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Full text of "Historisch-politische Blätter für das katholische Deutschland"

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Hiftorisch-politische Blätter 

für das | 
Eatholifhe Deutichland. 
Des Jahrgangs 1897 


Zweiter Band. 


Hiforifch-politifche 
Blätter 


für das 


tatbolifche Deutichland 


herausgegeben 


von 


Edmund Jörg ım Franz Binder. 


(Cigentyum der Samilie Görrer,) 


Bundertund,wanzigfier Band. 


Müucden 1897. 
sn, Eommiljion der literarijch> artiitiichen Anijtalı. 


BTANFORD UNIVERBITY 
LIBRARIES 
STAO& 


DEC151969 


1") 


— 
f 


I. 


u. 


IV. 


VI 


VI. 


Vin. 


Inhaltsverzeichnikt. 


Seite 
Die orthodore Kirche Sriehenland® . y : 1 
Betrachtungen über den Anglo:Satholicismus der 
Gegenwart .  . UT 25 PR: 18 


Zur Geidichte des drüftlihen Denkens” . 086 


si 
EST 

Die Hintermänner im PBrogep v. Tau - Pe: 36 
Der Protejtantismus unjerer Tage h . 46 
Beitläuie x ; : y ; : 49 
Parlamentarijche Anarchie in Dejterreic. 
Aus meiner Mapre h € 61 
Geijteshelden . b 4 2 66 


(ISalther von der Bogeiweide. Tante. Shafejpeare). 


vi 


IX. 


x. 


xl. 


XI. 


XIV. 


XV. 


xXVI. 


XV. 


XVII. 


XIX. 


. Dante in Deutihland (L) 


Zur Kunftpflege Katier Karla IV. 


Der Bildercyllus de Lugemburger Stammbaumes 
aus Schloß Sarlftein. 


Die orthodore Kirche Griechenlands (II.) . .. 10 


Gedanken über die Spradenverordnungen für 


Böhmen RE 2 : . 5 ; . 18 
(Aus Prag.) 
Katholicismus und Wiflenfhaft (Fortfegung) . 181 


Bur Iiterariijhen ZThätigfeit des Kranzisfaners 
Steppan Fridolin - > 2 20200. 0.1880 


Kirhengefhichtlihe Abhandlungen und Unterjuc- 


ungen von %. 3. Zunft ; im er ...1858 
Die orthoboge Kirche Griehenlands (:IL.) . ...167 
Dante in Deutihland (T.) . . : 173 
Deutihland, Zrankreih und der Rhein . 1% 
Beitläufe . E e ; 206 


Vom Friedensfhluß in Conftantinopel trübe Augss 
fidhten. 





xx. 


XXI. 


XXI. 


XXI. 


XKIV. 


XXV 


XXVl. 


3XVil. 


XXVIM. 


XXIX. 


XXX. 


KatHolicismus und Wiffenihaft (Schluß ) 


Hiftorifhe Miscelen . ? r ; ß 


Zur GregoroviussLegende über Bapft Urban VIII. 
und Guftavd Adolf. 


Katboliiches aus England ni 
NRüdblid auf das diamantene Jubiläum der Königin. 


Die orthodore Kirche Griechenlands (Schluß.) 


Die tieferen Urfachen de amerifanifhen Unab- 
hängigfeitöfrieges 1775— 1783 


Zum böhmifhen Spradhenftreit 
Eine Replit. 


Das Weltei 


Beitläufe i Fe: P 


Deutfyland und Griechenland ; der Befud) in Peterd- 
burg. 


Religion und Bolitit in den Jahren 1688 und 
1689 EPs 


Dante in Deutfhland (IIT.).. 


Methoden der Apologetit 


vu 


238 


241 


259 


268 


307 


317 


321 


357 


XXXI. 


XXXIl. 


XXXIl. 


XXXIV. 


AXXV. 


XXXVL 


AXXVM. 


XXXVII. 


XXXIX. 


XL. 


Aus Franfreih 


Zeitläufe 


Ereignifie und Stimmungen in und um Berlin. 
Neue Folge. 


Geihichte der Weltliteratur 


Alte Wandmalereien in der Yrauenfirhe zu Mem- 
niingen . ; 5 


Ein Beitrag zur riftlihen Jtonographie. 
Alte Zeugniffe über Luthers Vater und die Möhraer 
Sandro Botticelli . 


Gedanken über die Sprachenverordnung in Böhmen 


Nachtrag zum Artilel XIL diefe® Bandes und 
Duptlif auf den Artitel XXV. 


Eine Gefhichte de Bollsfhulmwefens in Württem: 
berg 


Beitläufe 


Ereignifie und Stimmungen in und um Berlin: 
„Weltpolitif" und Militariemus. I. 


Die Pilger auß Deutjchland am Grabe des feligen 
Petrus Eanifius In Freiburg vom 4.—6. Sept. 


397 





401 


415 


452. 


XLI. 


XLIl. 


XL. 


XLIV. 


XLV. 


XLVL 


XLYVU. 


XLVII. 


XLIX. 


Li. 


Ein Gedenftag an Cardina! Raufcer 


Gedanken über bie ERNEUTEN in Böhmen 
(Schluß.) . 

Radıitrag zur Art. XII Hieied Bandes und She 
auf den Art. XXV. 


Dante in Deutichland (1V.).. 


Beitläufe 


Ereigniffe und Stimmungen in und um Berlin. 
„Weltpolitif" und Militariamus IT. 


Bur Jugendliteratur 
Des Kirchenleritong zehnter Band 


Alte Wandmalereien in der Frauenfirche zu Mems 
mingen (Fortfegung.) 


Ein Beitrag zur riftlichen aa 


Römifche JZubiläumserinnerungen des Jahres 1897 
I. Trauerjubiläum unferer Kunftlieblinge. 1797. 


Der Antagonismus zwifchen England und Amerifa 
Bom dfterreihiichen Kriegsihauplage 


Das Staatsleriton der Börresgejellichaft 


Seite 
477 


498 


512 


537 


547 


553 


557 


568 


r 





LI. 


LID. 


LIV. 


LV. 


LVI. 


LVII. 


LVI. 


LIX. 


LX. 


LXI. 


LXIT. 


LX1ll. 


Beitläufe ; 
Der Friede von Tophane und Kühe Sauna: 


Der Vater bed Deismus 
Päpftliche Legaten und Nuntien von 1550—1559. 


Dante in Deutfhland (V.) 


Die ländlichen Verhältniffe Bayerns jeit dem Aus- 
gange deö Mittelalters . 


Römische JZubiläumgerinnerungen ded Jahres 1897 
I. Thorwaldjen in Rom. 1797. 


Brief aus Ungarn 


Negierungstunft in Preußen 
Ein fürftliher Beichtbrief 


Der Kirchenftaat und die fociale Frage 


Alte Bandmalereien in der BaNaee zu Mems 
mingen . 


