütterte,  bletnun  segnen  {*blödis5jan)  —  t/regen  zwei  —  sireg 
Lärm,  hec  D.  Sg.  N.  A.  PI.  zu  böc  Buch,  nieder  D.  Sg.  zu  rnödor  Mutter, 
hri'äer  D.  Sg.  zu  brMor  Bruder,  Itrep  Ruhm,  nteäe  müde,  eäel  Stammsitz, 
dest,  dep  2.  3.  Sg.  zu  dön  tun,  u-e-^ten  Wüste,  (as.  irösfiiinja),  ^el  besser, 
Celan  kühlen,  feran  'führen',  gehen  (as.  förjan). 

Anm.  3.  In  der  zweiten  schwachen  Konjugation  (§  173)  ist  der  Aus- 
gang *-ö-j-an  zunächst  zu  *-eja)i,  sodann  zu  -Igean,  -tan  umgelautet  worden 
z.  U.  maclgean,  mac'ian  machen  {*makejan  aus  *mal--ö-j-a>i). 

f)  cj/  PL  zu  eü'  Kuh  (§  68,  c). 

g)  gescle,  gescy  ein  Paar  Schuhe  zw  sceoh,  scöh  Schuh  (§  68,  d). 

§  69.     Urgermaiiisches  v  im  Alteuglischeu. 
Urg.  u  bleibt  im  Altenglischen  meist  unverändert  (a) 

a)  pulluin  ziehen,  zupfen,  ne.  pidl,  hiiUitc  junger  Ochs,  ne.  htdlock  — 
uppan  auf,  cuppje  Becher,  hniifu  Nuß,  hutere  Butter  (lat.  hntyrrnn), 
pliiccian  pflücken,  dmnh  stumm,  fundnan  tanzen,  stiin'ian  betäuben,  sunii 
Sobn,  sunne  Sonne,  simnandseg  Sonntag,  nunne  Nonne,  tunne  Tonne, 
dünn  dunkelbraun,  ongunnen  begonnen,  hioifa  Jäger,  himtwn  jagen, 
druncon  wir  tranken,  druncen  trunken,    nuder  unter,    undern  Vormittag, 


142  Altenglisch.  r§  69 

hund,  hundred  hundert,  irtindor  Wunder,  tun(je  Zunge,  lungen  Lunge, 
hnnger  Hunger,  simgen  gesungen  —  hurg,  hurh  Burg,  fiirh  Furche,  purh 
durch  —  curs  Fluch,  pitrsi  Durst,  tio-tle  Turteltaube  —  dum  Tür,  b)-unna, 
hurna  Brunnen  —  iriind  Wunde  —  stund  Stunde  —  piind  Pfund  (lat.  pondo) 
hund  Hund,  grund  Grund,  gesund  gesund,  hundon  wir  banden,  hunden 
gebunden,  fundon  wir  fanden,  fanden  gefunden,  wunden  gewunden  — 
sugu  Sau  —  flugon  wir  flohen,  liulpon  wir  halfen,  tcmpon  wir  warfen, 
sulJi  Furche,  unc  uns  beiden,  tungol  Gestirn. 

Im  Auslaut  einsilbiger  Wörter  (1))  und  bei  Ausfall  eines 
folgenden  y  vor  d,  n  (c)  wird  u  zu  a  gedehnt.  Vor  np,  us  wird 
urg.  u  unter  Ausfall  des  n  zu  ^7  nasaliert  und  gedehnt,  die 
Nasalierung  aber  später  wieder  aufgehoben,  so  daß  sich  auch 
hier  ü  ergibt  (rt). 

b)  pil  du  (got.  pu),  nü  nun  (got.  nu). 

c)  hrugdon,  hrüdon  PI.  Praet.  zu  bregdßn,  hredun  schwingen  {§  62,  c), 
gefrugnon,  gefrünon  PI.  Praet.  zu  frignun,  frinan  erfragen. 

d)  müp  Mund  (got.  munps),  süp  Süden  (*sunp,  vgl.  Sundgau), 
süäerne  südlich,  ne.  soufhem  —  Süpfolc  Saffolk,  Süpseaxan  Sussex  — 
cüäe  ich  konnte  —  cüp  kund  (got.  kunps),  güp  Kampf  (ahd.  gundia)  —  üs 
uns,  düst  Dunst,  Staub  (ahd.  tunst),  tüsc  Stoßzahn,  ne.  fusk  (*tunska-) 
—  füs  bereit  (ahd.  funs),  Tiüsl  Opfer  (got.  hunsl). 

Nach  palatalem  sc',  g'  [j]  wurde  urg.  ii  durch  Ein- 
schiebung  eines  hellen  Gleitlautes  zu  ix^  io,  eo  (e). 

e)  sculon,  sceolon  wir  sollen  —  ning,  giung,  giong,  geong  jung  — 
iugup  giogup,  geogup  Jugend. 

Durch  ein  i,  j  der  folgenden  Silbe  wurde  urg.  u  zu  ij 
(f),  das  aus  ü  für  im  vor  p,  s  entstandene  ä  zu  y  (g)  und 
in,  io,  eo  für  u  nach  Palatalen  zu  ie,  y,  i  (h)  umgelautet. 

f)  hype  Hüfte,  crypel  Krüppel,  dyppan  eintauchen,  pgtt  Brunnen, 
Abgrund  (lat.  puteus),  spgttan  speien,  cnt/tfan  knüpfen  zu  oiofhf  Knoten, 
cgcene  Küche  {*kuktna,  lat.  coquhia),  ggccean  jucken,  ne.  itch,  gydig  be- 
sessen, ne.  giddy  schwindlig  zu  god  Gott,  hrycg  Rücken  {*hnigja-), 
hrycg  Brücke  {*brugj5),  mycg  Mücke,  dysig  töricht,  ne.  dizzy  schwindlig, 
cyssan  küssen  {*knssjan)  zu  coss  Kuß,  hlystan  hören,  ne.  Jisi,  hlysnan 
hören,  ne.  listen^  gelystan  gelüsten,  ne.  list,  fyxen  Füchsin,  ne.  fixen  zu 
fox  Fuchs,  cylen  Ziegelofen,  ne.  kiln  (lat.  cuEna),  mijlen  Mühle  (lat. 
inollna),  pyle,  pyhce  Pfühl  (lat.  pulvlnus),  hyll  Hügel,  syll  Schwelle, 
fyllan  füllen,  gylt  Schuld,  gyldan  vergolden  zu  gold  Gold,  hyldan  bauen 
zu  bold  Gebäude,  trymman  schmücken,  ne.  trim,  dyne  Lärm,  niynet  Münze 
(lat.  moneta),  cyning  König,  cynn  Geschlecht,  synn  Sünde,  pynne  dünn, 
dynt    Schlag,    ynce    Unze    (lat.    unc/'a),    ne.    hich   Zoll,  pynceau    dünken, 


§  69,   701  ürgerin.  ««,  «f,  ü  im  Altenglischen.  143 

iyndre  Zunder,  mynster  Kloster  {^munisterium,  lat.  inonasterinni)  — 
scyttan  schließen,  niycel  groß  {*innhila-),  cryec  Krücke,  stybb  Stubben, 
cycgel  Knüttel,  ne.  cudgel,  hlyscan  erröten,  ne.  hlnsh,  cymen  Kümmel  (lat. 
cuitnniim),  iyndelle  Bündel,  syndrige  einzelne  —  si^yrian  aufspüren,  styrian 
stören,  wyrt  Wurzel,  cyriel  Jacke,  ne.  kirtle,  wyrcean  arbeiten  (got. 
ivui'tfhjan),  gehyrd  Geburt,  gyrdan  gürten,  gyrdel  Gürtel,  liyrdel  Hürde, 
inyrgp  Heiterkeit,  ne.  nürth,  hyräen  Bürde,  myräran  morden  zu  moräor 
Mord,  fyrs  Ginster,  ne.  furze,  fyrsta  der  erste,  ne.  first,  pyrstan  dürsten, 
tryrm  Wurm,  cyrnel  Kern  zu  com  Korn  —  wyrd  Schicksal,  ne.  iceird  — 
hryce  Bruch,  ne.  hreach,  yfel  übel  —  lyge  Lüge,  ne.  lie.  ryge  Koggen, 
ne.  fije,  ßyht  Flug,  flyM  Flucht,  iryrlita  der  Arbeiter,  ne.  tvright,  fyrhto 
Furcht  zu  forht  furchtsam  —  geniynd  Erinnerung,  ne.  mind,  gecynd  Natur, 
ne.  kind  Geschlecht,  gecynde  natürlich,  angeboren,  ne.  kind  gütig  — 
ßycge  flügge,  ne.  fledge,  lyff  links,  ne.  left,  cnyll  Ton  einer  Glocko,  ne. 
knell,  cnyllan  eine  Glocke  läuten,  myriga  heiter,  ne.  meii'y,  Jjehyrgean 
begraben,  ne.  hury,  hyrgels  Grab,  ne.  hurial  —  scypen  Schuppen,  clyppan 
umarmen,  unnytt  unnütz,  gyden.  Göttin  zu  god  Gott,  hyge  Sinn,  flyge 
Flug,  wyllen  wollen  zu  wuU  Wolle,  gyJden  golden  zu  gold  Gold,  hyldo 
Huld  zu  hold  hold,  wylf,  ivylfen  Wölfin  zu  wulf  Wolf,  cyme  Ankunft, 
ymh,  ymhe  um  (ahd.  umbi),  tvynn  Wonne,  gesynto  Gesundheit  {^gesundipu), 
hyngran  hungern,  hnyte  N.  PI.  zu  hnnfit  Nuß,  byrig  D.  Sg.,  N.  PI.  zu 
barg  Burg,  fyrh  L).  Sg.,  N.  PI.  zu  fiirh  Furche,  tyrf  D.  Sg.  zu  ttuf 
Rasen. 

Anm.  1.  Mit  Dehnung  von  y  zu  y  bei  Ausfall  von  h  vor  Vokal: 
pyrel  Loch  (aus  *pyrhel)  zu  pavh  durch. 

Anm.  2.  Für  y  erscheint  später  öfters  /,  besonders  vor  oder  nach 
(',  g,  h:  hlge  Sinn,  hricg  Rücken,  fliht  Flug,  Flucht,  cining  König. 

%)  cyäan  verkünden  (as.  küäiun  aus  '^kunpjan)  zu  cüp  kund,  cyääo 
Verwandtschaft,  Heimat,  ne.  kith  (ahd.  kundida),  yp  Woge  {*nnpjö,  lat. 
unda),  fysan  eilen  zu  fäs  bereit,  yst  Sturm  (as.  iisf,  ahd.  Hnst)  — 
ivyscan  wünschen  {*wunskjan). 

h)  giengra,  gyngra,  gingra  der  jüngere,  giengestc,  gyngesta,  gingesta 
der  jüngste  zvx  geong  jung. 


§  70.     Urgermauisches  a,  ü  im  Altengliscbeu. 

Urg.  ü,  dem  sich  iirg.  ü  unter  Verlust  der  Nasalierung 
anschließt,  bleibt  im  Altenglischen  in  der  Regel  unverändert 
(a).     Ein  folgender  Vokal  wird  von  i'i  absorbiert  (b). 

a)  brü  Braue,  iit  aus,  wip-ütan  außerhalb,  äbütun  um,  herum,  clüt 
Flicken,  Lappen,  lyrüt  stolz,  hJüd  laut,  clüd  Felsen,  ne.  clotid  Wolke, 
iscfüd  Kleid,   ne.  shroud,   crüdan   stoßen,    drängen,   hüs  Haus,   las  Laus, 


lU  Altenglisch.  [§  70,   71 

mü,^  Maus,  püsend  tausend,  ffil  faul,  file  Eule,  ^7;;  Zaun,  unizäunter  Ort, 
diln  Hügel,  of  düne  herab,  ne.  doxn,  hnlii  braun,  rftinan  raunen  — 
hügan  beugen,  drürjap  Trockenheit  —  hnr  'Bauer',  Zimmer,  scür  vSchauer. 
sür  sauer  —  stüpian  sich  beugen,  ne.  stoop,  riim  Raum,  rüm  geräumig, 
rün  Rune  —  brfican  gebrauchen  —  sfipan  saufen,  silpe  Suppe,  Trank, 
hilfaii  außer,  ^><?7fa  Kobold,  ne.  j^nch,  düce  Unte,  sücan  saugen,  «fZ^^r  Euter, 
dftfe  Taube,  scüfan  schieben,  hüsbönda  Ehemann,  hüs-inf  Ehefrau,  rüst 
Rost,  ruh,  rauh,j&»/«fl  Daumen,  crünia  Krume,  plütne  Pflaume  {\2t.t.  pt-ünns) 
—  hüan  bauen,  wohnen,  sJfipan  schlüpfen,  Ififan  sich  neigen,  hlütor  lauter, 
lf(c(ni  schließen,  düfa»  tauchen  —  aus  urg.  ii:  püJiie  däuchte  {^püyjo), 
ühfe  Morgendämmerung  (got.  ühfiro  aus  *ü'/Jirön). 

Anm.  1.  Vor  mehrfacher  Konsonanz  wird  ü  zu  u  verkürzt:  hJntor, 
hluftor  lauter,  iider,  itdder  Euter,  fildor,  tiiddor  Nachkommenschaft. 

b)  fjehün  für  gehüen  Part.  Praet.  zu  hüan  wohnen. 

Durch  ?■ -Umlaut  wird  urg.  ü,  ü  zu  ae.  y  (c). 

c)  cyta  Weihe  (Vogel),  ne.  klte,  pyyUt  Stolz  zu  pvnt  Stolz,  hyd 
Haut,  hydan  verbergen,  ne.  lüde,  bryd  Braut,  hryd-ealo  'Brautbier',  Hoch- 
zeit, In-yd-giutia  Bräutigam,  dryge  trocken,  hyf  Bienenkorb,  ne.  Jüve,  hyp 
Landungsplatz,  ne.  hilhe,  lys  N.  PI.  zu  Jus  Laus,  mys  N.  PI.  zu  müs 
Maus,  fylan  beschmutzen,  ne.  deide  zu  ft'd  faul  — fyr  Feuer,  hyr  'Heuer', 
Lohn,  hyran  'heuern',  mieten,  ne.  Iure  —  hyle  Beule,  ne.  hoil  —  lytel 
klein,  pyitiel  Fingerhut,  ne.  thimhle  zu  puma  Daumen,  fyip  Schmutz,  nc. 
ßth  zu  fäl  faul,  fyst  Faust  (aus  *fnsf/-  für  füx-"^'-)  —  ■■^tryfa  Strauß 
(lat.  sfi-ttthio),  jjJyiiie  Pflaume  (lat.  prnnea),  ontyxan  öffucn  zu  tTin  Zaun, 
lycst,  lycp  Pr.  Ind.  2.  3.  Sg.  zu  lüran  schließen. 


§71.     Die  Stammvokale  der  Sfliwäcber  betouten  Glieder 
TOii  Ziisammensetzimgeu. 

Vgl.  S  i  e  V  e  r  s  ,  AgsG  §  43  —  Sievers,  Abr.  §  21  —  C  o  s  i  j  n  . 
KAwsGr  §  66  —  Dieter  §  63  —  Bülbring  §  354.  367.  453—455  — 
Sokoll  §  169. 

Die  Vokale  unbetonter  Vorsilben  sind  im  Alteng- 
lisclien  vielfach  abgeschwächt  worden  (a).  Der  auslautende 
Vokal  eines  Praefixes  wird  vor  vokalischem  Anlaut  des 
zweiten  Teiles  der  Zusammensetzung  ausgestoßen  (b),  das 
auslautende  ."  der  Negation  ne  auch  vor  Verbalformen,  die 
ursprünglich  auf  w  oder  /(  anlauteten  (c). 

a)  ofpyncan  mißfallen  gegenüber  sejpnnca  das  Mißfallen,  onsäcan 
bekämpfen  gegenüber  ündsaca  der  Widersacher,  onginnan  beginnen  gegen- 


§  71,  72]  Vokale  der  Mittel-  und  Endsilben.  145 

über  dnginn  der  Anfang,  äpencaii  erdenken  gegenüber   örponc  Verstand, 
Klugheit,  wipcweäan  widersprechen   gegenüber   widerooide  Widerspruch. 

b)  fretan  fressen  (got.  fm-itun),  hütan  außerhalb,  außer  (he-ütan), 
htifan  oberhalb  (be-iffan),  baeftan  hinten  {he-aeftu)i),  yeode  ging  {ge-eode), 
auch  herern  Scheune  (bere-eerii). 

c)  näh  (aus  ne  äh),  nis  {ne  is),  naes  (ne  wees),  neeron  {ne  tvxron), 
nät  {ne  ivät),  nyste  etc.  {ne  wiste),  nylle  etc.  {ne  tmlle),  nolde  etc.  {ne 
u'olde),  naehbe  etc.  {tte  Jieehhe);  vgl.  §  191  f. 

Die  Stammvokale  der  zweiten  Glieder  von  Nominal- 
kompositen erscheinen  im  Altenglischen  abgeschwächt  oder 
auch  synkopiert,  wenn  diese  Zusammensetzungen  aus  älterer 
Zeit  herstammten  und  daher  im  historischen  Altenglisch  nicht 
mehr  als  solche  empfunden  wurden  (d).  In  jüngeren  Nominal- 
kompositen  blieb    die   Länge    des   Vokals    unverändert   (e). 

d)  öret  Kampf  {*or-Mt),  eorod  Reiterei  {*eoh-räd),  hired  Familie 
{*Mw-reed),  Aelfred  i^Äelf-rsed),  fiiltum  Trost  {*fuU-taum),  hläford  Herr 
{*Mäf-weard),  tveorold  Welt  {*tper-aldus),  weofod  Altar  {*tvlh-hed),  fyrwet 
Fürwitz  i^fyrwii),  berern,  bern  Scheune  {*bere-sern),  freetwe  Schmuck 
{*fra-täice),  geatwe  Rüstung  {^ga-täive),  htvelc  welcher  {*hiva-Iic),  sivelc 
solcher  {*stva-llc),  ielc  jeder  {*ä-gi-ltc),  twelf  zwölf  (got.  ttva-Uf). 

e)  cniht-häd  Jugend,  hron-räd  'Walfischstraße',  Meer,  lagu-street 
Meeresstraße,  or-däl  Urteil,  foran-heafod  Stirn,  riht-wis  rechtschaffen, 
rihtwisness  Rechtschaffenheit,  ivis-döm  Weisheit,  wer-mdd  Wermut  etc., 
heofonlic  himmlisch,  gesäliglic  glücklich  etc.,  doch  zeigen  die  Adjektiva 
avd  -lic  in  der  späteren  Zeit,  besonders  in  den  flektierten  Formen,  Ver- 
kürzung zu  -lic-,  -lec-,  z.  B.  heofonlicum,  lieonfonlecum  D.  Sg.  M.,  D.  PI. 
zi;  heofonlic. 

b)  Vokale  der  3Iittel-  und  Eudsilben. 

Vgl.  Sievers,  AG  §  44.  126—149  —  Sievers,  Abr.  §  19f.  — 
Cosijn  §  68-71  —  Dieter  §  64 f.  —  Sokoll§  90.  lOlf.  115.  159—168 
—  Bülbring  §  350—452  —  Kluge,  PGr2,  I,  1051—1062  —  Streit- 
berg, UG  §  133-152. 

§  72.    Vokale  der  Mittelsilben. 

Die  ursprünglich  langen  Mittelvokale  dreisilbiger 
Wörter  sind  für  das  8.  und  9.  Jahrhundert,  wie  metrische 
Erscheinungen  des  altenglischen  Verses  lehren,  noch  als  lang 
anzusetzen,  wenn  sie  auch  im  10.  und  11.  Jahrhundert  viel- 
leicht verkürzt  wurden  (a).  Auch  bei  Uebergang  eines  dunklen 

Kaluza,  Histor.  Grammatik  d.  engl.  Sprache.    I.    2.  Aufl.  10 


146  Altenglisch.  [§  72 

langen  Mittelvokals  in  einen  hellen  durch  Vokaldissimi- 
lation oder  Umlaut  ist  die  Quantität  unverändert  ge- 
blieben (b). 

a)  niacöde  Sg.  Praet.  machte,  sealföde  salbte,  böcere  Gelehrter. 

b)  macedon  PI.  Praet.  für  macödon,  sealfedon  für  sealfödon  — 
macuin  Inf.  machen  {*niaköjan),  macne  Praes.  Ind.  1.  Sg.  {*maköje),  maclap 
Ind.  PI.  {*maJcöjap),  sealflan  salben,  seaJfle,  sealfiap. 

Anm.  1.  Beim  Antritt  der  einen  stärkeren  Nebenton  tragenden 
Endung  des  Part.  Praes.  -ende  ist  der  Mittelvokal  l  nach  kurzer  Stamm- 
silbe silbisch  geblieben,  wenn  auch  vielleicht  verkürzt:  »laciende  machend, 
lußende  liebend,  nach  langer  Stammsilbe  aber  ist  er,  wie  das  Metrum 
lehrt,  in  j  übergegangen:  sealftende  salbend,  sorgiende  sorgend. 

Kurze  Mittelvokale  vor  mehrfacher  Konsonanz  bleiben 
unverändert  (c).  Kurze  Mittelvokale  vor  einfacher  Kon- 
sonanz werden  nach  langer,  vor  /  gewöhnlich  auch  nach 
kurzer  Stammsilbe  ausgestoßen  (d).  Sonst  bleiben  sie  nach 
kurzer  erster  Silbe  in  der  Regel  erhalten  (e),  doch  werden 
dunkle  Mittelvokale  vor  dunkelvokalischen  Endungen  gern  in 
helle  verwandelt  (Vokaldissimilation)  (f). 

c)  cyninges,  cijninge  G.  D.  Sg.,  ci/ningas,  cyninga,  cyningum  N.  G. 
D.  PI.  zu  cyning  König,  monigne  A.  Sg.  M.,  iitom'gre  G.  D.  Sg.  F.,  monigra 
G.  PI.  zu  nionig  mancher,  gladosta  Superl.  zu  glsed  froh  —  fötehes, 
fxtelse  etc.  zu  fötels  Beutel,  Jiengestes,  hengeste  etc.  zu  hengest  Hengst, 
carcernes,  carcerne  etc.  zu  carcern  Kerker,  häligne,  häligre,  liäligra  zu 
Jiälig  heilig,  heardosta  Superl.  zu  heard  hart,  ieldesta,  yldesta  Superl.  zu 
eald  alt,    aber  stets:   Mehsta,   mehsta  Superl.  zu  Mah  hoch,   neah   nahe. 

d)  engles,  engle,  englas,  engla,  englum  zu  engel  Engel,  deofles,  deoße 
etc.  zu  deofol  Teufel,  säwle  G.  D.  A.  Sg.  zu  säwol  Seele,  hälges  G.  Sg. 
M.  N.,  Mlgum  D.  Sg.  M.  N.,  D.  PL,  hälge  A.  Sg.  F.,  N.  PI.  M.  zu  Mlig 
heilig  (aber  Mligti  N.  Sg.  F.,  N.  PI.  N.,  weil  hier  die  Endsilbe  unbetont 
ist  und  daher  die  Mittelsilbe  den  Nebenton  erhält,  s.  §  53,  a,  4,  Anm.), 
öctres,  öärrnn,  öäre  (aber  öäerru)  zu  öäer  ein  anderer,  hyrde  Praet.  hörte 
(got.  hauzida),  dälde  teilte  etc.  —  mycles,  myclum,  mycle  zu  mycel  groß, 
yfles,  yflum,  yfle  zu  yfel  übel  etc.,  aber  staäoles,  stadole  zu  staäol  Grund, 
Fundament. 

e)  iveeteres,  toeetere,  waeteru,  tvseiera,  ivseterum  zu  weeter  Wasser, 
eeceres,  secere,  aeceras  etc.  zu  xcer  Acker,  idese  G.  D.  A.  Sg.  zu  ides 
Weib ,  metodes ,  metode  zu  metod  Schöpfer ,  rodores ,  rodore  zu  rodor 
Himmel,  heopnes,  heofone  zu  heofon  Himmel,  moniges,  monigum,  monige, 
monigu  zu  monig  mancher,  fremede  Praet.  vollbrachte,  nerede  rettete. 


§  72,  73]  Vokale  der  Endsilben  (Auslautgesetze).  147 

f)  staäelas,  sta^ela,  stactehon  zu  stafol  Grund,  staäeEan  befestigen 
{*stuäolöjan),  gsederian  sammeln  {*ga(hir5jau),  roderas,  rodera,  roderum 
zu  rodor,  heofenas,  heofena,  heofenum  zu  heofon;  vgl.  auch  hafela,  nafela, 
adesa  §  57,  c. 


§  73.     Yokale  der  Eudsilben  (Auslautgesetze). 

Diircli  die  im  Urgermanischen  erfolgte  Zurückziehung 
des  Hauptakzentes  auf  die  erste  Silbe  des  Wortes  und  den 
damit  verbundenen  Uebergang  der  vorwiegend  musikalischen 
in  eine  vorwiegend  exspiratorische  Betonung  (§  47),  welche 
die  Hauptkraft  des  Exspirationsstromes  auf  der  ersten  Silbe 
verbraucht  und  für  die  folgenden  daher  nur  eine  geringere 
Kraft  übrig  behält,  sind  die  Endsilben  der  Wörter  in  den 
germanischen  Sprachen  allmählich  abgeschwächt,  kurze  Vokale 
abgeworfen  und  lange  Vokale  verkürzt  worden,  geradeso  wie 
dies  zu  einer  späteren  Zeit  bei  den  aus  dem  Französischen 
entnommenen  englischen  Wörtern  der  Fall  war,  vgl.  frz. 
nature  mit  ne.  naiure  [neH§9],  frz.  nation  mit  ne.  nation 
[ne^sn],  frz.  baftaille  mit  ne.  battle  [baetl],  frz.  travail  mit  ne. 
travel  [trsevl]  etc. 

Zum  Teil  sind  diese  Kürzungen  noch  innerhalb  des  Ur- 
germanischen eingetreten,  zum  Teil  fallen  sie  in  die  einzel- 
sprachliche Entwickelung  hinein,  und  es  sind  daher  die  Ge- 
setze, nach  denen  der  Abfall  oder  die  Verkürzung  von  Kon- 
sonanten oder  Vokalen  in  den  Endsilben  geregelt  wurde,  die 
sog.  Auslautgesetze,  bei  den  einzelnen  germanischeu 
Dialekten  verschieden,  wenn  auch  bei  allen  in  gleicher 
Weise  die  Stellung  des  Akzentes  als  treibendes  Element  zu 
erkennen  ist.  Es  werden  nämlich  von  der  Reduktion  überall 
zunächst  nur  diejenigen  Silben  betroffen,  die  nach  §  53  als 
im  Urgermanischen  unbetont  erkannt  worden  sind,  und  wenn 
im  Altenglischen  nicht  alle  unbetonten  Vokale  abgefallen 
sind,  sondern  unbetontes  auslautendes  e  (aus  i)  und  u  oder 
kurze  Vokale  von  Mittelsilben  unmittelbar  nach  kurzer  Stamm- 
silbe sich  erhalten  haben,  so  ist  auch  dies  durch  die  Stellung 
des  Akzentes  bedingt.  An  einer  kurzen  Stammsilbe  (kurzer 
Vokal   mit    einfachem   Konsonanten)    fand    der    starke    Ex- 

10* 


148  Altenglisch.  [§  73 

spiratioiisstrom  nicht  Genüge,  er  zog  daher  auch  noch  den 
unbetonten  kurzen  Vokal  der  folgenden  Silbe  mit  in  sein 
Bereich,  sodaß  diese  beiden  kurzen  Silben  (sele,  fatn,  heofo-nes, 
freme-de)  gewissermaßen  zu  einer  langen,  betonten  Silbe  ver- 
einigt wurden,  derselbe  Vorgang,  den  man  metrisch  als  *Ver- 
schleifung  auf  der  Hebung'  bezeichnet.  Bei  vorausgehender 
langer  Stammsilbe  aber  fand  der  Exspiratiousstrom  an  dem 
langen  Vokal  mit  einfacher  oder  dem  kurzen  Vokal  mit  mehr- 
facher Konsonanz  bereits  eine  ausreichende  Unterlage,  sodaß 
ein  darauffolgender  unbetonter  Vokal  regelmäßig  abgeworfen 
wurde  (siän  aus  ^staina-,  ivyrm  aus  *u-urniiz,  ivord  aus  ^icordn, 
dryhtnes  aus  ^driihtlnes,  dsBlde  aus  *dailidöm). 

Nach  dem  Formenbestande  des  Altenglischen  lassen  sich 
für  die  Vokale  die  Auslautgesetze  etwa  folgendermaßen 
formulieren,  wobei  dahingestellt  bleiben  muß,  in  welcher 
^Reihenfolge  die  einzelnen  Abschwächungen  eingetreten  sind 
(vgl.  darüber  z.   B.   Kluge,   Pauls  Grundriß   I2,   p,   415 ff.): 

Alle  kurzen  (unbetonten)  Vokale  in  dritter  Silbe,  gleich- 
viel ob  ihnen  ursprünglich  noch  ein  Konsonant  folgte  oder 
nicht,  sind  im  Altenglischeu  abgefallen  (a). 

a)  Urg.  a  im  Inf.:  ae.  heran,  hindun  (urg.  *heranam,  *Mndanam), 
im  Part.  Praet.  ae.  hören.,  hunden  (urg.  *horanaz,  *hundanaz,  idg.  -onos), 
fiefrenied,  gedseled,  yeteald,  gesöht,  gemacöd,  geseegd  (urg.  *-daz,  idg.  -tofi), 
auch  in  ae.  ci/ning  {*kimingaz),  dryliten  {*driihtinaz),  hälig  {^hailaga-)  u.  ä. 

Urg.  i  in  der  2.  3.  Sg.,  3.  PI.  Ind.  Praes.:  ae.  hire  s,birep,  h&rap, 
bindes,  binde]),  hindap  (urg.  *hirisi,  *hiripi,  *heranpi  etc.),  im  D.  Sg.  der 
konsonantischen  Stämme:  ae.  giiman  (urg.  *guniani),  hselep,  ealop  (urg. 
'*lialepi,  ^alupi),  in  der  Praepos.  ofer  (gr.  vtieq,  idg.  *uperi),  im  D.  PI. 
ae.  daguiii,  gifum  (urg.  *dayumiz,  *gedöiiiiz),  im  G.  Sg.,  N.  PL  der 
«-Stiimrfle:  guman  (urg.  *giimaniz). 

Urg.  u  im  A.  Sg.  der  n-Stämme:  ae.  guman,  tungan  (urg.  '*gu- 
maniim,  *tu}ig5nuiti,  idg.  *-n»')  etc. 

Anm.  1.  Die  Mittelsilben  ursprünglich  dreisilbiger  Wörter,  die 
nach  Abfall  der  letzten  Silbe  zu  Endsilben  wurden,  hatten  nach  §  53,  5 
einen  Nebenton  und  blieben  daher  erhalten.  Doch  ging  idg.  0  vor  m 
in  u  über:  ae.  dagnm  D.  PI.  (idg.  *dhoghomiz),  sonst  in  «,  das  im  Alt- 
englischen vor  n  unverändert  blieb:  ae.  heran  tragen  (idg.  *bheronom), 
^e.  berap  sie  tragen  (^heranpi,  idg.  *bhpronfi),  vor  anderen  Konsonanten 
aber  zu  ae,  e  wurde:  ae.  dagses,  dseges  (idg.  *dhoghoso).    Das  urg.  Suffix 


§  73]  Vokale  der  Endsilben  (Auslautgesetze).  149 

-<i<j  ging  im  Altenglischen  —  vielleicht  unter  dem  Einfluß  von  ae.  -ig 
aus  urg.  -ig  —  über  -eeg,  -eg  in  -ig  über;  vgl.  ae.  hälig  heilig  (got. 
hailag,  as.  helag)  mit  ae.  mihtig  mächtig  (got.  mahteigs,  as.  maJUig). 

Unmittelbar  nach  dem  Hauptton  ist  unbetontes  a  (idg. 
a,  o)  und  e  in  allen  Fällen  (b),  unbetontes  /  und  n  aber  nur 
nacli  langer  Stammsilbe  abgeworfen  worden  (c);  nach  kurzer 
Stammsilbe  bleibt  i  (später  zu  e  abgeschwächt)  und  v  er- 
halten (d). 

b)  Urg,  a  (idg.  «,  o)  in  der  1.  Sg.  Praet.  der  starken  Verba:  ae. 
ivät  (gr.  oiöa),  beer,  band  etc.,  in  den  Praepositionen  ae.  on  (gr.  ävd), 
o/ (gr.  äTtö),  im  N.  A.  Sg.  M.  N.  der  f<-Stämme:  ae.  deeg,  stän  {^dayaz, 
*dayam  etc.),  faet,  tvord  {*fatam,  *tcordam)  etc.,  ebenso  als  Mittelvokal 
bei  den  Verben  der  III.  schwachen  Konjugation,  z.  B,  secgean  sagen 
{^"saga-jan),  seegde  sagte  {*saga-döni). 

Urg.  e  in  der  3.  Sg.  Praet.  der  starken  Verba:  ae.  u-ät  (gr.  olöe), 
beei\  band  etc.,  in  der  2.  Sg.  Imper.  Praes.  der  starken  Verba:  ae.  her 
(gr.  q)^Qs),  bind  etc.,  im  V.  Sg.  der  «-Stämme:  ae.  daeg,  stän  {*daye, 
*staine),  im  Zahlwort  ae.  flf  (gr.  Ttsvxe)  etc. 

c)  Ae.  urg.  i  im  D.  Sg.  der  konsonantischen  Stämme:  fet,  menn, 
hec  {^föti,  *manni,  *böki),  im  N.  PI.  derselben  Stämme:  fei,  menn,  bec 
{*föiiz,  *manniz,  *bökiz,  idg.  -es),  im  N.  A.  Sg.  der  «-Stämme:  ae.  wgrm 
(*wurniiz ,  *utirmim) ,  ebenso  als  Mittelvokal  bei  den  Verben  der 
I.  schwachen  Konjugation,  z.  ß.  dmlde  teilte  i^daili-döm).  ' 

Ae.  urg.  u  im  N.  A.  Sg.  der  «-Stämme:  ae.  deap  {*dait]>uz, 
*daupum),  im  A.  Sg.  der  einsilbigen  konsonantischen  Stämme:  ae.  föt,. 
mann,  böc  {*fötum,  *mannum,  *bökiaii,  idg.  *-iji)  — . 

d)  A  c.  e  aus  urg.  i  im  N.  A.  Sg.  der  /-Stämme:  ae.  irine  {*winiz, 
*iclnim),  ebenso  auch  als  Mittelvokal  bei  den  Verben  der  I.  schwachen 
Konjugation,  z.  B.  fremede  vollbrachte  {*frami-döm). 

Ae.  u  aus  urg.  it  im  N.  A.  Sg.  der  w-Stämme:  ae.  sunn  {*suni<z, 
*sunum),  im  A.  Sg.  der  einsilbigen  konsonantischen  Stämme :  ae.  hnutu 
{*hnutum,  idg.  *-)ii)  —  Ae.  ti  aus  urg.  //•  im  N.  A.  Sg.  der  «ra-Stämme: 
ae.  bearu  {*baftv-az,  *banv-an). 

Ursprünglich  auslautende  gestoßen  betonte  (zweimorige) 
Längen  sind  früh  verkürzt  worden ;  sie  werden  daher  ebenso 
behandelt,  wie  die  ursprünglich  kurzen  Vokale,  und  es  fällt 
u  (aus  ö,  idg.  ä)  im  Altenglischen  nach  langer  Stammsilbe 
ab  (e),  nach  kurzer  bleibt  es  als  n  erhalten  (f).  Cxestoßen 
betonte  Längen,  die  erst  nach  Abfall  eines  ursprünglich 
folgenden  Konsonanten  in  den  Auslaut  traten,  blieben  im 
Altenglischen  erhalten,  wurden  aber  zu  e  abgeschwächt  (g). 


150  AltengUsch.  [§  73 

e)  Ae.  u  aus  urg.  ö  (idg.  a)  im  N.  Sg.  F.  der  ö- Stämme  und  im 
N.  A.  PI.  N.  der  «-Stämme:  ae.  lär  (aus  *läru,  urg.  *laizo),  vord  (aus 
*irordi(,  urg.  *irordö). 

Anm.  2.  Es  bleibt  aber  ae.  u  aus  urg.  5  =  idg.  ö  nach  langer 
Stammsübe  erbalten  in  der  1.  Sg.  Ind.  Praes.  ae.  bindn,  helpu,  und  geht 
später  in  Anlehnung  an  die  1.  Sg.  Konj.  und  an  das  e  der  2.  3.  Sg.  Ind. 
in  e  über:  binde,  helpe. 

f)  Ae.  u  aus  urg.  ö  (idg.  ä):  im  N.  Sg.  F.  der  ö- Stämme  und 
im  N.  A.  PI.  N.  der  «-Stämme:  ae.  giefu  (urg.  *geto),  fatu  (urg.  *fato) 
—  Ae.  w  aus  urg.  ö  (idg.  ö)  in  der  1.  Sg.  Ind.  Praes.  ae.  heru  (urg. 
'^berö,  gr.  q>eQ(>)),  später  bere. 

g)  Urg.  öm,  ön  =  ae.  e  im  A.  Sg.  der  ö- Stämme:  ae.  (/ife,  Iure 
(urg.  *gedöm,  *laizöni),  im  A.  Sg.  M.  der  Pronomina  und  starken  Adjektiva: 
ßone,  blindne  (urg.  *panön,  *bltndanön),  im  N.  Sg.  F.  der  w- Stämme: 
iunr/e,  heorte  (urg.  *tiir}g5n,  *%ertön),  in  der  1.  Sg.  Praet.  der  schwachen 
Verba:  hyrde,  fremede  (*xauzidöm,  *framtdöm). 

Urg.  zj)  =  ae.  e  in  der  3,  Sg.  Conj.  wile  (lat.  velit). 

Ursprünglich  schleifend  betonte  (dreimorige)  Längen 
werden  im  Altenglischen  zu  gestoßen  betonten  (zweimorigen) 
Längen  reduziert,  und  zwar  geht  urg.  -6z  über  ä(zj,  äe  in 
ae.  e  und  urg.  -6m^  -ö(n)  in  ae.  ä  über  (h). 

h)  Urg.  ÖS  =  ae.  e  im  G.  Sg.,  N.  PI,  der  ö- Stämme:  ae.  glefe 
(got.  gibös),  läre  etc.,  ältere  Schreibung:  gifee. 

Urg.  -dm,  -ö(n)  =  ae.  ä  im  G.  PL  dagö,  stand,  fatä,  tvordä  (urg. 
*dayöm  etc.),  im  N.  Sg.  M.  der  n-Stämme:  gumä,  hanä,  oxä  (urg.  *yum6(n), 
'*'%anö{n),  '*o%s6{n). 

Alle  Diphthonge  der  Endsilben,  sowohl  die  ursprünglich 
auslautenden  wie  die  später  in  den  Auslaut  tretenden,  wurdeu 
monophthongiert  (i). 

i)  Urg.  ai,  öi  zu  ae.  e  im  D.  Sg.  der  vokalischen  Stämme:  ae. 
daege,  gife  (urg.  *dayai,  *yedöi),  im  D.  Sg.  F.  der  Pronomina  und  starken 
Adjektiva:  ae.  piere,  blindre  (urg.  *paizai,  *blindizai),  im  N.  PI.  M.  der 
starken  Adjektiva  blinde  (urg.  *blindai,  gr.  -oi),  in  der  3.  Sg.  Conj.  bere 
(urg.  *berai{t),  idg.  "^blieroii). 

Urg.  au,  5u  zu  ae.  ä:  ae.  eahtä  (urg.  *ayjau,  *ayjöu),  im  G.  Sg» 
der  M-Stämme:  sunä  (got.  sioiaus). 

Wenn  infolge  des  Abfalls  ursprünglich  auslautender 
Vokale  Muta  +  Liquida  oder  Muta  +  Nasal  in  den  Auslaut 
traten,  so  wurde  die  Liquida  oder  der  Nasal  silbenbildend 
(§  46)  und  es  entwickelt  sich  im  Altenglischen  davor  häufig 


§  73,  74]       Dialekt.  Verschiedenheiten  des  Altenglischen.  151 

ein  neuer  Vokal,  und  zwar  in  der  Regel  ein  e  nach  einem 
hellen,  ein  o  oder  h  nach  einem  dunklen  Vokal  der  Stamm- 
silbe (k).  Man  nennt  diesen  Vokaleinschub  nach  einem  Aus- 
druck der  Sanskritgrammatik:  Svarabhakti. 

k)  eeppel  Apfel  {*applu-)^  tenipel  Tempel  (lat.  templum),  eecer  Acker 
(gr.  ^YQÖs,  gofc.  akrs),  fseger  schön  {*fayra-,  got.  fagrs),  finger  Finger 
Cjiijgra-},  Winter  Winter  {^wintru-,  got.  nintrus),  ceaster  Burg  (lat.  castra), 
täcen  Zeichen  {^tailcna-,  got.  faikns),  wSpen  Waffe  (got.  tvepna  Plur.), 
ueestem  Wachstum  —  fugol  Vogel  {*fu'yla-,  got.  fugls),  wundor  Wunder 
{*tviindra-),  ealdor  Leben  (got.  aldrs),  hlütor  lauter,  rein  (got.  hlütrs), 
mädum  Kleinod  (*maip)na-,  got.  maiptns). 

Änm.  3.  Vor  l  unterbleibt  der  Vokaleinschub  in  der  Regel  nach 
dentalen  Konsonanten:  n^dl  Nadel  (wg.  *näpla-),  hi'isl  Opfer  {*hunsla-), 
ebenso  vor  n  bei  kurzem  Stammvokal:  hreefii  Eabe  (*7ira5na-),  stefn 
Stimme,  stvefn  Traum  gegenüber  täcen  Zeichen,  icmpen  Waffe;  und  ge- 
wöhnlich auch  vor  m:  bosm  Busen,  botm  Grund,  aber  määum  Kleinod, 
und  mitunter  auch:  swefen,  täcn,  w^pn. 

Anm.  4.  Nicht  durch  Svarabhakti  entstanden,  sondern  auf  urgerm. 
betontem  Vokal  beruhend,  ist  der  Vokal  der  zweiten  Silbe  von  faeder 
Vater  (gr.  Tzarijo),  tvseter  Wasser  (gr.  vömq),  mödor  Mutter  (gr.  fi/jvijQ)^ 
hröäor  Bruder  (lat.  frater),  ealdor  Fürst,  micel  groß  (gr.  fteyaÄo-),  lytel 
klein,  yfel  übel,  Mel  eitel,  msegen  Kraft,  heofon  Himmel  u.  a. 

Anm.  5.  Im  späteren  Altenglisch  wird  )in  u  oder  e  auch  ein- 
geschoben zwischen  l,  r  und  w:  heahnres,  healmre,  bealetva,  bealewum 
(für  älteres  beahves,  bealwe,  beahca,  becdmtm),  bearmves,  bearuwe, 
bearetcas  etc.  (für  älteres  beanves  etc.,  §  106  f.). 

Anm.  6.  Zwischen  r  und  pal.  g  [j]  wird  mitunter  ein  i,  zwischen  r 
und  gutt.  g  ein  u  eingeschoben:  bt/rig  neben  byrg  G.  D.  Sg.,  N.  A.  PI. 
zu  biir(u)g,  burh  Burg  (§  123),  herigean  neben  hergan,  herian  preisen, 
verigean  neben  nergan,  nerian  retten  etc.  —  dtveortig  neben  dweorg  Zwerg. 

Anm.  7.    Ueber  die  konsonantischen  Auslautgesetze   vgl.  §  98. 


§  74.    Dialektische  Terschiedeuheiten  des  Altengli sehen 
auf  dem  Gebiete  der  Vokale. 

Vgl.  Sievers,  AG.  §3.  150—167  —  Dieter  §  66f.  —  SokoU 
§  120—158  —  Bülbring,  §  90—349  —  Sweet,  Dialects  and  Pre- 
historic  Forms  of  English  (Transactions  of  the  Philological  Society 
1875J76  p.  543 ff. —  The  Oldest  English  Texts  ed.  by  Sweet,  E.E.  T.  S. 
vol.  83  London  1895  —  Dieter,  Ueber  Sprache  und  Mundart  der  ältesten 
englischen    Denkmäler.      Göttingen    1885    —    Hilmer,    Zur    altnord- 


152  Altenglisch.  [§  74 

humbrischen  Laut-  und  Flexionslehre.     I.  Lautlehre.     Goslar  1880   — 
Zeuner,  Die  Sprache  des  kentischen  Psalters.    Halle  1881. 

Die  wichtigsten  Abweichungen  des  anglischen  (nord- 
humbrischen  und  mercischen)  und  des  kentischen  Vokal- 
bestandes von  dem  westsächsischen,  der  in  den  vorher- 
gehenden Paragraphen  allein  berücksichtigt  wurde,  sind  etwa 
folgende : 

a)  Anglisch  (Nordhumbrisch  und  Mercisch). 

1.  Im  Mercischen  steht  wie  im  Kentischen  gern  e  für  ae.  as  in  ge- 
schlossener Silbe:  (leg,  fet,  set,  wes  (nordh.  ws.  deeg,  feßt,  seet,  u^ees  §  57,  i). 

2.  Der  «-Umlaut  von  a  zu  eu  fehlt  —  mit  Ausnahme  des  gemein- 
englischen ealu  (§  57,  d)  —  im  Nordhumbrischen,  ist  aber  im  Mercischen 
gewöhnlich:  heafuc ,  steaäul ,  featii  etc.  (ndh.  ws.  hafuc,  staäol ^  fatu 
§  57,  d). 

Daneben  erscheint  im  Mercischen  auch  ein  a-Umlaut  von  o,  d.  h. 
es  wird  auch  durch  ein  a  der  folgenden  Silbe  a  in  ea  diphthongiert: 
feata  G.  PL,  hleaäan,  fearan,  fearap  etc.  (ws.  fata,  hladan,  faran,  farap 
§  57,  a);  nur  vor  c,  g  steht  ae:  drseca,  deegas,  msegitm  (ws.  draca,  dagas, 
tnagum  §  57,  a). 

Auch  dieser  «-Umlaut  von  a  fehlt  im  Nordhumbrischen:  fata,  hlada, 
fara^  farap  etc. 

3.  Der  »-Umlaut  von  e  zu  eo  und  von  /  zu  io  ist  im  Mercischen  gleich- 
falls durchgeführt  und  erscheint  auch  im  Nordhumbrischen:  feotor,  meodit, 
heofon  (§  62,  e)  —  sciopn,  nioäor,  wiodu  (§  65,  e),  er  unterbleibt  aber  vor 
c,  g:  regol,  hrego  —  sicol,  nigon. 

Ebenso  findet  sich  im  Mercischen  und  Nordhumbrischen  a-Umlaut 
von  e,  und  zwar  wird  im  Mercischen  e  durch  a-Umlaut  zu  eo:  eotan, 
ireodan,  iveofan,  steolan,  beoran,  beorap,  feola,  im  Nordhumbrischen  aber 
gewöhnlich  zu  ea:  eata,  treada,  beara,  bearap,  wearas  PI.  zu  tver,  weala, 
feala  (ws.  etan,  fredan,  wefan,  stelan,  beran,  herap,  weras,  wela,  fela 
§  62,  a). 

Urg.  1  wird  im  Mercischen  und  Nordhumbrischen  durch  o-Umlaut 
zu  io:  nioma(n),  niomap. 

Der  a-Umlaut  unterbleibt  im  Nordhumbrischen  vor  c,  g:  sjn'eca, 
tvegas,  im  Mercischen  findet  er  sich  aber  auch  vor  c:  spreocan,  breocan, 
wreocan. 

i.  Die  Brechung  von  as  zu  ca  und  e  zu  eo  vor  gutt.  h  [x]  ist  im 
Anglischen  wieder  rückgängig  gemacht  worden,  und  es  steht  dort  für 
urg.  a  vor  h  [x]  stets  ae:  gesaeh,  aehfa,  hlaehtor,  fae.r,  iraex,  waexa{'n)  (ws. 
seah,  eahtu,  hleahtor,  feax,  weax,  tceaxan  §  57,  n),  auch  bei  ursprünglich 


8  741  Dialekt.  Verschiedenheiten  des  Altenglischen.  153 

folgendem  i,  j:  ineeht,  meehtig,  hlsehhain)  (ws.  iniht,  mihfig,  hliehhan, 
hlihhan  §  57,  z)  und  im  Nordhumbrischen  in  seither,  taßhher  (ws.  ear, 
tear  §  57,  o). 

Für  urg.  e  vor  h  [x]  steht  im  Anglischen  e:  geseh,  feh,  fehta{n) 
(ws.  seoh-,  feoh^  feohtan  §  62,  h),  auch  für  ws.  i  aus  älterem  eo:  cneht, 
reht,  sex  (ws.  cniht,  riht,  six  §  62,  q). 

5.  Die  Brechung  von  ae.  ee  zu  ea  vor  II  oder  l  -\~  Kons,  unterbleibt 
im  Anglischen  und  es  steht  dafür  a:  all,  falla{n),  seilt,  ald,  cald,  haläa^n), 
dalf,  forswalg  (ws.  eall,  feallan,  sealt,  eald,  ceald,  healdan,  dealf,  forswealh 
§  57,  p).  Der  «-Umlaut  davon  ist  se:  seldra,  eeldu,  fsella{n),  iveella  (ws. 
ieldra,  yldra,  ieldti,  fiellan,  wielle  §  57,  z). 

Ebenso  unterbleibt  die  Brechung  von  e  zu  eo  vor  Ic,  Ih:  nielca{n)^ 
elh,  seih  (ws.  »leolcan,  eolh,  seolh  §  62,  k). 

6.  Die  Brechung  von  x  zu  ea  vor  rr  oder  r  -\-  Konsonant  unter- 
bleibt oft  im  Nordhumbrischen  und  es  steht  dafür  a:  hard,  arm,  loarp^ 
warf,  aber  merc.  ws.  heard,  earm,  irearp,  icearp  §  57,  q.  Der  /-Umlaut 
davon  ist  im  Nordhumbrischen  und  Mercischen  e:  erfe,  e\-mäi(,  derne  (ws. 
ierfe,  dierne,  iermäu  §  57,  z). 

Für  die  Brechung  von  e  zu  eo  vor  rr  oder  r  +  Kons,  steht  im 
Nordhumbrischen  häufig  ea:  stearra,  hearta,  earäe,  während  im  Mercischen 
wie  im  Westsächsischen  eo  bleibt:  steorre,  heorte,  eorde  etc.  (§  62,  1). 

Die  Brechung  von  e  zu  eo  unterblieb  aber  im  Nordhumbrischen  und 
Mercischen  vor  rc,  rg,  rh:  u-erc,  dtverg,  ferh,  herht  (ws.  ireorc,  dtoeorg, 
feorh,  heorht  §  62,  1). 

Im  Nordhumbrischen  wird  urg.  i  vor  r  -\-  Kons,  zu  io  gebrochen, 
das  durch  «-Umlaut  nicht  weiter  verändert  wird:  iorre,  Morde,  glornan. 
Im  Mercischen  steht  dafür  eo:  eorre,  heorde,  geornan,  während  im  West- 
sächsischen io,  eo  durch  /-Umlaut  zu  ie  geworden  ist:  ierre ,  hierde, 
giernan  (§  65,  k). 

7.  Nach  palatalen  Konsonanten  fehlt  im  Mercischen  und  Nord- 
humbrischen der  Gleitlaut  vor  e,  e  (ws.  «):  gefa(n),  gelda{n),  sceld  (ws. 
gk'fan,  gieldan,  scield  §  62,  n)  —  scep,  gefon,  ger  (ws.  sceap,  geafon, 
gear  §  59,  g),  auch  vor  e  als  /-Umlaut  von  a:  gest,  gerd,  cerran  (ws. 
giest,  gierd,  cierran  §  57,  z),  im  Mercischen  auch  vor  e  aus  ws.  ae:  scel, 
get  (ws.  sceal,  geat  §  57,  s)  und  vor  o,  u:  ioc  (ws.  geoc  §  67,  f)  —  iung 
(ws.  geong  §  69,  e).  Im  Nordhumbrischen  steht  für  ws.  ea  aus  ae  so- 
wohl ea  als  ae:  ceaster,  caestre,  geat,  gaet,  sceal,  scael  (ws.  ceaster,  geat, 
sceal  §  57,  s),  ferner  wie  im  Westsächsischen  geocc  (§  67,  f),  aber  ging, 
gigop  (ws.  geong,  geogyp  §  69,  e). 

8)  Durch  ein  vorhergehendes  w  wird  (',  e  im  Nordhumbrischen  zu 
05;  öe  weitergebildet:  tvoeg,  ivoerc,  ciioeäa,  cucella,  suoester  (ws.  tveg,  ctveSan, 
ctcellan  §  62,  a;  weorc  §  62,  1,  sweostor  §  62,  e)  —  tucelf  (ws.  twelf 
§  57,  y)  —  uöepen,  uöeron,  hucer  (ws.  iciepen,  wxron,  hivMr  §  59,  d). 


154  Altenglisßh,  [§'74 

Für  eo  wird  bei  vorausgehendem  w  noch  öfter  als  im  Westsächsischen 
(§  62,  o)  0  gesetzt:  worpa,  iroräa,  worp,  suord,  ivorold  (ws.  weorpan, 
tveoräan,  weorj^^  tvorp,  sweord,  sword,  weorold,  tvorold  §  62,  1.  o),  ferner 
auch  oft  für  eo  als  a- Umlaut  von  e  (s.  o.  S.  152):  u-osa  {*iveosa),  wosup 
{*7i-eosap),  cuoäa  (^ctveoäa),  (ws.  tvesan,  wesap,  cweäan  §  62,  a).  Im 
Mercischen  steht  tvosa,  tvosap,  aber  tveoruld,  ctveoäan. 

Der  Uebergang  von  io,  iu  zu  ??  nach  w  unterblieb  aber  im  Ang- 
lischen  vor  c,  h,  weil  dort  io  in  diesem  Falle  schon  zu  i  vereinfacht  war 
(s.  0.  S,  153):  wiht,  cwic,  cwicu,  wicii  (ws.  wuht,  cucu,  tvucu  §  65,  1). 

9)  Wg.  ä  wurde  im  Mercischen  und  Nordhumbrischen  stets  zu  e: 
slep,  slepa{n)^  sirei,  leta{v),  red,  nedl,  efeii,  her,  per  (ws.  sleß}),  slxpan, 
strxt,  läetan,  reed,  nsedl,  äsfen,  bxr,  peer  §  59,  d),  auch  bei  ^■- Umlaut:  ded, 
sprec  (ws.  dxd,  spräec  §  59,  1)  und  bei  vorhergehenden  Palatalen:  scep, 
ger  (ws.  sceai),  fiear  §  59,  g),  aber  der  i-  Umlaut  von  ae.  ä  aus  urg.  ai 
lautet  auch  im  Mercischen  und  Nordhumbrischen  stets  «;  lSd.a{n),  dSl, 
däla{n),  häla{n),  Jsera{n),  änig  etc.  (ws.  leedan,  deel,  dselan,  lieelan,  leeran, 
eenig  §  60,  c). 

10)  Der  z- Umlaut  von  o,  ö  ist  im  Nordhumbrischen  stetste,  ce:  cele, 
doehter  D.  Sg.,  oexen  N.  PI.  (ws.  ele,  dehter,  exen  §  67,  g)  —  wöbpa,  grata, 
böte,  s^ca,  föla,  döBina  (ws.  tcepmi,  gretan,  bec,  secan,  felan,  deman  §  68,  e) 
—  cwösn  (ws.  cioen  §  59,  k)  —  gas  (ws.  ges  §  57,  x).  Im  Mercischen 
bildet  wie  im  AVestsächsischen  e,  e  die  Regel. 

11)  Die  Scheidung  zwischen  wg.  tu  (vor  /,  j  der  folgenden  Silbe) 
und  eil  bleibt  im  Nordhumbrischen  streng  gewahrt,  und  zwar  wird  in  im 
Nordhumbrischen  zu  lo,  das  durch  /-Umlaut  nicht  weiter  verändert  wird: 
Eoda  Leute,  piostru  Dunkel,  stiora  steuern,  hiov  Farbe,  nwice  neu  (ws. 
leode,  piestru,  stieran,  Meto,  nlewe  §  64,  c),  während  für  urg.  eu  sowohl 
eo  als  ea  steht  und  letzteres  später  überwiegt:  pead,  beada,  leaf,  ceasa, 
jyreast,  dear  {ws.  Jyeod,  beodan,  leof,  ceosan,  preost,  deor  §  64,  a). 

Im  Mercischen  gingen  eo  aus  wg.  eu  und  lo  aus  wg.  in  schon  früh 
durcheinander  und  zwar  wird  wie  im  Westsächsischen  allmählich  lo  durch 
eo  verdrängt,  das  aber  auch  im  Mercischen  durch  den  /-Umlaut  nicht 
weiter  verändert  wird:  peod,  beodan,  leof,  ceosan,  preost,  deor  —  leode, 
steoran,  heow,  neowe  (ws.  peod,  beodan,  leof,  ceosan,  preost,  deor  — 
leode,  stieran,  Meto,  nleu-e  §  64,  a.  c). 

Ebenso  fehlt  der  /-Umlaut  zu  der  Kontraktion  lo:  nordh.  fwnd, 
N.  PI.,  merc.  feond  (ws.  fiend  §  65,  p). 

12.  Als  /-Umlaut  von  ea  erscheint  im  Nordhumbrischen  und 
Mercischen  stets  e:  ned,  leg,  gelefa{n),  hera{)i)  (ws.  nJcd,  lieg,  geltefan, 
hieran  §  61,  c). 

13.  Die  Diphthonge  ea,  eo,  lo  werden  vor  c,  g,  h  im  Nordhum- 
brischen und  Mercischen  stets  zu  e  vereinfacht:  ec,  lec,  becen,  beg,  ege, 
heh,  peh,   ßeh    —    neh   (ws.    eac,    leac,    beacen,    beag,    eage,   heah,  peak, 


8  74]  Dialekt.  Verschiedenheiten  des  Altenglischen.  155 

fleah  §  61,  a  —  neah  §  59,  e)  —  sec,  reca,  lega{n),  Jiega(n),  ßeoe,  leht 
(ws.  seoc,  reocan,  leogan,  ßeogan,  ßeoge,  leoht  §  64,  a)  —  v:ex  (ws. 
xveox  §  68,  A.  2)  —  cecen,  lehta»  (ws.  clecen,  Uehtan  §  66,  d). 

14.  Kontraktion  von  a  mit  folgendem  dunklen  Vokal  bei  Ausfall 
eines  intervokalischen  /*  ergibt  im  Nordhumbrischen  ä:  slä  {*slaha,  ws. 
sl^an  aus  *sleaJian  §  57,  o),  aber  ea  Wasser,  wie  im  Westsächsischen. 

Kontraktion  von  e,  e  mit  folgendem  dunklen  Vokal  ergibt  im  Nord- 
humbrischen gleichfalls  gewöhnlich  ea:  gesca  {*sehan,  ws.  seon  aus 
*$eoJian  §  62,  i),  ßea  {*ßehan^  ws.  ßeon  aus  ^ßeoJian  §  64,  b),  hea  schw. 
Dekl.  {*heha,  ws.  h^a  aus  Vtgaha  §  61,  b). 

Im  Anglischen  war  der  Vokal  der  Flexionsendung  der  2.  3.  Sg. 
Ind.  Praes.  erhalten  geblieben,  es  findet  daher  auch  hier  bei  Ausfall  von 
intervokalischem  h  Kontraktion  statt:  sJs,  slp  {'^'sihis,  '*siJnp,  ws.  siehst, 
siehp  mit  Ausstoßung  des  Vokals  der  Endsilbe  und  Beibehaltung  des  7i), 
ebenso  in  Jiesta,  nesta,  nordh.  auch  heista,  neista  {*Jiehisfa,  nehista,  ws. 
Mehsta,  nlehsta). 


b)  Ken  tisch. 

Für  den  kentischen  Dialekt  ist,  auch  in  der  späteren  Zeit,  besonders 
charakteristisch  eine  große  Vorliebe  für  den  kurzen  und  langen  "e-Laut, 
der  zunächst  oft  für  «,  ee  (aus  wg.  ä)  eintritt,  z.  B.  deg,  brec,  set,  wes, 
weter,  feder  (ws.  daeg,  hreec,  säet,  wees,  waster,  feeder  §  57,  i.  k)  —  slepan, 
stret,  red,  nedl,  ded,  sprec  (ws.  sleepan,  street,  reed,  needl  §  59,  d;  dxd, 
sprätc  §  59,  1),  auch  für  e&  als  ^■- Umlaut  von  ä  aus  urg.  ai:  del,  dclan, 
clene,  emg,  niest  (ws.  däel,  deelan,  cläene,  änig,  mäest  §  60,  c),  ferner  für 
WS.  ea,  ea,  ie  aus  a,  «,  e  nach  Palatalen:  cester,  scel,  get,  gef  (ws.  ceaster, 
sceal,  geat,  geaf  §  57,  s)  —  scep>,  gefon,  ger  (ws.  sceap,  geäfon,  gear 
§  59,  g)  —  g^fo-n,  sceld  —  sce])pan  (ws.  giefan,  scield  §  62,  n  —  scieppan 
§  57,  z),  ferner  für  ie  als  «"-Umlaut  von  ea  und  te  als  *- Umlaut  von  ea: 
eldra,  eldesta,  eldu,  erfe  (ws.  ieldra,  yldra,  ieldesta,  ieldu,  ierfe  §  57,  z), 
heran,  gelefan  (ws.  hieran,  gellefan  §  61,  c),  endlich  auch  für  y,  y  als 
»■-Umlaut  von  xi,,  ü:  embe,  efel,  senn,  gelden  (ws.  ymhe,  yfel,  synn,  gi/lden 
§  69,  f)  —  mes,  ontenan  (ws.  mys,  ontynan  §  70,  c). 

Für  die  Brechung  ea,  eo  wird  häufig  ia,  io  geschrieben:  iald  (ws. 
eald  §  57,  p)  —  ioräe,  hiorte  (ws.  eoräe,  heorte  §  62,  1),  auch  hiofon 
(ws.  heofon  §  62,  e). 

Die  westgermanischen  Diphthonge  eu  und  iu  sind  auch  im  Kentischen 
zusammengefallen  und  zwar  unter  lo:  dtop,  Hof,  dlore,  wofür  auch  ta 
sich  findet:  diap,  liaf,  dlare  (ws.  deop,  leof,  deore  §  64,  a.  c.  Ebenso 
steht  10,  ta  für  sonstiges  ws.  eo:  blon,  bian,  fnond,  frland  (ws.  beon, 
freond  §  65,  n). 


0 

n 

y 

ö 

ä 

y 

io 

ie 

lo 

le, 

156  Altenglisch.  [§  74,  75 

Im  Kentischen  ist  pal.  cj  nach  e  schon  früh  zu  /  vokalisiert:  dei, 
meiden,  seide  —  tcei  —  (/rei  (ws.  dai^g,  mm{g)den,  see{g)de  §  57,  m  — 
weg  §  62,  a  —  grSg  §  59,  d),  ebenso  w  nach  Vokal  zu  ii:  smd  —  sleup 
—  lätteu  (ws.  säicol.  sHen-p,  lätteotv). 


§  75.    Uebersicht  über  die  altenglischen  Tokale  und  ihre 
nrgermanischen  Entsprechungen. 

Am  Ende  der  altenglischen  Zeit  waren  in  den  Stamm- 
silben folgende  Vokale  vorhanden  (§  56) : 

Kurze  Vokale:     a    se     e    i 

Lange  Vokale:    ä    se    e    l 

Kurze  Diphthonge:     ea     eo 

Lange  Diphthonge:    ea     co 
und  zwar  entstand: 

1)  ae.  a  aus  urg.  a,  wenn  die  folgende  Silbe  ursprünglich  einen 
dunklen  Vokal  enthielt  {talu  §  57,  a  —  abbod  §  57,  b  —  maclan 
aus  *mak5jan  §  57,  c). 

2)  ae.  a,  das  mit  o  wechselte,  aus  urg.  a  vor  Nasalen  {mann, 
monn;  nama,  noma  §  57,  g). 

3)  ae.  a?  aus  urg.  a  in  geschlossener  Silbe  {pset,  wa-s  §  57,  i) 
oder  in  offener  Silbe  bei  folgendem  ursprünglichem  oder  durch  /-Umlaut 
entstandenem  hellen  Vokal  [feeder  §  57,  k  —  tö-gsedere  §  57,  1), 

durch  ^■-Umlaut  aus  ae.  a  {faerest  §  57,  v). 

4)  ae.  ea  durch  ?? -Um laut  aus  urg.  a  {ealv  §  57,  d), 

durch  Brechung  aus  ae.  ee  für  urg.  a  vor -gutt.  h  [/]  {seali 
§  57,  n),  II  oder  l  -\-  Kons,  {eall,  eald  §  57,  p),  rr  oder  r  +  Kons. 
{heard  §  57,  q), 

nach  Palatalen  aus  ae.  se,  a  {geaf  %  57,  s  —  sceadu  §  57,  t), 
vor  Nasalen  mit  eo  wechselnd  {sceanin,  sceomu  §  57,  u) 

5)  ae.  ä  aus  urg.  ai  {stän  §  60,  a  —  fa  für  *fähe  §  60,  b), 
aus  wg.  ä  bei  folgendem  dunklen  Vokal  {säu-on  %  59,  a), 

aus  urg.  «  durch  Dehnung  im  Auslaut  einsilbiger  Wörter  {pä, 
su-ä  §  57,  f). 

6)  ae.  «  aus  wg.  ä  {slsep  §  59,  d),  auch  bei  /-Umlaut  {died  §  59,  1  — 
leeuun  §  59,  i), 

durch  /-Umlaut  aus  ae.  ä  für  urg.  ai  {diel  §  60,  c), 
durch  Ersatzdehnung  bei  Ausfall  von  g  aus  ae.  ae   für   urg.  a 
{siede  §  57,  m). 

7)  ae.  fa  aus  urg.  an  {h^ap  §  61,  a  —  h?a  für  *h^ahe  §  61,  b)  oder 
aus  urg.  a,  ä  +  wa,  wu  {streu  §  57,  e  —  ivea  §  59,  b). 


8  751  Uebersicht  über  die  altengl.  Vokale.  157 

durch  Brechung  aus  ae.  «  für  wg.  ä  vor  h  [/]  {nnth  ij  59,  e  — 
war  für  *n^a1ior  §  59,  f), 

nach  Palatalen  aus  ae.  äs  für  wg.  ä  (^sc^ap,  g^ar  §  59,  g)  oder 
aus  ae.  ä  und  dessen  Umlaut  ae  für  urg.  ai  {sc^adan  §  60,  d  —  sceap 
§  60,  e), 

durch  Kontraktion  oder  Ersatzdehnung  aus  ae.  ea  für  urg. 
((  vor  gutt.  h,  Ih,  rh  bei  Ausfall  des  h  {slean  für  *sleahan  §  57,  o  — 
IVfalas,  m^arus  für  *  Wealhas,  *mrarhas  §  57,  r). 

8)  ae.  e  aus  urg.  e  {etan  §  62,  a), 

durch  «-Umlaut  aus  ae.  ae  für  urg.  «  (bedd,  hete  §  57,  y)  oder  aus 
ae.  «,  0  für  urg.  a  vor  Nasalen  {menn  §  57,  w)  oder  aus  ae.  o  {dehter 
§  67,  g). 

9)  ae.  eo  aus  urg.  e  durch  ^^ -Umlaut  {seofo»  §  62,  e)  oder  vor  w 
{treowes  §  62,  f),  ferner  durch  Brechung  vor  gutt.  /'  [%\  {seoh  §  62,  h), 
vor  Ih,  Ic  (seolh  §  62,  k),  und  vor  rr  oder  r  -|-  Kons,  {steorra,  eoräe 
§  62,  1), 

aus  ae.  e  für  urg.  a  vor  ivi  (meotvle  §  57,  bb), 
aus  urg.  0  nach  Palatalen  {geoc  §  67,  f). 

10)  ae.  e  aus  urg.  e  {her,  het  §  63), 

durch  Dehnung  aus  urg.  e  im  Auslaut  einsilbiger  Wörter  {he 
§  62,  b)  und  bei  Ausfall  von  g  {hredan  §  62,  c), 

durch  * -Umlaut  aus  urg.  ö  {fet  §  68,  e),  ferner  aus  ae.  ö  für 
urg.  ä  {eh  tan  §  58,  c)  oder  für  wg.  ä  vor  Nasal  {aren  §  59,  k)  oder  für 
urg.  «  vor  7nf,  np,  ns  bei  Ausfall  des  >n,  n  {ges  §  57,  x). 

11)  ae.  eo  aus  urg.  eu  {deop  §  64,  a  —  leode  §  64,  c  —  Jlcon  für 
*fleohan  §  64,  b)  oder  aus  urg.  e  -\-  iva,  wu  {treo  §  62,  g)  oder  im  Praet. 
reduplizierenden  Verba  {heold  §  64,  A.  1), 

durch  Kontraktion  aus  urg.  ij  und  dunklem  Vokal  {ß^ond  §  65,  n), 

durch  Brechung  aus  urg.  ^,  i  vor  gutt.  h  [x]  {Eohf-  §  66,  b  — 
peon  für  *peohan,  pihan  §  66,  c), 

durch  Kontraktion  oder  Ersatzdehnung  aus  ae.  eo  vor 
gutt.  Ä,  Ih,  rh  {scon  sehen  für  *seohan  §  68,  i  —  seoles,  feores  für 
*seolhes,  *feorhes  §  62,  m), 

eö  nach  Palatalen  aus  urg.  ö  {sceöc  §  68,  d)  oder  aus  ae.  ö  für 
wg.  ä  vor  Nasalen  {geömor  §  59,  h), 

12)  ae.  i  aus  urg.  i  {sei])  §  65,  a), 
aus  urg.  e  vor  m  {niman  §  62,  d), 

vor  pal;  hf,  x  =  hs  aus  ae.  ie  als  i- Umlaut  von  ea  vor  h  {mihi 
§  57,  z)  oder  aus  ae.  eo  vor  pal.  /*  {x^  {cniht,  six  §  62,  q). 

13)  ae.  io  aus  urg.  i  durch  ««-Umlaut  {sionu  §  65,  e)  oder  durch 
Brechung  vor  gutt.  h  [x\  {Wicht  §  65,  f),  vor  gutt.  l  {miohte  §  65,  g), 
oder  vor  r  -\-  Kons.  {Uornian  §  65,  h), 

io,  hl,  eo  nach  Pal      alen  aus  urg.  u  {giong,  geong,  giung  §  69,  c). 


158  Altenglisch.  [§  75 

14)  ae.  ie  durch  «-Umlaut  aus  ae.  ea  für  urg.  a  vor  gutt.  h,  l, 
r  +  Kons,  oder  nach  Palatalen  {hliehJian,  ieldra^  scieppan  §  57,  z)  oder 
aus  ae.  i  vor  ursprünglich  gutturalem  h  [siehst  §  65,  i)  oder  vor  r  +  Kons. 
(hierde  §  65,  k)  oder  aus  ae.  iii^  w,  eo  für  urg.  u  nach  Palatalen  {giengra 
§  69,  h) 

nach  Palatalen  aus  urg.  e  {yiefan,  scieran  §  62,  n). 

15)  ae.  ^  aus  urg.  7,  I  {lif  §  66,  a), 

durch  Dehnung  aus  urg.  i  im  Auslaut  einsilbiger  Wörter  {hl  §  65,  b) 
oder  bei  Ausfall  von  g^  h  {hr'idel  §  65,  c)  oder  bei  Ausfall  von  «(,  n  vor 
/,  h  s  {fif  §  65,  d).  ^ 

16)  ae.  le  {{/,  t)  durch  /-Umlaut  aus  ae.  ea  für  urg.  cm  {hieran 
§  61,  c)  oder  für  wg.  ä  vor  gutt.  h  [%]  oder  nach  Palatalen  {mehsta, 
clese  §  59,  m)  oder  für  ae.  ea  vor  gutt.  h  bei  Ersatzdehnung  nach  Aus- 
fall des  h  {stiele  für  "steahlja  §  57,  aa), 

durch  «-Umlaut  aus  ae.  eo  für  urg.  ew,  wg.  in  {clest,  stleran  §  64,  c) 
oder  für  urg.  l  vor  gutt.  h  {liehtan  §  66,  d)  oder  für  urg.  ij  +  dunklem 
Vokal  {flend  §  65,  p)  oder  für  ae.  eo  vor  gutt.  h  bei  Ersatzdehnung 
nach  Ausfall  des  h  {tien  §  62,  p)  oder  für  urg.  ö  nach  Palatalen  {gescie 
§  68,  g) 

durch  Kontraktion  aus  urg.  //  +  hellem  Vokal   {prle  §  65,  o). 

17)  ae.  0  aus  urg.  o  {god  §  67,  a)  oder 

aus  ae.  eo  für  urg.  e  vor  Z,  r  -\-  Kons,  oder  u  bei  vorhergehendem 
w  {stvord,  worold  §  62,  o). 

18)  ae.  ö  aus  urg.  ö  {föt  §  68,  a  —  scös  für  *scöhes  §  68,  b), 
aus  urg.  ä  {bröhte  §  58,  a  —  fön  für  *f5han  §  58,  b), 

aus  wg.  ä  vor  Nasalen  {möna  §  59,  c), 

durch  Dehnung  aus  urg.  o  im  Auslaut  einsilbiger  Wörter  (tö 
§  67,  b)  oder  bei  Ausfall  von  g  {broden  §  67,  c)  oder  aus  ae.  a,  o  für 
urg.  o  vor  mf,  np,  ns  bei  Ausfall  von  m,  n  {gös  §  57,  h). 

19)  ae.  n  aus  urg.  u  {sann  §  69,  a), 

aus  urg.  0  nach  Labialen  {fall  §  67,  d)  oder  vor  einfachem 
Nasalkonsonanten  {punor  §  67,  e), 

aus  ae.  /o,  eo  für  urg.  i  vor  gutt.  h  [x]  oder  u  bei  vorhergehendem  tv 
{wudu  §  65,  1). 

20)  ae.  ü  aus  urg.  ü,  ü  {müs  §  70,  a  —  gebün  für  gehüen  §  70,  b), 
aus   urg.    ö   im   Auslaut    einsilbiger   Wörter    bei    vorhergehendem 

Kons.  +  ''^  (^W)  <^"  §  68,  c), 

durch  Dehnung  aus  urg.  u  im  Auslaut  einsilbiger  Wörter  {nü 
§  69,  b),  bei  Ausfall  von  g  {gefrünen  §  69,  c)  und  bei  Ausfall  von  n 
vor  J),  s  {müp  §  69,  d). 

21)  ae.  1/  durch  »-Umlaut  aus  urg.  u  {ci/ssan  §  69,  f)  oder  aus 
ae.  u  für  tu,  io  aus  urg.  *  vor  r  +  Kons,  bei  vorhergehendem  tv  {wyrsa 
§  65,  m). 


8  75,  76]      Indogerm.  und  urgerm.  Konsonantenbestand, 


159 


22)  ae.  y  durch  j-U miaut  aus  urg.  ü  {inys  §  70,  c)  oder  aus  ae. 
ü  für  urg.  ö  im  Auslaut  einsilbiger  Wörter  nach  Kons.  +  ir  {cy  §  68,  f) 
oder  aus  ae.  ü  für  urg.  im  vor  p,  s  {cyäan  §  69,  g). 


Altenglische  Konsonanten. 


Indogermanische  und  urgermanisclie  Konsonanten. 

Vgl.  Brugmann,  Grdr.  §  386-1000,  KVG  §  161-363  —  Kluge, 
PGr.  P,  365—385  —  Streitberg,  UG  §  107—132  —  Dieter, 
§  104—119  —  Sek  oll,  §  59—61.  70—84.  103—107.  116  —  Kar.l 
Verner,  Eine  Ausnahme  der  ersten  Lautverschiebung  (Kuhns  Zeitschrift 
f.  vgl.  Sprachforschung  (1877),  23,  97—110  —  Kip,  Noch  ein  Wort  über 
germ.  f }  h  s  <d  ä  y  z  (Med.  Lang.  Notes  (1905)  20,  16-18. 


§  76.    Indogermauischer  Konsoiiauteiibestaud  und  seine 

Weiterentwickelimg  zum  llrgermanischeii. 

(LaiitTerschiel)uiig.) 

In  der  indogermanischen  Grundsprache  waren  folgende 
Konsonanten  vorhanden: 


Verschluß- 
laute 

Aspiraten 

Keibelaute 

o 
> 

m 

'S 
'S 

4) 

13 

stimm- 
haft 

stimm- 
los 

stimm- 
haft 

1- 

.a  o 

tn 

CS 

Labiale 

P 

h 

ph 

m 

V 

m 

Dentale 

t 

d 

th 

(Ih 

.s 

Z 

hr 

n 

Palatale 

k'              ,j 

k'h 

ijh 

j 

n' 

Gutturale  (Velare) 

h               C, 

kh 

gh 

n 

Labiogutturale 

A;v 

!r 

k^h 

g^K 

r 

Von  diesen  Konsonanten  kommen  die  stimmlosen  Aspiraten 
(Tenues  aspiratae)  selten  vor  und  sind  in  ihrer  weiteren  Entwickelung 
im  Urgermanischen  mit  den  stimmlosen  Verschlußlauten  zusammen- 
gefallen; sie  können  daher  hier  außer  Betracht  bleiben. 


160  Altenglisch.  [§76 

Die  Palatalen  und  Gutturalen  (Velaren)  werden  nur  in  den  sog. 
■»«(■ew-Sprachen,  d.  h.  im  Indoiranischen,  Armenischen,  Albanesischen 
und  Baltosla vischen  voneinander  unterschieden,  und  zwar  sind  dort 
die  Palatalen  zu  Zischlauten  geworden  (av.  satem  gegenüber  lat.  centum 
[kentum]  hundert).  In  den  übrigen  Sprachen,  also  dem  Griechischen, 
Italischen,  Keltischen  und  Germanischen,  den  sog.  6'ex^^wt- Sprachen, 
sind  die  Palatalen  mit  den  Gutturalen  zusammengefallen,  werden  daher 
im  folgenden  nicht  weiter  berücksichtigt. 

Umgekehrt  sind  in  den  «ft/ewi-Sprachen  die  Gutturalen  (Velaren) 
und  Labiogutturalen  (Labiovelaren)  zusammengefallen,  während  sie  in 
den  ce»//^w( -Sprachen  im  allgemeinen  getrennt  blieben.  Innerhalb  des 
Germanischen  ist  allerdings  nur  im  Gotischen  idg.  g^  und  ky  als  q  und  hv 
erhalten,  in  den  übrigen  germanischen  Sprachen,  also  auch  im  Alt- 
englischen, ist  urg.  k'^  und  /*v  im  allgemeinen  =  Ä;  +  '«■'y  ''  H~  "'>  so  daß 
auch  die  Labiogutturalen  für  das  Altenglische  keine  gesonderte  Be- 
trachtung erfordern. 

Von  den  nach  Ausscheidung  der  stimmlosen  Aspiraten, 
der  Palatalen  und  der  Labiogutturalen  noch  übrig  bleibenden 
idg.  Konsonanten:  p,  h,  bh  —  t,  d,  dh,  s,  z  —  A-,  g,  gli  — ■ 
V,  j  —  l,  r  —  m,  n,  »j  sind  im  Urgermanischen  die  Zisch- 
laute s,  z,  die  Halbvokale  v,  j,  die  Liquiden  /,  r  und  die 
Nasalen  rn,  n,  y  im  allgemeinen  unverändert  geblieben.  Inner- 
halb der  stimmlosen  und  stimmhaften  Verschlußlaute  und  der 
x-Vspiraten  aber  hat  eine  durch  bestimmte  Gesetze  geregelte 
Lautverschiebung  stattgefundeo,  durch  welche  sich  die 
germanischen  von  allen  übrigen  indogermanischen  Sprachen 
streng  unterscheiden. 

Das  germanische  Lautverschiebungsgesetz  wurde  zuerst 
von  J.  Grimm  in  der  zweiten  Auflage  des  ersten  Bandes 
seiner  Deutschen  Grammatik  (1822)  formuliert,  später  ins- 
besondere von  Karl  Verner  (1877)  näher  modifiziert. 

Nach  J.  Grimm  sind  alle  idg.  Tenues  zu  gerra. 
Aspiraten,  alle  idg.  Aspiraten  zu  germ.  Medien, 
alle  idg.  Medien  zu  germ.  Tenues  geworden,  so 
daß  das  Grimmsche  Lautverschiebungsgesetz  sich  am  ein- 
fachsten durch  die  Formel:'  TAM  ausdrücken  läßt,  d.  h.  die 
Tennis  wurde  zur  Aspirata,  die  Aspirata  zur  Media,  die 
Media  wiederum  zur  Tennis.  Dabei  sind  unter  den  Tenues 
zu  verstehen  die   stimmlosen  Verschlußlaute  p,   t,   k,   unter 


^  76]  Idg-  und  urg.  Konsonanten  (Lautverschiebung).  Ißl 

den  Medien  im  Indogermanischen  die  stimmhaften  Verschluß- 
laute h^  d,  g,  im  ürgermanischen  aber  zunächst  die  stimm- 
haften Eeibelaute  5,  ä,  y,  aus  denen  sich  erst  später  zum 
Teil  die  stimmhaften  Verschlußlaute  h,  d,  g  entwickelt  haben, 
unter  den  Aspiraten  im  Indogermanischen  die  Verbindung 
eines  stimmhaften  Verschlußlautes  mit  dem  Hauchlaute  h, 
also  hh,  dh,  gh,  im  Urgermanischen  aber  die  entsprechenden 
stimmlosen  Spiranten  /,  />,  //  [x\. 

Es  sind  ferner  manche  Ausnahmen  von  diesem  Grimm- 
schen Lautverschiebungsgesetze  zu  konstatieren.  So  bleiben 
z.  B.  die  Tenues  unverändert  nach  einer  stimmlosen  Spirans, 
also  p,  t,  h  in  den  Verbindungen  sp,  st,  sk  und  t  in  den  Ver- 
bindungen urg.  ft,  lü  [xi]  aus  idg.  pt,  Id.  Nach  dem  sog. 
Vernerschen  Gesetz  (s.  o.)  werden  sodann  die  im  Inlaut  aus 
den  idg.  Tenues  hervorgegangenen  urg.  stimmlosen  Spiranten 
/;  Ih  ^*  M  zunächst  zu  den  stimmhaften  Spiranten  h,  d,  y, 
später  zum  Teil  zu  den  entsprechenden  Medien  h,  d,  g  weiter 
entwickelt,  wenn  der  unmittelbar  vorhergehende 
Vokal  nach  der  ursprünglichen  idg.  und  urg.  Be- 
tonung nicht  den  Haupt  ton  trug.  Unter  derselben 
Bedingung  ist  auch  stimmloses  5  zu  stimmhaftem  z,  und 
dieses  wiederum  im  Altenglischen  zu  r  geworden. 

Verschiedene  Betonung  bestand  im  Urgermanischen  unter 
anderm  bei  den  verschiedenen  Formen  der  starken  Verba. 
Praes.  und  Sg.  Ind.  Praet.  waren  stammbetout,  PL  Ind.  Praet., 
Konj.  Praet.  und  Part.  Praet.  endungsbetont.  Diejenigen 
Verba  nun,  deren  Wurzel  auf  eine  idg.  Tennis  p,  t,  k  aus- 
geht, haben  im  Urgermanischen  an  deren  Stelle  im  stamni- 
betonten  Präsens  und  Sg.  Ind.  Praet.  nach  dem  Grimmschen 
Lautverschiebungsgesetze  die  entsprechende  (Aspirata)  Spirans 
/'  P>  ^i  M;  in  dem  ursprünglich  enduugsbetonten  Plur.  Ind. 
Praet.,  Konj.  Praet.  und  Part.  Praet.  aber  wurden  diese 
stimmlosen  Spiranten  /,  p,  h  [x]  nach  dem  Vernerschen  Gesetz 
zu  den  entsprechenden  stimmhaften  Spiranten  5,  d,  y,  später 
in  den  germanischen  Einzelsprachen  zum  Teil  zu  den  stimm- 
haften Verschlußlauten  b,  d,  g  weiterentwickelt.  Ebenso 
wurde  die  stimmlose  Spirans  s  in  den  ursprünglich  enduugs- 

Kahiza,  Histor.  Grammatik  d.  engl.  Sprache.    I.    2.  Aufl.  ■[■[ 


162  Altenglisch.  [§   76 

betonten  Formen  zu  der  stimmhaften  Spirans  z  weiter- 
gebildet, die  im  Altenglischen  in  r  überging.  Da  nun  dieser 
Wechsel  im  Stammesauslaut  mit  dem  Wechsel  der  gramma- 
tischen Formen  in  Verbindung  steht,  nannte  man  ihn,  ehe 
noch  in  der  verschiedenen  Akzentuierung  die  wahre  Ursache 
desselben   erkannt  war,   den   grammatischen  Wechsel. 

Anm.  1.  Nach  Kip  (Mod.  Lang.  Notes  20,  16—18)  fand  der  Ueber- 
gang  von  /,  ^,  s,  %  zu  S,  ff,  2-,  y  zu  der  Zeit  statt,  als  nach  dem  Beginn 
der  Akzentverschiebung  die  früher  unbetonte  erste  Silbe  und  die  früher 
betonte  zweite  ungefähr  gleich  stark  betont  waren ,  also  Urel  stress 
hatten:  f((])er,  weil  in  diesem  Falle  der  stimmlose  Reibelaut  „den  An- 
griffen seiner  stimmhaften  Nachbarlaute  auf  beiden  Seiten  ausgesetzt  war." 

Die  Lautverschiebungsgesetze  lassen  sich  etwa 
folgendermaßen  formulieren: 

Die  idg.  Tenues  (stimmlosen  Verschlußlaute)  jh  ^j  ^ 
wurden  (wahrscheinlich  über  ph,  th,  kh)  zu  den  urg.  stimm- 
losen Reibelauten  /,  p,  %  (a),  doch  blieben  idg.  p,  t,  k 
nach  s  (b)  und  idg.  t  nach  urg.  /',  x  ^^^^s  idg.  p,  k  im  Ur- 
germanischen unverändert  (c). 

a)  Idg.  p  ^=  urg.  /.-  lat.  piscis,  ae.  ßsc  Fisch  —  lat.  pater,  ae. 
fseder  Vater  —  lat.  pellis,  ae.  feil  Fell  —  lat.  pecu,  ae.  feoh  Vieh  i^fe%H) 

—  gr.  7iov£,  lat.  pes,  ae.  föt  (aber  mit  unverändertem  p  die  Lehnwörter 
ae.  jjer»  Birne,  ^Ji^nt^  Pfund  etc.  aus  lat.  pirum,  pondo  etc.  §  80,  Anm.). 

Idg.  f=  -arg.  p:  lat.  tu,  ae.  pü  du  —  gr.  T(i£ig,  lat.  tres,  ae.  preo 

—  lat.  frater,  ae.  bröäor  Bruder  —  lat.  femiis,  ae.  pynne  dünn. 

Idg.  k  =  urg.  X:  lat.  caput,  ae.  hcafod  Haupt  —  gr.  iKcnöv,  lat. 
centum,  ae.  hund  hundert  —  gr.  xagöla,  lat.  cord-,  ae.  heorte  Herz  — 
gr.  KÄvTÖg  berühmt,  ae.  hlüd  laut  —  lat.  quis,  ae.  hwä  wer  —  lat.  quod, 
ae.  hivset  was  —  lat.  pecus,  ae.  feoh  Vieh  {*fexit). 

b)  lat.  scabere,  ae.  scafan  schaben  —  lat.  sptiere,  ae.  splu-an  speien 

—  gr.  aTeC%(o,  ae.  stlf/an  steigen  —  lat.  hostis,  ae.  giest  Gast  —  lat. 
sextus,  ae.  siexta  der  sechste  —  lat.  piscis,  ae.  fisk  Fisch. 

c)  lat.  captits ,  ae.  Jieeft  Gefangener  —  gr.  nefimog,  ae.  flfta 
{*fimfta)  der  fünfte  —  gr.  dxrai,  lat.  octo,  ae.  ealita  acht  —  gr.  vvy,T-, 
lat.  noct-,  ae.  neaht,  niht  Nacht. 

Nach  einer  ursprünglich  nicht  den  Hauptton  tragenden 
Stammsilbe  gingen  die  aus  den  idg.  Tenues  p,  t,  k  ent- 
standenen urg.  stimmlosen  Spiranten  /,  p,  %  in  die 
stimmhaften  Spiranten   5,  ä,  y,  in   den  Einzelsprachen 


S  76]  Idg.  und  urg.  Konsonanten  (Lautverschiebung).  163 

zum  Teil  in  die  entspreclieudeu  stimmhaften  Verscliliiß- 
laiite  h,  d,  g  über;  gleiclizeitig  wurde  idg.  urg.  s  nach 
ursprünglich  nicht  haupttoniger  Stammsilbe  zu  urg.  z,  ae.  r 
(Grammatischer  Wechsel  —  Vernersches  Gesetz)  (d). 

d)  Urg.  /  aus  idg.  p  =  urg.  5,  h:  invd^  ]at.  septem,  got. 
ahd.  sibiin,  ae.  seofoii  sieben  —  Gramm.  Wechsel:  got.  parf  ich  darf  — 
j>anrbu>n. 

Urg.  p  aus  idg.  ;!  =  urg.  et,  d:  skr.  pitdr,  gr.  natrjQ,  lat.  pater\ 
urg.  *faper,  *fäper,  *fdäer,  ae.  fseder  Vater  —  skr.  mätar,  gr.  firjrtjQ 
(für  *fii^Ti'^Q),  lat.  mäter,  ae.  niödor  Mutter,  gegenüber  skr.  bhräiar,  lat. 
fräter,  ae.  hröäor  Bruder  —  ne.  dmd  tot  (idg.  *dhaii-t6-),  gegenüber 
ae.  deap  Tod  (idg.  *dMu-tu-s)  —  Gramm.  Wechsel:  ae.  ctvedan  sprechen, 
ctvaep,  cwSdon,  civeden  —  cwide  Spruch  —  seoäan  sieden,  seap,  siulon, 
soden  —  weoräan  werden,  wearp,  tourdon,  worden  —  wyrd  Schicksal. 

Urg.  h  aus  idg.  k  =  urg.  /,  g:  Gramm.  Wechsel:  ae.  slean 
{*slahan)  schlagen,  slöh,  slögon,  sleegen,  siege  Schlag  —  seon  {*se}i{tv)an) 
sehen,  seah,  ws.  sätvon,  ndh.  segon,  gesewen,  gesegen;  fleon  {*fleohan) 
fliehen,  fleali,  ßugon,  flogen;  äh  ich  besitze,  ägon,  ägen  — •  fön  {*föhan, 
urg.  *fäxan)  fangen,  feng,  fangen  —  feng  Griff. 

Idg.  urg.  s  =  urg.  0,  ae.  r:  ae.  glxren  gläsern,  gegenüber  glses 
Glas  —  ae.  hura  gegenüber  ahd.  haso  Hase  —  Gramm.  Wechsel:  wesan 
sein,  tvees,  tvseron  —  ceosan  erkiesen,  ceas,  ciiron,  coren  —  forleosan 
verlieren,  forleas,  forhtron,  forloren  —  freosan  frieren,  freas,  fniron, 
froren. 

Die  idg.  stimmhaften  Aspiraten  bh,  dh,  gh  wurden 
im  Urgermanischen  zu  den  stimmhaften  Spiranten  b,  ä,  y, 
die  in  den  germanischen  Einzelsprachen  zum  Teil  in  die  ent- 
sprechenden stimmhaften  Verschlußlaute  (Medien)  h,  d,g 
übergegangen  sind  (e). 

e)  Idg.  bh  (gr.  (f,  lat.  /)  =  urg.  5,  b:  idg.  *bJierö,  gr.  cpe^oj,  lat. 
fero,  ae.  ber-an  tragen  —  skr.  bhräfar,  lat.  frater,  ae.  bröäor  Bruder, 
gr.  yöficpos  Nagel,  Keil,  ae.  camb,  comb  Kamm. 

Idg.  dh  (gr.  d-)  =  urg.  et,  d:  gr.  d-vyuTi]Q,  ae.  cZo/i^or  Tochter  — 
gr.  ■d'VQu,  ae.  dum  Tür  —  gr.  i-ied-v,  ae.  medu  Met  —  gr.  Aor.  Pass. 
{iÄv-)&riv,  ae.  Praet.  (hyr-)de  —  gr.  aX&oi  brenne,  ae.  äd  Scheiterhaufen. 

Idg.  gli  (gr.  %,  lat.  h)  =  urg.  7,  g:  lat.  Jwtno,  ae.  guma  Mann 
—  lat.  hostis,  ae.  giest  Gast  —  gr.  %r;v,  lat.  {h)anser,  ae.  gös  {*gans) 
Gans  —  gr.  xoQzog,  lat.  liortiis,  ae.  geard  Garten  —  gr.  azEi%oi  sclireiten, 
ae.  siigan  steigen. 

Die  idg.  Medien  (stimmhaften  Verschlußlaute) 
h,  d,  g  wurden  zu  den  urg.  Tenues  (stimmlosen  Ver- 
schlußlauten) f,  t,  k  (f). 

11* 


164  Altenglisch.  [§  76, 77 

f)  Idg.  Z>  =  urg.  y*:  gr.  ßaiiij,  ae.  päd  Kleid,  Mantel  —  lat.  lahimn, 
ae.  Z/p^a  Lippe  —  gr.  adwaßig,  ae.  Jiasnep  Hanf  —  altbulg.  slahti,  poln. 
s?a&//  schwach,  ae.  sieepan  schlafen. 

Idg.  d  =  urg.  ^:  gr.  Svo^  lat.  f7«o,  ae.  firä  zwei  —  gr.  (ScV.a,  lat. 
deceni,  ae.  /«e»  {*tehtini)  zehn  —  gr.  ddoir-,  lat.  dent-,  ae.  ^ö^  i^tatip-) 
Zahn  —  lat.  er/ere,  ae.  e^ö»  essen  —  gr.  olöa,  lat.  r/'d-eo,  ae.  ?rä^  ich  weiß. 

Idg.  ff  =  urg.  Ar:  gr.  yei'og,  lat.  gemis^  ae.  f7/nn  Geschlecht  — 
gr.  j'oVü,  lat.  genu,  ae.  CHeo  Knie  —  gr.  yi,yvdjcrüio,  lat.  cognosco,  ae. 
cnäwan  kennen  —  gr.  äyQÖg,  lat.  «.(/er,  ae.  ffcer  Acker  —  gr.  ^vyöv,  lat. 
juguni,  ae.  //eoc  Joch  —  gr.  ^Qyov^  ae.  »reorc  Werk  —  gr.  iyöj,  lat.  e^/o, 
ae.  ic  ich  —  gr.  ßaivio,  lat.  re»/o  {^g"en-),  ae.  cuvian  kommen. 

Die  übrigen  idg.  Konsonanten :  5  (außer  in  dem  oben 
erwähnten  Falle),  z,  v,  j,  l,  r,  m,  n,  y  sind  im  Urgermanischen 
im  Allgemeinen  unverändert  geblieben  (g),  doch  fiel  urg.  ^ 
vor  X  unter  Nasalierung  des  vorhergehenden  Vokals  aus  (li). 

g)  lat.  sedeo,  ae.  sittan  sitzen,  lat.  sex^  ae.  siex,  six  sechs,  lat. 
Septem,  ae.  seofon  sieben  —  asl.  mozgii,  poln.  mözg  Gehirn,  ae.  mecwg 
(urg.  mazga-)  Mark  —  lat.  rir,  ae.  tver  Mann ;  lat.  renUis,  ae.  irind  Wind 

—  lat.  juguni,  ae.  geoc  Joch  —  lat.  longxs,  ae.  lang,  long  lang,  lat.  collt's, 
ae.  hi/ll  Hügel  —  lat.  rnfus,  ae.  read  rot,  lat.  fero,  ae.  heran  tragen  — 
lat.  mater,  ae.  mödor  Mutter,  lat.  homo,  ae.  guma  Mann  —  lat.  nox,  ae. 
n/'ht  Nacht,    lat.  noveni,    ae.    nigon  neun   —   lat.   longiis,    ae.    7o??^q'   lang. 

h)  urg.  *hr((%ta  {*bra7jxfa),  ae.  hröhte  brachte,  urg.  *]xixta  {"pa^yja), 
ae.J)ö//Ye  dachte,  urg.  *fö%an  {*fauxan),  ae. /ö?;  fangen,  \irg.  *p'>xan  {pi'uxc»), 
ae.  peon   {*pi{h)an  gedeihen;    urg.   *pühfe   {*pm^xte),    ae.  pühte   deuchte. 

Anm.  2.  Ueber  weitere  Veränderungen  des  indogermanischen 
Konsonantenbestandes  in  urgermanischer  Zeit  durch  Assimilation,  Ver- 
schiebung der  Artikulationsstelle,  Einschub  oder  Wegfall  von  Konsonanten 
vgl.  Noreen,  Urg.  Lautlehre  §  40—58,  Streitberg  Urg.  Gramm.  §  127. 

§  77.  Westgermauische  Kousonaiitendehimiig. 
Unter  den  Veränderungen  des  Konsonantenbestandes, 
die  den  westgermanischen  Sprachen  eigentümlich  sind,  ist 
die  wichtigste  die  sog.  westgermanische  Konsonanten- 
dehnung, derzufolge  zunächst  vor  einem  urg.  j  alle  ein- 
fachen stammauslautenden  Konsonanten  nach   kurzem  Vokal 

—  mit  Ausnahme  von  r  —  gedehnt  (geminiert)  werden  (a). 
Das  j  selbst  ist  nach  der  hierdurch  entstandenen  langen 
Silbe  im  Altengiischen  wieder  abgefallen  (§  89,  d).  Mit- 
unter findet  die  Dehnung  auch  vor  anderen  Konsonanten 
statt,  z.  B.  vor  l  (b)  oder  r  (c). 


§  77,  78] 


Westfferm.  Kousonantendelmuno:. 


165 


a)  scieppan  schaffen,  schöpfen,  as.  shi'ppUiH  (got.  fiktipjan),  sfcppan 
schreiten  {*stapjan)  —  sibb  Verwandschaft,  as.  sihhia  (got.  sibja),  hehhan 
heben  (*//aSy'««)  —  sitfan  sitzen  (gr.  l%o^iai  aus  ^aeSiofiai,  lat.  sedeo), 
settan  setzen  (got.  satjan)  —  b/'ddaii  bitten  (got.  bidjan),  bedd  Bett 
{*badja-),  midd  in  der  Mitte  befindlich  (lat.  medius)  —  sceppan  schädigen 
{*skctpjan),  smippe  Schmiede  {*smipjön)  —  enijssan  stoßen  {^knusjan)  — 
streccean  strecken  {"^strakjan),  gi/ccean  jucken  {*jukja7i),  crycc  Krücke 
(*ÄrrwA;yö-),  vreccea  Verbannter  {'^'ivrakjan-)  —  secgean  sagen  (*sa(/j((ii), 
lecgean  legen  (got.  lagja»),  Jicgean  liegen  {*ligjan),  bi/cgean  kaufen 
{^bngja»),  ecg  Schneide  (as.  eggia),  brijcg  Brücke  {*bnigja-)  —  lilieliJmn 
lachen  (got.  hlahjau)  —  tellan  erzählen,  as.  tellian  {*faljan),  hell  Hölle, 
as.  hellia  (got.  halja)  —  fremnian  vollbringen,  as.  fremntian  {"franijaii)  — 

peiinan  dehnen  (got.  paiijaii),  henii  Henne  {*haiiJ5). 

Anm.  1.  Aber  r  wird  nicht 'gedehnt  und  infolgedessen  fällt  auch  / 
in  diesem  Falle  im  Altenglischen  nicht  ab :  ae.  herian  preisen  (got.  hazjan), 
neriun  retten,  spyrian  spüren,  herigeas  PL  zu  here  Heer. 

Anm.  2.  Mit  einem  folgenden  i  war  urg.  j  schon  früh  zu  i  ver- 
schmolzen; darum  unterbleibt  vor  den  Endungen  -is^  -ip  der  2.  3.  Sg. 
Praes.  Ind.  die  Dehnung  des  vorhergehenden  Konsonanten:  bidde,  bidest 
{^bidis  aus  *bidjis),  bidep  (J^bidip  aus  *bidjip),  hiddap;  teile,  telest,  telep, 
tellap. 

b)  ae.  eeppel^  PI.  sepplas  Aepfel,  ahd.  upphul. 

c)  ae.  biter^  biu{e)r  bitter  (got.  baiirs),  snotor,  snoU{o)r  klug  (got. 
sniitrs),  ätor,  aU{o)r  Eiter,  Gift,  hlütr,  hliitt{o)r  lauter  —  bläedre,  blaeddre 
Blatter,  Blase,  niedre,  needdve  Natter,  blöder,  hleedder  Leiter. 


§  78.  Urgermanischer  l)zw.  westgeriiiaiiisclier  Konsouanteu- 
bestaud  nel>st  dessen  indogermanischen  Entsprechungen. 

Als  Konsonanteubestand  des  Urgermanischen  bzw.  West- 
eermanischen  dürfen  wir  ansetzen: 


Verschluß- 
laute 

Reibelaute 

Halb- 
vokale 

Li- 
quide 

Nasale 

stimm-  stimm- 

stimm- stimm- 

los       haft 

los        haft 

Labiale 

P 

b 

/ 

d 

n- 

)n 

Dentale 

t 

d 

s 

(t 

z 

l,r 

n 

Palatale 

J 

Gutturale 

k 

U 

% 

Y 

l] 

und  zwar  entstand 

166  Altenglisch.  [§  78 

1)  urg.  p  aus  idg.  h  (ae.  päd,  sleüpan  §  76,  f),  nach  s  auch  aus  idg. 
p  (ae.  spiivan  §  76,  h),  wg.  pp  aus  urg.  p  vor  j  oder  /  (ae.  scieppan 
§  77,  a  —  ^i^i^e?  §  77,  b), 

2)  urg.  S,  b  aus  idg.  i7«  (ae.  hröäor  §  76,  e),  seltener  aus  idg.  p 
(ae.  seofon  §  76,  d),  wg.  bh  aus  urg.  S  vor  j  (ae.  s«ii,   hebban  §  77,  a), 

3)  urg.  /  aus  idg.  p  (ae.  /sc  §  76,  a), 

4)  urg.  tv  aus  idg.  r  (ae.  tver^  wind  §  76,  g), 

5)  urg.  t  aus  idg.  d  (ae.  ^?m,  eton  §  76,  t),  nach  s  oder  nach  urg. 
/■,  Z  für  idg.  p^  Ic  auch  aus  idg.  t  (ae.  ^^/es^  §  76,  b  — fifta,  eahta  §  76,  c), 
wg.  tt  aus  urg.  t  vor  j  oder  r  (ae.  sittan  §  77,  a  —  &;7/gr  §  77,  c), 

6)  urg.  (f,  (?  aus  idg.  dh  (ae.  dohtor  §  76,  e),  seltener  aus  idg.  t 
(ae.  fseder,  mödor  §  76,  d),  wg.  (/(?  aus  urg.  et  vor  j  oder  r  (ae.  biddan 
§  77,  a  —  Ueeddre  §  77,  c), 

7)  urg.  J)  aus  idg.  ^  (ae.  pü,  bröäor  §  76,  a),  wg.  ßp  aus  urg.^  vor 
j  (ae.  sceppan  §  77,  a), 

8)  urg.  s  aus  idg.  s  (ae.  sittan^  seofon  §  76,  g),  wg.  ss  aus  urg.  s 
vor  j  (cni/ssan  §  77,  a), 

9)  urg.  z  aus  idg.  z  (urg.  *maz(/a,  ae.  meavg  §  76,  g),  miüunter  auch 
aus  idg.  s  (ae.  7«ara,  ahd.  haso  Hase  §  76,  d), 

10)  urg.  j  aus  idg.  j  (ae.  ö^eoc  §  76,  g), 

11)  urg.  A-  aus  idg.  g  (ae.  cneo,  ic  §  76,  f),  nach  s  auch  aus  idg.  k 
(ae.  scafan  §  76,   b),    wg.  H-  aus  urg.  k   vor  j    (ae.    streccean    §    77,    a), 

12)  urg.  y,  (/  aus  idg.  gh  (ae.  (/ös,  stigan  §  76,  e),  seltener  aus  idg. 
k  (ae.  slögon  §  76,  d),  wg.  ^gr  aus  urg.  y  vor  j  (ae.  secgean,  hrycg  §  17,  a), 

13)  urg.  %  aus  idg.  k  (ae.  heorie  §  76,  a),  wg.  ;^;)j  aus  urg.  X  vor  / 
(ae.  hliehhan  §  77,  a), 

14)  urg.  I  aus  idg.  /  (ae.  long,  hyJl  §  76,  g),  wg.  11  aus  Z  vor  ./ 
(ae.  tellan  §  77,  a), 

15)  urg.  r  aus  idg.  r  (ao.  re»«?,  ieran  §  76,  g), 

16)  urg.  m  aus  idg.  ?«  (ae.  mödor,  gmna  §  76,  g),  wg.  tnm  aus  urg. 
»i  vor  j  (ae.  fremman  §  77,  a), 

17)  urg.  ji  aus  idg.  u  (ae.  n?7(i'  §  76,  g),  wg.  »»  aus  urg.  n  vor  / 
(ae.  henn  §  77,  a), 

18)  urg.  ??  aus  idg.  ?j  (ae.  /o»f/  §  76,  g). 


Altenglische  Konsonanten. 


Vgl.  Sweet,  HES  §  496—557;  NEG  §  761—769;  ShHEG 
§  141—149  —  Wyatt,  §  163  ff.  —  Mayhew,  §  345—553  — 
Cosijn,  AG  §129—152,  KAG  §  72-106  —  Sievers,  AG  §  169— 234; 
Abr.  §22—42  —  Kluge,  PGrdr.  I'^  989— 1024  —  Die  t  er,  §150-158 
—  SokoU,   §  170-198  —  Bülbring,  §  456—574. 


8  791  Diö  iirgerm.  Konsonanten  im  Alteuglischen.  167 

§   79.     l  el)ersicht   über   die   Weitereutwickelung   der   iir- 
germauisclien  Koiisoiiauten  im  Alteuglischeu. 

Die  Veränderungen,  welche  die  urg,  Konsonanten:  |>,  S, 

^;    /;    «<^'     —     ^    f^»    ^h    h    ^%    -     —     />■.    y,    ih    ^^    M;   ./     —     h    '>'    — 

m,  n,  y  im  Altenglischen  erfahren  haben,  sind  nicht  erheblich. 

Die  stimmlosen  Verschlußlaute  p  (psep  §  80,  a)  und 
/  (Johl  §  84,  a)  blieben  im  allgemeinen  unverändert.  Der 
stimmlose  gutturale  Verschlußlaut  k  blieb  aber  nur  vor  ur- 
sprünglich dunklen  Vokalen  und  deren  Umlauten  uud  vor 
Konsonanten  guttural  {cmnan,  cyning,  creeft  §  90,  a  —  hrecan, 
macian,  weorc  §  90,  c),  vor  ursprünglich  hellen  Vokalen  und 
vor  urg.  j  (cild  §  90,  b  —  mic'el,  teec'ean,  crijc'c  §  90,  d  — 
ben'c'  §  97,  b),  im  Auslaut  auch  nach  hellem  Vokal  {ic,  pic 
§  90,  e)  und  gewöhnlich  in  der  Verbindung  sc  {sv'eal,  ßsc 
§  90,  f)  wurde  er  palatal. 

Von  den  stimmhaften  Reibelauten  war  noch  inner- 
halb des  Urgermanischeu  bzw.  Westgermanischen  5  im  An- 
laut, in  der  Gemination  und  nach  m  in  den  stimmhaften 
Verschlußlaut  h  übergegangen,  urg.  d  auch  in  allen  anderen 
Fällen  zu  d  geworden,  während  urg.  y  wohl  nur  in  der  Ge- 
mination und  nach  y  zum  Verschlußlaut  g  wurde,  im  übrigen 
aber  zunächst  Reibelaut  verblieb.  Im  Altenglischen  finden  wir 
demgemäß  h  für  urg.  5  im  Anlaut,  in  der  Gemination  und  nach 
m  (bsep,  sibb,  lamh  §  81,  a),  während  im  Inlaut  vor  Vokalen 
und  n  der  Reibelaut  h  unverändert  blieb,  aber  in  der  Schrift 
durch  /  bezeichnet  wurde  {seofon,  hrsefn  §  81,  b).  Im  Aus- 
laut ging  urg.  5  in  den  stimmlosen  Reibelaut  /  über  {ivlf 
§  81,  c).  Urg.  d  erscheint  im  Alteuglischen  —  soweit  es 
nicht  durch  Assimilation  (s.  n.)  in  ;"  überging  —  in  allen 
Fällen  als  d  {deeg,  f seder,  god  %  85,  a). 

Urg.  y  ist  im  Altenglischen  —  zu  Avelcher  Zeit,  läßt 
sich  nicht  genau  bestimmen  —  im  Anlaut  vor  dunklen 
Vokalen  und  deren  Umlauten  und  vor  Konsonanten  in  den 
stimmhaften  gutturalen  Verschlußlaut  g  (god,  gglt,  glsed 
§  91,  a),  vor  ursprünglich  hellen  Vokalen  aber  in  den  pala- 
talen   Reibelaut  j    übergegangen   (giefan   §   91,    b).     In 


168  Altenglisch.  [§  79 

der  Gemination  und  in  der  Verbindung  ng  erscheint  es  vor 
ursprüngiich  dunklen  Vokalen  als  gutturaler  Verschluß- 
laut^ {doyga,  singcm  §  91,  c),  vor  ursprünglichem  j  aber 
als  palataler  Verschlußlaut  g'  {hijcgean,  hnjc'g',  seng'ean 
§  91,  d).  Im  Inlaut  vor  dunklen  Vokalen  blieb  urg.  / 
gutturaler  Reibelaut  {dmgan  §  91,  e),  ebenso  im  Aus- 
laut allein  oder  in  den  Verbindungen  lg,  rg  nach  dunklem 
Vokal;  doch  wechselt  es  hier  und  vor  konsonantisch  be- 
ginnenden Endungen  mit  dem  stimmlosen  gutturalen  Reibe- 
laut h  [x]  {(jendg,  gemli;  sorg,  sorh  §  91,  h  —  sflJisf,  sfiJip 
§  91,  i).  Im  Inlaut  vor  hellen  Vokalen  und  im  Auslaut  nach 
hellem  Vokal  ist  es  in  den  stimmhaften  palatalen  Reibe- 
laut J  übergegangen  (dseges  [j]  §  91,  f  —  dceg  [j]  §  91,  k), 
der  aber  vor  Dentalen  oft  ausgestoßen  wurde  {seegde,  ssede, 
regn,  ren  §  91,  g). 

Der  stimmhafte  dentale  Reibelaut  z  verwandelte  sich  im 
Altenglischen  im  Inlaut  in  r  (jiiära,  nerian  §  88,  a),  im  Aus- 
laut fiel  er  ganz  ab  {he,  me  §  88,  d). 

Die  stimmlosen  Reibelaute  /  (feeder  §  82,  a),  p 
(porn  §  86,  a),  s  (siinu  §  87,  a)  blieben  im  allgemeinen  un- 
verändert; im  Inlaut  vor  Vokalen  aber  wurden  sie  stimm- 
haft, ohne  daß  dies  in  der  Schrift  hervortritt  {ivulfas  §  82,  b 
—  civeäav  §  86,  b  —  ceosan  §  87,  b).  Im  Anlaut  ging  urg. 
1)1  im  Altenglischen  wie  in  den  übrigen  westgermanischen 
Sprachen  in  //  {ßeon  §  86,  c),  im  In-  und  Auslaut  urg.  pl 
in  (7/  {nmdl  §  86,  d),  urg.  Ip  in  Id  über  {gold  §  86,  e). 

Der  stimmlose  gutturale  Reibelaut  li  [^x\  ist  im 
Wortanlaut  zu  einem  bloßen  Hauchlaut  [h]  abgeschwächt 
worden  {liüs,  hring  §  92,  a)  und  im  Anlaut  der  zweiten 
Glieder  von  Zusammensetzungen  (Ifig  §  92,  b),  sowie  im 
Anlaut  einiger  Vcrbalformen  nach  der  Negation  ne  {nabban 
§  92,  c),  ferner  im  Inlaut  vor  Vokalen  (slean  §  92,  d)  und 
vor  /,  11,  s  (stiele  §  92,  e)  ganz  ausgefallen.  Im  In-  und 
Auslaut  in  den  Verbindungen  hh,  lit,  hp  blieb  es  zunächst 
gutturaler  Reibelaut  [x]  {cohhettan,  eahta  ^  92,  f),  ging 
aber  vor  ursprünglich  folgendem  j,  später  auch  in  der  Ver- 
bindung hf,   wenn  kein  dunkler  Vokal  folgte,    in  den  stimm- 


S  791  Die  urgerm.  Konsonanten  im  Altenglischcn.  I(j9 

losen  palataleu  Reibelaut  /'über  (hliehhan,  cnihf  §  92,  g). 
Einfach  auslautendes  h  [/]  blieb  guttural  {seah  §  92,  i).  In 
der  Verbindung  hs  [x^],  füi'  die  in  der  Regel  x  geschrieben 
wird,  ist  x  in  den  stimmlosen  Verschlußlaut  k  über- 
gegangen {oxa  [ks],  siex  §  92,  h). 

