KaJuza
Historische Grammatik
der engl fschen Sprache
Kaluza
Historische Grammatik der
englischen Sprache I
Historische Grammatik
der
englischen Sprache
Dr. MAX KALUZA
Professor an der Universität Königsberg
Erster Teil
Zweite, verbesserte und vermehrte Auflage
Berliii-Schöiieberg
Verlag von Emil Felber
J906
Historische Grammatik
der
englischen Sprache
Dr. MAX KALUZA
Professor an der Universität Königsberg
Erster Teil:
Geschichte der englischen Sprache
Grimdzüge der Phonetik
Laut- und Formenlehre des Altenglischen
Zweite, verbesserte und vermehrte Auflage
Berliii-Schöneberg
Verlag von Emil Felber
1906
i!0!
Alle Rechte, insbesondere das der
"Üebersetzung und der Herstellung eines Auszuges.
bleiben vorbehalten.
^06
Thüringer Verlags- Druckerei Jena-Ziegenhain
Gretscher & Schauroth.
Dem Andenken
von
Eugen Kölbing
und
Eduard Koschwitz.
Aus dem Vorwort zur ersten Auflage.
„Zweck des vorliegenden Buches ist es, den Studierenden
und Lehrern oder Lehrerinnen des Englischen dasjenige
Material zu bieten, welches sie in den Stand setzt, einen
leichteren alt- oder mittelenglischen Text zu verstehen, die
geschichtliche Entwickelung der englischen Sprache von den
ältesten Zeiten an bis zur Gegenwart klar zu überschauen,
die neuengiischen Laute und Formen auf ihre älteste Grund-
lage zurückzuführen und die Abweichungen der modernen
englischen Aussprache von ihrer schriftlichen Darstellung
zu erklären."
Vorwort zur zweiten Auflage.
Der in dem Vorwort zur ersten Auflage ausgesprochene
Zweck des vorliegenden Buches ist auch bei Ausarbeitung
der zweiten Auflage maßgebend geblieben. Es ist daher in
dem Umfange des Dargebotenen eine wesentliche Aenderung
nicht eingetreten. Insbesondere habe ich mich nicht davon
überzeugen können, daß es für den angegebenen Zweck
wünschenswert wäre, die übrigen altenglischen Dialekte
ebenso eingehend zu behandeln wie den westsächsischen oder
aber in der neuenglischen Zeit die Zeugnisse der älteren
Grammatiker und die Ausgestaltung der modernen Dialekte
ausgiebig zu berücksichtigen. Alle diese Einzelheiten haben
VIII
zwar für den zukünftigen Privatdozenten, aber nicht für den
zukünftigen Oberlehrer, der doch nur die Entwickelung des
Englischen in großen Zügen überblicken soll, Wert und
Interesse.
Auch darin, daß das vorliegende Buch wenig neue eigene
Forschung enthält, kann ich einen Nachteil für die Benutzer
desselben nicht erblicken. Ich halte es schon für verdienst-
lich, wenn ich die gesicherten Resultate der bisherigen
Forschung in möglichst klarer und verständlicher Form
anderen zugänglich mache und ihnen dadurch die Mühe und
Arbeit, die ich selbst auf die Durcharbeitung des reichen und
verwickelten Materials verwendet habe, erspare. Wichtiger
ist es, daß das, was in diesem Buche enthalten ist, auch
korrekt und zuverlässig sei. Ich habe darum alle Einzelheiten
nochmals genau nachgeprüft und ich bin den Fachgenossen,
die mir durch eine sorgfältige Durchsicht und Besprechung
der ersten Auflage meine Arbeit erleichtert haben, insbeson-
dere den Herren V. Henry, Holt hausen, Luick, Po-
gat scher und Swaen zu großem Danke verpflichtet. Ich
habe mich bemüht, die von ihnen entdeckten und manche
andere Mängel nach Kräften zu bessern; freilich konnte ich
meinen Kritikern nicht in allen Einzelheiten beistimmen.
Daß ich auch die seit Erscheinen der ersten Auflage
veröffentlichten Arbeiten, also für den altenglischen Teil
insbesondere Sokolls Lehrbuch der altenglischen Sprache und
Bülb rings Altenglisches Elementarbuch, gewissenhaft be-
nutzt habe, ist selbstverständlich. Sehr bedauerlich ist es,
daß Morsbachs Mittelenglische Grammatik noch immer
nicht weiter gediehen ist und daß Luick die seit Jahren
von ihm geplante historische Grammatik noch nicht ver-
öffentlicht hat. Die Schwierigkeiten, die sich einer alle
Einzelheiten berücksichtigenden Darstellung der englischen
Sprachentwicklung entgegenstellen, sind eben vor der Hand
noch zu groß. Darum habe ich mir von vornherein ein be-
scheideneres Ziel gesteckt und mich auch jetzt auf das
Allernotwendigste beschränkt. Die Tatsachen selbst wollte
ich möglichst korrekt darstellen, mit der Erläuterung von
IX
Lautübergängen und Formenentwicklungen bin ich aber noch
zurückhaltender gewesen als in der ersten Auflage. Den
Fachgenossen bleibt es überlassen, in ihren Vorlesungen
die feinere Durcharbeitung des Stoffes vorzunehmen ; ich bin
zufrieden, wenn ihnen dabei meine Beispielsamralungen gute
Dienste leisten.
Die Beispiele selbst habe ich gegenüber der ersten Auf-
lage noch etwas vermehrt, habe aber durch eine Aufteilung
der längeren Paragraphen in kürzere Abschnitte die von
manchen gerügte Wiederholung derselben Regeln vermieden
und zugleich dadurch etwas Raum gewonnen. Bei den Ueber-
sichten (§ 55. 56. 75 etc.) habe ich, um das Verständnis zu
erleichtern, Merkworte eingefügt. Namentlich aber hoffe icli
durch das beigegebene Wörterverzeichnis die Brauchbarkeit
des Buches als Nachschlagebuch wesentlich erhöht zu haben.
In der den einzelnen Abschnitten und Paragraphen voran-
geschickten Bibliographie habe ich nicht nach Vollständigkeit
gestrebt, sondern im wesentlichen diejenigen Bücher oder Auf-
sätze verzeichnet, die ich selbst zu Rate gezogen habe und
bei denen auch meine Leser weitere Auskunft finden können.
Während der Ausarbeitung und des Druckes der ersten
Auflage dieser Grammatik starb mein hocli verehrter Lehrer
Eugen Kölbing (9. August 1899), während der Vor-
bereitung der zweiten Auflage mein lieber Kollege und Lands-
mann Eduard Koschwitz (14. Mai 1904). Ersterem ge-
bührt ein wesentlicher Anteil an dem Zustandekommen des
ganzen Werkes; von letzterem habe ich reiche Anregung für
den phonetischen Teil erfahren und weitere Förderung
für die Behandlung der romanischen Bestandteile des Eng-
lischen erhofft. Ihr allzufrüher Tod hat mich lieber Freunde
und Ratgeber beraubt. Ihrem Andenken sei das Buch ge-
widmet.
Königsberg, den 7. Oktober 1905.
Max Kalaza.
Inhalts -Verzeichnis.
Erster Abschnitt : (»eschichte der englischen {Sprache
Paragraph ^"5 ^* Seite
1. Einteilung der indogermanischen Sprachen 2
2. Einteilung der germanischen Sprachen 3
3. Englische Sprache 5
4. Ureinwohner der hritischen Inseln • 6
5. Römerherrschaft in Britannien 7
6. Einfluß des Keltischen auf das Englische 9
7. Einfluß des Lateinischen auf das Englische 9
8. Verteilung Englands unter die Angeln, Sachsen und Juten.
Dialekte des Altenglischen 11
9. Hegemonie von Wessex. Westsächsische Schriftsprache . . . 12
10. Einfälle der Dänen und Dänenherrschaft in England 13
11. Einfluß des Altnordischen auf das Altenglische 13
12. Eduard der Bekenner und die normannische Eroberung .... 15
13. Herrschaft der normannischfranzösischen Sprache in England
(Anglonormannisch) 15
14. Sieg des Englischen über das Anglonormannisch e. Verschmelzung
beider Sprachen 17
15. Aussterben der französischen Sprache in England 19
16. Einfluß des Anglonormannischen auf das Englische 21
17. Charakteristik des Mittelenglischen. Mittelenglische Dialekte . 25
18. Entwickelung einer englischen Schriftsprache im 15, Jahrhundert.
Einführung der Buchdruckerkunst in England (1476) 28
19. Entwickelung der schottischen Schriftsprache 31
20. Die neuenglische Zeit. Neuenglische Orthographie 32
21. Umgestaltung und Vermehrung des Wortschatzes in der neu-
englischen Zeit 33
22. Herrschaft der Londoner Sprache. Niedergang der anderen
Dialekte 35
XI
Paragraph Seite
23. Einteilung der neuenglischen Dialekte 36
24. Sprachgebiet des Englischen 38
25. Einteilung der englischen Sprachgeschichte 40
26. Begriff und Aufgabe der historischen Grammatik des Englischen 43
27. Quellen und Hilfsmittel der historischen Grammatik der eng-
lischen Sprache 46
Zweiter Abschnitt: Gruiidzüge der Phonetik (§ 28—50).
28. Aufgabe der Lautphysiologie und der Phonetik 49
29. Der menschliche Sprachorganismns 50
30. Der Kehlkopf 50
31. Rachen-, Mund- und Nascnrauui 52
32. Indifferenzlage der Sprachwerkzeuge (Artikulationsbasis) .... 53
33. LautbezeichnuDg 54
34. Einteilung der Sprachlaute: Vokale und Konsonanten 58
35. Reine Mundvokale (orale Vokale) 59
36. Nasalierte Vokale (Nasalvokale) 63
37. Diphthonge 64
38. Bildung und Einteilung der Konsonanten 65
39. Stimmlose Laute mit Mundöffnung (Kehlkopflaute): a) Der Hauch-
laut h (Kehlkopfreibelaut) 68
40. b) Der Kehlkopfverschlußlaut 69
41. Laute mit Mundenge: a) Die Liquiden 1, r . . . 70
42. b) Die Reibelaute (Spiranten) im engeren Sinne 72
43. Laute mit Mundverschluß (Verschlußlaute): a) Verschlußlaute ohne
Nasenresonanz (reine Verschlußlaute, Mundverschlußlaute) ... 75
44. b) Verschlußlaute mit Nasenresonanz (Nasalkonsonantenj .... 76
45. Verbindung mehrerer Konsonanten. Stellungslaute und Gleitlaute 77
46. Satz, Sprechtakt, Silbe 78
47. Betonung 80
48. Satz-, Wort- und Silben-Akzent 81
49. Quantität 82
50. Lautwandel 83
Dritter Abschnitt: Altenglisch (§ 51—200).
51. Die altcnglische Schrift 93
52. Indogermanische und urgermanische Betonun^-^ 99
53. Altenglische Betonung 102
Vokalismus (§ 54—75).
Indogerm. und urgerm. Vokale (§ 54—55).
54. Indogermanischer Vokalbestand und dessen Weiterentwickelung
zum Urgcrmanisclien 107
XII
Pai'agrapli Seite
55. Uebersicht über dea urgermanischen Yokalbestand und dessen
indogermanische Entsprechungen 111
Altenglische Vokale (§ 56—75)
a) Vokale der Stammsilben (§ 56—71).
56. Uebersicht über die Veränderungen der urgermanischen Vokale
im Altenglischen 112
57. Urgerm. a im Altenglischen 118
58. Urgerm. ä im Altenglischen 125
59. Westgerm, ä aus urgerm. « im Altenglischen .... • . . . 125
60. Urgerm. ai im Altenglischen 127
61. Urgerm. an im Altenglischen 129
62. Urgerm. e im Altenglisclien 129
63. Urgerm. e im Altenglischen 133
64. Urgerm. eu, wg. ei(^ tu im Altenglischen 133
65. Urgerm. i im Altenglischen 134
66. Urgerm. l, i im Altenglischen 137
67. Urgerm. o im Altenglischen 138
68. Urgerm. ö im Altenglischen 140
69. Urgerm. u im Altenglischen 141
70. Urgerm. ü, n im Altenglischen 143
71. Die Stammvokale der schwächer betonten Glieder von Zusammen-
setzungen 144
b) Vokale der Mittel- und Endsilben (§ 72—73).
72. Vokale der Mittelsilben 145
73. Vokale der Endsilben (Auslautgesetze) 147
74. Dialektische Verschiedenheiten des Altenglischen auf dem
Gebiete der Vokale : 151
75. Uebersicht über die altenglischen Vokale und ihre urgerma-
nischen Entsprechungen 156
Konsonantismus (§ 76—100).
Indogerm. und urgerm. Konsonanten (§ 76—77).
76. Indogermanischer Konsonantenbestand und seine Weiterent-
vpickelung zum Urgermanischen (Lautverschiebung) 159
77. Westgermanische Konsonantendehnung 164
78. Urgermanischer Konsonantenbestand nebst dessen indogerma-
nischen Entsprechungen 165
Altenglische Konsonanten (§ 78—100).
79. Uebersicht über die Weiterentwickelung der urgermanischen
Konsonanten im Altenglischen 167
XLII
Paragraph Seite
Labiale (§ 80—83).
80. Urgerm. p im Altenglischen 170
81. Urgerm. d, b im Altenglischen 171
82. Urgerm. / im Altenglischen 172
83. Urgerm. w im Altenglischen 172
Dentale (§ 84-88).
84. Urgerm. t im Altenglischen 174
85. Urgerm. et, d im Altenglischeu 175
86. Urgerm. p im Altenglischen 176
87. Urgerm. s im Altenglischen 177
88. Urgerm. z im Altenglischen 177
Palatale (§ 89).
89. Urgerm. j im Altenglischen 178
Gutturale (§ 90-92).
90. Urgerm. k im Altenglischen 180
91. Urgerm. 7, y im Altenglischen 182.
92. Urgerm. % im Altenglischen 185
Liquide (§ 93-94).
93. Urgerm. l im Altenglischen 187
94. Urgerm. r im Altenglischen 187
Nasale (§ 95-97).
95. Urgerm. m im Altenglischen 188
96. Urgerm. n im Altenglischen 188
97. Urgerm. ^ im Altenglischen 190
98. Konsonantische Auslautgesetzc 190
99. Dialektische Verschiedenheiten der altenglischen Konsonanten 191
100. Uebersicht über den altenglischen Konsonantenbestand und
dessen urgermanische Entsprechungen 192
Deklination der Substantiva (§ 101—128).
101. Die germanische Substantivdeklination 194
A. Vokalische Stämme (starke Deklination) (§ 102—116).
102. Die rt-Stämrae. 1) Reine «-Stämme: a) Maskulina 197
103. b) Neutra 200
104. 2) Die ja-Stämme: a) Maskulina 202
105. b) Neutra 203
106. 3) Die t^a-Stämme: a) Maskulina . . . . 205
107. b) Neutra 206
XIV
Paragraph Seite
108. Die ö-Stämme. 1) Reine ö-Stämme (Feminina) . 207
109. 2) Die jö-Stänime (Feminina) 209
110. 3) Die ?rö-Stämme (Feminina) 210
111. Die /-Stämme: a) Maskulina 211
112. b) Feminina 213
113. c) Neutra 214
114. Die «-Stämme: a) Maskulina 215
115. b) Feminina 216
116. c) Neutra 216
B. Konsonantische Stämme (§ 117—127).
117. Die «-Stämme (schwache Deklination): a) Maskulina auf -an 217
118. Feminina auf 5n- 218
119. Feminina auf in- 219
120. Neutra auf -ön 220
121. Die r-Stämme (Verwandtschaftsnamen) 220
122. Einsilbige kons. Stämme (Wurzelstämme): a) Maskulina ... 221
123. b) Feminina 222
124. c) Neutra 228
125. Die «r?-Stämme 223
126. Die j>-Stämme 224
127. Die s-Stämme (Neutra) 224
128. Paradigmen der altenglischen Substantivdekliuatiun 225
Deklination der Adjektiva (§ 129—135).
129. Die germanische Adjektivdeklination . 229
130. Starke Deklination der reinen «-, ö-Stämme 230
131. Starke Deklination der ja-, jö-Stämme 235
132. Starke Deklination der ira-, wö-St&rame 237
133. Starke Deklination der /-Stämme •• 238
134. Starke Deklination der «-Stämme 239
135. Schwache Adjektivdeklination 240
Komparation der Adjektiva (§ 136 — 140).
136. Germanische Komparation 243
137. Regelmäßige Steigerung der akenglischen Adjektiva auf urg.
*-iza>i-, *-ista- 243
138. Regelmäßige Steigerung der altenglischen Adjektiva auf urg.
*-5zap-, *-östa- 244
139. Komparative und Superlative von anderem Stamme als derl'ositiv 245
140. Superlative auf urg. *-nma, *-iimista 246
Zahlwörter (§ 141—144).
141. Die germanischen Zahlwörter 247
142. Die Grundzahlwörter im Altenglischen 248
XV
Paragraph Seite
143. Die Ordnungszahlwörter im Altenglischen 251
144. Andere Zahlwörter 253
Pronomina (§ 145-150).
145. Personalpronomina 254
146. Possessivpronomina 256
147. Demonstrativpronomina 257
148. Eelativpronomina 259
149. Interrogativpronomina 259
150. Pronomina indefinita 260
Das altenglisclie Verbum (i^ 151—192).
A. Tempusbildung (§ 151—175).
151. Das germanische Verbum 262
Die starken Verba des Altenglischen (§ 152—168).
Ablautende Verba (§ 152—158).
152. Bildung des Ablauts. Einteilung der ablautenden Verba . . ■ 266
158. I. Klasse der starken (ablautenden) Verba 269
154. II. Klasse der starken (ablautenden) Verba 270
155. III. Klasse der starken (ablautenden) Verba 271
156. IV. Klasse der starken (ablautenden) Verba 272
157. V. Klasse der starken (ablautenden) Verba 273
158. VI. Klasse der starken (ablautenden) Verba . . ■. 274
Reduplizierende Verba (§ 152—168).
159. Tempusbildung und Einteilung der reduplizierenden Verba . - 276
160. VII. Klasse der starken (I. der reduplizierenden) Verba ■ ■ ■ 277
161. VIII. Klasse der starken (II. der reduplizierenden) Verba . . 278
162. IX. Klasse der starken (III. der reduplizierenden) Verba . 278
163. X. Klasse der starken (IV. der reduplizierenden) Verba . • 279
164. XI. Klasse der starken (V. der reduplizierenden) Verba . . 279
165. XII. Klasse der starken (VI. der reduplizierenden) Verba . ■ 279
166. XIII. Klasse der starken (L d. abl.-redpl.) Verba 280
167. XIV. Klasse der starken (II. d. abl.-redpl.) Verba 280
168. XV. Klasse der starken (III. d. abl.-redpl.) Verba ... 281
Die schwachen Verba des Altenglischen (§ 169 — 174).
169. Tempusbildung und Einteilung der schwachen Verba .... 281
170. Erste schwache Konjugation: a) Kurzsilbige Stämme auf -i ■ 283
171. b) Langsilbige Stämme auf -i 284
172. c) Konsonantische Stämme 287
173. Zweite schwache Konjugation 288
174. Dritte schwache Konjugation 289
XVI
Paragraph Seite
175. Dialektische Verschiedenheiten in der Tempusbildung der alt-
englischen Verba 291
B. Flexion (§ 176—190).
176. Indogermanische und urgermanische Vcrbalflexion 292
Flexion der starken Verba (§ 177—182).
177. Eegelmäßige Flexion des Praesens der starken Verba .... 294
178. Umlaut und Verkürzung der 2. 3. Sg. Ind. Praes 295
179. Flexion des Praesens der Verba contracta 297
180. Flexion der starken Verba mit j-Praesens 298
181. Flexion des Praeteritums der starken Verba 299
182. Flexion des Part. Praet. der starken Verba 300
Flexion der schwachen Verba (§ 183—187).
183. Flexion des Praesens der ersten schwachen Konjugation . . . 301
184. Flexion, des Praesens der zweiten schwachen Konjugation . . 302
185. Flexion des Praesens der dritten schwachen Konjugation . . 303
186. Flexion des Praeteritums der schwachen Verba 305
187. Flexion des Part. Praet. der schwachen Verba 306
188. Dialektische Verschiedenheiten in der Flexion der alteng-
lischen Verba 306
189. Paradigmen der starken Verba 308
190. Paradigmen der schwachen Verba 311
Kleinere Gruppen von Verben (§ 191 — 192).
191. Die Praeterito-praesentia 313
192. Die Verba auf -mi 316
Adrerbia (§ 193—196).
193. Adjektivische Adverbia 318
194. Steigerung der adjektivischen Adverbia 320
195. Von Substantiven abgeleitete Adverbia 321
196. Adverbia von Pronominal- und Praepositionalstämmen .... 322
Praepositionen (§ 197—198).
197. Eigentliche Praepositionen 322
198. Uneigentliche Praepositionen 325
Konjnnktionen (§ 199).
199. Konjunktionen • . . . . 326
Interjektionen (§ 200).
200. Interjektionen 327
Berichtigungen und Nachträge 327
Wörterverzeichnis 329
Erster Abschnitt.
Gesehiehte dep englischen Sprache.
Vgl. Fiedler-Kölbing, Wissenschaftliche Clraramatik der eng-
lischen Sprache, P, Leipzig 1876 — Mätzner, Englische Grammatik, I,
Berlin 1860, Einleitung p. 1—12 — Friedrich Koch, Historische
Grammatik der englischen Sprache, I, Weimar 1863, § 1—18 — Elze,
Grundriß der englischen Philologie, Halle 1887, § 216 — 250 — Körting,
Enzyklopädie und Methodologie der englischen Philologie , Heilbronn
1888, §6 — 11 — Kluge, Geschichte der englischen Sprache. Mit Bei-
trägen von Behrens undEinenkel (Paul's Grundriß der germa-
nischen Philologie 12, Straßbarg 1899, p. 925— 1151) — Morris-
Kellner-Bradley, Historical Outlines of English Accidence. Revised
Edition, London 1895, § 1—55 — Murray, The English Language
(Encyclopsedia Britannica VIII, London 1879, p. 390—402) — W. Skeat,
Principles of English Etymology, I. The Native Element, Oxford 1887.
IL The Foreign Element, Oxford 1891 — Sweet, A New English
Grammar, Logical and Historical, I. Oxford 1892, §594—647 — Sweet,
A Short Historical English Grammar, Oxford 1892, § 1—40 — Sweet,
A Primer of Historical English Grammar, Oxford 1898, §1 — 86 — Low,
The English Language. Its History and Structure^ London 1897 —
Ncsfield, English Grammar Past and Present — Toller, Outlines of
the History of the English Language, Cambridge 1900 — Bertha Skeat,
A Primer of Historical English Grammar, London 1902 — Lees, An
English Grammar on Historical Principles, London 1902 — Bradley,
The Making of English, London 1904 — Emerson, The History of the
English Language, New York 1894 — Lounsbury, History of the
English Language. Revised and Enlarged Edition, London 1900 —
Brander Matthews, Parts of Speech. Essays on English, New York
1901 — V. Henry, A Short Comparative Grammar of English and German,
London 1894, § 1—7 — Jespersen, Progrcss in Language with Special
Rcference to English, London 1894. — Weitere Angaben bei Elze,
Grundriß, § 218.
Kaluza, Hiator. Grammatik d. engl. Sprache. I. 2. Aufl.
2 Geschichte der englischen Sprache. [§ 1
§ 1. Eiiiteiluug der indogermanischen Sprachen.
Vgl. Brugmann-Delhrück, Grundriß der vergleichenden Gram-
matik der indogermanischen Sprachen, I-, Straßburg 1897, § 1—20 —
Brugmann, Kurze vergleichende Grammatik der indogermanischen
Sprachen, Straßburg 1902, § 1—13 — Meringer, Indogermanische
Sprachwissenschaft. Göschensche Sammlung Nr. 59. — Streitberg,
Urgermanische Grammatik, Heidelberg 1896, §9—12 — Fiedler-
Kölbing, § 1—3 — Sweet, NEG § 595 — Low, § 4 — Emerson,
§ 1—7 — Lounsbury, p. 1—14 — Morris-Kellner-Bradley,
§ 12 f. etc.
Das Englische (s. § 3) gehört als germanische Sprache
zu dem großen indogermanischen Sprachstamme, dessen Haupt-
zweige (nach Brugmann) folgende sind:
1. Arisch oder Indo-irauisch :
a) Indisch: Altindisch oder Sanskrit — Mittelindisch
oder Präkrit — Neniudisch.
b) Iranisch: Altiranisch (Altpersisch und Avestisch,
letzteres auch Zend oder Altbaktrisch genannt) — Mittel-
iranisch (Pehlevi etc.) — Neuiranisch (Neupersiscb, Kurdisch,
Ossetisch, Afghanisch etc.)
3. Armenisch.
3. Griechisch: Altgriechisch (Jonisch -Attisch, Dorisch,
Nordwestgriechisch, Elisch, Arkadisch -Kyprisch, Nordost-
griechisch oder Aeolisch, Pamphylisch). — Seit dem 3. Jhd.
vor Chr. hellenistische Gemeinsprache, Koivr}, auf dem vulgär-
attischen und dem jonischen Dialekte beruhend — Mittel-
griechisch — Neugriechisch.
4. Albanesisch.
5. Italisch:
a) Lateinisch: Klassisches Latein (Schriftlatein) und
Vulgärlatein. Die Fortsetzung des letzteren sind die roma-
nischen Sprachen: Portugiesisch, Spanisch, Provenzalisch,
Französisch, Italienisch, Rhätoromanisch, Rumänisch.
b) Die oskisch- oder samnitisch-umbrischen Dia-
lekte: Umbrisch, Oskisch, Sabellisch, Volskisch.
6. Keltisch:
a) Kontinentalkeltisch (Gallisch).
§ 1, 2] Einteilung der indogermanischen Sprachen. 3
b) Britauniscli oder Brittisch: Bretoniscli oder Are-
morisch, Kornisch und Kymrisch oder Welsch.
c) Gaelisch: Schottisch -Gaelisch oder Gaelisch im
engeren Sinne, Irisch und Manx.
7. Crermauisch. (Die weitere Einteilung der germanischen
Sprachen s. u. § 2.)
8. Baltisch- Slavisch:
a) Die baltischen Sprachen: Altpreußisch, Littauisch,
Lettisch.
b) Die slavischen Sprachen:
a) Oestl ich- Süd liehe Gruppe: Russisch, Bulgarisch
(Altbulgarisch = Altkirchenslavisch) , Serbisch -Slowenisch
oder Illyrisch (Serbisch, Kroatisch, Slowenisch).
ß) Westliche Gruppe: Cechisch-Slowakisch (Cechisch
oder Böhmisch, Mährisch, Slowakisch), Sorbisch oder
Lausitzisch oder Wendisch (Ober- und Niedersorbisch),
Lechisch (Polnisch, Kaschubisch, Polabisch oder Elbslavisch).
Anm. Andere rechnen das Armenische zum Iranischen, das Alba-
nesische zum Griechischen , sehen aber dafür Indisch und Iranisch,
ebenso Baltisch und Slavisch als selbständige Sprachzweige an.
§ 2, Einteilnng der germanischen Sprachen.
Vgl. Jacob Grimm, Deutsche Grammatik, I — IV, Göttingen 1819
bis 1837, Neudruck Berlin 1870 — 1897 — Paul 's Grundriß der germa-
nischen Philologie , 2. Aufl., Straßburg 1897 ff. (Band I, Abschnitt V,
Sprachgeschichte: Kluge, Vorgeschichte der altgermanischen Dialekte
— Kluge, Geschichte der gotischen Sprache — Noreen, Geschichte
der nordischen Sprachen — Behaghel, Geschichte der deutschen
Sprache — J. te Winkel, Geschichte der niederländischen Sprache —
Kluge, Geschichte der englischen Sprache. Mit Beiträgen von Behrens
und Einenkel — Siebs, Geschichte der friesischen Sprache — Kauff-
mann, Deutsche und niederländische Mundarten — J. Wright, Eng-
lische Mundarten — Band III, Abschnitt XV: Bremer, Ethnographie
der germanischen Stämme) — Braune's Sammlung kurzer Grammatiken
germanischer Dialekte (Braune, Gotische und althochdeutsche Gramm.
— Paul, Mittelhochdeutsche Gramm. — Sievers, Angelsächsische
Gramm. — Behaghel und Gallee, Altsächsische Gramm. — Noreen,
Altnordische Gramm, etc.) — Streitberg's Sammlung germanischer
Elementarbücher, Heidelberg 1896 ff. (Streitberg, Urgermanische
Gramm, und Gotisches Elementarbuch — Kahle, Altisländisches El. —
1*
4 Geschichte der englischen Sprache. [§ 2
Bülbring, Altenglisches EI. — Holthausen, Altsächsisches El. —
Michels, Mittelhochdeutsches El.) — F. Dieter, Laut- und Formen-
lehre der altgermanischen Dialekte. Zum Gebrauch für Studierende
dargestellt von Bethge (Urgermanisch, Gotisch, Altnordisch), Dieter
(Altenglisch), Hartmann (Althochdeutsch) und Schlüter (Altsächsisch),
Leipzig 1898/1900 — Wilmanns, Deutsche Grammatik (Gotisch, Alt-,
Mittel- und Neuhochdeutsch). I. Lautlehre, IL Wortbildung. 2. Aufl.
Straßhurg 1897/99 — Kauffmann, Deutsche Grammatik, Marburg
1895 — Noreen, Abriß der urgermanischen Lautlehre, Straßburg
1894 — Streitberg, Urg. Gramm. § 12—15 — Brugmann-Delbrück,
§ 14. 15 — Brugmann, KVG § 9 — Piedler-Kölbing, § 4f. —
Körting,§6, IV — Morris-Kellner-Bradley,§ 9-11 — Skeat,
PEE I §55—57 — Sweet, NEG §595 — Emerson, §8—42.
Die gerraanisclien Sprachen imterscbeiden sich von den
übrigen indogermanischen Sprachen durch einige scharf aus-
geprägte Eigentümlichkeiten, insbesondere durch die Fixierung
des ursprünglich freien indogermanischen Akzents auf der
ersten Silbe des Wortes (§ 52), durch die sog. Lautverschie-
bung (§ 76), durch eine zweifache Adjektivdeklination (§ 129)
und durch ein eigentümliches Verbalsystem (§ 151).
Die germanischen Sprachen zerfallen in drei Hauptgruppen:
1. Ostgermaiiisch :
a) Gotisch: Westgotisch — Ostgotisch (Krimgotisch).
b) Wandalisch.
c) Burgundisch,
2. Nordgermaniseh :
a) Westnordisch: Isländisch (Altisländisch — Neu-
isländisch) und Norwegisch (Altnorwegisch — Neunorwegisch).
b) Ostnordisch: Schwedisch (Altschwedisch — Neu-
schwedisch) und Dänisch (Altdäuisch — Neudänisch).
3. Westgermauiscli:
a) Englisch (Altenglisch oder Angelsächsisch — Mittel-
englisch — Neuenglisch).
b) Friesisch (Altfriesisch — Neufriesisch).
c) Niederfränkisch oder Niederländisch (Altnieder-
fränkisch oder Altniederländisch — Mittelniederländisch —
Neuniederländisch: Holländisch, Vlämisch, Braban tisch, Lim-
burgisch).
S 2, 31 Einteilung der gerin. Sprachen. Englisch. 5
d) Niederdeutsch oder Niedersächsisch (Altnieder-
deutsch oder Altsächsisch — Mittelniederdeutsch — Neunieder-
deutsch oder Plattdeutsch).
e) Hochdeutsch (Althochdeutsch — Mittelhoch-
deutsch — Neuhochdeutsch) zerfällt in folgende Dialekte:
1. Mitteldeutsch: a) Westmitteldeutsch (Rhein-
fränkisch, Mittelfränkisch und Ostfränkisch), ß) Ostmittel-
deutsch (Hessisch, Thüringisch, Obersächsisch und Schlesisch).
2. Oberdeutsch: Bairisch-Oesterreichisch und Aleman-
nisch (Schwäbisch, Elsäßisch, Niederalemannisch und Hoch-
alemannisch).
Allen westgermanischen Sprachen ist gemeinsam der früh-
zeitige Verlust des auslautenden Flexions-s-, das im Gotischen
noch als s, im Altnordischen als r erhalten ist, z.B. got.ßsks,
an. fiskr, ae. ßsc, as. ahd. ßsk, lat. piscis; vgl. ferner Kluge,
Pauls Grundriß 12, p. 420 ff. und Dieter p. XI f.
Anm. 1. Gotisch und Altnordisch wurden früher unter der ge-
meinsamen Bezeichnung „Ostgermanisch" zusammengefaßt (vgl. Kluge in
Pauls Grundriß P, p. 420 f.), doch sind die Uebereinstimmungen zwischen
beiden Sprachen zu gering, als daß daraufhin eine gemeinsame Dialekt-
gruppe angenommen werden könnte; vgl. Streitberg, Urg. Gramm. § 15.
Anm. 2. Innerhalb der westgermanischen Sprachen ist das Eng-
lische mit dem Friesischen und Altsächsischen am nächsten verwandt.
Manche setzen für Englisch und Friesisch sogar eine gemeinsame Ur-
sprache an, das sog. Anglo-Friesis ch oder Englisch-Friesisch;
vgl. Siebs, Zur Geschichte der englisch-friesischen Sprache. Breslau
1888, und Beiträge zur Geschichte der englisch-friesischen Sprache I.
Halle 1889; dagegen Morsbach, Anglia Beiblatt 7, p. 323.
§ 3. Englische Sprache.
Vgl. Lappenberg-Pauli, Geschichte Englands — Winkelmann,
Geschichte der Angelsachsen 1883 — Thurnevsen, AVann sind die
Germanen nach England gekommen? (Engl. Stud. 22, 163—179) —
Bremer, Ethnographie der germanischen Stämme (Pauls Grundriß III^,
p. 735 ff., insbesondere p. 849— 860) — Fiedle r-Kölbing, §10—12 —
Körting, § 6, III — Kluge, § 1 — Morris-Kellner-Bradley, § 33
— Toller, p. 52—63 — Emerson, § 46—49. 51 — Lounsbury,
p. 20-22.
Um die Mitte des fünften Jahrhunderts unserer Zeitrech-
nung zogen große Scharen germanischer Stämme, und zwar
6 Geschichte der englischen Sprache. [8 3, 4
Sachsen aus der Gegend des heutigen Schleswig, Angeln
aus der Gegend des heutigen Holstein und Juten aus Jütland
nach Britannien hinüber. Angeblich von den Britten selbst zum
Schutze gegen ihre Feinde, die Pikten und Skoten, herbei-
gerufen, setzten sie sich bald im Laude fest und machten sich,
durch beständigen Zuzug aus ihrer alten Heimat verstärkt, im
Laufe der nächsten hundert Jahre zu Herren des früher
römischen Teiles von Britannien (s. § 5). Nur die gebirgigen
Teile des Westens und Nordens (Cornwall, Wales, Cumberland
und die schottischen Hochlande) bewahrten wie zur Zeit der
Eömerherrschaft ihre Unabhängigkeit und damit auch die alte
keltische Sprache. In den eroberten Landesteilen wurde
die Sprache der germanischen Eroberer bald zur allein-
herrschenden; sie nahm aber durch die Trennung vom Mutter-
lande und die Berührung mit einer fremdsprachlichen Be-
völkerung in vielen Punkten eine eigenartige Entwicklung,
so daß sie sich von der Sprache der Stammesgenossen auf
dem Festlande immermehr unterschied.
Nach dem Namen des zahlreichsten der drei Stämme, der
Angeln {Engle), wurde das von den Angeln, Sachsen und
Juten eroberte Land England {Engla land), die darin
herrschende Sprache englische Sprache {Englisc spreec,
Englisc reord) genannt. Unter englischer Sprache ver-
steht man also die Sprache der germanischenEroberer
Britanniens und ihrer Nachkommen von der Mitte
des fünften Jahrhunderts unserer Zeitrechnung ab.
Anm. 1. Die besiegten Kelter nannten die Eroberer insgesamt
'Sachsen', und auch heute noch gilt bei den Iren Sassenach als Bezeich-
nung der Engländer.
Anm. 2. Ueber die zeitliche Trennung zwischen Altenglisch,
Mittelenglisch und Neuenglisch vgl. § 25; über die spätere Ausdehnung
des englischen Sprachgebiets vgl. § 24.
§ 4. üremwohner der britischen Inseln.
Vgl. J. Wright, The Celt, the Roman and the Saxon — Fiedler-
Kölbing, § 7 — Körting, § 6, I — Emerson, § 43. 50.
Ureinwohner der britischen Inseln waren die Britten,
die auch dem Lande den Namen gegeben haben (lat. Bri-
§ 4, 5] Ureinwohner Britanniens. Römerherrschaft. 7
tannia, Britanni, gr. BQE%%avoL Aeltester Name Britanniens
war Älhion). Die Britten geborten dem keltischen Volks-
stamme an, der einst über den ganzen Westen Europas ver-
breitet war, aber durcli die weitere Ausdelinung des römisclien
Reiches immer mehr zurückgedrängt wurde. Spanien, Hel-
vetien, Gallien wurden nacheinander zu römischen Provinzen
gemacht, und mit der Eömerherrschaft drang auch die römische
Sprache und Gesittung in diese Gegenden ein. Das Keltische
wurde nur noch auf dem Lande weiter gesprochen; in den
Städten trat an seine Stelle das Vulgärlateinische, die sog.
lingua rustica, aus der sich später die einzelnen romanischen
Sprachen herausgebildet haben (s. o. § 1, 5).
§ 5. Römerherrschaft in Britannien.
Vgl. J. Wriglit, The Celt, the Roman and the Saxon —
Pogatscher, Zur Lautlehre der griechischen, lateinischen und roma-
nischen Lehnwörter im Altenglischen, QF 64, Straßburg 1888 — Loth,
Les mots latins dansles langues brittoniques (gallois, armoricain,cornique);
phonetique et commentaire avec une introduction sur la romanisation
de File de Bretagne. Paris 1892 — Pogatscher, Angelsachsen und
Romanen (Engl. Stud. 19, 329 — 352) — Thurneysen, Wann sind die
Germanen nach England gekommen? (Engl. Stud. 22, 163—179) —
Fiedler-Kölbing, § 8. 9 — Körting, § 6, II — Toller, p. 44 f. —
Emerson, § 43—45 — Lounsbury, p. 18—20 — StopfordBrooke,
English Literature from the Beginning to the Norman Conquest, p. 10 ff.
Britannien gelangte verhältnismäßig spät unter römische
Herrschaft. Cäsar hatte zwar in den Jahren 55 und 54 vor
Chr. von Gallien aus zwei Züge nach Britannien unternommen,
eine dauernde Niederlassung aber dort nicht gegründet. Erst
Kaiser Claudius nahm i. J. 42 nach Chr. die Eroberung Bri-
tanniens wieder auf, und etwa i. J. 80 nach Chr. wurde es
durch den Feldherrn Agricola zur römischen Provinz gemacht.
Die Römerheere waren bis nach Schottland vorgedrungen, aber
die Eroberungen im Norden mußten sehon unter Kaiser
Hadrian wieder aufgegeben werden, der zum Schutze gegen
die Einfälle der Pikten die sog. Piktenmauer zwischen dem
Solway Firth und der Tyne-Mündung, also etwa zwischen den
heutigen Städten Carlisle und Newcastle-upon-Tyne errichten
ließ. Eine zweite Mauer errichtete Antoninus Pius weiter im
8 Geschichte der englischen Sprache. [8 5
Norden zwischen dem Firth of Clyde und dem Firtli of Fortli,
also etwa zAvischen den heutigen Städten Glasgow und Edin-
burgh.
Schon während der Römerherrschaft begannen die Ein-
fälle germanischer, und zwar vorzugsweise sächsischer See-
räuber an der Ost- und Südostküste Britanniens, vom Wash
bis zur Insel Wight. Diese Küste hieß daher das Litm Saxo-
nicuni, und zu ihrem Schutze wurde ein besonderer Comes
Littoris (oder Limitis) Saxonici per Britannias ernannt.
In dem südlichen Teile der Insel hatten die Eömer in
den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung ziemlich festen
Fuß gefaßt und wie anderwärts, so auch hier das Land
kultiviert und die reichen Schätze desselben nach Möglichkeit
auszubeuten gesucht. Es wurden Heerstraßen angelegt, eine
Anzahl befestigter Städte, deren Namen noch heute an die
Römerzeit erinnern: Lincoln (== Lindi colonia), Manchester,
Lancaster, Chester, Winchester, Worcester, Gloucester, Exeter
{-caster, -chester, -cester etc. = lat. castrd) gegründet und
mit römischen Bauwerken (Bädern, Theatern, Tempeln, Villen)
geschmückt. Die Bergwerke von Cornwall, Somerset, Nor-
thumberland wurden ausgebeutet. Es entwickelte sich ein leb-
hafter Handel zwischen Britannien und Rom. Manche Baum-
arten, wie z. B. die Kirsche, die Kastanie, sogar der Feigen-
baum und Weinstock wurden von den Römern nach Britannien
verpflanzt. Römische Gesittung und die lateinische Sprache
(das sog. Vulgärlateiuisch, s. § 4) breitete sich in den Städten
Britanniens immer mehr aus, und bei weiterer Fortdauer der
Römerherrschaft würde sich auch in Britannien eine romanische
Sprache entwickelt haben.
Um das Jahr 407 wurde jedoch der größte Teil der
römischen Legionen aus Britannien zurückgezogen, weil die-
selben zum Kampfe gegen die in das weströmische Reich ein-
dringenden Germanen notwendiger gebraucht wurden. Ein
Brief des Kaisers Houorius vom Jahre 410 forderte die Britten
auf, selbst für die Verteidigung ihres Landes zu sorgen. Da-
mit hatte die eigentliche Herrschaft der Römer über Britannien
ihr Ende erreicht. Doch ist nach dem Abzüge der römischen
8 5 — 7] Einfluß des Keltischen und Lateinischen 9
Legioaen das römische Wesen imd die römisclie Kultur in Britan-
nien wohl nicht mit einem Schlage zugrunde gegangen, sondern
erst allmählich im Laufe der folgenden Jahrzehute erloschen.
§ 6. Einfluß des Keltischen auf das Englische.
Vgl. Fiedler-Kölbing, § 13 — Elze, § 220 — Körting, §6,1
— Kluge, § 2 — Morris-Kellner-Bradley, App. I, p, 343 —
Skeat, PEE I, § 404—412 — Sweet, NEU § 607 — Nesfield,
§ 404-406 — Low, § 25 — Toller, p. 43 f. 46-51 — Emerson
§ 158—160 — Loimsbury, p. 38—40.
Irgend ein nachhaltiger Einfluss des Keltischen auf die
englische Sprache ist nicht nachzuweisen; auch die in alt-
englischer Zeit oder später aus dem Keltischen in das Eng-
lische aufgenommenen Lehnwörter sind verhältnismässig gering
an Zahl. Abgesehen von geographischen Namen wie z. B.
Zusammensetzungen mit aber 'Mündung': ÄherdeeUy Aher-
gavenmj, Äherijstivith etc., car, caer 'Burg': Cardigan, Carlisle,
Carmathen etc., dim 'befestigter Ort" : Dunedin = Edinburgh^
Dunbar, Dundee, Dumbarton etc., inver 'Flussmündung':
Inverary, Inverness, etc., kil 'Kirche': Kümarnock, Kilpafrick
etc., llan 'Heiligtum": Llandoverij, Llangollen, strath 'breites
Tal', Strathchjde, Strathmere etc. sind z. B. keltische Lehn-
wörter, die sich schon im Altenglischen nachweisen lassen:
ne. bannock Haferkuchen, brock Dachs, cart Karren, cradle
Wiege, curse fluchen, dun dunkelbraun, mattock Hacke etc.;
jüngere Lehnwörter sind ne. pony, collie, plaid, ßannel,
shamrock, whiskey etc.
Anm. 1. Ausführlichere Verzeichniße keltischer Lehnwörter s. bei
Morris-Kellner-Bradley, p. 343; Low, p. 24: Nesfield, p. 247 f.; Toller,
p. 49 f.; Emerson, p. 151 f.
Anm. 2. In Wales, in den schottischen Hochlanden, auf einigen
schottischen Inseln und in Irland hat sich die keltische Sprache bis
heute erhalten, doch gilt auch dort das Englische als herrschende Sprache.
In Cornwall ist das Keltische seit dem Ende des 18. oder dem Anfang
des 19. Jahrhunderts ausgestorben.
§ 7. Einfluß des Lateinischen anf das Englische.
Vgl. Pogatscher, Zur Lautlehre der griechischen, lateinischen
und romanischen Lehnwörter im Altenglischen, QF 64, Strassburg 1888
— Fiedler-Kölbing, § 14 — Elze, § 221 — Körting, § 6, III -
\() Geschichte der englischen Sprache. [§ 7
Kluge, § 3 und Pauls Giundriss I-, p. 333 — 347 — Morris-Kellner.
Bradley, § 35 und Appendix I, p. 343—3^7 — Skeat, PEE I,
§ 398—401 — Sweet, NEG § 606 — Nesfield, § 410—412. 424 —
Toller, p. 41f., 45f., 78—101 — Emerson, § 152—155 — Louns-
bury, p. 40—43.
Größer als die Zahl der keltischen ist die Zahl der
lateinischen Lehnwörter innerhalb des Altenglischen, und
zwar sind hierbei verschiedene Schichten zu unterscheiden:
Eine Anzahl lateinischer Lehnwörter brachten die Angel-
sachsen schon vom Festlande nach Britannien mit, so z. B.
butere Butter (lat. butyrum), clese Käse (lat. caseiis); cijcene
Küche (lat. coquina); mit Meile (lat. milia passuum), pimd
Pfund (lat. potido), strset Straße (lat. via strata), win Wein
(lat. vinum) etc.
Ein anderer Teil trat erst auf dem Boden Britanniens
in das Englische über, zumeist Bezeichnungen von Gegen-
ständen, welche die Angelsachsen erst in England kennen
lernten, so daß sie mit der Sprache selbst auch das lateinische
Wort dafür annahmen, so z. B. pipor Pfeffer (lat. piper),
pic Pech (lat. pix^ pic-), pise Erbse (lat. pisum), peru Birne
(lat. pirum), plnme Pflaume (lat. prununi), cires Kirsche (lat.
cerasiijri).
Eine neue Schicht lateinischer Lehnwörter drang in das
Englische ein, nachdem im J. 597 das Christentum bei den
Angelsachsen, zunächst in der Grafschaft Keut (Canterbury),
Eingang gefunden hatte. Aus jener Zeit stammen griechisch-
lateinische Lehnwörter wie ae. cirice Kirche (gr. fi xvQiaxr/
sc. i-yixXfjaia), seimesse Almosen (gr. eXE^jfioovvif), engel Engel
(gr. äyyelo£), cleofol Teufel (gr. öictßoÄog), bisceop Bischof
(gr. inioxoTiog), niunuc Mönch (lat. monachtis), nimne Nonne
(lat. nonna), preost Priester (lat. presbyter), msesse Messe (lat.
missa), mynster Kloster (lat. monasterium), scöl Schule (lat.
schola), msegester Lehrer (lat. magister), reogol Eegel (lat.
regida), candel, condel Kerze (lat. candeld), nön neunte Stunde
(lat. hora nona) etc.
Auch gewann das Lateinische einigen Einfluß auf die
Syntax des Englischen, da König Aelfred, der Schöpfer der
8 7, 8] Dialekte des Altenglischen. 11
altenglischen Prosa, in seinen Ueberselzungen sich ziemlich
eng an den Satzbau seiner lateinischen Vorbilder anschloss.
Anm. 1. Immerhin sind im Altengiischen gerade die Ausdrücke
für die heilige Schrift und deren einzelne Bücher, für religiöse Begriffe,
für die verschiedenen Stände und Sekten, für die jüdischen Zeremonien
und Einrichtungen, für das Leben Christi etc., wie ToUer (p. 94—97)
zeigt, durch echt germanische Wörter wiedergegeben, während in der
AutJwrized Version vom J. 1611 in diesen Fällen fast ausschließlich
Wörter romanischer Herkunft gebraucht werden; vgl. z.B. ae. ^ä hälgan
getcritii — ne. tlie Holy Scripture; auores-hdc — Genesis; üt-feereld —
Exodus ; Pcnung-höc — Lcviticus ; getel — Numbers ; seo aefler-äe — Deu-
teronomy ; m-fsestnes — religion ; costnung — temptation ; äliesednes —
redemption ; dö^n — judgment ; geniäerung — damnation ; hcali-faidet- —
Patriarch; irltega — prophet ; godspellere — evangelist; sundor-hälga —
Pharisee: gefeld — tabernacle; ymh-snide — circumcision; gesumnung —
synagogue ; gehätland — land of promise ; liaslend — Saviour; äcennednes
— nativity; fulinan — to baptize; bodtan — to preacli; hig-spell — pa-
rable; inindor — mirsicle ; promeng — passion; röd, gealga — cross; x-rist
resurrection; ühf-song — nocturns; daegred song — matins ; eefen-song —
vespers; hüsl — Eucharist etc. Aehnlich ist es mit den grammatischen
und sonstigen wissenschaftlichen Bezeichnungen (Toller, p. 98 f.), vgl.
z.'Q. 3t.Q. steef-crseft — ne. grammar; tungol-gesceäd — astrology; tiingol-äs
— astronomy; eorp-gemet — geometry; rim-craeft — arithmetic; stvinsiing-
creeft — music; läece-craeft — medicine; efn-niht — eqüinox etc.
Anm. 2. Ein vollständiges Verzeichnis der lateinischen Lehnwörter
in den altgermanischen Dialekten gibt Kluge in Pauls Grundriss I-,
p. 333 — 347, ein Verzeichnis aller bis zur Mitte des 11. Jahrhunderts in
das Englische aufgenommenen lateinisch -griechischen Wörter Toller,
p. 79—89. Vgl. ferner die Wortlisten von Morris-KellDer-Bradley p. 343 bis
347; Skeat, PEE I, § 400 f.; Low, p. 21; Nesfield, p. 252 f.; Emerson, § 154.
Anm. 3. Ueber das Eindringen lateinischer Lehnwörter in das
Neuenglische s. u. § 21.
§ 8. Yerteilnng Englands unter die Angeln, Sachsen und
Juten. Dialekte des Altenglischen.
Vgl. Fiedler-Kölbing, § 11 — Körting, § 12 — Bülbring,
Altenglisches Elementarbuch, §12 — Morris-Kellner-Bradley,
§ 46 - Sweet, NEG § 598-602 — Nesfield, § 383 — Toller, p. 58
bis 63 — Emerson, §53 — Lounsbury, p. 22—24.
Die Angeln (Engle), die als der zahlreichste unter den
drei Stämmen dem Lande und der Sprache den Namen gegeben
haben (§ 3), besetzten das ganze Mittelland und den Norden
von England und gründeten die Reiche Ostangeln (East-
12 Geschichte der nglischcn Sprache. [8 8, 9
Engle aus Süpfolc und Nor])folc bestehend), Mercien (Mierce
'Mark, Grenze') und Northumberlan d (NorPhijmhre), be-
stehend aus Deira, vom Humber bis zum Tees, ungefähr der
jetzigen Grafschaft York entsprechend, und Bernicir., vom
Tees bis zum Firth of Forth, also auch das schottisclie Tief-
land umfassend.
Die Sachsen (Seaxan) besetzten den größten Teil des
Landes südlich der Themse und nördlich der Themsemüudung
und gründeten dort die Königreiche Essex (East-Seaxan),
Sussex {Sä}) -Seaxan), Middlesex {Midclel - Seaxan) und
W es sex {West-Seaxan).
Die Juten {Geotas), der Zahl nach die schwächsten,
ließen sich in Kent, auf der Insel Wight und der gegen-
überliegenden Küste von Hampshire nieder; s. die Karte
in Pauls Grundriss Band I.
Diesen drei Volksstämmen, den Angeln, Sachsen und
Juten, entsprechend unterscheidet man auch drei verschiedene
altenglische Dialekte:
1. den anglischen, der wiederum in den nordhum-
brischen und in den mercischen zerfällt;
2. den sächsischen, innerhalb dessen der westsächsische
Dialekt eine besondere Bedeutung erlangte (§ 9), und
3. den kentischen.
Anm. Die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale dieser drei Dia-
lekte sind in § 74, 99, 175, 188 angeführt.
§ 9. Hegemonie von Wessex. Bildung einer west-
sächsischen Schriftsprache.
Vgl. Fiedler-Kölbing, § 15 — Körting, § 6, IV — Sweet,
NEG § 603 f. — Emerson, § 54 — Lounsbury, p. 24f.
Die von den Angeln, Sachsen und Juten in England
gegründeten Einzelreiche wurden i. J. 827 durch König
Ecgberht von Wessex zu einem einzigen Königreiche ver-
einigt. Winchester, die Hauptstadt von Wessex, wurde
dadurch zugleich die Hauptstadt des ganzen Landes. Damit
erlangte auch der westsächsische Dialekt ein gewisses
Uebergewicht über die andern; er wurde gewissermaßen zur
altenglischen Schriftsprache erhoben, besonders als
§ 9 — 11] Westsächsisch. Einfluß des Altnordischen. 13
König Aelfred der Große (871—901) die alteiigliscbe Prosa
in diesem Dialekte fixierte. Die uns erhaltenen poetischen
Denkmäler aus altenglischer Zeit sind, obwohl ursprünglich
zum Teil in einem andern Dialekt verfaßt, in diesen west-
sächsischen Dialekt übertragen worden. Wenn man darum
von 'Altenglisch' oder 'Angelsächsisch' schlechtweg spricht,
so meint man damit zunächst den westsächsischen Dialekt,
von dem der anglische und der kentische mehrfach abweichen
(s. § 74. 99. 175. 188).
§ 10. Einfälle der Däneu und Däuenherrschaft iu England.
Vgl. Fiedler-Kölbing, § 16 — Körting, § 6, V — Morris-
Kellner-Bradley, § 86 — Sweet, NEG §608 — Toller, p. 129 bis
138 — Emerson, § 57. 161 — Lounsbury, p. 43—47.
Schon gegen Ende des achten Jahrhunderts (787) be-
gannen Einfälle skandinavischer oder dänischer Seeräuber
{Dene genannt, obwohl sie nur zum Teil aus Dänemark,
vorwiegend aus Norwegen stammten) iu England, besonders
an der Küste von Ostangeln, Mercien und Northumberland.
Dort gründeten sie feste Niederlassungen und dehnten von
da ihre Raubzüge über das ganze Land hin aus. Aelfred
dem Großen gelang es zwar (878), die Dänen wieder etwas
zurückzudrängen, aber unter seinen Nachfolgern nahm ihre
Macht immer mehr zu. Gegen Ende des 10. Jahrhunderts
wurden die Einfälle in größerem Maßstabe wieder erneuert.
Im Jahre 1013 eroberte der Dänenkönig Sveno das Land
vollständig, und von da bis zum Jahre 1042 herrschten
Könige dänischer Abstammung über England.
§ n. Einfluß des Altnordischen auf das Altenglisclie.
Vgl. Fiedler-Kölbing, § 16 — Körting, § 6, V — Kluge,
§ 4 — Morris-Kellner-Bradley , § 37 und Appendix I, p. 347 —
Skeat, PEE I, § 413-446 - Sweet, NEG § 621 — Nesfield,
§ 893. 407 f. — Toller, p. 138—150 — Emerson, § 162-166 —
Lounsbury, p. 43—47.
Obwohl die Dänen eine Zeitlang sogar die Königswürde
in England an sich gerissen hatten, gaben sie doch ihre
eigene Sprache zu gunsten der englischen auf, ähnlich wie
die Normannen in Frankreich mit dem Christentum auch die
14 Gescliichte der englischen Sprache. \& 11
französische Sprache angenommen hatten. Die Gesetze des
Königs Kanut des Großen wurden in englischer, nicht in
dänischer Sprache niedergeschrieben. Freilich war die Sprache
der Dänen, das Altnordische, mit der altengiischen nahe ver-
wandt, und diese nahe Verwandtschaft erleichterte den Dänen
die Annahme der englischen Sprache ; sie hatte aber anderer-
seits zur Folge, daß das Altenglische durch das Dänische
in weit stärkerem Maße beeinflußt wurde, als dies früher bei
der Berührung mit dem Keltischen oder dem Lateinischen
geschehen war.
Es wurde nicht nur der englische Wortschatz durch Ent-
lehnungen aus dem Altnordischen bereichert, sondern auch die
Laute und Flexionsformen zum Teil durch die Sprache der
dänischen Eroberer beeinflußt. Allerdings machte sich dieser
Einfluß nur in denjenigen Gegenden von England besonders
stark fühlbar, in denen die Dänen sich dauernd niedergelassen
hatten, also an der Ostküste, besonders in Nordhumbrien.
Den frühen Verlust der Flexiousformen im Nordhumbrischen,
den dunkleren Vokalismus, den härteren Konsonantismus führt
man auf den Einfluß des Altnordischen zurück.
Die südlicheren Dialekte sind von dänischem Einfluß
ziemlich frei geblieben; immerhin sind später aus dem Nord-
humbrischen gar manche altnordische Lehnwörter w^eiter
nach Süden gedrungen und haben auch in der neuenglischen
Schriftsprache Aufnahme gefunden, so z. B. ne. to take nehmen
(an. taka), das an die Stelle von ae. niman getreten ist, to
die sterben (an. deijjd) für ae. steorfan, to call rufen (an.
hallo), to cast werfen (an. kasta), billow Woge (an. hijlyja),
windoiv Fenster (an. vindaufja), felloiv Gefährte, Bursche (an.
felagi), laiv Gesetz (an. *lagu), shj Himmel (an. sky), skin
Haut (an. skimi), skill Geschicklichkeit (an. skil), ill krank,
böse (an. illr), hound (for a place) bestimmt nach (an. büinn
bereit), fro in der Verbindung to and fro hin und her (an.
frei), they sie (an. peh-), them D. A. PI. (an. peim), their ihr
(an. peira) und manches andere.
Die Niederlassungen der Dänen in England, besonders
in Lancashire, sind auch kenntlich an den Ortsnamen auf
S 11 — 13] Herrschaft des Anglonormaunischon iu England. 15
-bij (aQ. btjr Gebäude), -tJiorp (an. porp Dorf, Weiler), -toft
(an. ^op^ Umzäunung, Heimstätte), -thwaite (an. pveiti hichiimg)
oder -7iess (Vorgebirge), z. B. Derhij, Grimsby, Applehy, Whithy,
Älthorp, Lowestoft, Braithivaite, Holderness, Sheerness etc.
Anm. Eine Liste der bis 1150 durch englische Quellen be-
zeugten Lehnwörter aus dem Altnordischen giebt Kluge in Pauls Grund-
riß 12, p. 932—935. Vgl. ferner Morris-Kellner-Bradley, p. 347; Low,
p. 20; Nesfield, p. 237 f. ; Toller, p. 141—145: Emerson, § 164 f.
§ 12. Eduard der Bekenuer und die normannische
Eroberung.
Vgl. Körting, § 6, VI — Kluge-Behrens , § 11 — Toller,
p. 203—207 — Emerson, § 61 — Lounsbury, p. 49—51.
Die Dänenherrschaft in England erreichte i. J, 1042 mit
der Thronbesteigung Eduards des Bekenners ihr Ende. Eduard
war der Ehe des Königs Aethelred II. mit Emma, der Schwester
B-ichards, des fünften Herzogs der Normandie, entsprossen und
während der Dänenherrschaft über England in Frankreich am
Hofe des Normannenherzogs erzogen worden. Es darf daher
nicht wunder nehmen, daß er nach seiner Thronbesteigung sich
mit normannischen Großen umgab und normannische Priester
in englische Bistümer einsetzte. Mit ihm drang also schon
vor der normannischen Eroberung französische Sprache und
französisches Wesen in England ein. Allerdings zwang das
Parlament den König i. J. 1052, alle Normannen aus seinem
Reiche zu vertreiben. Aber nach seinem Tode, 1066, erhob
Wilhelm, der Herzog der Normandie, auf seine Verwandt-
schaft mit Eduard und dessen ausdrückliche Zusage sich
stützend, Anspruch auf den englischen Königsthron. Er setzte
mit einem starken Heere über den Kanal, besiegte den letzten
Sachsenkönig Harold in der Schlacht bei Hastings oder Senlac
(14. Okt. 1066) und legte damit den Grund zu der Eroberung
Englands, die i. J. 1071 vollendet war.
§ V6. Herrschaft der normannischfranzösischen Sprache
in England (Anglonormannisch).
Vgl. Fiedler-Kölbing, § 17 — Elze, § 225 — Körting, § 6,
VI — Kluge-Behrens, § 11 f. 20—22 — Nesfield, § 394 —
Toller, p. 207 — Emerson, § 63. 67 — Lounsbury, p, 51—54.
16 Geschichte der englischen Sprache. [8 13
Wilhelm der Eroberer hatte durchaus nicht die Absicht,
die englische Sprache auszurotten; er äußerte sogar den
Wunsch und machte den Versuch, Englisch zu lernen, um
die Rechtsstreitigkeiten seiner Untertanen selbst entscheiden
zu können. Wir besitzen auch Urkunden in englischer
Sprache über von ihm herrührende Schenkungen. Aber die
Verhältnisse, wie sie sich in England in der Folgezeit ent-
wickelten, brachten es doch mit sich, daß die englische
Sprache zurückgedrängt und die Sprache der Eroberer, das
Normannischfranzösische, für eine Zeitlang die eigentlich
herrschende in England wurde. Häufige Empörungen der
Angelsachsen zwangen den König zu immer größerer Strenge;
auch mußte er die normannischen Großen für die Dienste,
die sie ihm bei der Eroberung geleistet hatten, belohnen;
er zog daher die Güter der unzufriedenen Sachsen ein und
belehnte damit seine Normanneu. Ebenso wurden die höchsten
Aemter in Staat und Kirche mit Normannen besetzt, neue
Klöster von Normannen gegründet, und so wurde die nor-
mannischfranzösische Sprache alleinherrschend am Königs-
hofe, auf den Burgen der Barone, vor Gericht, in den Kirchen
und Schulen.
Mehr als zwei Jahrhunderte blieb nunmehr das Nor-
mannischfranzösche die Sprache der vornehmen und gebildeten
Kreise von England, und es erblühte auf dem Boden Eng-
lands eine eigene Literatur in französischer Sprache,' die
besonders au dem Hofe der Plautagenets (1154 — 1399) eine
Pflegestätte fand.
Die große Masse des englischen Volkes hielt trotzdem
mit großer Zähigkeit an der alten, englischen Sprache fest,
und in den alten, noch aus angelsächsischer Zeit stammenden
Klöstern wurde das Englische weiter gepflegt und literarisch
verwendet; die Eintragungen in die Sachsenchronik reichen
in der Peterborough-Hs. bis zum Jahre 1154.
Eine gegenseitige Beeinflussung beider Sprachen fand
zunächst nicht statt. Wie die sächsische und die normannische
Bevölkerung Englands im elften und zwölften Jahrhundert
§ 13, 14] Sieg des Englischen über das Anglonormannische. 17
sich feindlich gegenüberstand, so herrschte auch ein schroffer
Gegensatz zwischen beiden Sprachen; jede entwickelte sich
unbeeinflußt von der andern. In dem Normannischfranzösischen
wurden durch die Trennung von dem französischen Sprach-
gebiete die dialektischen Eigentümlichkeiten stärker ausge-
prägt; es bildete sich eine Unterart des normannischen Dialektes
heraus, das sog. Anglonormannische oder Anglofran-
zösische. Das Englische wiederum verlor immer mehr von
seinen Flexionsendungen, und da es zur Sprache der niederen
Schichten der Bevölkerung herabgesunken war, büßte es einen
großen Teil seines alten Wortschatzes, insbesondere die den
höheren Lebenssphären angehörenden Wörter ein, die später
(s. § 16) durch Entlehnungen aus dem Angiouormannischen
ersetzt werden mußten; vgl. Sweet, NEG § 624.
§ 14. Sieg des Englischen über das Anglonormannische.
Terschmelzung beider Sprachen.
Vgl. Fiedler-Kölbing, § 18—20 — Elze, § 229 - Körting,
§ 7 — Kluge-Behrens, § 19 — Morris-Kellner-Bradley, § 38
— Sweet, NEG § 617 f. — Low, § 17—20 — Nesfield, § 395 —
Toller, p. 208—212 — Emerson, § 641, 68—71. 78 f. — Louns-
b ur j, p. 54—67.
Im Laufe der Zeit gestaltete sich das Verhältnis zwischen
Normannen und Sachsen und demgemäß auch zwischen dem
Angiouormannischen und dem Englischen etwas freundlicher,
und es wirkten namentlich äußere politische Verhältnisse
auf die soziale und sprachliche Einigung Englands günstig ein.
Die frühere enge Verbindung der Normannen in England mit
ihren Stammesgenossen auf dem Festlande wurde durch den
Verlust der Normandie i. J. 1203 unterbrochen. Die nor-
mannische Bevölkerung Englands, die jetzt schon in England
selbst geboren und aufgewachsen war, stand der älteren
sächsischen Bevölkerung nicht mehr fremd gegenüber. Beide
Teile fühlten sich als Angehörige desselben Landes ; sie fanden
sich zusammen in den Kämpfen gegen äußere Feinde und
gegen Bedrückung im Innern. So erfolgte allmählich in poli-
tischer und sozialer Beziehung ein Ausgleich zwischen dem
angelsächsischen und dem normannnischen Elemente, eineVer-
Kaluza, Histoi-. Grammatik d. engl. Sprache. I. 2. Aufl. 2
18 Geschichte der englischen Sprache. [S 14
bindung beider zu einem einzigen, dem englischen Volkes),
und mit dieser politischen und sozialen Verschmelzung ging
die Verschmelzung beider Sprachen Hand in Hand. Wie das
der Zahl nach kleinere normannische Element in dem großen
englischen Volke allmählich aufging, so erwies sich auch auf
dem Gebiete der Sprache das englische Element als das
stärkere. Die alte englische Sprache, die in der Zwischenzeit
allerdings manche Veränderung durchgemacht hatte, wurde
seit der Mitte des 13. Jahrhunderts allmählich auch von der ur-
sprünglich normannischen Bevölkerung Englands angenommen.
Zugleich nahm die englische Literatur einen neuen Aufschwung,
während die französische Literatur in England langsam ihrem
Untergange entgegenging. Um 1300 werden wiederholt Stimmen
englischer Dichter laut, die ausdrücklich erklären, daß sie
ihre Dichtungen in englischer Sprache schreiben wollen,
zu Nutz und Frommen des englischen Volkes, welches kein
Französisch verstehe; vgl. z. B. Cursor Mundi v. 232 ff. :
l)is ilk bok it es translate Es Inglis man jjar in comniun;
In to Inglis tong to rede [ Ipe speche l)at man wit mast may
For 'jpe loue of Inglis lede, \ spede,
Inglis lede of Ingeland, Mast l)arwit to speke war nede.
For 1)6 comiin at understand. i Seiden was for ani chance
Frankis rimes here i redd | Praised Inglis tong in France.
Comunlik in ilk a stedd ; Giue we ilkan l^ave langage,
Mast es it wroght for frankis man: Me think we do l)am nan outrage.
Quat is for him na frankis can? To laud and Inglis man i spell,
Of Ingeland l^e nacion l^at iinderstandes l^at i teil.
Aehnlich äußert sich der Verfasser des Richard Coeur-
de-Lion 21 ff. und des Arthur and Merlin 21 ff.; vgl. Engl.
Studien 22, 299 f. Immerhin galt die Kenntnis des Franzö-
sischen damals noch als ein Zeichen höherer Bildung, denn
Robert of Gloucester sagt um dieselbe Zeit:
Vor böte a man conne Frenss, me tel}) of him lute.
Ac lowe men holdel? to Engliss and to hör owe speche jute.
1) Im J. 1177 sagt Bischof Eichard von London in seinem Dialogus
de Scaccario: „Jam cohabitantibus Anglicis et Normannis et alterutrum
uxores ducentibus vel nubentibus sie permixtae sunt nationes, ut vix
discerni possit — de liberis loquor — quis Anglicus, quis Normannus
sit genere."
S 151 Aussterben der französischen Sprache in England. 19
§ 15. Aussterben der französischen Sprache in England.
Vgl. Fiedler-Kölbing, § 19 - Elze, § 229 — Kluge-
Behrens, § 13-17 — Toller, p.212f. — Emerson, §72—75.80-83
— Lounsbury, p. 72 — 81.
Nachdem auch der ursprünglich normannische Teil der
Bevölkerung Englands die englische Sprache angenommen
hatte, mußte das Französische in England allmählich aus-
sterben. Als wirklich im Volksmunde lebende Sprache kann
das Anglonormannische, das übrigens im 14. Jahrhundert
dialektisch stark entartet war (vgl. Kluge-Behrens, p. 958 f.)^
seit der Mitte des 14. Jahrhunderts nicht mehr gelten; doch
fristete es noch längere Zeit sein Dasein als eine Art Kanzlei-
sprache wie das Lateinische. Die Proklamation König-
Heinrichs III. vom Jahre 1258, die sog. Oxforder Provision,,
war das erste, aber auch für lange Zeit das einzige offizielle
Schriftstück, welches außer in französischer auch in englischer
Sprache abgefaßt war. Alle späteren öffentlichen und privaten
Urkunden bis in das 14. und 15. Jahrhundert hinein sind aus-
schließlich in lateinischer oder französischer Sprache nieder-
geschrieben; auch im Parlament und in den Schulen wurde
bis in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts hinein aus-
schließlich oder vorwiegend französisch gesprochen.
Erst im Jahre 1362 wurde verordnet, daß die mündlichen
Verhandlungen der Gerichtshöfe in englischer Sprache geführt
werden sollten, und zwar mit der ausdrücklichen Begründung,
daß das Französische im Lande wenig bekannt sei. In dem-
selben Jahre wurden die Parlamentsverhandlungen zum ersten
Male durch eine englische Eede eröffnet. Um jene Zeit scheint
auch im Schulunterricht die englische Sprache wieder die
eigentliche Unterrichtssprache geworden zu sein ; denn während
Higden in seinem Polychrouicon (ca. 1350) noch berichtet:
j.Pueri in scholis contra morem caeterarum nationum a primo
Normannorum adventu derelicto proprio vulgari construere Gallice
compelluntur; item filii nobilium ab ipsis cunabulorum crepundiis ad
Gallicura idioma informantur. Quibus profecto rurales liomines assi-
milari volentes, ut per hoc spectabiliores videantur, firancigenare sat-
agunt omni nisu",
2*
20 Geschichte der englischen Sprache. [S 15
fügt sein Uebersetzer Trevisa i. J. 1385 zu dieser Stelle hinzu:
„l^ys manere was moche yused tofore l^e furste moreyn [1349]
and ys SG])\>e somdcl ychaunged. For Johan Comwel, a mayster of
grammere, chayngede ])e lore in gramerscole and construccion of
Freynsch into Englysch: and Eichard Pencrych lurnede Jiat manere
techyng of hym, and olaer men of Pencrych; so pat now, ])e 3er of
oure Lord a jiousond Jire hondred foiire score and fyuc, of ])e secunde
kyng Eichard after ])e conqucst nyne, in al jie gramerscoles of Enge-
lond childern leuej) Frensch and construel? and lurnel) an Englysch
and habbe]) jicrby avauntagc in on syde and desavaimtage yn anolier;
here avauntagc ys, l^at a lurne]) here grammar yn lasse tyme J^an
children wer ywoned to do — disavauntage ys, l^at now childern of
gramerscole conne]} no more Frensch jmn can here lift heele, and
]iat ys härm for harn, and a schölle passe Jie se and trauayle in stränge
londes, and in meny cas also. Also gentil men habbejs now moche
yleft for to teche here childern French" (vgl. Toller, p. 210—212).
Auch nach 1362 blieb das Französische noch lange als
Kanzleisprache im Gebrauch. Die Parlamentsverhandlungen
wurden weiter in französischer Sprache protokolliert, Urkunden
und andere amtliche Schriftstücke französisch abgefaßt. Am
13. Oktober 1398 richtete sogar Chaucer eine Petition an den
König in französischer Sprache (s. Chaucer's Works ed. by
Skeat I, p. XLIY), und der schottische Earl of March ent-
schuldigt sich in einem am 18. Februar 1400 an König Hein-
rich IV. gerichteten Briefe wegen des Gebrauchs der englischen
Sprache :
,,And, noble Prince, mervaile yhe nocht, that I write my letters
in Englishe, fore that ys mare clere to myne understandyng than
Latyne or Fraunche" (vgl. Lounsbury, p. 77).
Die ältesten englischen Privaturkunden stammen aus den
Jahren 1375 und 1381, die älteste englische Petition an das
Parlament von den Londener Mercers aus dem Jahre 1386,
•das älteste englische Testament aus dem Jahre 1387, die
ältesten englischen Statuten von Gilden aus dem Jahre 1389,
die ältesten englischen Änsivers des Königs auf die Petitionen
des Parlaments aus dem Jahre 1404. Seit dem Anfange des
15. Jahrhunderts werden Privat- und Staatsurkunden in eng-
lischer Sprache immer zahlreicher (vgl. Morsbach, Ne. Sehr.,
p. 3 ff.) ; doch werden die englischen Gesetze erst seit dem
Jahre 1489 in englischer Sprache veröffentlicht, und einzelne
§ 15, 161 Einfluß des Anglonormannischen. 21
französische Redewendungen haben sich im englischen Parla-
mente bis auf den heutigen Tag erhalten (s. Fiedler-Kölbing,
p. 82; Lounsbury, p. 81).
§ 16. Einflnß des Anglonormaiiniseheii auf das Englische.
Vgl.Fiedler-Kölbing, §27—35 — Elze, § 226-228 — Kör-
ting, §7,4 — Kluge-Behreiis,§24 — Morris -Kellner-Bradley,^
§ 43-45 und App. III, p. 438—450 — S k e a t , PEE II, Oxford 1891 —
Sweet, NEG § 622— 628 — Nesf ield, §396—399.416—419 — Toller,
p.213f. — Emerson, §135—139.167—176 —Lounsbury, p. 83— 86.
93—114 — Walter Skeat, A Rough List of English Words Found
in Anglo-French, with Numerous Keferences, Philol. Soc. 1882 und
A Second List of English Words found in Anglo-French, Philol. Soc.
1888/90 — Bertha Skeat, Anglo-French Vowel-Sounds. A Word-
List Illustrating their Correspondence with Modern English, English
Dialect Soc, vol. 43 — Behrens, Beiträge zur Geschichte der fran-
zösischen Sprache in England, Franz. Studien V, Heft 2 — Einenkel,
Streifzüge durch das Gebiet der mittelenglischen Syntax mit besonderer
Berücksichtigung Chaucers. Münster 1886 und Pauls Grundriß P, p. 1071
bis 1151 — Kluge, Ne. i^ro^f?, ^>m7e (Engl. Stud. 21, 334f.) — Kluge,
Das französische Element im Orrmulum (Engl. Stud. 22, 179—182).
Schon am Anfange des 11. Jahrhunderts, also vor der
normannischen Eroberung, finden wir in der altenglischen
Literatur einzelne französische Lehnwörter, z. B. ae. 2^^iff
stolz (afz. proud), sot Narr, fals falsch, purs Börse, tiirnlan
wenden (vgl. Kluge, Engl. Stud. 21, 334 f.). Eine Anzahl
neuer Entlehnungen treten in der literarischen Sprache des
zwölften und der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts zum
ersten Male auf (vgl. Kluge, Engl. Stud. 22, 179—182). Als
dann im weiteren Verlaufe des 13. Jahrhunderts auch die
ursprünglich normannische Bevölkerung Englands die englische
Sprache annahm, erleichterte man sich die Erlernung derselben
durch Herübernahme zahlreicher französischer Wörter, teils
zum Ersatz für solche Ausdrücke, die dem englischen Wort-
schatz abhanden gekommen waren (s. § 13), teils auch da,
wo ein gleichbedeutender englischer Ausdruck vorlag. Die
Zahl der in das Englische eindringenden französischen Lehn-
wörter steigt daher gegen Ende des 13. Jahrhunderts sehr
rasch und nimmt im 14. Jahrhundert noch weiter zu. Die
22 Geschichte der englischea Sprache. [S 16
französischen Lehnwörter erlangen im Englischen bald volles
Bürgerrecht, werden ebenso flektiert wie die echt englischen
Wörter nnd müssen sich allmählich auch den germanischen
Betonungsgesetzen fügen (s. § 203, 352).
Die bis zum Ende des 14, Jahrhunderts aufgenommenen
französischen Lehnwörter zeigen fast sämtlich den Lautbestand
des normannischen Dialekts (s. Kluge-Behrens, p. 960) : sie
sind also direkt aus dem in England gesprochenen anglo-
normannischen Dialekte übernommen worden. Später finden
sich, namentlich im literarischen Englisch, auch Entlehnungen
aus anderen französischen Mundarten, insbesondere dem Zen-
tralfranzösischen.
Anm. 1. Eine Liste der bis ca. 1300 in das Englische aufge-
nommenen anglonorraannischen Lehnwörter gibt Morris-Kellner-Bradley
p. 438—450, vollere Listen Walter Skeat, Philol. Soc. 1882 und 1888/90,
Bertha Skeat, English Dialect Soc, vol. 43 und Behrens, Franz. Stud.
V, 2, p. 10—55 (s. 0.).
Vielfach hat man sich bemüht, den Prozentsatz des roma-
nischen Bestandteiles des englischen Wortschatzes bei den
einzelnen Schriftstellern (vgl. Fiedler-Kölbing, § 32), oder die
Verteilung der englischen Wörter germanischen und roma-
nischen Ursprungs auf die verschiedenen Wortklassen festzu-
stellen (vgl. Fiedler-Kölbing, § 33, Morris-Kellner-Bradley,
p. 59ff., Low, p. 14ff., Nesfield, p. 240ff., 255 f.). ^ach
Behrens (Pauls Grundriß I^, p. 964) „sind französisch — wie
dies nach der äußeren Geschichte des Französischen in Eng-
land zu erwarten — hauptsächlich Bezeichnungen, welche
Bezug haben auf Verfassung, Verwaltung, Hof, Kunst, Wissen-
schaft, Titel und Würden. Vorwiegend germanisch sind Aus-
drücke, welche sich auf Ackerbau, Schiffahrt, die umgebende
Natur beziehen. Fast rein germanisch blieben ebenso die
„elementaren Bestandteile" der englischen Rede: die Hilfs-
zeitwörter, Artikel, Pronomina, desgleichen mit wenigen Aus-
nahmen die Präpositionen, Zahlwörter und Konjunktionen".
Es ist also gerade die wesentlichste grammatische und begriff-
liche Grundlage des Englischen germanisch geblieben, und
wenn auch bei bloßem Auszählen eines modernen englischen
R 16] Einfluß des Anglonormannischen. 23
Wörterbuches vielleicht die Wörter romanischer Herkunft zu
überwiegen scheinen, so bildet doch, wie die Auszüge bei
Fiedler-Kölbing, p. 81 — 93, Emerson, § 137 beweisen, in jedem
zusammenhängenden Texte der romanische Bestandteil einen
verhältnismäßig geringen Prozentsatz. Der germanische Be-
standteil des Englischen würde trotz aller Verluste, die er
erfahren hat, auch heute noch den Bedürfnissen einer ein-
fachen Landbevölkerung allenfalls genügen, und man kann
ohne Mühe längere Sätze, auch ganze Erzählungen bilden,
ohne ein romanisches Wort einzuflechten. Mit dem romanischen
Sprachbestandteil allein aber kann man nicht viel anfangen,
weil eben die nötigen grammatischen Grundbegriffe fehlen.
„The words which we all use and without which it is diffi-
cult to frame a couple of consecutive sentences are all native
and essentially the same words as our Low German foregoers
used" (Low, p. 12 f.).
Anm. 2. In § 14 und 15 der Second Series der Principles of
English Etymology druckt W. Skeat zwei mit geringen Aenderungen
aus Schele de Vere, Outlines of Compavative Philology, Chapter XXI
entnommene Abschnitte ab, von denen der erste (The Saxon) kein ein-
ziges romanisches Wort, der zweite aber {The Norman) einen außer-
ordentlich hohen Prozentsatz (33) romanischer Wörter enthält.
Dadurch, daß oft ein französisches Wort neben ein gleich-
bedeutendes englisches trat, entstanden zahlreiche Synonyma,
von denen das eine germanischen, das andere romanischen
Ursprungs ist (Doubletten), wie town und city, work und
lahour, hody und corpse, ghost und spirif, rooni und Chamber,
hegin und commence, end und ßnish etc. ; vgl. die Zusammen-
stellungen von Morris-Kellner, p. 64, Fiedler-Kölbing, p. 99 f.,
Nesfield, p. 417 f.
Die vollständige Assimilierung der in das Englische über-
gegangenen französischen Lehnwörter zeigt sich auch an
den sog. hybriden Bildungen (Hybridismen) wie Siround,
hesieye, hecause, undewaUie, OYerturn — dishnvden, enthral
— bonda^e, furtherance^ atonewien^^ oMüy, godd^s.s, ea^table,
dirmkable — duk edom, fcdsehood, beautitul, useless, /oo^ishetc;
vgl. Fiedler-Kölbing, § 35, Morris-Kellner-Bradley, p. 65,
Emerson, § 143, Nesfield, p. 411 f.
24 (reschichte der englischen Sprache. [§ 16, 17
Wie weit der Einfluß des Französischen auf die Laute
und Flexionsformen des Englischen sich erstreckt hat, läßt
sich nur sehr schwer feststellen. Mau schreibt ihm mit-
unter zu die Abschwächung der auslautenden Vokale zu e
und die allmähliche Verstummung dieses auslautenden e, die
fast völlige Abwerfung der Flexionsendungen, den Verfall
des grammatischen Geschlechtes, die Uniformierung der
Pluralbildung auf s, und manches andere. Allein die Tendenz
zu dieser Vereinfachung der Formen bestand im Englischen
schon vor der Berührung mit dem Französischen. Der nord-
humbrische Dialekt namentlich war hierin schon in der alt-
englischen Zeit fast auf dem Standpunkt der neuenglischen
Schriftsprache angelangt. Auf normannischen Einfluß ist
aber wohl zurückzuführen der Verlust des Kehlkopfverschluß-
lautes vor vokalisch anlautenden Wörtern (§ 40).
Unverkennbar ist ferner die Einwirkung des Französischen
auf die Satzlehre, namentlich auf die Einführung einer
strengeren, durch die Abwerfung der Flexionsendungen not-
wendig gewordenen Wortfolge ; vgl. Fiedler-Kölbing, p. 74 ff.,
Einenkel, Streifzüge und Pauls Grundriß I-, p. 1071 ff.
Jedenfalls aber bleibt das Englische auch nach der Aufnahme
zahlreicher romanischer Wörter seinem ganzen Charakter
und Aufbau nach eine germanische Sprache, gerade wie
auch das Deutsche deutsch bleibt, mögen wir noch so viele
Fremdwörter in unsere Eede einmischen.
§ 17. Charakteristik des Mittelenglischeu. Mittelenglische
Dialekte.
Vgl. Morris-Kellner-Bradley, § 47—50 — Sweet, NEG
§ 614—616 — Nesfield, § 388—392 — Toller, p. 215-233 —
Emerson, § 59. 139—148 — Lounsbury, p. 93—160 — Mors-
bach, Mittelenglische Grammatik, Halle 1896, § 5—9.
Neben der starken Veränderung im Wortschatz infolge
der Aufnahme zahlreicher französischer Lehnwörter (§ 15)
sind die augenfälligsten Merkmale des Mittelenglischen im
Gegensatz zum Altenglischen die Abschwächung der unbe-
tonten Vokale a, o, u der Endsilben zu e, die Abwerfung
Ä 17"] Dialekte des Mittelenglischen. 25
des auslautenden n, die im Nordhumbrischen allerdings schon
in altenglischer Zeit stattgefunden hatte (§ 99), und das all-
mähliche Verstummen des unbetonten e der Flexionssilben.
Damit war verbunden ein Zusammenfallen der verschiedenen
Deklinationsklassen, der völlige Verlust der Flexion des
Artikels und der Adjektiva und infolgedessen auch des gram-
matischen Geschlechts der Substantiva, endlich eine starke
Vereinfachung der Verbalflexion. Der Verlust der Flexions-
endungen hat es weiter mit sich gebracht, daß im Neu-
englischen Substantiva, Adjektiva und Verba desselben
Stammes in der Form zusammengefallen sind, so daß das
Substantiv nunmehr ohne weiteres auch als Adjektiv und
Verb gebraucht werden kann; vgl. z. B. ne. sfone 'Stein'
(ae. stän) — stone 'steinern', a stone house (ae. stsenen) —
to stone 'steinigen' (ae. st^nan). Von den zahlreichen alt-
englischen Praefixen und Suffixen sind nur wenige im Mittel-
und Neuenglischen lebenskräftig geblieben, und auch die
Kompositionsfähigkeit der Substantiva und Adjektiva wurde
stark abgeschwächt; vgl. z. B. Emerson, § 140 bis 145,
Lounsbury, p. 107 — 114.
Mit der normannischen Eroberung verlor das Westsäch-
sische (§ 9) seine führende Stellung, und die Literatur der
altenglischen Zeit geriet allmählich in Vergessenheit. Das
Englisch des 113. und 14. Jahrhunderts hatte in den verschie-
denen Teilen des Landes ein ganz verschiedenes Aussehen;
es zerfiel in eine Menge von Dialekten. Fast in jeder Graf-
schaft von England bildeten sich in Lauten, Formen und
syntaktischen Konstruktionen gewisse Besonderheiten heraus ;
jede Provinz hatte auch eine Anzahl ihr allein eigentümlicher
Wörter und Redewendungen. Der Aufschwung der englischen
Literatur gegen Ende des 13. Jahrhunderts änderte hieran
zunächst wenig. Die einzelnen Dialekte standen sich gleich-
berechtigt gegenüber; keiner derselben erlangte ein Ueber-
gewicht über die andern ; es schrieb daher jeder Dichter in
seiner heimischen Mundart. Im Laufe des 14. Jahrhunderts
finden wir zwar bei manchen Dichtern, namentlich bei Spiel-
leuten, die selbst verschiedene Gegenden von England bereist
26 Geschichte der englischen Sprache. [§ 17
und verschiedene Dialekte aus eigener Anschauung kennen
gelernt hatten, ein gewisses Streben nach einer allgemeinen
Dichtersprache, insofern als in den Reimen die besonderen
Eigentümlichkeiten des heimischen Dialekts möglichst ver-
mieden und andrerseits Reime aus benachbarten oder ent-
fernteren Dialekten eingemischt werden (s. Morsbach, Schriftspr.
p. 160); aber trotzdem besteht während des ganzen 14. Jahr-
hunderts die Herrschaft der einzelnen Dialekte uneinge-
schränkt fort.
Die durch die Verschiedenheit der mittelenglischen Dia-
lekte hervorgerufene Mannigfaltigkeit in dem äußeren Sprach-
charakter der mittelenglischen Literaturdenkmäler wurde noch
erhöht durch die außerordentliche Willkür in der Schreib-
weise, die nicht einmal innerhalb desselben Dialektes, ja nicht
einmal bei ein und dem^^elben Schreiber eine einheitliche
ist. Orrm ist wohl der einzige unter den mittelenglischen
Schreibern, der sich in seinem Orrmulum (um 1200) streng an
bestimmte orthographische Regeln hält. Ein Blick in Zupitza-
Schippers Alt- und mittelenglisches üebungsbuch gewährt ein
anschauliches Bild von der bunten Mannigfaltigkeit der mittel-
englischen Schreibweise und der mittelenglischen Dialekte.
Den drei oder vier Dialekten des Altenglischen (§ 8)
entsprechend kann man auch die mittelenglischen Dialekte
in drei oder vier Hauptgruppen einteilen: die nördlichen, die
mittelländischen und die südlichen Dialekte, unter welch
letzteren der ken tische Dialekt eine Sonderstellung einnimmt.
Der nördliche Dialekt des Mittelenglischen reicht vom
Humber bis zum Firth of Forth, entspricht also ungefähr dem
alten nordhumbrischen Dialekte. Er umfaßt die schottischen
Niederlande und die Grafschaften Northumberland, Durham und
Yorkshire, auch den Norden vonLancashire. Der schottische
Dialekt zweigt sich erst seit dem Ende des 14. Jahrhunderts
in Sprache und Schreibweise von dem nordenglischeu Dialekte
ab und entwickelt sich allmählich zu einer besonderen
schottischen Schriftsprache (§ lU).
Der mittelländische Dialekt entspricht im allgemeinen
dem alten mercischen Dialekt mit Einschluß des Dialektes
§ 17] Dialekte des Mittelenglischen. 27
von Ostangeln; er reicht vom Humber bis zur Themse. Die
früher übliche Scheidung zwischen Ost- und Westmittelländisch
ist nach Morsbach (Me. Gr. p. 15) nicht gerechtfertigt, da
zwischen dem Osten und dem Westen des Mittellandes
keinerlei durchgreifende dialektische Unterschiede bestehen.
Der Dialekt von London, der noch im 13. Jahrhundert sich
mehr der südlichen Gruppe zuneigte, schließt sich im 14. Jahr-
hundert durchaus den mittelländischen Dialekten an; doch
hat er einige besondere Eigentümlichkeiten behalten (Mors-
bach, Me. Gr. p. 18).
Der südliche Dialekt entspricht dem sächsischen und
dem kentischen Dialekt des Altenglischen, umfaßt also das
Land südlich der Themse und den Südwesten von England
mit Einschluß von Gloucestershire und Teilen von Hereford-
shire und Worcestershire. Er zerfällt nach Morsbach in zwei
Gruppen: a) Westlicher und mittlerer Süden, b) Oestlicher
Süden und Kent.
Anm. Die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale der mitteleng-
lischen Dialekte s. § 204; vgl. ferner Morris-Kellner-Bradley, § 47—49
und Morsbach, Me. Gr., § 5—9.
Die südlichen und die nördlichen Dialekte waren nicht
nur räumlich am weitesten voneinander entfernt, sondern auch
in der sprachlichen Entwicklung am weitesten nach entgegen-
gesetzten Kichtungen hin fortgeschritten, so daß ein Nord-
humbrier einen Südengländer nur schwer verstehen konnte
und umgekehrt, während die Bewohner des MitteUandes sich
leichter mit Nord- und Südengiändern verständigten. Schon
William von Malmesbury (1095 — 1148) behauptet, daß die
Sprache der Nordhumbrer, besonders zu York, den Südeng-
ländern so rauh und hart erscheint, daß sie sie kaum ver-
stehen können. Dasselbe bezeugt Giraldus Cambrensis (1194),
der darauf hinweist, daß die Sprache von Südengland der
altenglischen Schriftsprache näher steht (vgl. Lounsbury, p. 117).
Aehnlich äußert sich im 14. Jahrhundert Higden, bezw. sein
Uebersetzer Trevisa (zitiert nach Morsbach, Schriftspr. p. 168,
Lounsbury, p. 118):
„Also, of he foreseyde Saxon tonge hat ys deled a hre, and ys
abyde scarslych wih feaw vplondysch men, and ys gret wondur ; for men
28 Geschichte der englischen Sprache. [§ 17, 18
of l^e est wi]) men of l>e west, as hyt were vndur l^e same party of
heuene, acorde]) more in sounjDg of speche Jjan men of j^e nor}> wij>
men of Ipe souli; J)erfore hyt ys ])at Mercij, J)at bu]) men of myddel
Engelond, as hyt were parteners of l^e endes, vndurstonde]j betre Jje syde
longages, Norlieron and Soul^eron, J)an Norj^eron and Souljeron vndur-
stondej) eylter ol^er. AI l»e longage of l^e NorJ^humbres, and specialych
at York, ys so scharp, slyttyng and frotyng, and vnschape, l^at we Sou|^eron
men may l>at longage vnnel^e vndurstonde."
Interessant ist auch, was Caxtou im Prolog zu seiner
Uebersetzung von Virgils Aeneide (zitiert nach Morsbacli,
Schriftsprache p. 169) über die Schwierigkeit der V^erständi-
gung zwischen den Vertretern verschiedener Dialekte erzählt:
„l)at comyn englysshe that is spoken in one shyre varyeth from a
nother. In so much that in ray days happened that certayn marchauntes
were in a shipe in tamyse, for to haue sayled ouer the sea into zelande,
and for lacke of wynde thei taryed atte forlond, and wente to lande for
to refreshe them. And one of theym naraed sheffelde, a mercer, cam
in to an hows and axed for mete, and specyally he axed after eggys.
And the goode wyf answerde, that she coude speke no frenshe. And
the marchaunt was angry, for he also coude speke no frenshe, but wolde
haue hadde egges; and she vnderstode hym not. And thenne at laste
a nother sayd that he wolde haue eyren'), then the good wyf sayd that
she vnderstod hym wel. Loo! what sholde a man in thyse dayes now
wryte, egges or eyren?"
Wiederholt wurden daher auch Dichtwerke, um sie den
Angehörigen anderer Dialekte leichter verständlich zu machen,
aus dem nördlichen in den südlichen Dialekt übertragen oder
umgekehrt. So sind z.B. in der Trinity-Hs. des Cursor Mundi
sämtliche spezifisch nordenglischen Wörter und Reime beseitigt,
und der Verfasser des Cursor Mundi selbst hat die südenglische
Assumptio Mariae in den nordenglischen Dialekt übertragen
mit der Begründung, V. 20061 ff.:
„In sotherin english was it draun.
And turnd it haue i tili our aun
Langage of lie northrin lede,
liat can nan oilter englis rede."
§ 18. Entwickelnng der englischen Schriftsprache im
15. Jahrhundert. Einführung der Buchdruckerkunst (1476).
Vgl. Elze, i? 230, 232 f. — Körting, § 7, 6 — Kluge, § 7 —
Sweet, NEG§619f. — Nesf ield, § 392 - Toller, p. 240-247 —
^) egffy PI. egges ist ein Lehnwort aus dem Altnordischen, während
ae. ee^, PI. ägt-tt im Mittelenglischen ei/, PI. eyren ergab.
§ 18] Entwickelung der englischen Schriftsprache. 29
Emerson, § 88—9^ — Lounsbury, p. 140— IGO — Morsbach,
Ueber den Ursprung der neuenglischen Schriftsprache, Heilbronn 1888.
Der Anteil Chaucers und Wyclifs an der Ausbildung und
Verbreitung der englischen Schriftsprache wurde früher ganz
erheblich übertriebeni). Weder Chaucer noch W>'clif hatte
die Absicht, eine englische Schriftsprache zu schaffen. Wenn
trotzdem die große Verbreitung ihrer Werke im 15. Jahr-
hundert der rascheren Ausbreitung der englischen Schrift-
sprache förderlich war, so geschah dies infolge des mehr zu-
fälligen Umstandes, dass sie in dem Londoner Dialekt schrieben,
der im 15. Jahrhundert aus ganz anderen Gründen zur all-
gemeinen Schriftsprache von England erhoben wurde. „Auch
wenn Chaucer seine unsterblichen Werke nicht geschrieben
hätte, so würde die Entwickelung der englischen Schrift-
sprache ganz denselben Weg genommen haben" (Morsbach,
Schriftspr., p. 8 f.).
Die Uniformierung der englischen Dialekte, die Aus-
bildung einer einheitlichen englischen Schriftsprache ging
überhaupt nicht von der Literatursprache, sondern von der
Kanzlei- und Verkehrssprache aus. Nachdem seit dem Ende
des 14. und dem \nfang des 15. Jahrhunderts (s. § 16) das
Französische als amtliche Sprache allmählich durch das Eng-
lische verdrängt worden war, mußte sich das große Ueber-
gewicht, welches London als Häuptstadt des Landes, als
Sitz des Parlaments, der höchsten Gerichtshöfe und der
obersten Behörden gegenüber den anderen Teilen des Landes
besaß (vgl. z. B. Sweet, NEG § 619), auch auf sprachlichem
Gebiete bemerkbar machen, indem nunmehr die Londoner
Kanzleisprache mit allen ihren Eigentümlichkeiten allmählich
auch in anderen Grafschaften von England Eingang fand und
die dort übliche Schreibweise verdrängte. An der Hand von
Urkunden aus dem 14. und 15. Jahrhundert läßt sich, wie
Morsbach zeigt, dieser Entwickelungsgang der englischen
Schriftsprache näher verfolgen. Gegen Ende des 15. Jahr-
hunderts sind in den Urkunden fast aller Grafschaften die
') Lounsbury, p. 70, sagt allerdings: „ . . their [Chaucer's and
Wycliffe's] inüuence upon the language cannot well be over-estimated,"
30 Geschichte der englischen Sprache. [§ 18
Eigentümlichkeiten des Londoner Dialekts wiederzuerkennen ;
die Besonderheiten der heimischen Dialekte sind fast ganz
geschwunden. Nur Schottland blieb zunächst von dem Ein-
flüsse Londons ausgeschlossen und bildete seinen Dialekt zu
einer besonderen schottischen Schriftsprache heraus (§ 19).
Der Londoner Dialekt war überdies zur Grundlage einer
englischen Schriftsprache auch schon darum besonders ge-
eignet, weil er zu der mittelländischen Dialektgruppe gehörte,
die zwischen den nördlichen und den südlichen Dialekten in
der Mitte stand (§ 17). Im Mittellande befanden sich auch
die beiden Universitäten Oxford und Cambridge.
Noch ein anderes Moment war für die Fixierung der
englischen Schriftsprache und namentlich auch der englischen
Orthographie von bestimmendem Einfluß, nämlich die Er-
findung der Buchdruckerkunst, die durch Caxton, aer sie in
Holland kennen gelernt hatte, i. J. 1176 in England einge-
führt wurde. Caxton druckte nicht nur eine große Zahl von
prosaischen und poetischen Literaturdenkmälern, die bisher
nur handschriftlich verbreitet waren, sondern er entfaltete
auch eine ausgedehnte Uebersetzungstätigkeit. Die bunte
Mannigfaltigkeit und Willkür der Schreiber in den nur hand-
schriftlich überlieferten Texten mußte jetzt, wo eine größere
Zahl von völlig gleichlautenden Exemplaren durch den Druck
hergestellt wurde, natürlich aufhören und, zunächst wenigstens
innerhalb der aus ein und derselben Offizin stammenden Werke,
eine ziemlicli einheitliche Schreibweise durchgeführt werden.
Da nun London der Hanptsitz der Buchdruckerkunst war,
so wurde auch in den am Ende des 15. und am Anfang des
16. Jahrhunderts gedruckten englischen Büchern die Londoner
Sprache und Schreibweise maßgebend. Die in einem ab-
weichenden Dialekt abgefaßten Schriftwerke hat Caxton in
die Londoner Schriftsprache übertragen. So ist Caxtons
Sprache, wie Morsbach (Schriftspr. p. 168. 170) sagt, „im
großen und ganzen nichts anderes als die schon zum Gemein-
gut vieler gewordene Londoner Schriftsprache ... Es ist
das große Verdienst Caxtons, daß er in richtiger Würdigung
der sprachlichen Verhältnisse seines Landes und unbekümmert
S 18, 19] Entwickelung der schottischen Schriftsprache. 31
um Vorurteile und falsche Ratschläge einzelner gelehrter
Männer sich der von der Hauptstadt ausgegangenen sprach-
lichen Bewegung anschloß und dieselbe in feste und sichere
Bahnen lenkte".
§ 19. Entwickelung der schottischen Schriftsprache.
Vgl. Elze, § 241 — Kluge, § 8 — Sweet, NEG § 631 —
Emerson, § 110—113 — Lounsbury, p. 133—139 — Murray,
The Dialect of the Southern Counties of Scotland. Its Proaunciation,
Grammar and Historical Relations. London 1873 (Philological Society).
Der schottische Dialekt hatte sich bis zum Ende des
14. Jahrhunderts nur wenig von dem nordengiischen unter-
schieden. Die Schotten selbst nannten ihre Sprache Inglis;
unter 'Scottis' verstand man damals die Sprache der keltischen
Bewohner der schottischen Hochlande. Im Laufe des 15. Jahr-
hunderts nun bildete sich, Avie schon erwähnt (§ 18), der
schottische Dialekt zu einer selbständigen schottischen Schrift-
sprache aus, als deren Grundlage wir den Dialekt von Edin-
burgh anzusehen haben. Der Londoner Dialekt konnte auf
die schottische Schriftsprache keiucn Einfluß ausüben, weil
Schottland damals politisch völlig unabhängig war ; wohl aber
hat die Sprache Chaucers die literarische Sprache der schotti-
schen Dichter stark beeinflußt. Die eigentümliche schottische
Orthographie wurde ebenfalls am Ende des 15. und im An-
fang des 16. Jahrhunderts durch die Buchdrucker von Edin-
burgh, Glasgow, St. Andrews fixiert.
Der Prozentsatz der französischen Wörter ist im Schotti-
schen noch etwas stärker als im Englischen, weil Schottland
lange Zeit mit Frankreich in enger politischer Beziehung
stand. Auch keltische Lehnwörter sind etwas häufiger als im
Englischen.
Als eigentlich literarisch gepflegte Schriftsprache kann das
Schottische aber nur während des 15. und 16. Jahrhunderts
gelten. Nach der Vereinigung der beiden Reiche England und
Schottland unter Jacob I. (1603) sank es wieder zu einem
bloßen Dialekt des Englischen herab. Ueberdies galt das
Englische auch schon im 16. Jahrhundert als liturgische
32 Geschichte der englischen Sprache. [8 19, 20
Sprache Schottlands, da von den Reformatoren Schottlands
die englische Bibelübersetzung adoptiert wurde. Die englische
Bibel wurde in Schottland zum ersten Male in den Jahren
1576-79 gedruckt.
Im 18. Jahrhundert wurde das Schottische vorübergehend
von Ramsaj^ Ferguson und namentlich von Bums wieder
literarisch gepflegt, doch ist es bei diesen Dichtern stark mit
Anglizismen versetzt.
§ 20. Die neueuglische Zeit. Neuenglisclie Orthographie.
Vgl. Elze, § 232— 237 — Kö rting, i^ 7, 7 — Kluge, §9 —
Nesfield, § 400—402 — Emerson, § 94—108 — Lounsbury,
p. 161—175. 180—182 — Brander Matthews, Parts of Speech.
Essays on English. New York 1901.
Die englischen Laute, insbesondere die Vokab, sind seit
dem 16. Jahrhundert einer stetigen, wenn auch allmählichen
Fortbildung unterworfen, allerdings nur in der gesprochenen
Sprache, denn das Schriftenglische hat sich in seinem Aeußeren
seitdem nur wenig verändert. Die englische Orthographie ist,
abgesehen von der anderweitigen Regelung von n und v, i
und j, ie und ?/, der Abschaffung des langen s und anderen
Kleinigkeiten im allgemeinen auf demselben Standpunkte
stehen geblieben, den sie im 15. und 16. Jahrhundert erreicht
hatte; alle späteren Lautveränderungen sind in der Schrift
nicht zum Ausdruck gekommen. Hierdurch ist der Abstand
zwischen Sprache und Schrift im Englischen im Laufe der
Zeit immer mehr erweitert worden, und da nun der wohl-
tätige hemmende Einfluß der fixierten Orthographie auf die
Schwankungen der Aussprache, wie er z. B. im Deutschen
besteht, im Englischen fortfiel, so wurde die Willkür in der
Aenderung der Laute immer größer. Andrerseits hindert die
größere Verbreitung der Literaturwerke in der Neuzeit jede
durchgreifende Aenderung der Orthographie. Darum sind alle
Bestrebungen, eine Reform der so verbesserungsbedürftigen
englischen Orthographie herbeizuführen, selbst die in den be-
scheidensten Grenzen sich haltenden Vorschläge, die aus den
gemeinsamen Beratungen der englischen Philological Society
§ 20, 21] Orthographie und Wortschatz des Ncuenglischen. 38
und der American Philological Association hervorgegangen
sind (§ 351), bis jetzt erfolglos geblieben.
Auch gegenüber früheren Versuchen der englischen
Grammatiker, Lexikographen und Orthoepisten, die englische
Schrift oder Aussprache oder den englischen Stil durch will-
kürliche Gesetze einzuengen, hat sich die englische Sprache
spröde verhalten und ist ihren eigenen Weg weitergegangen.
Darum hat auch der von Swift i. J. 1712 dem Lordschatz-
meister Grafen Oxford überreichte Plan zur Gründung einer
englischen Akademie nach dem Muster der französischen
(Ä Proposal for Correcting, Improving and Äscertaming tlie
English Tongtie in a Letter to tJie Lord High Treasurer)
keinen Anklang gefunden, und seine Ausführung ist unter-
blieben. Dagegen war von großem Einfluß auf die Rein-
erhaltung der englischen Sprache von Latinismen und auf
die Ausbildung und Befestigung einer mustergiltigen Schrift-
sprache die englische Bibelübersetzung, The Äuthorized Version
(1611), die ihrerseits wieder auf der Uebersetzung von Tjm-
dale (1525) und in letzter Reihe auf der von Wyclif beruhte.
Am Anfange des 18. Jahrhunderts haben die sog. Essayisten,
Steele, Addison u. a. zur Reinerhaltung der Sprache und zur
Erzielung eines klaren, gefälligen Stiles sehr viel beigetragen.
§ 21. Umgestaltung und Yerinehrnug des Wortschatzes
in der neuenglisclien Zeit.
Vgl. Fiedler-Kölbing, § 37f. — Elze, § 234 — Kluge,
§ 5f. — Morris-Kellner-Bradley, § 41 — Skeat, PEE II —
Sweet, NEG §634—637 — Low, § 21— 27 — Nesfield, § 413-415.
420—422. 409. 425 — Toller, p. 247—261 — Emerson, § 95—99.
170. 177-187 — Lounsbury, p. 175—180 — Matthews, p. 125—161
(New Words and Old), p. 163—183 (The Naturalization of Foreign Words)
— Greenough and Kittredge, Words and their Ways in English,
New York 1902.
Was der neuenglischen Schriftsprache im Gegensatz zu
dem Mittelenglischen des 14. oder 15. Jahrhunderts ein ganz
anderes Gepräge verleiht, ist im wesentlichen die große Um-
wälzung, welche seit dem 16. Jahrhundert auf dem Gebiete
des englischen Wortschatzes stattgefunden hat. Während
Kaluza, Histor. Grammatik d. engl. Sprache. I. 2. Aufl. 3
34 Geschichte der englischen Sprache. [i^ 21
der Grundstock des für das tägliche Leben und die gewöhn-
liche Umgangs- und Verkehrssprache erforderlichen Wort-
vorrates, mochte derselbe nun germanischen oder romanischen
Ursprungs sein, aus der mittelenglischen Zeit ziemlich un-
verändert herübergenommen wurde, sind im 16. Jahrhundert
unter dem Einfluß der Renaissancebewegung in die englische
literarische Prosa eine sehr große Zahl lateinischer und
griechischer Wörter eingedrungen, die allerdings in ihrer
äußeren Form den in der Sprache bereits seit der mittel-
englischen Zeit vorhandenen romanischen Bestandteilen an-
geglichen wurden. Das Lateinische galt damals als die vor-
nehmere Sprache; darum suchten auch die englischen Schrift-
steller durch möglichst ausgedehnte Verwendung lateinischer
und griechischer Wörter ihre Gelehrsamkeit zu bekunden,
einer den andern in der Bildung neuer gelehrter Ausdrücke,
der sog. inkhorn terms, zu überbieten (vgl. Toller, p. 251).
Viele davon sind bald darauf wieder außer Gebrauch ge-
kommen und jetzt längst aus der Sprache verschwunden (so
z. B. ceciUj, immanity, facinorous, ludihundness etc.); manche
Wörter aber, die im 16. Jahrhundert noch als neu und un-
gewöhnlich erschienen, wie z. B. ßrniamenf, vapour, grace,
dedicate, consecrate, pollute, reconcile, sanctißj, defile — accident,
attractive, infusion, inspiration, insensible, local, resfanration
— mafurity , indusfry , modesty , magnanimity , teniperance,
sobriety — aiidacions, egregious, facundity — fimction, mefhod,
idiom, impression, numerous, obscure, savage — retrograde,
defunct, spurioiis, conscious, strenuous etc. (vgl. Kluge,
p. 945 f., Matthews, p. 133 f.) sind heutzutage allgemein
gebräuchlich.
Zu diesen lateinisch -griechischen Lehnwörtern kamen
unter dem Einfluß der französischen, italienischen und
spanischen Literatur noch eine große Zahl französischer,
italienischer und spanischer Fremdwörter hinzu, wie auch
endlich Entlehnungen aus dem Deutschen, Holländischen,
Portugiesischen, Arabischen, Persischen, Türkischen und
anderen modernen Sprachen in- und außerhalb Europas; vgl.
die Zusammenstellungen bei Skeat, PEE 11; Morris-Kellner-
^ 21, 22] Herrschaft der Londoner Sprache. 35
Bradley, § 41 f.; Low, § 26 f.; Nesfield, § 425; Emerson,
§ 177-187.
Im 19. Jahrhundert ergab sich bei der weiteren Aus-
dehnung der Wissenschaften, der Technik und der Industrie
die Notwendigkeit, neue termini technici zu bilden oder aus
anderen Sprachen zu entlehnen. Derartige Neubildungen oder
Entlehnungen sind z. ^.2^1wto(jraph, telegraph, felephonc, hicijcle,
hoycott (1880), jRöntgen. rays, hinderg arten, lagerbeer, umlaut,
ahlaut, Mnterland, festsclirift, fin-de-sücle, khahi, veldt, kopje.
Durch diese starke Bereicherung des neuenglischen Wort-
schatzes von verschiedenen Seiten her ist das alte, heimische
Sprachgut zum Teil verdrängt worden, so daß z. B. von dem
Wortschatze Chaucers ein großer Teil im Neuenglischen
bereits veraltet und außer Gebrauch gekommen ist. „A rapid
consumption of the vocabulary is going on constantly. Words
are swiftly worn out and used up and thrown aside. New
words are made or borrowed to All the vacancies and old
words are impressed into service and forced to do double
duty" (Matthews, p. 140 f.).
§ 22. Herrschaft der Londoner Sprache. Niedergang der
anderen Dialekte.
Vgl. Sweet, NEG §629—633. 639 — Nesfield, §403 — Vietor,
Einführung in das Studium der englischen Philologie, Marburg 1897,
§8 — 10 — Grieb-S chröer , Englisch-deutsches und deutsch-englisches
Wörterbuch, 10. Aufl. Stuttgart 1894 ff., Einl. p. XIII— XVI —
Matthews, p. 29—43 (The Future of tho Language), p. 79—94 (The
Language in Great Britain).
Während der neuenglischen Zeit ist die Herrschaft des
Londoner Dialektes bisher uneingeschränkt geblieben, und
zwar beruht nicht bloß die neuenglische Schriftsprache, wie
in § 18 ausgeführt ist, auf dem Dialekt von London, sondern
es gilt auch für die gesprochene Sprache London als Muster
und Vorbild. „London English was not only a literary but
also a spoken language which every educated man acquired
more or less perfectly, whatever bis native dialect might be"
(Sweet, NEG § 632). Die starken Veränderungen, welche
seit dem 16. Jahrhundert insbesondere in dem Lautwert der
3*
36 Geschichte der englischen Sprache. [8 22, 23
englischen Yokale eingetreten sind, so z. B. der Uebergang
von ä zu se, e, zu e, zu e^ haben wohl sämtlich von London
ihren Ausgangspunkt genommen und haben sich von dort aus
allmählich über die anderen Grafschaften von England ver-
breitet. Auch heute ist es die „gebildete Londoner Sprache . .
die nicht nur verhältnismäßig die verbreitetste ist, sondern
die auch, ohne daß man sich dessen bewußt wird, die eng-
lische Sprache außerhalb Londons langsam aber unaufhaltsam
beeinflußt und so immermehr die maßgebende wird. Diese
ist es daher auch, die, wenn von Englisch im allgemeinen
die Rede ist, in erster Linie in Betracht kommen muß"
(Schröer, p. XV) und die von den Angehörigen anderer
Nationen, die das Englische erlernen wollen, als muster-
gültig, als Standard Enylish anzusehen ist.
Infolge dieser unbestrittenen Vorherrschaft des Londoner
Englisch haben die anderen Dialekte von England, die über-
dies literarisch fast gar nicht gepflegt wurden, jede Bedeutung
für die Weiterentwicklung der Sprache verloren. Auch die
schottische Schriftsprache (§ 19) sinkt seit dem Ende des
16. Jahrhunderts wieder zu einem bloßen Dialekte des Eng-
lischen herab, der nur vorübergehend, namentlich im 18. Jahr-
hundert, erneute literarische Ausbildung erfuhr.
In der Zukunft wird London allerdings seinen Einfluß
allmählich verlieren und der Schwerpunkt der englischen
Sprache und Literatur nach Amerika hinüber verschoben
werden, wo die Zahl der englisch Redenden schon jetzt doppelt
so groß ist als die der englisch Redenden des Mutterlandes
(§ 26). „London sooner or later will cease to be the literary
center of the English speaking race" (Matthews, p. 82).
„The English of the future will be the English that w^e shall
use here in the United States" (Matthews, p. 43).
§ 23. Einteilung der neueuglischeii Dialekte.
Vgl. Elze, § 239 — Körting, § 14 f. — Sweet, NEG § 647 —
Emerson, § 109, 114 — Alexander Ellis, On Early English Pro-
nunciation, Vol. V: The Existing Phonology of English Dialects Com-
pared with that of West-Saxon Speech, London 1889 (Philological
§ 23] Neuenglische Dialekte. 87
Society) — AI. Ellis, English Dialects, their Sounds and Homes (English
Dialect Society, Vol. 60) — Joseph Wright, Englische Mundarten
(Pauls Grundriß P, p. 1531-1537).
AI. Ellis uutersclieidet in der Gegenwart sechs ver-
schiedene Dialektgruppen, deren Hauptmerkmale von J. Wright
(Pauls Grundriß 12, p. 1531 ff.) kurz angegeben sind:
1. Die Dialekte der schottischen Niederlande
(Lowland Scotch), die wiederum in eine nordöstliche, eine zentrale
und eine südliche Gruppe zerfallen.
2. Die nördliche Abteilung (JS^orthernJ, die Northumber-
land und Cumberland umfaßt, mit Ausnahme eines schmalen Streifens
im Norden, der zu den schottischen Dialekten gehört, ferner Durham,
Westmoreland, den Norden und Osten von Yorkshire und den Norden
von Lancashire, im wesentlichen also den früheren Dialekten nördlich
vom Humber entsprechend.
3. Die mittelländische Abteilung (Midland), die den
Süden von Yorkshire, den Süden und die Mitte von Lancashire, ferner
Cheshire, Derbyshire, Leicestershire , Lincolnshire , Nottinghamshire,
Staffordshire, den Norden von Warwickshire, Worcestershire, Shropshire
und einen Teil von Wales umfaßt, also etwa entsprechend der nördlichen
Hälfte des ags. Reiches Mercien.
4. Die östliche Abteilung (Eastern), umfassend Bedford-
shire, Buckinghamshire, Cambridgeshire, Essex, Hertfordshire, Huntingdon-
shire, Middlesex, Norfolk, Suffolk, Eutland, Northamptonshire mit Aus-
nahme des Südwestens, also etwa entsprechend den ags. Reichen Ost-
angeln, Essex und Middlesex nebst dem südöstlichen Teile von Mercien.
Diese Dialekte stehen der neuenglischen Schriftsprache am nächsten.
5. Die westliche Abteilung (Western), umfassend Shrop-
shire, Herefordshire, Ost-Monmouth, Ost-Brecknock, den größeren Teil
von Radnor und einen Teil von Montgomery, also den Südwesten des
alten Königreichs Mercien und den östlichen Teil von Wales, soweit
derselbe anglisiert worden ist. Dem räumlichen Umfange nach ist diese
Gruppe die kleinste.
6. Die südliche Abteilung (Southern), umfassend den Süden
von Warwickshire, den Südwesten von Northamptonshire, den Osten von
Herefordshire, ferner Worcestershire (mit Ausnahme des Nordens), Ox-
fordshire, Gloucestershire, Berkshire, Wiltshire, Surrey, Sussex, Kent,
Hampshire und die Insel Wight, Dorsetshire, Somersetshire, Devonshire
und Cornwall, also entsprechend den ags. Reichen Kent, Sussex, Wessex
und dem Süden von Mercien , sowie dem damals noch keltischen
Cornwall.
Hervorzuheben ist noch, daß diese verschiedenen Dialekte
nur von den niederen Schichten der Bevölkerung gesprochen
38 Geschichte der englischen Sprache. [^ 23, 24
werden und auch bei diesen aus verschiedenen Giüuden
(s. Ellis, ED p. 2) immer mehr im Schwinden begriffen sind,
während die gebildeteren Klassen der Bevölkerung von dem
Einflnß des heimatlichen Dialekts mehr oder weniger frei und
dafür durch den Londoner Dialekt beeinflußt sind (§22)..
Innerhalb des Londoner Dialekts aber müssen wir unter-
scheiden zwischen der gebildeten Londoner Sprache und der
Londoner Vulgärsprache, dem sog. Cockney English. Letzteres
wirkt allerdings in hohem Maße auch auf das gebildete Lon-
doner Englisch ein ; es ist darum für die Fortentwickelung
der englischen Sprache von besonderer Wichtigkeit.
§ 24. Sprachgebiet des Englischen.
Vgl. Elze, §243-250 — Körting, i? 8— 11. 14 - Kluge,
§10 — Sweet, NEG § 640-644 — Emerson, § 115—120 —
Lounsbury, p. 182 — 189 (Wide Extension of English) — Matthews,
p. 25—43 (The Fature of the Languagc), p. 45—77 (The English Language
in the United States), p. 79 — 94 (The Language in Great Britain).
Den Angelsachsen war es ebensowenig wie vor ihnen den
ßömern gelungen, die Gebirgsgegenden im Westen von Eng-
land (Cornwall, Wales, Cumberland) und im Norden die
schottischen Hochlande ihrer Herrschaft zu unterwerfen. Diese
Teile Britanniens behielten also damals ihre keltische Bevölke-
rung uud die alte keltische Sprache bei (§ 3). Auch die
normannische Eroberung hat in dieser Beziehung nicht viel
geändert, und wenn auch Wales am Ende des 13. Jahrhunderts
unter englische Herrschaft kam und das schottische König-
reich im 17. Jahrhundert mit dem englischen vereinigt wurde,
so hat sich doch darum in Wales und in den schottischen
Hochlanden die keltische Sprache bis auf den heutigen Tag
als Sprache des Volkes erhalten; nur in Cornwall ist sie seit
dem Anfang des 19. Jahrhunderts ausgestorben. Allerdings
ist auch in Wales und in den schottischen Hochlanden das
Englische die offizielle Staats- und Amtssprache, und es wird
in den Städten vorwiegend englisch gesprochen.
Aehnlich liegen die Verhältnisse in Irland, dessen Er-
oberung im 12. Jahrhundert begonnen, aber erst im 16. Jahr-
8 24] Sprachgebiet des Englischen. 39
hundert vollendet wurde. Dort ist das Englische als offizielle
Staats- und Amtssprache durch die englischen Verwaltuugs-
beamten, Geistlichen, Gutsbesitzer etc. noch weit mehr ver-
breitet worden, als in den schottischen Hochlanden, ohne
daß es darum vermocht hätte, das Keltische zu verdrängen.
Im J. 1607 wurde Jamestown (Virginia), die erste dauernde
englische Niederlassung in Nordamerika, gegründet, und
es verbreitete sich in der Folgezeit die englische Sprache
dort über ein immer größeres Ländergebiet. Das Englische
ist seither in Nordamerika die herrschende Sprache geblieben,
obwohl sich die Vereinigten Staaten gegen Ende des 18. Jahr-
hunderts von der englischen Herrschaft freigemacht haben.
In der Regel nehmen auch die zahlreichen Einwanderer aus
fremden Nationalitäten, insbesondere die Deutschen, nach ver-
hältnismäßig kurzer Zeit die englische Sprache an ; doch
bilden sich auch Mischdialekte, wie z. B. das Pennsylvania-
Dutch oder Einwanderer -Englisch, eine Mischung süd-
deutscher Dialekte mit dem Englischen. Andere Mischdialekte
in Amerika sind das sog. Negerenglisch (Kegro English)
und das Indianerenglisch oder das englische Kreolisch.
Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts ist Australien, das
Kaplan d und andere Kolonien unter englische Herrschaft
gekommen und auch dort die englische Sprache zur herrschen-
den geworden. In Ostindien dagegen hat die einheimische
Bevölkerung ihre Sprache beibehalten; das Englische wird
dort fast nur von den englischen Beamten, Soldaten, Kauf-
leuten etc. gesprochen.
Das Englische ist ferner gegenwärtig vorwiegend die
Sprache des Seeverkehrs. Die seemännischen Ausdrücke
sind auch bei den Deutschen und anderen Nationen zumeist
dem Englischen entnommen. Der Verkehr der Schiffe ver-
schiedener Nationen untereinander findet in der Eegel in eng-
lischer Sprache statt. Auch in den Handelsstädten von Ost-
asien hat das Englische die Grundlage gebildet für eine Art
Handelssprache zwischen Chinesen oder Japanern und euro-
päischen Kaufleuten, das sog. Pidgin-Eng lish.
40 Greschiclite der englischen Sprache. [8 24, 25
Die Zahl der EDglischredenden betrug im Jahre 1800
20 Millionen, im Jahre 1840 43 Millionen. Gegenwärtig (1905)
berechnet man die Zahl der das Englische als ihre Mutter-
sprache Redenden auf etwa 120 Millionen Menschen, wovon
auf Grol3britannien und Irland gegen 40 Millionen, auf Nord-
amerika etwa 70 Millionen entfallen, der Rest auf Australien,
Südafrika und andere englische Kolonien. Das Englische
besitzt also unter den modernen europäischen Sprachen die
größte Verbreitung und zwar in fast allen Teilen der Erde.
Es hat darum die meiste Anwartschaft darauf, einmal all-
gemeine Welt- und Verkehrssprache zu werden, wozu auch
sein ungemein reichhaltiger Wortschatz, sein einfacher gram-
matischer Bau — leider aber nicht seine veraltete, durchaus
unzweckmäßige Orthographie i) — es geeignet macheu.
Anm. Vgl. das Urteil Jakob Grimms über die englische Sprache
in seiner Schrift Ueber den Ursprung der Sprache, Berlin 1850, p. 50,
abgedruckt bei Elze, § 237 ; ferner Lounsbury, p. 187 — 189 ; Matthews,
p. 29 — 43 ; 0. Will, Die Tauglichkeit und die Aussichten der englischen
Sprache als Weltsprache vom Standpunkte der Sprachwissenschaft und
Statistik. Breslau 1903.
§ 25. Einteilung der englischen Sprachgeschichte.
Vgl. Elze, § 219 — Körting, § 5 — Morris-Kellner-
Bradley, § 51—55 - Sweet, NEG §594 — Low, §6—9 — Nes-
field, § 382 — Emerson, § 52 — Lounsbury, p. 86—88 —
Morsbach, Me. Gr. § 1. 4.
Die Entwickelungsgeschichte der englischen Sprache um-
faßt die Zeit von der Mitte des fünften Jahrhunderts n. Chr.
bis zur Gegenwart. Dieser lange Zeitraum wird allgemein
zunächt in drei größere Abschnitte zerlegt:
1. Altenglisch (oder Angelsächsisch), die Zeit von der
Uebersiedelung der Angeln, Sachsen und Juten nach Britannien
bis zur Eroberung Englands durch die Normannen, also von
ca. 450—1066 oder in runden Zahlen von 450 — 1100.
^) „In no other modern language is the System of spelling — if
System that can be called which has no rule or reason — more arbitrary
and more chaotic than in English; and no other peculiarity of our
language does more to retard its diffusion than its wantonly foolish
orthography" (Matthews, p. 40).
ij 251 Einteilung der englischen Sprachgeschichte. 41
2. Mitteleuglisch, die Zeit von der norraannisclien Er-
oberung bis zum Ausgange des Mittelalters, in runden Zahlen
von 1100-1500.
3. Neueiiglisch, vom Anfang des 16. Jahrhunderts bis
zur Gegenwart.
Da auf sprachlichem Gebiete diese drei Abschnitte ins-
besondere durch die Verschiedenheit in den Flexionsendungen
gekennzeichnet sind, so hat Sweet, NEG § 594 (ähnlich Low,
p. 6) dieselben in ansprechender Weise charakterisiert durch
die Bezeichnungen:
1. Old Englisli, the period of füll endings (möna,
sunne, sunu, cynmgas; hindan, leornlan).
2. Middle English, the period of levelled endings
(mone, sunne, sone, kinges; binden, lernen).
3. Blodern Euglish, the period of lost endings (moon,
sun, son, kings; bind, learn).
Diese drei größeren Zeitabschnitte lassen sich weiter in
kleinere Perioden zerlegen:
1. Innerhalb der alteiigli sehen Zeit (450—1100) kann
man unterscheiden:
a) Die vorliterarische Zeit von der Uebersiedelung ger-
manischer Stämme nach Britannien bis zur Annahme des
Christentums durch die Angelsachsen (597), rund 450- 600,
b) die Zeit von der Annahme des Christentums bis zur
Vereinigung der angelsächsischen Reiche unter König Ecgberht
von Wessex, 597—827 oder rund 600—850 (die Blütezeit der
altenglischen Dichtung),
c) die Zeit von der Vereinigung der angelsächsischen
Reiche bis zur normannischen Eroberung, 827—1066 oder
rund 850 — 1100 (die Blütezeit der altenglischen Prosa und
die Zeit der Ausbildung der westsächsischen Schriftsprache).
2. Innerhalb der mitteleuglischeii Zeit (1100—1500):
a) Die Uebergangszeit, in der beide Sprachen, das Eng-
lische und das Französische, selbständig nebeneinander her-
gehen — f rühmittelenglisch — von 1100 — 1250,
42 Geschichte der englischen Sprache. [8 25
b) die Zeit der Verschmelzung beider Sprachen bis zum
Beginn der dichterischen Tätigkeit Chaucers — zentral-
mittelenglisch — rund 1250—1370,
c) die Zeit der Alleinherrschaft der englischen Sprache
und der Ausbildung einer englischen Schriftsprache — spät-
mittelenglisch — von 1370—1500.
3. Innerhalb der neiienglischeuZeit (1500 bis zur Gegen-
wart) unterscheidet man auf sprachlichem Gebiete am ein-
fachsten nach den Jahrhunderten:
a) das sechzehnte Jahrhundert (1500 — 1600),
b) das siebzehnte Jahrhundert (1600—1700),
c) das achtzehnte Jahrhundert (1700—1800),
d) das neunzehnte Jahrhundert (1800 — 1900), innerhalb
dessen man in bezug auf die sprachliche Entwicklung
wiederum zwischen der ersten und der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts unterscheiden kann.
e) das zwanzigste Jahrhundert.
A n m. In der Bezeichnung der einzelnen Perioden der englischen
Sprache hat lange Zeit großes Schwanken geherrscht, das auch heute
noch nicht ganz beseitigt ist. Die altenglische Zeit nannte man
früher ausschließlich 'angelsächsisch', während eine gemeinsame
Bezeichnung für das, was wir jetzt 'mittelenglisch' nennen, fehlte
und dafür die drei Unterabteilungen des Mittelenglischen die besonderen
Namen 'Neuangelsächsisch' oder 'Halbsächsisch' (1100 — 1250), 'Altenglisch'
(1250—1350) und 'Mittelenglisch' (1850—1500) führten. Die Unterschei-
dung dieser drei kürzeren Perioden durch drei verschiedene Namen ist
jedoch unzweckmäßig, da namentlich zwischen der Zeit von 1250 — 1350
und der von 1350-1500 kein tiefgreifender Unterschied in dem äußeren
Sprachcharakter besteht, und es auch schwer ist, die uns erhaltenen
sprachlichen Denkmäler aus jener Zeit genau zu datieren und mit
Sicherheit der einen oder der andern Periode zuzuweisen. Auch das
sogen. 'Neuangelsächsische' (1100 — 1-250) steht in seinem äußeren Charakter
den späteren Perioden näher als dem Angelsächsischen, da darin die Zer-
rüttung der Flexionsendungen, die Monophthongierung der Diphthonge etc.
bereits zum größten Teile durchgeführt ist. Darum ist es unbedingt
richtiger, wie dies jetzt wohl allgemein geschieht, die ganze Zeit von
1100 — 1500 mit einem gemeinsamen Namen als 'Mittelenglisch' zu
bezeichnen, woraus sich dann für die Zeit von 450—1100 die Bezeich-
nung 'Alt englisch' von selbst ergibt, die auch besser als 'Angelsächsisch'
zu der bei den Angelsachsen selbst üblichen Bezeichnung ''Englisc sprisc\
^Engliac reord^ (s. § 3) stimmt. Es entspricht die Scheidung zwischen
§ 25, 26] Aufgabe der historischen Grammatik. 43
'Alt-, Mittel- und Neuecglisch' dann genau der Unterscheidung von
'Alt-, Mittel- und Neuhochdeutsch' u. ä., vergl. Knothe, Altenglisch oder
Angelsächsisch. Greifswald 1878. Der Name 'Angelsächsisch' wird
allerdings auch jetzt noch von manchen (z. B. Kluge, Sievers, Wülker)
weiter gebraucht.
In England sind die Bezeichnungen: Old English, Middle
Englisch, Modern English jetzt allgemein üblich. Außerdem kann
der Ausdruck 'Early English' als gemeinsame Bezeichnung für 'Alt-
und Mittelenglisch' gebraucht werden, z. B. 'Early English Text Society',
wie man im Deutschen vereinzelt auch 'Altenglisch' in diesem Sinne
gebraucht, z. B. 'Altenglische Metrik' = 'Alt- und mittelcnglische Metrik'.
§ 26. Begriff und Aufgabe der historischen Grammatik
des Englischen.
Vgl. Sweet, NEG § 2. 579. 586 ff. — Brugmann, KVG {? 14f. —
Streitberg, UG § 14 — D ieter, § 4 — Paul, Prinzipien der Sprach-
geschichte, Halle 1898 — vonderGabelentz, Die Sprachwissenschaft,
ihre Aufgaben, Methoden und bisherigen Ergebnisse 2, Leipzig 1901 —
Oertel, Lectures on the Study of Language, New York 1901, p. 87 ff.
Unter Grammatik versteht man die Wissenschaft von
der Sprache, unter englischer Grammatik also die
Wissenschaft von der englischen Sprache.
Eine Grammatik, welche sich darauf beschränkt, die
Formen einer bestimmten Sprachstufe zu beobachten und
methodisch geordnet darzustellen, nennt man eine deskrip-
tive Grammatik. Hierher gehören z.B. die Mehrzahl der
moderneu englischen Grammatiken, welche nur die gegenwärtig
herrschende Sprache, nicht aber ihre früheren Vorstufen be-
rücksichtigen. Ebenso kann man natürlich auch irgend eine
frühere Sprachstufe, z. B. das Altenglische, rein deskriptiv
behandeln, ohne sich um die Entstehung der altenglischen
Sprachformen oder ihre spätere Weiterentwicklung zu kümmern.
Im Gegensatz zu dieser rein beschreibenden Grammatik
versucht es die historische Grammatik, die allmähliche
Entwicklung einer Sprache von den ältesten Zeiten an bis zur
Gegenwart darzulegen. Sic hat dabei nicht bloß die Sprach-
formen selbst, wie sie in der Entwicklung der Sprache auf-
einander gefolgt sind, aufzuzählen, sondern sie muß auch
zu erklären suchen, in welcher Weise die eine Form aus der
44 Geschichte der englischen Sprache. [8 26
andern hervorgegangen ist, welches der Grund für einen Laut-
übergang oder für eine Aenderung in der Flexion gewesen ist,
welche Lautgesetze in den verschiedenen Zeiten der sprach-
lichen Entwicklung in Geltung waren. Die historische Gram-
matik erfährt darum eine wesentliche Unterstützung durch die
Wissenschaft der Lautphysiologie und Phonetik (§28),
welche die Einrichtung des menschlichen Sprachorganismus,
die Art der Hervorbringung der einzelnen Sprachlaute, ihre
innere Verwandtschaft und ihre gegenseitigen Beziehungen zu
untersuchen und festzustellen hat. Darum ist der eigentlichen
Darstellung der historischen Grammatik der englischen Sprache
ein einleitender Abschnitt über die Grundbegriffe der
Phonetik vorauszuschicken (s. u. §28 — 50).
Die historische Grammatik der englischen Sprache muß
sodann zunächst die älteste uns zugängliche, in schriftliclien
Denkmälern fixierte Sprachstufe des Englischen , also das
Altenglische, darstellen und dessen Laute und Formen in
ihrer weiteren Entwicklung durch das Mittelenglische und
Neuenglische bis zur Gegenwart verfolgen.
Anm. 1. Da dieses Buch in erster Reihe den Bedürfnissen der
Studierenden dienen soll (s. Vorwort), so ist, um Verwirrung zu ver-
meiden, für die Darstellung des Altenglischen der westsächsische Dialekt,
in dem die uns erhaltenen Literaturdenkmäler fast ausschließlich über-
liefert sind und der die Bedeutung einer Schriftsprache erlangt hatte
(§ 9), zu Grunde gelegt worden; die Abweichungen der übrigen Dialekte
sind nur kurz nebenher erwähnt. Aus demselben Grunde sind die neu-
englischen Dialekte unberücksichtigt geblieben. Dagegen mußten bei
Darstellung des Mittelenglischen die Hauptdialektgruppen, die sämtlich
durch wichtige Denkmäler vertreten sind , möglichst gleichmäßig be-
rücksichtigt werden, natürlich unter Bevorzugung des mittelländischen
Dialekts, insbesondere des Dialekts von London, aus dem sich die neu-
englische Schriftsprache herausgebildet hat (§ 18).
Wenn man gegen die Bevorzugung des altwestsächsischen Dialekts
eingewendet hat, daß die neuenglische Schriftsprache sich nicht direkt
auf das Altwestsächsische zurückführen läßt, sondern vielmehr aus dem
mercischen Dialekt entstanden ist und daß darum dieser in einer histo-
rischen Grammatik der englischen Sprache von Anfang an in den Vorder-
grund gestellt werden müsse, so ist dem entgegenzuhalten, daß wir ülier
die Eigentümlichkeiten des mercischen Dialekts viel zu wenig unter-
richtet sind, als daß wir ein vollständiges Lehrgebäude desselben auf-
§ 261 Aufgabe der historischen Grammatik. 45
stellen könnten. Andrerseits sind die Abweichungen des Mercischen
vom Westsächsischen nicht so zahlreich und tiefgreifend, daß auch bei
stärkerer Betonung des Westsächsischen das Verständnis der weiteren
sprachlichen Entwicklung dadurch beeinträchtigt würde.
Ein klares Verständnis der altenglischen Laute und
Formen ist aber wiederum nur möglich, wenn man dieselben
aus der durch Vergleichung aller altgermanischen Einzel-
dialekte zu erschließenden gemeingerraanischen Grundsprache,
dem sog. Urger manischen herleitet. Es muß darum bei
Besprechung der altenglischen Laute und Formen überall von
dem urgermanischen Sprachbestande, bezw\ der westgerma-
nischen Abzweigung desselben, zu dem das Englische gehört
(§ 2), ausgegangen werden. Gelegentlich, so z. B. bei der
Erörterung des i-Umlautes (§ 57 etc.) wird es sich auch
empfehlen, zur Erläuterung die auf einer älteren Sprachstufe
als das Altenglische stehenden Formen des Gotischen oder
anderer altgermanischer Dialekte heranzuziehen.
Die historische Grammatik des Englischen muß endlich
über das Urgermanische hinaus auf den ältesten erschließ-
baren Sprachbestand des Indogermanischen zurückgehen;
doch genügt es hier, bei Darlegung der urgermanischen Laute
und Flexionsformen durch kurze Hinweise die Anknüpfung
an den indogermanischen Sprachbestand herzustellen. Alles
weitere, also auch eine ausführliche Darstellung der indo-
germanischen Laute und Sprachformen ist der sog. ver-
gleichenden Sprachwissenschaft zu überlassen, die ihrerseits
bei dem Urgermanischen oder bei der ältesten Sprachstufe
der germanischen Einzeldialekte, also z. B. dem Altenglischen,
Halt macht und die Erforschung der weiteren Entwicklung
des Altenglischen zum Mittel- und Neuenglischen der eng-
lischen Philologie überläßt; vgl. Brugmann, Gr. P, p. 30 ff.;
KVG, p. 29 ff.
Ebenso ist bei der Betrachtung der französischen Lehn-
wörter von dem altfranzösischen, resp. anglonormanuischen
Lautbestande auszugehen und die Herleitung der altfranzö-
sischen Formen aus dem Lateinischen der französischen
Grammatik zu überlassen. Allerdings wird es sich auch hier
4(3 Geschichte der englischen Sprache. [§ 26, 27
zum besseren Verständnis der lautlichen Entwicklung em-
pfehlen, eine kurze Uebersicht über den altfranzösischen
Lautbestand unter Hinweis auf die lateinischen Entsprechungen
zu bieten.
Anm. 2. Heber den hypothetischen Charakter des 'Urindogerma-
nischen' und 'Urgermanischen' vgl. Oertel, p. 119 ff., z. B. p. 130: „The
sum total of inferred forms does not give us a true picture of any
language ever spoken; nay, even the single forms cannot lay claim to
being representatives, true in every detail, of words ever in actual use."
§ 27. Quellen nnd Hilfsmittel der historisclieu Grammatik
der englischen Sprache.
Vgl. Bülbring, Ae. El. § 19-27 — Dieter, p. XXII-XXVI —
Morsbach, Me. Gr. § 3 — S wee t, HES § 765 und die Literatur-
angaben auf p. 1 dieses Buches.
Als Quellen der historischen Grammatik haben zu gelten
die uns überlieferten poetischen und prosaischen Denk-
mäler der englischen Sprache von den ältesten Zeiten
bis auf die Gegenwart, und zwar sind für die Grammatik
auch solche Sprachdenkmäler von Wert, oft sogar von hohem
Wert, welche der literarhistorischen Würdigung nicht unter-
liegen, wie z. B. Inschriften, Urkunden, Wortsammlungen,
grammatische oder sonstige wissenschaftliche Erörterungen etc.
Sollen die älteren Literaturdenkmäler aber für die Grammatik
verwertet werden, so muß eine sorgfältige kritische Würdigung
derselben vorangegangen sein. Wir müssen uns über Ort
und Zeit ihrer Entstehung klar werden, wir müssen wissen,
ob die Schreibung des betreffenden Denkmals die ursprüng-
lichen Lautwerte genau wiedergibt oder nicht, wobei wir bei
den poetischen Denkmälern wieder sehr unterstützt werden
durch die Kunstmittel der poetischen Form, Reim oder Al-
literation. Es ist darum die Ausbeute an grammatisch ver-
wertbarem Material bei den einzelnen älteren Literatur-
werken eine sehr verschiedene, und die grammatische Be-
deutung eines Denkmals steht gar oft in umgekehrtem Ver-
hältnis zu dessen literarhistorischem Wert.
A n m. Die für die altenglische Grammatik in Betracht kommenden
Sprachdenkmäler sind von Bülbring, § 19—27, und Dieter, Einl. p. XXII
§ 27] Quellen und Hilfsmittel der histor. Grammatik. 47
bis XXVI verzeichnet worden. lieber die Quellen der mittelenglischen
Grammatik und zugleich über die bei Benutzung derselben zu beobach-
tende Vorsicht handelt Morsbach, Me. Gr. § 3. Ein Verzeichnis der
Schriften der englischen Grammatiker und Orthoepisten des 16. und
17. Jahrhunderts gibt Sweet, HES § 765.
Zu diesen schriftlichen Quellen kommt für die Gegen-
wart, da ja das Englische eine lebende Sprache ist, noch
hinzu die direkte Beobachtung der gesprochenen
Sprache. So hat z. B. Sweet in seinem Elementarbuch
des gesprocheneu Englisch 3, Leipzig 1895 und dem Primer
of Spoken English, Oxford 1895 die Sprache der gebildeten
Bevölkerung Londons, Rieh. J. Lloyd, Northern English,
Leipzig 1899, die Sprache der nördlichen Grafschaften Eng-
lands phonetisch genau fixiert; Edward Scripture, Ernst Meyer
und andere Experimentalphonetiker haben wichtige Einzel-
untersuchungen über den gegenwärtigen Lautbestand des
Englischen angestellt (vgl. zu § 28. 49).
Ebenso ist die Erforschung der modernen englischen
Dialekte für die historische Grammatik des Englischen
von großem Wert, weil in den Dialekten vielfach älteres
Sprachgut und ältere Lantformen sich erhalten haben, die
uns über die frühere Entwicklung der englischen Sprache
Aufschluß geben.
Als Hilfsmittel für die Erkenntnis der historischen
Grammatik des Englischen dienen die bisherigen Dar-
stellungen der englischen Grammatik, namentlich insoweit
sie die historische Entwicklung der Sprache berücksichtigen;
vgl. die Literaturangaben auf S. 1.
Zweiter Abschnitt.
Gpundzüge dep Phonetik.
Vgl. Brücke, Grundzüge der Physiologie und Systematik der
Sprachlaute 2, Wien 187f) — Merkel, Physiologie der menschlichen
Sprache. Leipzig 1866 — Grützner, Physiologie der Stimme und
Sprache (Hermanns Handbuch der Physiologie I, 2). Leipzig 1879
— T echm er, Phonetik. I. Text und Anmerkungen. II. Atlas. Leipzig
1880 — Sievers, Grundzüge der Phonetik zur Einführung in das
Studium der Lautlehre der indogermanischen Sprachen*, Leipzig 1893
(Bibliothek indogermanischer Grammatiken I) — Sievers, Phonetik
in P auls Grundriß der germ. Philologie I-, p. 283— 319 — Traut mann,
Die Sprachlaute im allgemeinen und die Laute des Englischen, Franzö-
sischen und Deutschen im besonderen. Leipzig 1884/86 — Trautmann,
Kleine Lautlehre des Deutschen, Französischen und Englischen. Bonn
1903 — Vietor, Elemente der Phonetik des Deutschen, Englischen
und Französischen^, Leipzig 1903 — Vietor, Kleine Phonetik des
Deutschen, Englischen und Französischen ^ Leipzig 1903 — Ripp-
mann, Elements of Phonetics, English, French, and German. Trans-
lated from Victors Kleine Phonetik. London 1899 — Klinghardt,
Artikulations- und Hörübungen. Cöthen 1897 — Bremer, Deutsche
Phonetik (Grammatiken deutscher Mundarten, Bd. I). Leipzig 1893 —
Brugmann, Grundriß, §25 — 60 — Brugmann, Kurze vergleichende
Grammatik, § 17 — 19 — Streitberg, Urgerm. Gramm., § 16—38 —
Willmans, Deutsche Grammatik P, § 1 — 16 — Sütterlin, Die
deutsche Sprache der Gegenwart, Leipzig 1900, § 13 — 42 (Die Erzeugung
und das Wesen der Laute) — Luick, Deutsche Lautlehre, Leipzig u.
