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Full text of "Hufeland's Journal der practischen Heilkunde"

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Journal 

der 
practisciftea 

Arzneykunde 

W  u  n  d  a  r  z  n  e  jIlu  ns  t 

heraosgegebea 

C  W.  Hafelaivd, 


m  A4 

£.    Osaniif 

fMMor  der  MWicn  aa  der  Media- 
Aradfiie  Cftr  d—üiliwir,  ■»- 
iMrofdeadickcB  es  der  UaiTCEnOK  sa  Bcdia,  ««d 


\ 


LVOI.  Band. 


Berlin  182^ 
Gadmckt  ud  Tertaft  b«t  G.-aeiaier. 


,        t 


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f*         ^• 


•        . 


« 


■>,» 


Journal 

der 

practischen  Heilkunde. 

Herausgegeben 

von 

C.    "W.     H  u  f  e  Ja  n  d, 

König].  Freufs.  Suattrath^  Ritter  des  rothen  Adler- 

Ordern  zweiter  KUsse,  erstem  LeUurzt,  Prof.  derMe» 

dicinauf  der  UniTeriit&t  zu  Berlin,  Mitglied  der  Aca« 

dcmie  der  Wissenschaften  etc. 

n  B  d 

E.     O  s  a  n  q^' 

OTdenÜicheiii  Professor  de^  Medicin  an  der  Medici* 
ni»cVi-C\uTaxgischen  Academie  für  das  Militair,  aufscF- 
ordendichen  an  der  UniTersit&t  zu  Berlin  ,  und  Mit- 
glied mehrerer  gelehrten  Gesellschaften* 


j  ,■■,,■■ 

Grau  9  Fmmdf  ist  alU  Th^orie^ 
Doch  grün  des  JLehens  goldner  Baum, 

Göthe. 


h    Stuck.     Januar. ' 

Mit  einem  Kupfer. 


Berlin     182  4. 
Gedrockt  und  reilegt  bei  G.  Reimei, 


i 


« 

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■  « 


Vorberiicht. 


i  .  ■  • 


•^Tlan  erlaube  mir.  diesen  neuen  Jahr- 
ging  statt  einer  Vorrede  mit  eifern 
Briefe  zu  eröffnen« 

Ein  sehr  achtbarer  Gelehrter  schrieb 
mir  TOP-  Kurzem  über^^ehrere^  dieses 
iournal  seine  Einrichtung  und  Heraus- 
gabe betreffende^  Punkte,  und  fügte  ganE 
offenherzig  seine  Meinung  über  manche 
Mängel^  nebst  seinen  WünschM  und  Vor- 
schlägen zur  Verbesserung  hinzu.  Da' 
ich  nun  vermuthen  kann^  d  als  die  Stirn-  ^ 
me  eines  so  einsichtsvollen  Mannes  als 
die  Stimme  eines  grofiien  Theils  meiner 
Leser ,  und  er  gleichsam  als  ihr  Reprä- 
sentant 2u  betrachten  ist ,  ich  aber 
keinen  sehnlichem  Wunsch  ,  habe,  als 
ein  Institut^  das  das  Publikum  so  lange 


,mit  seinem  Zutrauen  beehrt  hat>  zu  im- 
mer gröfgerer  Vollkommenheit  zu  brin*^ 
gen^  und  alle  billigen  «VTünsche  zu  be- 
friedigen ; ,  so  habe  ich  es  für  das  ange- 
messenste gehalten  >  dieses  Schreiben 
^nicken  zu  'lassen^  dadurch  jene  Vor- 
fchlage  öffentlich  zur  Sprache  zu  brin- 
gen^  und  ihnen  die  nöthigen  Bemer« 
Icungeu  beizufügen*  Es  schien  i6ir  diefs 
das  beste  Mittel^  gleichsam  ein  öffent^ 
liphes  Gesprach  zwischen  mir  und  mei- 
i^ea  Lesern  anzustdien  ^  und  mich  über 
ihre  Wünsche  und  Anforderuiigen  Öf*- 
C^litlich  mit  ihnen  zu  beratheb}  -^  un- 
streitig ein  Vortheil  ^  der  jedem  Hecau&*^ 
geber  höchst  erwünscht  seyn  mufs.  - 

.9 

:^fjin  den  Herausgebet  des   JoutriaU 

dtr  praktischen  Heil^un^eJ' 

«  ♦ 

)iihr  JoumU  ist  das  gelesenste  medi^ 
^inifche  Journal  in  Teutschland^  es  ist  der 
Hausgenosse  der  gebildeten  und  der  minder 
gebildeten  Praktiker.  Wenn  ein  Ini^ti« 
tot  eine  Reihe  von  Jahren  gedauert  hat^ 
so  iikt  es  wohl  zweckmafsig^  eine  Re* 
»  Tiiioiti  desselben^  yorztmehmen  und  die 
Frage  aufzustellen;  welche  Verbesserun* 
gieu  sind  mögli^?'' 


-^     MI     -P- 

,Jch  bitte  um  Erlaubnifs^  da  ich 
bald  hundert  .Thalev  fiir  das  J.  auag;e* 
geben  haben  i^erie,  zu  diesem  Eindr 
zweck  mein  Votum  abgeben  zu  dürfen."* 

jyBei  dem  Aeuberlichen  anjsufangen^ 
80  ist  besseres  Papier,  besserer  Drudt 
überhaupt^  ein  billiger  Wunsch ^  eine 
gerechte  Forderung  an  den  Verleger» 
Herr  R.  hat  2uveriäfsig  eine  sehr  oe- 
deutende  reine  Einnahme  von  dem  Journal 
d.  pr.  H.  Fast  alle  Aerste  in  Teutsch- 
land steuern  ihm  jahrlich  und  sicher, 
er  könnte    und    sollte    besseren   t>ruck 

geben." 

»  ■         • .  •  '-  .■ 

Hierauf  erwidert  der  Herr  Verleger: 
dab  er  sich  beides,  Druck  und  Papier 
zu  verbessern^  niöglichst  angelegen  las-« 
sea  sejn  wolle,  auch  wirklich  schon 
dieser  Jahrgang  mit  neuen  Lettern  ge^ 
druckt  werde.  Uebrigens  bittet  er  aber 
zu  bedenken  9  dals  dieses  Jou|-nal  einen 
gegen  alle  andere  in  VerhältnÜs  seiner 
Bogenzahl  höchst  billigen  Preis  hat,  ja  ik 
der  That  das  wohlfeilste  von  allen  ist, 
welchen  Vorzug  ihm  auch  der  Heraus- 
geber gern  erhalten  möchte. 

„Das  rohe  Heften  der  Bogen  scheint 
eine  Kleinigkeit^  aber  es  ist  gewifs,  dafs 


IV 


ein  neuangel^mme^e^  Heft  eher  durch- 
lesen vrird ,  ;wenn  es  bpscknitteu  ist, 
•b  wenn  man  erst  selbst  die  Mühe  des 
Aufschneidens  übernehmen  soll/' 

Dieses  n^öchten  wohl  die  wenigsten 
I^ser    wünschen  9   da  es  das  Einbinden 
:  erschwert.     Auch  ist  es  bei  keinem  an- 
dern  Journal  der  Fall. 

j'jDie  tihteutschen  Lettern,  auch  die 
stifte  'VV'iederholting  des  Motto*s  sind  nicht 
nach  meinem  Geschmack/' 

Die  lateinischen  Lettern  wurden  bei 
diesem  Journal  von  Anfang  an  aus  zwei 
Gründen  gewählt  :  Einmal,  weil  jes 
dadurch'  auch  4em  Ausländer  les- 
barer wird^  der  ^  gewöhnlich  mehr 
durch  die  Lettern  als  durch  die  Spra- 
che abgeschreckt  wird,  und  dieses  bei 
Biner  Wissenschaft,  die  der  ganzen  Welt 
angehofrt ,  eine  wesentliche  .  -Verpflich- 
tung*^ zu  seyn  scheint,  wie-  diefs  der  Er- 
folg auch  hinlänglich  bestätigt  hat,  da 
dieses^  Journal  nficht  allein  in  allen  Thei- 
len  Europa^,  sondern  auch  in  andern 
Welltheilen  gelesen  wird.  Zweitens 
aber,  weil  in  einem  medizinischen  Jour- 
nal so  viel  lateinische  Kunstwörter  und 
E^gennainen  vorkommen  >  dafs>  wenn  der 


/      • 


Text  teutsch  gedruckt  würde  ^  ein  lläclist 
unangenehmes  und  buntes  Gemisöh 
entstehen  würde,  der  Herausgeber  tber 
nicht  davon  abgehen  kann,  diese  Wör- 
ter in  der  Grundsprache  und  nicht  teutsoh 
übersetzt  zu  geben,  zunächst  aus  eben 
dem  einfachen  Grunde  ^  weil  d^e  M^- ' 
disin  keine  teutsche^  sondern  eine  Welt« 
Wissenschaft  ist^und  daher,  da  das  Ganze 
nicht  in  der  allgemeinen  Gelehrtenspra- 
che y  der  lateinischen  y  geschrieben  wer- 
den kann,  doch  wenigstens  die  Haupt- 
wörter in  dieser  Sprache  zur  allgemein 
nen  Verständlichkeit  ausgedrückt  wer- 
den müssen ; '  zweitens  aber  deswegen, 
>Keil  bei  den  teutschen  Uebersetzungen 
immer ,  aufiier  der  oft  höchst  unteutscaen 
und  abeniheaerlichen  Form,  auch  Un* 
beetimmtheit,  ja  wegen  der  vielen  Pro^ 
vincia/umenün  Verständlichkeit,  entsteht, 
wesha/b  er  auch  hier  von  neuem  die 
schon  oft  wiederholte  Bitte  an  die  Her- 
ren Mitarbeiter  erneuert,  «tlle  s<ylche 
Worte  mit  ihrem  lateinischen  techni«» 
sehen  Namen  in  diesem  Journal  zu  schrei- 
ben, und  z*  B.  nicht  zu  sagen  LbVen^ 
sahn  oder  Ringelblume,  sondern  Ta- 
rnxacuniy  nicht  oieSpinnewebenhautoder 
Bauchspeicheldrüse,  sondern  die  Arttch- 
noidea  und  das  Pancreas^  nicht  anhaU 


Tl 


tehde  ün^nachlassendeFiibher  r-  waiiman 
so  leicht  fiir  langwierige  und  abnehmen-- 
ife. verstehen  kann  — »-^  soaievn^  continuae 
und  femitientes ;  eben  so  die  ofEjdndlen 
Namen  der  Ansneiznittel  istatt  der  neu- 
erfundenen und  alle  Tage  ^ich  ^än- 
demden. 

Wajs  das  Motto  auf  dem  ^itei  be- 
trifft^ so  läCst  sich  die^s  der  Herausgeber 
durchaus  nicht  nehmen.  Er  freut  sich  viel-  - 
mehr,  dafs  er  es  alle  Jahre  z^wolf  Mal 
wiederholen  kapm  y  weil  er  überzeugt 
ist,  dafs  man  es  dem  medizinischen 
Publikum  nicht  oft  genug  ror  die^- 
Augen  V  bringen  kann ,  da&  das  Le- 
ben ,  und  eine  lebendige  aus  dem  Le- 
ben selbst  geschöpfte  Darstellung  al- 
les dessen  was  zum  Leben  gehört  und 
auf  dasselbe  wirkt,  allein  grüny  das 
heifst,  ewig  lebend y  bleibt,  hingegen 
alle  Theorie  etwas  graues  y  nebelhaftes, 
und  auch:  nieder  in  Nebel  zerflielsen- 
des  hat.  —- -  Auch  soir  eben '  dadurch 
der  wahre  Zweck  iind  Geist  dieses  Jour^ 
nais  angedeutet  werden ,  der  eben  im 
PraJctischen  y  das  heilst  in  der  lebendig 
gen  Auffassung  des  Lebenden  y  sowohl 
in  der  Erscheinung  als  im  Benken  und 
Handeln  y  besteht. 


/. 


vii 


^Was  dai  Innere  betrifft  9  m  will' ich 
nicht  fragen:  wie  viel  gesunden  Chylns 
das  Journal  d.  pr.  H.  aus  den  Ingestis 
bereitet  und  den  praktischen  Compen* 
dien  zugeführt  hat?  sondern  ich  will 
das,  was  meine  Absicht  ist^  sogleich 
aussprechen^  und  die  Methode  angeben, 
wodurch  fUr  die  Zukunft  die  Gewin- 
nung  bleibender  practischer  Resultate, 
meines  Erachtens,  wahrscheinlich  wird.** 


,,Es  läCrt  sich  eher  hoffen,  dals 

Aerste    ihre    Kunst    vorwärts    bringen 

werden,  wenn  sie  mit  gemeinschaftli- 

öhen  Kräften  ea  einem  bestimmten  Ziel 

Utreben,  als  wenn  yereinselte  Beobach-* 

tunken  und  Arbeiten  in  das  Journal  ein- 

f geschickt  werden,  und  es  blols  eine 
uxfaposhion  bleibt.  ,Wir  kennen  jetxt 
den  Croup  etwas  besser  als  vor  der  AvS^ 
gäbe  der  Preisfrage.  Lälst  sich  auf  ahn- 
lichem Wege  nicht  Aehnliches  errei- 
chen? Eine  Behörde,  die  Autorität  hat,' 
2.  B.  die  medicinische  Gesellschaft  in  Ber- 
lin, bestimme  für  das  nächste  Jahr  einen 
Gegenstand  oder  mehrere,  worauf  gleich- 
seitig hunderte  ron  teutschen  Aersten, 
denen  es  mit  ihrer  Kunst  Ernst  ist,  ihre 
Aufmerksamkeit  richten.  Sie  werden 
es  thun  auch  ohne  ausgestellten  Preis. 


.  / 


/ 

k 

Weitiäuftige  Abhandlungen  Vrerdeii  .we- 
der v^erlangt  noch  angenommen.  Die 
Aufgabe  sei  sogleich  in  bestimmte .  Fra-« 
gen  gefalst  i  jeder,  möglichst  kurzgefafste 
Beitrag  ^ines  Arztes  sei  darnach  berech- 
net'^  und  passe  in  denselben  Rahmen^ 
damit  der  Berichterstattw  um  se  leich- 
ter in  der  Masse  von  eingesandten  Tfaat- 
sachen  oder  Meinungen  das  Gemein- 
schaftliche und  Uebereinstimmende  auf- 
finden könne«  —  Comparative  Versuche, 
das  ist 'das  Einzige  was  uns  in  del*  The- 
rapie fördejpn  kann;  ex  juvantibus  et 
nocentibuSy  das  ist  der  einzige  sichere 
Scblufs  der  uns  erlaubt  ist» .  Also  ist 
zur  Xiösung  der  Aufgabe  nichts  mehr 
;zu  wünschen^  als  dals  ein  und  derselbe 
Arzt,  wenn  ihm  Kranke  Tprkommen 
jn  ähnlichen  Verhältnissen,  die  eine 
Hälfte  nach  der  einen  zu  prüfenden  Me- 
thode, die  andere  nach  der  andern  ver- 
meindich  bekannten  Methode  behandle. 
Gesetzt  für  eins  der  folgenden  Jahr« 
würden  die  Aerzte  eingeladen  ihre  Anf- 
nsierksat&keit  zu  riöhten,  auf  den  Keuch- 
husten ,  oder  den  Kinnbackenkrampf  der 
Neugebohrnen\  oder  die  Behandlung  der 
Verbrennungen.  Die  Mas^  der  Beob- 
achtungen über  einen  solchen  Gegen- 
stand während   eines  Jahrs,    wenn  sie 


m 

nämlich  erstlich*^  wohl  geleitet^-  zweitem 
wohl  digerirt  würden  ^  könnte  und  miil5- 
te  interessante    Resultate   liefern.     Und 
das  könnte  ein  Hauptgeschäft  des  J.  d. 
pr«  H-  seyn.     Hundert  Jahre  lang  kön- 
nen  dann  -  und  wann  einzelne  Berichte 
von  diesem  und  jenezn  Arzte  ^  über  ei- 
nen der  genannten  Gegenstände  eingehn 
und  man  wird  dock  vielleicht  nicht  ei- 
nen Schritt  weiter  kommen ,  statt  dafs, 
wenn   die  Kräfte  der   teut^chen  Aerzte 
gleichzeitig   angestrengt  würden  ^   man- 
cher Stein  y  der  für  den  Einzelnen,  wenn 
er  sich  auch  noch   so  kräftig  fühlt  ^  zu 
«chwer    ist,    gehoben    werden    könnte. 
Gesetzt  ein  Jahr  lang  würden  die  j/^er- 
brtnnunffen,  die  vorkommen  >  zur  Hälfte 
mit  Oel  imd  kaltem  oder  kühlem  Was- 
ser  behandelt,    zur  Hälfte    anders^    so 
wurde  das  doch  unfehlbar  Resultate  von 
mehrerem  Gewicht  geben,  als   die  so- 
genannten Erfahrungen  eines  einzelnen 
Arztes  haben  können.     Von   dem  jetzi- 
gen  Zustande  der   Medizin  ist   die  un- 
sichere Therapie  dieser  Verletzungen  ein 
trauriger  Beweis»     Man  kann  auflegen 
was    man  will ,    man   hat    Autoritäten 
für   sich.      Und    dies  ist    ein   einfaches 
Uebe) ,  der  Erfolg  der  angewandten  Mit- 
tel ist  deutlich ,  es  giebt  oft  gleiche  Fälle 


/ 


'X 


\    I 


zu  comparatiy^n  Vers&chep.  D6ii»oc& 
Unsicherheit  j^  denapch  Widersprüche  in 
der  Therapie.  Es  ist  gewifr,-  dafs  ein 
Arzt  y  der  ixümer  nur  eine  und  dieselbe ' 
Methode  anwandte  und  anwenden  sah, 
nicht  berechtigt  iit  über  den  Werth  der- 
seinen  oder  einer  andern  zv  urtheilen« 
Comparative  Versuche,  das  ist  der  Pro- 
bir^tein.  Oder  gesetzt,  es  würde  wäh- 
rend eines  Jahres  der  Trismus  neonato- 
rum zur  Hälfte  mit  Blutigeln,  zur  Hälfte 
nach  einer  andern  Methode  (die  üblichen 
privilegirten  antispäsmpdica  sind  wohl  ge- 
nug vergeblich  angewandt  worden),  oder 
der  Keichhusten  würde  während  eines  so) 
jchen  .Zeitraums  zur  Hälfte  mit  Bella,- 
donna,  ztir  Hälfte  anders  behandelt,  so 
würden  damit  doch  sicher  bedeutende, 
wenn  auch  nur  negative  Kesi^Itate  er* 
langt  werden-** 

„Das  Vergleichen,  Epitomiren,  Coh* 
centriren  einer  Menge  von  Berichten, 
das  Redigiren,  wie  Koyer  Collard  ge- 
than  hat  als  Secretair  der  Pariser  Com*^ 
mission,  ist  allerdings  nicht  leicht,  aber 
es  gibt  in  Berlin  eine  Menge  geübter 
Federn." 

F. 


Im 


CS  ge- 


_  ■  1 1    1 » t  • 


). 


und 
Im 


JdM 


Xlt 


,  war  es:  die  äufsere  Anwendung  des  kal- 
ten WasseW  in  Fiebern  •  die  un^  ei- 
nige  sehr  interessante  Arbeiten  ver- 
schafft hat. 

» 

Für  das  n$öhste  Jahr  seyen  es  zwei. 
Aufgaben  f 

•  •  •      * 

Jf^e  verhalt  sich  die  j4ntbendung 
der  Killte  f  des  OelSy  und  der  Reizmit^ 
mittel  zu  einarider  bei  Verbrennungen^ 
und  zwar  in  m&glichst  ähnlichen  FäU 
ten? 

'  * 

Ferner:  '  -'■ 

]^ie   verhält   sich    die  Anwendung- 
der  Blutigel  zu  der  Anwendung  and^-^ 
rer  gebräuchlicher  Mittel  in  ihren  ff^ir^ 
kungen  bei    dem   Trismus  neönnta-- 
rum  in  möglichst  ähnlichen  Fällen? 

Man  'wünscht  die  Bearbeitung  nicht! 
durch    theoretische    Deductionen ,    sour 
.   dem  factisch^  durch  Nebeneinanderstel-- 
Inng   von  Thatsächen^  durch  compara- 
tive  Versuche ,    mit   genauen   Angaben' 
der   Aehnlichkeit   und  Verschiedenheit 
der  Falle.      Für  leztere  Aufgabe  wür- 
den besonders  Institute  für  WSchrierin- 


XIII 


r 

nen  und  neugebohirne  Kinder  sehr  brauch- 
bar sejB. 

-  •  ■ 

Uebrigens   wird    das  Joxcmal  ganz 
in  dem  bisherigen  Greist  fortgesetzt  wer- 
den y   und   der  Herausgeher   wird  fort-« 
fahren^    diesem  Institute ,    was    ihn  so. 
treu  durchs  Leben  begleitet  hat,  j^^^  er 
möchte  sagen  9  durch  eine  dreifsi^ährige 
Dauer  ein  Theil  seines  Lebens  selbst  ge- 
worden ist;  noch  ferner  seine  besten  Kräf^ 
te  zu  widmen 9  und  sich  bemühen,  wo 
möglich  9   bloüs  teutsche  Originalaufsätze 
XU  liefern,   und  überall 9  wo  es  nöthig 
scheint,  besonders  bei  Anpreisung  neuer 
MiUel    und    Methoden«    kritische    oder 
berichtigende  Bemerkungen  beizufügen. 
Er  freut  sich   diels    um  so  mehr  ver- 
sprechen   zu    können,    in    Verbindung 
mit  einem  Jüngern  thatigen  Manne,  der 
—   schon   lange  ungenannt  ein  erprob- 
ter Mitarbeiter  —   nun  zum  erstenmal 
öffentlich  als  Mitherausgeber  auftritt« 

Die  mit  dem  Journale  verbundene 
Bibliothek  wird  fortf^ren,  theils  durch 
ausfuhrliche  Repensionen  der  Kritik  ein 
Genüge  zu  thun,  theils  durch  kürzere 
die  allgemeine  Kenntnifs  der  neuesten 
medizinischen   Litteratur   zu  befördern^ 


\ 


*. 


MV 


#  •         . 

und  -^  'wessGR  sich  If^eine  Nation  püK- 
men  kann  —  jährlich  eine  vollständig 

'  ^   Uebershht    der:    gesammten    medizini'^ 

.  sehen   Littefatury    nach    den    Fächern 

geordnet,  9   zu  liefern.     Mit  diesein  Jahr 

erhält  sie  alle  Monq^t^  noch  einen  neuen 

'  Artikel,  vo  unter  *  dem  Titel :  „Jour^ 
nalistik  und  Correspondenz/'  neue  in- 
teressante Notizen  littei^ärischer  und  brief- 

.  licher  Mittheilung,  nach  den  liändern 
geordnet;  erscheinen  werden. 

Hufel^iid. 


/ 


.  1 


A 
\ 


«M»pWi 


X 


N'n 


I.  Di« 


s«         > 


'  .  » 


I. 

Di« 

< 

Gefahren  det  Bltttentziehung* 

^  i  n    W  ö  t  t 

%w  ^eherzignng  bei  ier  fillatt^ifdi^todtai|p 

unserer  Zelt. 

Vom 

H  e  r  a  u  s  g  e  b  6  1". 


Was  iann  W(Aif  eiii  V^Utaü ,  d^M  ää$  ll- 
ter  die  eigne  T^t&gkeit  iiAmet  ta^tlt  b)ö- 
schränkt,  bessei^es  tmiti,  als  guten  tüsth  iv^ 
theile^y  die  £r&tt[ngen  d'er  Vergangenbdt 
ram  Nnt^n  der  6egen>Pf^a1rt  aik^entfesf  ^  Und 
auf  den  rechten  Weg  binweitfen  y  ^enn  er 
bemerkt  ^  dab  man  auf  Ab'v^^ege  ta  j^eräthen 
in  Gefahr  isl^  welche  der  &an^t,  und,  vrM 
Iner  immer  dasselbe  heißt  ^  dei'  M^liK^hheit,' 
Gefahr  drohen? 


la  dteseaf  Shia«  bitte  ich  die  toltihlbl* 
senden  BemtarKuvfen"  au&nifehmto.  £e  ist 
dieselbe  Stimme»  ^^  s£dh  seit  4o  JMhren 
tehmi  dfkerv  bet  ifanKcdieh  Q'elegedhMciif .  hat 
verMhneirlMmlr^  diteiibe^  di#^<ilr  M&Mut^ 

A8 


—      4      — 

von  f^iünstKch  gemachten  Ntrvtnßehern^j  als  Pro- 
dncten  der  Reismethode  und  unterlassenen 
fluten ti^iehung,  sprach,  und  an  die  Antiphlo- 
gosis  bei  Fiebern  erinnerte ;  und  die  jetzt  — 
wunderbar  genug  —  gegen  den  Mifsbrauch 
derselben  warnen  muTs.  Mit  Zutrauen  spricht 
sie,  da  man  ihr  so  lange  ein  geneigtes  Zu« 
trauen  geschenket  hat. 

GewiTs  freut'  sich  niemand  mehr  dar- 
über,  dafs  das  antiphlogistische  System 
}et£t  die  Oberhand  erhalten  hAt,  als  dejc, 
der  damit  in  die  Praxis  eingetreten  war,  der' 
es  in  den  Zeiten  des  entgegengesetzten  ver- 
theidigte  und  aufrecht  erhielt,  und  der  £li 
djeser  wohlthätigen  Reform  mitgewirkt  hat! 
—  Aber  mit  Bedauern  sieht  er,  dafs  man 
schon  wieder  in  den  Excefs  verfallen  ist, 
uiid  Blut,  also  den  edelsten  Lebenssaft,  ver- 
schwendet, wo  es  gar  nicht  nöthig  ist»  ja 
in  der  That  oft  ohne  zu  wissen ,  Iv^arum.  — 
Qewils  ist  es,  dafs  der  Halbarzt  weniger 
.S.chaden  thun  wird,  wenn  er  ein  Paar  Blut- 
egel setftt,  als  wenn  er  Opium  giebt,  gewifs, 
dafs  bei  der  Menge  derjenigen  Krank«» 
heiten,  die  die  Natur  selbst  heilt,  und  wa* 
die  Behandlung  ziemlich  gleichgültig  ist 
-— .  ich  habe  sie  einmal  die  indifferenten  ge- ' 
nannt  — ^  auch  die  örtliche  Blutentziehung 
nicht  schaden  wird.  Aber  eben  so  gey(X& 
ikt  es  auch,  dafs  es  Krankheiten  gibt,  .wo 
schon  eine  mäfsige  Blutentziehung  die  ajler- 

E fährlichsten ,  ja  tödtliche,  Fo^n  hab^n 
nn,  und  dafs  in  unsem  blutverschwem 
derisdien  Zeiten  die  'B^erkt^ng  sich  auf- 
dringt, daüii  awar  vieltf  Kranke  dadurch 
bei  mtsigen  Fiebern  erleichtert  werden  ^  aber 


—      6      — 

Arnfs  die  Krise  ahYollkoi^mea  g^eschieht^  tind 
langwierige  Schwächen  und  Nachkrankheiten 
erfolgen,  die  oft  noch  nachher  Gefahr  bringen« 

Es  ist  in  der  That  merkwiirdig,  daCi, 
kanm  der  Qpiomame  entronnen  ^  ihrGegensatZy 
eine  wahre  Haematomanie ^  unter  uns  einge- 
rissen ist.  Ein  wahrer  Blutdurst  hat  sich  man« 
rher  Aerste  bemächtigt,  und  von  vielen  kann 
man ,  wie  von  den  alten  Göttern ,  sagen :  sie 
werden  nicht  eher  versöhnt,  als  bis  sie  Blut^ 
leben.  —  Man  zählt  den  Blatverlust' nicht 
mehr  nach  Unsen,  sondern  nach  Pfunden; 
jedes  Kopfweh,  jede  Indigestion,  ist  hinrei- 
chender Grand  znv  Blutentziehung,  und, 
{leich  den  Feldherm,  rühmen  sich  manche 
Aer&te  gegen  einander,  wer  am  meisten  Blut 
vergossen  hat.  '      ^ 

Man  scheint  ganz  vergessen  zu  haben, 
dats  die  Blutentziehupg  zwar  das  gröfste, 
aber  auch  eben  dadurch  das  gefährlichste, 
aller  Heilmittel  ist,  und  dafs  sie  den  furcht* 
barsten,  nie  zu  ersetzenden,  Schaden  anrieh', 
tea  kann. 


Rückseite  des  grofsen  Mittels  dar« 
snstelleo,  und  ins  Licht  zu  setzen,  was  inan 
thut,  wenn  man  zur  Unzeit  oder  zu  viel 
Ader  lafst,  ist  der  Zweck  dieser  Worte, 
und  so  mögen  sie  als  Vollendung  meines 
ürfibern  Aufsatzes  dienen.  "**) 

Zwei  Dinge  sind  es,  die  ich  hier  vor«: 
ausschicken  mufs ,  an  die  man  nicht  mehr 
zn  denken  scheint,  und  von  denen  doch  al- 
lein die  richtige  Beurtheilung  des  Aderlas- 

^)  Der  im  Jshr  1818  untec  dem  Titel:  Die  drei  He- 
töen  der  Htükmut ,  in  diesem  Journal  erschien. 


—     6      — 

i«f  in  Kvankbeiten  anagcheii  kann.  Ich 
wünschte  sie  meinen  weraieii  Amtsbrüdern 
fiUBi  Anfang  eines  neuen  Jahres  recht  dria^ 

Send  und  ernstlich  ans  Her«  legen  i^u  können, 
ie  sind:  jickung  ßtr  (las  ü/ar.  und  Achtung 
für  die  Krm. 

t)$tB  erste :  Achtung  für  dag  JBba. 

,  '  Eine  SU  weit  getriebene  Nervenpatholo- 
gie  und  Pbysiol'ogie  hat  offenbar  das  Blut 
und  seinen  Werth  txt  sehr  auf  die  Seite  ge-  . 
schoben.  Alles  soll  Nerv  seyn,-  alles  von 
Nerven  ausgehen,  selbst  die  Wärme,  die 
Circulation,  die  Irritabilität,  die  Bewegung 
des  Herzens  und  Darmkanals  *),  ja,  das 
ganze  Leben.     Aber   ich  kann   es  nicht  oft 

ienug  wederholen:   ün  Blut  ist  des  Menschen 
»eben!  -^    Im  Blut  liegt  die  Kraft  des  gan- 
zen organischen  Lebens,   in  ihm  der  QuelL 
und  die  Mutter  toh  allem,  was  ist  und  wird 
im  Organismus.   In  ihm  allein  liegt  die  Schö«  / 
pferkräft,   die  Plastik,    sowohl    des    ersten 
Entstehens ,  als  der  immer  fortgesetzten  Zeu-    . 
gung,   worin   ja   eben   alles  Leben    besteht«. 
Ohne  Blut  keine  Wärme,  keine  Bewegung 
des  Herzens,  keine  Bewegung  und  Empfin« 
4ung  jjib^.rhaupt.     Ja,    nehmt  dem   Gehirn 
das  Blut,  und  selbst  das  Denkgeschäft  er« 

^y  S*  hevX  miojh,   daU   Philip  in  meinem  schäts*  ' 
baren  Werk :  Eint  ai^  Versuche  gegrUj^ndete  Unterm 
suchung  über  die  Functionen  des  JLebens»     üehert^ 
Sion,Sßntheirti.eri  durdmeu«  Versuche  die  Un« 
«J^blqgigkeic  der  Irritabilität  des  Darmkanals  von 
den  Ninren  aafser  Zweifel  gesetzt,  und  die  Irrita«    ' 
bilitftt  als  eine  eigene,  dem  Organ  selbst  angepAatia* 
te  tuad  eigentkOailiche,  Kraft;  dar|;ethan  h^,  was  ei«    - 
gentlich  schon  Hauer  durcli  so  viel  tausend  Versa« 
che  unwidersprecblich  bewiesen  hatte.  •—   Irrita* 
bilitit  und  Blttt  aber  find  auf  di»  geaauvite^vdr»' 
banden. 


lischt    an^fenblicklich.      Genagt,    ohse    den 

Zufiub   diMes  ewig*  befrachtenden  Leben»- 

stroms  ist  keine  Lebenserregüng  y  keine  Ger-^ 

mination     und    Vegetation ,     und   so    auch 

keine,   dadurch  erst  bedingte,  Lebensfunk- 

tioa,  möglich.  *—    Man  blicke  i^m  sich.    Die. 

kräftigsten  Menschen  sind  die,  welche  reich 

an   Blut   sind,   nicht  die,    bei   "welchen  das 

Nervensystem  vorherrscht.    Kraft  und  Blut 

liehen  immer  in  direkten  Vcrhältnifs.    Das 

Bbu    ist    der    Factor  ^    der   Nerv  nur   der   I^. 

iidator  des  Lebens.  *-    Wer   dem  Menachen 

Blut  nimmt,   der  nimmt  ihm  nicl^t  ein  lu- 

strument  oder  Organ  des  Lebens,   sondera 

einen  Theil  des  Lebens  selbst« 

Das  sweite :  Achtung  für  die  Krisisi 

Ich  verstehe  darunter  den  inner»  Hei- 
^^roaefs,  —  jenen  Akt  der  Natur,  durcb 
'weldica  alle  Heilung  geschieht.  Keine  Krankr 
heit  wird  durch  unsere  Mittel  geheilt,   son- 
dern alle  nur  durch  die  Natur.    So  wenig  wrie 
jsum  lUißejn  Jeder  Krankheit  nicht  blofs  die' 
entfernten    Krankheitsursachen     hinreichen,, 
sondern   eine   innere  Veränderung  des  Le- 
bens selbst  —  die  nächste  Ursache  —  erfor- 
derlich istv  eben   so  gehört  sur  Aufhebung^ 
derselben    ebenfalls   eine   innere  Operation, 
eine  ümschaffung  des  innern  Lebens  selbst 
snm  Bessern.     Ohne  diesen  innern  Heilungs- 
prosefs  ist  gar  keine  Kur  möglich^  und  un- 
tere Mittel  verhalten  sich  dasu  nur,  als  die 
infsern  Bedingungen  und  Anstöfse,  eben  s^  wio 
die   entfernten    Ursachen    su    der   nächste». 
Diefs   gilt   aber  sowohl  von  allgemeinen  als 
Ton    örtlichen  Krankheiten,   vom  Fieber  b^ 
(ut  wie   von    der  Ent&ündung;    hier   heifst 
diese    ärlUcfae    Krisis   Jüerthülung y   vollkom- 


jnene»  wenn  die  Krlsis  vollkommen  war  ^  an* 
▼ollkommehe,  wenn  sie nnvollkommen  war.  — 
Zar  Bewirkang  dieser  Krisis  aber  gehört 
Kraft,  and  2war  jene  lebendige ,  sohöpferi- 
«ohe  Kraft  9  darch  welche  neaes  Loben, 
ja  selbst  neae  OrgAne  möglich  werden* 
Fehlt  sie  9  so  wird  die  Krisis  anyolikommen,' 

.    der  Krankheitsprozels   nicht  völlig  aafg«ho- 
ben ,   es  bleibt  ein  tTeberrest  zarück,  oder 

f  die  Krankheit  nimmt  eine  andere  Form 
an*^  —  Es  folgt  hieraus  die  wichtige  Re- 
gel für«  die  Praxis,  dafs  es  nicht  genug 
isty  durch  Schwächung  die  gegenwärtige 
Reaction  su  heben,  sondern  dafs  «die  Natur 
auch  Kraft  genug  behalten  müsse,  um  den 
Innern  Grund  des  XJebels  aufzuheben ,  und 
dafs  man  sich  also  sehr  hüten  müsse ,  die  ^ 
Schwächung  su  weit  au  treiben ,   weil  man 

^  sonst  diesen  Vorrath  der  Kralt  nehmen  und 

*  gewiffi  unvollkommene  Krisis  bewirken  wird. 

Kein  Mittel  aber  vermag  diese  Schwä-« 
chung  des  liCbensprinzips»  des  Orund^ells 
aller  Heilkraft  der  Natur,  so  mächtig  zu 
'  bewirken ,  und  dadurch  die  Krisis  zu  hem- 
men 9  als  das  Aderlafs,  wie  aus  dem  oben 
Gesagten  hinreichend  erhellt.  Und  keins 
vermag  daher  so  leicht  unvollkommene  Kri- 
sen, sowohl  allgemeine  als  örtliche^  zu  he*» 
.    wirken ,   als  dieses. 

Endlich  aber  bitte  ich,  nicht  zu  ver- 
gessen ,  dafs  ja  viele  Krankheiten  selbst  nichts 
an^®^^  ^^^^  ^^^  Krisen,  wohlthätige  Bestre- 
bungen der  Natur,  ein  tiefer  liegendes  Ue- 
bei  zu  bearbeiten  und  zu  lösen ,  ein  gestör- 
;  tes  Gleichgewicht  wieder  herzustellen ,  oder 
fremdartfge    schädliche   Stoffe  auszustolsen. 


Nehmen  wir  liier  darch  zu  vieles  oder  nn- 
seitiges  Blutlassen  t  die  Kraft  vregy  so  neh- 
men wir  der  Natur  auch  das  Mittel  ihr  heil- 
sames Werk  KU  vollenden,  und  machen  die 
Krankheit  nun  erst  £ur  Krankheit^  die  au- 
fserdem  Wohlthat  geworden  wäre. 

Wir  wenden  uns- nun  zur  Nachweisung 
des  Gesagten  in  spesiellen  Fällen. 

Bei  hiiiigen  Hebern.  Es  ist  durch  tau- 
send und  aber  tausend  Erfarungen  entschie- 
den, dafs  jedes  >  auch  das  einfachste,  Fieber 
durch  unpassendes  oder  zu  häufiges  Ader- 
lassen in  ein  nervöses,  ja  faulichtes,  Ver- 
wandelt werden  kann.  Ja  es  hat  schon  Epi- 
demien gegeben ,  wo  diefs  jedesmal  erfolgte, 
und  Blutlassen  immer  tödtlich,  oder  wenig« 
ciens  die  Herstellung  sehr  erschwerend  war. 
¥.>>en  dasselbe  gilt  von  einzelnen  Individuen, 
und  Ue£s  sollte  im  Anfange  der  Fieber ,  wo 
nicht  Jugend,  Vollblütigkeit,  und  ausgezeich- 
net entzündlicher  Karakter  dazu  aufibrdern, 
nns  sehr  vorsichtig  mit  der  Anwendung  des 
Aderlasses  machen.  -—  Merkwürdig  ist  auch 
die  Erfarung,  dafs  unpassendes  oder  zu 
starkes  Aderlassen  in  hitzigen  Fiebern  leicht 
Friesel  "lind  Petechien  zu  erzeugen  verm^, 
wie  ich  selbst,  besonders  in  den  letzten  De- 
zennien des  vorigen  Jahrhunderts,  wo  die 
Frieseldisposition  viel  groTser  war  wie  jetzt, 
häufig  gesehen  habe«    Immer  wird  aber  un- 

Ksenoes  oder  zu  häufiges  Aderlassen  die 
ize  stören,  unvollkommen  machen,  lang- 
same Wiedergenesung,  und  leicht  Metasta- 
sen erzeugen. 

Bei  reinen  goitrischen  Ribem  ist  Aderlas- 
sen  jederzeit  schädlich.     Es  leert  nicht  die 


m^         10         •-> 


/ 


KrankbeiUihäterie  ans,  die  hier  im  Darm- 
kanal  liegt»  und  nur  ^ureh  gastrische  Mit- 
tel entferntr  werden  kann^  es  nimmt  viel- 
snehr  der  Natnr  die  Kraft  sie  auszuleeren. 
Ja  man  kann  dadurch  Absorption  und  Ue» 
bergäDg  der  Schärfen  ins  Blut  veranlassen, 
wie  das  bei  Gallenfiebern  sich  durch  die  oft 
gleich  nachher  eintretende  Gelbsucht  oder 
Friese^  und  Petechien  zeigt»  —  Man  lese 
die  Warnungen  eines  Tfssor  und  Stotl  Er- 
Sterer  sagt  {de  Febr.  biUosa):  post  f^enaesecdo^ 
hem  pkrique  vei  moriebantur  vel  ita  debiütabantiary 
tu  obatruetio  hepatis  sequefetür^ 

Aber  die  allergröfste  Gefahr  ist  bei  neue« 
epidemischen  Fiebern.  Hier  kann  es  in  dem 
^Mg^nthümlichen  Karakter  der  Fpidemie  lie* 
^en,  dafs  sie  kein  Aderlafs  -verträgt,  And 
rnsLn  hat  »chon  deren  beobachtet,  wo>  alle 
Starben,  welche  Ader,  gelassen  hatten».  Da- 
her hier  im  Anfange  immer  grofse  Vorsicht 
und  behutsame  Versuche  zu  empfehlen  sind* 

Bei  JEntzündungen  kann  das  BIntlassen 
kfrchst  schädlich  werden,  indem  dadurclk 
dein  Theile  die  Kraft  genommen  wird,,  die 
auch  hier  nöthige  Krisis,  das  heifst,  Zer- 
theilung  und  Resorption,  zu  bewirken.  Man 
kann  sich  davon  am  deutlichsten  bei  äüDser- 
Behen  Entzündungen  üherzeugeÄ»  Wie  oft 
iit  hier  nicht  schon  durch  unzeitiges  Ader- 
faMsen  oder  Anlegen  von  Blutegeln  zwar  die 
Itöthe,  Hitze,  und  Schmer  i^  gehoben  worden, 
äbkr  eiqe  Verhärtung  zurückgeblieben!  — 
Btesselbe  'geschieht  nun  auch  bei  innern  Ent- 
zündungen ,  und  man  kann  gerade  durch  21X 
vieler  Aderlässen  das  bew^rk^n ,  war  man 
▼erhüten  vtil,  zurückbleibende  Verh^rtni!^, 

das 


fll 


das  heifst^  ein  znr^ckgehlitbenes  i  and  aiii 
Kraftmangel  nicht  resorbirtes^  nnd  nön  in 
Verhärtung  übergegangenes,  Entsündangs* 
ezsndat.  —  Aber  es  ist  noch  eine  swaitt 
Folge,  die  wir,  besonders  bei  Lungenent»^ 
ftoiidungen^  ron  zu  starken  Aderlassen  %n 
furchten  haben,  und  leider  oft  genug  beob«- 
achten  ,  nehmlich  ein  pICtdiches  ^ebersprin* 

Em  des  Organs   aus  den  Zustand  erhöhter 
ebenskräft  in  den  der  verminderten*    Die 
Folge   ist    entweder  sogleich   IJebergang  in 
eine     nervöse,     oder    wohl    gar    putride^ 
gangränöse  Enteündung    (wie   wir   diefs  ja 
auch  bei  äuDserlichen  Entisündungen  oft  gan« 
lichtbar  wahrnehmen)',   oder  in  einen  chro« 
aischen    Schwächesustand  des  Theiles^   der 
sich  bei  Luns^eukrankheiten  gewöhnlich  durch 
am«  nachfolgende  Blennorrhoe,  Phüäm  pi« 
tidtoso    genannt,     auszeichnet,     oder    auch' 
Brustwassersucht  £ur  Folge  hat  —    Am  «!• 
lergefahrlichsten  können  diese  folgen  wer» 
den  9^  wenn  es  gar  keine  ächte  idiopathische 
ZntzitndDiig,  sondern  nur  eine  conatmuüh^ 
gasirisdUy  war«  die  jetat  so  häidlg  verkannt 
werden  9  wo  «in  Brechmittel  die  ganae  Eni» 
ftündung  hebt,  ein  Aderlafs  aber  nicht,  son« 
dem  vielmehr  die  Schmerzen  und  Beklem- 
mung vermehrt,  und  eben  diesen  TJebergang 
uft    ochwäcbesustand    des    Organs  und    dea 
fanaen   Organismus  erzeugt^    und  dadurch 
«sthenisohe  Pneumonie  mit    schwerer  lang* 
wieriger  Krise,  oft  auch  mit  hinaukommeu« 
den  nervösen  Fieber  und  Friesel,  oder  einer 
nachfolgenden  Phthim  pitwto$ay  herbeiführt« 

Am  allerbedenklichsten  aber  ist  es  mit 
deu  Blutentsiehungen   bei  den  sogenannteB 
loani.  LYIU,  B.  x.  St.  B 


—     id     — 

Bjtizifischin  Entzündungen ,  das  faeifst ,  bei  sol- 
ciien  y  wo  die  Efttzündung  nur  ein  Symptom, 
aber  nicht  die  K^ranbii^it  ist^  diese  vielmehr 
min     eigenthümlicher     Krankheitsreis     oder 

'  Stoff  ist  i   welcher  nur  durch  seipe  Reizung 

die  inflammatorische  Reaction  hervorbringt« 
Hier  kann  zwar  die  Blutentziehutig  die  Er- 
scheinungen der  Eütztindung  wogt^ehmep^ 
aiber-  sie  hebt  dadurch  nicht  die  Krattk^eit> 
^ielm'ehr   macht  sie   sie   oft  nur  noch  hart- 

>  >  .  nfickiger  und:  geföhrlicher,  da  sie  dem  Theil 
die  Böthige  Kraft  ^und  Phlogosis  entzieht, 
^etche  ztkt.  voUsJtändigeA  kritischen  Bear« 
beituitg  d-es  Ü^bels  nothwendig  ist.  Am  deoti* 
Uöhsten  laüjit  sich  diefs^  bei  einer  Entzündung 
von  einem  SpKtter  oder  mechanischen  Bei« 
l^ew^sen*  Man  bann  auch  .hier  durch 
ortliche.  Blutentziehuttg  Schmerz^  Hötbe, 
Hit^e,  g^nug  dio  Symptomeu  der  EAtzündong^ 
wegaehmen,-  aber  mau  hindert  gerade  da-* 
diireh  die  kritische  Operation  der  Natur, 
durch  Eiter^ing  deii  fremden  Korpei^  heraus-» 
»uschaffeu.  Etwas'  ähnliches  findet  be^  den 
epedifischeu  tind  metastfitischeii  Entzüudun-» 
gen  9  den  scrofulosen ,  syphilitischen  ,  arthri- 
tiBchen ) '  rheumatischen ,  statt. .  Nur  die  Ei- 
terung kan»  man  dadurch  verhüten ,  aber 
laicht  die  Heilung  bewirken.  Wer  wird 
tine  syphilitische,  scroftitöse^  arthritiscbo 
Jkngenentzündung'  durch  Blntentziehung  hei- 
'  len  ?  Im  Gegentheil j,  sie  werden  oft  ver- 
scblimmertt  und  die  Destmction  des  Organs 
Aüdurch  beschleunigt.  Die  Heilung  kann 
nur  durch  Vernichtung  oder.  Ableitung  de« 
specifischen  Krankheitsreizes  bewirkt  tirer- 
aeil\  -^  Nur  bei  den  hohem  Graden  sol- 
cAer«  Ent&ündangeit    kann     Blutentzieliunjf 


—     i3     — 

irmptomatiscli  nütslich  seyn^  besonders  crm 
l^terang^  so.  verhüten,  aber  selbst  dann 
Bicht,  iwenn  Eiterünigf  nöthig  ist,  wie  z.  B. 
bei  Faninkeln ,  Abscessea ,  welche  durch 
SlatentKiebnn^  verhindert  Mrird. 

Wie  bedenklieb  Blntentziehang  bei  äu^ 
^Schm  Gichtemzitndungen  vrerden  kann,  dAt 
ktt  die  Erfarung,  anch  mir,  oft  genng;  ge* 
xei(;t,  tind  es  erfödert  diefs  noch  eine  be- 
MndereBetracbtnng^  dtf  man  jetzt  von  neuem 
wieder  sebr  daasn  geneigt  ist,  bei  jedem 
6ichtaii£ftll  die  Sobmerzen  eiligst  durch  Blut-« 
ifel  tea  bescltwfcfati|en»  ja  diefs  fttr  die  beste 
li^ndlaAg  dös  Gi<£tanfalls  zu  halten.  Ab6r 
ieh  bitte ,  nie  2u  vergessen ,  daf«  bei  regii^ 
kber  Gicbt,  Pedagra,  Chiragra  u.  dgk  die 
ItfU^ndiing  eigen tlicb  nichts  anders  ist^  äla 
dm  Krim^  am  Ertliche  M^astawä^  vrodor<!h 
ein  geühriicber  Krank^itsstoff  von  innen 
sacb  «utsen  abgeiset^t  ^ird,  und  die  beste 
Kur,  «o^olU  ftr  des  Ganze  als  für  das  Oert* 
licbe^  die  iat^  den  )i:ritiscben  Prozefs  recht 
voUiEomiDen  ausarbeiten  zu  lassen»  Welehes 
eben  durch  die  Entzündung,  dieses  vrtUcHe 
Fieber,  gescbiebt«  Nichts  aber  nimmt  die 
dazu  ffcHhige  Kraft  und  Phlogosis  mehr^ 
alz  die  Blütäntziehungt  und  die  Foige  ist 
doppelt.  Entweder,  der  Gichtanfell  ver* 
schwindet  gleich  nachher,  und  die  Gicht 
wirft  eich  nun  auf  ein^n  innern,  '^eit  ge- 
fSirliehern^  Tbei^  z.  &  den  Kopf,  die  Lun« 

S;  ei  entsteht  Lungenentzilnduag,  odfer 
bgflnft  y  oder  Ifi^enehtziindung.  leb 
habe  mehrmals  dadurch  traurige  Erfolge  und 
pldtzUebe  TodesfXHe  eivtstdben  sehen.  Oder 
mau  macht  wenigstens  die  bisher  regeHnS* 

B  st 


» 

hif€  und  heilsame  Gicht  irregnlaift  anomft" 
lisch,  atonisch.  Die  Natur  verliert  die  Krjtift 
uod  die  Gewohnheit,  die  Gicht  nach  aufsen 
absusetsen,  und  es  entstehen  nun  tausend- 
fache Leiden  innerer  Krankheit  und  Kränke 
'  lichkeit.  Und  selbst  der  äuTsere  Theil,  der 
an  der  Gicht  litt,  -wird  dadurch  sehr  gefähr- 
det» Indem  die  kritische.  Operatioi;!  in  ihm 
gestört  wird,  bleibt  nun  leicht  ein  chroni- 
sches Ileiden,  ein  Exsudat,  eine  Steifigkeit, 
suruck,  und  Statteines  akuten ^  seine  Zeit 
dauernden,  Uebels,  hat  der  Kranke  nun  ein 
ehronischeist.  «^  Am  meisten  ist  diefs  alles 
TOn  allgemeinen  Aderlässen  zn  furchten^ 
doch,  auch  örtliche,  Blutügel  u*  dgl*  können 
diese  Folgen , 'wenn  auch  in  geringerm  Gra-> 
de,  erzeugen.  Die  Regel  bleibt  also  immer^ 
bei  äufsvn  Gichtanfälkn  die  JBluUntziehung  tu 
vermeiden^  und  ich  nehme  den  einsigen  Fall 
aus^  wo  Jugeüd,  .Vollblütigkeit,  wahre  all^^ 
gemeine -enträndUche  Diathesis,  oder  die 
Gefahr  eines  edlen  TheiU,  2.  £«  des  Auges,  Blut- 
entuehung  fordert.  —  Bei  innerlichen  gich*> 
tischen  EntKündiingen,  z*  £•  einer  Magenent^* 
Bündung,  oder  Lungenentzündung,  von  Po- 
dagra retropulsa, .  ist  es  freilich  der  entge-* 
gengesetzte  Fall^  aber  aus  dem. nehmlicben 
Grunde«  Denn ,  aufser  dafs  hier  die  Be-* 
freiung  des  affizirten  Organs  von  der  EhU 
ftündung  die  Hauptsache  ist,  ist  gerade  der 
Umstand  vortheilhaft ,  der  es  bei  äülserer 
Gicht  verbietet,  nehmUch  die  Eigenschaft  des 
Aderlasses,  die  Gicht  mobil  zu  machen,  oder 
mit  andern  Worten»  die  Fixirnng  derselben 
an.  eilten  Ort  aufzuheben ,  wefcfaes  wahr- 
scfaeioUcb  durch  Lösung  des  einsperrenden 
Krampfs  geschiebt; 


—      i5     — 

VVas  kier  von  der  Gioht  gesagt  vrord^n^ 
^ilt   auch    von    dem  Hheumatismus.     Auch  «r 
ist  jkeibe  reine    Ent^üodun j ,   sondern   eine 
fpezifificbe,  ja  nicht  eiqmal  eine  wahre  Blut- 
ent2Ündang»  sonder«  eine  seröse*     Daher  diö 
fast  immer    begleitende    seröse    Gesch^vfulst^ 
üe  mangelnde   Eiterung.    Hier  ist  folglich 
nicht  Blutentziehung,    sondern   seröse  £nt^ 
leerang,  durch  Schweifs,  Vesicatorieri,  und 
äliuliche  Mittel,  die  wahre  Krise,  denn  dei^ 
Krankheitastoff   ist  nicht  Blut,    sondern  Se- 
mm.    Hier  wirken  Vesicatorien  —  aber,|yer- 
steht  sich,    mit  Blasenzug,    mit  wirklich^iT 
seröser  Ausleerung  —  wie  Bluteutziehungen^ 
Wie   oft   habe   icja  rheumatische   Augcncnt- 
LÜndungen    lange    vergeblich  mit   Blirtigelu 
bekämpfen  sehen,   die  Röthe,  der  Thränen-^ 
ftuf s  ,  nahmen  immer  mehr  zu  —  ein  einT^i- 
^es  Vesicatorium  hinter  den  Ohren  hob  die 
ganze  üalzündung.  —  Blutentziehungen  hin- 
^egen  bewirken  sehr   leicht  Hemmung  d^ 
örtlichea  Krise,  örtliche  Schwächung,  und 
dadorcfa   zwar   Verminderung  der    Schmer- 
seo  und  Hitze,  aber  Uebergang  in  das  Chro-i 
niscbe,    und    desto   gröfsere   Hartnäckigkeit 
desUebels,  oder  zur ückl^leiben de  Geschwulst 
and  SteiBgkeit   des    Theils ,   oder^  auch   die 
Disposition,    bei    der    geringsten    Veranlas-« 
sung  wieder  einen  Rheumatismus  zu  bekom« 
mea.    Auch  kann,   wenn  es  ein  Rheumatis-I 
mus   \agus   ist,    dadurch    bewirkt  werden, 
dafs  er  mobil  wird,  und  sich  von  einem  äu« 
fsern    auf  einen  Innern,   von  einen  weniger 
«dien    auf  einen   edlern  Theil,    versetzt.  -— 
AUo  auch  hier  ist  nur  dann  Blut  zuentziehent 
wenn  Jugend ,  Vollblütigkeit ,  wirklich  roth« 
phlegmonöse    Beschaffenheit    des    affizirteo 


-*     i6     -- 

TheiU  et  aötbig  mache».    Aber  aur  mM^igy 
asd  lieber  örlUch  als  aUgemein». 

Was  toll .  ich  endlich  YOa  den  erysfpdiu 
fdiin  Entzündungen  sagen  —  diesen  in  der 
Resel  nur  consensueuen ,  oberflächlichen, 
und  höchst  flüchtigen,  ÖautirritatiOneh ? 
T-  Wer  w^fs  es  nicht ,  daDs  Jhier  ein  Breche 
mittel  schneller  die  £nt:(ündang  bebt,  als 
lüle  Aderlässe ,  ja  dafs  Aderlässe  die 
schlimmsten  Folgen,  schnelle  Versetzung  der 
£ilt«ündungen  von  aufsen  nach  innen,  Ue« 
bergan^  in  Brand,  oder  in  langwierige  Ex-» 
•udat^nen  und  Yerhärtungen  zur  Folge  ge* 
habt  haben?  —  Auph  hier  ist  die  Bluten t- 
»iehujig  nur  dann  indizirt,  wenn  das  Roth- 
lauf  wirklich  phlegmonös  und  tiefer  eindrin* 
gend  wird ,  oder  wenn  es  den  Kopf  und  die 
An^en  ergreift. 

Etwas  ähnliches  ist  es  mit  den  sdzr/oii« 
nösen  FttUrn.  w-  ich  kaan  keinesweges  ih  deo 
Ton  4erer  einstimmen ,  die  hierbei  unbe^ 
dingt  die  stärksten  Bluten t^iehun^en  empfeb** 
len.  Diefs  kann  nur  erlaubt  seyn^  wenu  das 
Scharlach  mit  einer  acht  entwudlichen  Epi<» 
demie  verbunden  ist,  wie  es  f».  Bf  in  dea 
tetf^ten  Jahren  häufig  der  Fall  war.  Aber  an 
ntidtür  sich  verträgt  das  Scharlacbfleber  iji^eiae 
starken  Blutaasleerungen.  Es  gehört  mebp 
SU  den  erysipelatöseu  Entsiin düngen ,  und 
BUterscheidet  sich  eben  dadurch  sehr  wo» 
sentlich  von  den  Pocken  und  Masern,  weU 
che  mehr  2U  dto  phlegmonösen  Entzündun« 

Ell  gehören ,  und  daher  reichliche  Ader» 
se  weit  besser  vertragen ,  ja  erfoi^d^rn.  -«^ 
ich  habe  in  frühern  Zeiten  mehreremale 
f  tsthen ,  -«-  und  welcher  meiner  altern  Her« 


—     17     — 

reo  Kollegen  hat  es  nicht  auch  geseheo  ?.  --• 
iah  unmittelbar  nach  einem  AderiaJb,  ja  nach 
Anlegung  von  Blutigeln ,  das  Scharlachfieben 
iojleich  einen  nervösen  Karakter  annahm^ 
die  Kräfte  sanken,  und  entweder  tödtlicher 
Ausgang  9  oder  eine  langwierige  metastati'* 
fche  Herstellung  erfolgte.  Ja,  nach  der  An* 
legnng  einiger  Blutigel,  sab  ich  einsteine  colli-« 
^ative,  kaum  su  stillende,  Blutung,  und 
icbnellen  Uebergang  in  Faulfieber  erfolgen.. 

Dasselbe  gilt  von  den  FrUselfiebern,  — Die 
grölste  Vorsicht  ist  hier  nöthig.  Fast  im«' 
nier  waren  Blutentsiebungen  schädlich.  Nur 
dringendes  Bedürfnifs  der  individuellen  Con.-' 
stitntion,  oder  epidemischer  Karaktcr,  oder 
wirklich  entstandene  EntEiindung  eines  wich- 
U{;en  Eingeweides ,  dürfen  uns  hier  dazu  be- 

sUmmen,   und  auch  dann  noch  mit  grofser 

Behulsamkeitf 

Doch  ich  muDs  zum  Schluüs  noch  etwas^ 
Ton  dem  Mifsbraucb  der  Blutentziehung  bei 
Nwtnkroiüümm   sagen.   "*^.    Ich  gehe   hier 
von    dem  Grundsatze  aus;    Für  die  Nerveii/^. 
krankhiit  an  sich^  für  die  reine  Nervenkrankheit^' 
nr  Biutentziehung  gar  kein  Heilmittel»  —     Der 
Nervenaffect  selbst  hat  seinem  Wesen  nach? 
■lit  dem  Blut  und  Blusystem   gar  nichts  ge< 
mein.     Im  Gegentheil  weit  häufigem  enttdel^* 
er   von   Mangel  des  Bluts  und   von  Schwä««^ 
che.  —    Die  ganze  alte  Welt,  von  Hippa^i 
crates  an ,  hat  dieses ,  nur  unter  verschiede-^- 
aen  Namen  (der  Spirituosität,    Vehtositiu  elc*),* 
anerkannt,   die  Nervenkrankheiten   von  den 
Blutkrankheiten  unterschieden,  und  bei  ihnen 
für  Blutentziehungen  gewarnt.      Wie   viele 
Weiber  habe  ich  gesehen ,  die  ßich  früher  ge- 


^    ,ar  - 


'  •/ 


wähnt  hatten ,    bei  allen  kleinen  ZttfMlleiiy 

Blnt  pm  lasten ,.. dadurch  aber  immer  nervo-: 

•er  und  schwächer  wurden ,   und   die  f ich 

erst  dann  erholeten  ^  und  ihre  NervensnföUe 

Terloren,  als  sie  die  Aderlässe  einstellten« 

Die  allgemein  herrschende  Gewohnheit ,  oft, 

und. bei  den  geringsten  Gelegenheiten,  auch. 

wohl  phne  Nuth  £a  .bestimmten  leiten,  Blut 

XU  lassen,    war  in  der  Mitte   des   vorigen 

Jahrhnnderts    eine   der  Hanptursachen  der 

einreifseqden  Hysterien^  Hypochoiidrien,  und 

analerer  Nervenübe} ,  ntid  näthigte  schon  da« 

mais  vernünftige  Aerste^  dasselbe  zubeschrän* 

ken  M   woraus  lireilich  nachher  eine  ^u  weit* 

f  ehtad^  Vergessenheit  desselben  entstand.  — * 

Irt  es  nicht  eine  ganis  gewöhnliche  Erschei^i* 

niing,    dafs  Weiber,    welche  starke  Menr^ 

striiation  haben ,    nervenkr^k    sind,    diese 

Krankheit    aber     verlieren ,     während    si^ 

ichvranger  skid»  noch  mehr  aber  wenn  der 

periodische    Blutverlust    mit    dem    458teny 

oosten  Jahre  gane  aufhört?    Sieht  man  da 

meht  die  vorher  schwächlichsten,  hysterisch« 

iiten  Weiber,  gesund  und  nervenstark  wer* 

den?  «-    Ja   es  ist  eins  der  sichersten  dia^ 

piostischen     Kennzeichen    der     Nervosität 

eines   Zufalls,    wenn   Blutentsiehungen  ihn 

Terschlimmem  9  der  Wein  und  ähnliche  Ex« 

litantien  hingegen  ihn  bessern.  .  Sind  nicht 

aehon  Beispiele  genug  vorhanden,  dafs  Kräm^ 

pfe  duroh  Anvirendang  des  Aderlasses  bis.  zuih 

Grade    der    Tödtlichkeit    vermehrt   worden 

sind?  -^    Nie  also  dürfen  BlutentKiehungen 

angewendet   werden   für  die  Nervenlirank- 

halt  an  sich,  wenn  keine  besondere  Indica^ 

tion.sie  erheischt ,  und  diese  ist,  wenn  wahre 

VQUblüti|rkeit|  od«r  enUiündiiob§r  Kar{d(ter^ 


« 
^ 


—     »9     — 

oder  unterdrückte  Blntflttsse ,  die  Nerren^ 
kranfcheit  als  ertfernte  Ursachen  veranlas« 
sen ,  oder  sie  vermehren.  Hier  kann  Blnt* 
entziehan^  nützlich  seyn^  aber,  nicht  sur 
Heilungder  Nervenkrankheit ,  sondern  nttr 
sar  Beseitigimg.  der  entfernten  Ursachen. 

Hierbei  kann  ich  nicht  umhin ,  noch 
anf  einen  Punkt  ieinfoierkfiam  zu  machen.  -^ 
Es  gibt  einen ,  in  jetzigen  Zeiten,  nicht  sei« 
tenen  Fall^  wo  ein  btdtutender  jBiutübtrfiufg 
(Plethora)  mit  Schiväche  der  Nerpm  und  äv 
C^äfit  verbunden  ist.  Es  ist  der  Fall  be* 
sonders  häufig  in  den  höhern  und  luxuri<f<» 
stn  Ständen,  ,die  reichlich  die  Freuden  der 
Tafel  geniefsen,  sich  übermäfsig  nähren j 
dabei  aber  ein  sitzendes  bequemes  Leben, 
fähren,  und  folglich  nicht  durch  Muskularbe-r 
besang  der  Faser  gehörige  Kraft  und  Ton  ge^ 
bcn,  und  das  Gleichgenvicht  zwischen  Mus-» 
Jkel-  und  Nervensystem  erhalten.  Hier  ent-^ 
Bteht  )enes  bedenkliche  MiTsverhältnifs  zwi-* 
•eben  der  Last  des  Blutes  jomd  der  bewegen- 
den KrafL  Diefs  sind  die  wahren  Region 
jien  der  schnellen,  apoplectischen  Zufalle^ 
eben  aus  diesem  mangelnden  Verhältnifs  der 
Kraft  zur  Masse.  Beim  Alter  entsteht  ein 
^ans  ähnlicher  Fall.  -—  Hier  aber  entsteht 
auch  eben  deswegen  eine'  eben  so  bedenke 
liehe  Aufgabe  für  die  Praxis  in  Absich^-des 
anzustellenden  Aderlasses.  Der  Anschein  iat 
hier  völlig  sanguinisch^  plethorisch,  der 
Kranke  wohl  genährt,  das  Gesieht ^  roth^ 
der  Puls  voll.  Man  glaubt  sich  völlig  be«- 
rechtigt  zur  reichlichen  Adeflafs.  Man  unt* 
ternimmt  es,  aber  gleich  darauf  sinken  die 

Kräfte  dergestalt,  daJb  oft.niohts  i^iedcir  im 


—     w    — 

Stand«  ist,  ihnen  aiUkahelfon ,  oder 
Krankheit  geht  plötsUch  in  den  höchsten 
Grad  toq  Neryosität  und  Lähmung  über« . 
Noch  schlimmer,  -wenn  bei  dem  ersten  Ader-i 
lafs  einige  Besserung  sich  findet,  und  inaft 
sich  nun  su  dem  «weiten  berechtigt  glaubte 
—  Ein  ähnlicher  Fall  findet  sich  bei  der  Voll- 
blütigkeit  fetter  schwammichter  JLörper  {Ph* 
thora  übesa)^  Auch  hier  ist  di^  gröfste  Vor- 
sicht bei  Anwendung  der  Aderlässe  nöthig. 
Noch  eine,  noch  gefährlichere,  Tau-» 
schung  f  mn[a  ich  liier  andeuten ,  die  Tau«» 
schung,  blofse  Ausdehnung  des  Bluts  ^  ein^ 
Turgesctntia  sanguinis  nsrposa,  fär  wahre  Ple.^ 
thora  zu  halten.  £s  kann  nehmlich  bei  ei^  ' 
nem  gansb  nervösen  Zustand,  chronischer 
sowohl  als  akuter  Art,  durch  eine  innere^ 
oft  blofs  von  den  Nerreneinflufs  auilgehende, 
und  in  den  innern  Lebensyerhältnisseii  des 
Bluts  begründete^  Eicpansion  des  Bluts,  eino  ' 
scheinbare  Vollblütigkeit ,  entstehen  ,  welche 
fast  die  nehmlichen  Erscheinungen  des  vol- 
len Pulses,  der  Bö'tbe,  der  Hitze,  hervor- 
bringt, wie  wahre  Pletlvora,  oder  phlogisti* 
scher  Karakter  der  Krankheit.  —  Eben  sd 
wie  ein  schwächlicher ,  wenig  Blut  habender; 
Mensch,  durch  blofse  Stuben-  und  S.onnen- 
bits&e,  durch  einc^  Bouteflle  Wein,  auf  ei- 
nige Zeit  einen  vollen  Puls  mit  cfrhöhter 
Wärme  erhalten  kann,  eben  so  kann  die 
durch  den  Fieberprozefs  erseugte  vermehrte 
Wärmeerzeugung  allein  dieselben  Phäno- 
mene heirvorbringen ,  eine  blofse  Expansion 
des  Bluts.  —  Aber  wehe  dem,  der  sich 
durch  solche  Erscheinungen  zu  allgemeinea 
Blutentziehungen  bestimmen  läfst.  Das  schnell^* 
ste  .Sinken  der  Lebenskraft,  und  Oft  uner^ 


—      18»      — 

Schaden  9  wird  die  folge  aeyn. 
Sine  genaue  KenntniDs  and  Beobachtung  des 
Pulses  allein^  und  das  Veränderliche  der  Er- 
scheinungen 9  können  ihn  hier  für  dem  Fehl« 
griff  schüta^n,  und  hier  zeigt  sich  die  Wich- 
tigkeit der  PuIskenntn'iXs.  Der  Puls  der 
säeinbaren  Turgescens  -von  Expansion  un- 
terscheidet sich  von  dem  Pulse  der  wahren- 
VoUblütigkeit  und  entzündlichen  Diathesis 
dadurch  ,  dafs  er  im  erstem  Falle  zwar  voll, 
aber  weich  und  leicht  zu  comprimiren  ist, 
da  er  hingegen  im  letztern  Falle  bei  der 
Vollheit,  Starke  und  Widerstand  darbietet, 
nod  selbst  beim  starken  Zusammendrücken 
der  Ader  noch  iinmer  unter  dem  Finger  auf- 
blickt« Dazu  die  Veränderlichkeit  desselben 
nnd  aller  übrigen  Erscheinungen,  da  hinge- 
gen bei  dem  wirklich  EntzündUchen  Konstanz 
ua  Pulse  und  allen  Phänomenen  das  auszeich- 
nende ist«  Hierbei  kann  ich  auch  nicht  un« 
terlatfien,  das  in  diesen  zweifelhaften  Fällen 
oft  entscheidende  Kriterium,  den  llrixi,  be- 
stens zu  empfehlen.  Ist  er  blajb  und  wäls- 
rigt,  ßo  kann  man  versichert  seyn,  dafs  der 
JKarakter  des  TJebels  nervös  n^nd  krampf- 
haft,  und  das  AderlaJCs  nicht  indidrt  ist* 

Die  besten  Belege  hierzu  geben  die 
Fälle  ^  wo  von  gro/ser  Sonnenhiuz  bei  starker 
Bewegung  des  Körpers,  eine  solche  Tur- 
gescenz  des  Blutes,  und  dadurch  oft  plötz^-^ 
liehe  apoplectische  Zufalle  entstehen,  wie 
diefs  bei  den  Arbeitern  in  der  Erndte ,  oder 
bei  foreirten  Märschen  in  der  Sonnenhitze, 
nicht  selten  geschiebt  ,  Auch  hier  ist  meh- 
rentbeils  jeaer  gemischte  Zustand,  vorban- 
den»    Ausdehnung    des    Bluts,    Congestiun 


#         ■ 

nach  dem' Gehifu.,  mit  Terminderter,  ja  oft 
durch  Ufeberreieuh^  der  JtjLitze^  durch  über-* 
mäfsig^  Kdrperanstrea^un^,  erschöpfter  Kraft 
des  Herzenrtintd  de^  Nerven,  Hier  erfolgt  oft  * 
der  Tod  sogleich  oder  in  vrenig  Stunden  j  es  ist^ 
bei  aller  Blutexpansion,  dennoch  beiden  mei* 
«ten  eine  Apoplexia  nervosa  -—  Tod  von  Erschö- 
pfung der  Nervenkraft  —  und  das  Aderlässen 
beschleunigt  den  Tod.  Schnelle  Entziehung  des 
innerlicli  angehäuften  Wörmestofifs  durch  kal«  , 
tes  Waschen  mit  Wasser  oder  Essig ,  und 
nach  und  nach  angewendete  gelinde  Ner-» 
venreiemittel,  sind  die  besten  Rettungsmit- 
tel. Sehr  merkwürdig  sind  hierüber  d«. 
vortrefflichen  Schmucken  ♦)  ^eobachtun^l^en| 
die  er  im  siebenjährigen  Kriege  machte.  An 
einem  solchen  Schrecklichen  Marschtage ,  in 
der  grÖfsten  Hitze  ^  fielen  an  3oo  Soldaten 
auf  diese  Weise  nieder.  5,Hier  wurde  nun  ^ 
häufig  zur  Ader  gelassen,"  erzählt  er,  ,,gleich 
nach  der  Oeffnung  spritzte  das  Blut  in  ei-r 
nem  grofsen  Bogen ,  stand  aber  sogleich  still, 
pnd  lief  nun-  tropfenweise  aus  der  Ader.  — ' 
jyit  meisten  von  denen  ^  welchen  Ader  gelas^ 
$en  wurde y  stafhen.**  —  Möchten  sich  doch 
l^olche  Erfarungen  alle  diejenigen  zu  Her» 
zen  nehmen,  die  jetzt  bei  allen  ähnli« 
chcn  Fällen  gleich  Entzündung  des  Gehirns, 
und  die  Indication  zum  Aderlafs  annehmen! 
-*^  3ehr  lesenswerth ,  und  ganz  hiermit  über- 
eUistimmend,  sind  auch  die  Beobachtungen, 
die  Hr.  Dr.  Steinkühl  über  dien  Tod  vom 
{Sonnenstich  in  diesem  Journal  1819  October 
fnitgetheilt  hat. 

•)  S.  Schmuckeres  vsrmischts  chirtirghche  S^kriJ* 


—     «5     — 

In  allen  den  Fällen  aber  y  vro  wir  £wei- 
felhaft  Bind,  sei  man  wenigstens  höchst  Vor- 
sichtige, and  unternehme  erst  ein  kleines 
ProbtaderJafs ,  wobei  'man  während  des  Blöjt- 
flieisens  den  Pnls  sor^lti;  beobacbtet,  und» 
wenn  man  nach  einiget  Unzen  Blutverlust 
Sin  schon  sinken  fühlt,  sogleich  die  Ader 
sabinden,  hingegen  >  wenn  man  den  Puls 
dabei  sich  heben  und  bessern  fühlt,  daiia 
das  sieberste  Zeichen  der  Nothwendigkieit 
des  Blutverlustes  annehmen,  und  die  ge« 
bdrige  Quantität  ablassen  kann^  Oder  man 
begnüge  sich  in  solchen  Fällen  mit  örtlichtn 
Bluientleeningen  ^  welche  den  groÜsen  VoTZUg 
haben ,  eine  genfirige Menge  Blut  einem  über- 
ftllten  Theil ,  und  duch  der  ganzen  Masse . 
lu  entziehen^  ohne  das  Herz  und  ganze  Sy<* 
«lern  durch  unmittelbare  schnelle  Entleerung 
SU  sehr  zu  schwächen  •  -^  So  wenig  icn 
der  l&einung,  und  der  jetzt  in  Frankreich 
Lerrscbendeü  Mode  zugethan  bin,  dafs  man 
durch  Bluügel  das  allgemeine  Aderlafs  er* 
setzen  könne ^  wo  es  angezeigt  ist»  im  Ge<i* 
gentbeil  überzeugt  bio»  dafs  bei  einem  wirk- 
Ucb  allgemein  entzündlichen  Zustand  nnr 
ein  allgemeines  -  Aderlafs  den  schwächenden 
Eindruck  auf  das  ganze  System  erzeugen 
könne,  der  allein  die  Wurzel  der  Entzün- 
dung Ternichten  kann^  'Eben  so  sehr  gebe 
ich  ihnen ,  in  zweifelhaften  Fällen ,  und 
besonders  bei  IJeberfüllung  der  Gefaise  mit 
Schwäche  verbunden,  den  Vorzug  vor  den 
allgemeinen  Aderlässen,  und  habe  oft  genug 
die  treulichsten  Wirkungen  davon  gesehen*. 
Nur  erlaube  man  hier  zu  erinnern,  dafs 
et  dazu  gar  nicht  immer  der  Blutigel  be« 
darf,  —  diet  wi«  ich  fürchte,    durch   die 


V  ^    sA     ^ 

nng'eheard  Consnmtion,  bald  ausgerottet  teyh 
werden  —  sondern,  däfs  in  sehr  Tielen  FäU 
len  das  Schröpfen  dieselben  völlig  ersetfH,  jtf 
noch  in  der  Kraft  übertrifft^  da  es  noch  ei- 
.'  neo  stärkern  HäQtreis^  und  durch  den 
luftleeren  Raum  einen  stärkern  Zug  des 
Bluts  nach  der  Peripherie,  erseugt,  welchem 
die  heilsame  und  kritisehe  Wirkung  ausneh* 
mend  vermehrt. 


Fstt  ttsht  itlss  Wort  s  Wer  Blui;  vsrgisfat,  der  vss» 

gis(i0t  dsf  Leben» 
UnwiJeifariiitlieh  oft  itl  schon  ein  gsruigea 

Vsrlutt, 
Dsriitt  seht^  es   fftr  Frevel»   leiöhuinnig  es  sa 

vsvsehwendeii^ 
Hur  4sm  Cveweiheten  in  Siagriff .  iiu  Lebe» 
-  .     \  edsiibc, 


/ , 


-.     a6 


'S 


lieber 

die    Irren. 

Vom 

Reg.  und  Med»  Rath  Dr«  Kattsch 

zu    Liegnitz« 


i** 


^Whjt,  bert,  riecht  9  Hhmtckt,  n.  s.  ir*  der 
TciwDMikde?  —  Er  ist  daven  so  trabrbaf- 
tag  überzeugt  ^  da£ft  er  im  Traume  siebte 
kort  TL.  ft.  if|  alB  es  der  Wachende  nar 
W9jn  kann  ron  dem»  was  er  wirUicfa  mbt 
sad  börL  Selbst  der  Wachende  glaubt  ^  er 
iMbe  im  Traume/  alle  die  schöaen  Farben 
-wirklich^  als  bhu^  grün  tind  roihy  in  den 
BUdern  seiner  Tranm^bilde  gesehen;  -wenn 
gleich  dieses  auf  eine  andere  Art,  als  im 
wachenden  Znstande ,  -wo  sie  ^rklich  sinn- 
lidi^  oder  auch  anders  vor  ihm  stehen»  ge« 
schehen  ieyn  möge*  I>amnngeachtet  Meht 
der  Tranmeade  keine  Farben ,  er  jbat  nnr 
nü  geßrbticheinenden  Schöpfungen  ssiFier 
Vhimtnm  oder  auch  mit  Gestalten  seines  as«^ 
seciationsmäljBig  reprodncirenden  Oedachtrds^ 
MM  SU  thun;  gerade  \fie  dieses  beim  Wa- 
chenden der  Fall  ist,  wenn  er  an  jemanden 


-    «ß    -r 

denkt.     Dieier  Jemand   steht  dann  wohlM-» 

^    färbt  4ind  "wohlgeseichnet  vor  ihm.     Gedacht'^ 

nifs  oder  thantafie,  oder  beide  j  sind  hier  in 

beiden  Fällen  gleich  geschäftig.    Wir  wisseo 

also  5  MTohin  die  Erzeugnisse  der  Träume  ge« 

hören.    In  beiden  Fällen,  des  Träumens  und 

Wachens,  findet  blols  der  Unterschied  statf^ 

dafs  der  Träumende- tiberzeugt  ist,   er  sah« 

wirklich  den  Gegenstcnd  vor  seinen  Augen^ 

der  Wachende    hingegen    sieht   die    Sache 

richtig  ein ,  er  weifs,  dafs  ihre  Erscheinung^ 

nur   ein  Product  (seiner  intellectuellea   Fa<«- 

cultäten^' ohne  wirklichen   Gegenstand,  ist;. 

Der  Träumende  irrt,  sich  allso  blols  darin^ 

dafs  er  glaubt  ^   seine  Sinne  seyen  wirklich 

im  Spiele,  wo   sie  es  nicht  sind.     Zwar  ist 

es  wahr,    dals    durch  sinnliche   Eindrücke 

.  auch   im  Traume    Empfindungen,    Gefühle 

mancherlei/ Art  veranlagst  werden,  und  iftinn* 

lieh  statt  finden  ^  ^  die  nachher  dieslBu  oder 

Snen  Traum   cur  Folge  haben.     Z*  B.  ein 
ruck  der  Lage  im  Bette,  ein  Knall,  ein 
Wetterleuchten,   oder  Blähuns^en,   KoUken^ 
Erkältungen    entblöfster'  Gliedmafsen^    Un- 
ruhe 'Yon   unterdrückter   Ausdünstung   bei 
Gichtkranken  und  andern,  n.  d.  m. ,    (wor* 
aus  auch  die  Erscheinungen  des  Alpdrückeni 
hervorgehen)  —  in  allen  diesen  Fällen  bil«* 
^  den  .  aber  eigentlich    diese    sinnlichen    Ein« 
drücke  nicht  den  darauf  folgenden  Traum# 
sondern   sie  veranlassen  ihn  bloüs^  und  er 
tritt  auch   dann    selbstständig    als    Produkt 
der  Einbildungskraft    unter  Einwirkung  su 
mancher  Eracheinungen  der  gedächtnifsmä« 
fsigeni    Ideenassociation    (stets    in    Damin^ß 
Sinne)  hervor* 

tigent- 


—       527       — 

Eigentlich  ist  hier  nicht  zvl  übersehen, 
dafs  Phantasie  und  Gedächtnifg  mit   einander 
vielmehr  als   die   Psychologen  glauben,  sq. 
sammen fallen.    Jede  bildliche  Schöpfung  der 
Einbildungskraft    fährt    entweder    in    ihrer 
Umgebung,    oder    ihren    Abtheilnngen    das 
Zeichen    des    Dag€W€Stnsejrn8  mit    sich    (und 
dann  ist  sie  Produkt  de«  Gedächtnisses)  oder 
nicht  (und  dann  ist  sie  Schöpfung  der  Ein* 
bildungskraft  9    die  immer  aus  rerwitterten 
Gedachtnifsbildern ,   hinweggesehen   yon  ih« 
rer  Schöpferkraft,  heryorgeht).    Wir  sehen 
s.  B.  im  Traume  einen  alten  Mann  in  Uni- 
form,     oder    einen    imponirenden    schönen 
greisen    Mann    mittleren    Alters,    in    eben 
derselben.     Die  TJmge1>ungen  ,  oder  die  Ein» 
Mlnbeiten   des   Gänsen  werden  deih   Träu- 
menden  sagen,    ob  er   Friedrich    den    Grofsen 
oder  seinen   Nachfolger  vor    sich  hat,   oder 
auch  g^£  etwas   anderes,  ihm  XJnbekann- 
tea*    Im  ersten  Falle  tritt  ein  Gemälde   des 
Gedächtniises  auf,  welches  associationsmäfsig 
reproducirt  wird.    Der  Träumende,  wie  der 
Wachende,  erkennt  es,  woran   er  itt,  an 
der   Zusammenstellung  und   den  Umgebun. 
gen,  welche  ihm  die   Zeichen  des  DageiM* 
tenseyns ,  als  solches  oder  solches ,  darbieten« 
FeUen  diese,  so  hat  das  Gedächtnifs  keinen 
Theil  daran,  und  dann  ist  es,  wo  suweilen 
phantastische  Erscheinungen,  e.  B.  dar  Mann 
mit  einem   Hörne  auf  der  Stirn,   -von  der 
Einbildungskraft  geschaffen,   sich  darbieten* 
Hier    hat   der  Traum  seinen  grofsen  Spiel« 
räum,   ungeachtet  er  in  der  nähesten  Yer» 
bindnng,    ninweggesehen   von  dieser  Schö-^ 
pferkraft,  mit  dem  Gedächtnisse  steht. 

Joam.LVIII.B.i.St.  C 


—    Iß    *- 

Werfea  wir    nun    einefi   Blick  auf  die 

Irren ,  so  i^erden  vrir  sehen ,  dafs  sie  mekr 

oder    weniger    im    Wachen,  träumen,    daa 

heifst,     die    Gebilde'   ihrer    Phantasie    oder 

auch  des   Gedäcbtpisii^s,   auch  im  Wache« 

für  wirliUch  und    wahr  hftlten. .    Hierüber 

mufs  ich^pdicb  «twas  umständlicher  einlassen:« 

'  *•» 

Per  Wahnsinnige  ist  ein  Träumen«]er^ 

der  auch  im  Wachen   die   Producte  seiner 

Phantasie,    auch    wohl    seiner    Erinnernnff, 

cnehr  oder  weniger  für  wirklich  auüser  si<^l| 

bestehend  hält.     Betrifft  ^eio  Wahki  nur  ^ 

neu   oder  den   andern  Gegenstand,  und  ef 

ist  im   Ganz>€;n  in  seinem  iTrtheile  ii^  ande^ 

rer  Beziehung  richtig,  so   hat  er  blors^ioe^ 

Xdtta.     Beides   kann    fortwährend  oder  nur 

temporär  seyn,  nachdem   es   ursachlich  be>^ 

dingt  ist. 

Tritt  zum  Wahnsinn  der  Drang,  seine 
Irrtbümec  gleitend  zu  machen,  so  geht  eriii 
Tobsucht  über. 

Steht  der  Irrthum  des  Unglücklichen, 
^he  er  zum  Wahnsinn  übergeht »  oder  ehe 
er  fixe  Ideen  bildet,  noch  in  jenen  Schran-^ 
ken,  däfs  er  sich  auf  traurige  Besorgnisse^ 
die  ihm  bevorstehen  sollen >.  beschränkt,  sa 
ist  das  Uebel^  der  Grund  sei  rjsligiöa,  oder 
anderer  Art,  MelanchoUt^  ixn  geringeren  Gra» 
de  nennt  man  es  HypocJipiyirien  Die  letztere 
kann  als  blofse  Kränklichkeit,  gleichlaufend 
-xnit  der  Hyatmei  auch  ohne  alle  psychische 
Erscheinungeqi  (eine  gewisse  Furchtsamkeit 
ausgenommen)  bestehen.  Sie  ist  bmSgpt 
als^wir  denken,  und  sehr  oft,,  wie  die  J?^« 
srtrie^  Folge  geschwächter  Hautfunktion. 


1  -  •.  - 

Die    BWrliinnighmi   gehört    nicht  hieher; 
tie  gründet   sich  iveni^er  auf  irrig^e  Ansich- 
ten,   ftls    auf  Mangel  an  Intelligens.     Die» 
hier  statt   findenden  irrigen   Ansichten  sind 
Uofs  Folge  der  letzteren  f  es  fehlt  mehr  an 
Prodncten  der  Einbildnqfskraft  nnd  an  Ge- 
dichtnifa,   als  dafs  sie  für  etwas  mehr,  als 
was  sie  sind,  wie  bei  andern  Irk*en ,  gehal- 
ttu  werden.  -  £in   niiSderer  Grad  der  Intel« 
^tnt  findet   hier  statt,   aber   daraus   folgt 
ooch  nicht,   daüs   die  Ürtheilskraft,   die  nur 
bejahen   oder  verneinen  kann,   ihre  Abstu- 
Aingen   habe.     Wer  nach  einer  sehr  man- 
gelhaften  Landkarte,  wo  die  meiöteli   Ort- 
schaften fehlen ,  einen  Weg  von  einer  Stadt 
snr  andern    uns   angeben    soll,    sti  er  ein 
Genie,  er  iHrd  sehr  schlecht  dab^t  beste- 
Wn.    Die  Landkarte  Ut  hiet  Yorerkennt-* 
nitft,  und  vorsiiglich  GedSchtniDs»    Wo  diese 
feUen ,  mufs  die  ürtheilskraft  (der  logische 
Verstud)  auf  sehr  niedriger  Stufe»   wenig- 
atena  scheinbar,  hervortreten.    NeMofi^B  Geist 
kann  nar  nrüu^ilen  nach  den  Acten,  wie  Sia> 
ikm  Torliwen.     Diese  Acten  sind  bei  selnr: 
niedriger  Stufe  der  Intelligens  in  so  schlech- 
tem Zustande,  da£s  auch  ein  Genie  nie  an<- 
ders  ale  ein  Blödficniger  sich  aussprech#n 
könnte.    Dia  Ürtheilskraft  scheint  daher  gar 
keine   Gradationen,    wie    die   andern   inteU 
lectnellen  Fakultäten,  wenn  ich  mich  nicht 
sehr  irre ,  ausulassen«    Entweder  bejahet  sie 
das  Pridikat  vom  Subjekte,   oder  sie  ver- 
neint ea.     Wo  kennte  hiebet  eine  Abstu* 
^™ff9  ^*  hei  den  übrigen  psychischen  Fa- 
enkiten  Sutt  finden  1     Sie  steht  daher  nur 
ia  sofern  bCher  oder  niedriger,  ali  aie  volt- 
stfindigara»  •iM  naader  voUstifaidiC«  Acten 

C  a 


—     3o     — 

spur  Uebei'sächt  vorliegen  hat.,  Die  Grada- 
tion liegt  iiicbt  auf  ihrer  Seite ,  wo  keine 
Abstufung  Statt  findet ,,  sondern  auf  Seifen 
der  vorliegenden  Acten. 

Die  Blödsinnigen  sollte  man  also  nicht  eu 
den  Irren  zählen,  weil  sie  nicht  in  die  Klasse 
der    beim    Wachen    Träumenden    gehören, 
aber  ich   mag  nicht .  zu  jenen  gehören ,  die 
taglich  durch   neue  Nomenklaturen  und  Ab- 
theilungen, welche  die  nächste  Folgezeit  so  oft 
wider  aufhebt,  der  Wissenschaft  in  den  Weg 
treten.  .    Man   verstehe  also   nur  die   Sache 
richtig,   und  lasse    daher  die   Blödsinnigen, 
wie  es  unsere  Gesetzbücher  thun^  die  cielbst. 
den  Wahnsinnigen   durch  einen   JS/ödsinnig-* 
i€itsproz6fs  als'  solchen  erklären,  auf  ihrer  al-^ . 
ten  Linie,  unter  den  Irren  stehen. 

-Die,  in  der  Typhomanie  oder  in  an- 
dern Krankheiten  Rasenden  •  die  Phantasi- 
renden  nach  genommenen  Giften,  manche 
Hydrophobischen  ,  exaltirte  Hysterische,  Be- 
rauschte (von  Opium  oder  Wein)  und  über- 
haupt alle  Exaltirte,  ein  grofser  Theil  der 
Mystiker  —  alle  diese  sind  Träumende«  in 
so  fern  sie  sich  mit  dem  gesunden  Men- 
schenverstände entzweien ,  und  dhrc  Phan- 
tasiebilder für  Wirklichkeiten  anerkennen. 

f 

Hieher  .^^hort  die  grofse  Anzahl  von 
Irren,  derfci\ iZustand  sich  auf  Reizung  oder . . 
U^berr^ikiuig  irgend  eines  Organs  gründet.. 
Zu  diee^er  lUasse  sind,  zu  zählen  die  Irren 
aus  Galtsuoht,  wenn  ihr  Lebersystem  in  so- 
matischjör  äinsicht  sehr  gereizt,  wird.  Noch 
dentlidler  tritt  eine  solche  Ek^izungals  Ur- 
sAcbe .  bei  ,  ide.a  mancherlei  Gradationeq  der 


#' 


~    5;    — 

Kjmphamanie  hervor,  auch  marr  hier  oft  bei 
den  Onaniflten  der  Grund  des  Uebel«  liegen* 
Hier  schwärmt  man  zuvörderst  kürzere  oder 
läDgere  Zeit  in  romantischen  Vorstellungeiit 
die  man  endlich  gleich  dem  Träumenden  füp 
Wirklichkeiten  hält.     Endlich  tritt  der  Fall 
bei   der    Nymphomanie  ein,    >yo    auch  wohl 
ohne  dic^e  romantischen  Vorstellangen,  dev 
Irre  nur  anf  fortwährende  schamlose  Befrie- 
digung denkt  f  die  ihm  auch  dann,  wenn  sie 
ihm  beschafft  werden  dürfte^  keine  Erleich- 
terung darbieten   würde.     Wer  sieht  nicht; 
dafs  auch    diese   Irren,    wenigstens   in   den 
niedern    Graden,    ^i^ahre  Träumende    auch 
wachend  sind  I     Sie  glauben  den  Erzeugnis^ 
sen  ihrer  vom  Reiz  des  Organs  aufgeregten 
Phantasie,   und  halten  sie  für  wirklich* 

Ich  kannte  «inen  bejahrten  Gelehrten, 
der  dadurch  unglücklich  war,  dafs  er  glaub- 
te, alle  Frauenzimmer  verfolgten  ihn  mit 
ihrer  Liebe. 

Wie  e$  um  die  stolzen  Narren  steht, 
räfßi  sieb  hieraus  recht  wohl  erklären,  ob- 
gleich icl^. nicht  behaupten  kann,  dafs  Ue* 
berreizung  eines  Organs  bei  ihnen  Statt  fin- 
den. Sie  waren  ehedem  gliicklich  in  ro- 
mantischen Vorstellungen  ihrer  GröDse  und 
Vornehmheit,  und  endlich  wufden  diese 
denselben  glaubwürdig;  sie  träumen  dann 
im  Wachen,  und  halten  sich  für  Kaiser  und 
Konige. 

Auch  das  Thierreich.  hat  Keine  Irren» 
weil  es  Träume  hat  Das  Thier  hat  sogar 
reinpsYchischen^  Irrwahn.  Dies  zeigt  die 
Trauer   oder  auch  die  Wuth  des  Pferde«, 


-     $4      - 

wAAmb  Bwmen  Nachbar  Toniii£it;~iiocli  mehr 
blnraiaaii  diafos  die  aehiamen  ErscheinaB« 
Ml  bei  Hunden  f  in  FoIm  ihrer  Liebe  für 
ptope»  Herrn.  Am  deutHcnaten  aber  legt  die- 
aea  so,  Tage  der  sfäh  und  auch  fvii^enae  Kol^ 
kr  dea  Pferdes ,  xwai  Krankheiten»  die  gar 
aioht  selten  und  yoa  höchsten  Interesse  fftr 
den  PsychirfiMpen  sind«  Die  hydrophobische 
Wuth  bei  Thieren,  besondera  beim  -von  toi- 
iuk  Hunden  gebissenem  Rindvieh,  oder  auch 
vohl  in  manchen  einseinen  Fällen  der  Bin* 
dnrpest»  u.  d.  m«,  lasten  hierüber  keinen 
Streifet  übrig. 


Sache  des  Irrwiihns  beschrfinkt  sich 
sdso  nicht  etwa  auf  das^  dem.  Menschen  ei-> 
genthümliche  Yernunftvermdgen  ^  (ich  neh- 
me diesen  vieldeutiffen  Ausdruck  hier  im 
^nne  Jücobt^)^  vro  Ibgiischer  Verstand  ist^ 
und  TrXume  statt  finden ,  dort  kann  er  statt 
linden.  Den  Vei^stand  dürfen  wir,  nach 
MaaUigabe  seiner  Beschränktheit  t  im  übri- 
gen dem  Thiere  niieht  absprechen.  Dieser 
{ibt  ihm  fi^ilich,  eben  bei  jener  Besehränlct- 
eit  f  «noch  nicht  das  menschliol^  Vorreidit 
4er  PerfectibiUtgili,  Hat  auch  der  Verstand 
a»  sich  bei  Menschen  und  Thieren  kaiaye 
GradatiaAen^'  w.eil  er  immer  nur  be|ahan 
oder  verneinen  kanrt,  so  sind  diese  doch 
nichts  hinsichtlich  der  yorliegenden  Acteu» 
^^riJkher  er  bejsdit  oder  ^erneintj:  au  icer« 
kennen.  Newton's  Verstand,  und  4^r  eisies 
Kf^in*Sy  urtfaeilt  ganz  anders,  nicht  seiner 
Faenltät»  soddern  der  tJebeniohteii  Wegen, 
die  ihm  rorliegvn«  So  noch  mehr  beim 
TWiiere. 


-    35     - 

Aber  das  Vernunftverinöfl^en  des  Afeiu 
ccheo  kann  bei  ihm  auch  nicht  unihafi^  im 
Traame  bleiben.  Hier  scheint  sich  eine 
ueae  Ansicht  darsabieten,  and  uns  die  re- 
Ugiö^en  Irren  und  manche  andere  Arten  des 
Irrwahns  be^^reiflich  m  machen.  BeimThiere 
Jfomml  dergleichen  nicht  Tor ,  weil  es  nur 
Verstand,  aber  nicht  Vernunft  besitst;~ 

Hier  scheine  ich  auf 'einen  Punkt  zu 
stellen,  wo  ich  reinpsychischen  Ausbrüchen 
des  Irrwahns  ,  den  ein  neuer ,  achtungswer- 
ther  Schriftsteller  als  unstatthaft  erklärt, 
das  Wort  reden  sollte.  Der  religiöse  Schwär- 
mer träumt  wachend,  wie  jeder  andere  Irre, 
er  holt  sich  so  wenig  aus  seinen  nächtlichen 
Träumen  seine  fixen  Ideen ,  wie  der  Wahn- 
sinnige sie  dorther  holt ,  aber  er  hält  wie 
dieser  auch  seine  wachenden  Gedächtnifs- 
dnd  PYiantasie  -  Bilder  für  wirkliche  Erschein 
rtnngen  gleich  dem  Träumenden.  Dazu  kann 
er  nun ,  nach  meiner  Ansicht ,  durch  vor- 
her gebildete  idiopathische  oder  sympathi- 
sche (kaom  durch  symptomatische)  Anoma- 
lien seiner  Organe  dahin  gelangen  f  oder  es 
können  diese  sich  erst  nachher^  in  Folge 
des' reiopsythischen  Irrwahns,  bei  längerer 
Dauer,  ausbilden.    Doch  für  meinen  Zweck 

Seniigt  es,  da  sich  keine  Schwieritj^keiten 
arbieten,  auch  ihn  für  einen  wachenden 
Träbmer  zu  erklären.  Das  wachende  Trau-  , 
men  des  Irrwahns  scheint  uns  auch  zwi« 
sehen  ihm  und  dem  Irrthume  die  sicherste, 
sonst  oft  sehr  schwere  Unterscheidung,  be- 
sonders wenn  letzterer  mit  dem  gesunden 
Menschenverstände  in  direkte  CoUision  tritt, 
dariiibieien.     Ehe  ich  mich  darauf  cinlaise, 


-     34     - 

dieses  auseinandersusetzen ,  mnfs  ifeh-  erat 
noch  beweisen ,  dafs  auch  B«haiiptan^tiky 
die  in  der  entschiedensten  Collisaon  mit  dem 
gesunden  Menschenverstände  stehen ,  danua 
noch  nicht  immer  Irrthum,  noch  wenig^er 
Irrwahn ,  seyn  müssen.  Die  Systeme  unse- 
rer neuesten  Philosophen  geben  mir  hiesit 
den  besten  Stoff  an  die  Hand. 

Schon  Boscowich ,  der  grofse  Italiener, 
behauptete  ziemlich  lang  vor  Kant ,  däfs  un- 
ter Körpern  und  unter  ihren  Grundtheilen 
kein  Kontakt,  überhaupt  also  kein  Kpntakt 
in  der  Natur,  statt  finde.  Ungeachtet  er 
dieses  durch  seine  berühmte  Kurvaam  As» 
symptoton  sehr  anschaulich  machte,  sq  rief 
die  allgemeine  Stimme  doch  in  Teutschland 
und  Italien  —  weil  die  Berührung  der  Kör- 
per Sache  des  gesunden  Menschenverstan« 
des  ist  —  Unsinn,  Irrwahn.  Nur  die  kleinerje 
Zahl  der  Denker  konnte  sich ,  vop süglich 
vor  KanVs  Zeiten,  der  uns  darüber  später 
ins  Reine  brachte,  daüs  wir  vom  Dinse  an 
sich,  trotz  des  Einspruchs  des  gesunden  Men- 
schenverstandes,  gar  nichts  wissen  können, 
darein  i&nden. .  Endlich  trat  zu  ihm  JJenei^ 
nuti^  und  eine  Menge  von  Handbüclier.  er* 
schienep  nach  seinem  System ,  auch  in  Süd- 
teutschland*  In  Nordteutschland  blieb  er, 
mit  Ausnahme  von  Cöttingtny  fast  unbe- 
kannt, weil  bald  darauf  JTams  Erscheinung 
4ie  meisten  guten  Köpfe,  völlig  in  Beschlag 
nahm. 

Wenn  gleich  hierdurch  noch  immer  nicht 
die  Begründung  der  Boscomchschtn  Theorie 
selbst  für  den  Fall  dargethan  ist,  dafs  man 
angibt,  Karu  würde  bei  mehr  Bekanntschaft 


—  So- 
mit derselben ,  weit  entsprechendere  Ansich- 
ten der  Natur  gewonnen  haben :  so  ist  doch 
so  viel  klar,  daTs  jene  Slimme  von  Teutschm 
land  und  ItalUn,  nach  den  Aussprüchen  des 
l^esunden.  Menschenverstandes ,  gar  sehr  irre 
geleitet  worden. 

Schon  vor  KarU  wnüste  man  also,  vde 
wenig  auf  den   gesunden  Menschenverstand 
als  auf  einen  sichern  Führer  ku  rechnen  isü 
Ich  hätte  mich  hierüber  selbst  auf  Nemon*9 
Farbenlehre ,  und  auf  die   schon   lange  vor 
Boicomch  berichtigten  Einsichten  in  das  psy*» 
chische  Wesen  der  Tön^,  ja  auf  LdbnitZy  be- 
rufen können,    welcher   alle  proprietates  cor^ 
forum  9€cundarias  der  Beurtheilung  des  ge- 
sunden Menschenverstandes  mit  Recht  strei- 
tig macht:    allein  da  hier  dnrchgehends  der 
Btweis  an   der  Hand   des  Experimentators, 
und  somit  bis   sur    zuverläfsigen  Entschei-^ 
dang  geführt  vnirde,   so  litt  die  Sache  da- 
mals  weniger  Widerspruch  5  oder  vielmehr 
man  gab  die  Aussprüche  des  gesunden  Men-» 
sehen  Verstandes  auf,  ohne  fast  zu  bemerken, 
da£i   man   dabei  zugleich  das  damals  anctr- 
kannte  Hauptcriterium  der  Wahrheit  auf- 

Sebew  Dieses  eben  hielt  mich  ab,  mich  we- 
er  auf  das  eine  noch  auf  das  andere  in 
dieser  Hinsicht  zu  beziehen.  Dabei  ging 
Boicowichp  auf  den  ich  mich  bezog,  weiter 
als  jene  seine  Vordermänner.  Indem  er 
den  Kontakt  aufhob,  ging  er  eigentlich  schon 
so  weit  wie  Kant ,  nur  di^*s  dieser  sicli  im 
Allgemeinen  dahin  aussprach,  daifs  unser 
Menschenverstand  in  der  intelligiblen  Welt, 
wohin  die  Sache  des  Noumenon  gehört,  kein 
Votum  habe.    Dieser  Ausspruch,  den  neuer- 


Uöb  li^nmk  in  seinem '  Weltall  m  eckSm 
«oseinandergesetst  hat,  iit  der  Trinnq^li 
Kants  und  der  teutschen  Philosophie  ,id«r 
nie  unterg^eht!  Lieider  nur,  dafs  dergroM 
Mann  beim  Wieileraafbaa  des  Niedergeris* 
senen,  das  Leos  alles  menschlichen  —  nsd 
dieses  vorzüglich  bei  seinen  Denkformen  von 
Kaum  and  Zeit  -*-  traf.  Leider,  dals  die  denen 
Kantianer  dieses  noch  so  oft  nicht  hinneis> 
chend  anerkennen !  Mehr  branche  ich  mich 
wohl  nicht  hier  auf  den  KöAigsberger  Phi» 
losophen  *)  für  den  Beweis  der  UnsalMfsig« 
keit  des  gemeinen  Menschenyerstandes  sa 
beziehen«  Seine  ber&hmten  Gegner ,  bis  auf 
Jacobij  gehören  gajr  nicht  hierher,  und  die« 
MST  ist  SO  siemlich  mit  mir  einverstanden» 

Naek  diesbr,.  vielleicht  schon  ca  weit 
iMTgeholten ,  Abschweifung,  welche  jedoch 
wenigstens',  manchen  Arzt  bei  Abfassung  ei* 
iMBS  Gutachtens  über  Geistesverfassung  be* 
däohtig  machen  sollte »  wenn  er  sieht,  ^dafs 
auch  der  gemeine  Menschenverstand  kein, 
gane  sicherer,  und.  durchaus  suterlä£siger 
Führer  ist,  können  wir  nun  wohl  £u  dem 
Unterschiede  zwischen  Irrthum  und  Irrwahn 
(im  äinae  einer  Gemüthsstörung)  zurück« 
kefaren.^    AUeln  es  bedarf  doch  wohl  vorher 

*)  Vor  ltog0r  f(U  *o  Jahrtn  ntMni  i«h  itiit  Kmu 
,  ujutf  Raum  und  Zeü,  nach  einem  damals  er- 
•cliienenen  Aufsätze ^  in  Oorresponilens.  Noch 
heute  bin  Ich,  in  Betreff  seiner  Ihnkfarrhen, 
nnseachtet  der.forceeeefkten  Stodsen  von  Reinn 
bald,  Fichte  und  SchtlUmg^  d^rafslben»  «einen 
Grunduuen  entg;egengef eisten  Meinuna.  Frei^ 
lieh  konnten  gerade  diese  Studien  mich  inm  nicht 
nfther' bringst;  allein  tie  truf^en  doch  dazu  bei, 
^     sneb  disssn  Oeg#nttaad  imsMr  mehr  in  prafea. 