Der  stimmhafte  bilabiale  Reibelaut  (Halbvokal) 
iv  blieb  im  Altenglischen  im  Anlaut  {weeter  §  83,  a)  und  im 
Inlaut  vor  Vokalen  außer  u  erhalten  {scmol  §  83,  e) ;  dagegen 
ist  IV  abgefallen  im  Anlaut  der  zweiten  Glieder  von  Zu- 
sammensetzungen (hläford  §  83,  c),  im  Anlaut  von  Verbal- 
formen nach  der  Negation  ne  (nses,  nolde  §  83,  d)  und  vor 
u,  ü  {cucu,  fä  §  83,  b  —  reon  §  83,  f),  auch  vor  e  aus  i,  l 
(gierede  §  83,  g).  Im  Stammauslaut  der  tva-^  ivö-  und  wi- 
Stämme  blieb  w  teils  erhalten  {snäiv  §  83,  h  —  strawes, 
treoives  §  83,  i  —  sseu'a  §  83,  p),  teils  fiel  es  ab  (see  §  83,  o) 
oder  wurde  zu  u,  das  seinerseits  nach  langer  Stammsilbe 
abfiel  (nided  §  83,  1),  nach  kurzer  als  u  oder  o  erhalten  blieb 
(bealu,  healo  §  83,  m  —  fjearone  §  83,  k)  und  mit  vorher- 
gehendem a,  ä,  e  sich  zu  den  Diphthongen  au,  eu  =  ae.  ea, 
eo  verband  (strea,  tvea,  treo  §  83,  m). 

Der  stimmhafte  palatale  Reibelaut  (Halbvokal) 
j  blieb  im  Altenglischen  im  Anlaut  wohl  unverändert  {(/eür, 
geony  §  89,  a),  ebenso  im  In-  und  Auslaut  nach  langem  Vokal 
{clegan,  hieg  §  89,  b).  Im  Inlaut  ist  j  nach  kurzem  Vokal 
ausgefallen  {heo,  feond,  ])ne  §  89,  c),  ebenso  nach  Konsonant 
{teJlan,  hieran  §  89,  d),  außer  nach  r  bei  kurzer  Stammsilbe 
(herian  §  89,  e).  Im  Auslaut  von  ja-Stämmen  ist  J  teils  ab- 
gefallen (hedd  §  89,  h),  teils  zu  /,  später  e  vokalisiert  worden 
(here  §  89,  f  —  ende  §  89,  g). 

Die  Liquiden  l  {lang,  long  §  93,  a)  und  r  {rmd 
§  9'!,  a)  blieben  im  Altenglischen  erhalten,  doch  tritt  vor- 
vokalisches  r  gern  hinter  den  Vokal,  wenn  demselben  s,  sc, 
st,  n,  nn  folgte  {gms,  ferse  §  94,  b),  und  auch  die  Verbindung 
6"/  wurde  zu  Is  umgestellt  {twdels  §  93,  b). 

Die  Nasalen  m  {mann,  monn  §  95,  a),  n  {nania,  nonia 
§  96,  a)  und  v,  {singan  §  97,  a)  blieben  im  Altenglischen  im 
allgemeinen  unverändert;  doch  fielen  urg.  m  und  n  vor/,/;,  s 


170  Altenglisch.  [§  79,   80 

unter  Nasalierung  und  Dehnung  des  vorhergehenden  Vokals 
aus  {f\f  §  95,  b  —  (ßs,  mü])  §  96.  b),  wie  jj  schon  im  Ur- 
germanischen vor  X  ausgefallen  war  (hröhfe  §  76,  h),  und  urg. 
y  wurde  vor  pal.  c'  palatal  {ben'c    §  97,  b). 

Geringe  Verschiebungen  traten  auch  ein  durch  gegen- 
seitige Angleichung  (Assimilation).  So  wurde  (^  vor  und 
nach  stimmlosen  Konsonanten  zu  t  (milfs,  hintst,  grette  §  85,  b), 
t,  d  +  ])  zu  tt,  t  {itt,  hhit  §  86,  f),  ä-^])  zu  ]>  {cwi^  §  86,  k), 
d  -\-  d  zu  dd  {cydde  §  86,  g),  s  +  ])  zu  st  {ciest  §  86,  h), 
ä  -\-  s  ZM  SS  (bliss  §  86,  i),  s  +  r  aus  urg.  z  zu  8s  {leessa 
§  88,  b),  l  +  7-  aus  urg.  z  zu  //  (sella  §  88,  c). 

Doppelkonsonanz  ist  im  Wortauslaut  und  beim  An- 
tritt konsonantisch  beginnender  Flexionsendungen  gewöhnlich 
vereinfacht  worden  (iq)}),  up  —  sibb,  sib  —  bedd,  bed  — 
eall,  eal  —  grimm,  grim  —  mann,  man  —  feorr,  feor  — 
ealne,  ealra,  grimre,  grimra  etc.)  Beim  Zusammentreffen 
dreier  Konsonanten  fällt  der  mittlere  gewöhnlich  aus 
{Wesseaxan  §  84,  c  —  selUc  §  85,  c  —  elboga  §  96,  c). 

Es  ist  also  von  den  urgermanischen  Konsonanten  nur  z 
ganz  verloren  gegangen,  aber  durch  stimmhaft  gewordenes  s 
(§  87,  b)  wieder  ersetzt  worden.  Neu  hinzugekommen  sind 
die  palatalen  Verschlußlaute:  stimmlos  k',  stimmhaft  (/,  der 
stimmlose  palatale  Reibelaut  /'und  der  Hauchlaut  h. 

Lal)iale. 
§  80.     Urgerm.  j)  im  Alteiiglischen. 

Der  stimmlose  bilabiale  Verschlußlaut  jj  bleibt  im  Alt- 
englischen unverändert  (a). 

a)  p^P  Pfad,  PI.  2}(i^<',  päd  Mantel,  gr.  ßaivij,  jietiig  Pfennig,  pott 
Topf,  pol  Pfuhl  —  plega  Spiel,  pleguin  spielen,  plög,  plöh  Pflug  — 
praettig  schlau,  prüt,  jjrifrf  stolz,  p)ryta^  pryda  Stolz  —  spere  Speer,  splott 
Fleck  —  sprecan,  specan  sprechen  —  släepmi  schlafen,  u-epan  weinen, 
wxpen  Waffe,  dropa  Tropfen  —  xppel  Apfel,  lippa  Lippe,  hopplan  hüpfen, 
clyppan  umarmen  (^khippjan),  scieppxin  schaffen,  schöpfen  (got.  skapjan^ 
as.  skeppiun),  steppan  schreiten  i^sUipjav)  —  sespe  Espe,  helpan  helfen, 
weorpan  werfen,  hearpe  Harfe,  gelhnpan  sich  ereignen  —  sc/p  Schiff, 
slxp  Schlaf,  sceap  Schaf,  deop  tief,  heenep  Hanf  —  topp,  top  Spitze,  iipp, 
up  auf  —  he(dp  half,  wearp  warf,  sccarpi  scharf,  gelamp  es  ereignete  sich. 


§  80,   81]  Urgerm.i;,  5,  h  im  Altenglischen.  171 

An  Dl,  1.  Lateinische  Lehnwörter  mit  unverschobenem  p  sind  z.  B. 
päwa,  pea  Pfau,  ^^eru  Birne,  pic  Pech,  pise  Erbse,  pipor  Pfeffer,  p>und 
Pfund,  pyle^  pylwe  Pfühl,  Kissen,  fytt  Abgrund  —  plünie  Pflaume,  p)^'cost 
Priester  —  cuppe  Becher  (lat.  cupp)a)^  camp  Kampf  etc.  In  der  Ver- 
bindung ps  fällt  dabei  p  aus:  seahn  Psalm,  sealtere  Psalter. 

§  81.     Urgerm.  V),  h  im  Alteiiglischeu. 

Aus  dem  stimmhaften  labialen  Eeibelaute  T)  (§  76,  e) 
hatte  sich  schon  früh  im  Anlaut,  in  der  Gemination 
und  nach  m  der  stimmhafte  Verschlußlaut  h  entwickelt,  der 
in  diesen  Stellungen  auch  im  Altenglischen  stets  erscheint  (a). 

a)  heep  Bad,  hän  Bein,  heran  tragen,  beodaii  bieten,  hitidan  binden, 
hoc  Buch,  hurg  Burg  —  hlsec  schwarz,  blind  blind,  hlöd  Blut  —  hräd 
breit,  brecan  brechen,  bringan  bringen  —  ebba  Ebbe,  hehhan  heben  (got. 
hafjan),  llbban  leben  {*litjan)  —  webb  Gewebe  {*tvabja-),  sibb  Sippe, 
Verwandtschaft  (got.  sibja),  rihh  Rippe,  crihh  Krippe  —  climban  klimmen, 
äcumba  Werg  —  clamb,  cloinh  klomm,  camb,  comb  Kamm,  wamh,  womb 
Bauch,    lamb,  lomh  Lamm,  dnmh  stumm,  ymh,  ymhe  um. 

Änm.  1.  Lat.  Lehnwörter  mit  unverschobenem  b:  hefe  Rübe, 
abbod  Abt. 

Im  Inlaut  vor  Vokalen  und  n  blieb  der  stimmhafte 
Reibelaut  5  im  Altenglischen  unverändert,  wurde  aber  durch/ 
[v]  bezeichnet  (1)).  In  den  Auslaut  tretendes  h  ging  im 
Altenglischen  in  den  stimmlosen  Eeibelaut  /  über  (c). 

^^  gt'ttfan  [v]  graben,  cnafa  Knabe,  hafast  du  hast,  hafap  er  hat, 
7)«/«  habe  zu  habhan  haben,  heafoc  Habicht,  Mafod  Haupt,  sefen  Abend, 
wefan  weben,  hefig  schwer,  heofon  Himmel,  seofon  sieben,  beofor  Biber, 
giefan  geben,  giefu  Gabe,  Ufer  Leber,  Ufgean  neben  libban  leben,  drifan 
treiben,  Itfes,  life  G.  D.  Sg.  zu  lif  Leben,  tvlfes,  wife,  wlfa,  tvifum 
G.  D.  Sg.  PI.  zu  M'^/  Weib,  lufu  Liebe,  düfe  Taube,  yfel  übel  —  sealftan 
salben,  delfan  graben  —  steorfan  sterben,  haerfesf  Herbst,  earfop  Arbeit 
—  hraefn  Rabe,  stefn  Stimme,  su-efn  Traum  —  hläford  Herr  (*hläf-weard), 
hliefdige  Herrin,  hsefde  hatte  (*hata-döm),  lifde  lebte. 

Anm.  2.  Lat.  Lehnwörter  mit  vglt.  5  aus  lat.  b:  tsafl  Tafe)  (lat. 
tabula),  fefor  Fieber,  deofol  Teufel  (lat.  diabolus),  cyrfef  Kürbis  (lat. 
Cucurbita)    —  Dauid,  Eue,  Letii. 

c)  hläf  'Laib',  Brot  (*yjuita-),  lif  Leben,  w'if  Weib,  leaf  Laub, 
deaf  taub,  leof  lieb,  hyf  Bienenkorb  —  bealf  halb,  cealf  Kalb,  dealf  grub 
zu  delfan  graben  —  stearf  starb,  turf  'Torf,  Rasen. 

Anm.  3  Im  Spätaltenglischen  wird/+  m,  n  zu  mm,  mn:  ivif-man(n) 
Weib,  PI.  wif-men(n)  zu  wimman,  wimmen,  stefn  Stimme  zu  stemn. 


172  Altenglisch.  [§  82,  83 

§  82.     Urgerin.  /  im  Altenglischeii. 

Der  stimmlose  labiodentale  Reibelaut  /  blieb  im  Alt- 
englisclieu  im  allgemeinen  unverändert  (a).  Im  Inlaut  vor 
Vokalen  ist  /  stimmhaft  geworden  [v],  wird  aber  weiter  / 
geschrieben  (b). 

a)  fseder  Vater,  feorr  fern,  fconä  Feind,  ßndan  finden,  flf  fünf, 
folc  Volk,  föt  Fuß,  fidl  voll  —  ^tleesc  Fleisch,  ßeogau  fliegen  —  freonä 
Freund,  freosan  frieren  —  f)imatlan  schnaufen,  fneosan  neben  sneoscm 
niesen  —  woffian  rasen,  pi/ffan  (*inifjan)  blasen,  offrutn  opfern  (lat. 
offerre),  Offa  —  rsefsan  tadeln  —  sefter  nach  —  g/ff  Gabe,  sceaß  Schaft, 
geisceaft  Geschöpf  —  milf  Wolf,  ftf  (*ßiiif)  fünf  —  Imf  Hof,  hröf  Dach, 
stif  steif. 

Anm.  Lat.  Lehnwörter  mit  anlautendem /' aus  lat.  r:  fann,  fon)i 
Futterschwinge  (lat.  rannus),  fers  Vers  (lat.  rersxs),  FergiltKs,  aus  gr.  (p: 
Fenix -(gr.  q)otvi^). 

b)  wnlfes,  imlfe  [v]  G.  D.  Sg.,  wulfas,  tculfa,  wulfitm  '^.G.'D.V].  zvl 
fr/f?/Wolf,  ne.  wolf,  PI.  tvolves  —  /'i/e,  twelfe  flektierte  Formen  zu  fif  5, 
tivelf  12,  ne.  Hve,  twelve  —  ofen  Ofen,  ne.  oven,  sceofl  Schaufel,  ne.  shovel 
(ac.  scüfala). 

§  83.  Urgerin,  iv  im  Altenglischeu. 
Der  stimmhafte  bilabiale  Reibelaut  (Halbvokal)  «'  ist  im 
Altenglischen  im  Wort  an  laut  in  der  Regel  unverändert 
geblieben  (a),  doch  ist  er  zwischen  anlautendem  Konsonanten 
und  folgendem  u,  ü  geschwunden  (b),  desgleichen  mitunter 
im  Anlaut  der  zweiten  Glieder  von  Zusammensetzungen  (c) 
und  in  einigen  Verbalformen  nach  der  Negation  /le,  wobei 
nach  §  65,  m  rv  mit  folgendem  i  zu  //  [üj  verschmilzt  (d). 
Ueber  die  schriftliche  Darstellung  des  ae.  w  vgl.  §  51. 

a)  icäf  ich  weiß,  irees  war,  weeter  Wasser,  wearni  warm,  weg  Weg, 
tve  wir,  toepan  weinen,  witan  wissen,  iv'in  Wein,  wolde  wollte,  n-ord  Wort, 
rws  Feuchtigkeit,  wudu  ^o\z,  indf  Violf,  u-iind  Wunde,  fr^sc«;?  wünschen 
—  wlacu  lau,  ivlite  Antlitz,  wlisp  lispelnd,  ivlonc  stolz  —  wrecan  rächen, 
tvrincle  Runzel,  wrltan  schreiben  —  ttvegen  M.,  ttvä  F.  zwei,  twelf  z'^-'öM, 
ttvig  Zweig  —  dtvellnn  wohnen,  dweorg  Zwerg  —  pirean  M'&schen,  ßn-a»g, 
pH'Ong  Sohuhriemen  —  sicä  so,  swefan  schlafen,  sireord  Schwert,  sinmmaii 
schwimmen  —  ctveäan  sagen,  cwellan  töten,  cioe}i  Frau  —  Jiicä  wer,  Inraet 
was,  hu'it  weiß,  hwösiu  Husten,  hwy  warum. 

b)  ctvucn,  cHcu  lebendig,  hetwtth,  hetuh,  betux  zwischen,  siilh 
(*swulJi)  Pflug,  tu  N.  zwei  (*ti('ü,  urg.  *firö),  liü  wie  (*Jiinl,  urg.  *hir5Jy 
mitunter  auch  utan  für  wutan  wohlan,  laßt  uns. 


^   83]  Urgerm.  /.  v  im  Altenglischon.  173 

c)  hläford  B-QXt:  (*}iläf-icard),  Hrödulf 'RndoW ,  (Hröp-vulß,  fiiUnht 
Taufe  (*fall-ifulit,  fitll-tviltt),  ealneg  immer  (ecdne  weg). 

d)  nees  (für  ne  ivees)  war  nicht,  näsron  (ne  rvesron)  waren  nicht, 
TiMre  (ne  wsere)  wäre  nicht,  nät  (ne  ivät)  weiß  nicht,  mjton  (ne  witon) 
wir  wissen  nicht,  nyste  (ne  tviste)  wußte  nicht,  ni/le  (ne  tvyle)  ich  will 
nicht,  nolde  (ne  tvolde)  wollte  nicht. 

Im  Inlaut  bleibt  iv  vor  Vokalen  gewöhnlich  erhalten  (e), 
nur  vor  u  fällt  es  mitunter  aus  (f),  ebenso  vor  c  aus  /,  7  (g). 

e)  awel  Ahle,  hueoivol  Rad,  sinwuin  speien,  äwa,  ä  immer,  säwol 
Seele,  säu-on  sie  sahen,  läwerce  Lerche,  hläwan  hlasen,  cnäu-an  wissen, 
cräuan  krähen,  cräire  Krähe,  präwan  drehen,  mätcan  mähen,  säwcin  säen, 
blöwan  blühen,  röivan  rudern,  gröu-an  wachsen,  fcoti-er  vier  —  swealtve 
Schwalbe,  u-ielican  wälzen,  s])eariva  Sperling,  giertvan  bereiten,  meoivle 
Mädchen  (got.  mmcilo) ;  vgl.  auch  §  83,  h.  i. 

f)  reon  sie  ruderten  (für  reowun). 

g)  gierede  (*yaricld5>n)  Praet.  zu  gunvan  bereiten,  tvielede  ("wal- 
widöm)  Praet.  zu   wielu-an    wälzen,    pi/hvc,   pi/le  Kissen    (lat.  pith'inuni). 

In  den  iva-,  «fö- Stämmen  bleibt  iv  unmittelbar  nach 
langem  Vokal  im  Auslaut  und  vor  Flexionsendungen  er- 
halten (h),  ebenso  nach  kurzem  Vokal  und  nach  Konsonant 
vor  vokalisch  beginnenden  Flexionsendungen  (i),  während  es 
zwischen  Kousonant  und  konsonantisch  beginnenden  Flexions- 
endungen in  0  übergeht  (k). 

h)  snäw  Schnee,  snäires,  snäwe  G.  D.  Sg.,  ebenso  deaw  Tau,  peaw 
Sitte,  Mäw,  hleew  Grabhügel,  hräw,  hräew  Leichnam,  stöw  Ort,  stöwe 
G.  D.  A.  Sg.,  treotv  Treue,  hreow  Reue. 

i)  strawes,  strmve  G.  D.  Sg.  zu  streu  Stroh,  peotres,  peoire,  peouHta, 
peowa,  peoivum  G.  D.  Sg.,  N.  G.  D.  PI.  zu  peo  Diener,  treou-es,  treotüe, 
treowa,  treotcum  G.  D.  Sg.  PI.  zu  treo  Baum  —  meedice  G.  D.  Sg.  zu 
meed  Wiese,  iMsive  G.  D.  Sg.  zu  las  Weide  —  hearwes,  bearwe,  hearuas, 
hearwa,  hearwum  G.  D.  Sg.,  N.  G.  D.  PI.  zu  hearii  Wald,  hecdwes,  heulwe, 
healwa,  beahvam  G.  D.  Sg.  PI.  zu  healu  Übel,  meohves,  meohce  G.  D.  Sg. 
zu  tneolu  Mehl,  sceadtce  G.  D.  Sg.  zu  sceadu  Schatten  —  gearwes,  gearirtnn 
G.  D.  Sg.  M.,  gearive,  gearwa  N.  PI.  M.  F.  zu  gearu  bereit. 

k)  gearone  A.  Sg.  M.,  gearore  G.  D.  Sg.  F.,  gearora  G.  PI.  zu 
gearu  bereit. 

Unmittelbar  nach  kurzem  Vokal  oder  nach  Konsonant 
wird  im  N.  A.  Sg.  der  it'«-Stämme  nach  Abfall  der  urg. 
Endung  -az,  -am  das  tv  zu  ii  vokalisiert,  ebenso  im  N.  A.  PL 
der  neutralen  t^'a-Stämme,  und  im  N.  Sg.  der  ?rö-Stämme  -tim 
aus  älterem  -tvö  zu  u   vereinfacht,    das   nunmehr   nach  Kon- 


174  Altenglisch.  [§  83,  84 

sonant  bei  langer  Stammsilbe  abfällt  (i),  bei  kurzer  erhalten 
bleibt  (m),  mit  einem  unmittelbar  vorbergebenden  a,  ä,  e  aber 
zu  den  Diphthongen  au,  eu  verschmilzt,  die  wie  sonst  zu 
§a,  eo  weiterentwickelt  werden  (n). 

I)  nixd  Wiese  (*»i^(h(,  wg.  *)>iädtvö),  lies  Weide. 

m)  bearu  AVald  {^hanva-) ,  healu  Uebel  N.  Sg.  {*halira-),  bealti 
N.  PI.  {*heahcii  ans  *bahcö),  aceadu  Schatten  {*skadwö) ,  gearu  bereit 
N.  S.  M.  {^yartra-),  geam  N.  S.  F.  {""yarwö). 

n)  streu  Stroh  {*sirawa-),  wea  Weh  neben  toäira,])eo  Diener  {*peica-), 
ireo  Baum  N.  Sg.  {*trewa-)  —  dea  Klaue  (^klaiou  aus  *klciivö),  treu  N.  A.  PL 
{^trennt  aus  *trew5),  aber  auch  streaw,  ]}eon\  treow,  cleaiv  mit  Anfügung 
von  w  aus  dem  Gen.  Dat. 

In  den  wi- Stämmen  fällt  w  im  Auslaut,  vor  hellen 
Vokalen,  oft  auch  vor  u  aus  (o),  vor  a  bleibt  es  erhalten  (p). 

o)  m  Gesetz  {*ahvi-),  sä  See  {*saiu'i-),  sees  G.  Sg.  M.  (fdr  *ssen^es), 
sse  D.  Sg.  M.,  G.  D.  Sg.  F.  (für  *Ä«?re),  säm  neben  sieirtnn  D.  PI. 

p)  sMwa  G.  PL  zu  sm  See. 

Anm.  1.  Aus  labiogutturalen  Konsonanten  entstandenes  urg.  w 
ist  im  Altenglischen  abgefallen:  nacod  nackt  (got.  na(2a])s),  singan  singen 
(got.  siggvan),  ea  Wasser  {*eahu,  got.  ahva),  seon  sehen  (got.  saihvan\ 
secih  sah  (got.  sahv),  neah  nahe  (got.  nehv),  leon  leihen  {^fihan,  got. 
leihvcm),  tiohhian  anordnen  {*ti%tvöjan). 

Deutale. 
§  84.     rrgerm.  f  im  Alteuglisclieu. 

Der  stimmlose  dentale  Verschlußlaut  t  ist  im  Alt- 
englischen meist  unverändert  geblieben  (a). 

a)  talu  Zahl,  Erzählung,  telJan  erzählen,  tnl  Zeit,  toll  Zoll,  top 
Zahn,  tunge  Zunge,  tun  'Zaun',  Stadt  —  twä  zwei,  twelf  zwölf,  tirig 
Zweig  —  tre.o  Baum,  getrletve  treu  —  etan  essen,  swete  süß,  bltan  beißen 
—  cnotta  Knoten,  mattoc  Hacke  —  sittan  sitzen  (*sitjan),  settun  setzen 
(as.  settiun,  got.  satjuii),  hwettan  wetzen  —  biter,  bitter  bitter,  snotor, 
snottor  klug,  ätor,  uttor  Eiter,  Gift,  hlütor,  hluttor  lauter  —  betru  besser, 
betsta  der  beste,  lutostu  der  letzte  —  heeßan  fesseln,  restan  ruhen,. 
feohtun  fechten,  nieltun  schmelzen,  heorte  Herz,  hunta  Jäger  —  hit  es, 
hat  heiß,  hn-it  weiß,  föt  Fuß  —  hsett  Hut,  sceatt  Schatz,  Münze  —  botm 
Boden,  Grund  —  gift  Gabe,  gast  Geist,  niht  Nacht,  feit  Filz,  gt/lt  Schuld, 
streurt  schwarz,  ßi)it  Kieselstein. 

Am  Ende  der  altenglischen  Zeit  wird  t  +  J  oder  pal.  <; 
[j]  zu  pal.  c,  cc  (b).     Zwischen  Konsonanten  fällt  t  aus  (c). 


§   84,   85]  Urgerni.  t,  (t,  d  im  Altenglischen.  175 

b)  fetian,  fec'c'ean  holen,  ortf/eard,  orc'eard  Garten  (lat.  hortus  -\-  ae. 
geard),  crseftga,  creefc'a  Handwerker. 

c)  Wesseaxan  für   Westseaxan,  hinst  für  hinist  du  bindest. 

Anm.  1.  Lat.  t  blieb  unverändert  in  bete  Eübe  (lat.  beta);  es  er- 
scheint wie  im  Vulgärlateinischen  als  d  in:  Iseden  lateinisch,  side  Seide, 
abbod  Abt  (lat.  latimis,  seta,  ahbateiii). 

§  85.     Urgerm.  d,  d  im  Alteuglischeu. 
Urg.  ä  war  schon  früh   in   den   stimmhaften  Verschluß- 
laut   d   übergegangen,    der   auch   im  Altengiischen   in    allen 
Stellungen  erscheint  (a). 

a)  dx(j  Tag,  deel  Teil,  dcap  Tod,  dcop  tief,  dimm  dunkel,  dohfor 
Tochter,  dorn  Urteil,  ditrii  Tür  —  divellun  wohnen,  dtveorg  Zwerg  — 
drincan  trinken,  dryge  trocken  —  sudol  Sattel,  feeder  Vater,  Isedan  leiten, 
weder  Wetter,  medii  Math,  hider  hierher,  bodig  Körper,  mödor  Mutter, 
üder  Euter,  sudon,  soden  Pt.  PL,  Part.  Praet.  zu  seoctan  sieden  (§  76,  d), 
prldda  der  dritte  (*pridj(0,  hiddan  bitten  (*bidjan),  hreddan  retten,  bedd 
Bett  (*badja-)  —  bleedre,  bleeddre  Blatter,  needre,  useddre  Natter,  födor, 
foddor  Futter  —  lä^dde  führte,  h^räe  hörte,  deelde  teilte,  tealde  erzählte, 
heefde  hatte,  fremede  vollbrachte,  macöde  machte  —  healdan  halten,  hierde 
Hirt,  bindan  binden,  sendan  senden  —  bleed  Blatt,  dxd  Tat,  gebed  Gebet, 
dead  tot,  tul  Zeit,  god  Gott,  gdd  gut,  hlüd  laut  —  midd  mitten  (lat. 
medtus),  hridd  Vogel  (*bridja)  —  ceald  kalt  (got.  kalds),  heard  hart, 
Word  Wort,  gebi/rd  Geburt,  hand,  hond  Hand,  land,  lond  Land,  feond 
Feind,  kielend  Heiland  —  nacod  nackt,  gemacod  gemacht,  gefremed  voll- 
bracht, gedäeled  geteilt,  geteald  erzählt. 

Anm.  1.  Lat.  d  erscheint  unverändert  in  den  Lehnwörtern:  draca 
Drache  (lat.  draco),  creda  der  Glaube  (lat.  credo);  vlglt.  d  aus  älterem  t 
in  leeden,  stde,  abbod,  vgl.  §  84,  Anm.  1. 

Vor  und  nach  stimmlosen  Konsonanten  geht  d  in  t  über, 
wobei  tt  im  Auslaut  oder  nach  Konsonant  zu  t  vereinfacht 
wird  (b).     Zwischen  Konsonanten  fällt  d  aus  (c). 

b)  milts  Mitleid,  miltsian  sich  erbarmen  zu  milde  mild,  bletslan 
opfern  (*hlödisöjan) ,  gesgntu  Gesundheit  {^gesundipu  §  86,  f),  bitst,  hitt, 
hü  (*bidst,  *hidp)  2.  3.  Sg.  Praes.  zu  hiddan  bitten,  bintst,  hint  (*hindst, 
hindp)  2.  3.  Sg.  Praes.  zu  bindan  binden  —  cli/iite  {*cli/pp-de)  Praet.  zu 
clyppan  umarmen,  cyste  {*cyss-de)  Praet.  zu  cyssan  küssen,  grette  {*gret-de) 
Praet.  zu  gretan  grüßen,  pijrste  (*pi/rst-de)  Praet.  zu  pyrstan  dürsten, 
fästt  feist,  fett  {*faitida). 

c)  gyrde  {*gyrdde)  Praet.  zu  gyrdun  gürten,  sende  {*seiidde)  zu 
sendan  senden,  sellic  aus  seldlic  seltsam,  auch  im  unbetonten  Praefix: 
onsdcan  bekämpfen  gegenüber  dndsaca  Widersacher. 

Anm.  2.    Ein  d  wird  eingeschoben  in  endleofan  für  enlefan  elf. 


176  Altenglisch.  r§  86 

§  86.     Urgerm.  p  im  Alteiiglisclieu. 

Der  stimmlose  interdentale  Reibelaut  p  ist  im  Alt- 
englisclien  im  allgemeinen  unverändert  geblieben  (a);  im 
Inlaut  zwischen  Vokalen  oder  stimmhaften  Konsonanten  aber 
ist  er  stimmhaft  geworden  (b).  Ueber  die  Schreibung 
dieses  Lautes  vgl.  §  51. 

a)  pä  da,  pset  daß,  pencean  denken,  peof  Dieb,  plng  Ding,  p'in  dein, 
porn  Dorn,  pitrli  durch,  piis  so,  püma  Daumen,  pynne  dünn  —  pivang, 
pwong  Schuhrienien,  pireorh  'zwerch',  quer  —  priecl  'Draht',  Faden,  pne, 
preo  drei,  profii  Kelüe  —  sippaii  seit,  oppe  oder,  moppe  Motte,  c[/ppii 
Heimat  —  sceppan  schaden  {*sJiapjaii),  smippe  Schmiede  {*sniipjö}i)  — 
cwaep  sprach,  hsep  Bad,  häp  die  Heide,  deap  Tod,  leop  Lied,  slp  Reise, 
hrop  Brühe,  top  Zahn,  müp  Mund,  cilp  kund  —  heelp  Gesundheit,  heorp 
Herd,  tvearp  ward  —  mönap  Monat,  JiseJep  Held  —  hi'rep,  herap  3.  Sg. 
PI.  Praes.  zu  heran  tragen. 

b)  haä'ian  baden,  cweäan  sprechen,  seoäan  sieden,  häecten  der  Heide, 
fccter  Feder,  weSer  Widder,  leder  Leder,  edel  Stammsitz,  ßäele  Fiedel, 
bilde  froh,  liäe  lind,  siriäe  stark,  öffer  ein  anderer,  hröäor  Bruder,  röäor 
Euder,  cyäun  verkünden  —  u-eoräan  werden,  mordor  Mord,  hi/räen  Bürde, 
eoräe  Erde  —  fcectni  Umarmung,  jnftä{i()i/i  Kleinod. 

Urg.  pl  ging  schon  im  Westgermanischen  im  Anlaut  in 
//  (c),  im  In-  und  Auslaut  in  dl  über  (d),  urg.  ]p  in  Id  (e). 

c)  /fcon  fliehen  {^fleolmn,  got.  pliuJian). 

d)  ti&dl  Nadel  (got.  nepla),  ädl  Krankheit. 

Anm.  1.  Ae.  d  +  l  bleibt  unverändert:  edles,  edle  G.  D.  Sg.  zu 
edel  Wohnsitz,  Hredles,  Hredle  G.  D.  Sg.  zu  Hredel.  Mitiinter  ist  d  vor  l 
ausgefallen:  »leelan  neben  msedlan  sprechen,  stSelan  begründen,  steelwierde 
standhaft  zu  sfadol  Grund. 

Anm.  2.  Vor  ni  geht  d  später  mitunter  in  d  über:  mädmcis  neben 
mädmas,  mäclnia  etc.  PI.  zu  mädum  Kleinod. 

e)  heuld  kühn  (got.  halps),  eald  alt,  gold  Gold  (got.  gidl)),  hold 
hold  (got.  hitlps),  fealdan  falten  (got.  falpan),  fehl  Feld  {*felpi(-),  ireald 
Wald  {*walpu-),  wilde  wild  (got.  n-ilpeis),  wiildor  Herrlichkeit  (got. 
wulpus). 

Anm.  3.    Ae.  l -\- p  bleibt  unverändert:  hielp  GesMndheit  {^hälipti). 

Die  durch  Vokalsynkope  im  Altenglischen  entstandenen 
Verbindungen  d  +7?  und  ^  +  p  werden  zu  tt,  t  (f),  p  +  d  über 
äd  zu  (7(7  (g),  5+7;  zu  5if.(h),  ä -\- s  zu  ss  assimiliert  (i), 
^  +  j>  im  Auslaut  zu  p  vereinfacht  (k). 


§  86  —  88]  Urgerm.  p,  s,  z  im  Altenglischen.  179 

f)  pmt((  daß  (für  peet  pe),  itf,  H  (für  itep)  3.  Sg.  Praes.  zu  efan 
essen,  hlff,  hitf,  bit  {hlfep  oder  bldep)  3.  Sg.  Praes.  zu  Mfan  beißen  oder 
hidan  warten,  hint  {bindep)  3.  Sg.  Praes.  zu  bindan  binden,  gesjjntu 
Gesundheit  (^gesundipu),  ofermettu  Uebermut  {^-mödipu),  lätteotv  Führer 
{*Jä.d-peow). 

Anm.  4.    p  ist  auch  ausgefallen  in  läreoiv  Lehrer  {*lär-peow). 

g)  cyäde^  cydde  Praet.  zu  cyäan  verkünden. 

h)  hafastu  für  hafas  pu,  hilpestu  für  hilpes  pu  2,  Sg.  Praes.  zu 
Jiabban  haben,  helpan  helfen  —  clesp,  ciest  Praes.  3.  Sg.  zu  ceosan 
wählen,  tviexp,  wiext  Praes.  3.  Sg.  zu  iveaxan  wachsen. 

i)  bViäs,  bliss  Freude  zu  bUäe  froh,  Uäs,  liss  Linderung  zu  Uäe 
lind,  cwist  (cwiäest)  2.  Sg.  Praes.  zu  cicectan  sprechen. 

k)  cir/p  (civiäep)  3.  Sg.  Praes.  zu  cweäan  sprechen. 

§  87.     Urgerm.  s  im  Altenglisclieu. 
Der  stimmlose  dentale  Reibelaut  s  ist  im  Altenglischen 
unverändert   geblieben   (a),    nur   ist   er   im  Inlaut   zwischen 
Vokalen   und   vor   stimmhaften  Konsonanten   stimmhaft   ge- 
worden (1)). 

a)  sand  Sand,  s«  See,  säicol  Seele,  sendan  senden,  singan  singen, 
söna  bald,  siitm  Sonne  —  spell  Spruch,  spere  Speer,  sploit  Fleck,  sprecan 
sprechen,  spreec  Sprache,  springan  springen  —  standan  stehen,  stän  Stein, 
steorra  Stern,  sform  Sturm,  strM  Straße,  slream  Strom  —  sceal  soll,  scield 
Schild,  scip  Schiff,  scop  Sänger,  sculdor  Schulter,  scrüd  Kleid  —  stvellan 
schwellen,  stvete  süß,  siveord  Schwert,  sweostor  Schwester,  sivift  schnell 
—  släepan  schlafen,  slean  schlagen  —  smsel  klein,  simp  Schmied  —  snaca 
Schlange,  snäw  Schnee  —  assa  Esel,  cyssan  küssen  i^kussjan),  cnyssmi 
stoßen  i^knusjan)  —  eespe  Espe,  7-estan  ruhen,  betsta  der  beste,  latosfa 
der  letzte,  pyrstan  dursten,  blöstma  Blüte,  wyscan  wünschen,  äsclan  neben 
axlan  fragen,  rsefsan  tadeln,  iveaxan  wachsen,  oxa  Ochs  —  irees  war,  häs 
heiser,  hses  Geheiß,  is  ist,  is  Eis,  ins  weise,  gös  Gans,  mos  Mus,  inüs 
Maus,  üs  uns  —  coss  Kuß,  gewiss  gewiß  —  gast  Geist,  fyst  Faust,  üsc 
Fisch,  fläsc  Fleisch,  Englisc  Englisch  —  tvaeps  (zu  wefan  weben),  später 
iveesp  Wespe,  feax  Haar,  siex  sechs,  heals  Hals,  hors  Roß  —  stänes  G.  Sg. 
stänas  N.  PI.  zu  stän  Stein,  bires^  birest  2.  Sg.  Praes.  zu   beran  tragen. 

b)  ivesan  sein,  ceosan  wählen,  lysan  lösen,  grasian  grasen,  nosu 
Nase,  rose  Rose,  haesel  Haselnußstrauch,  wesole  Wiesel,  vor  -de:  lysde 
löste,  vor  l,  m:  ösle  Amsel,  bösm  Busen,  besema,  besma  Besen. 

§  88.     Urgerm.  z  im  Altenglischen. 

Der  stimmhafte  dentale  Eeibelaut  z,  dessen  Lautwert 
wohl  dem  des  polnischen    rz   nahe    gestanden    hat,    kam    im 

Kaluza,  Hiator.  Grammatik  d.  engl.  Sprache.    I.    2.  Aufl.  12 


178  Altenglisch.  [§  88,  89 

Urgermanischen  nur  im  In-  und  Auslaut  vor.  Im  Gotischen 
ist  teils  z  erhalten,  teils  s  dafür  eingetreten.  Im  Altenglischen 
wurde  inlautendes  urg.  ,c  zu  r  (a).  Mit  vorhergehendem  6- 
wurde  es  zu  sö^  (b),  mit  vorhergehendem  l  zu  II  assimiliert  (c). 

a)  hara  Hase  {*xazan-),  mära  größer  (got.  maiza),  eure  Ohr  (goc. 
ai(sö),  Jierian  preisen  (got.  hazjan),  nerian  retten  (got.  nasjan),  herie 
Beere  (got.  iveina-basi),  Jneran  hören  (got.  hausjan),  leeran  lehren  {*laizjan), 
leorman  lernen  {*Uznöjan)^  icißvon  sie  waren  PI.  Praet.  zu  n-esan  sein, 
curoyi  PI.  Praet.,  coren  Part.  Praet.  zu  ceosan  wählen  (§  76,  d)  —  ierre, 
yrye  zornig  (got.  airzeis),  pyrre  dürr  (got.  paursus),  durran  wagen  (got. 
daursan)  —  hetra  besser  {*batiza),  ieldra  älter  {*aldiza),  heardra  härter 
{*%ardöza)  —  hsRr  bar,  bloß  {*hasa-,  poln.  bosy  barfuß),  deor  'Tier',  Rot- 
wild (got.  diits),  mr  Aehre  {*axaz,  got.  ahs)  —  gierd  Gerte  (got.  gazds), 
heordan  PI.  Hede  {*xezda-),  reord  Rede  {*rezda-,  got.  razda),  hord  Hort 
(got.   huzd),    mearg  Mark  {*mazga-),  sern  Haus  (got.  razn). 

b)  läßssa  (*leesra  aus  laisizön)  geringer,  iryrsa  {*)ryrsra  aus  *in'rsiz5n) 
schlimmer,  pisse  {*pisre)  G.  D.  Sg.  dieser. 
)  sella  neben  selra  besser  {*söUzön). 

Ursprünglich  auslautendes  urg.  z  ist  im  Altenglischen 
stets  abgefallen  (d). 

d)  he  er  (got.  is),  hicä  wer  (got.  hras,  lat.  quis),  u-e  wir  (got.  ivetsy 
ge  ihr  (got.  jus),  nie  mir  (got.  »lis),  pe  dir  (got.  pus),  pä  diese  (got.  P)ös), 
mä  mehr  (got.  rnais),  het  besser  (got.  hatis),  leng  länger  (got.  laggis), 
vgl.  auch  §  98. 

Anm.  Unsere  deutsche  Affrikata  z  [ts]  kommt  im  Altenglischen 
nur  bei  Synkope  eines  Vokals  oder  in  Lehnwörtern  vor  und  wird  dann 
gewöhnlich  ts  geschrieben:  hetsta  der  beste  {*batista),  bintst  (bindest) 
du  bindest,  pcdentse  Pfalz  (lat.  xyalathuti). 

Palatale. 

§  89.     Urgerm.  j  im  Alteiiglisclieu. 

Der  urg.  stimmhafte  palatale  Eeibelaut  (Halbvokal)  / 
blieb  im  Altenglischen  im  Anlaut  erhalten,  geschrieben  ge, 
gi,  i  (a),  ebenso  im  In-  und  Auslaut  nach  langen 
Vokalen,  geschrieben  ge,  g  (b). 

a)  ge  ihr,  gear  Jahr,  geömor  Jammer,  gif  ob,  git  ihr  beide,  gJet, 
gyt  noch,  gicel  Eiszapfen,  giest  Gischt,  ne.  yeast,  gyccean  jucken,  geoc 
Joch,  geohol,  geol  Weihnachten,  ne.  Yule,  iung,  giong,  geong  jung,  geogup 
Jugend,  /m,  geö  einst. 


§   89]  Urgerm.  j  im  Altenglischen.  179 

b)  clegan  rufen,  stregan  streuen,  frcogean  lieben,  fcogean  hassen  — 
leg,  lg  Insel,  hieg  Heu,  ^g  Ei  (*«yff-),  dxg  Lehm,  cmge  Schlüssel  {*kaiji). 

Anm.  1.  In  der  zweiten  schwachen  Konjugation  wird  *-5jan  über 
*-ejan  zu  -Igean.,  später  -lan:  niacigecDi,  mactan  machen  (§  173). 

Unmittelbar  nach  kurzem  Vokal  ist  inlautendes  y  unter 
Kontraktion  der  zusammenstoßenden  Vokale  ausgefallen  (c). 

c)  Mo  sie  N.  Sg.  F.  {*htju,  *hijo),  seo  die,  preo  F.  N.  drei  {^Jjriju), 
/reo  frei  {*fr/ja-),  beo  Biene  {*bij5n-),  beon  sein  {*bijan),  feond  Feind 
(got.  ßjands),  flend  D.  Sg.  N.  PL,  freond  Freund  {*frij5nds),  eode  ging 
{*ijade,   got.  iddja)    —   hie  sie  N.  PL,  {*Jiije),  prle  drei  M.    {*prijiz),   sie 

Konj. 

Nach  Konsonant  fällt  inlautendes  j  bei  ursprünglich 
langer  oder  durch  westgermanische  Konsonantendehnung 
(§  77)  lang  gewordener  Stammsilbe  ab  (d),  bleibt  aber  nach 
r  bei  kurzer  Stammsilbe  erhalten  (e). 

d)  ivepan  weinen  {*ivöpjan)^  secean  suchen,  fedan  füttern,  gellefan 
glauben  (got.  galauhjan),  gefneiran  vertrauen,  cyäan  verkünden  {*küpjmi), 
dSelan  teilen  {*dailjan),  hieran  hören  (got.  hausjan),  denian  urteilen 
i^dötHJan),  ivenan  'wähnen',  erwarten,  pyriitan  dürsten,  loijrcean  arbeiten 
(got.  u-aiirkjan)^  cyssan  küssen  {*kussjan),  fiellan  fällen  {*falljan),  fijUan 
füllen  {*fi(Ujan)  —  sciepjKoi  schaffen,  schöpfen  {*skapjcm),  hebban  heben 
{*hatjan),  settan  setzen  (got.  safjan),  biddan  bitten  (got.  bidjan),  streccean 
strecken  {*strakjan),  lecgean  legen  {*Iagjan),  sceßpan  schädigen  (got. 
skapjan),  cnyssan  stoßen  {*knnsjan),  hliehhan  lachen  (got.  hlahjan), 
tellan  erzählen  {*taljan),  fremman  vollbringen  {*framjan),  smippe  Schmiede 
{*smipj5n-),  tvilla  Wille  (as.  ir/'lUo,  got.  unlja). 

e)  herigean,  her/an  preisen,  nerigean,  nerian  x<^  cn,  heriges,  herges, 
herige,  herge  G.  D.  Sg.,  herigeas,  herias  N.  PL  zu  iiere  Heer,  got.  harjis. 

In  den  Auslaut  tretendes  j  wird  nach  kurzer  Stamm- 
silbe zu  i,  später  e  vokalisiert  (f),  ebenso  nach  ursprünglich 
langsilbigen  ja -Stämmen  (g),  während  es  nach  einer  durch 
westgermanische  Konsonantendehnung  lang  gewordenen  Silbe 
abfällt  (h). 

f)  here  Heer  ('*;^rtrja-^  —  stcere  schwöre  Imper.  (*sirarj-),  nere, 
rette,  site  sitze  {*sitj-),  sete  setze  {*satj-),  tele  erzähle  {*talj-). 

g)  hierde  Hirt  {*%irdja-),  ende  Ende  {*andja-),  stiele  Stahl  {*sfahl)a) 
—  cysse  küsse  {Vcussj-),  aber  gewöhnlich  däel  teile  {*datlj-)  etc. 

h)    sihb    Verwandtschaft    (got.    sibja) ,    bedd    Bett    {*badja-),    crycc 
Krücke  {'^krukjö),  hell  Hölle  (got.  halja),  henn  Henne  {*hanjö). 

Anm.  2.  Stammauslautendes  urg.  j  ist  von  einem  folgenden  i  schon 
früh  absorbiert  worden:  nerest,  nerep  2.  8.  Sg.  Praes.  {*n(tzis,  *nazip  für 

12* 


180  Altenglisch.  [§  89,  90 

*>iazjis,  *nazjip),  bidest,  hidep  {*hiilis,  *bidip  für  'hidjis,  *hidjip),  feiest, 
tele])  gegenüber  nerie  1.  Sg.,  neriap  3.  PI.  Praes.,  hidde,  hiddap,  feile, 
fellap  —  macasf,  macap  2.  3.  Sg.  Praes.  {*makais,  *makaip  für  *maköjis, 
*iHaköjip)  gegenüber  macige  1.  Sg.,  »tacigeap  3.  PI.  Praes. 


Gutturale. 
§  90.     Urgerm.  Ä-  im  Alteuglischeii. 

Der  stimmlose  gutturale  Verschlußlaut  k  hat  sich  im 
Altenglischen  in  einen  palatalen  und  einen  gutturalen  Laut 
gespalten,  die  in  der  Runenschrift  durch  besondere  Zeichen 
unterschieden,  in  der  späteren  angelsächsischen  Schrift  aber 
unterschiedslos  durch  c  wiedergegeben  wurden;  doch  schrieb 
man  zwischen  palatalem  c  und  einem  folgenden  dunklen  Vokal 
oft  ein  e  oder  i  (§  51). 

Urg.  k  ist  im  Altengiischen  im  Anlaut  vor  dunklen 
Vokalen  und  deren  Umlauten  und  vor  Konsonanten  guttural 
geblieben  [k]  (a),  vor  hellen  Vokalen  und  deren  Umlauten 
aber  palatal  geworden  [1^]  (b).  Beide  Laute,  k  und  ^  können 
miteinander  alliterieren.  Palatales  c  [lij  in  altenglischen 
Wörtern  ist  in  diesem  Paragraphen  durch  c  bezeichnet. 

a)  camh,  comb  Kamm,  cocur  Köcher,  com  Korn,  coss  Kuß,  col  Kohle, 
cöl  kühl,  cuman  kommen,  cü  Kuh,  cüp  kund  —  cEge  Schlüssel  {*kmji-), 
cemban  kämmen  {*kambjan),  cennan  erzeugen,  cepan  bewahren  {*köpja'i), 
cene  kühn  i^köni-),  celan  kühlen  (*k5ljan),  cyssan  küssen  {*kussjan),  cynn 
Geschlecht  {*kiinja-),  cyning  König  {*kuningaz),  cy  Kühe,  PI.  zu  c«'Kuh, 
cyäan  verkünden  {*kunpjan)  —  cireäan  sprechen,  civen  Frau,  cicicii,  ciicii 
lebendig,  cicömon  sie  kamen  —  diene  rein,  clif  Klippe,  climban  klimmen 
—  creeft  Kraft,  Kunst  —  cneo  Knie,  cniht  'Knecht',  Jüngling,  cnoffa 
Knoten. 

Anm.  1.  Guttural  ist  c  in  demselben  Falle  auch  in  lateinischen 
Lehnwörtern  mit  unverschobenem  c:  camp,  comp  Kampf,  candel,  condel 
Kerze,  cäsere  Kaiser,  copor  Kupfer,  cöc  Koch,  cuppe  Becher  —  cempa 
Kämpe,  Cent  (lat.  Cantium),  cyc'ene  Küche  (lat.  *cucina,  coquhia),  cyrtel 
Rock  (lat.  curtillu.^)  —  Cnst  Christus. 

b)  c'eaf  (^c'sef)  Spreu,  ne.  chaff,  c'ealc  Kalk,  ne.  chalk,  cearig  be- 
kümmert, ne.  chary  sparsam,  c'eafor  Käfer,  ne.  chafer,  ceap  Kauf,  ne. 
cheap  billig,  ceorl  'Kerl',  ne.  churl,  c'eoce  Wange,  ne.  cJieek,  c'eosan  wählen, 
ne.  choose,  c'eowan  kauen,  ne.  chew,  c'ild  Kind,  ne.  child,  c'itin  Kinn, 
ne.  chin,  c'ülan  schelten,  nc.  chide  —   c'iele  Kälte,  ne.  chill,  c'iecen  Küch- 


§   90]  Urgerm.  k  im  Altenglischca.  181 

lein,  'ne.  chicken  —  c'eald  kalf,  nc.  cohl  aus  merc.  cald,  real/  Kalb,  ne.  culf, 

cearu  Sorge,  ne.  eure,  ceorfan  kerben,  sclineiden,  Praet.  e'earf,  ne.  carve. 

Anm.  2.    Ebenso  ist   c'  palatal   in    den    lateinischen  Lehnwörtern 

citst  Kiste,  ne.  cJiest,  cieres  Kirsche,  ne.  chernj,  c'iric'e  Kirche,  ne.  church 

—  c'iese  Käse,  ne.  cheese  {*kresja-,  lat.  cäseiis)  —  c'tefel  Kessel,  ne.  kettle. 

A  n  m.  3.  Zu  den  hellen  Vokalen,  die  Palatalisicrung  bewirken, 
gehören  also  außer  e,  e,  i,  i  auch  ae.  se  und  das  daraus  umgelautete  e, 
B  aus  wg.  ä,  ea,  ea,  co,  eo  und  deren  Umlaute  ie,  le  (aber  nicht  e  als 
Umlaut  von  a,  o  vor  Nasalen,  x  als  Umlaut  von  ae.  ä  für  urg.  ai,  e  als 
Umlaut  von  ö  und  y,  y  als  Umlaut  von  »,  n). 

Ebenso  ist  im  Inlaut  urg.  /.•  guttural  geblieben  vor 
allen  ursprünglich  dunklen  Vokalen,  auch  wenn  dieselben 
später  verändert  oder  abgeworfen  wurden  und  h  dadurch  in 
den  Auslaut  trat  (c).  Es  wurde  aber  palatal  vor  ursprüng- 
lich folgendem  i,  j,  auch  wenn  dasselbe  später  zu  p  abge- 
schwächt oder  abgefallen  ist  (d).  In  den  Auslaut  tretendes 
urg.  Ä:  Avurde  aber  auch  durch  ein  vorhergehendes  i  palatali- 
siert  (e). 

c)  hacan  backen,  hrecan  brechen,  sprecan  sprechen,  iiacod  nackt, 
ßcol  listig,  sioicol  trügerisch,  sicol  Sichel,  ts-gicel  Eiszapfen  (an.  jöknU), 
SUCH  Streit,  irracii  Rache,  düce  Ente  {*dnkön-)  —  hnecca  Nacken,  sticca 
Stock,  biicca  Bock  —  mactan  machen  {*maköjan),  löcian  blicken,  prician 
stechen,  licclan  lecken,  aecer  Acker  {*akraz,  gr.  äyQÖg)  —  äc  Eiche,  hsec 
Rücken,  hleec  schwarz,  seoc  krank,  geoc  Joch  (lat.  jaguni),  hoc  Buch  (lat. 
fägus)  —  locc  Locke,  flocc  Herde,  hrocc  Dachs  —  folc  Volk,  weorc  Werk 
(gr.  ^^yov),  deorc  finster,  mioluc  Milch,  sioluc  Seide. 

Anm.  4.     Lateinische  Lehnwörter:  draca  Drache,  cocc  Hahn. 

d)  IsBc'e  Arzt  (got.  lekeis,  ahd.  lähhi),  mece  Schwert  (as.  mäki),  hece 
Buche,  täc'eun  lehren  {*taikjan),  sec'ean  suchen  {*sökjan),  mi/c'el  groß 
{*mukila-)  —  strevcean  strecken,  ne.  streich  (*sfrakjan),  gyc'c'ean  jucken, 
ne.  itch  (*jukjan),  wreccea  'Recke',  Verbannter,  ne.  wvetch  (*wrakjanj, 
hiebe  Hündin,  ne.  buch  (*hikjön),  wiche  Hexe,  ne.  witcli  —  hirc'e  Birke, 
ne.  hirch  {*birkjön-),  drenc'ean  tränken,  ne.  drench  —  pencean  denken, 
ne.  ßiink,  pi/ncean  dünken,  ne.  mefhinks  —  sprBc  Sprache,  ne.  speech 
(*spräki-),  bec    (*bökiz)  N.  PI.  zu  böc  Buch,  hrec    Hosen,  N.  PI.  zu  hröc 

—  crijcc  Krücke,  ne.  crittch  {*krukjo)  —  benc  Bank,  ne.  bencli  {*b(inki-), 
finc   Fink,  ne.  finch  {*ßnki-). 

Anm.  5.  Lateinische  Lehnwörter:  cyc'ene  Küche,  ne.  kitchen 
{*cucina,  coqmna),  yne'e  Unze,  Zoll,  ne.  inch  (lat.  uncia). 

e)  ic  ich,  lic  gleich,  hwelc  welcher  {*hu-a-lik),  swelc  solcher 
(*ifU'a-lik). 


Altenglisch.  [§  90,   91 

Anm.  6.     Lateinisches  Lehnwort:  pic    Pech,  ne.  pUch. 

In  der  Verbindung  .vc'  ist  k  im  Altenglischen  wohl  in 
allen  Stellungen,  auch  vor  ursprünglich  dunklen  Vokalen 
palatal  geworden  (f);  nur  in  wenigen  Wörtern  finden  wir 
gutturales  sc  (g). 

f)  gesceaf't  Geschöpf,  sc'eatt  Schatz,  >tceadu  Schatten,  sc'eacan 
schütteln,  sceal  soll,  sc'eafj)  scharf,  sc'eanni  Scham,  sc'eamol  Schemel, 
sc'eanca  Schenkel,  sceap  Schaf,  sceap  Scheide,  sc'eaf  Garhe,  sc'eainan 
schauen,  sc'eotan  schießen,  sc'ield  Schild,  sciUing  Schilling,  scieppan 
schaffen,  scip  Schiff,  sc'man  scheinen,  sc'tr  Grafschaft,  sc'ir-gerefa  Sheriff, 
sceort  kurz,  gesc'eot  Geschoß,  scöh  Schuh,  sc'unian  vermeiden,  sculdor 
Schulter,  scür  Schauer,  scilfan  stoßen,  sci/pen  Schuppen,  sc'ijttan 
schließen  —  sc'rin  Schrein,  sc'rüä  Kleid  —  «*c'e  Asche,  wascan  waschen, 
hlyscan  erröten,  ivyscan  wünschen,  persc'an  dreschen,  hisceop  Bischof  — 
iiäces,  fisce,  fiscas,  fisca,  ßsc'um  (neben  ßscas  etc.)  G.  D.  Sg.,  N.  G. 
D.  PI.  zu  ßsc  Fisch  —  aesc  Esche,  ßsc  Fisch,  flxsc  Fleisch,  Englisc 
englisch. 

g)  scöl  Schule,  ne.  school,  Scoffas  die  Schotten,  äsctan  fragen,  ne. 
ask  {*ai^k5jmi),  tüsc  Stoßzahn,  uc.  tiisTc. 


§  91.     Urgerm.  y,  g  im  Alt  englischen. 

"Während  schon  in  urgermanischer  Zeit  5  im  Anlaut,  in 
der  Gemination  und  nach  m  in  h  und  d  in  allen  Stellungen 
in  d  übergegangen  war,  scheint  der  stimmhafte  gutturale 
Reibelaut  y  im  Anlaut  erst  im  Verlaufe  der  altenglischen 
Zeit  in  den  stimmhaften  gutturalen  Verschlußlaut  g  über- 
gegangen zu  sein  und  zwar  nur  vor  dunklen  Vokalen  und 
deren  Umlauten  und  vor  Konsonanten  (a),  während  er  vor 
hellen  Vokalen  zu  dem  stimmhaften  palatalen  Reibelaute  j 
wurde,  also  mit  urg.  j  (§  89)  zusammenfiel  (b).  Gutturales 
y,  g  und  palatales  g  [j]  können  miteinander  alliterieren.  In 
der  Runenschrift  wurden  für  den  palatalen  und  für  den 
gutturalen  Laut  verschiedene  Zeichen  gebraucht  (§  51),  in 
der  späteren  altengiischen  Schrift  aber  steht  dasselbe  Zeichen 
3  sowohl  für  den  palatalen  wie  für  den  gutturalen  Verschluß- 
und  Reibelaut;  allerdings  wird  bei  palatalem  Lautwert 
zwischen  g,  j  und  einen  folgenden  dunklen  Vokal  gern  ein 
heller  Uebergangslaut  eingeschoben.    Ich  bezeichne  in  diesem 


§   91]  Urgorin.  7,  g  im  Altenglischcn.  183 

Paragraphen  den  palatalen  Verschlußlaut  durch  (/',  geminiert 
c(j[  don  gutturnlen  Verschlußlaut  uud  den  palatalen  und  guttu- 
ralen lieibelaut  durch  g. 

a)  galan  singen,  gotu  PI.  zu  geut  Tor,  gän  gehen,  gast  Geist, 
god  Gotr,  göd  gut,  gös  Gans,  guma  Mann,  güp  Kampf  —  gast  du  gehst, 
gsep  er  geht,  foregenga  'Vorgänger',  Diener,  gcs  PI.  zu  gös  Gans,  gydig 
besessen,  ne.  giddt/  schwindlig,  zu  god  Gott,  gylt  Schuld,  gyldan  ver- 
golden, gylden  golden  zu  gold  Gold,  gt/rdan  gürten,  gyrdels  Gürtel  — 
glxd  froh,  glöf  Handschuh  —  grafan  graben,  grene  grün,  gaers  (für 
*gree8)  Gras  —  gnagan  ringen,  gneett  Mücke. 

b)  gealga  Galgen,  ne.  gulloivs  aus  merc.  galga,  gealla  Galle,  geat 
{'"gset)  Tor,  ne.  gute  aus  PI.  gatu,  giefan  geben,  ne.  give  durch  Einfluß 
von  aschw.  giva,  geaf{*gaef)  gab,  geäfon  {*g8efon)  gaben,  giefen  gegeben, 
giefii,  giß  Gabe  —  giellan  gellen,  ne.  yell,  gielpan  rühmen,  gieldan  be- 
zahlen, ne.  yleld,  giestrandaege  gestern,  ne.  yesterday,  gierd  Gerte,  ne. 
yard,  giernan  begehren,  ne.  yeurn,  georne  gern,  geofon  Ocean,  geolu 
gelb,  ne.  yellow,  geoleca  Eidotter,  ne.  yolk,  geotan  gießen  —  genög  genug, 
ne.  enough,  gewiss  gewiß,  me.  ytcis,  genumen  genommen,  me.  ynonie, 
gemacöd  gemacht,  me.  ymaked,  ymaud. 

Anm,  1.  Ae.  onginnun  beginnen  scheint  gutturales  g  gehabt  zu 
haben  in  Angleichung  an  die  übrigen  Formen:  ongann ,  ongunnon, 
ongunnen. 

Anm.  2.  üeLcr  die  Vokale,  die  Palatalisierung  bewirken,  vgl. 
§  90,  A.  3. 

In  der  Gemination  und  nach  jj  war  wohl  schon  in 
urgermanischer  oder  westgermanischer  Zeit  der  Eeibelaut  7 
in  den  Verschlußlaut  g  übergegangen,  der  auch  im  Alt- 
englischen erscheint,  und  zwar  als  stimmhafter  gutturaler 
Verschlußlaut  g  vor  ursprünglich  folgenden  dunklen  Vokalen, 
auch  wenn  dieselben  später  verändert  wurden  oder  abfielen  (c), 
als  stimmhafter  palatal  er  Verschlußlaut  ^' vor  ursprünglich 
folgendem  J,  das  im  Altenglischen  (§  89)  allerdings  bereits 
abgefallen  ist  (d). 

c)  stagga  Hirsch,  dogga  Hund,  frogga  Frosch,  clucge  Glocke,  liocg 
Schwein  {*hogga)  —  singan  singen,  spvingan  springen,  stingan  stechen, 
cyning  König  {*kuningaz),  cyningas,  cyninga,  cyningum  N.  G.  D.  PI.,  nach 
Analogie  hierzu  wohl  auch  vor  hellvokalischen  Flexionsendungen:  cyninges, 
cyninge  G.  D.  Sg.  —  ping  Ding  {*pinga-),  hriiig  Ring,  lang,  long  lang 
(lat.  longus),  finget  Finger  (^fingra-),  Engle  die  Angeln,  Englisc  englisch. 
d)  sec'g'ean  sagen  {*sagj an),  lecg'ean  legen,  licgean  liegen,  ^jcgean 
kaiafen,   ec'y  Schneide  (as.  eggiu),   hec'g  Hecke,   secg  Mann,   PI.  secg'eas, 


184  Altongliscli.  [§  91 

tpecg'  Keil,  hr//c'r/' Rücken  C  yj-ugja-),  ir//r'/7'Briicke  (*bri(f/jö),  mt/c'g' Mücke, 
üijcge  flügge,  ne.  fledge,  ci/cgel  Keule,  ne.  cudgel  {^kugjila-)  —  seng'ean 
versengen  {^nangjan),  nieng'ean  mengen. 

Im  lu-  und  Auslaut  behielt  urg.  y  im  Altengliscben 
seinen  spirantischen  Charakter  bei,  spaltete  sich  aber  auch 
hier  in  einen  gutturalen  und  einen  palatalen  Eeibelaut,  und 
zwar  ist  urg.  y  im  Inlaut  vor  ursprünglich  folgenden 
dunklen  Vokalen,  auch  wenn  dieselben  später  in  helle  Vokale 
übergegangen  sind,  stimmhafter  gutturaler  Reibelaut  [y]  ge- 
blieben (<i),  vor  ursprünglich  hellen  Vokalen  oder  /  aber  zum 
stimmhatten  palatalen  Reibelaut  [j]  geworden  (f ).  Zwischen 
hellem  Vokal  und  folgendem  d,  et,  l,  n  wurde  urg.  y  gleich- 
falls stimmhafter  palataler  Reibelaut  [j],  doch  ist  derselbe 
unter  Dehnung  des  vorhergehenden  Vokals  oft  ausgefallen  (g). 

e)  dragan  [/]  ziehen,  gnagcDi  nagen,  ägan  haben,  besitzen,  fleogan 
fliegen,  fleoge  Fliege,  nigon  neun,  sflgan  steigen,  fugol  Vogel,  bügaii 
beugen,  helgan  zürnen,  strelgan  verschlingen,  beorgan  bergen  —  slögoii 
schlugen,  slagen  geschlagen,  ßugon  flogen,  flogen  geflogen  —  dagian 
tagen  {*dciyöjan),  deaguni  färben,  loöglan  werben,  ne.  ivoo,  folgian  folgen, 
hälgian  heiligen,  horgian  borgen  —  dagas,  dciga,  dagum  N.  G.  D.  PI.  zu 
dseg  Tag,  wegas,  tvega,  toegum  N.  G.  D.  PL  zu  iveg  Weg,  sagu  Sage, 
sagu  Säge,  lagu  Gesetz,  hagii-porn  Hagedorn,  siigu  Sau,  diigup  Tugend, 
tüchtige  Schar,  geogup  Jugend,  drägap  Trockenheit,  maga  Magen,  boga 
Bogen,  gealga  Galgen,  se  hälga  der  Heilige  —  cage  Auge  {*ituyön-),  fleoge 
Fliege,  ägen  eigen  i^aiyatt-),  ttiorgev  Morgen  (as.  ahd.  uwrgan),  wantogen 
ungezogen,  ausgelassen,  ni^'.  vnnton,  nigon  neun. 

f)  dssges,  daege  [j]  G.  D.  Sg.  zu  deeg  [j]  Tag,  treges,  wege  G.  D.  Sg. 
zu  weg  Weg,  ege  Furcht  (*«}'?-),  'iige  Sieg,  hyge  Sinn  {*huyi-),  lyge  Lüge, 
ryge  Roggen,  dryge  trocken  (^drüyi-),  iue)ngeo  Menge  (got.  managei), 
mffgen  Kraft  (as.  megin),  sleegen  [j]  geschlagen,  me.  ne.  slain  neben 
slagen  [7],  me.  yslaire,  fsegen  froh,  me.  ne.  fain  neben  fagen,  me.  fmce, 
auch  vor  sekundärem  Vokal  (§  73,  h):  feeger  schön,  nxgel  Nagel,  txgel 
Zagel,  segel  Segel  —  byrgean  {*bnryjan)  begraben,  byrgels  Grab,  myrge, 
myrige  heiter  {*muryja-),  myrgpu  Freude,  eglan  schmerzen  (got.  agljan). 

g)  seegde  [j],  saede  sagte,  meegden,  mxden  Jungfrau,  bregdan,  bredmi 
schwingen,  brsegd,  bried  schwang,  brigdels,  bridels  Zaum,  sigeäe,  släe 
Sichel,  ne.  scythe,  ligep,  llp  liegt,  tigele,  üle  Ziegel,  igel,  U  Igel,  wsegn, 
n-ien  Wagen,  regn,  reu  Eegen,  fi-ignan,  frlncui  fragen. 

Anm.  3.  Durch  Formenangleichung  zu  bredan,  breed;  frinan,  frän 
wird  auch  gutt.  g  nach  dunklem  Vokal  im  Plur.  Praet.  und  im  Part. 
Pract.  oft  weggelassen:  brngdon,  brädon,  brogden,  bröden;  riignon, 
•  rünon,  friignen,  früneiu 


^   91,   92]  Urgerni.  %  im  Altenglischen.  185 

In  deu  Auslaut  tretendes  urg.  y  blieb  nach  dunklem 
Vokal  guttural,  verlor  aber  später  den  Stimmtou,  so  daß  es 
teils  durch  cj,  teils  durch  li  bezeichnet  wird  (h);  dasselbe  ge- 
schah beim  Antritt  konsonantisch  beginnender  Endungen  (1). 
Nach  hellen  Vokalen  wurde  es  zum  stimmhaften  palatalcu 
Reibelaut  [j]  (k). 

h)  däg,  däh  [y,  %]  Teig,  ne.  dough,  sfäg,  stäli  stieg,  heag,  heah 
rs.iuge,  Spange,  deag,  deaJi  Farbe,  ßeag,  fleah  flog,  trog,  troh  Trog,  slög, 
slöh  schlug,  idog,  plöh  Pflug,  bog,  höh  Zweig,  genög,  genöh  genug  — 
healg,  healh  zürnte,  stvealg,  sirealh  verschlang,  hearg,  hearli  barg,  mearg, 
mearh  Mark,  ne.  marrow,  dweorg,  dtveorh  Zwerg,  sorg,  sorh  Sorge,  bürg, 
htirli  Burg. 

i)  stihst,  stlhp  für  stlg(e)st,  sfig(e)p  2.  3.  Sg.  Praes.  zu  stiga» 
steigen,  fliehst,  fliehp  zu  fleogan  fliegen. 

k)  deeg  [j]  Tag,  mseg  mag,  grseg  grau,  treg  Weg,  hyrg  D.  Sg.  N.  PI. 
zu  bürg,  hurh  Burg  —  manig,  »lonig  mancher,  hälig  heilig,  heflg  schwer, 
hodig  Körper. 


§  92.     Urgerm.  %  im  Altenglischen. 

Der  stimmlose  gutturale  Reibelaut  %  ist  im  Verlaufe  der 
altenglischen  Zeit  im  Anlaut  sowohl  vor  Vokalen  als  vor 
Konsonanten  zu  dem  bloßen  Hauchlaut  h  herabgesunken  (a), 
der  im  Anlaut  der  zweiten  Bestandteile  von  Zusammen- 
setzungen (b)  oder  nach  der  Negation  ne  abfällt  (c). 

a)  habban  haben,  hara  Hase,  hamor  Hammer,  häni  Heim,  heard 
hart,  heim  Helm,  heorte  Herz,  hif  es,  hord  Hort,    hund  Hund,    M.s  Haus 

—  hirä  wer,  hicset  was,  hirsefe  Weizen,  htnt  weiß,  hwösta  Husten,  hw^ 
warum  —  hladan  laden,  hlunc  schlank,  hläf  Brot,  hläford  Herr,  hlsßfdige 
Herrin,  hleapan  laufen,  hlmldi-r  Leiter,  hliehhan  lachen,  hlid  Lid,  Deckel, 
hlot  Los,  hlüd  laut  —  hreefn  Rabe,  hririgUing,  hröf  Dach,  hri/cg 'Rücken 

—  hneccii  Nachen,  hnutu  Nuß. 

b)  ifig  Epheu  (*if-hig,  ahd.  eba-heui),  drei  Kampf  {*or-hät,  ahd. 
urheiz),  gandra,  gondra  Gander,  Gänserich  {*gand-hara),   Wealdere  neben 

Wealdhere  Walter,  Äelfere  neben  Äelfhere,  püsiind  tausend  {*J)üs-hund). 

c)  nuhban  {ne  habban)  nicht  haben,  neebbe,  nafast,  nafap,  nahbap, 
■nmfde  etc.  (ne  heebbe  etc.),  vgl.  §  185. 

Im  Inlaut  ist  h  vor  Vokal  (d)  und  vor  s  +  Kons,  oder 
vor  l,  r,  m,  n  (e)  im  Altenglischen  abgefallen,  wobei  Ersatz- 


186  Altenglisch.  [§   92 

dehniiug  des  vurheigebenden  Vokals  und  Kontraktion  zweier 
zusammenstoßender  Vokale  stattfand. 

d)  sUan  schlagen  {*sleaan,  *sleahaii,  *shtx(fn),  ea  Wasser  {*eahi(, 
*eaxi''ii,  lat.  aqua),  ear  Aehre  (*fl;^ar),  tear  Zähre  —  eam  Oheim  {^ai(%alm), 
hea  N.  PL  i*heahe),  Jiea,  hean  schw.  Dekl.  {Vieaha,  *heaJia)i)  zu  heak 
hoch  —  seon  sehen  {*seoan,  *seohan,  *se%wan,  got.  saihvan),  feos,  feo 
{*feoJies,  *feohe)  G.  D.  Sg.  zu  feoh  Vieh,  ßeon  fliehen  (*ßeohati),  feol, 
fll  Feile  (ahd.  fthala),  fön  {*föhan,  *fäxan)  fangen,  heia  Ferse  {*höhila, 
*%ä%üö-)  —  Weales,  Weale,  Wealas,  Wcala,  Wealum  (*  Wealhes  etc.) 
G.  D.  Sg.  N.  G.  D.  PL  zu  Wealh  Wälscher,  Wlelisc  wälsch,  seoles,  seole, 
seolas  etc.  zu  >ieoIJi  Seehund,  nieares,  nieare,  niearas  etc.  zu  inearJi  Mähre, 
Pferd,  fcores,  etc.  zu  feorJi  Leben,  pyrel  Loch  {^purxila-)  zu  purh  durch. 

e)  neosan,  tteostan  heimsuchen  (got.  iiiidisjan),  pisle  Deichsel  (ahd. 
(lUisila),  wsestm  Wachstum  (ahd.  iraJisuio)  zu  iceaxan  wachsen,  fyst  Faust 
{*füJisfi-,  *fu%sH-)  —  pivml  Bad  (got.  pivahl)  zu  pwean  {"^pwaxaii) 
waschen,  stiele  Stahl  (*stiehle,  *steayjja-,  ahd.  sfaJial)  —  eorod  Reiterei 
{*eoh-rM)  —  leoina  Glanz  {*leu%in()n-)  zu  leoht  Licht  —  betttronion 
zwischen  (got.  tiveihnai),  Isene  vergänglich  (as.  lehnt). 

Anui.  Aber  /*  [%]  bleibt,  wenn  es  erst  später  nach  Ausfall  eines 
Mittelvokals  vor  s  +  Kons,  tritt:  sihst  {*.'<i%i&),  Mehsia  (^xaH%ista). 

In  den  Verbindungen  hh,  ht,  hp  blieb  h  im  Inlaut  vor 
und  nacb  dunklen  Vokalen  stimmloser  gutturaler  Reibelaut 
V%\  (f)j  '^or  j  und  vor  bellen  Vokalen,  im  Auslaut  aucb  nacb 
bellen  Vokalen  wurde  es  palatal  [/]  (g). 

f)  geneahhe  [_x%\  eifrig,  coJihettan  husten,  tiohhlan  anordnen,  pohha 
Tasche,  ne.  pouch  —  ealita  acht,  hleahtor  Gelächter,  feohtan  fechten, 
feaht,  fuhton,  fohlen,  gefeoht  Gefecht,  cneohtas,  cneohta,  aieohtum  PL 
zu  cniht  Knecht,  Knabe,  Peohtas  die  Pikten,  Wioht  Wight,  dohtor  Tochter, 
höhte  kaufte,  gehöht  gekauft,  bröhte  brachte,  gehröht  gebracht,  pöhte 
dachte,  gepölit  gedacht,  piühte  deuchte. 

g)  hliehhan  [x'x']  lachen  (got.  hlahjan)  —  dehter^  D.  Sg.  zu  dohtor 
Tochter,  cniht  Knecht,  cnihtes,  cnihte  G.  D.  Sg-,  riht  Recht,  mihi  Macht, 
niht  Nacht,  liht  Licht  —  gesihp  Gesicht. 

Die  Verbindung  hs  [;^s]  wurde  später  zu  x  [ks]  (h). 

h)  ireaxan  [ks]  wachsen,/e«.r  Haar,  y/ea.r  Flachs,  o.r«  Ochs, /o.r  Fuchs, 
fyxen  Füchsin,  s/e.r,  six  sechs. 

In  den  Auslaut  tretendes  b  [%]  nacb  Vokal  oder  l,  r 
bleibt  unverändert  (i). 

i)  sleuh  [x]  schlage,  seah  sah,  seoh  sieh,  eoh  Pferd,  feoh  Vieh,  Ver- 
mögen,   heah   hoch,   neah   nahe,   scöh,   scö  Schuh,    Jiöh  Kniekehle,    onföh 


§   92 — 94]  Urgerra.  l,  r  im  Altenglischen.  187 

empfange,  ruh  rauh  —  sealh  Weide,  seolh  Seehund,  eolh  Elch,  holh  Höhle, 
mlh  Pflug  —  mearh  Mähre,  Pferd,  feorh  Leben,  ftc7-h  Furche,  purh  durch. 

Liquide. 
§  93.     Urgerni.  l  im  Altenglisclieii. 

Urg.  l  bleibt  im  x4.1tenglisclien  in  allen  Stellungen  er- 
halten (a).    Vereinzelt  ist  sl  zu  Is  umgestellt  worden  (b). 

a)  lamh  Lamm,  Indern  führen,  leof  lieb,  liht  Licht,  locc  Locke,  Itifit' 
Liebe,  l^iel  klein  —  i^leffa  Spiel,  blöd  Blut,  /fsesc  Fleisch,  ßeon  fliehen, 
tvJonc  stolz,  släßpan  schlafen,  cl^ne  rein,  glasd  froh,  hladan  laden,  hkiford 
Herr  —  talu  Zahl,  hselep  Held,  stelan  stehlen,  ele  Oel,  hile  Schnabel, 
lilie  Lilie,  mylen  Mühle,  üle  Eule,  fylun  beschmutzen  —  ealu  Bier,  meolu 
Mehl,  mioluc  Milch,  sioluc  Seide,  siolufr  Silber  —  helle  Glocke,  tellan 
erzählen  {*faljan),  sellan  übergeben,  stille  still,  iville  Wille  (got.  wllja), 
fyllan  fällen  (*fulljan)  —  feallan  fallen,  weallan  wallen,  (jealla  Galle, 
holla  Becher,  wiille  Wolle  —  helpan  helfen,  meltan  schmelzen,  delfan 
graben,  swelgan  verschlingen,  wielwan  wälzen,  ieldra  älter,  ieldesta  der 
älteste,  ieldu  Alter,  ßlmen  Häutchen,  ne.  film^  gylden  golden  —  sealtan 
salzen,  wealdan  walten,  gealga  Galgen,  meolcan  melken,  feolan  gelangen 
C^feolhan),  Tmlpon  wir  halfen,  holpen  geholfen,  folgian  folgen  —  smael 
klein,  siael  stahl,  sceal  soll,  stel  stiehl,  til  tüchtig,  co^Kohle,  cöl  kühl, 
fäl  faul  —  bell  Glocke,  spell  Spruch,  bill  Schwert,  ht/ll  Hügel  —  eall  all, 
ealswä  auch,  heall  Halle,  füll  voll  —  feit  Filz,  feld  Feld,  heim  Helm, 
ein  Elle,  fplp  Schmutz  —  healp  half,  dealf  grub,  heals  Hals,  swealh  ver- 
schlang, eolh  Elch,  seolh  Seehund,  holt  Bolzen,  gold  Gold,  folc  Volk  — 
aetl  Sitz,  7iiedl  Nadel,  eorl  Edler,  ceorl  'Kerl'  —  aejjpel  Apfel,  hyrdel  Hürde, 
sadol  Sattel,  fugol  Vogel. 

Anm.  Ueberall  da,  wo  'Brechung'  eines  vorhergehenden  hellen 
Vokals  oder  m- Umlaut  stattgefunden  hat:  ealu  —  eall,  feallan,  eald, 
healdan  etc.  §  57,  d.  p  —  meolu,  meolcan,  seolh  etc.  §  62,  k  —  miohic, 
siolufr  §  65,  g  und  wohl  auch  sonst  nach  dunklem  Vokal:  holla^  full^ 
gold,  sadol  hatte  ae.  l  einen  dunklen,  gutturalen  Klang,  ähnlich  dem  des 
polnischen  1  oder  des  ne.  l  im  Auslaut;  vgl.  §  41,  Anm.  1. 

b)  rsedels  Bätsel  (andd.  rädisli),  gyrdels  Gürtel  {*yurdislo-),  hridels 
Zügel,  fäBtels  Gefäß,  rlecels  Weihrauch  {*raukislo-),  hyrgels  Grab  (as. 
burgisli),  Cynegils  {*Ci/negisl), 

§  94.     Urgerm.  r  im  Alteiiglischen. 

Urgerm.  r  bleibt  im  Altcngiischeu  in  allen  Stellungen 
erhalten  (a),  doch  tritt  vorvokalisches  r  hinter  den  Vokal, 
wenn  demselben  s,  st,  sc,  n,  nn  folgen  (b). 


1S8  Altenglisch.  [§    94.    95 

si)  räeclan  raten,  7'egn  Eegen,  read  rot,  nee  Reich,  rodor  Himmel, 
riJm  Raum  —  preost  Priester,  hringan  bringen,  freo  frei,  m'itan  schreiben, 
treo  Baum,  dream  Jubel,  preo  drei,  sjyrecan  sprechen,  spräc  Sprache  (aber 
auch  specan,  späec  mit  Wegfall  des  r),  striet  Straße,  stream  Strom,  scrüd 
Kleid,  cieopcin  kriechen,  grene  grün,  hring  Ring,  hröf  Dach  —  faran 
fahren,  cearu  Sorge,  heran  tragen,  Jiere  Heer,  heforan  vor,  dum  Tür^ 
myrige  heiter  —  pjeai-roc  Park,  steorra  Stern,  feorran  von  fern  —  hearpe 
Harfe,  n-eorpan  werfen,  steorfan  sterben,  eorSe  Erde,  spearca  Funke, 
speanra  Sperling  —  hierce  Birke,  gyrdels  Gürtel  —  hsßr  trug,  iver  Mann, 
fyr  Feuer  —  scearp  scharf,  stearf  starb,  siveart  schwarz,  heard  hart, 
ttord  Wort,  uearß  wurde,  fyrs  Ginster,  ireorc  Werk,  dweorg  Zwerg,  hnrg 
Burg,  feorli  Leben,  purh  durch,  eorl  Edler,  earm  Arm,  porn  Dorn.  — 
feeder  Vater,  mödor  Mutter,  hamor  Hammer,  tcar  Zähre  {^ta%itr,  gr.  6äy.Qv). 

Anm.  1.  Auch  r  hatte,  wie  die  Brechung  von  a?  zu  ea  und  e,  i 
zu  eo,  io  zeigt  {pearroc^  heard  §  57,  q  —  steorra,  eorl  §  62,  1  —  liornian 
§  65,  h)  in  .der  Gemination  und  vor  Konsonant  einen  dunkleren  Klang; 
vgl.  §  41,  Anm.  3. 

b)  gsers  Gras  {*grees),  aber  PI.  grasii,  bsers  Barsch,  ho7-s  Ross  (as. 
hross),  herstan  bersten,  fieist,  f//rst  Frist,  forst  Frost,  ferse  frisch,  forsc 
Frosch,  perscan  dreschen,  hurna  Brunnen,  hiernan,  hyriian  brennen,  bearn, 
barn,  burnon,  burnen,  iernan,  yrnan  laufen,  am,  orn,  iirnon,  iirnen.  (got. 
rinnan))  baernan  brennen,  trans.,  ne.  burn,  bi/rne  Brünne  (got.  b>-inij5), 
Sern  Gebäude  (*r3ern,  got.  razn). 

Anm.  2.     Ueber  Metathesis  des  r  im  Nordhurabrischen,    vgl.  §  99. 


Nasale. 

§  95.     rrgerm.  m  im  Alteiiglischeii. 

Urg.  m  blieb  im  Altenglischen  unverändert  (a),  nur  vor 
den  Spiranten  /,  s  ist  es  unter  Nasalierung  und  Dehnung  des 
vorhergeheuden  Vokals  ausgefallen  (b). 

a)  maclan  machen,  mann,  monn  Mann,  med  Lohn,  nnn  mein,  mödor 
Mutter,  müp  Mund,  mycel  groß  —  nama,  noma  Name,  n/man  nehmen, 
tima  Zeit,  guma  Mann,  püma  Daumeu  —  stvlmman  schwimmen,  fremman 
vollbringen  {*framjan)  —  gelimpan  sich  ereignen,  climbnn  klimmen  — 
besma  Besen,  hlöstma  Blüte  —  nam,  nom  nahm,  heam  Baum,  hröm  Ginster, 
rüm  Raum  —  stvamm,  sn-omm  schwamm,  ramm,  romtn  Widder  —  gelamp 
es  ereignete  sich,  lamb,  lomh  Lamm,   clamh,   cJomb  klomm,    duinb  stumm 

—  botm  Grund,  feedm  Umarmung,    määm,    määtiin  Kleinod,    bösm  Busen, 
heim  Helm,  wyrm  Wurm. 

b)  flf  fünf  (got.  ßmf),   softe  Adv.,    sefte  Adj.    sanft   (ahd.  samftö) 

—  ösle  Amsel,  ne.  ousel  [üzl]  (ahd.  amsala). 


§   96,   97]  Urgerm.  m,  n,  ?}  im  Altenglisclicn.  189 

§  96.     Urgerm.  n  im  Alteiiglischeii. 

Urgerm.  n  blieb  im  Altenglischen  unverändert  (a),  nur 
vor  den  Spiranten  }),  s  ist  es  unter  Nasalierung  und  Dehnung 
des  vorhergehenden  Vokals  ausgefallen  (b).  Auch  zwischen 
Konsonanten  wurde  es  vereinzelt  ausgestoßen  (c). 

a)  nama  Name,  näedl  Nadel,  neah  nahe,  niht  Nacht,  niman  nehmen, 
numen  genommen  —  cneo  Knie,  cniJit  Knecht  —  hnecca  Nacken,  hmitti 
Nuß  —  hana,  bona  Mörder,  ircnan  wähnen,  erwarten,  grene  grün,  möna 
Mond,  sumi  Sohn  —  sunne  Sonne,  tvrenna  Zaunkönig,  synne  Sünde, 
pynne  dünn,  hlynnan  i^Jilunjan)  hrüUen  —  huiita  Jäger,  sendan  senden, 
hindan  binden  —  stän  Stein,  cwen  Frau,  tun  Zaun,  Stadt  —  mann,  monn 
Mann,  henn  Henne,  cinn  Kinn,  cjjnn  Geschlecht,  sijnn  Sünde  —  flint 
Kieselstein,  land,  lond  Land,  freond  Freund,  hlind  blind,  hund  Hund, 
kielend  Heiland  —  täcn,  iäcen  Zeichen,  mylen,  myln  Mühle,  ein  Elle, 
porn  Dorn  —  Iren  Eisen,  heofon  Himmel. 

b)  öäer  ein  anderer  {*anpura)^  top  Zahn  {*tanp-),  PI.  tep,  sip  Weg, 
f/eslp  Gefährte  (ahd.  gisindt),  müp  Mund,  cüp  kund,  cüäe  ich  konnte, 
cyäan  verkünden  {*kunpjan)  —  gds  Gans,  PI.  ges,  hös  Schar  (ahd.  hansa), 
est  Gunst  {*ansti-),  üs  uns,  füs  bereit,  dnst  Dunst,  yst  Sturm,  wyscan 
wünschen  {*wunskjan)  —  dngup  Tugend,  tüchtige  Schar,  geogup  Jugend, 
seofeäa  der  siebente  {*seofonpa) ,  feoäa  der  zehnte ,  berap  sie  tragen 
{*beranpt)  —  Praefix  op-  {*mip-). 

Anm.  1.  Ae.  n -\- s  blieb  unverändert:  const  du  kannst,  u'inester, 
tvinster  links,  cläensian  reinigen,  pinsian  erwägen  (lat.  pensare). 

c)  nemde  nannte  i^nemnde),  elboga  neben  elnhoga  Ellbogen,  sseter- 
daeg  Samstag  neben  saeterndseg  (lat.  Suturni  dies). 

Anm.  2.  Im  späteren  Altenglisch  wird  nl  mitunter  zu  II:  ellefan 
neben  enlefaii,  endlefan  elf,  nh  zu  nib:  cin-hän,  ciin-bän  Kinnlade. 

§  97.     Urgerm.  ij  im  Altenglischen. 

Der  gutturale  Nasalkonsonant  )j  steht  im  Altenglischen 
wie  im  Urgermanischen  vor  den  gutturalen  Verschlußlauten 
c  [k]  und  g  (a).  Wenn  im  Altenglischen  gutt.  c,  g  vor 
hellen  Vokalen  oder  j  in  palatales  c,  g'  überging,  wurde  wohl 
auch  vorgehendes  gutturales  y  zu  palatalem  ij  (b). 

a)  drincan  trinken,  sincan  sinken  —  singan  singen,  simgon  wir 
sangen,  sungen  gesungen,  bringan  bringen,  lange,  tonge  Zange,  tunge 
Zunge,  hungor  Hunger,  ßnger  Finger,  Engle  die  Angeln,  Englisc  englisch 
—  dranc,  dronc  trank,  lang^  long  lang,  sang^  sang  sang,  Gesang,  cyning 
König. 


190  Ältenglisch.  [§  97,  98 

b)  pen'cean  [?{'A;']  denken  {*pa}jkjan),  pyn'cean  dünken  {*])ii'rjkjan), 
hen'c    Bank  (*6ayH-),  ßnc    Fink,  sen'g'ean  versengen. 

Anm.  Schon  im  Urgermanischen  war  ?j  vor  %  ausgefallen:  ae. 
hröhte,  pöhte,  ßühte  etc.;  vgl.  §  76,  h. 


§    98.      Kousonanteu    der    nnbetoiiteu    Flexioiisendniigen 
(Konsonantische  Auslautgesetze). 

Die  im  Urgermanischen  im  absoluten  Auslaut  stehenden 
Konsonanten  p  (aus  idg.  f),  z  (aus  idg.  s),  m,  n  sind  im  Alt- 
englischen sämtlich  abgefallen  (a);  dagegen  blieben  j>,  s,  m,  n 
in  Flexionsendungen  auch  im  Altenglischen  erhalten,  wenn 
sie  erst  durch  den  Abfall  eines  folgenden  Vokals  oder  Kon- 
sonanten in  den  Auslaut  traten  (b). 

a)  Urg.  7;  in  der  3.  Sg.  Konj.  (Opt.)  Praes.:  ae.  tvile  (lat.  relit)^ 
ae.  here  (urg.  *beraij),  idg.  *hheroii),  in  der  3.  Sg.  Praet.  der  schwachen 
Verba:  ae.  hyrde,  fremeäe  (urg.  *%auzidep^  *framidep,  idg.  *-dhet),  im 
N.  Sg.  der  konsonantischen  ^-Stämme:  /lasZe  Held,  ealuBier  (urg.  *%alep, 
*alup),  in  der  3.  Plur.  Praet.  ae.  hieron  (urg.  *berunp,  idg.  '' -nt). 

Urg.  z  im  N.  Sg.  M,  der  vokalischen  Stämme:  ae.  daeg,  stän,  wine, 
tvi/nn,  sunu,  deap  (urg.  ^dayaz,  *sfainaz,  *tvimz,  *wurmiz,  *sunuz, 
*daupuz),  im  N.  PL  der  konsonantischen  Stämme:  ae.  fet,  menn,  bec, 
guman  (urg.  '^föHz,  *manniz,  *bökiz,  ^yumaniz,  idg.  -es),  im  D.  PI.  ae. 
dagum,  gifum  etc.  (urg.  *daymmz,  *yebömiz  etc.),  im  G.  Sg.  und  N.  PI. 
der  ö- Stämme:  ae.  giefe,  läre  (urg.  *yeMz,  *laizdz),  im  Part.  Praet.:  ae. 
boren,  bunden  (urg.  *boranaz,  *bundanaz,  idg.  -onos). 

Urg.  m  im  A.  Sg.  M.  F.  oder  N.  A.  Sg.  N.  der  vokalischen  Stämme : 
ae.  deeg,  stän,  wine,  wijrm,  sunu,  deap  (urg.  *dayam  etc.),  gife,  läre  (urg. 
*ye'böm  etc.),  faet,  word  (urg.  *fatam  etc.),  im  G.  PI.  ae.  dagä,  ivordä, 
gumenä  etc.  {*day6>n,  *toord6m,  *yumanöm  etc.),  im  Inf.  ae.  beran,  bindan 
(urg.  Heranam,  *bindanam),  in  der  1.  Sg.  Praet.  der  schwachen  Verha: 
hyrde,  fremcde  (urg.  *xauzidöm,  *framidöm). 

Urg.  n  im  N.  Sg.  der  »;- Stämme:  ae.  gumä,  tunge,  heorte  (urg. 
*yuman,  *iii')]gön,  *%ertön). 

b)  Urg.  p  in  der  3.  Sg.  Ind.  Praes.:  ae.  birep,  bindep  (urg.  *biripi, 
*bindipi),  in  der  3.  Plur.  Ind.  Praes.:  ae.  berap,  bindap  (urg.  *beranpi, 
gr.  *cpiQ0VTt,  *bindanpi). 

Urg.  s  im  G.  Sg.  M.  N.  der  «-Stämme:  ae.  dseges,  sfänes,  feetes, 
wordes  (urg.  *dayeso  etc.),  in  der  2.  Sg.  Praes.  ae.  bires,  bindes  (urg. 
*birisi,  *bindisi). 


§  98,  99]       Dialekt.  Verschiedenheiten  der  altengl.  Kons.  191 

Urg.  m  im  D.  PL  ae.  dagum,  giftim  etc.  (urg.  *nayumiz,  *'yebömiz 
etc.),  im  D.  Sg.  M.  N.  der  starken  Adjektiva:  ae.  hlindmn  (got.^  hlin- 
damma). 

Urg.  n  im  G.  D.  A.  Sg.,  N,  A.  PI.  der  n- Stämme:  ae.  guman  (urg. 
*yumaniz,  *yumani  etc.),  im  A.  Sg.  M.  der  Pronomina  und  starken  Ad- 
jektiva: ae.  Jjone,  hlindne  (urg.  *2Hcn5)i,  *blindanön),  in  der  3.  Plur.  Praet. 
ae.  hseron,  bundon  (urg.  *beriinp,  idg.  -nt  etc.). 

Anm.  In  der  spätaltenglischen  Zeit  ging  m  in  Flexionsendungen 
mitunter  in  n  über:  dagan  D.  PI.  für  dagum,  gödan  D.  Sg.  PL  für 
gödum. 

§  99.     Dialektische  Terscliiedeiiheiteu   der  altenglisehen 

Konsonanten. 

Die  Abweichungen  des  anglischen  (nordhnmbrisclien  und 
mercisclien)  und  des  kentischen  Dialekts  sind  auf  dem  Ge- 
biete der  Konsonanten  nur  geringfügig. 

a)  luden  anglischen  Dialekten,  insbesondere  im  Nordhumbrischen 
scheint  die  Palatalisierung  von  c  zu  c  und  g  zu  g  vor  ursprünglich  darauf 
folgenden  hellen  Vokalen  (§  90 f.)  nicht  eingetreten  oder  schon  früh,  viel- 
leicht infolge  dänischen  Einflusses,  zurückgegangen  zu  sein,  da  dort  die 
im  Westsächsischen  übliche  Einschiebung  eines  hellen  Gleitlautes  vor 
dunklem  Vokal  fehlt  (secan,  peucan  gegenüber  ws.  secean,  pencean)  und 
im  Mittelenglischen  die  gutturalen  Laute  c,  g  auch  vor  hellen  Vokalen 
anzutreffen  sind.  Da  im  Anglischen  «  vor  II  oder  l  nicht  zu  ea  gebrochen 
wurde,  blieben  c,  g  vor  a  in  cald,  galga  guttural  gegenüber  ws.  c'eald, 
gealga. 

Auch  der  stimmlose  gutturale  Reibelaut  h  [%]  hat  im  Nord- 
humbrischen seinen  gutturalen  Klang  stets  bewahrt,  während  er  im 
Westsächsischen  in  einzelnen  Fällen  palatal  wurde  (§  92),  vgl.  z.  B. 
neuschott.  night  [neXt]  mit  me.  n^j^  [niX't],  ne.  night  [nait]  Nacht. 

Da  in  den  anglischen  Dialekten  das  /,  e  der  Verbalendungen  der 
2.  3.  Sg.  Praes.  nicht  ausfällt  (§  188),  so  findet  dort  in  diesen  Formen 
auch  Ausstoßung  eines  intervokalischen  Ji  und  Kontraktion  statt:  gesls, 
geslp  {*gesihis,  *ges/hip)  gegenüber  ws.  siehst,  siehp,  ebenso  angl.  nesta 
{*nehista)  gegenüber  ws.  niehsta. 

Anlautendes  h  vor  Konsonant  fällt  im  Nordhumbrischen  früher  ab 
als  im  Westsächsischen:  ndh.  läford,  lysta  gegenüber  ws.  hläford,  hlystan. 

An  Stelle  der  Endungen  -ep,  -ap  der  3.  Sg.,  3.  PL  Ind.  Praes.  stehen 
im  Nordhumbrischen  die  Endungen  -es,  -as:  nordh.  bindes,  bindas  gegen- 
über WS.  bindep,  bindap;  vgl.  §  188. 

In  der  schwachen  Deklination,  im  Infinitiv  und  im  Plural  des  Konj. 
(aber  nicht  im  Plur.  Praet.  und  im  Part.  Praet.)  fällt  im  Nordhumbrischen 


192 


Altenglisch. 


[§  99,  100 


aulautendes  n  nach  kurzem  Vokal  meist  ab :  galga,  cßstlga,  bera,  slepa, 
falla  etc.  gegenüber  ws.  gealgan,  stigan,  heran,  slepan,  fallan  etc.,  aber 
auch  im  Nordh.  gän  Inf.,  herun  PI.  Praet.,  hören  Part.  Praet.  etc.,  eben- 
so stets  heofon,  h^äeji,  Iren  etc. 

Vorvokalisches  r  tritt  im  Nordhumbrischen  hinter  den  Vokal  auch 
in  ßirda  der  dritte  (ws.  pridda),  hird  Vogel  (ws.  hrid).  Ferner  tritt 
nachvokali^ches  r  in  der  Verbindung  rJit  vor  den  Vokal:  hrelit^  hr/ht 
glänzend  (ws.  heorht),  tvrohte  Praet.,  wroht  Part.  Praet.  (ws.  icorhte, 
icorhi)  zu  wi/rcan  wirken,  fryhtu  Furcht  (ws.  fyrhtii). 

b)  Im  Kentischen  fällt  anlautendes  pal.  g  vor  ea,  eo  mitunter 
ab :  ealla,  eador,  earu,  eogop  (ws.  gealla,  geador,  gearu,  geogop),  und  um- 
gekehrt wird  vor  anlaut.  ea,  eo  mitunter  ein  g  vorgesetzt:  gearfoäe, 
geaäe,  geode  (ws.  earfoäe,  eaäe,  eode),  ein  Zeichen,  daß  die  fallenden 
Diphthonge  ea,  eo  in  steigende  ed,  eö  übergegangen  waren. 

Auslautendes  pal.  g  [j]  wurde  im  Kentischen  früh  zu  /  vokalisiert : 
det,  wei,  grei  etc.  (ws.  deeg,  tveg,  greeg  etc.). 

§  100.     Uebersicht  über  deu  alteuglischen  Konsouaiiteii- 
l)estan(l  und  dessen  nrgermauische  Eutspreclinngen, 

Im  Altenglisclien  waren  folgende  Konsonanten  vorhanden: 


Verschluß- 
laute 

Reibelaute 

Li- 

Na- 

stimm- 

stimm- 

stimm- 

stimm- 

quide     sale 

los 

haft 

los 

haft 

f  Bilabiale 
Labiale     ^   ^    ,  .    , 

l  Labiodentale 

P 

h 

/ 

11' 
/[v] 

m 

f  Interdentale 

A^m 

]>,a[ä] 

'  Dentale 

t 

d 

s 

s  [z] 

h  r 

H 

Palatale 

0  [k'] 

g  [g'] 

h  [t] 

g,  i  [j] 

n  [rf] 

Gutturale 

c  [k] 

9 

h  [%\ 

gb] 

Z[l],r[i] 

n  [y] 

Hauchlaut 

h 

imd  zwar  entstand: 

1)  ae.  ^  aus  urg.  j^  {pse])  §  SO,  a), 

2)  ae.  h  aus  urg,  S,  h  im  Anlaut,   in  der  Gemination  und   nach   m 
{bsep,  sibb,  lamh  §  81,  a), 

3)  ae.  f  aus  urg.  /  {fxder,  fif  §  82,  a),  im  Auslaut  auch  aus  urg. 
5  {wlf  §  81,  c),  ae.  fl  im  Anlaut  aus  urg.  pl  {fleon  §  86,  c). 


§   100]  Altenglischer  Konsonantenbestand.  193 

4)  ae.  /  [v]  im  Inlaut  aus  urg.  S  {grafan  §  81,  b)  oder  aus  urg.  / 
vor  Vokalen  {wulfas  §  82,  b), 

5)  ae.  w  aus  urg.  jo  im  Anlaut  {waefer  §  83,  a),  im  Inlaut  zwischen 
Vokalen  {säwol  §  83,  e  —  straices  §  83,  i  —  säeira  G.  PI.  §  83,  p),  und 
im  Auslaut  von  «/'«-Stämmen  nach  langem  Vokal  {snäto  §  83,  h), 

6)  ae.  t  aus  urg.  f  {talu  §  84,  a)  oder  aus  urg.  d  vor  und  nach 
stimmlosen  Konsonanten  {bitst,  hintst,  grette^  pyrste  §  85,  b),  ae.  U,  t 
aus  ae.  /,  ä -\- p  {hüt,  bint  §  83,  f),  ae.  st  auch  aus  ae.  s -\- p  {clest 
§  86,  h), 

7)  ae.  d  aus  urg.  ä,  d  {dseg,  fseder,  god  §  85,  a)  oder  aus  ae.  dd 
nach  Konsonant  (sende  §  85,  c),  oder  aus  urg.  p  im  Inlaut  vor  und 
nach  l  {niedl  §  86,  d  —  gold  §  86,  e),  ae.  dd  auch  aus  ae.  d  -\-  d 
{cydde  §  86,  g), 

8)  ae.  p,  ä  []}\  aus  urg.  p  (porn  §  86,  a)  oder  aus  ae.  (f  +  /; 
(cwip  §  86,  k), 

9)  ae.  p,  ä  [et]  aus  urg.  p  im  Inlaut  vor  Vokal  oder  l,  m  {cweäan, 
fesäm  §  86,  b), 

10)  ae.  s  aus  urg.  s  {siinu  §  87,  a),  ae.  ss  auch  aus  ae.  «  +  urg.  z 
(leessa  §  88,  b)  oder  aus  ae.  (t  -{-  s  {hliss  §  86,  i), 

11)  ae.  s  [z]  aus  urg.  s  im  Inlaut  vor  Vokal  oder  l,  in  (ccosan, 
ösle,  böftma  §  87,  b), 

12)  ae,  c  [k']  aus  urg.  k  im  Anlaut  und  Inlaut  vor  ursprünglich 
hellem  Vokal  {c'ild  §  90,  b  —  mi/cel  §  90,  d  -  ben'c'  §  97,  b),  im  Aus- 
laut auch  nach  i  [pic  §  90,  e)  und  gewöhnlich  in  der  Verbindung  sc 
{sc'eal,fisc  §  90,  f),  ferner  vereinzelt  aus  t  -\-  j  {fec'c'ean,  orc'eard  §  84,  b), 

13)  ae.  g  [g'j  aus  urg.  /,  g  in  der  Gemination  und  nach  y  vor 
hellen  Vokalen  {hyc'g'ean,  bryc'g\  seng'ean  §  91,  d), 

14)  ae.  h  [%']  aus  urg.  %  in  den  Verbindungen  hh,  hf,  hp  vor  j 
oder  vor  hellem  Vokal,  im  Auslaut  auch  nach  hellem  Vokal  (hliehJtan, 
cnihtes,  cniht,  gesihp,  §  92,  g), 

15)  ae.  g  [j]  aus  urg.  j  im  Anlaut  [geong  §  89,  a),  im  In-  und 
Auslaut  nach  langen  Vokalen  (ciegan,  hieg  §  89,  b)  und  nach  r  bei 
kurzer  Stammsilbe  [herigean  §  89,  e),  ferner 

aus  urg.  7  im  Anlaut  und  Inlaut  vor  ursprünglich  hellen  Vokalen 
{giefan  §  91,  b  —  deeges  §  91,  f),  im  Auslaut  auch  nach  hellen  Vokalen 
{ds^g  §  91,  k), 

16)  ae.  c  [k]  aus  urg.  k  vor  dunklen  Vokalen  und  deren  Umlauten 
und  vor  Konsonanten  {cunian,  cyning,  cläene  §  90,  a  —  sprecan,  iveorc 
§  90,  c),  ae.  x  [ks]  aus  urg.  %s  [oxa,  fox  §  92,  h), 

17)  ae.  g  [g]  aus  urg.  y,  g  im  Anlaut  vor  dunklen  Vokalen  und 
deren  Umlauten  und  vor  Konsonanten  {god,  gylden,  gleed  §  91,  a),  im 
In-  und  Auslaut  geminiert  und  nach  y  vor  dunklen  Vokalen  (dogga,  hocg, 
singan,  ping  §  91,  c), 

Kalaza,  Histor.  Grammatik  d.  engl.  Sprache.    I.    2.  Aufl.  j^3 


194  Altengliscli.  [§  100,  101 

18)  ae.  h  [;^]  aus  urg.  %  im  Auslaut  nach  Vokal  oder  ?,  r  (seah, 
scolh,  purh  §  92,  i),  im  In-  und  Auslaut  in  den  Verbindungen  M,  ht 
[iXi  /ft]  '^or  ursprünglich  folgenden  dunklen  Vokalen  (cohhettan,  eahta, 
pöht  §  92,  f),  im  Auslaut  später  auch  aus  urg.  /  nach  dunklem  Vokal 
(plöh,  genöh  §  91,  h)  oder  vor  konsonantischen  Endungen  {sflhsf,  gflkp 
§  91,  i), 

19)  ae.  (/  [y]  aus  urg.  }'  im  Inlaut  vor  ursprünglich  dunklem  Vokal 
{(Iraqan,  eage  §  91,  e),  im  Auslaut  auch  nach  dunklem  Vokal  {geuög 
§  91,  h), 

20)  ae.  h  [h]  aus  urg.  %  im  Anlaut   {heard,  Tirmg,  hnufu   §  92,  a), 

21)  ae.  l  aus  urg.  l  {long,  reedels  §  93,  a.  b),  ae.  II  aus  l  +  urg.  z 
{sella  §  88,  c), 

22)  ae.  /•  aus  urg.  r  {read,  gsers  §  94,  a.  b),  oder  aus  inlautendem 
urg.    z  {mära,  mearg  §  88,  a), 

23)  ae.  m  aus  urg.  m  {inunn,  mon?i  §  95,  a), 

24)  ae.  n  aus  urg.  n  {nania,  noma  §  96,  a), 

25)  ae.  n  [ij']  aus  urg.  ?j  vor  hellem  Vokal  oder  jiben'c,  seng'ean 
§  97,  b), 

26)  ae.  n  [ij]  aus  urg.  tj  vor  dunklem  Vokal   {long,  singan  §  97,  a). 


Deklination  der  Substantiva. 


Vgl.  Sweet,  NEG  §  945-968  —  Wyatt,  §  6—40  —  Cosijn, 
AwsG  §  1—36;  Abr.  §  107—137  —  Sievers,  AG  §  235-290;  Abr. 
§  43-65  --  Kluge,  PGrdr.2  p.  452-461.  1062f.  —  Dieter,  §  299—321. 
328.  398—406  —  Sokoll,  §  199—251  —  Streitberg,  §  153—164. 
170—182. 

§  101,     Die  germanische  Snbstantivdekliuatiou. 

Die  germanischen  Substantiva  teilt  man  nacli  dem  Aus- 
gange des  Stammes,  an  den  die  einzelnen  Kasusendungen 
angefügt  werden,  zunächst  ein  in  vokali sehe  und  konso- 
nantische Stämme.  Die  Deklination  der  vokalischen 
Stämme  nannte  man  früher  auch  die  starke  Deklination, 
die  der  konsonantischen  /«-Stämme  die  schwache  Dekli- 
nation. 

Die  vokalischen  Stämme  zerfallen  je  nach  der  Be- 
schaffenheit des  stammauslautenden  Vokals  in  vier  Klassen: 


^  101]  Die  germ.  Substantivdeklination.  195 

1.  Der  Stamm  ging  aus  auf  idg.  e,  das  mit  o  wechselte, 
daher  idg.  e/o-Stämme  genannt,  oder  nach  dem  N.  Sg.  gr,  -og, 
-ov,  lat.  -US,  -um,  urg.  -az,  -am  gewöhnlich  idg.  o- Stämme, 
germ.  a -Stämme  (Maskulina  und  Neutra). 

2.  Der  Stamm  ging  aus  auf  idg.  -ä,  gr.  -a,  -t],  lat.  -ä, 
urg.  -ö:  idg.  ä-Stämme,  germ.  ö-Stämme  (Feminina). 

3.  Der  Stamm  ging  auf  i  aus,  das  in  einzelnen  Kasus 
mit  idg.  eij  oi  =  urg.  t,  ai  wechselte:  i- Stämme  (Mas- 
kulina, Feminina,  Neutra). 

4.  Der  Stamm  ging  auf  u  aus,  das  mit  idg.  eu,  ou  =  urg. 
eu,  au  wechselte:   t*-Stämrae  (Maskulina,  Feminina,  Neutra). 

Innerhalb  der  beiden  ersten  Klassen,  der  a-  und  der 
ö-Stämme,  wie  sie  nach  dem  urgermanischen  Lautbestande 
fortan  bezeichnet  werden  sollen,  unterscheidet  man  ferner 
die  Unterabteilungen: 

1.  a)   reine   a-Stämme,    b)   /«-Stämme,    c)   t<;«-Stämme. 

2.  a)    reine    ö-Stämme,    b)  jö-Stämme,    c)    ^rö-Stämme. 
Bei  den  konsonantisch    ausgehenden  Stämmen    sind 

zu  unterscheiden: 

1.  die  w-Stämme  oder  die  schwache  Deklination 
(Maskulina  auf  urg.  -an,  Feminina  auf  urg.  -ön  und  -in, 
Neutra  auf  urg.  -ön), 

2.  die  r-Stämme,  vorwiegend  Verwandtschaftsnamen 
(Maskulina  und  Feminina), 

3.  die  einsilbigen  konsonantischen  Stämme  oder 
Wurzelstäjnme  (Maskulina,  Feminina,  Neutra), 

4.  die  auf  idg.  nf,  urg.  nd  ausgehenden  Stämme 
(Maskulina), 

5.  die  auf  idg.  t,  urg.  p  ausgehenden  Stämme 
(Maskulina,  Feminina,  Neutra), 

6.  die  s- Stämme  (Neutra). 

Das  Genus  der  germanischen  Substantiva  ist  ein  drei- 
faches: Maskulinum,  Femininum,  Neutrum. 

Im  Indogermanischen  unterschied  man  drei  Numeri: 
Singular,  Dual  und  Plural.   In  den  germanischen  Sprachen 

13* 


196  Altenglisch.  [§  101 

ist  aber  der  Dual  in  der  Substantiv-  und  Adjektivdeklination 
ausgestorben;  nur  beim  Pronomen  und  Zahlwort  haben  sich 
einige  Ueberreste  der  Dualflexion  erhalten. 

Im  Indogermanischen  waren  acht  Kasus  vorhanden: 
Nominativ,  Genitiv,  Dativ,  Akkusativ,  Vokativ, 
Ablativ,  Instrumentalis,  Lokativ.  In  den  germanischen 
Sprachen  ist  aber  die  Zahl  der  Kasus  erheblich  vereinfacht 
worden,  da  in  der  Kegel  Dativ,  Ablativ,  Instrumentalis  und 
Lokativ  zu  einem  einzigen  Kasus,  den  man  dann  als  Dativ 
bezeichnet,  zusammengefallen  sind.  Nur  in  der  Adjektiv- 
deklination unterscheidet  sich  im  Altenglischen  der  Instru- 
mentalis noch  vom  Dativ  (§  129).  Der  Vokativ  ist  im  Alt- 
englischen stets  dem  Nominativ  gleich.  Es  genügt  also,  bei 
der  altenglischen  Substantivdeklination  folgende  vier  Kasus 
zu  unterscheiden:  Nominativ,  Genitiv,  Dativ,  Akkusativ. 
Der  Akk.  Plur.  ist  übrigens  im  Alteuglischen  bei  allen  Sub- 
stantiven und  Adjektiven  mit  dem  Nom.  Plur.  gleichlautend. 

Die  Kasusendungen  hatten  ursprünglich  etwa  folgende  Gestalt: 

N.  Sg.  idg.  -s,  urg.  -z  bei  den  Maskulinen  der  vokalischen  Stämme 
und  der  Wurzelstämme,  ursprünglich  wohl  auch  bei  den  n-  und  r-Stämmen, 
bei  denen  der  N.  Sg.  später  durch  Dehnung  des  Vokals  der  Ableitungs- 
silbe ohne  Anfügung  von  -*•  gebildet  wurde.  Die  Feminina  der  /-  und 
/^-Stämme  hatten  ebenfalls  die  Endung  idg.  -*-,  urg.  -z,  die  übrigen 
Feminina  waren  endungslos.  Die  Neutra  der  «-Stämme  gingen  im  N.  Sg. 
auf  -III  aus,  die  Neutra  der  /-,  //-Stämme  und  der  konsonantischen  Stämme 
waren  endungslos. 

Die  Endung  des  G.  Sg.  war  idg.  -.s-o,  urg.  -sa,  oder  idg.  -es,  urg. 
-iz,  letzteres  in  der  Regel  bei  den  konsonantischen  Stämmen.  Der 
D.  Sg.  endete  auf  -ai,  doch  trat  dafür  vielfach,  insbesondere  bei  den 
konsonantischen  Stämmen,  die  ursprüngliche  Endung  des  Lokativs  -/  ein. 
Der  A.  Sg.  ging  bei  allen  Substantiven  auf  -in  aus,  das  nach  konsonan- 
tischen Stämmen  silbenbildend  wurde,  also  zu  idg.  -iii,  urg.  -itm  überging. 

Die  Endung  des  N.  PI.  war  idg.  -es,  urg.  -iz,  das  mit  dem  Stamm- 
ausgang der  vokalischen  Stämme  zu  idg.  ö*-,  as,  urg.  ös,  öz  verschmolz. 
Die  Neutra  der  f/-Stämme  hatten  im  N.  A.  PI.  denselben  Ausgang  wie 
der  N.  Sg.  der  Feminina  der  ö-Stämmc,  also  idg.  -ä,  urg.  -ö.  Die  Endung 
des  G.  PI.  war  idg.  urg.  -om,  die  des  D.  PL  urg.  -iiifz  aus  dem  idg. 
Instrumentalis  auf  -iiiis,  die  des  A.  PI.  idg.  -iis;  doch  gilt  im  Altenglischen 
bei  allen  Substantiv-  und  Adjektivklassen  die  Endung  des  N.  PL  zugleich 
auch  für  den  A.  PL  (s.  o.). 


§  101,  102] 


Reine  ^(-Stämme  (Mask. 


197 


Auch  sonst  zeigt  die  altenglischc  Substantivdeklination,  z.  B. 
gegenüber  der  gotischen,  bereits  eine  stärkere  Ausgleichung  der  ein- 
zolnen  Formen,  indem  bestimmte  Kasusendungen  verallgemeinert  und 
auch  un  solche  Stämme  angefügt  wurden,  denen  sie  etymologisch  nicht 
zukommen.  So  geht  z.  B.  der  D.  PL  im  Altenglischen  bei  allen  Klassen 
der  Snbstantiva  und  Adjektiva,  gleichviel,  welcher  Vokal  ursprünglich 
davorstand,  auf  -um  aus,  und  die  Endung  des  G.  Sg.  Mask.  Ntr.  der 
a-Stämmc,  -es,  ist  auch  auf  andere  Maskulina  und  Neutra  übertragen 
worden.  Bei  den  »-Stämmen  ist  -ati  als  Endung  des  G.  D.  Sg.  und 
N.  A.  PI.  bei  allen  drei  Geschlechtern  gleichmäßig  durchgeführt  worden, 
während  die  Endungen  des  Gotischen  mannigfaltiger  sind  und  dem  iir- 
germanischeu  Bestände  näher  kommen.  Ebenso  hatte  das  Zusammen- 
fallen verschiedener  Vokale  und  Diphthonge,  z.  B.  urg.  6>u,  an  in  ae.  a, 
urg.  e,  i,  ai,  öiii,  6s  in  ae.  «',  eine  große  Vereinfachung  der  altenglischen 
Deklination  zur  Folge.     Das  Weitere  hierüber  in  den  folgenden  §§. 