Wien 1904 — Bell, Principles of Speech and Elocution, London 1849 —
Bell, Visible Speech, London 1867 — Bell, Populär Manual of Vocal
Physiology and Visible Speech, London 1889 — AlexanderEllis, On
Early English Pronunciation with Especial Eeference to Chaucer and
Shakespeare. 5 Vols. London 1868—1889 — Sweet, History of English
Sounds, Oxford 1888, § 1-241 — Sweet, A Handbook of Phonetics,
Oxford 1877 — Sweet, A Primer of Phonetics. Second Edition. Oxford
^ 28] Lautphysiologie und Phonetik. 49
1902 — Sweet, Elementarbuch des gesprochenen Englisch 3, Leipzig
1895 — Sweet, A Primer of Spoken English«, Oxford 1895 — Sweet,
A New English Grammar, Historical and Logical I, § 648 — 723 — Sweet,
History of Language, London 1900, p. 12 — 32 — Soames, Introduction
to English, French, and German Phonetics. New Edition, Revised and
Edited by Victor, London 1899 — Soames, The Teacher's Manual.
I. The Sounds of English. IL The Teacher's Method. Ed. by Victor,
London 1897 — Lloyd, Northern English. Phonetics, Grammar, Text.
Leipzig 1899 — Scholle and Smith, Elcmentary Phonetics, English,
French, German. London 1903 — Storm, Englische Philologie. I, 1^,
Leipzig 1892 — Western, Englische Lautlehre 2, Leipzig 1903 —
J es per sen, Phonetik, Leipzig 1904 — Roorda, De klankleer en hare
practische toepassing, Groningen 1889 — V. Henry, Comparative
Grammar of English and German, London 1894, §9 — 14 — Rousselot,
Principes de Phonetique Experimentale, Paris 1897 — Rousselot,
Precis de Prononciation Fran(;aise, Paris 1902/3 — Grandgent, German
and English Sounds, Boston 1892 — Scripture, The Elements of
Experimental Phonetics. With 384 Illustrations and 26 Plates. New
York 1902.
§ 28. Aufgabe der Lantphysiologie und der Phonetik.
VgL Sievers, GPh* § 1—14; PGrdr.2 § 1 — Bremer, § 1—18.
Die Lautphysiologie im engeren Sinne des Wortes hat
€s nur mit der Erforschung und Darstellung der menschlichen
Sprachorgane und der Erzeugung der Sprachlaute durch die-
selben zu tun; sie bildet darum eine Unterabteilung der all-
gemeinen Physiologie und gehört ihrem Gegenstande und
ihrer Methode nach in den Kreis der Naturwissenschaften.
Unter Phonetik dagegen ver-steht man die Lehre von
4en menschlichen Sprachlauten im weitesten Sinne des Wortes,
also nicht bloß von ihrer Hervorbringung durch die Sprach-
organe, sondern auch von ihrem akustischen Werte, ihrer
Verwandtschaft und gegenseitigen Beeinflussung, ihrer Ver-
bindung zu Silben, Wörtern und Sätzen und ihrer allmählichen
Umgestaltung in der gesprochenen Spräche. Die Lautphysio-
logie in der oben angegebenen Definition bildet also nur eine
Hilfswissenschaft der Phonetik ; doch werden beide Bezeich-
nungen auch als gleichbedeutend angesehen und gebraucht.
Anm. Nach Sievers, GPh § 1 bildet die Phonetik ein Grenzgebiet
zwischen der Physik, der Physiologie und der Sprachwissenschaft.
Kaluza, Histor. Grammatik d. engl. Sprache. I. 2. Aufl. 4
50 Grundzüge der Phonetik. [§ 29, 30
§ 29. Der menschliche Sprachorgaiiismus, .
Vgl. Sievers, GPh* § 26-30. 58-65. 82-93; PGrdr. § 2 —
Trautmann, Spr. § 29-78, KIL § 23-67 - Victor, § 1—4 —
Bremer, § 21. 24 — Sütterlin, § 13. 15 f. — Luick, § 21—27 —
Sweet, PPh § 15f. — Scripture, p. 212—238 (Breathing — Vocal
Organs).
Die Laute der menschlichen Sprache werden dadurch
hervorgebracht, daß der von der Lunge ausgestoßene Luft-
strom bei seinem Durchgange durch Kehlkopf, Mund und
Nase verschiedene Hemmungen erfährt und dadurch vernehm-
bar wird.
Zu den menschlichen Sprachorganen gehören daher:
1. Die Atmungsorgane (der Respirationsapparat),^
also Zwerchfell, Lunge und Luftröhre, welche den zum
Sprechen erforderlichen Luftstrom liefern, der auch Aus-
atmungsstrom (Exspirationsstrom) genannt mrd, weil
das Sprechen gewöhnlich beim Ausatmen stattfindet,
2. die Sprachorgane im engeren Sinne, welche den
von der Lunge ausgestoßenen Luftstrom in Sprachlaute um-
wandeln (der Sprechapparat). Hierzu gehören die Arti-
kulationsorgane: Stimmbänder, Gaumensegel, Zunge und
Lippen, und die Resonanzorgane: Kehlkopf, Rachen-,^
Mund- und Nasenraum.
§ 30. Der Kehlkopf.
Vgl. Sievers, GPh* § 31—36. 66-81; PGrdr. § 3 — Traut-
mann, Spr. 34—47; KIL 28—40 — Victor, § 5—11 - Klinghardt,
§ 6. 7 — Sütterlin, § 13. 17 — Luick, § 21 — Bremer, § 25—27
- Sweet, PPh §17 f. 25—29 — Scripture, p. 239—280 (Structure
and Observation of the Larynx — Action of the Larynx).
Der Kehlkopf besteht aus Schleimhaut, Muskeln und
mehreren Knorpeln. Der unterste, auf der Luftröhre auf-
liegende Knorpel heißt Grundknorpel oder nach seiner siegel-
ringförmigen Gestalt Ringknorpel. Ueber ihm befindet sich
der einem Schilde ähnliche Schildknorpel, der aus zwei
Platten besteht, die vorn zu einer scharfen Kante (Adams-
apfel) zusammengewachsen sind, hinten aber weit auseinander
stehen. Auf dem oberen hinteren Rande des Ringknorpels^
R 30] Sprachorganismus. Kehlkopf. 51
zwischen den beiden Enden des Schildknorpels, sitzen zwei
kleine, äußerst bewegliche Knorpel ungefähr von der Form
einer dreiseitigen Pyramide, die sog. Stellknorpel, auch
Gießbecken- oder Gießkannenknorpel genannt. Von
je einem der unteren Ausläufer der beiden Stellknorpel, den
sog. Stimmfortsätzen aus ziehen sich nach dem inneren
Winkel des Schildknorpels zwei elastische Muskelbänder hin,
die sog. Stimmbänder oder Stimm lippen. Je nach der
Lage der Stellknorpel nimmt der zwischen den beiden Stimm-
bändern befindliche Spalt, die sog. Stimmritze oder Glottis,
eine verschiedene Gestalt an. Man unterscheidet hauptsäch-
lich vier verschiedene Stellungen:
1. Die Stimmritze ist mehr oder weniger weit ge-
öffnet. Dies ist der Fall beim ruhigen Atmen und bei
Hervorbringung der sog. stimmlosen Konsonanten (In-
differenzlage).
2. Die Stimmbänder sind einander genähert und
zugleich gespannt, so daß sie durch den Exspirationsstrom
in tönende Schwingungen versetzt werden. Der hierdurch
hervorgebrachte Ton heißt Stimm ton oder Stimme. Mit
Stimmton werden die Vokale und die sog. stimmhaften Kon-
sonanten (§ 35. 38) gesprochen.
3. Die eigentlichen Stimmbänder sind aneinander gelegt
und nur die sog. Atemritze zwischen den beiden Stell-
knorpeln ist geöffnet. Dies geschieht bei der sog. Flüster-
stimme.
4. Die Stimmritze ist völlig geschlossen. Die
Luft wird dadurch unterhalb derselben einen Augenblick fest-
gehalten, um dann plötzlich ausgestoßen zu werden. Dies
ist der Fall bei dem sog. Kehlkopfverschlußlaut (§ 40).
Etwas oberhalb der eigentlichen Stimmbänder befinden
sich die unbeweglichen sog. falschen Stimmbänder. Der
Eaum zwischen den echten und den falschen Stimmbändern
(die Morgagnischen Taschen) dient als Schwingungs- und
Kesonanzraum für die Stimmbänder.
Der Kehlkopf wird beim Schlucken oder Schlingen durch
den vorn oberhalb des Schildknorpels befindlichen Kehl-
52 Grundzüge der Phonetik. [§ 30, 31
deckel (Epiglottis) verschlossen. Der Kehlkopf hebt sich
hierbei etwas.
§ Bl. Rachen-, Mund- nnd Nasenrauni.
Vgl. Sievers, GPli § 37-54. 120—128; PGrdr. § 4 f. — Traut-
mann, Spr. §48-59, KIL §41-52 - Victor, §12-22 - Kling-
hardt, § 16—29 — Bremer, §28—45 — Sütterlin, § 13. 18-20 —
Luick, § 22 — Sweet, PPli § 19—24 — Scripture, p. 338—356
(Pharynx, Nose, Velum, Lips and Jaws).
Oberhalb des Kehlkopfs befindet sich die Rachenhöhle,
die von der Mundhöhle durch den weichen Gaumen oder
das Gaumensegel (palahim molle, velmn palati) getrennt
wird, welches in das sog. Zäpfchen (uvula) ausläuft.
Die Rachenhöhle steht nach unten mit der Luft- und
Speiseröhre, nach oben mit der Nasenhöhle, nach vorn mit
der Mundhöhle in Verbindung. Die hintere Wand der Rachen-
höhle heißt die Rachenwand.
Beim Atmen hängt das Gaumensegel gewöhnlich herab,
so daß der Luftstrom durch die Nase frei entweichen kann.
Bei Hervorbringung der meisten Sprachlaute wird das
Gaumensegel nach der Rachenwand hin gehoben, so daß
die Nasenhöhle gegen den Atmungsstrom völlig abgesperrt ist
(orale Laute, reine Mundlaute).
Bei den Nasal vokalen (§ 36), z. B. franz. ä, o etc.
schwebt das Gaumensegel frei, so daß Kehlkopf, Mund-
und Nasenraum miteinander in Verbindung stehen, und die
Luft durch Mund und Nase zugleich entweicht (Mund-
Nasenlaute, nasalierte Laute).
Bei den Nasalkonsonanten (§ 44) ist das Gaumen-
segel bis zum Zungenrücken herabgesenkt, während die
Luft durch die Nasenhöhle hindurchströmt (reine Nasen-
laute, Nasallaute).
Die Mundhöhle wird durch den sog. harten oder
vorderen Gaumen (Palahim durum) und die beiden Kiefer
gebildet. Der Oberkiefer ist fest, der Unterkiefer beweglich.
Den Winkel, welchen Ober- und Unterkiefer miteinander bilden,
nennt man den Kieferwinkel.
§ 31, 32] Rachen-, Mund- und Nasenrauni. Artikulationsbasis. 53
Am Vorderrande der beiden Kiefer sitzen die Zähne in
den sog. Zabnsclieiden oder Alveolen. Die Alveolen der
Oberzäbne bilden eine erbabeue Wölbung zwischen den Zähnen
und dem harten Gaumen.
Mit dem Boden der Mundhöhle verwachsen ist die Zunge,
eine dicke Muskelmasse, die infolge ihrer reichen Muskulatur
•eine sehr große Beweglichkeit und Veränderlichkeit der Ge-
stalt hat. Für die Artikulation der Sprachlante kommen vor-
züglich in Betracht die Zungenspitze, die Vorderzunge oder
das Zungenblatt, der Zungeurücken und die Seitenränder der
Zunge oder der Zungensaum.
Nach außen hin wird der Mundraum von den Lippen
begrenzt, welche entweder passiv den Bewegungen des Unter-
kiefers folgen (passive oder neutrale Lippenlage) oder durch
ihre eigene Muskulatur der Mundöffnuug eine verschiedene
Gestalt geben können (§ 35).
Auf der Beweglichkeit des Unterkiefers, der Lippen, des
Gaumensegels und vor allem der Zunge beruht hauptsächlich
die Fähigkeit der Erzeugung verschiedenartiger Sprachlaute.
Oberhalb des Mundraumes befindet sich der Nasenraum,
der, wie schon erwähnt, bei den reinen Mundlauten durch das
Gaumensegel von der Mund- und Rachenhöhle abgesperrt ist.
Die Nasenhöhle verleiht durch ihre eigentümliche Reso-
nanz den unter Senkung des Gaumensegels (s. o.) hervor-
gebrachten Sprachlauten eine besondere, etwas dunklere
Klangfarbe.
§ 32. Indifferenzlage der Sprachwerkzeuge.
(Artikulationsbasis.)
Vgl. Sievers, GPh §55—57; PGrdr. §6 - Trautmann, Spr.
§ 60-78, KIL § 53—67 — Vietor, § 127—130 — Sütterlin, § 11
— Sweet, PPh § 184—188 — Grieb-Scliröer, Englisch-deutsches
Wörterbuch, 10. Aufl., Einleitung.
Bei ruhigem Atmen befindet sich der Sprechapparat in
der Ruhelage (Indiffercnzlage), die bei verschiedenen
Völkern oder auch bei verschiedenen Augehörigen desselben
Volkes verschieden ist. Weil die Indifferenzlage der Sprach-
54 Grundzüge der Phonetik. § 32, 33]
Werkzeuge die Grundlage für die mannigfachen Bewegungen
des Sprechapparates bildet, nennt man sie auch Artikula-
tionsbasis (Organic basis).
Bei Erlernung einer fremden Sprache ist es von beson-
derer Wichtigkeit, die für diese Sprache vorwiegend geltende
Artikulationsbasis zu kennen, weil sich bei Einstellung der
Sprachwerkzeuge auf dieselbe die eigentümliche Klangfarbe
vieler Laute von selbst ergibt.
Anm. Für das Neuenglische ist die Artikulationsbasis (nach
Sweet, Vietor, Schröer u. a.) etwa folgende : Die Zunge ist in der Ruhe-
lage gesenkt und abgeflacht, der vordere Teil derselben etwas ausgehöhlt
und die Zungenspitze ein wenig gehoben ohne die Zähne zu berühren.
Der Mund ist beim Sprechen nur wenig geöffnet, der Unterkiefer etwas
nach vorn geschoben. Die Lippen werden möglichst wenig bewegt und
weder gespreizt noch vorgestülpt.
Den Einfluß dieser Artikulationsbasis auf die Klangfarbe der eng-
lischen Sprachlaute schildert Sweet, PPh^, § 185 folgendermaßen: „The
flattening of the tongue widens our vowels, its lowering makes the
second dement of our diphthongs indistinct, front-hollowing gives a duU
resonance which is particularly noticeable in our /, its retraction is un-
favourable to the fonuation of teeth-sounds, and favours the development
of mixed vowels [a, 8, S], while the neutrality of the lips eliminates
front-round vowels [ü, ö]. Our neutral tongue-position is the low-mixed
or mid-mixed one of the vowels in further [s, g]."
§ 38. Lautbezeichnung.
Vgl. Vietor, § 23 — Bremer, § 200—218 — Sweet, Sound
Notation. Transactions of the Philological Society, London 1880/81 II
— Tuttle, Phonetic Notation. Studies from the Yale Psychological
Laboratory ed. by Scripture, Vol. X (1902), p. 96—117.
Die traditionelle Orthographie der meisten Sprachen gibt
die wirklich gesprochenen Laute nur sehr unvollkommen
wieder, da sie vielfach auf genauere Unterscheidungen (z. B.
den Unterschied des stimmlosen und des stimmhaften 5 oder
des sog. (i)ch- und des fa^cA-Lautes im Deutschen) verzichtet
oder dem im Laufe der sprachlichen Entwickelung einge-
tretenen Lautwandel nur spät oder gar nicht nachfolgt, so
z. B. die moderne englische Orthographie, die im wesentlichen
den Lautbestand des 15. und 16. Jahrhunderts widerspiegelt.
S 331 Lautbezeichnung. 55
Zu einer genaueren schriftlichen Darstellung der ge-
sprochenen Sprache dient daher ein sog. phonetisches
Alphabet, in dem für jeden einzelnen Laut nur ein
bestimmtes Zeichen verwendet wird und dasselbe
Zeichen auch immer denselben Laut angibt,
Anm. 1. Es dürfen also in einem phonetischen Alphabet nicht,
wie es in den landläufigen Orthographien der Fall ist, für einen Laut
zwei oder mehr verschiedene Zeichen gesetzt werden, z. B. nhd. für, vor;
nfz.^SJ, ici, ne. hed, bresLci, frietid; shall, sugar, mission, conscious, motion,
ocean. Es dürfen auch nicht verschiedene Laute durch denselben Buch-
staben bezeichnet werden, wie z. B. ne. tJi&f, what, wsiter, f&ther, name,
c&re etc.
Es ist ferner wünschenswert, daß ein einfacher Laut auch durch
€in einfaches Zeichen, ein zusammengesetzter durch zwei verschiedene
Zeichen ausgedrückt werde, also nicht, wie im Deutschen s durch seh,
ts durch z, ks durch x, oder wie im Englischen }) durch th, ks, gz durch x,
dz durch j u. s. w.
Da die Zahl der möglichen Sprachlaute unendlich groß
ist, so ist es äußerst schwierig, ein phonetisches Alphabet
aufzustellen, das nicht blos für eine, sondern für alle Sprachen
ausreicht und sämtliche Laute, die von dem menschlichen
Sprachorganismus hervorgebracht werden können, auch in
ihren feineren Unterschieden scharf auseinanderhält. Ein
solches Universalalphabet müßte, wenn es genau sein soll,
so kompliziert sein, daß es praktisch schwer verwendbar
wäre. Darum hat trotz mehrfacher Versuche noch keins der
bisher veröffentlichten 'Universalalphabete' allgemeine
Anerkennung gefunden, und es ist vorteilhafter, für jede
Sprache ein besonderes phonetisches Alphabet auf-
zustellen, weil in diesem Falle die feineren Lautnuancen der
einzelnen Sprache besser zum Ausdruck gebracht werden
können. Aber selbst für eine einzelne Sprache reicht auch
das beste phonetische Alphabet noch nicht völlig aus, und
mit Recht sagt Raymond Weeks (Modern Language Notes,
May 18, 1903, p. 152 b): „Let it be said, that no aiphabet
that men could design could ever represent scientifically the
pronunciation of English."
Die vollkommenste schriftliche Fixierung der gesprochenen
Sprache bietet der Phonograph und ähnliche Instrumente.
56 Grundzüge der Phonetik. [§ 33
Doch haben die Laiitkurven des Phonographen den Nachteil^
daß sie wiederum nur für den Phonographen, nicht für das
Auge lesbar sind.
Für feinere Lautunterscheidungen dürfte das von Sweet
verbesserte sog. Visible Speech Alphabet von Bell (vgL
Sweet, Sound Notation, HES und PPh) zu empfehlen sein,
das unter Verzicht auf die hergebrachten Alphabete neue, leicht-
modifizierbare Zeichen für die einzelnen Laute aufstellt, aller-
dings auch schwer lesbar und noch schwerer zu schreiben ist
(vgl. Tuttle, p. 99, Anm. 12). Für die gewöhnliche Praxis
reicht das lateinische Alphabet aus, wenn man daraus
die überflüssigen Buchstaben q, x, y etc., soweit sie nicht für
andere Laute Verwendung finden, entfernt und es durch Ein-
führung diakritischer Zeichen (c', g', s, z etc.) oder durch Um-
kehrung (9, 0, j) oder sonstige Veränderungen (q) ergänzt.
Auch einzelne Buchstaben aus der griechischen oder der
angelsächsischen Schrift {a, %, y — ]>, d, j) werden zu
phonetischen Alphabeten benutzt. Weitere Einzelheiten s. bei
Tuttle a. a. 0.
Anm. 2. Da die alt- und mittelenglische Schrift (§ 51,
201) den wirklichen Lautbestand einigermaßen klar erkennen läßt, ist
die Beifügung einer phonetischen Umschrift zu den in diesem Buche an-
geführten alt- und mittelenglischen Wörtern in der Regel entbehrlich.
Es genügt, durch diakritische Zeichen die mangelnde Unterscheidung
verschiedener durch denselben Buchstaben wiedergegebener Laute ge-
nauer anzudeuten, z. B. f, o für geschlossenes, f, o für offenes e, o —
c\ (f für das ae. palatale k und g zu schreiben, oder aber vereinzelt
den Lautwert eines Buchstaben durch ein phonetisch unzweideutiges
Zeichen anzugeben, wie z. B. ae. cniht {%''\, dohtor \x\\ herigean [jj^
dragan [y].
Für das Neuenglische dagegen, dessen Orthographie von dem
Lautwerte so stark abweicht, empfiehlt sich in den meisten Fällen die
Beigabe einer vollständigen phonetischen Umschrift, und zwar schließe
ich mich in diesem Buche im wesentlichen an die von Sweet (EGE,
PSE, NEG) und von Schröer (in seiner Neubearbeitung des Griebschen
Wörterbuches) gebrauchten Alphabete an, vermeide aber einige Bezeich-
nungen, die zu Mißverständnissen Anlaß geben könnten, wie z. B. ei
für den Diphthongen in dai/, name, a für den Vokal in biit, much (Sweet)
oder ö für den langen offenen o-Laut in law, lord (Schröer). Ebenso
ist die Wiedergabe des zweigipfligen i und u (§ 48) durch ij und uw,.
§ 33] Lautbezeichnung. 57
die ich in der ersten Auflage dieses Buches von Sweet übernommen
hatte, besser zu vermeiden, da R. Weeks (Mod. Lang. Notes 18, 152)
mit Recht dagegen einwendet, daß diese Bezeichnung dazu führen könnte,
die zweiten Bestandteile j und w als Konsonanten aufzufassen, was sie
doch durchaus nicht sind.
Demgemäß schreibe ich e, i, o, u für die kurzen Vokale in ne.
net, Sit, not, put, se für den Laut des a in ]iat [hset], man [msen], a statt
des von Sweet gebrauchten a für den Laut des u in but [bat]. Die
zweigipfligen i und u, die Sweet durch ij, uw wiedergibt, bezeichne
ich durch i, ü, bezw. iü, z. B. sea [si], rlo [du], dew [d^u]. Nach
Analogie hierzu empfiehlt es sich, auch das lange a durch ä, das lange
offene o (bei Sweet o) durch o und den langen gemischten Laut vor r
durch ä zu bezeichnen z. B. ghiss [glas], father [fäda] — lau- [15], all
[ol] — her [hS], sir [sa], btrd [bad], church [tsits]. Daß hierbei der
lange offene o-Laut in law, all durch ein ganz anderes Zeichen wieder-
gegeben ist, als der bis auf die Quantität damit ziemlich identische kurze
offene o-Laut in not, god ist allerdings eine Inkonsequenz, aber ganz ohne
Inkonsequenzen kommt keine phonetische Schrift aus, und ich konnte es
ebensowenig über das Herz bringen, mit der Association Phonetique das
einfache, unzweideutige Zeichen o für den kurzen offenen o-Laut ganz zu
vermeiden, als mit Schröer für den langen offenen o-Laut ö zu setzen, das
wir Deutsche doch zunächst als geschlossenes o anzusehen geneigt sind.
Die Diphthonge in nii/, time — nou-, tou-n — hoy, oil werden all-
gemein durch ai — au — oi wiedergegeben. Bei den Halbdiphthongen
(§ 37) ei, 0^ (bei Sweet ei, ou) in day [dei], name [ne^m] — no [no^],
honte [hoTira] habe ich mit Schröer den zweiten Bestandteil etwas höher
gestellt, um dadurch anzu'deuten, daß dieses i, ^ ursprünglich ein dem
langen Grundvokale e, ö folgender leichter Nachhall war, der überdies
auch heute noch im Norden von England und in Amerika fehlt, und zu-
gleich auch, um für uns Deutsche eine Verwechselung von ei mit ai zu
verhüten.
Die Dehnung der kurzen Vokale se, e, i, o, u, a vor stimmhafter
Endkonsonanz, z. B. in had, hed, hid, god, good, hud oder die Verkürzung
langer Vokale oder Diphthonge vor stimmloser Endkonsonanz, z. B. in
meet, root, mute — height, shout — hate, note gegenüber seed, niood, tuhe
— hüle, clouä — made, rode etc. habe ich unbezeichnet gelassen, weü
die experimentalphonetischen Untersuchungen von Ernst Meyer über die
englische Lautdauer (s. § 49) ergeben haben, daß diese Dehnungen
oder Verkürzungen nicht so erheblich sind, wie man früher angenommen
hatte, und vor allem, daß sie je nach der Beschaffenheit des folgenden
Konsonanten verschieden stark sind. Dagegen schien es mir notwendig,
die Beeinflussung der Vokale durch ein folgendes r [a], namentlich bei
e, i, u durch ein etwas abweichendes Zeichen auszudrücken. Ich schreibe
daher diese murmur dij^hthongH (§ 37), indem ich auch hier die Quantität
58 Grundzüge der Phonetik. [§ 33, 34
des ersten Bestandteils unbezeichnet lasse, folgendermaßen: far, hard
[faa, haad], care [kea], liere, year, hearä [ho, jt9, btad], shore, lord [soa,
lo8d], pour, sKve [p^a, s^a], ßre [faia], okv [aua]. Die abgeschwächten
Vokale der unbetonten Silben sind durch o, i, te, ö, iu wiedergegeben,
z. B. father, ahoiit [facta, abaut], piti/, palace, fishes [piti, paelis, fisiz],
apply [^plai], propose [piopouz], value [vaeliü].
In der Wiedergabe der neuenglischen Konsonanten herrscht
größere Uebereinstimmung. Die Zeichen p, b; t, d; k, g, ks, gz; w, f,
v; J), d; s, z: h; 1, r; m, n, ij sind den meisten phonetischen Alphabeten
gemeinsam. Für die breiteren Zischlaute in gliip, pleasure — child, judge
hat Sweet besondere Zeichen gewählt; ich schreibe mit Victor und
Schröer s, z — ts, dz, also [sip, plezo — tsaild, dzadz]. Das gutturale 1
hat L. Kellner in seiner Neubearbeitung des Thiemeschen Wörterbuches
durch ein besonderes Zeichen von dem palaten 1 unterschieden: all, hill,
people [ol, hil, pipl] — felloir [felo^], doch ist dies wohl entbehrlich.
Die phonetische Umschrift neben der üblichen Ortho-
graphie ist hier wie später stets in eckige Klammern
eingeschlossen. Alles Weitere s. § 351 ff.
§ 34. Einteilung der Spracblaute: Tokale und Konsonanten.
Vgl. Sievers, GPh-* § 102—119. 179-194 — Trautmann,
Sprl. § 79—91, 284—288; KIL § 68-77 — Sütterlin, § 21—24.
30—33. 36 — Luick, § 28f.
Man kann die Sprachlaute nach ihrem Klangwerte und
nach der Art ihrer Artikulation in verschiedener Weise in
größere oder kleinere Gruppen einteilen.
Die althergebrachte Haupteinteilung der Sprachlaute in
Vokale und Konsonanten ist auch phonetisch durchaus
gerechtfertigt, da die Vokale reine Stimm tonlaute oder
Klänge, die Konsonanten aber, wenn auch zum Teil mit
Stimmton verbunden, Geräuschlaute sind.
Anm. 1. Ueber den Unterschied zwischen Klängen und Ge-
räuschen Tgl. z. B. Luick, Deutsche Phonetik § 16 f.
Anm. 2. Wenn manche Phonetiker (Sievers u. a.) nur die silbische
Funktion der einzelnen Laute berücksichtigen (§ 46) und danach die
Vokale im engeren Sinne mit den Liquiden 1, r und den Nasalen m, n.
li, die vereinzelt auch als Silbenträger auftreten, unter der Bezeichnung
'Sonanten" oder 'Sonorlaute' zusammenfassen, also nur die in der Regel
nicht silbenbildenden Verschluß- und Reibelaute als 'Konsonanten' oder
'Geräuschlaute' bezeichnen, so stellen sie dabei den funktionellen Unter-
schied über den prinzipiellen. Vgl. auch Trautmann, Sprl. § 87, 282,
Vietor, § 91, Anm. 1.
§ 34, 351 Einteilung der Sprachlaute. Vokale. 59
Nach ihrer Artikulation können wir die Vokale be-
zeichnen als stimmhafte Laute mit Mundöffnung,
denen die Konsonanten h (Kehlkopfreibelaut § 39) und ' (Kehl-
kopfverschlußlaut § 40) als stimmlose Laute mit Muudöffnung
gegenüberstehen.
Je nachdem bei der Bildung der Vokale der Nasenraum
durch das Gaumensegel abgesperrt ist oder nicht (§ 31), unter-
scheidet man
a) Vokale ohne Nasenresonanz oder reine Mund-
vokale, orale Vokale (§ 35) und
b) Vokale mit Nasenresonauz oder Nasalvokale (§ 36).
Zu den Konsonanten gehören
1. die eben erwähnten stimmlosen Laute mit
Mundöffnung oder Kehlkopflaute (§ 39. 40),
2. die Laute mit Mundenge, gewöhnlich Reibelaute
oder Spiranten genannt (§ 42), zu denen man auch die sog.
Liquiden 1, r rechnet (§ 41) und
3. die Laute mit Mund Verschluß (Verschlußlaute).
Letztere wiederum zerfallen in
a) Verschlußlaute ohne Nasenresonanz (orale
Verschlußlaute oder reine Mund Verschlußlaute) (§ 43) und
b) Verschlußlaute mit Nasenresonanz (Nasal-
laute, Nasalkonsonanten) (§ 4!).
§ 35. Reine Mundvokale (orale Vokale).
Vgl. Sievers, GPh* § 195—273, PGrdr. § 22—27 — Traut-
mann, KIL § 79—94. 98-102; Sprl. § 92-120. 125—169 — Vietor,
§ 35-68. 72 f. — Bremer, § 127—171 — Sütterlin, § 28 — Luick,
§ 23. 31—36 — Sweet, PPh § 32-63. 117—122 — Eousselot, Precis
p. 27—48 — Scripture, p. 296—356 (Tongue Contacts. Methods
of Palatography — Tongue Position and Movements — Pharynx, Nose,
Velum, Lips and Jaw), p. 399—431 (Vowels), p. 281—295 (Tones of the
Vocal Cavities).
Bei der Bildung der Vokale ist die Stimmritze verengt ;
die Stimmbänder werden durch den ausgehenden Luftstrom
in Schwingungen versetzt und erzeugen den sog. Stimmton
(§ 30). Der Mundraum ist soweit geöffnet, daß der Ex-
spirationsstrom ohne jede Reibung und Hemmung frei hin-
60 Grundztige der Phonetik. [§ 35
durchgelien kann. Bei den reinen Mimdvokalen ist der Nasen-
raum durch Hebung des Gaumensegels abgesperrt. Die Vokale
sind also reine Stimmtonlaute oder Stimmlaute. Ihre
verschiedene Klangfarbe und damit auch ihre Einteilung und
Gruppierung beruht im wesentlichen auf der durch die Stellung
der Zunge und der Lippen bedingten verschiedenen Gestalt
der Mundhöhle, die dem Stimmtone als Resonanzraum dient.
Die Zunge erhebt sich bei Bildung der Vokale an be-
stimmten Stellen mehr oder weniger hoch nach dem weichen
oder harten Gaumen hin und zerlegt dadurch den Mundraum
in zwei miteinander in Verbindung stehende Hohlräume.
1. Nach dem Orte der Erhebung des Zungenrückens
gegen den weichen oder harten Gaumen hin unterscheidet man
a) gutturale (velare) Vokale, auch dunkle oder hintere
Vokale (hack voiceh) genannt, welche durch Erhebung des
hinteren Zungenrückens gegen den weichen Gaumen und die
Rachenwand hin gebildet werden. Hierher gehören a, o, u,
und zwar liegt bei u die Zungenerhebung am weitesten zurück,
bei 0 etwas weniger, bei a am wenigsten weit,
b) palato-gutturale (palato-velare) Vokale oder ge-
mischte Vokale (mlxed vowels), bei denen eine Erhebung des
mittleren Zungenrückens etwa gegen die Grenze des harten
und des weichen Gaumens stattfindet, z. B. ne. a in hut, much,
ne. 5 in sir, hird, das zugleich mit stark gehobener Zungen-
spitze gesprochen wird,
c) palatale Vokale, auch helle oder vordere Vokale
(front vowels) genannt, die durch Erhebung des vorderen
Zungenrückens gegen den harten Gaumen hin gebildet werden,
z. B. e, i, ä, ö, ü.
2. Nach dem Grade der Erhebung des Zungeurückens
gegen den Gaumen unterscheidet man
a) hohe Vokale (high vowels), z. B. ne. i, u,
b) mittlere Vokale (mid voivels), z. B. ne. e, a, 9, a.
c) niedere Vokale (low vowels), z. B. ne. se, 5, e.
Anm. 1. Je nach dem Grade der Erhebung der Zunge ist auch
der Kieferwinkel (§ 31) verschieden. Er ist am kleinsten bei den
hohen Vokalen i, u, am größten bei den niederen Vokalen ne. ae, o, %.
§ 35] Vokale. 61
3. Nach der Stärke der Spannung der ZungenmuskelD
unterscheidet man
a) enge oder gespannte Vokale (narrow voivels), z.B.
ne. i, e, 6, o, u, a,
b) weite oder ungespannte Vokale (wide vowelsj, z.B.
ne. 1, e, ö, ü.
Anm. 2. Die Ausdrücke 'eng' (gespannt) und 'weit' (ungespannt)
sind nicht ohne weiteres identisch mit den Bezeichnungen 'geschlossen'
und 'offen'. Letztere beziehen sich vielmehr im wesentlichen auf die
Klangfarbe der betreffenden Vokale. Man nennt ein e oder o ge-
schlossen, wenn es dem i resp. u, offen, wenn es dem a näher
liegt (s. u. S. 62 f.).
Die Lippen verhalten sich bei Bildung der Vokale ent-
weder
1. passiv (passive oder neutrale Lippenlage), wie z. B.
bei a, oder sie werden
2. gespreizt, d. h. zurückgezogen und spaltförmig
erweitert, wie z. B. bei e, i, engl, a in but, much, engl. 5 in
sir, hircl im Gegensatz zu deutschem ö, das mit Rundung
der Lippen gesprochen wird, oder
3. gerundet und vorgestülpt, d.h. sie nehmen eine mehr
oder weniger kreisförmige oder ovale Gestalt an, wie bei u, o,
nhd. ü, ö. Bei ü sind die Lippen allein, bei u, o, ö auch die
Backen gerundet. Doch werden im Neuenglischen die Lippen
nicht stark gespreizt und nur wenig vorgestülpt.
Auch der Kehlkopf nimmt bei der Bildung der Vokale
eine verschiedene Stellung ein. Er hebt sich bei i, um das
Ansatzrohr zu verkürzen und senkt sich bei u, um das An-
satzrohr zu verlängern.
Da jede Aenderung in der Mundstellung einen anderen
Vokal hervorbringt, so ist in Wirklichkeit die Zahl der in der
menschlichen Rede möglichen Vokale unendlich groß. In jeder
Einzelsprache aber wird nur eine bestimmt begrenzte Zahl
deutlich voneinander unterscheidbarer Artikulationsstellungen
der Mundhöhle zur Erzeugung von Vokalen praktisch ver-
wendet. Um nun in die große Mannigfaltigkeit der überhaupt
möglichen Vokale einige Ordnung hineinzubringen, hat man
62 Grundzüge der Phonetik. [§ 35
die verschiedensten Vokalsysteme aufgestellt (vgl. Trautmann,
Sprl. 149—169. Vietor, § 38), die teils auf dem Eindruck der
einzelnen Vokale auf das Ohr, teils auf der Artikulationsstellung
der Mundhöhle bei Hervorbringung der Vokale aufgebaut sind.
Doch sind alle diese Systeme unzuverlässig, weil die Beur-
teilung des Lautwertes durch das Ohr unsicher ist und auch die
verschiedenen Artikulationsstellungen niemals mit unzweifel-
hafter Sicherheit beschrieben und nachgebildet werden können
(Trautmann, Kl. L. § 38). Darum hat Trautmann die T o n h ö h e
der geflüsterten Vokale zur Grundlage seines Vokalsystems
gemacht und gefunden, daß die geflüsterten Vokale u, o, o, a
einerseits und a, e, e, i andererseits je einen Septimenakkord
bilden, von denen der zweite genau eine Oktave über dem
ersten liegt, nämlich ga, h.,, dg, fg — gg, hg, d4, f4 (Traut-
mann, Kl. L. § 86 ff.).
Aber auch Trautmanns System ergibt noch keine verläß-
lichen Resultate, da dabei die Tonhöhe wiederum nur durch
das Ohr bestimmt werden kann und die Resultate verschiedener
Forscher verschieden sind (Scripture p. 289). Dagegen er-
halten wir ein fest geschlossenes Vokalsystem, wenn wir mit
Helmholtz, König und Rousselot die Resonanz der Mund-
höhle bei Einstellung auf die verschiedenen Vokale experi-
mentell feststellen. Es ergibt sich dann, daß die Schwingungs-
zahlen für die Resonanz der Mundhöhle bei Einstellung auf
die Vokale u — o — a — e — i, die in den meisten.
Sprachen die Grundvokale bilden, zu einander in einem ganz
bestimmten Verhältnisse stehen, so zwar, daß bei jedem
folgenden Vokale die Schwingungszahlen doppelt so groß
sind, als bei dem vorhergehenden, die Resonanz der Mund-
höhle also bei jedem folgenden Vokale um eine Oktave
höher liegt.
Als Schwingungszahlen fanden Helmholtz und König für
u 224, für Q 448, für a 896, für e 1792, für i 3584. Für
seine eigene Aussprache fand Rousselot für ii 228, für o 456,
für a 912, für e 1824, für i 3648 (Precis p. 47 f.). Wir
können daher (nach einem Vortrage von Rousselot) als
runde Zahlen für die Grundvokale ansetzen:
§ 35, 36] Reine Mundvokale. — Nasalvokale. 63
II — 0 — a — e — i
225 450 900 1800 3600
Eousselot hat ferner auch für die dazwischenliegenden
Vokale die Schwingungen der Mundhöhle mit Hilfe des König-
schen Tonometers festgestellt und hierbei u. a. gefunden, daß
die Schwingungszahlen für offenes (d. h. zwischen u und o
liegendes) u etwa 337 V2j für offenes (d. h. zwischen o und a
liegendes) o 675, für offenes (d. h. zwischen a und e liegen-
des) e 1350, für offenes (d. h. zwischen e und i liegendes)
i 2700 betragen. Es liegt also auch bei der Reihe i^ — q
— ^ — i die Resonanz der Mundhöhle für jeden folgenden
Vokal um je eine Oktave höher, und zugleich bilden diese
offenen Laute jedesmal die Quinte zu den vorhergehenden
geschlossenen Lauten. So erhalten wir ein festes Vokalsystem,
an dem sich die den verschiedenen Einzelsprachen oder ver-
schiedenen dieselbe Sprache spreche'nden Individuen eigen-
tümlichen Vokale abmessen lassen, nämlich:
225 450 900 1800 3600
u — \i — o — o — a — e — e — j — i
3371/2 675 1350 2700
Anm. 3. Weitere Vokalnuancen, die z. B. im Französischen vor-
kommen und deren Schwingungszahlen gleichfalls ein Vielfaches voa
112*/2 hilden, s. bei Rousselot, Precis p. 48.
Bei den im Deutschen und Französischen vorkommenden, im Neu-
englischen aber fehlenden ü- und ö-Lauten, die mit der Zungenstellung
von i, e, aber mit der Lippenrundung von u, 0 gesprochen werden,
setzen sich auch die Eesonanzzahlen aus denen der beiden Komponenten
zusammen. Die Schwingungszahlen der französischen Nasalvokale 5, ä
e, & sind von denen der reinen Mundvokale 0, a, e, oe nur wenig ver-
schieden (Rousselot, Precis p. 48). Für die außerhalb der normalen
Reihe stehenden neuenglischen Vokale o, a, 9 sind die Schwingungs-
zahlen bisher noch nicht festgestellt worden.
§ 36. Nasalierte Vokale (Nasalvokale).
Vgl. Sievers, GPh § 260 f., PGrdr. § 82 — Trautmann, Sprl.
§ 121—124; KIL § 95—97 — Vietor, § 69-71 — Sütterlin, § 29
— Sweet, PPh § 45.
Die Nasalvokale haben dieselbe Zungen- und Lippen-
stellung wie die entsprechenden reinen Mundvokale; nur ist
64 Grundzüge der Phonetik. [§ 36, 37
die Zungenwurzel etwas nach dem Zäpfchen hin gehoben und
der Kieferwinkel etwas kleiner als bei den reinen Mund-
vokalen. Das Gaumensegel ist bei Bildung der Nasalvokale
etwas gesenkt und schwebt frei, so daß Rachen-, Mund- und
Nasenraum miteinander in Verbindung stehen und der Ex-
spirationsstrom nicht bloß durch den Mund, sondern zugleich
auch durch die Nase entweicht (§ 81). Es nimmt also auch
der Nasenraum an der Resonanz teil, was dem betreffenden
Vokale einen eigentümlichen, in der Regel etwas dunkleren
Klang verleiht, wie im frz. a, ö, e, öe in Van, en, on, vin, im.
Die extremen Vokale i, u werden seltener nasaliert; i^ ü, ü
kommen daher z. B. im Französischen nicht vor.
Anm. Das Urgerinanische und das Altenglische besaß ursprüng-
lich auch derartige Nasalvokale, z. B. urg. *])üyja dachte (§ 54, g), *pTxan
gedeihen (§ 54, s), *pnyje däuchte (§ 54, t); ae. *gös Gans (§ 57, h), ae. *fif
fünf (§ 65, d), ae. *ü>< uns (§ 69, d). Doch ging die Nasalierung schon
früh verloren, und auch die in mittelenglischer Zeit aus dem Französischen
eingedrungenen Nasalvokale haben ihre Nasalierung aufgegeben (§ 232).
§ 37. Diphthonge.
Vgl. Sievers, GPh § 384—402; PGrdr. § 41 — Trautmann,
Spr. 310—312; KIL § 207—209 — Luick, § 76—79 — Sweet, NEG
686-688.
Werden zwei aufeinanderfolgende Vokale mit einem ein-
heitlichen Exspirationsstrom ausgesprochen, also zu einer Silbe
vereinigt (§ 46), so entsteht ein Diphthong. Der eine der
beiden Vokale, in der Regel der schallstärkere, ist der eigent-
liche Träger der Silbe und des Tones; der andere muß sich
ihm unterordnen; er hat gewissermaßen konsonantische
Geltung, ist 'unsilbisch' (§ 46), was man durch ein darunter-
gesetztes ^ bezeichnen kann; z. B. aj, avi, iü etc. Je nach-
dem der schallstärkere Vokal vorausgeht oder nachfolgt,
unterscheidet man fallende (z. B, ai, a\i, oi, eg, in ae. seah)
und steigende Diphthonge (^a, gä in ae. geaf gab, geäfon
gaben, go in ae. eöw euch, edwei' euer, ua in frz- foi
König).
Je nachdem der erste Bestandteil eines Diphthongen kurz
oder lang ist, spricht man von Kurzdiphthongen (z. B. (;a,
§ 37, 38] Diphthonge. Konsonanten. 65
eo, ie in ae. seah, deorc, hierde), oder Langdiphtliongen
(z. B. ea, eo, le in ae. heah^ deor, hieran).
Der Diphthong ist um so vollkommener und klarer, je
größer der Abstand zwischen den beiden Bestandteilen ist
(s. die Vokalskala S. 63); darum kommen in den meisten
Sprachen die Diphthonge ai und au am häufigsten vor, dem-
nächst oi und eu, seltener ei und ou.
Eine Verbindung dreier Vokale zu einer Silbe nennt man
einen Triphthong.
Anm, Im Neuenglischen unterscheidet Sweet, NEG § 686 ff. neben
den fall diphthongs ai, au, oi auch half diphtiiongs ei, ou, ij, uw, bei
denen der zweite Bestandteil nur um eine kleine Stufe von dem ersten
verschieden ist, und murnnir diphthongs e9, ia, 09, u9, jus, bei denen der
aus r abgeschwächte unbestimmte Vokallaut den zweiten Bestandteil bildet.
§ 38. Bildnng und Einteilung der Konsonanten.
Vgl. Sievers, GPh § 129-178. 316—350; PGrdr. § 15—21 -
Trautmann, Sprl. §170—181. 246—283; KIL 106—115. 167—183 -
Vietor, § 74 — Brugmann, KVG § 17 — Sütterlin, § 27 -
Luick, §47—49 — Sweet, PPh§ 64—88 — Scripture, p. 432— 445
(Liquids and Consonants).
Wenn die Sprachwerkzeuge derartig eingestellt sind, daß
an irgend einer Stelle, welche der Ausatmungsstrom zu
passieren hat, eine Enge oder ein Verschluß {occliision)
gebildet wird, so entsteht bei der Reibung des Luftstromes
an der Enge (friction) oder bei Auflösung des Verschlusses
(explosion) ein Geräusch. Man nennt darum die so ent-
standenen Laute Geräuschlaute oder Konsonan.ten, und
zwar im ersteren Falle Reibelaute (Engelaute, Spiranten,
Fricativae), im letzteren Verschlußlaute oder Explosiv-
laute.
Die Reibelaute können längere Zeit hindurch aus-
gehalten werden und werden darum auch Dauerlaute oder
kontinuierliche Laute genannt im Gegensatz zu den Ver-
schlußlauten, die nur einen Augenblick vernehmbar sind
und daher auch Momentanlaute, Stoßlaute, Schlag-
laute heißen.
Anm. 1. Mit den Fricativen sind die sog. Affricaten (§45),
mit den Spiranten die Aspiraten (§ 45) nicht zu verwechseln.
Kaluza, Histor. Grammatik d. engl. Sprache. I. 2. Aufl. 5
66 Grundzüge der Phonetik. [§ 38
Von den Reibelauten im engeren Sinne unterscheidet
man in der Regel als eine besondere Gruppe die sog.
Liquiden ], r (§ 41), bei denen an einer Stelle der Mund-
höhle ein teilweiser Verschluß, an einer anderen eine Enge
gebildet wird, durch welche die Luft ziemlich ungehindert
hindurchströmen kann. Wird der Verschluß mehrere Male
rasch hintereinander gebildet und wieder gelöst, so entstehen
die verschiedenen Arten des gerollten r (§ 41, 2).
Von den Verschlußlauten im engeren Sinne sind ab-
zutrennen die Verschlußlaute mit Nasenresouanz oder die
Nasalkonsonanten (§ 44), bei deren Bildung das Gaumen-
segel herabhängt, so daß der durch den Mundverschluß ge-
hemmte Atemstrom ungehindert durch die Nase entweichen
kann. Die Nasalkonsonanten sind also Laute mit Mund-
verschluß und Nasenöffnung, und da hierbei der Ex-
spirationsstrom durch den Muudverschluß nicht vollständig
gehemmt, sondern nur auf einen anderen Weg geleitet wird,
so sind dieselben nicht Momentanlaute, wie die gewöhnlichen
Mundverschlußlaute, sondern Dauerlaute oder kontinuierliche
Laute ; sie können ebenso lange ausgehalteu werden wie die
Reibelaute oder die Vokale.
Wird bei Bildung eines Geräuschlautes zugleich durch
Schwingen der Stimmbänder der sog. Stimmton (§ 30) er-
zeugt, so heißt der Konsonant stimmhaft oder tönend;
ist dies nicht der Fall, so heißt er stimmlos oder tonlos.
Je nach der Stärke des zur Bildung von Konsonanten
verwendeten Exspirationsstromes unterscheidet man
forte s (gespannte) und lenes (ungespannte Konsonanten).
In der Regel sind die stimmlosen Konsonanten, bei denen
der Luftstrom den Kehlkopf ungehindert passiert und mit
voller Kraft auf den Verschluß oder die Enge in der Mund-
höhle auf trifft, fort es (gespannt), die stimmhaften, bei
denen der Luftstrom durch die schwingenden Stimmbänder
in seiner Kraft etwas abgeschwächt wird, lenes (unge-
spannt). Doch werden mitunter, so z. B. in einigen deutschen
Dialekten, die sonst stimmhaften Konsonanten (b, d, g, v, z,
j, y) überhaupt nicht mit Stimmton, sondern nur mit der den
§38]
Bildung und Einteilung der Konsonanten.
67
stimmhaften Konsonanten sonst eigenen schlafferen Artikulation
gesprochen, sind also zu stimmlosen lenes geworden.
Anm. 2. Die alten Grammatiker teilten die Mutae (Verschluß-
laute) ein in Tenues {= stimmlose fortes) und Mediae (= stimm-
li:>fte lenes).
Je nach der Stelle, an welcher eine Enge oder ein Ver-
schluß gebildet wird, teilt man die Konsonanten ein in Kehl-
kopflaute, Hintergaumenlaute (Gutturale oder Velare),
Vordergaumenlaute (Palatale), Zahnlaute (Dentale)
und Lippenlaute (Labiale). Von den Zahnlauten (Dentalen)
im engeren Sinne sind die Zwischenzahnlaute (Inter-
dentale) abzutrennen. Bei den Lippenlauten (Labialen) unter-
scheidet man reine Lippenlaute (Bilabiale) und Lippen-
zahnlaute (Labiodentale).
Die Kehlkopflaute bezeichnet man als stimmlose
Laute mit Mundöffnung, während die Gaumen-, Zahn-
und Lippenlaute als Laute mit Mundenge oder mit
Mundverschluß ihnen gegenübergestellt werden (§ 34).
Wir erhalten demnach etwa folgende Tabelle:
Verschl
stimm-
los
ußlaute
stimm-
haft
Reibe
stimm-
los
laute
stimm-
haft
Li-
quide
Nasale
Lippenlaute | ^^^^^^^^^
(Labiale) Labiodentale
P
b
f
w
V
m
Zahnlaute
(Dentale)
Interdentale
Dentale
t
d
s
s
d
z
z
1, r
n
Vordergauni enlaute
(Palatale)
k'
g'
X
i
r
n'
Hintergaumenlaute
(Gutturale oder Velare)
k
g
X
Y
l, 1
n
Kehlkopflaute
■}
h
5*
68 Grundzüge der Phonetik. [§ 38, 39
Anm. 3. Die Zahl der Verschlußlaute (ohne oder mit Nasen-
resonanz) ist geringer als die der Reibelaute und ihre Klangfarbe in den
verschiedenen Sprachen einheitlicher, weil ein Verschluß sich nur an
wenigen bestimmten Stellen des Mundraumes und in ganz ähnlicher
Weise herstellen läßt, während eine Enge auf mannigfaltige Art und mit
verschiedenen Nuancierungen gebildet werden kann. Noch mannig-
faltiger ist die Klangfarbe und die Artikulationsart der mit Mundöffnung
gesprochenen Vokale (§ 37).
Stimmlose Laute mit 3Inii(löitnüng (Kehlkopflaute).
§ 39. a) Der Hauchlaut h (Kehlkopfreihelaut).
Vgl. Sievers, GPh't § 262; PGrdr § 33. — Trautmann, Spr.
§ 202—204: KIL § 131 — Vietor, § 26—31 — Bremer, i; 69, 8 —
Luick, § 62. 73 — Klinghardt, Artikulations- und Hörübungen
§30—32 — Scripture, p. 276— 278 — Michaelis, Ueber das h und
die verwandten Laute. Herrig's Archiv 79, 49. 283 — E. Meyer,
Stimmhaftes h. Neuere Sprachen 8, 261 — Klinghardt, Stimmhaftes
h, N. Spr. 9, 85 — Passy, h vocaliquc, N. Spr. 9, 245.
Wenn bei geöffneter Stimmritze und geöffnetem Munde
der Luftstrom hindurchstreicht, ohne daß ein Stimmton ge-
bildet wird, so entsteht der Hauchlaut h, der auch als
Kehlkopfreibelaut (Czermak, Trautmann) bezeichnet wird,
weil bei dem Hindurchgehen der Luft durch den Kehlkopf
ein Reibegeräusch entsteht (vgl. Trautmann, Sprl. § 202 ff.).
Anm. 1. Bei Bildung des h ist die Mundartikulation in der Eegel
schon der des folgenden Vokals angepaßt: darum nehmen manche
je nach dem folgenden Vokal verschiedene h-Laute an: h''^, h^, hi , ho,
h^ usw. oder sie bezeichnen diese verschiedenen h-Laute geradezu als
'stimmlose' Vokale. Hiergegen ist einzuwenden, daß nicht bloß die Arti-
kulation des h, sondern auch die anderer Konsonanten, z. B. 1, r, k
usw. durch den folgenden Vokal beeinflußt wird, ferner, daß der Hauch-
laut h wie jeder andere Konsonant auch für sich allein hervorgebracht
werden kann, also nicht mit dem folgenden Vokale völlig verschmolzen
ist, sondern ihm vorangeht.
Anm. 2. Im Französischen fehlt das h, doch spricht man es
neuerdings auch in la haine, je hcds, la haut und ähnlichen Fällen: vgl.
Rousselot, Precis p. 54.
Das englische h ist von dem deutschen etwas verschieden, inso-
fern als die Exspirationsstärke allmählich nachläßt, noch ehe der Voka'
selbst ertönt. Man vergleiche z. B. nhd. Hoful mit ne. han(f, nhd. Haus
mit ne. house. Darum bezeichnet Vietor das englische h genauer durch
§ 39, 40] Kehlkopüaute. 69
h> oder <h>. In der Londoner Vulgärsprache, dem sog. Cocknei/
English ist das h sehr schwach und fällt in der Regel ab.
Das amerikanische h ist dagegen ein weit stärkerer Hauchlaut,
der niemals fehlen darf; vgl. Scripture, p. 271 f.: It is to be noted that
the rough American h is quite a different sound from the faint Southern
English h and that it cannot be dropped without making a rauch greater
change in the Impression on the ear.
Anm. 3. Ein dem stimmlosen Kehlkopf reibelau t h entsprechender
stimmhafter Kehlkopfreibelaut, also ein stimmhaftes h ist in der
Kegel nicht vorhanden, weil die Stimmbänder nicht gleichzeitig zum
Hauchlaut und zum Tönen eingestellt sein können (Trautmann, Sprl.
§ 203) oder vielmehr die dem stimmlosen Kehlkopfreibelaute h ent-
sprechenden stimmhaften Laute sind die Vokale (§ 35). Doch hat man
neuerdings bei intervokalischem h, z. B. in nhd. daheim, ne. / saw him
die, das Schwingen der Stimmbänder während des Ertönens des Hauch-
lautes, also ein stimmhaftes h, experimentell festgestellt. In diesem
Falle sind die Stimmbänder einander nähergebracht und schwingen; die
Atemritze (§ 30) aber ist etwas weiter geöffnet, so daß Stimme und
Hauchlaut zugleich ertönen; vgl. Victor, §22. Dagegen erklärt Scripture
(p. 278) die Bildung des stimmhaften h durch starke Annäherung der
falschen Stimmbänder oder durch Senken des Kehldeckels.
§ 40. b) Der Kehlkopfverschlußlant.
Vgl. Sievers, GPh § 858 f.; PGrdr § 39 — Trautmann, Spr. § 218 f.;
KIL § 144 — Vietor, § 32—34 — Bremer, § 61,3 — Sütterlin,
§ 26 — Luick, §55. 72 - Klinghardt, § 15 — Sweet, PPh § 29
— Scripture, p. 278—280.
Wird die Stimmritze einen Augenblick völlig geschlossen
und dann wieder für den durchgehenden Luftstrom geöffnet,
so entsteht ein leises 'Knackgeräusch', der sog. Kehlkopf-
verschlußlaut (gloüal catch) oder feste Einsatz, ge-
wöhnlich bezeichnet durch ', den griechischen Spiritus lenis.
Anm. 1. Ein derartiger Kehlkopfverschlußlaut geht im Deutschen
jedem im Wortanlaut stehenden Vokal voran, z. B. 'alt, 'edel, 'ich, 'oh,
'und, desgleichen jedem Vokal im Anlaut der zweiten Glieder von Zu-
sammensetzungen, die noch als solche empfunden werden, wie: Wort'art,
Ver ein, Post^ami, aber nicht in: herein, warum, daroh u. ä. In Ost-
preußen findet er sich auch im Inlaut zwischen Vokalen, die verschiedenen
Silben angehören, wie The'ater, Hi'atus oder in der Aussprache griechi-
scher Wörter: (piXi'a, ßaaiÄ^'(ag, Äv'<a, ve'avi'ag, noi'e'o) etc.
Im Englischen und Französischen wird dagegen der Kehl-
kopfverschluß gewöhnlich nicht verwendet, sondern die Stimme setzt
70 Grundznge der Phonetik. [§ 40, 41
sofort mit dem Vokallaut ein. Darum werden im Englischen und Franzö-
sischen die einzelnen Wörter nicht so streng voneinander getrennt, wie
im Deutschen, sondern es findet zwischen Wörtern, die dem Sinne nach
zusammengehören, Herüberziehen des auslautenden Konsonanten (liaison)
statt; man spricht also: it is nicht [it'iz], sondern [i tiz], not at all
nicht [not 'at '51], sondern [no ta toi]. Doch findet sich der Kehlkopf-
verschiußlaut vereinzelt auch im Englischen in Fällen wie ah, ah, ah
[ä 'ä 'ä] oder saturday erening [ssetadi 'ivniij] zur Trennung zweier
gleichartiger Vokale. Dagegen fehlt der Kehlkopfverschlußlaut heim
Zusammentreffen zweier ungleichartiger Vokale, z. B. monvy order
[mani oda].
Anm 2. Im Altenglischen muß ebenso wie im Neuhochdeutschen
der Kehlkopfverschlußlaut oder spiritus lenis bei vokalischem Anlaut noch
gesprochen worden sein, denn es beruht auf ihm die sog. vokalische
Alliteration. Es können im Altenglischen alle Vokale beliebig miteinander
alliterieren, weil ihnen allen dieser Kehlkopfverschlußlaut, der als kon-
sonantisches Element empfunden wurde, vorausging. In der mittel-
englischen AlliterationsdichtuDg ist vokalische Alliteration erheblich
seltener und, wo sie vorkommt, werden in der Regel gleiche Vokale mit-
einander gebunden. Daraus müssen wir schließen, daß schon im 14. und
15. Jahrhundert, wohl durch den Einfluß des Normannisch-französischen,
der Kehlkopfverschlußlaut aus der englischen Sprache verschwunden
war (§ 16).
Anm. 3. Auch der Husten ist eine Art von Kehlkopfverschlußlaut
(Sweet, PPh § 29, HL p. 14); doch treten dabei wohl andere Muskeln
in Tätigkeit; vgl. Scripture, p. 280; Weeks, MLN 18, 152.
Anm. 4. Zu dem Kehlkopfverschlußlaut fehlt ein entsprechender
stimmhafter Laut, weil die Stimmritze nicht zu gleicher Zeit geschlossen
und zum Tönen eingestellt sein kann.
§ 41. Laute mit Mimdeiige: a) Die Liquiden 1, r.
Vgl. Sievers, GPh* § 274—300; PG § 28—30 — Trautmann,
Spr. § 220-232; KIL § 145-155 — Victor, § 91—99. 76 — Bremer,
§ 73-79 — Luick, § 37—42 — Scripture, p. 432 ff.
Die sog. liquiden Laute (flüssigen Laute) 1 und r sind
die schallkräftigsteu unter den Konsonanten und können
ebenso wie die Nasallaute und die Vokale Träger des Silben-
akzentes sein (§ 46), also silbenbildend oder silbisch gebraucht
werden. Man trennt daher innerhalb der Laute mit Mund-
enge die Liquiden 1, r als eine besondere Gruppe von den
Reibelauten oder Spiranten im engeren Sinne (§ 42) ab.
Die 1- und r-Laute sind in der Regel mit Stimmton (§ 30)
§ 41] Die Liquiden 1, r. 71
verbunden, also stimmhaft. Je nach der Artikulationsstelle
unterscheidet man verschiedene Arten der 1- und r-Laute.
1. Die 1-Laute werden dadurch hervorgebracht, daß die
Zungenspitze an die Alveolen der Oberzähne angelegt ist
und mit diesen einen Verschluß bildet, während die Seiten-
ränder der Zunge von den Backenzähnen ferngehalten werden,
so daß zwischen den beiden Seitenrändern oder wenigstens
einem Seitenrande der Zunge und den Backenzähnen eine
Enge entsteht, durch welche der Exspiration sstrom hindurch-
geht, der zugleich auch die Zunge zum Schwingen bringen
kann. Wird bei Bildung des 1 die Vorderzunge konkav aus-
gehöhlt und die Hinterzunge etwas gegen den weichen Gaumen
gehoben, so entsteht das sog. gutturale 1 (poln. 1).
Anm. 1. Das altenglische 1 hatte, wie wir aus der 'Brechung' von
ae. «, e, i vor / + Kons, zu ea, eo, io (§ 57, p. 62, k. 65, g) ersehen, in be-
stimmten Stellungen einen dunklen, gutturalen Klang, der nach einem
vorhergehenden hellen Vokal einen dunklen Uebergangslaut hervorrief.
Auch das neuenglische 1 ist, namentlich im Auslaut {all, well,
ill, people, ahle), dunkler als das deutsche 1 und ähnelt dem polnischen i.
2. Die r-Laute können an verschiedenen Stellen des
Mundraumes gebildet werden, und man unterscheidet danach
verschiedene r-Laute, unter denen die gebräuchlichsten sind:
a) Alveolares r oder Zungenspitzen-r, bei dem durch
Hebung der Zungenspitze gegen die Alveolen der Oberzähne
ein Verschluß gebildet und durch den Exspirationsstrom als-
bald wieder gelöst wird. Folgen Bildung und Lösung des
Verschlusses mehrere Male rasch hintereinander, so wird die
Zungenspitze in Schwingungen versetzt und es entsteht das
sog. gerollte r {trilled r). Es giebt aber auch 'ungerollte'
r-Laute, so z. B. das neuenglische r, bei dem nur ein bis
zwei Zungenschläge gemacht werden.
Anm. 2. Im Neuenglischen steht das alveolare r aber nur im
Anlaut (allein oder nach Konsonanten: round, red, icrote, grow) und im
Inlaut zwischen Vokalen {merri/, sorrow). Es unterscheidet sich zugleich von
dem deutschen r dadurch, daß die Zungenspitze etwas mehr zurückgebogen
ist. Im Anlaut nach t und d findet etwas stärkere Engenbildung statt,
so daß das r sich dem s oder z nähert (//•//, dry fast = [tsai, dzai]).
Bei raschem Sprechen geschieht dasselbe auch im Inlaut bei Verstummen
72 örundzüge der Phonetik. [§ 41^ 42
eines Mittelvokals, z. B. m/'Iitar// [militsi], interesting [intsgstirj], / am
u'ondering [aim wandziij]. Auslautendes r und inlautendes r vor Konso-
nanten ist im Neuenglischen zu dem Murmelvokal 9 geworden {star,
hard = [staa, haadj).
Anm. 3. Das altenglische r war gerolltes Zungenspitzen-r
(Bülbring, § 49). Zugleich aber war die Hinterzunge guttural gehoben
und die Lippen wahrscheinlich etwas gerundet (Bülbring, § 92), so daß
auch das r in bestimmten Stellungen einen dunklen, gutturalen Klang
hatte und Brechung eines vorhergehenden hellen Vokals ee, e, i zu ea, eo, io
bewirkte (§ 57, q. 62, 1. 65, h).
b) Uvular es r oder Zäpfchen-r (gutturales r), bei
dem der hintere Zuogenrücken gegen den weichen Gaumen
hin gehoben ist, während in der Mitte der Hinterzunge
eine Rinne gebildet wird, gegen welche das Zäpfchen hin
und her schwingt. Es ist eigentlich eine 'gerollte' Abart
des stimmhaften gutturalen Eeibelautes y (§ 42) ; phonetisch
wird das Zäpfchen-r gewöhnlich durch i (umgekehrtes r)
bezeichnet.
Anm. 4. In Deutschland ist das Zäpfchen-r ziemlich stark verbreitet;
in England aber kommt es nur mundartlich vor {Northumhrian burr).
§ 42. b) Die Reibelaute (Spiranten) im engeren Sinne.
Vgl. Sievers, GPh^ § 303-323; PGrdr § 34 — Trautmann,
Spr. § 182-199; KIL § 116-128 — Vietor, § 75-90. 100-103 —
Bremer, § 65—72 — Luick, § 56—60.
Die Reibelaute im engeren Sinne zerfallen nach ihrer
Artikulationsstelle in a) gutturale (velare), b) palatale,
c) dentale, d) labiale Reibelaute.
a) Die gutturalen Reibelaute oder Hintergaumen-
reibelaute (auch velare oder postpalatale Reibelaute, back
consonants genannt), stimmlos x^ stimmhaft y, werden durch
Annäherung des hinteren Zungenrückens an den weichen
Gaumen gebildet. Die Erhebung der Zunge bei der Bildung
von X, y entspricht derjenigen bei Bildung der dunklen Vokale
u, 0, a, ist aber bedeutend stärker, so daß eine wirkliche
Reibung des Luftstromes und damit ein Geräuschlaut ent-
steht. Die gutturalen Reibelaute werden daher in der Regel
auch mit gutturalen Vokalen verbunden, z. B. uhd. ach^ auch,
doch; sagen, Wagen; ae. feohtan, feaht, fuhtoji, fohten; dagas,
§ 42] Reibelaute. 73
hoga, ftujol. Beim Uebergang von einem bellen Vokal zu
einem gutturalen Reibelaute stellt sieb mitunter ein dunkler
Gleitlaut ein ; daber die 'Brecbuug' von ae. «, e, i zu ea, eo,
io vor gutturalem h [x] (§ 57, n. 62, b. 65, f).
Anm. 1. Im schottischen Dialekt ist der stimmlose gutturale
Reibelaut ;i; auch jetzt noch erhalten, z.B. night [ne;^t], loiigh [lo;(;] etc.;
im Englischen aber ist er seit dem 16. Jahrhundert teils verstummt,
z. B. duughter [dota], teils in f übergegaugen, z. B. laugh [läf], enough
[inaf] etc. Der stimmhafte gutturale Reibelaut / ist schon im Mittel-
englischen in den stimmhaften bilabialen Reibelaut w umgewandelt worden,
z. B. ae. hoga^ me. howe ; ae. fugol, me. fuwel, fowl.
b) Die palatalen Reibelaute oder Vordergaumen-
reibelaute (aucb antepalatale Reibelaute, front consonants
genannt), stimmlos x, stimmbaft j, werden durcb Annäberuug
des vorderen Zungenrückens an den harten Gaumen ge-
bildet. Die Zungenerbebung bei %', j entspricht derjenigen
bei Bildung der 'vorderen Vokale' e, i (§ 35), ist aber
wiederum erbeblicb stärker. Die palatalen Reibelaute werden
in der Regel mit palatalen Vokalen verbunden, z. B. nbd.
ich, recht; siegen [sijen]. Regen [rejen], ae. mihi, niht; daeges,
dsege [dsejes, dseje].
Anm. 2. Im Neuenglischen ist der stimmlose palatale Reibelaut ;^'
seit dem 16. Jahrhundert verstummt {might [mait], night [nait] etc.) ;
der stimmhafte palatale Reibelaut j aber ist im Anlaut {yes [ies], you
[iü] etc.) und in der Verbindung ifi auch im Inlaut {duke [dJük], mute
[miüt]) noch erhalten. Doch ist bei dem englischen j die Zunge weniger
stark gegen den harten Gaumen gehoben als bei dem deutschen j, so
daß es mehr den Charakter eines Halbvokals i als eines wirklichen Reibe-
lautes wie das deutsche j hat; vgl. Tuttle, Studies from the Yale
Psychological Laboratory, X, p. 106 : This sound [E. y in year, e in ewe,
few] is about as distinct from j as z is from d; it is a serious mistake
to use a Single sign, as some writers do, for both sounds.
c) Die dentalen Reibelaute oder Zabnreibelaute
(aucb linguale Reibelaute oder Zungenreibelaute genannt)
werden durcb Annäherung der Zungenspitze an den harten
Gaumen oder an die Alveolen der Oberzähne oder an die
Zähne selbst gebildet. Man unterscheidet danach :
1. Die sog. breiten Zischlaute, stimmlos s, stimmhaft z,
welche entstehen, wenn die Zungenspitze und die Vorderzunge
mit den Alveolen der Oberzähne und dem vorderen harten
74 Grundzüge der Phonetik. [8 42
Gaumen eine flache Enge bilden, während die Yorderzunge
zu einer Rinne ausgehöhlt ist, durch die der Exspirations-
strom hindurchgeht, um sich an den Vorderzähnen zu brechen.
Anm. 3. Bei dem deutschen s werden zugleich die Lippen etwas
vorgestülpt, bei englischem s aber bleiben sie in der Indifferenzlage ; die
Zungenspitze wird etwas zurückgezogen.
Die breiten Zischlaute s und z sind in der urgermanischen Gnind-
sprache nicht vorhanden. Auch das Altenglische kennt sie noch nicht;
sie treten erst im Mittelenglischcn auf.
2. Die sog. spitzen Zischlaute, stimmlos s, stimm-
haft z, die entstehen, wenn zwischen der Zungenspitze und
den Alveolen der oberen Schneidezähne eine schmale Enge
gebildet wird, während die Zunge in ihrer Mittellinie zu
einer Rinne eingekerbt ist, wodurch wiederum der Atemstrom,
der aber hier viel feiner ist als bei §, z, an den Vorderzähnen
gebrochen wird.
3. Die sog. gelispelten Laute, auch interdentale
Reibelaute genannt, stimmlos ]), stimmhaft d, welche ent-
stehen, wenn die Zungenspitze zwischen die beiden Zahn-
reihen tritt und so den Exspirationsstrom etwas hemmt.
Gewöhnlich werden sie allerdings postdental gebildet, d. h.
durch Herstellung einer Enge zwischen der Zungenspitze und
der hinteren Fläche der Oberzähne.
Anm. 4. Die gelispelten Laute 1^, d waren schon im Urgerma-
nischen vorhanden und haben sich im Englischen bis auf die
Gegenwart erhalten; im Deutschen aber kommen sie nicht mehr vor.
d) Die labialen Reibelaute oder Lippenreibe-
laute zerfallen
1. in die labiodentalen Reibelaute, stimmlos f, stimm-
haft V, bei deren Hervorbriugung eine Enge zwischen der
Unterlippe und den Oberzähnen hergestellt wird, und
2. in die bilabialen Reibelaute, stimmlos w, stimm-
haft w, welche durch Annäherung beider Lippen hervorge-
bracht werden.
Anm. 5. Das englische w, z. B. inne.M^e [ii], one [^an], bildet eine
Zwischenstufe zwischen dem eigentlichen bilabialen Reibelaute w und dem
ihm in der Bildung verwandten Vokale u, ist also besser als Halbvokal zu
betrachten; vgl. oben Anm. 2. Das deutsche «'ist labiodentaler Reibe-
laut, also ähnlich dem englischen r.
§ 43] Verschlußlaute. 75
Laute mit MiiiidTerschlnß (Verschlnßlaute) :
§ 48. a) Yerschliißlaute ohue Naseiiresonaiiz (reine
Yerschlußlaute, Mnndversclilußlaute).
Vgl. Sie vers, GPh* § 324— 345 ; PGrdr. § 35-38 — Trautm an n
Spr. §205—214; KIL § 132—141 — Vietor, § 104—116 — Bremer,
§ 53—64 — Luick, § 50—54.
Die Verschlußlaute entstehen, wenn der Exspirations-
strom durch Bildung eines Verschlusses an irgend einer Stelle
des Mundi^aumes für einen Augenblick völlig abgesperrt wird
(ocdusion, applosion), um dann plötzlich wieder ausgestoßen zu
werden (explosion). Wenn zwischen Bildung und Lösung des
Verschlusses eine etwas längere Pause eintritt, so entsteht
ein langer Verschlußlaut. Fällt zwischen Bildung und Lösung
des Verschlusses die Silbengrenze (§ 46), so werden beide
Momente vom Ohre gesondert empfunden und man spricht
dann von Doppelkonsonanten oder geminierten
Konsonanten (§ 45). Stoßen zwei Verschlußlaute zusammen,
so wird bei dem ersten gewöhnlich nur die Bildung, bei dem
zweiten nur die Lösung des Verschlusses deutlich vernommen.
Der Nasenraum ist bei Bildung der reinen Verschlußlaute
(Mundverschlußlaute) durch Hebung des Gaumensegels ab-
gesperrt.
Auch hier ist zu unterscheiden zwischen stimmlosen
und stimmhaften Verschlußlauten. Die stimmlosen Ver-
schlußlaute werden oft aspiriert gesprochen: p', t', k'
(§ 45).
Die stimmlosen Verschlußlaute sind gewöhnlich fort es,
die stimmhaften lenes (§38), und dieser Unterschied bleibt
auch bestehen, wenn, wie es vereinzelt geschieht, die sonst
stimmhaften Verschlußlaute b, d, g ohne Stimmton gesprochen
werden (§ 38).
Je nach der Artikulationsstelle unterscheidet man hier
wie bei den Keibelauten
a) gutturale (velare) Verschlußlaute oder Hinter-
gaumenverschlußlaute, stimmlos k, stimmhaft g, bei
denen ein Verschluß zwischen dem hinteren Zungenrückei«
und dem weichen Gaumen gebildet wird.
76 Grundzüge der Phonetik. [§ 43, 44
b) palatale Verschlußlaute oder Vordergaumeu-
verscblußlaute, stimmlos k', stimmhaft g', bei denen ein
Verschluß zwischen dem vorderen Zungenrücken und dem
harten Gaumen hergestellt wird.
Anra. Wie bei den Reibelauten verbinden sich auch hier gutturale
Verschlußlaute in der Regel mit dunklen, palatale mit hellen Vokalen,
Verschieden also ist z. B. eigentlich der k-Laut in ne. coulä und ne. kill,
der g-Laut in ne. good und ne. gift. In Wirklichkeit aber ist in den
modernen Sprachen ein wesentlicher Unterschied zwischen gutturalen
und palatalen Verschlußlauten in der Regel nicht vorhanden , da die
Artikulationsstelle sowohl vor dunklen wie vor hellen Vokalen in die
Mitte zwischen dem harten und dem weichen Gaumen verlegt ist. Im
Altenglischen war palatales und gutturales c und g noch streng
geschieden (§ 90 f.).
c) dentale Verschlußlaute, stimmlos t, stimm-
haft d, bei denen ein Verschluß zwischen der Zungenspitze
und den Alveolen der Oberzähne hergestellt wird.
d) labiale (genauer: bilabiale) Verschlußlaute,
stimmlos p, stimmhaft b, bei denen die Unterbrechung des
Atemstromes durch Aufeinanderschließen beider Lippen be-
wirkt wird.
§ 44. b) Verschlußlaute mit NascHresonanz (Nasal-
konsonanten).
Vgl. Sievers, GPh* § 301 f.; PGrdr. Ml — Trautmann, Spr.
§ 234—245; KIL § 156—166 ~ Victor, § 117—126 — Sütterlin,
§ 29 - Luick, § 43f.
Wenn w^ährend der Bildung eines Mundverschlusses das
Gaumensegel nicht den Nasenraum absperrt, sondern frei
herabhängt (§ Hl), sodaß der Atemstrom ungehindert durch
die Nase entweichen kann, so erhält der dann entstehende
Laut durch die Nasenresonanz einen veränderten Klang und
er kann überdies, da der Exspirationsstrom durch den Mund-
verschluß nicht völlig unterbrochen, sondern nur auf einen
andern Weg geleitet wird, beliebig lange ausgehalten werden
(§ 38).
Die Nasalkonsonanten sind in der Regel stimmhaft. Je
nach der Art des Mundverschlusses sind die Nasalkonsonanten
a) guttural: ij, b) palatal: n', c) dental: n, d) labial: m.
8 44, 451 Verbindung mehrerer Konsonanten. 77
Anm. Kann wegen eines Schnupfens oder aus sonstiger Ursache
der Luftstrom den Nasenraum nicht ungehindert passieren, so nähern
sich die Nasalkonsonanten m, n, ij den entsprechenden stimmhaften Ver-
schlußlauten b, d, g.
§ 45. Verbindnng mehrerer Konsonanten. Stellungslaute
und Gleitlaute.
Vgl. S i e V e r s , GPh* § 94—100. 351—481 ; PGrdr. § 12. 39—45 —
Trautmann, Spr. § 322—326; KIL § 204 — Vietor, § 150—156 —
Sütterlin, § 39 — Luick, § 75 — Sweet, PPh § 91. 113—147 —
Scripture, p. 446 — 461 (Sound Fusion).
Die Verbindung eines Verschlußlautes mit dem ent-
sprechenden Reibelaute nennt man eine Affricata: pf —
ts, dz, ts, dz — k'x, g'j — k^.
Die Verbindung eines Verschlußlautes mit dem Hauch-
laute h nennt man Aspirata: p% b' — t', d*" — k% g°.
Anm. 1. Die anlautenden stimmlosen p, t, k spricht man im Neu-
englischen oder Neuhochdeutschen häufig als Aspirata p^ t', k', ohne
daß dies in der Schrift bezeichnet wird (§ 43). In der indogermanischen
Grundsprache gab es auch stimmhafte Aspiraten &', d\ g (§ 76).
Fällt die Silbengrenze (§ 46) zwischen die Bildung und
Lösung eines Verschlusses oder innerhalb eines kontinuier-
lichen Lautes (§ 38), so empfindet das Ohr diesen Konso-
nanten doppelt. Man spricht dann von Doppelkonsonanten
oder geminierten Konsonanten; vgl. z. B. poln. j)ana
[pa-na] 'den Herrn' mit panna [pan-na] 'die Jungfrau' oder
ne. 'penny [pe-ni] mit pen-knife [pen-naif].
Anm. 2. Unter den sonstigen Verbindungen mehrerer Konsonanten
sind am häufigsten die Verbindungen von 1, r, die vor oder nach fast allen
andern Konsonanten stehen können, im Anlaut: pl, bl, fl, wl, tl, dl, J)l,
sl, sl, kl, gl, hl — pr, br, fr, wr, tr, dr, Ipr, sr, sr, kr, gr, hr, im In-
und Auslaut auch Ip, Ib, If etc.
Bei dem Uebergange von einem mit fester Einstellung
der Sprachorgane hervorgebrachten Laute (Stellungslaut)
zu einem anderen entstehen, während der Exspirationsstrom
fortdauert, Uebergangslaute oder Gleitlaute (glides), die
allerdings zumeist so rasch aufeinander folgen, daß sie
nicht zur Apperzeption gelangen und darum in der Regel
auch nicht schriftlich dargestellt werden. Mitunter gehen
78 Grundztige der Phonetik. [§ 45, 46
aber im Laufe der sprachlichen Entwicklung die Gleitlaute
in Stellungslaute über und werden dann auch in der Schrift
bezeichnet, z. B. me. ^ni^fy, slumhren, thunäe)' etc., ae.
feohtan, fedJit me. faMjf, ne. (16. Jahrh.) hawlt etc.
§ 46. Satz, Sprechtakt, Silbe.
Vgl. Sievers, GPh* § 482-531 ; PGrdr. § 1. 7-14 - Trautraann,
Spr. §307—321; KIL § 205— 217 — Vietor, § 131. 149 — Sütt erlin,
§ 35—42 — Luick, § 65. 85—93 — Brugmann, KVG § 17. 9. 11 —
Sweet, PPh § 91—96. 148—163 — Script ure, p. 126—134 (Speech
Ideas).
Die verschiedenen Sprachlaute kommen in der wirklich
gesprochenen Sprache nicht isoliert, sondern zu Wörtern
und Sätzen verbunden vor.
Ein längerer, gesprochener Satz gliedert sich, rein
phonetisch betrachtet, je nach .der Dauer der zum Sprechen
verwendeten Atemstöße in sog. Sprechtakte, die nicht
immer mit den einzelnen Wörtern identisch sind, da auch
mehrere Wörter zu einem Sprechtakt zusammengefaßt werden
können.
Die Sprechtakte wiederum zerfallen in einzelne Silben,
d. h. in Lautgruppen, die mit einem selbständigen, einheit-
lichen Atemstoß hervorgebracht werden (Sievers) oder die
vom Ohre benachbarten Lautgruppen gegenüber als eine
Einheit empfunden werden (Trautmann).
Ein Satz besteht mindestens aus einem Sprechtakt, ein
Sprechtakt mindestens aus einer Silbe, so daß also die Silbe
das Mindestmaß einer Verbindung von Lauten ist. 'Komm!'
ist eine Silbe, ein Wort, ein Sprechtakt, ein Satz.
Die Silbe kann wiederum ein- oder mehrteilig sein,
d. h. aus einem oder mehreren Lauten bestehen. In einer
mehrteiligen Silbe müssen die einzelnen Laute je nach ihrer
Klangfülle um den eigentlichen Träger der Silbe, den schall-
kräftigsten Laut gruppiert sein.
Anm. 1. Die schallkräftigsten Laute sind die Vokale als
mit Mundöffnung gesprochene reine Stimmtonlaute (§ 34 f.) und zwar in
der Abstufung: a— e,o — i,u. Demnächst folgen die Liquiden 1, r und
die Nasalen m, n, ij, bei deren Bildung der Stimmton zwar an einer
§ 46] Satz, Sprechtakt, Silbe. 79
Stelle des Mundraumes eine Hemmung erfährt, an einer andern Stelle
aber ungehindert ausströmen kann (§ 38. 41. 44); sodann die stimmhaften
und stimmlosen Reibelaute im engeren Sinne w, v, ä, z, z, j, / — f, J),
Si 8, x', % (§ 4:2) und endlich die stimmhaften und stimmlosen Verschluß-
laute b, d, g — p, t, k (§ 43) ; vgl. z. B. die Gruppierung der Laute in
nhd. ernst, Stern, streng, ScJwielz, blhid, Pr&cht u. ä.
Demgemäß werden in der Regel die Vokale als Silben-
träger oder silbenbildend, silbisch, Hauptlaute, Sonanten
gebraucht; die Geräuschlaute (oder Konsonanten in der ge-
wöhnlichen Bedeutung des Wortes) dagegen als unsilbisch
oder Nebenlaute, Mitlaute (Konsonanten in der funktionellen
Bedeutung des Wortes). Mitunter können allerdings auch
die Liquiden 1, r und die Nasalen m, n silbenbildend oder
silbisch auftreten, z. B. nhd. handelt [handlt], cech. smrt
[smrt] der Tod, nhd. haben [häbm], sagen [zägii], vereinzelt
sogar auch andere Reibelaute oder Verschlußlaute, z. B. in
dem Ausruf pst oder ne. practical [prsektkl], während anderer-
seits bei Bildung von Diphthongen (§ 137) auch die Vokale
unsilbisch oder konsonantisch gebraucht werden, z. B. ai,
au, iü.
Anm. 2. Konsonanten, die silbisch gebraucht werden, kann man
durch ein untergesetztes „, Vokale, die unsilbisch gebraucht werden,
durch ein untergesetztes „ bezeichnen.
Anm. 3. Die Art der Verbindung der Laute zu Silben ist in den
verschiedenen Sprachen verschieden. Im Deutschen und Englischen ist
die Silbe z, B. reicher an Konsonanten als im Französischen oder Italie-
nischen; vgl. nhd. ernst, streng, Sturm, Platz, blind, ne. strong, storm,
blind etc.
Die in der gewöhnlichen Schrift übliche Abteilung der
Silben ist mit der phonetischen Silbenteilung durchaus nicht
immer identisch. Vielmehr kann phonetisch die Silben-
grenze an irgend eine Stelle zwischen je zwei Silben-
träger fallen, also z. B. bei der Aufeinanderfolge Vokal +
Konsonant + Vokal entweder 1. vor den Konsonanten, z. B.
nhd. Gajhe, su/chen, he/rein^ auch Gajtte [ga-t9], Ha/mmer
[ha-mar], ne. bojdy [bo-di], fo/llow [fo-lo^] etc. oder 2. hinter
den Konsonanten, z. B. Ver/ein, gab er, ne. did he [did-i] etc.
oder 3. in den Konsonanten hinein, z. B. nhd. istadtjtor
[§tat-tor], ne. pen/knife [pen-naif] etc. (vgl. § 45) oder
80 Grundzüge der Phonetik. [§ 46, 47
4. zwischen zwei verschiedenartige Konsonanten, z. B. nhd.
hallten Ok/toher, ne. wedljihy [^el-J)!], finger [fig-gg].
§ 47. Betonung.
Vgl. Sievers, GPh § 532— 539; PGrdr. § 46— 48 — Trautmann,
Sprl. § 289. 295-306 — KIL § 187. 193—195 — Vietor, § 131.
139—149 — Bremer, § 180—188 — Luick, § 19. 103— 107 — Brug-
mann, KVG § 18 — Sweet, PPh § 101—112. 161—172 — Scripture,
p. 506—516 (Accent).
Bei Verbindung der einzelnen Sprachlaute zu Silben,
der Silben zu Sprechtakten, der Sprechtakte zu Sätzen
werden die Laute selbst nicht mechanisch aneinander gereiht,
wie dies etwa beim Buchstabieren geschieht: m, a, n, sondern
die einzelnen Glieder der Silbe, des Sprechtaktes, des Satzes
werden nach ihrer Stärke, Tonhöhe und Dauer in ver-
schiedener Weise gegeneinander abgestuft, und zwar gilt
hierfür der Satz: Es können niemals zwei aufein-
ander folgende Wörter oder Silben mit genau
derselben Betonung gesprochen werden (vgl. § 5'2f.).
Bei der Verbindung der einzelnen Laute zu Silben,
Sprechtakten und Sätzen muß jede Silbe mit einem be-
bestimmten Exspirations druck (strcss) gesprochen werden;
sie muß eine bestimmte musikalische Höhe (p/7f/i> haben
und eine bestimmte Zeitdauer (duration) in Anspruch
nehmen. Danach unterscheidet man 1. die Stärke des Ex-
spiratiousstromes, 2. die Höhe der Tonlage und 3. die Dauer
oder Quantität der einzelnen Laute oder Silben.
Den Exspirationsdruck und die Tonhöhe faßt man ge-
wöhnlich unter der Bezeichnung 'Akzent' oder 'Betonung'
zusammen, und zwar haben die einzelnen Sprachen einen ver-
schiedenen Akzent, je nachdem entweder die Exspirations-
stärke oder die musikalische Höhe für die Betonung vorzugs-
weise in Betracht kommt. Im ersteren Falle besteht vor-
wiegend exspiratorische (dynamische, emphatische), im
letzteren Falle vorwiegend musikalische (tonische,
chromatische) Betonung.
Anm. l. Von den alten indogermanischen Sprachen hatte das Alt-
indische und Altgriechische vorwiegend musikalische, das Armenische,
S 47, 48] Betonung. Satz-, Wort- und Silbenakzent. 81
Altitalische, Keltische, Germanische, Baltoslavische aber vorwiegend ex-
spiratorische Betonung. Das Deutsche und das Englische haben als
germanische Sprachen ebenfalls einen exspiratorischen Akzent, das Fran-
zösische aber hat vorwiegend musikalische Betonung.
Anm. 2. Der vorwiegend exspiratorische Akzent hat im allgemeinen
die Tendenz, möglichst weit von der Endsilbe des Wortes an den Anfang
desselben zurückzutreten, wie dies z. B. in den germanischen Sprachen
der Fall ist. Je mehr aber der exspiratorische Akzent am Anfange des
Wortes überwiegt, desto weniger Kraft bleibt für die anderen Silben des
Wortes übrig. Die schwächer betonten und unbetonten Endsilben werden
daher im Laufe der sprachlichen Entwicklung immer mehr abgeschwächt
und abgeworfen, wie wir dies am deutlichsten an der historischen Ent-
wicklung des Englischen sehen können. Das altenglische Adjektiv hatte
z. B. noch zahlreiche Flexionsendungen : göd., göd-es, göcl-um, göd-7ie,
göd-e, god-re, göd-a, göd-ra, göd-an, das mittelenglische Adjektiv besaß
aber nur noch die Endung -e: good, gode, und das neuenglische Adjektiv
ist völlig flexionslos : good. Aehnlich ist es auf dem Gebiete der Sub-
stantiv- und der Verbalflexion.
§ 48. Satz-, Wort- und Sillbenakzent,
Vgl. Sievers, GPh" § 540— 632 ; PGrdr. § 49— 55 ~ Trautmann,
Spr. § 295-306; KIL § 196—203 — Victor, § 140. 142—149 —
Bremer, § 180—188. 194 — Brugmann, KVG § 18 — Luick,
§ 104.
Innerhalb eines jeden Satzes sind die einzelnen Wörter,
innerhalb eines Wortes die einzelnen Silben, innerhalb einer
Silbe die einzelnen Laute verschieden stark betont; es gibt
also einen Satz-, einen Wort- und einen Silbenakzent.
Der Grad der Betonung ist unendlich mannigfach. Jedes
Wort eines Satzes oder jede einzelne Silbe eines Wortes
kann eine verschiedene Betonungsstärke haben; vgl. z. B.
2 3 7 5 16 4
die Abstufung der Betonung in ne. impenetrahility (Sweet,
PPh § 108).
Beim Wortakzent unterscheidet man nach der Stärke
der Betonung gewöhnlich folgende Stufen: Hauptton,
Nebenton, Unbetontheit. Der Nebenton kann wieder
in einen stärkeren und einen schwächeren Nebenton
geschieden werden.
Bei vorwiegend musikalischer Betonung unterscheidet
man Hochton, Mittclton (Ebenton), Tief ton. Diese
Kalaza, Histor. Grammatik d. engl. Sprache. T. 2. Aufl. 6
82 Grundzüge der Phonetik. [§ 48, 49
Bezeichnungen sind von Lachmann auch auf die vorwiegend
exspiratorische Betonung der germanischen Sprachen über-
tragen worden.
Der Silbe nakzent gibt an, mit welcher Betonung die
einzelnen Laute der Silbe, insbesondere die Hauptträger der-
selben, gesprochen werden. Man unterscheidet danach zunächst
eingipflige Silben, die mit einem ununterbrochenen Atem-
stoß hervorgebracht werden, und zweigipflige Silben, in
denen innerhalb der Silbe der Exspirationsstrom für einen
Augenblick abgeschwächt wird, um sodann von neuem anzu-
steigen (z. B. langes i, ü in ne. see [si], do [du]). Der ein-
gipflige Akzent wird auch als 'gestoßener Ton', der
zweigipflige als 'geschleifter' oder 'schleifender Ton'
bezeichnet; s. § 52.
In den eingipfligen Silben kann die Betonung wiederum
1. anschwellend (steigend) sein, ', wenn der Hauptnachdruck
am Ende der Silbe liegt, oder 2. abschwellend (fallend), ",
wenn der Hauptnachdruck am Anfang der Silbe liegt, oder
3. anschwellend-abschwellend (steigend-fallend), ", wenn der
Hauptnachdruck in der Mitte der Silbe oder vielmehr des
Hauptlautes der Silbe liegt.
§ 49. Quantität.
Vgl. Sievers, GPh* § 633— 670; PGrdr. § 56— 58 — Trautmann,
Spr. § 290—294; KIL § 188—192 — Vietor, § 132—138 — Brug-
mann, KVG § 18 - Luick, § 68 — Sweet, PPh § 97—100 —
Scripture, p. 488 — 502 (Duration) — Ernst Meyer, Englische Laut-
dauer. Eine experimentalphonetische Untersuchung (Skrifter utgifna af
K. Humanistiska Vetenskaps-Samf undet i Uppsala VIII, 3). Uppsala imd
Leipzig 1903; vgl. dazu Lloyd, Mod. Lang. Quart. VI, p. 75—83.
Je nach der Zeitdauer, während deren ein Laut aus-
gehalten wird, unterscheidet man kurze und lange Vokale
und Konsonanten, bei den Vokalen wohl auch halblange
und überlange. Man unterscheidet die Vokale nach ihrer
Dauer auch als einmorig, zweimorig, und dreimorig,
bezeichnet durch ", ~, ^ ; vgl. § 53. 73. Unter den Konsonanten
können insbesondere die Spiranten, Liquiden und Nasale als
§ 49, 50] Quantität. Lautwandel. 83
Dauerlaute oder kontinuierliche Laute (§ 38) etwas länger
ausgehalten werden. Aber auch die Verschlußlaute können
gelängt werden, wenn zwischen Bildung und Lösung des
Verschlusses eine etwas längere Pause eintritt (§ 43).
Anm. Im Neuenglischen werden nach Sweet ursprünglich lange
Vokale oder Diphthonge vor stimmlosen Konsonanten etwas gekürzt, so
daß also ä in heart etwas kürzer ist als in Iwrd, ai in ice etwas kürzer
als in wise. Umgekehrt werden kurze Vokale vor stimmhaftem Kon-
sonanten etwas gedehnt ; es ist also ae in had etwas länger als in hat, und
u in good etwas länger als in foot. Auslautende Konsonanten werden nach
kurzem Vokal gedehnt, also ist t in hat. länger als in heart, 1 in ßll
länger als in feel. Endlich werden alle Konsonanten vor einem folgenden
stimmhaften Konsonanten gedehnt; folglich ist 1 in build länger als in
built, n in 2}e>hs [penz] länger als in j)e)ice [pens]. Doch vgl. jetzt die
etwas abweichenden Ergebnisse der experimentalphonetischen Unter-
suchungen von Ernst Meyer (Engl. Lautdauer, Uppsala 1903, p. 106 ff.),
der insbesondere nachweist, daß ein auslautendes 1, m, n, ij eher kürzend
als längend auf den vorhergehenden Vokal einwirkt.
§ 50. Lantwandel.
Vgl. Sie vers, GPh* § 671—797; PGrdr. § 59—73 — Brugmann,
KVG § 19 — Paul, Prinzipien der Sprachgeschichte. Halle 1898 —
Oertel, Lectures on the Study of Language, p. 184 ff. (Changes in
Language) — Scripture, p. 113 — 125 (Perception of Speech Elements),
p. 163 — 174 (Special Associations in Speech), p. 446 — 461 (Sound
Fusion), p. 462 — 471 (Progressive Change) — Sweet, Hist. of Language,
p. 19—32 (Sound Changes), p. 72 — 96 (Changes in Language) — Passy,
Etüde sur les changements phonetiques et leurs caracteres generaux.
Paris 1890 — Meringer und Mayer, Versprechen und Verlesen.
Stuttgart 1895 — Wechssler, Gibt es Lautgesetze? (Festschrift für
Suchier) Halle 1900.
Jede lebende Sprache ist in beständigem Wechsel be-
griffen, und zwar ändert sich die Sprache teils im Munde
des einzelnen Sprechenden zu verschiedenen Zeiten seines
Lebens, teils bei der Uebertragung von einer Generation auf
die andere infolge unvollkommener Nachbildung der Sprach-
laute durch das jüngere Geschlecht. Dieser Lautwandel geht
unmerklich vor sich, ohne daß die Sprechenden ihn beab-
sichtigen oder sich dessen bewußt werden.
84 Grundzüge der Phonetik, [§ 50
Rascher vollziehea sich die Lautveränderungen, wenn die
ruhige Entwicklung der Sprache durch irgend welche äußere
Einflüsse gestört wird, so z. B. wenn größere Volksmassen
ihre Heimat verlassen und, von ihren Stammesgenossen ge-
trennt, auf fremden Gebieten mit einer fremdsprachlichen
Bevölkerung in Berührung kommen (Niederlassung der Angeln,
Sachsen und Juten in Britannien — Eroberung Englands durch
die Normannen) oder wenn Lehnwörter in größerer Zahl aus
einer fremden Sprache in die eigene aufgenommen werden
(französische Lehnwörter im Mittelenglischen). Stärkere Ver-
änderungen treten auch ein, wenn ein einzelner Dialekt als
mustergiltig für eine größere Sprachgemeinschaft anerkannt
wird (Erhebung des Londoner Dialektes zur allgemeinen
englischen Schriftsprache), oder wenn die Sprache durch die
Modelaune oder durch theoretische Erörterungen einzelner
geregelt wird.
Der Lautwandel ist entweder organisch, d. h. er wird
durch die den Sprachorganen selbst innewohnende Tendenz
bewirkt oder unorganisch, d. h. er ist die Folge äußerer
Angleichungen, die nicht durch die Natur der betreibenden
Sprachlaute bedingt sind, wie z. B. der Uebergang von ae.
rido7i in ne. rode, der durch Uebertragung der Singularform
auf den Plural entstanden ist, die Ausdehnung der Plural-
endung der starken Masculina (me. -es) auf die Feminina
und Neutra und auf die schwache Deklination, die. An-
nahme des englischen Akzentes durch die französischen Lehn-
wörter, die Anfügung eines / in me. tiraunt nach Analogie
von mercJimmt, servaunt etc., die volksetymologische Um-
deutung von asparagus in sparrow-grass u. ä., endlich auch
die auf dem 'Versprechen' beruhenden Ferndissimilationen
und Assimilationen, Haplologien etc.
Der unorganische Lautwandel ist häufig sprunghaft;
für den organischen Lautwandel dagegen, der im folgenden
allein berücksichtigt werden soll, gilt der von Sweet (HES
§42) aufgestellte Satz: „As a general rule, all sound-
change is gradual: there are no sudden leaps in
the phonetic history of a language." Der organische
8 50] Lautwandel. 85
Lautwandel vollzieht sich ganz allmählich, d. h, ein Laut
verwandelt sich zunächst immer nur in den ihm phonetisch
in der einen oder andern Richtung am nächsten stehenden
(z. B. offene Vokale in geschlossene, gerundete in unge-
rundete, stimmlose Konsonanten in stimmhafte, Verschluß-
laute in Reibelaute etc.), und auch der nächstverwandte
Laut wird erst nach längerer Zeit und nach Ueberwindung
mehrerer, nur unmerklich von einander verschiedener
Zwischenstufen erreicht. Seine schriftliche Darstellung
findet ein Lautwandel erst, nachdem bereits ein längerer
Weg durchmessen ist (z. B. ae. stän — me. stoon, ne.
stone; ae. cild — me. ne. ckild); oft auch unterbleibt sie ganz,
wie z. B. bei den zahlreichen und tiefgreifenden Verände-
rungen, welche die ueuenglischen Vokale seit dem 16. Jahr-
hundert erfahren haben, z. B. ne. man, make, care, what,
water etc.
Anm. 1. In der Sprachentwicklung des Englischen sind die Kon-
sonanten verhältnismäßig beständig, die Vokale dagegen haben wieder-
holte starke Umwälzungen erfahren, und zwar neigen die langen Vokale
mehr zum Wechsel als die kurzen, weil es schwieriger ist, einen langen
Vokal gleichmäßig auszuhalten als einen kurzen. Auch die Diphthonge
neigen zur Angleichung oder zu stärkerer Differenzierung der beiden
Bestandteile. Ferner sind die extremen Vokale i, u beständiger als die-
jenigen, die nach verschiedenen Seiten hin ausschlagen können. Darum
ist in der englischen Sprachgeschichte a von Anfang an einer der
schwankendsten Vokale; vgl. Sweet, HL p. 31.
Der organische Lautwandel kann ferner (mit Brugmann)
eingeteilt werden in einen unbedingten Lautwandel, der
einen bestimmten Laut ausnahmslos in allen Stellungen be-
trifft (z. B. Uebergang von idg. o in urg. a, von idg. ä in
urg. ö (§ 54), von urg. ai in ae. ä (§ 60), von urg. au in
ae. ea (§ 61) etc.) und in einen bedingten Lautwandel,
dessen Eintritt von bestimmten äußeren Bedingungen, wie
der Stellung des Wortakzents (z. B. die durch das sog.
Vernersche Gesetz bewirkten Veränderungen § 76) oder
dem Einfluße benachbarter Laute (z. B. die sog. 'Brechungen',
der Umlaut etc. § 57 ff.) abhängig ist. Im letzteren Falle
spricht man von kombinatorischem Lautwandel.
86 Grnndzüge der Phonetik, [§ 50
Anm. 2. Sievers (Pauls Grundriß I-, p. 309) unterscheidet 'spon-
tanen' Lautwandel, „welcher lediglich aus der freien Willkür dos
Sprechenden hervorgegangen ist, ohne an eine andere Bedingung geknüpft
zu sein" und 'bedingten' Lautwandel, „welcher noch an andere Be-
dingungen als die bloße Willenstätigkeit des Sprechers geknüpft ist"'.
Hiergegen ist aber zu bemerken, daß die Wandlungen der Sprache wolü
nur in den allerseltensten Fällen der freien Willkür', der 'bloßen Willens-
tätigkeit' der Sprechenden ihre Entstehung verdanken, daß vielmehr,
wie bereits oben hervorgehoben ist, die sprachlichen Veränderungen sich
in der Regel unbewußt vollziehen.
Der Grund, warum ein bestimmter Laut zu einer be-
stimmten Zeit nach einer bestimmten Eichtung hin sich ver-
ändert hat, ist nicht immer klar zu erkennen. Die Bequem-
lichkeit der Aussprache, der leichtere Uebergang von einem
Laute zu einem andern, die Vorwegnahme der Artikulation
eines folgenden, die Nachwirkung der Artikulation eines
vorhergehenden Lautes, die Stellung des Wortakzentes ge-
hören zu den bei der Lautveränderung wirksamen Ursachen,
erklären aber bei weitem nicht alle Einzelfälle.
Dadurch daß dasselbe Wort in bestimmten Stellungen
sich stärker verändert hat als in anderen, entstehen die sog.
Doubletten, z.B. ne. «7^0 und as aus ae. ealsim, ne. one
und a, an aus ae. an, ne. of und of etc.
Der Lautwandel findet seine Grenze an der Verständ-
lichkeit der Rede. Wenn darum eine Sprache nach einer
Richtung hin sich stark verändert, ist sie gewöhnlich nach
einer anderen Richtung hin konservativer. Im Englischen
z. B. haben sich die Vokale sehr stark verändert; die meisten
Konsonanten aber sind während der ganzen sprachlichen Ent-
wicklung nur wenig geändert worden (s. o. Anm. 1).
Im folgenden führe ich, ohne den Gegenstand erschöpfend
behandeln zu wollen, die für die englische Sprachgeschichte
wichtigsten Fälle von Lautwandel kurz an:
I. Auf dem Gebiete der Vokale:
a) Vokalwechsel in der Richtung von a nach i einer-
seits, nach u andrerseits: Uebergang von urg, und ne, u zu se
(§ 57, 35i), von wg, ä zu ae. B (§ 59), von ne. ä über ie zu e (§ 355),
von me. e zu ne. e und I (§ 359), von me, e zu ne, i (§ 360), von idg, ä
§ 50] Lautwandel. 37
zu urg. ö (tj 54), von ae. ä über me. ö (§ 210) zu ne. ö (§ 366), von
Die. ö zu ne. ü (§ 367). Hierher gehört auch die Anfügung eines um
eine Nuance höheren Nachklanges, durch den im 19. Jahrhundert ne. e
zu ei (§ 355 f.), ö zu o^ (§ 366), diphthongiert wird (von Sweet 'half
diphthongs' genannt; s. § 37).
b) Seltener ist der umgekehrte Vokalwechsel in der Rich-
tung von / oder u nach «, z. B. Rückgang von ae. a? zu me. a
(§ 208); Uebergang von idg. v", u zu urg. e, o in bestimmten Stellungen
(§ 54).
c) Rundung ungerundeter Vokale: Uebergang von ae. ä
zu me. ö (§ 210) und ne. 5 (§ 366).
d) Entrundung gerundeter Vokale: Uebergang von ae. ce,
ob, Umlaut von o, ö zu e, e (§ 67 f.), von ae. .?/, i/ [ü, ü] zu me. i. %
(§ 226 f.), von ne. u zu « (i? 371).
e) Diphthongierung einfacher Vokale: Uebergang von me. l
(über ii, ei) zu ne. ai (§ 364), von me. ou [ü] (über uu, ou) zu ne.
au (§ 372), von afz. u [ü] zu me. ne. k [H\\ (§ 247. 374), die oben
unter a erwähnte Bildung von 'half il/phfhongti' : ne. ei aus e (§ 355 f.),
0^ aus ö (§ 366); Brechung einfacher Vokale durch Anfügung eines
dunklen Uebergangslautes vor gutturalen Konsonanten: ae. « aus urg. a
zu ea (§ 57), ae. « aus wg. ä zu ea (§ 59), ae. e zu eu (§ 62), ae. / zu
io (§ 65) vor gutt. h [x], l, r; me. « zu au (§ 209), me. o, ö zu ou
(§ 222 f.) vor gutt. j, gh [x], afz. ä zu me. au vor Nasalen (§ 233), ne.
(16. Jhd.) a zu au (§ 354), o zu ou (§ 365) vor l etc.; die Bildung von
'murmur diphthongs' (§ 37) durch Vokalisierung von /•: ne. «a aus ar
(§ 354, 358), £8 aus er [ter] (§ 355), ta aus \r (§ 359 f.) 09 aus ör
(^ 365 f.), «8 aus ür (§ 367) etc., Bildung von Diphthongen durch Uebergang
von ae. pal. g [j] in /: me. o/, ei [ei] (aus ae. (e, ä, e, e-\- g (§ 208. 211.
213. 215), durch Uebergang von ae. tc in u: me. uu aus ae. a, ä -\- tv
(§ 206. 210), me. eu aus ae. e, ea, eo, te + w (§ 213. 212. 216. 221), me.
OH aus ae. «, o, 5 -\- w (§ 210. 222 f.).
f) Vereinfachungen von Diphthongen durch Dehnung des
ersten Bestandteils: urg. ai (über äi , ä«) zu ae. ä (§ 60), ae. ea zu me.
g (§ 212), ae. co zu me. e (§ 216), durch Angleichung beider Bestand-
teile: idg. ei zu ixrg. I (§ 54), me. ne. au (über ao) zu 5 (§ 354. 357),
me. ai (über ae) zu ^ [te] (356).
g) Uebergang fallender Diphthonge in steigende: ae. eow
zu me. '301V, yow etc. (§ 216).
h) Uebergang steigender Diphthonge in fallende: ae.
eä nach Palatalen in ea (§ 59).
i) Kontraktion zweier Vokale nach Ausfall des dazwischen
stehenden Konsonanten (h, w, j) : ae. a, ea -{- a, u zu ea (§ 57), ae.
eo + rt, u zu eo (§ 62), ae. /, t -\- a, u zu Zo, ae. /, ^ -|- e zu ~ie (§ 65 f.) etc.
88 Grundzüge der Phonetik. [§ 50
k) Dehnung kurzer Vokale im Auslaut: ae. «, e, i, o, u zu
ä, e, t, ö, ü (§ 57. 62. 65, 67. 69); in offener Silbe und vor bestimmten Kon-
sonantenverbindungen (mh, Ml nß) : me. a, e, /, o, n zu ä (§ 206), e (§ 213),
l (§ 217), ö (§ 222), ou [ü] (§ 224) ; Dehnung von ne. a zu ä vor .//; /?,
i7(, SS, st etc. (§ 354); Ersatzdehnung bei Ausfall eines folgenden Kon-
sonanten: ae. as zu « (§ 57), e zu e (§ 62) bei Ausfall von g [j] vor d,
n etc.; ae. a, o zu ö (§ 57), / zu i (§ 65), u zu n (§ 69) bei Ausfall von
»(, « vor einer Spirans.
1) Kürzung langer Vokale: ae. se. zu «, me. a (§ 211), me. ^
zu e (§ 211) etc. vor mehrfacher Konsonanz; ne. § zu e (§ 359), ne. ü
zu u (§ 367) auch vor einfach auslautendem Konsonanten.
m) Einfluß benachbarter Konsonanten: Nasalierung
reiner Mundvokale durch folgende Nasalkonsonanten: urg «, i, u -\- nh [ij;^]
zu äÄ, i7i, üh (§ 54), ae. rr, o, /, u vor w/, «J>, «s zu 5 (§ 57), f (§ 65),
tt (§ 69), später unter Aufhebung der Nasalierung zu ö, i, ü (ib.); Ueber-
gang von idg. e zu urg. / (§ 54), von urg. a zu ae. «, o (§ 57), urg. ä
zu ae. ö (§ 59), urg. e zu ae. i (§ 62), urg. o zu ae. u (§ 67) vor Nasalen,
von afz. ä zu me. au (§ 233) etc. — Diphthongierung (,Brechung')
von ae. a? aus urg. a zu ea (§ 57), ae. « aus wg. ä zu ea (§ 59), urg.
e zu ae. eo (§ 62), urg. i zu ae. ?o, eo (§ 65) vor gutturalem h [%\, l,
r, von me. « zu o» (§ 209), me. o zu o?^ (§ 222) vor gutturalem j, gh
[x]; von ne. « zu au, später o (§ 354), von ne. o zu ou, später ö, o^ (§ 365)
vor l — Uebergang von me. e zu ne. a (§ 358), von ne. e, i zu a (§ 358.
363), von ne. o zu oa (§ 365) vor r — Uebergang von ae. eo aus urg. e
zu 0 (§ 62), von ae. io aus urg. /' zu u (§ 65), von ne. a zu a, 5 (§ 354)
durch den Einfluß eines vorhergehenden v\
n) Einfluß von Vokalen der folgenden Silbe: Uebergang
von idg. e zu urg. i (§ 54), ae. a, ae, o zu e (§ 57. 67), ae. ä zu «
(§ 59. 60), ae. ö zu e (§ 68), ae. u zu ;/ (§ 69), ae. ü zu y (§ 70), ae.
ea, eo zu ie (§ 57. 62), ae. ea, eo zu le (§ 61. 64) di.:?h den Einfluß
eines /, j der folgenden Silbe (/-Umlaut) — Uoberg£ag von ae. a zu
ea (§ 57), ae. e zu eo (§ 62), ae. i zu /o (§ 65) durch den Einfluß eines u
der folgenden Silbe («<-U miaut). — Uebergang eines dunklen Vokals
der Mittelsilbe in einen hellen vor dunklem Vokal der dritten Silbe,
z. B. 0 zu e vor den Pluralendungen der Substantiva, ö zu e im Plur.
Prset. der zweiten schwachen Konjugation (Vokaldissimilation)
(§ 72). — Uebergang von urg. a zu ae. as in offener Silbe vor den
hellen Vokalen der Flexionsendungen des Singulars der a-Stämme,
Beibehaltung des a vor den dunklen Vokalen der Flexionsendungen des
Plurals (Vokalharmonie) (§ 57. 102f.).
o) Uebergang von Vokalen in Konsonanten: e, / zu j in
me. jotv, yow aus eöiv, ae. eoxv u. ä. (§ 216), in ne. (glor)ious [-Jas] aus
me. glorious [-iüs] (§ 375).
§ 50J Lautwandel. 89
p) Abschwächung von Vokalen: Ucbergang von a, o, u zu
farblosem e in den Flexionsendungen am Beginn der mittelenglischen
Zeit (§ 228); Abschwächung der ursprünglich betonten Vokale in
Wörtern romanischen Ursprungs nach Zurückziehung des Akzentes auf
die erste Silbe (§ 375).
q) Verstummung von Vokalen: Abfall unbetonter auslautender
urgermanischer Vokale im Altenglischen (§73); Ausstoßung von Vokalen
unbetonter Mittelsilben im Altenglischen (§ 72); Aphaerese, Synaerese,
Syncope und Apocope von Vokalen in romanischen Lehnwörtern (§ 249) ;
Verstumm ung des auslautenden e am Ende der mittelenglischen Zeit
(§ 228, 375).
r) Einschiebung von Vokalen: zvFischen Muta und Liquida
oder Nasal (Svarabhakti) (§ 73); zwischen hellen Vokalen und folgen-
dem gutturalen Konsonanten (Brechung), s. o. unter e und m ; zwischen
anlautenden palatalen Konsonanten (9, c, sc) und folgendem Vokal im
Altenglischen (§ 57. 59. 62. 67. 69).
s) Zu den auf dem Gebiete der Vokale eingetretenen Lautver-
änderungen gehört endlich auch die schon in der indogeriiianischen
Grundsprache durch den freien Wechsel des Akzentes (§ 52) bewirkte
Abstufung der Stammvokale, der sog. Ablaut, dessen Entstehung
in allen Einzelheiten jetzt nicht mehr klar zu erkennen ist; vgl. § 152.
II. Auf dem Gebiete der Konsonanten:
a) Uebergangvon stimmlosen Konsonanten in stimm-
hafte: f, p, s zu V, ä, z im Inlaut zwischen Vokalen (§ 82. 86. 87), p
zu ä auch im Anlaut schwachbetonter Wörter (§ 409), s zu z in
Flexionsendungen nach Vokal oder stimmhaftem Konsonant (§ 411).
Auch der Uebergang von idg. 2^ zu ae. b, idg. t zu ae. d, idg. k zu
ae. g nach dem Vernerschen Gesetz (§ 76) wäre hierher zu rechnen,
doch liegen zwischen dem stimmlosen und dem stimmhaften Konsonanten
noch mehrere Zwischenstufen: Aspirata — Affricata — stimmhafte
Spirans.
b) Uebergang von stimmhaften Konsonanten in
stimmlose: idg. b zu urg. ^j, idg. d zu urg. t, idg. g zu urg. k, ae. c
(§ 76). — Uebergang von ae. d zu f in Flexionsendungen nach stimm-
losen Konsonanten (§ 85).
c) Uebergang von stimmlosen Verschlußlauten
(Tenues) in Aspiratae: ne. p, t, k im Anlaut zu p' , f, k' (§ 45).
Auch die idg. Tenues p, t, k wurden durch die Lautverschiebung (§ 76)
zunächst zu den Aspiraten j^h, th, kh, die aber später in die ent-
sprechenden Spiranten /, J), h [x] übergingen, s. unter e.
d) Verlust der Aspiration: Uebergangvon ae. hl, Jir, hn zu
me. /, r, n (§ 271), von ne. trh [hw] zu w im Süden von England (§ 422),
90 Grundzüge der Phonetik. [§ 50
Abfall des h in ne. it aus ae. hit, in der Umgangssprache und Vulgär,
spräche auch in anderen Wörtern (§ 422).
e) Uebergang von Aspiraten in Spiranten: urg. ph, th,
kh aus idg. p, t, k (s. oben unter c) wurden — wahrscheinlich über die
Affrikaten pf\ tp, kh [kx] — weitergebildet zu den stimmlosen Spiranten
f, P^ ^' [%\ (§ '^6)- Die idg. stimmhaften Aspiratae hh, dh^ yh wurden
gleichfalls zu urg. stimmhaften Reibelauten S, S, y (§ 76), die später in
die entsprechenden Verschlußlaute (Medien) &, (Z, g übergingen (s. u.
unter g).
f) Uebergang von Verschlu Blauten in Reibelaute:
idg. 2', t, k zu urg. /; ^, /; \%\ (§ 76), aber wohl durch Vermittelung
der entsprechenden Aspiraten und Affrikaten, s. o. unter c, e. — me. d
im Inlaut zwischen Vokal zu ne. th [d] (§ 408).
g) Uebergang von Reibelauten in Verschlußlaute:
urg. S, ^, y aus idg. i//, (//(, gh (s. o. unter e) wurden zu &, rf, g (§ 76)
— ae. X {%^~\ wurde zu x [ks] (§ 92) — ae. ^ nach *■ zu t (§ 86).
h) Uebergang von Reibelauten in Liquide: urg. 0 zu
ae. r (§ 88).
i) Uebergang von gutturalen Verschluß- und Reibe-
lauten in palatale: urg. A;, </ zu ae. c' [k'], g vor ursprünglich hellen
Vokalen (§ 90 f.), urg. h [x] zu h [x'] vor /, j und in der Verbindung ht
im Auslaut (§ 92); urg. y vor oder nach hellen Vokalen zu j (§ 91).
k) Uebergang von gutturalen Reibelauten in labiale:
™e. 3, gh \y\ zu u-> (§ 270); me. 3, gh Sj^ vereinzelt zu ne. /' (§ 421).
1) Uebergang einfacher Konsonanten in zusammenge-
setzte: ae. pal. c' [k'J zu me. cli [ts] (§ 263), ae. pal. g' zu me. (/(/, ne.
dg [dz] (§ 264).
m) Uebergang zusammengesetzter Konsonanten in ein-
fache: ae. Äc' [sk'J in me. seh [s] (§ 263).
n) Dehnung einfacher Konsonanten: Westgermanische
Konsonantendehnung vor j (§ 77) ; Dehnung auslautender einfacher Kon-
sonanten nach betontem, kurzen Vokal im Neuenglischen (§ 49).
0) Vereinfachung geminierter Konsonanten: im Alt-
englischen im Auslaut, allerdings wohl nur in der Schrift (§ 79), oder
beim Zusammentreffen mehrerer Konsonanten, z. B. beim Antritt kon-
sonantisch beginnender Endungen (§ 130. 171).
p) Angleich ung verschiedener Konsonanten an-
einander (Assimilation), besonders' von f., d, p beim Zusammen-
treffen in den Flexionsendungen (§ 84 ff.).
q) Abschwäch ung des stimmhaften gutturalen Reibe-
lautes [x\ zum H a u c h 1 a II t [h] : urg. // [%] im Anlaut vor Vokalen
zu h (§ 92).
§ 50] Lautwandel. 91
r) Uebergang von Konsonanten zu Vokalen: ae. me. w
zu u (§ 83. 256), ae. /y [j] zu me. / (!^ 266), ne. r zu 8 (§ 424).
s) Verstummung von Konsonanten: urg. h [%] im Inlaut
zwischen Vokalen (§ 92), urg. j im Inlaut nach Konsonanten bei
langer Stammsilbe (§ 89), urg. ^ vor X (§ 54. 76); urg. m, n vor
/", i», s (§ 57. 65. 69. 95. 96) unter Nasalien;ng des vorhergehenden
Vokals; me. auslautendes n in Flexionsendungen (§ 275); ne. gh [%\ %\
nach hellen und dunklen Vokalen (g 416. 420), anlautendes ne. Ic, g,
w etc. in den schwer sprechbaren Konsonantenverbindungen kn (§ 418),
gn (§ 419), tvl, wr (§ 406) etc. und sonstige Einzelfälle.
t) Einschieb ung von Konsonanten (Gleitlauten): p
zwischen m und t, n (§ 252), b zwischen m und l, r (§ 253), d zwischen
/, n und r (§ 258) und zahlreiche Einzelfälle, die zum Teil auch auf
unorganischen Lautwandel beruhen, wie z. B. die Anfügung eines aus-
lautenden t in me. t/raunt, fesatmf (§ 286), eines l in me. in-inciple^
syllabU etc. (§ 295), eines r in me. philosoplire (§ 296), eines n in me.
ne. messenger, passenger (§ 298. 447), eines q in me. ne. nightingale
(§ 299. 448) u. ä.
Dritter Abschnitt.
Ältengliseh.
Vgl. Jacob Grimm, Deutsche Grammatik, Göttingen 1819 ff.
Neudruck Berlin 1870 ff. — Holtzmann, Altdeutsche Grammatik I,
Leipzig 1870/75 — Körner-Socin, Angelsächsiche Laut- und Formen-
lehre (Einleitung in das Studium des Angelsächsichen P), Heilbronn
1886 — Grein, Kurzgefaßte angelsächsische Grammatik hrsg. von
Wülker, Kassel 1880 — Th. Müller, Angelsächsische Grammatik
hrsg. von Hilmer, Göttingen 1883 — Sievers, Angelsächsische
Grammatik^, Halle 1898 — Sievers, Abriß der angelsächsischen
Grammatik^, Halle 1898 — Kluge, Geschichte der englischen Sprache
in Pauls Grundriß P, Straßburg 1899, p. 925 ff. — F. Dieter, Laut-
und Formenlehre der altgermanischen Dialekte, Leipzig 1898/1900 —
Sokoll, Lehrbuch der altenglischen Sprache (H artle b ens Bibliothek
der Sprachenkunde, Bd. 69) Wien 1900 — Bülbring, Altenglisches
Elementarbuch I, Lautlehre, Heidelberg 1902 — Cosijn, Altwest-
sächsische Grammatik, Haag 1883/86 — Cosijn, Kurgefaßte altwest-
sächsische Grammatik, Leyden 1893 — Sweet, A New English Grammar,
Logical and Historical, I, Oxford 1892, § 724 ff. — Sweet, History of
EngUsh Sounds, Oxford 1888, § 344—578 — Sweet, A Short Historical
English Grammar, Oxford 1892, § 106 ff. — Sweet, A Primer of
Historical English Grammar, Oxford 1898 — Sweet, First Steps
in Anglo-Saxon, Oxford 1897 — Mayhew, Synopsis of Old English
Phonology, Oxford 1891 — Wyatt, An Elementary Old English
Grammar (Early West-Saxon), Cambridge 1897 — Hempl, Old English
Etymology, Boston 1893 — A. S. Cook, A First Book in Old English,
3. Ed. London 1903 — C. A. S m i t h , An Old English Grammar and Exercise
Book, Boston 1896 — J. W. Bright, An Outline of Anglo-Saxon
Grammar, New York 1895 — Kluge, Vorgeschichte der altgermanischen
Dialekte in Pauls Grundriß I-, p. 320—496 — Streitberg, Ur-
germanische Grammatik, Heidelberg 1896 — Noreen, Abriß der ur-
gerinanischen Lautlehre, Straßburg 1894 — Brugmann, Grundriß der
8 51] I^ie altenglische Schrift. 93
vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen"'^, Straßburg
1897 If. — Brugmann, Kurze vergleichende Grammatik der indo-
germanischen Sprachen, Straßburg 1902i'3 — Bosworth-Tollcr, An
Anglo-Saxon Dictionary, Oxford 1882 ff. — J. Clark Hall, A Concise
AngloSaxon Dictionary for the Use of Students. London 1894 —
Sweet, The Student's Dictionary of Anglo-Saxon, Oxford 1897 —
Weitere Nachweise s. bei Wülker, Grundriß zur Geschichte der
angelsächsischen Literatur, Leipzig 1885, p. 95 ff. — Sievers, AG^
p. 272 — 278 — Jahresbericht über die Erscheinungen auf dem Gebiete
der germanischen Philologie, Berlin 1879 ff.
§ 51. Die altenglische Schrift.
Vgl. Sievers, AG § 4 f. — Sokolf, § 5—44 — Bülbring,
§ 28—57 — Sievers, Runen und Runeninschriften in Pauls Grdr. P,
p. 248—262 — Stephens, The Old Northern Runic Monuments.
Kopenhagen 1866 — Wim m er. Die Runenschrift. Uebersetzt von
Holthausen. Berlin 1887 — Luft, Studien zu den ältesten germanischen
Alphabeten. Gütersloh 1898 — Vietor, Die nordhumbrischen Runen-
steine. Marburg 1895 — Wadstein, The Clermont Runic Casket.
Uppsala 1901 — Napier, Contributions to Old English Literature.
2. The Franks Casket (An English Miscellany Presentcd to Dr. Furnivall
in Honour of his Seventy-Fifth Birthday. Oxford 1901).
Die Angelsachsen brachten vom Kontinent her das allen
altgermanischen Stämmen gemeinsame Eunenalphabet
nach England mit. Wir besitzen mehrere größere Eunen-
inschriften aus altenglischer Zeit, so z. B. die Inschrift auf
dem Steinkreuz zu Euthwell, die Verse aus einem alteng-
lischen Gedichte vom Kreuze Christi enthält (vgl. z. B.
Zupitza-Schippers Alt- und mittelengl. Uebungsbuch p. 4 ff.
und die Abbildung des Kreuzes in Wülkers Geschichte der
engl. Literatur p. 34), und das Eunenkästchen von Clermont,
jetzt im Britischen Museum (s. Wülker, p. 18; Napier a. ä. 0.)
usw. Auch die altenglischen Handschriften enthalten ver-
einzelt Eunenzeichen. So hat z. B. der Dichter Cynewulf
seinen Namen am Schluß seiner Gedichte durch eingestreute
Eunenzeichen der Nachwelt überliefert. Auch besitzen wir
ein 'Eunenlied', in dem die Namen der einzelnen Eunen-
zeichen durch je 3 — 4 Verse erläutert sind.
94 Altenglisch. [§51
Das Runenalphabet, das bei allen germanischen Stämmen
bekannt gewesen zu sein scheint, war eine durch den Schreib-
stoff, dessen sich die Germanen bedienten — vorwiegend Holz
in Form von Stäben oder Täfelchen — bedingte Modifizierung
eines westgriechischen Alphabets, aus dem auch die lateinische
Schrift hervorgegangen ist. Auf dem Holze, in welches die
Runenzeichen eingeritzt wurden — daher ne. to urife, ae.
writan schreiben, eigentlich: 'reißen, ritzen' — wären hori-
zontale Striche, die mit der Holzfaser parallel liefen, undeut-
lich und unleserlich geworden; ebenso waren Bogen schwer
anzubringen. Daher wurden horizontale Striche schräg ge-
stellt und Bogen gebrochen. So wurde z. B. T zu T —
F zu r — H zu H — B zu ^ — R zu R — S zu H —
C zu < — D zu h später in der altenglischen Schrift zu
j> — Q zu F>, später in der Schrift zu p. Um die Horizontal-
striche zu beseitigen, wurden die ursprünglichen Zeichen auch
quergestellt, z. B. E zunächst zu m, sodann, um den neuen
Querstrich zu vermeiden, zu M- Oben offene Zeichen wurden
umgekehrt, so z. B. V zu H oder L zunächst mit Schrägstellung
des horizontalen Querbalkens zu ]^, sodann durch Umstellung
zu r. Weitere Aenderungen ergaben sich aus dem Streben
nach deutlicher Unterscheidung ähnlich aussehender Zeichen,
z. B. N zu "f, um es von H aus lat. H besser zu unter-
scheiden, oder M zu M, da das Zeichen M, wie eben erwähnt,
aus E umgeformt war.
Bei den Angelsachsen ergab sich weiter die Notwendig-
keit, einzelne Zeichen des ursprünglichen Runenalphabets zu
differenzieren, um sie dem veränderten Lautbestande des
Altenglischen anzupassen. Urgerm. a hatte sich im Alt-
englischen in drei Laute ee, a, o gespalten; demgemäß sind
an Stelle der alten Rune fi im Altenglischen durch Anfügung
von Unterscheidungsstrichen drei verschiedene Zeichen ge-
treten: ^ (BSC, ^ äc, \i' ÖS (aus *ansuz). Letzteres Zeichen
wurde für den o-Laut gesetzt, weil die alte Rune für ö, S(, im
Altenglischen als e galt, da der Name derselben, öpil, im
Altenglischen durch i-Umlaut zu *(Jepil, edel geworden war.
Weitere neue Zeichen wurden erforderlich für ae. y, ffi, ItI,
§ 51] Die altenglische Schrift. 95
den i-Umlaut von u PI, und für die sog. Brechungen ea f,
eo Y und ^o >|<. Die alten Eunenzeichen für k <, in der
altenglisclien Form k oder h (cm), und g X (gifu) wurden
für die palatalen Laute beibehalten, während für gutturales k
das neue Zeichen ^ (cweorn), für gutturales g das Zeichen
^ (gär) gesetzt wurde. Endlich wurde ein neues Zeichen
für st p beigefügt, so daß das altenglische Runenalphabet
von 3X8 auf 4X8, also von 24 auf 32 Zeichen ange-
wachsen ist.
Das Runenalphabet, nach der Reihenfolge der ersten
sechs Buchstaben im Altnordischen Fupark genannt, hatte
bei den Angelsachsen folgende Form und Anordnung:
r n > p Rk, hx t^
feoh ür Iporn ös väd cen gifu wen oder wynn
(Vieh) (Auerochs) (Dom) (Gott) (Ritt, Weg) (Kien) (Gabe) (Wahn) (Wonne)
N,H + I <I>'V,4^ W Y H
hgegl nyd is ger eoh Y)eord eolhsecg sigel
(Hagel) (Not) (Eis) (Jahr) (Eibe) (Figur im (Schilf) (Sonne)
Schachspiel)
tir heorc eh monn \agu Ing Bdel dgeg
(Ruhm) (Birke) (Pferd) (Mann) (See) (Stammvater (Wohnsitz, (Tag)
d. Ingaevonen) Heimat)
äc sesc jr ior ear cweorn stän gär
(Eiche) (Esche) (Bogen?) (Aal?) (Erdboden) (Handmühle) (Stein) (Geer,
Speer)
Nach Einführung des Christentums (ca. 600) nahmen
die Angelsachsen das keltisch-lateinische Alphabet für ihre
schriftlichen Aufzeichnungen an; doch entsprachen natürlich
die lateinischen und die altenglischen Buchstaben einander
nicht vollständig. So fehlten im lateinischen Alphabete die
Zeichen für die bilabiale und die interdentale Spirans. Für
erstere schrieb man in den ältesten Handschriften bis etwa
zum 9. Jhd. tw, für letztere th. Bald aber entnahm man
dafür besondere Zeichen aus dem Runenalphabet, nämlich
96 Altenglisch. [§ 51
die Rune P u-en, wijnn für iin, t> ])orn für th, die bei der
Schrift auf Pergament wieder eine abgerundete Form er-
hielten: p, p. Neben p gebrauchte man auch ein gestrichenes
dj also et, ohne daß zwischen p und d streng geschieden
worden wäre.
Anm. 1. Ich setze in diesem Bi;che im An- und Auslaut p, im
Inlaut, soweit es stimmhaft geworden ist, ä. Sweet gebraucht aus-
schließlich p, Cosijn, Sievers und Bülbring ausschließlich <?.
Das Runenzeichen /> (u-en, wijhh) ist wegen seiner Aebnlichkeit mit
J) und p in modernen Drucken schwer zu verwenden; darum wurde es
von Grimm und seinen Nachfolgern durch i\ von den englischen Gramma-
tikern durch ir transskribiert. Gegenwärtig wird auch in Deutschland
p allgemein durch tv wiedergegeben, zumal der Lautwert des ae. p dem
des ne. w genau entspricht. Ich schließe mich daher ebenfalls diesem
Gebrauche an.
Einzelne Buchstaben, z. B. /, s, /, r, g haben in der ae.
Schrift eine eigentümliche Form und sind daher in manchen
älteren Drucken, z. B. von Thorpe, neuerdings auch von
Trautmann, durch besondere, den altenglischen Formen ziem-
lich genau entsprechende Typen wiedergegeben; doch werden
sonst allgemein die gewöhnlichen lateinischen Buchstaben
gebraucht. Nur j für g wird z. B. von Sievers beibehalten.
Die stimmhafte labiodentale Spirans (lat. v) wurde in
den ältesten Handschriften durch h oder 5 ausgedrückt;
später setzte man allgemein dafür das Zeichen /. Es gilt
demnach im Altenglischen das Zeichen / sowohl für die
stimmlose als auch für die stimmhafte Spirans, wie ja auch
p, d, und s sowohl den stimmlosen als den entsprechenden
stimmhaften Laut bezeichnen können.
Der in der Runenschrift durchgeführte Unterschied
zwischen palatalem und gutturalem g und k (s. o.) wird in
der späteren altenglischen Schrift nicht mehr beobachtet,
vielmehr bezeichnet der Buchstabe g sowohl den stimmhaften
palatalen und gutturalen Verschlußlaut, wie auch die ent-
sprechenden stimmhaften palatalen und gutturalen Reibe-
laute, entsprach also den Lautwerten g', g, j, y. Der palatale
Laut wird allerdings in der Regel durch ein folgendes e
angedeutet, z. B. pal. licgean liegen, giefan geben, geoc Joch,
§ 51] Die altenglische Schrift. 97
freogean lieben — glitt, guma Mann, frogga Frosch, singan
singen, dragan zielien.
Auch für den Ä--Laiit wird in allen Fällen das lateinische
c gebraucht, gleichviel, ob ein dunkler oder ein heller Vokal
folgt, z. B. cam, cearu Sorge, cociir Köcher, cncfe konnte,
cene kühn, cild Kind, cyning König, folc Volk, folces, folce,
Avie ja auch das lat. c bis zum sechsten oder siebenten
Jahrhundert nach Chr. überall den Lautwert k hatte. Vor
den ursprünglich hellen Vokalen ee (ea), e, i, nicht auch
vor den Umlauten e, y nahm allerdings c im Altenglischen
den palatalen Lautwert [k'] an, der allmählich in die
Affrikata \U\ überging (§ 90), z. B. ceosan wählen, cild
Kind, streccean strecken, hicilc welcher.
In der Verbindung sc ist c auch vor dunklen Vokalen
in der Regel palatal geworden [sk'] und daher so zu lesen
(§ 90), z. B. sceada Schatten, scip Schiff, fisc Fisch.
Anm. 2. Bülbring, Sokoll u. a. sind der Meinung, daß ae. sc in
allen Fällen bereits den Laut des ne. sh [s] und ae. c' den des ne. ch
[ts] gehabt hätte. Ein vollgiltiger Beweis hierfür ist aber bisher nicht
erbracht worden.
Das Zeichen h entsprach in der ae. Schrift im Inlaut
vor Konsonanten und im Auslaut unserem ch, konnte also,
wie dieses, sowohl den palatalen {x''] als den gutturalen [;^]
stimmlosen Reibelaut bezeichnen, z. B. liht [li/t] Licht,
miht [mi/t] Macht — eahta [ea;^ta] acht, feahf [fea;ft] focht,
fiihtou [fu;^ton] fochten, seah [sea;^] sah. Im Anlaut vor
Vokalen und Konsonanten war h ursprünglich ebenfalls
stimmloser gutturaler Reibelaut [x]] später aber wurde es
wohl unserem Hauchlaute [h] gleich, z. B. hälig heilig,
heofon Himmel, ///;>^ ihm, hwä wer, hiveet was, hläford Herr,
hnecca Nacken, hröf Dach. Im Inlaut vor Vokalen war h
bereits verstummt (§ 92) und wird daher in der Schrift
nicht mehr bezeichnet. Die Verbindung hs \js, später ks]
wird in der ae. Schrift durch x bezeichnet, z. B. six sechs,
tveaxcm wachsen (§ 92).
Doppelschreibung eines Konsonanten bedeutet
Dehnung desselben, z. B. habban haben, frogga Frosch,
Kaluza, Histor. Grammatik d. engl. Sprache. I. 2. Aufl. 7
98 Altenglisch. [§ 51
cohhetfan husten, sunmman schwimmen, monna G. PL der
Männer etc. Im Auslaut schreibt man aber gewöhnlich ein-
fachen Konsonanten auch bei Stämmen mit auslautendem
langen Konsonanten wie sih(h) Verwandtschaft, hed(d) Bett,
ful(l) Becher, mon(n) Mann, ebenso gewöhnlich vor einer
konsonantisch beginnenden Flexionsendung, wie ealne A.Sg.M.
von eall all, yrimre D. Sg. F. von grim(m) grimmig (§ 129),
fylde Praet. von fyllan füllen (§ 171).
Die altenglischen Vokalzeichen a, se, e, ea, eo, i, io, ie,
0, u haben im allgemeinen denselben Lautwert, wie die ent-
sprechenden deutschen, und zwar hat ea offenes, eo ge-
schlossenes e; io offenes und ie geschlossenes i. Ae. y be-
zeichnet den Umlaut von ii, entspricht also dem deutschen
ü. Zwischen offenem und geschlossenem e und o wird in
der Schrift kein Unterschied gemacht. Der offene o-Laut
vor Nasalen wird bald durch a, bald durch o bezeichnet,
z. B. mann, monn Mann, hcmd, hond Hand, lamh, lomh Lamm.
Die Länge der Vokale wird in den ae. Handschriften
häufig durch einen über das Vokalzeichen gesetzten Akut ä,
e, i, 6, ü, oder auch durch Doppelschreibung: aa, H, oo, iiu
angegeben, z, B. iviif, hrnun für irtf Weib, hrl'm braun; bei
i auch durch folgendes g, z. B. hig für hl bei; macigean für
macian machen. Die Kürze wird vereinzelt durch ein Häk-
chen bezeichnet, z. B. gbd Gott zum Unterschiede von god
gut; vgl. Napier, E. E. T. S. 104.
A n m. 3. Der Akut als Längezeichen ist auch von neueren
Grammatikern mitunter beibehalten i;nd insbesondere von Sievers und
seinen Nachfolgern wieder gebraucht worden. Diese Art der Längen-
bezeichnung ist aber, obwohl in Uebereinstimmung mit den Handschriften,
doch unzweckmäßig und irreführend, da in neuerer Zeit der Akut vor-
zugsweise als Akzentzeichen gilt. Andere wiederum bezeichnen die
Länge durch einen Circumflex, r?, e, en, usw., doch läßt sich der Cir-
cumflex schwer mit dem Akut oder Gravis als Betonungszeichen ver-
einigen, so daß hieraus bei metrischen Erörterungen Schwierigkeiten er-
wachsen. Es hat darum Sievers in seiner Altgerm. Metrik die Vokal-
länge, wie dies in den Grammatiken der klassischen Sprachen allgemein
üblich ist, durch einen wagerechten Strich bezeichnet, r7, «, (~^ ea usw.,
mit dem sich Akut und Gravis als Akzentzeichen leicht vereinigen
lassen, z. B. länge hvnle, fölce iö frofi-e. Auch ich bezeichne in diesem
§ 51, 52] Indogermanische und urgermanische Betonung. 99
Bdche die Länge der Vokale ausschließlich durch einen darüber gesetzten
wagerechten Strich, ä, fe, r, ca usw., zumal dieser Gebrauch in den
neueren Grammatiken und Textausgaben in England und Deutschland
(Sweet, Wyatt, Sokoll, Bülbring, Trautmann) immer mehr Aufnahme findet.
Kurzes « wurde von Grimm und seinen Nachfolgern durch ä, langes
ä; durch ic bezeichnet; jetzt aber gebraucht man allgemein wieder ee
für den kurzen, & oder se für den langen Laut.
Die kurzen wie die langen Diphthonge ea, eo, io, ie, ea,
eo, 10, ie hatten den Ton auf dem ersten Bestandteil, waren
also fallende Diphthonge ; doch wurde wohl zunächst eä, eo, ie,
eä, eo betont, wenn e, i nach einem palatalen Konsonanten
mit a, e, o zusammentrifft (§ 56).
Anm. 4. J. Grimm und seine Nachfolger unterschieden die kurzen
Diphthonge ea, eo, io von den entsprechenden langen, indem sie letztere mit
einem Akut auf dem zweiten Bestandteil versahen, eä, eo, io, z. B. siredm
Strom, Beötvulf, liiö sie; doch ist diese Bezeichnung schon deshalb un-
zweckmäßig, weil in Wirklichkeit in der Regel der erste Bestandteil des
Diphthongs den Ton trug (s. o.)- Andere setzen einen Circumflex über
beide Bestandteile des Diphthongs, was im Druck nicht schön aussieht
und wiederum der wirklichen Betonungsweise nicht entspricht, da ja
nicht beide Bestandteile gleich stark betont und gleich lang gesprochen
wurden. Ich setze daher für die ursprünglichen Langdiphthonge: ea, eo,
10, ie, für die Verbindungen von e, i nach Palatalen mit ä, 5 aber: eä,
eö, iö, z. B. deaf taub, ffeäfon sie gaben etc.
§ 52. Indogermanische und urgermanische Betonung.
Vgl. Sokoll, § 56 — Dieter, § 2 f. — Streitberg, UG
§ 141—152 — Hirt, Der indogermanische Akzent, Straßburg 1895 —
Hirt, Die schleifende Betonung im Germanischen und die Auslautgesetze,
Idg. Forsch. I, 195 ff.
Der Wortakzent (§ 48) der indogermanischen
Grundsprache war frei beweglich. Der Hauptton des
Wortes konnte sowohl auf der Stammsilbe als auch auf
einer der Flexioos- oder Ableitungssilben ruhen. Die Be-
tonung war dabei wohl mehr musikalisch als exspiratorisch
(§ 47). Mit der Beweglichkeit des indogermanischen Ak-
zentes, mit der verschiedenen Stärke und Tonhöhe, welche
danach der Stammsilbe in verschiedenen Flexionsformen
zukommen, hängt wohl auch zusammen die Erscheinung des
sog. Ablautes, der innerhalb der germanischen Sprachen.
100 Altenglisch. [§ 52
besonders in der Tempusbildung des Yerbums (§ 152) eine
wichtige Eolle spielt.
In den indogermanischen Einzelsprachen hat die ur-
sprüngliche Betonung mehrfache Aenderuugen und Ein-
schränkungen erfahren. Am klarsten haben sich die alten
Betonungsverhällnisse im Altindischen und in einem Teile
der baltisch-slavischen Sprachen erhalten. Auch das Ur-
germanische hatte ursprünglich denselben frei wechseln-
den Akzent, der sich noch in den durch das sog. Vernersche
Gesetz (§ 76) bedingten Lautveränderungen und in der
Wirkung der Auslautgesetze (§ 73) deutlich zu erkennen
gibt. Zu einer späteren Zeit aber wurde im Urgermanischen
der Hauptton durchweg auf die erste Silbe des Wortes ver-
legt und dieses Prinzip der Betonung der ersten Silbe
ist seitdem allen germanischen Sprachen bis. auf der heutigen
Tag verblieben. Zugleich ist an Stelle der vorwiegend
musikalischen die vorwiegend exspiratorische Betonung
(§ 47) getreten.
Anm. 1. Da im Indogermanischen auch in denjenigen Wort-
formen, in denen Flexionsendungen den Hauptton des Wortes trugen,
auf der Stammsilbe ein Nebenton (Gegenton) ruhte (vgl. Hirt, Der idg.
Akzent p. 13. 30. 45 etc.), so dürfen wir uns den Ucbergang von dem
frei wechselnden zu dem auf der ersten Silbe fixierten Akzent im Ur-
germanischen nicht als eine plötzliche Umwälzung vorstellen, sondern
als eine allmähliche exspiratorische Verstärkung des auf der ersten
SUbe bereits vorhandenen Haupt- oder Nebentones, durch welche ein in
mehrsilbigen Wörtern ursprünglich auf einer späteren Silbe ruhender
Hauptton allmählich abgeschwächt und in einen Nebenton verwandelt
wurde, der sich als solcher, wie wir aus der Technik des altgermanischen
AUitterationsverses ersehen, noch sehr lange Zeit in den germanischen
Einzelsprachen erhalten hat; vgl. hierzu auch H. L. Kip, Noch ein Wort
über germ. ,/", p, h, s > d, ff, y, z (Mod. Lang. Notes 20, 16—18.
1905). Ein passendes Analogon zu diesem Akzentwechsel innerhalb des
Urgermanischen bietet die Zurückziehung des Akzents auf den Anfang
des Wortes in den in das Mittelenglische aufgenommenen romanischen
Lehnwörtern. Auch hier ging, wie uns die reimenden und allitterieren-
den Dichtungen des 14. und 15. Jahrhunderts zeigen, der erst im 16.
Jalirhundert definitiv vollzogenen Regelung der Akzentverhältnisse eine
lange Zeit des Schwankens voraus, in der der romanische Akzent auf
der letzten vollen Silbe des Wortes noch fortbestand und als Hebung
§ 521 Indogermanische und urgermanische Betonung 101
des Verses, namentlich im Reime verwendet werden lionnte, während
gleichzeitig schon die erste Silbe die starke germanische Exspirations-
betonung zeigt, die sie fähig machte, im Allitterationsverso des 14. und
15. Jahrhunderts den Stabreim zu tragen.
Der Silbenakzent (§ 48) war im Indogermanischen
und demgemäß auch im Urgermanischen ein doppelter: ge-
stoßener und geschleifter (oder schleifender) Akzent,
Ersterer wird durch den Akut ', letzterer durch den Circum-
flex ", gr. ~ bezeichnet. 'Gestoßen' betonte Silben sind ein-
gipflig, 'schleifend' betonte zweigipflig (s. § 48). Zugleich
hängt die verschiedene Art der Silbenbetonung mit der
Quantität der Silben (§ 49) zusammen. Alle kurzen, ein-
morigen Silben können nur gestoßenen Ton haben. Von den
langen Silben haben die zweimorigen ebenfalls gestoßenen
(eingipüigen), die dreimorigen aber schleifenden (zwei-
gipfligen) Akzent. Dies entspricht auch der Entstehung des
schleifenden Akzents, der überall da eingetreten ist, wo ent-
weder zwei Vokale zu einem zusammengezogen wurden, oder
wo nach einer langen, gestoßen betonten Silbe eine folgende
unbetonte abfiel, ebenso auch bei Verlust von auslautendem
n im N. Sg. der »^-Stämme: urg.* yumo, ae. (jumä (Näheres
darüber s. bei Hii t. Der idg. Akzent; Streitberg, UG § 135 bis
140. 148-152).