Ein Beitrag zur hriftlidhen Seine (Entih) 


Zur Gharafteriftit des ak ©rafen ER 
von Köln i 


(Briefe an Bunfen.) 


Ent 
6 


62 


62 


658 


70C 


706 


711 


132 


LXIV. 


LXV. 


LXVI. 


LXVII. 


LXVIM. 


LXIX. 


LXX. 


LXXI. 


LXXU. 


LXXıll. 


LXXIV. 


NRüdihau auf den internationalen Arbeiterfhup- 
Congrek in Zürid) f ; . 


Heinrich Bone 


Beitläufe 

Ueber Macedonien und feine Angrenzer; da8 Batris 
ardat in Conjtantinopel. I. 

Bon drei Seiten proteftantifch 

(Montbelicrd.) 

Zur neueren Gejchichte Englands . 

Dante in Deutihland (VL). 

Scylußartifel.) 

Ein Bid auf die VIT. internationale Kunftaugs 


ftellung in Münden 
Bur Gejhichte Sregord VII 


Beitläufe 


Ueber Macedonien und jeine Ungrenzer; daß Batri- 
ardat in Conftantinopel. IT. 


Die drei legten Jahrzepnte der Maria Stuart- 
Sorihung 


Das fociale Wirken der Kirche in Defterreich 


xl 


Excite 


752 


767 


713 


785 


187 


189 


823 


862 


869 


xl 


LXXV. 


LXXVI. 


LXXVII 


LXX VII. 


LXXIX. 


LXXX. 


LXXXI. 


Bischof Ketteler und die fatholifche RER 
in Deutichland ; 


Vortrag von Dr. Georg ae von Hertting. 


Römifche Jubiläumgerinnerungen des Jahres 1897 
III. Die erfte unentgeltlihe Vollsfhule. 1597. 


Ein Blid auf die VII. internationale Kunjtaugs 
ftellung in Münden (Schluß.) 


Zur Geihichte parlamentarifcher Parteien 
Sranfreih am Jahresihluß . 
Die Frau und die Eultur 


Der große Kurfürft von Brandenburg . 


873 


”1 


910 


920 


924 


939 


942 


Ahmet ns 2 




























































































Zum Procek v. Taufd. 45 


plauderte und ganze geheime Dokumente nach diefer Richtung 
publicirte. Niemand befam heraus, wer der Berfaffer jei, 
denn diefer felbft, Herr Normann, wie fi) jeßt heraus- 
geftellt Hat, war „amtlich“ mit der Ermittlung des Verfaffers 
beauftragt. „Amtlich“ mit dem „Sicherheitsdienft“ beim 
Raijer betraut, glich er einem Nachtwächter, welcdyer der 
größte Spigbube in feiner Gemeinde ift. 

Doh das wäre noch nicht das Schlimmite gewejen. 
Ws aber die betreffenden Geheimniffe im Berliner „Bor- 
wärtd“ verrathen waren, da fchrieb der p. Normanı an 
gewifje Blätter unfers „Erbfeindes* in Paris, daß in Berlin 
die Anarchie bereit bei Dofe herriche, daß die Social- 
demofraten bereits in alle Intimitäten am Throne eingeweiht 
fein, ja daß fie fhon von militärifchen Geheimniffen unter- 
ritet jeien, wie die Publikationen im „Vorwärts“, diejes 
„zanarchiftiichen 2c. Blattes" bemiejen. 

Dant dem energifchen Eingreifen des Freiherrn von 
Marihall, ift jegt aller Welt fund geworden, daß die ge- 
beimen Gejellihaften eine Gefahr nicht nur für Religion 
und Sitte, jondern ebenjo für das Stantswohl bilden und 
dab nur ftupide oder bößwillige Deenjchen von diefer Wahrheit 
nicht überzeugt werden fönnen 

Darum — cavete consules!' Dann wird jich aud) 
die Berliner Loge erweijen al® „ein Theil von jener Kraft, 
die ftetd das Böfe will und ftets das Gute fchafft“. 








v1. 
Zeitlänfe. 


Barlamentarifhe Anardie in Defterreid. 
Den 24. Juni 1897. 


„Die ‚Starke Hand‘ Hat Elirrend daneben geichlagen“:!) 
das ijt jegt nad) anderthalb Jahren buchjtäblih wahr ge- 
worden. &3 ift dem Grafen Badeni das Wort nachgefagt 
worden: „mit den Stlerifalen wolle er nicht regieren“. Aber 
es ift doch die Trage, ob er die für den ungarischen Aus: 
gleich bemöthigte Mehrheit im Neicherath; nicht hätte bee 
fommen können, ohne fich den Jungezechen zu verpflichten 
und ihnen dafür die berühmte Sprachenverordnung zu ver: 
Pfänden. Ohne Zweifel rechnete er ftet3 auf die Liberalen 
und auf den Zerfall der antiliberalen Bereinigung; Ddic® 
beies fchom jein Verfahren gegen Lueger. Aber fchon jeine 
Abweijung durch den „verfafjungstreuen*, d. i. liberalen, 
Sroßgrundbefiß, die ihn unter dem 2. April fogar beivog, 
jeine Eutlaffung anzubieten, hätte ihn vor feiner Spradjen- 
verordnung warnen follen. AS diejelbe Fraktion im Verlauf 
der Dinge aud) ihre-neutrale Stellung aufgab und fich auf 
die Seite der Oppofition ftellte, jah fi) der Herr Minifter- 
präfident veranlaßt, den NReichsrath; nicht etwa zu vertagen, 
fondern fofort zu Schließen. 
1) „Hiftorifchepolitifche Blätter“ 1895 Band 116. ©. 858: 

„Bie liberale Katajtrophe bis zur Epoche Queger“. 

Giher.welit. Biätter OXX. (187.) ; 4 
























































14 Shafefpeare. 


Andererfeitö bewies Shakfpere der Eatholifchen Kirche feine 
Achtung dadurd, daß er Ausfälle gegen Fatholifche Inftitutionen, 
wie fie bei feinen Collegen mafjenhaft vorfamen, nicht blos 
felbft vermied, fondern fie auch ftrih, wenn er fie, wie bei 
Bearbeitung von König Bohann, in einem älteren Stüde vor- 
fand. Die Geiftlihen der Staatäfirche behandelte er jehr 
fhlet, 3. B. den Paftor Evans in ben „Luftigen Weibern 
von Windfor“. Brandl findet daS begreiflih, weil man in 
den erjten Jahrzehnten der ElifabetH die Pfarrftellen oft mit 
ungebildeten Subjekten befegen mußte. Die Behauptung eines 
Stloffatord in einem Oxforder Manuffript um 1700 mit der Be- 
merfung: „Er ftarb al3 Bapift“, möchte Brandl dahin erflären, 
daß derfelbe die Reime auf dem Grabdentmale — Ylud dem 
Störer der Gebeine — al3 abergläubifch fußte und dann mit 
dem üblichen Schlagworte dafür vafh zur Hand war. 