-     8t     - 

BM)b  der  fcnnen  Beriierkan^«  Süb  äe$  Gt- 
Mften  ungeachtet,  der  gesunde  Menschen- 
'  verstand  mchts  Ton  seinen  Ansprüchen  bei 
Gemütheantersuchungen  Tcrliert;  weil  er 
Utr  im  Lehen ,  wo.  sein  eigentliches  Gebiet 
Hsgty  fortwirkt,  und  nicht  in  transcenden« 
tale  Regionen  übersugehen  hat,  wo  ihm  kein 
Futwn  sojteht. 

<}ern  .wiirde  ich.  diesem  oock  so  man. 
ches  fiber  da»  irorfiegende  Thema  bei{3gen, 
aber  meine.  Amttgesdiäfte  erlauben  mir  es 
nicht.  .  >  '     ^ 


—     5«     — 


.    •  I 


I 


• 


•    .■! 


III. 


i   . 


'\ 


Fortgesetzte   Betnerkungen 

des 

■       I 

Ffeiherrn  von  Wedekind 
über  den  Gebrauch 

des 

ätzenden     Quecksilbersublima 


Utbtr  den  GtbraucTi  des  SuHimal 
in  venerischen  Krankheiten» 


/•  Von  dem  innerlichen  Gebrauche  des  SuhHr 

i^achdem    der  ätzende  QaecksilberfuT 
als  Geheimmittel  in  hartnäckigen  vener 
Krankheiten  -versucht  worden  war^ 
er  von  den  gröfsten   Aersten    des   i 
Jahrhunderts,  von  einem  JBoerAave, 
rer,  van  Smeten^    C.  L,  Hofmann,   su 
tigsten    aller    Merkurialpräparate    < 
Gleichwohl  behielt  dessen  Anwend 
mer  viele  Geg^her.     Die  meisten  M 
für   ein  unsicheres  Mittel,   für  ei 
welches  eine   gewisse   Bösartigkeit 


-     39    - 

Bitte  y  nnd  darum  unerwartet  oft  i&bele  Wir<- 
tnngen  hervorbrächte*  In  den  neuesteo  Zei- 
ten wurde  bei  vielen  Aersten  der  Sublimat^ 
diese  alte  teutsche  Erfindung t  von  einem 
neuen  Mittel ,  dem  finA/iemnmi'Bchen*  «aflös- 
liehen  (^aecksilber ,  verdrängt.  Man  erwar- 
tete nun  bei  den  venerischen  KranLheken 
ein  heilsames  Merkurialfieber  xu  dessen  £r- 
regnn^  am  besten  das  Hahnmumn^scbe  Prä- 
parat taugen  sollte. 

Ich    habe   seit  länger  als  4o  Jahren  bei 
der  Anwendung  des  Sublimats  mich  am  be- 
sten   gestanden ,  und   der  ausgedehnte  Ruf^ 
welchen  ich   mir  in  der  Heilung  der  vene~ 
Tischen  Krankheiten  erworben  habe,   bem- 
het  Tornämlich  auf  der  gehörigen  Anwen- 
dung des    Sublimats«      Dieses    Mittel   siehe 
idi  allen  andern  Merkurialpräparaten  in  der 
Kur  der  venerischen  Krankheit  seiner  Wirk- 
samkeit wegen  vor;   es  empfiehlt  sich  aber 
auch  als  das  bequemste  und  wohlfeilste  im 
Gebrauch.    Wenn  also  Ton  praktischer  Er- 
fahrung EU  Gunsten  des  Sublimats  die  Rede' 
ist,  so  kann  ich  auf  die  meinige  oinen  Werth 
lesen ;   aber  ich  glaube   auch   aus  theoreti- 
schen   Grfinden    den    Sublimat   rühmen   su 
können.     Erstens  ist  wohl  der  Sublimat  un- 
ter allen   Quecksilberpräparaten  das  durch- 
dringendste*   weil  in  ihm    das  Quecksilber 
in  die  kleinsten   Theile  aufj^elöst,   vertheilt 
ist.    Je  feiner   das  Quecksilber  vertheilt  ist^ 
in  um  so   kleinere    Zwischenräumcheü    des 
Körpers  kann  jede  Partikel   davon  dringen  y 
auch  wird  seine  Wirksamkeit  auf  feste  und 
flüssige   Theile  nach   Abnahme    der   Gröfse 
der  Partikeln  desselben  darum  verhältnifs- 


-  ♦»   ~ 

»ICii{;  MfSA»^  w«il  bei  fortgestutet  Thei. 
kuUjI  jedes  tphärMchen  Kdqpere,  die  Ober« 
flüime  desselbeii  weoiffery  alt  die  Maei^e  abü^ 
»iiiimtf  weil  4ilia  kleinere  KügelchenV  vei&^ 
lOlftikifiiinäbig    ibrer    Masse»   mehr    fieritk«- 
rtinjpponkta ,  als  rrefsere ,  darbieten  ^^  voii 
derm  Menge  die  Kraft  der  EiniHrknof  pbjw 
siscb.  ^abhängttf  -^    Vom  rohen  Qaecfcsuher« 
haon  man  ein  Pfiäid  nad  mehr,   ohne  im^ 
TOn  weitere  Wirkung ,  als  die  Schwere-  dar 
verschlackten  Metalls  mit   sich  bringt  ^   aa 
erfohren»  Ver^düncken ,   weil  die  QnindKsil- 
li«rtheilchen    nnier  sich   au  sehr,   gleiche^^ 
Menge  der  Beriilirangspunkte  wwen,  eia-r- 
«ider   anhängen^    als    daX^    ein    AnMtige»' 
awischen  ihnen  und  uasem  festen  und  flihU- 
eigen  Theilen  hier  möglich  würe^    AetUaMC 
ttnd  Plenkische  Solution  ^  worin  die  Quew^i 
silbertheilcfaen    nicht    io  fein,    wie  in  denk': 
Merctirialsalaett ,  jurtheilt  sind ,  wirken  -viel 
ithwädier  als  dictfe.     Die  MercforialpanAne» 
wirkt  achwacher  als  das  TereflDite  Oilecksib» 
ber,  ttnd  dieses  schwächer  als  der  korrosive.^ 
Sublimat;  denn-  obwohl  ia  diesen  drei  Peft»- 
paraten  die  Sahuäure  es  ist,  i»  welcher  dta- 
l^ecksilber   sich  au%elest  edier   eingehUlt 
befindet  9   so  enthält  doch .  daa  letatere  die 
meiste  Salasäare,  00  viel  nämlich,  nie  mit 
;dem  QuedbsUber  verbündet»  werden  kan«t 
und  das  Quecksilber  ist  alsoiin  SoUimaM. 
am  feinsten  vertbeilt«  -  Oals  es  abe^  dieser 
Seinbeit  seiner  Partihein  wegen  ^  tted  nicht 
wegen  der  SahsSure,  am  wiilukmeliDn  seyv 
erbellet'  neob  ferner  deher,  weil,  die  SeliK: 
säMe    keine  -  Mercnmahriifkttngea    HenMOw  . 
bringt^  aueb  weil  aie  Aicül  ätaeeidk  tvdrb^  mfk 
sie  &r A-  FeuehtifbeiiBA  verdflnait  vMk^   ' 


Zwdtens ,     gebe  ich   dem    Kranben   \Ul 

veniger  Merkur  ,    wenn  ich  ihn  mit  Sabli- 

ut,  aU  wenn  ich  ihn  mit  veraüfatem  Qaeck* 

«über  behandle  ,   von  welchem  ich  viel,  jn 

viel  mehr  9   geben  mafa^  ala  von  jenen,  ao- 

Uld  ick  meinen  Zweck  erreichen  will.   Noch 

aehr  Quecksilber  bringe  ich  in  den  Körper^ 

veon  ich    mich  der  Panasee,  des  Aetbiopa> 

kt  (lenkischen  Gammiauflösung,   oder  gar 

im  Salben  bediene.    Nun  aber  kommen  aUa 

^ecksilberpraparate  darin  überein,  dafs  sie, 

nolanglich  gegeben ,  eine  fanlichte  Anflösanjf 

Am  Bluta  ,     eine  Art  -von  Scorbut ,   hervor« 

bringen  9   nnd   es   wird  daher   das  Präparat 

den  Vorxns     verdienen,    welches    mit  der 

kleinsten  Menge  Quecksilbers  die  Krankheit 

keilt.     Dieaea    gilt  yom    Sublimate.     Daaa 

kommt  aber   nocfaf    dafs   die  d-emselben  in 

der  pursten  Menge  einheimische  Salssäure 

die    «rwäbnto     nachtheilige    Wirkung    des 

Quecksilbers  verbessert.    Bei  dem  Sublimat* 

waaaer  a«igt  sich  die  antiseptische  Wirkung 

CO  gro£sf  d$t$  es  bei  faulicbten  Geschwüren 

sehr  bald  den  Gestank  wegnimmt  nnd  die 

Aoflösnng  steuert- 


ly  erregt  d^r  Sublimat  yM  weni. 
ger   leicht   den   Speicbelflnüs,    ala  das  ver* 
aiiüste  .Qnecksilber  und  als  irgend  ein  ande- 
res Quecksilberpräparat  y   weü  man  bei  des- 
sen Gebrauche  weniger  Qnecksilber  in  dea 
Körper  bringt,    als   bei  andern  Präparatenp 
und  da  jedes  Präparat  um  so  eher  salivi- 
ren  macht ,  je  mehr  Quecksilber  es  enthält« 
Da  es  nun  eine  ausgemachte  Sache  ist,  dafa 
die  Salivation  nichts   zur  WegschalTung  die» 
venerischen  Gift»  beiträgt  -^  wie  Viale  habe 


•^     42     — 

ich  nicht  ohne  Salivaiion  geheilt,  die  frä- 
her  ohne  Nutzen  ^alivirt  hatten!  —  So 
Terdient  schon  darum  der  Sublimat  dea 
Vorzug  vor  allen  andern  Quecksilberpräpa- 
raten. Denn  die  Salivation  ist  immer  w«U' 
xiigstens  ein  höchst  lästiger  Zufall  und  der 
Gestank  des  Athems,  "vrelcher  ihr  voräna^ 
j^ht  ehe  sie  erscheint,  zeugt  von  der  naoh*^ 
theiligen  Einwirkung  des  Quecksilbers  auf 
die  Blutmasse. 

Worin  steckt  denn  nun  die  bösartige^ 
^tige  Eigenschaft  des  Sublimats,  wegen  cUU' 
rer  man  ihn  meiden  soll? 

Etwa  darin,  dafs  er  vorzüglich  leicht 
Veblichkeit,  Magen  weh,  Kolik,  Durehfali;^ 
erregt  •—  dafs  er  vorzüglich  leicbt  in  den 
ersten  Wegen  Entzündung  lieryorbringeit 
kann?  —  Oder  darin,  dafs  es  schwer  sey». 
oie  gehörige  Docis  dieses  Mittels  zu  treffen?. 

C.  Ltn  Hofmann  hat  durch  seine  Erfin* 
düng,  den  Sublimat  in  Pillenform  zu  ge- 
ben^ diesen  Klagen  abgebolfen.  Nicht  nur, 
dafs  der  äuTserst  widerliche  Gescbmack  dea 
Sublimats  in  den  Pillen  nicbt  wahrgenom- 
men wird,  so  bieten  dieselben  den  sehr 
wesentlichen  Vortb eil  dar,  dafs  man,  webn 
anders  di^  Pillen  gehörig  zubereitet  wordea 
aind,  in  ganz  beliebiger  Dosis  den  Sublimat 
K^ben  kann ,  und  dafs  sich  davon  eine  grö- 
ßere Quantität,  wie  in  flüssiger  Auflösung,* 
gehen  lälst,  weil,  da  die  Pillen  nach  und 
Bach  im  Magen  anfgelöset  werden ,  der  '  in 
ihhto  enthaltene  Sublimat  auch  erst  nach 
und  nach  in  Wirksamkeit  kommt. —  Man 
will  «war;  behaupten ,    diese    Pillen   gingen 

manrh- 


-      43     - 

maDcliinal  afiau%elö«t  mit  d«m  StoblgSLUgm 
ab;  dieses  mag  der  Fall  {gewesen  seyn,  wenn 
der  Apotheker  zu  deren  Bereitanip  ein  fri. 
•clietff  teigigtes  Müchbrod .  nahm ,  statt  ei« 
sei  ifetrockneten  nnd  fein  verriebenen  6er- 
itenbrodea  —  aber  man  ist  sicherer  nodi« 
däti  die  Pillen  im  Magen  anfeelfiset  i?er^ 
den  mfiaaen .  wenn  man  der  Jllaf  se  noch' 
10  Tiel  Lii^mritieniaft  misetst*  Nimmt  man 
ann  statt  auf  zehn,  anf  swansig  Pilleo  ei- 
nen Gran  Sublimat,  so  verlfingert  man  wie* 
der  dadurch  die  Zeit  der  Anflösnng  im  Ma- 

G,  und  die  zu  starke  Einwirkung  dersel- 
auf  dieses  Eingeweide.  -—  Von  solchen 
Pillen ,  wovon  fio  €^en  Gran  Sublimat  ent- 
halten, sind  le  die  gewöhnliche  Dosis,  wio 
5  TOn  den  nach  der  Hofmannschen  Vor-r' 
ickrift  zubereiteten  piL  majorum ,  wie  sie  ge« 
naant  %u  werden  pflegen. 

Wenn  man  jedesmal  nachdem  die  Pil- 
len genonmien  wurden,   ein  Paar  MundvoU 
Weilabrod  aachessen  läfst,  wenn  man  den 
Kranken  bewegt,  nichts  Saures  und  Saleiges 
tu  essen   oder  su    trinken  ^    so  werden  sie 
nicht  leicht  den  Unterleib  beschweren.    Ge-* 
schahe   dieses  aber  dennoch ,  so  gebe  man 
sie  in  kleinem,  aber  öfteren  Dosen,   zwei 
bis   drei   auf  einmal.     Personell,  die  habi- 
tuell an  Magensäure  leiden  und  ein  Oneck* 
Silberpräparat    nehmen    müssen,     bewürfen 
allerdings  nebenbei  eines  absorbirenden  Mit« 
tels ,  z.  B.  der  gepulverten  prSparirten  Krebs* 
sogen ,  woTon  eine  Stunde  vor  und  nach  dem 
Gebrauche  des  Sublimats  eine  Messerspitze 
voll  genommen  werden  kann.     Dieses   gilt 
übrigens     vom    Gebrauche    des 
Joani.LVIII.B.i.8c.  D 


■ 

,1 


JA    - 


■  ■« 


QMA^Sberä  ebteoi  s6  «ehr,  i^d^'Mch  md 
ak  ^po-  *deih  de^  j^ans   init  Satire  gesStti(^: 
teo  Sublimats.  ^,\^j 

Wenn    sich    nun  ^    unter   Beobaehtiia^  -^ 
obiger   Bemerkungen,   der  Sublimat  «o  gut« 
ja  noch   besser,    als   ein ^  anderes.  Quecbfil? - 
berpräparat  i  :  geben   läfst   ohne   ÜaterJeiii^^ 
beschwerden   hervorsubriogenr,  so  frage  i^ 
weiter:    was  furchtet  man   denn   nnp  noch 

.  -von  dem  Sublimate?  —  Auszehrung,  $chvi^d« 
sucht !  *  heifst  es«    Ich  uiulüs  versicherii  f.  dafc 
mir   dergleichen    noch    nicht   TO»ekji^iq;i99||   * 
ist,  vielmehr  dafs  ich  in  verschiemnea  liilp^' 
ien   von  vetferischer  Ln^ngensucht ,    sow^^^ 
von  eiterhafter,  als  tuberculöser,  den 
niat    mit    augenscheinlichem   Nutsen    ai 
-wandt  habe«     Eben  sQ  weifs  ich  a,uch , 
bei   Verhärtungen   im  Gekröse,   sowohl  bei   ' 
atrophischen  Kindern ,  als  wie  nach  Wedv- 
selfiebern^  die  Subflimatpillen  nützlich  vmr* 
den.    —    Bei   aller  dem  kann   ich   mir  vor' 
•t^Uen,  daXs  Personen,'  die  unabhängig  vpa' 
ihf^^vV.enerischen  Uebel   init  liungenkiliote.fl 

I  ^]^{|^1^.  eind(^  d^i;  Sublimat«:  vfie  jedes  Mer- 
Oiiu^UiJLi^iitel,    zur   BescM  def  "^nt- 

züpäuug  dieser  Knoten ,  •  iwie  zu  dereq  tje- 
bergange  in  Vereiterung«:  bei tragei^  kpnne, ' 
so  \ni  ich  mir  denKei)  kann,  dafs  bei  sol« 
eben ,  die  grofse  Anlage  -zu  chronischen  Ent- 
zündungen in  den  Eingeweiden  haben,  durch 
ded  Sublimat  die  Entzündung  gesteigert^ 
ausgedehnt  und  die  Vereiterung  befördert 
werden  könne. 

Wenn  ich  bei  venerischen  Krankheiten 
innerlich  Sublimat  gebe,    so    verordne  ich  ^ 
ihn  in  go  stärker  Dosis,  als  möglich s  das 


-     45     - 

AejAt,    ich  steigere  aÜmählig  die.  f>osis   »m 
[    hnge     hhine    UnterleibsbeschSvebden  entsU- 
btn    and'  der  Athem   nicht  den  ipezifiachen 
Gerucli  an  nimmt »   welcher  ein  Vorbote  des 
Speichelflasses  ist.    Ich  warte  also  nicht  b6 
lange ,  bis  das  Zahnfleisch  uiid  die  Spdchel- 
drflsen  anschwellen,  wenn  ich  die  Sublimat- 
pillen  aussetze,  sondern  ich  richte  mich  nach 
dem  Gera  che  des  Afh'ems.  -^    Sind  es  nun 
nur  venerische  Localrafälle ,   wegen  deren 
ich   innerlich    SabliiAat   gegeben    habe,    so 
lasse   ich    täglich  £wei  bis   sechs  Drächineik 
woÜ  gereinigte   Salpeters^re  iii  24  Stun« 
den  verbrauchen  9   s.  B.  Mic.  Spir.'  nitri  ädd» 
furin,  imc.  ß.  Aq»  Jöntänae  Mens,  ß.  Säcch.  dttf 
Syr.  rub,  id.  aha  amc.  i|f.     iftST.  JD«  ad  iJagk  S. 
nit  beliebig  yiel  Sdferser  oder  Geilhättei^ 
VTasser    vermiscllt  .  £n   trinlien ,    und    bei 
ScVlatengehen  ein  Pulver  aas  Schwefel,  Kai- 
muswuriel  nnd   Zucier,   von   j'eidem  einen 
Skrupel,   einnehnien,    bis    d^r  Athem  den 
unangenehmen  Geruch    gans  verloren   ha€| 
wo  ich  dann  wieder  mit  den  SablimsKj^iUeh 
fortiefsen    lasse.      Leidet    der    Kranke   ani 
Chanker  im  Halse,  oder;  sind  sonst  Erschei- 
nungen der  luis  conßrmata  vorhanden,  dann 
lasse    ich'  anlSserdem    in    der    Zwischenzeit 
Pillen  aus  gleichen  Theilen  Pulver  und  Ex- 
tract  von    der    Sabina  nehmen,    und  swar 
Jo  bis  90  in  einem  Tage. 

In  der  rntthodischen  jAwichidung  dieser 
Mittel  (der  Sabina ,  des  CalmiU,  der  Mine- 
falsäuren ,  auch  wohl  der  Chinarinde ,  des 
Camphors ,  der  Ratanbia ,  der  Myrrhe  u.  s. 
w.)  mit  den  Snblimatpillen  besUnd  niein 
Geheimnifs  in  der  Kur  eingtf^urselter  und 

D  2 


\ 


-     46     -> 

» 

vrcit  gtdifthener  yenerbcher  Krankheilen^ 
welches  ich  hier  za  allgemeinem  Nütsea 
mittheile.  Wer  so  yerffihrt»  Tfird  Ate  eine 
Merknrialkrankheit  entstehen  sehen.  Wo 
aber  eine  MercifHalkrankheit  schon  ivlrk« 
lieh  vorhanden  ist,  da  mnrs  man  dieselbe 
erst  durch  diese  antiseptische  Mittel  «a  be- 
seitigen suchen«  Man  wird  finden ,  dafs  mit 
dem  Mercnr  -viel  schnellere  Fortschritte  iä 
der  Heilung  gemächt  werden,  wenn  mäh 
die  Mercurialkrankheit  nicht  entstehen  läfst^ 
und  mit  dem  Sublimat  aufhört»  jobald  der 
Athem  su  riechen  anfangt.     Hier  wird  nni; 

EiTonnen  und  nicht  verloren ,  weil  mit  deiB 
tstehen  der  MircunMrankhüi  der  Sublimat 
(wie  jedes  andere  Pr&parat)  weni|rer  aatire» 
uerisch  wirksam  wird ,  und  bei  der  itosbil* 
düng  dieser  Krankheit  antivenerisch  aü  wüiv 
ken  auChört.    Ich  wiederhole  es,  durch  dfe-> 
%es  Abwechseln  in  den   Mitteln  ist  es  mir 
TornSmUeh  gelungen,    im    höchsten    Grade 
der  Sjqpbilis  zu  helfen  und  viele  Kranke  au 
retten,    die  von    allen  Aeraten  aufgegebea 
war^n.     leh  kann  also  der  Meinung  aerer,. 
welche  das  Mercurialfieber  für  heilsam  hajp 
ten,  durchaus  nicht  beipflichten  5  deuu'dif?!. 
ses  Fieber  ist  nichts  anderes ,   als  der  An* 
fang  des  venerischen  Skorbuts. 

Bei  dem  Gebrauche  der  Mercurialiea 
jede  Unterdriicknng  der  Ausdünstung  au 
vermeiden  und  dieselbe  mäfsig  au  befördern, 
ist  eine  alte ,  aber  au  oft  versäumte  Regej^ 
als  daCi  dieselbe  nicht  in  Erinnerung  ge« 
bracht  werden  müfste.  Kann  man  aucn  das, 
venerische  Gift  durch  keinerlei  Art  von  Aus-, 
leerung  tilgen ,  so  lange  die  Eraeugung  des- 


-   4r   - 

« 

%tlh€n  fortdaaert ,  so  hat  e«  doch  «eine  Rieh- 
lifkeity  dalSi  das  «rsengte  Gjft  durch  die 
Aoadänstang  der  Haut  und  der  Lungen  fort- 
gefchaflFt  ^erde,  und  daft  an  dieser  Fort- 
tcbaffiiDg  gelegen  sey,  wenn  die  SSftemasse 
nicht  verderlien  und  andere  Organe ,  aumal 
die  Knophen ,  nicht  angegriffen  werden  sol- 
len. In  warmen  Klimaten  und  im  Sommer 
pflegt  dämm  die  venerische  Krankheit  gut- 
artiger SU  aeyn »  als  in  halten  und  im  Win- 
ter. Man  lasse  also  die  Kranken  sich  warm 
kleiden^  feuchte ^  kalte  2iimmer  meiden,  und 
die  Ausdünstung  durch  viel  verdflnnendes 
Getränk  befSrdern.  Eine  Ptisane  aus  3  Thei. 
len  achte  Sarsaparille  mit  einem  Theile  Gua- 
jac  und  etwas  Liquiritia,  fand  ich  am  zweck- 
malsigaten  $  gehörig  zubereitet  ist  sie  nicht 
äbelschmeckend,  belustigt  den .  Magen  nichts 
UII&  es  können  davon  jraem  Tage  leicht  ein 
Paar  Bouteillen  voll  getrunken  werden. 

LeibesS&iiung  mufs  unterhalten  werden^' 
weil  Verstopfung  die  Entstehung  des  Spei- 
chelfloises  begünstigt.  Wenn  Klystiere  dazu 
nicht  aosreicnen ,  so  gebe  ich  Abends  ein 
Paar  Grane  Eixtr»  Aloes  aquostan  in  einer 
Pille,  um  Morgens  einen  Stuhlgang  her- 
▼orsubriagen» 

Bei  den  venerischen  Krankheiten  müs- 
sen 3  Zustände  hinsichtlich  der  Behandlung 
wohl  untersdiieden  werden.  Der  erste  Zu- 
stand ist  die  agentliche  venerische,  als  solche 
ansteckende  Krankheit  Ich  verstehe  darun- 
ter die  Chankers  (die  eigentlichen  veneri- 
schen Geschwüre)  an  den  Zeugungstheilen, 
und  auf  der  Haut  an  andern  Orten,  die 
Halsgeschwüre,  und  die  Babonen. 


,     -   *«    - 

Z Veiten«,  die  yeno'uchen  Kmehenkrani^ 
lldten  mit  oder  ohne  Flecken  auf  der  Haut. 
AII9  Chanker  können  «gebeilt  und  die  Ge- 
sundheit der  Zeagungstheile  kann  herge- 
stellt seyn,  wo  dann  'äie  selbstständig  ge* 
^((rdenei  Krankheit  nicht  mehr  als  yeneri- 
sdies  lETebel  ansteckend  ist ,  und  sogar  ge- 
s^inde  Kinder  erzeugt  werden  können  ^  ob- 

Sleich,  dieselben   oft  su  Knochenkrankheiten 
^niage  haben/—    Diesen   zweiten  Zustanil 
Ualte  ich  also  nicht  für  eine  zweite  P^ode 

*  ■  ■  '  ■         .  .  ■  ■  • 

derselben  Krankheit. -sondern  für  eine  ei* 
^ene,  aber  durch  die  yenerische  Ki^ankheit 
veranlaTste.  Ich  habe  pflinals  erlebt,  dafs 
solche  Kranke  dar'ch  eine  neue  yenerische 
An8te<pkung  Chanker  und  ändert  Zi^fSIle  be- 
kamen, ohne  dafs  darum  iiii  Uebriffeii  ihr 
Zustand  Verschlimmert  wurde,  aücn  •  äajb. 
ihre  neuerworbenen  Chanker  heilten ,  ohne  ' 
weiteren  Einflufs  auf  die  Knochenkraiik^ 
heit-  •  . 

Der  dritte,  durch   eine  frühere  T0neri-. 
sehe    Ansteckung^    vtranlafsu^    und    zunächst 
'durch    den    zweiten    hervorgebrachten    Zu- 
stand,  ist  der  venerische  Skorbut  —  im  Cnind^ 
auch  kein  venerisches  Uebel  melxt' 

In  der  ersten  Periode  ist  der  Merkur 
das  unentbehrliche  HauptmitteL  Ich  habe 
es  mir'  zur  Regel  gemacht  die  Sublimatpil- 
len zu  gebrauchen,  wenn  auch  nur  ein  Chan- 
ker an  der  Vorhaut  sitzt  und  die  Krankheit 
Einz  neu  ist.  Nie  sah  ich  die  sogenannte 
ues  entstehen,  wenn'  dieses  zeilig  geschähe, 
und  in  der  Sufsern  Behandlung  nichts  ver- 
säi^imt  wurde.  Doch  mufs  ich  gestehen,  dafs 
mir  Aianche  Fälle  vorgekommen   sind,    wo 


—    ^    — 

die  äuftere  Behandlung  des  Chankers  hin- 
reichte, und  wo  völlige  Herstellung  erfolg- 
te, obgleich  innerl^ph  gar  keine  Arcnei  ge- 
nommen worden  war.  Ich  glaube  aber 
nicht,  dafs  sicl|  der  Zeitpunkt  genau  und 
mit  Sicherheit  angeben  läfst,  welcher  in  der 
ersten  Periode,  oder  vielmehr  in  der  ei- 
gentlichen venerischen  Krankheit,  den  in- 
nirn  Gebrauch  des  Mercurs  nothwendig 
machte  aber  eben  darum  thnt  man  wohl, 
nicht  erst  ea  warten ,  bis  der  Chanker  um 
lieh  gefressen  hat  i  bis  Bubo.Aen  oder  Hals-« 
geschwäre  eritstandeii  sind ,  sondern  «lie 
Sablimatpilletf-  gleich  zu  geben.  »Ist  das 
Uebel  in  der  eweiten  Periode  schon  beträcht«» 
lieh  vorgerückt)  so  darf  die  Ptisane  nicht 
versäumt  wenden,  um  die  Ausleerung  des 
absorbirten  Gifts ,  wi^  die  des  genommenen 
Quecksilbers  selbst t  su  erleichtern.   - 

Bei  4er  von  dem  venerischen  Gifte  ver- 
anIa£Bten  Haut-  und  Knochenkrankheit,  tritt 
der  Fall  ein,  dafs  man  den  ß^hliniat  in  so 
starken  Dosen  gebe,  als  der  Magen  und  der 
Uarmtaaal  ihn   verträgt,   es  mögen  die  ei- 

£  entlieh  venerischen  Lol^alzüfalle  aufgehört 
aben,  oder  noch  fortdauern.  Ich  erinnere 
n)ich  eines  sehr  robusten  vornehmen .  Her- 
ren ,  bei  dem  die  Lokaliibel  (Cbanber,  Trip- 
per, Bubonen  und  Hialsgeschwüre)  mitKno- 
chengeschwülsten  und  ein  Paar  bis  auf  d^.e 
Knochen  gehenden  Geschwüren,  wie  auch 
einem  Ausschlage  von  breiten  rothen  Flecken 
über  den  ganzen  Körper,  verbunden  wa- 
ren, und  der  in  i4  Tagen  zur  Armee  iiach 
Preufsen  schlechterdings  abreisen  mufste. 
Neben  dem  Gebrauche  der  äufserlichen  Mit« 


•*-     6a     —  / 

iel  stieg  dieser  starke  Mann  ans  eigenem 
Antriebe  auf  80  Stück  von  den  Hopnann*-- 
sehen  pl/iifff  nugoribus  pro  doäy  so,  dab  er 
jedesmal  2  6|*an  Sublimat  erhielt.  Seine 
Absicht  wurde  erreicht,  er  genas  zuseliends 
unjl  hat  nie  Folgen  eines  snrückgebliebenen 
Giftes  yerspttrt.  Zur  Nachkur  nahm  er  eine 
gute  Portion  Salpetersäure  und  Sabina  mit 
auf  die  Reise. 

Ich  wiederhole  die  Bemerkung ,  daA  in 
diesem  sweiten  Zustande  der  Kranueitf  mit 
den  Sublimatpillen  ausgesetzt  werden  mftsse, 
sobald  entweder  der  Atfaem  stinkend  wird, 
odek*  der  Kranke  keine  Fortschritte  in  sei- 
nor  Besserung  macht,  und  die  Krankheit  so 
£u  sagen  stille  steht.  Man  wird  finden,  wie 
sehr  man  gewinnt,  wenn  man,  nachdem 
4 — 8  Tage  lang  Sabipa  und  Salpetersauro 
(aber  wohl  gereinigte)  genommen  worden 
sind,  den  Gebrauch  der  Sublimatpillen  er- 
neuert. 

Venerische  Gicht,  venerische  Rheuma- 
tismen, und  venerische  Knochenkrankheiten 
(peimia,  o$sium,  exoüoses,  caries^  paedarthfo» 
eace^  Spina  ventosa)  unterscheiden  sich  in  der 
Form  nicht  wesentlich  (s.  meine  Schrüt 
liber  die  Erktmcnifs  der  veneriichen  Krankheitin. 
Hannover  1790)  von  den  nämlichen  Zufällen^ 
die  von  andern  Ursachen  herrühren.  9fän 
irret  auch,  wenn  man  bei  ihnen  von  dem 
Mprcur  ganz  die  nämliche  Wirksamkeit  er- 
wartet, wie  bei  den  eigentlich  ^j^enerischen 
Hebeln,  öder  wenn  man  dafür  hält;  der 
Merkur  habe  hier ,  das  venerische  Gift  su 
tilgen.*  Dieses  wird  hier  nicht  mehr  erzeufft, 
abet  die  Erzeugung  i^iner  andern  durch  die 


/ 


» 


\ 

t 


i  ■- 


—     6i     ~ 


TCoeri«cIie    Kranslieit    veranlafsten  Krank- 
heitiBiaterie  dauert  fort.      Der   Form  nach 
ähnliche  Rheumatismen^  Gicht  und  Knochen-  - 
kranhheiten  -werden  durch  den  Sublimat  oft 

{eheilt,  "WO  nie  Ton  Tcneriachen  Giften  die 
iede  seyn  konnte..  Aufser  der  Sabina  lei^ 
stet  das  Gnajacgummi,  der  stinkende  Asand 
Q,  a.  w*  dabei  Nut^n^  aber  entbehren  kann 
man  hier  den  Sublimat  doch  nicht  wohl, 
Ton  dessen  änISsern  Gebrauclie  als  SubUmat- 
wasser  cum  Waschen,  und  zu  BSdern,  hier 
frofse  Hfilfe  txt  erwarten  steht  '—  Sin  dia- 

Ihoretisches    Regun  ist   übrigens   unerlafs- 
ich« 

Der  sof^enannte  venerische  Slorbia  Tertra|^ 
keinen  Mercur,  da  er  oft  die  alleinige  Wir* 
kong  von  dem  MiÜBbrauche  desselben  ist* 
Gl^chwohl  yerlfingen  die  dabei  an  Gicht 
un&  Itnochenkrankheiten  leidenden  Kranken 
geheilt  au  werden»  Zu  dem  Ende  habe  ich 
mich  meisiens  der  Sabina,  des  Calamus  aro- 
maticus  und  der  gereinigten  Salpetersäure 
mit  IVntsen  bedient,  auch  in  einigen  Fällen 
TOD  dem  Austerschaalenkalehwasser  mit  Milch 

£ten  Erfolg  gesehen,  so  daJjs  ich,  wenn 
s  Uebel  bis  auf  einen  gewissen  Grad  ver- 
mindert war,  den  Sublunat  eine  Zeitlang 
anwenden  konnte,  welcher  bei  der  skorbu- 
tischen Cacochymie  weniger  nachtheilig  wirkt, 
als  jedes  andere  Quecbsilberpräparat.  Am 
besten  fiihrt  man  hier  mit  den  Sublimatbä- 
dern C^iAO  halbe  TJuko  2um  Bade),  welchen 
ich  hier  Campherspiritus ,  oder  auch  noch 
einei^  Absud  von  Sabina»  zusetze.  Zum 
Verbinden  der  Geschwüre  löse  ich  den  Subli- 


-      62       - 

niAt  ia    «ioem  coDcentrirten   Sabina  -  lafm« 
sam  auf.  ' 

Zar  Hcilang  des  Trippers  halte  ich  den 
innern  Gebrauch  der  Mercurialien,  aUo  aach 
den  des  Sublimats ,  für  überflüfsig ,  und  da^ 
her  für  schädlich.  Meine  Erfahrung  EMringt 
»ich,  der  Meinung  derer  beizutreten,  wei- 
che eine  Verschiedenheit  des  Trippergiftee 
von  dein  Chankergifte  annehmen,  weU  die 
Ansteckung  durch  Chanket*  keinen  Trip« 
per  und  die  Ansteckung  durch  diesen 
keinen  Ghanker  giebt,  qbwobl  keine  Toa 
beiden  -  Krankheiten  die  andere  durch  be« 
sondere  Ansteckung  ausschliefsti.  Könnte 
das  Trippe^gi^  Chanker  hervorbringen^  so 
tvürden  die  Vorbaut  und  die  Eichel  jedef 
Tripperkranken  mit  Chanker  besäet  werden. 
Auch  habe  ich  auf  Tripper  noch  nie  Kno« 
chenkrankbeiten  folgen  sehen» 


il.    Von  dir  Ui^serHchen  Anwendung  da  SMi* 
mats  tri  penttischen  Krankfuiten. 

Meistens  bediene  ich  miigh  des  $«Ui- 
matwassers,  selten  der  Cyrilloscli^n  Sadbe, 
welche  ein  Quentchen  SubUniat  auf  eine 
TTnse  Schweinefett  enthält.  C  ^-  Bofmann 
wu£gte  von  letzterer  -eine  beq^ieme  An  wen« 
düng  zu  inachen,  die  ich  verschiedentlich 
bei  ^ubonen  nachgeahmt  habe.  Man  streich^ 
auf  ein  Stück  Schweinsbl£|se.von  der  Gröfsp. 
fdner  Spielkarte  in  die  Mitte,  sq  dafa  der 
Rand'  leer   bleibt,    ein    Viertel    bis   halbes 


—     55     — 

Oaentchen  rom  der  Cyrilloscheii  Salbe,  und 
Tegt  dieses  Stück  Blase  unter  die  Fufssohle 
swischen  den  Hacken  und  den  B^Ien.  Dar- 
über befestigt  man  eine  dünne  leinene  Bin- 
de, damit  die  Blast  nicht  sar  Seite  gleite^ 
uod  sieht  den  Strumpf  dari^ber  her.  Die  Ein- 
rdbung  macht  sich  durch  das  Gehen  von 
selbst  9  80  daiüs  Abends  die  Blase  ganz  trocken 
iit.  Bringt  die  Salbe  eine  nnan^taehme 
Reisnn^  hervor,  so  wasche  man  die  Fofs- 
lohle  mit  Seife,  und  nehme  am  folg^enden 
Tage  eiäe  schwächere  Salbe;  Terträ|rt  «ie 
der  Kranke"  gut,  so  setst  man  unausgesetzt 
damit  fort,  bis  man  des  Mercurs  eutbehren 
kann« 

Was  in^n  gingen  den  Gehrauch  des  Sub- 
limatwassers und  der  Salben  häufig  einwen- 
det, ist  die  Ungewifsheit ,  wie  yid  Sublimat 
in  die  Haut  wirfilich  eingedrungen  und  von 
den  absorbirenden  Gefäfsen  aufgenommen 
worden  ist.  Aber  sollte  nicht  aücn  von  dem 
innerlich  genommenen  Subliqiat  mehr  oder 
weniger  mit '  dem  Stuhlgange  fortgehen  ? 
Auch  kana  man  ja  nie  vorher  sagen,  wie 
yiel  von  einem  ^ecksilberpräparate  mau 
£nr  Kur  werde  nothwendig  haben.  Man 
nebt  das  innerliche  Mi(!tel  so  lange,  bis  die 
Krankheit  geheilt  ist;  und  mit  den  äufsei^- 
lichen  Mitteln  macht  man  es  eben  so! 

Ein  Vorzug  des  Sublimatwassers  vor 
den  Mercurialsalben  besteht  darin,  daXs  sie 
keine  Geschwüre  veraolassen ,  und  dafs  man 
daher  ihre  Anwendung  nicht  auf  die  Ge*- 
lenke  einzuschränken  brarucht«  Sollte  die 
Haut  davon  roth  werden,  so  läfst  man  die 
Stelle,    wo    die    Röthe    bemerkt    wird^   so 


^nge    nnbenetst ,    bis  .  die    Rötbe    Vargim« 
gen  ift« 

Was  die  Suberliche  Anwendung  der 
Mercorialmittel  am  meisten  einpfiehlty  Hegt 
darin ,  ..dals  sie  den  Verdaaangswerkseogeii  .' 
auf  keine  Art  lastig  werden.  Erwügt  ma% 
da£i  Magen  and  Oarmkanal  vom  venerischea 
Gifte  gar  nicht  angegriffen  werden  *),  da- 
gegen die  Hant  so  leicht  davon  af&iirt  #ird|[ 
so  ergiebt  sich »  warom  es  besser  ist^  durch 
den  Weg  der  Haut,  als  durch  den  der  er«  ' 
sten  Wege  das  Quecksilber  in  das  Blut  sa 
bringen«  Doch  glaube  ich ,  dafs  bei  staric 
venerischen  man  am  sichersten  fährt,  wema 
man  den  innerlichen  Gebrauch  des  antisy«^ 
phüitischen  Mittels  mit  dem  äuüierlichen  ver- 
bindet. 

Besonders  empfehlen  sich  die  Subliiüat». 
bäder,  welche  in  solchen    Fallen,  WO  man;  ] 
Speichelflufs  zn  fürchten  hat^   und  wo  die 
skorbutische  Auflösung  sich   zn   eeigen  äu«  ' 
f^ngty  den   Vorzug  verdienen.      Meine  ge- 
wöhnliche Dosis    sum  Bade   ist  eine   halbe 
Unze  Sublimat  mit  eben  so  viel  Salmiak  auf 
eine  Bouteille  Wasser;  aber  man  kann  aü^ 
bis  zu  einer  ganzen   Unze  Sublimat  fär  je« 
des  Bad  steigen. 

f^on  dir  Anwendung  des  SubHmatwassers  bd. 
'ChanhWj  Fdgwarzen  u.  a.  venerischen  Hautaiuwüdu' 
un*  —  Feiffwarzen  und  andere  venerische 
Hautauswüchse,  werdeb  durch  täglich  3  «  4ma* 
lige's  Benetzen  mit  dem  Sublimatwasser  leicht 

^)  Die.  lAeichsnöffnüngen  bestätigen  dieies,  Üe« 
berdem  ers&hlt  Chavel  tob  einem  Mentchen, 
der  ohne  Nadbtheil  die  Milch  trank,  worin  ein 
mit  Ciunkev  bsluftetsr  die  Ruthe  gebadet  katie«. 


66     -- 


t 


[  veKebracht.  Wenn  dieses  Wa$iw  car 
nicht  rei£t  und  in  einigten  Taffen  wenig  fei- 
ltet,  so  verstSrke  man  es  nack  und  dach. 

Eben  so  lasse  ich  die  Chanker  benetsen, 
und  mit  ein  wenig  dnrch  Sublimatwasser 
befeuchteter  Gfaarpie  verbinden.  Erregt  das 
Wasser  Schmerzen.,  so  mufs  man  es  durch 
Zasats  mit  anderem  Wässer  schwächen,  im 
Gegentheil  verstärkt  man  es. 

Den  Höllenstein  nehme  ich  nur  £uwei» 
Isa  bei  sehr  grofsen  Chankern  £u  Hülfe, 
am  schneller  su  wirken« 

CAofilcr  im  Mundt  und  im  Holn^  «—  Gnr* 

geln  mit  einem  schwachen   Sublimatwasser 

ist  meistens  hinlänglich.    Weil  aber  der  6e^ 

ichmack  su  unangenehm   ist,  und  weil  es 

nicht  immer  hinreicht t  so  bediene  ich  >nich 

siun  Bepinseln  der  Geschwüre  des  Plenkischtn 

MiUels:   Bcc.  Tinet.  ManticMt  unc.  ij^    Merc 

wuhXm.  tarr.  gr.  y.    M.  D.  S.  Zum  Bepinseln. 

Uebrigens  lasse  ich  mit  einem  Infmo  Salviat 

M^iirato  mit  Md  rosarum,  ileifsig  gurgeln. 

Ozaena  cvncrsa.  —     Hier  lasse  ich  ein 

febörig  starkes  Sublimatwasser  mit  einem 
insel  von  Charpie ,  oder  mit  einem  auf 
ein  Hölschen  befestigten  Stückchen  Schwamm 
in  die  Nase  bringen,  so  oft  es  der  Kranke 
gut  leiden  kann*  Gelinde  Einsprüteungen 
eines  schwachen  Sublimatwassers  habe  ich 
auch  mit  Nutsen  angewandt. 

Bei  dem  vaurischen  kupfwartigin  Auuchla* 
ge  kenne  ich  kein  besseres  Mittel,  als  öfteres 
(2 — 4  Male  täglich)  Benetzen  desselben  mit 
Sublimatwasser  und  die  Sublimatbäder. 

Knochouchmirzen  und  KnochtnguehwiÜBU 
behandle   ich  auf   dieselbe  Art,    lasse  aber 


den  Sublimiat  in  einein  Infusö  viriösd  SitiftT.  . 
hie  auflösen  ^  nnd  gebe  die  Sabinapillen  ^ab- 
wechselnd mit  den  Sublimatpillen^,  niiiiliGh 
tftiige  Tage  diese,  einige  Tage  jeiie»  <?dftr  . 
iok  gebe  sie  «i|pleidi.  .Nicht  anders  irar^ 
|jBlir<&  ich  bei  den  vtnirisehen  GiscfuvÜrtn,  a{# 
ich  mit  dem  im  Jnfußö  SMnae  iöhc.  aufeei- 
ISsef M^  StfbRiBAJt ,  Ynqmt  die  Charpie  ht^ 
feuchtet  yrird ..  verbinden  lasse.  *)  . 

I 

Was  die  von  CAavcf  torgesdilagene  Ans«.  ^ 
rothingLder  Tenerischen  Kran|üiieiteii  durch  ^ 
die  Anwendung  äea  SubUmatwaüsera  iMc|| 
j^em  Beischlafe  anbeh*ifty  sa  kann  ich  üi 
JBeitrag  sur  Bestätigung  des  Nutsens  anfiib» 
ren ,  da£s  in  einer  grofsen  Stadt  ia  ejaenii 
Bordell  auf  mein  Anrathen  der  Versuch  ge^ 
macht  wurde,  pie  J'reudenmfidchen  ^useheii 
flieh  die  iSchaanilefsen  mit  SubUmeitwaMev 
iind  spritzten  daron  in  die  MuttersoheiA^ 
ein  I  gleich  nach  dem  Beischlefc^«  ß\^  .blit« 
heu  unangesteckt.  iEs  versteht  sich,  di^fioB 
Wassifr  Jium  Einspritzen  nicht  zu  viel  SuÜ- 
liinat  enthalten  dürfe.  Das  Wasser  ^ni 
Waschen  kann,  «tgr&er  seyn.  Es  verlohnt 
sich  wohl  der  Müht»,  -  diese  V'ersuclve  Bti 
wiederhole ,  welches  um  so'teicnter  ist,  da 
Ächon  die  Reinlichkeit  eine  Säuberung  der 
iS^gungstheile  nach  dem  Gelir^luche  em- 
pfiehlt. 

'' *)  f<%'  önterfclireiba  allei,  was. der  wfirdlgs'Herv 
V«rf,  Kttm  XiOb«  des  Sublimats ,  und'  zwar  in  PÜ- 
lea,  gesagt  hat,  Aneh  inir  ist  er  das  beste  Mittet 
'  zur  Heilung  eingewurzelter  vefieriroher  Krank« 
heilen  gewesen,  und  ich  behalte  nie  vor^  dem 
Fttblikttm  nieKr  darflher  zu  sagm,  d,  H. 


*?  - 


'   i 


'    .     t.         .h 


Merkwürdige  Beol^liiung 

ausgebrochnen    Ärmpolypen« 

VoÄ 

Dr.   Müll  e  ir^ 

AMuUavmt'Bu  PfoTsIieiin,^  ]»orr«»p«  MicgUtd 
dmB  luidwirtlitcluftl.  Vereint  zu  Bttljsigen*  , 


mw^  steh  d^r  Katur  gemchten  Zeiehinuigoau 


N   6  b   s  t 

kritischen  B'emerktin|^#i|, 


XE;..  S../...,  ^e^ettw^jirüg  iS  Jahr  alt, 
Ton'  cachektischen  Eltern  hier  geboren ,  kam* 
nit  denselben  als  halbjähriges  Kind  nach' 
Mannheim,  wo  sie  erlogen,  nnd  nach  dem 
Tode  ihres  Vaters,  vor  etwa  if  Jahr,-  -von 
ihrer  Matter  wieder  hierher  gebracht  war* 
de.  Als  Kind  war  sie  immer  schwächlich, 
litt  Tiel  an  Würmer  nnd  deren  Begleiter 
-^  geschwächter  Verdauung  krankhafter  £r-> 
iiahrung  — -  hatte  überhaupt  eine  cachektisch 
scrophalose  Constitution.  Noch  vor  dem 
&ten  Jahre  hatte '  sie  die  gewöhnlichen  Kin- 


,r-    se    — 


\ 


derbi^nkheitefi  9  Matern  «d  Scfavlach^  je- 
doch leicht  überstanden ,  und  sich  ihreta 
Alter  ^mäfs^  der  kranken  Constitution  un- 

Seachtet ,  entwickelt.    Von  dieser  Zeit  ^  dem 
ten  Jahr,  finjp    sie  nierkiicb  an  su^kräa-. 
kein,  wurde  magrer  und  'verdrttfslicb,  ba». 
kam  Kopfschmerz^  Schwindel ^    und  öfter» 
Anfälle  von  Zittern ,  JErblassuu^  .und  con* 
-vulsivisöhen    Bewegungen,   mit   Kälte    der 
GliedmaüGsen;    Sie  hatte  keinen  ordentlichen 
Appetit,  aber  öfter  Heifshunger  uiid  Verlan« 
>gen  nadi  ungewöhnlichen   NahrungsktoflRniy 
afs  Yiel,  und  mufste  vief  essen ,  um  einem 
unangenehmen  Gefühl  von  Leejre ,  Oedeseyü  . 
und  Wühlen  im  Magen  damit  tu  begegnen.  , 
Ganie    besonders    muCste   sie   viel    Trinkte* 
Diese    Anomalien    wurden    für    Wnrmbo* .' 
(K^hwerden  gehalten,  und  diesem  entgegen* 
gewirkt  f  es  gingen    auch  Würmer  \mAuf 
ab'»  aber    ohne  Erfolg.     Im  Frühjahr    1819 
wurde  sie  an  einem  entsflndlichen  Brnstfie-' 
ber    geföhrlich   krank*      Im  Verlauf  dieser 
Krankheit  entstand   häufiges  freiwillü^  Er« 
brechen,  mit  irelchem  nebst  vielem  -Schleim, 
eine  Menge    häutiger   Theile   ausg^wpife9|. 
die  ab^r  iiicht  genau  untersucht  ivurden^  und 
wahrscheinlich  die  ersten  Polypen  gewesen 
sind.    Von  dieser  Krankheit  wieder  geheilt^ 
bekam  sie  ein  lebhafteres  gesünderes  Aussehen  $  - 
und  nachdem  sie  alle  die  frühern  Beschwere  ] 
dien  yerloren ,  glaubte  man ,  dafs  sie  sich  in 
Tiukunft  einer  vollkommenen  Gesupdheit  «a. 
erfreuen  haben  werde.    Dieser  gesunde  Zwi«, 
schensustand  währte  aber  nicht  lange  j  deun. 
sohbn  nach  |  Jahr  stellten  sich  die  oben  be«^, 
sohriebenen  Zufälle,  blasses  Aussehen,  Oe4e*  - 
Meyfi  9  Zittern ,  Schwäche,  Schwindel,  KopC- 

schmers. 


-.      Sg      ^       . 

Bcbmerz  y  Ekel  etc.  wieder  ein ,  nnd  errejf te      * 
aufs   neae   für    ihre  Gesamlbeit  Besorgnirs» 
Man   gebrauchte  Heilmittel ,    die  Erleichte- 
rang  aber  keine  YoUkommene  Hülfe  bewirk-- 
tea.  .     Indessen    kä^ipfte    sie    init    den    ge» 
tagten    mannichfachen     Leiden    bis    s'ie    im 
Fi^jahr    1820  ernstlich  an  einem  Schleimfie^ 
htr  erkrankte.     Während   dem    Verlauf  der 
Krankheit    stellte  sich    häufiges   freiwilliges 
Erbrechen  ein  ,  mit  welchem  anfanglich  -viel 
Schleim  ^  zuletzt  aber  auch  wieder  die  schon 
früher  gesehenen  häutigen  Körper,  die  dks- 
mal  genau   untergucht   und   ah  jirmpolypen  er- 
kannt  "worden    sind,    ausgeworfen  wurden. 
Die  Reconvalescenz  war  in  dieser  Krankheit 
sehr  lange  dauernd ,  die  Erholung  erfolgte 
wegen  dem,   nach  der  Krankheit  »och  fort«> 
dauernd  fehlendem  Appetit,    sehr  langsam. 
Nodi  nicht  genesen,  hatte  ihre  Matter  (ihr 
Vetter  ist  indessen  gestorben)  ihren  zukünf- 
iigen    Wohnsitz   wieder    hier   gewählt  und 
brachte    so  die   Patientin  mit  hierher.     Im 
SpStjahr  igao  bekam  ich  die  Patientin  zum 
ersten  Mal  zu  sehen ,  indem  mich  die  Mut- 
ter derselben   bei  wieder  erneuerten  Anfal- 
len ,  die  auf  ein  abermaliges  Vorhandenseyn 
der  fremden    Körper  (Polypen)    im   Hagen 
deuteten,  deshalb  consultirte.     Die  Mutter 
ers&hlte  mir  die  früheren  Vorgänge  bei  der 
Patientin^  ich  mufs  es  aber  gestehen,    dafs 
ich  hier  in  Beziehung   der  Polypen  keinen 
Glauben    beimessen,    sondern    sie    bereden 
wollte»  dafs  es  Würmer  gewesen  seyn  wür- 
den.     Indessen    war    das    Mädchen    krank, 
hatte  cacbectisch  -  scrophulöses  Aussehen,  ge- 
schwächte   Verdauungsorgane ,    daher   inan- 
gelhafke   Ernährung   etc.   überhaupt  alle  £r* 
Jonm.  LYHI.  B.  i.  St«  £ 


—     6«     ~ 

Bcheintingtni  die  bei  grober  Anfannttlang 
von  Würmer  uod  WurmkranUeiten  yor^ 
handeA  sind ;  besonders  klagte  sie  aber  übw 
das  Oede^eyn,  den  nüchternen  Ekel  und 
Graben  im  Magen.  Diesen  Erscheinang^li 
zn  Folge  verordnete  ich  Heilmittel,  die  wek 
niger  direct  gegen  die  Würmer  waren ,  als 
vielmehr  die  Verdaunngsdrgane  su  stärken, 
in  gröTsere  Tbätigkeit  zu  setzen,  und  die 
gesunkene  Reprodnction  überhaupt  sn  he* 
ben.  Zu  diesem  Behuf  verordnete  ich  in 
schickliöheh  Yehikeln  das  Mxtr.  Trfol  fibr. 
Marrubn^  Asäfotiida^  Quassia  etc»^  so  wie  i(q-. 
letzt  auch  die  Pfor.  Sah  mnrhoh.  marttal;  nttd 
eine  nährende  Diät. 

Anf  fof  tgesi^tzten  Gebrauch  dieser  Aik 
orSriiing  sah  man  änc)t  wirklich  gütlit^||Mf 
EHolg.  Die  Assimilation  und  ReJ>rodutti6ii 
geschah  volIk»mmeli,  und  die  Rrankfaeits*. 
beschwerden  verschwandtin ;  daher  wurde 
denn  atich  mit  diesen  Mitteln  utieder  ans« 
gesetzt*  .Aber  im  Winter  von  1821  auf  Ij» 
stellten  sich  alle  früher  gehabten  Beschwer- 
•den  in  vollem  Maafs  wieder  ein ,  besonders 
"^ar  dieses  Mal  der  starke  Dnrst,  der  krank, 
hafte  Hunger,  der  nüchtern li  Ekel,  Scbwinr 
del  y  Zittern  f  Angst  und  Oedeseyu  sehr  lä- 
stig; die  Kranke  magerte  stai:k  ab,  hätte 
^weiterte  unempfindhche  Pupille  und  leich«' 
tes  Hüsteln.  —  Deäitingeat^htet  n^rde 'keinö 
ärztliche  Hülfe  gesucht,  die  Kranke  tAü  Trö-> 
stungeii  hingehalten,  bis  sie  Am  23.  Mäfjs  • 
i6i2  ernstlidi  und  fieberhaft  erkrankte  *}• 

*)  Dies«   fCranktiigetdiiehts    will  ich,   nm  dsii 
Rsaeci.  SU    ertpuen,     nicht    ^ttaimrt,     ton* 


b  ' 


—   «1    -- 

Diese  aenentständene  Kt*ankeit  StrCseHf 
sich   als   ein   Sddnmfithtr^    mit  iotÜTiduellar 
Hinneii^ang'   zur  nerrosa  ohne  örtlich  tat* 
ifiodliche  Affection/    Gleich  in   den   ersten 
Ta^^ea  der  Krankheit  stellte  sich  ein  find* 
wiIU|^r  Durchfall  ein ,  durch  "weldbett  fein« 
Hen^e  änfserst  stinkende  ^  schleiiliige  ^  grila 
«ttssehende  Stoffe  abgingen ;  bei  diesem  Durch« 
UM  'War  ein   Kitcel  iin  Halse  tiud  Neigtitt^ 
snm  Erbrechen  9  auch  erbräch  sich  die  fraft« 
ke,  und  aftn  5l4stea  Abelids  wuide  während 
einem  Efbrech^n,   welches  dufch  ein  geg%« 
benes    Emetiqum    aus  Ipecacuauha  bewirkt 
worden  I  liebst  ändern  Stoflfen  Uüe»  ^ie  ein 
•tariier  i^ederluel  aussehende   hOuügt  Möhre^ 
die  an  eiaem  Ende  dpiteig^  anlief,   am  an- 
dern di6k  war  ftnd  stu[ttipf  endi^  i  In  der 
Asble  eiwa^  Schleiin  ühd  Zell^hstott')  von 
der  Art  9  wie  der  Zellenstoff  in  einer   Fe« 
derkiel  enthiWt^  ausgeworfen.     Der  fieschaf*^ 
fealwit  feacü  hielt  ich  diesen  fremden  KÖrJ 
pet  für  einet  Bftistntvurm  f  ffyddtis  gfS^äs^   Üi0 
Krankheit  bildete  sich  nach  und  haeh  gan« 
Ja  eioe  Nuvasa  pitmioBa  um  ^  die  Gräfte,  der 
Puls  äink^    es  stellte  sich  Wt9ti^keit  dea 
Kopfes^  Sehnenhfipfen  und  PhanUnren  ein; 
dafe  Erbrechen  dünerte  noch  an^  uhd  «irurde 
But  demselben    eine  ungewöhnliclie  Menge 
Stilleim  weggesdiiafffc« 

Am  27sten  in  der  Frfihe »  nachdem  die 
Kranke  To^her  sich  erbi'e'ohen  hatte^  dauerte 
ein  atarkea  Würgen  aait  Xlnstea .  noch  an^ 
nnd  durch  dieses  wnrde  der  fremde  lUirper 

dam  nnt  in  katssn  ÜmttMea  -aad  eo  Wiic 
•s  aav  GsseUehis,  nmiÜehx  £H^dtot  dM-  Arm* 
potyp€u,  lAselat  ttitkftg  kt«  kes^liselikvi». 

£  n 


^     6«     — 

>  •  -  ' 

0ip  I.)  mit  wenigem  weirsen  Schleim  aus- 
^bi^ochen  *>  Diesen  Körper  erkannte,  ich, 
nachdem  ich  denselben  ia  Wasser  gelegt 
Hn^  genau  untersucht  hatte«  für  einen  Arm^ 
pol^pen ,  und  zwar  aus  der  Species  der  l/y* 
dra  grisea.  Au  demselben  Tag ,  Nachmittags, 
würden  noch  zwei  .  solcher  Polypen  ausge* 
lirochen,  wovon  der  eine  etwas  kleiner  war 
'  .  und  ganz  zu  seyn  schien  (Fig.  2.) ,  der  an- 
dere war  aber  zerrissen.  Beide  hätten  die- 
selbe Form  wie  Fig.  i.,.  waren  aber  weiJTs 
von  Farbe  und  man  konnte  im  Wasser  keine 

_!^).Bti  Erscheinung  wir. der  tuseebrochene  frem« 

^  4ft. Körper/ an  dem  Körper .  aesselben  eowohl 
alt  4em  dicken  Tbeil  der  Aeste^yonhellrother 
Farbe ,  die  feinern  Versweigungen  aber  weiff ; 
'  «T  wurde  dann  in  ein  Gems  mit  Wasser  ^«  ^ 
than ,  nun  verschwand  in  etwas  die  Rosaiatbe 
und  wurde  blasser^  als  er  aber  geschj^ttelt  wor- 
den, nahm,  er  die  erste  Farbe  wieder  an  9  und 
verlor  diese  erst  nach  einer  halben  Stunde,  wo 
er  vreifs  wurde.  —  Dieser  Körper  schien  le- 
bendig; denn  bei  genauer  Betrachtuns  im  Was- 

.  «er  sah  man  die   Aeste  desselben  sich  hin  und 

her  bewegen y  lind  wenn  man  sie  vop, einander^ 

'  '  legte,  sogen  sie  sieh  wieder  zusain^nen.  So- 
'  .wohl  d^r  Körper  als  der  dicKere  Theil  der 
Aeste  waren  von  fester  Structur,  aber  dennoch 
hohl ;  doch  waren  sie  stark ,  und  man-  hat ,  als 
sie  zum  Zeichnen  auseinandergelegt  wurden, 
etark  an  denselben  ziehen  dürfep  oder  vielmehr 
mfissen,  ohne,  dafs  sie  abgerissen  sind*'  Die 
Aenderung  der  Farbe  scheint  auch  auf  ein  Le* 

'  '       ben  in  dem  Körper  zu  deuten. 

_"'  ,  .  Der  Körper  Fig.  1.  scheint  aus. mehreren 
Poljrpen  zu  bestehen;  denn  man  findet  an  den- 
selben $  teilen,  die  vermuthen  lassen,  dafs  der 
inngt  sich  b^ld  von  der  Muster  losgerissen 
.  .  litte,  s.  B*  e*  b.  c.  d.  wie  nach  der  iNaturge- 
eohidbte  die  FbrtpAansungsgeschichct  dieser  Zoo- . 
(hyttn  auf  diese  Art  beKanut  ist. 


I 


I 


—     65     --         . 

Btwegnngen  an  ihnen  sehen ,  ^fiher  ich  m« 
för  schön  abgestorben,  gewesen ,  hake. 

Nach  diesen  Vorgang  war  die  Kranke 
fänz  entkräftet,  der  Ohptäacht  und  dem 
Ausbruch  von  Convulsionen  nahe^  ainnehm- 
lichen  Tage  abier.  noch  verschwänden  die 
nervöseu  Erscheinungen,  der  Puls  wurde 
laogsamer,  das  BewuTstseyn  kehrte  ^urilclc, 
und  die  Kranke  war  Reconvalescent^  nur 
das  Erbrechen  stellte  sich  von  Zeit  zu  Zeit 
noch  ein ,  und  mit  diesem  wurden  in  wei- 
tem Verlauf  noch  sechs  Polypen  von  ver- 
schiedener Gröfse,  theils  lebendig,  theils 
auch  todt  ausgeworfen.  ♦)  v 

Am  Sosten  Abends  wurde  unter  starkem 
Würgen;  und  endlich  hinzugekommenen  Er- 
brechen ein,  wie  eine  gewöhnliche  Baumnufs 
grotser  Körper  ausgebrochen,  der  ein  fe- 
ster Scbleimklnmpen  zu  seyn  schien ,  aber 
in5  VVasser  gelegt,  sich  aus  Häuten  zusam- 
mengesetzt, z«igte ,  in  der  Mitte  sehr  fest 
war,  eine/] .  schwärzlichen  Kern  hatte,  der 
als  die  Wurzel,  durch  welche  er  festsafs, 
zu    erkennen  war.  —     Nach    dem  Abgang 

♦)  Einen  in   der  Gröfse  und  Form    wie  Fig.  i. 
am  38.    Mär«   ausgebrochen   gewordenen.  Tief» 
ich  in   warmes   Wasser  mit  dem  ausgebroche- 
aan   Schleim  vermischt»   legen;     darin  behielt 
derselbe  einige. Stunden  Bewegung  und  röthliehe 
Farbe  9  und   ging  gäux   langssin   in   blaftweilse 
Farbe  aber ;   daher  au  schlierseh  ist ,   daCs  er  in 
diesem   ihm   mehr  homogenen  Vehikel  das  Le- 
ben Ungar  behielt.     Weil  die  zuletzt  eusgebro- 
ebenen   die  nehmliehe  Form  und  N*tur  hatten» 
wie   Flg.    1.    und  a.,    so   UeCs    ich  diese,  nicht 
«eichucn,    und  auch  die  etateru  zwei,  nur  die 
hier  eezcichneten  h&be    ich  in  Sjiititus   autbc- 
wihrr. 


^    «4 


_  \ 


4ie«ef  K&rp«t$  Ikls  nuch  das  ErbreolMMi 
nach,  uad  pu|i  trat  voUkommene  Recon-» 
Ya|eBceDi&^€in,  in  welclier  mit  einer  robori^ 
renden  Heilmethode  und  passender  DiMt  dto 
Genesung  befördert  ^urde. 

In  der  Reconyalescepis  tritt  hier  aber 
ein^  anderer  Heils  weck  auf,  nehmlich  di^ 
^eitare  Eraengi^nj^  diesar  Pdlfpen  an  hw^ 
man  und  diese  selbst  an  aarstöreo.  Da  sieli 
diese  Pflansen^bi^e  aber  so  leicht  eraeüfen^ 
in  scbioklichen  Vehikeln  so  häufig  fortpflan^ 
aeOf  so  ist  die  Zerstörung  derselben  scnwar^ 
und  die  yorgesteckte  Aufgabe  nicht  so  leicht; 
doch  glaube  ich  diesen  Zwack  so  erraiohan.|, 

%)  in  TJmäodemng  dar   Constitution  dar 
Kranken, 

9}  in  Stärkung  der  Verdaüungs  •  und  Jii* 
similationsorgaoa  derselben. 

Dar  scrophnlösen  caohektischen  Consti« 
tution  der  Kranken,  setse  ich  die  Plummer^^ 
sehen  Pulver  entgaffen  ^  und  xur  Hahnng^ 
Belebung  und  Stärkung  der  Yerdauungs« 
und  Assimilations  *  Kräfte  habe  ioh  das  Extr^ 
Marmb.  Tnfol.fibr.  Qiiasslaeetc,  in  aromatischem 
Wafser  atpffgelöfst,  nebenbei  angeordnet,  und 
im  Verlauf  werden  MarHaUß  mit  bittern  Stof« 
fen  Terbunden  i^weckdienlich  werden.  Den 
Erfolg  will  icfa|  wann  es  erforderlieb  ist^ 
uMhtragen« 


mmtim»mmmm»mtmmimm 


Die  Anamnese  und  Ki^ankheits«^  Geschieh« 
te^  ist  fiilr  den  praktischen  Arst  nur  in  so^ 
fern  interessant)  als  die  nervösen  Erschein 


'  t*  - 


^         -7- 

Bafig:ea   bei  derselben    mit    dem  Amyrpxipn, 
der  im   Magien    gewesenen   fremden  Körper 
«ich  so  schnell  ,\  beinahe   plötzlich  verlpreoi 
babeoy   und  so  der   Polyp    mit  -seinem  An* 
han^   gleichsam    als  kritischer   Auswurf  ,^.r« 
scheint,    und-  daraus   die  weitere  Fol«;erang 
gemacht  werden  kann,  dafs  der  fremde  Kör* 
per 9   der  pathologische  Rei£  im  Magen,  die 
lurankfaeit   ersengende  Ursache  war.     Nicht 
nnr  in  dieser ,  sondern  auch  in  den  frühern 
iLrankheiten ,  war  dieses  der  Fall ,  and  was 
noch   weiter   bemerkt    zu  ^erden   verdient, 
jedesmal  im  Frühjahr  entstanden  diese  Krank* 
heiten ,   wo   nach   dem   Zeugnifs  der  Natur» 
forscher,    die   Erzeugung   der  Polypen  auch 
am  stärksten  ist,  auch  gewöhnlich  Würmer 
und  Schieimfieber   häufig  vorkommen,   wo- 
\cu  von    erstem ,    nach   Doverens^    die   Ur- 
sache in   der  nafswarmen    Luft  und  nassen 
Witterung  liegen  soll.     Indessen   ist  meine^ 
Absicht  nicht,  dieses  aus  der  Pathologie  und 
Physiologie  su  erklären,  und  somit  .%u  ibep«^ 
retlsiren,  sondern  ich  gehe  rar  Beantwortung 
folgender  zwei   praktisch  wichtigen  Fragen, 
in   weicbeii  >auch    das    Voranstebende    zum 
Theil  erklärt  wird,  nämlich; 

i)  wie  kam  dieser  Zoophyt  in  4ciT^Ma* 
gen  der  Patientin ,  und 

3)  wie  konnte  er  sich  im  Magen  eines 
Menschen,  wo  so  häufige  Stoffv^schselung 
und  ein  immerwährender  organisch- che« 
mischer  Proz^efs  Statt  findet,  erbalten  und 
fortpflanzen  ? 

Diese  Species  Polypen  ist  die  gevvröhn- 
liebste,  ani  wenigaten  j&ärtüche,  am  banfig;- 


-     66     -- 

sten  Torkoxnmende ,  ubd  fast  in  allen  ite» 
henden    und    langsam    flieDseoden  Wasseni 
zu  finden.     Auch  ist  von  dieser  Thier^t«  ' 
tun^,  ^wie  Räsd  und  Lichtenberg  beseu^,  be- 
kannt, dafs  ein  jeder  kleine  davon  abgeria- 
aene  Theil  das   Vermögen  besitzt,    vried^ 
fort£u>vachsen ,  und  aelbst  neue   virieder .  sa 
produciren.     Demnach   ist  nicht  nur  (wahr* 
scheiülich,  sondern   als   bestimmt  ansunelu  . 
men,    dafs    die    Patientin   diesen     Zoophjr^ 
vielleicht  auch  nur   einen   Theil   vom  Gatt-  • 
^en,  in  Trinkwasser  getrunken,  und  so  ia 
den  Magen  bekommen  hat*  ^) 

Die  zweite  oben  gesetzte  Frage  ist  sehwie-^ 
riger  zu  erklären*  Die  Natur  dieses  2jO0^ 
pbyten  und   seine  Nahrung  im  Naturstand^. 


*}  In  den  Jahrbüchern  der  .Medisin  findet 
mehrere  Beispiele,  wo  Thiere  (Amphibien)  ron 
aufsen  in  den  Mtgen  des  Menschen  gekommen^ 
und  sich  darin  tulgehalten  haben. 

Im  Museum  des  Wundervollen  oder  Aufser/! 
ordentl^hen  in  der  Natar  etc.  g.  B.  2,  St*  wird 
die  Geschichte  von  einem  i4jänrigen  Mttdohen. 
aus  dem  Kanton  Thurgau  erzählt,'  weichet  alt 
•inecL  Sumpf (fuelle  Nattern  getrunken,  uüd  si« 
nachher  wieder  bis  auf  eine  von  sich  gebrochea 
hat;^  die' eine  zurückgebliebene  erregte  äulserft 
aihlirnme  -Zuti}\ej  und  wui^^e  erat,  als  das 
Mädchen  ^9  Jahr  alt  war,  unter  der  Aufsicht 
des  Sanitäts  -  Kaths ,  von  Dr.  Keller  in  Grauen* 
feld,  aus  dem  Körper  getrieben.  — '  Herr  Proto« 
med.  Dr.  JMCattuschka  theilt  in  den  „Beobach* 
gen  und  Abhandlungen  aus  dem  Gebiete  der  ge* 
•ammten  praetischen  Heilkunde  etc. ,  heraus* 
gegeben  von«  den  Directoren  und  Professoren^ 
•des  Studiums  der  Heilkunde  an  der  Univetsitftc 
,«u  Wien,  im  i.  Bd,"  die  Geschichte  von  ei- 
nem Weibe ,  bei  "welchem  lebendige  Eidechsen 
im  Mageii  angetrolFen,  und  die  unter  convul*  " 
sivischen  Zufallen  ausgebrochen  worden»  mit» 


-     67     - 

Steht  9    mit  der  Mc^^licfakeit  des  Aafeutbalts 
nnd  Vermehrung   in   einem  lebendigen  Kö'r« 

Sir,  -vro  alles  das,  was  er  im  natüdichen 
Qstand  bedarf,  nicht  ist  im  Widersprncji« 
Man  sollte  glauben,  ein  solches  Thxer  mässe 
im  Mag'en  des  Menschen ,  wb  organische 
Thätigkeit  wohnt,  und  so  häufige  Stoffwech. 
selang  Statt  findet^  absterben  —  und  ed 
ist  auch  anr.unehmen,  dafs  dieses  häufig  ge- 
schieht, ja  ich  möchte  behaupten ,  ^  dafs  die* 
ses  gewils  geschieht,  wo  das  Verdauungs« 
Organ  gesund  ist,  und  keine  fremde  Stoffe 
in  demselben  vorhanden  sind ,  die  eine  An- 
neiguQg  zu  dem  hineingekommenen  fremden 
Körper  haben  (der  denselben  homogen  sind) 
und  dadurch  sein  Fortkommen  begünstigen» 
Wäre  dieses  nicht  der  Fall,  so  würden  Po« 
lypen  in  dem  Magen  des  Menschen  öfter 
gefunden  werden! 

Die  Polypen  gehören  ihrer  Natur,  ih- 
rem Bau  und  Leben  nach  in  das  Geschlecht 
der  Würmer,  und  sind  auch  in  ,der  Natur- 
geschichte £u  diesen  gezählt  und  gemein- 
fchaftlich  mit  diesen  abgehandelt.  Wenn 
ich  daher  die  Erliahung  und  Fortpflanzung  der 
Polypen  im  menschlichen  Körper  erklären 
will ,  mufs  ich  mich  auf  die  H^lnüntogenesis 
beziehen,  und  aus  dieser  der  Analogie  nach 
schlieEsen. 

So  wie  die  Theorie  d^r  Zengnng  über- 
haupt, so  ist  auch  die  der  Würmer  im 
menschlichen  Körper  .noch  sehr  unvollkom- 
men, und  beruht  auf  oft  ^illkührlich  ange- 
nommenen Hypothesen.  Die  älteste  Mei- 
nung,  von  Hippncrates  und  Jlristotthsy  sucht 
die  Ursache  von  dem  Daseyn  dieser  Thicre 


^     68     ^ 

ig  Verdtrbnife  dtr  Substanz^  und  Fäulnifi, 
durch  die  gtnerafio  aeqj^^ca  ' entstand.  Dies« 
Hypothese  wu^de  aber  durch  die  £ntdeckuii|^' 
aer.  Zeuffangpstbeile  an  den  Würmern  ^  -von 
jRfdi ,  entkräftet.  Rostnstein  *)  läfst  die  Wür^ 
mer  durch  den  Genafo  von  unreinem  Wag-* 
BWf  in  welchen  kleine  Würmchen  ^lit  Ter« 
•chlnckt  werden )  entstehen  ^  wo  hingegeq 
Sfva  behauptejt)  dafs  die  Würmer  dem 
menschlichen  Körper  angeboren ,  und  der 
Wurmsaanu  während  der.  Schwanger«cfaaflt 
Von  der  Matter  dem  Körper  schon  mitge«- 
ibeilt  werde  ^  und  sich  derselbe  im  Schleim 
entwickele,  oder  wie  ^n^/i  **)y  Consbruchnnd 
jaftn  ***)  die  Würmer  der  tbier.  Oekono«» 
inie  für  nothwendig  halten.  Alle  diese  Ter* 
schiedenen  Hypothesen  ^eben  über  diOxEtfV 
UQgnng  dieser  Thiere  übrigens  keinen  b»» 
{Hedigenden  Aufschlufs.  Die  Idee  von  Ro^ 
sensttin  wird  durch  die  neueste  Vermuthun^^ 
nach  welcher  die  Würmer  Produkte  der  In^ 
fusorien  sind»  und  die  Behauptung  von 
Oken,-  dafs  alles  Fleisch  in  Infusorien  zer.» 
fallet  unterstützt.  Einstimmig  wird  aber 
von  den  neuesten  Helmintologen  angenom- 
men 9  dafs  Würmer  sich  nur  erzeugen  und 
fortbestehen  können,  wo  eine  förmliche  Wumu 
anläge  f  eine  cachektisclie  kränklich^  Conetititüon 
vorbanden  9  und  der  Schläm,  nach  der  Er- 
fahrung eigentlich  der  Vehikel  isl^  in  wel- 
ohwi  pi^   ihr    Fortbestehen    finden.     Diese 

^j  Tra^tßtp  MU  jpaladie  dei  hamhini^  traiportato 
m  Tßdesco  con  alcune  not$^    d*  G*  B*  PalUtä» 

•♦)  Weikard  mediz*  pract,  Handbuch*  ^.  TÄ. 
'    ••♦)  Nf«*#f  SyH0m  dor  fiinderkranhkeken^ 


-  <d  - 

U^MomcoMüUitüoß  wird  bMatcbiiet  aiiü  •inem 
cichdiiUoh  icropbiilS«en  Ausf^hm^  Ver- 
acUoimiuif  der  mrst^  Wef e ,  feUbürhaftev 
geschwächter  Verdaaung,  dorch  aUgetpeind 
and  ortliche  Schwäche  der  Eingewejide  4e4^ 
VnterMbfi  etc. 

Der  Polyp  erfordert  «einer  Netnr  iiecli 
dieselben  VerhSltaiife  und  Un^ünde,   wie 
die  Würmer  im  mensohlichen   Kdrper,  m 
feinem  Fortbe«tehen  und  Fortbilden.    Nach 
dieiem,  d$  gtwijs  vorausgestni ,  dab  die  Po- 
lypen VOA  auüBen    in    den   Magen  veraetat 
worden  aind^  erforderten  sie  eine  surifi«  Cen« 
aikutian^  tint  kränllicht  Bttchajftnhtit 
der  Verdsaiingsorgane ,  eine  Amamiiribmg  von 
Sehkbny  der  besonders  der  Vehikel  sn  seyn 
steint»   io  dem  er  sich  ernäfirin  kofmtt  -r- 
eine  Wnrmconstitation.      Alle  diese,    deni 
föffpcn    günstigen    Bedingungen,    dre  Meiner 
ITaiut  homf^gcn  waren,  traf  er,  wie  die  Anatn« 
iiese  ausweist,  bei  unserer  Patientin  an,  und 
darin  hmt  er  sein   Fortbtstdwi   und  Weitere 
Ji^rodu€iion  erhalten* 


JlsrnsrAiingsit  des  Heraungtbtrt. 

Das  Interessante  und  Neue  des^  obigen 
Gegenstandes  \eranUfsten  mich,  ijhn  iror 
dem  Abdruck  dem  Ober  -  Tribunal  in  AUem, 
was  Helminthologie  betrifft,   unfern  würdLr 

Sm    Hrn.    Geb.  Raib  RudoJphi  vorzulegent 
echfolgeod^s  w^iir  feine  Antwort; 


—      7»     ~ 

,,£w.  danke  i6}x  für  die  jtlittheilan^  der 
Krankengeschichte  des  Hrn.  Dr.  Müller  ^Aet 
iicb  geiänscht  hat,  dafs  er  ausgebrpchene 
lymphatische  Concremente  mit  -  Armpolypen 
verwechselt.*'  » 

.  *  ■       ■  «' 

I 

,,Die  Armpolypen  können  sich  etwas 
ausdehnen,  allein  nie  bleiben  sie  so,  son- 
dern fallen  nach  dem  Tode  in  ein  Schleimr 
kliimpcben  zusammen«'' 

'•    „Wenn  er 'von   Leben  spricht,   das  er 

fesehen  haben  will,  so  ist  es  bekannt,  dafs 
'jemperaturverähderungen   in  solchen   Kör- 
nefn  kleine  Bewegungen  veranlassen  können.* 

„Es  sind  allerdings  polypöse  Gerinnsel^ 
dergleichen  zuweilen  aus  den  Bronchien» 
häufiger  aus  dem  Barm  vorkommen,  vor- 
züglich wenn  Essigklystiere  gegeben  w^i^-. 
den,  wie  ich  einige  Male  beobachtet  habe. 
Aus  dem  Magen  ausgebrochene  habe  ich 
noch  nicht  gesehen ,  allein  wer  weifs ,  ob 
nicht,  anch  eine  gegebene  saure  Medizin 
daran  Schuld  ist." 


So  sehr  ich  diese  Entscheidung  ehre, 
so  ist  doch  wohl  noch  nicht  ausgemacht, 
in  welchen  Formen  der  Zeugungsprozefs, 
welcher  die  Polypen  in  stehendem  Wasser 
hervorbringt,  ihre  Entstellung  in  den  Höh- 
len organischer  Körper  variiren  könnet 
ferner,  ob  das,  was  wir  Lebensbewegung 
nennen,  insonderheit  bei  so  unvollkommen 
und  schwach  lebenden  viventibus,  immer  so 
bestimmt  von  mechanischer  Bewegung  un- 
terschieden werden  könne,  und  . überhaupt, 
üb, die  äufsere  Bewegung  zum  Beweis  eines 


■    ^   •■  —    '.7»     — 

■  • 

dftieyenden  Lebeo«  erforderlich  sey.  Wir 
ennnem  an  das  Leben  im  Ey.  'Wie,  wenn 
manclie  Geschöpfe  zeitlebens  auf  dieser  Stnfe 
stehen  blieben?  —  Wie  viele  Grade  des 
Lebens  giebt  es  nicht,  und  mag  es  noph 
geben,  die  wir  gar  nicht  kennen!  •— <  Oder 
kennte  nicht  ein  blofses  Pflanzenleben  als 
parasitischer  Bewohner  eines  thierischen  Statt 
finden,  wie  £•  B.  die  Pinnen,  viele  Ar« 
ten  von  Herpes  j  Liehen  u.  flgl»^  —  Wi- 
nigstens  sind  jene  .  Concremente ,  ^  welche 
vrir  als  Infarcten  so  oft  zu  sehen  bekpm* 
snen,  und  die  allerdings  Viele  Aehnlichkeit 
mit  den. hier  ausgeleerten  Körpern  haben^ 
als  In£arcteu,  bis  jetzt  noch  nie  im  Magen 
btonerkt  worden. 

Auf  jeden  Fall  ist  die  Beobachtung  für 
die  Lehre  von  Infarcten  und  JihnUchen  schlei- 
micbten  und  lymphatischen  Konkrementen, 
TOä  vielem  Interesse ,  und  verdient  daher, 
ureön  sie  den  ihr  gegebenen  Namen  nicht 
verdienen  sollte,  als  eine  neue .  Naturer- 
Bcbmomg  in  dieser  Sammlung  au^estell^ 
nnd  fernerer  ]0ntersuchung  der  Naturforscher 
empfohlen  zu  werden. 


\  1 


■  1.  ■* 


/ 


das   Wild^äd    0rA8teiti, 

Von  -    ■      _  .-f 

Dp.    Kl  a  «  i*  ck  % 

in   B  f  viiiu  •    :,' 


■% 


mnen  Sominer  vnr  Vermehf^oiifp  seiner.  Jmip 
kaÜLeiiBtnirs  der  ^ettsoben  VUtAlBr  untenNdi«^ 
führte  ihn  anek  in  da«  WiMbad  Qmieüi  im 
fialsbnrgiichen. 

Pas^ein  gehört  stt  t^h  WeAl^eH  fttdtfir» 
die  nicht  auflösend,  nicht  ab{tthrei|d^  ion*- 
.  dem  .anmittelbar  stärkend  und  belebend  wir«^ 
ken  sollen,  "wobei  denn  noch  gar  \iele  Ne«* 
bennmstände  «nr  Terinehrutig  di^^i^  Wir« 
kung  beitragen« 

In  dem  Paradiese  von  Teutschland  ff^* 
legen,  mufs  schon  der  Weg  nach  dem  Wild« 
hade^  welches  etwa  td  Meilen  südlich  von 
Salzburg,  also  weit  genug  von  uns  entfernt 
ÜMt,  a^ch  den  stumpfsinnigsten  aus  seine» 
Scmtemmer  aufscheuchen,    und    durah    di»' 


/         -  ,s  - 

Wunder,  die  er  vor  seine  Anteil  ilihrt,  ftü 
neaer  LebensluBt  nnd  neaer  Kraft  erwecken. 
Man  lebt  auf  diesem  Wege  in  steter  Ab. 
wechselaog  des  Schönen,  und  cwar  in  TJe. 
bergängen,  die  man  nirgends  so  vereinig 
findet«  Der  romantische  Norden  und  da^ 
inilde  Italien,  die  Sthweis  als  IndifferehJi^ 
punkt  in  der  Mitte,  fliefsen  lji€r.  gleichsam 
in  Eins  zusammen,  und  ich  gestehe,  dafs 
ich  der  Landschaft  in  mancher  Hinsicht  den 
Vorzug  vor  den  Schweizer  Alpen  geben 
möchte  9  weil  das  Auge  sich  nicht  wie  dort 
in  das  Unendliehe  verliert.  Auch  hier  bil- 
den  himmelhohe  Alpeii  mit  ewigem  Schnee 
bedeckt,  den  Hintergrund  des  Gemäldes,  ait 
denen  sich  in  den  sanftesten  Wellenlinien 
die  saftgrünen  Matten  mit  unzähligen  Sett- 
nenbütten  besetzt,  und  von  schönem  mun- 
tern Vieh  belebt,  binani^iehen.  Dafs  ein 
solcher  Weg  an  so  mancher  Stelle  niöht 
ohne  Geiahr  sey,  läfst  sich  denken,  abeif 
ich  finde,  dafs  dadurch  selbst  disr  Reiz  W'^ 
hobt,  ond  ein  in  sich  versunknes ,  GemtttK 
gar  mä'cliti^  iiufgerüttelt  wird,  wehn  man 
wie  beim  Pafs  Luegy  oder  bei  dem  Wolken« 
pfkd  auf  der  Klamm  auf  einem  schmalen 
Felsenwege  kaum  einen  halben  Fnfs  vom 
dem  )ahen  Abgründe  entflernt,  die  steile  Fei« 
senwand  hinaufgezogen,  und  oft  nur  auf 
leichten  hGlzernen  Brücken  über  den  Schlund 
hinweggefährt  wird,  wo  tief  unten  die 
Salzach  bfanst  und  schäumt^  und  an  vielen 
Orten  ein  Kreuzlein  und  ein  Gemälde,  wie 
man  es  aus  dem  Pinsel  eines  Naturkindes 
erwarten  kann,  den  Ort  bezeiichnet,  W6 
Landesbowohner  Verunglfickten  und  den  er« 
schlalKen    Reisenden     an    den    Augenblick 


'^     7*     r- 

mabnt ,  Aenp.  der  }VIensch,  der  in  groft«n  Na^ 
tar«cenen  lebt,  inuner  dreister  uod  kühoer. 
i^tgegensieht«  .  Denkt  man  nun,  dafs  nttju 
schon  auf  diesem  "Wege  eine  Luft  trinkt^ 
die  uns  Sandbewobnern  keine  Jabressei^ 
keine  .Witterung  bringt,  dafs  man-  untec 
den  Menseben  nur  kräftige  berrlicbe.Gestal* 
ten  siebt»  in  deren  ausdruckvollep  Gesicli«' 
lern  in  deren  Haltung  und  eigent^ümlicher 
l^Jeidting  so  gar  mancbes  liegt ,  was  an  das 
*Land  jenseits  der  Berge,  erinnert ,  die  weni« 
ger  als  die  Schweizer  durch  lebhaften  Ver- 
'  kehr,  den  Keisenden  als  einen  Handel  und 
Erwerbsartikel  anzusehen,  gewohnt ,  ihn  mit 
8chter  Gastlichkeit  empfangen ,  so  kann  man' 
im  Voraus  wissen,  was  man  in  dem  Wild» 
bade  zu  erwarten  hat. 

Es  würde  zu  weit  fuhren ,  dieses  in  al<« 
len  seinen  Beziehungen  ganz  so  zu  .scbil« 
dem,  wie  es  siqh  meiner  Phantasie  für  im- 
mer eingeprägt  hat.  Ick  führe  hier  nur  an, 
dafs  es  am  südlichsten  Ende  des  G^teins  - 
Thaies,  liegt,  wo  es  von  hohen  sclineebedeck« 

#  ten  Felsen  eingeschlossen  wird,  dafs  es  selbst 
sehr  hoch  liegt,  und  dafs  es  gerade  durch 
die  Position  dicht  an  den  Bergen  gegen  Sü- 
den, in  welcher  Richtung  in  diesen  Gegttn«  ^ 
den  die  Kälte  eindringt,  einen  grofsen  Vor- 
zug vor  so  vielen  andern  Bädern,  nämlich 
•elbst  vor  mehreren  vielbesuchten  Schlesi- 
sehen    Bädern    hat.     Die   wenigen    Häuser,. 

«jy eiche,  zum  Wildbad  gehören,  sind,  mit 
jHsnahme  des  sogenannten  Scblöfschens, 
€m^  ganz  stattlichen  Hauses,  welches  dem 
Aerarium  zugehört,  und  ebenfalls  zur  Auf- 
nahme von  Gästen  bestimmt  ist,  so  wie  des 

Hos- 


-     76.    - 

Hospitale  schon  vor  mehr  al«  3oo  Jahren 
ior  arme  Leidende  gestiftet^  gans  anspracht* 
las  Yon  Hols  gebaut,  und  deuten  dem  ge* 
wohnlichen  Badereisenden  ^  der  Vergnügen 
und  Liustbarkeiten  sucht,  genugsam  an,  qaff 
dieser  Ort.  nur  für  das  Wesentliche,  dem 
ernsten  ungestörten  Gebrauch  der  -wohltha- 
tigeo  Quelle  bestimmt  sey.  Von  einer  fiöhi^ 
Ton  mehr  als  3oo  Fu£s  stjirEt  sich  die  Ach^ 
in  einem  majestätischen.  Falle  dicht  nebea 
den  Hänsern  in  das  Thal,  ja  eins  dersel- 
ben, die  berühmte  .Straubinger  Hütte  ^  die 
schon  im  Jahre  a4S6  Friedrich  dm  Zien  be* 
herbergte,  und  die  noch  in  dem  Besitze  der- 
selben Familie  ist^  ist  über  einem  Arme  dea 
Wasserfalles  erbaut  ^).  —  So  einfach  diesf 
Hanser  auch  sind,  so  gar  wohl  ist  es  einem 
doch  darin,  da  sie  bei  grofser  Beinlichkeit 
und  Nettigkeit  alle  Ansprüche  eines  billigen 
Gastes  befriedigen,  und  einem  das  "wohÜ 
thätige  Gefühl,  allein  zu  seyn,   in  seinem 

Iansen  Umfange  genieüsen  lassen.  Diese, 
läaser  gewinnen  um  so  grilfsere  Bedeutung^ 
da  m0tn  in  ihnep  auch  augleicb  die  Bäder 
gebraucht. 

Es  sind  nSmligh  in  Oästein  rerschiedene 
Quellen,  die  Eigenthum  der  HauserbesitEer 
sind,  und  daher  Ton  diesen,  je  nachdem 
es  ihre  Mittel  xuliefsen ,  sum  Gebrauche  in 

Häuser  selbst  geleitet  werden.     Wollte 

*)  HexT  Gsh.  Ober-Banrath  SehinM  hat  nanient« 
lieh  von  dieser  mit  hober  Geinialiut  und  mis 
kenm  elaublicher  Schnelligkeit  die  ttnvergleich* 
Ucho  Ansicht  gezeichnet »  sehr  wünsehentwerth 
wäre  es,  defs  uns  clies  schöne  Blatt  durch  Ktt- 
pferstidi  oder  wenigstens  dmrch  Steindi:a«fc  §t« 
•chenht  wftrds. 

Joaxn,  LTUI.  B.  i.  Bit  ^ 


\ 


,    :    -    T«-    -    . 

iiiaii  itie  Wirksamkeit  '  di^se^  Quellen  midi' 
den  ResnlUiten  der  chemischen  Analyse  heni^* 
theillsn^  so  würde  sich  eben  kein  sehr  gUnsti-» 

?»r  Sohlaüs' daran«  ziehen  lassen,  obf^leidi 
araedim  behanptet  hat,  dab  die  Qaelle  airi; 
einem  Lager  von  Markksit,  Antimoninm*,  und 
Salpeter  Komme ,  dnrch  die  Matricer  der  ro» 
hen  wilden  Granaten  mit  vielen  anhäpg^n- 
flen  Ers  des  Silbers  nttd  tinEeitiffen  Goldes 
ihre  Kraft  erhielte.  Verrath  doch  dii;  Untersag  . 
ehnng  durch  die  Sinne  von  allta  diesen  sehSneh 
Sachen  nichts »  es  schmeckt  kalt  nnd  warm  n- 
tmnken  unbedeutend.  Das  Wasser  hat  keme 
flüchtigen  Bestandtbeile^  namentlich  keiii 
Schwefelwasserstoff^as ,  und  ich  bedanre  ^ipl 
so  n^ehr ,  dafs  es  mir  liicht  gelang,  tob  de^- 
ieR^en.  bis  hierher  mitzubringen  f  um  die  tob 
-7Vömmsdor]9^  zuletzt  angestellte  Analyse  nac^^ 
Tersuchen  zu  können. 

Er  £and  xuimlich  in  £iaeni  Pfunde  diepef 
Wassers,  diur  in  wohllutirt^  FIasckei|  aber« 
sandt  ward,  in  einem  Pfende: 

Schwefelsaures  Natrnm    •     •     .  i,45o  Gr. 

Kohlensaures  Natrum  ....  o,ifio  — 

Sfllzsaures  Natrnm  •    4    -«    •     •  o,$oo  -^ 

Schwefelsanreti  ,Kalk   «     .*    .  *•  o,i7& -r^ 

Kohlensauren  Kalk  .    ^    •    •  .  •  o^^oo  — - 

Salzsauren  Kalk  ••.••:.  o,5£»q  -rr- 

,    Verlust  ••».•••••  0,025 ,— • 

,         3,8eo  Gr. 

.     Herr  v.   Gimhtrnat^  bekannt  durch  seine 
iyersuclie  über   Thermalgase,   fand  bei  sei-^ 
«er   Uiltersucfaung   an   Ort  und  Stelle  keinf ' 
-Sfor  eines  Gasgehaltes»  und  es  würde  nach 
•dieser   üst^rfuchung    ein    Räthse!    bleiben^ 


—    w    — 

was'  denn  io  dieiier  anTerf^Ieidilioiien  Onelle 
8o  wirksam  seyn  konnte,  da  sie  doch  nichts 
besitz  9  vrtks  nor  einigermaisen  als  ein  Agens 
auf  d^n  Organismus  angesehen  werden  "bonii« 
te,  wenn  man  nicht  in  der  innigen  Mischung, 
mit  der  natürlichen  Wärme   einen   binlänji;* 
liehen  Grnnd  fände.     Es  ist  durch  vielfacno 
Erfahrung  erwiesen,  daft,  wenn  wir  schon 
nvr  faantitati?e  Bestimmungen  für  die  Wär- 
me besit«en ,  ein  gar  mächtiger  unterschied 
in  den  verschiedenen  Wärmen  herrecl^t^  de- 
ren Erseugüng  im  Menschen  wie  im^  Inneiii 
der  Erde  von  einem  Urprincip,   .eiix^Qi  Ar- 
ckaen»  ausgehen  muf»,  den  wir  bish^ir  -ver- 
gibUeli  durch  chemisdh .  phjsioloffische  ITn« 
Isrsuehungen  und  Beobachtungen  £U  erfbi^^ 
sehen  gesucht  haben.    Wer  dessen  tf^eilUaf- 
tig  werden  kann ,    der   sieht  dias  einzig  be- 
lebende Princip,  wie  das  Kind  an  4®r^lMut* 
terbnut  in  sich ,  Wärmt.     Die  tlrwärnjLe  Mt 
das    einiige   Prinzip    des  Lebens ,    das  uns 
kein  Wein,  keine  China  und  Valeriana  ftf* 
•eisen  kann,  wenn   es  einmal  gesunken  istf 
und  genfiTs  ist  das  genannte  WasseiF  ein  Ve- 
hikel,  um  den  Körper  mit  diesem  mächtig- 
sten aller  Agentien   in  innigsten  Conta^t  zu 
bringen.      IKe  Temperatur  der   Ouellen  ist 
ftum  Theil  4o  Grad  bei  ihrem  Ursprünge, 
also  eine  Wärme,  die   der  eines  russischen 
Bades   gleich  kommt,   aber  auch  bei  ähnli- 
eher  Wirkung,  wenn  ich  nach  mir  urthei- 
len  darf,   von   diesem  verschieden,     tn  der 
Höhle ,  am   Ursprung^, .  wo  da»^  heifte  'Was^ 
ser  aus  der  Erde  quillt,  gerade  wie  |n  den 
An/s  di  Neront  unw^t  Bfgae,   oder  in  den 
Thermen  von  CotomtccioEa  auf  der  Insel /scAta, 
konnte  ieh  dieses  Dampfbad,    das  mich  in 

F  s 


—     78     -^ 

• 
einem  Augenblick  in  den  heftigsteni  Schweifs 

irersetzte,  oh^e  die  geringste  Beschwerde 
sehr  gut  ertragen,  während  ich  bis  jetst 
das  russische  Bad  nie  ohne  grolse  QpjMs* 
sion  und  ein  förmliches  Fieber  verlassen 
habe.  Man  beabsichtigt  daher  auch  an  die- 
ser Stelle  ein  Dampfbad  einsurichten,  in- 
defs  geht  leider  jede  Verbesserung,  die  ilicht 
Von  Privaten  herrührt,  obgleich  die  £rs» 
herzöge  und  viele  vornehme  Oe'sterreicber 
oft  Gastein  besuchen,  bei  Hindernissen  man« 
cherlei  Art^  sehr  langsam  von  Statten^ 

i)j[e  Hauptquelle,  welche  in  einer  kur«» 
sen  Üntfernun^  vom  Bade  in  einer  Felsen- 
Schlucht. entspringt,  Vfird  vermittelst  Ikok^ 
ren  nach  den  Bädern  des  JEronen  *  und  itt'. 
ttwirth$  nach  dem  Gemeinbade  ^  wo  fireinde 
Arme  für  einige  Groschen  wochentl^di,  in- 
.  län^sdhe  gana&  umsonst  baden ,  und  dem 
Spitalbade  geleitet.  Der  Straubinger  Quelle  dem 
der  Kaiser  im  Jahre  1807  eine  steinerne 
Einfassung  geben  liefs,  wird,  auf  eben  die 
Weise  nach  der  Straubinger  Hütte  geleitet, 
während  endlich  der  Füntenquell  die  Bäder 
Ajis  Schlöfschens  füllt,  in  die  er,  da  es  hö- 
Ker  liegt ,  durch  ein  sinnreiches  Druckwerk, 
clem  dieselbe  einfache  Idee,  wie  dem  be- 
rühmten Druckwerk  von  Reichenbach  in 
B^rchtesgaden ,  zrim  Grunde  liegt,  getrieben 
wird.  Dies  geschieht  alle  Abend,  und  dae 
.Wasser  müfs  bis  zum  andern  Morgen  in 
den  Behältern  stehen,  um  sich  bis<  su  einer 
Temperatur  von  28 — 27  absukühlen.  Diese 
Behälter  haben  meist  10  bis  i2  Fufs  ins  Ge- 
vierte, etwa  4  Fufs  Tiefe,  und  sind  mit 
Hob  gefüttert;    Eins  im  Fürstenbade  ist  von 


—     79      — 

I  sie  werden  gemeinschaftlich 
Yon  mehreren  Badeg;ästen  gebraucht,  die 
dadmrch  zwar  mehr  Unterhaltung  haben; 
doch  aber  auch  manchen  Inkonveniensen 
anagesetst  sind,  die  beim  Alleinbaden  yer«»^ 
mieden  werden ,  wohin  ich  schon  das  rech- 
ne,  dafs  man  in  einem  Mantel  baden  muTs^ 
da  es  doch  gewifs  besser  ist,  mit  dem  Was- 
ser in  der  unmittelbarsten  Berührung,  txx 
seyn.  '  Einige  sind  auch  zum  Alleinbaden 
eingerichtet 

Zar  Belustigung  der  Gäste  schwimmen 
in  diesen  Bädern  Bretter  init  Blumen  um* 
her,  um  durch  das  Experiment,  dafs  ver- 
welkte Blumen  wieder  frisch  werden,  und 
selche,  die  hängende  Blüthen  haben,  diesel- 
ben gerade  in  die  Höhe  richten,  die  Kraft 
des  Bades  anzudeuten ,  was  sich  indefs  bes- 
ser an  dem  eigenen  Körper  fühlen  läfst* 
VVenn  man  auch  noch  so  matt  und  ermü« 
det  in  dies  Wasser  steigt,  das  ich  bei  sei- 
ner unendlichen  Klarheit  nur  init  dem  der 
Bhone  vergleichen  möchte,  so  fühlt  man 
bald  eine  höchst  behagliche  Wärme  durch 
den  Körper  strömen,  keine  Mattigkeit  folgt 
darauf,  wie  bei  den  andern  warmen  Bär 
dem,  sondern  man  fühlt  sich  dem  Körper 
und  dem  Geiste  nach  zu  den  schwierigsteh. 
Arbeiten  aufgelegt ,  Schweifs  folgt  gar  nicht^ 
und  wenn  man  ihn  durch  Bettwärme  her- 
beiführen wollte,  so  würde  der  Nutzen  des 
Bades  dadurch  beträchtlich  vermindert  wer- 
den. Es  verbreitet  sich  im  Badezimmer  gar 
kein  Dampf,  der  in  unsern  künstlichen  Bä- 
dern an  und  für  sich -schon  oft  gegen  un-. 
eern  Willen  Schweifs  provocirt,  auch  konnte 


■'i 


^—     Iht    — 

Uh  die  Temperatar  von  26*  seht  gut  yertr«. 
gtn^  da  ich  ionst  nur  •  höchstens  25  leidtfii: 
kaao. 