Anm. 2. Nach Streitberg hatten z. B. gestoßenen Ton die
langen Endsilben des N. Sg. der germ. ö-Stämmc, N. A. PL Ntr. der
«-Stämme: *geJjö — */rt<ö, *word5, gr. &ed, des A. Sg. der o-Stärame:
ycdön, gl. d'edv; des N. PI. der pronominalen (adjektivischen) «-Stämme:
ae. (/lade N. PI., gr. olaoi Häuser; der 1. Sg. Praes. Ind. gr. ye^co, urg.
berö etc.; dagegen schleifende Betonung: die langsilbigon Endungen
des N. PI. der germ. «- und ö-Stämme, idg. -6s, -eis aus *o-es, *ä-es urg. -os,
z. B. got. dagös, gihus; des G. Sg. der o-Stämme: idg. -ds aus -äso, urg.
-<js z. B. got. gibös, des G. PI. der «-, ö-Stäuime, idg. -ötn, gr. -wv, urg.
*-6iH z. B. got. dage, gibö, ae. dagü, gifä, fatä etc., des D. Sg. der <(- und
ö-Stämme, gr. ^ei^ (aus v -\- ui), d'eä (aus ä -\- «/), ae. daege, g/fc, urg.
*d(iy(n\ *'/ed(n', der 3. Sg. Opt. Praes, gr. -ot, idg. -uif; z. B. gr. Äeinoi,
ae. berP, binde; endlich des N. Sg. der ^/-Stämme nach Abfall des aus-
lautenden n: urg. *yi(in6, ae. gnniä aus *yumön.
Anm. 3. Die Erforschung des indogermanischen und des urgermani-
schen Satzakzentes (§ 48) gehört in das Gebiet der Syntax und der
Metrik; vgl. darüber z. B. Streitberg, UG § 133. 141.
102 Altenglisch. [§53
§ 53. Alteiiglische Betonung.
Vgl. Sokoll, § 45—54 — Dieter, § 50 — Bülbring, § 50 —
Lachmann, Ueber althochdeutsche Betonung und Verskunst. Kleine
Schriften I, 358 ff. — Kaluza, Studien zum germanischen Alliterations-
vors. Heft 1. 2: Der altenglische Vers. Weimar 1894 — Kaluza, Zur
Betonungs- und Verslehre des Altenglischen (Festschrift zum 70. Geburts-
tag von Oskar Schade), Königsberg 1896, p. 101 — 133.
a) Wortakzent.
Im xA.ltengiischen ruhte, wie schon im späteren Ur-
germaniscben, der Hauptton auf der ersten Silbe Jedes
Wortes, in Zusammensetzungen auf der ersten Silbe des
ersten Bestandteils von Nominalkompositis, die zum großen
Teil noch aus indogermaniscber oder urgermaniscber Zeit
stammen, dagegen auf der ersten Silbe des zweiten Bestand-
teils von Verbalzusammensetzungen, die es im Urgermanischen
noch nicht gab; vgl. z. B, ae. dndsaca Widersacher, onsäcan
bekämpfen.
Wollen wir es versuchen, die Lage des Nebentones
im Altenglischen näher zu bestimmen, so müssen wir die alt-
englischen Formen auf ihre urgermanische Grundlage zurück-
führen und dabei ausgehen von dem u. a. von Paul (Beitr.
YI, 31) und Michels (Idg. Anz. I, 32 unter Verweisung auf
Wundt, Psychologie IP, 248 ff.) ausgesprochenen Gesetze:
E s k ö n u e n niemals zwei unmittelbar aufeinander
folgende Silben gleich stark betont sein (vgl. dazu
noch Jelliiieck, Die Akzentabstufung eine Naturnotwendig-
keit? Idg. Forsch. VII, IGOff. und Michels' Antwort ib.
p. 163 ff.). Die nach diesem Gesetz rekonstruierte Betonung
des Altenglischen wird auch durch die Auslautgesetze und
durch die Technik des altgermanischen AUitterationsverses
in erfreuliclier Weise bestätigt.
Wir können danach für das Altenglische folgende
Betonungsarten ansetzen :
a) Einfache Wörter:
1. Ursprünglich zweisilbige Wörter mit kurzer End-
silbe, z.B. *dayaz, ^bnpaii, *,r, >,•(!, i>i, *fi(yhiz, *((Jcraz, * maipmaz, *taikna»,
K 531 Altenglische Betonung. 103
*saliz, yosfiz, *sunuz, ^daiipuz N. Sg., *bere, *h/nde Imp., *bare, *bande
Praet. 3. Sg. u. ä., hatten im Urgermanischen keinerlei Akzent auf der
Endsilbe; sie fiel daher in den germanischen Einzelsprachen in der Regel
ab — im Altenglischen a, e stets, i, u nach langer Stammsilbe, z. B. ae.
deeg, beep, ivord, giest, deap, ber, bind, bar, band etc. — und wo sie er-
halten blieb — im Altenglischen / (zu e abgeschwächt) und u nach kurzer
Stammsilbe — war sie ebenfalls unbetont: ae. sele, sünit N. Sg.
Wenn nach Abfall der Endsilbe Muta + Liquida oder Nasal in den
Auslaut trat, z. B. *fiiyl-, *akr-, *in(n]»n-, *taikn-, und zur Erleichterung
der Aussprache ein sekundärer Vokal eingeschoben wurde, z. B. ae. fügol,
eßcer, määutn, tacen, so ist auch dieser Vokal ursprünglich völlig unbetont^
wenn auch später derartige Wörter nach Analogie anderer zweisilbiger
Wörter mit langer erster Silbe , die aus dreisilbigen reduziert waren
(s. u. 5), gelegentlich einen Nebenton annahmen, z. B. bei Cynewulf
ivündor, tacen.
2. In ursprünglich zvveisilbigen Wörtern mit langer, ge-
stoßen betonter Endsilbe, z. B. urg. *yedö , *lcnzö N. Sg. F.,
*bap5, *irordö N. PI. N., war die Endsilbe schon früh verkürzt worden
(§ 73) und blieb daher ebenfalls unbetont. Im Altenglischen ist sie nach
langer Stammsilbe abgefallen, ae. lar, irörd , nach kurzer Stammsilbe
blieb sie als unbetonte Silbe erhalten, ae. giefit, bääit.
3. Urgermanisch zweisilbige Wörter mit langer, schleifend
betonter Endsilbe sind in der Eegel aus ursprünglich dreisilbigen
Formen durch Kontraktion zweier Vokale oder Ersatzdehnung hervor-
gegangen, z. B. urg. *dayai, *icordai D. Sg. (idg. -o-a/), *dayöiH, *n-ovddm
(idg. -o-öiii), *berai, *b/)idat Opt. 3. Sg. (idg. *-o-l-f), *yuniö (idg. *-ön).
Diese AVörter behalten daher ebenso wie andere ursprünglich dreisilbige
Formen (s. u. 4. 5) im Altenglischen zunächst einen Nebenton auf der
zweiten Silbe ohne Rücksicht auf die Quantität der Stammsilbe, ae. ddsge,
wörde, dägä, wordä, ber^, bhuU, gümä.
4. Ursprünglich dreisilbige Wörter mit kurzer Mittel-
silbe und langer Endsilbe müssen, da die zweite und dritte Silbe
nicht gleichmäßig unbetont sein können, auf der dritten Silbe einen
Nehenton tragen, z. B. urg. *ylddanbn, *blindanon A. Sg. M., *ylddizbs,
*blwdizös G. Sg. F., *ylädizäi, *blindizai D. Sg. F., *ylddiz6m, *blindiz6m
G. PL, *fntnudom, xduzidom Pract. 1. Sg. Im Altenglischen wird die
unbetonte Mittelsilbe vor den Endungen -«e, -re in allen Fällen, vor der
Endung -de aber nur nach langer Stammsilbe ausgestoßen; die drei-
silbigen Formen sind also in diesem Falle zu zweisilbigen reduziert.
Der Nebenton auf der Endsilbe bleibt aber erhalten: ae. gluedne, blindne,
glikdre, blhidrc, gläedrd, blindra, hyrde. Nach kurzer Stammsilbe wird
vor der Endung -de der Mittelvokal i im Altenglischen — unter Bei-
behaltung des Nebentones auf der Endsilbe — zu e abgeschwächt:
/remede.
104 , Altenglisch. [§ 53
Anm. 1. In urg. -^xcmdidö N. PI., "^xailayö N. Sg. F., N. A. PL
war die Endsilbe ursprünglich lang (mit gestoßenem Ton), wurde aber
wohl früh verkürzt (s. o. u. 2), so daß nicht diese, sondern die vorher-
gehende Silbe den Nebentoa erhielt: xc'tiih)dö, yjU'ldgö. Im Altenglischen
konnte daher die nebentonige Mittelsilbe nicht synkopiert werden; der
(aus ö abgeschwächte) Endvokal u blieb nach der kurzen Mittelsilbe er-
halten, war aber unbetont: ae. heafddit, liaDgu.
5. Ursprünglich dreisilbige Wörter mit kurzer Endsilbe
undkurzer oder langerMittolsilbe erhielten einen Nebenton auf
der Mittelsilbe, z. B. urg. *däyeso, *wördeso G. Sg., ^däyhmiz, *irördumiz
D. PI., ^yJddnmma, *bUndämma D. Sg. M., *beranaii, *hi)ida)ia)i Inf.,
*m?A-)Iaz, H'ümngaz, ^drühtlnaz, *Xdilayaz N. Sg. Im Altenglischen fällt
die unbetonte Endsilbe stets ab, die dreisilbigen Formen werden also auch
hier zweisilbig. Der Nebentoa auf der zweiten Silbe bleibt aber auch
im Altenglischen bestehen, und zwar zunächst ohne Rücksicht auf die
Quantität der ersten Silbe: ddeghs, icördes, ddgüm, irövditw , gJddum,
hlindit»!, heran, bindan, »nicel, cijmng, drijhten, halig.
Im weiteren Verlaufe der sprachlichen Entwickelung ist allerdings
der Nebenton nach kurzer Stammsilbe früher abgeschwächt worden als
nach langer Stammsilbe. Wörter, wie dsegen, dagiim, gladum, heran,
micel, cijning, ebenso auch dsege, daga, here, giinia (s. o. u. 3) dürfen daher
im altenglischen Allitterationsvers nur am Versende zweihebig gebraucht
werden, wenn sie sich an eine vorhergehende lange, starkbetonte Silbe
anlehnen (vgl. Kaluza, Der altenglische Vers, I, § 56, II, p. 96).
6. Ursprünglich dreisilbige Wörter mit langer Mittelsilbe
und langer Endsilbe mußten sowohl auf der Mittelsilbe als auf der
Endsilbe einen Nebenton erhalten. Da aber die beiden Nebentöne nach
dem PauFschen Gesetz (s. o. S. 102) gegen einander und gegen den Haupt-
ton der ersten Silbe abgestuft werden müssen, so erhalten wir hier • die
sog. 'absteigende' Betonung: Hauptton, stärkerer Nebenton, schwächerer
Nebenton, z. B. Scpldlnga G. PL (urg. *Skulding6))i), ae. yldesta (urg.
*aldi!<tu aus *aldistön), iründrU Praes. 1. Sg. (urg. *iniiidrnjn), in'nidrMe
Praet. 1. Sg. (urg. *tvundröd,öm).
Bei kurzer erster Silbe, z. B. ae. macie, niacMe, ist wohl der Neben-
ton auf der zweiten Silbe früh durch den Hauptton der ersten Silbe ver-
drängt worden, so daß in diesem Falle nur ein Nebenton auf der dritten
Silbe stand : »idcle, »idcnde.
7. T^rsprünglich viersilbige Wörter mit kurzer zweiter
und vierter Silbe hatten nur einen Nebenton auf der dritten Silbe,
z. B. urg. "^xebHneso, *drüyJi»('^o G. Sg., *xetii»i'niiiz D. PL, *milcilatnma,
%äiluyämtna D. Sg. M. Im Altenglischen fiel die vierte Silbe stets, die
zweite nach langer Stammsilbe ab; die nebentonige Silbe blieb erhalten:
ae. drylitniS) nncluni, halyuin Jieofonea, heofetvnn.
R 53"! Altenglische Betonung. 105
Anm. 2. Wo in der altenglischen Schritt nach langer Stammsilbe die
Mittelsilbe erhalten blieb, wie in dogores, äogorh, halig^, häligidn, ist sie
doch unbetont, eine Aenderung von dögores in dögres etc. aus metrischen
Gründen darum nicht nötig.
8. Ursprünglich viersilbige Wörter mit langer zweiter und
kurzer vierter Silbe hatten außer dem Nebenton auf der dritten
noch einen etwas stärkeren auf der zweiten Silbe. Wir erhalten also
hier nach Abfall der Endsilbe im Altenglischen wieder absteigende
Betonung, z. B. ae. Scyldlngum {*-uiHiz), uuindrum i*wundrdjanan),
mürnend^ {*murnandiaz), cjjmnges {*kunmgeso), wesendh {*tvesandiaz).
Hierhergehörige '^j^rter mit kurzer erster Silbe, cijniugeft, iresende,
werden aber im altenglischen Allitterationsverse nur so verwendet, daß
die erste, haupttonige Silbe sich an eine vorhergehende lange, stark-
tonige Silbe anlehnt und dadurch zur nebentonigen wird, während der
stärkere Nebenton auf der zweiten Silbe zum Hauptton wird, z. B.
peod-ci/niiigä Beow. 2, cniJU-icesende Beow. 372.
9. Ursprünglich viersilbige Wörter mit langer Endsilbe
haben einen Nebenton auf dieser Endsilbe, außerdem aber auch auf
der zweiten Silbe. Nach Svnkopierung der unbetonten dritten Silbe
erhalten wir im Altenglischen auch hier absteigende Betonung: ae.
hdllgne (urg. *xc(iläganon), hdflgre (urg. ^y/tilagizös, *%äilägizäi), hdVigrä
(urg. *y/(ilayizö»i).
Bei kurzer erster Silbe, z. B. ae. monigne, inonigre, »lonigi'a, ist
wohl der Nebenton auf der zweiten Silbe durch den vorhergehenden
Hauptton früh unterdrückt worden, so daß wir betonen müssen: möuigne,
iHÖiiigre, iiiö nigra.
10. Ursprünglich fünfsilbige Wörter mit kurzer erster und
langer dritter Silbe werden ebenso behandelt wie ursprünglich vier-
silbige Wörter mit langer erster und zweiter Silbe, haben also ab-
steigende Betonung: ae. lißghid^, liegendes, l/ßgendniii, lißgmdne etc.
Danach können wir im Altenglischen folgende Betonungstypen unter-
scheiden, wobei ^ eine kurze, - eine lange und x eine kurze oder lange
Silbe bezeichnet:
a) x: dgpg, happ, irörd (N. A. Sg.) gie.^f, deap, h(h\ h'nid, lar, irörd
(N. A. PL).
b) w ^ : s/'/c N. Sg., xi'utii N. Sg., glfi( N. Sg., bddii N. PL, /ngol, eecer.
c) - >^ : iHuäiiDi, fäceii, inhidor, fiuigol.
d) vi >; : diPgi'x, dd'ge, dägan, dü'ja, dagniii u.a., gihiia N. Sg., heran
Inf., hi'ri' Opr., gläduni \). Sg., in!cN, cgiihig.
e) - i: gliPdiii', g/cftlri', glatdn), hlijidniii, ljlind>ie, hlindre, hliiidrd,
vorde-^, irörde, irörda, irordiim, hJindan, dri/hthi, dri/htnes, liäl'ig, hälgitm,
iiucli'nii, lnjrdt\
i) ■!- k ^•. licKj'odn, hüUgu.
106 Altenglisch. [§ 53
g) w w X : fremede, heofonca^ luofone, heofenäs, heofena, heofenmn.
h) ^ - X oder 6 ^ i<: »iciäe, niäcödk, monignh, mönigre, mönigrä,
auch i- -^ :>< : cynlngä, tvesende.
i) 1)1 ^i yldestä, Scyldhigä , Sci/ldingum, wündriän, m'mdru',
tvi'tndrüde, miirnende, haligne, häligre, haUgrä.
k) vi w li X : lißgende, Ufigendes, Ufigendmn, lifigendre etc.
b) Znsainmensetznngen :
In Nominalkorapositis ruht der Hauptton auf der ersten Silbe des
ersten, in Verbalkompositis und in zusammengesetzten Praepositionen
(§ 197) und von Pronominal- oder Pracpositioj^alstämmen abgeleiteten
Adverbien (§ 196) auf der ersten Silbe des zweiten Bestandteiles, z. B.
iv6rd-hdrd Wortschatz, dnd-säca Widersacher, gegenüber ön-g/nnan an-
fangen, ön-sdccm hekämpfen, beföraii vor, loip-hnian innerhalb, päßr-6n
darauf, peer-sefter danach etc.
Nominalkomposita, die noch aus urgermanischer Zeit herstammen,
werden in der Betonung einfachen Wörtern gleichgesetzt, haben also
auf der Stammsilbe des zweiten Bestandteiles einen schwächeren oder
stärkeren Nebcntou, z. B. hlaford Herr, Itläfordes, fnltum Schutz,
iceoröld Welt, eorbd Reilerschar etc. Es kann sogar die ursprüngliche
Stammsilhe ausgestoßen werden, z. B. geatwe Rüstung, frihve Schmuck
(aus '^ga-, *fni-täirp), heot Verheißung {*hi-hät).
In den erst in altenglischer Zeit zusammengesetzten Wörtern wird
der ursprüngliche Hauptton des zweiten Bestandteiles zu einem stärkeren
oder schwächeren Nebenton herabgedrückt, wenn er unmittelbar auf
den Hauptton des ersten Bestandteils folgte, z. B, tvörd-liörd Wort-
schatz, searo-iiet Panzernetz, fölc-sfcde 'Volksstätte', göld-hrMhi gold-
geschmückt, tvHf-vnntyb G. PI. zwölf Winter, ivVte-heorhtne A. Sg. M.
zu irlite-hhrlit hellglänzend; er bleibt aber unverändert, wenn eine
nehentonige Silbe vorausgeht, z. B. middän-geard Erde, famlg-heals
schaumhalsig, hvinged-stefnä Schiff, »i6d-ge-pdnc Sinn, heals-g^-heddä
Ehegattin.
Eine besondere Art der Anlehnung des zweiten Bestandteils an den
ersten bilden Komposita wie pcod-cl/nhigä, cnihi-iri'sf'vdf; (s. o. S. 105).
b) S i 1 b c n a k z c n t.
Der im Indogermanischen nnd Urgermanischen vor-
handene Unterschied zwischen 'gestoßen' und 'schleifend'
betonten Endsilben (s. o. S. 101) ist im Altenglischen nicht
mehr zu erkennen, da die dreimorigen, schleifend betonten
Endsilben dort zu zweimorigen verkürzt sind. Es entstehen
aber im Altenglischen neue schleifend betoute Silben durch
§ 53, 54] Indogermanischer Vokalbestand. 107
Kontraktion zweier Vokale, z. B. sehn sehen (aus *seoan für
*seohan), sleiin schlagen (aus *sleaan für *deahmi), heZin schw.
Dekl. (*hea]ian), hext N. PI. (*Jieahe) zu heah hoch. Wie im
altiudischen Verse (s. Streitbeig-, UG § 135 f.), können auch
im altenglischen Allitterationsverse derartige schleifend be-
tonte Silben für zwei Silben des Verses gerechnet werden,
ohne daß wir genötigt wären, die Kontraktion auch in der
Schrift aufzulösen.
Anm. 3. Ueber den Satzakzent des Altenglischcn, vgl. z. B.
Sweet, HES § 358 ff., NEG § 736 ff.
Vokalismus.
Indogermanische und urgermanische Vokale.
§ 54. Iiidogermauiseher Tokalbestaiid und dessen Weiter-
entwicklung zum Urgermanischen.
Vgl. Brugman, Grdr. § 77—385, KVG § 66-160 - Noreen,
Abriß der urg. LaiUlebro. Straßbnrg 1894 — Kluge, PGr^, 401—420 —
Streitberg, Urg. Gr. § 39-106 — Dieter, § 4—15 — Sokoll,
§ 86-90. 97—102.
Als Vokalbestand der indogermanischen Grundsprache
dürfen wir ansetzen :
Kurze Vokale: 9 a e i <> n
Lauge Vokale: ä e t ö ü
Kurzdiphthonge: rti ai ei oi — 9i( au eu on
Langdiphtonge: äi ei öi — äii eu du
Dazu kommen kurze und lange silbische Liquiden und
Nasale (Liquida und Nasalis sonans): l r m u.
Bei ciaer Vergleichung der indogcrmaniscbcn Vokale mit den ur-
germanischen können zunächst die Langdiphthonge außer Betracht bleiben,
da dieselben in den meisten Sprachen in die entsprechenden Kurzdiph-
thonge übergegangen oder durch Unterdrückung des zweiten Bestandteils
monophthongiert worden sind. Kluge (Paul's Grundriß l^, 403) zweifelt
überhaupt an der Existenz von Langdiphthongen.
108 Altenglisch. [§ 54
Auch die Ansetzung von silbischen Liquiden und Nasalen für die
indogermanische Grundsprache wird von mancher Seite bestritten (vgl.
J. Schmidt, Kritik der Sonantentheorie, 1895) und dafür vielmehr ''/, ^r,
^m, c>n angenommen. Im Urgermanischen entwiclielte sich vor oder nach
kurzer Liquida und Nasalis sonans regelmäßig ii, das ebenso behandelt
wird wie ursprüngliches u, daher auch von diesem nicht getrennt zu
werden braucht. Zweifelhaft ist auch die Existenz von langen silbischen
Liquiden oder Nasalen, die deshalb gleichfalls unberücksichtigt bleiben.
Endlich ist es zweifelhaft, ob es in betonter Silbe ein idg. 3 ge-
geben hat (Kluge, Paul's Grundriß I^, 402), da in den meisten Sprachen
a dafür steht. Für das Urgermanische kann daher ■^ mit a zusammen-
gefaßt werden, so daß als indogermanische Grundlage des urgermanischen
Vokalsystems folgende Vokale anzusehen sind:
Kurze Vokale: a e i o u
Lange Vokale: ä e ~i ö ü
Diphthonge: ai ei oi — au eu ou.
Innerhalb dieser Vokale sind im Urgermauischen bezw.
Westgermanischen folgende Aenderungen eingetreten :
Idg. 0 wurde zu urg. a (b) und demgemäß auch die
Diphthonge idg. oi zu urg. ai (d) und idg. ou zu urg. au (f),
während idg. a (a), ai (c) und au (e) im Urgermanischen
unverändert blieben, so daß in urg. a, ai, au je zwei idg.
Laute zusammengefallen sind. Ein nasales ä, das später in den
germanischen Einzelsprachen unter Verlust der Nasalierung
in ä überging, entstand innerhalb des ürgermanischen aus
«ö vor ;*: (g).
a) gr. naiiiQ^ lat. inifi-r, got. as. fadar, ahd. fafe'% ac. jkder Vater
— gr. cty()dg, lat. (ff/er, got. ukrs, ahd. acchar, as. ahkar, ae. secey Acker
— gr. (5f/lj, lat. ml, suUs, got. an. as. salt, ahd. salz, ae. sealt Salz —
lat. aqua, got. alwa, ae. ea {*ahiru-) Wasser — gr. &7iö, lat. ah, got. af,
ae. sef-, of ab, von.
b) gr. ÖKTCt), lat. octo, poln. osm, got. ahfau, as. ahd. ahfu, ae. ealifa
acht — lat. JiosHs der Fremde, poln. //o.sV,' got. (jaufa, ahd. as. f/ast,
ae. giest Gast — lat. hortuts, got. gards, ae. geurd Garten — lat. nox,
noctis, got. nalifs, as. ahd. naht, ae. niht Nacht — gr. anöros Finsternis,
got. skaäus, ahd. sicato, ae. sceadu Schatten — gr. tö (*to6), lat. istud,
as. tJuä, ahd. daz, ae. paet das — lat. qiiod, as. 1n/-af, ahd. Jnraz,
ae. Jnrget was.
c) lat. r«f7o ich fälle, got. skaidan, ae. scädan scheiden — gr. al'&o>
ich brenne, lat. fedes Feuerstätte, Herd, ahd. eit, ae. ad Scheiterhaufen.
8 541 Indogermanischer Vokalbestand. 109
d) gr. olSa, got. walt, ae. traf ich weiß — gr. nomiÄog, got. faihs,
ae. fäh bunt — lat. i<m<s (aus oinos), got. «ms, an. eiDn, ae. ä« eins.
e) gr. ai^io), lat. augeo, got. aiikan, ae. eacan vermehren — lat. miris,
got. rt/^sö, as. ahd. öra, ae. e«re Ohr — 4at. panci, urg. *f(mhwu-, got.
fairai, ae. feaive wenige.
f) idg. *bhehho>(r]]ie, skr. biihüi/hu, got. />««j>, ae. /^f^^/'/ er gebot —
idg. *roi(dhos, lat. rüfus, got. raiips, ae. re«(^ rot.
g') urg. *brarjyjö{i)i) , *bntxf<>{»i), got. as. ahd. bräJiia, ae. bröhte
ich brachte — urg. ^ßmjxtöini), päxtö{m), got. pähfa, ae.pöhte ich dachte
— urg. *far}yj(n, *faxan, got. fälian, ae. /V7>i {*föhan) fahen, fangen.
Idg. e wurde zu urg. ?", wenn darauf Nasal -|- Konsonant
(i) oder ein i, j folgte (k), weshalb auch der idg. Diphthong
ei stets zu urg. ii, i vereinfacht wurde (1). Sonst blieb idg.
e (h) und demgemäß auch der Diphthong eu (m) im Ur-
germanischen unverändert; doch hat sich aus urg. eu im
Westgermanischen ein neuer Diphthong iu entwickelt, wenn
die darauf folgende Silbe ein i oder j enthielt (ii).
h) lat. edere, ae. etan essen — gr. cpdQeiv, lat. fen-e, ae. bemn
tragen — lat. lielUs, ae. feil Fell — gr. f|, lat. sex, ae. siex, six sechs
— ae. helpan helfen gegenüber dem zu derselben Ahlautreihe gehörenden
bindan binden (s. u. i).
i) gr. Tisvze^ got. fimf, ae. flf fünf — ae. bindan binden gegen-
über helpan helfen (s. o. u. h).
k) ae. birest {*birist) du trägst, birep {*birip) er trägt (urg. *binsi,
*bir/pi) zu beran tragen — ae. hiljyst du hilfst, Jn'l2)p er hilft zu helpan
helfen — lat. medlus, got. midjis, ae. midd in der Mitte befindlich.
1) gr. aieCxo), ae. stigan steigen — gr. Seiawfii-, got. gateihan,
ahd. zihan, ae. teon {*tihan) zeihen.
m) idg. *bheudhö, gr. yisv^ofiai, ae. beodan {*beudan) bieten.
n) as. gitrimH getreu gegenüber freuira Treue — ahd. li)(di, andh.
liode, aws. leode. Leute.
Anm. 1. In unbetonter Endsilbe ist idg. e gewöhnlich zu urg. /
geworden, z. B. gr. nööeg, urg. *fötiz, ae. fet Füße, ebenso in schwach-
betonter Mittelsilbe vor einem / der Endsilbe, vgl. idg. bheresi, urg. *birisi,
ae. bires du trägst; gr. Ttotfievi, urg. *yni>iini D. Sg. Dagegen bleibt e
unverändert im absoluten Auslaut, z. B. gr. (p^Qe, urg. *bere, ae. ber
trage, und in schwachbetonter Mittelsilbe vor einem dunklen Vokale der
Endsilbe, z. B. urg. *dayeso, ae. deeges des Tages, gr. nöre^og, urg.
*ywapera-, ae. hwfeäer welcher von beiden; urg. *%olpenoz, ae. holpen
geholfen.
Idg. i (o) und idg. u (q) blieben im Urgermanischen
vor i, u der folgenden Silbe und vor Nasal -j- Konsonant
110 Altenglisch. [§ 51
unverändert. Vor einem a, o, e der folgenden Silbe, wenn
nicht Nasal -|- Konsonant dazwischen stand, ging idg. / in
urg. e (p) und idg. n in urg. o über (r). In einigen Wörtern
entstand aus urg. /y, «>j vor x eiü nasales l (s) oder ^7 (t), das
später in den Einzelsprachen mit i, ü zusammengefallen ist.
o) lat. piscis, got. ßsks, ae. ßsc Fisch — gr. lafiev {*l'öfiev), skr.
vidmä, got. wihim, ae. in'fon wir wissen — lat. fidlnms wir spalteten,
got. bitifin, ae. bt'fon wir bissen — lat. vidiia, got. tviduwö, ae. u-iden-e
Witwe.
p) lat. otV (*'f/>'o^-), ae. >rer Mann — lat. mdus {*'iu'zdo)< zu ser/^'o
sitzen), ae. nest Nest.
q) idg. *kwto, lat. cetiiam, urg. "^xandu-, ae. //««rf hundert — Part.
Praet. ae. hunden gebunden gegenüber holpen geholfen, s. u. r — urg.
*yulplna, ae. gi/lden golden gegenüber urg. *yolpa-, ae. gold Gold —
ai. hiihiidhinid, ae. hudon wir boten — idg. *sinii'is, got. siinnSy ae. .*»«« Sohn.
r) gr. ■d'vydTriQ^ ae. dohtor Tochter — ai. uksdn, ae. oj-a Ochse —
gr. ^vyöv^ lat. jiiijutii, ae. ^eoc Joch — iirg. *yolpa, ae. </o/'' Gold —
Part. Praet. ae. boden geboten, Jiolpen geholfen gegenüber biinden ge-
bunden (s. 0. u. q).
s) urg. *piijX'<»> *p^%itn, ae.peon {*pihan) gedeihen — ahd. dihscda,
ae. plsle Deichsel.
t) urg. *ptiyxf('P> *pü%tcp, got. pühia, ao. pülüe däuchte zu got.
pKgkjan, ae. pj/ncean dünken.
Idg. ä ging im Urgermanischen in ö über (n), während
idg. ö unverändert blieb (y), so daß auch in urg. ö zwei
idg. Laute zusammengefallen sind.
Ti) gr. dor. fiäzt^Q, att. fii'i^i]Q, lat. mäter, ae. mödor Mutter —
gr. (pQdviüQ, lat. fräier, got. brnpar, ae. brüäor Bruder — lat. fäi/Hs,
ae. böc-treo Buche.
t) lat. ßös, ae. blöstm Blüte — idg. *jwd-Sf gr. dor. ^(i>s, att. Tiovg,
got. föfiis, ae. /ö< Fuß — gr. d-cofiög Satzung, ae. d<5m Urteil — gr. nÄcoTÖg
schwimmend, verwandt mit ae. flod Flut.
Idg. e wurde zu urg. «, das sich in den einzelnen
germanischen Dialekten verschieden entwickelt hat. Im
Gotischen steht dafür e, im Nordischen und Westgermanischen
(1, im Altenglischcn wiederum ws. « (§ 59), in den übrigen
Dialekten (§ 74) e (\v). Ein neues e entstand im Ur-
germanischen wahrscheinlich aus e durch Kontraktion oder
durch Ersatzdehnung (x).
w) lat. schie», got. .se^.s-, ahd. sät, as. säd, aws. ssed, merc. nordh.
kent. sed Saat — lat. edimun, got. etum, ahd. äzion, aws. ä'to>}, merc.
8 54 551 Urgermanischer Vokalbestand. 111
nordh, kent. eton wir aßen — gr. zc-d^rf-ftc ich setze, lege, stelle,
got. gu-dep.^, ahd. tat, as. däd, aws. dsed, merc. nordh. kent. ded Tat.
x) got. as. ae. her, ahd. hiar hier — ac. cen Kien — ae. med Lohn
— ac. liet hieß, let ließ n. ä.
Idg. I (y) und idg. ü (z) blieben im Urgermanisclien
unverändert.
y) lat. viiumi, got. irein, ae. as. alid. /r7» Wein — lat. suinus,
ae. stvin Schwein.
z) gr. /rO?, lat. iHHs, an. ahd. ae. »nüs Maus — lat. wZ^tr, ahd. utar,
ae. itrfer Euter — g^^\. -dünnmYQStwxig {LKfidüniim, Äugitstodüniini), ahd.
-sitw, ae. tun Zaun, umzäunter Ort.
§ 55. Uebersicht über den iirgerniaiiischeu Vokalbestand
und dessen indogermanische Entsprechungen.
Das Urgerraanische hatte (nach § 54) folgenden Vokal-
bestand :
Kurze Vokale: a o i o u
Lange Vokale: «, wg. ä e l ö ü
Nasalvokale: ä i a
Diphthonge: ai au eii wg. m
und zwar entstand:
1) urg. a aus idg. <( (got. fadar ^ .ö-i, a) oder aus urg. o (got.
ahtau § 54, b),
2) urg. ä aus urg. rt?j vor x {*füxuH § 54, g),
3) urg. «, wg. fl aus idg. e (got. gadeps, ahd. to^;, ae. rf«(? § 54, w),
4) urg. ai aus idg. ai (got. skaidun § 54, c) oder aus idg. oi (got.
««^ai^ § 54, d)
5) urg. cm aus idg. au (got. r/«iv7 § 54, e) oder aus idg. ou (got.
raups § 54, f),
6) urg. e aus idg. e (ae. e;'«>; § 54, h) oder aus idg. i vor a, o, e,
wenn nicht Nasal + Konsonant dazwischen stand (ac. u-er § 54, p),
7) urg. e aus idg. e durch Ersatzdehnung oder Kontraktion mit
einem Vokal der folgenden Silbe (ae. med, het § 54, x),
8) urg. eu aus idg. eu (ae. beodan § 54, m),
9) urg. i aus idg. i vor i, u (ae. ß'sc § 54, o) oder aus idg. e vor
Nasal -|- Konsonant (got. ßmf § 54, i) oder vor /, j (got. midjis § 54, k),
10) urg. ^ aus idg. l (ae. tcin § 54, y) oder aus urg. ei (ae. stlgan
§ 54, 1),
11) urg. i aus urg. % vor X {*pV/jtn § 54, s),
12) wg. tu aus urg. e«. vor i, j (andh. Uode § 54, n),
13) urg. 0 aus idg. u vor «, o, e, wenn nicht Nasal + Konsonant
dazwischen stand (ae. dohtor § 54, r),
112 Altenglisch. [§ 55, 56
14) urg. 5 aus idg. ö (ae. föf § 54, v) oder aus idg. ä (ae. mödor
§ 54, u),
15) urg. n aus idg. u vor Nasal + Konsonant oder vor /, ?/
(ae. huvfh'H, siniii § 54, q),
16) urg. ü aus idg. n (ae. niüs § 54, z),
17) urg. » aus urg. inj vor ;; {*pit'/Jf^P >? 54, t).
Altenglische Vokale,
a) Vokale der Stammsilben.
§ 56. Uebersicht über die Veräuderimgen der
iirgermauischeii Yokale im Altenglischen.
Vgl. Sweet, HES § 412-495 — Sweet, NEG § 744-760 —
Sweet, ShHECx § 124—140 — Wyatt, OEG § 98—162 — Ma^hew,
Synopsis of Old English Phonology, Oxford 1891 — Cosijn, AwsGr
§ 1—124 — Cosijn, Abriß § 2—71 — Sievers, AgsGr^, § 6-167 —
Sievers, Abriß § 1—21 — Sievers, Zum ags. Vokalismus. Leipzig
1900 — Kluge, Geschichte der engl. Sprache, PGr P, 1024-1062 —
Dieter, § 49-67 — SokoU, § 118—169 — Bttlbring, § 80—455.
Die iirgermauischeu bezw. westgermanischen Vokale: a,
e, i, 0, u — 88 (wg. a), e, l, ö, ü — ä, 1, ü — ai, au, eii,
wg. iu (§ 55) erfuhren im Laufe der altenglischen Zeit zahl-
reiche Veränderungen teils in allen, teils nur in bestimmten
Stellungen, namentlich auch durch den Einfluß benachbarter
Konsonanten oder Vokale.
Die drei urgermauischen Diphthonge änderten im
Altenglischen ihren Lautwert, indem urg. ai zu ae. ä ver-
einfacht wurde {stein § 60, a), urg. au in ae. §a {h§ap § 61, a),
urg. ett in ae. eo {deop § 64, a) überging. Wg. iu wurde zu
ae. io, das jedoch im Westsächsischen mit eo zusammenfiel
(llode, leode § 64, a).
Urg. a wurde durch sog. Tonerhöhung in geschlossener
Silbe zu ae. ae (peet, wdes § 57, i), ebenso in offener Silbe
vor folgendem hellen Vokal {feeder § 57, k) und in drei-
silbigen Wörtern vor umgelautetem Vokal der Mittelsilbe
18 57 Veränderungen der urgermanischen Vokale. 113
(tö-gsedere § 57, 1). Ebenso ging wg, ä aus urg. se in den
meisten Stellungen in se über (släq) § 59, d).
Durch einen folgenden Nasalkonsonanten wurde
urg. a zu ae. o umgewandelt, das in der Schrift teils durch a,
teils durch o bezeichnet ist {nama, noma; mann, monn § 57, g);
ferner wg. ä aus urg. se zu ae. ö {möna § 59, c), urg. e zu
ae. i {niman, § 62, d) und urg. o zu ae. u (punor § 67, e)»
Wenn auf einen Nasalkonsonanten einer der stimmlosen
Reibelaute /, p, s folgte, so wurde unter Verlust des Nasal-
konsonanten der vorhergehende Vokal nasaliert und gedehnt,
die Nasalierung aber später wiederum aufgehoben ; so wurde
ae. an, on über o zw. ö {gös § 57, h), ae. in über l zu l (flf
§ 65, d), ae. im über ü zm ü (müp § 69, d).
In gleicher Weise wurden die aus dem Urgermanischen
herübergenommenen Nasalvokale i und ü zu l (peon aus
*pihan § 66, c) und ü {pühte § 70, a), urg. ä, das in ae. ö
übergegangen war, zu ö entnasaliert {bröhte § 58, a).
Zwischen den hellen Vokalen ae. « aus urg. a, ae. ee
aus wg. ä, urg. ae. e, i und einem folgenden gutturalen h [;f],
II oder l -\- Kons., rr oder r -|- Kons, entwickelte sich ein
dunkler Uebergangslaut, der sich mit dem vorher-
gehenden Vokale verband und denselben diphthongierte. Es
wurde in diesem Falle ae. se aus urg. a zu §a {s§ah § 57, n —
§all, §ald § 57, p — hgard § 57, q), ae. se aus wg. ä zu §a
{n§ah § 59, e), urg. ae. e zu eo {seoh § 62, h — seolh
§ 62, k — steorra, eorde § 62, 1), urg. ae. i zu io, {Wioht
§ 65, f — mioluc § 65, g — liornlan § 65, h), urg. ae. l zu
10, eo (leoht § 66, b). Man nennt diese Diphthongierung nach
dem Vorgange von Jacob Grimm 'Brechung'. Wird nach
vollzogener Brechung intervokalisches h ausgestoßen, so wird
§a, eo zu ga, eo gedehnt und der folgende kurze Vokal
absorbiert (slgan § 57, o — seon § 62, i). Ebenso wird ga,
eo und das daraus umgelautete ie vor Ih^ rh, hl bei Ausfall
des h durch Ersatzdehnung zu §a, eo (Wgalas, m§aras
§ 57, r — seoles, feores § 62, m — stiele, Wielisc § 57, aa).
Verwandt mit der Brechung ist der sog. z^-U miaut,
(3. h. der Einfluß eines ti, o der folgenden auf den Vokal der
Kaluza, Histor. örammatUc d. engl. Sprache. I. 2. Aufl. 3
114 Altengüsch. [§ 56
vorhergehenden Silbe, der dadurch ebenfalls in einen M-haltigen
Diphthong übergeht, so daß wiederum urg. a zu §a {§alu
§ 57, d), urg. e zu eo {seofon § 62, b), urg. i zu io (frioäu
§ 65, e) wird. Der «-Umlaut war aber im Westsächsischen
nur wenig entwickelt. Etwas häufiger findet er sich in den
poetischen Texten und in den anglischen Dialekten. Auch
vor w geht sowohl urg. e als auch das durch i- Umlaut aus
urg. a entstandene ae. e in eo über {treoives § 62, f — tneowle
§ 57, bb).
Mit einem aus folgendem w entstandenen u verbinden
sich urg. a, wg. ä und urg. e zu den Diphthongen au, eu, die
ebenso wie die ursprünglichen urgermanischen Diphthonge
an, eu (s. 0. S. 112) zu §a {str§a § 57, e — wfa § 59, b) und
eo {treo § 62, g) übergehen.
Kurze Diphthonge entstehen im Altenglischen auch aus
einfachen kurzen Vokalen, indem sich zwischen einem vor-
hergehenden Palatalen Konsonanten c , sc, g' und
einem folgenden Vokal ein heller Gleitlaut herausbildet, und
zwar ist urg. j (in der Schrift durch g bezeichnet) vor allen,
auch vor dunklen Vokalen palatal, ebenso später sc [sk'],
während c und g (urg. y) nur vor den ursprünglich hellen
Vokalen se, se, e, i, nicht vor den dunklen Vokalen a, ä, o, ö,
u, ü oder den daraus durch i -Umlaut entstandenen hellen
Vokalen e, ee, e, y, y palatalen Klang haben. Durch Ein-
schiebung eines Gleitlautes nach palatalen Konsonanten wird
ae. a, ee zu ea {g'eaf § 57, s — sc'eadu § 57, t), ae. se aus
wg. ä zu ea {g'ear, sc'eap § 59, g), ae. a, o aus urg. a vor
Nasalen zu ea, eo {sc'eamu, sc'eomu § 57, u), ae. ö aus wg. ä
vor Nasalen zu eö {g'eömor § 59, h), ae. ä aus urg. ai und
dessen Umlaut ee zu eä, ea {sc'eädan § 60, d — sceap, sc'äep
§ 60, e) ; urg. e zu ie {g'iefan, sc'ieran § 62, n), urg. o zu io,
eo {g'ioc, g'eoc § 67, f), urg. ö zu eö {sc'eöc § 68, d), urg. u
zu ae. iu, eo {g'iung, g'eong § 69, e).
Vorhergehende labiale Konsonanten, insbesondere
w üben häufig einen verdunkelnden Einfluß auf die folgenden
Vokale aus. So erscheint in einigen Wörtern nach einem
Lippenlaute, vereinzelt auch vor einem Lippenlaute oder r
§ 56] Veränderungen der urgermanischen Vokale. 115
im Altenglischen ein u, während die verwandten germanischen
Sprachen ein o aufweisen (füll § 67, d), und urg. ö im Aus-
laut einsilbiger Wörter nach Konsonant + w geht in ü über
{hü § 68, c). Bei vorhergehendem w wird das durch Brechung
oder w-Umlaut aus urg. e entstandene eo zu o {sword, worold
§ 62, o), io aus urg. i zu u {wudu § 65, 1).
Wesentliche Veränderungen erlitten die urgermanischen
oder die aus ihnen hervorgegangenen altenglischen Vokale
zwischen dem 6. und 8. Jahrhundert nach Chr. durch den
sog. i-U miaut, d. h. durch den Einfluß eines i oder j der
nachtonigen Silbe auf den Vokal der Stammsilbe. Das ur-
sprüngliche t_, j ist im Altenglischen häufig schon abgefallen
oder zu e abgeschwächt worden, so daß man, um die Wirk-
ungen des t-Umlauts klar zu erkennen, auf die urgermanischen
Grundformen oder auf die Formen der verwandten alt-
germanischen Dialekte zurückgehen muß. Durch den t-Um-
laut wurde ein im Altenglischen zunächst unverändert ge-
bliebenes urg. a zu ee (fserest § 57, v), das aus urg. a in
geschlossener Silbe oder in offener Silbe vor hellem Vokal
entstandene se aber zu e weitergebildet {bedd, hete § 57, y).
Wg. ä, das vor w sonst erhalten blieb, wurde durch i- Umlaut
zu dß {Isewan § 59, i), während das aus wg. ä in der Regel
entstandene ae. m durch den i-Umlaut nicht weiter verändert
wurde {deed § 59, 1). Auch ae. ä aus urg. ai wird durch
t-Umlaut zu ee (dsel § 60, c). Ae. a, o aus urg. a vor
Nasalen wurde zu e (menn § 57, w), ae. ö aus urg. ä oder
aus ae. an, on vor /, p, s oder aus wg. ä vor Nasalen zu
e umgelautet {ehtan § 58, c — ges § 57, x — cwen § 59, k).
Ae. 0 wurde zu e {dehfer § 67, g), urg. ae. ö zu e {fet
§ 68, e), urg. ae. u zu y (pyrstan § 69, f — wyrsa § 65, m),
ae. ü aus urg. ü oder aus urg. un vor /, p, s oder aus urg. ö
zu y umgelautet (mys § 70, c — cydan § 69, g — c?/ § 68, f).
Hierbei ist allerdings zu beachten, daß urg. m, wenn nicht
«, j oder Nasal -|- Konsonant dazwischen stand, zu o geworden
ist, so daß sich im Altenglischen vielfach unumgelautete
Formen mit o und umgelautete mit y (aus u) gegenüber-
stehen (coss — cyssan § b9, f). Die ursprünglichen Diph-
116 Altenglisch. [§ 56
thonge ea aus urg. au und eo aus urg. eu wurden zu le
umgelautet {hieran § 61, c — süeran § 64, c), ebenso auch
die im Altengiischen durch Brechung oder Einschiebung eines
Gleitlautes nach Palatalen oder Kontraktion entstandenen
Langdiphthonge §a und lo, eo {nlehsta, diese § 59, m — Üehtan
§ 66, d — flend § 65, p — gescie § 68, g). Die gleichfalls
durch Brechung oder durch Einfügung eines Gleitlautes nach
Palatalen entstandenen Kurzdiphthonge ea, eo, io, iu wurden
sämtlich durch /-Umlaut zu ie {ieldra, ieldesta, nieht, giest
§ 57, z — siehst, siehst § 65, i — hierde § 65, k — giengra,
gijngra § 69, h). Für le, ie trat später vielfach y, y (hyran
§ 61, c — gldra, yldesta § 57, z), vor Palatalen 7, i ein
illhtan § 66, d — niht § 57, z). Aehnlich geht das durch
Brechung vor ursprünglich gutturalem h [^y], aus urg. e ent-
standene eo vor den später — außer bei folgendem dunklen
Vokal — palatal gewordenen Verbindungen hs, ht in ie, i
über (cnieht, cniht, siex, six § 62, q).
Treten bei iVusfall eines intervokalischen h zwei Vokale
unmittelbar nebeneinander, so erfolgt Kontraktion der-
selben, und zwar gilt als allgemeine Regel, daß ein langer
oder durch Ausfall des h gedehnter Vokal oder Diphthong
einen folgenden kurzen Vokal absorbiert {slean § 57, o —
fön § 58, b — near § 59, f — ^ä § 60, b — enm § 61, b
— seon § 62, i — üen § 62, p — fteon § 64, b — yion,
Iteon § 66, c — scös § 68, b — gehün § 70, b). Urg. ae.
i, j verschmilzt mit einem folgenden dunklen Vokal zu lo, eo
(flond, feond § 65, n), mit einem folgenden hellen Vokale
zu le (prle § 65, o).
Dehnung kurzer Vokale zu den entsprechenden Längen
tritt, wie bereits erwähnt (S. 113), ein bei Ausfall eines folgen-
den Nasalkousonanten (gös § 57, h — ges § 57, x — fif
§ 65, d — map § 69, d — cgdan § 69, g), oder bei ilusfall
eines h (W§alas, mgaras § 57, r — seoles, feores § 62, m —
stiele § 57, aa), ferner bei Ausfall eines palatalen g vor d,
l, n (ssede § 57, m — bredan § 62, c — brldel § 65, c —
bröden § 67, c — gefrünen § 69, c) und im Auslaut ein-
^ 561 Veränderungen der urgermanischen Vokale. 117
silbiger Wörter Qä § 57, f — hr^ § 62, b — h] § 65, b —
^ö § 67, b — nü § 69, b).
Auch vor bestimmten Konsonanten oder Konsonanten-
verbindungeu, z. B. vor pal. r/ oder vor mb^ Id, rd, nd, ng
fand im Altenglischen Dehnung kurzer Vokale und
umgekehrt vor anderen Konsonanten Verbindungen Kürzung
ursprünglicher Längen statt; aber diese Quantitäts-
veränderungen kommen erst im Mittelengiischen zu deut-
lichem Ausdruck, können darum hier unberücksichtigt bleiben.
Unverändert blieben von den einfachen Vokalen im
Altenglischen urg. e stets (Jier § 63), urg. a vor folgendem
ursprünglich dunklen Vokal in offener, vor Doppelkonsonanten
und sc auch in geschlossener Silbe {taln, aivol § 57, a —
ahhod § 57, b), sowie in der Stammsilbe dreisilbiger Wörter
mit ursprünglich dunklem Vokal der zweiten und dritten
Silbe (adesa, maclan, gaderian § 57, c), wg. ä vor dunklem
Vokal der folgenden Silbe, namentlich wenn w dazwischen
stand {säwon, mägas § 59, a), die übrigen einfachen Vokale
€, i, i, 0, ö, u, ü in den im obigen nicht erwähnten Fällen
(efa7i § 62, a — scip § 65, a — Rf § 66, a — god § 67, a
— göd, füt § 68, a — simii § 69, a — müs § 70, a).
Im allgemeinen haben die langen Vokale im Altenglischen
weniger Veränderungen erlitten als die kurzen, und von den
letzteren wiederum wurde a am meisten verändert, e, o etwas
weniger, i, v am wenigsten. Das in der Mittellage befindliche
a konnte eben leichter nach beiden Eichtungen hin, nach i,
wie nach u, ausschlagen, während dies bei e, o und bei i, u
in geringerem Maße der Fall war.
Von den urgermanischen resp. westgermanischen Vokalen
sind also im Altenglischen nicht mehr vorhanden die
Nasalvokale ä, i, ü und die Diphthonge cd, au, eu, iu. Dafür
sind neu hinzugekommen ee, se, ?/, ^ und die Diphthonge
§a, §a, eo, eo, \o, lo, \e, te, so daß am Ende der altenglischen
Zeit folgender Vokalbestand vorlag:
Kurze Vokale: a se e i o u y
Lange Vokale: ä ee e l ö ü y
118 AltengHsch. [§ 57
Kurze Diphthonge: ea eo io ie
Lange Diphthonge: ea eo lo u.
§ 57. Urgermauisches a im Altengli sehen.
Urg. a ist im Altenglischen — bis auf die unten zu er-
wähnenden Fälle — vor einem ursprünglich dunklen Vokal der
folgenden Silbe unverändert geblieben, und zwar sowohl
in offener Silbe (a), wie in geschlossener Silbe vor Doppel-
konsonanten und sc (b) und in der Stammsilbe dreisilbiger
Wörter, deren letzte Silbe einen dunklen Vokal enthielt,
auch wenn der Vokal der Mittelsilbe durch Vokaldissimilation
(§ 50, I, n) oder durch folgendes j in einen hellen Vokal
übergegangen oder ganz ausgefallen war (c).
a) ajja Affe, cnapa, cnufu Knabe, Diener, staca Pfahl, saeti 'Sache',
Streit, spadu, spade Spaten, talu 'Zahl', Erzählung, tapor Keize, stupol
Pfeiler, crudol Wiege (ir. craidhal) ^), nacod nackt, acan schmerzen, ne.
ache, bacan hacken, iradan waten, hJadan laden, grafan graben, inacast du
machst, macap er macht, maca mache, macöde ich machte, gemacöd ge-
macht— hara Hase, faru Fahrt, faran fahren, fare ich fahre {*farö), faraP
sie fahren — iuaya Magen, üf-Iaga der Geächtete, ne. outlair, spätae.
lagu Gesetz, sagu Sage, sagu Säge, hagii-porn Hagedorn, dragan ziehen,
gnagan nagen — mvol, awel Ahle (lat. acüleus), clmce G. D. A. Sg. zu
clea {*klau-u) Klaue § 57, e — Jiraäor eher, ne. rather — sadol Sattel —
hafast du hast, 7;«/«^ er hat, hafa habe — dagas, daga, dagum N. G. D. PL
zu deeg Tag (§ 102) ; haätt, baäa, haäiim N. G. D. PL zu hsep Bad (§ 103);
gladu N. S. F., N. PL N., glada N. PL F., gJadum D. Sg. PL zu glxd
froh (§ 130) ; magon 3. PL zu mxg ich mag.
b) lappa Lappen, ne. Za^j Schoß, catte, catt Katze, mattoc Hacke
(kymr. matog, poln. motgka), sacc Sack (lat. Saccus), Jiabban haben neben
heebban, crabba Krabbe, abbod Abt, Padda (Eigenname), stagga Hirsch,
assa Esel (air. assan), asce Asche {*askö)i-) — ßasce Flasche — icascan
waschen.
Anm. 1. In geschlossener Silbe bleibt a auch unverändert in
einigen schwachbetonten einsilbigen Wörtern wie «c, ah aber und in
Imperativen wie far fahre (§ 158).
c) hafela Haupt neben hafola — adesa Axt, ne. adze — latosta
der letzte — mac'ian machen {*iiiaköjan, as. makön), macle, maciqe ich
mache {*maköjö), maclap sie machen {*maköjap), maciende machend
{^maköjandi), macödon, macedon sie machten (§ 186), hafJan hassen,
^) Keltische und ältere griechisch-lateinische Lehnwörter sind der
Kürze wegen mit unter die urgermanischen Wörter eingereiht worden.
g 571 Urgermanisches « im Altenglischen 119
haäian baden, tvaftan wehen, crafian verlangen, yrasian grasen —
spartan sparen, starian starren — daglan tagen — patnan tauen —
gfidenan, gadrian versammeln {*gadiiröjan).
Durch M-Umlaut, der im Westsächsischen allerdings
selten ist, wird urg. ae. azu §a diphthongiert (d). Auslautendes
-awa, -awu wird zu au^ das gleich dem ursprünglichen urg.
Diphthonge au (§ 61) in ae. §a übergeht (e).
d) ealu Bier, Gf. D. Sg. ealop — hafoc Habicht häufiger als heafoc,
stets talu Zahl, calu kahl, atol schrecklich, sadol Sattel u. ä. (§ 57, a).
In den poetischen Texten ist der «^-Umlaut häufiger: heaäu Kampf, heafu
N. PI. zu hsef 'Haff', Meer, treafu N. PI. zu frxf Zelt, eafop Kraft,
heafola Haupt, eafora Nachkomme etc.
Anm. 2. In f ealu fahl, geani bereit u. ä. liegt nicht it-Umlaut
vor, sondern Brechung vor ursprünglichem Iw, rw (§ 57, p. q).
e) stna Stroh {*stra)ra-), clea Klaue {*klau-u) — fea wenige N. PI. N.
Anm. 3. Durch Formenübertragung (aus strawes, strmve, clmve
Qr. D. Sg. § 57, a) tritt auslautendes ?r oft wieder an: streaw, cleaw.
Im Auslaut einsilbiger Wörter wird urg. a zu ä ge-
dehnt (f).
f) pä da, swä so (got. siva), htm wer (got. hwas^ lat. quis), Praefix
ä- (*ör-, got. US-) z. B. ägifan verleihen, äciimba Werg.
Anm. 4. In lateinischen Lehnwörtern wird a auch in offener erster
Silbe vielfach gedehnt: säcerd Priester (lat. sacerdos), mägisfer neben.
maegester Meister (lat. niagister), äpostol Apostel (lat. apostolus), pälentse
Pfalz (lat. palafium), cälend Kalender (lat. caJendae) etc.
Vor Nasalen wurde urg. a zu offenem q, das in der
Schrift als a oder o erscheint (g), und zwar finden wir in
den ältesten Denkmälern fast ausschließlich a, später vor-
herrschend 0, am Ende der altenglischen Zeit aber wiederum
zumeist a. Vor Nasal + stimmloser Spirans f, p, s wurde
das aus urg. a entstandene ae. q unter Ausfall des folgenden
m, n zu ö nasaliert, das später unter Verlust der Nasalierung
in ö übergegangen ist (h).
g) nama, noma Name, lama, loma lahm, gameti, gonien Spiel, bana,
bona Mörder, fana, fona Fahne, lane, lone Gasse, manu, monu Mähne,
tvaman, wonian abnehmen — hana, hona Hahn, panon, ponon von da,
hwanon, hwonon woher — nianig, monig mancher — hamor, homor Hammer,
ramm, romm Widder, hamm, Jiomm Schenkel, Schinken, swamm, swomm
schwamm, camp, comp Kampf (lat. campus), lamh, lomb Lamm, mann,
monn Mann, fann, fonn Worfschaufel, bigann, bigonn begann, cann, conn
kann, canne, conne Kanne, tanman, tonnian gerben, sand, sond Sand
120 Altenglisch. [§ 56
Strand, strond Strand, Jtand, hond Hand, land, lond Land, standan, stondan
stehen, candel, condel Kerze, gandra, gondra Gander, (yänsench, panc,
ponc Dank, Gedanke, wlanc, wlonc stolz, hianc, hionc schlank, dranc,
dronc trank, pancian, poncian danken, sang, song sang, sprang, s])Tong
sprang — gangan, gongan gehen — tcann, wonn dunkel, wandrlan,
u'ondrian wandern — fram, from von — pwang, pwong Schuhriemen,
sang, song Gesang, lang, long lang, sträng, strong stark, on gemang,
on gemong \inter, zwischen, tange, toiige Zange — camh, comb Kamm —
uamb, womh Bauch — band, hond band, fand, fand fand.
Anm. 5. In lateinischen Lehnwörtern steht meistens o: plante
Pflanze, sancte heilig, ancor Anker, ancra Einsiedler (lat. anachoreta).
Anm. 6. In einigen schwächer betonten Wörtern steht regel-
mäßig 0 vor Nasalen: on an, ond und, pone den, htvone wen, pon da-
durch, 1iwon wodurch, ponne da, dann, hiconne wann.
h) softe Adv. sanft (ahd. samffö) — top Zahn (lat. dent-, ahd. zand),
söp wahr {^sanp-), smbäe Adv. geschmeidig, glatt {*smanpo) — öäer ein
anderer {*anpera-) — gös Gans (ahd. gans), hös Schaar (got. ahd. hansa),
wös Feuchtigkeit, Schlamm, ne. ooze {*iransa), ösle Amsel, ne. ousel [üzl]
(ahd. amsala) — pröstle Drossel {*pramstala) — Ostvald {*Answald).
Anm. 7. lieber den Umlaut dieses ö zu e vgl. § 57, x.
Anm. 8. üeber ae. 5 aus urg. ä vor % ^S^- § 58.
In geschlossener Silbe — außer vor Nasal (§ 57, g)
und vor Doppelkonsonanten und sc bei folgendem dunklen
Vokal (§ 57, b) — wird urg. a zu de (i), ebenso in offener
Silbe vor ursprüDglich hellem (k) oder durch «-Umlaut ent-
standenem hellen Vokal der folgenden Silbe (1). Bei Ausfall
eines folgenden palatalen g vor d, n tritt Ersatz d eh nung
von de zu se ein (m).
i) sei bei, paei daß, fset Gefäß, sset saß, hsett Hut, gnaett Mücke,
gleed froh, heiter, gleedne A. Sg. M., glasdre G. D. Sg. F., glsedra G. PL,
saed satt, heed bat, bsec Kücken, blsec schwarz, hsefde hatte — breec brach,
sprsec sprach — baer trug — paes dessen — hwaes wessen — hwaet was,
waes war, waesp Wespe — staef Stab, craeft 'Kraft', Kunst, aefter nach,
paep Pfad, baep Bad, glxs Glas, braes Erz, maesse Messe, fasst fest,
faestman befestigen, maest Mast, staer, staerling Staar — cwaep sprach —
last langsam, spät, blsed Blatt, graef Grab, dazl Tal, hwael Walfisch —
wsel die gefallenen Krieger — smael schmal, klein — basr bar, bloß, w'«r
gewahr', vorsichtig — daeg Tag, maeg mag — saßgde sagte.
Als geschlossene Silbe gilt auch Konsonant + silbenbildendem l, r,
m-, n, selbst wenn später ein Vokal dazwischen eingeschoben wurde:
aeppel Apfel, PI. aepplas, aeppla, aepplum, feeäm Umarmung — taegl Zagel,
haegl neben hagol Hagel, naegl Nagel, snaegl Schnecke, waegn Wagen,
8 57] Urgermanisches a im Altenglischen. 121
brxgn Gehirn — fxger schön (got. fagrs) — Jirsefn Rabe, eecer Acker
got. akrs), ascern Feldfi'ucht, ne. acorn Eichel.
k) hlsedel Löffel, ne. ladle, hsesel Haselnußstrauch, brsesen ehern —
fxgen froh {*fagen), msegen Kraft (as. meg/'n) — ßeäer Vater (gr. tiuttiq) —
wmter Wasser {*watera-) — hwxäer welcher von beiden (gr. noxeQog) —
daeges, dasge G. D. Sg. zu dasg Tag, baeäes, baeäe G. D. Sg. zu beep Bad.
Im Part. Praet. herrscht Schwanken: hlaeden, hladen geladen, grsefen,
grafen gegraben, slaegen, slagen geschlagen, aber : faren gefahren.
Anm. 9. Bei den Adjektiven steht auch vor den Endungen -es, -e
in der Eegel a (§ 130) : glades G. Sg. M. N., glade A. Sg. F., glade Adv,
zu gleed froh, hraäe, hreeäe rasch, ebenso im G. D. A. Sg. der starken
Feminina (§ 108): cu-ale G. D. A. Sg. zu ciralu Tod, doch findet sich vor
Palatalen auch «: sace, ssece zu sacu Streit, wrace, wreece zu tvracu Ver-
folgung. Im Konj. Praes. bleibt stets a: fare, faren.
1) seäele edel (as. adali), eeäeling Edeling {*a])uUng), gaedeling
Genosse {*gadHling), liseUp Held {*kahipiz), laetemest der letzte {*latum.ista),
— ssetern-daeg Samstag (lat. Saturni dies), aeces, sex Axt {*acusi-, ahd. achus)
— haenep Hanf (lat. cannabis), aet-gaedere, tö-gaedere zusammen {*-gaduri)
— haerfest Herbst, Ernte i^haruhist) — maegdeti Jungfrau (ahd. magaün).
Anm. 10. Im Part. Praes. und im flektierten Infinitiv der 6. Ab-
lautsklasse (§ 158) bleibt a : farende, tö faranne.
m) 7näeden neben maegden Jungfrau, saede neben saegde sagte, bräed
neben brsegd schwang, n-äen neben iraegn Wagen.
Anm. 11. Gegen Ende der ae. Zeit wird ae auöh vor einfachem
palatalen g [j] zu se gedehnt: däeg Tag, däeges, däege, faeger schön.
Zwischen dem aus urg. a in geschlossener Silbe ent-
standenen ae. 36 und einem folgenden gutturalen k [x] (u),
U oder l + Kons, (p), rr oder r + Kons, (q) bildete sich ein
dunkler Gleitlaut heraus, durch den ae. se (über geu, deo) zu
^«'gebrochen' wurde. Fiel intervokalisches h später aus,
so wurde §a mit dem folgenden Vokale zu §a zusammen-
gezogen (o). Ebenso wurde §a vor Ih, rh bei Ausfall des h
vor Vokal durch Ersatzdehnung zu §a (r).
n) sealt sah (got. gasahv) — sleah Imper. schlage — geneahhe
reichlich — feaht focht — meaht du magst, meaJite mochte — eahta
acht — hleahtr, hleahtor Gelächter — eax Achse, eaxl Achsel (ahd.
ahsala), fleax Flachs, weax Wachs, tveaxmi waxen, Seaxan Sachsen —
seax Dolch (ahd. sahs), feax Haar (ahd. fahs).
Anm. 12. Im späteren Altenglisch wurde gutturales h oft palatal
und es wurde dann ea zu e vereinfacht: seh, sieh, exl, fex etc.
o) slean schlagen {*sleahan, got. slahan), slea ich schlage {*sleahu,
*8leahe), sleap sie schlagen {*sleahap), flean schinden — ea Wasser
122 Altenglisch. [§ 57
{*eahiru, got. ahwa, lat. aqua), gefea Freude (got. faJieps) — ear Aehre
{*eahur), tear Zähre, Thräne (ahd. zahar, gr. SdxQv).
p) eall all, ealswä ebenso, weall Mauer, heall Halle, gealla Galle,
feallan fallen, sealt Salz, mealt Malz, ealdorman Vorsteher, ne. aldernian,
heals Hals, wealh-hnutu Walnuss — cealc Kalk, bealc Balken, wealcan
wälzen, siea^tian vorsichtig gehen, healm Halm — Äea// halb, cea^Kalh,
(p)sealni Psalm, cu-ealm Mord — eald alt, ceald kalt, heald kühn, fealdan
falten, healdan halten, tealde erzählte, sealde übergab — scealt du sollst,
sealfian salben, gealga Galgen, sealh Weide, meahce Malve — swealwe
Schwalbe, irealinan wälzen — healj) half, Wealh Wälscher, wealdan
walten — auch vor -h( aus -Iw: fealu fahl, falb, ne. fallow {*falwa-,
G. D. Sg. fealwes, feahcuin), sealu, salu dunkelbraun, ne. sallow.
A n m. 13. Vor einfachem l im Wortauslaut oder zwischen Vokalen,
das nicht guttviralen Klang hatte, unterblieb die Brechung: eelmihtig all-
mächtig, alwalda allwaltend (got. ala-), hiratl Wal, siHfel klein, stml stahl^
staelwieräe standhaft, ne. stahrart, talii Zahl, galan singen, nihtegdle
Nachtigall etc.
Ferner scheint l palatalen Klang gehabt zu haben und es unter-
blieb daher die Brechung in: eelf Elf, Aelfred, seimesse Almosen (lat.
eleemosyna) und natürlich auch in // aus Ij, wobei vorhergehendes a in
e umgelautet wurde : tellan erzählen {*taljan) etc. (§ 57, y).
Anm. 14. In jüngeren lateinischen Lehnwörtern bleibt a vor / + Kon-
sonant unverändert: palm Palme, albe Albe, alter Altar, fals falsch,
q) jjearroc Park, Umzäunung, scearp scharf, hearpe Harfe, eart da
bist, mearc Mark, spearca Funken, geard Zaun, heard hart, earm Arm,
earm arm, bearm Schoß, hearm Harm, bearn Kind, gearn Garn — sweurt
schwarz, wearte Warze, weard Wächter, Wache, sweard Schwarte, wearm
warm, swearm Schwärm — tvearp warf, earg 'arg', feige, pearf darf, cearf
kerbte, schnitt, earfop Arbeit, wearp ward, earn Adler — spearwa Sperling,
bearive Bahre, Trage, ne. barroiv, mearg Mark, ne. marroiv, spätae. earh
Pfeil, ne. arroir, fearh Ferkel, ne. farrow — mearh 'Mähre', Pferd —
fearn Farnkraut, earman verdienen, ernten — heard Bart — auch vor
-TM aus -r«': n ear u eng {*narwa-), G. D. Sg. neartves, nearunim — mearu
zart, gearu bereit, bearu Wald, searu Rüstung.
Anm. 16. Vor einfachem r im Wortauslaut oder zwischen Vokalen,
unterblieb die Brechung: beer trug, waer vorsichtig, beer-üc Gerste, far
Imper. fahre, faran fahren, hara Hase etc., desgl. wenn r durch Meta-
thesis (§ 95) vor einen Konsonanten getreten war: geers Gras (*graes
P. grasu), beerst barst {*br3est), am, orn rannte {*rann, *ronn), harn,
hörn brannte, eern Haus (got. razn).
Anm. 17. In jüngeren lateinischen Lehnwörtern blieb a vor /• -(- Kon-
sonant unverändert: arc Arche, carcern Kerker, marti/r Märtyrer, ge-
martyrian martern, mit i- Umlaut zu se: eerce-hiscop (lat. archiepiscopus).
^ 571 Urgermanisches « im Altenglischen. 123
r) Weales, Weale, Wealas, Weala, Wealum (*Wealhes etc.) zu
Wealh Wälscher — meares, meare, mearas, meara, mearum {*m.earhes etc.)
zu mearh Mähre.
Zwischen palatalem c, sc, </ (§89 — 91) und folgendem
de in geschlossener Silbe bildete sich ein heller Gleitlaut
heraus, so daß w (über ese) zu ea diphthongiert wurde (s).
Die Verbindung sc wurde auch vor dunklem Vokal palatal
(§ 90); darum wird nach s'c' auch a in offener Silbe zu ea
(t), a, 0 vor Nasal zu ea, eo (u).
s) ceaf Spreu — ceasfer, csesfer Burg (lat. Castro) — sceabb Aussatz,
sceaft Schaft, fiesceaft Geschöpf, sceatt Schatz, Greld, sceal soll, scealt du
sollst — aeat Tor, geaf gab — forgeat vergaß.
Anm. 17. In geers Gras {*grees)^ eetgsedere zusammen {*gaduri)
u. ä. war g guttural (§ 91) ; es blieb also se unverändert, ebenso natür-
lich auch a in gatii N. PI. zu geat Tor u. ä., obwohl sich hierfür später
durch Formenübertragung auch geatu findet.
Anm. 18, Vor l, r -{- Kons, ist ae. se schon durch 'Brechung' zu
ea geworden: cealf, ceald, scealt, scearp, geard., gearn etc. Der vorher-
gehende Palatalkonsonant ändert daher an dem Lautstande nichts.
t) sceadu, scadu Schatten, sceacan, scacan schütteln, sceafan, scafan
schaben, scealu, scalu Schale — sceaäa, scaäa Feind.
u) sceamu, sceomu, scamu, scomii Scham, Schande — sceamol, sceo-
mol, scamol, scomol Schemel, sceanca, sceonca, scanca, sconca Schenkel.
Durch i-Uralaut wurde das im Altenglischen zunächst
(§ 57, b) unverändert gebliebene urg. a zu de (v), ae. ci, o aus
urg. a vor Nasalen zu e (w), das bei Ausfall eines Nasalen
vor /, 7>; s zu e gedehnt wird (x). Das in geschlossener
oder in offener Silbe vor hellem Vokal zu « gewordene
urg. a wird durch folgendes i zu e (y), endlich das durch
Brechung oder Einfluß eines vorhergehenden Palataleu aus ge
entstandene ea zu ie umgelautet, wofür später auch vielfach
y, vor Palatalen i eintritt (z). Bei Ausfall eines h wird ie, y
zu Ie, y gedehnt (aa).
t) stsepj)an schreiten, wresccea Verbannter (as. tvrekkio) — genifeccea
Genosse, Iseccean ergreifen — heeftnn verhaften, fsestan befestigen, maestan
mästen (aber stets: rest Ruhe, restan ruhen) — hxrnan brennen trans.
(got. hrannjan), eernan rennen (got. rannjan).
Anm. 19. Hierher gehören auch fierest du fährst, ßerep er fährt,
deren a durch den Einfluß von faran, fare, farap trotz des folgenden i
zunächst unverändert geblieben war und erst später zu « umgelautet
124 Altenglisch. [§ 57
wurde, und die unter § 57, 1 aufgeführten Wörter wie ssetemdeeg, tö-
gsedere, hselep etc., bei denen das i der dritten Silbe zumachst den dunklen
Vokal der Mittelsilbe und erst dann das bis dahin unverändert gebliebene a
der ersten Silbe zu se umgelautet hat, was Sievers als „Sekundärumlaut"
bezeichnet.
w) Temes Themse (lat. Taniesis), nienn D. Sg. {^nianni)^ menn N. PL
(^manniz) zu mann, monn Mann, henn Henne {*hanjo), denn Höhle, fenn
Sumpf, pening, 2)enning Pfennig, Cent Kent (lat. C'antiiim), henc Bank
(*bankiz), stenc Gestank, drencean (got. draggkjan), ende Ende {*andja),
sendan senden {*sandjan) zu sand, sond Bote , wendan sicli wenden,
lengten, lencfen {*langaHna) Lenz, Fastenzeit, lengra länger {*langira),
leng länger Adv., lengesta der längste, lengpit {*langipit) zu lang, long
lang — Engle die Angeln (lat. Ängli), Engla land England, Englisc
englisch, hlence Glied, pencean {got. paggkjan) denken, sengean versengen —
cemes Hemd (lat. camisia), fremman vollbringen {*framjan), cempa Kämpe
(spätlat. camp/o) zu camp, com2) Kampf, cemhan kämmen, nemnaii nennen,
Dene die Dänen (lat. Dani), menigo Menge (got. managei) cennan erzeugen
(got. kannjan).
x) sefte Adj. sanft (sanftja-) zu softe Adv., smeSe Adj. glatt
{*smanpja-) zu smöäe Adv. (§ 57, h), geseäan als wahr erweisen zu söp
wahr, gemäan wagen (got. gananpjan), feda Fußgänger {*fanpjan) — tep
N. A. PI. (*fanpiz) zu top Zahn, ges N. A. PI. {*gayisiz) zu gös Gans, —
est Giinst {*ansti, got. ansts) zu ann, onn ich gönne.
y) hetra besser Adj. (got. batiza), bet besser Adv. {^batiz), betsta
der beste (got. batisfa), nett Netz {^natjan), hivettan wetzen (^hwatjan),
lettan hindern, streccean strecken (^sfrakjan), nebb Schnabel, taebb Gewebe,
ebba Ebbe, hefig schwer zu hebban heben {"hafjan), bedd Bett {"badja,
got. badi), u-edd Pfand, ecg Schneide (as. eggia), hecg Hecke {*hagjö),
irecg Keil, hell Hölle (got. halja), scell Schale {*skaljo), elles anders (lat.
alias), tellan erzählen i^taljan), sellan übergeben, civellan töten,' bell
Gürtel (lat. balteus), twelf zwölf (got. twaUf), ein Elle (got. aleina),
berige Beere (got. basi) — bere Gerste, berern, bern Scheune (aus bere-
sern) — swerian schwören {*sivarjän) — nerian retten {*nasjait), nerede
Praet., herian preisen — Tiere Heer (got. harjis), niere Meer (*«mr/-),
sele Saal, ege Furcht — mete Fleisch {*matiz, got. mats) — hete Haß —
stede Stätte — hreddan retten — secgean sagen {*sagjan), lecgean legen.
z) hliehhan, hlt/hhan lachen (got. hlahjan) — nieht, niht Nacht
{*nahti-), müht, miht Macht — sliehst, sh'ehp Pr. Ind. 2. 3. Sg. zu slean
(*sleahan) schlagen — ieldra, yldra älter (got. alpiza), ieldesta, yldesta
der älteste, ieldit, yldu Alter zu eald alt — wielle, wi/lle Quelle, Brunnen
zu tceallan wallen, ßellan, fijllan fällen {*feulljan) — fielst, fielp Pr. Ind,
2. 3. Sg. zu feallan fallen — gewieldan überwältigen, ne. nield {*uealdjan^
— gierd Gerte {*gazd.jo) — ierfe, yrfe Erbschaft (got. arbi), i ermpu
yrmpu Armut (ahd. armida) zu earm. arm, dierne, dyrne verborgen, giertvan
8 57 — 59] Urgerm. ä, wg. a im Altenglischen. 125
bereiten {^gearwjan) zu gearii bereit — ciele, cijle Kühle, zu culan kalt
sein, ne. chill — cietel Kessel (lat. catillus) — acieppan^ scujypan schaffen
(got. skapjan), scieppend, sci/ppend Schöpfer - — giest, gyst Gast {*gasUz).
aa) stiele, style Stahl (für *stielile aus *stah.lja) — Wielisc, Wylisc
wälsch zu Wealh.
Vor w wird das aus urg. a umgelautete e zu eo (bb).
bb) meotole Mädchen (got. matvilo), eoive Mutterschaf {*mvi, lat. <yvis),
eowestre Schafhürde {*aivlsfru); vgl. § 62, f.
§ 58. Urgermaiiisches ä im Altenglischen.
Urg. ä, das aus aij 7or x entstanden war (§ 54, g) ging
im Altengiischen ebenso wie das in altenglischer Zeit aus
an vor f, ]), s entstandene ä, o (§ 57, h) zu ö über (a), das
bei Kontraktion mit folgendem a unverändert blieb (b), aber
durch i-Umlaut in e verwandelt wurde (c).
a) töh zähe (*to?;/w-, ahd. zähi), tcöh Böses (as. iräh), höh Ferse
(*yf«*?Z«)) ö/i^ Acht, Verfolgung (ahd. ähta, gr. äv-dyn-ij), gepöht Gedanke
{*gapari%tu-), pöhte dachte {^payx^öm), hröhte brachte.
h) fön fahen, fangen {*föhan, urg. *ßi%an, got. fähan), hön hangen.
c) (htan ächten, verfolgen zu öht Acht, fehst, fihp Pr. Ind. 2. 3. Sg.
zu /ön fangen — heia Ferse, ne. heel (*höhila aus *%a'Q%ilan-).
§ 59. Westgerm, ä aus urgerm. se im Altenglischen.
Die Weitereutwickelung des aus urg. se im Westgerma-
nischen entstandenen ä (§ 54, w) lief in vieler Beziehung
der des urg. a parallel. Unverändert blieb wg. ä im
Altenglischen nur vor einem dunklen Vokal der folgenden
Silbe, nameutlich bei dazwischen stehenden w (a). Aus-
lautendes -awa, -äwu ging wie -äwa,- -awu,- (§ 57, e) in den
Diphthong au über, der gleich urg. au (§ 61) zu §a weiter-
entwickelt wurde (b).
a) sätve du sahst, säivon wir sahen, täiinun bereiten, getätve Rüstung
(got. teua, aber geative, frmtwe § 71, d), päpa Papst (lat. päpa), släpan
neben slaepan schlafen, läcnian heilen {*läknöjan) zu laece Arzt, lägon,
Isegon sie lagen, aber stets : seeton sie saßen, spreecon sie sprachen, breecon
sie brachen — niägas, mMgas, mäga, mägum N. G. D. PL zu mäeg Ver-
wandter — hläwan 'blähen', blasen, cnäu-an wissen, crätoan krähen
cräue Krähe, präivan drehen, säuma säen, rnätvan mähen.
126 Altenglisch. [§ 59
Aum. 1. Auch nach w steht gern ä für «: wäf neben iv^t feucht,
wäg neben tvSeg Woge, stfär neben swier schwer.
b) toea Weh, Leid neben iräwa, pea Pfau neben ijäwa (lat. pävo),
hrea, hreaw neben hräw, kreew roh, breaw neben briew Braue.
Vor Nasalen wurde wg. ä zu ae. ö (c)
c) bröm Ginster, ne. broom Besen — tvöni, wönia Lärm, öm Eost,
nötnon sie nahmen (got. nemun), cwömon sie kamen (got. qemun) — spön
Spahn, ne. spoon Löffel, söna schnell (ahd. as. sän), möna Mond (ahd.
mäno, got. mena) — Mönandeeg Montag, mönap Monat (ahd. mänöd, got.
menöps).
In den meisten übrigen Fällen wurde wg. ä in ge-
schlossener wie in offener Silbe durch Tonerhöhung
zu ee (d).
d) släep Schlaf (got. sleps), slxpan, släpan schlafen, strast Straße
(lat. via Strato), bläetan blöken (ne. bleat), ivsed Gewand (ahd. wät), säed
Saat (got. seps), rSdan raten (got. redan), needl Nadel (got. nepla), gräedig
gierig (as. grädag, got. gredags hungrig), iefen Abend, «Z Aal, mäel Mahl,
Zeit (as. mäJ, got. mel) — beer Bahre, för Gefahr — hreer Dornstrauch,
ne. briar — hxr Haar, pxr da, hwxr wo, uSron sie waren — greeg grau,
rxs Lauf, Ansturm — bMron sie trugen, stxlon sie stahlen, bretcon sie
brachen, spreecon sie sprachen, cwsedon sie sprachen — eet aß, äeton sie
aßen — weepn Waffe (as. wäpan), tviet, wät feucht, läetan lassen, preed
Draht', Faden, msed, G. D. Sg. nisedwe Wiese, ondrsedan fürchten, bräep
Hauch, Atem (ahd. brädam), h^ing Hering — bläedre Blase (ahd. blättara),
niedre Natter (ahd. natura) — rsedels Rätsel, gesäelig glücklich — rxd
Rat, brxde Braten, breedan braten, sti-ies lieb, niseg Verwandter (got. megs),
wxg, wäg Woge, bml Scheiterhaufen, sxl Glück, Seligkeit (got. seh gut),
strxl 'Strahl', Pfeil, tvmr Treue.
Anm. 2. In allen außerwestsächsischen Dialekten steht e für
WS. se: slep, stret, nedl etc. (§ 74).
Anm. 3. Vor mehrfacher Konsonanz trat später Verkürzung zu «
ein: blgeddre, nseddre.
Vor gutt. h [x] wird das aus wg. ä entstandene ee durch
Anfügung eines dunklen Gleitlauts zu §a 'gebrochen' (e), das
bei Ausfall des h mit dem folgenden Vokal verschmilzt (f).
e) n^ah nahe (got. nehws, ahd. as. näh), neah-gebür, nehhebur
Nachbar (ahd. näh-gibür).
f) mar näher {*neah,or), nean aus der Nähe {*neahan).
Nach palatalem c, sc, g wird ae. se aus wg. ä durch
Einfügung eines helleren Gleitlauts (über em) zu eä, ea (g),
ae. ö aus wg. ä vor Nasalen zu eö (h).
§ 59, 60] Wg. ä, urg-. ai im Altenglischen. 127
g) ceäce, ceace Wange, sceäp, sceap Schaf — sceap-hirde Schafhirt
— geäfon sie gaben, geä, gea ja — g^är, gear Jahr (got. jfr) — geära
vor alters, ne. of yore.
A n m. 4. Im späteren Westsächsischen wird ea zu e vereinfacht :
«cep, ge^ ger, ebenso steht e in den außerwestsächsischen Dialekten.
h) geömor Jammer (ahd. jämar), geömrian Jammern, klagen.
Durch ein i^ j der folgenden Silbe wurde wg. ae. ä zu
w (i), ae. ö aus wg. ä vor Nasalen zu e (k), das durch
Brechung oder Einfluß vorhergehender Palatalkonsonanten
aus se entstandene ea zu le, y umgelautet (m). Das sonst
aus wg. ä im Altenglischen entstandene äe (§ 59, d) wurde
aber durch den ?'-Umlaut nicht weiter verändert (1).
i) läßwan verraten {*lätvjan, got. lewjan).
k) gecweme 'bequem', passend (ahd. hiquämi), gecweman gefallen,
getane geziemend (ahd. gizämi) — hrcmel Brombeerstrauch (ahd. bröma) —
ewen Frau (*ku)öm, got. qens gr. yvv^), wen 'Wahn', Erwartung (ahd.
wän, got. tvens), wenan wähnen.
1) gemäßte gemäß, angemessen, ne. meet (ahd. gitnäzi), däed Tat
(wg.*rfärf»-), spräec Sprache läce Arzt (ahd. lähhi, got. lekeis,) — miere
berühmt.
Anm. 5. Die außerwestsächsischen Dialekte haben natürlich auch
hier e, z. B. angl. mece Schwert (ahd. mäki, got. mekeis).
m) niehsta, nyhsta der nächste zu neah nahe — clese, cyse Käse
(^ceäsi-, ahd. käst, lat. cäseus).
§ 60. Urgermaiiisches ai im Altenglischen.
Der urgerman. Diphthong ai wurde im Altenglischen
(über ä% ä*) zu ä vereinfacht (a), das einen nach Ausfall
von h darauf folgenden Vokal absorbiert (b).
a) bä beide, im wehe (got. trat), räj) 'Keifen', Seil, ftäpe Seife, bat
Boot (an. beit), gät Gaiss, äte, PI. ätan Hafer, äc Eiche, späca Speiche,
sträclan streicheln, täcn, täcen Zeichen, räd Eeise, Weg, räd ritt (ahd.
reit), wäd Waid, tädige Kröte, hläf 'Laib', Brot, dp Eid, läp leid, ver-
haßt, wräp zornig, ddp Kleid, clädTian kleiden, päs diese, gast Geist.
häl heil, hälig heilig, fäm Schaum (ahd. feim), häm Heim, läm Lehm,
bän Bein, Knochen, stän Stein, gränian 'greinen', klagen, gän gehen
{*gaim, *gais, *gaip etc. aus *ga-tm, *ga-iz, *ga-ip, gr. el[Ai, sl, elai) —
*näu> Schnee (got. snaiivs), släw träge, räw Reihe, säwol Seele (got.
saiwala) — däg, däh Teig (got. daigs), ägan haben, besitzen, ägen eigen
— bräd breit, hläford Herr {*hläf-irard Brotwart), häs heiser, ne. hoarse,
128 Altenglisch. [§ 60
är Ruderstange, ne. oar, är Erz, ne. ore, sär Wunde, lär Lehre,
här Eber, här 'hehr', grau, mära größer (got. maiza), rärlan heulen,
gänian gähnen, ne. ymvn — lätverce Lerche {^laiirrakön) , äsclan fragen
(ahd. eiskön, nhd. heischen) — hat heiß, särig schmerzhaft, on äti sofort,
ne. unoyi — an einer, nän keiner — -häd -heit, ne. -hood — hläfmeesse
'Brotmesse', ne. Lammas (1. August), geclääöd gekleidet, ne. clad, se
hälga der Heilige, hälglan heiligen — pä diese (got. pal), mä mehr (got.
mais), gräp griff, stcäpan fegen, hat biß, tvät ich weiß, stvät Schweiß,
hätan heißen, ätor Eiter, Gift, tväc weich, hläc bleich, läc Spiel, äd
Scheiterhaufen (lat. xdes Herd), hädor heiter, ääum Eidam, cäsere Kaiser
(lat. Csesar), last 'Leisten', Spur, säl Seil, är Ehre, läreoiv Lehrer, mänäp
Meineid — niäse Meise, ne. titmouse.
b) tä Zehe (für *tahe aus *tai%ön, ahd. zeha), slä Schlehe (ahd.
sleha), rä Eeh (für räha aus *rai%an, ahd. reho), gefä Feind.
Durch i-U miaut wird ae. ä aus urg. ai zu cg (c).
c) sM See {*saüvi, got. saiws), häetan heizen, hseto Hitze, htveete
Weizen, t^cean zeigen, lehren, reecean reichen, hlxcean bleichen, läedan
leiten, c^g Schlüssel, leefmi lassen, hiep die Heide (got. haipi), hMäen der
Heide {*haipina, nach lat. paganus gebildet), läesta der geringste, dM
Teil {*daili-), dselan teilen (got. dailjan), heelan heilen, eeh jeder {*ä-gillc)
mBnan meinen, ne. mean, klagen, ne. tnoan, gemeene gemein, ne. mean,
diene rein (ahd. kleini klein), hJeene mager, ne. lean — rxran aufrichten,
ne. rear — hls,fd%ge Herrin (*hläf-dige Brotkneterin), clmg Lehm, Ton,
hnSgan wiehern, ne. neigh — stSeger Treppe {*staigir-), xr früher —
iegäer jeder von beiden {*ä-gihir3eäer) — stcätan schwitzen, riede beritten,
bereit, lasdde Praet. leitete, spreedan spreiten, ausbreiten, Praet. sprsedde,
breedo Breite (got. braidei), iefre immer (zu ä ewig), näfre nimmer, hies
Geheiß (zu hätan heißen), Isessa geringer, wrEstllan ringen, ne. tvrestle,
ßxsc Fleisch {*ßaiski-), hxlp, hielo Gesundheit, Heil, lienan leihen, clxnsian
reinigen — Mnig irgend einer — ieg Ei {*ajji.z-) — feett feist, fett (aus
*Mted, ahd. feizit), gemied betört, verwirrt, ne. mad {*gemMded, got.
gamaids schwach), Mieder, hliedder Leiter — liestau 'leisten', dauern,
giestan erschrecken (got. usgaisjan), giestllc geisterhaft, ne. ghastly —
miesia der meiste, größte, slietop Trägheit — lieived Laie, ne. lewd lieder-
lich — Bne einmal — gmst du gehst, giep er geht zu gän gehen, föge
dem Tode geweiht (ahd. feigi), föhp Fehde (zu fä(ha) Feind, ahd.
gifehida), heilend Heiland, stienen steinern (ahd. steinin).
Nach palatalem s'c' wird ae. ä durch Einschiebung eines
hellen Gleitlautes zu eä (d), das daraus umgelautete ee (über
ese) zu ea (e).
d) sceän schien, neben scän, sceädan scheiden, neben scädan.
e) sceap Scheide (*skaipj5) neben sciep.
i^ 61, 62] Urgerm» an im Altenglischen. 129
§ 61. Urgermaiiisches (in im Alteuglischen.
Der urgermaniscbe Diphthong au wurde im Alten glischen
(über eeuj mo, sea) zu ea (a), das nach Ausfall von h den
folgenden Vokal absorbiert (b).
a) h^(q) Haufe, c^ap Kauf, >ifrup steil, ne. steep, Jileapan 'laufen',
springen, h^atun schlagen, ^ac auch, Jeuc Lauch, h^aceii Zeichen, sc^af
Garbe, ne. sheaf, IcafLawh, Blatt, /«</ Erlaubnis, pelcafa Glaube, her^afum
berauben, ^ast Osten, ^asferne östlich, Eastron PI. Ostern, heain Baum,
Balken, team Nachkommenschaft, st^am Dampf, seam Saum, Naht, strmm
Strom, dream Jubel, hi/a» Bohne — fa/'c Ohr (got. auso) — gr^at groß —
/("«(/ Lauge, d^ag Farbe, d^aglan färben, uc. dt/e, ^ctge Auge, li^ali hoch —
d^air Tau, p^an- Sitte, h^an-an hauen — fleah flog — sccmvian schauen —
p^fih obgleich — pycat Gedränge, preatJan bedrängen, drohen, d^ad tot,
l^ad 'Lot', Blei, r^ad rot, br^ad Brot, dfaf taub, h^afod Haupt (got. hauhip),
deap Tod (got. daupiis), -leas -los — cfajjnionn Kaufmann, l^ador Seifen-
schaum, no. Infher — cecqna)! kaufen (got. kanpoii), häig Bauge, Spange,
^ade Adv. leicht, cgas erkor.
Anm. 1. Ae. ^a entstand auch aus urg. airif, mcti (§ 57, e. 59, b).
Anm. 2. In jüngeren lateinischen Lehnwörtern bleibt au-: cawel
Kohl (lat. caulis), lairer Lorbeer (lat. laurus), Pawel Paulus.
Anm. 3. In der späteren Zeit wird ea vor palatalem c, g, h zu e:
heoi, heg^ deg, ege, heh.
b) h^as G. Sg. M., h^a N. PI., hean schw. Dekl. {*h^aJies, heahe,
h^ahan) zu Ji^ah hoch, fr^a Herr {*fixaja, got. fniuja), fl^a Floh {*ß^aha),
^ani Oheim {*^aMm, urg. *au%aim).
Durch /-Umlaut wurde ae. m aus urg. au zu le, y, 7 (c).
c) sHepel^ stypel Kirchturm {*sfauj)Uu-) zu sfeap steil, lecan, ycan
vermehren, med, nyd Not {^naudi-, got. naups), sUefe, slyfe Aermel, ge-
liefan, gelyfan glauben (got. galatihja»), sciene, scyne schön {*skauni-),
sciete, scyte Tuch, ne. sheet {*skaiftja, got. skauts Schoß) — hieran, hyran
hören (got. hausjan) — leg, lg, leglaiid, Igland Insel {*aiijö-), hlehra,
hyhra höher, hlehsta, hylista der höchste, hlehäii, liyhäu Höhe zu heah
hoch — hieg, hlg Heu {*Jiauja-) — nieten, nyten Rind, leäe leicht Adj., tep
leichter Adv. Komp. zu eade Adv. leicht, Heg, llg Lohe, allesan, älysan,
erlösen, hleirst, hieiip Pr. Ind. 2. 3. Sg. zu heanrt» hauen.
Anm. 4. Später steht auch e für le: gelefan, heran etc.
§ 62. Urgerniaiiisches c im Alteiiglischen.
Urg. e blieb im Altengiischen oft unverändert (a).
a) fetor Fessel, fretan fressen, seil Sessel, setlan festsetzen, tredan
treten, hedeclan betteln, ne. heg, u-eder Wetter, irecter Widder, feäer
Kaluza, Histor. Grammatik d. engl. Sprache. I. 2. Aufl. 9
130 Altengliscli. [§ ö2
Feder, leäer Leder, toest West, nest Nest, spell Spruch, helle Glocke,
stcellan schwellen, helpaii helfen, feit Filz, melfan schmelzen, siveltun
sterben, sehhoi selten, feige Radfelge, delfan graben, heim. Helm, helma
Steuerruder, ferse frisch, perscan dreschen — hrecaii brechen — wec/ Weg,
jile(/(i Spiel, pleglan spielen, segl Segel, pegn Degen, regn Regen, gelegen
gelegen, hregdati schwingen — leger Lager — 2>eru Birne, iera Bär, heran
tragen , feran 'zerren', zerreißen — hersfan bersten — sirelgan ver-
schlingen — e/(()i essen, »letaii messen, irrecan rächen, sprecan sprechen,
cireäcui sprechen, hesma Besen, toela Reichtum, stelan stehlen, feld Feld
— nefa Neffe, sefa Sinn, sirefan schlafen, su-efn Schlaf, Traum, ftfefn
Stimme, helan hehlen, feil Fell, siiell schnell, iver Mann (lat. r/r).
Im Auslaut einsilbiger Wörter (1)) und bei Ausfall eines
folgenden palatalen «y vor d^ u wird urg. e zu e gedehnt (c).
b) lie er, ne wir, ge ihr, ine dir, se der, pe (Relativpartikel).
c) bredan neben hregdan schwingen, sfredan, sfregdan streuen, ren,
regn Regen, pen, pegn Degen, Diener.
Anm. 1. Auch vor einfachem palatalen g [j] wurde (' im späteren
Altenglisch zu f gedehnt: ?rf^ Weg, loeges, irege G.D. Sg., aber nicht vor
gutturalem g [/] nregas, vega, iregxni N. G. D. PL, vgl. §57, Anm^^ll.
Vor Nasal + Kons, war e schon im Urgermanischen zu i
geworden (§ 54, i); im Altenglischen geht e auch vor ein-
fachem m in l über (d).
(l) iriniuii nehmen (ahd. iiemcm).
Anm. 2. Aber vor einfachem )t bleibt e: cireiw Frau, .'<eiiep Senf.
Anm. 3. In älteren lateinischen Lehnwörtern ist e vor Nasal + Kon-
sonant ebenfalls zu / geworden: g/Dim Edelstein (lat. geiiima), mint Minze
(lat. mentha); in jüngeren bleibt es unverändert: templ Tempel, ebenso
aiich vor spätae. nm aus fn -. stenin, stefn Stimme.
Anm. 4. Vor einem /, j der folgenden Silbe war e schon im Ur-
germanischen zu / geworden: here ich trage, hirest du trägst, htrep er
trägt (§ 54, k).
Durch ?^ -Um laut wird urg. e namentlich vor /, r und
nach w zu eo diphthongiert (e), ebenso durch folgendes w
(f), während im Wortauslaut die urg. Verbindung -enut, -eivu
in den Diphthongen cu übergegangen ist, der wie sonst (§ 64)
zu ae. eo wurde (g).
e) heofon Himmel (*liediin), seofon sieben — heofor Biber — eofor
^ber — weorold Welt — tceorod Schaar — Jieorot Hirsch {*liemt-) —
sweotol deutlich — sweostor Schwester — hn-eogol, liweou-ol Rad, ne.
wheel — in den poetischen Denkmälern auch vor /, d, g: meotod Schöpfer,
8 621 Urgerm. e im Altenglischcn. 131
nieodu Met, eodor Schutz, während in der westsächsischen Prosa e in
diesem Falle unverändert blieh: fefov Fessel, metod Schöpfer, medu Met,
(jehedu PL zu gehed Gehet, regol Eegel, auch fela viel, wesole Wiesel.
f) treowes, treowe G. D. Sg'., treowa, treowum G. D. PI. zu treo
{*freu-a-) Baum, cneoires, cneowe G. D. Sg'., cneoivu, cneoivum G. D. PI.
zu cneo Knie, peoires, peowe G. D. Sg., peoiras, peoiva, pi'oirmn N. G. D. PI.
zu peo Diener, peou'lan dienen, peou-ot Knechtschaft.
Anm. 5. Auch das durch /-Umlaut aus urg. a entstandene c wird
vor w zu eo gebrochen: eoive, eowestve, meou.üe (§ 57, hb).
g) frco Baum {*trewa-, poln. drzen-o), treo N. PI. {^tretru), cneo
N. Sg. PI. Knie — pro Diener {*pewa-).
Anm. 6. Durch Uebertragung aus den unkontrahierten Formen
wird w im Auslaut oft wieder angesetzt : treow, cmoir, peow, namentlich
in Kompositis bei verkürztem Vokal: läreow Lehrer aus *Iäi--peo(ii}),
lätteow, latleon- Führer aus *Iäd-peo(ir).
Vor gutturalem h [x] (h), vor k, Ih, If, hv (k) und vor
rr oder r + Kods. (1) wird urg. e zw. eo gebrochen. Bei
Ausfall eines intervokalischen h wird dieses eo mit dem
folgenden Vokal zu eo zusammengezogen (i), ebenso wird eo
vor Ih, rh bei Ausfall des h vor Vokal zu eo gedehnt (in).
h) eoh Pferd (lat. equus) — feoh Vieh, Geld (lat. pecxs, got. faihu),
seoh sieh — gefeoht Gefecht, feohtan fechten.
i) feos, feo (^feohes, *feohe) G. D. Sg. zu feoli Vieh — ■•ieon sehen
(*seo}ian), seo ich sehe (*seolie) — gefeon sich freuen, phjon wagen,
sweor Schwäher, Schwiegervater (ahd. suehur), hundteontig 100 (*hundfeo-
huntig) — teoäa der zehnte ( ^teohunpan-) — geohol, geol Weihnachten,
ne. Yule.
k) meolcan melken (ahd. melchan) — eolh Elch (ahd. elaho) —
seolli Seehund — heolfor Blut — seolf neben häufigerem seif selbst —
geolu gelb ( *yeltva-), geolwes, geolwum G. D. Sg. — geoleca Eidotter
(*yehmk(m-) — meoltc neben mein Mehl, aber gewöhnlich melives, inelive
G. D. Sg.
A n m. 7. Vor l, II, Ip, U, Id, lg, Im bleibt urg. e unverändert, da l
hier nicht gutturalen Klang hatte, vgl. tcela, stelan, feil, sirellan, Jielpan,
nieltan, seldan, swelgan, heim u. ä. (§ 62, a). Ebenso bleibt natürlich das
durch /-Umlaut aus a entstandene e vor II aus Ij unverändert: hell,
sellan etc. (§ 57, y).
1) feorr fern, steorra Stern, heorie Herz, deorc dunkel, heorcan
bellen, dveorg Zwerg, ceorfan kerben, heorp Herd, beorma Hefe, no. härm
— heord Herde, tveorc Werk, weorp wert, Wert, tveorpscipe Wertschätzung,
Verehrung, eoräe Erde, eorl Graf, ceorl 'Kerl', Gemeinfreier, eoniont Ernst
— tsweord Schwert — heorht glänzend — weorpan werfen — beorg Berg,
9*
132 AlteDglisch. [§ 62
pweorh 'zwerch', queer, feorli Leben, georn gern, beorn Held , caeorn
Handmühle (got. qairnus) — auch vor -ni aus -rtr: teorii Teer, teonves,
teonve G. D. Sg. — sineorti Schmeer, smeonces, smeorwe G. D. Sg.
Anm. 8. Nach Sievers, Zum ags. Vokalismus, p. 24 f. gehen auch
reofd Sprache, hreord Rand, heordan PI. Hede auf Grundformen mit urg. e
(*rezda-, ^brezda-, *hezdan-), nicht auf solche mit (/ zurück.
Anm. 9. Urg. e bleibt vor r -\- Kons, unverändert, wenn das r
erst durch Metathesis hinter den Vokal getreten ist : ferse frisch (*fresc),
perscan dreschen (^prescan), perscold Schwelle (*])resciraJd), berstan
bersten, sowie vor einfachem r, das nicht gutturalen Klang hatte: tver,
heva, bcran etc. (§ 62, a).
m) seoles, scole, seolas etc. (*sc'olhcs, ^seoUie, *seol]ias) G. D. Sg.,
N. PI. zu seolh Seehund, feolan gelangen (*feolhan, got. filhcm) — feores,
feore, feora, feoriim (*feorlies, *feorhe, *feorha, ^feorhuin) G. D. Sg. PI.
zu feorh Lehen, doch kommt in der Poesie auch kurzer Vokal vor : /eores,
feore, feorum.
Zwischen palatalem c\ sc, g' und einem folgenden urg. e
bildet sich ein hellerer Gleitlaut / heraus; es wird also urg. e
in diesem Falle zu ie diphthongiert, wofür später auch y, i
eintritt (ii).
n) c'ieres, c'ires Kirschbaum (lat. cerasus), c'iest, eist Kiste (lat. cisia)
— c'ierne Butterfaß, ne. churn — sc'ieran neben sc'eran scheren — sc'ield,
sc'ild Schild (*skeldu-J — (j'iefan, (Jifan geben, giefu, g'ifii Gabe, g'iecel,
g'icel Eiszapfen — (fiestran deege gestern, (/iellan gellen, g'ielpan, g'i/lpan
prahlen — g'ieldan, g'i/ldan bezahlen, g'iest, g'ist 'Gischt', Hefe, ne. geäst.
Anm. 10. Das durch Brechung vor /, r + Kons, aus e entstandene
eo blieb nach c, g unverändert: ccorfan, geolo, geoleca, georn (§ 62, k. 1),
ebenso das durch /-Umlaut aus a, o entstandene e: cempa , ceniban,
cennan (§ 57, w).
Das durch ?/-Umlaut oder Brechung aus urg, e ent-
standene eo wird durch vorhergehendes w zu o, n ver-
dimkelt (o), durch ein i der folgenden Silbe aber zu ie um-
gelautet, das bei Ausfall eines h zwischen Vokalen zu le, y ge-
dehnt wird (p). Ebenso wird eo durch den Einfluß eines im
Auslaut oder vor hellen Vokalen palatal gewordenen hf [/t],
X [;f's] zu ie, i umgelautet (q).
o) sweotol , swittol deutlich — siveostor , sicustor Schwester —
weorold, worold Welt, weorc, tvorc Werk, tveorp, wurp wert, Wert — siceord,
sword, sumrd Schwert — weoräan, wurSan werden.
p) tun, tyn 10 {Heo%uni-, *teoiii), fifttene, fiftyne 15.
§ 62—64] Urgerm. c, ex im Altengiischen. 133
(j) cnielit, (•»///< aus älterem c/fco/*^ Knecht, cnihtes, cnihfe G.D.Sg.,
rieht, riht Recht, siex, six 6.
Anm. 11. Vor dunklem Vokal bleibt eo: feohtan fechten, ciicohfas,
cneohta, cneohtum N. G. D. PI. zu cniht. Später findet sich allerdings
durch Formenübertragung auch cneohf Sg. und ciiihtas PI.
§ 63. Urgermauisches e im Altengiischen.
Das im Urgermanisclien iu einigen Wörtern vorhandene
geschlossene e, das wahrscheinlich durch Kontraktion oder
Ersatzdehnung entstanden war (§ 54, x) blieb im Altenglischen
unverändert (a).
a) her hier, med Lohn, ceii Kien, Kiefer, WeJunä Wieland.
Anm. 1. Die ursprünglich reduplizierenden Praeterita hPt hieß,
Jet ließ, slep schlief, feng fing etc. haben gleichfalls langes geschlossenes e.
Anm. 2. In jüngeren lateinischen Lehnwörtern, wie creda der
Glaube, ne. creed (lat. credo), hete Rübe, ne. heet-rrjot (lat. heta) bleibt
lat. e unverändert; in älteren Lehnwörtern, wie side Seide (lat. seta),
pvn Pein (lat. pdna, pfna) ist es in ~t übergegangen.
§ 64. Urgermauisches cn, wg. eit, in im Alteuglischen.
Urg. eil wsiV im Westgermanischen vor folgendem /, J in
iu übergegangen, sonst aber unverändert geblieben (§ 54, m. n).
Dem entsprechend stehen sich auch im Altenglischen anfangs
eo aus wg. eu und w aus wg. in gegenüber, doch wurde diese
Scheidung nur im Nordhumbrischen streng aufrecht erhalten
(§ 74). Im Westsächsischen wurde wg. eu zu eo (a), das
bei Ausfall eines intervokalischen h oder tv den folgenden
Vokal absorbiert (h).
a) hleo Schutz, ne. lee, deop tief, creopan kriechen, _/teot Schiff, ne.
fteet Flotte, ßeot Fließ, Fleet, ne.ßeet, fleotan schwimmen, reocan 'riechen',
rauchen, hreod Ried, «t-fof? Unkraut, ne. ?<^ee(/, ^;~o/üieb, /fo/ lieb, cleofan
spalten, seextan sieden, ßeo.s Vließ, frrosun frieren, fneomn niesen, ne.
tsneeze, ceoJ 'Kiel', Schiff, pn-Post Priester (aus lat. preshyter oder aus lat.
praepositus, afz. preosts?) — heor Bier, dcor 'Tier', Rotwild, steor Stier,
dreor Blut, dreorig blutig, traurig, ne. drear;/ — stcor-bord Steuerbord,
ne. ütarhord — fleogcm fliegen, fleoge Fliege, leogan lügen, peoh Schenkel,
ne. thigh, i^ceoh scheu, ne. sliy, leoht Licht — .^ceotan schießen, ceosan
'erkiesen', wählen, forleosan verlieren — ceowun kauen, hreowun brauen,
134 Altenglisch. [§ 64, 65
hreowan reuen, hreow Reue (alid. riutva), treoic Treue (ahd. trluua) —
feower vier (urg. ieivoi\ wg. feuicor, feinvor), feoiveriyne, vierzehn, feo-
weriig vierzig — eower euer, eoiv (urg. etv, wg. ewir, euu') euch — steop-
feeder Stiefvater, leof-mann Liebchen, ne. lemnian, hreost Brust — seoc
siech, krank — beoäan bieten — beod Tisch, ^eod Volk, peoden Herrscher,
leop Lied, Jeovia Glanz {*7ei(X»iön-).
Aniu. 1. Der Diphthong eo entstand im Altenglischen auch in
einem Teile der ursprünglich reduplizierenden Praeterita durch Zusammen-
ziehung des Vokals der Eeduplikationssilbe mit dem der Stammsilbe,
z. B. feoJl fiel, hcoM hielt, Mof schlug, gveow wuchs, cneow kannte, Jieow
hieb etc.
b) Jfeon fliehen (*ffeohan), flco ich fliehe (flcohe), fleop sie fliehen
(*fleohap), teon ziehen — reon sie ruderten (*reowttn) — feoräa der
vierte (^^fcoiveräa) — feorpling der vierte Teil, ne. farihing.
Wg. in aus urg. en vor /, j der folgenden Silbe wurde
im AVestsächsischen zunächst zu lo, dann aber ebenfalls zu
eo, das nunmehr seinerseits durch das i, j der folgenden Silbe
zu le, y umgelautet wurde. Doch blieben daneben viel-
fach auch die unumgelauteten Formen mit eo aus älterem
^o bestehen (c).
c) dest Pr. Ind. 2. 3. Sg. zu ceosan wählen, ßieJist, ßichp Pr.
Ind. 2. 3. Sg. zu ßeon fliehen — llehtan, lyhtan leuchten zu JPoht Licht
— sieof, styr Steuerruder, sfeora, sfiera Steuermann, steoran, stieran
steuern, deore, diere Adj. teuer (as. dinri) — deorling, dierJing Liebling
— ciecen Küchlein, ne. chicken {*lx-hihina-) — pi^fpy p^oft Diebstahl —
peostre, plestre, pysfre düster, dunkel, peoiftnan, pystnan dunkel werden
— getrletve, getryive, getreotve getreu (ahd. glfriuivi), triewe, trvoire Treue
(as. t)ii(u-i), trietcan, treowan trauen, cllewen, cUwen, deowen Knäuel, ne.
clew — meire, nlwe neu (ahd. iniat-i, got. nnij/'s), hlew, hlw Farbe, ne.
Ime — glieto, gliiv Freude, Spiel, ne. gh'e — siowan, seotvan nähen,
ne. setv.
§ 65. Urgermanisches / im Alteuglischen.
Urgerm. / ist im Altenglischen in den meisten Fällen
unverändert geblieben (a).
a) seip Schiff, lippa Lippe, Int es, tvriten geschrieben, gewrü Schrift,
hiton wir bissen, hiten gebissen, hite Biß, hita Stück, hiter, bitter bitter,
sjntu Bratspieß, geir/ff Verstand, Jitt Gesang, sitfan sitzen, pic Pech,
stice Stich, uice Docht, ne. u-icl-, sicol Sichel, ßcol listig, trügerisch,
ne. ficMe, pricum stechen, licclan lecken, sticca Stock, picce dick, bicce
Hündin, ne. bitch, flicce Speckseite, ne. ßitcli (of bacon), sibb Verwandt-
§ 05 Urgerm. i im Altenglischen. 135
Schaft, rihh Rippe, crihh Krippe, hJid 'Lid', Deckel, hider hierher, pider
dorthin, hivider wohin, ridon wir ritten, riden geritten, bed-rida bett-
lägerig, ne. hedridden, midd in der Mitte befindlich, hiddan bitten, twig
Zweig, r?//' Klippe, gif ob, ne. ify sife Sieb, Ufer Leber, drlfen getrieben,
giß Gabe, swiff schnell, wij) wider, !^i>iip Schmied, smippe Schmiede.
äippan seitdem, fiäele Fiedel, in ist, liis sein, /)/.s- dieses, hisig emsig, ne.
fcwsy, Visen aufgestanden, cr/.yj kraus (lat. crispus), misteltän Mistel-
zweig, ne. mistletoe, hivisfllan pfeifen, ne. whistle, fisc Fisch, diso Schüssel
(lat. discus), hiscop Bischof (lat. episcopux)^ liHe Lilie, hiU Schnabel, hiU.
Schwert, iriUa Wille, stille stille, scilling Schilling, hilf Schwertgriff,
Ulmen Häutchen, ne. film, him ihm, lim Glied, d/mm dunkel, grimm
grimmig, swimman schwimmen, «V»^ja Pfropfreis, fimher Bauholz, in in,
tin Zinn, scinu Schienbein, sinnel Spindel, inn Herberge, ne. //»«, cinn
Kinn, finn Flosse, hinn Krippe, onginnan beginnen, winnan kämpfen,
spinmm spinnen, fiinf Kieselstein, icinter Winter, finc Fink, drincan
trinken, sincan sinken, stincan stinken, scrincan welken, wind Wind,
windwian ^\orfeln, liindrian hindern, ping Ding, hring Ring, finger Finger,
singan singen, stingan stechen, sting Stachel, springan springan, hringan
bringen — hitel Käfer, ne. heetle — priiva dreimal — ic ich — stig
Schweinestall, ne. stye, stigol Zauntritt, ne. stile, nigon neun, licgean
liegen, pliht Zustand, iviht Wesen — uiht Gewicht — cild Kind, ivilde
wild, milde mild, climhcm klimmen, hind Hindin, lind Linde, rind Rinde,
hlind blind, hehindaa hinten, lindan binden, findan finden, windan winden,
grindan mahlen — hy-idd Vogel, ne. hird, pridda der dritte — hire ihr,
cirice Kirche (gr. y y.vQiay.ri) — irilcinna willkommen — mid mit, irine
Freund, hilpest du hilfst, h/l2)ep er hilft, hirest du trägst, birep er trägt.
Im Auslaut einsilbiger Wörter wird i zu l gedehnt (b),
ebenso bei Ausfall eines palatalen g vor Dentalen oder eines
h (c). Vor mf, np, ns wird urg. i unter Wegfall von m, n
zu i nasaliert und gedehnt, die Nasalierung aber später wieder
aufgehoben, sodaß sich auch hier 7 ergibt (d).
b) bi, big bei (got. bi), auch in Kompositis : /M-i-ecfjre zweischneidig,
prifeald dreifach und in erster offener Silbe lateinischer Wörter: gigantus.
c) bridel aus brigdel Zaun, Itp, ligep liegt, sUe Sichel, ne. scgthe
C^sigiäe), tile, tigele Ziegel (lat. teguht) — geUre, geligere Ehebruch,
rinan, rignan regnen, frlnan, frignan erfragen — viist Nebel (*mihstu-)
— tfig Epheu (*if-hig).
d)/7/ fünf '(*fif got. fimf) —fifta der fünfte, /Z/V/// fünfzig — ftfel
Riese (aisl. finibul), sip Fahrt, Reise (got. sinp), geslp Gefährte (ahd.
gisindo), sinp stark (got. sn-inps, ahd. siiindi), Me sanft (ahd. lind)
hriäer Rind (ahd. rind).
Anm. L In dem spätlat. Lehnworte pin^ian erwägen bleibt «,
ebenso in winster links aus winester.
136 Altengliscli. [§ 65
Anm. 2. In //.*.■* Mildo (*lläs) wird 7 wieder zu / verkürzt.
Durch ?<-Umlaiit wird iirg. / — besonders in den poetischen
Texten — zu io, eo diphthongiert (e), ebenso wird / vor
folgendem gutturalen h [x] (f), vor Ic, If (g) und vor r + Kons.
(h) zu io gebrochen, geht jedoch, wenn die folgende Silbe
ursprünglich ein /, / enthielt, sowohl vor palatal gew^ordenem
h [x] (i), als vor r + Kons, (k) in ie, ij über.
e) frioän Friede, nionu Sehne, cliofu PI. zu clif Klippe, Uomu PL
zu Jim Glied etc., in ws. Prosa gewöhnlich: friäu, limn, clifu etc.
Anni. 3. Vor c, g unterbleibt der «-Umlaut stets: ßcol listig
siricol betrügerisch, sicol Sichel, nigon neun, sigor Sieg.
f) Wiolit Insel Wight, Piohtas, Peohfas die Pikten, t/uhlüau, teohh'tan
anordnen (*tix%öjan ), nüo.r, ineo.r Mist, hetweox, hetwix zwischen.
Anm. 4. Doch bleibt / vor auslautendem ht [y! t] unverändert in :
pliht Zustand, nilit Wesen, xiht Gewicht (§ 65, a).
g) mioluc, tneoluc, iiteolc Milch (got. Du'hil-.'f), .v/o/oc, seoloc Seide,
siolufr, siolfnr, seolfor Silber (got. siluhr).
Anm. 5. Der Diphthong io, eo in mioluc, siohic, siolufr wird zwar
gewöhnlich als (f -Umlaut gedeutet, doch kommt hier — wie bei eaJn
§ 57, d, meohi § 62, k — für die Diphthongierung wohl in erster Reihe
der gutturale Klang des 1 vor it in Betracht.
Anm. 6. Vor U, It, Id, Im etc. bleibt / unverändert: hill, wiUe,
hilf, cild, ßhnen (§ 65, a).
li) lionilan, leorrüan lernen (^Urmjioi ).
i) siehst, sihst du siehst, sieJip, sihp er sieht {^siyjs, *sixip), gesiehp,
gesilip, gesihf Gesicht, zu scon sehen (§ 62, i) — ßehtst, ßlttst, fieht, ßht
Pr. Ind. 2. 3. Sg. zu ßohtun fechten (§ 62, h).
k) ierre, i/rre zornig (ahd. irri) — hierce, hijrce Birke {*birkjön-)^
hierde, hirde, hijrde Hirt (ahd. hirti) — sceap-Merde Schäfer — giernanf
gi/rtian begehren, ne. yean).
Anm. 7. Neben irnan laufen i^*rinnun), hinutn brennen {*brinnan)
rindet sich auch ienia», //man, hiernan, hyrnan, ferner hiere G. D. Sg.
ihr, hiera G. PI. ihrer, aber sonst bleibt / vor einfachem r: hirest du
trägst, hirep er trägt.
Nach w wird das durch /^-Umlaut oder Brechung aus /
entstandene io zu u verdunkelt (1), das durch folgendes i
wiederum zu ie, ij [ü] umgelautet v.ird (m).
1) int tun, uton, utcm wohlan {*geifitan, gewiotun laßt uns gehen) —
ti'ucH neben n-icit Woche (got. tn'kö Reihenfolge) — cwkck, chcu neben
cwicu lebendig, uudttire, u-iodiiwe, u-eoduirf Witwe (got. ividuwö, lat.
§ 65, 66] Urgenn. /, 1, t im Altenglischen. 137
vidaa) — cudu, cwidu das Gekaute, ne. cad — irudu, trioda Holz (ahd.
tvitit) — htveßt-hwitgit was auch immer, irgend etwas — hetwitli, hrfnh,
hetiritx, hetux neben bettveoh, hetu-ih, hcin-eoj; hetvnx zwischen, auch vultt
Ding neben wiht — twiica, tuwa zweimal.
ni) tviersa, %iiyr><a schlimmer (für *irii(rsint, *wtiri<iru, got. irairt^iza,
urg. *u'irsizan-), wierresta, wyrresia der schlimmste, (^^viuryista, *irursixta,
urg. *ivirzistan), wieräe, uyräe würdig (ahd. irirdt) — wierp, ivyrp wird
zu tveoräan werden, wierpst, irijrpst du Avirfst, irierpp, iri/rpp er ^^•irft
zu toeorpan werfen.
Anm. 8. Bei Verschmelzung der Negation ne mit Verbalfornien,
die auf wi- anlauten, geht ici ebenfalls in // [ü] über: ni/lle ich will
nicht {ne ir/'lle), ni/If du willst nicht, )iyh er will nicht, n//]h(J) sie wollen
nicht, 9i//fo)i wir wissen nicht {ne ici'ton), nysfe ich wußte nicht {ne
H-isfe) etc; vgl. § 191 f.
Bei Ausfall eines folgenden J wird iirg. / zu 7 gedehnt
und mit einem folgenden dunklen Vokal zu lo, ro (n), mit
einem hellen Vokal zu 'w zusammengezogen (o). Ebenso
entsteht le durch 7 -Umlaut aus kontrahiertem lo, co (p).
n) frco frei {*frijii) frei, prco F. N. drei {*pr/ju), hi'o F. Sg. sie
{*hiju), seo die {*.'<ij(t)i hcon sein {*b/Jun), hco(m) ich bin, heo Biene
{*bijön), fcondY^inA {got. fijand s) — /ifoH^Z Freund {got. friß luU), dcofol
Teufel (lat. diabolus) — feogean hassen, freogean lieben — rode ich ging
{*ijade, got. iddja, lat. *-).
o) Me N. PI. sie {*hije), sie ConJ. Praes. sei (*svje) — p)üe M. drei
{*prije, *prijiz) — pritig dreißig.
p) flend, friend D. Sg. N. A. PL zu feond Feind, freoud Freund.
§ 66. Urgerm. /, J im Altenglischeu.
Urg. 7, dem sich urg. l unter Verlust der Nasalierung
anschloß, ist im Altenglischen fast stets unverändert ge-
blieben (a).
a) gripan greifen, p'ipe Pfeife, rljje reif, htvlt weiß, hlian beißen,
simtan 'schmeißen', beschmutzen, wrltan 'reißen', schreiben, die Deich,
geVic gleich, lician gefallen, sican seufzen, strican streichen, schlagen,
u'ld weit, üd Zeit, bidan warten, ctdun schelten, gfidan gleiten, sUrlan
gleiten, stndcm schreiten, ridan reiten, side Seite, Idel eitel, Frige-deeg
Freitag, lif Leben, ivif Weib, cwf Messer, ne, Icnife, dnfan treiben,
Kcrlfan 'schreiben', Buße auferlegen, bUde froh, tvrutan drehen, ~is Eis,
wis weise, ivl>;e Art und Weise, är'isun aufstehen, Cnsi Christus, hwil
Weile, hwUiim zuweilen, wll Betrug, mU Meile (lat. mi/ia jnis.-mum), Um
138 Altenglisch. [§ 66, 67
Leim, rim 'Reim', Zahl, hrhii Rauhfrost, ne. rime, tlma Zeit, brine Salz-
wasser, min mein, ßln dein, iriH Wein, sirm Schwein, sain Schrein,
schia/i scheinen, hunnan winseln, ne. irhme, pln Pein (lat. päma), phnan
peinigen — i/ir Draht, S2)n- Schößling, spitzer Turm, scvr Grafschaft,
tren Eisen — rJce Reich, 7ice reich, mächtig, stigan steigen, stig Steg,
Steig — sclr hell — tu- Eibe, ne.//ew, spitvan speien, Thcesdeeg Dienstag —
wif-mann Frau, ne. icoman — wif-menn Frauen, ne. ivimmen^ sfif steif,
wis-döm Weisheit, cnsten-äöm Christentum, Christenheit, Cnst-massse
Weihnachtsmesse, ne. Christmas, iiün-gearä Weinberg, ne. vineyard, Im
Lein, Flachs, li»en leinen, — aus urg. i: pixl, ]nsl Deichsel, (ahd. dlhsala),
gepihsf du gedeihst, geplhp er gedeiht zu peon gedeihen (§ 66, c).
Anm. 1. Vor v^' findet sich auch eo neben t: coio, I«' Eibe, speowan,
sjnioan speien.
Anm. 2. Vor ss wird t zu / verkürzt: hllss Freude {*hliäs).
Vor gutturalem h [x] wurde urg. 1, J zu. eo g e b r o c h e n
(b), das nach Ausfall des h einen folgenden Vokal absorbierte
(c) und durch /-Umlaut in te, y überging (d).
b) coh Eibe (ahd. Um) neben eoit\ Iw (§ 66, A. 1), ireoJi Götzenbild
(got. ireihs), weofod Altar {*inh-beod), leoh leihe, teoh zeihe, ßeoh gedeihe
zu leon, teon, J^eon (§ 66, c) — betiveoh, betweonuin zwischen (got. fiveihnai
je zwei) — leohf leicht (urg. Hin%ta-, li%ta-, got. leihfs).
c) leon leihen (für *leohan aus Hlxan), teon zeihen {*teohan, ti%mi),
seon seihen {*seo'han, *si%an), wreon bedecken {*ivreohan, *'ivn%an), peon
gedeihen i^peohan, pi%an, urg. pi'dxan, pi%an) — feol Feile (ahd. flhala).
d) luhtan, Vihtan erleichtern zu Icoht leicht (§ 66, b).
§ 67. Urgermauisches o im Altenglischeu.
Urg. 0 bleibt im Altenglischen in der Eegel unver-
ändert (a).
a) dropxi Tropfen, copor Kupfer, p)opig Mohn, topp Spitze, hlot Los,
scoten geschossen, rotlan faulen, pott Topf, splott Fleck, Stüsk Land,
cnotta Knoten, botm Boden, Joe Schloß, locc Locke, flocc Herde, cocc Hahn,
brocc Dachs, pjocc, PI. p)occas Pocken, ne. pox, stocc Stock, Pranger, coccel
Kornrade, god Gott, bodig Körper, soden gesotten, troden getreten, trog
Trog, dogga Dogge, frogga Frosch, of von, cohhettan husten, box Buchs-
baum (lat. hitxus), fox Fuchs, oxa Ochs, holh, G. Sg. hohces hohl, holegn
Stechpalme, ne. hollg, folgtan folgen, sorg Sorge, morgen Morgen, borglan
borgen — scop Sänger, hof Hof, lof Lob, coss Kuß, tcolcen Wolke, folde
Erde, holpen geholfen, icorpe» geworfen, gecoren erkoren — open offen,
hopian hoffen, pi-ote Kehle, flotian schwimmen, sinoca Rauch, smoclan
rauchen, brocen gebrochen, bodian verkündigen, sfofa Badestube, rose
§ 67] Urgerm. o im Altenglischen. 139
Eose, nosn Nase, hose 'Hose', Kniestrumpf, col Kohle, hol Loch, fola
Fohlen, soh Sohle, stolen gestohlen, toll Zoll, holla Becher, ne. howl,
holt Bolzen, colt Füllen, motten geschmolzen, gold Gold, molde Erde,
ne. mould, froren gefroren — folc Volk — hoga Bogen — oft oft, hrop
Brühe, ne. broth, iiioMe Motte, forsf Frost — dohtor Tochter, höhte kaufte,
gehöht gekauft — foi- für, dor Tor, fore vor, heforan vorn, ho)'en geboren,
siroren geschworen, forloren verloren, por^» Dorf, i^ort Hafen (lat. j)ortus),
ort-geurd Garten, ne. orchard (lat. hortus -{- ae. geard), storc Storch,
forca Gahel, bord Bord, Brett, ford Furt, hord Hort, forp vorwärts,
geforäian fördern, ne. afford gewähren, norp Norden, hors Boss, worhte
Praet., worht Part. Praet. zu u-ijrcean wirken, storm Sturm, forma der
erste, porn Dorn, com Korn, hörn Hörn — u-ord Wort, moräor Mord —
ivolde wollte — ofen Ofen, ßoterian flattern, ne. ßutter.
Im Auslaut (b) und bei Ausfall eines folgenden g, h
(c) wird 0 zu ö gedehnt.
b) tn zu C^to).
Anm. 1. Dehnung liegt auch vor in .b'cö? Schule (lat. sf/io/«) neben
scolti Schar, cöc Koch (lat. *cocus, coqnns).
c) brogden, bröden Part. Praet. zu bregdan, bredan schwingen —
höles (*holhes) G. Sg. zu holh Loch, öret Kampf (*or-hät), öretta Kämpfer,
önettan eilen (on-hätjan).
In einigen Wörtern, namentlich nach oder vor einem
Lippenlaute finden wir im Alteuglischen i< statt des nach
§ 54, r zu erwartenden und in anderen germanischen Dialekten
stehenden o (d). Ebenso ist urg. o vor einfachem Nasal
im Altengiischen durch u vertreten (e).
d) füll voll, wull^ wulle Wolle, wxdf Wolf — fugol Vogel — biicc^
hucca Bock, lufu Liebe, lufian lieben, ufan oben — murnan trauern —
sjnira.^ spora Sporn, spurnan, spornan 'spornen', mit Füßen treten, scurf
Schorf, tmf ,Torf', Käsen, furäor weiter — furäum gerade, eben.
e) guma Mann — sunt irgend einer, cuman kommen, cumen ge-
kommen, numen genommen, suinor Sommer, punor Donner, punrian
donnern, hunig Honig, mitnuc Mönch (lat. monachus), sciinuin scheuen,
ne. shitn, iruman wohnen.
Anm. 2. Mit Dehnung nach Ausfall von n : püresdasg 2ins punres-
dseg Donnerstag zu pur, pör, aisl. pörr Thor.
Nach palatalem c, sc, (j [j] wird vor o ein heller
Gleitlaut eingeschoben, so daß daraus io oder eo entsteht (f).
f) gesc'eot Geschoß, bisc'eop Bischof (lat. episcopus) — sceort kurz
(lat. excurtus) — sc'eofl, scofl Schaufel, ne. shorel — sc'eolde, scolde sollte
— 'ßoc, g'ioc Joch.
140 Altecglisch. [§ 67, 68
Durch ^-Umlaut wurde ae. o — übeiwr, das im Novd-
humbrischen noch vorliegt — zu e (g). Doch steht o vor
einem / der folgenden Silbe im Altenglischen nur in wenigen
Wörtern bei jüngeren Entlehnungen aus dem Lateinischen
oder durch Uebertragung aus anderen Formen. Im übrigen
w^ar idg.. u vor einem i, j der folgenden Silbe im Urgerma-
nischen unverändert geblieben (§ 54, q) und im Alteuglischen
später zu ij [ü] umgelautet worden (§ 69, f), während es vor
einem a, o, c der folgenden Silbe zu urg. ae. o überging
(§ 54, r. 67, a). Demgemäß stehen im Altengiischen unum-
gelauteten Formen auf o in der Eegel umgelautete auf tj [ü]
gegenüber, vgl. § 69, f.
g} ele Oel (*oli-, lat. oleum) — dehter (*dohfri), D. Sg. zu dohtor
Tochter, exen (*o%siniz), N. PI. zu oxa Ochs, efes Dachvorsprung (ahd.
ohusa, got. uhizwa), mergen Morgen (got. maurgins) neben »lorgen.
§ 68. Urgermauisches ö im Altengiischen.
Urg. ö blieb im Alteuglischen in der Regel unver-
ändert (a). Ein nach Ausfall von h folgender Yokal wird
absorbiert (b).
a) bot Buße, ne. hoot Nutzen, Vorteil, gemöt Versammlung, r-öt
Wurzel, möd Mut, hröd Brut, födu Nahrung, hröf Dach, pül Pfuhl, löl
Werkzeug, stöl Stuhl, cöl kühl, dorn Urteil, gJöm Zwielicht, Dunkel, nön
Mittag (lat. höra nöiia), dun tun, scöh Schuh, irdglan werben, ne. iroo, slöh,
slög schlug, drög trug — »lüf Moor — föf Fuß, söf Euß, hoc Buch, höc Haken,
bröc Bach, hröc Saatkrähe, ne. rook, löcian blicken, ne. look, god gut,
höd Haube, stöd stand, hosm Busen — hlod Blut, ßod Flut, stöd Gestüt,
ne. stud, mödor Mutter, hrMor Bruder, rüäor Ruder, glöf Handschuh,
moste mußte, göma Gaumen, genög genug — -dötn -tum — Wödnesdseg
Mittwoch, ne. Wednesday — gescöd beschuht, ne. ■•<hod, rod Rute, Kreuz,
ne. rod Rute, rood Kreuz, födor Futter, föäor Fuder, föstorcild Pflege-
kind, ne. fosterch/ld, blöstmu Blüte — söhfe suchte — ßör Flur, swör
schwur — blÖK-ati blühen, glöiraii glühen, ßötmn fließen, Möira» brüllen,
röiran rudern, gi-öiccoi waehsen, .•<töir Ort, onwöc erwachte — hög Zweig,
^lög, jj/ö/; Pflug, slöh Sumpf, ne. slough — böcere Buchgelehrter, iröd
•wütend, verrückt, hirdsfa Husten, för fuhr.
Anm. 1. Verkürzung von ö zu o ist vielleicht eingetreten in god-
spell Evangelium {*göd-.'<p<'U gute Botschaft) und godsihb Pate, Gevatter
(*göd sihh); doch werden diese Wörter gewöhnlich als mit god 'Gott'
zusammengesetzt empfunden.
b) scös, scö (*scöhes, *scöhe) G. D. Sg. zu scöh Schuh.
§ 68, 69] Urgenn. «, u im Altenglischen. 141
Im Auslaut einsilbiger Wörter nach Konsonant + ur-
sprünglichem w geht urg. ö in ae. n über (c).
c) cä Kuh (idg. *kn}m, gr. /3wr, as. /rö), hü wie (as. /«/-ö) — tu N.
zwei i*fif'ö), danach auch hü N. beide (gr. än-tpo)^ lat. am-bo).
Nach palatalem .sc' wird ö mitunter zu eö, eo (d)
d) scöj:), sceÖ2) schuf, .s-cöc, srVör schüttelte, scöh, sceöh Schuh.
Anm. 2. Nicht als Brechung von ö zu eo, sondern als Uebergang
in die reduplizierende Klasse sind aufzufassen die Praeterita: ireo.r
neben irö.r wuchs, ireosc, ivösr wusch.
Durch ein /, j der folgenden Silbe wurde urg. ö — über
w, das im Nordhumbrischen noch vorliegt — zu e (e), das
aus urg. ö im Auslaut entstandene ü zu y (f), das durch
Einfluß eines vorhergehenden Palatalkonsonanten entstandene
eö, eo zu le, y umgelautet (g).
e) irepan weinen (got. n'öpjan), crpan bewahren {*köpjan), fei D. Sg.
{*föti), N. PL {*fötiz) zu föt Fuß, ><irete Adj. zu sirdfe Adv. süß, nietan
begegnen (got. möfjan), grefan grüßen, hece Buche zu hoc Buch (lat.
fäc/us), seceati suchen (got. sökjan), glcd Glut {*glödi-) zu gJöiran glühen,
sped Erfolg, ne. speed, steda Hengst, ne. sfeed, fedan füttern (got. födjan),
h'dan hüten, hledan bluten, hvcdan brüten, gerefa Verwalter, ne. reeve,
fclan fühlen {*följan),^demaii urteilen (got. dömjan), cene kühn (ahd.
kiioni), gt-eiie grün (as. givni) — irer/'g müde, ne. irearg (as. irön'g) —
bnc N. PI. zu bröc Hose, ne. hi-eeches, scir-gerefa ne. sherif — fedde
Praet. fütterte, bletnun segnen {*blödis5jan) — t/regen zwei — sireg
Lärm, hec D. Sg. N. A. PI. zu böc Buch, nieder D. Sg. zu rnödor Mutter,
hri'äer D. Sg. zu brMor Bruder, Itrep Ruhm, nteäe müde, eäel Stammsitz,
dest, dep 2. 3. Sg. zu dön tun, u-e-^ten Wüste, (as. irösfiiinja), ^el besser,
Celan kühlen, feran 'führen', gehen (as. förjan).
Anm. 3. In der zweiten schwachen Konjugation (§ 173) ist der Aus-
gang *-ö-j-an zunächst zu *-eja)i, sodann zu -Igean, -tan umgelautet worden
z. U. maclgean, mac'ian machen {*makejan aus *mal--ö-j-a>i).
f) cj/ PL zu eü' Kuh (§ 68, c).
g) gescle, gescy ein Paar Schuhe zw sceoh, scöh Schuh (§ 68, d).
§ 69. Urgermaiiisches v im Alteuglischeu.
Urg. u bleibt im Altenglischen meist unverändert (a)
a) pulluin ziehen, zupfen, ne. pidl, hiiUitc junger Ochs, ne. htdlock —
uppan auf, cuppje Becher, hniifu Nuß, hutere Butter (lat. hntyrrnn),
pliiccian pflücken, dmnh stumm, fundnan tanzen, stiin'ian betäuben, sunii
Sobn, sunne Sonne, simnandseg Sonntag, nunne Nonne, tunne Tonne,
dünn dunkelbraun, ongunnen begonnen, hioifa Jäger, himtwn jagen,
druncon wir tranken, druncen trunken, nuder unter, undern Vormittag,
142 Altenglisch. r§ 69
hund, hundred hundert, irtindor Wunder, tun(je Zunge, lungen Lunge,
hnnger Hunger, simgen gesungen — hurg, hurh Burg, fiirh Furche, purh
durch — curs Fluch, pitrsi Durst, tio-tle Turteltaube — dum Tür, b)-unna,
hurna Brunnen — iriind Wunde — stund Stunde — piind Pfund (lat. pondo)
hund Hund, grund Grund, gesund gesund, hundon wir banden, hunden
gebunden, fundon wir fanden, fanden gefunden, wunden gewunden —
sugu Sau — flugon wir flohen, liulpon wir halfen, tcmpon wir warfen,
sulJi Furche, unc uns beiden, tungol Gestirn.
Im Auslaut einsilbiger Wörter (1)) und bei Ausfall eines
folgenden y vor d, n (c) wird u zu a gedehnt. Vor np, us wird
urg. u unter Ausfall des n zu ^7 nasaliert und gedehnt, die
Nasalierung aber später wieder aufgehoben, so daß sich auch
hier ü ergibt (rt).
b) pil du (got. pu), nü nun (got. nu).
c) hrugdon, hrüdon PI. Praet. zu bregdßn, hredun schwingen {§ 62, c),
gefrugnon, gefrünon PI. Praet. zu frignun, frinan erfragen.
d) müp Mund (got. munps), süp Süden (*sunp, vgl. Sundgau),
süäerne südlich, ne. soufhem — Süpfolc Saffolk, Süpseaxan Sussex —
cüäe ich konnte — cüp kund (got. kunps), güp Kampf (ahd. gundia) — üs
uns, düst Dunst, Staub (ahd. tunst), tüsc Stoßzahn, ne. fusk (*tunska-)
— füs bereit (ahd. funs), Tiüsl Opfer (got. hunsl).
Nach palatalem sc', g' [j] wurde urg. ii durch Ein-
schiebung eines hellen Gleitlautes zu ix^ io, eo (e).
e) sculon, sceolon wir sollen — ning, giung, giong, geong jung —
iugup giogup, geogup Jugend.
Durch ein i, j der folgenden Silbe wurde urg. u zu ij
(f), das aus ü für im vor p, s entstandene ä zu y (g) und
in, io, eo für u nach Palatalen zu ie, y, i (h) umgelautet.
f) hype Hüfte, crypel Krüppel, dyppan eintauchen, pgtt Brunnen,
Abgrund (lat. puteus), spgttan speien, cnt/tfan knüpfen zu oiofhf Knoten,
cgcene Küche {*kuktna, lat. coquhia), ggccean jucken, ne. itch, gydig be-
sessen, ne. giddy schwindlig zu god Gott, hrycg Rücken {*hnigja-),
hrycg Brücke {*brugj5), mycg Mücke, dysig töricht, ne. dizzy schwindlig,
cyssan küssen {*knssjan) zu coss Kuß, hlystan hören, ne. Jisi, hlysnan
hören, ne. listen^ gelystan gelüsten, ne. list, fyxen Füchsin, ne. fixen zu
fox Fuchs, cylen Ziegelofen, ne. kiln (lat. cuEna), mijlen Mühle (lat.
inollna), pyle, pyhce Pfühl (lat. pulvlnus), hyll Hügel, syll Schwelle,
fyllan füllen, gylt Schuld, gyldan vergolden zu gold Gold, hyldan bauen
zu bold Gebäude, trymman schmücken, ne. trim, dyne Lärm, niynet Münze
(lat. moneta), cyning König, cynn Geschlecht, synn Sünde, pynne dünn,
dynt Schlag, ynce Unze (lat. unc/'a), ne. hich Zoll, pynceau dünken,
§ 69, 701 ürgerin. ««, «f, ü im Altenglischen. 143
iyndre Zunder, mynster Kloster {^munisterium, lat. inonasterinni) —
scyttan schließen, niycel groß {*innhila-), cryec Krücke, stybb Stubben,
cycgel Knüttel, ne. cudgel, hlyscan erröten, ne. hlnsh, cymen Kümmel (lat.
cuitnniim), iyndelle Bündel, syndrige einzelne — si^yrian aufspüren, styrian
stören, wyrt Wurzel, cyriel Jacke, ne. kirtle, wyrcean arbeiten (got.
ivui'tfhjan), gehyrd Geburt, gyrdan gürten, gyrdel Gürtel, liyrdel Hürde,
inyrgp Heiterkeit, ne. nürth, hyräen Bürde, myräran morden zu moräor
Mord, fyrs Ginster, ne. furze, fyrsta der erste, ne. first, pyrstan dürsten,
tryrm Wurm, cyrnel Kern zu com Korn — wyrd Schicksal, ne. iceird —
hryce Bruch, ne. hreach, yfel übel — lyge Lüge, ne. lie. ryge Koggen,
ne. fije, ßyht Flug, flyM Flucht, iryrlita der Arbeiter, ne. tvright, fyrhto
Furcht zu forht furchtsam — geniynd Erinnerung, ne. mind, gecynd Natur,
ne. kind Geschlecht, gecynde natürlich, angeboren, ne. kind gütig —
ßycge flügge, ne. fledge, lyff links, ne. left, cnyll Ton einer Glocko, ne.
knell, cnyllan eine Glocke läuten, myriga heiter, ne. meii'y, Jjehyrgean
begraben, ne. hury, hyrgels Grab, ne. hurial — scypen Schuppen, clyppan
umarmen, unnytt unnütz, gyden. Göttin zu god Gott, hyge Sinn, flyge
Flug, wyllen wollen zu wuU Wolle, gyJden golden zu gold Gold, hyldo
Huld zu hold hold, wylf, ivylfen Wölfin zu wulf Wolf, cyme Ankunft,
ymh, ymhe um (ahd. umbi), tvynn Wonne, gesynto Gesundheit {^gesundipu),
hyngran hungern, hnyte N. PI. zu hnnfit Nuß, byrig D. Sg., N. PI. zu
barg Burg, fyrh L). Sg., N. PI. zu fiirh Furche, tyrf D. Sg. zu ttuf
Rasen.
Anm. 1. Mit Dehnung von y zu y bei Ausfall von h vor Vokal:
pyrel Loch (aus *pyrhel) zu pavh durch.
Anm. 2. Für y erscheint später öfters /, besonders vor oder nach
(', g, h: hlge Sinn, hricg Rücken, fliht Flug, Flucht, cining König.
%) cyäan verkünden (as. küäiun aus '^kunpjan) zu cüp kund, cyääo
Verwandtschaft, Heimat, ne. kith (ahd. kundida), yp Woge {*nnpjö, lat.
unda), fysan eilen zu fäs bereit, yst Sturm (as. iisf, ahd. Hnst) —
ivyscan wünschen {*wunskjan).
h) giengra, gyngra, gingra der jüngere, giengestc, gyngesta, gingesta
der jüngste zvx geong jung.
§ 70. Urgermauisches a, ü im Altengliscbeu.
Urg. ü, dem sich iirg. ü unter Verlust der Nasalierung
anschließt, bleibt im Altenglischen in der Regel unverändert
(a). Ein folgender Vokal wird von i'i absorbiert (b).
a) brü Braue, iit aus, wip-ütan außerhalb, äbütun um, herum, clüt
Flicken, Lappen, lyrüt stolz, hJüd laut, clüd Felsen, ne. clotid Wolke,
iscfüd Kleid, ne. shroud, crüdan stoßen, drängen, hüs Haus, las Laus,
lU Altenglisch. [§ 70, 71
mü,^ Maus, püsend tausend, ffil faul, file Eule, ^7;; Zaun, unizäunter Ort,
diln Hügel, of düne herab, ne. doxn, hnlii braun, rftinan raunen —
hügan beugen, drürjap Trockenheit — hnr 'Bauer', Zimmer, scür vSchauer.
sür sauer — stüpian sich beugen, ne. stoop, riim Raum, rüm geräumig,
rün Rune — brfican gebrauchen — sfipan saufen, silpe Suppe, Trank,
hilfaii außer, ^><?7fa Kobold, ne. j^nch, düce Unte, sücan saugen, «fZ^^r Euter,
dftfe Taube, scüfan schieben, hüsbönda Ehemann, hüs-inf Ehefrau, rüst
Rost, ruh, rauh,j&»/«fl Daumen, crünia Krume, plütne Pflaume {\2t.t. pt-ünns)
— hüan bauen, wohnen, sJfipan schlüpfen, Ififan sich neigen, hlütor lauter,
lf(c(ni schließen, düfa» tauchen — aus urg. ii: püJiie däuchte {^püyjo),
ühfe Morgendämmerung (got. ühfiro aus *ü'/Jirön).
Anm. 1. Vor mehrfacher Konsonanz wird ü zu u verkürzt: hJntor,
hluftor lauter, iider, itdder Euter, fildor, tiiddor Nachkommenschaft.
b) fjehün für gehüen Part. Praet. zu hüan wohnen.