Auch Brandf bietet, wie Scartazzini für Dante, einen 
guten Weberblid über die Shafefpeare Literatur. Eine wunder: 
lihe Abart derfelben, die Bacon-Theorie, erklärt er mit Recht 
für „Phantaftif”. 

Wer in fnapper und feflelnder Darftelung über Dichter- 
geitalten, wie Walther von der Vogelwveide, Dante, Shatefpenre 
fi) unterrichten will, dem können die Biographien der genannten 
Sammlung empfohlen werden. DR. 


















































































































































































































































































































































































































































































































































deö amerifanifhen Unabhängigfeitöfrieges. 279 


nicht aber verhindert haben. E38 vergingen noch viele Jahre, 
bevor die Engländer das Verfehrte ihrer Colonialpvlitif ein- 
fahen und einlenften. Ein zweiter Bürgerfrieg wäre auss 
gebroden, derjelbe wäre mit größerer Graujamfeit und Hart- 
nädigfeit geführt worden als der erfte und hätte für England, 
das jo weit von jeiner Operationsbafis entfernt war, nur 
unglüdlid) enden fünnen. 

Hätte England feine Colonien beffer verwaltet, hätte 
e8 nicht eine religidfe Verfolgung der Satholifen und der 
proteftantifchen Sekten organifirt, dann hätten fic) die con- 
fervativen Elemente der Regierung angefchloffen. Die Stauts- 
firche, die jo jehr verhätjchelt worden war, offenbarte ihre 
politijhe Ohnmadt und brachte der englijchen Regierung 
mehr Schaden ald Nugen. Was England an Katholiken, 
Nonconformijten in England und an der irijchen Nation 
verbrochen Hatte, dafür mußte e3 büßen in Amerifa. Auf: 
fallender Weije blieb Kanada, das nur wenige Jahre vorher 
den sranzojen entriffen worden war, treu, die Franzojen 
trafen feine Anftalten, diejes Land wieder zu gewinnen. Die 
den Katholiken feindjelige Stimmung mancher Amerifaner 
hat wohl eine Verbindung Sanadas mit den Vereinigten 


Staaten verhindert. 
Ath. Zimmermann S. J. 















































XXVl. 
Das Weltei. 


Eine befonderd widerwärtige moderne Erjcheinung ift 
die Brutalität, mit welcher atheiftiichen „Ueberzeugungen“ 
Ausdrud gegeben wird, gerade al3 wollte man durch die 
maffige Wucht der Worte die legten Regungen der theiftifchen 
Bernunft und des theiftiichen Gewiffens in fich und anderen 
todifchlagen, ala würde man wüthend darüber, daß Dieje 
beiden nicht umzubringen find. Man leje nur die Ausbrüche 
bee fchlefiichen Pferdebürla, welhe Dear Müller in der 
„Deutichen Rundjchau* veröffentlicht: „Mar, bit Du viel- 
leicht auch noch ein Gottesfabler?" Im zahlreichen 
focialdemofratiichen Schriften jpricht fich noch fraffer die 
„Mordgier gegen die jüdijche Gottesidee* aus, zu der das 
BPferdebürla fich weiter befennt.!) Der Atheismus ift aber 
mit nichten im Volfe von jelbft entjtanden; er ift vielmehr 
aus den Streifen der Männer von „Bildung und Befig“ 
dur) das Schrifttum und dag Schulweien des XIX. Jahr- 
hundert3 herabgelangt. Nun voll Entjegen ob der „volf- 
verderbenden Irrthümer“ die Hände über dem Kopf zu= 
jammenfchlagen, frommt wenig. Was die Aufklärung und 
was der Liberalismus angerichtet haben, werden deren Ver- 
treter, die „Männer von Bildung und Befig,” ausefjen 


1) November 1896. ©. 204. 









































XV. 


Zeitlänfe. 
Deutihland und Griehenland; der Bejud in Petersburg. 
i Den 12. Yuguft 1897. 


Im Anfang des Jahres, welches dem alten Europa den 
türkijch-griechiichen Krieg eintrug, veröffentlichte das preußijch - 
confervative Hauptblatt ein bewegtes Sllagelied über die 
Stimmungen in diejen feinen Streifen. „Es ift, ald ob das all- 
gemeine politijche Interejfe Deutjchlandg an auswärtigen 
Fragen entjchieden im Nücdgang wäre, als ob die Dinge, 
die ‚hinten weit in der Türfei‘ fi) abjpielen, und nicht das 
Mindefte angingen. Unjer Barlament ift dasjenige in Europa, 
in welchem aus dem $reife der Abgeordneten heraus am 
allerfeltenften die großen Fragen der Weltpolitif zur Ver: 
handlung gezogen werden. Wo war auch in diefen Momenten 
unfere öffentlihe Meinung, wo die Stimmen der Prejfe, 
welhe drängten, wo der Führer im Parlament, der eine 
energijche Politif nach außen hin auf feine Fahne gefchrieben _ 
hätte? Im Leben der Bölfer bedeutet Stillitand cinen 
Rüdgang, und eine nad) allen Seiten Hin drohend ab» 
wehrende Haltung muß jchlieglih — jedermanns Haltung 
wider uns erheben.” !) 


1) Berliner „Kreuzzeitung” vom 27. Januar d. 38. 
22° 



































3 Beandertziicihe Lot 1ER 


für jenen Gisuben hate. Als legier neiriier Kit 15 
lieg er am 23. Mär; 16%9 dem Tier meer Wr sur 
Goniervstion der noh übrigen weniger Biztiem en: ı: 
leiten im Zzonde iei, iege er ieine Hatazız Te. 
Koller: Der möge verhindern, dab Die fezhoinder Wr 
unter dem &orwande ber Lucrtieraingntiorner eine net m 
andern in die Hände der Tıoremanien nem zz e& zu 
Hildesheim, Corveyg, Gilen, erden und Serfsıt gestehen, 
mit Paderborn zu fürchten jei Zie Beihlüne des MWazdeburzer 
Bundes in Hannover hatten dieien Gedanfen einer nexen 
Zälularifstion zuerit gemedt;, beitärtt harte ihn ver Ginial 
Hannovers in Sildesheim und die droßende Zrellung. die 
Brondenburg gegen Raderborn einrafm. sriedrik Ebriitian 
verftärfte in ‚zolge dejlen in faum halbjähriger Amtäzeit iein 
Heer von I&G0 aui 8300 Mann. Erit der erzict zriedrihs IIT. 
ouf den hannöverichen Receg lieb ihn eitriger cn dem Kriege 
gegen ryranfreih theilnegmen. Wis er ii dazu entichloh, 
hatte ihon die emergiie, hochgemuthe Pegeiiterung. welde 
die habzburgiihe “Rolitif bereits jeit 1683 beberricte, alle 
farholiihen Mächte ergriffen. „Mit wadjender Entichlafienbeit 
drängte man auf fatholijher Seite die Bedenken cines Namıpfes 
gegen den allerdriitlichiten König zurüd. Ter Rapit erkannte 
den Bezwinger der englijdh-jranzöliihen Zuprematie bereitwillig 
al3 König von Großbritannien an; der deutiche Kaijer mahnte 
feine (Hlaubensgenojjien im Reiche, gegen die Magdeburger 
Verbündeten und vor allem gegen Brandenburg fein unzeitiges 
Vißtrauen jpüren zu lajlen; auf den Rath des jpaniichen 
Gefandten verband er fi mit den protejtantiichen Regierungen 
im Saag und in London zur Niederwerjung der bourbonifchen 
Hegemonie. (12. Mai 1689.)“ 