# 

Dl«  Mgemf^ihe  Erhöhiin^  der  XrSfte 
üb^tträg^t  ^ich  dann  auch  auf  den  Dynamo- 
äet^]^,  ih  dem  auch  die  Schwächsten  neues 
lieben  spürte,  das  sich  bei  einem  ISogirn 
Baded  bis  süni  Etcefs  steigern  soll,  in  W|fl« 
Öitr  ilinsicht  auch  ThurneUen^  unser  ajTtcir 
Verttfamter  Berliner  College,  von  dem  Wild- 
bade sagt:  »,Es  stärkt  das  Her»  und  Hirn, 
macht  gut  Geblüt,  reinigt  den  Magien ^  vetv 
treibt  nie  Würmer,  macht  unkeüsch ,  und 
giebt  viel  Sperma.''  " 

In  der  Regel  beendigt  man  in  21—^87 
Tagen  die  Badekur,  indem  man  mit  efaser 
halben  Stunde  anfängt  und  bis  su  if  bis  S 
Stundta  steigt,  gegen  das  Ende  abertriBfer 
bis  ffu  1  Stunde  herabgeht. 

I 

Da  das  Bad  auf  alle  Organe  stÜidnisirehd 
'Wirkt,  so  übt  es  ganz  besonders  ^egta  die 
JEIaut  eine  Wirkiuig^  aus ,  die  in  eiAetfi  ge*  . 
tin'den  Jucken  und  Brennen  nach  den  feirsteii 
ICTalen,  endlich  !n  einem  förmlichis^  Aus- 
ichlage,  der  für  gar  riele  Gäste  eiti  ^iS^tM 
rrtamfestum  der  anfängenden  Wirknfa^  dea 
itades  ist ,  und  Her  bei  vollsdftig^ä  Siibjek- 
t0n  sich  nicht  selten  zu  einer  förmlichieii 
Rose  steigert,  besteht.  Ich  glaube  nicht, 
^äis  man  auf  die  Notliwendigkeit  seines  Er- 
scheinens einen  grofsen  Werth  £u  legen  hat« 

Auch  in  der  Douche  tHül  vhm  Schlamm- 
bade  besonders ,  aber  nur  partiell ,  wird  dmk 
Bad  irenutzt,  die  damit  verbundene  Trinl^ 
fcar  ceheint  ohne  besondern  £r£oi|;  tu  i0y«> . 


-• 


~    «I    — 

tnd  was  bis  jetst  damit  geschehen,  Ibesdiränkt 
ich  auf  Versuche  die  kein  Resultat  lie- 
ferten. 

Es  ist  natürlich^  dafs  ein  Bad,  das  in 
hohem  Grade  reisend  und  belebend  wirkt, 
von  allen  solchen  Subjekten  nicht  gut  irer«. 
tragen  wird»  die  sehr  reizbar  oder  sehr 'voll- 
saftig  sind,  daher  es  denn  auch  da,  woFie* 
ber,  besonders  Zehrfieber,  Statt  findet, 
durchaas  gemieden  werdien  mufs,  indem  es 
lODSt  schnell  dem  Grabe  sufährt.  Auch 
mancbe  hilsige  (Ertliche  Krankheiten,  der 
aktivere  noch  nicht  eingewurzelte  Rheuma- 
tismus nehmen  eine  akutere  Form  danach  an, 
and  steigern  sich  zur  Entzündung.  Es  wird 
daher  während  mancher  Kur  gar  nicht  nö- 
thig,  dies  Schwanken  zwischen  Plus  tind 
Minus  durch  Aussetzen  und  Wiederanfan- 
gen des  Bades,  durch  Aderlassen,  Schr(>pfen, 
Gebrauch  innerer  Mittel  etc.  aufzuheben. 
Die  Noüi^rendigkeit  dea  Blutlassens  hat  die 
££fahru!fg  so  bestätigt,  dafs  seit  Jahrhun- 
derten eine  eigene  Schröpfhütte  besteht,  in 
der  das  Landvolk  der  Umgegend,  das  die 
Bäder  fleifsig  braucht,  täglich  geschröpft 
und  geädert  wird. 

Herabsetzung  der  Sensibilität  und  Irri- 
tabilität in  ihrer  allgemeinsten  Be«iehang, 
wo  noch  keine  Consumtion  in  einem  be- 
stimmten Organe  eingetreten  ist,  bezeich- 
nen in  dem  weitesten  Umn^se  die  Grupp« 
Ton  Leiden,  in  denen  der,  Gebrauch  des 
Wildbades  indidrt  istf  uud  ich  glaube,  da£s 
Lein,  innerhalb  diesen  Gränzen  liegendes, 
UebeK  eine  Ausnahme  von  der  Regel  ma- 
chen dürfte. 


->    8a     — 

•  ■ 

AU  eine  Hanptklasae  er%?ähnt  ich  bitr 
isuerst  liähmoni^  und  Contracturen ,  sowohl 
durch  Schlagflüsse    als    durch  Verwundän^ 

!pea  herbeigeführt,  in  dem,  was  irgend  jge^ 
eistet  werden  kann ,  ja  fast  das  Unglanb-* 
liehe,  durch  die  Kur  su  Stande  gebracht 
^fird»    Selbst  wo  noch  fremde  Körper »  Kn- 

Sin  die  nicht  entfernt  werden  konnten  ^.'  als 
nemde  Schädliclikeit  fortwirkten,  ward 
Aa^  Maximum  der  möglichen  Heilung, er- 
reicht, Gelenksteifigkeiten ,  wo  nicht  ein« 
gsins  unheilbare  Anchylose  eingetreten,  fast 
immer  auf  das  Normale  reduzirt.  Gewifs 
eine  >  grofse  Wohlihat  in  unsern  kriegeri- 
schen Zeiten ,.  und  es  ist  ausgemacht  y  dats 
der  Besuch  so  vieler  verwundeten  Krieger 
•w^u  höchstem  Kange  aus  Oesterreich '  und 
Baiern  ^  und  ihre  nicht  getäuschten  Erwair- 
tangen ,  .  sehr  vieles  zum  Ruhm  des  Bades 
beigetragen  hat,  so  wie  ich  gestehe,  daib 
ich  auf  das  tJrtheil  unbefangener  Männef  . 
aus  diesem  Stande  Vieles  geoe,  da  sie  am 
wenigsten  geneigt  sind  zu  glauben  ^  wo  sie 
nicht  Zeichen  und  Wunder  sehen.  Da,  wo 
aber, noch  etwas  Entzündung  oder  gar  ein^ 
Spur  von  Eiterung  ist,  wird  das  Bad  die 
nachtheiligsten  Folgen  haben  ^  dies  ist  na- 
mentlich bei  Psoasabscessen  und  Coxalgien 
bemerkt  worden. 

r 

Hiernächst  liefert  die  Geschichte  des  Ba* 
4es  gar  viele  Heilungsgeschichten  von  sol- 
chen Kranken,  die  an  allgemeiner  Entkräf- 
tung leiden ,  und  dahin  gehören  vorziiglicb  ^ 
das  hohe  Altei^,  Nervenschwäche  nach  vor« 
hergegaügenen  akuten  Krankheiten ,  Unver- 
mögen und   EjTschlaffung   des  Körpers  nach 


—     85     — 

AnMchweifaiigeii  überhaupt,*  und  in  vtritrt 
insbesondere  9  dann  we^Üser  Flufs  und  Blat« 
flüsse  in  Folge  eines  solchen  allgemelnea 
Körpersastandes. 

Es  giebt  kein  Mittel  in  der  Welt,,  das 
alte  Leute  jnng  machen  l:ann,  aber  nichts 
destoweniger  lehrt  die  Erfahrung^  an  einer 
cancen  Reihe  von  alten  Leuten ,  selbst  Tom 
höchsten  Alter  zwischen  80  und'go  Jahren^ 
die  alljShrig  dorthin  zurückkehren ,  da£s  ih- 
nen an  den  äulsersten  Gränzen  des  Lebens 
noch  immer  eine  neue  Frist  gewährt  wird» 
£s  soll  auffallend  seyn,  wie  hochbejahrte 
Greise  y  gleich  nach  den  ersten  Bädern,  such 
Ton  neuer  Lebenskraft  durchströmt  fühlen^ 
so  dad  sie  noch  jugendliche  Lebensregungen 
spüren,  aber  nur  zu  bald  folgt  die  Strafe 
und  mahnt  sie,  mit  Dank  ein  so  gro£ses 
Geschenk  aus  den  Hinden  der  Natur  zu 
empfangen,  ohne  es  durch  XJnmäCsigkeit  wie- 
der zu  Teracherzen. 

Bewundernswerth  ist  die  Wirkung  bdi 
solchen ;  die  durch  Ausschweifung  der  Ta- 
bes nahe  sind ,   nur  mufs  man  ja-  den  Zu- 
stand  berücksichtigen,  wo  sehr  prononcir- 
tea   Leiden  eines  Organs,   anfangende  Site- 
rutigeo  u.  s.  W.  gegeben  sind.    Wo  die  Lun- 
gen nicht  recht  fest  sind,  gehen  die  Patien- 
ten unaufhaltsam  dem  Tode  entgegen,  wo- 
von der  Badearzt  mir  mehrere  Beispiele  er- 
sahlte.     Desto  besser   wirkt  es  aber  bei  an- 
fangender    Rfickenmarksschwindsucht     von 
Onanie  etc.     So  kam  vor  einiger   Zeit  ein 
junger   Mann  von  20  Jahren  dort  hin ,  der 
durch  Onanie   ganz  erschöpft,  zum  Skelett 
abgemagert  war,  und  an  fortwährenden  Sä- 


—     M     -- 

menergiefsttiigen ,  die  selbst  mit  Blat- ger- 
auscht erfolgten,  litt,  er  fing  allmählig  an 
Kräfte  %n  gewinnen,  der  Saamenflolk  stand, 
er  blühte  zusehends  auf,  und  ein  eweiter. 
Besuch  reichte  zu  seiner  Wiederherstellung 
hin.  Reebnet  man  die  Einfachheit  der  gan-L 
zen  Lebensart,  den  Aufenthalt  in  dieser  wil* 
den  Natur ,  die  gänzliche  Abwesenheit  aller 
solcher  Einflüsse,  die  auf  die  niir  zu  em- 
fifanglichen  Sinne  einstürmen,  hinzo,  sd  er- 
scheinen solche  Erfolge  weniger  wunderbar. 

Auch  der  weifse  Hufs,  dieses  wahre 
Kreuz  der  Aerzte ,  da ,  wo  er  von  Nerven- 
schwäche, die  besonders  in  dem  System«^ 
der  Schleimhäute,  un*d  vorzüglich  in  dem 
der  Scheide  so  leicht  Erschlaffung  und  Pro-* 
fluvien  setzt,  bedingt  wird,  ward  oft  glftekr 
lieh  gebeilt,  so  unter  andern  bei  der  Toch- 
ter eines  yornehmen  Mannes .  eine  Kur,  die 
viel  Aufsehen  machte^  und  zu  deinen  Ruhm' 
der  dankbare  Vater  zur  Verschönerung  der 
nächsten  Parthieen  bedeutend  beitrug.  Nur 
dürfen  diese  -Leiden  nicht  mit  Syphilis  com« 
plisirt  »eyn,  alle  Verdächtige  oder  firisoli 
Geheilte  leiden  sehr,  und  namentlich  hat 
man  mehrere  Beispiele  vom  WiederauäBrnoli 
allg-emeiner  Lues,  wenn  die  Louvrievseh« 
Kur  zu  liurze  Zeit  vorher  gebraucht  wv* 

Ueberfaaupt  erfordert  das  Daseyn  sp«ci- 
Ascher  Cacbexie  viel  Vorsicht,  und  so  miA 
<«ucli  die  Gicht  mit  Umsicht  behandelt  wer- 
ben ^  es  gelang  Tophi  beim  gleichzeitigem 
Anwenden  des  Schröpfens  zurückzubildnn, 
der  unregelmäTsigen  Gicht  einen  regefanäfti- 
gen  Typus  zu  geben ,  und  sie  in  vielen  Fäl- 


—     85t     — 

lea  tnehr  auf -riieiiimtiflGlle»  Leideii  surftd:«? 
untühvenm 

*  ■ 

t)er  Arzt  Ae$  Wfldbad««  üt  der  tl^rr 
HediuiiälräCli  Storch^  dein  es  zu  wftnsoben 
Wäre ,  dafs  iein  Geschäft  als!  Bade  -  -ui^d  Hos- 
(Ktelaün;  iKiclit  durch  lAäncbd  Inconveoien* 
zen ,  wie  s.  B.  den  Mangel  eines  Apothe- 
kers,  erschwert  werden  möchte,  und  dafs 
es  ihm  gelingen  möchte,  das  Interesse  für- 
dies  schöne  Bad  bei  der  Regierung  «u  er- 
höhen. 

Wa«  ich  Ton'den  Wirkungen  des  Wild-  * 
bades  in  leichten  Umrissen  hier  angedeutet 
habe,  ist  nicht  einseitig  aus  den  Erzählun- 
gen dieses  sehr  freundlich  zuvorkommenden 
Arztes  alieia  entnommen',  es  ist  das  gleich- 
zeitige Resultat  der  Unterhaltung  mit  fielen 
gehUdeten  Badegästen,  mit  dei^  ausgezeich- 
netsten Aerzten  Münchens,  Salzburgs,  und 
selbst  einiger  Wiener,  und  ich  wünsche 
Dicbts  melff,  als  die  Erfüllung  des  Verspre- 
chens, welches  mir  Herr  Med.  R«  Storch 
beim  Abschiede  gab,  bald  eine  Reihe  Ton 
Beobachtungen  bekannt  zu  machen,  die  dann 
sattsam  beweisen  werden^  dafs  mich  nicht 
die  Begeisterung  für  die  paradiesische  6e^ 
geod ,  zu  dem  Panegyristen  eines  unbedeu- 
tenden Bades  gemacht  hat. 

Bei  der  Masse  von  Lekalbädem,  di^ 
ia  Teutschland  zerstreut,  kaum  den  Namen 
nach  bekannt  sind,  Wird  man  um  so  mehr 
aii%efordert ,  die  wichtigem  Bäder  von  de- 
aen  zn  unterscheiden,  die  es  nicht  verdie- 
■en,  über  die  Gränzen  der  nächsten  Um- 
gegend hinaus  bekannt  zu  werden»  und  es 


A 


«6     ^ 


wftrd^  nucK'selir  freuen »  wenn  dieie;  we- 
nigen Andeutungen  dazu  beitragen  ktfnn« 
ten  die  Herren .  Amtsbrüder  auf  einen  so 
Yortüglicben  Heilquell  aufmerksamer  su' 
t^acben,  der  im  nördUcben  Teutscblande. 
nicbt  nach  Verdienst  gewürdigt  eu  werden 
icUeint. 


r 


i-    If    r^ 


I 


VI. 
M  6  d  i  z  i  n  i  8  e  h  0 

Beobachtungen  u^Vergleichimgen 

irerschi^dener  Schriftfteller 

alter  und  neuer  Zeit 

im  ^Gebiete     der    ArsneiwüsensolUft. 

Von 

Dr.   I.  A.  Pitschaft, 

zu    Heidelberg« 


(Forteets  u  n  g.J 


1 

^cb  wei£i  nicht »  ob  ein  {nnger  Ant  etwae 

besieres  über  das  Verfahren    £ur  Vermei-«- 

dno;  des  Abortns  lesen  kann ,  ala  was  Xcn- 

191  md  5ac/tfe  in  dem  Snjpplementhand  tu 

detiea   Beiträgen    xnr   ansübenden  Ar«neir 

wuaenschaft  in  den  iLnn^erknngen  über  den 

Aderlafs   nnd  über  das  Beilyerfahren  gegen 

dsa  Abortus  so  vortrefflich  sagen«    Der  ge- 

Mute  SocTise  hat  nicht  ermangelt ,  die  rech- 

tiB    GewShrsmSnner    lu    dem   Ende -^insn- 

ßhreni  nnd  £um   ScUoMe  sehr   Ung  fi^u 


V 

) 


i-    •»    -^  ... 

/  äufsem.  *)  ,  Jch  schliebe  diese  Bemerkmi- 
gtn  mit  Fidiz  Worten :  da  die  Ursachen  dea 
Abortas    oft   ganz  entgegengesetzt  sind,  so 

.ist  es  eine  nn verzeihliche  Dummheit,  wenn 
inan  aUgerndne  Vorbanungsmittel  anwenden» 
und  sonst  in  .vielen  Fällen  heilsam  befanden« 
ganis  ansschUefsen  will.  -^  YielfiUtig  haba 
ich  durch  Aderlässe  d^n  Abortur  befördern, 
und  da  Opium  geben  sehen,  wo  Cremor 
tartari  den,  GaJIJcu^eifl  getdlMnpft  haben  wür*«* 
de.  Nicht  Gelten  wurden  durch  den  hänUgen 
^bir^uch  der  stiirJceiMlw  SfittiA  4^  IHtgtflr 
sitionen  vua  Abortus  merkUch  Termebrt*? 

In  läetreff  der  beherzignngswertiben  Mo^ 
thode  des   Hrn.  fPilkelm  fPemtck,  dem  SpU 
talbrand  ^Hik^Il   aufserliehe    npA  innerlicne 
Anwenduiag  des  Citjro;nens/ift9  und  des  Wein*^ 
essigs   SU  bebandeln,  erlaube  ich  mir  dem 

feneigten  Leser  eu  erinnern :  dafs  der  grofse 
herhacve  4ea  J^^ig  ^äai^erU^^Hnd  innerlich 
als  eines  der  vOrtrefniclisten  Mittel  bei  Gangrän 
und  faulichten  Creschwttren  preifst.  Sein 
Spiritu9  exdtans  in  Gangraena  ist  ein  höcliit 
^^Ridbsilmes  '9Qittet.  Folgen  4^  iet  die  Vor^ 
•*eolirift%'  Ave. .  Suc,  vc.  empftni  Gitri  tmt.  iß. 
JkiMiUt  un€.  j.  S^up.  recmt^  JUoror.  una  |r. 
:jlqm  säBat.  Citri  i&tiuM  unc.  h^  Aquae  Mdisum^ 
iMO.  ^  CSnnnmomi  uac.  j\  VUd  Rhmuni  unc,  vy. 

^)  'Mulier  ntera  ffvens  sanguine  misso  ^^c  fi^i|« 
dbarcit^  et  mag,is  si  foetus  sie  major»  BippQ" 
hfut.  afOkor.  5U  Lib.  P"»  Ich  taidofc««  würkUoh 
4i^Aechriimt  diMss    A«liotiMao«  lHM(i«4iMrt^ 

«0  grob«r  Bnah<cfc;«t  tifb  .lo  «^ftinc^d  |fi^ 


j. 


-     «9     - 


V  • 


^idiiö,'  ü  opuij  scecharo.  Mi  D.  S.  Bihat  uncj. 
-cmni  hora  vd  a  nnü  hora.  Cardanus  hielt^den 
Weinstein  für  ein  ganz  vortü^liches  Mittel 
bei  unreinen  (jeschnvürep*  Uebri|;ens  war 
dae  Anflef^en  in  E«si^  getränkter  Blätter  der 
&etligscheibchen  nnd  der  Rinde  desseUien 
•of  gamgvänäie  Wunden  bei  den  Alten  sehon 
(ebräachlicb.  leh  "will  nur  IXoskondis  ~ 
S.  C.  37.  anführen. 


BalßngaJ  empfielilt  neuerdings  Blasen- 
yflaster  au  ganz  varaüglicb  gegen  Buboaeo^. 
Siß  beför^lerten  die  noch  mögUcbe  Zerthei« 
Uukgf  und  eei  dieses  nicht  mehr  mö'glijch,  so 
beschlenniften  sie  sehr  die  Eiterung,  dsut» 
Bnl  Mgt :  9t Von  der  frühesten  Zeit,  meiner 
Praui  har,  wende  ich  auch  Vesicatore,  bei 
Liieiatandrasengesch Wülste  an,  welcjie  sich 
langsam  sertheilen  •  oder  so  eitern«.  Diese 
Behandlnng  hatte  immer  den  besten  Erfolg^ 
und  stimmt  mit  jenem,  der  Aerste  von  Montr 
pellier  überein  ^  schwächt  die  EntKünduog, 
oder  kömmt  ihr  selbst  zuvor,  und  befördert 
die  Zertheilung  n^jk.  iiiJ\  Beide  Aerzte  ver* 
nachUUlsigen  aber  dabei  die  innere  Behand- 
Ittng  nicht.  Dessen  TascheB4mch  für  Wund- 
hrMlö  und  Aerzte* 


Hr.  Dsondf  empfiehlt  gegen  skrophulöse 
UAtecheu  als  höchst  wirksam  das  JSarrrocmnt 
Cnfi  maculaä.  Auculap  I. ,  L€ntin  preifst  clas*- 
selbe  1.  The»   seiner  Beiträge  S.  3e8   sehr 


—     90     - 

1 

regen  den  ircr.oplmlösen  Wasse Af ebs  der 
Oberlippe^  der  sebr  bäufig  mit  dieser  Licht- 
acben  Tergesellscbaftet  iat/  Dafs  dieses  Ex* 
tract  gegen  Skropheln  von  sebr  vielen  Aar»> 
ten  gerübmt  wird»  ist  eine  bekannte- Sachet» 
Eben  so  dafs  das  Scbierlingsbad  gegen  skro- 
phulöse.  Scbufindsacbt  von  Hrn. 
empfoblen  ist. 


Ueberans  merkwürdig  ist  es  nür^  dafis 
ich  in  Bhaxu  Scbriften  eine  Abhandlniigs 
dt  febre  diaria  ex  tbrietatg  progeniia  fil..  ^«  de  rc 
me)tic.  C  i.  gelesen  habe.  Xhazu  tddigt 
kalte  Begiefsungen  cur  Heilnng  vor»  JSAa- 
z€s  ^ist  ein  überaus  merkwürdiger  Schtfft* 
efeller.  Man  erstaunt  über  seine  sweck» 
mäfsige  Vorschriften,  über  seine  geniale  A9- 
sichten.  Es  darf  den  Leser  die  Mühe  nicht 
verdriefsen ,  der  Bedeutung  vieler  fttröhtfer- 
lieben  Benennungen  auf  die  Spur  sa  kom-r 
inen*  Man  mufs  au  dem  Ende  i)ioscoriier|i. 
Öaltrif  Serapion  vergleichen,  und  MdiMolqSpä 
Casttlus,  und  andere  zu  Hülfe  nehmen« 


^mm 


Im  Juni  ^  Heft  1822  dieses  Joum.  wird  die 
Heilung  einer  hartnäckigen  Leibesverstopfnng 
durch  Einspritzung  von  Terpenthinspiritus 
mitgetbeilt.    Ich  könnte  £U  diesem  Fall  eine 

fro&e  Zahl  aus  meiner  eigenen  Erfahrung  ab 
elege  anrühren.  Ich  habe  vor  einiger  2ieit 
schon  mitgetbeilt:  dafs  FHtd.  HoffmanUy  und 
nach  ihm  Cullen  Terpenthinklystiere  fiir .  eiiiei 
der  ersten  Mittel    bei  Leibesverstopfungem 

hat« 


—     9»     — 


Lalten.  Die   Thierärzte  dürften  rioh's  aui^ 

merken.  Ich  habe  bei  meinen  eigenen  Pfer- 

den    di^  aasgeceichneteste   Wirkung   davon 
gesehen. 


Hr.  liujelandj    und   nach  ihm  Hr.  Eck" 
mann,    preisen    d^n    Calamus   aromaiicus   sehr 
in  der    Wassersucht.      Meine.   Erfahrungen 
itiinmen  damit  überein.     Cmntz  und  Weikard 
empfehlen   ihn   ebenfalls    sehr  in   derselben. 
Dhikorides    sagt  L.  i.   C  2.    Vim  habet  jadbc 
cahfactoriam  y     potumque    ^us    decQCium    urkuu 
da.  ttc.     GaUnus   sagt  L»  6.  defaculL  ümfUcm 
nudic. :   fluic   consent aneum   est :  ut  urinam  mo* 
Hat  itc.      Dasselbe   sagt  Serapian  de  temp^a*' 
mtniis  shnpUc.      Hier  mufs    ich  zugleich   be- 
merken,  dafs   sich  die   Alten  häufig  des  in« 
dischen  Calmus  bedienten ,  welcher  eine  Va- 
rietät des  Acorus  calamus,  und  noch  gewürs- 
bafter  und  kräftiger  ist.    Im  Diogcorides  jnfird 
diese  Varietät  L.  !♦  C  17*  abgehandelt.  Wer 
sich  darüber  näher  belehren   will,   der  sebm 
des  Mathiolus  Comment,  in  Üb.  Dioscorid^  lA, 
1.  C.  17.   and  Sprengeis  Geschichte  der  Bota- 
nik I.  B.  p.  i45,  und  Thefjphrastus  Naturge^ 
schichte  von  demselben.  2.  Theil.  p.  357. 


„Nach  einem  der  letzten  Stürme  an  der 
Küste  Ton  England  bemerkte  man  in  Man- 
cheiter^  dafs  alle  Fenster  der  Seeseite  hin, 
mit  einer  das  Glas  verdunkelnden  Materie 
bedeckt  waren  #  welche  bei  näherer  Unter-, 
lachung  sich  cum  Theil  als  krystallisirtes 
Joam.LiVlII.B.i.Sc.  G 


—     99     — 

SeciaU  Migtei  Weisen  Substanz  vom  Sturme 
dein  Meere  entf&hrt,  und   dahin  geworfen 
war.**    Sollte  uns  dieses  Ereignifs  nicht  auf 
den  Gedanken  bringen,  dafs  der  Scorbut  der 
Seefahrer    und    Seeküstenbewohner    gerade 
durch  den  Aufenthalt  in  einem  reichlich  mit 
Seesais  geschwängerten  Luflmedium  bedingt 
Wird;   und  da£s   die  feuchte  Luft  als  solche 
und  dUe  yerdorbene  Schifflufl  weniger  Schuld 
darall  seyn  dürften  als  man  bisher  annahm^ 
daüs  der  hSufige  Grenufs   gesalsener  Speisen 
aber  dasn  mitwirke ,  ist  keinem  Zweifel  un- 
terworfen.   ,^Nach  F'ogtVs  und  JCrügsr's  sorg, 
filtigen  Untersuchungen  im  Jourmä  dar  Phar» 
maek  iSst^  enthält  die  Atmosphäre  dea  bal- 
tischen Meeres  etwas  weniger  Oxygen    als 
die  Iiandluft  nSmIioh,  20,60  bis  20^9  «tatt 
2t  Pro€*>    aber    dagegen    weniger .  Kolden-i> 
•ture,  und   eine  Beimischung  -von  salzsau* 
tem  Saleen,   woraus   sich  die  Erleichterung, 
Weldle  besonders  asthmatische    Kranke  auf 
einer  Ostseefahrt  empfinden,  erklären  lassen 
dürfte»''     lournal    für    Chemie    und    Physik 
Von  Schweigger  und  Mäntckt  4.  B.  2.  G.    Hr» 
^^ff  sagt :   „dafs  die  Salzsäure  auch  in  der 
ikber  deni  Meere  befindlichen  Luft  %^-  einem 
kleinen  Antheile  sich  befinde ,  und  dafk  da« 
von  übevliaupt  von  den  feinen  Salztheilchen, 
welche  in    der   Seeluft    schwebend   erhalten 
werden,  ihre  Heilsamkeit  in  manchen  Krank- 
heiten mit  abhänge,  ist  mehr  als  wahrschein- 
Kbh.    Buehan  hat  dieis  gleichfells  richtig  be- 
merkt*    £r   sagt  in    seinen  Pruaiad  ebseiva^ 
tieiis  on  Sta '  Bathing.    S.  i65.   Aber  die  See- 
Infi   empfiehlt  sich  noch  durch  eine  Eigen- 
sehalt mehr   als    durch  ihre  blofse  Reinheit 
ab  Heiltnittel  in  gewissen  Krankheiteq.    Der- 


-     95     - 

Wind,  der  vom  Ocean  her  weht,- führt' ein« 
Menge  von  feinen  Salsth eilchen  mit  sich, 
wie  man  leicht  dnrch  die  Anbringung  der 
Znnge  an  die  Blätter  der  Pflanzen  ^  selbst 
in  der  Entfernung  von  einigen  engl.  Meilen 
von  der  Küste ,  besonders  nach  einem  Stnr^ 
me  entdecken  bann«  Wenn  gleich  diese 
saUbeladene  Seeluft  der  Vegetation  im  Gan« 
sen  nachiheilig  ist,  so  scheint  sie  dagegen 
faeUsame  W^irkung  auf  die  Respirationsori* 
gane  der  Thiere  zu  äufsern/  Dafs  diesta* 
Natzen  der  Seeluft  in  catarrhalischen  Be- 
schwerden, in  bestimmten  Arten  von  chro« 
Ulf  eben  Husten  in  der  Schwindsucht  auf 
keine  Weise  von  der  eitrigen  Lungc^nsucht, 
und  wo  mehr  entztlndlicber  Zustand  vdr* 
waltet,  gelte,  will  ich  hier, im  Vorbei^ehejct 
«rianert  haben,  um  aller  Mifsdeutung  sn 
begc|nen."    Dr.  C.  H.  Pfaffdas  Kieler  Seebad. 


H» 


Der  innerliche   Gebrauch  der  Euphrash^ 
Kugentrost^    Ward    neuctrdings    in  passiveä 
ADgenentzüadnngen^  chronkcber  Ophthalmie 
und  geschwächter  Sehkraft ,   von  Jöh.  Vetch 
in   seinem  gehaltreichen   Werke  über  Liun« 
genknmhheiten  sehr  empfohlen.   Diese  Pflan-^' 
xe  ist  in  dieser  Beziehung  beinahe  in  Ver^ 
gessenheit    gekommen.      Häsitr   und    Fritd^^ 
Hoffmann    empfehlen    sie^    vor    allen    abev 
wurde  sie  früher  von  HieronpnuB  Tragm  und 
von  dem  berühmten  Botaniker  Mathhlugy  ei- 
nem sehr    gelehrten  Arzt    des.  i6teii    Jahr- 
hulderts ,  einer  der  epsten ,  von  denen  man 
mit  Zuverläfsigkeit  weifs ,   dafs   sie  ^eck^ 
■Über  Bonerlich  gaben ,  -  in   fraglichen  JLei- 

G  2 


-     94     -      . 

d^n   hoch  gepriesen;    dies  thut  smch  Taber^ 
naemontanus.     Aoj^entrost   heifst   die  Pflanze,' 
sriechisch  Eaphrosine^  Fronde,  Fröhlichkeit. 

'  &ie  altteutschen  Namen  der  Pflanzen  sind 
überhaupt  änfserst  merkwürdig  und  beher- 
sigungswerth.  So  z.  B.  heifst  Uelleborm  nU 
gfr  Christwurz^  Gratiola  Gottesgnadenkraut^ 
cwex  Torzügliche  Mittel  im  Trübsinn  und 
in  der  Manie.   .  Dafs  man  iii  frühesten  Zei- 

^  ten  diese  Krankheiten  dem  Bösen  Fände  zur 
fchrieb ,  ist  bekannt,  die  Deutung  dieser  Be- 
nennungen ergiebt  sich  demnach  yon  selbst« 
Vincüm  quernum  stand  bei  den  Druideh  in 
ungemein  grofsem  Ansehen,  sie  war  ihnen 
eine  heilige  Pflanze.  Sie  nannten  sie  6ut- 
hyl.  Merkwürdig  sind  die  BenennnnM^ 
Wohlverleih  Fallkraut ,  £hrenpreifs  FcriMiW» 
Wohlgeimuth  Origanum,  dieses  Mijte!  wtt^rd«' 
TOtt  den  Alten  häufig  in  der  Hypochondrie 
und  Unt^rleibsbeschwerden  gebraucht,  j^na-^ 
gaUg  Gauchheil  f  das  alte  Gauch  gleichbedeu- 
tend mit  Guch,  Bruch  rühmt  I>i8sertatio  de 
JthageiÜde  1758*  p.  17.  dieses  Mittel  in  den 
Arten  von  Melancholie,  welche  in  Folge  eil 
ner  atirabilarischen  Constitution  vorkommt 
etc.  Galtn  rühmt  sehr  ihre  auflösende  Kraft» 
viele  Aerzte  gebrauchten  sie.  Feigwarzen» 
kraut  Chdidonium'y  im  Orient  gebraucht  man 
den  Saft  und  das  Kraut  gegen  die  Lustsen- 
cbe,  und  verbindet  die  Geschwüre  damit  ;^ 
Wendt  hält  Bie  für  das  beste  vegetabilische 
JintisypWUicum^  Mutterkorn  Seeale  comutum^ 
gleichfalls  bedeutend. 

Im  Vorbeigehen  will  ich  auch  hier  be- 
merken, dafs  diese  Krankheit  nicht  allein 
dM  Roggen  wio  die  meisten  glauben  ^eon— 


—     95     --• 

i^KJ!  auch   die   Ger«ie  befüllt.    Ich,   der  idi 
mich  I  ö  Jahre  als  Arst  auf  dem  Lande  her« 
umgetrieben    habe,    habe    die    Beobachtniif 
Ackermanns  in  seiner  V  eher  Bettung  des  Ht« 
lof'sichen   Werks  über  die  Nerven  auch  ge- 
macht;   er    sagt    nämlich:    „Ich   habe  meist 
alle  Jahre  in  der  Gerste,   besonders   in  sei- 
*  cber,  die  auf  nassen  leimigen  Boden  wucba^ 
dazelne   dem  Mutterkorn  Tollkomiften  ähn- 
liche   kleine    Auswüchse,    aber    nicht    sdhr 
liänfig  entdeckt.''    Die  Teutschen  hatten,  die 
Anneimittel  betreffend,  auch ' beherugunga- 
werthe    Spruch  Wörter.    "Ich  will  nur  «wei 
aoführen«      Sie  pflegten  bei  bösartigen  Epi« 
demien    £n   sagen:   ,,£rst  ihr  Pimpinell^  s6 
sterbt  ihr  nicht  bell«,''    Wo   Stahl  Reizmittal 
angezeigt  £and,    gab   er  gern    die    JSuenÜß 
Pimpinemie,    tracastorius  preifst  diese  Pflans« 
sehr  im  Petechialfieber.     Lih,  S*    de   morba 
comagioiis.   .  Ferner  ist  ihr   Ruhm '  auch  in 
des  Moobioä  Commentarii  in   Lihros  DiofAoiie}. 
2U   lesen.    „Vor   dem  HoUunder    sieh  des 
Hnt  ab^    vor  dem    Wachholder    beug   das 
Knieip"    Salzmann  lief«  sich  aus  Dankgefühl 
gegen  den  HoUunder,  für  die  ihm  geleiste«, 
ten    Dienste    einen    Hollunderstraucn    aufa 
Grab  setzen.  —  Lieber  Ijeser  verzeih !  wenn 
ich    zu  lange   ausschweifte   — ,    sagte  dooli 
der  ernste    Schiller:    „Hoher  Sinn  liegt  oft 
im  kindischen  Spiele*'' 


Ans  den  Anwalu  cümqueB  de  la  sodeii  de 
Med.  de  MontpetHer  Tom  Jahre  1817  theilte 
Hr.  Ru&t  eine  Beobachtung  auffallender  Wir- 
kung des   Benihrens  von  Eisen  bei  Kxäm- 


-     ,6     - 

pfen  mit.  Eine  fünf  und  zwanu^jäbrij^e 
Nonne  litt  an  Amenorrhoe  and  heftigen 
Krämpfen  jsur  Zeit  d^s  Eintritts  der  Il^ii- 
ftmation.  Die  Menstruation  stellte  sich  ein^ 
und  die  Krämpfe  verseh wanden  wenn  sie 
eine  eiserne  Stange  in  die  Hand  nahm« 
Dessen  Magazin  für  die  gesammte  Heükun« 
de  8.  B.  2.  St. 

.  In  PPichmamCs  Ideen  zur  Dignostik  p« 
,169  lesen  mr:  ,^Ich  mufs  jedoch  bei  dieser 
Gelegenheit  einer  sehr  merkwürdigen,  und 
vidlleicbt  seltenen  Erscheinung  erwähnen» 
die  ich  bei  einer .  Frauensperson  in  d^m 
hdchsten  Grade  des  Veitstanzes  gefiomdeo 
habe,  und  die  besonders  diejenigen  interea« 
siren  dürfte,  welche  für  den  Ma^nelismiis 
eingenommen  seyn  möchten,  zumal  da  sich 
meine  Beobachtung  von  einer  Zeit  her«^ 
schreibt,  wo  vom  Magnetismus  noch  nicHit 
geredet' wurde  9  1769.  Wenn  diese  Kranke 
in  der  äufsersten  Heftigkeit,  mit  geschlos- 
senen Augen,  bald  diese  bald  jene  Gesticu- 
lation  machte ,  an  Contorsionen  der  Glieder, 
des  Kopfes,  des  Rüchgraths  etc.  litt,  und 
alles  in  der  höchsten  Spannung  sich  an  ih* 
rem  Körper  befand ,  so  wurden  nicht  nur 
alle  Glieder  sogleich  wie  durch  einen  Zau« 
her-  oder  einen  electri^chen  Schlag,  plötz- 
Uch  erschlafft,  sondern  es  erfolgte  auch 
völlige  Beruhigung ,  obgleich  nur  auf  kurze 
Zeit,  wenn  ich  ihr  plötzlich  ein  eisernes  In-» 
strument,  eine  Scheere,  einen  Schlüssel  etc. 
in  die  Hand  brachte,  oder  sonst  einen  Theil 
des  Körpers  damit  berührte  und  bedeckte. 

Um  zu  erfahren,  ob  blofs  Kälte< des  Me- 
talls ^  das  Unerwartete^   der  Sehreck ^  diese 


.X- 


'-^     97     — 

Wirkung  hervorbrächte  ^  vertücbte  iicb  riÜ4 
andere  kalte  Dingte  und  MetaUe,  aach  Qaeck* 
Silber,  aber  vergebens;  blofs  Eisen  bewirkte 
Ruhe.      War  die  Kranke  sa   einer  andern 
Zeit  wohl,  und  aulser  jenem  Zustande  von 
Spannung  oder  Krämpfe,  und  man  beriÜirte 
sie   dann    mit  Eisen,    so  wurde   der   eanse 
Arm,  wo  man   das  Eisen  angebracht  hatte, 
wie  Yon  grofser  Kälte  erstarret,  und 
Empfindung    ihr    höchst    unangenehm; 
Finger,  womit  sie  das  Eisen  angefafst  hatte, 
blieben  davon  alsdann  krampfigt  zusammen- 
gesogen.    Quecksilber  in  die  Hand  gebracbtt 
erweckte  sie  zwar  aus  einer  Betäubung,  und 
erregte  zu  einer  andern  Zeit  Ermunterung; 
aber  die   Wirkung  war  doch  von  der  des 
Eisens    unterschieden.      Ich    habe    nachher 
nuch  keine  Gelegenheit  wieder  gehabt,  die- 
sen Versuch   bei   einer  solchen  Kranken  zu 
wiederholen;   aber  ich  dächte  er  verdiente 
f  s  u.  s.  w/' 


"^  An  diese  Zusammenstellung  will  ich 
noch  einen  kleinen,  vielleicht  weniger  be- 
kannten Beitrag  zur  Lehre  des  Magnetis- 
mus ,  Somnambulismus  •—  und  des  Ahnungs- 
vermögens —  anhängen* 

In  lAchtenberg's  Schriften  lesen  wir: 
„Wenn  ich  bisweilen  viel  Caffee  getrunken 
hatte,  und  daher  üibier  alles  erschrack,  so 
konnte  ich  ganz  genau  metken,  dal#  ich 
eher  erschrakt   el^    ich  den   Krach  hörte« 


-     98    ,  -        ' 

■'■'■■  V  ■         .  »  .  - 

Wir  hören  also  noch  mit  andern  Werkseig- 
nen als  mit  den  Ohren/' 

^Jch.  lag  einmal  in  meiner  Jagend  des 
Abjehds  um  ii  Uhr  im  Bette  ^  und  Wachte 
g^nz  'helle,  denn  ich  hatte  mich  eben,  erst 
niedergelegt.  Anf  einmal  >vandelte  mich  ei<ne 
Angst  wegen  Feuer  an ,  die  ich  kaum  bän-* 
digen  konnte^  und*  mich  dünkte »  ich  fühlte 
eine  immer  zunehmende  Wärme  an  den 
f  ülj^en  y  wie  von  einem  nahen  Feuer.  In 
dem  Augenblicke  fing  die  Sturmgloeke  an 
in  schlagen,  und  es  brannte,  aber  nicht  in 
öieiner  otube,  sondern  in  einem  ziemlich 
entfernten  Hause«  Dieyie  Bemerkung  habe 
ich,  so  viel  ich  mibh  jetzt  erinnern  kann^ 
iiie  erzählt,  weil  ich  mir  niclit  die  Müh^'' 
geben  wollte,  sie  durch  Versicherung  ge- 
Mn  das  Lächerliche,  das  sie  an  sich  sn  ha^  . 
b^n  scheint,  und  mich  gegen  die  pliilosophi« 
sehe  Herabsehüng  mancher  der  Gegenwärti- 
gen zu  schützen.'' 

P/iitflrcÄ .  sagt ,  er  wisse  mit  zuverläfsi- 
ger  Gewifsheit,  und  führt  noch  andere  Bei- 
spiele als  Belege  rnf  dafs  die  Schlacht^  wel- 
4)he  Antonius  unter  JDonütian's  Kegierung  ge- 
gen  die  Teutschen  in  einer  Entfernung  -von 
-vielen  Tagereisen  -von  Rom,  verlor,  an  eben 
(lemselben  Tag  ebendaselbst  allgemein  kutt- 
äig  gewesen  sey,  — 

• 

Cäsar  war  der  Meinung,  es   sey  einige-' 
tnal  der  Fall  gewesen,  dafs  bestimmte  Nach- 
richten  von    den  Begebenheiten  früher  ver- 
breitet gewesen  seyen. 

•  ■    .    '  • 

.   JETerdcr  sagti  „Ahnung   der   Zukunft  ist 
«in    4ankles    Gefühl^    und    je    dunkler   ea 


' 99     — 

istf   oft  um  so '  mächtiger ,  so  starker.     Za- 
weilen   ist's    eine   Krankheit:    alsdann,  wird 
der   Ar^t  so   wenig   als   Philosoph,    Freund 
und  Beichtvater  dies  Symptom  eines  krank«a 
Gemüths  verachten  $   vielmehr  wird  jeder  in 
seiner    Art   den    lehrreichen   Wink   solcher 
Ahnung    als    eines    Selbstbekenntnisses  sur' 
Heilung  des  Kranken  gebrauchen.     Sie  wer- 
den  darin  wie  in  einem  Traumbuch,   wenn 
nicht  die  Zukunft,   so  die  verhüllte  Gegen^ 
wart  und  Vergangenheit  des  Jjeidenden  le- 
sen. —     Sonst  aber  ist's  .eines  Jeden  Pflicht, 
Ahnungen,  die  ihm  aufstofseft,  oder  die  ihn 
stille     begleiten,    ansuihalten,     zu    befragen,: 
und  wo  möglich  in  helle  Gedanken  zu  ver-' 
wandeln.     Oefter  als  man  denkt,   ist  dieses  ' 
möglicb,  indem  meistens  nur  unsere  Schläf- 
rigkeit daran  Schuld  ist,  dafs  wir  träumend 
ahnen ,  statt  wachend  vorauszusehen ,  ja  an 
dem  dunkeln  Vorempfiqden  sogar  ein  Ver- 
gnügen finden.     Thiere  leitet  der  Trieb,  und 
auch  den  Menschen  leitet  er  da,  wo  er  nur 
Thier  seyn  darf.    W9   er    als  Sfensch  ban- 
deln soll^  wird  sich  die  warnende  oder  auf- 
munternde Ahnung  ihm  in  eine  hellere  Stim- 
me verwandeln,   sobald  er  sein  eigenes  Ge- 
müth    SU    fragen    weifs*      Statt    coeca  fuiwi 
könnten  wir  sagen :   honünum  mens  plena  fu- 
turl^  es  schlafen  in   uns  weissagende  Kräfte 
und   Geister.'^     Derselbe   vom  Wissen  und 
Ahnen   in   seinen  Ideen  zur  Geschichte  der 
Menschheit. 

Der  grofse  Denker  Tschirnhausen  fand 
sich  nicht  eher  im  reichen  Gedankenstrom, 
als  wenn  er  Funken  und  Strahlen  um  sich 
sah.     Efogt  de   Tschirnhausen  par   Mr.  Fonte^ 


ntUe.  Zum  Schlüsse  'will  ich  npch  Demer« 
ken'f^  dafs  in  Herder's  Ideen  £ur  GeschicK- 
te  der  Menschheit  die  Geschichte  eines  in 
hSchstßr  Verzückung  1763  verschiedenen 
vierzehnjährigen  B^uermädchens  aus  Lief- 
land im  7ten  Theil  p.  i5B  vorkommt,  '  weK 
ch^  an  und  für  sich  als  auch  wegen  des 
Raison  nements  von  Herder  für  den  Arzt  in- 
teressant ist. 

« 

(Di«  FortMUung  folgt.) 


r     I 


\      '        .* 


—      lOl      — 


Vir. 

Kurze    Nachrichten 

und 

Auszüge. 


Geschichte    und    Arbeiten 
der  Mcdiünisch  •  Chirurgischen  Gesellschaft  %u  Berlin 

im  Jahre  18^5» 
Kebse 

dem  NametiSverzeichnifs  der  Mitglieder  und  Öorrespon* 

deuten^ . 


J^en  Uten'  Januar*  Herr  Stattirath  Hufeland 
theilte  der  Gefeilschaft  die  Ueberaicht  der  im  voii* 
gen  Jihre  Ton  den  Mitgliedern  eehalteneK  Vottrage 
mit.  Hierauf  Bemerkungen  über  atmotphäriaehe 
Krankheiten  y  die  dadurch  Bewirkte  Ansteckung  und 
den  Unterschied  der  Epidemie  Ton  Contagion, 
— -  Herr  Prof,  Osann  theilte  ein  Schreiben  des 
Htd.  Dr.  Otto  in  Copenhagen  mit»  enthaltend  den 
merkvrfirdigen  Fall  eines  Mädchens,  welchem  über 
300  Kadeln  an  verschiedenen  Stellen  des  Körpers 
borausgeschnitten  worden  warfin« 

Den  a5.  Januar.  Hr.  General-Chirurgus  Völttke 
Aber  das  Yerhältaih  d«r  Kriegsheilkimde  xur  Heil* 


.--•      X02      ^ 


V 


Itund«  überhaupt,  und  -über  ^den  Stuiopunk't  •  de« 
Arzte»  ea  derselben.  Er  bewies  die  Unstattbuftig- 
Jteit  einet  getrennten  Bildung;  für  bdide,  da  die 
Kriegsheilkunde   Ton    der    Heilkunde    überhaupt  in 

far  nichts   Verschieden   seyy  und   das    Studium  dfei 
lilitairarztes  kein  anderes  sey  und  seyn  könne^  afa 
das  des  Arztes  überhaupt. 

Den  8.  Februar,  Hr.  Dx.  Steinrück  BeobftcL- 
tang  eines  besondern  Falles  einer  Spina  h\ßda  mit 
beigefügten  Bemerkungen  darüber  und  übej  die  von 
CoQ-per  '  dagegen  empfohlene  Heilmethode. 

Den  32.  Februar,  Hr.  Ober -Medicinal- Assessor 
Schrader  über  den  Arsenikgehalt  des  Spiefsglanz- 
metalls  und  über  das  Osnaazom  der  Morgeln. 

Den  8-  M&rz,  Hr.  Prof.  Osann  theiit«  Corife- 
spondenznachrichten  mit  vom  Prof.  Sacco  i|i Mai- 
land, über  die  Anwendung  des  Hydrochlorins  in 
cöntagiösen  Krankheiten  innerlich  und  äufterlidi; 
Ton  Hrn.  Prof.  Wagner ^  damals  in  London ^  übte  ' 
die  4ortigen  medicinisch  ^  chirurgischen  Anstalten^ 
Catarten  und  Aerzte ,  eudlicli  ein  ,  8cbreibeii.  dea 
HritN  Dr*  Pietro  Paganini  zu  Norara.  voAx  w^« 
eilem  er  seine  Sehrift  über  die  Anlegung  xitA 
Benutziinff  der  BädeÄnstalt  eingesendet  hatte.  — ' 
Hierauf  theilte  der  Hr«  Prof«  Reich  Bemerkungen 
über  die<  Milch-  und  Kindbetterinnen  «Fieber  mit^ 
worin  er  besonders  das  Kühlhalton  der  Wocheostd- 
ben  als  das  beste  Mittel  zur  Verbütupg  des  Kind- 
bett£ebert  hielt. 

Den   21.  März,     Hr.  Staatsratli  Hufeland  theilt« 

Correspondenz- Nachrichten  von  Hm.  Di:.  Zollikafi 

Jer  zu  Baltimore  mit ,  von  der  Anwendung  der  Bläk- 

.tev  der   €assia  marylandica   statt  der.  Folia  Senntu^ 

der    LyttM    vittata^     der    Blätter    des     Eupatoriunt 

'  p^foratuni  zu  \b  Gran  3  mal  täglich  gegen  tinea^ 
und  der 'Wurzel  des  Sanguinaria  canadensis  za  5— « 
B  Gran  als  Brechmittel.  —  Hierauf  Hr.  Geheim* 
Medicinalrath  JLink  eine  Beurtheilung  der  Pharmm^  . 

-eopoea  bavarica,  -—    Der  Secretair    der  Gesellschaft 

.'  legte  2  Gutachten  über  den  Krankheitszustand  des 
Königs    Friedricli  Wilhelm    des  Ersten»    Potsdam 

^  den  15.  Octob.  1734»  vor,  untierzeichnet  mit,  der 
eigenen  Handschrift  von  Frivdrich  Hoffmann,  Eller^ 
Horch,  Qlo€kängie/s§r.  und  StM^ 


—    Ä>5    — 

Otn  5.  April,  Hr.  Dr.  Op-pert  Beobachtuneen 
aber  die  Wirki)ii£«n  des  schwefaltaumi '  Cfaininfl 
lind  dessen  schnelle'  Heilkraft  bei  Wechselfiebern.  * 

Den  19.  ApriU  Hr.  Prof,  Osann  über  die  Am.-' 
wandune;  de«  Tartai\  emetic,  in  entzündlichen  Krank- 
heiten der  ßrustorgaiie.  Er  bestimmte  seine  An- 
wendung vorzöglicJi  bfi  rheumatischen  und  rheu- 
aiatiach- biliösen  Pneumonien ,  und  swar  thetls  um 
kei  den  geringem  Graden  das  Aderlafs  zu  ersetzen, 
und  also  dem  Kranken  Blut  zu  ersparen,  theils.nach 
geschehenem  Aderlifs  um  die ,  sowohl  allgemeine 
als  örtliche  Crisis  zu  befördern  und  zu  Tollenden, 
und  di«  Ueberreste  der  Entzündung  in  der  JBruat 
lu  entfernen. 

Den    3.    JVIais     Hr.    Dr.     Boehr     Beobachtun- 
gen  ober  die   Bildung   eines  Abscestes  am  Kehlko- 
pfe»  der  sich  nach  Aufsen  öffnete,  und  in  welchem 
tick  mehrere  Gebilde  plastiacher  Lymphe  erseogt 
karten;  ferner  über  2  Falle  yon  Geschwüren  in  der 
Vapna ,   welche   fälschlich   für   Carcinoma  uteri  ge*- 
kaiten  warden,    nebst    intereasanten    Bemerkungen 
Ikber  diese    eigenthflmliche    Art    ron   Geschwüren, 
und  die  Wichtigkeit  ihrer  Unterscheidung  von  den 
cencröien. 

Den  24.  J^fai»  Hr.  Regierun garath  Neumann 
Bemerkungen  über  den  IJegri/F  der  Malignität  in 
den  Fiebern« 

Den  7.  Junins,  Hr.  Hofmedicus  Kunzmann  eine 
merkwürdige  Beobachtung  über  die  kräftige  \Yir- 
kung  des  Salmiakt  in  grofsen  Gaben  bei  ein^r  be« 
deutenden  Verhärtung  und  fistulöse  Gänge  im  Pe- 
rinaeo,  welche  bereits  11  Jahre  gedauert  hatten* 
Der  Kranke  nahm  binnen  42  Tagen  i  Pfund  5I  Unzi 
Salmiak* 

Den  21.  JuniHi,  Hr.  Staatsrathi  Hufeland  theilte 
jachrere  eingesandte  Beobachtungen  über  die  be- 
stätigte Schutskraft  der  Belladonna  gegen  das  Schar« 
lacbfieber  mit. 

Den  5.  Julius^  Hr.  Staatsnth  Hufeland  eröfFnete 
die  Siannjg  mit  einen  Nekrolog  des  verstorbenen 
Formeyi  hierauf  Hr.  Prof.  Hecker  über  die  Wir- 
kung der  Arzneimittel.  ■ 


—    io4    — 

Den  19.  Julius,  Hr,  Dr.  Momherg  anatpiuiich  • 
pathologifcLe  Beobachtungen,  über  den.Zuiund  des- 
Gebirns  und  ^chädels  bei  Geisteskranken.  —  Hr* 
Prof.  MTägner  theilte  mehrere  auf  seiner  Reise  ge* 
sammelte  Bemerkungen ,  besonders  über  eine  von 
Guthrie  unternommene  glückliche  Exarticulatio  fe^ 
moris  mit« 

Den  2*  August*  Hn  Ptof*  Wagner  theÜta  di» 
wichtifi;8ten  Funkte  aus  der  Krankhcrits^eschiclite  dec  ^ 
Terstoroeuen  Formey  und  den  Seetions  -  Befand^ 
mit*  Hierauf  Nachrichten  über  die  Bruchband -Ge- 
sellschaft, über  die  Apotheker* Halle,  und  übec 
das  National  «Schtttzpocken  -Impünstitut  suLondon* 

Den  16.  August,  Hr.  Dr«  Klaatsck  über  dio 
Hothweitdigkeit  der  L»okalkenntnifs,  der  Heilquel- 
len^ für  den  Arzt;  und  über  das  Wildbad  GaiCeiflM 
■welches  er  selbst  besucht  hatte,  dessen  Witkun^ 
besonders  in  Krankheiten  von  gesunkener  Irtitabi- 
Mtftt  und  Sensibilität  sehr  grofs  ist,  nnd  die-mait 
bei  den  mangelnden  chemisch  erkennbaren  l^estwsdii 
fheilen  des  Wassers  lediglieh  'der  nnterirdiacheit 
Wi^rme  suzu8cbi;^iben  hat;  endlich  eine  mefkwürv/ 
4iee  Krankheits  -  nnd  -Seetions- Geschichte  eine^ 
Sjinrigen  Kindes^  wo  man  die  Milz  und  einen» 
Theil  Sjm  durchlöcherten  Magens  durch  das  Zw«rch- 
fells  hindurch  in  die  Brusthöhle  eedtangen  fand, 
ohne  dafs  sich  während  der  Krankheit  die  gering-' 
sten  Zeichen  geäufsert  hätten ,  die  auf  eine  so  äu« 
Oserord entliehe  Dislocation  hätten .  schliefseit  lassen«. 

Den  3o.  August,  Hr.  Prof.  Osann  in  Abwesen- 
heit des  Hrn.  Ober -Medicinal- Assessor  ^taberow^ 
theilte  Nachrichten  des  Hrn.  Dr.  Hasper  in  Leipzig 
Über  die  Heilanstalten  zu  Paris,  und  die  daselbst; 
gewöhnlichen  Kurmethoden,  besonders  in  Absicht 
auf  Krätze  und  andere  Hautkrankheiten  mit. 

Den  13.  Septlr,  Hr.  Prof.  Kluge  Resultate  sei- 
ner Beobachtungen  über  die  künstlichen  Frühge- 
burten ,  deren  von  ihm  j  in  der  Charite  bewirkt 
-worden  waren,  woraus  sich  ergab,  dafs  dieselben 
b«i' einem  Tfrkrflppelten  und  ijt  natürliche  Geburt 
nicl^t  zulassenden  Becken  mit  Recht  und  mit  gro« 
Isem  Nutzen  anwendbar,  aey;  zuletzt  noch  Bemer- 
kungen übet  die  P§lvimetr§s, 


Den  37.  Septhr.  Hr.  Dr.  MoUgnkmuer  eine  iv. 
ter«8«ante  KrankheiCsfietchichte«  —  Hr.  Staattrakh 
Hufeland  ReiseberoerKungen  ^über  die  böhmischen 
ond  echlesischen  Bäder:  Marienbad,  Bger,  Carh- 
bed,  Töplitz,  Salsbrunnen«  Altwasser,  Reiners  und 
Cndowa. 

Den  11.  Octoh»  Hr.  Geh.  RtLth  HermbstHdt  "Ent^ 
^rnrf  eines  Werlies  über  die  krankmachenden  Ein- 
wirkungen, welche  durch  die  Ausflbang  der  ver» 
schied enen  technischen  Gewerbe  von  Seiten  ihret 
Bflateriale  herbeigefahrt  werden. 

Den  35.  Oetoh.  Hr.  Dr.  Caspar  Tergleichend» 
Ucbersichten  der  Serblichkeit  unter  den- Kindern  in 
BcrUn  seit  Einfahrung  der  Vaccination  durch  eine 
Xtihe  von  Jähren  hindurch ,  wodurch  der  wohlp 
ihätige  EinAnüs  dieselben  darauf  auf  die  auffallend- 
ste  Art  erwiesen  und  alle  dagegen  gemachten  Ein- 
wendungen hinlänglich  widerlegt  wurden. 

Den  8.  Novbr,  Hr.  Dr.  Jüngksn  Ideen  über  dis 
Lehre  Ton  den  Augenkrankheiten  und  die  richtige 
Stellung  und  Behandlung  dieser  Doctrin,  nicht  3m 
etwas  Beaoaderei,  sondern  als  einen  integrirendea 
Theil  der  gessmmten  Heilkunde,  oder  vielmehr  nur 
mls  «ine  Anwendung  des  allgemeinen  auf  einen  be« 
sondern  Theil.  Besonders  auch  über  die  j^othwen* 
digheit  die  Therapie  derselben  nicht  auf  die  ver«. 
scEiedeae  Fonn,  sondern  auf  das  Aetiologisehe  und 
b«sonders  auf  die  entfernten  Ursachen  au  grfinden» 

Den  22,  Novemh*  Hr.  Regierangstath  Neumann 
theilte  das  Wesentliche  von  60'  in  &x  Charite  vor- 
genommeneii  Obductionen .  wahnsinniger  Personen 
mit  9  derev  Resultate  in  eimer  der  folgenden  Sitsyn« 
gen  '▼orgetragen  werden  sollen. 

Den  20«  Dechr,  Hr.  Geh.  Rath  Graefe  xeigta 
0in  lastroment  zur  bequemem  Unterbindung  der 
Arterien  »  einfacher  als  das  jetst  in  London  empfoh- 
lene 9  und  ein  Compressions- Instrument  bei  Blu- 
tungen tiefliegender  Gefilfse  in  Höhlungen,  beson- 
ders der  Blase  nach  der  Operation  des  Slasen Steins, 
reoron  er  iioch  kürzlich  bei  einem  solchen  Falle 
den  glücklichsten  Gebrauch  gemacht ,.  und  dem 
Ktanhen  das  Leben  gerettet  hatte ;  femer  einen  Bla- 
tensteia  von  ^bed^uttn^i  Gröfse«   der  einem  d6 jäh- 


_    io6   — . 

tlgen  Huiarav  itiit  dem  besteig  Erfolge  atisg^clinie« 
ten  wurde.  ZuleUt  las  er  eiite  Abi^tfidlung  Ubir 
'die  N'oth wendigkeit  einer  bessern  Transportir-lÜe^ 
tbode  der  Blessirten,  um  tie  auf  eine  8chneller6 
lind  Weniger' beschwerliche  VVeiae  aus  der  Schlaoht 
zu  bringen ,  und  ,  zeigte  eine ,  von  ihm  erföndchsd 
JUethode  an,  wo  -mit 'Hälfe  zweier, Gewehre  unil 
üines  SoJdatenmantels  sogleich  ein  Trägbett  coQStriiiirj; 
W^deA  kann,  .auf  welchem  der.  Verwundete, durc]£; 
a  Mann  leicj^t  .und  bequem   weggetragen  wizd*   ;' 


Aufserdem  wurden  in  jeder  Versammlang»  d<tr 
Verfassung  gemäfs,  nach  den  Berichten  der  besch&fi ' 
ti£tsten  Mit^ieder,  die  epidemisch  herrschende  Cpn« 
stitution  f  cUe  vorzöglich  herrschenden  Erankbeiten, 
und  die  am  passendsten  befundenen  Heilraetbödeil 
festgesetzt,  wovon  die  Resultate  den  {jescrm  ii^  dmu 
monatlichen  Berichten  mitgetheilt  werden.  JHß 
übrige  Unterhaltung  wurde  durch  segenaaitige.Bal^; 
theilung  interessanter  Krankheitsfälle,  Anirngea  nnd' 
Consultationen  über  schwierige  Gegenstände  dn 
Praxis  und  der  Wissenschaft  ausgefüllt,  welche  aber, 
lieines  AuszuJ^s  fkhiß,  in  dem  Protokolle  nicht  an- 
gegeben werden  können,  so  da(s  die  Geaellschaft 
auch  in  diesem  Jahre  ihren  Zweck  auf  die  baMe« 
digendste  und  erfreulichste  Weise  erfällte.  Meh- 
rere fremde  achtbare  Kunstgenossen  er&enten  sie 
durch  ihren  Besuch« 

Die  Bibliothek  der  Gesellschaft  wurde  daroh 
die  Menge  periodischer  Schriften ,  die  vorher  dem 
liesecirkel  gedient  hatten,  und  durch  mehrere  6e* 
•ehenke  in-  und  ausländischer  Mitglieder,  betrftoht« 
lieh  vermehrt;  und  Hr.  Prof.  Hecker  hatte  die  Gdte^ 
diese  Geschäfte  treulich  zu  verwalten. 


.  • 


Den  im  vorigen  Jahre  gefafsten  Beschluifa  ee« 
iB&fs,  hat  die  Gesellschaft  nun  auch  in  diesem  ^a$xa. 
angefangen  9  ihre  Verbindungen  und  Wirksamkeic 
nach  auTieu  ausfiudbhn^n ,  and  hat  folgende  Gelehr- 

.  ten. 


mm       107       -- 

ttn ,   thesli   niB  d«iutlbtii.  aff«ndioh  ihtt  Aditung  lu 

bexeigen  ,  cheili  am  si«  siir'  Mittheiluag  Interesianter 

medixinischer  Neuigkeiten  eufsnfordern ,  zvL.corrgsponm 

dirwitden  Mitgliedern  ernannt.    Für  die  eaewirtige  Cor- 

TCfpondeBB   wurde  Hr.  Prof.    Oeann  xam  General  »Se« 

Kresair  ermrählt;  sie  aber  in  Sektionen  abeetheüt^wo» 

Ton  Hr.  Dr.  Casper  Frankreich,  Hr.  Prof.  wtker  Nord-. 

Tenuchland,  Hr.  Dr.  Klaatseh  Italien,  Hr.  Dr«  Opperi 

Sad-Tentaebland,  Hr.  Prof.  Osann  DXnnemark,  Scbwt^ 

den,  Rnfilnnd,  Hr.  Prof.  Wagner  KnelaAd,  ttbemalu 

aeeu,  mit  der  Verbindlicbkeit,  jedea  halbe  Jabr  der  6e» 

selischafc  Berieht  Aber  die  Correspondons  and- ander« 

intcrefiante  Nachrichten  dieser  Linder  mits«thAMbn,  %o>, 

dab  die  Gesellschaft  in   der  erstem  Sitcung  jeM  Mq« 

nau  einen  aolchen  Bericht  erhält. 


«^ 


Die  Geielltehaft  erlitt  in  diesem  Jahre  de«  Vcfliiit 
dreier  sehr  achltsbarer  Bfjtf^ieder ,  des  Geh.  |Latb- For« 
fn«y,  des  General«  Chimvgus  Mufsim^ta^  aad  dea-l(te« 
gimenu-\ratcß  Oelsekläger* 

Nen  anCnnioniBien  wurden  di#  Henca  .Doetoren 
"Krause  und  Thfimmal. 


Der  gegenwürtige  Besund  der  Mitglieder  ist  fol« 
gender: 

Vorsteher  für  da»  Jahr  i&24, 

Hr.  Dr.  Bremer,  Secretair.  Hr.  'Hofmedic.  Kjmtmatin 
Hr.  Gen.  Suabsarxt  Btt^^er.         •  Yiee-Secretahr. 

Hr.  Gen.  Suabsarst  ^ra«/<p.  Hr.  Professor  Osann  ^   cov^ 
Hr.  Geh .  Rath  Heim,  Censor.  respond.  Secretair. 

Hr. Geh.  Rath  Htrmhstadt.  Hr.  Geh.  Rath  Richter. 

Hr.Suit8rath//ii/a/aii<f^Di-  JHr.  Dr.  Weitsch. 

rector.  Hr.  Gen.  Staabsarst  WisheL 
Hr.  Rofrath  Hufeland. 

Bibliothekar:    Hr,  Prof.  Hecker, 

Joani.LVIU.B,i.8t«  H 


Mirfe^Mtdifr. 


Hr.  Geh.  Ob.  Med.  aidi  Bs. 


'.  Di-.   Caspei;  ■     \.     . 

Hr.  Ob.  M(<l.  -Rith  Erhard. 

Br.  Dr.  FrUdländar. 

Hr.  Dr.  F6«(. 

Hr.  R«gitn.  AiEt  Horlaahtr, 

Hr.  Dr-  Heim  jun. 

Hh  Ht^rtfeA.  Dir.  faMAh  > - 

Hh  ]3¥.  l.  JT*»»;'    .    ■^■'■- 

Hr.  Dr.  3äng\tn. 

Hr.  Dr.  JCl'atick, 

)U.-Ob'  Ma(l-.'1tJAa^Bf. 

He.  Prof.  Ki^ü. 

Mr.  Geb.  Ratb  Kaapt. 

Rr.Geh.  Med.  Rath  v.  Ka- 

Hl.  Gab.  Med.  R^th  Koreff. 

Br.  Rwün.  Arst  Koifi«, 

Hr.  Dr7X™««. 

Hr.  Regim.  Arn  Krithel. 

Hr.  Di.  XsiwI«. 

Hr.  Dr.  i.*«.«/.. 

Ib.  Geh.  Vm.  Ruh  Xict, 
ffc.  Dr.  JtfMv o/d. 
Hr,Ä)r.JMn-tip«. 
Hl.  D>.  i««9-r. 


Hc  Dr.  7W<VÄ«»Kr. 

Hr.  Dr.  Moldenhaun. 
br.  Phpinu  Dr.  Natary,  . 
"     U;g.  Raib  AumaH»,  , 
Dr.   Qppart.      ■    .  .     ,. 

.HV.Bt.  Bfnwl,., 

gr.Di.  Bemhpj[.^  ..    '     ,, 
t.Gf^K.  Aled.Jb.ft«J«;j44  . 
'Bt,  Geh.  Ob.Mqd.R..^fb 
Hl.  Ob.  Med..AMW*.i£*i>wr 
ii*r.  „       .  ■   .  ■ 
Hr.  Ob.  Med.JUiau.  .}»d^ 

roA. 
)in  Br.  Schmidt, 
Hr.  Dr.  .frAu&artA. 
Ht.  Dr.  Sckvli. 

Ift.  OV.  SuaInbiU  tfclHl««! 

■'mf.:I».S-dmpU.    -    •    .-< 
•  Ifri  B» .  ■ÄifafüiSi«-. 

Hr.  Hofr.  Dr.  Stagert. 

Hi.GeIi.M«d.i^  v,l9Mal^. 


Hr.  < 


.  Chi 


d.R.  V,  «M, 

ük.VMrk. 


Hr.  Dr.  .^^»»rücfc. 
Hr.  Dr,  Siotth, 
Hr.  Dr.  Tesmer. 
Hr.  Dr.   Thümmtl, 
-Sx,  Prof.  TatM.       . 
Br.  Reelm.  Arki  -ysiktw,    . 
Hr.  Gen.  Chir.  Viiltik». 
Hr.  Dr.  «^a«, 
Hr.  ProFeaioT  Wagntr. 
Hf,  Dr.  IVeiMartkiim. 
Hr.  Geb.  O.MJtith  f^«i»r. 
Hr.  Prrf.  fVolfart. 
|Ir.  Hofniii  Wulff.       .  .. 


—     109     — 
Correspondirende  Mitglieder, 

Hr.  Dr.  Ahercromhy 'zu  London. 

II r.  Dr.  J.  Abefnethy  zu  London. 

Hr.  Dr.  J.  Adams  zu  London. 

Hr.  l}r.  Albers,  Med.-Rath  zu  Gumbinnfn. 

llr.  Dr.  F,  JL.  Augustin  ^  Regierun^s-Rath  zu  Potsdam. 

Hr.  Dr.  J,  H,  F»  von  Aut§nrieth,    Kanzler  und  Pro- 
fessor zn  Tübingen. 

Hr.  Dr.  F.  A,  G.  Berndt  zu  Küslrin. 

Hr.  De,  £.  Bischoff ^  Professor  zn  Bonn. 

Hr.  Dr.   €?,  Blane,  zu  London. 

Hr.  Dr.  BojanuM^  Professur  zu  Wilna. 

Hr.  Dr.  Borges,  Regierungs - Rath  zu  Monster. 

Hr.  Dr.  Bousquet  zu  Paris. 

Hr.  Dr«  J.  J.  Brandis,  Etats- Rath  u.  Leibarzt  su Ko- 
penhagen. 

Rr.  Dr.  P'al,  L,  Brera ,  Professor  zu  Padua; 

Hr.  Dr.  Bresehet  zu  Paris.  ' 

Hr.  Dr.  Bmttini  zu  Genf. 

Hr.  Dr.  C.  G»  Carus ,  Professor  zu  Dresden. 

l\r.  Dr.  Cederschiöld  zu  Stockholm. 

Hr.  Dr.  ff.  i^ots  Chäufepii  zu  Hamburg.        * 

Hr.  Dr.  M.  J.  F.  Chelius,  Professor  zu  Heidelberf. 

Hr.  Dr.  L.  Choulant,   Professor  zu  Dresden; 

Hr.  I^.  J*  A,  Chrestien,  Professor  zu  Montpellier. 

Hr.  Dr.  Clarus^  Professor  zu  Leipzig. 

Hr.  Dr.  H.  Cloquet,  Professor  zu  Piris; 

Hr.  J^r.  Jm  Cloifuet ,  Professor  zu  Paris. 

llr.  Dr,  Coindet   zu  Genf. 

Hr.  Dr,  7.  G.  Conradi,  Geheim.  Hofrath  und  Profes- 
sor zu  Göttingen. 
Hr.  Dr.  Confiliachi^  Professor  zu  Pavfa«    ' 

Hr.  Dr.  A.  Cooper  zu  London. 

Hr.  Dr.  TA.  Copeland'  zu  London. 

Hr.  Dr.  AL  Crichton^TAaU-fi^l^  zu  London. 

Hr.  Dr,  A,  M^.  Crichton,  LeiWzY  zu  Petlorsburiji' 

Hr.  Dr.  A.  Duncan,  Professor  zu  Edinburg. 

Hr.  Dr.  Eberle  zu  Phifädelphia. 

Hr.  Dr.  C,  J.  Eckström  zn  Sfocfchf^lm. 

Hr.  Dr.  J.  F.  £r<^man?i,  Hofralhu.i^AÜiarztza  Dresden« 

Hr.  Dr.  Erhardt,  Professor  zu  Iffsfir^* 

Hr.  Dr.  Fischer,  Rejgieinings  -  Rath  lü  Krfbrt. 

Hr.  Dr.  J.  Prank,  fit^ts-Rilb  u.  Professor  zu  ^Vüiia. 

Hr.  Dr.  Franko  Regierungs  -  Ralh  zu  Frankfurt  a.  d.  O. 

llr.  Dr.  O.  Fri€k  zu  ftaltiniofc^« 

H  s 


«•      110      — 

Hr«  Dr.  Frudldnd$r  zt\  Paris. 

Hr.  Dr.  G,  F.  J.  Friese ^  Re|ieniBgs-Ratfa  zn  Breslau. 

Hr.  Dr.  L,F,von  Froriep^  Medizinal-Bath  su  WtiiiMr. 

Hr.  Dr.  Gerardin,^  zu  Neu -Orleans, 

Hr.  Dr.  Gerson,  zu  Hamburg. 

Hr.  Dr.  Göderty  in  Meklenburg. ' 

Hr«  Dr.  Gosse  ^   zn  Genf.  f 

Hr.  Dr.  ö.  Gregory  zu  London. 

Hr.  Dr.  von  Gumvert ,  Regierungs  -  Rath  zu  Posen.  ' 

Hr.  Dr.  Gumprecnt ,  Holrath  zu  Hambnri^. 

Hr.  Dr.  P.  C  Hartmann ,  Professor  zu  Wien. 

Hr.  Dr.  Ck,  F.  Jflarlefsy  Geh.  Hoirath  und  Profesiör 
zu  Bonn. 

Hr.  Dr.  von  Harz,  Geb.  -  Rath  u.  Leibarzt  xu  Miinchen» 

Hr.  Dr.  Hegeicisch ,  Professor  zn  Kiel* 

Hr.  Dr.  Ph.  Heineken  zu  Bremen. 

Hr.  Dr.  Henke,  Professor  zu  Erlangen.     ■    -       > 

Hr.  Dr.  C.  Himly .  Hofrath  u.  Professor  zu  GdtÜngtn» 

Hr.  Dr.  Gyspert  Hodenpyl  zu  Rotterdam. 

Hr.  Dr.  Holst,  Pbysikus  zu  Christiania. 

Hr.  Dr.  Howitz ,  Professor  zu  Kopenhagen.  '  ;  • 

Hr.  Dr.  Husehke^  Geh.  HoCralhu.  Leibarzt  zu  WeiAtiur» 

Hr.  Dr.  M.  Jacohi,  Medizinal -RaÜi  zu  Siegboi^; 
Hr.  Dr.  F.  Jaegtr,  Hofmedikus  zu  Stnttgardt.* 
Hr.  Dr.  Julius  zu  Hamburg. 
Hr.  Dr.  Kauseh ,  Regierungs  -  Rath  zu  Lieenitz; 
Hr.  Dr.  Kessel,  Regierungs  -  Rath  zu  Königsberg. 
Hr.  Dr.  Kieser ,  Hofrath  und  Professor  zu  Jena* 
Hr.  Dr.  Kleefeld,  Regierungs  -  Rath  zu  Danzig. 
Hr.  Dr.  Klote,  Professor  in  Breslau. 
Hr.. Dr.  Kölpin,  Regierungsrath  ?u  Stettin. 
Hp.  Dr.  X/.  Kraus,  zu  Göttingen. 
tir.  Dr.  F.  £<.  Kreysig,  Hofr. u. Leibarzt  zu prcsdcn« 
Hr.  Dr.  Lungenbeck,  Hofrath  u.  Pro  fess.  zu  Göttingen. 
Hr.  Dr.  von  ILarrey  zu  Paris. 
Hr.  Dr.  J.  Locker  zu  Zürich. 
Hr»  Dr.  J-  von  JLoder^  Etats -Rath  zu  Moskau, 
Hr.  Dr.  Lorinser,  Regierungs -Rath  zuCöslin. 
Hr.  Dr.  oän  Maanen,  Professor  zu  Amsterdam. 
Hr.  Dr.  Marker ,  Regiemngsrath  zu  Marienwerder. 
Hr.  Dr.  J.  Mal/atti  zu  Wien. 
Hr.  t)r;  Martini  zu  Paris. 
Hu  Dr.  ^•Jf*'*  >  Hofmedikus  zu  Petersburg, 
Hr«  Dr.  X  F.  M.  Mogalld,    Ragierungs  -  Rath    tu 
Breslau. 

Hr»  Dr.  MüUr^  Boünedikoa  lu  Petersburg« 


-  111  — 

Hr.  Dr.  J>  C  Na^^eU,  Gelu  Hofrath  und  Professor 
zu  Heidelberg. 

Hr.   Dr.  Nass.e ,  Professor  zu  Bonn. 

Hr.  Dr.  J.  F,  Niemantty  Regierungs-  Rath  zu  Mersehurf. 

Hr.  Dr.   Omodei  zu  Mayland. 

Hr.  Dr.  C.  Otto  zu  Kopenhagen« 

Hr.  Dr»  Palloni  zu  Livörno. 

Hr.  Dr.  J-  F.  PUrer^  Ho frath  zu  Altenburg. 

Hr.  Dr.  J.  ui.  Pitschaft  zu  Heidelberg. 

Hr.  Dr.  PrunelU  zu  Paris. 

Hr.  Dr.  F.  ^.  B,  Pkehelt^  Professor  zu  Leipzig. 

Hr.  Dr.  Rahn  zu  Zärich. 

Hr.  Dr.  •/•  von  Rehmann ,  Etats  -  Rath  y.  LejbaTtt  an 
Petersburg. 

Hr.  Dr.  O.  H,  Remer^  Medizinal -Rath  und  Professor 
zu  Breslau. 

Hr.  Dr.  J-  C  Renard  ^  zu  Mainz. 

Hr.  Dr.  Richter^  Professorin  Königsberg. 

Hr.  Dr.  RinBseis,  Medizinal -Rath  zu  Miinchcn« 

Hr.  Dr.  ^.  Moeschlaub ,  Professor  zu  Landsbnt. 

Hr.  Dr.  J.  C.  H.  Roloff,  Regierungs  -  Rath  zu  Mag- 
deburg. 

Hr.  Dt.  Royer^Collard,  Professor  zu  Paris. 

Hr.  Dr.  von  RSihl^  EtaU-Rathu.  Leibarzt  zu  Petersburg. 

Hr.  Dr.  J.  D.  W.  Sachse  ^  Leibmedicus  zu  Schwerin. 

Hr.  Dr.  SckU^el^  Regierungs -Rath  zu  Oppeln. 

Hr.  Dr.  SthonVerg^  zu  Neapel. 

Hr.  Dr.  F.  J.  C  Sehastian,  Professor  zu  Heidelberg. 

Hr.  Dr.  Seäer,  Hofrath  und  Direktor  zu  Dresden* 

Hr.  Dr»  Stark ,  Geh.  Hofrath  und  Professor  zu  Jena. 

Hr.  Dr.  C.  Stark,  Hofrath  and  Professor  zu  Jena. 

Hr.  Dr.  Steffen,  MedizinaURath  zu  Stettin. 

Hr.  Dr.  F.  'Stieglitz ,  Leibarzt  au  Hannover. 

Hr.  Dr.  Freiherr  I>*  von  Stift ,  Geh.  Conferenz  -  Rath 
SU  Wien. 

Hr.  Dr.  von  Stoff  regen ,  Etats  >  Rath  und  Leibarzt  zn 
Petersburg. 

Hr.  Dr.  Stall ,  Regierunga-Rath  zu  Arensberg. 

Hr.  Dr.  O.  L.  F.  Suecow ,  Geh.  Hofrath  n.  Prof.  zu 
Jena. 

Hr.  Dr.   Tantini  y   zo  Pisa. 

Hr.  Dr.   Thaer^  zu  Wrietzen. 

Hr.  Dr.  J.  Thotnson,  Professor  zn  Edtnburg. 

Hr.  Dr.  Thomafsen  a  Thuessink,  Professor  au  Gro- 
ningen. 

Hr.  Dr.  Triholet,  zu  Bern. 


—      11.2      — 

Hr.  Dr.  Trustedt^  Medisinal-Eath.  zu  Magdeburg* 

Hr.  Dr.  ülrith,  Medizinal-Ratfa  kq  Koblenz. 

Hr.  Dr.  Ung^r^  Medis.-B<ath  o.  Prof.  zu  Königsberg. 

Hr.  Dr«  Uwins,  za  London. 

Hr.  Dr.  S,  G.  Feget,  Geh.Rath  zu  Rostock« 

Hr.  Dr.^ro/icfc,  Professor  zu  Amsterdam. 

Hr.  Dr.  ff^achter^  Leibchirurgns  zu  Haag. 

Hr.  Dr.  Ph,  von  PValther ,  Hofrath  u.  Prof.  zu  Bann. 

Hr.  Dr.  pf^ebster,  zu  London. 

Hr.  Dr.  Freiherr  von  Wedekin^,  Geh.  Ratb  zu  Darm- 

sladl. 
Hr.  Dr.  F.  G.  A^cg:<j/Är,  RegiernngÄ-Ualh  zaKoblena. 
Hr.  Dr.  PVeigel^  Leibarzt  zu  Stockholm. 
Hr.  Dr.  J.  fVendt ,  Professor  zu  Breslau. 
Hr.  Dr.  J.  C.  ff^.  fVendt,  Professor  zu  Kopenhagen. 
Hr.  Dr.  fVolff,  Medizinal  -  Präses  zi|  Warschau. 
Hr.  Dr.  Pf^oyde  zu  Warschau. 
Hr.  Dr.  Freiherr  von  TVylie^  EUU-Rath  und  Leib- 

arkt  zu  Petersburg. 


\ 


2. 

War  der  kurzlich  in  P^iri^  wezen  Viwftung  hingSm 

richtete  Arzt   Castaing    dieses    rerhrethehs 

schuldig '  oder  nicht? 

Hat  je  eine  Sache  die-  AufmerKsambeit  un4  die 
lebhafteste  Theilnahme  des  gesammc.en  Publikums, 
ganz  beiouders  aber  des  mediainischen,  in  Anspwck 
genommen ,  so  ist  es  die  Rechtssache  des  Di;.  Ca» 
staing  in  Paris.  —  Und  mit  Recht.  —  Ein  Arzt  wird 
der  ffergßjiang  h e schuldigt  ^  und  als  Ver^ift^r  oerur» 
theilt  und  hingerichtet,  —  Ist  Vergiftung^ schon  an 
sich  eines  der  ▼erabs<!heuuug8wt'irdigst«n  Yesbre- 
cb<tn;  so  ist  sie  es  gewii's.  noch  unendlich  mehr, 
Trenn  sie  der  Arzt,  der  Ileilbringer,  dem  der  Kranke 
unbesorgt  sein  Leben  anvertraut ,  aiisObr.  £s  era-^ 
pört  dergestalt  das  Gefühl ,  dafs  sie  schon  dadurch 
schwer  zu  glauben  wird.  Aber  sie  ist  auch  zum 
Glfick  unerhört  ifi  .den  Aimaleu  unserer  heilbrin- 
genden Kunst,   und,   was  die  Hauptsache  ist,  auch 


—    ii3    — 

in  4ewn  gegcnwiru'|:en  Fall«  sitiil  die  B^weii^^^di« 
bis    jetzt  oHentlich  beXaniit  gemtcht  wofden  Mitd^ 
to    u nso reichen d  y     dafi    et     uns    Acuten    erleubc 
seyn  mag»    vor  der   Hand  noch  die^ ganie  Sa^he  zu 
hezweifefn*     Gerade   die   0«^pcbewoi«e ,  die   eiitsig 
entacfaeidenden  ,  fehlen«    Das  JDaaeyn  def  Gifta?  -^ 
Man    hat   «eins  in  der  Leiche  gefunden  ^;    Das 
Daseyn  der  Vergifkiinet   ^    Sie  ist  eben  so  wenig 
in  der  Obduction  nacngewiesen ,  vielmehr  die  *So* 
desarty^  Zufälle,  und^  Leichenbefund  die|nehnilxdien» 
wie    sie  euch  bei  vielen  durch  Krankheit  erzeugten 
Todesarten    TorKoinnen;    <—    Das    Geständnifs^der 
Schuld  voix  Seiten  des  BeKlsgten  ?  —  £•  fehlt  eben- 
fallt. —     Was   Meiben   also   für  Beweise  Obrig?  -^ 
t3afs  der  Arzt  Gift  verschrieben.?   —  Das  thnn  die 
Aeute  jetzt  alle  Tage,  und  fiberdiefs  ist  das  Opinm 
hti  Cholera   und   ähnlichen   Zutällen   ein   gewöhn- 
liches  Heilmittel.     Auch  die   gröfsen  Dosen  bewet* 
sen  nichts ;  denn  wie  oft  sind  die  Aerzte  genöthigt^ 
hr.\   ahnlichen    Zufällen    bis   zu    Dosen   zu   steigen^ 
die  einen  Gesunden  tödtlich  seyn  würden !  —     Ja, 
Cajfaift^   verordnete   sogar  Milch,   das    gröfse   Ge- 
|,en^ift  aller  Gifte,   welclies  er  doch  sicher»  wenn 
er  durch  Vergiftung  tödten  wollte »  unterlassen  ha- 
ben wftxde. 

Der  bloCse  V^nlaehtf  und  wenn  er  noch  so 
begrftndet  wate,  wird  doch  vrohl  nicht  hinreichen^ 
einem  Adensfch^n,   un^  fiberdiefs   einem  verdienten 

f;eschicAcsji  Msnn,  das  Leben  zil  n'ehfnen.  -^  und 
ith  hat  man  ja  auch  be|  dem  gleichzeitigen  Ver- 
gift uugsprosefs  der  Frau  Roursief ,  WO  der  Verdacht 
weit  gröfserwarp  bewiesen  y  da  mau  sie  frei  sprach«. 

Diese  beiden  Prozesse  geben  in  der  That  einen 
der  merkwürdigtien  und  auffallendsten  IContraste« 

Zu  gleicher  Zeit,  wo  Castaitig^  ohne  dafs  man 
Gift  oder  Vergiftung  entdeckt  hätte,  der  Vergiftung 
•chuldig  erklärt  wird»  wivd  die  Frzu  Boursier^ 
in  deren  Mannea  Leiche  snaji  Gift  und  die  Vergif- 
tung offenbar  gefunden,  und  die  als  £hebrech<>i:in 
den  höchsten  Verdacht  auf  sich  geladen  haue , ,  frei 
gesprochen!  ••  .  . 

W&rde  wohl  Teutsche  Justiz  dieses  'Urtheil 
gefallt-  hcb^n?    —    Wir  glauben  nicht.    —    Denn 


—    ii4    -• 

'■•^    ■    :  .   ..    i  ,  .     . 

•i«  bile  nmek  —  Gott  t«T  m  ggdÄalit  -^  aa  d«Ri  «Iten 
Gnui^Mts:; .  „LUhtr  zehen  Siäuddig0  frei  ausgehen 
lassen^  -als  einen  Ünstkmldig^n  ^rdammen^  nnd 
„QmiU^^  ijirmesuniitur  bonus^*  •—  dai  einsige^  wo- 
aurch  ndi  Jottie  toii  Folisei  unterf cheideu 

..  ,.  Genug',  sar£)ure  unsem  Cust  und  dtr  Wf^lür* 
b«Ü  erklär«  ich  —  ich  gUobe '  im  Namea  meiner  ^ 
siauntlicheB  Cunstgenostent  •—  dafa  wir  fi^  jetzt 
Caitaing.  noch  ßir  unschuldig  hmlten,  und  erst  nodk 
muf  eine  AevistQn  der  Aktefi  mntragen,  welche  hol^ 
{entlieh  nun  bald  bekannt  gemacht  seyn  werden; 
lißh  eraaehe  dann ,  —  und  audi  hier  glaube  leh  dlo 
Stimme  meiner  »Immtliohen  AmubrOder  aoamspre« 
oben,,  —  den  um.  dieffn  Theil  der  Wisaentchaft  lo 
ho^hTerdienten  Henke,  die  Revision  dieaea  Proeea* 
Ma  SU  Abaniehmei^. 

dt  H» 


.  .s.  .     . 

yerhrauch  der  Mineralwasser  in  Berlin  im  Jährt  itßM* 

Kx&g«.  '  Xr&ce. 

Bitterwaaaer .    •    .    5703  Spaa    «    •    .    ..    •  41« 

Driburg    •    •    •    .      $51  iurlabad .    .    •    •  sfiO 

£ger*    •    .    •    •    •    4577  Ferdinandfbmnaea 

Fachiagen     •    »    .      976       ia  Marienbad   •  900 

Geilnaa     •    .    •    •    59516    Ems 350 

Xreuabrunnen    •    .    8D12  Weilbach     •    •    •  100 

Oberaalsbrunnen   »    sflgo  Ragotsi   «    •    .    •  500 

Pyrmont    .    «    «    .    s6qo  Xudowa  •    .    •    •  Sß 
Selters     .     •    «  '  •    15804 

Solche  Ueberaichten  können  Nutsen  haben,  in- 
dem sie  theila  das  Bedarfnifa  der  rerschiedenen 
'Brunnenarten  anaeigen  und  dadurch  Schlüsse  auf 
den  herraohendeaKrankheitskarakter  erlauben^  theils 
aber  auch  die  herrsehende  Mode  und  die  jedesma* 
lige  ▼orherrsehende  Gelebrität  der  Brunnen  dar- 
•ceUea»     , 

d.  Ht 


ä^    US    M 

4.  '    ' 

CpWKposUion  9UMr  in  Paris  s§hr  hälUhun  Mäömeimd0 
§,9 gen  BMUt§n  -  und  katarrhalische  Jffettionen  der  - 

Luftröhre» 


^    Die£i  Mittel  wird  seit  20  Jehren  in  Paiif  alt 

mn  G^heinmiff  sehr  häufig  und  mit  dem  jErOCiteii 

HntsttB   sebnnoht^  und  ron   de  ans  in    efle  Pro-' 

TiaMun,  «nshreichs  versendet.     Jetst  mtobt  et  der 

MÄadutp  Hr.   Zannetti^   bekannt.     Es    besteht    in 

fol|pniid«iB:    Ree*  Mann,  rssent.  in  lachrym,  Uhr,  ij. 

Syrup.  jälth.  FemeL  Iwbr»  j.  unc,  viij\   Ol»  JhuygdaÜ 

uZc.  reCm    eospr»   lihr^  /•    Butyr,  Caeao.  retm  unc,  pj» 

ConserVm   Cmssiae  lihr.-j,  Kermss  miner,  jr,  xt»»    A^u» 

Flor,  Atwant,  dupl.  (douhU)  unc,  viij.    iJie  Misehang 

anCi  mit  der  gröfsten  Sorefalt»  noit  der  genaaesten^ 

ikoiwahl  und    Frischheit  aer  Ingredienxen  bereitet^ 

and  oft  frisch  gemacht  werden,  die  Dose  ist  3  The- 

löffel  tlglich,   auch  mehr,    nach  der  Hefidgkeit  des 

Uebels. 

Bei  dem  diefsjlhrigcn  ausgeseiohnet  katarrhali« 
sshen  Winter,  wird  eine  Zaiammensetsung  will- 
kommen seyn »  -welche  f  Ar  höhere  8t|lnde  .  nicht 
nnangenehm  sn  nehmen  ist,  denen  bekanntlich  oft 
d^%  beste  dAer  antikaurrhaliscben  Mittel,  der  Suteus 
X^iquiritiac  f  aef  keine  Weise  beisubriagen-  ist» 
Auch  Tenulp  dieses  Mittel  in  der  That  alle  In« 
pedifaiifo  «UMS  guten  Anticatarrhalc. 

d.  n. 


5. 

JlfUceUen  preufsisehef  Asrzte  aus  den  üisrtsl jährigen 

Sanitätsherichten» 

(Fortsetxnn^.) 

Melaenu ,  glücklich  behandelt.  —  £in  Prediger 
von  56  Jahren,  hagerer  Körperconstitution  und  znc 
Hypocbondrio  geneigt,  bekam,  naelidam  ihm  5  Tage 
vorher     eine    bedeutende    Men^e    schwanen    Bluts 


—     »i6    —. 

•        ■      ■ 

dtircU  c!en  Stuhl  abgeganjgeii  war,  üeblichlieiten, 
Ziticrn  und  Zuckungen  in  den  Extremitäten  unct 
Schmersen  in  den  Hypockondrien.  Dariuf  attllt« 
sich  unter  CoUTulsionen  und  Ohmnachten  ein  BWt- 
brechcn  ein»  wodurch  nngefAhr  5  Pfund  reines  Aüf* 
figes  Blut  ausgeleert  wurden.  Man  liefs  ihn  Was- 
ser mit  Essijg  trinken,  während  man  den  l!)r.  fVolff 
aus  Cslau  herbeirief.  Der  Kranke  khi^  übev  hef«» 
tiges  uuausstefaUches  Fulsirea  im  Kopfe ,  groilft  Ab- 
spannung und -^Torubergehende  UebUehkeiten.-  Der 
Pills  war  ungleich  und  aussetsend.  Es  ward«  ihm 
eine  Saturation  di^%  kohlensauren  Kali^s  mit  Etiie 
gereicht  und  ein  eröffnendes  Klystier  gegeben,  w«^ 
ches  wiedei  eine  Qujuitität  stank  karbonisirtes  und 

Seron  neues.  Blut,  ohne  Excremente  ausfährte.     I>er 
ranke  durfte  nichts  Warmes  geniefsen,  mufste  ee* 
säuerten  Haferschleim  trinken .   und  b^am  zur  B^ 
Wirkung  der  LeibesöfFnung  Weinsteinmhm  initTti- 
marinden  mit  wiederholten  Klystieren.     Unter  afe^t 
cer  körperlicher  Rnhe  verminderten   sich   die  Tor-'. 
handenen  Beschwerden ,    so    dafs  am  gten  Tag»  de« 
Puls,  wieder  regelmäfsig  war  und    das  Fuls^ren  im 
Kopfe  aufiiörte.     Blutbrechen   erschien  nicht  wi«r 
der,   aber  durch,  den  After  ging  14  Tage  hiuAnrcQ 
stets   geronnenes  schwarzes  Blut   ohne  £xcrement« 
ab,  während  welcher  2eit   er  die  säuern  eröffnen* 
den   Mittel  fortbrauchte.     Alsdann  träten  blutfreie 
Stuhlgänge  aus   Schleim  und  sogenannten  Infarcten« 
hetfehend   ein.     Da   nun   der  Arzt  ein   Leberleiden 
-rermuthete,   so  zog  er  den  frischen  Saft  dh$  IPIitle* 
folium,'  daft  Chclidonextiact,  die  Rhabarbertinktur, 
das  vrein steinsaure   Kali   und   den   Schwefel  in  Ge» 
hrauch  ,   liefs    täglich  ein   KlVftier  aus  einer  Abko- 
chung des  JVmiejolium   und  des   Tara'xacum  anwen- 
den ^    und    ordnete    eine    einfache,    leicht   verdau» 
liehe    Diät    an.       Es    wurden    täglich    eine    Menge 
Schleininiassen  und  Infarcten  ausgeleert.     Die  Thä- 
tigkeit   des   Alimcntarkanals    wurde    normaler,    der 
Appetit  besser  und   regelmäfsic.     Nach  einer  vier» 
wöchentlichen  Behsndlung    befind  sich  der  Kranke 
so  wohl,    dafs   keine   Arneimittel   mehr  in  Anwen- 
dung kamen ,   und    nach  6  Wochen    war   der  Mann 
▼oUkommeri   gesund.      Der    Dr.    PVolff  versichert, 
dafs  die  Menge   der  ausgeleerten   Sto£Fe    erstaunlicla 
grofs,    und  die  Forih    derselben  höchst  aonderbac 


—     117     — 

{[cwescn.     Oft  gingen  Schlcimeoncremeiite  ab,  die 
einem  Darmstacke  ähnlich  •ihcn*. 

Hydrops  taccatus  renalis^  —  Ein  Mann,  litt  an 
Hydrops  saceatus,  wobei  der  Regierangixath  Hart- 
%nann  dreimal  die  Paracenthesis  instituirte.  Ef  Hofs 
jedeamal  eine  eiterardge  Flflstigkeit  aus,  und  dio 
Hciluxif!  erfolgt«  nicht.  Nach  dem  Tode  des  Kran- 
ken f&ad  eich  bei  der  Leichenöffnung,  dafs  von  ei- 
ner Niere,  die  ihrer  Form  nach,  jgilnalich  verschwun- 
den i^ar,  ein  unförmlicher  dicker  Sack  jg;ebildet 
worden »  in  welchem  steh  mehrere .  Hydatiden  be- 
Unden. 

Heilung    der  Plukisis  durch  Gurkentaft.  —     Hr. 

Reg.  Rath  Hartmann  beobachtete  zwei  Fälle  bei  ei. 

aem  {uneenMann  und  einem  Mädchen  ,  wo  die  P/if^i- 

tii  florida^    durch    den   Gebrauch    des    Gurkensafti 

rollständig  geheilt  wurde  ^  so  dal's  sie  gesunder  und 

stärker  wurden,  als  sie  suvor  gewesen  waren«.  Bei 

dem    Manne   "war  Bhitipeien  Torhergegangen,   und 

das  hectische  Fieber  war  mit  Eiterauswurf  yerbun- 

den.    Bei  dem  Mädchen  hatte  eine  schlecht  eeheilte 

Pneumonie  den   Uebergang    sur  Phthisis  mit  hecti- 

scliem    Fieber   gebildet.      Anfangs   waren  Bliuigel, 

Salpeter  mit  Gmi  Jlfimosae  und  ji^ua  Laura »esrasi 

zwar  mit  Erleichterung,  aber   ohne  Besserung  an- 

gewendet  worden,  so  dafs    die   Kräfte  schwanden. 

Als   jeder  dieser  Kranken  tätlich   |  Ouart  Surkeu- 

iafc  bekam,  war  der  Erfolg  über  alle  Erwartung 

gäastig,  lind  die  Heilung  erfolgte  Tollständig. 

Htilmng  einer  Kniegeschwulst  durch  innere  IVlit' 
teL  ~-  Eine  scrophulöse  Kniegeschwulst  mit  Eite- 
rung,  bei  welcher  Caries  zu  befürchten  "war,  wur- 
de vom  Hrn.  Reg.  Rath  Hartmann  durch  den  in- 
aiem  Gebrauch  des  Kalomels  ^  der  Dulcamara,  der 
Chint^inde^  und  der  Calcaria  niuriatica  völlig  ee- 
heilt.  Obgleich  die  Eiterung  stark  war  und  eine 
Menge  plastischer  Lymphe  ergofs,  so  erfolgte  doch 
die  völlige  Herstellung  des  Knies« 

Heilung  einer  iJruttverhiirtun».  —  Eine  TOrhei- 
lathete  Fiaii  von  32  Jahren  zu  Lübben ,  hatte  sich 
TOI  0  bi*;  10  INIoiiatfii  au  dio  linko  Brust  gesiolsen, 
worauf  sie  heftigen  Schmers  empfand,  und  sich  siiit 


—      ii5     — 

Kamfifflt  und  Seifenspuitus  wufch«  ^  Dio  Sehmer- 
zen  Terloren  tich,  aoer  e«  blieb  eine  Yerbärtuiig 
zurüeky  die  nacb  und  nach  an  Uni£ang  Bunahn. 
Der  Kreiipbysikus  Dr.  Heun  wurde  su  Rath  seao- 
een;  er  fand  eine  bewegliche,  "v^enig  Bcbraenhafto 
Verhärtung  von  der  GröTse  eines  Hühnereies,  ohne 
alle  Zeichen  von  Enczandune  öder  Mififärbuog  der 
S&ufsern  Haut,  und  wandte  dagegen  das  Köchlir?§che 
Kupfermittel  äufserlich  und  innerlich  an.  Wenu 
das  Präparat  äufserlich  dio  Haut  entzündete  und 
Pusteln  nervorbrachte  9  so  liefs  er  aromatische  Bä- 
hungen mit  Kali  anwenden,  bis  diese  Erschein un* 
gen  vergangen  waren ,  worauf  der  Liquor  ci^pri 
ammoniati  wieder  in  Gebrauch  gesogen  wurde.  .l3io 
Verhärtung  verkleinerte  sich  allmählicb , .  wurdo 
weicher  und  schmerados.  Nach  3  Monstern  war  ü« 
unter  der  fortgesetzten  Behandlung  gänzlich  ver- 
schwunden* 

* 

Heilung  9in9r  Bauchwassersucht,  «^  Hr.  Dl.  ffesn 
behandelte  eine  Frau  von  40  Jahren  an  BanchwM- 
sersttcht  mit  abwechselndem  Erfolge.  Da  die  Kur 
sich  in  die  Länge  zog,  wandte  sie  sich  an  einen 
andern  Arzt,  wo  es  nicht  besser  ging.  Endlich 
brauchte  sie  allerlei  Hausmittel  ohne  Erfolg ,  bis 
man  ihr  gerathen  hatte  y  unreife  Kflrbisse  mit  der 
Schalle  zerschnitten  zu  kochen  ,  und  den  von  dem 
entstandenen  Brei  ausgeprefsten  Saft  täglich  so  viel.  < 
als  ihr  möglich  seyn  würde ,  zu  trinken.  Diefs 
hat  sie  10  Wochen  hindurch  fortgesetzt  und  ist  ge- 
heilt worden. 

Heilung  eines  Diabetes  insipidus»  —  Eine  Frau 
von  5o  Jahren  j  die  seit  einigen  Jahren  au  Fluor,  al- 
hus  gelitten  hatte,  sehr  reizbar  war,  eine  trockna 
Haut  hatte,  wurde  von  Zeit  zu  Zeit  von  Kolik- 
anfällen heimgesucht,  wobei  immer  eine  reich- 
liche Men^e  wasserhellen  Urins  abging.  Als  sie  in 
•inem  solchen  Anfalle  durch  schweifstreibende  Mit- 
tel in  Ausdünstung  gesetzt  worden  Vfur,  erkältete 
sie  sich,  worauf  der  Schweifs  schnell  verschwand. 
V^^0nige  Tage  nachher  fühlte  sie  einen  Druck  in 
der  Geßend  der  Nieren,  wobei  der  Urin  in  bedeu- 
tender Quantität,  anfangs  hell  und  klar,  dann  trübe 
und  schleimig,  jedoch  ohne  Bodensau  abging.  Di« 
Monge  des  Harns  und  der  Schmerz  nahmen  tägllcb 


.-•    lig    — 

Bii  y  obne  däh  Fieber  bemexkt  wur^«,  odar  Sie  Efi- 
lasc  bedeutend  eeftKön  war.  Der  Dun t  fehlt«  gans» 
und  die  QuantitSC  des  genoueneu  Getränki  wurde 
durch  die  Menge  des  Urini  bei  weitem  fibertrof- 
fen.  Anfingt  hielt  der  Kreisphysikus  Dr.  Rudolph 
mu  Cottbus  die  Erscheinung  fflr  eine  hrsmpfhane 
Keisune;  dt  aber  bei  dem  Gebrauche  kraxnpfstil* 
lender  TVIittel  die  Menge  det  abgesonderten  Vrins 
täglich  sanahm,  so  snufste  er  das  Vorhandenseyn 
eines  I^iabeees  inaipidus  annehmen ,  Auf  die  ent- 
fernte Ursache  r Qck sichtigen d ,  sog  er  laue  Bäder 
und  innerlich  den  Kampfer  in  schleimichten  Vehi- 
keln in  Gebrauch,  wodurch  die  WiederhersteUung 
da  Gesundheit  in  14  Tagen  bewirkt  wurde. 