Durch ?■ -Umlaut wird urg. ü, ü zu ae. y (c).
c) cyta Weihe (Vogel), ne. klte, pyyUt Stolz zu pvnt Stolz, hyd
Haut, hydan verbergen, ne. lüde, bryd Braut, hryd-ealo 'Brautbier', Hoch-
zeit, In-yd-giutia Bräutigam, dryge trocken, hyf Bienenkorb, ne. Jüve, hyp
Landungsplatz, ne. hilhe, lys N. PI. zu Jus Laus, mys N. PI. zu müs
Maus, fylan beschmutzen, ne. deide zu ft'd faul — fyr Feuer, hyr 'Heuer',
Lohn, hyran 'heuern', mieten, ne. Iure — hyle Beule, ne. hoil — lytel
klein, pyitiel Fingerhut, ne. thimhle zu puma Daumen, fyip Schmutz, nc.
ßth zu fäl faul, fyst Faust (aus *fnsf/- für füx-"^'-) — ■■^tryfa Strauß
(lat. sfi-ttthio), jjJyiiie Pflaume (lat. prnnea), ontyxan öffucn zu tTin Zaun,
lycst, lycp Pr. Ind. 2. 3. Sg. zu lüran schließen.
§71. Die Stammvokale der Sfliwäcber betouten Glieder
TOii Ziisammensetzimgeu.
Vgl. S i e V e r s , AgsG § 43 — Sievers, Abr. § 21 — C o s i j n .
KAwsGr § 66 — Dieter § 63 — Bülbring § 354. 367. 453—455 —
Sokoll § 169.
Die Vokale unbetonter Vorsilben sind im Alteng-
lisclien vielfach abgeschwächt worden (a). Der auslautende
Vokal eines Praefixes wird vor vokalischem Anlaut des
zweiten Teiles der Zusammensetzung ausgestoßen (b), das
auslautende ." der Negation ne auch vor Verbalformen, die
ursprünglich auf w oder /( anlauteten (c).
a) ofpyncan mißfallen gegenüber sejpnnca das Mißfallen, onsäcan
bekämpfen gegenüber ündsaca der Widersacher, onginnan beginnen gegen-
§ 71, 72] Vokale der Mittel- und Endsilben. 145
über dnginn der Anfang, äpencaii erdenken gegenüber örponc Verstand,
Klugheit, wipcweäan widersprechen gegenüber widerooide Widerspruch.
b) fretan fressen (got. fm-itun), hütan außerhalb, außer (he-ütan),
htifan oberhalb (be-iffan), baeftan hinten {he-aeftu)i), yeode ging {ge-eode),
auch herern Scheune (bere-eerii).
c) näh (aus ne äh), nis {ne is), naes (ne wees), neeron {ne tvxron),
nät {ne ivät), nyste etc. {ne wiste), nylle etc. {ne tmlle), nolde etc. {ne
u'olde), naehbe etc. {tte Jieehhe); vgl. § 191 f.
Die Stammvokale der zweiten Glieder von Nominal-
kompositen erscheinen im Altenglischen abgeschwächt oder
auch synkopiert, wenn diese Zusammensetzungen aus älterer
Zeit herstammten und daher im historischen Altenglisch nicht
mehr als solche empfunden wurden (d). In jüngeren Nominal-
kompositen blieb die Länge des Vokals unverändert (e).
d) öret Kampf {*or-Mt), eorod Reiterei {*eoh-räd), hired Familie
{*Mw-reed), Aelfred i^Äelf-rsed), fiiltum Trost {*fuU-taum), hläford Herr
{*Mäf-weard), tveorold Welt {*tper-aldus), weofod Altar {*tvlh-hed), fyrwet
Fürwitz i^fyrwii), berern, bern Scheune {*bere-sern), freetwe Schmuck
{*fra-täice), geatwe Rüstung {^ga-täive), htvelc welcher {*hiva-Iic), sivelc
solcher {*stva-llc), ielc jeder {*ä-gi-ltc), twelf zwölf (got. ttva-Uf).
e) cniht-häd Jugend, hron-räd 'Walfischstraße', Meer, lagu-street
Meeresstraße, or-däl Urteil, foran-heafod Stirn, riht-wis rechtschaffen,
rihtwisness Rechtschaffenheit, ivis-döm Weisheit, wer-mdd Wermut etc.,
heofonlic himmlisch, gesäliglic glücklich etc., doch zeigen die Adjektiva
avd -lic in der späteren Zeit, besonders in den flektierten Formen, Ver-
kürzung zu -lic-, -lec-, z. B. heofonlicum, lieonfonlecum D. Sg. M., D. PI.
zi; heofonlic.
b) Vokale der 3Iittel- und Eudsilben.
Vgl. Sievers, AG § 44. 126—149 — Sievers, Abr. § 19f. —
Cosijn § 68-71 — Dieter § 64 f. — Sokoll§ 90. lOlf. 115. 159—168
— Bülbring § 350—452 — Kluge, PGr2, I, 1051—1062 — Streit-
berg, UG § 133-152.
§ 72. Vokale der Mittelsilben.
Die ursprünglich langen Mittelvokale dreisilbiger
Wörter sind für das 8. und 9. Jahrhundert, wie metrische
Erscheinungen des altenglischen Verses lehren, noch als lang
anzusetzen, wenn sie auch im 10. und 11. Jahrhundert viel-
leicht verkürzt wurden (a). Auch bei Uebergang eines dunklen
Kaluza, Histor. Grammatik d. engl. Sprache. I. 2. Aufl. 10
146 Altenglisch. [§ 72
langen Mittelvokals in einen hellen durch Vokaldissimi-
lation oder Umlaut ist die Quantität unverändert ge-
blieben (b).
a) niacöde Sg. Praet. machte, sealföde salbte, böcere Gelehrter.
b) macedon PI. Praet. für macödon, sealfedon für sealfödon —
macuin Inf. machen {*niaköjan), macne Praes. Ind. 1. Sg. {*maköje), maclap
Ind. PI. {*maJcöjap), sealflan salben, seaJfle, sealfiap.
Anm. 1. Beim Antritt der einen stärkeren Nebenton tragenden
Endung des Part. Praes. -ende ist der Mittelvokal l nach kurzer Stamm-
silbe silbisch geblieben, wenn auch vielleicht verkürzt: »laciende machend,
lußende liebend, nach langer Stammsilbe aber ist er, wie das Metrum
lehrt, in j übergegangen: sealftende salbend, sorgiende sorgend.
Kurze Mittelvokale vor mehrfacher Konsonanz bleiben
unverändert (c). Kurze Mittelvokale vor einfacher Kon-
sonanz werden nach langer, vor / gewöhnlich auch nach
kurzer Stammsilbe ausgestoßen (d). Sonst bleiben sie nach
kurzer erster Silbe in der Regel erhalten (e), doch werden
dunkle Mittelvokale vor dunkelvokalischen Endungen gern in
helle verwandelt (Vokaldissimilation) (f).
c) cyninges, cijninge G. D. Sg., ci/ningas, cyninga, cyningum N. G.
D. PI. zu cyning König, monigne A. Sg. M., iitom'gre G. D. Sg. F., monigra
G. PI. zu nionig mancher, gladosta Superl. zu glsed froh — fötehes,
fxtelse etc. zu fötels Beutel, Jiengestes, hengeste etc. zu hengest Hengst,
carcernes, carcerne etc. zu carcern Kerker, häligne, häligre, liäligra zu
Jiälig heilig, heardosta Superl. zu heard hart, ieldesta, yldesta Superl. zu
eald alt, aber stets: Mehsta, mehsta Superl. zu Mah hoch, neah nahe.
d) engles, engle, englas, engla, englum zu engel Engel, deofles, deoße
etc. zu deofol Teufel, säwle G. D. A. Sg. zu säwol Seele, hälges G. Sg.
M. N., Mlgum D. Sg. M. N., D. PL, hälge A. Sg. F., N. PI. M. zu Mlig
heilig (aber Mligti N. Sg. F., N. PI. N., weil hier die Endsilbe unbetont
ist und daher die Mittelsilbe den Nebenton erhält, s. § 53, a, 4, Anm.),
öctres, öärrnn, öäre (aber öäerru) zu öäer ein anderer, hyrde Praet. hörte
(got. hauzida), dälde teilte etc. — mycles, myclum, mycle zu mycel groß,
yfles, yflum, yfle zu yfel übel etc., aber staäoles, stadole zu staäol Grund,
Fundament.
e) iveeteres, toeetere, waeteru, tvseiera, ivseterum zu weeter Wasser,
eeceres, secere, aeceras etc. zu xcer Acker, idese G. D. A. Sg. zu ides
Weib , metodes , metode zu metod Schöpfer , rodores , rodore zu rodor
Himmel, heopnes, heofone zu heofon Himmel, moniges, monigum, monige,
monigu zu monig mancher, fremede Praet. vollbrachte, nerede rettete.
§ 72, 73] Vokale der Endsilben (Auslautgesetze). 147
f) staäelas, sta^ela, stactehon zu stafol Grund, staäeEan befestigen
{*stuäolöjan), gsederian sammeln {*ga(hir5jau), roderas, rodera, roderum
zu rodor, heofenas, heofena, heofenum zu heofon; vgl. auch hafela, nafela,
adesa § 57, c.
§ 73. Yokale der Eudsilben (Auslautgesetze).
Diircli die im Urgermanischen erfolgte Zurückziehung
des Hauptakzentes auf die erste Silbe des Wortes und den
damit verbundenen Uebergang der vorwiegend musikalischen
in eine vorwiegend exspiratorische Betonung (§ 47), welche
die Hauptkraft des Exspirationsstromes auf der ersten Silbe
verbraucht und für die folgenden daher nur eine geringere
Kraft übrig behält, sind die Endsilben der Wörter in den
germanischen Sprachen allmählich abgeschwächt, kurze Vokale
abgeworfen und lange Vokale verkürzt worden, geradeso wie
dies zu einer späteren Zeit bei den aus dem Französischen
entnommenen englischen Wörtern der Fall war, vgl. frz.
nature mit ne. naiure [neH§9], frz. nation mit ne. nation
[ne^sn], frz. baftaille mit ne. battle [baetl], frz. travail mit ne.
travel [trsevl] etc.
Zum Teil sind diese Kürzungen noch innerhalb des Ur-
germanischen eingetreten, zum Teil fallen sie in die einzel-
sprachliche Entwickelung hinein, und es sind daher die Ge-
setze, nach denen der Abfall oder die Verkürzung von Kon-
sonanten oder Vokalen in den Endsilben geregelt wurde, die
sog. Auslautgesetze, bei den einzelnen germanischeu
Dialekten verschieden, wenn auch bei allen in gleicher
Weise die Stellung des Akzentes als treibendes Element zu
erkennen ist. Es werden nämlich von der Reduktion überall
zunächst nur diejenigen Silben betroffen, die nach § 53 als
im Urgermanischen unbetont erkannt worden sind, und wenn
im Altenglischen nicht alle unbetonten Vokale abgefallen
sind, sondern unbetontes auslautendes e (aus i) und u oder
kurze Vokale von Mittelsilben unmittelbar nach kurzer Stamm-
silbe sich erhalten haben, so ist auch dies durch die Stellung
des Akzentes bedingt. An einer kurzen Stammsilbe (kurzer
Vokal mit einfachem Konsonanten) fand der starke Ex-
10*
148 Altenglisch. [§ 73
spiratioiisstrom nicht Genüge, er zog daher auch noch den
unbetonten kurzen Vokal der folgenden Silbe mit in sein
Bereich, sodaß diese beiden kurzen Silben (sele, fatn, heofo-nes,
freme-de) gewissermaßen zu einer langen, betonten Silbe ver-
einigt wurden, derselbe Vorgang, den man metrisch als *Ver-
schleifung auf der Hebung' bezeichnet. Bei vorausgehender
langer Stammsilbe aber fand der Exspiratiousstrom an dem
langen Vokal mit einfacher oder dem kurzen Vokal mit mehr-
facher Konsonanz bereits eine ausreichende Unterlage, sodaß
ein darauffolgender unbetonter Vokal regelmäßig abgeworfen
wurde (siän aus ^staina-, ivyrm aus *u-urniiz, ivord aus ^icordn,
dryhtnes aus ^driihtlnes, dsBlde aus *dailidöm).
Nach dem Formenbestande des Altenglischen lassen sich
für die Vokale die Auslautgesetze etwa folgendermaßen
formulieren, wobei dahingestellt bleiben muß, in welcher
^Reihenfolge die einzelnen Abschwächungen eingetreten sind
(vgl. darüber z. B. Kluge, Pauls Grundriß I2, p, 415 ff.):
Alle kurzen (unbetonten) Vokale in dritter Silbe, gleich-
viel ob ihnen ursprünglich noch ein Konsonant folgte oder
nicht, sind im Altenglischeu abgefallen (a).
a) Urg. a im Inf.: ae. heran, hindun (urg. *heranam, *Mndanam),
im Part. Praet. ae. hören., hunden (urg. *horanaz, *hundanaz, idg. -onos),
fiefrenied, gedseled, yeteald, gesöht, gemacöd, geseegd (urg. *-daz, idg. -tofi),
auch in ae. ci/ning {*kimingaz), dryliten {*driihtinaz), hälig {^hailaga-) u. ä.
Urg. i in der 2. 3. Sg., 3. PI. Ind. Praes.: ae. hire s,birep, h&rap,
bindes, binde]), hindap (urg. *hirisi, *hiripi, *heranpi etc.), im D. Sg. der
konsonantischen Stämme: ae. giiman (urg. *guniani), hselep, ealop (urg.
'*lialepi, ^alupi), in der Praepos. ofer (gr. vtieq, idg. *uperi), im D. PI.
ae. daguiii, gifum (urg. *dayumiz, *gedöiiiiz), im G. Sg., N. PL der
«-Stiimrfle: guman (urg. *giimaniz).
Urg. u im A. Sg. der n-Stämme: ae. guman, tungan (urg. '*gu-
maniim, *tu}ig5nuiti, idg. *-n»') etc.
Anm. 1. Die Mittelsilben ursprünglich dreisilbiger Wörter, die
nach Abfall der letzten Silbe zu Endsilben wurden, hatten nach § 53, 5
einen Nebenton und blieben daher erhalten. Doch ging idg. 0 vor m
in u über: ae. dagnm D. PI. (idg. *dhoghomiz), sonst in «, das im Alt-
englischen vor n unverändert blieb: ae. heran tragen (idg. *bheronom),
^e. berap sie tragen (^heranpi, idg. *bhpronfi), vor anderen Konsonanten
aber zu ae, e wurde: ae. dagses, dseges (idg. *dhoghoso). Das urg. Suffix
§ 73] Vokale der Endsilben (Auslautgesetze). 149
-<i<j ging im Altenglischen — vielleicht unter dem Einfluß von ae. -ig
aus urg. -ig — über -eeg, -eg in -ig über; vgl. ae. hälig heilig (got.
hailag, as. helag) mit ae. mihtig mächtig (got. mahteigs, as. maJUig).
Unmittelbar nach dem Hauptton ist unbetontes a (idg.
a, o) und e in allen Fällen (b), unbetontes / und n aber nur
nacli langer Stammsilbe abgeworfen worden (c); nach kurzer
Stammsilbe bleibt i (später zu e abgeschwächt) und v er-
halten (d).
b) Urg, a (idg. «, o) in der 1. Sg. Praet. der starken Verba: ae.
ivät (gr. oiöa), beer, band etc., in den Praepositionen ae. on (gr. ävd),
o/ (gr. äTtö), im N. A. Sg. M. N. der f<-Stämme: ae. deeg, stän {^dayaz,
*dayam etc.), faet, tvord {*fatam, *tcordam) etc., ebenso als Mittelvokal
bei den Verben der III. schwachen Konjugation, z. B, secgean sagen
{^"saga-jan), seegde sagte {*saga-döni).
Urg. e in der 3. Sg. Praet. der starken Verba: ae. u-ät (gr. olöe),
beei\ band etc., in der 2. Sg. Imper. Praes. der starken Verba: ae. her
(gr. q)^Qs), bind etc., im V. Sg. der «-Stämme: ae. daeg, stän {*daye,
*staine), im Zahlwort ae. flf (gr. Ttsvxe) etc.
c) Ae. urg. i im D. Sg. der konsonantischen Stämme: fet, menn,
hec {^föti, *manni, *böki), im N. PI. derselben Stämme: fei, menn, bec
{*föiiz, *manniz, *bökiz, idg. -es), im N. A. Sg. der «-Stämme: ae. wgrm
(*wurniiz , *utirmim) , ebenso als Mittelvokal bei den Verben der
I. schwachen Konjugation, z. ß. dmlde teilte i^daili-döm). '
Ae. urg. u im N. A. Sg. der «-Stämme: ae. deap {*dait]>uz,
*daupum), im A. Sg. der einsilbigen konsonantischen Stämme: ae. föt,.
mann, böc {*fötum, *mannum, *bökiaii, idg. *-iji) — .
d) A c. e aus urg. i im N. A. Sg. der /-Stämme: ae. irine {*winiz,
*iclnim), ebenso auch als Mittelvokal bei den Verben der I. schwachen
Konjugation, z. B. fremede vollbrachte {*frami-döm).
Ae. u aus urg. it im N. A. Sg. der w-Stämme: ae. sunn {*suni<z,
*sunum), im A. Sg. der einsilbigen konsonantischen Stämme : ae. hnutu
{*hnutum, idg. *-)ii) — Ae. ti aus urg. //• im N. A. Sg. der «ra-Stämme:
ae. bearu {*baftv-az, *banv-an).
Ursprünglich auslautende gestoßen betonte (zweimorige)
Längen sind früh verkürzt worden ; sie werden daher ebenso
behandelt, wie die ursprünglich kurzen Vokale, und es fällt
u (aus ö, idg. ä) im Altenglischen nach langer Stammsilbe
ab (e), nach kurzer bleibt es als n erhalten (f). Cxestoßen
betonte Längen, die erst nach Abfall eines ursprünglich
folgenden Konsonanten in den Auslaut traten, blieben im
Altenglischen erhalten, wurden aber zu e abgeschwächt (g).
150 AltengUsch. [§ 73
e) Ae. u aus urg. ö (idg. a) im N. Sg. F. der ö- Stämme und im
N. A. PI. N. der «-Stämme: ae. lär (aus *läru, urg. *laizo), vord (aus
*irordi(, urg. *irordö).
Anm. 2. Es bleibt aber ae. u aus urg. 5 = idg. ö nach langer
Stammsübe erbalten in der 1. Sg. Ind. Praes. ae. bindn, helpu, und geht
später in Anlehnung an die 1. Sg. Konj. und an das e der 2. 3. Sg. Ind.
in e über: binde, helpe.
f) Ae. u aus urg. ö (idg. ä): im N. Sg. F. der ö- Stämme und
im N. A. PI. N. der «-Stämme: ae. giefu (urg. *geto), fatu (urg. *fato)
— Ae. w aus urg. ö (idg. ö) in der 1. Sg. Ind. Praes. ae. heru (urg.
'^berö, gr. q>eQ(>)), später bere.
g) Urg. öm, ön = ae. e im A. Sg. der ö- Stämme: ae. (/ife, Iure
(urg. *gedöm, *laizöni), im A. Sg. M. der Pronomina und starken Adjektiva:
ßone, blindne (urg. *panön, *bltndanön), im N. Sg. F. der w- Stämme:
iunr/e, heorte (urg. *tiir}g5n, *%ertön), in der 1. Sg. Praet. der schwachen
Verba: hyrde, fremede (*xauzidöm, *framtdöm).
Urg. zj) = ae. e in der 3, Sg. Conj. wile (lat. velit).
Ursprünglich schleifend betonte (dreimorige) Längen
werden im Altenglischen zu gestoßen betonten (zweimorigen)
Längen reduziert, und zwar geht urg. -6z über ä(zj, äe in
ae. e und urg. -6m^ -ö(n) in ae. ä über (h).
h) Urg. ÖS = ae. e im G. Sg., N. PI, der ö- Stämme: ae. glefe
(got. gibös), läre etc., ältere Schreibung: gifee.
Urg. -dm, -ö(n) = ae. ä im G. PL dagö, stand, fatä, tvordä (urg.
*dayöm etc.), im N. Sg. M. der n-Stämme: gumä, hanä, oxä (urg. *yum6(n),
'*'%anö{n), '*o%s6{n).
Alle Diphthonge der Endsilben, sowohl die ursprünglich
auslautenden wie die später in den Auslaut tretenden, wurdeu
monophthongiert (i).
i) Urg. ai, öi zu ae. e im D. Sg. der vokalischen Stämme: ae.
daege, gife (urg. *dayai, *yedöi), im D. Sg. F. der Pronomina und starken
Adjektiva: ae. piere, blindre (urg. *paizai, *blindizai), im N. PI. M. der
starken Adjektiva blinde (urg. *blindai, gr. -oi), in der 3. Sg. Conj. bere
(urg. *berai{t), idg. "^blieroii).
Urg. au, 5u zu ae. ä: ae. eahtä (urg. *ayjau, *ayjöu), im G. Sg»
der M-Stämme: sunä (got. sioiaus).
Wenn infolge des Abfalls ursprünglich auslautender
Vokale Muta + Liquida oder Muta + Nasal in den Auslaut
traten, so wurde die Liquida oder der Nasal silbenbildend
(§ 46) und es entwickelt sich im Altenglischen davor häufig
§ 73, 74] Dialekt. Verschiedenheiten des Altenglischen. 151
ein neuer Vokal, und zwar in der Regel ein e nach einem
hellen, ein o oder h nach einem dunklen Vokal der Stamm-
silbe (k). Man nennt diesen Vokaleinschub nach einem Aus-
druck der Sanskritgrammatik: Svarabhakti.
k) eeppel Apfel {*applu-)^ tenipel Tempel (lat. templum), eecer Acker
(gr. ^YQÖs, gofc. akrs), fseger schön {*fayra-, got. fagrs), finger Finger
Cjiijgra-}, Winter Winter {^wintru-, got. nintrus), ceaster Burg (lat. castra),
täcen Zeichen {^tailcna-, got. faikns), wSpen Waffe (got. tvepna Plur.),
ueestem Wachstum — fugol Vogel {*fu'yla-, got. fugls), wundor Wunder
{*tviindra-), ealdor Leben (got. aldrs), hlütor lauter, rein (got. hlütrs),
mädum Kleinod (*maip)na-, got. maiptns).
Änm. 3. Vor l unterbleibt der Vokaleinschub in der Regel nach
dentalen Konsonanten: n^dl Nadel (wg. *näpla-), hi'isl Opfer {*hunsla-),
ebenso vor n bei kurzem Stammvokal: hreefii Eabe (*7ira5na-), stefn
Stimme, stvefn Traum gegenüber täcen Zeichen, icmpen Waffe; und ge-
wöhnlich auch vor m: bosm Busen, botm Grund, aber määum Kleinod,
und mitunter auch: swefen, täcn, w^pn.
Anm. 4. Nicht durch Svarabhakti entstanden, sondern auf urgerm.
betontem Vokal beruhend, ist der Vokal der zweiten Silbe von faeder
Vater (gr. Tzarijo), tvseter Wasser (gr. vömq), mödor Mutter (gr. fi/jvijQ)^
hröäor Bruder (lat. frater), ealdor Fürst, micel groß (gr. fteyaÄo-), lytel
klein, yfel übel, Mel eitel, msegen Kraft, heofon Himmel u. a.
Anm. 5. Im späteren Altenglisch wird )in u oder e auch ein-
geschoben zwischen l, r und w: heahnres, healmre, bealetva, bealewum
(für älteres beahves, bealwe, beahca, becdmtm), bearmves, bearuwe,
bearetcas etc. (für älteres beanves etc., § 106 f.).
Anm. 6. Zwischen r und pal. g [j] wird mitunter ein i, zwischen r
und gutt. g ein u eingeschoben: bt/rig neben byrg G. D. Sg., N. A. PI.
zu biir(u)g, burh Burg (§ 123), herigean neben hergan, herian preisen,
verigean neben nergan, nerian retten etc. — dtveortig neben dweorg Zwerg.
Anm. 7. Ueber die konsonantischen Auslautgesetze vgl. § 98.
§ 74. Dialektische Terschiedeuheiten des Altengli sehen
auf dem Gebiete der Vokale.
Vgl. Sievers, AG. §3. 150—167 — Dieter § 66f. — SokoU
§ 120—158 — Bülbring, § 90—349 — Sweet, Dialects and Pre-
historic Forms of English (Transactions of the Philological Society
1875J76 p. 543 ff. — The Oldest English Texts ed. by Sweet, E.E. T. S.
vol. 83 London 1895 — Dieter, Ueber Sprache und Mundart der ältesten
englischen Denkmäler. Göttingen 1885 — Hilmer, Zur altnord-
152 Altenglisch. [§ 74
humbrischen Laut- und Flexionslehre. I. Lautlehre. Goslar 1880 —
Zeuner, Die Sprache des kentischen Psalters. Halle 1881.
Die wichtigsten Abweichungen des anglischen (nord-
humbrischen und mercischen) und des kentischen Vokal-
bestandes von dem westsächsischen, der in den vorher-
gehenden Paragraphen allein berücksichtigt wurde, sind etwa
folgende :
a) Anglisch (Nordhumbrisch und Mercisch).
1. Im Mercischen steht wie im Kentischen gern e für ae. as in ge-
schlossener Silbe: (leg, fet, set, wes (nordh. ws. deeg, feßt, seet, u^ees § 57, i).
2. Der «-Umlaut von a zu eu fehlt — mit Ausnahme des gemein-
englischen ealu (§ 57, d) — im Nordhumbrischen, ist aber im Mercischen
gewöhnlich: heafuc , steaäul , featii etc. (ndh. ws. hafuc, staäol ^ fatu
§ 57, d).
Daneben erscheint im Mercischen auch ein a-Umlaut von o, d. h.
es wird auch durch ein a der folgenden Silbe a in ea diphthongiert:
feata G. PL, hleaäan, fearan, fearap etc. (ws. fata, hladan, faran, farap
§ 57, a); nur vor c, g steht ae: drseca, deegas, msegitm (ws. draca, dagas,
tnagum § 57, a).
Auch dieser «-Umlaut von a fehlt im Nordhumbrischen: fata, hlada,
fara^ farap etc.
3. Der »-Umlaut von e zu eo und von / zu io ist im Mercischen gleich-
falls durchgeführt und erscheint auch im Nordhumbrischen: feotor, meodit,
heofon (§ 62, e) — sciopn, nioäor, wiodu (§ 65, e), er unterbleibt aber vor
c, g: regol, hrego — sicol, nigon.
Ebenso findet sich im Mercischen und Nordhumbrischen a-Umlaut
von e, und zwar wird im Mercischen e durch a-Umlaut zu eo: eotan,
ireodan, iveofan, steolan, beoran, beorap, feola, im Nordhumbrischen aber
gewöhnlich zu ea: eata, treada, beara, bearap, wearas PI. zu tver, weala,
feala (ws. etan, fredan, wefan, stelan, beran, herap, weras, wela, fela
§ 62, a).
Urg. 1 wird im Mercischen und Nordhumbrischen durch o-Umlaut
zu io: nioma(n), niomap.
Der a-Umlaut unterbleibt im Nordhumbrischen vor c, g: sjn'eca,
tvegas, im Mercischen findet er sich aber auch vor c: spreocan, breocan,
wreocan.
i. Die Brechung von as zu ca und e zu eo vor gutt. h [x] ist im
Anglischen wieder rückgängig gemacht worden, und es steht dort für
urg. a vor h [x] stets ae: gesaeh, aehfa, hlaehtor, fae.r, iraex, waexa{'n) (ws.
seah, eahtu, hleahtor, feax, weax, tceaxan § 57, n), auch bei ursprünglich
8 741 Dialekt. Verschiedenheiten des Altenglischen. 153
folgendem i, j: ineeht, meehtig, hlsehhain) (ws. iniht, mihfig, hliehhan,
hlihhan § 57, z) und im Nordhumbrischen in seither, taßhher (ws. ear,
tear § 57, o).
Für urg. e vor h [x] steht im Anglischen e: geseh, feh, fehta{n)
(ws. seoh-, feoh^ feohtan § 62, h), auch für ws. i aus älterem eo: cneht,
reht, sex (ws. cniht, riht, six § 62, q).
5. Die Brechung von ae. ee zu ea vor II oder l -\~ Kons, unterbleibt
im Anglischen und es steht dafür a: all, falla{n), seilt, ald, cald, haläa^n),
dalf, forswalg (ws. eall, feallan, sealt, eald, ceald, healdan, dealf, forswealh
§ 57, p). Der «-Umlaut davon ist se: seldra, eeldu, fsella{n), iveella (ws.
ieldra, yldra, ieldti, fiellan, wielle § 57, z).
Ebenso unterbleibt die Brechung von e zu eo vor Ic, Ih: nielca{n)^
elh, seih (ws. »leolcan, eolh, seolh § 62, k).
6. Die Brechung von x zu ea vor rr oder r -\- Konsonant unter-
bleibt oft im Nordhumbrischen und es steht dafür a: hard, arm, loarp^
warf, aber merc. ws. heard, earm, irearp, icearp § 57, q. Der /-Umlaut
davon ist im Nordhumbrischen und Mercischen e: erfe, e\-mäi(, derne (ws.
ierfe, dierne, iermäu § 57, z).
Für die Brechung von e zu eo vor rr oder r + Kons, steht im
Nordhumbrischen häufig ea: stearra, hearta, earäe, während im Mercischen
wie im Westsächsischen eo bleibt: steorre, heorte, eorde etc. (§ 62, 1).
Die Brechung von e zu eo unterblieb aber im Nordhumbrischen und
Mercischen vor rc, rg, rh: u-erc, dtverg, ferh, herht (ws. ireorc, dtoeorg,
feorh, heorht § 62, 1).
Im Nordhumbrischen wird urg. i vor r -\- Kons, zu io gebrochen,
das durch «-Umlaut nicht weiter verändert wird: iorre, Morde, glornan.
Im Mercischen steht dafür eo: eorre, heorde, geornan, während im West-
sächsischen io, eo durch /-Umlaut zu ie geworden ist: ierre , hierde,
giernan (§ 65, k).
7. Nach palatalen Konsonanten fehlt im Mercischen und Nord-
humbrischen der Gleitlaut vor e, e (ws. «): gefa(n), gelda{n), sceld (ws.
gk'fan, gieldan, scield § 62, n) — scep, gefon, ger (ws. sceap, geafon,
gear § 59, g), auch vor e als /-Umlaut von a: gest, gerd, cerran (ws.
giest, gierd, cierran § 57, z), im Mercischen auch vor e aus ws. ae: scel,
get (ws. sceal, geat § 57, s) und vor o, u: ioc (ws. geoc § 67, f) — iung
(ws. geong § 69, e). Im Nordhumbrischen steht für ws. ea aus ae so-
wohl ea als ae: ceaster, caestre, geat, gaet, sceal, scael (ws. ceaster, geat,
sceal § 57, s), ferner wie im Westsächsischen geocc (§ 67, f), aber ging,
gigop (ws. geong, geogyp § 69, e).
8) Durch ein vorhergehendes w wird (', e im Nordhumbrischen zu
05; öe weitergebildet: tvoeg, ivoerc, ciioeäa, cucella, suoester (ws. tveg, ctveSan,
ctcellan § 62, a; weorc § 62, 1, sweostor § 62, e) — tucelf (ws. twelf
§ 57, y) — uöepen, uöeron, hucer (ws. iciepen, wxron, hivMr § 59, d).
154 Altenglisßh, [§'74
Für eo wird bei vorausgehendem w noch öfter als im Westsächsischen
(§ 62, o) 0 gesetzt: worpa, iroräa, worp, suord, ivorold (ws. weorpan,
tveoräan, weorj^^ tvorp, sweord, sword, weorold, tvorold § 62, 1. o), ferner
auch oft für eo als a- Umlaut von e (s. o. S. 152): u-osa {*iveosa), wosup
{*7i-eosap), cuoäa (^ctveoäa), (ws. tvesan, wesap, cweäan § 62, a). Im
Mercischen steht tvosa, tvosap, aber tveoruld, ctveoäan.
Der Uebergang von io, iu zu ?? nach w unterblieb aber im Ang-
lischen vor c, h, weil dort io in diesem Falle schon zu i vereinfacht war
(s. 0. S, 153): wiht, cwic, cwicu, wicii (ws. wuht, cucu, tvucu § 65, 1).
9) Wg. ä wurde im Mercischen und Nordhumbrischen stets zu e:
slep, slepa{n)^ sirei, leta{v), red, nedl, efeii, her, per (ws. sleß}), slxpan,
strxt, läetan, reed, nsedl, äsfen, bxr, peer § 59, d), auch bei ^■- Umlaut: ded,
sprec (ws. dxd, spräec § 59, 1) und bei vorhergehenden Palatalen: scep,
ger (ws. sceai), fiear § 59, g), aber der i- Umlaut von ae. ä aus urg. ai
lautet auch im Mercischen und Nordhumbrischen stets «; lSd.a{n), dSl,
däla{n), häla{n), Jsera{n), änig etc. (ws. leedan, deel, dselan, lieelan, leeran,
eenig § 60, c).
10) Der z- Umlaut von o, ö ist im Nordhumbrischen stetste, ce: cele,
doehter D. Sg., oexen N. PI. (ws. ele, dehter, exen § 67, g) — wöbpa, grata,
böte, s^ca, föla, döBina (ws. tcepmi, gretan, bec, secan, felan, deman § 68, e)
— cwösn (ws. cioen § 59, k) — gas (ws. ges § 57, x). Im Mercischen
bildet wie im AVestsächsischen e, e die Regel.
11) Die Scheidung zwischen wg. tu (vor /, j der folgenden Silbe)
und eil bleibt im Nordhumbrischen streng gewahrt, und zwar wird in im
Nordhumbrischen zu lo, das durch /-Umlaut nicht weiter verändert wird:
Eoda Leute, piostru Dunkel, stiora steuern, hiov Farbe, nwice neu (ws.
leode, piestru, stieran, Meto, nlewe § 64, c), während für urg. eu sowohl
eo als ea steht und letzteres später überwiegt: pead, beada, leaf, ceasa,
jyreast, dear {ws. Jyeod, beodan, leof, ceosan, preost, deor § 64, a).
Im Mercischen gingen eo aus wg. eu und lo aus wg. in schon früh
durcheinander und zwar wird wie im Westsächsischen allmählich lo durch
eo verdrängt, das aber auch im Mercischen durch den /-Umlaut nicht
weiter verändert wird: peod, beodan, leof, ceosan, preost, deor — leode,
steoran, heow, neowe (ws. peod, beodan, leof, ceosan, preost, deor —
leode, stieran, Meto, nleu-e § 64, a. c).
Ebenso fehlt der /-Umlaut zu der Kontraktion lo: nordh. fwnd,
N. PI., merc. feond (ws. fiend § 65, p).
12. Als /-Umlaut von ea erscheint im Nordhumbrischen und
Mercischen stets e: ned, leg, gelefa{n), hera{)i) (ws. nJcd, lieg, geltefan,
hieran § 61, c).
13. Die Diphthonge ea, eo, lo werden vor c, g, h im Nordhum-
brischen und Mercischen stets zu e vereinfacht: ec, lec, becen, beg, ege,
heh, peh, ßeh — neh (ws. eac, leac, beacen, beag, eage, heah, peak,
8 74] Dialekt. Verschiedenheiten des Altenglischen. 155
fleah § 61, a — neah § 59, e) — sec, reca, lega{n), Jiega(n), ßeoe, leht
(ws. seoc, reocan, leogan, ßeogan, ßeoge, leoht § 64, a) — v:ex (ws.
xveox § 68, A. 2) — cecen, lehta» (ws. clecen, Uehtan § 66, d).
14. Kontraktion von a mit folgendem dunklen Vokal bei Ausfall
eines intervokalischen /* ergibt im Nordhumbrischen ä: slä {*slaha, ws.
sl^an aus *sleaJian § 57, o), aber ea Wasser, wie im Westsächsischen.
Kontraktion von e, e mit folgendem dunklen Vokal ergibt im Nord-
humbrischen gleichfalls gewöhnlich ea: gesca {*sehan, ws. seon aus
*$eoJian § 62, i), ßea {*ßehan^ ws. ßeon aus ^ßeoJian § 64, b), hea schw.
Dekl. {*heha, ws. h^a aus Vtgaha § 61, b).
Im Anglischen war der Vokal der Flexionsendung der 2. 3. Sg.
Ind. Praes. erhalten geblieben, es findet daher auch hier bei Ausfall von
intervokalischem h Kontraktion statt: sJs, slp {'^'sihis, '*siJnp, ws. siehst,
siehp mit Ausstoßung des Vokals der Endsilbe und Beibehaltung des 7i),
ebenso in Jiesta, nesta, nordh. auch heista, neista {*Jiehisfa, nehista, ws.
Mehsta, nlehsta).
b) Ken tisch.
Für den kentischen Dialekt ist, auch in der späteren Zeit, besonders
charakteristisch eine große Vorliebe für den kurzen und langen "e-Laut,
der zunächst oft für «, ee (aus wg. ä) eintritt, z. B. deg, brec, set, wes,
weter, feder (ws. daeg, hreec, säet, wees, waster, feeder § 57, i. k) — slepan,
stret, red, nedl, ded, sprec (ws. sleepan, street, reed, needl § 59, d; dxd,
sprätc § 59, 1), auch für e& als ^■- Umlaut von ä aus urg. ai: del, dclan,
clene, emg, niest (ws. däel, deelan, cläene, änig, mäest § 60, c), ferner für
WS. ea, ea, ie aus a, «, e nach Palatalen: cester, scel, get, gef (ws. ceaster,
sceal, geat, geaf § 57, s) — scep>, gefon, ger (ws. sceap, geäfon, gear
§ 59, g) — g^fo-n, sceld — sce])pan (ws. giefan, scield § 62, n — scieppan
§ 57, z), ferner für ie als «"-Umlaut von ea und te als *- Umlaut von ea:
eldra, eldesta, eldu, erfe (ws. ieldra, yldra, ieldesta, ieldu, ierfe § 57, z),
heran, gelefan (ws. hieran, gellefan § 61, c), endlich auch für y, y als
»■-Umlaut von xi,, ü: embe, efel, senn, gelden (ws. ymhe, yfel, synn, gi/lden
§ 69, f) — mes, ontenan (ws. mys, ontynan § 70, c).
Für die Brechung ea, eo wird häufig ia, io geschrieben: iald (ws.
eald § 57, p) — ioräe, hiorte (ws. eoräe, heorte § 62, 1), auch hiofon
(ws. heofon § 62, e).
Die westgermanischen Diphthonge eu und iu sind auch im Kentischen
zusammengefallen und zwar unter lo: dtop, Hof, dlore, wofür auch ta
sich findet: diap, liaf, dlare (ws. deop, leof, deore § 64, a. c. Ebenso
steht 10, ta für sonstiges ws. eo: blon, bian, fnond, frland (ws. beon,
freond § 65, n).
0
n
y
ö
ä
y
io
ie
lo
le,
156 Altenglisch. [§ 74, 75
Im Kentischen ist pal. cj nach e schon früh zu / vokalisiert: dei,
meiden, seide — tcei — (/rei (ws. dai^g, mm{g)den, see{g)de § 57, m —
weg § 62, a — grSg § 59, d), ebenso w nach Vokal zu ii: smd — sleup
— lätteu (ws. säicol. sHen-p, lätteotv).
§ 75. Uebersicht über die altenglischen Tokale und ihre
nrgermanischen Entsprechungen.
Am Ende der altenglischen Zeit waren in den Stamm-
silben folgende Vokale vorhanden (§ 56) :
Kurze Vokale: a se e i
Lange Vokale: ä se e l
Kurze Diphthonge: ea eo
Lange Diphthonge: ea co
und zwar entstand:
1) ae. a aus urg. a, wenn die folgende Silbe ursprünglich einen
dunklen Vokal enthielt {talu § 57, a — abbod § 57, b — maclan
aus *mak5jan § 57, c).
2) ae. a, das mit o wechselte, aus urg. a vor Nasalen {mann,
monn; nama, noma § 57, g).
3) ae. a? aus urg. a in geschlossener Silbe {pset, wa-s § 57, i)
oder in offener Silbe bei folgendem ursprünglichem oder durch /-Umlaut
entstandenem hellen Vokal [feeder § 57, k — tö-gsedere § 57, 1),
durch ^■-Umlaut aus ae. a {faerest § 57, v).
4) ae. ea durch ?? -Um laut aus urg. a {ealv § 57, d),
durch Brechung aus ae. ee für urg. a vor -gutt. h [/] {seali
§ 57, n), II oder l -\- Kons, {eall, eald § 57, p), rr oder r + Kons.
{heard § 57, q),
nach Palatalen aus ae. se, a {geaf % 57, s — sceadu § 57, t),
vor Nasalen mit eo wechselnd {sceanin, sceomu § 57, u)
5) ae. ä aus urg. ai {stän § 60, a — fa für *fähe § 60, b),
aus wg. ä bei folgendem dunklen Vokal {säu-on % 59, a),
aus urg. « durch Dehnung im Auslaut einsilbiger Wörter {pä,
su-ä § 57, f).
6) ae. « aus wg. ä {slsep § 59, d), auch bei /-Umlaut {died § 59, 1 —
leeuun § 59, i),
durch /-Umlaut aus ae. ä für urg. ai {diel § 60, c),
durch Ersatzdehnung bei Ausfall von g aus ae. ae für urg. a
{siede § 57, m).
7) ae. fa aus urg. an {h^ap § 61, a — h?a für *h^ahe § 61, b) oder
aus urg. a, ä + wa, wu {streu § 57, e — ivea § 59, b).
8 751 Uebersicht über die altengl. Vokale. 157
durch Brechung aus ae. « für wg. ä vor h [/] {nnth ij 59, e —
war für *n^a1ior § 59, f),
nach Palatalen aus ae. äs für wg. ä (^sc^ap, g^ar § 59, g) oder
aus ae. ä und dessen Umlaut ae für urg. ai {sc^adan § 60, d — sceap
§ 60, e),
durch Kontraktion oder Ersatzdehnung aus ae. ea für urg.
(( vor gutt. h, Ih, rh bei Ausfall des h {slean für *sleahan § 57, o —
IVfalas, m^arus für * Wealhas, *mrarhas § 57, r).
8) ae. e aus urg. e {etan § 62, a),
durch «-Umlaut aus ae. ae für urg. « (bedd, hete § 57, y) oder aus
ae. «, 0 für urg. a vor Nasalen {menn § 57, w) oder aus ae. o {dehter
§ 67, g).
9) ae. eo aus urg. e durch ^^ -Umlaut {seofo» § 62, e) oder vor w
{treowes § 62, f), ferner durch Brechung vor gutt. /' [%\ {seoh § 62, h),
vor Ih, Ic (seolh § 62, k), und vor rr oder r -|- Kons, {steorra, eoräe
§ 62, 1),
aus ae. e für urg. a vor ivi (meotvle § 57, bb),
aus urg. 0 nach Palatalen {geoc § 67, f).
10) ae. e aus urg. e {her, het § 63),
durch Dehnung aus urg. e im Auslaut einsilbiger Wörter {he
§ 62, b) und bei Ausfall von g {hredan § 62, c),
durch * -Umlaut aus urg. ö {fet § 68, e), ferner aus ae. ö für
urg. ä {eh tan § 58, c) oder für wg. ä vor Nasal {aren § 59, k) oder für
urg. « vor 7nf, np, ns bei Ausfall des >n, n {ges § 57, x).
11) ae. eo aus urg. eu {deop § 64, a — leode § 64, c — Jlcon für
*fleohan § 64, b) oder aus urg. e -\- iva, wu {treo § 62, g) oder im Praet.
reduplizierenden Verba {heold § 64, A. 1),
durch Kontraktion aus urg. ij und dunklem Vokal {ß^ond § 65, n),
durch Brechung aus urg. ^, i vor gutt. h [x] {Eohf- § 66, b —
peon für *peohan, pihan § 66, c),
durch Kontraktion oder Ersatzdehnung aus ae. eo vor
gutt. Ä, Ih, rh {scon sehen für *seohan § 68, i — seoles, feores für
*seolhes, *feorhes § 62, m),
eö nach Palatalen aus urg. ö {sceöc § 68, d) oder aus ae. ö für
wg. ä vor Nasalen {geömor § 59, h),
12) ae. i aus urg. i {sei]) § 65, a),
aus urg. e vor m {niman § 62, d),
vor pal; hf, x = hs aus ae. ie als i- Umlaut von ea vor h {mihi
§ 57, z) oder aus ae. eo vor pal. /* {x^ {cniht, six § 62, q).
13) ae. io aus urg. i durch ««-Umlaut {sionu § 65, e) oder durch
Brechung vor gutt. h [x\ {Wicht § 65, f), vor gutt. l {miohte § 65, g),
oder vor r -\- Kons. {Uornian § 65, h),
io, hl, eo nach Pal alen aus urg. u {giong, geong, giung § 69, c).
158 Altenglisch. [§ 75
14) ae. ie durch «-Umlaut aus ae. ea für urg. a vor gutt. h, l,
r + Kons, oder nach Palatalen {hliehJian, ieldra^ scieppan § 57, z) oder
aus ae. i vor ursprünglich gutturalem h [siehst § 65, i) oder vor r + Kons.
(hierde § 65, k) oder aus ae. iii^ w, eo für urg. u nach Palatalen {giengra
§ 69, h)
nach Palatalen aus urg. e {yiefan, scieran § 62, n).
15) ae. ^ aus urg. 7, I {lif § 66, a),
durch Dehnung aus urg. i im Auslaut einsilbiger Wörter {hl § 65, b)
oder bei Ausfall von g^ h {hr'idel § 65, c) oder bei Ausfall von «(, n vor
/, h s {fif § 65, d). ^
16) ae. le {{/, t) durch /-Umlaut aus ae. ea für urg. cm {hieran
§ 61, c) oder für wg. ä vor gutt. h [%] oder nach Palatalen {mehsta,
clese § 59, m) oder für ae. ea vor gutt. h bei Ersatzdehnung nach Aus-
fall des h {stiele für "steahlja § 57, aa),
durch «-Umlaut aus ae. eo für urg. ew, wg. in {clest, stleran § 64, c)
oder für urg. l vor gutt. h {liehtan § 66, d) oder für urg. ij + dunklem
Vokal {flend § 65, p) oder für ae. eo vor gutt. h bei Ersatzdehnung
nach Ausfall des h {tien § 62, p) oder für urg. ö nach Palatalen {gescie
§ 68, g)
durch Kontraktion aus urg. // + hellem Vokal {prle § 65, o).
17) ae. 0 aus urg. o {god § 67, a) oder
aus ae. eo für urg. e vor Z, r -\- Kons, oder u bei vorhergehendem
w {stvord, worold § 62, o).
18) ae. ö aus urg. ö {föt § 68, a — scös für *scöhes § 68, b),
aus urg. ä {bröhte § 58, a — fön für *f5han § 58, b),
aus wg. ä vor Nasalen {möna § 59, c),
durch Dehnung aus urg. o im Auslaut einsilbiger Wörter (tö
§ 67, b) oder bei Ausfall von g {broden § 67, c) oder aus ae. a, o für
urg. o vor mf, np, ns bei Ausfall von m, n {gös § 57, h).
19) ae. n aus urg. u {sann § 69, a),
aus urg. 0 nach Labialen {fall § 67, d) oder vor einfachem
Nasalkonsonanten {punor § 67, e),
aus ae. /o, eo für urg. i vor gutt. h [x] oder u bei vorhergehendem tv
{wudu § 65, 1).
20) ae. ü aus urg. ü, ü {müs § 70, a — gebün für gehüen § 70, b),
aus urg. ö im Auslaut einsilbiger Wörter bei vorhergehendem
Kons. + ''^ (^W) <^" § 68, c),
durch Dehnung aus urg. u im Auslaut einsilbiger Wörter {nü
§ 69, b), bei Ausfall von g {gefrünen § 69, c) und bei Ausfall von n
vor J), s {müp § 69, d).
21) ae. 1/ durch »-Umlaut aus urg. u {ci/ssan § 69, f) oder aus
ae. u für tu, io aus urg. * vor r + Kons, bei vorhergehendem tv {wyrsa
§ 65, m).
8 75, 76] Indogerm. und urgerm. Konsonantenbestand,
159
22) ae. y durch j-U miaut aus urg. ü {inys § 70, c) oder aus ae.
ü für urg. ö im Auslaut einsilbiger Wörter nach Kons. + ir {cy § 68, f)
oder aus ae. ü für urg. im vor p, s {cyäan § 69, g).
Altenglische Konsonanten.
Indogermanische und urgermanisclie Konsonanten.
Vgl. Brugmann, Grdr. § 386-1000, KVG § 161-363 — Kluge,
PGr. P, 365—385 — Streitberg, UG § 107—132 — Dieter,
§ 104—119 — Sek oll, § 59—61. 70—84. 103—107. 116 — Kar.l
Verner, Eine Ausnahme der ersten Lautverschiebung (Kuhns Zeitschrift
f. vgl. Sprachforschung (1877), 23, 97—110 — Kip, Noch ein Wort über
germ. f } h s <d ä y z (Med. Lang. Notes (1905) 20, 16-18.
§ 76. Indogermauischer Konsoiiauteiibestaud und seine
Weiterentwickelimg zum llrgermanischeii.
(LaiitTerschiel)uiig.)
In der indogermanischen Grundsprache waren folgende
Konsonanten vorhanden:
Verschluß-
laute
Aspiraten
Keibelaute
o
>
m
'S
'S
4)
13
stimm-
haft
stimm-
los
stimm-
haft
1-
.a o
tn
CS
Labiale
P
h
ph
m
V
m
Dentale
t
d
th
(Ih
.s
Z
hr
n
Palatale
k' ,j
k'h
ijh
j
n'
Gutturale (Velare)
h C,
kh
gh
n
Labiogutturale
A;v
!r
k^h
g^K
r
Von diesen Konsonanten kommen die stimmlosen Aspiraten
(Tenues aspiratae) selten vor und sind in ihrer weiteren Entwickelung
im Urgermanischen mit den stimmlosen Verschlußlauten zusammen-
gefallen; sie können daher hier außer Betracht bleiben.
160 Altenglisch. [§76
Die Palatalen und Gutturalen (Velaren) werden nur in den sog.
■»«(■ew-Sprachen, d. h. im Indoiranischen, Armenischen, Albanesischen
und Baltosla vischen voneinander unterschieden, und zwar sind dort
die Palatalen zu Zischlauten geworden (av. satem gegenüber lat. centum
[kentum] hundert). In den übrigen Sprachen, also dem Griechischen,
Italischen, Keltischen und Germanischen, den sog. 6'ex^^wt- Sprachen,
sind die Palatalen mit den Gutturalen zusammengefallen, werden daher
im folgenden nicht weiter berücksichtigt.
Umgekehrt sind in den «ft/ewi-Sprachen die Gutturalen (Velaren)
und Labiogutturalen (Labiovelaren) zusammengefallen, während sie in
den ce»//^w( -Sprachen im allgemeinen getrennt blieben. Innerhalb des
Germanischen ist allerdings nur im Gotischen idg. g^ und ky als q und hv
erhalten, in den übrigen germanischen Sprachen, also auch im Alt-
englischen, ist urg. k'^ und /*v im allgemeinen = Ä; + '«■'y '' H~ "'> so daß
auch die Labiogutturalen für das Altenglische keine gesonderte Be-
trachtung erfordern.
Von den nach Ausscheidung der stimmlosen Aspiraten,
der Palatalen und der Labiogutturalen noch übrig bleibenden
idg. Konsonanten: p, h, bh — t, d, dh, s, z — A-, g, gli — ■
V, j — l, r — m, n, »j sind im Urgermanischen die Zisch-
laute s, z, die Halbvokale v, j, die Liquiden /, r und die
Nasalen rn, n, y im allgemeinen unverändert geblieben. Inner-
halb der stimmlosen und stimmhaften Verschlußlaute und der
x-Vspiraten aber hat eine durch bestimmte Gesetze geregelte
Lautverschiebung stattgefundeo, durch welche sich die
germanischen von allen übrigen indogermanischen Sprachen
streng unterscheiden.
Das germanische Lautverschiebungsgesetz wurde zuerst
von J. Grimm in der zweiten Auflage des ersten Bandes
seiner Deutschen Grammatik (1822) formuliert, später ins-
besondere von Karl Verner (1877) näher modifiziert.
Nach J. Grimm sind alle idg. Tenues zu gerra.
Aspiraten, alle idg. Aspiraten zu germ. Medien,
alle idg. Medien zu germ. Tenues geworden, so
daß das Grimmsche Lautverschiebungsgesetz sich am ein-
fachsten durch die Formel:' TAM ausdrücken läßt, d. h. die
Tennis wurde zur Aspirata, die Aspirata zur Media, die
Media wiederum zur Tennis. Dabei sind unter den Tenues
zu verstehen die stimmlosen Verschlußlaute p, t, k, unter
^ 76] Idg- und urg. Konsonanten (Lautverschiebung). Ißl
den Medien im Indogermanischen die stimmhaften Verschluß-
laute h^ d, g, im ürgermanischen aber zunächst die stimm-
haften Eeibelaute 5, ä, y, aus denen sich erst später zum
Teil die stimmhaften Verschlußlaute h, d, g entwickelt haben,
unter den Aspiraten im Indogermanischen die Verbindung
eines stimmhaften Verschlußlautes mit dem Hauchlaute h,
also hh, dh, gh, im Urgermanischen aber die entsprechenden
stimmlosen Spiranten /, />, // [x\.
Es sind ferner manche Ausnahmen von diesem Grimm-
schen Lautverschiebungsgesetze zu konstatieren. So bleiben
z. B. die Tenues unverändert nach einer stimmlosen Spirans,
also p, t, h in den Verbindungen sp, st, sk und t in den Ver-
bindungen urg. ft, lü [xi] aus idg. pt, Id. Nach dem sog.
Vernerschen Gesetz (s. o.) werden sodann die im Inlaut aus
den idg. Tenues hervorgegangenen urg. stimmlosen Spiranten
/; Ih ^* M zunächst zu den stimmhaften Spiranten h, d, y,
später zum Teil zu den entsprechenden Medien h, d, g weiter
entwickelt, wenn der unmittelbar vorhergehende
Vokal nach der ursprünglichen idg. und urg. Be-
tonung nicht den Haupt ton trug. Unter derselben
Bedingung ist auch stimmloses 5 zu stimmhaftem z, und
dieses wiederum im Altenglischen zu r geworden.
Verschiedene Betonung bestand im Urgermanischen unter
anderm bei den verschiedenen Formen der starken Verba.
Praes. und Sg. Ind. Praet. waren stammbetout, PL Ind. Praet.,
Konj. Praet. und Part. Praet. endungsbetont. Diejenigen
Verba nun, deren Wurzel auf eine idg. Tennis p, t, k aus-
geht, haben im Urgermanischen an deren Stelle im stamni-
betonten Präsens und Sg. Ind. Praet. nach dem Grimmschen
Lautverschiebungsgesetze die entsprechende (Aspirata) Spirans
/' P> ^i M; in dem ursprünglich enduugsbetonten Plur. Ind.
Praet., Konj. Praet. und Part. Praet. aber wurden diese
stimmlosen Spiranten /, p, h [x] nach dem Vernerschen Gesetz
zu den entsprechenden stimmhaften Spiranten 5, d, y, später
in den germanischen Einzelsprachen zum Teil zu den stimm-
haften Verschlußlauten b, d, g weiterentwickelt. Ebenso
wurde die stimmlose Spirans s in den ursprünglich enduugs-
Kahiza, Histor. Grammatik d. engl. Sprache. I. 2. Aufl. ■[■[
162 Altenglisch. [§ 76
betonten Formen zu der stimmhaften Spirans z weiter-
gebildet, die im Altenglischen in r überging. Da nun dieser
Wechsel im Stammesauslaut mit dem Wechsel der gramma-
tischen Formen in Verbindung steht, nannte man ihn, ehe
noch in der verschiedenen Akzentuierung die wahre Ursache
desselben erkannt war, den grammatischen Wechsel.
Anm. 1. Nach Kip (Mod. Lang. Notes 20, 16—18) fand der Ueber-
gang von /, ^, s, % zu S, ff, 2-, y zu der Zeit statt, als nach dem Beginn
der Akzentverschiebung die früher unbetonte erste Silbe und die früher
betonte zweite ungefähr gleich stark betont waren , also Urel stress
hatten: f((])er, weil in diesem Falle der stimmlose Reibelaut „den An-
griffen seiner stimmhaften Nachbarlaute auf beiden Seiten ausgesetzt war."
Die Lautverschiebungsgesetze lassen sich etwa
folgendermaßen formulieren:
Die idg. Tenues (stimmlosen Verschlußlaute) jh ^j ^
wurden (wahrscheinlich über ph, th, kh) zu den urg. stimm-
losen Reibelauten /, p, % (a), doch blieben idg. p, t, k
nach s (b) und idg. t nach urg. /', x ^^^^s idg. p, k im Ur-
germanischen unverändert (c).
a) Idg. p ^= urg. /.- lat. piscis, ae. ßsc Fisch — lat. pater, ae.
fseder Vater — lat. pellis, ae. feil Fell — lat. pecu, ae. feoh Vieh i^fe%H)
— gr. 7iov£, lat. pes, ae. föt (aber mit unverändertem p die Lehnwörter
ae. jjer» Birne, ^Ji^nt^ Pfund etc. aus lat. pirum, pondo etc. § 80, Anm.).
Idg. f= -arg. p: lat. tu, ae. pü du — gr. T(i£ig, lat. tres, ae. preo
— lat. frater, ae. bröäor Bruder — lat. femiis, ae. pynne dünn.
Idg. k = urg. X: lat. caput, ae. hcafod Haupt — gr. iKcnöv, lat.
centum, ae. hund hundert — gr. xagöla, lat. cord-, ae. heorte Herz —
gr. KÄvTÖg berühmt, ae. hlüd laut — lat. quis, ae. hwä wer — lat. quod,
ae. hivset was — lat. pecus, ae. feoh Vieh {*fexit).
b) lat. scabere, ae. scafan schaben — lat. sptiere, ae. splu-an speien
— gr. aTeC%(o, ae. stlf/an steigen — lat. hostis, ae. giest Gast — lat.
sextus, ae. siexta der sechste — lat. piscis, ae. fisk Fisch.
c) lat. captits , ae. Jieeft Gefangener — gr. nefimog, ae. flfta
{*fimfta) der fünfte — gr. dxrai, lat. octo, ae. ealita acht — gr. vvy,T-,
lat. noct-, ae. neaht, niht Nacht.
Nach einer ursprünglich nicht den Hauptton tragenden
Stammsilbe gingen die aus den idg. Tenues p, t, k ent-
standenen urg. stimmlosen Spiranten /, p, % in die
stimmhaften Spiranten 5, ä, y, in den Einzelsprachen
S 76] Idg. und urg. Konsonanten (Lautverschiebung). 163
zum Teil in die entspreclieudeu stimmhaften Verscliliiß-
laiite h, d, g über; gleiclizeitig wurde idg. urg. s nach
ursprünglich nicht haupttoniger Stammsilbe zu urg. z, ae. r
(Grammatischer Wechsel — Vernersches Gesetz) (d).
d) Urg. / aus idg. p = urg. 5, h: invd^ ]at. septem, got.
ahd. sibiin, ae. seofoii sieben — Gramm. Wechsel: got. parf ich darf —
j>anrbu>n.
Urg. p aus idg. ;! = urg. et, d: skr. pitdr, gr. natrjQ, lat. pater\
urg. *faper, *fäper, *fdäer, ae. fseder Vater — skr. mätar, gr. firjrtjQ
(für *fii^Ti'^Q), lat. mäter, ae. niödor Mutter, gegenüber skr. bhräiar, lat.
fräter, ae. hröäor Bruder — ne. dmd tot (idg. *dhaii-t6-), gegenüber
ae. deap Tod (idg. *dMu-tu-s) — Gramm. Wechsel: ae. ctvedan sprechen,
ctvaep, cwSdon, civeden — cwide Spruch — seoäan sieden, seap, siulon,
soden — weoräan werden, wearp, tourdon, worden — wyrd Schicksal.
Urg. h aus idg. k = urg. /, g: Gramm. Wechsel: ae. slean
{*slahan) schlagen, slöh, slögon, sleegen, siege Schlag — seon {*se}i{tv)an)
sehen, seah, ws. sätvon, ndh. segon, gesewen, gesegen; fleon {*fleohan)
fliehen, fleali, ßugon, flogen; äh ich besitze, ägon, ägen — • fön {*föhan,
urg. *fäxan) fangen, feng, fangen — feng Griff.
Idg. urg. s = urg. 0, ae. r: ae. glxren gläsern, gegenüber glses
Glas — ae. hura gegenüber ahd. haso Hase — Gramm. Wechsel: wesan
sein, tvees, tvseron — ceosan erkiesen, ceas, ciiron, coren — forleosan
verlieren, forleas, forhtron, forloren — freosan frieren, freas, fniron,
froren.
Die idg. stimmhaften Aspiraten bh, dh, gh wurden
im Urgermanischen zu den stimmhaften Spiranten b, ä, y,
die in den germanischen Einzelsprachen zum Teil in die ent-
sprechenden stimmhaften Verschlußlaute (Medien) h, d,g
übergegangen sind (e).
e) Idg. bh (gr. (f, lat. /) = urg. 5, b: idg. *bJierö, gr. cpe^oj, lat.
fero, ae. ber-an tragen — skr. bhräfar, lat. frater, ae. bröäor Bruder,
gr. yöficpos Nagel, Keil, ae. camb, comb Kamm.
Idg. dh (gr. d-) = urg. et, d: gr. d-vyuTi]Q, ae. cZo/i^or Tochter —
gr. ■d'VQu, ae. dum Tür — gr. i-ied-v, ae. medu Met — gr. Aor. Pass.
{iÄv-)&riv, ae. Praet. (hyr-)de — gr. aX&oi brenne, ae. äd Scheiterhaufen.
Idg. gli (gr. %, lat. h) = urg. 7, g: lat. Jwtno, ae. guma Mann
— lat. hostis, ae. giest Gast — gr. %r;v, lat. {h)anser, ae. gös {*gans)
Gans — gr. xoQzog, lat. liortiis, ae. geard Garten — gr. azEi%oi sclireiten,
ae. siigan steigen.
Die idg. Medien (stimmhaften Verschlußlaute)
h, d, g wurden zu den urg. Tenues (stimmlosen Ver-
schlußlauten) f, t, k (f).
11*
164 Altenglisch. [§ 76, 77
f) Idg. Z> = urg. y*: gr. ßaiiij, ae. päd Kleid, Mantel — lat. lahimn,
ae. Z/p^a Lippe — gr. adwaßig, ae. Jiasnep Hanf — altbulg. slahti, poln.
s?a&// schwach, ae. sieepan schlafen.
Idg. d = urg. ^: gr. Svo^ lat. f7«o, ae. firä zwei — gr. (ScV.a, lat.
deceni, ae. /«e» {*tehtini) zehn — gr. ddoir-, lat. dent-, ae. ^ö^ i^tatip-)
Zahn — lat. er/ere, ae. e^ö» essen — gr. olöa, lat. r/'d-eo, ae. ?rä^ ich weiß.
Idg. ff = urg. Ar: gr. yei'og, lat. gemis^ ae. f7/nn Geschlecht —
gr. j'oVü, lat. genu, ae. CHeo Knie — gr. yi,yvdjcrüio, lat. cognosco, ae.
cnäwan kennen — gr. äyQÖg, lat. «.(/er, ae. ffcer Acker — gr. ^vyöv, lat.
juguni, ae. //eoc Joch — gr. ^Qyov^ ae. »reorc Werk — gr. iyöj, lat. e^/o,
ae. ic ich — gr. ßaivio, lat. re»/o {^g"en-), ae. cuvian kommen.
Die übrigen idg. Konsonanten : 5 (außer in dem oben
erwähnten Falle), z, v, j, l, r, m, n, y sind im Urgermanischen
im Allgemeinen unverändert geblieben (g), doch fiel urg. ^
vor X unter Nasalierung des vorhergehenden Vokals aus (li).
g) lat. sedeo, ae. sittan sitzen, lat. sex^ ae. siex, six sechs, lat.
Septem, ae. seofon sieben — asl. mozgii, poln. mözg Gehirn, ae. mecwg
(urg. mazga-) Mark — lat. rir, ae. tver Mann ; lat. renUis, ae. irind Wind
— lat. juguni, ae. geoc Joch — lat. longxs, ae. lang, long lang, lat. collt's,
ae. hi/ll Hügel — lat. rnfus, ae. read rot, lat. fero, ae. heran tragen —
lat. mater, ae. mödor Mutter, lat. homo, ae. guma Mann — lat. nox, ae.
n/'ht Nacht, lat. noveni, ae. nigon neun — lat. longiis, ae. 7o??^q' lang.
h) urg. *hr((%ta {*bra7jxfa), ae. hröhte brachte, urg. *]xixta {"pa^yja),
ae.J)ö//Ye dachte, urg. *fö%an {*fauxan), ae. /ö?; fangen, \irg. *p'>xan {pi'uxc»),
ae. peon {*pi{h)an gedeihen; urg. *pühfe {*pm^xte), ae. pühte deuchte.
Anm. 2. Ueber weitere Veränderungen des indogermanischen
Konsonantenbestandes in urgermanischer Zeit durch Assimilation, Ver-
schiebung der Artikulationsstelle, Einschub oder Wegfall von Konsonanten
vgl. Noreen, Urg. Lautlehre § 40—58, Streitberg Urg. Gramm. § 127.
§ 77. Westgermauische Kousonaiitendehimiig.
Unter den Veränderungen des Konsonantenbestandes,
die den westgermanischen Sprachen eigentümlich sind, ist
die wichtigste die sog. westgermanische Konsonanten-
dehnung, derzufolge zunächst vor einem urg. j alle ein-
fachen stammauslautenden Konsonanten nach kurzem Vokal
— mit Ausnahme von r — gedehnt (geminiert) werden (a).
Das j selbst ist nach der hierdurch entstandenen langen
Silbe im Altengiischen wieder abgefallen (§ 89, d). Mit-
unter findet die Dehnung auch vor anderen Konsonanten
statt, z. B. vor l (b) oder r (c).
§ 77, 78]
Westfferm. Kousonantendelmuno:.
165
a) scieppan schaffen, schöpfen, as. shi'ppUiH (got. fiktipjan), sfcppan
schreiten {*stapjan) — sibb Verwandschaft, as. sihhia (got. sibja), hehhan
heben (*//aSy'««) — sitfan sitzen (gr. l%o^iai aus ^aeSiofiai, lat. sedeo),
settan setzen (got. satjan) — b/'ddaii bitten (got. bidjan), bedd Bett
{*badja-), midd in der Mitte befindlich (lat. medius) — sceppan schädigen
{*skctpjan), smippe Schmiede {*smipjön) — enijssan stoßen {^knusjan) —
streccean strecken {"^strakjan), gi/ccean jucken {*jukja7i), crycc Krücke
(*ÄrrwA;yö-), vreccea Verbannter {'^'ivrakjan-) — secgean sagen (*sa(/j((ii),
lecgean legen (got. lagja»), Jicgean liegen {*ligjan), bi/cgean kaufen
{^bngja»), ecg Schneide (as. eggia), brijcg Brücke {*bnigja-) — lilieliJmn
lachen (got. hlahjau) — tellan erzählen, as. tellian {*faljan), hell Hölle,
as. hellia (got. halja) — fremnian vollbringen, as. fremntian {"franijaii) —
peiinan dehnen (got. paiijaii), henii Henne {*haiiJ5).
Anm. 1. Aber r wird nicht 'gedehnt und infolgedessen fällt auch /
in diesem Falle im Altenglischen nicht ab : ae. herian preisen (got. hazjan),
neriun retten, spyrian spüren, herigeas PL zu here Heer.
Anm. 2. Mit einem folgenden i war urg. j schon früh zu i ver-
schmolzen; darum unterbleibt vor den Endungen -is^ -ip der 2. 3. Sg.
Praes. Ind. die Dehnung des vorhergehenden Konsonanten: bidde, bidest
{^bidis aus *bidjis), bidep (J^bidip aus *bidjip), hiddap; teile, telest, telep,
tellap.
b) ae. eeppel^ PI. sepplas Aepfel, ahd. upphul.
c) ae. biter^ biu{e)r bitter (got. baiirs), snotor, snoU{o)r klug (got.
sniitrs), ätor, aU{o)r Eiter, Gift, hlütr, hliitt{o)r lauter — bläedre, blaeddre
Blatter, Blase, niedre, needdve Natter, blöder, hleedder Leiter.
§ 78. Urgermanischer l)zw. westgeriiiaiiisclier Konsouanteu-
bestaud nel>st dessen indogermanischen Entsprechungen.
Als Konsonanteubestand des Urgermanischen bzw. West-
eermanischen dürfen wir ansetzen:
Verschluß-
laute
Reibelaute
Halb-
vokale
Li-
quide
Nasale
stimm- stimm-
stimm- stimm-
los haft
los haft
Labiale
P
b
/
d
n-
)n
Dentale
t
d
s
(t
z
l,r
n
Palatale
J
Gutturale
k
U
%
Y
l]
und zwar entstand
166 Altenglisch. [§ 78
1) urg. p aus idg. h (ae. päd, sleüpan § 76, f), nach s auch aus idg.
p (ae. spiivan § 76, h), wg. pp aus urg. p vor j oder / (ae. scieppan
§ 77, a — ^i^i^e? § 77, b),
2) urg. S, b aus idg. i7« (ae. hröäor § 76, e), seltener aus idg. p
(ae. seofon § 76, d), wg. bh aus urg. S vor j (ae. s«ii, hebban § 77, a),
3) urg. / aus idg. p (ae. /sc § 76, a),
4) urg. tv aus idg. r (ae. tver^ wind § 76, g),
5) urg. t aus idg. d (ae. ^?m, eton § 76, t), nach s oder nach urg.
/■, Z für idg. p^ Ic auch aus idg. t (ae. ^^/es^ § 76, b — fifta, eahta § 76, c),
wg. tt aus urg. t vor j oder r (ae. sittan § 77, a — &;7/gr § 77, c),
6) urg. (f, (? aus idg. dh (ae. dohtor § 76, e), seltener aus idg. t
(ae. fseder, mödor § 76, d), wg. (/(? aus urg. et vor j oder r (ae. biddan
§ 77, a — Ueeddre § 77, c),
7) urg. J) aus idg. ^ (ae. pü, bröäor § 76, a), wg. ßp aus urg.^ vor
j (ae. sceppan § 77, a),
8) urg. s aus idg. s (ae. sittan^ seofon § 76, g), wg. ss aus urg. s
vor j (cni/ssan § 77, a),
9) urg. z aus idg. z (urg. *maz(/a, ae. meavg § 76, g), miüunter auch
aus idg. s (ae. 7«ara, ahd. haso Hase § 76, d),
10) urg. j aus idg. j (ae. ö^eoc § 76, g),
11) urg. A- aus idg. g (ae. cneo, ic § 76, f), nach s auch aus idg. k
(ae. scafan § 76, b), wg. H- aus urg. k vor j (ae. streccean § 77, a),
12) urg. y, (/ aus idg. gh (ae. (/ös, stigan § 76, e), seltener aus idg.
k (ae. slögon § 76, d), wg. ^gr aus urg. y vor j (ae. secgean, hrycg § 17, a),
13) urg. % aus idg. k (ae. heorie § 76, a), wg. ;^;)j aus urg. X vor /
(ae. hliehhan § 77, a),
14) urg. I aus idg. / (ae. long, hyJl § 76, g), wg. 11 aus Z vor ./
(ae. tellan § 77, a),
15) urg. r aus idg. r (ao. re»«?, ieran § 76, g),
16) urg. m aus idg. ?« (ae. mödor, gmna § 76, g), wg. tnm aus urg.
»i vor j (ae. fremman § 77, a),
17) urg. ji aus idg. u (ae. n?7(i' § 76, g), wg. »» aus urg. n vor /
(ae. henn § 77, a),
18) urg. ?? aus idg. ?j (ae. /o»f/ § 76, g).
Altenglische Konsonanten.
Vgl. Sweet, HES § 496—557; NEG § 761—769; ShHEG
§ 141—149 — Wyatt, § 163 ff. — Mayhew, § 345—553 —
Cosijn, AG §129—152, KAG § 72-106 — Sievers, AG § 169— 234;
Abr. §22—42 — Kluge, PGrdr. I'^ 989— 1024 — Die t er, §150-158
— SokoU, § 170-198 — Bülbring, § 456—574.
8 791 Diö iirgerm. Konsonanten im Alteuglischen. 167
§ 79. l el)ersicht über die Weitereutwickelung der iir-
germauisclien Koiisoiiauten im Alteuglischeu.
Die Veränderungen, welche die urg, Konsonanten: |>, S,
^; /; «<^' — ^ f^» ^h h ^% - — />■. y, ih ^^ M; ./ — h '>' —
m, n, y im Altenglischen erfahren haben, sind nicht erheblich.
Die stimmlosen Verschlußlaute p (psep § 80, a) und
/ (Johl § 84, a) blieben im allgemeinen unverändert. Der
stimmlose gutturale Verschlußlaut k blieb aber nur vor ur-
sprünglich dunklen Vokalen und deren Umlauten uud vor
Konsonanten guttural {cmnan, cyning, creeft § 90, a — hrecan,
macian, weorc § 90, c), vor ursprünglich hellen Vokalen und
vor urg. j (cild § 90, b — mic'el, teec'ean, crijc'c § 90, d —
ben'c' § 97, b), im Auslaut auch nach hellem Vokal {ic, pic
§ 90, e) und gewöhnlich in der Verbindung sc {sv'eal, ßsc
§ 90, f) wurde er palatal.
Von den stimmhaften Reibelauten war noch inner-
halb des Urgermanischeu bzw. Westgermanischen 5 im An-
laut, in der Gemination und nach m in den stimmhaften
Verschlußlaut h übergegangen, urg. d auch in allen anderen
Fällen zu d geworden, während urg. y wohl nur in der Ge-
mination und nach y zum Verschlußlaut g wurde, im übrigen
aber zunächst Reibelaut verblieb. Im Altenglischen finden wir
demgemäß h für urg. 5 im Anlaut, in der Gemination und nach
m (bsep, sibb, lamh § 81, a), während im Inlaut vor Vokalen
und n der Reibelaut h unverändert blieb, aber in der Schrift
durch / bezeichnet wurde {seofon, hrsefn § 81, b). Im Aus-
laut ging urg. 5 in den stimmlosen Reibelaut / über {ivlf
§ 81, c). Urg. d erscheint im Alteuglischen — soweit es
nicht durch Assimilation (s. n.) in ;" überging — in allen
Fällen als d {deeg, f seder, god % 85, a).
Urg. y ist im Altenglischen — zu Avelcher Zeit, läßt
sich nicht genau bestimmen — im Anlaut vor dunklen
Vokalen und deren Umlauten und vor Konsonanten in den
stimmhaften gutturalen Verschlußlaut g (god, gglt, glsed
§ 91, a), vor ursprünglich hellen Vokalen aber in den pala-
talen Reibelaut j übergegangen (giefan § 91, b). In
168 Altenglisch. [§ 79
der Gemination und in der Verbindung ng erscheint es vor
ursprüngiich dunklen Vokalen als gutturaler Verschluß-
laut^ {doyga, singcm § 91, c), vor ursprünglichem j aber
als palataler Verschlußlaut g' {hijcgean, hnjc'g', seng'ean
§ 91, d). Im Inlaut vor dunklen Vokalen blieb urg. /
gutturaler Reibelaut {dmgan § 91, e), ebenso im Aus-
laut allein oder in den Verbindungen lg, rg nach dunklem
Vokal; doch wechselt es hier und vor konsonantisch be-
ginnenden Endungen mit dem stimmlosen gutturalen Reibe-
laut h [x] {(jendg, gemli; sorg, sorh § 91, h — sflJisf, sfiJip
§ 91, i). Im Inlaut vor hellen Vokalen und im Auslaut nach
hellem Vokal ist es in den stimmhaften palatalen Reibe-
laut J übergegangen (dseges [j] § 91, f — dceg [j] § 91, k),
der aber vor Dentalen oft ausgestoßen wurde {seegde, ssede,
regn, ren § 91, g).
Der stimmhafte dentale Reibelaut z verwandelte sich im
Altenglischen im Inlaut in r (jiiära, nerian § 88, a), im Aus-
laut fiel er ganz ab {he, me § 88, d).
Die stimmlosen Reibelaute / (feeder § 82, a), p
(porn § 86, a), s (siinu § 87, a) blieben im allgemeinen un-
verändert; im Inlaut vor Vokalen aber wurden sie stimm-
haft, ohne daß dies in der Schrift hervortritt {ivulfas § 82, b
— civeäav § 86, b — ceosan § 87, b). Im Anlaut ging urg.
1)1 im Altenglischen wie in den übrigen westgermanischen
Sprachen in // {ßeon § 86, c), im In- und Auslaut urg. pl
in (7/ {nmdl § 86, d), urg. Ip in Id über {gold § 86, e).
Der stimmlose gutturale Reibelaut li [^x\ ist im
Wortanlaut zu einem bloßen Hauchlaut [h] abgeschwächt
worden {liüs, hring § 92, a) und im Anlaut der zweiten
Glieder von Zusammensetzungen (Ifig § 92, b), sowie im
Anlaut einiger Vcrbalformen nach der Negation ne {nabban
§ 92, c), ferner im Inlaut vor Vokalen (slean § 92, d) und
vor /, 11, s (stiele § 92, e) ganz ausgefallen. Im In- und
Auslaut in den Verbindungen hh, lit, hp blieb es zunächst
gutturaler Reibelaut [x] {cohhettan, eahta ^ 92, f), ging
aber vor ursprünglich folgendem j, später auch in der Ver-
bindung hf, wenn kein dunkler Vokal folgte, in den stimm-
S 791 Die urgerm. Konsonanten im Altenglischcn. I(j9
losen palataleu Reibelaut /'über (hliehhan, cnihf § 92, g).
Einfach auslautendes h [/] blieb guttural {seah § 92, i). In
der Verbindung hs [x^], füi' die in der Regel x geschrieben
wird, ist x in den stimmlosen Verschlußlaut k über-
gegangen {oxa [ks], siex § 92, h).
Der stimmhafte bilabiale Reibelaut (Halbvokal)
iv blieb im Altenglischen im Anlaut {weeter § 83, a) und im
Inlaut vor Vokalen außer u erhalten {scmol § 83, e) ; dagegen
ist IV abgefallen im Anlaut der zweiten Glieder von Zu-
sammensetzungen (hläford § 83, c), im Anlaut von Verbal-
formen nach der Negation ne (nses, nolde § 83, d) und vor
u, ü {cucu, fä § 83, b — reon § 83, f), auch vor e aus i, l
(gierede § 83, g). Im Stammauslaut der tva-^ ivö- und wi-
Stämme blieb w teils erhalten {snäiv § 83, h — strawes,
treoives § 83, i — sseu'a § 83, p), teils fiel es ab (see § 83, o)
oder wurde zu u, das seinerseits nach langer Stammsilbe
abfiel (nided § 83, 1), nach kurzer als u oder o erhalten blieb
(bealu, healo § 83, m — fjearone § 83, k) und mit vorher-
gehendem a, ä, e sich zu den Diphthongen au, eu = ae. ea,
eo verband (strea, tvea, treo § 83, m).
Der stimmhafte palatale Reibelaut (Halbvokal)
j blieb im Altenglischen im Anlaut wohl unverändert {(/eür,
geony § 89, a), ebenso im In- und Auslaut nach langem Vokal
{clegan, hieg § 89, b). Im Inlaut ist j nach kurzem Vokal
ausgefallen {heo, feond, ])ne § 89, c), ebenso nach Konsonant
{teJlan, hieran § 89, d), außer nach r bei kurzer Stammsilbe
(herian § 89, e). Im Auslaut von ja-Stämmen ist J teils ab-
gefallen (hedd § 89, h), teils zu /, später e vokalisiert worden
(here § 89, f — ende § 89, g).
Die Liquiden l {lang, long § 93, a) und r {rmd
§ 9'!, a) blieben im Altenglischen erhalten, doch tritt vor-
vokalisches r gern hinter den Vokal, wenn demselben s, sc,
st, n, nn folgte {gms, ferse § 94, b), und auch die Verbindung
6"/ wurde zu Is umgestellt {twdels § 93, b).
Die Nasalen m {mann, monn § 95, a), n {nania, nonia
§ 96, a) und v, {singan § 97, a) blieben im Altenglischen im
allgemeinen unverändert; doch fielen urg. m und n vor/,/;, s
170 Altenglisch. [§ 79, 80
unter Nasalierung und Dehnung des vorhergehenden Vokals
aus {f\f § 95, b — (ßs, mü]) § 96. b), wie jj schon im Ur-
germanischen vor X ausgefallen war (hröhfe § 76, h), und urg.
y wurde vor pal. c' palatal {ben'c § 97, b).
Geringe Verschiebungen traten auch ein durch gegen-
seitige Angleichung (Assimilation). So wurde (^ vor und
nach stimmlosen Konsonanten zu t (milfs, hintst, grette § 85, b),
t, d + ]) zu tt, t {itt, hhit § 86, f), ä-^]) zu ]> {cwi^ § 86, k),
d -\- d zu dd {cydde § 86, g), s + ]) zu st {ciest § 86, h),
ä -\- s ZM SS (bliss § 86, i), s + r aus urg. z zu 8s {leessa
§ 88, b), l + 7- aus urg. z zu // (sella § 88, c).
Doppelkonsonanz ist im Wortauslaut und beim An-
tritt konsonantisch beginnender Flexionsendungen gewöhnlich
vereinfacht worden (iq)}), up — sibb, sib — bedd, bed —
eall, eal — grimm, grim — mann, man — feorr, feor —
ealne, ealra, grimre, grimra etc.) Beim Zusammentreffen
dreier Konsonanten fällt der mittlere gewöhnlich aus
{Wesseaxan § 84, c — selUc § 85, c — elboga § 96, c).
Es ist also von den urgermanischen Konsonanten nur z
ganz verloren gegangen, aber durch stimmhaft gewordenes s
(§ 87, b) wieder ersetzt worden. Neu hinzugekommen sind
die palatalen Verschlußlaute: stimmlos k', stimmhaft (/, der
stimmlose palatale Reibelaut /'und der Hauchlaut h.
Lal)iale.
§ 80. Urgerm. j) im Alteiiglischen.
Der stimmlose bilabiale Verschlußlaut jj bleibt im Alt-
englischen unverändert (a).
a) p^P Pfad, PI. 2}(i^<', päd Mantel, gr. ßaivij, jietiig Pfennig, pott
Topf, pol Pfuhl — plega Spiel, pleguin spielen, plög, plöh Pflug —
praettig schlau, prüt, jjrifrf stolz, p)ryta^ pryda Stolz — spere Speer, splott
Fleck — sprecan, specan sprechen — släepmi schlafen, u-epan weinen,
wxpen Waffe, dropa Tropfen — xppel Apfel, lippa Lippe, hopplan hüpfen,
clyppan umarmen (^khippjan), scieppxin schaffen, schöpfen (got. skapjan^
as. skeppiun), steppan schreiten i^sUipjav) — sespe Espe, helpan helfen,
weorpan werfen, hearpe Harfe, gelhnpan sich ereignen — sc/p Schiff,
slxp Schlaf, sceap Schaf, deop tief, heenep Hanf — topp, top Spitze, iipp,
up auf — he(dp half, wearp warf, sccarpi scharf, gelamp es ereignete sich.
§ 80, 81] Urgerm.i;, 5, h im Altenglischen. 171
An Dl, 1. Lateinische Lehnwörter mit unverschobenem p sind z. B.
päwa, pea Pfau, ^^eru Birne, pic Pech, pise Erbse, pipor Pfeffer, p>und
Pfund, pyle^ pylwe Pfühl, Kissen, fytt Abgrund — plünie Pflaume, p)^'cost
Priester — cuppe Becher (lat. cupp)a)^ camp Kampf etc. In der Ver-
bindung ps fällt dabei p aus: seahn Psalm, sealtere Psalter.
§ 81. Urgerm. V), h im Alteiiglischeu.
Aus dem stimmhaften labialen Eeibelaute T) (§ 76, e)
hatte sich schon früh im Anlaut, in der Gemination
und nach m der stimmhafte Verschlußlaut h entwickelt, der
in diesen Stellungen auch im Altenglischen stets erscheint (a).
a) heep Bad, hän Bein, heran tragen, beodaii bieten, hitidan binden,
hoc Buch, hurg Burg — hlsec schwarz, blind blind, hlöd Blut — hräd
breit, brecan brechen, bringan bringen — ebba Ebbe, hehhan heben (got.
hafjan), llbban leben {*litjan) — webb Gewebe {*tvabja-), sibb Sippe,
Verwandtschaft (got. sibja), rihh Rippe, crihh Krippe — climban klimmen,
äcumba Werg — clamb, cloinh klomm, camb, comb Kamm, wamh, womb
Bauch, lamb, lomh Lamm, dnmh stumm, ymh, ymhe um.
Änm. 1. Lat. Lehnwörter mit unverschobenem b: hefe Rübe,
abbod Abt.
Im Inlaut vor Vokalen und n blieb der stimmhafte
Reibelaut 5 im Altenglischen unverändert, wurde aber durch/
[v] bezeichnet (1)). In den Auslaut tretendes h ging im
Altenglischen in den stimmlosen Eeibelaut / über (c).
^^ gt'ttfan [v] graben, cnafa Knabe, hafast du hast, hafap er hat,
7)«/« habe zu habhan haben, heafoc Habicht, Mafod Haupt, sefen Abend,
wefan weben, hefig schwer, heofon Himmel, seofon sieben, beofor Biber,
giefan geben, giefu Gabe, Ufer Leber, Ufgean neben libban leben, drifan
treiben, Itfes, life G. D. Sg. zu lif Leben, tvlfes, wife, wlfa, tvifum
G. D. Sg. PI. zu M'^/ Weib, lufu Liebe, düfe Taube, yfel übel — sealftan
salben, delfan graben — steorfan sterben, haerfesf Herbst, earfop Arbeit
— hraefn Rabe, stefn Stimme, su-efn Traum — hläford Herr (*hläf-weard),
hliefdige Herrin, hsefde hatte (*hata-döm), lifde lebte.
Anm. 2. Lat. Lehnwörter mit vglt. 5 aus lat. b: tsafl Tafe) (lat.
tabula), fefor Fieber, deofol Teufel (lat. diabolus), cyrfef Kürbis (lat.
Cucurbita) — Dauid, Eue, Letii.
c) hläf 'Laib', Brot (*yjuita-), lif Leben, w'if Weib, leaf Laub,
deaf taub, leof lieb, hyf Bienenkorb — bealf halb, cealf Kalb, dealf grub
zu delfan graben — stearf starb, turf 'Torf, Rasen.
Anm. 3 Im Spätaltenglischen wird/+ m, n zu mm, mn: ivif-man(n)
Weib, PI. wif-men(n) zu wimman, wimmen, stefn Stimme zu stemn.
172 Altenglisch. [§ 82, 83
§ 82. Urgerin. / im Altenglischeii.
Der stimmlose labiodentale Reibelaut / blieb im Alt-
englisclieu im allgemeinen unverändert (a). Im Inlaut vor
Vokalen ist / stimmhaft geworden [v], wird aber weiter /
geschrieben (b).
a) fseder Vater, feorr fern, fconä Feind, ßndan finden, flf fünf,
folc Volk, föt Fuß, fidl voll — ^tleesc Fleisch, ßeogau fliegen — freonä
Freund, freosan frieren — f)imatlan schnaufen, fneosan neben sneoscm
niesen — woffian rasen, pi/ffan (*inifjan) blasen, offrutn opfern (lat.
offerre), Offa — rsefsan tadeln — sefter nach — g/ff Gabe, sceaß Schaft,
geisceaft Geschöpf — milf Wolf, ftf (*ßiiif) fünf — Imf Hof, hröf Dach,
stif steif.
Anm. Lat. Lehnwörter mit anlautendem /' aus lat. r: fann, fon)i
Futterschwinge (lat. rannus), fers Vers (lat. rersxs), FergiltKs, aus gr. (p:
Fenix -(gr. q)otvi^).
b) wnlfes, imlfe [v] G. D. Sg., wulfas, tculfa, wulfitm '^.G.'D.V]. zvl
fr/f?/Wolf, ne. wolf, PI. tvolves — /'i/e, twelfe flektierte Formen zu fif 5,
tivelf 12, ne. Hve, twelve — ofen Ofen, ne. oven, sceofl Schaufel, ne. shovel
(ac. scüfala).
§ 83. Urgerin, iv im Altenglischeu.
Der stimmhafte bilabiale Reibelaut (Halbvokal) «' ist im
Altenglischen im Wort an laut in der Regel unverändert
geblieben (a), doch ist er zwischen anlautendem Konsonanten
und folgendem u, ü geschwunden (b), desgleichen mitunter
im Anlaut der zweiten Glieder von Zusammensetzungen (c)
und in einigen Verbalformen nach der Negation /le, wobei
nach § 65, m rv mit folgendem i zu // [üj verschmilzt (d).
Ueber die schriftliche Darstellung des ae. w vgl. § 51.
a) icäf ich weiß, irees war, weeter Wasser, wearni warm, weg Weg,
tve wir, toepan weinen, witan wissen, iv'in Wein, wolde wollte, n-ord Wort,
rws Feuchtigkeit, wudu ^o\z, indf Violf, u-iind Wunde, fr^sc«;? wünschen
— wlacu lau, ivlite Antlitz, wlisp lispelnd, ivlonc stolz — wrecan rächen,
tvrincle Runzel, wrltan schreiben — ttvegen M., ttvä F. zwei, twelf z'^-'öM,
ttvig Zweig — dtvellnn wohnen, dweorg Zwerg — pirean M'&schen, ßn-a»g,
pH'Ong Sohuhriemen — sicä so, swefan schlafen, sireord Schwert, sinmmaii
schwimmen — ctveäan sagen, cwellan töten, cioe}i Frau — Jiicä wer, Inraet
was, hu'it weiß, hwösiu Husten, hwy warum.
b) ctvucn, cHcu lebendig, hetwtth, hetuh, betux zwischen, siilh
(*swulJi) Pflug, tu N. zwei (*ti('ü, urg. *firö), liü wie (*Jiinl, urg. *hir5Jy
mitunter auch utan für wutan wohlan, laßt uns.
^ 83] Urgerm. /. v im Altenglischon. 173
c) hläford B-QXt: (*}iläf-icard), Hrödulf 'RndoW , (Hröp-vulß, fiiUnht
Taufe (*fall-ifulit, fitll-tviltt), ealneg immer (ecdne weg).
d) nees (für ne ivees) war nicht, näsron (ne rvesron) waren nicht,
TiMre (ne wsere) wäre nicht, nät (ne ivät) weiß nicht, mjton (ne witon)
wir wissen nicht, nyste (ne tviste) wußte nicht, ni/le (ne tvyle) ich will
nicht, nolde (ne tvolde) wollte nicht.
Im Inlaut bleibt iv vor Vokalen gewöhnlich erhalten (e),
nur vor u fällt es mitunter aus (f), ebenso vor c aus /, 7 (g).
e) awel Ahle, hueoivol Rad, sinwuin speien, äwa, ä immer, säwol
Seele, säu-on sie sahen, läwerce Lerche, hläwan hlasen, cnäu-an wissen,
cräuan krähen, cräire Krähe, präwan drehen, mätcan mähen, säwcin säen,
blöwan blühen, röivan rudern, gröu-an wachsen, fcoti-er vier — swealtve
Schwalbe, u-ielican wälzen, s])eariva Sperling, giertvan bereiten, meoivle
Mädchen (got. mmcilo) ; vgl. auch § 83, h. i.
f) reon sie ruderten (für reowun).
g) gierede (*yaricld5>n) Praet. zu gunvan bereiten, tvielede ("wal-
widöm) Praet. zu wielu-an wälzen, pi/hvc, pi/le Kissen (lat. pith'inuni).
In den iva-, «fö- Stämmen bleibt iv unmittelbar nach
langem Vokal im Auslaut und vor Flexionsendungen er-
halten (h), ebenso nach kurzem Vokal und nach Konsonant
vor vokalisch beginnenden Flexionsendungen (i), während es
zwischen Kousonant und konsonantisch beginnenden Flexions-
endungen in 0 übergeht (k).
h) snäw Schnee, snäires, snäwe G. D. Sg., ebenso deaw Tau, peaw
Sitte, Mäw, hleew Grabhügel, hräw, hräew Leichnam, stöw Ort, stöwe
G. D. A. Sg., treotv Treue, hreow Reue.
i) strawes, strmve G. D. Sg. zu streu Stroh, peotres, peoire, peouHta,
peowa, peoivum G. D. Sg., N. G. D. PI. zu peo Diener, treou-es, treotüe,
treowa, treotcum G. D. Sg. PI. zu treo Baum — meedice G. D. Sg. zu
meed Wiese, iMsive G. D. Sg. zu las Weide — hearwes, bearwe, hearuas,
hearwa, hearwum G. D. Sg., N. G. D. PI. zu hearii Wald, hecdwes, heulwe,
healwa, beahvam G. D. Sg. PI. zu healu Übel, meohves, meohce G. D. Sg.
zu tneolu Mehl, sceadtce G. D. Sg. zu sceadu Schatten — gearwes, gearirtnn
G. D. Sg. M., gearive, gearwa N. PI. M. F. zu gearu bereit.
k) gearone A. Sg. M., gearore G. D. Sg. F., gearora G. PI. zu
gearu bereit.
Unmittelbar nach kurzem Vokal oder nach Konsonant
wird im N. A. Sg. der it'«-Stämme nach Abfall der urg.
Endung -az, -am das tv zu ii vokalisiert, ebenso im N. A. PL
der neutralen t^'a-Stämme, und im N. Sg. der ?rö-Stämme -tim
aus älterem -tvö zu u vereinfacht, das nunmehr nach Kon-
174 Altenglisch. [§ 83, 84
sonant bei langer Stammsilbe abfällt (i), bei kurzer erhalten
bleibt (m), mit einem unmittelbar vorbergebenden a, ä, e aber
zu den Diphthongen au, eu verschmilzt, die wie sonst zu
§a, eo weiterentwickelt werden (n).
I) nixd Wiese (*»i^(h(, wg. *)>iädtvö), lies Weide.
m) bearu AVald {^hanva-) , healu Uebel N. Sg. {*halira-), bealti
N. PI. {*heahcii ans *bahcö), aceadu Schatten {*skadwö) , gearu bereit
N. S. M. {^yartra-), geam N. S. F. {""yarwö).
n) streu Stroh {*sirawa-), wea Weh neben toäira,])eo Diener {*peica-),
ireo Baum N. Sg. {*trewa-) — dea Klaue (^klaiou aus *klciivö), treu N. A. PL
{^trennt aus *trew5), aber auch streaw, ]}eon\ treow, cleaiv mit Anfügung
von w aus dem Gen. Dat.
In den wi- Stämmen fällt w im Auslaut, vor hellen
Vokalen, oft auch vor u aus (o), vor a bleibt es erhalten (p).
o) m Gesetz {*ahvi-), sä See {*saiu'i-), sees G. Sg. M. (fdr *ssen^es),
sse D. Sg. M., G. D. Sg. F. (für *Ä«?re), säm neben sieirtnn D. PI.
p) sMwa G. PL zu sm See.
Anm. 1. Aus labiogutturalen Konsonanten entstandenes urg. w
ist im Altenglischen abgefallen: nacod nackt (got. na(2a])s), singan singen
(got. siggvan), ea Wasser {*eahu, got. ahva), seon sehen (got. saihvan\
secih sah (got. sahv), neah nahe (got. nehv), leon leihen {^fihan, got.
leihvcm), tiohhian anordnen {*ti%tvöjan).
Deutale.
§ 84. rrgerm. f im Alteuglisclieu.
Der stimmlose dentale Verschlußlaut t ist im Alt-
englischen meist unverändert geblieben (a).
a) talu Zahl, Erzählung, telJan erzählen, tnl Zeit, toll Zoll, top
Zahn, tunge Zunge, tun 'Zaun', Stadt — twä zwei, twelf zwölf, tirig
Zweig — tre.o Baum, getrletve treu — etan essen, swete süß, bltan beißen
— cnotta Knoten, mattoc Hacke — sittan sitzen (*sitjan), settun setzen
(as. settiun, got. satjuii), hwettan wetzen — biter, bitter bitter, snotor,
snottor klug, ätor, uttor Eiter, Gift, hlütor, hluttor lauter — betru besser,
betsta der beste, lutostu der letzte — heeßan fesseln, restan ruhen,.
feohtun fechten, nieltun schmelzen, heorte Herz, hunta Jäger — hit es,
hat heiß, hn-it weiß, föt Fuß — hsett Hut, sceatt Schatz, Münze — botm
Boden, Grund — gift Gabe, gast Geist, niht Nacht, feit Filz, gt/lt Schuld,
streurt schwarz, ßi)it Kieselstein.
Am Ende der altenglischen Zeit wird t + J oder pal. <;
[j] zu pal. c, cc (b). Zwischen Konsonanten fällt t aus (c).
§ 84, 85] Urgerni. t, (t, d im Altenglischen. 175
b) fetian, fec'c'ean holen, ortf/eard, orc'eard Garten (lat. hortus -\- ae.
geard), crseftga, creefc'a Handwerker.
c) Wesseaxan für Westseaxan, hinst für hinist du bindest.
Anm. 1. Lat. t blieb unverändert in bete Eübe (lat. beta); es er-
scheint wie im Vulgärlateinischen als d in: Iseden lateinisch, side Seide,
abbod Abt (lat. latimis, seta, ahbateiii).
§ 85. Urgerm. d, d im Alteuglischeu.
Urg. ä war schon früh in den stimmhaften Verschluß-
laut d übergegangen, der auch im Altengiischen in allen
Stellungen erscheint (a).
a) dx(j Tag, deel Teil, dcap Tod, dcop tief, dimm dunkel, dohfor
Tochter, dorn Urteil, ditrii Tür — divellun wohnen, dtveorg Zwerg —
drincan trinken, dryge trocken — sudol Sattel, feeder Vater, Isedan leiten,
weder Wetter, medii Math, hider hierher, bodig Körper, mödor Mutter,
üder Euter, sudon, soden Pt. PL, Part. Praet. zu seoctan sieden (§ 76, d),
prldda der dritte (*pridj(0, hiddan bitten (*bidjan), hreddan retten, bedd
Bett (*badja-) — bleedre, bleeddre Blatter, needre, useddre Natter, födor,
foddor Futter — lä^dde führte, h^räe hörte, deelde teilte, tealde erzählte,
heefde hatte, fremede vollbrachte, macöde machte — healdan halten, hierde
Hirt, bindan binden, sendan senden — bleed Blatt, dxd Tat, gebed Gebet,
dead tot, tul Zeit, god Gott, gdd gut, hlüd laut — midd mitten (lat.
medtus), hridd Vogel (*bridja) — ceald kalt (got. kalds), heard hart,
Word Wort, gebi/rd Geburt, hand, hond Hand, land, lond Land, feond
Feind, kielend Heiland — nacod nackt, gemacod gemacht, gefremed voll-
bracht, gedäeled geteilt, geteald erzählt.
Anm. 1. Lat. d erscheint unverändert in den Lehnwörtern: draca
Drache (lat. draco), creda der Glaube (lat. credo); vlglt. d aus älterem t
in leeden, stde, abbod, vgl. § 84, Anm. 1.
Vor und nach stimmlosen Konsonanten geht d in t über,
wobei tt im Auslaut oder nach Konsonant zu t vereinfacht
wird (b). Zwischen Konsonanten fällt d aus (c).
b) milts Mitleid, miltsian sich erbarmen zu milde mild, bletslan
opfern (*hlödisöjan) , gesgntu Gesundheit {^gesundipu § 86, f), bitst, hitt,
hü (*bidst, *hidp) 2. 3. Sg. Praes. zu hiddan bitten, bintst, hint (*hindst,
hindp) 2. 3. Sg. Praes. zu bindan binden — cli/iite {*cli/pp-de) Praet. zu
clyppan umarmen, cyste {*cyss-de) Praet. zu cyssan küssen, grette {*gret-de)
Praet. zu gretan grüßen, pijrste (*pi/rst-de) Praet. zu pyrstan dürsten,
fästt feist, fett {*faitida).
c) gyrde {*gyrdde) Praet. zu gyrdun gürten, sende {*seiidde) zu
sendan senden, sellic aus seldlic seltsam, auch im unbetonten Praefix:
onsdcan bekämpfen gegenüber dndsaca Widersacher.
Anm. 2. Ein d wird eingeschoben in endleofan für enlefan elf.
176 Altenglisch. r§ 86
§ 86. Urgerm. p im Alteiiglisclieu.
Der stimmlose interdentale Reibelaut p ist im Alt-
englisclien im allgemeinen unverändert geblieben (a); im
Inlaut zwischen Vokalen oder stimmhaften Konsonanten aber
ist er stimmhaft geworden (b). Ueber die Schreibung
dieses Lautes vgl. § 51.
a) pä da, pset daß, pencean denken, peof Dieb, plng Ding, p'in dein,
porn Dorn, pitrli durch, piis so, püma Daumen, pynne dünn — pivang,
pwong Schuhrienien, pireorh 'zwerch', quer — priecl 'Draht', Faden, pne,
preo drei, profii Kelüe — sippaii seit, oppe oder, moppe Motte, c[/ppii
Heimat — sceppan schaden {*sJiapjaii), smippe Schmiede {*sniipjö}i) —
cwaep sprach, hsep Bad, häp die Heide, deap Tod, leop Lied, slp Reise,
hrop Brühe, top Zahn, müp Mund, cilp kund — heelp Gesundheit, heorp
Herd, tvearp ward — mönap Monat, JiseJep Held — hi'rep, herap 3. Sg.
PI. Praes. zu heran tragen.
b) haä'ian baden, cweäan sprechen, seoäan sieden, häecten der Heide,
fccter Feder, weSer Widder, leder Leder, edel Stammsitz, ßäele Fiedel,
bilde froh, liäe lind, siriäe stark, öffer ein anderer, hröäor Bruder, röäor
Euder, cyäun verkünden — u-eoräan werden, mordor Mord, hi/räen Bürde,
eoräe Erde — fcectni Umarmung, jnftä{i()i/i Kleinod.
Urg. pl ging schon im Westgermanischen im Anlaut in
// (c), im In- und Auslaut in dl über (d), urg. ]p in Id (e).
c) /fcon fliehen {^fleolmn, got. pliuJian).
d) ti&dl Nadel (got. nepla), ädl Krankheit.
Anm. 1. Ae. d + l bleibt unverändert: edles, edle G. D. Sg. zu
edel Wohnsitz, Hredles, Hredle G. D. Sg. zu Hredel. Mitiinter ist d vor l
ausgefallen: »leelan neben msedlan sprechen, stSelan begründen, steelwierde
standhaft zu sfadol Grund.
Anm. 2. Vor ni geht d später mitunter in d über: mädmcis neben
mädmas, mäclnia etc. PI. zu mädum Kleinod.
e) heuld kühn (got. halps), eald alt, gold Gold (got. gidl)), hold
hold (got. hitlps), fealdan falten (got. falpan), fehl Feld {*felpi(-), ireald
Wald {*walpu-), wilde wild (got. n-ilpeis), wiildor Herrlichkeit (got.
wulpus).
Anm. 3. Ae. l -\- p bleibt unverändert: hielp GesMndheit {^hälipti).
Die durch Vokalsynkope im Altenglischen entstandenen
Verbindungen d +7? und ^ + p werden zu tt, t (f), p + d über
äd zu (7(7 (g), 5+7; zu 5if.(h), ä -\- s zu ss assimiliert (i),
^ + j> im Auslaut zu p vereinfacht (k).
§ 86 — 88] Urgerm. p, s, z im Altenglischen. 179
f) pmt(( daß (für peet pe), itf, H (für itep) 3. Sg. Praes. zu efan
essen, hlff, hitf, bit {hlfep oder bldep) 3. Sg. Praes. zu Mfan beißen oder
hidan warten, hint {bindep) 3. Sg. Praes. zu bindan binden, gesjjntu
Gesundheit (^gesundipu), ofermettu Uebermut {^-mödipu), lätteotv Führer
{*Jä.d-peow).
Anm. 4. p ist auch ausgefallen in läreoiv Lehrer {*lär-peow).
g) cyäde^ cydde Praet. zu cyäan verkünden.
h) hafastu für hafas pu, hilpestu für hilpes pu 2, Sg. Praes. zu
Jiabban haben, helpan helfen — clesp, ciest Praes. 3. Sg. zu ceosan
wählen, tviexp, wiext Praes. 3. Sg. zu iveaxan wachsen.
i) bViäs, bliss Freude zu bUäe froh, Uäs, liss Linderung zu Uäe
lind, cwist (cwiäest) 2. Sg. Praes. zu cicectan sprechen.
k) cir/p (civiäep) 3. Sg. Praes. zu cweäan sprechen.
§ 87. Urgerm. s im Altenglisclieu.
Der stimmlose dentale Reibelaut s ist im Altenglischen
unverändert geblieben (a), nur ist er im Inlaut zwischen
Vokalen und vor stimmhaften Konsonanten stimmhaft ge-
worden (1)).
a) sand Sand, s« See, säicol Seele, sendan senden, singan singen,
söna bald, siitm Sonne — spell Spruch, spere Speer, sploit Fleck, sprecan
sprechen, spreec Sprache, springan springen — standan stehen, stän Stein,
steorra Stern, sform Sturm, strM Straße, slream Strom — sceal soll, scield
Schild, scip Schiff, scop Sänger, sculdor Schulter, scrüd Kleid — stvellan
schwellen, stvete süß, siveord Schwert, sweostor Schwester, sivift schnell
— släepan schlafen, slean schlagen — smsel klein, simp Schmied — snaca
Schlange, snäw Schnee — assa Esel, cyssan küssen i^kussjan), cnyssmi
stoßen i^knusjan) — eespe Espe, 7-estan ruhen, betsta der beste, latosfa
der letzte, pyrstan dursten, blöstma Blüte, wyscan wünschen, äsclan neben
axlan fragen, rsefsan tadeln, iveaxan wachsen, oxa Ochs — irees war, häs
heiser, hses Geheiß, is ist, is Eis, ins weise, gös Gans, mos Mus, inüs
Maus, üs uns — coss Kuß, gewiss gewiß — gast Geist, fyst Faust, üsc
Fisch, fläsc Fleisch, Englisc Englisch — tvaeps (zu wefan weben), später
iveesp Wespe, feax Haar, siex sechs, heals Hals, hors Roß — stänes G. Sg.
stänas N. PI. zu stän Stein, bires^ birest 2. Sg. Praes. zu beran tragen.
b) ivesan sein, ceosan wählen, lysan lösen, grasian grasen, nosu
Nase, rose Rose, haesel Haselnußstrauch, wesole Wiesel, vor -de: lysde
löste, vor l, m: ösle Amsel, bösm Busen, besema, besma Besen.
§ 88. Urgerm. z im Altenglischen.
Der stimmhafte dentale Eeibelaut z, dessen Lautwert
wohl dem des polnischen rz nahe gestanden hat, kam im
Kaluza, Hiator. Grammatik d. engl. Sprache. I. 2. Aufl. 12
178 Altenglisch. [§ 88, 89
Urgermanischen nur im In- und Auslaut vor. Im Gotischen
ist teils z erhalten, teils s dafür eingetreten. Im Altenglischen
wurde inlautendes urg. ,c zu r (a). Mit vorhergehendem 6-
wurde es zu sö^ (b), mit vorhergehendem l zu II assimiliert (c).
a) hara Hase {*xazan-), mära größer (got. maiza), eure Ohr (goc.
ai(sö), Jierian preisen (got. hazjan), nerian retten (got. nasjan), herie
Beere (got. iveina-basi), Jneran hören (got. hausjan), leeran lehren {*laizjan),
leorman lernen {*Uznöjan)^ icißvon sie waren PI. Praet. zu n-esan sein,
curoyi PI. Praet., coren Part. Praet. zu ceosan wählen (§ 76, d) — ierre,
yrye zornig (got. airzeis), pyrre dürr (got. paursus), durran wagen (got.
daursan) — hetra besser {*batiza), ieldra älter {*aldiza), heardra härter
{*%ardöza) — hsRr bar, bloß {*hasa-, poln. bosy barfuß), deor 'Tier', Rot-
wild (got. diits), mr Aehre {*axaz, got. ahs) — gierd Gerte (got. gazds),
heordan PI. Hede {*xezda-), reord Rede {*rezda-, got. razda), hord Hort
(got. huzd), mearg Mark {*mazga-), sern Haus (got. razn).
b) läßssa (*leesra aus laisizön) geringer, iryrsa {*)ryrsra aus *in'rsiz5n)
schlimmer, pisse {*pisre) G. D. Sg. dieser.
) sella neben selra besser {*söUzön).
Ursprünglich auslautendes urg. z ist im Altenglischen
stets abgefallen (d).
d) he er (got. is), hicä wer (got. hras, lat. quis), u-e wir (got. ivetsy
ge ihr (got. jus), nie mir (got. »lis), pe dir (got. pus), pä diese (got. P)ös),
mä mehr (got. rnais), het besser (got. hatis), leng länger (got. laggis),
vgl. auch § 98.
Anm. Unsere deutsche Affrikata z [ts] kommt im Altenglischen
nur bei Synkope eines Vokals oder in Lehnwörtern vor und wird dann
gewöhnlich ts geschrieben: hetsta der beste {*batista), bintst (bindest)
du bindest, pcdentse Pfalz (lat. xyalathuti).
Palatale.
§ 89. Urgerm. j im Alteiiglisclieu.
Der urg. stimmhafte palatale Eeibelaut (Halbvokal) /
blieb im Altenglischen im Anlaut erhalten, geschrieben ge,
gi, i (a), ebenso im In- und Auslaut nach langen
Vokalen, geschrieben ge, g (b).
a) ge ihr, gear Jahr, geömor Jammer, gif ob, git ihr beide, gJet,
gyt noch, gicel Eiszapfen, giest Gischt, ne. yeast, gyccean jucken, geoc
Joch, geohol, geol Weihnachten, ne. Yule, iung, giong, geong jung, geogup
Jugend, /m, geö einst.
§ 89] Urgerm. j im Altenglischen. 179
b) clegan rufen, stregan streuen, frcogean lieben, fcogean hassen —
leg, lg Insel, hieg Heu, ^g Ei (*«yff-), dxg Lehm, cmge Schlüssel {*kaiji).
Anm. 1. In der zweiten schwachen Konjugation wird *-5jan über
*-ejan zu -Igean., später -lan: niacigecDi, mactan machen (§ 173).
Unmittelbar nach kurzem Vokal ist inlautendes y unter
Kontraktion der zusammenstoßenden Vokale ausgefallen (c).
c) Mo sie N. Sg. F. {*htju, *hijo), seo die, preo F. N. drei {^Jjriju),
/reo frei {*fr/ja-), beo Biene {*bij5n-), beon sein {*bijan), feond Feind
(got. ßjands), flend D. Sg. N. PL, freond Freund {*frij5nds), eode ging
{*ijade, got. iddja) — hie sie N. PL, {*Jiije), prle drei M. {*prijiz), sie
Konj.
Nach Konsonant fällt inlautendes j bei ursprünglich
langer oder durch westgermanische Konsonantendehnung
(§ 77) lang gewordener Stammsilbe ab (d), bleibt aber nach
r bei kurzer Stammsilbe erhalten (e).
d) ivepan weinen {*ivöpjan)^ secean suchen, fedan füttern, gellefan
glauben (got. galauhjan), gefneiran vertrauen, cyäan verkünden {*küpjmi),
dSelan teilen {*dailjan), hieran hören (got. hausjan), denian urteilen
i^dötHJan), ivenan 'wähnen', erwarten, pyriitan dürsten, loijrcean arbeiten
(got. u-aiirkjan)^ cyssan küssen {*kussjan), fiellan fällen {*falljan), fijUan
füllen {*fi(Ujan) — sciepjKoi schaffen, schöpfen {*skapjcm), hebban heben
{*hatjan), settan setzen (got. safjan), biddan bitten (got. bidjan), streccean
strecken {*strakjan), lecgean legen {*Iagjan), sceßpan schädigen (got.
skapjan), cnyssan stoßen {*knnsjan), hliehhan lachen (got. hlahjan),
tellan erzählen {*taljan), fremman vollbringen {*framjan), smippe Schmiede
{*smipj5n-), tvilla Wille (as. ir/'lUo, got. unlja).
e) herigean, her/an preisen, nerigean, nerian x<^ cn, heriges, herges,
herige, herge G. D. Sg., herigeas, herias N. PL zu iiere Heer, got. harjis.
In den Auslaut tretendes j wird nach kurzer Stamm-
silbe zu i, später e vokalisiert (f), ebenso nach ursprünglich
langsilbigen ja -Stämmen (g), während es nach einer durch
westgermanische Konsonantendehnung lang gewordenen Silbe
abfällt (h).
f) here Heer ('*;^rtrja-^ — stcere schwöre Imper. (*sirarj-), nere,
rette, site sitze {*sitj-), sete setze {*satj-), tele erzähle {*talj-).
g) hierde Hirt {*%irdja-), ende Ende {*andja-), stiele Stahl {*sfahl)a)
— cysse küsse {Vcussj-), aber gewöhnlich däel teile {*datlj-) etc.
h) sihb Verwandtschaft (got. sibja) , bedd Bett {*badja-), crycc
Krücke {'^krukjö), hell Hölle (got. halja), henn Henne {*hanjö).
Anm. 2. Stammauslautendes urg. j ist von einem folgenden i schon
früh absorbiert worden: nerest, nerep 2. 8. Sg. Praes. {*n(tzis, *nazip für
12*
180 Altenglisch. [§ 89, 90
*>iazjis, *nazjip), bidest, hidep {*hiilis, *bidip für 'hidjis, *hidjip), feiest,
tele]) gegenüber nerie 1. Sg., neriap 3. PI. Praes., hidde, hiddap, feile,
fellap — macasf, macap 2. 3. Sg. Praes. {*makais, *makaip für *maköjis,
*iHaköjip) gegenüber macige 1. Sg., »tacigeap 3. PI. Praes.
Gutturale.
§ 90. Urgerm. Ä- im Alteuglischeii.
Der stimmlose gutturale Verschlußlaut k hat sich im
Altenglischen in einen palatalen und einen gutturalen Laut
gespalten, die in der Runenschrift durch besondere Zeichen
unterschieden, in der späteren angelsächsischen Schrift aber
unterschiedslos durch c wiedergegeben wurden; doch schrieb
man zwischen palatalem c und einem folgenden dunklen Vokal
oft ein e oder i (§ 51).
Urg. k ist im Altengiischen im Anlaut vor dunklen
Vokalen und deren Umlauten und vor Konsonanten guttural
geblieben [k] (a), vor hellen Vokalen und deren Umlauten
aber palatal geworden [1^] (b). Beide Laute, k und ^ können
miteinander alliterieren. Palatales c [lij in altenglischen
Wörtern ist in diesem Paragraphen durch c bezeichnet.
a) camh, comb Kamm, cocur Köcher, com Korn, coss Kuß, col Kohle,
cöl kühl, cuman kommen, cü Kuh, cüp kund — cEge Schlüssel {*kmji-),
cemban kämmen {*kambjan), cennan erzeugen, cepan bewahren {*köpja'i),
cene kühn i^köni-), celan kühlen (*k5ljan), cyssan küssen {*kussjan), cynn
Geschlecht {*kiinja-), cyning König {*kuningaz), cy Kühe, PI. zu c«'Kuh,
cyäan verkünden {*kunpjan) — cireäan sprechen, civen Frau, cicicii, ciicii
lebendig, cicömon sie kamen — diene rein, clif Klippe, climban klimmen
— creeft Kraft, Kunst — cneo Knie, cniht 'Knecht', Jüngling, cnoffa
Knoten.
Anm. 1. Guttural ist c in demselben Falle auch in lateinischen
Lehnwörtern mit unverschobenem c: camp, comp Kampf, candel, condel
Kerze, cäsere Kaiser, copor Kupfer, cöc Koch, cuppe Becher — cempa
Kämpe, Cent (lat. Cantium), cyc'ene Küche (lat. *cucina, coquhia), cyrtel
Rock (lat. curtillu.^) — Cnst Christus.
b) c'eaf (^c'sef) Spreu, ne. chaff, c'ealc Kalk, ne. chalk, cearig be-
kümmert, ne. chary sparsam, c'eafor Käfer, ne. chafer, ceap Kauf, ne.
cheap billig, ceorl 'Kerl', ne. churl, c'eoce Wange, ne. cJieek, c'eosan wählen,
ne. choose, c'eowan kauen, ne. chew, c'ild Kind, ne. child, c'itin Kinn,
ne. chin, c'ülan schelten, nc. chide — c'iele Kälte, ne. chill, c'iecen Küch-
§ 90] Urgerm. k im Altenglischca. 181
lein, 'ne. chicken — c'eald kalf, nc. cohl aus merc. cald, real/ Kalb, ne. culf,
cearu Sorge, ne. eure, ceorfan kerben, sclineiden, Praet. e'earf, ne. carve.
Anm. 2. Ebenso ist c' palatal in den lateinischen Lehnwörtern
citst Kiste, ne. cJiest, cieres Kirsche, ne. chernj, c'iric'e Kirche, ne. church
— c'iese Käse, ne. cheese {*kresja-, lat. cäseiis) — c'tefel Kessel, ne. kettle.
A n m. 3. Zu den hellen Vokalen, die Palatalisicrung bewirken,
gehören also außer e, e, i, i auch ae. se und das daraus umgelautete e,
B aus wg. ä, ea, ea, co, eo und deren Umlaute ie, le (aber nicht e als
Umlaut von a, o vor Nasalen, x als Umlaut von ae. ä für urg. ai, e als
Umlaut von ö und y, y als Umlaut von », n).
Ebenso ist im Inlaut urg. /.• guttural geblieben vor
allen ursprünglich dunklen Vokalen, auch wenn dieselben
später verändert oder abgeworfen wurden und h dadurch in
den Auslaut trat (c). Es wurde aber palatal vor ursprüng-
lich folgendem i, j, auch wenn dasselbe später zu p abge-
schwächt oder abgefallen ist (d). In den Auslaut tretendes
urg. Ä: Avurde aber auch durch ein vorhergehendes i palatali-
siert (e).
c) hacan backen, hrecan brechen, sprecan sprechen, iiacod nackt,
ßcol listig, sioicol trügerisch, sicol Sichel, ts-gicel Eiszapfen (an. jöknU),
SUCH Streit, irracii Rache, düce Ente {*dnkön-) — hnecca Nacken, sticca
Stock, biicca Bock — mactan machen {*maköjan), löcian blicken, prician
stechen, licclan lecken, aecer Acker {*akraz, gr. äyQÖg) — äc Eiche, hsec
Rücken, hleec schwarz, seoc krank, geoc Joch (lat. jaguni), hoc Buch (lat.
fägus) — locc Locke, flocc Herde, hrocc Dachs — folc Volk, weorc Werk
(gr. ^^yov), deorc finster, mioluc Milch, sioluc Seide.
Anm. 4. Lateinische Lehnwörter: draca Drache, cocc Hahn.
d) IsBc'e Arzt (got. lekeis, ahd. lähhi), mece Schwert (as. mäki), hece
Buche, täc'eun lehren {*taikjan), sec'ean suchen {*sökjan), mi/c'el groß
{*mukila-) — strevcean strecken, ne. streich (*sfrakjan), gyc'c'ean jucken,
ne. itch (*jukjan), wreccea 'Recke', Verbannter, ne. wvetch (*wrakjanj,
hiebe Hündin, ne. buch (*hikjön), wiche Hexe, ne. witcli — hirc'e Birke,
ne. hirch {*birkjön-), drenc'ean tränken, ne. drench — pencean denken,
ne. ßiink, pi/ncean dünken, ne. mefhinks — sprBc Sprache, ne. speech
(*spräki-), bec (*bökiz) N. PI. zu böc Buch, hrec Hosen, N. PI. zu hröc
— crijcc Krücke, ne. crittch {*krukjo) — benc Bank, ne. bencli {*b(inki-),
finc Fink, ne. finch {*ßnki-).
Anm. 5. Lateinische Lehnwörter: cyc'ene Küche, ne. kitchen
{*cucina, coqmna), yne'e Unze, Zoll, ne. inch (lat. uncia).
e) ic ich, lic gleich, hwelc welcher {*hu-a-lik), swelc solcher
(*ifU'a-lik).
Altenglisch. [§ 90, 91
Anm. 6. Lateinisches Lehnwort: pic Pech, ne. pUch.
In der Verbindung .vc' ist k im Altenglischen wohl in
allen Stellungen, auch vor ursprünglich dunklen Vokalen
palatal geworden (f); nur in wenigen Wörtern finden wir
gutturales sc (g).
f) gesceaf't Geschöpf, sc'eatt Schatz, >tceadu Schatten, sc'eacan
schütteln, sceal soll, sc'eafj) scharf, sc'eanni Scham, sc'eamol Schemel,
sc'eanca Schenkel, sceap Schaf, sceap Scheide, sc'eaf Garhe, sc'eainan
schauen, sc'eotan schießen, sc'ield Schild, sciUing Schilling, scieppan
schaffen, scip Schiff, sc'man scheinen, sc'tr Grafschaft, sc'ir-gerefa Sheriff,
sceort kurz, gesc'eot Geschoß, scöh Schuh, sc'unian vermeiden, sculdor
Schulter, scür Schauer, scilfan stoßen, sci/pen Schuppen, sc'ijttan
schließen — sc'rin Schrein, sc'rüä Kleid — «*c'e Asche, wascan waschen,
hlyscan erröten, ivyscan wünschen, persc'an dreschen, hisceop Bischof —
iiäces, fisce, fiscas, fisca, ßsc'um (neben ßscas etc.) G. D. Sg., N. G.
D. PI. zu ßsc Fisch — aesc Esche, ßsc Fisch, flxsc Fleisch, Englisc
englisch.
g) scöl Schule, ne. school, Scoffas die Schotten, äsctan fragen, ne.
ask {*ai^k5jmi), tüsc Stoßzahn, uc. tiisTc.
§ 91. Urgerm. y, g im Alt englischen.
"Während schon in urgermanischer Zeit 5 im Anlaut, in
der Gemination und nach m in h und d in allen Stellungen
in d übergegangen war, scheint der stimmhafte gutturale
Reibelaut y im Anlaut erst im Verlaufe der altenglischen
Zeit in den stimmhaften gutturalen Verschlußlaut g über-
gegangen zu sein und zwar nur vor dunklen Vokalen und
deren Umlauten und vor Konsonanten (a), während er vor
hellen Vokalen zu dem stimmhaften palatalen Reibelaute j
wurde, also mit urg. j (§ 89) zusammenfiel (b). Gutturales
y, g und palatales g [j] können miteinander alliterieren. In
der Runenschrift wurden für den palatalen und für den
gutturalen Laut verschiedene Zeichen gebraucht (§ 51), in
der späteren altengiischen Schrift aber steht dasselbe Zeichen
3 sowohl für den palatalen wie für den gutturalen Verschluß-
und Reibelaut; allerdings wird bei palatalem Lautwert
zwischen g, j und einen folgenden dunklen Vokal gern ein
heller Uebergangslaut eingeschoben. Ich bezeichne in diesem
§ 91] Urgorin. 7, g im Altenglischcn. 183
Paragraphen den palatalen Verschlußlaut durch (/', geminiert
c(j[ don gutturnlen Verschlußlaut uud den palatalen und guttu-
ralen lieibelaut durch g.
a) galan singen, gotu PI. zu geut Tor, gän gehen, gast Geist,
god Gotr, göd gut, gös Gans, guma Mann, güp Kampf — gast du gehst,
gsep er geht, foregenga 'Vorgänger', Diener, gcs PI. zu gös Gans, gydig
besessen, ne. giddt/ schwindlig, zu god Gott, gylt Schuld, gyldan ver-
golden, gylden golden zu gold Gold, gt/rdan gürten, gyrdels Gürtel —
glxd froh, glöf Handschuh — grafan graben, grene grün, gaers (für
*gree8) Gras — gnagan ringen, gneett Mücke.
b) gealga Galgen, ne. gulloivs aus merc. galga, gealla Galle, geat
{'"gset) Tor, ne. gute aus PI. gatu, giefan geben, ne. give durch Einfluß
von aschw. giva, geaf{*gaef) gab, geäfon {*g8efon) gaben, giefen gegeben,
giefii, giß Gabe — giellan gellen, ne. yell, gielpan rühmen, gieldan be-
zahlen, ne. yleld, giestrandaege gestern, ne. yesterday, gierd Gerte, ne.
yard, giernan begehren, ne. yeurn, georne gern, geofon Ocean, geolu
gelb, ne. yellow, geoleca Eidotter, ne. yolk, geotan gießen — genög genug,
ne. enough, gewiss gewiß, me. ytcis, genumen genommen, me. ynonie,
gemacöd gemacht, me. ymaked, ymaud.
Anm, 1. Ae. onginnun beginnen scheint gutturales g gehabt zu
haben in Angleichung an die übrigen Formen: ongann , ongunnon,
ongunnen.
Anm. 2. üeLcr die Vokale, die Palatalisierung bewirken, vgl.
§ 90, A. 3.
In der Gemination und nach jj war wohl schon in
urgermanischer oder westgermanischer Zeit der Eeibelaut 7
in den Verschlußlaut g übergegangen, der auch im Alt-
englischen erscheint, und zwar als stimmhafter gutturaler
Verschlußlaut g vor ursprünglich folgenden dunklen Vokalen,
auch wenn dieselben später verändert wurden oder abfielen (c),
als stimmhafter palatal er Verschlußlaut ^' vor ursprünglich
folgendem J, das im Altenglischen (§ 89) allerdings bereits
abgefallen ist (d).
c) stagga Hirsch, dogga Hund, frogga Frosch, clucge Glocke, liocg
Schwein {*hogga) — singan singen, spvingan springen, stingan stechen,
cyning König {*kuningaz), cyningas, cyninga, cyningum N. G. D. PI., nach
Analogie hierzu wohl auch vor hellvokalischen Flexionsendungen: cyninges,
cyninge G. D. Sg. — ping Ding {*pinga-), hriiig Ring, lang, long lang
(lat. longus), finget Finger (^fingra-), Engle die Angeln, Englisc englisch.
d) sec'g'ean sagen {*sagj an), lecg'ean legen, licgean liegen, ^jcgean
kaiafen, ec'y Schneide (as. eggiu), hec'g Hecke, secg Mann, PI. secg'eas,
184 Altongliscli. [§ 91
tpecg' Keil, hr//c'r/' Rücken C yj-ugja-), ir//r'/7'Briicke (*bri(f/jö), mt/c'g' Mücke,
üijcge flügge, ne. fledge, ci/cgel Keule, ne. cudgel {^kugjila-) — seng'ean
versengen {^nangjan), nieng'ean mengen.
Im lu- und Auslaut behielt urg. y im Altengliscben
seinen spirantischen Charakter bei, spaltete sich aber auch
hier in einen gutturalen und einen palatalen Eeibelaut, und
zwar ist urg. y im Inlaut vor ursprünglich folgenden
dunklen Vokalen, auch wenn dieselben später in helle Vokale
übergegangen sind, stimmhafter gutturaler Reibelaut [y] ge-
blieben (<i), vor ursprünglich hellen Vokalen oder / aber zum
stimmhatten palatalen Reibelaut [j] geworden (f ). Zwischen
hellem Vokal und folgendem d, et, l, n wurde urg. y gleich-
falls stimmhafter palataler Reibelaut [j], doch ist derselbe
unter Dehnung des vorhergehenden Vokals oft ausgefallen (g).
e) dragan [/] ziehen, gnagcDi nagen, ägan haben, besitzen, fleogan
fliegen, fleoge Fliege, nigon neun, sflgan steigen, fugol Vogel, bügaii
beugen, helgan zürnen, strelgan verschlingen, beorgan bergen — slögoii
schlugen, slagen geschlagen, ßugon flogen, flogen geflogen — dagian
tagen {*dciyöjan), deaguni färben, loöglan werben, ne. ivoo, folgian folgen,
hälgian heiligen, horgian borgen — dagas, dciga, dagum N. G. D. PI. zu
dseg Tag, wegas, tvega, toegum N. G. D. PL zu iveg Weg, sagu Sage,
sagu Säge, lagu Gesetz, hagii-porn Hagedorn, siigu Sau, diigup Tugend,
tüchtige Schar, geogup Jugend, drägap Trockenheit, maga Magen, boga
Bogen, gealga Galgen, se hälga der Heilige — cage Auge {*ituyön-), fleoge
Fliege, ägen eigen i^aiyatt-), ttiorgev Morgen (as. ahd. uwrgan), wantogen
ungezogen, ausgelassen, ni^'. vnnton, nigon neun.
f) dssges, daege [j] G. D. Sg. zu deeg [j] Tag, treges, wege G. D. Sg.
zu weg Weg, ege Furcht (*«}'?-), 'iige Sieg, hyge Sinn {*huyi-), lyge Lüge,
ryge Roggen, dryge trocken (^drüyi-), iue)ngeo Menge (got. managei),
mffgen Kraft (as. megin), sleegen [j] geschlagen, me. ne. slain neben
slagen [7], me. yslaire, fsegen froh, me. ne. fain neben fagen, me. fmce,
auch vor sekundärem Vokal (§ 73, h): feeger schön, nxgel Nagel, txgel
Zagel, segel Segel — byrgean {*bnryjan) begraben, byrgels Grab, myrge,
myrige heiter {*muryja-), myrgpu Freude, eglan schmerzen (got. agljan).
g) seegde [j], saede sagte, meegden, mxden Jungfrau, bregdan, bredmi
schwingen, brsegd, bried schwang, brigdels, bridels Zaum, sigeäe, släe
Sichel, ne. scythe, ligep, llp liegt, tigele, üle Ziegel, igel, U Igel, wsegn,
n-ien Wagen, regn, reu Eegen, fi-ignan, frlncui fragen.
Anm. 3. Durch Formenangleichung zu bredan, breed; frinan, frän
wird auch gutt. g nach dunklem Vokal im Plur. Praet. und im Part.
Pract. oft weggelassen: brngdon, brädon, brogden, bröden; riignon,
• rünon, friignen, früneiu
^ 91, 92] Urgerni. % im Altenglischen. 185
In deu Auslaut tretendes urg. y blieb nach dunklem
Vokal guttural, verlor aber später den Stimmtou, so daß es
teils durch cj, teils durch li bezeichnet wird (h); dasselbe ge-
schah beim Antritt konsonantisch beginnender Endungen (1).
Nach hellen Vokalen wurde es zum stimmhaften palatalcu
Reibelaut [j] (k).
h) däg, däh [y, %] Teig, ne. dough, sfäg, stäli stieg, heag, heah
rs.iuge, Spange, deag, deaJi Farbe, ßeag, fleah flog, trog, troh Trog, slög,
slöh schlug, idog, plöh Pflug, bog, höh Zweig, genög, genöh genug —
healg, healh zürnte, stvealg, sirealh verschlang, hearg, hearli barg, mearg,
mearh Mark, ne. marrow, dweorg, dtveorh Zwerg, sorg, sorh Sorge, bürg,
htirli Burg.
i) stihst, stlhp für stlg(e)st, sfig(e)p 2. 3. Sg. Praes. zu stiga»
steigen, fliehst, fliehp zu fleogan fliegen.
k) deeg [j] Tag, mseg mag, grseg grau, treg Weg, hyrg D. Sg. N. PI.
zu bürg, hurh Burg — manig, »lonig mancher, hälig heilig, heflg schwer,
hodig Körper.
§ 92. Urgerm. % im Altenglischen.
Der stimmlose gutturale Reibelaut % ist im Verlaufe der
altenglischen Zeit im Anlaut sowohl vor Vokalen als vor
Konsonanten zu dem bloßen Hauchlaut h herabgesunken (a),
der im Anlaut der zweiten Bestandteile von Zusammen-
setzungen (b) oder nach der Negation ne abfällt (c).
a) habban haben, hara Hase, hamor Hammer, häni Heim, heard
hart, heim Helm, heorte Herz, hif es, hord Hort, hund Hund, M.s Haus
— hirä wer, hicset was, hirsefe Weizen, htnt weiß, hwösta Husten, hw^
warum — hladan laden, hlunc schlank, hläf Brot, hläford Herr, hlsßfdige
Herrin, hleapan laufen, hlmldi-r Leiter, hliehhan lachen, hlid Lid, Deckel,
hlot Los, hlüd laut — hreefn Rabe, hririgUing, hröf Dach, hri/cg 'Rücken
— hneccii Nachen, hnutu Nuß.
b) ifig Epheu (*if-hig, ahd. eba-heui), drei Kampf {*or-hät, ahd.
urheiz), gandra, gondra Gander, Gänserich {*gand-hara), Wealdere neben
Wealdhere Walter, Äelfere neben Äelfhere, püsiind tausend {*J)üs-hund).
c) nuhban {ne habban) nicht haben, neebbe, nafast, nafap, nahbap,
■nmfde etc. (ne heebbe etc.), vgl. § 185.
Im Inlaut ist h vor Vokal (d) und vor s + Kons, oder
vor l, r, m, n (e) im Altenglischen abgefallen, wobei Ersatz-
186 Altenglisch. [§ 92
dehniiug des vurheigebenden Vokals und Kontraktion zweier
zusammenstoßender Vokale stattfand.
d) sUan schlagen {*sleaan, *sleahaii, *shtx(fn), ea Wasser {*eahi(,
*eaxi''ii, lat. aqua), ear Aehre (*fl;^ar), tear Zähre — eam Oheim {^ai(%alm),
hea N. PL i*heahe), Jiea, hean schw. Dekl. {Vieaha, *heaJia)i) zu heak
hoch — seon sehen {*seoan, *seohan, *se%wan, got. saihvan), feos, feo
{*feoJies, *feohe) G. D. Sg. zu feoh Vieh, ßeon fliehen (*ßeohati), feol,
fll Feile (ahd. fthala), fön {*föhan, *fäxan) fangen, heia Ferse {*höhila,
*%ä%üö-) — Weales, Weale, Wealas, Wcala, Wealum (* Wealhes etc.)
G. D. Sg. N. G. D. PL zu Wealh Wälscher, Wlelisc wälsch, seoles, seole,
seolas etc. zu >ieoIJi Seehund, nieares, nieare, niearas etc. zu inearJi Mähre,
Pferd, fcores, etc. zu feorJi Leben, pyrel Loch {^purxila-) zu purh durch.
e) neosan, tteostan heimsuchen (got. iiiidisjan), pisle Deichsel (ahd.
(lUisila), wsestm Wachstum (ahd. iraJisuio) zu iceaxan wachsen, fyst Faust
{*füJisfi-, *fu%sH-) — pivml Bad (got. pivahl) zu pwean {"^pwaxaii)
waschen, stiele Stahl (*stiehle, *steayjja-, ahd. sfaJial) — eorod Reiterei
{*eoh-rM) — leoina Glanz {*leu%in()n-) zu leoht Licht — betttronion
zwischen (got. tiveihnai), Isene vergänglich (as. lehnt).
Anui. Aber /* [%] bleibt, wenn es erst später nach Ausfall eines
Mittelvokals vor s + Kons, tritt: sihst {*.'<i%i&), Mehsia (^xaH%ista).
In den Verbindungen hh, ht, hp blieb h im Inlaut vor
und nacb dunklen Vokalen stimmloser gutturaler Reibelaut
V%\ (f)j '^or j und vor bellen Vokalen, im Auslaut aucb nacb
bellen Vokalen wurde es palatal [/] (g).
f) geneahhe [_x%\ eifrig, coJihettan husten, tiohhlan anordnen, pohha
Tasche, ne. pouch — ealita acht, hleahtor Gelächter, feohtan fechten,
feaht, fuhton, fohlen, gefeoht Gefecht, cneohtas, cneohta, aieohtum PL
zu cniht Knecht, Knabe, Peohtas die Pikten, Wioht Wight, dohtor Tochter,
höhte kaufte, gehöht gekauft, bröhte brachte, gehröht gebracht, pöhte
dachte, gepölit gedacht, piühte deuchte.
g) hliehhan [x'x'] lachen (got. hlahjan) — dehter^ D. Sg. zu dohtor
Tochter, cniht Knecht, cnihtes, cnihte G. D. Sg-, riht Recht, mihi Macht,
niht Nacht, liht Licht — gesihp Gesicht.
Die Verbindung hs [;^s] wurde später zu x [ks] (h).
h) ireaxan [ks] wachsen,/e«.r Haar, y/ea.r Flachs, o.r« Ochs, /o.r Fuchs,
fyxen Füchsin, s/e.r, six sechs.
In den Auslaut tretendes b [%] nacb Vokal oder l, r
bleibt unverändert (i).
i) sleuh [x] schlage, seah sah, seoh sieh, eoh Pferd, feoh Vieh, Ver-
mögen, heah hoch, neah nahe, scöh, scö Schuh, Jiöh Kniekehle, onföh
§ 92 — 94] Urgerra. l, r im Altenglischen. 187
empfange, ruh rauh — sealh Weide, seolh Seehund, eolh Elch, holh Höhle,
mlh Pflug — mearh Mähre, Pferd, feorh Leben, ftc7-h Furche, purh durch.
Liquide.
§ 93. Urgerni. l im Altenglisclieii.
Urg. l bleibt im x4.1tenglisclien in allen Stellungen er-
halten (a). Vereinzelt ist sl zu Is umgestellt worden (b).
a) lamh Lamm, Indern führen, leof lieb, liht Licht, locc Locke, Itifit'
Liebe, l^iel klein — i^leffa Spiel, blöd Blut, /fsesc Fleisch, ßeon fliehen,
tvJonc stolz, släßpan schlafen, cl^ne rein, glasd froh, hladan laden, hkiford
Herr — talu Zahl, hselep Held, stelan stehlen, ele Oel, hile Schnabel,
lilie Lilie, mylen Mühle, üle Eule, fylun beschmutzen — ealu Bier, meolu
Mehl, mioluc Milch, sioluc Seide, siolufr Silber — helle Glocke, tellan
erzählen {*faljan), sellan übergeben, stille still, iville Wille (got. wllja),
fyllan fällen (*fulljan) — feallan fallen, weallan wallen, (jealla Galle,
holla Becher, wiille Wolle — helpan helfen, meltan schmelzen, delfan
graben, swelgan verschlingen, wielwan wälzen, ieldra älter, ieldesta der
älteste, ieldu Alter, ßlmen Häutchen, ne. film^ gylden golden — sealtan
salzen, wealdan walten, gealga Galgen, meolcan melken, feolan gelangen
C^feolhan), Tmlpon wir halfen, holpen geholfen, folgian folgen — smael
klein, siael stahl, sceal soll, stel stiehl, til tüchtig, co^Kohle, cöl kühl,
fäl faul — bell Glocke, spell Spruch, bill Schwert, ht/ll Hügel — eall all,
ealswä auch, heall Halle, füll voll — feit Filz, feld Feld, heim Helm,
ein Elle, fplp Schmutz — healp half, dealf grub, heals Hals, swealh ver-
schlang, eolh Elch, seolh Seehund, holt Bolzen, gold Gold, folc Volk —
aetl Sitz, 7iiedl Nadel, eorl Edler, ceorl 'Kerl' — aejjpel Apfel, hyrdel Hürde,
sadol Sattel, fugol Vogel.
Anm. Ueberall da, wo 'Brechung' eines vorhergehenden hellen
Vokals oder m- Umlaut stattgefunden hat: ealu — eall, feallan, eald,
healdan etc. § 57, d. p — meolu, meolcan, seolh etc. § 62, k — miohic,
siolufr § 65, g und wohl auch sonst nach dunklem Vokal: holla^ full^
gold, sadol hatte ae. l einen dunklen, gutturalen Klang, ähnlich dem des
polnischen 1 oder des ne. l im Auslaut; vgl. § 41, Anm. 1.
b) rsedels Bätsel (andd. rädisli), gyrdels Gürtel {*yurdislo-), hridels
Zügel, fäBtels Gefäß, rlecels Weihrauch {*raukislo-), hyrgels Grab (as.
burgisli), Cynegils {*Ci/negisl),
§ 94. Urgerm. r im Alteiiglischen.
Urgerm. r bleibt im Altcngiischeu in allen Stellungen
erhalten (a), doch tritt vorvokalisches r hinter den Vokal,
wenn demselben s, st, sc, n, nn folgen (b).
1S8 Altenglisch. [§ 94. 95
si) räeclan raten, 7'egn Eegen, read rot, nee Reich, rodor Himmel,
riJm Raum — preost Priester, hringan bringen, freo frei, m'itan schreiben,
treo Baum, dream Jubel, preo drei, sjyrecan sprechen, spräc Sprache (aber
auch specan, späec mit Wegfall des r), striet Straße, stream Strom, scrüd
Kleid, cieopcin kriechen, grene grün, hring Ring, hröf Dach — faran
fahren, cearu Sorge, heran tragen, Jiere Heer, heforan vor, dum Tür^
myrige heiter — pjeai-roc Park, steorra Stern, feorran von fern — hearpe
Harfe, n-eorpan werfen, steorfan sterben, eorSe Erde, spearca Funke,
speanra Sperling — hierce Birke, gyrdels Gürtel — hsßr trug, iver Mann,
fyr Feuer — scearp scharf, stearf starb, siveart schwarz, heard hart,
ttord Wort, uearß wurde, fyrs Ginster, ireorc Werk, dweorg Zwerg, hnrg
Burg, feorli Leben, purh durch, eorl Edler, earm Arm, porn Dorn. —
feeder Vater, mödor Mutter, hamor Hammer, tcar Zähre {^ta%itr, gr. 6äy.Qv).
Anm. 1. Auch r hatte, wie die Brechung von a? zu ea und e, i
zu eo, io zeigt {pearroc^ heard § 57, q — steorra, eorl § 62, 1 — liornian
§ 65, h) in .der Gemination und vor Konsonant einen dunkleren Klang;
vgl. § 41, Anm. 3.
b) gsers Gras {*grees), aber PI. grasii, bsers Barsch, ho7-s Ross (as.
hross), herstan bersten, fieist, f//rst Frist, forst Frost, ferse frisch, forsc
Frosch, perscan dreschen, hurna Brunnen, hiernan, hyriian brennen, bearn,
barn, burnon, burnen, iernan, yrnan laufen, am, orn, iirnon, iirnen. (got.
rinnan)) baernan brennen, trans., ne. burn, bi/rne Brünne (got. b>-inij5),
Sern Gebäude (*r3ern, got. razn).
Anm. 2. Ueber Metathesis des r im Nordhurabrischen, vgl. § 99.
Nasale.
§ 95. rrgerm. m im Alteiiglischeii.
Urg. m blieb im Altenglischen unverändert (a), nur vor
den Spiranten /, s ist es unter Nasalierung und Dehnung des
vorhergeheuden Vokals ausgefallen (b).
a) maclan machen, mann, monn Mann, med Lohn, nnn mein, mödor
Mutter, müp Mund, mycel groß — nama, noma Name, n/man nehmen,
tima Zeit, guma Mann, püma Daumeu — stvlmman schwimmen, fremman
vollbringen {*framjan) — gelimpan sich ereignen, climbnn klimmen —
besma Besen, hlöstma Blüte — nam, nom nahm, heam Baum, hröm Ginster,
rüm Raum — stvamm, sn-omm schwamm, ramm, romtn Widder — gelamp
es ereignete sich, lamb, lomh Lamm, clamh, cJomb klomm, duinb stumm
— botm Grund, feedm Umarmung, määm, määtiin Kleinod, bösm Busen,
heim Helm, wyrm Wurm.
b) flf fünf (got. ßmf), softe Adv., sefte Adj. sanft (ahd. samftö)
— ösle Amsel, ne. ousel [üzl] (ahd. amsala).