A.    Tokalische  Stämme  (starke  Deklination). 
Die  rt-Stänime  (Maskniina  und  Neutra). 

§  102.    1)  Reine  «-Stämme:  a)  Maskulina  (gr.  -og,  lat.  -its). 

Die  FlexionsLudungen  der  Maskulina  der  o-Stärame  hatten  ur- 
sprünglich etwa  folgende  Gestalt: 


Stamraauslaut:  idg.  -e-,  -o- 

urg. 

-a- 

frühae. 

-a- 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

Plur. 

1 

Sing. 

Plur. 

N. 

-o-s 

-ÖS  {*-n-es) 

-az 

-ÖS,   -öz 

— 

-US 

G. 

-OSO,  -e-so 

-dm  {"-o-ÖDi) 

-asa,  -esa 

-Olli 

-ees,  -es 

-ä 

D. 

-6i  {*-o-ai) 

-o-mts 

-ai 

-mniz 

-se 

-um 

(Lok) 

-ei  {*-e-i) 

1 

-i 

A. 

-O-IU 

-o-ns 

-am 

-ans 

— 

-US 

Im  Altenglischen  sind  nach  den  Auslautgesetzen  (§  73)  die  un- 
betonten Endungen  -uz,  -am  ganz  abgefallen,  der  N.  A.  Sg.  ist  also 
endungslos.  Ebenso  fielen  in  den  zweisilbigen  Suffixen  -«.•?«,  -esa,  -uniiz 
die  unbetonten  Endsilben  ab,  und  es  endigt  der  G.  Sg.  in  den  ältesten 
englischen  Texten  auf  -acs  oder  -es,  später  gewöhnlich  auf  -es,  der  D.  PI. 
auf  -am.  Der  D,  Sg.  geht  in  den  ältesten  Texten  auf  -se,  der  Instr. 
auf  -i,  später  beide  auf  -e  aus.  Im  N.  PI.  hätte  idg.  -ös,  urg.  -öz  im 
Altenglischen  lautgesetzUch  -e  ergeben  müssen  (vgl.  urg.  *Yehdz,  ae.  giefe 
G.  Sg.  !5  108);  doch  finden  wir  im  Altenglischen  im  N.  PL,  der  zugleich 
für  den  A.  PL  eintritt,  ausschließlich  die  Endung  -as,  die  wohl  auf  eine 
erweiterte  l'luralendung  idg.  *-öses,  skr.  -äsas  zurückgeht.  Im  G.  PL  wird 
urg.  -öm  zu  ae.  -ä,  das  wohl  erst  am  Ende  der  ae.  Zeit  zu  a  verkürzt  wird. 


198 


Aitenglisch. 


[§  102 


Die  Maskulina  der  a-Stämme  werden  demnach   im  Alt- 
englischen  folgendermaßen  flektiert: 


-a-Stämme  (Maskulina) 


a)  urg.  *staina-  Stein 


Sg.  N.  - 
G.  -es 
D.  -e 
A.  — 


PI.  N.  -as 
G.  -a 
D.  -um 
A.  -as 


Sg.  N.  stän 
G.  s fernes 
D.  stäne 
A.  st  an 


PL  N.  stänas 
G.  stäna 
D.  stänum 
A.  stänas 


a)  Ebenso:  äp  Eid,  hlä f  Biot,  ääcZ  Zustand,  cniht-häd  ^xig^nA,  sliep 
Schlaf,  CM?/ Messer,  dorn  Urteil,  tolsdöm  Weisheit,  7irö/Dach,  bog  Schulter, 
Ast,  müp  Mund,  tmi  Zaun,  Stadt,  stream  Strom,  sceaf  Garbe,  peof  Dieb 
—  crsefi  Kraft,  hreefn  Rabe,  eesp  Espe,  tceall  Mauer,  earm  Arm,  heard 
Bart,  liehn  Helm,  eorl  Edler,  ßsc  Fisch,  toind  Wind,  hring  Ring,  hörn 
Hörn,  fox  Fuchs,  topi:)  Spitze,  loulf  Wolf  —  sivan  Schwan,  weg  Weg, 
smi])  Schmied,  trog  Trog  etc. 

Anm.  1.  Eine  Anzahl  langsUbiger  i-  und  «-Stämme  sind  im  Alt- 
englischen in  die  a- Deklination  übergegangen,  so  z.  B.  giest  Gast,  hyll 
Hügel,  wyrm  Wurm  etc.  (§  111)  —  deap  Tod,  scield  Schild,  porn  Dorn 
etc.  (§  114),  ebenso  Stämme  auf  -j  und  -iv  unmittelbar  nach  langem  Vokal, 
z.  B.  hrlg  Brei  §  104,  snäw  Schnee  §  106. 

Der  Stammvokal  urg.  a  geht  in  geschlossener  Silbe  oder 
in  offener  Silbe  vor  hellem  Vokal,  also  im  ganzen  Singular, 
in  ee  über  (§  57,  i.  k),  ebenso  wg.  ä  in  de  (§  59,  d).  Vor 
den  dunkelvokalischen  Endungen  des  Plural  bleibt  aber  urg.  a 
(§  57,  a)  und  wg.  ä  (§  59,  a)  unverändert  (1).  e). 

Stammauslautendes  h  fällt  beim  Antritt  vokalisch  be- 
ginnender Endungen  unter  Dehnung  des  Stammvokals  (d) 
und  Kontraktion  zweier  zusammenstoßender  Vokale  (e)  ab 
(§  92,  d). 


b)  *da', 

'a-  Tag 

c)  *mäya- 
Verwandter 

d)  *mar%a-  Roß 

e)  *e%wa-  Pferd 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

Plur. 

N. 

dsRg 

dagas 

mäeg 

mägas 

mearh 

mearas 

eoh 

eos 

G. 

daeges 

daga 

m€ges 

ntäga 

tneares 

meara 

eos 

eo 

D. 

dsege 

dagum 

meege 

mägum 

meare 

»learum 

CO 

com 

A. 

daeg 

dagas 

mäeg 

mägas 

mearh 

mearas 

eoh 

eos 

§  102] 


Reine  a-Stämme  (Mask. 


199 


b)  Ebenso:  s^«/ Stab,  paep  Pfad,  hwsel  Walfisch  etc. 

d)  Ebenso:  fvarh  Schwein,  sealh  Weide  (G.  Sg.  seales  etc.),  Wealh 
Welscher,  eolh  Elch  (ü.  Sg.  eoles  etc.),  seoJh  Seehund,  aber  horh  Schmutz, 
G.  Sg.  horwes  etc.  Mitunter  unterbleibt  die  Dehnung:  nteares,  meare, 
mearas  etc. 

e)  Ebenso:  ßeah  Floh,  scöh  Schuh  (aber  G.  PI.  scöa,  D.  PI.  scöiini), 
höh  Ferse  (aber  N.  PI.  höas,  G.  PL  höa,  D.  PL  liöum). 

Anm.  2.  Die  stammauslautenden  stimmlosen  Reibelaute  /,  p,  s 
gehen  beim  Antritt  vokalisch  beginnender  Endungen  (nach  §  82,  b.  86,  b, 
87,  b)  in  die  entsprechenden  stimmhaften  Reibelaute  /"  [v],  p,  5'[d:],  s  [z] 
über,  was  in  der  altenglischen  Schreibung  allerdings  nicht  zum  Ausdruck 
kommt:  tvulf  [f],  G.  Sg.  u-ulfes  [v],  N.  PL  wulfas  [v]  etc.;  stsef  [f],  G. 
Sg.  staefes  [v],  N.  PL  stafas  [v]  etc.;  i^eep  [J)],  G.  Sg.  paepes,  paedes  [3], 
N.  PL  ^ja/>as,  paäas  [et]  etc.  Vgl.  ne.  wolf  [wulf],  PL  wolves  [wulvz] ; 
sif o/f  [stäf],  PL  staves  [ste^vz]  neben  staffs;  jyatJi  [päj)],  PL  ^)a//i.s  [pädz]. 

Umgekehrt  wird  stammauslautendes  g  [y\  in  den  endungslosen 
Formen  mitunter  zu  stimmlosem  h  [x]  (§  91,  h):  hög  [/],  höh  [%\,  G.  Sg. 
höges  [7],  trog  [y],  troh  [%\^  G.  Sg.  troges  [7]  etc. 

In  ursprünglich  dreisilbigen  Formen  mit  langer  erster 
Silbe  wird  der  Vokal  der  Mittelsilbe,  wenn  er  nicht  durch 
Position  geschützt  ist,  gewöhnlich  ausgestoßen  (f).  Bei  kurzer 
«rster  Silbe  bleibt  der  Mittel  vokal  erhalten,  geht  aber  vor 
dunkelvokalischen  Endungen  gern  in  einen  hellen  Vokal 
über  (g).  Die  svarabhaktischen  Vokale  des  endungslosen 
N.  A,  Sg.  fehlen  in  den  übrigen  Kasus  nach  langer  Stamm- 
silbe und  nach  kurzer  Stammsilbe  vor  /  (h),  nach  kurzer 
Stammsilbe  vor  r  finden  sie  sich  auch  in  den  übrigen  Kasus. 
Vgl.  §  72,  c— f.  73,  k. 


f)  *a'Ugila-  Engel 

g)  *xetuna-  Himmel 

h)  *fiiyta-  Vogel 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

Plur. 

N. 

enget 

englas 

heofon 

heofenas 

fugot 

fuglas 

G. 

engles 

engla 

heofones  • 

heofena 

fugtes 

fugla 

D. 

engte 

engtum 

heofone 

heofenum 

fugle 

fugtum 

A. 

enget 

englas 

heofon 

heofenas 

fugot 

fugtas 

f)  Ebenso:    deofot  Teufel,   deoßes   etc.,   eSet   Stammsitz   u.  a,    aber 
mit  Beibehaltung   des   Mittelvokals   vor   mehrfacher   Konsonanz:    hengest 


200 


Altengliscli. 


[§  102,  103 


Hengst,  heiigestes  etc.,  hridels  Zaum,  bridelses  etc.,  fsetels  Beutel,  gyrdels 
Gürtel,  rxdels  Rätsel,  scilling  Schilling. 

g)  Ebenso:  rodor  Himmel,  rodores,  rodore,  roderat<  etc.,  hamor 
Hammer, ^»nor  Donner,  .•atapol  Pteiler,  staäol  Grand,  s a d ol  Sa.ttel,  sceattiol 
Schemel,  darop  Pfeil,  heorot  Hirsch,  bulluc  Stierkalb,  muniic  Mönch  etc., 
ohne  Veränderung  des  Stammvokals:  cyning  König,  cyninges,  cyningas  etc. 

h)  Ebenso:  ßnger  Finger,  ßngres  etc.,  uiääum  Kleinod,  PI.  luädmas 
etc.  und  die  ursprünglichen  «-Stämme  seppel  Apfel,  PI.  aepplas  etc., 
hungor  Hunger,  hungres  etc.,  aber  mit  Beibehaltung  des  e:  secer  Acker, 
PI.  eeceras  etc. 

§  103.     1)  Reine  «-Stämme:  b)  Neutra  (gr.  -ov,  lat.  -loti). 

Die  Flexion  der  Neutra  der  a- Stämme  untciichied  sich  von  der 
der  Maskulina  nur  im  N.  Sg.,  der  ebenso  wie  der  A.  Sg.  auf  idg.  -oiu, 
urg.  -am  ausging,  und  im  N.  A.  PI.,  der  denselben  Ausgang  hatte  wie 
der  N.  Sg.  der  ö- Stämme,  nämlich  idg.  -ä,  urg.  -ö. 

Im  Altenglischen  ist  die  unbetonte  Endsilbe  -am  im  N.  Sg.  Ntr. 
ebenso  wie  im  A.  Sg.  Mask.  abgefallen,  der  N.  A.  Sg.  ist  also  auch  hier 
endungslos.  Die  Endung  des  N.  A.  PL  urg.  -5  ist  zu  -u  abgeschwächt, 
das  nach  langer  Stammsilbe  abfällt,  nach  kurzer  aber  erhalten  bleibt 
(§  73,  e.  f). 

Im  Altenglischen  geht  also  der  N.  A.  PI.  der  Keiilra 
der  a-Stämme  nach  kurzer  Stammsilbe  auf  -u  aus  (a),  nach 
langer  Stammsilbe  ist  er  endungslos  (b). 


a-Stämme 

(Neutra) 

a)  *zof(^-  Sof 

b)*  war  da-  Wort 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

Plur. 

N. 

— 

-u,  — 

hof 

hofu 

icord 

tvord 

G. 

-es 

-a 

hof  es 

hofa 

ivordes 

ivorda 

D. 

-e 

-um 

hofe 

hof  um 

ivorde 

wo  räum 

A. 

— 

-u,  — 

hof 

hofu 

tvord 

icord 

a)  Ebenso  die  kurzsilbigen  Stämme:  hlot  Loos,  geoc  Joch,  lue  Ver- 
schluß, col  Kohle,  hol  Höhle,  dor  Tor,  ttvig  Zweig,  tin  Zinn. 

b)  Ebenso  die  langsilbigen  Stämme:  folc  Volk,  gold  Gold,  hors  Eoß, 
hearn  Kind,  sweord  Schwert,  sand  Sand,  nest  Nest,  ping  Ding,  toll  Zoll 
—  bän  Bein,   Knochen,   geär  Jahr,    hier  Haar,    sceap   Schaf,    leaf  Laub, 


§  103] 


Reine  a-Stämme  (Neutra). 


201 


Blatt,  lead  Lot,  Blei,    leop  Lied,    deor  Rotwild,    hf  Leben,    inf  Weib,  ~is 
Eis,  sivhi  Schwein,  tnl  Werkzeug,  hfis  Haus,  fyr  Feuer. 

In  den  kurzsilbigen  Stämmen  wechselt  wie  bei  den 
Masknlinen  (§  102,  b)  se  im  Singular  mit  a  vor  den  dnnkel- 
vokalischen  Endungen  des  Plural  (c).  Die  Endung  -u  des 
N.  A.  PL  bewirkt  überdies  /^-Umlaut  eines  vorhergehenden 
e,  i  zu  €0,  io  (d),  doch  ist  dieser  Umlaut  im  Westsächsischen 
selten  (§  62,  e.  65,  e). 

Stammauslautendes  //  fällt  vor  vokalisch  beginnenden 
Endungen  unter  Ersatzdehnung  (e)  oder  Kontraktion  (f)  aus. 


c)  Hapa-  Bad 

d)  *klifa-  Klippe 

e)  *yMX(^-  Höhle 

t)yexu-,' 

fe%a-  Vieh 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

Plur. 

N. 

beep 

baäii 

clif 

cliofu 

holh 

holh 

feoh 

feo 

G. 

bsectes 

baäa 

clifes 

cliofa 

höle>i 

höla 

feos 

feo 

D. 

baeäe 

badum 

cUfe 

cltofuiii 

hole 

höluni 

feo 

feom 

A. 

bggp 

baäu 

clif 

cliofu 

holh 

holh     . 

feoh 

feo 

c)  Ebenso:  /as^  Gefäß,  ^ra?/ Zelt,  Z/?«erf  Blatt,  6«c  Rücken,  Äa?/ 'Haff' , 
Meer,  dasl  Tal,  geers  Gras  {*graes),  PI.  grasu,  geat  Tor  Cgaef),  PI.  gatu, 
später  auch  mit  Angleichung  an  den  Singular  geatu. 

d)  Ebenso :  scip  Schiff,  geßit  Wettstreit,  geivrit  Schrift,  hlid  Deckel, 
hlip  Hügel,  lip  Glied,  lim  Glied,  hrim  Wallung,  gehed  Gebet,  PI.  gebedii, 
gebeodii,  geset  Wohnsitz,  gesprec  Gespräch. 

e)  Ebenso  der  ursprüngliche  ?/- Stamm:  feorh  Leben,  feores,  feore 
etc.,  aber  auch  feores,  feore  etc. 

f)  Ebenso:  peoh  Hüfte,  peos  etc.,  G.  PI.  peoiia. 

Anni.  1.  Uebergang  eines  stimmlosen  /;  p  in  stimmhaftes  /  [v], 
p,  ä  [d]  vor  vokalisch  beginnenden  Endungen  liegt  z.  B.  vor  in:  wif  [f] 
Weib,  tvtfes  [v],  tvife,  wifa,  tvlfum,  lif  [f]  Leben,  llfes  [v]  etc.,  leaf  [f] 
Blatt,  leafes  [v]  etc.,  haep  [J)]  Bad,  bsepes,  baedes  [d],  haeäe,  biiäu  etc.; 
vgl.  ne.  wife,  PI.  wives,  life,  PI.  Uves,  alive  [alaiv]  lebendig  (ae.  on  Itfe), 
bath  [\i],  PI.  baths  [dz]. 

Bei  dreisilbigen  Stämmen  mit  kurzer  erster  Silbe 
fällt  die  Endung  -u  im  N.  A.  PI.  ab  (g);  bei  langer  erster 
Silbe  bleibt  sie  erhalten.  Die  Mittelsilbe  fällt  dann  vor  -n 
gewöhnlich  nicht  aus,  wohl  aber  vor  anderen  Endungen  (li). 


202 


Ältenffliscli. 


[§  103,  104 


Wörter  mit   svarabhaktischera  Vokal   im  N.  Sg.   gelten   als 
einsilbig  und  sind  daher  im  N.  A.  PI.  endungslos  (i). 


g)  *water 

•a-  Wasser 

h)  *xaubi 

da-  Haupt 

i)  *tutjg 

la-  Stern 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

Plur. 

N. 

wseter 

wseter 

heafod 

heafodu 

tung{o)l 

tung{p)l 

G. 

wgeteres 

wsetera 

heafdes 

heafda 

tungles 

fiDigla 

D. 

weetere 

tvasferum 

heafde 

heafdum 

tungle 

tunglum 

A. 

wseter 

wseter 

heafod 

heafodu 

tnng{o)l 

tung{o)l 

g)  Ebenso :  meegen  Kraft,  reced  Gebäude,  leger  Lager,  hunig  Honig, 
werod,  iveorod  Kriegsschaar,  G.  PL  weoroda  oder  mit  Vokaldissimilation 
ivereda  etc. 

h)  Ebenso:  tneten,  nyten  Rind,  carcern  Kerker,  G.  Sg.  carcernes  etc. 

i)  Ebenso:  «'«/>(e)n  Waffe,  täc{e)n  Zeichen,  heac{e)n  Zeichen,  tvolc{e)n 
Wolke,  wiind{o)r  Wunder. 

Anm.  2.  Später  findet  sich  die  Endung  n  im  N.  A.  PI.  auch  bei 
kurzer  erster  Silbe:  waeteru  und  bei  Wörtern,  die  im  N.  A.  Sg.  svara- 
bhaktischen  Vokal  haben:  tungol,  PI.  titnghi. 


§  101.     2)  Die  jia-Stämme :  a)  Maskulina. 

In  allen  /^'-Stämmen  ist  der  ursprüngliche  Wurzelvokal 
durch  das  folgende  J,  soweit  möglich,  umgelautet  worden, 
z.  B.  here  Heer  i^xarja-),  Idece  Arzt  {^läkja-),  dynn  Lärm 
(^dunja-). 

Nach  kurz  silbigen  auf  r  ausgehenden  Stämmen 
ist  j  vor  vokalisch  beginnenden  Endungen  erhalten  geblieben 
(§  89,  e),  geschrieben  i,  g,  ig,  vor  a  auch  ge,  ige.  Im  N.  A.  Sg. 
wurde  das  in  den  Auslaut  tretende  ,/  zu  i,  später  e  vokali* 
siert  (§  89,  f)  (a). 

Bei  ursprünglich  kurzsilbigen,  nicht  auf  raus- 
gehenden Stämmen  ist  der  stammauslautende  Konsonant 
durch  das  folgende  ./  geminiert  worden  (westgermanische 
Konsonantendehnung  §  77),  das  /  selbst  aber  im  Alteuglischen 
nach  der  nunmehr  lang  gewordenen  Stammsilbe  sowohl  im 
Auslaut  wie   vor  Flexionsendungen  abgefallen  (§  89,  h.  d). 


§  104,  105] 


Die  /rt-Stämme  (Ma^k.,  Neutra). 


20-6 


Für  geminiertes  palatalcs  g  [g']  schreibt  man  cg,  vor  a  auch 
cge.  Andere  geminierte  Konsonanten  werden  im  Auslaut  oft 
wieder  vereinfacht  (b). 

Nach  ursprünglich  langer,  konsonantisch  aus- 
gehender Stammsilbe  ist  /  vor  den-vokalisch  beginnenden 
Endungen  ohne  weiteren  Ersatz  ausgefallen  (§  89,  d),  hat  aber 
ein  vorhergehendes  gutt.  c,  ^palatalisiert;  es  wird  daher  hierfür 
vor  a  in  der  Regel  ce,  ge  geschrieben.  Im  N.  A.  Sg.  trat  j 
nach  Abfall  der  urg.  Endung  -az  in  den  Auslaut  und  wurde 
zu  i,  später  e  vokalisiert  (§  89,  g)  (c). 


a)  *X(irja-  Heer 

b)  *sayj 

a-  Mann 

c)  *xi 

rdja-  Hirt 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

Plur. 

N. 

here 

heri{ge)as 

secg 

secg(e)as 

hierde 

hierdas 

G. 

heri{g)es 

heri{(je)a 

secges 

secg{e)a 

hierdes 

hier  da 

D. 

heri{g)e 

heri{(j)um 

secge 

secgum 

Merde 

hierdum 

A. 

here 

heri{g)eas 

secg 

secg(e)as 

hierde 

hierdas 

a)  Die  Schreibungen  schwanken  zwischen  heries,  herges,  heriges, 
herias,  hergas,  herigas,  herigeas  etc. 

b)  Ebenso:  wecg  Keil,  hr//cg 'Rüekan  —  d//n{n)  Lsivm.  hli/n{n)  Lärm, 
prym{m)  Kraft,  X)yt{t)  Brunnen,  lat.  puteus,  auch  zweisilbige  Stämme,  wie 
^fen  Abend,  G.  Sg.  stfennes  etc.,  morgen  Morgen,  D.  Sg.  morgenne  und 
morgne. 

c)  Ebenso :  hwäte  Weizen,  ende  Ende,  esne  Diener  und  die  zahl- 
reichen Nomina  agentis  auf  -ere ,  wie  baecere  Bäcker,  ßscere  Fischer, 
böcere  Schriftgelehrter  etc.,  auch  cäsere  Kaiser  —  läsce  Arzt,  PI.  lsec(e)as, 
leec{e)a  etc.,  rnece  Schwert. 

Unmittelbar  nach  langem  Stammvokal  blieb  ,/  in  allen 
Kasus  erhalten  (geschrieben  g);  mitunter  trat  auch  w  dafür 
ein.  Die  wenigen  hierher  gehörigen  Wörter,  z.  B.  brlg,  Brei, 
brlges  etc.  oder  br'iw,  hrlwes  etc.  flektieren  ebenso  wie  die 
reinen  a-Stämme  (§  102,  a). 


§  105.     2)  Die  Ja-Stämme :  b)  Neutra. 
Auch  bei  den  Neutris  der  _y'a-Stämme  hat  das  folgende  ; 
Umlaut  des  Wurzelvokals  bewirkt,  z.  B.  hedd  Bett  (*badja-) 
cynn  Geschlecht  {*kunja-),  hieg,  Mg  Heu  {"^xauja-). 


204 


Altenglisch. 


[§  105 


Nach  kiirzsilbigen,  nicht  auf  r  ausgehenden 
Stämmen  ist  der  stammauslautende  Konsonant  durch  das 
folgende  ./  geminiert  worden  (§  77),  das  ,/  selbst  aber  im  Alt- 
englischen nach  der  nunmehr  lang  gewordenen  Stammsilbe 
sowohl  im  Auslaut  .wie  vor  Flexionsendungen  abgefallen 
(§  89,  h.  d).  Für  geminiertes  palatales  //  [g']  schreibt  man  a/, 
vor  a  auch  c(je.  Andere  geminierte  Konsonanten  werden 
im  Auslaut  oft  wieder  vereinfacht.  Im  N.  A.  PI.  fällt  die 
Endung  -t(  nach  der  durch  Kousonantendehnung  lang  ge- 
wordenen Stammsilbe  ab  (a),  bleibt  aber  in  ursprünglich  drei- 
silbigen Stämmen  mit  langer  erster  Silbe  wie  bei  den  reinen 
(^-Stämmen  (§  103,  h)  erhalten  (1)). 

Nach  ursprünglich  langer,  konsonantisch  aus- 
gehender Stammsilbe  ist  J  vor  vokalisch  beginnenden 
Endungen,  also  auch  vor  der  Endung  -u  im  N.  A.  PI.,  die  hier 
erhalten  bleibt,  ohne  Ersatz  ausgeworfen  worden  (§  89,  d),  hat 
aber  ein  vorhergehendes  gutturales  c,  g  palatalisiert,  so  daß 
dafür  vor  a  in  der  Regel  ce,  f/e,  vor  u  seltener  ci,  gi  ge- 
schrieben wird.  In  den  endungslosen  Formen,  N.  A.  Sg., 
wurde  das  in  den  Auslaut  tretende  ,/  auch  hier  zu  i,  später  e 
abgeschwächt  (§  89,  g)  (c). 


a)  *kitnja- 

Geschlecht 

b)  *fastunja-  Fe'^stung,  Fasten 

c)  *tvitja-  Strafe 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

Plur. 

N. 

c//n{ti) 

ci/n{ti) 

feeste}){n) 

fxstenmi 

tvlte 

witu 

G. 

cynnes 

ci/nna 

fiestennes 

fsestenna 

u'ltes 

tvlta 

D. 

cynne 

cijnnum 

feestenne 

fsestennum 

wite 

iritvm 

A. 

cijniri) 

cyn{)i) 

faesteiii») 

faestennu 

wlte 

witu 

a)  Ebenso:  weh{h)  Gewebe,  nh{h)  Rippe,  net{t)  Netz,  be(l{d)  Bett, 
gied{d).  gid(d)  Spruch,  bil{l)  Streitaxt,  tvicg  Roß,  G.  PI.  wicg{e)a. 

b)  Ebenso:   westen{n)  Wüste,   G.  Sg.  irestennes  etc.,  lieget{t)  Blitz. 

c)  Ebenso:  stiele  Stahl  (*sfahlja-),  getreede  Gewand,  getinihre  Bau- 
werk, Seretide  Botschaft  —  r}ce  Reich,  N.  PI.  nc{/)u,  G.  PI.  nc{e)a,  D.  PI. 
ric{i)iim,  ,^f//cce  Stück,  geinierce  Gemarkung,  tväge  Becher  etc. 


i;  105,  1061  Die  «t'a- Stämme  (Mask.,  Neutra). 


205 


Unmittelbar  nach  langem  Stammvokal  bleibt  j  in 
allen  Kasus  erhalten  (geschrieben  g),  z.  B.  hleg  Heu  (urg. 
*;faMya-),  h'ieges  etc. 


§  106.     3)  Die  «<^« -Stämme :  a)  Maskuliua. 

Der  Stammvokal  a  ist  vor  rw  zu  ea,  der  Stammvokal 
e  vor  w  zu  eo  gebrochen  (§  57,  q.  62,  f),  z.  B.  6earw  Wald 
^hanoa-),  peowes  G.  Sg.  (*Jjewes). 

Vor  den  vokalisch  beginnenden  Endungen  bleibt  w  er- 
halten; in  den  endungslosen  Formen  aber  wird  das  in  den 
Auslaut  tretende  tv  zu  u^  o  vokalisiert  (a),  das  sich  mit 
einem  unmittelbar  vorhergehenden  e  zu  einem  Diphthong 
(urg.  eu  =  ae.  eo)  verbindet  (b);  vgl.  §  83,  i.  m.  n. 


a)  *harwa-  Wald 

b)  *pewa- 

Diener 

Sg.  N.  hearu,  -o 

PI.  N.  bearuas 

Sg.  N.  y^eo 

PI.  N.  peowas 

G.  heanves 

G.  hearica 

G.  peowes 

G.  peowa 

D.  hearwe 

D.  hearwum 

D.  peowe 

D.  peotvum 

A.  bewu,  -0 

A.  hearwas 

A.  ^eo 

A.  peowas 

b)  Ebenso:  latteoiw)  Führer  aus  *lad-peo{w),  lareo{w)  Lehrer  aus 
*^är^eo(M'). 

Anm.  1.  Zwischen  r  und  ?r  tritt  später  häufig  ein  sekundärer 
Vokal  (§  73,  Anm.  5)  und  zwar  u  vor  hellen,  e  vor  dunklen  Endungs- 
vokalen: hearmves,  hearuwe  —  bearetras,  bearewa,  beareivum. 

Anm.  2.  Durch  Formenausgleichung  tritt  an  den  kontrahierten 
N.  A.  Sg.  später  häufig  tv  an :  peotv ,  und  die  kurzen  Vokale  der 
uckontrahierten  Formen  werden  mitunter  gedehnt:  peowes,  peoive  — 
peowas^  pfona,  peowuin. 

Unmittelbar  nach  langem  Stammvokal  bleibt  iv  in 
allen  Kasus  unverändert  (§  83,  h),  die  Flexion  ist  also  völlig 
gleich  der  der  reinen  «-Stämme  (§  102,  a),  z.  B.  snmv  Schnee 
(*snaiwa-),  snäwes,  snüwe,  snäw  etc.  (e). 

c)  Ebenso :  hläw,  hlBw  Grabhügel,  deaw  Tau,  pemv  Sitte. 


206 


Altenglisch. 


rsioT 


§  107.     3)  Die  ?rrt-Stämme :  b)  Neutra. 

Der  Stammvokal  a,  e  ist  auch  hier  vor  Iw,  rw  zu  ea^  eo 
und  e  vor  iv  zu  eo  gebrochen  (§  57,  p.  q.  62,  f),  z.  B.  lealu 
Uebel  i^balwa-),  teoru  Teer  (*terwa-),  treowes  G.  Sg.  {"^frewes). 

Vor  vokalisch  beginnenden  Endungen  blieb  «^  auch  hier 
unverändert;  in  dem  endungslosen  N.  A.  Sg.  aber  wurde  es 
zu  u,  0  vokalisiert  (a),  das  sich  mit  einem  vorhergehenden 
kurzen  Vokal  zu  einem  Diphthongen  (urg.  au,  eu  =  ae.  ea, 
eo)  verbindet  (b.  c).  Vor  der  Endung  -u  des  N.  A.  PI,  geht 
w  nach  Konsonanten  verloren  (§  83,  m),  und  es  wurde  vor- 
ausgehendes e  mit  dem  n  der  Endung  zu  den  Diphthongen 
eu  =  ae.  eo  zusammengezogen  (§  83,  n)  (c). 


a)  *balwa-  Uebel 

b)  straiva-  Stroh 

c)  *treica-  Baum 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

Sing. 

Plur. 

N. 

bealu-,  -0 

bealu,  -0 

strea 

treo 

treo 

G. 

healwes 

bealwa 

strau-es 

treowes 

treowa 

D. 

iealwe 

bealwum 

strawe 

treowe 

treowiim 

A. 

bealu,  -0 

bealu,  -0 

strea 

treo 

treo 

a)  Ebenso:  searu  Eüstung,  ihkoIu  Mehl,  teoru  Teer,  ■•oneoru 
Schmeer  etc. 

c)  Ebenso:  cneo  Knie. 

Anm.  1.  Auch  hier  wird  später  zwischen  l,  r  und  tv  ein  Gleitlaut 
eingeschoben  (§  73,  Anm.  5):  bealutves,  bealmve  —  bealetva,  bealeivum. 

Anm.  2.  Durch  Formenangleichung  tritt  w  an  die  kontrahierten 
Formen  mitunter  wieder  an:  streaw,  treoiv,  oder  es  wird  der  Vokal  der 
unkontrahierten  Formen  gedehnt:  treoives,  trcotve  etc.  Der  N.  PI.  lautet 
auch  ireowu  neben  treo. 

Unmittelbar  nach  langem  Vokal  oder  Diphthong  wird  w 
zum  Stamme  gerechnet  und  bleibt  in  allen  Kasus  unverändert; 
die  Flexion  ist  also  gleich  der  der  reinen  a-Stämme  (§  103,  b), 
z.  B.  kräw,  hreeiv  Leichnam,  hräires,  hreeives  etc.  (c). 

c)  Ebenso:  geJireoiv  Eeue,  gehleow  das  Brüllen,  oncleou-  Knöchel, 
N.  A.  PI.  oncleow  und  oncleowu. 


§108] 


Die  reinen  o-Stämme  (Fem.). 


207 


Die  o-Stämme  (Feminina),  gr.  -a,  -»;,  lat.  -a. 
§  108.     1)  Die  reinen  ö-Stämme. 

Die    ursprünglichen   Flexionsendungen    der  ö-Stämme    waren    etwa 
folgende: 


Stammauslaut  idg.  -ä- 

Stammauslaut  urg.  -o- 

Sg.  N.  -ä 

PI.  N.  -as  {*-ä-es) 

Sg.  N.  -ö 

PI.  N.  -00 

G.  -as  i^-ä-so) 

G.  -6m  (*-ä  -  6m) 

G.  -6z 

G.  -6m 

D.  -Cd  {-ä-ai) 

D.  -ä-mis 

D.  -ai 

D.  -öw«> 

A.  -ä-m 

A.  -ä-ns 

A.  -öm 

A.  -ons 

Im  Altenglischon  sind  die  auslautenden  Konsonanten  z  (G.  Sg.,  N. 
PL),  m  (A.  Sg.,  G.  PI.)  und  die  unbetonte  Endsilbe  -iz  (D.  PI.)  abge- 
fallen, die  langen  Vokale  verkürzt  und  die  Diphthonge  vereinfacht  worden 
(§  73),  und  zwar  wird  urg.  -ö  im  N.  Sg.  zu  ae.  -ii,  -o,  das  nach  langer 
Stammsilbe  abfällt  (s.  u.),  urg.  ai  im  D.  Sg.,  urg.  öm  im  A.  Sg.  und  urg. 
-6z  im  G.  Sg.  N.  PI.  zu  ae.  a?,  später  -e.  Im  N.  PL,  der  auch  hier  zu- 
gleich für  den  A.  PL  steht,  findet  sich  im  Westsächsischen  und  Kentischen 
in  der  Regel  -«,  im  Nordhumbrischen  und  Mercischen  häufiger  -e.  Im 
G.  PL  nehmen  die  kurzsilbigen,  seltener  die  langsilbigen  Stämme  gern 
die  Endung  der  schwachen  Deklination  -ena  für  -ä  aus  urg.  6m  an.  Die 
Endung  des  D.  PL  ist  -um  für  urg.  -ömiz. 

Im  Altenglischen  geht  also  der  N.  Sg.  der  ö-Stämme 
ebenso  wie  der  N.  A.  PI.  der  Neutra  der  a-Stämme  nach 
kurzer  Stammsilbe  auf  -u  aus  (a),  nach  langer  Stammsilbe 
ist   er  endungslos  (b). 


O-Stämme  (Fem.) 


a)  *yg5ö  Gabe 


b)  *  laizo  Lehre 


N. 
G. 
D. 
A. 


Sing. 


-u. 


Plur. 

-a,  -e 

-a,  -ena 

-um 

-a,  -e 


Sing. 

giefu 
giefe 
giefe 
giefe 


Plur. 

giefa,  -e 
giefa,  -ena 
giefum 
giefa,  -e 


Sing. 

lär 
läre 
läre 
läre 


Plur. 

lära,  -e 
lära,  -(e)na 
lär  um 
lära,  -e 


a)  Ebenso   die   kurzsilbigen  Stämme:    lufu   Liebe,   sacu  Streit, 
wracu  Rache,  Verfolgung,  suyu  Sage,   sayu  Säge,    talu  Zahl,   Erzählung, 


208 


Altenglisch. 


[§  108 


ciraln  Tod,  scoZ«  Seh  aar,   caru^   cearu  Sorge,    ondsuaru  Antwort,   scamic, 
sceamu  Scham,  fremn  Vorteil,  de>m  Thal  etc. 

Anm.  1.  Da  das  -e  der  Endungen  des  Singulars  auf  älteres  -ö 
zurückgeht,  findet  ein  üebergang  des  Stammvokals  a  zu  a?  bei  den 
ö- Stämmen  in  der  Regel  nicht  statt.  Nur  vor  e  wechselt  a?  mit  a:  saece 
G.  D.  A.  Sg.  neben  sace,  mraece  neben  wrace. 

b)  Ebenso  die  langsilbigen  Stämme:  är  Ehre,  sirm  Straße, 
nMl  Nadel,  hwU  'Weile',  Zeit,  cilöf  Handschuh,  dün  Hügel  —  stefn 
Stimme,  feoht  Gefecht,  sorg  Sorge,  stund  Stunde,  Zeit,  wund  Wunde, 
}\eal(l)  Halle  etc. 

Ursprünglich  dreisilbige  Stämme  werfen  die  Endung  -u 
im  N.  Sg.  in  der  Regel  ab.  Der  Mittelvokal  bleibt  in  den 
übrigen  Kasus  nach  kurzer  erster  Silbe  erhalten  (c),  wird 
aber  nach  langer  erster  Silbe  abgeworfen  (d).  Der  G.  PI. 
endet  stets  auf  -a. 

Die  Abstrakta  auf  -\])ö  behalten  im  N.  Sg.  die  Endung 
-u  und  dehnen  dieselbe  auch  auf  die  übrigen  Kasus  des 
Singulars  aus,  während  der  Mittelvokal  /  ausfällt.  Später 
aber  werden  diese  Wörter  auch  unter  Abfall  des  -u  im  N.  Sg. 
wie  die  gewöhnlichen   langsilbigen  ö-Stämme   dekliniert   (e). 

Die  Wörter  auf  -ung  nehmen  im  D.  Sg.,  mitunter  auch 
im  G.  und  A.  Sg.  die  Endung  -a  statt  -e  an  (f). 


c)  *idtso-  Weib 

d)  saiira 

lo-  Seele 

e)  *straygipo- 
Stärke 

f)  leonuo7g- 
Gelehrsamteit 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

Sing. 

N. 

ides 

idesa,  -e 

säu'ol 

säwla,  -e 

strengpii,  -p 

leor?i  img 

G. 

idese 

idesa 

säirle 

säu-Ja 

strengpu,  -pe 

leornunge,  -a 

D. 

idese 

idesiim 

sänle 

säwlmn 

sfrengpu,  -pe 

leornunga 

A. 

idese 

idesa,  -e 

sä  wie 

säu-la,  -e 

strengpu,  -pe 

leornunge,  -a 

c)  Ebenso:  firen  Frevel,  hysen  Beispiel,  /edfer  Feder  etc. 

d)  Ebenso :  fröfor  Trost,  ceuster  Burg  etc. 

e)  Ebenso:  cyppu^  cypp  Geschlecht,  Verwandtschaft,  gesyntu  Gesund- 
heit, ofermettu  Uebermut. 

f)  Ebenso:  momtng  Mahnung,  hletsung  Segen. 


§  109] 


Die  jo-Stämme. 


209 


§  109.     2)  Die  /ö-Stämme  (Femiuiua). 

Durch  das  Ableitiingssuffix^'  ist  der  ursprüngliche  Wurzel- 
vokal, soweit  möglich,  umgelautet  worden,  z.  B.  henii  Henne 
(*;fawjö-),  hell  Hölle  (*j^a(yö-),  brycf/  Brücke  {^hrugjö-),  cribb 
Krippe  i^krihjö-). 

Nach  kurzsilbigen,  nicht  auf  -r  ausgehenden 
Stämmen  ist  j  im  Altenglischen  abgefallen,  nachdem  es  den 
vorhergehenden  Konsonanten  geminiert  hatte,  wobei  pal.  g 
zu  cg,  vor  a  gew()hnlich  cge  geschrieben,  überging.  Durch 
die  Konsonantendehnung  sind  die  ursprünglich  kurzsilbigen 
Stämme  zu  langsilbigen  geworden;  es  fällt  daher  im  N.  Sg. 
die  Endung  -u  ab.  Der  in  den  Auslaut  tretende  geminierte 
Konsonant  (außer  cg)  wird  aber  oft  wieder  vereinfacht  (a), 
insbesondere  bei  den  mehrsilbigen  Stämmen  auf  -el,  -en,  -es, 
die  gleichfalls  im  N.  Sg.  die  Endung  -u  stets  abwerfen  (b). 

Nach  ursprünglich  langsilbigen  Stämmen  ist  j  vor 
vokalisch  beginnenden  Endungen,  also  auch  vor  -u  im  N.  Sg. 
ohne  Ersatz  ausgefallen  (§  89,  d);  das  -u  selbst  aber  mußte 
später  nach  der  langen  Stammsilbe  ebenfalls  abgeworfen 
werden.  Die  hierhergehörigen  Wörter  sind  also  im  N.  Sg. 
endungslos  und  werden  ebenso  flektiert,  wie  die  langsilbigen 
reinen  ö-Stämme,  von  denen  sie  sich  nur  durch  den  Umlaut 
des  Wurzelvokals  unterscheiden  (c).  Im  G.  PI.  steht  über- 
all nur  -a,  nicht  -ena. 


si)  *%anjo-  Henne 

b)  hurpinjo-  Bürde     .. 

c)-*Mnpjö-  Woge 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

Plur. 

N. 

hen(n) 

kennet,  -e 

hyräen 

byräenna,  -e 

yp 

yäa,  -e 

G. 

kenne 

kenna 

hyräen^ie 

hyräenna 

yäe 

yäa 

D. 

kenne 

kennuin 

ht/räenne 

hi/räennum 

yäe 

yäum 

A. 

kenne 

kennet,  -e 

hjjräenne 

htjräenna,  -e 

yäe 

yäa,  -e 

a)  Ebenso:  hen(n)  Wunde,  /?c?Z  Hölle,  crih(h)  Krippe,  sih(b)  'Sippe', 
Verwandtschaft,  Friede,  ßt(t)  Abschnitt  eines  Gedichtes,  ntjt(t.)  Nutzen, 
>iijUl)  Schwelle,  ^yn(n)  Sünde  —  hrycg  Brücke,  PI.  hri/cg(e)a  etc.,  ecg 
Schneide,  xecg  Schwert  etc. 

Kaluza,  Histor.  Grammatik  d.  engl.  Sprache.    I.    2.  Aufl.  14 


210 


Altenglisch. 


[§  109,  110 


Anm.  1.  Auslautendes^  geht  beim  Antritt  von  Flexionsendungen 
in  ä  über  (§  86,  b) :  yp,  yS,e  etc. 

b)  Ebenso:  gyäen  Göttin,  condel  Kerze  (lat.  candela),  condelle  etc., 
die  Abstrakta  auf  -rieden  wie  feond-rxden  Feindschaft,  hlw-rseden 
Familie  etc.  und  die  Abstrakta  auf  ->ies(g),  wie  hälignes  Heiligkeit,  G.  D. 
A.  Sg.  häliciwsse,  y/JifirUnes  Rechtschaffenheit  u.  a. 

c)  Ebenso:  sceoj)  Scheide,  /-e.«^  Kühe,  7»7(?  Kampf, /<mf?  Hindin,  glerd 
Gerte,  bltäs,  hliss  Freude,  Eäs,  liss  Linderung,  Gnade,  mikh,  milt^ 
Erbarmen  etc. 

Unmittelbar  nach  langem  Vokal  bleibt  _/  (ge- 
scbrieben  g)  in  allen  Kasns  erhalten.  Anch  diese  Wörter 
werden  demnach  ebenso  wie  die  langsilbigen  reinen  ö-Stämrae 
flektiert;  im  G.  PI.  steht  nur  -a,  z.  B.  leg,  lg  Insel,  Eiland, 
lege,  PL  lega,  -e,  lega,  legnni,  ebenso  cseg  Schlüssel. 

§  110.     3)  Die  ?rö-Stämme  (Feminina). 

Der  Stammvokal  a,  i  ist  vor  Konsonant  +  w  zu  ea,  io 
gebrochen,  z.  B.  beachi  Kampf  {*badicö-),  siomi  Sehne  (*.v/»wö-), 
lange  Vokale  aber  bleiben  unverändert. 

Das  stamraauslautende  ir  blieb  vor  vokalisch  beginnenden 
Endungen  (außer  -ii)  erhalten.  Vor  der  Endung  -u  des  N.  Sg. 
ging  IV  nach  Konsonanten  verloren  (a),  und  das  im  Auslaut 
stehende  -u  wurde  bei  langem  Stammvokal  später  gleichfalls 
abgeworfen  (Ib).  Nach  Vokalen  blieb  w  in  der  Regel  er- 
halten, fiel  aber  vor  der  Endung  -h  des  N.  Sg.  ab  unter 
Kontraktion  des  Stammvokals  mit  dem  -ti  der  Endung  (urg. 
au  =  ae.  ea)  (c).     Im  G.  PI.  steht  nur  -a. 


a)  Hadwo-  Kampf 

b)  *tnadwo-  Wiese 

c)  *klawö-  Klaue 

Sing. 

Piur. 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

Plur. 

N. 

beadu 

beadiva,  -e 

iiieed 

uiaedwa,  -e 

eleu 

claira,  -e 

G. 

headioe 

beadwa 

iHxdice 

msedwa 

clawe 

claiva 

D. 

beadwe 

beadirum 

ineedire 

inEdwum 

claice 

claicuni 

A. 

beadive 

beadwa,  -e 

■ 

iHäedive 

mäediva,  -e 

claice 

claira,  -e 

•i)  Ebenso:  nceadu  Schatten,  neara  Not,  seonii,  sionu  Sehne  und  die 
Pluralia  tantum  fraetiva,  -e  Schmuck,  geativa,  -e  Rüstung. 
b)  Ebenso:  lies  Weide,  Isesire  etc. 


§  110,  111] 


Die  ?ro-,  «-Stämme. 


211 


c)  Ebenso:  prea  Drohung,  und  ea  Wasser  {*<thiro-),  das  aber  in 
allen  Kasus  die  Kontraktion  und  im  Dativ  mitunter  Umlaut  zeigt:  ie. 

Anm.  1.  Zwischen  Konsonant  und  tp  wird  nach  kurzem  Stamm- 
vokal oft  ein  sekundärer  Vokal  eingeschoben:  heudnive,  headeica. 

Anm.  2.  Der  N.  Sg.  clea  nahm  später  oft  wieder  ein  w  an:  cleaw 
oder  er  lautete  nach  Analogie  der  übrigen  Kasus:  clairu,  prairH. 

Unmittelbar  nach  langem  Stammvokal  bleibt  iv  in 
allen  Kasus  unverändert.  Die  Endung  des  N.  Sg.  -u  wird 
nach  der  langen  Stammsilbe  abgeworfen.  Die  Flexion  dieser 
Wörter  ist  also  der  der  langsilbigen  ö-Stämme  gleich  (§  108); 
im  G.  PL  steht  nur  -a,  z.  B.  .^töw  Ort,  stöwe,  PI.  stöwa,  -e, 
stöwa,  stöwum.     Ebenso  freoiv  Treue,  hreoiv  Reue. 


Die  /-Stämme. 
§  111.     Maskulina  der  i-Stämme. 

Die    Maskulina   der  /-Stämme    hatten    ursprünglich    etwa    folgende 
Flexionsendungen : 


Stammauslaut  idff.  -/- 


urg.  -i- 


8g.  N.  -i-s 
(-i-so 


-ois  {*-oi-so) 
D.  (Lok.)  -ei 
A.  -i-m 


PI.  N.  -ej-es 

G.  -ij-öni 

D.  -i-mis 

A.  -i-ns 


Sg.  N.  -tz 

i-lz 

G.{     . 
y-mz 

D.  -l 

A.  -im 


PI.  N.  -tz  {*ijiz) 

G.  -ijoin 

D.  -i»iiz 

A.  -ins 


Im  Altenglischen  fallen  nach  §  73  die  auslautenden  Konsonanten  z 
im  N.  Sg.  PI.  und  G.  Sg.,  ///  im  A.  Sg.,  G.  PI.  und  die  unbetonte  Silbe 
■iz  im  D.  PI.  ab;  die  langen  Vokale  und  Diphthonge  werden  verkürzt: 
urg.  i  im  D.  Sg.,  urg.  i(z)  im  N.  PI.,  der  auch  für  den  A.  PI.  eintritt, 
zu  «,  später  -e.  Die  Endung  -ijoin  im  G.  PI.  wird  zu  -ia,  (-igea),  wofür 
nach  langer  Stammsilbe  aber  einfaches  a  eintritt.  Für  -im(iz)  im  D.  PI. 
wird,  wie  bei  allen  anderen  Substantivklassen  -um  gesetzt.  Aus  der 
Endung  -uiz,  -tz  im  G.  Sg.  hätte  sich  regelrecht  -e  entwickeln  müssen; 
es  tritt  aber  dafür  wie  bei  den  meisten  andern  Maskulinen  die  Endung 
der  «-Stämme  -^.s  ein.  Im  N.  A.  Sg.  bleibt  das  in  den  Auslaut  tretende  i 
nach  kurzsilbigen  Stämmen  als  -e  erhalten;  nach  langsilbigen  aber 
ällt  es  ab. 


212 


Altenglisch. 


[§  111 


Der  Stammvokal  ist  im  Alteugiischen  durch  das  ur- 
sprünglich folgende  i,  soweit  möglich,  umgelautet  worden, 
z.  B.  streng  Strang  (*sfrangi-),  giest  Gast  *yasfi-),  deel  Teil 
{^daüi),  wyrm  Wurm  (j'^wurmi-),  Engle  die  Angeln  {*Angli-), 
mete  Speise  i^mati-),  hype  Hüfte  (^hi/pi-)  etc. 

Die  ursprüngliche  Flexion  der  i-Stämme  ist  im  Alt- 
englischen nur  bei  den  kurzsilbigen  Stämmen  rein  bewahrt 
worden;  doch  tritt  auch  dort  mitunter  im  N.  A. PL  die  Endung 
der  a-Stämme  -as^  im  G.  P  .  -a  ein  (a). 

Einige  Pluralia  tantum,  insbesondere  Völkernamen,  haben 
sowohl  bei  kurzer  als  bei  langer  erster  Silbe  die  Endung  -e 
im  N.  A.  PL  unverändert  bewahrt.  Im  G.  PL  haben  die  kurz- 
silbigen  Stämme  -«  oder  -i(ge)a  (b),  die  langsilbigen  stets 
-a  (c). 


«-Stämme 

a)  ""wini-  Freund  i      b)  *Dani- 

'                            1 

c)  *ÄngU- 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

Plur. 

Plur. 

Plur. 

N. 

-e,- 

-e 

wine 

wine,  -as 

Dene 

Engle 

G. 

-es 

-ia,-a 

ivines 

ivini(ge)a,  mna 

Deni(ge)a,  Dena 

Engla 

D. 

-e 

-um 

wine 

winum 

Denum 

Engluni 

A. 

-e,- 

-e 

wine 

wine,  -as 

Dene 

Engle 

a)  Ebenso  die  kurzsilbigen  Stämme:  hete  Haß,  niete  Speise, 
stede  Stätte,  Ort,  ege  Schrecken,  .^lege  Schlag,  sele  Saal,  ele  Oel,  here 
Gerste,  inere  Meer,  mene  Halsschmuck,  dene  Tal,  gripe  Griff,  freopd-scipe 
Freundschaft  u.  ä.,  hite  Biß,  teilte  Antlitz,  cwide  Eede,  sige  Sieg,  hijpe 
Hüfte,  gyte  Guß,  scyte  Schuß,  hryce  Bruch,  hyge  Sinn,  lyge  Lug,  flyge 
Flug,  hyse  Jüngling  (N.  PI.  hyssas  neben  hysas,  hyssa  etc.),  cyre  Wahl, 
lyre  Verlust,  hryre  Fall,  cyii/e  Ankunft,  dyne  Lärm,  viyne  Sinn,  ryne  Lauf. 

b)  Ebenso:  Norphymhre  die  Nordhumbrier,  Seaxe  neben  Seaxan 
(§  117)  die  Sachsen,  Mlerce  neben  Mlercmi  die  Mercier,  leode  Leute,  lelde^ 
ylde  die  Menschen,  lelfe^  ylfe  Elfen. 

Die  übrigen  langsilbigen  «-Stämme,  bei  denen  nach  Ab- 
fall des  -e  im  N.  A.  Sg.  ohnedies  der  ganze  Singular  mit 
den  -a  Stämmen  übereinstimmte,  nehmen  auch  im  N.  A.  PL 
die  Endung  -as  an,  gehen  also  vollständig  in  die  «-Deklination 
über  und  sind  nur  noch    an    dem  Umlaut   des  Wurzelvokals 


§  111,  112] 


Die  /-Stämme. 


*213 


als  alte  i-Stämrae  zu  erkennea,   z.  B.  wyrm  Wurm,    wyrmes, 
wyrme,  PL  wyrnias,  ivyrma,  ivyrnwm  (d). 

c)  Ebenso  die  langsilbigen  Stämme:  slenc]  Stange,  streng  Strang, 
i'eiii]  Griff,  stenc  Gerucli,  hend  Band,  (fiest  Gast,  finc  Fink,  hjft  Luft,  ß!)ht 
Flug,  hi/ll  Hügel,  gylt  Schuld,  pyrst  Durst,  fijrs  Ginster,  dynt  Schlag, 
dxl  Teil,    sireg  Lärm,  lieg  Lohe,  ifc  Rauch,  smec  Geruch. 

Der  einzige  «'/-Stamm,  urg.  *sami-  der  See,  wirft  das 
IV  vor  hellen  Vokalen  aus  und  läßt  Kontraktion  eintreten. 
Nur  vor  a-,  um  im  G.  D.  PI.  bleibt  iv  auch  unverändert,  also: 
säe  See,  sSes,  sS,  PI.  s«,  seeiva,  sseinim  oder  ssem. 


§  112.     Feminina  der  /-Stämme. 

Die  Flexionsendungen  der  Feminina  der  z-Stämme  waren  ursprüng- 
lich denen  der  Maskulina  gleich;  es  hat  sich  aber  im  Altenglischen  hier 
die  Endung  -e  im  G.  Sg.  und  N.  A.  PL,  die  bei  den  Maskulinen  durch 
-es  oder  -as  ersetzt  wurde,  unverändert  erbalten;  der  G.  PL  geht  auf  -a 
aus.  Da  die  Feminina  sämtlich  lange  Stammsilbe  haben,  ist  der  N.  A.  Sg. 
stets  endungslos;  sie  unterscheiden  sich  also  hierdurch  von  den  lang- 
silbigen  ö-Stämmen,  die  im  A.  Sg.  die  Endung  -e  haben. 

Der  Wurzelvokal  ist  auch  bei  den  Femininen  durch  das 
ursprünglich  folgende  /  stets  umgelautet  worden,  z.  B.  deed 
Tat  (wg.  *dädi-),  c/ren  Frau  (wg.  *kwäni-),  gled  Glut  (f'ylödi-), 
fyst  Faust  CßfUX^ti-),  nJed,  uyd  Not  (*ncmdi-),  heue  Bauk 
i^hanki-),  mihi  Macht  (*mahfi-)  etc. 


i- Stämme 
(Fem.) 

*ktvani 

-  Frau 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

Plur. 

N. 

— 

-e 

cwen 

cwene 

G. 

-e 

-a 

cwene 

cwena 

D. 

-e 

-um 

cwene 

cwenum 

A. 

— 

-e 

cwen 

cwene 

Ebenso:  ?<t/iW ahn, Erwartung, 
hen  Bitte,  gJed  Glut,  est  Gunst 
(got.  ansfs),  deed  Tat,  eiht  Besitz, 
icxd  Gewand,  spraec  Sprache,  h^p 
Heide,  tld  Zeit,  hyd  Haut,  br^d 
Braut,  f^sf  Faust,  med,  nyd  Not, 
7i^/ Bienenkorb,  henc  Bank,  mihi 
Macht,  hjft  Luft,  u-i/rd  Schicksal, 
nu/rt  Würz,  Kraut,  wi/nn  Wonne. 


Anm.  1.  In  der  späteren  Zeit  nimmt  der  A.  Sg.  mitunter  auch  die 
Endung  -e,  der  N.  A.  PI.  die  Endung  -a  an,  wie  bei  den  ö-Stämmen. 

Anm.  2.  Auslautendes  /,  p  geht  beim  Antritt  von  Flexionsendungen 
in  f  [v],  ä  über  (§  82,  b.  86,  b):  hyf,  liyfe  [v]  etc.,  heej),  hetde  etc. 


2U 


Altengliscli. 


[§  112,  113 


Der  «i-Stamm,  urg.  *saiui-  die  See,  kommt  im  Alt- 
englisclien,  wie  im  Deutschen,  auch  als  Femininum  vor;  es 
fehlt  ihm  dann  die  Maskulinendung  -s  im  G.  Sg.,  (b),  also 
Sg.  see,  G.  D.  sie,  smve,  A.  see,  PI.  N.  A.  säe,  G.  sSewa,  !>. 
ssewum,  ssem;  ebenso  rv  Gesetz. 


§  113.     Neutra  der  /-Stämme. 

Die  Flexionsendungen  der  Neutra  der  /-Stämme  unterschieden  sich 
ursprünglich  von  denen  der  Maskulina  und  Feminina  nur  im  N.  A.  Sg. 
PL,  in  dem  der  Ausgang  -z  oder  -»i  fehlte,  also  N.  A,  Sg.  idg.  urg.  -/, 
N.  A.  PI.  -?.  Im  Altenglischcn  wurde  -/  im  N.  A.  Sg.  zu  -e,  das  nach 
kurzer  Stammsilbe  erhalten  blieb,  nach  langer  abfiel;  im  G.  Sg.  trat  auch 
hier  die  Endung  -es  Ton  den  «-Stämmen  ein. 

Die  Neutra  fallen  also  in  der  Flexion  des  Singular  mit 
den  Maskulinen  zusammen;  es  haben  daher  viele  ursprüng- 
liche Neutra  im  Altenglischen  männliches  Geschlecht  an- 
genommen, so  z.  B.  mere  Meer  (lat.  man^,  here  Gerste,  sige 
Sieg  etc.  (§  111,  a).  Soweit  sie  Neutra  geblieben  {spere, 
ßäesc  etc.),  oder  aus  dem. Femininum  in  das  Neutrum  über- 
getreten sind  {wiht,  gebtjrd  etc.),  haben  sie  auch  im  N.  PI. 
nach  kurzer  oder  langer  Stammsilbe  die  Endung  -u  von  den 
«-Stämmen  angenommen,  so  daß  sie  sich  nur  durch  den 
Umlaut  des  Wurzelvokals  von  letzteren  unterscheiden.  Im 
N.  A.  Sg.  haben  die  kurzsilbigen  Stämme  die  Endung  -e  (a), 
die  langsilbigen  sind  erdmig.-ilos  (b). 


/-Stämme  N, 

a)  *speri-  Speer 

b)  *ßaiski-  Fleisch 

Sing. 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

N. 

-e, — 

-u 

spere 

sperii 

fläesc 

G. 

-es 

-a 

speres 

spera 

ßsesces 

D. 

-e 

-um 

spere 

sperum 

flsesce 

A. 

^e,— 

-u 

l  spere 

sperti 

ßsesc 

a)  Ebenso  die  kurzsilbigen  Stämme:  si'yi  Sieb,  o^^«- Schicksal. 

b)  Ebenso  die  langsilbigen  Stämme:  hiel  Heil,  Isen  Lehen,  .^tes 
Vliess,  hilf  Schwertgriff  und  die  ursprünglichen  Feminina  in'hf  Ding, 
fiilluht   Taufe    ('^fuhriht),    f^ebi/rd   Geburt,    gecipul    Geschlecht,    geini/nd 


§  IIB.  114] 


Die  «-Stämme. 


215 


Andenken,    Eriunerung,    gehnrid    Sinn,    oferh>/g(J  TJcberniut,    PL    gehi/ijdii, 
ot'criii/gdv  etc. 

Die  »-Stiiinme. 
§  114.     Maskulina  der  //-Stämme. 

Die  Maskulina  der  «-Stämme    hatten    ursprünglich    etwa    folgende 
Flexionsendungen: 


Stammauslaut  idg.  -n- 

Staramauslaut  urg.  -ti- 

Sg.  N.  -t(-s 

PI.  N.  -eir-e>f 

Sg.  N.  -uz 

PI.  N.  -iu'iz,  -juz 

G.  -diren,   -das 

G.  -eir-6)ti 

G.  -auz 

G.  PI.  -iirdiH 

D.  -üivi 

D.  -II-  iiiift 

D.  -alt 

D.  PI.  -nmiz 

A.  -it-m 

A.  -it-ns 

A.     -IIDI 

A.  PI.  -iwH 

Im  Altenglischen  sind  die  auslautenden  Konsonanten  -z  im  N.  G. 
Sg.,  -m  im  A.  Sg.,  G.  PI.  und  die  unbetonte  Endsilbe  -iz  im  N.  D.  PI. 
abgefallen.  Das  in  den  Auslaut  tretende  -u  im  N.  A.  Sg.  blieb  nach 
kurzer  Stammsilbe  erhalten,  fiel  aber  nach  langer  Stammsilbe  ab.  Die 
Diphthonge  -an  im  G.  Sg.,  -eu  im  D.  Sg.,  -iu  im  N.  PL,  der  auch  für 
den  A.  PL  eintrat,  sind  im  Altenglischen  gleichmäßig  zu  -a  vereinfacht 
worden.  Im  G.  PL  trat  ebenfalls  -a  an  Stelle  von  urg.  -itrd(m),  got.  -ive. 
Im  D.  PL  war  die  sonst  übliche  Endung  -iini  hier  auch  lautgesetzlich 
berechtigt. 

Durch  das  ursprünglich  folgende  n  ist  der  Stammvokal 
e,  i  in  der  Regel  zu  eo,  io  umgelautet  worden  (§  62,  e. 
65,  e),  welch  letzteres  bei  vorhergehendem  iv  in  u  übergeht 
(§  65,  1),  vgl.  meodu  neben  medu  Meth,  siodii  neben  sid/i 
Sitte,  ivudu  (aus  ^iviodu  für  *iüid/f)  Holz. 

In  den  kurzsilbigen  Stämmen  ist  die  Endung  -u  im 
N.  A.  Sg.  bewahrt  (a),  in  den  langsilbigen  Stämmen  ist  sie 
abgeworfen  (b). 


?<-Stämme  M. 

a)  *siw'u-  Sohn 

b)  Jeipu-  Feld 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

Plur. 

N. 

-11,  - 

-a 

SWIU 

suna 

feld 

fdda 

G. 

-a 

-a 

suna 

suna 

fdda 

fdda 

D. 

-a 

-um 

suna 

.mniim 

felda 

felduni 

A. 

-n,  — 

-a 

sunii 

suna 

feld 

fdda 

216 


Altenglisch. 


[§  114-116 


Ebenso  die  kur  z  sil  big  en  Stämme:  lagu  See,  tnagii  Knsibe,  »ledti, 
meodu  Met,  b>-egH  Herrscher,  heori(  Schwert,  sj^'^"  Bratspieß,  i^idu,  siodu 
Sitte,  tvudu  Holz  etc. 

Anm.  1.  In  der  späteren  Zeit  finden  sich  auch  hier  im  G.  Sg., 
N.  PI.  mitunter  die  Endungen  der  «-Stämme,  -es,  -as:  wudes,  unidas,  im 
G.  PI.  die  Endung  der  «-Stämme:  -ena  (§  117):  snnena. 

a)  Ebenso  die  langsilbigen  Stämme:  weald  Wald,  ford  Furt, 
häd  Person,  Stand,  sumor  Sommer,  N.  A.  PL  snmera,  winter  W  ter, 
N.  A.  PL  ivinfru  und  winter,  seppel  Apfel,  N.  A.  PL  applu. 

Anm.  2.  Auch  die  langsilbigen  «-Stämme  nehmen  später  miti. ,iter 
die  Endungen  der  «-Stämme  an,  z.  B.  G.  Sg.  fehles,  D.  Sg.  fehle,  N. 
A.  PL  fehlas.  Eine  Anzahl  ursprünglicher  «-Stämme  sind  vollständig  in 
die  a-Deklination  übergetreten,  so  z.  B.  är  Bote,  fear  Zähre  (gr.  6äy.Qv), 
deaj)  Tod  (got.  dauptis),  flöd  Flut,  sciehl  Schild,  feorh  Leben,  porn  Dorn, 
hungor  Hunger;  vgl.  §  102,  Anm.  1. 

§  115.     Feminiiia  der  ^/-Stämme. 

Die  FlexioDsendungen  der  Feminina  sind  im  Alteiiglischen 
denen  der  Maskulina  völlig  gleich.  Die  Zahl  der  hierlier  ge- 
hörigen Substantiva  ist  allerdings  gering. 

Im  N.  A.  Sg.  haben  die  knrzsilbigen  Stämme  wiederum 
die  Endung  -u  (a),  die  langsilbigen  sind  endungslos  (l>). 


w- Stämme  Fem. 

a)  ""dum-  Tür 

b)  "^xandu-  Hand 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

Plur. 

N. 

-n,— 

-a 

dum 

dura 

hond 

honda 

G. 

-a 

-a 

dura 

dura 

honda 

honda. 

P. 

-a 

-nm 

1    dura 

durum 

hoiida 

hond  um 

A. 

-11,— 

-a 

dum 

duru 

hond 

honda 

a)  Ebenso:  nosu  Nase,     b)  Ebenso:  ßör  Flur,  cireorn  Mühle. 


§  116.     Neutra  der  ^«-Stämme. 

Der  einzige  Ueberrest  der  Neutra  der  «-Stämme  im  Alt- 
englischen ist  das  indeklinable  fela,  feo  a  viel.  Andere  ur- 
sprüngliche ;c-Stämme  sind  im  Alteuglischen  zu  den  a-Stämmen 
übergetreten,  so  z.  B.  feoh  Vieh  (lat.  pecu);  s.  §  103,  f. 


§  117] 


Maskulina  der  /«-Stämme. 


217 


B.   Konsonantische  Stämme. 
Die  >/-Stämme  (schwache  Deklination 
§  117.     a)  Maskniina,  der  n-Stämme. 

Die  Flexionsendungen  der   konsonantischen    Stämme   (§   101) 


indoge  n 

anisch : 

urgermanisch : 

Sg.  N.  - 

PI.  N.  -es 

Sg.  N.  - 

PI.  N.  -?> 

G.  -es 

Q.  -6)u 

G.  -iz 

G.  -oin 

D.  (Lok.)  ./ 

D.  -»lis 

D.  -i 

D.  -miz 

A.  -ni 

A.    -HS 

A.    -Hl)t 

A.  -tins 

wurden  an  den  auf  idg.  -on  oder  -eii,  urg.  -an  oder  -/»  ausgehenden 
Stamm  angefügt.  Im  N.  Sg.  erfolgte  Dehnung  des  Vokals  der  Ableitungs- 
silbe zu  ön,  en,  oder  auch  untor  Abfall  des  -n  zu  -6  (mit  schleifendem 
Ton).  Die  Flexion  der  Maskulina  der  »-Stämme  hatte  demnach  ungefähr 
folgende  Gestalt: 


Stammauslaut 

idg.  -on-,  -en- 

urg.  -an 

-,  -in- 

Singular 

Plural 

Singular 

Plural 

N. 

-ÖM,  -6 

-en 

-on-es 

en-es 

-ön,  -6 

-en 

-aniz 

-iniz 

G. 

-on-es 

-en-es 

-on  -  6m 

-en  -  6m 

-aniz 

-iniz 

-anoni 

-in6m 

D. 

-on-i 

-en-i 

-on-mis 

-en  -  m/s 

-üiii 

-ini 

-aniniz 

-ivmiz 

A. 

-011 -m 

-en  -  }a 

-on-ns 

-en-ns 

-an  um 

-i'nmn 

-anuns 

-inuns 

Im  Altenglischen  ist  die  Endung  des  N.  Sg.  M.  -a  auf  urg.  -6  aus 
älterem  -ön  zurückzuführen  (vgl.  die  Endung  u  im  G.  PI.  der  vokalischen 
Stämme  aus  idg.  urg.  -am).  In  den  übrigen  Kasus  ist  im  Altenglischen 
a  aus  idg.  o  als  Ableitungsvokal  gleichmäßig  durchgeführt.  Das  darauf 
folgende  n  blieb,  weil  es  durch  folgenden  Vokal  geschützt  war,  erhalten. 
Die  unbetonten  Eudsilben  -iz  im  G.  Sg.,  N.  D.  PI.,  -i  im  D.  Sg.,  -um 
(aus  idg.  -m)  im  A.  Sg.  sind  abgefallen;  die  Endung  des  G.  D.  A.  Sg., 
N.  PL,  welch  letztere  Form  zugleich  für  den  A.  PL  eintrat,  ist  daher 
im  Altenglischen  gleichmäßig  -an.  Im  D.  PL  trat  auch  hier  die  Endung 
-um  für  älteres  -au-m(iz)  ein,  nur  in  oxnuni  neben  o.rum  hat  sich  das  n 
noch  erhalten.  Im  G.  PL  hätte  lautgesetzlich  der  Ableitungsvokal  «  vor 
der  langen  Endsilbe  ausgestoßen  werden  müssen;  die  danach  zu  erwartende 
Endung  -na  ist  aber  nur  in  oxna  und  in  einigen  Völkernamen:  Seaxna, 
Francna  etc.  anzutreffen.     Die  übrigen  Maskulina   haben    im  G.  PI.    die 


218 


Ältenfflisch. 


[§117,118 


Feinininendung  -ena  (ans  urg.  -on-6m).     Umlaut  im  N.  A.  PI.  findet  sich 
nur  in  exen   {*o%siniz)  neben  oxan  {*oxsaniz). 

Wenn  dem  Ableitungsvokal  a  ursprünglich  h  oder  /  vor- 
herging, das  im  Altenglischen  ausgefallen  ist,  so  Avurde  er 
mit  dem  Wurzelvokal  zu  ä  oder  ea  oder  eo  zusammen- 
gezogen (b). 


«-Stämme  M. 

a)  "^yuma 

n-  Mann 

b)  ""franj 

'an-  Herr 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

Plur. 

N. 

-a 

-an 

guma 

guman 

frea 

frean 

G. 

-an 

-ena 

guman 

gumena 

frean 

freana 

D. 

-an 

-nm 

guman 

gumum 

frean 

frea(u)m 

A. 

-an 

•  an 

guman 

guman 

frean 

frean 

a)  Ebenso:  nefa  Neffe,  irita  Ratgeber,  iriga  Kämpfer,  cempa  Kämpe, 
(lema  Richter,  ?>«««,  bona  Mörder,  apa  Affe,  snaca  Schlange,  draca  Drache, 
hucca  Bock,  steda  Hengst,  dogga  Hund,  frogga  Frosch,  speanva  Sperling, 
«.M.s-o  Esel,  fola  Fohlen,  hara  Hase,  hera  Bär,  hana  Hahn,  oxa  Ochs  (N.  PI. 
oxan  oder  mit  Umlaut  exen^  Gr.  PI.  oxna,  D.  PI.  oxmtm  neben  oxinn), 
dfopa  Tropfen,  lippa  Lippe,  nania  Name,  tinm  Zeit,  püma  Daumen,  möna 
Mond,  gdma  Gaumen,  steorra  Stern. 

b)  Ebenso:  gefä  Feind,  rä  Reh,  //e/pft  Freude,  «-m  Weh,  ^re«  Plage, 
eo    Löwe,  ttcco  Zweifel,  PI.  Siceoii  die  Schweden,  Siceona,  Sweom. 


§  118.     b)  Feminina  auf  -bn. 

Bei  den  Femininen  der  j(- Stämme  unterscheidet  man,  je  nach  dem 
vorhergehenden  Ableitungsvokal,  «»-  und  i/(- Stämme.  Bei  den  erstercn 
ist  im  N.  Sg.  urg.  -ön  im  Altenglischen  zu  -e  geworden.  In  den  übrigen 
Kasus  blieb  das  stammauslautende  »,  da  es  durch  folgenden  Vokal  ge- 
schützt war,  erhalten;  der  Ableitungsvokal  urg-  ö  ist  im  Altenglischen 
zu  (t  abgeschwächt,  das  wiederum  vor  der  Endung  u  des  G.  PI.  durch 
Vokaldissimilation  in  e  überging.  Die  unbetonten  Endsilben  -iz.  -/,  -iim 
fallen  auch  hier  ab.  Der  D.  PI.  geht,  wie  sonst,  auf  -nin  (urg.  *-ömlz) 
aus.  Die  Endungen  der  Feminina  auf  -öv  unterscheiden  sich  also  von 
denen  der  Maskulina  auf  -an  nur  im  N.  Sg. 

Bei  Ausfall  eines  vorhergehenden  h,  j  findet  Kontraktion 
des  Wurzelvokals  mit  dem  Ableitungsvokal  zu  ä,  eo  statt  (b). 


118,  119] 


Feminina  der  x-Stämme. 


219 


Die  kurzsilbigen  Stämme  nehmen  im  N.  Sg.  neben  -e 
auch  die  Endung  -n  von  den  kurzsilbigen  ö-Stämmen  (§  108) 
an  (f). 


OM- Stämme 
Fem, 

a)  *tuygon- 
Zunge 

b)  *bij5n- 
Biene 

c)  *wikoH 

-  Woche 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

Plur. 

N. 

-e 

-an 

tunge 

tungan 

beo 

beon 

wice,  wucu 

wucan 

G. 

-an 

-ena 

tungan 

tungena 

Leon 

beona 

wucan 

ivuceva 

D. 

-an 

-um 

tungan 

tungum 

beon 

beom 

ivucan 

ivuciini 

A. 

-an 

-an 

tungan 

tungan 

beon 

beon 

wucan 

wucan 

a)  Ebenso:  hearpe  Harfe,  läwe>-ce  Lerche,  hierce  Birke,  sireahre 
Schwalbe,  prostle  Drossel,  üle  Eule,  wuäuire  Witwe,  heorte  Herz,  folde 
Erde,  enräe  Erde,  wise  Art  und  Weise,  eehnet^.^c  Almosen,  hmse  Erde, 
ciriee  Kirche,  hlxfdige  Herrin,  meoivh'  Jungfrau,  niedre  Natter,  heRcestre 
Bäckerin  u.  ä.,  föinne  Jungfrau,  simne  Sonne,  tunnf  Tonne,  N.  PI.  Eni^tron 
Ostern  etc. 

b)  Ebenso:  seo  Pupille,  fä  Pfeil,  G.  Sg.  flän  etc.,.  fä  Zehe  {*fähe), 
slä  Schlehe,  da  Hirschkuh,  ne.  doe. 

c)  Ebenso:  prote,  profii  Kehle,  .^pade,  spadu  Spaten,  Ao.sv^,  ho.-^n 
Schlauch,  pere,  pern  Birne,  more^  »lorit  Möhre.  Nur  -ti  im  N.  Sg.  hat 
hifii,  das  aber  auch  stark  flektiert  wie  giefif  (§  108,  a). 


§  119.     c)  Feminina  auf  -hi. 

Die  Feminina  auf  -tu  unterschieden  sich  ursprünglich  nur  durch 
den  Ableitungsvokal  v  von  der  Flexion  der  übrigen  »-Stämme;  z.  B. 
got.  managei  Menge,  G.  Sg.  tiKoiage/iis-,  D.  Sg.  ntanagein  etc.  Im  Alt- 
englischen  haben  sie  das  -)t  abgeworfen  und  im  N.  Sg.  die  Endung  der 
ö- Stämme  -ii  angenommen,  die  auch  nach  langer  Stammsilbe  erhalten 
bleibt.  In  den  übrigen  Kasus  des  Sg.  bleibt  entweder  die  Endung  -u 
(-o),  oder  es  tritt  e  dafür  ein.  Da  ausschließlich  Abstrakta  hierher  ge- 
hören, kommen  Pluralformen  selten  vor.  Wo  sie  belegt  sind,  gehen  sie 
im  N,  A.  PI.  auf  -e,  -«,  -u^  -<>,  im  G.  PI.  auf  -a,  im  D.  PI.  auf  -um  aus. 

Das  l  des  Ableitungssuffixes  -in  hat  im  Altenglischen 
noch  eine  Spur  hinterlassen  in  dem  Umlaut  des  Wuzelvokals 
und  in  der  Palatalisierung  eines  vorhergehenden  g^  z.  B. 
menigu,    memg(e)o  Menge    zu    monig    mancher,    slnngu  Kraft 


220 


Altenglisch. 


[§  119-121 


zu   sfrong   stark,    hrsedu   Breite   zu    hrad   breit,    IutIu   Heil, 
Gesundheit  zu  lud  heil,  ieldn,  yldu  Alter  zu  cald  alt. 


urg.  *straiigui-  Stärke 


Ebenso  gehen  die  oben  er- 
wähnten Substantiva:  inoiif/u, 
menigeo  Menge,  brsedn  Breite, 
hxlii  Heil,  ieldu,  yldu  Alter, 
irlencu  Stolz. 


Sg.  N.  strengu,  strengo 

Gr.  strengu,  strengo;  strenge 

D.  strengu,  strengo;  strenge 

A.  strengu,  strengo ;  strenge 

An  in.  Nach  Analogie  der  -fH-Stämme  haben  auch  die  Abstrakta 
auf  urg.  *-i^ö,  ae,  -(0]»'  im  G.  D.  A.  Sg.  die  Endung  -»  neben  -e  an- 
genommen ;  vgl.  §  108,  e. 

§  120.  d)  Neutra  der  /? -Stämme. 
Die  Neutra  haben  im  N.  Sg.  den  urg.  Ausgang  -ön  ebenso 
wie  die  Feminina  zu  ae.  -e  abgeschwächt  und  diese  Endung 
des  N.  Sg.  gilt,  wie  bei  allen  andern  Neutris,  zugleich  für 
den  A.  Sg.  Die  Endungen  aller  übrigen  Kasus  sind  denen 
der  Maskulina  und  Feminina  gleich. 


^auyon 

-  All 

ge 

Sg. 

N. 

emjc 

PI. 

N. 

eagan 

G. 

eagan 

G. 

eagena 

D. 

eagan 

D. 

eagum 

A. 

eage 

A. 

eagan 

Ebenso  geht  eore  das  Ohr, 
u-oiige  die  Wange.  Andere  ur- 
sprüngliche Neutra  sind  im 
Altenglischen  Feminina  ge- 
worden, z.  B.  hcorte  das  Herz. 


§  121.     Die  /-Stämme  (Verwaudtschaftsnanieii). 

Zu  den  r-Stämmen  gehören  im  Altenglischen  nur  noch 
die  Yerwandtschaftsuamen  auf  -er,  -or. 

Die  ursprünglichen  Flexionsendungen  der  r-Stämme  waren  denen 
der  übrigen  konsonantischen  Stämme  gleich;  s.  §  117. 

Im  Altenglischen  sind  die  unbetonten  Endsilben  -i'z  G.  Sg.,  -/ 
D.  Sg.,  -um  Ä.  Sg.,  -iz  N.  PI.,  der  zugleich  für  den  A.  PI.  gilt,  abgefallen; 
doch  ist  im  D.  Sg.  von  hrödor,  mödor  und  dohtor  vorher  Umlaut  des 
Wurzelvokals  eingetreten  {*br5Sn',  *mödri,  *dohtri).  Im  G.  Sg.  nimmt 
faeder  oft  auch  die  Endung  der  meisten  übrigen  Maskulina  -es  an,  der 
N.  A.  PI.  hat  die  Endung  -f^^^•  feederas.  Bei  hröäor,  mödor,  dohfor  finden 
sich  im  N.  A.  PI.  neben  den  endungslosen  Formen  auch  die  Endungen  -« 
oder  -d  unter  Ausstoßung  des  Mittelvokals.     Der  G.  PL  hat  überall  die 


§  121,  1221  Die  r-Stämme  und  Wurzelstämme. 


221 


Endung  -«  (aus  urg.  *-6in),  der  D.  PI.  -kdi  (aus  urg. 
stoßung  des  Mittelvokals  nach  langer  Stammsilbe. 


-HDii:)  unter  Aus- 


a)  *fader- 

b)  *h)vSor- 

c)  *nioder- 

d)  *dohter- 

e)  *sioestor- 

Vater 

Bruder 

Mutter 

Tochter 

Schwester 

Sg.N. 

feeder 

hröäof 

mödor 

dohfor 

sweostor 

G. 

fißdei\  -es 

bröctor 

mödor 

dohtor 

sweostor 

D. 

fseder 

hreäer 

nieder 

dehter 

sweostor 

A. 

feeder 

hröäor 

»lödor 

dohtor 

sweostor 

PI.  N. 

f3ede)-as 

hröSor, 

mödor, 

dohtor, 

sweostor 

hröäru 

niödra 

dohtru,  -tra 

G. 

fsedera 

hröära 

mödra 

dohfra 

sweostra 

D. 

feeder  um 

hröärtim 

inödrtoii 

dohtrttm 

SH-eostrum 

A. 

fxderas 

hröäor. 

»lödor, 

dohtor. 

sweostor 

broctru 

mödra 

dohtrn,  -tra 

b)  Ebenso:  gebroäor  PI.  Gebrüder. 

e)  Ebenso:  gesweostor  PI.  Geschwister. 


ie  einsilbigen  konsonantischen  Stämme  (Wurzelstämme). 
§  122.     a)  Maskniina  der  Wnrzelstämme. 

Die  ursprünglichen  Flexionsendungen  der  einsilbigen  konsonan- 
tischen Stämme  s.  §  117. 

Im  Altenglischen  sind  die  unbetonten  Endsilben  -/  im.  D.  Sg.  und 
-iz  im  N.  PI.,  der  zugleich  für  den  A.  PI.  steht,  nach  langer  Stamm- 
silbe, die  bei  den  Maskulinen  stets  vorliegt,  abgefallen,  nachdem  sie 
den  ursprünglichen  Wurzelvokal  umgelautet  hatten.  Ebenso  fiel  -um 
im  A.  Sg.  ab.  Der  G.  Sg.  nahm  von  den  Maskulinen  der  a-Stämme 
die  Endung  -es  an;  es  liegt  also  hier  kein  Umlaut  vor.  Im  G.  PL 
steht,  wie  sonst,  -a  (urg.  -dm),  im  D.  PI.  -um  (urg.  -umiz  aus  idg.  -mis). 


Kons.  Stämme  M. 

a)  */o/ 

-  Fuß 

b)  *mami-  Mann 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

Plur. 

— 

Umlaut 

föt 

ßt 

mon(n) 

menn 

-es 

-a 

föfes 

ßta 

monnes 

monna 

Umlaut 

-um 

ßt 

ßtum 

men(n) 

monnum 

— 

Umlaut 

föt 

fet 

mon(n) 

menn 

222 


Altenglisch. 


[§  122,  123 


a)  Ebenso:    top    Zahn    (Umlaut:    tep).    Vor   vokalisch    beginnender 
Endung  wird  p  stimmhaft  (§  86,  b) :  töäes,  töda,  töäum. 

b)  Ebenso:   ir~if»ion{n)  (Umlaut:   infmenn)  Weib.     Neben  tuann,  monn 
findet  sich  auch  das  schwache  Substantiv  inanna,  monna  (§  117). 

§  123.     b)  Feminina  der  Würzelstämme. 

Die  Flexionsendungen  der  Feminina  waren  ursprünglich  denen  der 
Maskulina  gleich.  Die  urg.  Endung  -iz  im  Gr.  Sg.  ist  aber  hier  erst 
später  durch  die  Endung  der  ö- Stämme,  -e,  verdrängt  worden.  Der 
G.  Sg.  zeigt  daher,  wenigstens  bei  den  langsilbigen  Stämmen,  noch 
häufig  /-Umlaut  wie  der  D.  Sg.  und  N.  A.  PI.,  während  die  Endung  -iz 
selbst  abgefallen  ist.  Im  übrigen  ist  bei  den  langsilbigen  Stämmen  der 
N.  D.  A.  Sg.  und  der  N.  A.  PI.  wie  bei  den  Maskulinen  endungslos,  da 
/,  u  nach  langer  Stammsilbe  abfallen  mußte.  Bei  den  kurzsilbigen 
Stämmen  aber  ist  urg.  /  (zu  e  abgeschwächt)  im  D.  Sg.  N.  A.  PI.  und 
urg.  u  im  A.  Sg.  erhalten  geblieben,  und  auch  der  N.  Sg.  hat  die 
Endung  -u  angenommen.  Der  G.  PI.  endigt,  wie  sonst,  auf  -</,  der 
D.  PI.  auf  -um. 


Wurzelstämme  Fem. 

a)  ""hmd-  Nuß 

b)  *bök-  Buch 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

Plur. 

N. 

-u,  — 

Umlaut 

hnutu 

hnyte 

böc 

bec 

G. 

Umlaut,  -e 

-a 

hnute 

hnuta 

hec,  böce 

böca 

D. 

Umlaut 

-um 

hnyte 

hnutum 

bec 

böcmn 

A. 

-u,  — 

Umlaut 

hnutu 

hnyte 

böc 

bec 

a)  Ebenso  die  kurzsilbigen  Stämme:  sfiidii,  sfiiäii  Säule  (mit 
Umlaut:  sti/de)  und  hnifii  Niß,  dessen  Stammvokal  /  durch  Umlaut  nicht 
weiter  verändert  werden  konnte. 

b)  Ebenso  die  langsilbigen  Stämme:  öröc  (Umlaut:  hrec)  Hose, 
gös  (Umlaut:  ges)  Gans,  äc  (Umlaut:  wc)  Eiche,  gät  (Umlaut:  gief)  Gaiß, 
müs  (Umlaut:  di^s)  Maus,  /».s-  (Umlaut:  li/s)  Laus,  ^r»/*  (Umlaut:  pryh) 
Korb,  Sarg,  cü  (Umlaut:  cy,  G.  PI.  cüa,  cüna,  cyna)  Kuh,  hnrg,  burh 
(Umlaut:  hi/r{i)g,  bi/rh)  Burg,  furh  (Umlaut:  fi/rh)  Furche,  /iHlh  (Um- 
laut: si/lh)  Pflug,  fiirf  (Umlaut:  fi/rf)  Rasen,  iieaht,  später  nihf  (mit  un- 
veränderlichem i)  Nacht. 

Anm.  1.  Vor  den  vokalisch  beginnenden  Endungen  -a  im  G.  PL, 
-um  im  D.  PI.  ist  das  auslautende  h  von  furh,  sulh,  wohl  mit  Ersatz- 
dehnung, abgeworfen  worden:  füra,  füruiH. 

Anm.  2.  Ein  G.  Sg.  »ihfeti  des  Nachts  (wohl  nach  Analogie  von 
daeges  des  Tags  gebildet)  wird  nur  adverbial  gebraucht. 


§  124,  125] 


Wnrzelstämme,  nr^-Stämme. 


221^ 


§  124.     c)  Neutra  der  Wurzelstämme. 

Das  einzige  hierher   gehörige  Wort   ist   scrüd  Gewand, 
das  im  D.  Sg.  Umlaut  zeigt:  scryd. 
der  Umlaut :  so-nd,  G.  PL  scrüda. 


Im  N.  A.  PL  fehlt  aber 


§  125.    Die  wf?- Stämme  (Maskulina). 

Zu  den  auf  urg.  -nd  aus  idg.  -nt  ausgehenden  Stämmen, 
die  sämtlich  Maskulina  sind,  gehören  die  substantivierten 
Participia  Praesentis. 

Die  Flexionsendungen  waren  ursprünglich  dieselben  wie  bei  den 
übrigen  konsonantischen  Stämmen;  es  hat  aber  bereits  eine  stärkere 
Angleichung,  teils  an  die  «-Deklination,  teils  an  die  starke  Adjektiv- 
deklination (§  130)  stattgefunden. 

Die  einsilbigen  Stämme  sind  im  D.  Sg.  und  N.  A.  PI.  nach 
Abwerfung  der  Endung  -/,  -iz  endungslos,  zeigen  aber  Umlaut  des 
Wurzelvokals,  daneben  auch  ohne  Umlaut  im  D.  Sg.  -c,  im  N.  PI.  endungs- 
los oder  -as  nach  der  «- Deklination,  der  auch  der  G.  Sg.  auf  -es  ent- 
nommen ist.     Im  G.  PI.  steht  die  Endung  -a,  im  D.  PI.  -udi. 

Die  zweisilbigen  Stämme  haben  keinen  Umlaut  des  Wurzel- 
vokals, da  unbetontes  -/,  -/z  in  dritter  Silbe»  schon  früh  abgefallen  ist. 
Im  Singuhir  gehen  sie  nach  der  «-Deklination;  im  N.  A.  PI.  sind  sie 
entweder  endungslos  oder  haben  die  Endung  der  Maskulina  der  starken 
Adjektivdeklination  -e  (§130),  seltener  die  der  Maskulina  der  «-Stämme: 
•as  angenommen.  Im  G.  PL  steht  die  Endung  der  starken  Adjektiva: 
-ra,  im  D.  PI.  -am. 


a)  *ßjund-  Feind 

b)  *unyana 

'-  Kämpfer. 

Sing. 

Plur. 

Sing. 

Plur. 

N. 

feond 

fiend,  feond{as) 

nngend 

nngend,  -e 

G. 

feond es 

feonda 

ingendes 

ungendra 

D. 

ftend,  feonde 

feondum 

wigende 

ivigendum 

A. 

feond 

fiend,  feond{as) 

■wigend 

wigend,  -e 

a)  Ebenso:  freond  Freund  {*frij5nd-) ,  göddend  Wohltäter,  PL 
göddend. 

b)  Ebenso:  ägend  Besitzer,  weuldend  Herrscher,  häelend  Heiland, 
demend  Richter,  säe-liäend  Seefahrer,  lond-hüend  Landbewohner,  heftend 
Hasser,  Feind,  nergend  Retter. 


22i 


Altenglisch. 


[§  126,  127 


§  126.        ie  jj- Stämme. 

Zu  den  auf  urg.  -J)  (aus  idg.  -t)  ausgehenden  Stämmen 
gehören  im  Altenglischen  nur  noch  die  Maskulina  heele,  heelep 
Held  und  mönap  Monat,  das  Femininum  meegep,  maegp  Jung- 
frau und  das      eutrum  eahi  {*alup)  Bier. 

Im  N.  Sg.  ist  das  in  den  Auslaut  tretende  -p  in  Jiaele  und  eali( 
abgefallen,  in  ersterem  Worte  aber  später  nach  Analogie  der  übrigen 
Formen  wieder  angefügt  worden.  Die  Endungen  -iz  des  G.  Sg.,  N.  A. 
PL,  -/  des  D.  Sg.  sind  nach  den  zweisilbigen  Stämmen  schon  früh  ab- 
gefallen, ohne  Umlaut  zu  bewirken;  haelep  und  mönap  aber  haben  im 
Ct.  D.  Sg.  und  bisweilen  auch  im  N.  A.  PI.  die  Endungen  der  Maskulina 
der  (/-Stämme  angenommen.  Beim  Antritt  von  Flexionsendungen  ist  das 
stammauslautende  p  stimmhaft  geworden:  heeleäes  etc. 


a)  urg.  *%aJep- 

b)  urg.  *mänöp- 

c)  urg.  *magap- 

d)  urg.  *aJi(p- 

Held 

Monat 

Jungfrau 

Bier 

Sg.N. 

hxle,  haelep 

mönap 

maeg(e)p 

ealu 

G. 

heeleäes 

möneäes 

maeg(e)p 

ealop 

D. 

heeleäe 

möneäe 

maeq(e)p 

ealop 

A. 

hsele,  heelep 

mönap 

m^:n'}p 

ealii 

PI.  N. 

haelep, 
haeleäas 

mönap, 
möneäas 

tnaeg(e)p 

G. 

haeleäa 

niöneäa 

niaeg(e)äa 

ealeäa 

D. 

haeleättiH 

möneäuui 

mxg(e)äiim 

— 

A. 

haelep, 
haeleäas 

mönap 
möneäas 

moeg(e)p 

~ 

Anm.  Andere  ursprüngliche  ^-Stämme  sind  nefa,  der  Neffe  (lat. 
nepot-),  das  in  die  »-Deklination  übergetreten  ist,  und  heafod  Haupt 
(lat.  Caput),  mefod  Schöpfer  (d  aus  älterem  p  nach  dem  Vernerschen 
Gesetz),  die  zu  «-Stämmen  geworden  sind. 


§  127. 


Die  .'^-Stämme  (Neutra). 


Die  Zahl  der  s-Stämme,  die  ursprünglich  sämtlich  Neutra  waren 
(gr.  -og,  G.  -ovg,  lat.  -us,  G.  eris),  ist  im  Altenglischen  sehr  beschränkt. 
Einige  von  ihnen  haben  das  aus  urg.  z  (idg.  s)  hervorgegangene  r  zum 
Stamme  geschlagen  und  sind  in  die  rt-Deklinaticn  (§  103)  übergetreten  (a). 
Andere  haben  r  (aus  urg.  z,  idg.  s)  im  Singular  ganz  abgeworfen  und 
nur  im  Plural  erhalten,  nehmen  aber  im  übrigen  die  Endungen  der  Neutra 


§  127,  128]     Paradigmen  der  altenglischeD  Deklination. 


225 


der  ((-Stämme  an,  also  -es,  -e  im  G.  D.  Sg.,  -«,  das  hier  auch  nach  langer 
Stammsilbe  nicht  abfällt,  im  N.  A.  PI.  (b). 


a)  *doy 

oz-  Tag 

Ib)  Hamhaz-  Lamm 

Sg.  N.  dögor 

PI.  N.  dögor 

Sg.  N.  lomh 

PI.  N.  lombru 

G.  dög(o)res 

G.  dög{o)ra 

G.  lonibes 

G.  lombra 

D.  dög(oJre 

D.  dög(o)rum 

D.  lornbe 

D.  lombrum 

A.  dögor 

A.  dögor 

A.  lomb 

A.  lombru 

a)  Ebenso:    rä^/o/-  Meer,    7«ä/o/-  Heil,    hnder,    hrf/äei-   ßind,    ivildo)- 
Wild,  e«r  {*eaJior)  Aehre,  ä'/^/o/-  Sieg,  salor  Saal  etc. 

b)  Ebenso:  cealf  Kalb,  PI.  cealfru;  cild  Kind,    PI.  cildru  oder  aW; 
«()'  Ei,  PI.  «(/r». 

§  128.     Paradigmen  der  alteiigli scheu  Deklination. 

A.  Vokalische  Stämme:  a)  Eeine  «-,  o- Stämme. 


M. 

N. 

F. 

§  102,  a 

§  103,  a.  b 

§  108, 

a.  b 

Sg.N. 

— 

— 

-u,— 

stän 

hof 

ward 

giefa. 

lär 

G. 

-es 

-es 

-e 

stänes 

hofes 

lüordes 

gief% 

läre 

D. 

-e 

-e 

-e 

stäne 

hofe 

ivorde 

giefQ 

läre 

A. 

— 

— 

-e 

stän 

hof 

tvord 

giefQ 

läre 

PI.  N. 

-as 

-u, — 

-a,  -e 

stän&s 

hofw. 

word 

giefa^,  -e 

lära,,  -e 

G. 

-a 

-a 

-a,  -ena 

stäna. 

hofa, 

ivord& 

(//e/(en)a 

Zär(en)a 

D. 

-um 

-um 

-um 

stäniim 

hofnm 

ivordnm 

giefnm. 

lamm 

A. 

-as 

-u, — 

-a,  -e 

stän&s 

hofa. 

word 

giefa.,  -e 

lära,,  -e 

Synkope  von  Vokalen  der  Mittelsilbe. 


§  102, 

tg 

§  103 

g.  h 

§  106 

i,  c.  d 

Sg.N. 

heofon 

engel 

wseter 

heafod 

ides 

säwol 

G. 

heofones 

engles 

ti>3eterQS 

hcafdes 

idesQ 

säwle 

D. 

heofone 

engte 

wseter  e 

heafde 

idesQ 

säu'ler 

A. 

heofon 

engel 

tveeter 

heafod 

idesQ 

säwlQ 

PI.  N. 

heofen9,s 

engl&s 

wseter 

heafoda. 

idesa,  -e 

säwldi,  -e 

G. 

heofena, 

engla, 

ivaetera. 

heafda 

idesa 

säwla 

D. 

heofennm 

englam 

tvaeteram 

heafdum 

idesnm 

säwlwm 

A. 

heofensiS 

engl&s 

tveeter 

hcafodu 

idesa,  -e 

säwla,  -c 

Kaluza,  Histor.  Grammatik  d.  engl.  Sprache.    1.    2.  Aufl. 


15 


226 


Altengliscli. 


[§128 


Veräuderung  des  Stammes. 


§  102,  b.  103 

,c.d. 

§  102,  d. 

103,  e. 

§  102,  c 

.  103,  f. 

Sg.  N. 

ddäg 

beep 

clif 

mearh 

holh 

eoh 

feoh 

G. 

dseges 

Paedes 

eliies 

weares 

höles 

eos 

/eos 

D. 

dsege 

bse&G 

clita 

»^eare 

hole 

eo 

feo 

A. 

dseg 

bae]) 

clif 

mearh 

holh 

eoh 

feoh 

PI.  N. 

dagdiS 

baän 

clioiw. 

mearas 

holh 

eos 

feo 

G. 

daga 

baäa, 

clioia, 

weara 

hold 

eo 

feo 

D. 

dagam 

baS.am 

cUoimu 

»*earum 

hölam 

eom 

/eom 

A. 

dagns 

baän 

clioin 

wearas 

holh 

eos 

/eo 

b)  ja-,  jo-Stämme. 


§  104,  a. 

§  104  b.    105  a 

i.   109,  a 

§  104 

c.  105,  c. 

109,  c. 

Sg.  N. 

here 

secg 

cynn 

henn 

hierde 

wlte 

yp 

G. 

her'iges 

secges 

ci/tines 

henne 

hierdes 

wltes 

y&e 

D. 

herige 

secge 

cynne 

henne 

hierde 

wlte 

yie 

A. 

here 

secg 

cynti 

henne 

hierde 

lolte 

yäe 

PI.  N. 

herige&s 

secgeas 

cynn 

hemia,,  -e 

hierd&s 

witw. 

^da,  -e 

G. 

herigea. 

secgea, 

ci/nna. 

hentia, 

hierdsL 

u'lta. 

^da 

D. 

herignm 

secgam 

ci/nnum 

hennwm 

hierdum 

mfxim. 

ydum 

A. 

Äerigeas 

secgeas 

ci/nn 

hentia,  -e 

hierd&s 

tmtw 

yda,  -e 

c)  wa-,  wo-Stämme. 


§  106,  a.  107,  a. 

§  110,  a.  b. 

§  106,  b.  107,  c. 

110,  c. 

Sg.  N. 

bearw. 

bealü. 

beadn 

mied 

peo 

treo 

c?ea 

G. 

bearwes 

bealwes 

beadwe 

tnsdwe 

peowes 

treo-wes 

clavfe 

D. 

bearwe 

bealwe 

beadwQ 

miedwe 

peowe 

treoyfe 

clawe 

A. 

bearn 

bealvL 

beadwe 

miedwe 

peo 

treo 

clayre 

PI.  N. 

bearwas 

bealM 

beadvfn,  -e 

mädwa,  -e 

peovras 

treo 

clawa 

G. 

bearwA 

bealwa. 

beadwa. 

miedwfi 

peowa 

treowsi 

dawa 

D. 

bearwum 

healwam 

beadwum 

m^dwnm 

peovfum 

treowvim 

clawnm 

A. 

bearvf&s 

bealu 

beadwa,  -e 

miedwa,  -e 

peowas 

treo 

clawa 

§  128] 


Paradigmen  der  altenglischen  Deklination. 


227 


d)  /-Stämme. 


§  111,  a 

.  113,  a 

§  111,  c.  d.  112,  a.  113,  b 

§lll,e.ll2,b 

Sg.N. 

tvinQ 

spere 

wyrm 

cwen 

ßSesc 

seR 

G. 

wines 

speres 

wyrmQS 

cwene 

ßäsces 

.>;«(s) 

D. 

wine 

spere 

wyrme 

cwene 

ßsesce 

sse 

A. 

wine 

spere 

wyrm 

ctven 

fleesc 

säe 

PI.  N. 

wine 

speru 

Engle 

wyrmSiS 

crvene 

sie 

G. 

tvtnige& 

spera 

Engla. 

wynndL 

ewendi, 

ssewa. 

D. 

?<'jnum 

speram 

Englmn 

wyrmviin 

cwenwm 

s«(wu)m 

A. 

u'inG 

spen\ 

Engle 

wyrm&s 

ctvene 

säe 

e)  ««-Stämme. 


§  114,  a. 

115,  a. 

§  114,  b. 

115,  b. 

Sg.N. 

sunn 

dum 

feld 

hond 

G. 

suna. 

dura 

feldsi 

honda 

D. 

suna, 

dura. 

felda. 

honda. 

A. 

sunu. 

dum 

feld 

hond 

PI.  N. 

sunsi 

dura 

felda. 

honda 

G. 

suna,  -ena 

dura. 

felda 

honda, 

D. 

sunüm 

durum 

feldam 

hondnm 

A. 

suna 

dura 

felda 

honda, 

B,  Konsonantische  Stämme:  a)  n-Stämme  (M.  F.  N.). 


§  117,  a. 

§  118,  a. 

§  120 

§117,b. 

§  118,  b 

.  §  118,  c 

§  119 

Sg.N. 

guma 

tunge 

eage 

frea 

beo 

tvuce,  -u 

strengu 

G. 

guman 

tungan 

eagan 

frean 

heon 

wucan 

strengt! 

D. 

guman 

tungan 

eagan 

frean 

beon 

wucan 

strengu 

A. 

guman 

tungan 

eage 

frean 

beon 

wucan 

strengu 

PI.  N. 

guman 

tungan 

eagan 

frean 

beon 

wucan 

G. 

gumena 

tungenA 

eagena 

frcana 

beona, 

wucena. 

D. 

gumum 

tungXLm 

eagnm 

frea{u)Tü 

beom 

wnicVLiü. 

A. 

guman 

tungan 

eagan 

frean 

beon 

wucan 

ih" 


228 


Altenglisch. 


[§  128 


b)  r-Stämme  (M.  F.). 


§  121,  a.  b 

§  121,  c.  d.  e 

Sg.  N.    faeder 

hröäor 

mödor 

dohtor 

sweostor 

G.    feeder{es) 

hröäor 

mödor 

dohtor 

sweostor 

D.    feeder 

breäer 

nieder 

dehter 

stveostor 

A.    faeder 

hröäor 

mödor 

dohtor 

stveostor 

PI.  N. 

feedersiS 

hröäor^ 

-ärVi 

mödor,  -dra, 

dohtor,  -trVi 

sweostor 

G. 

faedersi 

hröär^ 

mödra    . 

dohtra 

sweostr& 

D. 

faedernm 

hröärüm 

mödrnm 

dohtrum 

siveostrum 

A. 

fsederdiS 

hröäor, 

-äru 

mödor,  -dra, 

dohtor,  -tr\i 

sweostor 

c)  Wurzelstämme  (M.  F.  N.). 


d)  wfZ-Stämme  (M.). 


§  122,  a.  b 

§  123, 

a.  b 

§  124 

§  125 

,  a.b 

Sg.N. 

föt 

iHonn 

hnutn 

böc 

scrüd 

feond 

irigend 

G. 

fotes 

monncs 

hnute 

hec 

feondes 

mgendes 

D. 

fet 

menn 

hnjte 

bec 

scryd 

fiend 

tcigende 

A. 

föt 

monn 

hnuta 

böc 

feond 

tcigend 

PL  N. 

fet 

menn 

hnjte 

bec 

scrüd 

fietid 

i/ngend,  -e 

G. 

föta. 

monn& 

hnutsi 

böca 

scrüda. 

feonda 

wigendxa. 

D. 

fötüm. 

monn^Xl\\ 

hnutum. 

höcxxm 

scrüdum 

feondnm 

wlgendnm. 

A. 

fet 

menn 

hnyte 

hec 

scrüd 

fiend 

ungend,  -e 

e)  j)-Stämme  (M.  F.  N.). 


f)  s-Stämmc  (S.). 


§  126,  a.  b 

§  126,  c 

§  126,  d 

§  127,  a.  b 

Sg.N. 
G. 
D. 
A. 

hseleip) 
haeleäes 
h&leäo 
heeh(p) 

mönap 
mönepes 
mönepe 
mönap 

meegep 
>neegep 
meegep 
meegep 

ealu 
ealop 
ealop 
ealu 

dögor 
dögres 
dögre 
dögor 

lomh 
lomhes 
lombe 
lomh 

PI.  N. 
G. 
D. 
A. 

haeleA{&s) 
hseleäa, 
haeleänm 
haelcäi&s) 

mönap,  -edas 
)nöne&.& 
möneäum 
mönap,  -edas 

meegep 
meegeäa 
meegeäum 
meegep 

ß«7eda 

dögor 
dögra. 
dögrum. 
dögor 

lombra 
lombra, 
lombinm 

lomhxw. 

i;  1291  Die  germanische  Adjektivdeklination.  229 


Deklination  der  Adjektiva. 


Vgl.  Sweet,  NEG§  1023-1029  —  Wyatt,  §41-49  -  Cosijn, 
Abr.  §  138-148  -  S  i  e  v  e  r  s ,  AG  §  295-396,  Abr.  §  66-70  -Kluge, 
PGrdr.2  p.  461  f.  —  Dieter,  i;  324.  413-417  —  Sokoll,  §  287-298. 
304f.  —  Streitberg,  §  188. 

§  129.     Die  germanisclie  Adjektivdekliiiatioii. 

Während  in  den  verwandten  indogermanischen  Sprachen 
die  Adjektiva  ebenso  flektiert  werden  wie  die  Substantiva, 
weicht  die  germanische  Adjektivdeklination  in  der  Mehrzahl 
der  Kasus  von  der  Deklination  der  entsprechenden  sub- 
stantivischen Stämme,  also  z.  B.  der  «-Stämme  im  Maskulinum 
und  Neutrum,  der  ö-Stämme  im  Femininum,  ab  und  lehnt  sich 
an  die  Deklination  der  Pronomina  an.  Neben  dieser  prono- 
minalen Deklination  —  von  J.  Grimm  starke  Adjektiv- 
deklination genannt  —  können  aber  mit  wenigen  Aus- 
nahmen sämtliche  Adjektiva  auch  als  n- Stämme  flektiert 
werden  — von  J.  Grimm  schwache  Adjektivdeklination 
genannt  —  und  zwar  richtet  sich  die  Wahl  der  starken  oder 
schwachen  Deklination  der  Adjektiva  nach  ihrer  syntaktischen 
Verwendung. 

Sie  werden  stark  (pronominal)  flektiert,  wenn  sie 
attributiv  ohne  Artikel  oder  sonstige  nähere  Bestimmung  und 
wenn  sie  praedikativ  gebraucht  sind.  Sie  werden  schwach 
(als  w-Stämme)  flektiert,  wenn  sie  mit  dem  Artikel  oder 
einem  (possessiven  oder  demonstrativen)  Fürwort  verbunden, 
insbesondere  auch  wenn  sie  substantiviert  sind. 

Einzelne  Adjektiva,  wie  call  all,  genög  genug,  manig, 
nionig  mancher,  öcter  ein  anderer,  werden  nur  stark,  andere, 
so  z.  B.  die  Komparative,  werden  nur  schwach  dekliniert;  die 
Mehrzahl  der  Adjektiva  aber  kann  sowohl  stark  als  schwach 
dekliniert  werden. 


230  Altenglisch.  [129,  130 

Die  schwache  Adjektivdeklination  ist  im  Maskulinum, 
Femininum  und  Neutrum  der  Deklination  der  >?-Stämme 
(§  117 — 120)  völlig  gleich.  Die  starke  Adjektivdeklination 
stimmt  aber  im  Urgerraanischen  nur  im  Nom.  Sg.  Mask. 
Fem.,  im  Gen.  Sg.  Mask.  Ntr.,  im  Akk.  Sg.  Fem.,  im  Nom. 
Akk.  PI.  Fem.  Ntr.  und  im  Akk.  PI.  Mask.  mit  der  Dekli- 
nation der  substantivischen  a-,  ö-Stämme  iiberein.  Die  übrigen 
Kasusendungen,  also  Nom.  Akk.  Sg.  Ntr.,  Dat.  Sg.  Mask. 
Ntr.,  Akk.  Sg.  Mask.,  Gen.  Dat.  Sg.  Fem.,  Nom.  PI.  Mask., 
Gen.  Dat.  PI.  Mask.  Fem.  Ntr.  sind  aus  der  Deklination  der 
Pronomina  entlehnt.     Die  Endungen  selbst  s.  §  130. 

Man  unterscheidet  bei  den  germanischen  Adjektiven 
ebenso  wie  bei  den  Substantiven  drei  Geschlechter:  Mas- 
kulinum, Femininum  und  Neutrum,  zwei  Numeri:  Sin- 
gular und  Plural  und  vier  Kasus:  Nominativ,  Genitiv, 
Dativ,  Akkusativ,  zu  denen  im  Mask.  Ntr.  Sg.  noch  eine 
besondere,  von  dem  Dativ  verschiedene  Form  des  Instrumen- 
talis hinzukommt. 

Je  nach  dem  Ausgang  des  Stammes  unterscheidet  man 
bei  der  starken  Adjektivdeklination: 

1.  (/-Stämme  (Mask.  Ntr.),  denen  sich  als  Fem.  der  ent- 
sprechende ö-Stamm  anschließt, 

2.  i-Stämme, 

3.  2«-Stämme;  doch  sind  von  den  i-  und  «-Stämmen  im 
Altenglischen  nur  noch  geringe  Reste  erhalten. 

Die  rt-  und  ö-Stämme  zerfallen  wie  bei  den  Substantiven 
weiterhin  in: 

a)  reine  a-  und  ö-Stämme, 

b)  ja-,  Jö-Stämme, 

c)  wa-,  «'Ö-Stämme. 

§  130.     Starke  Deklinatiou  der  reiueu  a-,  ö-Stämme. 

Als  Grundlage  der  Flexionsendungen  der  starken  (pronominalen) 
Adjektivdeklination  dürfen  wir  für  das  Indogermaniscbe  und  Urgerma- 
nische voraussetzen  (die  der  Deklination  der  substantivischen  «-,  ö- 
Stämme  entnommenen  Endungen  sind  durch  Kursivdruck  hervorgehoben) : 


130] 


Starke  Adjektivdeklination  («-,  o-Stämme). 


231 


Stammauslaut:  idg.  M.  N.  -o 

-,  F.  -ä- 

urg.  M.  N.  -«-, 

F.  -5- 

Mask. 

Fem. 

Ntr. 

Mask. 

Fem. 

Ntr. 

Sg.  N. 

-o-s 

-ä 

-o-d 

-uz 

-ö 

-at 

G. 

-e-so 

-oisjas 

-f'-SO 

-esa 

-aizoz 

-es 

D. 

-o-smäd 

-oisjäi 

-o-smäd 

-ammö 

-aizai 

-ammö 

A. 

-o-m 

-ä  -  m 

-o-d 

-an(ön) 

-Olli 

-at 

I. 

-o-i 

-o-i 

-ai 

-ai 

PI.  N. 

-o-i 

-as  (-ä-es) 

-ä 

-ai 

-dz 

-ö 

G. 

-oi-s6m 

-oi-som 

-oi-som 

-ai-zom 

-ai-zom 

-ai-zom 

D. 

-oi-mis 

-oi-mis 

-oi-mis 

-ai  -  miz 

-ai  -  miz 

-ai-miz 

A. 

-0-  IIS 

-ä-iis 

-ä 

-ans 

-Ö)hs 

-ö 

Im  Altenglischen  sind  diese  Endungen  den  Auslautgesetzen  (§  73) 
entsprechend  weitergebildet  worden.  Die  mit  der  Substantivdeklination 
übereinstimmenden  Formen  ergeben  also:  im  N.  Sg.  M.  — ,  im  G.  Sg. 
M.  N.  -es,  im  N.  Sg.  F.  und  N.  A.  PI.  N.  nach  kurzer  Stammsilbe  -u, 
nach  langer  — ,  im  A.  Sg.  F.  -e,  im  N.  A.  PI.  F.  ebenfalls  -e,  wofür  aber 
in  der  Regel  -a  eintrat.  Der  N.  A.  Sg.  N.  ist  endungslos,  mögen  wir 
die  Endung  der  substantivischen  «-Stämme  -am  oder  die  der  Pronomina 
-at  zu  Grunde  legen.  Ebenso  ergibt  sich  die  Endung  des  D.  PI.  -am 
sowohl  aus  -umiz,  -5m iz  der  substantivischen,  wie  aus  -aim/'z  der  prono- 
minalen Deklination. 

Von  den  übrigbleibenden,  ausschließlich  der  pronominalen  De- 
klination angehörenden  Formen  ist  urg.  -ammö  im  D.  Sg.  M.  N.  zu  ae. 
-um  verkürzt,  urg.  -anön  im  A.  Sg.  M.  (wohl  aus  idg.  oiti  -\-  öm  zu  er- 
klären) unter  Ausstoßung  des  unbetonten  Mittelvokals  (§  53,  4)  zu  ae. 
-ne,  urg.  -ai  im  Instr.  Sg.  M.  N.  und  im  N.  PI.  M.,  der  auch  hier  für 
den  A.  PI.  eingetreten  ist,  zu  ae.  -e.  Im  G.  D.  Sg.  F.,  urg.  -aizoz,  -aizai, 
wurde  der  unbetonte  Vokal  der  vorletzten  Silbe  -ai-  zunächst  verkürzt 
lind  dann  ganz  ausgeworfen,  urg.  z  ging  in  ae.  r  über,  und  die  End- 
silben -uz  und  -ai  wurden,  ebenso  wie  in  der  Substantivdeklination,  zu 
-e;  der  G.  D.  Sg.  F.  endet  also  im  Altenglischen  auf  -re.  Aehnlich  ist 
im  G.  PI.  urg.  -aizöm  zu  ae.  -ra  geworden. 