H 
IE} 















































Dante in Deuticland. 339 


So bringt denn Hartmann Schedel am 16. Juni 1497 den 
folgenden Auftrag neuerdinge zu Papier.!) 
Liber Werner, wolt mir zu Florenz dise kleine 

puchlein kauffen, weles ir getruckt vindt: 

Marsilium Ficinum De vera religione, 

Jamblicum De misteriis Egiptiorum et Assiriorum, 

Sinesium De somniis, 

Psellum De demonibus, 

Porphirium De occasionibus ad divina, 

Librum Dionisii Ariopagite De mixtica (sic) theologia 

et De divinis nominibus. 
H(artmann) S(chedel) D(octor) 
1497 adi 16. Juni. 


Auf der Rüdjeite des Zetteld jteht in der Längsrichtung 
von Schedeld Hand Folgendes: 


Jesus. 
Theologia Plaionica de animorum (sic) immortalitate, 
De sole et lumine, 
De religione christiana, 
Jamblicus De mysteriis Egiptiorum atque Assyriorum, 
Sinesius De somniis, 
Psellus De demonibus, 
Porphirius De occasione ad divina, 
Liber Dionisi Areopagite de mistica theologia, 
Eiusdem De divinis nominibus, 
Nonnulla Athenagore de resurrectione, 
Opusculum De stella magorum, 
De raptu Pauli ad tercium celum. 


1) Ih fand den Schedel’ihen eigenhändigen Zettel, wahrjcheinlich 
aud) eine Abjchrift, eingeflebt auf fol. 4retro deg einjt Schedel 
gehörigen Sammelbandes von Drudicriften, an dejien erfter 
Stelle Theofrit3 Carmen bucolicum fteht, in der Münchener 
Stantäbibliothef A. gr. a. 1088 in 4°. 


24° 


















































































































































auf Berlin. 391 


Zölle enibehren, wobei natürlih der Staat ein Aufiichtsrecht 
wird im Anfpruch nehmen müllen, um eine Ausbeutung der 
Eonfumenten zu verhindern. Und da mit dem Großgrundbejig 
ein billiger Ausgleich, wie die Erfahrung taufendfah bemiejen 
bat, nicht möglich ift, muß er eben feinem Schicfale überlaffen 
werden“! 


„Biquels Eartellprogramm“ : jo hat man jeinen Aufruf 
zur Saumlung veritanden. Aber ijollte zmwiichen Parteien, 
die io vom einander denfen und jo über eınander reden, eıme 
Bereimigamg möglich Teyn, wie ite dem Reihstanzler vor 
sehn Jahren gelang. al3 der Intereiten: Kampf noch mihr 
io IKarf in's 2eben getreten war? (Erit Bısmard’s Kıh- 
tolger kart ja die Yoiung ausgegeben: „Teurflan: ur 
Indarrrierrsat werden.“ Ier ziie Dıfrx m Sıhiermalie 
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in Böhmen. 451 


gleiche Eonfequenz für alle jene Länder zu ergeben hätte, 
in welchen e3 gleichfal8 mehrere Landesiprachen gibt. Dann 
fönnten aud) in Deutich-Tirol und Bolnifch-Galizien nur 
Stant3beamte vermöge gleichzeitiger Beherrichung des Italien- 
ifchen, beziehungsweije des Nuthenifchen angejtellt werden, 
da ja die Freizügigfeit und die Verfehrövermehrung auch 
für die Italiener und NAuthenen befteht. Welches Duod- 
libet würde fich erjt bei den jlavijchedeutfchen Südländern 
ergeben ! 

Was ift der Grund, daß Ddiefe Forderungen nicht bei 
diejen Ländern, jondern nur bei Böhmen und Mähren 
erhoben werden und daß der Ruf um Ausdehnung auch 
auf Schlejien immer lauter wird? Mean verhehlt es ja 
nicht mehr, daß der Grund in der Geltendmachung eines 
„böhmischen Staatsrechtes“ Liegt! Nach unjerer Auffaffung 
hingegen fann und darf eine Sprachenverordnung — und 
zwar im vollen Einflange mit dem Artikel 19 — nur von 
den Rüdlihten des reellen Bedürfnijjes und de 
jittliden Zwedes der Spraden ausgehen. ir 
glauben auch, daß hiebei allein das Intereffe Oelterreichs 
als eines polyglotten Stuates gewahrt wird. —d. 

(Schluß folgt.) 


3i* 




































































XLI. 
Ein Gedenktag an Kardinal Ranfder. 


Das Jahr 1848 brachte auch in die Firchlichen Dinge 
der weiten Zande, die unter Defterreichs faiferlichem Adler 
vereinigt waren, eine tief eingreifende Gähriung nach Neu- 
geftaltung. Das jchläfrige und projatiche Stirchenwejen des 
altöfterreichifchen Syitems weckte ein frijcher belebender Haucd) 
zu Weihe und Begeifterung. Eine Reihe von Sträften ver: 
einigten fi) zu diefer Wirfung. Die erregende und einende 
Beiftesfraft, welche allen übrigen auch Nichtung und Nach» 
drucd lieh, war die des Bilhois Naufcher. Da mit dem 
fommenden 6. Oftober der Tag jeiner Geburt zum hundertiten- 
male jich jährt, wird ein Rüdblid auf dag Bierteljahrhundert, 
in dem er, erjt bauend, dann erhaltend und vertheidigend 
für die Kirche Dejterreich8 gearbeitet hat, gerechtfertigt fein. 

Naufcher, der einer Wiener Beamtenfamilie angehörte, 
wirde von der göttlihen Vorjehung für feinen hohen Beruf 
erzogen. P. Clemens Maria Hofbauer lenfte den Geiltes: 
blidt jeines mit den Mächten des Inglaubens jchiwer ringenden 
Beichtfindes anf die ewigen Wahrheiten hin und enthüflte 
ihm das Vorbild geijtiger Bolltommenheit. Auch die Eltern 
gaben endlich den Bitten ihres „PBepi”, Gott im BPriejter 
ftand zu dienen, nach, al3 er ihre Bedingungen erfüllt und 
alle Prüfungen aus dem Jus abgelegt hatte. 