§ 96, 97] Urgerm. m, n, ?} im Altenglisclicn. 189
§ 96. Urgerm. n im Alteiiglischeii.
Urgerm. n blieb im Altenglischen unverändert (a), nur
vor den Spiranten }), s ist es unter Nasalierung und Dehnung
des vorhergehenden Vokals ausgefallen (b). Auch zwischen
Konsonanten wurde es vereinzelt ausgestoßen (c).
a) nama Name, näedl Nadel, neah nahe, niht Nacht, niman nehmen,
numen genommen — cneo Knie, cniJit Knecht — hnecca Nacken, hmitti
Nuß — hana, bona Mörder, ircnan wähnen, erwarten, grene grün, möna
Mond, sumi Sohn — sunne Sonne, tvrenna Zaunkönig, synne Sünde,
pynne dünn, hlynnan i^Jilunjan) hrüUen — huiita Jäger, sendan senden,
hindan binden — stän Stein, cwen Frau, tun Zaun, Stadt — mann, monn
Mann, henn Henne, cinn Kinn, cjjnn Geschlecht, sijnn Sünde — flint
Kieselstein, land, lond Land, freond Freund, hlind blind, hund Hund,
kielend Heiland — täcn, iäcen Zeichen, mylen, myln Mühle, ein Elle,
porn Dorn — Iren Eisen, heofon Himmel.
b) öäer ein anderer {*anpura)^ top Zahn {*tanp-), PI. tep, sip Weg,
f/eslp Gefährte (ahd. gisindt), müp Mund, cüp kund, cüäe ich konnte,
cyäan verkünden {*kunpjan) — gds Gans, PI. ges, hös Schar (ahd. hansa),
est Gunst {*ansti-), üs uns, füs bereit, dnst Dunst, yst Sturm, wyscan
wünschen {*wunskjan) — dngup Tugend, tüchtige Schar, geogup Jugend,
seofeäa der siebente {*seofonpa) , feoäa der zehnte , berap sie tragen
{*beranpt) — Praefix op- {*mip-).
Anm. 1. Ae. n -\- s blieb unverändert: const du kannst, u'inester,
tvinster links, cläensian reinigen, pinsian erwägen (lat. pensare).
c) nemde nannte i^nemnde), elboga neben elnhoga Ellbogen, sseter-
daeg Samstag neben saeterndseg (lat. Suturni dies).
Anm. 2. Im späteren Altenglisch wird nl mitunter zu II: ellefan
neben enlefaii, endlefan elf, nh zu nib: cin-hän, ciin-bän Kinnlade.
§ 97. Urgerm. ij im Altenglischen.
Der gutturale Nasalkonsonant )j steht im Altenglischen
wie im Urgermanischen vor den gutturalen Verschlußlauten
c [k] und g (a). Wenn im Altenglischen gutt. c, g vor
hellen Vokalen oder j in palatales c, g' überging, wurde wohl
auch vorgehendes gutturales y zu palatalem ij (b).
a) drincan trinken, sincan sinken — singan singen, simgon wir
sangen, sungen gesungen, bringan bringen, lange, tonge Zange, tunge
Zunge, hungor Hunger, ßnger Finger, Engle die Angeln, Englisc englisch
— dranc, dronc trank, lang^ long lang, sang^ sang sang, Gesang, cyning
König.
190 Ältenglisch. [§ 97, 98
b) pen'cean [?{'A;'] denken {*pa}jkjan), pyn'cean dünken {*])ii'rjkjan),
hen'c Bank (*6ayH-), ßnc Fink, sen'g'ean versengen.
Anm. Schon im Urgermanischen war ?j vor % ausgefallen: ae.
hröhte, pöhte, ßühte etc.; vgl. § 76, h.
§ 98. Kousonanteu der nnbetoiiteu Flexioiisendniigen
(Konsonantische Auslautgesetze).
Die im Urgermanischen im absoluten Auslaut stehenden
Konsonanten p (aus idg. f), z (aus idg. s), m, n sind im Alt-
englischen sämtlich abgefallen (a); dagegen blieben j>, s, m, n
in Flexionsendungen auch im Altenglischen erhalten, wenn
sie erst durch den Abfall eines folgenden Vokals oder Kon-
sonanten in den Auslaut traten (b).
a) Urg. 7; in der 3. Sg. Konj. (Opt.) Praes.: ae. tvile (lat. relit)^
ae. here (urg. *beraij), idg. *hheroii), in der 3. Sg. Praet. der schwachen
Verba: ae. hyrde, fremeäe (urg. *%auzidep^ *framidep, idg. *-dhet), im
N. Sg. der konsonantischen ^-Stämme: /lasZe Held, ealuBier (urg. *%alep,
*alup), in der 3. Plur. Praet. ae. hieron (urg. *berunp, idg. '' -nt).
Urg. z im N. Sg. M, der vokalischen Stämme: ae. daeg, stän, wine,
tvi/nn, sunu, deap (urg. ^dayaz, *sfainaz, *tvimz, *wurmiz, *sunuz,
*daupuz), im N. PL der konsonantischen Stämme: ae. fet, menn, bec,
guman (urg. '^föHz, *manniz, *bökiz, ^yumaniz, idg. -es), im D. PI. ae.
dagum, gifum etc. (urg. *daymmz, *yebömiz etc.), im G. Sg. und N. PI.
der ö- Stämme: ae. giefe, läre (urg. *yeMz, *laizdz), im Part. Praet.: ae.
boren, bunden (urg. *boranaz, *bundanaz, idg. -onos).
Urg. m im A. Sg. M. F. oder N. A. Sg. N. der vokalischen Stämme :
ae. deeg, stän, wine, wijrm, sunu, deap (urg. *dayam etc.), gife, läre (urg.
*ye'böm etc.), faet, word (urg. *fatam etc.), im G. PI. ae. dagä, ivordä,
gumenä etc. {*day6>n, *toord6m, *yumanöm etc.), im Inf. ae. beran, bindan
(urg. Heranam, *bindanam), in der 1. Sg. Praet. der schwachen Verha:
hyrde, fremcde (urg. *xauzidöm, *framidöm).
Urg. n im N. Sg. der »;- Stämme: ae. gumä, tunge, heorte (urg.
*yuman, *iii')]gön, *%ertön).
b) Urg. p in der 3. Sg. Ind. Praes.: ae. birep, bindep (urg. *biripi,
*bindipi), in der 3. Plur. Ind. Praes.: ae. berap, bindap (urg. *beranpi,
gr. *cpiQ0VTt, *bindanpi).
Urg. s im G. Sg. M. N. der «-Stämme: ae. dseges, sfänes, feetes,
wordes (urg. *dayeso etc.), in der 2. Sg. Praes. ae. bires, bindes (urg.
*birisi, *bindisi).
§ 98, 99] Dialekt. Verschiedenheiten der altengl. Kons. 191
Urg. m im D. PL ae. dagum, giftim etc. (urg. *nayumiz, *'yebömiz
etc.), im D. Sg. M. N. der starken Adjektiva: ae. hlindmn (got.^ hlin-
damma).
Urg. n im G. D. A. Sg., N, A. PI. der n- Stämme: ae. guman (urg.
*yumaniz, *yumani etc.), im A. Sg. M. der Pronomina und starken Ad-
jektiva: ae. Jjone, hlindne (urg. *2Hcn5)i, *blindanön), in der 3. Plur. Praet.
ae. hseron, bundon (urg. *beriinp, idg. -nt etc.).
Anm. In der spätaltenglischen Zeit ging m in Flexionsendungen
mitunter in n über: dagan D. PI. für dagum, gödan D. Sg. PL für
gödum.
§ 99. Dialektische Terscliiedeiiheiteu der altenglisehen
Konsonanten.
Die Abweichungen des anglischen (nordhnmbrisclien und
mercisclien) und des kentischen Dialekts sind auf dem Ge-
biete der Konsonanten nur geringfügig.
a) luden anglischen Dialekten, insbesondere im Nordhumbrischen
scheint die Palatalisierung von c zu c und g zu g vor ursprünglich darauf
folgenden hellen Vokalen (§ 90 f.) nicht eingetreten oder schon früh, viel-
leicht infolge dänischen Einflusses, zurückgegangen zu sein, da dort die
im Westsächsischen übliche Einschiebung eines hellen Gleitlautes vor
dunklem Vokal fehlt (secan, peucan gegenüber ws. secean, pencean) und
im Mittelenglischen die gutturalen Laute c, g auch vor hellen Vokalen
anzutreffen sind. Da im Anglischen « vor II oder l nicht zu ea gebrochen
wurde, blieben c, g vor a in cald, galga guttural gegenüber ws. c'eald,
gealga.
Auch der stimmlose gutturale Reibelaut h [%] hat im Nord-
humbrischen seinen gutturalen Klang stets bewahrt, während er im
Westsächsischen in einzelnen Fällen palatal wurde (§ 92), vgl. z. B.
neuschott. night [neXt] mit me. n^j^ [niX't], ne. night [nait] Nacht.
Da in den anglischen Dialekten das /, e der Verbalendungen der
2. 3. Sg. Praes. nicht ausfällt (§ 188), so findet dort in diesen Formen
auch Ausstoßung eines intervokalischen Ji und Kontraktion statt: gesls,
geslp {*gesihis, *ges/hip) gegenüber ws. siehst, siehp, ebenso angl. nesta
{*nehista) gegenüber ws. niehsta.
Anlautendes h vor Konsonant fällt im Nordhumbrischen früher ab
als im Westsächsischen: ndh. läford, lysta gegenüber ws. hläford, hlystan.
An Stelle der Endungen -ep, -ap der 3. Sg., 3. PL Ind. Praes. stehen
im Nordhumbrischen die Endungen -es, -as: nordh. bindes, bindas gegen-
über WS. bindep, bindap; vgl. § 188.
In der schwachen Deklination, im Infinitiv und im Plural des Konj.
(aber nicht im Plur. Praet. und im Part. Praet.) fällt im Nordhumbrischen
192
Altenglisch.
[§ 99, 100
aulautendes n nach kurzem Vokal meist ab : galga, cßstlga, bera, slepa,
falla etc. gegenüber ws. gealgan, stigan, heran, slepan, fallan etc., aber
auch im Nordh. gän Inf., herun PI. Praet., hören Part. Praet. etc., eben-
so stets heofon, h^äeji, Iren etc.
Vorvokalisches r tritt im Nordhumbrischen hinter den Vokal auch
in ßirda der dritte (ws. pridda), hird Vogel (ws. hrid). Ferner tritt
nachvokali^ches r in der Verbindung rJit vor den Vokal: hrelit^ hr/ht
glänzend (ws. heorht), tvrohte Praet., wroht Part. Praet. (ws. icorhte,
icorhi) zu wi/rcan wirken, fryhtu Furcht (ws. fyrhtii).
b) Im Kentischen fällt anlautendes pal. g vor ea, eo mitunter
ab : ealla, eador, earu, eogop (ws. gealla, geador, gearu, geogop), und um-
gekehrt wird vor anlaut. ea, eo mitunter ein g vorgesetzt: gearfoäe,
geaäe, geode (ws. earfoäe, eaäe, eode), ein Zeichen, daß die fallenden
Diphthonge ea, eo in steigende ed, eö übergegangen waren.
Auslautendes pal. g [j] wurde im Kentischen früh zu / vokalisiert :
det, wei, grei etc. (ws. deeg, tveg, greeg etc.).
§ 100. Uebersicht über deu alteuglischen Konsouaiiteii-
l)estan(l und dessen nrgermauische Eutspreclinngen,
Im Altenglisclien waren folgende Konsonanten vorhanden:
Verschluß-
laute
Reibelaute
Li-
Na-
stimm-
stimm-
stimm-
stimm-
quide sale
los
haft
los
haft
f Bilabiale
Labiale ^ ^ , . ,
l Labiodentale
P
h
/
11'
/[v]
m
f Interdentale
A^m
]>,a[ä]
' Dentale
t
d
s
s [z]
h r
H
Palatale
0 [k']
g [g']
h [t]
g, i [j]
n [rf]
Gutturale
c [k]
9
h [%\
gb]
Z[l],r[i]
n [y]
Hauchlaut
h
imd zwar entstand:
1) ae. ^ aus urg. j^ {pse]) § SO, a),
2) ae. h aus urg, S, h im Anlaut, in der Gemination und nach m
{bsep, sibb, lamh § 81, a),
3) ae. f aus urg. / {fxder, fif § 82, a), im Auslaut auch aus urg.
5 {wlf § 81, c), ae. fl im Anlaut aus urg. pl {fleon § 86, c).
§ 100] Altenglischer Konsonantenbestand. 193
4) ae. / [v] im Inlaut aus urg. S {grafan § 81, b) oder aus urg. /
vor Vokalen {wulfas § 82, b),
5) ae. w aus urg. jo im Anlaut {waefer § 83, a), im Inlaut zwischen
Vokalen {säwol § 83, e — straices § 83, i — säeira G. PI. § 83, p), und
im Auslaut von «/'«-Stämmen nach langem Vokal {snäto § 83, h),
6) ae. t aus urg. f {talu § 84, a) oder aus urg. d vor und nach
stimmlosen Konsonanten {bitst, hintst, grette^ pyrste § 85, b), ae. U, t
aus ae. /, ä -\- p {hüt, bint § 83, f), ae. st auch aus ae. s -\- p {clest
§ 86, h),
7) ae. d aus urg. ä, d {dseg, fseder, god § 85, a) oder aus ae. dd
nach Konsonant (sende § 85, c), oder aus urg. p im Inlaut vor und
nach l {niedl § 86, d — gold § 86, e), ae. dd auch aus ae. d -\- d
{cydde § 86, g),
8) ae. p, ä []}\ aus urg. p (porn § 86, a) oder aus ae. (f + /;
(cwip § 86, k),
9) ae. p, ä [et] aus urg. p im Inlaut vor Vokal oder l, m {cweäan,
fesäm § 86, b),
10) ae. s aus urg. s {siinu § 87, a), ae. ss auch aus ae. « + urg. z
(leessa § 88, b) oder aus ae. (t -{- s {hliss § 86, i),
11) ae. s [z] aus urg. s im Inlaut vor Vokal oder l, in (ccosan,
ösle, böftma § 87, b),
12) ae, c [k'] aus urg. k im Anlaut und Inlaut vor ursprünglich
hellem Vokal {c'ild § 90, b — mi/cel § 90, d - ben'c' § 97, b), im Aus-
laut auch nach i [pic § 90, e) und gewöhnlich in der Verbindung sc
{sc'eal,fisc § 90, f), ferner vereinzelt aus t -\- j {fec'c'ean, orc'eard § 84, b),
13) ae. g [g'j aus urg. /, g in der Gemination und nach y vor
hellen Vokalen {hyc'g'ean, bryc'g\ seng'ean § 91, d),
14) ae. h [%'] aus urg. % in den Verbindungen hh, hf, hp vor j
oder vor hellem Vokal, im Auslaut auch nach hellem Vokal (hliehJtan,
cnihtes, cniht, gesihp, § 92, g),
15) ae. g [j] aus urg. j im Anlaut [geong § 89, a), im In- und
Auslaut nach langen Vokalen (ciegan, hieg § 89, b) und nach r bei
kurzer Stammsilbe [herigean § 89, e), ferner
aus urg. 7 im Anlaut und Inlaut vor ursprünglich hellen Vokalen
{giefan § 91, b — deeges § 91, f), im Auslaut auch nach hellen Vokalen
{ds^g § 91, k),
16) ae. c [k] aus urg. k vor dunklen Vokalen und deren Umlauten
und vor Konsonanten {cunian, cyning, cläene § 90, a — sprecan, iveorc
§ 90, c), ae. x [ks] aus urg. %s [oxa, fox § 92, h),
17) ae. g [g] aus urg. y, g im Anlaut vor dunklen Vokalen und
deren Umlauten und vor Konsonanten {god, gylden, gleed § 91, a), im
In- und Auslaut geminiert und nach y vor dunklen Vokalen (dogga, hocg,
singan, ping § 91, c),
Kalaza, Histor. Grammatik d. engl. Sprache. I. 2. Aufl. j^3
194 Altengliscli. [§ 100, 101
18) ae. h [;^] aus urg. % im Auslaut nach Vokal oder ?, r (seah,
scolh, purh § 92, i), im In- und Auslaut in den Verbindungen M, ht
[iXi /ft] '^or ursprünglich folgenden dunklen Vokalen (cohhettan, eahta,
pöht § 92, f), im Auslaut später auch aus urg. / nach dunklem Vokal
(plöh, genöh § 91, h) oder vor konsonantischen Endungen {sflhsf, gflkp
§ 91, i),
19) ae. (/ [y] aus urg. }' im Inlaut vor ursprünglich dunklem Vokal
{(Iraqan, eage § 91, e), im Auslaut auch nach dunklem Vokal {geuög
§ 91, h),
20) ae. h [h] aus urg. % im Anlaut {heard, Tirmg, hnufu § 92, a),
21) ae. l aus urg. l {long, reedels § 93, a. b), ae. II aus l + urg. z
{sella § 88, c),
22) ae. /• aus urg. r {read, gsers § 94, a. b), oder aus inlautendem
urg. z {mära, mearg § 88, a),
23) ae. m aus urg. m {inunn, mon?i § 95, a),
24) ae. n aus urg. n {nania, noma § 96, a),
25) ae. n [ij'] aus urg. ?j vor hellem Vokal oder jiben'c, seng'ean
§ 97, b),
26) ae. n [ij] aus urg. tj vor dunklem Vokal {long, singan § 97, a).
Deklination der Substantiva.
Vgl. Sweet, NEG § 945-968 — Wyatt, § 6—40 — Cosijn,
AwsG § 1—36; Abr. § 107—137 — Sievers, AG § 235-290; Abr.
§ 43-65 -- Kluge, PGrdr.2 p. 452-461. 1062f. — Dieter, § 299—321.
328. 398—406 — Sokoll, § 199—251 — Streitberg, § 153—164.
170—182.
§ 101, Die germanische Snbstantivdekliuatiou.
Die germanischen Substantiva teilt man nacli dem Aus-
gange des Stammes, an den die einzelnen Kasusendungen
angefügt werden, zunächst ein in vokali sehe und konso-
nantische Stämme. Die Deklination der vokalischen
Stämme nannte man früher auch die starke Deklination,
die der konsonantischen /«-Stämme die schwache Dekli-
nation.
Die vokalischen Stämme zerfallen je nach der Be-
schaffenheit des stammauslautenden Vokals in vier Klassen:
^ 101] Die germ. Substantivdeklination. 195
1. Der Stamm ging aus auf idg. e, das mit o wechselte,
daher idg. e/o-Stämme genannt, oder nach dem N. Sg. gr, -og,
-ov, lat. -US, -um, urg. -az, -am gewöhnlich idg. o- Stämme,
germ. a -Stämme (Maskulina und Neutra).
2. Der Stamm ging aus auf idg. -ä, gr. -a, -t], lat. -ä,
urg. -ö: idg. ä-Stämme, germ. ö-Stämme (Feminina).
3. Der Stamm ging auf i aus, das in einzelnen Kasus
mit idg. eij oi = urg. t, ai wechselte: i- Stämme (Mas-
kulina, Feminina, Neutra).
4. Der Stamm ging auf u aus, das mit idg. eu, ou = urg.
eu, au wechselte: t*-Stämrae (Maskulina, Feminina, Neutra).
Innerhalb der beiden ersten Klassen, der a- und der
ö-Stämme, wie sie nach dem urgermanischen Lautbestande
fortan bezeichnet werden sollen, unterscheidet man ferner
die Unterabteilungen:
1. a) reine a-Stämme, b) /«-Stämme, c) t<;«-Stämme.
2. a) reine ö-Stämme, b) jö-Stämme, c) ^rö-Stämme.
Bei den konsonantisch ausgehenden Stämmen sind
zu unterscheiden:
1. die w-Stämme oder die schwache Deklination
(Maskulina auf urg. -an, Feminina auf urg. -ön und -in,
Neutra auf urg. -ön),
2. die r-Stämme, vorwiegend Verwandtschaftsnamen
(Maskulina und Feminina),
3. die einsilbigen konsonantischen Stämme oder
Wurzelstäjnme (Maskulina, Feminina, Neutra),
4. die auf idg. nf, urg. nd ausgehenden Stämme
(Maskulina),
5. die auf idg. t, urg. p ausgehenden Stämme
(Maskulina, Feminina, Neutra),
6. die s- Stämme (Neutra).
Das Genus der germanischen Substantiva ist ein drei-
faches: Maskulinum, Femininum, Neutrum.
Im Indogermanischen unterschied man drei Numeri:
Singular, Dual und Plural. In den germanischen Sprachen
13*
196 Altenglisch. [§ 101
ist aber der Dual in der Substantiv- und Adjektivdeklination
ausgestorben; nur beim Pronomen und Zahlwort haben sich
einige Ueberreste der Dualflexion erhalten.
Im Indogermanischen waren acht Kasus vorhanden:
Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ, Vokativ,
Ablativ, Instrumentalis, Lokativ. In den germanischen
Sprachen ist aber die Zahl der Kasus erheblich vereinfacht
worden, da in der Kegel Dativ, Ablativ, Instrumentalis und
Lokativ zu einem einzigen Kasus, den man dann als Dativ
bezeichnet, zusammengefallen sind. Nur in der Adjektiv-
deklination unterscheidet sich im Altenglischen der Instru-
mentalis noch vom Dativ (§ 129). Der Vokativ ist im Alt-
englischen stets dem Nominativ gleich. Es genügt also, bei
der altenglischen Substantivdeklination folgende vier Kasus
zu unterscheiden: Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ.
Der Akk. Plur. ist übrigens im Alteuglischen bei allen Sub-
stantiven und Adjektiven mit dem Nom. Plur. gleichlautend.
Die Kasusendungen hatten ursprünglich etwa folgende Gestalt:
N. Sg. idg. -s, urg. -z bei den Maskulinen der vokalischen Stämme
und der Wurzelstämme, ursprünglich wohl auch bei den n- und r-Stämmen,
bei denen der N. Sg. später durch Dehnung des Vokals der Ableitungs-
silbe ohne Anfügung von -*• gebildet wurde. Die Feminina der /- und
/^-Stämme hatten ebenfalls die Endung idg. -*-, urg. -z, die übrigen
Feminina waren endungslos. Die Neutra der «-Stämme gingen im N. Sg.
auf -III aus, die Neutra der /-, //-Stämme und der konsonantischen Stämme
waren endungslos.
Die Endung des G. Sg. war idg. -.s-o, urg. -sa, oder idg. -es, urg.
-iz, letzteres in der Regel bei den konsonantischen Stämmen. Der
D. Sg. endete auf -ai, doch trat dafür vielfach, insbesondere bei den
konsonantischen Stämmen, die ursprüngliche Endung des Lokativs -/ ein.
Der A. Sg. ging bei allen Substantiven auf -in aus, das nach konsonan-
tischen Stämmen silbenbildend wurde, also zu idg. -iii, urg. -itm überging.
Die Endung des N. PI. war idg. -es, urg. -iz, das mit dem Stamm-
ausgang der vokalischen Stämme zu idg. ö*-, as, urg. ös, öz verschmolz.
Die Neutra der f/-Stämme hatten im N. A. PI. denselben Ausgang wie
der N. Sg. der Feminina der ö-Stämmc, also idg. -ä, urg. -ö. Die Endung
des G. PI. war idg. urg. -om, die des D. PL urg. -iiifz aus dem idg.
Instrumentalis auf -iiiis, die des A. PI. idg. -iis; doch gilt im Altenglischen
bei allen Substantiv- und Adjektivklassen die Endung des N. PL zugleich
auch für den A. PL (s. o.).
§ 101, 102]
Reine ^(-Stämme (Mask.
197
Auch sonst zeigt die altenglischc Substantivdeklination, z. B.
gegenüber der gotischen, bereits eine stärkere Ausgleichung der ein-
zolnen Formen, indem bestimmte Kasusendungen verallgemeinert und
auch un solche Stämme angefügt wurden, denen sie etymologisch nicht
zukommen. So geht z. B. der D. PL im Altenglischen bei allen Klassen
der Snbstantiva und Adjektiva, gleichviel, welcher Vokal ursprünglich
davorstand, auf -um aus, und die Endung des G. Sg. Mask. Ntr. der
a-Stämmc, -es, ist auch auf andere Maskulina und Neutra übertragen
worden. Bei den »-Stämmen ist -ati als Endung des G. D. Sg. und
N. A. PI. bei allen drei Geschlechtern gleichmäßig durchgeführt worden,
während die Endungen des Gotischen mannigfaltiger sind und dem iir-
germanischeu Bestände näher kommen. Ebenso hatte das Zusammen-
fallen verschiedener Vokale und Diphthonge, z. B. urg. 6>u, an in ae. a,
urg. e, i, ai, öiii, 6s in ae. «', eine große Vereinfachung der altenglischen
Deklination zur Folge. Das Weitere hierüber in den folgenden §§.
A. Tokalische Stämme (starke Deklination).
Die rt-Stänime (Maskniina und Neutra).
§ 102. 1) Reine «-Stämme: a) Maskulina (gr. -og, lat. -its).
Die FlexionsLudungen der Maskulina der o-Stärame hatten ur-
sprünglich etwa folgende Gestalt:
Stamraauslaut: idg. -e-, -o-
urg.
-a-
frühae.
-a-
Sing.
Plur.
Sing.
Plur.
1
Sing.
Plur.
N.
-o-s
-ÖS {*-n-es)
-az
-ÖS, -öz
—
-US
G.
-OSO, -e-so
-dm {"-o-ÖDi)
-asa, -esa
-Olli
-ees, -es
-ä
D.
-6i {*-o-ai)
-o-mts
-ai
-mniz
-se
-um
(Lok)
-ei {*-e-i)
1
-i
A.
-O-IU
-o-ns
-am
-ans
—
-US
Im Altenglischen sind nach den Auslautgesetzen (§ 73) die un-
betonten Endungen -uz, -am ganz abgefallen, der N. A. Sg. ist also
endungslos. Ebenso fielen in den zweisilbigen Suffixen -«.•?«, -esa, -uniiz
die unbetonten Endsilben ab, und es endigt der G. Sg. in den ältesten
englischen Texten auf -acs oder -es, später gewöhnlich auf -es, der D. PI.
auf -am. Der D, Sg. geht in den ältesten Texten auf -se, der Instr.
auf -i, später beide auf -e aus. Im N. PI. hätte idg. -ös, urg. -öz im
Altenglischen lautgesetzUch -e ergeben müssen (vgl. urg. *Yehdz, ae. giefe
G. Sg. !5 108); doch finden wir im Altenglischen im N. PL, der zugleich
für den A. PL eintritt, ausschließlich die Endung -as, die wohl auf eine
erweiterte l'luralendung idg. *-öses, skr. -äsas zurückgeht. Im G. PL wird
urg. -öm zu ae. -ä, das wohl erst am Ende der ae. Zeit zu a verkürzt wird.
198
Aitenglisch.
[§ 102
Die Maskulina der a-Stämme werden demnach im Alt-
englischen folgendermaßen flektiert:
-a-Stämme (Maskulina)
a) urg. *staina- Stein
Sg. N. -
G. -es
D. -e
A. —
PI. N. -as
G. -a
D. -um
A. -as
Sg. N. stän
G. s fernes
D. stäne
A. st an
PL N. stänas
G. stäna
D. stänum
A. stänas
a) Ebenso: äp Eid, hlä f Biot, ääcZ Zustand, cniht-häd ^xig^nA, sliep
Schlaf, CM?/ Messer, dorn Urteil, tolsdöm Weisheit, 7irö/Dach, bog Schulter,
Ast, müp Mund, tmi Zaun, Stadt, stream Strom, sceaf Garbe, peof Dieb
— crsefi Kraft, hreefn Rabe, eesp Espe, tceall Mauer, earm Arm, heard
Bart, liehn Helm, eorl Edler, ßsc Fisch, toind Wind, hring Ring, hörn
Hörn, fox Fuchs, topi:) Spitze, loulf Wolf — sivan Schwan, weg Weg,
smi]) Schmied, trog Trog etc.
Anm. 1. Eine Anzahl langsUbiger i- und «-Stämme sind im Alt-
englischen in die a- Deklination übergegangen, so z. B. giest Gast, hyll
Hügel, wyrm Wurm etc. (§ 111) — deap Tod, scield Schild, porn Dorn
etc. (§ 114), ebenso Stämme auf -j und -iv unmittelbar nach langem Vokal,
z. B. hrlg Brei § 104, snäw Schnee § 106.
Der Stammvokal urg. a geht in geschlossener Silbe oder
in offener Silbe vor hellem Vokal, also im ganzen Singular,
in ee über (§ 57, i. k), ebenso wg. ä in de (§ 59, d). Vor
den dunkelvokalischen Endungen des Plural bleibt aber urg. a
(§ 57, a) und wg. ä (§ 59, a) unverändert (1). e).
Stammauslautendes h fällt beim Antritt vokalisch be-
ginnender Endungen unter Dehnung des Stammvokals (d)
und Kontraktion zweier zusammenstoßender Vokale (e) ab
(§ 92, d).
b) *da',
'a- Tag
c) *mäya-
Verwandter
d) *mar%a- Roß
e) *e%wa- Pferd
Sing.
Plur.
Sing.
Plur.
Sing.
Plur.
Sing.
Plur.
N.
dsRg
dagas
mäeg
mägas
mearh
mearas
eoh
eos
G.
daeges
daga
m€ges
ntäga
tneares
meara
eos
eo
D.
dsege
dagum
meege
mägum
meare
»learum
CO
com
A.
daeg
dagas
mäeg
mägas
mearh
mearas
eoh
eos
§ 102]
Reine a-Stämme (Mask.
199
b) Ebenso: s^«/ Stab, paep Pfad, hwsel Walfisch etc.
d) Ebenso: fvarh Schwein, sealh Weide (G. Sg. seales etc.), Wealh
Welscher, eolh Elch (ü. Sg. eoles etc.), seoJh Seehund, aber horh Schmutz,
G. Sg. horwes etc. Mitunter unterbleibt die Dehnung: nteares, meare,
mearas etc.
e) Ebenso: ßeah Floh, scöh Schuh (aber G. PI. scöa, D. PI. scöiini),
höh Ferse (aber N. PI. höas, G. PL höa, D. PL liöum).
Anm. 2. Die stammauslautenden stimmlosen Reibelaute /, p, s
gehen beim Antritt vokalisch beginnender Endungen (nach § 82, b. 86, b,
87, b) in die entsprechenden stimmhaften Reibelaute /" [v], p, 5'[d:], s [z]
über, was in der altenglischen Schreibung allerdings nicht zum Ausdruck
kommt: tvulf [f], G. Sg. u-ulfes [v], N. PL wulfas [v] etc.; stsef [f], G.
Sg. staefes [v], N. PL stafas [v] etc.; i^eep [J)], G. Sg. paepes, paedes [3],
N. PL ^ja/>as, paäas [et] etc. Vgl. ne. wolf [wulf], PL wolves [wulvz] ;
sif o/f [stäf], PL staves [ste^vz] neben staffs; jyatJi [päj)], PL ^)a//i.s [pädz].
Umgekehrt wird stammauslautendes g [y\ in den endungslosen
Formen mitunter zu stimmlosem h [x] (§ 91, h): hög [/], höh [%\, G. Sg.
höges [7], trog [y], troh [%\^ G. Sg. troges [7] etc.
In ursprünglich dreisilbigen Formen mit langer erster
Silbe wird der Vokal der Mittelsilbe, wenn er nicht durch
Position geschützt ist, gewöhnlich ausgestoßen (f). Bei kurzer
«rster Silbe bleibt der Mittel vokal erhalten, geht aber vor
dunkelvokalischen Endungen gern in einen hellen Vokal
über (g). Die svarabhaktischen Vokale des endungslosen
N. A, Sg. fehlen in den übrigen Kasus nach langer Stamm-
silbe und nach kurzer Stammsilbe vor / (h), nach kurzer
Stammsilbe vor r finden sie sich auch in den übrigen Kasus.
Vgl. § 72, c— f. 73, k.
f) *a'Ugila- Engel
g) *xetuna- Himmel
h) *fiiyta- Vogel
Sing.
Plur.
Sing.
Plur.
Sing.
Plur.
N.
enget
englas
heofon
heofenas
fugot
fuglas
G.
engles
engla
heofones •
heofena
fugtes
fugla
D.
engte
engtum
heofone
heofenum
fugle
fugtum
A.
enget
englas
heofon
heofenas
fugot
fugtas
f) Ebenso: deofot Teufel, deoßes etc., eSet Stammsitz u. a, aber
mit Beibehaltung des Mittelvokals vor mehrfacher Konsonanz: hengest
200
Altengliscli.
[§ 102, 103
Hengst, heiigestes etc., hridels Zaum, bridelses etc., fsetels Beutel, gyrdels
Gürtel, rxdels Rätsel, scilling Schilling.
g) Ebenso: rodor Himmel, rodores, rodore, roderat< etc., hamor
Hammer, ^»nor Donner, .•atapol Pteiler, staäol Grand, s a d ol Sa.ttel, sceattiol
Schemel, darop Pfeil, heorot Hirsch, bulluc Stierkalb, muniic Mönch etc.,
ohne Veränderung des Stammvokals: cyning König, cyninges, cyningas etc.
h) Ebenso: ßnger Finger, ßngres etc., uiääum Kleinod, PI. luädmas
etc. und die ursprünglichen «-Stämme seppel Apfel, PI. aepplas etc.,
hungor Hunger, hungres etc., aber mit Beibehaltung des e: secer Acker,
PI. eeceras etc.
§ 103. 1) Reine «-Stämme: b) Neutra (gr. -ov, lat. -loti).
Die Flexion der Neutra der a- Stämme untciichied sich von der
der Maskulina nur im N. Sg., der ebenso wie der A. Sg. auf idg. -oiu,
urg. -am ausging, und im N. A. PI., der denselben Ausgang hatte wie
der N. Sg. der ö- Stämme, nämlich idg. -ä, urg. -ö.
Im Altenglischen ist die unbetonte Endsilbe -am im N. Sg. Ntr.
ebenso wie im A. Sg. Mask. abgefallen, der N. A. Sg. ist also auch hier
endungslos. Die Endung des N. A. PL urg. -5 ist zu -u abgeschwächt,
das nach langer Stammsilbe abfällt, nach kurzer aber erhalten bleibt
(§ 73, e. f).
Im Altenglischen geht also der N. A. PI. der Keiilra
der a-Stämme nach kurzer Stammsilbe auf -u aus (a), nach
langer Stammsilbe ist er endungslos (b).
a-Stämme
(Neutra)
a) *zof(^- Sof
b)* war da- Wort
Sing.
Plur.
Sing.
Plur.
Sing.
Plur.
N.
—
-u, —
hof
hofu
icord
tvord
G.
-es
-a
hof es
hofa
ivordes
ivorda
D.
-e
-um
hofe
hof um
ivorde
wo räum
A.
—
-u, —
hof
hofu
tvord
icord
a) Ebenso die kurzsilbigen Stämme: hlot Loos, geoc Joch, lue Ver-
schluß, col Kohle, hol Höhle, dor Tor, ttvig Zweig, tin Zinn.
b) Ebenso die langsilbigen Stämme: folc Volk, gold Gold, hors Eoß,
hearn Kind, sweord Schwert, sand Sand, nest Nest, ping Ding, toll Zoll
— bän Bein, Knochen, geär Jahr, hier Haar, sceap Schaf, leaf Laub,
§ 103]
Reine a-Stämme (Neutra).
201
Blatt, lead Lot, Blei, leop Lied, deor Rotwild, hf Leben, inf Weib, ~is
Eis, sivhi Schwein, tnl Werkzeug, hfis Haus, fyr Feuer.
In den kurzsilbigen Stämmen wechselt wie bei den
Masknlinen (§ 102, b) se im Singular mit a vor den dnnkel-
vokalischen Endungen des Plural (c). Die Endung -u des
N. A. PL bewirkt überdies /^-Umlaut eines vorhergehenden
e, i zu €0, io (d), doch ist dieser Umlaut im Westsächsischen
selten (§ 62, e. 65, e).
Stammauslautendes // fällt vor vokalisch beginnenden
Endungen unter Ersatzdehnung (e) oder Kontraktion (f) aus.
c) Hapa- Bad
d) *klifa- Klippe
e) *yMX(^- Höhle
t)yexu-,'
fe%a- Vieh
Sing.
Plur.
Sing.
Plur.
Sing.
Plur.
Sing.
Plur.
N.
beep
baäii
clif
cliofu
holh
holh
feoh
feo
G.
bsectes
baäa
clifes
cliofa
höle>i
höla
feos
feo
D.
baeäe
badum
cUfe
cltofuiii
hole
höluni
feo
feom
A.
bggp
baäu
clif
cliofu
holh
holh .
feoh
feo
c) Ebenso: /as^ Gefäß, ^ra?/ Zelt, Z/?«erf Blatt, 6«c Rücken, Äa?/ 'Haff' ,
Meer, dasl Tal, geers Gras {*graes), PI. grasu, geat Tor Cgaef), PI. gatu,
später auch mit Angleichung an den Singular geatu.
d) Ebenso : scip Schiff, geßit Wettstreit, geivrit Schrift, hlid Deckel,
hlip Hügel, lip Glied, lim Glied, hrim Wallung, gehed Gebet, PI. gebedii,
gebeodii, geset Wohnsitz, gesprec Gespräch.
e) Ebenso der ursprüngliche ?/- Stamm: feorh Leben, feores, feore
etc., aber auch feores, feore etc.
f) Ebenso: peoh Hüfte, peos etc., G. PI. peoiia.
Anni. 1. Uebergang eines stimmlosen /; p in stimmhaftes / [v],
p, ä [d] vor vokalisch beginnenden Endungen liegt z. B. vor in: wif [f]
Weib, tvtfes [v], tvife, wifa, tvlfum, lif [f] Leben, llfes [v] etc., leaf [f]
Blatt, leafes [v] etc., haep [J)] Bad, bsepes, baedes [d], haeäe, biiäu etc.;
vgl. ne. wife, PI. wives, life, PI. Uves, alive [alaiv] lebendig (ae. on Itfe),
bath [\i], PI. baths [dz].
Bei dreisilbigen Stämmen mit kurzer erster Silbe
fällt die Endung -u im N. A. PI. ab (g); bei langer erster
Silbe bleibt sie erhalten. Die Mittelsilbe fällt dann vor -n
gewöhnlich nicht aus, wohl aber vor anderen Endungen (li).
202
Ältenffliscli.
[§ 103, 104
Wörter mit svarabhaktischera Vokal im N. Sg. gelten als
einsilbig und sind daher im N. A. PI. endungslos (i).
g) *water
•a- Wasser
h) *xaubi
da- Haupt
i) *tutjg
la- Stern
Sing.
Plur.
Sing.
Plur.
Sing.
Plur.
N.
wseter
wseter
heafod
heafodu
tung{o)l
tung{p)l
G.
wgeteres
wsetera
heafdes
heafda
tungles
fiDigla
D.
weetere
tvasferum
heafde
heafdum
tungle
tunglum
A.
wseter
wseter
heafod
heafodu
tnng{o)l
tung{o)l
g) Ebenso : meegen Kraft, reced Gebäude, leger Lager, hunig Honig,
werod, iveorod Kriegsschaar, G. PL weoroda oder mit Vokaldissimilation
ivereda etc.
h) Ebenso: tneten, nyten Rind, carcern Kerker, G. Sg. carcernes etc.
i) Ebenso: «'«/>(e)n Waffe, täc{e)n Zeichen, heac{e)n Zeichen, tvolc{e)n
Wolke, wiind{o)r Wunder.
Anm. 2. Später findet sich die Endung n im N. A. PI. auch bei
kurzer erster Silbe: waeteru und bei Wörtern, die im N. A. Sg. svara-
bhaktischen Vokal haben: tungol, PI. titnghi.
§ 101. 2) Die jia-Stämme : a) Maskulina.
In allen /^'-Stämmen ist der ursprüngliche Wurzelvokal
durch das folgende J, soweit möglich, umgelautet worden,
z. B. here Heer i^xarja-), Idece Arzt {^läkja-), dynn Lärm
(^dunja-).
Nach kurz silbigen auf r ausgehenden Stämmen
ist j vor vokalisch beginnenden Endungen erhalten geblieben
(§ 89, e), geschrieben i, g, ig, vor a auch ge, ige. Im N. A. Sg.
wurde das in den Auslaut tretende ,/ zu i, später e vokali*
siert (§ 89, f) (a).
Bei ursprünglich kurzsilbigen, nicht auf raus-
gehenden Stämmen ist der stammauslautende Konsonant
durch das folgende ./ geminiert worden (westgermanische
Konsonantendehnung § 77), das / selbst aber im Alteuglischen
nach der nunmehr lang gewordenen Stammsilbe sowohl im
Auslaut wie vor Flexionsendungen abgefallen (§ 89, h. d).
§ 104, 105]
Die /rt-Stämme (Ma^k., Neutra).
20-6
Für geminiertes palatalcs g [g'] schreibt man cg, vor a auch
cge. Andere geminierte Konsonanten werden im Auslaut oft
wieder vereinfacht (b).
Nach ursprünglich langer, konsonantisch aus-
gehender Stammsilbe ist / vor den-vokalisch beginnenden
Endungen ohne weiteren Ersatz ausgefallen (§ 89, d), hat aber
ein vorhergehendes gutt. c, ^palatalisiert; es wird daher hierfür
vor a in der Regel ce, ge geschrieben. Im N. A. Sg. trat j
nach Abfall der urg. Endung -az in den Auslaut und wurde
zu i, später e vokalisiert (§ 89, g) (c).
a) *X(irja- Heer
b) *sayj
a- Mann
c) *xi
rdja- Hirt
Sing.
Plur.
Sing.
Plur.
Sing.
Plur.
N.
here
heri{ge)as
secg
secg(e)as
hierde
hierdas
G.
heri{g)es
heri{(je)a
secges
secg{e)a
hierdes
hier da
D.
heri{g)e
heri{(j)um
secge
secgum
Merde
hierdum
A.
here
heri{g)eas
secg
secg(e)as
hierde
hierdas
a) Die Schreibungen schwanken zwischen heries, herges, heriges,
herias, hergas, herigas, herigeas etc.
b) Ebenso: wecg Keil, hr//cg 'Rüekan — d//n{n) Lsivm. hli/n{n) Lärm,
prym{m) Kraft, X)yt{t) Brunnen, lat. puteus, auch zweisilbige Stämme, wie
^fen Abend, G. Sg. stfennes etc., morgen Morgen, D. Sg. morgenne und
morgne.
c) Ebenso : hwäte Weizen, ende Ende, esne Diener und die zahl-
reichen Nomina agentis auf -ere , wie baecere Bäcker, ßscere Fischer,
böcere Schriftgelehrter etc., auch cäsere Kaiser — läsce Arzt, PI. lsec(e)as,
leec{e)a etc., rnece Schwert.
Unmittelbar nach langem Stammvokal blieb ,/ in allen
Kasus erhalten (geschrieben g); mitunter trat auch w dafür
ein. Die wenigen hierher gehörigen Wörter, z. B. brlg, Brei,
brlges etc. oder br'iw, hrlwes etc. flektieren ebenso wie die
reinen a-Stämme (§ 102, a).
§ 105. 2) Die Ja-Stämme : b) Neutra.
Auch bei den Neutris der _y'a-Stämme hat das folgende ;
Umlaut des Wurzelvokals bewirkt, z. B. hedd Bett (*badja-)
cynn Geschlecht {*kunja-), hieg, Mg Heu {"^xauja-).
204
Altenglisch.
[§ 105
Nach kiirzsilbigen, nicht auf r ausgehenden
Stämmen ist der stammauslautende Konsonant durch das
folgende ./ geminiert worden (§ 77), das ,/ selbst aber im Alt-
englischen nach der nunmehr lang gewordenen Stammsilbe
sowohl im Auslaut .wie vor Flexionsendungen abgefallen
(§ 89, h. d). Für geminiertes palatales // [g'] schreibt man a/,
vor a auch c(je. Andere geminierte Konsonanten werden
im Auslaut oft wieder vereinfacht. Im N. A. PI. fällt die
Endung -t( nach der durch Kousonantendehnung lang ge-
wordenen Stammsilbe ab (a), bleibt aber in ursprünglich drei-
silbigen Stämmen mit langer erster Silbe wie bei den reinen
(^-Stämmen (§ 103, h) erhalten (1)).
Nach ursprünglich langer, konsonantisch aus-
gehender Stammsilbe ist J vor vokalisch beginnenden
Endungen, also auch vor der Endung -u im N. A. PI., die hier
erhalten bleibt, ohne Ersatz ausgeworfen worden (§ 89, d), hat
aber ein vorhergehendes gutturales c, g palatalisiert, so daß
dafür vor a in der Regel ce, f/e, vor u seltener ci, gi ge-
schrieben wird. In den endungslosen Formen, N. A. Sg.,
wurde das in den Auslaut tretende ,/ auch hier zu i, später e
abgeschwächt (§ 89, g) (c).
a) *kitnja-
Geschlecht
b) *fastunja- Fe'^stung, Fasten
c) *tvitja- Strafe
Sing.
Plur.
Sing.
Plur.
Sing.
Plur.
N.
c//n{ti)
ci/n{ti)
feeste}){n)
fxstenmi
tvlte
witu
G.
cynnes
ci/nna
fiestennes
fsestenna
u'ltes
tvlta
D.
cynne
cijnnum
feestenne
fsestennum
wite
iritvm
A.
cijniri)
cyn{)i)
faesteiii»)
faestennu
wlte
witu
a) Ebenso: weh{h) Gewebe, nh{h) Rippe, net{t) Netz, be(l{d) Bett,
gied{d). gid(d) Spruch, bil{l) Streitaxt, tvicg Roß, G. PI. wicg{e)a.
b) Ebenso: westen{n) Wüste, G. Sg. irestennes etc., lieget{t) Blitz.
c) Ebenso: stiele Stahl (*sfahlja-), getreede Gewand, getinihre Bau-
werk, Seretide Botschaft — r}ce Reich, N. PI. nc{/)u, G. PI. nc{e)a, D. PI.
ric{i)iim, ,^f//cce Stück, geinierce Gemarkung, tväge Becher etc.
i; 105, 1061 Die «t'a- Stämme (Mask., Neutra).
205
Unmittelbar nach langem Stammvokal bleibt j in
allen Kasus erhalten (geschrieben g), z. B. hleg Heu (urg.
*;faMya-), h'ieges etc.
§ 106. 3) Die «<^« -Stämme : a) Maskuliua.
Der Stammvokal a ist vor rw zu ea, der Stammvokal
e vor w zu eo gebrochen (§ 57, q. 62, f), z. B. 6earw Wald
^hanoa-), peowes G. Sg. (*Jjewes).
Vor den vokalisch beginnenden Endungen bleibt w er-
halten; in den endungslosen Formen aber wird das in den
Auslaut tretende tv zu u^ o vokalisiert (a), das sich mit
einem unmittelbar vorhergehenden e zu einem Diphthong
(urg. eu = ae. eo) verbindet (b); vgl. § 83, i. m. n.
a) *harwa- Wald
b) *pewa-
Diener
Sg. N. hearu, -o
PI. N. bearuas
Sg. N. y^eo
PI. N. peowas
G. heanves
G. hearica
G. peowes
G. peowa
D. hearwe
D. hearwum
D. peowe
D. peotvum
A. bewu, -0
A. hearwas
A. ^eo
A. peowas
b) Ebenso: latteoiw) Führer aus *lad-peo{w), lareo{w) Lehrer aus
*^är^eo(M').
Anm. 1. Zwischen r und ?r tritt später häufig ein sekundärer
Vokal (§ 73, Anm. 5) und zwar u vor hellen, e vor dunklen Endungs-
vokalen: hearmves, hearuwe — bearetras, bearewa, beareivum.
Anm. 2. Durch Formenausgleichung tritt an den kontrahierten
N. A. Sg. später häufig tv an : peotv , und die kurzen Vokale der
uckontrahierten Formen werden mitunter gedehnt: peowes, peoive —
peowas^ pfona, peowuin.
Unmittelbar nach langem Stammvokal bleibt iv in
allen Kasus unverändert (§ 83, h), die Flexion ist also völlig
gleich der der reinen «-Stämme (§ 102, a), z. B. snmv Schnee
(*snaiwa-), snäwes, snüwe, snäw etc. (e).
c) Ebenso : hläw, hlBw Grabhügel, deaw Tau, pemv Sitte.
206
Altenglisch.
rsioT
§ 107. 3) Die ?rrt-Stämme : b) Neutra.
Der Stammvokal a, e ist auch hier vor Iw, rw zu ea^ eo
und e vor iv zu eo gebrochen (§ 57, p. q. 62, f), z. B. lealu
Uebel i^balwa-), teoru Teer (*terwa-), treowes G. Sg. {"^frewes).
Vor vokalisch beginnenden Endungen blieb «^ auch hier
unverändert; in dem endungslosen N. A. Sg. aber wurde es
zu u, 0 vokalisiert (a), das sich mit einem vorhergehenden
kurzen Vokal zu einem Diphthongen (urg. au, eu = ae. ea,
eo) verbindet (b. c). Vor der Endung -u des N. A. PI, geht
w nach Konsonanten verloren (§ 83, m), und es wurde vor-
ausgehendes e mit dem n der Endung zu den Diphthongen
eu = ae. eo zusammengezogen (§ 83, n) (c).
a) *balwa- Uebel
b) straiva- Stroh
c) *treica- Baum
Sing.
Plur.
Sing.
Sing.
Plur.
N.
bealu-, -0
bealu, -0
strea
treo
treo
G.
healwes
bealwa
strau-es
treowes
treowa
D.
iealwe
bealwum
strawe
treowe
treowiim
A.
bealu, -0
bealu, -0
strea
treo
treo
a) Ebenso: searu Eüstung, ihkoIu Mehl, teoru Teer, ■•oneoru
Schmeer etc.
c) Ebenso: cneo Knie.
Anm. 1. Auch hier wird später zwischen l, r und tv ein Gleitlaut
eingeschoben (§ 73, Anm. 5): bealutves, bealmve — bealetva, bealeivum.
Anm. 2. Durch Formenangleichung tritt w an die kontrahierten
Formen mitunter wieder an: streaw, treoiv, oder es wird der Vokal der
unkontrahierten Formen gedehnt: treoives, trcotve etc. Der N. PI. lautet
auch ireowu neben treo.
Unmittelbar nach langem Vokal oder Diphthong wird w
zum Stamme gerechnet und bleibt in allen Kasus unverändert;
die Flexion ist also gleich der der reinen a-Stämme (§ 103, b),
z. B. kräw, hreeiv Leichnam, hräires, hreeives etc. (c).
c) Ebenso: geJireoiv Eeue, gehleow das Brüllen, oncleou- Knöchel,
N. A. PI. oncleow und oncleowu.
§108]
Die reinen o-Stämme (Fem.).
207
Die o-Stämme (Feminina), gr. -a, -»;, lat. -a.
§ 108. 1) Die reinen ö-Stämme.
Die ursprünglichen Flexionsendungen der ö-Stämme waren etwa
folgende:
Stammauslaut idg. -ä-
Stammauslaut urg. -o-
Sg. N. -ä
PI. N. -as {*-ä-es)
Sg. N. -ö
PI. N. -00
G. -as i^-ä-so)
G. -6m (*-ä - 6m)
G. -6z
G. -6m
D. -Cd {-ä-ai)
D. -ä-mis
D. -ai
D. -öw«>
A. -ä-m
A. -ä-ns
A. -öm
A. -ons
Im Altenglischon sind die auslautenden Konsonanten z (G. Sg., N.
PL), m (A. Sg., G. PI.) und die unbetonte Endsilbe -iz (D. PI.) abge-
fallen, die langen Vokale verkürzt und die Diphthonge vereinfacht worden
(§ 73), und zwar wird urg. -ö im N. Sg. zu ae. -ii, -o, das nach langer
Stammsilbe abfällt (s. u.), urg. ai im D. Sg., urg. öm im A. Sg. und urg.
-6z im G. Sg. N. PI. zu ae. a?, später -e. Im N. PL, der auch hier zu-
gleich für den A. PL steht, findet sich im Westsächsischen und Kentischen
in der Regel -«, im Nordhumbrischen und Mercischen häufiger -e. Im
G. PL nehmen die kurzsilbigen, seltener die langsilbigen Stämme gern
die Endung der schwachen Deklination -ena für -ä aus urg. 6m an. Die
Endung des D. PL ist -um für urg. -ömiz.
Im Altenglischen geht also der N. Sg. der ö-Stämme
ebenso wie der N. A. PI. der Neutra der a-Stämme nach
kurzer Stammsilbe auf -u aus (a), nach langer Stammsilbe
ist er endungslos (b).
O-Stämme (Fem.)
a) *yg5ö Gabe
b) * laizo Lehre
N.
G.
D.
A.
Sing.
-u.
Plur.
-a, -e
-a, -ena
-um
-a, -e
Sing.
giefu
giefe
giefe
giefe
Plur.
giefa, -e
giefa, -ena
giefum
giefa, -e
Sing.
lär
läre
läre
läre
Plur.
lära, -e
lära, -(e)na
lär um
lära, -e
a) Ebenso die kurzsilbigen Stämme: lufu Liebe, sacu Streit,
wracu Rache, Verfolgung, suyu Sage, sayu Säge, talu Zahl, Erzählung,
208
Altenglisch.
[§ 108
ciraln Tod, scoZ« Seh aar, caru^ cearu Sorge, ondsuaru Antwort, scamic,
sceamu Scham, fremn Vorteil, de>m Thal etc.
Anm. 1. Da das -e der Endungen des Singulars auf älteres -ö
zurückgeht, findet ein üebergang des Stammvokals a zu a? bei den
ö- Stämmen in der Regel nicht statt. Nur vor e wechselt a? mit a: saece
G. D. A. Sg. neben sace, mraece neben wrace.
b) Ebenso die langsilbigen Stämme: är Ehre, sirm Straße,
nMl Nadel, hwU 'Weile', Zeit, cilöf Handschuh, dün Hügel — stefn
Stimme, feoht Gefecht, sorg Sorge, stund Stunde, Zeit, wund Wunde,
}\eal(l) Halle etc.
Ursprünglich dreisilbige Stämme werfen die Endung -u
im N. Sg. in der Regel ab. Der Mittelvokal bleibt in den
übrigen Kasus nach kurzer erster Silbe erhalten (c), wird
aber nach langer erster Silbe abgeworfen (d). Der G. PI.
endet stets auf -a.
Die Abstrakta auf -\])ö behalten im N. Sg. die Endung
-u und dehnen dieselbe auch auf die übrigen Kasus des
Singulars aus, während der Mittelvokal / ausfällt. Später
aber werden diese Wörter auch unter Abfall des -u im N. Sg.
wie die gewöhnlichen langsilbigen ö-Stämme dekliniert (e).
Die Wörter auf -ung nehmen im D. Sg., mitunter auch
im G. und A. Sg. die Endung -a statt -e an (f).
c) *idtso- Weib
d) saiira
lo- Seele
e) *straygipo-
Stärke
f) leonuo7g-
Gelehrsamteit
Sing.
Plur.
Sing.
Plur.
Sing.
Sing.
N.
ides
idesa, -e
säu'ol
säwla, -e
strengpii, -p
leor?i img
G.
idese
idesa
säirle
säu-Ja
strengpu, -pe
leornunge, -a
D.
idese
idesiim
sänle
säwlmn
sfrengpu, -pe
leornunga
A.
idese
idesa, -e
sä wie
säu-la, -e
strengpu, -pe
leornunge, -a
c) Ebenso: firen Frevel, hysen Beispiel, /edfer Feder etc.
d) Ebenso : fröfor Trost, ceuster Burg etc.
e) Ebenso: cyppu^ cypp Geschlecht, Verwandtschaft, gesyntu Gesund-
heit, ofermettu Uebermut.
f) Ebenso: momtng Mahnung, hletsung Segen.
§ 109]
Die jo-Stämme.
209
§ 109. 2) Die /ö-Stämme (Femiuiua).
Durch das Ableitiingssuffix^' ist der ursprüngliche Wurzel-
vokal, soweit möglich, umgelautet worden, z. B. henii Henne
(*;fawjö-), hell Hölle (*j^a(yö-), brycf/ Brücke {^hrugjö-), cribb
Krippe i^krihjö-).
Nach kurzsilbigen, nicht auf -r ausgehenden
Stämmen ist j im Altenglischen abgefallen, nachdem es den
vorhergehenden Konsonanten geminiert hatte, wobei pal. g
zu cg, vor a gew()hnlich cge geschrieben, überging. Durch
die Konsonantendehnung sind die ursprünglich kurzsilbigen
Stämme zu langsilbigen geworden; es fällt daher im N. Sg.
die Endung -u ab. Der in den Auslaut tretende geminierte
Konsonant (außer cg) wird aber oft wieder vereinfacht (a),
insbesondere bei den mehrsilbigen Stämmen auf -el, -en, -es,
die gleichfalls im N. Sg. die Endung -u stets abwerfen (b).
Nach ursprünglich langsilbigen Stämmen ist j vor
vokalisch beginnenden Endungen, also auch vor -u im N. Sg.
ohne Ersatz ausgefallen (§ 89, d); das -u selbst aber mußte
später nach der langen Stammsilbe ebenfalls abgeworfen
werden. Die hierhergehörigen Wörter sind also im N. Sg.
endungslos und werden ebenso flektiert, wie die langsilbigen
reinen ö-Stämme, von denen sie sich nur durch den Umlaut
des Wurzelvokals unterscheiden (c). Im G. PI. steht über-
all nur -a, nicht -ena.
si) *%anjo- Henne
b) hurpinjo- Bürde ..
c)-*Mnpjö- Woge
Sing.
Plur.
Sing.
Plur.
Sing.
Plur.
N.
hen(n)
kennet, -e
hyräen
byräenna, -e
yp
yäa, -e
G.
kenne
kenna
hyräen^ie
hyräenna
yäe
yäa
D.
kenne
kennuin
ht/räenne
hi/räennum
yäe
yäum
A.
kenne
kennet, -e
hjjräenne
htjräenna, -e
yäe
yäa, -e
a) Ebenso: hen(n) Wunde, /?c?Z Hölle, crih(h) Krippe, sih(b) 'Sippe',
Verwandtschaft, Friede, ßt(t) Abschnitt eines Gedichtes, ntjt(t.) Nutzen,
>iijUl) Schwelle, ^yn(n) Sünde — hrycg Brücke, PI. hri/cg(e)a etc., ecg
Schneide, xecg Schwert etc.
Kaluza, Histor. Grammatik d. engl. Sprache. I. 2. Aufl. 14
210
Altenglisch.
[§ 109, 110
Anm. 1. Auslautendes^ geht beim Antritt von Flexionsendungen
in ä über (§ 86, b) : yp, yS,e etc.
b) Ebenso: gyäen Göttin, condel Kerze (lat. candela), condelle etc.,
die Abstrakta auf -rieden wie feond-rxden Feindschaft, hlw-rseden
Familie etc. und die Abstrakta auf ->ies(g), wie hälignes Heiligkeit, G. D.
A. Sg. häliciwsse, y/JifirUnes Rechtschaffenheit u. a.
c) Ebenso: sceoj) Scheide, /-e.«^ Kühe, 7»7(? Kampf, /<mf? Hindin, glerd
Gerte, bltäs, hliss Freude, Eäs, liss Linderung, Gnade, mikh, milt^
Erbarmen etc.
Unmittelbar nach langem Vokal bleibt _/ (ge-
scbrieben g) in allen Kasns erhalten. Anch diese Wörter
werden demnach ebenso wie die langsilbigen reinen ö-Stämrae
flektiert; im G. PI. steht nur -a, z. B. leg, lg Insel, Eiland,
lege, PL lega, -e, lega, legnni, ebenso cseg Schlüssel.
§ 110. 3) Die ?rö-Stämme (Feminina).
Der Stammvokal a, i ist vor Konsonant + w zu ea, io
gebrochen, z. B. beachi Kampf {*badicö-), siomi Sehne (*.v/»wö-),
lange Vokale aber bleiben unverändert.
Das stamraauslautende ir blieb vor vokalisch beginnenden
Endungen (außer -ii) erhalten. Vor der Endung -u des N. Sg.
ging IV nach Konsonanten verloren (a), und das im Auslaut
stehende -u wurde bei langem Stammvokal später gleichfalls
abgeworfen (Ib). Nach Vokalen blieb w in der Regel er-
halten, fiel aber vor der Endung -h des N. Sg. ab unter
Kontraktion des Stammvokals mit dem -ti der Endung (urg.
au = ae. ea) (c). Im G. PI. steht nur -a.
a) Hadwo- Kampf
b) *tnadwo- Wiese
c) *klawö- Klaue
Sing.
Piur.
Sing.
Plur.
Sing.
Plur.
N.
beadu
beadiva, -e
iiieed
uiaedwa, -e
eleu
claira, -e
G.
headioe
beadwa
iHxdice
msedwa
clawe
claiva
D.
beadwe
beadirum
ineedire
inEdwum
claice
claicuni
A.
beadive
beadwa, -e
■
iHäedive
mäediva, -e
claice
claira, -e
•i) Ebenso: nceadu Schatten, neara Not, seonii, sionu Sehne und die
Pluralia tantum fraetiva, -e Schmuck, geativa, -e Rüstung.
b) Ebenso: lies Weide, Isesire etc.
§ 110, 111]
Die ?ro-, «-Stämme.
211
c) Ebenso: prea Drohung, und ea Wasser {*<thiro-), das aber in
allen Kasus die Kontraktion und im Dativ mitunter Umlaut zeigt: ie.
Anm. 1. Zwischen Konsonant und tp wird nach kurzem Stamm-
vokal oft ein sekundärer Vokal eingeschoben: heudnive, headeica.
Anm. 2. Der N. Sg. clea nahm später oft wieder ein w an: cleaw
oder er lautete nach Analogie der übrigen Kasus: clairu, prairH.
Unmittelbar nach langem Stammvokal bleibt iv in
allen Kasus unverändert. Die Endung des N. Sg. -u wird
nach der langen Stammsilbe abgeworfen. Die Flexion dieser
Wörter ist also der der langsilbigen ö-Stämme gleich (§ 108);
im G. PL steht nur -a, z. B. .^töw Ort, stöwe, PI. stöwa, -e,
stöwa, stöwum. Ebenso freoiv Treue, hreoiv Reue.
Die /-Stämme.
§ 111. Maskulina der i-Stämme.
Die Maskulina der /-Stämme hatten ursprünglich etwa folgende
Flexionsendungen :
Stammauslaut idff. -/-
urg. -i-
8g. N. -i-s
(-i-so
-ois {*-oi-so)
D. (Lok.) -ei
A. -i-m
PI. N. -ej-es
G. -ij-öni
D. -i-mis
A. -i-ns
Sg. N. -tz
i-lz
G.{ .
y-mz
D. -l
A. -im
PI. N. -tz {*ijiz)
G. -ijoin
D. -i»iiz
A. -ins
Im Altenglischen fallen nach § 73 die auslautenden Konsonanten z
im N. Sg. PI. und G. Sg., /// im A. Sg., G. PI. und die unbetonte Silbe
■iz im D. PI. ab; die langen Vokale und Diphthonge werden verkürzt:
urg. i im D. Sg., urg. i(z) im N. PI., der auch für den A. PI. eintritt,
zu «, später -e. Die Endung -ijoin im G. PI. wird zu -ia, (-igea), wofür
nach langer Stammsilbe aber einfaches a eintritt. Für -im(iz) im D. PI.
wird, wie bei allen anderen Substantivklassen -um gesetzt. Aus der
Endung -uiz, -tz im G. Sg. hätte sich regelrecht -e entwickeln müssen;
es tritt aber dafür wie bei den meisten andern Maskulinen die Endung
der «-Stämme -^.s ein. Im N. A. Sg. bleibt das in den Auslaut tretende i
nach kurzsilbigen Stämmen als -e erhalten; nach langsilbigen aber
ällt es ab.
212
Altenglisch.
[§ 111
Der Stammvokal ist im Alteugiischen durch das ur-
sprünglich folgende i, soweit möglich, umgelautet worden,
z. B. streng Strang (*sfrangi-), giest Gast *yasfi-), deel Teil
{^daüi), wyrm Wurm (j'^wurmi-), Engle die Angeln {*Angli-),
mete Speise i^mati-), hype Hüfte (^hi/pi-) etc.
Die ursprüngliche Flexion der i-Stämme ist im Alt-
englischen nur bei den kurzsilbigen Stämmen rein bewahrt
worden; doch tritt auch dort mitunter im N. A. PL die Endung
der a-Stämme -as^ im G. P . -a ein (a).
Einige Pluralia tantum, insbesondere Völkernamen, haben
sowohl bei kurzer als bei langer erster Silbe die Endung -e
im N. A. PL unverändert bewahrt. Im G. PL haben die kurz-
silbigen Stämme -« oder -i(ge)a (b), die langsilbigen stets
-a (c).
«-Stämme
a) ""wini- Freund i b) *Dani-
' 1
c) *ÄngU-
Sing.
Plur.
Sing.
Plur.
Plur.
Plur.
N.
-e,-
-e
wine
wine, -as
Dene
Engle
G.
-es
-ia,-a
ivines
ivini(ge)a, mna
Deni(ge)a, Dena
Engla
D.
-e
-um
wine
winum
Denum
Engluni
A.
-e,-
-e
wine
wine, -as
Dene
Engle
a) Ebenso die kurzsilbigen Stämme: hete Haß, niete Speise,
stede Stätte, Ort, ege Schrecken, .^lege Schlag, sele Saal, ele Oel, here
Gerste, inere Meer, mene Halsschmuck, dene Tal, gripe Griff, freopd-scipe
Freundschaft u. ä., hite Biß, teilte Antlitz, cwide Eede, sige Sieg, hijpe
Hüfte, gyte Guß, scyte Schuß, hryce Bruch, hyge Sinn, lyge Lug, flyge
Flug, hyse Jüngling (N. PI. hyssas neben hysas, hyssa etc.), cyre Wahl,
lyre Verlust, hryre Fall, cyii/e Ankunft, dyne Lärm, viyne Sinn, ryne Lauf.
b) Ebenso: Norphymhre die Nordhumbrier, Seaxe neben Seaxan
(§ 117) die Sachsen, Mlerce neben Mlercmi die Mercier, leode Leute, lelde^
ylde die Menschen, lelfe^ ylfe Elfen.
Die übrigen langsilbigen «-Stämme, bei denen nach Ab-
fall des -e im N. A. Sg. ohnedies der ganze Singular mit
den -a Stämmen übereinstimmte, nehmen auch im N. A. PL
die Endung -as an, gehen also vollständig in die «-Deklination
über und sind nur noch an dem Umlaut des Wurzelvokals
§ 111, 112]
Die /-Stämme.
*213
als alte i-Stämrae zu erkennea, z. B. wyrm Wurm, wyrmes,
wyrme, PL wyrnias, ivyrma, ivyrnwm (d).
c) Ebenso die langsilbigen Stämme: slenc] Stange, streng Strang,
i'eiii] Griff, stenc Gerucli, hend Band, (fiest Gast, finc Fink, hjft Luft, ß!)ht
Flug, hi/ll Hügel, gylt Schuld, pyrst Durst, fijrs Ginster, dynt Schlag,
dxl Teil, sireg Lärm, lieg Lohe, ifc Rauch, smec Geruch.
Der einzige «'/-Stamm, urg. *sami- der See, wirft das
IV vor hellen Vokalen aus und läßt Kontraktion eintreten.
Nur vor a-, um im G. D. PI. bleibt iv auch unverändert, also:
säe See, sSes, sS, PI. s«, seeiva, sseinim oder ssem.
§ 112. Feminina der /-Stämme.
Die Flexionsendungen der Feminina der z-Stämme waren ursprüng-
lich denen der Maskulina gleich; es hat sich aber im Altenglischen hier
die Endung -e im G. Sg. und N. A. PL, die bei den Maskulinen durch
-es oder -as ersetzt wurde, unverändert erbalten; der G. PL geht auf -a
aus. Da die Feminina sämtlich lange Stammsilbe haben, ist der N. A. Sg.
stets endungslos; sie unterscheiden sich also hierdurch von den lang-
silbigen ö-Stämmen, die im A. Sg. die Endung -e haben.
Der Wurzelvokal ist auch bei den Femininen durch das
ursprünglich folgende / stets umgelautet worden, z. B. deed
Tat (wg. *dädi-), c/ren Frau (wg. *kwäni-), gled Glut (f'ylödi-),
fyst Faust CßfUX^ti-), nJed, uyd Not (*ncmdi-), heue Bauk
i^hanki-), mihi Macht (*mahfi-) etc.
i- Stämme
(Fem.)
*ktvani
- Frau
Sing.
Plur.
Sing.
Plur.
N.
—
-e
cwen
cwene
G.
-e
-a
cwene
cwena
D.
-e
-um
cwene
cwenum
A.
—
-e
cwen
cwene
Ebenso: ?<t/iW ahn, Erwartung,
hen Bitte, gJed Glut, est Gunst
(got. ansfs), deed Tat, eiht Besitz,
icxd Gewand, spraec Sprache, h^p
Heide, tld Zeit, hyd Haut, br^d
Braut, f^sf Faust, med, nyd Not,
7i^/ Bienenkorb, henc Bank, mihi
Macht, hjft Luft, u-i/rd Schicksal,
nu/rt Würz, Kraut, wi/nn Wonne.
Anm. 1. In der späteren Zeit nimmt der A. Sg. mitunter auch die
Endung -e, der N. A. PI. die Endung -a an, wie bei den ö-Stämmen.
Anm. 2. Auslautendes /, p geht beim Antritt von Flexionsendungen
in f [v], ä über (§ 82, b. 86, b): hyf, liyfe [v] etc., heej), hetde etc.
2U
Altengliscli.
[§ 112, 113
Der «i-Stamm, urg. *saiui- die See, kommt im Alt-
englisclien, wie im Deutschen, auch als Femininum vor; es
fehlt ihm dann die Maskulinendung -s im G. Sg., (b), also
Sg. see, G. D. sie, smve, A. see, PI. N. A. säe, G. sSewa, !>.
ssewum, ssem; ebenso rv Gesetz.
§ 113. Neutra der /-Stämme.
Die Flexionsendungen der Neutra der /-Stämme unterschieden sich
ursprünglich von denen der Maskulina und Feminina nur im N. A. Sg.
PL, in dem der Ausgang -z oder -»i fehlte, also N. A, Sg. idg. urg. -/,
N. A. PI. -?. Im Altenglischcn wurde -/ im N. A. Sg. zu -e, das nach
kurzer Stammsilbe erhalten blieb, nach langer abfiel; im G. Sg. trat auch
hier die Endung -es Ton den «-Stämmen ein.
Die Neutra fallen also in der Flexion des Singular mit
den Maskulinen zusammen; es haben daher viele ursprüng-
liche Neutra im Altenglischen männliches Geschlecht an-
genommen, so z. B. mere Meer (lat. man^, here Gerste, sige
Sieg etc. (§ 111, a). Soweit sie Neutra geblieben {spere,
ßäesc etc.), oder aus dem. Femininum in das Neutrum über-
getreten sind {wiht, gebtjrd etc.), haben sie auch im N. PI.
nach kurzer oder langer Stammsilbe die Endung -u von den
«-Stämmen angenommen, so daß sie sich nur durch den
Umlaut des Wurzelvokals von letzteren unterscheiden. Im
N. A. Sg. haben die kurzsilbigen Stämme die Endung -e (a),
die langsilbigen sind erdmig.-ilos (b).
/-Stämme N,
a) *speri- Speer
b) *ßaiski- Fleisch
Sing.
Sing.
Plur.
Sing.
N.
-e, —
-u
spere
sperii
fläesc
G.
-es
-a
speres
spera
ßsesces
D.
-e
-um
spere
sperum
flsesce
A.
^e,—
-u
l spere
sperti
ßsesc
a) Ebenso die kurzsilbigen Stämme: si'yi Sieb, o^^«- Schicksal.
b) Ebenso die langsilbigen Stämme: hiel Heil, Isen Lehen, .^tes
Vliess, hilf Schwertgriff und die ursprünglichen Feminina in'hf Ding,
fiilluht Taufe ('^fuhriht), f^ebi/rd Geburt, gecipul Geschlecht, geini/nd
§ IIB. 114]
Die «-Stämme.
215
Andenken, Eriunerung, gehnrid Sinn, oferh>/g(J TJcberniut, PL gehi/ijdii,
ot'criii/gdv etc.
Die »-Stiiinme.
§ 114. Maskulina der //-Stämme.
Die Maskulina der «-Stämme hatten ursprünglich etwa folgende
Flexionsendungen:
Stammauslaut idg. -n-
Staramauslaut urg. -ti-
Sg. N. -t(-s
PI. N. -eir-e>f
Sg. N. -uz
PI. N. -iu'iz, -juz
G. -diren, -das
G. -eir-6)ti
G. -auz
G. PI. -iirdiH
D. -üivi
D. -II- iiiift
D. -alt
D. PI. -nmiz
A. -it-m
A. -it-ns
A. -IIDI
A. PI. -iwH
Im Altenglischen sind die auslautenden Konsonanten -z im N. G.
Sg., -m im A. Sg., G. PI. und die unbetonte Endsilbe -iz im N. D. PI.
abgefallen. Das in den Auslaut tretende -u im N. A. Sg. blieb nach
kurzer Stammsilbe erhalten, fiel aber nach langer Stammsilbe ab. Die
Diphthonge -an im G. Sg., -eu im D. Sg., -iu im N. PL, der auch für
den A. PL eintrat, sind im Altenglischen gleichmäßig zu -a vereinfacht
worden. Im G. PL trat ebenfalls -a an Stelle von urg. -itrd(m), got. -ive.
Im D. PL war die sonst übliche Endung -iini hier auch lautgesetzlich
berechtigt.
Durch das ursprünglich folgende n ist der Stammvokal
e, i in der Regel zu eo, io umgelautet worden (§ 62, e.
65, e), welch letzteres bei vorhergehendem iv in u übergeht
(§ 65, 1), vgl. meodu neben medu Meth, siodii neben sid/i
Sitte, ivudu (aus ^iviodu für *iüid/f) Holz.
In den kurzsilbigen Stämmen ist die Endung -u im
N. A. Sg. bewahrt (a), in den langsilbigen Stämmen ist sie
abgeworfen (b).
?<-Stämme M.
a) *siw'u- Sohn
b) Jeipu- Feld
Sing.
Plur.
Sing.
Plur.
Sing.
Plur.
N.
-11, -
-a
SWIU
suna
feld
fdda
G.
-a
-a
suna
suna
fdda
fdda
D.
-a
-um
suna
.mniim
felda
felduni
A.
-n, —
-a
sunii
suna
feld
fdda
216
Altenglisch.
[§ 114-116
Ebenso die kur z sil big en Stämme: lagu See, tnagii Knsibe, »ledti,
meodu Met, b>-egH Herrscher, heori( Schwert, sj^'^" Bratspieß, i^idu, siodu
Sitte, tvudu Holz etc.
Anm. 1. In der späteren Zeit finden sich auch hier im G. Sg.,
N. PI. mitunter die Endungen der «-Stämme, -es, -as: wudes, unidas, im
G. PI. die Endung der «-Stämme: -ena (§ 117): snnena.
a) Ebenso die langsilbigen Stämme: weald Wald, ford Furt,
häd Person, Stand, sumor Sommer, N. A. PL snmera, winter W ter,
N. A. PL ivinfru und winter, seppel Apfel, N. A. PL applu.
Anm. 2. Auch die langsilbigen «-Stämme nehmen später miti. ,iter
die Endungen der «-Stämme an, z. B. G. Sg. fehles, D. Sg. fehle, N.
A. PL fehlas. Eine Anzahl ursprünglicher «-Stämme sind vollständig in
die a-Deklination übergetreten, so z. B. är Bote, fear Zähre (gr. 6äy.Qv),
deaj) Tod (got. dauptis), flöd Flut, sciehl Schild, feorh Leben, porn Dorn,
hungor Hunger; vgl. § 102, Anm. 1.
§ 115. Feminiiia der ^/-Stämme.
Die FlexioDsendungen der Feminina sind im Alteiiglischen
denen der Maskulina völlig gleich. Die Zahl der hierlier ge-
hörigen Substantiva ist allerdings gering.
Im N. A. Sg. haben die knrzsilbigen Stämme wiederum
die Endung -u (a), die langsilbigen sind endungslos (l>).
w- Stämme Fem.
a) ""dum- Tür
b) "^xandu- Hand
Sing.
Plur.
Sing.
Plur.
Sing.
Plur.
N.
-n,—
-a
dum
dura
hond
honda
G.
-a
-a
dura
dura
honda
honda.
P.
-a
-nm
1 dura
durum
hoiida
hond um
A.
-11,—
-a
dum
duru
hond
honda
a) Ebenso: nosu Nase, b) Ebenso: ßör Flur, cireorn Mühle.
§ 116. Neutra der ^«-Stämme.
Der einzige Ueberrest der Neutra der «-Stämme im Alt-
englischen ist das indeklinable fela, feo a viel. Andere ur-
sprüngliche ;c-Stämme sind im Alteuglischen zu den a-Stämmen
übergetreten, so z. B. feoh Vieh (lat. pecu); s. § 103, f.
§ 117]
Maskulina der /«-Stämme.
217
B. Konsonantische Stämme.
Die >/-Stämme (schwache Deklination
§ 117. a) Maskniina, der n-Stämme.
Die Flexionsendungen der konsonantischen Stämme (§ 101)
indoge n
anisch :
urgermanisch :
Sg. N. -
PI. N. -es
Sg. N. -
PI. N. -?>
G. -es
Q. -6)u
G. -iz
G. -oin
D. (Lok.) ./
D. -»lis
D. -i
D. -miz
A. -ni
A. -HS
A. -Hl)t
A. -tins
wurden an den auf idg. -on oder -eii, urg. -an oder -/» ausgehenden
Stamm angefügt. Im N. Sg. erfolgte Dehnung des Vokals der Ableitungs-
silbe zu ön, en, oder auch untor Abfall des -n zu -6 (mit schleifendem
Ton). Die Flexion der Maskulina der »-Stämme hatte demnach ungefähr
folgende Gestalt:
Stammauslaut
idg. -on-, -en-
urg. -an
-, -in-
Singular
Plural
Singular
Plural
N.
-ÖM, -6
-en
-on-es
en-es
-ön, -6
-en
-aniz
-iniz
G.
-on-es
-en-es
-on - 6m
-en - 6m
-aniz
-iniz
-anoni
-in6m
D.
-on-i
-en-i
-on-mis
-en - m/s
-üiii
-ini
-aniniz
-ivmiz
A.
-011 -m
-en - }a
-on-ns
-en-ns
-an um
-i'nmn
-anuns
-inuns
Im Altenglischen ist die Endung des N. Sg. M. -a auf urg. -6 aus
älterem -ön zurückzuführen (vgl. die Endung u im G. PI. der vokalischen
Stämme aus idg. urg. -am). In den übrigen Kasus ist im Altenglischen
a aus idg. o als Ableitungsvokal gleichmäßig durchgeführt. Das darauf
folgende n blieb, weil es durch folgenden Vokal geschützt war, erhalten.
Die unbetonten Eudsilben -iz im G. Sg., N. D. PI., -i im D. Sg., -um
(aus idg. -m) im A. Sg. sind abgefallen; die Endung des G. D. A. Sg.,
N. PL, welch letztere Form zugleich für den A. PL eintrat, ist daher
im Altenglischen gleichmäßig -an. Im D. PL trat auch hier die Endung
-um für älteres -au-m(iz) ein, nur in oxnuni neben o.rum hat sich das n
noch erhalten. Im G. PL hätte lautgesetzlich der Ableitungsvokal « vor
der langen Endsilbe ausgestoßen werden müssen; die danach zu erwartende
Endung -na ist aber nur in oxna und in einigen Völkernamen: Seaxna,
Francna etc. anzutreffen. Die übrigen Maskulina haben im G. PI. die
218
Ältenfflisch.
[§117,118
Feinininendung -ena (ans urg. -on-6m). Umlaut im N. A. PI. findet sich
nur in exen {*o%siniz) neben oxan {*oxsaniz).
Wenn dem Ableitungsvokal a ursprünglich h oder / vor-
herging, das im Altenglischen ausgefallen ist, so Avurde er
mit dem Wurzelvokal zu ä oder ea oder eo zusammen-
gezogen (b).
«-Stämme M.
a) "^yuma
n- Mann
b) ""franj
'an- Herr
Sing.
Plur.
Sing.
Plur.
Sing.
Plur.
N.
-a
-an
guma
guman
frea
frean
G.
-an
-ena
guman
gumena
frean
freana
D.
-an
-nm
guman
gumum
frean
frea(u)m
A.
-an
• an
guman
guman
frean
frean
a) Ebenso: nefa Neffe, irita Ratgeber, iriga Kämpfer, cempa Kämpe,
(lema Richter, ?>«««, bona Mörder, apa Affe, snaca Schlange, draca Drache,
hucca Bock, steda Hengst, dogga Hund, frogga Frosch, speanva Sperling,
«.M.s-o Esel, fola Fohlen, hara Hase, hera Bär, hana Hahn, oxa Ochs (N. PI.
oxan oder mit Umlaut exen^ Gr. PI. oxna, D. PI. oxmtm neben oxinn),
dfopa Tropfen, lippa Lippe, nania Name, tinm Zeit, püma Daumen, möna
Mond, gdma Gaumen, steorra Stern.
b) Ebenso: gefä Feind, rä Reh, //e/pft Freude, «-m Weh, ^re« Plage,
eo Löwe, ttcco Zweifel, PI. Siceoii die Schweden, Siceona, Sweom.
§ 118. b) Feminina auf -bn.
Bei den Femininen der j(- Stämme unterscheidet man, je nach dem
vorhergehenden Ableitungsvokal, «»- und i/(- Stämme. Bei den erstercn
ist im N. Sg. urg. -ön im Altenglischen zu -e geworden. In den übrigen
Kasus blieb das stammauslautende », da es durch folgenden Vokal ge-
schützt war, erhalten; der Ableitungsvokal urg- ö ist im Altenglischen
zu (t abgeschwächt, das wiederum vor der Endung u des G. PI. durch
Vokaldissimilation in e überging. Die unbetonten Endsilben -iz. -/, -iim
fallen auch hier ab. Der D. PI. geht, wie sonst, auf -nin (urg. *-ömlz)
aus. Die Endungen der Feminina auf -öv unterscheiden sich also von
denen der Maskulina auf -an nur im N. Sg.
Bei Ausfall eines vorhergehenden h, j findet Kontraktion
des Wurzelvokals mit dem Ableitungsvokal zu ä, eo statt (b).
118, 119]
Feminina der x-Stämme.
219
Die kurzsilbigen Stämme nehmen im N. Sg. neben -e
auch die Endung -n von den kurzsilbigen ö-Stämmen (§ 108)
an (f).
OM- Stämme
Fem,
a) *tuygon-
Zunge
b) *bij5n-
Biene
c) *wikoH
- Woche
Sing.
Plur.
Sing.
Plur.
Sing.
Plur.
Sing.
Plur.
N.
-e
-an
tunge
tungan
beo
beon
wice, wucu
wucan
G.
-an
-ena
tungan
tungena
Leon
beona
wucan
ivuceva
D.
-an
-um
tungan
tungum
beon
beom
ivucan
ivuciini
A.
-an
-an
tungan
tungan
beon
beon
wucan
wucan
a) Ebenso: hearpe Harfe, läwe>-ce Lerche, hierce Birke, sireahre
Schwalbe, prostle Drossel, üle Eule, wuäuire Witwe, heorte Herz, folde
Erde, enräe Erde, wise Art und Weise, eehnet^.^c Almosen, hmse Erde,
ciriee Kirche, hlxfdige Herrin, meoivh' Jungfrau, niedre Natter, heRcestre
Bäckerin u. ä., föinne Jungfrau, simne Sonne, tunnf Tonne, N. PI. Eni^tron
Ostern etc.
b) Ebenso: seo Pupille, fä Pfeil, G. Sg. flän etc.,. fä Zehe {*fähe),
slä Schlehe, da Hirschkuh, ne. doe.
c) Ebenso: prote, profii Kehle, .^pade, spadu Spaten, Ao.sv^, ho.-^n
Schlauch, pere, pern Birne, more^ »lorit Möhre. Nur -ti im N. Sg. hat
hifii, das aber auch stark flektiert wie giefif (§ 108, a).
§ 119. c) Feminina auf -hi.
Die Feminina auf -tu unterschieden sich ursprünglich nur durch
den Ableitungsvokal v von der Flexion der übrigen »-Stämme; z. B.
got. managei Menge, G. Sg. tiKoiage/iis-, D. Sg. ntanagein etc. Im Alt-
englischen haben sie das -)t abgeworfen und im N. Sg. die Endung der
ö- Stämme -ii angenommen, die auch nach langer Stammsilbe erhalten
bleibt. In den übrigen Kasus des Sg. bleibt entweder die Endung -u
(-o), oder es tritt e dafür ein. Da ausschließlich Abstrakta hierher ge-
hören, kommen Pluralformen selten vor. Wo sie belegt sind, gehen sie
im N, A. PI. auf -e, -«, -u^ -<>, im G. PI. auf -a, im D. PI. auf -um aus.
Das l des Ableitungssuffixes -in hat im Altenglischen
noch eine Spur hinterlassen in dem Umlaut des Wuzelvokals
und in der Palatalisierung eines vorhergehenden g^ z. B.
menigu, memg(e)o Menge zu monig mancher, slnngu Kraft
220
Altenglisch.
[§ 119-121
zu sfrong stark, hrsedu Breite zu hrad breit, IutIu Heil,
Gesundheit zu lud heil, ieldn, yldu Alter zu cald alt.
urg. *straiigui- Stärke
Ebenso gehen die oben er-
wähnten Substantiva: inoiif/u,
menigeo Menge, brsedn Breite,
hxlii Heil, ieldu, yldu Alter,
irlencu Stolz.
Sg. N. strengu, strengo
Gr. strengu, strengo; strenge
D. strengu, strengo; strenge
A. strengu, strengo ; strenge
An in. Nach Analogie der -fH-Stämme haben auch die Abstrakta
auf urg. *-i^ö, ae, -(0]»' im G. D. A. Sg. die Endung -» neben -e an-
genommen ; vgl. § 108, e.
§ 120. d) Neutra der /? -Stämme.
Die Neutra haben im N. Sg. den urg. Ausgang -ön ebenso
wie die Feminina zu ae. -e abgeschwächt und diese Endung
des N. Sg. gilt, wie bei allen andern Neutris, zugleich für
den A. Sg. Die Endungen aller übrigen Kasus sind denen
der Maskulina und Feminina gleich.
^auyon
- All
ge
Sg.
N.
emjc
PI.
N.
eagan
G.
eagan
G.
eagena
D.
eagan
D.
eagum
A.
eage
A.
eagan
Ebenso geht eore das Ohr,
u-oiige die Wange. Andere ur-
sprüngliche Neutra sind im
Altenglischen Feminina ge-
worden, z. B. hcorte das Herz.
§ 121. Die /-Stämme (Verwaudtschaftsnanieii).
Zu den r-Stämmen gehören im Altenglischen nur noch
die Yerwandtschaftsuamen auf -er, -or.
Die ursprünglichen Flexionsendungen der r-Stämme waren denen
der übrigen konsonantischen Stämme gleich; s. § 117.
Im Altenglischen sind die unbetonten Endsilben -i'z G. Sg., -/
D. Sg., -um Ä. Sg., -iz N. PI., der zugleich für den A. PI. gilt, abgefallen;
doch ist im D. Sg. von hrödor, mödor und dohtor vorher Umlaut des
Wurzelvokals eingetreten {*br5Sn', *mödri, *dohtri). Im G. Sg. nimmt
faeder oft auch die Endung der meisten übrigen Maskulina -es an, der
N. A. PI. hat die Endung -f^^^• feederas. Bei hröäor, mödor, dohfor finden
sich im N. A. PI. neben den endungslosen Formen auch die Endungen -«
oder -d unter Ausstoßung des Mittelvokals. Der G. PL hat überall die
§ 121, 1221 Die r-Stämme und Wurzelstämme.
221
Endung -« (aus urg. *-6in), der D. PI. -kdi (aus urg.
stoßung des Mittelvokals nach langer Stammsilbe.
-HDii:) unter Aus-
a) *fader-
b) *h)vSor-
c) *nioder-
d) *dohter-
e) *sioestor-
Vater
Bruder
Mutter
Tochter
Schwester
Sg.N.
feeder
hröäof
mödor
dohfor
sweostor
G.
fißdei\ -es
bröctor
mödor
dohtor
sweostor
D.
fseder
hreäer
nieder
dehter
sweostor
A.
feeder
hröäor
»lödor
dohtor
sweostor
PI. N.
f3ede)-as
hröSor,
mödor,
dohtor,
sweostor
hröäru
niödra
dohtru, -tra
G.
fsedera
hröära
mödra
dohfra
sweostra
D.
feeder um
hröärtim
inödrtoii
dohtrttm
SH-eostrum
A.
fxderas
hröäor.
»lödor,
dohtor.
sweostor
broctru
mödra
dohtrn, -tra
b) Ebenso: gebroäor PI. Gebrüder.
e) Ebenso: gesweostor PI. Geschwister.
ie einsilbigen konsonantischen Stämme (Wurzelstämme).
§ 122. a) Maskniina der Wnrzelstämme.
Die ursprünglichen Flexionsendungen der einsilbigen konsonan-
tischen Stämme s. § 117.
Im Altenglischen sind die unbetonten Endsilben -/ im. D. Sg. und
-iz im N. PI., der zugleich für den A. PI. steht, nach langer Stamm-
silbe, die bei den Maskulinen stets vorliegt, abgefallen, nachdem sie
den ursprünglichen Wurzelvokal umgelautet hatten. Ebenso fiel -um
im A. Sg. ab. Der G. Sg. nahm von den Maskulinen der a-Stämme
die Endung -es an; es liegt also hier kein Umlaut vor. Im G. PL
steht, wie sonst, -a (urg. -dm), im D. PI. -um (urg. -umiz aus idg. -mis).
Kons. Stämme M.
a) */o/
- Fuß
b) *mami- Mann
Sing.
Plur.
Sing.
Plur.
Sing.
Plur.
—
Umlaut
föt
ßt
mon(n)
menn
-es
-a
föfes
ßta
monnes
monna
Umlaut
-um
ßt
ßtum
men(n)
monnum
—
Umlaut
föt
fet
mon(n)
menn
222
Altenglisch.
[§ 122, 123
a) Ebenso: top Zahn (Umlaut: tep). Vor vokalisch beginnender
Endung wird p stimmhaft (§ 86, b) : töäes, töda, töäum.
b) Ebenso: ir~if»ion{n) (Umlaut: infmenn) Weib. Neben tuann, monn
findet sich auch das schwache Substantiv inanna, monna (§ 117).
§ 123. b) Feminina der Würzelstämme.
Die Flexionsendungen der Feminina waren ursprünglich denen der
Maskulina gleich. Die urg. Endung -iz im Gr. Sg. ist aber hier erst
später durch die Endung der ö- Stämme, -e, verdrängt worden. Der
G. Sg. zeigt daher, wenigstens bei den langsilbigen Stämmen, noch
häufig /-Umlaut wie der D. Sg. und N. A. PI., während die Endung -iz
selbst abgefallen ist. Im übrigen ist bei den langsilbigen Stämmen der
N. D. A. Sg. und der N. A. PI. wie bei den Maskulinen endungslos, da
/, u nach langer Stammsilbe abfallen mußte. Bei den kurzsilbigen
Stämmen aber ist urg. / (zu e abgeschwächt) im D. Sg. N. A. PI. und
urg. u im A. Sg. erhalten geblieben, und auch der N. Sg. hat die
Endung -u angenommen. Der G. PI. endigt, wie sonst, auf -</, der
D. PI. auf -um.
Wurzelstämme Fem.
a) ""hmd- Nuß
b) *bök- Buch
Sing.
Plur.
Sing.
Plur.
Sing.
Plur.
N.
-u, —
Umlaut
hnutu
hnyte
böc
bec
G.
Umlaut, -e
-a
hnute
hnuta
hec, böce
böca
D.
Umlaut
-um
hnyte
hnutum
bec
böcmn
A.
-u, —
Umlaut
hnutu
hnyte
böc
bec
a) Ebenso die kurzsilbigen Stämme: sfiidii, sfiiäii Säule (mit
Umlaut: sti/de) und hnifii Niß, dessen Stammvokal / durch Umlaut nicht
weiter verändert werden konnte.
b) Ebenso die langsilbigen Stämme: öröc (Umlaut: hrec) Hose,
gös (Umlaut: ges) Gans, äc (Umlaut: wc) Eiche, gät (Umlaut: gief) Gaiß,
müs (Umlaut: di^s) Maus, /».s- (Umlaut: li/s) Laus, ^r»/* (Umlaut: pryh)
Korb, Sarg, cü (Umlaut: cy, G. PI. cüa, cüna, cyna) Kuh, hnrg, burh
(Umlaut: hi/r{i)g, bi/rh) Burg, furh (Umlaut: fi/rh) Furche, /iHlh (Um-
laut: si/lh) Pflug, fiirf (Umlaut: fi/rf) Rasen, iieaht, später nihf (mit un-
veränderlichem i) Nacht.
Anm. 1. Vor den vokalisch beginnenden Endungen -a im G. PL,
-um im D. PI. ist das auslautende h von furh, sulh, wohl mit Ersatz-
dehnung, abgeworfen worden: füra, füruiH.
Anm. 2. Ein G. Sg. »ihfeti des Nachts (wohl nach Analogie von
daeges des Tags gebildet) wird nur adverbial gebraucht.
§ 124, 125]
Wnrzelstämme, nr^-Stämme.
221^
§ 124. c) Neutra der Wurzelstämme.
Das einzige hierher gehörige Wort ist scrüd Gewand,
das im D. Sg. Umlaut zeigt: scryd.
der Umlaut : so-nd, G. PL scrüda.
Im N. A. PL fehlt aber
§ 125. Die wf?- Stämme (Maskulina).
Zu den auf urg. -nd aus idg. -nt ausgehenden Stämmen,
die sämtlich Maskulina sind, gehören die substantivierten
Participia Praesentis.
Die Flexionsendungen waren ursprünglich dieselben wie bei den
übrigen konsonantischen Stämmen; es hat aber bereits eine stärkere
Angleichung, teils an die «-Deklination, teils an die starke Adjektiv-
deklination (§ 130) stattgefunden.
Die einsilbigen Stämme sind im D. Sg. und N. A. PI. nach
Abwerfung der Endung -/, -iz endungslos, zeigen aber Umlaut des
Wurzelvokals, daneben auch ohne Umlaut im D. Sg. -c, im N. PI. endungs-
los oder -as nach der «- Deklination, der auch der G. Sg. auf -es ent-
nommen ist. Im G. PI. steht die Endung -a, im D. PI. -udi.
Die zweisilbigen Stämme haben keinen Umlaut des Wurzel-
vokals, da unbetontes -/, -/z in dritter Silbe» schon früh abgefallen ist.
Im Singuhir gehen sie nach der «-Deklination; im N. A. PI. sind sie
entweder endungslos oder haben die Endung der Maskulina der starken
Adjektivdeklination -e (§130), seltener die der Maskulina der «-Stämme:
•as angenommen. Im G. PL steht die Endung der starken Adjektiva:
-ra, im D. PI. -am.
a) *ßjund- Feind
b) *unyana
'- Kämpfer.
Sing.
Plur.
Sing.
Plur.
N.
feond
fiend, feond{as)
nngend
nngend, -e
G.
feond es
feonda
ingendes
ungendra
D.
ftend, feonde
feondum
wigende
ivigendum
A.
feond
fiend, feond{as)
■wigend
wigend, -e
a) Ebenso: freond Freund {*frij5nd-) , göddend Wohltäter, PL
göddend.
b) Ebenso: ägend Besitzer, weuldend Herrscher, häelend Heiland,
demend Richter, säe-liäend Seefahrer, lond-hüend Landbewohner, heftend
Hasser, Feind, nergend Retter.
22i
Altenglisch.
[§ 126, 127
§ 126. ie jj- Stämme.
Zu den auf urg. -J) (aus idg. -t) ausgehenden Stämmen
gehören im Altenglischen nur noch die Maskulina heele, heelep
Held und mönap Monat, das Femininum meegep, maegp Jung-
frau und das eutrum eahi {*alup) Bier.
Im N. Sg. ist das in den Auslaut tretende -p in Jiaele und eali(
abgefallen, in ersterem Worte aber später nach Analogie der übrigen
Formen wieder angefügt worden. Die Endungen -iz des G. Sg., N. A.
PL, -/ des D. Sg. sind nach den zweisilbigen Stämmen schon früh ab-
gefallen, ohne Umlaut zu bewirken; haelep und mönap aber haben im
Ct. D. Sg. und bisweilen auch im N. A. PI. die Endungen der Maskulina
der (/-Stämme angenommen. Beim Antritt von Flexionsendungen ist das
stammauslautende p stimmhaft geworden: heeleäes etc.
a) urg. *%aJep-
b) urg. *mänöp-
c) urg. *magap-
d) urg. *aJi(p-
Held
Monat
Jungfrau
Bier
Sg.N.
hxle, haelep
mönap
maeg(e)p
ealu
G.
heeleäes
möneäes
maeg(e)p
ealop
D.
heeleäe
möneäe
maeq(e)p
ealop
A.
hsele, heelep
mönap
m^:n'}p
ealii
PI. N.
haelep,
haeleäas
mönap,
möneäas
tnaeg(e)p
G.
haeleäa
niöneäa
niaeg(e)äa
ealeäa
D.
haeleättiH
möneäuui
mxg(e)äiim
—
A.
haelep,
haeleäas
mönap
möneäas
moeg(e)p
~
Anm. Andere ursprüngliche ^-Stämme sind nefa, der Neffe (lat.
nepot-), das in die »-Deklination übergetreten ist, und heafod Haupt
(lat. Caput), mefod Schöpfer (d aus älterem p nach dem Vernerschen
Gesetz), die zu «-Stämmen geworden sind.
§ 127.
Die .'^-Stämme (Neutra).
Die Zahl der s-Stämme, die ursprünglich sämtlich Neutra waren
(gr. -og, G. -ovg, lat. -us, G. eris), ist im Altenglischen sehr beschränkt.
Einige von ihnen haben das aus urg. z (idg. s) hervorgegangene r zum
Stamme geschlagen und sind in die rt-Deklinaticn (§ 103) übergetreten (a).
Andere haben r (aus urg. z, idg. s) im Singular ganz abgeworfen und
nur im Plural erhalten, nehmen aber im übrigen die Endungen der Neutra
§ 127, 128] Paradigmen der altenglischeD Deklination.
225
der ((-Stämme an, also -es, -e im G. D. Sg., -«, das hier auch nach langer
Stammsilbe nicht abfällt, im N. A. PI. (b).
a) *doy
oz- Tag
Ib) Hamhaz- Lamm
Sg. N. dögor
PI. N. dögor
Sg. N. lomh
PI. N. lombru
G. dög(o)res
G. dög{o)ra
G. lonibes
G. lombra
D. dög(oJre
D. dög(o)rum
D. lornbe
D. lombrum
A. dögor
A. dögor
A. lomb
A. lombru
a) Ebenso: rä^/o/- Meer, 7«ä/o/- Heil, hnder, hrf/äei- ßind, ivildo)-
Wild, e«r {*eaJior) Aehre, ä'/^/o/- Sieg, salor Saal etc.
b) Ebenso: cealf Kalb, PI. cealfru; cild Kind, PI. cildru oder aW;
«()' Ei, PI. «(/r».
§ 128. Paradigmen der alteiigli scheu Deklination.
A. Vokalische Stämme: a) Eeine «-, o- Stämme.
M.
N.
F.
§ 102, a
§ 103, a. b
§ 108,
a. b
Sg.N.
—
—
-u,—
stän
hof
ward
giefa.
lär
G.
-es
-es
-e
stänes
hofes
lüordes
gief%
läre
D.
-e
-e
-e
stäne
hofe
ivorde
giefQ
läre
A.
—
—
-e
stän
hof
tvord
giefQ
läre
PI. N.
-as
-u, —
-a, -e
stän&s
hofw.
word
giefa^, -e
lära,, -e
G.
-a
-a
-a, -ena
stäna.
hofa,
ivord&
(//e/(en)a
Zär(en)a
D.
-um
-um
-um
stäniim
hofnm
ivordnm
giefnm.
lamm
A.
-as
-u, —
-a, -e
stän&s
hofa.
word
giefa., -e
lära,, -e
Synkope von Vokalen der Mittelsilbe.
§ 102,
tg
§ 103
g. h
§ 106
i, c. d
Sg.N.
heofon
engel
wseter
heafod
ides
säwol
G.
heofones
engles
ti>3eterQS
hcafdes
idesQ
säwle
D.
heofone
engte
wseter e
heafde
idesQ
säu'ler
A.
heofon
engel
tveeter
heafod
idesQ
säwlQ
PI. N.
heofen9,s
engl&s
wseter
heafoda.
idesa, -e
säwldi, -e
G.
heofena,
engla,
ivaetera.
heafda
idesa
säwla
D.
heofennm
englam
tvaeteram
heafdum
idesnm
säwlwm
A.
heofensiS
engl&s
tveeter
hcafodu
idesa, -e
säwla, -c
Kaluza, Histor. Grammatik d. engl. Sprache. 1. 2. Aufl.
15
226
Altengliscli.
[§128
Veräuderung des Stammes.
§ 102, b. 103
,c.d.
§ 102, d.
103, e.
§ 102, c
. 103, f.
Sg. N.
ddäg
beep
clif
mearh
holh
eoh
feoh
G.
dseges
Paedes
eliies
weares
höles
eos
/eos
D.
dsege
bse&G
clita
»^eare
hole
eo
feo
A.
dseg
bae])
clif
mearh
holh
eoh
feoh
PI. N.
dagdiS
baän
clioiw.
mearas
holh
eos
feo
G.
daga
baäa,
clioia,
weara
hold
eo
feo
D.
dagam
baS.am
cUoimu
»*earum
hölam
eom
/eom
A.
dagns
baän
clioin
wearas
holh
eos
/eo
b) ja-, jo-Stämme.
§ 104, a.
§ 104 b. 105 a
i. 109, a
§ 104
c. 105, c.
109, c.
Sg. N.
here
secg
cynn
henn
hierde
wlte
yp
G.
her'iges
secges
ci/tines
henne
hierdes
wltes
y&e
D.
herige
secge
cynne
henne
hierde
wlte
yie
A.
here
secg
cynti
henne
hierde
lolte
yäe
PI. N.
herige&s
secgeas
cynn
hemia,, -e
hierd&s
witw.
^da, -e
G.
herigea.
secgea,
ci/nna.
hentia,
hierdsL
u'lta.
^da
D.
herignm
secgam
ci/nnum
hennwm
hierdum
mfxim.
ydum
A.
Äerigeas
secgeas
ci/nn
hentia, -e
hierd&s
tmtw
yda, -e
c) wa-, wo-Stämme.
§ 106, a. 107, a.
§ 110, a. b.
§ 106, b. 107, c.
110, c.
Sg. N.
bearw.
bealü.
beadn
mied
peo
treo
c?ea
G.
bearwes
bealwes
beadwe
tnsdwe
peowes
treo-wes
clavfe
D.
bearwe
bealwe
beadwQ
miedwe
peowe
treoyfe
clawe
A.
bearn
bealvL
beadwe
miedwe
peo
treo
clayre
PI. N.
bearwas
bealM
beadvfn, -e
mädwa, -e
peovras
treo
clawa
G.
bearwA
bealwa.
beadwa.
miedwfi
peowa
treowsi
dawa
D.
bearwum
healwam
beadwum
m^dwnm
peovfum
treowvim
clawnm
A.
bearvf&s
bealu
beadwa, -e
miedwa, -e
peowas
treo
clawa
§ 128]
Paradigmen der altenglischen Deklination.
227
d) /-Stämme.
§ 111, a
. 113, a
§ 111, c. d. 112, a. 113, b
§lll,e.ll2,b
Sg.N.
tvinQ
spere
wyrm
cwen
ßSesc
seR
G.
wines
speres
wyrmQS
cwene
ßäsces
.>;«(s)
D.
wine
spere
wyrme
cwene
ßsesce
sse
A.
wine
spere
wyrm
ctven
fleesc
säe
PI. N.
wine
speru
Engle
wyrmSiS
crvene
sie
G.
tvtnige&
spera
Engla.
wynndL
ewendi,
ssewa.
D.
?<'jnum
speram
Englmn
wyrmviin
cwenwm
s«(wu)m
A.
u'inG
spen\
Engle
wyrm&s
ctvene
säe
e) ««-Stämme.
§ 114, a.
115, a.
§ 114, b.
115, b.
Sg.N.
sunn
dum
feld
hond
G.
suna.
dura
feldsi
honda
D.
suna,
dura.
felda.
honda.
A.
sunu.
dum
feld
hond
PI. N.
sunsi
dura
felda.
honda
G.
suna, -ena
dura.
felda
honda,
D.
sunüm
durum
feldam
hondnm
A.
suna
dura
felda
honda,
B, Konsonantische Stämme: a) n-Stämme (M. F. N.).
§ 117, a.
§ 118, a.
§ 120
§117,b.
§ 118, b
. § 118, c
§ 119
Sg.N.
guma
tunge
eage
frea
beo
tvuce, -u
strengu
G.
guman
tungan
eagan
frean
heon
wucan
strengt!
D.
guman
tungan
eagan
frean
beon
wucan
strengu
A.
guman
tungan
eage
frean
beon
wucan
strengu
PI. N.
guman
tungan
eagan
frean
beon
wucan
G.
gumena
tungenA
eagena
frcana
beona,
wucena.
D.
gumum
tungXLm
eagnm
frea{u)Tü
beom
wnicVLiü.
A.
guman
tungan
eagan
frean
beon
wucan
ih"
228
Altenglisch.
[§ 128
b) r-Stämme (M. F.).
§ 121, a. b
§ 121, c. d. e
Sg. N. faeder
hröäor
mödor
dohtor
sweostor
G. feeder{es)
hröäor
mödor
dohtor
sweostor
D. feeder
breäer
nieder
dehter
stveostor
A. faeder
hröäor
mödor
dohtor
stveostor
PI. N.
feedersiS
hröäor^
-ärVi
mödor, -dra,
dohtor, -trVi
sweostor
G.
faedersi
hröär^
mödra .
dohtra
sweostr&
D.
faedernm
hröärüm
mödrnm
dohtrum
siveostrum
A.
fsederdiS
hröäor,
-äru
mödor, -dra,
dohtor, -tr\i
sweostor
c) Wurzelstämme (M. F. N.).
d) wfZ-Stämme (M.).
§ 122, a. b
§ 123,
a. b
§ 124
§ 125
, a.b
Sg.N.
föt
iHonn
hnutn
böc
scrüd
feond
irigend
G.
fotes
monncs
hnute
hec
feondes
mgendes
D.
fet
menn
hnjte
bec
scryd
fiend
tcigende
A.
föt
monn
hnuta
böc
feond
tcigend
PL N.
fet
menn
hnjte
bec
scrüd
fietid
i/ngend, -e
G.
föta.
monn&
hnutsi
böca
scrüda.
feonda
wigendxa.
D.
fötüm.
monn^Xl\\
hnutum.
höcxxm
scrüdum
feondnm
wlgendnm.
A.
fet
menn
hnyte
hec
scrüd
fiend
ungend, -e
e) j)-Stämme (M. F. N.).
f) s-Stämmc (S.).
§ 126, a. b
§ 126, c
§ 126, d
§ 127, a. b
Sg.N.
G.
D.
A.
hseleip)
haeleäes
h&leäo
heeh(p)
mönap
mönepes
mönepe
mönap
meegep
>neegep
meegep
meegep
ealu
ealop
ealop
ealu
dögor
dögres
dögre
dögor
lomh
lomhes
lombe
lomh
PI. N.
G.
D.
A.
haeleA{&s)
hseleäa,
haeleänm
haelcäi&s)
mönap, -edas
)nöne&.&
möneäum
mönap, -edas
meegep
meegeäa
meegeäum
meegep
ß«7eda
dögor
dögra.
dögrum.
dögor
lombra
lombra,
lombinm
lomhxw.
i; 1291 Die germanische Adjektivdeklination. 229
Deklination der Adjektiva.
Vgl. Sweet, NEG§ 1023-1029 — Wyatt, §41-49 - Cosijn,
Abr. § 138-148 - S i e v e r s , AG § 295-396, Abr. § 66-70 -Kluge,
PGrdr.2 p. 461 f. — Dieter, i; 324. 413-417 — Sokoll, § 287-298.
304f. — Streitberg, § 188.
§ 129. Die germanisclie Adjektivdekliiiatioii.
Während in den verwandten indogermanischen Sprachen
die Adjektiva ebenso flektiert werden wie die Substantiva,
weicht die germanische Adjektivdeklination in der Mehrzahl
der Kasus von der Deklination der entsprechenden sub-
stantivischen Stämme, also z. B. der «-Stämme im Maskulinum
und Neutrum, der ö-Stämme im Femininum, ab und lehnt sich
an die Deklination der Pronomina an. Neben dieser prono-
minalen Deklination — von J. Grimm starke Adjektiv-
deklination genannt — können aber mit wenigen Aus-
nahmen sämtliche Adjektiva auch als n- Stämme flektiert
werden — von J. Grimm schwache Adjektivdeklination
genannt — und zwar richtet sich die Wahl der starken oder
schwachen Deklination der Adjektiva nach ihrer syntaktischen
Verwendung.
Sie werden stark (pronominal) flektiert, wenn sie
attributiv ohne Artikel oder sonstige nähere Bestimmung und
wenn sie praedikativ gebraucht sind. Sie werden schwach
(als w-Stämme) flektiert, wenn sie mit dem Artikel oder
einem (possessiven oder demonstrativen) Fürwort verbunden,
insbesondere auch wenn sie substantiviert sind.
Einzelne Adjektiva, wie call all, genög genug, manig,
nionig mancher, öcter ein anderer, werden nur stark, andere,
so z. B. die Komparative, werden nur schwach dekliniert; die
Mehrzahl der Adjektiva aber kann sowohl stark als schwach
dekliniert werden.
230 Altenglisch. [129, 130
Die schwache Adjektivdeklination ist im Maskulinum,
Femininum und Neutrum der Deklination der >?-Stämme
(§ 117 — 120) völlig gleich. Die starke Adjektivdeklination
stimmt aber im Urgerraanischen nur im Nom. Sg. Mask.
Fem., im Gen. Sg. Mask. Ntr., im Akk. Sg. Fem., im Nom.
Akk. PI. Fem. Ntr. und im Akk. PI. Mask. mit der Dekli-
nation der substantivischen a-, ö-Stämme iiberein. Die übrigen
Kasusendungen, also Nom. Akk. Sg. Ntr., Dat. Sg. Mask.
Ntr., Akk. Sg. Mask., Gen. Dat. Sg. Fem., Nom. PI. Mask.,
Gen. Dat. PI. Mask. Fem. Ntr. sind aus der Deklination der
Pronomina entlehnt. Die Endungen selbst s. § 130.
Man unterscheidet bei den germanischen Adjektiven
ebenso wie bei den Substantiven drei Geschlechter: Mas-
kulinum, Femininum und Neutrum, zwei Numeri: Sin-
gular und Plural und vier Kasus: Nominativ, Genitiv,
Dativ, Akkusativ, zu denen im Mask. Ntr. Sg. noch eine
besondere, von dem Dativ verschiedene Form des Instrumen-
talis hinzukommt.
Je nach dem Ausgang des Stammes unterscheidet man
bei der starken Adjektivdeklination:
1. (/-Stämme (Mask. Ntr.), denen sich als Fem. der ent-
sprechende ö-Stamm anschließt,
2. i-Stämme,
3. 2«-Stämme; doch sind von den i- und «-Stämmen im
Altenglischen nur noch geringe Reste erhalten.
Die rt- und ö-Stämme zerfallen wie bei den Substantiven
weiterhin in:
a) reine a- und ö-Stämme,
b) ja-, Jö-Stämme,
c) wa-, «'Ö-Stämme.
§ 130. Starke Deklinatiou der reiueu a-, ö-Stämme.
Als Grundlage der Flexionsendungen der starken (pronominalen)
Adjektivdeklination dürfen wir für das Indogermaniscbe und Urgerma-
nische voraussetzen (die der Deklination der substantivischen «-, ö-
Stämme entnommenen Endungen sind durch Kursivdruck hervorgehoben) :
130]
Starke Adjektivdeklination («-, o-Stämme).
231
Stammauslaut: idg. M. N. -o
-, F. -ä-
urg. M. N. -«-,
F. -5-
Mask.
Fem.
Ntr.
Mask.
Fem.
Ntr.
Sg. N.
-o-s
-ä
-o-d
-uz
-ö
-at
G.
-e-so
-oisjas
-f'-SO
-esa
-aizoz
-es
D.
-o-smäd
-oisjäi
-o-smäd
-ammö
-aizai
-ammö
A.
-o-m
-ä - m
-o-d
-an(ön)
-Olli
-at
I.
-o-i
-o-i
-ai
-ai
PI. N.
-o-i
-as (-ä-es)
-ä
-ai
-dz
-ö
G.
-oi-s6m
-oi-som
-oi-som
-ai-zom
-ai-zom
-ai-zom
D.
-oi-mis
-oi-mis
-oi-mis
-ai - miz
-ai - miz
-ai-miz
A.
-0- IIS
-ä-iis
-ä
-ans
-Ö)hs
-ö
Im Altenglischen sind diese Endungen den Auslautgesetzen (§ 73)
entsprechend weitergebildet worden. Die mit der Substantivdeklination
übereinstimmenden Formen ergeben also: im N. Sg. M. — , im G. Sg.
M. N. -es, im N. Sg. F. und N. A. PI. N. nach kurzer Stammsilbe -u,
nach langer — , im A. Sg. F. -e, im N. A. PI. F. ebenfalls -e, wofür aber
in der Regel -a eintrat. Der N. A. Sg. N. ist endungslos, mögen wir
die Endung der substantivischen «-Stämme -am oder die der Pronomina
-at zu Grunde legen. Ebenso ergibt sich die Endung des D. PI. -am
sowohl aus -umiz, -5m iz der substantivischen, wie aus -aim/'z der prono-
minalen Deklination.
Von den übrigbleibenden, ausschließlich der pronominalen De-
klination angehörenden Formen ist urg. -ammö im D. Sg. M. N. zu ae.
-um verkürzt, urg. -anön im A. Sg. M. (wohl aus idg. oiti -\- öm zu er-
klären) unter Ausstoßung des unbetonten Mittelvokals (§ 53, 4) zu ae.
-ne, urg. -ai im Instr. Sg. M. N. und im N. PI. M., der auch hier für
den A. PI. eingetreten ist, zu ae. -e. Im G. D. Sg. F., urg. -aizoz, -aizai,
wurde der unbetonte Vokal der vorletzten Silbe -ai- zunächst verkürzt
lind dann ganz ausgeworfen, urg. z ging in ae. r über, und die End-
silben -uz und -ai wurden, ebenso wie in der Substantivdeklination, zu
-e; der G. D. Sg. F. endet also im Altenglischen auf -re. Aehnlich ist
im G. PI. urg. -aizöm zu ae. -ra geworden.
Wir erhalten also als Flexionsendungen der altenglischen
Adjektiva:
M.
F.
N.
M.
F.
N.
Sg. N.
—
-u, —
—
PI. N.
-e
-a, -e
-u^ —
G.
-es
-re
-es
G.
-ra
-ra
-ra
D.
-um
-re
-um
D.
-um
-um
-um
A.
-ne
-e
—
A.
-e
-a, -e
-u, —
I.
-e
-e
232
Altenglisch.
[§ 130
Die Endung -u im N. Sg. F. und N. A. PL N. bleibt
wie bei den Substantiven nach kurzer Stammsilbe erhalten (a),
wird aber nach langer Stammsilbe abgeworfen (b). In drei-
silbigen Stämmen wird dagegen die Endung -ii bei kurzer
erster Silbe abgeworfen (c) und bleibt bei langer erster Silbe
erhalten (d). Der Vokal der Mittelsilbe bleibt in dreisilbigen
Stämmen mit kurzer erster Silbe in der Regel erhalten (c).
In dreisilbigen Stämmen mit langer erster Silbe bleibt er er-
halten vor den konsonantisch beginnenden Endungen -ne, -re,
-ra und vor der Endung -n, vor den übrigen vokalisch be-
ginnenden Endungen wird er ausgeworfen (d).
a) *suma-, *stimo- irgend einer
Sg.
Masl:.
Fem.
Neutr.
PI.
Mask.
Fem.
Neutr.
N.
sum
sumu
sum
N.
sume
suma, -e
suma
G.
sumes
siimre
sumes
G.
sumra
sumra
sumra
D.
sumum
sumre
sumum
D.
sum.um
sumum
sumum
A.
sumne
sume
sum
A.
sume
suma, -e
sumu
I.
sume
sume
a) Ebenso die kurzsilbigen Stämme: tarn, toni zahm, van, von
fehlend, tu tüchtig, dol toll, hol hohl, auch die zusammengesetzten Ad-
jektiva auf -suiti, wie Jongsmn langsam u. a.
b) "^yoda-, "^yodo- gut
Sg.
Mask.
Fem.
Neutr.
PI
Mask.
Fem.
Neutr.
N.
göd
(jöd
göd
N.
göde
göda, -e
göd
G.
gödes
gödre
gödes
G.
gödra
gödra
gödra
D.
gödum
gödre
gödum
D.
gödum
gödum
gödum
A.
gödne
göde
göd
A.
göde
göda, -e
göd
I.
göde
göde
130]
Starke Adjektivdeklination («-, ö-Stämme).
233
b) -.^v.x.so die langsilbigen Stämme: hräd breit, hläc bleich, hat
heil, gesund, sär schmerzlich, röf tüchtig, hlüd laut, rüni geräumig, rlraf
taub, deop tief — wlanc, wlonc sto z, eald alt, heard harr, &//«(Z blind,
langy long lang, gesund gesund etc.
c) *manaya-, *manayo- mancher
sg.
Mask.
Fem.
Neutr.
PL
Mask.
Fem.
Neutr.
N.
monig
monig
monig
N.
monige
moniga,-e
monig
G.
moniges
monigre
moniges
G.
momgra
momgra
fnon gra
D.
momyiim
mcmgre
monigi(m
D.
momgum
momgum
momgum,
A.
momgne
monige
monig
A.
monige
moniga,-e
m.onig
1.
monige
mon ge
c) Ebenso die ursprünglich dreisilbigen Stämme mit kurzer
erster Silbe: hefig schwer, mkel gxo^ (aber G. Sg. micles etc.), ///c?übel (in
der Regel G. Sg. yfies etc.), atol schrecklich, sweotol deutlich, hiter (auch
langsilbig bitter) bitter, snotor (auch snottor) klug, fseger (auch fdger)
schön u. ä., ferner die Part. Praet. der starken und schwachen Verba
mit kurzer Stammsilbe, wie f^/^j&ore;; getragen, (ge)nered ger^tiet, (ge)vmcöd
gemacht.
d) "^xailaya-, *x'^ilayo- heilig
Sg. Mask.
Fem.
Neutr.
PI.
Mask. Fem.
Neutr.
N. haiig
haligu
hälig
N.
hälge \ hälga,-
G.
halges
häligre
halges
G.
häligra
häligra
hä gra
D.
hälgum
häligre
hälgum
D.
hälgum
hälgum
hälgu
A.
haligne
hälg
hälig
A.
hälge
hälga, -e
häligu
I.
hälge
hälge
d) Ebenso die ursprünglich dreisilbigen Stämme mit
langer erster Silbe: fdmig schäumend, hremig lärmend, gesMig glück-
lich, eadig glücklich, blödig blutig, li/tel klein, öäer ein anderer, ägefi eigen,
stEnen steinern, ~iren eisern, gi/ldcn golden, memiisc menschlich, Englisc
englisch, ferner die Part. Praet. der starken und schwachen Verba mit
langer Stammsilbe, wie (ge)bunden gebunden, {ge)dMed geteilt, (ge)sealfod
gesalbt.
234
Altenglisch.
[§ 130
Die kurzsilbigen Adjektiva mit dem Stammvokal a ver-
wandeln denselben (nach § 57, g) in geschlossener Silbe in
ae; in offener Silbe bleibt a in der Adjektivdeklination nicht
bloß vor dunklen,, sondern auch vor hellen Vokalen unver-
ändert (e).
e)
urg. *yladc
-, '"
y/ado- froh
Sg-i
Mask.
Fem.
Neutr.
PI.
Mask.
Fem.
Neutr.
N.
glaßä
gJadii
glaed
N.
glade
glada, -e
glada
G.
gladeti
glsedre
glades
G.
gleedra
glsedra
glsedra
D.
gladnin
gleedre
gladum
D.
gladum
gladum
gladum
A.
gleednp
glade
glaed
A.
glade
glada, -e
glada
I.
glade
glade
e) Ebenso: h wset t&iÄer, /«langsam, .s-a°(7 satt, ///-a?/) rasch, ■•^msel
klein, waer vorsichtig etc.
Die langsilbigen Adjektiva, welche auf einen Doppel-
konsonanten ausgehen, vereinfachen denselben beim Antritt
konsonantischer Endungen und mitunter auch im Auslaute;
doch bleibt U oft auch vor Konsonanten (f).
f) urg
. *yrimma-,
yrimmo- grimmig
sg.
Mask.
Fem.
Neutr.
PL;
Mask.
Fem.
Neutr.
N.
gnm(m)
grim(m)
grim(m)
N.
grimme
grimma, -e
grim(m)
G.
grimmes
grimre
grimmes
G.
grimra
grimra
grimra
D.
grimmiim
grimre
grimmum
D.
grimmum
grimmum
grimmnm
A.
grimne
grimme
grim(m)
A.
grim»ie
grimma, -e
griiii(m)
I.
grimme
grimme
f) Ebenso: ^7//// w dunkel, vjann, u-onn dunkel, eall dll (aber auch
saline, eallre, eallra), deall berühmt, still still etc.
Die Adjektiva, deren Stamm auf h ausgeht, werfen das /^
beim Antritt vokalisch beginnender Endungen ab und lassen
Kontraktion der beiden zusammenstoßenden Vokale, bei vor-
hergehendem /, >• Ersatzdehnung des Stammvokals eintreten
(§ 92, d). Auch vor den konsonantisch beginnenden Endungen
-ne, -rs, -ra fällt stammauslaütendes h zumeist ab. In dem
Adj. heah hoch wird das auslautende h in der Regel dem
folgenden n, r assimiliert (g).
8 130, 131 Starke Adjektivdeklination (r/-, «-Stämme).
235
g) mg. *yjm%f
»
%auyß- hoch
Sg.
Mask.
Fem.
Neutr.
PI.
Mask.
Fem.
Neutr.
N.
heah
heah
heah
N.
hea
hea
heah
G.
heas
hea(r)re
heas
G.
hea(r)ra
hea(r)ra
hea(r)ra
D.
}iea(u)ni
hea(r)re
hea(u)in
D.
hea(u)m
hea(u)ni
hea(n)m
A.
Jieu(n)ne
hea
heah
A.
hea
h^a
he all.
I.
hea
—
g) Ebenso: töh zähe, a-öh krumm, böse (G. Sg. auch »'ö.^'es etc.),
fäh feindlich, hreoh wild, pireorh (G. Sg. pireores etc.), ruh rauh, G. Sg.
rüwes etc.
§ 131. Starke Deklination der ja-, /o-Stämme.
Bei den ja-, yö-Stäramen ist der Wnrzelvokal durch das
folgende j, soweit möglich, umgelautet worden, z. B. midd
mitten (lat. medius), nytt nützlich {*nutja-) etc.
In den ursprünglich kurzsilbigen Stämmen ist
durch das folgende j der auslautende Konsonant geminiert
worden, das / selbst aber später abgefallen (§ 89, d). Die
Endung -u im N. Sg. F., N. A. PI. N. ist, da diese Stämme
nunmehr langsilbig geworden sind, abgeworfen worden. Der
auslautende Doppelkonsonant wurde beim Antritt konsonan-
tischer Endungen, oft auch im Auslaut wieder vereinfacht.
Die hierher gehörigen Adjoktiva flektieren also wie cjrim(m)
(§ 130, f) (a).
a)
*midja- in
der Mitte
befindlich (lat.
medius)
Sg.
Mask.
Fem.
Neutr.
PI.
Mask.
Fem.
Neutr.
N.
mid iß)
mid {d)
mid (d)
N.
midde
midda, -e
mid (d)
G.
middes
midre
middes
G.
midra
midra
midra
D.
middum
midre
niidduiti
D.
middum
middum
middum
A.
midne
midde
mid (d)
A.
midde
midda, -e
mid (d)
I.
midde
midde
a) Ebenso die ursprünglich kurzsilbigen Stämme: )iJ/t(t) nützlich
{*iiufja-), unni/t{t) unnütz, gesih{h) verwandt {*sihja-).
236
Aitenglisch.
[§131
Der Stamm -"frija- frei ist in den endungslosen Kasus
unter Ausstoßung des J zu freo, frlo kontrahiert worden
(§ 65, n) und diese kontrahierte Form erscheint auch vor
den konsonantisch beginnenden Endungen. Vor vokalisch
beginnenden Endungen bleibt / (geschrieben (j) erhalten, der
Stammvokal i wird zu 7 gedehnt (b).
b) '*frija-, *frijo- frei
sg.
Mast.
Fem.
Neutr.
PL
Mask.
Fem.
Neutr.
N.
freo
freo
freo
N.
frlge
frlga, -e
freo
G.
friges
freore
friges
G.
freora
freora
freora
D.
frigum
freore
frigum
D.
frigum
frigum
frigum
A.
frcone
frlge
freo
A.
frlge
frlge
freo
I.
frlge
frlge
In den ursprünglich langsilbigen Stämmen ist,
wie in der substantivischen ja-, jö-Deklination, das j beim
Antritt von vokalisch oder konsonantisch beginnenden
Endungen, auch vor -u im N. Sg. F., N. A. PI. N., das hier
erhalten bleibt, ohne Ersatz ausgefallen. In den endungs-
losen Kasus N. Sg. M., N. A. Sg. N. ist es zu -e abgeschwächt
worden (c). Ein Teil der nach der ja -Deklination flek-
tierenden langsilbigen Adjektiva sind ursprüngliche i-
Stämme (d).
c
1 *u-ilpja-,
*wilpjo- wild
Sg.
Mask.
Fem.
Neutr.
PL
Mask.
Fem.
Neutr.
N.
uilde
wildu
wilde
N.
wilde
wildo,-e
u-ildii
G.
wildes
wildre
wildes
G.
wildra
ivildra
wildra
D.
wildum
tvildre
wildum
D.
wildum
tvildum
tvildum
A.
ivildne
wilde
wilde
A.
wilde
irilda,-e
wildu
I.
wilde
wilde
8 i31, 1321 Starke Adjektivdeklination {im-, ««^ö-Stämme).
d) *Yroni- grün
sg.
Mask.
Fem.
Neutr.
PI.
Mask.
Fem.
Neutr.
N.
grehe
gremi
grene
N.
grene
grena, -e
grenu
G.
grenes
grenre
grenes
(1.
grenra
grenra
grenra
D.
grenum
grewe
grenum
D.
grenum
grenum
grenum
A.
grenne
grene
grene
A.
grene
grena, -e
grenu
I.
grene
grene
c. d) Ebenso die ursprünglich langsilbigen ja- oder «-Stämme:
niewe, niive neu (got. niiijis), ierre, yrre zornig, u-ierffe, ir//räe würdig
dierne, di/rne verborgen, pynne dünn, g\f're gierig, fsecne sündhaft, sefte
sanft, gedefe geziemend, swete süß, hlläe froh, ece ewig, hryce brauchbar,
föge dem Tode geweiht, dryge trocken, mxre berühmt, wäbstmb^re frucht-
bar u. ä., hreme berühmt, cleene rein, gemäene gemein, cene kühn, die
Part. Praes. auf -ende, wie herende tragend, bindende bindend etc. und
die ursprünglichen w-Stämme egle beschwerlich, hnesce zart.
Anm. 1. Die auf einfaches n oder r ausgehenden Stämme be-
halten dasselbe vor einem n oder r der Endung natürlich bei: grenne
A. Sg. M. zu grene, meerre G. D. Sg. F., maerra G. PI. zu msere. Die
auf nn oder rr ausgehenden Stämme aber vereinfachen den auslautenden
Konsonanten vor konsonantisch beginnenden Endungen: pi/nne A. Sg. M.,
pynre G. D. Sg. F., pi/nra G. PI. zu pijnne.
Anm. 2. Die auf Konsonant -\- n, r ausgehenden Stämme werfen
vor gleichem Konsonanten das n oder r aus ; bei folgendem ungleichen
Konsonanten wird zur Erleichterung der Aussprache vor n oder r ein
e eingeschoben: föcne A. Sg. M., fäecenre G. D. Sg. F., fMcenra G. PI.
zu fäcne; giferne A. Sg. M., gifre G. D. Sg. F., gifra G. PI. zu gifre.
§ 132. Starke Deklination der wa-, ^^'o-Stämme.
Bei Stämmen, die auf Konsonant + w ausgehen, ist tv
vor vokalisch beginnenden Endungen außer u erhalten ge-
blieben. Mit der Endung -u im N. Sg. F., N. A. PL N.
ist w zu u verschmolzen. Vor konsonantisch beginnenden
Endungen ist w zu o, im Auslaut zu ii, o vokalisiert worden.
Die Stammvokale a, e wurden vor /, r + w zu ea, eo ge-
brochen (§ 57, p. q, 62, k. 1).
238
Altenglisch.
[§ 132, 133
a) urg. *'yarwa
-, *yartoo- bereit
sg.
Mask.
Fem.
Neutr.
PI.
Mask.
Fem.
Neutr.
N.
gearu
gearu
gearu
N.
gearive
geariva, -e
gearu
ü.
geartve!<
gearore
gearwes
U.
gearora
gearora
gearora
i).
geartmim
gearore
gearwum
D.
gearimim
geartrum
geanoHin
A.
gearone
geartve
gearu
A.
gearive
gearwa, -e
gearu
1.
geartve
—
gearwe
a) Ebenso: mearu zart, «mr^^ .eng, fealu fahl, caln kahl, saht
schmutzig, geolu gelb, hasu braun, hasii graubraun.
Anm. Zwischen Konsonant und ir wird später mitunter ein
sekundärer Vokal eingeschoben, und zwar u, o vor hellen, e vor dunklen
Vokalen : gearuwes, gearowes G. Sg. M. N., gearewum D. Sg. M. N., D.
PI. etc.
Bei Stämmen auf langen Vokal oder Diphthong + w
bleibt IV in allen Formen erhalten. Die hierher gehörigen
Stämme werden also ebenso flektiert wie die langsilbigen
a-, ö-Stämme (b).
b) wg. *ylamva-, *ylauico- klug
Sg.
Mask.
Fem.
Neutr.
PI.
Mask.
Fem.
Neutr.
N.
gleaw
gleaw
gleatv
N.
gleawe
gleai^a, -e
gleaw
G.
gleawes
gleawre
gleawes
G.
gleatvra
gleatvra
gleatvra
D.
gleatvum
gleawre
gleatvum
D.
gleatvum
gleatvtim
gleaw um
A.
gleawne
gleawe
gleatv
A.
gleatve
gleawa, -e
gleaw
I.
gleatve
gleawe
b) Ebenso: hreai/> roh, hneaw sparsam, slätv stumpf, träge, reotv
wild, rauh, röw sanft, und das Plur. tantum feaive wenige, auch kontra-
hiert: /m, D. feam, fea{u)m.
§ 133. Starke Deklination der /-Stämme.
Der Wurzelvokal der i-Stämme ist durch das ursprüng-
lich folgende i umgelautet worden, z. B. fre^ne tüchtig (^franii-),
grene grün (*yröni-), clsene rein (*Maini-) etc.
Die Flexionsendungen der i-Stämme unterscheiden sich
im Altenglischen nur im N. Sg. M. und N. A. Sg. N. von
denen der a-Stämme. Während bei den a-Stämmen die un-
8 133, 134] Starke Adjektivdeklination {i-, «-Stämme).
239
betonte Endsilbe -az, -at stets abgefallen ist, ist bei den
«-Stämmen das ans -iz, -it abgeschwächte e nach kurzer
Stammsilbe erhalten geblieben ; der N. Sg. M. und N. A. Sg. N.
geht also auf -e aus (a).
*frami-
tüchtig
Sg.
Mask.
Fem.
Neutr.
PI.
Mask.
Fem.
Neutr. .
N.
freme
fremu
freme
N.
freme
frema, -e
fremu
G.
freines
fremre
fremes
a.
fremra
fremra
fremra
D.
fremum
fremre
fremum
D.
fremum
fremum
fremum
A.
fremne
freme
freme
A.
freme
frema, -e
fremu
I.
jreme
freme
a) Ebenso die kurzsilbigen Stämme: stvice trügerisch, hrijce zer-
breclilich, gemyne eingedenk.
Nach langer Stammsilbe hätte das in den Auslaut tretende
i im Altenglischen (nach § 73, c) ganz abfallen müssen. Es
fehlt aber in Wirklichkeit nur in seltenen Fällen, wie fyrn
alt {*furni-) oder in lyt wenig in der Verbindung lyt-hwon.
Alle übrigen langsilbigen i- Stämme haben ebenso wie
die kurzsilbigen i-Stämme und die ursprünglich langsilbigen
ja-, jö-Stämme im N. Sg. M. und N. A. Sg. N. die Endung
-e und im N. Sg. F., N. A. PI. N. die Endung -u; sie sind
also in die Deklination der ja-, jo-Stämme übergetreten und
dort bereits aufgeführt, z. B. grene, cene, clsene, gemäene, swete,
bilde, hryce, dryge etc., § 131, d.
§ 134. Starke Deklination der m- Stämme.
Der einzige Ueberrest der w- Stämme im Altenglischen
ist der N. Sg. cwicu, cucu lebendig mit dem A. Sg. M. cucone
und vielleicht auch wlacu lau. Gewöhnlich werden aber auch
diese beiden Wörter wie die kurzsilbigen a-Stämme flektiert,
also N. Sg. M. cwic, F. cwicu, N. cwic etc. (§ 130, a), wleec,
wlacu, wldec etc. (§ 130, c).
240
Altenglisch.
[§ 134, 135
Die langsilbigen ?/- Stämme sind im Altenglisclien teils
in die a-Deklination, z. B. heard liart (gr. agaivg stark),
(§ 130, b), teils in die j«- Deklination tibergetreteu, z. B.
egle beschwer ich, hnesce zart (§ 131, d).
§ 135. Schwache Adjektivdekliiiation.
Mit wenigen Ausnahmen (z. B. eall all, genög genug,
manig, monig mancher, öder ein anderer, s. S. 204) können
alle in § 130 bis § 134 aufgeführten Stämme auch 'schwach'
(als n- Stämme) dekliniert werden. Die Flexionsendungen
der schwachen Adjektivdeklination sind dieselben wie die der
schwachen Substantiva; nur im G. PL tritt für -ena in der
Eegel die Endung der starken Adjektiva, also -ra ein. Eine
besondere Endung für den Instrumentalis fehlt (a).
a) *yodan- *yodon- gut
Sg.
Mask.
Fem.
Neutr.
PI.
M. F. N.
N.
gada
göde
göde
N.
gödan
G.
gödan
gödan
gödan
G.
gödra, gödena
D.
gödan
gödan
gödan
D.
gödum
A.
gödan
gödan
gödan
A.
gödan
Da die Endungen der schwachen Adjektivdeklination
fast sämtlich mit einem dunklen Vokal beginnen, fallen die
Schwankungen zwischen a und ee (§ 130, e) hier fort (b) ;
ebenso bleibt auslautender Doppelkonsouant vor den vokalisch
beginnenden Endungen unverändert (c). Die auf h ausgehen-
den Stämme werfen auch hier das h vor Vokal ab und lassen
Kontraktion (d) oder Ersatzdehiiung eintreten. Vor der aus
der starken Adjektivdeklination entlehnten Endung -ra zeigen
sich natürlich auch hier alle dort notwendigen Aenderungen
des Stammes.
135]
Schwache Adjektivdeklination.
241
b) *yladan-, *yladon- froh
sg.
Mask.
Fem.
Neutr.
PI.
M. F. N.
N.
glcula
glade
glade
N.
gladan
ü.
gladan
gladan
gladan
G.
gltedra, gladena
D.
gladan
gladan
gladan
D.
gladum
A.
gladan
gladan
glade
A.
gladan
c) *yriinman-, *yrmimon- grimmig
sg.
Mask.
Fem.
Neutr.
PI.
M. F. N.
N.
grimina
gi-tmtne
grimme
N.
grimman
G.
griniman
grimman
grimman
G.
grtmra, grimmena
D.
grimman
grimman
grimman
D.
grimnmm
A.
grimman
grimman
grimme
A.
grimman
d) *xauxa
n-, *xau%ön-
doch
Sg.
Mask.
Fem.
Neutr.
PI.
M. F. N.
N.
hm
hea
hea
N.
hean
G.
hean
hean
hean
G.
hea{r)ra, heana
D.
hean
hean
hean
D.
hea{'u)m
A.
Man
hean
hea
A.
hean
Dreisilbige Stämme mit kurzer erster Silbe behalten den
Mittelvokal in allen Kasus bei (e), dreisilbige Stämme mit
langer erster Silbe werfen ihn aus (f).
e) ae. sweotolan- deutlich
Sg.
Mask.
Fem.
Neutr.
PI.
M. F. N.
N.
stveotola
sweotole
sweotole
N.
sweotolan
G.
siveotolan
sweotolan
sweotolan
G.
sweotolra
D.
sweotolan
sweotolan
sioeotolan
D.
stveotolum
A.
■Hiveotolan
sweotolan
sireotole
A.
siceotolan
Kaluza, Histor. Grammatik d. engl. Sprache. I. 2. Aufl.
16
242
Altenglisch.
[§ 135
f) '^%ailayan-, *%ailayon- heilig
sg.
Mask.
Fem.
Neutr.
PL
M. F. N.
N.
hälga
hälge
hälge
N.
hälgan
G.
häJqan
hälgan
hälgan
G.
häligra, hälgena
D.
hälgan
hälgan
hälgan
D.
hälgum
A.
hälgan.
hälgan
hälge
A.
hälgan
Die ja-, ja- und ?-Stämme werfen das auslautende -e des
N. Sg. M. der starken Deklination beim Antritt der Endungen
der schwachen Deklination natürlich ab (g). Die ira-, ivö-
Stämme behalten das iv vor Vokal in allen Formen bei (h).
g) *y?~onjan-, *yronjon- grün
Sg.
Mask.
Fem.
Neutr.
PI.-
M. F. N.
N.
grena
grene
grene
N.
grenan
G.
grenan
grenan
grenan
G.
grenra, grenena
D.
grenan
grenan
grenan
1).
gremim
A.
grenan
grenan
grene
A.
grenan
h) urg. *yarivan-, *yarwon- bereit
Sg.
Mask.
Fem.
Neutr.
PI.
M. F. N.
N.
geariva
gearwe
gearwe
N.
gearwan
G.
gearwan
gearwan
gearwan
G.
gearora, gearwena
D.
gearwan
geartcan
geanvan
D.
gearwum
A.
gearwan
geanvan
gearwe
A.
gearwan
Beispiele s. bei der starken Adjektivdeklination § 130 ff.
Komparation der Adjektiva.
Vgl. Sweet, NEG§ 1036—1052 — Wyatt, § 50—53 — Cosijn,
Abr. 149-153 — Sievers, AG § 307—314; Abr. § 71—73 — Khige,
PGrdr.2, p. 481—484 — Dieter, § 325. 418 — Sokoll, § 299-303.
306 f. — Streitberg, UG § 162 — Streitberg, Zur germ. Sprach-
§ 136, 137] Germanische Komparation. 243
geschichte, p. 19 ff. — Thurneysen, Zur idg. Komparativbildung
(Kuhns Zeitschr. f. vgl. Spracht 33, 551 ff.) — Brugmann, Der Ur-
sprung der germ. Komparationssuffixe -dzan, -ösfu (Idg. Forsch, 10, 84 ff.)
§ 136. Grermanische Komparation.
Eine Anzahl von Adjektiven bildet in den germanischen
Sprachen den Komparativ durch Anfügung von urg. *-iza>i-,
den Superlativ durch Anfügung von urg. *-ista- an den reinen
Adjektivstamm (§ 137), entsprechend der griechischen Kompa-
ration auf -lojv, -lajog, z. B. i^övg süß, fjöiov {*))öiaojp), ijdiatog.
Daneben aber stehen in den germanischen Sprachen die
Suffixe urg. *-Ö2cm- für den Komparativ, *-östa- für den Super-
lativ (§ 138), die in den verwandten indogermanischen Sprachen
keine Parallele haben und deren Herkunft noch nicht aus-
reichend erklärt ist.
Wie in den übrigen indogermanischen, wird auch in den
germanischen Sprachen von den Adjektiven, welche 'gut, böse,
groß, viel, klein, wenig' bedeuten, kein Komparativ und
Superlativ durch direkte Ableitung gebildet, sondern es treten
zu ihnen Komparative und Superlative von andern Stämmen,
die im Positiv nicht vorhanden sind (§ 139).
Als Superlativsuffix erscheint im Gotischen, Altenglischen
und Altfriesischen, aber nicht in den übrigen germanischen
Sprachen, auch idg. -mo-, urg. -uma-, das wiederum durch das
gewöhnliche Superlativsuffix -isfa- (s. o.) zu -umista- verstärkt
werden kann (§ 140).
Der Komparativ wird stets, der Superlativ in der
Eegel nach der schwachen Adjektivdeklination (als w-Stamm)
flektiert.
§ 137. Regelmäßige Steigerung der altenglischen
Adjektiva auf urg. *-izan-, *-isfa-.
Die Zahl der Adjektiva, die im Altenglischen den Kom-
parativ durch Anfügung von urg. ^-izan-, den Superlativ durch
Anfügung von urg. *-isfa- bilden, ist beschränkt; es sind zu-
meist Adjektiva, die eine Ausdehnung nach irgend einer
Eichtung hin bezeichnen. Durch das folgende i ist der "Wurzel-
16*
244 Altengüsch. [§ 137, 138
vokal im Komparativ und Superlativ umgelautet worden; das
unbetonte / selbst aber ist im Komparativ ausgefallen, im
Superlativ, wo es durch Position geschützt war, als e erhalten
geblieben. Urg. z im Komparativsuftix *-izan- ging im Alt-
englischen nach § 88, a in r über. Die Endungen des Kom-
parativs und Superlativs sind daher im Altenglischen:
Komp. -ra, Superl. est(a) mit Umlaut des Wurzelvokals,
z. B. eald alt — ieldra, yldra — ieldest{d), ijldest{a).
Ebenso gehen:
geong jung — giengra, gi/ngra — giengest(a), gijngest(a)
Strang, sfroug stark — strengra — strengest(a)
lang, long lang — lengra — lengest(a)
sceort kure — sciertra, scyrtra — sderfest(a), sci/rfest(a)
heah hoch — Mehra, Merra, hylwa — hiehst(a), hy'hst(a)
great groß — grtetra, grytra größer
hräd breit — hrxdra (neben hrädra — hrädost(a) ohne Umlaut).