Wir  erhalten  also  als  Flexionsendungen  der  altenglischen 
Adjektiva: 


M. 

F. 

N. 

M. 

F. 

N. 

Sg.  N. 

— 

-u,  — 

— 

PI.  N. 

-e 

-a,  -e 

-u^  — 

G. 

-es 

-re 

-es 

G. 

-ra 

-ra 

-ra 

D. 

-um 

-re 

-um 

D. 

-um 

-um 

-um 

A. 

-ne 

-e 

— 

A. 

-e 

-a,  -e 

-u,  — 

I. 

-e 

-e 

232 


Altenglisch. 


[§  130 


Die  Endung  -u  im  N.  Sg.  F.  und  N.  A.  PL  N.  bleibt 
wie  bei  den  Substantiven  nach  kurzer  Stammsilbe  erhalten  (a), 
wird  aber  nach  langer  Stammsilbe  abgeworfen  (b).  In  drei- 
silbigen Stämmen  wird  dagegen  die  Endung  -ii  bei  kurzer 
erster  Silbe  abgeworfen  (c)  und  bleibt  bei  langer  erster  Silbe 
erhalten  (d).  Der  Vokal  der  Mittelsilbe  bleibt  in  dreisilbigen 
Stämmen  mit  kurzer  erster  Silbe  in  der  Regel  erhalten  (c). 
In  dreisilbigen  Stämmen  mit  langer  erster  Silbe  bleibt  er  er- 
halten vor  den  konsonantisch  beginnenden  Endungen  -ne,  -re, 
-ra  und  vor  der  Endung  -n,  vor  den  übrigen  vokalisch  be- 
ginnenden Endungen  wird  er  ausgeworfen  (d). 


a)  *suma-,  *stimo-  irgend  einer 


Sg. 

Masl:. 

Fem. 

Neutr. 

PI. 

Mask. 

Fem. 

Neutr. 

N. 

sum 

sumu 

sum 

N. 

sume 

suma,  -e 

suma 

G. 

sumes 

siimre 

sumes 

G. 

sumra 

sumra 

sumra 

D. 

sumum 

sumre 

sumum 

D. 

sum.um 

sumum 

sumum 

A. 

sumne 

sume 

sum 

A. 

sume 

suma,  -e 

sumu 

I. 

sume 

sume 

a)  Ebenso  die  kurzsilbigen  Stämme:  tarn,  toni  zahm,  van,  von 
fehlend,  tu  tüchtig,  dol  toll,  hol  hohl,  auch  die  zusammengesetzten  Ad- 
jektiva  auf  -suiti,  wie  Jongsmn  langsam  u.  a. 


b)  "^yoda-,  "^yodo-  gut 


Sg. 

Mask. 

Fem. 

Neutr. 

PI 

Mask. 

Fem. 

Neutr. 

N. 

göd 

(jöd 

göd 

N. 

göde 

göda,  -e 

göd 

G. 

gödes 

gödre 

gödes 

G. 

gödra 

gödra 

gödra 

D. 

gödum 

gödre 

gödum 

D. 

gödum 

gödum 

gödum 

A. 

gödne 

göde 

göd 

A. 

göde 

göda,  -e 

göd 

I. 

göde 

göde 

130] 


Starke  Adjektivdeklination  («-,  ö-Stämme). 


233 


b)  -.^v.x.so  die  langsilbigen  Stämme:  hräd  breit,  hläc  bleich,  hat 
heil,  gesund,  sär  schmerzlich,  röf  tüchtig,  hlüd  laut,  rüni  geräumig,  rlraf 
taub,  deop  tief  —  wlanc,  wlonc  sto  z,  eald  alt,  heard  harr,  &//«(Z  blind, 
langy  long  lang,  gesund  gesund  etc. 


c)  *manaya-,  *manayo-  mancher 


sg. 

Mask. 

Fem. 

Neutr. 

PL 

Mask. 

Fem. 

Neutr. 

N. 

monig 

monig 

monig 

N. 

monige 

moniga,-e 

monig 

G. 

moniges 

monigre 

moniges 

G. 

momgra 

momgra 

fnon  gra 

D. 

momyiim 

mcmgre 

monigi(m 

D. 

momgum 

momgum 

momgum, 

A. 

momgne 

monige 

monig 

A. 

monige 

moniga,-e 

m.onig 

1. 

monige 

mon  ge 

c)  Ebenso  die  ursprünglich  dreisilbigen  Stämme  mit  kurzer 
erster  Silbe:  hefig  schwer,  mkel  gxo^  (aber  G.  Sg.  micles  etc.),  ///c?übel  (in 
der  Regel  G.  Sg.  yfies  etc.),  atol  schrecklich,  sweotol  deutlich,  hiter  (auch 
langsilbig  bitter)  bitter,  snotor  (auch  snottor)  klug,  fseger  (auch  fdger) 
schön  u.  ä.,  ferner  die  Part.  Praet.  der  starken  und  schwachen  Verba 
mit  kurzer  Stammsilbe,  wie  f^/^j&ore;;  getragen,  (ge)nered  ger^tiet,  (ge)vmcöd 
gemacht. 


d)  "^xailaya-,  *x'^ilayo-  heilig 


Sg.     Mask. 

Fem. 

Neutr. 

PI. 

Mask.      Fem. 

Neutr. 

N.     haiig 

haligu 

hälig 

N. 

hälge     \  hälga,- 

G. 

halges 

häligre 

halges 

G. 

häligra 

häligra 

hä  gra 

D. 

hälgum 

häligre 

hälgum 

D. 

hälgum 

hälgum 

hälgu 

A. 

haligne 

hälg 

hälig 

A. 

hälge 

hälga,  -e 

häligu 

I. 

hälge 

hälge 

d)  Ebenso  die  ursprünglich  dreisilbigen  Stämme  mit 
langer  erster  Silbe:  fdmig  schäumend,  hremig  lärmend,  gesMig  glück- 
lich, eadig  glücklich,  blödig  blutig,  li/tel  klein,  öäer  ein  anderer,  ägefi  eigen, 
stEnen  steinern,  ~iren  eisern,  gi/ldcn  golden,  memiisc  menschlich,  Englisc 
englisch,  ferner  die  Part.  Praet.  der  starken  und  schwachen  Verba  mit 
langer  Stammsilbe,  wie  (ge)bunden  gebunden,  {ge)dMed  geteilt,  (ge)sealfod 
gesalbt. 


234 


Altenglisch. 


[§  130 


Die  kurzsilbigen  Adjektiva  mit  dem  Stammvokal  a  ver- 
wandeln denselben  (nach  §  57,  g)  in  geschlossener  Silbe  in 
ae;  in  offener  Silbe  bleibt  a  in  der  Adjektivdeklination  nicht 
bloß  vor  dunklen,,  sondern  auch  vor  hellen  Vokalen  unver- 
ändert (e). 


e) 

urg.  *yladc 

-,  '" 

y/ado-  froh 

Sg-i 

Mask. 

Fem. 

Neutr. 

PI. 

Mask. 

Fem. 

Neutr. 

N. 

glaßä 

gJadii 

glaed 

N. 

glade 

glada,  -e 

glada 

G. 

gladeti 

glsedre 

glades 

G. 

gleedra 

glsedra 

glsedra 

D. 

gladnin 

gleedre 

gladum 

D. 

gladum 

gladum 

gladum 

A. 

gleednp 

glade 

glaed 

A. 

glade 

glada,  -e 

glada 

I. 

glade 

glade 

e)  Ebenso:  h wset  t&iÄer,  /«langsam,  .s-a°(7  satt,  ///-a?/)  rasch,  ■•^msel 
klein,  waer  vorsichtig  etc. 

Die  langsilbigen  Adjektiva,  welche  auf  einen  Doppel- 
konsonanten ausgehen,  vereinfachen  denselben  beim  Antritt 
konsonantischer  Endungen  und  mitunter  auch  im  Auslaute; 
doch  bleibt  U  oft  auch  vor  Konsonanten  (f). 


f)  urg 

.  *yrimma-, 

yrimmo-  grimmig 

sg. 

Mask. 

Fem. 

Neutr. 

PL; 

Mask. 

Fem. 

Neutr. 

N. 

gnm(m) 

grim(m) 

grim(m) 

N. 

grimme 

grimma,  -e 

grim(m) 

G. 

grimmes 

grimre 

grimmes 

G. 

grimra 

grimra 

grimra 

D. 

grimmiim 

grimre 

grimmum 

D. 

grimmum 

grimmum 

grimmnm 

A. 

grimne 

grimme 

grim(m) 

A. 

grim»ie 

grimma,  -e 

griiii(m) 

I. 

grimme 

grimme 

f)  Ebenso:  ^7//// w  dunkel,  vjann,  u-onn  dunkel,  eall  dll  (aber  auch 
saline,  eallre,  eallra),  deall  berühmt,  still  still  etc. 

Die  Adjektiva,  deren  Stamm  auf  h  ausgeht,  werfen  das  /^ 
beim  Antritt  vokalisch  beginnender  Endungen  ab  und  lassen 
Kontraktion  der  beiden  zusammenstoßenden  Vokale,  bei  vor- 
hergehendem /,  >•  Ersatzdehnung  des  Stammvokals  eintreten 
(§  92,  d).  Auch  vor  den  konsonantisch  beginnenden  Endungen 
-ne,  -rs,  -ra  fällt  stammauslaütendes  h  zumeist  ab.  In  dem 
Adj.  heah  hoch  wird  das  auslautende  h  in  der  Regel  dem 
folgenden  n,  r  assimiliert  (g). 


8  130,  131       Starke  Adjektivdeklination  (r/-,  «-Stämme). 


235 


g)  mg.  *yjm%f 

» 

%auyß-  hoch 

Sg. 

Mask. 

Fem. 

Neutr. 

PI. 

Mask. 

Fem. 

Neutr. 

N. 

heah 

heah 

heah 

N. 

hea 

hea 

heah 

G. 

heas 

hea(r)re 

heas 

G. 

hea(r)ra 

hea(r)ra 

hea(r)ra 

D. 

}iea(u)ni 

hea(r)re 

hea(u)in 

D. 

hea(u)m 

hea(u)ni 

hea(n)m 

A. 

Jieu(n)ne 

hea 

heah 

A. 

hea 

h^a 

he  all. 

I. 

hea 

— 

g)  Ebenso:  töh  zähe,  a-öh  krumm,  böse  (G.  Sg.  auch  »'ö.^'es  etc.), 
fäh  feindlich,  hreoh  wild,  pireorh  (G.  Sg.  pireores  etc.),  ruh  rauh,  G.  Sg. 
rüwes  etc. 


§  131.     Starke  Deklination  der  ja-,  /o-Stämme. 

Bei  den  ja-,  yö-Stäramen  ist  der  Wnrzelvokal  durch  das 
folgende  j,  soweit  möglich,  umgelautet  worden,  z.  B.  midd 
mitten  (lat.  medius),  nytt  nützlich  {*nutja-)  etc. 

In  den  ursprünglich  kurzsilbigen  Stämmen  ist 
durch  das  folgende  j  der  auslautende  Konsonant  geminiert 
worden,  das  /  selbst  aber  später  abgefallen  (§  89,  d).  Die 
Endung  -u  im  N.  Sg.  F.,  N.  A.  PI.  N.  ist,  da  diese  Stämme 
nunmehr  langsilbig  geworden  sind,  abgeworfen  worden.  Der 
auslautende  Doppelkonsonant  wurde  beim  Antritt  konsonan- 
tischer Endungen,  oft  auch  im  Auslaut  wieder  vereinfacht. 
Die  hierher  gehörigen  Adjoktiva  flektieren  also  wie  cjrim(m) 
(§  130,  f)  (a). 


a) 

*midja-  in 

der  Mitte 

befindlich  (lat. 

medius) 

Sg. 

Mask. 

Fem. 

Neutr. 

PI. 

Mask. 

Fem. 

Neutr. 

N. 

mid  iß) 

mid  {d) 

mid  (d) 

N. 

midde 

midda,  -e 

mid  (d) 

G. 

middes 

midre 

middes 

G. 

midra 

midra 

midra 

D. 

middum 

midre 

niidduiti 

D. 

middum 

middum 

middum 

A. 

midne 

midde 

mid (d) 

A. 

midde 

midda,  -e 

mid (d) 

I. 

midde 

midde 

a)  Ebenso  die  ursprünglich  kurzsilbigen  Stämme:    )iJ/t(t)    nützlich 
{*iiufja-),  unni/t{t)  unnütz,  gesih{h)  verwandt  {*sihja-). 


236 


Aitenglisch. 


[§131 


Der  Stamm  -"frija-  frei  ist  in  den  endungslosen  Kasus 
unter  Ausstoßung  des  J  zu  freo,  frlo  kontrahiert  worden 
(§  65,  n)  und  diese  kontrahierte  Form  erscheint  auch  vor 
den  konsonantisch  beginnenden  Endungen.  Vor  vokalisch 
beginnenden  Endungen  bleibt  /  (geschrieben  (j)  erhalten,  der 
Stammvokal  i  wird  zu  7  gedehnt  (b). 


b)  '*frija-,  *frijo-  frei 


sg. 

Mast. 

Fem. 

Neutr. 

PL 

Mask. 

Fem. 

Neutr. 

N. 

freo 

freo 

freo 

N. 

frlge 

frlga,  -e 

freo 

G. 

friges 

freore 

friges 

G. 

freora 

freora 

freora 

D. 

frigum 

freore 

frigum 

D. 

frigum 

frigum 

frigum 

A. 

frcone 

frlge 

freo 

A. 

frlge 

frlge 

freo 

I. 

frlge 

frlge 

In  den  ursprünglich  langsilbigen  Stämmen  ist, 
wie  in  der  substantivischen  ja-,  jö-Deklination,  das  j  beim 
Antritt  von  vokalisch  oder  konsonantisch  beginnenden 
Endungen,  auch  vor  -u  im  N.  Sg.  F.,  N.  A.  PI.  N.,  das  hier 
erhalten  bleibt,  ohne  Ersatz  ausgefallen.  In  den  endungs- 
losen Kasus  N.  Sg.  M.,  N.  A.  Sg.  N.  ist  es  zu  -e  abgeschwächt 
worden  (c).  Ein  Teil  der  nach  der  ja -Deklination  flek- 
tierenden langsilbigen  Adjektiva  sind  ursprüngliche  i- 
Stämme  (d). 


c 

1  *u-ilpja-, 

*wilpjo-  wild 

Sg. 

Mask. 

Fem. 

Neutr. 

PL 

Mask. 

Fem. 

Neutr. 

N. 

uilde 

wildu 

wilde 

N. 

wilde 

wildo,-e 

u-ildii 

G. 

wildes 

wildre 

wildes 

G. 

wildra 

ivildra 

wildra 

D. 

wildum 

tvildre 

wildum 

D. 

wildum 

tvildum 

tvildum 

A. 

ivildne 

wilde 

wilde 

A. 

wilde 

irilda,-e 

wildu 

I. 

wilde 

wilde 

8  i31,  1321    Starke  Adjektivdeklination  {im-,  ««^ö-Stämme). 


d)  *Yroni-  grün 


sg. 

Mask. 

Fem. 

Neutr. 

PI. 

Mask. 

Fem. 

Neutr. 

N. 

grehe 

gremi 

grene 

N. 

grene 

grena,  -e 

grenu 

G. 

grenes 

grenre 

grenes 

(1. 

grenra 

grenra 

grenra 

D. 

grenum 

grewe 

grenum 

D. 

grenum 

grenum 

grenum 

A. 

grenne 

grene 

grene 

A. 

grene 

grena,  -e 

grenu 

I. 

grene 

grene 

c.  d)  Ebenso  die  ursprünglich  langsilbigen  ja-  oder  «-Stämme: 
niewe,  niive  neu  (got.  niiijis),  ierre,  yrre  zornig,  u-ierffe,  ir//räe  würdig 
dierne,  di/rne  verborgen,  pynne  dünn,  g\f're  gierig,  fsecne  sündhaft,  sefte 
sanft,  gedefe  geziemend,  swete  süß,  hlläe  froh,  ece  ewig,  hryce  brauchbar, 
föge  dem  Tode  geweiht,  dryge  trocken,  mxre  berühmt,  wäbstmb^re  frucht- 
bar u.  ä.,  hreme  berühmt,  cleene  rein,  gemäene  gemein,  cene  kühn,  die 
Part.  Praes.  auf  -ende,  wie  herende  tragend,  bindende  bindend  etc.  und 
die  ursprünglichen  w-Stämme  egle  beschwerlich,  hnesce  zart. 

Anm.  1.  Die  auf  einfaches  n  oder  r  ausgehenden  Stämme  be- 
halten dasselbe  vor  einem  n  oder  r  der  Endung  natürlich  bei:  grenne 
A.  Sg.  M.  zu  grene,  meerre  G.  D.  Sg.  F.,  maerra  G.  PI.  zu  msere.  Die 
auf  nn  oder  rr  ausgehenden  Stämme  aber  vereinfachen  den  auslautenden 
Konsonanten  vor  konsonantisch  beginnenden  Endungen:  pi/nne  A.  Sg.  M., 
pynre  G.  D.  Sg.  F.,  pi/nra  G.  PI.  zu  pijnne. 

Anm.  2.  Die  auf  Konsonant  -\-  n,  r  ausgehenden  Stämme  werfen 
vor  gleichem  Konsonanten  das  n  oder  r  aus ;  bei  folgendem  ungleichen 
Konsonanten  wird  zur  Erleichterung  der  Aussprache  vor  n  oder  r  ein 
e  eingeschoben:  föcne  A.  Sg.  M.,  fäecenre  G.  D.  Sg.  F.,  fMcenra  G.  PI. 
zu  fäcne;  giferne  A.  Sg.  M.,  gifre  G.  D.  Sg.  F.,  gifra  G.  PI.  zu  gifre. 


§  132.     Starke  Deklination  der  wa-,  ^^'o-Stämme. 

Bei  Stämmen,  die  auf  Konsonant  +  w  ausgehen,  ist  tv 
vor  vokalisch  beginnenden  Endungen  außer  u  erhalten  ge- 
blieben. Mit  der  Endung  -u  im  N.  Sg.  F.,  N.  A.  PL  N. 
ist  w  zu  u  verschmolzen.  Vor  konsonantisch  beginnenden 
Endungen  ist  w  zu  o,  im  Auslaut  zu  ii,  o  vokalisiert  worden. 
Die  Stammvokale  a,  e  wurden  vor  /,  r  +  w  zu  ea,  eo  ge- 
brochen (§  57,  p.  q,  62,  k.  1). 


238 


Altenglisch. 


[§  132,  133 


a)  urg.  *'yarwa 

-,  *yartoo-  bereit 

sg. 

Mask. 

Fem. 

Neutr. 

PI. 

Mask. 

Fem. 

Neutr. 

N. 

gearu 

gearu 

gearu 

N. 

gearive 

geariva,  -e 

gearu 

ü. 

geartve!< 

gearore 

gearwes 

U. 

gearora 

gearora 

gearora 

i). 

geartmim 

gearore 

gearwum 

D. 

gearimim 

geartrum 

geanoHin 

A. 

gearone 

geartve 

gearu 

A. 

gearive 

gearwa,  -e 

gearu 

1. 

geartve 

— 

gearwe 

a)  Ebenso:  mearu  zart,  «mr^^  .eng,  fealu  fahl,  caln  kahl,  saht 
schmutzig,  geolu  gelb,  hasu  braun,  hasii  graubraun. 

Anm.  Zwischen  Konsonant  und  ir  wird  später  mitunter  ein 
sekundärer  Vokal  eingeschoben,  und  zwar  u,  o  vor  hellen,  e  vor  dunklen 
Vokalen :  gearuwes,  gearowes  G.  Sg.  M.  N.,  gearewum  D.  Sg.  M.  N.,  D. 
PI.  etc. 

Bei  Stämmen  auf  langen  Vokal  oder  Diphthong  +  w 
bleibt  IV  in  allen  Formen  erhalten.  Die  hierher  gehörigen 
Stämme  werden  also  ebenso  flektiert  wie  die  langsilbigen 
a-,  ö-Stämme  (b). 


b)  wg.  *ylamva-,  *ylauico-  klug 


Sg. 

Mask. 

Fem. 

Neutr. 

PI. 

Mask. 

Fem. 

Neutr. 

N. 

gleaw 

gleaw 

gleatv 

N. 

gleawe 

gleai^a,  -e 

gleaw 

G. 

gleawes 

gleawre 

gleawes 

G. 

gleatvra 

gleatvra 

gleatvra 

D. 

gleatvum 

gleawre 

gleatvum 

D. 

gleatvum 

gleatvtim 

gleaw  um 

A. 

gleawne 

gleawe 

gleatv 

A. 

gleatve 

gleawa,  -e 

gleaw 

I. 

gleatve 

gleawe 

b)  Ebenso:  hreai/>  roh,  hneaw  sparsam,  slätv  stumpf,  träge,  reotv 
wild,  rauh,  röw  sanft,  und  das  Plur.  tantum  feaive  wenige,  auch  kontra- 
hiert: /m,  D.  feam,  fea{u)m. 

§  133.    Starke  Deklination  der  /-Stämme. 

Der  Wurzelvokal  der  i-Stämme  ist  durch  das  ursprüng- 
lich folgende  i  umgelautet  worden,  z.  B.  fre^ne  tüchtig  (^franii-), 
grene  grün  (*yröni-),  clsene  rein  (*Maini-)  etc. 

Die  Flexionsendungen  der  i-Stämme  unterscheiden  sich 
im  Altenglischen  nur  im  N.  Sg.  M.  und  N.  A.  Sg.  N.  von 
denen  der  a-Stämme.     Während  bei  den  a-Stämmen  die  un- 


8  133,  134]      Starke  Adjektivdeklination  {i-,  «-Stämme). 


239 


betonte  Endsilbe  -az,  -at  stets  abgefallen  ist,  ist  bei  den 
«-Stämmen  das  ans  -iz,  -it  abgeschwächte  e  nach  kurzer 
Stammsilbe  erhalten  geblieben ;  der  N.  Sg.  M.  und  N.  A.  Sg.  N. 
geht  also  auf  -e  aus  (a). 


*frami- 

tüchtig 

Sg. 

Mask. 

Fem. 

Neutr. 

PI. 

Mask. 

Fem. 

Neutr.  . 

N. 

freme 

fremu 

freme 

N. 

freme 

frema,  -e 

fremu 

G. 

freines 

fremre 

fremes 

a. 

fremra 

fremra 

fremra 

D. 

fremum 

fremre 

fremum 

D. 

fremum 

fremum 

fremum 

A. 

fremne 

freme 

freme 

A. 

freme 

frema,  -e 

fremu 

I. 

jreme 

freme 

a)  Ebenso  die  kurzsilbigen  Stämme:  stvice  trügerisch,  hrijce  zer- 
breclilich,  gemyne  eingedenk. 

Nach  langer  Stammsilbe  hätte  das  in  den  Auslaut  tretende 
i  im  Altenglischen  (nach  §  73,  c)  ganz  abfallen  müssen.  Es 
fehlt  aber  in  Wirklichkeit  nur  in  seltenen  Fällen,  wie  fyrn 
alt  {*furni-)  oder  in  lyt  wenig   in   der  Verbindung  lyt-hwon. 

Alle  übrigen  langsilbigen  i- Stämme  haben  ebenso  wie 
die  kurzsilbigen  i-Stämme  und  die  ursprünglich  langsilbigen 
ja-,  jö-Stämme  im  N.  Sg.  M.  und  N.  A.  Sg.  N.  die  Endung 
-e  und  im  N.  Sg.  F.,  N.  A.  PI.  N.  die  Endung  -u;  sie  sind 
also  in  die  Deklination  der  ja-,  jo-Stämme  übergetreten  und 
dort  bereits  aufgeführt,  z.  B.  grene,  cene,  clsene,  gemäene,  swete, 
bilde,  hryce,  dryge  etc.,  §  131,  d. 


§  134.     Starke  Deklination  der  m- Stämme. 

Der  einzige  Ueberrest  der  w- Stämme  im  Altenglischen 
ist  der  N.  Sg.  cwicu,  cucu  lebendig  mit  dem  A.  Sg.  M.  cucone 
und  vielleicht  auch  wlacu  lau.  Gewöhnlich  werden  aber  auch 
diese  beiden  Wörter  wie  die  kurzsilbigen  a-Stämme  flektiert, 
also  N.  Sg.  M.  cwic,  F.  cwicu,  N.  cwic  etc.  (§  130,  a),  wleec, 
wlacu,  wldec  etc.  (§  130,  c). 


240 


Altenglisch. 


[§  134,  135 


Die  langsilbigen  ?/- Stämme  sind  im  Altenglisclien  teils 
in  die  a-Deklination,  z.  B.  heard  liart  (gr.  agaivg  stark), 
(§  130,  b),  teils  in  die  j«- Deklination  tibergetreteu,  z.  B. 
egle  beschwer  ich,  hnesce  zart  (§  131,  d). 


§  135.     Schwache  Adjektivdekliiiation. 

Mit  wenigen  Ausnahmen  (z.  B.  eall  all,  genög  genug, 
manig,  monig  mancher,  öder  ein  anderer,  s.  S.  204)  können 
alle  in  §  130  bis  §  134  aufgeführten  Stämme  auch  'schwach' 
(als  n- Stämme)  dekliniert  werden.  Die  Flexionsendungen 
der  schwachen  Adjektivdeklination  sind  dieselben  wie  die  der 
schwachen  Substantiva;  nur  im  G.  PL  tritt  für  -ena  in  der 
Eegel  die  Endung  der  starken  Adjektiva,  also  -ra  ein.  Eine 
besondere  Endung  für  den  Instrumentalis  fehlt  (a). 


a)  *yodan-  *yodon-  gut 


Sg. 

Mask. 

Fem. 

Neutr. 

PI. 

M.  F.  N. 

N. 

gada 

göde 

göde 

N. 

gödan 

G. 

gödan 

gödan 

gödan 

G. 

gödra,  gödena 

D. 

gödan 

gödan 

gödan 

D. 

gödum 

A. 

gödan 

gödan 

gödan 

A. 

gödan 

Da  die  Endungen  der  schwachen  Adjektivdeklination 
fast  sämtlich  mit  einem  dunklen  Vokal  beginnen,  fallen  die 
Schwankungen  zwischen  a  und  ee  (§  130,  e)  hier  fort  (b) ; 
ebenso  bleibt  auslautender  Doppelkonsouant  vor  den  vokalisch 
beginnenden  Endungen  unverändert  (c).  Die  auf  h  ausgehen- 
den Stämme  werfen  auch  hier  das  h  vor  Vokal  ab  und  lassen 
Kontraktion  (d)  oder  Ersatzdehiiung  eintreten.  Vor  der  aus 
der  starken  Adjektivdeklination  entlehnten  Endung  -ra  zeigen 
sich  natürlich  auch  hier  alle  dort  notwendigen  Aenderungen 
des  Stammes. 


135] 


Schwache  Adjektivdeklination. 


241 


b)  *yladan-,  *yladon-  froh 


sg. 

Mask. 

Fem. 

Neutr. 

PI. 

M.  F.  N. 

N. 

glcula 

glade 

glade 

N. 

gladan 

ü. 

gladan 

gladan 

gladan 

G. 

gltedra,  gladena 

D. 

gladan 

gladan 

gladan 

D. 

gladum 

A. 

gladan 

gladan 

glade 

A. 

gladan 

c)  *yriinman-,  *yrmimon-  grimmig 


sg. 

Mask. 

Fem. 

Neutr. 

PI. 

M.  F.  N. 

N. 

grimina 

gi-tmtne 

grimme 

N. 

grimman 

G. 

griniman 

grimman 

grimman 

G. 

grtmra,  grimmena 

D. 

grimman 

grimman 

grimman 

D. 

grimnmm 

A. 

grimman 

grimman 

grimme 

A. 

grimman 

d)  *xauxa 

n-,  *xau%ön- 

doch 

Sg. 

Mask. 

Fem. 

Neutr. 

PI. 

M.  F.  N. 

N. 

hm 

hea 

hea 

N. 

hean 

G. 

hean 

hean 

hean 

G. 

hea{r)ra,  heana 

D. 

hean 

hean 

hean 

D. 

hea{'u)m 

A. 

Man 

hean 

hea 

A. 

hean 

Dreisilbige  Stämme  mit  kurzer  erster  Silbe  behalten  den 
Mittelvokal  in  allen  Kasus  bei  (e),  dreisilbige  Stämme  mit 
langer  erster  Silbe  werfen  ihn  aus  (f). 


e)  ae.  sweotolan-  deutlich 


Sg. 

Mask. 

Fem. 

Neutr. 

PI. 

M.  F.  N. 

N. 

stveotola 

sweotole 

sweotole 

N. 

sweotolan 

G. 

siveotolan 

sweotolan 

sweotolan 

G. 

sweotolra 

D. 

sweotolan 

sweotolan 

sioeotolan 

D. 

stveotolum 

A. 

■Hiveotolan 

sweotolan 

sireotole 

A. 

siceotolan 

Kaluza,  Histor.  Grammatik  d.  engl.  Sprache.    I.    2.  Aufl. 


16 


242 


Altenglisch. 


[§  135 


f)  '^%ailayan-,  *%ailayon-  heilig 


sg. 

Mask. 

Fem. 

Neutr. 

PL 

M.  F.  N. 

N. 

hälga 

hälge 

hälge 

N. 

hälgan 

G. 

häJqan 

hälgan 

hälgan 

G. 

häligra,  hälgena 

D. 

hälgan 

hälgan 

hälgan 

D. 

hälgum 

A. 

hälgan. 

hälgan 

hälge 

A. 

hälgan 

Die  ja-,  ja-  und  ?-Stämme  werfen  das  auslautende  -e  des 
N.  Sg.  M.  der  starken  Deklination  beim  Antritt  der  Endungen 
der  schwachen  Deklination  natürlich  ab  (g).  Die  ira-,  ivö- 
Stämme  behalten  das  iv  vor  Vokal  in  allen  Formen  bei  (h). 


g)  *y?~onjan-,  *yronjon-  grün 


Sg. 

Mask. 

Fem. 

Neutr. 

PI.- 

M.  F.  N. 

N. 

grena 

grene 

grene 

N. 

grenan 

G. 

grenan 

grenan 

grenan 

G. 

grenra,  grenena 

D. 

grenan 

grenan 

grenan 

1). 

gremim 

A. 

grenan 

grenan 

grene 

A. 

grenan 

h)  urg.  *yarivan-,  *yarwon-  bereit 


Sg. 

Mask. 

Fem. 

Neutr. 

PI. 

M.  F.  N. 

N. 

geariva 

gearwe 

gearwe 

N. 

gearwan 

G. 

gearwan 

gearwan 

gearwan 

G. 

gearora,  gearwena 

D. 

gearwan 

geartcan 

geanvan 

D. 

gearwum 

A. 

gearwan 

geanvan 

gearwe 

A. 

gearwan 

Beispiele  s.  bei  der  starken  Adjektivdeklination  §  130 ff. 


Komparation  der  Adjektiva. 


Vgl.  Sweet,  NEG§  1036—1052  —  Wyatt,  §  50—53  —  Cosijn, 
Abr.  149-153  —  Sievers,  AG  §  307—314;  Abr.  §  71—73  —  Khige, 
PGrdr.2,  p.  481—484  —  Dieter,  §  325.  418  —  Sokoll,  §  299-303. 
306  f.  —  Streitberg,  UG  §  162  —  Streitberg,  Zur  germ.  Sprach- 


§  136,  137]  Germanische  Komparation.  243 

geschichte,  p.  19  ff.  —  Thurneysen,  Zur  idg.  Komparativbildung 
(Kuhns  Zeitschr.  f.  vgl.  Spracht  33,  551  ff.)  —  Brugmann,  Der  Ur- 
sprung der  germ.  Komparationssuffixe  -dzan,  -ösfu  (Idg.  Forsch,  10,  84  ff.) 

§  136.     Grermanische  Komparation. 

Eine  Anzahl  von  Adjektiven  bildet  in  den  germanischen 
Sprachen  den  Komparativ  durch  Anfügung  von  urg.  *-iza>i-, 
den  Superlativ  durch  Anfügung  von  urg.  *-ista-  an  den  reinen 
Adjektivstamm  (§  137),  entsprechend  der  griechischen  Kompa- 
ration auf  -lojv,  -lajog,  z.  B.  i^övg  süß,  fjöiov  {*))öiaojp),  ijdiatog. 

Daneben  aber  stehen  in  den  germanischen  Sprachen  die 
Suffixe  urg.  *-Ö2cm-  für  den  Komparativ,  *-östa-  für  den  Super- 
lativ (§  138),  die  in  den  verwandten  indogermanischen  Sprachen 
keine  Parallele  haben  und  deren  Herkunft  noch  nicht  aus- 
reichend erklärt  ist. 

Wie  in  den  übrigen  indogermanischen,  wird  auch  in  den 
germanischen  Sprachen  von  den  Adjektiven,  welche  'gut,  böse, 
groß,  viel,  klein,  wenig'  bedeuten,  kein  Komparativ  und 
Superlativ  durch  direkte  Ableitung  gebildet,  sondern  es  treten 
zu  ihnen  Komparative  und  Superlative  von  andern  Stämmen, 
die  im  Positiv  nicht  vorhanden  sind  (§  139). 

Als  Superlativsuffix  erscheint  im  Gotischen,  Altenglischen 
und  Altfriesischen,  aber  nicht  in  den  übrigen  germanischen 
Sprachen,  auch  idg.  -mo-,  urg.  -uma-,  das  wiederum  durch  das 
gewöhnliche  Superlativsuffix  -isfa-  (s.  o.)  zu  -umista-  verstärkt 
werden  kann  (§  140). 

Der  Komparativ  wird  stets,  der  Superlativ  in  der 
Eegel  nach  der  schwachen  Adjektivdeklination  (als  w-Stamm) 
flektiert. 

§  137.    Regelmäßige  Steigerung  der  altenglischen 
Adjektiva  auf  urg.  *-izan-,  *-isfa-. 

Die  Zahl  der  Adjektiva,  die  im  Altenglischen  den  Kom- 
parativ durch  Anfügung  von  urg.  ^-izan-,  den  Superlativ  durch 
Anfügung  von  urg.  *-isfa-  bilden,  ist  beschränkt;  es  sind  zu- 
meist Adjektiva,  die  eine  Ausdehnung  nach  irgend  einer 
Eichtung  hin  bezeichnen.  Durch  das  folgende  i  ist  der  "Wurzel- 

16* 


244  Altengüsch.  [§  137,  138 

vokal  im  Komparativ  und  Superlativ  umgelautet  worden;  das 
unbetonte  /  selbst  aber  ist  im  Komparativ  ausgefallen,  im 
Superlativ,  wo  es  durch  Position  geschützt  war,  als  e  erhalten 
geblieben.  Urg.  z  im  Komparativsuftix  *-izan-  ging  im  Alt- 
englischen nach  §  88,  a  in  r  über.  Die  Endungen  des  Kom- 
parativs und  Superlativs  sind  daher  im  Altenglischen: 

Komp.  -ra,  Superl.  est(a)  mit  Umlaut  des  Wurzelvokals, 

z.  B.  eald  alt  —  ieldra,  yldra  —  ieldest{d),  ijldest{a). 

Ebenso  gehen: 
geong  jung  —  giengra,  gi/ngra  —  giengest(a),  gijngest(a) 
Strang,  sfroug  stark  —  strengra  —  strengest(a) 
lang,  long  lang  —  lengra  —  lengest(a) 
sceort  kure  —  sciertra,  scyrtra  —  sderfest(a),  sci/rfest(a) 
heah  hoch  —  Mehra,  Merra,  hylwa  —  hiehst(a),  hy'hst(a) 
great  groß  —  grtetra,  grytra  größer 
hräd  breit  —  hrxdra  (neben  hrädra  —  hrädost(a)  ohne  Umlaut). 

Der  Positiv  wird  in  der  Eegel  nur  als  Adverb  gebraucht  in: 
iieah  nahe  —   neahra,  nearra  (ohne  Umlaut)  —  niehst(a),  nyhst(a) 
feorr  fem  —  ße)-)-a  —  fierrest(a) 
■  SRV  früh  —  «/vrt  —  serest(a). 

Das  Adv.  fore  vorn  bildet  einen  Superlativ:  fyrsta  (,*fiin'sfa)  der 
erste.  Als  Komparativ  hierzu  gilt  das  unumgelautete:  furdra  der  vordere 
zu  forp  vorwärts. 

Anm.  Die  Komparative  und  Superlative,  die  von  anderem  Stamme 
gebildet  sind  als  der  Positiv,  haben  ebenfalls  die  alten  Suffixe  urg. 
*-izan-,  *-isfa-,  s.  §  139. 


§  138.     Regelmäßige  Steigerung  der  alteuglisclien 
Adjektiva  auf  urg.  -özan-,  östa-. 

Die  überwiegende  Mehrzahl  der  altenglischen  Adjektiva 
bildete  den  Komparativ  und  Superlativ  durch  Anfügung  des 
Suffixes  urg.  *-özan-,  *-5sfa-  an  den  reinen  Stamm  des  Ad- 
jektivs. Der  Mittel  vokal  ist  auch  hier  im  Komparativ  aus- 
gefallenj  im  Superlativ  aber,  wo  er  durch  Position  geschützt 
war,  geblieben.  Urg.  z  im  Komparativ  ging  nach  §  88,  a 
in  r  über.  Die  Endungen  des  Komparativs  und  Superlativs 
lauten  also  im  Alteuglischen : 


§  138,  139]  Steigerung  der  altengl.  Adjektiva.  245 

Komp.  -ra,  Sn^er\.-ost(a)  ohne  Umlaut  des  "Wurzelvokals, 
z.  B.  heard  hart  —  heardra  —  heard(ost)a 
leof  lieb   —  leofra  —  leofost{d) 
hälig  heilig  —  häligra  —  haligost{a). 
Bei  Antritt    der  Komparativendung   -ra   an    den    reinen 
Stamm   des  Adjektivs   ergeben   sich   dieselben  Aenderungen 
wie  bei  Antritt  konsonantisch  beginnender  Endungen  in  der 
Deklination  der  Adjektiva.    Der  ursprüngliche  Wurzelvokal  a 
wird  also  im  Komparativ,  wo  er  in  geschlosseiper  Silbe  steht, 
zu  se,  im  Superlativ  aber  bleibt  er  in  offener  Silbe  unverändert, 
z,  B.  gldsd  froh  —  gleedra  —  gladost{a). 
Stämme,    die  auf  Doppelkonsonanten   ausgehen,   verein- 
fachen denselben  im  Komparativ, 

z.  B.  grimm  grimmig  —  grimra  —  grimmost{a). 
Stämme,  die  auf  Muta  +  Liquida  oder  Nasalis  ausgehen, 
behalten  den  svarabhaktischen  Vokal  (§  73,  h)  im  Komparativ 
bei,   stoßen  ihn  aber  vor  dem  vokalisch  beginnenden  Suffix 
des  Superlativs  aus, 

z.  B.  fdeger  schön  —  fsegerra  —  fdegrost(a). 

Stämme  auf  -ja,  -Jö  werfen  j  nach  langer  Stammsilbe 
im  Komparativ  und  Superlativ  aus,  behalten  aber  natürlich 
den  Umlaut  des  Wurzelvokals, 

z.  B.  grme  grün  —  grenra  —  grmost{a). 
Stämme  auf  -iva,  -wo  verwandeln  das  stammauslautende  iv 
im  Komparativ  in  o,   behalten    es   aber   vor   dem   vokalisch 
beginnenden  Suffix  des  Superlativs, 

z.  B.  gearu  bereit  —  gearora  —  gearwost{a). 
Weitere  Beispiele  s.  bei  der  starken  Adjektivdeklination  §  130  ff. 


§  139.    KomparaÜTe  und  Superlative  von  anderem  Stamme 
als  der  Positiv. 

Im  Altenglischen  bilden  den  Komparativ  und  Superlativ 
von  anderem  Stamme  unter  Anfügung  der  Suffixe  urg.  *-i<:an-, 
*-ista-,  also  ae.  -ra,  -est{ci)  mit  Umlaut  des  Wurzelvokals 
(§  137)  die  Adjektiva: 


246  Altenglisch.  [§  139,  140 

göd  gut  —  betra  —  hetst{a)  (Stamm  urg.  ^hat-). 

göd  gut  —  selra,  sella  —  selest{a)    (Stamm  urg.  *söl-). 

yfel    böse    —    iriersa,    unjrsa    —    mer{re)sta,    unjr{re)sta 

(Stamm  urg.  *tvirs-,  *wirz-). 
fnicel  groß  —  nulra,  Ntr.  mä  —  meest{a)  (St.  urg.  *nia-). 
lytel  klein  —  Isessa  —  laesta  (Stamm  urg.  Hais-,  Haiz-). 

Anm.  Die  Komparativendung  -ra  wird  einem  vorhergehenden 
l,  s  assimiliert  (§  88,  b.  c),  also  seUa  neben  seJra,  wiersa  aus  *H-ierssa 
für  *^viersra,  läessa  aus  Wsra.  Im  Superlativ  wird  e  oft  ausgestoßen, 
also  hetst(a)  neben  seltenerem  betest (a)^  wierst(a)  neben  wien-est(a) 
i*irirzista-),  Ixsta  neben  seltenerem  leßrest{a)  {Haizistu).  In  dem  Stamme 
*ma-  hat  sich  das  auslautende  a  mit  dem  /  des  Suffixes  zu  dem  Diph- 
.thongen  ai  verbunden,  der  ae.  ä  ergab,  also  ae.  Komp.  mära  i^maizan-) 
ohne  Umlaut,  aber  Superl.  ws.  mäest{a)  (*maista-)  mit  Umlaut,  vielleicht 
in  Anlehnung  an  läesta,  während  das  Mercische  die  unumgelautete  Form 
mäst{a)  aufweist,  auf  welche  me.  mast,  most  (neben  tuest  aus  ws.  meest) 
zurückzuführen  ist  (§  315). 

§  140.    Superlative  auf  urg.  -uma,  -umista. 

Das  einfache  Superlativsuffix  urg.  -nma  ist  im  Alteng- 
lischen  nur  noch  erhalten  in: /o>v^/a  {*foruma)  der  vorderste, 
der  erste  zu  fore  vorn,  mednma  der  mittelste  zu  midd  (*iiied-ja, 
lat.  medius)  in  der  Mitte  befindlich,  und  hindeina  der  hinterste, 
letzte  zu  hindan  von  hinten. 

Häufiger  findet  sich  das  erweiterte  Suffix  urg.  -umista 
(s.  §  136),  das  gewöhnlich  an  Adverbien  oder  Praepositionen 
angefügt  wird,  die  dann  auch  einen  Komparativ  auf  -ra  oder 
-eira  bilden.  Urg.  -umista  wurde  zu  ae.  -ymest,  -emest  oder 
mit  Ablall  des  Mittelvokals  -mest.  Mitunter  hat  der  Umlaut 
auch  den  Stammvokal  ergriffen. 

inne  innen  —  innerra  —  innemest{a) 

Ute  außen  —  üterra,  yterra  —  ütie)  mest{a) ,  yt{e)i)iest{a) 

vfan  von  oben  —   iiferra,  yferra  —  ufemest{a},  yfemest{ci),  ymest{a) 

mäan  von  unten  —  niäerra  —  niäemest{a) 

fore  vorn  —  fiirära  —  fyrmest{a)    (neben  forma  s.  o-  und  fyrsta  §  137) 

sefter  hinten  —  aefterra  —  seftemest(a) 

midd  in  der  Mitte  befindlich  —  fehlt  —  midmest{a)  (neben  meduma  s.  o.) 

Iset  spät,  langsam  —  Isetra  —  lsetemest{a)    (neben  laetest{a) ) 

slä  spät  —  siära  —  siäemest{a)    (neben  s'iäest(a) ) 


§   140,  141]  Die  germanischen  Zahlwörter.  247 

norp  nordwärts  —  norperra,  nijrpra  —  norJ)mest{a) 
süp  südwärts  —  süäerra,  syäerra  —  süpmest{a) 
east  ostwärts  —  easterra  —  eastmest(a) 
tvesf  westwärts  —  tvesterra  —  wesfinesf{a). 


Zahlwörter. 


Vgl.  Sweet,  NECt  §  1159—1176  —  Wyatt,  §  54  f.  —  Cosijn, 
Abr.  §  162—164  -  S  i  e  v  e  r  s ,  AG  §  324-331 ;  Abr.  §  74-79  -Kluge, 
PGrdr.2,  p.  486-493  —  Dieter,  §  326.  419  —  S  okoll,  §308-322  — 
Streitberg,  UG  §  165—169  —  Fricke,  Das  altenglische  Zahlwort. 
Erlangen  1886.  —  van  Helten,  Zum  germ.  Zahlwort  (Idg.  Forsch.  18, 
84  ff.). 

§  141.    Die  germaiiisclieu  Zahlwörter. 

Die  Zahlwörter  der  germanischen  Sprachen  stimmen  im 
allgemeinen  mit  denen  der  verwandten  indogermanischen 
Sprachen  überein;  doch  scheint  im  Germanischen  das  Duo- 
dezimalsystem sich  mit  dem  Dezimalsystem  gekreuzt  zu  haben. 
Daher  kommt  es,  daß  die  Zahlen  11  und  12  anders  als  in 
den  verwandten  Sprachen  gebildet  werden,  nämlich  durch 
Anfügung  von  urg.  *-lit)i  an  die  Zahlwörter  für  1  und  2, 
got.  ainlif  11,  twalif  12.  Verwandt  damit  ist  offenbar  die 
Bildung  der  Zahlen  11—19  durch  Anfügung  von  -lika  an  die 
Einer  im  Littauischen:  vena-liha  11,  dvy-lika  12  etc.  Es 
liegt  in  beiden  Fällen  der  Stamm  idg.  lik^-  zu  Grunde, 
gr.  Aeijioj,  lat.  linquo.  Die  Bedeutung  der  germanischen 
Zahlwörter  für  11,  12  ist  also  wohl  'eins  (zwei)  überschießend' 
(sc.  über  zehn) ;  s.  Streitberg,  Urg.  Gramm.  §  166. 

Das  Duodezimalsystem  zeigt  sich  in  den  germanischen 
Sprachen  ferner  darin,  daß  neben  dem  gewöhnlichen 
Hundert  =  10  x  10  noch  ein  sog.  Großhundert  =  12  x  10 
bestand.  Es  werden  darum  im  Altenglischen  nicht  bloß,  wie 
sonst,  von  den  Zahlwörtern  2 — 9,  sondern  auch  von  10,  11, 
12  durch  Anfügung  von  -f.ig  (urg.  *-teyuz,  gr.  öexdg)  Zehner 
gebildet,  zugleich  aber  besteht  ein  wesentlicher  Unterschied 
zwischen  den  Zehnern  von  20—60  und  denen  von  70—120, 
indem  den  letzteren  im  Altenglischen  noch   das  Wort  hund- 


248  Altenglisch.  [§  141,  142 

vorgesetzt  wird.  Im  Gotischen  werden  die  Zehner  von  20 — 60 
durch  Anfügung  von  -tigjus,  die  von  70 — 100  durch  Anfügung 
von  -fekund  an  die  Einer  gebildet.  Auch  im  Altsächsischen 
und  Althochdeutschen  zeigen  die  Zehner  von  70 — 100  eine 
abweichende  Bildung.  Eine  befriedigende  Deutung  des 
gotischen  Suffixes  -tehund,  des  altenglischen  Praefixes  hund- 
(as.  (Od-)  ist  bis  jetzt  noch  nicht  gefunden  worden;  vgl. 
Streitberg,  U.  G.  §  167. 

Neben  dem  Großhundert  (120)  und  dessen  Hälfte  (60) 
war  aber  auch  das  gewöhnliche  Hundert  (100)  als  größere 
Zahleinheit  in  den  germanischen  Sprachen  in  Gebrauch,  dessen 
Bezeichnung,  ae.  hund  oder  hnndred  (neben  hundfeontig) 
auf  das  gewöhnliche  idg.  Zahlwort  für  100,  lat.  cenfum, 
gr.  kxaxöv  hinweist.  Die  Zahlwörter  von  200 — 800  werden 
durch  die  Einer  in  Verbindung  mit  dem  Plural  von  hund 
gebildet. 

Als  Zahlwort  für  1000  erscheint  in  den  germanischen 
Sprachen  eine  Bildung,  die  nur  in  dem  altbulg.  tysesfa,  poln. 
tysisic  eine  Parallele  hat,  got.  püsimdi,  ae.  püsend,  und  die 
man  als  *püs-hund  'das  starke  Hundert'  erklärt;  vgl.  Streit- 
berg §  168.  Ansprechender  ist  die  Deutung  von  'tausend' 
durch  van  Helten  (Idg.  Forsch.  18,  121  f.)  als  Zusammen- 
setzung aus  *fäs  'Menge,  Masse'  und  dem  Part.  *sonf-,  also 
*tüsso)itiä  'in  Masse  Vorhandenes,  Massenhaftes,  Massenhaftig- 
keit,  Menge'. 

Die  Ordnungszahlen  für  1  und  2  werden  in  den 
germanischen  Sprachen  von  einem  anderen  Stamme  als  die 
Grundzahlen  gebildet.  Von  3  ab  werden  die  Ordnungszahlen 
aus  den  Grundzahlen  durch  Anfügung  des  Suffixes  idg.  -fo-, 
urg-.  *-rf«-,  das  auch  in  dem  Superlativsuffix  idg.  -i>;fo-,  urg. 
•  esta-  enthalten  ist,  abgeleitet.  Zu  100  und  1000  fehlen  im 
Urgermanischen  entsprechende  Ordnungszahlen  (§  143). 

§  142.     Die  Grundzahlwörter  im  Altenglischeii. 

1.  (In  (urg.  *aina-,  lat.  uniis  aus  *oinos)  wird  als  starkes 
Adjektiv  flektiert.  Im  A.  Sg.  M.  findet  sich  neben  änne  ge- 
wöhnlich die  umgelautete  Form  stmne   (später   zu   a^tme  ver- 


142] 


Die  Grundzahlwörter  im  Altenglischen. 


249 


kürzt);  CS  scheint  also  das  Suffix  -inon  statt  -anon  vorgelegen 
zu  haben. 


sg. 

Mask. 

Fem. 

Neutr. 

N. 

an 

an 

an 

G. 

änes 

änre 

änes 

D. 

änuni 

änre 

ämim 

A. 

Bnnc 

äne 

an 

I. 

äne 

äne 

Auch  ein  N.  PI.  äne  in  der  Be- 
deutung 'einige'  findet  sich,  eben- 
so ein  G.  PI.  in  der  Verbindung 
änra  gehivylc  'jeder  einzelne'. 
In  der  Bedeutung  'allein'  wird 
es  schwach  flektiert:  N.  Sg.  äna, 
äne,  äne,  G.  Sg.  änan  etc. 

Die  Bildung  des  Mask.  twegen 
ist  unklar.  Das  Fem.  twä  beruht 
auf  urg.  *tivai,  idg.  *dt<ai ;  das 
Neutr.  tu  auf  urg.  tirö,  idg.  duö 
=  ae.  *tirü  (§  68,  b),  später  tu. 
Die  Grundform  des  G.  PI.  war 
urg.  *twajjöm,  die  des  D.  PI.  urg. 
*twaimiz. 

Ebenso  geht:    hegen,   bä,  hü  beide  (lat.  am-ho),  auch  verstärkt:    hä 
twä  F.,  hü  tu  Ntr.,  häm  tiräm  D.,  oder  hä  pä  =  me.  hothe. 


N. 
G. 
D. 
A. 


M:\-k. 


Fem. 


Neutr. 


tivegen  \      twä 

tiveg(e)a,  twegra 
twiem,  twäm 

twegen  1      twä      I       tu 


3. 

Mask. 

Fem. 

Neutr. 

N. 

pri,  prie 

preo 

preo 

G. 

preora 

D. 

prin 

,  prhn 

A. 

prt,  prle 

preo 

preo 

Stamm  urg.  *pri-  (idg.  *tri-), 
der  nach  der  /-Deklination  flek- 
tiert: N.  M.  *prijiz,  N.  *pr/jö, 
später  priju,  D.  *primh.  Der  G. 
hat  die  Adjektivendung  -ra  an- 
genommen. 

Die  Zahlen  von  4 — 19  bleiben  in  Verbindung  rait  Sub- 
stantiven in  der  Regel  endungslos  und  scheinen,  wie  aus  der 
Verstechnik  zu  ersehen  ist,  mit  dem  folgenden  Substantiv  ein 
Kompositum  gebildet  zu  haben;  vgl.  Beow.  147  iwelf-wlntm 
fld  =  Typus  E,  der  in  dem  ersten  Takt  stets  ein  Kompositum 
erfordert. 

Wenn  sie  allein  stehen,  können  sie  als  i-Stämme  flek- 
tieren, nehmen  also  im  N.  A.  M.  F.  -e,  N.  A.  N.  -w,  im  G. 
-a,  im  D.  -um  an,  z.  B.  N.  feowere,  feoweru,  G.  feon-era,  D. 
feoweriini,  A.  feoivere,  feoweru. 

4.  feower  (urg.  *fewör,  idg.  *qeqwr,  *qetivr,  lat.  quatvor),  aber  in 
Zusammensetzungen:  fyäer-föte  vierfüßig  (got.  fidtvör,  idg.  *pefwöres). 

5.  f'if  (urg.  *'fnnf,  idg.  *j)eni2je,  *penk'^e,  lat.  quhique,  gr.  nevre). 


250  Altenglisch.  [§  142 

6.  siex,  six  mit  Palatalumlaut  aus  älterem  seox  (urg.  *sehs,  idg. 
*seks,  lat.  sex,  gr.  ^^). 

7.  seofon   (urg.   *sehun,   aus    idg.  *sepm  für  *septm,  lat.  septem,  gr_ 

8.  eiy/fte  (urg.  *ahfau,  idg.  *oktöu,  lat.  oc^o,  gr.  dxrti). 

9.  n/</o/(    (urg.    *niywun,    idg.    *nefn,    lat.    novem,    gr.    ^vv^a    aus 

*^t' »»£/«). 

10.  i"!^«-,  ^_^??,  kent.  merc.  ^e??  (urg.  ''tehnn,  idg.  *dekin,  lat.  deceni, 
gr.  ^£Ha).  Der  Umlaut  in  <^en,  ^^w  scheint  auf  der  flektierten  Form 
urg.  *te%uni,  ae.  *teo{h)uni  zu  beruhen. 

11.  enlefan,  endlefan,  endleofan  aus  älterem  *%nlefan  (urg.  *ahil/f 
s.  §  141). 

12.  /«'e//  (urg.  *C(^'«?i'/  s.  §  141). 

13.  preotlene,  preotyne  —  14.  feowertiene,  feowertyne  —  15.  fiftiene, 
flftyne  —  16.  siextiene,  sixttene,  siextyne,  sixtyne  —  17.  seofontiene, 
seofontyne  —  18.  eahtatiene,  eahtatyne  —  19.  nigontiene,  nigontyne. 

Die  Zahlen  von  20 — 60  werden  durch  Anfüguag  von  -üy 
(urg.  ^teyuz,  gr.  ÖE-^ds,  öcxäd-og  'Zehnheit')  an  die  Einer  ge- 
bildet. Sie  können  adjektivisch  und  substantivisch  gebraucht 
werden.  In  ersterem  Falle  sind  sie  entweder  endungslos  oder 
nehmen  im  G.  PI.  die  Endung  -a,  -ra,  im  D.  -um  an.  Im 
letzteren  Falle  bilden  sie  einen  Genitiv  auf  -es;  das  abhängige 
Substantiv  steht  im  Genitiv. 

Die  Einer  werden  wie  im  Deutschen  den  Zehnern  (in 
der  Eegel  ohne  Endung)  vorangestellt  und  durch  and  mit 
ihnen  verbimden. 

20.  ttventig  (aus  ^twegentig)  —  21.  an  and  twentig  —  22.  twä  and 
twentig  —  23.  preo  and  twentig  —  24.  feower  and  tioentig  —  25.  fif 
and  twentig  —  26.  aiex  {six)  and  ttventig  —  27.  seofon  and  ttrentig  — 
28.  eahta  and  twentig  —  29.  nigon  and  ttventig. 

30.  pritig,  prittig  —  40.  feowertig  —  50.  fiftig  —  60.  siextig, 
sixtig. 

Anm.  Die  Zahlen  28.  29.  38.  39  etc.  können  auch  nach  dem  Muster 
von  lat.  duodetriginta,  undetriginta  gebildet  werden,  z.  B.  28  t>rä  lies 
prittigum,  49  änes  icana  flftig. 

Die  Zahlen  von  70 — 120  werden  ebenfalls  aus  den  Einern 
durch  Anfügung  von  -tig  gebildet;  es  tritt  aber  außerdem 
noch  hmid-  voran  (§  141).  Der  Hauptton  ruht,  wie  aus  der 
Metrik  zu  ersehen,  auf  der  Grundzahl:  hundseofonüg,  hund- 
eahtatig  etc.  Die  Flexion  und  der  syntaktische  Gebrauch  ist 
derselbe  wie  bei   den  Zahlen  von   20—60,    ebenso    die  Ver- 


§  142,  143]       Die  Grundzahlwörter  im  Aitenglischen.  251 

bindung  mit  den  Einern:  an  and  hundseofontig.  Die  Vorsilbe 
hund-  fällt  aber  fort,  wenn  hund  100,  til  htmd  200  etc.  un- 
mittelbar vorhergehen,  also:  ßf  and  hundseofontig  75,  f'if 
hund  and  seofontig  570. 

70.  hundseofontig  —  71.  an  and  hundseofontig  —  72.  ttcä  and 
httndseofonfig  —  73.  preo  and  hundseofontig  etc. 

80.  hiindeahtatig  —  90.  hiindnigontig  —  100.  hundteontig  {*-teo{h))mtig). 
Der  aus  der  flektierten  Form  *teo{h)uHi  stammende  Umlaut  konnte  hier 
nicht  eintreten  —  110.  hundendlufontig,  hundendleftig  —  120.  hand- 
twdftig. 

Neben  hundteontig  findet  sich  für  die  Zahl  100  auch  das 
indeklinable  Neutrum  hund  oder  hundred  (PL  hnndredu  und 
hundred).  Bei  Verbindung  von  Hunderten  mit  Zehnern  und 
Einern  wird  hund  in  der  Regel  mit  and  vorangestellt,  z.  B. 
130  hund  and  pritig,  155  himd  and  fif  and  fiftig.  Die 
Zehner  von  70 — 90  werfen  dabei,  wie  bereits  erwähnt,  das 
Praefix  hund-  ab,  wenn  sie  unmittelbar  auf  die  Hunderte 
folgen,  behalten  es  aber  bei,  wenn  noch  Einer  dazwischen 
stehen,  z.  B.  170  hund  and  seofontig,  177  hund  and  seofon 
and  hundseofontig. 

Die  Zahlen  von  200 — 900  werden  durch  die  Einer  mit 
dem  Plural  von  hund,  der  in  der  Form  mit  dem  Singular 
übereinstimmt,  gebildet.  In  Bezug  auf  die  Verbindung  der 
Hunderte  mit  Zehnern  und  Einern  gilt  das  vorhin  Gesagte. 

200.  tu  hund  —  300.  preo  hund  —  400.  feotver  hund  —  500.  flf 
hund  —  600.  siex  {six)  hund  —  700.  seojon  hund  —  800.  eahtu  hund 
—  900.  nigon  hund. 

1000.  püsend  Ntr.,  G.  Sg.  püsendes,  D.  Sg.  püsende,  A.  Sg.  püsend; 
N.  A.  PJ.  püsendu  und  püsend^  G.  PL  püsenda,  püsendra,  D.  PI.  püsen- 
dum  —  2C0O.  tii  püsend{u)  —  3000.  pno  püsend{u)  etc.  Über  die  Ety- 
mologie von  püsend  s.  §  141. 

§  143.     Die  Ordnungszahlen  im  Aitenglischen. 

Die  fehlende  Ordnungszahl  für  1  wird  durch  den  Super- 
lativ der  Adverbia  fore  vorn  oder  ser  frühe  ersetzt:  fgrsta 
der  vorderste,  der  erste  (§  137),  auch  forma  oder  fyrmesta 
(§  140),  äeresta  der  früheste,  der  erste  (§  137),  daneben  der 
Komparativ  serra  der  erstere,  der  erste  von  zweien. 


252  Altenglisch.  [§   143 

Als  Ordnungszahl  für  2  gilt,  wie  in  den  übrigen  ger- 
manischen Sprachen,  das  mit  dem  idg.  Komparativsuffix  -fero 
gebildete  Pronomen  öäer  der  andere  (urg.  *an])eraz,  idg. 
■'^anferos),  das  wie  ein  starkes  Adjektiv  flektiert  wird,  N.  Sg. 
öder,  ödru,  öder,  G.  Sg.  ödres,  öderre,  ödres  etc.,  während 
alle  übrigen  Ordnungszahlen  nach  der  schwachen  Deklination 
gehen. 

Für  öder  findet  sich  mitunter  auch  aefferra  der  spätere. 

Die  Ordnungszahl  für  3  lautet  ae.  pridda  (urg.  "^pridjan-, 
lat.  tertius);  sie  ist  aus  dem  Stamme  des  Zahlwortes  l>ri-  mit 
dem  superlativischen  Ableitungssuffix  idg.  *-fio-,  urg.  *-dJa-, 
gebildet. 

Von  4  ab  werden  die  Ordnungszahlen  durch  Anfügung 
des  gleichfalls  superlativischen  Suffixes  idg.  -fo-  (lat.  quarfus^ 
quintus  etc.),  urg.  ae.  -pa-  an  die  Grundzahl  gebildet.  Dabei 
fällt  im  Altenglischen  ein  stammauslautendes  n  vor  p  aus 
(§  97,  b)  und  zwar  hier  ohne  Ersatzdehnung,  weil  es  in  un- 
betonter Silbe  steht:  seofoda  {*seofo)i-pa),  nigoda  (*nigon-pa), 
teoda  (*teohun-pd),  etc.  Nach  den  stimmlosen  Konsonanten 
/,  s  war  idg.  f  unverändert  geblieben  (§  76,  b.  c)  also :  /(//«, 
endlefta,  twdfta  —  siexfa,  sixta.  Ein  dunkler  Mittelvokal  geht 
vor  dem  dunklen  Vokal  der  Endung  -da  gern  durch  Vokal- 
dissimilation in  einen  hellen  über,  also  siofeda  neben  siofoda, 
eahteda  neben  eahfoda.  Bei  Anfügung  des  Ableitungssuffixes 
-da  an  die  Zehner  ist  das  stammauslautende  u  von  urg.  Heyuz 
noch  als  o  erhalten,  also  twentigoda  oder  hventigeda  etc.  Von 
den  zusammengesetzten  Zahlen  erhält  nur  die  letzte  das 
Suffix  der  Ordnungszahl:  an  and  tivtufigoda  etc.,  oder  es 
werden  nur  die  Einer  in  die  Form  der  Ordnungszahl  gesetzt 
und  die  Zehner  durch  eac  in  der  Form  des  Dativs  der  Grund- 
zahl angeknüpft:  fifta  eac  twentigum  der  fünfundzwauzigste. 

4.  feoräa  (feoweräa)  —  5.  ftffa  {*fiinfta)  —  6.  siexta,  sixta  — 
7.  seofocta  {seofeäa,  *i^eofon-pa)  —  8.  eahfoäa,  eaJiteäa  —  9.  nigoäa, 
nigeäu  i^nigon-pa)  —  10.  teoäa  {*teo{h)un-pa).  Auch  hier  kein  Umlaut, 
weil  die  flektierte  Form  *feohiiiii  nicht  vorliegt).  11.  endlefta,  endlyfta 
—  12.  tivelfta  —  13.  preoteoäa  —  14.  feoiverteoäa  —  15.  flfteoSa  — 
16.  si{e)xteoäa  —   17.  seofontcoäa  —  18.  eahfateoäa  —  19.  nigontvoäa. 


S   143,  14:41     Ordnungszahlwörter  etc.  im  Altenglischen.  253 

20.  fwenftgoSa,  twentigeäa  —  21.  an  and  twentigoda  — •  22.  tirä  and 
firentigoäa  —  23.  prl  and  twentigoäa  oder  pridda  eac  twentigum  —  24. 
feower  and,  twentigoäa  oder  feoräa  eac  tirenf/giim  etc. 

ÜO.  pritigoda,  pntigeda  —  40.  fcoiveytigoäa,  feoiöertigeäa  —  50.  flf- 
tigoäa,  ftftigeäa  — ■  60.  si{e)xtigoäa,  »i{e)xtigeäa  —  70.  hnnd seofonfi'goäa, 
hundseofontigeäa  —  80.  hundeahtatigoäa,  hundeahtatigeäa  —  90.  htind- 
nigontigoäa,  hundnigontigeäa  —  100.  hundteontigoäa,  hundteontigeäa  — 
110.  hundendlefontigoäa ,  hundendleft igeäa  —  120.  hundtivelftigoda^  hund- 
tivelftigeäa. 

Anm.  Zu  den  Grundzahlen  Jiund,  hitiidred  und  pusend  giebt  es 
im  Altenglischen  keine  Ordnungszahlen.  Wo  es  nötig  ist,  wird  dafür 
eine  Umschreibung  angewendet:  se  pe  hyp  on  päm  twäm  hundredum 
^ftemest  der  zweihundertste. 

§  144.     Andere  Zahlwörter. 

1.  Distributive  Zahlwörter.  Das  lat.  singuli  wird 
im  Altenglischen  durch  eenliepirje  wiedergegeben,  lat,  Uni, 
terni,  quaterni  etc.  durch  be  tweem,  he  prhn  etc.  oder  durch 
twsem  and  twsem  zwei  und  zwei,  je  zwei,  prlm  and  prlni  je 
drei,  seofon  and  seofon  je  sieben  etc. 

Der  Stamm  der  alten  Distributivzahl  für  2,  got.  hveihnai, 
'je  zwei'  (urg.  *tmxna-),  hat  sich  noch  erhalten  in  dem  zur 
Präposition  gewordenen  Dativ  be  —  fweonum,  z.  B.  be  ssetn 
tweonum  zwischen  den  Seen  und  vereinzelt  in  dem  Acc.  mid 
unc  ttiüh  unter  uns  beiden. 

Auf  denselben  Distributivstamm  geht  zurück  die  Präpo- 
sition behvix,  betweox,  betwux,  betux  zwischen  (§  198). 

2.  Die  Multiplikativa  werden  aus  den  Grundzahlen 
durch  Anfügung  von  -feald  -fältig,  -fach  gebildet: 

änfeald  einfach,  twifeald  zweifach,  prifeald  dreifach,  feotverfeald 
vierfach,  fiffeald  fünffach  etc.,  monigfeald  'mannigfaltig',  vielfach. 

3.  Besondere  Zahladverbien  gibt  es  im  Altenglischen 
nur  zu  den  Zahlen  1—3    nämlich: 

eene  einmal  (urg.  *amjaiz),  twiwa,  tutra  zweimal  (urg.  *twizwöz), 
priwa  dreimal. 

Sonst  findet  sich  Umschreibung  mit  sip  'Gang,  Weg': 

äene  siäa  oder  on  eenne  sip  einmal,  ttväim,  prim,  feou-er,  fif  släum  etc. 
zwei-,  drei-,  vier-,  fünfmal  etc. 

4.  Zum  wievielten  Male  wird  durch  Verbindung  von 
sip  mit  den  Ordnungszahlen  ausgedrückt: 


254 


Altenglisch. 


[§  144,  145 


forman  siäe  zum  ersten  Male,  oäre  siäe  zum  zweiten  Male,  priddan, 
feotveräan  etc.  siäe  zum  dritten,  vierten  etc.  Male. 

5.  Unbestimmte  Zahlwörter  sind  das  starke  Adjektiv 
manig,  monig  mancher,  PI.  monige  manche,  viele,  das  inde- 
klinable fela,  feola  viel  {noXv)  und  feawe,  feaiva,  fea  wenige 
(got.  fawai,  lat.  paucus),  G.  feara,  D.  fea{u)m. 


Pronomina. 


Vgl.  Sweet,  NECt  §  1052—1156  —  Wyatt,  §56—62  —  Cosijn, 
Abr.  §  154—161  —  Sievers,  AG  §  332—349;  Abr.  §  80—85  —  Kluge, 
PGrdr.2,  p,  463—468.  1065 f.  —  Dieter,  §  322 f.  407— 412  —  Sokoll, 
§  252—286  —  Streitberg,  UG  §  183—187  —  Brugmann,  KVG 
§  494-525. 

§  145.     Personalpronoiuina. 

Die  persönlichen  Fürwörter  der  1.  und  2.  Person 
haben  in  den  germanischen  Sprachen  dieselbe  Form  für  alle 
drei  Geschlechter,  unterscheiden  aber  drei  verschiedene 
Numeri:  Singular,  Dual  und  Plural.  Das  Pronomen  der 
3.  Person  hat  im  Singular  besondere  Formen  für  Mask.,  Fem. 
und  Neutrum;  im  Plural  aber  werden  die  Geschlechter  nicht 
unterschieden;  ein  Dual  fehlt.  Ein  Reflexiv  um  ist  im 
Altenglischen  nur  noch  als  Possessivpronomen  (§  146),  nicht 
bei  den  persönlichen  Fürwörtern  erhalten. 

Die  Flexion   der   persönlichen  Fürwörter   ist   folgende: 


1. 

Pers. 

Sing, 
'ich' 

Dual 
'wir  beide' 

Plural 
'wir' 

2. 
Pers. 

Sing, 
'du' 

Dual 
'ihr  beide' 

Plural 
'ihr' 

N. 

ic 

wit 

■we 

N. 

pü 

git 

ge 

G. 

mm 

uncer 

üre,  User 

G. 

pm 

incer 

eower 

D. 

ine 

unc 

üs 

D. 

Pe 

ine 

eow 

A. 

tnec,  nie 

uncit,  tmc 

üsic,  iln 

A. 

pec,  pe 

incit,  ine 

eoimc,  eow 

§  145] 


Personalpronomina. 


255 


3.  Pers. 

Mask. 
'er' 

Fem. 
'sie' 

Neutr. 

'es' 

3,  Pers. 

M.     F.     N. 
'sie' 

Sg.N. 

he 

heo 

hit 

PL  N. 

hle^  hl 

G. 

his 

liiere^  hire 

hi's 

G. 

hiera,  hira,  heora 

D. 

Mm 

hiere,  hire 

hi'tn 

D. 

htm,  heom 

A. 

hine 

hie,  hl 

hit 

A. 

hie,  hl 

Bemerkungen:  1.  Der  N.  Sg.  ic  entspricht  dem  in  lat.  eg-o,. 
gr.  Sy-(ö,  idg.  *eg-om  enthaltenen  Stamme  eg-,  während  die  übrigen  Kasus 
von  dem  Stamme  idg.  me-  gebildet  sind:  D.  Sg.  urg.  *nd-z,  got.  mis,. 
ahd.  mir,  ae.  (nach  Abfall  des  z  und  Dehnung  des  aus  i  abgeschwächten 
e):  me.  Der  A.  Sg.  ist  durch  die  Partikel  idg.  -ge  (gr.  ifie-ye)  erweitert 
zu  ae.  mec  (urg.  *mik)  neben  mi^.  Der  G.  Sg.  ist  identisch  mit  dem 
Stamme  des  Possessivpronomens:  ae.  min  (urg.  *mina-). 

Der  N.  PI.  ist  aus  dem  Stamme  we-  unter  Anfügung  der  Plural- 
endung urg.  -iz  gebildet,  also  urg.  *ive-iz,  *wiz,  got.  veis,  ahd.  wir,  ae. 
(nach  Abfall  des  z  und  Uebergang  von  l  zu  e):  we. 

Dem  D.  PI.  liegt  der  Stamm  idg.  *ns  zu  Grunde,  urg,  *uns,  ae. 
(nach  Ausfall  des  n  vor  s  und  Dehnung  von  u  zu  ü):  üs.  Der  A.  PL 
nimmt  nach  Analogie  von  mec  auch  die  Erweiterung  -ic  an :  üsic  neben  üs^ 
Der  G.  PL  ist  wiederum  mit  dem  Stamme  des  Possessivpronomens  ae. 
üre  und  üser  (urg.  *unsera-)  identisch. 

Den  N.  Du.  wit  erklärt  man  durch  Verbindung  des  Stammes  we- 
wir'  mit  twä  'zwei',  also  we-twa  (lit.  ve-du)  abgeschwächt  zu  wit.  In 
den  obliquen  Kasus  erscheint  der  Stamm  unk  (aus  idg.  n  -\-  ge  ?),  der 
im  A.  Du.  auch  nach  dem  Nom.  die  Erweiterung  -it  annimmt,  ae.  uncit 
neben  unc ;  der  G.  Du.  hat  wiederum  das  Suffix  des  entsprechenden 
Possessivpronomens :  tmcer. 

2.  Stamm  des  Pronomens  der  2.  Person  Sg.  ist  idg.  tu,  urg.  pii, 
das  im  N.  Sg.  im  Altenglischen  zu  pü  gedehnt  ist.  Die  übrigen  Kasus 
zeigen  dieselben  Endungen  wie  das  Pronomen  der  1.  Person:  D.  Sg.  pe, 
A.  Sg.  pe,  pec,  G.  Sg.  wie  das  Possessivpronomen :  pui. 

Der  Stamm  des  N.  PL  ist  idg.  ju-  (iw-),  der  mit  der  Endung  -iz 
urg.  *jüz,  got.  jus  ergiebt.  Im  Altenglischen  aber  erscheint  dafür  ge 
nach  Analogie  von  ive.  In  den  übrigen  Kasus  ist  der  Stamm  idg.  iw- 
zu  *iivw-,  *iuw-,  ae.  eow  D.  PL  erweitert,  woran  im  A.  PL  auch  -ic 
antritt:  eotvic  neben  eow.  Der  G.  PL  hat  das  Suffix  des  Possessiv- 
pronomens: eower  {*iwwera). 

Der  Dual  ist  von  den  Stämmen  ge-,   inq-  nach  Analogie  des  Dual 
der  1.  Person  gebildet:  N.  git,  G.  incer,  D.  ine,  A.  incit,  ine. 

Die  erweiterten  Akkusative  mec,  pec,  uncit,  incit,  üsic,  eowic 
kommen    nur   in   den   frühesten  Denkmälern   und   in   poetischen   Texten 


256  Altenglisch.  [§  145,  146 

vor.     Die  gewöhnliclie  Form   des  Akk.   ist   die   mit   dem  Dativ   überein- 
stimmende: »le,  pe  —  unc,  ine  —  üs^  eoiv. 

3.  Als  Stamm  des  geschlechtigen  Pronomens  der  3.  Person  er- 
scheint im  Altenglischen  in  allen  Formen  hi-  für  got.  /-,  lat.  i-s,  ea, 
i-d.  Die  Flexionsendungen  sind  die  der  sonstii:en  geschlechtigen  Pro- 
nomina, die  zum  größten  Teil  auch  in  der  starken  Adjektivdeklination 
wiederkehren,  s.  §  129.  Der  N.  Sg.  M.  he  ist  aus  urg.  *hi-z  entstanden, 
wie  me  aus  *)m-z  (s.  o.),  G.  Sg.  M,  N.  his  aus  urg.  *hi-so,  D.  Sg.  M,  N. 
htm  aus  urg.  *h/.-tm\  A.  Sg.  M.  Mne  aus  *hi-n-ön  (s.  §  129).  Der  N. 
Sg.  F.  heo  aus  *hi-j-u  für  älteres  *hi-j-o,  der  A.  Sg.  F.  hte,  M  aus 
*hi-j-e  für  älteres  *hi-j-ön,  der  G.  Sg.  F.  Jiiere,  Mre  aus  urg.  *hizös, 
der  D.  Sg.  F.  hiere,  hire  aus  *hizat.  Der  N.  A.  Sg.  N.  hit  (urg.  *ht-ta) 
hat  das  Suffix  -f,  idg.  -d  (lat.  i-d,  quo-d,  isfu-d  etc.)  bewahrt,  weil  es 
unmittelbar  auf  den  Stammvokal  folgte,  während  es  in  der  Adjektiv- 
deklination, wo  es  in  unbetonter  Silbe  stand,  abfiel  (§  129). 

Der  Plural  hat  dieselbe  Form  für  alle  drei  Geschlechter:  N.  PI. 
Me,  hl  für  *hi-j-e,  älter  *hi-j-ai,  ebenso  der  A.  PI.  Der  G.  PI.  lautet 
hiera,  hira  aus  urg.  *hizöm,  der  D.  PI.  h/m,  heom  aus  urg.  *himiz. 

§  146.     PossessiTpronomina. 

Die  Possessivpronomina  der  1.  und  2.  Person 
werden  von  demselben  Stamme  gebildet,  der  den  obliquen 
Kasus  der  Personalpronomina  zu  Grunde  liegt;  als  Ableitungs- 
suffix gilt  ebenso  wie  für  den  Genitiv  der  Personalpronomina 
für  den  Sing.  idg.  *-ino-,  urg.  *-ina-,  für  den  Dual  und  Plural 
idg.  *-ero-,  urg.  *-era-,  also: 

mm  mein  —  iincer  unser  beider  —  üre,  üser  unser 

pln  dein  —  incer  euer  beider  —  eoiver  euer. 

Dazu  kommt  als  Possessivpronomen  der  3.  Person  aus 
dem  im  Altenglischen  als  Personalpronomen  nicht  mehr  vor- 
handenen Reflexivstamme  *stve,  *se:  sin  sein. 

An  Stelle  von  sin  aber  tritt,  wie  im  Lateinischen  (ems  — 
eornm,  earuni,  eorum)  so  auch  im  Altenglischen  der  Genitiv 
des  geschlechtigen  Pronomens  der  3.  Person,  also: 

Sg.  M.  his  sein  —  F.  hiere,  hire  ihr  —  N.  his  sein. 

PL  M.  F.  N.  hiera,  hira  ihr. 

Ebenso  kann  auch  der  Gen.  des  Interrogativpronomens: 
hwsds  'wessen'  als  Possessivum  gebraucht  werden. 


§  146.  147]        Possessiv-  und  Demonstrativpronomina. 


257 


Die  Genitive  h /'.•<,  liiere,  h/'re,  his ;  hira  —  hirses  werden  als  wirk- 
liche Genitive  nicht  weiter  verändert;  die  Possessivpronomina  »ihr,  Jnu, 
sin;  uncer,  incer ;  nser,  eotcer  aber  werden  nach  der  starken  Deklination 
der  adjektivischen  «/ö-Stämme  (§  130)  flektiert,  üre  nach  der  starken 
Deklination  der  j«i;o-Stämme  (§  131) ;  doch  fehlen  die  Formen  auf  -», 
so  daß  im  N.  Sg.,  N.  A.  PI.  die  Form  la'e  für  alle  drei  Geschlechter 
gilt.  Bei  der  Flexion  von  fisef  wird  vor  vokalisch  beginnenden  Endungen 
der  Mittelvokal  auch  ausgestoßen  und  sr  zu  .s-.s-  assimiliert;  z.  B.  G.  D. 
Sg.  M.  N.  üsses,  nssiim.  Später  drang  .<>■  auch  in  andere  Formen  ein 
z.  B.  N.  Sg.  üsser,  A.  Sg.  M.  f(.::!genie  etc. 

§  147.     Demoiistrativprouoiuina. 

1.  Der  Stamm  des  einfachen  Demonstrativpro- 
nomens, das  im  Altengliscben  zAigleich  als  Artikel  gebraucht 
wird,  war  im  N.  Sg.  M.  F.  idg.  *.so,  *sä  (gr.  ö,  i)),  urg.  *sa-, 
*sö-  neben  *sio,  '-^tio,  urg.  "^sijii,  "^'Inju,  in  allen  übrigen  Formen 
idg.  to-  iä-  (gr.  t6,  G.  Sg.  tov,  T?)g,  xov  etc.),  urg.  */^a-,  '■'Jjö-. 
Die  Flexionsendungen  sind  dieselben  wie  bei  dem  geschlechtigen 
Pronomen  he,  heo,  lilf  und  bei  der  starken  Adjektivdeklination 
(§  145.  130). 


a)  ae.  .se,  seo,  pset  der,  die,  das 


Sg. 

Mask. 

Fem. 

j       Neutr. 

PI. 

M.  F.  N. 

N. 

se 

seo 

pxt 

N. 

pä 

G. 

pses 

pMre 

pSBft 

G. 

pä>-a,  pxra 

D. 

päein,  päm 

piere 

i     psei)i,  pä») 

D. 

pse»i,  päiii 

A. 

pone 

pä 

pse/ 

A. 

pä 

I. 

py,  pon 

Pf),  pO)l 

Die  Bildung  des  N.  Sg.  M.  se  ist  unklar.  Der  G.  Sg.  M.  N.  von 
dem  Stamme  pa-  hat  die  Endung  -so,  also  urg.  *paso,  ae.  *pas,  mit 
Übergang  von  a  zu  «  in  geschlossener  Silbe:  pses.  D.  Sg.  M.  ae.  pMin 
aus  urg.  *paimi,  idg.  *toii)ii,  A.  Sg.  M.  pone  (urg.  *pan-ön,  s.  §  130). 
Als  Instrumentalformen,  die  zur  Bildung  von  Konjunktionen  verwendet 
werden,  erscheinen  ae.  py,  pon,  vgl.  for py,  for  pon  deshalb  (§  196,  199). 
Der  N.  Sg.  F.  ae.  seo  ist  aus  *^*/y»,  urg.  *.s-yö  zu  erklären;  G.  Sg.  F. 
pEre  aus  urg.  *paizjox,  D.  Sg.  päere  aus  urg.  *pa!zj(ii,  A.  Sg.  pä  aus 
urg.  *pö-m.  Im  J'lural  gilt  dieselbe  Form  für  alle  drei  Geschlechter: 
Kaluza,  Histor.  (iijuura.  d.  engl.  Spvache.    L    2.  Aufl.  17 


258 


Altenglisch. 


[§  147 


N.  A.  PI.  pä  (urg.  *p(ti),  G.  PI.  pära  (urg.  *p(i/zoi)i,  idg.  '"tofsom)^  D.  PI. 
pxiH,  (urg.  ^paimiz). 

Anm.  Zu  dem  Stamme  pn-  gehört  auch  das  Adverb  pui^  so 
(§  196). 

2.  Durch  Anfügung  einer  hinweisenden  Partikel  -sc  (got. 
sai  'ecce')  an  den  einfachen  Denionstrativstamm  pa-  entstand 
ein  erweitertes  Demonstrativpronomen: 

pcs,  peos,  pis  dieser,  diese,  dieses. 

Ursprünglich  wurde  nur  der  erste  Bestandteil  pa-  flektiert;  die 
angefügte  Partikel  -se,  im  Altenglisclien  zu  -*■  verkürzt,  blieb  unver- 
ändert, wie  z.  B.  noch  peos  N.  Sg.  F.  {peo  -\-  se),  päs  A.  Sg.  F.,  N.  A. 
PI.  {pä-]-se)]  später  aber  betrachtete  man  in  den  meisten  FoYiücn  pis- 
als  Stamm,  an  den  die  gewöhnlichen  Endungen  der  pronominalen  De- 
klination antreten,  z.  B.  A.  Sg.  M.  pi.-!-iie.  Dabei  wird  .^  -j-  /■  in  der 
Regel  zu  s^  assimiliert,  z.  B.  G.  D.  Sg.  F.  pisse  für  pisre,  G.  PI.  pissd 
für  pisra,  wofür  später  wiederum  a,uch.  pfssere,  pissera  sich  findet,  ebenso 
auch  pisses,  pissum  für  pises,  pistmi. 


b) 

ae.  pes,  peos, 

pis  dieser,  diese. 

dieses 

Sg. 

Mask. 

Fem. 

Neutr. 

PI. 

M.  F.  N. 

N. 

pes 

peos 

pis 

N. 

päs 

G. 

pises,  pisses 

pisse 

pises,  pisses 

G. 

pissa 

D. 

pisum, pissum 

pisse 

pisu  Dl, pissum 

D. 

pisiim,  pis.^niii 

A. 

pisne 

päs 

pis 

A. 

päs 

I. 

Pys 

Py'^ 

3.  Auf  dem  Stamme  urg.  ^^jöna^  *Jena,  *jaina,  got.  ^jain 
beruht  die  vereinzelte  Form:  geönre  D.  Sg.  F.  (fö  geönre  hyrlg 
zu  jener  Stadt)  sowie  das  Adverbium  geönd  dort,  dorthin 
(§  196)  und  die  Präpositionen  geönd  durch,  hindurch  hc- 
geöndan  jenseits  (§  197). 

4.  Auf  dem  Demonstrativstamme  */rt-  beruhen  die  Ad- 
verbia:  heonan  von  hier,  her  hier,  liider  hierher  (§  196), 
nach  Kluge  vielleicht  auch  gyt  noch  (aus  *jau  hü;  vgl.  got. 
und  hita  bis  jetzt). 

5.  Aus  dem  Stamme  H-  (lat.  l-dein  eben  derselbe)  ist 
abgeleitet  das  Identitätspronomen:se  üca  derselbe  {'■'l-lica), 
das  stets  mit  dem  Artikel  verbunden  ist  und  daher  nach 
der    schwachen   Adjektivdeklinatiou   flektiert   wird:    sä   ilm, 


S  147—149]  Eelativ-  und  Interrogativpronomina. 


259 


derselbe,  .seo  ike  dieselbe,  pget  iice  dasselbe,  l)fps,  psere,  pees 
ilcan  etc.  Vgl.  noch  das  Adv-  ae  J-dseges  an  demselben 
Tage,  i-sldefi  sofort. 

6.  Ae.  seif,  sijlf  'selbst'  kann  sowohl  stark  als  schwach 
flektiert  werden,  z.  B.  God  seif  Gott  selbst,  ic  selfa  ich  selbst, 
Imrh  nie  selfne  dnrch  mich  selbst.  Besonders  wird  es  zur 
Verstärkung  dem  reflektivisch  gebrauchten  Personalpronomen 
beigefügt,  jz.  B.  ic  me  seif  r/ewäf  ich  begab  mich  selbst  etc. 
woraus  sich  später  die  Reflexivpronomina  entwickelt 
haben  (§  320). 

In  Verbindung  mit  dem  Artikel  se  selfa,  sco  sylfe,  Jmt 
sylfe  heißt  es:  'eben  dieser',  später  'ebenderselbe'. 

§  148.     Relativpronomina. 

Ein  eigentliches  Relativpronomen  fehlt  im  Alteng- 
lischen. Die  relative  Anknüpfung  kann  bezeichnet  werden 
durch  die  indeklinable  Rclativpartikcl  pe  'da',  oder  es  tritt 
an  Stelle  des  Relativpronomens  das  Demonstrativpronomen 
st,  seo,  jmt  der,  die  das  (§  147,  a),  auch  in  Verbindung  mit 
der  Rclativpartikel  pe,  also :  se  pe,  seo  pe^  pset  pe  oder  psette 
der  da,  die  da,  das  da. 

Es  kann  auch  die  Relativpartikel  pe  mit  einem  folgen- 
den Personalpronomen  das  fehlende  Relativpronomen  ersetzen: 
also  pe  IC  der  ich,  ich  der  ich,  pe  pä  der  du,  pe  hP  der, 
welcher,  pe  Ins  dessen,  pe  Itim  dem  etc. 

§  149.     Interrogativpronomina. 

1.  Von  dem  Stamme  idg.  h^'o-,  gr,  no-,  lat.  quo-  ist  das 
substantivische  Fragepronomen  ae.  hwä  wer  (urg. 
'''xwaz,  lat.  quis),  htvset  was  (urg.  *xii-at,  lat.  quod),  hergeleitet, 
das  keine  besondere  Form  für  das  Femininum  und  keinen 
Plural  hat.  Die  Flexion  entspricht  der  des  einfachen 
Demonstrativpronomens,  also: 


Zu  demselben  Stamme  gehören 
die  Instruinentalformcn:  hicy,  Juri 
wodurch?  warum?  for  hwon,  tö 
hinoti  warum  y  wozu?  und  das 
Adverb  hä  (*/««'ö)  wie?,.(§  19G). 
17* 


Mask.  'wer?' 

Neutr.  'was?' 

Hg.  N. 

hwä 

htvset 

G. 

hwees 

hweei^ 

D. 

hwieni,  hwcun 

htvsein,  hiräin 

A. 

hwone 

hwset 

260  Altenglisch.  [§  149,  150 

2.  Aus  dem  Stamme  idg.  *ä;^o-^  urg.  ''%ica-  unter  An- 
fügung des  Komparativsuffixes  idg.  *-tero-,  urg.  *-pera-  ist 
entstanden  das  adjektivische  Fragepronomen  ae. 
hiveeder  'welcher  von  beiden*  (urg.  *;^waj><='rrt.2,  gr.  7iö%£Qog, 
lat.  uter),  das  nach  der  starken  x4.djektivdeklination  flektiert 
wird,  also  G.  Sg.  hwaeäres,  Invdederre,  hivsectres  etc. 

3.  Aus  dem  Stamme  idg.  '"^hyo-,  urg.  */«y;a-  in  Verbindung 
mit  dem  Adjektivum  urg.  ^-Uka.z  'gleich'  entstand  das  ad- 
jektivische Fragepronomen  ae.  htvelcj  hwilc  welcher,  wie 
beschaffen  (^''hiva-Ur,  *hivi-Uc),  welches  ebenfalls  als  starkes 
Adjektivum   flektiert,    G.   Sg.    hicelces,   hivelcre,    hicelces  etc. 


§  150.    Pronomina  indefinita. 

Vgl.  Einenkel,  Das  englische  Indeiinitum.  Anglia  26,  461 — 572. 
27,  1—204. 

1.  lu  Bedingungssätzen  können  die  Interrogativpronomiua 
hivü,  hu'set;  JuaiecPr;  Incdc,  hwilc  auch  als  Indefinita  mit  der 
Bedeutung  'irgend  wer',  'irgend  einer  von  beiden',  'irgend 
welcher'  gebraucht  werden ;  z.  B.  gif  Inrä  päs  böc  awrlfan 
wilc  'wenn  jemand  dies  Buch  abschreiben  will'. 

2.  Als  unbestimmtes  Pronomen  'irgend  einer'  gilt  ae. 
.mm,  sumu,  siwi,  das  wie  ein  starkes  Adjektivum  flektiert  wird 
(§  130,  a)  und  sowohl  substantivisch  als  adjektivisch  gebraucht 
werden  kann. 

3.  Wie  im  Deutschen  wird  auch  das  Subst.  man  als  un- 
bestimmtes Pronomen  'man'  gebraucht. 

4.  Das  Zahlwort  (hi  'einer"  kann  ebenfalls  als  unbestimmtes 
Pronomen  'irgend  einer'  gebraucht  werden  und  bildet  dann 
einen  Plural:  äne,  eene  'einige'  (§  142,  1). 

Durch  Vorsetzung  der  Negation  hc  vor  das  Zahlwort  ä» 
'einer'  entsteht:  ikui  'keiner',  das  wie  (In  (§  142,  1)  flektiert 
wird. 

5.  Von  an,  nä»  sind  abgeleitet:  feirig  'irgend  einer',  lat. 
'hUks  —  neenig  'keiner',  lat.  'iiuJlns,  ebenfalls  nach  der  starken 
Adjektivdeklination  (i>  130,  d)  flektiert,  sowohl  substantivisch 
als  adjektivisch  gebraucht. 


8   1501  Pronomina  indefinita.  261 

6.  Durch  Verbindung  des  Praefixes  ä-,  ö-  (got.  aiw,  aiiva 
'je,  immer')  mit  dem  Subst.  tvihf,  wnhf  'Ding'  entstehen  die 
substantivischen  Indefinita: 

fav'ihf,  öwiht,  (uinihf,  öwnhf,  (Vit,  öJif  'irgend  etwas',  lat. 
'aliquHr  —  näwlht,  nöicihf,  nfiiünhf,  nöwiihf,  i/äJif,  nöht  'nichts', 
'nihiV,  wofür  auch  nän  piiig  stehen  kann; 

ebenso  aus  ä  +  hceedcr:  ähwdedrr,  ö-liicsecler-,  ätrder,  öivder 
einer  von  beiden  (lat.  alferufo)  —  nähwseder,  nöhweeder, 
näu'der,  nöu-dcr  keiner  von  beiden  (lat.  neufer). 

Ebenso  gebildet  ist  das  x^dverb  ähtceer,  äiver  überall. 

7.  Aus  den  Fragefürwörtern  hweef,  hivelc  entstehen  un- 
bestimmte Fürwörter  durch  Anfügung  des  vcrallgeraeiuernden 
indeklinablen  -hivega,  -Jiivvgii: 

JnvsethutKju  was  auch  immer,  irgend  etwas, 
huelcliicngu  wer  auch  immer,  irgend  einer;  ebenso 

8.  durch  Vorsetzung  von  nat  'ich  weiß  nicht'  (§  191): 
nät-hivä  ich  weiß  nicht  wer,  irgend  wer; 

Häf-hirelc  ich  weiß  nicht  welcher,  irgend  welcher; 

y.    durch    Vor-    und    Nachstellung    der    Konjunktionen 
sirä  .  .  .  S'wä  'so  .  .  .  Avie'  (got.  swä  .  .  .  i^we): 
swä  htvä  S'wä  wer  auch  immer  (lat.  quicnnque), 
.sivä  Jiivset  liwä  was  auch  immer  (lat.  quodcunque), 
■sirä  hwelc  sivä  welcher  auch  immer  (lat.  qualiscnnqnc), 
sivä  hwdeder   swä  wer  von   beiden   auch   immer    (lat.    ufcr- 
cniique), 

10.  durch  Vorsetzung  der  Praciixe  gc-  (lat.  -que)  oder 
wg  (*ft  +  gi-): 

gchwä,  seghwä  wer  auch  immer,  ein  jeder  (lat.  quisque), 
gehvllc,  wghwilc  welcher  auch  immer,  jeder, 
gcJtWrKder,  fpgJnrfTdcr  jeder  von  beiden  (lat.  iifcrqne). 

Ebenso  sind  gebildet  die  Adverbia:  grhwm;  äeghicser 
überall  (lat.  iibique). 

11.  Das  indefinite  Pronomen  wie  jeder,  das  wie  ein 
starkes  Adjektiv  (§  V60,  b)  flektiert  wird,  ist  herzuleiten  aus 
demselben  Praefix  wg-  in  Verbindung  mit  dem  Adjektiv  -Uc 
(*eeg-Uc  aus  ■"ä-gl-Uc)  'jeglich'. 


262  Altenglisch.  [§  150,  151 

12.  'So  beschaffen'  heißt  ae.  sirelc,  sirllc  (aus  "^swa-lic, 
got.  swaleiks),  oder  pysUc,  JmsUc  (Jjhs  +  llc),  auch  mit  Assi- 
milation von  sl  zu  11:  pi/lUc,  puUlc. 


Das  altenglische  Verbum. 

Vgl.  Sweet,  NEG§  1177— 1493  —  Wyatt,  §  63—96  -  Cosijn, 
Abr.  §  165-208  —  Sievers,  AG  §  35U-430;  Abr.  §  86-108  —  Kluge, 
PGrdr.2,  p.  429-452.  1067—1070  —  Dieter,  §  180—217.  254—268  — 
SokoU,  §  323-413  —  Streitberg,  UG  §  190-223  —  Brugmann, 
KVG  §  621-816. 

A.  TempTisbildnng. 
§  151.     Das  germanische  Yerbnm. 

Das  germanische  Verbum  steht  an  Formenreichtum  dem 
lateinischen  und  griechischen  und  dem  der  übrigen  indo- 
germanischen Sprachen  erheblich  nach. 

Nur  das  Gotische  besitzt  neben  dem  Aktivum  noch 
die  Ueberreste  eines  Passivums,  welches  der  Form  nach 
mit  dem  griechischen  Medium  identisch  ist.  In  den  übrigen 
altgermanischen  Dialekten  ist  das  Passivum  untergegangen. 
Eine  Spur  davon  findet  sich  aber  im  Altenglischen  noch  in 
der  Form  hätte  ich  heiße,  werde  genannt,  PI.  hätton  (got. 
haitada).  Die  altnordischen  Sprachen  haben  sich  später  durch 
Verschmelzung  des  Reflexivpronomens  sik  mit  dem  Verbal- 
stamm ein  Medium  neu  gebildet,  z.  B.  bajja-sk  sich  baden, 
büa-sk  sich  bereiten;  vgl.  die  Lehnwörter  ne.  hask  sich  sonnen, 
me.  busken  sich  anschicken.  Im  Aitenglischen  wurden  die 
fehlenden  Formen  des  Passivs  durch  die  Hülfszeitwörter  beoti, 
wesüH,  'sein',  seltener  iceoräan  'werden'  in  Verbindung  mit 
dem  Participium  Praeteriti,  das  in  der  Eegel  seine  passivische 
Bedeutung  gewahrt  hat,  umschrieben. 

Auch  in  der  Bildung  der  Zeiten  sind  die  germanischen 
Sprachen  weit  ärmer  als  ihre  indogermanischen  Schwester- 
sprachen.  Während  z.  B.  im  Griechischen  die  meisten  Verba 


^   151]  üas  germanische  Verbum.  263 

sechs  verschiedene  Zeiten  bilden  konnten:  Praesens,  Imper- 
fektum, Perfektura,  Plusquamperfektum,  Aorist  und  Futurum, 
ist  in  den  germanischen  Sprachen  das  Futurum  ganz  verloren 
gegangen  und  an  Stelle  der  vier  verschiedenen  Zeiten  der 
Vergangenheit  tritt  eine  einzige,  das  Practeritura,  welches 
der  Form  nach  bei  einem  Teile  der  Verba  dem  idg.  Perfek- 
tura, bei  einem  andern  dem  zusammengesetzten  griechischen 
Aorist  auf  -d-7]v  entspricht.  Das  Praesens  ist  auch  im 
Germanischen  geblieben  und  vertritt  zugleich  in  der  ältesten 
Zeit  das  fehlende  Futurum,  das  später  durch  Umschreibung 
—  ae.  sculan,  später  shall  und  will  mit  dem  Infinitiv  — 
gebildet  wird.  Da  das  ursprüngliche  Perfektura  die  Be- 
deutung eines  Praeterituras  angenommen  hat,  wird  zur  Be- 
zeichnung der  vollendeten  Handlung  in  den  germanischen 
Sprachen  ein  Perfektum  durch  Umschreibung  —  ae.  habbaii 
'haben'  mit  dem  Part.  Praet.  z.  B.  he  hee/])  hiiie  qefundenne 
er  hat  ihn  gefunden  —  neu  gebildet. 

Von  den  verschiedenen  Modis  sind  im  Germanischen 
noch  drei  erhalten:  der  Indikativ  (im  Praesens  und  Praeteri- 
tum),  der  Optativ,  gewöhnlich  Konjunktiv  genannt  (eben- 
falls im  Praesens  und  Praeteritum)  und  der  Imperativ  (nur 
im  Praesens).  Der  idg.  Konjunktiv,  der  z.  B.  im  Griechischen 
noch  neben  dem  Optativ  besteht,  ist  im  Germanischen  ver- 
loren gegangen. 

Die  Zahl  der  Verbalnomina  war  in  den  anderen  indo- 
germanischen Sprachen,  z.  B.  im  Griechischen  ziemlich  groß, 
da  mit  Ausnahme  des  Imperfekts  und  Plusquamperfekts  jedes 
Tempus  einen  besonderen  Infinitiv  und  ein  besonderes  Parti- 
cipium  bilden  konnte.  In  den  germanischen  Sprachen  aber 
gibt  es  nur  einen  Inf initiv  des  Praesens,  ein  Partici- 
piura  des  Praesens  und  ein  Participium  des  Praeteri- 
tum s,  letzteres  mit  passivischer  oder  intransitiver  Bi'deutung. 

Von  den  drei  Numeris  des  Indogermanischen:  Singular, 
Dual  und  Plural,  ist  der  Dual  ira  Gotischen  noch  erhalten; 
die  übrigen  Sprachen  aber  unterscheiden  nur  Singular  und 
Plural. 


264  Altenglisch.  [§   151 

Die  drei  verschiedenen  Personen  des  Singulars  und 
Plurals  waren  auch  in  den  germanischen  Sprachen  ursprüng- 
lich durch  besondere  Endungen  voneinander  geschieden.  Im 
Alten glischen  aber  gilt  im  Praesens  sowohl  wie  im  Praeteri- 
tum  für  alle  drei  Personen  des  Plurals  eine  gemeinsame 
Endung  und  zwar  die  der  3.  Person  des  Plurals. 

Man  teilt  die  indogermanischen  Verba  zunächst  nach  der 
Art  des  Verbalstammes  ein  in  Wurzelverba  und  abgeleitete 
Verba  oder  primäre  und  sekundäre  Verba.  Der  Stamm 
der  ersteren  war  von  alters  her  ein  Verbalstamm,  geht  also 
direkt  auf  eine  Wurzel  zurück,  z.  B.  ae.  heran  tragen  {""her-, 
idg.  "^bher-);  der  Stamm  der  letzteren  ist  durch  Ableitung 
aus  einem  Nominalstamm  (z.  B,  ae.  dwlan  teilen  aus  *daili- 
Teil)  oder  einem  ursprünglichen  Verbalstamm  (z.  B.  ae.  settan 
setzen,  Kausativ  zu  sitfan  sitzen)  gebildet;  sie  werden  daher 
auch  Denominativa  und  Deverbativa  genannt.  In  den 
germanischen  Sprachen  fallen  die  primären  Verba  in  der 
Regel  mit  den  sog.  starken,  die  sekundären  mit  den  sog. 
schwachen  Verben  zusammen,  doch  sind  auch  manche  primäre 
Verba  in  die  schwache  Konjugation  übergetreten. 

Nach  der  Art  der  Anfügung  der  Flexionsendungen  an 
den  Verbalstamm  unterscheidet  man  Verba  mit  Binde- 
vokal (thematische  Verba)  und  Verba  ohne  Binde- 
vokal (athematische  Verba).  Die  ersteren  schieben 
zwischen  den  eigentlichen  Verbalstamm  und  die  Flexions- 
endungen im  Praesens  (und  starken  Aorist)  einen  Bindevokal 
ein,  während  bei  den  letzteren  die  Endungen  unmittelbar  an 
den  Stamm  antreten.  Da  bei  den  ersteren  die  1.  Sg.  Praes. 
stets  auf  -ö,  bei  den  letzteren  stets  auf  -ml  ausging,  nennt 
man  die  ersteren  gewöhnlich  die  Verba  auf  -o,  die  letzteren 
die  Verba  auf  -nii.  In  den  germanischen  Sprachen  sind 
von  den  Verben  auf  -/;//  nur  noch  wenige  Reste  erhalten 
(§  192);  die  große  Masse  der  germanischen  Verba  gehört 
zu  den  Verben  auf  -ö. 

Man  teilt  die  indogermanischen  Verba  ferner  nach  der 
Art  der  Bildung  des  Präsensstammes,  der  von  dem 
einen  Verbalstamme  sich  vielfach  durch  Anfügung  oder  Ein- 


^   151 1  Das  germanische  Vcrbum.  265 

fügung  kousonantisclier  Elemente,  n,  t,  xh,  j  ii.  s.  w.  uuter- 
scheidet,  in  mehrere  Klassen  ein.  In  den  germanischen 
Sprachen  aber  ist  der  Unterschied  des  Praesensstammes  von 
dem  reinen  Verbalstamme  zum  größten  Teile  wieder  aus- 
geglichen, indem  die  Erweiterungen  desselben  mit  wenigen 
Ausnahmen  (z,  B.  ae.  standaii  stehen,  Praet.  f<töd;  weacnan 
Avachen,  Pt.  u-öc  und  die  Verba  mit /-Praesens:  ae.  hiddaa 
bitten  {^hid-j-an),  Praet.  bmd,  macian  machen  (^inaA-ö-j-rni), 
Praet.  macöde  etc.)  im  Praeteritum  beibehalten  werden  (z.  B. 
diQ.  frig-n-an  fragen,  Praet. /ra?^>^).  Für  die  germanischen 
Verba  ist  darum  die  Einteilung  nach  Praesensklassen  gegen- 
standslos geworden;  es  genügt,  die  abweichenden  Praesens- 
bildungen,  soweit  sich  dieselben  noch  erhalten  haben,  gelegent- 
lich zu  erwähnen. 

Für  die  weitere  Einteilung  der  germanischen  Verba 
kommt  vielmehr  hauptsächlich  in  Betracht  die  Verschieden- 
heit in  der  Bildung  des  Praeteritums  unddesParti- 
cipium  Praeteriti.  Diejenigen  Verba,  deren  Praeteritum 
dem  Perfektum  der  übrigen  indogermanischen  Sprachen  ent- 
spricht, nennt  man  starke  Verba,  und  zwar  ablauten  de 
starke  Verba  (§  152 — 158),  wenn  das  Praeteritum  durch 
Ablaut  des  Wurzelvokals  (s.  u.  §  152)  sich  vom  Praesens 
unterscheidet,  reduplizierende  starke  Verba  (§  159  —  108), 
wenn  das  Praeteritum  in  älterer  Zeit  durcli  Vorsetzung  einer 
Reduplikationssilbe  vor  den  Verbalstamm  gebildet  wurde. 
War  in  letzterem  Falle  auch  Ablaut  des  Wurzelvokals  vor- 
handen, so  nennt  mau  die  betreffenden  Verba  ablauten d- 
reduplizierende  (§  166  —  168). 

Diejenigen  Verba,  deren  Praeteritum  durch  Anfügung 
der  Ableitungssilbe  urg.  '*-dö?H,  ae.  -d(^  gebildet  wurde,  ent- 
sprechend dem  griechischen  Aorist  Passivi  auf  -^//i',  nennt 
man  schwache  Verba  (§  169—174). 

Die  starken  und  die  schwachen  Verba  unterscheiden  sich 
zugleich  in  der  Bildung  des  Participium  Praeteriti: 
Erstere  bilden  das  Part.  Praet.  durch  das  Suffix  idg.  -ho-, 
urg.  *-na-,  ae.  -//,  letztere  durch  das  Suffix  idg.  -fo-,  urg. 
'*-da-,  ae.  -d  (vgl.  gr.  -zog,   lat.  -tus).    Wie  bereits  erwähnt 


266  Altenglisch.  [§  151,  152 

(s.  0.  S.  264),  sind  die  starken  Verba  in  der  Regel  Wurzel- 
verba,  die  scliwaclien  zum  größten  Teil  abgeleitete  Verba. 
Eine  gesonderte  Betrachtung  erfordern  die  sogenannten 
Praeter ito-Praesentia,  d.  b.  Verba,  deren  nach  der 
starken  Konjugation  gebildetes  Praeteritum  im  Germanischen 
Praesensbedentung  angenommen  hat  und  die  nunmehr  das 
fehlende  Praeteiitum  nach  Art  der  schwachen  Konjugation 
bilden  (§  191),  sowie  die  wenigen  Reste  der  Verba  auf  -mi 
(§  192).^ 


Die  starken  Verba  des  Altenglischen. 

Die  ablautenden  Verba. 

§  152.     üilduiig  des  Ablauts.     Einteilung  der  ablautenden 

Verba. 

Das  Praeteritum  der  starken  Verba  wurde  entsprechend 
dem  idg.  Perfektum  ursprünglich  in  allen  Fällen  durch  Vor- 
setzung einer  Reduplikationssilbe,  bestehend  aus  dem  an- 
lautenden Wurzelkonsouanten  und  einem  kurzen  Vokal,  gc- 
wöhnlxh  e,  vor  den  reinen  Verbalstamm  gebildet.  Dab'ji 
trug  vor  der  urgermauischen  Akzentverschiebung  (§  52)  im 
Sg.  Praet.  die  Reduplikationssilbe,  im  PL  Praet.  die  Endungs- 
silbe den  Hauptton  des  Wortes,  während  im  Praesens  in  der 
Regel  die  Wurzelsilbe  selbst  betont  war.  Auch  im  Part. 
Praet.  auf  idg.  -no-,  urg.  -na-  herrschte  Suftixbetonung.  In- 
folge dieser  verschiedenartigen  Betonung  der  Verbalformcn 
bildete  sich  allmählich  eine  gewisse  Abstufung  des  Wurzel- 
vokals, der  sog.  Ablaut  heraus.  So  entspricht  z.  B.  dem 
im  Praesens  betonten  Wurzelvokal  e  (Normal stufe)  im 
Sg.  Praet.,  in  dem  der  Hauptton  auf  der  Reduplikationssilbc 
ruhte,  idg.  o,  urg.  a.  In  dem  suffixbeto.iten  PI.  Praet.  und 
Part.  Praet.  wurde  der  Wurzelvokal  zu  <f  reduziert  oder  er 
fiel  ganz  ab.  So  erhalten  wir  die  Schwundstufe  <',  — 
gegenüber  der  Vollstufe  idg.  urg.  r;  idg.  o,  urg.  a. 
Folgte  auf  den  Wurzelvokal  ein  einfacher  Konsonant,  so  fand 
in  der  Schwundstufe  im  PI.  Praet.  Kontraktion  der  verkürzten 


§  152J  Einteilung  der  ablautenden  Verba.  267 

Wurzelsilbe  mit  der  vorhergehenden  Reduplikationssilbe  statt, 
als  deren  Resultat  sich  die  Wurzelsilbe  mit  gedehntem  Vokal 
idg.  e,  urg.  m,  wg.  ä  ergab.  Im  Part.  Praet.  fiel  der  Wurzel- 
vokal ebenfalls  aus;  doch  wird  hier  vor  Muta  oder  Spirans 
zur  Erleichterung  der  Aussprache  ein  e  eingeschoben.  Ein 
folgendes  l,  r,  m,  n  wird  nach  Ausfall  des  Wurzelvokals 
silbisch  (§  46)  und  ergiebt  urg.  ul,  iir,  um,  un,  das  vor  dem  a 
der  Endung  in  ol,  or,  oni,  on  übergeht  (§  54,  r).  Folgte  auf 
den  Wurzelvokal  l,  r,  m,  n  +  Kons.,  so  wurde  die  Liquida 
oder  der  Nasal  ebenfalls  silbisch  und  ergab  im  PL  Praet. 
urg.  ul,  nr,  um,  nn,  im  Part.  Praet.  wegen  des  a  der  Endung 
ol,  or  (§  54,  r),  um,  un  +  Kons.  (§  54,  q).  War  der  Wurzel- 
vokal e  im  Praesens  mit  folgendem  i,  u  zu  den  Diphthongen 
idg.  ei,  eu,  urg.  7,  eu  verbunden,  so  ging  derselbe  im  Sg. 
Praet.  in  idg.  ol,  ou,  urg.  ai,  au  über.  In  der  Schwundstufe 
(PI.  Praet.  und  Part.  Praet.)  aber  erscheint  nach  Ausfall 
des  Grundvokals  einfaches  i,  u  als  Träger  der  Silbe.  Im 
Part.  Praet.  ging  letzteres  wegen  des  a  der  Endung  in  o 
über  (§  54,  r). 

Da  nun  sowohl  der  Singular  als  der  Plural  des  Praeteri- 
tums  durch  diese  Vokalabstufung  von  dem  Praesens  hin- 
reichend unterschieden  war,  so  fiel  die  Reduplikationssilbe 
auch  in  denjenigen  Formen,  in  denen  sie  nicht  durch  Kon- 
traktion beseitigt  wurde,  ab,  und  es  blieb  als  charakteristisches 
Merkmal  der  Bildung  des  Praeteritums  allein  der  Ablaut 
übrig.  Nach  obigen  Ausführungen  erhalten  wir  nun  für  den 
Praesensvokal  e  je  nach  der  Beschaffenheit  der  darauf 
folgenden  Laute  fünf  verschiedene  Ablautreihen,  zu  denen 
als  sechste  noch  hinzukommt  eine  Reihe,  deren  Praesens- 
vokal a  vor  einfacher  Konsonanz  ist,  während  im  Sg.  und 
PI.  Pt.  dafür  6»,  im  Part.  Praet.  wieder  a  erscheint.  Da  urg. 
a  aus  idg.  a  und  o  (§  54,  a,  b),  urg.  ö  aus  idg.  ä  und  ö 
(§  54,  u.  v)  entstanden  ist,  mögen  in  dieser  sechsten  ger- 
manischen Ablautreihe  ursprünglich  verschiedene  Formationen 
zusammengefallen  sein,  die  sich  jetzt  nicht  mehr  scheiden 
lassen. 


268 


Altenglisch. 


[§  152 


Die  sechs  Klassen  der  ablautenden  Verba  (§  158—158) 
haben  danach  im  Urgermanischen  bczw.  Westgermanischen 
folgende  Vokale: 


PraesensTokal 


Voll  stufe:        !       Schwundstufe: 
Praes.      Sg.  Praet.j     PI.  Praet.     Part. Praet. 