Als Priejter wurde Raujcher der Reit)e nach Cooperator, 
Theologieprofejjor zu Salzburg und Direktor der Orientalijchen 

Oiflor.-polit. Wlätter CXX. (1897. 34 




































































































































































XLIV. 
Zeitlänfe. 
Ereigniffe und Stimmungen in und um Berlin: 
„Weltpolitit* und MilitartSmus II. 
Den 24. September 1897. 


Noch war der Schmerz nicht geftillt, mit dem die große 
preußifch-confervative Partei auf den Bericht des bekannten 
Wiener YJudenblattes über die Unterredung eines Freundes 
desjelben mit dem Fürjten Bismard erfüllt worden war, !) 
ala ein Nachtrag aus Friedrichgruh erfolgte, welcher alles 
in der Art bisher Dagewejene in Schatten ftellte. Es 
wurde vielfad) die AHechtheit der eriteren fraglichen Aeuber- 
ungen angezweifelt, und der Begründer der Zeitichrift „Yu: 
funft“ in Berlin begab fich perfönlich auf den ihm übrigens 
nicht unbefannten Weg nach dem Sachjenwalde. Herr Harden 
ift urfprünglic) ein galizischer Jude Namens Witkorwsfi, ge- 
hörte früher dem Theater an, und verräth Beides durch 
einen geiftreich gejpreizten Styl voller Dornen ud Stacheln. 
Unter dem Titel „Bismards Glofjen“ berichtete er dann 
rücdhaltlog über die Aeußerungen des ehemaligen Neiche- 
fanzlers. ?) 

Die Berliner „Kreuzzeitung“ jchlug die Dünde über 
dem Kopf zujammen: „Nur mit Trauer im Herzen fönnen 


1) Biener „Neue Freie Prefje* vom 18. Auguft d. 38. 
2) Dar. Harden’3 „Zufunft*. Berlin v. 4. Zept.d.%3., 5.409 ff. 



























































556 Kicchenleriton: zehnter Band. 


zur Anerkennung verholfen in feinem Werfe: The old English 
Bible and other Essays. London 1897. In der Zahl „der 
übrigen Effays“ befaßt fi der dritte mit Brunton, deflen 
Predigten in fähfiiher Sprache gehalten wurden, aber in 
lateinifher Sprache und überliefert find. Im Urtikel „Regeiten“ 
bon Profeffor Rnöpfler vermißt man die englifhen Papft- 
regejten von Bliß (Hiltor.-polit. Blätter 117, 43 ff.). 


Auch dag firhlihe Recht ift ehrenvoll vertreten. Schäßend- 
werth ift der Artikel „Primatialgewalt“ von Blößer. Brofefjor 
BH. Schneider lieferte „Brovinzialconcilien* und „Pfeudoifidor“. 
Dem alten Fälfcher, deflen Machwerk die Entwidlung des 
Kirchenrecht3 nur fhwad) beeinflußt hat, wird nacdhgerade etwas 
zu viel Ehre angetan. Ban verfaßte den Nrtilel „Prozeb- 
verfahren”, Kathrein fchriebd über „NReht*“ und Kober über 
„Rechtömittel“, Weihbifhof Echmig über. „Schwägerfchaft”. 

Bon Weinbifhof Schrod ftammen überwiegend die Artifel 
“ aud dem Gebiete der Liturgie. 

Diefe Notizen mögen ein Fingerzeig fein für den feltenen 
Neichthum des neuen Bandes, defjen Nachfolger wir ein baldiges 
Erfcheinen wünfcden. 

A». 





























Zur chriftlihen Jlosographie. 567 


den Schooß der hl. Jungfrau treiben, und fchon aus dem 
13. Jahrhundert gibt e3 eine Stiderei, die diefem Terte des 
Dichters jchr genan entjpricht: Maria mit Nimbus ift figend 
dargejtellt md hält das Einhorn, das in ihren Schooß ge- 
flüchtet it; ein Engel fteht vor ihr umd bläst, mit der 
Linken das Jagdhorn am Munde haltend; in der Rechten 
hält er einen dreifachen SKreuzftab und die Leine, an welche 
drei Hunde (charitas, veritas, humilitas jind fie bezeichnet) 
gebunden find. E83 find mit diejen lateiniichen Worten die 
Tugenden bezeichnet, welche Maria bei der Verfündigung 
zeigte. Im der Liebjranenfirche zu Nürnberg fieht man jechg 
allegorifche Figuren mit folgenden Sprucdhbändern : 

I) Solitudo: Ingressus ad eam angelus. 

2) Pudicitia Turbata est in sermone ejus. 

3) Prudentia: Quomodo fiet istud. 

4) Virginitas: Virum non cognosco. 

5) Humilitas: Ecce ancilla Domini. 

6) Obedientia: Fiat mihi secundum verbum tuum. 

Danad) könnten in Memmingen die drei offenbar fehlenden 
Qugenden ergänzt werden. 

(Schluß folgt.) 














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8 Römifche Jubiläumserinnerungen bes Jahres 1897. 


Hört die Klage ihrem Mund entfteigen: 
„Ale Völker wiederum find frey, 

„Sollte nur von uns dag Jod) nicht weichen, 
„Den Erniedrigten dur Sklaverey? 


„Dort, woher die lauen Lüfte mehen, 

„Dort in der erinn’rungsvollen Flur, 

„Wo die fieben Hügel Herrlich ftehen, 

„Bühlet unfern ganzen Werth man nur. 

„Uns durddringt ein raftlos heißes Sehnen 

„Rad der jhünen Heimath ewig hin, 

„Unire Arme möcht’ e8 fterbend dehnen, 

„Laßt, o lajiet und nad Nom jegt ziehn!* *) 

Und Ludwig fegte e8 mit vereinten Kräften durch, da 

„die Meeifterwerfe der Sunft, welche auf uns gefommen“, 
wieder in die licbgewonnene Heimat ziehen durften Schon 
am 2. Oftober 1815 meldet er hierauf bezüglich aus Parie: 
„Heute wird angefangen, weldye von Rom genommen worden, 
nad) ihrer alten Heimat zurüdzuführen. Dem Großherzog 
von Modena habe ich überdies gefchrieben und dem Gars 
dinal Confalvi, fie aneifernd, eigene Bevollmäcdhtigte nad 
Paris zu jenden zur Betreibung der Nüdgabe ... .” Und 
fo fonnten denn die meiften der geraubten Kunftgegenjtände 
wieder ihren Einzug in der freudig erregten ewigen Stadt 
halten zur Freude und zur Öenugthuung der ganzen Kunit- 
welt. Rom follte eben aud) fernerhin die Hochjchule für 
Kunst umd Künjtler jein und auf diefe Hochichule gehören 
unftreitig auch umnjere jo heimgejuchten Lieblinge. 