Der Positiv wird in der Eegel nur als Adverb gebraucht in:
iieah nahe — neahra, nearra (ohne Umlaut) — niehst(a), nyhst(a)
feorr fem — ße)-)-a — fierrest(a)
■ SRV früh — «/vrt — serest(a).
Das Adv. fore vorn bildet einen Superlativ: fyrsta (,*fiin'sfa) der
erste. Als Komparativ hierzu gilt das unumgelautete: furdra der vordere
zu forp vorwärts.
Anm. Die Komparative und Superlative, die von anderem Stamme
gebildet sind als der Positiv, haben ebenfalls die alten Suffixe urg.
*-izan-, *-isfa-, s. § 139.
§ 138. Regelmäßige Steigerung der alteuglisclien
Adjektiva auf urg. -özan-, östa-.
Die überwiegende Mehrzahl der altenglischen Adjektiva
bildete den Komparativ und Superlativ durch Anfügung des
Suffixes urg. *-özan-, *-5sfa- an den reinen Stamm des Ad-
jektivs. Der Mittel vokal ist auch hier im Komparativ aus-
gefallenj im Superlativ aber, wo er durch Position geschützt
war, geblieben. Urg. z im Komparativ ging nach § 88, a
in r über. Die Endungen des Komparativs und Superlativs
lauten also im Alteuglischen :
§ 138, 139] Steigerung der altengl. Adjektiva. 245
Komp. -ra, Sn^er\.-ost(a) ohne Umlaut des "Wurzelvokals,
z. B. heard hart — heardra — heard(ost)a
leof lieb — leofra — leofost{d)
hälig heilig — häligra — haligost{a).
Bei Antritt der Komparativendung -ra an den reinen
Stamm des Adjektivs ergeben sich dieselben Aenderungen
wie bei Antritt konsonantisch beginnender Endungen in der
Deklination der Adjektiva. Der ursprüngliche Wurzelvokal a
wird also im Komparativ, wo er in geschlosseiper Silbe steht,
zu se, im Superlativ aber bleibt er in offener Silbe unverändert,
z, B. gldsd froh — gleedra — gladost{a).
Stämme, die auf Doppelkonsonanten ausgehen, verein-
fachen denselben im Komparativ,
z. B. grimm grimmig — grimra — grimmost{a).
Stämme, die auf Muta + Liquida oder Nasalis ausgehen,
behalten den svarabhaktischen Vokal (§ 73, h) im Komparativ
bei, stoßen ihn aber vor dem vokalisch beginnenden Suffix
des Superlativs aus,
z. B. fdeger schön — fsegerra — fdegrost(a).
Stämme auf -ja, -Jö werfen j nach langer Stammsilbe
im Komparativ und Superlativ aus, behalten aber natürlich
den Umlaut des Wurzelvokals,
z. B. grme grün — grenra — grmost{a).
Stämme auf -iva, -wo verwandeln das stammauslautende iv
im Komparativ in o, behalten es aber vor dem vokalisch
beginnenden Suffix des Superlativs,
z. B. gearu bereit — gearora — gearwost{a).
Weitere Beispiele s. bei der starken Adjektivdeklination § 130 ff.
§ 139. KomparaÜTe und Superlative von anderem Stamme
als der Positiv.
Im Altenglischen bilden den Komparativ und Superlativ
von anderem Stamme unter Anfügung der Suffixe urg. *-i<:an-,
*-ista-, also ae. -ra, -est{ci) mit Umlaut des Wurzelvokals
(§ 137) die Adjektiva:
246 Altenglisch. [§ 139, 140
göd gut — betra — hetst{a) (Stamm urg. ^hat-).
göd gut — selra, sella — selest{a) (Stamm urg. *söl-).
yfel böse — iriersa, unjrsa — mer{re)sta, unjr{re)sta
(Stamm urg. *tvirs-, *wirz-).
fnicel groß — nulra, Ntr. mä — meest{a) (St. urg. *nia-).
lytel klein — Isessa — laesta (Stamm urg. Hais-, Haiz-).
Anm. Die Komparativendung -ra wird einem vorhergehenden
l, s assimiliert (§ 88, b. c), also seUa neben seJra, wiersa aus *H-ierssa
für *^viersra, läessa aus Wsra. Im Superlativ wird e oft ausgestoßen,
also hetst(a) neben seltenerem betest (a)^ wierst(a) neben wien-est(a)
i*irirzista-), Ixsta neben seltenerem leßrest{a) {Haizistu). In dem Stamme
*ma- hat sich das auslautende a mit dem / des Suffixes zu dem Diph-
.thongen ai verbunden, der ae. ä ergab, also ae. Komp. mära i^maizan-)
ohne Umlaut, aber Superl. ws. mäest{a) (*maista-) mit Umlaut, vielleicht
in Anlehnung an läesta, während das Mercische die unumgelautete Form
mäst{a) aufweist, auf welche me. mast, most (neben tuest aus ws. meest)
zurückzuführen ist (§ 315).
§ 140. Superlative auf urg. -uma, -umista.
Das einfache Superlativsuffix urg. -nma ist im Alteng-
lischen nur noch erhalten in: /o>v^/a {*foruma) der vorderste,
der erste zu fore vorn, mednma der mittelste zu midd (*iiied-ja,
lat. medius) in der Mitte befindlich, und hindeina der hinterste,
letzte zu hindan von hinten.
Häufiger findet sich das erweiterte Suffix urg. -umista
(s. § 136), das gewöhnlich an Adverbien oder Praepositionen
angefügt wird, die dann auch einen Komparativ auf -ra oder
-eira bilden. Urg. -umista wurde zu ae. -ymest, -emest oder
mit Ablall des Mittelvokals -mest. Mitunter hat der Umlaut
auch den Stammvokal ergriffen.
inne innen — innerra — innemest{a)
Ute außen — üterra, yterra — ütie) mest{a) , yt{e)i)iest{a)
vfan von oben — iiferra, yferra — ufemest{a}, yfemest{ci), ymest{a)
mäan von unten — niäerra — niäemest{a)
fore vorn — fiirära — fyrmest{a) (neben forma s. o- und fyrsta § 137)
sefter hinten — aefterra — seftemest(a)
midd in der Mitte befindlich — fehlt — midmest{a) (neben meduma s. o.)
Iset spät, langsam — Isetra — lsetemest{a) (neben laetest{a) )
slä spät — siära — siäemest{a) (neben s'iäest(a) )
§ 140, 141] Die germanischen Zahlwörter. 247
norp nordwärts — norperra, nijrpra — norJ)mest{a)
süp südwärts — süäerra, syäerra — süpmest{a)
east ostwärts — easterra — eastmest(a)
tvesf westwärts — tvesterra — wesfinesf{a).
Zahlwörter.
Vgl. Sweet, NECt § 1159—1176 — Wyatt, § 54 f. — Cosijn,
Abr. § 162—164 - S i e v e r s , AG § 324-331 ; Abr. § 74-79 -Kluge,
PGrdr.2, p. 486-493 — Dieter, § 326. 419 — S okoll, §308-322 —
Streitberg, UG § 165—169 — Fricke, Das altenglische Zahlwort.
Erlangen 1886. — van Helten, Zum germ. Zahlwort (Idg. Forsch. 18,
84 ff.).
§ 141. Die germaiiisclieu Zahlwörter.
Die Zahlwörter der germanischen Sprachen stimmen im
allgemeinen mit denen der verwandten indogermanischen
Sprachen überein; doch scheint im Germanischen das Duo-
dezimalsystem sich mit dem Dezimalsystem gekreuzt zu haben.
Daher kommt es, daß die Zahlen 11 und 12 anders als in
den verwandten Sprachen gebildet werden, nämlich durch
Anfügung von urg. *-lit)i an die Zahlwörter für 1 und 2,
got. ainlif 11, twalif 12. Verwandt damit ist offenbar die
Bildung der Zahlen 11—19 durch Anfügung von -lika an die
Einer im Littauischen: vena-liha 11, dvy-lika 12 etc. Es
liegt in beiden Fällen der Stamm idg. lik^- zu Grunde,
gr. Aeijioj, lat. linquo. Die Bedeutung der germanischen
Zahlwörter für 11, 12 ist also wohl 'eins (zwei) überschießend'
(sc. über zehn) ; s. Streitberg, Urg. Gramm. § 166.
Das Duodezimalsystem zeigt sich in den germanischen
Sprachen ferner darin, daß neben dem gewöhnlichen
Hundert = 10 x 10 noch ein sog. Großhundert = 12 x 10
bestand. Es werden darum im Altenglischen nicht bloß, wie
sonst, von den Zahlwörtern 2 — 9, sondern auch von 10, 11,
12 durch Anfügung von -f.ig (urg. *-teyuz, gr. öexdg) Zehner
gebildet, zugleich aber besteht ein wesentlicher Unterschied
zwischen den Zehnern von 20—60 und denen von 70—120,
indem den letzteren im Altenglischen noch das Wort hund-
248 Altenglisch. [§ 141, 142
vorgesetzt wird. Im Gotischen werden die Zehner von 20 — 60
durch Anfügung von -tigjus, die von 70 — 100 durch Anfügung
von -fekund an die Einer gebildet. Auch im Altsächsischen
und Althochdeutschen zeigen die Zehner von 70 — 100 eine
abweichende Bildung. Eine befriedigende Deutung des
gotischen Suffixes -tehund, des altenglischen Praefixes hund-
(as. (Od-) ist bis jetzt noch nicht gefunden worden; vgl.
Streitberg, U. G. § 167.
Neben dem Großhundert (120) und dessen Hälfte (60)
war aber auch das gewöhnliche Hundert (100) als größere
Zahleinheit in den germanischen Sprachen in Gebrauch, dessen
Bezeichnung, ae. hund oder hnndred (neben hundfeontig)
auf das gewöhnliche idg. Zahlwort für 100, lat. cenfum,
gr. kxaxöv hinweist. Die Zahlwörter von 200 — 800 werden
durch die Einer in Verbindung mit dem Plural von hund
gebildet.
Als Zahlwort für 1000 erscheint in den germanischen
Sprachen eine Bildung, die nur in dem altbulg. tysesfa, poln.
tysisic eine Parallele hat, got. püsimdi, ae. püsend, und die
man als *püs-hund 'das starke Hundert' erklärt; vgl. Streit-
berg § 168. Ansprechender ist die Deutung von 'tausend'
durch van Helten (Idg. Forsch. 18, 121 f.) als Zusammen-
setzung aus *fäs 'Menge, Masse' und dem Part. *sonf-, also
*tüsso)itiä 'in Masse Vorhandenes, Massenhaftes, Massenhaftig-
keit, Menge'.
Die Ordnungszahlen für 1 und 2 werden in den
germanischen Sprachen von einem anderen Stamme als die
Grundzahlen gebildet. Von 3 ab werden die Ordnungszahlen
aus den Grundzahlen durch Anfügung des Suffixes idg. -fo-,
urg-. *-rf«-, das auch in dem Superlativsuffix idg. -i>;fo-, urg.
• esta- enthalten ist, abgeleitet. Zu 100 und 1000 fehlen im
Urgermanischen entsprechende Ordnungszahlen (§ 143).
§ 142. Die Grundzahlwörter im Altenglischeii.
1. (In (urg. *aina-, lat. uniis aus *oinos) wird als starkes
Adjektiv flektiert. Im A. Sg. M. findet sich neben änne ge-
wöhnlich die umgelautete Form stmne (später zu a^tme ver-
142]
Die Grundzahlwörter im Altenglischen.
249
kürzt); CS scheint also das Suffix -inon statt -anon vorgelegen
zu haben.
sg.
Mask.
Fem.
Neutr.
N.
an
an
an
G.
änes
änre
änes
D.
änuni
änre
ämim
A.
Bnnc
äne
an
I.
äne
äne
Auch ein N. PI. äne in der Be-
deutung 'einige' findet sich, eben-
so ein G. PI. in der Verbindung
änra gehivylc 'jeder einzelne'.
In der Bedeutung 'allein' wird
es schwach flektiert: N. Sg. äna,
äne, äne, G. Sg. änan etc.
Die Bildung des Mask. twegen
ist unklar. Das Fem. twä beruht
auf urg. *tivai, idg. *dt<ai ; das
Neutr. tu auf urg. tirö, idg. duö
= ae. *tirü (§ 68, b), später tu.
Die Grundform des G. PI. war
urg. *twajjöm, die des D. PI. urg.
*twaimiz.
Ebenso geht: hegen, bä, hü beide (lat. am-ho), auch verstärkt: hä
twä F., hü tu Ntr., häm tiräm D., oder hä pä = me. hothe.
N.
G.
D.
A.
M:\-k.
Fem.
Neutr.
tivegen \ twä
tiveg(e)a, twegra
twiem, twäm
twegen 1 twä I tu
3.
Mask.
Fem.
Neutr.
N.
pri, prie
preo
preo
G.
preora
D.
prin
, prhn
A.
prt, prle
preo
preo
Stamm urg. *pri- (idg. *tri-),
der nach der /-Deklination flek-
tiert: N. M. *prijiz, N. *pr/jö,
später priju, D. *primh. Der G.
hat die Adjektivendung -ra an-
genommen.
Die Zahlen von 4 — 19 bleiben in Verbindung rait Sub-
stantiven in der Regel endungslos und scheinen, wie aus der
Verstechnik zu ersehen ist, mit dem folgenden Substantiv ein
Kompositum gebildet zu haben; vgl. Beow. 147 iwelf-wlntm
fld = Typus E, der in dem ersten Takt stets ein Kompositum
erfordert.
Wenn sie allein stehen, können sie als i-Stämme flek-
tieren, nehmen also im N. A. M. F. -e, N. A. N. -w, im G.
-a, im D. -um an, z. B. N. feowere, feoweru, G. feon-era, D.
feoweriini, A. feoivere, feoweru.
4. feower (urg. *fewör, idg. *qeqwr, *qetivr, lat. quatvor), aber in
Zusammensetzungen: fyäer-föte vierfüßig (got. fidtvör, idg. *pefwöres).
5. f'if (urg. *'fnnf, idg. *j)eni2je, *penk'^e, lat. quhique, gr. nevre).
250 Altenglisch. [§ 142
6. siex, six mit Palatalumlaut aus älterem seox (urg. *sehs, idg.
*seks, lat. sex, gr. ^^).
7. seofon (urg. *sehun, aus idg. *sepm für *septm, lat. septem, gr_
8. eiy/fte (urg. *ahfau, idg. *oktöu, lat. oc^o, gr. dxrti).
9. n/</o/( (urg. *niywun, idg. *nefn, lat. novem, gr. ^vv^a aus
*^t' »»£/«).
10. i"!^«-, ^_^??, kent. merc. ^e?? (urg. ''tehnn, idg. *dekin, lat. deceni,
gr. ^£Ha). Der Umlaut in <^en, ^^w scheint auf der flektierten Form
urg. *te%uni, ae. *teo{h)uni zu beruhen.
11. enlefan, endlefan, endleofan aus älterem *%nlefan (urg. *ahil/f
s. § 141).
12. /«'e// (urg. *C(^'«?i'/ s. § 141).
13. preotlene, preotyne — 14. feowertiene, feowertyne — 15. fiftiene,
flftyne — 16. siextiene, sixttene, siextyne, sixtyne — 17. seofontiene,
seofontyne — 18. eahtatiene, eahtatyne — 19. nigontiene, nigontyne.
Die Zahlen von 20 — 60 werden durch Anfüguag von -üy
(urg. ^teyuz, gr. ÖE-^ds, öcxäd-og 'Zehnheit') an die Einer ge-
bildet. Sie können adjektivisch und substantivisch gebraucht
werden. In ersterem Falle sind sie entweder endungslos oder
nehmen im G. PI. die Endung -a, -ra, im D. -um an. Im
letzteren Falle bilden sie einen Genitiv auf -es; das abhängige
Substantiv steht im Genitiv.
Die Einer werden wie im Deutschen den Zehnern (in
der Eegel ohne Endung) vorangestellt und durch and mit
ihnen verbimden.
20. ttventig (aus ^twegentig) — 21. an and twentig — 22. twä and
twentig — 23. preo and twentig — 24. feower and tioentig — 25. fif
and twentig — 26. aiex {six) and ttventig — 27. seofon and ttrentig —
28. eahta and twentig — 29. nigon and ttventig.
30. pritig, prittig — 40. feowertig — 50. fiftig — 60. siextig,
sixtig.
Anm. Die Zahlen 28. 29. 38. 39 etc. können auch nach dem Muster
von lat. duodetriginta, undetriginta gebildet werden, z. B. 28 t>rä lies
prittigum, 49 änes icana flftig.
Die Zahlen von 70 — 120 werden ebenfalls aus den Einern
durch Anfügung von -tig gebildet; es tritt aber außerdem
noch hmid- voran (§ 141). Der Hauptton ruht, wie aus der
Metrik zu ersehen, auf der Grundzahl: hundseofonüg, hund-
eahtatig etc. Die Flexion und der syntaktische Gebrauch ist
derselbe wie bei den Zahlen von 20—60, ebenso die Ver-
§ 142, 143] Die Grundzahlwörter im Aitenglischen. 251
bindung mit den Einern: an and hundseofontig. Die Vorsilbe
hund- fällt aber fort, wenn hund 100, til htmd 200 etc. un-
mittelbar vorhergehen, also: ßf and hundseofontig 75, f'if
hund and seofontig 570.
70. hundseofontig — 71. an and hundseofontig — 72. ttcä and
httndseofonfig — 73. preo and hundseofontig etc.
80. hiindeahtatig — 90. hiindnigontig — 100. hundteontig {*-teo{h))mtig).
Der aus der flektierten Form *teo{h)uHi stammende Umlaut konnte hier
nicht eintreten — 110. hundendlufontig, hundendleftig — 120. hand-
twdftig.
Neben hundteontig findet sich für die Zahl 100 auch das
indeklinable Neutrum hund oder hundred (PL hnndredu und
hundred). Bei Verbindung von Hunderten mit Zehnern und
Einern wird hund in der Regel mit and vorangestellt, z. B.
130 hund and pritig, 155 himd and fif and fiftig. Die
Zehner von 70 — 90 werfen dabei, wie bereits erwähnt, das
Praefix hund- ab, wenn sie unmittelbar auf die Hunderte
folgen, behalten es aber bei, wenn noch Einer dazwischen
stehen, z. B. 170 hund and seofontig, 177 hund and seofon
and hundseofontig.
Die Zahlen von 200 — 900 werden durch die Einer mit
dem Plural von hund, der in der Form mit dem Singular
übereinstimmt, gebildet. In Bezug auf die Verbindung der
Hunderte mit Zehnern und Einern gilt das vorhin Gesagte.
200. tu hund — 300. preo hund — 400. feotver hund — 500. flf
hund — 600. siex {six) hund — 700. seojon hund — 800. eahtu hund
— 900. nigon hund.
1000. püsend Ntr., G. Sg. püsendes, D. Sg. püsende, A. Sg. püsend;
N. A. PJ. püsendu und püsend^ G. PL püsenda, püsendra, D. PI. püsen-
dum — 2C0O. tii püsend{u) — 3000. pno püsend{u) etc. Über die Ety-
mologie von püsend s. § 141.
§ 143. Die Ordnungszahlen im Aitenglischen.
Die fehlende Ordnungszahl für 1 wird durch den Super-
lativ der Adverbia fore vorn oder ser frühe ersetzt: fgrsta
der vorderste, der erste (§ 137), auch forma oder fyrmesta
(§ 140), äeresta der früheste, der erste (§ 137), daneben der
Komparativ serra der erstere, der erste von zweien.
252 Altenglisch. [§ 143
Als Ordnungszahl für 2 gilt, wie in den übrigen ger-
manischen Sprachen, das mit dem idg. Komparativsuffix -fero
gebildete Pronomen öäer der andere (urg. *an])eraz, idg.
■'^anferos), das wie ein starkes Adjektiv flektiert wird, N. Sg.
öder, ödru, öder, G. Sg. ödres, öderre, ödres etc., während
alle übrigen Ordnungszahlen nach der schwachen Deklination
gehen.
Für öder findet sich mitunter auch aefferra der spätere.
Die Ordnungszahl für 3 lautet ae. pridda (urg. "^pridjan-,
lat. tertius); sie ist aus dem Stamme des Zahlwortes l>ri- mit
dem superlativischen Ableitungssuffix idg. *-fio-, urg. *-dJa-,
gebildet.
Von 4 ab werden die Ordnungszahlen durch Anfügung
des gleichfalls superlativischen Suffixes idg. -fo- (lat. quarfus^
quintus etc.), urg. ae. -pa- an die Grundzahl gebildet. Dabei
fällt im Altenglischen ein stammauslautendes n vor p aus
(§ 97, b) und zwar hier ohne Ersatzdehnung, weil es in un-
betonter Silbe steht: seofoda {*seofo)i-pa), nigoda (*nigon-pa),
teoda (*teohun-pd), etc. Nach den stimmlosen Konsonanten
/, s war idg. f unverändert geblieben (§ 76, b. c) also : /(//«,
endlefta, twdfta — siexfa, sixta. Ein dunkler Mittelvokal geht
vor dem dunklen Vokal der Endung -da gern durch Vokal-
dissimilation in einen hellen über, also siofeda neben siofoda,
eahteda neben eahfoda. Bei Anfügung des Ableitungssuffixes
-da an die Zehner ist das stammauslautende u von urg. Heyuz
noch als o erhalten, also twentigoda oder hventigeda etc. Von
den zusammengesetzten Zahlen erhält nur die letzte das
Suffix der Ordnungszahl: an and tivtufigoda etc., oder es
werden nur die Einer in die Form der Ordnungszahl gesetzt
und die Zehner durch eac in der Form des Dativs der Grund-
zahl angeknüpft: fifta eac twentigum der fünfundzwauzigste.
4. feoräa (feoweräa) — 5. ftffa {*fiinfta) — 6. siexta, sixta —
7. seofocta {seofeäa, *i^eofon-pa) — 8. eahfoäa, eaJiteäa — 9. nigoäa,
nigeäu i^nigon-pa) — 10. teoäa {*teo{h)un-pa). Auch hier kein Umlaut,
weil die flektierte Form *feohiiiii nicht vorliegt). 11. endlefta, endlyfta
— 12. tivelfta — 13. preoteoäa — 14. feoiverteoäa — 15. flfteoSa —
16. si{e)xteoäa — 17. seofontcoäa — 18. eahfateoäa — 19. nigontvoäa.
S 143, 14:41 Ordnungszahlwörter etc. im Altenglischen. 253
20. fwenftgoSa, twentigeäa — 21. an and twentigoda — • 22. tirä and
firentigoäa — 23. prl and twentigoäa oder pridda eac twentigum — 24.
feower and, twentigoäa oder feoräa eac tirenf/giim etc.
ÜO. pritigoda, pntigeda — 40. fcoiveytigoäa, feoiöertigeäa — 50. flf-
tigoäa, ftftigeäa — ■ 60. si{e)xtigoäa, »i{e)xtigeäa — 70. hnnd seofonfi'goäa,
hundseofontigeäa — 80. hundeahtatigoäa, hundeahtatigeäa — 90. htind-
nigontigoäa, hundnigontigeäa — 100. hundteontigoäa, hundteontigeäa —
110. hundendlefontigoäa , hundendleft igeäa — 120. hundtivelftigoda^ hund-
tivelftigeäa.
Anm. Zu den Grundzahlen Jiund, hitiidred und pusend giebt es
im Altenglischen keine Ordnungszahlen. Wo es nötig ist, wird dafür
eine Umschreibung angewendet: se pe hyp on päm twäm hundredum
^ftemest der zweihundertste.
§ 144. Andere Zahlwörter.
1. Distributive Zahlwörter. Das lat. singuli wird
im Altenglischen durch eenliepirje wiedergegeben, lat, Uni,
terni, quaterni etc. durch be tweem, he prhn etc. oder durch
twsem and twsem zwei und zwei, je zwei, prlm and prlni je
drei, seofon and seofon je sieben etc.
Der Stamm der alten Distributivzahl für 2, got. hveihnai,
'je zwei' (urg. *tmxna-), hat sich noch erhalten in dem zur
Präposition gewordenen Dativ be — fweonum, z. B. be ssetn
tweonum zwischen den Seen und vereinzelt in dem Acc. mid
unc ttiüh unter uns beiden.
Auf denselben Distributivstamm geht zurück die Präpo-
sition behvix, betweox, betwux, betux zwischen (§ 198).
2. Die Multiplikativa werden aus den Grundzahlen
durch Anfügung von -feald -fältig, -fach gebildet:
änfeald einfach, twifeald zweifach, prifeald dreifach, feotverfeald
vierfach, fiffeald fünffach etc., monigfeald 'mannigfaltig', vielfach.
3. Besondere Zahladverbien gibt es im Altenglischen
nur zu den Zahlen 1—3 nämlich:
eene einmal (urg. *amjaiz), twiwa, tutra zweimal (urg. *twizwöz),
priwa dreimal.
Sonst findet sich Umschreibung mit sip 'Gang, Weg':
äene siäa oder on eenne sip einmal, ttväim, prim, feou-er, fif släum etc.
zwei-, drei-, vier-, fünfmal etc.
4. Zum wievielten Male wird durch Verbindung von
sip mit den Ordnungszahlen ausgedrückt:
254
Altenglisch.
[§ 144, 145
forman siäe zum ersten Male, oäre siäe zum zweiten Male, priddan,
feotveräan etc. siäe zum dritten, vierten etc. Male.
5. Unbestimmte Zahlwörter sind das starke Adjektiv
manig, monig mancher, PI. monige manche, viele, das inde-
klinable fela, feola viel {noXv) und feawe, feaiva, fea wenige
(got. fawai, lat. paucus), G. feara, D. fea{u)m.
Pronomina.
Vgl. Sweet, NECt § 1052—1156 — Wyatt, §56—62 — Cosijn,
Abr. § 154—161 — Sievers, AG § 332—349; Abr. § 80—85 — Kluge,
PGrdr.2, p, 463—468. 1065 f. — Dieter, § 322 f. 407— 412 — Sokoll,
§ 252—286 — Streitberg, UG § 183—187 — Brugmann, KVG
§ 494-525.
§ 145. Personalpronoiuina.
Die persönlichen Fürwörter der 1. und 2. Person
haben in den germanischen Sprachen dieselbe Form für alle
drei Geschlechter, unterscheiden aber drei verschiedene
Numeri: Singular, Dual und Plural. Das Pronomen der
3. Person hat im Singular besondere Formen für Mask., Fem.
und Neutrum; im Plural aber werden die Geschlechter nicht
unterschieden; ein Dual fehlt. Ein Reflexiv um ist im
Altenglischen nur noch als Possessivpronomen (§ 146), nicht
bei den persönlichen Fürwörtern erhalten.
Die Flexion der persönlichen Fürwörter ist folgende:
1.
Pers.
Sing,
'ich'
Dual
'wir beide'
Plural
'wir'
2.
Pers.
Sing,
'du'
Dual
'ihr beide'
Plural
'ihr'
N.
ic
wit
■we
N.
pü
git
ge
G.
mm
uncer
üre, User
G.
pm
incer
eower
D.
ine
unc
üs
D.
Pe
ine
eow
A.
tnec, nie
uncit, tmc
üsic, iln
A.
pec, pe
incit, ine
eoimc, eow
§ 145]
Personalpronomina.
255
3. Pers.
Mask.
'er'
Fem.
'sie'
Neutr.
'es'
3, Pers.
M. F. N.
'sie'
Sg.N.
he
heo
hit
PL N.
hle^ hl
G.
his
liiere^ hire
hi's
G.
hiera, hira, heora
D.
Mm
hiere, hire
hi'tn
D.
htm, heom
A.
hine
hie, hl
hit
A.
hie, hl
Bemerkungen: 1. Der N. Sg. ic entspricht dem in lat. eg-o,.
gr. Sy-(ö, idg. *eg-om enthaltenen Stamme eg-, während die übrigen Kasus
von dem Stamme idg. me- gebildet sind: D. Sg. urg. *nd-z, got. mis,.
ahd. mir, ae. (nach Abfall des z und Dehnung des aus i abgeschwächten
e): me. Der A. Sg. ist durch die Partikel idg. -ge (gr. ifie-ye) erweitert
zu ae. mec (urg. *mik) neben mi^. Der G. Sg. ist identisch mit dem
Stamme des Possessivpronomens: ae. min (urg. *mina-).
Der N. PI. ist aus dem Stamme we- unter Anfügung der Plural-
endung urg. -iz gebildet, also urg. *ive-iz, *wiz, got. veis, ahd. wir, ae.
(nach Abfall des z und Uebergang von l zu e): we.
Dem D. PI. liegt der Stamm idg. *ns zu Grunde, urg, *uns, ae.
(nach Ausfall des n vor s und Dehnung von u zu ü): üs. Der A. PL
nimmt nach Analogie von mec auch die Erweiterung -ic an : üsic neben üs^
Der G. PL ist wiederum mit dem Stamme des Possessivpronomens ae.
üre und üser (urg. *unsera-) identisch.
Den N. Du. wit erklärt man durch Verbindung des Stammes we-
wir' mit twä 'zwei', also we-twa (lit. ve-du) abgeschwächt zu wit. In
den obliquen Kasus erscheint der Stamm unk (aus idg. n -\- ge ?), der
im A. Du. auch nach dem Nom. die Erweiterung -it annimmt, ae. uncit
neben unc ; der G. Du. hat wiederum das Suffix des entsprechenden
Possessivpronomens : tmcer.
2. Stamm des Pronomens der 2. Person Sg. ist idg. tu, urg. pii,
das im N. Sg. im Altenglischen zu pü gedehnt ist. Die übrigen Kasus
zeigen dieselben Endungen wie das Pronomen der 1. Person: D. Sg. pe,
A. Sg. pe, pec, G. Sg. wie das Possessivpronomen : pui.
Der Stamm des N. PL ist idg. ju- (iw-), der mit der Endung -iz
urg. *jüz, got. jus ergiebt. Im Altenglischen aber erscheint dafür ge
nach Analogie von ive. In den übrigen Kasus ist der Stamm idg. iw-
zu *iivw-, *iuw-, ae. eow D. PL erweitert, woran im A. PL auch -ic
antritt: eotvic neben eow. Der G. PL hat das Suffix des Possessiv-
pronomens: eower {*iwwera).
Der Dual ist von den Stämmen ge-, inq- nach Analogie des Dual
der 1. Person gebildet: N. git, G. incer, D. ine, A. incit, ine.
Die erweiterten Akkusative mec, pec, uncit, incit, üsic, eowic
kommen nur in den frühesten Denkmälern und in poetischen Texten
256 Altenglisch. [§ 145, 146
vor. Die gewöhnliclie Form des Akk. ist die mit dem Dativ überein-
stimmende: »le, pe — unc, ine — üs^ eoiv.
3. Als Stamm des geschlechtigen Pronomens der 3. Person er-
scheint im Altenglischen in allen Formen hi- für got. /-, lat. i-s, ea,
i-d. Die Flexionsendungen sind die der sonstii:en geschlechtigen Pro-
nomina, die zum größten Teil auch in der starken Adjektivdeklination
wiederkehren, s. § 129. Der N. Sg. M. he ist aus urg. *hi-z entstanden,
wie me aus *)m-z (s. o.), G. Sg. M, N. his aus urg. *hi-so, D. Sg. M, N.
htm aus urg. *h/.-tm\ A. Sg. M. Mne aus *hi-n-ön (s. § 129). Der N.
Sg. F. heo aus *hi-j-u für älteres *hi-j-o, der A. Sg. F. hte, M aus
*hi-j-e für älteres *hi-j-ön, der G. Sg. F. Jiiere, Mre aus urg. *hizös,
der D. Sg. F. hiere, hire aus *hizat. Der N. A. Sg. N. hit (urg. *ht-ta)
hat das Suffix -f, idg. -d (lat. i-d, quo-d, isfu-d etc.) bewahrt, weil es
unmittelbar auf den Stammvokal folgte, während es in der Adjektiv-
deklination, wo es in unbetonter Silbe stand, abfiel (§ 129).
Der Plural hat dieselbe Form für alle drei Geschlechter: N. PI.
Me, hl für *hi-j-e, älter *hi-j-ai, ebenso der A. PI. Der G. PI. lautet
hiera, hira aus urg. *hizöm, der D. PI. h/m, heom aus urg. *himiz.
§ 146. PossessiTpronomina.
Die Possessivpronomina der 1. und 2. Person
werden von demselben Stamme gebildet, der den obliquen
Kasus der Personalpronomina zu Grunde liegt; als Ableitungs-
suffix gilt ebenso wie für den Genitiv der Personalpronomina
für den Sing. idg. *-ino-, urg. *-ina-, für den Dual und Plural
idg. *-ero-, urg. *-era-, also:
mm mein — iincer unser beider — üre, üser unser
pln dein — incer euer beider — eoiver euer.
Dazu kommt als Possessivpronomen der 3. Person aus
dem im Altenglischen als Personalpronomen nicht mehr vor-
handenen Reflexivstamme *stve, *se: sin sein.
An Stelle von sin aber tritt, wie im Lateinischen (ems —
eornm, earuni, eorum) so auch im Altenglischen der Genitiv
des geschlechtigen Pronomens der 3. Person, also:
Sg. M. his sein — F. hiere, hire ihr — N. his sein.
PL M. F. N. hiera, hira ihr.
Ebenso kann auch der Gen. des Interrogativpronomens:
hwsds 'wessen' als Possessivum gebraucht werden.
§ 146. 147] Possessiv- und Demonstrativpronomina.
257
Die Genitive h /'.•<, liiere, h/'re, his ; hira — hirses werden als wirk-
liche Genitive nicht weiter verändert; die Possessivpronomina »ihr, Jnu,
sin; uncer, incer ; nser, eotcer aber werden nach der starken Deklination
der adjektivischen «/ö-Stämme (§ 130) flektiert, üre nach der starken
Deklination der j«i;o-Stämme (§ 131) ; doch fehlen die Formen auf -»,
so daß im N. Sg., N. A. PI. die Form la'e für alle drei Geschlechter
gilt. Bei der Flexion von fisef wird vor vokalisch beginnenden Endungen
der Mittelvokal auch ausgestoßen und sr zu .s-.s- assimiliert; z. B. G. D.
Sg. M. N. üsses, nssiim. Später drang .<>■ auch in andere Formen ein
z. B. N. Sg. üsser, A. Sg. M. f(.::!genie etc.
§ 147. Demoiistrativprouoiuina.
1. Der Stamm des einfachen Demonstrativpro-
nomens, das im Altengliscben zAigleich als Artikel gebraucht
wird, war im N. Sg. M. F. idg. *.so, *sä (gr. ö, i)), urg. *sa-,
*sö- neben *sio, '-^tio, urg. "^sijii, "^'Inju, in allen übrigen Formen
idg. to- iä- (gr. t6, G. Sg. tov, T?)g, xov etc.), urg. */^a-, '■'Jjö-.
Die Flexionsendungen sind dieselben wie bei dem geschlechtigen
Pronomen he, heo, lilf und bei der starken Adjektivdeklination
(§ 145. 130).
a) ae. .se, seo, pset der, die, das
Sg.
Mask.
Fem.
j Neutr.
PI.
M. F. N.
N.
se
seo
pxt
N.
pä
G.
pses
pMre
pSBft
G.
pä>-a, pxra
D.
päein, päm
piere
i psei)i, pä»)
D.
pse»i, päiii
A.
pone
pä
pse/
A.
pä
I.
py, pon
Pf), pO)l
Die Bildung des N. Sg. M. se ist unklar. Der G. Sg. M. N. von
dem Stamme pa- hat die Endung -so, also urg. *paso, ae. *pas, mit
Übergang von a zu « in geschlossener Silbe: pses. D. Sg. M. ae. pMin
aus urg. *paimi, idg. *toii)ii, A. Sg. M. pone (urg. *pan-ön, s. § 130).
Als Instrumentalformen, die zur Bildung von Konjunktionen verwendet
werden, erscheinen ae. py, pon, vgl. for py, for pon deshalb (§ 196, 199).
Der N. Sg. F. ae. seo ist aus *^*/y», urg. *.s-yö zu erklären; G. Sg. F.
pEre aus urg. *paizjox, D. Sg. päere aus urg. *pa!zj(ii, A. Sg. pä aus
urg. *pö-m. Im J'lural gilt dieselbe Form für alle drei Geschlechter:
Kaluza, Histor. (iijuura. d. engl. Spvache. L 2. Aufl. 17
258
Altenglisch.
[§ 147
N. A. PI. pä (urg. *p(ti), G. PI. pära (urg. *p(i/zoi)i, idg. '"tofsom)^ D. PI.
pxiH, (urg. ^paimiz).
Anm. Zu dem Stamme pn- gehört auch das Adverb pui^ so
(§ 196).
2. Durch Anfügung einer hinweisenden Partikel -sc (got.
sai 'ecce') an den einfachen Denionstrativstamm pa- entstand
ein erweitertes Demonstrativpronomen:
pcs, peos, pis dieser, diese, dieses.
Ursprünglich wurde nur der erste Bestandteil pa- flektiert; die
angefügte Partikel -se, im Altenglisclien zu -*■ verkürzt, blieb unver-
ändert, wie z. B. noch peos N. Sg. F. {peo -\- se), päs A. Sg. F., N. A.
PI. {pä-]-se)] später aber betrachtete man in den meisten FoYiücn pis-
als Stamm, an den die gewöhnlichen Endungen der pronominalen De-
klination antreten, z. B. A. Sg. M. pi.-!-iie. Dabei wird .^ -j- /■ in der
Regel zu s^ assimiliert, z. B. G. D. Sg. F. pisse für pisre, G. PI. pissd
für pisra, wofür später wiederum a,uch. pfssere, pissera sich findet, ebenso
auch pisses, pissum für pises, pistmi.
b)
ae. pes, peos,
pis dieser, diese.
dieses
Sg.
Mask.
Fem.
Neutr.
PI.
M. F. N.
N.
pes
peos
pis
N.
päs
G.
pises, pisses
pisse
pises, pisses
G.
pissa
D.
pisum, pissum
pisse
pisu Dl, pissum
D.
pisiim, pis.^niii
A.
pisne
päs
pis
A.
päs
I.
Pys
Py'^
3. Auf dem Stamme urg. ^^jöna^ *Jena, *jaina, got. ^jain
beruht die vereinzelte Form: geönre D. Sg. F. (fö geönre hyrlg
zu jener Stadt) sowie das Adverbium geönd dort, dorthin
(§ 196) und die Präpositionen geönd durch, hindurch hc-
geöndan jenseits (§ 197).
4. Auf dem Demonstrativstamme */rt- beruhen die Ad-
verbia: heonan von hier, her hier, liider hierher (§ 196),
nach Kluge vielleicht auch gyt noch (aus *jau hü; vgl. got.
und hita bis jetzt).
5. Aus dem Stamme H- (lat. l-dein eben derselbe) ist
abgeleitet das Identitätspronomen:se üca derselbe {'■'l-lica),
das stets mit dem Artikel verbunden ist und daher nach
der schwachen Adjektivdeklinatiou flektiert wird: sä ilm,
S 147—149] Eelativ- und Interrogativpronomina.
259
derselbe, .seo ike dieselbe, pget iice dasselbe, l)fps, psere, pees
ilcan etc. Vgl. noch das Adv- ae J-dseges an demselben
Tage, i-sldefi sofort.
6. Ae. seif, sijlf 'selbst' kann sowohl stark als schwach
flektiert werden, z. B. God seif Gott selbst, ic selfa ich selbst,
Imrh nie selfne dnrch mich selbst. Besonders wird es zur
Verstärkung dem reflektivisch gebrauchten Personalpronomen
beigefügt, jz. B. ic me seif r/ewäf ich begab mich selbst etc.
woraus sich später die Reflexivpronomina entwickelt
haben (§ 320).
In Verbindung mit dem Artikel se selfa, sco sylfe, Jmt
sylfe heißt es: 'eben dieser', später 'ebenderselbe'.
§ 148. Relativpronomina.
Ein eigentliches Relativpronomen fehlt im Alteng-
lischen. Die relative Anknüpfung kann bezeichnet werden
durch die indeklinable Rclativpartikcl pe 'da', oder es tritt
an Stelle des Relativpronomens das Demonstrativpronomen
st, seo, jmt der, die das (§ 147, a), auch in Verbindung mit
der Rclativpartikel pe, also : se pe, seo pe^ pset pe oder psette
der da, die da, das da.
Es kann auch die Relativpartikel pe mit einem folgen-
den Personalpronomen das fehlende Relativpronomen ersetzen:
also pe IC der ich, ich der ich, pe pä der du, pe hP der,
welcher, pe Ins dessen, pe Itim dem etc.
§ 149. Interrogativpronomina.
1. Von dem Stamme idg. h^'o-, gr, no-, lat. quo- ist das
substantivische Fragepronomen ae. hwä wer (urg.
'''xwaz, lat. quis), htvset was (urg. *xii-at, lat. quod), hergeleitet,
das keine besondere Form für das Femininum und keinen
Plural hat. Die Flexion entspricht der des einfachen
Demonstrativpronomens, also:
Zu demselben Stamme gehören
die Instruinentalformcn: hicy, Juri
wodurch? warum? for hwon, tö
hinoti warum y wozu? und das
Adverb hä (*/««'ö) wie?,.(§ 19G).
17*
Mask. 'wer?'
Neutr. 'was?'
Hg. N.
hwä
htvset
G.
hwees
hweei^
D.
hwieni, hwcun
htvsein, hiräin
A.
hwone
hwset
260 Altenglisch. [§ 149, 150
2. Aus dem Stamme idg. *ä;^o-^ urg. ''%ica- unter An-
fügung des Komparativsuffixes idg. *-tero-, urg. *-pera- ist
entstanden das adjektivische Fragepronomen ae.
hiveeder 'welcher von beiden* (urg. *;^waj><='rrt.2, gr. 7iö%£Qog,
lat. uter), das nach der starken x4.djektivdeklination flektiert
wird, also G. Sg. hwaeäres, Invdederre, hivsectres etc.
3. Aus dem Stamme idg. '"^hyo-, urg. */«y;a- in Verbindung
mit dem Adjektivum urg. ^-Uka.z 'gleich' entstand das ad-
jektivische Fragepronomen ae. htvelcj hwilc welcher, wie
beschaffen (^''hiva-Ur, *hivi-Uc), welches ebenfalls als starkes
Adjektivum flektiert, G. Sg. hicelces, hivelcre, hicelces etc.
§ 150. Pronomina indefinita.
Vgl. Einenkel, Das englische Indeiinitum. Anglia 26, 461 — 572.
27, 1—204.
1. lu Bedingungssätzen können die Interrogativpronomiua
hivü, hu'set; JuaiecPr; Incdc, hwilc auch als Indefinita mit der
Bedeutung 'irgend wer', 'irgend einer von beiden', 'irgend
welcher' gebraucht werden ; z. B. gif Inrä päs böc awrlfan
wilc 'wenn jemand dies Buch abschreiben will'.
2. Als unbestimmtes Pronomen 'irgend einer' gilt ae.
.mm, sumu, siwi, das wie ein starkes Adjektivum flektiert wird
(§ 130, a) und sowohl substantivisch als adjektivisch gebraucht
werden kann.
3. Wie im Deutschen wird auch das Subst. man als un-
bestimmtes Pronomen 'man' gebraucht.
4. Das Zahlwort (hi 'einer" kann ebenfalls als unbestimmtes
Pronomen 'irgend einer' gebraucht werden und bildet dann
einen Plural: äne, eene 'einige' (§ 142, 1).
Durch Vorsetzung der Negation hc vor das Zahlwort ä»
'einer' entsteht: ikui 'keiner', das wie (In (§ 142, 1) flektiert
wird.
5. Von an, nä» sind abgeleitet: feirig 'irgend einer', lat.
'hUks — neenig 'keiner', lat. 'iiuJlns, ebenfalls nach der starken
Adjektivdeklination (i> 130, d) flektiert, sowohl substantivisch
als adjektivisch gebraucht.
8 1501 Pronomina indefinita. 261
6. Durch Verbindung des Praefixes ä-, ö- (got. aiw, aiiva
'je, immer') mit dem Subst. tvihf, wnhf 'Ding' entstehen die
substantivischen Indefinita:
fav'ihf, öwiht, (uinihf, öwnhf, (Vit, öJif 'irgend etwas', lat.
'aliquHr — näwlht, nöicihf, nfiiünhf, nöwiihf, i/äJif, nöht 'nichts',
'nihiV, wofür auch nän piiig stehen kann;
ebenso aus ä + hceedcr: ähwdedrr, ö-liicsecler-, ätrder, öivder
einer von beiden (lat. alferufo) — nähwseder, nöhweeder,
näu'der, nöu-dcr keiner von beiden (lat. neufer).
Ebenso gebildet ist das x^dverb ähtceer, äiver überall.
7. Aus den Fragefürwörtern hweef, hivelc entstehen un-
bestimmte Fürwörter durch Anfügung des vcrallgeraeiuernden
indeklinablen -hivega, -Jiivvgii:
JnvsethutKju was auch immer, irgend etwas,
huelcliicngu wer auch immer, irgend einer; ebenso
8. durch Vorsetzung von nat 'ich weiß nicht' (§ 191):
nät-hivä ich weiß nicht wer, irgend wer;
Häf-hirelc ich weiß nicht welcher, irgend welcher;
y. durch Vor- und Nachstellung der Konjunktionen
sirä . . . S'wä 'so . . . Avie' (got. swä . . . i^we):
swä htvä S'wä wer auch immer (lat. quicnnque),
.sivä Jiivset liwä was auch immer (lat. quodcunque),
■sirä hwelc sivä welcher auch immer (lat. qualiscnnqnc),
sivä hwdeder swä wer von beiden auch immer (lat. ufcr-
cniique),
10. durch Vorsetzung der Praciixe gc- (lat. -que) oder
wg (*ft + gi-):
gchwä, seghwä wer auch immer, ein jeder (lat. quisque),
gehvllc, wghwilc welcher auch immer, jeder,
gcJtWrKder, fpgJnrfTdcr jeder von beiden (lat. iifcrqne).
Ebenso sind gebildet die Adverbia: grhwm; äeghicser
überall (lat. iibique).
11. Das indefinite Pronomen wie jeder, das wie ein
starkes Adjektiv (§ V60, b) flektiert wird, ist herzuleiten aus
demselben Praefix wg- in Verbindung mit dem Adjektiv -Uc
(*eeg-Uc aus ■"ä-gl-Uc) 'jeglich'.
262 Altenglisch. [§ 150, 151
12. 'So beschaffen' heißt ae. sirelc, sirllc (aus "^swa-lic,
got. swaleiks), oder pysUc, JmsUc (Jjhs + llc), auch mit Assi-
milation von sl zu 11: pi/lUc, puUlc.
Das altenglische Verbum.
Vgl. Sweet, NEG§ 1177— 1493 — Wyatt, § 63—96 - Cosijn,
Abr. § 165-208 — Sievers, AG § 35U-430; Abr. § 86-108 — Kluge,
PGrdr.2, p. 429-452. 1067—1070 — Dieter, § 180—217. 254—268 —
SokoU, § 323-413 — Streitberg, UG § 190-223 — Brugmann,
KVG § 621-816.
A. TempTisbildnng.
§ 151. Das germanische Yerbnm.
Das germanische Verbum steht an Formenreichtum dem
lateinischen und griechischen und dem der übrigen indo-
germanischen Sprachen erheblich nach.
Nur das Gotische besitzt neben dem Aktivum noch
die Ueberreste eines Passivums, welches der Form nach
mit dem griechischen Medium identisch ist. In den übrigen
altgermanischen Dialekten ist das Passivum untergegangen.
Eine Spur davon findet sich aber im Altenglischen noch in
der Form hätte ich heiße, werde genannt, PI. hätton (got.
haitada). Die altnordischen Sprachen haben sich später durch
Verschmelzung des Reflexivpronomens sik mit dem Verbal-
stamm ein Medium neu gebildet, z. B. bajja-sk sich baden,
büa-sk sich bereiten; vgl. die Lehnwörter ne. hask sich sonnen,
me. busken sich anschicken. Im Aitenglischen wurden die
fehlenden Formen des Passivs durch die Hülfszeitwörter beoti,
wesüH, 'sein', seltener iceoräan 'werden' in Verbindung mit
dem Participium Praeteriti, das in der Eegel seine passivische
Bedeutung gewahrt hat, umschrieben.
Auch in der Bildung der Zeiten sind die germanischen
Sprachen weit ärmer als ihre indogermanischen Schwester-
sprachen. Während z. B. im Griechischen die meisten Verba
^ 151] üas germanische Verbum. 263
sechs verschiedene Zeiten bilden konnten: Praesens, Imper-
fektum, Perfektura, Plusquamperfektum, Aorist und Futurum,
ist in den germanischen Sprachen das Futurum ganz verloren
gegangen und an Stelle der vier verschiedenen Zeiten der
Vergangenheit tritt eine einzige, das Practeritura, welches
der Form nach bei einem Teile der Verba dem idg. Perfek-
tura, bei einem andern dem zusammengesetzten griechischen
Aorist auf -d-7]v entspricht. Das Praesens ist auch im
Germanischen geblieben und vertritt zugleich in der ältesten
Zeit das fehlende Futurum, das später durch Umschreibung
— ae. sculan, später shall und will mit dem Infinitiv —
gebildet wird. Da das ursprüngliche Perfektura die Be-
deutung eines Praeterituras angenommen hat, wird zur Be-
zeichnung der vollendeten Handlung in den germanischen
Sprachen ein Perfektum durch Umschreibung — ae. habbaii
'haben' mit dem Part. Praet. z. B. he hee/]) hiiie qefundenne
er hat ihn gefunden — neu gebildet.
Von den verschiedenen Modis sind im Germanischen
noch drei erhalten: der Indikativ (im Praesens und Praeteri-
tum), der Optativ, gewöhnlich Konjunktiv genannt (eben-
falls im Praesens und Praeteritum) und der Imperativ (nur
im Praesens). Der idg. Konjunktiv, der z. B. im Griechischen
noch neben dem Optativ besteht, ist im Germanischen ver-
loren gegangen.
Die Zahl der Verbalnomina war in den anderen indo-
germanischen Sprachen, z. B. im Griechischen ziemlich groß,
da mit Ausnahme des Imperfekts und Plusquamperfekts jedes
Tempus einen besonderen Infinitiv und ein besonderes Parti-
cipium bilden konnte. In den germanischen Sprachen aber
gibt es nur einen Inf initiv des Praesens, ein Partici-
piura des Praesens und ein Participium des Praeteri-
tum s, letzteres mit passivischer oder intransitiver Bi'deutung.
Von den drei Numeris des Indogermanischen: Singular,
Dual und Plural, ist der Dual ira Gotischen noch erhalten;
die übrigen Sprachen aber unterscheiden nur Singular und
Plural.
264 Altenglisch. [§ 151
Die drei verschiedenen Personen des Singulars und
Plurals waren auch in den germanischen Sprachen ursprüng-
lich durch besondere Endungen voneinander geschieden. Im
Alten glischen aber gilt im Praesens sowohl wie im Praeteri-
tum für alle drei Personen des Plurals eine gemeinsame
Endung und zwar die der 3. Person des Plurals.
Man teilt die indogermanischen Verba zunächst nach der
Art des Verbalstammes ein in Wurzelverba und abgeleitete
Verba oder primäre und sekundäre Verba. Der Stamm
der ersteren war von alters her ein Verbalstamm, geht also
direkt auf eine Wurzel zurück, z. B. ae. heran tragen {""her-,
idg. "^bher-); der Stamm der letzteren ist durch Ableitung
aus einem Nominalstamm (z. B, ae. dwlan teilen aus *daili-
Teil) oder einem ursprünglichen Verbalstamm (z. B. ae. settan
setzen, Kausativ zu sitfan sitzen) gebildet; sie werden daher
auch Denominativa und Deverbativa genannt. In den
germanischen Sprachen fallen die primären Verba in der
Regel mit den sog. starken, die sekundären mit den sog.
schwachen Verben zusammen, doch sind auch manche primäre
Verba in die schwache Konjugation übergetreten.
Nach der Art der Anfügung der Flexionsendungen an
den Verbalstamm unterscheidet man Verba mit Binde-
vokal (thematische Verba) und Verba ohne Binde-
vokal (athematische Verba). Die ersteren schieben
zwischen den eigentlichen Verbalstamm und die Flexions-
endungen im Praesens (und starken Aorist) einen Bindevokal
ein, während bei den letzteren die Endungen unmittelbar an
den Stamm antreten. Da bei den ersteren die 1. Sg. Praes.
stets auf -ö, bei den letzteren stets auf -ml ausging, nennt
man die ersteren gewöhnlich die Verba auf -o, die letzteren
die Verba auf -nii. In den germanischen Sprachen sind
von den Verben auf -/;// nur noch wenige Reste erhalten
(§ 192); die große Masse der germanischen Verba gehört
zu den Verben auf -ö.
Man teilt die indogermanischen Verba ferner nach der
Art der Bildung des Präsensstammes, der von dem
einen Verbalstamme sich vielfach durch Anfügung oder Ein-
^ 151 1 Das germanische Vcrbum. 265
fügung kousonantisclier Elemente, n, t, xh, j ii. s. w. uuter-
scheidet, in mehrere Klassen ein. In den germanischen
Sprachen aber ist der Unterschied des Praesensstammes von
dem reinen Verbalstamme zum größten Teile wieder aus-
geglichen, indem die Erweiterungen desselben mit wenigen
Ausnahmen (z, B. ae. standaii stehen, Praet. f<töd; weacnan
Avachen, Pt. u-öc und die Verba mit /-Praesens: ae. hiddaa
bitten {^hid-j-an), Praet. bmd, macian machen (^inaA-ö-j-rni),
Praet. macöde etc.) im Praeteritum beibehalten werden (z. B.
diQ. frig-n-an fragen, Praet. /ra?^>^). Für die germanischen
Verba ist darum die Einteilung nach Praesensklassen gegen-
standslos geworden; es genügt, die abweichenden Praesens-
bildungen, soweit sich dieselben noch erhalten haben, gelegent-
lich zu erwähnen.
Für die weitere Einteilung der germanischen Verba
kommt vielmehr hauptsächlich in Betracht die Verschieden-
heit in der Bildung des Praeteritums unddesParti-
cipium Praeteriti. Diejenigen Verba, deren Praeteritum
dem Perfektum der übrigen indogermanischen Sprachen ent-
spricht, nennt man starke Verba, und zwar ablauten de
starke Verba (§ 152 — 158), wenn das Praeteritum durch
Ablaut des Wurzelvokals (s. u. § 152) sich vom Praesens
unterscheidet, reduplizierende starke Verba (§ 159 — 108),
wenn das Praeteritum in älterer Zeit durcli Vorsetzung einer
Reduplikationssilbe vor den Verbalstamm gebildet wurde.
War in letzterem Falle auch Ablaut des Wurzelvokals vor-
handen, so nennt mau die betreffenden Verba ablauten d-
reduplizierende (§ 166 — 168).
Diejenigen Verba, deren Praeteritum durch Anfügung
der Ableitungssilbe urg. '*-dö?H, ae. -d(^ gebildet wurde, ent-
sprechend dem griechischen Aorist Passivi auf -^//i', nennt
man schwache Verba (§ 169—174).
Die starken und die schwachen Verba unterscheiden sich
zugleich in der Bildung des Participium Praeteriti:
Erstere bilden das Part. Praet. durch das Suffix idg. -ho-,
urg. *-na-, ae. -//, letztere durch das Suffix idg. -fo-, urg.
'*-da-, ae. -d (vgl. gr. -zog, lat. -tus). Wie bereits erwähnt
266 Altenglisch. [§ 151, 152
(s. 0. S. 264), sind die starken Verba in der Regel Wurzel-
verba, die scliwaclien zum größten Teil abgeleitete Verba.
Eine gesonderte Betrachtung erfordern die sogenannten
Praeter ito-Praesentia, d. b. Verba, deren nach der
starken Konjugation gebildetes Praeteritum im Germanischen
Praesensbedentung angenommen hat und die nunmehr das
fehlende Praeteiitum nach Art der schwachen Konjugation
bilden (§ 191), sowie die wenigen Reste der Verba auf -mi
(§ 192).^
Die starken Verba des Altenglischen.
Die ablautenden Verba.
§ 152. üilduiig des Ablauts. Einteilung der ablautenden
Verba.
Das Praeteritum der starken Verba wurde entsprechend
dem idg. Perfektum ursprünglich in allen Fällen durch Vor-
setzung einer Reduplikationssilbe, bestehend aus dem an-
lautenden Wurzelkonsouanten und einem kurzen Vokal, gc-
wöhnlxh e, vor den reinen Verbalstamm gebildet. Dab'ji
trug vor der urgermauischen Akzentverschiebung (§ 52) im
Sg. Praet. die Reduplikationssilbe, im PL Praet. die Endungs-
silbe den Hauptton des Wortes, während im Praesens in der
Regel die Wurzelsilbe selbst betont war. Auch im Part.
Praet. auf idg. -no-, urg. -na- herrschte Suftixbetonung. In-
folge dieser verschiedenartigen Betonung der Verbalformcn
bildete sich allmählich eine gewisse Abstufung des Wurzel-
vokals, der sog. Ablaut heraus. So entspricht z. B. dem
im Praesens betonten Wurzelvokal e (Normal stufe) im
Sg. Praet., in dem der Hauptton auf der Reduplikationssilbc
ruhte, idg. o, urg. a. In dem suffixbeto.iten PI. Praet. und
Part. Praet. wurde der Wurzelvokal zu <f reduziert oder er
fiel ganz ab. So erhalten wir die Schwundstufe <', —
gegenüber der Vollstufe idg. urg. r; idg. o, urg. a.
Folgte auf den Wurzelvokal ein einfacher Konsonant, so fand
in der Schwundstufe im PI. Praet. Kontraktion der verkürzten
§ 152J Einteilung der ablautenden Verba. 267
Wurzelsilbe mit der vorhergehenden Reduplikationssilbe statt,
als deren Resultat sich die Wurzelsilbe mit gedehntem Vokal
idg. e, urg. m, wg. ä ergab. Im Part. Praet. fiel der Wurzel-
vokal ebenfalls aus; doch wird hier vor Muta oder Spirans
zur Erleichterung der Aussprache ein e eingeschoben. Ein
folgendes l, r, m, n wird nach Ausfall des Wurzelvokals
silbisch (§ 46) und ergiebt urg. ul, iir, um, un, das vor dem a
der Endung in ol, or, oni, on übergeht (§ 54, r). Folgte auf
den Wurzelvokal l, r, m, n + Kons., so wurde die Liquida
oder der Nasal ebenfalls silbisch und ergab im PL Praet.
urg. ul, nr, um, nn, im Part. Praet. wegen des a der Endung
ol, or (§ 54, r), um, un + Kons. (§ 54, q). War der Wurzel-
vokal e im Praesens mit folgendem i, u zu den Diphthongen
idg. ei, eu, urg. 7, eu verbunden, so ging derselbe im Sg.
Praet. in idg. ol, ou, urg. ai, au über. In der Schwundstufe
(PI. Praet. und Part. Praet.) aber erscheint nach Ausfall
des Grundvokals einfaches i, u als Träger der Silbe. Im
Part. Praet. ging letzteres wegen des a der Endung in o
über (§ 54, r).
Da nun sowohl der Singular als der Plural des Praeteri-
tums durch diese Vokalabstufung von dem Praesens hin-
reichend unterschieden war, so fiel die Reduplikationssilbe
auch in denjenigen Formen, in denen sie nicht durch Kon-
traktion beseitigt wurde, ab, und es blieb als charakteristisches
Merkmal der Bildung des Praeteritums allein der Ablaut
übrig. Nach obigen Ausführungen erhalten wir nun für den
Praesensvokal e je nach der Beschaffenheit der darauf
folgenden Laute fünf verschiedene Ablautreihen, zu denen
als sechste noch hinzukommt eine Reihe, deren Praesens-
vokal a vor einfacher Konsonanz ist, während im Sg. und
PI. Pt. dafür 6», im Part. Praet. wieder a erscheint. Da urg.
a aus idg. a und o (§ 54, a, b), urg. ö aus idg. ä und ö
(§ 54, u. v) entstanden ist, mögen in dieser sechsten ger-
manischen Ablautreihe ursprünglich verschiedene Formationen
zusammengefallen sein, die sich jetzt nicht mehr scheiden
lassen.
268
Altenglisch.
[§ 152
Die sechs Klassen der ablautenden Verba (§ 158—158)
haben danach im Urgermanischen bczw. Westgermanischen
folgende Vokale:
PraesensTokal
Voll stufe: ! Schwundstufe:
Praes. Sg. Praet.j PI. Praet. Part. Praet.
I. (' vor einf. Muta oder
Spirans (ae. iiietan)
II. f vor einf. Liqu. od. Na-
sal (ae. heran, niman)
III. (' vor Liqu. oder Nasal
+ Kons. (ae. helpan,
h/iidaii)
IV. (■ 4" / (ac. r'idan)
V. e -f- H (ae. heoäan,
hrücan)
A. ^-Reihe:
e
a (idg. o)
(t (idg. o)
a (idg. o)
i (idg. ei) j«/(idg. o/)
e», n j«».(idg.o«)
B. «-Reihe:
VI. (/ vor einf. Kons. (ae. a 1 ö
faraii) , \\
wg.a (urg. SP,
idg. e)
wg. rt (urg.*,
idg. c)
Anm. 1. Vorstehende Anordnung der sechs Klassen der ablautenden
Vcrba, die mir am zweckentsprechendsten zu sein scheint, folgt derjenigen
EinteiluDg, die Streitberg (UG. p. 79 ff.) hei Besprechung des idg. Ablauts
im Germanischen vorgeDommeu und die auch Zupitza im Glossar zu seinem
Alt- und mittelenglischcn Febungsbuch zu Grunde gelegt hat, nur daß
letzterer die drei ersten Klassen zu einer einzigen zusammenfaßt (I'i, P,
Ic), im ganzen also nur vier Ahlautreihen ansetzt. Früher (vgl. z. B.
Schade, Paradigmen zur deutschen Grammatik, p. (38) stand Klasse III
(der obigen Einteilung) vor I. II, Klasse VI vor IV. V,. also: I. heJinm,
hindan — IL nietan — III. heran, iihiutn — IV. faran — V. rldaii —
VI. heodan, hrücan. Bei Sievers und anderen stehen Klasse IV. V am
Anfang und die Klassen IL Ill^siadjiingestellt, also: I. rJdan — IL heodan,
hrücan Hr III. nietan —f- IV. hei pat
V. heran, niinan — Yl.farai
Anm. 2. Der Ablaut des ursprünglichen Wurzelvokals kommt in
den germanischen Sprachen nicht bloß in der Tempusbildung der ab-
lautenden Verba, sondern auch bei der Ableitung von Substantiven und
Adjektiven von Verbalstämmen in Betracht. Das nähere hierüber ge-
hört aber in die Wortbildungslehre.
§ 153] Ablautende Verba (1. Klasse). 269
§ 153. Erste Klasse der starken (ablantenden) Verba.
(wg. (' — a — (1 — (').
Pracscnsvokal war urg. c vor einfachem Verschluß- oder
Reibelaut, das im Sg. Praet. zu a (idg. o) abgelautet ist. Im PI.
Pract. erscheint idg. r (urg. *, wg. ä), das aus der endungsbetonten
reduplizierten Form des Verbums durch Kontraktion der Eeduplikations-
silbe mit der schwundstufigen Wurzelsilbe zu erklären ist; vgl. Streitberg,
UG § 96; Dieter, § liU, Sokoll, § 392, c. Im Part. Praet. ist urg. e für idg.
schwundstufiges e eingetreten (s. o. S. 267).
Im Altenglischen bleibt urg. e im Praes. und Part. Praet. unver-
ändert; urg. (/ im Sg. Praet. wird nach § 57, i zu ee; wg. ä im PI. Praet.
nach § 59, d zu «. Wir erhalten also als Ablautreihe:
1. f — SB — ee — e,
z. B. metan messen — mM — tiideton — mefen (a).
a) Ebenso: s/refan schlafen, icefan weben, cuedan kneten, tralan
treten, le--<an lesen, sammeln, goiesan genesen, Apreaoi sprechen, in-i'can
rächen, verfolgen, wegan tragen.
Anm. 1. Im Inlaut ist /J s stimmhaft, im Auslaut stimmlos, also:
irejhn [v] — ireef [f] — iceefon [v] — icefen [v] und genesun [z] —
genees [s] — genäeson [z] — genesen [z].
Anm. 2. Ueber hrecun brechen, drepun schlagen vgl. § 154, Anm. 1.
lu dem Verbura efan essen steht auch im Sg. Praet. m
statt cB, wahrscheinlich infolge von Kontraktion des Redu-
plikationsvokals mit der vokalisch beginnenden Wurzel (b).
b) etan essen — eet — äton — eten ; ebenso: fretan fressen (got.
fra-itan).
Weitere Veränderungen traten im Altenglischen ein
durch 'grammatischen Wechser (§ 76), wobei überdies J), s
im Inlaut zwischen Vokalen stimmhaft wird (§ 86, b. 87, b)
(c, (1), durch Brechung von e zu eo, ae zu ca vor gutt. h [x\ und
durch Ausfall des h zwischen Vokalen und darauffolgende
Kontraktion (§ 57, n. 62, i) (d) oder durch den Einfluß eines
stammanlautenden palatalen g (§ 57, s. 59, g. 62, n) (e).
c) cweäan sprechen — ciccep — civeedon — cireilen und iresan [z]
sein — «-«.s- — wBRron — (Part, fehlt); aber nicht lesan, gene.^an, s. 0.
unter a.
d) neon sehen {^■s-eoh(inJ((n, got. ,<fmhvan) — seah — fssegon oder
■•iäfcon — gelegen oder gesetcen; geffon sich freuen {^gefcohan) — gefeah
— gi'feegon — fl'^frö''*'' ! pleon wagen ~ jjleaJi.
270 Altenglisch. [§ 153, 154
e) g/'efan {gifan, gi/fioi) geben — geaf — gcäfon — p/pfo} {ßifc»,
gi/fen;) ebenso ftiefan {gitcm, ggta») erlangen.
Es gehören hierher endlich einige alte,/-Praesentia, die
sämtlich i als Praesensvokal haben, da auch idg. e vor j in
/ übergegangen ist (§ 54-, k). Der einfache auslautende
Konsonant wurde durch/ geminiert (§ 77), während./ selbst
abfiel. Wir erhalten also hier die Eeihe:
/ (vor Doppelkonsonant) — w — se — e (f).
f) hiddan bitten {*hid -j-a») — bsed — hsedon — heden ; f^ittan
sitzen (*!<ef-j-an) — s^t — sMfon — seten; Ucg{e)an liegen {^leg-j-cu))
— Jeeg — läegon neben lägon (§ 59) — gelegen; picgean ergreifen —
peuh oder ^ä/i — peegon — gepegen; fncg{e)an fragen.
§ 154. Zweite Klasse der starken (al)laiiteiicleii) Verba.
(wg. e — « — ä — o).
Praesensvokal war urg. v vor einfaclier Liquida oder
Nasalis, das im Sg. Praet zu a (idg. o) abgelautet ist. Im PI. Praet.
steht hier, wie in der ersten Klasse, der durch Kontraktion entstandene
lange Vokal idg. e, urg. ee, wg. ä: im Part. Praet. aber ist vor silbisch
gewordenem ?, r, )n, » im Urgermanischen h eingetreten, das wiederum
wegen des ursprünglich folgenden a in o überging (§ 5-1, r).
Im Altenglischen wird a) vor einer Liquida urg. a zu le (§ 57, i),
wg. ä zu ee (§ 59, d), b) vor »i urg. e zu / (§ 62, d), urg. a zu a, o
(§ 57, g), wg. ä zu ö (§ 59, c), urg. o zu v (§ 67, e), doch dringt, wohl
nach Analogie von Klasse VI, ö aus dem PI. Praet. auch in den Sing. ein.
Wir erhalten also als Ablautreihen:
IIa) vor Liquida: e — m — se — o,
z. B. heran tragen — beer — häeron — hören (a).
a) Ebenso: terun zerreißen, helan hehlen, stelan stehlen.
Anm. 1. Auch brecan brechen — hrsec — hreecoii — hrocen und
drepaii schlagen — drsep — drsepon — dropeit neben drepen haben, wohl
wegen des vorhergehenden r, im Part'. Praet. urg. v, ae. o, obwohl sie
eigentlich zu Klasse I gehören.
Nach anlautendem palatalen sc wird e zu ie (§ 62, n),
« zu ea (§ 57, s), « zu eä (§ 59, g) (b).
b) xcierau scheeren — (scserj sceur — (scäeron) sceäron — aroven.
IIb) vor ni: i — a, ö — ö — u,
z. B. niman nehmen — nam, nenn — nönwn — nnwen (c).
c) Ebenso das im Praesens ursprünglich endungsbetonte und daher
schwundstufige ctuHan kommen (^kimiäii) — (-(irJatH, r(ir)<'>in — c(tr)ö)iioii
— Climen oder mit Umlaut: ct/inen.
§ 155] Ablautende Verba (2. 3. Klasse). 271
§ 155. Dritte Klasse der starken (ablautenden) Yerba.
(urg. e, i — a — ii — o, u).
Praesensvokal war urg;. cvor zwei Konsonanten und zwar
entweder vor Nasal -j- Kons., in welchem Falle es schon im Urgermanischen
zu i weitergebildet wurde, oder vor //, I, r -\- Kons, oder vor Verschluß,
laut oder .* + Kons. Im Sg. Praet. ist e auch hier zu a (idg. o) ab-
gelautet; im PI. Praet. erscheint, der Schwundstufe entsprechend, urg. u
aus silbenbildendem ^, r, y», », ebenso im Part. Praet. ; doch ist dort nur
vor Nasal + Kons, n geblieben, vor anderen Konsonanten ist es nach
§ 54, r in 0 übergegangen.
Im Altenglischen nahm diese Ablautreihe, je nach der Beschaffen-
heit der folgenden Konsonanten, eine verschiedenartige Entwickelung:
a) Vor doppeltem Nasal oder Nasal + Kons, blieb urg. / im Praes.,
urg. u im PI. Praet. und Part. Praet. unverändert, urg. a im Sg.
Praet. aber wurde nach § 57, g zu kurzem, offenen o, geschrieben </, o.
b) Vor gutturalem h [%\ -\- Kons., vor r 4" Kons, und vor /(-, Jh wurde
urg. e im Praes. zu eo (§ 62, h. k. 1), urg. a im Sg. Praet. zu ea diph-
thongiert (§ 57, n. p. q). c) Vor II, Ip, If, If, lg wird zwar auch urg. a
im Sg. Praet. zu ea gebrochen (§ 57, p), im Praes. aber bleibt urg. e
unverändert (§ 62, Anm. 7). d) Vor Verschlußlaut oder Spirans + Kons.,
also in geschlossener Silbe, wird urg. a im Sg. Praet. zu ae (§ 57, i).
Wir erhalten demnach folgende vier Ablautreihen:
III a) vur Nasal + Kons.: i — a, o — u — u,
z. B. hindan biDden — band, band — bundon — bunden (a).
a) Ebenso: sirimman schwimmen, gelimpan sich ereignen, dinihan
klimmen, onglmicm beginnen, linnan aufhören, spinnan spinnen, ivinnan
arbeiten, kämpfen, Jindmi finden, gn'ndan mahlen, n-indun winden, drincan
trinken, xcrincan verdorren, .^incun sinken, siincan stinken, >^ivincan sich
abmühen, dingan sich zusammenziehen, rr'mgan (im Kampfe) fallen,
hri'ngcm läuten, singan singen, springan springen, athigan stechen, smngan
schwingen, pringan drängen, vringun auswinden. Mit Metathesis des /■:
i'rnan, iernan rinnen — am, orn — tirnon — urnen [^rinnan — '"rann,
ronn — *ritnnon — '"rtcnnen), hiernan brennen — harn, hörn — hurnon
— burnen.
Anm. 1. Zvi ßndan gibt es auch ein schwaches Praet. funde.
Illb) vor h [x\, r + Kons, oder vor Ic^ Ih: eo — ea — u — o^
z. B. feohtan fechten — feaht — fuhton — fohten,
tveorpan werfen — tvearp — ivurpon — tvorpev,
meolcan melken — mealc — inidcon — fiiolcen (b).
272 Altenglisch. [§ 155, 156
b) Ebenso: ceorfan kerben, schneiden, .■iceorfan schürfen, sfeorfan
sterben, hireorfan sich wenden, smeortan schmerzen, heorcan bellen,
siccorcan dunkel werden, heorgan bergen — seoJcaii erschlaffen.
In zwei Verben, deren Stamm auf m ausgeht, erscheint
als Praeseusvolcal schwundstufiges h (aus silbisch gewordenem
idg. r), für vollstufiges c resp. ro, was auf ursprüngliche
Suffixbetonuug hindeutet (c),
c) Diiirnan trauern — tiieani — nmrnon — iinirnen ; ebenso: spniixi)),
.^ponmu mit Füßen treten.
Weitere Veränderungen traten im Altenglischen ein
durch 'grammatischen Wechsel" zwischen Jj und d, h und //
(§ 76, d), wobei überdies J) im Inlaut vor Vokalen stimmhaft
wird (d) und h vor Vokalen unter Ersatzdehnung ausfällt (e).
d) ireortan werden — icearp — inirdon — worden.
e) feolan gelangen {^feolhan) — feaJh — fidgon (selten; gewöhnlich
feelo») — föleu.
III c) vor 11, Ip, If, U, Jf/: e — ea — ?/ — o,
z. B. htdpan helfen — licalp — hulpoii — holpen (f).
f) Ebenso: hellan bellen, .f/re/lan schwellen, ddfun graben, melfaii
schmelzen, .-orrlfan sterben, helr/ati zürnen, swelgun verschlingen.
Nach anlautendem palatalen (j wird e zu ie (§ 62, n) (g) :
g) gieldan, gi/Idan vergelten — geciJd — giddon — golden; ebenso:
giellan gellen, gielpan prahlen.
Illd) vor g, s + Kons.: r — de — n — o,
z. B. hregdaii schwingen — hreegd — hriigdon — hrogden (h).
b) Ebenso : stir-gdan streuen, aber auch mit Ausstoßung des g und
Ersatzdehnung (§ 62, c. 57, m. 69, c. 67, c) : birdan — hried — hrüdon
— hröden, ebenso: slt-edan etc. Mit Metathesis des r: ftersto» bersten —
haer.^t — hurston — horsten {^hreMan etc.), perscan dreschen {*])rescan).
Vor gii steht wegen des folgenden Nasals im Praesens /
für (', im Part. J^raet. u für o (i) :
i) {ge)friguan erfragen — {ge)friegn — {ge)frtignon — {ge)frugnen,
auch mit Ausfall des g und Ersatzdehnung {ge)fnnan — {ge)frän —
{ge)früvon — {ge)frünen.
§ 156. Vierte Klasse der starken (ablautenden) Verba.
(urg. 7 — (ü — / — /).
Praesensvokal war idg. e -\r i vor einfachem Konsonanten,
das im Sg. Praet. zu idg. o + / ablautete. Im Urgermanischen wurde
idg. ei zu i (§ 54, 1), idg. oi zu ui (§ 5i, d). In dem suftixbetonten PI.
§ 156, 157] Ablautende Verba (4. 5. Klasse). 273
Praet, und Part. Praet. schwand der ursprüngliche Wurzelvokal, und es
blieb idg. und urg. /.
Im Altenglischen blieb urg. 7 im Praes. und / im PL Praet. und
Part. Praet. unverändert; der Diphthong «/ im Sg. Praet. wurde zu ä
vereinfacht (§ 60, a). Wir erhalten also die Ablautreihe:
IV. l — ä — / — /,
z. B. ivritan schreiben — ivrät — writon — ivrifeu (a).
a) Ebenso: gripan greifen, clifau kleben, helifan bleiben, drlfaa
treiben, .•^cnfan vorschreiben, Buße auferlegen (lat. scribere), swifan be-
wegen, httan beißen, Jlttun streiten, .-tlifaii schleißen, smitan beschmutzen,
wlitan schauen, gewitan sich begeben, aet-intan schelten, Vidan warten,
glläan gleiten, didan gleiten, stridan schreiten, ridan reiten, onäan
meiden, wriäun drehen, ä-risan sich erheben, hlicun blinken, .ücan
seufzen, swlcon aufhören, verlassen, he.^incan betrügen, ■'<lgan fallen,
stlgan steigen (Sg. Praet. auch däh), spiioan speien, ginan gähnen,
hrlnan berühren, diniiau schwinden.
Weitere Veränderungen traten ein durch grammatischen
Wechsel (b. c), durch Ausfall eines stammauslautenden h
zwischen Vokalen und darauf folgende Kontraktion (c), oder
durch den Einfluß eines stammanlautenden palatalen sc (d).
b) .-imdan schneiden — •inäp — snklon — i^nideu ; ebenso: li^an
gehen, reisen, ficrläan schreiten, aber nicht mMan, unffan, äi-isan, s. o.
c) teon zeihen {*tthan) — täh — tigon — tigen ; ebenso: peon
gedeihen {^ßlhan), i^eon seihen ("sthan), leon leihen (*lihan), irreon be-
decken {*in-ihan).
Anm. 1. Mitunter treten diese Verba aber auch in die fünfte
Klasse über, deren Praesensvokal ebenfalls eo ist (aus urg. eu) ; sie haben
dann im Sg. Praet. tcuh neben täh, leuh neben läh^ seah neben sah,
ivreah neben wrah, im PI. Praet. und Part. Praet. auch tiigon — togen;
wriigon — tvrogen.
Anm. 2. peon gedeihen (urg. pl%un für *p>nxuH) gehörte eigentlich
in die dritte Klasse; daher das Part. Praet. gepungen.
d) scinan scheinen — scän, stceän — scinon — seinen.
Vereinzelt findet sich ein schwundstufiger Praesens-
vokal /, der auf ursprüngliche Suffixbetonung hindeutet (e).
e) ripan ernten — räi^ — ripon — i-ipen.
§ 157. Fünfte Klasse der starken (ablautenden) Verba
(urg. eil, n — au — w — o).
Praesensvokal war idg. e -\- u vor einfachem Konsonanten,
das im Sg. Praet. zu idg. o-\- u ablautete. Im Urgermanischen blieb &n
Kaluza, Histor. (Ti-amni. d. engl. Sprache. I. 2. Autl. Jg
274 Altengliscli. [§ 157, 158
im Praos. unverändert; in einigen Verben allerdings erscheint als Praesens-
vokal H, dessen Entstehung nicht ganz klar ist. Im Sg. Pract. wurde
idg. ou zu urg. au (§ 54. f.). In dem endungsbetonten Fl. Praet. und
Part. Praet. war der ursprüngliche Wurzelvokal geschwunden: es bliel
also idg. II, das im Urgermanischen im PI. Praet. nicht verändert, im
Part. Praet. aber durch das a der Ableitungssilbe zu o umgewandelt
wurde (§ 54, r).
Im Altenglischen ging urg. cn in eo (§ 64, a). urg. ax in ca über
(§ 61, a); ?7, if, 0 aber blieben unverändert. Wir erhalten also die Ablaut-
reihen :
Va) eo — ea . — it — o,
z, B. heoJan bieten — bead — budon — baden (a).
a) Ebenso : creopan kriechen, dreopan tröpfeln, cJcofan spalten,
ceowan kauen, hreon-an brauen, hreowan reuen, sceotan schießen, geotan
gießen, neotan genießen, ßi-otan fließen. Meotan erlösen, hreotan brechen.
greotan weinen, spreotan sprießen, leodcin sprießen, wachsen, reodan
röten, hreodan schmücken, reoccin rauchen, smeocan 'schmauchen', rauchen,
leogan lügen (Sg. Praet. leug und leaJi)^ fleogan fliegen (Sg. Praet. fleug
und fleah), dreogan erdulden (Sg. Praot. dreag und dreali).
Weitere Veränderungen sind veranlaßt durch gramma-
ti.sclien Wechsel (b. c), oder durch Abfall eines stammaus-
lautenden h zwischen Vokalen und Kontraktion (c).
b) seoäan sieden — seaj) — sudon — soden; ceosan erkiesen,
wählen — ceas — curon — coren; ebenso: for-Icosan verlieren, dreosan
fallen, freosan frieren, hreosan fallen.
c^ fleon fliehen {*fleohan) — fleah — fliigon — flogen; ebenso:
teon ziehen {*teohan) — teah — tugon — tagen.
Vb) ü — (ia —u — 0,
z. B. lücan schließen — leac — lucon — locen (d),
d) Ebenso: süpan schlürfen, ne. s»j>, slüpan schlüpfen, düfan
tauchen, scüfan schieben, lütayi sich neigen, hrücan Irauchen, sücan,
sügan sangen, bügcm sich beugen (Sg. Praet. heag und hPah).
§ 158. Sechste Klasse der starken (ablautenden) Verba
(urg. a — ö — ö — a).
Praesensvokal war urg. a vor einfachem Konsonanten, das im Sg.
und Plur. Praet. zu ö abgelautet ist, während im Part. Praet. wiederum
a eintritt. Wahrscheinlich sind ursprünglich verschiedenartige Bildungen
in dieser Klasse zusammengefallen: s. o. S. 267 f.
Im Altenglischen ist urg. ö unverändert geblieben, ebenso Tirg. a
im Praes., weil die folgende Silbe einen dunklen Vokal enthielt (§ 57, a).
§ 158] Ablautende Vcrba (5. 6. Klasse). 27.5
Im Part. Praet. steht in der Regel auch reines a ; mitunter aber ist os
vor dem hellen Vokal der folgenden Silbe zu ee geworden (i? 57, k). Wir
erhalten also die Ablautreihe:
VI. a — ö — ö — a {de),
z. B. faran fahren — för — föron — faren (a).
a) Ebenso : grafan graben (Part, grafen und greefen), hladan laden
(Part, hladen und Jilseden), irudan waten (Part, waden), acan schmerzen
(Part, acen), bacan backen (Part, hacen), sacan streiten (Part, sacen und
saecen), dragan ziehen (Sg. Praet. drög und droh, Part, dragen), gnagan
nagen (Sg. Praet. gnög und gnöh, Part, gnagen), galan singen.
Weitere Veränderungen sind veranlaßt durch 'gramma-
tischen Wechsel" h — g unter Ausfall des h zwischen Vokalen
und darauf folgender Kontraktion (b), durch Brechung von
a zu ea vor gutt. x [%?,, später ks], worauf auch im Praet.
nach Analogie der reduplizierenden Verba eo für ö eintritt,
(c) oder durch Uebergang von a zu ea, ö zu eö nach an-
lautendem palatalen sc (d).
b) slean schlagen {^slahan, *sleahan) — slöh, slög — slögon —
slagen und s^^g'^n; ebenso: j^räw schinden {*ßahan), ^ean tadeln {^lahan),
Inrean waschen {*pu'ahan).
c) weaxan wachsen — ireox — tveoxon — iveaxen. Auch wascan
waschen hat im Sg. Praet. weosc neben wösc.
d) scacan, sceacan eilen — ycöc, sceöc — scöcon, sceöcon — scacen,
söeacen.
Es gehören in diese Klasse ferner zwei alte Praesentia
mit eingefügtem oder angefügtem ii, das im Praet. fehlt, im
Part. Praet. aber wieder erscheint (e), und einige alte j-
Piaesentia, bei denen durch das folgende j der Praesens-
vokal umgelautet und — außer nach r (f) — der auslautende
Stammkonsonant unter Ausfall des j verdoppelt ist (g).
Auch hier treten weitere Veränderungen ein durch den
P^influß eines vorhergehenden palatalen .sc (h. i), durch
grammatischen Wechsel (i. k), durch Brechung von a zu ea
vor gutt. h [x] und i- Umlaut von ea zu ie (k).
e) xfatidanj stondan stehen — stöd — .■^tödoii — t^tanden, stonden
{*.-<fa-n-d-cm mit Uebergang von urg. a zu ae. a, o vor n, § 57, g);
ti-aRcnmt erwachsen {*irac-n-an mit Uebergang von urg. a zu ae. se in
geschlossener Silbe, § 57, i) — irör — iröcon — (Part, fehlt).
f) .^werian, i^ireHgean schwören {*s/var-j-(in) — sirör — nivöron r^
aworen (lüit ö nach Klasse II, § 154).
18*
276 Altenglisch. [§ 158, 159
g) steppan schreiten {^stop-j-an) — stöp — stöpon — stapen^ stsepen;
hehban heben {*hah-j-an) — höf — höfoti — hafen, hsefen.
h) scieppan schaffen, schöpfen {*^l:ap-j-an) — scöp, .^ceöj) — scöpoN,
sceöpon — .^ceapen, scsepeu, auch scepen.
i) sceppan schädigen — scöd, sceöd — ■•^cödoii, sceödon — scea^en,
sceäen.
k) hh'ehhcoi, hlyhhan lachen {*hle((h-j-an, *hlah-j-au) — JiIöJi —
hlögon — (Part, fehlt).
Reduplizierende Verba.
§ 159. Tempusbildung und Einteilung der reduplizierenden
Yerba.
Während die Verba mit dem Praesensvokal e oder mit
a vor einfacher Konsonanz im Praet. und Part, ihren Wurzel-
vokal durch Ablaut veränderten und die Eeduplikationssilbe
auch dort, wo sie nicht durch Kontraktion mit der Wurzel-
silbe geschwunden war, abwarfen (§ 152), blieben der Praesens-
vokal a vor mehrfacher Konsonanz oder /, u und die langen
PraesensYokale wg. ä (urg. se, idg. e), urg. d (idg. ä) im
Praet. und Part. Praet. in der Kegel unverändert; die Re-
duplikationssilbe hat sich daher bei diesen Verben weit länger
erhalten. Sie ist im Gotischen stets vorhanden; in den übrigen
altgermanischen Dialekten ist sie allerdings auch hier durch
Verschmelzung mit der Wurzelsilbe beseitigt. Im Altenglischen
finden sich noch geringe Spuren der ursprünglichen Eedupli-
kation in Formen, wie hört, reonJ, ondreord, hole, lieht
(§ 162, 167).
Nach der Beschaffenheit des Praesensvokals im Urgerma-
nischen lassen sich die reduplizierenden Verba in folgende
Klassen einteilen:
Praesensvokal
Praes.
Praet.
Part. Praet.
VII.
a vor Liqu. oder
Nasal + Kons.
a
e . . a
a
\^III.
a vor nx, später äx
a (a)
e . . a
a
IX.
a + / vor einf. Kons.
ai
(' . . ai
ai
X.
a + u „ „ „
au
e . . an
au
XI.
wg. ä „ „ „
ä
c . . ä
ä
XII.
0 w w «
ö
e . . ö
ö
Praet.
Part
. Praet.
e . . ö
ü
e . . ö
ä
e . . ö
an
§ 159, 160] Eeduplizierende Verba. 277
Einige Verba, die im Gotisciien im Praeteritum die Re-
duplikatioussilbe bewalirt haben, zeigen daselbst docli einen
von dem Volcal des Praesens und dem des Part. Praet. ab-
weichenden Wurzelvokal, nämlich ö. Man nennt diese Verba
im Unterschiede von den vorerwähnten rein reduplizieren-
den Verben: ablautend-reduplizierende Verba, und zwar
sind nach dem Prasensvokal drei verschiedene Klassen zu
unterscheiden:
Praescnsvokal Praes.
XIII. wg. ä vor IC ä
XIV. wg. ^7 vor einf. Kons. ä
XV. an an
Anm. Auch in der Anordnung der einzelnen Klassen der re-
duplizierenden Verba weichen die Grammatiker mehrfach voneinander
ab: vgl. i; 152, Anm. 1.
Rein -reduplizierende Yerba.
§ 160. Siebeute Klasse der starken (erste der rednpli-
ziereudeii) Yerba (urg. a — e . . a — a).
Wurzelvokal war urg. a vor II oder l + Kons., öder vor nn oder n
-\- Kons., z. B. got. haldan halten — hai/iald — haldans; hlandan mischen
— baiblcDid — hlandans. Im Altenglischen wurde a) vor II oder l -\-
Kons. der Wurzelvokal a im Praes. und Part. Praet. zu ea gebrochen
(ij 57, p); als Vokal des Praet. erscheint nach Zusammenziehung der
Reduplikations- mit der Wurzelsilbe eo. b) Vor nn oder n -\- Kons, wurde
urg. a im Praes. und Part. Praet. zu «, o (§ 57, g) : im Praet. steht nach
Kontraktion der Reduplikations- und Wurzelsilbe in der Regel ebenfalls
eo, mitunter aber auch e. Wir erhalten also die Reihen:
VII. (I. red.) a) vor // oder l + Kons.: ea — eo — ea,
z. B. healdan halten — heold — healden (a),
VII. (I. red.) b) vor nn oder n + Kons. : a, o — eo {e) — a, o,
z. B. spannan, sponnan spannen — speonn {spemi) — spannen,
spönnen (b).
a) Ebenso: feallan fallen, ivecdhoi wallen, sealtan salzen, irealtan
wälzen, fealdan falten, wealdan walten, sfealdan besitzen, wealcan walken.
h) Ebenso: bannan, bonnan bannen und gangan, gongan gehen.
Letzteres hat im Praet. neben geong auch gieng (aus geng infolge des
vor r palatal gewordenen g) und das schwache Praet. gengde. Nur e im
Praet. hat hhnidan, hlondan mischen — hlend etc.
278 Altenghsch. [§ 161, 162
§ 161. Achte Klasse der starken (zweite der redupli-
ziereuden) Yerba (urg. a (n) — e . . a — a).
Der ursprüngliche Praesensvokal dieser Klasse war a vor iiyi, das
schon im Urgermanisclicn unter Ausfall des folgenden n zu ä nasaliert
wurde. Im Praet. und Part. Praet. war % durch grammatischen Wechsel
(§ 76) in () übergegangen, urg. a blieb also hier unverändert; doch bleibt
im Gotischen äh auch im Praet. und Part. Praet.: fälian fangen — faifäh
— fähans.
Im Altenglischen wurde im Praes. urg. '7 zu ö, das nach Ausfall
des folgenden h den Vokal der zweiten Silbe absorbierte (§ 58, h). Im
Part. Praet. wechselte a vor ng mit o (§ 57, g). Als Vokal des kon-
trahierten Praet. erscheint e.
VIII. (II. red.) ö — e — a, 0,
z. B. fön, 'fahen', fangen (aus yö{h)an für *fan%an) — feng —
fangen, fangen.
Ebenso : hon hangen — heng — hatn/en, hongen.
Anm. Der Vokal des Praet. scheint im Altenglischen wieder ver-
kürzt worden zu sein: feng, heng.
§ 162. Neuute Klasse der starken (dritte der redupli-
ziereudeu) Yerba (urg. ai — « . . al — ai).
Wurzelvokal dieser Klasse ist urg. ai vor einfachem Konsonanten,
z. B. got. haitan heißen — haihait — haitanx.
Im Altenglischen wurde ui im Praes. und Part. Praet. lautgesetz-
lich zu ä (§ 60, a). Als Vokal des Praet. erscheint nach Zusammen-
ziehung der Reduplikations- und Wurzelsilbe e, seltener co.
IX. (III. red.) ä — e, eo — ä,
z. B. hätan heißen — hrt — häten.
Ebenso: /«(■«<? spielen, springen und >•<•«(/«« scheiden. Letzteres hat
wegen des vorausgehenden palatalcn sc auch sceadan — sced und iccäd —
sceaden neben scaden.
Mit eo im Praet., wohl wegen des vorhergehenden ir: siräjnm fegen —
stveop — snäpen.
Anm. 1. Neben 7iei' und /f"r begegnen als ältere Formen des Praet.,
welche noch eine Spur der Reduplikation zeigen: hehl und leoJc.
Anm. 2. Zu hätan gehört die einzige uns erhaltene passivisclie
Form: hätte ich heiße, werde genannt, PI. hätten.
§ 163—165] Reduplizierende Verla. 279
§ 163. Zehnte Klasse der starken (vierte der redupli-
zierenden) Yerba (uig. (in — ^ . . au — an).
Wurzclvokal dieser Klasse i>t urg. an vor einfachem Konsonanten,
z. B. got. Ji/aiqjan laufen — *hhtihhuip — hhuipuii ■•< .
Im Altenglisclicn wurde at( im Pracs. und Part. Praet. lautgesetz-
lich zu ea (§ 61, a). Als Vokal des Praet. nach Zusammenzieuung der
Reduplikations- und der "Wurzelsilhe erscheint eo.
X. (IV. red.) ea — eo — ea,
z. B. beafon schlagen — beof — heaten.
Ebenso: hleapan laufen', springen, ä-hnfapan abpflücken, heawan
hauen, hreatan brechen, gesceatan zufallen.
§ 164. Elfte Klasse der starken (fünfte der redupli-
zierenden) Yerba (wg. ä — e . . ä — ä).
Wurzelvokal war urg. *, wg. ä vor einfachem Konsonanten, z. B.
got. ■''lepan schlafen — ■<aizJf'p — sl('pa/t.<.
Im Altenglischcn ist wg. ä im Praes. und Part. Praet. zu « ge-
worden (§ 59, d). Das Praet. erhielt nach Zusammenziehung der Re-
duplikations- und der Wurzelsilbe den Vokal e.
XI. (V. red.) m — e — «.
Das einzige hierher gehörige Verbiim ist:
sleepan schlafen — slep — ddepen.
Anm. Das Praet. mitunter auch schwach: sJäpie.
§ 165. Zwölfte Klasse der starken (sechste der redupli-
zierenden) Verba (urg. ö -— e . . u — b).
Wurzelvokal war urg. ö vor einfachem Konsonanten, z. B. got.
hwöpan sich rühmen — hicuilnvöp — htvöpans.
Im Altenglischen bleibt ö im Praes. und Part. Praet. unverändert.
Als Vokal des Praet. nach Zusammenziehung der Reduplikations- und
Wurzelsilbe erscheint co.
XII. (VI. red.) ö — eo — ö,
z. B, yröiran wachsen — fjreoiv — gröwen (a).
a) Ebenso: hröpun rufen, htcöpnn drohen, hlöuan blühen, flöu-an
fließen, hlöuan brüllen, röwan rudern, >ipöyan gedeihen, hintan opfern,
urötan aufwühlen, sirögan rauschen.
280. Altcngliscli. [§165^167
Bei Verben mit ./-Praesens ist der Wurzelvokal ö im
Praesens zu e umgelautet (§ 68, d), bleibt aber im Part.
Praet. unverändert; ebenso bleibt ro im Praet, (b).
b) irepan weinen (got. vöpjan) — ireo}> — irdpen.
Ablautend -reduplizierende Yerba.
§ 166. Dreizehnte Klasse der starken (erste der ab-
lautend-reduplizierenden) Yerba (wg. ä — e . . ö — ü\
got. ai — a'i-. . ö — ai).
Praescnsvokal der ersten Klasse der ablautend -reduplizierenden
\'erba war wg. o +.;', got. ci, das im Part. Praet. unverändert blieb, in
dem reduplizierten Praet. aber im Gotiscbcn in ö überging, z. B. got.
saian säen — sa'isö — saians.
Im Altengliscben ist der Stamm niclit durcb /, sondern durcb >r er-
weitert. Im Praes. und Part. Praet. bleibt ä vor ir unverändert (ij 59, a):
im Praet. erscheint nach Kontraktion der Reduplikations- und Wurzel-
silbe CO.
XIII. (I. abl.-red.) ä — eo — ä,
z. B. cnäuan kennen — cncoiv — cnäiven.
Ebenso: hläuan blasen, cränan krähen, pväiran drehen, uiän-an
mähen, säiran säen, tcäuax wehen.
§ 167. Tierzelinte Klasse der starken (zweite der ablautend-
redupliziereuden) Yerba (got. r — c . . ö — e).
Wurzelvokal war im Praes. und Part. Praet. urg. «, wg. ä\ im
I'raet. steht hierfür ö. z. P>. lefiut lassen — lailöt — letuns.
Im Altenglischen wurde urg. ä, wg. ä zu « (§ 59, d). Vokal des
Praet. nach Zusammenzichung der Reduplikations- und Wurzelsilbe ist e.
Die Reihe lautet also im Altengliscben ebenso wie die fünfte der rein-
reduplizierenden Verba:
XV. (II. abl.-red.) « — e — se,
z. B. läßt au lassen — l<}t — leetcn.
Ebenso: rä'ihdi raten, oiuh-ä'iJan fürchten, f/ree(h(n schreien.
Anm. Ältere Formen des Praet. sind: leoi-t (für ^leolf) zu Isefan,
reorfi zu rs^<^<tn, ondreord zu ondr^dun.
§ 168, 169] Abl.-rcdupl. Vcrba. — Schwache Vcrba. 281
§ 168. Fünfzehnte Klasse der starken (dritte der ablautend-
rediiplizierendeu) Yerba (got. au — c . . b — (tu).
Wiirzelvokal im Pracs. und Part. Pract. war uif^. au ohne folgen-
den Konsonanten. Im Praet. steht ö, z. B. got. huuan bauen — *baihd
— bauaiis.
Im Altengliscbcn gehört hierher nur das Vcrbum hüan,
hüwan bauen mit dem Part. Praet. gehün, (jehüen. Das
Praet. fehlt und wird durch die schwache Form hüde, hüede
ersetzt.
Schwache Verba.
§ 169. Bildnn^ und Einteilung der sclnvachen Yerba.
Unter schwachen Veiben versteht man in den germa-
nischeu Sprachen diejenigen Verba, deren Practeritum
nicht durch Ablaut oder Reduplikation, sondern durch An-
fügung der Ableitungssilbe urg. '^-döiu, ao. -de etc. an den
Verbalstamm gebildet wurde. Diese Ableitungssilbe ist wohl
der Aorist der Wurzel idg. *dhe- (gr. ti-^ij-iu setzen, stellen,
legen, ae. dön tun), so daß das schwache Praeteritura der
germanischen Sprachen in seiner Bilduftg- etwa dem griech.
Aorist Pass. e-Iv-^tjv, E-(pih)-d^7jv etc. entspricht.
Das zu den schwachen Praeteriteu gehörige Parti cipium
ist von dem Verbalstamm vermittelst der Ableitungssilbe
urg. *-da-2 (idg. -/o-.s, gr. xö-g, lat. fu-.s), ae. -d gebildet.
Der ursprüngliche ^^erbalstamm der schwachen Verba,
wie er im Praeteritum zu erkennen ist, ist im Altenglischen
im Praesens durch das Ableitungssuffix / erweitert worden.
Im übrigen sind die eigentlichen Flexionsendungen des
Praesens der schwachen Vcrba denen der starken gleich.
Man teilt die schwachen Verba nach dem Auslaut des
Verbalstammes in drei verschiedene Klassen ein:
I. Zu der ersten schwachen Konjugation gehören:
a) die Verba mit dem Stammauslaut /, der im Praet.
und Part. Praet. rein erscheint, im Praesens aber durch das
282 AitcD-Hsch. [§ 169
Ableitungssuffix / zu // erweitert ist, das wieder zu j ver-
einfacht wurde, z. B. ae. <lMa)i teilen {^daili-jan) zu <läil
Teil {:\lcnU-).
Mit diesen ursprüno-licheu /-Stämmen sind in den ger-
manischen Sprachen in der Formenbildung zusammengefallen
die alten Kausative auf idg, *-fyo, die im Urgermanischen
nach § 5-4, k ihr f vor / in / verwandelten und // ebenfalls
zu j vereinfachten, auch im Praet. und Part. Praet. wie die
ursprünglichen /-Stämme den Bindevokal / zeigten, z. B.
sette ich setze {^sat-j-e aus "^saf-fjo, '""saf-ijö).
Im Altenglischen ist die Weiterentwicklung der /-Stämme
verschieden, je nachdem der Verbalstaram ursprünglich kurz-
silbig (§ 170) oder langsilbig (§ 171) war.
b) eine Anzahl primärer Verba mit konsonantischem
Stamraauslaut, die im Praesens das Ableitungssuffix ,/ an-
nehmen und daher dort in ihrer Bildung mit den alten
/-Stämmen und den Kausativen auf idg. *-fJö [s. o.) zusammen-
gefallen sind. Weil der im Praesensstamrae durch das folgende
J umgelautete Wurzelvokal im Praet. und Part. Praet. rein
erscheint, nennt man sie auch 'rückumlautende Verba'
(§ 172), z. B. frlhfu erzählen {''fal-J-a»).
II. Zu der zweiten schwa chen Kon jugation ge-
hören die Verba mit dem Stammauslaut -ö (idg. -^7), der im
Altenglischen im Praet. und Part. Praet. rein erscheint, im
Praesens aber durch das Ableitungssuffix / (über *-ö/-, *-ey-)
zu -Ij-, -7- weitergebildet ist (§ 173), z. B. iNfhoi lieben
{*ludö-j-(in) zu Ii(fi( Liebe {h(dö-).
Im Altenglischen sind auch zahlreiche Verba mit dem
ursprünglichen Stammauslaut -e aus der dritten in die zweite
schwache Konjugation übergetreten (s. u. IIl), z. B. hafian
hassen {^hate-j-an).
III. Die dritte schwache Konjugation umfaßt
a) die Verba mit dem Staramauslaut -e, die aber im Alt-
englischen in die zweite schwache Konjugation übergetreten
sind (s. u. II), und
§ 169, 170] Erste schwache Konjugation (Kl. la). 28c^
b) einige Verba mit dem Stammauslaiit -a (itlg. -o), der im
Praet. und Part. Praet., vor ursprünglich dunkelvokalischen
Endungen auch in dem durch das Ableitungssuffix j gebildeten
Praesens, abfällt (§ 174), z. B. secgean sagen C'saya-jan).
§ 170. Tempiisbilduag der ersten schwachen Konjugation:
a) Ursprünglich kurzsilbige Stämme auf -/.
Der Wurzelvokal ist durch das ursprünglich folgende
/, j in allen Formen umgelautet worden, also a zu e (§ 57, y),
z. B. nerian retten (*na.<?/-), nerede, genered {*nasl-); fremman
vollbringen {*Jramj-), fremede, gefremed {*frami-), u zu y
(§ 69, f), z. B. spyrian spüren (*spurj-), spyrede, gespyrcd
(*spuri-); hlynnan brüllen {*hlunj-), Idynede, gehlyned {'''Jiluni-)
Der Praesensstamm ist durch Anfügung von / an
den auf -i, bei den Kausativen auf -e ausgehenden eigent-
lichen Verbalstamm erweitert; doch wurde auch e vor j nach
§ 51, k zu i und / +/ verschmolz früh zu einfachem /, das
im Altenglischen bei den kurzsilbigen Stämmen nach /• er-
halten bleibt (§ 89, d), z. B. nerian retten {^^'naz-jun), nach
anderen Konsonanten aber abfällt, nachdem der vorhergehende
Konsonant verdoppelt worden ist, z. B. ästvebban einschläfern
{*swad-Jun), settan setzen {*sat-ja)i), hreddan retten {^hrad-
jan), sceppan schädigen (j^skajj-jan), cnyssan stoßen {*hms-
Jari), lecg{e)an legen {*lag-jan), fwinman vollbringen {*fram-
Jan), hhjiUKin brüllen {*Jdiin-jan) etc., doch ist nach m und n
das ur.-prünglich folgende ./ mitunter als / erhalten und »i,
n infolgedessen nicht verdoppelt, z. B. irymian neben trymman
befestigen {^'^trum-jan), peitian neben Jjennan dehnen (*pan-Jan).
Anm. In nerian, spijrian, temian^ penian etc. ist das i nicht als
besondere Silbe, sondern als j zu lesen [nerjan, spürjan, temjan, J)enjan
etc.]. Neben nerian finden sich auch die Schreibungen nergan, nerigan,
nerigean.
Im Praeter! tum und Part. Praet. ist der Stamm-
auslaut / im Altcnglischen zu e abgeschwächt worden, das
bei den kurzsilbigen Stämmen in der Regel erhalten blieb, also
nerian i'etten — nerede — genered (a),
fremman vollbringen — fremede — gefremed (b).
284 Altenglisch. [§ 170, 171
a) Ebenso: derian schädigen, erian pflügen, ferian fortschaffen,
hen'an preisen, verian wehren, verteidigen, sp//nan spüren, erforschen,
styrian stören, bewegen.
b) Ebenso: iyymman^ trymiun befestigen, tetnian zähmen, lenn'an
lähmen; hlynnan brüllen — hlynede — gehlyned, di/iuum, dynian tönen,
ßenvan, penian dehnen, ireiniaii, ivenian gewöhnen; äsicebban einschläfern
— äsirefede — äsivefed ; sceppini schädigen — sceäede — gesceäed ; cni/ssan
stoßen — cnysede — gecnysed.
Nach f, d, (j wird der Mittelvokal e (aus älterem i) im
Pract., selteuer im Part. Praet. ausgestoßen, worauf f + d
zu //, (7 + (/ zu dd zusammengezogen und g vor d unter
DeliUung des Wurzelvokals ausgestoßen werden kann, z. B.
ficttcoi setzen — se,tte — gcseted, gesetf (c),
hreddan retten — Jiredde — gehreded, gehredd (d),
Jecg{e)an legen — legde {Jede) — gelegd (geled (c).
c) Ebenso: hircitan 'wetzen', antreiben, lettan hiaderu und die
mehrsilbigen auf -ettau, wie hliccftan blitzen, onettun eilen.
d) Ebenso: ätveddan erforschen.
c) Ebenso: icecg(e)un bewegen — ireg(e)de — yeu-eg{e)d , doch
bleibt hier e in der Regel erhalten.
§ 171. Temi)usl)ikliiug der ersten schwachen Konjugation:
b) Ursprünglich langsilbige Stäninio auf -/.
Der ursprüngliche Wurzelvokal ist auch hier durch das
stammauslautende i, j in allen Formen umgelautet worden,
also «, 0 zu (' (§ 57, w. y), z. B. sendan senden ('"sandj-),
sende, gesended (^saiidi-); ea aus urg. a zu ie (§ 57, z),
z. B. ßellan fällen i^fallj-), ßelde, geßelled {^\falU-) ; ac. ä aus
urg. ai zu se (§ 60, c), z. B. dselan teilen {daüj-), deelde, ge-
deeled {"^daili-) ; ae. ea aus urg. au zu ie, y (§ 61, c), z. B.
hieran, hyran hören (^^Jiaiizj-), Jüerde, hyrde, gehiered, gehyred
{*hau2i-); ae. eo aus urg. e zu ie (^ 62, ]>), z. B. äßerran ent-
fernen ('''feonj-), äßerde, äßerred {''ßeorrl-)] ae. io aus wg. in
zu le^ y (§ ()4, c): sfleran, styran steuern (*sfiuij-), süerde,
styrde, gestiered, gesfyred {"^stiiin-), aber auch ohne Umlaut:
steoran etc., ae. ö zu e (§ 68, e): dernau urteilen {*dömj-),
demde, gedemed (*f/ö»r/-); ae. ii zu // (ij 69, 1): cgssav küssen
(*Jaissj-), eysft% geeyssed Q^kussi-)-, ae. ä zu y (§ 70, c): eydan
verkünden (■■l-Rd/-), ryctde, geeyded {''k/lßi- für '■'kuxjti-).
§ 171] Erste schwache Konjugation (Kl. Ib). 285
Im Praesens ist auch hier der ursprüngliche Verbal-
staram durch Anfügung von ,/ erweitert worden und / + j
zu einfachem ./ verschmolzen, das im Altenglischen nach
langer Stammsilbe ausfällt (§ 90, d), z. B. dselan teilen
(*dail-jan), deman urteilen {'''döi)i-Jan), sendau senden {'"sand'
Jan), cyssan küssen (*ktiss-Jan) etc. s. o.
Im Praeteritum und Part. Praet. ist der Stamm-
auslaut / im Altenglischen zu e abgeschwächt worden, das
nach der langen Stammsilbe im Praeteritum ausgestoßen
wird, im Part. Praet. aber in den endungslosen Formen und
vor konsonantisch beginnenden Endungen erhalten bleibt,
während es beim Antritt vokalisch beginnender Endungen
ebenfalls ausfällt, also:
dselan teilen — dselde — gedseled, PL gedeelde (a).
a) Ebenso : Isefan zurücklassen — Imfde — geleefed, PI. gelsefde,
geliefan, gelyfan glauben, getrleivan vertrauen — getrieirde — getrieived,
PL getriewde; liesan, lysan lösen — liesde — gclJesed, PI. geliesde; ff/sati
eilen; Isedan leiten, führen — Jsedde — geleeded, PI. geleedde; sprmJan
ausbreiten, fedan füttern, ddan schelten, hydan verbergen; cyäan ver-
künden — cy^de, später auch cydde — • gecyded, PL gecydde, später ge-
cydde, clseäan kleiden ; dryg{e)an trocknen — drygde — gedryged, PL
gedrygde, c~ieg{e)an rufen, fylg{e)an folgen, bgrg{e)an begraben, meng{e)an
mengen, hxlan heilen — hälde — gehseled, PL gehielde, celan kühlen;
hieran, liyran hören — hlerde — geMered, PL gehierde, läeran lehren,
stleran, styran steuern — deman urteilen — demde — gedemed, PL
gedemde ; ivencm 'wähnen', hoffen — ivende — geu-ened, PL gewende^
läsnan leihen, msenan klagen, giernan begehren etc.
Infolge des Zusammentreffens des auslautenden Stamm-
konsonanten mit dem d der Endung nach Ausstoßung des
Mittelvokals e ergeben sich mehrfache Aenderungen des
Stammauslauts oder der Endung. So wird stammauslautende
DoppeJkonsonanz vereinfacht, z. B.
fyllan füllen — ßßde — gefylled, PI. gefißde (b).
b) Ebenso : ßellan fällen ; äßerrun entfernen — äfierde — äfierred,
PL äfierde; wemman beflecken — ivemde — geioetmned, PL geiremde ;
cennan erzeugen — cende — gecenned, PL gecende etc.; s. auch untere:
dgppan, pgffün, cyssan.
286 Altenglisch. [§ 171
Nach den stimmlosen Konsonanten p, f, f, c, x [ks], .w
wird das folgende stimmhafte i\ der Endung in stimmloses /
verwandelt, z. B.
.■cepun lialtcii, bewahren — cqjfe — geceped, PI. gecep)fe (o).
• c) Ebenso: di/ppan eintauchen, clyppan umarmeu — clypie —
grclypped^ PI. geclypte — pjlfi'nn puffen — pyße — gepyffed^ PI. gepyfte;-
gretan grüßen — grefte — gegreted, PL gegrctte, metan begegnen, hsetan
licizen, su-ätan schwitzen -^ drenc{e)an tränken — drevcte — gedrenced,
PI. gi'drevcfe, cwenc{e)(m auslöschen, scenc{e)an schenken, ivi/sc{e)an-
wiinsclien — Hexan leuchten — lie.rfe — geltexed, PI, gelie.rfe; cgsrnn
küssen — cgste — gecyssed, PI. gecysfe etc.
■ Nach Kons. + t^ d, wird das (7 der Endung dem vorher-
gehenden Dental assimiliert, z. B.
})i/rstan dürsten — pijrsfe — gejnjrsfed igelyyrxt), PI. gepgrste (d).
sendan senden — sende — gesended {gesend), PI. gesende (e).
d) Ebenso: Ixstan leisten, dauern, hlysfan hören, lysfan gelüsten,
fspstan befestigen, fasten, resta» ruhen — chtan verfolgen — chte —
geehfed, PL geekfe etc.
e) Ebenso: hendan beugen, irendan wenden — hyldan bauen — hylde
— gehylded, PL gebylde, ivieldan walten — gyrdan gürten — gip'de —
gegyrded, PL gegyvde, andivierdan, andiryrdan antworten etc.
Nach Kons. + l, r, n wird zur Erleicliternng der Aus-
sprache im Praet. ein Mittelvokal e wieder eingeschoben,
z. B. timhrun zimmern — timbrede — r/ethnbred, PI. get'nn-
brede (f).
f) Ebenso: hyngran hungern; dieglan verbergen — dieglede —
ged'iegled, PL gedleglede; efnan ausführen — efnede — geefned, PL
geefnede.
Anm, Später traten einige hierher gehörige Verba in die zweite
schwache Konjugation (§ 173) über, z. B. timhrlan zimmern — fimbröde
— gefinihröd ; hyngrian hungern — hyngröde — gehyngröd.
Bei Stämmen auf inn fällt n aus, z. B.
nemnan nennen — nemde — genemned, PI. genemde (g).
Die Verba auf Iw, rw stoßen das auslautende w vor
ursprünglichem / aus und werden dadurch zu kurzsilbigen
Stämmen, haben also im Praet. -ede, im Part. Praet. -ed:
gieru-nn bereiten — gierede — gegiered, PI. gegierede (h).
h) Ebenso: sieriran berücken, smieriran schmieren, inehran wälzen
— wielede — ge\rieJed, PL geiriehde. Es findet sich aber auch .•^iericdo,
sierivede.
§ 172] Erste scliwiuhc Konjugation (Kl. Ic). ^287
§ 172. TeDipusbilduii«- der ersten schwa«heii Iionjuj^atioii:
c) Konsoiiautisch ausgehende Htämnie (lückumlautende
Verba).
Der Praesensstamm ist hier durch das Ablcituiigssufix ,;
erweitert, das zugleich Umlaut des im Piact. und Part. Pract.
unverändert gebliebenen Wurzelvokals zur Folge hat. Es
wird also im Praes. ae. a zu ß(§ 57, y), z. B. tcllan er-
zählen {*ta/j-), tealde, gefeald (*tal-) ; strecc{e)an Sl,recken
{*sfrakj-), strealite, gestreahf {*sfrak-);pf"»c{e)an denken (pcujl-j-),
J)öxte, gepöxf i!^Mx)\ ae. ä aus urg. ai zu m (i? 60, c), z. B.
fßc{e)a}i zeigen, lehren {*faikj-), tähte, gefällt {*faik-); ac. ö
zu e (§ 68, d), z. B. sec{e)an suchen {*sökj-), söhfe, gesöhf
{*söx-) ; ae. ii zu y (§ 69, f), z. B. hijcg{e)an kaufen (^bucjj-),
höhte, gehöht {*box-), ^ijnc{e)an dünken, i^lnD^kj-), pühte, e/e-
püht {*l)äx-)- Da infolgedessen an Stelle des im Praes. um-
gelauteten Wurzelvokals im Praet. und Part. Praet. der ur-
sprüngliche Wurzelvokal wieder erscheint, nennt man diese
Gruppe von Verben auch 'rückumlautende Verba*.
Wie bei den übrigen Verben der ersten schwachen Kon-
jugation ist im Altenglischen auch hier das Ableitungssuffix /
ira Praes. wieder abgefallen, und zwar nach kurzsilbigen
Stämmen unter Verdoppelung des vorhergehenden Konsonanten,
z. B. tellan (*taljan), sfrecc{e)an (*sfrakjan), hgcg(e)an {*bug-
jan) etc., — scc(<')aii {*sökjan), })enc(e)an {*}ja}jkjaii) etc.
Beim Antritt der Endungen des Praet. und Part. Praet.,
ae. -de etc., -(/ ergeben sich im Altenglischeu wieder mehr-
fache Lautveränderungen. Bei Stämmen auf l wird der Wurzel-
vokal a vor l + d zu ea gebrochen (§ 57, p), z. B.
tellan erzählen — tealde — geteald (a).
a) Ebenso: sellan übergeben, stellan stellen, cirellan töten, dwella»
irreführen, betrügen.
Stammauslautendes k, g war im Praetcritum schon im
Urgermanischen in h [x\ übergegangen, vor dem der Wurzel-
vokal a ebenfalls zu ea gebrochen wurde (§ 57, n), z. B.
strecc{e)aa strecken — streahte — gestreaht (b).
288 Altenglisch. [§ 172, 173
Der Umlaut se (aus ae. ü) ist aus dem Praesens oft
auch in das Praet. und Part. Praet. eingedrungen, z. B.
tsfic{f)an zeigen — fähte, tshte — getäht, getwht (e).
Andere Vokale bleiben unverändert, z. B.
sec{e)an suchen — söhfe — gesöhf (d),
• ivyrc{e)an wirken — uorhte — ■ geworht,
hycg{e)aii kaufen — höhte — gehöht.
b) Ebenso: recc{e)an erklären, drecc{e)au quälen, cwecc[e)an schütteln
pecc{e)un decken, icecc{e)an wecken, lecc{e)an befeuchten.
c) Ebenso: rxc{e)an reichen, Isec{e)(m, lsecc{e)an ergreifen.
d) Ebenso: rec{e)an, recc{e)an sich kümmern.
Bei Stämmen auf yk, tjg war /j schon im Urgermanischen
vor gutt. X ausgefallen und der Wurzelvokal nasaliert, später
gedehnt worden, also urg. a zu ^7, ae. ö (§ 58, a), urg. ä zu
u, ae. ä (§ 70), z. B.:
penc{e)an denken — pöhte — gepöht (*j><:«jÄ--, päx-),
l)ijnc{e)an dünken — Jmhte — gepüht i^punk-, püx-),
brengean,bringa)i bringen — hröhte — r/ebröht i^brang-, bjrix-).
Anm. Nach Analogie der rückumlautenden Verba auf c, g ver-
wandeln auch andere auf c ausgehende langsilbige «-Stämme der ersten
schwachen Konjugation im Praet. und Part. Praet. c-f-c^ in ht, behalten
aber den durch den ursprünglichen Stammauslaut >. bewirkten Umlaut
des Wurzelvokals bei, z. B. c)rycc{e)an knüpfen — cni/cte, cni/hte — ge-
cni/ced, gecnt/ht; nea{}i)leßc{e)an sich nähern — neuläthte\ hepäec{e)an be-
trügen — bepäehte — hepseht; tecati, ycan vermehren — lecte, lehte —
geleced^ yeieht.
§ 173. Tempusbildung der zweiten schwachen Konjugation.
Zu der zweiten schwachen Konjugation gehören die
Verba mit dem Stamraauslaut -ö; im Altenglischen sind aber
auch zahlreiche Verba mit dem Stammauslaut -e aus der
dritten in die zweite schwache Konjugation übergetreten;
s. § 174.
Der Praesensstaram wurde durch Anfügung des Ab-
leitungssuffixes j an den eigentlichen Verbalstamm gebildet,
das im Altenglischen den Stammauslaut -d zunächst zu e,
dann zu 7 umlautete, mit dem das ./ verschmolz, z. B. inaclan
§ 173, 174] Zweite und dritte schwache Konjugation. 289
machen (aus *i)iakejan, aus *makö-jan). Der Wurzelvokal
bleibt in der zweiten schwachen Konjugation auch im Praes.
trotz des folgenden 7 unverändert, weil der ursprünglich
dunkle Mittelvokal ö die Wirkung des Ableitungssuffixes /
auf den Vokal der Stammsilbe hinderte.
Anm. Wie die Metrik lehrt, ist dieses i der zweiten schwachen
Konjugation lang und bildet eine besondere Silbe, z. B. ma-ci-a», seal-
fi-an, ma-ci-{g)e, seal-fl-{g)e etc., während das / in den r-Stämmen der
ersten schwachen Konjugation konsonantisch zu sprechen ist, z. B. nerian
[ner-jan]; s. o. S. 283.
Im Sg. Praet. und im Part Praet. bleibt der Stamm-
, auslaut ö im Alteuglischen unverändert und, wie die Metrik
lehrt, zunächst auch unverkürzt. Erst am Ende der alt-
englischen Zeit scheint ö zu o geworden zu sein. Im Plur.
Praet. ging der Stammauslaut ö vor dem dunklen Vokal der
Endung häufig durch Vokaldissimilation (§ 50, I, u) in e über,
das ebenfalls erst am Ende der altenglischen Zeit zu e ver-
kürzt wurde. Die Stammformen der zweiten schwachen Kon-
jugation lauten demnach im iVltenglischen :
macian machen — macöde — inacödon, n/acedon — geinacöd (a).
a) Ebenso: sealfian salben, fsestman befestigen, panclan, poncian
danken, äsnan fragen, hälgicui heiligen, deensian reinigen, sceatnan
schauen, hedecian betteln, endlan enden, sticlan stechen, hojnan hoffen,
löcian blicken, lufian lieben, wundrian sich wundern etc. etc. und zahl-
reiche, ursprünglich auf -e ausgehende Verba, wie haüan hassen, lician
gefallen, J>o/mH dulden, /o/p'mM folgen, sorgutn sorgen, umman wohnen etc.
(§ 174).
Der Stamm ""'ffljö- wurde nach Ausfall des intervokalischen
j zu /reo- kontrahiert, wozu im Praes. das Ableitungssuffix
j = ae. (je hinzutrat, gleichfalls ohne Umlaut zu bewirken :
freoijean lieben — freode — gefreod.
§ 174. Teuipusbilduiig der dritten schwaclieu Konjiigatiou.
Die Verba der dritten schwachen Konjugation waren
wohl sämtlich primäre Verba, deren Stamm teils auf -e, teils
auf -a (idg. -o) ausging.
a) Im Altenglischen fügten die ersteren im Praes. das
Ableitungssuffix j an den Stammauslaut e an, wodurch dieses
Kaluza, Histor. Grammatik d. engl. Sprache. I. 2. Aufl. 19
290 Altenglisch. [§ 174
ursprüngliche e, ebenso wie in der zweiten scliwaclien Kon-
jugation das aus urg. ö uragelautete, zu ij, 1 weitergebildet
wurde, z. B. hatlan hassen {*hate-Jan, ahd. hcuzen, Ücian
gefallen {HiM-jan, ahd. liehen), JwJum dulden {*])ole-jan, ahd.
dolen), folginn folgen {*folgejan, ahd. folgen), sorglan sorgen
(*sorge-jan, ahd. sorgen), wunlan wohnen {^""uvne-jan , ahd.
ivonen) etc.
Da auf diese Weise der Praesensstamm der e-Verba mit
dem der ö-Verba zusammengefallen war, sind im Altenglischen
die ursprünglichen e-Verba überhaupt in die ö-Klasse, also
in die zweite schwache Konjugation übergetreten und bilden
das Praet. und Part. Praet. mit dem Mittelvokal ö, z. B.
haüan hassen — haföde — gehntöd; Haan gefallen — licöde
' — gelicöd; poUan dulden — JxAöde — gepolöd, folglan folgen
— folgöde — gefolgöd, sorglan sorgen — sorgöde — ge-
sorgöd, ivtinlan wohnen — tniuöde — geivunöd etc. (§ 173),
während im Althochdeutschen der Stammauslaut e überall
erhalten blieb, z. B. ahd. dolen dulden — doleta — gidolef;
folgen folgen — folgeta — gifolget.
b) Die Verba mit dem Stammauslaut a nahmen im Alt-
englischen im Praes. ebenfalls die Erweiterung durch j au,
und es wurde nun vor den ursprünglich dunkelvokalischen
Endungen, also z. B. im Infinitiv der unbetonte Mittelvokal a
ausgestoßen. Auch j fiel, wie sonst im Altenglischen, aus,
nachdem es Umlaut des Wurzelvokals und nach kurzer Stamm-
silbe Verdoppelung des vorhergehenden Konsonanten bewirkt
hatte, z. B. secg{e)an sagen {*sag{ci)jan), hyeg{e)an denken
{*hiig-jan für ^'hoga-jan). Ohne Umlaut des Wurzelvokals
erscheint habhan haben (^liab{a)jmi) und libhan, Irfian leben
(*lif){a)jan), dessen i durch Umlaut nicht weiter verändert
werden konnte.
Im Praet. und Part. Praet. wird der ursprünglich die
Mittelsilbe bildende unbetonte Stammauslaut a, wie sonst im
Altenglischen (§ 73, b), auch nach kurzer Stammsilbe aus-
gestoßen. Die Endungen -tle etc., -d treten daher unmittel-
bar an die Stämme *Äa5-, *Ub^, *say-, *hoy- an, w'obei der
Wurzelvokal a in geschlossener Silbe nach § 57, i in se über-
§ 174, 175] 3. schw. Konjugation. Dialekt. Abweichungen. 291
geht. Stammauslautendes g wird vor d später unter Ersatz-
dehuung- von se zu se (§ 57, m) oft ausgestoßen. Die Stamm-
formen dieser vier Verba lauten also im Altenglisclien :
habban haben — hdefde — gehdefd,
libban, lifian leben — Ufde — gdifd,
secg(e)an sagen — ssegde, ssede — geseegd, gessed,
hycg(e)an denken — hogde — gehogd.
Anm. Im Althochdeutschen gehören auch diese Verba zu der
e-Klasse, z. ß. ahd. haben haben — haheta — gihahet.
Der Stamm ^fija- wurde nach Ausfall des intervokalischen
j zu feo- kontrahiert; in den Stämmen *l)raiva-, *.wiaiva-
ging aiv unter Abfall des auslautenden a in au, ae. ea über.
Im Praes. trat sodann das Ableitungssuffix j = ae. ge als
konsonantisches Element, ohne Umlaut des Wurzelvokals zu
bewirken, hinzu. Die Stammformen dieser Verba lauten also:
feogean hassen — feode — gefeod,
preagean drohen — preade — gepread,
snwagean denken — smeade — gesmead.
§ 175. Dialektische Yerscliiedenheiteii in der Tempus-
l)ildung der alteugliscbeii Verba.
Der auglische (nordhumbrischc und mercische) und der
kentische Dialekt unterschieden sich von dem westsächsischen
in der Tempusbildung der starken und schwachen Verba nur
durch die verschiedenartige Entwickelung der Vokale.
So ist z. B. im Anglischcn urg. a vor gutt. l, r, urg. e vor
gutt. h, I, r unverändert geblieben (§ 74, a, 4. 5), urg. a vor gutt, h zu
ee geworden (§ 74, a, 4); für wg. ä (urg. Se) steht im Anglischen e gegen-
über WS, « (§ 74, a, 9) etc. Es lauten daher dort die Ablautreihen:
I, nieta{n) messen — tnaet — meton — nieten
II. hera{n) tragen — beer — beron — boren
Illb. fehta{n) fechten — ffeht — fuhton — fohten
ir orj)a (n) werfen — w a r]} — wurpon — icorpen
III c. l}elpa{n) helfen — Jial/i — hulpon — Jiolpen
XI. slepa{n) schlafen — .s/e/> — depon — slep)en
XIV. leta{n) lassen — let — Icton — leten.
Im Sg. Pract. der V. Ablautsreihe geht ea aus urg. au vor c, g, h
in e über, z. B. brec^ beg, fleg, fleh für ws. breac, beag, fleug, üeah
(§ 1=>7).
19*
292 Altenglisch. [§ 175, 176
Tn der zweiten schwachen Konjugation steht im Praet. und Part.
Praet. häufig a für den Mittelvokal ö, z. B.
salfia{n) salben — salfade — gesalfad (§ 173) ;
auch in den auf drei Konsonanten ausgehenden Stämmen der ersten
schwachen Konjugation steht in der Eegel a für ws. e, z. B.
h>/ngra(n) hungern — hi/ngrade — gehyngrad,
timhran zimmern — timhrade — getmhrad (§ 171, f).
Im Kentischen steht e für ws. a?, e für ws. « (§ 74, b); daher
lauten hier die Keihen:
I. »lefaii messen — met — meton — meten
II. heran tragen — her — beron — boren
XI. sie p an schlafen — slep — slepon — slepen
XIV. letan lassen — let - Icton — leten.
B) Flexion des Verbnms.
§ 176. ludogermaiiische iiud urgermanische Terhalflexioii,
Im Indogermanischen gab es ursprünglich eine doppelte Reihe
von Flexionsendungen, primäre und sekundäre, oder besser: ab-
solute und konj unkte Endungen (Streitberg, UG § 195). Die
primären (absoluten) Endungen wurden gebraucht, wenn das Verbum
-eine selbständige Stellung im Satze einnahm, also gewöhnlich im Indikativ
des Praesens. Sie lauteten im Indogermanischen: 1. Sg. -mi, 2. Sg. -si,
3. Sg. -t!, 3. PI. -nli. (Die Endungen des Duals und der 1. 2. PL, die
im Altenglischen nicht mehr vorhanden sind, lasse ich hier unberück-
sichtigt). Die s ek undär en (konjunkten) Endungen, die, gegenüber den
primären, um den auslautenden Vokal verkürzt sind, also: 1. Sg. -t»,
2. Sg. -s, 3. Sg. -^, 3. PI. -nt, standen, wenn sich die Verbalform an. ein
vorausgehendes Praepositionaladverb, wozu auch das Augment gehört,
enklitisch anschloß, also gewöhnlich in den historischen Temporibus und
im Optativ.
Die sog. athematischen oder bindevokallosen Verba
fügen diese Endungen unmittelbar an den Vcrbalstamm an, z. B. Ti&ij-im,
Ti'&ij-g {*Tid-i]ai), Tid-fj-ai {*ti&i]ti) etc., *ed-i]-v^ ^e'&rj-g^ *e&)j (^e'^t^-r) etc.;
die sog. thematischen Verba oder die Verba mit Bindevokal
aber schieben zwischen den eigentlichen Stamm und die Personalendungen
einen Bindevokal e/o ein, z. B. gr. Praes. 2. Sg. q>e^eig {*q>eQ-e-ai)^ 3. Sg.
(peQSL {*cpeQ-e-zi), 3. PI. (psQovat (*cpe(j-o-VTi), Imperf. 1. Sg. ecpaq-o-v^
2. Sg. ^(peQ-E-g, 8. Sg. S(peQ-s {*s'(pEQ-E-z)^ d, PL ecpeQ-o-v {"'icpEQ-o-vr).
Da die Verba mit Bindevokal in der 1. Sg. Ind. Praes. die ursprüngliche
Endung mi abgeworfen und dafür den Bindevokal o zu ö gedehnt haben,
unterscheidet man die thematischen und die athematischen Verba auch
als Verba auf - ö und Verba auf - m i.
§ 176] Indogermanische und urgermanische Verbalflexion. 293
Im Urgermanischen zeigt der Indikativ des Praesens die pri-
mären Endungen; doch ist in der 3. Sg. und 3. PI. t nach dem Laiit-
verschiebungsgesetz (§ 76) in p übergegangen und bei den thematischen
Verben in der 2. 3. Sg. der Bindevokal e vor dem / der Endsilbe zu i
(§ 54, Anm. 1), in der 3. PL der Bindevokal o zu a geworden (§ 54, b),
so daß die Endungen lauten: 1. Sg. -mi, 2. Sg. -si, 3. Sg. -pi, 3. PI.
-npi, z. B. urg. *dö-mi, *d5-si, *dd-pi, *dö-npi ich tue etc., mit Binde-
vokal: 1. Sg. -ö, 2. Sg. i-si, 3. Sg. i-pt, 3. PI. a-vpi, z. B. urg. *ber-5,
*hir-i-si, *bir-i-pi, *her-a-npi ich trage etc.
Die sekundären (konjunkten) Endungen, urg. 1. Sg. ->», 2. Sg. -s,
3. Sg. -p, 3. PI. -(u)np sind im Urgermanischen noch im Indikativ des
sog. schwachen Praeteritums und in den Optativen (s. u.) zu erkennen,
z. B. urg. *xanzidö-nt, *%at(zide-s, *xauzide-p^ *%anzidii-np ich hörte etc.
Die Endungen des Indikativs des sog. starken Praeteritums gehen
dagegen im Singular auf die Endungen des idg. Perfektums zurück,
also idg. 1. Sg. -ö, 2. Sg. -tha, 3. Sg. -e, z. B. olö-a, ola-'&a {*old-»a),
oU-e, urg. 1. Sg. -a, 2. Sg. nach den stimmlosen Spiranten /, s, h (§ 76, c),
später auch nach anderen Konsonanten -ta anstatt des zu erwartenden
-da, 3. Sg. -e, das schon früh abgefallen ist, z. B. urg. *har-a, *bar-ta,
*har-e ich trug etc. Im Plural stehen auch im starken Praeteritum die
sekundären Endungen, also 3. PI. idg. -nt, urg. *-unp, z. B. urg.
*bser-iinp.
Im Optativ (in den gennanischen Sprachen gewöhnlich K o n -
junktiv genannt, da er dessen Funktion übernommen hat), wird an
den Verbalstamm resp. an den Bindevokal der Optativcharakter idg. ie,
t, urg. i angefügt, der im Praesens mit dem vorhergehenden Bindevokal o
zu dem Diphthongen idg. oi, urg. ai verschmilzt. Die Personalendungen
des Optativ (Konjunktiv) sind die sekundären (konjunkten). Es lauten
also die Endungen des Opt. (Konj.) Praes. urg. 1. Sg. -ai-m, 2. Sg. -ai-s,
3. Sg. -ai~p, 3. PI. -ai-np, z. B. *ber-ai-m, *ber-al-s, *bef-ai-p, *ber-ai-np,
die des Opt. (Konj.) Praet. urg. 1. Sg. -l-m, 2. Sg. -l-s, 3. Sg. -l-p, 3. PI.
-i-np, z. B. *bxr-i-m, *bäer-i-s, *bier-t,-p, *bär-t-np.
Die 2. Sg. des Imperativs des Praesens hatte im Indogerma-
nischen die Endung -e, die im Urgermanischen wohl schon früh ab-
gefallen ist, z. B. gr. (peQf, urg. *ber{e). Die übrigen Formen des idg.
Imperativs sind im Altenglischen nicht mehr vorhanden. Die 2. PI. Imp.
wird durch die entsprechende Form des PI. Ind. ersetzt.
Der Infinitiv des Praesens war ursprünglich ein neutrales Verbal-
substantiv, z. B. idg. *ed-o-no-m das Essen, *bher-o-no-m das Tragen,
urg. (mit Übergang von o zu o nach § 54, b) *et-anam essen, %er-anam
tragen.
Die flektierte Form des ae. Infinitivs tö beranne, älter: tö berenne
'um zu tragen', geht auf einen alten Gerundivstamm mit dem Ab-
leitungssuffix wg. -anju- zurück.
294
Altenglisch,
[§ 176, 177
Das Partizipium Praesentis wurde ursprünglich durch An-
fügung von idg. -«^, urg. -nd- an den Verbalstamm gebildet, z. B. gr.
Ti-d-n'g (^Ti-d-e-vT-g), urg. '*dö-n(l-s, *ber-a-nd-s, got. bairands, und als
konsonantischer Stamm flektiert. Im Femininum trat das Ablcitungs-
sufflx -i- hinzu, z. B. urg. "dö-nd-t, *her-a-nd-l, got. lairandei. Im
Westgermanischen ist aber das Part. Praes. später als ja-Stamm (§ 131)
flektiert worden.
Die Suffixe des Partizipium Praeteriti waren, wie schon er-
wähnt, für die starken Verba: idg. -no-, urg. -na-, für die schwachen: idg.
-tö-, das nach dem Vernerschen Gesetz (§ 76) zu urg. -da- geworden ist,
z.B. urg. *hor-a-na-z getragen, *%auz-i-da-z gehört.
Altenglische Verbalflexion.
a) Flexion der starken Verba.
§ 177. Regelmäßige Flexion des Praeseus der starken
Terl)a im Altenglischen.
Die Flexionsendungen des Praesens der starken Verba hatten (nach
§ 176) im Urgerraanischen etwa folgende Gestalt:
Ind.
Konj. (Opt.)
Imp.
Inf.
Part.
l-Sg.
-tsi
-ipi
-anjn
-aim
-ais
-aip
•ainp
2. Sg. -e
-anam
M. -ands
2. Sg.
3. Sg.
3. PI.
Gerundium
-aiija-
F. -andi.
N. -and
Im Altenglischen sind diese Endungen nach den Auslautgesetzen
(§ 73) mehrfach verändert und verkürzt worden. Die Endung -5 in der
1. Sg. Ind. Praes. erscheint in der ältesten Zeit in allen Dialekten als
-u, -o; später aber bleibt -u, -o auf den Norden von England beschränkt,
andh. berit, helpu, hindu. Im Westsächsischen und Kentischen tritt dafür
-e ein, z. B. here, helpe, hinde. Mau erklärt dieses e gewöhnlich als
Übertragung der Optativendung auf den Indikativ.
In der 2. 3. Sg.^fiel auslautendes i in dritter Silbe ab (§ 73, a).
Das i der zweiten Silbe ist im Altenglischen zu e abgeschwächt, in den
südlichen Dialekten später auch ganz ausgestoßen worden, hat aber,
soweit möglich, Umlaut des Wurzelvokals bewirkt (§ 178). Die Endung
§ 177:
Flexion des Praesens der starken Verba.
295
der 2. Sg.- -e'.^', wurde später zu -est erweitert, das wohl aus den durch
Anfügung des Pronomens der 2. Person, pii^ entstandenen Ausgängen
-e.'<p(u), .-esf(u) zu erklären ist.
In der 3. PL urg. *-anJn ist das auslautende / verstummt, und n.
vor p, zunächst unter Nasalierung des vorhergehenden «, ausgefallen.
Die Flexionsendungen des Indikativ Praesentis lauten also im Alt-
englischen: 1. Sg. -e, 2. Sg. -es, -est, 3. Sg. -ep, 1. 2. 8. PI. -ap.
Unmittelbar vor dem Pronomen personale wird auch -e als Endung
des Ind. PI. gesetzt, z. B. binde tve, binde ge.
Im Sg. Konj. fallen nach den Auslau tsgcsetzen die ursprünglich
auslautenden Konsonanten -m, -s, -p ab und der vorausgehende Diphthong
ai wird, wie sorst, im Altenglischen zu -e vereinfacht, das somit als
gemeinsame Endung der drei Personen des Sg. Konj. gilt. Im Plural
fällt auslautendes p ab, das vorhergehende n aber bleibt zunächst er-
halten; der Diphthong ai wird wiederum zu e vereinfacht; die Endung
des PI. Konj. ist also -en.
Die Endung -e der 2. Sg. Imper. fiel schon im Urgermanischen
früh ab; es erscheint daher auch im Altenglischen in dieser Form der
reine Stamm. Für den Plural des Imperativs tritt die entsprechende
Form des Ind. Praes., also -ap, ein. Daneben gibt es vereinzelt eine
adhortative Form auf -an 'laßt uns'.
Die Endung des Inf. urg. '^-anani ist im Altenglischen zu -an re-
duziert. Der D. Sg. des Gerundiums auf *-anja-i ergab im Altenglischen
zunächst mit «'-Umlaut -enne, das aber unter dem Einflüsse der Infinitiv-
endung -an später in -anne überging.
Das Part. Praes., das urg. im Mask. auf -ands ausging, hat die
Flexion als konsonantischer Substantivstamm im Altenglischen nur in
einigen substantivierten Partizipien, wie demend der Richter, bettend
der Hasser, Feind, nügend der Kämpfer, sSe-li(tend der Seefahrer u. ä
(§ 126) bewahrt. Als eigentliches Partizipium nahm es das Ableitungs-
suffix -ja- an, wodurch das a der Mittelsilbe zu e umgelautet wurde,
also -and-ja zu -ende, z. B. berende tragend, bindende bindend. Es wird
dekliniert wie die adjektivischen jrt-Stämmc (§ 131).
Wir erhalten darnach als regelmäßige Konjugation des Praesens der
starken Verba:
Praes.
Ind.
Konj. Imp.
Inf.
Ind.
Konj.
Imp.
Inf.
1. Sg.
2. Sg.
-e
-ep
-ap
1-
-en
-ap
-an
-anne
1. Sg.
2. Sg.
3. Sg.
PI.
binde
bindes{t)
bindep
bindap
> binde
)
binden
bind
bindap
bindan,
tö
bindanne
3. Sg.
PI. i
Part.
-ende
Part.
bindende
296 Altenglisch. [§ 178
§ 178. Flexion des Praesens der starken Terba mit Umlaut
und Yerkürzuug in der 2. 3. Sg. Ind.
In der 2. 3. Sg. Ind. Praes. ist der ursprüngliche Wurzel-
vokal durch das / der urg. Endungen -is, -i]), ae. -68(1), -ep
soweit als möglich umgelautet worden. Schon im Ur-
germanischen wurde durch diesen Einfluß des i der Endsilbe
der Wurzelvokal e zu / (§ 54, k), das im Altenglischen durch
Brechung vor r + Kons. (§ 65, k) zu ie, y überging. Inner-
halb des Altenglischen wurde sodann a zu e oder se (§ 57,
V. y) a, 0 zu e (§ 57, w), ea zu ie, y (§ 57, z), ä aus urg.
ai zu dß (§ 60, c), ea aus urg. au zu Ie, y (§ 61, c), eo aus
wg. iu zu Ie, y (§ 64, c), ö zu e (§ 68, e), n zu y (§ 69, f),
ü zu y (§ 70, c) umgelautet.
Im Westsächsischen, das den Umlaut in der 2. 3. Sg. Ind.
am regelmäßigsten durchgeführt hat, ist aber ferner auch in
der Regel die Endung der 2. 3. Sg. Ind. durch Ausstoßung
des e der Endsilbe verkürzt worden (a).
a) bere ich trage — hiy{e)st — hir{e)p — berap
brece ich breche — bric{e)st — hric{e)p — brecap
helpe ich helfe — hili){e)st — hilp{e)p — helpap
giefe ich gebe — ff>f{e)st — gif{e)p — giefup
iveorpe ich werfe — ivierpst — ivierpp — iveorpap
fare ich fahre — faerest — feer{e)p — farap
wealce ich wälze — ivielcst — w/'elcp — wealcap
sleepe ich schlafe — slMpist — släe^yp — slsepap
cnäwe ich kenne — oieetrst — cnseiip — cnäwap
heawe ich haue — hiewst — hieup — heawap
creope ich krieche — crlejjst — cnepp — creopap
wepe ich weine — tve2}st — tvepp — ivepap
drince ich trinke — drivc{e)st — drinc{e)p — drincap
grijie ich greife — gnp{e)st — g>'W{c)p — gripap
gröive ich wachse — grevat — ■ greup — gröwap
cume ich komme — cy>H{e)st — ci/m{e)p — cumap
lüce ich schließe - lyc{e)st — lyc{e)l) — lücap.
Durch das Zusammentreffen des stammauslautenden Kon-
sonanten mit dem -sf, -p der verkürzten Endung ergaben
sich im Altenglischen mannigfache Veränderungen. So wird
stammauslautende Doppelkonsonanz vor -st, -p vereinfacht (b).
§ 178, 179] Flexion des Praesens der starken Verba. 297
b) fealle ich falle — ßelst — fielp — fealla])
onginne ich beginne — onginsf — ovgivp — onghmap.
Stammauslautendes g nach langem Vokal oder /, r geht
vor -.'ft, -]) in h über (c).
c) stige ich steige — stihst — stlhp — sfigaj)
ßeoge ich fliege - fliehst, flyhat — fliehp, flyhp — fleogap
swelge ich verschlinge — stcelhsf, swilhst — swelhp, sivilhp — sivelgap.
Stammauslautendes c? fällt vor --^t und -j> aus (d). Stamm-
auslautendes s fällt vor -st aus; die Endung -p geht nach .v
in t über (e). Stammauslautendes -st fällt vor -st ebenfalls
aus; mit der Endung -J) verschmilzt es zu st (f), so daß
also bei den Verben auf -s und -st die 2. und 3. Sg. Ind.
gleichmäßig auf -st ausgeht.
d) cweäe ich sage — cwist — ooip — rtreä^ap
weoräe ich werde — tvierst — wierp — weoräap.
e) ärise ich stehe auf — ärist — ärist — ärisap
ceose ich wähle — ciest — ciest — ceosap
weaxe ich wachse — unext — wiext — weaxap.
f) berste ich berste — birstest, birst — hirstep, birst — berstap.