Kützluhe   Anwendung  des  Eisens  und  der  Calen» 
iala    bei   BrustoerhOrtung,    —    Bei   einem  Mädchen 
▼on  90  Jahren  9   -welches  in  einer  Brust  eine  Drü- 
scngeschvirulst  hatte,  cfie  zwar  weich  und  schmerz- 
los  vrsr,   aber  -während  der  Menstruation  sich  um 
dts  Vierfache  ihres* /olumens  Tergrdlserte  und  dann 
schmerzte,  wandte  der  Dr.  Rudolph  zu  Cottbus _das 
"Ferrum   earhonieum    und    das   Extraetum   Calendulae 
innerlich  y  und   «ine  Auflösung  des  essigsauren  £i- 
aens  iubcrlich  an.      Nach   dreiwöchenuicliem  Ge- 
brauche Terschwand  die  Geschwulst  bis  auf  ein«  ge- 
ringe Hält«  Ton  der  Gröfse   einer  Bohne  an  einer 
Stelle  der  Brast,   w^o   sich  eine  Narbe  von  '«in«m 
in  der  Jugend  Statt  gefundenen  Abscels  befand ,  ^nd 
welche  Beit  der  Zeit  stets  vorhanden  gewesen  war. 
Der  Umfang  der  kranken  Brust  hatte  sich  während 
der  Kür  meälich  vermindert.  ' 

(Die  Fartsetzung  folgt.) 


Biitt  an  die  Herren  Einsendtr; 


Schon  wieder  sehe  ich  mish  genölhigt,  die  Bitte 
SU  emeoern»  doch  alle  Bücher  und  Manuscripte, 
die  für  mich  und  das  Journal  bestimmt  sind,  ent- 
weder    Buchhändlergelegenheii     oder     frankirt     der 


—      120     — 


VreuUiichen  fakränden  Post  anzurertraueii ,  auf  kei- 
nen Fall  aber  der  Reirpoac  ,  da  der  Uuterscliied  des 
Porto  ungeheuer  ist ,  und  der  Fall  aich  nicht  sel- 
ten ereignet,  dafi  ich  für  «ine  Schrift»  die  im  fiuch- 
laden  4  gr,  kostet,  einen  Thaler  bezahlen  inufi. 


d,     H, 


Die^ihliothsk  d,  pr.  Heilkunde  Januar  jS^^  enthalt  i 

"€,  F.  Heu  Singer^  Beobacheunjgtn  und  Erfahrungen 

üh^  di»  Entzündung  und  Vergröfseruri^  der  IJmtt, 

JL,  B»  Friedländer  de  Insiitutione  ad  TVLeditinam» 

KUtrM    hitti^r arische    Anz9.igen. 

E.  F.  Th'&m^fsen  m   Thuetirink    üntentkehmtg 

'     üb»  Ubiir  ^tb^  Fieber,  übers,  von  Gitter^mn%, 

<     J,  Ay*^  vier  die  g&störte  Absonderung  dwr  'Gküem 

Teutsth  bearbeitet  von  J»  Radius. 
At  Fröli^ch  Darstellung  dies  HeHverfahr^ns  in  *nt» 

xündÜch&n  Fiebern, 
49.  Friek  tt-eatrse  OH  the  diseases  of  the  eye^ 
^.  ü.  vkh  M aanen  de  ^Iphate  Chininae, 
H»  J*  H«  Hahn  de  relatiOnibtis ^  tjuibus  Organa  no- 

stra  inter  se  et  cuih,   eorporibtts  dircumfisis  ron- 

itecfaritur, 
F..A,  Vergnier  de  Vicdessvr   Traite  dt  VAn- 

thraiK, 

Journalistik  und  Corretpo^denXi^ 
Amerika» 

Ausziehung  '^ihes  AngethakenS  ans  dem  Magen.  — 
ßf^egnahtne  eines  Stücks  der  Kinnlade,  —7  •  Ac^ 
taea  raeemosa  ■  gegen  Pkthisis^  —  l^hytolacca 
Decandra  gegen  chronische  Rheumatismen, 

t9§uerM€hi9nt:ft$    Sekriftstii 
Frankreichs 


Litterärischer  Anzeigen 


Bei  uns  erscheint: 

Ernesti  Platneri^  quondam  ProfMOris  X,ip'tien» 
lis,  Öpustula  acadisinic'a,  Edidit  C  C,  ISeU' 
mautip    Noso'cotnii  tna^gni Berolinensis  mädieus. 

ba  der  Abdruck'  bereits  der  Vollendung  n«b# 
ifty  so  wird  dies  Wetli  naeh'Tor  der  bevorstehen- 
den Ostermesse  ui  alle  BticHieniHiiitgen  Vetvenaec 
werden.  Es  etotbftlt  eile JitfkedeRiisciie  ^öbtrifteti  det 
vcrttorbenen  Plßiner^  mit  Ansnelm^e  derer»  'die  tft 
selbst  m  eciattii  'Qäaettionibns  physiqlogicü  benntcfc 
und  lUBgeerbeitet  bit. 

Berlin  km  j^Muiapr  igaf. 

Die  FliJtMrr^tchb  Verligs-VucMiAiiAnng. 


Ankündifungehi« 

Nem0  PmNilUU  der  französischen  und  deutschen 

Chirurgie» 

Im  Verlage  von  C.  H*  F.  Hirttaajia  in  L  e  i  p* 
sig  ist  neu  erschienen  .und  in  allen .Buchhandlua- 
^eu  Deutscblanäs  su  liabe'h : 

^mmoB,  Di\  Fr.  A^y  Pjo'allele  J^r  franzöeii^hsn 
und  deutieheh  Chirurgie.  Naofa  Riesuluten  einer 
in  den  Jafazen  igai  and  A2  genaobten  Reise, 
gr.  8.    2  Tlilr.  8  Gr. 

In  denmibeii  Verlage  erschien : 

Medenus^  J,  PV*,  comiiientatio  chirurffica  de/?« 
iMOre  in  cavitmte  cotylbidea  iiniputando^  Auced. 
täb.  V.  lilhogr.  4.niaj.    i  Thlr.  i6  Gr. 

Der  Verleger  enth&lt  sich  alles  Lobes  fiber  diese 
«n  ausgezeichneten  chirurg.  Werke ,  die  in  kei. 


ii«r  Bibliotliek  eints  daolichan  Attf»  und  Chiraiy 

Sen  fehlen  sollten»   und  besieht   sich   blofs  laf  dii»- 
arabtr  ersehienenen  Recensionen  gelehrter  Blätter* 

Biehatp   Xav,,   allgemeine  Anatomie  g    aifgewandt 
auf  die  Physiologie  und  Arzneinoistensehaft.  Illr 

tlieil' 

Auch  unter  dem  Titel: 
Üebersieht   der  neuen  Entdeckungen  in  der  Anaton^ 
und  Physiologie,    Ans  iiexsi  Yr%n%.  übersetst  Von 
Dr.  Z*.  Cerutti.    gr.  g.     i  Thlr.  la  Gr. 

Leipsig,  1833  bei  C»  H.  F.  Her tm Ann. 

Diese  Zasi^ue  su  BiehsW*^  nnsterblicbem .  War« 
]ke  über  AnÄtpmie  sind  in  der  jgegenwftrtig^  pe« 
bersetxqng  nicht.  «Uein  wichtig  fSr  die  Besitssr  (Jur 
•rsten  Theile  Toa  der  d9|l^chen  Ausgabe,  son^fm 
aucb  ß^v  JAdea  deutschen  Ant  und  GEirargeii3.weU 
eher  sich'  mit  den  Bereicherungen  dieser  11i«|la 
der  Medisin  im  letEten  Jihrzehend  bektnnt  und 
Tertraut  machen  will.  *Die  K&nfer  dieses  Siqbple« 
mentbandes  werden  alle  ijire  ,1Sr«rartungeii  mallc 
•eben,  denn  der  gelehrte  Verfasser  hat  selbst  die 
deutsciien  und  englichen  Werke  dieser  F&cher  nie 
einer  ungemeinen  Genauigheit  angefahrt,  und  'be- 
nutzt. Die  Uebersetinng  läCit  aix»tf  zu  wtlnselitn 
Abrig. 

Femer  sind  im  Jahre  igsz-^a^^  bei  demselben 
Verleker  folgende  neue  medizinische  Werlko 
erschienen  I  / 

Koeh,  Br.  X.  J.y  das  WisseuSwJirdigete  uher  die 
venerischen  Krankheiten^  Zum  Gebrauche  Übt 
Aerzte  und  Chirurgen.  Mit  Totsflglicher  RAck^ 
eicht  auf  veraltete  und  fälsch  behandelte  vene- 
rische Uebtly  nach  den  neuesten  Erfalurungen 
bearbeitet.    8,    Preis  1  Thlr« 

Desselben  allgem.  fafsliche  Darstellung  des  Terkufs« 
^•T  Ursachen   und  der  Behandlung  der  Schwing 
snifhten,     namentlich    der   Lungensüchten.     ZuÜi 
Gebmiiche  fOr  Aente  und  Gbirorgen,    &    Freie    ' 
»1  Gr  ^ 


D0iieIlb«B  AlIfMn.  IklalioJie  DmrttßUMng  dss  Ver* 
lauf&p  der  Ursachen  und  der  Behandlung  der  M» 
zehrangen.  Zum  &«brtache  far  Aerste  nnd  Ghi- 
Tuxgmkm  Neblt  «iner  An^eisang  luc  Molkcnlinr« 
8.    Frei«  16  Gr. 

Meiner^  Dr,  L,^  die  KrankheiUn  des  Ohres  mnd 
Gehöres,  Nach  den  neaetten  prakdi chen  EtAüi« 
mngfln  bearbeitet.    8«    Freif  10  Gr« 

-»  —  prandlicbe  Anweisung  sur  Erhaltung  der  ZSk* 
ne  wmd  yerh&tmng  der  Krankheiten  derselben: 
mtt  Tonflglicher  Rflcktieht  anf  dai  •ehwierige 
Zahnen  der  Kinder.    8.    Freia  le  Gr. 

—  *-  die  aidierace  nnd  grfindliekate  Heilang  dea 
Magenkrampfs  .und  der  MagenschwXcbe.    8.    Fr« 

ßßdlerj  Dr^' i*  B..  die  neuesten  Resulute  Aber  dae 
Yonenunen ,  die  Foxn  und  die  Behandlung  ei« 
Bflr  ansteckenden  Angenliederkrankheit  unter  dea 
Bewohnern  des  Nieder  -  Rh'eihs  ,  .  durch  Thatsa- 
ehm  belegt«  Mit  %  color.  Kupferufeln.  gr.  &• 
11  Q^. 

Jlfei/fttar.  Dr.  X.»  über  die  h&nstlUhs  Aujfutte'^ 
nmg^  oder  die  "Ernährung  der  Kindsr  ohne  Mhü- 
terSrustm    10  Gr. 

1»  —  die  gesehUchtlichen  Verirrungen  der  Jugend; 
Sine  beiebreiide  Schrift  den  AeUem  zur  Berüch- 
eichd||iing  bei  der  Ersiehung  der  Kinder  empfoh- 
Jen.    Preis  10  Gr. 

Mall  er  f  Dr.,  Diätetik  gesunder  und  geschwächter 
Angen ,  oder  Rathgeber  für  Alle ,  die  an  reralte- 
aen  und  hartnackigen.  Augenübeln  leiden ,  die« 
iclben  verbessem  und  die  Augen  bis  ins  späte« 
ece  Alter  angeschwächt  erhalten  wollen«  Ifebst 
öner  grflnduehen  Anweisung  für  Aerste  und  Chi« 
rnigen«  wie  sie  Augenkrankheiten  heilen  sollen, 
naeü  den  neuesten  Erfahrungen  Besr*s ,  Bencm 
^  dis^s,  fVMer's  besrbeitet.    i4  Gr. 

Caspari,  Dr.  C. ,  meine  Erfahrungen  in  der  iJb« 
moopathie.  VoTurtheils&eie  Würdigung  des  Hab- 
nenann'sohen  Systems»  als  Versuch  dssselbe  mit 
den  besMhenden  Heilmethoden  aa  vereinigen«  8. 

18  Gr  . 


CMSpMrim  Dr»  C«,  die  K&pfv^rleuunESh  und  derell  ' 
Befaanolang,  nebsfc  eiaex  Abhandlung  Cbber  Emtm* 
xündimgen.    Preis  i  Thir.  8  Gr. 

.^^  -^  Taich^nhueh    der  Fruhlingskiären,    oder  Tolt«  j 
■tftnd.   und  gründliche  AnWeisudg  san  swecli«  Q 
mäfsigtsn  Gebrauche  der  Kräuter-  und  Bidekurevu  ' 
uud  einem    passendem    Verhalten   während  tind 
nach  denselben.    2i  Gr. 

Ayre^   ^h,y  prakt.  Aehierkungen   uher  iU  geUortm 
jihsonderung.  der  Galle ,  abhängig  van  den  Kranke 
heilen  der  jLeher  und  der  Verdauungsvferkzeugem  1 
Aus  dem  Englischen  Ton  Dr.  J.  Radiulf»    16  Gr«. 

Aceum,  Fr,\  über  äie    VerJäUchuAg  der  Nahtmngß^  ^ 
mittel  und  voti  den  Küchengif ten  ^  bdev  Ton  Jen  ^ 
betrflgerij^hen  Verfalschuhgen   des  Bro.des^  Bi«-  < 
res  f  Weines  j  der  Liqileure  >  des  The.ei »  Kaffeee^ 
Milohrahmtf  Confects,  Essigs  i  jlenlir,  PfeAey^ 
K&se,    Oel,  Gemfise  e«ö.     Ans  d*  fin«.  ilbert. 
Ton   Dr,  X«   Cerutti  ^  »it  einer  Einleuiurg  Von 
Dr.  C.  G.  Kuhn.    8.    Preis  1  Thlr.  ^ 

Mtaes^  Dr.i  Pahegyrikus  Jer  jettigeA  iff fdGtfin  im^t 
Naturgeschichte,    br.   8  Gn 

Srnntoti  nnd  Berltnghiirz^^  ühlfr  den  ^temieknitt  . 
durch  den  Mastdarm,    Mit  i.  Hth*.  Kupfer«    Aue' 
dem   Französ.   übers,  von  Dr,  C  Cerutti.    Preis 
18  Gn  , 

Moch,  Dr,  £•  y   üher  die  Anwendung  der  Biattsäure 
als  Heilmittel  in  Terschiedenen  franhhaiten.  be- 
sonders in   der  Lungenschwindsucht,  krankh^ 
ten  Engbrüstigkeit  und  in  dem  Keichhiisten»  niC 
einer  Vorrede  von  Dr^  Cerutti,    8.     16  Gr. 

Mmgendief  Dr.  Fr,^  phys.  med.  Untersuchnngen 
über  die  Ursachen  ^  Symptome  und  Behandlung 
ji9s  Grieses  und  Steine.  Aus  d.  Frans,  übersi 
Ton  Dr.  Zöllner    8.    9  Gr. 


J  o  u   r  u   a  i 

der 

praetischen  Heilkunde. 

Hfransgegeben 

von 

C     W.     H  u  f  c  1  a  n  d, 

Vlnii^  FrenDi«  Suatsratli ,  Riiter  dei  rot)i«n  Adler« 

CMcn«  Streiter  XUife,  entern  Leibtrzt,  Prof.  der  Mt« 

dinanf  der  Univeriität  su  Berlin^  Mitglied  der  Aea* 

dcmie  der  Wiasenechaften  eto. 

und 

E*     O  8  a  n  n, 

oidcmtliehMB  Profesior  der  Medlcin  tn  der  Medici« 
mUeb-Cbimgiechen  Aoademie  fOr  dts  Miliuur,  auf»er« 
ord«nkUche»  an  der  Unirertiur  su  Berlin  ,  und  Mit« 
gUed  nebrerer  gelehrte^  Geiellacluften. 


^ 


Qram^  Freund  ^  ist  alle  Theorie^ 
Doch  grün  des  Ltehens  goldner  BaHtn, 

Göthe. 

■  — I »JK»         ■    M  I  I       IUBI 

n.    Stück.     Februar. 


mmßmmmmmi 


Berlin    182  4. 
Gedruckt  nnd  Terlagt  bei  6,  Reimtf, 


•       I      .!     ■  lA       ■ 


.-* 


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1  ■ 


■ .!  .ilir'-f.  f.. 


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i  :   .  i  .* 


'  i 


I. 

Die 

« S   a    1    e   p   -   W  u   r  z  ©   1 

und 

deren  Surrogate. 

V  o  « 

Dr.    J.   C.   W.    W  e  nd  t, 

Vffobivor,  Obennt  am  Mgnarinm  Häipiub  lä 
Kopanhagm  9  Rhtcr  Tom  Dumcbiog  etc. 


Ua  der  Gebrauch  des  sogenannten  wutbidi^ 
sdun  8q1^  Adder  nach  Andern  Salop)  in  nnse« 
rer  HanptstAat  so  zu  sagen  jetzt  zur  medicini« 
schen  Ordnung  des  Tages  gehört,  indem  bei« 
nahe  ein  jeder,  der  Catarrh  und  Husten  hat^ 
seine  Zuflucht  getrost  zu  dieser,  sMu  in  dtn 
Zeitungen  häufig  fdl  gtbotenm  jirzney  mmmt^ 
gerieth  ich  auf  die  Idee,  selbitfe  genau  zu 
untersuchen ,  und  &nd  dann  bald  einen  bedm* 
tenJen  Uniersctded  zwischisn  diesem  iogknwmun 
und  dem  prirkttehm  penUchen  Salip  oder  dtr 
fulveriwttn  OrcMsmnd. 

Das  SatzmeUl  der  Marantae  afUhJSnäeeae 
selbst,  so  wie  es  hier  verkäuflich  ist,  habe 
ich  Ton  yersdiiedener  G^e,  ja  ofk  Termischt 

A2 


.      4      ^ 

mit  wirklichem  jtwylum^  odflh  Amylum  aus 
Kartoffeln  gefunden.  Meine  Untersuchungen 
habe  ich,  theils  mit  dem  y^rrofP-Kool- Fulver, 
so  wie  man  es  von  der  Mtdical-  Hall  in  Lon- 
don  bezieht,  theils  mit  dem,  so  wie  ich  es 
von  Westindien  erhalten  habe,  angestellt. 
Aus  einem  Anhange  dieser  kleinen  Abhand- 
lung (einer  Uebersetzung  einer  von  Herrn  Can^ 
didat.  Pharmaciae  Btmziai^  der  sich  jetzt  zu 
St.  Croix  in  Westindien  aufhält,  und  der 
rühmlichst  für  seinen  Eifer  im  botanischen 
Studio  hier  bekannt  ist,  neulich  erschienenen 
Schrift)  wird  man  eine  vollständige  Kennt- 
nifs  dieser  Wurzel,  der  nähern  Bestandtheilo 
derselben,  erhalten. 

In  dieser  kleinen  Abhandlung  wf^e  ich 
9»  mir  angelegen  seyn  lassen,  die  näl^eqi  jBe~ 
standtheile  der  persischen  und  einheixbiiMbeii 
O/thiswurzeln  mit  zwei  Mitteln  zu  verglei- 
chen, welche  sowohl  von  Aerzten  als  dem 
gemeinen  Manne  theils  schon  anstatt  der  Sa* 

'  lepwurzel  gebraucht  wierden,  theils  auch  durch 
die  Erfahrung  als  wirksam  bestätiget  worden 
sind,   nämlich  mit  dem  obenerwähnten  Satz- 

'  mehle  der  Marantae  oder  der  Kartoffeln. 

Die  Chemiker  haben  allgemein  angenom- 
men, dafs  die  Hauptbestandtheile  der  beiden 
,  als  Salep  zubereiteten  Wurzeln  von  der  Or- 
.  chisart  (sowohl  von  der  aus  -  als  inländischen) 
,  grbfstentheils  als  reines  Amylum  oder  Stärke, 
.mit  ein  wenig  Faserstoff  *)  verbunden,  anzu- 
sehen sind. 

*)   Th0nard   Tratte  ds   Chemie  elementairs  theo» 
ri^ue  et  practi^ae»     Seeonde  Edition.     Tom»  IIL 
l8l8'     P^g;  >8d  «*  189-  —    John  Murray  sy»  * 
Mtom  0/  Mmteria  mediea  und  Phmrmaty»    a.  £tff-    * 


—      5      — 

Die  irisch  aus  der  Erde  gegraj^ene  Wur- 
zel hat  noch  einen  eigenen  durcJSoringenden 
flüchtigen  Geruch  y,  der  dem  des  Sperma  ähn- 
lich, qder  nach  der  Meinung  anderer  ein  Odor 
hircinus  '^)  ist.  Von  den  Bestandtheilen  der 
OrchisiTViirzeln  wird  nachher  geredet  werden.  . 

Meine  Vergidchendin  Untersuchungen  wur- 
den so-wohl  mit  der  ausländischen  Salepwurzel, 
als  auch  mit  den  Wurzeln  der  einheimischen 
Orehis  bifolia  und  Ordüs  morio^  welche  sich 
beide  in  hinreichender  Menge  in  unsern  Wäl- 
dern und  auf  Wiesen  vorfinden,   augeslellt. 

Ich    Tvählte  dazu   von   der  ausländischen, 
im    Handel  vorkommenden   Salepwiirzel ,    die 
gröfste,  durchsichtigste  und  hellgelbe,  der  ich 
imt   einem   feuchten   Tuche    den    anklebenden 
Staub  und   andern   Schmutz  abnahm ,    so  wie 
ich  sie  auch  von  den  kleinen  Bawmw^lldräth- 
rhen ,  von   denen    sie  durchzogen  ist ,    reinig- 
te   **).     Ebenso    reinigte    ich    die    Wurzeln 

tiott,  Edinburgh  1815.  Jfag,  IL  —  Th,  Thom* 
son  System  of  Chemistry  {thö  fourth  Edinon% 
VoL  y,    ißio.   pag.  76» 

*3  vid,  Linnnei   IS^ateria   mediea  l,  e^     Derselb« 
Geruch  wird   bei  versehiedenen  Orcbisarten  be* 
snerkt  (Torzfiglich   an  der  Otchis  morio),   doch 
nur  während  der  Blutheseit. 

)  Bey  den  Verinchen  berAcKsicbtigte  ich,  was 
Aber  die  Beatandtheile  dieser  Wurzeln  aus  den 
annale!  de  Chemie  Tom.  LXf^H»  P^g»  *05» 
Pf  off"*  i  Materia  mediea,  1.  Theil.  1808.  pag. 
151.  und  aus  ThenartPs  obengenanntem  Werke. 
III.  Band.  pag.  ißß  u.  a.  w.  schon  bekannt  ist. 
Wenn  man  die  ala  Salep  zubereiteten  und  ge- 
trockneten Orchiswurzeln  mit  dem  Mikroskope 
betrachtet,  entdeckt  man  mit  vieler  Mähe  ei- 
nige   Fasern    ihnliche    Theile.      Die    Wurzeln 


-      6      -. 

der  Orchii  Ufolic  und  der  "Orchu  Tnorio ,  befrelete 
sie  durch  wiederholles  Waschen  in  ludtem 
Watiser  yon  der  daran  Uebenden  Erde  und 
anderen  der  äulaern  Sohaale  fremden  Theilen,^ 
kgte  sie  eine  Jk;jurze  Zeit  in  ko<Jiendes  Wasr- 
ser,  zog  sie  auf  einen  Drath»  und  lieis  sie  auf 
einem  Backofen  schnell  trocknen^  Diese  YTur* 
zel  wurde  sodann  viel  kleiner,  aber  dem  Aeu- 
feern  nach,  der  persischen  SalepiYurzel  *) 
ganz  ähnlith.  Nachdem  beide  Wurzeln  ge- 
hCrig  gedörrt  waren,  wurden  sie  pulyerisirt, 
und  von  diesem  Pulver  (von  jeder  Wurzel 
für'  sich)  ein  dünner  Schleim  bereitet ,  wobei 
i|ian  zu  1  Quint  Pulver  24  Loth  deadllirtes 
Wasser  gebrauchte.  Bei  dieser  Grelegenheit 
beobachtete  ich,  daXs  der  Schleim  aus  diesem 
Orchiswurzeln  durch  kochendes  Wass^weit 
schneller  hervorgebrächt  wurde,  als  aus  den 
fremden;    auch  schien  jenejc  etwas  heller  zu 

«elbtt find durchsicbtig  wie Horo ;  wenn  tie  einige 
Zeit  im  Wasser  gelegen  n*ben  und  dadurch  erweicht 
«ind,  kann  nun  ohne  Mikojkop  tebr  deutlich 
feine  Fäsertben  erhennen,  die  concentriteh- vom 
Stengel  herablaufen.  Matthieu  ^e  Dom'" 
basle,  AnnaU  de  Cheini^  /«  c.  -pag^-ioS  nimmt 
in,  daft  die  faseria;en  Theile  der  Orchiawurtel 
5  bis  4  Hifndertcheile  vom  Gewicht  der  Pflanze 
ausmachen«  Jahn  HandvF-örterbiich  der  allge- 
meinen Chemie.  4to,  i8J9>  p*g<  6  glaubt,  dafs 
dieser  Faserstoff  aller  Wabrscheinlicbkeit  n^ch 
mit  phosphorsaurem  Kalk  verbunden  sej. 

*}  Trocknet  man  die^  ihrer  Üufsern  Haut  beraubt« 
Salep Wurzel  y  ohne  sie  erst  in  Wasser  %\x  ko- 
chen, so  sieht  sie  kreideweifs  ans,  und  hat  eine 
feste  ConsistenSy  ungefähr  so  wie 'eine  weifse 
Bohne,  die  man  serscheidd^.  Der  Geschmack 
ist  dann  sohUimig,  mehlartig  und  etwes  wi* 
4erlich  sflfs. 


—      7      — 

seyn.  Der  Schleim  aus  der  Orcki$  niürhbiAt% 
die  beste  Consistenz ;  10  Gran  FuWer  von  die- 
ser Wurzel  gaben  mit  einer  Unze  Wasser  ei« 
nen  beträchtlichen  Schleim  *)-  Aus  dem 
Schleime  der  persischen  Salepwurzel  bildet 
sich ,  wenn  derselbe  die  Nacht  über  gestanden, 
ein  mehr  duokelgelber ,  weniger  compacter 
Bodensatz,  al^  aus  den  inländischen  erst  iLUrz- 
lieh  zubereiteten  und  getrockneten  Orchiswur- 
leln,  vorzüglich  aus  der  Orchis  bifvHa  und 
morio.  Da  die  persische  Salepwurzel  eine 
kurze  Zeit  gekocht  und  gleich  darauf  getrock- 
net -wird,  so  geht  der  FaserstoiT  eine  chemi- 
sche Verbindung  mit  den.  siärkeartig€^n  Be- 
standtheilen  der  Wurzel  ein ,  und  wenn  ein 
Quentchen  Saleppulver  mit  20  Loth  reinem 
Wasser  zu  einem  Salepschleim ,  oder  einer 
sogenannten  Infusion  gekocht  wird,  wird  es, 
wenn  es  in  einem  klaren  Glase  in  einer  Tem- 
peratur von  7  Grad  Reaum.  2  Tage  lang  ge- 
standen hat,  im  obersten  und  mitteUttn    THeile 

*)  BersiuM  in  dtn  AbfasiidluJigtn  der  KAnigl.  Schw^- 
discaen  Aksdemie  der  Wiüenecliaften.  X77r. 
p-  5^5»  Bemerliiingeii  vom  ttforgenländiseken 
und  schfrediichen  Saiep,  fOhit  an,  dafs  die 
Wurseln  der  Orchis  morio  f  itti Folge  der  Ver- 
suche ^es  HeiT-n  Retzius  in  den  Abhandl,  der 
Scbwed.  Wiaaenfch.  Geaelhcb.  für  1764.  p.  235. 
«lebt  allein  (nachdem  lie  al»  Salep  f-ubereitet) 
*  dem  auftländifchen   aif^  Geruch ,   Farbe   und  Ge- 

acfanriack  ähnlich  'vraren  ^  aondern  auch  denael- 
ben  an  Menge  der  ackleimigen  Beitandtheile 
eberttafen.  Pag.  52A  Itlagf  Beroiut  darnber,  daCt 
die  Apotheker  in  Schvteden  A\e,  0«chifwiireel 
nicht  immer  ßebörig  von  deranKJebcnt^en  Schale 
und  den  vreiken  Ttieilen  reinigten ,  nud  dirs 
dadurch  nicht  allein  eine  ^roCfere  Quantität 
Wniaeln  nöthig,  sondern  dafs  der  Schleim  des- 
halb auch  nicht  so  klar  und  angenehm  werde. 


-.  •  ■  *     ■ 

des  Glases  etwas  dünner ,  setzt  darauf  einen 
dickeren  /.  dunkleren  Bodensatz  von  ziemlidier 
Consistenz,  etwiis  klöfsig,  so  vrie  gekochtes 
jiwyU^m ,  ab ,  und  am  5ten  Tage  nachher  er- 
blickt man  auf  der  Oberfläche  schon  einigen 
Schimmel. 

Setzt  man  einen  dickern  Salepschleim  ei- 
ner mäfsigen  Wärme  aus,  erhält  er  einen 
angenehmen  etwas  weinähnUchen  Geruch, 
3teht  er  länger,  nimmt  er  einen  noch  ange- 
nehmem Geruch,  ungefähr  väe  j4spuu!a  odo- 
rata ,  oder  die  hier  sogenannten  grünen  Kränze 
(wenn  Regenwetter  werden  will)  an.  Ist  die 
oalepwurzel  dagegen  nicht  gehörig  durch  Wa- 
schen ,  kochendes  Wasser  und  schnelles  Trock- 
nen gereinigt,  so  entwickelt  sich  während 
dieser  Gährung  auch  der  obige  flüchtige  be- 
sondere Geruch.  Bleibt  der  dicke  ScUeiia 
der  freien  Luft  länger  ausgesetzt,  schimmelt 
er  eben  wie  Stärke. 

Um  mich  davon  zu  überzeugen,  ob  das 
heifse  oder  kochende  Wasser  nicht  yielleicht 
Veränderungen  in  dem  aus  der  Salepwurzel 
zubereiteten  dünnen  Schleim  hervorgebracht 
haben'  konnte,  nahm  ich  6  der  groTsten  per- 
sischen Salepwurzeln ,  wusch  sie  sorgfältig 
mit  kaltem  Wasser  ab,  schnitt  sie  durd^  und 
legte  sie  mit  12  Loth  kaltem  deslillirlem  Was- 
ser in  ein  gläserues  Gefäfs,  worin  sie  48  Stun- 
den  %^erb!ieben.  Die  Wurzeln  waren  dann  ge- 
schwollen, und  es  befand  sich  ein  weifslicher 
feiner  Schleim  von  einem  etwas  widerlichen 
Geschmack  auf  der  inneren  durchschnittenen 
Fläche;  in  der  Mitte  der  Wurzeln  fand  man 
Fasern.  Das  Wasser  war  etwas  triibe,  doch 
durchsichtig,   hatte   einen   eigenen  Geschmack 


und  'war  schleimig.  Von  diesem  Wasser  gofs 
ich  2  Quenten  in  jedes  Glas  und  probirte  es 
alsdann  mit  JBIej^ Essige  welcher  gleich  gro- 
fse  "weifse  Wolken  und  darauf  einen  coagulirten 
Bodensatz  hervorbrachte. 

SalptteriawtB  ox^duUrtes  Quecisilber  zeigte 
augenblicklich  weifse  Wolken,  die  nachher 
einen  etwas  rothlichen  Schein  annahmen  und 
zuletzt  einen  fiocculenten  Bodensalz  bildeten. 

Höchst  rectißcirter  fVtwgmt  zeigte  nicht 
gleich  irgend  eine  bedeutende  Wirkung;  nach- 
dem der  Schleim  aber  die  Nacht  über  gestan- 
den ,  "war  beinahe  die  ganze  Auflösung  bis. 
auf  ein  Viertel  eine .  llorartige  "weiüse  Wolke 
geworden. 

Fcrdjinme    gereinigte    ScJmefekdure    verur- 
«aclite    kßlne    besondere   Wirkung.      Kohlen- 
saare  Pottasche,    salzsaures  Eisen  und  schwe- 
felsaures Eisen  reagirten  nicht  im  geringsten. 

Caüiäpjtl  -  Essenz  wirkte  anfangs  g:ar  nicht 
auf  den  Schleim,  nach  Verlauf  von  2  Tagen 
aber  war  der  Schleim  etwas  dunkelgelb  und 
von  djrJiterer  Consistenz.  Dagegen  bildeten 
1  oder  2  Tropfen  Kieselfe uchligkeit  schon  ei- 
nige Wolken. 

Salzsäure  Zinnauflösung  gab  einen  weifsen, 
etwas  llocculeiiten  JBodeusatz. 

Soviel  von  den  i'iufsern  Kennzeichen  der 
Wurzeln  und  des  auf  solche  Art  bereiteten 
Schleims. 

Wi<"derbolte  vergleichende  Versuche  mit 
chemischen  Ileagcntien  zeigten,  dafs  ein  dün- 
ner, durch  KocJien  zubeiciteler  Sälen -Schleim 
will  persischen  Salep,  weder  durch  Bleizucker. 


—     10     — 

» 

ZinLvitriol I  Kupfervitriol,  noch  durcli  ätzea^ 
des  QueckMlber  --  Sublimat  -verändert  wurje. 
Bleiessig  brachte  ein  l^eträclitliclies  Goagulum 
hervor ;  salzsaure  Zinnauflösuju;  dagegen  einen 
weifsen  Bodensatz  ohne  Coagulum.     Eine  sal- 

Eetersaure  oxydulirte  und  oxydhrte  Quedsil- 
er -Auflosung  machte  den  ScUeim  etwas  opa- 
Hsirend;  diese  Farbe  ward,  besonders  beini 
iSchleime  der  inländischen  Orchisvrurzel,  nach 
Verlauf  einiger  Stunden  deutlich  rosenretfe^ 
verschwand  *aber  darauf  nach  und  nach  wie-< 
der,  bis  sich  zuletzt  in  beiden  *)  Schleimar-o 
ten  ein  jGlocculenter  Bddensetz  zeigte. 

ff^asstrfrutr  IVeingmt  äufserte  keine  Wir- 
kung, selbst  kdum,  wenn  er  der  Digestions^ 
wärme  ausgesetzt  wurde, 

/Peinessig  verband  sich  mit  den)  ScMeim. 


hetzende  Pottasche  ~  Auflösung  verband 
gleichfalls  mit  dem  Schleim,   bildete  aber  sti- 
gleich  eine  bräunliche  Gel^e. 

GüUäpfel'' Essig  zeigte  einen  geringen  Bo^ 
densatz. 


• 

*)  Alle  diese  Tersuche  stellte  ich  auch  mir  einem 
Hnnneti  Schleim  von  unfern  einheimiicfken  «N 
5aUp  Kubereitelen  Orcliiswiitxeln  an  ,  konnte 
aber  nicht  so  viele  Versuche  mit  dieiem  all 
mildem  persischen  Salfp  anstellen,  vrtiX  ich 
Ton  den  andern  Veiinchen  nur  noch  2  Quent- 
chen des  inländischen  Obrig  behalten  hatt^.  In 
der  schleimigten  Auflösung  der  frischen  ,  wohl-  » 
gereinigten  Wurzel  ,  besonders  der  Orchit  mo- 
rio  rea^irie  die  Salpetersäure  Quecksilber- Airf* 
lösuiig  mit  deutlicheren  rosenioth«>ii  V\'olk(}iiy 
vvelchc  die  Farbe  doch  bald  veiloren.  Bin  Be- 
weis davon  y  dafs  sie  auch  einen  feinen  Pflan- 
aeuschlcim  enthalten« 


—    11    - 

Eiae  Jo&i^  jtüflösung  bewirl^te  einen  et- 
was bläulichen  Schein. 

Salpetersäure  rerband  sich  schnell  mit  dem 
Schleim,  \YähT€tnd  starke  Dämpfe  entwickelt 
wurden,  wodurch  die  Auflösung  iiachher  eine 
lirönliche  Farbe  annahm. 

Darauf  versuchte  ich,  wie  die  pulrerisirte 
persische  Salepwurzel  sich  in  Verbindung  mit 
Terschiedenen  Fluidis  zeigte,  und  löfste  zu 
diesem.  Zweck  1  Loth  Saleppulyer  in  6  Loih 
Terdiinnter  Salpetersäure  auf.  Unter  Ent« 
Wickelung  salpetersaurer  Dämpfe  geschah  die 
Auflösung  sehr  schnell.  In  den  ersten  48 
Stunden  sah  es  aus ,  wie  eine  gell^eartige 
Masse,  bald  nachher  aber  schied  die  Auflösung 
sich  so  y  dafs  die  gelleeartige  Masse  die  ober-- 
ste  Hälfte'  des  Glases  ausfüllte,  während  die 
liniere  Hälft e  nur  klare  Salpetersäure  enthielt. 
Wenn  eine  solche  Auflr>8ung  gleich  der  Wir- 
kung eines  passenden  Wärmegrades  der  che- 
inischeu  Lampe  ausgesetzt  wird ,  verändert  die 
Auflösung  sich  zu  einer  Säure,  die  wie  Zucker - 
oder  Waidtlee  -  Säure  reagirt;  zugleich  bildet 
sich  eine  weifsliche  Materie,  die  sich  an  die 
Seiten  des  Glases  setzt,  und  von  Scheele  mit 
Talg  verglichen  wird,  *) 

Das  kalte  Wasser,  welches  eine  Nacht 
über  auf  dem  Saleppulver  gestanden  hatte, 
schien  nichts  davon  aufgelöfst  zu  haben;  da- 
gegen war  aber  die  obere  Schichte,  ungefähr 
bis  auf  ^  Zoll  erweicht,  alles  Pulver  unter- 
halb dieser  Schichte  unberührt.  Weingeist 
stand    klar  oben    auf  dem   Saleppulver,    üliue 

•)   5cA«W«*i  chemische  ^cliiirieii.  2tex  Theil.  p.  43. 


-      12     ^- 

besondere  Wirkung   darauf  henrorgeb'raclit  zu 
haben.  •     -[ 

Verdünnte  SchwtfthHurt  hatte  sogar  obne 
Wärme,  das-  Saleppulver  in  einen  hellgelhli' 
eben  Gelie  verwandelt. 

Kohlensaure  Pottasche  -  Auflösung  stand  nach  • 
der  kalten  Digestion  einer  Nacht  fast  ganz  klar 
über  dem  Saleppulver.  Auf  der  Oberfläche 
zeigte  sich  nur  ein  vrenig  Schaum.  1  Quen- 
te  Saleppulver  ward  durch  ätzende  Pott- 
asch^nlauge  aufgelöist  und  bildete  einen  dun- 
kelgelblichen Gelee. 


Obschon  der  vorerwähnte  besondere,  «fort- 
rieclundef  flüchtige  und  etwas  bitter  schmeckende 
Stoff  der  frisch  aus  der  Erde  gegrabenen  Or- 
chiswurzeln  nicht  in  Betracht. kommt,  wenn 
wir  von  der  Zubereitung  derselben  zum  Salep 
reden,  (in  welcher  GestaJt  sie  jetzt  ii.ur  als 
Arzneimittel  gebräucJiJich  sind) ,  kann  derselbe 
doch  geschlchtJicher  Weise  hier  nicht  über- 
gangen werden,  in  sofern  man  nämlich  dar- 
aus  vielleicht   {inehx    als   aus  der  Signatur  "*) 

•)  Cnrt  Sprengel  l,  c.   3.  Theil.  zie  Auflage,  igoi. 

5.  283.  262.  370.  ^^  Curt  Sprengeles  Geschichte 
er  Botanik.  1.  Band.  p.  110.  — -  Pedacii 
Dioscoridis  medica  materia,  i554.  p.  287>  aS8. 
Die  Paracelsisten ,  welche  übechaupc  sehr  ge» 
nau  die  Signaturen ,  den  Einflufs  der  Planeten 
lind  Sterne  auf  das  Wachsen  und.  Blühen  der 
Pflanzen  in  Acht  nehmen,  schreiben  vor:  die 
Wurzeln  der  Orchidis  Satyrii  im  Maimonat  zn 
sammeln  y  und  Oswaldus  Croll  in  seiner  Basi" 
lica    Chymiae  ^    herausgegeben    von    Harimanitp 


—     13     — 

der  Wurzel  und  Pflanze)  die  rermemilidie 
aphroditische  fpirkung^  welche  diesen  Wurzeln 
von  altern  Aerzten  beigelegt,  und  in  neuem 
Zeiten  noch  geglaubt  wurde»  herleiten  könnte"*). 

Fraxilifurt  and  Mayn  1647.  P*.  344*   '^^  nicht  al- 
lein f  dafs  solahea  im  Frünjahr«  geschehe  (ptg* 
343«)  f  sondern  auch  zu  der  Zeit,  wenn  der  Pla- 
net  Venus  sich  im  Löwen  befindet»     Oswaldus 
Croll  war  ein  Bekannter  des  Tycho*  Brake,  und 
ward    selbst-  Tom    Kaiser    Rudolph    consuhirt 
(vids  Sprengel  L  c.  p,  433.  435.  TorafiElich  436)» 
Auch  wird  er  von  den  Bartholinen  nim  Aalhorg 
bei  Tsrschiedenen  von  seinen  angeführten  HeiC- 
mittcln  und  Compositionen  genannt.    Im  Jahra 
2648  gl« übten   sowohl   Aerste   als   der  gemeine 
Mann  in  Dännemark  sehr   an  solchem  planeta- 
rischen  Einflufs*     Aus  dem   damals   fast  schon 
ein  halbes   Jahrhundert    gebräuchlichen   Wahr«^ 
eager-  und  Constellations- Almanachen  ,   wurde 
der  in   ganx  Teutschland   so   sehr  beliebte  Ca- 
landarium  Perpetuum  et  lihri  oeconomiei  des  Jo- 
hanna«   Coleri    von    dem    Prediger    JMLichaelten 
Aalhorß    und    dem   Buchhändler   Lduritz  Lau-- 
riuen  ms  Dänische  übertragen  (ausgegeben  1600], 
iprodnrch   denn    alle   obige  astrologische   Ideen 
und  Regeln  beim  Einsammeln  der  I^flanzen  und 
deren  Aeile  in  gans  Dänemark  noch  mehr  ver- 
hreiut  and  befestiget  wurden.     Ole  Boreh  selbst 
fiahrt  1681  von  der  Orchiswurzel  an:   ,^cx  $ig^ 
f^nattwae  legibus,  tumorem  discutiant^^^ 

•)  Geoffroy  Suite  de  la  materia  medica»  Tom,T. 
p.  267.  führt  an  9  dafs  es  noch  (1740)  in  Frank- 
«cich  gans  gewöhnlieh  sey^  die  VVurzeln  der 
Orchis  zu  trocknen^  sie  zu  Pulver  zu  stofsen, 
und  ein  bischen  davon  mit  einern^  guten  Glase 
Wein  zu  trinken  y  um  die  männliche  Kraft  zu 
stärken.  Älohr^s  Versuch  einer  isländischen 
Naturgeschichte.  Kopenhagen  1786.  p.  208.  209» 
schreibt:  Orchis  maculata  legt  man  hier  dieselbe 
Wirkung  bei,  wie  an  andern  Orten,  dafs  sie 
nämlich  den  Geschlechstrieb  rege  mache,  und 
UoIj  ins  Bett  geleet,  schon  hinreiche,  Liebs 
swischcn  unyezsdlifinichen  Eheleuten  zu  Wege 


—     14     — 

# 

Der  norwegische  Baiier  giebt  dem  Vieh 
tlle  pulverisirte  Wurzel  der  Ürchis  maciJata^ 
wenn  er  fOill  dafi  dii  Kuh  kalbend  ^ivftrdt. 
(Räfns  Pflanzenlelire  1.  Th.  p.  378.  Horrm^ 
rnann's  Fflaiizenlehre  p.  783.  SirönVs  Beschreib 
l)«ng  von  Söndeinör.  I.  p.  109).  Die  Wurzel 
enthält  diese  riechende ,  flüchtige,  besondere 
Substanz  nicht  zu  jeder  Zeit  und  in  närali^ 
eher  Stärke;  den  von  mir  angestelhen  Ver- 
suchen zu  Folge  riechen- die  kurz  zuvor  aus- 
gegrabenen und  langsam  getrockneten  Wur^ 
zeln  sehr  stark  im  Frühjahr,  vorzüglich  wenn 
man  sie  im  Maimonat  ausgräbt,  wenn  der 
Stengel  eben  aus  der  Erde  hervorkommt  .^). 

Die  Untersuchung  der  ebengenannten  jZücA- 
4ig€n^  besonderen  Materie  betreffend  ^  biii  icb 
gänzlich  Matth.  de  Dombasle  Annd.  dt  0hwÜ€ 
L  c.  gefolgt ;  auch  siehe  Hmni$tädt*9  BSUetia 
8.  D.  1811.  p.  332. 

Um  die  obige  riechende  Substanz  dusxu^ 
scheiden  f  nahm  ich  4  Loth  Wurzeln  der  Or» 
ctds  mono  und  bifoUa ,  die  im  Maimonat  frisch 
aitsgegra1)en  waren,  mischte  sie  durch  einan- 
der ,  reinigte  sie  sorgfaltig  mit  kaltem  Wasser 

* 

ma  bringen/*    In  Island  h«gte  der  geneine  Mtna 
dieielbe  Meinung. 

*)  Die  Wurseln  sind  dicker ,  fester  und  saftiger 
im  Herbste  y  wenn  der  Stengel  verweilet  ist» 
und  müssen  deshalb  dann  sufgegraben  weTden« 
wenn  man.  sie  an  Salep  benuuen  will.  (Siehe 
meine  Anweisung  sum  Jßinsammelny  Trocknen 
und  ConserTiren  der  Pflansen.  Kopenhsgen  iSial 
P*  5ß*  57*  ^t«  Auflage).  Hendrik  Smith  in  sei« 
nem  frflher  erwähnten  Kränterganen,  will,  dafa 
man  sie  im  July. Monat  einsammle;  Christian 
Petersen  im  Mai-Mcmat;  Moult  (Philo sophical 
Trantaet.  Vol.  LIX.)  im  Herbate. 


—     15     — 

• 

ttncl  troclinete  sie  an  der  Sonne ,  doch  nicht 
stärker,  als  dafs  die  Oberfläche  derselben 
net)st  der  daran  sitzenden  Haut  etwas  runz- 
lieh  ^ard.  Die  Wurzeln  zerschnitt  ich  dar- 
auf in  kleine  Stücke ,  quetschte  sie  ein  wenig 
in  einem  gläsernen  Morser,  gofs  16  Loth  AU 
coluti  vlni  (aus  Franzbranntwein)  darauf,  liefs 
es  2  Tage  und  Nächte  kalt  digeriren ,  und  de- 
stillirte  alsdann  den  Weingeist  «siemlich  schnell 
über.  Dieser  Weingeist  roch  anfangs  nicht 
Yon  Bedeutung,  nahm  aber,  nachdem  er  et- 
was gestanden  und  kalt  geworden  war,  eine 
gelbliche  Farbe  und  den  obigen  sptdfiktn  Geruch 
der  fPiwxd  an.  Den  oben  destilHrten  abge- 
kShhen  Weingeist,  der  9  Loth  wog,  destel- 
lirte  ich  abermals  langsam  über ,  bis  eine  gelbe 
Und  naMitr  hr'dünlkhe  zähe  Masse  ^  welche  eben^ 
fsdU  den  begonderen  aber  noch  unangeHAnUii  Ge*^ 
ruch  hatte ,  in  der  Retorte  zurück  blieh.  Sie 
schmeckte  Utter  und  lieb  sich  in  Weingeist 
und  watmen  Wasser  auflosen.  Hielt  man  sie 
ans  Licht,  entzündete  sie  sich  nur  langsam 
und  brannte  dann  mit  einer  trüben  Flamme, 
Die  nach  der  ersten  Destillation  in  der  Re^ 
iorte  zurückgebliebenen  Wurzeln,  hatten  sich 
wie  Kiölse  zu  einer  l^raungelben,  geleeartigen 
Masse  verbunden. 

Diese  chemischen  Versuche ,  sowohl  aus 
den  zu  Saiep  zubereiteien  Orchismwzebt^  als  aus 
der  frischen  gereinigten  Wurzel  die  näheren 
Besiandihiile  durch  ReagentUn  üuszmcheiden, 
hinterlassen  keinen  Zweifel  darüber,  dafs  die 
Orchiswurzeln,  Yorzüglich  die  unzuberäieten^ 
eine  grofse  Menge  stärkeartiger  Bestandtheile 
enthalten,  die  aber  mit  den  feinen  faserigten 
Theilen  der  Fflanze,  so  wie  auch  mit  einem 


—    lö    — 

reluMi  rflansenschlelni  rerbuaden  sind,  wel^ 
ihes  mau  am  besteu  durch  Versuche,  ange- 
stellt  mit  der  frischeu  einheiinischen  Wurzel; 
orralireu  wird.  Doch  kann  das  Verhältnifs 
süWiiKl  der  slÜrkeartigen  Theile  als  des  Pflan^ 
xeuschleiius  der  verschiedenen  Jahrsidt  nach, 
oder  rücksichtlich  des  Fundorts  u.  s.  w,  baH 
^nifsor,  bald  kleiner  seyn.  Hierüber  irerdi^ut 
die  lehrreiche  Abhandlung  des  GtargiuM 
/f^ahUnberg:  dt  sedibu^  matmarum  ImrruMiim 
tarum  in  planus  etc.  üpsaL  1806*^— 7.  nachge^ 
lesuu  ^u  werden.  ' 

So  uUtzLich  wie  die  Salep'wprzd  .  nun 
auch  iu  der  illediciu  i9t>  um  einen  tuthrkafietf. 
Schirm  diuraus  zu  bereiten,  und  deshaQ»  nicl^ 
blol's  von  Aerzteii  in  manchen  KraidJitife^ 
aU  ilrzuei  \ert»chrieben ,  sondern  aniäi  |in&e« 
dingt  von  sJwfüch^n  Kranken  al$  m  Nabrungtm 
od€r  Stärkwigiunittü  gebraucht  nkd^  so  beschränkt 
der  hohe  Frei$  *)  dieses  nusländiscben  Sd&mttetg 
docil  otl  den  häutigeren  Gebrauch  und  |^i^ 
allgeuioiiien  Mutze»  derselben. 

Seit  j^erauiuer  Zeit  ist  man  deshalb,  wio 
rriUu'F  erwcibiit,  iu  verschiedenen  Ländei^ii 
und  hesuitders  hei  unsem  Nachbaren,  den 
Sehweiten,  daraiil  bedaclu  gewesen ,' <£f<  ci/i* 
heimisdun  Onhisivurzeln  zur  Bereitung  des  SiU 
leps  zu  i*el)rüUihcn  ,  liat  sich  aber ,  da  sie  nicht 
in  hinnni'ht'tiiK'i-  .>loiiüe  gefunden  werden,  und 
nicht  so  sciuit'U  als  iler  V erbrauch  erheischt  **) 

in 

*)  3  Loch  <!er  6Al«|iwuTBelii  kosten  6fl  Schlillinf»,. 
a  Lroth  dico,  w«fiu  m«  pulvexisirt  sind,  koitca 
89  Schilling. 

**)  lieber  die  inhiiJische  Salepwunel  vom  Apo« 
theker  yoha  in  Buihnei^t  Repertorinm  für  die 
Phirnacie,  Band  VJI.  Heft  2.  1819.  p.  261, 


—     17     — 

I 

in  der  gehörigen  Menge  geisn^en  werden  kön- 
nen, genöthiget  gesehen,  seine  Zuflucht  wie- 
der zum  auslandischen  oder  persischen  Saiep 
zu  nehmen. 

Vielleicht  durch  chemische  Kenntntsse  von 
im  nähern  Bestandtheilen  der  Orchiswurzeln  ge- 
/eirer,  und  von  mlden  Völkerstämmen  aufmerksam 
gemacht  y  haben  die  Nordamerikaner  zuerst  ^)y 
und  nächst  diesen  vorzüglich  die  Engländer  nun 
schon  seit  mehreren  Jahren  das  Satzmehl  oder  die 
Stärke  von  verscJiiedenen  in  den  tropischen  Län^ 
dem  wachsenden  mehligen  Wurzeln  gebraucht^ 
und  den  daraus  bereiteten  Schleiin  nicht  allein 
als  Arznei  in  den  nämlichen  Fällen,  wie  di» 
Saleppmrzel  angewendet ,  sondern  auch  als  täg- 
lichen Trank  in  Form  von  Ftisanen,  als  Nah- 
Tungs-  und  Stärkungsmittel  genossen  **),  In 
liOndon  wird  dieses  Satzmelii  unter  dem  Na- 
men Arrow -powder  anstatt  Salep  gebraucht, 
und  es  macht  einen  bedeutenden  Handelsarti- 
kel zwischen  Jamaica  und  London  aus. 

Dieses  Salzmehl,  welches  jetzt  in  be- 
trächth'cher  Menge  hieher  verführt  wird,  ist, 
ohschon  es  irülier  nicht  häufig  angewandt 
doch  schon  eine  Reihe  von  Jahren  hier  in  Ko^ 
penhagen  bekannt  gewesen  und  von  Kranken  ge^ 

*)  Tke  Pharmaeopoea  of  the  Massachusetts  Medi- 
emi'Society,  Boston  i8o8»  p«  20,  Cullens  trea- 
iiee  of  the  materia  medica  ^  with  large  additions 
including  many  news  articles  ttc,  hy  ßenj^  Smith 
Boston.    Philadelphia  181  a*   p»  l&t. 

*')  CullenS  materia  medica  U  «•  p^  ißi*  wo  ei 
heifst :  these  are  truly  important  nutritious  suh" 
itanees,  which  are  speeially  adapted,  as  such,  to 
the  menagement  of  the  afiments  of,  ehildren  and 
of  the  female  sex, 

lourn.  LTIII,  B»  2*  St.  B 


—     18     — 

braucht  v9ordm.  Unser  verstorbener  Docior  und 
Stadlphysicus  Schttl^  der  sich  nicht  aUein  um 
die  gelehrte  Medicin,  sondern  auch  um  die 
Praxis  Pauptium  so  sehr  verdient  gemacht  hat, 
und  uns  leider  zu  früh  yerliefs^  übersandte 
iiiir  im  Herbst  1805  eine  Poiiion  eines  wei- 
fsen  Pulvers^  das  er  von  einem  nordamerika- 
nischen  Schiffskapitain  erbahen  hatte,  welcher 
es  Arrow 'powdtr  naiinte.  Dr.  Schul  vermu- 
thete,  daüs  es  ein  Sarzmehl  aus  der  i^  West- 
indien ,  und  vorziiglich  auf  dem  festen  Lande 
von  Amerika  wachsenden  und  seiner  giftigen 
Eigenschaften  wegen  bekannten  Cassava^fPur^ 
zu  (Jätroplia  Manihot  Linn,)  ^)  sey,  welches 
al«  Satzmehl  du^ch  die  Zubereitung  wahr-^ 
scjieinljch  die  giftigen  Eigenschaflen  ißt  '^lir* 
zel  verloren  hatte.  Die  chemische  Untersü-^ 
chiing  iSeicte  auch,  dals  es  Satzmehl  odeir 
Stärke  vipn  einer  mehligen  Wurzel  sey  **). 

*)  Carl  ily^nt^s  l^erzei^fanift  ilet  sar  NthrnJig 
dien^ndeii  Pftfisfn.  |^ipzig  1785.  1.  Th.  $.  la; 
Green  I.  c.  p«g7  sgo  iiti  isten  Sande,  TrommSm 
dqrffs  tystenittiseh«^  Hfndbnch  der  gettnimten 
Gnemie.  6.  IR»  1804«  p.  6p«  §.  71. 

**)  Saumehl  «ut  den  Wurzeln  VQrscliiadftiKr  ne« 
dieinis^ner  PAansen^  ist  y^hon  von  den  ftltern 
Aerzten,  Vorztlglich  bei  Brustkrankheiten  an- 
gewandt. In  den  ültesteA  Apotheken  aiid  itiedi- 
ciniscben.  Büchern  finden  wir  das  Satimehl  un- 
ter dein  Keinen  faecula.  Thomas  Bartholin  fftHrt 
in  «einem  Dispensatorium  Uaoniense  i658.  p. 
268»  eine  voUstlndige  Besobreibuag  an,  wie 
inai|,  faecula  radieis  jironiSf  faecula  Bryoniae^ 
faecula  Irz4is  t  bereiten  solle*  Angelas  Sala, 
der  iQi  1 7ten  Jahrhundert  lebte  ^  war  der  eigept- 

-  liehe  Erfinder  dieses  SatzQiehlsy  und  glaubte  auf 
diese  An  die  wirksamsten  und  mildesten  Theile 
der  Pflanzen  extrahiren  zu  können.  Angeli  Sa» 
lad  Opera  tnedieo  -  chemiea  ^  quae  exjtant  omnia 
1647.    Sprengel  X«  Theil  p*  593 ,   der  auch/««* 


-     19     - 

Nächst  Sched  hat  unser  gleichfalls  verstor- 
bener Professor  Mynsur  in  seiner  leider  im- 
ToUendeteu  Pharmacologie  für  dänische  Aerzle 
(das  iCinzige  "Werk  über  diese  Wissenschail  in 
unsei'er  Litteratur)  dieses  Satzmehls  erwähnt. 
Er  fuhrt  pag.  421  an,  dafs  es  seiner  gijtißin 
Eigenschaften  ivtgen  auf  den  Inseln  in  einem  er. 
was  üblen  Rufe  stehen  soUe  Doch. wahrschein- 
lich ohne  Grund;  denn  wenn  auch  S«it2inehl 
von  irgend  einer  giftigen  Pflanze,  z.  B.  Cas- 
sava,  darunter  wäre,  geht  diese  gütige  Eigen- 
scbaft  doch  bei  der  Zubereitung  verloren. 
Dib  ein  Satzmehl  aus  mehreren  trojpischen 
Gewächsen  bereitet  wird,  als  von  der  CVrc^riia 
Zcdooday  Curcuma  angustifoüa  u.  s.  w.  ersiehe 
man  aus  August  de  CandoUe  Versuch  über 
die  Arzneiträfte  der  Pflanzen,  äbersetst  von 
PerUb,  Aarau  1818.  p.  336  et  337.  ^pren^ 
gcTs  Anleitung  ziir  Kenntnils  der  Gewächse, 
StertheÜ,  erste  Abtheilung,  S.  271. 

Gewib  ist  es,  dafs  Aie  gröfste  Quantität 
dieses  Saleps,  oder  —  wie  andere  es.  zu  tiQn-r 
nen  pflegen  —  Saloups  des  englischen  Arrow^ 
RüOt'Fowder  aus  den  Wurztlri  einer  MaroGti^ 
bereitet  tvird^  und  als  solche  wird  von  den 
meisten  die  Maranta  drundinacea  angenom- 
men.' 

emia  Orchidis  anfahrt.  Casper  Neumann  (Praem 
leetion^t  Chsmiae  1740.  p.  ^92)  war  d^rjcäige^ 
welcher  veraalaCite»  dafs  dieae  SaUmehle  wie- 
der au fter  Gebrauch  kamen.  Parmentiers  Schau- 
plats  der  Künite  und  Handwerker.  Vlll.  Theil 
p.  Z87-  hat  eine  Reihe  officincller  Pflanaen  an- 
ttgebepy  aus  denen  nian  Satzmehl  erhaltefi  kann. 
Siehe  auch  TliBnar^  I.  c.  ;?.  ,i85*  $.  i456.  Vom 
Satsmehl  der  Örchiswursel^  tiehe  Greens  Qand- 
buch  der  Pharmacologie.  18 15.  i.  B.  p.  390. 

B  2 


—     20      — 

Dr.  Ok  Schwanz^  der  selbst  in  Ostindien 
war  und  dort  viele  Pflanzen  sammelte  und: 
untersuchte,  führt  in  seinen  observationu  bo^ 
tanicaef  Erlangae  1791  p«  8.  Maranta  arundina^ 
Cta  an,  und  sagt  darüber:  Anglis  vuJgo  Arrow-' 
Root  Apud  Indianos  in  mu  essefertufy  contußa  . 
viddictt  vulntribus  ex.  sagütisvenenatis  admota»  ^ 
Incola*  Indiae  occidentalis  ex  radice  in  aqua 
macerata^  et  elota  amylum  parant  praestarim 
tissimunu  Hoc  lacte  coctum^  aUmentwn.  opiU 
mum  teneris  infantibus  praebet  Salepis  instar  gt^ 
Ictinosum,  In  y^the  London  medicai  Repository^ 
iVol  V.  1816  MaV  wird  ebenfaUs  angefiihrt, 
dafs  '  dies  '  Satzmehl  gewöhnlich  aus  Maranta 
ürunOnäcea  (^Arrow-  Root,  Pfeilwurz)  bereitet 
werde ;  Professor  Bernhardt  glaubt  dagegen..be-« 
weisen  zu  können ,  dafs  dies  .  SatsonehL  Yon. 
der  Maranta  indica  *) .  herrühre. 

Sowohl  die  Pflanzen  Maranta  arundinacea 
und  Indica^  als  auch  deren  Wurzeln  sind  ganz 
verschieden.  In  Linn^es  Spedes  plantarum,  Kdi^ 
tio  quart.  curante  C.  L.  Wildenow.  Berolini  1797. 
Jbm.  J.  p.  13  et  14  steht  sowohl  Maranta 
arundinacea  **),  als  Maranta  indica  Tonchat. 

Ich  werde  mit  wenigen  Worten  anführen, 

was  zufolge   Bernhardi    diese   beiden  Pflanzen 

wesentlich  charakterisiren  soll.     Maranta  arun- 

,dmccea  (Piummen)  Plum.  nov.  pL  gen.  T.  36. 

j>.  16.  hat  länglichrunde  lancetförmige  Blätter, 

die  du  der  untern  Fläche  ganz  mit  feinen  Haaren 

■    ^)   Trommsdorffs   Journal  der  Pharmacie.   &3.   B. 
St.  1.  6.  74. 

••)  liömer  et  Sthultes  Systim.  V0getabil,   /,  p,  24,  • 
Tmh.  57«    Hegetsehweil^r  dissertatio  de  reitami' 
neis  npnnullis,   Tah,  4,  fol.  23— aß. 


-^     *>!      »— I 

^^  <wX  ^"^ 

besetzt   sind.     Die  Wurzel  giebt  yiele  Wurzel- 
schÖ&e,   wo  sie   die  Oberfläche  der  Erde  be- 
rührt' "^j.     Maranta  indka  (Tonchat)  hat  glatte 
vierförmige  Blätter  **)     Die  Wurzel  ist  knol- 
lig  und   schiefst  längliche  fleischige  Wurzel- 
zweige,   die   ein   etwas    schuppiges  Aussehen 
haben.      Der  Stengel  hat  xiele  Zweige.    Der 
Professor   Bernhardt   berichtet,    dafs   sie   nicht 
eigentlich  in   Jamaica  zu  Hause  gehöre,   son- 
dern ungefähr  40  Jahre  zuvor  von  einem  eng- 
lischen Kapitain  ***)  aus  Ostindien  dahin  ge- 
bracht  sey,    und   dafs  man   diese  Pflanze  an- 
fangs   des   Spafses '  halber  dort  gepflanzt  habe, 
indem  man  gehört,  dafs  sie  eiu  GegengiJ^  wi-i 
der  die  rergifteten  Pfeile  der  Wilden  abgeben 
Sülle.     In  Jamaica  nennt   man   sie  deswegen 
Indian   Arrosv^Reot,      Bald     darauf  benutzte 

*)  Dr.  C.  If*  Pertoon  Synopsis  Plantarum  Pars  f* 
iSoS.  -pag,  3.  eulmo  ramoso  hßrhaceo  foliis  ovt^ 
to»Uauaolatis  suhius  pilosiusculis^ 

**)  Persoon  h  e.  M,  Tonchat  culmo  ramoso  /rsUi- 
eosp,  Jolüs  ovatis  glabris»  Daselbst  wird  «ach 
nocb  oiii*  Maranta  malaceensis^  capitata  late- 
ralis^ comosa  angefahrt.  Ob  H,  Sloane  in  sei* 
nun  Werlie  (a  voyage  to  the  islands  •  Madei^a^ 
Barbados^  Nieves,  St,  Christophers  and  Jamaica 
mtc.)  die  erstgenannte  FBanse  unter  dem  Namen 
Canna  Indica,  angustifolia  ^  pedicellis  longiSf  ad 
imum  folium  nodo  singulari  geniculatis  ^Indian 
Arrow  -  Root)  versteht ,  glaube  ich  nicht  sicher 
bestimmen  zu  können,  und  bleibe  deswegen 
hei  den  Kennzeichen  des  Bernhardi  und  Persoon 
stehen. 

«*')  Sloane  /.  c.  p.  254  ssgt»  dafs  der  Obrist  Jamei 
tValker  ^iese  Fflanse  von  der  Insel  DominikiL 
nach  Barbados  gebracht»  und  die  Wurxel  da- 
lelbst  gepflanst  habe,  von  wo  sie  nachher  nach 
Jamaika  verp flaust  ist .  ^rreil  sie  wegen  ihrer  £i- 
genichift  als  Gegengift  so  sehr  gepriesen  watd» 


—     22     — 

man  dieselbe  2ü  Nahrungsmittel  und  Stärke  *), 
iiHA  \eixt  gibt  sie  einen  so  wichtigen  Handels- 
artikel ab,  dafs  man  ganze  Plantagen  davon 
angelegt  hat. 

Wenn  der  Stengel  nach  der  BlUthezeit 
gewelkt  ist,  gräbt  mah  die  Wurzel  oder  die 
knolligen  Schösse  derselben  (Slohnes)^  Welche 
ungefähr  1  Fiifs  lang  und  1  bis  1|  Zoll  dick 
sind,  aus,  reinigt  sie  mit  Wasser,  unä  kocht 
sie  wie  man  Kartoffeln  zu  kochen  pflögt  ^^). 
0ie  Bereitungsart  des  Satzmehls  oder  der 
Stärke  ist  nach  de^L  Professor  Benjiardi  fol-: 
gende  {i^rommsdorffs  Journal  i  c.).  Man  wascht 
die  Wurzeln  oder  Wurzelzweige  yersduedenie 
ülale  mit  kaltem  Wässer  rein  ah ,  nimmt  dar- 
auf ein  Gefafs  und  fdlit  dieses  etwas  ttber  £e 
Hälfle  mit  reinem,  klaren  Wassö^r  an,  und 
zerreibt  die  Wurzeln  über  diesem  Gefa£|  mit 
einem  Reibeisen,  so  da&  die  zerriebenen  Thei- 
le  der  Wurzeln  immer  ins  Wasser  fallen. 
Wenn  man  mit  dem  Zerreiben  fertig  ist,  rührt 
man  das  Wasser  mit  den  darin  enthaltenen 
Wurzeln  etwas  um  und  sitbt  das  Ganze  durch 

*)  patch  einen  tn  einer  Freunde  hatte  ich  die 
.  Öiftck  twei  friflche  in  einen  Kaeten  mit  ferde 
^ingesetste  Wurzeln  oder  Warselzweike  nach 
der  vorerw&hnten  Beschreibung  Jer  Jnaranta 
arundinacea  su  erhalten*  Die  vVurzel  wat  in- 
wendig ungefUir  von  der  nämlichen  Textur, 
wie  unjere  Kartoffeln^  aber,  wie  schon  bemerk t, 
TOii  anderer  Oestalt,  üngenihr  wie  die  Knollen 
unserer  Iriswurzeln  (Iris  Pseudo '  Jcorus)^  Ich 
Teiwichte,^  sie  mu  verpAaneen,  aber  es  gelang  nicht. 
Blner  Wunel»  die  der  Hr.  Bolboll,  Uärtnev 
dea  Könifil,  botanischen  Gbrtens,  in  ein  Treib- 
haus nieoergeiegt  hatte»  ging  ea  nicht  besser. 

^)  RSmtri  'und    üsteri  Magasin  far  die  Bounifc. 

h4^  7*  Stftcii*  p«g*  19» 


—     23     -» 

feine.  Lelnewan^,  die  mau  über  das  Geiafs 
ausspannt.  Nacli  Verlauf  \on  5  bis  6  Stiin-. 
den  ist  das  obenstehende  Wasser  klar  gewor- 
den, und  jnan  findet  hlsdann,  wenn  man  das 
Wasser  behutsam  abgielst,  am  Boden  des  6e- 
färses  die  feine  weiise  $tärke  odei*  Amylum. 
Will  man  es  vorzUglieh  vvtiß  haben  ^  kann  man 
es  noch  ein  otier  meh(;er€  Male  mit  kaltem  Was- 
ser auswaschen.  Zuletzt  breitet  man  dies  Mehl 
auf  Steinplatten  aus  und  trocknet  es  entweder 
an  der  Sonne  oder  im  wähnen  Zii|imer.^  Es 
wird  in  Tonnen  verpackt  oder  auch  in  Bou- 
feillen  gethan,  zum  Theil  auch  in  Paketen 
Ton  1  bis  2  Bfund  versandt.  Das  Satzmehl 
findet  man  häufig  erst  in  den  Blättern  der 
Pflanze  und  darauf  in  Papier  eingewickelt. 
Eine  der  eben  angeführten  ganz  ähnliche  Be- 
schreibung, giebt  auch  Murray  '^).  Die  Güte 
dee  SatzmeMSf  dai  uns  zugeführt  wird^  habe  ich 
äufstrst  venchitden  befunden ,  und  mehrere  mei- 
ner Mitbürger  werden  auch  wohl  Gelegenhisit 
gehabt  haben,    beim  Gebrauche  desselben  das 

*)  System  of  materia  medlca  and  Pharmacy  hy 
John  Murray  ^  F«  R.  S.  £.  u.  Edition  ^  Edin' 
bomrgh  \'^\\  Maranta  arundinacea  (Indiatt  Ar* 
row)  Monand.  Mono  gyn.  Sehamineae  XSouth 
America.),  This  piaint  U  ahundantly  caXtioated 
in-  several  of  the  ff^est •  India .  Islands^  for  the 
-preparation  of  the  feeula ,  ichich  is  extraeted 
from  its  root,  The  root^  freed  from  its  euticle^ 
IM  grated  down  in  water  ,  iohieh  is  poured  of  r«* 
peatedly ,  allowing  the  feeula  to  subside  when  it 
appears  to  he  perfectly  purified^  the  remaining 
water  is  strafned  of  a  linen  clatte ,  and  the 
feeula  is  dried».  It  formes  a  powder  in  fine 
grains  of  a  brillant  whitentfs,  Ic  is  used  as  a 
demulcent  in  diarrhoea  and  dysentery  and  as  ä 
nutritious  article  of  diät  for  convafescents.  Ä 
jelly  is  prepared  hy  hoiling  with  water  or  milk, 
and  it  it  under  this  form «  that  it  is  taken» 


•^     24     — 

nämliche  zu  er&hren.  Oft  ist  es  bdm  Zub^ 
rdün  und  bdm  Einpacken  schlecht  behandeln 
tnan  findet  bäufig  kleine  Wurulfaaern  und  Stücke 
von  JSlät^ern  darin  ^  oft  ist  es  nicht  gut  ausge«- 
waschen,  hat  ein  gräuliches  Aussehen,  oder 
«s  hat  während  der  Seereise  durch  Feuditigkeit 
glitten j  und  ist  nachher  getrocknet,  oft  ist  es 
auch  mit /einem  Rdemehl .vermischt ,  und  riel«- 
leicht  nicht  selten  mit  simplem  Kleister^  Ein  je- 
der bestrebt  sich  deshalb  (wenigstens  sucht 
man  es  immer)  den  besten  oder  sogenannten 
achten  westindischen  Saloup  oder  Salep  2u 
bekommen.  Die  Addrels- Zeitung  besagt,  wo 
man  ächten  Salep,  die  Bouteille  für  2  Spedea 
haben  kann*  In  den  Gewürzbuden, r^kaoft 
man  denselben  jetzt  noch  zu  2  Reichsbank-« 
thalern  (noch  nicht  1  Species)  die  Bouteille. 

In  Buchnefs  Repertorium  VI.  Bandes  2. 
Hefts  p.  223.  macht  der  Hof- Apotheker  Dr, 
Marüus  in  Erlangen  bekannt  (dafs  das  Nein- 
nich'sche  Handelshaus  in  Hamburg  (Neuenwall 
131.)  eine  gedruckte  Bekanntmachung  erlassen 
-habe,  dafs  das  ächte,  in  England  allgemein 
benutzte  und  aus  Medical  Hall  in  London  ver^ 
schriebene  Arrow -Root- Satzmehl  in  Ham-i 
bürg  für  3  Mark  Hamb.  Cour.  pr.  H.  zu  haben  sey. 
.Er  meint,  dafs  man,  da  die  Arrow -Rooi  (auf 
teutsch  Pfeilwurz,  Sagittaria  sagittffoliä)  eine 
tuberöse  mehlige  Wurzel  ist,  diese  leicht  an- 
bauen, veredeln,  und  dann  selbst  ein  solches 
Satzmehl  daraus  bereiten  könne.  '  Das  von 
ihm  aus  der  inländischen  Wurzel  gezogen© 
Satzmehr  verhielt  sich  natürlicherweise  che- 
misch ganz  wie  Amyliun  aus  Maranta, 

Der  Doctor  Buchner  ^   Herausgeber   dieses 
Repertoriums  j  gesteht  pag,  233,  dal's  er  nach 


—     25      — 

iviederholt  angestellten  vergleichenden  Versu- 
chen mit  dem  Satzmehl  der  Maranta  und  dem 
Mehk  oder  der  Stärke  am  andern  Pflanzen  kei- 
nen sonderlichen  Unterschied  bemerken  konn- 
te, und  meint  deswegen,  dafs  eine  Kartoffeln 
siärkef  ivelcher  dieses  Satzmehl  sicli  am  meisten 
nähert,  in  den  häufigsten  Fällen  wo  der  westindi^ 
sehe  Salep  angewandt  wird,  die  nämliche  Wir* 
hung  äufsern  würde. 

Obgleich  das  Besagte  uns  nun  schon  hin- 
reichend überzeugen  könnte,  da&  der  west- 
indische'  Salep  oder  die  Maranta  m  Stärke  (die 
Sestandtheile  derselben  betreffend)  nichts  an- 
ders ist,  als  jedes  andere  wohl  zubereitete 
Satzmehl  oder  Kleister  ^) ,  (vorzüglich  der  Kar- 
toff'elkleister)  und  dafs  man  deshalb  in  allen  Fdl^ 
len ,  in  welchen  jenes  ausländische  Fabrikat  gelobt 
und  angipriesen  wird,  sehr  gut  den  Kartoj^lklei'^ 
ster  iubiütuiren  könnte,  werde  ich  doch  dem 
sachkundigen  Leser  die  von  mir  mit  dein 
westindSichen  Satzmeld  angestellten  Versuche, 
Terglichen  mit  wohlzubereitetem  Kartoffeln 
Heister,  mittheilen,  und  nachher  anfuhren,  was 
xom  Gebrauche  des  Kleisters  aus  medicinischen 
Schriften  bekannt  ist,  so  wie  auch  die  altern 
und  neuen  Nachrichten  folgen  lassen,  welche 
glaubwiirdige  Aerzte  über  tue  eben  so  trefflichen 
als  zuverläfsigen  Wirkungen  des  Kartoffelkleisters 
bekannt  machten,  und  dies  um  so  melir,  als  dies 
inländische  Mittel  von  einem  Jeden  zubereitet  wer^ 
den,  und  man  zugleich  gegen  Verfälschung  auf 
keine  ff^eise  gesichert  seyn  kann  u.  s.  w. 

Der  westindische  Saloup  oder  Amylum  Ma^ 
rantae  arundinaceae  oder  incfa'cae?    gleicht  beim 

•)  Htrmhstddes  Bulletin.   12.  B.  S.  274,     VauquS' 
lin  Annale  de  Cb§mic  V^  38*  P\  ^4^» 


-     56      - 

ersten  Anblick  feingequetschter  Stärke  und 
knirscht  *)  wenn  man  ihn  zwischen  den  Fin- 
p;ern  reibt;  l)etrachtet  man  es  durch  ein  Mi- 
kroskop, 60  hat  es  eiü  etiH^as  krystalliiiisches 
Ansehen. 

Um  einen  Schleim  aus  der  Stärke  von 
Maraula  und  aus  Kartoffelstärke  zu  bereiten, 
der  dem  Schleim  der  wirklichen  Salepwurzel" 
ähnlich  wäre,  so  wie  dieser  letztere  utiteir 
[nfusum  rnd.  Sati^  in  der  Tolrerwähnten  PJiar- 
macopöe  NoMocomü  Fndetidaniy  unseres  wür- 
digen Veterans  des  Etatsraths  Bang  angeführt^  ' 
ist  (doch  ohne  Zusatz  von  Synip  oder  Zucker) 
gebrauchte  ich  1  Quent  der  pülverisirj^H-  ff^ur^ 
zeln  der  Orchisarten  (oder  \om  wirklichett  per- 
-sischen  Salep)  zu  20  Loth  kochendem  Was- 
ser. Dagegen  bedurfte  es  zu  der  fiÜ^Uchm 
■Quantität  3  Quenien  40  Gran  von  jfmyhäh  Ma- 
rantat  wld  ^rt  so  viel  von  der  Künoffe!stärk€. 
Setzte  hiah  den  nach  obiger  Vorschrift  aus 
der  Stärke  Ton  Maranta  und  Kartoffeln  zube- 
reiteten Schleim  übers  Feu)^!*,  und  lieh  ihii 
etwas  kochen,  er/<r>/£  man  von  beiden  etrtt  klei- 
sterälintiche  Masse.  Der  Schleim  der  Salepwur- 
zel Wurde  dagegen  grüizarlig,  ungefähr  wie 
Kartöileimus. 

01)iger  Schleim  sowohl  der  von  der  Ma- 
ranta als  Kartoffelstärke  wurde,  wenn  er  ein 
oder  zwei  Tage  ruhig  dem  Tageslichte  ausge- 
setzt gewesen ,  etwns  weifserf  lind  erhielt  ein 
dickes  geleeartiges  Ansehen.  Der  Salepschleim 
ward  klarer  nach  oben  und  gab  einen  dicken  dun- 
Mgelblichen  Bodehsätz.  Endlich,  nach  Verlauf 
von    14  Tagen    begannen    alle    drey   auf  Äer  ' 

«)  Jghri^s  chemiidies  Laboratorium*    Btrlin  xBo8«. 
p«  365.  ■  • 


—     27     — 


Oberfläche    eine     schimmlicbe    Ki-iiste    Anzu- 
setzen. 

Demnächst  untersuchte  ich  einen  inil  de- 
MiUirtem  Wasser  etwas  mehr  verdünnten 
Schleim  aus  Maranta  und  KartoffeIstdrk£  mit 
folgenden  Reagentien  ^). 

Kleister  dir  ifCaränta.  Karfofftlklusttr. 

Auf   ein    Quentchen    desselben    Das  näm- 
wiinlen   2  Loth  reines  kaltes  de-  .  liehe  war 
süDirtes  Wasser  gegossen  ;  es  stand    liier    der 
nelirere  Tage;    das  Wasser  blieb    Fall. 
LIar  und  Iciiste  nichts  auf;  dasselbe 
war   der  Fall   mit  starkem  rectifi- 
cirtem  Weingeist  (^j^kohoi  W«i). 

Yitriolspiritus(TerdiinnteSchwe-    Eben  so. 
fels^ure)    äuCserte    ebenfalls    keine 
Wirkung.     . 

Mit    reiner    starker    Scliwefel-     Gleich- 
säure yerwandelte  sich  diese  Slär-    falls. 
ke  Yirährend  des  Kochens  und  nach- 
her   unter   der   Behandlung,    wo- 
durch die  überflüssige  Saure  aus- 
geschieden wurde,  zu  einem  Syrup. 


Dasselbe 
Resultat. 


Aetzende  Fottaschenlauge  leiste 
die  Stärke  zu  einem  gelblichen, 
klaren  Gelee  auf,  das  mit  Wasser 
eine  opalisirende  Mischung  hervor^ 
brachte  **). 

^)  Thmard  L  c  Sscond  Edit.  l8t8*  Tom.  III.  -p. 
lS8»  ff-  i454*  Githert  Annal.  1811.  8.  4.  etc. 
Bcnelius  Journal  der  Clieinie  und  P|iytik  B^  II» 
S.  3oi. 

^)  Käftner^s  tetittches  'Jahrbuch  der  Pharmacie. 
Bd.  Y«  8.  a58« 


—     28     — 


Dasselbe 
geschah. 


Kleistet  dir  Maranta,  .'         KartoffiUdeisUr. 

Starke  Salpetersäure  löiste  ieix-    Ebea  so. 
selben   schnell   auf,    während  sich 
salpetersaure  Dämpfe  entwickelten, 
und  nachher  bekam  die  Auflosung 
ein  graues  Ansehen. 

Als  diese  Auflosung  mit  der 
Salpetersäure  der  Hitze  der  chemi- 
schen Lampe  ausgesetzt  wurde,  er- 
hielt ich'  eine  Säure,  die  sich  als 
Apfelsäure  bewährte,  und  auiser« 
dem  setzte  sich  eine  weifse  talg- 
artige Substanz  an  die  Seiten  des 
GefäTses  ab. 

Oxydulirte   und  oxydirte  salj^e-    Audi 
tersaure     Quecksilber  -  Auflosung     nicht, 
zeigte  nach  Verlauf  von  6  Stunden 
noch  keinen  Bodensatz. 

.    Galläpfel  -  Essenz  bewirkte  ei-    Hier  zeig-« 
nen  weiTslichen  flocculenten  Boden«    te  sich  das 
satz ,  der  sich  nach  und  nach  hob.    nämliche. 
Einige    Tage     nachher    ward    der 
Schleim  dicker. 

Eine  Auflösung  von  Jodin  brach-    deich- 
te einen  schönen    blauen   Schleim    falls, 
in  der  Auflösung  hervor. 

Zuletzt  kochte  ich  von  beiden  Arten  der 
Starke,  die  in  Wasser  ausgerührt  ward,  ein 
sogenanntes  Kleistermagma.  Das  Einkochen 
geschah  im  Boden  einer  abgesprengten  Glas-« 
kolbe.  Jede  KJeisterart  wurde  für  sich  ge- 
trocknet, wo  sie  dann  nach  dem  Kochen  ei- 
nerlei Ausafehen  hatten,  und  sich  in  diesem 
trocknen  Zustande  beid^  sehr  schwer  in  Wein- 


—     29     — 

feist  und  kocKendem  Wasser  auflösen  Uefsen; 
seJbst  durch  die  Digestion  bildete  es  nur  un- 
ter vielen  Schwierigkeiten  eine  Magma.  Ich 
rostete  beide  Arten  des  Satzmehls,  jede  für 
sich  iin  Boden  einer  gesprengten  Glas-Kolbe 
über  einem  gelinden  Feuer ,  bis  das  Mehl  et- 
was  gelblicli  wurde.  Beide  verloren  bedeu-- 
tend  am  Volumen,  und  liefsen  sich  nachher 
wie  Gummi  in  der  Slittel- Temperatur  des 
Wassers  auflösen  *). 

Aus  diesen  vergleichenden  Versuchen  glau- 
be ich  vollkommen  überzeugt  zu  seyn,  dafs 
beide  Arten  Satzmehl  oder  Stärke,  aus  den 
Wurzeln  der  verschiedenen  Pflanzen  wohlzu- 
bereitet, in  ihren  Bestandthdlen  im  Wesentlichen 
doch  nicht  verschieden  sind^  aber  sich  mehr  ver- 
schieden von  den  persischen  pulverisirtin  SalepwuT' 
zjtln  oder  unsern  Ordiiswurzeln  bejvtiJiren, 

Aeltere  und  neuere  Erfahrungen  bestäti- 
gen auch,  dafs  die  gut  zubtreitete  Stärke  ein  hai- 
sames Medicament  sey^  und  dafs  sie  schon  längst 
von  Aerzten  sdbst  benutzt  und  angepriesen  ist. 

Als  ein  nahrhaftes  Mittel  wird  die  Stärke 
schon  beim  Plirdus  in  seiner  Historia  naturalis 
18.  Buch  17.  Kap.  angeführt,  indem  er  unter 
den  nährenden  rflanzcnthcilen ,  von  welchen 
ftisanen  zubereitet  werden,  auch  die  Starke 
nennt. 

Amylum  vero  ex  omni  tritico  uc  siligine^ 
sid  optirman  e  trimestri,  Inventio  ^us  Chio  insu- 
tat  debitnrz  et  hodie  laudatissimum  inde  est  ap» 
ptllatum  ab  eo,  quod  sine  mola  fiaim 
Projdmum  trimestri^    quod    e  mirume  ponderoso 

,*)  BulUtin  de  Phärmacie.   Tom,  IJl.  p,  54  et  395. 
Thenard  I.  #•  p,  &t8— 189. 


^     —     31     — 

man  in  älteru  und  neuern  medicinisclieu  Selirif- 
ten  *;. 

Spielmann  in  seinen  Jnsütniiones  materiae 
mtdicae  1774  sagt  von  Amylum:  Medim  dtmul- 
ctndi  et  glutinandi  ergo,  tarn  extus  quam  infus 
adhibeiur, 

Soekler  lobt  die  StärJce  auch,  Yorzüglich 
in  der  Bidir  in  seinem  Cynosora  mattriat  mc- 
äicae.  1747.  p.  261. 

lü  Culkris  Mfatttia  mfdica  2.  Tb.  p.  291 
Jiest  maii,  dafs  sie  in  der  Ruhr  den  decken 
Gedärmen  äufserst  beilsam  sey. 

Am  außaUendsten  ist  es  aber  docb^  zv  se* 
hen,  dqf$  tue  EnglindWy  während  sie  die  &«'rftc 
von  der  Mdwantü  ins  j^utila^d  versenäm  iid4  ^ich 
dieselbe  dort  gut  bfizahleu  lassen,  u^  it^r^n 
Acucrn  PhannßCQpikrk  cfecA  luchi  Amfkm  tna-- 
rantat  (ihr  Arrow  ^  Root  powdtr)  9d$t  den  Sdlep 
oder  Schleim  davoi%  verschreiben,  sondern  amtatt 
AessMn  Schfeiifi  aus  der  simplen  Stärke  ßnßihren; 
welcher  denn  mck  allenfalls  mit  eben  so  vie- 
lem Recht  meinen  Platz  in  jeder  Pharrnäcvppe 
einnehmen  lami,  als  die  theurere  und  ver- 
dächtige Stärke  der  Arrow -Root. 

• 

In  den  nachstehenden  brittischen  Pharxna- 
copöen  z.  B.  findet  man  folgendes:  In  der 
fhqrmacopoea  Collegii  jRegn/js  Mtdicprum  JLon- 
dintnm.  Londini  1809.  p.  79.  MucHßgo  AmyiH 
(es  folgt  unmittelbar  auf  Mucilago  Öüm»  Ara^ 

*)  Zimmermann  ^bsr  ^  Rnbr  /•  e,  p»  3p8.  3t  u 
L  e,  wo  erxihh  ^it^,  d«fs  Vsgnsr  finmal  allen 
••inen  in  Nimwegap  ypn  der  Rühr  angegrifFe- 
aen  Ptdenten  crltut>te,  Kartoffeln  «u  esien^  wo- 
von aie  vielen  Nouen  vertpfirten.  ^.  Hufelands 
Journ,  B»  XXX,  cap.  sg. 


—     32     — 

biä).  Die  Vorschrift  lautet:  Rtc.  Amyli  Drache 
mos  trts.  Aquat  octaiiwru  Amylum  cum.  aqua 
pauUatim  biStUla^  tere^  ddn  coque  donec  in 
mucilaginem  abtat. 

In  Thomsons  London  Disptnsatory  1815. 
p.  599  findet  man  dieselbe  Composilion  der 
Mucilago  AmyU^ .  er  fügt  hinzu:  Starch  thu9 
trealed  formi  a  strong  inslpid  inodororous^  opa-^ 
tine  coloured^  gtlatinous  mudlagt.  In  casts  o/ 
phthisis^  hectic  fever  y  and  ahrasionu  of  the  sto- 
mach  it  is  given  as  a  demulcent  by  the  meuth. 

In  der  Pharmacopoea  Londinensis  1816  fin-- 
det  man  die  Vorschriften  zu  drei  Mucilaguus^ 
nämlich  Mucilago  G,  Tragacanthä,  Mucilago 
Gumnü  Ardbici^  und  zu  allererst  Mucilago,  Amylim 
Die  Vorschrift  ist  etwas  verändert  von  de^ 
▼on  1809.  JSec.  Amyli  unciam  dimidiam.  Aqua 
,  Ubram  unam.  Amylum  tert  paullatim  nddem 
aquam,  ddn  coque  pauUsper. 

In  der  Pharmacopoea  Collegii  Regu  medico^ 
rum  Edinburgensis, .  EdinhurgU  Londini  1817. 
p.  48.  liest  man  ebenfalls  alle  drei  obige  itfu- 
cilagines.  Die  Formel  für  Mucilago  Amyli  ist 
wörtlich  dieselbe. 

In  der  Pharmaeopoea  Collegii  Regü  medim 
corum  Dublinensis^  Editio  novissinvi  1818  fin- 
det man  die  nämliche  Formel  für  Mudlago 
Amyli  ^  zugleich  mit  Mucilago  Gummi  Arabici 
und  Tragacanthae. 

Die  vorzügliche  Wirtsamkdt  der  Kartoffd-^ 
stärke  in  den  Fällen,  wo  die  Praktiker  sonst 
den  ausländischen  Salep  und  jetzt  das  Satz^ 
mehl  der  Maranta  empfehlen,  dürfte  vielleicht 
durch  die  Erfahrung  bestätigt  werden ,  welche 

man 


A  - 


—     33      ~ 

man    auf  dem   hiesigen  al]  isremeinen  Hospitale 
anzusteJlen  Gelegenheit  gehabt  hat.    > 

31eln  Vorgänger,    der   verstorbene  über- 
niedicus    Roggert,    brauchte   MucUago  aus  Kar- 
toffelstärkt  anstatt   Sahp.     Der  jetzige  Vorste- 
her  des  Hospitals  und  der  Dispensations- An- 
stalt   des    ganzen  Armenwesens,    der  neulich 
verstorbene   Herr   Kanzleirath  Orsted^   war  so 
aufhierksam ,    dafs  er,    obschon  seine  Lage  es 
ihm  nicht   zur  Bflicht  machte,    so  viel  davon 
zum  Bedarf  des  Hospitals  requirirte ;   weh*hes 
es  erst  später  anderswo  bereiten  liels.     In  den 
letzten  Jahren  seines  Lebens  gebrauchte  üog- 
gen   dies    Büttel  für  seine  Hospital -Kranken, 
und  da  ich,  sein  Nachfolger,  niic/i  ebenfalls  wm 
der  ^Plrksamkeit   dieses    Mittels    überzeugt  habe, 
so  hat   es  nun  schon  ein  Tjähriges  Alter  in  der 
Pharmacopöe    des    Allgemeinen    Hospitals.     Ich 
glaube  deshalb,  wenigstens  der  genauem  Prii- 
fiiDg  meiner  practisirenden  Collegen,  dies  ein* 
fache    einheunische    Heilmittel    empfehlen  zu 
können. 

• 

Die  richtige  Bereitungsart  folgt  hiemit, 
da  der  Kanzleirath  Orsted  sie  mir  freundschaft- 
lich mitgetheilt  hat.  ^ 

Kartoffeln  Stärke. 

,iAm  besten  gebraucht  man  die  mehligen 
oder  sogenannten  Nieren ~  Kartoffeln  und  die 
bessern  holländischen  Arten  ^)  zu  dieser  Stärke ; 
sie  werden  eine  Nacht  über  in  WaBser  gelegt 

*)  Chr,  Pf  äff  und  Viborg  über  unreife ,  frühreife 
und  spätreife  Karto/Feln  etc.  Kiel  1807.  Vorzüg- 
lich die  Tabelle  zwischen  pag.  4a  und  45  und 
f.  IX.  pig.  77.  78. 

Joam.  LVIII.  B.  t.  8t.  C 


-     ä4    — 

I 

*  f 

and  gut  abgewaschen,  so  dafs  «ie  Weifs  und 
von  aller  Erde  befreiet  werden.  Die  auf  diese 
Art  gereinigten  Kartoffeln  werden  auf  einem 
sehr  feinen  Reibeisen  in  Wasser  zerrieben. 
Das  Zerriebene  wird  flellsig  in  Wasser  um- 
gerührt und  durch  ein  grobes  Sieb  gelassen, 
um  di^  Schaalen  davon  zu  trennen.  Auf  das 
Abgesiebte  giefst  man  frisches  Wasser,  rührt 
das  Ganze  wohl  um  und  lälst  e^  eine  Nacht 
ruhig  stehen,  da  dann  das  Satzmehl  oder  die 
Stärke,  zu  Boden  fällt.  JDas  Wasser,  welches 
rothliqh  ist,  wird  abgegossen,  ^üeueS  Wasser 
wieder  hinzugethan ,  umgerührt ,  '  abgegossen 
und  so  fihrt  man  5  Mal  fort,  bis  das  Wasser 
gai|z  unverändert  bleibt  ^  sowohl  in  Rüdtsicht 
der  F^be  ah  (les  Geschmacks.  DarHuf  lyurd 
dä9  $atEmehl  langsam  getrocknet,  fein  gerie^ 
b^Vy  gesiebt,  und  an  einen  trocknen  Ort  ge- 
si^.,  Tßt  £e  Stärke  gut,  so  hat  sie  eine 
schnea^eifsQ  Fa^be ,  ist  sehr  fein  und~  leicht, 
und  bildet,  mit  l^altem  Wasser  angerührt,  mit 
Zugegossenem  gekochtem  Wasser  eine  blau  - 
weifsliche  Masse  von  mehr  oder  weniger  Con- 
•isf^nz ,  je  nachdem  die  Quantität  des  gekoch- 
ten Wassers  grofser  oder  geringer  war.  Diese 
Masse  hat  einen  mehligen  Geschmack  und 
läfst  sich  nicht  mehr  in  Wasser  auflösen. '* 


f  •  j 


—     35     — 

I 

üeber 

den    Wqstiirdischen    Salep, 

oder  die  Arrow- Wurzel, 

Anbau,    Zubereitung    und  allgemeineti 

Eigenschaften. 

i 

Vom 
Candid.  Pharm.  P.  E.  Benxon  auf  j^f.  drohte 


(Am    dem   Dänischen  iibcr««tKt  *\ 


Unter  die  Mittel,  die  in  der  späteien  Zeit 
sieb  die  Aufinenksainkeit  dec  Ar2Aeäucadigen 
zugezogen  und  einen  Platz  auf  der  Liste,,  ubec^ 
die  Artikel,  die  zur  JMateria  medica^  gehöre% 
erhalten  haben,  gehört  der  westindjsche.  Sa- 
lep ,  oder  der  sogenannte  Powder  of  indiän  Air» 
row  •  Roou 

Er  ist-  genugsam  in  der  amerlkaiiischea 
Pharzuacopöe  (z/ze  anwrican  ntw  Dispensatorj^ 
by  Janug  Fächer,  second  editiön)  angepriesen^ 
und  die  an  mehreren  Orten  in  Europa  so  idl^ 
gemein  rerbreitete  Anwendung  davun ,  die  in 
sp'äterer  Zeit  in  Gebrauch  gekommen,  ist  hin- 
länglich bekannt. 

In  Weslindien-  ist  dieses  Froduct  schon 
lange ,  sowohl  in  medicinischer  al»  ökonomi- 
scher Hinsicht  vörtheilhall  beKanht'  gewesen. 
Insbesondere  ist  es  als  ein  Ivicksiäm&s-'Jßttel 
gegen    Catarrhalkrankheiten ,    l>iarc}i|Se|.   Dy- 

*)    Tidskrift  for   HaturDidenskahernc.    ^5»    Kid* 
bsnhavn  i&a» 

C2 


—      36.    — 

senterie  und  überhaupt  bei  Krankheiten,  wo 
sonst  i^chleiinige  Arzneimittel  angewandt  wer- 
den,  angepriesen  worden.  Vorzüglich  dient 
es  in  Krankheitsfällen ,  mit  Madera  oder  Fort- 
wein  mit  etwas  Zucker  und  Kaneel  oder  Mus- 
katnufs  zubereitet,  als  ein  stärkendes  und  an- 
genehmes Nahrungsmittel,  und  ist  anwendbar, 
wenn  der  Magen  sonst  nichts  anderes  anneh- 
men oder  behalten  will.  Der  Gebrauch  des 
laleps  ist  in  diesem  Falle  so  allgemein ,  dals 
^r  in  jeder  westindischen  Haushaltung,  auf 
Hospitälern  und  besonders  in  den  Kranken- 
hänsern  d^r  i^lantagen  als  ein  unentbehrliches 
Mittel  betrachtet  wird.  Aufserdem  wird  es 
in  Haushaltungen  anstatt  Stärke,  Sago,  an- 
gewandt, und  erstattet  zur  Genüge  diese 
und  ähnliche  Artikel,  ja  abertri£ft  sogar  ei-« 
nige  Tön  diesen,  und  gibt  das  beste  bekannte 
Surrogat  fiir  den 'persischen  Salep  ab. 

Dieses  für  seine  heilsamen  und  nahrhaf- 
ten Eigenschaften  so  vortheilhaft  bekannte 
Product,  ist  inzwischen  weder  mehr  oder  we- 
niger als  ein  durchaus  reines  und  ungemisch- 
tl9s  Anvflum  oder  Satzmehl;  es  ist  aber  sehr 
fein  und  ungewöhnlich  reichhaltig  an  niShren- 
den  Princip.  Jüan  erhalt  es  aus  den  Wurzel- 
knoU^n    der    Maranta    arundinacea  *),    einer 

*)  Mehrere  Autoren  sind  dartVber  einig,  däü  es 
die  lüaranttt  arundinacea  in,  die  das  Arrow m 
ptwdtr  oder  den  westinditchen  Salep  gibt«  Ei- 
nige  haben  inswiachen  angegeben ,  dafs  man  ihn 

.    Toa  einer  Pflanze  erhalten  aolle,  die  sie  M»  in- 

Wura,  iieniien   (siehe    darüber  de  Candolle*s  Ver- 

,  encli^llber  die  Arzneikräfte  der  Pflanzen,  Aber- 

.    eetBt  Von  Perleb,  p.  556.  u.  a.  St.)-    um  in  die* 
eer  Hinsieht  Gewifsheit  an  erhalten ,   habe  ich 
diei  Pflanse  botanisch  nntersucht  und  geftinden 
daü  sie  d^r^ni  der  Beschreibung  Ton  fVill 


<»     «y 


—     37     — 

Pflanze,  die  zuerst  aus  Ostindien  hieher  ge- 
bracht worden  seyn  soll,  und  die  jetzt  liber- 
all  in  Westindien  und  Südamerika  gebauet 
wird.  AuCser  den  schon  erwähnten  Eigen- 
schaften des  westindischen  Saleps  meldet  noch 
Browne  (Gvil  and  natural  JSistory  of  Japuacä) 
die  frischen  Wurzelknallen  von  dieser  Pflanze 
ab  ein  Alexipharmacum  an,  und  bem^kt,  dab 
sie  für  ein  Mittel  gehalten  worden  sind,  um 
das  Gift  aus  den  Wunden,  die  durch  die  gif- 
tigen Pfeile  der  Indianer  oder  der  amerikani- 
schen Wilden  verursacht  sind,  zu  heilen  und 
herauszuziehen,  von  welchen  EigeuschaAen 
der  Käme  Lidian  arrow^root  herrühren  soU« 

Die  Willigkeit  dieser  Pflanze ,  an  Stellen 
zu  wachsen,   wo  Kaffee,   Zucker^  und  mehr 

dtnow  und  Persoon  über  die  M,  arundinacta 
enispricht:  ^^Culmo  ramoso  herhaceo  y  foliis  ova- 
10  m  (knetolatis  tuhtus  vilosiusculis ,  pe4unemlit  6i- 
floriSf'*  und  beide  diese  Verfasser  citiren  dszn 
Sloanes  Abbildung  in  der  llist,  iamaie.  tah,  149» 
FiB'  9.  t)  . 

f )  I>€t  Verfasser  hat  mir  getrocknete  Kxemplare 
Ton  dieser  Pflanze  gesandt;  sie  stimmen  aber  am 
besten  cur  Maranca  indica  Rom.  et 
Schultht  die  sicher  von  der  M.  Tonchat  rer- 
schieden  sind ,  aber  viele  Uebereinstimmuiig  mit 
der  M.  erundinacea  haben.  W^ildeuow 
rechnet  -wohl  Sloanes  Figur  in  der  Mist.  oC 
lamaica.  p.  149.  Fig.  3  zur  M.  arundinac ea» 
aber  diese  r  igur  ist  unvollständig ,  und  es  kann 
deswegen  nicht  bestimmt  werden»  ob  sie  zur 
Mar.  indica  (nach  Rom.  et  Seh ulth)  oder 
zur  M.  arundinacea  gehört.  Es  mufs  über- 
haupt bemerkt  werden ,  dafs  die  einzigste  Figur» 
die  Wildeuow^  zur  Mar.  Tonchat  citirt» 
die  Rumph.  Amb.  i-  tab.  7«  ist,  aber  diese 
wird  von  Uoxburgh  (der  Gelegenheit  gehabt 
hat ,  die  lebende  PAanze  zu  uiiternuchen)  in  sei- 
ner Flora  indica  Vol.  I.  p.  2.  zur  Pliry- 
iiiiim  dichotomum  Roxi),  pjereclmet.  IJe- 
brigens  erhält  man  in  Osündieii  nach  Rox- 
burgh  (ibid.  p.  2Q)  Salep  aus  mehreren  Arten 
des  Curcuma  •  Geschlechts. 