1) Gedichte. I, S. 179 (Roms Antiten zu Bari in Jahre 1815 
vor ihrer Befreiung). 






























































































































































LV. 
Dante in Denutichland. 


Bon Hermann Granert. 
V. 


Benden wir und aus den Gebieten ded nördlichen und 
mittleren Deutjchland wiederum dem deutjchen Süden zu, 
jo möge zunächit das Nichtvorhandenjein von Dante-In- 
funabeln ınter den gegenwärtigen Beftänden der Univerfitätd- 
bibtiothef zu Erlangen und in der fgl. Bibliothef zu Eich 
ftätt feftgeitellt werden.*) Auch in der Bibliothek des ehe- 
maligen Klofterd Aebdorf im Eichftättifchen, welche nach 
Ausweis des im Jahre 1790 gedrudten Sataloges die Aus: 
gaben der Briefe und Werfe Betrarfa’3 aus den Jahren 1492 
bezw. .1496 bejaß, war Dante anfcheinend nicht vertreten. ?) 

In der fürftlich Wallerjtein’schen Bibliothek zu Maihingen 
befindet jich ‚dagegen nad) gütiger Mittheilung des Herru 

1) Zür Erlangen liegt mir eine gütige Mittheilung de Herrn Ober- 
bibliordetar® Dr. Zuder vor, für Eicjftätt ein Schreiben meines 
verehrten Freundes Dr. Adalbert Ebner. Nah Dr. Ebner be- 
findet fi) in Eichftätt jeßt nod) von älteren Petrarfa-Ausgaben 
Epistolae, Venetiis 1492, Opera, Basel 1496 und 1554, Triomphi 
Venet. 1549. 

2) Dr. Eoner hatte auch die Güte, mich auf den Rebdorfer Katalog : 
Opera rariora, quae latitant in biblioth. canon. regul colleg. 
ecel. ad S. Johannem Bapt. in Rebdorf, Eichstadii 17% hin: 
zumeijen. 

Hiflor.polit. Blätter CXX. (1897. 45 





































































































































































































































































































Bur riftfihen Slonographie. 731 


Strigel an der Ausmalung der Frauenkirche genommen, wird 
nicht leicht zu eruiren fein. 

Was die eigentliche technifche Behandlung der Bilder 
anlangt, jo waren fie urjprünglich in Tempera gemalt und 
wurden diefer Xechnit entiprechend aud) rejtaurirt. Die 
Reitauration felbft lag, wie fchon oben angedeutet, nad) 
allem, was wir bisher eingefehen, in ganz tüchtigen Händen, 
die in Form und Farbe, foweit immer möglid, das Urs 
fprüngliche zu erhalten juchten; fie war dem Münchener Maler 
Haggenmiller übertragen, der die Arbeiten unter der 
DOberaufficht des gl. Landesconfervators ausführte. 


‚ Ueberjchauen wir nod) einmal die ganze Reihe der Bilder, 
fo finden wir in denfelben Zeugen einer begeifterten Marien- 
verehrung, eines großen Vertrauens zur Gottemutter. Aber 
nirgends findet fich auch nur die geringjte Spur einer Ver- 
göttlihung der hi. Jungfrau, nirgends eine Verehrung, os 
dur) Chrijtus in den Schatten, fie Gott gleich geftellt würde. 
Die bid heute immer wieder gegen mittelalterliche Webers 
treibungen des ultus der Gottesmutter erhobenen Vorwürfe 
fönnen nicht befjer widerlegt werden als durch diefen groß- 
artigen Bildercyflus in der Frauenkirche zu Memmingen. 

St. Ehrijtina-Ravensburg. Depel. 


51? 


































































































166 Der Arbeiterfhug-Gongreß in Zürich. 


daß ein „Öottesfriede* mährend des. Congrefjed be 
ftanden habe. N 

Bei der ReichHaltigfeit des Programmes, das in einer 
Woche erledigt werden mußte, und bei der BVerjchiedenheit 
der Anfichten, die zum Ausdrude famen, war e8 dem Con» 
greffe nicht möglich. jede Frage von allen Seiten zu be 
handeln. Bei manchen wurden nur jene GefichtSpunfte 
hervorgehoben, die mit den PBrincipien und Lieblingsanfichten 
der discutirenden Parteien in direfter Berührung jtehen, 
wichtige fachliche, jedoch) wenig in’8 Auge fpringende PBunfte 
mit Schweigen übergangen. Spätere Congrefje werden 
diefe Lüde ausfüllen und auf Grund eines befchräntteren 
Arbeit3programmes den einzelnen Fragen näher treten 
müffen. 

Die Grundlage zu jolcher praftiichen Thätigkeit it in 
BZüric) gelegt worden. Möge e8 mit Gottes Hilfe gelingen 
die große Culturaftion zu vollenden, die dort begann, 
und der dur die wirthichaftliche Entwidlung vom inter 
nationalen Wettbeiverbe abhängig gewordenen Lohnarbeit 
auh internationalen Schuß zu verfchaffen, wie er 
für Handel und Verkehr jchon lange befteht. 

M. von Bogelfang. 












































Bon drei Zeiten proteftantifch. 185 


einem jürmlichen Kriege zwiichen Bulgaren, Griechen, Serben 
und Rumänen führen fönne.*!) Wer würde heute das 
verhindern fönnen? Niemand ander als Rußland, welches 
über die jlaviichen Nationalitäten gebietet, und in fluger 
Berechnung verhindert hat, den Griechen gegen vie Türfen 
zu Hülfe zu fommen. Dazu fonnte «8 ein Patriarchat 
nicht brauchen. 


LXVI. 


Bon drei Seiten proteftautijc.? 
(Montbeliard.) 


E3 würde fih der Mühe lohnen, ein Buch darüber zu 
jchreiben, wie die einzelren proteftantifchen Gegenden zur 
Neformationgzeit fir dad „lautere Evangelium“ gemonnen 
wurden; nıan würde Daraus erjehen, daß der modus procedendi 
nah Ort und Zeit ein fehr verfchiedenartiger geivefen war. 
In Berlin 5. B. ftanden noch zu Begimm diefes Zahrhunderts 
in der Marien: und Nicolaifirhe die VBeichtitühle, während 
fie in Wittenberg und Umgegend jedenfall3 noch im Laufe des 
16. Sahrhundert3 befeitigt wurden. Auf die Klage eines 
eifrigen Reformerd in Brandenburg, daß SJoadhim II. die 
„papijtifchen”“ Gerenionien nicht abfchaffen wolle, gab Luther 
befanntlih den Eugen Rath, der Kurfürit fünne, wenn er 
wolle, in der Kirche tanzen, wie David vor der Bundeslade, 
wenn er „nur an da8 Evangeliun“ glaube, d. 6. dem Papite 
fi widerfege. 