Stammauslautendes / verschmilzt mit der Endung -p zu
tt, t (g). Stammauslautendes d geht vor -st in t über und
verschmilzt mit -p zu tt, t (h).
g) ete ich esse — itst — itt, tt — etap
tvr'ite ich schreibe — writ{e)st — writep, writ — wriiap.
h) btde ich warte — bttst — bitt, blt — bidap
wexdde ich walte — xneltst — wielt — ivealdap
binde ich binde — bintst — hint — bindap
stände, stonde ich stehe — stentst — sient — standap, stondap.
A n m. 1. Für bintst, stentxt findet sich auch mitunter binst, stenst.
A n m. 2. Am Ende der altenglischen Zeit treten oft unumgelautete
und unverkürzte Formen wieder auf, z. B. farest, farep ; feallest, feallep ;
bindest, bindep; hiljyest, hilpep etc.
Anm. 3. Im Konjunktiv findet sich der Umlaut nur bei dem Ver-
bum cuman kommen: Konj. Sg. ci/»ie, PI. cymen.
§ 179. Flexion des Praesens der Verba contracta, d. h.
der Verba mit dem Stammanslaut h.
Die Verba mit dem Stammauslaut h werfen das h vor
vokalisch beginnenden Endungen aus und kontrahieren den
298 Aitonglisch. [§ 179, 180
Wurzelvokal mit dem Vokal der Endung, z. B. im Infinitiv:
seon sehen (*seohccn) § 153, d; toreon bedecken (^ivrihan)
§ 156, c; ßeon fliehen (jßeohan) § 157, c; slean schlagen
{*deahan) § 158, b; fön faugen {*föhan) § 161; ebenso Ind.
1. Sg. seo, 3. PL seop; Konj. Sg. seo, PI. semi; Imp. 2. PI.
,^eo]), flekt. Inf. fö s^eonne, Part, seonde etc.
In der endungslosen 2. Sg. Imp. bleibt aber das in den
Auslaut tretende A erhalten; es erscheint also dort der reine
Stamm, z. B. seoh, wrVi, ßeoh, sleah, föh.
Auch in der verkürzten 2. 3. Sg. Ind. Praes. blieb das
h vor den nach Ausstoßung des e konsonantisch beginnenden
Endungen -sf, -p erhalten; der Wurzelvokal war aber durch
das ursprünglich folgende i auch hier, soweit möglich, um-
gelautet worden (§ 178), also: si(e)hst, si(e)hj} zu seon; icrihst,
ivrihp zw icreon; fliehst, fliehp 7A\ fleon ; sliehst, slieh}) zu slecm;
fehst, fehj) zu fön.
Vollständige Paradigmen s. § 189 unter A, c. p. r. v; B, d.
Anm. Der Stauim feolh- (§ 155, e) wirft das auslautende // vor
vokalisch beginnenden Endungen ebenfalls ab und dehnt dafür den
Wurzelvokal zu eo, also feolan gelangen {*feolha>t), Ind. fcole, fielhst
fielhl), feolap; Konj. feolv, feoleri, Imp. feolh, fcolap, Part, feolende.
§ 180. Flexion der starken Verba mit J-Praesens.
Einige starke Verba bildeten den Praesensstamm durch
Anfügung des Ableitungssufflxes j an den reinen Verbalstämm,
wodurch im Altenglischen in allen Praesensformen i-Umlaut
des ursprünglichen Wurzelvokals bewirkt wurde, wozu auch
der schon im Urgermanischen erfolgte Uebergang von e zu i
vor i, j (§ 54, k) zu rechnen ist, z. B. sitfan sitzen (^set-j-an)
§ 153, f; swerian schwören {'"swar-j-aii), hehhan heben (*had-
j-an), hliahhan lachen C^hleah-J-an) § 158, f, k; ivepan weinen
{*tvöp-j-cm) § 165, b.
Vor allen dunkelvokalischen Endungen, also z. B. im
Infinitiv blieb das Ableitungs.suffix J im Altengiischen nach
r bei kurzer Stammsilbe erhalten, z. B. sicerian schwören
Q^swar-j-an) § 158, f; nach geminierten Konsonanten aber
fiel es aus, z. B. sitfan sitzen (*set-j-an), biddan bitten
§ 180, 181] Flexion des Praesens der starken Vcrba. 299
i^'^hid-j-an) , Uc(j(e)an liegen Q'Icg-j-an) § 15;i, f; sfeppan
schreiten i^stap-j-mi) , hehhan heben {*hah-j-a)i) , nccppan
schädigen Q^skap-j-an), scieppcm schaffen, schöpfen {^kap-j-an),
hliehhim lachen (*Meah-j-an) § 158, g. h. i. k ; ebenso nach ur-
sprünglich langsilbigen Stämmen, z. B. ü-iipan weinen {*tröp-
j-an) § 165, b.
Dieselbe Form behält der Verbalstamm im Ind. 1. Sg.
Sitte, 3. PL sittal), Konj. Sg. sitte, PL sitten, Imp. 2. PL
sitta]}, flekt. Inf. tö sittanne, Part, sittende; ebenso h'idde,
biddap etc.
lu der 2. 3. Sg. Ind. ist das Ableitungssiiffix j schon
früh mit dem i der nrg. Endungen -is(i), -ip(i) zu i ver-
schmolzen. Es fehlt daher im Altenglischen das i nach
kurzsilbigen Stämmen auf r und die Gemination des aus-
lautenden Konsonanten anderer kurzsilbiger Stämme. Der
ursprüngliche Wurzelvokal ist aber wie in den andern
Praesensformen (s. o.) umgelautet. Die 2. 3. Sg. Ind. lautet
also im Altenglischen: sicerest, sirerep zu su-erian; lig(e)sf,
lig(e)p zu licgean, liefest, hefep zu hehhan, ivep(e)st, wep(e)p
zu ivepan etc. Bei Ausstoßung des e der Endung ergeben
sich auch hier die in § 179 erwähnten Aenderungen des
Stammauslauts oder der Endung, z. B. sitst, sit(t) für sitest,
sitep; bitsf, hit{f) für hidesf, bidep etc.
In der endungslosen 2. Sg. Imp. ist das in den Auslaut
tretende J zu / vokalisiert worden, das im Altenglischen zu
e abgeschwächt wurde und nach kurzsilbigen Stämmen er-
halten blieb, z. B. sicere, site, hide, Uge, stepp, liefe, srede,
sclepe etc., nach langsilbigen Stämmen aber abfiel, z. B. ivep.
Vollständige Paradigmen der starken Verba mit J-Pracsens
s. § 189 unter A, d. e. f. w. x. y; B, i.
§ 181. Flexion des Praet. der starken Yerba.
Die Flexionsendungen des Praet. lauteten im Urgenn. (§ 176):
Tnd. Praet.: 1. Sg. -a, 2. Sg. -ta, 3. Sg. -e, 3. PI. -unp
Konj. Praet.: 1. Sg. -hn^ 2. Sg. -is, 3. Sg. -ip, 3. PI. -Inp.
Iin Altenglischen ist im Ind. Praet. auslautendes a und e abge-
fallen, so daß die 1. und 3. Sg. Ind. Praet. endungslos wurde, die 2. Sg.
300
Altenglisch.
[§ 181, 182
auf -t ausging; doch findet sich dieses -/ nur noch in der 2. Sg. Ind.
derjenigen alten Praeterita, welche Praesensbedeutung angenommen
haben (§ 191), z. B. sccal-f du sollst, meah-t du magst, wäs-f du weißt etc.
In allen eigentlichen Praeteriten der starken Verha ist die ursprüngliche
2. Sg, Ind. Praet. auf -t verloren gegangen und durch die 2. Sg. Konj.
Praet. auf -e (s. u.) ersetzt worden.
In der 3. PI. Ind. Praet., die auch für die 1. 2. PI, eingetreten ist,
fiel das auslautende J* im Altenglischcn ab; die Endung lautet also: -un,
später abgeschwächt zu -on.
Im Konjunktiv sind die auslautenden Konsonanten im Altenglischen
abgefallen und 7 zu e abgeschwächt worden. Die Endungen des Konj.
Praet. sind also denen des Konj. Praes. gleich; Sg. -e, PL -en. Umlaut
ist im Konj. Praet. nicht eingetreten.
Der Sg. Ind. Praet. war im Urgermanischen stammbetont, der PI-
Ind. Praet. und der ganze Konj. endungsbetont; darum ist, wie in § 152
näher ausgeführt, bei den ablautenden Verben der Verbalstamm des PI,
Ind, und des Konj. Praet. von dem des Sg. Praet. verschieden. Im Alt-
englischen ist auch die 2. Sg. Ind. von demselben Stamme abgeleitet,
wie der PI. Ind. und der Konj.
Das Praeteritum der starken Verba wird demnach im Altenglischen
folgendermaßen flektiert:
Indikativ Konjunktiv
Indikativ
Konjunktiv
1. Sg.
2. Sg.
3. Sg.
PI.
band, bond
blinde
band, bond
bundon
blinde
blinden
Vollständige Paradigmen des starken Praet. s. § 189.
§ 182. Flexion des Part. Praet. der starken Verba.
Das Part. Praet. der starken Verba ging im Urgermanischen auf
*-anaz- (idg. -onos) aus. Auf den urg. Ausgang ^-enaz deutet der Über-
gang von ae. a zu se im Part. Praet. der sechsten Klasse der starken
Verba, auf urg. -inaz das vereinzelte Vorkommen von «-Umlaut, z. B.
cymen gekommen neben cumen (§ 154), eegen eigen neben äfien (§ 191).
Im Altenglischen ist die unbetonte Endsilbe -az abgefallen. Das
Part. Praet. der starken Verba endet stets auf -m, z. B. boren getragen,
holpen geholfen, btinden gebunden, slagen, slaegen geschlagen etc.
Häufig, aber nicht regelmäßig, tritt vor einfache Verba im Part.
Praet. das Praefix ge-, z. B. gecoren auserlesen, geholpen geholfen, ge-
himden gebunden etc.
§ 1<S'2, 183J Flexion des Praer. der starken Verba. 301
Das Part. Praet. der starken Verba wird nach der
starken und schwachen Adjektivdeklination flektiert, doch
ist die Endung -u im N. Sg. F., N. A. PI. N. in der Regel
abgeworfen, z. B. N. Sg. gecoren, gecoreni^u), gecoren, A. Sg.
gecorenne, gecorene, gecorni, N. A. PI. gecorene, gecorena, -e,
gecoren(ii) etc.
Nach langer Stammsilbe wird vor vokalisch beginnenden
Endungen der Mittelvokal gewöhnlich ausgestoßen, z. B.
N. Sg. gebunden, gebunden{u), gebunden, A. Sg. gebundenne,
gebundne, gebunden, N. A. PI. gebimdne^ gebundna, -e, ge-
bundenen).
b) Flexion der schwachen Yerba.
§ 183. Flexion des Praesens der Yerba der ersten
schwachen Konjugation.
Die eigentlichen Flexionsendungen des Praesens der
schwachen Verba sind denen der starken Verba gleich,
s. § 177. Da nun die im Praet. auf -/ ausgehenden Stämme
der ersten schwachen Konjugation das auslautende / mit dem
Ableitungssuffix ,/ des Praesensstammes zu einfachem J ver-
schmolzen haben (§ 170), so stimmt die Flexion des Praesens
sowohl der ursprünglich auf -i ausgehenden (§ 170 f.) wie
der konsonantisch auslautenden (§ 172) Verbalstämme der
ersten schwachen Konjugation mit der der starken Verba
mit j-Praesens (§ 180) völlig überein.
Es ist also bei den kurzsilbigen Stämmen wie im In-
finitiv so auch vor den übrigen ursprünglich dunkelvokalischen
Endungen des Praesens das Ableitungssuffix j nach r im
Altenglischen erhalten geblieben, z. B. nerian retten, Ind.
1. Sg. nerie, 3. PI. neriap, Konj. Sg. nerie, PL nerien; Imp.
2. PI. neriaj), flekt. Inf. tö nerianne, Part, neriende, bei Ge-
minierung des vorhergehenden Konsonanten aber abgefallen
z. B. fremman vollbringen, Ind. 1. Sg. fremnte, 3. PI. freininaj),
Konj. Sg. fremme, PL fremmen, Imp. 2. PL fremmaj), flekt.
Inf. tö fremmanne, Part, fremmende, ebenso settan setzen,
sette, setta]) etc.; tellan erzählen, feile, fellaj) etc., f^frecc{e)an
strecken, strecce, strecc(e)a]j etc., ebenso nach ursprünglich
302 Altenglisch. [§ 183, 18:t
langsilbigen Stämmen, z. B. dselan teilen, Ind. 1. Sg. dsele,
3. PL d^Ia]), Konj. Sg. dgele, PI. dselen, Imp. 2. PL däela]),
flekt. Inf. /"ö ddelanne, Part, dselende, ehen?,o fijllan tüWcn, ft/lle,
fyllap etc., sendan senden, se»f/e, sendap etc., sec{e)an suchen,
5ef?, sec(e)ap etc., ivyrc{e)an wirken, w^/rcg, wyrc{e)ap etc.
In der 2. 3. Sg. Ind. ist aber auch hier das Ableitungs-
sufflx _/ schon früh mit dem folgenden t der urg. Endungen
-is, -ij) zu / verschmolzen. Es kommt darum im Altenglischen
das sonst auf r folgende / und die Gemination des auslauten-
den Stammkonsonanten in Wegfall. Die 2. 3. Sg. Ind. lautet
also: nerest, nere]) — fremest, fremep ; feiest, felep — deel{e)sf,
deel(e)p, sec{e)st; sec{e)p etc. Bei den Verben mit dem Stamm-
auslaut liv, rw fällt das iv vor e in der Regel aus, z. B.
gierest, gierep zu gier ir an bereiten.
Der Vokal der Endsilbe wird auch hier oft ausgestoßen,
und es zeigen daun die verkürzten Formen der 2. 3. Sg. Ind.
dieselben Aenderungen des Stammauslauts oder der Endung
wie bei den starken Verben (§ 178), also z. B. fijlst, fijlp zu
fijllan füllen, setst, sef(t) zu settan setzen, gretst, gret{t) zu
gretaii grüßen, liest, liest zu liesan lösen etc.
In der endungslosen 2. Sg. Imper. wurde das in den
Auslaut tretende / zu i vokalisiert, das im Altenglischen
nach kurzer Stammsilbe als e erhalten blieb, z. B. nere, freme,
sete, tele, strece, auch giere für '^gier(w)i etc., nach langer
Stammsilbe aber abfiel, z. B. dsel, fyll, send, sec, penc etc.
In der späteren Zeit nehmen auch die langsilbigen Stämme
mitunter ein e im Imper. au, z, B. cysse.
Der durch das folgende ,/ bewirkte Umlaut des Wurzel-
vokals (§ 170—172) bleibt in allen Praesensformen bestehen.
Vollständige Paradigmen s. § 190, a — s.
§ 184. Flexion des Praesens der zweiten schwachen
Konjugation.
Vor allen ursprünglich dunkelvokalischen Endungen des
Praes. wird, wie im Infinitiv (§ 173), der Stammauslaut ö
durch das folgende Ableitungssuffix j zunächst zu e, später
zu i umgelautet, mit dem das folgende j verschmilzt, also
8 184:, 1S5] Flexion des Praesens der scliwachen Ycrba. 303
z. B. Inf. maclan machen {*maA-ö-j-aii), Ind. 1. Sg. macle,
3. PL macla}), Konj. Sg. macle, PL macieii, Imp. 2. PL macioj);
flekt. Inf. /ö macianne, Part, maciende.
In der 2. 3. Sg. Ind. gingj vor dem / der urg. Endungen
-is, -ip schon früh verloren und der sich nunmehr ergebende
Diphthong öi wurde (über oi, ai) im Altcnglischen zu ä, a
vereinfacht. Die 2. 3. Sg. Ind. der zweiten schwachen Kon-
jugation lautet also: niaras(t), maca]). Eine Verkürzung dieser
Formen durcli Ausstoßung des Vokals der Endsilbe findet
niemals statt.
In der 2. Sg. Imp. wurde das in den Auslaut tretende
j zu / vokalisiert, das wiederum mit dem vorhergehenden
Stammauslaut ö zu dem Diphthongen öi verschmolz, der im
Altenglischen (über oi, ai) zu a vereinfacht wurde, z. B. f)Mca.
Der ursprüngliche Wurzelvokal blieb in der zweiten
Konjugation stets unvercändert (§ 173).
Das Verbum contractum freogean lieben (^''frijö-jan) be-
hält das J (geschrieben ge) vor allen ursprünglich dunkel-
vokalischen Endungen bei, also: freogean lieben, Ind. 1, Sg.
freoge, 3. PL freogeap, Konj. Sg. freoge, PL freogen, Imp.
2. PL freogeap, flekt. Inf. tö freogeanne, Part, freogende. Vor
urg, / in der 2. 3. Sg. Ind. fiel j ab und das e der Endung
wurde von dem vorhergehenden Diphthongen absorbiert:
freosf, freojj. In der endungslosen 2. Sg. Imp. wurde das in
den Auslaut tretende j zu i vokalisiert, das nach dem Diph-
thongen abfiel: freo. VgL die Verba contracta der dritten
schwachen Konjugation § 185.
Vollständige Paradigmen s. § 190, t, u.
§ 185. Flexion des Praesens der Yerlja der dritten
schwachen Konjugation.
Die vier kurzsilbigen Stämme haha-j-, liha-j-, saya-j-,
Jioya-j- werfen, wie im Infinitiv (§ 174), so auch vor den
übrigen ursprünglich dunkclvokalischen Endungen den un-
betonten Mittelvokal a aus. Das Praesenssuffix j fällt im
Altcnglischen ebenfalls ab, nachdem es Verdoppelung des
304 Altcnglisch. [§ 185
vorhergehenden Konsonanten und, soweit möglich, Umlaut
des Wurzelvokals bewirkt hatte, also: secg(e)an sagen
{*saya-J-an), Ind. 1. Sg. secge, 3. PL sec(/(e)a]), flekt. Inf. fö
secg(e)anne, Part, secgende — hgcg{e)an denken, Ind. 1. Sg.
hycge, 3. PI. hijcg{e)a]) ; Konj. Sg. hgcge, PL hycgen; Imp.
2. PL hycg{e)aj), flekt. Inf. fö hijcy(e)anne, Part, hycgende —
ohne Veränderung des Wurzelvokals durch Umlaut: libban
leben, Ind. 1. Sg. lihhe, 3. PL Uhhal), Konj. Sg. libbe, PL libben,
Imp. 2. PL libbap, flekt. Inf, /ö libbanne, Part, libbende, auch
lifian; Ufie, lißap; liße, Ußen; lißa]); fö lißanne; liß(g)ende
— mit Uebergang von a zu m vor den im Altenglischen
f'-haltigen Endsilben: habban haben; Ind. 1. Sg. hsebbe, 3. PL
habba])^ Konj. Sg. heebbe, PL heebben, Imp. 2. PL habbap ;
flekt. Inf. /ö habbcmne, Part, hsebbende.
In der 2. 3. Sg. Ind. ist das Praesenssuffix / vor dem i
der urg. Endungen -is, -ip ausgefallen und der Stammauslaut
a mit dem / der Endung zu dem Diphthongen ai verschmolzen,
der im Altenglischen ä, a ergab. Der Wurzelvokal ist vor
den nunmehr dunkelvokalischeu Endungen urg. *-ais^ *-aip,
ae. -as(f), -u]) unverändert geblieben, also: hafasf, hafap; lifasf,
Ufa]) oder mit «-Umlaut (§ 71) Uofasf, Uofa}); sagasf, sagap;
hogasf, Jiogap.
Ebenso ist in der endungslosen 2. Sg. Imp. das in den
Auslaut tretende a + J zu urg. «/, ae. ä, a geworden: liafa,
Ufa oder mit ?/ -Umlaut: Uofa, saga, hoga.
Neben hafast, hafap; sagasf, sagap; hogasf, Jiogap finden
sich im Westsächsischen auch verkürzte Formen mit Aus-
stoßung des a der Endung und Uebergang des Wurzelvokals
ff in ae, 0 («) in y, also: heefsf, hdefp; seegsf, ssegp; hyg{e)sf,
hyg{e)p, neben saga, hoga auch seege, hyge.
Die Negation ne verschmilzt mit habban etc. zu nahban
nicht haben, nsebbe, nafasf, nsefst, nafap, mxfp, nabbap etc.
Die Verba contracta feogean hassen (*ßja-jan), preagean
drohen {^praira-jan), smeagean denken Q'SDum-a-Jau) behalten
das j (geschrieben ge) vor allen ursprünglich dunkelvokalischeu
Endungen in konsonantischer Funktion, also ohne Umlaut
des Wurzelvokals bei, z. B.feogmn hassen, Ind. 1. Sg.feoge,
§ 185, 186] Flexion des Praet. der schwachen Verba. 305
3. PL feogeap, Konj. Sg. ßoge, V\. feogen, Imp. 2. V\. feogea}),
flekt. Inf. tö feogeanne, Part, feogende. Vor urg. i in der
2. 3. Sg. Ind. fiel aber / ab und auch das e der Endung
Avurde synkopiert: feo.'^f, ßop. In der endungslosen 2. Sg.
Imp. wurde das in den Auslaut tretende ,/ zu / vokalisiert,
das nach dem Diphthongen abfiel: ßo etc. Diese Verba
werden also ebenso flektiert wie ß-eogran lieben (§ 184).
Vollständige Paradigmen s. § 190, u— y.
§ 186. Flexion des Praet. der schwachen Yerha.
Die Flexionsendungen des Ind. Praet. der schwachen Verba lauteten
im Urgermanischen: 1. Sg. *-döm (idg. *-dhäm), 2. Sg. *-des (idg. *-dhes),
3. Sg. *-d(~p (idg. *-dhet), 3. PI, *-dunp (idg. *-dhnf). Im Altenglischen
fiel in der 1. 3. Sg. der auslautende Kensonant ab. Der vorhergehende
Vokal wurde in beiden Fällen zu -e, sodaß die Endung der 1. 3. Sg.
gleichmäßig -de, hei den Verben, welche das (/ der Ableitungssilbe nach
stimmlosen Konsonanten in f verwandelt hatten (§ 170 — 172), -te lautete.
Das auslautende s der 2. Sg. blieb aber im Altenglischen, weil es, wie
im Praesens (§ 177), durch das antretende Pronomen der 2. Sg. pü ge-
schützt wurde, sodaß sich als Endung der 2. Sg. -dest {*despH) neben
-des, resp. -fest neben -fes ergab. Die Endung der 3. PI., die auch für
die 1. und 2. PI. eintrat, wurde im Altenglischen nach Abfall des aus-
lautenden p zu -ditn, später gewöhnlich -don resp. -to)i.
Der Konjunktiv hatte, wie bei den starken Verben, den Modus-
charakter -1-. Die Endungen der drei Personen des Sg., urg. *-dhii, *-dts,
*-dip, ergaben im Altenglischen nach Abfall des auslautenden Konsonanten
und Abschwächung von ^ zu e die gemeinsame Endung -de, nach stimm-
losen Konsonanten -fe. Im Plural wurde urg. *-dwp) zu -den resp. -ten
abgeschwächt.
Das Praeteritum der schwachen Verba lautete also im
Altenglischen z. B.: Ind. 1. Sg. nerede, 2. Sg. neredes(t),
3. Sg. nerede, PI. neredon; Konj. Sg. nerede, PL nereden. —
Ind. 1. Sg. sefte, 2. Sg. setfes(t), 3. Sg. setfe, PL sefton; Konj.
Sg. setfe, PL setten (la) ; — Ind. 1. Sg. deelde, 2. Sg. dseldes{t),
3. Sg. dMde, PL deeldon; Konj. Sg. däelde, PL deelden-^ Ind.
1. Sg. cepte, 2. Sg. ceptes{f), 3. Sg. cüpte, PL cepton\ Konj.
Sg. cepte, PL cepten (Ib) ; — Ind. 1. Sg. tealde, 2. Sg. tealdes(t),
3. Sg. tealde, PL tealdon; Konj. Sg. tealde, PL tealden; Ind.
1. Sg. söhte, 2. Sg. s-5htes(t), 3. Sg. söhte, PL söhton; Konj.
Kalnza. Histor. fTrammaük d. engl. Sprache. I. 2. Aufl. 20
306 Altenglisch. [§ 186—188
Sg. sollte, PL sbhten (Ic); — Ind. 1. Sg. macöde, 2. Sg. ma-
cödes(t), 3. Sg. macöde, PL macödon, macedon; Konj. Sg.
macöde, PL mcicöden (II); — Ind. 1. Sg. hsefde, 2. Sg. Äa;/-
(7es)', 3. Sg. hdefde, PL hsefdon; Konj, Sg. hßefde, PL hsefden (III).
Vollständige Paradigmen s. § 190.
§ 187. Flexion des Part. Praet. der schwachen Yerba.
Der Ausgang des Part. Praet. der schwachen Verba im N. Sg. M.
war -d (urg. *daz aus idg. -fös), nach stimmlosen Konsonanten -t (§ 170
bis 172). Bei einfachen Verben wird gewöhnlich die Vorsilbe ge- vor-
gesetzt, z. B. genered, geset(t) (la), gedißled, geceped (Ib), geteald, gesöht
(Ic), gemacöd (II), gehxfd etc. (III).
Die schwachen Part. Praet. können ebenfalls als Ad-
jektiva dekliniert werden ; doch ist die Endung -u im N.
Sg. F. und N. A. PL in der Eegel abgefallen.
Der Vokal der Mittelsilbe bleibt bei den kurzsilbigeu
Stämmen der ersten schwachen Konjugation stets erhalten,
z. B. N. Sg. genered, genered{ti), genered, A. Sg. generedne,
generede, genered, N. A. PL generede, genereda, -e, genered(n),
ebenso bei allen Verben der zweiten schwachen Konjugation,
z. B. N. Sg. gesealföd, gesealföd{H), gesealföd, A. Sg. gesecd-
födne, gesealföde, gesealföd, N. A. PL gesealföde, gesealföda, -e,
gesealföd(i(). Nach den langsilbigen Stämmen der ersten
schwachen Konjugation wird er aber vor vokalisch be-
ginnenden Endungen ausgestoßen und es ergeben sich hierbei
dieselben Lautänderungen wie bei der Bildung des Praet.,
z. B. N. Sg. gedseled, gedseled(u), gedseled, A. Sg. gedeeledne,
gedselde, gedeeled, N. A. PL gedeelde, gedeelda, -e, gedeeled(ti) ■ —
N. Sg. geceped, geceped{u), geceped, A. Sg. gecepedne, gecepte,
geceped, N. A. PL gecepte, gecepta, -e, geceped{n).
§ 188. Dialektische Verschiedenheiten in der Flexion der
alteuglischen Yerha.
In der Form der Flexionsendungen unterscheidet sich
der au g tische (nordhumbrische und mercische) Dialekt
mehrfach von dem westsächsiscben und kentischen.
§ 188] Dialekt. Verschiedenheiten in der Verbalflexion. 307
In der 1. Sg. Ind. Praes. hat sich im Nordhumbrischen und Mer-
cischen die ältere Endung -u, -o erhalten, während sie im Westsächsischen
und Kentischen schon früh durch -e verdrängt wurde. Auch die 2. Sg.
behielt dort länger als im Westsächsischen die ältere Endung -es ohne
Anfügung von f (aus dem Pronomen Jm).
An Stelle der lautgesetzlich aus idg. *-eti, *-ontl entwickelten ae.
Endungen -ep^ -ap in der 3. Sg. PI. Praes. zeigt das Nordhumbrische
(aber nicht das Mercische) häufig die Ausgänge -es, -as, z. B. himles,
himlus, und es bleibt auch in mittelenglischer Zeit die Endung -e>i in
der 3. Sg. PI. Ind. Praes. ein wichtiges Kennzeichen des nordhumbrischen
Dialekts (§ 204).
Die verkürzten Formen der 2. 3. Sg. Ind. Praes. (§ 178) sind im
Nordhumbrischen und Mercischen sehr selten, und es fehlt dort in der
Regel auch der Umlaut, also z. B. helpu^ helpes, helpep (ndh. helpes),
helpap (ndh. helpas).
Bei Verben mit dem Stamm auslaut h (§ 179) wird das h in den
anglischen Dialekten auch in der 2. 3. Sg. Ind. Praes. ausgestoßen, weil
auch dort vokalische Endung -es, ■ -ep vorliegt (s. o.), also s'ist, sip
{*sthist, *sihip) zu scon sehen, slsest, slsep zu slän schlagen. In der
2. Sg. Imp. aber bleibt das in den Auslaut tretende A, z. B. seh, slah.
Das auslautende n im Inf. und im PI. Konj. Praes. und Praet. wird
in den anglischen Dialekten häufig abgeworfen, z. B. Inf. hinda binden,
Praes. Konj. Sg. PL binde, Praet. Konj. Sg. PI. bunde; dagegen bleibt n
im PI. Ind. Praet. und im Part. Praet. stets erhalten, z. B. Praet. Ind.
PI. bundon, Part. Praet. bunden.
Im Inf., in der 1. Sg. und 3. PI. Ind. Praes. und im Part. Praes.
tritt vor den dunklen Vokalen der Endungen häufig ?(-Umlaut (§ 57, d.
62, e) ein, z. B. beora tragen, Ind. Praes. beoru, beres, berep (ndh.
beres), beorap (ndh. beoras), Part. Praes. beorende — feara fahren,
gehen; Ind. Praes. feara, fares, farep (ndh. fares), fearap (ndh. fearas)
Part. Praes. fearende.
Die Flexionsendungen des Ind. Praes. der zweiten schwachen Kon-
jugation lauten in den anglischen Dialekten in der Regel: 1. Sg. -iu, -io,
2. Sg. -as, -es, 3. Sg. -ap, -ep (ndh. -as, -es), PI. -iap, -ap (ndh. -as), also
z. B. 1. Sg. salfiu, salfio, 2. Sg. salfas, salfes, 3. Sg. salfap, salfep (ndh.
auch salfas, salfes), PI. salflap, salfap (ndh. auch salfas). Das Part.
Praes. endet auf -ende oder -unde, z. B. salfende, salfande. Das Praet.
geht gewöhnlich auf -ade, das Part. Praes. auf -ad aus, z. B. salfade,
(jesalfad.
Im Kentischen hat die 1. Sg. Ind. Praes. wie im Westsächsischen
die Endung -e. In der 2. Sg. erhielt sich auch dort die Endung -es
länger als im Westsächsischen.
20*
308
Altenglisch.
[§ 188-190
Die verkürzten Formen der 2. 3. Sg. Ind. Praes. sind auch dem
kentischen Dialekt eigen; doch ist der Umlaut dort mitunter nicht mehr
vorhanden. Das Praet. und Part. Praet. der Verba der zweiten schwachen
Konjugation geht auch im Kentischen gewöhnlich auf -ade, -ad aus.
§ 189, 190. Paradigmen der starken nud schwachen
Terha.
Die folgenden Paradigmen der starken und scliwaclien
Verba sind nacli den in § 152. 159. 169 näher besprochenen
Klassen geordnet. Zugleich ist bei Auswahl der Paradig-
men darauf Rücksicht genommen werden, daß die verschiedenen
Eigentümlichkeiten der altenglischen Verbalflexion, wie
grammatischer Wechsel, Kontraktion bei Ausfall von h, j-
Praesentia, Umlaut des Wurzelvokals und Verkürzung der
2. 3. Sg. Ind. Praes. durch je einige Beispiele vertreten sind.
189. Paradigmen der starken Verba.
A.
Ab-
lautende
Verba
a)
sprecan
sprechen
(I)
b)
giefan
geben
(I)
c) d)
seon sittan
sehen sitzen
(I) (I)
e)
hiddan
bitten
(I)
f)
licg{e)an
liegen
(I)
rind. 1. Sg.
2.Sg.
S.Sg.
1. 2. 3. PI.
sprece
spric{e)st
spric{e)p
\sprecap
giefe
gifest
gifep
giefap
seo
si{e)hsf
si{e)Jip
seop
Sitte
sifst
sit{t)
sittap
bidde
hitst
hit{t)
hiddup
liege
ligie)st
lig{e)p
licgeap
1=1
Vi
Konj. Sg.
PL
sprece
sprecen
giefe
giefen
seo
seon
Sitte
Sitten
hidde
hidden
liege
liegen
Imp.2.Sg.
2. PI.
Spree
sprecap
giefaj)
seoh
seop
Site
sittap
hide
biddap
lige
licg{e)ap
Inf.
{tö)
sprecan
sprecanne
giefan
giefanne
seon
seonne
fiittan
sittan ne
hiddan
hiddanne
licg{e)an
licg{e)anne
^ Part.
sprecende
giefenäe
seon de
sittenäe
hiddende
liegende
s
S3
'S
*1
rind. 1. Sg.
2.Sg.
S.Sg.
1. 2. 3. PI.
sp>ra£c
sprä&ce
sprsec
sprxcon
geaf
geafe
geaf
geäfon
seah
säwe
seah
säwon
sset
säste
sset
smton
baed
bsede
baed
bäedon
Iseg
Isege
laeg
leegon
Konj. Sg.
PI.
sprsece
sprsecen
geäfe
geäfen
sätve
säwen
säete
säeten
bäede
bxden
liege
Isegen
Part.
sprecen
giefen
{ge)seiven
seien
heden
{ge)legen
189]
Paradigmen der starken Verba.
309
A.
Ab-
lautende
Verba
heran
tragen
(11)
h)
niinan
nehmen
(11)
i)
(■HDian
kommen
(11)
k)
bindan
binden
(III)
1)
tveoräan
werden
(III)
m)
helpaa
helfen
(III)
Ind. 1. Sg.
2.Sg.
3.Sg.
1.2. 3. PI.
he)-e nime
bir-{e)st nim{e)st
b/r{e)p n/m{e)J)
herap nimap
cume
ci/m{e)sf
ci/m{e)p
camap
binde
bintst
bint
biiidap
iveoräe
wierst
wierp
tceorctup
helpe
hilpst
hilpp
helpap
Ö
Konj. Sg.
PI.
here
beren
nime
nimen
cijme
cymen
binde
binden
weorde
weoräen
helpe
helpen
_JH
Imp.2.Sg.
2. PI.
ber
berap
nim
nimap
cum
ctimap
bind
bindap
weorp
weoräap
help
helpap
Inf.
im
beran
bei-anne
niman
ni manne
cuman
ciimanne
bindan tveoräan
bindanne weardanne
helpan
helpanne
^ Part.
berende
nimende
cumende bindende weoräende
helpende
find. 1. Sg.
2. Sg.
3.Sg.
1. 2. 3.P1.
baer
beei-e
beer
bgeron
nam,nöiii
nöme
nam, nöm
nömon
cimm band.bond tvearp
cwöme bände wurde
ciröm \band,bo7id tcearp
ca:ömon biindon tvurdon
healp
hulpe
healp
hul2)0H
o
Konj. Sg.
PI.
beere nöme
bmren nömen
cwöme hunde wurde
civömen hnnden 1 wurden
hulpe
hiilpen
Part.
boren
numen
cumen, [y)
bunden
tvorden
holpen
A.
Ab-
lautende
Verba
n) 0)
icrifan , stigan
schreiben steigen
(IV) (IV)
P)
ivrcon
bedecken
(IV)
q)
ceosan
wählen
(V)
r)
fleon
fliehen
(V)
s)
lucan
schließen
(V)
find. l.Sg.
i^.Sg.
3.Sg.
1.2. 3. PI.
wrlte sfige
wrl.t{e)i$t Stilist
wrlt(t) stihp
wr'dap stigap
wreo
wrihst
wnhp
wreop
ceose
clest
ciest
ceosap
fleo
fliehst
fliehp
fleop
lüce
lycst
lycp
lücap
Konj. Sg.
PI.
tvrite stige
tvriten sttgen
wreo
tvreon
ceose
ceosen
fleo
fleon
lüce
lücen
e3
P-t
Imp.2.Sg.
2. PI.
writ siig
wrltap sttgap
ivnh
wreop
ceos i ßeoh
ceosap 1 ßeop
lue
liicap
Inf. writan stigan
{tö) tvritanne stlganne
wreon ceosan
wreonne ceosanne
fleon
fleonne
lücan
lücanne
^ Part.
1
writende
stlgende
wreonde ceosende
fleonde
lücende
find. l.Sg.
2.Sg.
3.Sg.
1. 2. 3. PI.
u-rät
irrito
wrät
tcriton
stäh
stige
stäh
stigon
wräh ceas
wrige eure
wräh ceas
wrigon j curon
fleah
fluge
fleah
flugon
leäc
luce
leac
lucon
Konj. Sg.
PI.
wrlte stige
writen stigen
IV r ige
wrigen
eure fluge luce
euren flugen lucen
^ Part.|
writen
stigen
wrigen
coren
flogen
locen
310
Altengüsch.
[§ 189
A.
Ab-
lautende
Verba
t)
faran
fahren
(VI)
n)
stand an
stehen
(VI)
V)
slran
schlagen
(VI)
w)
siverian
schwören
(VI)
X)
hehhan
heben
(VI)
y)
hliehhan
lachen
(VI)
find. 1. Sg.
2.Sg.
3.Sg.
1.2. 3. PI.
fare
fser(e)st
fmie)p
farap
Stande, (o)
stentst
Stent
standap, (o)
slea
sUehst
sliehp
slcap
swerie
siverest
swerep
stveriap
hehhe
hef{e)st
hef{e)P
hehhap
hliehlie
hliehst
hliehp
hliehhap
w
VI J
Konj. Sg.
PI.
fare
faren
Stande, (o)
standen, (o)
slea
sJean
siverie
swerien
hehhe
hehhen
hliehhe
hliehhen
Imp.2. Sg.
2. PI.
far
farap
stand, (o)
standap, (o)
sleah
sleap
stvere
sweriap
hefe
hehbap
hliehe
hliehhap
Inf.
(^ö)
faran
faranne
standan, (o)
standanne,{o)
slean
sleanne
swerian
swerianne
hehhan
hebbanne
hViehha
hliehhanne
i- Part.
farende standende, (o)
sleande
sioeriende
hehbende
hliehhende
S
find. 1. Sg.
2.Sg.
3.Sg.
1.2. 3. PI.
för
före
för
föron
stöd
sföde
stöd
stödon
slöh, slög
slöge
slöh, slög
slögon
stvör
swöre
su-ör
swöron
W
hofe
höf
hofon
hlöh, hlög
hlöge
hlöh, hlöy
hlögon
Konj. Sg.
PI.
före
foren
stödß
stöden
slöge swöre
slögen stvören
höfe
höfen
Möge
Mögen
^ Part. !
faren
standen, (o)
slagen,se\siroren
hafen, (se)
—
B.
Eedupli-
zierende
Verba
a) b)
healdan feallan
halten fallen
(VII) i (VII)
c)
gangan
gehen
(VII)
d)
fön
fangen
(VIII)
e)
ha tan
heißen
(IX)
f)
heafan
schlagen
(X)
rind. 1. Sg.
2.Sg.
3.Sg.
1. 2. 3. PI.
healde
hieltst
hielt
healdap
fealle
fielst
fielp
feallap
gange, (o)
giengst
giengp
gangap, (o)
fö
felis t
fehp
fö{a)p
häte
heetst
hset{i)
hätap
heate
bietst
fnet{t)
heafap
<a
in
<s <
Konj. Sg.
PI.
healde
healde n
fealle
feallen
gange, (o)
gangen, (o)
fö
fön
häte
häten
heate
heaten
Imp.2. Sg,
2. PL
heald
healdap
feall
feallap
gang, (o)
gangap, (o)
föh
fö{a)P
hat
hätap
beat
beatap
Inf. healdan feallan
{to) hcaldanne feallanne
gangan, (o)
ganganne, (o)
fön
fönne
hätan
hätanne
heatan
heatanne
Part.
healdende feallende
gangende, (6)
fönde
hätende
heatende
.Ind. 1. Sg.
2.Sg.
3.Sg.
1. 2. 3. PI.
heold
hcolde
heold
heoldon
feoll
feolle
feoll
feollon
gieng
gienge
gieng
gle.ngon
feng
fenge
feng
fengon
het
hete
het
heton
beot
beote
beot
beoton
a
S-l
p^
Konj. Sg.
PI.
heolde
Jieolden.
feolle
feollen
gienge fenge
glengen fengen
hete
heten
heote
heoten
l Part.
heald en
feallen
gangen, (o)
fangen, {o)
häten
heaten
i< 189, 190]
Paradigmen der schwachen Verba.
311
B.
Redupli-
zierende
Verba
i g)
slsepan
schlafen
: (XI)
h) i)
gron-an wepan
wachsen j weinen
(XII) i (XII)
k)
cnäiran
kennen
(XIII)
1)
leefan
lassen
(XIV)
m)
huan
bauen
(XV)
Ind. l.Sg.
2.Sg.
3.Sg.
1. 2. 3. PI.
1 slmpe
• sJ3ep{e)st
, smp{e)p
slaepap
grötve
grewst
grewp
gröwap
toepe
u-ep{e)st
ivep{e)p
ivepap
cnäice
cneewst
cnsetrp
cnäwap
leste
liefst
lse{f)f
lätap
hüe
hü{e)sf
hü{e)p
hüup
d
Konj. Sg.
PI.
sliepe
släspen
gröive
grötven
wepe
wepen
cnäwe
cnäioen
l^te
lesten
hüe
hüen
PL,
Imp. 2. Sg.
2. PI.
släßp
sleepap
gröw loep
gröivap wepap
cnätv
cnäivap
l^t
iMtap
bü
hüap
Inf.
(tö)
släepan
slsepanne
gröwan ivepan
grdivanne wepanne
cnäwan
cnäwanne
Isetan
Imtanne
bilan
hüavne
^ Fa.rt.\\ slie2)ende
gröwende
wepende
cnäwende
Wtende
büende
'S
(V
find. 1. Sg.
2.Sg.
3.Sg.
1. 2. 3. PI.
slep
slepe
slep
slepon
greotv
greowe
greoiv
greotoon
ireop
nrope
weop
ircopon
cneow
cneowe
cneow
cneotvon
lef
lete
lef
leton
bilde]
bildest]
bilde]
büdon]
Konj. Sg.
PI.
slepe
slepen
greowe
greowen
weope
weopen
cneoive
cneowen
lefe ]hüde]
lefen [bilden]
^ Part.
släepeii
gröiren
tvöpen
cnäwen
liefen
gehn{e)n
§ 190. Paradigmen der schwachen. Verba.
Schwache
Verba
i
a) 1 b) c) d) e)
nerian ' freminan setfan hreddioi lecg{e)an
retten [vollbringen setzen [ retten legen
da) ! da) 1 da) | da) | (la)
gierwan
bereiten
,Ind. 1. Sg,
2.Sg.
3.Sg.
1.2. 3. PI.
nerie
nerest
nerep
neriap
frenime
fremest
fremep
f rem map
sette
seist
set{t)
settap
Jiredde
hredest
hredep
hreddap
lecge
leg{e)st
leg{e)p
lecgeap
giertre
gierest
gierep
gierwap
tr:
d
Konj. Sg.
PI.
nerie
nerien
fremme
fremmen
sette
selten
hredde
hredden
lecge
lecgen
gierice
gierwen
Imp.2.Sg. nere
2. PL neriap
freme
fremmap
sete
settap
hrede
hreddap
lege
lecg{e)ap
giere
gierwap
Inf.
(tö)
nerian
nerianne
fremman
fremmanne
settan
settanne
hreddan
hreddanne
lecgean
lecgeanne
gierwan
gierwanne
Part.
nerie nde
fremmen.de
seifende
hreddende
lecgende
gierwende
5
Ind. 1. Sg. nerede
2. Sg. neredes{t
3. Sg. nerede
1. 2. 3. PI. üneredon
fremede
fremedes{t)
fremede
fremedon
sette
seties{t)
sette
setton
hredde
hreddes{t)
hredde
hreddon
legde
legdes{t)
legde
legdon
gierede
gier ed est
gierede
gieredon
4)'
-(^
<0
Ph
Konj. Sg. nerede
PI. nereden
fremede
fremeden
sette
Seiten
hredde
hredden
legde
legden
gierede
gierede n
[ Part.
qenered
gefremed
geseted,
geset{t)
gehreded
gelegd
gegiered
312
Altenglisch.
[§190
Schwache
Verba
Ind. 1. Sg.
2.Sg.
3.Sg.
1.2. 3. PI.
Konj.Sg.
PI.
deelan
teilen
(Ib)
diele
deel(e)st
diel{e)p
deelap
daele
dElen
li)
fyllan
füllen
(Ib)
fylle
fi/ll{e)st
.m{e)p
fyllap
fylle
fyllen
i)
cepan
bewahren
(Ib)
k)
pyrstan
dürsten
(Ib)
1)
send an
senden
(Ib)
m)
hyngran
hungern
(Ib)
cepe
cep{e)st
ccp{e)]}
cepap
cepe
cepen
pyrste
pyrst{est)
pyrst{ep)
pyrstap
pyrste
pyrsten
sende
sentst
sent
sendap
Jiyngre
liyngrest
hyngrep
hyngrap
sende \hyngre
senden \hyngren
Inip.2. Sg.
2. PI.
dm
däslap
fyii
fyllap
cep
cepap
pyrst
pyrstap
send
sendap
hyngre
hyngrap
Inf.
{tö)
deelan
däelanne
I fyllan
fyllanne
cepan
cepan ne
pyrstan
pyr staune
sendan \hyngran
sendan ne , hyngran ne
pyr st ende
sendende \hy}igrende
Part.
dselende \fyllende
cepende
/■Ind. 1. Sg.
2.Sg.
3.Sg.
1.2. 3. PI.
dMlde
dmdest
dselde
dBldon
i fy^fl^
\ fifldest
fylde
' fyldon
cepte
ceptest
cepte
cepton
pyrste
pyrstest
pyrste
pyrston
sende hyngrede
sendest hyngredest
sende hyngrede
sendon hyngredon
(1h
Konj. Sg.
PI.
dselde
dulden
I fylfl^
\ fylden
cepte
cepten
pyrste
\ pyrsten
sende hyngrede
senden hyngreden
Part. !| gedeeled \ gefylled \ geceped I gepyrsted \gesend{ed) 'gehyngred
Schwache
Verba
B)
tellan
erzählen
(Ic)
0)
strecc{e)an
strecken
(Ic)
P)
scceati
suchen
(Ic)
q)
penc{e)an
denken
(Ic:)
r) s)
bycg{e)an ' bringan
kaufen bringen
(Ic) (Ic)
find. l.Sg.
2.Sg.|
3. Sg.
1. 2. 3. PI.
teile 'strecce \sece
tel{e)st \strec{e)st \sec{e)st
tel{e)p \strec{e)p \sec{e)p
tellap 1 strecc{e)ap sec{e)ap
pence
penc(e)st
penc{e)p
penc{e)ap
bycge bringe
byg{e)st bring{e)><t
h[/(<^)P hrln'g{e)p
bycgeap bringap
xn
Konj. Sg.
PI.
teile istrecce sece Pence
teilen \streccen secen pence n
bycge bringe
bycgen bringen
Imp.2.Sg.
2. PI.
tele strece
tellap strecc{e)ap
sec
sec{e)ap
penc
penc{e)ap
byge bring
bycg{e)ap bringap
Inf.
(tö)
tellan strecc{e)an
tellanne strecc{e)-
1 anne
sec{e)an
sec e)anne
penc{e)an ''bycg{f)an
penc{e)an- bycg{e)an-
ne\ ne
bringan
bringan ne
^ Part.
teilende streccende
sccende
pencende \bycgende
bringende
3
find. 1. Sg.
2.Sg.
3.Sg.
1.2. 3. PI.
tealde streahte söhte
tealdest streahtest sohlest
tealde streahte söhte
tealdon streahton Isöhton
pöhte \bohte
pöhtest \bohtest
pöhte \bohte
pöhton bohton
bröhte
bröhtest
bröhte
bröhton
Konj. Sg.
PI.
tealde streahte
tealdest streahten
sohle
söhten
pöhte \hohte
pöhten \bohten
bröhte
bröhten
'■ Part.
\geteuld
gestreah t
gesöht
gepöht
geboht
gebröht
§ 190, 191]
Paradigmen der schwachen Verba.
313
Schwache
Verba
itiacian
machen
(II)
frcog{e)an
lieben
(II)
V)
habban
haben
(III)
w)
lihban
leben
(III)
X)
secg{e)an
sagen
(III)
y)
h>/cg{e)an
denken
(III)
Ind. l.Sg.
2. Sg.
3.Sg.
1. 2. 3. PI.
macie
macast
niacap
manap
freoge
freost
freop
freog{e)ap
haebbe
hafast
hafap
habbap
libbe
li{o)fast
li{o)fap
libbap
secge
sagasf
sagap
secg{e)ap
hycge
hogast
hogap
hycg{e)<tp
1=1
Konj. Sg.
PI.
inacie freoge | haebbe ^libbe
iHcicien freogen j heebbeii Uibben
secge
secgen
hycge
hycge) i,
S-i
Imp. 2. Sg.
2. PI.
maca
madap
freo.
freog{e)ap
hafa \li(o)fa
habbap libbap
saga
secg{e)ap
hoga
hycg{e)ap
Inf.
(^ö)
macTait ,
niacianne
freog{e)a)i
freogie)-
anne
habban
habbanne
libhun
libbanne
secg{e)an
secg{e)an-
ne
hycg{e)an
hycg(e)an-
ne
Part.
maciende
freogende
haebbende
libbende
secgende hycgende
g
3
i'
kl
Jnd.l.Sg.
2.Sg.
3.Sg.
1. 2. 3. PI.
macöde
macödest
macöde
macödon{c
freode
freodest
freode
freodon
haefde
haefdest
haefde
haefdon
lifde
lifdest
lifde
lifdon
saegde hogde
saegdest hogdest
saegde » hogde
saegdon 'Jiogdon
Konj. Sg.
PI.
macöde
macöden
freode
freoden
haefde lifde saegde hogde
haefden Ufden saegden hogden
l- Part.
gemacöd
gefreod
gehapfd
gelifd
gesaegd
gehogd
§ 191. Die sog. Verba praeterito-piaesentia.
Wie im Griechischen (olöa ich weiß) und Lateinischen
(memini ich erinnere mich, novi ich weiß, odi ich hasse) gibt
es auch in den germanischen Sprachen eine Anzahl starker
Praeterita, die Praesensbedeutung angenommen haben und
zu denen ein entsprechendes Praesens fehlt; man nennt sie
Praeteritopraesentia. Im Altenglischen gehören hierher
aus Klasse I der ablautenden Verba (§ 153): meeg ich mag,
(jeneah, beneah es genügt, aus Klasse II (§ 154): sceal ich
soll, man, mon (gemmi, (jnnon) ich erinnere mich, aus Klasse III
(§ 155): an7i, oiin ich gönne, ge-onn ich gönne, of-onn ich
mißgönne, cann, conn ich kann, pearf ich darf, dearr ich
wage ; aus Klasse IV (§ 156) : wäf ich weiß, äg, äh ich habe,
besitze; aus Klasse V (§ 157): deag, deah ich tauge, aus
Klasse VI (§ 158): mM ich muß.
314 Altenglisch. [§ 191
In der Flexion stimmen diese Praeterito-Praesentia mit den Prae-
teriten der entsprechenden Ablautsklassen überein. Die 1. 3. Sg. Ind.
ist also endungslos. Die 2. Sg. Ind. hat aber hier die alte Endung -t
(§ 181) noch bewalirt und wird dementsprechend von demselben Stamme
gebildet wie die 1. 3. Sg. Ind., also: weaht i^malt-t), später mit Palatal-
umlaut (§ 57, aa) miht — scealt, maust, ))ionst {*man-f) — ansf onsf
{*ann-f), canst, const, {*cctnn-t), pearft {*])((rf-t), dearst {*clarr-t) — icäsf
{*wät-f), ähsf {*äh-t für äg-f) — mösf {*tnöt-f).
Der PI. Ind. und der Konj. wird, wie bei den ablautenden Verben,
von dem entsprechenden Pluralstamme gebildet: also: PI. un>wn, cunuon,
ßiirfon, durron (III), witon (IV), dugon (V), möton (VI). In Klasse I.
II erscheint aber hier an Stelle des durch Kontraktion entstandenen
Pluralvogals « (,§ 153 f.) teils a, teils ic. »lago», genngon (I), sruloth
{ge)iminon (II). Zu dem Sg. äg, äh lautet der PI. mit Beibehaltung des
Singularvokals: ägon (IV).
Der Konjunktiv hat bei einzelnen Praeteritopraesentien mitunter
noch den durch den Optativcharakter i bewirkten Umlaut bewahrt, z. B.
sci/le neben sctile, {ge)»ii/ne neben genuine (II), pi/rfe, di/rre neben pnrfe,
dürre (III), dyge neben duge (V): die anderen behalten aber den Vokal
des Ind. PL bei: genüge (I), nnne, cunne (III), wite, äge (IV), möte (VI),
mit Übergang von o zu as: msege (I).
Ein Imperativ, Infinitiv und Part. Praes. fehlte ursprünglich, wurde
aber bei einzelnen Verben später aus dem Pluralstamme abgeleitet,
z. B. Imp. gemun{e), genmnap; {ge)iinne, {ge)unnap; wite, iritap; äge,
ägap; Inf. scidan, {ge)munan, nnnan, ctinmtn, purfan, tvitan, ägan, dugan;
Part. Praes. {ge)munende, unnende, pearfende, witende, ägende, dugende.
Das fehlende Praet. wird ebenfalls von dem Pluralstammc durch
Anfügung der Ableitungssilbe der schwachen Praet., urg. *-d5in, ae. -de
gebildet, wobei die stammauslautenden Konsonanten mehrfache- Ver-
änderungen erfahren (§ 76), und der Wurzelvokal n in o (§ 54, x)
übergeht: meahfe, später mit Palatalumlaut niihfe, genohte, sc{e)olde, (ge)-
nuinde, porfte, dorste, in'ste, in'sse, cüüe, dohte, moste. Noch nicht be-
friedigend erklärt ist das zu den Stämmen unn-, cutui- gehörende Praet.
aäe, cüäe {^nnn-pe, *cunnpe).
Ein Part. Praet. ist zu einzelnen Stämmen vorhanden und zwar
nach Art der starken Verba auf -en: gemunen, geunnen, witen, äge»
Adj. 'eigen', nach Art der schwachen Verba auf -(/, -t, {-p): ge-ioiss
i'^ip/f-f) Adj. gewiss, cüp Adj. 'kund', bekannt.
Die Negation »e verschmilzt mit äg, äh, ägon, etc. zu näh, nägon
etc., mit i/'ät, wiste etc. zu nät, näst, nät, ni/ton etc., m/ste etc.
Als Paradigmen der Verba praeterito-praesentia ergeben
sich danach:
§ 191]
Practeritopräsentia.
315
meeg
ich kann
(I)
geneah
es genügt
(I)
sceal
ich soll
(II)
man, mon
ich erinnere
mich
- (II)
ann, onn
ichgönne
(III)
cann,
conn
ich kann
(III)
find. 1. Sg.
2.Sg.
S.Sg.
1. 2. 3. PI.
meeg
meakt, (i)
meeg
magon
geneah
genugon
sceal
scealt
sceal
sculon,{eo)
man, (o)
mansf, (o)
man, (o)
munon
ann, (o),
anst, (o)
ann, (o)
unnon
cann, (o)
canst, (o)
cann, (o)
cunnon
ei
Konj. Sg.
PI.
meege
meegeii
genüge
genügen
scyle, (ii)
sctßen, (u)
mune, {y)
munen, {y)
unne
unnen
cunne
cunnen
(Ih
Imp.2.Sg. —
2.P1. 1 - \ —
—
gemyne, (ii)
gemy)ia]}{u)
unne
unnap
—
Inf.
[magan]
—
sculan (eo)
munan
unnan
cunnan
Part.
[magendej
■ —
—
munende
■unnende
—
s
s
find. l.Sg.
2.Sg.
S.Sg.
1. 2. 3. PI.
meahte, (i)
ineahtest, (t)
meahte, (i)
meahton, (i)
genohte
genohfon
sceolde
sceoldest
sceolde
sceoldon
munde
mundest
munde
mundo}!
ücte
üäest
üäe
üäon
cüäe
ciiäest
cüäe
cüäon
oä
Konj. Sg. meahte, (i)
PI. meahten, (i)
genohte
genohten
sceolde
sceolden
munde
munden
liäe
ücten
cüäe
cüäen
Part.
—
—
—
genuinen
geunnen
Clip, Adj
pearf ; dearr
ich bedarf, ich wage
(III) 1 (III)
tvat
ich weiß
(IV)
ag, äh
ich habe
(IV)
deag, deah
ich tauge
(V)
möt
ich muß
(VI)
rind. l.Sg.
2.Sg.
3.Sg.
1. 2. 3. PL
pearf
pearff
pearf
purfon
dearir)
dearst
dear{r)
durron
wät
iväst
wät
toiton
äg, äh
ähst
äg, äh
ägon
deag, deah
deag, deah
dugon
möt
tnöst
möt
möton
a
cn
03
Konj. Sg.
PI.
purfe, iy)
purfen,(y)
dürre, (y)
dürren, (i/)
ivite
witen
äge
agen
duge
dugen
—
Imp. 2. Sg.
2. PI.
—
—
wite
lüitap
äge
agap
—
Inf.
.pur/an
—
tvitan
ägan
dugan
—
*■ Part.
pearfende] — wüende ägende
dugende
—
s
p
find. 1. Sg.
2.Sg.
3.Sg.
1. 2. 3. PI.
porfte
porftest
porfte
porfton
dorste
dürstest
dorste
dorston
wiste, {ss)
leistest, {ss)
wiste, {ss)
u'iston, (ss)
ähte
ähtest
ähte
ähton
dohte
dohtest
dohte
dohton
moste
mostest
moste
möston
o
Ph
Konj. Sg.
PI.
porfte
porften
dorste
dorsten
triste, (ss)
u'isten,{ss)
ähte
ähten
dohte
dohte n
moste
mosten
'■ Part.
—
—
geiviten
getviss, Adj.
ägen,
iegen, Adj.
—
—
316
Altenglisch.
[§192
Verba auf -tni.
§ 192. Die Yerba auf -ml (athematische Yerha).
Zu den bindevokallosen (athematischen) Verben, welche
in der 1. Sg. Ind. Praes. die Endung -mi hatten, gehören
im Altenglischen nur noch:
1. Das sog. verbum substantivum.
Die ae. Formen des Hilfszeitworts 'sein' gehen auf vier ver-
schiedene WiTrzelu zurück:
a) Von der Wurzel -es sind gebildet die 1. Sg. Ind. Praes. ae. eojn
(idg. *es-mi\ urg. *izmi, *iiiiiti/), die 3. Sg. Ind. ae. /'s (idg. *es-fi, urg.
*isti), die 3. PI. Ind. ae. sind oder mit Anfügung der Praeterialendung
-im: sindon (idg. *s-enti, urg. *senäi), der Sg. Konj. ae. sie, sJ, sy (idg.
*sie.ni, *sies, *siet) und der PI. Konj. ae. swn, sin, syn (idg. sienf).
b) Auf das Perfektum einer Wurzel er- oder or- führt man zurück
die 2. Sg. Ind. eurf {*ar-t) und die im Nordhumbrischen vorkommende
3. PI. Ind. earun, <u-un.
c) Daneben linden sich andere von der idg. Wurzel '''hheic (lat. .//o),
gebildete Nebenformen, in der Regel mit futurischer Bedeutung: Ind.
1. Sg. beo (*bijii) oder mit Anfügung des m aus eom auch: beoni ; 2. Sg.
bis{f) {*bijis/), 3. Sg. hi]) i^^bijipi), PI. btoä i^bijuHpi), Konj. Sg. bi^'O
(*bijaim etc.), PI. beon {^bijainp). Dazu noch ein Imp. 2. Sg. heo, 2. PI.
beop, Inf. heon {H)ijan), flekt. tö beonne, Part, beonde.
d) Das fehlende Praet. wird ergänzt durch das Praet. des starken
Verbums wesan sein, also: Ind. Praet. /rees, wBre, wies, ineron, Konj.
tviere, wseren. Vom Praes. finden sich, außer dem Inf. wesan, nur noch
der Imp. n-es, icesap und das Part, u-esende.
Die Negation ne verschmilzt mit den vokalisch oder auf ir an-
lautenden Formen, z. B. Praes. Ind. neom, neart, nis, nearun, Praet.
Ind. naes, näßre, nees, näsroii, Konj. neere, neeren.
Praesens
*es-
*er-, *or-
*bheu-
[Praesens
*bheu-
Ind. 1. Sg.
2. Sg.
eoni
is
sint, sindon
eart
earun
beo(ni)
bist
up
beop
Imp. 2. Sg.
2. PI.
beo
beop
3. Sg.
1. 2. 3. PI.
Inf.
beon
beonne
Konj. Sg.
PI.
sie, st
sun, sin
beo
beon
Part.^
beonde
1921
Die Verba auf -mi (athematische Verba).
317
Praesens
*wes-
Praeteritum
*ives-
Praeteritum
*wes-
Imp.2.Sg.
2. PI.
ives
wesap
Ind. 1. Sg.
2. Sg.
3. Sg.
1 2. 3. P].
wses
iviere
wses
tväeron
Konj. Sg.
PI.
tcSere
tväeren
Inf.
wesan
Part.
wesende
2. (jan gehen (Wurzel -i).
Ae. ijä, gäest, gxp etc. ist auf urg. *ga-tim, *ga-isi, *ga-ijn etc., eine
Zusammensetzung des Praes. der idg. Wurzel 7 (gr. el-^ii, lat. ■i-re) mit
dem Praeflx ga- zurückzuführen. Die 1. Sg. Ind. hat das auslautende
tu im Altenglischen schon verloren; die 2. 3. Sg. Ind. zeigt Umlaut des
Wurzelvokals. Die weiteren Flexionsendungen des Praes. werden ohne
Bindevokal unmittelbar an den Stamm, ae. gä (aus *ga-l) angefügt: Ind-
PI. gäj>, Konj. gä^ gän, Imp. Sg. gä, PI. gäp^ Inf. gän, flekt. tö gänne,
Part, gände.
Das Praet., ae. eode {*ijja-de), ist aus dem Aorist idg. *ejäm, ejöm,
urg. *ijjÖ7n, got. iddja und der Ableitungssilbe des schwachen Praet. -de
zusammengesetzt.
Das Part. Praet. ist mit dem Ableitungssufix der starken Verba
idg. *-nü-s, urg. *-na-z, gebildet, laiitet also ae. {ge)gän.
Praesens
Ind.
Konj.
Imp.
l.Sg.
gä
1
2.Sg.
gäest
} gä
gä
B.Sg.
g^p
)
I.2.3.P.
gäp
gän
gäp
Inf.
Ind.
Praeteritum
Konj. I Part.
gan
tö gänne
Part.
gände
eode
eodest
eode
eodon
eode
eoden
(ge)gan
3. (Jon tun (Wurzel idg. *r//«ä, *f//ie, urg. dö-).
Die Flexionsendungen des Praes. werden auch hier ohne Binde-
vokal unmittelbar an die Wurzel urg. ae. dö (aus idg. *dhä-, eine Neben-
form von dhe-, gr. ti-&'rj-^ui) angefügt. Die 2. 3. Sg. zeigt Umlaut des
Wurzelvokals ö zu e.
Das Praet. lautet ac. di/de und flektiert wie die schwachen Praet.
Als Nebenformen erscheinen in der Poesie: Ind. PI. Praet. dxdon, Konj.
deede. Das Part. Praet. lautet {ge)dön.
318
Altenglisch.
[§ 192, 193
Praesens
Ind. Konj. Imp.
Inf.
Ind.
Praeteritum
Konj. Part.
l.Sg.
2.Sg.
3.Sg.
1. 2. 3. PI.
dö
(lest
dep
ddp
dö
dön
do
döp
don
tö dönne
Part.
dönde
dyde
dydest
dyde
dydon
{ge)dön
dyde
dyden
4. wülan wollen (Wurzel "^ivel-. '-hvol-).
Von dem Stamme *ivel- gab es in den germanischen Sprachen
ursprünglich nur einen Optativ flat. veltm etc.), der, ähnlich wie nhd.
'ich wünschte', 'ich möchte', Indikativbedeutung annahm, worauf im
Altenglischen ein KoDJ. und ein Inf. und Part, neu gebildet wurde.
Der PI. Ind. hat die gewöhnliche Indikativendung -aß angenommen.
Das Praet. wird mit der Ableitungssilbe der schwachen Verba, -de, von
dem Stamme '^wol- gebildet, teolde etc. Ein Part. Praet fehlt. Die
Negation ne verschmilzt mit n-ille etc. zu nylle, nylt, nyle, nyllap etc.
Ind.
Praeseös
Konj.
Inf.
Praeteritum
Ind.
Konj.
l.Sg.
2.Sg.
3.Sg.
1. 2. 3. PI.
iville
tvilt
ivile
toillap
iviUan
Wille
willen
Part.
icillende
wolde
woldest
wolde
woldon
> wolde
)
woldeti
Adverbia.
Vgl. Sweet, NEG § 1496—1527 — Wyatt, § 170-173 —
Sievers, AG § 315-323 — Kluge, PG^, p. 484—486 — Dieter,
§ 327—340 — Sokoll, § 416-426 — Streitberg, UG § 189 —
Brugmann, KVG § 570—585.
§ 193. Von AdjektiTen abgeleitete Adverbia.
Die Adverbia wurden im Altenglischen von Adjektiven
durch Anfügung der Endung -e an den Stamm des Adjektivs
§ 193] Adverbia. 319
gebildet, wobei dieselben Lautveränderungen sich ergaben
wie sonst beim Antritt vokalisch beginnender Endungen;
vgl. § 130 (a). Die Adverbialendung -e beruht wahrschein-
lich auf urg. -öm, idg. -am, entspricht also der Form nach
der Endung des A. Sg. F. der «/ö-Stämme; vgl. lat. dam,
coram, perperam.
a) hearde zu heard hart, söcte zu söp wahr, iinde zu irtd weit, lange,
longe zu lang, long lang, deoi^e zu deoii tief, sunäe 'sehr' zu swlp stark,
gleede zu glaed froh, llce zu llc gleich, ähnlich, heofonlüe zu heofonlic
himmlisch, feeg(e)re zu feeg(e)r schön, hitre zu bit(t)er bitter, hlütre zu
hlütor lauter, yfele zu yfel böse, sweotole zu sireotol deutlich — bliäe
zu bliäe froh, cläene zu diene rein, cene zu cene kühn, nearwe zu nearu
enge, gearwe durchaus zu «/e«?-« bereit.
Mitunter zeigt das Adverbium /-Umlaut (b). Doch steht
bei einigen Stämmen auf i, j im Adverbium der unumgelautete
Wurzelvokal (c).
b) hMdre zu hädor heiter, htvene zu liirön etwas, eene einmal zu
an eins.
c) softe zu sefte sanft, stoöte zu sicfte süß, smöäe zu smecTe glatt.
Neben der einfachen Adverbialendung -e finden sich schon
im Altenglischen erweiterte Adverbien auf -Uce, die ursprüng-
lich zu Adjektiven, die mit -Uc 'gleich' zusammengesetzt
waren, gehörten, später aber auch als Adverbia zu den ein-
fachen Adjektiven hinzutraten (d).
d) heardlice neben hearde zu heardlJc, heard hart, söplice neben
söäe wahr zu söplic, söp wahr; siveotoUice neben siveotole deutlich; bltdellce
neben bliäe froh.
So wie in den Adverbien auf -e ein Kasus des Adjektivs
(A. Sg. F.) zu erkennen ist, können vereinzelt auch andere
Kasus von Adjektiven adverbial gebraucht werden, z. B. der
G. Sg. M. N. auf -es (e), der D. Sg. M. N. auf -um (f), der
endungslose A. Sg. N. (g), oder es können Adjektiva mit
Praepositionen zu adverbialen Verbindungen zusammen-
treten (h).
e) ealles gänzlich, durchaus, nealles, nalles, nalees, nalas durchaus
nicht, elles anders, mycles sehr, simbles immer, singäles beständig —
d^glanges einen Tag lang, einen Tag über, nihtlanges die Nacht über,
geärlanges das Jahr hindurch — iipweardes aufwärts, niSerweardes
niederwärts, hännveardes heimwärts, süptoeardes südwärts etc.
320 Altenglisch. [§ 193, 194
f) lytJuiii wenig, lytlum and lytlum 'peu ä peu', allmählich, »ii/chim
viel, sehr, efini»! eben, gerade.
g) lytel, lyt wenig, Itvön etwas, genog, genöh genug, eall ganz,
fall völlig, durchaus , neali nahe , ungemet außerordentlich , sehr,
uptveard aufwärts, niäericeard niederwärts, süpiveard südwärts etc.
h) tö-gegnes entgegen, tö-middes inmitten, on middum inmitten,
ofer ecdl überall, set-gaedere, tö-geedere zusammen, on sundran besonders,
on Idel vergeblich, on an 'in eins' zusammen, sogleich, for an nun.
Eine weitere, vereinzelt vorkommende Ableitungssilbe
von Adverbien ist -vnga (i). Auch finden sich einige Adverbia
auf -a (urg, ^-öm, -od), zu denen ein entsprechendes Adjektiv
nicht mehr vorhanden ist (k).
i) eaUunga gänzlich, raäinga sogleich, dearnunga heimlich, eorringa,
ierringa wütend, eeninga, äenunga durchaus, gänzlich, senininga, samnunga
plötzlich.
k) geäru ehemals, giena wieder, g'ieta, gyta noch, giestra, geostra
gestern, söna bald, tela, teala geziemend, gut, ofta oft, tnnwa, tun-a
zweimal, pn'ira dreimal. Mitunter fällt a ab : gut, gyt noch, oft oft,
eft wiederum, wel gut.
§ 194. Steigerung der adjektivisclien Adverhieii.
Die von Adjektiven abgeleiteten Adverbien auf -e sind
der Steigerung fähig, und zwar war die Endung des Adverbs
im Komparativ ursprünglich urg. *-?>, das im Altenglischen
abgefallen ist, im Superlativ ^-isfcm = ae. -est. Der Wurzel-
vokal ist dabei durch das ursprünglich folgende / umgelautet
worden (a). Dieselbe Bildung zeigen auch diejenigen Kom-
parative und Superlative, die von einem anderen Stamme
gebildet sind als der Positiv (b).
a) lange, longe lange — leng — lengest; eaäe leicht — lep, yp —
caäost (ohne Umlaut) : softe sanft — seft; feorr fern — fierr — fierrest.
Hierher gehören auch: «r früher {^airiz), sip später (^sipiz), fyrn
früher, el emals i^furniz).
b) ivel gut — het besser {*hatiz) — hetst am besten — sei besser
{*söliz) — seiest am besten ; yfele böse — loiers, wyrs schlimmer {*inrsiz)
— wierrest, v:yrrest, wyrst am schlimmsten ; mycle, myelum viel, sehr —
niä mehr — nmst am meisten ; lytle, lyt wenig — Ises weniger {Hoisiz')
— Wst am wenigsten.
Diejenigen Adjektiva aber, welche den Komparativ und
Superlativ vermittelst des Suffixes özan-, östa- bilden (§ 136,
§ 194, 195] Advcrbia. 321
138) haben als Ausgang des Adverbinms im Komparativ
urg. *ö^ (ans o-iz'^) = ae. or, im Superlativ, urg, *östan = urg.
osf. Der Mittelvokal, der bei den Adjektiven infolge des
Antritts vokalischer Endungen ausgefallen ist, blieb'also hier
erhalten (c).
c) liearde hart — heardor — heardost ; wlde weit — widor —
nndost; raäe. schnell — rator — raäost; leoflice lieblich — leoflicor —
leofl^cost; oft oft — oftor — oftost ; seid an selten — seldnor, seldor —
s^eldo^t.
§ 195. Ton Substantiven abgeleitete Adverbia.
Einzelne Kasus von Substantiven wurden im Altengiischen
ebenfalls adverbial gebraucht, so z. B. der Gen. Sg. M. N. (a),
der Akk. Sg. (b), der Instr. Sg. (c), der Dat. PL (d) oder
auch Verbindungen von Praepositionen mit Substantiven (e).
Endlich finden sich auch von Substantiven abgeleitete Ad-
verbia auf -unga, -hnja oder -linga (f).
a) daiges des Tags, nihtes des Nachts, t-dseges an demselben Tage,
i-sMes sofort, neades, medes notwendigerweise, pances freiwillig, iinpances
unfreiwillig, tvilles, selfwilles freiwillig, unwilles unfreiwillig, gewealdes
aus eigener Macht, ungeivealdes unfreiwillig, godes pances Gott sei Dank,
öpres hecdfes auf der anderen Seite, sumeres and wintra im Sommer und
im Winter.
b) ä immer (got. aiw)^ nä nimmer, häm heim, norp nordwärts, süp
südwärts, cast ostwärts, rvest westwärts, ealne iveg immer, same hwile
eine Zeitlang, öpt-e hnnle bisweilen, giatran dsege gestern, öpre irlsan auf
andere Weise.
c) fäcne sehr, säre, aäßre 'sehr', schmerzlich, eine mutig.
d) hwilum zuweilen, einst, stundiim bisweilen, prägmn lange Zeit
Instain gern, listtini schlau, spedn>n glücklich, wundrum wunderbar,
dropniselum tropfenweise, sti/ccemeehim stückweise, deelmäehiin teilweise,
stitndinMum zeitweise, hcapinselnni haufenweise, flocoiießlum trupp-
weise etc.
e) on beec, ofer hcec, ander bsec rückwärts, zurück, an weg hinweg,
fö deeg heute, tö niergenne morgen, on d<ege bei Tage, tö nihte nachts,
on morgen morgen, of düne herab, on llfe am Leben, on sleepe im Schlafe,
on eornost im Ernste, on haecling rücklings.
f) ncadunga notwendigerweise, föringa plötzlich, weninga vielleicht,
haecHnga rücklings, yrundlingu von Grund aus, gründlich.
Kalnza, Histor. (Irammatik d. engl. Sprache. I. 2. Aufl. 21
322 Altenglisch. [§ 196, 197
§ 196. Von Pronominal- und Praepositional stammen
all)geleitete Adverbia.
Auf Pronominalstämme gehen zurück die Adverbien:
pä da, pses seitdem, pns so, .svra so, ealsivä ebenso, Inry warum,
hü wie — panne, ponne, penne da, dann, hiranne, hwonne, hwenne wann,
ml, nü-pä nun, geö, giü einst, geä, ge, gese (aus geä, sie 'ja, es sei') ja,
ne niciit, die Ortsadverbien : J)«r dort, ^«V7cr dorthin, ^-'ö"^'" von dannen,
von dort — litvee)- wo, gehwser, eeghtvser überall, Inrider wohin, Jiwonan
von wannen, von wo — Jier hier, Inder hierher, heonan von hinnen, von
hier — geönd dorthin, begeöndan jenseits.
Von Praepositionalstämmen sind abgeleitet die
Adverbien :
inne, on innan innen, hin hinein, innan von innen; üie außen, üt
hinaus, ütan von außen; vppe oben, upp hinaiif, uppan, nfati von oben;
heneoäan unten, niäor hinunter, neoctan von unten; heforan vorn, fojp
vorwärts, foran von vorn ; iehivdan hinten, h/'nder nach hinten, hrndan
von hinten: feorr fern, feo)-j- fernhin, feorran von fern; nrali nahe, near
in die Nähe, nPan {*neahan) aus der Nähe etc.
Praepositionen.
Vgl. Sweet, NEG § 1528-1533 — SokoU. § 427-481 —
Brugmann, KVCx § 586-620.
§ 197. Eigentliche Praepositionen.
Man unterscheidet im Altenglischen wie auch sonst
eigentliche und uneigentliche Praepositionen. Die
ersteren sind ursprüngliche Adverbialstämme, die seit alter
Zeit in bestimmten Beziehungen zu Substantiven gebraucht
wurden; die letzteren sind erst im Laufe der einzelsprach-
lichen Entwicklung aus Substantiven oder Adjektiven oder
Partizipien, meist wiederum in Verbindung mit ursprünglichen
Praepositionen entstanden.
Die eigentlichen Praepositionen zerfallen in ein-
fache, z. B. in, on, abgeleitete, z. B. uf-an^ üt-an und
zusammengesetzte, z. B. wip-ütan, be-hindan etc.
§ 197] Eigentliche Praepositionen. 323
Die einfachen Praepositionen unterschieden sich von den
entsprechenden Adverbien hänfig dadurch, daß sie infolge
ihrer proklitischen Stellung im Auslaut um ein Element ver-
kürzt waren, vgl. z. B. ae. inn Adv. hinein — m Praep. in;
bl Adv. dabei — bi Praep. bei; ymbe Adv. herum — ynib
Praep. um; ahd. miti Adv. — mit Praep.; doch wird dieser
Unterschied im Laufe der sprachlichen Entwicklung sehr bald
verwischt.
Die eigentlichen Praepositionen des Altenglischen sind:
1. rn in (gr. iv, lat in) auf die Frage: wo? mit Dat., auf die
Frage: wohin? mit Akk. Davon abgeleitet innan etc., s. Nr. 20.
Anm. 1. Im Altenglischen wird in verhältnismäßig selten ge-
braucht; Jiäufiger steht die in der Bedeutung nur wenig davon ver-
schiedene Präp. on; s. Nr. 2.
2. on an, auf, in (gr. uvä) auf die Frage: wo? mit Dat., auf die
Frage? wohin? mit Akk.
•3. of von (gr. änb^ lat. a, ah), mit Dat.
Schon im Altenglischen findet sich die Verstärkung durch das Adv.
üt lieraus: üt of.
4. eet bei, an, zu, in (lat. ad), mit Dat., in der Bedeutung: bis
mit Akk.
5. be, hl bei, an (gr. iTil), mit Dat. und Instr. Im Altenglischen
wird es nur selten beim Passivum gebraucht.
6. tö zu, nach, gegen (got. du), in der Regel mit dem Dat.,
seltener mit Akk. oder Gen. Mit Instr. nur in der Verbindung: tö hwon,
tö hin warum?
Schon im Altenglischen findet sich die Verbindung: in tö 'hinein zu'.
7. fit zu mit Dat. wird im Nordhumbrischen in der Regel an Stelle
von tö gebraucht.
8. for für, vor (gr. tiqo, lat. 2)ro), mit Dat., seltener mit Akk.; mit
Instr. in den Verbindungen: for py, for pon darum, for hin, for whon
warum ?
Anm. 2. Schon im Altenglischen wird for 'für' mehrfach mit fore
'vor' vermischt; s. Nr. 9.
9. fore vor (gr. naQu, lat. irred), gewöhnlich mit Dat., seltener mit
Akk. Davon abgeleitet: foran etc., s. Nr. 25.
10. fram, froin von, von etwas weg, mit Dat. oder Instr. Beim
Passiv bezeichnet es den Urheber der Handlung.
11. mid mit, mit Dat. und Instr.
12. mp gegenüber, nahe bei, neben, mit Dat., Akk. oder Gen.
13. op bis, bis zu, mit Akk., seltener mit Dat.
21*
324 Altenglisch. [§ 197
14. IxirJi durch, hindurch, mit Akk., seltener mit Dat. oder Gen.,
wird auch beim Passivum gebraucht.
15. i/mh^ i/ntbe, einb, emhe \m\, herum (gr. äpcpl), mit Akk.
16. geönd, giönä durch, hindurch mit Akk. Davon abgeleitet;
geöndan etc., s. Nr. 28.
17. sefter nach, hinter, gemäß mit Dat. Von demselben Stamme
abgeleitet: eeftan etc., s. Nr. 27.
18. nnder unter, mit Dat. und Akk.
19. ofer über (gr. vtieq^ lat. super), mit Dat. und Akk.
20. Von dem Adv. inn hinein ist abgeleitet: imwn innerhalb,
mit Gen. Dat. Akk., nebst den Zusammensetzungen:
hiiinan, oninnan, tvipinnan innerhalb, mit Dat.
21. Von dem Adv. vi aus, heraus ist abgeleitet: ütan außerhalb,
mit Gen., das allerdings nur selten vorkommt. Häufiger sind die Zu-
sammensetzungen :
hütan {*he-nfan) außerhalb, außer, ohne, mit Dat., seltener mit Akk.
ähütan, onhütan {*ou-bc-f(ta>i) um, herum, bei Zahlenangaben: ungefähr,
mit Dat. und Akk.
ymhütan um, herum, mit Akk.
wipütan außerhalb, außer, ohne, mit Dat.
22. Von dem Adv. ufan von oben her sind abgeleitet:
hufan {he-ufan) oberhalb, über, mit Dat., seltener Akk.
äbufan, onbufan {*on-be-ufan) oberhalb, über, mit Dat.
omifan, tviptifan über, mit Dat.
23. Von dem Adv. upp, iqjpe oben ist abgeleitet:
up2)an, onuppian, auf, an, über, mit Dat. und Akk.
24r. Von dem Adv. neoctun unten ist abgeleitet:
beneoäan unterhalb, mit Dat., und
underneoäan unterhalb, mit Akk.
25. Von dem Adv. foran vorn sind abgeleitet:
sefforan, beforan, töforav, ivipforan. vor, in Gegenwart von, mit Dat.
onforan vor, mit Akk. (selten).
26. Von dem Adv. hindan. von hinten ist abgeleitet:
beJiindan hinter, mit Dat. Akk.
27. Von dem Adv. aeftan von hinten ist abgeleitet:
bsdftan (be-seftcm), iripseffan hinter, mit Dat.
28. Von der Praepos. geönd durch, hindurch (Nr. 16) sind ab-
geleitet:
geöndan jenseits, mit Akk., und die Zusammensetzungen:
begeöndan über etwas hinaus, jenseits, mit Dat. und Akk.
wipgeöndan jenseits, mit Akk.
29. Von dem Adv. heonaii von hier ist abgeleitet:
beheonan diesseits, mit Dat.
8 1981 Uneigentliche Praepositionen. 325
§ 198. Uneigentliche Praepositionen.
Schon im Alteugliscben gab es eine Anzahl prae-
positionaler Ausdrücke, die, aus Substantiv- oder Adjektiv-
stämmen, in der Regel in Verbindung mit einer ursprüng-
lichen Praeposition gebildet, so wie die eigentlichen Prae-
positionen einen bestimmten Kasus regierten.
Auf Substantivstämme gehen zurück:
1. eac nebst, nächst, besonders bei Zahlangaben (§ 143) mit Dat.,
daneben tö eacan neben, außer (von eaca die Vermehrung), mit Dat.
2. ongegn, ongin, ongean, agen^ agean und tögegnes, fögcneh-,
tögcanes gegen, gegenüber, entgegen, mit Dat. und Akk.
3. geiiiang unter einer Zahl, mit Dat. und Akk., und otujemung
ongeiii07ig, onmaiig, onniong unter einer Zahl mit Dat.
4. on . . . mengu mit dazwischen gestelltem Gen., in der Menge,
unter, z. B. on tvera mengu unter den Männern.
5. he sldan an der Seite von, neben, mit Gen.
6. ])e easfan, he ivesfaii, he süäan, he noräan im Osten, Westen,
Süden, Norden von etwas, mit Dat.
7. fof . . . pingiim mit dazwischen gestelltem Possessivpronomen
oder Gen. eines Substantivs, um . . . willen, z. B. for eowrum pingunt um
euretwillen, for godes pingiim um Gottes willen.
8. for intingan wegen, mit Gen. (aus intingu Grund, Ursache).
Adjektivischen Ursprungs sind die Praepositionen oder
praepositionalen Wendungen:
0. m- früher als, vor, mit Dat.
10. feorr, gewöhnlich feorr fram fern von, mit Dat.
11. ncah nahe, in der Nähe von, mit Dat., ebenso der Komi), nmr
näher an und der Superl. niehst, nyli^t am nächsten.
12. gellende nahe bei, von der Zeit: nahe vor, mit Dat.
13 ioweurd gegen . . . hin, nach etwas hin, mit Dat. oder Gen.,
auch getrennt, z. B. to psere sitnnan ireard sonnenwärts; ebenso fö-
iveardes nach etwas hin, mit Dat., gewöhnlich dem Substantiv nach-
gestellt.
14. töm/'ddes inmitten von, mitten unter, mit Dat.; daneben aber
auch rein adjektivischer Gebrauch von itu'dd in der Mitte befindlich,
z. B. on middan pam htviete mitten in dem Weizen, on inidne deeg um
Mittag, tö midre niht um Mitternacht.
15. töemnes gegenüber (von dem Adj. efeii, eiim eben), mit Dat.
16. andlang, andlong, andlunges, andlonges entlang, mit Gen.
17. sumod^ soniod zugleich mit, bei, mit Dat., z. B. samod ärdeege
bei Tagesanbruch.
326 Altenglisch. [§ 198, 199
18, Auf das Distributivzahlwort für 2 gehen zurück die Prae-
positionen: hetweonum, hetireonan zwischen, mit Dat. oder Akk., oft
nachgestellt: him hetweonan unter sich, auch getrennt: he säm ticconum
zwischen den Meeren; hettoeoh, hetivih, bettouh, hetuli hehveox heticix
zwischen, mit Dat., seltener Akk., gleichfalls oft nachgestellt.
§ 199. Konjunktionen.
Vgl. Sweet, NEG § 1510—1517. — Sokoll, § 432.
Auch die Konjunktionen sind teils aus alter Zeit ver-
erbte Stämme, deren Ursprung aus anderen Redeteilen sich
nicht mehr nachweisen läßt, teils sind sie erst im Laufe der
einzelsprachlichen Entwicklung aus Adverbien oder Praepo-
sitionen oder aus erstarrten Formen von Substantiven, Ad-
jektiven, Zalilwörtern, Fürwörtern oder Partizipien ent-
standen.
Je nach dem logischen Verhältnis der Sätze, zu deren
Verknüpfung sie dienen, teilt man sie gewöhnlich ein in
koordinierende (beiordnende) und subordinierende
(unterordnende) Konjunktionen.
a)Die koordinierenden Konjunktionen des Altenglischen sind:
1. Kopulative Konjunktionen: and, o»d und, cac auch,
sivi/Ice, su\>/lce eac, euc sirylce auch, ebenfalls, furäor ferner,
sumod . . . and, ge . . . ge, eegSer ge . . . ge sowolil ... als auch, nä
lies pset an ac eac (stvi/lce) nicht nur, sondern auch,
ne auch nicht, ne . . . ne, nc . . . ne eac, nähu-Beäer {näirper) nc . . .
ne weder . . . noch.
2. Disjunktive Konjunktionen: oppe oder, oppc . . . oppe
entweder . . . oder.
3. Adversative Konjunktionen: ac aber, sondern, pcnh, swä
peak, JiH'sedere, swä peak hirsectere doch, dennoch.
4. Kausale Konjunktionen: /or päm, for po/i, for pi) deshalb,
poiuie deshalb.
b) Die subordinierenden Kon j unk tio neu des Alt-
englischen sind:
1. Temporale Konjunktionen: pä, pä pe, ponne da, als; swä
als; sicä söna stvä sobald &h; penden solange als, solange Vis; pä hiinle
pe während, solange bis; mid päm pe, mid py pe indem; «r päm pe ehe,
bevor ; atftep päm pe nachdem ; pses pe, sippan pe seitdem ; op, op pset,
op pe bis daß, bis.
2. Kausale Konjunktionen: for päm pe, for pon pe, for py pe
weil; sippan pe, mid päm pe da; nn pe, nü nun da, nun.
§ 1 99, 200] Konjunktionen. Interjektionen. 327
3. Konzessive Kon junktionen: ^räfe, 7'"'^'^'^» y-'f obgleich, obwohl
(in dem adversativen Gliede steht: hireeäere, swä peuh, sivä peah hwfeäere
doch, dennoch).
4. Konditionale Konjunktionen: gif wenn, and gif, and wonti,
iiefne {*ne gif ne), nenine, nemäe, nymäe (*ne gif ne pe) wenn nicht
bätaii außer daß, außer wenn. ;
5. Finale Konjunktionen: p^et damit, daß; tö pon pe damit,
auf daß,
peet ne damit nicht; pi/ Ises, py Ixs pe 'damit dadurch weniger',
lat. quominiiä damit nicht.
6. Konsekutive Konjunktionen: peet daß, .s-/m paet so daß,
tö po)i paet so daß.
7. Modale Konjunktionen: sirä ... suri so ... ^vIq, s>vä sirä . .
ealsicä ebenso . . . wie, Py . ■ ■ py je (mehr) . . . desto (mehr), pä . . . pä
wenn ... da, nach dem Komparativ: ponne denn, als.
8. Zur Anknüpfung von Substantivstämmen dient:
paet, pactte (l)aet pe) daß,
zur Anknüpfung von indirekten Fragesätzen: hweeäer
ob, disjunktiv : liweeSer pe . . . pe ob ... oder.
§ 200. luterjektioneii.
Vgl. Sweet, NEG. § 1542. — Sokoll, § 433.
Als Zuruf wird gebraucht : lä, ea-lä ach ! — als Ä u f f o r d e r u n g :
iiion, iruton wohlan, z. B. iiton ire gän laßt uns gehen.
Znm Ausdruck des Schmerzes: wä wehe! wä-lä {ivellä), irä-lä-
icä acb, wehe !
Berichtigungen und Nachträge.
S. 9, Z. 17 lies: Carmarfhen — S. 58, Z. 3 lies: [p«3, s^a] — S.
119, Z. 2 V. u. lies: ongaiui, ongonn — S. 123, Z. 14 lies: 'Anm. 18'
statt 'Anm, 17' und Z. 18: 'Anm. 19' statt 'Anm. 18' — S. 125, Z. 10
V. u. lies: Auslautendes -äica, -äwii ging wie -awa, -awu (§ 57, c) in den
Diphthongen au über" — S. 133, Z. 3 v. u. lies: starhoard — S. 138,
Z. 7 lies: irif-me)in Frauen, me. u-inunen — S. 142, Z. 2 lies: Inmgor
— S. 147, Z. 2 lies: gaderlan — S. 152, Z. 18 lies: uisegun;
Z. 19 lies: magon — S. 153, Z. 21 lies: steorra; Z. 6 v. u. lies: geoc —
S. 157, Z. 1 V. u. lies: Palatalen — S. 162, Z. 8 v. u. lies: ßsc — S.
163, Z. 11 lies: ae. deud — S. 173, Z. 5 lies: 'er' statt 'ich' — Auf S.
177 ist irrtümlich '179' als Seitenzahl gedruckt; auf S. 182 fehlt die
328 Altengüsch.
Seitenzahl — S. 180, Z. 3 v. u. lies: c'eace — S. 184, Z. 2;1 v. u. lies:
friignon, frftnon, frugnen, frünen — S. 186, Z. 8 v. u. und S. 187, Z. 7
streiche: ?/ä< Liht — S. 187, Z. 21 streiche: hell Glocke — S. 189,
Z. 9 streiche: Äv/nne Sünde — S. 192, Z. 2 lies: slmpan — 3. 192, Z. 12
ließ: gearfoß, Z. 13: earfop — S. 198, Z. 11 streiche: assp Espe — S,
206, Z. 3 und 2 v. w. lies: 'd' statt 'c' — S. 212, Z. 8 v. u. lies 'c'
statt 'b' — S. 218, Z. 3 lies 'd' statt 'c' — S. 213, Z. 4 streiche: h/fi
Luft — S. 216, Z. 1 lies: 'a) Ebenso' etc., Z. 7 lies 'b' statt 'a'; Z. 8
lies: Winter; Z. 3 v. u. lies: feola — S. 218, Z. 20 v. u. lies: leo Löwe
— S. 221, Z. 17 T. u. und S. 224, Z. 1 lies: Die — S. 224, Z. 5 lies:
Neutrum — S. 234, Z, 9 v. u. streiche: .-^till still — S- 244, Z. 15 v. u.
lies: /M;-<fm — S. 257, Z. 12 v. u. (D. Sg. Ntr.) lies: psEnu päm; Z. 1
V. u. lies: dieselbe — S. 272, Z. 3 lies: sweorcan — S. 273, Z. 21 lies:
sniäan — S. 274, Z. 15 lies: erlosen — S. 276, Z. 5 6 lies: sceaden,
sceden — S. 283, Z. 1 v. u. lies: gefremed — S. 288, Z. 3 lies: .^e^ä^i-
— S. 304, Z. 3 lies: Ind. 1. Sg. .*ec<7e, 3. PI. secg(e)op; Konj. Sg. ser«;«',
PL secgen ; Imp. 2. PL secg(e)ap, flekt. Inf. ^ö secg(e)anne etc.
Zur Bibliographie ist nachzutragen : S. 1 : J e s p e r s e n , Growth
and Structure of the English Language. Leipzig 1905 — S. 13, § 10:
Björkmann, Scandinavian Loanwords in Middle Euglish. Halle 1900;'1902,
p. 263—281 (The Scandinavian Invasion) — S. 21, § 16: Rcmus, Der
romanische Wortschatz in der Sprache Chaucers — S. 29, § 18: Dibe-
lius, John Capgrave und die ncuenglisehe Schriftsprache (Anglia 23. 24).
— S. 229, § 129: E. Schön, Die Bildung des Adjektivs im Altcnglischen,
Kiel 1905 — S. 281, § 169: C. Schuldt, Die Bildung der schwachen
Verba im Altenglischen, Kiel 1905.
Wörterverzeichnis.
Die Ziffern und Buchstaben bezeichnen die einzelnen Paragraphen
und ihre Unterabteilungen ; fett gedruckte Ziffern deuten an, daß daselbst
ein vollständiges Paradigma des betreffenden Wortes gegeben ist. Die
Flexionsformen der Substantiva sind anter dem Nom. Sing., die der
Adjektiva unter dem Nom. Sing. Mask., die der Verba unter dem Infinitiv,
bezw. bei den Praeteritopraesentien unter der 1. Sg. Ind. Praes. aufzu-
suchen. Die Praeterita und Partizipia der starken Verba sind unter
Verweisung auf den Infinitiv besonders aufgeführt. Die Komparative
und Superlative von Adjektiven stehen unter dem Positiv, Komposita
unter demjenigen Bestandteile, welches den Hauptton trägt. Wo ä mit
ö — eo, eo mit io, w — ie, u mit y, y schwankt, ist das Wort in der
Regel in der ersteren Schreibung aufgeführt, ebenso dialektische Ab-
weichungen unter der gewöhnlichen westsächsischen Schreibung. Die
Übersichtsparagraphen 55._56. 75. 78. 79. 100, die bereits Verweisungen
auf die vorhergehenden oder folgenden Paragraphen enthalten, sind im
Wörterverzeichnis nicht berücksichtigt.
Altenglisch.
ä- 57, f.
ä, äwa60,c. 83, e. 150,6.
195, b.
abbod 57, b. 81, a. 84,
A. 1.
äbütan s. ütan.
ac, ah 57, A. 1. 199, a. 3.
äc, D. Sg. N. A. PI. Sc
51. 60, a. 90 c. 123, b.
acan, Part, accn 57, a.
158, a.
äcumba 57, f. 81, a.
ad 54, c. 60, a. 76, e.
adesa 57, c. 72, f.
jje, «jw 83, 0. 112.
secer, seceres etc. 58, a. 1.
54, a. 57, i. 72, e. 73, k.
76, f. 90, c. 102, h.
fecern 57, i.
Eeces, tex 57, 1.
eef- 54, a.
je-fsestnes 7, A. 1.
tefen, tefennes etc. 59, d.
_ 74, a, 9. 81, b. 104, b.
£efen-song 7, A. 1.
isfre 60, c.
ajftan 197, 17. 27; ba'f-
tan, wilxeftan 197, 27.
;efter 57, i. 82, a. 197,
17; ;uf terra, feftemesta
140. 143.
a'fter l^un |>e 199, b, 1.
aifter-ä! 7, A. 1.
sefl^unca 71, a.
Sg- 150, 10.
Sg, PI. wgru 17, A. 1.
_ 60, c. 89, b. 127, b.
Sghwä 150, 10.
SghwSr 150, 10. 196.
Sghwfcecter, Sgdcr 60, c.
150, 10 ; Sgder ge . . ge
199, a, 1.
Sht 112.
tel 59, d.
Sic 60, c. 71, d. 150,11.
telf 57, A. 13.
Aelfred 57, A. 13, 71, d.
Aelf(h)ere 92, b.
beimesse 7. 57, A. 13.
118, a.
selmihtig 57, A. 13.
Sne60, c. 144,3. 193, b.
330
Altenglisch.
sene sida, oq fennc sij)
_ 144, 3.
Snig 60, c. 74, a, 9. b.
_ 144, 5.
ä'ninf^a, änunga 193, i.
ä'nliepige 144, 5.
a-ppc], PI. fepplas, applu
57,i. 73, k. 77, b. 80, a.
93, a. 102, h. 114, b.
ier60,c. 137. 143. 194, a.
198, 9; Sr täm ]>q
199, b, 1; äJrra, jerosta
137, 143.
serccbiscop 57, A. 17.
^rende 105, c.
ie-rist 7, A. 1.
Sern 57, A. 16. 88, a.
94, b._
a^rnan 57, v.
»sc 51. 90, f.
a?spe 80, a. 87, a. 102, a.
set 57, i. 197, 4.
St 59, d. 153, b; Eeton
54, w. 59, d. 153, b
(etan).
a?ctele 57, 1.
a^deling 57, 1.
ägau 60, a. 91, e. 191
(äh).
agen, a>gen 60, a. 91, e.
130, d. 182. 191 (äh).
ägend 125, b.
ägon 191 (äh).
äh (ägon, ähte, ägen)
76, d; äh, ähst, äh,
ägon etc. I91.
äht s. äwiht.
ähtc etc. 191 (äh).
ähwc'er, äwcr löO, 6.
albe 57, A. 14.
alter 57, A. 14.
alwalda 57, A. 13.
an, änes etc. 50, 54, d.
60, a. 142. 150, 4. 5.
193, b; for an 193, h:
on an 60, a. 193, h.
an and twentig 142; an
and twentigocTa 143 ;
;in and hundseofontig
142; änes wana fiftig
142.
ancleow, oncleow 107, d.
ancor 57, A. 5.
anora 57, A. 5.
and, ond 57, A. 6. 199, a,
1 ; and gif , and
199, b, 4.
andlang(es), andlong(es)
198, 16.
andsaca 53, a. b. 71, a.
85, c.
andsvvaru 108, a.
andwierdan, andwyrdan
171, e.
änfeald 144, 2.
anginn 71, a.
anu, onn (unnou, üde,
geunnen) 57, x; ann,
onn, anst, onst etc.
191; geann, geonn,
ofann, ofonn 191.
apa 57, a. 117, a.
äpostol 57, A. 4.
är 'Ehre' 60, a. 106, b.
är 'Bote' 114, A. 2.
är 'Erz' 60, a.
är 'Euderstange" 60, a.
arc 57, A. 17.
arn, orn 57, A. 16. 94, b.
155, a (iernan).
arun 192, 1, b.
asce 57, b. 90, f.
äscian, axian 60, a. 87, a.
90, g. 173, a.
assa 57, b. 87, a. 117, a.
äte, PL ätan 60, a.
atol 57, d. 130, c.
ätor, attor 60, a. 77, c.
84, a.
ä\> 60, a. 102, a.
äduni 60, a.
äwa, ä 83, e.
awel, awol 57, a. 83, c.
äwiht, äwuht, äht 150, 6.
axian s. äscian.
bä s. begen.
bacan, Part, bacen 57, a.
90, c. 158, a.
biec 57, i. 90, c. 103, c;
on beec , ofer bsec,
linder btec 195, e.
biBcere 104, c.
bfficestro 118, a.
bteclinga 195, f ; on bu'C-
ling 195, c.
bted ""57, i. 151. 153, f;
bSdon 153, f (biddan)
bseftan s. toftan.
bfcl 59, d.
; bfer Adj., 57, i. 88, a.
' beer Pt. 53, a, 1. 57, i.
A. 16. 73, b. 94, a.
154, a. 175 (bcranj.
bffir 59, d. 74, n, 9.
bferlic 57, A. 1(>.
bsernan 57, v. 94, b.
bferon 59, d. 98, a. b.
99, a. 154, a. 175
(heran).
ba?rs 94, b.
ba3rst 57, A. 16. 155, h
(berstan).
lose]), hse&cs etc., PI. badii
etc. 53, a, 1.2. 57, a.i.
k. 81, a. 86, a. 103, c.
A. 1. 128, A, a.
bän 60, a. 81, a. 103, b.
bana, bona 57, g. 96, a.
117, a.
band, bond, bunde etc.,
53, a, 1. 57, g. 73, a.
155, a. 181 (bindan).
bannan, bonnan 160, b.
bär 60, a.
barn, born 57, A. 16.
94, b. 155, a (biernan).
basu 132, a.
bat Sb. 60, a.
bat Pt. 60, a (lätan).
badian 57, c. 86, b.
badu s. bsej).
be, bi 197, 5.
beac(e)n 61, a. A. 3. 74, a,
13. 103, i.
bead 54, f. 157,a (beodan).
beadll,bead^A•ectc.llO,a.
A.I. 128, i,c.
beag, beah Sb.61,a. 74,a,
13. 91, h.
beag, beah Pt. 157, d.
175 (bügan).
bealc 57, p.
beald 57, p. 86, e.
bealg, bcalh 91, h. (bcl-
gan).
bealn, bealwcs etc. 73,
A. 5. 83, i. ni. 107, a.
128, A, c.
beam 61, a. 95, a.
bean 61, a.
beard 57, q. 102, a.
bearg, bearh 91, h
(beorgau).
bearm 57, q.
Wörterverzeichnis.
331
bearn 57, q. 103, h.
bearn, bearwes etc. 57, q.
73, d. A. 5. 83, i. m.
106,a.A.l. 128, A,c.
bearwe 57, q.
beatan (beot, beaten)
61, a. 163. 189, B. f.
bec s. böc.
bece 68, e. 90, d.
gebed, PI. gebe(o)du
62, e. 85, a. 103, d.
bedd 51. 57, y. 77, a.
85, a. 89, h. 105, a.
bcd-rida 65, a.
bcdeclan 62, a. 173.
beden 153, f (biddan).
begen, bä, bü 60, a. 68, c.
142, 2; bä twä, bü
tu; bä t)ä 142,2.
belgan 91, a. 155, t
bellan 155, f.
belle 62, a. 93, a.
belt 57, y.
ben 112.
benc 57, w. 90, d. 97, b.
112.
beud 111, d.
bcndan 171, e.
lionn 109, a.
beo, beon etc. 65, n. 89, c.
118, b. 128, B,a.
beod 64, a.
beodan (bead, budon,
boden) 54, m. 64, a.
74, a, 11. 81, a. 152,
A. 1. 157, a.
bcofor 62, e. 81, b.
beon 65, n. 74, b. 89, c.
151; beo(m), bist, bij),
beoj) etc. 192, 1.
beer 64, a.
beere 51.
beorcan 62, 1. 155, b.
bcorg 62, 1.
beorgan (bearg, bearh)
91, e. 155, b.
beerbt 62, 1. 74, a. b.
99, a.
beorma 62, 1.
beorn 62, 1.
beot Sb. 53, b.
beot Pt. 6i, A. 1. 163
(beatan).
Beowulf 51, A. 4.
bera 62, a. A. 9. 117, a.
beran (beer, beeren, boren)
53, a, 5. 54, k. k. 62, a.
A. 9. 73, a. A. 1. 74, a,
3. 76, e.g. 81, a. 87, a.
94, a. 98, a. 99, a.
151. 152, A. 1. 154, a.
175; bere, bir(e)st,
bir(e)t , bera]) etc.
53, a. 1.3. 54, k. A. 1.
62, A. 4. 65, a. A. 7.
7.3, a. b. f. i. A. 1.
74, a, 3. 86, a. 87, a.
96, b. 98, a.b. 131, c
d. 176. 177. 178, a.
188. 189, A,g.
bere 57, y. 111, a. 113.
berern, bern 57, v. 71,
b. d.
berige 57, y. 88, a.
berstan (beerst, burston,
borsten) 62, a. A. 9.
94, b. 155, h; berste,
birst(est) , birst(el)),
berstala 178, f.
bes(e)ma 62, a. 87, b.
95 a-
bet 57, y, 88, d. 194, b.
(wel).
bete 63. A. 2. 81,A. 1.
84, A. i.
betra, betsta 57, y. 84, a.
87, a. 88, a. A, 1-39
(göd).
betst 194, b (wel).
bi, big 51. 65, b.
bicce 65, a. 90, d.
bidan 66, a. 85, a. 86, f.
156, a; bidc, bidest,
bitst, bideli, bitt 86,f.
178, h.
biddan (basd, btedon, be-
den) 65, a. 77, a. 85, b-
89,d. 151, 153,f;bidde,
bidest, bitst, bideja,
bitt, biddel) etc, 77,
A. 2. 89, A. 2. 180.
189, A, e.
bi(e)rcc, byrce 65, k.
90, d. 94, a. 118. a.
bi(e)rnan (barn, born,
burnon, burnen) 65,
A. 7. 155, a.
big-spell 7, A. 1.
bile 65, a. 93, a.
bill 65, a. A. 6. 93, a.
105, a.
bindan (band, bond,
bundon, bunden) 25.
53, a, 5. 54, i. 65, a.
73, a. 81, a. 85, a. b.
86,f.96,a.98,a.l52,A.l.
155, a; binde, bindest,
bintst, binde}:), bint,
binda}) 52, A. 2. 53,
a, 1- 3. 73, a. b. A.
2. 84, b. 85, b. 86, f.
88, A. 2. 98, b. 99, a.
131, cd. 177. 178, b.
A. 1.2. 188, 189, A.k.
binn 65, a.
binnan s. innan.
birest, birejj s: beran.
birnan s. biernan.
bisc(e)op 7. 65, a. 67, f.
90, f.
bisig 65, a.
bist s- beon.
bita 65, a.
bitan (bat, biton, biten)
66, a. 84, a. 156, a;
bit(e)st, bite]), bitt
85, b. 86, f.
bite 65, a. 111, a.
bitel 65, a.
bit(t)er 65, a. 77,c. 84,a.
130, c; bitre Adv.
193, a.
biton, biten 54, a. 65, a
(bItan).
bitt s. bidan, bitan.
biJ) s. beon.
bläc 60, a. 130, b.
btec 57, i. 81, a. 90, c
blgecean 60, c
bleed 57, i. 85, a. 103, d.
biedre, bleeddre 59, d.
A. 3. 85, a. 77, c
blä'tan 59, d.
l)landan, blondan (blend)
160, b.
bläwan 59, a. 83, e. 166.
bledan 68, e-
blend 160, b (blandan).
bletsian 68, e- 85, b-
bletsung lOB, f.
blican 156, a.
blicettan 170, c
blind, blindes,blindre etc-
53, a,4. 5. 65, a. 81, a-
332
Altenglisch.
73, g. i. 81, a. 96, a.
98, b. 130, b.
bllfts, bliss 66, a. 86, i.
109, c
bilde 66, a. 86. b. i. 131,
c. d. 133 ; bilde, bMe-
lice, Ädv. 193, a. d.
blöd 68, a. 81, a. 93, a.
blödig 130, d.
blöstma 54, v. 68,a. 87, a.
95, a.
blö'an 16ü, a.
blöwan 68, a. 83, e. 165, a.
blysc(e)an 69, f. 90, f.
böc, G. D. Sg. N. A.
PI. bec 68, a. e. 73, c.
d. 74, a, 10. 81, a. 90,
c. d. 98, a. 123, b.
128, B, c.
böcero 68, a. 72, a. 104, e.
böc-treo 54, u.
boden 54, r. 157 a, (beo-
dan).
bodian 7, A. 1.
bodig 67, a. 85, a. 91, k.
bog, böh 68, a. 91, h.
102, a. A. 2.
boga 42, a. A. 1. 67. a.
91, e.
bohre, gehöht 67, a. 92, f.
172 (bycgcan).
bold 69, f.
bolla 67, a- 93, a. A.
holt 67, a. 93, a.
bord 67, a.
(ge)boren 67, a. 73, a.
98, a. 99, a. 130, c.
154, c. 175 (heran),
borgian 67, a. 91, c.
borsten 155, h (berstan).
bösm 68, a. 73, A. 3.
87, h. 95, a.
bot 68, a.
botm 67, a. 73.A. 3. 84, a.
95, a.
box 67, a.
bräd 60, a. 81, a. 119.
130, b; bräJdra, brä-
dosta 137.
brtec 57, i. 74, b- 154,
A. 1 ; brJecon 59, a.
d. 154, A.l (brocaa).
hrü'dan 59, d.
brä'de 59, d-
breedu 60, c. 119.
brasgd, hrted 57, m. 91,
g. A.3. 155,h(bregdan)
bra3gn' 57, i.
briSr 59, d.
brees, brtesen 57, i. k.
hrsej) 59, d.
brilvv, hreaw 59, b.
breae 175 (brücan).
bread 61, a.
breatan 163.
breaw, br^ew 59, b.
brec s. bröc.
brccan (braec, hrScon,
brocen) 62, a. 74, a, 3.
81, a. 90, c. 153, A. 2.
154, A-l; brece, bri-
c(e)st, hric(e)}i, bre-
caj) 178, a.
bredan 68, e.
bregdan, bredan (braägd,
bräl'd. brugdon, brü-
dou, brogden, bröden)
62. a. c. 67, c. 69, c.
91,g.A. 3. 155, h.
brogo 74, a. 3. 114, a.
bremc 131, c d.
bremel 59, k.
bicngoan s. bringaa.
brcord 62, A. 8.
breost 64. a.
breotan 157, a.
bredcr s. brödor.
bridd 65, a. 85, a. 99, a.
brig, briges 102, A. 1-
hrigdel(s), bridel(s), 65,
c. 91, g. 93. b. 102, f.
brim 103, d.
brine 66, a.
bringan , brcngean
(bröhte,gebröht) 65, a.
81, a. 94, a..97, a. 172.
190, s.
briw, briwes 104.
bröc, PI. brec 68, a. e.
90, d. 123, b.
brocc 67, a. 90, c
brocen 67, a. 154, A. 1
(brccan).
bröd 68, a.
brogden , bröden 67, c
91, A. 3. 155, h (breg-
dan).
bröhte, gebröht 54, g.
58, a. 76, h. 92, f. 97,
A. 172 (bringan).
brom 59, c 95, a.
brolj 67, a. 86, a.
brödor, D. Sg. breder
54, u. 68, a.e. 73,A.4.
76,a.d.e. 86,b.l21,b.
128, B,b.
gcbrödor 121, b.
brü 70, a.
brücan (breac) 70, a. 152,
A. 1. 157, d.' 175.
brugdon, brüdon 69, c.
91, A. 3. 155, h (breg-
dan).
brün 51. 70, a.
brunna, burna 69, a.
94, b.
bryce 69, f. 111, a. 133,a.
bry ce 133, c. d.
brycg 69, f. 77, a. 91, d.
109, a.
bryd 70, c 112.
bryd-ealo 70, c
bry d-guma 70, c-
bü s- hegen.
büan, büwan (ba(e)de,
gebü(e)n) 70, a. b.
168. 181), B, ni.
bucca 67, d. 90, c 117, a.
budon 54, q. 150, a (beo-
dan).
bufan s. ufan.
bü<>an (beag, beah ) 70, a.
91, e. 157, d.
buUuc 69, a. 102, g.
hundon 68, a. 98, b. 155, a.
181 (bindan).
gebunden 54, q. r. 69. a.
73, a. 98, a. 130, d.
155, a. 182 (bindan).
bür 70, a.
bürg, burh, D. Sg. N.
A, PI. byr(i)g, byrh
69, a. f. 73, A. 6. 81, a.
91, h.k. 94, a. 123, b.
burna s. brunna.
burnon , burnen 94, b.
155, a (biernan).
burston 155, h (berstan).
bütan s. ütan.
butere 7. 69, a.
bycgean (bohte, gehöht)
77, a. 91, d. 172.
190, r.
byldau (bylde, gebylded)
69, f. 171, e.
Wörterverzeichnis.
333
bylc 70, c.
byndelle 69, f.
geliyrd69.f.85,a. 113,b.
byre:can 69, f. 91, f.
171, a.
byrgels69, f.91,h. 93,b.
byrig s. bürg,
byrne 91-, b.
byrdcn, byrdenne etc.
69, f. 86, b. 109, b.
bysen 108, c.
ci=ege 60, c. 89, b. 90, a.
109, d.
crilend 57, A. 4.
calu 57, d. 132, a.
camb, comb 57, g. 76, e.
81, a. 90, a.
camp, comp 57, g. w.
80, a. 90, A. 1.
candcl, condel. candello
etc. 57, g. 90, A. 1.
109, b.
cann, conn (cunnon,
cül>e, cü})) 57, g ; canst,
const. cann, conn 96,
A. 1. 191.
canne, conne 57, g.
carcern , carcernes 57,
A. 17. 72, c. 103, h.
caru s. cearii.
cäsere 60, a. 90, A. 1.
104, c.
catt, catte 57, b.
cawcl 6F, A. 2.
ccace, ceace 59, g. 90. b.
ccaf 57, s. 90, b.
ccafor 90, b.
ccalc 57, p. 90, b.
ccald 57, p. A. 18. 74, a.
5. 85, a. 90, b. 99, a.
ccalf, PI. cealfra 57, p.
A. 18. 81, c. 90, b.
128, b.
ceap 61. a. 90, b.
ceapian 61, a.
ceapmonn 61, a.
ccarf 57, q. 90, b (coor-
fan).
cearig 90, b.
c(o)aru 51. 90, b. 94, a.
108, a.
ceas 61, a. 7(), d. 157, b
(ceosan).
ceaster, csester 57, s.
73, k. 74,'a,7.b. 108,d.
Celan 68, e. 90, a. 171, a.
ccmban 57, w. 62, A. 10.
90, a.
cemes 57, w.
cempa 57, \v. 62, A. 10.
90, A. 1. 117, a. .
cen 51. 54, x. 63, a.
cene 51. 68, e. 90, a.
131, cd. 133; Adv.
193, a.
cennan (cende,gecenned)
57, w. 62, A. 10. 90, a.
171, b.
äccnnednes 7, A. 1.
Cent 90, A. 1.
ceol 64, a.
ceorfan (cearf) 62, 1. A.
10. 90, b. 155, b.
coorl 62, 1. 90, b. 93, a.
ceosan (ceas, curon,
coren) 51. 64, a- c
74, a, 11. 76, d. 86, h.
87, b. 88, a. 90, b.
157, b: ceose, ciest,
ciest , ceosal^ etc.
178, e. 189, A, q.
ceowan 64, a. 90, b-
157, a.
cepan (cepto, gcceped)
68, a. 90, a. 171, c.
187; cepte, ceptest
etc. 186. 190,1.
cldan 66, a. 90, b. 176, a.
cleccn 64, c 74, a, 13.
90, b.
clegan 89, b. 171, a.
cicle, cylo 57, z. 90, b.
ci(e)res 7. 62, n. 90, b.
cicrne 62, n.
cierran _74, a, 7.
cicse, cyse 7. 59, m. 90,
A.2.
ciest 62, n. 90, A. 2.
cies}), cicst s, ceosan.
cietcl 57, z. 90, A. 2. •
cild, PJ. cildrii 50. 51.
65,a.A.6. 90,b. 127,b.
cin-bän, cim-bän 96, A. 2.
ciun 65. a. 90, b. 93, a.
cirice 65, a. 90, A. 2.
118, a.
cheg 60, c. 89, b.
clä'no 60, c. 74, b. !lO,a.
93, a. 131, cd. 133;
Adv. 193, a.
chensian 60, c 96, A. 1.
173, a.
cljedan 171, a.
clamb, clomb 81, a- 95, a
(climban).
clä|> 60, a.
clädian (geclädöd) 60, a.
clea(w), clawe etc. 57,
e. a.A. 3.83, u. 110, c.
A.2. 128, A,c.
cleofan 64, a. 157, a.
cleowen, cli(e)wen 64, c
clif, PI. cli(o)fu 65, a. e.
90, a. 103,(1. 128, A,a.
clifan 156, a.
climban (clamb, cloml))
65, a. 81, a. 90, a.
95, a. 155, a.
clingan 155, a.
clucge 91, c.
clüd 70, a,
clüt 70, a.
clyppan (clypce, ge-
clypped) 69, f. 80, a.
85, b. 171, c
cnapa, cnafa 57, a. 81, b.
cnäwan (cneow, cuäwen)
59, a. 76, f. 83, e. 166 ;
cnä\ve,cnä^wst,cnäi\v]3,
cnäwa|) etc 178, a.
189, B, k.
cnedan 153, a.
cncohtas s- cniht.
cneores-böc 7, A. 1.
cneo(\v), cneowes etc.
62, f. 0-. A. 6. 76, f.
90, a. 96, a. 107, c
cneow 04, A. j. 1(56
(cnäwan).
cnif 66, a. 102, a.
cni(e)ht, PI. cncohtas
33, A. 2. 62, q. A.n.
74, ;),4. 90, a. 92. f. g.
96, a.
cniht-liäd 71, c 102, a.
cnilit-wcsende 53. a, 8. b.
cnoita 67. a. 69, f. 81, a.
90, 1>.
cnyccdOan (cny^te,
cnylite, irccnyced, gc-
cnylit) 172, A.
cnyll 69, f.
cnyllan ()9, f.
334
Altenffliscli.
cnyssan (cnysede, ge-
cnysed) 77, a. 87, a-
89. d. 170.
cöc 67, A.l. 90, A. 1.
cocc 67, a. 90, A. 4.
coccel 67, a.
cocur 51- 90, a.
cohhcttan 51. 67, a.
92 f.
col67,a. 90,a.93,a.l03,a.
cöl 68, a. 90, a. 93, a.
colt 67, a.
copor 67, a. 90, A.l.
(ge)coreii 67, a. 76, d.
88, a. 157, b. 182
(ceosan).
corn 67, a. 69, f. 90. a.
coss 67, a. 69, f. 87. a.
90, a.
costnuno' 7, A. 1.
crabba 57, b.
cradol 57, a.
n-ieh 57, i. 90, a. 102, a.
crafian 57, c
cräwan 59, a. 83, e. 166.
cräwc 59, a. 83, e.
creda 63, A. 2. 85, A. 1.
creopan 64, a. 94, a.
157, a; creope, criepst,
crlcpl), creopaj) 178,a.
cribb 65, a. 81, a. 109, a.
cringan 155, a.
crisp 65, a.
Crlst 66, a. 90, A. 1.
cnstendöm 66, a.
Crlstmjesse 66, a.
crüdaa 70, a.
crüma 70, a-
crycc 69, f. 77. a. 89, h.
90, d.
crvpcl 69, f.
cü, D. Sg. N. A. PI. cy
68, c. f. 90, a. 123, b.
cucu, cudu s. cwicu,
cwidu.
cuman (c(w)öm, c(w)ö-
mon, cumen) 67, e.
76, f. 90, a. 154, c:
cume, cymest, cynie]),
cunia]} 178, a. A. 3.
189, A, i.
Climen, cymen 67, e.
154, c 182 (cuman).
cunnan, cunnon, cunne
etc. 191 (can).
cnppe 69, a. 80, a. 90,
A.l.
curon 76, d. 88, a. 157, b.
(ceosan).
curs 69, a.
cüde, cü]p51.69, d. 96, b.
191 (can).
cwtej) , cwä-don 57. i.
59, d. 76, d. 86, a.
153, c (cwectan).
cwalu, cwale ctc 57,
A. 9. 108, a.
cwealm 57, p.
cwecccan 172, b.
cweden 76, d. 153, c
(cwedan).
cwellan 57, v. 74, a, 8.
83. a. 172, a.
gecweman 59, k.
gecweme 59, k.
Owen 59, k. 74, a, 10.
83: a. 90, a. 96, a. 112.
128, A, d.
cwencean 17J, c.
cwcno 62, A. 2.
cwcorn 51. 62,1. 115, b,
cwtctan (cwse]), cwSdon,
cwcden) 62, a. 74, a,
8. 76, d. 83, a. 86, b.
i. k. 90, a. 153, c ;
cwcde, cwist, cwij),
cweaatS6, i.k. 178,d.
wij)cwedan 71, a.
cwicu, cwucn, cucu 65,1.
74, a, 8. 83, b. 90, a.
134.
cwide 76, d. 111, a.
cwidu, cwudu, cudu 65, 1.
cwist, cwij) s. cwectan.
c(w)öm, c(w)ömon 59, c.
_90, a. 154, c (cuman).
cv s. cü.
cyccnc 7. 69, f. 90, A.
1. 5.
cycgel 69, f. 91, d.
cylen 69, f.
cyme 69, f.
cymen Sb. 69, f. 111, a.
cvmen s. cuman.
gecynd 69, f. 113, b.
gecynde 69, f.
Cynegils 93, b.
cvning, cyningcs etc
■ 25. 51. 53, a, 5. 8.
69,f. A. 2. 72, c. 73, a.
90, a. 91, c. 97, a.
102, g.
cynn 69, f. 76, f. 90, a.
96, a. 105, .-1,128,1,1».
cyre 111. a.
cyrfet 81, A. 2.
cvrnel 69, f.
cyrtel 69, f. 90, A. 1.
cyssan, cvste, gecvsscd
69, f. "85, b. 87, a.
89, d. 90, a. 171, b.c;
_cysse etc. 89, g. 183.
cy ta 70, c.
cydan, cvddc, cydde,
' gecy dcd' 69, g. 86, b.
g. 89, d. 90, a. 96, b.
171, a.
cytt 69, g. 86, a.' 108, e.
da 118, b.
d*d 154. w. 59, 1. 74, a,
9. b. 85, a. 112.
dSdon 192,3 (dön).
da?g, dteges etc, PI.
dagas etc. 42, b. 51.
53, a, 1.3.5. 54, A.l.
57,i.k. A. 11. 73,a.A.
1. b. h. i. 74, a, l.b.
85, a. 91,e. f. k. 98, a.
b. A. 99, b. 102, b.
128, A,a; PL dagas,
daga etc. 42, a. 52,
A. 2. 57, a. 74, a, 2.
91, e. 102, b. 128, A. a.
tö deeg 195, c
on d£egc 195, e.
d£egcs Adv. 123, A. 2.
195, a.
deeglanges 193, a.
dsegred-song 7, A. 1.
dsel 57, i. 103, c
drei 60, c. 74, a. 9. b.
85, a. 111, d. 169._
dSlan, dffilde, gedieled
60, c 72, d. 73, a. c
74, a.9. b. 85, a. 89,d.
g. 130, d. 151. 169.
171, a. 187: d_^le,
dSlest, dielej), dSlaJ?
183; dtelde, duldest
etc. 186. 190, g,
däilmtelum 195, d. '
däg, däb 60, a. 91, h.
dagas s. daeg.
dagian 57, c. 91, e.
Wörterverzeichnis.
335
daro]) 102, g.
Danid 81, A. 2.
dead 61, a. 76, d. 85, a.
deaf 61, a. 81, c 130, b.
deag', deah (dufjon,
dohtc)61.a.A.3.91,li.
191.
deaüian 61, a- 91, e.
dcaVf 74,a,5. 81, c 93, a
(dclfan).
dcali 130, f.
dearnunga 193, i.
dearr (durron, dornte),
dearst,dcarr,dyrrc etc.
191.
deajj 53, a, 1. 61, a.
73,c. 76,d.85, a. 86,a.
98, a. 102, A.l. 114,
A. 2. .
deaw61,a. 83, li. 106, c
pedefe 131, c. d.
deliter s. dohtor.
delfau (dealf) 62, a. 81,
1). c. 93, a. 155, f.
dema 117, a.
deman, demde, gedemcd
68, e. 74, a, 10, 89, d.
171, a.
demend 125, b. 177.
dene 111, a.
Deno, Dcn(ige)a otc 10.
57, w. 111. b.
denn 57, w.
denn 108, a.
deofol, deoflcs etc. 7.
65, n. 72, d. 81, A. 2.
102, f.
deop 64, a. 74, b. 80, a.
85, a. 130, b: deopc
Adv. 193, a.
deor 37. 64, a. 74, a,
11. 88, a. 103, b.
dcoic 37. 62, ]. 90, c.
deore, dierc 64, c. 74, b.
deorling, dicrling 64, c.
dcrian 170, a.
deät. de|^ s. dön.
die 66, a.
dieglan, gcdlegledc, ge-
diegled 171, f.
dierne, dyrnc 57, z. 74,
a,6. 131, cd.
dimm 65, a. 85, a. 130, f.
dl sc 65, a.
dogga 67, a. 91, c. 117, a.
dögor 53, a, 7. 127, a.
128, B, f.
dohto etc. 191 (deag).
dohtor, D. Sg. dehter
33, A. 2. 54, r. 67, a.
g. 74, a, 10. 76, e.
85, a. 92, f. g. 121, d.
128, B,b.
dol 130, a.
döin 7, A. 1. 54, v. 68, a.
85, a. 102, a.
-dorn 68, a,
döQ (dyde, gedön) 68,
a. c. 109. 192,3; dö,
dest, dejj, dö|3 etc.
68, e. 192, 3.
dor 67, a. 130, a.
dorste etc. 191 (dearr).
draca 74. a, 2. 85, A. 1.
90, A. 4. 117, a.
dra'p, dnepon 154, A. 1.
(drcpan).
diagan (diög, droh,
drögon, dragcn) 33,
A. 2. 51. 57, a. 91, e.
158, a.
dranc, dronc 57, g. 97, a
(drincan).
dr^ag , dr^ah 157, a
(dreogan).
dream 61, a. 94, a.
dreccean 172, b.
drenc(e)an, drenctc, ge-
drcnccd 57, w. 90, d.
171, c.
dreogan (dreac, dreah)
1.57, a.
dreopan 157, a.
dreor 64, a.
dreorig 64, a.
dreosan 157, b.
drepan (dnep, di;epon,
drcpen) 153, A. 2. 154,
A. 1.
drifaii 66, a. 81, b. 156, a.
drifen 65, a (diifan).
drincan (dranc, dronc,
drnncon,diuncen)65.a.
85, a- 97, a. 155, a ;
drince, (Irinc(c)st,
drinc(o)]i, drincil^
178, a.
drög, droh 68, a. 158, a
(dragan).
dropa 67, a, 80, a, 117, a.
dropen 154, A. 1 (dre-
pan).
drop-mielum 195, d.
drügat) 70, a. 91, e.
drancon, druncen 69, a
(drincan).
drvge 70, c 85, a. 91, L
131, c. d. 233.
drygcan, drygde,gedr.y-
ged 171, a.
drvhten, dryhtnes ctc
53, a, 5. 7.
düce 70, a. 90, c.
düfan 70, a. 157, d.
düfe 70, a. 81, b.
dugan, dugon 191 (deag).
duguj) 91, c. 96, b.
diimb 69, a. 81, a. 95, a.
düa 70, a. 108, b ; of
düne 70, a. 195, e.
dünn 69, a.
durran, durron, dürre
etc. 88, a. 191.
dum 69, a. 76, e. 85, a.
94, a. 115, a. 128, A, 2.
düst 69, d. 96, b.
dwellan 83, a. 85, a.
172, a.
dweorg, dweorh 62, 1.
73, A. 6. 74, a, 6. 83, a.
85, a. 91, h. 94, a.
dwloan 156, a.
dyde etc. 192,3 (dön).
dyne 69, f. 111, a.
dynn 104, b.
dynnan, dynian 170, d.
dynt 69, f. 111, d.
dyppan 69, f. 171, b. c.
dyrre s. dearr.
dysig 169, f.
ea, D. le 54, a. 57, c.
74, a, 14. 83, A. 1.
92, d. 110, c.
eac 61. a. 74, a, 13. 143.
198, a. 199, a,l; tTac
swylcc 199, a, 1.
"e aca 198, a.
Uacan 54, c.
tö ^acan 198, A. 1.
eadig 130, d.
cafora 57, d.
cafoj) 57, d.
e"age, cagan etc. 61, a.
BB6
Altenglisch.
A.3. 74, a, 13. 91, e.
120. 128, B, a.
eagor 127, a.
cahta 51. 54, h. 57, n.
73, i. 74, a, 4. 76, c.
92, f. 142:"-'eahta and
tweatig 142 ; eahla
hund 142.
eahtateocta 143.
eahtatiene, -tyne 142.
hundeabtatig 142.
hundeahtatigoda 143.
ealitoda, eahteda 143.
ea-lä'200.
eald'57, p. 72, c. 74, a,
5,'b. 86, e. 93, A.
119. 130, b ; ioldra,
yldra, ielJ esta, yldesta
53, a, 6. 57, z.' 72, c.
74, a, 5. b. 88, a. 93,a.
137.
ealdor 73, A. 4.
eald(o)r 73, k.
ealdorraan 57, p.
eall 51. 57, p. 74, a, 5.
93,a.A.M29. 130, f.
135; Adv. 193, g;
ofcr eall 193, h.
eallcs Adv. 193, e.
eallunga 193, i.
ealne weg, ealneg 83, c.
195, b.
ealswä 50. .57, p. 93, a.
196. 199, b, 7.
ealu, ealo]) etc. 57, d.
73, a. 93, a.A. 98, a.
126, d. 128, B, c.
eam 61, b. 92, d.
ear 51, 57, o. 74, a, 4.
88, a. 92, d. 127, a.
eare 54, e. 61, a. 88, e.
120.
carfol)57,q. 81, b. 99, b.
oarg 57. q.
oarli 57, q.
eaim Sb. 57, q. 94, a.
102, a.
eann Adj. 57, q. z. 74,
a,6.
carn 57, q.
e;irniaii 57, q.
eanm 192, 1.
eart 57, q. 192, 1.
east 61, a. 140. 195, b.
tö eastan 198, 6.
East-Engle 8.
easterne 61, a.
easterra, eastmesta 140.
Eastron 61, a. 118, a.
East-Seaxan 8.
eaj)e (Ie]D, \l>, eaj)0st)
61, a. c. 99, b. 194, a.
eax 57, n.
eaxl 57, n. A. 12.
ebba 57, y. 81, a.
ece 131, c. d.
ecg 57, y. 77, a. 91, d.
109, a.'
efes 67, g.
efaan, efnede, gcefned
171 f,
efn-niht 7, A. 1.
efnum 192, f.
oft 193 k.
ege .57,'Y.'91,f. 111, a.
cglan 91, f.
eglc 131, cd. 134.
elitan , ehte , geehted
58, c. 171, d.
ele 67, g. 74, a, 10. 93, a.
111, a.
elles 57, y. 193, d.
ein 57, y. 93, a. 96, a.
eln-boga, clboga^96, c.
eine 195, b.
enib, embe 197, 15.
tö-cmnes 198, 15.
ende 57, w. 89, g. 104, c.
eudian 173, a-
endlefan, cnlefan, elle-
fan 85, A. 2. 96, A. 2.
142.
hundendlef(on)tig 142.
hundendlefontigofta 143.
endlefta 143.
engel, engles etc. 7.
72, d. 102, f. 128,
A,a.
Engla land 3. 57, w.
Engle, Engla etc. 3. 8.
57, w. 91, c 97, a.
111, c. 128, A, 5.
Englisc 3. 25. 57, w.
87, a. 90, f. 91, c.
97, a. 130, d.
Englisc reord^3. 25.
Englisc sprü'c 8. 25.
eode 65, n. 89, c. 99, b.
102, 2.
geeode, geode 71, b.
eodor 62, e.
eofor 62, e.
eoh, eos etc. 51. 62, h.
92, i. 102, e. 128,
A,a.
eoh, eow, I\v 51. 66, b.
A.l.
eolh 62, k. 74, a, 5. 92. i.
93, a. 102, d.
eolhsccg 51.
eom 192, 1 .
eorl 62, 1. 93, a. 94, a.
A.l. 102, a.
eornost 62,1; on eor-
nost 195, e.
eorod 53, b. 71, d. 92,1,
eorringa 193, i.
eorde 62, 1. 74, a, 6. b.
84, b. 94, at 118, a.
eoil>gemet 7, A. 1.
eow, iw 66, b. A. 1.
eow, eowic 37. 64. a.
145
eowe 57, bb. 62, A. 5.
eower 37. 64, a 145.
146.
eowestre 57 , bb. 62,
A. 5.
erian 170, a.
esne 104, c.
est 57, X. 96, b. 112.
etan (cet, äiton, eten)
54, h. 62, a. 74, a, 3.
76, f. 84, a. 153, b ;
ete, itst, itt, it, eta])
86, f. 178, g.
edel, edles etc 51. 68, e.
86, b. A. 1. 102, f.
exen s. oxa.
Euc 81, A. 2.
fä(lia) , geffi 61, b. c
117, b.
fäcne 195, c
fiecne 131, cd. A. 2.
fa-der 54, a. 57, k. 73,
A. 4. 74, b. 76, a. d.
82, a. 85, a. 94, a.
121, a. 128, B, b.
fSge 60, c. 131, c d.
faggeu, fagen 57, k. 91, f.
fa?o:er, fwger 57, i. A. 11.
73, k. 91, f. 130, c;
ffegerra, ftegrosta 138;
fii-gre Adv. 193, a.
Wörterverzeichnis.
337
{rcfu'gon 153,(1 (gefeon).
fä-hl) 60, c.
fölon 155, 0 (teolan).
ftemne 118, a.
fSr 59, d.
fjerest, iserel» s. faran.
fteringa 195, f.
faist 57, i.
ftestan 57, v. 171, d.
feestenn 105. b.
fsestnian 57, i. 173.
tet, ffetes etc., PJ. fatu,
fata etc. 52, A. 2. 57, i.
73, b. f. h. 74, a, 1. 2.
98, a.b. 103,0.
ftetcli-. fierelses etc. 93, b.
102, f.
fiett 60, c. 85, b.
fedin 57, i. 86, b. 95, a.
fäg, fäh 54, d. 130, g.
fä(ha) s. fä.
fals 16. 57,A. 14.
fäm 60, a.
tämig 130, d.
fämig-heals 53, b.
fana, fona 57, g.
fand, foud 57, g (findan).
fangen, fongen 76, d.
161 (fön;,
fann, fonn 57, g. 82,
A. 1.
faran (för, föron. farcn)
57, a. k.A. 16. 74, a. 2.
94, a. 152, A.l. 158,ii:
fare, farest, f8ere|j,
fara}) etc. 57, a. A. 1.
9. 10. 16. 74, a, 2. 178,
a.A.2. 188. 189, A,t.
faru 57, a.
fatu s. fiet.
gefea 57. o. 117, a.
gefcah 153, d (gefeon).
feaht 42, a. 51. 57, n.
92, f. 155, b. 175
(feohtan).
fealdan 57, p. 86, e.
160, a.
fealh 155, e.
feallan (feoll; 57, p. 74, a,
5. 93, a. 99, a. 160, a;
fcalle, fielst, fiel}),
feallalj 178, b. A. 2.
189, U, I).
fealu, fealwes etc. 57, p.
A. 2. 132, a.
fearh 57, q. 102, d.
fearn 57, q.
feawe, fea 54, e. 132, b.
144, 5.
fcax 57,n. A. 12. 74, a,
4. 87, a. 92, h.
feccean s. fetian.
fedan, fedde, gefeded
68, e. 89, d. 171, a.
fefor 81, A. 2.
gefegen 153, b (gefeon).
fehsr, feh]) s. fön.
fe(o)la 62, e. 74, a, 3,
116. 144,5.
fekl, felda etc. 62, a.
86, e. 93, a. 114, b.
A.2. 128, A,e.
feige 62, a.
feil 54, h. 62, a. A. 7.
76, a.
feit 62, a. 84, a. 93, a.
feng, Sb. 76, d.
fong 63, A. 1. 76, d.
111, d. 161. A (fön),
fenix 82, A. 1.
fenn 57, w.
feogean, feode, gefeod
65, n. 89, b. 174, d ;
feogc, feost, feoj),
feogeali 185.
feoh, feos etc. 51. 62,
h. i. 74, a, 4. 76. a. 92,
d.i. 103, f. 116. 128,
A, a.
(ge)feoht 62, h. 108, b.
feohtan (feaht, fuhton.
fohten) 42,a.51.62,h;
A.n. 65, i. 74, a, 4.
84. a. 92, f. 155, b.
175,b;fi(e)htst,fi(e)ht
65, i.
feol, fll 66, c. 92, d.
feola s. fela.
feolan (fealh , fielon,
fölen) 62, ra. 93, a.
155, e ; feole, fielhst,
ficlhlj, feola]) 179, A.
feoll 64, A. 1 (feallan).
gefeon (gefeah.gefiegon,
gefegen) 62, i. 153, d.
feond, D. Sg. N. A. PI.
flend 65, n. p. 74, a,
11. 82, a. 85, a. 89, c
125, a. 128, B, d.
feond-rieden 109, b.
feorh, feores etc. 62,1.
m. 74, a. 6. 92, d. i.
94, a. 103, e. 114, A. 2.
feorr 62, 1. 82, a : ficrra,
fierresta 137 ; feorr
Adv. 196 : feorr frani
198, 10: fieir, lierrest
194, a.
feorran 94, a. 196.
feorda s. feowerda.
feordling 64, b.
feower 64, a. 83. c. 142;
feower and twentig
142: feower and twen-
tigocta 143 : feower
hund 142 : feower
siftum 144, 3.
feoweifea'd l44, 2.
feowerteoda 143.
feowcrtiene, -tTnc 64, a.
142.
feowcrtig 64, a. 142.
feowcrtigoda 143.
feowerda, feorda 64, b.
143: feorda eac twen-
tigum 143 : feo(wc)r-
dan bide 144, 4.
feran 68, e.
Fergilius 82, A. 1.
feriaa 170, a.
fers 82, A.l.
ferse 62, a. A. 9. 94, b.
fet s. föt.
fetian. feccean 84, b.
fetor 62, a. e. 74, a, 3.
feda 57, x.
fe^er 62, a. 86, b. 108 c.
ficol 65, a. A. 3. 90, a.
fiehtsr, lieht s. feoiitan.
fiellan, tielde, gefielled
57, z. 74, a, 5. 89. d.
171, d; fielst, fiell)
57, z.
fierr(a), ficrrest(a) s.
feorr.
äfierran, äfierde, äfierrcd
171, d.
fierst, fyrst 94, b.
fTf,fife36,A. 54,i. 65, d.
73, b. 82, a.b. 95, b.
142: fif and twentig
142: fif and hiind-
seofontig 142 ;flf hund
and seofontig 142 :
fif hund 142.
Kaluza. Histor. Gramm, d. engl. Sprache. I. 2. Aufl.
22
338
Altcnglisch.
fifel 65, d.
fiffeald 144,2.
fifta 65, d. 76, c. 143:
fifta eac twentigum
143.
fifteocta 14_3.
fif tiene, -ty nc 62, p. 142.
fifdg 65, d. 142.
fiftigoda, -eda 143.
fll s. feol.
filmen 65, a. A. 6. 93, a.
finc 65, a. 90. d. 97, b.
111, d.
flndan (fand, fond, fun-
don, fanden) 65, a.
82. a. 155, a.
fioger, fingres etc. 65, a.
73, k. 91, c. 97, a.
102, h.
finn 65, a.
firen 108. c.
fisc, fisces etc. 2. 51.
54, 0. 65, a. 76, a. b.
87, a. 90, f. 102, a.
flscere 104, c.
fltt 65, a. 109, a.
fidele 65, a. 86, b.
flu, flän etc. 118, b.
flä-sc 60, c. 82, a. 87, a.
90, f. 98, a. 113, b.
128, A, (1.
flascc 57, b.
flea(h), Sb. Gl,b. 102, e.
fleag, fleah 61, a. 91, h.
157, a. 175 (fleogan).
fleah 74, a, 13. 76. d.
157,0. 175 (fleon).
flean 57, o. 158, b.
fleax 57, n. 92, h.
fleogan (fleag, fleah,
flugon, flogen) 64, a.
74, a, 13. 82, a. 91, e,
i. 157, a : fleoge, fliehst,
flieht), fleogal) 178, c.
fleoge 64, a. 74, a, 13.
91,8.
fleon (fleah, flugon,
flogen) 64, b. c. 74, a,
14. 76, d. 86, c. 92, d.
93, a. 157, c; fleo,
fliehst, flieh}), fleolx
fleohetc. 64, b.c. 91, i.
179. 189, A, r.
fleos, flies 64, a. 113, b.
fleot 64, a.
fleotan 64, a. 157, a.
flicce 65, a.
fliehst, fliehl» s. fleon.
flies s. fleos.
flint 65, a. 84, a. 96, a.
(ge)flit 103, d.
flitan 156, a.
flocc 67, a. 90, c,
flocc-mtelum 195, d.
flöd 54, V. 68, a. 114,
A.2.
flogen 91, c (fleogan).
flogen 76, d. 157. c (fleon).
flör 68, a. 115, a.
flotenan 67, a.
flotlan 67, a.
flöwan 68, a. 165, a.
flugon 69, a. 91, c
(fleogan).
flugon 7i),d. 157, c (fleon).
flycge 69, f. 91, d.
flvge 69, f. 111. a.
flvht 'Flug' 69, f. A. 2.
111, d.
flybt 'Flucht" 69, f. A.2.
fnil'stian 82, a.
fneosan 64, a. 82, a.
föda 68. a.
födor, foddor 68, a. 85, a.
fohten42,a. 92, f. 155, h.
175 (feohtan).
fola 67, a. 117. a.
folc, folccs etc. 51. 67, a.
82, a. 90. c. 93, a.
103. b.
folc-stede 53, b.
folde 67, a. 118, a.
fölen 155. e (feolan).
folgian, folgöde, gefol-
fiöd 67, a. 91,e. 93, a.
173, a. 174, a.
fön (feng, fangen) 54, g.
58, b. c. 76, d. g. 92, d.
161: fö, fehst, fehl?,
fö]). föh etc. 179.
189, B,d; onföh92,i.
for 67, a. 197,8. A. 2.
för 68, a (faran).
foran 196. 197,25: be-
foran53,b.67,a.94,a.
196. 197,25: f«ttoran,
töforan, wiJ)foran, on-
foran 197,25.
foran-heafod 71, c.
forca 67, a.
ford 67, a. 114, b.
fore 67, a. 137. 140.
143. 197, 9. A. 2:
forma, fvrmesta.fvista
67, a. 69, f. 137.' 140.
143 ; forman sictc 144,4.
fore-genga 91, a.
forht 69, f.
forma s. Jore.
forsc 94, b.
forst 67, a. 94, b.
for]) 67, a. 137. 196;
furdra 137. 140; fur-
ctor Adv. 67, d. 199,
a, 1.
gefordian 67, a.
föstor-cild 68, a.
föt D. Sg. N. A. PI.
fet 54, V. A. 1. 68, a. e.
73, b. c. 76, a. 82, a.
84, a. 98, a. 122, a.
128, B,c
födor 68, a.
fox 67, a. 69. f. 92, h.
102, a.
gefnegn, gefrän 91, A.3.
151. 155, i (frlgnan).
frsetwa, fnetwe 53, b:
59, a. 71, d. 110, a.
fram , from 57, g. 197,
10.
frea 61, b. 114, b. 128,
B, a.
freas 76, d (freosan).
freme 133, a.
fremman, fremedo., ge-
fremcd 53, a, 4. 57, w.
72, e. 73, a. d.g. 77, a.
85,a. 89,d. 95, a. 98,a.
170, b ; fremme, fre-
mest, freme|i, frem-
ma]) 183. 190, b.
f remu 108, a.
freo 65, n. 89, c 94, a.
131, b.
freogean , fr e ode , ge-
freod 51. 65, n. 89, b.
173, b. 185 : freoge,
freost, freoj), freogea})
184. 190, a.
freond, D. Sg. N. A.
PI. friend 65, n. p.
74, b. 82, a. 89, c.
96, a. 125, a.
freond-scipe 111, a.