J.  W.  Hornemanu. 


-.     38     — 

einbringende  Artikel  nicht  fortkommen  kou^ 
nen,  die  wenigen  Umstände,  die  mit  dessen 
Anbau  vei^bunden  sind,  dessen  reichliche  Frucht- 
barkeit und  vielseitiger  IV  utzen,  haben  sie  an 
mehreren  Stellen  in  Westindien  als  rortheiU 
halt  4ind  bemerkenswerth  qualificirt.  Sie  ist 
mit  einer  jeden  Art  Erde  zufrieden,  doch 
schiefst  sie  die  gröfsten  und  besten  Wurzel- 
'knollen  in  loser  Erde.  Die  Fortpflanzutig  ge- ' 
■  schiebt  gewöhnlich  durch  Seitensdiöfse ,  und 
wenn  diese  nicht  in  hinlangU eher  Menge  vor- 
handen seyn  sollten ,  kann  man  sie  durch  Au- 
gen vermehren,  die  in  den  articulirten  Höh- 
lungen sitzen ,  worin  die  Wurzelknollen  aus- 
wendig eingetheilt  sind.  Wenn  die  Erde  ge- 
hackt und  in  Furchen  eingetheilt  ist,  ^werden 
diese  Ableger  2  bis  3  ,  kreutzweise  zusammen- 
^epflanzt,  mit  Erde  bedeckt,  und  die  Ver- 
pflanzung wird  so  in  Reihen,  in  einem  Ab- 
stände von  etwa  einen  Fufs  zwischen  jeder 
Pflanze,  fortgesetzt.  Einige  pflegeii  die  Ar- 
row -  Wurzel  in  aufgehobenen  Erdliaufen  an- 
statt in  Furchen  auszupflanzen;  diese  Metho-' 
de  verdient  auf  den  ni^rigen  und  mehr  feuch- 
ten Stellen  den  Vorzug  j  da  sie  den  Vortheil 
hat,  dafs  mau  die  Wurzelkuolien  besser  auf- 
nelimen  kann  ohne  sie  mit  der  Hacke  über- 
zubrechen ,  zu  beschädigen ,  oder  durchzu- 
sclmeiden.  Einige  Zeil  nacJilier,  wenn  die 
Pflaume  verbliiJit  ist,  fangen  die  Blätter  an  zu  _ 
verwelken  und  fcdlen  von  der  Wurzel  und 
weiter  nach  oben  zu ,  herunter.  Dies  ist  ein 
Zeichen  des  Reifseyns  bei  den  Wurzel  kuoUen ; 
sie  werden  jetzt  aufgenommen  und  zusam- 
mengesammelt, die  Erde  wird  aufs  neue  be- 
arbeitet und  sogleich  mit  den  abgesonderten 
Seitenschüssen  und  kleinen  IvuoUen  bepflanzt, 


*-     3$     - 

die  nicht  dienlich  &ind,  um  Salep  daraus  zu 
bereiten.  Bei  günstigem  Wetter  kann  man 
zMreimal  des  Jahres  erndten;  trockenes  Wet- 
ter verspätet  natürlich  den  Wachsthum;  «i 
müfste  aber  eine  unerhört  versengende  Diinr6 
sejn,  wenn  die  einmal  festgewurzelten  Pflan- 
zen ersterben  sollten,  ohne  aufs  neue  hervor^- 
zuschiefsen  wenn  Regenwetter  einträfe. 

Die  Zubereitung  des  Saleps  geschieht  auf 
folgende  Art, 

Wenn  die  Wurzelknollen  gereinigt,  voa 
der  äqfseren  schaalartigen  Haut  und  den  daran 
hangenden  Wurzelfasern  befreit ,  und  hinläng- 
lich in  reinem  Wasser  abgewaschen  sind,  wer- 
den sie  auf  einem  grofsen,  zu  solchem  Ge- 
brauch eingerichteten^  Reibeisen  ^)  zu  einem 
farinösen  Pulpa  gerieben.  Die  zusamxipienge- 
riebene  Masse  läfst  man  nach  und  nach  in 
ein  Gefäfe  mit  Wasser  fallen,  imd  welin  die 
Reibung  vollendet  ist,  wird  ein  grofser  TheU 
Wasser  aufgegossen.  Das  Ganze  wird  umge- 
rührt und  durch  ein  Sieb  in  ein  anderes 
Geßfs  geschüttet.  Das  im  Siebe  Zuriickgöh- 
bJiebene  wird  3 ,  4  oder  mehrere  Alale  ausge- 
waschen, so  lange  sich  noch  Satzmehl  zeigt, 
und  durch  den  Sieb  zu  dem  Vorhergehenden 
gethan;  die  ganze  Mischung  wird  wieder  um- 
gerührt,  man  läfst  sie  noch  einmal  durch  den 
Sieb  jpassiren  und  setzt  sie  in  einem  sehr  rei- 
nen uefäfse  zui*  Bodensatzung  hin. 

Wenn   alles  Jtnylum  darin  präcipitift  ist, 
^rd   das   obenstehende  Fluidum  abgeschüttet, 

*)  £•  verdient  TorgeKOgeti  ku  werden ,  die  VVnr- 
«rln  iu  einem  iMarmorniörter  zu  tt^fsen.  Die 
Operation  geichieht  damit  weit  hurtigei  und 
seinlichcr. 


,^     ^  *^<iLrtyiir^*JMi»i]C  aiBjE^stellt  und  ^K-jt- 
^,     iu$i   Muse   Ohperationen  ire: 
viäiieiriiuit.  bi»  ws  Wasser  Utr 
^^.«Iflii    il^ur   jffiix   sa  Boden  gesuiiL^- 
.^U4**  -*aiät.      D!ii»«»  wild  dann  in  fiü- 
.^   'v^u^vu  AUigielegit .   ift   £r*  Sonne  liÜTigrf?- 

^.jiLwil  ii>>  >tcä  liicta.  Liilst.  getror^Ttgü.  in 
S  .\Kx  iial  ^iiitk.^it  *hic  SecLaezL<4!hein  isL  ^üssptu 
*w '*<«i^«.*"  *^*i*i  w.eüsec  wird,  der  Salfji.  Jtuf 
.iv  '*c«A»K»it  d«^  $t06«s.  avf  die  wäeäH^itH 
Vkuf^wi^huu^^  umi  ä:eiiocxiztfr  ReinlidhLeutt  ül  jis- 
.^    iiudisichc.     liemht  znts    TheC   auoL  lüif 

^«4«..  4A?r  ^eiiuri|^*m.  AuiTnecksamkest  öl  (fitnvar 
t|initi4€hc,  er^f^otrt  «91»  ^heh  <7lStr  dä&  im.  Sun- 
ini  >ftit^  Mi}tk\^mw.t^  der  sicM  s»a2  ctair.  luut 
^^j^jk  uud  dabt^i  mit  etwnft  T^tr&ndLTvm..  ^^rmi- 
nuhJ^  i&t,  iwavQit  die  Wozzei  ffiTnerr  T&i&I 
>l^iJ[|«\it,  uud  iiini^  Sdinffezo^&te  FiAscn. 

9^0  Amyium^  weiche»  imuL  ins  der  Ar- 
'••^^•k-  Wuiztil  iidiiilt,  isA.  in  iiielij!»rea  fiück- 
>j^f;l|tU^  \oik  der  aii^^emeloen ,  im  Handel  toc- 
ViW»5r*>J^^>  $:ärkv,  verschieden.  £»  iit  scJiwe- 
«j^.  jyivbtt^r  auzufuhlen,  j^lnkt  5icluieller  zu 
^dl|ij(v  v>^  colli  pacter  In  kaltem  Wstsier  unil 
^tf  Wi¥A  K.ocht?u  eine  be^^ere  und  pSiSser«» 
l^vvi^tiÜ  Schleim. 

^ttw*^^«  den  ich  5^lb«t  baufe  und  zuberet- 
%xu^.,  4^  iti^t^tentheils  AomuM  m)  viel  SchleLm, 
>%i«H'  ^N#  <Wn  so  ^ofse  Qu;inthät  Starke,  und 
^<^.  J^^:h;^us  klar  und  durclisklitie  ohne 
«M^  V^'^irvC^i^  Anstrich  von  irgend  einer  Far- 
1^  >fbt  ^-^r  allgemeinen  Starke  bemerkt  man 
^«v4  >v«>M(   Köchen    einen    eignen  kleisterarti- 


■»* 


—     41     — 

geil  Geruch ;  welches  nicht  beim  Salep ,  od^r 
wenigstens  in  einem  sehr  geringen  Grade 
itatt  findet. 

Aber  es  ereignet  sich  zuweilen,  dafs  der 
Salep  vermischt  oder  verfälscht  ist.     Dies  ge- 
schieht   am    gewöhnlichsten    durch    Cassava- 
Mehly  einer  farinösen  Substanz,  die  man,  wie 
bekannt,   aus  einer  gifdgen  Pflanze,  Jatropka 
Manihot,,   erhält,   wenn  die  fliefsenden  TheUe 
durch    Auspressen    abgesondert  sind   *).     Es 
wird    dann    dunkler,    von    weniger   Gewiclit 
seyn,  und  eine  geringere   und  kleinere  Quan- 
tität  Schleim   beim  Kochen   geben.      Der  Sa- 
lep ,  der  auf  den  dänischen  imd  englischen  In- 
seln  zubereitet    wird,    ist  gewöhnlich  unver^ 
fälscht;  der,  welcher  von  Puerto -rico  kommt, 
ist    dagegen    unreinlich    behandelt,    und    mit 
Cassava-Mehl    und    andern    Arten    Satzinelii 
vermi&dU;   so   wie  man  sagt,   ;^um  Theil  mit 
Bcinanas   und    Flantains  **) ,     Patatoes  ***), 
und  anderen  Satzm'ehl  enthaltenden  Pflanzeii. 

Wenn  man  Salep  zum  medicim'schen  Ge- 
brauch bereiten  will ,  mufs  es  auf  folgende 
Art  geschehen :  3  Drachmen  Arrow  -  Pul- 
ver (etwa  3  gute  Theelöffel  voll)  werden 
niit  einer  halben  Unze  kaltem  Wasser  (etwa 
einen  ECslöflel  voll)  in  einem  Serpentinmör- 
ser   (eine  Theetasse    oder  ein  anderes  ähnli- 

*)  Wenn  der  auf  der  Minihot  •Wurzel  ausgeprefste 
Saft  hingeietst  wird,  schlagt  daraus  ein  sehr 
hftbaehea  weifier  Saumehl  su  Boden,  das  sich 
flbrigena  etwas  der  Korn*St&rke  nähert,  aber 
doch  den  Vorzug  hat. 

**)   Früchte   der  Musa  paradisiata  und  Musa  sa» 
pltntum. 

•#*^  WarselKuoUen  von  Convolvulut  Batatas. 


—     42     — 

rhes  Gefrii^  ksnn  man  auch  gebrauchen)  an^ 
gerührt;  Dieses  wird  unter  beständigem  Um- 
rühren in  9  Unzen  Wasser,  das  zuvor  zum 
Kochen  gebracht  ist,  geschüttet.  Man  läfst 
dies  darauf  eine  Minute  kochen,  und  erhält 
dann  8  Unzen  klaren  und  durchsichtigen  /fu- 
.  cilaso  von  passender  Consistenz ,  der  mit  iet- 
was  Zucker,  oder  was  man  sonst  zuzusetzen 
wünscht,  aufgegossen  und  vermischt  wird, 

Zuweilen  nimmt  man  auch  anstatt  Was^ 
ser  Milch,  wenn  es  für  Brustkrankhe^t ,  Er- 
kältung, oder  als  Nahrungsmittel  angewandt 
wirdv 

Ein  englischer  Verfasser  *)  hat  folgende 
Aufschrift,  Salep  zum  diätetischen  Gebrauch 
zuzubereiten,  mitgelheilt,  die  wohl  anbefoh-< 
len  zu  werden  verdient,'* 

Geraspelles  Hirsclihorn  (Rasura  cornu  ctr^ 
vi)  I  Unze,  Wasser  16  Unzen  {ä  pint).  Dies 
wird  15  Minulen  zusammen  gekocht  und  durch- 
gesiebt. Zu  dem  Abgekochten  wird  hinzuge- 
fügt: 2  Desertloffel  voll  Arrow  -  Pulver ,  der 
zuvor  mit  einer  Theetasse  voll  kaltem  Was- 
ser ausgerührt  ist.  Es  wird  nun  .  umgerührt 
und  darauf  wenige  Hinuten  gekocht, 

Ist  der  Salep,  den  man  zur  Hand  hat, 
nicht  recht  rein ,  das  will  sagen ;  falls  er  fälsch- 
lich hintangesetzte  Hörnchen  enthalten  sollte, 
oder  etwas  von  dem  fleisch  -  oder  fa^erartigem 
Gewebe,    das    die    Wurzel   zugleich  enthält, 

'*)  Qvincys  Lexicon  medicum,  hy  Rohen  Hooper, 
London  i8ii.  Dieter  Verfasser  meldüt,  yer- 
mutlilich  durch  einen  Schreibfehler ,  dafs  die 
Arrow  •>  Wurzel  YOn  der  Maranta  Galan ^a 
Kontinc* 


--     43     — 

welches  beinahe  immer  der  Fall  ist,  so  kann 
man  iiin  auf  folgende  Art  leicht  dayon  be- 
freien:  ' 

Man  nunmt  etwas  mehr  yon.diesenr  Pul- 
ver, als  nöthig  oder  in  der  vorangeitihrten  An- 
weisung bestimmt  ist,  rührt  es  mit  etwas  mehr 
Altern  Wasser  um,  läfst  das  reine  Satzmehl 
sich  iu  Boden  setzen,  und  giefst  mit  dem 
obenstellenden  Fluidum  die  liinzugesetzten 
Theile  ab,  die  leichter  ^ind  und  obenauf  schwiin- 
men.  Der  Bodensalz  wird  wiederum  mit  et- 
was kaltem  Wasser  imigerührt,  und  das  Ko- 
chen auf  die  vorangefulirte  Weise  vorge- 
nommen. 

Folgende  chemische  Behandlung,  die  ich 
mit  den  frischen  Wur:^elknollen  der  Marantü 
tirwidiiiücea  vorgenommen  habe,  wird  dazu  die- 
nen, die  nähern  Bestandtheile  dieser  Wurzeln 
lind  die  Quantität  des  Amylums,  das  man  dar- 
aus erhalten  kann,    zu  zeigen  kann. 

j4.  1)  100  Drachmen  frische,  von  allen 
hinzugesetzten  Theilen  befreite  ,  wohlabgewa- 
schene  und  «uswendig  abgetrocknete  Wurzel- 
knollen ,  wurden  in  einem  reinen  Marmormör- 
ser zu  einer  brilhartigen  Masse  zerstofsen,  und 
mit  ungefähr  dreimal  so  vielem  destillirten 
Wasser  überschüttet  und  umgerührt.  Eine 
langsame  Gährung  fand  augenblicklich  statt, 
und  die  MischuDg  rötbete  Lackmuspapier  ein 
wenig,  vermuthlich  von  einiger  sich  entwik- 
kelnden  Luftsäure.  Sie  wurde  ein  Paar  Stun- 
den zur  kälten  Erweichung  hingesetzt,  umge- 
rührt und  durch  ein  Sieb  in  ein  anderes 
Cetafs  abgegossen,  * 


—     44      — 

Das  Zurückgebliebene  worde  aufs  neue 
;gestorsen9  zu  wiederholten  Malen  abgewa- 
schen, so  lange  sich  noch, kenntlich  Satzmebi 
blicken  liels ,  und  zuletzt  die  Nacht  über  mit 
Wasser  hingesetzt,  damit  das  wenige  ^mvAtm^ 
was  etwa  noch  zurück  seyn  möchte ,  sich  ab- 
sondern konnte.  Durchgesiebt  und  noch  ein  ' 
Paar  Mal  abgewaschen,  wurde  das  zurückge- 
bliebene Parenchyma  *)  und  der  holzartige 
Stoff  hingelegt  um  zu  trocknien,  und  das 
sämmlliche  Wasser,  womit  die  Auswäschun- 
gen vorgenommen  worden,  zusammengegossen 
und  zur  Präcipitation  hingestellt. 

2)  Da  die  Präcipiliation  vollendet  war, 
wurde'  das  obenstehende  Fluidum  abgegossen. 
Auf  das  präcipitirte  Amylum  wurde  reines 
Wasser  geschuftet  5  es  wurde  umgeriilirt,  durch 
ein  feineres  Sieb  in  ein  anderes  Gefafs  ausge- 
gossen, vrieder  hingesetzt  und  zu 'wiederhol- 
ten Malen  ausgewaschen ,  bis  das  Wasser  klar 
und  ungefärbt  über  dem  zu  Boden  gesunke-- 
nen  y^mylum  stand.   . 

Dieses  wurde  abgesondert  und  getrocknet, 
und  wog  23  Drachmen. 

3)  Das  im  Siebe  zurückgebliebene  Paren^ 
chyma  wurde  zu  dem  vorigen  gelegt,  und  die 
Fasern  (1)  getrocknet '  und  bis  weiter  aufge- 
hoben.    Es  wog  im  Ganzen  9  Drachmen. 

*)  Eine  camöse  Subttans,  die  ich  so  benenne. 
Es  ist  wohl  dieselbe,  die  von  einigen  Verfos- 
sern:  saetmehlartieer  Faserstoff  (Starchy  fihrous 
Matter)',  System of  chemistry  by  Thomas  Thom» 
son,  JLondon  iSHj  genannt  wird«  Vielleicht 
besteht  diese  Materie  ans  jimylum^  Album4n 
und  vegeubilischem  FaseistofT. 


—     45      — 

4)  Die  sämmtlidien  Fluida  (1.  2.)  ^yur- 
den  i^un  ungefahi*  bis  zur  liälfte  eiiigekoKrht. 
Dadurch  coagulirte  sich  eine  leichte  welTse  ab- 
gesonderte Materie,  die  auf  einem  tarirten 
Tiltrum  getrennt,  ausgewaschen  und  an  der 
Sonne  getrocknet  wurde/ 

In  diesem  Zustande  veränderte  sich  ihr 
Aussehen,  wurde  dunkel  und  hornartig.  Sie 
war  unauflöslich  in  Weingeist,  auflöslich  in 
alkalischer  Lauge,  und  besafi»  rorzüglich  die 
Eigenschaften,  die  den  regetabilischen  Ey- 
weiTsstoff  charakterisiren. 

Bei  fortgesetzter  Abdampfung  sonderte  sich 
noch  eine  kleine  Quantität  .  EiweifsstofT  ab, 
die  gleichfalls  abgesondert  und  zu  dem  vori- 
gen gelegt  vrurde;  es  wog  zusammen  95  Gran. 

5)  Das  filtrirte  Fluidum  wurde  nun  lang-- 
sam  bis  gegen  3  Unzen  abgedampft ;  es  wurde 
darauf  in  eine  porcellanene  Tasse  geschüttet, 
ins  Sandbad  hingesetzt  und  allmählich  bis  zur 
Trockenheit  abgedampft. 

Das  hierdurch  erhaltene  Produkt  war  dun- 
kelbraun von  Farbe.  Es  hatte  eine  spr()de, 
etwas  zusammenhängende  Gonsistenz,  einen 
bitteren  salzartigen  Geschmack ,  liquescirte 
stark  und  hurtig  in  der  Luft,  und  scUug  sal- 

Ietersaure  Schwefelauflösung  nieder.  In  der' 
fOft  verflogen  und  bis  zur  Dicke  des  Syrups ' 
abgedampft,  vmrde  es  übergegossen  und  zu 
wiederholten  Malen  mit  dem  stärksten  Wein- 
geist digerirt^  der  einen  Theil  davon  auüörs- 
te  und  das  Extractartige  absonderte.  Dieses 
wurde  in  Wasser  aufgelöfst,  abgedampft,  und 
wog  25  Gran. 


—     46     — 

Es  war  dunkelbranhy  hatte  keinen,  6e^ 
ruch,  der  Geschmack  war  sehr  unbedeutend^ 
etwafs  süfslich.  Es  war  unauflöfslich  in  AI-« 
cohol  und  Aether,  durchaus  aufiofslich  in  kal« 
fem  Wasser,  schlug  nicht  salpetersaure  SchWe- 
felauflösung  zu  Boden  una  eben  so  w^u^ 
schwefelsaures  Eisen,  bildete  aber  ein  Coagu- 
lum  mit  essijg:gesäuertem  Blei. 

6)  Aus  dem  Spirituosen  Fluidum  erhält 
man  durch  Abdampfimg  eine  Talgmasse,  di0 
noch  etwas  extractartiges  enthält,  dad  man 
zu  5  Gran  anschlagen  kann;  die  gaiuse  Masse 
wog  20  Gran. 

Sie  wurde  zu  wiederholten,  Malen  in  AI-. 
cohol  au^elöfst  und  langsam  durch  Sonnen- 
wärme abgedampft.  Dadurch  bildeten  sich, 
kleine  Salzkrystalle ,  die  abgesondert  un4  ab- 
gestrocknet  wurden. 

Dieses  Salz  besafs  folgende  Eigenschaftein : 

Es  hatte  •  einen  scliarfen  bitterartigen  Ge- 
.schmack,  war  leicht  auflÖfslich  in  Wässer 
und  Weingeist,  und  liquescirte  in  der  Luft, 
doch  sehr  laugsam  im  crystallinischen  Zu- 
stande, und  blofs,  wenn  das  Wetter  feUcht 
war. 

Es  schlug  salpetersaure  Schwefelauflösung 
zu  Boden,  und  der  Bodensatz  wurde  durch 
das  Sonnenlicht  schn,ell  geschwärzt. 

Ebenso  bildete  es  einen  Bodensatz  mit 
der  oxalischen  Säure. 

Uebereinstimmend  mit  diesen  Eigenschaf- 
ten kann  man  wohl  annehmen,  da&  es  bbX%^ 
saurer  Kalk  ist. 


—     47     — 

7)  Die  9  Drachineu  ParMchyffia  und  holz- 
artigen  Fasern  (1.  3.)  wurden  nun  hinlänglich, 
Ulli  reinem  Wasser  ausgekocht;  das  Ausge- 
kochte wurde  durchgesiebt,  und  das  Zurück- 
gebliebene zu  wiederholten  Malen  mit  kochen- 
dem Wasser  ausgewaschen  und  wohl  ausge- 
prefst.  Es  hatte  noch  ein  schleimarliges  Aus- 
sehen, vermuthlich  vom  Eiweifsstoff,  wo- 
von es  Wahrscheinlich  einen  Theil  enthält. 
Getrocknet  und  gewogen  fand  sich,  dafa  es 
beim  Kochen  3  Drachmen  verloren  hatte. 

Das  Abgekochte  war  ohne  Farbe,  durch- 
sichtig, ziemlich  schleimig,  ohne  Geruch  und 
Geschmack.  Mit  Alcohol  vermischt,  setzte 
sich  ein  Theil  ^mj/üm  davon,  welclies  durch 
das  Kochen  darin  aulgelöfst  worden  war,  zw 
Boden,  und  es  enthielt  übrigens  keine  andere 
Theile. 

B.  Da  ich  bei  den  irischen  Arrow-Wur- 
zelii  einen  eigenen,  eigenthümlicheu ,  schu- 
iien,  sehr  milden  und  geringen  aromatischen 
Geruch  bemerkt  hatte,  den  ich  mit  kein^hi 
andern,  mir  bis  jetzt  bekannten,  zu  verglei- 
chen weifs,  so  hielt  ich  es  fiir  das  riclitigsle, 
die  Behandlung  zu  wiederholen,  welches  dann 
auf  folgende  Art  geschah: 

1)  Aus  100  Drachmen  frischen  Wurzel - 
knollen,  gehörig  gereinigt,  wurde  das  Satz- 
inelü  auf  dieselbe  Art  wie  oben  abgesondert 
(A.  1.).  Es  wurde  getrocknet,  und  wog  wie 
vorher  23  Drachmen. 

2)  Alle  die  übrigen  festen  und  flüfsi- 
gen  Theile  wurden  in  einem  Destillir- Appa- 
rat   gelegt,    und    hievon   wurde   ungefähr  die 


—     48     — 

Hälfte  des  Fluidums  durcb  Destillatiori  auf  die 
gewöhnliche  Weise  herübergetrieben.  n 

Damit  ging  eine  ganz  geringe  QuHnUtät 
von  einem  dickartigen  ätherischen  Oel^über, 
das  sich  auf  der  Oberfläche  des  schon  destil- 
lirten  Wassers  zeigte.  Es  war  ohne  Farbe, 
und  besals  denselben  schwachen  Geruch ,  wie 
die  frischen  Wurzelknollen, '  die  Quantität  war 
aber  sehr  unbedeutend,  und  kann  höchstens 
zu  3  —  4  Gran  angeschlagen  werden. 

3)  Das  im  Apparate  Zurückgebliebene 
war  durchaus  ohne  Geruch  und  etwas  schlei--. 
mig.  Es  wurde  herausgenommen  und  durch- 
gesiebt; das  Zurückgebliebene  wurde  wohl 
ausgewaschen  und  abgeprefet ,  und  das  ganze 
Fluidum  übrigens  wie  vorhin  (A.  4.)  behan« 
delt.  ^ 

4)  Bis  zu '2 — 3  Unzen  abgedampft  und 
hinlänglich  abgekühlt,  wurde  es  mit  dem 
stärksten  Weingeist  vermischt ,  soviel  wie 
nöthig  war ,  um  das  aufgelöfste  Amylum  abzu- 
sondern. 

Dieses  wurde  auf  einem  Filtrum  getrennt, 
wohl  abgewaschen  und  mit  dem  filtrirten  Flui- 
dum durchaus  wie  oben  (A.  5.  6.)  fortge- 
fahren. 

Dadurch  erhielt  man  dieselben  Bestand- 
theile  bis  auf  ein  Weniges,  in  demselben  Ver- 
hältnisse. 

Es  mufs  bemerkt  werden ,  dafs  die  Wur- 
zelknollen zu  jedem  besondern  Versuch  an 
verschiedenen  Stellen,  wo  die  Erdmasse  sehr 
verschieden  war,  genommen  wurden. 

Nach 


••^-    49     «^ 

Nach  dieser  Analjqse  kann  man  also  an- 
nehmen, dais  die  näheren  Bestandtheile  der 
Arrow- Wurzeln  oder  der  Wurzelknollen  von 
der  Maronta  anmdinaeea  bestehen  aus: 

Wasser       .     ;    ;     .' 65,60. 

Eigenthümlich  ätherischem  Oel      .        0,07. 
Satzmehl ,    durch  Auswaschen  \ 

mit  kaltem  Wasser  erhalten    23^00/ a^  aa 
Satzmehl,  durch  Auskochen  ab-  r^OjUU. 

gesondert  .......    3,00/ 

Parenchyma  und  holzartiger  Faserstoff    6,00. 
ETweifsstoff .    .    .     ......     1,58. 

Gummösen  ExträctivStoff      .    .     •     •    0,50. 
Salzsaur^Kalk      • .  ^     .  ,  .     .    .     .    0,25. 

mfioi 

Man  sieht  hieraus  j^  dalüi  diese  Wurzel 
beim  Auswaschen  23  Frocent  reines  Satzmehl 
giebt,  welches  einen  Vorzug  vor  allen  andern 
bekannten  Satzmehlarten  hat.  Betrachten  wir 
dabei  die  Bereitwilligkeit  und  Geschwindig- 
keit, womit  die  Pflanze  wächst,  die  grofse 
Mannichfaltigkeit,  womit  sie  ihre  Wurzel« 
knoilen  'prodncirt,  und  endlich  die  LieidbLtig- 
keit,  womit  das  Satzmehl  abgesondert  wird, 
so  existirt  wohl  kaum  eine  bis  jetzt  bekannte. 
Pflanze,  die  in  der  Rücksicht  eine  grofsera 
Aufmerksamkeit  verdient. 


Jeun-  LTIIL  %  9|  Su 


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-'     »9    -^ 


IL 

Ein   Beitrag 


\    SHC 


4«s  Sckarlacbs» 

Von 

Or«  Anton  Friedrioli  Fisohity 

A^  am  KÖvl^.  fostvUntii'^Stift  imd  Avr  4^    ' 
fliti  v<ri^öiij^tii  ii^i»i|^eii  EniehoiigMiiitilr 

]|[W»iiiM  4ftit  ScharWbfr  4911  df^ittjwwaer  o<t 

iMÜS^r  falten;  als  df^  viwnän  I^m  i^s^ 
1;^  d^  soi^ättig^tfift  Tfl«e9  i»id  Abir9|p||ing. 
entwickelt  sich  oft  pföudi^  W^  iiMI9^  Umnr^ 
Wartet  ein  secundäres  Leiden  i  das  die  ganze 
Aufinerksamkeit  des  Arztes  in  Ansprach  nimmt* 
Nicht  immer  ist  Erkaltung  hieran  Ursache;  ja 
der  Fall  ereignet  sich  häufig,  dafs  trotz  dem 
regelmälaigen  Regimen  und  der  pünktlichen 
Beobachtung  alles  dessen  was  V  orsicht  zu 
bead^ten  gebot,  und  die  Erfahrung  des  Arztes, 
anrieth,  höchst  bedenkliche  Folgeitbel  dennoch 
henrortreten^.die  man  herfcfcniTtii(^  «^r  my 


—    Ät    -i. 

zu  of>  ohne  Grund  einer  Yernnchlärsigung  im 
Verhalten  zuschreibt.  Die  Wahrheit  des  Ge- 
sagten drängt  sich  dem  vorurtheilsfveien  Den- 
ker beim  Beobachten  der  Scharlach -Recon-» 
valescenten  von  selbst  auf;  denn  er  sieht  sel- 
bige nur  zu  häufig  ohnerachtet  der  diesfalls 
getrolTenen  Sicherungsmafsregeln  und  deren  ge- 
nauen Vollziehung  dennoch  erkranken.  Ra-> 
tionelle  Aerzte  begnügten  sich  demnach  nicht 
mit  der  älteren  Ansicht  die  Grundursache  die- 
ses späteren  Erkrankens  einzig  und  allein  in 
der  von  der  äufeern  Luft  herrührenden  spasti-» 
sehen  AlTection  des  Hautörgans  zu  suchen» 
Sie  richteten  ihren  Blick  auf  den  Häutungs« 
procefs  selbst,   und  auf  die  wahrend  der  Re« 

Jiroduction  dieses  Gebildes  stelhnertretend* 
ünctionicenden  .Nieren.  Es  war4  ihnen  klar« 
dafs  bei  richtigei*er  Erkenntnila  des  Wesens 
des  Scharlachs  gerade  diese  Periode  des  Er« 
setJ^ens  und  Wiedererzeugens  des  Hautorgans 
eine  höhere  Würdigung  verdienen  müsse,  dafs 
es  sich  hier  nicht  allein  um  Cultur  und  sorg- 
same rflege  eines  neu  hervortretenden  zarteti 
Hautgebiides  handele,  sondern  vielmehr  uin 
phjrsiologische  Beurtheilung  dieses  Repro- 
ductions- Prozesses  und  um  genaue  Beachtung 
der  inzwischen  die  unterbrochene  Secretion 
der  Haut  ersetzenden  vermehrten  Tlxätigkeit 
der  Mieren. 

Von  der  Idee,  dafs  im  Scharlach  die  Cr!«- 
sjs  einzig  und  allein  durch  die  Nieren  bewerk« 
stelligt  wird,  geleitet,  hielt  sich  d^r  Verfasser 
verpflichtet,  der  Function  dieses  Organs  die 
ungetheilteste  Aufmerksamkeit  zu  widmen. 
Wo  dieSe-  undExcretion  des  Urins  in  vermehr- 
ter Menge   im  Verlauf  des  Scharlachs  sowoM^ 

D  2 


—     62     — 

ab  während  der  Abhäututtg  von  Statten  ging, 
und  iin  gesteigerten  Maaüse  andauerte,   sah  er 
me  jenes   Besorguifs    einflöfsende  Oedem.   — 
Wo  die  Natur  diesen  an  Qualität  und  Quanti- 
tät von    der   Norm    bedeutend    abweichenden 
Urin  eigenmächtig  ausleerte,   war  der  Kranke 
nie  gefährdet.    —    Ganz  anders  war  das  Ver- 
hältnifs  f  wenn  die  Kunst  diesen  Ausfuhniri^s« 
weg  in  grofsere  Thätigkeit  zu  setzen  sich  be- 
wogen fühlte.   Mochten  die  piuretica  hier  noch 
so   genau    erwogen,     noch    so    klug   gewählt, 
poch  so  kühlend  und  antiphlogistisch  an  und 
fiir  sidi  seyn ;  —  mochten  sie  auch  auf  ver- 
mehrte Menge  dieses  Secretes' hinarbeiten,  die 
llischung,   der  innere   Gehalt  entsprach  doch 
nie  jenem,   den  die  Natur  unaufgefordert  in 
günstigeren    Fällen    darstellt.      Die   gänzliche 
Zertheilung  des  Hautodems  glückt  bei  Anwen- 
dung dieser  künstlich  1>eforderten  Diuresis  erst 
dann,   wenn  das  neye  Hautgebilde  zu  exhali- 
ren.  fähig  ist;    so    dafs  man   der   Diaphoresis 
xaehr  die   endliche    Ausgleichung   una  Gene- 
sung  zuzuschreiben  genothigt  wird.    —    Der 
Verfasser  versuchte  zu  diesem  Zweck  die  er- 
probtesten urintreibenden  Mittel,   wählte  vor- 
zugsweise die   minder  erhitzenden  z.'  B.  den 
Crem»    TarL   borax  die  Senega  in  Verbindung 
mit  etwas  Nitrum  und  schleimigten  Vehikeln, 
—  die  Digitalis  in  der  so  passenden  Verbin- 
dung mit  Calomel  und  oft  zugleich  mit  Salpe- 
ter, fand  jedoch  obige  Meinung  immer  bestä- 
tigt; entsprach  auch  die  Menge  des  Urins,   so 
war  doch  in  sofern  der  Gehalt  desselben  sinn^ 
Uch  wahrnehmbar   ist  —   die  Qualität  jenem 
cutischen  Secret,  das  so  ölt  und  unter  glück-, 
lichern  Anspielen ,  aus  freiem  Antiieb  zu  Tage 
gefordaprt  wird,  •*-  nichts  weniger  als  ähnlich.; 


-^     53     — 

daher  im  erstgenannten  Falle  vöiHomhiend 
Herstellung  auch  mir  dann  erst  erfolgte,  Trenn 
die  Haütausdiinstung  zu  Hülfe  kattk 

Ist   es  nun  eines  Theils  gewifs,  dals  die 
Nieren  wälirend  dem  Scharlach -Ausschlag  so- 
wolil   als  während   der  Abhäutung  mehr  oder 
weniger  die  Victs  der  mangelnden  Diaphonm 
vertreten  ,  so  ist  auch  andern  Theils  laut  mei-« 
ner    sorgfältig    angestellten    Beobachtung    die 
Entdeckung    wahr    und    begründet:     daß    die 
Nieral  als  stellvertretendes  Organ  in  dem  letzte- 
ren Studio  der  JDesquamation  —  gar  sehr  kiden, 
sicFt  in  einem  congestiven   Zustand  befinden^  der 
leicht   durch  reizende   JOiuretica  —  ja  oft  selbst 
durch  die  milderen  urintreibenden  Mittel  zur  wah-^ 
ren  KntzMndung  gesteigert  wird. 

Der  YerfWsser  fiel  früher  bei  Behandlung 
der  Machkrankheiten  des  Scharlachs  nur  zu  oft 
in  die  Fehler  der  sich  täuschenden  Diagnosti-'^ 
ker  —  er  hielt  das  mit  dem  Vorrücken  der 
Anasarca  eintretende  Erbrechen  für  ein  Zu- 
dien  vön^  Hirnaffection  ^  befürchtete  Exsudate 
von  Wasser  in  den  Gehirn -Ventrikeln,  und 
beeilte  sich  anfangs  durch  Anlegen  von  Blut- 
egeln, und  schleunigst  darauf,  durch  Calomel 
und  Digitalis  der  Gehirn -Metamorphose  zu 
begegnen.  —  Allein  spätere  Erfahrungen  und 
sorgfiiltig  verrichtete  S^ctionen  überzeugten 
ilm  y  dafs  dieses  Erbrechen  aus  einem  krank- 
haften ErgrilFenseyn  der  Nieren  entstand. 

Seitdem  ihm  diese  Ahndung  zur  Ueber- 
zeugiing  ward,  bemühte  er  sich  noch  mehr, 
die  Kriterien  aufzufinden,  die  das  Beginnen 
des  Nierenleidens  anzeigen.  Er  fand  im  Urin 
selbst  die  unleugbarsten  Beweise.    Immer  sah 


—   w    - 

%r,  dab  mit  dem  Erbrechen  zugleich  der  Unn 
an  Quantität  sich  minderte,  dafs  derselbe  im- 
mer dunkler  und  oi^  selbst  als'  blutiarben  aus^ 
geleert  ward.  Auffallend  war  der  Wechsel 
der  Farben;  der  bald  dunkelbraun,  bald'cho- 
koladenfarben  sich  darstellte,  bis  er  in  den 
schlinunern  Fallen  als  wirkliches  Nierenblut 
erschien.  Die  kleinen  Kranken  klagten  oft 
über-  Sehmerz  und  Spannung  in  den  Präcor^ 
dien;  der  Puls  war  klein  und  gereizt,  der 
Kopf  blieb  ^ey,  die  Zunge  rerrieth  keine 
herrorstechend  gastrische  Concurrenz,  der  Ap^ 
petit  blieb  trotz  dem,  dafs  alles  Genossene 
wieder  weggebrocheu  ward ,  fast  ausdoueintd 
zugegen.  Die  Nierengegend  verrieth  beim  Be* 
ilihlen  keine  erhöhte  Empiindlichkeit.  Die 
nächtliche  Ruhe  ward  nur  durch  Trieb  zum 
Trinken  und  durch  das  sich  oft  erneuernde 
Erbrechen  unterbrochen.  Das  Oedem  der 
Haut  rermehrte  sich  dabei  zusehends,  wenn 
nicht  eine  alhnählig  zunehmende  Duftung  dem 
Steigen  desselben  Einhalt  that. 

Schon  in  früheren  Scharlach  -  Epidenfiien 
war  diese  Wahrnehmung  von  dem  Verfasser 
niedergeschrieben  worden ;  sie  stellten  sich  die- 
sen ^Herbst  wahrend  welchem  das  Scharlach« 
fleber  sich  zugleich  mit  dem  vom  Sommer  ber 
andauernden  Reuchliusten  sporadisch  zeigte, 
von  neuem  zur  Beobachtung  dar,  und  diefs 
veranlafst  ihm,  sie  andern  Aerzten  zur  rrü- 
iung  darzulegen» 

Bevor  er  jedoch  zur  Mittheilung  des  von 
ihm  beobachteten  Heilverfahrens  schreitet, 
glaubt  er  sich  verbunden  anzeigen  zu  müssen, 
aab  er  seine  Scharlachkranken  höchst  einfach 
und  kühl  behandelt..     Da  wo   die  Krankheit 


•>-     ä5    — 

t 

aich  mild  und  ^iariig  äuflüert  (wäi  dock 
der  MelirzaM  der  F^U  j»t)  wird  ä^s  erkraniit^ 
Individuum  nur  leiclit  bedeckt^  erliiilt  iu  «tlate« 
tischer  Hiiu|icht  liur  Wassersuppe  tmd  Obst, 
versiüstes  Citronenwätoer«  oder  statt  dessen 
Himbeersaft  unter  Wasser  zum  Getränk.  ,  Bei 
eintretexidem  Frosteljci  mrd  der  K^^nT^^»  ^ik^ 
nur  ^deckt  und  erlialt  eine  T^se  Melis^ii-« 
oder  Xiindenblitt&ent&ee.  Ist  die  En 
des  Hautorgans  heftig ,  ohne,  dals  der 
eingenommen,  ohne  d^s  di0  Stimge  gas 
Zofalle  Terräth,  ist  die  Haut  dabei  trocken 
heiA,  so  hisse  iqh  alle  fl^  bis  3  Stunden. den 
ganzen  KSrj^r  mittel$t  eiw»  in  kaltes  Waa« 
ser  und  Essig,  getauchten  Schwanünea  Aber« 
streichen.  Diese  Abkühlungen  werden  anige«- 
setzt  so  wie  Abschupjpung  beginnt,  wo  dami 
nach  Beenden  der  Umstände,  wiilme  Abwa- 
echungen  oder  warme  Bader  in  Gebraucii  ge«- 
zogen  werden. 

Wo  bei  trockener  tind  gemäfiMfter  Hitfse 
der  Kop/  eiimenommen  ist«  werden  erst  di^ 
kalten  Umschlage  auif  das  Vorder-  und  t&n- 
terhaupt  benutzt,  «-^  tntt  jedoch  trotz  ^ser 
kühlenden  Behandlung  ein  entzündlicher  Cka^ 
rakter  im  Blute  und  seilten  Gefafsen  deutlich 
hervor,  ist  nicht  bloA  Fhlogose,  sondern  wid^^ 
lieh  Andrang  des  Blutes  nach  dem  Gebjrn  her 
merkbar,  so  wird  eine  hinlängliclbe  iPortioÄ 
Blut  entzogen ,  denn  geringe  Blutentziehungei^ 
nützen  zu  nichts,  und  ihre  Wiederholung  er- 
setzt das  Versäumte  nie.  Hierauf  wird  die 
Kälte  gesteigert,  es  wird  zu  den  Kopfuin- 
schlagen  eine  immer  kältere  Slischung  oder 
statt  ihrer  Schnee  und  Eis  verwendet.  —  In- 
nerlich wird  das  €alomel  mit  Nitrum,  und  bei 


-^     5ß     — 

Allpfropfungen  und  Infarcten  des  Unterleibes 
audi  abwediselnd  eine  Salzmixtur  (nach  Süeg» 
Btz  Rath)  gegeben.  —  Zeigt  hingegen  das 
Scharlachfieber  einen  gastrischen  Charakter, 
ergreift  die  im  GefaJsnetz  der  Haitt  ausgebil- 
dete Entziinditng  jene  inneren  Membranen, 
zieht  Leber-  und  GallensTStem  in  Connex,  so 
'dient  sofort  ein  Brechmittel,  dann  eine  Mi- 
.schung    aus    Saccus   Gtri  taluratut  und  Aqua 

.  lax.  Vienn.  mit  gleichzeitigem  Gebranch  des 
Calomels,  Uebrigens  ist  auch  hier  die  kalte 
Behandlung  an  ihrer  Stelle,  weil  Kälte  das 
souveränste    Mittel   gegen  cantagiSse  lEntzün- 

...duögen  ist.  —  Die  das  Scharlach  begleitende 
Bräune  i$t  bei  den  gewöhnlichen  milden  For- 
men blöfs  leichte  HalsafTection ,  und  weicht 
dann  dem  gewolmlichen  Heilplan,  bei  hefti^ 
gen  entzündlichen  und  gastrischen  Formen*  war 
auch  liier  das.  genannte  Heilverfahren  entschei-- 
dend  fiir  das  ortliche  Uebel,  wenigstens  be- 
durfte es  nur  geringer  topischer  Beihülfe.  In 
jenen  schlimmen  Fällen,  wo  die  contagiose 
EntzSndung  mit  hervorstechend  phlogistischen 

*  Charakter  auf  das  Hirn  und  vorzüglich  auf 
dessen  Gefafse  übergeht ,  wo  die  Kranken  bald 
liSchst  exaltirt,  bald  soporös  sich  darstellen, 
— -  nützten  ihm  die  copipsen  Blutentziehungen 
vor  Anwendung  der  Kälte,  dodi  kam  er  bis 
jetzt  selbst  in  den  schwierigsten  Fällen  ohne 
Sturzbäder  zum  Zweck.  Die  Erhöhung  des 
lüätegrades  und  die  öftere  Emeuenmg  der  Um- 
schläge und  Waschungen  ersetzen  gewils  in 
den  mehresten  Fällen  die  in  der  Privatpraxis 
schwer  einzuführenden  Uebergiefsungen..  — 
llückbleibende  S.ubinflammation,  Orgasmus  des 
Blu.tes  weichen  bald  unter  iLis  Getränk  ge- 
mischter Schwefelsäure.  -«    Auch  in  den  ge- 


—     57     — 

falirdrohendsten  Fallen  gab  der  Verfasser  nie  das 
Calomel  in  den  ungeheuren  Dosen  Ton  6  Gran» 
wie  es  neuerlich  angesehene  Heükünstler  zu 
verordnen  pflegen ;  'denn  mag  das  Calomel  im 
Scharlach  auch  specifik  wirken ,  so  ist  es  doch 
gewifs ,  dals  die  Rettung  des  Kranken  entwe- 
der bei  synochalischen  Charakter  von  hinläng- 
licher Blutentziehung  abhängt,  oder  yon  der 
angemessenen, Anwendung  der  Kälte i  —  Un- 
ter der  Maske  des  Croups  sah  er  das  Schar- 
lachcontagium  sich  nie  manifestire^ ;  in  letz- 
terem Falle  mag,  wo  periciüum  in  mora  ist, 
oder  der  Arzt  später  gerufen  wird,  die  reich- 
lichere Anwendung  der  Mercurialmittel  an  ih- 
rem Platze  seyn. 

Neue  Heilmethodeh  finden  immer  ihre 
'Widersacher,  und  diefs  zeigt  sich  auch  bei 
der  nur  langsam  Eingang  findenden  külilend^u 
Behandlung  des  Scharlaclis.  In  den  früheren 
Epidemien,  die  sich  durch  einen  mildereu 
Charakter  auszeichneten,  reichte  eine  sehr  ein- 
fache antiphlogistisch  -  diaphoretische  Curart 
aus,  man  hielt  die  Kranken  sogar  warm,  und 
sie  genasen  auch.  Die  Epidemien  unserer  Zeit 
^aben  den  Aerzten  zu  rathen  auf,  das  Schar- 
lach-Contagium  erreichte  selbst  einen  höhe- 
ren gefahrbringenderen  Grad  der  Ausbildung; 
man  überzeugte  sich,  dafs  der  Scharlachaus- 
scblag  keine  Crisis  sey,  dafs  er  als  contagiosa 
Entzündung  im  Gefafsnetz  des  Hautorgans  eine 
ganz  entgegengesetzte  Berücksichtigung  erhei- 
sche, man  stimmte  anfangs  für  eine  gelind  ab- 
leitende Heilart  durch  abiülirende  Mittel  und 
säuerliche  Getränke.  Es  ist  nicht  zu  leugnen, 
dafs  letztere  Heilprocedur,  die  ^vir  vorzüglich 
einem  Stiegütif,  verdanken,  schon  ein  bedeu- 


-  ^   «. 

teAder  Schrift  vorwärts  w«r^.deiiii  bei  dflpn 
gutariigeo  Scbarbich  langt  xnaii  hiemiit  foU^ 
liommeA  aiu;  iar  Ter&sfter  gab  Yielei^  de^*-' 
gleichen  Kranken  täglich  einige  Efsloffel  tiit* 
tersala  -  Auflosung  und  ili8  Getränk  Saaer]|o^ 
nig,  und  sie  genasen  ^  weil  sie  nur  leicht  da-« 
bei  erkifankt  -«raren,  doch  gab  auch  hier  das 
▼on  dem  einsichtsvollen  Sti^Siz  aneiiqpMilnv 
kühle  Yerhaltei»  bestimlnt  deii  Ansschlag. 

Gründlicheres  Studium  der  Natur  der  Con-« 
tagioueu  hat  in  neuester  Zeit,  bereichert  durcli 
die  grolsen  Erfahrungen,  die  wir  während  djer 
Kriegspest  zu  machen  iahig  waren,  ein  gtaiK* 
zendes  lacht  verbreitet.  Thätige  Friditiker« 
ein  Heim  9  Hom^  FröKch^  Beufs^  PfasfiTy  GS^ 
dm^  PUschaft  u.  a.  haben  ihre  werthvollen 
und  ausgezeichneten  Erfahrungen  über  des 
unbestreitbaren  und  entschiedenen  Nutzen  der 
Kälte  gegen  die  contagiosen  t'ieber  dfieutlidi 
bekannt  gemacht. 

Die  Mehrstahl  der  Aerzt^ist  ton  der  Wahrheit 
ihrer  Berichte  durchdrungen ,  eigehe  Versuche 
haben  ihren  Glauben  bestärkt,  allein  Nichtärzt^ 
und  Uneingeweihte,  Torzüglich  die  niederit 
Volksklassen  werden  den  Cöntraqt  unserer  An^ 
sichten  und  Curarten,  das  Ueberschreiten  von 
einem  Extrem  auf  das  andere,  noch  läng^  pa« 
radox  finden. 

Dafs  auch  die  Anwendung  der  verschieb 
-denen  Kältegrade  eine  besonnene  Abschätzung 
4es  phlogistischen  Zustandes  erheischt,  dafs 
'die  Aufinerksamkelt  der  Aerzte  dabei  gar  sehr 
in  Anspruch  genommen  wird;  dafs  bei  dieser 
übrigens  höchst  schätzenswerlhen  Heilmaaier 
auch   sorgsam  individualisirt  seyn  muls,   iat 


—     69     — 

eine  allgemein  anerkaiinte  Wahrheit.  -^  Der 
Verfasser,  der  die  Bemühungen  der  üben  ge> 
naimten  trefflichen  HeilLiinstler  mit  schuldU 
ger  Dankbarkeit  anerkennt,  kanü  iiicht  um« 
hin,  hier  an  schicklicher  Stelle  zu  erinnern, 
daJjS  es  ihm  unbegreiflich  bleibt,  wie  ein  Pro* 
Reh  und  Rtujt  diese  Heilprocedur  auch  gegen 
Masern  und  Gesichtsrose  anzuwenden  sich  yer- 
anlaibt  fühlen  konnten.  Es  gemahnt  ihm  just 
so,  als  wenn  man  kÄlte  Umschläge  gegen 
Kopfgidit  oder  die  Kalte  äuFserlic^  gegen  pe- 
ripneumonische oder  pleurltische  Zufölle  au- 
ratfaen  wollte.  -^  Die  Eiiahrung  wird  zeigen, 
ob  diese  Anempfehlungen  Nachahmung  ver- 
dienen !  -^  Nacn  diesen  E3q)ectora(ione2i  kfeixrt 
der  Verfasser  zu  dem  Zweck  dieser  Schrift 
zurück,  und  bemerkt,  dafs  er  die  Abhäutung 
beim  Scliarlach  und  die  damit  häufig  verbun- 
denen serösen  Ausschwilzungen  und  Anschwel-« 
Jungen  nicht  nach  der  Meinung  neuerer  Schrift- 
steller über  diesen  Gegenstand  als  eine  kriti- 
sche Entscheidung  betrachten  kann. 

Die  kritische  Entscheidung  sesctiieht  im 
Scharlach,  und  selbst  noch  bei  der  Abschup- 
pung durch  den  Urin.  —  Dafs  ein  von  der 
Entzündung,  von  dem  hier  abgesetzten  und 
ausgehildeten  Contagium  zerstörtes  Hautgebil- 
de abblättert  und  in  Schuppen  abfallt,  ist  noth- 
weudige  Folge,  kann  aber  nach  unseren  An-» 
sichten  von  kritisdien  Entscheidungen  und 
activen  Hellbestrebunii^en,  Ausgleichungspro* 
cessen  etc. ,  wohl  nicht  als  solche  anerkannt 
werden,  dasselbe  gilt  auch  von  dem  Oedem, 
das   sogar    nicht  immer  und  unbedingt    zuge- 

Si  ist.  —    Wenn  man  der  Angina  jetzt  den 
ng  eines  Kriteriums  und  bestimmten  Be- 


— '     60     — 

gleilers  des  Scliarlaclis  streitig  macht,  so  darf 
man  nach  des  Verfassers  Ansicht  «luch  nicht 
verlangen,  dals  das  Oedem  eine  kritische  Ent- 
scheidung sey.  Denn  das  herrortrelende  Haut- 
gebilde ist  leidep  nicht  in  der  Verfassung, 
diese  sogenannte  kritische  Entleerung  weiter 
1)elordern  und  excerniren  zu  können.  Das  Se- 
cret  inuls  häufig  wieder  aufgesaugt  und  durch 
die  Nieren  von  neuem  ausgeschieden  werden.' 
—  Die  Hautausdünstüng  ist  nach ,  einem,  he- 
deutenden  Scharlach -Ausschlag  in  der  erste- 
ren  Abhäutungsperiode  wahrlich  so  unbedeu-^ 
tend,  dafs  sie  so  gut  als  nichts  auszuleeren 
vermag.  —  Das  Hautorgan  bedarf  einer  Re- 
stitutio in  integrum  um  functioniren  zu  können. 
Daher  die  sofort  bei  beginnender  Abhäutung 
gereichten  Diaphoretica  und  Sudorifera  mehr 
schaden  als  nützen.  Erst  mufs  der  Natur  zur 
Reproduction  Zeit  gelassen  werden ,  und  dann 
beginne  die  Cultur  d6s  Hautorgans  durch  \^ar- 
me  Bäder,  Reibungen  etc. 

Eben  weil  die  Secretiqn  der  Haut  höchst 
unvollkommen  von  Statten  geht|  entsteht  ja 
das  Oedem  oder  die  Ahfdllung  im  Zellgewe- 
be, der  treibenden  Mittel  bedarf  es  folglich 
nicht ,  die  Exästuantia  werden  durch  beschleu- 
nigleren Blutumlauf  die  stockende  Masse  nur 
noch  vermehren.  Reibungen  und  warme  Bä- 
der allein  verdienen  Anwendung.  —  Bis  da-^ 
hin,  wo  die  Ausleerung  dieses  Secretes  .in 
Dunst  oder  tropfbarerer  Gestalt  wieder  nor- 
mal von  Statten  gehet,  vicarüren  eigentlich 
die  Nieren,  allein  sie  leiden  nach  des  Verfas-- 
oers  Ueberzeugung  in  jenen  Formen  des  Schar-^ 
lachs,  wo  das  Hautorgan  sehr  und  lange  von 
der    Gontagiösen    Entzündung    occupirt    war; 


f » - 


^■.':^ 


—     61     ^ 

schon  dtiduffeh  ungemein,  dafs  ihre  Stellrer- 
trelung  theils  zu  lange  in  Ansprucli  genom- 
men ist,  theils  und  zwar  mulhniaMich  auch 
durch  den  Gehalt  und  das  Slalerial  der  dahin 
gewiesenen  StoiFe ,  endlich  aber  und  ganz  vor- 
züglich durch  die  häufig  zur  Ungebülir  ange- 
wandten.  Reizmittel ,  ich  meine  die  sogenann- 
ten urinireibenden  MitteL  die  in  diesen  an  und 
für  sich  jetzt  naturgemäfs  aufgereizten  Hiilfs- 
Organen  nicht  anders  als  nnchtheilig  wirken 
können.  Sind  wir  demnach  genöthigt  anzu- 
nehmen, daüs  die  Nieren  wahrend  der  unter- 
brochenen Hautausdünstung  sich  in  einem  con- 
ges(iven  Zustand  befinden ,  der  sie  einmal  ge- 
neigt macht,  bei  intensiv  erhöhter  Kraft  in 
EntzGndung  zu  verfallen  oder  bei  geringeren 
Hang  zum  Exceis,  in  jene  Atonie  und  Torpi- 
dität  zu  versinken ,  vermöge  welcher  Erschlaf- 
fung und  ein  quasi  paralitischer  Zustand  ein-, 
tritt,  was  wir  deutlich  ersehen,  wenn  sie  das 
zu  ihnen  gelangte  Blut  unverändert  zur  Blase 
befcirdern ,  so  ist  es  auch  klar  und  augenschein- 
lich, dafs  hier  piuretica  selbst  der  blandesten 
Art  nichts  nützen ,  nur  scliaden.  —  Der  Verf. 
fand  zweimal  in  Leiclinamen  solcher  Kinder 
die  an  einer  bedeutenden  Hautwassorsucht  ver- 
storben waren,  die  Nieren  erweitert,  die  Mark- 
substanz entztindet,  fast  brandig,  die  Binden- 
substanz und  Kapsel  aufgelockert,  und  wie 
inacerirt  aussehend.  Beweis  genug  für  die 
Existenz  des  Nierenleidens,  -r-  Von  dieser 
Zeit  an  beobachtete  der  Verfasser  die  an  Oe- 
dem  leidenden  Scharlachkranken  mit  Mlfs- 
trauen,  er  war  zu  oft  getäuscht  worden,  hatte 
den  Urtheilen  anderer  zu  viel  Vertrauen  ge- 
schenkt, und  immer  im  Gehirn  gesucht  was 
in  den  Nieren  zu  finden  war.     Er  sah   ein^ 


—     6^     - 

t 

dafs  bei  der  kalten  Behandlung  des  Scharlach» 
die  früher  in  Folge  der  Congestlonen  so'  häufig; 
vorgekommenen  Ausschwitzi^gen '  in  d^n  Ge- 
hirnhöhlen sich  nur  selten,  nur  in  den  bös- 
artigeren Formen  darbieten  können,  dala  in 
dem.  mächligeii  Mittel  der  Kälte  und  in  dei^ 
jetzt  allgeinein  eingefährten  streng  antiphlogi- 
stischen Behandluag.  d^r  Scarlatina  — ^  oma  Mit-t 
tel  gefunden  se]^,.,d(^.  diesen  friUier  bei  der 
älteren  und.  erhitzenderen  Behandlung  nur  zti 
oft  Yorgekommenen  Folgeübeln,  an  und  für 
sich  die  Bildung  verwehre !  —  Dafs  hier  das 
so  hfiußg  mit  dem  Vorrücken  des  Hautodems 
verbundene  Erbrechen  meistentheils  von  der 
Nieren" Affecüon  herzuleiten  sey ;  daüi  dem-« 
nach  die  Aufinerksamkeit  des  Ajrztes  augen-^ 
scheinlich  auf  dies$  GebUde  gelenkt  werden 
mÜ3se. 

"VV^oht  war  es  bei  den^  frühecen  Behand- 
lung gar  idchts  seltenem  als  Folgeübel,  Anhäu- 
fungen von  Wasser  nicht  nur  im  Zellgewebe, 
sondern  in  allen  Cavitäteu  aufzufinden  ;  das 
Erbrechen  dieser  Kranken  im  Stadia  Desqua^ 
maüonis  ward  demnach  mit  Recht  als  cönsen- 
sueli  und  vom  Hirn  ausgehend  angenommen, 
es  traten  bald  nach  dem  Erbrechen  alle  übri- 
gen Zeichen  des  GeJürnlddens  ein,  -^  Diefs  ist 
jedoch  eift  Vorzug  der  neuen:  Heilmethode, 
dafs  sie  dei^  Scharlach- Gontagium  den.Zuirllt 
zu  den  Efirnhäuten,  nämlich  d^e  Ausbreitung, 
der  £U>tisiindung  verwehret,  --t  Die  Fälle,  wo. 
der  Arzt ,  b^i  ^  denen  sich  abhäutenden  Kran- 
ken zugleich  mit  dein  Erhrechm  E^sudationen 
in  den  Gißhirnhöhlen,  vermiithenimd  argwöhn 
nenmufs,  sjind  demnach  seltener  geworden, 
daher  er  dieses  Symptom  zu  Folge  der  Erfäh- 


-^     63     M 

rang  des  Vcfrfassers:   vonügUch  ob  ein  Zticfun 
d€9  JSrkranksieyn  der  Nieren  betrachten  mufs. 

Dieser  Beobachtung  fernab  sdilob  ich  ßut 
die  Schädlichkeit  der  urintreibenden  Slittel, 
und  liTÄhlte  von  dem  Zeitpunkt  an,  wo  Ue- 
belkeit,  Erbrechen,  eintraten,  und  ein  spar- 
samer dunkeler  oder  blutrother  Urin  gelassen 
wajrd,  das  ßtütereche  Sauer  (EUxir*  addianHa^" 
kr.')  flla  ein  Mittel,  das  eines  Theils  dem  cpn- 
gestiven  und  subinflammatorischen  Zustand  der 
Ifkren  yoUkommen  angemessen  ist,  andern- 
theils  fähig  schien  die  kritische  Ausscheidung 
auf  eine  den  erhitzenden  Diureticis  ganz  ent- 
gegengesetzte Weise  dennoch  zu  befördern» 
$cbleimigte  Getränke  mit  dieser  Säure  und  ei- 
nem Syrup  angemischt,  wurden  selbst  von 
dem  schwachen  Magen  der  alles  rejicirte ,  gut 
vertragen,  ja  die .  Mehrzahl  meiner  Kranken 
vertrug  ^es  Mittel  unter  einfaches  a1>gek()ch- 
tjßs  und  wieder  abgekühltes  Wasser  gemischt. 

?Kcht  genug  zu  rühmen  vermag  ich,  wie 
treSKch  dieses  einfache  Mittel  wirkte.  Der 
Ifrin  Aolk  in  Menge  ab ,  kehrte  allinählig  zu 
seiner  naturgemäfsen  Farbe  zurück,  das  Oedem 
verminderte  sich  zusehends ,  das  Erbrechen  ver- 
lor sich  oft  schon  nach  einem  zweitägigen  Ge- 
iMcauche*  -^  Kuhig  konnte  idi  nun  die  mit 
der  Reproduction  des  Hautorgans  sich  nur 
langsaip  wieder  einstallende  DufLung  abwar- 
ten. Angenehm  war  es  mir,  mittelst  dieses 
so  wirksamen  antiphlogistischen  Mittels,  die 
von  Abercrombie  erst  kürzlich  wiederholt  an- 
empfohlenen Blutentziehungen  bei  der  Schar- 
lach-Anasarca  vermieden  zu  haben;  sie  kiiii- 
nen  nur  dann  dringend  erfordeirlich  werden, 
wenii  wirkliche  Entzündung  hinzutritt ,  da  wo 


-     64     •- 

nur  Orgasmus  obwaltet,  wo  nur.  cong^sti^^r 
subinflainmatorischer  Charakter  in  den  ^Nieren 
'Statt  findet,  kann  man  selbige  entbehren,  da 
das  SCalhrxhe  Sauer  hier  alles  leistet,  was  der 
Arzt  zu  fordern  berechtigt  ist,  zumal  wenn 
warme  Bäder  mit  in  Gebrauch  gezogen  werden. 

Die  Praktiker  erwähnen  einer  topiechen 
Entzündung  im  TJnterleibe ,  die  bei  Schar-« 
lachkranke^  erst  während  der  Abschuppong^ 
und  zwar  erst  gegen  den  13ten,'  14ten  und. 
17ten  Tag  der  Krankheit  sich  entwickele.  •— « 
Der  Verfasser  hält  sich  überzeugt,  daft  diese: 
spat  erfolgenden  Entzündungen  meist  von  den 
Nieren  ausgehen. 

Auch  den  Gamphor  und  alle  andere  er-< 
hitzenden  Schweifs  befordernde  Mittel,  "die 
man  während  der  Abhäutung  $o  sehr  empfiehlt, 
wagt  der  Verfasser  in  der  ersten  Periode  der 
Desquamation  gar  nicht  zu  geben.  Theils  weil 
es  widersinnig  ist  zu  einer  Zeit  auf  die  Dia- 
phoresis  hinzuwifken,  wo  selbige  nicht  erfol- 
gen kann;  theils  aus  der  gewissen  Üeberzeu- 
gung,  dafs  in  diesem  Zeitraum  die  erhitzen- 
den Mittel  eben  so  schaden ,  als  während  dem 
Scharlachausschlag  selbst. 

Denkenden  und  prüfenden  Heilkunstlern 
«mpfiehlt  er  diese  Ansichten  und  der  von  ihm 
bis  zur  Stunde  mit  sehr  glücklichem  Erfolg 
eingeschlagenen  Heilung  zur  ferneren  Unter- 
suchung. 

Schliefslich  ist  noch  zu  bemerken,  dals 
nach  mehrtägiger  Anwendung  des  Halltrschen 
Sauer  ^  und.  sobald  auf  reichlicheren  tJrinab- 
gang  das  Oedem  sich  verliert,  die  Fortsetzung 
dieses  Mittels'  nicht  erforderlich  ist,  ja  sogar 

be- 


M     65     ~ 

beeiniräditigeAd  und  nachtheilig  werden  kann, 
indem  ein  zu  lange  fortgesetzter  Gebrauch  die 
Dige8tion5organe  schwächt ,  und  zu  wässeri- 
gen, schwächenden  Durchfällen  Veranlassung 
giebt,  gleichwie  er  auch  auf  die  Zähne  nach-« 
einwirkt. 


Der  Verfasser  geht  dann  baldigst  zu  bit« 
tern  Mitteln  in  schicklicher  Verbindung  über,* 
und  wählt  hierzu  vorzugsweis  eine  Mischung 
aus  dem  Exitäa.  Card,  bened,^  einem  aroma- 
tischen Wasser,  $7irup,  und  etwas  ron  dem 
Mäxt»  vUrioL  Mynsichi,  —  giebt  zum  ge« 
wohnlichen  Getränk  ein  Paar  E&löffel  Wein 
auf  ein  Glas  Walser,  und  gegen  die  Nacht 
eine  Tasse  warmen  Thee,  weil  nun  die  Haut 
so  weit  ausgebildet  ist,  um  wieder  fimctiioni* 
ren  zu  kömieni 


••  ••  * 


Jonfa.LVni.B.t.8t. 


mm'    66.      ü» 


in.        . 

Fernere   Erfahrungen 

ab«« 

die    Anwendung    des   Salnuaks 

in  groäen  Gaben» 

Voa  '      _    '   . . 

Dr.   Anton   Friedrich  Fischerj^ 

Atzt  am  Königl«  JoaejilüiieiD-Sdft  and  der  dt* 
mit  y#rbtiiideiilBii  adeligen  Endehlingitttstalt 

ttü  Dresden^ 


Aus  den  von  dem  )len*n  M edkinalrath  Dr. 
JBIunn  sowohl^  als  von  dem  Hofinedikus  Dr. 
Kunixmann  in  dieser  ärztlichen  Zeitsdirift  er- 
theilten  Berichten  ersah  ich  zu  nicht  geringer 
Freude^  daTs  der  Salmiak  sich  auch  diesen 
beiden  Aerzten  als  ein  mächtiges  Auflösungs- 
und 2ertheiiung8mittel  gegen  veraltete  Scir- 
rhoBitäten  der  Prostata  und  Verdickungen ,  ja 
selbst  Vereiterungen  der  Blasenhäute  erwie- 
sen hati  ifnr  in  grofsen  Dosen  und  mit  Aus- 
dauer, angewandt  leistete  er  dann  noch  Hülfe, 
als  alle  andere  bisher  bekannte  Methoden 
fruchtlos   in.  Gebl^auch    gezogen   waren,    und 

alle  Hofinuag  Und  Aussicht  {lir  die  Kranken 


—     67     — 

T^rschwundeii  war*  Da  nach  den  mir  mi  Theil 
ge^Yordenen  Versichertingen  noch  mehrero 
Praktiker  den  Sahniak  mit  Vortheil  gegen  De« 
generatxonen  der  VorBteherdriise  Und  Blasen-* 
häute  angewendet  haben,  und  noch  erdtkür^-*- 
Uch  ein  würdiger  Gelehrter  einzig  und  allein 
durch  beharrliche  Atuvendung  dieses  Mitids  ge» 
mtei  worden  ht^  so  steht  äsu  erwarten  ^  daCi 
auch  diese  Herren  Aeraste  meinem  friiheren 
Ersuchen  zu  Folge  nicht  anstehen  werden »  ihre 
Erfahrungen  baldigst  zur  öffentlichen  Kennt** 
mb  zu  bringen» 

B 

Bot  sich  mir  auch  neuerdings  keine  6e« 
legenheit  dar,  die  Wirksamkeit  dieses  MitteU 
gegen  die  früher  genannten  und  in  He^n  6e« 
heime  Ober  -  Medizinalrath  HustU  Magazin, 
Uten  Bandes  2ten  Heft  von  mir  ausiiihrlich 
dargestellten  Krankheitsfallen  nochmals  zu  er« 

froben,  so  wird  es  doch  vorläufig  nicht  ohne 
nteresse  seyn  ^zu  erfahren ,  dafs  ich  fuTsend 
auf  die  ausgezeichnet  günstige  Wirkung  des 
Salmiaks  gegen  die  oben  erwähnten  chroni* 
sehen  Leiden  der  Drüsen  und  Blasenhäute, 
ihn  nun  auch  Tersuchsweise  gegen  Verhärtung 
der  Orarien  und  des  Uterus  mit  augenschein« 
lieh  Tielversprechenden  Erfolg  anwende!  Da 
mehrmalige  und  vollendete  Kuren  mich  erst 
veranlassen  können,  die  specifike  Wirksam** 
keit  des  jimmordf  mwiqtici  auch  in  diesen 
der  Kunst  bis  jetzt  trotzenden  Uebeln  anzu- 
erkennen und  vor  das  Forum  der  Kunstgenos« 
sen  zu  bringen,  so  möge  dieses  Hindeuten, 
dieses  Voraussetzen  eines  glücklichen  Erfolges 
meine  Herren  CoUegen  ermuntern,  mit  die- 
sem Blittel,  das  ihre  Kranken  weder  betäubt, 
nodi  vergiftet ,  wie  es  leider  bei  -Anwenditncr 

E  2 


^     68     — 

def  Belladoniui  und  des  Quecksilbers  der  Fall 
ist,  ebenfalls  Versuche  anzustellen,  und  dann, 
in  öffentlidien  Blättern  niederzulegen,  was 
flir  und  gtgtn  diese  der  Form  nach  neue  Hui' 
muhf^dt  spricht. 

Ich  ahnde  dafs  die  Zeit  kommen  wird, 
wo  die  Benutzung  dieser  Entdeckung,  wo  die 
Anwendung  des  Salmiaks  in  groXser  und  reich- 
iicher,  lang  fortgesetzter  Darreichung  gegen 
yerha^rtungen  und  angehende  Scirrhositäten 
der  Drüsen  y  Verdickungen  und  Callositätea 
der  Membranen  den  höchst  zweideutigen  und 
Terdächtigen  Gebrauch  des  Mercurs  Terdrän- 
gen  und  seltener  machen  wird.  —  Da  wo 
keine  syphilitische  Dyscrasie  der  Säfke  statt 
findet;  wird  der  Salmiak  seine  Stelle  tollkom- 
inen  ersetzen.  Ja  selbst  gegen  vendt-Ijnyha« 
iriscAe  Bntxündungm  mit  Xicmdaiionm ,  wo  man 
das  Quecksilber  bis  jetzt|  nicht  entbehren  zu 
können  meint»  wird  der  Salmiak  in  hinläng-« 
lieber  dem  Grade  dieser  chronischen  Entzün- 
dung entsprechenden  Quantität  mit  dem  hier 
nöthigen  Zusatz  der  Antimonialien  dieselbe 
Wirksamkeit  beweisen,  und  ^r  dadurch  in 
Stand  gesetzt  werden ,  die  auf  den  thierischen 
Organismus  so  nachtheilig  einwirkenden  Mer- 
curialmittel  immer  seltener  in  Gebrauch  zie-- 
hen  zu  dürfen. 

Da  ich  noch  mit  Beobachten  und  Sammeln 
beschäiligt  bin,  und  durchaus  den  Erfahrun- 
gen anderer  Aerzte  vorzugreifen  nicht  geson* 
nen  bin,  so  wird  es  mir  zum  besonderen  Ver- 
gnügen gereichen,  zu  erfahren,  welche  Er- 
gebnisse sich  Anderen  bei  beharrlicher  An- 
wendung des  salzsauren  Aaunohiuma  in  den 


M     69     «w 

erwähnten  Fällen  gezeigt  haben ,  oder  sm  Ver^ 
folg  zeigen  werden. 

Mehreren  Er&hrungen  m  Folge  trat  in 
genau  beobachteten  FSllen  die  Zertheilnng  weit 
▼orgeräckter  Verhärtungen  erat  dann  ein,  wann 
dLer  Salmiak  den  Organismus  durchÄmngen 
hatte,  und  beeinträchtigend  auf  die  Safte  ein^ 
zuwirken  begann,  welches  sicl^  durch  geUad^ 
scorbutische  Zeichen  am  Zahnfleisch  zu  er-« 
kennen  gab.  Ein  Nachtheü,  den  der  Salmiak 
mit  anderen  Salzen,  z.  B.  mit  dem  Seesalz^ 
gemein  hat«  -^  Ich  Terminderte  dann  Um 
Doses  dieses  Salzes,  und  Termehrte  hinge, 
gen  den  Zusatis  der  bitteren  Mittel ,  und 
heb  den  Kranken  Malzabsud  mit  Ctoonen-' 
säure  genielsen;  mrorauf  sich  diese  Zufalle  mjt 
schnell  vorsdireitender  Besserung  baldigst  Ter- 
loren. 


Der  Hofioiedicus  Dr.  Kunijanannr  zu 
irret,  wenn  er  anfuhrt,  dafi»  ich  in  den  firuher 
genannten  Fällen  dien  Salmiak  mit  Siibhohs 
m  Verbindnug  verordnet  hätte.  Bei  Eiwach- 
aeneu  gab  idi  ihn  laut  der  im  Magazin  nie- 
dergelegten Ralatinn  nie  anderif ,  ds  m  VerMfu 
düng  mit  hiiieren  Extracttn^  denen  ich  jetzt  und 
nach  gvafttrer  Erfahrung  oft  noch  ein  schleimige 
tes  VehÜLÜ  hinzmeiiß» 


I 


-     70    — 


Einige  Bemerkungen 

über 

die  Anwendung  des  kaltenWassers 

in  Fiebern. 

Von 

dem  Freiberrn  von  Wedekind« 


Uie  drei  dem  letzten  Supplementbaiide  dieses 
lournala  euigerücktea ,  und  auf  YeranlaAung 
des  verehrtea  Hrn,  Herausgebers  ausgearbeitet* 
teu  Schriften  über  die  Anwendung  des  kalten 
Wassers,  zumal  iu  fieberhaften  Krankheiten, 
haben  nur  um  so  mehr  Vergnügen  gemacht, 
da  die  zweite  und  die  dritte  von  ehemaligea 
geliebten  Zuhörern  verfafst  worden  sind,  und 
da  die  erste  derselben,  über  das  nicht  immer 
gleiche  VerhältniTs  in  der  Verminderung  der 
Geschwindigkeit  des  Pulses  mit  der  der  Tem- 
peratur des  KcSrpers,  zu  weiterem  Nachden- 
ken Stoff  darbietet. 

-  Auch  ich  erlaube  mir  Bemerkungen  Über 
die  Anwendung  des  kalten  Wassers,  einige 
Bemerkungen  aus  einer  besondern  Ansicht  Ton 


-        71         -r 

det  Wirkungsart  deSSBlben,  wichet  iA  äs  m^ 
neu.  Nachtrag  zu  dem,  was  ich  über  diesen 
Gegenstand  in  meinem  Buche:  j^Eimge  Backe 
in  iüe  Ldvrt  voi%  den  EntKÜndungtn  und  von  dtn 
Fiebern  ükerhauptf  wie  in  die  van  den  GMinuU^ 
Zündungen  und  von  dem  amitclunden  faulen  Ncr- 
venfieber  insbesondere  f  von  Dr.  Georg  Freiherm 
von  Wedekind^  Jüarmstadi  1819"  Torgetra« 
gen  habe,  hier  2^  liefern^ 

Wenn  ohne  eine  ivirkliche  Zunahme  oder 
Abnahme  der  Blutmasae  der  Puls  toU  oder 
klein  wird ,  so  schlie(bt  man  daraus  auf  eine 
Zunahme  oder  auf  eine  Abnahme  der  Aus- 
dehnung der-  Blutmasse,  3;ufolge  deren  sie  ei^ 
nen  grölseren  oder  einen  kleineren  Raum  ein-« 
nimmt,  oder  man  schliefst,  yrie  bei  dem  Fi»- 
herfroste,  auf  eine  vermehrte  Zusammenzie» 
liung  der  kleinern,  und  zumal  der  Ton  dem 
Üerzen  euUegeoern  Blutgefälse« 

Aber  man  übersieht  einen  dritten  Fall, 
>r70  der  Puls  darum  klein  oder  toU  wird,  weil 
die  Gefalschen  (welche  laufser^em,  dals  sie 
rermoge  ihrer  Lebenskraft  wirken,  auch  als 
einsaugende'  Haarröhrchen  in  Anschlag  ge-« 
bracht  werden  müssen ,  die  auch  nach  physi- 
schen Gesetzen  die  Feuchtigkeiten  in  sich  auf- 
nehmen) viel  mehr,  oder  viel  weniger  von 
der  Blutmasse  in  sich  beherbergen,  als  der 
^ehiirigen  BlutTertheilung  angemessen  ist,  und 
dafs  sie  daher  einen  Blutmangel  oder  einen 
Blutäberflub  in  den  gröfseren  Geföfsen  zuwege 
bringen. 

Weil  der  Fall  einer  Ueberfüllung  der  Uebu* 
sreii  Blutgeföbe  auch  nach  dem  Tode  sich  er^- 
eignet,  weil  das  lebendige  Zusammenziehungs^ 


—     72     — 

dremiSgeii  dei^lben  abgehört;  und  ihre  EU- 
ftticität  nachgelassen  hat,  so  entstehen  daher 
4i0  groben  blauen  Flecken,  sumal  auf  dem 
Rflcken  und  dem  Hintem ,  die  man  meistens 
W  Leichen  wahrnimmt;  imd  wenn  man  sich 
▼ordern  einbildete,  dab  die  Schlagadern  kein 
wirkliches  Blut,  sondern  die  Spiritus  animdt» 
enthielten,  weil  man  dieselben  bei  Leichen* 
Öffnungen  leer  gefonden  hatte,  so  stützte  sich 
dieser  Irrthum  auf' eine  an  sich  wahre  That« 
Sache,  dafo  nämlich  meistens  bei  Sektionen 
die  Arterien  leer  gefunden  werden.  Sogar 
hat  man  bisweilen  in  den  Venen  kein  Blut 
angetroffen,  und  eine  sogenannte  Anaiaman 
meam  erlebt.  Aber  der  erste  Fall,  ron  den 
blauen  Flecken  an  Leichen,  erklärt  schon  den 
zweiten,  von  der  befondenen  Leere  der  gro<- 
Cseren  Blutgefötse  -—  das  Blut  muft  aus  dieseni 
in  jene  gedrungen  seyn ,  welche  als  Häarrohr-- 
chen  nach  dem  Tode  noch  physisch  thätig, 
dasselbß  aus  den  grobem  Behältern  in  sich 
aufnehmen.  Lange  gelegenes  Kalbfleisch^  nicht 
mehr  frische  Fische,  man  mag  sie  wasche](i 
so  viel  man  will,  bleiben  doch  roth,  weil 
flieh  das  in  die  CapillargefäTse  gedrungene  Blut 
nicht  auswaschen  lälst. 

Sollte  nicht  auch  bei  den  lebendigen  Men- 
schen, kranker  Beschaffenheit  wegen ,  der  Fall 
sich  ereignen  können,  dafs  die  kleinen  Blut« 
gefäse  sich  erweitern,  zu  viel  Blut  aufneh- 
men, den  grSfseren  von  ihrer  gebiihrendeu 
Blutmasse  mehr  oder  weniger  entziehen,  und 
dadurch  die  natürliche  Yertheilung  des  Bluts 
aujQieben?  Bei  gesunden  Menschen  wird  man 
oft  schon  eine  Veränderung  in  der  Tempera- 
tur. |  ein^a  beträchtliche  Verschiedenheit  in  der 


—     73     — 

Völle  des  Pulses  wahmelunen,  welche  sich 
iiicht  wohl  anders  als  daher  erUären  läfst, 
daCs  die  kleinen  Gefäfse  bald. mehr,  bald  we- 
niger Blut  in  sich  fassen.  Bei  Fiebern,  zu* 
mal  bei  deipi  SynochuSy  wo  die  Wirkungen 
der  Reizung  mit  denen  der  Erschlaffung  ab^ 
"wechseln,  findet  man  zumal  häufig  solche  Ah^ 
wechselungen  zwischen  einem  vollen  und  ei<» 
nem  kleinen  Pulse,  die  nur  aus  der  rerschie- 
denen  Yertheilung  des  Bluts  erklärbar  werden. 

Die  skorbutischen  Flecken   und  die  Pete- 
chien sind  in  die  Augen  fallende  Beweise  von 
dem   Eindringen    zu  vielen   Blutes  in  kleine 
Geföüichen.     Aber  die  Anhäu|uDg  in  dem  Mas- 
kagni'schen  Gefö&netze,  braucht  nicht  so  stark 
zu  sejn,   dafs  sie  in  die  Augen  fällt,  um  die 
grolsen  GefäJse  dennoch  leer  zu  machen.    Es 
ist  genug,   daran  zu  erinnern,   dafs  allenthaU 
ben,  wo  man  mit  der  feinsten  Stecknadel  in 
die  Haut  sticht,  Blut  zum  Vorschein  kommt, 
dals  also  nirgends  eine  Stelle  in  der  Haut  an- 
getroffen wird,    welche    kein    BlutgefäTschen 
enthielt.     Wer    möchte  leugnen,    dafs    diese 
Blutgefäisdien  nicht  alle  zusammen  mehr  Blut 
in  sich  enthielten,    als  zusammen  die  gröfse- 
ren?  —    Ist  dem  so,  dann  bedarf  es  nur  ei- 
ner kleinen;   bei  jedem   einzelnen  Gefäfschen 
geringen  Vergrofserung  ihrer  Durchmesser,  um 
dem   Gleichgewichte   in  der  Vertheiluug   des 
Bluts ,  so  wie  sie  seyn  soll ,   damit  der  Kreis- 
lauf gehörig  von  Statten  gehe ,  nachtheilig  zu 
werden. 

Verminderung  der  Lebensthätigkeit  der 
kleinen  Blutgefafschen  und  verminderte  Zä- 
higkeit des  Bluts  durch  Auflösung,  müssen 
diese  Wirkung  hervorbringen.    Bei  Schlagflüs- 


-     74     — 

aea  zeigt  sich  manrhiiial  die  erste  dieser  Ur- 
sachen hiareichend  in  den  gelähmten  Theilen, 
die  dnnn  blau  werden ;  iin  Typhus  wirken  bei 
TergroDserter  Neigung  des  Bluts  zur  Fäulaiis, 
beide  Ursachen  gemeinschaftlich.  Wenn  bei 
Schlagflöasigen  der  gelähmte  Theil  blau  wird^ 
so  ist  zur  Herstellung  gar  wenig  Hofinung, 
weil  alsdann  der  Theil  durchaus  lahm  ist; 
wenn  bei  einem  Synocftut  dtr  PvIm  kUn  mrd 
und  klein  bUUa^  bei  eingetretenem  Verlauf  der 
'  "weifsen  Hautfarbe,  bei  rothem  Auge  und  Au- 
gesicht,  hochrother  dürrer  Zunge,  und  tieferni 
Sinken  der  Kräfte,  dann  ist  der  Typhus  ein- 
getreten, den  meistens  ein  Petechialausschlag 
begleitet,  und  dem  häufig  ein  Abgang  au%e- 
ISseten  Bluts  aus  der  Naise,  dem  After  u«  a, 
Oellhungeni  folgt.« 

■ 

Wenn  bei  der  Synocha  der  Puls  sehr  toD 
«nd  die  Hitze  sehr  grofs  ist,  so  ^vermehrt  die 
durch  die  Beschleunigung  des  Blutumlaufs  in 
griüserer  Menge  entwickelte  Wärme  durch 
ihre  Reizkraft  die  Anstrengungen  des  Herzens 
und  der  Schlagadern;  vermehrter  Blutumlauf 
Yermehrt  die  Erzeugung  der  Warme,  wie  rer- 
mehrte  Wärmeerzeugung  den  Blutumlauf.  Aber 
die  Krankheitsmaterie  selbst,  welche  die  Be- 
schleunigung des  Bliitumlau£s  zuerst  hervor^ 
brachte,  nimmt  an  Schärfe  zu,  weil  zu  viel 
Wärme  die  Verderbnifs  der  Säfte  fördert,  falls 
die  Wirkung  der  reinigenden  Organe  nicht 
verhaltnilsmäfeig  vergrSfsert  wird.  —  Wenn 
die  durch  vermehrten  Kreislauf  aus  innerer 
Ursache,  erhöhte  Wärme  lange  genug  anhält, 
•o  mufs  die  Wirkung  die  nämliche  seyn,  als 
wenn  durch  äufsere  Wärme,  oder  durch  hin-« 
reidteude   Leibesbewegung,    die   Temperatur 


—     75     — 

des  Körpers  ebemnäfsig  und  gleich  anhaltend, 
erhöhet  wird  —  vermehrte  Neigung  der  Stalte 
zur  Fäulnifs  bringt  in  allen  den  Fällen  eine 
hinreichende  Schwächung  des  Zusammenhan- 
ges der  Nerven-  und  Muskelfasern,  diese  aber 
den  Tod  hervor.  Das  aufgelüsete  Blut  dringt 
in  die  erschlafiien  kleinen  Gefafschen,  das 
Herz  und  die  grofsen  Gefafse  werden  nicht 
hinreichend  angefüllt,  um  sich  gehörig  bewe- 
gen zu  können  —  der  Puls  wird  klein  und 
immer  kleiner  bis  zum  Au&ören.  Die  zu 
Tode  gehetzten  Thiere ,  die  auf  Eilmärschen 
umkommenden  Mensrhen,  und  diejenigen, 
welche  äufsere  Wärme  umbringt,  sterben  wie 
die  Typhuskranken ,  an  einer  allgemeinen  Eo 
chymosis ,  zumal  des  Gehirns.  Das  Fleisch  zu 
Tode  gehetzter  Thiere  ist  ungeniefsbar,  fault 
äufserst  schnell,  die  häutigen  Theile  sind,  wie 
das  Gehirn,  rothlich,  und  die  Muskeln  dun- 
kelroth.  Das  Blut  eines  durch  starkes  Reiten 
nur  sehr  erhitzten  Pferdes  wird  von  dem  Huf- 
schmid  weggeschaiTfc,  weil  es  nicht  lange  nach-i 
dem  es  aus  der  Ader  kam,  aashaft  stinkend 
-wird.  Das  Fleisch  des  an  der  faulichten 
Seuche  umgekommenen  Schlachtviehes  ver^ 
hält  sich  wie  das  des  zu  Tode  gehetzten 
Kampfstieres,  welches  Niemand  genlefsen  kann« 
Das  ganze  Thier  ist  ecchymotisch  imd  geht 
schn^  in  stinkende  Fäulnils  über« 

In  allen  den  Fällen  schadet  die  Aderlässe, 
es  mag  durch  Leibesbewegung,  durch  Ein- 
wirkung der  Sonnenstrahlen,  oder  kUnstlicher 
Hitze,  durdi  die  Fieberhitze  oder  durch  Con« 
tagien,  das  Blut  in  Yerderbnils  gesetzt  und 
zu  viel  davon  in  den  kleinern  Gefafschen 
Übergetreten  seyn,     Es  [lassen  sich  nun  die 


—     76     — 

I 

Fälle  angeben ,  wo  hei  Fiebern  di«  Anwendung 
des  kalten  Wassers  hölfreich  wird.    Einmal: 
wenn    die   Temperatur  des  Körpei;8  über  ihr 
natürliches  Maafs  beträchtlich  und  anhaltend 
vermehrt  ist,  so,  dals  darum  Auflösung  der 
Säftemasse,  Verminderung  des  Zusammenhan- 
ges der  Fasern,  Ueberfütluhg  der  kleinen  und 
Ausleerung  der  grolsern  Gefäfse  zu  befürchten 
steht.  —    Dieser   Fall  tritt  bei  der  Synocha 
ein,  bei  der  mit  vollem  starken  Pulse  vergrö- 
fserten  Hitze.    Nur  nicht  lubedingt  kann  man 
hier  die  äulsere  Kälte  anwenden.     So  lange 
did    Wirkung    der   reinigenden    Organe   ver- 
stärkt,    und   die    Ausdünstung  vermehrt  ist, 
durch  welche  die  Krankheitsmäterie  ausgeleert 
werden   soll,  kann   die  Anwendung  der  äu^ 
fseren  Kälte  wegen  bewirkter  Zurückhaltung 
der  Krankheitsmaterie  schaden.     Warum  wird 
dem    erhitjBten   Fufsgänger    und    Tänzer   ein 
Trunk  kalten  Wassers,  ein  kalter  Regen,  ein 
kaltes  Bad,  so  leicht  nachtheilig,  ja  zuweilen 
tödtlich?    Nicht  weil  dadurch   iie  Tempera-^ 
tur  des  Korpers  herabgestimmt  wird,  sondern 
der  dadurch  verhinderten  Ausleerung  der  durch 
die  grofse  Hitze  in   der  Säftemaase  erzeugten 
Schärfe   wegen.      Richtig  ist  dalier  die  Regel, 
dafs  man  die  Kälte  nicht  anwenden  dürfe  so 
lange   die  Haut    feucht  ist.    —     Eine  zweite 
Hegel   will,   dafs  man  zwischen  dem  Abküh- 
len,  der   natürlichen   Temperatur  den  Körper 
n^her  bringen,   und  dem  JSrkälten^   das  heifst 
Hautkrämpfe   erregen,    oder   gar   den  Körper 
unter  »eine  natürliche  Temperatur  setzen,  wohl 
unterscheide!     Verminderung  der  Bekleidung, 
Anbringung  kühler  Luft,  Waschen  mit  lauem 
Wasser,  Waschen  mit  kühlem  Wasser,  Wa- 
schen mit  kaltem  Wasser  von  einem  ange« 


—     77     — 

messenen  Grade  Ton  Kälte,  kaltes  Baden,  kal- 
tes Sturzbad,  sind  oft  verscliiedeae  Gradatio- 
nen in  der  Abkühlung,  welche  nach  dem 
Grade  der  Statt  findenden  Erhöhung  der  Tem- 
perator  des  Körpers  zu  berechnen  sind. 

Nach  diesen  Grundsätzen  verfuhr  C.  L. 
Hoffmann  bei  Behandlung  der  Pockenkranken, 
und  ich  nach  seiner  Anweisung.  Warum  wir 
beide  in  der  Behandlung  dieser  Krankheit  sa 
glücklich  waren,  lag  Tornämlich  in  der  Bear^ 
beitung  des  Ausbruchfiebers.  Wir  richteten 
uns  nach  dem  Grade  der  erhöhten  Tempera-- 
tur ,  und  wir  stiegen  in  der  gradweisen  Erho--. 
hung  der  äuDsern  Kälte,  bis  wir  die  Tempe- 
ratur des  Körpers  ihrem  natürlichen  Zustande 
nahe  gebracht  hatten.  Ich  habe  in  einem  har- 
ten  Winter  Pockenkranke  gesehen,  die  im 
blofsen  Hemde  auf  dem  Bette  liegend  in  einem 
so  kalten  Zimmer,  dals  der  Urin  im  Nacht- 
geschirr zu  Eis  wurde,  über  unausstehliche 
Hitze  klagten  und  feuerroth  im  Gesichte  aus- 
sahen. Hier  wurde  das  Waschen  mit  eiskal- 
tem Wasser  angewandt  von  augenscheinlichem 
Ifutzen.  Ein  mit  meinen  Grundsätzen  bekannt 
gemachter  Vater  in  Strafsburg,  der  jetzt  in 
München  lebende  geehrte  Künstler,  Hr.  Stuntz^ 
iuhxte  seine  3  mit  dem  Ausbruchsfieber  der 
Pocken  behaftete  Kinder,  als  das  kalte  Wa- 
schen des  Körpers  der  brennenden  Hitze  nicht 
verhältnüsmälsig  entgegenwirkte,  auf  den  Hof 
an  die  Wasserpi^pe,  und  kühlte  sie  durch 
Ströme  kalten  Wassers  bei  sehr  kalter  Wit^ 
terung  ab. 

Als  ich  bei  dem  Eintritte  in  das  Haus 
von  dieser  Procedur  benachrichtigt  wurde, 
ward  um  ao^st  und  bange !    Aber  die  Kinder 


—     78     - 

waren  im  mindesten  nickt  erkaltet^  döndTerit 
nur  verhaltnifsinalsig  ihre  ungeheuere  Hit^e 
abgekühlt.  Aber,  um  Gotteswillen  hüte  sich 
der  unerfahrne  Ar2t  Vor  der  Folgerung:  also 
kann  man  mit  der  Kalte  nicht  2u'  weit  gehen} 
nein,  die  Abkühlung  mufs  durchaus  der  vor-* 
handenen  erhöhten  Temperatur  angemessen 
seyn»  Wie  yiel  Schaden  ist  ammal  angerich- 
tet worden,  wenn  man  bei .d^m  zweiten,  odec 
dem  Eiterungsfieber  der  Pocken,  wo  selten 
die  Temperatur  des  Körpers  sehr  «hoch  über 
der  natürlichen  steht ,  mit  der  Anwendung  des 
Kialte  heröiach  zu  Werke  gehen  wc^te  1 1  War- 
um ich  nicht  von  selbat  meine  Brfahrungeti 
bei  der  Pockenkrankheit  auf  die  Behandlung 
des  JScharlachfiebers  hinüber  trug,  imd  hei  die« 
sem  nach  eben  den  Regeln  verfuhr)  wäiCs  ick 
nicht  anzugeben;  aber  dafs  ich  hier  'damaU 
schon  sie  hatte  anwenden  soljen  undiucht  ange». 
wandt  habe,  beklage  ich. 

Wenn  bei  £nt2Ündunge&  innerer  Theile, 
s.  B*  der  Lungen,  nach  starkem  Aderlässen 
und  bei  trockener  Haut,  die  "Hitze  überaus 
grofs  bleibt,  so  sehe  ich  nicht  ein,  warum 
man  hier  der  Expansion  und  erhöhten  Reiz- 
kraft des  Bluts  durch  den  aufsern  Gebrauch 
des  kalten  Wassers  nicht  abhelfen  sollte.  Der 
gelehrte  und  erfahrne  Sarcone  legte  mit  Nutzen 
Eis  auf  die  Brust  bei  einer  in  Neapel  herr^ 
sehenden  faulichten  Lungenentzündung. 

Wenn  man  weifs ,  da&  die ,  wenn  auch 
h^ge  Hitze,  nicht  lange  genug  dauern  werde, 
um  «chSdUchjß  Folgen  hervorzubringen,  wie 
dieses  zumal  bei  Wecliselfiebern  der  Fall  ist, 
dann  würde  daa  kalte  Waschen  nicht  nur 
überitStsig    seyn ,    sondern   die '  Crise  stören» 


—     79     — 

Anders  verhält  es  sich  t.  B.  mit  dem  Aus- 
bruclisfieber  der  Pocken,  welches  wenigstens 
3  Tage  anhält  ^  während  welcher  Zeit  die 
Fieberhitzö  innere  Entzündungen  erregen,  und 
zu  eäiem  Faulfieber  den  Grund  legen  kann. 
Wenn  die  Erscheinungen,  z.  B.  Trockenheit 
der  Haut ,  ein  bleibender  Druck  in  der  Gei- 
gend de«  SiebbeinSy  mit  Verstopfung  der  Nase, 
anhxdteüdes Kopfweh,  Angegriffenseyn  des  Ge- 
hirns und  des  Nervensystems,  u.  s.  w.,  auch 
etwa  iiberdem  noch  das  Yorhandengewesen-* 
seyn  der  Schädlichkeiten,  die  leicht  einen  Ty- 
phus nach  sich  ziehen,  die  Synocha  beglei- 
ten, woinit  die  bösartige  Krankheit  oft  täu- 
schend anfangt,  so  mufs  man  keinen  Augen- 
blick Tersäumen,  von  der  Anwendung  des 
kalten  Wassers  Gebrauch  ]bu  machen» 

Wenn  ftber  die  Synocha  in  den  Synochus 
übergegangen  ist  (s«  Inein  vorhin  angeführtes 
Werk  S.  42),  und  zumal  die  Zungenspitze 
ein  glänzendes  Roth  zu  erhalten  anfangt,  so 
ist  die  änCsere  Anwendung  des  kalten  Was* 
sers  dringend  nothwendig,  um  ein  anstecken-» 
des  faules  Nervenfieber  zu  verhüten. 

),Wie  kann  bei  dem  Typhus,  wenn  die 
Hitze  zwar  sehr  vermehrt,  aber  der  Puls  klein 
und  geschwind  ist^  das  kalte  Waschen  und 
Baden  nützen?  Mufs  es  nicht  noch  mehr 
schwächen  ?  Wie  schädlich  mufs  es  nicht 
werden ,  den  Kopf  mit  eiskalten  Umschlägen 
zu  bähen,  wenn  die  Energie  des  Gehirns  sehr 
«larnieder  liegt,  wie  wir  so  oft  bei  dem  Ty- 
phus wahrnehmen  ?"  —  Diese  Betrachlungen 
waren  es,  wodurch  die  Aerzte  abgehalten 
Wurden,  von  der  Anwendung  der  Ivälte  bei 
dem  Typhus  Hülfe  zu   erwarten,    und  diese 


—   aa   — 

Betrachtungen  sind  es  gewifs  audinoch,  war-« 
um  die  neue  Methode  nicht  allgemein  eingrei- 
fen will. 

Hier  bitte  ich  die    bedenklidien  Aerzte, 
dafs    sie    sich    die    Frage    aufstellen  mögen: 
fFarum  ist  der  Puls  so  kleine  und  fvarwn  ist 
die  Energie  des  Gehirns  so  geschwächt  ?   Eine 
Yernünderung  der  Blutmasse  liegt  diesen  Er- 
scheinungen doch  nicht  zum  Grunde.     Betracht- 
te  man  das   Innere    des  Mundes,   die  Augen, 
das  Gesitht,  ja  den  ganzen  Köiper,  und  man 
wird  sich  leidlit  überzeugen,    dals  der  Grund 
nicht  in  einer  absoluten    Abnahme  der  Blut-« 
masise,  sondern  in  einer  nicht  gehörigen  Ver-. 
theilung  derselben  gesucht  werden  müsse,  näm- 
lich darin,  dafs   die  kleinsten  GefiUse  zu  viel 
Blut   aufnehmen ,    und    dafs    daher  das  Herz 
und   die  gröfsern   Gefälae   zu   wenig  Blut  er- 
halten,  dafs  das  Gehirn  von  der  Ausdehnung 
der  kleinsten  Gefäfse  einen  anhaltenden  Druck 
erleide,  während  dem  es  nicht  durch  ein  kräf- 
tiges  Einspriitzen   des  arteriösen  Bluts  gereizt 
und   dadurch   seine    Energie  unterhalten  wird. 
—  So  wie  man  in  der  Pathologie   die  plethora 
Vera  yon  der  plethora  spuria  unterscheidet,  eben 
so   sollte  man  auch  eine  anaenüam  veram  von 
einer    anoinüa    spuria    unterscheiden,     welche 
letztere  im  Grunde  eine  Plethora  in  den  klei- 
üen    Gefäfsen    ist.      Was   man   vires   opprefsas 
nennt,    ist  manchmal    nichts    anders  als   eine 
vorübergehende  anaemia  spuria^ 

Was  bewirkt  nun  ki'äftiger  ein  rasches  Zu-- 
sammeuziehen  der  kleinsten  Gefäfse,  als  die 
Kälte,  und  vorzuglich  das  Besprützen  des 
nackten  Körpers  mit  eiskaltem  Wasser?  — 
Aber  hier   ist  der  Fall,    wo   die  Kälte  nicht 

all. 


—     81     « 

aUmhhligj  von  einem  Grade  zum  andern  be« 
denUich  steigend,  angewandt  werden  mufs; 
nein  hier  ist  das  plötzliche  Bespriitzeii  oder 
Begiefsen  mit  sehr  kaltem  Wasser  oder  das 
Eintauchen  in  ein  kaltes  Bad,  nothwendig, 
wenn  die  Reizung  erzielet  werden  soll,  wel- 
che ein  Zusammenziehen  der  feinen  Gefaise 
bewirken,  und  dadurch  die  grölseren  Blutbe« 
wieder  anfüllen  kann.  — - 


Wenn  ich  z.   B.  meine  Hand  nach  und 
nach  in  sechs  Schalen  kaltes  Wasser  eintau- 
che, von  deren  jede  ein  Faar  Grade  kälter  ist» 
als  die  andere,  so  werde  ich  von  der  Kälte 
des  Wassers  in  der  letzten  dieser  Schalen  viel 
weniger  stark  gereizt  werden,  als  wenn  ich 
meine  warme  Hand  sogleich  in  die  letzte,  käl- 
teste  Schale  eintauche.    —    Bei  der  Synocha 
mit  vollem  Pulse,   wo  ich  nur i  die  Ausdeh-« 
nang  der  Blutmasse  durch   die  Wärme  ver- 
mindern und  ihrer  faul  machenden  Kraft  ^i-- 
derstehe^  will,  da  finde  ich  es  rathsam,  mit 
einem  nur  wenig   kalten  Wasser  anzufangen 
und  allmählig   die  Kälte  nach  Bedarf  zu  stei- 
gern —  ich  will  ja  hier  nicht  durch  die  Kalte 
rätun  —  aber  in  dem  ecchjrmotischen  Zustan- 
de des  Typhus ,   wo  ich  nicht  allein  der  fau- 
lichten   Aullösung  begegnen,    sondern   einem 
der  Lähmung  sich  nähernden  Zustande  entge- 
genwirken will,    da    soll    die    Kälte   als  das 
kräftigste  Reizmittel  wirken,  um  die  zur  Fort- 
setzung   des    Kreisläufe ,    zur    Erhaltung   der 
Energie  des  Gehirns   und  zur  Herstelltmg  der 
nothigen   Absonderungen    erforderliche    gehö- 
rige Vertheilung  der  Blutmasse  wieder  in  das 
Gleichgewicht    zu    setzen,   —    Ist  dieses  ge« 
loam.  LyiU,  B«  a.  St.  V 


■^     82     ■- 

ftclidfien»  dann  wird  das  WAscheu  m!t  küh- 
lem oder  mit  lauem  Wasser,  vielleicht  hin- 
reichen/ um  die  Rückkehr  des  Uebels  zu 
yerhuteÄ. 