Sehr im Gegenfag zu der Einführung der Reformation 
in Brandenburg fteht 3. B. die brutale Einführung im heutigen 
Königreih Sadjfen, welche erit 1539, feit dem XTode des 


1) Wiener „Neue freie Brefje* vom 12. Oftober 1888. 

2) Le catholicisme et le protestantisme au pays de Mont- 
beliard. Uuvrage couronnd par l’Acad&mie de Besangon. 
1894. Par P’abbe Tournier. — Le protestantisme au pays 
de Montb&liard. Besangon 1889. Par le m&öme. 


Stfor..polit. Blätter OXX. (1897. 55 








LXIX. 
Dante in Deutjchland. 


Bon Hermann Granert. 
(Cdluß.) 
VI. 

Im Bereiche de8 deutlichen Protejtantismus gibt Jich 
während des 16. Jahrhunderts die von Aventin, Flacius 
und Vergerins angeregte Neigung zu erfennen, Dante im 
polemijchen Sinne gegen das PBapjtthum auszubeuten. Wir 
jühen andererjeits, wie Dante’S dichterifche und profaijche 
Werke, jorweit fie jeit den Ende des 15. Jahrhunderts in 
den deutächen Zanden bekannt waren, jich geeignet eriiejen, 
den Neichsgedanfen, die Liebe zum Kaijertdum in den Kreifen 
der Öelehrten und Politiker, bei Katholiken wie bei Brotejtanten 
lebendig zu erhalten. Die deutjche Dichtung ift dagegen 
während des 16. Jahrhundert? nur wenig durch Dante 
beeinflußt worden. 

Die bemerfenswerthejte Einwirkung gewahren wir in 
diejer Beziehung in Nürnberg bei Hand Sachs. Nacd) den 
früher Dargelegten Ergebniffen unferer Zorihung darf ung 
das nicht mehr als auffällig erjcheinen. In Nürnberg waren 
am Anfang des 16. Jahrhunderts zum mindejten zivet Eren- 
plare der Divina Commedia vorhanden, das eine im Belig 
Hartmann Schedels, das andere in der Bibliothef Wilibald 
Pirkyeimers. In Nürnberg hatte Schedel in feiner Welt: 
hronit im Jahre 1493 Danten einen bejonderen Wrtifel 
nebjt Bilonil; gewidmet; in Nürnberg mochte aud) in münd: 

Kiftor..potr Wlätter OXX. (1897.) 56 





Dante in Deutichland. 191 


jeine Hiftoria: „Dantes der Poet von Floreng“ vollenden 
fonnte, die allerdings erft im Jahre 1579 in der Folivausgabe 
jeiner Gedichte gedrudt wurde. Sie bietet erheblich weniger, 
ald man nad) dem vielverfprechenden Titel vermuthen fünnte. 
E3 handelt fi) um eine Anekdote aus dem Leben Dante’g, 
ein Begegniß, das jich während feiner Verbannung zugetragen 
haben fol, als er jih am Hofe Cangrande'3 von Verona 
als Gaft aufhielt. Nuch PBetrarfa’d Rerum memorandarum 
liber hat Boggio die Geichichte in jeine Facetien übernommen 
und von da ift fie zu Sebajtian Brant gelangt. Auf Brant 
als jeinen Gewährsmann beruft ji) ausdrüclich Hang Suche. 
Bon einigem Intereffe jind die Einleitungsverje, welche eine 
furze Lebensjfizze de8 Dichter3 zeichnen : 


Als Dantes Aligorius, 

Der hoch Poet l,aureatus, 

Wohnet in der Statt zu Florentz, 
Ehrlich und wol mit reverentz, 

Der von seiner missgoenner schar 
Fälschlichen angeklaget war, 

Ausz der Statt on schuld ward vertriben, 
Der darnach ist ein zeitlang bliben 
Zu Paris auff der hohen Schul, 

Da er besasz der Künsten Stul, 

Ein Poet und sinnreicher Dichter 
Künstlicher Carmina ein Schlichter, 
Da er macht manch löblich Gedicht, 
Nenlich ein Buch darinn bericht 
Gauz artlich, subtil und gering, 
Himlisch, Hellisch, Irdische ding, 
Künstlich beschrib und declarirt 

Mit scharpffem sinn umb speculirt, 
Welliches uoch wird hoch geacht, 
Bey Jen Glehrten künstlich verbracht, 
Und uach dem er ausz Frankreich zug, 
Er sich zu Cauis Grandi schlug, 

Dem Herrn von der Leitern zu Bern, 
Der glehrte Leut bei im het gern 

An seinem Hof, der sie thet speisen, 
Und guten willen in beweisen 












































Dante in Deutichlanbd. 807 


Bei der Borbereitinng der Säcnlarijation der bayerijchen 
Klöjter fand Joh. CHrift. v. Aretin am 5. Mai 1803 in 
Rottenbuch im heutigen Oberbayern ein Eremplar der Divina 
Commedia in der Venezianer Folivausgabe von 1497. Ob 
dasselbe erft im vorigen Sahrhundert aus der Bibliothek 
des Gejichichtsforjchers And. el. Defele, oder jhon früher 
von Klofter erworben wurde, muß dahin gejtellt bleiben. 
In der fgl. Staatsbibliothek ift e8 allem Anfcheine nad) 
nicht mehr vorhanden. !) 

Dagegen befigt die Staatsbibliothek außer den jchon an- 
geführten noch) folgende Dante: Ausgaben des 16. Jahrhunderts: 


A. der Divina Commedia: 


-_ 


. Venedig, Aldus Manutius 1502 in 8%, zwei Eremplare: 
a) P. o. ital. 327” in drei eleganten Lederbänddhen mit 
Soldfnitt 
b) P. o. ital. 327° ein Band mit italienischen Randbemerf- 
ungen saec. XVL.; vorn und Hinten ift Bernardino 
Gattamicei al3 Eigenthümer saec. XVI. genannt. 
2. Le terze rime di Dante, sine loco sine anno, Nadhdrud 
nad der NAldina ? 
P. o. ital. 327° im 16. Sahrhundert Antonio Vonzone 
et amiei, im 18. Jahrhundert Andr. Bel. Defele Vor- 
eigenthimer. 


- 
S 


= 


Venedig, Bernardino Stagnino da Trino de Monferra 
1512 in 4°. 

P. o. ital. 124"; laut Bandfchriftlicher Notiz auf dem 
Titel und Schlußblatt einjtiged Eigenthum Jakob Auguit 
de Thous, geb. 1553 geit. 1617, dann in der furpfalz= 
bayerischen Bibliothef. 