I.  ('  vor  einf.  Muta  oder 

Spirans  (ae.  iiietan) 
II.  f  vor  einf.  Liqu.  od.  Na- 
sal (ae.  heran,  niman) 

III.  ('  vor  Liqu.  oder  Nasal 
+  Kons.  (ae.  helpan, 
h/iidaii) 

IV.  (■  4"  /  (ac.  r'idan) 

V.  e  -f-  H     (ae.     heoäan, 
hrücan) 


A.  ^-Reihe: 

e 


a  (idg.  o) 
(t  (idg.  o) 
a  (idg.  o) 


i  (idg.  ei)  j«/(idg.  o/) 
e»,  n         j«».(idg.o«) 


B.  «-Reihe: 
VI.  (/  vor  einf.  Kons.  (ae.  a        1        ö 

faraii)  ,  \\ 


wg.a  (urg.  SP, 

idg.  e) 
wg.  rt  (urg.*, 

idg.  c) 


Anm.  1.  Vorstehende  Anordnung  der  sechs  Klassen  der  ablautenden 
Vcrba,  die  mir  am  zweckentsprechendsten  zu  sein  scheint,  folgt  derjenigen 
EinteiluDg,  die  Streitberg  (UG.  p.  79  ff.)  hei  Besprechung  des  idg.  Ablauts 
im  Germanischen  vorgeDommeu  und  die  auch  Zupitza  im  Glossar  zu  seinem 
Alt-  und  mittelenglischcn  Febungsbuch  zu  Grunde  gelegt  hat,  nur  daß 
letzterer  die  drei  ersten  Klassen  zu  einer  einzigen  zusammenfaßt  (I'i,  P, 
Ic),  im  ganzen  also  nur  vier  Ahlautreihen  ansetzt.  Früher  (vgl.  z.  B. 
Schade,  Paradigmen  zur  deutschen  Grammatik,  p.  (38)  stand  Klasse  III 
(der  obigen  Einteilung)  vor  I.  II,  Klasse  VI  vor  IV.  V,.  also:  I.  heJinm, 
hindan  —  IL  nietan  —  III.  heran,  iihiutn  —  IV.  faran  —  V.  rldaii  — 
VI.  heodan,  hrücan.  Bei  Sievers  und  anderen  stehen  Klasse  IV.  V  am 
Anfang  und  die  Klassen  IL  Ill^siadjiingestellt,  also:  I.  rJdan  —  IL  heodan, 


hrücan  Hr  III.  nietan  —f-  IV.  hei pat 


V.  heran,  niinan  —  Yl.farai 


Anm.  2.  Der  Ablaut  des  ursprünglichen  Wurzelvokals  kommt  in 
den  germanischen  Sprachen  nicht  bloß  in  der  Tempusbildung  der  ab- 
lautenden Verba,  sondern  auch  bei  der  Ableitung  von  Substantiven  und 
Adjektiven  von  Verbalstämmen  in  Betracht.  Das  nähere  hierüber  ge- 
hört aber  in  die  Wortbildungslehre. 


§   153]  Ablautende  Verba  (1.  Klasse).  269 


§  153.   Erste  Klasse  der  starken  (ablantenden)  Verba. 

(wg.  ('  —  a  —  (1  —  ('). 

Pracscnsvokal  war  urg.  c  vor  einfachem  Verschluß-  oder 
Reibelaut,  das  im  Sg.  Praet.  zu  a  (idg.  o)  abgelautet  ist.  Im  PI. 
Pract.  erscheint  idg.  r  (urg.  *,  wg.  ä),  das  aus  der  endungsbetonten 
reduplizierten  Form  des  Verbums  durch  Kontraktion  der  Eeduplikations- 
silbe  mit  der  schwundstufigen  Wurzelsilbe  zu  erklären  ist;  vgl.  Streitberg, 
UG  §  96;  Dieter,  §  liU,  Sokoll,  §  392,  c.  Im  Part.  Praet.  ist  urg.  e  für  idg. 
schwundstufiges  e  eingetreten  (s.  o.  S.  267). 

Im  Altenglischen  bleibt  urg.  e  im  Praes.  und  Part.  Praet.  unver- 
ändert; urg.  (/  im  Sg.  Praet.  wird  nach  §  57,  i  zu  ee;  wg.  ä  im  PI.  Praet. 
nach  §  59,  d  zu  «.     Wir  erhalten  also  als  Ablautreihe: 

1.  f  —  SB  —  ee  — e, 
z.  B.  metan  messen  —  mM  —  tiideton  —   mefen  (a). 

a)  Ebenso:  s/refan  schlafen,  icefan  weben,  cuedan  kneten,  tralan 
treten,  le--<an  lesen,  sammeln,  goiesan  genesen,  Apreaoi  sprechen,  in-i'can 
rächen,  verfolgen,  wegan  tragen. 

Anm.  1.  Im  Inlaut  ist /J  s  stimmhaft,  im  Auslaut  stimmlos,  also: 
irejhn  [v]  —  ireef  [f]  —  iceefon  [v]  —  icefen  [v]  und  genesun  [z]  — 
genees  [s]   —  genäeson  [z]  —  genesen  [z]. 

Anm.  2.     Ueber  hrecun  brechen,  drepun  schlagen  vgl.  §  154,  Anm.  1. 

lu  dem  Verbura  efan  essen  steht  auch  im  Sg.  Praet.  m 
statt  cB,  wahrscheinlich  infolge  von  Kontraktion  des  Redu- 
plikationsvokals mit  der  vokalisch  beginnenden  Wurzel  (b). 

b)  etan  essen  —  eet  —  äton  —  eten ;  ebenso:  fretan  fressen  (got. 
fra-itan). 

Weitere  Veränderungen  traten  im  Altenglischen  ein 
durch  'grammatischen  Wechser  (§  76),  wobei  überdies  J),  s 
im  Inlaut  zwischen  Vokalen  stimmhaft  wird  (§  86,  b.  87,  b) 
(c,  (1),  durch  Brechung  von  e  zu  eo,  ae  zu  ca  vor  gutt.  h  [x\  und 
durch  Ausfall  des  h  zwischen  Vokalen  und  darauffolgende 
Kontraktion  (§  57,  n.  62,  i)  (d)  oder  durch  den  Einfluß  eines 
stammanlautenden  palatalen  g  (§  57,  s.  59,  g.  62,  n)  (e). 

c)  cweäan  sprechen  —  ciccep  —  civeedon  —  cireilen  und  iresan  [z] 
sein  —  «-«.s-  —  wBRron  —  (Part,  fehlt);  aber  nicht  lesan,  gene.^an,  s.  0. 
unter  a. 

d)  neon  sehen  {^■s-eoh(inJ((n,  got.  ,<fmhvan)  —  seah  —  fssegon  oder 
■•iäfcon  —  gelegen  oder  gesetcen;  geffon  sich  freuen  {^gefcohan)  —  gefeah 
—  gi'feegon  —  fl'^frö''*'' !  pleon  wagen    ~  jjleaJi. 


270  Altenglisch.  [§  153,  154 

e)  g/'efan  {gifan,  gi/fioi)  geben  —  geaf  —  gcäfon  —  p/pfo}  {ßifc», 
gi/fen;)  ebenso  ftiefan  {gitcm,  ggta»)  erlangen. 

Es  gehören  hierher  endlich  einige  alte,/-Praesentia,  die 
sämtlich  i  als  Praesensvokal  haben,  da  auch  idg.  e  vor  j  in 
/  übergegangen  ist  (§  54-,  k).  Der  einfache  auslautende 
Konsonant  wurde  durch/  geminiert  (§  77),  während./  selbst 
abfiel.     Wir  erhalten  also  hier  die  Eeihe: 

/  (vor  Doppelkonsonant)  —  w  —  se  —  e  (f). 

f)  hiddan  bitten  {*hid -j-a»)  —  bsed  —  hsedon  —  heden ;  f^ittan 
sitzen  (*!<ef-j-an)  —  s^t  —  sMfon  —  seten;  Ucg{e)an  liegen  {^leg-j-cu)) 
—  Jeeg  —  läegon  neben  lägon  (§  59)  —  gelegen;  picgean  ergreifen  — 
peuh  oder  ^ä/i  —  peegon  —  gepegen;  fncg{e)an  fragen. 

§  154.     Zweite  Klasse  der  starken  (al)laiiteiicleii)  Verba. 

(wg.  e  —  «  —  ä  —  o). 

Praesensvokal  war  urg.  v  vor  einfaclier  Liquida  oder 
Nasalis,  das  im  Sg.  Praet  zu  a  (idg.  o)  abgelautet  ist.  Im  PI.  Praet. 
steht  hier,  wie  in  der  ersten  Klasse,  der  durch  Kontraktion  entstandene 
lange  Vokal  idg.  e,  urg.  ee,  wg.  ä:  im  Part.  Praet.  aber  ist  vor  silbisch 
gewordenem  ?,  r,  )n,  »  im  Urgermanischen  h  eingetreten,  das  wiederum 
wegen  des  ursprünglich  folgenden  a  in  o  überging  (§  5-1,  r). 

Im  Altenglischen  wird  a)  vor  einer  Liquida  urg.  a  zu  le  (§  57,  i), 
wg.  ä  zu  ee  (§  59,  d),  b)  vor  »i  urg.  e  zu  /  (§  62,  d),  urg.  a  zu  a,  o 
(§  57,  g),  wg.  ä  zu  ö  (§  59,  c),  urg.  o  zu  v  (§  67,  e),  doch  dringt,  wohl 
nach  Analogie  von  Klasse  VI,  ö  aus  dem  PI.  Praet.  auch  in  den  Sing.  ein. 
Wir  erhalten  also  als  Ablautreihen: 

IIa)  vor  Liquida:  e  —  m  —  se  —  o, 
z.  B.  heran  tragen  —   beer  —  häeron  —  hören  (a). 

a)  Ebenso:  terun  zerreißen,  helan  hehlen,  stelan  stehlen. 

Anm.  1.  Auch  brecan  brechen  —  hrsec  —  hreecoii  —  hrocen  und 
drepaii  schlagen  —  drsep  —  drsepon  —  dropeit  neben  drepen  haben,  wohl 
wegen  des  vorhergehenden  r,  im  Part'.  Praet.  urg.  v,  ae.  o,  obwohl  sie 
eigentlich  zu  Klasse  I  gehören. 

Nach  anlautendem  palatalen  sc  wird  e  zu  ie  (§  62,  n), 
«  zu  ea  (§  57,  s),  «  zu  eä  (§  59,  g)  (b). 

b)  xcierau  scheeren  —  (scserj  sceur  —  (scäeron)  sceäron  —  aroven. 

IIb)  vor  ni:  i  —  a,  ö  —  ö  —  u, 
z.  B.  niman  nehmen  —  nam,  nenn    —    nönwn    —    nnwen  (c). 

c)  Ebenso  das  im  Praesens  ursprünglich  endungsbetonte  und  daher 
schwundstufige  ctuHan  kommen  (^kimiäii)  —  (-(irJatH,  r(ir)<'>in  —  c(tr)ö)iioii 
—  Climen  oder  mit  Umlaut:  ct/inen. 


§  155]  Ablautende  Verba  (2.  3.  Klasse).  271 


§  155.     Dritte  Klasse   der   starken  (ablautenden)  Yerba. 

(urg.  e,  i  —  a  —  ii  —  o,  u). 

Praesensvokal  war  urg;.  cvor  zwei  Konsonanten  und  zwar 
entweder  vor  Nasal  -j-  Kons.,  in  welchem  Falle  es  schon  im  Urgermanischen 
zu  i  weitergebildet  wurde,  oder  vor  //,  I,  r  -\-  Kons,  oder  vor  Verschluß, 
laut  oder  .*  +  Kons.  Im  Sg.  Praet.  ist  e  auch  hier  zu  a  (idg.  o)  ab- 
gelautet; im  PI.  Praet.  erscheint,  der  Schwundstufe  entsprechend,  urg.  u 
aus  silbenbildendem  ^,  r,  y»,  »,  ebenso  im  Part.  Praet. ;  doch  ist  dort  nur 
vor  Nasal  +  Kons,  n  geblieben,  vor  anderen  Konsonanten  ist  es  nach 
§  54,  r  in  0  übergegangen. 

Im  Altenglischen  nahm  diese  Ablautreihe,  je  nach  der  Beschaffen- 
heit  der   folgenden   Konsonanten,    eine   verschiedenartige   Entwickelung: 

a)  Vor  doppeltem  Nasal  oder  Nasal  +  Kons,  blieb  urg.  /  im  Praes., 
urg.  u  im  PI.  Praet.  und  Part.  Praet.  unverändert,  urg.  a  im  Sg. 
Praet.  aber  wurde  nach  §  57,  g  zu  kurzem,  offenen  o,   geschrieben  </,  o. 

b)  Vor  gutturalem  h  [%\  -\-  Kons.,  vor  r  4"  Kons,  und  vor  /(-,  Jh  wurde 
urg.  e  im  Praes.  zu  eo  (§  62,  h.  k.  1),  urg.  a  im  Sg.  Praet.  zu  ea  diph- 
thongiert (§  57,  n.  p.  q).  c)  Vor  II,  Ip,  If,  If,  lg  wird  zwar  auch  urg.  a 
im  Sg.  Praet.  zu  ea  gebrochen  (§  57,  p),  im  Praes.  aber  bleibt  urg.  e 
unverändert  (§  62,  Anm.  7).  d)  Vor  Verschlußlaut  oder  Spirans  +  Kons., 
also  in  geschlossener  Silbe,  wird  urg.  a  im  Sg.  Praet.  zu  ae  (§  57,  i). 
Wir  erhalten  demnach  folgende  vier  Ablautreihen: 

III a)  vur  Nasal  +  Kons.:  i  —  a,  o  —  u  —  u, 
z.  B.  hindan  biDden  —   band,  band  —  bundon  —  bunden  (a). 

a)  Ebenso:  sirimman  schwimmen,  gelimpan  sich  ereignen,  dinihan 
klimmen,  onglmicm  beginnen,  linnan  aufhören,  spinnan  spinnen,  ivinnan 
arbeiten,  kämpfen,  Jindmi  finden,  gn'ndan  mahlen,  n-indun  winden,  drincan 
trinken,  xcrincan  verdorren,  .^incun  sinken,  siincan  stinken,  >^ivincan  sich 
abmühen,  dingan  sich  zusammenziehen,  rr'mgan  (im  Kampfe)  fallen, 
hri'ngcm  läuten,  singan  singen,  springan  springen,  athigan  stechen,  smngan 
schwingen,  pringan  drängen,  vringun  auswinden.  Mit  Metathesis  des  /■: 
i'rnan,  iernan  rinnen  —  am,  orn  —  tirnon  —  urnen  [^rinnan  —  '"rann, 
ronn  —  *ritnnon  —  '"rtcnnen),  hiernan  brennen  —  harn,  hörn  —  hurnon 
—  burnen. 

Anm.  1.     Zvi  ßndan  gibt  es  auch  ein  schwaches  Praet.  funde. 

Illb)  vor  h  [x\,  r  +  Kons,  oder  vor  Ic^  Ih:  eo  —  ea  —  u  —  o^ 
z.  B.  feohtan  fechten  —  feaht  —  fuhton  —  fohten, 
tveorpan  werfen  —  tvearp  —  ivurpon  —  tvorpev, 
meolcan  melken  —  mealc  —  inidcon  —  fiiolcen  (b). 


272  Altenglisch.  [§  155,  156 

b)  Ebenso:  ceorfan  kerben,  schneiden,  .■iceorfan  schürfen,  sfeorfan 
sterben,  hireorfan  sich  wenden,  smeortan  schmerzen,  heorcan  bellen, 
siccorcan  dunkel  werden,  heorgan  bergen  —  seoJcaii  erschlaffen. 

In  zwei  Verben,  deren  Stamm  auf  m  ausgeht,  erscheint 
als  Praeseusvolcal  schwundstufiges  h  (aus  silbisch  gewordenem 
idg.  r),  für  vollstufiges  c  resp.  ro,  was  auf  ursprüngliche 
Suffixbetonuug  hindeutet  (c), 

c)  Diiirnan  trauern  —  tiieani  —  nmrnon  —  iinirnen ;  ebenso:  spniixi)), 
.^ponmu  mit  Füßen  treten. 

Weitere  Veränderungen  traten  im  Altenglischen  ein 
durch  'grammatischen  Wechsel"  zwischen  Jj  und  d,  h  und  // 
(§  76,  d),  wobei  überdies  J)  im  Inlaut  vor  Vokalen  stimmhaft 
wird  (d)  und  h  vor  Vokalen  unter  Ersatzdehnung  ausfällt  (e). 

d)  ireortan  werden  —   icearp  —   inirdon  —  worden. 

e)  feolan  gelangen  {^feolhan)  —  feaJh  — fidgon  (selten;  gewöhnlich 
feelo»)  —  föleu. 

III c)  vor  11,  Ip,  If,  U,  Jf/:  e  —   ea  —  ?/  —  o, 
z.  B.  htdpan  helfen  —  licalp  —  hulpoii  —  holpen  (f). 

f)  Ebenso:  hellan  bellen,  .f/re/lan  schwellen,  ddfun  graben,  melfaii 
schmelzen,  .-orrlfan  sterben,  helr/ati  zürnen,  swelgun  verschlingen. 

Nach  anlautendem  palatalen  (j  wird  e  zu  ie  (§  62,  n)  (g) : 

g)  gieldan,  gi/Idan  vergelten  —  geciJd  —  giddon  —  golden;  ebenso: 
giellan  gellen,  gielpan  prahlen. 

Illd)  vor  g,  s  +  Kons.:  r  —  de  —   n  —  o, 
z.  B.  hregdaii  schwingen  —  hreegd  —  hriigdon  —  hrogden  (h). 

b)  Ebenso :  stir-gdan  streuen,  aber  auch  mit  Ausstoßung  des  g  und 
Ersatzdehnung  (§  62,  c.  57,  m.  69,  c.  67,  c) :  birdan  —  hried  —  hrüdon 
—  hröden,  ebenso:  slt-edan  etc.  Mit  Metathesis  des  r:  ftersto»  bersten  — 
haer.^t  —  hurston  —  horsten  {^hreMan  etc.),  perscan  dreschen  {*])rescan). 

Vor  gii  steht  wegen  des  folgenden  Nasals  im  Praesens  / 
für  (',  im  Part.  J^raet.  u  für  o  (i) : 

i)  {ge)friguan  erfragen  —  {ge)friegn  —  {ge)frtignon  —  {ge)frugnen, 
auch  mit  Ausfall  des  g  und  Ersatzdehnung  {ge)fnnan  —  {ge)frän  — 
{ge)früvon  —  {ge)frünen. 

§  156.   Vierte  Klasse  der  starken  (ablautenden)  Verba. 

(urg.  7  —  (ü  —  /  —  /). 

Praesensvokal  war  idg.  e  -\r  i  vor  einfachem  Konsonanten, 
das  im  Sg.  Praet.  zu  idg.  o  +  /  ablautete.  Im  Urgermanischen  wurde 
idg.  ei  zu  i  (§  54,  1),  idg.  oi  zu  ui  (§  5i,  d).     In  dem  suftixbetonten  PI. 


§  156,  157]  Ablautende  Verba  (4.  5.  Klasse).  273 

Praet,  und  Part.  Praet.  schwand  der  ursprüngliche  Wurzelvokal,  und  es 
blieb  idg.  und  urg.  /. 

Im  Altenglischen  blieb  urg.  7  im  Praes.  und  /  im  PL  Praet.  und 
Part.  Praet.  unverändert;  der  Diphthong  «/  im  Sg.  Praet.  wurde  zu  ä 
vereinfacht  (§  60,  a).     Wir  erhalten  also  die  Ablautreihe: 

IV.  l  —  ä  —   /  —   /, 
z.  B.  ivritan  schreiben  —  ivrät  —  writon  —  ivrifeu  (a). 

a)  Ebenso:  gripan  greifen,  clifau  kleben,  helifan  bleiben,  drlfaa 
treiben,  .•^cnfan  vorschreiben,  Buße  auferlegen  (lat.  scribere),  swifan  be- 
wegen, httan  beißen,  Jlttun  streiten,  .-tlifaii  schleißen,  smitan  beschmutzen, 
wlitan  schauen,  gewitan  sich  begeben,  aet-intan  schelten,  Vidan  warten, 
glläan  gleiten,  didan  gleiten,  stridan  schreiten,  ridan  reiten,  onäan 
meiden,  wriäun  drehen,  ä-risan  sich  erheben,  hlicun  blinken,  .ücan 
seufzen,  swlcon  aufhören,  verlassen,  he.^incan  betrügen,  ■'<lgan  fallen, 
stlgan  steigen  (Sg.  Praet.  auch  däh),  spiioan  speien,  ginan  gähnen, 
hrlnan  berühren,  diniiau  schwinden. 

Weitere  Veränderungen  traten  ein  durch  grammatischen 
Wechsel  (b.  c),  durch  Ausfall  eines  stammauslautenden  h 
zwischen  Vokalen  und  darauf  folgende  Kontraktion  (c),  oder 
durch  den  Einfluß  eines  stammanlautenden  palatalen  sc  (d). 

b)  .-imdan  schneiden  —  •inäp  —  snklon  —  i^nideu ;  ebenso:  li^an 
gehen,  reisen,   ficrläan  schreiten,  aber  nicht  mMan,  unffan,  äi-isan,  s.  o. 

c)  teon  zeihen  {*tthan)  —  täh  —  tigon  —  tigen ;  ebenso:  peon 
gedeihen  {^ßlhan),  i^eon  seihen  ("sthan),  leon  leihen  (*lihan),  irreon  be- 
decken {*in-ihan). 

Anm.  1.  Mitunter  treten  diese  Verba  aber  auch  in  die  fünfte 
Klasse  über,  deren  Praesensvokal  ebenfalls  eo  ist  (aus  urg.  eu) ;  sie  haben 
dann  im  Sg.  Praet.  tcuh  neben  täh,  leuh  neben  läh^  seah  neben  sah, 
ivreah  neben  wrah,  im  PI.  Praet.  und  Part.  Praet.  auch  tiigon  —  togen; 
wriigon  —  tvrogen. 

Anm.  2.  peon  gedeihen  (urg.  pl%un  für  *p>nxuH)  gehörte  eigentlich 
in  die  dritte  Klasse;  daher  das  Part.  Praet.  gepungen. 

d)  scinan  scheinen  —  scän,  stceän  —  scinon  —  seinen. 

Vereinzelt  findet  sich  ein  schwundstufiger  Praesens- 
vokal /,  der  auf  ursprüngliche  Suffixbetonung  hindeutet  (e). 

e)  ripan  ernten  —  räi^   —  ripon  —  i-ipen. 

§  157.    Fünfte  Klasse  der  starken  (ablautenden)  Verba 

(urg.  eil,  n  —  au  —  w  —  o). 

Praesensvokal  war  idg.  e -\- u  vor  einfachem  Konsonanten, 
das  im  Sg.  Praet.  zu  idg.  o-\-  u  ablautete.    Im  Urgermanischen  blieb  &n 
Kaluza,  Histor.  (Ti-amni.  d.  engl.  Sprache.    I.    2.  Autl.  Jg 


274  Altengliscli.  [§  157,  158 

im  Praos.  unverändert;  in  einigen  Verben  allerdings  erscheint  als  Praesens- 
vokal  H,  dessen  Entstehung  nicht  ganz  klar  ist.  Im  Sg.  Pract.  wurde 
idg.  ou  zu  urg.  au  (§  54.  f.).  In  dem  endungsbetonten  Fl.  Praet.  und 
Part.  Praet.  war  der  ursprüngliche  Wurzelvokal  geschwunden:  es  bliel 
also  idg.  II,  das  im  Urgermanischen  im  PI.  Praet.  nicht  verändert,  im 
Part.  Praet.  aber  durch  das  a  der  Ableitungssilbe  zu  o  umgewandelt 
wurde  (§  54,  r). 

Im  Altenglischen  ging  urg.  cn  in  eo  (§  64,  a).  urg.  ax  in  ca  über 
(§  61,  a);  ?7,  if,  0  aber  blieben  unverändert.  Wir  erhalten  also  die  Ablaut- 
reihen : 

Va)  eo  —   ea  . —   it   —  o, 
z,  B.  heoJan  bieten  —  bead  —  budon  —  baden  (a). 

a)  Ebenso :  creopan  kriechen,  dreopan  tröpfeln,  cJcofan  spalten, 
ceowan  kauen,  hreon-an  brauen,  hreowan  reuen,  sceotan  schießen,  geotan 
gießen,  neotan  genießen,  ßi-otan  fließen.  Meotan  erlösen,  hreotan  brechen. 
greotan  weinen,  spreotan  sprießen,  leodcin  sprießen,  wachsen,  reodan 
röten,  hreodan  schmücken,  reoccin  rauchen,  smeocan  'schmauchen',  rauchen, 
leogan  lügen  (Sg.  Praet.  leug  und  leaJi)^  fleogan  fliegen  (Sg.  Praet.  fleug 
und  fleah),  dreogan  erdulden  (Sg.  Praot.  dreag  und  dreali). 

Weitere  Veränderungen  sind  veranlaßt  durch  gramma- 
ti.sclien  Wechsel  (b.  c),  oder  durch  Abfall  eines  stammaus- 
lautenden h  zwischen  Vokalen  und  Kontraktion  (c). 

b)  seoäan  sieden  —  seaj)  —  sudon  —  soden;  ceosan  erkiesen, 
wählen  —  ceas  —  curon  —  coren;  ebenso:  for-Icosan  verlieren,  dreosan 
fallen,  freosan  frieren,  hreosan  fallen. 

c^  fleon  fliehen  {*fleohan)  —  fleah  —  fliigon  —  flogen;  ebenso: 
teon  ziehen  {*teohan)  —  teah  —  tugon  —  tagen. 

Vb)  ü  —  (ia  —u  —  0, 

z.  B.  lücan  schließen  —  leac  —   lucon  —  locen  (d), 

d)  Ebenso:  süpan  schlürfen,  ne.  s»j>,  slüpan  schlüpfen,  düfan 
tauchen,  scüfan  schieben,  lütayi  sich  neigen,  hrücan  Irauchen,  sücan, 
sügan  sangen,  bügcm  sich  beugen  (Sg.  Praet.  heag  und  hPah). 

§  158.     Sechste  Klasse  der  starken   (ablautenden)  Verba 

(urg.  a  —  ö  —  ö  —  a). 

Praesensvokal  war  urg.  a  vor  einfachem  Konsonanten,  das  im  Sg. 
und  Plur.  Praet.  zu  ö  abgelautet  ist,  während  im  Part.  Praet.  wiederum 
a  eintritt.  Wahrscheinlich  sind  ursprünglich  verschiedenartige  Bildungen 
in  dieser  Klasse  zusammengefallen:  s.  o.  S.  267  f. 

Im  Altenglischen  ist  urg.  ö  unverändert  geblieben,  ebenso  Tirg.  a 
im  Praes.,  weil  die  folgende  Silbe  einen  dunklen  Vokal  enthielt  (§  57,  a). 


§   158]  Ablautende  Vcrba  (5.  6.  Klasse).  27.5 

Im  Part.  Praet.  steht  in  der  Regel  auch  reines  a ;  mitunter  aber  ist  os 
vor  dem  hellen  Vokal  der  folgenden  Silbe  zu  ee  geworden  (i?  57,  k).  Wir 
erhalten  also  die  Ablautreihe: 

VI.     a  —  ö  —  ö  —  a  {de), 
z.  B.  faran  fahren  —  för  —  föron  —  faren  (a). 

a)  Ebenso :  grafan  graben  (Part,  grafen  und  greefen),  hladan  laden 
(Part,  hladen  und  Jilseden),  irudan  waten  (Part,  waden),  acan  schmerzen 
(Part,  acen),  bacan  backen  (Part,  hacen),  sacan  streiten  (Part,  sacen  und 
saecen),  dragan  ziehen  (Sg.  Praet.  drög  und  droh,  Part,  dragen),  gnagan 
nagen  (Sg.  Praet.  gnög  und  gnöh,  Part,  gnagen),  galan  singen. 

Weitere  Veränderungen  sind  veranlaßt  durch  'gramma- 
tischen Wechsel"  h  —  g  unter  Ausfall  des  h  zwischen  Vokalen 
und  darauf  folgender  Kontraktion  (b),  durch  Brechung  von 
a  zu  ea  vor  gutt.  x  [%?,,  später  ks],  worauf  auch  im  Praet. 
nach  Analogie  der  reduplizierenden  Verba  eo  für  ö  eintritt, 
(c)  oder  durch  Uebergang  von  a  zu  ea,  ö  zu  eö  nach  an- 
lautendem palatalen  sc  (d). 

b)  slean  schlagen  {^slahan,  *sleahan)  —  slöh,  slög  —  slögon  — 
slagen  und  s^^g'^n;  ebenso:  j^räw  schinden  {*ßahan),  ^ean  tadeln  {^lahan), 
Inrean  waschen  {*pu'ahan). 

c)  weaxan  wachsen  —  ireox  —  tveoxon  —  iveaxen.  Auch  wascan 
waschen  hat  im  Sg.  Praet.  weosc  neben  wösc. 

d)  scacan,  sceacan  eilen  —  ycöc,  sceöc  —  scöcon,  sceöcon  —  scacen, 
söeacen. 

Es  gehören  in  diese  Klasse  ferner  zwei  alte  Praesentia 
mit  eingefügtem  oder  angefügtem  ii,  das  im  Praet.  fehlt,  im 
Part.  Praet.  aber  wieder  erscheint  (e),  und  einige  alte  j- 
Piaesentia,  bei  denen  durch  das  folgende  j  der  Praesens- 
vokal  umgelautet  und  —  außer  nach  r  (f)  —  der  auslautende 
Stammkonsonant  unter  Ausfall  des  j  verdoppelt  ist  (g). 

Auch  hier  treten  weitere  Veränderungen  ein  durch  den 
P^influß  eines  vorhergehenden  palatalen  .sc  (h.  i),  durch 
grammatischen  Wechsel  (i.  k),  durch  Brechung  von  a  zu  ea 
vor  gutt.  h  [x]  und  i- Umlaut  von  ea  zu  ie  (k). 

e)  xfatidanj  stondan  stehen  —  stöd  —  .■^tödoii  —  t^tanden,  stonden 
{*.-<fa-n-d-cm  mit  Uebergang  von  urg.  a  zu  ae.  a,  o  vor  n,  §  57,  g); 
ti-aRcnmt  erwachsen  {*irac-n-an  mit  Uebergang  von  urg.  a  zu  ae.  se  in 
geschlossener  Silbe,  §  57,  i)  —  irör  —  iröcon  —  (Part,  fehlt). 

f)  .^werian,  i^ireHgean  schwören  {*s/var-j-(in)  —  sirör  —  nivöron  r^ 
aworen  (lüit  ö  nach  Klasse  II,  §  154). 

18* 


276  Altenglisch.  [§  158,  159 

g)  steppan  schreiten  {^stop-j-an)  —  stöp  —  stöpon  —  stapen^  stsepen; 
hehban  heben  {*hah-j-an)  —  höf  —  höfoti  —  hafen,  hsefen. 

h)  scieppan  schaffen,  schöpfen  {*^l:ap-j-an)  —  scöp,  .^ceöj)  —  scöpoN, 
sceöpon  —  .^ceapen,  scsepeu,  auch  scepen. 

i)  sceppan  schädigen  —  scöd,  sceöd  —  ■•^cödoii,  sceödon  —  scea^en, 
sceäen. 

k)  hh'ehhcoi,  hlyhhan  lachen  {*hle((h-j-an,  *hlah-j-au)  —  JiIöJi  — 
hlögon  —  (Part,  fehlt). 

Reduplizierende  Verba. 

§  159.  Tempusbildung  und  Einteilung  der  reduplizierenden 

Yerba. 

Während  die  Verba  mit  dem  Praesensvokal  e  oder  mit 
a  vor  einfacher  Konsonanz  im  Praet.  und  Part,  ihren  Wurzel- 
vokal  durch  Ablaut  veränderten  und  die  Eeduplikationssilbe 
auch  dort,  wo  sie  nicht  durch  Kontraktion  mit  der  Wurzel- 
silbe geschwunden  war,  abwarfen  (§  152),  blieben  der  Praesens- 
vokal a  vor  mehrfacher  Konsonanz  oder  /,  u  und  die  langen 
PraesensYokale  wg.  ä  (urg.  se,  idg.  e),  urg.  d  (idg.  ä)  im 
Praet.  und  Part.  Praet.  in  der  Kegel  unverändert;  die  Re- 
duplikationssilbe hat  sich  daher  bei  diesen  Verben  weit  länger 
erhalten.  Sie  ist  im  Gotischen  stets  vorhanden;  in  den  übrigen 
altgermanischen  Dialekten  ist  sie  allerdings  auch  hier  durch 
Verschmelzung  mit  der  Wurzelsilbe  beseitigt.  Im  Altenglischen 
finden  sich  noch  geringe  Spuren  der  ursprünglichen  Eedupli- 
kation  in  Formen,  wie  hört,  reonJ,  ondreord,  hole,  lieht 
(§  162,  167). 

Nach  der  Beschaffenheit  des  Praesensvokals  im  Urgerma- 
nischen lassen  sich  die  reduplizierenden  Verba  in  folgende 
Klassen  einteilen: 


Praesensvokal 

Praes. 

Praet. 

Part.  Praet. 

VII. 

a  vor  Liqu.  oder 

Nasal  +  Kons. 

a 

e  .  .  a 

a 

\^III. 

a  vor  nx,  später  äx 

a  (a) 

e  .  .  a 

a 

IX. 

a  +  /  vor  einf.  Kons. 

ai 

('  .  .  ai 

ai 

X. 

a  +  u    „       „         „ 

au 

e  .  .  an 

au 

XI. 

wg.  ä    „        „         „ 

ä 

c  .  .  ä 

ä 

XII. 

0            w        w          « 

ö 

e  .  .  ö 

ö 

Praet. 

Part 

.  Praet. 

e  .  .  ö 

ü 

e  .  .  ö 

ä 

e  .  .  ö 

an 

§   159,  160]  Eeduplizierende  Verba.  277 

Einige  Verba,  die  im  Gotisciien  im  Praeteritum  die  Re- 
duplikatioussilbe  bewalirt  haben,  zeigen  daselbst  docli  einen 
von  dem  Volcal  des  Praesens  und  dem  des  Part.  Praet.  ab- 
weichenden Wurzelvokal,  nämlich  ö.  Man  nennt  diese  Verba 
im  Unterschiede  von  den  vorerwähnten  rein  reduplizieren- 
den Verben:  ablautend-reduplizierende  Verba,  und  zwar 
sind  nach  dem  Prasensvokal  drei  verschiedene  Klassen  zu 
unterscheiden: 

Praescnsvokal  Praes. 

XIII.  wg.  ä  vor  IC  ä 

XIV.  wg.  ^7  vor  einf.  Kons.  ä 
XV.  an  an 

Anm.  Auch  in  der  Anordnung  der  einzelnen  Klassen  der  re- 
duplizierenden Verba  weichen  die  Grammatiker  mehrfach  voneinander 
ab:  vgl.  i;  152,  Anm.  1. 

Rein -reduplizierende  Yerba. 

§  160.     Siebeute  Klasse   der   starken   (erste  der  rednpli- 

ziereudeii)  Yerba  (urg.  a  —  e  .  .  a  —  a). 

Wurzelvokal  war  urg.  a  vor  II  oder  l  +  Kons.,  öder  vor  nn  oder  n 
-\-  Kons.,  z.  B.  got.  haldan  halten  —  hai/iald  —  haldans;  hlandan  mischen 
—  baiblcDid  —  hlandans.  Im  Altenglischen  wurde  a)  vor  II  oder  l  -\- 
Kons.  der  Wurzelvokal  a  im  Praes.  und  Part.  Praet.  zu  ea  gebrochen 
(ij  57,  p);  als  Vokal  des  Praet.  erscheint  nach  Zusammenziehung  der 
Reduplikations-  mit  der  Wurzelsilbe  eo.  b)  Vor  nn  oder  n  -\-  Kons,  wurde 
urg.  a  im  Praes.  und  Part.  Praet.  zu  «,  o  (§  57,  g) :  im  Praet.  steht  nach 
Kontraktion  der  Reduplikations-  und  Wurzelsilbe  in  der  Regel  ebenfalls 
eo,  mitunter  aber  auch  e.     Wir  erhalten  also  die  Reihen: 

VII.  (I.  red.)  a)  vor  //  oder  l  +  Kons.:  ea  —  eo  —  ea, 

z.  B.  healdan  halten  —  heold  —  healden  (a), 

VII.  (I.  red.)  b)  vor  nn  oder  n  +  Kons. :  a,  o  —  eo  {e)  —  a,  o, 

z.  B.  spannan,  sponnan  spannen  —  speonn  {spemi)  —  spannen, 

spönnen  (b). 

a)  Ebenso:  feallan  fallen,  ivecdhoi  wallen,  sealtan  salzen,  irealtan 
wälzen,  fealdan  falten,  wealdan  walten,  sfealdan  besitzen,  wealcan  walken. 

h)  Ebenso:  bannan,  bonnan  bannen  und  gangan,  gongan  gehen. 
Letzteres  hat  im  Praet.  neben  geong  auch  gieng  (aus  geng  infolge  des 
vor  r  palatal  gewordenen  g)  und  das  schwache  Praet.  gengde.  Nur  e  im 
Praet.  hat  hhnidan,  hlondan  mischen  —  hlend  etc. 


278  Altenghsch.  [§  161,  162 

§   161.     Achte   Klasse    der   starken    (zweite   der   redupli- 
ziereuden)  Yerba  (urg.  a  (n)  —  e  .  .  a  —  a). 

Der  ursprüngliche  Praesensvokal  dieser  Klasse  war  a  vor  iiyi,  das 
schon  im  Urgermanisclicn  unter  Ausfall  des  folgenden  n  zu  ä  nasaliert 
wurde.  Im  Praet.  und  Part.  Praet.  war  %  durch  grammatischen  Wechsel 
(§  76)  in  ()  übergegangen,  urg.  a  blieb  also  hier  unverändert;  doch  bleibt 
im  Gotischen  äh  auch  im  Praet.  und  Part.  Praet.:  fälian  fangen  —  faifäh 
—  fähans. 

Im  Altenglischen  wurde  im  Praes.  urg.  '7  zu  ö,  das  nach  Ausfall 
des  folgenden  h  den  Vokal  der  zweiten  Silbe  absorbierte  (§  58,  h).  Im 
Part.  Praet.  wechselte  a  vor  ng  mit  o  (§  57,  g).  Als  Vokal  des  kon- 
trahierten Praet.  erscheint  e. 

VIII.  (II.  red.)  ö  —  e  —  a,  0, 

z.  B.  fön,  'fahen',  fangen  (aus  yö{h)an  für  *fan%an)  —  feng  — 

fangen,  fangen. 

Ebenso :  hon  hangen  —  heng  —  hatn/en,  hongen. 
Anm.     Der  Vokal  des  Praet.  scheint  im  Altenglischen  wieder  ver- 
kürzt worden  zu  sein:  feng,  heng. 


§  162.     Neuute  Klasse  der  starken  (dritte  der  redupli- 
ziereudeu)  Yerba  (urg.  ai  —  «  .  .  al  —  ai). 

Wurzelvokal  dieser  Klasse  ist  urg.  ai  vor  einfachem  Konsonanten, 
z.  B.  got.  haitan  heißen  —  haihait  —  haitanx. 

Im  Altenglischen  wurde  ui  im  Praes.  und  Part.  Praet.  lautgesetz- 
lich zu  ä  (§  60,  a).  Als  Vokal  des  Praet.  erscheint  nach  Zusammen- 
ziehung der  Reduplikations-  und  Wurzelsilbe  e,  seltener  co. 

IX.  (III.  red.)  ä  —  e,   eo    —  ä, 
z.  B.  hätan  heißen  —  hrt  —  häten. 

Ebenso:  /«(■«<?  spielen,  springen  und  >•<•«(/««  scheiden.  Letzteres  hat 
wegen  des  vorausgehenden  palatalcn  sc  auch  sceadan  —  sced  und  iccäd  — 
sceaden  neben  scaden. 

Mit  eo  im  Praet.,  wohl  wegen  des  vorhergehenden  ir:  siräjnm  fegen  — 
stveop  —  snäpen. 

Anm.  1.  Neben  7iei' und /f"r  begegnen  als  ältere  Formen  des  Praet., 
welche  noch  eine  Spur  der  Reduplikation  zeigen:  hehl  und  leoJc. 

Anm.  2.  Zu  hätan  gehört  die  einzige  uns  erhaltene  passivisclie 
Form:  hätte  ich  heiße,  werde  genannt,  PI.  hätten. 


§  163—165]  Reduplizierende  Verla.  279 


§  163.     Zehnte  Klasse  der  starken  (vierte  der  redupli- 
zierenden) Yerba  (uig.  (in  —  ^  .  .  au  —   an). 

Wurzclvokal  dieser  Klasse  i>t  urg.  an  vor  einfachem  Konsonanten, 
z.  B.  got.  Ji/aiqjan  laufen  —  *hhtihhuip  —  hhuipuii ■•< . 

Im  Altenglisclicn  wurde  at(  im  Pracs.  und  Part.  Praet.  lautgesetz- 
lich zu  ea  (§  61,  a).  Als  Vokal  des  Praet.  nach  Zusammenzieuung  der 
Reduplikations-  und  der  "Wurzelsilhe  erscheint  eo. 

X.  (IV.  red.)  ea  —  eo   —  ea, 
z.  B.  beafon  schlagen  —  beof  —  heaten. 

Ebenso:  hleapan  laufen',  springen,  ä-hnfapan  abpflücken,  heawan 
hauen,  hreatan  brechen,  gesceatan  zufallen. 

§  164.     Elfte  Klasse  der  starken  (fünfte  der  redupli- 
zierenden) Yerba  (wg.  ä  —  e  .  .  ä  —  ä). 

Wurzelvokal  war  urg.  *,  wg.  ä  vor  einfachem  Konsonanten,  z.  B. 
got.  ■''lepan  schlafen  —  ■<aizJf'p  —  sl('pa/t.<. 

Im  Altenglischcn  ist  wg.  ä  im  Praes.  und  Part.  Praet.  zu  «  ge- 
worden (§  59,  d).  Das  Praet.  erhielt  nach  Zusammenziehung  der  Re- 
duplikations- und  der  Wurzelsilbe  den  Vokal  e. 

XI.  (V.  red.)  m  —  e  —  «. 

Das  einzige  hierher  gehörige  Verbiim  ist: 

sleepan  schlafen  —  slep  —  ddepen. 

Anm.     Das  Praet.  mitunter  auch  schwach:  sJäpie. 

§  165.     Zwölfte  Klasse  der  starken  (sechste  der  redupli- 
zierenden) Verba  (urg.  ö  -—  e  .  .  u  —  b). 

Wurzelvokal  war  urg.  ö  vor  einfachem  Konsonanten,  z.  B.  got. 
hwöpan  sich  rühmen  —  hicuilnvöp  —  htvöpans. 

Im  Altenglischen  bleibt  ö  im  Praes.  und  Part.  Praet.  unverändert. 
Als  Vokal  des  Praet.  nach  Zusammenziehung  der  Reduplikations-  und 
Wurzelsilbe  erscheint  co. 

XII.  (VI.  red.)  ö  —  eo  —  ö, 
z.  B,  yröiran  wachsen  —   fjreoiv  —  gröwen  (a). 

a)  Ebenso:  hröpun  rufen,  htcöpnn  drohen,  hlöuan  blühen,  flöu-an 
fließen,  hlöuan  brüllen,  röwan  rudern,  >ipöyan  gedeihen,  hintan  opfern, 
urötan  aufwühlen,  sirögan  rauschen. 


280.  Altcngliscli.  [§165^167 

Bei  Verben  mit  ./-Praesens  ist  der  Wurzelvokal  ö  im 
Praesens  zu  e  umgelautet  (§  68,  d),  bleibt  aber  im  Part. 
Praet.  unverändert;  ebenso  bleibt  ro  im  Praet,  (b). 

b)  irepan  weinen  (got.  vöpjan)  —   ireo}>  —  irdpen. 


Ablautend -reduplizierende  Yerba. 

§  166.     Dreizehnte  Klasse  der  starken  (erste  der  ab- 

lautend-reduplizierenden)  Yerba  (wg.  ä  —  e  .  .  ö  —  ü\ 

got.   ai  —   a'i-.   .  ö  —   ai). 

Praescnsvokal  der  ersten  Klasse  der  ablautend -reduplizierenden 
\'erba  war  wg.  o  +.;',  got.  ci,  das  im  Part.  Praet.  unverändert  blieb,  in 
dem  reduplizierten  Praet.  aber  im  Gotiscbcn  in  ö  überging,  z.  B.  got. 
saian  säen  —  sa'isö  —  saians. 

Im  Altengliscben  ist  der  Stamm  niclit  durcb  /,  sondern  durcb  >r  er- 
weitert. Im  Praes.  und  Part.  Praet.  bleibt  ä  vor  ir  unverändert  (ij  59,  a): 
im  Praet.  erscheint  nach  Kontraktion  der  Reduplikations-  und  Wurzel- 
silbe CO. 

XIII.  (I.  abl.-red.)  ä  —  eo  —  ä, 
z.  B.  cnäuan  kennen  —  cncoiv  —  cnäiven. 

Ebenso:  hläuan  blasen,  cränan  krähen,  pväiran  drehen,  uiän-an 
mähen,  säiran  säen,  tcäuax  wehen. 


§  167.   Tierzelinte  Klasse  der  starken  (zweite  der  ablautend- 
redupliziereuden)  Yerba  (got.  r  —  c  .  .  ö  —  e). 

Wurzelvokal  war  im  Praes.  und  Part.  Praet.  urg.  «,  wg.  ä\  im 
I'raet.  steht  hierfür  ö.  z.  P>.  lefiut  lassen  —  lailöt  —  letuns. 

Im  Altenglischen  wurde  urg.  ä,  wg.  ä  zu  «  (§  59,  d).  Vokal  des 
Praet.  nach  Zusammenzichung  der  Reduplikations-  und  Wurzelsilbe  ist  e. 
Die  Reihe  lautet  also  im  Altengliscben  ebenso  wie  die  fünfte  der  rein- 
reduplizierenden Verba: 

XV.  (II.  abl.-red.)  «  —  e  —  se, 
z.  B.  läßt  au  lassen  —  l<}t  —  leetcn. 

Ebenso:  rä'ihdi  raten,  oiuh-ä'iJan  fürchten,  f/ree(h(n  schreien. 

Anm.  Ältere  Formen  des  Praet.  sind:  leoi-t  (für  ^leolf)  zu  Isefan, 
reorfi  zu  rs^<^<tn,  ondreord  zu  ondr^dun. 


§  168,  169]       Abl.-rcdupl.  Vcrba.  —  Schwache  Vcrba.  281 


§  168.  Fünfzehnte  Klasse  der  starken  (dritte  der  ablautend- 
rediiplizierendeu)  Yerba  (got.  au  —  c  .  .  b  —  (tu). 

Wiirzelvokal  im  Pracs.  und  Part.  Pract.  war  uif^.  au  ohne  folgen- 
den Konsonanten.  Im  Praet.  steht  ö,  z.  B.  got.  huuan  bauen  —  *baihd 
—   bauaiis. 

Im  Altengliscbcn  gehört  hierher  nur  das  Vcrbum  hüan, 
hüwan  bauen  mit  dem  Part.  Praet.  gehün,  (jehüen.  Das 
Praet.  fehlt  und  wird  durch  die  schwache  Form  hüde,  hüede 
ersetzt. 


Schwache  Verba. 


§    169.      Bildnn^   und    Einteilung    der    sclnvachen    Yerba. 

Unter  schwachen  Veiben  versteht  man  in  den  germa- 
nischeu Sprachen  diejenigen  Verba,  deren  Practeritum 
nicht  durch  Ablaut  oder  Reduplikation,  sondern  durch  An- 
fügung der  Ableitungssilbe  urg.  '^-döiu,  ao.  -de  etc.  an  den 
Verbalstamm  gebildet  wurde.  Diese  Ableitungssilbe  ist  wohl 
der  Aorist  der  Wurzel  idg.  *dhe-  (gr.  ti-^ij-iu  setzen,  stellen, 
legen,  ae.  dön  tun),  so  daß  das  schwache  Praeteritura  der 
germanischen  Sprachen  in  seiner  Bilduftg-  etwa  dem  griech. 
Aorist  Pass.  e-Iv-^tjv,  E-(pih)-d^7jv  etc.  entspricht. 

Das  zu  den  schwachen  Praeteriteu  gehörige  Parti cipium 
ist  von  dem  Verbalstamm  vermittelst  der  Ableitungssilbe 
urg.  *-da-2  (idg.  -/o-.s,    gr.  xö-g,   lat.  fu-.s),   ae.  -d  gebildet. 

Der  ursprüngliche  ^^erbalstamm  der  schwachen  Verba, 
wie  er  im  Praeteritum  zu  erkennen  ist,  ist  im  Altenglischen 
im  Praesens  durch  das  Ableitungssuffix  /  erweitert  worden. 
Im  übrigen  sind  die  eigentlichen  Flexionsendungen  des 
Praesens   der  schwachen   Vcrba  denen    der   starken   gleich. 

Man  teilt  die  schwachen  Verba  nach  dem  Auslaut  des 
Verbalstammes  in  drei  verschiedene  Klassen  ein: 

I.  Zu  der  ersten  schwachen  Konjugation   gehören: 

a)  die  Verba  mit  dem  Stammauslaut  /,  der  im  Praet. 
und  Part.  Praet.  rein  erscheint,  im  Praesens  aber  durch  das 


282  AitcD-Hsch.  [§  169 

Ableitungssuffix  /  zu  //  erweitert  ist,  das  wieder  zu  j  ver- 
einfacht wurde,  z.  B.  ae.  <lMa)i  teilen  {^daili-jan)  zu  <läil 
Teil  {:\lcnU-). 

Mit  diesen  ursprüno-licheu  /-Stämmen  sind  in  den  ger- 
manischen Sprachen  in  der  Formenbildung  zusammengefallen 
die  alten  Kausative  auf  idg,  *-fyo,  die  im  Urgermanischen 
nach  §  5-4,  k  ihr  f  vor  /  in  /  verwandelten  und  //  ebenfalls 
zu  j  vereinfachten,  auch  im  Praet.  und  Part.  Praet.  wie  die 
ursprünglichen  /-Stämme  den  Bindevokal  /  zeigten,  z.  B. 
sette  ich  setze  {^sat-j-e  aus  "^saf-fjo,  '""saf-ijö). 

Im  Altenglischen  ist  die  Weiterentwicklung  der  /-Stämme 
verschieden,  je  nachdem  der  Verbalstaram  ursprünglich  kurz- 
silbig  (§  170)  oder  langsilbig  (§  171)  war. 

b)  eine  Anzahl  primärer  Verba  mit  konsonantischem 
Stamraauslaut,  die  im  Praesens  das  Ableitungssuffix  ,/  an- 
nehmen und  daher  dort  in  ihrer  Bildung  mit  den  alten 
/-Stämmen  und  den  Kausativen  auf  idg.  *-fJö  [s.  o.)  zusammen- 
gefallen sind.  Weil  der  im  Praesensstamrae  durch  das  folgende 
J  umgelautete  Wurzelvokal  im  Praet.  und  Part.  Praet.  rein 
erscheint,  nennt  man  sie  auch  'rückumlautende  Verba' 
(§  172),  z.  B.  frlhfu  erzählen  {''fal-J-a»). 

II.  Zu  der  zweiten  schwa  chen  Kon jugation  ge- 
hören die  Verba  mit  dem  Stammauslaut  -ö  (idg.  -^7),  der  im 
Altenglischen  im  Praet.  und  Part.  Praet.  rein  erscheint,  im 
Praesens  aber  durch  das  Ableitungssuffix  /  (über  *-ö/-,  *-ey-) 
zu  -Ij-,  -7-  weitergebildet  ist  (§  173),  z.  B.  iNfhoi  lieben 
{*ludö-j-(in)  zu  Ii(fi(  Liebe  {h(dö-). 

Im  Altenglischen  sind  auch  zahlreiche  Verba  mit  dem 
ursprünglichen  Stammauslaut  -e  aus  der  dritten  in  die  zweite 
schwache  Konjugation  übergetreten  (s.  u.  IIl),  z.  B.  hafian 
hassen  {^hate-j-an). 

III.  Die    dritte   schwache   Konjugation    umfaßt 

a)  die  Verba  mit  dem  Staramauslaut  -e,  die  aber  im  Alt- 
englischen in  die  zweite  schwache  Konjugation  übergetreten 
sind  (s.  u.  II),  und 


§  169,  170]         Erste  schwache  Konjugation  (Kl.  la).  28c^ 

b)  einige  Verba  mit  dem  Stammauslaiit  -a  (itlg.  -o),  der  im 
Praet.  und  Part.  Praet.,  vor  ursprünglich  dunkelvokalischen 
Endungen  auch  in  dem  durch  das  Ableitungssuffix  j  gebildeten 
Praesens,    abfällt  (§  174),    z.  B.    secgean   sagen    C'saya-jan). 

§  170.     Tempiisbilduag  der  ersten  schwachen  Konjugation: 
a)  Ursprünglich  kurzsilbige  Stämme  auf  -/. 

Der  Wurzelvokal  ist  durch  das  ursprünglich  folgende 
/,  j  in  allen  Formen  umgelautet  worden,  also  a  zu  e  (§  57,  y), 
z.  B.  nerian  retten  (*na.<?/-),  nerede,  genered  {*nasl-);  fremman 
vollbringen  {*Jramj-),  fremede,  gefremed  {*frami-),  u  zu  y 
(§  69,  f),  z.  B.  spyrian  spüren  (*spurj-),  spyrede,  gespyrcd 
(*spuri-);  hlynnan  brüllen  {*hlunj-),  Idynede,  gehlyned  {'''Jiluni-) 

Der  Praesensstamm  ist  durch  Anfügung  von  /  an 
den  auf  -i,  bei  den  Kausativen  auf  -e  ausgehenden  eigent- 
lichen Verbalstamm  erweitert;  doch  wurde  auch  e  vor  j  nach 
§  51,  k  zu  i  und  /  +/  verschmolz  früh  zu  einfachem  /,  das 
im  Altenglischen  bei  den  kurzsilbigen  Stämmen  nach  /•  er- 
halten bleibt  (§  89,  d),  z.  B.  nerian  retten  {^^'naz-jun),  nach 
anderen  Konsonanten  aber  abfällt,  nachdem  der  vorhergehende 
Konsonant  verdoppelt  worden  ist,  z.  B.  ästvebban  einschläfern 
{*swad-Jun),  settan  setzen  {*sat-ja)i),  hreddan  retten  {^hrad- 
jan),  sceppan  schädigen  (j^skajj-jan),  cnyssan  stoßen  {*hms- 
Jari),  lecg{e)an  legen  {*lag-jan),  fwinman  vollbringen  {*fram- 
Jan),  hhjiUKin  brüllen  {*Jdiin-jan)  etc.,  doch  ist  nach  m  und  n 
das  ur.-prünglich  folgende  ./  mitunter  als  /  erhalten  und  »i, 
n  infolgedessen  nicht  verdoppelt,  z.  B.  irymian  neben  trymman 
befestigen  {^'^trum-jan),  peitian  neben  Jjennan  dehnen  (*pan-Jan). 

Anm.  In  nerian,  spijrian,  temian^  penian  etc.  ist  das  i  nicht  als 
besondere  Silbe,  sondern  als  j  zu  lesen  [nerjan,  spürjan,  temjan,  J)enjan 
etc.].  Neben  nerian  finden  sich  auch  die  Schreibungen  nergan,  nerigan, 
nerigean. 

Im  Praeter! tum  und  Part.  Praet.  ist  der  Stamm- 
auslaut /  im  Altcnglischen  zu  e  abgeschwächt  worden,  das 
bei  den  kurzsilbigen  Stämmen  in  der  Regel  erhalten  blieb,  also 
nerian  i'etten  —  nerede  —  genered  (a), 

fremman  vollbringen  —  fremede  —  gefremed  (b). 


284  Altenglisch.  [§  170,  171 

a)  Ebenso:  derian  schädigen,  erian  pflügen,  ferian  fortschaffen, 
hen'an  preisen,  verian  wehren,  verteidigen,  sp//nan  spüren,  erforschen, 
styrian  stören,  bewegen. 

b)  Ebenso:  iyymman^  trymiun  befestigen,  tetnian  zähmen,  lenn'an 
lähmen;  hlynnan  brüllen  —  hlynede  —  gehlyned,  di/iuum,  dynian  tönen, 
ßenvan,  penian  dehnen,  ireiniaii,  ivenian  gewöhnen;  äsicebban  einschläfern 
—  äsirefede  —  äsivefed ;  sceppini  schädigen  —  sceäede  —  gesceäed ;  cni/ssan 
stoßen  —  cnysede  —  gecnysed. 

Nach  f,  d,  (j  wird  der  Mittelvokal  e  (aus  älterem  i)  im 
Pract.,  selteuer  im  Part.  Praet.  ausgestoßen,  worauf  f  +  d 
zu  //,  (7  +  (/  zu  dd  zusammengezogen  und  g  vor  d  unter 
DeliUung  des  Wurzelvokals  ausgestoßen  werden  kann,   z.  B. 

ficttcoi  setzen  —  se,tte  —  gcseted,  gesetf  (c), 
hreddan  retten  —  Jiredde  —  gehreded,  gehredd  (d), 
Jecg{e)an  legen  —   legde  {Jede)  —  gelegd  (geled  (c). 

c)  Ebenso:  hircitan  'wetzen',  antreiben,  lettan  hiaderu  und  die 
mehrsilbigen  auf  -ettau,  wie  hliccftan  blitzen,  onettun  eilen. 

d)  Ebenso:  ätveddan     erforschen. 

c)  Ebenso:  icecg(e)un  bewegen  —  ireg(e)de  —  yeu-eg{e)d ,  doch 
bleibt  hier  e  in  der  Regel  erhalten. 

§  171.    Temi)usl)ikliiug  der  ersten  schwachen  Konjugation: 
b)  Ursprünglich  langsilbige  Stäninio  auf  -/. 

Der  ursprüngliche  Wurzelvokal  ist  auch  hier  durch  das 
stammauslautende  i,  j  in  allen  Formen  umgelautet  worden, 
also  «,  0  zu  ('  (§  57,  w.  y),  z.  B.  sendan  senden  ('"sandj-), 
sende,  gesended  (^saiidi-);  ea  aus  urg.  a  zu  ie  (§  57,  z), 
z.  B.  ßellan  fällen  i^fallj-),  ßelde,  geßelled  {^\falU-) ;  ac.  ä  aus 
urg.  ai  zu  se  (§  60,  c),  z.  B.  dselan  teilen  {daüj-),  deelde,  ge- 
deeled  {"^daili-) ;  ae.  ea  aus  urg.  au  zu  ie,  y  (§  61,  c),  z.  B. 
hieran,  hyran  hören  (^^Jiaiizj-),  Jüerde,  hyrde,  gehiered,  gehyred 
{*hau2i-);  ae.  eo  aus  urg.  e  zu  ie  (^  62,  ]>),  z.  B.  äßerran  ent- 
fernen ('''feonj-),  äßerde,  äßerred  {''ßeorrl-)]  ae.  io  aus  wg.  in 
zu  le^  y  (§  ()4,  c):  sfleran,  styran  steuern  (*sfiuij-),  süerde, 
styrde,  gestiered,  gesfyred  {"^stiiin-),  aber  auch  ohne  Umlaut: 
steoran  etc.,  ae.  ö  zu  e  (§  68,  e):  dernau  urteilen  {*dömj-), 
demde,  gedemed  (*f/ö»r/-);  ae.  ii  zu  //  (ij  69,  1):  cgssav  küssen 
(*Jaissj-),  eysft%  geeyssed  Q^kussi-)-,  ae.  ä  zu  y  (§  70,  c):  eydan 
verkünden  (■■l-Rd/-),  ryctde,  geeyded  {''k/lßi-  für  '■'kuxjti-). 


§   171]  Erste  schwache  Konjugation  (Kl.  Ib).  285 

Im  Praesens  ist  auch  hier  der  ursprüngliche  Verbal- 
staram durch  Anfügung  von  ,/  erweitert  worden  und  /  +  j 
zu  einfachem  ./  verschmolzen,  das  im  Altenglischen  nach 
langer  Stammsilbe  ausfällt  (§  90,  d),  z.  B.  dselan  teilen 
(*dail-jan),  deman  urteilen  {'''döi)i-Jan),  sendau  senden  {'"sand' 
Jan),  cyssan  küssen  (*ktiss-Jan)  etc.  s.  o. 

Im  Praeteritum  und  Part.  Praet.  ist  der  Stamm- 
auslaut /  im  Altenglischen  zu  e  abgeschwächt  worden,  das 
nach  der  langen  Stammsilbe  im  Praeteritum  ausgestoßen 
wird,  im  Part.  Praet.  aber  in  den  endungslosen  Formen  und 
vor  konsonantisch  beginnenden  Endungen  erhalten  bleibt, 
während  es  beim  Antritt  vokalisch  beginnender  Endungen 
ebenfalls  ausfällt,  also: 

dselan  teilen  —  dselde  —  gedseled,  PL  gedeelde  (a). 

a)  Ebenso :  Isefan  zurücklassen  —  Imfde  —  geleefed,  PI.  gelsefde, 
geliefan,  gelyfan  glauben,  getrleivan  vertrauen  —  getrieirde  —  getrieived, 
PL  getriewde;  liesan,  lysan  lösen  —  liesde  —  gclJesed,  PI.  geliesde;  ff/sati 
eilen;  Isedan  leiten,  führen  —  Jsedde  —  geleeded,  PI.  geleedde;  sprmJan 
ausbreiten,  fedan  füttern,  ddan  schelten,  hydan  verbergen;  cyäan  ver- 
künden —  cy^de,  später  auch  cydde  — •  gecyded,  PL  gecydde,  später  ge- 
cydde,  clseäan  kleiden ;  dryg{e)an  trocknen  —  drygde  —  gedryged,  PL 
gedrygde,  c~ieg{e)an  rufen,  fylg{e)an  folgen,  bgrg{e)an  begraben,  meng{e)an 
mengen,  hxlan  heilen  —  hälde  —  gehseled,  PL  gehielde,  celan  kühlen; 
hieran,  liyran  hören  —  hlerde  —  geMered,  PL  gehierde,  läeran  lehren, 
stleran,  styran  steuern  —  deman  urteilen  —  demde  —  gedemed,  PL 
gedemde ;  ivencm  'wähnen',  hoffen  —  ivende  —  geu-ened,  PL  gewende^ 
läsnan  leihen,  msenan  klagen,  giernan  begehren  etc. 

Infolge  des  Zusammentreffens  des  auslautenden  Stamm- 
konsonanten mit  dem  d  der  Endung  nach  Ausstoßung  des 
Mittelvokals  e  ergeben  sich  mehrfache  Aenderungen  des 
Stammauslauts  oder  der  Endung.  So  wird  stammauslautende 
DoppeJkonsonanz  vereinfacht,  z.  B. 

fyllan  füllen  —  ßßde  —  gefylled,  PI.  gefißde  (b). 

b)  Ebenso :  ßellan  fällen ;  äßerrun  entfernen  —  äfierde  —  äfierred, 
PL  äfierde;  wemman  beflecken  —  ivemde  —  geioetmned,  PL  geiremde ; 
cennan  erzeugen  —  cende  —  gecenned,  PL  gecende  etc.;  s.  auch  untere: 
dgppan,  pgffün,  cyssan. 


286  Altenglisch.  [§   171 

Nach  den  stimmlosen  Konsonanten  p,  f,  f,  c,  x  [ks],   .w 
wird  das  folgende  stimmhafte  i\  der  Endung  in  stimmloses  / 
verwandelt,  z.  B. 
.■cepun    lialtcii,  bewahren  —  cqjfe  —  geceped,  PI.  gecep)fe  (o). 

•  c)  Ebenso:  di/ppan  eintauchen,  clyppan  umarmeu  —  clypie  — 
grclypped^  PI.  geclypte  —  pjlfi'nn  puffen  —  pyße  —  gepyffed^  PI.  gepyfte;- 
gretan  grüßen  —  grefte  —  gegreted,  PL  gegrctte,  metan  begegnen,  hsetan 
licizen,  su-ätan  schwitzen  -^  drenc{e)an  tränken  —  drevcte  —  gedrenced, 
PI.  gi'drevcfe,  cwenc{e)(m  auslöschen,  scenc{e)an  schenken,  ivi/sc{e)an- 
wiinsclien  —  Hexan  leuchten  —  lie.rfe  —  geltexed,  PI,  gelie.rfe;  cgsrnn 
küssen  —  cgste  —  gecyssed,  PI.  gecysfe  etc. 

■     Nach  Kons.  +  t^  d,  wird  das  (7  der  Endung  dem  vorher- 
gehenden Dental  assimiliert,  z.  B. 

})i/rstan  dürsten  —  pijrsfe  —  gejnjrsfed  igelyyrxt),  PI.  gepgrste  (d). 
sendan  senden  —  sende  —  gesended  {gesend),  PI.  gesende  (e). 

d)  Ebenso:  Ixstan  leisten,  dauern,  hlysfan  hören,  lysfan  gelüsten, 
fspstan  befestigen,  fasten,  resta»  ruhen  —  chtan  verfolgen  —  chte  — 
geehfed,  PL  geekfe  etc. 

e)  Ebenso:  hendan  beugen,  irendan  wenden  —  hyldan  bauen  —  hylde 

—  gehylded,    PL  gebylde,  ivieldan  walten  —  gyrdan  gürten  —  gip'de  — 
gegyrded,  PL  gegyvde,  andivierdan,  andiryrdan  antworten  etc. 

Nach  Kons.  +  l,  r,  n  wird  zur  Erleicliternng  der  Aus- 
sprache im  Praet.  ein  Mittelvokal  e  wieder  eingeschoben, 
z.  B.  timhrun  zimmern  —  timbrede  —  r/ethnbred,  PI.  get'nn- 
brede  (f). 

f)  Ebenso:  hyngran  hungern;  dieglan  verbergen  —  dieglede  — 
ged'iegled,  PL  gedleglede;  efnan  ausführen  —  efnede  —  geefned,  PL 
geefnede. 

Anm,  Später  traten  einige  hierher  gehörige  Verba  in  die  zweite 
schwache  Konjugation  (§  173)  über,  z.  B.  timhrlan  zimmern  —  fimbröde 

—  gefinihröd ;  hyngrian  hungern  —  hyngröde  —  gehyngröd. 

Bei  Stämmen  auf  inn  fällt  n  aus,  z.  B. 
nemnan  nennen   —    nemde   —  genemned,   PI.  genemde  (g). 

Die  Verba  auf  Iw,  rw  stoßen  das  auslautende  w  vor 
ursprünglichem  /  aus  und  werden  dadurch  zu  kurzsilbigen 
Stämmen,  haben  also  im  Praet.  -ede,  im  Part.  Praet.  -ed: 
gieru-nn    bereiten   —   gierede   —    gegiered,    PI.    gegierede    (h). 

h)  Ebenso:  sieriran  berücken,  smieriran  schmieren,  inehran  wälzen 

—  wielede  —  ge\rieJed,  PL  geiriehde.     Es  findet  sich  aber  auch  .•^iericdo, 
sierivede. 


§   172]  Erste  scliwiuhc  Konjugation  (Kl.  Ic).  ^287 

§  172.     TeDipusbilduii«-  der  ersten  schwa«heii  Iionjuj^atioii: 
c)    Konsoiiautisch    ausgehende    Htämnie    (lückumlautende 

Verba). 

Der  Praesensstamm  ist  hier  durch  das  Ablcituiigssufix ,; 
erweitert,  das  zugleich  Umlaut  des  im  Piact.  und  Part.  Pract. 
unverändert  gebliebenen  Wurzelvokals  zur  Folge  hat.  Es 
wird  also  im  Praes.  ae.  a  zu  ß(§  57,  y),  z.  B.  tcllan  er- 
zählen {*ta/j-),  tealde,  gefeald  (*tal-) ;  strecc{e)an  Sl,recken 
{*sfrakj-),  strealite,  gestreahf  {*sfrak-);pf"»c{e)an  denken  (pcujl-j-), 
J)öxte,  gepöxf  i!^Mx)\  ae.  ä  aus  urg.  ai  zu  m  (i?  60,  c),  z.  B. 
fßc{e)a}i  zeigen,  lehren  {*faikj-),  tähte,  gefällt  {*faik-);  ac.  ö 
zu  e  (§  68,  d),  z.  B.  sec{e)an  suchen  {*sökj-),  söhfe,  gesöhf 
{*söx-) ;  ae.  ii  zu  y  (§  69,  f),  z.  B.  hijcg{e)an  kaufen  (^bucjj-), 
höhte,  gehöht  {*box-),  ^ijnc{e)an  dünken,  i^lnD^kj-),  pühte,  e/e- 
püht  {*l)äx-)-  Da  infolgedessen  an  Stelle  des  im  Praes.  um- 
gelauteten  Wurzelvokals  im  Praet.  und  Part.  Praet.  der  ur- 
sprüngliche Wurzelvokal  wieder  erscheint,  nennt  man  diese 
Gruppe  von  Verben  auch  'rückumlautende  Verba*. 

Wie  bei  den  übrigen  Verben  der  ersten  schwachen  Kon- 
jugation ist  im  Altenglischen  auch  hier  das  Ableitungssuffix  / 
ira  Praes.  wieder  abgefallen,  und  zwar  nach  kurzsilbigen 
Stämmen  unter  Verdoppelung  des  vorhergehenden  Konsonanten, 
z.  B.  tellan  (*taljan),  sfrecc{e)an  (*sfrakjan),  hgcg(e)an  {*bug- 
jan)  etc.,  —  scc(<')aii  {*sökjan),  })enc(e)an  {*}ja}jkjaii)  etc. 

Beim  Antritt  der  Endungen  des  Praet.  und  Part.  Praet., 
ae.  -de  etc.,  -(/  ergeben  sich  im  Altenglischeu  wieder  mehr- 
fache Lautveränderungen.  Bei  Stämmen  auf  l  wird  der  Wurzel- 
vokal a  vor  l  +  d  zu  ea  gebrochen  (§  57,  p),  z.  B. 

tellan  erzählen  —  tealde  —  geteald  (a). 

a)  Ebenso:  sellan  übergeben,  stellan  stellen,  cirellan  töten,  dwella» 
irreführen,  betrügen. 

Stammauslautendes  k,  g  war  im  Praetcritum  schon  im 
Urgermanischen  in  h  [x\  übergegangen,  vor  dem  der  Wurzel- 
vokal a  ebenfalls  zu  ea  gebrochen  wurde  (§  57,  n),  z.  B. 
strecc{e)aa  strecken  —  streahte    —  gestreaht  (b). 


288  Altenglisch.  [§  172,  173 

Der  Umlaut  se   (aus   ae.  ü)   ist  aus   dem  Praesens  oft 
auch  in  das  Praet.  und  Part.  Praet.  eingedrungen,  z.  B. 
tsfic{f)an  zeigen  —  fähte,  tshte  —  getäht,  getwht  (e). 
Andere  Vokale  bleiben  unverändert,  z.  B. 

sec{e)an  suchen  —  söhfe  —  gesöhf  (d), 
•    ivyrc{e)an  wirken  —  uorhte  — ■  geworht, 
hycg{e)aii  kaufen    —  höhte  —  gehöht. 

b)  Ebenso:  recc{e)an  erklären,  drecc{e)au  quälen,  cwecc[e)an  schütteln 
pecc{e)un  decken,  icecc{e)an  wecken,  lecc{e)an  befeuchten. 

c)  Ebenso:  rxc{e)an  reichen,  Isec{e)(m,  lsecc{e)an  ergreifen. 

d)  Ebenso:  rec{e)an,  recc{e)an  sich  kümmern. 

Bei  Stämmen  auf  yk,  tjg  war  /j  schon  im  Urgermanischen 
vor  gutt.  X  ausgefallen  und  der  Wurzelvokal  nasaliert,  später 
gedehnt  worden,  also  urg.  a  zu  ^7,  ae.  ö  (§  58,  a),  urg.  ä  zu 
u,  ae.  ä  (§  70),  z.  B.: 

penc{e)an  denken  —  pöhte  —  gepöht  (*j><:«jÄ--,  päx-), 
l)ijnc{e)an  dünken   —  Jmhte  —  gepüht  i^punk-,  püx-), 
brengean,bringa)i  bringen  —  hröhte  —  r/ebröht  i^brang-,  bjrix-). 

Anm.  Nach  Analogie  der  rückumlautenden  Verba  auf  c,  g  ver- 
wandeln auch  andere  auf  c  ausgehende  langsilbige  «-Stämme  der  ersten 
schwachen  Konjugation  im  Praet.  und  Part.  Praet.  c-f-c^  in  ht,  behalten 
aber  den  durch  den  ursprünglichen  Stammauslaut  >.  bewirkten  Umlaut 
des  Wurzelvokals  bei,  z.  B.  c)rycc{e)an  knüpfen  —  cni/cte,  cni/hte  —  ge- 
cni/ced,  gecnt/ht;  nea{}i)leßc{e)an  sich  nähern  —  neuläthte\  hepäec{e)an  be- 
trügen —  bepäehte  —  hepseht;  tecati,  ycan  vermehren  —  lecte,  lehte  — 
geleced^  yeieht. 

§  173.  Tempusbildung  der  zweiten  schwachen  Konjugation. 

Zu  der  zweiten  schwachen  Konjugation  gehören  die 
Verba  mit  dem  Stamraauslaut  -ö;  im  Altenglischen  sind  aber 
auch  zahlreiche  Verba  mit  dem  Stammauslaut  -e  aus  der 
dritten  in  die  zweite  schwache  Konjugation  übergetreten; 
s.  §  174. 

Der  Praesensstaram  wurde  durch  Anfügung  des  Ab- 
leitungssuffixes j  an  den  eigentlichen  Verbalstamm  gebildet, 
das  im  Altenglischen  den  Stammauslaut  -d  zunächst  zu  e, 
dann  zu  7  umlautete,  mit  dem  das  ./  verschmolz,  z.  B.  inaclan 


§  173,  174]      Zweite  und  dritte  schwache  Konjugation.  289 

machen  (aus  *i)iakejan,  aus  *makö-jan).  Der  Wurzelvokal 
bleibt  in  der  zweiten  schwachen  Konjugation  auch  im  Praes. 
trotz  des  folgenden  7  unverändert,  weil  der  ursprünglich 
dunkle  Mittelvokal  ö  die  Wirkung  des  Ableitungssuffixes  / 
auf  den  Vokal  der  Stammsilbe  hinderte. 

Anm.  Wie  die  Metrik  lehrt,  ist  dieses  i  der  zweiten  schwachen 
Konjugation  lang  und  bildet  eine  besondere  Silbe,  z.  B.  ma-ci-a»,  seal- 
fi-an,  ma-ci-{g)e,  seal-fl-{g)e  etc.,  während  das  /  in  den  r-Stämmen  der 
ersten  schwachen  Konjugation  konsonantisch  zu  sprechen  ist,  z.  B.  nerian 
[ner-jan];  s.  o.  S.  283. 

Im  Sg.  Praet.  und  im  Part  Praet.  bleibt  der  Stamm- 
,  auslaut  ö  im  Alteuglischen  unverändert  und,  wie  die  Metrik 
lehrt,  zunächst  auch  unverkürzt.  Erst  am  Ende  der  alt- 
englischen Zeit  scheint  ö  zu  o  geworden  zu  sein.  Im  Plur. 
Praet.  ging  der  Stammauslaut  ö  vor  dem  dunklen  Vokal  der 
Endung  häufig  durch  Vokaldissimilation  (§  50,  I,  u)  in  e  über, 
das  ebenfalls  erst  am  Ende  der  altenglischen  Zeit  zu  e  ver- 
kürzt wurde.  Die  Stammformen  der  zweiten  schwachen  Kon- 
jugation lauten  demnach  im  iVltenglischen : 

macian  machen  —  macöde  —  inacödon,  n/acedon  —  geinacöd  (a). 

a)  Ebenso:  sealfian  salben,  fsestman  befestigen,  panclan,  poncian 
danken,  äsnan  fragen,  hälgicui  heiligen,  deensian  reinigen,  sceatnan 
schauen,  hedecian  betteln,  endlan  enden,  sticlan  stechen,  hojnan  hoffen, 
löcian  blicken,  lufian  lieben,  wundrian  sich  wundern  etc.  etc.  und  zahl- 
reiche, ursprünglich  auf  -e  ausgehende  Verba,  wie  haüan  hassen,  lician 
gefallen,  J>o/mH  dulden, /o/p'mM  folgen,  sorgutn  sorgen,  umman  wohnen  etc. 
(§  174). 

Der  Stamm  ""'ffljö-  wurde  nach  Ausfall  des  intervokalischen 
j  zu  /reo-   kontrahiert,  wozu  im  Praes.  das  Ableitungssuffix 
j  =  ae.   (je  hinzutrat,  gleichfalls  ohne  Umlaut  zu  bewirken : 
freoijean  lieben  —  freode  —  gefreod. 

§  174.   Teuipusbilduiig  der  dritten  schwaclieu  Konjiigatiou. 

Die  Verba  der  dritten  schwachen  Konjugation  waren 
wohl  sämtlich  primäre  Verba,  deren  Stamm  teils  auf  -e,  teils 
auf  -a  (idg.  -o)  ausging. 

a)  Im  Altenglischen  fügten  die  ersteren  im  Praes.  das 
Ableitungssuffix  j  an  den  Stammauslaut  e  an,  wodurch  dieses 

Kaluza,  Histor.  Grammatik  d.  engl.  Sprache.    I.    2.  Aufl.  19 


290  Altenglisch.  [§  174 

ursprüngliche  e,  ebenso  wie  in  der  zweiten  scliwaclien  Kon- 
jugation das  aus  urg.  ö  uragelautete,  zu  ij,  1  weitergebildet 
wurde,  z.  B.  hatlan  hassen  {*hate-Jan,  ahd.  hcuzen,  Ücian 
gefallen  {HiM-jan,  ahd.  liehen),  JwJum  dulden  {*])ole-jan,  ahd. 
dolen),  folginn  folgen  {*folgejan,  ahd.  folgen),  sorglan  sorgen 
(*sorge-jan,  ahd.  sorgen),  wunlan  wohnen  {^""uvne-jan ,  ahd. 
ivonen)  etc. 

Da  auf  diese  Weise  der  Praesensstamm  der  e-Verba  mit 
dem  der  ö-Verba  zusammengefallen  war,  sind  im  Altenglischen 
die  ursprünglichen  e-Verba  überhaupt  in  die  ö-Klasse,  also 
in  die  zweite  schwache  Konjugation  übergetreten  und  bilden 
das  Praet.  und  Part.  Praet.  mit  dem  Mittelvokal  ö,  z.  B. 
haüan  hassen  —  haföde  —  gehntöd;  Haan  gefallen  —  licöde 
' —  gelicöd;  poUan  dulden  — JxAöde  —  gepolöd,  folglan  folgen 
—  folgöde  —  gefolgöd,  sorglan  sorgen  —  sorgöde  —  ge- 
sorgöd,  ivtinlan  wohnen  —  tniuöde  —  geivunöd  etc.  (§  173), 
während  im  Althochdeutschen  der  Stammauslaut  e  überall 
erhalten  blieb,  z.  B.  ahd.  dolen  dulden  —  doleta  —  gidolef; 
folgen  folgen  —  folgeta  —  gifolget. 

b)  Die  Verba  mit  dem  Stammauslaut  a  nahmen  im  Alt- 
englischen im  Praes.  ebenfalls  die  Erweiterung  durch  j  au, 
und  es  wurde  nun  vor  den  ursprünglich  dunkelvokalischen 
Endungen,  also  z.  B.  im  Infinitiv  der  unbetonte  Mittelvokal  a 
ausgestoßen.  Auch  j  fiel,  wie  sonst  im  Altenglischen,  aus, 
nachdem  es  Umlaut  des  Wurzelvokals  und  nach  kurzer  Stamm- 
silbe Verdoppelung  des  vorhergehenden  Konsonanten  bewirkt 
hatte,  z.  B.  secg{e)an  sagen  {*sag{ci)jan),  hyeg{e)an  denken 
{*hiig-jan  für  ^'hoga-jan).  Ohne  Umlaut  des  Wurzelvokals 
erscheint  habhan  haben  (^liab{a)jmi)  und  libhan,  Irfian  leben 
(*lif){a)jan),  dessen  i  durch  Umlaut  nicht  weiter  verändert 
werden  konnte. 

Im  Praet.  und  Part.  Praet.  wird  der  ursprünglich  die 
Mittelsilbe  bildende  unbetonte  Stammauslaut  a,  wie  sonst  im 
Altenglischen  (§  73,  b),  auch  nach  kurzer  Stammsilbe  aus- 
gestoßen. Die  Endungen  -tle  etc.,  -d  treten  daher  unmittel- 
bar an  die  Stämme  *Äa5-,  *Ub^,  *say-,  *hoy-  an,  w'obei  der 
Wurzelvokal  a  in  geschlossener  Silbe  nach  §  57,  i  in  se  über- 


§  174,  175]     3.  schw.  Konjugation.  Dialekt.  Abweichungen.  291 

geht.    Stammauslautendes  g  wird  vor  d  später  unter  Ersatz- 
dehuung-  von  se  zu  se  (§  57,  m)  oft  ausgestoßen.    Die  Stamm- 
formen dieser  vier  Verba  lauten  also  im  Altenglisclien : 
habban  haben  —  hdefde  —  gehdefd, 
libban,  lifian  leben  —  Ufde  —  gdifd, 
secg(e)an  sagen  —  ssegde,  ssede  —  geseegd,  gessed, 
hycg(e)an  denken  —  hogde  —  gehogd. 

Anm.  Im  Althochdeutschen  gehören  auch  diese  Verba  zu  der 
e-Klasse,  z.  ß.  ahd.  haben  haben  —  haheta  —  gihahet. 

Der  Stamm  ^fija-  wurde  nach  Ausfall  des  intervokalischen 
j   zu  feo-   kontrahiert;    in    den    Stämmen    *l)raiva-,    *.wiaiva- 
ging  aiv  unter  Abfall  des  auslautenden  a  in  au,  ae.  ea  über. 
Im  Praes.  trat   sodann   das   Ableitungssuffix  j  =  ae.  ge  als 
konsonantisches  Element,  ohne  Umlaut  des  Wurzelvokals  zu 
bewirken,  hinzu.    Die  Stammformen  dieser  Verba  lauten  also: 
feogean  hassen  —  feode  —  gefeod, 
preagean  drohen  —  preade  —  gepread, 
snwagean  denken  —  smeade  —  gesmead. 

§  175.     Dialektische  Yerscliiedenheiteii  in  der  Tempus- 
l)ildung  der  alteugliscbeii  Verba. 

Der  auglische  (nordhumbrischc  und  mercische)  und  der 
kentische  Dialekt  unterschieden  sich  von  dem  westsächsischen 
in  der  Tempusbildung  der  starken  und  schwachen  Verba  nur 
durch  die  verschiedenartige  Entwickelung  der  Vokale. 

So   ist   z.  B.   im  Anglischcn  urg.   a   vor  gutt.   l,  r,  urg.  e  vor 
gutt.  h,  I,  r  unverändert  geblieben  (§  74,  a,  4.  5),  urg.  a  vor  gutt,  h  zu 
ee  geworden  (§  74,  a,  4);  für  wg.  ä  (urg.  Se)  steht  im  Anglischen  e  gegen- 
über WS,  «  (§  74,  a,  9)  etc.    Es  lauten  daher  dort  die  Ablautreihen: 
I,     nieta{n)  messen  —  tnaet  —  meton  —  nieten 
II.     hera{n)  tragen  —  beer  —  beron  —  boren 
Illb.  fehta{n)  fechten  —  ffeht  —  fuhton  —  fohten 

ir  orj)a  (n)  werfen  —  w  a  r]}  —  wurpon  —  icorpen 
III c.  l}elpa{n)  helfen  —  Jial/i  —  hulpon  —  Jiolpen 
XI.     slepa{n)  schlafen  —  .s/e/>  —  depon  —  slep)en 
XIV.     leta{n)  lassen  —  let  —  Icton  —  leten. 
Im  Sg.  Pract.  der  V.  Ablautsreihe  geht  ea  aus  urg.  au  vor  c,  g,  h 
in    e   über,    z.    B.    brec^    beg,  fleg,  fleh   für  ws.    breac,   beag,  fleug,    üeah 
(§  1=>7). 

19* 


292  Altenglisch.  [§  175,  176 

Tn  der  zweiten  schwachen  Konjugation  steht  im  Praet.  und  Part. 
Praet.  häufig  a  für  den  Mittelvokal  ö,  z.  B. 

salfia{n)  salben  —  salfade  —  gesalfad  (§  173) ; 
auch   in   den   auf    drei   Konsonanten    ausgehenden   Stämmen    der   ersten 
schwachen  Konjugation  steht  in  der  Eegel  a  für  ws.  e,  z.  B. 
h>/ngra(n)  hungern  —  hi/ngrade    —  gehyngrad, 
timhran  zimmern  —  timhrade   —  getmhrad  (§  171,  f). 

Im  Kentischen  steht  e  für  ws.  a?,  e  für  ws.  «  (§  74,  b);  daher 
lauten  hier  die  Keihen: 

I.     »lefaii  messen  —  met  —  meton  —  meten 
II.     heran  tragen  —  her   —  beron  —  boren 
XI.     sie p an  schlafen  —  slep  —  slepon  —  slepen 
XIV.     letan  lassen  —  let    -  Icton   —  leten. 

B)  Flexion  des  Verbnms. 
§  176.    ludogermaiiische  iiud  urgermanische  Terhalflexioii, 

Im  Indogermanischen  gab  es  ursprünglich  eine  doppelte  Reihe 
von  Flexionsendungen,  primäre  und  sekundäre,  oder  besser:  ab- 
solute und  konj  unkte  Endungen  (Streitberg,  UG  §  195).  Die 
primären  (absoluten)  Endungen  wurden  gebraucht,  wenn  das  Verbum 
-eine  selbständige  Stellung  im  Satze  einnahm,  also  gewöhnlich  im  Indikativ 
des  Praesens.  Sie  lauteten  im  Indogermanischen:  1.  Sg.  -mi,  2.  Sg.  -si, 
3.  Sg.  -t!,  3.  PI.  -nli.  (Die  Endungen  des  Duals  und  der  1.  2.  PL,  die 
im  Altenglischen  nicht  mehr  vorhanden  sind,  lasse  ich  hier  unberück- 
sichtigt). Die  s  ek  undär  en  (konjunkten)  Endungen,  die,  gegenüber  den 
primären,  um  den  auslautenden  Vokal  verkürzt  sind,  also:  1.  Sg.  -t», 
2.  Sg.  -s,  3.  Sg.  -^,  3.  PI.  -nt,  standen,  wenn  sich  die  Verbalform  an.  ein 
vorausgehendes  Praepositionaladverb,  wozu  auch  das  Augment  gehört, 
enklitisch  anschloß,  also  gewöhnlich  in  den  historischen  Temporibus  und 
im  Optativ. 

Die  sog.  athematischen  oder  bindevokallosen  Verba 
fügen  diese  Endungen  unmittelbar  an  den  Vcrbalstamm  an,  z.  B.  Ti&ij-im, 
Ti'&ij-g  {*Tid-i]ai),  Tid-fj-ai  {*ti&i]ti)  etc.,  *ed-i]-v^  ^e'&rj-g^  *e&)j  (^e'^t^-r)  etc.; 
die  sog.  thematischen  Verba  oder  die  Verba  mit  Bindevokal 
aber  schieben  zwischen  den  eigentlichen  Stamm  und  die  Personalendungen 
einen  Bindevokal  e/o  ein,  z.  B.  gr.  Praes.  2.  Sg.  q>e^eig  {*q>eQ-e-ai)^  3.  Sg. 
(peQSL  {*cpeQ-e-zi),  3.  PI.  (psQovat  (*cpe(j-o-VTi),  Imperf.  1.  Sg.  ecpaq-o-v^ 
2.  Sg.  ^(peQ-E-g,  8.  Sg.  S(peQ-s  {*s'(pEQ-E-z)^  d,  PL  ecpeQ-o-v  {"'icpEQ-o-vr). 
Da  die  Verba  mit  Bindevokal  in  der  1.  Sg.  Ind.  Praes.  die  ursprüngliche 
Endung  mi  abgeworfen  und  dafür  den  Bindevokal  o  zu  ö  gedehnt  haben, 
unterscheidet  man  die  thematischen  und  die  athematischen  Verba  auch 
als  Verba  auf  -  ö  und  Verba  auf  -  m  i. 


§  176]       Indogermanische  und  urgermanische  Verbalflexion.  293 

Im  Urgermanischen  zeigt  der  Indikativ  des  Praesens  die  pri- 
mären Endungen;  doch  ist  in  der  3.  Sg.  und  3.  PI.  t  nach  dem  Laiit- 
verschiebungsgesetz  (§  76)  in  p  übergegangen  und  bei  den  thematischen 
Verben  in  der  2.  3.  Sg.  der  Bindevokal  e  vor  dem  /  der  Endsilbe  zu  i 
(§  54,  Anm.  1),  in  der  3.  PL  der  Bindevokal  o  zu  a  geworden  (§  54,  b), 
so  daß  die  Endungen  lauten:  1.  Sg.  -mi,  2.  Sg.  -si,  3.  Sg.  -pi,  3.  PI. 
-npi,  z.  B.  urg.  *dö-mi,  *d5-si,  *dd-pi,  *dö-npi  ich  tue  etc.,  mit  Binde- 
vokal: 1.  Sg.  -ö,  2.  Sg.  i-si,  3.  Sg.  i-pt,  3.  PI.  a-vpi,  z.  B.  urg.  *ber-5, 
*hir-i-si,  *bir-i-pi,  *her-a-npi  ich  trage  etc. 

Die  sekundären  (konjunkten)  Endungen,  urg.  1.  Sg.  ->»,  2.  Sg.  -s, 
3.  Sg.  -p,  3.  PI.  -(u)np  sind  im  Urgermanischen  noch  im  Indikativ  des 
sog.  schwachen  Praeteritums  und  in  den  Optativen  (s.  u.)  zu  erkennen, 
z.  B.  urg.  *xanzidö-nt,  *%at(zide-s,  *xauzide-p^  *%anzidii-np  ich  hörte  etc. 

Die  Endungen  des  Indikativs  des  sog.  starken  Praeteritums  gehen 
dagegen  im  Singular  auf  die  Endungen  des  idg.  Perfektums  zurück, 
also  idg.  1.  Sg.  -ö,  2.  Sg.  -tha,  3.  Sg.  -e,  z.  B.  olö-a,  ola-'&a  {*old-»a), 
oU-e,  urg.  1.  Sg.  -a,  2.  Sg.  nach  den  stimmlosen  Spiranten  /,  s,  h  (§  76,  c), 
später  auch  nach  anderen  Konsonanten  -ta  anstatt  des  zu  erwartenden 
-da,  3.  Sg.  -e,  das  schon  früh  abgefallen  ist,  z.  B.  urg.  *har-a,  *bar-ta, 
*har-e  ich  trug  etc.  Im  Plural  stehen  auch  im  starken  Praeteritum  die 
sekundären  Endungen,  also  3.  PI.  idg.  -nt,  urg.  *-unp,  z.  B.  urg. 
*bser-iinp. 

Im  Optativ  (in  den  gennanischen  Sprachen  gewöhnlich  K o n - 
junktiv  genannt,  da  er  dessen  Funktion  übernommen  hat),  wird  an 
den  Verbalstamm  resp.  an  den  Bindevokal  der  Optativcharakter  idg.  ie, 
t,  urg.  i  angefügt,  der  im  Praesens  mit  dem  vorhergehenden  Bindevokal  o 
zu  dem  Diphthongen  idg.  oi,  urg.  ai  verschmilzt.  Die  Personalendungen 
des  Optativ  (Konjunktiv)  sind  die  sekundären  (konjunkten).  Es  lauten 
also  die  Endungen  des  Opt.  (Konj.)  Praes.  urg.  1.  Sg.  -ai-m,  2.  Sg.  -ai-s, 
3.  Sg.  -ai~p,  3.  PI.  -ai-np,  z.  B.  *ber-ai-m,  *ber-al-s,  *bef-ai-p,  *ber-ai-np, 
die  des  Opt.  (Konj.)  Praet.  urg.  1.  Sg.  -l-m,  2.  Sg.  -l-s,  3.  Sg.  -l-p,  3.  PI. 
-i-np,  z.  B.  *bxr-i-m,  *bäer-i-s,  *bier-t,-p,  *bär-t-np. 

Die  2.  Sg.  des  Imperativs  des  Praesens  hatte  im  Indogerma- 
nischen die  Endung  -e,  die  im  Urgermanischen  wohl  schon  früh  ab- 
gefallen ist,  z.  B.  gr.  (peQf,  urg.  *ber{e).  Die  übrigen  Formen  des  idg. 
Imperativs  sind  im  Altenglischen  nicht  mehr  vorhanden.  Die  2.  PI.  Imp. 
wird  durch  die  entsprechende  Form  des  PI.  Ind.  ersetzt. 

Der  Infinitiv  des  Praesens  war  ursprünglich  ein  neutrales  Verbal- 
substantiv, z.  B.  idg.  *ed-o-no-m  das  Essen,  *bher-o-no-m  das  Tragen, 
urg.  (mit  Übergang  von  o  zu  o  nach  §  54,  b)  *et-anam  essen,  %er-anam 
tragen. 

Die  flektierte  Form  des  ae.  Infinitivs  tö  beranne,  älter:  tö  berenne 
'um  zu  tragen',  geht  auf  einen  alten  Gerundivstamm  mit  dem  Ab- 
leitungssuffix wg.  -anju-  zurück. 


294 


Altenglisch, 


[§  176,  177 


Das  Partizipium  Praesentis  wurde  ursprünglich  durch  An- 
fügung von  idg.  -«^,  urg.  -nd-  an  den  Verbalstamm  gebildet,  z.  B.  gr. 
Ti-d-n'g  (^Ti-d-e-vT-g),  urg.  '*dö-n(l-s,  *ber-a-nd-s,  got.  bairands,  und  als 
konsonantischer  Stamm  flektiert.  Im  Femininum  trat  das  Ablcitungs- 
sufflx  -i-  hinzu,  z.  B.  urg.  "dö-nd-t,  *her-a-nd-l,  got.  lairandei.  Im 
Westgermanischen  ist  aber  das  Part.  Praes.  später  als  ja-Stamm  (§  131) 
flektiert  worden. 

Die  Suffixe  des  Partizipium  Praeteriti  waren,  wie  schon  er- 
wähnt, für  die  starken  Verba:  idg.  -no-,  urg.  -na-,  für  die  schwachen:  idg. 
-tö-,  das  nach  dem  Vernerschen  Gesetz  (§  76)  zu  urg.  -da-  geworden  ist, 
z.B.  urg.  *hor-a-na-z  getragen,  *%auz-i-da-z  gehört. 


Altenglische  Verbalflexion. 

a)  Flexion  der  starken  Verba. 

§   177.     Regelmäßige  Flexion  des  Praeseus   der  starken 
Terl)a  im  Altenglischen. 

Die  Flexionsendungen  des  Praesens  der  starken  Verba  hatten  (nach 
§  176)  im  Urgerraanischen  etwa  folgende  Gestalt: 


Ind. 

Konj.  (Opt.) 

Imp. 

Inf. 

Part. 

l-Sg. 

-tsi 
-ipi 
-anjn 

-aim 
-ais 
-aip 
•ainp 

2.  Sg.  -e 

-anam 

M.  -ands 

2.  Sg. 

3.  Sg. 
3.  PI. 

Gerundium 
-aiija- 

F.  -andi. 
N.  -and 

Im  Altenglischen  sind  diese  Endungen  nach  den  Auslautgesetzen 
(§  73)  mehrfach  verändert  und  verkürzt  worden.  Die  Endung  -5  in  der 
1.  Sg.  Ind.  Praes.  erscheint  in  der  ältesten  Zeit  in  allen  Dialekten  als 
-u,  -o;  später  aber  bleibt  -u,  -o  auf  den  Norden  von  England  beschränkt, 
andh.  berit,  helpu,  hindu.  Im  Westsächsischen  und  Kentischen  tritt  dafür 
-e  ein,  z.  B.  here,  helpe,  hinde.  Mau  erklärt  dieses  e  gewöhnlich  als 
Übertragung  der  Optativendung  auf  den  Indikativ. 

In  der  2.  3.  Sg.^fiel  auslautendes  i  in  dritter  Silbe  ab  (§  73,  a). 
Das  i  der  zweiten  Silbe  ist  im  Altenglischen  zu  e  abgeschwächt,  in  den 
südlichen  Dialekten  später  auch  ganz  ausgestoßen  worden,  hat  aber, 
soweit  möglich,  Umlaut  des  Wurzelvokals  bewirkt  (§  178).     Die  Endung 


§  177: 


Flexion  des  Praesens  der  starken  Verba. 


295 


der  2.  Sg.-  -e'.^',  wurde  später  zu  -est  erweitert,  das  wohl  aus  den  durch 
Anfügung  des  Pronomens  der  2.  Person,  pii^  entstandenen  Ausgängen 
-e.'<p(u),  .-esf(u)  zu  erklären  ist. 

In  der  3.  PL  urg.  *-anJn  ist  das  auslautende  /  verstummt,  und  n. 
vor  p,   zunächst   unter  Nasalierung   des   vorhergehenden   «,   ausgefallen. 

Die  Flexionsendungen  des  Indikativ  Praesentis  lauten  also  im  Alt- 
englischen: 1.  Sg.  -e,  2.  Sg.  -es,  -est,  3.  Sg.  -ep,  1.  2.  8.  PI.  -ap. 

Unmittelbar  vor  dem  Pronomen  personale  wird  auch  -e  als  Endung 
des  Ind.  PI.  gesetzt,  z.  B.  binde  tve,  binde  ge. 

Im  Sg.  Konj.  fallen  nach  den  Auslau tsgcsetzen  die  ursprünglich 
auslautenden  Konsonanten  -m,  -s,  -p  ab  und  der  vorausgehende  Diphthong 
ai  wird,  wie  sorst,  im  Altenglischen  zu  -e  vereinfacht,  das  somit  als 
gemeinsame  Endung  der  drei  Personen  des  Sg.  Konj.  gilt.  Im  Plural 
fällt  auslautendes  p  ab,  das  vorhergehende  n  aber  bleibt  zunächst  er- 
halten; der  Diphthong  ai  wird  wiederum  zu  e  vereinfacht;  die  Endung 
des  PI.  Konj.  ist  also  -en. 

Die  Endung  -e  der  2.  Sg.  Imper.  fiel  schon  im  Urgermanischen 
früh  ab;  es  erscheint  daher  auch  im  Altenglischen  in  dieser  Form  der 
reine  Stamm.  Für  den  Plural  des  Imperativs  tritt  die  entsprechende 
Form  des  Ind.  Praes.,  also  -ap,  ein.  Daneben  gibt  es  vereinzelt  eine 
adhortative  Form  auf  -an  'laßt  uns'. 

Die  Endung  des  Inf.  urg.  '^-anani  ist  im  Altenglischen  zu  -an  re- 
duziert. Der  D.  Sg.  des  Gerundiums  auf  *-anja-i  ergab  im  Altenglischen 
zunächst  mit  «'-Umlaut  -enne,  das  aber  unter  dem  Einflüsse  der  Infinitiv- 
endung -an  später  in  -anne  überging. 

Das  Part.  Praes.,  das  urg.  im  Mask.  auf  -ands  ausging,  hat  die 
Flexion  als  konsonantischer  Substantivstamm  im  Altenglischen  nur  in 
einigen  substantivierten  Partizipien,  wie  demend  der  Richter,  bettend 
der  Hasser,  Feind,  nügend  der  Kämpfer,  sSe-li(tend  der  Seefahrer  u.  ä 
(§  126)  bewahrt.  Als  eigentliches  Partizipium  nahm  es  das  Ableitungs- 
suffix -ja-  an,  wodurch  das  a  der  Mittelsilbe  zu  e  umgelautet  wurde, 
also  -and-ja  zu  -ende,  z.  B.  berende  tragend,  bindende  bindend.  Es  wird 
dekliniert  wie  die  adjektivischen  jrt-Stämmc  (§  131). 

Wir  erhalten  darnach  als  regelmäßige  Konjugation  des  Praesens  der 
starken  Verba: 


Praes. 

Ind. 

Konj.  Imp. 

Inf. 

Ind. 

Konj. 

Imp. 

Inf. 

1.  Sg. 

2.  Sg. 

-e 

-ep 
-ap 

1- 

-en 

-ap 

-an 
-anne 

1.  Sg. 

2.  Sg. 

3.  Sg. 
PI. 

binde 
bindes{t) 
bindep 
bindap 

>  binde 
) 

binden 

bind 
bindap 

bindan, 

tö 
bindanne 

3.  Sg. 

PI.   i 

Part. 

-ende 

Part. 

bindende 

296  Altenglisch.  [§  178 

§  178.    Flexion  des  Praesens  der  starken  Terba  mit  Umlaut 
und  Yerkürzuug  in  der  2.  3.  Sg.  Ind. 

In  der  2.  3.  Sg.  Ind.  Praes.  ist  der  ursprüngliche  Wurzel- 
vokal durch  das  /  der  urg.  Endungen  -is,  -i]),  ae.  -68(1),  -ep 
soweit  als  möglich  umgelautet  worden.  Schon  im  Ur- 
germanischen wurde  durch  diesen  Einfluß  des  i  der  Endsilbe 
der  Wurzelvokal  e  zu  /  (§  54,  k),  das  im  Altenglischen  durch 
Brechung  vor  r  +  Kons.  (§  65,  k)  zu  ie,  y  überging.  Inner- 
halb des  Altenglischen  wurde  sodann  a  zu  e  oder  se  (§  57, 
V.  y)  a,  0  zu  e  (§  57,  w),  ea  zu  ie,  y  (§  57,  z),  ä  aus  urg. 
ai  zu  dß  (§  60,  c),  ea  aus  urg.  au  zu  Ie,  y  (§  61,  c),  eo  aus 
wg.  iu  zu  Ie,  y  (§  64,  c),  ö  zu  e  (§  68,  e),  n  zu  y  (§  69,  f), 
ü  zu  y  (§  70,  c)  umgelautet. 

Im  Westsächsischen,  das  den  Umlaut  in  der  2.  3.  Sg.  Ind. 
am  regelmäßigsten  durchgeführt  hat,  ist  aber  ferner  auch  in 
der  Regel  die  Endung  der  2.  3.  Sg.  Ind.  durch  Ausstoßung 
des  e  der  Endsilbe  verkürzt  worden  (a). 

a)  bere  ich  trage  —  hiy{e)st  —  hir{e)p  —  berap 
brece  ich  breche  —  bric{e)st  —  hric{e)p  —  brecap 
helpe  ich  helfe  —  hili){e)st  —  hilp{e)p   —  helpap 
giefe  ich  gebe  —  ff>f{e)st  —  gif{e)p  —  giefup 
iveorpe  ich  werfe  —  ivierpst  —  ivierpp  —  iveorpap 
fare  ich  fahre  —  faerest  —  feer{e)p  —  farap 
wealce  ich  wälze  —  ivielcst  —    w/'elcp  —  wealcap 
sleepe  ich  schlafe  —  slMpist  —  släe^yp  —  slsepap 
cnäwe  ich  kenne  —  oieetrst  —  cnseiip  —  cnäwap 
heawe  ich  haue  —  hiewst  —  hieup  —  heawap 
creope  ich  krieche  —  crlejjst  —  cnepp  —  creopap 
wepe  ich  weine  —  tve2}st  —  tvepp  —  ivepap 
drince  ich  trinke  —  drivc{e)st  —  drinc{e)p  —  drincap 
grijie  ich  greife  —  gnp{e)st  —  g>'W{c)p  —  gripap 
gröive  ich  wachse  —  grevat  — ■  greup  —  gröwap 
cume  ich  komme  —  cy>H{e)st  —  ci/m{e)p  —  cumap 
lüce  ich  schließe      -   lyc{e)st  —   lyc{e)l)  —  lücap. 

Durch  das  Zusammentreffen  des  stammauslautenden  Kon- 
sonanten mit  dem  -sf,  -p  der  verkürzten  Endung  ergaben 
sich  im  Altenglischen  mannigfache  Veränderungen.  So  wird 
stammauslautende  Doppelkonsonanz  vor  -st,  -p  vereinfacht  (b). 


§  178,  179]      Flexion  des  Praesens  der  starken  Verba.  297 

b)  fealle  ich  falle  —  ßelst  —  fielp  —  fealla]) 

onginne  ich  beginne  —  onginsf  —  ovgivp  —  onghmap. 

Stammauslautendes  g  nach  langem  Vokal  oder  /,  r  geht 
vor  -.'ft,  -])  in  h  über  (c). 

c)  stige  ich  steige  —  stihst  —  stlhp  —  sfigaj) 

ßeoge  ich  fliege    -  fliehst,  flyhat  —  fliehp,  flyhp  —  fleogap 

swelge  ich  verschlinge  —  stcelhsf,  swilhst  —  swelhp,  sivilhp  —  sivelgap. 

Stammauslautendes  c?  fällt  vor  --^t  und  -j>  aus  (d).  Stamm- 
auslautendes s  fällt  vor  -st  aus;  die  Endung  -p  geht  nach  .v 
in  t  über  (e).  Stammauslautendes  -st  fällt  vor  -st  ebenfalls 
aus;  mit  der  Endung  -J)  verschmilzt  es  zu  st  (f),  so  daß 
also  bei  den  Verben  auf  -s  und  -st  die  2.  und  3.  Sg.  Ind. 
gleichmäßig  auf  -st  ausgeht. 

d)  cweäe  ich  sage  —  cwist  —   ooip  —  rtreä^ap 
weoräe  ich  werde  —  tvierst  —   wierp  —  weoräap. 

e)  ärise  ich  stehe  auf  —  ärist  —  ärist  —  ärisap 
ceose  ich  wähle  —  ciest  —  ciest  —  ceosap 
weaxe  ich  wachse  —  unext  —  wiext  —  weaxap. 

f)  berste  ich  berste  —  birstest,  birst  —  hirstep,  birst  —  berstap. 

Stammauslautendes  /  verschmilzt  mit  der  Endung  -p  zu 
tt,  t  (g).  Stammauslautendes  d  geht  vor  -st  in  t  über  und 
verschmilzt  mit  -p  zu  tt,  t  (h). 

g)  ete  ich  esse  —  itst  —  itt,  tt  —  etap 

tvr'ite  ich  schreibe  —  writ{e)st  —  writep,  writ  —  wriiap. 
h)  btde  ich  warte  —  bttst  —   bitt,  blt  —  bidap 
wexdde  ich  walte  —  xneltst  —  wielt  —  ivealdap 
binde  ich  binde  —  bintst  —  hint  —  bindap 

stände,  stonde  ich  stehe  —  stentst  —  sient  —  standap,  stondap. 
A  n  m.  1.   Für  bintst,  stentxt  findet  sich  auch  mitunter  binst,  stenst. 
A  n  m.  2.    Am  Ende  der  altenglischen  Zeit  treten  oft  unumgelautete 
und  unverkürzte  Formen  wieder  auf,  z.  B.  farest,  farep ;  feallest,  feallep ; 
bindest,  bindep;  hiljyest,  hilpep  etc. 

Anm.  3.  Im  Konjunktiv  findet  sich  der  Umlaut  nur  bei  dem  Ver- 
bum  cuman  kommen:  Konj.  Sg.  ci/»ie,  PI.  cymen. 

§  179.     Flexion  des  Praesens  der  Verba  contracta,  d.  h. 
der  Verba  mit  dem  Stammanslaut  h. 

Die  Verba  mit  dem  Stammauslaut  h  werfen  das  h  vor 
vokalisch  beginnenden  Endungen  aus  und  kontrahieren   den 


298  Aitonglisch.  [§  179,  180 

Wurzelvokal  mit  dem  Vokal  der  Endung,  z.  B.  im  Infinitiv: 
seon  sehen  (*seohccn)  §  153,  d;  toreon  bedecken  (^ivrihan) 
§  156,  c;  ßeon  fliehen  (jßeohan)  §  157,  c;  slean  schlagen 
{*deahan)  §  158,  b;  fön  faugen  {*föhan)  §  161;  ebenso  Ind. 
1.  Sg.  seo,  3.  PL  seop;  Konj.  Sg.  seo,  PI.  semi;  Imp.  2.  PI. 
,^eo]),  flekt.  Inf.  fö  s^eonne,  Part,  seonde  etc. 

In  der  endungslosen  2.  Sg.  Imp.  bleibt  aber  das  in  den 
Auslaut  tretende  A  erhalten;  es  erscheint  also  dort  der  reine 
Stamm,  z.  B.  seoh,  wrVi,  ßeoh,  sleah,  föh. 

Auch  in  der  verkürzten  2.  3.  Sg.  Ind.  Praes.  blieb  das 
h  vor  den  nach  Ausstoßung  des  e  konsonantisch  beginnenden 
Endungen  -sf,  -p  erhalten;  der  Wurzelvokal  war  aber  durch 
das  ursprünglich  folgende  i  auch  hier,  soweit  möglich,  um- 
gelautet worden  (§  178),  also:  si(e)hst,  si(e)hj}  zu  seon;  icrihst, 
ivrihp  zw  icreon;  fliehst,  fliehp  7A\  fleon ;  sliehst,  slieh})  zu  slecm; 
fehst,  fehj)  zu  fön. 

Vollständige  Paradigmen  s.  §  189  unter  A,  c.  p.  r.  v;  B,  d. 

Anm.  Der  Stauim  feolh-  (§  155,  e)  wirft  das  auslautende  //  vor 
vokalisch  beginnenden  Endungen  ebenfalls  ab  und  dehnt  dafür  den 
Wurzelvokal  zu  eo,  also  feolan  gelangen  {*feolha>t),  Ind.  fcole,  fielhst 
fielhl),  feolap;  Konj.  feolv,  feoleri,  Imp.  feolh,  fcolap,  Part,  feolende. 

§  180.     Flexion  der  starken  Verba  mit  J-Praesens. 

Einige  starke  Verba  bildeten  den  Praesensstamm  durch 
Anfügung  des  Ableitungssufflxes  j  an  den  reinen  Verbalstämm, 
wodurch  im  Altenglischen  in  allen  Praesensformen  i-Umlaut 
des  ursprünglichen  Wurzelvokals  bewirkt  wurde,  wozu  auch 
der  schon  im  Urgermanischen  erfolgte  Uebergang  von  e  zu  i 
vor  i,  j  (§  54,  k)  zu  rechnen  ist,  z.  B.  sitfan  sitzen  (^set-j-an) 
§  153,  f;  swerian  schwören  {'"swar-j-aii),  hehhan  heben  (*had- 
j-an),  hliahhan  lachen  C^hleah-J-an)  §  158,  f,  k;  ivepan  weinen 
{*tvöp-j-cm)  §  165,  b. 

Vor  allen  dunkelvokalischen  Endungen,  also  z.  B.  im 
Infinitiv  blieb  das  Ableitungs.suffix  J  im  Altengiischen  nach 
r  bei  kurzer  Stammsilbe  erhalten,  z.  B.  sicerian  schwören 
Q^swar-j-an)  §  158,  f;  nach  geminierten  Konsonanten  aber 
fiel    es    aus,    z.  B.    sitfan    sitzen    (*set-j-an),    biddan   bitten 


§  180,  181]       Flexion  des  Praesens  der  starken  Vcrba.  299 

i^'^hid-j-an) ,  Uc(j(e)an  liegen  Q'Icg-j-an)  §  15;i,  f;  sfeppan 
schreiten  i^stap-j-mi) ,  hehhan  heben  {*hah-j-a)i) ,  nccppan 
schädigen  Q^skap-j-an),  scieppcm  schaffen,  schöpfen  {^kap-j-an), 
hliehhim  lachen  (*Meah-j-an)  §  158,  g.  h.  i.  k ;  ebenso  nach  ur- 
sprünglich langsilbigen  Stämmen,  z.  B.  ü-iipan  weinen  {*tröp- 
j-an)  §  165,  b. 

Dieselbe  Form  behält  der  Verbalstamm  im  Ind.  1.  Sg. 
Sitte,  3.  PL  sittal),  Konj.  Sg.  sitte,  PL  sitten,  Imp.  2.  PL 
sitta]},  flekt.  Inf.  tö  sittanne,  Part,  sittende;  ebenso  h'idde, 
biddap  etc. 

lu  der  2.  3.  Sg.  Ind.  ist  das  Ableitungssiiffix  j  schon 
früh  mit  dem  i  der  nrg.  Endungen  -is(i),  -ip(i)  zu  i  ver- 
schmolzen. Es  fehlt  daher  im  Altenglischen  das  i  nach 
kurzsilbigen  Stämmen  auf  r  und  die  Gemination  des  aus- 
lautenden Konsonanten  anderer  kurzsilbiger  Stämme.  Der 
ursprüngliche  Wurzelvokal  ist  aber  wie  in  den  andern 
Praesensformen  (s.  o.)  umgelautet.  Die  2.  3.  Sg.  Ind.  lautet 
also  im  Altenglischen:  sicerest,  sirerep  zu  su-erian;  lig(e)sf, 
lig(e)p  zu  licgean,  liefest,  hefep  zu  hehhan,  ivep(e)st,  wep(e)p 
zu  ivepan  etc.  Bei  Ausstoßung  des  e  der  Endung  ergeben 
sich  auch  hier  die  in  §  179  erwähnten  Aenderungen  des 
Stammauslauts  oder  der  Endung,  z.  B.  sitst,  sit(t)  für  sitest, 
sitep;  bitsf,  hit{f)  für  hidesf,  bidep  etc. 

In  der  endungslosen  2.  Sg.  Imp.  ist  das  in  den  Auslaut 
tretende  J  zu  /  vokalisiert  worden,  das  im  Altenglischen  zu 
e  abgeschwächt  wurde  und  nach  kurzsilbigen  Stämmen  er- 
halten blieb,  z.  B.  sicere,  site,  hide,  Uge,  stepp,  liefe,  srede, 
sclepe  etc.,  nach  langsilbigen  Stämmen  aber  abfiel,  z.  B.  ivep. 

Vollständige  Paradigmen  der  starken  Verba  mit  J-Pracsens 
s.  §  189  unter  A,  d.  e.  f.  w.  x.  y;  B,  i. 

§  181.     Flexion  des  Praet.  der  starken  Yerba. 

Die  Flexionsendungen  des  Praet.  lauteten  im  Urgenn.  (§  176): 
Tnd.  Praet.:  1.  Sg.  -a,       2.  Sg.  -ta,     3.  Sg.  -e,      3.  PI.  -unp 
Konj.  Praet.:  1.  Sg.  -hn^     2.  Sg.  -is,     3.  Sg.  -ip,     3.  PI.  -Inp. 
Iin  Altenglischen   ist   im   Ind.  Praet.   auslautendes   a  und   e  abge- 
fallen, so  daß  die  1.  und  3.  Sg.  Ind.  Praet.  endungslos  wurde,  die  2.  Sg. 


300 


Altenglisch. 