Uebrigens  glaube  ich  noch  bemerken  zu 
dUrfen ,  dafs ,  so  dankbar  ^vr ir  dem  Herrn  Hof^^ 
itiedikus  FröUch  dafür  seyn  müssen ,  dafs  er, 
durch  viele  Beobachtungen  von  Fällen,  wo 
aufser  der  Anwendung  des  kalten  Wassers 
kein  anderes  Heilmittel,  nämlich  keine  Arz- 
nei, dem  Kranken  gegeben  wurde«  die  Heil- 
kran desselben  aufser  allen  Zweifel  gesetzt 
hat,  die  von  ihm  erreichten  guten  Erfolge 
doch  keinen  Arzt  veranlassen  sollten,  den 
Gebrauch  anderer  Genesmittel  hintan  zu  set- 
zen. Wird  durch  Reizmittel,  wie  ich  da- 
von selbst  überzeugt  bin,  in  dieser  Krankheit 
oft  grober  Schaden  angerichtet,  so  .leisten 
doch  antiseptische  Mittel,  wie  die  Mineral- 
säuren ,  una  der  die  Ausdünstung  befördernde 
Spiritus  Mindereri ,  darin  einen  nicht  zu  be- 
zweifelnden Nutzen.  Möglichste  Fürsorge,  uni 
dem  Kranken  eine  nicht  nur  kühle,  sondern 
auch  ret/ze  Luft  zu  verschaffen,  gehört  gewifs 
auch  zu  den  nothwendigsten  Erfordernissen 
einer  glücklichen  Kur.  Der  -  Transport  von 
Tjrphuskranken  auf  meistens  unbedeckten  Wa- 
gen bei  kalter  Witterung  war  im  Kriege  den- 
selben offenbar  heilsam,  und  in  luftigen  Kir« 
chen  genasen  diese  Kranken  besser  als  in 
den  Hospitälern,  und'  dieses  nicht  allein  der 
Kälte,  sondern  gewifs  auch  der  Reinheit  der 
Luft  wegen,  worin  sie  sich  befanden.  Ich 
schliefse  mit  der  Bemerkung,  dafs,  je  weni- 
ger die  Geschwindigkeit  des   Pulses  mit  der 


,         -    83     - 

Vermindeniiig  der  Temperatur  des  Körpers 
nach  der  Anwendung  des  kalten  Wassers  ab- 
nimmt ,  oder  je  geschwinder  der  Puls  bei  ver- 
minderter Wärme  des  Körpers  bleibt,  um  sp 
nöthiger  es  sey,  die  Kur  durch  solche  Mittel 
zu  unterstützen,  wodurch  die  Krankheitsma« 
terie  verbessert  und  ibrtgeschaflit  werden  kann. 


P2 


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den  Nutzen  des  kalten  Wassers 

bei 

Vergütungen  durdi  Mohnsafb 

Vom 

dem  Freiherr»  Ton  Wedekind. 


•■MN 


W  as  ich  in  dieseiii  Journal  über  den  Nutzen 
des  kalten  Wassers  bei  Vergiftungen  mit  Opium 
gelesen  habe,  veranlafst  mich '^  auch  meine 
Erfahrung  über  diesen  Gegenstand  dem  Publi- 
kum mitzutheilen,  zur  Bestätigung  des  dar« 
übeJC  vorgetragenen,  ^eU  zuweilen  auch  dem 
erfaiürenen  Arzte  es  wiederfahren  kann,  dafs 
geringe  Dosen  Opium  sehr  grofse,  giftartige, 
Wirkungen  hervorbringen ,  und  weÜ  die  Fäle 
nicht  seUen  sind,  wo  Vergiftungen  mit  Opium 
(durch  Lebensiiberdrufs,  oder  durch  Unvorsich- 
tigkeit, hervorgebracht  werden. 

leh  will  zuerst  erzählen ,  wie  ich  auf  die 
Anwendung  des  kalten  Wassers  verfiel. 

Im  Jahre  1783|  ids  ich  Physikus  der  Graf- 
adhift  IMeiihols  in  Baanöverischen  Diensten 


—     84    — 

war,  ereignete  es  sich,  dab  drc3  Jaden' veü 
ihren  Glaubensgenossen  bei  einem  Trinkgelage- 
betrunken  gemadit,  «nd  durch  gewaltsames 
Eingiefsen  des  Brannteweins  in  den  Mundy' 
als  sie  auf  der  Bank  lagen,  in  einen  Zustanni 
von  Scheintod  versetzt  wurden. 

Weil  diese  drei  Juden  immer  ein  Gegen^ 
stand  der  Verfolgung  von  den  übrigen  Juden 
gewesen  waren,  und  weil  man  sie  tar  todt 
hielt,  so  wurden  sie  auf  die  Wachtstube  in 
das  Schloß  gebracht,  ich  aber  von  Amtswe^- 
gea  zur  Untersuchung  requirirt.  Die  Juden 
lagen  auf  der  Pritsche,  sahen,  horten  and 
rfihrten  sich  nicht,  sie  sahen  blauroth  im  6e-i 
sieht  aus,  die  Wärme  der  Korper  war  nicht 
vermindert,  die  Glieder  biegsam,  aber  kein 
Puls  war  zu  fühlen,  und  nur  schwach  be- 
wegte sich  das  vor  dem  Mund  gehaltene  Licht. 
Aus  dem  Münde  kam  ein  blauer  Dunst.  Ich 
schlofa  auf  eine  Entleerung  der  gröfsern  Ge- 
iafse  durch  zu  groXse  Ausdehnung  der  kleinen 
Haargeffiise,  und  dieses  veranlafste  imch>  die 
Körper,  nachdem  sie  entkleidet  waren,  mit 
friscn  aus  dem  Brunnen  geschöpftem  Wasser, 
einem  Eimer  voll  nach  dem  andern,  bcgiebeiif  • 
oder  vielmehr  beschütten  zu  lassen. 

Bald  zeigte  sich  wieder  das  Leben;  ich 
^ab  nun  Brechmittel,  liefs  mit  aromatischem 
Essig  den  Kopf  und  die  Herzgrube  bähen,  und 
besorgte  was  sonst  mir  zuträglich  schien.  -^ 
Die  Juden  wurden  vollkommen  hergestellt, 
nachdem  sie  durch  das  kalte  Wasser  augen^ 
scheinlich  belebt  worden  waren. 

Ich  glaubte  nicht  zu  irren,  wenn  ich  der 
z  usaimnenziehenden  KraiK  der  Kälte ,  wodurch 


—     86     — 

die  Atonie  der  kleinsten  dlutgefa&e  gehoben 
udA  die  gehörige  Vertheiluiig  des  Bluts  her- 
gerteilt  Wurde,  die  Wiederherstellung  des  bei« 
nahe  unterdrückten  Blutumlauft  und  folgUch 
anch  der  Energie  des  Gehirns  zuschreibe. 

Nicht  lange  nachher  gerieth  eine  schwäch* 
liqhe  und  sehr  reizbare  Dame  durch  Verwech- 
selung der  Arznei  in  einen  ähnlichen  nur  ge- 
ringeren, Zustand  yon  Betäubung.  Sie  hatte 
ein  Glas  mit  Opiumtinktur  für  ein  anderes 
Glas  genommen,  und,  ich  weifs  nicht  mehr 
wie  yiele  Tropfen,  eingenommen.  Ich  schlois 
analog  ron  der  Beschaffenheit  des  einen  Fal^ 
les  auf  die  des  andern  und  griff  tu  dem- 
selben Mittel.  Kaltes  Waschen  und  eine  Bä- 
hung von  gehacktem  Eise  auf  die  Magenge* 
gend  waren  die  Jlauptmittel  ihrer  geschwin- 
de Herstellung. 

In  Mainz  hiTtte  einer  meiner  Zuhörer  aus 
J^ebensüberdrufs  eine  Unze ,  oder  noch  mehr, 
Lauda^Mm  eingenommen,  um  iredit  sanft  aus 
der  Welt  zu  gehen.  Aber  der  entstandene 
Sopor  wechselte  mit  Erbrechen,  Zuckungen, 
und  einem  der  Berauschung  ähnlichen  Zu- 
stande. In  diesem  sagte  er  mir,  „dafs  er 
sich  meinen  Besuch  ausgebeten  habe,  um  mir, 
seinem  verehrten  Lehrer,  zu  danken.  Nützen 
könne  ich  ihm  nun  nicht  mehr,  und  aUe 
meine  Kunst  würde  an  ilim  scheitern.^'  — 
Ich  vennuthete  eine  Yergiflung  mit  Opium, 
liefs  daher  meinen  Kranken  mit  kaltem  Was- 
ser begiefsen  und  bähen,  legte  Eis  auf  die 
Herzgrube,  erregte  ein  Erbrechen  durch  Ipe- 
cacuanha,  und  gab  demnächst  starken  Kaffee 
mit  Zitronensaft.  Mein  guter  armer  Schüler 
genals«  .  Wahrscheinlich  hatte  er  bei  dem  bald 


,       -    87    - 

erfolgten  Erbrechen  seine  Opiamtinktur  grÖfs« 
lentheils  ausgeleert,  demungeachtiet  -würde  er 
yrohl  seinen  Zweck,  zu  sterben,  erreirfit  ha-^ 
ben,  wenn  jclx  bei.  ihm  das  kalte  Wasser 
nicht  angewandt  hätte.  —  Aber  nach  etwa 
sechs  Monaten  erblickte  ich  ihn  wieder  in  ei- 
nem ähnlichen  Zustande,  nur  dafs  hier  Ent- 
2iindungszuMIe,~  heftiger  brennender  Scluner:^ 
im  Magen  und  voller  harter  Fuls,  auch  Irre^ 
^reden  wid  sardojodsches  X<achen,  mit  dem  so^ 
porösen  Zustande  wechselten.  Letzterer  war« 
de  bald  durch  Anwendung  der  Kälte  auf  ein» 
Zeitlang  vertrieben,  aber  nicht  lange  nachher: 
erfolgte  der  Tod.  B(agen  und  Gedärme  wa« 
Ten  brandig.  Im  Schreibtische  des  Verstorbe* 
nen  fand  ich  auch  ein^n  Abschiedsbrief  an 
inich,  worin  er  mich  benachrichtigte,  dafs 
er  diesesmal  das  Tutvervon  Stechäpfelköriiem 
(Ootura  Stramonium)  dem  Slohnsaft  .beigemischt 
habe,  damit  letzteres  den  Magen  entzünden, 
ersteres  aber  die  daraus  entstehenden  Schmer- 
zen lindem  soUe.  Ich  habe  vergessen,  wi» 
"viel  Mohnsaft  uud  Steohäpfelkörner  der  lebena- 
satte  Mann  genommen  hatte. 

In  Strabburg  fand  ich  meinen  damals  un>- 
gefahr  ein  Viertel  Jahr  alten  und  noch  leben- 
den Sohn,  ohne  Herzsclilag  und  Athem,  aber 
warm  und  die  Glieder  biegsam.  Meine  Frau 
war  nicht  zu  Hause;  ich  vernahm,  dafs  er 
kurz  vorher  sehr  geschrieen  habe.  Alle  Um- 
stände Heften  midi  ani*  eine  Vergiftung  mit 
Opium  schliefsen.  So  zu  sagen  instinktmäfsig 
eilte  ich  mit  dem  Kinde  in  die  Küche,  steck- 
te es  in  einen  Zuber  mit  kaltem  Wasser,  wo 
dann,  wie  durch  einen  elektrischen  Schlag 
die'  volle  Lebensthätigkeit  in  ihn  zurückkehrte. 


^     88     ^ 

Nua  entdeckte  Ich,  dafs  die  Würterlxt  dem 
Kinde  heimlich  ein  Opiat  beigebracht  hatte, 
um  es  zur  Ruhe  zu  bringt.  Aehnliche  Bei- 
spiele könnte  ich  viete  anfahren* 

Bei  einer  nicht  sehr  starken  tJeberretzung 
fvrie  man  auszudrücken  sich  gefallt)v  durch 
Opium,  ist  es  hinreichend,  die  Herzgrube  und 
die  Stirn  mit  kaltem  Wasser  zu  fomentiren. 
ITm  die  Kälte  zu  yerstärken,  kann  man  ein 
Pulyer  aus  .Salmiak,  Salpeter  und  Glaubersalz 
in  das  Wasser,  wenn  es  eben  gebraucht  -wet^ 
dta  soll,  schütten,  oder  davon  auf  die  Ser« 
Vietten  streuen,  —  Kaffee .  mit  Zitronensaft 
"fwenn  dieses  Getränk  sonst  zuläfsig  ist),  be« 
Kommen  sehr  wohl.  Ist  die  Vergiftung  mit 
Opium  eben  erst  geschehen ,  so  kann  iQan  des« 
sen  Wirkungen  durch  ein  schnell,  gegebenes 
;Brechmittel  vorbeugen.  Ein  Arzt  nahm  aus 
Versehen  in  der  Nacht  und  im  Taumel,  statt 
»eines  Puifgiertrankes ,  eine  Auflosung  von  zwei 
Quentchen  Extr,  Opü  aquosum  in  vier  Unzen 
Infusum  Senünum  Lirdj  welche  für  einen  Kran-«, 
ken  auf  dem  Lande  zum  Einsprützen  bestimmt 
war.  Gleich  nach  dem  Verschlucken  erkann-« 
te  er  seinen  Irrthum,  nahm  einige  Grane 
firechweinstein  und  leerte  '  das  Opium  ohn» 
Sfachtheil  aus. 


~   8d    n. 


MM«Hhi 


VI. 

I 

Geschichtti 

«incv 

Familie    von   Blutern 

in  Würtemberg. 
Von 

Dr.    Elsaesse  r^ 

ÜBtec-Anitt-Ant  in  Möhiingen  bei  Stuttgart. 


Im  Febnitt  1821  wurde  ich  wegen  dem  kraa^ 
ken  Kinde  eines  armen  Tagliiliders  in  einem 
Filialort  meines  Amtsbezirks  um  Räth  ge-« 
fragt,  dessen  Familie  bei  näherer  Erkundigung 
Xü  denen  der  Bluter  (^Bleddere)  gebort. 

Der  Vater  dieser  Familie,  Jacob  Sthr^ 
)etzt  34  Jahre  alt  und  gebürtig  von  dem  be« 
nachbarten  Ffarrdorff  F^aibingtn  auf  den  EiL 
dern,  heirathete  im  Jahr  1816  ein  Mädchen 
▼on  21  Jahren,  Lueca  geb.  fpäzenäktr  yon 
dem  Filialort  Steilen  an  der  Donau  im  Ober- 
amt Tuttlingen  gebürtig,  und  zeugte  mit  die- 
ser bis  jetzt  drä  Kinder ,  lauter  Knaben ,  von 
denen  schon  zwei  an  Blutungen  gestorben  sind. 
Der  Vater  selbst  ist  von  mittelmälsig  robuster 
Constitution,  mittlerer  Statur ,  hat  blaue  Au« 


-  'so   ^ 

gen  irnd  sdrirane  Haare/  In  seinem  zahlrei^ 
chen  Familie  von  der  mütterlichen  Seite  kom- 
men ganz  rothe  Haare  häufig  vor,  dagegen 
hat  man  Ton  einer  erblichen  Neigung  zu  Blu- 
tungen in  dessen  ganzer  Familie  nie  etwas 
gehört.  Die  Mutter  der  von  mir  selbst  beöb-- 
achteten  Familie,  Xucea»  erzählte  auf  meine 
Anfragen  von  der  übrigen  Folgendes : 

Ihr  Vater,  Lorenz  IVeiztnäker^  war  Flekr^ 
ken-  und  Waldschütz  in  Stetten,  und  sonst 
^-gesunder  Mann,  der  erst  im  Jahjr  18l4r 
am  ansteckenden  Nervenfieber  gestorben  ist. 
Derselbe  heirathete  zum  erstenmal  eine  nahe 
Anv^rwandtin ,  T/ieresRi  geb.  fPebutnäktr  aus 
Stetten,  und  zeugte  mit  derselben  'acht  Kin- 
der, von  denen  drei  frühzeitig,  angeblich. an 
de]^  Menschenpocken,  gestorben,  fünf  aber  noch 
am  Leben  sind,  nämlich  ein  Sohn  und  vier 
Tochter.  Der  Sohn  (Bruder*  der  Lucea)  ist 
}9fMt  24  iTahre  alt,  vollkommen  gesund»  und 
weder  mit  Ecchyniosen,  noeh  mit  Blutungen 
behaftet.  Von  dessen  vier  Schwestern  sind 
dbr^  verheirathet ,  von  denen  die  älteste  mit 
ihrer  Familie  nach  RuTslajoid  ausgewandert  ist, 
die  zweite  zwar  zwei  Kinder  gezeugt  hat,  die 
jedoch,  an  Krankheiten  frühzeitig  gestorben 
«iiid.  Die  dritte  Schwester,  die  Lucea  selbst, 
liat,  wie  vorhin  schon  angeführt  worden  ist, 
llrei  Knaben  gezeugt.  Eine  vierte,  und  meh- 
rere Jahre  jüngere  Schwester,  Sahnte ^  ist 
-noch  unverheirathet  aber  gesund.  Der  Vater, 
liörenz  W« ,  h^eiraf hete  nach  dem  Tod  der 
«raten  Frau  eine  ledige  Weibsperson  aus  Stet- 
ten j  mitNamen  JEJJancgeb.  J3üfi/€/i,  und  zeugte 
«D&t  dieser  acht  Kinder,  von  denen  eins  früh- 
^gesförben   ist  -und  «ieben  noch  .leiten. 


—     91      ~ 

DlesB  Kinder  sind  ganz  gesund ,  und  mstn  hat 
bis   jetzt  weder  Ecchymosen  noch  eine  Nei-^ 
gung  zu  gefährlichen  Blutungen  an  ihnen  wahr-« 
genommen.     Lorenz  W.  Eltern,  sollen  im  All- 
gemeinen gesund  gewesen  seyn,  ausgenommen 
dessen  Mutter,  welche  in  ihrem  spätem  Alter 
fietoi  Jahie  in  hohem  Grad  an  dir  Gicht  gtlitttü 
habtn   soll*     Ddi^egen  sollen  die  Eltern  seiner 
ersten  Frau  Theresia  viel  gekränkelt,   jedoch 
keine   Anlage  zu  Blutungen  gehabt,    und  ein 
ziemlich  hohes  Alter '  erreldit  haben.  --^  Eine 
Schwester  der  Theresia,  mit  Namen  Catharina 
(Tante  der  Lucea),  zeugte  in  der  Ehe  mit  ei- 
nem gesunden  Mann  zehn  Kinder,  von  denen 
jedoch  acht  in  eineAi  Alter  von  J  bis  zwei  Jah- 
/  tn  an  verschiedenen  krankhaften  Zufällen  ge- 
storben sind.      Ein   Sohn    stürzte  .im  25sten 
Jahr  vom  Pferd   und  starb    gleich   darauf  an 
einem  nicht  zu  stillenden  Nasenblutsturz.    Die-^ 
ser  Mensch  soll  von  früher  Jugend  an  (gleich 
dem  nachher  zu    erwähnenden  Sohn   Midiatt 
der  Lucea)  an  Flecken,   häufigen  Blutungen, 
Gelenkgicht  und  auffallender  Kraftlosigkeit  in 
den  Annen  und  Beinen  gelitten  haben.     Ein 
Bruder   desselben   (Sohn  der  Catharina)  hatte 
ebenfalls   von  früher    Jugend   auf  häufig  von 
selbst  entstandene  Flecken ,  und  bekam  später- 
hin eine  bedeutend  schmerzhafte  Geschwulst 
des   rechten  Kniegelenks,    litt    überhaupt  ah 
bedeutender  Schwäche   der  Füfse ,   und  K.rän* 
kelle  bis  zum  14ten  Jahr,  wo  er  das  Unglück 
hatte  von  einem  Sägeblock  ganz  zerquetscht 
zu  werden.     Uebrigens  hatte  dieser  Knabe  nie 
an  Blutungen  gelitten.  —  Eine  dritte  Schwe« 
ster  der  Theresia,  mit  Namen  Cycfonia,  zeugte 
in  der  Ehe  mit  einem  gesunden  Manne,  zwei 
Kinder ,  die  zwischen  dem  3ten  und  öten  Jahr 


—     92     ~ 

«BgebUch  an  der  rothen  Sucht  (MorbiI{en)  ge^ 
storben  seyen ,  indessen  keine  Anlage  zu  Blu- 
tungen gezei^  haben  sollen«  -—  Die  Mutter 
der  von  mir  beobachteten  Familie,  Lucta^  ist 
Yon  mittelmäfsiger  Constitution,  kleiner'  Sta- 
tur, hat  graue  Augen  und  schwärzt  Haure. 
Sie  bekam  in  ihrer  fiiihen  Jugend  öfters  ^star^ 
kes  Naaenbluten,  das  jedoch  Ton  selbst  wie-* 
der  aufhörte,  und  menstruirte  in  ihrem  l&ten 
Jahr  zum  ersten  Mal,  hernach  2  Jahre  lang 
regelmäfsig  alle  14  Tage;  doch  soll  der  Mo- 
natsflufs  in  dieser  Periode  immer  nur  2  Tage 
läng  gewährt  haben,  und  sparsam  gewesen 
seyn.  Sie  bekam  vom  ersten  bis  in  das  zwolfta 
Jahr  immer  sehr  viele  aber  schmerzlobe  su- 
gillirte  Flecken  am  ganzen  Körper  -^  udd 
zwar  ohne  alle  äufsere  Verletzungen,  StoXs, 
Fall  u.  s.  f.,  besonders  gegen  ihr  16tes  Jahr 
hin ,  in  welcher  Zeit  ihr  im  linken  Unterkie* 
fer  der  hinterste  Backenzahn  ohne  alle  schmeix-« 
hafte  Zufalle  hervorbrach.  Sonst  soll  sie,  so 
lange  sie  denkt,  bis  auf  die  lietzten  Paar  Jahre 
her,  häufig  zur  Sommerszeit ,  auf  Erkältung 
und  Frost  einen  hellrothen  nesselaitigen  Haut-« 
ausschlag  an  einzelnen  Theilen  des  Köipers 
bekommen  haben,  der  jedesmal  von  selbst 
wieder  in  Bälde  verschwunden  sey.  Im  übri- 
gen verhält  sich  ihr  Körper  gegen  äuTserliche 
Verletzungen,  Quetschungen  u.  d.  gl.  ganz 
wie  der  von  andern  gesunden  Menschen.  — r 
SalonMy  die  jüngste  Schwester  der  Lucea  soll 
Ton  Jugend  auf,  und  vorzüglich  in  der  Pe- 
riode der  Zahnentwickelung  oft  ganz  ähnliche 
Sngillationen  wie  die  Lucea  bekommen,  aber 
•tich  nie  an  Blutunffan  gelitten  haben. 
.'v.  vfUr  y^«*— 1  -«*■  den  drei  Knaben 


—     93     — 

ircsniid  zur  Welt,  kränkelte  aber  schon  nacli 
den  ersten  acht  Tegen ,  bekam  Schlummer, 
Schleimrocheln,  und  am  14ten  Tag  eine  durch 
kein  äußerliches  Mittel  zu  stillende  freiwillige 
Blutung  aus  dem,  einige  Tage  rorher  schon 
-ganz  geheilten  Nabel,  welche  bei  48  Stunden 
fortwährte,  und  das  Kind  tödtete.  Da3  Blut 
«oU  zuletzt  ziegelroth,  immer  aber  auffallend 
dünn  und  nicht  coagulabel  aus  dem  Nabel 
selbst  hervorgequollen  seyn. 

Der  zweite  Bruder  Johann  Michad  (der 
Hauptgegenstand  meiner  Beobachtungen)  Kam 
im  Jahr  1818  ebenfalls,  gesund  zur  Welt, 
wurde  Ton  seiner  Mutter  drei  Monate  lang 
gestillt ,  dann  aber  wegen  einer  hitzigen  Krank- 
heit der  Mutter  entwöhnt.  Der  Knabe  blieb 
gesund  bis  in  die  lOte  Woche  seines  Lebens, 
ohngeachtet  derselbe  nach  seiner  Mütter  Be- 
merkung weder  die  Mundfaule  und  Gelbsucht 
der  Neugeborenen  bekommen,  noch  von  der 
Geburt  an  die  sonst  bei  kleinen  Kin4ern  so 
häufig  vorkommende  schuppigte  oder  borkigtö 
Bedeckung  auf  dem  behaarten  Theil  des  Kopfs 
bekommen  haben  soll.  Gleich  nach  Yerflufs 
der  lOten  Woche  begann  die  Zahnentwicke- 
lung, und  vorzüglich  bei  dem  Durchbruch  der 
ersten  Zähne  unter  den  gewöhnlichen  Erschei- 
nungen von  Speichelflufs  und  Durchfall.  Der 
JDurdij^ch  der  ersten  oder  sogenannten  Milch- 
zähne, erfolgte  rasch,  vollständig,  und  ohne 
aufikllende  Beschwerden.  Dagegen  entwickel- 
te sich  deutlich  in  diesem  Zekpmkt  eine  Reihe 
yron  so  ungewöhnlichen  krankhaften  Zufallen 
bei  diesem  Knaben,  dafs  ich  denselben  zum 
Gegenstand  meiner  unausgesetzten  Aufmerk- 
samkeit machen  zu  müssen  glaubte.    Es  ka- 


~     M     — 

meni  nSmlich  i^n   der  zdmten  Wache  au  bei 
dieisein   Knaben,     jedoch    ohne    alle   Üuftere 
Veranlassung  oder  Verletanng,   dunkle- Fticktn 
'am  ganzen  Korper  zum  Vorschein ,  die  voii, 
verschiedener  Gröfse,.  nämlicE  ron  der  einet 
halben  Silberkreuzers  bis   zu  der  eines  Kro«- 
nenthalers    und    von    unregelmaJGsiger  Gestalt 
waren.     Die  Färbung  dieser  Flecken  war  zu«, 
erst  röthlichblau ,  öfters  hellblau,   verändert» 
sich. aber  späterhin  in  eine  grünröthliche,  und 
bei   ihrem  Verschwinden   in    eine    schmutzig 
gelbliche,    so  dafs  über   die  wahre  Njatur  die^ 
ser  Flecken  als  wirklicher  Ecchymbsen  oder 
oberflächlicher    Extravasate   einer  bestimmten 
Menge  Bluts  in  das  Zellengewebe  unter  der 
Haut  durchaus  kein  Zweifel  mehr  übrig  blieb. 
Diese  Ecchymosen  waren   nur  an  den  weich- 
sten Hieilen  des  Körpers,  z.  B.  an  den  Hin-r» 
terbacken  mit  einiger  Hautgeschwulst  verbun« 
den,    und  etwas  schmerzhaft    (im  Gegensatt 
von  den  Ecchymosen  der  Mutter).     Die  Zahl 
dieser  Flecken  variirte  in  der  Regel  zwischen 
jtinf  und   zwanzig,   und  die  Zeit  ihrer  Dauer 
betrug  gewöhnlich   fünf  bis  sechs  Tage.     Ue- 
brigens   succedirten   sich  dergleichen    Flecken 
beständig,   so   dafs   der  Knabe   bis  zu  seinem 
Tode  nie  ganz  frei  davon  geblieben  ist.    Ohn*- 
gefähr  im  achten  Monat  seines  Lebens  stellt» 
sich  auf  einen  Fall  zu  Boden   die  crsfi  hrf^ 
tige  Blutung  aus  dem  Zahnfleisch  ei%   wel- 
che sechs  bis  sieben  Tage  mit  kurzem  perio- 
dischem Stillstand  fortwährte,  auch  durch  kein 
Xuüserliches  Mittel  gestillt  werden  konnte.  Als 
dieser  Knabe  späterhin  Versuche    zum  Gehen 
machte,  fiel   er  wegen  ungewöfmücher  Krafth^ 
sigktit  in  den  Armen  und  Füfsm  häufig  zu  Bo- 
den, worauf  gewöhnlich  eine  mehr  oder  min- 


—     95     — 

der  heftige  Blutung  aus  der  Nase*  entstand, 
die  öfters  acht  bis  vierzehn  Tage  und  noch 
langer  mit  sehr  kurzen  Pausen  fortwährte  und 
besonders  des  Nachts  am  stärksten  war.  -  Yoia 
Eintritt  in  das  zweite  Jahr  an  stellten  sich 
bei  diesem  Knaben  von  Zeit  zu  Zeit  (d.  h. 
wenigstens  alle  sechs  Wochen)  ähnliche  starke, 
lang  anhaltende  Blutflüsse  aus  der  Nase  und 
zwar  ^  immer  ahne  allen  äu&erlichen  Anlafs  ein« 
Das  Blut  quoU  jedesmal  aus  beiden  Nasenlö« 
ehern  hervor ,  war  von  wässerichter  Beschaff 
fenheity  coagulirte  aber  späterhin  zu  dicken 
Pfropfen,  welche  das  Athmen  sehr  erschwer-« 
ten.  Alan  mulste  deshalb  dem  Knaben  diese 
Pfropfe  (unter  Schmerzen)  aus  der  Nase  her^  ' 
vorziehen,  worauf  sich  die  Blutung  plötzlich 
wieder  einstellte,  aber  liach  Verlauf  einer 
halben  oder  ganzen  Stunde  durch  neugebildetö 
Pfropfe*  wieder  gestillt  wurde.  Auf  diese 
Weise  hielt  die  Blutung  aus  der  Nase  ge« 
wohnlich  so  lange  an,  bis  der  Knabe  am  gan^ 
zen  Körper,  besonders  auffallend  an  den  Oh-« 
ren,  dem  weilsen  Wachs  ähnlich  erblabte, 
schwindlicht  und  ganz  ohnmächtig  wurde«  Im 
October  1821  schnitt  sich  der  Knabe  mit  ei* 
nem  Scheermesser  in  das  mittlere  Glied  eines 
Fingers,  worauf  er  sich  halb  todt  blutete,  und 
die  Blutung  erst  nach  acht  Tagen  durch  völ- 
lige Zusammenschnürung  des  Fingers  mit  star- 
kem Bindjfoden  gestillt  werden  konnte,  nach- 
dem zuvor  alle  mögliche  blutstillende  Mittel 
fruchtlos  angewandt  worden  waren.  Im  Fe- 
bruar 1822  fiel  der  Knabe  zu  Boden,  worauf 
eine  entsetzlich  heftige  Blutung  aus  der  Nase 
entstand,  die  mit  geringen  Pausen  beinahe 
sechs  Wochen  fortwährte,  und  besonders  auf 
Niesen    sich   vermehrte.      Vom    Mai    bis  im 


f>^    96    — 


V 


5«ptember^   1822   litt    der  .  Kaaba  an    einem 
epidemisc&eii  aber  sonst  gutartigen  Keuchhu^ 
iten,    dessen  Anfalle,  bei   ihm   mit.  starkem 
Schleimanawnrf ,   häufigem   und  heftigem  Na^ 
senbluten  •—  aber  mit  keinem  Erbrechen  rer-- 
Iranden  waren,      Bei    solchen  heftigen,    &st 
nicht  zu   stillenden  Blutungen  quoll  das  Blut 
immer  sehr  schnell  und  aus  der  ganzen  Ober^ 
fläche,  auch  der  unbedeutendsten  Wunde,  wia 
aus  einem  Schwamm  hervor,  und  zwar  dünn» 
sehr  schwer  gerinnbar,  imd  Anfangs  von  dun-« 
kelrother,  am  Ende  einer  Blutung  aber  von 
blafiurother,  dem  Fleischwasser  ähnlichen  Farbd. 
Sowohl  die  Mutter  des  Knaben,    "als  beson^ 
ders  eine  andere,  in  demselben  Hause  yvoU-^ 
nende  Frau  (und  ich)  wollen  bei  diesem  Khä^ 
ben  am  Ende  einer  solchen  heftigen  Blutuiiyg. 
meistens  einen  auffallend  üblm   Geruch  (ähn-< 
lieh    dem    von    grollen  Eitergesöhvmren;   im 
wegstromenden    Blut    wahrgenommen  haben. 
Kleinere  und  auch  gröfsere  Wunden  pflegten 
bei   diesem  Knaben  nach   beendigter  JBlutung 
gewöhnlich    fest    (selten  i  durch   Eiterung)  zii 
vernarben,  und  durchaus  keine  ungewöhnliche 
oder  nachtheilige  Folgen  zu  haben. 

In  Bezug  auf  die  Blutungen  dieses  Kna-- 
bell  war  der  Umstand  höchst  merkwürdig, 
dais,  wenn  derselbe  geraume  Zeit  nicht  ge- 
blutet hatte,  sich  phthorischt  Zufällt  bei  ihm 
einstellten,  d.  h.  der  Knabe  ungewöhnlich 
munter  wurde,  einen  starken  FulsscliLig,  ein 
aufgetriebenes  feuerrothes  Gesicht,  hochrotli 
gefärbte  Ohrläppchen  bekam  u.  s.  f.  so  lange, 
bis  er  durch  eine  neu  eintretende  Blutung 
wieder  in  den  entgegengesetzten  blutleeren 
Zustand  versetzt  wurde.     Inzwischen  konnte 

man 


t 

« 


—     97     — 

man  keine  Abhängigkeit  von  häufigerem  oder 
seltenerem  Vorkommen  solcher  Blutungen  in 
Bezug  auf  irgend  eine  Jahreszeit,  dem  Stand 
des  Älondes  u.  s.  f.  wahrnehmen« 

Eine  andere  nicht  minder  ihteressante  Er-« 
scheinung ,  bot  der  Zusammenhang  diesem  An- 
lage zu  gefährlichen  Blutungen  mit  einer 
gliiduitäigm  An!ag§  zur  Ctlenkgicht  bei  diesem 
Kraben  dar.  Wenn  derselbe  in  den  letzten 
fiinfnertel  Jahren  seines  Lebens  lange  nicht 
geblutet  hatte  y  bekam  er  heftige  Schmerzen 
in  den  Gelenken  der  Arme  und  Fiilsey  beson- 
ders des  nichts  und  im  Bett.  Kurze  Zeit 
nach  diesen  vagen  Gichtschmerzen  zeigte  sich 
eine  Geschwulst  am  grofsen  Zehen  des  rech- 
ten Fulses ,  sodann  ani  rechten  Arm  und  auf 
dem  rechten  Backen  (der  stark  au&chwoll 
und  sich  wie  die  Flecken  entfärbte),  späterhin 
am  EUenbogengelenk  des  linken  Arms.  Erst 
im  IVorember  1821  fixirte  sich  die  Gichtge« 
schwulst  in  Gestalt  eines  tumor  albus  in  dem 
linken  Knie,  30  dafs  der  Knabe  den  linken 
Fuis  lange  Zeit  nicht  mehr  gebrauchen  konn- 
te, und  das  Bett  hii^en  mufste.  Nach  Ver- 
fluTs  von  ohngefahr  dreiviertel  Jahren  war 
die  Kniegeschwulst  besonders  auf  ein  um  das 
Knie  jgelegtes  Blasenpflaster ,  das  viel  Serum 
gezogen  hatte,  wieder  grofstentheils  verschwun- 
den ,  und  der  Patient  im  Stande ,  mit  im  Knie 
etwas  gebogenem  Bein  wieder  zu  gehen  und 
am  Ende  auf  der  Sti-afse  umherzuspringen. 
Allein  bald  darauf  zeigte  sich  in  der  rechten 
Achsel  eine  ähnliche  schmerzhafte  Geschwulst, 
und  acht  Tage  spater  fixirte  sich  die  Gicht 
auf  Erkältung  und  Naiswerden  im  rechten 
Kniegelenk,  welches  sehr  schmerzhaft  und 
Journ,  LVin.B.s.8r*  G 


—     98     — 

steif  wurde,  jedoch  nicht  so   stark  wie  früher 
das  rechte   anschwoll,    und   den  Knahen   am 
Gehen 'aicht   ganz   verliinderte.      Nach  einem 
Fall    auf   diese    Rniegeschwtilst  entstand   aus 
derselben  eine    heftige  Blutung , '  die    melitere 
Tage  anhielt.     Im  Soinmer  1822  wurden  dem 
]Ekiiaben    (ohne   mein  Wissen)    auf  den  Rath 
eines  andern,   übrigens   sehr   erfahrenen  .Arz- 
tes sechs  Blutegel  auf  die  Gesdiwulst  am  rech- 
^ten  Knie  gesetzt,    deren  Wunden    über  drei 
Tage  lang  so  heftig  fortbluteten ,  dafs  man  die 
Blutung   keineswegs   durch  Aufeti-euen  stypti-» 
Bcher  Pulver,   sondern  nur  durch  die  stärkste 
Compression    mittelst  in  Brandwein  getauch- 
ter  ochwämme    und    einer   Bandage    endliclfi 
.'stillen  konnte,    auch    der  Knabe   dadurch   so 
selir  geschwächt  wurde,  dafs  er  bei  drei  We- 
ichen das  Bett  hüten  muffte,  einen  sehr  schnel- 
len blutleeren  Puls,  ein   cachectisches  Ausse- 
llen bekam  u.  s.  f.      Inzwischen  verminderte 
sich   auf  diesen  Örtlichen  Blutverlust  die  Ge- 
schwulst im  Knie   so   stiirk,   dt\£s  der  Knabe 
gegen    den  Herhst   hin  wieder  gehen  und  auf 
der  Strafse  umher  springen  konnte,  ohngeach- 
tet    das    angegriffene     Gelenk    bedeutend    ge- 
schwächt bliebi      Von    diesem   Zeitpunkt  au 
t)lieb  der  Knabe   bis  zu  seinem  Tode  von  al- 
len gichtischen  Beschwerden  frey,  und  diese 
^wurden  überhaupt,   was  bemerkensworth  ist, 
durch    Blutungen    wenigstens    auf  die    Dauer 
von   acht    Tagen    vermindert,     verschwanden 
auch  bei  anhaltend  warmem  Wetter,  dagegen 
lamen  sie  im  Herbst  und  Winter  am  Jieftig^ 
'stcn   zürn  Vorschein,    und  zeigten  überhaupt 
die,   den  giclhtischen  Leiden    eigenthümliche, 
Abhängigkeit  von  jedem  Wechsel  der  Witte- 
rung auf  eine  höchst  auffallende  Weise. 


—     99     — 

In  Hinsicht  atiderer  Verhältnisse  dieses 
Knaben ,  besonders  in  Bezug  auf  seine  Con- 
stitution, Lebensart,  Verhalten  gegen  andere 
fijrankheiten  u.  s.  f.  verdient  noch  folgendet 
angefahrt  2u  w^den.  Derselbe  hatte  gelb^ 
Yothliche  Haare,  eine  feine  weiise  Haut  mit 
•tark  durchscheinenden  Adern  |  blaue  Augen, 
iregelmäüsig  geformte  Nägel,  und  bei  einem 
auf&Uend  zarten  aber  regelmäfsigen  Korper-« 
bau  immer  eine  blasse,  kränldiche  GesiditSr 
fiirbe,  äusgenomtnen  in  dem  schon  erwähn- 
ten plethdrischen  Zustand ,  und  keine  beson- 
dere Neigung  zu  Ohnmächten  oder  Schwin« 
del,  auDier  in  Folge  iiberstandener  Blutungen^ 
Ein  Blauwerden  des  Körpers  wie  bei  den 
Blausüchtigen ,  fand  bei  diesem  Knaben  nie 
Statt.  In  Ansehung  seines  Charakters  und 
B^ner  Lebensart  ist  namentlich  zu  bemerken, 
dab  derselbe  aufEallend  sanftmüthig  ^  gewöhn« 
lieh  sehr  lebhaft  war,  und  keine  besondere 
IVeigüAg  zu  weiblichen  Beschäftigungen  u.  s* 
f.  zeigte*  Die  geistigen  Anlagen  dieses  Kna- 
ben waren  aufiallend  entwickelt,  und  ihm  z. 
B.  eine  leichte  Fassungskraft,  grolse  Wib- 
begiefde,  Talent  zum  Singen  etc.  vorzüglich 
eigen.  In  dem  letzten  lialben  Jahre  seines 
Lebens  zeigte  er  einen  ganz  besondern  Hang 
zum  Verschlingen  von  Sand  und  von  SpeiTs 
(an  Kalkwänden)  —  selbst  unmittelbar  auf 
genossene  Mahlzeiten.  Er  beledigte  diesen 
sonderbaren  Hang  öfters  heimlich  mit  heftiger 
Begierde.  Sonst  liebte  der  Knabe  bei  einem 
verhältnifsmäfsig  immer  geringen  Appetit  Ret^ 
tige ,  saure  Speisen ,  siifse  Milch ,  und  ^  beson- 
ders  nach  heftigen  Blutungen,  kalte  Speisen 
am  TOrziiglichsten» 

G2 


—    100    — 

la  Rücksicht  seines  Verhaltens  gegen  an- 
dere Krankheiten  (die  schon  erwähnte-  ausge- 
nommen)   kann    nur    noch    bemerkt  werden, 
dafs  diesem  Knaben   von  dem  hiesigen  Chi- 
rurgus  Vhner  die  Kuhpocken  eingeimpft  yror- 
den  sind,   und  einen  ganz  regelmäüsigen  Ver- 
lauf genommen   haben.     Sonderbar!   dals  di« 
bei  der  Impfung  mit  einer  Lancette  gemachten 
sechs    Hautstiche    durchaus    keine    besondere 
Blutung   verursachten,   während  doch  andere 
eben   so  unbedeuteade  Verletzungen  der  Haut 
öfters  die  heftigsten   Blutungen  —  ja  endlich 
^en  Tod   des   Knaben  zur  Folge  hatten.  — 
Derselbe  stiefs  sich  nemlich  am  21.  November 
1822  in  einem  Alter  von  drei  Jahren  und  acht 
Wochen  den  Kopf  an  eine  Ofenschraube,  wo- 
durch mitten  auf  dem  rechten  S^itenwandbeia 
eine  nva  kleine,  unbedeutende  Hautrerletsung 
•entstana,  •  aus    der  nach  der  Mutter  Angabe 
kaum  drei  Tropfen-  Blu^  zum  VorscheUi  ge- 
kommen seyn  sollen.     Diese  kleine  Wunde 
bedeckte  sich  gleich  nachher  mit  einem  Schori^ 
und  der  Knabe  blieb  bis  zum  5.  December 
1822  munter    und    wohl.      An  diesem  Tage 
rib  er  selbst  des  Morgens  um  halb  acht  Uhr^ 
nachdem .  er  vorher  durch  Herumspringen  auf 
der  Strafse  und  im  Zimmer  sich  «chon  edxitzt 
hatte,    den  kleinen  Schorf  vom  Kopfe  weg, 
worauf  alsbald  aus  der  unbedeutenden  Wunde 
eine  fürchterliche  Blutung  entstand,   die  trotz 
dem  ileilsigen  Aufstreuen  von  Alaun  u.  dgl. 
bis  Mitternacht  fortwährte!    Das  Blut  soll  wie 
Fleischwasser  ausgesehen,  sich  auch  nicht  co4* 
gnlif^  haben.     Olulgefahr  eine  halbe   Stunde 
nach    dem    Anfang    dieser    heftigen    Blutung 
stellte  sidi  bei  dem  Knaben  ein  Erbrechen  mit 
BlutUümpchen  reimischti  und  zugleich  Na«. 


—    101    —      ^ 

seiiblatett  ein.     Dieses  ^wieur  jedocli  schwdicb; 
(wahrscheinlich  da  das  Blut  aus  der  Nase  soll 
schnell   geronnen  sejn).     Am   6.   Febr«  1822 
Morgens  früh  nach  ein  Uhr  wurde  die  kleine, 
nur  Stecknadelkopfgrolse  Hautwunde  von  der. 
Mi^tter  mit  lauem  Wasser  gereinigt,  indem  zu 
dieser  Zeit    die  Blutung  aus  derselben  aulge-* 
hört  hatte.     Nicht  lange  nacliher  stellten  sich ' 
bei   dem    Knaben    Frost  und  Hitze ,    grofser 
Durst,  allgemeiner  Schweifs  und  Schlummer 
ein.    Des   Blorgens   um  sieben  Ulir  begehrte 
er  Caffee,    nahm  zwei  Efslöffelvoll  zu  sich, 
wurde  aber  bald  darauf  sehr  schwach,  seine 
Augen  erstarrten,   und  gegen  neun  Uhr  Vor- 
mittags (den  6.  Decbr.   1822)   starb  er  ohne 
ConTulsionen ,  und  ohne  daTs  sich  die  Blutung 
wieder  eingestellt  hatte,  aber  ganz  erschöpft 
und    einer    Wachsfigur    ähnlich.      Nach   dem 
Tode  erhielt  das  redite  Knie   eine  aufi'allend 
rothe  Farbe,    und    am  übrigen   Körpejr   fand 
man   ohngefähr  20  der  oben  näher  beschrie- 
benen Flecken.    Noch  will  die  überhaupt  sehr 
aufmerksame    Mutter    des  verstorbenen  Kna«- 
ben  an  diesem  die  lettten  Tier  Wochen  vor 
seinem  Tode  hochroth  gefärbte  Ohren  bemerkt 
haben,  welche  sich  erst  während  der  tödtli« 
chen   Blutung    dem    weilsen  Wachs    ähnlich 
entfärbten. 

Der  dritte  und  jüngste  Bruder,  Jbhanti 
Jacob  f  geboren  im  Jahr  1821  schien  bis  in 
die  eilite  Woche  seines  Lebens  vollkommen 
gesund  zu  seyn,  wo  mit  der  anfangenden 
Zahnentwickelung  allerlei  kränkliche  Zufälle 
und  eine  auffallende  Muskulär -Schwäche  des 
ganzen  Körpers  hervortraten,  gerade  wie  bei 
dem  verstorbenen  Bruder  /.  Michael.    NamenU 


—    102    — 

JSA  kamen  Ton  diesem  Zieltpiiiikt  an,  tSbtt* 
Hche  sygUliite  Flecken  oder  Ecchymosen  bei 
diesem  Knaben  sram  Vorschein,  und  gansun^ 
tar  dens^ben,  sehoit  oben  angeführten,  Be-- 
dlngiingen  wie  bei  dem  ilficAas/,  Nor  glaube 
ich  mit  der  Mutter  bemerkt  zu  haben ,  dab 
die  flecken  bei  dem  Jacob  in  geringerer  An- 
zahl und  auch  nicht  so  häufig  zum  Vorschein 
kommen,  als  dieses  bei  dem  Michael  der  Fall 
gewesen  war,  und  da&  der  Jacob  in  demsel-^ 
ben  VerhSltnils  gleichsam  mehr  Muskelkraft 
besitzt,  als  der  verstorbene  Bruder  Michail 
besajs.  Noch  wichtiger  ist  der  Unterschied, 
.  dab  der  Johann  Jacob  von  der  Geburt  an  bis 
fetzt';  da  ich  diese  Geschichte  aus  meinem 
Tagebuche  ausgezogen  habe  (Mai  1823)  m  an 
Blutungen  (noch  an  Gelenkgicht)  gelitten  hat, 
und  zwar  weder  an  fireiwUligen  noch  durch 
Verwundungen  entstandenen,  So  hatte  der- 
selbe k*  B,  TOm  Mai  1822  bis  im  Februar 
1823  den  Keuchhusten,  und  bekam  zwar  öf- 
ters Erbrechen  in  den  heftigsten  Anföllen  die- 
ser Krankheit,  aber  nU  Nasenbluten  wie  sein 
verstorbener  Brud^  Jlf*,  femer  schnitt  sieb 
derselbe  vor  einem  halben  und  vo^  einem 
viertel  Jahr  mit  einem  scharfen  Messer  in  im 
Finger,  worauf  jedesmal  eine  nur  unbedeu- 
tende Blutung  entstand,  welche  auf  den  er-« 
sten  Verband  wieder  aufhörte ,  ohngeachtet 
taftn  kein  deutliches  Gerinnen  des  Bluts  wahr- 
niahm.  Dagegen  will  die  Mutter  desselben 
schon  zweimal  eine  ganz  blaue  Färbung  des 
Unterleibes  bemerkt  haben,  die  jedesmal  nach 
Verflufe  von  6 — 8  Stunden,  ohne  alle  üble 
Folgen,  wieder  verschwunden  sey.  Ln  Jahr 
18!^  wurden  demselben  die  Kulipocken  von 
dem  oben   genannten  Wundarzt  mit  dem  Er- 


—     103    *- 

ffilg  eingeimpft,  dafs  er  ;iuf  deni  linken  Arni 
mir  einn ,  alior  sehr  ^rofse  Iviih|i()cke  liekain, 
HU  der  Icli  im  achlen  T«ng.  der  Impfung  nichts 
Regelwidriges  finden  konnle.  Jelzt  im  Alai 
18*23  ist  der  Knnbe  siebenvierlel  Jahr  all,  für 
dieses  Aller  gehörig  entwickelt,  lebhaft  und 
von  etwas  stärkerem  Körperbau  als  der  AU« 
ihaeL  £r  hal  ebenfalls  gelbrölldichte  Haare, 
eine  feine  weifse  Haut  mit  durch  sciujnmeru- 
den  Adern,  blaue  Augen,  regelmäfsig  geforni-« 
fo  Nägel,  hat  aber  ein  scrofuliises  Anse- 
ilen, öfters  entzündete  Augen  mit  starker 
lichtscheu  ,  eine  selur  aufgc^dunscne  Oberlippe, 
Wuf jnsymptomc  imd  einen  feslen  grofseu  Bauch. 
Derselbe  besitzl  jetzt  12  Zähne,  und  mehrere, 
sind  Avirkücli  im  BegrilF  durchzubreclien.  Zum 
4*r5leuinal  und  ohne  besondern  Anlafs  (die 
ZalmeulwickJung  ausgenommen)  erfolgte  aiu 
17.  April  d.  J.  bei  demselben  ein  aus  dun- 
keigefarbtem  Blutgerinnsel  bestehender  SluhU 
;:ang,  oJine  weitere  Beschwerden.  Von  an- 
dirn  Iviuderkraukheilen  ist  dieser  Knabe  bis 
ji'izl  frei  geblieben,  und  nie  ärztlicheir  Hülfe 
iiudürftig  gewesen.  Zuerst  am  19.  April  1823 
verordnete  ich  demselben  blofs  wegen  der  Au- 
gen und  Bauchalleclion ,  und  einem  hellrothen, 
nesselartigen  Hau  lausschlag,  gelinde  abfüliren- 
d«*.  Pulver  aus  C<domel,  Blagnosia  äerata  uncl 
Jalappa,  auf  deren  Gebrauch  der  Kleine  Juehr* 
maliges  Erbrechen,  und  naclihcr  Diarrhöe  be- 
kam ,  ohne  dafs  Wüi*mer  abgingen.  Auch  er- 
folgltu  zwei  hhilige  Stühle  von  hollrotlier  Far- 
be lind  in  zit-nil jeher  Mejige  —  was  bei  dem 
viTslorbeneu  Hruder  M.  nie  der  Fall  gewesen 
bt-yn  soll.  Der  hellrolbe  nesselfirlige  Aus- 
schlag vrrMbwiiiid  schnell  wieder,  dio  Au- 
gen eutzüudung  und  Lichtscheu  besserten  sich, 


—     iÜti     ^ 

oigen  gewesen  seyo.  Ich  habe  nun  die  £!-> 
teru  dieses  Knaben  mit  einem  Recept  .zian 
Gebrauch  des  Glaubersdlsses  versehen ,  auf  den 
Fall,  dafs  sich  wieder  eine  solche  Blutung 
einstellt,  und  wegen  dqr  heftigen  Augenent- 
asündung  andere  dienliche  Qlittel  angeordnet. 

DaCs  ich  diesen  Bluter  auch  in  die  Zu- 
kunft genau  beobachten,  und  von  seinen  Ver- 
hältnissen weitere  Nachrichten  geben  werde, 
glaube  ich  kaum  noch  bemerken  zu  müssen. 


Die  Geschichte  einer  Bluters -Familie  im 
Königreich  Würftmberg  ist,  so  viel  mir  be- 
kannt ist,  bis  jetzt  die  erste,  welche  dem 
ärztlichen  Publico  mitgetheilt  wird.  Die  Fa- 
milie '  selbst  ist  schon  seit  Liuger  Zeit  in  der 
Gegend  von:  Tuttlingen  ansäfsig  (an  der  Grän- 
ze  gegen  die  Schweiz) ,  ich  konnte  aber  keiile 
Verwandtschaft  derselben  mit  irgend  einer  an- 
dern Familie  im  Reicli  ausmitteln,  in  der 
eine  solche  erbliche  Neigung  zu  Blutungen 
beobachtet  worden  wäre.  Inzwischen  mag  die 
Zähl  von  Bluters -Familien  in  Teutschland, 
50  wie  auch  in  andern  Ländern ,  nicht  ganz 
unbedeutend  seyn.  Diese  Behauptung  hat 
Herr  Professor  Nasse  in  Bonn  in  einem  sehr 
interessanten  Aufsalz  über  die  erbliche  Nei- 
gung zu  tcidtlichen  Blutungen  aufgestellt,  und 
durch  ei uo  mit  vielem  Fleifs  veranstaltete  Samm- 
lung der  hielier  gtjliürigeu  Fälle  ilire  liiihlig- 
keH  nacligewiesen.  *) 

*)  S.  Archiv  f.  xticcl.  Erfahrung  im  Gebiet  der  pr. 
Med,  und  Suaimzueikuude,    LIeuusg.  von  d«u 


—    107    — 

Die  Resultate,   Trelche  der  Verfasser  aus 
den  gesammten  Fällen  gezogen  hat,  werden 
durch  die  Torliegende,   absiditlich  ausfulirlidi 
bescluiebene  Geschichte  in  der  Hauptsache  be- 
stätigt, wie  aus  einer  Vergleichung  dieser  Ge- 
schichte   mit    jenen   Fällen    deutlich    erhellt. 
Sänuntliche  Bluter  der  erwähnten  Familie  sind 
Tom  männlichen  Geschlecht,  indem  die  weib- 
lichen Glieder  derselben,  namentlich  die  Ziicca 
und  ihre  jüngste  Schwester   Salome   in  ihrer 
frühen  Jugend  zwar    mit   ähnlichen   Flecken 
behaltet  gewesen  sind,   wie   die  Bluter,   aber 
nie  an  Blutungen  gelitten,    selbst  ihr^  Men- 
struation nicht  stärker  haben,  als  andere  Per- 
sonen Ton  ihrem  Gesclilecht.    Wahrscheinlich 
wurde  in  dieser   Familie  die  Neigung  zu  ge- 
fährlichen oder  tödtlichen  Blutungen  zunächst 
Ton   der    Thgresia^    ersten    Frau    des    Lorenz 
Weizinäka^g,   und  deren   Schwester   Catharina 
her,   welche  sich  wie  Lucea  mit  ganz  gesun- 
den JUännern  geheirathet  haben,    dort  durch 
die  Tochter  Lucea  auf  die  männlichen  Enkel, 
hier  aber  Ton  der  Catharina  aus  umnittelbar 
auf  den  Sohn  übertragen ,  während  viele  an- 
dere Geschwister  der  Bluter,  namentlich  alU 
Tom  zweiten  Geschlecht,  bis  jetzt  wenigstens, 
Yon  gefährlichen  Blutungen  frei  geblieben  sind. 
Diese    Termuthung  gewinnt  an  Wahrschein^ 
lichkeit  durch  den  Umstand,   dafs  die  sieben 
noch  lebende    Kinder    des  Weizenäker^s  aus 
der  zweit  in  Ehe  ganz   gesund  und  frei  von  je- 
ner Anlage  sind.     Leider  \  fehlen  mir  genauere 
Nachrichten    über    die    Eltern   und  Yorältern 

ord.  dff.  Lebrern  der  Ileilkuncle  Dr,  Ilorn  in 
Berlin,  Dr.  Nasse  in  Bonn,  und  Dr.  Henke  ip 
Erlangen,      Jahrgang    1820,     Mai,    Juniu«,    3, 

585- ^- 


—    108    — 

der  Theresia  und  ihres  Mannes,  um  jene  erb^ 
liehe  Anlage  zu  Blutungen  in  dieser  Familie 
rückwärts  weiter  verfolgen  zu   können »  und 
ich  mufs  mich  auf  die  Angabe  der  Lutea  be«- 
schränken  y  dals  die  Eltern  ihrer  Mutter  The^ 
rcfia  viel  gekränkelt  haben  sollen.    Inzwischen 
ist  das  ungewöhnliche  Mortalitäts-Yerhältnils 
auf  Seiten  des  mütterlichen  Stammes  der  Lu- 
ceä  auffallend,   indem  ron  25  Kindern,  weU 
che  die  Theresia,  ihre  zwei  Tochter  und  ihre 
zwei  Schwestern  mit  ganz  gesunden  Männetn 
gezeugt  haben,  wieder  18  '^—  also  fast  j^,  und 
zwar  in  den  ersten  Lebensjahren  15 ,  also  -f - 
an  verschiedenen  Krankheiten,  dagegen  dröi 
an  Blutungen  gestorben   sind.     Ein  ähnliches 
groDses  Mortalitäts-Verhältnifs  fand  in  der  von 
Hrn.  Dr.  Krmtr  (s.  a.  a.  O.)  in  Sachsen  ai^- 
gefundenen  Familie  von  Blutern  statt. 

Auffallender   aber,  und  in  mancher  Be- 
ziehung höchst  merkwürdig  sind  die  Erschei- 
nungen, welche  bei  dem  ersten  und  zweiten 
Sohn  der  Lucea,  Johannes  und  Johann  JUichael 
beobachtet  worden  sind.     Hieher  ist  vorzüg- 
lich der  frühe    Teminus  a  quo  der  Blutungen 
zu    rechnen,    worüber    Hr.    Professor    Nasse 
(a.  a.  O.)  bei  den  verschiedenen  Beobachtern 
keine  genaue  Angabe  finden,  sondern  nur  aus 
den  angeführten  Zeiten  des  Todes  zeigen  konn-* 
te,  dafs  auchKinder  den  Blutungen  schon  frühe 
.  unterworfen  waren.     Selbst  Consbruch  bemerkt 
von  der  im  Mai -Heft  des  ßufelan/T  sehen  Jour- 
nals v.  Jahr  1810  S.  116  angefdhrten  Familie 
von  Blutern   nur    im  Allgemeinen,    dafs   die 
männlichen  Kinder  derselben  von  Jugend  auf 
«ine  ganz   besondere  Anlage  zu   gefiihrlichen 
Blut&üssen    gehabt   hätten.     Bei  dem  ersten 


-*    109    -      ' 

» 

Knäblein  der  Lucea  entstand  aber  schon  am 
14teii  Tag  seines  Lebens   aus  dem  iriilier  ge- 
heilten Nabel  eine  tödtUche  Blutung,  und  bei 
dessen  Bruder  J.  tßchad,  in  d^r  lOten  Wo« 
che   seines  Lebens,   mit   dem  ersten  Anfang 
der  Zahnentwicklung  wenigstens  eine  Bluter- 
giefsung  ins  Zellgewebe  der  Haut,   unter  der 
Form  der  beschriebenen  Flecken;  sodann  im 
achten  Monat  die  erste  gefährliche  Blutung  aus 
dem  Zahnfleisch,    und  späterhin    eine  'Keihe 
gefährlicher  Blutungen  bis  zu  seinem  Tode.  — 
Ferner  gehört  hieher  der  plethorische  Zustand, 
der  sich  bei  diesetn  Knaben  gewöhnlich  dann 
einzustellen  pflegte,    wenn    er  lange,    d.  h» 
ohngeiahr  sechs  Wochen  nicht  mehr  geblutet 
hatte  —  eine  Erscheinung,  die  Conspruch  bei 
einem  Bluter,  und  die  amerikanischen  Aerzte 
DD.  Bud  bei    Tier   Blutern   wahrgenommen 
haben.    Eine  weitere  interessante  Encheinung 
bildeten  die  gleichzeitigen  Gichtanfälle  bei  dem 
Knaben  Mkhady  und  vorzüglich  der  Umstand, 
dafs  diese  Anfalle  und  die  periodischen  Blu- 
tungen .einander  gleichsam  vertraten ,  welches 
au<^  in  der  von  Conshruch  beobachteten  Fa- 
milie in  Westphalen    der   Fall   gewesen  ist. 
So  sehr  übrigens  bei  dem  Knaben  Michael  die 
Gichtanfälle  von  der  Witterung  und  den  Jah- 
reszeiten   abhängig   waren,    fand    gleichwohl 
keine   solche    Abhängigkeit  der  periodischen 
Blutungen  von  ähnlichen  bekannten  Einflüssen 
statt  —   wie  in  dem  von  Combruch  erzählten 
Fall.     Offenbar   standen  die   Gicbtanfälle  bei 
dem  verstorbenen  Michael  in  einem  ursächli- 
chen  Zusammenhang  mit  der  Anlage  zu  Blu- 
tungen und  überhaupt  scheint  mit  dem  stär- 
kern Hervortreten  der  einen  Anlage  die  voll- 

konuaenef  e  Entwickelung  der  andern  bei  den 


~    110    — 

Blutern  gegeben    zu  8e3m,    weldies  wirkUdi 
der  Fall  war,   l^ei  diesem  Knaben,   bei  dem 
'altem  Sohn  der  Catliarina^  und  in  denen  Ton 
Consbntch  und  Krinur  beobachteten  Familien. 
Auf  einen  solchen  genauen  Zosammenhang  dsr 
Anlage   zu  Blutungen   und    der  Gicht   deut«C 
vorzuglich  ihr  gleichzeitiger  vbächer  Ünpmng 
hin,   der  sich  auch   in  der   /^^tfrzenüftcr^schea 
Familie  nachweisen  läfst,  indem  die  Mutter 
des  L.  Weizenäker'a  viele  Jahre  mit  der  Gicht 
in  hohem  Grade  behaftet  war ,   und  die  EU 
t6m  der  Thertsta  %id  gekränkelt  haben  aoUen 
-—  welchem  letzteren  Umstand  bei  der  untem 
Volksklasse  hier  zu  Lande  gar  oft  eine  gidk^ 
tische   Anlage  s^nm  Grande  liegt.     Dafs  aber 
die  Gicht   erblich  sej  (Bartkeai)^  so  wie  dab 
das    männliche    Geschlecht    diesem  Uebel  — - 
wenigstens   seinen  acuten  Formen  —  häufiger 
unterworfen   ist   als  das  weibliche,   ist  nach 
allen  Er&hmngen  keinem   Zweifel  mehr  un-« 
terworfen.      Der  Gicht  als  eigenen,    und  in 
der   Regel  von  einem   offenbaren  Leiden  der 
Verdauungswerkzeuge  ausgehenden  Krankheit»« 
art  ist  nach  Dr.  Neuburgs  Beobachtungen  jede 
Constitution   mit  Vollblütigkeit  oder  iibermä-« 
fsiger  Thätigkeit   der   Blutgefäfse  sehr  ausge^ 
ietzt,  und  offenbar  spielt  das  Blutgefalssysteni 
eine  Hauptrolle  in  dem  ausgebildeten  Zustand 
der   Gicht.      Nach    Kreyssig  „ist  der  Sitz  der 
Gicht  sogar  in  dem  Gefäfssystem  selbst,   und 
diese  Krankheit   sieht    mit   dem   System  der 
Bliitgefäfse  in   einer  noch  engern  Beziehung; 
die  Gefafsbnute   leiden  dabei  wesentlich,   und 
eben    so   wie  die   Gelenke  und  Flechsenliäute 
der  änfserii  Glieder,    sind  aurh  in  den  AnfaU 
len  in  einem  Erethismus  begriffen."    Bekannt 
ist  in  dieder  Hinaicht  der  uraäc^che  Zusam« 


—  'ill  — 

Inenhang  der  Giclit  init  Bhitfllissen,  besonders 
aus  den  Häiiiorrlioidalgeffifson  ,  der  Gefiänniit- 
ter,  imd  selbst  in  das  Zellengewebe  unter  der 
'Haut  in  Gest«nlt  von  Petecliien.  So  l^nd  z.  B. 
Hr.  Prof.  NdÄse  meJirmalen  Personen,  welche 
'an  starken  Blutungen  auch  aus  andern  Thei- 
;len  ab  aus  den  Hämorrhoidalgelafsen  litteii, 
und  zugleich  mehr  oder  minder  giclitisch  wa- 
ten. Ich  selbst  beobachtete  bei  einem  ledi- 
gen Mann  von  25  Jahren  eine  während  Jief- 
tigen  GichtanföUen  öfters  eintretende,  kaum 
^ehir  zu  stillende  Blutung  aus  der  Nase,  und 
bei  einem  mit  blinden  Hämorrhoiden  selir  be- 
haiteten,  dem  Trunk  ergebenen  Zolldiener 
von  48  Jahren  im  August  1814  heftige  Gicht- 
nnfäUe,  auf  welche  Jedesmal  in  den  angegrif- 
fenen Gelenken  fzum  Theil  auch  auf  dem 
Bauch  und  Rücken)  eine  grofse  3Ienge  Pete- 
rhien  unter  Schweifsen  zum  Vorschein  kam. 
Merkwürdig  war  bei  diesem  Blann  aucJi  noch 
der  Umstand,  dafs  er  oft  über  ein  Gefdlil  von 
iirennender  Hitze  im  Zahnfleisch,  und  sogar 
von  Lockerstehen  der  Zähne  klagte,  aber 
während  der  ganzen  Krankheit  nit  aus  dem 
Zahnfleisch  blutete.  Eine  ähnliche  Girht- 
kranUieit  mit  Petechien  und  blutendctn  Zahn- 
fleisch liat  Hr.  Hüfrath  Dr.  Henning  in  Zerbst 
in  Horns  Archiv  besclirieben. 

Eine  andere  Reihe  interessanter  Erschei- 
nungen bietet  die  vorliegende  Geschichte  in 
Ansehung  der  Blutungen  selbst  dar ,  an  denen 
die  zwei  Knaben  der  Lucea  und  der  ältere 
Sohn  der  Catlinriua  gestorben  sind,  sofern  jene 
Phänomene  ähnllilie  von  Hrn.  I'rof.  Nasse 
zus.immengestellte Beobachtungen  grr>rs(en1  beils 
bestätigen  I  und  iür  eine  küuiUg<^   Aetioiogie 


•    112    — 

^eses    noch    so    räthseUiAfteii   pailiologiftdben 
Processi    einen   Beitrag    liefern    dürften.  -  — •- 
Die  Blutungen  selbst  zeigten    sich  bei  zwei 
von  den  erwähnten  Blutern  zuerst  unter  ^  der 
Form  Ton  sugillirten  Flecken  oder  Blutextia^ 
Yasat  in  das  Zelleng&webe    unter  der  Hau^* 
und  erst   späterhin  traten  periodische  Blutun« 
gen  nach  auben  hei  ihnen  ein^   während  auf- 
der  andern  Seite  der  Knabe  Johannes  gar  keine 
Flecken  bekam ,  dagegen  schon  am  14ten  Ti^ 
seines  Lebens  an  einer  Blutung  aus  dem  Na- 
bel Istarb  y  und  sowohl  dessen  Mutter  als  de-« 
ren  jüngste  Schwester  Salonu  in  ihrer  Jugend 
ahnliche    sugillirte   Flecken    bekamen ,    aber^ 
häufiges  Nasenbluten  der  Jjicea  ausgenommen^ 
niemals   an  Blutungen  gelitten  haben.     Ver-^ 
gleicht  man  damit  in  dieser  Hinsicht  die  yoA 
Hrn.    Prof.    Nasse   zusammengestellten  FäÜe^ 
so  scheint  die  erbliche  Neigung  zu  tödtlichen 
Blutungen  in  Terschiedenen  Abstufungen  oder 
Graden   vorzukommen,   nemlich  von  der  Er-- 
scheinung  blolser    sugillirten   Hautflecken  an, 
durch   eine   Reihe  von  besondern  Formen  bis 
zur  tödtlichen  Blutung  schon  in  der  zartesten 
Kindheit  —   und  weiterhin    davon    zunächst 
die    verschiedene     Lebensdauer    abzuhängen. 
Ueberdiefs   scheint   diese  erbliche  Neigung  zu 
Blutungen,    jedoch   nur    auf  die   Erscheinung 
von  sugillirten  Hautiiecken  beschränkt,    selbst 
dem  andern   Geschlecht    in  der  beschriebenen 
Bluter  -  Familie   eingepflanzt   zu   seyn,    indem 
die  Lucea  und  ihre  Mutter  Salome  in  der  Ju^ 
gend  älmliche  Flecken  gehabt  haben,  wie  die 
Bluter  selbst. 

Die  Art  und  Weise  ferner,  wie  das  Blut 
bei  den.  Bluti^igen  des  verstorbenen  Knaben 

Mi- 


—    1J3    — 

■ 

Älichatl  (und   Johannes)    zum   Vorschein   kam 
und.  beschaffen  w«nr,    zeigte  deutlich  eine  re^ 
gelividrige ,     ungewöhnliche    Diinnflüssigkeit, 
ffehr  schwere  Gerinnbarkeit,   selbst  einen  üb- 
len Geruch  an  n.  s.  f. ,  woher  Herr  Profe^ssor 
Nasse  diö  Blutungen  in  den  Familien  der  Blu- 
ter zu  leiten  sucht.     Diese  auffalleDde  Eigen- 
schfiften  der  Blutmasse  bei  den  Blutern  über« 
haupt,  und  bei  den  yerst4>rbenen  Knaben  ins<* 
besondere,      scheinen     allerdings    anzuzeigen, 
dafs    die     krankhaften    Blischungsverhältnissa 
einer  solchen   Blutmasse  vorzüglich  darin  be- 
stehen ,  dafs  bei  einem  überwiegenden  Antheil 
von  Serum  der  Faserstoff  nur  in  sehr  gerin- 
ger Alenge  vorhanden ,   dagegen  der  in  man« 
eher  Hinsicht  dem  Serum  gleichsam  entgegen- 
gesetzte', aber  in  der  nächsten  Beziehung  zum 
Faserstoff  stehende ,   Cruor  in  einem  gewissen 
Zustand  von  Zersetzung  sich  befindet,  ähnlich 
dem  Zustand  des  Cruors  bei  dem  wahren  und 
dem   Quecksilber  -  Scorbut.     Diese    Aehnlich- 
keit  erscheint  auf/  dieser  Seite  um  so  gröfser^ 
als  z.   B.    dem  verstorbenen  Knaben  Michael 
(wie  auch  den   andern  Bhitern)  die  sugillirte 
llautflecken,    ein   blasses  cachectisches  Ausse- 
hen,  ungewöhnliche '  Muscularschwäche  (fibra 
laxa)    und  Neigung  zu  überinäfsigen  Blutflüs- 
sen eben  so  eigen  waren,    wie   den  Scorbuti- 
sehen.     Selbst  der  eigenthümliche  üble  Geruch 
des  Bluts  bei  dem  Michael  bildet  ^in  weiteres 
Analogen  von  dem  bekannten  Fhosphorgeruch, 
der  sich  bei   den  scorbutischen  vorzüglich  im 
Athem   entwickelt.      Aus   dieser  krankhaften 
3Iischung  der  Blutmasse  bei  den  Blutern,  ins- 
besondere aus   dem  geringen  Antheil  von  Fa- 
serstoff —    und  einer  sicher  damit  in  ursäch- 
lichem Zusammenliaug  stehenden  kralikhaften 
Journ.LVIII.B.a.St.  H 


-.    114    ~ 

Permeabilität  der  GefüfsWanduiigen  (oArh  Blag*  ' 
torCs  Beobachtung)  erklart  sich  eiiiigermafseu 
die  Neigung  zu  gefahrlichen  Blutungen  solcher.. 
Personen,  aber  mehr  noch  die  durch  künst- 
liche Mittel  kaum  und  oft  gar  tiicht  zu  be^ 
wirkende  Stillung  solcher  Blutungen«  Bei  dem 
verstorbenen  Knaben  Michad  half  z.  B.,  keine 
Art  von  ~ blutstillender  Mittel,  ausgenonünen 
die-  Stärkste  Coinpredsioii ,  wo  diese  anw^nd-« 
bar  War,  indem  das  Bkit  selbst  unter  denen, 
durch  Aufstreuen  styptischer  Pulver  gebilde-^ 
tett,  harten  Crusten  fortan  hervorquoll!  Viel- 
n^ehr  pflegte  die  Natur  bei  diesem  Khabeu 
dergleichen  Blutuiigen  gewöhnlich  dadurch  zu: 
ätillen  I  dafs  sich  nur  bei  denselben  aus  der. 
Nase  ein  Coagulum  von  Blut  bildete,  das  wie 
,  bei  verwundeten  Venen  die  Wunde  verschlofs, 
oder  abe^)  dafs  in  allen  übrigen  Fällen  der 
zu  grofse  Blutverlust  eine  tiefe  Erschöpfung 
herbeiführte,  wodurch  aller  Impetus ^a  xergo 
im  Blutgefafssystem  —  und  somit  auch  die 
Blutung,  wenigstens  eine  Zeitlang  aufhorte  '^). 
Dafs  bei  dergleichen  Personell  besonders  künst-« 
Hche  Blutausleerungen  (vielleicht  auch  <ler  Ge- 
brauch des  Quecksilbers)  in  sonst  .dazu  geeig- 
neten Fällen  eine  sehr  mifsliche  Sache  sind,  , 
zeigte  die  Geschichte  des  Knaben  Michael  in 
Ansehung  des  Gebrauchs  der  Blutegel,  die 
wirklich  nach  der  Angabe  des  Chirurgen  und 
der  Mutter  einen  weit  grofsern  Blutverlust 
verursacht  haben  sollen,  als  die  letzte  tödl- 
liehe   Blutung  des   Knaben,   und   deren   Bifs^ 

*)  Tordy4»  sagt  von-  solcben  Blutflfissen  t  ^^Styp- 
iica  qualiacunqne  -pro  nihilo  erant,     Ultro  sem* 
p§r   cessavit  prqfluvium,^*   —     S.  Dessen    Fraß' 
ufnta.chir,  et  medica.     Cur,  L»  Brugnateliu  . 
Tkimi  MDCCXCI.  pagl  46» 


— ^  115    — 

iTunden  2uletzt  nur  durch  die  stärkste  Com* 
pression  verschlossen  werden  konnten.  Aitf 
ähnliche  Art  beobachtete  Otto  (s.  a.  a.  O.), 
dafs  auf  eine,  an  einem  Bluter  angestellte 
Aderlässe  eine,  allen  Mitteln  widerstandene, 
Blutung  gefolgt  sey.  —  Personen  mit  einer 
solchen  .erblichen   Anlage  zu    tödtlichen  Blu-* 

^tungen  yerdienen  daher  aucl^  in  medicinisch-«- 
gerichtlicher  Hinsicht  alle  Aufmerksamkeit, 
indem  ein  gerichtsärztliches  Urtheil  über  die 
Tödtlichkeit  und  den  Grad  derselben  bei  den 

*  verschiedenen  Verletzungen  der  Bluter  durch 
Andere,  nach  den  vorliegenden  Erfahrungen, 
nothwendig  xnodilicirt  werden  müste« 

Auf  der  andern  Seite  zeigten  einige  Heil- 
versuche bei  dem  verstorbenen  Knaben  MU 
chatl^  dafs  der  besondere  Zustand  der  Blut- 
masse  bei  einem  solchen  Bluter  in  mancher 
Hinsicht  wiederum  sehr  abweiche  von  der 
mehr  bekannten  fieschalTenheit  der  Blutmasse 
bei  'dem  Scorbut ,  der  Bleichsucht  u.  s.  f. 
Pilanzensäuren  und  selbst  die  verdünnte  Schwe- 
felsäure -wurden  z.  B.  jenem  Knaben  in  sei« 
nen  Blutungen  olt  und  lange  Zeit  hindurch 
ohne  allen  Nutzen  gereicht,  während  diese 
Mittel  sonst  die  Congulabilität  der  Blutmasse 
vermeliren  und  neben  frischem  Nahrungsstojff 
namentlich  zur  Stillung  scorbutischer  Blut- 
flüsse  vorzüglich  geeignet  sind.  Ferner  das 
Eisen,  welches  unter  allen  Mitteln  den  ent- 
schiedensten Einflufs  auf  die  Mischung  der 
Blutmasse,  besonders  auf  den  Cfuor  dersel- 
ben und  auf  Erhöhung  der  Muskelkraft  be- 
sitzt, und  daher  in  der  reinen  Bleichsucht, 
wo  vorzüglich  der  Cruor  fehlt,  so  wio  bei 
Rhachitis  und  Scropheln  *-«  wo  bei  unzweck« 

H2 


■lafiSg  genuechter  überwiegender  Lymphe  der 
Cnior  iu^m  gennger  Menge  vorhanden  ist  — 
als  ein  Haujptmittel  erscheint,  wurde  in  Ver- 
binduilg    mit   Eichel « KafE^e   jenem    Knaben 
lange  Zeit  9  allein  auch  ohne  allen  guten  Er- 
folg  gegeben    ^),      Nach    allen    Be;ciehangeh 
diufie  man  daher  genothigt  seyn,  die  räthseU 
hafte  pathologische    Erscheinung    einer  erbli*- 
«hen   Neigung  zu  todflichen  Blutungen  nicht 
Uob  von  der  chemischen,  sondern  hauptsäch- 
lich von    der    dynamischen  Seite  au£Eu£assen 
wie  diefs  bereits  von  1.  Fr.  Mtckel  in  Halle 
geschehen  ist^    indem  derselbe  im  teutschen 
' Archiv  f.  A.  Physiologie  2.  Bd.  i.  Heft  S.  138 
die  durch  mehrere  Generationen  sich  fortpflan^ 
,Mnde  ri^gelwidrige  Blutbildung  als  eine  Hern-» 
.mung    der    vollkommenen    Entwicklung    des 
Bluts  auf  einer  IHihereren  Bildungsstufe ,  wie 
s.  B.  eine  ahnliche  Beschaffenheit  der  Blut« 
luasse  bei  der  angeborenen  Gehirnhöhlen  Was^ 
sersucht,    betraditet.       Selbst  die    Blausucht 
(CSfonopathia)^  welche   nach  7.    Fr.  Mecfiel  of-- 
fenbar  nur  eine   höhere  Stufe  des  regelwidri- 
gen Zustandes  der  Blutmasse- bei  den  Blutern 
seyn  soll,    und    auf   deren  Aehnlichkeit  mit 
^em  Zustand  der  Bluter,  besonders  in  Bezug 
auf  Blutungen,    Herr   Professor  Nomh  schon 

*^  Ueb«r  den  übrigens  noch  problematischen  Nat- 
«en  des  Glaubersalzes  in  den  Blutungen  der 
Bluter  nach  Otto^s  Angabe»  konnte  ich  bei  dem 
Knaben  Michael  keinen  Versuch  anstellen,  in- 
dem ieh  während  der  letzten  tödtüchen  Blu- 
tung desselben  auf  mehrere  Tage  verreist  war^ 
una  nur  kurxe  2eie  vorher  von  diesem  Mittel 
in  Kenntnifs  gesetzt  wurde. 

,  .  Die  Giehtsehmerxen  desselben  wurden  durch 
Anliegen  von  trockenen  aromatischen  Kräutern 
sit^iSuDphor  in  Säckehtn  tqi  besten  gelindert* 


-»    117   ~ 

früher  in  Rats  und  ^iifenricrA'i  ArchiT  t  j(. 
Pliyuologie  10.  Bd.  2.  Heft  «ufinerkaam  ge« 
macht  hat,  kann  bisweilen,  wenigftteiu  tob 
Anfang  an  rein  dynamischer  Natur  seynV  vnm 
einige  interessante  Fälle  von  Blausucht  oAne 
ursächliche  Mifsbildungen  in  Üem  Hensen,  be^ 
soiiders  von  Marca^  erzählte  Fall  (s.  Edinb^ 
Journal  Vol.  1.  p.  112)  zu  beweisen  scheinifB. 


-  iH(p- 


I 


VIL 

Kurze    Nachrichten 

.und 

r 

A  u  8  z  ü'  g  e. 


Büä,9  -  C/bron£Ac  i»om  lahre  l89S* 


(Fortsetzung.) 


'  !♦     M  «   r   i  e  n  h   a   d* 

-Ller  alljährlich  nicht  blofs  zunehmende ,  sondern 
auch  iji  jeder  Hinsicht  sich  auszeichnende  Besuch  von 
Marienbad^»  Heilquellen,  macht  dem  Arzte  eine 
fortlaufende  Relation  über  d^n  Zustand  desselben 
in  diesem  vielgelesenen  Journale  zur  Pflicht»  So 
.  deutlich  dadurch  die  grofse  Wirltsamkeic  der  hiet 
vorkommenden    Heilmittel    in-  den    hartnäckigsten 

.'«hronisohen  Krankheiten  bestätiget  w^ird ,  eben  so 
•ehr  wird  dadurch  das  Bestreben  der  hohen  Lan- 
desregierung,  wie  des  Grundherrn,  in  besonderm 
Grade  aufgeregt,    dem   Kurorte   selbst  die  möglicÜ- 

'tte  äufsere  Ausbildune  zu  verschaffen.  Die  Anlage 
einer  chaussirten  Verbindungsstrafse  auf  dem  nach* 
•ten  Wege  von  Marienbad  über  dis  gebirgige  FeN 
•chan  nach  Karlsbad,  -und  von  Libenz  ~-  dem  letz- 

'  ten   Dorfe  an    der   Heerstrafse    von    Teplitz    naeh 


Karlsbad  —  nicb  iVf?^enbad»  ist  beratet  toq  dar 
höi^haten  Stella .  eeneluriigc ,  womit  auch  schon  im 
nächsten  Jahre  der  Anfang  gemacht  werden  wird« 
Mit  den  einseinen  Anlagen  im  Kurorte  salbtt  rflcK^ 
der  ursprüngliche  Plan  ,  das  Ganze  su  einem  Treund^ 
lieben  Garten,  von  impx)nirende|i  Wohngebäiiden 
umgeben  9  umsufchaffen,  seiner  Vollendung  im- 
mer näher.  Eine  grofse  Dampfmaschine  verlieht 
schon  seit  dem  letstern  Sommdr  die  CK^rsei'e  Halft« 
der  fiadestübchen  mit  blofs  durch  Dämpfe  gehits* 
tem  Walser,  welche  sie  ebenfalls  su  dem  neu  ein*> 
u,eriohteten  russischen  Dampf-  oder  Schwitsbade 
liefern  wird.  Auch  ist  die  neue  Ein^ichtune  im 
Werke y  alle  fiaJestubchen  durch  erhiuto  hliTt  su 
heizen 9  die  in  eisernen  Hölireu  durch  das  ganze 
Badriiaus  geleitet,  mittelst  Ventils  eingelassen,  und 
veisuea^^  W^^^deu  l^änn.  Die  niedliche ,  fast  in  der 
Älitft  Oes  Kurorts  stehende  Betkapelle  wurde  mit 
ciner^hifrmuhry  deren  Schlag  im  ganzen  Tbal« 
leiclrf'V^i^ehnilich  ist,  T^rsehen.  So  wird  alljähr- 
lich ci^  Schritt  mehr  zur  ew^phinafaige;!  Einrieb- 
tung':dl^  Ganzen  gethän. 

Die  Zahl  der  fremden  Partheyen  betrug  im  heu- 
rigen Jahre  (l893)  nahe  an  die  800,  worunter  sich^ 
aufser  mehreren  ausgezeichneten  läännern,  beson- 
ders Aerzten,  mehrere  fürstliche  Personen  befan« 
den,  Kin  Beweis  des  in  diesem  Bade  herrschenden^ 
sehr  anständigen ,  und  zugleich  geselligen  Tones  ist 
es,  dafs  diese  erlauchten  Personen  an  den  allgemei- 
nen geselligen-  Vergnügungen  Theil  nahmen ,  und 
die  Freuden  derselben  durch  die  gröfste  Humani- 
tät bedeutend  erhöhten.  Hundert  Arme  gebrauch* 
tcn  hier  die  Kur  unentgeldlich ,  fiir  w^eTche  2530 
freie  Badar  bereitet  wurden ,  70  darunter  -wurden 
auch  theils  durch  die  Gnade  des  Giundherrn,  theiU 
durch  Beitiagc,  im  Essen  freigcbalten. 

Die  wohlfeile,  und  zugleich  sehr  gute  Bekö- 
stigung nicht  blofs  in  den  eigentlichen  Traitenr^ 
Jiauaern,  als  auch  in  jedem  einzelnen  Hause  ftkr 
die  daselbst  wohnenden  Gaste  ^  hat  die  allgemeine 
Zufriedenheit  erregt. 

^  l'ur  die  Bader  sind  die  Preise  folgende:  fflr 
ein  Wasseibad  £.0  Xr. ,  für  ein  Gasbad  6  Xr. ,  für 
ein  Douchbad  56  Xr. ,  und  für  ein  Schlammbad,  das 
jedesmml  frisch  bereitet  wird,  1  ¥11  Cout.  Idünze. 


▼»■■-.        -^ ,      in<«TJ5     llirXiei.     aj-TiTg 


j|.  3».  ,    »la  C'.:c;.*^ 


^-:  ,-b*:r=i .   -irr  leir  irr 


'es.  sa. 


J«fo 

•B  einer  i^ntnns^   ter    :3ceni  .mea 
«r  vsic  -fieiiiT  ^it  -r-ia   Orr  :;i  'It::^  isr 
W^n:t    er    ><^heni    -^-tl'.  ,    ^-ia   i    jui^n^ 
Anr.»n    *2b*:r*n    ir*rier    ainjre.      Jfi^a 
Jiürxen   i^'^r»  icr.e  *.-■•?  *rier:a-iciiea  Zi; 

iKViCf.re  er  ^.it';«!   5  J»r.r«  ^inisreia^siiL 

Z^hintiTi  z«n     ^erlctkzi^iten   BXscr;    aber   ^'. 
gewlntcbcea  Erfolg   " 

Im    Ii&T«   i'^^  Iej^i    er  a::a   LUhcr.     Ick  äad 

V^.iUnrz/r.  ,  ieT-.r.-.'tr. :";£:«:•  Crraf-  13 1  ic:iJiliä£UL^ 
>finjf  igrei*;,:,  S-nrp'ojr.s  ,  -sie,  ^reil  lie  v;a  ei3«iB, 
dem    f^j  flfi.-jr  2r'?ri':e    r.ar.ea    Ler. i-snsrrsjisysieai« 

•2ef  iCar',,;.- »r,  -  <,  :*r  Fertiir. isii-Bram-r.  i  riili:© 
h^i^*,rr  r/-r'*in  I  •,'.-.'>*.•:.  V^Tnr.'l.r^ir.z  :^r  ae-iasi 
ten  Ur;*r>lMx«if4ii«5  Tvar  incri  di-t  •:*Iii»f  Fol*« 
^ftr  ff^iT'n  rr.*ir  *n  f«sr*.  ?*br«a;L:ir.  Trin/Ji-r.  Der 
Xrjrjt^  ha':*'*  'ür.er,  'w*i',.'.»a,  ur.4  scr-^f-aihen,  mehx 
*err'»**ii   Pif!:;  riie  Rrr.^Pifung  de5  Klrpers  war  an- 

»/i'l  /fie  Spanniiraft,  Coniraciilirity  cti  Geleckbän- 
«!«r  K.  14.  Mti  *'",n  Oo'.rt'^henkeln  y  10  fieri::^,  dafs 
er  b«i  Hem  Aufj.^ben  r^ec  Ffitie  die  KiTie  auf  feiae 
iAc}M«]n  bringen  konnte» 

In    '?»ei«    ttAiiri:;fii   La|;«    drr   Dincc   rieth  ich 
ihm  «nf'»if«;f  -^  iifbtt   •inem   tiglUii  su  lielioi enden 


—     121  ■  — 

1 

Casbad  —   einen   Tag  über    den  andern  jetst  ein, 
Schlamm»  und  dann  wieder  ein  IVasserhad,  welch 
letsterei  nach   14  Tagen  ganx  beseitigt,  und  dafar 
des '  Schlammbad  blofs  mit  der  Douch«  auf  die  Len- 
dengegend abwechselnd  gebraucht  wurde.    Die  £ute 
Wirkung   dieser    JMittel   bestand  in  einer  auffallend 
vermehrten   Contractilität    der    Gelenkbänder,    und 
Maskaifaser«    so,    dafs   der  Kranke  die   wachsende 
Festigkeit* seiner Föfse,  und  die  abnehmende  Schjapp* 
lieic  der  Gelenkbänder  und  Muskeln   nicht  andera 
beschreiben  konnte ^  als:  die  Füfse  kämen  ihm  TQr, 
"wie  geschient  y   er  könne  sich  mehr  auf  selbe  Ter* 
lassen,  und  seine  Diener  hätten  jetzt  eine  viel  leich- 
tere Arbeit   mit  ihm,    als    sonst,     er   sei  jetzt   im 
Stande,   mehrere    Schritte   allein   zu  machen,    nur 
könne   er    der  unterstützenden   Hände  unter  seinen 
ürmen   aus  angewohnter   Aengstlichkeit   nicht  ent- 
behren.    So   yveit  hatte  1  dieser  Kranke  seine  Besse- 
rung nach  5wöchentlichem  Gebrauche  der  besagtes 
XHitcel  gebracht« 

Mit  einem  zweiten,  ganx  ähnlich  Leidenden, 
."war  es  innerhalb  derselben  Zeit,  und  durch  diesel- 
ben Mittel  ebenfalls  bedeutend  besser  geworden» 
und  dieser  hatte  durch  5  Jihre  Bäder,  Douche,  und 
Einreibungen  aller  Art  geDrauclit,  auch  der  Erste- 
re  hatte  sich  achon  mehrere  Male  ohne  allen  Nutzen 
der  blofsen  Douchbäder  bedient,  woraus  folgt,  dafi 
nicht  der  Reiz  der  Douche  es  ist,  ron  dem  i,n  bei- 
des Fällen  jene  zunehmende  Spannkraft,  und  To- 
rosität  in  dem  Faserbaue  der  Bänder  und  Muskeln 
herzuleiten  kömmt;  sondern  wesentlich  von  der 
Wirkungsart  des  Gas V  und  Schlammhades, 

Das  Gaj-  wie  das  Schlammbad  äufsern  daher 
auf  die  belebte  tliierische  Faser  eine  xusammenzie- 
bende,  die  Contractilität  derselben  vermehrende 
Kraft,  was^  genau  mit  der  Beobachtung  überein- 
kommt, dafs  beide,  das  Gas-  wie  das  Schlammbad, 
im  Stande  sind,  alte,  nicht  zu  schlaffe  Geschwüre 
auszutrocknen,  neue  Entzündung  darin  zu  erregen, 
Blotflüsse  zu  treiben,  imd  die  schon  vorhandenen 
K.J^.  Goldader,  Menstruation,  zu  vermehren.  Diese 
Kraft  besitzen  sie  offenbar  nur  in  soferne,  als  sie 
erregend,  und  die  Lebenstli.ltigkcit  vermehrend  auf 
den  Faserbau,  besonders  des  Vcnciisystems ,  wir- 
ken, SU  dem   das  kohlensaure  Gas  eine  besondere 


—  m  — 


f 


Verwandtschaf c  za  hab«n  ich^nt,  und  dem  Jen« 
Blute ntleerung€n  wesentlich  zukommen.  Ich  fubm 
plötzliches  Nasenbluten  und  Blutspeien  bei  «oichea 
tm  Gasbada  entstehen  gesehen ,  die  Anlage  iu.  'Ver«> 
Setzungen  des  Goldade'rblutflusaes  auf  Kopf  und 
Bmst  hatten,  Bine  Dame,  die  WjUirend'  der  monau 
Hohen  Periode  das  Gas  blofs  durch  die  Leitungt- 
röhre  auf  ihr  Kranket  Knie  applioirte,  übrigens  fer» 
ne  vom  eigentlichen  Gasbehälter  safs,  empfand 
dennoch  einige  Vermehrung  ihrer  Beinigunr,  .wo»  . 
durch  der  grofse  Ein'HuCs  dieses  Gases  auf  das  Ve-  ' 
nensystem  abaunehmen  ist.  Ein  .4ojähriger  cachek- 
tischer  Mann  mit  unregelmäfsiger  Gicht ,  die  sich 
schon  öfters  'bei  ihm  durch  einen  mehrtägigen  4ili« 
.  gemeinen  und  starken  Schweifs  entschieden  hatto« 
und  mit  blinden  Hämorrhoiden  behaftet,  setzte. aith  ' 
durch  einiee'Ta£e  -^  jedesmal  znr  halben  Stunde 
-^  in^s  Gasbad,  theils,  um  an  sich  selbst  die.  Wir- 
kung des  Gasbades  zu  prüfen,  Torzfiglich  ab^,  um 
den  unterdrückten  Schweifs  wieder  hervorzurufen« 
hatte  auf  eignen  Antrieb  sich  dieses  Batfes  be^' 
dient.  Aber  die  Wirkung  war  eine  sehr  unwill- 
kommene; es  entstanden  stechende)  Schmerzen  im 
fanzeh  Körper ,  —  bald  da,  bald  dort,  —  die  ihn  . 
urch  14  Tagb  das  Bett  zu  h0ten  zwangen^  uncl 
den  fortgesetzten  Gebrauch  antiphlogistisch  wirken«  • 
(ler  Arzneimittel 9  selbst  theilweises  Ansetzen  von 
Blutegeln  foderten.  Das  Allgemeinleiden  war  jetzt 
nebst  dem  frühem  gicbtischen  auch  ein  entzkndm 
liehet  geworden  y  — *  eine  Complicationy  die  das 
Gasbad  verursacht  hatte.  Es  wurde  nämlich  durch 
/dasselbe  die  schon  früher  bestairdenc  Unterleibs« 
voUblüiigkeit  vermehrt,  und,  weil  es  keinen  Blut* 
Bufs  durch  die  Goldadergefarsc  zu  erregen  im  Stau- 
tde  war,  zu  Kongestionen  des  Veiienblutcs  in  allen 
blutreichen  Organen,  des  Körpers  Veranlassung  ge«  - 
geben. 

Aus  diesen  und  mehreren  andern  Thatsaöhen» 
die  ich  hier  nicht  anführen  kann,  ist  der  Satz  mit 
allem  Recht  zu  abstrahiren,  dafs  unser  Oashad  -^ 
aus  kohlensaurem  Gase  mit  einem  p;cringen  An- 
theil  von  geschwefelten  W^a^scrstoITgase  bestehend 
-—  auf  die  oclebto  thierische  Faser  und  (dessen  In- 
halt erregend  wirkt,  die  Thütiokcit  derselben  bei 
>  einher  Anlage  bis  zum  Bntzüudungsgrade  steigext«. 


—    123    — 

Bben  tOf  Wenn  auch  in  etwas  geringenn  Grade» 
"vrirkc  daa  Schlammbad,  worin  die.  eindringende 
Kraft  des  koiilensanren  und  geschwefelten  Wasser- 
#tQ|Fgaflea  durch  die  grofse  Hautreizung ,  die  der 
ScUamin  erzeugt,  modificirt  wird. 

Ca  warden  dtfhar  das  Gas  -  and  Schlammbad 
jiUT  bei  solchen  Gelähmten  mitNutien  anzuwendeil 
•eyn,  wo  eine  erhöhte  Nervenempfindlichkeit  mit 
einer  schwachen  Gefäfs  -  und  MnsKelkraft  verbun- 
den ist.  'Wie  alle  narkotischen  Substanzen  inner« 
lieh  eenommen ,  so  wirken  auch  diese  bei  der  äu- 
£serbchen  Anwendung  auf  die  Nerventhätigkeit  dc- 
priinirend ,  sopirend 9  und  venhehren  dabei,  wie 
eben  umständlich  angefahrt  wurde ,  die  Vitalüiit 
der  Gefilfs-  und  Muskelfaser,  und  ihres  vorzüglich- 
sten Inhaltes  -^  des  Bliits. 

Noch  mehr  wird  diese  Anzeige  durch  die  Be« 
amkanjg  bestätiget,  die  ich  jetzt  lehon  niehrnial 
an  machea  Gelegenheit  hatte,  dafs  bei  solchen  In- 
dividuen p  wo  mit  der  Lähmung  einzelner  Glied- 
maCsen.ein  gut  gen&hrter  Körper,  Vollblütigkeit, 
ein  harter ,  straCFer  Puls ,  und  eine  grofse  Derbheit 
der  Muskelsubstani  verbunden  waren,  jene  beiden ' 
Bäder  nicht  nur  nichts  genatzt,  sondern  selbst  ge- 
ichadet  haben. 

Zu  schmaehtp  ersehöpfte  Nervenkraft  im  ganzen 
Menschen  hei  gleichzeitigem  Verfall. der  Vegetations^ 
kraft »  wie  der»  auffallend  gute  Bestand  der  letztem 
hei  übrigens  eher  torpiden,  als  empfindlichen  Nerven^ 
bilden  eine  Contraindication  für  unser  Gas-  und 
Schlammbad.  Diese  Auseinandersetzung  der  Wir- 
Kunesarc  sehr  kräftiger,  aber  bisher  noch  viel  zu 
wenig  gekannter  Mittel  in  dieser  hartnäckigen 
KTankheitsforni  ^  wie  die  Lähmungen  einzelner  Glie- 
der sind,  glaubte  ich  in  diesem  viel  gelesenen  Jour- 
nale vorzAglich  niederlegen  zu  massen. 

Was  unsere  Trinkquellen,  sowohl  in  Bezug 
auf  die  Sphäre,  wie  aiiL'  die  Art  ihrer  Wirkung  auf 
den  erkrankten  menschlichen  Organismus,  betrifft, 
ist  hier  nicht  der  Platz,  mchreres  anzugeben.  In 
einer  zweiten  viel  vermehrten,  und  verbesiertcu 
i\usgabe  meiner  Beoh achtun fi,en  über  die  ei^enlhüni- 
liehen  PVirkungeh  dfr  Triiiktfurlltn  und  li'dder  in 
JUarienbadf    habe    ich   umständlich,    und  mit   der 


.      —    124    — 

genauesten  Sorgfalt  fär  die  Wichtigkeit  des  Qdgtn-. 
•tendct  dtraber  gehandelt.  ^       ,  ^ 

Dr.   Scheu, 
aueab^nder  Badetnt  di^dibttj 

■ 

(Die  Fortsetiung  folgt.) 


2» 

Miscellen  Prenfstsaher  Aerzp9  aus  den  »iertelj ährigem 

Sanitatsherichten^ 

(Forttetzimg.) 

Naöhtheilige  Wirkungen  der  Jodine.  — ^  Der 
Kutzen  der  jodine  gegen  den  Kropf  "würde  iin-> 
schätzbar  aeyn,  wenn  nicht  auch  groTse  Nachtheil« 
aus  ihrem  Gebrauche  entstehen  könnten.  So  4<b^efli 
hjsterische  oder  nervenschwache  Adensch^n».  und 
fibethaupt  schwächliche  Individuen  ea  sich  nicht 
beikonimen  lasset,  dieses  Mittel  zu  gebrauchen; 
aum  Beweise  nur  ein  Beispiel  s  .  ', 

Denaois.  Th.»  ein  schwächliches  nerrensohwa* 
ches  Mädchen ,  a8  Jahr  alt ,'  hatte  eine  grofse.  Cropf- 
geichwulst,  und  wünschte  dieselbe  zu.  entfernen, 
wufste  sich  auch  zu  diesem  ZT^ecke  die  Tinctura 
Jodinae  zu  verschaffen.  Nach  einigen  Tagen  ent- 
atanden  Herzklopfen  ^  Schwindel ,  ISuckungen  der 
Gesichtsmuskeln »  grofse  Abgeschla^enheit  dejif  Cräf« 
tCf  auiFillende  Abmagerung  y  gänzlicher  Mangel  der 
Sfslust  und  des  Schlafens.  Im  Kröpfe  war  ein  be* 
ständiges  Gefühl  der  Zu^amraenschnürung,  aufser« 
dem  ein  unaufhörliches  Drängen  zum  Harnlassen, 
ein  fieberhafter  Zustand,  in  welchem  Frösteln  mit; 
/',  fliegender  Hitze  abwechselte.  Dieser  Zufälle  un- 
geachtet versichert  dieses  Mädchen,  die  Tropfen 
xiur  in  geringer  Quantität  genommen  zu  haben» 
Der  Gebrauch  flüchtig  reizender  Mittel ,  als  der  Va^ 
leriaHa,  des  JLi(/uor.  C,  C.  succ,^  des  Extract^  Hyoscm 
etc.*führten  in  8 /Tagen  die  Genesung  herbey. 

Auch  Personen  mit  allzuhäufiger  Mehstruatiott 
und  mit  einer  Anlage  lu  Muttexblutflüsscn  dofftn 


-^    125    —' 

die  Jodin«  flchlechterdingt  nicht  nelmeii ;  tucb  bier« 
von  «in  Beispiel :  , 

Mftd.  U.,  fi4  Jahr  tlt,  sanguinischen  Tempera- 
ments, menstruixt  seit  dem  i3ten  Jahre  alle  sXVo- 
cben  sehr  starh.  Nach  ihrer  Verheirathung  fand 
jedesmal  in  der  ersten  Hälfte  der  Scbwaneerschaft 
die  Menstruation  noch  statt »  in  der  S^&a  ochwan^ 
gerschaft  mufste  dieselbe  wegen  vortieeender  Pia* 
centa  und  davon  herrührenden  heftigen  Mutterblut- 
flassen  gewaltsam  entbunden  werden ,  seit  welcher 
Zeit  die  monatlichen  Blutflflsse  noch  heftiger  sind* 
Diese  Frau  hatte  auch  eine  ICropfgeschwinst,  und 
sachte  sich  durch  die  Jodine  davon  zu  befreyen« 
Flötilicb  entstand  ein  sehr  heftiger  Blutflnfs  aus 
der  Vagina  y  welcher  4  Wochen  lang  allen  Mitteln 
widersund ,  endlich  aber^  nachdem  aie  Jodine  ent- 
fernt worden,^  der  Valeriana,  China,  und  Eisen  wich« 

Aach  Personen ,  welche  schlecht  genährt  sind, 
dürfen  dieses  Mittel  eben  so  wenig  brauchen,  als 
^rie  diejenigen,  welche  Anlage  £ur  Hektik  habeta« 
Knc  stark  genährte  Menschen,  welche  sugleioh 
lieine  xeisbaren  Nerven  haben.  Können  ohne  Nach- 
tbeil, vielmehr  mit  dem  eröfsten  Nutzen  dieselbe 
braneben.    (Von  Dr.  Schmid  in  Tenstedt.) 

Bandwwhn,  -—  Dr.  Kroll  zu  Erfurt  gab  einer 
Person^  äit  an  Tasnia  lata  litt,  2  Abende  nach 
einander  5  Qaent  Pulvis  Rad,  Filicis  maris  bei 
•cbmaler  Diät.  Am  dritten^  Tag  gins  der  Wurm 
mit  allen  seinen  Theilen  ab.  (Die*  Wurzel  der 
Filiop»  3fas*  ist  und  bleibt  gewifs  das  Haupt* 
mittel  gegen  den  Bandwurm.  Nur  mufs  man  sich 
flberzeueen,  dafs  es  ,Filix .  ßlas  ist,  und  solche 
starke  Gaben-  auf  einmal  gfeben ,  dann  ist  oft  gar 
niebu  weiter  liöthig,  oder  ein  Paar  LöfFel  Oleum 
Riemi  treiben  den  Wurm  ab.)  d,  ff, 

(Die  Fortsetzung  folgt.) 