. Venedig, Aldus Vlanutius 1515 in 80%, zwei Exemplare: 

a) P. o. ital. 327, 
b) P. o. ital. 328, beide mit italienischen Nandbemerkungen 
des berühmten Slorentiners Pietro Vettori saec. XV1.; 


> 


1) Ioh. Ehrijt. v. Aretin, Beyträge zur Gejchichte und Literatur. 
Bd. II. ©. 72 u. 77. 


57* 








810 Darte in Deutichland. 


handelt, brauchen die einzelnen Exemplare nicht fpeciell auf: 
geführt zu werden. 
E. Bon der Vita nuova 

wird das oben erwähnte Werdenftein’sche Eremplar eines der 
eriten gemwefen fein, welche3 den deutfchen Boden erreichte. 

F. Bon den Briefen Dante’d 
find auf der Mündyener Staat3bibliothef zwei in dem befannten 
Drude U. %. Doni’8: Prose antiche di Dante, Petrarcha 
et Boccaccio, Fiorenza 1547 vorhanden. Ter Einband diejes 
Eremplar® ift neun und cin älterer Eigenthumsvermerk nicht 
vorhanden.) 

Die auf der Kal. Staatsbibliothef verwahrten Dante: 
Handfchriften find ihr jämmtlich erft im vorigen, rejp. in 
diejem Jahrhundert zugegangen. 

Die Prager Univerfitätsbibliothef befigt unter zahlreichen 
Dante-Ansgaben als älteftes Sremplar die Vellutello’iche 
Ausgabe von 15445?) weiterhin die im Jahre 1555 von 
2. Dolce bei Gabriel Giolitto in Venedig veranftaltete Edition 
und die Venetianer Foliv:Ausgaben von 1564 und 159. 
Tie beiden leßteren ftammen aus der jogenannten Elemen- 
tinijchen Bibliothek, d. h. der Biblivthef des chemaligen 
Jejuitenfollegs in Prag.’) 

Sb der berühmte Dinmanijt Bobuslav von Daffenitem 
aus dem Sejchlechte von Lobfowig, der Fremd Bernhard 
Adelmanne von Melmannsfelden und Zeitgenojje von Ktonrad 
Geltis, für jeine bedeutende Bücherfammlung auch die Divina 
Commedia erwarb, vermag ich nicht zu jagen.t) 


1) Ueber Donv’s Publifation val. PB. Sceifer-Boihorft, Aus TDantes 
Verbannung. S 192 ff. 

2: Sütige Mittheilung der f. E. Univerjitätsbibliotget in Prag. 

3) Koi. U. Hanslid, Weidichte und Bejdjreibung der Prager Ins 

derjitätsbibliothel. Prag 1551. =. 386. 

4, Ann Bernhard Arelmann jchrieb Hajienitein-Yobfomwig einit: Ego 
certe me Germanum esse «ct profiteor ct glorior. Bel 
A, Erhard, Weich. des Wiederaufblühens der willenichaftl ildung 
voriupmi. in Zeutjdland. Bd. Jil. 9. 201. 






















































































































































































LXXV. 


Biihoj Ketteler und die Tatholifche Socialpolitif 
in Dentjhland.” 


Vortrag von Dr. Georg Freiherrn von Hertling. 


Unfere Beit liebt es, Gedenktage und Jubiläen feftlich 
zu begehen. Sie befennt damit, daß in der verzehrenden 
Unruhe des modernen Lebens, wo bei der Fülle und der 
Haft der Ereigniffe die Eindrüce jedes neuen Tages die des 
vorangegangenen verdrängen und verwilchen, da8 Bedürfniß 
fi) geltend macht, fünftlihe Ruhepaufen eintreten zu Taffen, 
in denen das Vergangene wieder zu jeinem Rechte kommt, 
und für einen Augenblic wenigjtend dag Andenken an große 
Begebenheiten und hervorragende Männer der Vergefjenheit 
entriffen wird. Sicherlich verdient auch der Mann, den ich 
mir zum Gegenftande meines Vortrages ermwählt habe, der 
ftreitbare Bijchof von Mainz, wie ihn die Gegner mit Vor- 
liebe genannt haben, daß fein Andenken erneuert iwerde, und 
der Tag wird kommen, ich zweifle nicht daran, an dem dies 
in feierlicher Weife gejchehen wird. 

1) Eine jehr vollfiändige Zujammenftellung des Materials, verbunden 
nit einem ruhigen und befonnenen Urtheile fi :det fih in: Ketteler 
et Ia question ouvriere avec une introduction historique sur 
le mouvement social catholique par E. de Girard. (Berner 
Beiträge zur Geichichte der Nationalölonomie Nr. 9, heraud- 
gegeben von Yuguft Onden;. Berne 1896. 

Öißor.-polit. Blätter CXX (1897). 62 



















































































































































































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LXXX. 
Die Fran uud die Enltur. 


‚Sn einer culturgefchichtlichen Ueberficht habe ich einmal 
den Say aufgeftellt, daß e8 von entjcheidender Bedeutung für 
die höhere ober niedere Stellung der Völker fei, wie fie Die 
Stau, die Familie und die Ehe auffaffen. „Ie mehr ich die 
Völker der Monogamie nähern und die Keufchheit und Treue 
achten, defto größer und edler ift ihr CulturantHeil”.!) ch 
babe diefen Gedanfen näher erläutert an der verfcdiedenen 
Höhe der femitifchen und arifchen Völker. An diefen Gedanken 
erinnerten mich lebhaft die zwei neueften Werfe über die Frau 
und ihre Auffaffung, obwohl er in feinem von beiden deutlicher 
ausgefprochen wird. (E3 find das die beiden Bücher: „Weib 
und Dann, Verfuhe über Entitehung, Wejen und Werth” von 
Mlezander von Padberg, preußifcher Dberregierungsrath 
(Berlin, Dunder, 1897), und „Die Keufchheitideen in ihrer 
geihichtlihen Entwicklung md praftifhen Bedeutung” von 
Dr. Yofepg Müller (Mainz, Kirchheim. 1897). Beide 
BVerte haben eine gleiche fittliche Tendenz und treten der heutigen 
Brivolität entgegen. Die moderne Frivolität Hat befanntlid 
ihren Höhepunkt erreicht in dem viel verbreiteten Bud, von 
Bebel „Die Frau“, die Vebelbibel, wie man fie genannt hat. 
Segen diefed Werk richtete jich zuerit dad Buch von Auguftin 
Nösler: Die Frauenfrage vom Standpunkte der Natur, der 
Gefhichte und der Offenbarung (Wien 1893) und von ber 
Tendenz diejes Werkes find die beiden obigen Schriften in ge- 
willen Sinne abhängig. In den gefcichtlichen Skizzen, die 


1) Syjtem und Geicdichte der Kultur 11, 121.