Wörterverzeichnis.
339
freosaa (freas, frnron,
froren) 64, a. 76, d.
82, a. 157, b.
fretan 62, a. 71, b. 153, b.
fricgean 153, f.
frige-d*g 66, a.
(ge)frignan, (ge)frTnan
(gefrajgn, gefrän, ge-
frugnon, gefrüuon, ge-
frugnen, gefrOnen)
65, c. 69,c. 91,g. A.3.
151. 155, i.
fri(o)l)U 65, e.
fröfor 108, d.
frogga 51. 67, a. 91, c.
117, c.
froren 67, a. 76, d (freo-
san).
gefrugnon, gefrünon, ge-
tragnen, gefrünen
69, c. 91, A. 3. 155, i
(frignan).
frurou 76, d (freosan).
fugol42, a. A. 1. 53, a, 1.
67, d. 73,k. 91,e. 93,a.
102, h.
fuhton 42, a. 51. 92, f.
155, b. 175 (feohtan).
fül 70, a. c. 93, a.
fulgon 155, e (feolan).
füll 51. 67, d. 82, a. 93,
a.A: Adv. 193, g.
fuUnht 83, c. 113, b.
fultmn 53, b. 71, d.
fulwian 7, A. 1.
fnndon, fanden 69, a
(findan).
furh, D. Sg. N. A. PI.
fyrh 69, a. f. 92, i.
123, b. A. 1.
furdor, furdra s. for}).
furdum 67, d.
füs 69, d. g. 96, b.
fy lan 70, c. 93, a.
fylgean 171, a.
fyllan, fvldc, gefylled
51. 69, f. 89, d. 93, a.
171, b: fvllc, fylsr,
iy\]j, fyllalj 183.
190, h.
fyr 70, c. 94, a. 103, b.
fyrh ?. furh.
fyr-hto 69,f. 99, a.
fyrmcstaV fyrsta s. forc.
fym 133. 194, a.
fyrs 69, f. 94, a. 111, d.
fyrwet 71, d.
fysan 69, g. 171, a.
tyst 70, c. 87, a. 92, e.
112.
fvder-föte 142.
fyxen 69, f. 92, h.
gad(e)rlan 57, c. 72, f.
gcedeling 57, 1.
letgasderc, tö-gfedere
57,1. A. 17. 193, h.
gfers, PI. grasu 57, A.
16.17. 91, a. 94, b.
103, c^
gSst, gäi\, s. gän.
gaestan 60, c.
gäistlic 60, c.
galan 57, A. 13, 91, a.
158, a.
gamen, gomen 57, g.
gän (eode, gcgän) 60, a.
c. 91, a^ 99, a; gä,
gSst, gte]3, gä}) etc.
60, c. 91, a. 192, 2.
gandra, gondra 57, g.
92, b.
gangan, gongan (geong,
gieng,gengde,gangeu,
gongen) 57, g. 160, b.
189, B, c.
gänian 60, a.
ongann, ongonn 57, k.
155, a (onginnan).
gär 51.
gast 60, a. 84, a. 87, a.
91, a.
gät, I). Sg. N. A. P].
gSt 60, a. 123, b.
gatu s. geat.
ge- 150, 10.
gc . . . ge 199, a, 1.
ge 62, b. 88, d. 89, a.
145.
geä, gea, ge, gese 59, g.
A. 4. 196.
geador 99, b.
geaf 37. 57, s. 74, b.
91, b. 153, c (giefan).
geäfon 37. 59, g. 74, a,
7. b. 91, b. 153, e.
geald 155, g (gieldan).
gealga, gealgan etc. 7.
A. 1. 57, p. 91,b. e.
93, a. 99, a.
gealla 57, p. 91, b. 93, a.
99, b.
geär, gear 51. 59, g.
74, a, 7. 9. b. 89, a.
103, b.
geära 59, g. 193, k.
geard 54, b. 57, q. A. 18.
67, a. 76, e. 84, b.
geärlanges 193, e.
gearn 57, q. A. 18.
gearxi , gearwes, gear-
wum , gearone etc.
57, q. z. A. 2. 83, i. k.
m. 99, b. 132, a. A.
135, h ; gearora, ge-
arwosta 138 ; gcarwe
Adv. 193, a.
geat, PI. gatu 57, s. A.
17. 74, a, 7. b. 91, a. b.
103, c.
forgeat 57, s (forgietan).
geatwa, geatwe 53, b.
59, a. 71, d. 110, a.
Ongcgn, engen, ongean,
agen 198,2.
tö-gegnes, tö-genes, to-
geanes 198, 2.
gengde 160, b (gangan).
geoc, gloc 51. 54, r.
67, f. "74, a, 7. 76, f. g.
89, a. 90,0. 103, a.
geofon 91, b.
geogul), giogu]), iogiil>
69, e. 74, a, 7. 89, a.
91,0. 96, b. 99, b.
geohol, geol 62, i. 89, a.
geoleca62,k.A.10. 91.b.
geolu, geolwes etc. 62,
k. A. 10. 91, b. 132, a.
geömor 59, h. 89, a.
geömrian 59, h.
geönd 147,3. 196. 197.
16.28.
geöndan, begcöndan,
wil)geöndan 147, 3.
196. 197, 16. 28.
gcönrc D. Sg. F. 147,3.
geong, giong, giung-
iung 69, e. 74, a. 7.
89, a. 137; giengrä,
gyngra , giengesta.
gyngesta 69, h. 137.
geong, gieng 160, b
(gangan).
22*
340
Altenßrlisch.
georn 62, 1. A. 10 : gcorae
Adv. 91, b.
geotan 91, b. 157, a.
Geotas PI. 8.
ges s. gös.
gi(c)cel 0-2, n. 89, a.
gidd 105, a.
gi(e)fan, gyfan (geaf,
geäfoD, gi(c)fcn) 51.
62, n. 81, b. 91, b.
153, e; gi(e)fc, gifest,
gifclD, giefaj) 178, a.
189, A, n.
ä-giefan 57, f.
gi(e)fen 91, b. 153, e
(ciefan).
gi(e)fu 51. 52, A. 2. 53,
a, 2. 62,11. 73, a.f.g.
h.i. 74, a, 7.b. 81, b.
91, b. 98, a.b. 108, a.
118, c 128, A, a.
gieldan (geald, guldon,
golden) 62, n 74, a, 7.
91, b. 155, g.
giellaa 62, n. 91, b.
155, g.
gielpan, gylpan 62, n.
91, b. 155, g.
giena 193, k.
giengra, giengosta s.
geong.
gierd 57, z. 74, a, 7.
88, a. 91, b. 109, c.
giernan, gyrnan 65, k.
74. a, 7. 88, a. 91, b.
109, c.
gierwan, gyrwan, gic-
rede, gegiered 57, z.
83,e.g. 171, h; gierwe,
gierest, gierejj, gier-
wajj, giere etc. 183.
190, f.
giese s. gcä.
giest 'Gast' 53, a, 1.
54, b. 57, z. 74, a, 7.
76, b.c. 102, A.l.
giest, gyst 'Gischt' 62,
n. 89, a.
giestra, geostra 193, k.
giestrandiege 62, n. 91 . b.
195, b.
giet(a), gyt(a) 89, a.
147,4. 193, k.
gi(e)tan, gytan 153, e.
gif 65. a. 89, a. 199, b. 4:
and gif 199, b, 4.
gifre 131,c. d. A.2.
gift 65, a. 82, a. 84, a.
91, b.
gigantas PI. 65, b.
gimm 62, A. 3.
ginan 156, a.
onginnan (ongann, on-
gonn, ongunuon, on-
gunncn) ,53, b. 65, a.
71, a. 91, A.l. 155, a;
onginne, onginst, on-
ginj), onginnalj 178, b.
git 89, a. 145.
gked, gladu, glted. gla-
dcs, gltedre etc. 53,
a, 4. 5. 57, a. i. A. 9.
72, c. 91, a. 93, a.
130,e. 135,b;gkedra,
gladosta 72. c. 138;
gladc, Adv. 193, a.
giferen 76, d.
glies 57, i. 76, d.
gleaw 1.82, b.
gled 68, e. 112.
glldan 66, a. 156, a.
gliew, gliw 64, c.
glöf 68, a. 91, a. 108, b.
glöm 68, a.
glöwan 68, a. c.
gnfett 57, i. 91, a.
gnagen (gnög, gnöh,
gnagen) 57. a. 91, a.
e. 158, a.
god 51. 67, a. 68, A. 1.
69. f. 85, a. 91, a.
146.6: godes l:)ances
195, a.
göd, gödes etc. 47, A. 2.
51. 68, a. A.l. 85, a.
91, a. 98, A. 130, b.
135, a. 139: s. betra,
betsta, selra, selesta.
göddend 125, b.
godsibb 68. A. 1 .
godspell 68, A. 1.
godspellere 7, A. 1.
gold 54,q.r. 67. a. 69, f.
86,6. 91, a. 9.3, a.A.
103, b.
golden 155, g (gieldan).
gold-hroden 53. b.
göina 68, a. 117, a.
gös, D. Sg. N. A. PI.
ges 36. A. 57, h. x.
74, a, 10. 76, e. 87, a.
91. a. 96, b. 123, b.
grSdan 167.
gitedig 59, d.
gra?f 57, i.
grSg 59, d. 74, b. 91, k.
99, b.
grafan , Part, grafen,
grtefen 57, a. 81, b.
91, a. 158, a.
gränian 60, a.
gräp 60, a (gnpan).
graslan 57, c. 87, b.
grasu s. gffiiä.
great 61, a : grletra
137.
grene, grenes etc. 68, e.
91, a. 94, a. 96, a.
131, c. d. A. 1. 1.33.
135, g ; grenra, gre-
nosta 138.
greotan 157, a.
greow 64, A. 1. 165, a
(glöwan).
gretan, grette, gegreted
68, e. 74, a, 10. 85, b.
171, c.
giietra s. great.
grimm, grimmes, grimre
etc. 51. 65. a. 130, f.
131. 135, c; grimra,
grimmosta 138.
grindan 65, a. 155. a.
gripan 66, a. 156, a ;
gripe, grip(e)st, gri-
p(e)li, gripa]) 178, a.
gripe 111, a.
gröwan (greow, gröwen)
68, a. 83, e. 165, a :
gröwe, grewst, grew]j,
gröwal) 178, a. 189,
B,h.
grund 69, a.
grundlinga 195, f.
guldon 155, g (gieldan).
guma, guman etc. 51.
52, A. 2. 53, a, 3. 5,
67. e. 73, a.b. 76, e.
g. 91, a. 95, a. 98, a.
b. 117, a. 128, B, a.
ongunnon , ongunnen
69, a. 155, a (ongin-
nan).
Wörterverzeichnis
341
gül) 69,(1. 91, f.
gyccean 69, f. 77, a.
89, a. 90, d.
gyden 69, f. 109, b.
gydig 69, f. 91, a.
gyldan 69, f. 74,b. 91,a.
gylden 54, q. 69, f. 93, a.
130, d.
gylt 69, f. 84, a. 91, a.
111, d.
gyrdan. gyrde, gegyr-
ded 69, f. 85, c. 91, a.
171,0.
gyrdel(s) 69, f. 91, a.
93, b. 94. a. 102, f.
gyt(a) s. gict(a).
gyte 111, a.
habban (htefde, gehtefd)
51. 57, b. 81, b. 86, h.
92, a. c. 151. 174, b ;
htebbe, hafast, hajfst,
hafali, hai^fli, habba]:!,
hsebbe , hafa 57, a.
81, b. 86, h. 185.
11)0, w.
häd 102, a. 114, b.
-häd 60, a.
hädor60,a. 193,b:hSdre
Adv. 193, b.
hsebbe s. habban.
hfef, PI. b(e)afu 57, d.
103, c.
hsefde, gehiffd 57, i.
81, b. 85, a. 174, b.
187; ht^fde, hasfdest
etc. 186.
htefd 76, c.
hseftan 57, v. 84, a.
hajgJ, hagol 51 57, i.
h^l 113, b.
häelan, hä'lde, gehgeled
60, c. 74, a, 9. 171, a.
htelend 7, A. 1. 60, c.
85, a. 96, a. 125, b.
haelei])) 57, 1. A. 19. 73,
a. 86, a. 93, a. 98, a.
126, a. 128, B, e.
häelj) 60, c. 86, a. A. 3.
häelu 60, c. 119.
heenep 58, 1. 76, f. 80, a.
h£er 59, d. 103, b.
hfecrfest 57,1. 81, b.
hsering 59, d.
hses 60, c. 87, a.
hsesel 57. k. 87, b.
heetaa 60, c. 171, c-
hseto 60, c.
hsett 57, i. 84, a.
b£e}), hfcede etc. 60, c.
86, a. 112, A. 2.
btecten 60, c. 86, b. 99, a.
hafa, hafast, hafajj s.
habban,
hafela, h(e)afola 57, c.
d. 72, f.
hafen, hsefen 158, g
(hebban).
hafoc, heafoc 57, d. 74,
a.2. 81, b.
hagu-ljorn 57, a. 91, e.
häl 60, a. 119. 130, b.
se hälga 60, a. 91, e.
135, f ; Jiä hälgan ge-
writu 7, A. 1.
hälgian 60 , a. 91 , e.
173, a.
hälig, hälges,häligre etc.
51. 53, a, 5.7.9. A.l.
2. 60, a. 72, c. d. 73,
a. A. 1. 91, k. 130, d.
135, f ; häligra, häli-
gosta 138.
hälignes, hälignesse
109, b.
hälor 127, a.
häm 60, a. 92, a; Adv.
195. b.
hamm, homm 57, g.
haraor, homor 57, g. 92,h.
94, a. 102, g.
hämweardes 193, c.
hana, bona 57, g. 73, h.
117, a.
band, hond 51. 57, g.
85, a. 115, b. 128,
A, e.
hangen, hongen 161
(hon).
här 60, a.
hara 57, a. A. 16. 76, d.
88, a. 92, a. 117, a.
häs 60, a. 87, a.
hasu 132, a. •
hat 60, a. 84, a.
hätan (hebt, het, bäten)
60, a. c. 162, A. 2 ;
Pass. hätte, hätton
151. 162, A. 2. bäte,
hgetst, hait(t), häta|)
etc. 189, B, e.
hatian, hatöde, gehatöd
57, c. 169. 173, a.
gehätland 7, A. 1.
he 62, b. 88, d. 145.
heafod, heafdes etc. 53,
A. 1. 61, a. 76, a,
81, b. 103, h. 126,
128, A, a.
heafoc s. hafoc.
heafola s. hafela.
heafu s. hsef.
heah, heas etc., he^a,
hean etc. 37. 53, b.
61, a. b. A. 3. 72, c.
74, a, 13, 14. 92, d.i.
130, g. 135,(1 ;hiehra,
hy hra,hiehst a, hy hsta
61, c. 72, c. 74, a, 14.
92, A. 137.
heah-fseder 7, A. 1.
healdan (heold, healden)
57, p. 74, a, 5. 85, a.
93, A. 160, a ; healde,
hieltst, hielt, healda]?
etc. 189, B,a.
healf 57, p. 81, c; ödres
healfes 195, a.
heall 57, p. 93, a. 108, b.
healm 57, p.
healp 57, p. 80, a. 93, a.
155. f. 175 (helpan).
heals 57, p. 87, a. 93, a.
heals-gebedda 53, b.
heap 61, a.
he^ap-mtBlnin 195, d.
heard 57, q. 72, c. 74,
a, 6. 85, a. 92, a. 94,
a. A. 1. 130, b. 134.
193, a. d: hcardra,
heardosta 72, c. 88,
a. 138 ; hearde Adv.
193, a; heardor, hear-
dost 194, c.
heardlic, Adv. heardlice
193, d.
hearm 57, q.
hearpe 57, q. 80, a. 94,
a. 118, a.
headu 57, d.
he^awan (he'ow) 61, a.
163 ; h'e awe, hiewst,
hleAA'J),h"eawa|) 178, a.
342
Alt englisch.
hebban (hof , hofon,
hafen, h;¥fen) 57, t.
77, a. 81, a. 89, d.
158, g ; hebbe, hefest,
hefej), hebbajj, hefe
etc. 180. 189, A, x.
hecg 57, y, 91,(1.
hedan 68, e.
liefig 57, y. 81, b. 91, k.
130, c.
hebt 159. 1G2, A. 1
(hätan).
heia 58, c. 92, d.
hclan 62, a. 154, a.
hell 57, V. 62, A. 7. 77,
a. 89, h. 109, a.
lielm 62, a. A. 7. 92, a.
93, a. 95, a. 102, a.
helma 62, a.
helpan (healp, hulpon,
holpen) 54, h, i, k. 62,
a. A. 7. 80, a. 86, b.
93, a. 152, A.l. 155, f.
175; helpe, bilp(e)sr,
hilp(,e)]j, helpab 54, k.
65, a. 73, A. 2." 86, b.
178, A. 2. 188. 18«.),
A, ni.
gehende 198, 12.
heng, heng 161, A
(hön).
hengest, bengestes etc.
72,0. 102, f.
henn 57, w. 77, a. 89, b.
96, a. 109, a. 128,
A,b.
heo, bio 51, A. 4. 65, n.
89, c. 145.
heofon, heofoncs, PJ.
beofonas etc. 51. 53,
a, 7. 62, 0. 72, e. f. 73,
A. 4. 74, a, 3. b. 81, b.
96, a. 99, a. 102, g.
128, A, a.
heofonlic, Adv. heofon-
Jice 71, e. 193, a.
heold 64, A.l. 160, a
(bealdan).
heolfor 62, k.
hconan 147, 4. 196. 197,
29 ; beheonan 197,
29.
beord 62, 1.
heordan, PI. 62, A. 8.
88, a.
heor(o)t 62, c. 102, g.
heorte 62,1. 73, g. 74,
a, 6. b. 76, a. 84, a.
92, a. 98, a. 118, a.
120.
heorla 62, 1. 86, a.
heoru 114, a.
h'eow 64. a (beawan).
blTr 54, X. 63, a. 147, 4.
196.
here, heriges etc. 57, v.
77, A. 1. 89, e. f. 94,
a. 104, n. 128, A, b.
heri(ge)aa 33, A. 2. 57,
Y. 73, A. 6. 77, A. 1.
88, a. 89, e. 170, a.
h e t 54, X. 63, A. 1. 162
(hätan).
bete 57, y. 111, a.
bettend 125, b. 177.
bider 65, a. 85, a. 147,
4. 196.
bi(e) 65, o. 89, c. 145.
bi(e)g, hite)ges etc. 61,
c. 89, b. 105. _
blehra, hiehsta s. he ab.
hiebctu, byhdu 61, c.
bi(e)ra, beora 145.
hieran, byran, bierde,
byrde, gehicred, gc-
hyred 37. 53, a, 4.
61,c. A.4. 72, d. 78,
IX. 74, a, 12. b. 76, c.
85. a. 88, a. 89, d.
171, a.
hi(e)rde, byrde 37. 65,
k. 74, a, 6. 85, a. 89.
g. 104, c. 128, A,b.
hi(e)w 64, c. 74, a, 11.
hiewst, biew]) 61, c
(beawan).
bild 109, c.
hilp(e)st, bilp(o)l) s.
helpan.
hilt 65, a. A. 6. 113, b.
bim D. Sg. 65, a. 145.
him, heom D. PL 145.
bind 65, a. 109, c.
bindaa 140. 196. 197,
26 ; bcbindan 65, a.
196. 197,26.
hindema 140.
binder 196^
hindrian 65j a.
hine 145.
hi(e)ra 65, A. 7. 145.
146.
hi(e)re 65, a. A. 7. 145.
146.
bired 71, d.
bis 65, a. 145. 146.
hit 65, a. 84, a. 92, a.
145^
hiw-rieden 109, b.
hladan, Part, hladen,
hlteden 57, a. k. 74,
a. 2. 92, a. 93, a.
158, a.
hhedel 57, k.
hlSder, hltedder 60, c.
77, c. 92, a.
hlEefdige 60, c. 81, b.
92, a. 118, a.
bliene 60, c.
hlfiew s. hläw.
hläf 60, a. 81, c. 92, a.
102, a.
hläf-miesse 60, a.
hläford 51. 53, b. 60, a.
71, d. 81, b. 83, c. 92,
a. 93, d.
hlanc, hlonc 57, g. 92, a.
hläw, hlSw 83, a. 106, c.
hleabt(o)r 57, n. 74, a,
4. 92, f.
hlcapan 61, a. 92, a.
163.
hlence 57, w.
hllTo 64, a.
hleotan 157, a.
gebllTow 107, d. .
blid 65, a. 92, a. 103, d.
hliebhan, hlyhban (hlöh,
blögon) 57, z. 74, a,
4. 77, a. 89, d. 92, a.
g. 158, k ; bliebhe,
bliebst, hliehl), hlieh-
ha{) etc. 180. 189,
A,j.
hlil) 103, d.
hlöh, blögon 158, k
(hliebhan).
hlot 67, a. 92, a. 103, a.
hlöwan 68, a. 165, a.
hlüd 70, a. 76, a. 85, a.
92, a. 130, b.
hlütor, hluttor 70, a. A.
1. 73, k. 77, c. 84, a:
lilütre Adv. 193, a.
hlynn 104, b.
Wörterverzeichnis,
343
Llynnan, hlvnede, ge-
hlyned 17ü, b.
hlysnan 69, f.
hlvstan 69, f. 171, d.
hnJegan 60, c.
ä-hneapan 163.
hneaw 132, b.
hnecca 51. 90, c. 92, a.
96, a.
hnesce 131, c. d. 131.
hnitu 123, a.
hnutu, D. 8g. N. A. PI.
hnytc 69, a. f. 73, d.
92, a. 96, a. 123, a.
128, B, c.
hoc 68, a.
hocg 91, c.
höd 68, a.
hof, hofes etc. 67, a.
82, a. 103, a. 12H,
A, a.
höf, höfon 158, g (hcb-
ban).
hogde, gehogod 171:, b
(hycgean).
höh, hös etc. 58, a. 92,
i. 102, e.
hol Sb. 67, a. 103, a.
hol Adj. 130, a.
hold 69, f. 86, e.
holegn 67, a.
holh, höles etc. 67, c.
92, i. 103, e. 128,
A,a.
holh, holwes etc. 67, a.
holpcn 54, q. r. A. 1. 67,
a. 93, a. 155, f. 175.
182 (helpan).
hön (heng, heng, han-
gen, hongen) 58, b.
161.
hopian 67, a. 173, a.
hopplan 80, a.
hord 67, a. 88, a. 92, a.
horh, horwes etc. 102, d.
hörn 67, a. 102, a.
hors 67, a. 87, a. 94, b.
10.3, b.
hös 57, h. 96, b.
hose, hosu 67, a. 118, c.
hryefn 57, i. 73, A. 3.
81, b. 92, a. 102, a.
hrfejj 130 , e ; hrsede,
hrade Adv. 57, A. 9 ;
hrador 57, a.
hraw, hraäw, hrawes,
hriewes etc. 59, b.
83, h. 107, d.
hrea(w) 59, b. 132, b.
hreddan, hredde, gehre-
ded57, y. 85,a.l70,b;
hredde, hredest etc.
190, d.
hremig 130, d.
hreod 64, a.
hreodan 157, a.
hreoh 130, g.
hreosan 157, b.
hreow 64, a. 83, h. 110;
gehreow 107, d.
hreowan 64, a. 157, a.
hrejj 68, e.
Hredel, Hrectles etc. 86,
A. 1.
hrim 66, a.
hrlnan 156, a.
bring 65, a. 91, c. 92, a.
94, a. 102, a.
liringan 155, a.
hringed-stefna 53, b.
hrider, hrvder 65, d.
127, a.
hröc 68, a.
hröf 51. 68, a. 92, a.
94, a. 102, a.
hron-räd 71, e.
hröpan 165, a.
Hröctulf 83, c.
hrflse 118, a.
hrycg 69, f. A.2. 91, d.
92, a. 104, b.
hryre 111, a.
hü 68, c. 83, b. 149,1.
196.
hulpon 69, a. 93, a.
155, f. 175 (helpan).
hund 'Hund' 69, a. 92,
a. 96, a.
hund 'Hundert' 54, q.
69, a. 76, a. 141. 142.
143 ; hund and Jjritig,
hund and fiftig, hund
and seofontig, hund
and scofon and hund-
seofontig 142 ; tu
hund, Jireo hund etc.
142.
hundred 69, a. 141. 142.
143.
hundseofontig etc. s. u.
seofontig etc.
hungor, hungres etc.
69, a. 97, a. 102, h.
114, A. 2.
hunig 67, c. 103, g.
hunta 69, a. 84, a. 96, a.
huntian 69, a.
hüs 70, a. 92, a. 103, b.
hüsbönda 70, a.
hüsl 7, A. 1. 69, d. 73,
A.3.
hüs-wlf 70, a.
hwä 51. 57, f. 76, a. 83,
a. 88, d. 92, a. 149, 1.
150,1.8.9.10.
gehwä 150, 10.
hwtel, PI, hwalas 57, i.
A. 13. 102, b.
hwsem, hwäm 149, 1.
hw'jer 59, d. 74, a. 8.
150,10. 196.
gehwEer 150, 10. 196.
hw»s 57, i. 146. 149, 1.
hwfet Adj. 130, e.
hwset Pron. 51. 54, b.
57, i. 76, a. 83, a. 92,
a. 149, 1. 150, 1. 7. 9.
hweethwugu 65,1. 150,7.
hweete 60,c. 92,a. 104,c.
hwieder, hwtedres etc.
54,A. 1. 57, k. 149,2.
150,1.6.9. 10; hwa;-
der, hwivfter Jie . . , l)e
199, b, 8; hwcedere,
swä J)eah hwiiedere
199, b, 3.
gehw*der 150, 10.
hwäm s. hwitm.
hwanne,hvvonne,hwenne
.57, A. 6. 196.
hwanon, hwonan 57, g.
196.
-hwega 150, 7.
hwelc, hwilc, hwelces
etc. 51. 71, d. 90, e.
149, 2. 150, 1. 7. 8. 9.
10.
gehwelc, gehwilc 150,
10.
hwelchwugu 150,7.
hwene Adv. 193, b.
hweogol, hweowol62,e.
83, e.
344
Altenaiisch.
hweorfan 155, b.
hwettan 57, y. 84, a.
170, c.
hwi s. hwy ,
hwider 65, a. 196.
hwll 66, a. 108, a; l)ä
hwile 1)6 199, b, 1.
hwilc s. hwelc.
hwilum 66, a. 195, d.
hwinaa 66, a.
hwistlian 65. a.
hwit 66, a. 83, a. 84, a.
92 a.
hwon 57, A. 6. 149,1;
for hwon, to hwon
149, 1. 197, 6. 8.
hwöQ 193, a. g.
hwone 57, A- 6.
hwöpaa 165, a.
hwösta 68, a. 83, a-
92, a.
-hwugu 150, 7.
hwv, hwi 83, a. 92, a.
149, 1. 196; for hwl,
tö hwi 197, 6. 8.
hycgean, hogde, gehogd
174, b ; hycge, hogast,
hoga}), hvcgeal) 185.
190, y.
hyd 70, c, 112.
hydan 70, c. 171, a.
hvf, hyfc [v] 70, c. 81,
c. 112. A. 2.
gehvgd , PI. gehygdu
113, b.
oferhvgd, PI. oferhygdu
113, b.
hvge 69,f. A. 2. 91, f.
111, a.
hvldo 69, f.
hvll 69, f. 76, g. 93, a.
102, A.l. 111. d.
hvngran 69, f. 171, f. A.
175. 190, m.
hvpe 69, f. 111, a.
hy r 70, c
hvran 70, c
hyrdel 69, f. 93, a.
hVse, PI. hvs(s)as 98, a.
hyl) 70, c."
ic 65, a. 76, f. 90, e.
145 : ic selfa 147, 6.
idpeges 144, 5. 195, a.
Idel 66, a. 73, A. 4 ; oq
idel 193, h.
ides, idese etc. 72, c.
108, c. 128, A, a.
ie s. ea.
lecan, y"can, iecte, iehte,
geieced, gelebt 61, c.
172, A.
ieg, Ig, iege etc. 61, c.
89, b. 109, d.
legland, igland 61, c.
ielde, ylde 111, c.
icldra, yldra, ieldesta,
yldesta s. eald.
ieldu, yldu 57, z. 74, a,
5.b. 93, a. 119.
ielfe, ylfe 111, c.
ierfe, yrfo 57, z. 74, a,
6. b.'
ierraj^u, yrmljii 57, z.
74, a, 6.
iernan, yrnan (am, orn,
iirnoü, urnen) 65, A.
7. 94, b. 155, a.
ierre, vrre 65, k. 74, a,
6. 88, a. 131, cd.
ierringa 193, g.
ißt) yl^ s. "eajae.
ifig 65, c. 92, b.
igel, ii 91, g.
s^ ilca 144, 5.
impa 65, a.
in 65, a. 197. 1. A.l : in
tö 197,6.
incer, ine, incit 145.
146.
Ing 51.
inu Sb. 65, a.
inn Adv. 196.
innan, biunao, oninnan,
wil)innan 196. 197,
20. 53, b. 94, b.
inne, innerra, innemesta
140. 196.
intinga , for intingan
198, 8.
ior 51.
Iren Sb. 96, a. 99, a.
Iren Adj. 130, d.
is 65, a. 87, a. 192, 1.
Is 51. 66, a. 87, a
103, b.
Is-giccl 90, c.
ijictes 147, 5. 195, a.
it(t) s. etan.
iu, iung, ingu]) s. geo,
gcong, geogut).
iw, eow 66, a. A. 1. b.
lä, ea-lä 200.
läc 60, a^
läcan (leolc, lec) 162,
A.l.
läcnlan 59, a.
la?ccean, Iteceaa 57, v.
172, c.
Isece, PI. Iseceas etc.
59, a. 1. 90, d. 104, c.
lEece-criTpft 7, A. 1.
Isedan, iSddc, gelsedcd
60, c. 74, a. 9. 85. a.
93 a-
laedeii 84, A.l. 85, A. 1.
Itefan, liefde. gel^fed
60, c. 171, a.
leeg 153, f (licgean).
Ijegon, lägen 59, a. 153,
f (licgean).
\üiü 113, b.
läinan 60, c. 171, a.
iSne 92, c.
I^ran 74, a. 9. 88, a.
_171,_a.
läes, Iteswe etc. 83, i. 1.
110, b.
las, l^st Adv. 142.
194, b : l^y kes, 1^ v
l^es \i(i 199, b. 5:_Dä
lies ])ißt an . . . ac c ac
(swylce) 199, a.l.
Isessa, liesta 60, c. 88, b.
_139 (lytel).
liBstan 60, c. l7l, d.
Iget 57, i. 130, c ; hietra,
l^temesta, lietesta,
latosta 57, c. 1. 84, a.
_87, a. 140. _
läjtan (leort, let, I^ten)
74, a, 9. 167. 175.
189, B,l.
ISwan 59, i.
iSwed 60, c.
lagu 'Meer' 51. 114.
lagu 'Gesetz' 57, a. 91,
e. 114^ a.
lagu-stTget 71, e.
]äh,_l'eah 156, A. 1
(leon).
läm 60, a.
lama, loiua 57, g.
Wörterverzeichnis.
345
lanib, lomb 51. 57, g.
87, a. 93, a. 95, a.
127, b. 128, B, f.
gelamp 80, a. 95, a.
land, lond 57, g. 85, a.
96, a.
land-büend 125, b.
lane, lone 57, g.
lang, long 57, g. 76, g.
91, c. 97, a. 130, b :
lengra, lengesta 57,
w. 137 ; lange, longe
Adv. 193 , a ; leng,
lengest 88, d. 194, a.
laDgsum,longsuiTi 130, a.
lappa 57, b.
lär, läre etc. 53, a, 2.
60, a. 73, e.g. h. 98, a.
108, b. 128, A,a.
läreow 60, a. 62, A. 6.
106, b.
last 60, a.
lätteow, latteow 62, A.
6. 74, b. 86, f. 106, b.
latosta s. Ipet.
läj) 60, a.
lawer 61, A. 2.
läwerce 60, a. 83, a.
118, a.
leac Sb. 61, a. 74, a. 13.
leac Praet. 157, d (lü-
can).
lead 61, a. 103, b.
leaf 'Blatt', leafes [v]
etc. 61, a. 81, c. 103,
b,A. 1.
leaf 'Erlaubnis' 61, a.
geleafa 61, a.
leag 61, a.
leag, leah 157, a (leo-
gan).
lean 158, b.
-leas 61, a.
forleas 76, d (forleosan).
leador 61, a.
lec 162, A.l (lücan).
leccean 172, b.
lecgean, legde, lede,
gelegd, geled 57, y.
77, a. 89, d. 91, d.
170, e ; lecge, Ieg(e)st
etc. 190, e.
(ge)legen 62, a. 153, f.
leger 62, a. 103, g.
lemian 170, b.
leng, lengra, lengesta
s. lang,
lengten, lencten 57, w.
Iengl3(u) 57, w.
leo 117, b.
leodan 157, a.
leode PI. 54, n. 74, a, 11.
111, c.
leof 64, a. 74, a, 11. b.
81, c. 93, a: leofra,
[ leofosta 118.
i leoflice, leofllcor, leof-
licost 194, c.
leof-mann 64, a.
leogan (leag, leah) 64,
a. 74, a, 13. 157, a.
leoh s. leon.
leoht Sb. 64, a. c. 92, e.
' leoht Adj. 66, b. c. 74,
a 13.
leol'c il59. 162, A. 1
I (läcan).
i leoma 64, a. 92, e.
! leon (läh, leah) 66, b. c.
83, A. 1. 156, c. A. 1 ;
I leoh Imper. 66, b.
leornian, liornian 25.
1 65, h. 88, a. 94, A. 1.
! leornung 108, f.
leort 159. 167, A Hie-
tan).
forleosan (forleas, for-
luron, forloren) 64, a.
' 76, d. 157, b.
\eo\> 64, a. 86, a. 103, b.
les&n 153, a. c.
let 54, X. 63, A. 1. 167.
175 (Isetau).
lettan 57, v. 170, c.
, leder 62, a. 86, b.
Leui 81, A. 2.
libban, lifian, lifde, ge-
lifd 81, a.b. 174, b.
libbe, lifie, li(o)fast
53, a,10. 185. 190, w.
(ge)lic 66, a. 90, e; (ge)-
lice Adv. 193 a.
licclan 65, a. 90, c.
iicgean (iseg , leegon,
lägon, gelegen) 51.
65, a. 77, a. 91, d.
153, f ; liege, lig(e)st,
lig(e)J), llj), licgeaj),
ligo etc. 65, c. 91, g.
180. 189, A, f.
lician, licöde, gelicod
66, a. 173, a. 174, a.
gelief an, gel v fanl 61, c.
A.4. 74, a,"'l2. b. 89,
d. 171, a.
lieg, lig 61, c. 74, a, 12.
b, 111, d.
lieget(t) 105, b.
lichtan, IThtan 'leuch-
ten' 64, c.
liehtan, lyhtan 'erleieh-
ten ■ m. c. 74, a. 13,
liesan, lysan, liesde,
lysde, geliesed,_ ge-
lysed;äliesaa, äly'san
61, c. 87, b. 171, c.
äliesednes 7, A. 1.
liexan, liexte, geliexed
171, c.
lif, lifes [v] etc. 66, a.
81, b. c. 103, b. A. 1 ;
on life 103, A. 1.
195, e.
beiifan 156, a.
lifer 65, a. 81, b.
lifian s. libban.
geligere, gelire 65, c.
lige^, li}i -s. Iicgean.
lilie 65, a. 93, a.
lim, PI. li(o)mu 65, a. c.
103, d.
lim 66, a.
gelimpan 80, a. 95, a.
155, a.
lin 66, a.
lind 65, a.
linen 66, a.
linnan 155, a.
liornian s. leornian.
lippa 65, a. 76, f. 80, a.
117, a.
listuin 195, d.
lij) s. Iicgean.
liäan 156, b.
Me 65, d. 86, b. i.
I Ms, liss 65, A. 2. 86, i.
' 109, e.
i loc 67, a. 103, a.
j locc 67, a. 90, c. 93, a.
locen 157, d (lucan).
llöcian 68, a. 90, c.
! 173, a.
I lof 67, a.
i forloren 67, a. 76, d (for-
leosan).
22a
346
Alteno:lisch.
iücan (leac, lucon, loccn)
70, a. c.^ 157, (1 ; liice,
iyr.(c)st, iyc(e)lj, 1*^1"
ca]) » tc. 70, c. 178, a.
ISO, Aj s.
lucon 1Ö7, d' (Iücan).
lufian G7,d. 169. 173,
a ; lullende 72, A, 1.
lufu 67, d. 81, b. 93, a.
108, a. 118, c. 169.
hingen 69, a.
forluron 76,d (forleosan).
lüs, D. Sg. N. A. PI.
lys 50, a. c. 123, b.
lustum 195, b.
lütan 70, a. 157, d.
lycst, lyc]) s. lOcan.
Ivft Sb. 111, d. 112. •
iVft Adi. 69, f.
lyge 69, f. 91, f. 111, a.
hie 111, a.
Tys s. lüs.
lysan s. liesan.
{ge)lvstan 69, f. 171, d.
lytei 70,0. 73, A.4._93,
a. 130, d ; leessa, testa
139 : ly tel, IJt Adv.
133. 193, g, hVs, iSst
194, b: ly^tlum, lyt-
luni and lytluml93,f.
lyt-hwon 133.
mä 60, a. 88, d. 194, b
(mycel).
macian, raacöde, gema-
cöd 51. 53, a,6. 57, a.
c. 68, A. 3. 72, a.b.
73, a. 85, a. 89, A. 1.
90, c. 91, b. 95, a.
130, 0. 151. 173, a.
187: macTe, macast,
maca]), maciaj), maca,
maciende etc.53, a, 6.
57, a. c, 72, c. A. 1.
89, A. 2. 184; mäcöde,
macödest etc. 186.
190, t.
geraieccea 57, v.
niSd, mtedwe etc. 59, d.
83, i. 1. 110, b. 128,
A, c.
geui«d(ed) 60, c.
nneg (niagon, nicahte,
mihte) 57. i. 91, k.
15)1.
meeg, PL niagas etc.
59, a. d. 102, c.
mi^egden, mgeden 57,1.
m. 74, b. 91, g.
m*gen 57, k. 73, A. 4.
91, f. 103, g.
imegester s. mägister.
mfegel:)126,c. ]28,B,e.
m^l 59, d.
mgelan s. niipftlan.
in^nan 60, c. 171, a.
gemtene 60, c. 131, c. d.
133.
ma3re 59, 1. 131, c. d.
A.l.
maässe 57, 1.
mspst 57, i.
rasesta 60, c. 139; mtlst
Adv. 74, b. 194, b
(mycel).
mtestan 57, v.
ratipt, niil'ton 153, a.
175 (metan).
gemtete 59, 1.
niiectlan, mielan 86, A. 1.
raaga 57, a. 91, e.
mägas s. mä^g.
mägister, nuegester 7.
57, A. 4.
magon 57, a. 74, a, 2.
191 (miFg).
magu 114, a.
(ge)nian, (ge)mon (ge-
munon, gemunde, ge-
munen) 1J>1.
raän-äli 60, a.
ongemang , ongemong,
onmang, onmong 57,
g. 198, 3.
raanig, monig 53, a, 9.
57, g. 72, c. e. 91, k.
119. 129. 130, c. 135.
144, 5.
manigfeald, monigfeald
144, 2.
mann, monn, Ü. Sg. N.
A. PI. menn 51. 57,
g. w. 73, c. d. 95, a.
96, a. 98, a. 122, b.
12S, B,c. 150,3.
manna, moiina 122,. b,
manu, nionu 57, g.
nianung, monung 108, f.
mära 60, a. 88, a. 139
(mycel).
martyrlan 57, A. 17.
mäse 60, a.
mattoc 57, 1. 84, a.
mäct(u)m, PI. mädmas
etc. 53, a, 1; 73, k. A.
3. 86, b. A. 2. 95, a.
102, h.
raäwan 59, a. 83, e. 166.
me 62, b. 88, d. 145.
meaht, meahte s. miht,
mihte.
mealc 155, b (meolcan).
mealt 57, p.
mealwe 57, p.
mearc 57, q.
mearg, mearli 57, q. 76,
g. 88, a. 91, h.
mearh, meares etc. 57,
q. r. 92, d.i. 102, d.
128, A, a.
mearn 155, c (murnan).
mearu 57, q. 132, a.
mec 145.
mece 59, A. 5. 90, d.
104, c.
med 54, X. 63, a. 95, a.
meduma 140.
meder s. mödor.
medu, mcodu 62, e. 74,
a, 3. 76, e. 85, a.
114, a.
meltan 62, a. A. 7. 84, a.
93, a. 155, f.
melu, meohi, melwes
etc. 62, k. 83, i. 93,
a. A. 107, a.
mene 111, a.
meng(e)an 91, d. 171, a;
menigu 57, w. 91, f.
119 : on(wera) mengu
198, 4.
menn s. mann,
mennisc 130, d.
mcodu s. medu.
meolcan (mealc, mulcon,
molcen) 62, k. 74, a. 5.
93, a. A. 155, b;
meolu s. melu.
meoluc s. mioluc
meotod s. metod;
meowle 57, bb. 62, A. 5.
,83, e. 118. a.
mere 57, y. 111, a. 113.
mergcn 67, g; to mer-
gonne 195, e.' ' *
Wörterverzeiclinis.
347
metan (nicut, niiL-ton,
meten) 62, a. 152, A.
1. 153, a. 175.
metan 68, e. 171, e,
raete 57, y. 111, a.
meten 153, a. 175 (me-
tan).
metod, meotod, metodes
etc. 62, e. 72, d. 126.
mede 68, a.
micel s. mycel.
mid 65, a. 197, 11 ; mid
l^äm ]30, mid J)y J)e
199, b, 1. 2.
midd 54, k. 65, a. 77. a.
85, a. 131, a. 140.
198, 14; midmesta,
meduma 140; on
midne dicg, tö midrc
niht 198, 14; on mid-
dnm 13, h ; tö middes,
on middan J)äm hwiete
198, 14.
middangeard 53, b.
Middel-Seaxan PI. 8.
gemierce 105, c.
Mierce, Miercan PI. 8.
111, c.
miht, mieht, meaht Sb.
42, b. 51. 57, n. z. 74,
a, 4. 92, g. 112.
miht, mcaht 2. Sg. 181.
191 (mteg).
mihte, meahte 57, n.
191 (mseg).
mihtig 73, A. 1. 74, a. 4.
mil 7. 66, a.
milde 65, a. 85, b.
milds, milts 85, b. 109, c.
miltsian 85, b.
min 66, a. 95, a. 145.
146.
mint 62, A. 3.
mioluc, meoluc 65, g. Ä,
5. 90, c 93, a. A.
miox, meox 65, f.
mist 65, c.
mistel-tan 65, a.
midan 156, a. b.
möd 68, a.
möd-gej)anc 53, b.
mödor, D. Sg. möder
54, u. 68, a. e. 73, A.
4. 76, d. g. 85, a. 94, a.
95, a. 121, c. 12S,
B, b.
niolcen 155,b (nieolcan).
molde 67, a.
molten 67, a (uieltan).
möna 25. 59, c. 117, a.
Mönandaig 59, c.
möna|:i 59, c. 86, a. 96, a.
126, b. 128, B, c.
mör 68, a.
more, moru 118, c.
morgen, morgenne etc.
67, a. g. 91, 0. 104, b ;
on morgen 195, e.
mordor 67, a. 69, f. 86, b.
mos 87, a.
moste 68, a. 191 (möt).
gemöt 68, a.
möt (möton , moste),
möst etc. 191.
mo|jl:)e 67, a. 86, a.
mulcon 155, b (raeol-
can).
gemunon, gemunde 191
(geman).
munuc 7. 67, e. 102, g.
mnrnan (mearn, murnon,
murnen) 67,d. 155, c;
murnende 53, a. 8.
müs^ D. Sg. N. A. PI.
mys 54, z. 70, a. c.
87, a. 123, b.
mül) 69, d. 86, a. 96. b.
102, a.
mvcel, micel, mycles etc.
"53, a, 5. 7. 69, f. 72, d.
73, A. 4. 90, d. 95, a.
130, c ; mära, msesta
60, a. c. 88, a. 139;
mycles, mycle, myc-
lum Adv- 193, d.f;
mä, milst 60, a. 74, b.
88, d. 194, b.
mycg 69, f. 91, d.
myl(e)n 69, f. 93, a.
96, a.
gemynd 69, f. 113, b.
myne Sb. 111, a.
gemyne Adj. 133, a.
geoiyne Imp. 191 (ge-
man).
mynet 69, f.
mynstcr 7. 69, f.
myrige 69, f. 91, f. 94, a.
myrg|)U 91, f,
myrdran 69, f.
mys s. müs.
nä 195, b.
nabban, n;i3bbe etc.. (ne
habban, ne hiebbc etc.)
71, c. 92, c. 185.
nacod 57, a. 83, A. 1.
85, a. 90, c.
näJdl 59, d.A.2. 73, A.
3. 74. a, 9.b. 86, d.
93, a. 96, a. 108, b.
niedre, naeddrc 59, d. A.
_3. 77, c. 85, a. 118, a,
näfre 60, c.
ntegl 57, i. 91, f.
nienig 150, 5.
nteron, niere (ne w^ron,
ne wtero) 71, c 83, d.
192, 1.
gen;es. genteson 153,
A. 1. (genesan).
na?s (ne Wivs) 71, c. 83,
d. 192, 1.
nafela 72, f.
näh (ne äh) 71, c. 191.
näht s. näwiht.
nä-hwioder, näwder 150,
6; näh Wieder, näwder
ne . . . ne 199, a, 1.
nalees s. nealles.
nam, nöm 95, a. 154, c.
nama, noma 57, g. 95, a.
96, a. 117, a.
nän 154, 4. 5 ; nän l^ing
150, 6.
nät (ne wät) 71, c. 89, d.
150,8.
nät-hwä 150, 8.
nät-hwelc 150, 8.
näwiht, näwuht, näht
150, 6.
ne 196; ne . . . ne, ne ,. . .
ne eac 199, a, 1.
neades, niedes 195, a.
neadunga 195, f.
geneah (genugon, ge-
nohte), beneah llH.
geneahhe 57, n. 92, f.
neah 59, e. m. 72, c. 74
a, 13. 83, A. 1. 92, i;
96, a ; neahra, nearra,
niehsta, ny hsta 59, m.
72. c. 74, a, 14. 99, a.
348
Altcnglisch.
137; neali Adv. 193,
g. 195 ; near, niclist,
nvhst 59, f. 195,
198, 11.
neah-gebür, nehhebür
59, _e.
neahlaecean, neahlsehte
172, A.
neaht s- niht.
nealles, nalses. naias
193, d.
nean 59, f. 195.
nearra, near s- neah.
nearu Sb- 110, a.
nearu, nearives etc- Adj.
57.(1. 132, a. 193, a;
nearwe Adv. 193, a.
nebb 57, y.
nefa 62, a. 117, a. 126.
nefne, nemue. nemftc,
nymde 199, b, 4.
uemnan, nemde, genem-
ned 57, w. 96, c.
171, g.
neosan, neosiau 92, e.
neotan 157, a.
neodan, beneodan, un-
derneodan 196. 197,
24.
nergend 125, b.
Deri(ge)an, nerede, ge-
nered 57, y. 72, e. 73,
A.6. 77, A.l. 88, a.
89, e. 130, c. 170, a.
A. 173. 187; neri(g)e,
neresr, nerelj, neri-
(ge)ali etc. 89, f. A.
2; nerede, neredest
etc. 186. 190, a.
-ness 109, b.
genesan (gentes, gonS-
ron, genesen) 153, a.
c. A. 1.
nest 54, p. 62, a- 103, b
nett 57, y. 105, a.
genedan 57, x.
nied, ny d 51. 61, c 74,
a, 12.' 112.
niedes s. ngades.
niehsta, nyhsta s- neah.
nieten , nY ten 61 , c.
103, h.
nicwe, nin-c 64. c. 74, a,
11. 131, cd.
nigon 65, a. A. 3. 74, a,
3. 76, g. 91, e. 142;
nigon and twentig
142; nigon himd 142.
nigonteoda 143.
nigontiene, -tYne 142.
hundnigontig, nigontig
142.
hnndnigontigoda 143.
nigoda, nigeda 143.
niht, nieht, neaht 42, b.
54, b. 57, z. 76, c g.
84, a. 92, g. 96, a.
123, b : nihtcs Adv.
123, A. 2. 195, a; tö
nihte 195, e.
nihtegale 57, A. 13.
nihtlanges 193, c.
niman (nam, nöm, nö-
mon, numen) 11. 62,
d. 74, a, 3. 95, a. 96,a.
152, A.l. 154, c 189,
A, h.
nis (ne is) 71, c. 192,1.
nidan, niderra, nide-
mesta 140.
geniderung 7, A. 1.
niderweard(e)s 193, e. g.
nidor 74, a, 3. 196.
genög, genöh 68, a. 91,
b. h. 129. 135. 193, g.
genohte 191 (geneah).
nöhAVieder,nöwder 150,6.
nolde (ne wolde) 71, c
83, d. 192,4.
nöm, nömon 59, c. 154,
c (niman).
nön 7. 68, a.
norli 67, a ; Adv. 195, b;
norderra, nyrdra,norl5-
mesta 140.
be nordan 198, 6.
Nor^folc 8.
Norlihymbre 8. 111, c.
nose, nosu 67, a. 87, b.
115, a.
nöwiht, nöht 150, 6.
nü 69, b. 196; nü J)e,
nü 199, b, 2,
gonugon 191 (geneah).
gcnumen 67, e. 91, b.
96, a. 154, c (niman).
nunnc 7. 69, e.
nü-Jia 196.
uylle, nylt, nylc, nyllaj)
(,nc wile etc.") 65, A.
8. 71, c. 83, d, 192,4.
nyste (ne wiste) 65, A.
8. 71, c. 83, d.
nvton (ne witon) 65, A.
' 8. 83, d.
nytt 109, a. 131, a.
of 54, a. 67. a. 73, b.
197, 3.
Ofen 67, a. 82, b.
ofer 73, a. 197,18; ofer
eall 193, h.
ofermettu 86, f. 108, e.
Offa 82, a.
offrian 82, a.
ofta, oft 67, a. 193, k;
oftor, oftost 194, c
öht 58, a. c.
öhwaeder, öwder 150, 6.
öm 59, c.
on 57, A. 6. 73, b. 197,
2. A. 1; on an 60, a.
ond 57, A. 6. 199, a, 1.
ondraedan (ondreord)
59, d. 167.
onettan 67, c. 170, c.
open 67, a.
orceard s. ortgeard.
ordäl 71, c.
öret 71, d. 92, b.
öretta 67, c
orlege 113, a.
ortgeard, orceard 67, c.
84, b.
öS 51.
ösle 57, h. 87. 95, b.
Oswald 57. h.
ol> 96, b.
o\> 197,13; o]>, o]}'^adt,
o\> l^e 199, b. 1.
öder 57, h. 72, d. 86, b.
96, b. 129. 130, d. 135.
142 , ödres healfes
195, a ; ödre hwile
195, b ; ödre side 144,
4 ; ödre wisan 195, b.
ol^l^e 86, a. 199, a, 2 ;
o])\)e . . . ol)J)e 199,
a. 2.
öwiht, öwnht, öht 156,6.
oxa, PI. oxan, exen, G.
oxna 54, r. 67, a. g.
Wörterverzeichnis.
349
73, h. 74, a, 10. 87, a.
92, h. 117, a.
päd 76, f. 80, a.
Padda 57, b.
bepjecean , bepsehte
172, A.
psej), psedes, PI. padas
etc. 57, i. 80, a. 102,
b. A. 2.
pälentse 57, A. 4. 88, A.
palm 57, A. 14.
päpa 59, a.
päwa, pea 59, b. 80, a.
Pawel 61, A. 2.
pearroc 57, q. 94, a.
A. 1.
pen(n)ing, penig 57, w.
80, a.
Peohtas s. Piohtas.
peorj) 51.
pere, pcru 7. 62, a. 76,
a. 80, a. 118,0.
pic 7. 65, a. 80, a. 90,
A.6.
pin 63, A. 2. 66, a.
pinian 66, a.
pinsian 65, A. 1. 96,
A. 1.
Piohtas, Peohtas 65, f.
92, f.
pipor 7. 80, a.
pise 7. 80, a.
plante 57, A. 5.
pleah 153, d (pleon).
plega 62, a. 80, a. 93, a.
plegian 62, a. 80, a.
pleon (pleah) 62, i.
pliht 65, a. A. 4.
plög, plöh 68, a. 80, a.
91, h.
pluccian 69, a.
plüme 7. 70, a. 80, a.
plyme 70, c.
pocc, PI. poccas 67, a.
pohha 68, a. 92, f.
pöI 80, a.
popig 67, a.
port 67, a,
pott 67, a. 80, a.
preost 7. 64, a. 74, a,
11. 80, a. 94, a.
prician 65, a. 90, c,
prüt, prüd 16. 70, a. c.
80, a.
pry ta, pryda 70,c. 80,a.
(p)sealni 57, p.
püca 70, a.
pullian 69, a.
pund 7. 69, a. 76, a.
80, a.
purs 16.
pyftan, pvfte, gepyffed
82, a. 171, b.c.
pyle, pylwe 69, A. 80, a.
83, g.
pytt 69, f. 80, a. 104, b.
rä(ha) 60, b.
räd Sb. 51. 60, a.
räd Praet. 60, a (ridan).
rjecean 60, c. 172, c.
ried 59, d. 74, a, 9. b.
rädan (reord) 59, d. 94,
_a. 167.
rsede 60, c.
räedels 59, d. 93, b.
102, f.
-rgeden 109, b.
rsefsan 82, a. 87, a.
rieran 60, c.
nes 59, d-
ramm, roram 57, g. 95, a.
räp Sb. 60, a.
räp Praet. 156 , e
(ripan).
rärlan 60, a.
rade, rador, radost 194, c.
radinga 193, i.
räw 60, a.
read 54, f. 61, a. 76, e.
94, a.
bereaflan 61, a.
rec 111, d.
recccan 172, b.
recean, reccean 172, d.
reced 103, g.
gerefa 68, e.
regn, ren 62, a. c 91, g.
94 a.
re(o)go"l 7. 62, a. 74,
a, 3.
reocan 64, a. 74, a, 13.
157, a.
reodan 157, a.
reon s. reowun.
reord Sb. 3. 25. 62, A. 8.
88, a.
reord Praet. 159 (rie-
dan).
reow 132, b.
reow(u)n 64, b. 83, f
(röwan).
rest 57, v. 109, c.
restan 57, v. 84, a. 87, a-
171, d.
ribb 65, a. 81, a. 105, a.
rice Sb., PI. riciu, ncea
etc. 66 , a. 94 , c.
105, c.
rice Adj. 66, a.
ndan (räd, ridon, riden)
66, a. 152, A.l. 156, a.
ridon, riden 65, a (ndan).
necels 93, b.
rignan, rinan 65, c
riht, rieht 62, q. 74, a, 4.
92, g.
rihtwis 71, e.
rihtwisnes 71, e. 109, b.
rim 66, a.
rind 65, a.
ripan (räp, ripon, ripen)
156, e.
ripe 66, a.
ärisan 66, a. 156, a, b ;
ärise , arist , ärlst,
ärisaji 178, e.
ärisen 65, a (ärisan).
röd 7, A.l. 68. a.
rodor, rodores, PL ro-
deras etc. 72, e. f. 94,
a. 102, g.
röf 130, b.
rose 67, a. 87, b.
röt 68, a.
rotian 67, a.
rödor 68, a. 86, b.
röw 132, b.
röwan 68, a. 83, e. 165, a.
ruh, rüwes etc. 70, a-
92, i. 130, g.
rüm Sb. 70, a- 94, a.
95 a-
rüm Adj. 70, a. 130, b.
rünian 70, a.
rüst 70, a.
ryge 69, f. 91, f.
ryne 111. a.
sacan, Part, sacen, Sau-
cen 158, a-
onsacan 53, a. b. 71, a.
85, c.
sacc 57, b.
350
Altenglisch.
sacerd 57, A. 4.
sacu, sace, sasce etc. 57,
a. A.9. 90,0. 108, a.
A. 1.
sadol 57, a. d. 85, a. 93.
_a. A^ 102^g-.
ste, stes, ste etc. 60, c
83, 0. p. 87, a. 111. d.
112. 128, A, d.
sted 57, i. 130, e.
sied 54, w. 59, d.
siipgde, sSde, gespegd,
ges^d 57, i. m- 73, a.
b. 74, b. 91, g. 174, b
(secgean).
s^gon 153, d (seon).
s^l 59, d.
gestelig 59, d. 180, d.
gesteliglic 71, e.
sJe-lictend 125, b- 177.
stet 57, i. 74, a, 1. b.
153, f (sittan).
SiTeterndiBg 57, 1. A. 19.
96, c.
SffitOQ 59, a. 153, f.
sagu 'Sage' 57, a. 91, e.
108, a.
sagu 'Säge' 57, a. 91, e.
108, a.
sah, seah 156,A. 1 (seon
'seihen'),
säl 60, a.
salor 127, a.
salu, sealu 57, p.
gesamnung 7, A. 1.
samnunga 193, i-
samod, somod 198, 17 ;
samod . . . and 199, a,l.
sancte 57, A. 5.
sand, sond 'Sand' 57, g.
87, a. 103, b.
sand, sond 'Botschaft'
57, w.
sang, song Sb. 7, A. 1.
57, g. 97, a.
sang, song Praet- 57, g
(singan).
säpe 60, a.
sär 60,_a. 130, b.
säre, stere Adv. 195, c.
särig 60, a.
säwan 59, a. 83, e. 166-
säwe Praet. 2. Sg-, sä-
won Praet. PI. 59, a.
76, d. 83, c. 153, d
(seon).
säwol, säwle etc. 60, a.
72, d. 74, b. 83, e.
87, a. 108, d. 128,
A, a.
sc(e)abb 57, s.
sc(e)acan (sc(e)öc,sc(e)ö-
con, sc(e)acen) 57, t.
90, f. 158, d.
sc(e)ädan, ( sc(e)äd, sced,
sc(e)adcn) 54, c. 60, c
162.
sceaden, sceden 158. i
(scej)}3an).
sc(e)adu, sc(e)adwe etc.
51. 54, b. 57, t. 83, i.
m. 90,1. 110, a.
sceaf 61, a. 90, f. 102, a.
sc(e)afan 57, t. 76, b.
sceaft 57, s. 82, a.
gesceaft 57, s. 82, a.
90, f.
sceal (sculon, sc(e)olde),
scealt etc. 57, p. s. A.
18. 73, a, 7. b. 87, a.
90, f. 93, a. 181. 191.
sc(e)alu 57, t.
sc(e)anioI, sc(e)omol 57,
u. 90, f. 102, g.
sc(e)amu, sc(e)omu57,u.
sc(e)än 60, d. 156, d
(scinan).
sc(e)anca 57, u. 90, f.
sceäp, sceap 59, g. A. 4.
74. a, 7. 9. b. 80, a. 90,
f. 103,1).
sceapen, sc»pen, sce-
pen 158, h (scieppan).
sceaphierde 65, k.
scear, sceäron 154, b.
(scieran).
scearp 57, q. A. 18. 80, a.
90, f. 94, a.
gesceatau 163.
sceatt 57, s. 84, a. 90, f.
sceaj), sc^J) 60, c. 90, f.
109, c.
sc (e) acta 57, t.
sceawian 61, a. 90. f.
173, a.
scell 57, y.
scenceaa 171, c.
sc(e)öc, sc(e)öcon 68, d.
158, d.
sc(e)od, sc(e)odon 158, i
(sce]3])an).
sc(e)ofl 67, f. 82, b.
sc(e)öh. sc(e)ös etc. 64,
a. 68, b. d. g. 90, f.
102, a.
sc(e)olon, sculon 69, e.
191 (sceal).
sc(e)olde, sc(e)oldest etc.
67, f. 191 (sceal).
sc(e)öp, sc(e)öpon 68, d.
158, h (scieppan).
sceorfan 155, b.
sc(e)ort 67, f. 90, f:
sciertra, scyrtra, scier-
testa, spyrcesta 137.
gesceot 67, f. 90, f.
sceotan 64, a. 90, f.
157, a.
scelj]3an (sc(e)öd, sc(e)ö-
don, sce(a)den) 77. a.
86, a. 89, d. 158', i.
180.
sce^l^an , scedede, ge-
scected 170, b.
gescie, gescy 68, g.
scield, scild 62. n. 74, a,
7. b. 87, a. 90, f. 102.
A. 1. 114, A. 2.
sciene, scyne 61, c.
scieppan (sc(e)öp, sc(e)ö-
pon, sceapen, scfopen,
scepen) 57, z. 74, b.
77, a. 80, a. 89, d. 90,
f. 158, h. 180.
scieppend, scyppend
57, z.
scieran (scear, sceäron,
scoren) 62, u. 154, b.
sciertra, scyrtra, scier-
testa , scyrtesta s.
sceort.
sciete, scyte 61, c.
scilling 65, a. 90, f.
102, f.
scinan (sc(e)än, scinon,
seinen) 66, a. 90, f.
156, d.
scinon, seinen 156, d
(scinan).
scinu 65, a.
scip 51. 65, a. 74, a, 3.
80, a. 87. a. 90, f.
103, d.
scir Sb. 66, a. 90, f.
Wörterverzeichnis.
351
scir Adj. 66, a.
scir-gerefa 68, e. 90, f.
gescöd 68, a.
scöi 7. 67, A. 1. 90, g.
scolu 67, A. 1.
scop 67, a. 87, a.
scoren 154, b (scieran)
scoten 67, a (sceotan).
Scottas PI. 90, g.
scrifan 66, a. 156, a.
scrln 66, a. 90, f.
scrincan 65, a. 155, a.
scrictan 156, b.
scrüd, D. Sg. scrYd 70,
a. 87, a. 90, f. 94, a. |
124. 128, B, c. I
scüfan70,a. 90,f. i57,d. 1
sculdor 87, a. 90, f. |
sculoD, sceolon 69, e.
191 (sceal).
scunian 67, e. 90, f.
scür 70, a. 90, f. |
scurf 67, d. [
Scyldinga, Scyldingum
69, f. 90, f.
scypen 69, f. 90, f. \
scyte 111, a. 1
scyttan 69, f. 90, f.
se (seo tset) 37. 51. 62, i
b. 147, a; se J)e (seo I
]3e, ]383t Jje, JDsette)
148.
seah 57, n. A. 12. 74, a,
4. 76, d. 83, A. 1.91, i.
153, d (seon).
sealde, geseald 57, p.
172, a (sellan).
sealfian, sealföde, seal-
fedon, gesealföd 57, p.
72, a.b. 81, b. 130, d.
173, a. 175. 187. 188;
sealfie, sealfast, seal-
faj), sealfia]), seal-
fiende etc. 72, b, A. 1.
188.
sealh, seales etc. 57, p.
92, i. 102, d.
sealm 57, p. 80, a.
sealt 54, a. 57, p. 74,
a, 5.
sealtan 93. a.
sealtere 80, a.
s(e)alu 57, p.
seam 61, a.
searo-net 53, b.
searu 57, q. 107, a.
sea]) 76, d. 157, b (seo-
dan).
seax 57, n.
Seaxe, Seaxan PL 8.
57, n. 111, c.
secean (söhte, gesöht)
68, e. 74,a, 10. 89, d.
90, d. 99, a; sece, se-
c(e)stetc. 183. 190, p.
secg 'Mann', PI. secgeas
91, d. 104, b. 128,
A, b.
secg 'Schwert' 109, a.
secg(e)an (ssegde, s^ede,
gesoegd, gesäjd) 57, y.
73, b. 77, a. 91, d. 169.
174, b ; secge, sagast
etc. 185. 190, X.
sefa 62, a.
sefte Adj. 57, x. 95, b.
131, cd. 193, c.
gesegon 76, d. 153, d.
segl 62, a. 91, f.
selra, seiest Adv. 68, e.
194, b (wel).
seldan 62, a. A. 7 ; seld-
(n)or, seidost 194, c.
sel(d)lic 85, c.
sele 53, a, 1. 57, y. 111, a.
seiest s. sei.
selesta s. selra.
seif, seolf, sylf 62, k.
144, 6.
selfwilles 195, a.
sellan (sealde, geseald)
57, y. 62, A. 7. 93, a.
172, a.
selra, sella, selesta 88,
c. 139 (göd).
semninga 193, i.
sendan, sende, gesended
57, w. 85, a. c. 96, a.
171, e; sende, sentst,
sent, sendaji etc. 183.
190, 1.
senep 62, A. 2.
sengean 57, w. 91, d.
97, b.
seo Sb. 118, b.
seo Pron. 65, n. 89, c.
147, 1.
seo Praes. 1. Sg. s.
seon.
seoc 64, a. 74, a, 13.
90, c.
seofon 62, e. 70, d. g.
81, b. 142; seofon and
twentig 142 ; seofon
hund 142 ; seofon and
seofon 144, 1.
seofonteoda 143.
seofontiene, -tyne 142.
hundseofontig 142.
hundseofontigoda 143.
seofoda, seofecta 96, b.
143.
seoh s. seon.
seolcan 155, b.
seolf s. seif.
seolh, seoles etc. 62, k.
m. 74, a, 5. 82, i. 92,
d. 93, a. A. 102, d.
seolfur, seoloc s. siolufr,
sioloc.
seon 'sehen' (seah, sä-
won, gesewen ; sSgon,
gesegen) 53, b. 62, i.
65, i. 74, a, 14. 76, d.
83, A. 1. 92, d. 153, d;
seo, siehst, sieh]?,
seo]3, seoh etc. 62, h.
i. 74, a, 4. 92, i. A.
99, a. 179. 188. 189,
A, c.
seon 'seihen' (sah, seah)
66, c. 156, c. A. 1.
seonu s. sionii.
seodan (sea]?, sudon, so-
den) 64, a. 76, d. 85,
a. 86, b. 157, b.
seowan, siowan 64, c.
seten 153, f (sittan).
setl 62, a. 93, a.
setlan 62, a.
settan, sette, geseted,
gesett 77, a. 84, a.
89, d. 103, d. 151.
169. 170, c. 187; sette,
sctst, sett, settaj),
sete . etc. . 89, f . 183;
sette, settest etc. 186:
190, c. ^
gesedan 57, x-
gesewen 153, d (seon).
sibb 51. 65, a. 77,a. 81,
a. 89, h. 109, a.
gesibb 131, a.
sican 66, a. 156, a.
352
Altenglisch.
side 'Seite' 66, a ; be
sidan 198,5.
side 'Seide' 63, A. 2. 84,
A. 1. 85, A. 1.
sie, Sien 65, n. 192, 1.
si(e)hst, si(e)hj) etc. s.
seon.
gesi(e)hl), gesiht 65, i.
92, g.
sierwan, syrwan, sier-
w(e)de 171, h.
si(e)x 51. 54, h. 62, q.
74, a, 4. 76, g. 87, a.
92, h. 142 ; si(e)x and
twentig 142 ; si(e)x
hund 142.
si(e)xta 76, h. 143.
si(e)xteoaa 143.
si(e)xtiene, -tyne 142.
si(e)xtig 142.
si(e)xtigoaa 143.
sife 65, a. 113, a.
sigan 156, a.
sige 91, f. 111, a. 113.
sigel 51.
sigede, side 65, c 91, g.
sigor 65, A. 3. 127, a.
simbles 193, e-
sin 146.
sincan 65, a. 97, a.
sind(on) 192,1.
singäles 193, e.
singan 51. 65, a. 83, A.
1. 87, a. 91, c. 97, a.
155, a.
si(o)du 114, a.
sioloc, seoloc 65, g. A. 5.
90, c 93, a.
siolufr, siolfur, seolfur
65, g.A. 5. 93, a. A.
sionu, seonu 65, e. 110, a.
sittan (sset, sJeton, se-
ten) 65, a. 76, g. 77,
a. 84, a. 151. 153, f;
sitte, sitst, sitt, sit-
taj), site etc. 89, f.
ISO. 189, A, d.
Sit Sb. 65, d. 86, a. 96,
b. 144,3.
gesi> 65, d. 96, b.
Sit) Adv. 194, a ; sidra,
sidemesta , sidesta
140.
side s. sigede.
siJ)J)an 65, a. 86, a; sij)-
t)an ^e 199, b, 1. 2.
slä, slän etc. 60, b.
118, b.
slsegen s. slagen.
slSp 59, d. A. 2. 74, a, 9.
80, a. 102, a ; on
sliepe 195, e.
släepan , släpan (slep,
skepen) 59, a. d. 74,
a, 9. b. 76, f. 80, a. 87,
a. 93, a_. 98, a^ 164.
175; slsepe, sl£ep(e)st
etc. 178, a. 189, B,g.
s\Siw\, 60, c 74, b.
slagen, slsegen 57, k.
76, d. 91, e. f. 158, b
182 (slean).
släw 60, a. 132, b.
sleah s. slean.
slean (slöh, slögon, sla-
gen, slsegen) 53, b.
57, 0. z. 74, a, 14. 76,
d. 87, a. 92, d. 158, b;
slea, sliehst, sliehjt,
slea]3, sleah etc. 57,
n. 0. z. A. 12. 92, i.
179. 188. 189, A,T.
siege 76, d. 111, a.
slep 63, A. 2. 164. 175
(sla^pan).
slidan 66^a. 156, a.
sliefe, sly fe 61, c.
sliehst, sliehli s. slean.
slitan 156, a.
slög, slöh, slögon 68, a.
76, d. 91, e.h. 158, b
(slean).
slöh Sb. 68, a.
slüpan 70, a. 157, d.
sm^el 57, i.A. 13. 87, a.
93, a. 130, e.
smeagean, smeade, ge-
smead 174, b. 185.
smec 111, d.
smeocan 157, a.
smeoru, smeorwes etc.
62,1. 107, a.
smede 57, x. 193, c.
sniierwan 171, h.
smitan 66, a. 156, a.
smil) 65, a, 87, a. 102, a.
smij)l)e 65, a. 77, a. 86,
a. 89, d.
smoca 67, a.
smocian 67, a.
smöde Adv. 57, h. x.
193, c,
snaca 87, a. 117, a.
sntegl 57, i.
snäj) 156, 6 (snidan).
snäw, snäwes etc. 60, a.
83, h. 87, a. 102, A.l.
106, c.
snell 62, a.
snidon, sniden 156, b
(snidan).
snidan (snäj), snidon,
snidcü) 156, b.
snot(t)or 77, c 84, a.
130, c.
soden 67, a. 76, d. 85, a.
157, b (seodan).
softe Adv. 57, h. x. 95,
b. 193, c: Komp. seft
194, a.
söhte, söhtest etc., ge-
söht 68, a. 73, a. 186.
187 (secean).
sole 67, a.
söna 59, c. 87, a. 193, k;
swä söna swä 199,
b,l.
sorg, sorh 67, a. 91, h.
108, b.
sorgian, sorgöde, ge-
sorgöd 173, a. 174, a;
sorgiende 72, A. 1.
sot 16.
söt 68, a.
söf) 57, h. X. 193, a. d ;
söde Adv. 193, a.
söj)lic , Adv. söj)llce
193, d.
späca 60, a.
spade , spadu 57, a.
118, c.
spannan, sponnan (spe-
(o)nn, spannen, spön-
nen) 160, b.
sparian 57, c.
spearca 57, q. 94, a.
spearwa 57, q. 83, a.
94, a. 117, a.
specan s. sprecan.
sped 68, e.
spedum Adv. 195, d.
spell 62, a. 87, a. 93, a.
speowan s. spiwan.
Wörterverzeichnis.
353
spe(o)na s. spannan-
spere 80, a. 87, a. 113,
a 12S, A, d.
spinel 65, a.
spinnan 65, a. 155, a.
spir 66, a.
spitu 65, a. 114, a.
spiwan, speowan 66, A- 1.
76, d. 156, a.
spiwTan 83, a.
splott 67, a. 80, a. 87, a.
spön 59, c.
spora, spornan s- spura,
spurnan-
spöwan 165. a.
spr^c 57, i. 189, A. a
(sprecanV
sprtec H. 25. 59, ]. 7-1,
a, 9. b. 87. a. 90, d.
94, a. 112. '
spr^con 59, a. d. 189,
A, a (sprecan).
spriedan, sprtedde 60, c
171, a.
sprang, sprong 57, g
(springan).
gesprec 103, d.
sprecan, specan (sprsec,
spräecon) 62, a. 74, a,
8. 80, a. 87, a. 90, c
94, a. 153, a. 189,
A, a.
spreotan 157, a.
springan (sprang ,
sprong) 65, a. 87, a.
91, c. 155, a.
spura, spora 67, d.
spurnan, spornan 67, d.
155, 0.
spyrian, spyrede, ge-
spyred 69, f. 77, A. 1.
170, a.
spyttan 69, f.
staca 57, a.
sttef, sttefes [v] etc., PI.
stafas etc. 57, i. 102,
b. A. 2.
stsef-crseft 7, A- 1.
stseger 60, c
stiel 57, A. 13. 93, a
(stelan).
st&elan 86, A. 1.
sttelon 59, d (stelan).
sttelwierde 57 , A. 13.
86,A. 1.
staMian 17.
Stirnen 17. 60, c 130, d.
sfsepen s. stapen.
stfeppan s. steppan.
st£er, sta3rling 57, i.
stäg, stall 91, h. 156, a
(stigan).
stagga 57, b. 91, c.
stän, stänes etc 17. 50.
51. 60, a. 73, b.h. 87,
a. 98, a. b. 102, a.
128, A, a.
standan, stoudan (stod,
stödon. standen, ston-
den) 57, g. 87, a. 151.
158, e; stände, stonde,
stentst, Stent, stan-
dal^, Stendal) 178, h.
AI. 189, A,ii.
stapen, stsepen 158, g
(steppan).
Stapel 57, a. 102, g.
starian 57, c.
stadol, stadoles etc., PI.
stadelas etc. 72, d. f.
74, a, 2. 86, A. 1.
102,g.
steaiiian 57, p.
stealdan 160, a.
steam 61, a.
steap 61, a. c
stearf 81, c 94, a (ste-
orfan).
steda 117, a.
stede 57, y, 111, a.
stefn, stemm 62, a. A. 3.
73, A. 3. 81, b. c.
108, b.
stelan 62, a. A. 7. 74, a,
3. 93, a. 154, a.
stellan 172, a.
stenc 57, w. 111, d.
steng 111, d.
steop-fseder 64, a.
steor 'Stier' 64, a.
steor, styr 'Steuerruder'
64, c.
steora, stiera 64, c.
steoran s. stieran.
steor-bord 64, a.
steorfan 11. 81, b. 94, a.
155, b.
steorra 62, 1. 74, a, 6.
87, a. 94, a. A. 1.
117, a.
steppan, stteppan (stop,
stöpon, stapen, stse-
pen) 57, v. 77, a. 80,
a. 158, g. 180.
sticca 65, a. 90, c.
stice 65, a.
stician 173, a.
stiele, sty"le 57, aa. 89,
g. 92, e._105, c.
stiepel, stypel 61, c
stiera s. steora.
sticran, styran, steoran,
stierde, styrde, ge-
stiered, gestyrod 171.
stif 66, a. 82, a.
stig 65, a.
stig 66, a.
stigan (stäg, stall, sti-
gon, stigen) 54, 1. 66,
a. 76, b. e. 91, e. i.
99, a. 156, a; stige,
stihst, stilil5, stigali
etc. 178, c 189, A,o.
stigol 65, a.
stille 65, a. 93, a. 130, f.
stincan 65, a. 155, a.
sting 65, a.
stingan 65, a. 91, c.
155', a.
stocc 67, a.
stöd Sb. 68. a.
stöJ, stödon 68, a. 151.
158, e (standan).
stofa 67, a.
stöl 68, a.
Stolen 67, a (stelan).
stöp, stöpon 158, g
(steppan).
Store 67, a
storm 67, a. 87, a.
stöw, stöwe etc. 68, a.
83, b. 110.
sträcian 60, a.
sträel 59, d.
str^t 7. 59, d. A. 2. 74,
a, 9. b. 87, a. 94, a.
108, b,
Strand, strond 57, g.
Strang, streng 57, g.
119; strengra, stren-
gesta 137.
stream 51, A. 4. 61, a.
87, a. 94, a. 102, a-
Kalnza, Hiator. Grammatik d. engl. Sprache. I. 2. Aufl.
23
354
Altenglisch.
strea(w), strawes etc.
57, e. A. 3. 83, i. n.
107, b. A.2.
strecc(e)an, streahte, ge-
streaht 51. 57, v. 77,
a. 89, d. 90, d. 172, a ;
strece , strec(e)st,
strec(e)]3, strecceaj),
strece etc. 183.190,0.
stregdan, stredan 62, c.
89, b. 155, h.
streng 111, d.
strenge, sirengj)u lOS,
e. 119. 128, B, a.
strengra, strengesta s.
Strang,
strican 66, a.
stridan 66, a. 156, a.
stryta 70, c.
studu, stuSu, D. Sg.
stjde 123, a.
stund 69, a. 108, b;
stuudura Adv. 195, d.
stuud-uiR'luin 195, d.
stvinlan 69, a.
stoplan 70, a.
stybb 69, f.
stycce 105, c.
styccemfelum 195, c.
styrian 69, f. 170, a.
sücan, sügan 70, a.
157, d.
sudon 76, b. 85, a. 157,
b (seodan).
sügan s. sücan.
sugii, sü 69, a. 91, e.
sulh, D. Sg. N. A. PI.
sylh 69, a. 88, b. 92, i.
123, b.A. 1.
sum 67, e. 130, a. 150,
2; surae hwile 195, b.
sumor, PI. sumera 67, e.
114, b; sumeres and
wintra 195, a.
gesund 29, a. 130, b.
sundorhälga 7, A. 1.
on sundran 193, h.
sungon, sungen 69, a.
97, a (singan).
sunnan-dseg 69, a.
sunne 25. 69, a. 96, a.
118, a.
sunu, suna etc. 25. 53,
a, 1. 54, q. 69, a. 73,
d. i. 87, a. 96, a. 98, a.
114, a. A. 1. 128,
A,e.
supan 70, a. 157, d.
süpe 70, a.
sür 70, a.
süj) 69, d. 195,b; sü-
derra, syderra, süj)-
mesta 140.
be Sudan 198, 6.
süderne 69, d.
Süt)folc 8. 69, d.
Sü|)seaxan 8. 69, d-
sü|)weard 193, g; sül>
wcardes 198, e.
swä 57, f. 83, a. 196.
199, b, 1; swä . . . swä
150,9; swähwä(hw;iet,
hwelc, hwseder) swä
150,9; swä söna swä
199, b, 1: swä Ix^t
199, b, 6: swä l^eah,
s wa ]3eah h w£eaerel99,
a, 8. b, 3.
swSr s. svvär.
swtes 59, d.
swsetan 60, c 171, c.
swaniin, swomm 57, g.
95, a.
swan, swon 57, g. 102, a.
swäpan (sweop, swäpen.
60, a. 162.
swär, swier 59, A. 1.
swät 60, a.
swealg, swealh 91, h;
93, a ; forswealh 74,
a, 5 (swelgan).
swealwe 57, p. 88, e.
118, a.
sweard 57, q.
swearm 57, q-
sweart 57, q. 84, a. 94, a.
swebban , äswebban,
äswefede , äswefed
170, b.
swefan 62 , a. 83 , a.
153 a.
swefn' 62, a. 73, A. 8.
81, b.
sweg 68, e. 111, d.
swelc, swilc 71, d. 90, e.
150, 12.
swelgan (swealg,swealh)
62, a. A. 7. 91,c. 93,a.
155,f;swelge,s weihst,
swilhst,swelh]3,swilh]3,
swclga]D etc. 178, c.
swellan 62, a. A. 7. 87,
a. 155, f.
sweltan 62, a. 155, f.
Sweon PI., Sweona etc.
117, b.
sweop 162 (swäpan).
sweor 62, i.
sweorcan 155, b.
sweord, sword, swurd
62,1.0. 74, a, 8. 83, a.
87, a. 108, b.
swcostor, swustor 62, e.
0. 74, a, 8. 87, a.
121, e. 128. IJ, b.
gesweostor 121, e.
sweotol, swutol 62, e. o.
180, c. 135, c; sweo-
tole, sweotollice Adv.
198, a. d.
swerian (swör, swöron,
sworen) 57, y. 158, f.
swerie, swerest, swe-
rest, sweria]), swere
etc. 89, f. 180. 189,
A, w.
swete 68, e. 84, a. 87, a,
181, cd. 133. 198, c.
swican, beswican 156, a.
swice 183, a.
swicol 65, A. 8. 90, c.
swifan 156, a.
swift 65, a. 87, a.
swiminan 51. 65, a. 83,
a. 95, a. 155, a,
swiu 54, y. 66, a. 103, b.
swincan 155, a.
swingan 155, a.
swinsung-crseft 7, A. 1.
swi]j 65, A; swide Adv.
86, b. 193, a.
swögan 165, a.
swör, swöron 68, a. 158,
f (swerian).
sworen 67, a. 158, f
(swerian).
swöte Adv. 68, e. 193, c
swylce, swylce eac 199,
a,l.
syll 69, f. 109, a.
syndrige 69, f.
synn 69, f. 74, b. 96, a.
109, a.
Wörterverzeichnis.
355
gesyntn 69, f. 85, b. 86,
f. 108, a.
tä, täa etc. 60, b.
118, b.
täc(e)ü 53, a, 1. 60, a.
73, k. A. 3. 96, a.
108, i.
tädige 60, a.
tSc(e)aD, tähte, teehte,
getäht, geteeht 60, c.
90, d. 172, c.
tfefl 81, A. 2.
t£eg(,e)l 57, i. 91, f.
täh s. teon.
talu 57, a. d. A.13. 84,
a. 93, a. 108, a.
taiD, tom 130, a.
tange, tonge 57, g. 97, a.
tannlan, tonnian 57, g.
tapor 57, a.
getäwe 59, a.
täwian 59, a.
teah, täii 157, c. A. 1
(teon).
tealde, geteald s. tellan.
team 61, a.
tear 57, o. 74, a, 4. 92,
d. 94, a. 114,A.2.
getel 7, A. 1,
tela, teala 193, k.
geteld 7, A. 1.
tellan, tealde, geteald
57, p. y. A. 13. 73, a.
77, a. 84, a. 85, a. 89,
d. 93, a. 169. 172, a.
187; teile, telest, te-
lej), tellaj), tele etc.
77, A. 2. 89, f. A. 2
183; tealde, iealdest
etc. 186; 190,11.
geteme 59, k.
Temes 57, w.
temian 170, b.
temp(e)l 62, A. 3. 73, k.
teohhian s. tiohhian.
teon (täh, tigon, tigen)
54,1. 66, b.c. 156,0.
A, 1; teoh Imp. 66,b.
teon (teah, täh, tugon,
togen j 157, c.
hundteontig 62, i. 141.
142.
hundteontigoda 143.
teoru, teorwes etc. 62,1.
107, a.
teoda 62, i. 96, b. 143.
teran 62, a. 151, a.
te|) s. töj).
tid 66, a. 84, a. 85, a.
112.
tien, tyn 62, p. 76, f.
142.
tigele, tile 65, c. 91, g.
tigon, tigen 156, c
(teon).
til Adj. 93, a. 130, a.
til Praep. 197, 7.
tima 66, a. 95, a. 117, a.
timber 65, a.
timbran, timbrede, ge-
timbrcd 171, f. A.
175.
getimbre 105, c.
tin 65, a. 103, a.
tiohhian, teohhian 65. f.
83, A. 1. 92, f.
i tir 51.
Tivves dseg 66, a.
tö 67, b. 197, 6. 7.
togen 156, A. 1. 157, c
(teon).
töh 58, a. 130, g.
töl 68, a. 103, b.
toll 67, a. 84, a. 103, b.
topp 67, a. 80, a. 102, a.
tö], D. Sg. N. A. PI.
tel) 57, h. X. 76, f.
84, a. 86, a. 96, b.
122, a.
töweard, töweardcs, tö
\yieve sunnan weard
198, 13.
traf, PI. trafu, treafu
57, d. 103, c.
tredan 62, a. 74, a, 3.
152, a.
ätreddan 170, d.
treo(w), treowes etc.
62, f. g A. 6. 83, i. n.
84, a. 94, a. 107, c.
A. 2. 128, A, c.
treow 64, a. 83, h. 110.
treowan, triewan 64, c.
getrievvan , getriewde,
getriewed89,d. 171, a.
(ge)triewe, (ge)trywe,
(ge)treowe (34, c. 84, a.
troden 67, a (tredan).
trog, troh, troges etc.
67, a. 91, h. 102, a.
A.2.
trvmman, trvmian 69, f-
l70, b. " .
tu s. twa.
tador, tuddor 70, A. 1.
tugon 156, A. 1. 157, c
(teon).
tumbian 69, a.
tun 54, z. 70, a. c. 84, a.
96, a. 102, a.
tunge 69, a. 73, a. g.
84, a. 97, a. 98, a.
118, a. 128, B,a.
tung(o)l, PI. tunglu 69,
a. 103, i. A. 2.
tungol-a; 7, A. 1.
tungol-gescäd 7, A. 1.
tunne 69, a. 118, a.
turf, D. Sg. tyrf 67, d.
69, f. 81, c. 123, b.
turnian 16.
tnrtle 69, a.
tüsc 69, d. 90, g.
tuwa s. twiwa.
twä, twjem s. twegen.
twegen, twä, tu, twegra,
twäm, twäm 68, c. e.
76, f. 83, a.b. 84, a.
142; twä and twen-
tig, twä and hund-
seofontig, twä läes
Jjrittigum 142 ; twä
and twentigoda 143 ;
tu hund, tu J)üscnd(u)
142 ; be twgem, twsem
and tw^m 144, 1;
twjem sidum 144, 3.
twelf, twelfe 57, y. 71,
d. 74, a, 8. 82, b. 83,
a. 84, a. 142; twelf-
wintra tid 53, b.
twelfta 143.
hundtwelftig 142.
hundtwelftigoda 143.
twentig 142.
twentigoda, -eda 143.
tweo 117, b.
betweoh, bet(w)uh, be-
tweox, betwix 65, f.
1. 83, b. 144,1. 198,
18.
betweonum, betweonan
66, b. 92, e. 144, 1.
23*
356
Altenglisch.
198, 18 ; be (sSm)
tweonum 198, 18.
betweox, bctwix s. bet-
weoh.
twi-ecge 65, b.
twifcald 144,2.
twig 65, a. 8'3, a. 84, a.
103, a.
twiwa, tuwa 65, 1. 144,
_3. 193, k.
tynan 70, c. 74, b.
tyndrc 69, f.
tyrf s. turf.
J)ä Pron. 60, a- 147, a.
|)ä Kon]. 57, f. 86, a.
88, d.' 196: ^ä . . . Ijä
199, b, 7; l)ä \je 199,
_b, 1.
Jj^gon 153, f (Jjicgean).
\)sem, J)äm 147, a : ^r
J)äm })e 199, b, 1 ; for
J)äiu l^e 199, b, 2 : for
laäni 199, a, 4; raid
täin t)e 199, b, 1.2.
l)ffir 59, d. 74, a. 9. 196.
|)8er-a3fter 53, b;
J)«re 73, i. 147, a.
|)^r-on 53, b.
|)8es G. Sg. 57, i. 147, a:
l^ses Adv. 196; J)£es
\>e 199, b,l.
J)8et Pron. 54, b. 57, i.
86, a. 147, a : ])iet,
l)8et ])e. ]jset.te Konj.
86, f. 199, b, 5. 8; ],sät,
swä J)set, tö J)oii J)aet
199, b, 6.
})anc, Jjonc 57, g: laan-
ccs Adv. 195, a.
J)ancian, Jjoncian 57, g.
173, a.
J)anne , })onne, J)enne
57, A. 6. 196. 199, a,
4. b. 1. 7.
J)anon , Jionan 57 , g.
196.
}ms 60, a. 147, b.
J)awlan 57, c.
J)e, ]3e ic, 1)6 ])ü etc.
148.
})e 62, 1. 88, d. 145.
|)eah, J)äh 153, f (J)ic-
gean).
}jeah 61, e. 74, a, 13:
swä ]Deah (hweedere)
199, a. 3: l^eah, l^eah
te 199, b, 3.
J)earf , ]Duifon, Ijorfte
57, q. IJH.
teaw 61, a. 83, h. 106, c.
Idcc 145.
l)ecceaQ 172, b.
]>oga, Jjen 62, a. c.
J)enc(e)an (]3ölite, ge-
})öht)57, w. 86, a. 90,
d. 97, b. 99, a. 172.
190, q.
ä-J)encan 71, a.
Inenden 199, b, 1.
|)ennan, }3eniaa 77, a.
170, b.
lienung-böc 7, A. 1.
|)eo s. }ieow.
peod 04, a. 74, a, 11.
lieod-cyninga 53, a, 8. b.
J)eodcn 64, a.
leof 64, a. 86, a. 102, a.
|)eoft s. ljlef|).
f)eoh. Ijeos etc. 64, a.
103, f.
Joeoli s. J)eon.
laeon 54, s. 66, a. b, c
76. g. 156, c. A. 1 ; ge-
l^ibst, gej)lh]3 66, a;
|)eoh luip. 66, b.
Jieos 147, b. _
|)eostro, Jjiestre, l^vstre
64, c. 74,a, 11.
J)eostnan, Ijv strian 64,c.
lDeo(w ) , ]3eowes etc.
62, f. g. A. 6. 83, B.
106, b. A 2. 128,
A, c.
])COwian 62, f.
J)eowot 62, f.
laerscan 62, a. A. 9. 90,
f. 94, b.
])erscold 62, A. 9.
J)es, f)eos, y\s 147, b,
J)icce 65, a.
Incgean (l^eah , J)äh,
liä'gon , gelegen)
153, f.
J)ider 65, a. 196.
J)ief J3, ])eoft 64, c
gej)lhst. geljih]3 s. J)eon.
Inn 66, a. 86. a. 145.
146.
l^ing 65, ä. 86, a. 91, c
103, b; for (eowrurn,
godes) Jjingum 198,7.
]3is 65, a. 147, b.
jbisse 88, b. 147, b.
|)Ixl, J)isl 54, s. 66, a.
92, e.
gej)ölit Sb. 58, a.
Iröhte, geliöbt 54, g.
58, a. 76, g. 92, f. 97,
A. 172 (liencean).
l)olian, }3olöde, gelwlöd
173, a. 174, a.
J)Ou 57, A. 6. 147, a:
for l)oa 197,8. 199, a,
4: for Ijon ^a 199, b,
2; tö |)on ]>e 199, b,
5; tö l)on Ireet 199,
b,6.
J)one 57, A. 6. 73, g.
147, a.
Iwnne s. lianne.
torfte 191 (l:)earf).
l^orn 51. 67, a. 86, a.
94, a. 96, a. 102. A. 1.
114, A. 2.
J)orp 67, a.
tör, l)ür 67, A, 2.
t)r£ed 59, d. 86, a.
jjrägum Adv. 195, d.
J)iäwau 59, a. 83. e.
166.
J)rea, Jjrawu 110. c A. 2.
117, a.
J)reagean, l:)reade, ge-
l^read 174, b. 185.
Jjreat 61, a.
l)reatian 61, a.
jjreo s- l)rl(e).
l^reoteocta 193.
I^reotiene, JDreot vne 142.
J)ri(e) , 1)160 , lireora,
l)rim 65, n. o. 76, a,
86, a. 89, c. 94, a.
142 ; l)reo and twen-
tig, l)reo and himd-
seofontig 142 ; l)reo
hund, lireo Ijüsend(u)
142 ; l»ri and tvveati-
goda 143: be l^rim,
l^rlm and \nim 144, 1:
l^rini ^Idum 144, 3.
l)ridda 65, a, 85, a. 99,
a. 143; Ijridda eae
Wörterverzeichnis.
357
twentigum 143: l^rid-
dan side 1-1:4, 4.
Imfeald 65, 1. 144, 2.
l^ringan 155, a-
Imtig, l^rittig 65, a.
J)ritigoda, -eda 143.
|)riwa 65, a. 144, 3.
193, k.
J)röstl'e 57, h. 118, a.
f)rote, JDiotu 67, a. 86, a.
118, c.
J)rowung 7, A. 1.
Ijiüh, D. Sg. N. A. PI.
trjti 123, b.
jDrymm 104, b.
])ü 69, b. 76, a, 145.
|)ühte, gejiüht 54, t.
70, a. 76, g. 92, f. 97,
a. 172 (J)Ynceau).
J)üma 70, a. c- 86, a. 95,
a. 117, a.
gej)uagen 156, A. 1.
(J)eon).
J)uiior 67, e. i02, g.
I)unresd8eg , t)üresd8eg
67, A. 2.
liunrian 67, e.
J)ür, \wT 67, A. 2.
J)urfon , J)urfe 191
(]3earf).
t)urh 69, a. A. 1. 86, a.
92, i. 94, a. 197, 14.
t>urst 69, a.
|)us 86. a. 147, A. 150,
12. 196.
J)üsend, lausendes etc.
70, a. 92, b. 141. 142.
143; tu, ]3reo etc.
^üsend(u) 142.
J)wang, })wong 57, g.
83, a. 86, a.
J)weal 92, e.
J)wean 83, a. 92, e.
158, b.
J)weorh, l^weores etc.
_62, 1. 86, a._130,g.
ty 147, a; ])\ ... tv
199, b, 7: for ])j 197
8. 199, a,4; for ]3y
\>e 199, b, 2: mid Yj
\>e 199, b,l; ^J läes,
Jy ]«s 1)6 199, b, 5.
J)ymel 70, c.
Jiyncean (j^ühte, gej)üht)
54, t. 69, f. 90, d, 97, b.
ofljyncan 71, a.
l)ynne 69. f. 76, a. 86, a.
96, a. 131, c. d. A. 1.
ty rel 69, A. 1. 92, d.
[lyrre 88, a.
|)yrst 111, d.
|)Yrstan, Ijyrste, gejjyr-
^ sted 69, f. 85, b. 87,
a. 89,d. 171.d.l90,k.
l)ysllc, t)yllic 150, 12.
üder, udder 54, z. 70, a.
A. 1. 85, a.
ufan 67, d. 196. 197, 22;
nferra, yferra, ufe-
inesta, yfemesta,
ymcsta 190: bufan,
abufaa, onbufan, onu-
fan, wiJDLfau 71, b.
197, 22.
übte 70, a-
ülit-song 7, A. 1.
üle 70, a. 93, a. 118, a.
uncer, unc, uncit 69, a.
145. 146.
under 69, a. 197, 18.
undern 69, a.
ungemet 193, g.
ungewealdes 195, a.
unnon , geunnen 191
(ann).
unnytt 69, f. 131, a.
uiil)ances 195, a.
unwilles 195, a.
up(p) 80, a. 196. 197,
23.
uppan, onuppan 69, a.
196. 197,23.
uppe 196.
upweard(es ) 193, e- g.
ür 51.
üre 145. 146.
urnon, urnen 94, b. 155,
a (iernan).
ü3 36, A. 69, d. 87, a.
96, b. 145.
üser 145. 146.
üsic 145.
üt 70, a. 196. 197,21:
üt of 197, 3.
ütan , bütan , äbutan,
oabütan , ymbütan,
wiljütan 70, a. 71, b.
196. 197,21. 199, b, 4.
Ute 196: uterra, y terra,
ürcmesta, ytemesta
140.
üt-fgereld 7, A. 1.
üt-laga 57, a.
uton, utan s. wuton.
üde 191 (ann).
wä, wä-lä, wä-lä-wä
200.
wäc GO, a.
wäd 60, a.
wadau, Part, waden 57,
a- 158, a.
wsecnan (wöc, wöcon)
151. 153, A.l. 158, e.
weed 59, d. 112.
gewSde 105, c.
wffifon 153, A. 1 (wefan).
wäeg, wäg 59, A.l. d.
w^ge 105, c
"wsegn. wtön 57, m. 91, g.
wiel 57, i.
W8ep(e)n 59, d. 73, k. A.
3. 80, a. 103, i.
wter 57, i. A. 16. 130, e.
wser 59, d.
wseron. wjere 59, d. 74,
a, 8, 76, d. 83, d. 88,
a. 158, c. 192, 1 (we-
san).
wses 57, i. 74, a, 1. b,
76, d. 83, a. 87, a.
153, c. 192,1 (wosan)
wsesp, Wtieps 57, i. 87, a.
w^stm 73, k. 92, a.
wgestmbäire 131, c. d.
wset, wät 59, A. 1. d.
wseter. wteteres etc. 57,
k. 72, e. 73, A. 4. 83,
a. 103, g.A.2. 128,
A, a.
wafian 57, c.
wamb, womb 57, g. 81, a.
wan. won 130, a.
wana 142.
wanian, wonian 57, g.
wandrian , wondrian
57, tr.
wange, wonge 120.
wann, wonn 57, g. 1.30, f.
wantogen 91, e.
wascan (wösc, weosc)
57, b. 90, f. 158, c.
358
Altenglisch.
wat, wast, wat (witon,
wiste) 54, d. 60, a.
73, b. 76, f. 83, a.d.
181. 191.
wät, wtet 59, d. A. 1.
wäwa s. wea.
wäwaa 166.
we 62, b. 83, a. 88, d.
145.
wea, wäwa 59, b. 83, n.
117, b.
wealcan 57, p. 160, a;
wealce,wielcst,wielcj),
wealcal^ 178, a.
weald 86, e. 114, b.
wealdan 57,p, 93, a. 160,a;
wealde, wieltst, wielt.
wcaldaj) 178, h.
wealdead 125, b.
gewealdes 195, a.
Weald(h)ere 92, b.
Wealh, Weales etc. 57,
p. r. 92, d. 102, d.
wealh-hnutu 57, p.
weall 57, p. 102, a.
weallaa 57, z. 93, a.
160, a.
wealran 160, a.
wealwian 57, p.
weard 57, q.
wcarni 57, q. 83, a.
wearp 57, q. 74, a, 6.
80, a. 155, b. 175
(woorpan).
wearte 57, q.
wearj) 57, q. 74, a. 6.
86, a. 94, a. 155, d
(weordan).
weax 57, n. 74, a, 4.
weaxan (weox, weoxon,
weaxen) 51. 57, n.
74, a, 4. 86, h. 87, a.
92, 1. h. 158, c; weaxe,
wlext, wiext, weaxaji
86, h. 178, e.
webb 57, y. 81, a. 105, a.
wecc(e)aa 172, b.
wecg57, j. 91, d. 104, b.
wecg(e)an , weg(e)de,
geweg(e)d 170, e.
wedd 57, y.
weder 62, a. 85, a.
wefan (wsef, wtefon, we-
fen) 74, a, 3. 81, a.
87, a. 153, A.l.
weg, weges etc. 62, a.
c. 74, a, 8. b. 83, a.
91,e.f.k. 99, b. 102,
a; on weg 195, e.
wegan 153, a.
wel (bet, betst) 193, k.
194, b.
wela 62, a. A. 7. 74, a, 3.
Wel and 63, a.
wemman, wemde, ge-
wemmed 171, b.
wen 51. 59. k. 112.
wenan, wende, gewened
59, k. 89, d. 96, a.
wendan 57, w. 171, e.
weninga 195, f.
wennan, wcnian 170, b.
weod 64, a.
weofod 66, b. 71, d.
weoh 66, b.
weop 165, b (wepan).
w(e)orc 62, 1. o. 74, a, 6.
8. 76, f. 90, c. 94, a.
w(e)orod 62, e. 103, g.
\^(e)orold 53, b. 62, e.o.
71, d. 74, a, 8.
weorpan (wearp, wur-
pon, worpen) 62, 1.
65, m. 74, a, 8. 80, a.
94, a. 155, b. 175:
weorpe , wierpst,
wierp]}, weorpaj) 65,
m. 178, a.
weorj), wurj) 62, 1. o.
74, a, 8.
weordan (wear|), wur-
den, worden) 62, o.
65, in. 74, a, 8. 76, d.
86, b. 151. 155, d ;
weorde, wierst, wierj),
weordaj) 65, m. 178, d.
189, A, 1.
weor{)scipe 62, 1.
weosc, wöbc 68, A. 2.
158, c (wascan).
weox, wöx, weoxon 68,
A. 2. 74, a, 13. 158, c
(weaxan).
wepan (weop, wöpen)
68, e. 74, a, 10. 80, a.
88, a. 89, d. 165, 1 ;
wepe, wepst etc. 178,
a. 180. 189, B, i.
wer 54, p. 62, a. A. 9.
74, a, 3. 76, g. 94, a.
werian 170, a.
werig 68, a.
wermöd 71, e.
wesan (wses, wtJeron),
wes, wesaj), wescnde
53, a, 8. 74. a, 8. 76,
d. 87, b. 88, a. 151.
153, c. 191, 2.
wesole 62, e. 87, b.
west 62, a. 195, b ; wes-
terra, westmesta 140.
be westan 198, 6.
Westen, westennes etc.
68, e. 105, b.
Wes(t)seaxan PI. 8.
84, c.
weder 62, a. 86, b.
wicce 90, d.
wice 'Docht' 65, a.
wice, wicu, wucu 65, 1.
74, a, 8. 118, c. 128,
B, a.
wieg 105, a.
wid 66, a ; Wide, Adv.
193, a; widor, widost
194, c.
widewe s. wiodnwe.
(ge)wieldan 57, z. 171, e.
Wielisc, Wyiise 57, aa.
92, d.
wielle, wylle 57, z. 74,
a, 5.
wielwan, wieledc, ge-
wieled 83, e. g. 93, a.
171, h.
wierpst, wyrpst, wierpj),
wyrpj) s. weorpan.
wiersa, wyrsa, wierresta,
wyrresta 65, in. 88, b.
139 (yfel) ; wiers,
wyrs, wierrest, wyr-
rest Adv. 194, b.
wierst, wyrst, wierj),
wyr]} s. weordan.
wierde, wyrdc 65, m.
131, cd.
wiext s. weaxan.
wlf, wlfes [v] etc. 51.
66, a. 81, b.c. 103, b.
A.l.
wlf-mann, PI- wif-menn
66, a. 81, c. A. 3.
122, b.
wiga 117, a.
wigend 128, B, d. 177.
Wörterverzeichnis.
359
wiht 'Gewicht' 65, a.
A.4.
wiht. wuht 'Wesen' 65,
a.i.A.4. 74, a, 8. 113,
b. 150,6.
wil 66, a.
wilcuma 65, a.
wilde 65, a. 86, e. 131, c.
wildor 127, a.
willa 65. a. A. 6. 89, d.
93, a.
wille, wilt, wile, willaj)
(wolde) 65, A. 8. 83,
d. 98, a. 192, 4.
willes Adv. 195, a.
win 7. 54, y. 66, a.
83, a.
wind 65, a. 76, g. 102, a.
windan 65, a. 155, a.
windwian 65, a.
wine 65, a. 73, d. 98, a.
111. a. 128, A, d.
win(e)itor 65,A.l. 96, b.
wingeard 66, a.
winnan 65, a. 155, a.
winter 65 , a. 73 , k.
114, b.
wiodu, wiidu 65, 1. 74, a.
B. 83, a. A. 1. 114, a.
wioduwe, wuduwe 54, o.
65,1. 118, a.
Wioht 65, f. 92, f.
wir 66, a.
wis 66, a. 87, a.
wisdöui 66, a. 71, e.
102, a.
wise 66, a. 118, a.
gewiss 87, a. 91, b. 191
(wät).
wiste 65, A, 8. 83. d.
191 (wät).
wit 145. j
wita 117, a. j
witan 83, a. 191 (wät).
gewitan, set-witan 156,a.
wite 105, c. 128, A, b. {
witega 7, A. 1. ,
witon 54,0. 65, A. 8. |
88, d. 191 (wätj.
gewitt 65, a.
wij) 65, a. 197, 12.
widercwide 71, a.
wlajc, wlacu 83, a. 1.34
wlanc, wlonc 57, g. 83,
a. 93, a. 130, b.
j wieneu 119.
wlisp 83, a.
wlitan 156, a.
wüte 83, a. 111, a.
wlite-beorht 53, b.
wöc, onwöc, wöcon 68,
a. 151. 158, e (wsec-
nan).
wöd 68, a.
Wödnesdffg 68, a.
woffian 82, a.
wögian 68, a. 91, e.
wöh, wös, wöges etc.
58, a. 130, g.
wolc(e)n 67, a. 103, i.
wolde 67, a. 83, a. d.
193, 4 (wille).
wöm(a) 59, c.
wöpen 165, b (wepan).
word, wordes etc. 53, a.
1.2.3.5. 67, a. 78, b.
e. b. 83, a. 85, a. 94, a.
98, a.b. 103, b. 128,
A, a.
worden 76, d. 155, d
(weorSan).
word-hord 53, b.
worhto , worht 67, a.
99, a (wyrcean).
worpen 67, a. 155, b.
175 (weorpan).
wös 57, h. 83, a.
wösc, wöx s. weosc,
weox.
wracu, wrace, wrsece
etc. 57, A. 9. 90, c.
108, a. A. 1.
wrajccea, wreccea 57, v.
77, a. 90, d.
wrsestllan 60, c.
wräh, wreah 156, A. 1
(wreon).
wrät 156, a (writan).
wTälp 60, a.
wrecan 62, a. 74, a. 3.
83, a. 158, a.
wreccea s. wrseccea.
wrenna 96, a.
wreon (wräh , wrigon,
wrigen ; wreah, wru-
gon , wrogen) 66, c.
156, c. A. 1 ; wreo,
wrihst, wrihlj, wreo}),
wnh etc. 179. 189,
A, p.
wrigon, wrigen 156, c
(wreon).
wrincle 83, a.
wringan 155, a.
gewrit 7, A. 1. 65, a.
103, d.
writan (wrät, writon,
writen) 51. 66, a. 83,
a. 94, a. 156, a: write,
writ(e)st, write J),
writ, writaj) 178, g.
189, A, n.
writoQ, writen 65, a.
156, a (writan).
wridan 66, a. 156, a. b.
wrötan 165, a.
wrugOD, wrogen 156, A.
1 ( wreon).
wucu, wudn, wuduwe,
wiiht s. wicu, wiodu,
wioduwe, wiht.
wuldor 86, e.
Wulf, wulfes [v] etc.
67, d. 82, a.b. 83, a.
102, a. A. 2.
wull(c) 67, d. 69, f.
93, a.
wund .69, a. 83, a. 108, b.
wunden 69, a (windan).
wund(o)r 7, A. 1. 53, a,
1. 69, a. 73, k. 103, i;
wundrum Adv. 195, d.
wundrian, wundröde 53,
a, 6. 8. 173, a; wun-
drle 53, a. 6.
wunian , wunöde , ge-
wunöd 67, e. 178, a.
174, a.
wurdon 76, d. 155, b
(weordan).
wurpon 69, a. 155, b.
175 (weorpan).
wuton, uton, utan 65,1.
83, b. 200.
wylf, wylfen 69, f.
wyllen 69, f.
wynn 51. 69, f. 112.
wyrcean (worhte, ge-
worht) 67, a. 69, f.
89, d. 99, a. 172;
wyrce, wyrc(e)st etc.
183.
wyrd 69, f. 76, d. 112.
wyrhta 69, f.
360
Altenglisch.
wyrm 69, f. 73, d. 95, a.
98,a. 102,A. 1. 111, d.
128, A, (1.
Tvjrt 69, f. 112.
wv sceaii 69, ^. 83, a.
'87, a. 90, f. 96, b.
171, c.
yfel, yfles etc. 69, f. 72,
d. 78. A. 4. 74, b. 81,
b. 130, c : wierisa,
wierresta 139 ; yfele
Adv. 1!)3, a; wiers,
Avierrest 194, b.
yferra, yfomesta, ymesta
140 (ufan).
ymb(c) 69, f. 74, b. 81,
a. 197,15.
ymb-snide 7, A. 1.
vüce 69, f. 90, A. 5.
fv 51.
y st 69, g.96, b.
y terra, ytcmesta 140
(Ute).
yj), y de etc. 69, g. 109,
c.A. 1. 128, A,l).
Mitteienglisch.
binden 25.
boJ)e 142.
bowe 42, A. 1.
busken 151.
child 50.
egg. PI. egges 17, A. 1.
empty 45.
ey, PI. eyren 17, A. 1.
faujt 45.
fawe 91, f.
fesaunt 50, II, t.
fuwel, fowl 42, A. 1.
good, gode 47, A. 2.
Inglis 19.
kinges PI. 25.
lernen 25.
ymaked, ymaad 91, b.
mast, most, mest 139.
merchaunt 50.
messengere 50, II, t.
nijt 99, a.
nijtingale 50, II, t.
ynorae 91, b.
passengere 50,11, t.
philosophre 50, II, t.
principle 50, II, t.
Scottis 19.
servaunt 50.
yslawe 91, f.
slumbron 45.
sone 25.
stoon 50.
sunnc 25.
syllable 50. II, t.
tlumder 45.
tiraunt 45.
wimmen 66, a.
Twis 91, b.
a, an 50.
.■iberdeen 6.
Abergavenny 6.
Abervstwith 6.
able 41. A. 1.
ablaut 21.
about 33, A. 2.
acUe 57, a.
accidcnt 21.
acorn 57, i.
adze 57, c.
ah 40,A. 1.
alderraaa 57, p,
alive 103, A.l.
all 33, A. 2. 41, A. 1.
also 50.
Althoip 11.
anon 60, a.
Appleby 11.
apply 33, A. 2.
arithmetlc 7, A.l.
aronnd 16.
arrow 57, q.
as 50.
ask 90, g.
asparagus 50.
astrology 7, A. 1.
astroDomy 7, A. 1.
atonement 16.
attractive 21.
aiidacious 21.
bad 33, A. 2, 49, A.
bannock 6.
baptize 7, A.l.
barm 62, 1.
barrow 57, q.
bask 151.
bat 49, A.
bath, PI. baths 103,
A.l.
beard 33, A. 2.
beautiful 16.
because 16.
bed 33, A.l. 2.
bedridden 65, a.
beetle 65, a.
beet-root 63, A. 2.
beg 62, a.
begin 16.
bench 90, d.
besiege 16.
bicycle 21.
bid 33, A. 2.
billow 11.
bind 25.
birch 90, d.
bird 33, A. 2. 35. 65, a.
bitch 65, a. 90, d.
bleat 59, d.
blind 46, A, 3.
blush 69, f.
body 16. 46.
boil 70, c.
bondaee 16.
boot 68, a.
boy 33, A. 2.
boycott 21.
bound (for a place) 11.
bowl 67, a.
Braithwaite 11.
breach 69, f.
breadB3,A.l.
breeches PI. 68, e.
briar 59, d.
brock 6.
broom 59, c.
broth 67, a.
bud 33, A. 2.
build, built 49, A.
bullock 69, a.
burial 69, f.
burn 94, b.
bury 69, f.
busv 65, a.
but^33,A.2. 35.
calf 90, b.
call 11.
Cardigan 6.
care 33, A. 1. 2. 50.
90, b.
Carlisle 6.
Carmarthen 6.
cart 6.
carve 90, b.
cast 11.
Wörterverzeichnis.
361
cecity 21.
chafer 90. b.
chaff 90, b.
chalk 90, b.
Chamber 16.
chary 90, b.
cheap 90, b.
check 90, b.
cheese 90, A. 2.
cherry 90, A. 2.
ehest 90, A. 2.
ehester 5.
chew 90, b.
chicken 64-, c. 90, b.
chide 90, b.
child 33, A. 2. 50. 90, b.
Chili 57, z. 90, b.
chin 90, b.
choo>e 90, b.
Christmas 66, a.
church 33, A. 2. 90, A. 2.
churl 90, b.
churn 62, n.
circumcision 7, A. 1.
city 16.
clad 60, a.
clew 64, c.
cloud 33, A. 2. 70, a.
cold 90, b.
collie 6.
commence 16.
conscions 21. 38, A. 1.
consecrato 21.
corpse 16,
cradle 6.
cross 7, A. 1.
crutch 90. d.
cud 65,1.
cudgel 69, f. 91, d.
carse 6.
damnation 7, A. 1.
daughter 42, A. 2.
day 33, A. 2.
dedicatc 21.
defile 70, c.
defunct 21.
Derby 11.
Deuteronomy 7, A. 1.
dew 33, A. 2.
did he 46.
die 11.
disburden 16.
dizzy 69, f.
do 33, A. 2.
doe 118, b.
dough 91, h.
down 70, a.
dreary 04, a.
drench 90, d.
drinkable 16.
dry 41. A. 2.
duke 42, A. 2.
dukedom 16.
Dnmbarton 6.
dun 6.
Dunbar, Dundee, Dua-
edin 6.
dye 61, a.
oatable 16.
Edinburgh 6.
egregions 21.
end 16.
enongh 42, A. 2. 91, b.
enthral 16.
equinox 7, A. 1.
Eucliarist 7, A. 1.
evangclist 7, A. 1.
ewe 42, A. 2.
Exeter 5.
Exodus 7,A.l.
facinorous 21.
facundity 21.
fain 91, f.
faliow 57, p.
falsehood 16.
far 33, A- 2.
farrow 57, q.
farthing 64, b.
father 33, A. 1.2.
feel 49, A.
feliow 11. 33, A. 2.
festschrift 21.
few 42, A. 2.
fickle 65, a.
fiU 49, a.
film 65, a. 93, a.
filth 70, c.
finch 90, d.
fin-de-siecle 21.
finger 46.
finish 16.
fire 33, A. 2.
firmament 21.
first 69. f.
fishes PI. 33, A. 2.
five 82, b.
flannel 6.
fledge 69, f. 91, d.
fleet 64, a.
flitch of bacon 65, a.
üutter 67, a.
foUow 46.
foollsh 16.
foot 49, a.
fosterchild 68. a.
friend 33, A.l.
fro, to and fro 11.
function 21.
further 32. A.
furtherance 16.
furze 69, f.
gallows 91, b.
gatc 91, b.
Genesis 7, A. 1.
geonietry 7, A. 1.
ghastly 60, c.
ghost 16.
giddy 69. f. 91, a.
give 91, b.
glass 33, A, 2.
glee 64, c.
Gloucester 5.
god 33, A. 2.
goddess 16.
good 33, A. 2. 47, A, 2.
49, A.
grace 21.
graramar 7, A. 1.
Grimsby 11.
grow 41, A. 2.
half 45.
hand 39, A. 2.
hard 33, A. 2. 41, A. 2.
49, A.
hat 33, A. 2. 49, A.
hate 33, A. 2.
heart 49. A.
heel 58, c.
height 33, A. 2.
her 33, A. 2.
here 33, A. 2.
hide 33, A. 2. 70, c.
hin 33, A . 2.
hinterland 21.
hire 70, c.
hithe 70, c.
hive 70, c.
Holderness 11.
holly 67, a.
Holy Scripture 7. A. 1.
home 33, A. 2.
-hood 60, a.
house39,A.2.
hue 64, c.
ice 49, a.
23a
362
Altenglisch.
idiora 21.
if 65, a.
ill 11. 41, A. 1.
immanity 21.
impenetrability 48.
Impression 21.
inch 69, f. 90, A. 5.
industry 21.
infusion 21.
inkhorn terms 21.
inn 65, a.
insensible 21.
inspiration 21.
interesting 41, A. 2.
Inverarv, Inverness 6.
itch 69,' f. 90, d.
it is 40, A. 1.
judge 33, A. 2.
judgment 7.
kettle 90, A. 2.
khaki 21.
Kilmarnock 6.
kiln 69, f.
Kilparrick 6.
kind 69, f.
kindergarton 21.
kings PI. 25.
kirtlc 69, f.
kite 70, b.
kith 69. g.
knell 69, f.
knife 66, a.
kopje 21.
labour 16.
ladle 57, k.
lagerbeer 21.
Lammas 60, a.
Lancaster 5.
land of promise 7, A. 1.
lap 57, b.
lather 61, a.
laugh 42, A. 2.
law 11. 33, A. 2.
lean 60, c.
learn 25.
lee 64, a.
left 69, f.
lemman 64, a.
Leviticus 7, A. 1.
lewd 60, c.
lie 69, f.
life, PI. lives 103, A. 1.
Lincoln 5.
list, listen 69, f.
Llandoverv 6.
Llangollen 6.
local 21.
look 68, a.
lord 33, A. 2.
longh42,A.l.
Lowestoft 11.
ludibundness 21.
mad 60, c.
made 33, A. 2.
magnanimity 21.
make 50.
man 33, A. 2. 50.
Manchester 5.
marrow 57, q. 91, h.
matins 7, A. 1.
mattock 6.
maturity 21.
i mean 60, c.
medicine 7, A. 1.
meet Adj. 59, 1.
meet Vb. 33, A. 2.
merry 41, A. 2. 69, f.
messenger 50, II, t.
methinks 90, d.
method 21.
might 42, A. 2.
military 41, A. 2.
mind 69, f.
miracle 7, A. 1.
mirth 69, f.
mission 33, A. 1.
mistletoe 65, a.
moan 60, c.
modesty 21.
money order 40, A. 1.
mood" 33, A. 2.
moon 25.
motion 33, A. 1.
mould 67, a.
much 33, A. 2. 35.
music 7, A. 1.
mute 33, A. 2. 42, A. 2.
my 33, A. 2.
name 33. A. 1. 2.
nativity 7, A, 1.
neigh 60, c.
net 33, A. 2.
nigh 42, A. 1. 2. 99, a.
nightingale 50, II. t.
no 33, A. 2.
nocturns 7, A. 1.
not 33, A. 2.
not at all 40, A. 1.
note 33, A. 2.
now 33, A. 2.
Numbers 7, A. 1.
numerous 21.
oar 60, a.
obscure 21.
ocean 33,A.l.
oddity 16.
of, off 50.
eil 33, A. 2.
one 42, A. 5. .50.
ooze 57, h.
ore 60, a.
our 33, A. 2.
ousel 57, h. 95, b.
outlaw 57, a.
oven 82, b.
overtnrn 16.
palace 33, A. 2.
parable 7, A. 1.
passenger 50, II, t.
passion 7, A. 1.
path 102, A. 2.
Patriarch 7, A. 1.
pence 49, A.
pen-knife 45. 46.
pennv 45.
pens'Pl. 49, A.
people 33,A.2. 41,A.l.
Pharisee 7, A. 1.
photograph 21.
pitch 90, A. 6.
pity 33, A. 2.
plaid 6.
pleasure 33, A. 2.
pollute 21.
pony 6.
poor 33, A. 2.
pouch 92, f.
pox 67, a.
practical 46.
preach 7, A. 1.
prophet7,A.l.
propose 33, A. 2.
puck 70, a.
pull 69, a.
put 33, A. 2.
rather 57, a.
rear 60, c.
reconcile 21.
red 41, A. 2.
redemptioa 7, A. 1.
reeve 68, a.
rcligion 7, A. 1.
restauration 21.
resurrection 7, A. 1.
retrograde 21.
Wörterverzeichnis.
863
rinit; 66, a.
rod 68, a.
rode 33, A. 2.
Eöntgen rays 21.
rood 68, a.
rook 68, a.
room 16.
root 33, A. 2.
round 41, A. 2.
rye 69, f.
sallow 57, p.
sanctify 21.
saturday evening 40,A.l.
savage 21.
Saviour 7,A.l.
I saw hiiii die 39, A. 3.
school 90, g.
Scripture 7, A. 1.
scythe 65,c. 91,g.
sea 33, A. 2.
seod 33, A. 2.
shall 83, A. 1.
shamrock 6.
sheaf 61, a.
Sheerness 11.
sheet 61, c.
sheriff 68, a.
ship 33, A. 2.
shod 68, a.
shore 33, A. 2.
shout 33, A. 2.
shovel 67, f. 82, b.
shroud 70, a.
shun 67, e.
shy 64, a.
sir 33, A. 2. 35.
Sit 33, A. 2.
skill 11.
skin 11.
sky 11.
slain 91, f.
slough 68, a.
snecze 64, a.
sobriety 21.
son 25.
sorrow 41, A.2.
southcrn 69, d.
sparrow-grass 50.
spcech 90, d.
speed 68, e.
spirit 16.
spoon 59, c.
spurioiis 21.
staff, PI. staves 102, A. 2.
stalwart 57, A. 13.
Star 41, A. 2.
Starboard 64, a.
steep 61, a.
Stile 65, a.
stone 17. 50.
stoop 70, a.
storm 46, A. 3.
Strathclyde 6.
Strathmere 6.
strenuous 21.
Stretch 90, d.
strong 46, A. 3.
stud 68, a.
stye 65, a.
sugar 33, A. 1.
sun 25.
sup 157, d.
sure 33, A. 2.
synagogue 7, A. 1.
i tabernacle 7, A. 1.
take 11.
telegraph, telephone 21.
temperance 21.
teniptation 7, A. 1.
that 33, A.l.
they, them, their 11.
thigh 64, a.
thimble 70, c.
think 90, d.
time 33, A. 2.
titmouse 60, a.
to and fro 11.
town 16. 33, A. 2.
trim 69, f.
try 41, A. 2.
tube 33, A. 1.
tusk 90, d.
unilaut 21.
undervalue 16.
useless 16.
value 33, A. 2.
vapour 21.
veldt 21.
vespers 7, A. 1.
Tineyard 66, a.
vixen 69, f.
wanton 91, e.
water 33, A. 1. 50.
we 42, A. 5.
wealthy 46.
weary 68, e.
Wednesday 68, a.
weed 64, a.
weird 69, f.
well 41, A.l.
what 33, A. 1. 50.
wheel 62, c.
whine 66, a.
Whiskey 6.
whistle 65, a.
Whitby 11.
wick 65, a.
wield 57, z-
wife, PI. wives 103, A.
Winchester 5.
winde w 11.
wise 49, A.
witch 90, d.
wolf, PI. wolves 82, b.
102, A. 2.
woman 66, a.
wondering 41, A. 2.
woo 68, a. 91, c.
Worcester 5.
werk 16.
wrote 41, A. 2.
wrestle 60, c.
wretch 90, d.
wright 69, f.
write 50.
wrote 41, A. 1.
yard 91, b.
vawn 60, a.
year 33, A. 2. 42, A. 2.
yearn 65, k. 91, b.
yeast 62, n. 89, a.
yell 91, b.
vellow 91, b.
yes 42. A. 2.
yesterday 91, b.
yew 66, a.
yield 91, b.
yolk 91, b.
of yore 59, g.
you 42, A. 2.
Yule 62, i. 89, a.
Gotisch.
af 54, a.
agljan 91, f.
ahs 88, a.
ahtau 54, b.
ahva54,a. 57, o. 81, A.l.
ainlif 141.
ains 54, d.
airzeis 88, a.
aiw(a) 150,6.;i95,b.
akrs 54, a. 73, k.
aldrs 73, k.
364
Altenglisch.
aleina 57, y.
aljiiza 57, z.
ansts 57, x. 112.
arbi 57, z.
aukan .54, e.
auso 51, f, 61, a. 88, a.
badi 57, y.
lialjjs 8(3, e.
basi 57, y.
batiza, batista 57, y.
bauan 16S.
bau]) 54, f.
bi 65, b.
bidjan 77, a. 89, d.
bitum 54, o.
blandan 160.
biähta 54. g.
braidei 60, c.
brannjan 57, v.
bröj^ar 54, n.
bruujö 94. b.
daigs 60, a.
dailjan 60, c.
daursan 88, a.
dau].us 61. a. 114, A. 2.
gade]3s 54, w.
dius 88, a.
döiujan 68, e.
diapgbjan 57, w.
du 197.6.
etum 54, w.
fadar 54, a.
fagrs 73, k.
fähan 54, g. 58, b. 161.
fahejjs 57, o.
faihs 54. d.
faihu 62, h.
falj)aii 86, e.
fawai 54, e. 144, 5.
fidwör 142.
tijands 65, n. 89, c.
lilhan 62, m.
ümf 54, i. 65, d. 95, b.
fisks 2. 54, 0.
födjan 68, e.
fötus 54, V.
fra-itan 158, b.
frauja 61, b.
frijönds 65, n. 89, c.
fugls 73, k.
usgaisjan 60, c.
gards 54, b.
gasts 54, b.
gazds 88, a.
gredags 59, d.
gul]) 86, e.
liufjan 81, a.
hailag 73, A. 1.
baitada 151.
liaitau 162.
hai})i 60. c.
haldan 160.
lialja 57, y. 77, a. 89, h.
hansa 57, h. 96, b.
barjis 57, y. 89, e.
haubi}) 61. a.
hausjan 61,c. 88,a. 89, d.
bauzida 72, d.
hazjan 77, a. 88, a.
her 54, x.
und hita 144, 4.
hiabjan 57, z. 77, a. 89,d.
92, g.
hlaupan 163.
hlütrs 73, k.
hult)s 86, e.
hunsl 69, d.
Imzd 88, a.
hvas 57, f. 88. d.
hvöpan 165.
iddja 65,n. 89, c. 192,2.
is 88, d.
jer 59, g.
jus 88, d. 145.
kalds 85, a.
kanDJan57,w.
kaupön 61, a.
kunj)s 69, d.
laggis 88, d.
lagjau 77, a.
galaubjan 61, c. 89, d.
leiJits 66. b.
leilivan 83, A 1.
lekeis 59. 1. 90, d.
letan 167.
lewjan 59, i.
mahteigs 73, A.l.
gamaids 60, c.
mais 60, a. 88, d.
niaij)ins 78, k.
i Diaiza 60, a. 88, a.
managei 91, f.
uiats 57, y.
maurgins 67, g.
inawilö 57, bb. 83, e.
megs 59, d.
I mekeis 59, A. 5.
mel 59, d.
nie na 59, c.
I uieuolis 59, c.
niidjis 54, k.
I uiiluks 65. g.
; niis 88.d. 145.
I niötjan 68, c.
I niunj)s 69, d.
nabts 54, b.
naqajjs 83, A. 1.
nasjan 88, a.
nau|)s 61, c.
iiehv 59, e. 83, A.l.
i:emun 59, c.
i\e\>\-A 59, d. 86, d.
niubsjan 92, e.
niujis 64, c. 131, c. d.
nu 69, b.
qairnus 62, 1.
qemun 59, c.
qens 59, k.
rann Jan 57, v.
rau]3s 54, f.
razda 88, a.
razn 88, a. 94, b.
redan 59, d.
rinnan 94, b.
(ga)sahv 57, n. 83, A. 1.
saian 166.
saihvan 83, A.l. 92, d.
153. d.
saiwala 60, a.
saiws 60, c.
Salt 54, a.
satjan 77, a. 84. a. 89, d.
?-els 59, d.
sel)s 54. w. 59. d.
sibja 77, a. 81, a. 89, h.
sibun 76, d.
siggvan 83, A. 1.
silubr 65, g.
sinjDS 65, d.
skadus 54, b.
skaidan 54, c.
skapjan 57, z. 77, a. 80,a.
skaj)jan 89, d.
skauts 61, c.
slaban 57, o.
slepan 164.
sleps 59, d.
snaiws 60, a.
snutrs 77, c.
sökjan 68, e.
sunus 54, q.
swa 57, f. 150, 9.
swaloiks 150, 12.
swinj)s 65, d.
taikns 73, k.
Wörteivorzeichüis.
365
{rateihan 54, 1.
tcwa 59. a.
twalif 57, y. 71, d. Ul.
tweihnai üG,b. 92,0.144,1.
]iaggkjan 57, w.
jialita bi, g.
l)ai 60, a.
jjanjaa 77, a.
l)arf, })aurl)um 76, d.
Jiaursus 88, a.
l)liuhan 86, c.
hös 88, d.
Idu 69, b.
Iniggkjan, l)ühta 54, t.
Inis 88, d.
Jjüsundi 141.
|)wahl 92, e.
ubizAva 67, g.
ülitwo 70, a.
und hita 144, 4.
US- 57, f.
wai 60, a.
wairsiza65,m.
vvait 54, d.
waurkjan 69, f. 89, d.
weihs 66, b.
wcia 54, y.
wcina-basi 88, a.
weis 88, d. 145.
Avens 59, k.
Avepna PJ. 73, k.
widuwö'!.54, 0. 65, 1.
wikö 65, 1.
wilja 89, d. 93, d.
wii j)eis 86, e.
wintrus 73, k.
wituni 54, 0.
wöpjan 68, e.*165, b.
wull)us 86, e.
Altnordisch.
bajjask 151.
beit 60, a.
buask 151.
büinn 11.
bylgja 11.
byr 11.
deyja 11.
cinn 54, d.
felagi 11.
fimbul 65, d.
fiskr 2.
frä 11.
giva 90, b.
illr 11.
jökull 90, c.
kalla, kasta 11.
iiiüs 54, z.
salt 54, a.
.<ik 151.
skil, skinn, sky 11.
taka 11.
ropt 11.
[)eir, Jjcira, l)ciiii 11.
[lorp 11.
Iweiti 11.
viüdauga 11.
Altsächsisch.
adali 57, 1.
alito 54, b.
akkar 54, a.
brähta 54, g.
burgisli 93, b.
däd 54, w.
diuri 64, c.
cggia 57, y. 77, a. 91, d.
fadar 54, a.
lisk 2.
förjan 68, c.
freinmif.n 77, a.
ga<t 54, b.
grädag 59, d.
gröiii 68, e.
lielag 73, A. 1.
liellia 77, a.
her 54, x.
hross 94, b.
hwat 54, b.
liwö 68, c.
kö 68, c.
küdian 68, g.
lehni 92, e.
liudi 54, n.
luahtig 73, A. 1.
mäki 59, A. 5. 90, d.
mal 59, d.
megin 57, k. 91, f.
morgan 91, e.
näh 59, e.
naht 54, b.
öra 54, e.
rädisU 93, b.
säd 54, w.
San 59, c.
settian 84, a.
sibbia 77, a.
skeppian 77, a. 80, a.
tcllian 77, a.
tliat 54, b.
(gi)tnuwi 64, c.
üst 69, g.
wäh 58, a.
wäpan 59, d.
Willis 89, d.
win 54, y.
wörig 68, c.
wöstinnja 68, e.
wrekkio 57. v.
Althochdeutsch.
accliar 54, a.
achus 57, 1.
ahsala 57, n.
ahto 54, b.
ähta 58, a.
amsala 57, h. 95, b.
apphul 77, b.
armida 57, z.
azurn 54, w.
hiquämi 59, k.
blättara 59, d.
brädam 5i>, d.
biähta 54, g.
bröma 59, k.
daz 54, b.
dihsala 54, s.
dolen 174, a.
cba-hewi 92, b.
ciskön 60, a.
eit 54, c.
claho 62, k.
fahs 57, n.
fater 54, a.
gitehida 60, c.
feigi 60, c.
feim 60, a.
feizit 60, c.
flhala 66, c. 92, d.
iisk 2.
folgen 174, a.
funs 69, d.
gans*57, h.
gast 54, b.
gundia 69, d.
haben 174, a.
hansa 57, a. 96, b.
haso 76, d.
hazzen 174, a.
hiar 54, x.
hirti 65, k.
i hwaz 54, b.
366
Altenglisch.
iha 6(3, b.
irri 65, k.
järaar 59, h.
käsi 59, m.
kleini 60, c.
kundida 69, g.
kuoni 68, e.
lähhi 59, 1. 90, d.
liehen 174, a.
lind 65, d.
magatin 57,1,
makön 57; c.
niäno, niänöd 59, e.
giniäzi 59, 1.
uielchan 62, k.
mir 145.
morgan 91, e.
müs 54, z.
näh, Däh-gibür 59, c.
naht 54, b.
nätara 59, d.
neman 62, d.
niuwi 64, c.
obasa 67, g.
öra 54, e.
reho 60, b.
reit 60, a.
rind 65, d.
riuwa 64, a.
sahs 57, n.
salz 54, a.
samftö 57, h. 95, b-
San 59, c.
sät 54, w.
scüfala 82, b.
sibun 76, d.
gisindi 96, a.
gisindo 65, d.
skato 54, b.
sleha 60, b.
sorgen 174, a.
stahal 92, e.
steinin 60, c.
SU eh vir 62, i.
swindi 65, d.
tat 54, ;w.
triuwa 64, a.
tunst 69, d.
iDnbi 69, f.
unst569, g.
urheiz 92, b.
ütar 54, z.
wän 59, k.
wät 59, d.
wen 54, y.
wir 145.
wirdi 65, m.
witu 65, 1.
wonen 174, a.
zahar .57, o.
zähl 58, a.
gizämi 59, k.
zand 57, h.
zeha 60, b.
zihan 54, 1.
zun 54, z.
Neuhochdeutsch.
ach 42, a.
alt 40, A. 1.
auch 42, a.
blind 46, A. 1. 3.
darob 40, A. 1.
daheim 39, A. 3.
doch 42, a.
edel 40, A. 1.
ernst 46, A. 1. 3.
für 38, A. 1.
Gabe 46.
gab er 46.
Gatte 46.
haben 46.
halten 46.
Hammer 46.
Hand 39, A. 2.
handelt 46.
Haus 39, A. 2.
herein 40, A. 1. 46.
Hiatus 40, A. 1.
ich 40, A. 1. 42, b.
ob 40, A. 1.
Oktober 46.
Postamt 40, A.l.
Platz 46, A. 3.
Pracht 46, A. 1.
pst 46.
recht 42, b.
Regen 42, b.
sagen 42, a. 46.
Schmelz 46, A. 1.
siegen 42, b.
Stadttor 46.
Stern 46, A. 1.
streng 46, A. 1. 3.
Sturm 46, A. 3.
suchen 46.
Sundgau 69, d.
Theater 40, A. 1.
und 40, A. 1.
Verein 40, A. 1. 46.
vor 33, A. 1.
Wagen 42, a.
warum 40, A.
Wortart 40, A.l.
aber 6.
assan 57, h.
car, caer 6.
craidbal 57, a.
dun 6.
-dünum 57, z.
inver 6.
kil 6.
llan 6.
matog 57, b.
strath 6.
Lateinisch.
a, ab 54, a. 197, 3.
abbatem 84, A. 1.
aedes 54, c. 60, a.
ager 54, a, 76, f.
alias 57, y.
aliquid 150, 6.
alteruter 150, 6.
ambo 68, c 142.
anachoreta 57, A. 5.
anser 76, e.
apostolus 57, A. 4.
aqua 54, a. 57, o. 92, h-
archiepiscopus 57, A- 17.
augeo 54, e.
Augustodunum 54, z.
auris 54, e.
balteus 57, y.
beta 63, A. 2. 84, A. 1.
bini 144, 1.
Britanni 4.
Britannia 4.
butyrum 7. 69, a.
buxus 67, a.
caedo 54, c.
Caesar 60, a.
calendae 57, A. 4.
candela 7. 109, b.
camisia .57, w.
campio 57, w.
campus 57, g.
cannabis 57, 1.
Cantium 57, w. 90, A. 1.
captus 76 c
Wörterverzeichnis .
367
capnt 76, a. 126-
caseus 7. 59, m. 90, A. 2.
castra 5. 73, k.
catillus 57, z.
centum 54, q. 76, a. 141.
cerasum 7.
cerasus 62, n.
Clara 193.
cognosco 76, f.
coUis 76, g.
coquina 7. 69, f. 90, A.
1.5.
coquus 67, A. 1.
cor, cordis 76, a.
coram 198.
credo 85, A. 1.
crispus 65, a.
Cucurbita 81, A. 2.
culina 69, f.
cuminum 69, f.
cuppa 80, a.
curtillus 90, A. 1.
dens, dentis 57, h. 76, f.
diabolus 65, n.
discus 65, a.
draco 85, A. 1.
duo 76, f. 142.
duodetriginta 142.
ea 145; earum 146.
edere 54, h. 76, f.
edimus 54, w.
ego 76, f. 145.
eius 146.
eleemosyna 57, A. 13.
eorum 146.
episcopus 65, a. 67, f.
equus 63, h.
excurtus 67, f.
fagup 54, u. 68,0. 90, c.
fero, ferre 54, h. 76, e- g.
fidiraus 54, o.
fio 192,1.
flos 54, V.
frater 54, u. 73, A. 4.
76, a. d. e.
gemma 62, A. 3.
genus 76, f.
homo 76, e. g.
hora nona 7. 68, a.
hortus 54, b. 67, a. 76,
e. 84, b.
hostis 54, b. 76, b. e.
id 145 ; idem 144, 5.
in 197,1.
ire 192, 2.
is 195.
istud 54, b. 145.
jugum 54, r. 76, f. g.
90, c.
labiura 76, f.
latinus''84, A. 1.
laurus 61, A. 2.
linquo 141.
longus 76, g. 91, c.
Lugdunum 54, z.
niagister 7. 57, A. 4.
mater 54, u. 76, d. g.
medius .54, k. 77,'a. 85,
a. 131, a.
meniini 191.
mentha 62, A. 3.
milia passuum 7. 66, a.
missa 7.
molina 69, f.
monachus 7. 67, e.
monasterium 69, f.
raoneta 69, f.
mus 54, z.
neuter 150, 6.
nidus 54, p.
nihil 150,6.
hora nona 7. 68, a.
nonna 7.
novem 76, g. 142.
novi 191.
nox, noctis 54, b. 76, c.g.
nullus 150, 5.
octo 54, b. 76, c. 142.
odi 191.
offerre 82, a.
oleum 67, g.
ovis 57, bb.
paganus 60, c.
palatiura 57, A. 1.
papa 59, a.
pater 54, a. 57, k. 73,
A. 4. 76, a. d.
pauci 54, e.
pavo 59, b.
pecus 76, a. 62, h. 116.
pellis 54, h. 76, a.
pensare 96, A. 1.
perperam 193.
pes 76, a.
piper 7.
pirum 7. 76, a.
piscis 2. 54,0. 76, a. l.
pisum 7.
pix 7.
poena 63, A. 2. 60, a.
pondo 7. 69, a. 76, a.
portus 67, a.
prae 197,9.
praepositus 64, a.
presbyter 7. 64, a.
pro 197,8.
prunea 70, c.
prunum 7.
prunus 70, a.
pulvinus 69, f. 83, g.
puteus 69, f. 104, b.
qualiscunque 150, 9.
quartus 143.
quaterni 144, 1.
quatuor 142.
-que 150, 10.
quicunque 150, 9.
quinque 142.
quiütus 143.
quis 57, f. 76, a. 88, d.
148, 1.
quisque 150, 10.
quod 54, b. 76, a. 145.
quodcunque 150, 9.
quorainus 199, b, 5.
regula 7.
rufus 54, f. 76, g.
Saccus 57, b.
sacerdos 57, A. 4.
sal 54, a.
Saturni dies 57, 1. 96, c
scabere 76, b.
schola 7. 67, A. 1.
scribere 156, a.
sedeo 76, g. 77, a.
semen 54, w.
Septem 76, d. g. 142.
seta 63, A. 2. 84, A. 1.
sex 54, h. 76, g. 142.
sextus 76, b.
singuli 144, 1.
spuere 76, b.
(via) strata 7. 59, d.
struthio 70, c
suinus 54, y.
tabula 81, A. 2.
Tamesis 57, w-
tegula 65, c
templum 73; k.
tonuis 76, a.
terni 144, 1.
tcrtius 143.
tres 76, a.
tu 76, a.
über 54, z.
368
Altenglisch.
ubique 150,10.
iillus löO, 5.
uncia 69, f. 90, A. 5.
unda 69, g.
nndetriginta 142.
unus 51, d. 142.
uter 149,2.
utercunque 150, 9.
uterque 150, 10.
vannus 82, A. 1.
velim 192,4.
venio 76, f.
ventus 76, g.
versus 82, A. 1.
via strata 7. 59, d.
Video 76, f.
vidua 54, o. 65, 1.
vinum 7. 54, y.
vir 54, p. 62, a. 76, g.
Altfranzösisch.
preosts 64, a.
proud 16.
Neufranzösisch.
an, en 36.
haine, hais 39, A. 2.
lä haut 39, A. 2.
ici 33,A. 1.
on 36.
roi 37.
si 33, A. 1.
un 36.
vin 36.
Griechisch.
äyyeÄog 7.
äyQÖQ 54, a. 73, k. 76, f.
90, c
aXd'cü 54, c 76, a.
a/lj 54, a.
d^tqpi 197, 15.
äf-tcpo) 68, c.
äva 197,2.
ävdyyit] 58, a.
änd 54, a. 197, 3.
ßacvoj 76, f.
ßacTij 76, f. 80, a.
ßuatA^cog 40, A. 1.
BgeiTUVoi 4.
yevog 76, f.
yiyvMamo 76, f.
yö^iKpog 76, e.
yövv 76, f.
yvvri 59, k.
6äY,Qv"hl,o. 94, a. 114,
A. 2.
Seinvvfii 54, 1.
öena 76, f.
öexdg 142.
didßoÄog 7.
dvo 76, f.
iyoj 76, f. 1 45.
i^ofiat 77, a-
sliii, el, e\aL 60, a.
192, 2.
ky,aT6v 76, a-
i>iy.Äf]<Tia 7.
iÄeijfioavvt^ 7.
iÄv&rjv 76, c
ifteye 145-
^v 197,1.
kvvsa 142.
S'i 54, h. 142.
iTil 197,5.
ijtiaKOTiog 7.
i:iTä 76, d. 142.
sQyov 76, f. 90, c
f; 147, 1.
f^Svg ^ rjöicov, i/Sicnog
136.
^vyöv 76, f.
d-ed etc. 52, A. 2.
&vydT>]Q 54, r. 76, c
■&vQa 76, c.
■&wfiög 54, V.
i'aitev 54, o.
ndwaßig 76, f.
naQÖia 76, a.
üÄVTÖg 76, a.
x()aTy^ 134.
>£i;()ta>{*/ 17. 65, a.
>?£mw 52, A. 2. 141.
fieyaÄo- 73, A. 4.
[led'v 76, c
l^^'l^riQ 54, u. 73, A. 4.
76, d.
^vg 54, z.
veavlag 40, A. 1.
vy^, vvnTÖg 76, c.
5 147, 1.
d^Oüj, oööviog 76, f.
o?da 54, d. 76, f. 191.
dstrcü 54, b. 76, c.'^142.
TtttQu 197, 9.
naxi]Q 54, a. 57, k. 73,
A. 4. 76, d.
ne^iTCTÖg 76, c.
Tievte 54, i. 1-12.
Tiev&ofiai 54, ni-
TiÄoiiög 54, V.
noiEio 40, A. 1.
7ioLy,iÄog 54, d.
noiuivL D- Sg. 54, AI.
TtoÄv 144, 5.
--To're^jog 54, A. 1. 57. k
149, 2.
Tiovg^ PI. TiöSe; 54, v.
A. 1. 76, a.
Trpo 197,8.
OKÖzog 54, b.
ateiyoi 54, 1. 76, b. e.
r»;? i47, 1.
Ti'&rjfii.^ Tid')]g etc. 54.
w. 169. 176. 193, 3.
Tö 54, b. 147,1.
Tov 147, 1.
TQEig 76, a.
i-dw^ 73, A. 4.
V7TSQ 73. a.
(pEQO)^ (peQEig etc. 54, h.
A. 1. 76, e. 176.
(fnÄla 40, A. 1.
(polvL^ 82, A. 1,
(pQäziOQ 54,^1.
XW 76, e.
;fd()i:os 76, e.
Gzechisch.
smrt 46.
Polnisch.
bosy 88, a.
gosc 54, b.
motyka 57, b.
mözg 76, g.
osm 54, b.
pana 45.
panna 45.
slaby 76, f,
tysiac 141.
PE
1101
K35
1906
T.1
Kaluza, Max
Historische Grammatik
der englischen Sprache
2, verb, und verm Aufl,
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