3. 

Oleum  Ricini  artifuiale^ 

Wenn  man  1  Tropfen  Oleum  CrOton    mit  einer 
Uns«   Oleum  e^mjfaveris  vermischt,    so    erhält  man 


^ 
\ 


—    126    — 


iin  PrXparat,  was  dem  Oleom  Rieini  angemejn  ähni 
lieh  iit.y  und  wovon  ;1  Efsl^ifel  eben  so  wirkt,  ifio 
1  Efslöffel  von  jenem.  Es  sind  damit  schon  meh- 
rere glückliche  Versuche  im  Poliklinischen  Institut 
gemacht  worden,  und,  da  das  -Oleum  Rieirli  99 
theucr  ist,  so  glauben  wir,  diese  Verbind  uns  init 
Recht  empfehlen  su  Können,  d,  H^ 


4. 

Ganz  'durchsichtiger  Herzbeutel ' 

Ber  einexn  im  vergangenen  Monate  vom  Ereil* 
physikusy  Hofrathe,  Dr.  Rinze  £u  Waidenburg  *in 
Schlesien  geöfFnetim,  vierjährigen  Mädchen,  wel« 
ches   vom    Tage    der  Geburt  ah,    steu  asthmatisch, 
und  häufigen  Erstickungs -Zufällen  unterworfen  sib* 
Wesen,  am   Stickflufs  gesterben,^  doch   dabei   säe 
Voll  und  gut  genährt  war,  auch  den'äufseren. Aa&i* 
tum  des  Morbi  coerulei  unverkennbar  an  sich  trug, 
fand  man- einen    bedeutenden   Polypen  im  rechten 
Ventriculo  cqrdis;  die  Brusthöhle  yoll  VN^asser,  und 
die  Leber  so  gtofs ,  dafs  sie  das  Zwerchfell  bis  ftbev 
die  vierte   Rippe  hinaufgetrieben   hatte,    und  weit 
in  dat  Cavum  pectoris  hineinreichte.     Dter^   wie  das 
reinste  Krystallglas ,    völlig  durchsichtige  Herzbeutel, 
bot,    durch    diese    BeschaiFenheit,    ein   höchst   in'« 
teressantes ,  pathologisches  Phänomen   dar^     Er  ent- 
hielt zwei  EfslöfFel  voll  gelblich  röthlicher  Fench« 
tiekfit.     Die  Auricula    cqrdis  dextra  war  überr  di« 
Mafsen    ausgedehnt.      Das    Fordmen   ovale,   so   wie 
der   Ductus  arteriös us   Botalli  waren   fest  und  voll* 
kommen    geschlossen«-     Alle   V(snen    strotzten    von 
einem  dunhlen,  bläulich  schwärzlichem  Blute, 


9fitteratigt  •  and  Gettindhrits- Constitution,  oon  Berlin 
im  Octoher    1813- 


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trüb,  Thnli. 

^ 

tr;ib.                 '    ^      , 

»7 

g 

SW 

irUb,  Wind. 

8i 

^ 

Soiiiienbl.,  .Stiirm.  ReECO. 

SW 

.tiirmiiCh,  StcmM 

^ 

»7 

■>4 

"i     . 

SW 

So.me,  Wolke.>,  Reif. 

1 

IG 

so 

in'ib,  Finrmlscb. 
.nib,  Wifld,  Iliiso.. 

6 

IP 

gabr,  Himmel,  Wind. 

e 

■12^ 

66 

irijb,  Uuer  Wind. 

■' 

7i 

6 

Si- 

SW 

e  dia  giorit*  Varluderlisfakeib    Nui 


—    129    — 

gre,  war  gaas  hell  aad  jckön  wirm,  «Ut  fll>ri|Ma 
gemifcht  oder  tTflb.     Bis  zum  i4ten  war  ts  gelind 
oder  warm  f  mit  untermischteid  Regen ,  Tom  i5tea 
An  war  die  Morgen^it  Kälter ^  die  Nebel,  so  wie 
die  Höfe  lun   Sonne  und  Mond  wurden  hftufiger^ 
am  Aftscen  tind  A38ten  fror  et«    Eine  sehr  merkwür« 
dige  Erscheinung   war    das    AbendrotH  am  aSsten^ 
welches  bei  trüben  Himmel  bis  6  Uhr  sichtbar  war» 
und  eine  ungemein  hohe  Röthe'seigte.    Vom  flSsten 
bis  Ende  des    Monats  war  es  sehr  feucht*     Herr- 
schender Wind  Südwest. 

Der  Himmel  war  4  Tage  trüb»  10  gebrooiieii» 
17  Tage  hell  mit  Wolken,  Windtage  gab  es  10, 
WOTon  der  agste  und  50ste  stflrmisch  waren. 

Der  Temperatur  nach  gab  es  5  Msche»  Slaue» 
sS  fielinde  Tage. 

"DerBesehiSenheit  d^  Luft  nach  3i  feuchte  Tege* 

SR^gen  fiel  i3  mal,  Thau  fio  mal,  an  9  Morgen 
ab  es  Heif  und  «ben  so  ofp  Nachtfröste.  Der  Nie^ 
enehleg  des  Wassers  betrug  8i  Linien« 

Der  Stand  des  Barometers  uiibestindlg  «ad 
mediig*  unter  gS  Beobachtungea  48  inäi  nater 
«md  dfi  mal  Aber  SS  Zoll* 

Der  höchste  Stand  d.d2ateii  aS' 51"^ 

I^er  niedrigste  den  3isten  27'  O'^SÜntersch;  iiiL» 

Der  niiltleie »8'       5 

Die  ^Thermometer  stand  unter  g3  Beobtohtmigea 

17  mal  «wischen   o  n«    5  •f' 

44  —    —         5  u.  10  -f^ 

5o  —         —        10  u.  15  4* 

£  —         —        15  u.  16  + 

Der  höchste  Stand  d.  sten  +16  } 

Der  niedrigste     d.  358teii  +  ^  >  Unterschied  15. 

Der  mittlere    .     .    «    .    .  +  7) 

Das  Hygrometer  stand 
am  feuchtesten    den  lyten    97P ) 
esn  trockensten  den  isten    46^  >  Unterschied  5 1^* 
Der  mittlere  Stand  ÖS^') 

^  Beobachtungen  des  Windes  gaben  folgende» 
Resultat:  3  mal  wehte  Nordost,  4  mal  West,  $  mal 
Kord,  g  mal  Nordwest,  12  mal  Ost,  15  mal  Sudost; 
98  mal  Sud  ,  23  mal  Sudwest. 


■MB 


I  oom.LVIlI.  B.  a.  St. 


—    130    — 

# 

Ef  wu«d«ii  g§horent  351  Knaben« 
**  »sfe  MiUlchcn. 

477  Kinder,    (g  mtl   Zwil- 

"Et  stürben:    475  Personen^  (2ä& unter ü. 

•  219  über  10  JihrenX 

Mehr  geb§reni     4  Kippet. 
Unehlich  wucden  geboren  48  Knaben. 

39  Mädchen. 

87  Kinder. 
Et  starben  unehlich  geb^orene  Kinder;  35Knab9ii. 

24  M&dchen» 

•  .  1     ^  ^  Kin Jf r. 

Et  tind  folglich  26  unehl.  Kinder  mehr  g^b^fi 
,•)».  geecorbeiu 

Gebaut  wiud^n  301  Paare. 

Die  MpruUtAlt -Tabellen  dietet  Monatf  entUl« 
.ten  nur  38  Tage,  vom  4ten  bif  Sitten  OflO&et. 
Auf  einen  T«g  fielen  17  Geburten  und  16}  Tqd^** 
fälle.  In  Vergleich  zum  vorigen  Ij^onat  b^oen  j|jp)i 
die  Geburten  täglich  nin  3} ,  und  die  Todeifjlklle  onca 
X^utrmindert» 

t^ehnindert  h^t  8i9b  die  Sterblichkeit  bei»  2ah. 
nen ,  unter  Krämpfen  » «an  den  Matern ,  an  Fsietel. 
•n  EntBandungsficbern ,  an  Gallen  -  ScUeini  •  und 
Faulfieber i  4n  Abaehrung«  an  der  I^ungensucht,  an 
der  Gelbsucht  9  an  der  Waiiersucht,  am  Durchfall, 
im  Kindbette»  an  Enckräftung,  durch  Ünclacksfälle, 
die   Zahl   der  Sfllbttmörder  und    der  Todtgeborntfn. 

Vermehrt  hat  sich  die  Sterblichkeit:  am  Stiek* 
husten,  am  Scliarlachfieber^  am  Ner^enfieber^  ander 
Bräune )   am  Schlajtiiufai 

Von  den  268  Gestorbenen  unter  10  Jahren  Waren 
164  im  ersten ,  49  im  zweiten»  19  im  dritten,  6  im 
vierten»  Q  im  fünften»  11  von  5  bia  10  Jahren» 
Die  Sterblichkeit  in  diesen  Jahren  hat  sich  in  Ver* 
gleich  sum  vorigen  Monat  verminderte 

Auf  einen  ,T«g  fielen  q|»  im  vorigen  Monat 
10^  Todesfälle  im  kindlichen  Alter. 

Im  ersten  Lebensjahre  starben  (die  31  Todtge» 
bomen  mitgerechnet)  95  Knaben  69  Mädchen ,  dar- 
unter i3  aus  Schwäche»  21  beim  Zahnen»  76  un- 
ter Krämpfen »  9  am  Stickhutten»  1  an  Masern,  2  an 


—    131    — 

I 

Etfuflncfnngf Aeb«rli  f  .8  au  der  Absefarun^.  A  ib  der 
Br&une,  8  <^ito  SclilafsJÄurs «  1  am  Üurcblall. 

Von  den  59  gestorbenen  unehlich  gehornen  Kut" 
dem  waren  44  im  fsrsten,  9  im  zweiten  ^  3  lifl'd'riu 
len,  2  itn  TMrten  9  1  von  ^  bis  70  Jabren.  £•  we- 
Jen  gMtorb^:  4  apA  ScJiwäche,  4  beim  Zahnen',  aß 
unter  Krämpfen,  1  aln  SticKhusten,  i  an  den  Masern, 
II  an  der  4bsehrung:,  i  an  der  Bfätffttf,  z,<ift  Schlag- 
flnff ,  6  wat'«n  todt  geboren. 

YCfki  den  aig  Gestorbenen  über  10  Jahren  waren 
fl  von   19  bii  i5  Jaliren^    10  von  15  bis  20,  ai  von 
so  Bit  So,  35  Ton  9o  bis  4o,  4o  von  ^0  bia  5oy  51^  von 
5o  bis  60,  47..V(»n  60  bis  70,  21  von  70  bis  ßo,  6  von 
80  bik  00  Jahren ^    bie  Sterblichkeit  in  diesen  Jahrerii 
liit  aiiui  in  V^t^leich  sum  vorigen  Monat  vermelirt, 
Sie  betrug  füt  di^n  Tag  7^,   ikti  vorigen  Monat  j}. 
Unglücksfälle^     l  Trau  ward  ftber»hren ,  1  Manii 
Ward  ourch  den  Umsturz  eines  Mistbaums  erschla- 
gen p.i  Mann  und  i  Frau  stafbea  an  den  Folgen  ei- 
lifi  Fallea. 

SeUfsttnörder»  1  Frau  erhftngte  ^ch*  ^liis  älidlir« 
««htiitt  tUb  in  den  Hals  9   1  Mao^  erschöfs  siciu 


nftßf^mßumm 


Wir  beobachteten  in  diesem  Monate  den  rheu- 
matisch k  kAtlt^haliich  -  xlervt5sen  Charakter  aller 
iLränkheiten,  als  d^n  vorHerrs'cb enden.  Die  meisten 
Kranken  litten  afi  Reichten  Schnupfenfiebem ,  Hals- 
^ntKQndungen,  Gesichtsrosen,  Durchfällen,  an  rheu- 
inatiscben  Beschwerden*  aller  Art,  besonders  aitcb. 
an  Angenenttändungen,  Die  im  kindltcken  Alter 
herrscnend  gewesenen  J>urch£ällc' kaben  sich  ver- 
mitedett,  eben  so  die  Masern,  das  Scfaailaclilieber 
llt  in  einseinen  Stadtvierteln  beobachtet  w^order« 
dagegen  bat  der  Stickhusten  an  allgemeiner  Verbrei- 
tung sugenommen,  und  die  Sterblichkeit  durch 
'  deuseJben  hat  sich  vermehrt.  Im  Gänsen  ist  die 
Anzabl  der  Kranken  gering.' 


,  GMtorbitnt,  nmeh  KrarMitüan  nnd  Gttckiethtt 


Ünnouie  o 

Beim  Zähiieo 
DnteE  IbJiinpflni 
tio.  StlcUiiuteD  ■ 
Aultbiem  und  Bothel« 
Am  SOurUobSeber  . 
An  Ent>imduii|iSeb*m 
An  MeTTanfieber 
Am  abzehr.  oder  icklsiclii 
Ab  An  Lnngeimicht 

An  «BT  Wuietiucbt 


Am  Echlig^L 
An  dec  E^ilcpiie 
Au  der  eicht      , 
Am  Durcdfijl  r"^ 

Jb  dem  Küidbe 


idder 


Ah  der  EnUräfning  Alters  wi 
Au  Unemcktfallen  manchorle 
An  nicht  bestimmten  Kiankhi 
fiilkitnördeK 


f 
—    133    ^ 

DisBibUoth^kd,  vr,  Heilkunde  Februar  i8a4  mUhiiit  I 

Die  Krankheiten  des  Forstellungsvermögene  ^    syste- 
matitch  bearbeitet  von  C  O,  ^eumann* 

Kurze    liitsrmrische    Anzeigen^ 

S.  C,  fV.  Wen  dt  de  dbusu  Hydrargyri. 

Cm  Mayer  de  vulnerihus  pectoris  penetrantibfßs, 

S»  B.  Mülle  r  über  das  Forkommen  und  die  Behand^ 

lang  einer  ansteckenden  Augenkrankheit  am  Nie* 

derrhein, 
Jiem»  Huschke  Mimiees  et  physiognomices  frag* 

mentum  physiologicum» 

akademische     Schriften     der     VnioarsTtät 
zu   Berlin» 

C  Houf seile  deseript.   duomm  eraniorum  rariom 

rum** 
P,  Th,  £t  Kurtz  de  medioinae  arte  et  seientia, 
Z..   F.  Ditt,mer  de  vera  Midi  Hydrocymnici  in 

oreanismum  efficacia^ 
I,  KBeltz  de  üepatis  dignitate^ 

Jomrnalistik  und  CorrespondenZf 
Hollands     Preisaufgabe^ 

Wem  ereehienene    Sehrifteni 
Engl&nd^ 


/  . 


/ 

•  JJttetätiichet  AflZtiger, 


Uli  mt  i,Mit\\H,-klh 


ZeUithfift    f&r    Fkjriidrlifgie.- 

in    Verhindung  mit  mehrßfmf. .  Oalehrten  heraafsge^ 
geben  von  Fr^  Tiedemann^    Oottfr.   Reinh, 
Tr»l»'lKftflttj,   undLudölf  Christimn  Tflh 
'    pirani4S, 

Bildtmir^  Nimtfotseiief  and  Atrel«  Äncl  flBlftn. 
nen ,  die  R^sultdte  ihrer  Erfahrangen  und  Fortiliiuu 
geA  ifkt  Oebi^^  d<ir  Anatotni»  utad  Fhyiiologi^lia. 
Sin#t  ^«HoAiiiGh  ersohdinetiddii  3chrifc  BflkteqUjiu 
machen.     Dieselbe  wird  nur  Original  *Abli4K«lail 
^en  enthalten»  ulid  «iHler  obifeiti  Titel  «tehiiiten* 

Den  Vertilg;^  bat^  die  unien^cbnete  Bachhand*' 
lung  übern omnxeu.    Von   det  näctisfeh  ÖifeVitfiliS 
2824  an  wird  alle  vier  Mi^ülife  im  Keft'  toU  11^  Bo- 

fen  ausgegeben.  Drei  solcher  Hefte  machen  einen 
iand  aus.  pie  zkit  E^äuternng  beigef&gten  AbbU- 
dnngen  werden  nach  dem  Ermessen  der  Herausge- 
ber in  Kupfer  gestochen  oder  litograpiiii't.  Der  Ab- 
bildungen wegen  ist  das  Quartformat  bestimmt,. 
'  Papier  und  Lettern  sind  gut  gewählt,  und  die  Ver- 
lagshandlung wird  Sorge  trafen ,  gefälliges  Aeufserc 
ohne  Uebertheurung  SU  liefern. 

Die  Bestellungen  können  bei  jeder  Buchhand«» 
iung  gemacht  werden,  und  geniefsen  die  frühesten, 
den  Vorzug  der  ersten  Abdrücke  t  weil  sie  immev 
pach  der  Folge  des  Eingangs  werden  expedirt  wer«* 
den.    Heidelberg  im  December  1825. 

August    O s S1V  ald^ s 
Ihiiversitats  •  Buchhandlung» 


-mi 


HandwSrterbncii    der  medicinisehen  «Klinik 

oder   der   pr^litischen  ArsneiKunde« 
Vierten  Bandes  »weitet  Tbeil» 
*die    Fieberlelire    enthaltend. 
Bearbeitet    vpn  Dr.   J.    H.  G,  Schiebe]. 
|tt  jftKt  ertcbien^n  find  durch  alle  BuchhandldiigeA 
fat  2  lUbll^*  8  §^*  'u  erbaUen. 

Kgysersoha  jQuihhamdlufig  in  Erfurt^ 


»^M— ^iiii      im 


br.  j.  H.  G.  ScblegePs 

Fieber  lehre, 

oder  theoretitcb* praktisches  Handbncb  aar  Erkennt» 
nire  Qna  Behandlung  der  Fieber, 

iit  i|a  VtrUg  4^1^  Keyaertchen  ])ucbhaiidlang  in 
Erfurt  eracbiepopi  und  durch  alle  Buchb|Uidlui|geii 
Cor  a  Rthlr.  8  S^*  *»  erhalten. 

Der  würdige  Verfaater  hat  den  betreffenden  Ge« 

fenitandy  lowohl  in  Ansehung  der  pathologischen 
tarateltun^  and  den  Heilmethoden  als  aueb  aer  Li« 
ceracnr,  mit  xnögin^hster  Vollständigkeit  abgehan- 
delt, nnd  daher  wird  dieses  Werk  se^er  prakti» 
ftchen  Braochbarkeit  W^gen  sich  jeden^  Ante  tam» 
pfehlen« 


^»m 


i  6«  Brenn  in '  ICarlsruhe   ist  erachieji^H  und 
in  allen  Buchhandlungen  su  haben : 

C0iehicht0  xweysr  Somnambulen  ^  nebst  einigen   aH* 
dem  Denkwürdigkeiten  aus  dem  Gebiete  der  ma* 

5ischen  Heilkunde  und  der  Psychologie j  von  Dr», 
US tinus  Kerne ry  Oberamtsarzt  zu  W'einspergm 
X  und  4S4  Seiten  gr.  8.  1  Thlr«  10  gr.  sächs* 
oder  fl  fl.  5o  kr»  Rhein« 

Diese,  gewifs  beachtungswerthe,  Sehrift  ent* 
hllt  hauptsächlich  zwei  sehr  merkwürdige  Fälle 
von  Somnambulismus.  Der  erste  Fall  beschreibt 
•inen,  zwar  durch  die  Natur    begflnstigten ,    aber 


I  / 

'^  erst  iutch  forc^eüfiixte  ikiignftlsolie  Beliandlang  htt^ 
▼orgerufenen  bit  sutn  Heusehdii  gesieigerttfn,  tchUf-. 
wachen  Zustand,  in  wdohem  cue  Kranke,  die  %5 
Jahre  lang  an  einem  Magenübel  gelitten  hatte,  eüi 
vor  15  Jahren  ve^sphluoktet  Stückchen  Perlönmut« 
ter  in  die  Haat  ihres  Magens  eingewachsen  tah^ 
durch  Selbst vero|rdnnng  an  den  Tag  brachte  und  ihx 
UTebel  hob.  Der  andere  Fall  beschreibt  einen  ohn« 
magnetische  Einwirkung  rön  Freyem  entstandenmt 
•chnell  bis  zum  höchsten  Hell  -  und  Fernsehen  itoHi 
Ausgebildeten,  am  Ende  mit  Katalepsis  rerbunde« 
neu  Somnambulismus  und  während  er  die  E'rfechei« 
nung  von  Versetiung  aller  Sinne  in  die  FiagcK« 
•pitaen,  die  Einbogen,  die^  Nase  «.  Sf  w.  bestätige 
seigt  er  anderer  oeits«  wie  die  Aussprüche '  und 
Aussagen  Sonanambüler,  nicht  als  nnumstöfsliche 
'OJffe|iDamngen  and  Divinationen ,  die  keiner  TäQ* 

I  tckung  nnterliegen,  su  betrachten  sind«  Dieseft 
Bwei  ausführlichen  fieobachtungen  teihte  der  Vcüfu 
fassti^  noch  mehrere  andere  Denkwürdickeit^tt  uns 
dem  Gebiete  magischer  Heilkunde  und  Psjehiäp* 
gie  an. 


Im  Vexlagt/Von  C.  H.  F.  Hartmann  in  Leipsig 
•ind  im  Jahre  1822-^23  folgende  neue  medidinisch« 
Wirke  erschienen  und  durch  alle  Buchhandlungen 
Teutschlands  eu  beziehen: 

Meissner  f  Dr^  F*  X.,  über  die  ünfruchtharkeit  des 
männlichen  und  weiblichen  Qesenlechts  ^  ihre  Ur* 
Sachen  y  Erkenntnifs  und  Heilart.  Nebst  einem 
i\nhange  über  Jörg's  Perforatorium»  gr«  6* 
1  thlr.  la  Gr. 

J^ereicherungen  für  die  Geburtshiklfe  und  für  die  Phy* 

siologie  und  Pathologie  des  Pf^eihes  und  Kindes. 

*    Herausgegeben  von  l3r.  C  Choulant,  Dr,  Uaase^ 

JDr»  Küstner  und  Dr.  IL*  Meissner,    gr*  8*    ir  Bd. 

mit  I  Kupfer«     ai  Gr* 

tUehter,  Dr.  fV.  M. ,  Geschichte  der  Mediein  in 
Rufsland,  von  den  ältesten  Zeiten  bis  auf  Peter 
d.  Grofsen.    3  Theile  gr.  S.    6  Thln 


J  o  u   JT  11  a  1 

practischen  Heilkunde, 

HerAusgeg^ebeti 
van 

C    W.     tl  tt  f  e  la  11  d» 

ICOttsgL  Ttmd»k  8Utttrafch>  Rittet  des,  rothtit  Adltte 

CMUai  sweiter  Sliate^  erstem  LeÜNürtt,  Ptof«  det  Me* 

fUofai  auf  der  Ünirettitat  suBerlin^  Mitglied  der  Act« 

.demie  der  Witseüschaften  etc* 

tan  d 

£4    O  s  a  ti  a^ 

otdendUlMiB  ]?rofettor  der  Mediein  iA  «iet  Me^iei« 

iiiich-G3ixhngif6hetiAcadeliiielardaf  Milittir^  toDierA 

Qwdmktbitlurk  tn  der  Unirertitätsti  Berlin^  und  Mit« 

glied  mehrerer  gelehrten  Getellichtfteat 


Grmn^  Freund,  ist  alte  Theötie^ 
D0C&  p-fitt  de#  lichens  goldnw  Bawm^ 

Göthe. 


in.    Stück.    März* 

Berlin    1  824. 
6edni«kt  and  t«l«gt  bei  G*  Rsimsr« 


^   • 


.   I 


f  • 


■  l 


rfMi«dMMilriMli**MaHBiMHiBMrih 


H  y  d  r  ö  j>  h  ö  b  i  e. 


■teda 


(tötUdUubgi  ^,  loama  d,  j^i^.  H,  t8i^»  tllft.) 


v 


11. 

in  Griedienlaiid  schon  Unj^t  bekannt^  mi  idd$Mk 

&ihreA9^  iei   bcihf*  Xänhtidi  aus  Sipfumi 
in  OHgehenUtnd  mi  dem  Hermusgehhr^ 

xVm  Ende  Janna^  f  823  4  da  tAektSi^  Hdeiner 
I^andsleüte  ^-  durch  di^  DdLanhteH  tLt^mis$e 
unserdd  Vateielaiiddi  genfotju]^^  khA-  Rmsland 
durch  Teutschland  üKch  ISarseill^  räbted',  sali 
ich  ftiich  einen  ixä  TrnpeüM^  *nAäißt  iü 
Hanau  von  eiröm  Hundü  Wa)^  geb&^iett  wdl^en* 

£r  hatte  eine  bedeutende  Wunde  in  dei^ 
Mitte  dtei  rechten  Oberschenkeh|  Welche  iloi 
bei  detu  Gehen  sehr  schmerze.  Ohhgeädi« 
tet  ttteine»  TorsiAlIikhgiefa ,  d^ß  ei^  hie^  ein» 
Kur  ifbMttiieii  mtifrt»;'  bei^fi^  ^  darauf,  nodi 
am'  Mlbigen  Tage  tnft  Semen  Laftdül^en  die 
ReSud  IbrtziuetEeh  I  litid  eirbidt  Yoki'  ttiii^  bloÜI 
iram  Verbhnd  till)^  inilde  Salb^  init  iMtf  Aill 


—      4      — 

In  iea  cnten  Tagen  ies  MoBats  Mai  traf 
ich  denaelben  mit  27  meiner  Landslevte  wie^ 
der  in  Zürich^  und  horte  za  meiner  Freude, 
dafii  die  Wunde  hald  und  gut  geheih  war^ 

Der  Gebissene  sagte :  ,3«  ^^  ^^  Glück, 
dabderHundnichttoUwar!^  Hierauf  erwiederto 
ein  schon  ziemlich  bejahrter,  und  im  Ganzen  mit 
«nsem  vaterländischen  Sitten  genau  bdjmntet^ 
Grieche  aus  dem  Pdopoimui  f^oi  hMt  wM 
mdu  vieZ  zu  htdtxüui  gthabtp  nur  nmftu  nmn 
fiätzdäg  die  Ljfses  p^schnädm/*  Ich  nn^ 
terbrach  3m  mit  der  Frage:  Was  Tersteiiat 
dn  nnter  den  Ljßul 

£r  sagte:  Bei  Menschen,  die  Ton  tollen 
Hunden  gebissen  werden,  kommen  gegen  den 
9ten  Tag  kleine  Bläschen  unter  der  Zunge 
des  Gebissenen  cum  Vorschein ,  die  wir  Lfßtt 
nennen;  die  mufe  man  mit  einem  scharfen 
lUsirmesser  ausschneiden  und  die  Blutung  ni^ 
ierhalten,  damit  sich  das  Gift  ausspuhle. 

Bekannt  mit  der  Anzeige,  weldie  Tön 
Or«  Marochttti  mitgetheilt  worden,  achtete  idl 
die  Aussage  dieses  alten  Griechen  für' höchst 
wichtig;  ich  erkundigte  mich  sogleich  bei  den 
übrigen  Landsleuten ,  welche  in  Terschiedene 
ProTinzen  Griechenlands  zu  Hause  siml,  ob 
sie  auch  schon  daron  gehört  hätten  ?  die  mei^ 
sten  bejahten  es;  einige  behaupteteti ,  selbst 
es  Sfters  gesehen  zu  habeii. 

Da  ich  nicht  lange  mich  aufhalten  konn«» 

g,  und '  meine  Landsleute  zu  zerstreut  in  den 
rtschaiEten  mehrerer  Can^ne  lebten,  um  voll 
jedjBm  besondere  Erkundigung  über  diesen  Ge^ 
fenstand  einzuholen,  so  sandte  ich  aus  Hu^ 
äelhrg  genaue  Anfragen  unJier,  und  exbidt 


^  5  -r 

aus   jirau  von  PolychroniSj  einem  TIieaMÜer, 
folgendes  zor  Antwort: 

,,Ist  ein  Mensch  von  einem  toUen  Hunde 
gebissen  worden ,  dann  pflegen  g^gen  den  9tetk 
Tag  kleine  Bläisclien  {Lyfses  genannt)  unter 
der  Zunge  zu  erscheinet  ^  die  von  der  Gröfse 
einer  Erbse  und  wolil  noch  kleiner  sind,  und 
ein  schmutziges,  dem  Fleische  «ähnliches  Aus«  , 
sehen  hstb^i,-  Ihr  Sitz  ist  an  der  unteren 
Fläche  der  Zunge,  nahe  an  deren  Bändchen» 
Yorznglich  a^ar  Seite  der  Blutadern.  Er  mach- 
te mich  ferner  aufmerksam;  sie  zu  erkennen 
solle  man  die  Zunge  eines  gesunden  Menschen, 
und  sodann  die  des  Gebissenen  ansehen,  und  . 
^  mab  werde  sie  gleich  unterscheiden^'^ 

„Sobald  man  diese  Lyjses  bemerkt,^  mufs 
man  sie  mit  einem  scharfen  Rasirmesser  aus- 
achneiden  und  die  Blutung  unterhalten,  da-^ 
mit  das  CnSt  ausgespülüt  werde.  Im  Falle 
dies  Yeraachläüsiget  wird,  oder  zu  spät  gegen 
den  2Qst6n  Tag  geschieht,  so  treten  sie  zu^ 
rück  auf  das  Gehirn,  und  der  Kranke  stirbt,, 
nachdem  er  zuvor  so  toll  wie  der  Hund  ge«- 
worden  ist,  den  elendesten,  Tod  unter  Ztik^ 
kungea.'' 

Sieben  Griechen ,  die  in  Arau  sich  auf- 
halten ,  gebürtig ,  theils  aus  Thessalien  und 
Epirus^,  theils  aus  den  Inseln  Grieclienlanci^s, 
bestätigten  diese  Aussage.  Ein  anderer,  aus 
2lagura  bei  Larksüy  behauptete  in  seinem 
Briefe  dasselbe,  mit  dem  Zusatz,  dafs  man 
bei  ihm,  ^Sich  Wegschneidung  der  Lyfses^  die 
Wunden,  wenn  sie  lang  ausgeblutet,  mehr- 
nvds  täglich  mit  einem  glühenden  Eisen 
brennt. 


Aus  Bßßßl  8cl\ri^hi.mir  ein  Epirot,  J^^  /Fl, 
Yollig  ^e  JPoJychroniSj.  nur  fügte  er  tünza, 
naclideii^  n^an  die  I^jfsesi  au^gesclviitteii,  müsse 
maii  die  Wunden ,  Trenn  sie  i^icht  n^el^  rie\ 
blutei^,  iiiit  {{[.noiblaucli  und  Kochsalz  reiben« 
£f  |>.9];auptet,  es  oft  ^ese|ien  sm  haben,  nn4 
fresm  diesei^  ^lles  gei|iaii  befolgt  werde,  s^ 
der  KraiD|ke  nach  dem  4Qsten  Tag  au$  aVer 
Gefa^ir^  —  Auch ,  fcigt  er  hinzu ,  sollet^  die 
BeviTPib^er  der  nahe  gelegenen  Q;^birge,  nachr 
deu^  sie  die  L)fsts  ausgeschnitten,  eine  Flinte 
mit  Wasser  auswaschen,  i^nd  xnit  dei^  lY^sse^* 
oft  dei^  Mun4  ausspühlen  l2\sse4. 

jOf^fsIg  Griecbmf  die  sich  in  Base^  apf-. 
lue^tei^,  bestätigten  obige  Aussage,  xnit  klei* 
nen  im  Wesentlichen  nicht  bedeutenden  Ab- 
weichungen. 

E^in  etliche  6Q  Jahr-  alter  Gf rieche  ai^s  dem. 
l^thponfiu^  welcher  ^i  HuTslaxid  15—^20.  Jahi^ 
als  Kaufgoiaim  gelebtt,  zulet|:.t  seinen  Wohnsitz, 
in  Odessa  hatte,  und  gegejpiwärtig  in  der 
^chyreitz  sicl^  aufliält,  meldet  mir:  dajsi  er  ofi 
di€8^  Methode  in  Rußland  rrtit  glücklichen^  Erfolg 

wigm^nd^  habt., 

|ii  einigen  QegendeA  Griechenlands  legt 
Qiai^  mehrm.als  ^inen  ^erq^uetschtei^  FlvIlslMrab- 
]^  ♦)  ai;f  die  gebissene  Stelle  5^  Ja  man  be-. 

^\  Gel^g^ntlic^  tp\  bi^r  ^es^gt,  d^T«  cl^V  Xa(|/i7i«^ 
%oh.  ifQttt/ioy.  d^s  jiri^tatel^i  B,  IV*.  p.  IT^  2.  un-. 
IpOf^liph  der  ^stßcus^  finviaiilis  dev  Ntmrfor-. 
•cb^r  sevi^  k|ii9.^  di(  er  selttst  naph  JristQjteU^. 
'  ,  sa  4^Xk  Krthbikii ,  pid^r  kari^icb^i\nz\|en  gereipbr 
net  wirdt  indom  er  Ibn  alt  eifie  eigene  ^^^  id^c 
tlfajla  i^nd   pagvru^   «uffabvt :    *,tcS/  S^  naQfUvmf 

^kp   oiv   inUf  ttC   ^atlqvQk    MvtUx^if,   i^vxtqoy  ^i  q^^f 


reitet  auch  einen  Trank  aus  -diesen  Fluftkrab« 
ben ,  indem  man  sie  zerquetscht  und  mit  Wein 
oder  Wasser  auszieht.  Die  Einwohner  meh« 
rerer  Pröyijtizen  Griechenland^  halten,  diese 
Flufokrehse  für  ein  Hauptmittel,  und  brau- 
chen sie  äulserlich  und  innerlicl^  mehrere  Tage 
hindurch  *). 

Mi|n  T^nad^äTsij^et  ai^ch   nicht  die  gebis-- 
senm  Sidltn  mit  Brennen,   Ai^ssclinei4en  und 
Aetzen  u^  s.  w.  zu  behandeln. 

Aus  diesen  Nachrichten  geht  hertor,  dafs 
die  Behandlung  der  Hund^wutli  im  ganzen 
GriecheYiland  gleich  ist:  nämlich  cSe  ilus- 
»chneidunß  der  sogenannt^  Lj/ses. 

Es  fragt  sich  nun,  ob  nicht  auch  der  Bauer,' 
von  welchem   Mßroch^fi  dieselbe  Behandlung 

nava/uoiC*    Auc]i  kennt  man  dieselbei;  no.eb  an« 
|er   dieMn    Kanieii   ffK€tg/Ahot>  tov  nQ^a/ioy**  in 

fins  Griechenland  9  und  sie  sind  in  mehreren 
lassen  häufig  zu  (lause,  die  soll^ii  nach  La^reills 
fach  in  Italien,  z.  B«  una  (lom,  vorkommen« 
(Ich  h^he  sie  auch  in  der  Wlülachei^  in  dc^^AIol* 
dau,  im  südlichen  RuCsland  und  in  T^utach- 
land  nicht  gesehen)«  Al*o,  eine  w»hro  Flufs« 
krabbe,  ocypqde  ßuoiatilis»  J^atr^ilte  Histor» 
nat*  T,  VI.  pag^  xq,  PotatußOphilus^  fluviatilis^ 
ßßL  et  Rondel.  in  Cnviar  Reg.  animaL  7^  ^-^^* 
p.  18.  au  der  Familie  d^r  Bravhyaiiet^  tn  reöh- 
neu.  Den  Flufskrebs  (Astaeus  ßuviadlis)  nen- 
nen wir  Kaqaaldap  y  wohl  der  nuqaoo%  def  ArU 
stoteleSf  und  ^tfra^y,  einei|  noc^  langsohwän« 
zigen  JSookreb^» 

^)   Man  vergl.   auch  was   Dioxecridst  JL.  VlL  C 
///.   sagt :   61%  Tolpav  Jcct^ivoi/c  n&%aftlovq  • .  •  ono^ 

uuQwxov  fix*  .  .  ,  und  Galenut  de  dujflu»  med», 
facult»  L,  XL  c.  /.  N.  34.  und  A^tius  L.  VL 
c.  XXI F.  p.  107. 


äet  Hiindflwutli  jxiit  so  glückUchen  Er&lg  «nr 
wenden  salie',  sie  voi^^einem  Griechen;  odet  ia 
Griechenland  selbst  eriernt  habe.  Dafs  diese 
fiehandlnngsweise  aus  meinem  Vaterlaade 
•tammä ,  dafiir  spricht  4ie  in  allen  Gegendem 
^echenlands  übliche  Benej^ung  der  Wutl|- 

Neulich  hat  der  athtungswfirdige  Relsendle 
Bem  Sklfir  angezeigt,  er  habe'  in  Griechen*« 
la^d  ein  Mittel  gegen  die  Hundswuth  erlerBLt,^ 
W^ch^  er  zur  Entschädigung  als  Qeheimnila 
JtWV.  y^rka^f  anbiete.  Qb  dieses  jenes  em 
H^iilmtf  sey ,  ode^  ei^  minderes,  \rird  die  J^eit 
lehren, 

{ch  glaube  es  meinen  Mitmenschen  schul- 
dig  2.V  ^^y^i  ^^^  ^clt  dieses  in  ]n(Leinem  Yi^ 
tf^lande  so  allgemein  übliche  Heilmittel,  des- 
sen glüddichen  Erfolg  so  viele  meiner  Lands-. 
teute  aus  de^  verschiedenen  Gegenden  ein- 
litiiunig  h^zeugen^  deA  Aersten  Teutschlands 
•Q  bald  als  möglich  bekannt  mache.  Wie 
gHicklich ,-  wenn  mein  Bericht  etwas  zur  Hei- 
JMng  einer  SQ  fürchterlichen  Krankheit  beitrüge ! 

Gelingt  es  mir  na^h  ineiner  Heimkehr^ 
9b^r  dieseA  Gegenstand  noch  mehrere  Erfah-n 
niligen  zu  sanuneln,  so  werde  ich  sie  mit 
der  erstem  Gelegenheit  öffentlich  bekannt  pasi-? 

jtfachschrifi  de$.  Herausgebers^ 

Ich  glaube,  diese  interessanten  NachrichteA 
ferdieiten   die  grSKste  Aufmerksamkeit,    und 

«)   Yen.  Xtß!99&ui  ich  wAthe,  Ivw»  iip  Wfitli,  fi^ 


ich  danke  hierdurch  im  Namen  de»  geaamm- 
ten  Fablikums  dem  Herrn  Einsender  für  die 
Uittheiliuig.  Sie  zeigen  uns  das  wahre  Ya>-» 
terland  dieser  Entdeckung,  und  sugleich  ihr 
hohes  Alter  und  Allgemeinheit,  und  gebea 
eben  dadurch  den  gröfstlen  Beweis  für  ihre 
durch  Tieljährdge  VoJkserfahrung  bestätigte 
Wahrheit. 

Ich  ^gestehe,  da&,  als  mir  vor  ejnigen 
Jahren  die  Marochtttfsche  Schrift  zugesandt 
wurde,  ich,  noch  kyrz  vorher  durch  die  aus 
eben  d^n  GegeAden  uns  mitgetheilten  und 
flidi  lüdit  bestätigeuden  Erfarungei^  über  das 
jiHsma  flontago  abgeschreckt,  davon  schwieg, 
und  nichts  eher  in  diesem  Journal  davon  be- 
kannt  machen  wollte ,  als  bis  sich  darüber 
durch  fernere  Beob^cbtuAgen  etwas  gewisses 
sagen  lieCse« 

Id^in  geehrter  Freund  S.us%  machte  in- 
dessen ^e  Sache  in  seinem  Magazin  bekannt, 
vnd  die  P^eulsischo  Regieruug  ibderte  zux 
genauern  Beobachtung  über  dies  lyichtige  Phä- 
i|om^^  der  "VVuthbläscheA  auf/  I)er  Erfolg 
war,  dafs  ni^n  schon  in  mehrern  Fällen  die- 
selben voll  imsern  Gesundheitsbeamten  ent- 
deckt "v^orden  sind^  Dafs  es  nicht  impier  ge? 
Schah,  kann  daher  kommen,  da(s  man  zu 
Sjpät  danach  geforscht  hat,  da,  wie  auch  in 
mesem  Bericht  des  Hrn.  Xanthos  gesagt  wird, 
sie  nur  in  einer  gewissen  Zeit  entstehen  und 
mir  einige  Tage  sichtbar  sind^ 

Auch  in  Frankreich  sind  die  WuthUäs:« 
chm  |>eohachtet,  ^nd  ^fsam  Theil  mit  glückli- 
chem Erfolg  behandelt  y^ordeu,  wi?  der  nach- 
folgende  Bericht  zeigt. 


^      10     ^ 

Der  gegenwärtige  Be^iclit  müfs  noth^en- 
4ig  diesem  Gegenstand  ein  neues  Gewicht  ge- 
llen, ynd  alle  Aerzle  aufTordern,  demselben 
die  höchste  Aufmerksamkeit  zu  widmen ,  da 
4urch  dessen  Bestätigung  ein  aufserordeiitU- 
eher  Schritt  zu  der  Beseitigung  des  bisher  un- 
iiberwindlicilien  furchtbaren  Uebels,  und  zur 
Befreiung  der  Menschheit  von  einer  ihrer 
furchtbarsten  Plagen,  gescj^iehen  würde. 

H^er  I\ätte  man  also  ein  Mittel ,  was  die 
schpn  wirklich  im  l^erden  begriffenen  Wuth- 
kranl^eit  zu  verhüten  im  Stände  wäre,  und 
es  ist  ni<:Iit  unwahrscheinlich,  dafs  dieser  all- 
gemeiiie  Grebrauch  eine  Hauptursache  der  Sel-- 
tenheit  dieser  Krankheit  ii(  der  Levaate  ist. 

Nur  wollen  wir  uns  hüten,  deswegen  die 
örtliche  Behandlung  durch  Ausbrennen  und 
lange  EJterung  der  Bifswunde  für  überflülsig 
zu  halten.  Sie  bleibt  unstreitig  unser  Haupt> 
mittel  der  Ver^ütyng,  als  Vernichtung  aes 
*\Yuthgifts  in  der  ersten  Instanz.  Nur  für  die 
zweite  Stufe  der  Infection,  —  die,  aus  der 
ortKchen  sich  bildende,  allgemeine  —  die  eben 
durch  die  Entstehung  der  Wuthbläschen  an- 
gezeigt wird,  ist  sie  anwendbar  und  heilsam. 
Doch  wird  wahrscheinlich  durch  gehörige  An  - 
Afendui^g  der  erstern  die  zweite  niehrentheils 
co^tbehrlich  gemischt  werden. 

Ich  halte  es  für  mieine  Pflicht,  nun  nodh 
ij^e  erate  A/arocftctri'sche  Nachricht  diesen  Blat- 
tern einzuverleiben,  theils,  damit  ein  Haupt- 
fiktei^stück  dieser  Verhandlung  in  diesen  An- 
malen nicht  fehle,  theils  um  die  Leser  noch 
■^nehr  für  die  Sache  zu  interessiren  und  von 
fdlein  zu  unterrichten. 


—    11    — 

^obQcbiung^   i^b^   di^  ßitndswuth^    wm   Dr. 
Mi^hqel  M^rochettij  Operateur  am  Hospii^l 

QaUizin  zu  Moskau, 

fnß  Jißßzug^^ans  ainer  F'priesung,  die  in  der  'phy* 

sikalisch'medicinischen   Gesellschaft  daselbst 

am  ^en  Oftbr^  igao  gehalten  wurdf. 

Der  Verf. ,  welcher  sich  fast  9  Jahre  lang 
in  den  mittäglichen  r^poviiizen  Rutslauds  auf- 
gehalten hat,  hatte  viele  Gelegenheit  viele  Falle 
zu  beobachten;  da  in  [jenen  Ländern  viele 
Hunde  gehalten  werden,  und  oftmals  auch 
Wölfe  toll  werden  und  Bleqschen  und  Tliiere 
beiben.  Die  fortgeseti^len  genauen  Beobach- 
tungen lehrten  den  Verf.  folgendes  über  dei^ 
Oang  der  Kranhheit : 

1)  Dafs  diejenigen  Perspnei^,  die  von  ei- 
n^m  wiltbenden  Thiere  zuerst  gebissen,  viel 
heftiger  und  schneller  von  der  Wasserscheu 
befallen  werden ,  fils  die  später  noch  vrm  dem- 
selben Thiere  Gebissenen,  dafs  also  die  Kraft 
des  Giftes  sich  zur  Zahl  der  Gebifsnei^  indi- 
rect  verhalte,  dafs  das  18te  oder  20ste  Indi- 
viduum, welches  der  Zeitfolge  nach  von  ei- 
nem und  demselben  Huude  gebissen  worden 
war ,  als  aufser  aller  Gefahr  betrachtet  wer- 
den kön^ie. 

2)  Das  hydrophobische  Gift  befindet  sich 
nicht  stets  in  dem  Maule  der  hydrophobischen 
Thiere,  soiidern  saji\jueU  sich  nur  zu  gewis- 
sen Zeiten  voruämlich  nn,  weslinlb  nicht  je- 
der Bifs  eipes  solchen  Thleres  die  Wuth  ajur 
Folge  hat. 


^.'    13     --  '    ' 


3)  Das  Gift  rerliert  nicht  an  Intenaitiit 
^  Wirkung,  wie  das  •  Pestgift,  durch  die 
lllittheilungy   aber   rUcksichtlid^  seiner  Meng» 

<  wirkt  es  bald  heftiger  bald  gelinder.  Leider 
ist  aber  die  Wirkung,  sie  mag  rascher  oder 
langsamer  eintreten,  gleich  entsetzlich! 

4)  Es  ist  gewlTs,  dals  das  Gift,  Wenn  es 
in  eine  Wunde  durch  deu  ^ib  geflossen  ist, 
nicht  dort  verbleibt,  sondern  auf  einen  gana 
entfernten  Theil  des  Körpers  *)  in  seiner  gan- 
zen Integrität  übertragen  wird,  wo  es'  ala  etti 
sehr  kr^ges  Adstringens  wirkt;  indem  es- 
«ich  do^  ansammelt,  entzündet  es  die  Oiga- 
lie,  durch  welche  sich  di^  Natur  bemüht  es 
|iU9zustcx(sen^ 

5)  Es  gibt  nur  ein  einziges  Mittel,  die 
Entwickelung  der  Hundswuth  in  Individuen» 
die  gebissen  worden  sind,  zu  verhindern,  die-* 
ses  ist  das  hydrophobiache  Gift,  wenn  es  sidi 
Steigt,  zu  endeeren. 

6)  Dieses  Gift  hc'^t  seinen  Sitz  in  den  Zcin^ 
gendrüsen  ^Glandulae  sidflinguaks) ,  welche  2 
bis  3  Ausfuhrungsgänge  besitzen,  die  sich  in, 
die  Ausführungsgänge  der  Unterkieferdrüsen 
endigen,  und  diese  zeigen  sich  an  beiden  Sei- 
teA  des  Zungenbändcheiis^  Hierhin  wandert 
das>  hydrophobische  Gift  nach  dem  Bifs  eines 
WÜthenden  Thieres,  und  sammelt  sich  hier 
inur  m  einer  gewissen  Zeit  an ,  ein  oder  zwei 
Ideine  ungleiche  Gesehwülste  zu  beiden  Sei-» 
ten  des  Zungenbändchens  bildende  Man  fühlt 
i^ittelst  der  Sonde  in  jenen  Geschwülsten  eine 
Fluctuation,  es  findet  sich  in  denselben  das 
bydrophobische   Gift,    wie    es  Beobachtungen 

<)  QU  2(oiig«ad((U«n4  liobcf  weit«r  unten  bei  6)« 


—     13     « 

gelebt  haben.  Hier  ist  der  Ort »  wo  die  Na- 
tur sich  ihres  Feindes  entledigen  will,  und 
luer  nittls  der  Operateur  das  Gift  entfernen» 

7)  Man  kennt  nicht  genau  den  Zeitpunkt^ 
in  welchem  die  kleinen  Geschwülste  an£ein* 
gen  TorzUtreten  und  sichtbar  2u  werden,  ge- 
^¥ohnIich  zwischen  deih  3ten  und  9ten  Tage 
nach  dem  Bisse.  Wurde  das  Gift  nicht  bin* 
nen  24  Stunden  entleert,  so  wird  es  resor* 
birt,  und  die  Geschwülste  verschwinden  ganz 
vollständig,  dafs  keine  Spu^  einer  frühem 
Gegenwart  mehr  zurück  bleibt,  es  bildet  sich 
eine  Metastase  nach  dem  Gehirn ,  und  die 
Symptome  der  Hydrophobie  beginnen.  Die 
pathologische  Anatomie  hat  den  Aerzten  noch 
keinen  Au&chlufs  über  die  Natur  und  den  Sitt 
der  Krankheit  gegeben,  und  konnte  es  auch 
nicht,  denn  man  übersah  die  Resorption  des 
Giftes. 

8)  Das  erste,  was  man  zu  beobachten 
hat,  wenn  Jemand  von  einem  tollen  Hunde 
gebissen  worden  ist,  oder  doch  glaubt,  von 
einem  tollen  Hunde  gebissen  zu  seyn,  ist: 
die  untere  Zungenfläche  und  die  nahe  gelege- 
nen Theile  genau  zu  besichtigen,  eine  Be<« 
sichtigung ,  die  6  Wochen  lang  fortgesetzt  wer-^ 
denmurs,  einmal,  noch  besser  zweimal  täg^ 
lieh.  Wenn  man  in  dieser  Zeit  jene  beschrie-^ 
benen  Geschwülste  nicht  bemerken  kann,  so 
kann  man  überzeugt  seyn,  daJs  das  Indivi-« 
duum  nicht  angesteckt  gewesen  seyn  mag* 
Findet  man  aber  dieselben,  so  muTs  man  so^ 
gleich  caiaerisirehy  oder,  was  noch  b^ser  ist^ 
sie  voirher  erst  mittelst  einer  jkieinen  Lanzette 
offnen.     Man  hebt  die  Zunge  mit  den  Fingern 

d«r  linken  Hand^  dio  man  mit  einem  Tucho 


—     14     — 

bewickelt^  gegen  den  (jdumeh  in  die  Ilohö, 
und  neigt  sie  ^twas  nach  der  Seite,  oder  nkan 
läfst  sie  sich  Ton  einetH  GehtUfen  in  dle^v 
tÜchlühg  halten,  vhid  •  inächt  dann  Läh- 
gengchhitte  'in  jene  Geschwülste.  Sogleich 
Werden  einige  tropfen  einer  gninlichen  Lynir- 
phe  auslatifehy  welche  der  Krankis  ausspeiea 
tnufs.  Sodann  mvfs  sich  der  Operirte  den 
Mund  au^spühlen  mit  einejpl  Decoct  voik  den 
Sptolseh  nnd  Blumen  d^  Ginsters  {Geniata 
tinctoriä),  und  auch  6  Wochen  lang  ein  8ol> 
thes  becoct  als  Getränk  geniefseh,  täglich  1^ 
Pfund.  Man  kann  auch  diese  Pflanze  gepiil-« 
vert  geben )  zu  f  Unze  täglich  in  4  Theuen« 
Uebtigens  inüfs  man ,  wie  dich  auch  von  selbst 
vei^steht,  das  Alter  und  die  Constitution  ded 
Krankcin  berücksicbtigen.  Da  die  eben  ge-j 
nannte  Operation  so  sehr  einfach  ist  ^  so  kann 
sie  von  Jedem  Laien  vollbracht  werdeh,  so 
dafs  an  kleineh  Städten  und  Dörfern  dieser- 
halb  keine  Nöth  seyn  kfthn-,  wie  es  jetzt  ist^ 
Wegen  der  ^wecklnäfsigen  lüedizinisdi^h  Be-^ 
handlung« 

Zu  diesen  ^gemeinen  Bemerküngeh  Ibl^ 
geik  hoch  2  besonders  angegebene  BeobjAch-« 
tungen» 

Im  Jahre  18l3 ,  als  der  Verf.  sich  in  dei^ 
tJkräne  aufhielt,  wurden  in  einem  Dörfe  im 
Herbste  15  Persoheh  von  veirschiedeöem  Aitei* 
tmd  Geschlecht  voii  einem  tollen  Huhde  ge- 
hissen. Als  det  Verf.  Tags  darauf  in  jenen^ 
Dorfe  anköm,  link  die  BehändhinSr  der  Un-*^ 
glücklichen  zu  iibernehttieii,  baten  ihn  die  äl-^ 
feh  Leute  des  Dorfs,  did  Gebifsnen  von  ei-^' 
h^  Baiiei^  der  Umgegend  behandeln  zu  las-' 
(len  ^  Wdtibi^  »elt  ^^  Keitie  vofr  Jahren  uotJ 


—     lo- 
che   UngKirkliche   imit'  dejtn  besieh  Erfolg  be- 
handelt hat.     Dicfs  ATurde  auch  bewilligt,  un- 
ter der  Bedingung,    dafs   alles,   vras   mit  den 
lietiten  vorgenoinmen  würde,  nur  im  Beiseyii 
deft  Yerf.  geschähe,  und  dafs  letzterer  ein  In- 
diTiduum  Ton   jenen   14  durch  die  Mittel  der 
Kunst  behandeln  sollte ,    um   sich  zu   rierge- 
'wissem ,  ob  der  Hund ,  welcher  gebissen  hatte, 
"wirklich  toll  gewesen  sey.    Es  wurde  zti  die- 
sem Endeweck  ein  Gjährlges  Mädchen  ausge- 
pfählt.   Der  Bauer   behandelte  jene  14  Perso- 
nen nach  der  oben  angegebenen  Methode,  und 
cauterisirte  die  Geschwülste  mit  einer  dicken 
rothgliihenden   Nadel,  und  wandte  jenes  De- 
coct  an. 

Bei  12  Individuen  wurde  die  Operation 
angestellt,  und  sie  wurden  gerettet,  bei  2, 
die  zuletzt  gebissen  worden  waren,  erschie- 
nen keine  Geschwülste,  sie  mufsten  aber  auch 
sanunt  jenen  andern  das  Decoct  gebrauchen. 
Nach  3  Jahren  und  etwas  darüber  nach  jenem 
Vorfall,  hat  der  Verf.  sehr  oft  jene  Indivi- 
duen gesehen,  und  kmnn  die  vollständig  ge- 
lungene Heilung  bezf3ugen;  das  Kind  aber, 
welches  der  Verf.  mit  aUer  Sorgfalt  behandel- 
te, starb  demungeachtet  an  der  Hydrophobie, 

Im  Jahre  1818 ,  als  sich  der  Verf.  in  Po- 
dolien  aufhielt,  wurden  in  einer  kleinen  Stadt, 
JUakoivta^  26  Person)  m  von  einem  tolleh  Hun- 
de gebissen,  welch^^r  darauf  todt  gefunden 
wurde.  SämmtUche  Verwundete  wurden  in 
3  Theilen  einquartirt,  in  der  ersten  Abthei- 
lung befanden  sich  U  Mänher,  in  der  2ten  11 
Frauen,  in  der  St^n  6  Kinder.  Sämihtliche 
Kranke  mufsten  j^nes  Decoct  trinken,  bei  5 
Personen  iet  ersten  i^  bei  allen  P»  in  der  zwei-» 


/  ^     16     - 

teflL,  und  bei  S  P.  in  der  dritten  Abth^uiig 
erschienen  jene-  beschriebenen  Gescfairiibte. 
bei  denen  y  die  die  heftigsten  Wunden  erhaU 
ten  hatten,  errchienen  sie  km  3teii  Tage,  beS 
den  übrigen  zwischen  dem  5ten  und  9teii 
Tage^  bei  einer  Frau  erst  am  2lsten  TAgö 
nach  dem  Bils,  dieselbe  war  nur  sehr  leicht 
am  Beine  verwundet  worden.  Die  7  Person 
nen ,  bei  denen  sich  keine  Geschwulst  geiseigt 
hatte,  mufsten  dennoch  jenes  Decoct  trin-« 
ken,  6  Wochen  lang;  die  aber^  deren  Wohf- 
den  in  jener  Zeit  noch  nicht  vollkommen  ge-i> 
heilt  waren,  blieben  dann  noch  unter  spedelr» 
1er  Aufsicht,  Uebrigens  wandte  der  Verf« 
noch  den  Rückstand  jener  Abkochung  ali  eim 
Cataplasma  auf  die  Wunde  selbst  an.  Oft  iist 
es  nothig,  nach  des  Verf.  Erfahrung,  Einmid 
Wöchentlich  ein  leichtes  Fürgirmittel  amm-i» 
Wenden,  als  ein  schleimiges  Klystir  mit  Astra- 
chan-Sab:  verbünden,  dieserhalb,  tun  näm« 
lieh  die  Verstopfung  Äu  heben.  Nach  dieser 
gan2i  einfachen  Methode  sind  an  40  Personen 
glücklich  gerettet  worden.  Aufserdem  bemerkt, 
der  Verf.  noch,  dafs  Jene  Bildung  der  Ge- 
schwülste durch  besondere  Vorläufer  ange- 
zeigt wird ;  solche  Zeichen  sind :  erweiterte  ^ 
und  träge  FupiUe,  ein  geringes  Kopfweh  und 
Benommenheit ,  der  Blick  finster. 

Der  Verf.  betrachtet  die  durch  den  BiTs 
eines  wüthenden  Thieres  verursachte  Krank- 
heit  als  eine  lokale  j  deren  Entwickelun^  sich 
abwenden  lasse,  wenn  man  den  Krankheits- 
Btöff  zeitig  genug  austreibe ,  denn ,  ist  einmat 
die  Wi^deraufiiahme  desselben  geschehen,  so 
hindert  dann  kein  Mittel  mehr  den  Ausbruch 
jener  fiirchttKijen  l^ankheit.     JUan  kiaon  da-^ 

her 


I-»- 


lier  wohl  den  Sclilafs  aieli  erlauben ,  daf»  alle 

Symptome     der     ausgebrochaen     Hydrophobie 

eine  Folge   der    Wiederaufiialmie   des  Jijdrö- 

phobischen  Giftes  sind,  die  primäre  Wirkiikig 

jenes  Giftes   dürfte    ein    zerstörender  Einflufs 

seyn  auf  die  Nerven,   die  zu  den  ^u'ngendrii* 

sen  und   Ünterkieferdrüsen   gehen,    die    vom 

5ten  Paare   kommen,   ferner  auf  den  Interco- 

ftlal-  und  die  Cervical- Nerven.     Bedenkt  man 

nun  die   Verzweigungen  dieser  Nerven. unter 

sich  und  ihre  Sympathie,    so  erklärt  sich. die 

unmittelbare  Ursache  aller  Symptome  de^r  Hy-« 

drophobie  von  selbst. 


Magiittti  Beobachtung^  über  diesen  Gegeri''^ 

stand. 

(Mmgistel  Journal  de  VHöpital  dt  Burlay  ou 
MimoirB  sur  V Hydrophobie.  i823).   . 

In  der  Gegend  von  Siäntes  tödtete  am  12.^ 
und  13.  October  1822  ein  wüthender  Wolf 
einen  Menschen  iind  verwundete  siebzehn, 
von  welchen  12  die  Wuth  erhielten  und  daran 
starben.  Hr.  Magisid  behandelte  von  den 
Gebissenen  zehn,  von  welchen  fünf- starben. 
Er  bemerkte  an  allen  die  Wuthbläschen  ün^ 
ter  der  Zunge.  S.  21.  bemerkt  derselbe  über 
dieselben  folgendes:  „Sie  erschienen  an  bei« 
den  Seiten  und  an  der  Spitze  der  Zunge. 
Sie  sind  rund,  selten  verlängert,  fast  immer 
herrorstehend  (saillantes).  Es  ist  vielmehr  ein 
Häutchen,  welches  die  in  einem  Funkt-  der 
Zunge  enthaltene  Feuchtigkeit  bedeckt.  Es 
kamen  von  Morgen  bis  Abend  welche  zum 
Vorschein,  die  gleiche  Reife  zeigten.  Man 
Joamt  LVni,  B.  3. 8t,  B 


4^    A$     — 

hat  bcoMrkty  da&  sie  diejenige  Seite 'det  Zan- 
ge befielen,  welche  dem  BiXs  ent9{irach.  Sie 
eilid  Ton  der  Gestalt  und  Gtö&e  einer  Linse, 
^iiutilidi-weirs  (d*un  blanc  hrun)\  diese  Färb« 
)uit  niemaU  gewecheelt.^ 

Drei  Blasen  waren  krystallhell  (^rj^ialli 
üci)«  alle  übrigen  dunkel',  und  enthielten  eine 
wijfte  9  eiterige ,  klebrige  Flüssigkeit. ,  £in 
^MUHges  Bläschen  erschien  auf  der  Obei^che 
4er  Zunge»  Bei  einem  Kranken  entdeckte 
vian  swei  Blasen  weit  von  derselben,  an  den 
Rändern  des  Bisses.  Ein  einziger  Yerwunje- 
ter  hatte  nur  eine  Blase.  Sie  wären  schmers- 
los, sogar  ohne  Empfindung.  Sobald  sie  ent- 
deckt waren,  brannte  man  sie  mit  dem  Gliih- 
ei^^jB»  BKan  entdeckte  sie  aber  bei  deqi  eiiteqi 
am  sechsten,  und  bei  den  anderii  später,  am 
11.,  12.,  13.;  14.,  15.,  16.,  17.,  18.,  J». 
und  20sten  Tn^  nach  dem  Bisse.  Ain  228ten 
Tage  war  keine  2u  seilen,  und  ron  da  bis 
flUlfi  34sten  wurde  keine  mehr  wahrgenom- 
men. An  diesem  Tage  aber  kam  eine  wie- 
der  zum,  Vorschein,    und  das  war  die  letzte. 

Wenigstens  drei  ron  den  Kranken,  bei 
welchen  man  Blasen  bemerkte  ^  hatten  die 
lyuth  nicht.  Die  Zungen  wurden  zweimal 
täglich  i  Morgens  und  Abends ,  untersucht. 

Alle  ^Verwundeten  halt^^  mehrere  Bisse, 
dl«  jneisten  sogar  sehr  riellp,  und  die  Anwen- 
ixmg  des  Olüheisens  auf  die  Wunden ,  g^sch^ki 
bei  denen,  welche  so  glUdülch  waren«  duai 
Wi^  nidqit  zu  b^komnien,  wenigsten)!  jtf 
Slitlidei^  haieh  dem  Bisse.  . 


(■ 


—     19     — 

•      (2. 

A  ufs  ch  t.      ■ 
Kana  jeaiMid  völlig  Vei^cirte  Thfttsachett  aus 

eigner  oder  &«inder  Eriarung  aufstellen.; 
i^iafM  dtr  Bifs  dnti  i^oR  dntm  piiirtiiif  ivuthkran- 
Am  ^fätn  odir  Maruehm  gMiMntn  und  dadurch 
mach  tvuihkrank  gewordenen  Thier*  odtr  Metucbtn 

di(  KranXh^  auch  ^uan  mitgefhiili  habe?". 
Es  sind   nur  bis  jsitt  kedde  derf^fri^bh 

noBt  gewordes,  und  s«  wäre  ran 'der  mu- 
AetBteb  Wichtigkeit,  -vrenn  sich  dfe  Sache  be- 
ftätigte.  Denn  es  vrarS  ein  Bevreis,  dfift  di#- 
As  Contagiuia  in  der  zweiten  GenerätiDn  mw- 
■tiirbfl  uttd  nicht  wieder  reph)du)Eifl  wünto, 
iind  \t«lelie4  Glück  tut  die  Behihiguag  M  yi«- 
lex  feof  4iefc  Weise  t^eüter,  «na  wricÜer 
Voördoil  für  die  Erfa«ltHng  so  vieUr  Thi^r« 
wiil<d«  divaiu  ent£t#heii !  ~  i.  B. 


tJA^^tltl  dg  Imtitn  10  Jahrin  bi  dir  Preufmidm 
Mananiät  an  da  WasUnchta  ^thioThtnm. 


Von    ISIG    bis    1S19, 
wo   aina  T«rjlndarte  Eiatheilung    der   Besirk* 


>sta 

-9.7-   1 

SiH. 

ia>9.  1 

3  S 

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ItfficrHDgibcaitk. 

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Hobloi».     . 

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io5f 

Also  im  Durchscbnitt  jährlich  263. 

Solche  tJebersichten  können  «ehi-  nützlich 
-werden  zur  ErkenhtniTs  iea  Einßusses  der 
Jahresheschaffenheit,  'Witterung,  epidemlBchen 
Constitution,  und  Lokalität,  auf  die  Kntste- 
hx^  dieser  wichtigen  Krankheit,  und  ihre 
in  noch  es  viel  Dunkel  gehüllte  Entstehung. 
JLttiUlend  iat  die  Itlenge  der  UnglückstaUe  in 
•iqifMi  Dätrititea,  JMssnden  in  Mamnwtrdtr 


~    2r   — 

und  Brömberg,  Breslau  und  Oppdn,  auch  Irier 
und  Malmtdy,  Von .  den  58  Aachnern  kom- 
men 38  allein  auf  den  Kreis  Mnlmedy.  Vor- 
theilliaft  zeiclineu  sich  aus:  Düsseldorf,  Er« 
fürt ,  Stettin ,  Köslin ,  Magdeburg ,  Münster, 
Arnsberg  und  auch  Berlin.  Der  Reg.  Bezii): 
Stralsund  scheint  ganz  frei  von  dieser  PtagQ« 
Die  Totalsumme  aller  in  diesen  10  Jahren  an 
der  Warserscheu  Verstorbenen  beträgt  1666. 

m 

Forschen  wir  .  nach  der  Ursache  dieses 
aufEillenden  MÜsyerhältnisses ,  so  drangt  syJi 
•dos  Ae  Bemterkung  auf,  dafs  alle  die  Gegen*- 
den,  wo  die  Wuth  so  häufig  vorkommt,  sol- 
che sind,  welche  an  der  Grenze  noch  did 
Nach.barachaft  von  Wölfen  haben  (Polen,  Rnik« 
land,  der  Ardencer  Wald),  und  dala  folglich 
die  häufigste  Ursache  der  Wüth  bei  den  Hun- 
den in  denselben  die  Ansteckung  von  wüthi«« 
gen  Wölfen  seyn  möchten. 


d.  H.\ 


14. 

jl^mge  Jturze  medizinische  und  medizimseh^polizd'* 

Uche   Bemerkungen   über  die  Hundswuth^  und 

über  die  ppasserscheu* 

ron 

'  dem  Königl.  Hojrathe  und  Kreis  -  Pkyäkus 
Dr.  Hinze  zu  WaJdenburg  in  Schlesien. 


Als  vor  mehreren  Jahren  der  geachtete 
Stadt  Wundarzt  Hempricht  zu  Glatz  an  der  Was- 
serscheu,   als   Folge   des  Bisses  eines   tollen 


^     t2     — 

Huitdea,  starb,  sclirieb  ick  nachfolgenden.  Auf- 
satz, Tergals  jedoch  ilm,  damals,  der  äffenu' 
lich^  Bekamitinachiu^g  zu  Übergeben,  jch 
IhoJSb^.dBrboohTerehrte Herr  Heransgeb^  4^e!H». 
Journals  wird  demselben,  auch  jetzt  noch,  eioi 
Dätzchen  in  seiner  überall  verbreiteten  4&eit- 
Schrift  zu  gestatteA  die  Qilte  )iaben. 


m^mimtm^^^m/^ 


Der  im  Dfonat  April  dieses  Jahres  (t^8) 
durdh  den  Bifs  eines  tpUen  Hundies  henror|^ 
brachte  Tod  des  Stadtwundarztes  EfanfHcht 
2U  Glatz,  eines  geachteten  Staatsbiirgers ,  und 
geschidLten  Jleilkiuistlers ,  so  wie  der,  im  Mo-» 
dai  Julius  dieses  Jahres  zu  Königsberg  erfolgte 
Tod  des  hochgeachteten  JUttmeisters  von  Bn* 
duioh^j  hat  in  mir,  aufser  den  lebhaftestei^ 
Empfti^uugen  schmerzlicher  Theilnahme,  maiH" 
cherlei  m^iziilische ,  und  medizinisch -poli- 
zeiliche, Bemerkungen  henForgerufen,  ron  de- 
nen Einige  hier  öffentlich  mitzutheilen  mir 
wohl  erlaubt  seyn.  dürfte^ 


^  Ich  mache  den  Anfang  mit  einigen  me- 
dizinischen Bemerkungen.  Zwei  Erfahruügs- 
satze  atellt  der  gegenwärtige  Zustand  der  Me- 
dizin ,  und  dia  Kunde  des  durch  den  Blfs  tol- 
ler Hunde  auf  deh  Biertischen  übertragenen, 
und  in  dessen  Organisation  entwickelten,  Krank- 
heltszustandes ,   als  une;rschiitterlich  auf; 

A)  fPir  besitun  Wä  j^zt  durchaus  noch  kein 
iptzjfisclies  Antidotum  gegen  das  PPuthgift^ 

!Bs  kann  daher  njur  ein  indirectes   Heil-- 
,  verfahren  gegen*  die  VergURunf  durch  den  Bifs 


-  »   - 

ein«»  tollen  Hundes  Stfttt  find^,  kein  direk- 
tes, wie  mit  dem  Quecksilber  gegjen  die  Sy- 
philis, mit  dein  Schwefel  gegen  die  Krätze. 
Alle  bis  dahin,  mit  und  ohne  KiSnigF.,  JPiüfStL; 
Herxogl. ,  gelehrte  oder  ungelehrte ,  BewilB^ 
gung,  Empfehlung  und  Lobpreisung,  für  Geld 
-wie  unentgeldlich  angebotene ,  von  Aeritan 
und  Nicbtarzten  äuge  wendete,  einfache  oder 
zusammengesetzte,  3Iittel  gegen  den  616  ei* 
nes  tollen  Hundes  sindy  in  sofern  ihre  Aa^ 
"wendiing  und  Wirksamkeit  nicht  aus  wissen- 
schaftlichen Prinzipien  erk]«ürt  und  nachge- 
wiesen werden  kann ,  als  rein  empirisches 
mttel  durchaus  zu  verwerfen,  sie  miJgen  H^ 
chtn  cinftUM  urtstris^  nuricula  murhf  Majwür- 
mer ,  Gauchheil,  Belladonna,  Qnnabaris  arü* 
fclafis,  oder  Butter  und  Bieressig,  das  Tun- 
kinensipche  Pulver  oder  Mnu^- Raute  mit 
Maarslieben  heifsen  *)  Fest  steht  bei  mir  diirt 
Ueberzeugoiig:  dafs  keines  der  genannteh  mit- 
tel die  ächte,  durch  den  Bifs  eines  wal^httA 
ro//cn  Hundes  erzeugte  Wasserscheu-  jemals 
knrirt,  vielleicht  nicht  einmaf  prophylÄktiscIt 
den  Ausbruch  derselben  verhindert  hat. 

B)  Selbst  da$  einzige  Heihufahren  **),  ivc/- 
cAtf,  wtil  es  auf  wissenschaßlivhem  Grund  und 
Boden  gewachsen,  durch  die  Genesis  der  Kranke 
heit  enfulta ,  in  glücklich  beendisten  Fällen  seine 
BeMtäiigvng  gefurulen  luU,  von  einem  rationellen 

*}  Hiaher  gehört;  nun  auch  der  in  neuerer  2!eit 
enpfobine  Gebranch  des  Aiisma  plantaga-f  der 
Stutellaria  laterijolia  ^  und  des  Bluttrinkeiis. 

**)  Dieses  bestehet  in  drei  Aderlässen  usque  ad 
lypathymiam ,  der  dreisten  Anwendung  aufxer- 
ordentlich  grofser  Gaben  toxi  Oalomel^  d»r 
StuTsbider»  der  Einreibungen  der  Meroaiisl- 
salbv,  u*  8.  w. 


.< 


^rzt^  in  dgr  ff^assertcktu  eingewendet  i»erd€n 
kann  und  darf^  vermag  nwi  .ais  JPrQphyiaxis^ 
höchstens  im  ersten  Grade  der  Krankheit  m  al» 
tvirklich  hauendes  Prinzip  dem  furchtbaren  Utbel 
zu  steuern. 

Denn  in  dem  höheren  Grade  der  Krank- 
heit und  unter  nachher  anzufahrenden  ungüji- 
stigen  Umständen,  mufs  der  Vergiftete,  selbst 
bei  der  Anwendung  des  genannten  rationel- 
len Heilverfahrens,  jedesmal  unterliegen ,  weil 
uns  das  specifische  Gegengift ,  die  direkte  Kur- 
art ,  der  unmittelbare  Gegensatz ,  mangelt, .' 
welcher  den  Vergiftungs-Prozefs  ohne  Wei- 
teres aufzuheben  im  Stande  ist. 


Woher  aber  die  groEse  Menge  der,  gegen 
die  Hydrophobie  empibhlnen,  angepriesenen, 
angewendeten,  oft  theuer  bezahlten,  Mittel? 
Woher  die  nicht  wegzuleugnenden  Fakta :  dafs 
Menschen  hydrophobische  Zufälle  gehabt  ha- 
ben, und  durch  eines  der  vielen,  von  mir  als 
empirisch  bezeichneten  Gegenmittel  davon  ge- 
heilt worden  sind?  Dafs  Personen,  welche 
von  Hunden  gebissen  worden  waren,  die 
S3anptome  der  Hundswuth  an  sich  wahrneh- 
men liefsen,  durch  den  Gebrauch  der,  gegen 
die  Wasserscheu  empfohlnen  Arzneien  vor 
allen  nachtheiligen  Folgen  des  Bisses  geschützt, 

befreiet  geblieben  sind?  — 

♦ 

Hierauf  ervviedere  ich  zur  Belehnmg,  und 
zum  Tröste  folgendes : 

Die  Veranlassung  zu  der  grofsen  Menge 
aller,  entgegen  und  bei  der  Hydrophobie  em- 
pfohlnen, Mittel,    gründet    sich    iheils  auf  die 


-     25     - 

schonen   Züge   von  Nächstenliebe,  von  herz- 
licher Theilnahme,    und  auf  den  sehnlichsten 
Wunsch  zu  helfen,  welche  allen  menschlichen 
Herzen  eingepflanzt  sind,  und  überall  unwill- 
lührlich  und  lebhaft  bei  grofsen  menschlichen 
Leiden,  selbst  in  rohen  Naturen,  hervortreten, 
besonders   wenn  diese  Unglücksfälle  den  Mit- 
bruder unverschuldet  treffen ;  theils  ist  die  be- 
deutende Anzahl    der  gepriesenen   Arzeneien 
ein  unerfreulicher  Beweis   von  der  noch  Statt 
findenden    Unvollkonunenheit    der    Heilkunst, 
in  welcher  ein  blindes  Henimtappen ,  und  ein 
charakterloses    Hin  -   und   Herschwanken   be-« 
merkt  wird,    sobald   es   sich  um  die  Heilung 
wichtiger ,  bisher  für  unerkiärbar  und  unheil- 
bar gehalteneu  Krankheitslbritien  handelt.   Ich 
brauche  meine  Leser  zur  Bestätigung  des-  Ge- 
sagten nur  an  die  fallende  Sucht,  an  die  Was- 
serscheu ,  den  Krebs,  selbst  an  die  häufig  vor- 
kommenden Plagen   des   schönen  Geschlechts, 
an  den  Zahnschmerz,  zu  erinnern.     Wie  viele 
Mittel  existireh  nicht  gegen  diese  Uebel !  Wie 
bereitwillig  bringt  nicht  ein  Jeder  sein  Mittel 
dar,   um  Hülfe  zu  leisten,    ii\  solcher  schwe- 
llen ,  oder  schmerzhaften ,  Krankheit ,  wenn  er 
den    Alitbruder    daran  leiden  sieht!     Es    sei 
mir  indessen  erlaubt,   noch  eine   dritte  TJrsa* 
che  anzuführen,   aus    welcher   die  Menge  der 
gegen  jene  sogenannten  unlieilbaren  Krankhei- 
ten, namentlich  gegen   die  Wasserscheu  em- 
pfohlnen   und  vorhandenen    Arzneimittel  sich 
vielleicht  ebenfalls  erklären  lassen  dürfte.   Ich 
glaube  sie  in    der    Schwäche,    Weichlichkeit 
und  Halbheit  des  gegenwärtigen  Zeitalters  und 
ihres  Einflusses  auf  die  praktische  Medizin  zn 
finden <»  welches  Bedenken  trägt,  gegen  heroi- 
sche Kranklieiten ,  heroische  Arzneimittel  an- 


~     M     ,-* 

«uwenden,  «ad  sich  schmeichelt,  Krabs9äiä<^ 
den  znit  Ilosenwassep ,  W^isserscheu  mit  u»- 
schuldigen  Kräutlein  heilen  zu  können.  Di« 
Vorzeit  wandte  das  JFeuer  und  das  Siseitp 
dreist  und* mit  greisem  Erfolge,  in  rerzweif-«. 
lungsToUen  Fällen  an;  und  gegen  das,  rom 
den  alten  Aerzten  mit  Sicherheit  und  Sfuth, 
bei  der  Wasserscheu  angewendete,  ron  ent- 
schiedener guter  Wirkung  begleitete,  Unter- 
tauchen der  Vergifteten  in  des  Meere.s  Wei^ 
len,  oder  gegen  das  in  der  Hydrophobie  eben- 
falls in  Gebrauch  firüherhin  gezogene  Kielho-«' 
len,  ist  das,  erst  seit  einiger  Zeit  hie  und 
da  mit  -der  nothigen  Kühnheit  ausgefUilrta 
kalte  Sturzbad,  wahrhaftig  ein  sanfter  Qlaf-i 
regen  zu  nennen.  In  jenen  gräislichenJKrIUttk- 
heiten  ist  nichts  mehr  durch  die  angewendete 
Kurmethode  zu  verlieren,  wohl  aber  des  lüt- 
bens  höchster  Preis,  das  Leben  selbst,  zu  0^ 
wiimenl  -^ 

Es  hat  Kranke  gegeben,  bei  denen  hj^ 
drophobische  Erscheinungen  wahrgenommen 
worden  sind;  man  reichte  ihnen  eines  oder 
das  andere  der  gepriesenen  Heilmittel  gegen 
die  Wasserscheu,  sie  wurden  kurirt;  ergo.. -— 
Da3  ist  aber  ein  Schlufs,  den  weder  6arAara 
noch  celawit  gut  heifsen  dürften.'  Selbst  dann 
nicht  einmal,  wenn  solche  Kranke  vor  deitt 
Ausbruche  der  hydrophobischen  Symptome  zn- 
iallig-  You  einem  Hunde  gebissen  worden  wäh- 
ren. Denn  nicht  zu  gedenken ,  dafs  die  hy«- 
sterifichen  Affectionen,  wenn  sie  1)esonderz 
sich  in  den  Deglutitions  -  Organen  fixirt ,  und 
eine  bedeutende  Höhe  erreicht  hab?n,  gar 
nicht  Srelien  hydrophobische  Ersdxeinungen  her- 
yortreten  lassen  >  wo   also  kein  Vergiftuiig&>- 


—    2;    — 

froo^fi^  als  EntstehuQgs- Moment,  TorherhAt 
$tatt  finden  luiiinep;   so  lehrt  auch  die  £r-r 
ia]u«iiig,  dais  bei  reizbarea Personen,  loit  leb- 
luAer  fhantasie   und   reger  Einbildapgsluraft, 
Vean  sie  zufallig  von  einem  Hunde  gebissen 
worden  sind ,  ßich ,   ofb  wenige  Tage  nach  er- 
folgtem Qisse,   scheinbar  bedenkliche  ZuiaÜe, 
ja'  selbst  hydrophohische  Symptome  einstellen 
(on|ien,   den^^  ojTenbar  alsdann^nur  Geistes- 
ien^ungen  zum  Grunde  liegen,  aber  keines- 
^eges  Yergif^ungen    des.    Nervensystems  und 
der  Säftem^sse  durch  das  Contagium  des  Wuth- 

g'ltes  her^orgebractit,  Wurden  bei  dergleichen 
leiido -Hydrophobien,  welche  die  Zeit,  be*- 
ndüge^de  Yerslellungen ,  tröstender  Zuspruch, 
leichte  Antispasmodicn ,  am  besten  gdioben 
gilben  würden»  einige  der  empi'olilnen  Arcana 
angewendet,  und  auch  alsdann  die  Wasser- 
Bdieu  und  die  Uninih^  im  aufgeregten  Nerven- 
sjsteme  9  SP  sähe:  man  dieselben  sofort  als  Spe- 
cjfivCa  gegen    den   tollen   Hi^id^blfs   an,    man 

Sries  sie  überall,  und  wandte  sie  auch  bei 
er  wahren,  äclilen  Wasserscheu,  freilich  dann 
ohne  den  gerühmten  £rfolg,  an,  zum  uniiber- 
aehbaren  Schaden  für  die  arme,  Hülle  su^ 
ihende,  nothleidende  Menschlieiti  — 

Aber  auch  die  Wirkungen  derjenigen 
Arsneimittel  halte  ich  für  problemaüach,  wel- 
che sidi  als  propbylaktisdli  bewälirt  haben 
sollen ,  bei  Menschen ,  die  von  Hunden  ge- 
bissen worden  waren,  welche  mehrere  von 
denjenigen  J^rscheinungen.  an.  sich  wahrneh- 
men liefsen ,  die  man  als  charakteristische 
Zeichen  der  Hunde  -  Tollheit  anzusehen  pflegt. 
Es  ist  nSmlich  bekannt,  dafs  das  Geschlecht 
derjenigen  l^hiere,  zu  welchen  die  Hunde  ge- 


— ■     28      - 

I 

hören  5  an  heftigen  Zahnschmerzen  und  im 
wahrhaft  rheumatischen  Krankheitszuständen 
des  Kopfes  und  der  Kinnladen  leidet,  welche- 
Ton .Zufällen  begleitet  werden,  die  eine  gro- 
fse  Aehnliclikeit  mit  denjenigen  Symptomen 
haben,  welche  die  rabies  canina  hervorzubrin-. 
gen  pflegt.  Dahin  gehören:  Unvermögen  zu 
kauen,  Beschwerde  beim  Schlingen,  thränen- 
de  Augen ,  Schaum  vor  dem  Maule ,  aus  dem--' 
selben  herabhängende  Zunge,  mürrisches  We^ 
sen ,  Fieber  u.  dgl.  m. ,  worüber  Lafontaine  in 
seinen  vermischten  Bemerkungen  eine  eben  ao 
belehrende  als  ausführliche  Beschreibung  nut- 
getheilt  hat.  Wird  nun  ein  Mensch  zufallig 
von  einem,  mit  der  obengenannten  Kranlüi^eit 
behafteten  Thiere  gebissen ,  und  durch  die  . 
Anwendung  '  eines  sogenannten  specifischen«. 
Mittels  vor  dem  Ausbrucha  der  gefdrchteten 
Wasserscheu  bewahrt,  so  kommt  dasselbe  in 
einen  unverdienten  Ruf,  wie  Lafontaine  mit 
schlagenden  Gründen  bewiesen  hat ,  bei  Benr- 
theilimg  des  von  Moneta  gegen  den  tollen 
Hundsbifs  empfohlenen ,  ans  Butter  und  Essig 
bestehenden  Mittels.  Dann  wird  dasselbe  wei- 
ter empfohlen,  hie  und  da  angewendet,  zu- 
letzt, nachdem  vieler  Schaden  angerichtet 
worden  ist,  als  imnütz  verworfen  (um  die 
Zahl  der  empirischen  Arzeneien  zu  vermeh- 
ren, welche  weder  der  Wissenschaft  noch  der 
leidenden  Menschheit  jemals  nützliche  Dienste 
geleistet  haben).  — 

Endlich  ist,  nach  meiner  subjektiven  lieber- 
zeugung ,  die  spezifische  Heilkraft  eines  gegen 
die  Wasserscheu  empfohlnen  Mittels  selbst 
dann  noch  nicht  apodiktisch  gewifs  und  er- 
wiesen ,  wenn  gleich  dasselbe  einem ,   von  ei- 


—     29    — 

nem  "wahrhaft  tollen,  an  der  achten  rahits  ca- 
'nina  erkranktem    Hunde   gebissenen  Blenschen 
gegeben,  den  Ausbruch  der  Hydrophobie,  oder, 
W4IS   einerlei   ist,   die  Entwlckelung  des  Ver- 
gifhingsprozesses  in    dem   Körper   des  Gebis- 
senen  verhütet  hat.      Auch  in    diesem  Falle 
-würde  das :  post  hoc ,  ergo  propter  hoc ,  zu  ganz 
falschen  und  höchst  gefahrlichen  Schluisfolge- 
rungen   verleiten.     Denn  nicht  zu  gedenken: 
dafs  es  bei   der,    durch  den  Bifs  eines  tollen 
Hundes  Statt  gefundenen  Yergiflung,   und  bei 
dem    hiernäclist    sich    entvrirkelnden    Vergif- 
tungs  -  Prozesse     einen     grofsen     Unterschied 
macht:    ob  der   Gebissene  den  ersten  Bifs  er- 
bielt,    der  den   zwanzigsten  —  dreifsigsteii ; 
ob  das  Wuthgift  unmittelbar  in  die  Hautwun- 
de gebracht,    oder  ein  grofser  Theil  desselben 
durch  die  Kleidungsstücke  vor  dem  Bisse  von 
den  Zähnen  und  den  Kiefern  des  Hundes  ab- 
gestreift worden  war;  ob  die  Verletzung  gro- 
fse  Fieischparthien  traf,    oder  drüsigte  Stellen 
des    Gesichtes    und   andere  Theile;     ob   eine 
oder  mehrere  Bifswunden  vorhanden  sind  u. 
s.  w^. ,  mufs  man  ebenfalls  wolü  erwägen,  dafs 
auch   das   Gesclüecht  der  Hunde,   in  wiefern 
die  eine  Rage  derselben   das  Wuthgift  zu  er- 
zeugen vermag,   als  Wölfe,   Füclise,    Hirten - 
und  Dachshunde,     die    andern  liingegen  das- 
selbe nur   durch  Ansteckung   empfa'ngt,   eine 
wesentliche     Bedeutung    und  Verschiedenheit 
auf  die    Intensität    und   Extensität  der  Toll- 
krankheit ausübt,    wodurch  in  dem   ersteren 
Falle  die,   von   der  ursprünglichen   rabies  er- 
zeugte Vergiftung  der  Menschen  und  der  Hun- 
de fast  jederzeit  unbedenklich  tödtlich   ausfal- 
len, in  dem  anderen  Falle  aber  leichtere  Zu- 
fälle nulhwendig  hervorbringen,  und  weit  eher 


—     30     — 

iie  MSgliclikejt  der  Heilung  zulassen  ttfutSl. 
Fasset  man  diese  beiden  Momente  genau  ins 
Auge,  so  drängt  sich  dann  ganz  unge^titlit 
die  Bemerkung  auf:  daJb  bei  manchen  Ü&-- 
glücUüchen,  welche  von  wahrhaft  tollen  Huh^ 
den  jedoch  unter  erwähnten  giinsligen  Um«. 
ständen  gebissen  worden'  wären,  auch  bhne 
den  Gebrauch  der  empfohlneh  Atcana^  leind 
Vergiftung  und  keine  lebendige  EntwiclE^tthg 
des  Contagiums  in  ihrem  Korper  erfolgt «  und 
dals  es  daher  sehr  folgewidrig  seyn  wiirde^ 
in  diesen )  iswär  selten  vorgekommenen,  aber 
doch  Statt  gehabten  und  in  der  Wahrheit  von 
mir  nachgevriesenen  Fällen  behaupten  tn  wol- 
len: das  gegebene  Mittel  —  Wenn  Indikation 
und  Indikatum  nicht  wissenschaftlieh  bei  des- 
sen Anwendung  nachgewiesen  Werden  koh« 
nen;  —  sei  das  wahre  specifisch^  Antidöttim 
gegen  die  Wasserscheu  gewesen,  und  verdie- 
ne lobpreisende  Empfehlung  und  allgemein^ 
Anwendtmg. 

ir;  II  »■ 


Ich  schreibe  hier  keine  medizinische  Ab- 
handlung über  die  Hundswuth  und  über  die 
Wasserscheu,  dazu  ist  in  dieser  Zeitschrift 
der  Raum  zu  klein  und  der  Gegenstand  zu 
grofs.  Nur  noch  einige  medizinisch -polizei- 
liche Bemerkung^  erlaube  man  mir  beizu-«* 
fügen!  — 

Man  verbiete  den  Verkauf  und  die  An- 
wendung aller  Geheim -BEttel  gegen  die  Hunds- 
wuth. Dafs  die  einst  so  gepriesene,  vielleiclit 
theuinr  bezahlte,  fast  zwangsweise  zum  G^ 
brauche  anbefohlne  Maiwürmer  -  LattWör^e 
jetzt  weniir  ^^^  tikgeweiidet  wird,   alüö   '  ** 


—     3t     — 

w.  Kr^t  bei  dem  l^ubliko  ^ekomiiiett  sejm 
kaÜMj  davon  habe  ieh  mich  durch  die,  roa 
ier  höchsten  Behörde  mir  aufgetragenen  Re* 
Tisionen  y^rschiedener  Apotheken  vollkommen 
iberceugt.  Denn  in  einigen  derselben,  war 
ifieset  Mittel  gar  nicht  mehr  vorhanden,  in 
«ndem  Apotheken  so  veraltet  und  schlecht 
geworden,  dals  es  unverzüglich  weggeworfen 
werden  mufste. 

Itan  sorge  ferner  ifiir  schnelle  und  gründ- 
liche Behandlung  der  Gebissenenen  stets>  wo 
€S  nur  immer  seyn  kann,  unter  Zuziehung 
des  Arztes;  nie  werde  die  Obsorge  dieser 
Unglücklichen  den  Landwundärzten  allein  über« 
lassen!  — 

Man  setze  ferner  j^rämien  für  diejenigen 
Aerzte  und  Wundärzte  fest,  welche  die,  durch 
den  toUen  Hundsbils  vergifteten  Menschen  ret- 
teten, und  belohne  diejenigen  Medizinal -Be- 
amten mit  der  höchsten  Fteigebigkeit ,  welche 
mit  eigner  Lebensgefahr  Personen  sezirt,  das 
Rumpf  -  Nerven  -  System ,  die  Speiseröhre  iind 
die  Organe  der  Hespiration  und  der  Repro- 
duction  untersucht,  und  den  Befund,  nebst 
ausführlichem  gutachtlichen  Bericht,  der  höch- 
sten Behörde  eingesandt  haben,  die  an  der 
vollendeten  Wasserscheu  gestorben  sind. 

Und  da  sich  —  man  mag  dagegen  sagen 
und  schreiben  was  man  will ;  —  die ,  bis  zur 
Ohnmacht  mehrere  Male  angestellten  Ader- 
lässe, das  in  ungewöhnlich  grolsen  Gaben  an- 
gewendete ßydrargyrum  murinticum  ndtty  die 
kalten  Sturzbader,  und  das  oft  wiederholte 
Einreiben  der  Merkurial- Salben,  längs  dem 
Rnc^Jkgrade,   bis  jetzt  ^   als  dasjenige  Heilver- 


—     32     — 

fahren  bewahrt  haben,  ron  welchem,  wenn 
es  «ur  gehori^n  Zr^it  und  in  Torgeschriel^enar 
Art  angewendet  wird ,  •  wenigstens  bisweileB, 
.«in  glücklicher  Erfolg  mit  Recht  erwarten 
läist,  .  und  schon  beobachtet  worden  ist^  80 
bestimme  man  —  gleichyiel  auf  welchem 
Wege;  —  das.  medizinisch -chirurgische  tet^ 
sonal  dahin,  sich,  bis  Sieger  uns  etwas; An- 
deres gegeben ,  ausschliefslich  dieser  und  kei^ 
ner  andern  Kurmethode  in  vorkommenden 
Fällen  zu  bedienen,  und  über  die  Art  der  An- 
wendung, so  wie  über  den  Erfolg  derselben 
und  über  .  die  Resultate  der  Leichenöffhuj^igen,  x 
umständlich  der  höchsten  Behörde  Bericht  ab^ 
statten^  SU  müssen.  '^ 

(Die  Fortseuung  folgt») 


.■'..■..'■'       ■  ■  ■  

n. 


—      33     — 


II. 

m 

U  e  b  e  r 

die  Anwendnng  der  Douche 

und 

des  Frottirens  in  Badeanstalten. 

Vom 

lleg.-undMed.-Rath  Dr.  Rausch 

zu     Liegni.  ti. 


l-is  ist  noch  so  wenig  über  das  Detail  der 
Anwendung  der  Doucke  geschrieben,  dafs  ich 
es  nicht  unverdienstlich  halte,  sich  über  die- 
ses grofse  Heilmittel,  bei  welchem  es  so  sehr 
daraufanlLÖmmt ,' wie  sich  dessen  bedient  wird, 
in  dieser  beliebten  Zeitschrift,  nach  eigenen, 
von  mir  selbst  persönlich  gemachten  Eriah« 
Tungen,  auszulassen.  Auch  hier  führt  uns 
der  Versuch,  der  oft  wiederholte  Versuch, 
nur  allein  zur  richtigen  Einsicht  in  die  Sache. 
Da  -hier  nur  von  einem  Einzelfalle  der  Er^ 
fahrung  die  Rede  ist ,  so  werde  ich  mich  vor-« 
zü^ch  in  diesem  Aufsatz  auf  die  bessere  An- 
wendungsart der  Douche,  und  auf  die  Ver- 
meidung derjenigen  Fehler,  die  dem  guten 
Erfolge,  bei  ihrem  Gebrauch  in  den  Weg  tre« 
Jeuni.  LYIII«  B,  Si  ^t*  ^ 


,       -     34     - 

ten,  eiiiscliräiiken.  Ganz  besonclers  habe  ich 
hiebe!  die  armen  K-rankeu  im  Auge,  in  «o- 
fem  ihre  Behandlung,  besonders  bei  grÖfserer  - 
Frequenz ,  doch  m^istentheils '  der  Diskretion 
der  Douchmeister  überlassen  bleiben.  Auch 
techt  gewissenhaften  Aerzten  solcher,  beson- 
ders gröfserer  Anstalten  ist  es  g;erade2U  un- 
möglich, jedem  Einzelnen ,  der  gedoucht  -wird,- 
alle  die  Aufmerksamkeit  zu  schenken,  welche 
das  Anheimstellen  an  jene  Diskretion  entbehr- 
lich machte» 

So  ungern  ich  diesen  Aufsatz  durch  Et«" 
feählung^des  Falles,  in  welchem  ich  diese 
meine  Kifahrungeh  gemacht  habe,  erweitere, 
so  müfs  ich  doch  befiirchteh ,  dafs  mehrere 
Leser  sich  ron  dieser  oder  jener  Anwendungs-^ 
maiTsregel  nicht  geniigiende  Rechenschaft  geben 
würden,  wenh  siä  liicht  'imtt  dUesem  Falle  nä-* 
her  von  mir  bekannt  -gemacht  würden«  Es 
mag  also  dei*  Hauptsache  eine  kurze,  we^n 
gleicl^  etwas  oberflächliche >  Beschreibung  mei-^ 
nes  Uebels  vorangehen. 

Ich  bin  72  Jahr  alt^  sehe  gesund  aus 
itüd  bin  es  auch,  hinweggesehen  von  den  bald 
zix  erzählenden  Leiden  meiner  Knie ,  in  wie- 
Jern  es  ein  aller  Öichtkandidat  seyh  kann. 
Der  Aj^etit  ist  immer  gering,  hier  Ivar  er 
bei  meiner  Ankunft  ungc^mein  schlecht;  da- 
irer  eine  allgemeine  Schwäche  die  natürliche 
Folge  davon  seyn  mtifste«  Ich  bediente  inich 
At6T  Üonche  zu  fVarmhrUnn  bei  JffirscHberg  in 
Sthkskn ,  im  Mai  und  Anfangs  des  Jüniüs  1823, 
Wo  die  DoiicHturien  in  -mehreren  Lokalen, 
thdls  'iäitdr  Anwendung  dieses  b^riihmten 
^lii'aiitten  Bad^ ,  theils  ohne  dasselbe  im  6ro^ 
Oi€b,  litiianft^It  'werden ,   und  auf  eine^^usge-' 


—     35      — 

zeichnete    Art    auch    hie  bei    für    die  Armen, 
gesorgt  wird.     Mein   Leiden  war  eine  bei  je^ 
der  Bewegung  der  Knie  schmerzhafte  Empfin^ 
düng  am   Yordertheil   derselben ,   w#lche'  mir 
das  Gehen  schmerzhaft,  unsicher,   ja  zu  Zei- 
ten   unmöglich    mnbhte.      Treppensteigen  flejl 
beinahe  ganz  hinweg^  Aufstehen  und  Nieder-^ 
setzen  kotmte  ^  wie  das  Umhergehen ,  ntir  tin-» 
ter    fremder    Unterstützung    geschehen«     Das 
Uebel  sah  einer  schmerzhaften  Cohtrdktur  ähn- 
lich, obgleich   i?on  einer  Verkürzüüg  der  unl 
fern    Gliedmafsen    nicht   viel    die   Kede   War, 
doch  konnten  sie  nicht  -vollständig,  und  nicht 
ohne  Wehthat  ausgedehnt  werden;   älsp   ein 
Oonagra,     Auf  Schwäclie    der  untern  Glied- 
inaften,   und  auf  ein  Leiden  der  Lendenwir^ 
bei  zeigte  blofs  der  Umstand^  dafs  ich  schwer 
und    nicht  lange ,    mich    gan£  gerade '  haljten 
konnte ;  indem  beim  Versuch  auch  eine  Weh> 
that  und  ein  Gefühl  von  Schwachheit  in  der 
JLendenge^end    hervortrat.    *)      Dieses '  Uebel 
irrar  erfolgt  nach   einem  heftigen  Anfall  eines 
jüemlich  regelmäfsigen  Podagra's,    wobei  mir 
die  heÜsen  Sandbäder,  wie  schon  so  oft^  grö- 
fse  Dienste  gethan  hatten,    tn  Folge  der  See^ 
bäder,    und  auch    auf  anderem   Wege,    ver- 
schaffte ich  mir    ungemein  grofse^   mich  stets 
erleichternde  -Schweifse,    die   aber  doch  wohl 
mein  Hautsystem  nachtheih'g  schwächen  mufs- 
ten.    Das  Liegen  in  vielen  Betten  durch  meh- 

*}  In  ätt  folge,  bei  eintretender  Besserung,  ieigts 
■ich  es  in  Liegnits^  siir  Zeit  als  ich  schon 
Bieniich  eut  gehen  Itonnte^  durch  die  beim 
Gfliiea  bald  eintretende  Schwäche»  dafs  doch 
inehr  ala  ich  geglaubt  hatte»  Schwäche.im  ftpiele 
ist,  und  etwas Xiähmuiigsartiges  zugleich^  wohl 
ehedem  Statt  gefunden  haben  ttiag. 

C  2 


'<>     36     — 

rere  Monate  ttug  hiezu^  uttd  vielleicht  auch 
wegen  der  so  lange  unterbliebenen  gehörigen 
Ausstreckung  der  Knien,  zu  der  Erzeugung 
des  Goru^ra  das  Seinige  }iej.  Das  Podagra 
hatte  ich  Ende  Januars  und  Anfang  Februarü 
laufendien  Jahres  l[i823),  das  Gonagra  bildete 
sich  im  März  aus,  den  2.  Mai  laugte  ich  halb 
kontrakt  auf  beiden  Knien  in  Warmbrunn  an, 
und  bediente  mich,   ohne  zu  baden  (welches 

Jine  Borke  auf  einem  Beine,  wie  ich'  be- 
lirchtete,  nicht  vertragen  haben  dürfte),  blols 
der  Douche,  anfänglich  einmal,  später  zwei- 
mal des  Tages.  Vorher  wai*en  äuTsere  Reiz- 
tnittel,  auch  eine  Phosphorsalbe,  wie  nicht 
minder  Yesikatorien  vergebens  versucht  wor- 
den. Ich  muTste  über  die'  Treppen  meiner 
Wohnung  in  Liegnitz  nach  dein  TVagen,  in 
einer  Bettstelle  herab  getragen  werden.  Mit 
viel  Schwachheiten ,  besonders  bei  anhalten- 
den Amtsarbeiten,  die  ich  nur  in  einzelnen 
Tagen  (auch  im  Bette  liegend) ,  ganz  aus- 
setzte, war  ich  stets  geplagt;  meine  Consti- 
tution war  ganz  herunter  gekommen.  Ohne 
Schwelfse  befand  ich  mich  schwach  und 
unwohl,  Schweifse  schwächten  mich  noch 
mehr;  kein  Appetit.  Von  Zeit  zu  Zeit  ein 
Glas' Wein,  war  meine  Stärkung.  Vor  mei- 
ner Abreise  und  nach  meiner  Ankunfk:  in 
Warmbrunn  brauchte  ich  ohne  Erfolg  drei 
Flaschen  Wein  mit  Quafsiaextract ,  Ammonium 
mwriatico '  mariiatum  und  0/.  Menth,  pip^  sehr 
stark  versetzt.  Andere  Arzenei  wurde  nicht 
genommen.  In  Warmbrunn  bediente  ich  mich 
des  trefflichen  Flinsberger  Brunnens  mit  ent- 
sciiiedener  schneller  Einwirkung  auf  meine 
Constitution,  und  besonders  auf  meinem  Ap- 
petit und  meine  Kräfte, 


-     37.  .- 

Die^r  Douchkuc  TOn  beinahe  40 .  Don- 
chen ,  Jkaon  ich  so  yiel  nachrühmen  y  dab  ich 
bei  meiner  Abreise  nothdiirftig  im  Orte  her^  ' 
onvmgehen  und  Treppen  hinauf  und  herab 
EU  steigen  im  Stande  war.  ^)  Das  Gerade-i« 
steficui ,  ohne  unangenehme  Empfindung  in  der 
Lendengegend,  hatte  sich  auch  so  ziemlich 
^eder  eingefunden.  Die  letzten  zwölf  Dom-« 
chen  hatten  der  eingetretenen  Besserung  kei« 
nen  weitern  Yorsctiub  geleistet,  daher  icji, 
nach  erfolgter  Commissionirung  in  .  Plinsberg f 
gegen  die  Hälfte  des  Juuius  wieder  in  lieg-^ 
nitz  eiiizutr^ffeB  hoffie.  Gebadet  in  Warm<« 
brunn  hatte  ich  nicht.  Der  Schorf  am  rech- 
ten 3eine  hatte  sich ,  auch  ohne  Bad ,  durch 
die  warmen  Douchdämpfe  abgeschält. 