[§  181,  182 


auf  -t  ausging;  doch  findet  sich  dieses  -/  nur  noch  in  der  2.  Sg.  Ind. 
derjenigen  alten  Praeterita,  welche  Praesensbedeutung  angenommen 
haben  (§  191),  z.  B.  sccal-f  du  sollst,  meah-t  du  magst,  wäs-f  du  weißt  etc. 
In  allen  eigentlichen  Praeteriten  der  starken  Verha  ist  die  ursprüngliche 
2.  Sg,  Ind.  Praet.  auf  -t  verloren  gegangen  und  durch  die  2.  Sg.  Konj. 
Praet.  auf  -e  (s.  u.)  ersetzt  worden. 

In  der  3.  PI.  Ind.  Praet.,  die  auch  für  die  1.  2.  PI,  eingetreten  ist, 
fiel  das  auslautende  J*  im  Altenglischcn  ab;  die  Endung  lautet  also:  -un, 
später  abgeschwächt  zu  -on. 

Im  Konjunktiv  sind  die  auslautenden  Konsonanten  im  Altenglischen 
abgefallen  und  7  zu  e  abgeschwächt  worden.  Die  Endungen  des  Konj. 
Praet.  sind  also  denen  des  Konj.  Praes.  gleich;  Sg.  -e,  PL  -en.  Umlaut 
ist  im  Konj.  Praet.  nicht  eingetreten. 

Der  Sg.  Ind.  Praet.  war  im  Urgermanischen  stammbetont,  der  PI- 
Ind.  Praet.  und  der  ganze  Konj.  endungsbetont;  darum  ist,  wie  in  §  152 
näher  ausgeführt,  bei  den  ablautenden  Verben  der  Verbalstamm  des  PI, 
Ind,  und  des  Konj.  Praet.  von  dem  des  Sg.  Praet.  verschieden.  Im  Alt- 
englischen ist  auch  die  2.  Sg.  Ind.  von  demselben  Stamme  abgeleitet, 
wie  der  PI.  Ind.  und  der  Konj. 

Das  Praeteritum  der  starken  Verba  wird  demnach  im  Altenglischen 
folgendermaßen  flektiert: 


Indikativ        Konjunktiv 


Indikativ 


Konjunktiv 


1.  Sg. 

2.  Sg. 

3.  Sg. 
PI. 


band,  bond 
blinde 
band,  bond 
bundon 


blinde 
blinden 


Vollständige  Paradigmen   des  starken  Praet.   s.   §   189. 


§  182.     Flexion  des  Part.  Praet.  der  starken  Verba. 

Das  Part.  Praet.  der  starken  Verba  ging  im  Urgermanischen  auf 
*-anaz-  (idg.  -onos)  aus.  Auf  den  urg.  Ausgang  ^-enaz  deutet  der  Über- 
gang von  ae.  a  zu  se  im  Part.  Praet.  der  sechsten  Klasse  der  starken 
Verba,  auf  urg.  -inaz  das  vereinzelte  Vorkommen  von  «-Umlaut,  z.  B. 
cymen  gekommen   neben   cumen  (§  154),  eegen  eigen  neben  äfien  (§  191). 

Im  Altenglischen  ist  die  unbetonte  Endsilbe  -az  abgefallen.  Das 
Part.  Praet.  der  starken  Verba  endet  stets  auf  -m,  z.  B.  boren  getragen, 
holpen  geholfen,  btinden  gebunden,  slagen,  slaegen  geschlagen  etc. 

Häufig,  aber  nicht  regelmäßig,  tritt  vor  einfache  Verba  im  Part. 
Praet.  das  Praefix  ge-,  z.  B.  gecoren  auserlesen,  geholpen  geholfen,  ge- 
himden  gebunden  etc. 


§  1<S'2,  183J         Flexion  des  Praer.  der  starken  Verba.  301 

Das  Part.  Praet.  der  starken  Verba  wird  nach  der 
starken  und  schwachen  Adjektivdeklination  flektiert,  doch 
ist  die  Endung  -u  im  N.  Sg.  F.,  N.  A.  PI.  N.  in  der  Regel 
abgeworfen,  z.  B.  N.  Sg.  gecoren,  gecoreni^u),  gecoren,  A.  Sg. 
gecorenne,  gecorene,  gecorni,  N.  A.  PI.  gecorene,  gecorena,  -e, 
gecoren(ii)  etc. 

Nach  langer  Stammsilbe  wird  vor  vokalisch  beginnenden 
Endungen  der  Mittelvokal  gewöhnlich  ausgestoßen,  z.  B. 
N.  Sg.  gebunden,  gebunden{u),  gebunden,  A.  Sg.  gebundenne, 
gebundne,  gebunden,  N.  A.  PI.  gebimdne^  gebundna,  -e,  ge- 
bundenen). 

b)  Flexion  der  schwachen  Yerba. 

§  183.     Flexion  des  Praesens  der  Yerba  der  ersten 
schwachen  Konjugation. 

Die  eigentlichen  Flexionsendungen  des  Praesens  der 
schwachen  Verba  sind  denen  der  starken  Verba  gleich, 
s.  §  177.  Da  nun  die  im  Praet.  auf  -/  ausgehenden  Stämme 
der  ersten  schwachen  Konjugation  das  auslautende  /  mit  dem 
Ableitungssuffix  ,/  des  Praesensstammes  zu  einfachem  J  ver- 
schmolzen haben  (§  170),  so  stimmt  die  Flexion  des  Praesens 
sowohl  der  ursprünglich  auf  -i  ausgehenden  (§  170  f.)  wie 
der  konsonantisch  auslautenden  (§  172)  Verbalstämme  der 
ersten  schwachen  Konjugation  mit  der  der  starken  Verba 
mit  j-Praesens  (§  180)  völlig  überein. 

Es  ist  also  bei  den  kurzsilbigen  Stämmen  wie  im  In- 
finitiv so  auch  vor  den  übrigen  ursprünglich  dunkelvokalischen 
Endungen  des  Praesens  das  Ableitungssuffix  j  nach  r  im 
Altenglischen  erhalten  geblieben,    z.   B.   nerian   retten,   Ind. 

1.  Sg.  nerie,  3.  PI.  neriap,  Konj.  Sg.  nerie,    PL  nerien;   Imp. 

2.  PI.  neriaj),  flekt.  Inf.  tö  nerianne,  Part,  neriende,  bei  Ge- 
minierung  des  vorhergehenden  Konsonanten  aber  abgefallen 
z.  B.  fremman  vollbringen,  Ind.  1.  Sg.  fremnte,  3.  PI.  freininaj), 
Konj.  Sg.  fremme,  PL  fremmen,  Imp.  2.  PL  fremmaj),  flekt. 
Inf.  tö  fremmanne,  Part,  fremmende,  ebenso  settan  setzen, 
sette,  setta])  etc.;  tellan  erzählen,  feile,  fellaj)  etc.,  f^frecc{e)an 
strecken,    strecce,    strecc(e)a]j  etc.,    ebenso    nach   ursprünglich 


302  Altenglisch.  [§  183,  18:t 

langsilbigen  Stämmen,  z.  B.  dselan  teilen,  Ind.  1.  Sg.  dsele, 
3.  PL  d^Ia]),  Konj.  Sg.  dgele,  PI.  dselen,  Imp.  2.  PL  däela]), 
flekt.  Inf.  /"ö  ddelanne,  Part,  dselende,  ehen?,o  fijllan  tüWcn,  ft/lle, 
fyllap  etc.,  sendan  senden,  se»f/e,  sendap  etc.,  sec{e)an  suchen, 
5ef?,  sec(e)ap  etc.,  ivyrc{e)an  wirken,  w^/rcg,  wyrc{e)ap  etc. 

In  der  2.  3.  Sg.  Ind.  ist  aber  auch  hier  das  Ableitungs- 
sufflx  _/  schon  früh  mit  dem  folgenden  t  der  urg.  Endungen 
-is,  -ij)  zu  /  verschmolzen.  Es  kommt  darum  im  Altenglischen 
das  sonst  auf  r  folgende  /  und  die  Gemination  des  auslauten- 
den Stammkonsonanten  in  Wegfall.  Die  2.  3.  Sg.  Ind.  lautet 
also:  nerest,  nere])  —  fremest,  fremep ;  feiest,  felep  —  deel{e)sf, 
deel(e)p,  sec{e)st;  sec{e)p  etc.  Bei  den  Verben  mit  dem  Stamm- 
auslaut liv,  rw  fällt  das  iv  vor  e  in  der  Regel  aus,  z.  B. 
gierest,  gierep  zu  gier ir an  bereiten. 

Der  Vokal  der  Endsilbe  wird  auch  hier  oft  ausgestoßen, 
und  es  zeigen  daun  die  verkürzten  Formen  der  2.  3.  Sg.  Ind. 
dieselben  Aenderungen  des  Stammauslauts  oder  der  Endung 
wie  bei  den  starken  Verben  (§  178),  also  z.  B.  fijlst,  fijlp  zu 
fijllan  füllen,  setst,  sef(t)  zu  settan  setzen,  gretst,  gret{t)  zu 
gretaii  grüßen,  liest,  liest  zu  liesan  lösen  etc. 

In  der  endungslosen  2.  Sg.  Imper.  wurde  das  in  den 
Auslaut  tretende  /  zu  i  vokalisiert,  das  im  Altenglischen 
nach  kurzer  Stammsilbe  als  e  erhalten  blieb,  z.  B.  nere,  freme, 
sete,  tele,  strece,  auch  giere  für  '^gier(w)i  etc.,  nach  langer 
Stammsilbe  aber  abfiel,  z.  B.  dsel,  fyll,  send,  sec,  penc  etc. 
In  der  späteren  Zeit  nehmen  auch  die  langsilbigen  Stämme 
mitunter  ein  e  im  Imper.  au,  z,  B.  cysse. 

Der  durch  das  folgende  ,/  bewirkte  Umlaut  des  Wurzel- 
vokals (§  170—172)  bleibt  in  allen  Praesensformen  bestehen. 

Vollständige  Paradigmen  s.  §  190,  a  — s. 

§  184.     Flexion  des  Praesens  der  zweiten  schwachen 
Konjugation. 

Vor  allen  ursprünglich  dunkelvokalischen  Endungen  des 
Praes.  wird,  wie  im  Infinitiv  (§  173),  der  Stammauslaut  ö 
durch  das  folgende  Ableitungssuffix  j  zunächst  zu  e,  später 
zu  i  umgelautet,   mit  dem   das   folgende  j  verschmilzt,   also 


8  184:,  1S5]    Flexion  des  Praesens  der  scliwachen  Ycrba.  303 

z.  B.  Inf.  maclan  machen  {*maA-ö-j-aii),  Ind.  1.  Sg.  macle, 
3.  PL  macla}),  Konj.  Sg.  macle,  PL  macieii,  Imp.  2.  PL  macioj); 
flekt.  Inf.  /ö  macianne,   Part,  maciende. 

In  der  2.  3.  Sg.  Ind.  gingj  vor  dem  /  der  urg.  Endungen 
-is,  -ip  schon  früh  verloren  und  der  sich  nunmehr  ergebende 
Diphthong  öi  wurde  (über  oi,  ai)  im  Altcnglischen  zu  ä,  a 
vereinfacht.  Die  2.  3.  Sg.  Ind.  der  zweiten  schwachen  Kon- 
jugation lautet  also:  niaras(t),  maca]).  Eine  Verkürzung  dieser 
Formen  durcli  Ausstoßung  des  Vokals  der  Endsilbe  findet 
niemals  statt. 

In  der  2.  Sg.  Imp.  wurde  das  in  den  Auslaut  tretende 
j  zu  /  vokalisiert,  das  wiederum  mit  dem  vorhergehenden 
Stammauslaut  ö  zu  dem  Diphthongen  öi  verschmolz,  der  im 
Altenglischen  (über  oi,  ai)  zu  a  vereinfacht  wurde,  z.  B.  f)Mca. 

Der  ursprüngliche  Wurzelvokal  blieb  in  der  zweiten 
Konjugation  stets  unvercändert  (§  173). 

Das  Verbum  contractum  freogean  lieben  (^''frijö-jan)  be- 
hält das  J  (geschrieben  ge)  vor  allen  ursprünglich  dunkel- 
vokalischen  Endungen  bei,  also:  freogean  lieben,  Ind.  1,  Sg. 
freoge,  3.  PL  freogeap,  Konj.  Sg.  freoge,  PL  freogen,  Imp. 
2.  PL  freogeap,  flekt.  Inf.  tö  freogeanne,  Part,  freogende.  Vor 
urg,  /  in  der  2.  3.  Sg.  Ind.  fiel  j  ab  und  das  e  der  Endung 
wurde  von  dem  vorhergehenden  Diphthongen  absorbiert: 
freosf,  freojj.  In  der  endungslosen  2.  Sg.  Imp.  wurde  das  in 
den  Auslaut  tretende  j  zu  i  vokalisiert,  das  nach  dem  Diph- 
thongen abfiel:  freo.  VgL  die  Verba  contracta  der  dritten 
schwachen  Konjugation  §  185. 

Vollständige  Paradigmen  s.  §  190,  t,  u. 

§  185.     Flexion  des  Praesens  der  Yerlja  der  dritten 
schwachen  Konjugation. 

Die  vier  kurzsilbigen  Stämme  haha-j-,  liha-j-,  saya-j-, 
Jioya-j-  werfen,  wie  im  Infinitiv  (§  174),  so  auch  vor  den 
übrigen  ursprünglich  dunkclvokalischen  Endungen  den  un- 
betonten Mittelvokal  a  aus.  Das  Praesenssuffix  j  fällt  im 
Altcnglischen   ebenfalls    ab,    nachdem   es   Verdoppelung   des 


304  Altcnglisch.  [§  185 

vorhergehenden  Konsonanten  und,  soweit  möglich,  Umlaut 
des  Wurzelvokals  bewirkt  hatte,  also:  secg(e)an  sagen 
{*saya-J-an),  Ind.  1.  Sg.  secge,  3.  PL  sec(/(e)a]),  flekt.  Inf.  fö 
secg(e)anne,  Part,  secgende  —  hgcg{e)an  denken,  Ind.  1.  Sg. 
hycge,  3.  PI.  hijcg{e)a]) ;  Konj.  Sg.  hgcge,  PL  hycgen;  Imp. 
2.  PL  hycg{e)aj),  flekt.  Inf.  fö  hijcy(e)anne,  Part,  hycgende  — 
ohne  Veränderung  des  Wurzelvokals  durch  Umlaut:  libban 
leben,  Ind.  1.  Sg.  lihhe,  3.  PL  Uhhal),  Konj.  Sg.  libbe,  PL  libben, 
Imp.  2.  PL  libbap,  flekt.  Inf,  /ö  libbanne,  Part,  libbende,  auch 
lifian;  Ufie,  lißap;  liße,  Ußen;  lißa]);  fö  lißanne;  liß(g)ende 
—  mit  Uebergang  von  a  zu  m  vor  den  im  Altenglischen 
f'-haltigen  Endsilben:  habban  haben;  Ind.  1.  Sg.  hsebbe,  3.  PL 
habba])^  Konj.  Sg.  heebbe,  PL  heebben,  Imp.  2.  PL  habbap ; 
flekt.  Inf.  /ö  habbcmne,  Part,  hsebbende. 

In  der  2.  3.  Sg.  Ind.  ist  das  Praesenssuffix  /  vor  dem  i 
der  urg.  Endungen  -is,  -ip  ausgefallen  und  der  Stammauslaut 
a  mit  dem  /  der  Endung  zu  dem  Diphthongen  ai  verschmolzen, 
der  im  Altenglischen  ä,  a  ergab.  Der  Wurzelvokal  ist  vor 
den  nunmehr  dunkelvokalischeu  Endungen  urg.  *-ais^  *-aip, 
ae.  -as(f),  -u])  unverändert  geblieben,  also:  hafasf,  hafap;  lifasf, 
Ufa])  oder  mit  «-Umlaut  (§  71)  Uofasf,  Uofa});  sagasf,  sagap; 
hogasf,  Jiogap. 

Ebenso  ist  in  der  endungslosen  2.  Sg.  Imp.  das  in  den 
Auslaut  tretende  a  +  J  zu  urg.  «/,  ae.  ä,  a  geworden:  liafa, 
Ufa  oder  mit  ?/ -Umlaut:  Uofa,  saga,  hoga. 

Neben  hafast,  hafap;  sagasf,  sagap;  hogasf,  Jiogap  finden 
sich  im  Westsächsischen  auch  verkürzte  Formen  mit  Aus- 
stoßung des  a  der  Endung  und  Uebergang  des  Wurzelvokals 
ff  in  ae,  0  («)  in  y,  also:  heefsf,  hdefp;  seegsf,  ssegp;  hyg{e)sf, 
hyg{e)p,  neben  saga,  hoga  auch  seege,  hyge. 

Die  Negation  ne  verschmilzt  mit  habban  etc.  zu  nahban 
nicht  haben,  nsebbe,   nafasf,    nsefst,  nafap,   mxfp,    nabbap  etc. 

Die  Verba  contracta  feogean  hassen  (*ßja-jan),  preagean 
drohen  {^praira-jan),  smeagean  denken  Q'SDum-a-Jau)  behalten 
das  j  (geschrieben  ge)  vor  allen  ursprünglich  dunkelvokalischeu 
Endungen  in  konsonantischer  Funktion,  also  ohne  Umlaut 
des  Wurzelvokals  bei,  z.  B.feogmn  hassen,  Ind.  1.  Sg.feoge, 


§  185,  186]      Flexion  des  Praet.  der  schwachen  Verba.  305 

3.  PL  feogeap,  Konj.  Sg.  ßoge,  V\.  feogen,  Imp.  2.  V\.  feogea}), 
flekt.   Inf.    tö  feogeanne,   Part,   feogende.     Vor  urg.  i  in  der 

2.  3.  Sg.  Ind.  fiel  aber  /  ab  und  auch  das  e  der  Endung 
Avurde  synkopiert:  feo.'^f,  ßop.  In  der  endungslosen  2.  Sg. 
Imp.  wurde  das  in  den  Auslaut  tretende  ,/  zu  /  vokalisiert, 
das  nach  dem  Diphthongen  abfiel:  ßo  etc.  Diese  Verba 
werden  also  ebenso  flektiert  wie  ß-eogran  lieben  (§  184). 

Vollständige  Paradigmen  s.  §  190,  u— y. 

§  186.     Flexion  des  Praet.  der  schwachen  Yerha. 

Die  Flexionsendungen  des  Ind.  Praet.  der  schwachen  Verba  lauteten 
im  Urgermanischen:  1.  Sg.  *-döm  (idg.  *-dhäm),  2.  Sg.  *-des  (idg.  *-dhes), 

3.  Sg.  *-d(~p  (idg.  *-dhet),  3.  PI,  *-dunp  (idg.  *-dhnf).  Im  Altenglischen 
fiel  in  der  1.  3.  Sg.  der  auslautende  Kensonant  ab.  Der  vorhergehende 
Vokal  wurde  in  beiden  Fällen  zu  -e,  sodaß  die  Endung  der  1.  3.  Sg. 
gleichmäßig  -de,  hei  den  Verben,  welche  das  (/  der  Ableitungssilbe  nach 
stimmlosen  Konsonanten  in  f  verwandelt  hatten  (§  170 — 172),  -te  lautete. 
Das  auslautende  s  der  2.  Sg.  blieb  aber  im  Altenglischen,  weil  es,  wie 
im  Praesens  (§  177),  durch  das  antretende  Pronomen  der  2.  Sg.  pü  ge- 
schützt wurde,  sodaß  sich  als  Endung  der  2.  Sg.  -dest  {*despH)  neben 
-des,  resp.  -fest  neben  -fes  ergab.  Die  Endung  der  3.  PI.,  die  auch  für 
die  1.  und  2.  PI.  eintrat,  wurde  im  Altenglischen  nach  Abfall  des  aus- 
lautenden p  zu  -ditn,  später  gewöhnlich  -don  resp.  -to)i. 

Der  Konjunktiv  hatte,  wie  bei  den  starken  Verben,  den  Modus- 
charakter -1-.  Die  Endungen  der  drei  Personen  des  Sg.,  urg.  *-dhii,  *-dts, 
*-dip,  ergaben  im  Altenglischen  nach  Abfall  des  auslautenden  Konsonanten 
und  Abschwächung  von  ^  zu  e  die  gemeinsame  Endung  -de,  nach  stimm- 
losen Konsonanten  -fe.  Im  Plural  wurde  urg.  *-dwp)  zu  -den  resp.  -ten 
abgeschwächt. 

Das  Praeteritum  der  schwachen  Verba  lautete  also  im 
Altenglischen  z.  B.:  Ind.  1.  Sg.  nerede,  2.  Sg.  neredes(t), 
3.  Sg.  nerede,  PI.  neredon;  Konj.  Sg.  nerede,  PL  nereden.  — 
Ind.  1.  Sg.  sefte,  2.  Sg.  setfes(t),  3.  Sg.  setfe,  PL  sefton;  Konj. 
Sg.  setfe,  PL  setten  (la) ;  —  Ind.  1.  Sg.  deelde,  2.  Sg.  dseldes{t), 
3.  Sg.  dMde,  PL  deeldon;  Konj.  Sg.  däelde,  PL  deelden-^  Ind. 
1.  Sg.  cepte,  2.  Sg.  ceptes{f),  3.  Sg.  cüpte,  PL  cepton\  Konj. 
Sg.  cepte,  PL  cepten  (Ib) ;  —  Ind.  1.  Sg.  tealde,  2.  Sg.  tealdes(t), 
3.  Sg.  tealde,  PL  tealdon;  Konj.  Sg.  tealde,  PL  tealden;  Ind. 
1.  Sg.   söhte,   2.  Sg.   s-5htes(t),   3.  Sg.  söhte,  PL  söhton;  Konj. 

Kalnza.  Histor.  fTrammaük  d.  engl.  Sprache.    I.    2.  Aufl.  20 


306  Altenglisch.  [§  186—188 

Sg.  sollte,  PL  sbhten  (Ic);  —  Ind.  1.  Sg.  macöde,  2.  Sg.  ma- 
cödes(t),  3.  Sg.  macöde,  PL  macödon,  macedon;  Konj.  Sg. 
macöde,  PL  mcicöden  (II);  —  Ind.  1.  Sg.  hsefde,  2.  Sg.  Äa;/- 
(7es)',  3.  Sg.  hdefde,  PL  hsefdon;  Konj,  Sg.  hßefde,  PL  hsefden  (III). 
Vollständige  Paradigmen  s.  §  190. 

§  187.     Flexion   des  Part.  Praet.   der  schwachen  Yerba. 

Der  Ausgang  des  Part.  Praet.  der  schwachen  Verba  im  N.  Sg.  M. 
war  -d  (urg.  *daz  aus  idg.  -fös),  nach  stimmlosen  Konsonanten  -t  (§  170 
bis  172).  Bei  einfachen  Verben  wird  gewöhnlich  die  Vorsilbe  ge-  vor- 
gesetzt, z.  B.  genered,  geset(t)  (la),  gedißled,  geceped  (Ib),  geteald,  gesöht 
(Ic),  gemacöd  (II),  gehxfd  etc.  (III). 

Die  schwachen  Part.  Praet.  können  ebenfalls  als  Ad- 
jektiva  dekliniert  werden ;  doch  ist  die  Endung  -u  im  N. 
Sg.  F.  und  N.  A.  PL  in  der  Eegel  abgefallen. 

Der  Vokal  der  Mittelsilbe  bleibt  bei  den  kurzsilbigeu 
Stämmen  der  ersten  schwachen  Konjugation  stets  erhalten, 
z.  B.  N.  Sg.  genered,  genered{ti),  genered,  A.  Sg.  generedne, 
generede,  genered,  N.  A.  PL  generede,  genereda,  -e,  genered(n), 
ebenso  bei  allen  Verben  der  zweiten  schwachen  Konjugation, 
z.  B.  N.  Sg.  gesealföd,  gesealföd{H),  gesealföd,  A.  Sg.  gesecd- 
födne,  gesealföde,  gesealföd,  N.  A.  PL  gesealföde,  gesealföda,  -e, 
gesealföd(i().  Nach  den  langsilbigen  Stämmen  der  ersten 
schwachen  Konjugation  wird  er  aber  vor  vokalisch  be- 
ginnenden Endungen  ausgestoßen  und  es  ergeben  sich  hierbei 
dieselben  Lautänderungen  wie  bei  der  Bildung  des  Praet., 
z.  B.  N.  Sg.  gedseled,  gedseled(u),  gedseled,  A.  Sg.  gedeeledne, 
gedselde,  gedeeled,  N.  A.  PL  gedeelde,  gedeelda,  -e,  gedeeled(ti)  ■ — 
N.  Sg.  geceped,  geceped{u),  geceped,  A.  Sg.  gecepedne,  gecepte, 
geceped,  N.  A.  PL  gecepte,  gecepta,  -e,  geceped{n). 

§  188.    Dialektische  Verschiedenheiten  in  der  Flexion  der 
alteuglischen  Yerha. 

In  der  Form  der  Flexionsendungen  unterscheidet  sich 
der  au g tische  (nordhumbrische  und  mercische)  Dialekt 
mehrfach  von  dem  westsächsiscben  und  kentischen. 


§  188]  Dialekt.  Verschiedenheiten  in  der  Verbalflexion.  307 

In  der  1.  Sg.  Ind.  Praes.  hat  sich  im  Nordhumbrischen  und  Mer- 
cischen  die  ältere  Endung  -u,  -o  erhalten,  während  sie  im  Westsächsischen 
und  Kentischen  schon  früh  durch  -e  verdrängt  wurde.  Auch  die  2.  Sg. 
behielt  dort  länger  als  im  Westsächsischen  die  ältere  Endung  -es  ohne 
Anfügung  von  f  (aus  dem  Pronomen  Jm). 

An  Stelle  der  lautgesetzlich  aus  idg.  *-eti,  *-ontl  entwickelten  ae. 
Endungen  -ep^  -ap  in  der  3.  Sg.  PI.  Praes.  zeigt  das  Nordhumbrische 
(aber  nicht  das  Mercische)  häufig  die  Ausgänge  -es,  -as,  z.  B.  himles, 
himlus,  und  es  bleibt  auch  in  mittelenglischer  Zeit  die  Endung  -e>i  in 
der  3.  Sg.  PI.  Ind.  Praes.  ein  wichtiges  Kennzeichen  des  nordhumbrischen 
Dialekts  (§  204). 

Die  verkürzten  Formen  der  2.  3.  Sg.  Ind.  Praes.  (§  178)  sind  im 
Nordhumbrischen  und  Mercischen  sehr  selten,  und  es  fehlt  dort  in  der 
Regel  auch  der  Umlaut,  also  z.  B.  helpu^  helpes,  helpep  (ndh.  helpes), 
helpap  (ndh.  helpas). 

Bei  Verben  mit  dem  Stamm auslaut  h  (§  179)  wird  das  h  in  den 
anglischen  Dialekten  auch  in  der  2.  3.  Sg.  Ind.  Praes.  ausgestoßen,  weil 
auch  dort  vokalische  Endung  -es,  ■  -ep  vorliegt  (s.  o.),  also  s'ist,  sip 
{*sthist,  *sihip)  zu  scon  sehen,  slsest,  slsep  zu  slän  schlagen.  In  der 
2.  Sg.  Imp.   aber  bleibt  das   in  den  Auslaut  tretende  A,   z.  B.  seh,   slah. 

Das  auslautende  n  im  Inf.  und  im  PI.  Konj.  Praes.  und  Praet.  wird 
in  den  anglischen  Dialekten  häufig  abgeworfen,  z.  B.  Inf.  hinda  binden, 
Praes.  Konj.  Sg.  PL  binde,  Praet.  Konj.  Sg.  PI.  bunde;  dagegen  bleibt  n 
im  PI.  Ind.  Praet.  und  im  Part.  Praet.  stets  erhalten,  z.  B.  Praet.  Ind. 
PI.  bundon,  Part.  Praet.  bunden. 

Im  Inf.,  in  der  1.  Sg.  und  3.  PI.  Ind.  Praes.  und  im  Part.  Praes. 
tritt  vor  den  dunklen  Vokalen  der  Endungen  häufig  ?(-Umlaut  (§  57,  d. 
62,  e)  ein,  z.  B.  beora  tragen,  Ind.  Praes.  beoru,  beres,  berep  (ndh. 
beres),  beorap  (ndh.  beoras),  Part.  Praes.  beorende  —  feara  fahren, 
gehen;  Ind.  Praes.  feara,  fares,  farep  (ndh.  fares),  fearap  (ndh.  fearas) 
Part.  Praes.  fearende. 

Die  Flexionsendungen  des  Ind.  Praes.  der  zweiten  schwachen  Kon- 
jugation lauten  in  den  anglischen  Dialekten  in  der  Regel:  1.  Sg.  -iu,  -io, 
2.  Sg.  -as,  -es,  3.  Sg.  -ap,  -ep  (ndh.  -as,  -es),  PI.  -iap,  -ap  (ndh.  -as),  also 
z.  B.  1.  Sg.  salfiu,  salfio,  2.  Sg.  salfas,  salfes,  3.  Sg.  salfap,  salfep  (ndh. 
auch  salfas,  salfes),  PI.  salflap,  salfap  (ndh.  auch  salfas).  Das  Part. 
Praes.  endet  auf  -ende  oder  -unde,  z.  B.  salfende,  salfande.  Das  Praet. 
geht  gewöhnlich  auf  -ade,  das  Part.  Praes.  auf  -ad  aus,  z.  B.  salfade, 
(jesalfad. 

Im  Kentischen  hat  die  1.  Sg.  Ind.  Praes.  wie  im  Westsächsischen 
die  Endung  -e.  In  der  2.  Sg.  erhielt  sich  auch  dort  die  Endung  -es 
länger  als  im  Westsächsischen. 

20* 


308 


Altenglisch. 


[§  188-190 


Die  verkürzten  Formen  der  2.  3.  Sg.  Ind.  Praes.  sind  auch  dem 
kentischen  Dialekt  eigen;  doch  ist  der  Umlaut  dort  mitunter  nicht  mehr 
vorhanden.  Das  Praet.  und  Part.  Praet.  der  Verba  der  zweiten  schwachen 
Konjugation  geht    auch    im  Kentischen    gewöhnlich    auf    -ade,    -ad    aus. 

§  189,  190.    Paradigmen  der  starken  nud  schwachen 

Terha. 

Die  folgenden  Paradigmen  der  starken  und  scliwaclien 
Verba  sind  nacli  den  in  §  152.  159.  169  näher  besprochenen 
Klassen  geordnet.  Zugleich  ist  bei  Auswahl  der  Paradig- 
men darauf  Rücksicht  genommen  werden,  daß  die  verschiedenen 
Eigentümlichkeiten  der  altenglischen  Verbalflexion,  wie 
grammatischer  Wechsel,  Kontraktion  bei  Ausfall  von  h,  j- 
Praesentia,  Umlaut  des  Wurzelvokals  und  Verkürzung  der 
2.  3.  Sg.  Ind.  Praes.  durch  je  einige  Beispiele  vertreten  sind. 


189.     Paradigmen  der  starken  Verba. 


A. 

Ab- 
lautende 
Verba 

a) 

sprecan 

sprechen 

(I) 

b) 

giefan 

geben 

(I) 

c)              d) 

seon           sittan 

sehen         sitzen 

(I)               (I) 

e) 

hiddan 

bitten 

(I) 

f) 

licg{e)an 

liegen 

(I) 

rind.  1.  Sg. 

2.Sg. 

S.Sg. 

1.  2.  3.  PI. 

sprece 
spric{e)st 
spric{e)p 
\sprecap 

giefe 
gifest 

gifep 
giefap 

seo 

si{e)hsf 
si{e)Jip 
seop 

Sitte 
sifst 
sit{t) 
sittap 

bidde 
hitst 
hit{t) 
hiddup 

liege 
ligie)st 
lig{e)p 
licgeap 

1=1 

Vi 

Konj.  Sg. 
PL 

sprece 
sprecen 

giefe 
giefen 

seo 
seon 

Sitte 
Sitten 

hidde 
hidden 

liege 
liegen 

Imp.2.Sg. 
2.  PI. 

Spree 
sprecap 

giefaj) 

seoh 
seop 

Site 
sittap 

hide 
biddap 

lige 
licg{e)ap 

Inf. 
{tö) 

sprecan 
sprecanne 

giefan 
giefanne 

seon 
seonne 

fiittan 
sittan  ne 

hiddan 
hiddanne 

licg{e)an 
licg{e)anne 

^         Part. 

sprecende 

giefenäe 

seon  de 

sittenäe 

hiddende 

liegende 

s 

S3 

'S 

*1 

rind.  1.  Sg. 

2.Sg. 

S.Sg. 
1.  2.  3.  PI. 

sp>ra£c 
sprä&ce 
sprsec 
sprxcon 

geaf 
geafe 
geaf 
geäfon 

seah 
säwe 
seah 
säwon 

sset 
säste 
sset 
smton 

baed 
bsede 
baed 
bäedon 

Iseg 

Isege 

laeg 

leegon 

Konj.  Sg. 
PI. 

sprsece 
sprsecen 

geäfe 
geäfen 

sätve 
säwen 

säete 
säeten 

bäede 
bxden 

liege 
Isegen 

Part. 

sprecen 

giefen 

{ge)seiven 

seien 

heden 

{ge)legen 

189] 


Paradigmen  der  starken  Verba. 


309 


A. 

Ab- 
lautende 
Verba 

heran 

tragen 

(11) 

h) 

niinan 

nehmen 

(11) 

i) 

(■HDian 

kommen 

(11) 

k) 

bindan 

binden 

(III) 

1) 

tveoräan 

werden 

(III) 

m) 

helpaa 

helfen 

(III) 

Ind.  1.  Sg. 

2.Sg. 

3.Sg. 
1.2.  3.  PI. 

he)-e            nime 
bir-{e)st       nim{e)st 
b/r{e)p       n/m{e)J) 
herap         nimap 

cume 
ci/m{e)sf 
ci/m{e)p 
camap 

binde 
bintst 
bint 
biiidap 

iveoräe 
wierst 
wierp 
tceorctup 

helpe 
hilpst 
hilpp 
helpap 

Ö 

Konj.  Sg. 
PI. 

here 
beren 

nime 
nimen 

cijme 
cymen 

binde 
binden 

weorde 
weoräen 

helpe 
helpen 

_JH 

Imp.2.Sg. 
2.  PI. 

ber 
berap 

nim 
nimap 

cum 
ctimap 

bind 
bindap 

weorp 
weoräap 

help 
helpap 

Inf. 

im 

beran 
bei-anne 

niman 
ni  manne 

cuman 
ciimanne 

bindan         tveoräan 
bindanne     weardanne 

helpan 
helpanne 

^        Part. 

berende 

nimende 

cumende    bindende      weoräende 

helpende 

find.  1.  Sg. 

2.  Sg. 

3.Sg. 
1.  2.  3.P1. 

baer 
beei-e 
beer 
bgeron 

nam,nöiii 
nöme 
nam,  nöm 
nömon 

cimm         band.bond  tvearp 
cwöme        bände           wurde 
ciröm         \band,bo7id  tcearp 
ca:ömon      biindon        tvurdon 

healp 
hulpe 
healp 
hul2)0H 

o 

Konj.  Sg. 
PI. 

beere           nöme 
bmren        nömen 

cwöme        hunde           wurde 
civömen      hnnden      1  wurden 

hulpe 
hiilpen 

Part. 

boren 

numen 

cumen,  [y) 

bunden 

tvorden 

holpen 

A. 

Ab- 
lautende 
Verba 

n)               0) 

icrifan    ,     stigan 

schreiben     steigen 

(IV)            (IV) 

P) 

ivrcon 

bedecken 

(IV) 

q) 

ceosan 

wählen 

(V) 

r) 

fleon 

fliehen 

(V) 

s) 

lucan 

schließen 

(V) 

find.  l.Sg. 

i^.Sg. 

3.Sg. 

1.2.  3.  PI. 

wrlte           sfige 
wrl.t{e)i$t     Stilist 
wrlt(t)         stihp 
wr'dap         stigap 

wreo 
wrihst 
wnhp 
wreop 

ceose 
clest 
ciest 
ceosap 

fleo 
fliehst 
fliehp 
fleop 

lüce 
lycst 
lycp 
lücap 

Konj.  Sg. 
PI. 

tvrite           stige 
tvriten        sttgen 

wreo 
tvreon 

ceose 
ceosen 

fleo 
fleon 

lüce 
lücen 

e3 

P-t 

Imp.2.Sg. 
2.  PI. 

writ            siig 
wrltap         sttgap 

ivnh 
wreop 

ceos           i  ßeoh 
ceosap       1  ßeop 

lue 
liicap 

Inf.    writan        stigan 
{tö)    tvritanne    stlganne 

wreon         ceosan 
wreonne      ceosanne 

fleon 
fleonne 

lücan 
lücanne 

^        Part. 

1 

writende 

stlgende 

wreonde      ceosende 

fleonde 

lücende 

find.  l.Sg. 

2.Sg. 

3.Sg. 
1.  2.  3.  PI. 

u-rät 
irrito 
wrät 
tcriton 

stäh 
stige 
stäh 
stigon 

wräh           ceas 
wrige           eure 
wräh           ceas 
wrigon      j  curon 

fleah 
fluge 
fleah 
flugon 

leäc 
luce 
leac 
lucon 

Konj.  Sg. 
PI. 

wrlte           stige 
writen         stigen 

IV  r  ige 
wrigen 

eure             fluge            luce 
euren          flugen         lucen 

^        Part.| 

writen 

stigen 

wrigen 

coren 

flogen 

locen 

310 


Altengüsch. 


[§  189 


A. 

Ab- 

lautende 

Verba 

t) 

faran 

fahren 

(VI) 

n) 

stand  an 

stehen 

(VI) 

V) 

slran 

schlagen 

(VI) 

w) 

siverian 

schwören 

(VI) 

X) 

hehhan 

heben 

(VI) 

y) 

hliehhan 

lachen 

(VI) 

find.  1.  Sg. 

2.Sg. 

3.Sg. 
1.2.  3.  PI. 

fare 
fser(e)st 
fmie)p 
farap 

Stande,  (o) 
stentst 
Stent 
standap,  (o) 

slea 
sUehst 
sliehp 
slcap 

swerie 
siverest 
swerep 
stveriap 

hehhe 
hef{e)st 
hef{e)P 
hehhap 

hliehlie 
hliehst 
hliehp 
hliehhap 

w 

VI   J 

Konj.  Sg. 
PI. 

fare 
faren 

Stande,  (o) 
standen,  (o) 

slea 
sJean 

siverie 
swerien 

hehhe 
hehhen 

hliehhe 
hliehhen 

Imp.2.  Sg. 
2.  PI. 

far 
farap 

stand,  (o) 
standap,  (o) 

sleah 
sleap 

stvere 
sweriap 

hefe 
hehbap 

hliehe 
hliehhap 

Inf. 
(^ö) 

faran 
faranne 

standan,  (o) 
standanne,{o) 

slean 
sleanne 

swerian 
swerianne 

hehhan 
hebbanne 

hViehha 
hliehhanne 

i-         Part. 

farende  standende,  (o) 

sleande 

sioeriende 

hehbende 

hliehhende 

S 

find.  1.  Sg. 

2.Sg. 

3.Sg. 

1.2.  3.  PI. 

för 
före 
för 
föron 

stöd 
sföde 
stöd 
stödon 

slöh,  slög 
slöge 
slöh,  slög 
slögon 

stvör 
swöre 
su-ör 
swöron 

W 
hofe 
höf 
hofon 

hlöh,  hlög 
hlöge 
hlöh,  hlöy 
hlögon 

Konj.  Sg. 
PI. 

före 
foren 

stödß 
stöden 

slöge        swöre 
slögen      stvören 

höfe 
höfen 

Möge 
Mögen 

^        Part. ! 

faren 

standen,  (o) 

slagen,se\siroren 

hafen,  (se) 

— 

B. 

Eedupli- 

zierende 

Verba 

a)              b) 

healdan        feallan 
halten         fallen 
(VII)     i     (VII) 

c) 

gangan 
gehen 
(VII) 

d) 

fön 
fangen 
(VIII) 

e) 

ha  tan 

heißen 

(IX) 

f) 

heafan 

schlagen 

(X) 

rind.  1.  Sg. 

2.Sg. 

3.Sg. 
1.  2.  3.  PI. 

healde 
hieltst 
hielt 
healdap 

fealle 
fielst 
fielp 
feallap 

gange,  (o) 
giengst 
giengp 
gangap,  (o) 

fö 

felis  t 
fehp 
fö{a)p 

häte 
heetst 
hset{i) 
hätap 

heate 
bietst 
fnet{t) 
heafap 

<a 
in 
<s  < 

Konj.  Sg. 
PI. 

healde 
healde n 

fealle 
feallen 

gange,  (o) 
gangen,  (o) 

fö 
fön 

häte 
häten 

heate 
heaten 

Imp.2.  Sg, 
2.  PL 

heald 
healdap 

feall 
feallap 

gang,  (o) 
gangap,  (o) 

föh 
fö{a)P 

hat 
hätap 

beat 
beatap 

Inf.  healdan      feallan 
{to)  hcaldanne  feallanne 

gangan,  (o) 
ganganne,  (o) 

fön 
fönne 

hätan 
hätanne 

heatan 
heatanne 

Part. 

healdende   feallende 

gangende,  (6) 

fönde 

hätende 

heatende 

.Ind.  1.  Sg. 

2.Sg. 

3.Sg. 
1.  2.  3.  PI. 

heold 
hcolde 
heold 
heoldon 

feoll 
feolle 
feoll 
feollon 

gieng 
gienge 
gieng 
gle.ngon 

feng 
fenge 
feng 
fengon 

het 
hete 
het 
heton 

beot 
beote 
beot 
beoton 

a 

S-l 

p^ 

Konj.  Sg. 
PI. 

heolde 
Jieolden. 

feolle 
feollen 

gienge               fenge 
glengen             fengen 

hete 
heten 

heote 
heoten 

l         Part. 

heald en 

feallen 

gangen,  (o) 

fangen, {o) 

häten 

heaten 

i<  189,  190] 


Paradigmen  der  schwachen  Verba. 


311 


B. 

Redupli- 
zierende 
Verba 

i        g) 
slsepan 
schlafen 
:      (XI) 

h)                 i) 

gron-an         wepan 

wachsen  j    weinen 

(XII)     i      (XII) 

k) 

cnäiran 
kennen 
(XIII) 

1) 

leefan 
lassen 
(XIV) 

m) 

huan 
bauen 
(XV) 

Ind.  l.Sg. 

2.Sg. 

3.Sg. 

1.  2.  3.  PI. 

1  slmpe 
•  sJ3ep{e)st 
,  smp{e)p 
slaepap 

grötve 
grewst 
grewp 
gröwap 

toepe 
u-ep{e)st 
ivep{e)p 
ivepap 

cnäice 

cneewst 
cnsetrp 
cnäwap 

leste 
liefst 
lse{f)f 
lätap 

hüe 
hü{e)sf 
hü{e)p 
hüup 

d 

Konj.  Sg. 
PI. 

sliepe 
släspen 

gröive 
grötven 

wepe 
wepen 

cnäwe 
cnäioen 

l^te 
lesten 

hüe 
hüen 

PL, 

Imp.  2.  Sg. 
2.  PI. 

släßp 
sleepap 

gröw            loep 
gröivap       wepap 

cnätv 
cnäivap 

l^t 
iMtap 

bü 
hüap 

Inf. 

(tö) 

släepan 
slsepanne 

gröwan       ivepan 
grdivanne    wepanne 

cnäwan 
cnäwanne 

Isetan 
Imtanne 

bilan 
hüavne 

^         Fa.rt.\\  slie2)ende 

gröwende 

wepende 

cnäwende 

Wtende 

büende 

'S 

(V 

find.  1.  Sg. 

2.Sg. 

3.Sg. 
1.  2.  3.  PI. 

slep 
slepe 
slep 
slepon 

greotv 
greowe 
greoiv 
greotoon 

ireop 
nrope 
weop 
ircopon 

cneow 
cneowe 
cneow 
cneotvon 

lef 
lete 
lef 
leton 

bilde] 
bildest] 
bilde] 
büdon] 

Konj.  Sg. 
PI. 

slepe 
slepen 

greowe 
greowen 

weope 
weopen 

cneoive 
cneowen 

lefe              ]hüde] 
lefen            [bilden] 

^         Part. 

släepeii 

gröiren 

tvöpen 

cnäwen 

liefen 

gehn{e)n 

§  190.     Paradigmen  der  schwachen.  Verba. 


Schwache 
Verba 

i 

a)      1        b)              c)              d)              e) 

nerian  '  freminan        setfan        hreddioi      lecg{e)an 

retten    [vollbringen      setzen    [     retten          legen 

da)      !         da)         1        da)        |        da)        |        (la) 

gierwan 
bereiten 

,Ind.  1.  Sg, 

2.Sg. 

3.Sg. 

1.2. 3.  PI. 

nerie 
nerest 
nerep 
neriap 

frenime 
fremest 
fremep 
f  rem  map 

sette 
seist 
set{t) 
settap 

Jiredde 
hredest 
hredep 
hreddap 

lecge 
leg{e)st 
leg{e)p 
lecgeap 

giertre 
gierest 
gierep 
gierwap 

tr: 

d 

Konj.  Sg. 
PI. 

nerie 
nerien 

fremme 
fremmen 

sette 
selten 

hredde 
hredden 

lecge 
lecgen 

gierice 
gierwen 

Imp.2.Sg.  nere 
2.  PL  neriap 

freme 
fremmap 

sete 
settap 

hrede 
hreddap 

lege 
lecg{e)ap 

giere 
gierwap 

Inf. 

(tö) 

nerian 
nerianne 

fremman 
fremmanne 

settan 
settanne 

hreddan 
hreddanne 

lecgean 
lecgeanne 

gierwan 

gierwanne 

Part. 

nerie  nde 

fremmen.de 

seifende 

hreddende 

lecgende 

gierwende 

5 

Ind.  1.  Sg.  nerede 

2.  Sg.  neredes{t 

3.  Sg.  nerede 
1.  2.  3.  PI.  üneredon 

fremede 
fremedes{t) 
fremede 
fremedon 

sette 
seties{t) 
sette 
setton 

hredde 
hreddes{t) 
hredde 
hreddon 

legde 
legdes{t) 
legde 
legdon 

gierede 
gier  ed  est 
gierede 
gieredon 

4)' 

-(^ 
<0 

Ph 

Konj.  Sg.  nerede 
PI.  nereden 

fremede 
fremeden 

sette 
Seiten 

hredde 
hredden 

legde 
legden 

gierede 
gierede  n 

[         Part. 

qenered 

gefremed 

geseted, 
geset{t) 

gehreded 

gelegd 

gegiered 

312 


Altenglisch. 


[§190 


Schwache 
Verba 


Ind.  1.  Sg. 

2.Sg. 

3.Sg. 
1.2.  3.  PI. 


Konj.Sg. 
PI. 


deelan 

teilen 

(Ib) 


diele 
deel(e)st 
diel{e)p 
deelap 


daele 
dElen 


li) 

fyllan 

füllen 

(Ib) 


fylle 
fi/ll{e)st 

.m{e)p 

fyllap 


fylle 
fyllen 


i) 

cepan 

bewahren 

(Ib) 


k) 

pyrstan 

dürsten 

(Ib) 


1) 

send  an 

senden 

(Ib) 


m) 

hyngran 

hungern 

(Ib) 


cepe 
cep{e)st 
ccp{e)]} 
cepap 


cepe 
cepen 


pyrste 
pyrst{est) 
pyrst{ep) 
pyrstap 


pyrste 
pyrsten 


sende 
sentst 
sent 
sendap 


Jiyngre 
liyngrest 
hyngrep 
hyngrap 


sende        \hyngre 
senden      \hyngren 


Inip.2.  Sg. 
2.  PI. 


dm 

däslap 


fyii 

fyllap 


cep 
cepap 


pyrst 
pyrstap 


send 
sendap 


hyngre 
hyngrap 


Inf. 

{tö) 


deelan 
däelanne 


I  fyllan 
fyllanne 


cepan 
cepan  ne 


pyrstan 
pyr  staune 


sendan     \hyngran 
sendan  ne ,  hyngran  ne 


pyr  st  ende 


sendende  \hy}igrende 


Part. 


dselende    \fyllende 


cepende 


/■Ind.  1.  Sg. 

2.Sg. 

3.Sg. 

1.2.  3. PI. 


dMlde 
dmdest 
dselde 
dBldon 


i  fy^fl^ 

\  fifldest 
fylde 
'  fyldon 


cepte 
ceptest 
cepte 
cepton 


pyrste 
pyrstest 
pyrste 
pyrston 


sende  hyngrede 

sendest  hyngredest 

sende  hyngrede 

sendon  hyngredon 


(1h 


Konj.  Sg. 
PI. 


dselde 
dulden 


I  fylfl^ 
\  fylden 


cepte 
cepten 


pyrste 
\  pyrsten 


sende        hyngrede 
senden       hyngreden 


Part.  !|  gedeeled    \  gefylled     \  geceped    I  gepyrsted  \gesend{ed)  'gehyngred 


Schwache 
Verba 

B) 

tellan 

erzählen 

(Ic) 

0) 

strecc{e)an 

strecken 

(Ic) 

P) 

scceati 

suchen 

(Ic) 

q) 

penc{e)an 
denken 

(Ic:) 

r)               s) 

bycg{e)an  '    bringan 

kaufen       bringen 

(Ic)              (Ic) 

find.  l.Sg. 
2.Sg.| 
3.  Sg. 

1.  2.  3.  PI. 

teile            'strecce        \sece 
tel{e)st       \strec{e)st    \sec{e)st 
tel{e)p        \strec{e)p    \sec{e)p 
tellap         1  strecc{e)ap  sec{e)ap 

pence 
penc(e)st 
penc{e)p 
penc{e)ap 

bycge           bringe 
byg{e)st       bring{e)><t 
h[/(<^)P       hrln'g{e)p 
bycgeap       bringap 

xn 

Konj.  Sg. 
PI. 

teile            istrecce        sece             Pence 
teilen          \streccen      secen           pence  n 

bycge          bringe 
bycgen        bringen 

Imp.2.Sg. 
2.  PI. 

tele              strece 
tellap           strecc{e)ap 

sec 
sec{e)ap 

penc 
penc{e)ap 

byge            bring 
bycg{e)ap    bringap 

Inf. 

(tö) 

tellan          strecc{e)an 
tellanne      strecc{e)- 
1           anne 

sec{e)an 
sec  e)anne 

penc{e)an  ''bycg{f)an 
penc{e)an-  bycg{e)an- 

ne\               ne 

bringan 
bringan  ne 

^         Part. 

teilende      streccende 

sccende 

pencende    \bycgende 

bringende 

3 

find.  1.  Sg. 

2.Sg. 

3.Sg. 
1.2.  3.  PI. 

tealde          streahte      söhte 
tealdest      streahtest  sohlest 
tealde         streahte      söhte 
tealdon       streahton  Isöhton 

pöhte          \bohte 
pöhtest       \bohtest 
pöhte          \bohte 
pöhton         bohton 

bröhte 
bröhtest 
bröhte 
bröhton 

Konj.  Sg. 
PI. 

tealde          streahte 
tealdest       streahten 

sohle 
söhten 

pöhte          \hohte 
pöhten        \bohten 

bröhte 
bröhten 

'■        Part. 

\geteuld 

gestreah t 

gesöht 

gepöht 

geboht 

gebröht 

§  190,  191] 


Paradigmen  der  schwachen  Verba. 


313 


Schwache 
Verba 

itiacian 

machen 

(II) 

frcog{e)an 

lieben 

(II) 

V) 

habban 
haben 
(III) 

w) 

lihban 
leben 
(III) 

X) 

secg{e)an 
sagen 
(III) 

y) 

h>/cg{e)an 

denken 

(III) 

Ind.  l.Sg. 

2.  Sg. 

3.Sg. 
1.  2.  3.  PI. 

macie 
macast 
niacap 
manap 

freoge 
freost 
freop 
freog{e)ap 

haebbe 
hafast 
hafap 
habbap 

libbe 
li{o)fast 
li{o)fap 
libbap 

secge 
sagasf 
sagap 
secg{e)ap 

hycge 
hogast 
hogap 
hycg{e)<tp 

1=1 

Konj.  Sg. 
PI. 

inacie           freoge        |  haebbe       ^libbe 
iHcicien        freogen      j  heebbeii     Uibben 

secge 
secgen 

hycge 
hycge)  i, 

S-i 

Imp.  2.  Sg. 
2.  PI. 

maca 
madap 

freo. 
freog{e)ap 

hafa         \li(o)fa 
habbap      libbap 

saga 
secg{e)ap 

hoga 
hycg{e)ap 

Inf. 

(^ö) 

macTait , 
niacianne 

freog{e)a)i 
freogie)- 
anne 

habban 
habbanne 

libhun 
libbanne 

secg{e)an 
secg{e)an- 
ne 

hycg{e)an 
hycg(e)an- 
ne 

Part. 

maciende 

freogende 

haebbende 

libbende 

secgende     hycgende 

g 
3 

i' 

kl 

Jnd.l.Sg. 

2.Sg. 

3.Sg. 
1.  2.  3.  PI. 

macöde 
macödest 
macöde 
macödon{c 

freode 
freodest 
freode 
freodon 

haefde 
haefdest 
haefde 
haefdon 

lifde 
lifdest 
lifde 
lifdon 

saegde          hogde 
saegdest       hogdest 
saegde  »       hogde 
saegdon       'Jiogdon 

Konj.  Sg. 
PI. 

macöde 
macöden 

freode 
freoden 

haefde        lifde            saegde          hogde 
haefden      Ufden          saegden        hogden 

l-        Part. 

gemacöd 

gefreod 

gehapfd 

gelifd 

gesaegd 

gehogd 

§  191.     Die  sog.  Verba  praeterito-piaesentia. 

Wie  im  Griechischen  (olöa  ich  weiß)  und  Lateinischen 
(memini  ich  erinnere  mich,  novi  ich  weiß,  odi  ich  hasse)  gibt 
es  auch  in  den  germanischen  Sprachen  eine  Anzahl  starker 
Praeterita,  die  Praesensbedeutung  angenommen  haben  und 
zu  denen  ein  entsprechendes  Praesens  fehlt;  man  nennt  sie 
Praeteritopraesentia.  Im  Altenglischen  gehören  hierher 
aus  Klasse  I  der  ablautenden  Verba  (§  153):  meeg  ich  mag, 
(jeneah,  beneah  es  genügt,  aus  Klasse  II  (§  154):  sceal  ich 
soll,  man,  mon  (gemmi,  (jnnon)  ich  erinnere  mich,  aus  Klasse  III 
(§  155):  an7i,  oiin  ich  gönne,  ge-onn  ich  gönne,  of-onn  ich 
mißgönne,  cann,  conn  ich  kann,  pearf  ich  darf,  dearr  ich 
wage ;  aus  Klasse  IV  (§  156) :  wäf  ich  weiß,  äg,  äh  ich  habe, 
besitze;  aus  Klasse  V  (§  157):  deag,  deah  ich  tauge,  aus 
Klasse  VI  (§  158):  mM  ich  muß. 


314  Altenglisch.  [§   191 

In  der  Flexion  stimmen  diese  Praeterito-Praesentia  mit  den  Prae- 
teriten  der  entsprechenden  Ablautsklassen  überein.  Die  1.  3.  Sg.  Ind. 
ist  also  endungslos.  Die  2.  Sg.  Ind.  hat  aber  hier  die  alte  Endung  -t 
(§  181)  noch  bewalirt  und  wird  dementsprechend  von  demselben  Stamme 
gebildet  wie  die  1.  3.  Sg.  Ind.,  also:  weaht  i^malt-t),  später  mit  Palatal- 
umlaut (§  57,  aa)  miht  —  scealt,  maust,  ))ionst  {*man-f)  —  ansf  onsf 
{*ann-f),  canst,  const,  {*cctnn-t),  pearft  {*])((rf-t),  dearst  {*clarr-t)  —  icäsf 
{*wät-f),  ähsf  {*äh-t  für  äg-f)  —  mösf  {*tnöt-f). 

Der  PI.  Ind.  und  der  Konj.  wird,  wie  bei  den  ablautenden  Verben, 
von  dem  entsprechenden  Pluralstamme  gebildet:  also:  PI.  un>wn,  cunuon, 
ßiirfon,  durron  (III),  witon  (IV),  dugon  (V),  möton  (VI).  In  Klasse  I. 
II  erscheint  aber  hier  an  Stelle  des  durch  Kontraktion  entstandenen 
Pluralvogals  «  (,§  153  f.)  teils  a,  teils  ic.  »lago»,  genngon  (I),  sruloth 
{ge)iminon  (II).  Zu  dem  Sg.  äg,  äh  lautet  der  PI.  mit  Beibehaltung  des 
Singularvokals:   ägon  (IV). 

Der  Konjunktiv  hat  bei  einzelnen  Praeteritopraesentien  mitunter 
noch  den  durch  den  Optativcharakter  i  bewirkten  Umlaut  bewahrt,  z.  B. 
sci/le  neben  sctile,  {ge)»ii/ne  neben  genuine  (II),  pi/rfe,  di/rre  neben  pnrfe, 
dürre  (III),  dyge  neben  duge  (V):  die  anderen  behalten  aber  den  Vokal 
des  Ind.  PL  bei:  genüge  (I),  nnne,  cunne  (III),  wite,  äge  (IV),  möte  (VI), 
mit  Übergang  von  o  zu  as:  msege  (I). 

Ein  Imperativ,  Infinitiv  und  Part.  Praes.  fehlte  ursprünglich,  wurde 
aber  bei  einzelnen  Verben  später  aus  dem  Pluralstamme  abgeleitet, 
z.  B.  Imp.  gemun{e),  genmnap;  {ge)iinne,  {ge)unnap;  wite,  iritap;  äge, 
ägap;  Inf.  scidan,  {ge)munan,  nnnan,  ctinmtn,  purfan,  tvitan,  ägan,  dugan; 
Part.  Praes.  {ge)munende,   unnende,  pearfende,  witende,   ägende,   dugende. 

Das  fehlende  Praet.  wird  ebenfalls  von  dem  Pluralstammc  durch 
Anfügung  der  Ableitungssilbe  der  schwachen  Praet.,  urg.  *-d5in,  ae.  -de 
gebildet,  wobei  die  stammauslautenden  Konsonanten  mehrfache-  Ver- 
änderungen erfahren  (§  76),  und  der  Wurzelvokal  n  in  o  (§  54,  x) 
übergeht:  meahfe,  später  mit  Palatalumlaut  niihfe,  genohte,  sc{e)olde,  (ge)- 
nuinde,  porfte,  dorste,  in'ste,  in'sse,  cüüe,  dohte,  moste.  Noch  nicht  be- 
friedigend erklärt  ist  das  zu  den  Stämmen  unn-,  cutui-  gehörende  Praet. 
aäe,  cüäe  {^nnn-pe,  *cunnpe). 

Ein  Part.  Praet.  ist  zu  einzelnen  Stämmen  vorhanden  und  zwar 
nach  Art  der  starken  Verba  auf  -en:  gemunen,  geunnen,  witen,  äge» 
Adj.  'eigen',  nach  Art  der  schwachen  Verba  auf  -(/,  -t,  {-p):  ge-ioiss 
i'^ip/f-f)  Adj.  gewiss,  cüp  Adj.  'kund',  bekannt. 

Die  Negation  »e  verschmilzt  mit  äg,  äh,  ägon,  etc.  zu  näh,  nägon 
etc.,  mit  i/'ät,  wiste  etc.  zu  nät,  näst,  nät,  ni/ton  etc.,  m/ste  etc. 

Als  Paradigmen  der  Verba  praeterito-praesentia  ergeben 
sich  danach: 


§  191] 


Practeritopräsentia. 


315 


meeg 
ich  kann 

(I) 

geneah 
es  genügt 

(I) 

sceal 
ich   soll 

(II) 

man,  mon 
ich  erinnere 
mich 
-    (II) 

ann,  onn 
ichgönne 

(III) 

cann, 

conn 

ich  kann 

(III) 

find.  1.  Sg. 

2.Sg. 

S.Sg. 

1.  2.  3.  PI. 

meeg 

meakt,  (i) 
meeg 
magon 

geneah 
genugon 

sceal 
scealt 
sceal 
sculon,{eo) 

man,  (o) 
mansf,  (o) 
man,  (o) 
munon 

ann,  (o), 
anst,  (o) 
ann,  (o) 
unnon 

cann,  (o) 
canst,  (o) 
cann,  (o) 
cunnon 

ei 

Konj.  Sg. 
PI. 

meege 
meegeii 

genüge 
genügen 

scyle,  (ii) 
sctßen,  (u) 

mune,  {y) 
munen,  {y) 

unne 
unnen 

cunne 
cunnen 

(Ih 

Imp.2.Sg.          — 

2.P1.  1        -         \        — 

— 

gemyne,  (ii) 
gemy)ia]}{u) 

unne 
unnap 

— 

Inf. 

[magan] 

— 

sculan  (eo) 

munan 

unnan 

cunnan 

Part. 

[magendej 

■    — 

— 

munende 

■unnende 

— 

s 

s 

find.  l.Sg. 

2.Sg. 

S.Sg. 
1.  2.  3.  PI. 

meahte,  (i) 
ineahtest,  (t) 
meahte,  (i) 
meahton,  (i) 

genohte 
genohfon 

sceolde 
sceoldest 
sceolde 
sceoldon 

munde 
mundest 
munde 
mundo}! 

ücte 
üäest 
üäe 
üäon 

cüäe 
ciiäest 
cüäe 
cüäon 

oä 

Konj.  Sg.  meahte,  (i) 
PI.  meahten,  (i) 

genohte 
genohten 

sceolde 
sceolden 

munde 
munden 

liäe 
ücten 

cüäe 
cüäen 

Part. 

— 

— 

— 

genuinen 

geunnen 

Clip,  Adj 

pearf     ;      dearr 
ich  bedarf,  ich  wage 

(III)     1      (III) 

tvat 
ich  weiß 

(IV) 

ag,  äh 
ich  habe 

(IV) 

deag,  deah 
ich  tauge 

(V) 

möt 
ich  muß 

(VI) 

rind.  l.Sg. 

2.Sg. 

3.Sg. 
1.  2.  3.  PL 

pearf 
pearff 
pearf 
purfon 

dearir) 
dearst 
dear{r) 
durron 

wät 
iväst 
wät 
toiton 

äg,  äh 
ähst 
äg,   äh 
ägon 

deag,  deah 

deag,  deah 
dugon 

möt 
tnöst 
möt 
möton 

a 

cn 
03 

Konj.  Sg. 
PI. 

purfe,  iy) 
purfen,(y) 

dürre,    (y) 
dürren,  (i/) 

ivite 
witen 

äge 
agen 

duge 
dugen 

— 

Imp.  2.  Sg. 
2.  PI. 

— 

— 

wite 
lüitap 

äge 
agap 

— 

Inf. 

.pur/an 

— 

tvitan 

ägan 

dugan 

— 

*■        Part. 

pearfende]        —         wüende         ägende 

dugende 

— 

s 

p 

find.  1.  Sg. 

2.Sg. 

3.Sg. 
1.  2.  3.  PI. 

porfte 
porftest 
porfte 
porfton 

dorste 
dürstest 
dorste 
dorston 

wiste,  {ss) 
leistest,  {ss) 
wiste,  {ss) 
u'iston,  (ss) 

ähte 
ähtest 
ähte 
ähton 

dohte 
dohtest 
dohte 
dohton 

moste 
mostest 
moste 
möston 

o 

Ph 

Konj.  Sg. 
PI. 

porfte 
porften 

dorste 
dorsten 

triste,  (ss) 
u'isten,{ss) 

ähte 
ähten 

dohte 
dohte  n 

moste 
mosten 

'■        Part. 

— 

— 

geiviten 
getviss,  Adj. 

ägen, 
iegen,  Adj. 

— 

— 

316 


Altenglisch. 


[§192 


Verba  auf  -tni. 

§  192.    Die  Yerba  auf  -ml  (athematische  Yerha). 

Zu  den  bindevokallosen  (athematischen)  Verben,  welche 
in  der  1.  Sg.  Ind.  Praes.  die  Endung  -mi  hatten,  gehören 
im  Altenglischen  nur  noch: 

1.  Das  sog.  verbum  substantivum. 

Die  ae.  Formen  des  Hilfszeitworts  'sein'  gehen  auf  vier  ver- 
schiedene WiTrzelu  zurück: 

a)  Von  der  Wurzel  -es  sind  gebildet  die  1.  Sg.  Ind.  Praes.  ae.  eojn 
(idg.  *es-mi\  urg.  *izmi,  *iiiiiti/),  die  3.  Sg.  Ind.  ae.  /'s  (idg.  *es-fi,  urg. 
*isti),  die  3.  PI.  Ind.  ae.  sind  oder  mit  Anfügung  der  Praeterialendung 
-im:  sindon  (idg.  *s-enti,  urg.  *senäi),  der  Sg.  Konj.  ae.  sie,  sJ,  sy  (idg. 
*sie.ni,  *sies,  *siet)  und  der  PI.  Konj.  ae.  swn,  sin,  syn  (idg.  sienf). 

b)  Auf  das  Perfektum  einer  Wurzel  er-  oder  or-  führt  man  zurück 
die  2.  Sg.  Ind.  eurf  {*ar-t)  und  die  im  Nordhumbrischen  vorkommende 
3.  PI.  Ind.  earun,  <u-un. 

c)  Daneben  linden  sich  andere  von  der  idg.  Wurzel  '''hheic  (lat.  .//o), 
gebildete  Nebenformen,  in  der  Regel  mit  futurischer  Bedeutung:  Ind. 
1.  Sg.  beo  (*bijii)  oder  mit  Anfügung  des  m  aus  eom  auch:  beoni ;  2.  Sg. 
bis{f)  {*bijis/),  3.  Sg.  hi])  i^^bijipi),  PI.  btoä  i^bijuHpi),  Konj.  Sg.  bi^'O 
(*bijaim  etc.),  PI.  beon  {^bijainp).  Dazu  noch  ein  Imp.  2.  Sg.  heo,  2.  PI. 
beop,  Inf.  heon  {H)ijan),  flekt.  tö  beonne,  Part,  beonde. 

d)  Das  fehlende  Praet.  wird  ergänzt  durch  das  Praet.  des  starken 
Verbums  wesan  sein,  also:  Ind.  Praet.  /rees,  wBre,  wies,  ineron,  Konj. 
tviere,  wseren.  Vom  Praes.  finden  sich,  außer  dem  Inf.  wesan,  nur  noch 
der  Imp.  n-es,  icesap  und  das  Part,  u-esende. 

Die  Negation  ne  verschmilzt  mit  den  vokalisch  oder  auf  ir  an- 
lautenden Formen,  z.  B.  Praes.  Ind.  neom,  neart,  nis,  nearun,  Praet. 
Ind.  naes,  näßre,  nees,  näsroii,  Konj.  neere,  neeren. 


Praesens 

*es- 

*er-,  *or- 

*bheu- 

[Praesens 

*bheu- 

Ind.  1.  Sg. 
2.  Sg. 

eoni 

is 

sint,  sindon 

eart 

earun 

beo(ni) 
bist 

up 

beop 

Imp.  2.  Sg. 
2.  PI. 

beo 
beop 

3.  Sg. 
1.  2.  3.  PI. 

Inf. 

beon 
beonne 

Konj.  Sg. 
PI. 

sie,  st 
sun,  sin 

beo 
beon 

Part.^ 

beonde 

1921 


Die  Verba  auf  -mi  (athematische  Verba). 


317 


Praesens 

*wes- 

Praeteritum 

*ives- 

Praeteritum 

*wes- 

Imp.2.Sg. 
2.  PI. 

ives 
wesap 

Ind.  1.  Sg. 

2.  Sg. 

3.  Sg. 
1    2.  3.  P]. 

wses 
iviere 
wses 
tväeron 

Konj.  Sg. 
PI. 

tcSere 
tväeren 

Inf. 

wesan 

Part. 

wesende 

2.  (jan  gehen  (Wurzel  -i). 

Ae.  ijä,  gäest,  gxp  etc.  ist  auf  urg.  *ga-tim,  *ga-isi,  *ga-ijn  etc.,  eine 
Zusammensetzung  des  Praes.  der  idg.  Wurzel  7  (gr.  el-^ii,  lat.  ■i-re)  mit 
dem  Praeflx  ga-  zurückzuführen.  Die  1.  Sg.  Ind.  hat  das  auslautende 
tu  im  Altenglischen  schon  verloren;  die  2.  3.  Sg.  Ind.  zeigt  Umlaut  des 
Wurzelvokals.  Die  weiteren  Flexionsendungen  des  Praes.  werden  ohne 
Bindevokal  unmittelbar  an  den  Stamm,  ae.  gä  (aus  *ga-l)  angefügt:  Ind- 
PI.  gäj>,  Konj.  gä^  gän,  Imp.  Sg.  gä,  PI.  gäp^  Inf.  gän,  flekt.  tö  gänne, 
Part,  gände. 

Das  Praet.,  ae.  eode  {*ijja-de),  ist  aus  dem  Aorist  idg.  *ejäm,  ejöm, 
urg.  *ijjÖ7n,  got.  iddja  und  der  Ableitungssilbe  des  schwachen  Praet.  -de 
zusammengesetzt. 

Das  Part.  Praet.  ist  mit  dem  Ableitungssufix  der  starken  Verba 
idg.  *-nü-s,  urg.  *-na-z,  gebildet,  laiitet  also  ae.  {ge)gän. 


Praesens 

Ind. 

Konj. 

Imp. 

l.Sg. 

gä 

1 

2.Sg. 

gäest 

}  gä 

gä 

B.Sg. 

g^p 

) 

I.2.3.P. 

gäp 

gän 

gäp 

Inf. 


Ind. 


Praeteritum 

Konj.     I     Part. 


gan 

tö  gänne 


Part. 

gände 


eode 
eodest 
eode 
eodon 


eode 


eoden 


(ge)gan 


3.  (Jon  tun  (Wurzel  idg.  *r//«ä,  *f//ie,  urg.  dö-). 

Die  Flexionsendungen  des  Praes.  werden  auch  hier  ohne  Binde- 
vokal unmittelbar  an  die  Wurzel  urg.  ae.  dö  (aus  idg.  *dhä-,  eine  Neben- 
form von  dhe-,  gr.  ti-&'rj-^ui)  angefügt.  Die  2.  3.  Sg.  zeigt  Umlaut  des 
Wurzelvokals  ö  zu  e. 

Das  Praet.  lautet  ac.  di/de  und  flektiert  wie  die  schwachen  Praet. 
Als  Nebenformen  erscheinen  in  der  Poesie:  Ind.  PI.  Praet.  dxdon,  Konj. 
deede.    Das  Part.  Praet.  lautet  {ge)dön. 


318 


Altenglisch. 


[§  192,  193 


Praesens 
Ind.     Konj.     Imp. 


Inf. 


Ind. 


Praeteritum 

Konj.         Part. 


l.Sg. 

2.Sg. 

3.Sg. 

1.  2.  3.  PI. 


dö 
(lest 
dep 
ddp 


dö 


dön 


do 
döp 


don 

tö  dönne 


Part. 

dönde 


dyde 
dydest 
dyde 
dydon 


{ge)dön 


dyde 


dyden 


4.  wülan  wollen  (Wurzel  "^ivel-.  '-hvol-). 

Von  dem  Stamme  *ivel-  gab  es  in  den  germanischen  Sprachen 
ursprünglich  nur  einen  Optativ  flat.  veltm  etc.),  der,  ähnlich  wie  nhd. 
'ich  wünschte',  'ich  möchte',  Indikativbedeutung  annahm,  worauf  im 
Altenglischen  ein  KoDJ.  und  ein  Inf.  und  Part,  neu  gebildet  wurde. 
Der  PI.  Ind.  hat  die  gewöhnliche  Indikativendung  -aß  angenommen. 
Das  Praet.  wird  mit  der  Ableitungssilbe  der  schwachen  Verba,  -de,  von 
dem  Stamme  '^wol-  gebildet,  teolde  etc.  Ein  Part.  Praet  fehlt.  Die 
Negation  ne  verschmilzt  mit  n-ille  etc.  zu  nylle,    nylt,    nyle,   nyllap    etc. 


Ind. 


Praeseös 
Konj. 


Inf. 


Praeteritum 


Ind. 


Konj. 


l.Sg. 

2.Sg. 

3.Sg. 

1.  2.  3.  PI. 


iville 
tvilt 
ivile 
toillap 


iviUan 


Wille 


willen 


Part. 

icillende 


wolde 
woldest 
wolde 
woldon 


>  wolde 
) 

woldeti 


Adverbia. 


Vgl.  Sweet,  NEG  §  1496—1527  —  Wyatt,  §  170-173  — 
Sievers,  AG  §  315-323  —  Kluge,  PG^,  p.  484—486  —  Dieter, 
§  327—340  —  Sokoll,  §  416-426  —  Streitberg,  UG  §  189  — 
Brugmann,  KVG  §  570—585. 

§  193.    Von  AdjektiTen  abgeleitete  Adverbia. 

Die  Adverbia  wurden  im  Altenglischen  von  Adjektiven 
durch  Anfügung  der  Endung  -e  an  den  Stamm  des  Adjektivs 


§  193]  Adverbia.  319 

gebildet,  wobei  dieselben  Lautveränderungen  sich  ergaben 
wie  sonst  beim  Antritt  vokalisch  beginnender  Endungen; 
vgl.  §  130  (a).  Die  Adverbialendung  -e  beruht  wahrschein- 
lich auf  urg.  -öm,  idg.  -am,  entspricht  also  der  Form  nach 
der  Endung  des  A.  Sg.  F.  der  «/ö-Stämme;  vgl.  lat.  dam, 
coram,  perperam. 

a)  hearde  zu  heard  hart,  söcte  zu  söp  wahr,  iinde  zu  irtd  weit,  lange, 
longe  zu  lang,  long  lang,  deoi^e  zu  deoii  tief,  sunäe  'sehr'  zu  swlp  stark, 
gleede  zu  glaed  froh,  llce  zu  llc  gleich,  ähnlich,  heofonlüe  zu  heofonlic 
himmlisch,  feeg(e)re  zu  feeg(e)r  schön,  hitre  zu  bit(t)er  bitter,  hlütre  zu 
hlütor  lauter,  yfele  zu  yfel  böse,  sweotole  zu  sireotol  deutlich  —  bliäe 
zu  bliäe  froh,  cläene  zu  diene  rein,  cene  zu  cene  kühn,  nearwe  zu  nearu 
enge,  gearwe  durchaus  zu  «/e«?-«  bereit. 

Mitunter  zeigt  das  Adverbium  /-Umlaut  (b).  Doch  steht 
bei  einigen  Stämmen  auf  i,  j  im  Adverbium  der  unumgelautete 
Wurzelvokal  (c). 

b)  hMdre  zu  hädor  heiter,  htvene  zu  liirön  etwas,  eene  einmal  zu 
an  eins. 

c)  softe  zu  sefte  sanft,  stoöte  zu  sicfte  süß,   smöäe   zu   smecTe  glatt. 

Neben  der  einfachen  Adverbialendung  -e  finden  sich  schon 
im  Altenglischen  erweiterte  Adverbien  auf  -Uce,  die  ursprüng- 
lich zu  Adjektiven,  die  mit  -Uc  'gleich'  zusammengesetzt 
waren,  gehörten,  später  aber  auch  als  Adverbia  zu  den  ein- 
fachen Adjektiven  hinzutraten  (d). 

d)  heardlice  neben  hearde  zu  heardlJc,  heard  hart,  söplice  neben 
söäe  wahr  zu  söplic,  söp  wahr;  siveotoUice  neben  siveotole  deutlich;  bltdellce 
neben  bliäe  froh. 

So  wie  in  den  Adverbien  auf  -e  ein  Kasus  des  Adjektivs 
(A.  Sg.  F.)  zu  erkennen  ist,  können  vereinzelt  auch  andere 
Kasus  von  Adjektiven  adverbial  gebraucht  werden,  z.  B.  der 
G.  Sg.  M.  N.  auf  -es  (e),  der  D.  Sg.  M.  N.  auf  -um  (f),  der 
endungslose  A.  Sg.  N.  (g),  oder  es  können  Adjektiva  mit 
Praepositionen  zu  adverbialen  Verbindungen  zusammen- 
treten (h). 

e)  ealles  gänzlich,  durchaus,  nealles,  nalles,  nalees,  nalas  durchaus 
nicht,  elles  anders,  mycles  sehr,  simbles  immer,  singäles  beständig  — 
d^glanges  einen  Tag  lang,  einen  Tag  über,  nihtlanges  die  Nacht  über, 
geärlanges  das  Jahr  hindurch  —  iipweardes  aufwärts,  niSerweardes 
niederwärts,  hännveardes  heimwärts,  süptoeardes  südwärts  etc. 


320  Altenglisch.  [§  193,  194 

f)  lytJuiii  wenig,  lytlum  and  lytlum  'peu  ä  peu',  allmählich,  »ii/chim 
viel,  sehr,  efini»!  eben,  gerade. 

g)  lytel,  lyt  wenig,  Itvön  etwas,  genog,  genöh  genug,  eall  ganz, 
fall  völlig,  durchaus ,  neali  nahe ,  ungemet  außerordentlich ,  sehr, 
uptveard  aufwärts,  niäericeard  niederwärts,  süpiveard  südwärts  etc. 

h)  tö-gegnes  entgegen,  tö-middes  inmitten,  on  middum  inmitten, 
ofer  ecdl  überall,  set-gaedere,  tö-geedere  zusammen,  on  sundran  besonders, 
on  Idel  vergeblich,  on  an  'in  eins'  zusammen,  sogleich,  for  an  nun. 

Eine  weitere,  vereinzelt  vorkommende  Ableitungssilbe 
von  Adverbien  ist  -vnga  (i).  Auch  finden  sich  einige  Adverbia 
auf  -a  (urg,  ^-öm,  -od),  zu  denen  ein  entsprechendes  Adjektiv 
nicht  mehr  vorhanden  ist  (k). 

i)  eaUunga  gänzlich,  raäinga  sogleich,  dearnunga  heimlich,  eorringa, 
ierringa  wütend,  eeninga,  äenunga  durchaus,  gänzlich,  senininga,  samnunga 
plötzlich. 

k)  geäru  ehemals,  giena  wieder,  g'ieta,  gyta  noch,  giestra,  geostra 
gestern,  söna  bald,  tela,  teala  geziemend,  gut,  ofta  oft,  tnnwa,  tun-a 
zweimal,  pn'ira  dreimal.  Mitunter  fällt  a  ab :  gut,  gyt  noch,  oft  oft, 
eft  wiederum,  wel  gut. 

§  194.    Steigerung  der  adjektivisclien  Adverhieii. 

Die  von  Adjektiven  abgeleiteten  Adverbien  auf  -e  sind 
der  Steigerung  fähig,  und  zwar  war  die  Endung  des  Adverbs 
im  Komparativ  ursprünglich  urg.  *-?>,  das  im  Altenglischen 
abgefallen  ist,  im  Superlativ  ^-isfcm  =  ae.  -est.  Der  Wurzel- 
vokal ist  dabei  durch  das  ursprünglich  folgende  /  umgelautet 
worden  (a).  Dieselbe  Bildung  zeigen  auch  diejenigen  Kom- 
parative und  Superlative,  die  von  einem  anderen  Stamme 
gebildet  sind  als  der  Positiv  (b). 

a)  lange,  longe  lange  —  leng  —  lengest;  eaäe  leicht  —  lep,  yp  — 
caäost  (ohne  Umlaut) :  softe  sanft  —  seft;  feorr  fern  —  fierr  —  fierrest. 
Hierher  gehören  auch:  «r  früher  {^airiz),  sip  später  (^sipiz),  fyrn 
früher,  el  emals  i^furniz). 

b)  ivel  gut  —  het  besser  {*hatiz)  —  hetst  am  besten  —  sei  besser 
{*söliz)  —  seiest  am  besten ;  yfele  böse  —  loiers,  wyrs  schlimmer  {*inrsiz) 

—  wierrest,  v:yrrest,  wyrst  am  schlimmsten ;  mycle,  myelum  viel,  sehr  — 
niä  mehr  —  nmst  am  meisten  ;  lytle,  lyt  wenig  —  Ises  weniger  {Hoisiz') 

—  Wst  am  wenigsten. 

Diejenigen  Adjektiva  aber,  welche  den  Komparativ  und 
Superlativ  vermittelst  des  Suffixes  özan-,  östa-  bilden  (§  136, 


§  194,  195]  Advcrbia.  321 

138)  haben  als  Ausgang  des  Adverbinms  im  Komparativ 
urg.  *ö^  (ans  o-iz'^)  =  ae.  or,  im  Superlativ,  urg,  *östan  =  urg. 
osf.  Der  Mittelvokal,  der  bei  den  Adjektiven  infolge  des 
Antritts  vokalischer  Endungen  ausgefallen  ist,  blieb'also  hier 
erhalten  (c). 

c)  liearde  hart  —  heardor  —  heardost ;  wlde  weit  —  widor  — 
nndost;  raäe.  schnell  —  rator  —  raäost;  leoflice  lieblich  —  leoflicor  — 
leofl^cost;  oft  oft  —  oftor  —  oftost ;  seid  an  selten  —  seldnor,  seldor  — 
s^eldo^t. 


§  195.     Ton  Substantiven  abgeleitete  Adverbia. 

Einzelne  Kasus  von  Substantiven  wurden  im  Altengiischen 
ebenfalls  adverbial  gebraucht,  so  z.  B.  der  Gen.  Sg.  M.  N.  (a), 
der  Akk.  Sg.  (b),  der  Instr.  Sg.  (c),  der  Dat.  PL  (d)  oder 
auch  Verbindungen  von  Praepositionen  mit  Substantiven  (e). 
Endlich  finden  sich  auch  von  Substantiven  abgeleitete  Ad- 
verbia  auf  -unga,  -hnja  oder  -linga  (f). 

a)  daiges  des  Tags,  nihtes  des  Nachts,  t-dseges  an  demselben  Tage, 
i-sMes  sofort,  neades,  medes  notwendigerweise,  pances  freiwillig,  iinpances 
unfreiwillig,  tvilles,  selfwilles  freiwillig,  unwilles  unfreiwillig,  gewealdes 
aus  eigener  Macht,  ungeivealdes  unfreiwillig,  godes  pances  Gott  sei  Dank, 
öpres  hecdfes  auf  der  anderen  Seite,  sumeres  and  wintra  im  Sommer  und 
im  Winter. 

b)  ä  immer  (got.  aiw)^  nä  nimmer,  häm  heim,  norp  nordwärts,  süp 
südwärts,  cast  ostwärts,  rvest  westwärts,  ealne  iveg  immer,  same  hwile 
eine  Zeitlang,  öpt-e  hnnle  bisweilen,  giatran  dsege  gestern,  öpre  irlsan  auf 
andere  Weise. 

c)  fäcne  sehr,  säre,  aäßre  'sehr',  schmerzlich,  eine  mutig. 

d)  hwilum  zuweilen,  einst,  stundiim  bisweilen,  prägmn  lange  Zeit 
Instain  gern,  listtini  schlau,  spedn>n  glücklich,  wundrum  wunderbar, 
dropniselum  tropfenweise,  sti/ccemeehim  stückweise,  deelmäehiin  teilweise, 
stitndinMum  zeitweise,  hcapinselnni  haufenweise,  flocoiießlum  trupp- 
weise etc. 

e)  on  beec,  ofer  hcec,  ander  bsec  rückwärts,  zurück,  an  weg  hinweg, 
fö  deeg  heute,  tö  niergenne  morgen,  on  d<ege  bei  Tage,  tö  nihte  nachts, 
on  morgen  morgen,  of  düne  herab,  on  llfe  am  Leben,  on  sleepe  im  Schlafe, 
on  eornost  im  Ernste,  on  haecling  rücklings. 

f)  ncadunga  notwendigerweise,  föringa  plötzlich,  weninga  vielleicht, 
haecHnga  rücklings,  yrundlingu  von  Grund  aus,  gründlich. 

Kalnza,  Histor.  (Irammatik  d.  engl.  Sprache.    I.    2.  Aufl.  21 


322  Altenglisch.  [§  196,  197 

§  196.    Von  Pronominal-  und  Praepositional stammen 
all)geleitete  Adverbia. 

Auf  Pronominalstämme  gehen  zurück  die  Adverbien: 

pä  da,  pses  seitdem,  pns  so,  .svra  so,  ealsivä  ebenso,  Inry  warum, 
hü  wie  —  panne,  ponne,  penne  da,  dann,  hiranne,  hwonne,  hwenne  wann, 
ml,  nü-pä  nun,  geö,  giü  einst,  geä,  ge,  gese  (aus  geä,  sie  'ja,  es  sei')  ja, 
ne  niciit,  die  Ortsadverbien :  J)«r  dort,  ^«V7cr  dorthin,  ^-'ö"^'"  von  dannen, 
von  dort  —  litvee)-  wo,  gehwser,  eeghtvser  überall,  Inrider  wohin,  Jiwonan 
von  wannen,  von  wo  —  Jier  hier,  Inder  hierher,  heonan  von  hinnen,  von 
hier  —  geönd  dorthin,  begeöndan  jenseits. 

Von  Praepositionalstämmen  sind  abgeleitet  die 
Adverbien : 

inne,  on  innan  innen,  hin  hinein,  innan  von  innen;  üie  außen,  üt 
hinaus,  ütan  von  außen;  vppe  oben,  upp  hinaiif,  uppan,  nfati  von  oben; 
heneoäan  unten,  niäor  hinunter,  neoctan  von  unten;  heforan  vorn,  fojp 
vorwärts,  foran  von  vorn  ;  iehivdan  hinten,  h/'nder  nach  hinten,  hrndan 
von  hinten:  feorr  fern,  feo)-j-  fernhin,  feorran  von  fern;  nrali  nahe,  near 
in  die  Nähe,  nPan  {*neahan)  aus  der  Nähe  etc. 


Praepositionen. 


Vgl.  Sweet,  NEG  §  1528-1533  —  SokoU.  §  427-481  — 
Brugmann,  KVCx  §  586-620. 

§  197.    Eigentliche  Praepositionen. 

Man  unterscheidet  im  Altenglischen  wie  auch  sonst 
eigentliche  und  uneigentliche  Praepositionen.  Die 
ersteren  sind  ursprüngliche  Adverbialstämme,  die  seit  alter 
Zeit  in  bestimmten  Beziehungen  zu  Substantiven  gebraucht 
wurden;  die  letzteren  sind  erst  im  Laufe  der  einzelsprach- 
lichen Entwicklung  aus  Substantiven  oder  Adjektiven  oder 
Partizipien,  meist  wiederum  in  Verbindung  mit  ursprünglichen 
Praepositionen  entstanden. 

Die  eigentlichen  Praepositionen  zerfallen  in  ein- 
fache, z.  B.  in,  on,  abgeleitete,  z.  B.  uf-an^  üt-an  und 
zusammengesetzte,  z.  B.  wip-ütan,  be-hindan  etc. 


§  197]  Eigentliche  Praepositionen.  323 

Die  einfachen  Praepositionen  unterschieden  sich  von  den 
entsprechenden  Adverbien  hänfig  dadurch,  daß  sie  infolge 
ihrer  proklitischen  Stellung  im  Auslaut  um  ein  Element  ver- 
kürzt waren,  vgl.  z.  B.  ae.  inn  Adv.  hinein  —  m  Praep.  in; 
bl  Adv.  dabei  —  bi  Praep.  bei;  ymbe  Adv.  herum  —  ynib 
Praep.  um;  ahd.  miti  Adv.  —  mit  Praep.;  doch  wird  dieser 
Unterschied  im  Laufe  der  sprachlichen  Entwicklung  sehr  bald 
verwischt. 

Die  eigentlichen  Praepositionen  des  Altenglischen  sind: 

1.  rn  in  (gr.  iv,  lat  in)  auf  die  Frage:  wo?  mit  Dat.,  auf  die 
Frage:  wohin?  mit  Akk.     Davon  abgeleitet  innan  etc.,  s.  Nr.  20. 

Anm.  1.  Im  Altenglischen  wird  in  verhältnismäßig  selten  ge- 
braucht; Jiäufiger  steht  die  in  der  Bedeutung  nur  wenig  davon  ver- 
schiedene Präp.  on;  s.  Nr.  2. 

2.  on  an,  auf,  in  (gr.  uvä)  auf  die  Frage:  wo?  mit  Dat.,  auf  die 
Frage?  wohin?  mit  Akk. 

•3.  of  von  (gr.  änb^  lat.  a,  ah),  mit  Dat. 

Schon  im  Altenglischen  findet  sich  die  Verstärkung  durch  das  Adv. 
üt  lieraus:  üt  of. 

4.  eet  bei,  an,  zu,  in  (lat.  ad),  mit  Dat.,  in  der  Bedeutung:  bis 
mit  Akk. 

5.  be,  hl  bei,  an  (gr.  iTil),  mit  Dat.  und  Instr.  Im  Altenglischen 
wird  es  nur  selten  beim  Passivum  gebraucht. 

6.  tö  zu,  nach,  gegen  (got.  du),  in  der  Regel  mit  dem  Dat., 
seltener  mit  Akk.  oder  Gen.  Mit  Instr.  nur  in  der  Verbindung:  tö  hwon, 
tö  hin  warum? 

Schon  im  Altenglischen  findet  sich  die  Verbindung:  in  tö  'hinein  zu'. 

7.  fit  zu  mit  Dat.  wird  im  Nordhumbrischen  in  der  Regel  an  Stelle 
von  tö  gebraucht. 

8.  for  für,  vor  (gr.  tiqo,  lat.  2)ro),  mit  Dat.,  seltener  mit  Akk.;  mit 
Instr.  in  den  Verbindungen:  for  py,  for  pon  darum,  for  hin,  for  whon 
warum  ? 

Anm.  2.  Schon  im  Altenglischen  wird  for  'für'  mehrfach  mit  fore 
'vor'  vermischt;  s.  Nr.  9. 

9.  fore  vor  (gr.  naQu,  lat.  irred),  gewöhnlich  mit  Dat.,  seltener  mit 
Akk.    Davon  abgeleitet:  foran  etc.,  s.  Nr.  25. 

10.  fram,  froin  von,  von  etwas  weg,  mit  Dat.  oder  Instr.  Beim 
Passiv  bezeichnet  es  den  Urheber  der  Handlung. 

11.  mid  mit,  mit  Dat.  und  Instr. 

12.  mp  gegenüber,  nahe  bei,  neben,  mit  Dat.,  Akk.  oder  Gen. 

13.  op  bis,  bis  zu,  mit  Akk.,  seltener  mit  Dat. 

21* 


324  Altenglisch.  [§  197 

14.  IxirJi  durch,  hindurch,  mit  Akk.,  seltener  mit  Dat.  oder  Gen., 
wird  auch  beim  Passivum  gebraucht. 

15.  i/mh^  i/ntbe,  einb,  emhe  \m\,  herum  (gr.  äpcpl),  mit  Akk. 

16.  geönd,  giönä  durch,  hindurch  mit  Akk.  Davon  abgeleitet; 
geöndan  etc.,  s.  Nr.  28. 

17.  sefter  nach,  hinter,  gemäß  mit  Dat.  Von  demselben  Stamme 
abgeleitet:  eeftan  etc.,  s.  Nr.  27. 

18.  nnder  unter,  mit  Dat.  und  Akk. 

19.  ofer  über  (gr.  vtieq^  lat.  super),  mit  Dat.  und  Akk. 

20.  Von  dem  Adv.  inn  hinein  ist  abgeleitet:  imwn  innerhalb, 
mit  Gen.  Dat.  Akk.,  nebst  den  Zusammensetzungen: 

hiiinan,  oninnan,  tvipinnan  innerhalb,  mit  Dat. 

21.  Von  dem  Adv.  vi  aus,  heraus  ist  abgeleitet:  ütan  außerhalb, 
mit  Gen.,  das  allerdings  nur  selten  vorkommt.  Häufiger  sind  die  Zu- 
sammensetzungen : 

hütan  {*he-nfan)  außerhalb,    außer,    ohne,   mit  Dat.,   seltener  mit  Akk. 

ähütan,  onhütan  {*ou-bc-f(ta>i)  um,  herum,  bei  Zahlenangaben:  ungefähr, 

mit  Dat.  und  Akk. 

ymhütan  um,  herum,  mit  Akk. 

wipütan  außerhalb,  außer,  ohne,  mit  Dat. 

22.  Von  dem  Adv.  ufan  von  oben  her  sind  abgeleitet: 
hufan  {he-ufan)  oberhalb,  über,  mit  Dat.,  seltener  Akk. 
äbufan,  onbufan  {*on-be-ufan)  oberhalb,  über,  mit  Dat. 
omifan,  tviptifan  über,  mit  Dat. 

23.  Von  dem  Adv.  upp,  iqjpe  oben  ist  abgeleitet: 
up2)an,  onuppian,  auf,  an,  über,  mit  Dat.  und  Akk. 

24r.    Von  dem  Adv.  neoctun  unten  ist  abgeleitet: 
beneoäan  unterhalb,  mit  Dat.,    und 
underneoäan  unterhalb,  mit  Akk. 

25.  Von  dem  Adv.  foran  vorn  sind  abgeleitet: 

sefforan,   beforan,   töforav,    ivipforan.  vor,   in  Gegenwart  von,    mit  Dat. 
onforan  vor,  mit  Akk.  (selten). 

26.  Von  dem  Adv.  hindan.  von  hinten  ist  abgeleitet: 
beJiindan  hinter,  mit  Dat.  Akk. 

27.  Von  dem  Adv.  aeftan  von  hinten  ist  abgeleitet: 
bsdftan  (be-seftcm),  iripseffan  hinter,  mit  Dat. 

28.  Von  der  Praepos.  geönd  durch,  hindurch  (Nr.  16)  sind  ab- 
geleitet: 

geöndan  jenseits,  mit  Akk.,  und  die  Zusammensetzungen: 
begeöndan  über  etwas  hinaus,  jenseits,  mit  Dat.  und  Akk. 
wipgeöndan  jenseits,  mit  Akk. 

29.  Von  dem  Adv.  heonaii  von  hier  ist  abgeleitet: 
beheonan  diesseits,  mit  Dat. 


8   1981  Uneigentliche  Praepositionen.  325 

§  198.    Uneigentliche  Praepositionen. 

Schon  im  Alteugliscben  gab  es  eine  Anzahl  prae- 
positionaler  Ausdrücke,  die,  aus  Substantiv-  oder  Adjektiv- 
stämmen, in  der  Regel  in  Verbindung  mit  einer  ursprüng- 
lichen Praeposition  gebildet,  so  wie  die  eigentlichen  Prae- 
positionen einen  bestimmten  Kasus  regierten. 

Auf  Substantivstämme  gehen  zurück: 

1.  eac  nebst,  nächst,  besonders  bei  Zahlangaben  (§  143)  mit  Dat., 
daneben  tö  eacan  neben,  außer  (von  eaca  die  Vermehrung),  mit  Dat. 

2.  ongegn,  ongin,  ongean,  agen^  agean  und  tögegnes,  fögcneh-, 
tögcanes  gegen,  gegenüber,  entgegen,  mit  Dat.  und  Akk. 

3.  geiiiang  unter  einer  Zahl,  mit  Dat.  und  Akk.,  und  otujemung 
ongeiii07ig,  onmaiig,  onniong  unter  einer  Zahl  mit  Dat. 

4.  on  .  .  .  mengu  mit  dazwischen  gestelltem  Gen.,  in  der  Menge, 
unter,  z.  B.  on  tvera  mengu  unter  den  Männern. 

5.  he  sldan  an  der  Seite  von,  neben,  mit  Gen. 

6.  ])e  easfan,  he  ivesfaii,  he  süäan,  he  noräan  im  Osten,  Westen, 
Süden,  Norden  von  etwas,  mit  Dat. 

7.  fof  .  .  .  pingiim  mit  dazwischen  gestelltem  Possessivpronomen 
oder  Gen.  eines  Substantivs,  um  .  .  .  willen,  z.  B.  for  eowrum  pingunt  um 
euretwillen,  for  godes  pingiim     um  Gottes  willen. 

8.  for  intingan  wegen,  mit  Gen.  (aus  intingu  Grund,  Ursache). 

Adjektivischen  Ursprungs  sind  die  Praepositionen  oder 
praepositionalen  Wendungen: 

0.     m-  früher  als,  vor,  mit  Dat. 

10.  feorr,  gewöhnlich  feorr  fram  fern  von,  mit  Dat. 

11.  ncah  nahe,  in  der  Nähe  von,  mit  Dat.,  ebenso  der  Komi),  nmr 
näher  an  und  der  Superl.  niehst,  nyli^t  am  nächsten. 

12.  gellende  nahe  bei,  von  der  Zeit:  nahe  vor,  mit  Dat. 

13  ioweurd  gegen  .  .  .  hin,  nach  etwas  hin,  mit  Dat.  oder  Gen., 
auch  getrennt,  z.  B.  to  psere  sitnnan  ireard  sonnenwärts;  ebenso  fö- 
iveardes  nach  etwas  hin,  mit  Dat.,  gewöhnlich  dem  Substantiv  nach- 
gestellt. 

14.  töm/'ddes  inmitten  von,  mitten  unter,  mit  Dat.;  daneben  aber 
auch  rein  adjektivischer  Gebrauch  von  itu'dd  in  der  Mitte  befindlich, 
z.  B.  on  middan  pam  htviete  mitten  in  dem  Weizen,  on  inidne  deeg  um 
Mittag,  tö  midre  niht  um  Mitternacht. 

15.  töemnes  gegenüber  (von  dem  Adj.  efeii,  eiim  eben),  mit  Dat. 

16.  andlang,  andlong,  andlunges,  andlonges  entlang,  mit  Gen. 

17.  sumod^  soniod  zugleich  mit,  bei,  mit  Dat.,  z.  B.  samod  ärdeege 
bei  Tagesanbruch. 


326  Altenglisch.  [§  198,  199 

18,  Auf  das  Distributivzahlwort  für  2  gehen  zurück  die  Prae- 
positionen:  hetweonum,  hetireonan  zwischen,  mit  Dat.  oder  Akk.,  oft 
nachgestellt:  him  hetweonan  unter  sich,  auch  getrennt:  he  säm  ticconum 
zwischen  den  Meeren;  hettoeoh,  hetivih,  bettouh,  hetuli  hehveox  heticix 
zwischen,  mit  Dat.,  seltener  Akk.,  gleichfalls  oft  nachgestellt. 

§  199.     Konjunktionen. 

Vgl.  Sweet,  NEG  §  1510—1517.  —  Sokoll,  §  432. 

Auch  die  Konjunktionen  sind  teils  aus  alter  Zeit  ver- 
erbte Stämme,  deren  Ursprung  aus  anderen  Redeteilen  sich 
nicht  mehr  nachweisen  läßt,  teils  sind  sie  erst  im  Laufe  der 
einzelsprachlichen  Entwicklung  aus  Adverbien  oder  Praepo- 
sitionen  oder  aus  erstarrten  Formen  von  Substantiven,  Ad- 
jektiven, Zalilwörtern,  Fürwörtern  oder  Partizipien  ent- 
standen. 

Je  nach  dem  logischen  Verhältnis  der  Sätze,  zu  deren 
Verknüpfung  sie  dienen,  teilt  man  sie  gewöhnlich  ein  in 
koordinierende  (beiordnende)  und  subordinierende 
(unterordnende)  Konjunktionen. 

a)Die  koordinierenden  Konjunktionen  des  Altenglischen  sind: 

1.  Kopulative  Konjunktionen:  and,  o»d  und,  cac  auch, 
sivi/Ice,  su\>/lce  eac,  euc  sirylce  auch,  ebenfalls,  furäor  ferner, 

sumod  .  .  .  and,  ge  .  .  .  ge,  eegSer  ge  .  .  .  ge  sowolil  ...  als  auch,  nä 
lies  pset  an  ac  eac  (stvi/lce)  nicht  nur,  sondern  auch, 

ne  auch  nicht,  ne  .  .  .  ne,  nc  . .  .  ne  eac,  nähu-Beäer  {näirper)  nc  .  .  . 
ne  weder  .  .  .  noch. 

2.  Disjunktive  Konjunktionen:  oppe  oder,  oppc  .  .  .  oppe 
entweder  . .  .  oder. 

3.  Adversative  Konjunktionen:  ac  aber,  sondern,  pcnh,  swä 
peak,  JiH'sedere,  swä  peak  hirsectere  doch,  dennoch. 

4.  Kausale  Konjunktionen: /or  päm,  for  po/i,  for  pi)  deshalb, 
poiuie  deshalb. 

b)  Die  subordinierenden  Kon j  unk tio neu  des  Alt- 
englischen sind: 

1.  Temporale  Konjunktionen:  pä,  pä  pe,  ponne  da,  als;  swä 
als;  sicä  söna  stvä  sobald  &h;  penden  solange  als,  solange  Vis;  pä  hiinle 
pe  während,  solange  bis;  mid  päm  pe,  mid  py  pe  indem;  «r  päm  pe  ehe, 
bevor ;  atftep  päm  pe  nachdem ;  pses  pe,  sippan  pe  seitdem ;  op,  op  pset, 
op  pe  bis  daß,  bis. 

2.  Kausale  Konjunktionen:  for  päm  pe,  for  pon  pe,  for  py  pe 
weil;  sippan  pe,  mid  päm  pe  da;  nn  pe,  nü  nun  da,  nun. 


§  1  99,  200]  Konjunktionen.     Interjektionen.  327 

3.  Konzessive  Kon junktionen:  ^räfe,  7'"'^'^'^»  y-'f  obgleich,  obwohl 
(in  dem  adversativen  Gliede  steht:  hireeäere,  swä peuh,  sivä peah  hwfeäere 
doch,  dennoch). 

4.  Konditionale  Konjunktionen:  gif  wenn,  and  gif,  and  wonti, 
iiefne    {*ne    gif  ne),    nenine,    nemäe,  nymäe  (*ne   gif  ne  pe)    wenn  nicht 
bätaii  außer  daß,  außer  wenn.  ; 

5.  Finale  Konjunktionen:  p^et  damit,  daß;  tö  pon  pe  damit, 
auf  daß, 

peet  ne  damit  nicht;  pi/  Ises,  py  Ixs  pe  'damit  dadurch  weniger', 
lat.  quominiiä  damit  nicht. 

6.  Konsekutive  Konjunktionen:  peet  daß,  .s-/m  paet  so  daß, 
tö  po)i  paet  so  daß. 

7.  Modale  Konjunktionen:  sirä  ...  suri  so  ...  ^vIq,  s>vä  sirä  .  . 
ealsicä  ebenso  .  .  .  wie,  Py  .  ■  ■  py  je  (mehr)  .  .  .  desto  (mehr),  pä  .  .  .  pä 
wenn  ...  da,  nach  dem  Komparativ:  ponne  denn,  als. 

8.  Zur  Anknüpfung  von  Substantivstämmen  dient: 
paet,  pactte  (l)aet  pe)  daß, 

zur  Anknüpfung  von  indirekten  Fragesätzen:  hweeäer 
ob,  disjunktiv :  liweeSer  pe  .  .  .  pe  ob  ...  oder. 

§  200.    luterjektioneii. 
Vgl.  Sweet,  NEG.  §  1542.  —  Sokoll,  §  433. 
Als  Zuruf  wird  gebraucht :  lä,  ea-lä  ach !  —  als  Ä  u  f  f  o  r  d  e  r  u  n  g : 
iiion,  iruton  wohlan,  z.  B.  iiton  ire  gän  laßt  uns  gehen. 

Znm  Ausdruck  des  Schmerzes:  wä  wehe!  wä-lä  {ivellä),  irä-lä- 
icä  acb,  wehe  ! 


Berichtigungen  und  Nachträge. 


S.  9,  Z.  17  lies:  Carmarfhen  —  S.  58,  Z.  3  lies:  [p«3,  s^a]  —  S. 
119,  Z.  2  V.  u.  lies:  ongaiui,  ongonn  —  S.  123,  Z.  14  lies:  'Anm.  18' 
statt  'Anm,  17'  und  Z.  18:  'Anm.  19'  statt  'Anm.  18'  —  S.  125,  Z.  10 
V.  u.  lies:  Auslautendes  -äica,  -äwii  ging  wie  -awa,  -awu  (§  57,  c)  in  den 
Diphthongen  au  über"  —  S.  133,  Z.  3  v.  u.  lies:  starhoard  —  S.  138, 
Z.  7  lies:  irif-me)in  Frauen,  me.  u-inunen  —  S.  142,  Z.  2  lies:  Inmgor 
—  S.  147,  Z.  2  lies:  gaderlan  —  S.  152,  Z.  18  lies:  uisegun; 
Z.  19  lies:  magon  —  S.  153,  Z.  21  lies:  steorra;  Z.  6  v.  u.  lies:  geoc  — 
S.  157,  Z.  1  V.  u.  lies:  Palatalen  —  S.  162,  Z.  8  v.  u.  lies:  ßsc  —  S. 
163,  Z.  11  lies:  ae.  deud  —  S.  173,  Z.  5  lies:  'er'  statt  'ich'  —  Auf  S. 
177   ist   irrtümlich    '179'   als   Seitenzahl  gedruckt;    auf  S.  182  fehlt  die 


328  Altengüsch. 

Seitenzahl  —  S.  180,  Z.  3  v.  u.  lies:  c'eace  —  S.  184,  Z.  2;1  v.  u.  lies: 
friignon,  frftnon,  frugnen,  frünen  —  S.  186,  Z.  8  v.  u.  und  S.  187,  Z.  7 
streiche:  ?/ä<  Liht  —  S.  187,  Z.  21  streiche:  hell  Glocke  —  S.  189, 
Z.  9  streiche:  Äv/nne  Sünde  —  S.  192,  Z.  2  lies:  slmpan  —  3.  192,  Z.  12 
ließ:  gearfoß,  Z.  13:  earfop  —  S.  198,  Z.  11  streiche:  assp  Espe  —  S, 
206,  Z.  3  und  2  v.  w.  lies:  'd'  statt  'c'  —  S.  212,  Z.  8  v.  u.  lies  'c' 
statt  'b'  —  S.  218,  Z.  3  lies  'd'  statt  'c'  —  S.  213,  Z.  4  streiche:  h/fi 
Luft  —  S.  216,  Z.  1  lies:  'a)  Ebenso'  etc.,  Z.  7  lies  'b'  statt  'a';  Z.  8 
lies:  Winter;  Z.  3  v.  u.  lies:  feola  —  S.  218,  Z.  20  v.  u.  lies:  leo  Löwe 

—  S.  221,  Z.  17  T.  u.  und  S.  224,  Z.  1  lies:  Die  —  S.  224,  Z.  5  lies: 
Neutrum  —  S.  234,  Z,  9  v.  u.  streiche:  .-^till  still  —  S-  244,  Z.  15  v.  u. 
lies:  /M;-<fm  —  S.  257,  Z.  12  v.  u.  (D.  Sg.  Ntr.)  lies:  psEnu  päm;  Z.  1 
V.  u.  lies:  dieselbe  —  S.  272,  Z.  3  lies:  sweorcan  —  S.  273,  Z.  21  lies: 
sniäan  —  S.  274,  Z.  15  lies:  erlosen  —  S.  276,  Z.  5  6  lies:  sceaden, 
sceden  —  S.   283,    Z.  1   v.  u.  lies:  gefremed  —  S.  288,  Z.  3  lies:  .^e^ä^i- 

—  S.  304,  Z.  3  lies:  Ind.  1.  Sg.  .*ec<7e,  3.  PI.  secg(e)op;  Konj.  Sg.  ser«;«', 
PL  secgen  ;  Imp.  2.  PL  secg(e)ap,  flekt.  Inf.  ^ö  secg(e)anne  etc. 

Zur  Bibliographie  ist  nachzutragen :  S.  1 :  J  e s p e r s  e n  ,  Growth 
and  Structure  of  the  English  Language.  Leipzig  1905  —  S.  13,  §  10: 
Björkmann,  Scandinavian  Loanwords  in  Middle  Euglish.  Halle  1900;'1902, 
p.  263—281  (The  Scandinavian  Invasion)  —  S.  21,  §  16:  Rcmus,  Der 
romanische  Wortschatz  in  der  Sprache  Chaucers  —  S.  29,  §  18:  Dibe- 
lius,  John  Capgrave  und  die  ncuenglisehe  Schriftsprache  (Anglia  23.  24). 

—  S.  229,  §  129:  E.  Schön,  Die  Bildung  des  Adjektivs  im  Altcnglischen, 
Kiel  1905  —  S.  281,  §  169:  C.  Schuldt,  Die  Bildung  der  schwachen 
Verba  im  Altenglischen,  Kiel  1905. 


Wörterverzeichnis. 


Die  Ziffern  und  Buchstaben  bezeichnen  die  einzelnen  Paragraphen 
und  ihre  Unterabteilungen  ;  fett  gedruckte  Ziffern  deuten  an,  daß  daselbst 
ein  vollständiges  Paradigma  des  betreffenden  Wortes  gegeben  ist.  Die 
Flexionsformen  der  Substantiva  sind  anter  dem  Nom.  Sing.,  die  der 
Adjektiva  unter  dem  Nom.  Sing.  Mask.,  die  der  Verba  unter  dem  Infinitiv, 
bezw.  bei  den  Praeteritopraesentien  unter  der  1.  Sg.  Ind.  Praes.  aufzu- 
suchen. Die  Praeterita  und  Partizipia  der  starken  Verba  sind  unter 
Verweisung  auf  den  Infinitiv  besonders  aufgeführt.  Die  Komparative 
und  Superlative  von  Adjektiven  stehen  unter  dem  Positiv,  Komposita 
unter  demjenigen  Bestandteile,  welches  den  Hauptton  trägt.  Wo  ä  mit 
ö  —  eo,  eo  mit  io,  w  —  ie,  u  mit  y,  y  schwankt,  ist  das  Wort  in  der 
Regel  in  der  ersteren  Schreibung  aufgeführt,  ebenso  dialektische  Ab- 
weichungen unter  der  gewöhnlichen  westsächsischen  Schreibung.  Die 
Übersichtsparagraphen  55._56.  75.  78.  79.  100,  die  bereits  Verweisungen 
auf  die  vorhergehenden  oder  folgenden  Paragraphen  enthalten,  sind  im 
Wörterverzeichnis  nicht  berücksichtigt. 


Altenglisch. 

ä-  57,  f. 

ä,  äwa60,c.  83,  e.  150,6. 

195,  b. 
abbod   57,  b.    81,  a.  84, 

A.  1. 
äbütan  s.  ütan. 
ac,  ah  57,  A.  1.  199,  a.  3. 
äc,  D.  Sg.  N.  A.  PI.  Sc 

51.  60,  a.  90  c.  123,  b. 
acan,   Part,   accn  57,  a. 

158,  a. 
äcumba  57,  f.  81,  a. 
ad  54,  c.  60,  a.  76,  e. 
adesa  57,  c.  72,  f. 
jje,  «jw  83,  0.  112. 
secer,  seceres  etc.  58,  a.  1. 


54,  a.  57,  i.  72,  e.  73,  k. 

76,  f.  90,  c.  102,  h. 
fecern  57,  i. 
Eeces,  tex  57, 1. 
eef-  54,  a. 
je-fsestnes  7,  A.  1. 
tefen,  tefennes  etc.  59,  d. 
_  74,  a,  9.  81,  b.   104,  b. 
£efen-song  7,  A.  1. 
isfre  60,  c. 
ajftan  197,  17.  27;  ba'f- 

tan,  wilxeftan  197,  27. 
;efter   57,  i.    82,  a.    197, 

17;  ;uf terra,  feftemesta 

140.  143. 
a'fter  l^un  |>e  199,  b,  1. 
aifter-ä!  7,  A.  1. 
sefl^unca  71,  a. 


Sg-  150, 10. 
Sg,   PI.   wgru   17,  A.  1. 
_  60,  c.  89,  b.  127,  b. 
Sghwä  150, 10. 
SghwSr  150,  10.  196. 
Sghwfcecter,  Sgdcr  60,  c. 

150, 10 ;  Sgder  ge . .  ge 

199,  a,  1. 
Sht  112. 
tel  59,  d. 

Sic  60,  c.  71,  d.  150,11. 
telf  57,  A.  13. 
Aelfred  57,  A.  13,  71,  d. 
Aelf(h)ere  92,  b. 
beimesse    7.    57,   A.  13. 

118,  a. 
selmihtig  57,  A.  13. 
Sne60,  c.  144,3.  193,  b. 


330 


Altenglisch. 


sene   sida,   oq  fennc  sij) 
_  144,  3. 

Snig   60,  c.    74,  a,  9.  b. 
_  144,  5. 

ä'ninf^a,  änunga  193,  i. 
ä'nliepige  144,  5. 
a-ppc],  PI.  fepplas,  applu 
57,i.  73, k.  77,  b.  80,  a. 

93,  a.  102,  h.  114,  b. 
ier60,c.  137.  143.  194,  a. 

198,  9;     Sr    täm    ]>q 

199,  b,  1;  äJrra,  jerosta 
137,  143. 

serccbiscop  57,  A.  17. 
^rende  105,  c. 
ie-rist  7,  A.  1. 
Sern    57,  A.  16.     88,  a. 

94,  b._ 
a^rnan  57,  v. 
»sc  51.  90,  f. 

a?spe  80,  a.  87,  a.  102,  a. 

set  57,  i.  197,  4. 

St   59,  d.    153,  b;    Eeton 

54,  w.    59,  d.    153,  b 

(etan). 
a?ctele  57, 1. 
a^deling  57,  1. 
ägau    60,  a.    91,  e.    191 

(äh). 
agen,  a>gen  60,  a.  91,  e. 

130,  d.  182.  191  (äh). 
ägend  125,  b. 
ägon  191  (äh). 
äh    (ägon,    ähte,    ägen) 

76,  d;    äh,    ähst,    äh, 

ägon  etc.  I91. 
äht  s.  äwiht. 
ähtc  etc.  191  (äh). 
ähwc'er,  äwcr  löO,  6. 
albe  57,  A.  14. 
alter  57,  A.  14. 
alwalda  57,  A.  13. 
an,  änes  etc.  50,  54,  d. 

60,  a.    142.    150,  4.  5. 

193,  b;  for  an  193,  h: 

on  an  60,  a.  193,  h. 
an  and  twentig  142;  an 

and  twentigocTa  143 ; 

;in  and  hundseofontig 

142;  änes  wana  fiftig 

142. 
ancleow,  oncleow  107,  d. 
ancor  57,  A.  5. 
anora  57,  A.  5. 
and,  ond  57,  A.  6.  199,  a, 


1 ;     and     gif ,     and 

199,  b,  4. 
andlang(es),  andlong(es) 

198, 16. 
andsaca    53,  a.  b.    71,  a. 

85,  c. 
andsvvaru  108,  a. 
andwierdan,  andwyrdan 

171,  e. 
änfeald  144,  2. 
anginn  71,  a. 
anu,    onn   (unnou,   üde, 

geunnen)   57, x;   ann, 

onn,    anst,    onst    etc. 

191;     geann,     geonn, 

ofann,  ofonn  191. 
apa  57,  a.  117,  a. 
äpostol  57,  A.  4. 
är  'Ehre'  60,  a.  106,  b. 
är  'Bote'  114,  A.  2. 
är  'Erz'  60,  a. 
är  'Euderstange"  60,  a. 
arc  57, A.  17. 
arn,  orn  57,  A.  16.  94,  b. 

155,  a  (iernan). 
arun  192, 1,  b. 
asce  57,  b.  90,  f. 
äscian,  axian  60,  a.  87,  a. 

90,  g.  173,  a. 
assa  57,  b.  87,  a.  117,  a. 
äte,  PL  ätan  60,  a. 
atol  57,  d.  130,  c. 
ätor,  attor  60,  a.   77,  c. 

84,  a. 
ä\>  60,  a.  102,  a. 
äduni  60,  a. 
äwa,  ä  83,  e. 
awel,  awol  57,  a.   83,  c. 
äwiht,  äwuht,  äht  150, 6. 
axian  s.  äscian. 

bä  s.  begen. 

bacan,  Part,  bacen  57,  a. 

90,  c.  158,  a. 
biec   57,  i.  90,  c.  103,  c; 

on    beec ,     ofer    bsec, 

linder  btec  195,  e. 
biBcere  104,  c. 
bfficestro  118,  a. 
bteclinga  195,  f ;  on  bu'C- 

ling  195,  c. 
bted  ""57,  i.    151.    153,  f; 

bSdon  153,  f  (biddan) 
bseftan  s.  toftan. 
bfcl  59,  d. 


;  bfer  Adj.,  57,  i.  88,  a. 
'  beer  Pt.   53,  a,  1.  57,  i. 
A.  16.    73,  b.    94,  a. 

154,  a.  175  (bcranj. 
bffir  59,  d.  74,  n,  9. 
bferlic  57,  A.  1(>. 
bsernan  57,  v.  94,  b. 
bferon    59,  d.    98,  a.  b. 

99,    a.     154,  a.      175 

(heran). 
ba?rs  94,  b. 
ba3rst  57,  A.  16.  155,  h 

(berstan). 
lose]),  hse&cs  etc.,  PI.  badii 

etc.  53,  a,  1.2.  57,  a.i. 

k.  81,  a.  86,  a.  103,  c. 

A.  1.  128,  A,  a. 
bän  60,  a.  81,  a.  103,  b. 
bana,  bona  57,  g.   96,  a. 

117,  a. 
band,  bond,  bunde  etc., 

53,  a,  1.    57,  g.  73,  a. 

155,  a.  181  (bindan). 
bannan,  bonnan  160,  b. 
bär  60,  a. 

barn,  born  57,  A.  16. 

94,  b.  155,  a  (biernan). 
basu  132, a. 
bat  Sb.  60,  a. 
bat  Pt.  60,  a  (lätan). 
badian  57,  c.  86,  b. 
badu  s.  bsej). 
be,  bi  197,  5. 
beac(e)n  61,  a.  A.  3.  74,  a, 

13.  103,  i. 
bead  54,  f.  157,a  (beodan). 
beadll,bead^A•ectc.llO,a. 

A.I.  128,  i,c. 
beag,  beah  Sb.61,a.  74,a, 

13.  91,  h. 
beag,    beah    Pt.    157,  d. 

175  (bügan). 
bealc  57,  p. 
beald  57,  p.  86,  e. 
bealg,  bcalh  91,  h.  (bcl- 

gan). 
bealn,  bealwcs  etc.  73, 

A.  5.  83,  i.  ni.  107,  a. 

128,  A,  c. 
beam  61,  a.  95,  a. 
bean  61,  a. 
beard  57,  q.  102,  a. 
bearg,  bearh  91, h 

(beorgau). 
bearm  57,  q. 


Wörterverzeichnis. 


331 


bearn  57,  q.  103,  h. 
bearn,  bearwes  etc.  57,  q. 

73,  d.  A.  5.    83,  i.  m. 
106,a.A.l.  128,  A,c. 

bearwe  57,  q. 

beatan     (beot,    beaten) 

61,  a.  163.  189,  B.  f. 
bec  s.  böc. 

bece  68,  e.  90,  d. 
gebed,     PI.     gebe(o)du 

62,  e.  85,  a.  103,  d. 
bedd    51.    57,  y.    77,  a. 

85,  a.  89,  h.  105,  a. 
bcd-rida  65,  a. 
bcdeclan  62,  a.  173. 
beden  153,  f  (biddan). 
begen,  bä,  bü  60,  a.  68,  c. 

142,    2;    bä    twä,    bü 

tu;  bä  t)ä  142,2. 
belgan  91,  a.  155,  t 
bellan  155,  f. 
belle  62,  a.  93,  a. 
belt  57,  y. 
ben  112. 
benc  57,  w.  90,  d.  97,  b. 

112. 
beud  111,  d. 
bcndan  171, e. 
lionn  109,  a. 
beo,  beon  etc.  65,  n.  89,  c. 

118,  b.  128,  B,a. 
beod  64,  a. 
beodan     (bead,     budon, 

boden)    54,  m.    64,  a. 

74,  a,  11.    81,  a.    152, 
A.  1.  157,  a. 

bcofor  62,  e.  81,  b. 
beon  65,  n.   74,  b.  89,  c. 

151;  beo(m),  bist,  bij), 

beoj)  etc.  192,  1. 
beer  64,  a. 
beere  51. 

beorcan  62, 1.  155,  b. 
bcorg  62, 1. 
beorgan   (bearg,  bearh) 

91,  e.  155,  b. 
beerbt    62,  1.    74,  a.  b. 

99,  a. 
beorma  62, 1. 
beorn  62, 1. 
beot  Sb.  53,  b. 
beot    Pt.    6i,  A.  1.  163 

(beatan). 
Beowulf  51,  A.  4. 
bera  62,  a.  A.  9.  117,  a. 


beran  (beer,  beeren,  boren) 
53,  a,  5.  54,  k.  k.  62,  a. 
A.  9.  73,  a.  A.  1.  74,  a, 
3.  76,  e.g.  81,  a.  87,  a. 
94,  a.  98,  a.  99,  a. 
151.  152,  A.  1.  154,  a. 
175;  bere,  bir(e)st, 
bir(e)t ,  bera])  etc. 
53,  a.  1.3.  54,  k.  A.  1. 
62,  A.  4.  65,  a.  A.  7. 
7.3,  a.  b.  f.  i.  A.  1. 
74,  a,  3.  86,  a.  87,  a. 
96,  b.  98,  a.b.  131,  c 
d.  176.  177.  178,  a. 
188.  189,  A,g. 

bere  57,  y.  111,  a.  113. 

berern,  bern  57,  v.  71, 
b.  d. 

berige  57,  y.  88,  a. 

berstan  (beerst,  burston, 
borsten)  62,  a.  A.  9. 
94,  b.  155,  h;  berste, 
birst(est) ,  birst(el)), 
berstala  178,  f. 

bes(e)ma  62,  a.  87,  b. 
95  a- 

bet  57,  y,  88,  d.  194,  b. 
(wel). 

bete  63.  A.  2.  81,A.  1. 
84,  A.  i. 

betra,  betsta  57,  y.  84,  a. 
87,  a.  88,  a.  A,  1-39 
(göd). 

betst  194,  b  (wel). 

bi,  big  51.  65,  b. 

bicce  65,  a.  90,  d. 

bidan  66,  a.  85,  a.  86,  f. 
156,  a;  bidc,  bidest, 
bitst,  bideli,  bitt  86,f. 
178,  h. 

biddan  (basd,  btedon,  be- 
den) 65,  a.  77,  a.  85,  b- 
89,d.  151,  153,f;bidde, 
bidest,  bitst,  bideja, 
bitt,  biddel)  etc,  77, 
A.  2.  89,  A.  2.  180. 
189, A,  e. 

bi(e)rcc,  byrce  65,  k. 
90,  d.  94,  a.  118.  a. 

bi(e)rnan  (barn,  born, 
burnon,  burnen)  65, 
A.  7.  155,  a. 

big-spell  7,  A.  1. 

bile  65,  a.  93,  a. 


bill     65,  a.  A.  6.     93,  a. 

105,  a. 
bindan     (band,     bond, 

bundon,   bunden)   25. 

53,  a,  5.    54,  i.    65,  a. 

73,  a.    81,  a.    85,  a.  b. 

86,f.96,a.98,a.l52,A.l. 

155,  a;  binde,  bindest, 

bintst,    binde}:),    bint, 

binda})    52,  A.  2.     53, 

a,  1-  3.     73,  a.  b.    A. 

2.   84,  b.    85,  b.   86, f. 

88,  A.  2.    98,  b.    99,  a. 

131,  cd.  177.  178, b. 

A.  1.2.  188,  189,  A.k. 
binn  65,  a. 
binnan  s.  innan. 
birest,  birejj  s:  beran. 
birnan  s.  biernan. 
bisc(e)op  7.  65,  a.  67,  f. 

90,  f. 
bisig  65,  a. 
bist  s-  beon. 
bita  65,  a. 
bitan  (bat,  biton,  biten) 

66,  a.    84,  a.    156,  a; 

bit(e)st,     bite]),     bitt 

85,  b.  86,  f. 
bite  65,  a.  111,  a. 
bitel  65,  a. 
bit(t)er  65,  a.  77,c.  84,a. 

130,  c;     bitre      Adv. 

193,  a. 
biton,  biten  54,  a.  65,  a 

(bItan). 
bitt  s.  bidan,  bitan. 
biJ)  s.  beon. 
bläc  60,  a.  130,  b. 
btec  57,  i.  81,  a.  90,  c 
blgecean  60,  c 
bleed  57,  i.  85,  a.  103,  d. 
biedre,    bleeddre    59,  d. 

A.  3.  85,  a.  77,  c 
blä'tan  59,  d. 
l)landan,  blondan  (blend) 

160,  b. 
bläwan  59,  a.  83,  e.  166. 
bledan  68,  e- 
blend  160,  b   (blandan). 
bletsian  68,  e-  85,  b- 
bletsung  lOB,  f. 
blican  156,  a. 
blicettan  170,  c 
blind, blindes,blindre  etc- 

53,  a,4.  5.  65,  a.  81,  a- 


332 


Altenglisch. 


73,  g.  i.    81,  a.    96,  a. 

98,  b.  130,  b. 
bllfts,  bliss    66,  a.   86,  i. 

109,  c 
bilde  66,  a.  86.  b.  i.  131, 

c.  d.  133 ;  bilde,  bMe- 
lice,  Ädv.  193,  a.  d. 

blöd  68,  a.  81,  a.  93,  a. 

blödig  130,  d. 

blöstma  54,  v.  68,a.  87,  a. 

95,  a. 
blö'an  16ü,  a. 
blöwan  68,  a.  83,  e.  165, a. 
blysc(e)an  69,  f.  90,  f. 
böc,   G.   D.    Sg.    N.    A. 

PI.  bec  68,  a.  e.  73,  c. 

d.  74,  a,  10.  81,  a.  90, 

c.  d.    98,  a.    123,  b. 
128,  B,  c. 

böcero  68,  a.  72,  a.  104,  e. 

böc-treo  54,  u. 

boden  54,  r.  157  a,  (beo- 

dan). 
bodian  7, A.  1. 
bodig  67,  a.  85,  a.  91,  k. 
bog,    böh    68,  a.    91,  h. 

102,  a.  A.  2. 
boga   42,  a.  A.  1.   67.  a. 

91,  e. 
bohre,  gehöht  67,  a.  92,  f. 

172  (bycgcan). 
bold  69,  f. 
bolla  67,  a-  93,  a.  A. 
holt  67,  a.  93,  a. 
bord  67,  a. 
(ge)boren    67,  a.    73,  a. 

98,  a.     99,  a.     130,  c. 

154,  c.  175  (heran), 
borgian  67,  a.  91,  c. 
borsten  155, h  (berstan). 
bösm     68,  a.     73,  A.  3. 

87,  h.  95,  a. 
bot  68,  a. 
botm  67,  a.  73.A.  3.  84,  a. 

95,  a. 
box  67,  a. 
bräd   60,  a.    81,  a.    119. 

130,  b;    bräJdra,    brä- 

dosta  137. 
brtec    57,  i.    74,  b-    154, 

A.  1 ;     brJecon    59,  a. 

d.  154,  A.l  (brocaa). 
hrü'dan  59,  d. 

brä'de  59,  d- 
breedu  60,  c.  119. 


brasgd,   hrted  57,  m.  91, 

g.  A.3. 155,h(bregdan) 
bra3gn'  57,  i. 
briSr  59,  d. 
brees,  brtesen  57,  i.  k. 
hrsej)  59,  d. 
brilvv,  hreaw  59,  b. 
breae  175  (brücan). 
bread  61,  a. 
breatan  163. 
breaw,  br^ew  59,  b. 
brec  s.  bröc. 
brccan    (braec,    hrScon, 

brocen)  62,  a.  74,  a,  3. 

81,  a.  90,  c.  153,  A.  2. 

154,  A-l;    brece,   bri- 

c(e)st,    hric(e)}i,    bre- 

caj)  178,  a. 
bredan  68,  e. 
bregdan,  bredan  (braägd, 

bräl'd.    brugdon,    brü- 

dou,  brogden,  bröden) 

62.  a.  c.     67,  c.     69,  c. 

91,g.A.  3.  155,  h. 
brogo  74,  a.  3.  114,  a. 
bremc  131,  c  d. 
bremel  59,  k. 
bicngoan  s.  bringaa. 
brcord  62,  A.  8. 
breost  64.  a. 
breotan  157,  a. 
bredcr  s.  brödor. 
bridd  65,  a.  85,  a.  99,  a. 
brig,  briges  102,  A.  1- 
hrigdel(s),  bridel(s),  65, 

c.  91,  g.  93.  b.  102,  f. 
brim  103,  d. 
brine  66,  a. 
bringan ,     brcngean 

(bröhte,gebröht)  65, a. 

81,  a.  94,  a..97,  a.  172. 

190,  s. 
briw,  briwes  104. 
bröc,    PI.   brec    68,  a.  e. 

90,  d.  123,  b. 
brocc  67,  a.  90,  c 
brocen   67,  a.    154,  A.  1 

(brccan). 
bröd  68,  a. 
brogden ,    bröden    67,  c 

91,  A.  3.  155,  h  (breg- 
dan). 

bröhte,  gebröht  54,  g. 
58,  a.  76,  h.  92,  f.  97, 
A.  172  (bringan). 


brom  59,  c  95,  a. 
brolj  67,  a.  86,  a. 
brödor,    D.    Sg.   breder 

54,  u.  68,  a.e.  73,A.4. 

76,a.d.e.  86,b.l21,b. 

128,  B,b. 
gcbrödor  121, b. 
brü  70,  a. 
brücan  (breac)  70, a.  152, 

A.  1.  157,  d.'  175. 
brugdon,    brüdon    69,  c. 

91,  A.  3.  155,  h  (breg- 
dan). 
brün  51.  70,  a. 
brunna,     burna     69,  a. 

94,  b. 
bryce  69,  f.  111,  a.  133,a. 
bry  ce  133,  c.  d. 
brycg  69,  f.  77,  a.  91,  d. 

109,  a. 
bryd  70,  c  112. 
bryd-ealo  70,  c 
bry  d-guma  70,  c- 
bü  s-  hegen. 
büan,    büwan    (ba(e)de, 

gebü(e)n)     70,    a.    b. 

168.  181),  B,  ni. 
bucca  67,  d.  90,  c  117,  a. 
budon  54,  q.  150,  a  (beo- 

dan). 
bufan  s.  ufan. 
bü<>an  (beag,  beah )  70,  a. 

91,  e.  157,  d. 
buUuc  69,  a.  102,  g. 
hundon  68,  a.  98,  b.  155, a. 

181  (bindan). 
gebunden  54,  q.  r.  69.  a. 

73,  a.     98,  a.     130,  d. 

155,  a.  182  (bindan). 
bür  70,  a. 
bürg,  burh,  D.  Sg.  N. 

A,  PI.  byr(i)g,  byrh 

69,  a.  f.  73,  A.  6.  81,  a. 

91,  h.k.   94,  a.  123,  b. 
burna  s.  brunna. 
burnon ,     burnen    94,  b. 

155,  a  (biernan). 
burston  155,  h (berstan). 
bütan  s.  ütan. 
butere  7.  69,  a. 
bycgean  (bohte,  gehöht) 

77,  a.     91,  d.     172. 

190,  r. 
byldau  (bylde,  gebylded) 

69,  f.  171,  e. 


Wörterverzeichnis. 


333 


bylc  70,  c. 
byndelle  69,  f. 
geliyrd69.f.85,a.  113,b. 
byre:can     69,  f.     91,  f. 

171,  a. 
byrgels69,  f.91,h.  93,b. 
byrig  s.  bürg, 
byrne  91-,  b. 
byrdcn,    byrdenne    etc. 

69,  f.  86,  b.  109,  b. 
bysen  108,  c. 

ci=ege  60,  c.   89,  b.  90,  a. 

109,  d. 
crilend  57,  A.  4. 
calu  57,  d.  132, a. 
camb,  comb  57,  g.  76,  e. 

81,  a.  90,  a. 
camp,     comp     57,  g.  w. 

80,  a.  90,  A.  1. 
candcl,  condel.  candello 

etc.     57,  g.     90,  A.  1. 

109,  b. 
cann,      conn     (cunnon, 

cül>e,  cü}))  57,  g ;  canst, 

const.  cann,  conn  96, 

A.  1.  191. 
canne,  conne  57,  g. 
carcern ,    carcernes    57, 

A.  17.  72,  c.  103,  h. 
caru  s.  cearii. 
cäsere     60,  a.     90,  A.  1. 

104,  c. 
catt,  catte  57,  b. 
cawcl  6F,  A.  2. 
ccace,  ceace  59,  g.  90.  b. 
ccaf  57,  s.  90,  b. 
ccafor  90,  b. 
ccalc  57,  p.  90,  b. 
ccald  57,  p.  A.  18.  74,  a. 

5.  85,  a.  90,  b.  99,  a. 
ccalf,  PI.  cealfra  57,  p. 

A.  18.     81,  c.     90,  b. 

128,  b. 
ceap  61.  a.  90,  b. 
ceapian  61,  a. 
ceapmonn  61,  a. 
ccarf  57,  q.  90,  b  (coor- 

fan). 
cearig  90,  b. 
c(o)aru  51.  90,  b.  94,  a. 

108,  a. 
ceas  61,  a.  7(),  d.  157,  b 

(ceosan). 


ceaster,     csester     57,  s. 

73, k.  74,'a,7.b.  108,d. 
Celan  68,  e.  90,  a.  171,  a. 
ccmban  57,  w.  62,  A.  10. 

90,  a. 
cemes  57,  w. 
cempa   57,  \v.   62,  A.  10. 

90,  A.  1.  117,  a.  . 
cen  51.  54,  x.  63,  a. 
cene     51.     68,  e.    90,  a. 

131,  cd.    133;    Adv. 

193,  a. 
cennan  (cende,gecenned) 

57,  w.  62,  A.  10.  90,  a. 

171,  b. 
äccnnednes  7,  A.  1. 
Cent  90,  A.  1. 
ceol  64,  a. 
ceorfan  (cearf)  62,  1.  A. 

10.  90,  b.  155,  b. 
coorl  62, 1.   90,  b.   93,  a. 
ceosan     (ceas,     curon, 

coren)     51.     64,  a-  c 

74,  a,  11.  76,  d.  86,  h. 

87,  b.     88,  a.     90,  b. 

157,  b:    ceose,    ciest, 

ciest ,      ceosal^      etc. 

178,  e.  189,  A,  q. 
ceowan     64,  a.     90,  b- 

157,  a. 
cepan    (cepto,    gcceped) 

68,  a.     90,  a.     171,  c. 

187;     cepte,     ceptest 

etc.  186.  190,1. 
cldan  66,  a.  90,  b.  176,  a. 
cleccn    64,  c    74,  a,  13. 

90,  b. 
clegan  89,  b.  171,  a. 
cicle,  cylo  57,  z.  90,  b. 
ci(e)res  7.  62,  n.  90,  b. 
cicrne  62,  n. 
cierran  _74,  a,  7. 
cicse,  cyse  7.  59,  m.  90, 

A.2. 
ciest  62,  n.  90,  A.  2. 
cies}),  cicst  s,  ceosan. 
cietcl  57,  z.  90,  A.  2.    • 
cild,    PJ.    cildrii   50.  51. 

65,a.A.6.  90,b.  127,b. 
cin-bän,  cim-bän  96,  A. 2. 
ciun  65.  a.  90,  b.  93,  a. 
cirice     65,  a.     90,  A.  2. 

118,  a. 
cheg  60,  c.  89,  b. 
clä'no  60,  c.  74,  b.  !lO,a. 


93,  a.    131,  cd.    133; 

Adv.  193,  a. 
chensian  60,  c   96,  A.  1. 

173,  a. 
cljedan  171,  a. 
clamb,  clomb  81,  a-  95,  a 

(climban). 
clä|>  60,  a. 

clädian  (geclädöd)  60,  a. 
clea(w),   clawe  etc.   57, 

e.  a.A.  3.83,  u.  110, c. 

A.2.  128,  A,c. 
cleofan  64,  a.  157,  a. 
cleowen,  cli(e)wen  64,  c 
clif,  PI.  cli(o)fu  65,  a.  e. 

90,  a.  103,(1. 128,  A,a. 
clifan  156,  a. 
climban  (clamb,   cloml)) 

65,  a.     81,  a.     90,  a. 

95,  a.  155,  a. 
clingan  155,  a. 
clucge  91,  c. 
clüd  70,  a, 
clüt  70,  a. 

clyppan     (clypce,     ge- 

clypped)    69,  f.    80,  a. 

85,  b.  171,  c 
cnapa,  cnafa  57,  a.  81,  b. 
cnäwan  (cneow,  cuäwen) 

59,  a.  76,  f.  83,  e.  166  ; 

cnä\ve,cnä^wst,cnäi\v]3, 

cnäwa|)     etc     178,  a. 

189,  B,  k. 
cnedan  153,  a. 
cncohtas  s-  cniht. 
cneores-böc  7, A.  1. 
cneo(\v),     cneowes    etc. 

62,  f.  0-.  A.  6.     76,  f. 

90,  a.  96,  a.  107,  c 
cneow     04,  A.   j.      1(56 

(cnäwan). 
cnif  66,  a.  102,  a. 
cni(e)ht,     PI.     cncohtas 

33,  A.  2.     62,  q.  A.n. 

74,  ;),4.  90,  a.  92.  f.  g. 

96,  a. 

cniht-liäd  71,  c   102,  a. 
cnilit-wcsende  53.  a,  8.  b. 
cnoita  67.  a.  69,  f.  81,  a. 

90,  1>. 
cnyccdOan     (cny^te, 

cnylite,  irccnyced,  gc- 

cnylit)   172,  A. 
cnyll  69,  f. 
cnyllan  ()9,  f. 


334 


Altenffliscli. 


cnyssan    (cnysede,    ge- 
cnysed)    77,  a.    87,  a- 

89.  d.  170. 

cöc  67,  A.l.  90,  A.  1. 
cocc  67,  a.  90,  A.  4. 
coccel  67,  a. 
cocur  51-  90,  a. 
cohhcttan  51.  67,  a. 

92  f. 
col67,a.  90,a.93,a.l03,a. 
cöl  68,  a.  90,  a.  93,  a. 
colt  67,  a. 

copor  67,  a.  90,  A.l. 
(ge)coreii    67,  a.    76,  d. 

88,  a.     157,  b.     182 

(ceosan). 
corn  67,  a.  69,  f.  90.  a. 
coss   67,  a.   69,  f.    87.  a. 

90,  a. 
costnuno'  7,  A.  1. 
crabba  57,  b. 
cradol  57,  a. 

n-ieh  57,  i.  90,  a.  102,  a. 
crafian  57,  c 
cräwan  59,  a.  83,  e.  166. 
cräwc  59,  a.  83,  e. 
creda  63,  A.  2.  85,  A.  1. 
creopan     64,   a.     94,  a. 

157,  a;  creope,  criepst, 

crlcpl),  creopaj)  178,a. 
cribb  65,  a.  81,  a.  109,  a. 
cringan  155,  a. 
crisp  65,  a. 
Crlst  66,  a.  90,  A.  1. 
cnstendöm  66,  a. 
Crlstmjesse  66,  a. 
crüdaa  70,  a. 
crüma  70,  a- 
crycc  69,  f.  77.  a.  89,  h. 

90,  d. 
crvpcl  69,  f. 
cü,  D.  Sg.  N.  A.  PI.  cy 

68,  c.  f.   90,  a.    123,  b. 
cucu,     cudu     s.    cwicu, 

cwidu. 
cuman    (c(w)öm,  c(w)ö- 

mon,    cumen)    67,  e. 

76,  f.     90,  a.     154,  c: 

cume,  cymest,  cynie]), 

cunia]}     178,  a.  A.  3. 

189,  A,  i. 
Climen,     cymen     67,  e. 

154,  c  182  (cuman). 
cunnan,    cunnon,  cunne 

etc.  191  (can). 


cnppe   69,  a.    80,  a.    90, 

A.l. 
curon  76,  d.  88,  a.  157,  b. 

(ceosan). 
curs  69,  a. 
cüde,  cü]p51.69,  d.  96,  b. 

191  (can). 
cwtej) ,     cwä-don     57.  i. 

59,  d.     76,  d.     86,  a. 

153,  c  (cwectan). 
cwalu,    cwale    ctc    57, 

A.  9.  108,  a. 
cwealm  57,  p. 
cwecccan  172,  b. 
cweden     76,  d.     153,  c 

(cwedan). 
cwellan    57,  v.    74,  a,  8. 

83.  a.  172,  a. 
gecweman  59,  k. 
gecweme  59,  k. 
Owen     59,  k.     74,  a,  10. 

83:  a.  90,  a.  96,  a.  112. 

128,  A,  d. 
cwencean  17J,  c. 
cwcno  62,  A.  2. 
cwcorn  51.  62,1.  115,  b, 
cwtctan  (cwse]),  cwSdon, 

cwcden)   62,  a.    74,  a, 

8.   76,  d.   83,  a.   86,  b. 

i.  k.     90,  a.     153,  c  ; 

cwcde,    cwist,    cwij), 

cweaatS6,  i.k.  178,d. 
wij)cwedan  71,  a. 
cwicu,  cwucn,  cucu  65,1. 

74,  a,  8.    83,  b.    90,  a. 

134. 
cwide  76,  d.  111,  a. 
cwidu,  cwudu,  cudu  65, 1. 
cwist,  cwij)  s.  cwectan. 
c(w)öm,  c(w)ömon  59,  c. 
_90,  a.  154,  c  (cuman). 
cv   s.  cü. 
cyccnc    7.    69,  f.    90,  A. 

1.  5. 
cycgel  69,  f.  91,  d. 
cylen  69,  f. 
cyme  69,  f. 

cymen  Sb.  69,  f.  111,  a. 
cvmen  s.  cuman. 
gecynd  69,  f.  113,  b. 
gecynde  69,  f. 
Cynegils  93,  b. 
cvning,     cyningcs    etc 
■  25.     51.     53,  a,  5.  8. 

69,f.  A.  2.  72,  c.  73,  a. 


90,  a.     91,  c.     97,  a. 
102,  g. 

cynn  69,  f.  76,  f.  90,  a. 
96,  a.  105,  .-1,128,1,1». 

cyre  111.  a. 

cyrfet  81, A.  2. 

cvrnel  69,  f. 

cyrtel  69,  f.  90,  A.  1. 

cyssan,  cvste,  gecvsscd 

69,  f.   "85,  b.     87,  a. 

89,  d.  90,  a.  171,  b.c; 
_cysse  etc.  89,  g.  183. 
cy  ta  70,  c. 

cydan,     cvddc,    cydde, 
'  gecy  dcd'  69,  g.   86,  b. 

g.  89,  d.  90,  a.  96,  b. 

171,  a. 
cytt  69,  g.  86,  a.'  108,  e. 

da  118, b. 

d*d  154.  w.  59, 1.  74,  a, 

9.  b.  85,  a.  112. 
dSdon  192,3  (dön). 
da?g,     dteges    etc,     PI. 

dagas  etc.   42,  b.   51. 

53,  a,  1.3.5.    54,  A.l. 

57,i.k.  A.  11.  73,a.A. 

1.  b.  h.  i.    74,  a,  l.b. 

85,  a.  91,e.  f.  k.  98,  a. 

b.  A.    99,  b.    102,  b. 

128,  A,a;   PL  dagas, 

daga    etc.    42,  a.    52, 

A.  2.     57,  a.     74,  a,  2. 

91,  e.  102,  b.  128,  A.  a. 
tö  deeg  195,  c 

on  d£egc  195,  e. 

d£egcs  Adv.  123,  A.  2. 
195,  a. 

deeglanges  193,  a. 

dsegred-song  7,  A.  1. 

dsel  57,  i.  103,  c 

drei  60,  c.  74,  a.  9.  b. 
85,  a.  111,  d.  169._ 

dSlan,  dffilde,  gedieled 
60,  c  72,  d.  73,  a.  c 
74,  a.9.  b.  85,  a.  89,d. 
g.  130,  d.  151.  169. 
171,  a.  187:  d_^le, 
dSlest,  dielej),  dSlaJ? 
183;  dtelde,  duldest 
etc.  186.  190,  g, 

däilmtelum  195,  d.     ' 

däg,  däb  60,  a.  91,  h. 

dagas  s.  daeg. 

dagian  57,  c.  91,  e. 


Wörterverzeichnis. 


335 


daro])  102,  g. 

Danid  81,  A. 2. 

dead  61,  a.   76,  d.  85,  a. 

deaf  61,  a.  81,  c  130,  b. 

deag',     deah     (dufjon, 

dohtc)61.a.A.3.91,li. 

191. 
deaüian  61,  a-  91,  e. 
dcaVf  74,a,5.  81,  c  93,  a 

(dclfan). 
dcali  130,  f. 
dearnunga  193,  i. 
dearr    (durron,    dornte), 

dearst,dcarr,dyrrc  etc. 

191. 
deajj     53,  a,  1.     61,  a. 

73,c.  76,d.85,  a.  86,a. 

98,  a.    102,  A.l.    114, 

A.  2.      . 
deaw61,a.  83,  li.  106,  c 
pedefe  131,  c.  d. 
deliter  s.  dohtor. 
delfau  (dealf)  62,  a.  81, 

1).  c.  93,  a.  155,  f. 
dema  117,  a. 
deman,  demde,  gedemcd 

68,  e.   74,  a,  10,  89,  d. 

171,  a. 
demend  125,  b.  177. 
dene  111,  a. 
Deno,  Dcn(ige)a  otc  10. 

57,  w.  111.  b. 
denn  57,  w. 
denn  108,  a. 
deofol,    deoflcs    etc.    7. 

65,  n.   72,  d.    81,  A.  2. 

102,  f. 
deop   64,  a.  74,  b.  80,  a. 

85,  a.    130,  b:    deopc 

Adv.  193,  a. 
deor    37.     64,  a.    74,  a, 

11.  88,  a.  103,  b. 
dcoic  37.  62,  ].  90,  c. 
deore,  dierc  64,  c.  74,  b. 
deorling,  dicrling  64,  c. 
dcrian  170,  a. 
deät.  de|^  s.  dön. 
die  66,  a. 
dieglan,  gcdlegledc,  ge- 

diegled  171,  f. 
dierne,  dyrnc  57,  z.  74, 

a,6.  131,  cd. 
dimm  65,  a.  85,  a.  130,  f. 
dl  sc  65,  a. 
dogga  67,  a.  91,  c.  117,  a. 


dögor    53,  a,  7.     127,  a. 
128,  B,  f. 

dohto  etc.   191  (deag). 
dohtor,    D.    Sg.    dehter 

33,  A.  2.    54,  r.    67,  a. 

g.    74,  a,  10.    76,  e. 

85,  a.   92,  f.  g.  121,  d. 

128,  B,b. 
dol  130,  a. 
döin  7,  A.  1.  54,  v.  68,  a. 

85,  a.  102,  a. 
-dorn  68,  a, 
döQ   (dyde,   gedön)    68, 

a.  c.   109.  192,3;    dö, 

dest,    dejj,    dö|3    etc. 

68,  e.  192,  3. 
dor  67,  a.  130,  a. 
dorste  etc.  191  (dearr). 
draca   74.  a,  2.   85,  A.  1. 

90,  A.  4.  117, a. 
dra'p,  dnepon  154,  A.  1. 

(drcpan). 
diagan     (diög,     droh, 

drögon,    dragcn)    33, 

A.  2.  51.   57,  a.  91,  e. 

158,  a. 
dranc,  dronc  57,  g.  97,  a 

(drincan). 
dr^ag ,    dr^ah    157,  a 

(dreogan). 
dream  61,  a.  94,  a. 
dreccean  172,  b. 
drenc(e)an,  drenctc,  ge- 

drcnccd   57,  w.   90,  d. 

171,  c. 
dreogan   (dreac,   dreah) 

1.57,  a. 
dreopan  157,  a. 
dreor  64,  a. 
dreorig  64,  a. 
dreosan  157,  b. 
drepan    (dnep,    di;epon, 

drcpen)  153,  A.  2.  154, 

A.  1. 
drifaii  66,  a.  81,  b.  156,  a. 
drifen  65,  a  (diifan). 
drincan    (dranc,    dronc, 

drnncon,diuncen)65.a. 

85,  a-     97,  a.     155,  a  ; 

drince,     (Irinc(c)st, 

drinc(o)]i,    drincil^ 

178,  a. 
drög,  droh  68,  a.  158,  a 

(dragan). 
dropa  67,  a,  80,  a,  117,  a. 


dropen    154,  A.  1    (dre- 
pan). 
drop-mielum  195,  d. 
drügat)  70,  a.  91,  e. 
drancon,    druncen  69,  a 

(drincan). 
drvge  70,  c  85,  a.  91,  L 

131,  c.  d.  233. 
drygcan,  drygde,gedr.y- 

ged  171,  a. 
drvhten,    dryhtnes    ctc 

53,  a,  5.  7. 
düce  70,  a.  90,  c. 
düfan  70,  a.  157,  d. 
düfe  70,  a.  81,  b. 
dugan,  dugon  191  (deag). 
duguj)  91,  c.  96,  b. 
diimb  69,  a.  81,  a.  95,  a. 
düa    70,  a.    108,  b ;    of 

düne  70,  a.  195,  e. 
dünn  69,  a. 
durran,    durron,    dürre 

etc.  88,  a.  191. 
dum  69,  a.   76,  e.  85,  a. 

94,  a.  115,  a.  128,  A,  2. 
düst  69,  d.  96,  b. 
dwellan     83,  a.     85,  a. 

172,  a. 
dweorg,    dweorh    62,  1. 

73,  A.  6.  74,  a,  6.  83,  a. 
85,  a.  91,  h.  94,  a. 

dwloan  156,  a. 
dyde  etc.    192,3    (dön). 
dyne  69,  f.  111,  a. 
dynn  104,  b. 
dynnan,    dynian    170,  d. 
dynt  69,  f.  111,  d. 
dyppan  69,  f.  171,  b.  c. 
dyrre  s.  dearr. 
dysig  169,  f. 

ea,    D.    le    54,  a.   57,  c. 

74,  a,   14.     83,  A.  1. 
92,  d.  110,  c. 

eac  61.  a.  74,  a,  13.  143. 
198,  a.  199,  a,l;  tTac 
swylcc  199,  a,  1. 

"e  aca  198,  a. 

Uacan  54,  c. 

tö  ^acan  198,  A.  1. 

eadig  130,  d. 

cafora  57,  d. 

cafoj)  57,  d. 

e"age,    cagan  etc.  61,  a. 


BB6 


Altenglisch. 


A.3.    74,  a,  13.    91,  e. 

120.  128,  B,  a. 
eagor  127,  a. 
cahta    51.    54,  h.    57,  n. 

73,  i.  74,  a,  4.  76,  c. 
92,  f.  142:"-'eahta  and 
tweatig  142 ;  eahla 
hund  142. 

eahtateocta  143. 

eahtatiene,  -tyne  142. 

hundeabtatig  142. 

hundeahtatigoda  143. 

ealitoda,  eahteda  143. 

ea-lä'200. 

eald'57,  p.  72,  c.  74,  a, 
5,'b.  86,  e.  93,  A. 
119.  130,  b ;  ioldra, 
yldra,  ielJ  esta,  yldesta 
53,  a,  6.    57,  z.'   72,  c. 

74,  a,  5.  b.  88,  a.  93,a. 
137. 

ealdor  73,  A.  4. 
eald(o)r  73,  k. 
ealdorraan  57,  p. 
eall   51.   57,  p.    74,  a,  5. 

93,a.A.M29.    130,  f. 

135;     Adv.     193,  g; 

ofcr  eall  193,  h. 
eallcs  Adv.  193,  e. 
eallunga  193,  i. 
ealne  weg,  ealneg  83,  c. 

195,  b. 

ealswä  50.   .57,  p.  93,  a. 

196.  199,  b,  7. 

ealu,   ealo])   etc.    57,  d. 

73,  a.    93,  a.A.    98,  a. 

126,  d.  128,  B,  c. 
eam  61,  b.  92,  d. 
ear    51,    57,  o.    74,  a,  4. 

88,  a.  92,  d.  127,  a. 
eare    54,  e.   61,  a.   88,  e. 

120. 
carfol)57,q.  81,  b.  99,  b. 
oarg  57.  q. 
oarli  57,  q. 
eaim    Sb.    57,  q.    94,  a. 

102,  a. 
eann   Adj.   57,  q.  z.   74, 

a,6. 
carn  57,  q. 
e;irniaii  57,  q. 
eanm  192, 1. 
eart  57,  q.  192, 1. 
east  61,  a.  140.  195,  b. 
tö  eastan  198,  6. 


East-Engle  8. 
easterne  61,  a. 
easterra,  eastmesta  140. 
Eastron  61,  a.  118,  a. 
East-Seaxan  8. 
eaj)e    (Ie]D,  \l>,    eaj)0st) 

61,  a.  c.   99,  b.   194,  a. 
eax  57,  n. 
eaxl  57,  n.  A.  12. 
ebba  57,  y.  81,  a. 
ece  131,  c.  d. 
ecg    57,  y.    77,  a.    91,  d. 

109,  a.' 
efes  67,  g. 
efaan,    efnede,    gcefned 

171  f, 
efn-niht  7, A.  1. 
efnum  192,  f. 
oft  193  k. 

ege  .57,'Y.'91,f.  111,  a. 
cglan  91,  f. 
eglc  131,  cd.  134. 
elitan ,     ehte ,     geehted 

58,  c.  171,  d. 
ele  67,  g.  74,  a,  10.  93,  a. 

111,  a. 
elles  57,  y.  193,  d. 
ein  57,  y.  93,  a.  96,  a. 
eln-boga,  clboga^96,  c. 
eine  195,  b. 
enib,  embe  197,  15. 
tö-cmnes  198,  15. 
ende  57,  w.  89,  g.  104,  c. 
eudian  173,  a- 
endlefan,   cnlefan,   elle- 

fan   85,  A.  2.  96,  A.  2. 

142. 
hundendlef(on)tig  142. 
hundendlefontigofta  143. 
endlefta  143. 
engel,     engles    etc.     7. 

72,  d.     102,  f.     128, 

A,a. 
Engla  land  3.  57,  w. 
Engle,  Engla  etc.  3.  8. 

57,  w.     91,  c     97,  a. 

111,  c.  128,  A,  5. 
Englisc     3.     25.    57,  w. 

87,  a.     90,  f.     91,  c. 

97,  a.  130,  d. 
Englisc  reord^3.  25. 
Englisc  sprü'c  8.  25. 
eode   65,  n.   89,  c.  99,  b. 

102,  2. 
geeode,  geode  71,  b. 


eodor  62,  e. 
eofor  62,  e. 
eoh,   eos  etc.   51.  62,  h. 

92,  i.    102,  e.    128, 
A,a. 

eoh,    eow,    I\v  51.  66,  b. 

A.l. 
eolh  62,  k.  74,  a,  5.  92.  i. 

93,  a.  102,  d. 
eolhsccg  51. 
eom  192,  1 . 

eorl   62,  1.   93,  a.   94,  a. 

A.l.  102,  a. 
eornost    62,1;    on    eor- 

nost  195,  e. 
eorod  53,  b.  71,  d.  92,1, 
eorringa  193,  i. 
eorde    62, 1.     74,  a,  6.  b. 

84,  b.  94,  at  118,  a. 
eoil>gemet  7,  A.  1. 
eow,  iw  66,  b.  A.  1. 
eow,    eowic    37.    64.  a. 

145 
eowe  57,  bb.  62,  A.  5. 
eower    37.    64,  a     145. 

146. 
eowestre     57 ,  bb.     62, 

A.  5. 
erian  170,  a. 
esne  104,  c. 
est  57,  X.  96,  b.  112. 
etan    (cet,    äiton,    eten) 

54,  h.    62,  a.    74,  a,  3. 

76,  f.     84,  a.     153,  b ; 

ete,  itst,  itt,  it,  eta]) 

86,  f.  178,  g. 
edel,  edles  etc  51.  68,  e. 

86,  b.  A.  1.  102,  f. 
exen  s.  oxa. 
Euc  81,  A.  2. 

fä(lia) ,     geffi     61,  b.  c 

117,  b. 
fäcne  195, c 
fiecne  131,  cd.  A.  2. 
fa-der   54,  a.    57,  k.    73, 

A.  4.    74,  b.    76,  a.  d. 

82,  a.     85,  a.     94,  a. 

121,  a.  128,  B,  b. 
fSge  60,  c.  131,  c  d. 
faggeu,  fagen  57,  k.  91,  f. 
fa?o:er,  fwger  57,  i.  A.  11. 

73,  k.     91,  f.    130,  c; 

ffegerra,  ftegrosta  138; 

fii-gre  Adv.  193,  a. 


Wörterverzeichnis. 


337 


{rcfu'gon  153,(1  (gefeon). 

fä-hl)  60,  c. 

fölon  155,  0  (teolan). 

ftemne  118,  a. 

fSr  59,  d. 

fjerest,  iserel»  s.  faran. 

fteringa  195,  f. 

faist  57,  i. 

ftestan  57,  v.  171,  d. 

feestenn  105.  b. 

fsestnian  57,  i.  173. 

tet,  ffetes  etc.,  PJ.  fatu, 

fata  etc.  52,  A.  2.  57,  i. 

73,  b.  f.  h.     74,  a,  1.  2. 

98,  a.b.  103,0. 
ftetcli-.  fierelses  etc.  93,  b. 

102,  f. 
fiett  60,  c.  85,  b. 
fedin   57,  i.  86,  b.  95,  a. 
fäg,  fäh  54,  d.  130,  g. 
fä(ha)  s.  fä. 
fals  16.  57,A.  14. 
fäm  60,  a. 
tämig  130,  d. 
fämig-heals  53,  b. 
fana,  fona  57,  g. 
fand,  foud  57, g  (findan). 
fangen,     fongen     76,  d. 

161  (fön;, 
fann,    fonn    57,  g.     82, 

A.  1. 
faran  (för,  föron.  farcn) 

57,  a.  k.A.  16.  74,  a.  2. 

94,  a.  152,  A.l.  158,ii: 

fare,     farest,    f8ere|j, 

fara})  etc.   57,  a.  A.  1. 

9. 10.  16.  74,  a,  2.  178, 

a.A.2.  188.  189,  A,t. 
faru  57,  a. 
fatu  s.  fiet. 
gefea  57.  o.  117,  a. 
gefcah  153,  d  (gefeon). 
feaht    42,  a.    51.    57,  n. 

92,  f.      155,  b.      175 

(feohtan). 
fealdan     57,  p.      86,  e. 

160,  a. 
fealh  155,  e. 
feallan  (feoll;  57,  p.  74,  a, 

5.  93,  a.  99,  a.  160,  a; 

fcalle,     fielst,     fiel}), 

feallalj  178,   b.   A.  2. 

189,  U,  I). 
fealu,  fealwes  etc.  57,  p. 

A.  2.  132,  a. 


fearh  57,  q.  102, d. 

fearn  57, q. 

feawe,  fea  54,  e.  132,  b. 

144,  5. 
fcax   57,n.  A.  12.   74,  a, 

4.  87,  a.  92,  h. 
feccean  s.  fetian. 
fedan,     fedde,     gefeded 

68,  e.  89,  d.  171,  a. 
fefor  81,  A.  2. 
gefegen  153,  b  (gefeon). 
fehsr,  feh])  s.  fön. 
fe(o)la     62,  e.     74,  a,  3, 

116.  144,5. 
fekl,     felda    etc.    62,  a. 

86,  e.    93,  a.    114,  b. 

A.2.  128,  A,e. 
feige  62,  a. 
feil     54,  h.     62,  a.  A.  7. 

76,  a. 
feit  62,  a.  84,  a.  93,  a. 
feng,  Sb.  76,  d. 
fong     63,  A.  1.     76,  d. 

111,  d.  161.  A  (fön), 
fenix  82,  A.  1. 
fenn  57,  w. 
feogean,    feode,    gefeod 

65,  n.     89,  b.     174,  d ; 

feogc,     feost,     feoj), 

feogeali  185. 
feoh,    feos  etc.   51.    62, 

h.  i.  74,  a,  4.  76.  a.  92, 

d.i.  103,  f.  116.  128, 

A,  a. 
(ge)feoht  62,  h.  108,  b. 
feohtan   (feaht,    fuhton. 

fohten)  42,a.51.62,h; 

A.n.    65,  i.    74,  a,  4. 

84.  a.     92,  f.     155,  b. 

175,b;fi(e)htst,fi(e)ht 

65,  i. 
feol,  fll  66,  c.  92,  d. 
feola  s.  fela. 
feolan     (fealh ,     fielon, 

fölen)     62,  ra.     93,  a. 

155,  e  ;   feole,   fielhst, 

ficlhlj,   feola])   179,  A. 
feoll  64,  A.  1  (feallan). 
gefeon  (gefeah.gefiegon, 

gefegen)  62,  i.  153,  d. 
feond,  D.  Sg.  N.  A.  PI. 

flend   65,  n.  p.   74,  a, 

11.  82,  a.  85,  a.  89,  c 

125,  a.  128,  B,  d. 
feond-rieden  109,  b. 


feorh,  feores  etc.  62,1. 
m.  74,  a.  6.  92,  d.  i. 
94,  a.  103,  e.  114,  A.  2. 

feorr  62, 1.  82,  a  :  ficrra, 
fierresta  137 ;  feorr 
Adv.  196 :  feorr  frani 
198,  10:  fieir,  lierrest 
194,  a. 

feorran  94,  a.  196. 

feorda  s.  feowerda. 

feordling  64,  b. 

feower  64,  a.  83.  c.  142; 
feower  and  twentig 
142:  feower  and  twen- 
tigocta  143 :  feower 
hund  142 :  feower 
siftum  144,  3. 

feoweifea'd   l44,  2. 

feowerteoda  143. 

feowcrtiene,  -tTnc  64,  a. 
142. 

feowcrtig  64,  a.  142. 

feowcrtigoda  143. 

feowerda,  feorda  64,  b. 
143:  feorda  eac  twen- 
tigum  143  :  feo(wc)r- 
dan  bide  144,  4. 

feran  68,  e. 

Fergilius  82,  A.  1. 

feriaa  170,  a. 

fers  82,  A.l. 

ferse  62,  a.  A.  9.  94,  b. 

fet  s.  föt. 

fetian.  feccean  84,  b. 

fetor  62,  a.  e.  74,  a,  3. 

feda  57,  x. 

fe^er  62,  a.  86,  b.  108  c. 

ficol  65,  a.  A.  3.  90,  a. 

fiehtsr,  lieht  s.  feoiitan. 

fiellan,  tielde,  gefielled 
57,  z.  74,  a,  5.  89.  d. 
171,  d;  fielst,  fiell) 
57,  z. 

fierr(a),  ficrrest(a)  s. 
feorr. 

äfierran,  äfierde,  äfierrcd 
171, d. 

fierst,  fyrst  94,  b. 

fTf,fife36,A.  54,i.  65,  d. 
73,  b.  82,  a.b.  95,  b. 
142:  fif  and  twentig 
142:  fif  and  hiind- 
seofontig  142  ;flf  hund 
and  seofontig  142 : 
fif  hund  142. 


Kaluza.  Histor.  Gramm,  d.  engl.  Sprache.    I.    2.  Aufl. 


22 


338 


Altcnglisch. 


fifel  65,  d. 

fiffeald  144,2. 

fifta    65,  d.    76,  c.    143: 

fifta    eac    twentigum 

143. 
fifteocta  14_3. 
fif tiene,  -ty  nc  62,  p.  142. 
fifdg  65,  d.  142. 
fiftigoda,  -eda  143. 
fll  s.  feol. 

filmen   65,  a.  A.  6.  93,  a. 
finc   65,  a.    90.  d.    97,  b. 

111, d. 
flndan  (fand,  fond,  fun- 

don,     fanden)     65,  a. 

82.  a.  155,  a. 
fioger,  fingres  etc.  65,  a. 

73,  k.  91,  c.  97,  a. 
102, h. 

finn  65,  a. 

firen  108.  c. 

fisc,    fisces    etc.    2.   51. 

54,  0.    65,  a.    76,  a.  b. 

87,  a.  90,  f.  102,  a. 
flscere  104,  c. 
fltt  65,  a.  109,  a. 
fidele  65,  a.  86,  b. 
flu,  flän  etc.  118,  b. 
flä-sc  60,  c.  82,  a.  87,  a. 

90,  f.    98,  a.    113,  b. 

128,  A,  (1. 
flascc  57,  b. 

flea(h),  Sb.  Gl,b.  102,  e. 
fleag,  fleah  61,  a.  91,  h. 

157,  a.  175    (fleogan). 
fleah     74,  a,  13.     76.  d. 

157,0.  175  (fleon). 
flean  57,  o.  158,  b. 
fleax  57,  n.  92,  h. 
fleogan     (fleag,     fleah, 

flugon,   flogen)    64,  a. 

74,  a,  13.  82,  a.  91,  e, 
i.  157,  a :  fleoge,  fliehst, 
flieht),  fleogal)  178,  c. 

fleoge    64,  a.    74,  a,  13. 

91,8. 

fleon  (fleah,  flugon, 
flogen)  64,  b.  c.  74,  a, 
14.  76,  d.  86,  c.  92,  d. 
93,  a.  157,  c;  fleo, 
fliehst,  flieh}),  fleolx 
fleohetc.  64, b.c.  91,  i. 
179.  189,  A,  r. 

fleos,  flies  64,  a.  113,  b. 

fleot  64, a. 


fleotan  64,  a.  157,  a. 

flicce  65,  a. 

fliehst,  fliehl»  s.  fleon. 

flies  s.  fleos. 

flint  65,  a.  84,  a.  96,  a. 

(ge)flit  103,  d. 

flitan  156,  a. 

flocc  67,  a.  90,  c, 

flocc-mtelum  195,  d. 

flöd    54,  V.    68,  a.    114, 

A.2. 
flogen  91,  c  (fleogan). 
flogen  76,  d.  157.  c  (fleon). 
flör  68,  a.  115,  a. 
flotenan  67,  a. 
flotlan  67,  a. 
flöwan  68,  a.  165,  a. 
flugon     69,  a.     91,  c 

(fleogan). 
flugon  7i),d.  157, c  (fleon). 
flycge  69,  f.  91,  d. 
flvge  69,  f.  111.  a. 
flvht    'Flug'    69,  f.  A.  2. 

111,  d. 
flybt 'Flucht"  69,  f.  A.2. 
fnil'stian  82,  a. 
fneosan  64,  a.  82,  a. 
föda  68.  a. 

födor,  foddor  68,  a.  85,  a. 
fohten42,a.  92,  f.  155,  h. 

175  (feohtan). 
fola  67,  a.  117.  a. 
folc,  folccs  etc.  51.  67,  a. 

82,  a.     90.  c.     93,  a. 

103.  b. 
folc-stede  53,  b. 
folde  67,  a.  118,  a. 
fölen   155.  e  (feolan). 
folgian,   folgöde,   gefol- 

fiöd  67,  a.  91,e.  93,  a. 

173,  a.  174,  a. 
fön  (feng,  fangen)  54,  g. 

58,  b.  c.  76,  d.  g.  92,  d. 

161:    fö,    fehst,   fehl?, 

fö]).     föh     etc.     179. 

189,  B,d;  onföh92,i. 
for  67,  a.  197,8.  A.  2. 
för  68,  a  (faran). 
foran   196.  197,25:   be- 

foran53,b.67,a.94,a. 

196.  197,25:  f«ttoran, 

töforan,  wiJ)foran,  on- 

foran  197,25. 
foran-heafod  71, c. 
forca  67,  a. 


ford  67,  a.  114,  b. 

fore     67,  a.     137.     140. 
143.     197,  9.  A.  2: 
forma,  fvrmesta.fvista 
67,  a.   69,  f.  137.'  140. 
143 ;  forman  sictc  144,4. 

fore-genga  91,  a. 

forht  69,  f. 

forma  s.  Jore. 

forsc  94,  b. 

forst  67,  a.  94,  b. 

for])  67,  a.  137.  196; 
furdra  137.  140;  fur- 
ctor  Adv.  67,  d.  199, 
a,  1. 

gefordian  67,  a. 

föstor-cild  68,  a. 

föt  D.  Sg.  N.  A.  PI. 
fet  54,  V.  A.  1.  68,  a.  e. 

73,  b.  c.  76,  a.  82,  a. 
84,  a.  98,  a.  122,  a. 
128,  B,c 

födor  68,  a. 

fox    67,  a.    69.  f.    92,  h. 

102,  a. 
gefnegn,  gefrän  91,  A.3. 

151.    155,  i   (frlgnan). 
frsetwa,     fnetwe     53,  b: 

59,  a.  71,  d.  110,  a. 
fram ,    from   57,  g.   197, 

10. 
frea  61,  b.  114,  b.  128, 

B,  a. 
freas  76,  d  (freosan). 
freme  133,  a. 
fremman,    fremedo.,   ge- 

fremcd  53,  a,  4.  57,  w. 

72,  e.  73,  a.  d.g.  77,  a. 

85,a.  89,d.  95,  a.  98,a. 

170,  b  ;    fremme,    fre- 

mest,    freme|i,    frem- 

ma])  183.  190,  b. 
f  remu  108,  a. 
freo   65,  n.   89,  c    94,  a. 

131,  b. 
freogean ,    fr  e  ode ,     ge- 

freod  51.  65,  n.  89,  b. 

173,  b.    185 :     freoge, 

freost,  freoj),  freogea}) 

184.  190,  a. 
freond,    D.    Sg.    N.    A. 

PI.     friend    65,  n.  p. 

74,  b.  82,  a.  89,  c. 
96,  a.  125,  a. 

freond-scipe  111,  a. 


Wörterverzeichnis. 


339 


freosaa  (freas,  frnron, 
froren)  64,  a.  76,  d. 
82,  a.  157,  b. 

fretan  62,  a.  71,  b.  153,  b. 

fricgean  153,  f. 

frige-d*g  66,  a. 

(ge)frignan,  (ge)frTnan 
(gefrajgn,  gefrän,  ge- 
frugnon,  gefrüuon,  ge- 
frugnen,  gefrOnen) 
65,  c.  69,c.  91,g.  A.3. 
151.  155,  i. 

fri(o)l)U  65,  e. 

fröfor  108,  d. 

frogga  51.  67,  a.  91,  c. 
117,  c. 

froren  67,  a.  76,  d  (freo- 
san). 

gefrugnon,  gefrünon,  ge- 
tragnen,    gefrünen 
69,  c.    91,  A.  3.    155,  i 
(frignan). 

frurou  76,  d  (freosan). 

fugol42,  a.  A.  1.  53,  a,  1. 
67, d.  73,k.  91,e.  93,a. 
102,  h. 

fuhton  42,  a.  51.  92,  f. 
155,  b.  175  (feohtan). 

fül  70,  a.  c.  93,  a. 

fulgon  155,  e  (feolan). 

füll  51.  67,  d.  82,  a.  93, 
a.A:  Adv.  193,  g. 

fuUnht  83,  c.  113,  b. 

fultmn  53,  b.  71,  d. 

fulwian  7,  A.  1. 

fnndon,  fanden  69,  a 
(findan). 

furh,  D.  Sg.  N.  A.  PI. 
fyrh  69,  a.  f.  92,  i. 
123,  b.  A.  1. 

furdor,  furdra  s.  for}). 

furdum  67,  d. 

füs  69,  d.  g.  96,  b. 

fy  lan  70,  c.  93,  a. 

fylgean  171,  a. 

fyllan,    fvldc,    gefylled 
51.   69,  f.  89,  d.  93,  a. 
171,  b:     fvllc,     fylsr, 
iy\]j,     fyllalj     183. 
190,  h. 

fyr  70,  c.  94,  a.  103,  b. 

fyrh  ?.  furh. 

fyr-hto  69,f.  99,  a. 

fyrmcstaV  fyrsta  s.  forc. 

fym  133.  194,  a. 


fyrs   69,  f.  94,  a.  111,  d. 
fyrwet  71,  d. 
fysan  69,  g.  171,  a. 
tyst   70,  c.   87,  a.  92,  e. 

112. 
fvder-föte  142. 
fyxen  69,  f.  92,  h. 

gad(e)rlan  57,  c.  72,  f. 
gcedeling  57, 1. 
letgasderc,     tö-gfedere 

57,1.  A.  17.  193,  h. 
gfers,    PI.   grasu   57,  A. 

16.17.     91,  a.     94,  b. 

103,  c^ 
gSst,  gäi\,  s.  gän. 
gaestan  60,  c. 
gäistlic  60,  c. 
galan    57,  A.  13,     91,  a. 

158,  a. 
gamen,  gomen  57,  g. 
gän  (eode,  gcgän)  60,  a. 

c.     91,  a^    99,  a;    gä, 

gSst,    gte]3,    gä})    etc. 

60,  c.     91,  a.     192,  2. 
gandra,     gondra    57,  g. 

92,  b. 

gangan,  gongan  (geong, 

gieng,gengde,gangeu, 

gongen)  57,  g.  160,  b. 

189,  B,  c. 
gänian  60,  a. 
ongann,    ongonn    57,  k. 

155,  a  (onginnan). 
gär  51. 
gast   60,  a.   84,  a.   87,  a. 

91,  a. 
gät,   I).    Sg.   N.   A.   P]. 

gSt  60,  a.  123,  b. 
gatu  s.  geat. 
ge-  150,  10. 
gc  . . .  ge  199,  a,  1. 
ge     62,  b.    88,  d.    89,  a. 

145. 
geä,  gea,  ge,  gese  59, g. 

A.  4.  196. 
geador  99,  b. 
geaf     37.     57,  s.     74,  b. 

91,  b.    153,  c  (giefan). 
geäfon  37.  59,  g.  74,  a, 

7.  b.  91,  b.  153,  e. 
geald  155,  g  (gieldan). 
gealga,  gealgan  etc.  7. 

A.  1.     57,  p.     91,b.  e. 

93,  a.  99,  a. 


gealla  57,  p.  91,  b.  93,  a. 

99,  b. 
geär,     gear    51.    59,  g. 

74,  a,  7.  9.  b.    89,  a. 

103,  b. 
geära  59,  g.  193,  k. 
geard  54,  b.  57,  q.  A.  18. 

67,  a.  76,  e.  84,  b. 
geärlanges  193,  e. 
gearn  57,  q.  A.  18. 
gearxi ,    gearwes,    gear- 

wum ,    gearone     etc. 

57,  q.  z.  A.  2.  83,  i.  k. 

m.     99,  b.     132,  a.  A. 

135,  h ;   gearora,   ge- 

arwosta  138 ;  gcarwe 

Adv.  193,  a. 
geat,  PI.  gatu  57,  s.  A. 

17.  74,  a,  7.  b.  91,  a.  b. 

103,  c. 
forgeat  57,  s  (forgietan). 
geatwa,    geatwe    53,  b. 

59,  a.  71,  d.  110,  a. 
Ongcgn,  engen,  ongean, 

agen  198,2. 
tö-gegnes,  tö-genes,  to- 

geanes  198,  2. 
gengde  160,  b  (gangan). 
geoc,     gloc    51.     54,  r. 

67,  f.  "74,  a,  7.  76,  f.  g. 

89,  a.  90,0.  103,  a. 
geofon  91,  b. 
geogul),  giogu]),    iogiil> 

69,  e.    74,  a,  7.    89,  a. 

91,0.  96,  b.  99,  b. 
geohol,  geol  62, i.  89, a. 
geoleca62,k.A.10.  91.b. 
geolu,   geolwes  etc.  62, 

k.  A.  10.  91,  b.  132,  a. 
geömor  59,  h.  89,  a. 
geömrian  59,  h. 
geönd   147,3.  196.  197. 

16.28. 
geöndan,     begcöndan, 

wil)geöndan     147,   3. 

196.  197,  16.  28. 
gcönrc  D.  Sg.  F.  147,3. 
geong,    giong,    giung- 

iung    69,  e.     74,  a.  7. 

89,  a.    137;    giengrä, 

gyngra ,     giengesta. 

gyngesta  69,  h.  137. 
geong,     gieng     160,  b 

(gangan). 

22* 


340 


Altenßrlisch. 


georn  62, 1.  A.  10  :  gcorae 

Adv.  91,  b. 
geotan  91,  b.  157,  a. 
Geotas  PI.  8. 
ges  s.  gös. 
gi(c)cel  0-2,  n.  89,  a. 
gidd  105,  a. 
gi(e)fan,     gyfan     (geaf, 

geäfoD,   gi(c)fcn)    51. 

62,  n.    81,  b.     91,  b. 

153,  e;  gi(e)fc,  gifest, 

gifclD,    giefaj)    178,  a. 

189,  A,  n. 
ä-giefan  57,  f. 
gi(e)fen     91,  b.     153,  e 

(ciefan). 
gi(e)fu  51.  52,  A.  2.  53, 

a,  2.  62,11.   73,  a.f.g. 

h.i.   74,  a,  7.b.   81,  b. 

91,  b.  98,  a.b.  108,  a. 

118,  c  128,  A,  a. 
gieldan  (geald,  guldon, 

golden)  62,  n  74,  a,  7. 

91,  b.  155,  g. 
giellaa    62,  n.     91,  b. 

155,  g. 
gielpan,     gylpan    62,  n. 

91,  b.  155,  g. 
giena  193,  k. 
giengra,     giengosta     s. 

geong. 
gierd     57,  z.     74,  a,  7. 

88,  a.  91,  b.  109,  c. 
giernan,    gyrnan    65,  k. 

74.  a,  7.    88,  a.    91,  b. 

109,  c. 
gierwan,   gyrwan,   gic- 

rede,    gegiered   57,  z. 

83,e.g.  171, h;  gierwe, 

gierest,  gierejj,  gier- 

wajj,   giere   etc.    183. 

190,  f. 
giese  s.  gcä. 

giest    'Gast'     53,  a,  1. 

54,  b.    57,  z.    74,  a,  7. 

76,  b.c.  102,  A.l. 
giest,  gyst  'Gischt'  62, 

n.  89, a. 
giestra,   geostra   193,  k. 
giestrandiege  62,  n.  91 .  b. 

195,  b. 
giet(a),    gyt(a)    89,  a. 

147,4.  193,  k. 
gi(e)tan,  gytan  153,  e. 


gif  65.  a.  89,  a.  199,  b.  4: 
and  gif  199,  b,  4. 

gifre  131,c.  d.  A.2. 

gift  65,  a.  82,  a.  84,  a. 
91,  b. 

gigantas  PI.  65,  b. 

gimm  62,  A.  3. 

ginan  156,  a. 

onginnan  (ongann,  on- 
gonn,  ongunuon,  on- 
gunncn)    ,53,  b.    65,  a. 

71,  a.  91,  A.l.  155,  a; 
onginne,  onginst,  on- 
ginj),  onginnalj  178,  b. 

git  89,  a.  145. 

gked,  gladu,  glted.  gla- 
dcs,  gltedre  etc.  53, 
a,  4.  5.     57,  a.  i.  A.  9. 

72,  c.  91,  a.  93,  a. 
130,e.  135,b;gkedra, 
gladosta  72.  c.  138; 
gladc,  Adv.  193,  a. 

giferen  76,  d. 
glies  57,  i.  76,  d. 
gleaw  1.82,  b. 
gled  68,  e.  112. 
glldan  66,  a.  156,  a. 
gliew,  gliw  64,  c. 
glöf  68,  a.  91,  a.  108,  b. 
glöm  68,  a. 
glöwan  68,  a.  c. 
gnfett  57,  i.  91,  a. 
gnagen     (gnög,     gnöh, 

gnagen)    57.  a.    91,  a. 

e.  158,  a. 
god   51.   67,  a.   68,  A.  1. 

69.  f.     85,  a.     91,  a. 

146.6:   godes  l:)ances 

195,  a. 
göd,  gödes  etc.  47,  A.  2. 

51.    68,  a.  A.l.    85,  a. 

91,  a.    98,  A.    130,  b. 

135,  a.  139:  s.  betra, 

betsta,  selra,  selesta. 
göddend  125,  b. 
godsibb  68.  A.  1 . 
godspell  68,  A.  1. 
godspellere  7,  A.  1. 
gold  54,q.r.  67.  a.  69,  f. 

86,6.    91,  a.    9.3,  a.A. 

103,  b. 
golden  155,  g  (gieldan). 
gold-hroden  53.  b. 
göina  68,  a.  117,  a. 


gös,   D.    Sg.   N.  A.  PI. 

ges     36.  A.     57,  h.  x. 

74,  a,  10.   76,  e.  87,  a. 

91.  a.  96,  b.  123,  b. 
grSdan  167. 
gitedig  59,  d. 
gra?f  57,  i. 
grSg  59,  d.  74,  b.  91,  k. 

99,  b. 
grafan ,     Part,     grafen, 

grtefen     57,  a.    81,  b. 

91,  a.  158,  a. 
gränian  60,  a. 
gräp  60,  a  (gnpan). 
graslan  57,  c.  87,  b. 
grasu  s.  gffiiä. 
great     61,  a  :      grletra 

137. 
grene,  grenes  etc.  68,  e. 

91,  a.     94,  a.     96,  a. 

131,  c.  d.  A.  1.     1.33. 

135, g ;   grenra,    gre- 

nosta  138. 
greotan  157,  a. 
greow     64,  A.  1.    165,  a 

(glöwan). 
gretan,  grette,  gegreted 

68,  e.  74,  a,  10.   85,  b. 

171,  c. 
giietra  s.  great. 
grimm,  grimmes,  grimre 

etc.  51.  65.  a.  130,  f. 

131.    135,  c;    grimra, 

grimmosta  138. 
grindan  65,  a.  155.  a. 
gripan     66,  a.     156,  a ; 

gripe,    grip(e)st,   gri- 

p(e)li,    gripa])    178,  a. 
gripe  111,  a. 
gröwan  (greow,  gröwen) 

68,  a.  83,  e.  165,  a : 
gröwe,  grewst,  grew]j, 
gröwal)  178,  a.  189, 
B,h. 

grund  69,  a. 
grundlinga  195,  f. 
guldon  155,  g  (gieldan). 
guma,    guman   etc.    51. 

52,  A.  2.     53,  a,  3.  5, 

67.  e.    73,  a.b.    76,  e. 

g.   91,  a.  95,  a.  98,  a. 

b.  117,  a.  128,  B,  a. 
ongunnon ,  ongunnen 

69,  a.  155,  a  (ongin- 
nan). 


Wörterverzeichnis 


341 


gül)  69,(1.  91,  f. 
gyccean     69,  f.     77,  a. 

89,  a.  90,  d. 
gyden  69,  f.  109,  b. 
gydig  69,  f.  91,  a. 
gyldan  69,  f.  74,b.  91,a. 
gylden  54,  q.  69,  f.  93,  a. 

130,  d. 
gylt    69,  f.   84,  a.   91,  a. 

111, d. 
gyrdan.  gyrde,  gegyr- 

ded  69,  f.  85,  c.  91,  a. 

171,0. 
gyrdel(s)  69,  f.  91,  a. 

93,  b.  94.  a.  102,  f. 
gyt(a)  s.  gict(a). 
gyte  111,  a. 

habban  (htefde,  gehtefd) 

51.  57,  b.  81,  b.  86,  h. 

92,  a.  c.    151.    174,  b  ; 

htebbe,  hafast,  hajfst, 

hafali,   hai^fli,  habba]:!, 

hsebbe ,     hafa    57,  a. 

81,  b.     86,  h.     185. 

11)0,  w. 
häd  102,  a.  114,  b. 
-häd  60,  a. 
hädor60,a.  193,b:hSdre 

Adv.  193,  b. 
hsebbe  s.  habban. 
hfef,   PI.   b(e)afu   57,  d. 

103,  c. 
hsefde,     gehiffd     57,  i. 

81,  b.     85,  a.     174,  b. 

187;   ht^fde,   hasfdest 

etc.  186. 
htefd  76,  c. 
hseftan  57,  v.  84,  a. 
hajgJ,  hagol  51    57,  i. 
h^l  113,  b. 
häelan,   hä'lde,   gehgeled 

60,  c.   74,  a,  9.   171,  a. 
htelend     7,  A.  1.     60,  c. 

85,  a.  96,  a.  125,  b. 
haelei]))   57, 1.  A.  19.  73, 

a.   86,  a.   93,  a.   98,  a. 

126,  a.  128,  B,  e. 
häelj)  60,  c.  86,  a.  A.  3. 
häelu  60,  c.  119. 
heenep  58, 1.  76,  f.  80,  a. 
h£er  59,  d.  103,  b. 
hfecrfest  57,1.  81,  b. 
hsering  59,  d. 
hses  60,  c.  87,  a. 


hsesel  57.  k.  87,  b. 
heetaa  60,  c.  171,  c- 
hseto  60,  c. 
hsett  57,  i.  84,  a. 
b£e}),    hfcede    etc.    60,  c. 

86,  a.  112,  A.  2. 
btecten  60,  c.  86,  b.  99,  a. 
hafa,    hafast,    hafajj    s. 

habban, 
hafela,    h(e)afola   57,  c. 

d.  72,  f. 
hafen,  hsefen  158,  g 

(hebban). 
hafoc,  heafoc  57,  d.  74, 

a.2.  81,  b. 
hagu-ljorn  57,  a.  91,  e. 
häl  60,  a.  119.  130,  b. 
se    hälga    60,  a.    91,  e. 

135,  f ;  Jiä  hälgan  ge- 

writu  7,  A.  1. 
hälgian    60  ,  a.     91 ,  e. 

173,  a. 
hälig,  hälges,häligre  etc. 

51.    53,  a,  5.7.9.  A.l. 

2.   60,  a.   72,  c.  d.  73, 

a.  A.  1.   91,  k.  130,  d. 

135,  f ;   häligra,   häli- 

gosta  138. 
hälignes,     hälignesse 

109,  b. 
hälor  127,  a. 
häm    60,  a.    92,  a;   Adv. 

195.  b. 
hamm,  homm  57,  g. 
haraor,  homor  57,  g.  92,h. 

94,  a.  102,  g. 
hämweardes  193,  c. 
hana,  bona  57,  g.  73,  h. 

117,  a. 
band,    hond    51.    57,  g. 

85,  a.     115,  b.     128, 

A,  e. 
hangen,  hongen  161 

(hon). 
här  60,  a. 
hara  57,  a.  A.  16.  76,  d. 

88,  a.  92,  a.  117,  a. 
häs  60,  a.  87,  a. 
hasu  132,  a.    • 
hat  60,  a.  84,  a. 
hätan  (hebt,  het,  bäten) 

60,  a.  c.      162,  A.  2 ; 

Pass.     hätte,     hätton 

151.    162,  A.  2.    bäte, 


hgetst,    hait(t),    häta|) 

etc.  189,  B,  e. 
hatian,  hatöde,  gehatöd 

57,  c.  169.  173,  a. 
gehätland  7,  A.  1. 
he  62,  b.  88,  d.  145. 
heafod,  heafdes  etc.  53, 

A.  1.     61,  a.     76,  a, 

81,  b.     103,  h.     126, 

128,  A,  a. 
heafoc  s.  hafoc. 
heafola  s.  hafela. 
heafu  s.  hsef. 
heah,    heas    etc.,    he^a, 

hean    etc.    37.    53,  b. 

61,  a.  b.  A.  3.     72,  c. 

74,  a,  13, 14.     92,  d.i. 

130,  g.  135,(1  ;hiehra, 

hy  hra,hiehst  a,  hy  hsta 

61,  c.  72,  c.   74,  a,  14. 

92,  A.  137. 
heah-fseder  7,  A.  1. 
healdan  (heold,  healden) 

57,  p.    74,  a,  5.    85,  a. 

93,  A.  160,  a ;  healde, 
hieltst,  hielt,  healda]? 
etc.  189,  B,a. 

healf  57,  p.  81,  c;  ödres 

healfes  195,  a. 
heall  57,  p.  93,  a.  108,  b. 
healm  57,  p. 
healp  57,  p.  80,  a.  93,  a. 

155.  f.  175  (helpan). 
heals  57,  p.  87,  a.  93,  a. 
heals-gebedda  53,  b. 
heap  61,  a. 
he^ap-mtBlnin  195,  d. 
heard    57,  q.    72,  c.    74, 

a,  6.    85,  a.   92,  a.   94, 

a.  A.  1.     130,  b.     134. 

193,  a.  d:      hcardra, 

heardosta    72, c.    88, 

a.  138 ;   hearde   Adv. 

193,  a;  heardor,  hear- 

dost  194,  c. 
heardlic,  Adv.  heardlice 

193,  d. 
hearm  57,  q. 
hearpe    57,  q.  80,  a.  94, 

a.  118,  a. 
headu  57,  d. 
he^awan    (he'ow)   61,  a. 

163  ;  h'e  awe,    hiewst, 

hleAA'J),h"eawa|)  178,  a. 


342 


Alt  englisch. 


hebban      (hof ,     hofon, 

hafen,    h;¥fen)    57,  t. 

77,  a.     81,  a.     89,  d. 

158,  g ;  hebbe,  hefest, 

hefej),    hebbajj,    hefe 

etc.  180.  189,  A,  x. 
hecg  57,  y,  91,(1. 
hedan  68,  e. 
liefig  57,  y.  81,  b.  91,  k. 

130,  c. 
hebt     159.      1G2,  A.   1 

(hätan). 
heia  58,  c.  92,  d. 
hclan  62,  a.  154,  a. 
hell  57,  V.   62,  A.  7.  77, 

a.  89,  h.  109,  a. 
lielm    62,  a.  A.  7.    92,  a. 

93,  a.  95,  a.  102,  a. 
helma  62,  a. 
helpan   (healp,    hulpon, 

holpen)  54,  h,  i,  k.  62, 

a.  A.  7.     80,  a.     86,  b. 

93,  a.  152,  A.l.  155,  f. 

175;  helpe,  bilp(e)sr, 

hilp(,e)]j,  helpab  54,  k. 

65,  a.   73,  A.  2."  86,  b. 

178,  A.  2.     188.    18«.), 

A,  ni. 
gehende  198,  12. 
heng,     heng    161,  A 

(hön). 
hengest,  bengestes  etc. 

72,0.  102,  f. 
henn  57,  w.  77,  a.  89,  b. 

96,  a.    109,  a.    128, 

A,b. 
heo,  bio  51,  A.  4.  65,  n. 

89,  c.  145. 
heofon,     heofoncs,     PJ. 

beofonas  etc.   51.  53, 

a,  7.  62,  0.  72,  e.  f.  73, 

A.  4.  74,  a,  3.  b.  81,  b. 

96,  a.     99,  a.    102,  g. 

128,  A,  a. 
heofonlic,  Adv.  heofon- 

Jice  71,  e.  193,  a. 
heold    64,  A.l.    160,  a 

(bealdan). 
heolfor  62,  k. 
hconan  147,  4.  196.  197, 

29 ;      beheonan     197, 

29. 
beord  62, 1. 
heordan,     PI.     62,  A.  8. 

88,  a. 


heor(o)t  62, c.  102,  g. 
heorte   62,1.    73,  g.   74, 

a,  6.  b.     76,  a.     84,  a. 

92,  a.     98,  a.     118,  a. 

120. 
heorla  62, 1.  86,  a. 
heoru  114,  a. 
h'eow  64.  a  (beawan). 
blTr  54,  X.  63,  a.  147,  4. 

196. 
here,  heriges  etc.  57,  v. 

77,  A.  1.    89,  e.  f.    94, 

a.   104,  n.  128,  A,  b. 
heri(ge)aa  33,  A.  2.   57, 

Y.    73,  A.  6.    77,  A.  1. 

88,  a.  89,  e.  170,  a. 
h  e  t  54,  X.   63,  A.  1.  162 

(hätan). 
bete  57,  y.  111,  a. 
bettend  125,  b.  177. 
bider  65,  a.    85,  a.    147, 

4.  196. 
bi(e)  65,  o.  89,  c.  145. 
bi(e)g,  hite)ges  etc.  61, 

c.  89,  b.  105.       _ 
blehra,  hiehsta  s.  he  ab. 
hiebctu,  byhdu  61,  c. 
bi(e)ra,  beora  145. 
hieran,    byran,    bierde, 

byrde,   gehicred,    gc- 

hyred    37.    53,  a,  4. 

61,c.  A.4.    72,  d.    78, 

IX.    74,  a,  12.  b.     76,  c. 

85.  a.     88,  a.     89,  d. 

171,  a. 
hi(e)rde,   byrde  37.  65, 

k.   74,  a,  6.   85,  a.  89. 

g.    104,  c.   128,  A,b. 
hi(e)w  64,  c.  74,  a,  11. 
hiewst,     biew])     61,  c 

(beawan). 
bild  109,  c. 
hilp(e)st,    bilp(o)l)    s. 

helpan. 
hilt  65,  a.  A.  6.  113,  b. 
bim  D.  Sg.  65,  a.  145. 
him,  heom  D.  PL  145. 
bind  65,  a.  109,  c. 
bindaa    140.    196.    197, 

26 ;    bcbindan    65,  a. 

196.  197,26. 
hindema  140. 
binder  196^ 
hindrian  65j  a. 
hine  145. 


hi(e)ra     65,  A.  7.     145. 

146. 
hi(e)re   65,  a.  A.  7.   145. 

146. 
bired  71,  d. 
bis  65,  a.  145.  146. 
hit    65,  a.    84,  a.    92,  a. 

145^ 
hiw-rieden  109,  b. 
hladan,     Part,     hladen, 

hlteden    57,  a.  k.     74, 

a.  2.     92,  a.     93,  a. 

158,  a. 
hhedel  57,  k. 
hlSder,    hltedder    60,  c. 

77,  c.  92,  a. 
hlEefdige     60,  c.     81,  b. 

92,  a.  118,  a. 
bliene  60,  c. 
hlfiew  s.  hläw. 
hläf    60,  a.    81,  c.    92,  a. 

102,  a. 
hläf-miesse  60,  a. 
hläford  51.  53,  b.  60,  a. 

71,  d.  81,  b.  83,  c.  92, 

a.  93,  d. 
hlanc,  hlonc  57,  g.  92,  a. 
hläw,  hlSw  83,  a.  106,  c. 
hleabt(o)r    57,  n.    74,  a, 

4.  92,  f. 
hlcapan   61,  a.     92,  a. 

163. 
hlence  57, w. 
hllTo  64,  a. 
hleotan  157,  a. 
gebllTow  107,  d. . 
blid  65,  a.  92,  a.  103,  d. 
hliebhan,  hlyhban  (hlöh, 

blögon)    57,  z.    74,  a, 

4.   77,  a.   89,  d.  92,  a. 

g.     158,  k ;     bliebhe, 

bliebst,  hliehl),  hlieh- 

ha{)    etc.     180.    189, 

A,j. 
hlil)  103,  d. 
hlöh,     blögon    158,  k 

(hliebhan). 
hlot  67,  a.  92,  a.  103,  a. 
hlöwan  68,  a.  165,  a. 
hlüd   70,  a.   76,  a.  85,  a. 

92,  a.  130,  b. 
hlütor,  hluttor  70,  a.  A. 

1.   73,  k.  77,  c.  84,  a: 

lilütre  Adv.   193,  a. 
hlynn  104,  b. 


Wörterverzeichnis, 


343 


Llynnan,    hlvnede,    ge- 

hlyned  17ü,  b. 
hlysnan  69,  f. 
hlvstan  69,  f.  171,  d. 
hnJegan  60,  c. 
ä-hneapan  163. 
hneaw  132,  b. 
hnecca   51.   90,  c.  92,  a. 

96,  a. 
hnesce  131,  c.  d.  131. 
hnitu  123,  a. 
hnutu,  D.  8g.  N.  A.  PI. 

hnytc    69,  a.  f.    73,  d. 

92,  a.     96,  a.     123,  a. 

128,  B,  c. 
hoc  68,  a. 
hocg  91,  c. 
höd  68,  a. 
hof,     hofes    etc.     67,  a. 

82,  a.     103,  a.     12H, 

A,  a. 
höf,   höfon   158,  g  (hcb- 

ban). 
hogde,    gehogod    171:,  b 

(hycgean). 
höh,  hös  etc.   58,  a.  92, 

i.  102,  e. 
hol  Sb.  67,  a.  103,  a. 
hol  Adj.  130,  a. 
hold  69,  f.  86,  e. 
holegn  67,  a. 
holh,    höles    etc.    67,  c. 

92,  i.     103,  e.    128, 

A,a. 
holh,  holwes  etc.  67,  a. 
holpcn  54,  q.  r.  A.  1.  67, 

a.    93,  a.    155,  f.    175. 

182  (helpan). 
hön    (heng,   heng,  han- 
gen,    hongen)    58,  b. 

161. 
hopian  67,  a.  173,  a. 
hopplan  80,  a. 
hord  67,  a.   88,  a.  92,  a. 
horh,  horwes  etc.  102,  d. 
hörn  67,  a.  102,  a. 
hors   67,  a.  87,  a.  94,  b. 

10.3,  b. 
hös  57,  h.  96,  b. 
hose,  hosu  67,  a.  118,  c. 
hryefn    57,  i.     73,  A.  3. 

81,  b.  92,  a.  102,  a. 
hrfejj     130 ,  e  ;     hrsede, 

hrade   Adv.  57,  A.  9 ; 

hrador  57,  a. 


hraw,     hraäw,     hrawes, 

hriewes     etc.     59,    b. 

83,  h.  107,  d. 
hrea(w)  59,  b.  132,  b. 
hreddan,  hredde,  gehre- 

ded57,  y.  85,a.l70,b; 

hredde,    hredest    etc. 

190,  d. 
hremig  130,  d. 
hreod  64,  a. 
hreodan  157,  a. 
hreoh  130,  g. 
hreosan  157,  b. 
hreow  64,  a.  83,  h.  110; 

gehreow  107,  d. 
hreowan  64,  a.  157,  a. 
hrejj  68,  e. 
Hredel,  Hrectles  etc.  86, 

A.  1. 
hrim  66,  a. 
hrlnan  156,  a. 
bring  65,  a.  91,  c.  92,  a. 

94,  a.  102,  a. 
liringan  155,  a. 
hringed-stefna  53,  b. 
hrider,     hrvder     65,  d. 

127,  a. 
hröc  68, a. 
hröf    51.     68,  a.    92,  a. 

94,  a.  102,  a. 
hron-räd  71,  e. 
hröpan  165,  a. 
Hröctulf  83,  c. 
hrflse  118,  a. 
hrycg   69,  f.  A.2.    91,  d. 

92,  a.  104,  b. 
hryre  111,  a. 
hü   68,  c.    83,  b.    149,1. 

196. 
hulpon      69,  a.      93,  a. 

155,  f.  175  (helpan). 
hund   'Hund'   69,  a.  92, 

a.  96,  a. 
hund     'Hundert'    54,  q. 

69,  a.  76,  a.  141.  142. 

143 ;  hund  and  Jjritig, 

hund  and  fiftig,  hund 

and    seofontig,    hund 

and  scofon  and  hund- 

seofontig      142 ;      tu 

hund,  Jireo  hund  etc. 

142. 
hundred  69,  a.  141.  142. 

143. 


hundseofontig  etc.  s.  u. 

seofontig  etc. 
hungor,     hungres     etc. 

69,  a.     97,  a.     102,  h. 

114,  A.  2. 
hunig  67,  c.  103,  g. 
hunta  69,  a.  84,  a.  96,  a. 
huntian  69,  a. 
hüs   70,  a.  92,  a.  103,  b. 
hüsbönda  70,  a. 
hüsl   7,  A.  1.    69,  d.    73, 

A.3. 
hüs-wlf  70,  a. 
hwä  51.  57,  f.  76,  a.  83, 

a.  88,  d.  92,  a.  149, 1. 

150,1.8.9.10. 
gehwä  150, 10. 
hwtel,  PI,  hwalas   57,  i. 

A.  13.  102,  b. 
hwsem,  hwäm   149, 1. 
hw'jer    59,  d.     74,  a.  8. 

150,10.  196. 
gehwEer  150,  10.  196. 
hw»s  57,  i.  146.  149,  1. 
hwfet  Adj.  130,  e. 
hwset   Pron.    51.    54,  b. 

57,  i.   76,  a.  83,  a.  92, 

a.  149, 1.  150, 1.  7.  9. 
hweethwugu  65,1.  150,7. 
hweete  60,c.  92,a.  104,c. 
hwieder,    hwtedres    etc. 

54,A.  1.  57,  k.  149,2. 

150,1.6.9.  10;    hwa;- 

der,  hwivfter  Jie  . . ,  l)e 

199,  b,  8;     hwcedere, 

swä    J)eah     hwiiedere 

199,  b,  3. 
gehw*der  150, 10. 
hwäm  s.  hwitm. 
hwanne,hvvonne,hwenne 

.57,  A.  6.  196. 
hwanon,   hwonan  57,  g. 

196. 
-hwega  150,  7. 
hwelc,    hwilc,    hwelces 

etc.    51.    71,  d.  90,  e. 

149,  2.  150,  1.  7.  8.  9. 

10. 
gehwelc,    gehwilc    150, 

10. 
hwelchwugu  150,7. 
hwene  Adv.  193,  b. 
hweogol,  hweowol62,e. 

83,  e. 


344 


Altenaiisch. 


hweorfan  155,  b. 
hwettan     57,  y.     84,  a. 

170,  c. 
hwi  s.  hwy , 
hwider  65,  a.  196. 
hwll    66,  a.    108,  a;    l)ä 

hwile  1)6  199,  b,  1. 
hwilc  s.  hwelc. 
hwilum  66,  a.  195,  d. 
hwinaa  66,  a. 
hwistlian  65.  a. 
hwit   66,  a.  83,  a.  84,  a. 

92  a. 
hwon    57,  A.  6.     149,1; 

for    hwon,    to    hwon 

149, 1.  197,  6.  8. 
hwöQ  193,  a.  g. 
hwone  57,  A-  6. 
hwöpaa  165,  a. 
hwösta     68,  a.     83,   a- 

92,  a. 
-hwugu  150,  7. 
hwv,    hwi    83,  a.    92,  a. 

149,  1.    196;  for  hwl, 

tö  hwi  197,  6.  8. 
hycgean,  hogde,  gehogd 

174,  b  ;  hycge,  hogast, 
hoga}),  hvcgeal)  185. 
190,  y. 

hyd  70,  c,  112. 
hydan  70,  c.  171,  a. 
hvf,  hyfc  [v]  70,  c.  81, 

c.  112.  A.  2. 
gehvgd ,     PI.     gehygdu 

113,  b. 
oferhvgd,  PI.  oferhygdu 

113,  b. 
hvge    69,f.  A.  2.     91,  f. 

111,  a. 
hvldo  69,  f. 
hvll    69,  f.    76,  g.   93,  a. 

102,  A.l.  111.  d. 
hvngran  69,  f.  171,  f.  A. 

175.  190,  m. 
hvpe  69,  f.  111,  a. 
hy  r  70,  c 
hvran  70,  c 
hyrdel  69,  f.  93,  a. 
hVse,  PI.  hvs(s)as  98,  a. 
hyl)  70,  c." 

ic     65,  a.     76,  f.     90,  e. 

145  :  ic  selfa  147,  6. 
idpeges  144,  5.  195,  a. 


Idel  66,  a.   73,  A.  4  ;   oq 

idel  193,  h. 
ides,    idese    etc.    72,  c. 

108,  c.  128,  A,  a. 
ie  s.   ea. 
lecan,  y"can,  iecte,  iehte, 

geieced,  gelebt  61,  c. 

172,  A. 
ieg,  Ig,  iege  etc.  61,  c. 

89,  b.  109,  d. 
legland,  igland  61,  c. 
ielde,  ylde  111,  c. 
icldra,    yldra,    ieldesta, 

yldesta  s.  eald. 
ieldu,   yldu  57,  z.  74,  a, 

5.b.  93,  a.  119. 
ielfe,  ylfe  111,  c. 
ierfe,    yrfo   57,  z.   74,  a, 

6.  b.' 

ierraj^u,     yrmljii     57,  z. 

74,  a,  6. 
iernan,  yrnan  (am,  orn, 

iirnoü,    urnen)    65,  A. 

7.  94,  b.  155,  a. 
ierre,  vrre   65,  k.   74,  a, 

6.  88,  a.  131,  cd. 
ierringa  193,  g. 
ißt)  yl^  s.  "eajae. 
ifig  65,  c.  92,  b. 
igel,  ii  91,  g. 
s^  ilca  144,  5. 
impa  65,  a. 
in  65,  a.  197.  1.  A.l :  in 

tö  197,6. 
incer,     ine,     incit    145. 

146. 
Ing  51. 
inu  Sb.  65,  a. 
inn  Adv.  196. 
innan,  biunao,  oninnan, 

wil)innan     196.     197, 

20.  53,  b.  94,  b. 
inne,  innerra,  innemesta 

140.  196. 
intinga ,     for    intingan 

198,  8. 
ior  51. 

Iren  Sb.  96,  a.  99,  a. 
Iren  Adj.  130,  d. 
is  65,  a.  87,  a.  192, 1. 
Is     51.     66,  a.     87,   a 

103,  b. 
Is-giccl  90,  c. 
ijictes  147,  5.  195,  a. 
it(t)  s.  etan. 


iu,   iung,   ingu])  s.  geo, 

gcong,  geogut). 
iw,   eow  66,  a.  A.  1.  b. 

lä,  ea-lä  200. 

läc  60,  a^ 

läcan    (leolc,  lec)   162, 

A.l. 
läcnlan  59,  a. 
la?ccean,    Iteceaa    57,  v. 

172,  c. 
Isece,     PI.     Iseceas    etc. 

59,  a.  1.   90,  d.    104,  c. 
lEece-criTpft  7,  A.  1. 
Isedan,    iSddc,    gelsedcd 

60,  c.    74,  a.  9.    85.  a. 
93  a- 

laedeii  84,  A.l.   85,  A.  1. 
Itefan,     liefde.     gel^fed 

60,  c.  171,  a. 
leeg  153,  f  (licgean). 
Ijegon,  lägen  59,  a.  153, 

f  (licgean). 
\üiü  113,  b. 
läinan  60,  c.  171,  a. 
iSne  92,  c. 

I^ran     74,  a.  9.     88,  a. 
_171,_a. 
läes,   Iteswe  etc.   83,  i.  1. 

110,  b. 
las,     l^st      Adv.     142. 

194,  b :     l^y   kes,    1^  v 

l^es    \i(i   199,  b.  5:_Dä 

lies  ])ißt  an  . . .  ac  c  ac 

(swylce)  199,  a.l. 
Isessa,  liesta  60,  c.  88,  b. 
_139  (lytel). 
liBstan  60,  c.  l7l,  d. 
Iget  57,  i.  130,  c  ;  hietra, 

l^temesta,      lietesta, 

latosta  57,  c.  1.  84,  a. 
_87,  a.  140.  _ 
läjtan  (leort,  let,  I^ten) 

74,   a,  9.     167.     175. 

189,  B,l. 
ISwan  59,  i. 
iSwed  60,  c. 
lagu  'Meer'  51.  114. 
lagu  'Gesetz'  57,  a.  91, 

e.  114^  a. 
lagu-stTget  71,  e. 
]äh,_l'eah    156,  A.  1 

(leon). 
läm  60,  a. 
lama,  loiua  57,  g. 


Wörterverzeichnis. 


345 


lanib,    lomb    51.    57,  g. 

87,  a.     93,  a.     95,  a. 

127,  b.  128,  B,  f. 
gelamp  80,  a.  95,  a. 
land,   lond   57,  g.   85,  a. 

96,  a. 
land-büend  125,  b. 
lane,  lone  57,  g. 
lang,   long   57,  g.  76,  g. 

91,  c.     97,  a.     130,  b  : 

lengra,    lengesta    57, 

w.  137 ;  lange,  longe 

Adv.     193 ,  a ;     leng, 

lengest  88,  d.  194,  a. 
laDgsum,longsuiTi  130,  a. 
lappa  57,  b. 
lär,    läre    etc.    53,  a,  2. 

60,  a.  73,  e.g.  h.  98,  a. 

108,  b.  128,  A,a. 
läreow    60,  a.    62,  A.  6. 

106,  b. 
last  60,  a. 
lätteow,  latteow   62,  A. 

6.  74,  b.  86,  f.  106,  b. 
latosta  s.  Ipet. 
läj)  60,  a. 
lawer  61,  A.  2. 
läwerce     60,  a.     83,  a. 

118,  a. 
leac  Sb.  61,  a.  74,  a.  13. 
leac   Praet.   157,  d   (lü- 

can). 
lead  61,  a.  103,  b. 
leaf   'Blatt',   leafes   [v] 

etc.   61,  a.  81,  c.  103, 

b,A.  1. 
leaf  'Erlaubnis'  61,  a. 
geleafa  61,  a. 
leag  61,  a. 
leag,    leah    157,  a   (leo- 

gan). 
lean  158,  b. 
-leas  61,  a. 

forleas  76,  d  (forleosan). 
leador  61,  a. 
lec  162,  A.l  (lücan). 
leccean  172,  b. 
lecgean,     legde,     lede, 

gelegd,    geled    57,  y. 

77,  a.     89,  d.     91,  d. 

170, e ;  lecge, Ieg(e)st 

etc.  190,  e. 
(ge)legen  62,  a.  153,  f. 
leger  62,  a.  103,  g. 
lemian  170,  b. 


leng,    lengra,    lengesta 

s.  lang, 
lengten,  lencten  57,  w. 
Iengl3(u)  57,  w. 
leo  117,  b. 
leodan  157,  a. 
leode  PI.  54,  n.  74,  a,  11. 

111,  c. 
leof     64,  a.    74,  a,  11.  b. 

81,  c.     93,  a:     leofra, 
[      leofosta  118. 
i  leoflice,    leofllcor,    leof- 

licost  194,  c. 
leof-mann  64,  a. 
leogan    (leag,    leah)  64, 

a.  74,  a,  13.  157,  a. 
leoh  s.  leon. 
leoht   Sb.  64,  a.  c.  92,  e. 
'  leoht   Adj.   66,  b.  c.   74, 

a  13. 
leol'c    il59.    162,  A.  1 
I      (läcan). 
i  leoma  64,  a.  92,  e. 
!  leon  (läh,  leah)  66,  b.  c. 

83,  A.  1.  156,  c.  A.  1 ; 
I      leoh  Imper.  66,  b. 
leornian,    liornian    25. 
1      65,  h.  88,  a.  94,  A.  1. 
!  leornung  108,  f. 
leort    159.    167,  A    Hie- 

tan). 
forleosan    (forleas,   for- 

luron,  forloren)  64,  a. 
'      76,  d.  157,  b. 
\eo\>  64,  a.  86,  a.  103,  b. 
les&n  153,  a.  c. 
let  54,  X.    63,  A.  1.   167. 

175  (Isetau). 
lettan  57,  v.  170,  c. 
,  leder  62,  a.  86,  b. 
Leui  81,  A.  2. 
libban,   lifian,  lifde,  ge- 

lifd    81,  a.b.    174,  b. 

libbe,    lifie,    li(o)fast 

53,  a,10.  185.  190,  w. 
(ge)lic  66,  a.  90,  e;  (ge)- 

lice  Adv.  193  a. 
licclan  65,  a.  90,  c. 
iicgean     (iseg ,     leegon, 

lägon,     gelegen)    51. 

65,  a.     77,  a.     91,  d. 

153,  f ;  liege,  lig(e)st, 

lig(e)J),    llj),    licgeaj), 

ligo  etc.    65,  c.    91,  g. 

180.  189,  A,  f. 


lician,  licöde,  gelicod 
66,  a.  173,  a.  174,  a. 

gelief  an,  gel  v  fanl  61,  c. 
A.4.  74,  a,"'l2.  b.  89, 
d.  171,  a. 

lieg,  lig  61,  c.  74,  a,  12. 
b,  111,  d. 

lieget(t)  105,  b. 

lichtan,  IThtan  'leuch- 
ten' 64,  c. 

liehtan,  lyhtan  'erleieh- 
ten  ■  m.  c.  74,  a.  13, 

liesan,  lysan,  liesde, 
lysde,  geliesed,_  ge- 
lysed;äliesaa,  äly'san 
61,  c.  87,  b.  171,  c. 

äliesednes  7,  A.  1. 

liexan,  liexte,  geliexed 
171,  c. 

lif,  lifes  [v]  etc.  66,  a. 
81,  b.  c.  103,  b.  A.  1 ; 
on  life  103,  A.  1. 
195,  e. 

beiifan  156,  a. 

lifer  65,  a.  81,  b. 

lifian  s.  libban. 

geligere,  gelire  65,  c. 

lige^,  li}i  -s.  Iicgean. 

lilie  65,  a.  93,  a. 

lim,  PI.  li(o)mu  65,  a.  c. 
103,  d. 

lim  66,  a. 

gelimpan  80,  a.  95,  a. 
155,  a. 

lin  66,  a. 

lind  65,  a. 

linen  66,  a. 

linnan  155,  a. 

liornian  s.  leornian. 

lippa  65,  a.  76,  f.  80,  a. 
117,  a. 

listuin  195,  d. 

lij)  s.  Iicgean. 

liäan  156,  b. 

Me  65,  d.  86,  b.  i. 
I  Ms,  liss  65,  A.  2.  86,  i. 
'      109,  e. 
i  loc  67,  a.  103,  a. 
j  locc  67,  a.  90,  c.  93,  a. 

locen  157,  d  (lucan). 
llöcian     68,  a.     90,  c. 
!      173,  a. 
I  lof  67,  a. 

i  forloren  67,  a.  76,  d  (for- 
leosan). 

22a 


346 


Alteno:lisch. 


iücan  (leac,  lucon,  loccn) 
70,  a.  c.^  157,  (1 ;  liice, 
iyr.(c)st,  iyc(e)lj,  1*^1" 
ca])  » tc.  70,  c.  178,  a. 
ISO,  Aj  s. 

lucon  1Ö7,  d' (Iücan). 

lufian  G7,d.  169.  173, 
a  ;  lullende  72,  A,  1. 

lufu  67,  d.  81,  b.  93,  a. 
108,  a.  118,  c.  169. 

hingen  69,  a. 

forluron  76,d  (forleosan). 

lüs,  D.  Sg.  N.  A.  PI. 
lys  50,  a.  c.  123,  b. 

lustum  195,  b. 

lütan  70,  a.  157,  d. 

lycst,  lyc])  s.  lOcan. 

Ivft  Sb.  111,  d.  112.     • 

iVft  Adi.  69,  f. 

lyge   69,  f.    91,  f.  111,  a. 

hie  111,  a. 

Tys  s.  lüs. 

lysan  s.  liesan. 

{ge)lvstan   69,  f.   171,  d. 

lytei  70,0.  73,  A.4._93, 
a.  130,  d  ;  leessa,  testa 
139  :  ly tel,  IJt  Adv. 
133.  193,  g,  hVs,  iSst 
194,  b:  ly^tlum,  lyt- 
luni  and  lytluml93,f. 

lyt-hwon  133. 

mä   60,  a.    88,  d.    194,  b 

(mycel). 
macian,  raacöde,  gema- 

cöd  51.  53,  a,6.  57,  a. 

c.     68,  A.  3.     72,  a.b. 

73,  a.    85,  a.    89,  A.  1. 

90,  c.     91,  b.     95,  a. 

130,  0.     151.     173,  a. 

187:    macTe,    macast, 

maca]),  maciaj),  maca, 

maciende  etc.53,  a,  6. 

57,  a.  c,    72,  c.  A.  1. 

89,  A.  2.  184;  mäcöde, 

macödest     etc.     186. 

190,  t. 
geraieccea  57,  v. 
niSd,  mtedwe  etc.  59,  d. 

83,  i.  1.    110,  b.    128, 

A,  c. 
geui«d(ed)  60,  c. 
nneg    (niagon,    nicahte, 

mihte)     57.  i.     91,  k. 

15)1. 


meeg,     PL     niagas    etc. 

59,  a.  d.  102,  c. 
mi^egden,    mgeden    57,1. 

m.  74,  b.  91,  g. 
m*gen    57,  k.    73,  A.  4. 

91,  f.  103,  g. 
imegester  s.  mägister. 
mfegel:)126,c.  ]28,B,e. 
m^l  59,  d. 
mgelan  s.  niipftlan. 
in^nan  60,  c.  171,  a. 
gemtene  60,  c.  131,  c.  d. 

133. 
ma3re     59,  1.     131,  c.  d. 

A.l. 
maässe  57, 1. 
mspst  57,  i. 
rasesta  60,  c.  139;  mtlst 

Adv.     74,  b.     194,  b 

(mycel). 
mtestan  57,  v. 
ratipt,      niil'ton      153,  a. 

175  (metan). 
gemtete  59,  1. 
niiectlan,  mielan  86,  A.  1. 
raaga  57,  a.  91,  e. 
mägas  s.  mä^g. 
mägister,    nuegester    7. 

57,  A.  4. 
magon     57,  a.     74,  a,  2. 

191  (miFg). 
magu  114,  a. 
(ge)nian,    (ge)mon    (ge- 

munon,  gemunde,  ge- 

munen)  1J>1. 
raän-äli  60,  a. 
ongemang ,     ongemong, 

onmang,   onmong  57, 

g.  198,  3. 
raanig,    monig    53,  a,  9. 

57,  g.     72,  c.  e.    91,  k. 

119.  129.  130,  c.  135. 

144,  5. 
manigfeald,   monigfeald 

144,  2. 
mann,  monn,  Ü.  Sg.  N. 

A.  PI.   menn   51.  57, 

g.  w.     73,  c.  d.     95,  a. 

96,  a.     98,  a.     122,  b. 

12S,  B,c.  150,3. 
manna,  moiina  122,.  b, 
manu,  nionu  57,  g. 
nianung,  monung  108,  f. 
mära    60,  a.    88,  a.    139 

(mycel). 


martyrlan  57,  A.  17. 
mäse  60,  a. 
mattoc  57, 1.  84,  a. 
mäct(u)m,    PI.    mädmas 

etc.   53,  a,  1;  73,  k.  A. 

3.     86,  b.  A.  2.     95,  a. 

102, h. 
raäwan  59,  a.  83,  e.  166. 
me  62,  b.  88,  d.  145. 
meaht,  meahte  s.  miht, 

mihte. 
mealc  155,  b  (meolcan). 
mealt  57,  p. 
mealwe  57,  p. 
mearc  57,  q. 
mearg,  mearli  57,  q.  76, 

g.  88,  a.  91,  h. 
mearh,  meares  etc.   57, 

q.  r.    92,  d.i.    102,  d. 

128,  A,  a. 
mearn  155,  c   (murnan). 
mearu  57,  q.  132,  a. 
mec  145. 
mece     59,  A.  5.    90,  d. 

104,  c. 
med  54,  X.  63,  a.  95,  a. 
meduma  140. 
meder  s.  mödor. 
medu,   mcodu  62,  e.  74, 

a,  3.     76,  e.     85,  a. 

114,  a. 
meltan  62,  a.  A.  7.  84,  a. 

93,  a.  155,  f. 
melu,     meohi,     melwes 

etc.    62,  k.   83,  i.   93, 

a.  A.  107,  a. 
mene  111,  a. 
meng(e)an  91,  d.  171,  a; 
menigu     57,  w.     91,  f. 

119 :  on(wera)  mengu 

198,  4. 
menn  s.  mann, 
mennisc  130,  d. 
mcodu  s.  medu. 
meolcan  (mealc,  mulcon, 

molcen)  62,  k.  74,  a.  5. 

93,  a.  A.  155,  b; 
meolu  s.  melu. 
meoluc  s.  mioluc 
meotod  s.  metod; 
meowle  57,  bb.  62,  A.  5. 

,83,  e.  118.  a. 
mere  57,  y.  111,  a.  113. 
mergcn   67,  g;   to   mer- 

gonne  195,  e.'    '       * 


Wörterverzeiclinis. 


347 


metan  (nicut,  niiL-ton, 
meten)  62,  a.  152,  A. 
1.  153,  a.  175. 

metan  68,  e.  171,  e, 

raete  57,  y.  111,  a. 

meten  153,  a.  175  (me- 
tan). 

metod,  meotod,  metodes 
etc.  62,  e.  72,  d.  126. 

mede  68,  a. 

micel  s.  mycel. 

mid  65,  a.  197,  11 ;  mid 
l^äm  ]30,  mid  J)y  J)e 
199,  b,  1.  2. 

midd  54,  k.  65,  a.  77.  a. 
85,  a.  131,  a.  140. 
198,  14;  midmesta, 
meduma  140;  on 
midne  dicg,  tö  midrc 
niht  198,  14;  on  mid- 
dnm  13,  h  ;  tö  middes, 
on  middan  J)äm  hwiete 
198,  14. 

middangeard  53,  b. 

Middel-Seaxan  PI.  8. 

gemierce  105,  c. 

Mierce,  Miercan  PI.  8. 
111,  c. 

miht,  mieht,  meaht  Sb. 
42,  b.  51.  57,  n.  z.  74, 
a,  4.  92,  g.  112. 

miht,  mcaht  2.  Sg.  181. 
191  (mteg). 

mihte,  meahte  57,  n. 
191  (mseg). 

mihtig  73,  A.  1.  74,  a.  4. 

mil  7.  66,  a. 

milde  65,  a.  85,  b. 

milds,  milts  85,  b.  109,  c. 

miltsian  85,  b. 

min  66,  a.  95,  a.  145. 
146. 

mint  62,  A.  3. 

mioluc,  meoluc  65,  g.  Ä, 
5.  90,  c  93,  a.  A. 

miox,  meox  65,  f. 

mist  65,  c. 

mistel-tan  65,  a. 

midan  156,  a.  b. 

möd  68,  a. 

möd-gej)anc  53,  b. 

mödor,  D.  Sg.  möder 
54,  u.  68,  a.  e.  73,  A. 
4.  76,  d.  g.  85,  a.  94,  a. 


95,  a.     121,  c.    12S, 
B,  b. 

niolcen  155,b  (nieolcan). 
molde  67,  a. 
molten  67,  a  (uieltan). 
möna  25.  59,  c.  117,  a. 
Mönandaig  59,  c. 
möna|:i  59,  c.  86,  a.  96,  a. 

126,  b.  128,  B,  c. 
mör  68,  a. 
more,  moru  118,  c. 
morgen,   morgenne   etc. 

67,  a.  g.  91,  0.  104,  b  ; 

on  morgen  195,  e. 
mordor  67,  a.  69,  f.  86,  b. 
mos  87,  a. 

moste  68,  a.  191  (möt). 
gemöt  68,  a. 
möt     (möton ,     moste), 

möst  etc.  191. 
mo|jl:)e  67,  a.  86,  a. 
mulcon     155,  b     (raeol- 

can). 
gemunon,  gemunde  191 

(geman). 
munuc   7.   67,  e.  102,  g. 
mnrnan  (mearn,  murnon, 

murnen)  67,d.  155,  c; 

murnende  53,  a.  8. 
müs^  D.    Sg.   N.  A.  PI. 

mys     54,  z.    70,  a.  c. 

87,  a.  123,  b. 

mül)   69,  d.    86,  a.  96.  b. 

102,  a. 
mvcel,  micel,  mycles  etc. 

"53,  a,  5.  7.  69,  f.  72,  d. 

73,  A.  4.    90,  d.    95,  a. 

130,  c ;    mära,    msesta 

60,  a.  c.     88,  a.     139; 

mycles,    mycle,    myc- 

lum     Adv-     193,  d.f; 

mä,  milst  60,  a.  74,  b. 

88,  d.  194,  b. 
mycg  69,  f.  91,  d. 
myl(e)n     69,  f.     93,  a. 

96,  a. 

gemynd  69,  f.  113,  b. 
myne  Sb.  111,  a. 
gemyne  Adj.  133,  a. 
geoiyne   Imp.    191  (ge- 
man). 
mynet  69,  f. 
mynstcr  7.  69,  f. 
myrige  69,  f.  91,  f.  94,  a. 


myrg|)U  91,  f, 
myrdran  69,  f. 
mys  s.  müs. 

nä  195,  b. 

nabban,  n;i3bbe  etc..  (ne 

habban,  ne  hiebbc  etc.) 

71,  c.  92,  c.  185. 
nacod    57,  a.     83,  A.  1. 

85,  a.  90,  c. 
näJdl    59,  d.A.2.    73,  A. 

3.     74.  a,  9.b.     86,  d. 

93,  a.  96,  a.  108,  b. 
niedre,  naeddrc  59,  d.  A. 
_3.  77,  c.  85,  a.  118,  a, 
näfre  60,  c. 
ntegl  57,  i.  91,  f. 
nienig  150,  5. 
nteron,  niere  (ne  w^ron, 

ne  wtero)  71,  c  83,  d. 

192, 1. 
gen;es.     genteson     153, 

A.  1.  (genesan). 
na?s  (ne  Wivs)  71,  c.  83, 

d.  192, 1. 
nafela  72,  f. 

näh  (ne  äh)    71,  c.  191. 
näht  s.  näwiht. 
nä-hwioder,  näwder  150, 

6;  näh  Wieder,  näwder 

ne  . . .  ne  199,  a,  1. 
nalees  s.  nealles. 
nam,  nöm    95,  a.  154,  c. 
nama,  noma  57,  g.  95,  a. 

96,  a.  117,  a. 
nän  154, 4.  5 ;  nän  l^ing 

150,  6. 
nät  (ne  wät)  71,  c.  89,  d. 

150,8. 
nät-hwä  150,  8. 
nät-hwelc  150,  8. 
näwiht,    näwuht,    näht 

150,  6. 
ne  196;  ne  . . .  ne,  ne  ,. . . 

ne  eac  199,  a,  1. 
neades,  niedes  195,  a. 
neadunga  195,  f. 
geneah  (genugon,  ge- 

nohte),  beneah  llH. 
geneahhe  57,  n.  92,  f. 
neah  59,  e.  m.  72,  c.  74 

a,  13.    83,  A.  1.    92,  i; 

96,  a  ;  neahra,  nearra, 

niehsta,  ny hsta  59,  m. 

72.  c.   74,  a,  14.   99,  a. 


348 


Altcnglisch. 


137;    neali   Adv.  193, 

g.  195 ;   near,  niclist, 

nvhst     59,  f.    195, 

198, 11. 
neah-gebür,    nehhebür 

59,  _e. 
neahlaecean,    neahlsehte 

172,  A. 
neaht  s-  niht. 
nealles,     nalses.     naias 

193,  d. 
nean  59,  f.  195. 
nearra,  near  s-  neah. 
nearu  Sb-  110,  a. 
nearu,  nearives  etc-  Adj. 

57.(1.    132,  a.    193,  a; 

nearwe  Adv.  193,  a. 
nebb  57,  y. 

nefa  62,  a.  117,  a.  126. 
nefne,    nemue.    nemftc, 

nymde  199,  b,  4. 
uemnan,  nemde,  genem- 

ned     57,  w.     96,  c. 

171,  g. 
neosan,  neosiau  92,  e. 
neotan  157,  a. 
neodan,  beneodan,  un- 

derneodan  196.  197, 

24. 
nergend  125, b. 
Deri(ge)an,   nerede,  ge- 

nered  57,  y.  72,  e.  73, 

A.6.     77,  A.l.    88,  a. 

89,  e.    130,  c.     170,  a. 

A.  173.  187;  neri(g)e, 

neresr,    nerelj,    neri- 

(ge)ali    etc.    89,  f.  A. 

2;     nerede,    neredest 

etc.  186.  190,  a. 
-ness  109,  b. 
genesan   (gentes,  gonS- 

ron,   genesen)  153, a. 

c.  A.  1. 
nest  54,  p.  62,  a-  103,  b 
nett  57,  y.  105,  a. 
genedan  57,  x. 
nied,  ny  d  51.  61,  c  74, 

a,  12.'  112. 
niedes  s.  ngades. 
niehsta,  nyhsta  s-  neah. 
nieten ,     nY ten    61 ,  c. 

103,  h. 
nicwe,  nin-c  64.  c.  74,  a, 

11.  131,  cd. 


nigon   65,  a.  A.  3.   74,  a, 

3.    76,  g.    91,  e.    142; 

nigon     and     twentig 

142;  nigon  himd  142. 
nigonteoda  143. 
nigontiene,  -tYne  142. 
hundnigontig,    nigontig 

142. 
hnndnigontigoda  143. 
nigoda,  nigeda  143. 
niht,  nieht,  neaht  42, b. 

54,  b.    57,  z.    76,  c  g. 

84,  a.     92,  g.     96,  a. 

123,  b :     nihtcs    Adv. 

123,  A.  2.    195,  a;    tö 

nihte  195,  e. 
nihtegale  57, A.  13. 
nihtlanges  193,  c. 
niman   (nam,   nöm,   nö- 

mon,  numen)  11.    62, 

d.  74,  a,  3.  95,  a.  96,a. 

152,  A.l.  154,  c  189, 

A,  h. 
nis  (ne  is)  71,  c.  192,1. 
nidan,     niderra,     nide- 

mesta  140. 
geniderung  7,  A.  1. 
niderweard(e)s  193,  e.  g. 
nidor  74,  a,  3.  196. 
genög,  genöh  68,  a.  91, 

b.  h.  129.  135.  193,  g. 
genohte  191  (geneah). 
nöhAVieder,nöwder  150,6. 
nolde  (ne  wolde)    71,  c 

83,  d.  192,4. 
nöm,  nömon  59,  c.  154, 

c  (niman). 
nön  7.  68,  a. 
norli  67,  a ;  Adv.  195,  b; 

norderra,  nyrdra,norl5- 

mesta  140. 
be  nordan  198,  6. 
Nor^folc  8. 
Norlihymbre  8.  111,  c. 
nose,  nosu   67,  a.   87,  b. 

115,  a. 
nöwiht,  nöht  150,  6. 
nü    69,  b.    196;    nü  J)e, 

nü  199,  b,  2, 
gonugon  191  (geneah). 
gcnumen     67,  e.     91,  b. 

96,  a.  154,  c    (niman). 
nunnc  7.  69,  e. 
nü-Jia  196. 


uylle,  nylt,  nylc,  nyllaj) 
(,nc  wile  etc.")  65,  A. 
8.  71,  c.  83,  d,  192,4. 

nyste  (ne  wiste)  65,  A. 
8.  71,  c.  83,  d. 

nvton  (ne  witon)  65,  A. 
'  8.  83,  d. 

nytt  109,  a.  131,  a. 

of     54,  a.     67.  a.    73,  b. 

197,  3. 
Ofen  67,  a.  82,  b. 
ofer  73,  a.  197,18;  ofer 

eall  193,  h. 
ofermettu  86,  f.  108,  e. 
Offa  82,  a. 
offrian  82,  a. 
ofta,    oft    67,  a.    193,  k; 

oftor,  oftost  194,  c 
öht  58,  a.  c. 

öhwaeder,  öwder  150,  6. 
öm  59,  c. 
on   57,  A.  6.   73,  b.   197, 

2.  A.  1;  on  an  60,  a. 
ond  57,  A.  6.  199,  a,  1. 
ondraedan     (ondreord) 

59,  d.  167. 
onettan  67,  c.  170,  c. 
open  67,  a. 
orceard  s.  ortgeard. 
ordäl  71,  c. 
öret  71,  d.  92,  b. 
öretta  67,  c 
orlege  113,  a. 
ortgeard,  orceard  67,  c. 

84,  b. 
öS  51. 

ösle  57,  h.  87.  95,  b. 
Oswald  57.  h. 
ol>  96,  b. 
o\>  197,13;  o]>,  o]}'^adt, 

o\>  l^e  199,  b.  1. 
öder  57,  h.  72,  d.  86,  b. 

96,  b.  129.  130,  d.  135. 

142 ,     ödres    healfes 

195,  a ;     ödre     hwile 

195,  b  ;  ödre  side  144, 

4  ;  ödre  wisan  195,  b. 
ol^l^e     86,  a.     199,  a,  2  ; 

o])\)e  .  .  .  ol)J)e     199, 

a.  2. 
öwiht,  öwnht,  öht  156,6. 
oxa,  PI.  oxan,  exen,  G. 

oxna    54,  r.     67,  a.  g. 


Wörterverzeichnis. 


349 


73,  h.    74,  a,  10.  87,  a. 
92,  h.  117,  a. 

päd  76,  f.  80,  a. 
Padda  57,  b. 
bepjecean ,     bepsehte 

172,  A. 
psej),  psedes,   PI.   padas 

etc.    57,  i.   80,  a.  102, 

b.  A.  2. 
pälentse  57,  A.  4.  88,  A. 
palm  57,  A.  14. 
päpa  59,  a. 

päwa,  pea  59,  b.  80,  a. 
Pawel  61,  A.  2. 
pearroc     57,   q.     94,  a. 

A.  1. 
pen(n)ing,    penig  57,  w. 

80,  a. 
Peohtas  s.  Piohtas. 
peorj)  51. 
pere,  pcru   7.  62,  a.  76, 

a.  80,  a.  118,0. 
pic   7.   65,  a.    80,  a.   90, 

A.6. 
pin  63,  A.  2.  66,  a. 
pinian  66,  a. 
pinsian     65,  A.   1.     96, 

A.  1. 
Piohtas,   Peohtas   65,  f. 

92,  f. 
pipor  7.  80,  a. 
pise  7.  80,  a. 
plante  57,  A.  5. 
pleah  153,  d  (pleon). 
plega  62,  a.  80,  a.  93,  a. 
plegian  62,  a.  80,  a. 
pleon  (pleah)  62,  i. 
pliht  65,  a.  A.  4. 
plög,   plöh   68,  a.  80,  a. 

91,  h. 
pluccian  69,  a. 
plüme  7.  70,  a.  80,  a. 
plyme  70,  c. 
pocc,  PI.  poccas  67,  a. 
pohha  68,  a.  92,  f. 
pöI  80,  a. 
popig  67,  a. 
port  67,  a, 
pott  67,  a.  80,  a. 
preost    7.    64,  a.    74,  a, 

11.  80,  a.  94,  a. 
prician  65,  a.  90,  c, 
prüt,   prüd   16.   70,  a.  c. 

80,  a. 


pry  ta,  pryda  70,c.  80,a. 

(p)sealni  57,  p. 

püca  70,  a. 

pullian  69,  a. 

pund     7.     69,  a.     76,  a. 

80,  a. 
purs  16. 
pyftan,    pvfte,  gepyffed 

82,  a.  171,  b.c. 
pyle,  pylwe  69,  A.  80,  a. 

83,  g. 

pytt  69,  f.  80,  a.  104,  b. 

rä(ha)  60,  b. 
räd  Sb.  51.  60,  a. 
räd  Praet.  60,  a  (ridan). 
rjecean  60,  c.  172,  c. 
ried  59,  d.  74,  a,  9.  b. 
rädan  (reord)  59,  d.  94, 
_a.  167. 
rsede  60,  c. 
räedels     59,  d.     93,  b. 

102,  f. 
-rgeden  109,  b. 
rsefsan  82,  a.  87,  a. 
rieran  60,  c. 
nes  59,  d- 

ramm,  roram  57,  g.  95,  a. 
räp  Sb.  60,  a. 
räp     Praet.      156 ,  e 

(ripan). 
rärlan  60,  a. 
rade,  rador,  radost  194,  c. 
radinga  193,  i. 
räw  60,  a. 
read   54,  f.   61,  a.    76,  e. 

94,  a. 
bereaflan  61,  a. 
rec  111,  d. 
recccan  172, b. 
recean,  reccean  172,  d. 
reced  103,  g. 
gerefa  68,  e. 
regn,  ren  62,  a.  c  91, g. 

94  a. 
re(o)go"l    7.    62,  a.    74, 

a,  3. 
reocan    64,  a.    74,  a,  13. 

157,  a. 
reodan  157,  a. 
reon  s.  reowun. 
reord  Sb.  3.  25.  62,  A.  8. 

88,  a. 
reord    Praet.    159    (rie- 

dan). 


reow  132,  b. 

reow(u)n    64,  b.     83,  f 

(röwan). 
rest  57,  v.  109,  c. 
restan  57,  v.  84,  a.  87,  a- 

171,  d. 
ribb  65,  a.  81,  a.  105,  a. 
rice  Sb.,  PI.  riciu,  ncea 

etc.     66 ,  a.     94 ,  c. 

105,  c. 
rice  Adj.  66,  a. 
ndan  (räd,  ridon,  riden) 

66,  a.  152,  A.l.  156,  a. 
ridon,  riden  65,  a  (ndan). 
necels  93,  b. 
rignan,  rinan  65,  c 
riht,  rieht  62,  q.  74, a, 4. 

92,  g. 
rihtwis  71,  e. 
rihtwisnes  71,  e.  109,  b. 
rim  66,  a. 
rind  65,  a. 
ripan  (räp,  ripon,  ripen) 

156,  e. 
ripe  66,  a. 
ärisan    66,  a.    156,  a,  b  ; 

ärise ,     arist ,     ärlst, 

ärisaji  178,  e. 
ärisen  65,  a  (ärisan). 
röd  7,  A.l.  68.  a. 
rodor,   rodores,   PL  ro- 

deras  etc.  72,  e.  f.  94, 

a.  102,  g. 
röf  130,  b. 
rose  67,  a.  87,  b. 
röt  68,  a. 
rotian  67,  a. 
rödor  68,  a.  86,  b. 
röw  132,  b. 

röwan  68,  a.  83,  e.  165,  a. 
ruh,    rüwes   etc.    70,  a- 

92,  i.  130,  g. 
rüm     Sb.    70,  a-    94,  a. 

95  a- 
rüm  Adj.  70,  a.  130,  b. 
rünian  70,  a. 
rüst  70,  a. 
ryge  69,  f.  91,  f. 
ryne  111.  a. 

sacan,  Part,  sacen,  Sau- 
cen 158,  a- 

onsacan  53,  a.  b.  71,  a. 
85,  c. 

sacc  57, b. 


350 


Altenglisch. 


sacerd  57, A.  4. 

sacu,  sace,  sasce  etc.  57, 

a.  A.9.    90,0.    108,  a. 
A.  1. 

sadol  57,  a.  d.  85,  a.  93. 
_a.  A^  102^g-. 
ste,    stes,    ste  etc.    60,  c 

83,  0.  p.  87,  a.  111.  d. 

112.  128,  A,  d. 
sted  57,  i.  130,  e. 
sied  54,  w.  59,  d. 
siipgde,     sSde,    gespegd, 

ges^d   57,  i.  m-   73,  a. 

b.  74,  b.  91,  g.  174,  b 
(secgean). 

s^gon  153,  d  (seon). 
s^l  59,  d. 

gestelig  59,  d.  180,  d. 
gesteliglic  71,  e. 
sJe-lictend  125,  b-  177. 
stet     57,  i.     74,  a,  1.  b. 

153,  f  (sittan). 
SiTeterndiBg    57, 1.  A.  19. 

96,  c. 
SffitOQ  59,  a.  153,  f. 
sagu  'Sage'  57,  a.  91,  e. 

108,  a. 
sagu  'Säge'  57,  a.  91,  e. 

108,  a. 
sah,  seah  156,A.  1  (seon 

'seihen'), 
säl  60,  a. 
salor  127,  a. 
salu,  sealu  57,  p. 
gesamnung  7,  A.  1. 
samnunga  193,  i- 
samod,    somod    198, 17  ; 

samod  . . .  and  199, a,l. 
sancte  57,  A.  5. 
sand,  sond  'Sand'  57,  g. 

87,  a.  103,  b. 
sand,    sond    'Botschaft' 

57,  w. 
sang,   song   Sb.  7,  A.  1. 

57,  g.  97,  a. 
sang,  song  Praet-  57,  g 

(singan). 
säpe  60,  a. 
sär  60,_a.  130,  b. 
säre,  stere  Adv.  195,  c. 
särig  60,  a. 

säwan  59,  a.   83,  e.  166- 
säwe  Praet.  2.  Sg-,    sä- 

won  Praet.  PI.  59,  a. 


76,  d.     83,  c.     153,  d 

(seon). 
säwol,  säwle  etc.   60,  a. 

72,  d.    74,  b.    83,  e. 

87,  a.    108,  d.    128, 

A,  a. 
sc(e)abb  57,  s. 
sc(e)acan  (sc(e)öc,sc(e)ö- 

con,    sc(e)acen)  57,  t. 

90,  f.  158,  d. 
sc(e)ädan,  ( sc(e)äd, sced, 

sc(e)adcn)  54,  c.  60,  c 

162. 
sceaden,    sceden    158.  i 

(scej)}3an). 
sc(e)adu,  sc(e)adwe  etc. 

51.  54,  b.  57,  t.  83,  i. 

m.  90,1.  110,  a. 
sceaf  61,  a.  90,  f.  102,  a. 
sc(e)afan  57,  t.  76,  b. 
sceaft  57,  s.  82,  a. 
gesceaft  57,  s.  82,  a. 

90,  f. 
sceal  (sculon,  sc(e)olde), 

scealt  etc.  57,  p.  s.  A. 

18.  73,  a,  7.  b.  87,  a. 

90,  f.  93,  a.  181.  191. 
sc(e)alu  57,  t. 
sc(e)anioI,  sc(e)omol  57, 

u.  90,  f.  102,  g. 
sc(e)amu,  sc(e)omu57,u. 
sc(e)än  60,  d.  156,  d 

(scinan). 
sc(e)anca  57,  u.  90,  f. 
sceäp,  sceap  59,  g.  A.  4. 

74.  a,  7.  9.  b.  80,  a.  90, 

f.  103,1). 
sceapen,  sc»pen,  sce- 

pen  158,  h  (scieppan). 
sceaphierde  65,  k. 
scear,  sceäron  154,  b. 

(scieran). 
scearp  57,  q.  A.  18.  80,  a. 

90,  f.  94,  a. 
gesceatau  163. 
sceatt  57,  s.  84,  a.  90,  f. 
sceaj),  sc^J)  60,  c.  90,  f. 

109,  c. 
sc (e) acta  57,  t. 
sceawian     61,  a.     90.  f. 

173,  a. 
scell  57,  y. 
scenceaa  171, c. 
sc(e)öc,  sc(e)öcon  68,  d. 

158,  d. 


sc(e)od,  sc(e)odon  158,  i 

(sce]3])an). 
sc(e)ofl  67,  f.  82,  b. 
sc(e)öh.  sc(e)ös  etc.  64, 

a.     68,  b.  d.  g.     90,  f. 

102,  a. 
sc(e)olon,    sculon    69,  e. 

191  (sceal). 
sc(e)olde,  sc(e)oldest  etc. 

67,  f.  191  (sceal). 
sc(e)öp,  sc(e)öpon  68,  d. 

158,  h  (scieppan). 
sceorfan  155,  b. 
sc(e)ort     67,  f.    90,  f: 

sciertra,  scyrtra,  scier- 

testa,  spyrcesta  137. 
gesceot  67,  f.  90,  f. 
sceotan     64,  a.     90,  f. 

157,  a. 
scelj]3an  (sc(e)öd,  sc(e)ö- 

don,  sce(a)den)  77.  a. 

86,  a.     89,  d.     158',  i. 

180. 
sce^l^an ,    scedede,    ge- 

scected  170,  b. 
gescie,  gescy  68,  g. 
scield,  scild  62.  n.  74,  a, 

7.  b.  87,  a.  90,  f.  102. 

A.  1.  114,  A.  2. 
sciene,  scyne  61,  c. 
scieppan  (sc(e)öp,  sc(e)ö- 

pon,  sceapen,  scfopen, 

scepen)    57,  z.    74,  b. 

77,  a.  80,  a.  89,  d.  90, 

f.  158,  h.  180. 
scieppend,     scyppend 

57,  z. 
scieran  (scear,  sceäron, 

scoren)  62,  u.  154,  b. 
sciertra,   scyrtra,   scier- 

testa ,      scyrtesta     s. 

sceort. 
sciete,  scyte  61,  c. 
scilling     65,   a.     90,  f. 

102,  f. 

scinan  (sc(e)än,   scinon, 

seinen)     66,  a.     90,  f. 

156,  d. 
scinon,     seinen     156,  d 

(scinan). 
scinu  65,  a. 
scip    51.   65,  a.  74,  a,  3. 

80,  a.     87.  a.     90,  f. 

103,  d. 

scir  Sb.  66,  a.  90,  f. 


Wörterverzeichnis. 


351 


scir  Adj.  66,  a. 
scir-gerefa  68,  e.  90,  f. 
gescöd  68,  a. 
scöi  7.  67, A.  1.  90,  g. 
scolu  67,  A.  1. 
scop  67,  a.  87,  a. 
scoren   154,  b  (scieran) 
scoten  67,  a  (sceotan). 
Scottas  PI.  90,  g. 
scrifan  66,  a.  156,  a. 
scrln  66,  a.  90,  f. 
scrincan  65,  a.  155,  a. 
scrictan  156,  b. 
scrüd,  D.  Sg.  scrYd  70, 

a.  87,  a.    90,  f.   94,  a.  | 
124.  128,  B,  c.  I 

scüfan70,a.  90,f.  i57,d.  1 
sculdor  87,  a.  90,  f.  | 

sculoD,     sceolon     69,  e. 

191  (sceal). 
scunian  67,  e.  90,  f. 
scür  70,  a.  90,  f.  | 

scurf  67,  d.  [ 

Scyldinga,     Scyldingum 

69,  f.  90,  f. 
scypen  69,  f.  90,  f.  \ 

scyte  111,  a.  1 

scyttan  69,  f.  90,  f. 
se  (seo  tset)  37.  51.  62,  i 

b.  147,  a;  se  J)e  (seo  I 
]3e,    ]383t    Jje,    JDsette) 
148. 

seah  57,  n.  A.  12.  74,  a, 
4.  76,  d.  83,  A.  1.91,  i. 
153,  d  (seon). 

sealde,     geseald     57,  p. 

172,  a  (sellan). 
sealfian,   sealföde,   seal- 

fedon,  gesealföd  57,  p. 
72,  a.b.  81,  b.   130,  d. 

173,  a.  175.  187.  188; 
sealfie,  sealfast,  seal- 
faj),  sealfia]),  seal- 
fiende  etc.  72,  b,  A.  1. 
188. 

sealh,   seales  etc.  57,  p. 

92,  i.  102,  d. 
sealm  57,  p.  80,  a. 
sealt    54,  a.    57,  p.    74, 

a,  5. 
sealtan  93.  a. 
sealtere  80,  a. 
s(e)alu  57,  p. 
seam  61,  a. 


searo-net  53,  b. 
searu  57,  q.  107,  a. 
sea])  76,  d.   157,  b  (seo- 

dan). 
seax  57,  n. 
Seaxe,     Seaxan     PL   8. 

57,  n.  111,  c. 
secean    (söhte,    gesöht) 

68,  e.    74,a,  10.  89,  d. 

90,  d.  99,  a;  sece,  se- 
c(e)stetc.  183. 190,  p. 

secg  'Mann',  PI.  secgeas 

91,  d.    104,  b.    128, 
A,  b. 

secg  'Schwert'  109,  a. 
secg(e)an  (ssegde,  s^ede, 

gesoegd,  gesäjd)  57,  y. 

73,  b.  77,  a.  91,  d.  169. 

174,  b  ;  secge,  sagast 

etc.  185.  190,  X. 
sefa  62,  a. 
sefte  Adj.  57,  x.  95,  b. 

131,  cd.  193,  c. 
gesegon  76,  d.  153,  d. 
segl  62,  a.  91,  f. 
selra,  seiest  Adv.  68,  e. 

194,  b  (wel). 
seldan  62,  a.  A.  7  ;  seld- 

(n)or,  seidost  194,  c. 
sel(d)lic  85,  c. 
sele  53,  a,  1.  57,  y.  111,  a. 
seiest  s.  sei. 
selesta  s.  selra. 
seif,    seolf,    sylf    62,  k. 

144,  6. 
selfwilles  195,  a. 
sellan   (sealde,  geseald) 

57,  y.    62,  A.  7.    93,  a. 

172,  a. 
selra,  sella,   selesta  88, 

c.  139  (göd). 
semninga  193,  i. 
sendan,  sende,  gesended 

57,  w.    85,  a.  c.    96,  a. 

171,  e;   sende,  sentst, 

sent,  sendaji  etc.  183. 

190, 1. 
senep  62,  A.  2. 
sengean     57,  w.     91,  d. 

97,  b. 
seo  Sb.  118,  b. 
seo    Pron.    65,  n.    89,  c. 

147,  1. 
seo    Praes.    1.    Sg.    s. 

seon. 


seoc  64,  a.  74,  a,  13. 
90,  c. 

seofon  62,  e.  70,  d.  g. 
81,  b.  142;  seofon  and 
twentig  142 ;  seofon 
hund  142  ;  seofon  and 
seofon  144, 1. 

seofonteoda  143. 

seofontiene,  -tyne   142. 

hundseofontig  142. 

hundseofontigoda  143. 

seofoda,  seofecta  96,  b. 
143. 

seoh  s.  seon. 

seolcan  155,  b. 

seolf  s.  seif. 

seolh,  seoles  etc.  62,  k. 
m.  74,  a,  5.  82,  i.  92, 
d.  93,  a.  A.  102,  d. 

seolfur,  seoloc  s.  siolufr, 
sioloc. 

seon  'sehen'  (seah,  sä- 
won,  gesewen ;  sSgon, 
gesegen)   53,  b.   62,  i. 

65,  i.  74,  a,  14.  76,  d. 
83,  A.  1.  92,  d.  153,  d; 
seo,  siehst,  sieh]?, 
seo]3,  seoh  etc.  62,  h. 
i.  74,  a,  4.  92,  i.  A. 
99,  a.  179.  188.  189, 
A,  c. 

seon  'seihen'  (sah,  seah) 

66,  c.  156,  c.  A.  1. 
seonu  s.  sionii. 
seodan  (sea]?,  sudon,  so- 

den)   64,  a.   76,  d.  85, 

a.  86,  b.  157,  b. 
seowan,  siowan  64,  c. 
seten  153,  f  (sittan). 
setl  62,  a.  93,  a. 
setlan  62,  a. 
settan,    sette,    geseted, 

gesett     77,  a.     84,  a. 

89,  d.     103,  d.     151. 

169.  170,  c.  187;  sette, 

sctst,     sett,     settaj), 

sete .  etc.  .  89,  f .    183; 

sette,  settest  etc.  186: 

190,  c.  ^ 
gesedan  57,  x- 
gesewen  153,  d  (seon). 
sibb  51.  65,  a.  77,a.  81, 

a.  89,  h.  109,  a. 
gesibb  131,  a. 
sican  66,  a.  156,  a. 


352 


Altenglisch. 


side     'Seite'    66,  a ;    be 

sidan  198,5. 
side  'Seide'  63,  A.  2.  84, 

A.  1.  85,  A.  1. 
sie,  Sien  65,  n.  192, 1. 
si(e)hst,   si(e)hj)  etc.   s. 

seon. 
gesi(e)hl),   gesiht   65,  i. 

92,  g. 
sierwan,    syrwan,    sier- 

w(e)de  171,  h. 
si(e)x    51.    54,  h.    62,  q. 

74,  a,  4.    76,  g.    87,  a. 

92,  h.  142 ;  si(e)x  and 

twentig    142 ;    si(e)x 

hund  142. 
si(e)xta  76,  h.  143. 
si(e)xteoaa  143. 
si(e)xtiene,  -tyne  142. 
si(e)xtig  142. 
si(e)xtigoaa  143. 
sife  65,  a.  113,  a. 
sigan  156,  a. 
sige  91,  f.  111,  a.  113. 
sigel  51. 

sigede,  side  65,  c  91,  g. 
sigor  65,  A.  3.  127,  a. 
simbles  193,  e- 
sin  146. 
sincan     65,  a.      97,  a. 

sind(on)  192,1. 
singäles  193,  e. 
singan   51.  65,  a.  83,  A. 

1.   87,  a.   91,  c.    97,  a. 

155,  a. 
si(o)du  114,  a. 
sioloc,  seoloc  65,  g.  A.  5. 

90,  c  93,  a. 
siolufr,    siolfur,   seolfur 

65,  g.A.  5.  93,  a.  A. 
sionu,  seonu  65,  e.  110,  a. 
sittan   (sset,   sJeton,   se- 

ten)   65,  a.   76,  g.  77, 

a.  84,  a.  151.  153,  f; 
sitte,  sitst,  sitt,  sit- 
taj),  site  etc.  89,  f. 
ISO.  189,  A,  d. 

Sit  Sb.  65,  d.  86,  a.  96, 

b.  144,3. 
gesi>  65,  d.  96,  b. 

Sit)   Adv.    194,  a ;  sidra, 
sidemesta ,     sidesta 
140. 


side  s.  sigede. 

siJ)J)an  65,  a.  86,  a;  sij)- 

t)an  ^e  199,  b,  1.  2. 
slä,     slän     etc.     60,  b. 

118,  b. 
slsegen  s.  slagen. 
slSp  59,  d.  A.  2.  74,  a,  9. 

80,   a.      102,   a  ;      on 

sliepe  195,  e. 
släepan ,     släpan     (slep, 

skepen)    59,  a.  d.    74, 

a,  9.  b.  76,  f.  80,  a.  87, 

a.    93,  a_.    98,  a^    164. 

175;   slsepe,  sl£ep(e)st 

etc.  178,  a.  189,  B,g. 
s\Siw\,  60,  c  74,  b. 
slagen,     slsegen    57,  k. 

76,  d.    91,  e.  f.    158,  b 

182  (slean). 
släw  60,  a.  132,  b. 
sleah  s.  slean. 
slean  (slöh,  slögon,  sla- 
gen,    slsegen)     53,  b. 

57,  0.  z.   74,  a,  14.   76, 

d.  87,  a.  92,  d.  158,  b; 

slea,    sliehst,    sliehjt, 

slea]3,    sleah  etc.    57, 

n.  0.  z.  A.  12.     92,  i. 

179.  188.  189,  A,T. 
siege  76,  d.  111,  a. 
slep    63,  A.  2.    164.    175 

(sla^pan). 
slidan  66^a.  156,  a. 
sliefe,  sly  fe  61,  c. 
sliehst,    sliehli  s.  slean. 
slitan  156,  a. 
slög,  slöh,  slögon  68,  a. 

76,  d.   91,  e.h.   158,  b 

(slean). 
slöh  Sb.  68,  a. 
slüpan  70,  a.  157,  d. 
sm^el   57,  i.A.  13.   87,  a. 

93,  a.  130,  e. 
smeagean,   smeade,  ge- 

smead  174,  b.  185. 
smec  111,  d. 
smeocan  157,  a. 
smeoru,    smeorwes    etc. 

62,1.  107,  a. 
smede  57,  x.  193,  c. 
sniierwan  171,  h. 
smitan  66,  a.  156,  a. 
smil)  65,  a,  87,  a.  102,  a. 
smij)l)e   65,  a.  77,  a.  86, 

a.  89,  d. 


smoca  67,  a. 

smocian  67,  a. 

smöde     Adv.     57,  h.  x. 

193,  c, 

snaca  87,  a.  117,  a. 
sntegl  57,  i. 
snäj)  156,  6  (snidan). 
snäw,  snäwes  etc.  60,  a. 

83,  h.  87,  a.  102,  A.l. 

106,  c. 
snell  62,  a. 
snidon,     sniden     156,  b 

(snidan). 
snidan    (snäj),     snidon, 

snidcü)  156,  b. 
snot(t)or     77,  c     84,  a. 

130,  c. 
soden  67,  a.  76,  d.  85,  a. 

157,  b  (seodan). 
softe   Adv.  57,  h.  x.  95, 

b.  193,  c:  Komp.  seft 

194,  a. 

söhte,  söhtest  etc.,   ge- 

söht  68,  a.  73, a.  186. 

187  (secean). 
sole  67,  a. 
söna  59,  c.  87,  a.  193,  k; 

swä    söna    swä    199, 

b,l. 
sorg,   sorh  67,  a.  91,  h. 

108,  b. 
sorgian,     sorgöde,     ge- 

sorgöd  173,  a.  174,  a; 

sorgiende  72,  A.  1. 
sot  16. 
söt  68,  a. 
söf)    57,  h.  X.    193,  a.  d  ; 

söde  Adv.  193,  a. 
söj)lic ,     Adv.     söj)llce 

193,  d. 
späca  60,  a. 
spade ,     spadu     57,  a. 

118,  c. 
spannan,  sponnan  (spe- 

(o)nn,  spannen,  spön- 
nen) 160,  b. 
sparian  57,  c. 
spearca  57,  q.  94,  a. 
spearwa     57,  q.     83,  a. 

94,  a.  117,  a. 
specan  s.  sprecan. 
sped  68,  e. 
spedum  Adv.  195,  d. 
spell   62,  a.  87,  a.  93,  a. 
speowan  s.  spiwan. 


Wörterverzeichnis. 


353 


spe(o)na  s.  spannan- 
spere   80,  a.   87,  a.   113, 

a   12S,  A,  d. 
spinel  65,  a. 
spinnan  65,  a.  155,  a. 
spir  66,  a. 
spitu  65,  a.  114,  a. 
spiwan,  speowan  66, A- 1. 

76,  d.  156,  a. 
spiwTan  83,  a. 
splott  67,  a.  80,  a.  87,  a. 
spön  59,  c. 
spora,  spornan  s-  spura, 

spurnan- 
spöwan  165.  a. 
spr^c   57,  i.    189,  A.  a 

(sprecanV 
sprtec    H.    25.    59,  ].   7-1, 

a,  9.  b.     87.  a.     90,  d. 
94,  a.  112.  ' 

spr^con     59,  a.  d.     189, 

A,  a  (sprecan). 
spriedan,  sprtedde  60,  c 

171,  a. 
sprang,      sprong     57,  g 

(springan). 
gesprec  103,  d. 
sprecan,  specan  (sprsec, 

spräecon)   62,  a.  74,  a, 

8.    80,  a.    87,  a.    90,  c 

94,  a.     153,  a.     189, 

A,  a. 
spreotan  157,  a. 
springan     (sprang , 

sprong)    65,  a.    87,  a. 

91,  c.  155,  a. 
spura,  spora  67,  d. 
spurnan,  spornan  67,  d. 

155,  0. 
spyrian,     spyrede,     ge- 

spyred  69,  f.  77,  A.  1. 

170,  a. 
spyttan  69,  f. 
staca  57,  a. 
sttef,  sttefes  [v]  etc.,  PI. 

stafas  etc.  57,  i.  102, 

b.  A.  2. 
stsef-crseft  7,  A- 1. 
stseger  60,  c 

stiel     57,  A.  13.     93,  a 

(stelan). 
st&elan  86,  A.  1. 
sttelon  59,  d  (stelan). 
sttelwierde     57  ,  A.  13. 

86,A.  1. 


staMian  17. 

Stirnen  17.  60,  c  130,  d. 
sfsepen  s.  stapen. 
stfeppan  s.  steppan. 
st£er,  sta3rling  57,  i. 
stäg,   stall  91,  h.  156,  a 

(stigan). 
stagga  57,  b.  91,  c. 
stän,  stänes  etc  17.  50. 

51.  60,  a.  73,  b.h.  87, 

a.     98,  a.  b.     102,  a. 

128,  A,  a. 
standan,  stoudan  (stod, 

stödon.  standen,  ston- 

den)  57,  g.  87,  a.  151. 

158,  e;  stände,  stonde, 

stentst,    Stent,    stan- 

dal^,    Stendal)    178,  h. 

AI.  189,  A,ii. 
stapen,    stsepen    158,  g 

(steppan). 
Stapel  57,  a.  102,  g. 
starian  57,  c. 
stadol,  stadoles  etc.,  PI. 

stadelas   etc.   72,  d.  f. 

74,   a,  2.      86,  A.  1. 

102,g. 
steaiiian  57,  p. 
stealdan  160,  a. 
steam  61,  a. 
steap  61,  a.  c 
stearf   81,  c  94,  a   (ste- 

orfan). 
steda  117,  a. 
stede  57,  y,  111,  a. 
stefn,  stemm  62,  a.  A.  3. 

73,  A.  3.     81,  b.  c. 

108,  b. 
stelan   62,  a.  A.  7.  74,  a, 

3.  93,  a.  154,  a. 
stellan  172,  a. 
stenc  57,  w.  111,  d. 
steng  111,  d. 
steop-fseder  64,  a. 
steor  'Stier'  64,  a. 
steor,  styr  'Steuerruder' 

64,  c. 
steora,  stiera  64,  c. 
steoran  s.  stieran. 
steor-bord  64,  a. 
steorfan  11.  81,  b.  94,  a. 

155,  b. 
steorra     62, 1.     74,  a,  6. 

87,  a.     94,  a.  A.  1. 

117,  a. 


steppan,  stteppan  (stop, 

stöpon,    stapen,    stse- 

pen)   57,  v.   77,  a.  80, 

a.  158,  g.  180. 
sticca  65,  a.  90,  c. 
stice  65,  a. 
stician  173,  a. 
stiele,   sty"le  57,  aa.  89, 

g.  92,  e._105,  c. 
stiepel,  stypel  61,  c 
stiera  s.  steora. 
sticran,  styran,  steoran, 

stierde,     styrde,    ge- 

stiered,  gestyrod  171. 
stif  66,  a.  82,  a. 
stig  65,  a. 
stig  66,  a. 
stigan    (stäg,    stall,   sti- 

gon,  stigen)  54, 1.  66, 

a.     76,  b.  e.     91,  e.  i. 

99,  a.     156,  a;     stige, 

stihst,    stilil5,    stigali 

etc.  178,  c   189,  A,o. 
stigol  65,  a. 

stille  65,  a.  93,  a.  130,  f. 
stincan  65,  a.  155,  a. 
sting  65,  a. 
stingan    65,   a.     91,  c. 

155',  a. 
stocc  67,  a. 
stöd  Sb.  68.  a. 
stöJ,   stödon  68,  a.  151. 

158,  e  (standan). 
stofa  67,  a. 
stöl  68,  a. 

Stolen  67,  a  (stelan). 
stöp,     stöpon     158, g 

(steppan). 
Store  67, a 
storm  67,  a.  87,  a. 
stöw,   stöwe  etc.    68,  a. 

83,  b.  110. 
sträcian  60,  a. 
sträel  59,  d. 
str^t  7.   59,  d.  A.  2.  74, 

a,  9.  b.     87,  a.     94,  a. 

108,  b, 
Strand,  strond  57,  g. 
Strang,     streng    57,  g. 

119;   strengra,  stren- 

gesta  137. 
stream     51,  A.  4.    61,  a. 

87,  a.  94,  a.  102,  a- 


Kalnza,  Hiator.  Grammatik  d.  engl.  Sprache.    I.    2.  Aufl. 


23 


354 


Altenglisch. 


strea(w),     strawes    etc. 

57,  e.  A.  3.     83,  i.  n. 

107,  b.  A.2. 
strecc(e)an,  streahte,  ge- 

streaht  51.  57,  v.  77, 

a.  89,  d.  90,  d.  172,  a ; 

strece ,     strec(e)st, 

strec(e)]3,     strecceaj), 

strece  etc.  183.190,0. 
stregdan,  stredan  62,  c. 

89,  b.  155,  h. 
streng  111,  d. 
strenge,   sirengj)u  lOS, 

e.  119.  128,  B,  a. 
strengra,    strengesta   s. 

Strang, 
strican  66,  a. 
stridan  66,  a.  156,  a. 
stryta  70,  c. 
studu,     stuSu,     D.    Sg. 

stjde  123,  a. 
stund     69,  a.     108,  b; 

stuudura  Adv.  195,  d. 
stuud-uiR'luin  195,  d. 
stvinlan  69,  a. 
stoplan  70,  a. 
stybb  69,  f. 
stycce  105,  c. 
styccemfelum  195,  c. 
styrian  69,  f.  170,  a. 
sücan,      sügan      70,  a. 

157,  d. 
sudon   76,  b.  85,  a.  157, 

b  (seodan). 
sügan  s.  sücan. 
sugii,  sü  69,  a.  91,  e. 
sulh,   D.   Sg.  N.  A.  PI. 

sylh  69,  a.  88,  b.  92,  i. 

123,  b.A.  1. 
sum   67,  e.  130,  a.  150, 

2;  surae  hwile  195,  b. 
sumor,  PI.  sumera  67,  e. 

114,  b;    sumeres    and 

wintra  195,  a. 
gesund  29,  a.  130,  b. 
sundorhälga  7,  A.  1. 
on  sundran  193,  h. 
sungon,    sungen    69,  a. 

97,  a  (singan). 
sunnan-dseg  69,  a. 
sunne    25.    69,  a.    96,  a. 

118,  a. 
sunu,  suna  etc.  25.  53, 

a,  1.  54,  q.  69,  a.  73, 


d.  i.  87,  a.  96,  a.  98,  a. 

114,  a.  A.  1.   128, 

A,e. 
supan  70,  a.  157,  d. 
süpe  70,  a. 
sür  70,  a. 
süj)  69,  d.  195,b;  sü- 

derra,    syderra,  süj)- 

mesta  140. 
be  Sudan  198,  6. 
süderne  69,  d. 
Süt)folc  8.  69,  d. 
Sü|)seaxan  8.  69,  d- 
sü|)weard    193,  g;   sül> 

wcardes  198,  e. 
swä    57,  f.     83,  a.    196. 

199,  b,  1;  swä  .  .  .  swä 

150,9;  swähwä(hw;iet, 

hwelc,    hwseder)    swä 

150,9;  swä  söna  swä 

199,  b,  1:     swä    Ix^t 

199,  b,  6:     swä    l^eah, 

s  wa  ]3eah  h  w£eaerel99, 

a,  8.  b,  3. 
swSr  s.  svvär. 
swtes  59,  d. 
swsetan  60,  c  171,  c. 
swaniin,    swomm    57,  g. 

95,  a. 
swan,  swon  57,  g.  102,  a. 
swäpan  (sweop,  swäpen. 

60,  a.  162. 
swär,  swier  59,  A.  1. 
swät  60,  a. 
swealg,     swealh    91,  h; 

93,  a ;    forswealh    74, 

a,  5  (swelgan). 
swealwe     57,  p.     88,  e. 

118,  a. 
sweard  57,  q. 
swearm  57,  q- 
sweart  57,  q.  84,  a.  94,  a. 
swebban ,     äswebban, 

äswefede ,       äswefed 

170,  b. 
swefan     62  ,  a.     83  ,  a. 

153  a. 
swefn'    62,  a.     73,  A.  8. 

81,  b. 
sweg  68,  e.  111,  d. 
swelc,  swilc  71,  d.  90,  e. 

150, 12. 
swelgan  (swealg,swealh) 

62,  a.  A.  7.  91,c.  93,a. 

155,f;swelge,s  weihst, 


swilhst,swelh]3,swilh]3, 

swclga]D  etc.  178,  c. 
swellan    62,  a.  A.  7.    87, 

a.  155,  f. 
sweltan  62,  a.  155,  f. 
Sweon  PI.,  Sweona  etc. 

117,  b. 
sweop  162  (swäpan). 
sweor  62,  i. 
sweorcan  155,  b. 
sweord,    sword,     swurd 

62,1.0.  74,  a,  8.  83,  a. 

87,  a.  108,  b. 
swcostor,  swustor  62,  e. 

0.     74,   a,  8.     87,  a. 

121,  e.  128.  IJ,  b. 
gesweostor  121,  e. 
sweotol,  swutol  62,  e.  o. 

180,  c.  135,  c;  sweo- 
tole,  sweotollice  Adv. 
198,  a.  d. 

swerian  (swör,  swöron, 
sworen)  57,  y.  158,  f. 
swerie,  swerest,  swe- 
rest,  sweria]),  swere 
etc.  89,  f.  180.  189, 
A,  w. 

swete  68,  e.  84,  a.  87,  a, 

181,  cd.  133.  198,  c. 
swican,  beswican  156,  a. 
swice  183,  a. 

swicol  65,  A.  8.  90,  c. 
swifan  156,  a. 
swift  65,  a.  87,  a. 
swiminan   51.  65,  a.  83, 

a.  95,  a.  155,  a, 
swiu  54,  y.  66,  a.  103,  b. 
swincan  155,  a. 
swingan  155,  a. 
swinsung-crseft  7,  A.  1. 
swi]j  65,  A;  swide  Adv. 

86,  b.  193,  a. 
swögan  165,  a. 
swör,  swöron  68,  a.  158, 

f  (swerian). 
sworen    67,  a.    158,  f 

(swerian). 
swöte  Adv.  68,  e.  193,  c 
swylce,  swylce  eac  199, 

a,l. 
syll  69,  f.  109,  a. 
syndrige  69,  f. 
synn   69,  f.   74,  b.  96,  a. 

109,  a. 


Wörterverzeichnis. 


355 


gesyntn  69,  f.  85,  b.  86, 
f.  108,  a. 

tä,     täa     etc.     60,  b. 

118,  b. 
täc(e)ü     53,  a,  1.     60,  a. 

73,  k.  A.  3.     96,  a. 

108,  i. 
tädige  60,  a. 
tSc(e)aD,   tähte,   teehte, 

getäht,   geteeht  60,  c. 

90,  d.  172,  c. 
tfefl  81,  A.  2. 
t£eg(,e)l  57,  i.  91,  f. 
täh  s.  teon. 
talu    57,  a.  d.  A.13.    84, 

a.  93,  a.  108,  a. 
taiD,  tom  130,  a. 
tange,  tonge  57,  g.  97,  a. 
tannlan,  tonnian  57,  g. 
tapor  57,  a. 
getäwe  59,  a. 
täwian  59,  a. 
teah,     täii     157,  c.  A.  1 

(teon). 
tealde,  geteald  s.  tellan. 
team  61,  a. 
tear   57,  o.   74,  a,  4.   92, 

d.  94,  a.  114,A.2. 
getel  7,  A.  1, 
tela,  teala  193,  k. 
geteld  7,  A.  1. 
tellan,    tealde,    geteald 

57,  p.  y.  A.  13.     73,  a. 

77,  a.  84,  a.  85,  a.  89, 

d.  93,  a.    169.   172,  a. 

187;  teile,  telest,  te- 

lej),   tellaj),   tele   etc. 

77,  A.  2.     89,  f.  A.  2 

183;    tealde,   iealdest 

etc.  186;  190,11. 
geteme  59,  k. 
Temes  57,  w. 
temian  170,  b. 
temp(e)l  62,  A.  3.  73,  k. 
teohhian  s.  tiohhian. 
teon  (täh,  tigon,  tigen) 

54,1.    66,  b.c.    156,0. 

A,  1;  teoh  Imp.  66,b. 
teon  (teah,   täh,  tugon, 

togen  j  157,  c. 
hundteontig   62,  i.    141. 

142. 
hundteontigoda  143. 


teoru,  teorwes  etc.  62,1. 

107,  a. 
teoda  62,  i.  96,  b.  143. 
teran  62,  a.  151,  a. 
te|)  s.  töj). 
tid    66,  a.    84,  a.    85,  a. 

112. 
tien,    tyn    62,  p.    76,  f. 

142. 
tigele,  tile  65,  c.  91,  g. 
tigon,     tigen     156,  c 

(teon). 
til  Adj.  93,  a.  130,  a. 
til  Praep.  197,  7. 
tima  66,  a.  95,  a.  117,  a. 
timber  65,  a. 
timbran,    timbrede,  ge- 

timbrcd       171,  f.   A. 

175. 
getimbre  105,  c. 
tin  65,  a.  103,  a. 
tiohhian,  teohhian  65.  f. 

83,  A.  1.  92,  f. 
i  tir  51. 

Tivves  dseg  66,  a. 
tö  67,  b.  197,  6.  7. 
togen    156,  A.  1.    157,  c 

(teon). 
töh  58,  a.  130,  g. 
töl  68,  a.  103,  b. 
toll   67,  a.  84,  a.  103,  b. 
topp  67,  a.  80,  a.  102,  a. 
tö],   D.   Sg.   N.    A.   PI. 

tel)     57,  h.  X.     76,  f. 

84,  a.     86,  a.     96,  b. 
122,  a. 

töweard,   töweardcs,  tö 

\yieve    sunnan    weard 

198, 13. 
traf,    PI.    trafu,   treafu 

57,  d.  103,  c. 
tredan     62,  a.     74,  a,  3. 

152,  a. 
ätreddan  170,  d. 
treo(w),    treowes    etc. 

62,  f.  g  A.  6.     83,  i.  n. 

84,  a.     94,  a.     107,  c. 

A.  2.  128,  A,  c. 
treow  64,  a.  83,  h.  110. 
treowan,   triewan  64,  c. 
getrievvan ,     getriewde, 

getriewed89,d.  171,  a. 
(ge)triewe,     (ge)trywe, 

(ge)treowe  (34,  c.  84,  a. 
troden  67,  a  (tredan). 


trog,   troh,    troges    etc. 

67,  a.     91,  h.     102,  a. 

A.2. 
trvmman,  trvmian  69,  f- 

l70,  b.       "       . 
tu   s.  twa. 

tador,  tuddor  70,  A.  1. 
tugon    156,  A.  1.    157,  c 

(teon). 
tumbian  69,  a. 
tun  54,  z.  70,  a.  c.  84,  a. 

96,  a.  102,  a. 
tunge     69,  a.     73,  a.  g. 

84,  a.     97,  a.     98,  a. 

118,  a.  128,  B,a. 
tung(o)l,  PI.  tunglu  69, 

a.  103,  i.  A.  2. 
tungol-a;  7,  A.  1. 
tungol-gescäd  7,  A.  1. 
tunne  69,  a.  118,  a. 
turf,   D.  Sg.  tyrf  67,  d. 

69,  f.  81,  c.  123,  b. 
turnian  16. 
tnrtle  69,  a. 
tüsc  69,  d.  90,  g. 
tuwa  s.  twiwa. 
twä,  twjem  s.  twegen. 
twegen,  twä,  tu,  twegra, 

twäm,   twäm  68,  c.  e. 

76,  f.     83,  a.b.    84,  a. 

142;    twä   and  twen- 

tig,    twä    and    hund- 

seofontig,     twä     läes 

Jjrittigum    142 ;    twä 

and  twentigoda  143 ; 

tu  hund,  tu  J)üscnd(u) 

142  ;  be  twgem,  twsem 

and     tw^m     144,  1; 

twjem  sidum  144,  3. 
twelf,   twelfe  57,  y.  71, 

d.   74,  a,  8.   82,  b.  83, 

a.    84,  a.    142;   twelf- 

wintra  tid  53,  b. 
twelfta  143. 
hundtwelftig  142. 
hundtwelftigoda  143. 
twentig  142. 
twentigoda,  -eda  143. 
tweo  117,  b. 
betweoh,   bet(w)uh,  be- 

tweox,    betwix    65,  f. 

1.   83,  b.    144,1.    198, 

18. 
betweonum,    betweonan 

66,  b.    92,  e.     144, 1. 

23* 


356 


Altenglisch. 


198,  18  ;     be     (sSm) 
tweonum  198,  18. 

betweox,  bctwix  s.  bet- 

weoh. 
twi-ecge  65,  b. 
twifcald  144,2. 
twig   65,  a.  8'3,  a.  84,  a. 

103,  a. 
twiwa,   tuwa  65, 1.  144, 
_3.  193,  k. 
tynan  70,  c.  74,  b. 
tyndrc  69,  f. 
tyrf  s.  turf. 
J)ä  Pron.  60,  a-  147,  a. 
|)ä    Kon].    57,  f.    86,  a. 

88,  d.' 196:  ^ä  .  .  .  Ijä 

199,  b,  7;    l)ä  \je   199, 
_b,  1. 

Jj^gon  153,  f  (Jjicgean). 
\)sem,    J)äm    147,  a :    ^r 

J)äm  })e  199,  b,  1 ;  for 

J)äiu  l^e  199,  b,  2 :  for 

laäni     199,  a,  4;     raid 

täin  t)e  199,  b,  1.2. 
l)ffir  59,  d.  74,  a.  9.  196. 
|)8er-a3fter  53,  b; 
J)«re  73,  i.  147,  a. 
|)^r-on  53,  b. 
|)8es  G.  Sg.  57,  i.  147,  a: 

l^ses    Adv.    196;    J)£es 

\>e  199,  b,l. 
J)8et   Pron.    54,  b.   57,  i. 

86,  a.     147,   a  :     ])iet, 

l)8et  ])e.   ]jset.te  Konj. 

86,  f.  199,  b,  5.  8;  ],sät, 

swä  J)set,  tö  J)oii  J)aet 

199,  b,  6. 
})anc,   Jjonc  57,  g:   laan- 

ccs  Adv.  195,  a. 
J)ancian,  Jjoncian   57,  g. 

173,  a. 
J)anne ,     })onne,     J)enne 

57,  A.  6.    196.    199,  a, 

4.  b.  1.  7. 
J)anon ,     Jionan    57 ,  g. 

196. 
}ms  60,  a.  147,  b. 
J)awlan  57,  c. 
J)e,   ]3e   ic,   1)6   ])ü    etc. 

148. 
})e  62, 1.  88,  d.  145. 
|)eah,    J)äh    153,  f    (J)ic- 

gean). 
}jeah     61,  e.     74,  a,  13: 

swä    ]Deah  (hweedere) 


199,  a.  3:   l^eah,  l^eah 

te  199,  b,  3. 
J)earf ,     ]Duifon,     Ijorfte 

57,  q.  IJH. 
teaw  61,  a.  83,  h.  106,  c. 
Idcc  145. 
l)ecceaQ  172,  b. 
]>oga,  Jjen  62,  a.  c. 
J)enc(e)an     (]3ölite,    ge- 

})öht)57,  w.   86,  a.  90, 

d.    97,  b.    99,  a.    172. 

190,  q. 
ä-J)encan  71,  a. 
Inenden  199,  b,  1. 
|)ennan,     }3eniaa     77,  a. 

170,  b. 
lienung-böc  7,  A.  1. 
|)eo  s.  }ieow. 
peod  04,  a.  74,  a,  11. 
lieod-cyninga  53,  a,  8.  b. 
J)eodcn  64,  a. 
leof  64,  a.  86,  a.  102,  a. 
|)eoft  s.  ljlef|). 
f)eoh.    Ijeos    etc.    64,  a. 

103,  f. 
Joeoli  s.  J)eon. 
laeon     54,  s.     66,  a.  b,  c 

76.  g.  156,  c.  A.  1 ;  ge- 

l^ibst,    gej)lh]3    66,  a; 

|)eoh  luip.  66,  b. 
Jieos  147,  b.  _ 

|)eostro,  Jjiestre,  l^vstre 

64,  c.  74,a,  11. 
J)eostnan,  Ijv  strian  64,c. 
lDeo(w ) ,     ]3eowes    etc. 

62,  f.  g.  A.  6.     83,  B. 

106,  b.  A   2.     128, 

A,  c. 
])COwian  62,  f. 
J)eowot  62,  f. 
laerscan    62,  a.  A.  9.    90, 

f.  94,  b. 
])erscold  62,  A.  9. 
J)es,  f)eos,  y\s  147,  b, 
J)icce  65,  a. 
Incgean     (l^eah ,      J)äh, 

liä'gon ,      gelegen) 

153,  f. 
J)ider  65,  a.  196. 
J)ief J3,  ])eoft  64,  c 
gej)lhst.  geljih]3  s.  J)eon. 
Inn     66,  a.     86.  a.    145. 

146. 


l^ing  65,  ä.  86,  a.  91,  c 
103,  b;  for  (eowrurn, 
godes)  Jjingum  198,7. 

]3is  65,  a.  147,  b. 

jbisse  88,  b.  147,  b. 

|)Ixl,  J)isl  54,  s.  66,  a. 
92,  e. 

gej)ölit  Sb.  58,  a. 

Iröhte,  geliöbt  54,  g. 
58,  a.  76,  g.  92,  f.  97, 
A.  172  (liencean). 

l)olian,  }3olöde,  gelwlöd 
173,  a.  174,  a. 

J)Ou  57,  A.  6.  147,  a: 
for  l)oa  197,8.  199,  a, 
4:  for  Ijon  ^a  199,  b, 
2;  tö  |)on  ]>e  199,  b, 
5;  tö  l)on  Ireet  199, 
b,6. 

J)one  57,  A.  6.  73,  g. 
147,  a. 

Iwnne  s.  lianne. 

torfte  191  (l:)earf). 

l^orn  51.  67,  a.  86,  a. 
94,  a.  96,  a.  102.  A.  1. 
114,  A.  2. 

J)orp  67,  a. 

tör,  l)ür  67,  A,  2. 

t)r£ed  59,  d.  86,  a. 

jjrägum  Adv.  195,  d. 

J)iäwau  59,  a.  83.  e. 
166. 

J)rea,  Jjrawu  110.  c  A.  2. 
117,  a. 

J)reagean,  l:)reade,  ge- 
l^read  174,  b.  185. 

Jjreat  61,  a. 

l)reatian  61,  a. 

jjreo  s-  l)rl(e). 

l^reoteocta  193. 

I^reotiene,  JDreot  vne  142. 

J)ri(e) ,  1)160 ,  lireora, 
l)rim  65,  n.  o.  76,  a, 
86,  a.  89,  c.  94,  a. 
142 ;  l)reo  and  twen- 
tig,  l)reo  and  himd- 
seofontig  142 ;  l)reo 
hund,  lireo  Ijüsend(u) 
142 ;  l»ri  and  tvveati- 
goda  143:  be  l^rim, 
l^rlm  and  \nim  144, 1: 
l^rini  ^Idum  144,  3. 

l)ridda  65,  a,  85,  a.  99, 
a.    143;     Ijridda    eae 


Wörterverzeichnis. 


357 


twentigum  143:  l^rid- 

dan  side  1-1:4,  4. 
Imfeald  65, 1.  144,  2. 
l^ringan  155,  a- 
Imtig,     l^rittig    65,   a. 
J)ritigoda,  -eda  143. 
|)riwa    65,  a.     144,  3. 

193,  k. 
J)röstl'e  57,  h.  118,  a. 
f)rote,  JDiotu  67,  a.  86,  a. 

118,  c. 
J)rowung  7,  A.  1. 
Ijiüh,  D.  Sg.  N.  A.  PI. 

trjti  123,  b. 
jDrymm  104,  b. 
])ü  69,  b.  76,  a,  145. 
|)ühte,     gejiüht     54,  t. 

70,  a.   76,  g.  92,  f.  97, 

a.  172  (J)Ynceau). 
J)üma  70,  a.  c-  86,  a.  95, 

a.  117,  a. 
gej)uagen     156,    A.    1. 

(J)eon). 
J)uiior  67,  e.  i02,  g. 
I)unresd8eg ,      t)üresd8eg 

67,  A.  2. 
liunrian  67,  e. 
J)ür,  \wT  67,  A.  2. 
J)urfon ,     J)urfe     191 

(]3earf). 
t)urh    69,  a.  A.  1.    86,  a. 

92,  i.  94,  a.  197, 14. 
t>urst  69,  a. 
|)us   86.  a.    147,  A.   150, 

12.  196. 
J)üsend,    lausendes    etc. 

70,  a.  92,  b.  141.  142. 

143;     tu,     ]3reo    etc. 

^üsend(u)  142. 
J)wang,     })wong     57,  g. 

83,  a.  86,  a. 
J)weal  92,  e. 
J)wean     83,  a.     92,  e. 

158,  b. 
J)weorh,     l^weores    etc. 

_62, 1.  86,  a._130,g. 
ty    147,  a;  ])\  ...  tv 

199,  b,  7:  for  ])j  197 

8.    199,  a,4;    for    ]3y 

\>e   199,  b,  2:   mid  Yj 

\>e   199,  b,l;  ^J   läes, 
Jy  ]«s  1)6  199,  b,  5. 
J)ymel  70,  c. 
Jiyncean  (j^ühte,  gej)üht) 

54,  t.  69,  f.  90,  d,  97,  b. 


ofljyncan  71,  a. 

l)ynne  69.  f.  76,  a.  86,  a. 

96,  a.  131,  c.  d.  A.  1. 
ty  rel  69,  A.  1.  92,  d. 
[lyrre  88,  a. 
|)yrst  111,  d. 
|)Yrstan,   Ijyrste,  gejjyr- 
^  sted   69,  f.   85,  b.   87, 

a.  89,d.  171.d.l90,k. 
l)ysllc,  t)yllic  150, 12. 

üder,  udder  54,  z.  70,  a. 

A.  1.  85,  a. 
ufan  67,  d.  196.  197, 22; 

nferra,     yferra,     ufe- 

inesta,       yfemesta, 

ymcsta     190:    bufan, 

abufaa,  onbufan,  onu- 

fan,     wiJDLfau     71,  b. 

197,  22. 
übte  70,  a- 
ülit-song  7,  A.  1. 
üle  70,  a.  93,  a.  118,  a. 
uncer,  unc,  uncit  69,  a. 

145.  146. 
under  69,  a.  197, 18. 
undern  69,  a. 
ungemet  193,  g. 
ungewealdes  195,  a. 
unnon ,      geunnen     191 

(ann). 
unnytt  69,  f.  131,  a. 
uiil)ances  195,  a. 
unwilles  195,  a. 
up(p)    80,  a.    196.    197, 

23. 
uppan,    onuppan    69,  a. 

196.  197,23. 
uppe  196. 

upweard(es )  193,  e-  g. 
ür  51. 

üre  145.   146. 
urnon,  urnen  94,  b.  155, 

a  (iernan). 
ü3    36,  A.    69,  d.    87,  a. 

96,  b.  145. 
üser  145.  146. 
üsic  145. 
üt   70,  a.    196.    197,21: 

üt  of  197,  3. 
ütan ,     bütan ,     äbutan, 

oabütan ,      ymbütan, 

wiljütan    70,  a.   71,  b. 

196.  197,21.  199,  b,  4. 


Ute  196:  uterra,  y terra, 
ürcmesta,  ytemesta 
140. 

üt-fgereld  7,  A.  1. 

üt-laga  57,  a. 

uton,  utan  s.  wuton. 

üde  191  (ann). 

wä,     wä-lä,     wä-lä-wä 

200. 
wäc  GO,  a. 
wäd  60,  a. 
wadau,  Part,  waden  57, 

a-  158,  a. 
wsecnan    (wöc,    wöcon) 

151.  153,  A.l.  158,  e. 
weed  59,  d.  112. 
gewSde  105,  c. 
wffifon  153,  A.  1  (wefan). 
wäeg,  wäg  59,  A.l.  d. 
w^ge  105,  c 
"wsegn.  wtön  57,  m.  91,  g. 
wiel  57,  i. 
W8ep(e)n  59,  d.  73,  k.  A. 

3.  80,  a.  103,  i. 
wter  57,  i.  A.  16.  130,  e. 
wser  59,  d. 
wseron.  wjere  59,  d.  74, 

a,  8,   76,  d.   83,  d.  88, 

a.  158,  c.  192, 1  (we- 

san). 
wses     57,  i.     74,  a,  1.  b, 

76,  d.    83,  a.     87,  a. 

153,  c.  192,1  (wosan) 
wsesp,  Wtieps  57, i.  87,  a. 
w^stm  73,  k.  92,  a. 
wgestmbäire  131,  c.  d. 
wset,  wät  59,  A.  1.  d. 
wseter.  wteteres  etc.  57, 

k.   72,  e.  73,  A.  4.  83, 

a.    103,  g.A.2.    128, 

A,  a. 
wafian  57,  c. 
wamb,  womb  57, g.  81, a. 
wan.  won  130,  a. 
wana  142. 

wanian,  wonian  57,  g. 
wandrian ,     wondrian 

57,  tr. 
wange,  wonge  120. 
wann,  wonn  57, g.  1.30, f. 
wantogen  91,  e. 
wascan    (wösc,    weosc) 

57,  b.  90,  f.  158,  c. 


358 


Altenglisch. 


wat,  wast,  wat    (witon, 
wiste)    54,  d.     60,  a. 

73,  b.  76,  f.  83,  a.d. 
181.  191. 

wät,    wtet    59,  d.  A.  1. 
wäwa  s.  wea. 
wäwaa  166. 
we    62,  b.    83,  a.    88,  d. 

145. 
wea,  wäwa  59,  b.  83,  n. 

117,  b. 
wealcan    57,  p.    160,  a; 

wealce,wielcst,wielcj), 

wealcal^  178,  a. 
weald  86,  e.  114,  b. 
wealdan  57,p,  93, a.  160,a; 

wealde,  wieltst,  wielt. 

wcaldaj)  178,  h. 
wealdead  125,  b. 
gewealdes  195,  a. 
Weald(h)ere  92,  b. 
Wealh,  Weales  etc.  57, 

p.  r.  92,  d.  102,  d. 
wealh-hnutu  57,  p. 
weall  57,  p.  102,  a. 
weallaa     57,  z.     93,  a. 

160,  a. 
wealran  160,  a. 
wealwian  57,  p. 
weard  57,  q. 
wcarni  57,  q.  83,  a. 
wearp     57,  q.     74,  a,  6. 

80,  a.     155,  b.     175 

(woorpan). 
wearte  57,  q. 
wearj)    57,  q.     74,  a.  6. 

86,  a.     94,  a.     155,  d 

(weordan). 
weax  57,  n.  74,  a,  4. 
weaxan  (weox,  weoxon, 

weaxen)  51.  57,  n. 

74,  a,  4.  86,  h.  87,  a. 
92, 1.  h.  158,  c;  weaxe, 
wlext,  wiext,  weaxaji 

86,  h.  178,  e. 

webb  57,  y.  81,  a.  105,  a. 
wecc(e)aa  172,  b. 
wecg57,  j.  91,  d.  104,  b. 
wecg(e)an ,       weg(e)de, 

geweg(e)d  170,  e. 
wedd  57,  y. 
weder  62,  a.  85,  a. 
wefan  (wsef,  wtefon,  we- 

fen)     74,  a,  3.     81,  a. 

87,  a.  153,  A.l. 


weg,   weges   etc.    62,  a. 

c.     74,  a,  8.  b.     83,  a. 

91,e.f.k.   99,  b.   102, 

a;  on  weg  195,  e. 
wegan  153,  a. 
wel  (bet,  betst)    193,  k. 

194,  b. 
wela  62,  a.  A.  7.  74,  a,  3. 
Wel  and  63,  a. 
wemman,     wemde,    ge- 

wemmed  171,  b. 
wen  51.  59.  k.  112. 
wenan,  wende,  gewened 

59,  k.  89,  d.  96,  a. 
wendan  57,  w.  171,  e. 
weninga  195,  f. 
wennan,  wcnian  170,  b. 
weod  64,  a. 
weofod  66,  b.  71,  d. 
weoh  66,  b. 
weop  165,  b  (wepan). 
w(e)orc  62, 1.  o.  74,  a,  6. 

8.  76,  f.  90,  c.  94,  a. 
w(e)orod  62,  e.  103,  g. 
\^(e)orold  53,  b.  62,  e.o. 

71,  d.  74,  a,  8. 
weorpan    (wearp,    wur- 

pon,     worpen)     62,  1. 

65,  m.    74,  a,  8.    80,  a. 

94,  a.     155,  b.     175: 

weorpe ,       wierpst, 

wierp]},   weorpaj)   65, 

m.  178,  a. 
weorj),     wurj)     62,  1.  o. 

74,  a,  8. 
weordan    (wear|),    wur- 
den,   worden)    62,  o. 

65,  in.   74,  a,  8.    76,  d. 

86,  b.     151.     155,  d ; 

weorde,  wierst,  wierj), 

weordaj)  65,  m.  178,  d. 

189,  A,  1. 
weor{)scipe  62, 1. 
weosc,     wöbc     68,  A.  2. 

158,  c  (wascan). 
weox,  wöx,  weoxon  68, 

A.  2.   74,  a,  13.    158,  c 

(weaxan). 
wepan    (weop,    wöpen) 

68,  e.   74,  a,  10.  80,  a. 

88,  a.     89,  d.     165, 1 ; 

wepe,  wepst  etc.  178, 

a.  180.  189,  B,  i. 
wer    54,  p.     62,  a.  A.  9. 

74,  a,  3.    76,  g.    94,  a. 


werian  170,  a. 
werig  68,  a. 
wermöd  71,  e. 
wesan    (wses,     wtJeron), 

wes,  wesaj),  wescnde 

53,  a,  8.    74.  a,  8.    76, 

d.    87,  b.    88,  a.    151. 

153,  c.  191,  2. 
wesole   62,  e.  87,  b. 
west  62,  a.  195,  b ;  wes- 

terra,  westmesta  140. 
be  westan  198,  6. 
Westen,   westennes   etc. 

68,  e.  105,  b. 
Wes(t)seaxan     PI.     8. 

84,  c. 
weder  62,  a.  86,  b. 
wicce  90,  d. 
wice  'Docht'  65,  a. 
wice,    wicu,  wucu  65, 1. 

74,  a,  8.    118,  c.    128, 

B,  a. 
wieg  105,  a. 
wid    66,  a ;    Wide,    Adv. 

193,  a;    widor,  widost 

194,  c. 

widewe  s.  wiodnwe. 
(ge)wieldan  57,  z.  171,  e. 
Wielisc,  Wyiise  57,  aa. 

92,  d. 
wielle,    wylle   57,  z.  74, 

a,  5. 
wielwan,     wieledc,    ge- 

wieled  83,  e.  g.  93,  a. 

171,  h. 
wierpst,  wyrpst,  wierpj), 

wyrpj)  s.  weorpan. 
wiersa,  wyrsa,  wierresta, 

wyrresta  65,  in.  88, b. 

139      (yfel)  ;      wiers, 

wyrs,   wierrest,   wyr- 

rest  Adv.  194,  b. 
wierst,     wyrst,     wierj), 

wyr]}  s.  weordan. 
wierde,     wyrdc     65,  m. 

131,  cd. 
wiext  s.  weaxan. 
wlf,   wlfes    [v]  etc.  51. 

66,  a.  81,  b.c.   103,  b. 

A.l. 
wlf-mann,  PI-  wif-menn 

66,   a.     81,  c.  A.  3. 

122, b. 
wiga  117,  a. 
wigend   128,  B,  d.    177. 


Wörterverzeichnis. 


359 


wiht     'Gewicht'     65,  a. 

A.4. 
wiht.  wuht  'Wesen'  65, 

a.i.A.4.  74,  a,  8.  113, 

b.  150,6. 
wil  66,  a. 
wilcuma  65,  a. 
wilde  65,  a.  86,  e.  131,  c. 
wildor  127,  a. 
willa    65.  a.  A.  6.   89,  d. 

93,  a. 
wille,  wilt,  wile,  willaj) 

(wolde)    65,  A.  8.   83, 

d.  98,  a.  192,  4. 
willes  Adv.  195,  a. 
win     7.     54,  y.     66,  a. 

83,  a. 
wind  65,  a.  76,  g.  102,  a. 
windan  65,  a.  155,  a. 
windwian  65,  a. 
wine   65,  a.  73,  d.  98,  a. 

111.  a.  128,  A,  d. 
win(e)itor  65,A.l.  96, b. 
wingeard  66,  a. 
winnan  65,  a.  155,  a. 
winter    65 ,  a.     73 ,  k. 

114,  b. 
wiodu,  wiidu  65, 1.  74,  a. 

B.  83,  a.  A.  1.  114,  a. 
wioduwe,  wuduwe  54,  o. 

65,1.  118,  a. 
Wioht  65,  f.  92,  f. 
wir  66,  a. 
wis  66,  a.  87,  a. 
wisdöui     66,  a.     71,  e. 

102,  a. 
wise  66,  a.  118,  a. 
gewiss  87,  a.  91,  b.  191 

(wät). 
wiste     65,  A,  8.     83.  d. 

191  (wät). 
wit  145.  j 

wita  117,  a.  j 

witan  83,  a.   191  (wät). 
gewitan,  set-witan  156,a. 
wite  105,  c.  128,  A,  b.   { 
witega  7,  A.  1.  , 

witon     54,0.     65,  A.  8.  | 

88,  d.  191  (wätj. 
gewitt  65,  a. 
wij)  65,  a.  197,  12. 
widercwide  71,  a. 
wlajc,  wlacu  83,  a.  1.34 
wlanc,  wlonc  57,  g.  83, 

a.  93,  a.  130,  b. 


j  wieneu  119. 
wlisp  83,  a. 
wlitan  156,  a. 
wüte  83,  a.  111,  a. 
wlite-beorht  53,  b. 
wöc,   onwöc,  wöcon  68, 

a.    151.    158,  e  (wsec- 

nan). 
wöd  68,  a. 
Wödnesdffg  68,  a. 
woffian  82,  a. 
wögian  68,  a.  91,  e. 
wöh,    wös,    wöges    etc. 

58,  a.  130,  g. 
wolc(e)n  67,  a.  103,  i. 
wolde     67,  a.     83,  a.  d. 

193,  4  (wille). 
wöm(a)  59,  c. 
wöpen  165,  b  (wepan). 
word,  wordes  etc.  53,  a. 

1.2.3.5.  67,  a.   78,  b. 

e.  b.  83,  a.  85,  a.  94,  a. 

98,  a.b.  103,  b.    128, 
A,  a. 

worden     76,  d.     155,  d 

(weorSan). 
word-hord  53,  b. 
worhto ,     worht     67,  a. 

99,  a  (wyrcean). 
worpen     67,  a.     155,  b. 

175  (weorpan). 
wös  57,  h.  83,  a. 
wösc,     wöx     s.     weosc, 

weox. 
wracu,     wrace,    wrsece 

etc.     57,  A.  9.     90,  c. 

108,  a.  A.  1. 
wrajccea,  wreccea  57, v. 

77,  a.  90,  d. 
wrsestllan  60,  c. 
wräh,    wreah    156,  A.  1 

(wreon). 
wrät  156,  a  (writan). 
wTälp  60,  a. 
wrecan     62,  a.    74,  a.  3. 

83,  a.  158,  a. 
wreccea  s.  wrseccea. 
wrenna  96,  a. 
wreon    (wräh ,    wrigon, 

wrigen ;   wreah,  wru- 

gon ,    wrogen)    66,  c. 

156,   c.   A.   1 ;     wreo, 

wrihst,  wrihlj,  wreo}), 

wnh    etc.    179.    189, 

A,  p. 


wrigon,     wrigen    156,  c 

(wreon). 
wrincle  83,  a. 
wringan  155,  a. 
gewrit    7,  A.  1.     65,  a. 

103,  d. 
writan     (wrät,    writon, 

writen)  51.  66,  a.  83, 

a.  94,  a.  156,  a:  write, 

writ(e)st,     write  J), 

writ,    writaj)    178,  g. 

189, A,  n. 
writoQ,     writen     65,  a. 

156,  a  (writan). 
wridan  66,  a.  156,  a.  b. 
wrötan  165,  a. 
wrugOD,  wrogen  156,  A. 

1  ( wreon). 
wucu,    wudn,    wuduwe, 

wiiht  s.  wicu,  wiodu, 

wioduwe,  wiht. 
wuldor  86,  e. 
Wulf,    wulfes    [v]    etc. 

67,  d.    82,  a.b.    83,  a. 

102,  a.  A.  2. 
wull(c)     67,  d.     69,  f. 

93,  a. 
wund  .69,  a.  83,  a.  108,  b. 
wunden  69,  a  (windan). 
wund(o)r   7,  A.  1.   53,  a, 

1.  69,  a.  73,  k.  103,  i; 

wundrum  Adv.  195,  d. 
wundrian,  wundröde  53, 

a,  6.  8.    173,  a;    wun- 

drle  53,  a.  6. 
wunian ,     wunöde ,    ge- 

wunöd    67,  e.    178,  a. 

174,  a. 
wurdon     76,  d.     155,  b 

(weordan). 
wurpon     69,  a.     155,  b. 

175  (weorpan). 
wuton,  uton,  utan  65,1. 

83,  b.  200. 
wylf,  wylfen  69,  f. 
wyllen  69,  f. 
wynn  51.  69,  f.  112. 
wyrcean     (worhte,     ge- 
worht)     67,  a.     69,  f. 
89,  d.     99,   a.     172; 
wyrce,  wyrc(e)st  etc. 
183. 
wyrd  69,  f.  76,  d.  112. 
wyrhta  69,  f. 


360 


Altenglisch. 


wyrm  69,  f.  73,  d.  95,  a. 
98,a.  102,A.  1.  111,  d. 
128,  A,  (1. 

Tvjrt  69,  f.  112. 

wv  sceaii    69,  ^.     83,  a. 

'87,  a.     90,  f.     96,  b. 

171,  c. 

yfel,  yfles  etc.  69,  f.  72, 
d.  78.  A.  4.  74,  b.  81, 
b.  130,  c  :  wierisa, 
wierresta  139 ;  yfele 
Adv.  1!)3,  a;  wiers, 
Avierrest  194,  b. 

yferra,  yfomesta,  ymesta 
140  (ufan). 

ymb(c)  69,  f.  74,  b.  81, 
a.  197,15. 

ymb-snide  7,  A.  1. 

vüce  69,  f.  90,  A.  5. 

fv  51. 

y  st  69,  g.96,  b. 

y  terra,  ytcmesta  140 
(Ute). 

yj),  y  de  etc.  69,  g.  109, 
c.A.  1.  128,  A,l). 

Mitteienglisch. 

binden  25. 

boJ)e  142. 

bowe  42,  A.  1. 

busken  151. 

child  50. 

egg.  PI.  egges  17,  A.  1. 

empty  45. 

ey,   PI.   eyren   17,  A.  1. 

faujt  45. 

fawe  91,  f. 

fesaunt  50,  II,  t. 

fuwel,  fowl  42,  A.  1. 

good,  gode  47,  A.  2. 

Inglis  19. 

kinges  PI.  25. 

lernen  25. 

ymaked,  ymaad  91,  b. 

mast,  most,  mest  139. 

merchaunt  50. 

messengere  50,  II,  t. 

nijt  99,  a. 

nijtingale  50,  II,  t. 

ynorae  91,  b. 

passengere  50,11,  t. 

philosophre  50,  II,  t. 

principle  50,  II,  t. 


Scottis  19. 
servaunt  50. 
yslawe  91,  f. 
slumbron  45. 
sone  25. 
stoon  50. 
sunnc  25. 
syllable  50.  II,  t. 
tlumder  45. 
tiraunt  45. 
wimmen  66,  a. 
Twis  91,  b. 


a,  an  50. 
.■iberdeen  6. 
Abergavenny  6. 
Abervstwith  6. 
able  41.  A.  1. 
ablaut  21. 
about  33,  A.  2. 
acUe  57,  a. 
accidcnt  21. 
acorn  57,  i. 
adze  57,  c. 
ah  40,A.  1. 
alderraaa  57,  p, 
alive  103,  A.l. 
all  33,  A.  2.  41,  A.  1. 
also  50. 
Althoip  11. 
anon  60,  a. 
Appleby  11. 
apply  33,  A.  2. 
arithmetlc  7, A.l. 
aronnd  16. 
arrow  57,  q. 
as  50. 
ask  90,  g. 
asparagus  50. 
astrology  7,  A.  1. 
astroDomy  7,  A.  1. 
atonement  16. 
attractive  21. 
aiidacious  21. 
bad  33,  A.  2,  49,  A. 
bannock  6. 
baptize  7,  A.l. 
barm  62, 1. 
barrow  57,  q. 
bask  151. 
bat  49,  A. 

bath,    PI.     baths     103, 
A.l. 


beard  33,  A.  2. 

beautiful  16. 

because  16. 

bed  33,  A.l.  2. 

bedridden  65,  a. 

beetle  65,  a. 

beet-root  63,  A.  2. 

beg  62,  a. 

begin  16. 

bench  90,  d. 

besiege  16. 

bicycle  21. 

bid  33,  A.  2. 

billow  11. 

bind  25. 

birch  90,  d. 

bird  33,  A.  2.   35.  65,  a. 

bitch  65,  a.  90,  d. 

bleat  59,  d. 

blind  46,  A,  3. 

blush  69,  f. 

body  16.  46. 

boil  70,  c. 

bondaee  16. 

boot  68,  a. 

boy  33,  A.  2. 

boycott  21. 

bound  (for  a  place)  11. 

bowl  67,  a. 

Braithwaite  11. 

breach  69,  f. 

breadB3,A.l. 

breeches  PI.  68,  e. 

briar  59,  d. 

brock  6. 

broom  59,  c. 

broth  67,  a. 

bud  33,  A.  2. 

build,  built  49,  A. 

bullock  69,  a. 

burial  69,  f. 

burn  94,  b. 

bury  69,  f. 

busv  65,  a. 

but^33,A.2.  35. 

calf  90,  b. 

call  11. 

Cardigan  6. 

care     33,  A.  1.  2.     50. 

90,  b. 
Carlisle  6. 
Carmarthen  6. 
cart  6. 
carve  90,  b. 
cast  11. 


Wörterverzeichnis. 


361 


cecity  21. 

chafer  90.  b. 

chaff  90,  b. 

chalk  90,  b. 

Chamber  16. 

chary  90,  b. 

cheap  90,  b. 

check  90, b. 

cheese  90,  A.  2. 

cherry  90, A.  2. 

ehest  90,  A.  2. 

ehester  5. 

chew  90,  b. 

chicken  64-,  c.  90,  b. 

chide  90,  b. 

child  33,  A.  2.  50.  90,  b. 

Chili  57,  z.  90,  b. 

chin  90,  b. 

choo>e  90,  b. 

Christmas  66,  a. 

church  33,  A.  2.  90,  A.  2. 

churl  90,  b. 

churn  62,  n. 

circumcision  7,  A.  1. 

city  16. 

clad  60,  a. 

clew  64,  c. 

cloud  33,  A.  2.  70,  a. 

cold  90,  b. 

collie  6. 

commence  16. 

conscions  21.  38,  A.  1. 

consecrato  21. 

corpse  16, 

cradle  6. 

cross  7,  A.  1. 

crutch  90.  d. 

cud  65,1. 

cudgel  69,  f.  91,  d. 

carse  6. 

damnation  7,  A.  1. 

daughter  42,  A.  2. 

day  33,  A.  2. 

dedicatc  21. 

defile  70,  c. 

defunct  21. 

Derby  11. 

Deuteronomy  7,  A.  1. 

dew  33,  A.  2. 

did  he  46. 

die  11. 

disburden  16. 

dizzy  69,  f. 

do  33,  A.  2. 

doe  118,  b. 


dough  91,  h. 

down  70,  a. 

dreary  04,  a. 

drench  90,  d. 

drinkable  16. 

dry  41.  A.  2. 

duke  42,  A.  2. 

dukedom  16. 

Dnmbarton  6. 

dun  6. 

Dunbar,   Dundee,  Dua- 

edin  6. 
dye  61,  a. 
oatable  16. 
Edinburgh  6. 
egregions  21. 
end  16. 

enongh  42,  A.  2.  91,  b. 
enthral  16. 
equinox  7,  A.  1. 
Eucliarist  7,  A.  1. 
evangclist  7,  A.  1. 
ewe  42,  A.  2. 
Exeter  5. 
Exodus  7,A.l. 
facinorous  21. 
facundity  21. 
fain  91,  f. 
faliow  57,  p. 
falsehood  16. 
far  33, A-  2. 
farrow  57,  q. 
farthing  64,  b. 
father  33,  A.  1.2. 
feel  49,  A. 
feliow  11.  33,  A.  2. 
festschrift  21. 
few  42,  A.  2. 
fickle  65,  a. 
fiU  49,  a. 
film  65,  a.  93,  a. 
filth  70,  c. 
finch  90,  d. 
fin-de-siecle  21. 
finger  46. 
finish  16. 
fire  33,  A.  2. 
firmament  21. 
first  69.  f. 
fishes  PI.  33,  A.  2. 
five  82,  b. 
flannel  6. 
fledge  69,  f.  91,  d. 
fleet  64,  a. 
flitch  of  bacon  65,  a. 


üutter  67,  a. 

foUow  46. 

foollsh  16. 

foot  49,  a. 

fosterchild  68.  a. 

friend  33,  A.l. 

fro,  to  and  fro  11. 

function  21. 

further  32.  A. 

furtherance  16. 

furze  69,  f. 

gallows  91,  b. 

gatc  91,  b. 

Genesis  7,  A.  1. 

geonietry  7,  A.  1. 

ghastly  60,  c. 

ghost  16. 

giddy  69.  f.  91,  a. 

give  91,  b. 

glass  33,  A,  2. 

glee  64,  c. 

Gloucester  5. 

god  33,  A.  2. 

goddess  16. 

good   33,  A.  2.    47,  A,  2. 

49,  A. 
grace  21. 
graramar  7,  A.  1. 
Grimsby   11. 
grow  41,  A.  2. 
half  45. 
hand  39,  A.  2. 
hard    33,  A.  2.    41,  A.  2. 

49,  A. 
hat  33,  A.  2.  49,  A. 
hate  33,  A.  2. 
heart  49.  A. 
heel  58,  c. 
height  33,  A.  2. 
her  33,  A.  2. 
here  33,  A.  2. 
hide  33,  A.  2.  70,  c. 
hin  33,  A .  2. 
hinterland  21. 
hire  70,  c. 
hithe  70,  c. 
hive  70,  c. 
Holderness  11. 
holly  67,  a. 

Holy  Scripture  7.  A.  1. 
home  33,  A.  2. 
-hood  60,  a. 
house39,A.2. 
hue  64,  c. 
ice  49,  a. 

23a 


362 


Altenglisch. 


idiora  21. 

if  65,  a. 

ill  11.  41,  A.  1. 

immanity  21. 

impenetrability  48. 

Impression  21. 

inch  69,  f.  90,  A.  5. 

industry  21. 

infusion  21. 

inkhorn  terms  21. 

inn  65,  a. 

insensible  21. 

inspiration  21. 

interesting  41,  A.  2. 

Inverarv,  Inverness  6. 

itch  69,'  f.  90,  d. 

it  is  40,  A.  1. 

judge  33,  A.  2. 

judgment  7. 

kettle  90,  A.  2. 

khaki  21. 

Kilmarnock  6. 

kiln  69,  f. 

Kilparrick  6. 

kind  69,  f. 

kindergarton  21. 

kings  PI.  25. 

kirtlc  69,  f. 

kite  70,  b. 

kith  69.  g. 

knell  69,  f. 

knife  66,  a. 

kopje  21. 

labour  16. 

ladle  57,  k. 

lagerbeer  21. 

Lammas  60,  a. 

Lancaster  5. 

land  of  promise  7,  A.  1. 

lap  57,  b. 

lather  61,  a. 

laugh  42,  A.  2. 

law  11.  33,  A.  2. 

lean  60,  c. 

learn  25. 

lee  64,  a. 

left  69,  f. 

lemman  64,  a. 

Leviticus  7,  A.  1. 

lewd  60,  c. 

lie  69,  f. 

life,  PI.  lives  103,  A.  1. 

Lincoln  5. 

list,  listen  69,  f. 

Llandoverv  6. 


Llangollen  6. 
local  21. 
look  68,  a. 
lord  33,  A.  2. 
longh42,A.l. 
Lowestoft  11. 
ludibundness  21. 
mad  60,  c. 
made  33,  A.  2. 
magnanimity  21. 
make  50. 
man  33,  A.  2.  50. 
Manchester  5. 
marrow  57,  q.  91,  h. 
matins  7,  A.  1. 
mattock  6. 
maturity  21. 
i  mean  60,  c. 
medicine  7,  A.  1. 
meet  Adj.  59, 1. 
meet  Vb.  33,  A.  2. 
merry  41,  A.  2.  69,  f. 
messenger  50,  II,  t. 
methinks  90,  d. 
method  21. 
might  42,  A.  2. 
military  41,  A.  2. 
mind  69,  f. 
miracle  7,  A.  1. 
mirth  69,  f. 
mission  33,  A.  1. 
mistletoe  65,  a. 
moan  60,  c. 
modesty  21. 
money  order  40,  A.  1. 
mood"  33,  A.  2. 
moon  25. 
motion  33,  A.  1. 
mould  67,  a. 
much  33,  A.  2.  35. 
music  7,  A.  1. 
mute   33,  A.  2.   42,  A.  2. 
my  33,  A.  2. 
name  33.  A.  1.  2. 
nativity  7,  A,  1. 
neigh  60,  c. 
net  33,  A.  2. 
nigh  42,  A.  1.  2.  99,  a. 
nightingale  50,  II.  t. 
no  33,  A.  2. 
nocturns  7,  A.  1. 
not  33,  A.  2. 
not  at  all  40,  A.  1. 
note  33,  A.  2. 
now  33,  A.  2. 


Numbers  7,  A.  1. 

numerous  21. 

oar  60,  a. 

obscure  21. 

ocean  33,A.l. 

oddity  16. 

of,  off  50. 

eil  33,  A.  2. 

one  42,  A.  5.  .50. 

ooze  57,  h. 

ore  60,  a. 

our  33,  A.  2. 

ousel  57,  h.  95,  b. 

outlaw  57,  a. 

oven  82,  b. 

overtnrn  16. 

palace  33,  A.  2. 

parable  7, A.  1. 

passenger  50,  II,  t. 

passion  7,  A.  1. 

path  102,  A.  2. 

Patriarch  7,  A.  1. 

pence  49,  A. 

pen-knife  45.  46. 

pennv  45. 

pens'Pl.  49,  A. 

people  33,A.2.  41,A.l. 

Pharisee  7,  A.  1. 

photograph  21. 

pitch  90,  A.  6. 

pity  33,  A.  2. 

plaid  6. 

pleasure  33,  A.  2. 

pollute  21. 

pony  6. 

poor  33,  A.  2. 

pouch  92,  f. 

pox  67,  a. 

practical  46. 

preach  7,  A.  1. 

prophet7,A.l. 

propose  33,  A.  2. 

puck  70,  a. 

pull  69,  a. 

put  33,  A.  2. 

rather  57,  a. 

rear  60,  c. 

reconcile  21. 

red  41,  A.  2. 

redemptioa  7,  A.  1. 

reeve  68,  a. 

rcligion  7,  A.  1. 

restauration  21. 

resurrection  7,  A.  1. 

retrograde  21. 


Wörterverzeichnis. 


863 


rinit;  66,  a. 

rod  68,  a. 

rode  33,  A.  2. 

Eöntgen  rays  21. 

rood  68,  a. 

rook  68,  a. 

room  16. 

root  33,  A.  2. 

round  41,  A.  2. 

rye  69,  f. 

sallow  57,  p. 

sanctify  21. 

saturday  evening  40,A.l. 

savage  21. 

Saviour  7,A.l. 

I  saw  hiiii  die  39,  A.  3. 

school  90,  g. 

Scripture  7,  A.  1. 

scythe  65,c.  91,g. 

sea  33,  A.  2. 

seod  33,  A.  2. 

shall  83,  A.  1. 

shamrock  6. 

sheaf  61,  a. 

Sheerness  11. 

sheet  61, c. 

sheriff  68,  a. 

ship  33,  A.  2. 

shod  68,  a. 

shore  33,  A.  2. 

shout  33,  A.  2. 

shovel  67,  f.  82,  b. 

shroud  70, a. 

shun  67,  e. 

shy  64,  a. 

sir  33,  A.  2.  35. 

Sit  33,  A.  2. 

skill  11. 

skin  11. 

sky  11. 

slain  91,  f. 

slough  68,  a. 

snecze  64,  a. 

sobriety  21. 

son  25. 

sorrow  41,  A.2. 

southcrn  69,  d. 

sparrow-grass  50. 

spcech  90,  d. 

speed  68, e. 

spirit  16. 

spoon  59,  c. 

spurioiis  21. 

staff,  PI.  staves  102,  A.  2. 

stalwart  57,  A.  13. 


Star  41, A.  2. 
Starboard  64,  a. 
steep  61,  a. 
Stile  65,  a. 
stone    17.  50. 
stoop  70,  a. 
storm  46,  A.  3. 
Strathclyde  6. 
Strathmere  6. 
strenuous  21. 
Stretch  90,  d. 
strong  46,  A.  3. 
stud  68,  a. 
stye  65,  a. 
sugar  33,  A.  1. 
sun  25. 
sup  157,  d. 
sure  33,  A.  2. 
synagogue  7,  A.  1. 
i  tabernacle  7,  A.  1. 
take  11. 

telegraph,  telephone  21. 
temperance  21. 
teniptation  7,  A.  1. 
that  33,  A.l. 
they,  them,  their  11. 
thigh  64,  a. 
thimble  70,  c. 
think  90,  d. 
time  33,  A.  2. 
titmouse  60,  a. 
to  and  fro  11. 
town  16.  33,  A.  2. 
trim  69,  f. 
try  41,  A.  2. 
tube   33,  A.  1. 
tusk  90,  d. 
unilaut  21. 
undervalue  16. 
useless  16. 
value  33,  A.  2. 
vapour  21. 
veldt  21. 
vespers  7, A.  1. 
Tineyard  66,  a. 
vixen  69,  f. 
wanton  91,  e. 
water  33,  A.  1.  50. 
we  42,  A.  5. 
wealthy  46. 
weary  68,  e. 
Wednesday  68,  a. 
weed  64,  a. 
weird  69,  f. 
well  41,  A.l. 


what  33,  A.  1.  50. 

wheel  62,  c. 

whine  66,  a. 

Whiskey  6. 

whistle   65,  a. 

Whitby  11. 

wick  65,  a. 

wield  57,  z- 

wife,  PI.  wives  103,  A. 

Winchester  5. 

winde  w  11. 

wise  49,  A. 

witch  90,  d. 

wolf,   PI.    wolves  82,  b. 

102,  A.  2. 
woman  66,  a. 
wondering  41,  A.  2. 
woo  68,  a.  91,  c. 
Worcester  5. 
werk  16. 
wrote  41,  A.  2. 
wrestle  60,  c. 
wretch  90,  d. 
wright  69,  f. 
write  50. 
wrote  41,  A.  1. 
yard  91,  b. 
vawn  60,  a. 
year  33,  A.  2.  42,  A.  2. 
yearn  65,  k.  91,  b. 
yeast  62,  n.  89, a. 
yell  91,  b. 
vellow  91,  b. 
yes  42.  A.  2. 
yesterday  91,  b. 
yew  66,  a. 
yield  91,  b. 
yolk  91,  b. 
of  yore  59,  g. 
you  42,  A.  2. 
Yule  62,  i.  89,  a. 

Gotisch. 

af  54,  a. 

agljan  91,  f. 

ahs  88,  a. 

ahtau  54,  b. 

ahva54,a.  57, o.  81, A.l. 

ainlif  141. 

ains  54,  d. 

airzeis  88,  a. 

aiw(a)  150,6.;i95,b. 

akrs  54,  a.  73,  k. 

aldrs  73,  k. 


364 


Altenglisch. 


aleina  57,  y. 

aljiiza  57,  z. 

ansts  57,  x.  112. 

arbi  57,  z. 

aukan  .54,  e. 

auso  51,  f,  61,  a.  88,  a. 

badi  57,  y. 

lialjjs  8(3,  e. 

basi  57,  y. 

batiza,  batista  57,  y. 

bauan  16S. 

bau])  54,  f. 

bi  65,  b. 

bidjan  77,  a.  89,  d. 

bitum  54,  o. 

blandan  160. 

biähta  54.  g. 

braidei  60,  c. 

brannjan  57,  v. 

bröj^ar  54,  n. 

bruujö  94.  b. 

daigs  60,  a. 

dailjan  60,  c. 

daursan  88,  a. 

dau].us    61.  a.  114,  A.  2. 

gade]3s  54,  w. 

dius  88,  a. 

döiujan  68,  e. 

diapgbjan  57,  w. 

du  197.6. 

etum  54,  w. 

fadar  54,  a. 

fagrs  73,  k. 

fähan  54,  g.  58,  b.  161. 

fahejjs  57,  o. 

faihs  54.  d. 

faihu  62,  h. 

falj)aii  86,  e. 

fawai  54,  e.  144,  5. 

fidwör  142. 

tijands  65,  n.  89,  c. 

lilhan  62,  m. 

ümf  54,  i.  65,  d.  95,  b. 

fisks  2.  54,  0. 

födjan  68,  e. 

fötus  54,  V. 

fra-itan  158,  b. 

frauja  61,  b. 

frijönds  65,  n.  89,  c. 

fugls  73,  k. 

usgaisjan  60,  c. 

gards  54,  b. 

gasts  54,  b. 

gazds  88,  a. 

gredags  59,  d. 


gul])  86,  e. 

liufjan  81,  a. 

hailag  73,  A.  1. 

baitada  151. 

liaitau  162. 

hai})i  60.  c. 

haldan  160. 

lialja  57,  y.  77,  a.  89,  h. 

hansa  57,  h.  96,  b. 

barjis  57,  y.  89,  e. 

haubi})  61.  a. 

hausjan  61,c.  88,a.  89, d. 

bauzida  72,  d. 

hazjan  77,  a.  88,  a. 

her  54,  x. 

und  hita  144,  4. 

hiabjan  57,  z.  77, a.  89,d. 

92,  g. 
hlaupan  163. 
hlütrs  73,  k. 
hult)s  86,  e. 
hunsl  69,  d. 
Imzd  88,  a. 
hvas  57,  f.  88.  d. 
hvöpan  165. 
iddja  65,n.  89,  c.  192,2. 
is  88,  d. 
jer  59,  g. 
jus  88,  d.  145. 
kalds  85,  a. 
kanDJan57,w. 
kaupön  61,  a. 
kunj)s  69,  d. 
laggis  88,  d. 
lagjau  77,  a. 
galaubjan  61,  c.  89,  d. 
leiJits  66.  b. 
leilivan  83,  A  1. 
lekeis  59. 1.  90,  d. 
letan  167. 
lewjan  59,  i. 
mahteigs  73,  A.l. 
gamaids  60,  c. 
mais  60,  a.  88,  d. 
niaij)ins  78,  k. 
i  Diaiza  60,  a.  88,  a. 
managei  91,  f. 
uiats  57,  y. 
maurgins  67,  g. 
inawilö  57,  bb.  83,  e. 
megs  59,  d. 
I  mekeis  59,  A.  5. 
mel  59,  d. 
nie  na  59,  c. 
I  uieuolis  59,  c. 


niidjis  54,  k. 
I  uiiluks  65.  g. 
;  niis  88.d.  145. 
I  niötjan  68,  c. 
I  niunj)s  69,  d. 
nabts  54,  b. 
naqajjs  83,  A.  1. 

nasjan  88,  a. 

nau|)s  61,  c. 

iiehv  59,  e.  83,  A.l. 

i:emun  59,  c. 

i\e\>\-A  59,  d.  86,  d. 

niubsjan  92,  e. 

niujis  64,  c.  131,  c.  d. 

nu  69,  b. 

qairnus  62, 1. 

qemun  59,  c. 

qens  59,  k. 

rann Jan  57,  v. 

rau]3s  54,  f. 

razda  88,  a. 

razn  88,  a.  94,  b. 

redan  59,  d. 

rinnan  94,  b. 

(ga)sahv  57,  n.  83,  A.  1. 

saian  166. 

saihvan  83,  A.l.     92,  d. 
153. d. 

saiwala  60,  a. 

saiws  60,  c. 

Salt  54,  a. 

satjan  77, a.  84.  a.  89, d. 

?-els  59,  d. 

sel)s  54.  w.  59.  d. 

sibja  77,  a.  81,  a.  89,  h. 

sibun  76,  d. 

siggvan  83,  A.  1. 

silubr  65,  g. 

sinjDS  65,  d. 

skadus  54,  b. 

skaidan  54,  c. 

skapjan  57,  z.  77, a.  80,a. 

skaj)jan  89,  d. 

skauts  61,  c. 

slaban  57,  o. 

slepan  164. 

sleps  59,  d. 

snaiws  60,  a. 

snutrs  77,  c. 

sökjan  68,  e. 

sunus  54,  q. 

swa  57,  f.  150,  9. 

swaloiks  150,  12. 

swinj)s  65,  d. 

taikns  73,  k. 


Wörteivorzeichüis. 


365 


{rateihan  54, 1. 

tcwa  59.  a. 

twalif  57,  y.  71,  d.   Ul. 

tweihnai  üG,b. 92,0.144,1. 

]iaggkjan  57,  w. 

jialita  bi,  g. 

l)ai  60,  a. 

jjanjaa  77,  a. 

l)arf,  })aurl)um  76,  d. 

Jiaursus  88,  a. 

l)liuhan  86,  c. 

hös  88,  d. 

Idu  69,  b. 

Iniggkjan,  l)ühta  54,  t. 

Inis  88,  d. 

Jjüsundi  141. 

|)wahl  92,  e. 

ubizAva  67,  g. 

ülitwo  70,  a. 

und  hita  144,  4. 

US-  57,  f. 

wai  60,  a. 

wairsiza65,m. 

vvait  54,  d. 

waurkjan  69,  f.  89,  d. 

weihs  66,  b. 

wcia  54,  y. 

wcina-basi  88,  a. 

weis  88,  d.  145. 

Avens  59,  k. 

Avepna  PJ.  73,  k. 

widuwö'!.54,  0.  65, 1. 

wikö  65, 1. 

wilja  89,  d.  93,  d. 

wii  j)eis  86,  e. 

wintrus  73,  k. 

wituni  54,  0. 

wöpjan  68,  e.*165,  b. 

wull)us  86,  e. 

Altnordisch. 

bajjask  151. 
beit  60,  a. 
buask  151. 
büinn  11. 
bylgja  11. 
byr  11. 
deyja  11. 
cinn  54,  d. 
felagi  11. 
fimbul  65,  d. 
fiskr  2. 
frä  11. 
giva  90,  b. 


illr  11. 

jökull  90,  c. 

kalla,  kasta  11. 

iiiüs  54,  z. 

salt  54,  a. 

.<ik  151. 

skil,  skinn,  sky    11. 

taka  11. 

ropt  11. 

[)eir,  Jjcira,  l)ciiii  11. 

[lorp  11. 

Iweiti  11. 

viüdauga  11. 

Altsächsisch. 

adali  57, 1. 

alito  54,  b. 

akkar  54,  a. 

brähta  54,  g. 

burgisli  93,  b. 

däd  54,  w. 

diuri  64,  c. 

cggia  57,  y.  77,  a.  91,  d. 

fadar  54,  a. 

lisk  2. 

förjan  68,  c. 

freinmif.n  77,  a. 

ga<t  54,  b. 

grädag  59,  d. 

gröiii  68,  e. 

lielag  73,  A.  1. 

liellia  77,  a. 

her  54,  x. 

hross  94,  b. 

hwat  54,  b. 

liwö  68,  c. 

kö  68,  c. 

küdian  68,  g. 

lehni  92,  e. 

liudi  54,  n. 

luahtig  73,  A.  1. 

mäki  59,  A.  5.  90,  d. 

mal  59,  d. 

megin  57,  k.  91,  f. 

morgan  91,  e. 

näh  59,  e. 

naht  54,  b. 

öra  54,  e. 

rädisU  93,  b. 

säd  54,  w. 

San  59,  c. 

settian  84,  a. 

sibbia  77,  a. 

skeppian  77,  a.  80,  a. 


tcllian  77,  a. 
tliat  54,  b. 
(gi)tnuwi  64,  c. 
üst  69,  g. 
wäh  58,  a. 
wäpan  59,  d. 
Willis  89,  d. 
win  54,  y. 
wörig  68,  c. 
wöstinnja  68,  e. 
wrekkio  57.  v. 

Althochdeutsch. 

accliar  54,  a. 
achus  57, 1. 
ahsala  57,  n. 
ahto  54,  b. 
ähta  58,  a. 
amsala  57,  h.  95,  b. 
apphul  77,  b. 
armida  57,  z. 
azurn  54,  w. 
hiquämi  59,  k. 
blättara  59,  d. 
brädam  5i>,  d. 
biähta  54,  g. 
bröma  59,  k. 
daz  54,  b. 
dihsala  54,  s. 
dolen  174,  a. 
cba-hewi  92,  b. 
ciskön  60,  a. 
eit  54,  c. 
claho  62,  k. 
fahs  57,  n. 
fater  54,  a. 
gitehida  60,  c. 
feigi  60,  c. 
feim  60,  a. 
feizit  60,  c. 
flhala  66,  c.  92,  d. 
iisk  2. 

folgen  174,  a. 
funs  69,  d. 
gans*57,  h. 
gast  54,  b. 
gundia  69,  d. 
haben  174, a. 
hansa  57,  a.  96,  b. 
haso  76,  d. 
hazzen  174,  a. 
hiar  54,  x. 
hirti  65,  k. 
i  hwaz  54,  b. 


366 


Altenglisch. 


iha  6(3,  b. 

irri  65,  k. 

järaar  59,  h. 

käsi  59,  m. 

kleini  60,  c. 

kundida  69,  g. 

kuoni  68,  e. 

lähhi  59, 1.  90,  d. 

liehen  174,  a. 

lind  65,  d. 

magatin  57,1, 

makön  57;  c. 

niäno,  niänöd  59,  e. 

giniäzi  59,  1. 

uielchan  62,  k. 

mir  145. 

morgan  91,  e. 

müs  54,  z. 

näh,  Däh-gibür  59,  c. 

naht  54,  b. 

nätara  59,  d. 

neman  62,  d. 

niuwi  64,  c. 

obasa  67,  g. 

öra  54,  e. 

reho  60,  b. 

reit  60,  a. 

rind  65,  d. 

riuwa  64,  a. 

sahs  57,  n. 

salz  54,  a. 

samftö  57,  h.  95,  b- 

San  59,  c. 

sät  54,  w. 

scüfala  82,  b. 

sibun  76,  d. 

gisindi  96,  a. 

gisindo  65,  d. 

skato  54,  b. 

sleha  60,  b. 

sorgen  174,  a. 

stahal  92,  e. 

steinin  60,  c. 

SU  eh  vir  62,  i. 

swindi  65,  d. 

tat  54, ;w. 

triuwa  64,  a. 

tunst  69,  d. 

iDnbi  69,  f. 

unst569,  g. 

urheiz  92,  b. 

ütar  54, z. 

wän  59,  k. 

wät  59,  d. 

wen  54,  y. 


wir  145. 
wirdi  65,  m. 
witu  65, 1. 
wonen  174,  a. 
zahar  .57,  o. 
zähl  58,  a. 
gizämi  59,  k. 
zand  57,  h. 
zeha  60,  b. 
zihan  54,  1. 
zun  54,  z. 

Neuhochdeutsch. 

ach  42,  a. 
alt  40,  A.  1. 
auch  42,  a. 
blind  46,  A.  1.  3. 
darob  40,  A.  1. 
daheim  39,  A.  3. 
doch  42, a. 
edel  40,  A.  1. 
ernst  46,  A.  1.  3. 
für  38,  A.  1. 
Gabe  46. 
gab  er  46. 
Gatte  46. 
haben  46. 
halten  46. 
Hammer  46. 
Hand  39,  A.  2. 
handelt  46. 
Haus  39,  A.  2. 
herein  40,  A.  1.  46. 
Hiatus  40,  A.  1. 
ich  40,  A.  1.  42,  b. 
ob  40,  A.  1. 
Oktober  46. 
Postamt  40,  A.l. 
Platz  46,  A.  3. 
Pracht  46,  A.  1. 
pst  46. 
recht  42,  b. 
Regen  42,  b. 
sagen  42,  a.  46. 
Schmelz  46,  A.  1. 
siegen  42,  b. 
Stadttor  46. 
Stern  46,  A.  1. 
streng  46,  A.  1.  3. 
Sturm  46,  A.  3. 
suchen  46. 
Sundgau  69,  d. 
Theater  40,  A.  1. 
und  40,  A.  1. 


Verein  40,  A.  1.  46. 
vor  33,  A.  1. 
Wagen  42,  a. 
warum  40,  A. 
Wortart  40,  A.l. 


aber  6. 
assan  57,  h. 
car,  caer  6. 
craidbal  57,  a. 
dun  6. 

-dünum  57,  z. 
inver  6. 
kil  6. 
llan  6. 
matog  57,  b. 
strath  6. 

Lateinisch. 

a,  ab  54,  a.  197,  3. 
abbatem  84,  A.  1. 
aedes  54,  c.  60,  a. 
ager  54,  a,  76,  f. 
alias  57,  y. 
aliquid  150,  6. 
alteruter  150,  6. 
ambo  68,  c  142. 
anachoreta  57,  A.  5. 
anser  76,  e. 
apostolus  57, A.  4. 
aqua    54,  a.  57,  o.  92,  h- 
archiepiscopus  57,  A- 17. 
augeo  54,  e. 
Augustodunum  54,  z. 
auris  54,  e. 
balteus  57,  y. 
beta  63,  A.  2.  84,  A.  1. 
bini  144,  1. 
Britanni  4. 
Britannia  4. 
butyrum  7.  69,  a. 
buxus  67,  a. 
caedo  54,  c. 
Caesar  60,  a. 
calendae  57,  A.  4. 
candela  7.  109,  b. 
camisia  .57,  w. 
campio  57,  w. 
campus  57,  g. 
cannabis  57, 1. 
Cantium  57,  w.  90,  A.  1. 
captus  76  c 


Wörterverzeichnis . 


367 


capnt  76,  a.  126- 

caseus  7.  59,  m.  90,  A.  2. 

castra  5.  73,  k. 

catillus  57,  z. 

centum  54,  q.  76,  a.  141. 

cerasum  7. 

cerasus  62,  n. 

Clara  193. 

cognosco  76,  f. 

coUis  76,  g. 

coquina   7.    69,  f.  90,  A. 

1.5. 
coquus  67,  A.  1. 
cor,  cordis  76,  a. 
coram  198. 
credo  85,  A.  1. 
crispus  65,  a. 
Cucurbita  81,  A.  2. 
culina  69,  f. 
cuminum  69,  f. 
cuppa  80,  a. 
curtillus  90,  A.  1. 
dens,  dentis  57,  h.  76,  f. 
diabolus  65,  n. 
discus  65,  a. 
draco  85,  A.  1. 
duo  76,  f.  142. 
duodetriginta  142. 
ea  145;  earum  146. 
edere  54,  h.  76,  f. 
edimus  54,  w. 
ego  76,  f.  145. 
eius  146. 

eleemosyna  57,  A.  13. 
eorum  146. 
episcopus  65,  a.  67,  f. 
equus  63,  h. 
excurtus  67,  f. 
fagup  54,  u.  68,0.  90,  c. 
fero,  ferre  54,  h.  76,  e-  g. 
fidiraus  54,  o. 
fio  192,1. 
flos  54,  V. 
frater    54,  u.     73,  A.  4. 

76,  a.  d.  e. 
gemma  62,  A.  3. 
genus  76,  f. 
homo  76,  e.  g. 
hora  nona  7.  68,  a. 
hortus   54,  b.   67,  a.  76, 

e.  84,  b. 
hostis  54,  b.  76,  b.  e. 
id  145 ;  idem  144,  5. 
in  197,1. 
ire  192,  2. 


is  195. 

istud  54,  b.  145. 

jugum     54,  r.     76,  f.  g. 

90,  c. 
labiura  76,  f. 
latinus''84,  A.  1. 
laurus  61,  A.  2. 
linquo  141. 
longus  76,  g.  91,  c. 
Lugdunum  54,  z. 
niagister  7.  57,  A.  4. 
mater  54,  u.  76,  d.  g. 
medius  .54,  k.  77,'a.  85, 

a.  131,  a. 
meniini  191. 
mentha  62,  A.  3. 
milia  passuum  7.  66,  a. 
missa  7. 
molina  69,  f. 
monachus  7.  67,  e. 
monasterium  69,  f. 
raoneta  69,  f. 
mus  54,  z. 
neuter  150,  6. 
nidus  54,  p. 
nihil  150,6. 
hora  nona  7.  68,  a. 
nonna  7. 

novem  76,  g.  142. 
novi  191. 

nox,  noctis  54,  b.  76,  c.g. 
nullus  150,  5. 
octo  54,  b.  76,  c.  142. 
odi  191. 
offerre  82,  a. 
oleum  67,  g. 
ovis  57,  bb. 
paganus  60,  c. 
palatiura  57,  A.  1. 
papa  59,  a. 
pater    54,  a.    57,  k.    73, 

A.  4.  76,  a.  d. 
pauci  54,  e. 
pavo  59,  b. 

pecus   76,  a.   62,  h.  116. 
pellis  54,  h.  76,  a. 
pensare  96,  A.  1. 
perperam  193. 
pes  76,  a. 
piper  7. 
pirum  7.  76,  a. 
piscis  2.  54,0.  76,  a.  l. 
pisum  7. 
pix  7. 
poena  63,  A.  2.  60,  a. 


pondo  7.  69,  a.  76,  a. 
portus  67,  a. 
prae  197,9. 
praepositus  64,  a. 
presbyter  7.  64,  a. 
pro  197,8. 
prunea  70,  c. 
prunum  7. 
prunus  70,  a. 
pulvinus  69,  f.  83,  g. 
puteus  69,  f.  104,  b. 
qualiscunque  150,  9. 
quartus  143. 
quaterni  144, 1. 
quatuor  142. 
-que  150, 10. 
quicunque  150,  9. 
quinque  142. 
quiütus  143. 
quis   57,  f.   76,  a.   88,  d. 

148, 1. 
quisque  150,  10. 
quod  54,  b.  76,  a.  145. 
quodcunque  150, 9. 
quorainus  199,  b,  5. 
regula  7. 
rufus  54,  f.  76,  g. 
Saccus  57,  b. 
sacerdos  57,  A.  4. 
sal  54,  a. 

Saturni  dies  57, 1.  96,  c 
scabere  76,  b. 
schola  7.  67,  A.  1. 
scribere  156,  a. 
sedeo  76,  g.  77,  a. 
semen  54,  w. 
Septem  76,  d.  g.  142. 
seta  63,  A.  2.  84,  A.  1. 
sex  54,  h.  76,  g.  142. 
sextus  76,  b. 
singuli  144,  1. 
spuere  76,  b. 
(via)  strata  7.  59,  d. 
struthio  70,  c 
suinus  54,  y. 
tabula  81,  A.  2. 
Tamesis  57,  w- 
tegula  65,  c 
templum  73;  k. 
tonuis  76,  a. 
terni  144, 1. 
tcrtius  143. 
tres  76,  a. 
tu  76,  a. 
über  54,  z. 


368 


Altenglisch. 


ubique  150,10. 
iillus  löO,  5. 
uncia  69,  f.  90,  A.  5. 
unda  69,  g. 
nndetriginta  142. 
unus  51,  d.  142. 
uter  149,2. 
utercunque  150,  9. 
uterque  150, 10. 
vannus  82,  A.  1. 
velim  192,4. 
venio  76,  f. 
ventus  76,  g. 
versus  82,  A.  1. 
via  strata  7.  59,  d. 
Video  76,  f. 
vidua  54,  o.  65, 1. 
vinum  7.  54,  y. 
vir  54,  p.  62,  a.  76,  g. 

Altfranzösisch. 

preosts  64,  a. 
proud  16. 

Neufranzösisch. 

an,  en  36. 

haine,  hais  39,  A.  2. 

lä  haut  39,  A.  2. 

ici  33,A.  1. 

on  36. 

roi  37. 

si  33,  A.  1. 

un  36. 

vin  36. 

Griechisch. 

äyyeÄog  7. 

äyQÖQ  54,  a.  73,  k.  76,  f. 

90,  c 
aXd'cü  54,  c  76,  a. 
a/lj  54,  a. 
d^tqpi  197,  15. 
äf-tcpo)  68,  c. 
äva  197,2. 
ävdyyit]  58,  a. 
änd  54,  a.  197,  3. 
ßacvoj  76,  f. 
ßacTij  76,  f.  80,  a. 
ßuatA^cog  40,  A.  1. 


BgeiTUVoi  4. 
yevog  76,  f. 
yiyvMamo  76,  f. 
yö^iKpog  76,  e. 
yövv  76,  f. 
yvvri  59,  k. 
6äY,Qv"hl,o.  94,  a.  114, 

A.  2. 
Seinvvfii  54, 1. 
öena  76,  f. 
öexdg  142. 
didßoÄog  7. 
dvo  76,  f. 
iyoj  76,  f.  1 45. 
i^ofiat  77,  a- 
sliii,      el,     e\aL   60,  a. 

192,  2. 
ky,aT6v  76,  a- 
i>iy.Äf]<Tia  7. 
iÄeijfioavvt^  7. 
iÄv&rjv  76,  c 
ifteye  145- 
^v  197,1. 
kvvsa  142. 
S'i  54,  h.  142. 
iTil  197,5. 
ijtiaKOTiog  7. 
i:iTä  76,  d.  142. 
sQyov  76,  f.  90,  c 

f;  147, 1. 

f^Svg  ^     rjöicov,      i/Sicnog 

136. 
^vyöv  76,  f. 
d-ed  etc.  52,  A.  2. 
&vydT>]Q  54,  r.   76,  c 
■&vQa  76,  c. 
■&wfiög  54,  V. 
i'aitev  54,  o. 
ndwaßig  76,  f. 
naQÖia  76,  a. 
üÄVTÖg  76,  a. 
x()aTy^  134. 
>£i;()ta>{*/  17.  65,  a. 
>?£mw  52,  A.  2.  141. 
fieyaÄo-  73,  A.  4. 
[led'v  76,  c 
l^^'l^riQ     54,  u.     73,  A.  4. 

76,  d. 
^vg  54,  z. 
veavlag  40,  A.  1. 
vy^,  vvnTÖg  76,  c. 
5  147,  1. 


d^Oüj,   oööviog  76,  f. 
o?da  54,  d.  76,  f.  191. 
dstrcü  54,  b.  76,  c.'^142. 
TtttQu  197,  9. 
naxi]Q    54,  a.    57,  k.    73, 

A.  4.  76,  d. 
ne^iTCTÖg  76,  c. 
Tievte  54,  i.  1-12. 
Tiev&ofiai  54,  ni- 
TiÄoiiög  54,  V. 
noiEio  40,  A.  1. 
7ioLy,iÄog  54,  d. 
noiuivL  D-  Sg.  54,  AI. 
TtoÄv  144,  5. 
--To're^jog   54,  A.  1.    57.  k 

149,  2. 
Tiovg^    PI.    TiöSe;   54,  v. 

A.  1.  76,  a. 
Trpo  197,8. 
OKÖzog  54,  b. 
ateiyoi  54, 1.  76,  b.  e. 
r»;?  i47, 1. 
Ti'&rjfii.^    Tid')]g   etc.    54. 

w.  169.  176.  193,  3. 
Tö  54,  b.  147,1. 
Tov  147, 1. 
TQEig  76,  a. 
i-dw^  73,  A.  4. 
V7TSQ  73.  a. 
(pEQO)^  (peQEig  etc.  54,  h. 

A.  1.  76,  e.  176. 
(fnÄla  40,  A.  1. 
(polvL^  82,  A.  1, 

(pQäziOQ    54,^1. 

XW  76,  e. 
;fd()i:os  76,  e. 


Gzechisch. 


smrt  46. 


Polnisch. 


bosy  88,  a. 
gosc  54,  b. 
motyka  57,  b. 
mözg  76,  g. 
osm  54,  b. 
pana  45. 
panna  45. 
slaby  76,  f, 
tysiac  141. 


PE 
1101 
K35 
1906 

T.1 


Kaluza,  Max 

Historische  Grammatik 
der  englischen  Sprache 
2,  verb,  und  verm  Aufl, 


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