Ich  gehe  nun  zu  den  Eriahrungen  über, 
■welche  mir  diese  Kur,  hinsichtlich  besonders 
der  Anwendung  der  Douche  an  die  Hand  ge^ 
geben  hat;  wovon  ich  einiges,  über  das  Prot« 
tiren  in  Bade  -  .und  Doucheanstalten ,  um  so 
mehr  anzuknüpfen  gedenke,  da  ich  dasselbe 
als  eine  eigene  Art  von  Douche  ansehe. 

Maji  wendet  die  Douche  vorzüglich  an, 
bei  den  Folgen  der  Gicht  in  den  Gliedmafsen, 
bei  Lähmungen  und  Gontractureu  derselben, 
auch  wohl  bei  Verhärtungen  u.  dgl.  Der 
Grund  ihrer  örtlichen  Wirksamkeit  beruht 
auf  Reiz,  und   einem  in   abgesetzten  Stöfsen 

*)  Sf&tere  Anmerk,  Dieses  hat  sich  in  der  Folga 
aoch  mehr  gebessert,  doch  ist  es  immer  noch 
nicht  res  integra»  Jener  Schorf  am  rechten 
Beine  ist  bis*  Ende  i823  nicht  erneuert  worden. 
Schon  seit  mehreren  Jahren  trage  ich  am  rech« 
ten  Beine  eine  Fontanelle  9  um  an  der  Schor£« 
ttelle  ein  ulcus  phagedaeitieum  zu  verhüten.  Die 
£Kbse  läuft  auCy  bleibt  aber  trocken. 


—     S8 

I 

1to5t6li,^n4eT^  Drucke,  w^lch^s  beides  durch 
''einen  taii  einer  yon  ungefähr  48  Fufs  herab^ 
liiir2;eQden  techt  warineii  WasserstJbaW  yertor- 
liächt  wird,  Die  nächste  Einwirkung  ist  Rö^ 
the  des  gedouchten  Thejls  mit  yermehrtet 
WSriiie  demselben,  Beides  tritt  uach  4 ,  7  und 
^ehr^ren  Minuten  ein  i  welches  in;^  zieialich 
fttarkeu  Grade  sich  zeigend,  die  gewöhnliche 
Anzeige  zum  Aufhören,  oder  zur  Anwendung 
Huf  ein  anderes  Glied  ist,  Das  Douchwasser 
wird  gewannt  Tön  jener  Höhe  durch  0inei| 
eben  90  langen  Schlauch  geleitet ,  dieser  hat 
am  untern  Ende  ein  Paar  Hähne  zum  Ver- 
sqhliefsen,  der  letzte  wird  mit  mehreren  me- 
talleiien  Ringen,  nach  Befinden,  yersehw, 
wodurch  der  Stralil  den  Umfang  einer  dünnen 
jPederpose ,  oder  auch  yon  noch  geringerer 
Stärke,  nach  Uu^ständen,  und  nach  dem  am 
4ouchen4en  Orte,  erhalt,  Geht  dieser* Was- 
serstrahl in  einem  fort,  so  wirkt  er  mindeir 
stark,  als  wenn  der  Pouchmeister  ihn  unauf- 
hörlich unterbricht,  wodurch  eben  derselbe  in 
abgesetzte  Stöfse  übergeht,  Das  erste  Wasser 
mufs  abgelassen  werden,  weil  es  durch  seine 
Verweijung  im  Schlauche  meist  ^n  kühl  ge- 
worden ist,  per  zu  Pouchende  stejit  oder  ' 
.sitzt,  wenn  er  nicht  stellen  kann,  in  einem 
|)retternen,  vorn  offnen  Rondel,  mehr  oder 
iyeniger,  meistens  ganz  nackend.  Daher  ne- 
igen jeder  Douche  wenigstens  ein  Aus-  und 
Ankleidungszimmer  nothwendig  seyn  mufs,  aps 
welchem  der  liranke  unter  einem  Flanellman- 
tfl  sich  in  die  Pouche  begiebt,  und  so  ^nge-^ 
.Ihan,  nach  demselben  ^nr  Ankleidung  wieder 
den  Rückweg  ninunt,  Piese  beiden  IiQpale 
sind  auch  im  Somiuer  in  Warmbrunn  erwärmt, 
wenn  es   nö'hig  ist, 


—     39     -- 

Der  Wasserstrahl  wird  bei  der  Anven«* 
düng  der  Douche  an  den  leidenden  TJieil  ge« 
bracht,  und  weil  dieser  gewöhnlich  von  eini- 
gem Umfange  ist,  von  einem  Theile  dessel« 
ben  zuxa  andern  geleitet.  An  demselben  1&- 
»et  sich  derselbe  in  einen  Regenstai^b  auf,  des 
gar  bald  den  Körper  und  das  Rondel  mit 
-vrarmen  Mineral  -  oder  anderem  Wasser ,  so 
^e  auch  mit  einem  warmen  Dampfe  umgibtf 
Wie  leicht  dadurch  eine  Erkältung,  wemi  daf 
Wasser ,  besonders  das  erstere  aus  dem  Schlau-* 
che,  nicht  warm  genqg  ist,  bewirkt .vferden 
kann ,  spricht  von  selbst.  Schon  darum  mufs 
ein  Douchmeister,  Yorzüglich  wegen  der  Ar-: 
men  ,  ein  gewissenhafter  Mann  seyn.  Je  wäis« 
mer  das  Wasser  ist,  deßto  stärker  ist  seia 
Reiz ;  je  weniger  hoch  es  herabfallt  (vrenn 
oben  die  Geräthe  etwa  nicht  gehörig  roU  ge« 
halten  werden),  desto  geringer  ist  sein  pruck 
und  sein  Stoüs.     Letzteres  ist  pft  sehr  iiierk^H^r. 

Ein  anderer,  meist  übersehener,  selbst 
vielen  Badeärzten  unbekannter,  gichtiger  Um- 
stand ist,  da£5  die  Douche  unterm  rechten 
Winkel  auf  das  betreffende  Glied  angewendet 
werde,  wenn  es  der  Kranke  verträgt.  Der 
Kranke  mufs  daher  selbst ,  wie  der  Douch* 
meister,  darauf  sehen,  dafs  das  Organ  nicht 
f^thief  gegen  den  Wasserstrahl  gehalten  werde. 
Dieses  ist  ein  sehr  wichtiger  Punkt,  der  lei- 
der meist  übersehen  wird,  er  ist  es  in  allen 
den  Fällen,  wo  eine  stärkere  Einwirkung  der 
Douche,  wie  z.  B.  zur  Auflösung  von  Gicht- 
knoten, bei  {jähmungen  u.  dgl.  erforderlich 
wird. 

Die  Aerzte,  welche  Kranke,  die  der 
Douche   bedürfen I   in  Bäder  schicken,   haben 


.-     40     ~ 

ti«  Torlaufig  ganz  besoncUn  darauf  aufiaerk« 
taaii  zu  «Hiacheiiy  ^so  wie  auch  auf  den  Um^ 
stand I  ob  Douche  der  Rückenwirbel,. weidlies 
besonders  bei  Lähmung  der  Extremitäten  der 
Fall  ist ,  nothig  seyn  dürfte.  Der  Kranke  ist. 
ttutoweiseii,  besonders  darauf  Acht  zu  haben, 
Wiäche  Muskeln  bei  der  Douche  schmerzhaft 
Werden ;  diese  sind  es ,  wo  das  Uebel  sitzt, 
welche  der  Douche  ani  meisten,  imd  ridl- 
leicht  allein  bedürfen.  Dieser  Umstand  hat 
mich  bei  der  Anwendung  dieses  Heihnittels 
vorzüglich  geleitet.  Stkbets  ganz  neue  Be- 
merkungen über  die  Chorea  rhachUica^  deren; 
Sitz  er  im  7ten  Halswirbel  fand,  stimmen 
hiennit  ganz  vorzüglich  überein.  Ohne  Be- 
rührung, Douche  u.  dgl.  weifs  man  oft  nicht, 
Welcher  Theil  der  leidende  i3t.  Die.Douch«' 
kur  bedarf  daher  grofser  Au&ierksamkeit,  und 
die  Aerzte,  welche  sie  Kranken  empfehlen, 
haben  immer  vor  Augen  zu  behalten,  dals  es 
den  Brünnenärzten  sehr  oft  unmöglich  ist,  in 
eile  Details  des  Kranken  einzugehen. 

Alles  dieses  sind  freilich ,  bisher  oft  über^ 
sehene,  Kleinigkeiten,  aber  sie  sind  für^den 
glücklichen  Erfolg  des  Kranken  von  groDser 
Bedeutsamkeit.  Ich  gelange  nun  aber  auf  ei- 
nen noch  wichtigeren  Gegenstand ;  dieser  ist 
das  IVottiren  und  Einsalben  des  Krauken, 
theils^im  Douchbade,  theils  nach  demselben 
•! —  theils  endlich  auch ,  wie  in  dachen ,  selbst 
sdbon  bei  dem  Gebrauch  der  Bäder.  Aachen 
leuchtet  hier  voran,  wie  die  Fennebergschen 
Jährbücher  uns-  darüber  mehrere  Auskunft  ge- 
ben. Wer  mit  den  Erfolgen  des  Orients  über 
die  Anwendung  der  Frotteurs,  sowohl  im  Bade 
^Is   hach  demselben  vor  der  Anklöidung  be- 


«     41     — 

kannt  iit,  kann  es  nicht  verkennen,   welchen 
Dank  man  den  dortigen  Aerzten  achnldig  iit, 
die  das  Verdienst  haben,  dieses  heilsame  Ver- 
lahren  in  Teutschland   eingeführt    zu   haben« 
Dort  steigt  der   Frotteur  vom  Geschlecht  des 
Kranken  in   die  Wanne  des  Badenden )  und 
verrichtet ,  was  seines  Amtes  ist.    Dieses  wür- 
de nun  dort,  wo  in   Gesellschaft  (jedes  Ge* 
Bchlecht   zwar  in  gehöriger  Abtheilung)  geba^ 
det  wird,  wie  dieses  in  Warmbrunn  der  Fall 
ist,  lind  in  ähnlichen    andern  Badeanstalten, 
nidt  ausgeführt  werden  können.     Das  Frot- 
tiren  an  solchen  Orten  miilste  nun  nach  dem 
Bade  ror  der  Ankleidung  oder  in  der  Douch- 
anstalt  geschehen.     Da  es  nur  in  schwereren 
Fällen  von  besonderer  Nothwendigkeit  ist,  und 
in  diesen   auch   die  Douche  angewendet  wird, 
in  deren  Rondel   sich   der  Frotteur  jeden  Ge- 
schlechts eben   so    gut    wie   in   die  Aachner 
M^annen  begeben  kann,  so  wird  die  heilsame 
Anwendung  dieser  Sache ,   auch  in   dem   ge- 
dachten Bade  und  allen'  ähnlichen  Anstalten, 
eben  keine  Schwierigkeiten  haben. 

Das  Frottiren  ist  weiter  nichts,  als  eine 
eigene  Art  der  Douche ,  die  Sache  gehört  also 
ganz  besonders  hieher.  Der  Frotteur  reibt, 
streicht,  drückt,  preist  und  salbet  die  zu  frot- 
tirenden  Theile.  Druck  und  Reiz  iinden  also 
hier,  wie  bei  der  Douche,  statt.  Er  bemülit 
sich  Lebenskraft  und  neuen  Ton  in  die  ge- 
schwächten Theile  zu  bringen.  Dadurch  wird 
der  Blutumlaiif  gefördert,  Stockungen  werden 
aufgelöset,  und  die  normale,  auch  bei  gerin* 
gerer  Temperatur  erfolgende  Entwickelung  des 
WärmestolVcs ,  welche  bei  Gichtkranken  so 
sehr  beeinträchtiget  ist,  wird  wieder  her- 
gestellt. 


—       42-       -r  w 

Itlit  einein  WoTVüy  di^  gute  Sädbe 
eineii  bedeutenden  Schritt  weiter  gethan, 
.  irgend  ma(n  sich  in  Badeanstalten  ihrer  ü 
bedienen  wird,  kann  znati  gewärtigen,  in* 
nig  Jahren,  von  Seiten  der  Frequeijus  dj 
gestraft  tu  werden.  Dann  wird  man  gern 
Hände  bieten  woUen,  aber  der  yerlorne 
läTst  sich  nicht  90  leicht  wieder  empor  hei 
Fiir  fVarmhrvnn  bin  ich  hierüber  nicht  in  i 
gen;  weil  wichtige  Verbesserungen,  ee 
wenh  sie  kostspielig  gewesen  sind,  dort  n 
nie  Schwierigkeiten  ge^nden  haben.  Ei 
Beweis  lii^riiber  giebt  das  neu  errichtete  . 
menbad,  wodurch  fdr  die  Zukunft  das  EJ 
hafte  lunwegfallen  wird,  welches  man  dii 
Anstalt,  yon  der  man  selbst  die  schmuts 
Armuth  nicht  amsschliefsen  will,  yon  je 
Torgeworfen  tat, 

Bei  der  Sache  des>  frottirtns  hat  man  a 
nie  7u  übersehen,  dals  die  Rückenwirbelsa 
80  gut,  wie  bei  der  Douch^^  stets  besond 
zu  berücksichtigen  ist.  Die  Wichtigkeit  i 
ser  Säule  ist  in  neuern  Zeiten  so  sehr  : 
Sprache  gebracht  worden ,  dafs  es  überflüi 
seyn  würde ,  lue^r  darüber  noch  ein  Wort 
Terlieren* 


r  • 


-     43     ~ 


Vergleichende  BHoke 

|iuf  deu  Gang 

cpideTnischer   Krankheiten, 

|ie|)8t  Bemerkungen 

Vi  b  e  r 

^^  groüieii  yprtjieile  der  ^bkiililendeii  Mediode. 

Von 

P  n    Jt    J*    B  e  u  f  « 

911  Asobvffeiibnrg, 


4gJ^  ia  dem  verhSogimsToUeu  Hunger  -  Jahre 

^^  Ton  d^r  FriUiUnga-  bis  zur  Herbst -Tag- 

J^  IXacht- Gleiche  herrschend  gewesene  aU- 

(JQ^^ine  I^uft:  -  Witterungs  -  upd  Krankheits- 

y  ^titutio4    habe  ich  in   dem  Nachträge  zur 

^^^ede  des  Uteii  Theils  meines  Werks  „über 

j        ^'eseu   der    Exantheme  ynd  der  Entziin- 

j^^peii  und  Fieber  überhaupt,"  xmd  in  einem 


A    Miesem  Journale  (2tes  Heft  J,  1817  Monat 

^^tSlist)  abgedruckten  Aufsatze  über  den  Ein- 

*^^    einer    herrschenden   Luft  -    und   Witte- 

!^^88  -  Beschaffenheit    agf    das    Auskommen, 

^  abreiten  vnd  ürlöschen  der  Volkskrankhei^ 


—     44     — 

I 

lextu.  s.  w.  zum  Vergleiche  mit  der  von  Hi(p- 
pocrates  beschriebenen  pestartigen  Luft  -  und 
Krankheits  -  Constitution  kürzlich  bemerkt. 
Die  von  der  Herbst-  bis  zur  Frühlings-  Tag« 
und  Nacht  -  Gleiche  des  Jahres  IS^t  herrschäi'«- 
de  allgemeine  Witterungs  -  und  Krankheits -- 
Constitution  verhielt  sich  nach  meinen  Beob- 
achtungen ungefähr  also: 

Am  1.  Septbr.  wurde  der  Ost-  und  Nord- 
ost-Wind  herrschend,  und  blieb  es  mit  we- 
niger Abwechselung  bis  zum  25sten  dieses 
Monats.  Das  Firmament  wurde  nach  einem 
Zeitraum  von  beinahe  zwei  ganzer  Jahren 
zum  erstenmal  wieder  ganz  heiter  und  heU, 
und  die  angenehm  warme  und  trockne  JLuft- 
und  Witterungs -Beschaffenheit  begünstigte  die 
in  ihrer  Zeitigung  noch  weit  zurückgebliebe- 
nen Garten-  und  Feldfrüchte,  und  jene  der 
Bäume  und  des  Weinstocks  so  sehr,  daTsman 
sich  auf  einen  genieHsbaren  Traubenwein  nocix 
grofse  Hoffnungen  machte.  Nach  einem  hef- 
tigen Sturmwinde  aus  Südwest  mit  vielem 
Regen  am  26. ,  27.  und  28.  September  setzte 
der  Wind  sich  wieder  auf  Ost  fest,  und  blieb 
bis  zum  15.  November  mit  einiger  Abwech^ 
seiung  der  herrschende.  Ein  am  3.  und  4. 
October  schon  eingefallener  Reif,  wo  das  Ther- 
mometer auf  dem  natürlichen  Gefrierpunkte 
stand ,  vereitelte  die  Hoffnung  des  Weinbauers 
ganz,  und  es  erfroren  auch  noch  viele  Gar-« 
ten-  und  Feldfrüchte.  Nach  dieser  Zeit  wur- 
de der  Südwest -Wind  herrschend,  und  die 
Atmosphäre  neblich  und  feucht,  und  zeitlich' 
fielen  auch  starke  Regen.  Diese  Lu(i;\-  und 
Witterungs -Beschaffenheit  blieb  bis  über  die 
Frühlings-  Tag-  und  Nacht- Gleiche  die  herr-* 


—     45     — 

■ 

sehende.  Die  3  ersten  Monate  des  neuen  Jah- 
res 1818  zeichneten  slch^durch  die  dieser  Zeit 
herrschende  und  oit  mehrere  Tage  anhaltende 
Sturmwinde  aus  Südwest,  und  durch  einever- 
änderliche,  bald  kalte  und  rauhe,  bßlA  gelin < 
de  und  weiche  Luft  -  und  Witterungs  -  Be-« 
schaffenheit  aus ,  wobei  es  bald  regnete ,  bald 
Schnee  und  Schlolaen  fielen. 

Die  Tonfi  Sommer-  Auf-  und  Untergange 
der  Sonne  herkommenden  Winde    waren  in 
diesem  Jahres -Semester   also   die   herrschen- 
den,  die  Luffc-  und  Witterungs  -  BeschafTen- 
hmt  im  Ganzen  sehr  veränderlich,   nafs  und 
iLalt.     Die  in  diesem   Zeiträume  herrschende 
aUgemeine    Krankheits  -  Constitution ,    welche 
hei  dem  Antritte  dieses  Semesters  sich  mei- 
stens noch  ganz  rein  entzündlich  verhielt  (wie 
die  im  Spätjahre  1817  in   einigen  Orten  der 
hiesigen  Gegend  epidemisch  herrschend  gewe- 
sene Ruhr,    das  hin  und  wieder  noch  grassi-^ 
rende  imd  durch  eine  speclfischc  Ansteckung 
ausgekommene  Flecken/ieber,    die   im  ganzen 
Spessart'  und    in    AschafTenbiyrg    grassirenclen 
Masern ,  welche  wegen  ihrem  meistens  gutar- 
tigen Verlaufe  allgemein  für  die  Röthein  ge- 
halten wurden,   und  die  wenigen  sporadiscli- 
herrschenden   Kranklieiten    durch  den  glück- 
lichen  Erfolg    einer,    während    ilirer   ganzen 
Dauer  im    Allgemeinen    eingehaltenen    direct 
und  indirect  antiphlogistischen  Heilart  die  Be* 
anreise  a  posteriori  lieferten),   schien  sich  dem 
Indifferenz -Funkte    nähern    zu    wollen,    und 
neigte  sich   in  demselben  Verhältnisse  zu  der 
besondern  gastrisch -galligten  Krankheits  >  Be- 
schaffenheit,   wie   die   in  dieser  Zeit  häufiger 
Yorkonunenden  Gelbsuchten,  und  andere  Le* 


ber^Atfiaetioiieü,  die  gasinscheii  tihd.  M 
Beschwerden,  dds  aUmählige  Edosch« 
hin  und  unedel^  noch  grassirendeü  exatil 
fliehen^  und  auf  eine  zufällige  Art  durc! 
specifische  Ansteckung;  aüsgekolnmenen  l! 
heiten  und. die  idienäalben  Uhgewöhnlii 
iringe  Sterblichkeit  ifiter  den  Meüächen 
undeutlich  zu  erkennen  gaben^ 

Das  in  vie]ler  Hinsicht  sehr  tUerkw 

tiuhgerjiihr  1817  ^Ar  es  deinnach  weder 

viele   in   diesei"    Zeit  herrschend  gewo 

nöeh    durch    einen   bösartigen   Cliarakt« 

üum  Ausbruch  gekoiUmeiien  Krfthkheiten 

liefert  de4  factischen  Beweis  >  daüs  wed< 

i'elatiy0  Maligely   noch  die  schlechte  Qi 

der  absolut  nothigen  Lebensbediirfiiisse  a 

für  sich  weder  A^i  Auskouimeii  und  Ve 

ten  der  eigentlich   epidenuschen   oder 

^ine  specifische  Ansteckung  ursprünglich 

gehenden  Krankheiten  besonders  begiinS 

oder   den    Charakter    der   zum  Ausbrucl 

kommenen    Krankheiten    bösartiger    ma 

Und  dafs  sie  dieses  nur  mit  Begünstigun 

morbus   stationarius   oder  der  herrschende 

gemeinen    Krankheits  -  Constitution    sub 

risch  ÄU  thun  vermögen^   wie  die  Gescl 

mehrerer^  in  verschiedenen  Orten  und  6 

den  während  oder  nach  einer  ausgestanc 

iiuiigei*snoth     ausgebrocheUer    und    bösa; 

KranJsJieiten  beweiset. 

Die  Luft  -  Und  Witterungs  -  Constit 
des  hächstfolgenden  Semesters  —  von  der  I 
Hngs-*  bis  jiur  Herbst-  Tag-  und  Nacht- 
die  war  bei  den  in  dieser  Zeit  herrsc 
gewesenen  Nordost -Winden  im  Ganzen  J 
kiihl  lind «tfotkeu ^  als  wann  undfeucht,  d 


^     47     -. 

Aie  in  den  Monaten  April,  Mai  und  Junius 
häufigen  Gewitterregen  iar  die  Vegetation  aber 
sdhr  gedeihlich,  durch  die  im  Julius  und  Aa- 
giul  anhaltende  aufserordentliche  Trockne  der- 
seLben  aber  auch  wieder  sehr  nachtheilig,  am 
Ende  jedoch  wieder  sehr  gedeiJilich. 

Die  in  jener  Zeit  (von  der  Herbst-  bis 
tut  Frühlings  -  Tag  -  und  Nachtgleiche  18it), 
herndiend  gewesene  allgemeine  und  beson- 
dere KranUieits  -  Constitution  verhielt  sich  im 
Darchsdinitte  wieder  entzündlich,  und  war 
durch  die  hervorstechende  rheumatische  lind 
^^tarrhalische  BeschaiTenheit  nur  verschieden 
inodificirtt  Es  gab  auch  nur  wenige  Kranken 
tindgar  keine  eigentlichen  epidemischen  Krank- 
Iteitea.  Unter  den  sporadisch  vorkoihmenden 
^fWilheiteh  zeichneten  sich  einige  Herzent- 
nmdungen  aus,  deren  Geschichte  und  glück- 
liche Heilung  für  die  praktischen  Aerzte  nicht 
ohne  Interesse  seyn  mögen ,  weswegen  ich  sie 
MrzKch  bemerken  will. 

JücoA  Bickert,  Waldforster  im  Schonbusch 
^i  AschalTenburg ,  ein  Mann  von  38  Jahren, 
J*f  schon  sieben  Jahre  an  Gichtbeschwerden 
*^äiiielte,  bei  Verkältutigen  mit  Nässe  öfters 
*^  Rothlauf,  bei  anstrengenden  Bewegun- 
^^  aber  leicht  mit  Kurzathmigkeit  nnd  Herz- 
**opfea  befallen  wurde,  und  ein  übles  kraii- 
**»  Aussehen  hatte ,  wurde  am  27.  Febr.  1818 
^ttt  bettlägerig ,  nachdem  er  von  einem  Roth- 
'^Jfe  noch  nicht  ganz  genesen,  sich  bei  einer 
•^mischen  nafskallen  Witterung  mit  Schlos- 
J*  einer  Verkältung  aussetzte«  Er  klagte 
*|*berÄufäile  mit  einem  empfmdlich  stech en- 
Jj^  Schmerze  im  linken  Schülterblatte ,  Eug- 
'^'Wigkeit  und  einen  cjuälenden  Rei2 -Hasten 


—     48     *« 

mit   einem    blutigen    Schleimausvnirife. 

den  Gebrauch  eines  Aithat^Decocu  mit  Nil 

und  Oxffrul  simpiex  versetzt,  und  das  Ein 

ben   einer  Salbe  aus   UngL  Atthaeae  und 

drarg. ,   welche  Arzneyen  ich  ijun   auf  ei 

mündlichen  Bericht  v^ordnete,  befand  er 

am  folgenden  Tage  Morgens  zwar  etwas 

ser,  Abends  nahmen  dagegen  die  vorhin 

merkten  Zufalle ,  besonders  die  Bangigkeit 

ein  stumpfer  Schmerz    auf   der    linken   S 

ober    der  Herzgegend    so   zu/  dafs    er  n 

mehr  liegen  bleiben  konnte.   Am26sten  Abc 

hatten  der   stumpfe    Schmerz   auf  der  lin 

Seite  und  die  Bangigkeit  noch  mehr  zugen* 

men,   und  der  Patient  klagte  über  eine  ui 

genehqie    Empfindung,    als   stände  der  B 

schlag  bisweilen  ganz  stille.  —    Auf  den  i 

mundlich  erhaltenen   Bericht  über  das  Be 

den  dieses  Patienten  erklärte  ich  seine  Kra 

heit  für  eine  sehr  gefährliche  Herzentzündt 

und  schickte   noch  spät    in   der  Nacht   ei: 

Chirurgen  zu  ihm  ab ,  um  ihm  eine  gute  I 

tion  Blut  abzulassen,   welches   zu   Ihun  i 

24  Stunden  aus   dem    Grunde   zögerte,    v 

man  glaubte ,  das  Aderlässen  wäre  einem  cÜ 

nischen  Gicht -Patienten  nicht  zuträglich. 

wurden  ungefähr  14   Unzen  Blut   abgelass 

auf  dem  sich  als1)ald  eine  dicke  Entzündun 

haut    bildete.       Die    Bangigkeit    und    and 

Brustbeschwerden  hatten  sich  darauf  aber  ni 

allein  um  nichts  vermindert,   sondern  ijn ^ 

gßntheile   so   verschlimmert,    dafs   der  Pati 

die  ganze  Nacht  vor  dem   Bette   sitzend  ; 

brachte ,  auf  welches  er  den  Kopf  stützte. 

dieser  Lage  traf  ich  ihn   am  folgenden  Ti 

noch  selbst  an.     Seine  Physiognomie,   weh 

von  Farbe  gelb-bkls,  und  etwas  geschwol 

w 


-^     49     — 

Wkr,    driicktd  ein  gtofses  Cfemutlitl^ideii  tiiiB. 

Auch  die  Fiifse   waJren   ein  wehig  angelaufen. 

D^r  Ftils  vrtit  mtht  seLr  freqiientj  eher  etwas 

ttage  Und  härtlich,  der  Durst  aber  grofs.    Ich 

lieb  durdi  den  mitgebrai:hteii  Chirurgen  gleicli 

ßine  Ader   ani  linken  Anne  oi&i^n,    und  tin- 

t^fSia  24   Unzen   Bluts  ablaufen,    ohne   dafs 

fatient  ohnmächtig    oder    übel   trtirde.      Das 

abgdakseiie   Blut   bedeckte   sich  gleich  'vriedei* 

ndt  einer  festen  litid  griinen  Speckhatit.     Auf 

diese  Aderlafs   fühlte  Patient  sich  gleich  sehr 

^leidlteit,  insonderheit  hihsichtlich  der  Bau- 

S'gleit  in  Gefolg  des  heftigen,  sttimpfen  Schiner- 

^^  in  der   Herzgegend.     Nachmittags    ^egeü 

♦  llhr    erwachte    er    rou    einem   ^stiindigeü 

Schlafe  wieder  init   mehr  Beängstigung,   und 

i^  der  folgenden  Näclit  müfste  er  aus  diesei* 

^^che  auch  wieder  einigemal  aus  dem  Bette, 

^^i  eine  kurze   Zeit  sitzend    vor   demselben 

zubringen^ 

Die  am  26.  Febr.  Abends  verordnete  Ari- 
^«i  (ein  AUhae-Decoct  mit  Nitrum,  C^lomel 
'*nd  Sufsmaiidelöl  versetzt)  würde  bis  zimi 
288t(»n  anlialtend  fortgebräücht ,  an  welchem 
Tage  3  Stuhlaüsleerungen  erfolgten ,  uitd  der 
fjitieat  klagte  nun  weniger  Beschwerden  auf 
^^  Brust .  aber  SchmeriKen  im  Unterleibe  und 
"^id  Durst.  Der  Puls  wat  nun  weniger  hart, 
^  Physiognomie  viel  heiteter ,  und  deil  Urin 
Mreniger  feurig.  Die  eben  bemerkte  Arznei 
^urde  mit  unbedeutender  Abänderung  fortiu- 
^i'auchen ,  iiebst  einem  Blasenpflaster  auf  die 
^^Mt  aufzulegen  verordnet.  Von  letzterii  Wur- 
^*  lein  Gebrauch  gemacht,  da  die  Brustbe- 
schwerden sich  bis  zum  folgenden  Trige  noch 
^ehr  Vermindert  hatten.  Am  1.  März  wai* 
JoiitB.LVni.B.5.8t«  D 


—     50     — 

der  Puls  kaum  mehr  fieberhiift^  der  Durst  ge- 
ring, dje  Haut  feucht,  und  Patient  konnte 
nun  jfn  jeder  Lage  liegen  und  schlafen. . --^ 
Am  5.  März  stellte  sich  im  Gefolg  des  seeh* 
her  gebrauchten  versüTste^  salzsauren  Queckr 
silbers  ein  starker  Speichelflufs  ein,  weswe- 
gen nun  um  so  mehr  aller  Arznei  -  Gebranch 
bei  Seite  gesetzt  wurde,  als  der  Patient  von 
seinen  Brust  -  und  Herzbeschwerden  auch  ganz 
befreit  war.  Und  so  wie  die^  Zufalle  des  Spei^ 
cheULusses  sich  nach  und  nach  yerloren ,  stell-* 
ten  sich  auch  der  Appdit  und  die  Kräfte  wie-* 
der  ein;  und  dieser  Mann  genieist  seitdem 
eine  vollkommene  Gesundheit,  und  ist  bis 
jetzt  auch  von  seinen  Gichtt>eschwerd^  befreit 
geblieben.  —  Pie  Bemerkung  Kreysig%  daü^ 
an  Gichtbeschwerden  leidende  Sub|ecte  leicht 
von  einer  Herzentzündung  befallen  we^lei^. 
-fand  bei  diesem  Manne  ihre  Bestätigung« 

Das  andere,  im  Monat  März  mit  einer 
Herzentzündung  befallene  Subject  war  ein  et- 
liche und  70  Jahre  alter ,  pensiooirter  Schul- 
meister von  einer  schwächlichen  Körper -Con- 
stitution. Er  wurde  von  einem  starken  Fie- 
'  ber  befFillen,  und  klagte  einen  stumpfen  Schmerz 
iu  der  Herzgegend  und  grofse  Bangigkeit.  Es 
mufste  ihm  zweimal  zur  Ader  gelassen  wer- 
den. Das  Blut  bedeckte  sich  jedesmal  bald 
mit  einer  starken  Entzündungshaut,  und  die- 
ser Patient  genaüs  auf  den  Gebrauch  einer  an- 
tiphlogistischen Arznei  bald  von  seiner  Le- 
beusgeiahr  drohenden  Krankheit.  —  Ein  drit- 
ter Patient  dieser  Art,  eine  arme  und  bekiifn- 
merte  Frau  von  40  Jahren  in  Leider,  wurde 
im  Monat  April  von  einer  starken  Ohnmacht 
in*  pefolgf  ein^s  ausbrechenden  Fiebers    mit 


—     51     — 

einem  ttuinpf^ti  Bnistschmerse  befallen.  Et 
-^rrarde  ihr  gleich  eine  gute  Fortion  Blutes 
(ungefähr  15  Unzen)  abgelassen.  Auf  diesen 
Aderlais  und  den  Gebrauch  einer  antiphlogi« 
stischen  Arznei,  ist  ihr  nach  wenigen  Tagen 
"wieder  so  wohl  gewesen,  dafs  die  ärztliche 
Hülfe  bei  ihr  nid^t  mehr  nothig  war. 

Ich  komme  nun  zur  Beschreibung  der  Ton 
der  Herbst  -  bis  zur  Frühlings  -  Tag  -  und 
Nacht  -  Gleiche  herrschend  gewesenen  Lttft-« 
Wittemngs-  und  Krankheits- Constitution,  in 
welcher  Zeit  *in  Aschaffenburg  und  der  um- 
liegenden Gegend  ein  Fieber  mit  ^iner  ent- 
zündlichen Affection  der  Gebilde  des  Gehirnf 
tmd  Riickenmarks  epidemisch  geworden  ist, 
welches  mit  dem  specifisch  -ansteckenden  Fleck- 
fieber seiner  äufsern  Form  nach,  und  mit  den 
eigentlichen  Nervenfiebern  in  fiUnsidbt  seines 
Verlaufs  und  Ausganges  grobe  Aehnlichkeit 
hjMe^  und  die  reranlassende  Ursache  dieser 
Abhandlung  ist.   — « 

Die  im  Herbst  *  und  Winter  -  Semester 
des  Jahres  18y|  herrschende  Luft-  und  "yfiU 
teruifgs -Beschaffenheit  zeichnete  sich  durch 
die  Herrschaft  des  Nordost- Windes,  und  durch 
eine  beispiellose  Trockenheit  aus.  Aufser  ei-* 
pigen  im  Monat  ^^^gust  und  September  zur 
E^uidkimg  der  $chi)iachtenden  Vegetation  noch 
^ur  rechten  Zeit  eingefallenen  Gewitterregen, 
wnrafif  .di^^e  alsbald  ein  besseres  Ansehen  be^ 
kam,  fiel  bis  zum  lOten  Jan.  weder  Regen 
noch  Schnee«  Die  ^^  12.  Novbr.  sich  schon 
einstellende  Kalte  liefs  zwar  einen  firiihzeiti^ 
iKftx  nn4  strengen  Winter  befürchten;  da  aber 
kein  Schnee  fiel,  so  ^urde  ^ie  aucb  nicht 
aipg,  ui|d  das  TheriAomet^r  fiol  sctlt^^i  5r»G? 


—     62     — 

• 

untei*  den  naturlicheh  Geirierpu^kt^     ]&s  trock- 
net6ii    viele    Brunhefn  und  Bäche   ganz,    uiid 
der  Erdboden  uäd  alles  so  sehr  «"lüs,   als  nie- 
mand sich  zu  eriiinern  wufste.     Dafs  einö  sol- 
che trockne  und  kälte  Luft-  und  Witterüngs- 
beschafPenheit  audi  eine  ehtzündliche  Krahk-»- 
heitsbeschaffenheit  hegtiilstige ,   geht  schon  au^ 
.den  Beobachtungen   Hippocrateä  hervor.      Bei 
dieser  gleichforinigen  Luft-  und  Witterungs- 
beschaffenheit ,  die  nicht  einmal  durch  die  ge- 
:  wohnlichen  Aequinoctial  -  Stürme'  getrübt  wür^ 
de^   genossen   djie  Menschen  jedoch  allenthal- 
ben, so  ^ie  im  Jalire  1811,  bis  lief  im  Win- 
,ter  einer  guten  Gesundheit.     Im  Monat  Octo^ 
.,bigr  brach  die  erste  epidemische  Krankheit  --r» 
.ifünB  Lungenentzündung  —  unter  dem  auf  den 
:  Vl^eidgaiig   getriebenen  Rindvieh  in  Schwein-*- 
h^im  aus,    an  der  bald  mehrere  Stücke  durch 
Brand  und  Ergiefsung   einer   serösen  und  ei- 
tarartigen  Feuchtigkeit  in  die  Brusthohle'  fie^ 
leh.      Diejenigen  aber,  denen  bald  und  eine 
gute  Portion  %lüt  abgelassen  wurde,   genasen 
bei  einer  kühlenden  Diät  auch  bald  wieder. 

Das  ^rste  Subject,  welches  atn  20.  Octb. 
Voh  didr  nun  tu  bieschreibendeh  epidemiscü'eä 
Krankheit  befallen,  und  bald  ein  Opfer  der- 
selben wurde,  war  ein  sensibler,  44  Jahrd 
alter  Mahn,  seines  Gewerbs  ein  Seifensiedet, 
der  erst  im  letzten  Frühjähre  eine  geiahrlichö 
Lungenentzündung  glücklich  überstanden  hatte. 
TSfach  einer  anstrengenden  Ermüdung  in  sei- 
"Äem  Geschäfte  wurde  er  Abends  von  eineul 
"erschütternden  Froste  mit  innerlicher  Hitze, 
Eingenommenheit  des  Kopfes  und  Schwere  in 
dlleJ£L  Gliedern  befallisn,  begab  sich  gleich  ztl 
Biettö^    und  trank  einige  Schalen  HoUtinder" 


—     53     -* 

blSthen-^Tliee,  nm  Schweifs  zu  erregen.    Erst 
am    Sten  Tage  AbejQc[s  Mrurde.  irh  zu  seinem 
Beistande    gerufen.      Er   schlief  belaubt,    der 
K-opl»  der  sich  widernatürlicli  warm  i^jifühlte, 
schien  ihm  sehr    eingenommen  zu  seyn;    die 
Augen  waren  trüb,   aber  nichi  entzündet,  die 
Zunge  war   mit   einem  weifsen  Schleime  be- 
legt, der  Puls  sejir  fieberhaft,   die  Physiogno- 
mie entsteUt,   und   allea  gab  eine  grofsß  Hin^ 
itilligkeit    ufid    eine    täuschende  AehnlicJikeit 
mit  einem   eben  ausbrechenden  Fleckfieber  zu 
erkennen.     Da  ich  aber  weder  die  dieser  letz- 
ten  Krankheitsfbrm  char«vkterischen  Flecken, 
noch  die  Zufalle  einer  Lungenentzündung  be-* 
i|ierkte,   worauf  die   erst  im  Frühjahre  über-i 
slandene  Krankheit  mich  «lufmerksam  machte, 
so  war  mir  die  eigentliche  Natur  und  Beschaf- 
fenheit seiner  Krankheit  ein  durch  die  Beob- 
achtung ihres  fernem  Verlaufs  und  Ausgangs 
erst  zu   lösendes  Räthsel,   und  ich  sah  mich 
genöthigt,   die  zu   ergreifenden   Heilyorscluif-* 
ten   nach    den    Grundsätzen    der  allgenieinen 
Therapie  ?u  entwerfen.     Ich  verordnete  ihii^ 
elu  Althae  -  Decoct  mit  Nitrum   und   Galomel 
-vf  rsetzt ,    und-  befahl ,  dafs  ihm  der  Kopf  ilei- 
fsig  abgekühlt   werde.      Ain   folgenden   Tage 
Irefs  ich  ein  Dutzend  Blutegel    an  'den  Schlä- 
fen anlegen,  und  am  3len  Tage,   wo  die  De- 
lirien heAig<;r  wurden   (wozu  die  Erwärmung 
der  Stube    imd    der    Genufs    einiger  Schalen 
KaOee^s  viel  mögen  beigetragen  haben)  noch 
teilte   gute  Portion   Bluts   durch   eine  Aderlafs 
abziehen.     Statt   des   Cnlomels  li^^fs  ich  dem 
Althae  -  Decoct  eine  halbo  Unzo  Phosphorsäuro 
heimischen,    und   Senf- Pflaster  auf  d^n  Fuf»*- 
hohlen  imd  den  Waden  aullegen.      Allein  alle 
])e4uuhuugeu  der  Kunst  WcUen  vergebens,  die- 


1-     54     - 

sen  achtbaren  Bürger  m  ratten,  t)ie  Betäa- 
bung  und  die  DeUrieii  nahmeu  yu,  am  Tten 
Tage  der  Krankheit  brach  zuerst  auf  der 
Stirne ,  und  später  am  ganzen  Körper  ein  kal- 
ter Schweiis  aus,  und  der  Tod  trat  iibn  8tea 
Tag  Morgens  früh  schon  ein, 

Bei  der  Eröffnung  des  HirnschädelB  er« 
gössen  sich  gleich  einige  Unzen  wäJsriger 
Feuchtigkeit  aus  der  Höhle  desselben,  -  Die^ 
harte  I£rnhaut  war  natürlich  beschaffen,  die 
Arachnoiäea  hatte  dagegen  hin  und  wieder  an 
grofsen  Stellen  von  dem  im  Zellgewebe  des^ 
selben  befindlichen  Wasser  eben  so  ein  sühn- 
ges  Ansehen ,  als  man  auch  bei  den  am  Flecke 
fieber  verstorbenen  Menschen  beobachtet,  und 
£e  darunter  beündlichen  Blutgefäfse  der  Ge-* 
faAhaut  waren  zum  Theil  mit  Blut  strotzend 
angefäUt,  Als  die  Gehirnmasse  aus  dem  Schür« 
del  herausgenommen  VRi^de,  kam  ungefähr 
noch  eine  XJni;e  Feuchtigkeit  aus  der  Rücken- 
markshöhle  herausgequollen,  und  die  Blutge- 
fafse  der  das  Rückenmark  umgebenden  Schei-^ 
denhaut  waren  eben  so  wie  jene  der  Gefajs-« 
haut  des  Gehirns  strotzend  mit  Blute  ange- 
füllt. Die  Geliirnmasse  war  natürlich  beschaf-^ 
fen,  die  Blutgefäfse  aber  mit  Blut  stark  iuh 
gefüUt. 

Die  Resultate  dieser  Sectio^  und  die' vor- 
hin bemerkten  Zufalle  diei;er  Krankheit  lassen 
die  gröfste  Aehnlichkeit  dör  äufsern  Form  nach 
«wischen  ihr  und  dem  specifisch  nnsteckenden 
Fleckfieber  nicht  leicht  verkennen.  Der  Un- 
terschied beider  besteht  auch  blofs  darin,  daüi 
Jener  das  dieser  eigenthümliche  Exanthetn 
mangelte ,  und  dafs  diese  jedesmal  durch  eine 
specifike  Ansteckung  auskonUnt,  und  wieder 


^     55     - 

ebeu  so  ansteckend  ist,  jene  aber  eine  Folge 
des  klimatisclien  Einflusses  war,  wie  die> 
»es  in  der  Folge  sich  noch  deutlicher  er-« 
geben  wird.  Die  beiden  gleiche  entziind- 
liehe  Affecti(/n  der  Gebilde  des  Gehirns  und 
nückenmarks ,  deren  Ursache  bei  der  einen 
specifischer  AnsteckungsstoiT,  bei  der  andern 
aber  eine  durch  einen  abnormen  klimatischen 
F.infliifs  bewirkte  Entzündung  ist,  scheint  ntir 
der  Grund  zu  seyn^  dafs  die  Erscheinungen 
beider  Krankheiten  bis  auf  jene  des  Exan- 
thems sich  so  gleich  und  ähnlich  sind. 

Der  zweite  Patient  dieser  Art,  ein  von 
Körper- Constilulion  sensibles  Frauenzimmer 
von  16  Jahren,  erkrankte  einige  Wochen  spä- 
ter als  jener,  in  den  letzten  Tagen  des  Mo- 
nats Oclobers,  mit  Fi^berzufällen ,  deren  Sitz 
der  Entzündung  ebenfalls  in  den  Gebilden  des 
Gehirns  und  Rückenmarks  war,  wie  nächst- 
folgende Erscheinungen  und  der  Ausgang  der 
Krankheit  nicht  undeutlich  zu  erkennen  gra- 
ben. Sie  brach  ohne  eine  bekannte  veran- 
lassende Ursache  mit  Fieberzufnilen ,  als  gro- 
fser  Schwäche  und  Zerschlagenheit  in  allen 
Gliedern,  Eingenommenheit  des  Kopfes,  der 
•ich  widernatürlich  heifs  anfdhlte,  triiben  aber 
nicht  gerölhelen  Augen,  Mangel  an  Appetit^ 
Ueblichkeit  und  wirklichem  Erbrechen,  äu- 
fserlich  Frost,  innerlich  Hitze  und  vielem 
Durste  aus.  Auf  ein  Brechmittel,  worauf 
Schleim  und  Galle  ausgebrochen  wurde ,  nahm 
die  Betäubung  und  Hitze  im  Kopfe  uocli  melu* 
zu.  Es  wurden  nun  ein  Dutzend  Blutegel  an 
den  Schläfen  und  hinter  den  Ohren  angelegt, 
und  der  Kopf,  die  Brust  und  Hände  Tag  und 
IVacht ,  last  anhaltend  mit  kaltem  Wasser  und 


—      Sß      — 


'4 


Eis  abgelüblt,  Jimerlicli  yerordnQte  {ch  fixL 
Althae-Decoct  mit  Nitrum  und  Cnlomel  Ter* 
setzt ;  un4  aU  letzteres  eipen  Spefichelflurs  he^ 
vrixkie;  setzte  iph  diesem  Decoct  ]Aob  15  bis 
j^  Tfopfen  EIü:.  ^äd.  Efall  und  Sytup.  Rub^ 
U^  bey ,  womit  big  zur  Krisis  der  iCranklieit 
fing^h^itpn  würde,  öegen  den  9ten  T«g  der 
]^aokheit,  yfo.  die  J|itze  afu  Kopfe  ipit  den^ 
finha}tende^  Abkühlen  selbst  mit  £is(  niclit. 
^u  iqäi^igei;,  und  Delirien  zu  beliirchten  war 
reu ,  liefs  ich  noch  einmal  g  Blutegel  anlegen, 
und  die  dadurch  bewirkte  Blutung  so  laQT 
ge  wie  möglicli  unterhalten.  Diese  Blutung 
^<^it  den  Abkühlungeu  bewirkten  eudlich  ein« 
bedeutende  Rei^ission  des  Fiebers.  Diese  waf . 
abe?  yon  keiner  pauer;  denn  a^l  folgenden 
Tag^  Y(SiV  di^  Hitze  und  das  Fieber  wiec^ev 
«be^  SP  ^g,  nnd  beide  Zufälle  hielten  fLun 
;nit  bedeutender  Pxacerbatipn  gegen  iVb^nq 
trots;  4^^  XiiI4ei(den  Lagp  ^es  F^itientßn  unq 
^er  streng  fo^gesetzten  direct-^  und  indirectr 
entipiüogistischen  Behandlungsart  bis  ^umlStei^ 
Tage  der  I^ranklieit  an-  Um  diese  Zeit  be-r 
merkt^  ich,  daTs  der  Kopf  freier  wuroe^  und 
yrem^ge^p  heifs  an^^s^fiihlen   Wf^r,    und  dafs  4iQ 

]ßntziind^nS  ^^^^  ^VtV^  ^^C  ^^^  aufsern  TheilQ 
des\  (resioüts  «og ,  welche  nun  rpth,  geschwol- 
len und  heifs  anzufüiilen  waren.  Diese  Ent- 
Endung  ^Qv  aufsern  Gebilde  des  Gesiclits  ver- 
^r  sich  bei  derselben  Behandlungsart  wpch'' 
selw^|$9  nnd  kam  auch  wieder  ziuiirk.  In 
•  |enein  Ff^l!©  schienen  die  innern  Gebilde  dea 
Kppfes  davon  anfs  neue  ^'^eder  l)ei'allen  zu 
fieyn;  denn  derselbe  ^var  auf  der  Stelle  wieder 
^nehf  ^ing^n^'VQ;'^^^  ^^4  heifs^r  an^eufülilen. 
Gegen  den  ITten  ISlen  Tag  der  Kninkheit 
yer^efs  die   ^ßfitzündung   endlich   die  Gebilde. 


—     57     ^ 

ie«  Kopfes   und  des  Gesichts,   imd  w^rf  sicji 
pLUD.  auf  die  Gelenke  des  Elleiabogens  und  de^ 
Hände,  welche  nun  roth,  geschwollen,  sph^nerz- 
haft  und  sehr  heifs  anzufühlen  waren,     Di^ 
Hitze  an  diesen  Theilen  war  SQ  arg,    dafs  sie 
nut  ^em  anhaltei4deii  Abkühlen  kaum  ^u  mä- 
Isigeii  war.'     Am  225ten  Tage  der  Isiankheii: 
bfach  endlich  ujt^ter  dem  Abkühlen  ^ye^st  im 
Qedcht^,    un(l   ^twas   ^pätfr  auch  am  ganzem 
m^per  ein  dun  startiger   und  sauer  riechender 
Sdnfdb  aus,    Dieser  Schweifs  hielt  trotz  den 
wn  S^opfiß   noch    fortgeset;zten   Abkühlungen, 
jjuid  der   kühlen    I^age    des   Fati^utep  einigo 
^^  V^ausgesetzt  an.    Der  bisher  in  geringer 
^^e  abgeltende    i^nd    sich    gleich  trübende 
Urin  (urmq  jumentosa)  ging  voq  dieser  Zeit  an 
?^*  gtqfserer  Menge  ab ,    und  blieh  nun  auch 
J^^»    Oleich  hei  dem  Ausbruche  der  Krank- 
"6ft  steQte   sich    auch  ein  wälsriger  Durchfall 
^'^i  und  hielt  bis  zur  Krisis  an,    wo  er  sich 
7^^  selbst  stellte.     Der  Appetit  und  41^  Kräfte 
*®*Weii   prst    später    zurück,      Während  dey 
^?^n  D^uer  dieser  Krankheit   nahm  dieser 
*:,^*ienj  i^ichits  als  eine  leichte  helle,  oder  mit 
'"'^Upen  oder  Reis  versetzte  Fleischbrülie,  und 
J?*^  reines  abgelöschtes  Brunnenwasser  odev  ^ 
^^*^one^thee. 

,.  Die  Aehnlichkeit  zwischen  der  Krankheit 
P^^ea  Jljädchens  und  dem  bekannten  ßpeci- 
1L*^V\  ansteckenden  Fleckßeber  hinsichtlich  der 
^^'^chpinungen  bis  .'^uf  das  letzter^  eigne  FJx- 
anlhein,  und  dein  Yerlai^fe  |)eider  ist  nicht 
le^clit  zu  verkennen.  Pi^  Ursache  d^r  Aehn- 
lichkeit  und  Verschiedeiih^it  dieser  Veidei* 
Krnukheiteu  ist  \vieder  dieselbe,  welche  yov- 
hi^  bei  de?  ersten  Krankhejlsgesfhichl^  ^choii 


-^        00        -- 

Bis  jetzt  Iierrachte  diese  Krankh^t  ■ ; 
•poradisdia  indem  sie  Mii  und  .ypieder  : 
Einzelne  befiel,  wie  so  eben  ben^erkt  yran 
in  den  letzten  Tagen  des  l^OTembers  u^d 
Anfang  des  Decembers  wurc(e  sie  lauerst 
einem  Eisenwerk^  bei  f^ausuch ,  wo  v^ch  i 
nach  all^  Glieder  einer  zahlreichen  Farn 
erkrankten,  und  etwas  später,  bei  dem  A 
gange  des  alten  iind  beim  Antritte  des  x^ei 
Jahres  in  einer  Straüse  zu  Ajschaffenburg  ^ 
demisch.  Ihre  epidemische  Beschaffenheit  { 
sich  YoriiEÜgUch  dadurch  zu  erkennen,  dafs 
bei  verschiedenen  Subjecten  jen^r  Familie  ] 
einer  yerscbiedenen  Körper -Constitution  i 
Geiste -Temperanient  aucb  in  verschiede: 
Form  erschien  und  verlief,  dafs  in  die 
mehrere  Subjecte  verschiedener,  getrennt /i 
einander  lebender  Familien  fast  zu  gl^c] 
Zeit,  ohne  Verdacht  einer  vorausgegangez 
Ansteckung,  vo;i  ihr  sind  befallen  Y^ord« 
und  dafs  sie  sich  durch  Ans^tecki^ng  auf  ande 
welche  ;nit  den  K-ranken  im  nächsten  V 
kehr  standen ,  nicht  weiter  verbreitete.  -^  I 
zu  der  auf  dem  eben  genannten  Eisenwei 
wohnenden  Familie  gehörige  Subject ,  wefcl 
zuerst  und  bald  nach  einer  Ermüdung  und  1 
iiitzung  beim  Tanzen  an  diesein  epidemiscli 
Fieber  erkrankte ,  war  ein  $eiisibles ,  s(diwä( 
Uches  Mädchen  von  19  —  20  Jahren.  Bei  d 
pem  verlief  die  Krankheit  in  der  Form  eii 
schleichenden  Nervenfiebers ,  Anfangs  mit  ei 

^iindlichen  Gehirn -Aifectiouen,  und  spä 
Vpi^X  llf^r-^npfartigen  Zufällen  im '  gastrischen  £ 
steme^  und  entschied  sich  nicht  krilisdi,  sc 
de?ft  verloy  sich  nach  3  —  4  Wochen  allmä 
iig.  Ich  würde  sie  kaum  fiir  das  erkannt  i 
|)eft,   Yfas  sie  vrw,   ifvenn  in  der  Folge  ni< 


—     61     -^ 

«Jle  Glieder  diestir  Familie  von  ihr  l/f  areä  be- 
fallen   wordfen.      Das    Subject,    welches    den 
10.  becenibef   häch  diesem  Mädclien  von  ihr 
1)elaJ[len  wurdö,    -wnt  ein  23jäliriger,   blühen- 
4er  und   noch  nicht  Verheirätheter  Mann  vDn 
«iner  etwas  sensiblen  Körper-  und  Geistes - 
Beschaffeliheit.     Dafs  der  Sitz  d6r  Entzündung, 
addier  fein  heftig;es  Fieber  begleitete ,  in  die- 
s^  Fidle  vorzüglich  In  den  Gebilden  des  Ge- 
Mtm  büd  Rückenmarks  war ,   gäben  alle  Er- 
si^heinimgeh   derselben   deutlich  zu  erkenneh. 
MtleUt   wiederholter   Blutabziehühgeh  durch 
«ütegel  und   einige   Aderlässe,   der  Tag  und 
^scht.  fortgesetzten    Abkühlungen    bei    einer 
*^ge  in  einer  nicht  erwärmten  Stube,   einer 
Auhlenden  Diät    imd    des   Gebrauchs  weniget 
Arzneien  gelang  es,  dieselbe  so  in  Schranken 
^  Italien ,   dals   der  Kranke  in  keine  heftige 
^d  anlialtende  Delirien  verfiel  >    dafs  sie  sich 
jwch  dem  12ten  Tage  der  Krankheit  von  den 
Jjyoerii  Gebilden  des  Kopfs  auf  die  äufsern  des 
Gesickts  zog,   und  dafs  gegen  den  16  — 18ten 
*•§,  nach  einem  kritischen  Schweifs  mit  ver- 
Diehrten  Urinabgang,  vollkommene  Genesung 
«iulrat 

Das  3le  ^  den  i^ien.  December  j  von  dieser 
y^ftukheit  befallene  Subject  dieser  Familie  war 
^^  z\reite  älteste  Sohn  derselben,  ein  blü- 
**^d  aussehender  junger  Mensch  von  19  Jah- 
^^^  irnd  von  einer  irrital)eln  Körper-  und  Gei- 
**<*- Constitution.  Bei  diesem  war  der  Sitz 
^®f  Entzündung,  wie  ich  gleich  richtig  be- 
*^lte,  und  deswegen  auch  eine  bäldige  Her- 
Ä'ellung  verkündete,  Weniger  in  deli  Gebilden 
^  sensiblen  als  des  irritablen  Systems ;  die 
•^'^ftkUeit  verlief  auch  nicht  v^ie  bei  seiüem 


—     62    w 

altem  Bruder,  In  der  Form  eines  TyphiM, 
sondern  in  jener  eines  Synochus,  und  ent- 
schied sich  nach  einer  herzhaften  Aderlab, 
und  bei  der  direct  und  injiirect  elngeschlage«* 
nen  antiphlogistischen  Behandlungsart  schon 
am  9tenTage  durch  einen  temperirten  Schweiü^ 
kritisch.  —  In  dieser  Zeit  erkrankten  noch 
3  jüngere  Brüder,  die  Mutter,  der  Schwager 
und  einige  Mägde  dieser  Fanulie  zwar  an  der« 
selben  iGankheit,  aber  mit  Zufallen,  wodurch 
sie  die  Forin  eines  rheumatisc{ie]:^  Fiebers  be^ 
kam,  und  auch  wie  ein  solches  TCirlief. 

Während  dem  ich  das  so  eben  bescha«« 
bene  epidemisch- rheumatische  Fieber,  undl 
meistens  mit  einer  entzündlichen  AlFection  der 
Gebilden  des  Gehirns  und  Rückenmarks  auf 
diesem  Eisenwerke  beobachtete,  wurden  ia 
den  unter  AschaJSenburg  gelegenen  Ortsehaf« 
ten  Mainaschaff , '  Kleinostheim  und  Stockstadt 
mehrere  Menschen  von  einer  rheumatisdieii 
Lungenentzündung  befallen,  denen  alle  wie« 
derholt  und  herzhaft  zur  Ader  ntuCste  gelassen 
werden«  Die  nächst  veranlassende  Ursache  zu 
dieser  Krankheit  scheint  ein  dicker  und  kal- 
ter Nebel  gewesen  zu  seyn,  welcher  sich  vor- 
züglich auf  diese  Orte  gelagert  hatte,  und 
dessen  Einflufs  die  davon  Befellenen  sich  fiifi^ 
hef  meistens  ausgesetzt  hatten. 

Ich  komme  nun  zur  Beschreibung  deft 
beim  Schlüsse  de$  alten  und  bei  dem  Antritte 
des  neuen  Jahres  18|f  vorzüglich  in  einer  der 
Hauptstralsen  zu  Aschafiejiburg  ausgebrochen, 
nen  epideniiischen  Fiebers,  welche^  um  sa^ 
mehr  SchrecJ^^eLU  unter  den  Einwohnern  utii^ 
desto  grofsern  Lärmen  auswärts  verbreitet^, 
als  mehrere  M^fphej)^  zugleich  Ufd   tödtlic^ 


—     63     - 

TOii  demselben  befallen  wurden  j  und  als  auch 
bei  dem  im  Späljahre  1811   in  AschafFenburg . 
graflsirenden .  bösartigen    Fieber    die   meisten 
Menscfaen  in  derselben  Stralse  von  diesem  tödt- 
lich  befkllen  waren.     Die  entfernten  Ursachen, 
nämlich  die   Gelegenheits  -  und  disponirende 
Ursache,   verhielten  sich   bei  beiden  im  All- 
gemeinen auch  ziemlich  gleich;    die  in  dem 
Jahce  1811  und  1818  bis  spät  im  Herbste  an^ 
hahende  trockne  und  warme  Luft«  und  TVil- 
t^nmgs-Beschaffenheit  führte  am  Ende   eine 
l^pch  gesteigerte  entziindliche  allgemeine  Krank- 
lieits  -  Beschaffenheit,    nur    mit    dem   Unter- 
«chiede  herbei,   dals  in  jenem  Jahre  der  Sitz 
der  Entzündung  vorzüglich  und   meistens  im 
Gangliensjsteme ,  und  in  diesem  Jahre  und  in 
dem    nächsIfUlgenden    im    Cerebral  -  Sjsteme 
"var.    Die  Ursache  dieses  Unterschieds  scheint 
ihr^  Gr^nd  darin  gehabt  zu  haben ,   dafs  bei 
djer  grofiien  und  anhaltenden  Hitze  im  Jahre 
Ipll    das  Leber-  und    gastrische    System  in 
eine  indirecte  Schwäche  versetzt  wurde,  wel- 
che ndbh  und  nach  auch  das  Gangliensystem 
in  eine  abnorme  Anlage  versetzen  mufste,  und 
dals  bei   den  in  den  Jahren  1818  und  1819 
herrschenden  Nordost -Winden  bei   Subjecten 
mit  einer  vorwaltenden  sensiblen  Körper-  und 
Geistes -Constitution,   welche  vorzüglich   von 
fiesem   epidemischen  Fieber  befallen  wtirden, 
das  Cerebral  -  Sjstem    für    die    Einwirkungen 
der  allgemeinen  Natur  und  der  herrschenden 
Luft  -  und  Witterungs-  Beschaffenheit  empfang« 
licher  gewesen  zu  seyn  scheint.     Die  «Ursache 
über,   warum  in   diesem  Jahre  eben  so,  wie 
im  Jahre  1811  vorzüglich  die  in  einer  Haupt- 
stra&e  zu  Aschaffenburg  wohnenden  Menschen 
von   den  in   djfese|i  Jfihren  epidemisch  herr- 


-»  ^  - 

schendeh   Fiebei^n   befallen   wui^den ,    sdieiilt 
mir,    wiä  ich   bei    eitier  ähdern   Gelegenheit 
schon  benierkie  *),  darin  iliren  Gi*und  zu  ha- 
ben, dafs  diese  Sli^als«  dem  Zugang  dei*  Siid->^ 
west- Winde  ain   meisten  ausgesetzt  ist  (da-' 
her   der  Eingang  dieset  Strafse  auch  den  be- 
sondei'n  Namen  Windfang  scheint  erhalten  zu 
haben),   lind  däfs  die  mit  einer   Krankheits- 
Anlage  befangenen  und   diesem  Luftzuge  sich' 
aussetzenden  Menschen  auch  wirklich  e]*ki*ank- 
tcn.    Bei  andern  lydr  dagegen  auch  eine  ge- 
habte Genliiths- Alteration  die   nächst  reran- 
lassende   Ui^sache   zum  Ausbruche  dieses  epi- 
demischen   Fiebers.      So   ei^krankte    eine    im 
8ten  Monat  schwangere  Frau,  deren  Mann  schon 
8  Tage  an  diesem  Fieber  krank  lag ,  am  Neu- 
jahrstdge  plötzlich  nach  einem  Falle  von  eiiieir 
Treppe  bei  dem  Ausgang  aus  der  Kifche  Mor- 
gens frühe;  und  starb   theils  stn   den  Folgen 
diesei^    Krankheit,    vorzüglich    aber    an    den 
Folgen  eines  am   Uten  Tage   der  Krankheit 
erlittenen  Abortus; 

Dieses  epidemische  Fiebör  brach ,  wie  vor* 
hin  schon  bemerkt  wurde  ^  uacli  dem  25.  De- 
cember,  tmd  nach  einem  einige  Tage  früher 
stattgehabten  dicken  und  übelriechenden  Ne- 
bel in  Zeit  von  10  Tagen  bei  uiigefiilir  20  bis 
25  Individuen ,  meistens  weiblichen  und  eini- 
gen männlichen  Geschlechts  von-  einer  nicht  • 
leicht  zu  verkenneneen  sensiblen  K<)rper -  und 
Geistes- Constilnlion  mit  den  früher  schon  an- 
gegebenen Zulallen,  und  bei  den  meisten  ohne 
eine  bekannte  voratisgegangene  Ursache  und 
Krankheits- Anlage  aus» 

Ein 

*)  8.  Weseh  der  Extntlieine^  Th.  I-.  8«  fiC6» 


—     «5     — 

£ih    Sttidient,    welcher  sich  einige  tagB 

vor  Weüuiachteli  1)etriuiken  hatte  und  auf  die 

Strabe  aefzte,   vmrde  gleich  darauf  von  dem«* 

selben  befallen ,   und  lag  5-^—6  Wochen   ge« 

lahilich  krank.      Bei    diedem    Menschen  be-« 

taetkte  ich,   nebst   den  mehrere  Wochen' an- 

ludtenden  Zufallen    einer  sehr  heftigen  Ei\U 

anmdimg  der  Gebilde   des   Gehirns  und  Rük-- 

kenmarks  eine  gleich  bei  dem  Ausbruche  deti 

KiabkKfiSt  sich  einstellende  und  bis  nach  vül« 

liger  Genesung  andauernde  Heiserkeit  der  Stim-^ 

^  Dieser  ZtiMl  incommodirte  mich  bei  mei-- 

Aea  BiAil- Operationen  sehr;   denn,   da  dieser 

Hetttch  gleich  in  ein  über  3  Wochen  anhal-« 

^ea  Delirium  verfiel:  so  mufste  er  mit  Eis 

^  Wasser    anhaltend   abgekühlt ,    und  die 

Stabe  durfte   nicht   erwärmt*  werden«     Eine 

Aderlals   Wagte   ich    bei    ihm  wegen  seiner 

Schwächlichen  Korperbeschaffenheit  und  einem 

^nlultenden  Durchfalle  nicht  anzustellen,  und 

^  statt  dessen  2u  verschiedenen  Malen  Blut 

d|>rch  Blutegel  an  dem  Kopfe  abziehen«  Trot< 

^eitt  beharrlich  fortgesetzten  direct  tind  in-* 

^vsct  antiphlogistischen  Behandlungsart,  hielt 

fs  doch  schwer,   Herr  und  Meister  über  die 

ui  den  innem  Gebilden  des  Gehirns  tmd  Riik- 

^iiiinarks  ausgebrochene  Entzündung  zu, wer-« 

^.    Sie  erlosch  allmähtig,  ohne  sich  auf  die 

^ulsem  Theile,  wie  bei  mehreren  andern  Fa« 

beuten  dieser  Art  zu  ziehen« 

Eines  Säcklermeisters  Tochter ;  welche  mit 

ietn  vorhergehenden   Menschen  fast  zu  glei-* 

eher  Zeit  erkrankte,   ist  in  letzterer  Hinsicht 

i&r  die   medizinische    Beobachtung  besonders 

merkwiirdig.     Die  anhaltend  groJse  Hitze  am 

Kopfe,    Und   dad    starke  Fieber   machte  die 

Joum,  LYUI»  B»  5.  Su  B 


—     66     —  I 

1 

wiederhelte  Anlegung  der  Blutegd  und  die  i 
unausgesetzte  Anwendung  der  Kälte  nothw^n- 
dig.  Damit  konnten  beide  zwar  in  Schran- 
ken {gehalten  werden,  so,  dafs  der  Patient 
in  keine  anhaltende  und  heftige  Delirien  revr 
fiel ,  aber  nicht  eher  gienu^dert  werden ,  al'^  ! 
bis  gegen  den  16  —  ISten  X^J^  ^^^  Krankheit^ 
wo  die  Entzündung  der  izinern  (Gebilde  sich 
auf  jene  der  al)[gemeinen  äautbedeckun^  zog» 
Die  Stirn,  die  Backen,-  die  Nase,  die. Ohren 
y.  8.  w.  wurden  mn  diese. Z^it  wechselweise 
Yon  einer  rothlaufartigen  und  heils  dnzufiilil. 
lenden  Entzündjung  befallen;  und  in  demsel- 
jben  yerhält^;i:^6e  war  der  Kopf  freier  lULd^iire- 
niger  hei{s  ai^^ufiihlen ,  als  die,  Entzündyn^ 
entweder  auf  dien  äuXsern  o^ei;  den  innerh 
Kopfgebilden. ihren  Sitz  liatt<p.  Nach  dem 
18  — 20E9ten  Tag  der  Krankheit  zog  sie  am 
yon  dem  Gesichte  auf  die  Arme,'  und  dann 
auf  die  Handgelenke,  wo  sie  mehrere  Tage 
verweilte ,  und  eine  solc!he!  Hitze,  yerursaäite, 
da{s  mau  die*  entzündeten  Stellen  beständig 
piit  ^s  fo;t^e^tIl'en  n^^fste.  Zuletzt  wurden 
auch  die  Knie  noch  von  ihr  befallen  9  und!  . 
alle  Entzündung  und  das  sie  begleitende  Fie- 
ber erloschen  erst  gegen  den  28 — SOsten  Tag 
der  Krankheit  mit  einem  duntsartigen ,  iilfer 
^eu  ganzen  Körper  ausgebroche^en  und  säu.er 
riechenden  Schweifse.  Bis  dieser  und  der*  vo- 
rige Patient  ihi*e  Kräfte  wieder  bekamen,  ging 
noch  eine  geraume  Zeit  darauf. 

Einen  dritten  Fall  dieser  Art   führe  ich- 
wegen  den  sich  ergeben^den  Resultaten  der  an-' 
gestellten  Section  an^  wodurch  meine  Ansich- 
ten iiber  die   Natur  und  BeschaiTenlieit  dieser 
K^anisüheit  und  den  Sitz  der  Entzündung  wie- 


—     Ü7     — 

derholt  bestätigt  wurderu  Das  Subject  die- 
ser Beobachtung  war  eine  28  Jahr  alte  Dieiist* 
magd  j .  welche  am  8.  Januar  1819  erkrankte, 
und  am  25sten  desselben.  Monats  starb.  Sie 
erkrankte  mit  den  bekannten  Erscheinungen 
einer  Gehirn-  und  Rückenmarks -Entzündung, 
"Wurde  direct  und  indirect  antiphlogistisch  be- 
handelt: sie  lag  in  einer  kalten  Kammer, 
nebstdem  sollte  der  Kopf,  der  sich  sehr  helTs 
anfühlte ,  fleifsig  mit  Eis  abgekühlt,  iJLhd  durch 
Blutegel  eine  gute  Portion  Blut  abge^^ogen 
werden.  Die  Krankheit  verlief  bis  den  lets^- 
ten  Tag  auch  s^p  regelmKfei^,.  dals  ich  den 
Abend  des  V^ifrhergehenden  Thgs ,'  ^o  sie  starb, 
kaum  eine  Gefahr  bei  dieser  Person  vermu- 
thete.  B.er  dem  Morgenbesuche  fand  ich  ^e 
zum  cfrstenmaf'  verwirrt,'  und  so  schwacn, 
daCi  ich  gteieh'äi^ß  Prognose  stellte,  sie  werde 
den  Tag  tiicht  nberlebeü.  lieber  die  uner- 
wartet  ^itigetretene  Verschliinmerung  dieser 
Kranklicfit'  ^äbei^  die  Untej^i^üchyi^g  der  Leiche 
und  iaA  Resultat  der  Section  erst  ejoigen  Auf- 
schlufs:  bei  jener  zeigte' »ich,. fikfs  ^e  Abküh- 
lungen am  Kopfe,  welche  *^llei; 'Wahrschein- 
lichkeit nach  aüch^UicIii  vorschriftihäfsig  sind 
befolgt  Worden ,  wegen  den.  dicken  und  ificht 
abgeschnittenen  Haupthaaren  nitlit. gehörig  ein- 
wirken konnten.  Bei  der'  Eröfinung  der  Ge- 
hirn- und  Rückenmarkshöhle  fiofs  eine  bedeu- 
tende Menge  extraväbirten*WA8sers  aus ,  die  das 
Gehirn  und  Rückenniark^imkleidejude  Schfeini- 
liaut  war  an  mehreren  Stellen 'ehtzündet  und 
sülzig ,  und  die  Blutgefafse  der  Geiafshaut  mit 
Blut  angefüllt.  Die  Wasserergieftung  hat  sich 
wahrscheinlich  in  der  vorhergehenden  Nacht 
erst  gemacht ,  und  war  die  einzige  Ursache  des 
tödtlichen  Ausgangs  der  Krankheit  bei  diesem 

E  2 


Sul>)«cte.     01>,4t\'<^    «ü>e  Aderlafs  dend,be 

^atte  Yerhiitet-  werden  kÜauen  ?  ;  bleibt  zwel^.^ 
felkall.  Dieser  Fall  raackte  imdi  sowohl  v^ 
Hüdsiclit  der  erfoderlichen  31utabziehiingeii, 
•Is  auch  in  Hinsicht  der  Kpp^edecLwg.  S^ 
die  Folge  zum  ^Besten  anderer.  ^atientc|;B  ,diep 
aer  Art  weni^teu  roralditigBr. 

'  Vbii.  dieser  rZeit  (Ausgang  .Aps  lUoBatB  if- 
uuiu»  1819)  'Wurden,  hin  und  trieder  aar  nodt 
einielne  Sufajecte  von.  dieseni;Fieb«  }f^  sota 
, Ausgang  des  Frü^^ngs  befallest  ei  wi^rd  in 
«genüichei^  Süase  spQradjgchh  v/^  J '"  '         ' 

E (lisch  «V  aeyn.^  —  IMfl  l«ti|t«A 
.^,  ^eltäie,  in.  dar  lefn^eit.X 
»  Hai  erkjaniiieif,  waref.!icir,ei  1 
Uüdchen ,  zwei  Sch:nrestern  tÜ|  ,15 
Jahrei),  welche  in  .ißineiQ  nac^^  ,d^i 
isolitt  abhanden  ■  Hause  .Troh^if  9,  :  } 
Behielte  des  Vorlaufe  ^e;t-Krflp^^t, 
fiteren,  welche  sich  Kueirat  legte,  uö^.V  , 
genouimenhei|tr  des  Kop&,  ÜebÜchkeit)  und 
Schwache  in  nUen  Glieaern  klagte,,  sich  «uch 
,  ejiiige  I\Ial  erbrach,  ufkd  au^  der  Ifate  blutet?, 
ist,  insonderheit  wegen  ihrer  langen  £)au^ 
und  (jefahr,  und  .d>n&  wegen  der  einfachett, 
gaiu^  negatiren  Behandlungsart  merkwürdig. 
Dieser  Patient  hätte  einen  solchen  Widerwil- 
len gegen  die  Arznei  ^  doTs  ich  ihr  ^libvjc  ei- 
ne^  Brechwasset.  soiut  g^  keine  bei^ringi|ii 
.^nnt«,  und  nebstdem  war  er  so  eigensinnig^ 
da&  er  auch  eine  verordpete   Aderlais .  jiic^t 

fjstattete.  Ich  mufite  mich  daher  blbPs  euif 
lutegel,  die  Abkühliingett  und  frisches  Waa^ 
ser  zum  Tranke  beschränken.  Aulser  etwas 
Gerstenachleim,  mit  Zureden  aufgedrungen. 
lind  tpiUer  «üugMMl  etwas  Gurkeivalat  mit 


—     69     — 

Begierde  begelirend  nahm  dieses  Vadclien  wSili- 
rend  der  ganzen  langen  Üaiier  äer-  Krankheit, 
sonst  auch  gar  nichts  20  sich;  und  nebst  ei- 
nun  'anhaltenden '  heftigen  Fieber  setxfe  ihm 
ein  wÄfsriger  Durchfall  noch  sehr  zu.  Die 
«fanorme  SUtze  am  Kopfe  (der  äu/sere  sinn-: 
liehe  Reflex  ier  in  den  innem  Gebilden  des<ä 
selben  sitzenden  Entzündung)  und  welche  durch 
anhaltendes  Abkühlen  nur  in  dem  Grade  ge- 
mäbigt  irerden  konnte ,  daXs  keine  wilde  Dio- 
lirien  ausbrachen ,  hielt  ohne  *  Nachlais  bis 
zum  228ten  Tage  der  Krankheit  an.  Um  dies0 
Zeit  zog  sie .  sich  anfangs  erst  in  einem  schwa-* 
ehern,  dann  in  einem  stärkern  Grade,  ohne 
ihren  ersten  Sitz  ganz  zu  verlassen,  auf  die 
äufsern  GreUtlde  des  Gesichts,  und  dann  auf 
jene  der  Arme;' verschwand  nicht  selten  wiJa-i^ 
der  galiz:^  und  kam  hernach  an  einem  and^n 
Orte  wieder  zum  Vorschein.  Da  gegen  den 
27aten  Tag  der  Krankheit  die  Haut  immer 
noch  trocken  und  das  Fieber  heftig  war,  imd 
sich  auch,  sonst  kein  Zeichen  einer  hoilsasien 
Crisis  einstellen  wollte,  liefs  ich  diesen  Ihi* 
tienten  in  ein  lauwam^es  Bad  setzen,  und  toi 
dem  Herausnehmen  mit  kaltem  Wasser  herz« 
haft  abkühlen.  Nach  dem  zweiten  Bade  stell- 
te sich  ein  gelinder  Schweifs  über  den  gan- 
zen KÖrpj&r  und  eine  bedeutende  Remission 
des  Fiebers  ein.  Die  völlige  Genesung  mit 
Neigung  etwas  zu  essen,  schritt  nach  einigen 
Tagen  mit  raschen  Schritten  vorwärts.  £9 
verdient  noch  bemerkt  zu  werden,  dafs  auch 
diesen  beiden  I^^tienten  später  alle  Kopfliaare 
ausfielen,  und  dafs  weder  bei  diesen,  noch 
bei  einem  andern  mit  diesem  epidemischen 
Fieber  befallenen  Kranken  die  Bindehaut  des 
Auges ,  so  wie  bei  d^  Flecken  -  und  Schar- 


—     70     — 


I 


lachfieber-Faäenteii  jemab  gerötliet  oder  ent^ 

zündet  erschien. 

•^  ■  ■ 

Die  AngaM  der  Tom  December  1818  bis 
Ende  Junius  1819  Ton  diesem  epidemischen 
Fieber  in  einem  ernstlichen  Grade  befallenen 
Subjjecten  überstieg  nach  meiner  Berechnung 
die  Zahl  Yon-  60  kanm,  und  jene  der  daran 
Gestorbenen  trar  8  oder  9.-  Unter  diesen 
letztern  befand  sich  ein  blühender  junger 
Mensch  von  18  Jahren ,  ein  Student  der  Ihi- 
losophie ,  der  nach  einer ,  der  meinigen  ganx 
entgegengesetzten  Methode  behandelt  wurde. 
Die.  Krankheit  erklärte  sein  Arzt  für  ein  ei- 
gentliches Nerrenfieber.  Er  gab  ihm  vom.  An- 
fange bis  Ende  lauter  erhitzende  Mittel;  ala^ 
China-,  Baldrian-,  Arnica-Infusa  mit  Mo* 
schus  »  Biebergeil,  Zimmetessenz  und  Opium -^ 
Tinktur,  Her  und  andere  starke  Weine  zum 
^  Getränke,  Chokölade  und  die  kräftigsten  Fleifch- 
brühetn  mit  Gewürz  und  Eygelb  versetzt,^  als 
Nahrungsmittel.  .Zu  wundern  ist,,  dals  dieser 
vollblütige  Mensch  unter  diesen  Verhältnissen 
noch  18  Tage  hat  aushalten  können ! 

. ,  Die  Aehnliclikeit  und  Verschiedenheit  die- 
8)36  epidemischen  Fiebers  mit  dem  spezifisch 
ansteckenden  Fleckfieber  habe  ich  früher  schon 
bemerkt;  jene  mit.  dem  eigentlichen  Nerven- 
fieber ist  um  so  schwerer  äüsztmiitteln ,  da 
das  Wesen  dieser  noch  mit  einem  dicken 
Schleier  bedeckt  ist,  und  beide  in  der  äufsärn 
Form  und  im  Verlaufe  die  gr^fste  Aehnlich- 
keit  mit  einander  haben*.  Dfer  Sitz  bei  die- 
sem letizlern  scheint  bei  dem  Cehirnmark  selbst 
nur ^  eine,  an ^ und  für  sich  ausgel^oimnene 
asthenische  Entzündung  zu  seyn ,  wie  die  Ge- 
Ipgenheits  -  lind  dis^ponirende  Ursache  zu  dem« 


—     71     «• 

selben  schon  zu  beweisen  scheinen.     Bei  je- 
nem Fieber  liatte  die  Entzündung  eben  so,  wie 
bei  dem  Flecldieber,  in  der  Schleimhaut  und 
in  den  irritabelu  Gebilden  des   Gehirns  ihren 
Sitz ,   und  die  organische  Tliätigkeit  yerlüelt 
sich  Tom  Anfange  bis  2u  Ende ,  besonders  bei 
der  Ahkühlun^smethode ,  positiv  «  activ ,    wie 
die  angeführten  Krankengeschichten  beweisen. 
Der  Unterschied  zwischen    diesem   und    dem 
im  Spätjahre   1811    dahier    eiiidomisch  herr- 
schenden Fieber  ist,   dafs  hei  diesem  der  Sitz 
der  Entzündung  im  Gangliensysteme  war,  und 
da/s  dieses  häufig  gleich  vom  Anfange  als  ein 
asthenisches   Nervenfielier   eigner  Art  verlief, 
wie  ich  bei  einer  andern  Gelegeilheit  schon 
be^nexkte. 


Gesichts  "  Rose 
und  dann  Behandlung   mit  kaltem  Wasser. 

"Während  dor  ganzen  Dauer  des  eben  be- 
schriebenen epidemischen  Fieber»  wurden  meh  - 
rere  Subjecte,  und  selbst  solclie,  welche  erst 
kürzlich  dieses  Fieber  glücklich  überstanden 
hatten,  mit  einer  Gesichts  -  Rose  in  dem  Gra- 
de b^allen,  dafs  sich  alsbald  grofse  Brandbla- 
sen auf  demselben  bildeten,  die  Entzündung 
sich  auch  bald  auf  die  inueru  Gebilde  des 
Kopis  und  des  Halses  ^verbreitete,  und  so 
leicht  den  Tod  herbeifiilirle.  Bei  der  ersten 
Patientin,  einer  Magd,  weJ<he  ich  ijn  Monat 
December  1818  auf  dem  Lande  sah ,  war  da» 
isauze  Gesicht  mit  Brandblasen  entstellt,  und 
die  Gebilde  des  Halses  schon  so  eiilzünilet  nnd 
verschwollen,  dafs  sie  gar  nichls  mehr  scliluk- 


—    7»     ^ 

kea,  und  ich  nicht»  zu  ihrer  Rettung  Tecsni- 
i'hen  konnte.  Per  rasche  und  hpld  tödtliehe 
Verlauf  der  Krankheit  bei  dieser  Person  he- 
stimmte  mich,  bei  der  nächsten  Gelegenheit 
die  Abkühlungen  zu  Tersuthen,  deren  vor^ 
treffliche ,  sichere  und  geschwinde  Wirkungeii 
'  inir  aus  früheren  Versuchen  bei  dieser  ]^Tank-r 
heitsform  schon  bekannt  waren.  Diesen  Ver- 
such machte  ich  gleich  an  mir  selbst^  da  ich 
bald  darauf  selbst  von  einer  Gesichts  -  Rosq 
befallen  wurde,  und  dabei  alle  Teige  mehrere 
gefahr^ehe  Patienten  auf  dem  Lande  und  in 
e|itgegengesetzten  Rithtungen  :qu  besorgen  hatte, 
an  deren  Erhaltung  viel  gelegen  war,  Ple 
Entzündung  ging  bei  mir  *  ron  einer  kleinen 
entzündeten  Stelle,  von  einem  Blätterchen, 
im  Gesichte  aus ,  und  griff  so  schnell  um  sich, 
dais  am  dritten  Tage  die  eine  Seite  des  Ge-« 
sichts  schon  so  entzündet  und  geschwollen 
war,  daüs  ich  kaum  iQelir  aus  dem  Auge  die- 
ser Seile  sehen  konnte.  Ich  besorgte  dabei 
meine  Geschäile,  fuhr  taglich  mehrere  Male, 
sel]>st  in  der  IN  acht,  über  Land,  brauchte  gar 
keine  eigentliche  Arznei ,  sondern  wusch  mich 
$die  2 — 3  Stunden,  selbst  auf  der  Landstrafse, 
wo  ich  einen  Brunnen  antraf,  mit  demkäl-^ 
testen  Wasser,  und  habe  mich  auf  diese  Art 
in  Zeit  von  5  —  6  Tagen,  ohne  alle  andere 
UWe  Folgen  von  diesem  unangenehmen  und 
bescUwerlicheu  Zufalle  wieder  befreit.  Auf 
diese  Art  habe  ich  im  Verlaufe  des  Jahres 
J819  bei  ungefähr  16  —  20  Blepschcu  die  Ge- 
sichts-Hose  und  jederzeit  mit  dem  besten  Er- 
folge behandelt.  Dem  Umsichgri-ilVn  der  Ent- 
isündung  auf  die  Innern  Gebilde  des  Kopfs 
odep  dem  sogenannten  Zurücktreten  des  Roth- 
iaufe  wurde   auf  diese  Art    gaua?  sicher   \md 


-    73.    - 

bald  begegnet,  aber  nicht  allzeit  konnte  icb 
das  Entstehen  der  Brandblasen  verhüten.  Diese 
lie&  ich  meistens  offnen,  damit  das  darin 
befindliche  Wasser  auslaufbn  konnte ,  und  dann 
trockneten  sie  bei  dieser  Behandlungrschnell, 
und  die  abgestorbenen  HautstUcke  fielen  erst 
später  ab.  Gleich  die  erste  AJ^kiihlung  be- 
kommt dem  Patienten  so  gut,  indem  sie  die 
HJtse  herauszieht,  dals  derselbe  seine  Zu- 
flucht gleich  selbst  zu  diesem  Mittel  nimmt, 
so  Tri»  die  Hitze  wieder  zunimmt. 

Diese  hier  angeführten  Thatsachen  wer- 
den hoffentlich  auch  diejenigen  von  den  in 
dem  zweiten  Theile  meines  Werkes  enthatte- 
nen  Ansichten  über  das  Wesen  der  Entzün- 
dungen und  Fieber  überhaupt  und  deren  Aus- 
gange aus  der  Natur  selbst  überzeugen,  de- 
nen sie  noc^  nicht  ganz  klar  und  deutlich 
waren;  welche  die  Fieber  noch  für  etwas 
Selbstständiges  hallen ,  nnd  nicht  glauben  wol- 
len ,  dais  sie  als  eine  Erscheinung  oder  Sjmp-r 
tom  de?  Entzüiidungen  mit  diesen  in.gradu  et 
modlfieeahne  in  einem  directen  Verhältnisse  ste- 
hen, und  dafs  alle  Entzündungen  (sie  mügen 
ihren  Ursprung  und  Sitz  in  einem  blofs  irri- 
tabelfi  oder  sensiblen  organischen  Gebilde  ha- 
ben) unter  sich  nur  in  der  Hinsicht  wesent^ 
lieh  Terschieden  seyen,  als  die  organische  Thä-^ 
tigkeit  sich  dabei  entweder  activ  oder  passiv 
verhält.  Die  Gesichts  -  Rose  ist  nach  dieser 
Ansicht  also  ebenso  eine  Hautentzündung  als 
der  Scharlach,  nur  uiit  dem  Unterschiede,  daFs 
dieser  einen  specillsclien  Ansteekungsstoff,  jene 
aber  eine  allgemeine  klimatische  abnorme  Ein-. 
-Wirkung  zur  Ursache  hat«  und  die  Erfahrung 
hekräftiget    diesQ    Ansicht    durch    denselben 


—     74     — 

gliickUcIien  Erfolg  der  Behandlung  mittelst  <|er 
blofsen  Abkühlungen  bei  beiden. ,.  Durch  die^e 
Behandiunj^art  kann  ein  jeder  sich  auch  leicht 
überzeugen ,  dafs  das ,  diese  Entzündungen  be-? 
gleitende  Fieber  ein  blofses  Symptom  dersel-^ 
ben  sey,  indem  es  eben  90  zu«  und  abninuntj 
als  die  ihnen-  zum  Grunde  liegenden  Entziin« 
duzigen  in-  und  extensiv  steigen  oder  fallen. 


Herrschende  Luft-  Witterung^'  und  KrahKheitMm 
Constitution  von  der  Frühlings  ^  bis  zur  Herist^ 
Tag^  und  Nachts  Gleiche  des  Jahres  1819,  und 
von  da  bis  zur  Frühlings  -  Tag  •  und  Nacht  -  GlMm- 

des  Jalires  1820. 

Die  Nord  -  und  Südost  -  Winde  waren  mit 
weniger  Abwechselung  auch  in  dieser  Periode 
die  herrschenden ,  und  begünstigten  vom  Früh- 
lings-Anfange  bis  spät  im  October  eine  gieich- 
förmig  warme  und  meistens  trockne  Luft  • 
und  Witterungs- Beschaffenheit,  welche  zwar 
nicht  so  heils  wie  im.  J.  1811 ,  der  Vegeta- 
tion aber  sehr  •  günstig  und  der  Gesimdheit 
weniger  nachtheilig  war.  Obgleich  der  früher 
schon  herrschende  entzündliche  Krankheits- 
Charakter  durch  diese  Luft-  und  Witterungs- 
Beschnilenlieit  noch  ferner  begünstigt  wurde: 
so  gab  es  im  Ganzen  doch  wenige  Kranken, 
und  gar  keine  herrschenden,  eigentlich  epide- 
mischen Krankheiten;  denn  das  vorhin  be- 
schriebene epidemische  Fieber  verlor  sich  im 
Mai  albnählig ,  ■  und  auch  nicht  einen  Ruhr- 
Patienten  bekam  icTi  in  die  Behandlung.  Nur 
das  ScharlacMeber  grassirte  hin  und  wieder 
noch  uneigeullich  epide^nisch     Die  Sterblich- 


—     75     — 

krittynter  den  Menschen   war  in  diei^  Zeit 
in  luesiger  Gegend  auch  sehr  gering.    I)ie.  liin- 
aeige  KranUieitsform ,  welche  mir  Stoff  zu  ei- 
nigen Bemerkungen  der  in  dieser  Zeit  he;rr- 
sehenden. KraniJxeit'en  lieferte,  wfir  die  letzt- 
beinerlüe'rl^anlcheitsform^   welc^     in  'Wutii' 
burg/.Bamtibrg,,im  .Qdenwal'dä^^  in  der  derj^ 
straAe  und  mehreren  .andei^n  Gegenden  schon 
seit  dem  letzten  Herbste   üneigentlich  epide- 
misdi  grassirte,  ued  durch  ihren  hitzigen  Ver- 
lauf und  groJbe  Tödtlichkeit  allenthalben  wie- 
der Tiel  Furcht  und  Schrecken  verbreitete ,  in 
Aschaffenburg    in    der    Familie   eines  meiner 
nächsten  Nachbarn   am  letzten  Tage  des  Mo* 
nats   März  ausbrach,    zwei   Kinder  derselben 
lodtete,   und  dann  wieder  erlosch.     Die  Art^ 
wie   sie  hier,  und  später  (im  Monat  D^^cem- 
ber)  in  Rothenbüch,   in   der  Mitte  des  Spe^- 
Qartft, -auskam,    beweist    die  specifische  An- 
sleckungsiShigkeit    derselben  auf  eine  auffal- 
lende Art,,  und  da  durch  meine  Beobachtun- 
gen bei  dieser /Gelegenheit  auch  meine  übri- 
gen B.ehauptuDgen  y  besonders  hinsichtlich  der 
einfädien    direct  -  antiphlogistischen    Behand- 
lungsart dadurch   aufs  neue  bestätigt  werden; 
die  meisten  aber  noch  ängstlich  zu  seyn  schein 
neu,   dieselbe  in  ihrem  ganzen  Umfange  als 
die  einzig  sichere    zu  befolgen :    so  kann  es 
nichts  schaden ,   wenn  ich  dieselben  wiederholt 
darauf  aufmerksam  mache ,    um  so  mehr ,   als 
mir  selbst   zwei  Subjecte  bei  dieser  Behand- 
handlnngsart  Yerungliickt   sind,   und  manclier 
begierig   seyn  wird,   zu  eiiahren,   wie  dieses 
zugegangen  sey? 

Die  Gelegenheit,  wie  das  Scharlarlifieber, 
welches   schon  lange    in   den  gröü>ern,    rund 


--    76    - 

"  ■    • 

I 

maJUcliajfoiiburg  gelegenen  Stadteti,  ^  ^b« 
luiu^  Wiicilmrg,  in  4er  Bergstralie,'  d^^eo« 
walde  V.  s:  w.  uneigentUdb  epidexnisck  gras« 
9iTt6j  endlich  auch  bei  ims  aiiT  eine  züfSUige 
Art  auakam,  war  folgende ;  Hr.  V«  • .  ..• ,  reifte 
iu  der  letcten  ]^älfte  dea  lllonats.  Sfari  niaJdbi 
SeetheiiQ,  vaa\  «Wie  Ji^rau  und  afine  aheet« 
Töphter  abiraholen ,  wdche  leUtere  das  in  die- 
sem Orte  grassirende  Scharlachfieber  erst  kmx-* 
licli  glücklich  überstanden,  wahrscheinlich 
aber  eine  Base  angesteckt  hatte ,  welche  sie 
während  ihrer  Krankheit  pflegte ;  denn  so  wie 
jene  sich  besserte,  legte  sich  diese  und  stigrb 
an  den  Folgen  einer  Gehirnentzündung  in  der 
Bliithe  ihrer  Jahre,  Diese  Leute  waren  kaum 
5 -7- 6. Tage  zu  Hause  angekommen,  bo  ywm-^ 
den  ihre  3  übrigen  Kinder  nach  und  nach  YOli 
derselben  Krankheit  beföUen« 

Ziiseitef  noch  nicht  vollkonimen  ö  Jahre 
alt\  ein  sensibles  Slädchen  mit  einer  starke^ 
Kopfbildung ,  klagte  am'  -.  31.  März  empfind^ 
liehe  Kopfschmerzen,  und  erbrach  sich-  aii- 
haltend  und  mit  der  gröTsten  Anstrengung. 
Das  Brechen  war  mit  nichts  zu  stillen,  der 
Kopf  fühlte  sich  heiis  an ,  die  Augen  waren 
trübe,  und  der  Athem  hatte  eiuen  eignen 
üblen  Geruch,  In  der  Naclit  fiefs  das  Bre^ 
chen,  nach  der  Wirkung  eines  Brechmittels, 
endüch  nach;  dafür  trat  nun  eine  betäubende 
Schlafsucht  ein,  das  Weifse  der  Augen  rö- 
thete  sich,  und  das  Scharlach -Exanthem  kam 
hin  und  wieder  schon  zum  Vorscheine.  Ich 
liefa  das  Kind  in  meinen  Garten  bringen,  und 
nächst  dem  Brunnen  am  ganzen  Körper  wie- 
derholt abkühlen.     Auf  diese  Abkühlung  ward 

es  auf  der  Stelle  so  munter,  dafs  es  im  Gär-« 


•-     77     i-^ 

teil  zu  bleiben  den  WunscJi  aufserte.    Nach 

Verlauf  einer  halben  Stunde  ward  es  wieder 

scUafirlgy   und  yerlangte  nach  Hause  in  sein 

Bett.     Ich  liefs  ihm  den  Kopf,   d^r  sich  sehr 

heLb  anfühlte,  noch  einmal  abkühlen,  befahl, 

alle    halbe    Stünde   dasselbe  zu  wiederholen, 

und  daJSs    olsbald^  8 -^Id  .Blutegel  am^&opfo 

angelegt, .  und  die  dadurch  Verursachte  .Ter-« 

blntnng    sa   Icmge»    wie  ifiqglich  unterhalten 

«werde,    tind    verordnete,  eine  Mixtur,    d^ren 

Yonü^.chster  Bestand  Nitn^m.  Calomel)  und 

Sül/unandei  ^  Oel   waren.      Abend^    war    der 

^iff;e  Rücken  tind    die  Brust  geröthet,    das 

Kind  aber  noch  immer. belaubt,  utid  deit.Kop^f 

Wiäei:^atü];lich    helfs    a^izufuhlen,    wesSvegen 

ach  die  AD)^u^u4gen  die^^  K^cht  hindurcl^ .  jpfeji« 

big  fbrtzuseta^n  anempfam».    Diese  entzünde 

liehen., Gehirn ••Affectionen,'  verminderten  sich 

jqjieht  jsher .  als  gegen  dei^  5ten  iTajg  der  Krank-| 

lieit,  wo  da^  Scharlach^£xant&exn -im  Gesicht 

jschon    erblalkte,     die    Handgelenlie    dagegen 

aber 'sehr  entzündet  un4>.&^^^^^o]ien  warea^ 

Gegen   den    8ten    Qtefi ;  Tag  Term^nde]:t^  dio 

Entzündung  sich  euch.  ^,  djesien  ,T^eil|^nV  .wö'f^ 

gegen  die  Kniegelenke  nun .  stiu'k  e.nt9:undei; 

waren,  und  das  Kihd  an  diesen. Theilen  ein-« 

pfiiidliche   r^ilsende    Schmerzen    klagte.      Ich 

liefs  ihm  deswegen  ein  lauwarmes  Bad  zube-* 

reiten,  und  nach  demselben  an  dem  ganzen 

Körper  herzhaft  abkühlen..    Ich  glaubte,   alle 

Gefahr  sei  bei  diesem   Kinde   nun  glücklich 

überstanden,   als  es  um  diese  2eit  ohne  eine 

mir  bekannte  Ursache  wieder  rückfällig  Watd^ 

die  Entzündung  und   das    Exanthem    an   den 

Fufsgelenken  in    demselben  Verhältnisse   zu^ 

rücktrat,    oder   sich   verminderte,    und  selbst 

4je  schon  ajigefangene  Hautabschuppung  stlU« 


-    78    - 

^and ,   als  dec  Kopit«  ^eder  melir  eingenom«  ^ 

x&eii  ward,   und  dieser  und  die  tfocknis  Hhot/ 

flieh  'auch  hei&er  anfühlten.     Spater  erfuhr 'ich 

erst',  da(s  dieses  Kind  ih  den  Tagen ,  wo  leine 

jüngere  Schwester'  Vom  Scharlachfi^ber  mit  fi- 

tier  heftigen   LuftrölüiHn&opf^EntzändiingvIy^ 

faliän,,  tödtlich  kraii£'  lag ,.  seltene^  und '  nach- 

lä&ig'war  abgekiädt  Wü];den;     lieh  Uefs  .iiddi 

einmal'  Blutegel   anl^g^il",   yerofafiiete  die  iöut 

zweckmäfsig,  i^chcSiiiendeik  äufserlic^i^  und  in- 

nerUchen  mittel 'j''ftnem.' alles  war  *  Ver^ebeSoir« 

IKß  Betäubung  ^iiiid  ScMa&ueht  nahin;  eheir^'4^ 

als'  ab,   und  ich  überzeugte  mich   liald,   JBUk 

eine  Walser  -  Ergiefsuii^  flu  d^r  G^h&jA3iVI|^ 

alle  meine  Bemü&un'i^en,  '  dieses  :Spuäd  zu  iijet^ 

ten*.  yereitele.   .'Ei' tirjitdii  Am  m^  'CrU^W 

fiüzL^ü',  und  das 'l£ij^d^  Istarb  am  Ende  ^eirdt^-^ 

Woche    seiner    BoMnkhj&it.       Die'^'kii^t^t 

Sectio^  des  l;jef(Jin!üns;%es1iHigt^'tit^ 

gttose'YolULomn^äAr'  Gleich  bei  dei^'E^SfitiU^aii 

S^fl  Hirnschadels^^na  feinschnÄdeni  'dgr  ü^:. 

ten  Gehirnhaut  ü6Ei[  eine^  bedeutende  ISeh^e 

Wassers  aus.      Letzföire  war  in  der 'Gegend 

der  Lambda-Nath^Jhit'dem  HirnschädelvstarH 

ferwachsen,  und  widernöftürlich  verdickt.    Üh- 

inittelbar  daruiiter  hatte  die  Ar^dhuoidea  eine 

süizige  Beschafienh'eit ,   und  in  den  Zellgew^ 

ien  desselben  steckle  nqch  viel  Wasser.     "Pn- 

ier  dieser   Stelle  Wjär  das  meiste  Wasser  be- 

füidlich.     In    den  Gehlriihöhlen    befand    sich 

sWar    auch    Wasser,    aber  .'in  unbedeutender 

lifenge.     Die  Geiafse  der  pia  mater  waren  mjt 

einem    schwarten    Blute    strotzend   angefüllt. 

Auüser  den  bemerkten  Erscheinungen  fand  man 

sonst  nichts  Widernatürliches  bei  dieser  Section. 

Diese  liefert   ferner   den  deutliclisten  Beweis,' 

daGi '^dieses  Kind  an  der  rückfaUig  geworde- 


iien  Gehirneni^iindung  gestorben  sey,  welche 
eine  IVasserergiefsuiig  zur  Folge  hatte.  Wie 
und  womit  will  man  jene  bekämpfen/  wenn 
man  es  mit  einer  direct<-  und  indirect- anti- 
phlogistischen Heilart  nicht  vermag?  Wür- 
den alle  meine  Yorschriilen  genau  und  pünkt- 
lich befolgt  worden  seyn:  so  bin  ich  gewifs, 
diesäi  ELind  wäre  erhalten  worden.  Der  Tod 
will  eilte  Ursache  haben! 

Das  nach  diesem  vom  Scharlachfieber  und 
iet  Luftrohrenkopf- Entzündung  fast  an  glel- 
^er.  .Zeit  befallene  Kind  war  nicht  Yollkoin* 
men  3  Jahre  alt,  und  von  einer  etwfis  schwäch- 
liehen  und  irritabeln  Körp^rbesch^flenheit.  Das 
$charlach «Exanthem  kam  gleich  in  ein,er  hell- 
xothen  Farbe  an  den  obem  Theilen  d^  Korr- 
pers  zum  Yorschein,  Wegen  den  Group  liefe 
ich  am  Halse  gleich  Blutegel  anlegen«  gab  in-< 
nerlicfa  Calomel  und  Salpeter  in  bedeutender 
Bf  enge  mit  Süfsmandel-Oel  versetzt,  und  em- 
pfahl das  fleilsige  Abkülilen  des  ganzen  Kor- 
pers ganz  besonders.  Ich  zweifle  ciber,  ob 
man  letztere  Forschrift  gehörig  befolgt  habe? 
Denn  wegen  der  schnell  zunehmenden  Gefahr, 
welche  die  Luftröhrenkopf- Entzündung  her^ 
Beifiihrte,  war  man  in  dieser  Hinsicht  Xugst- 
lich,  und  glaubte,  das  Gift  würde  noch  mehr 
von  der  Haut  zurück  und  auf  die  Luftröhre 
getrieben  —  eine  falsche  Meinung,  welche 
eine  gegen  diese  Heilmethode  eingenommene 
IBase  des  Kindes  besonders  benutzte,  meinen 
Heilplan  zu  vereiteln.  Die  Luftröhrenkopf- 
Entzündung  bewirkte  schon  am  3ten  Tage  ei- 
ne Exsudation  einer  eiterarflgen  Lymphe  in 
der  Luftröhre  und  dem  Luftröhz^nkopfe,  wel- 
che Anfangs  ein  Hasseln  und  später  Erstickung 


-    60    - 

mit  völliger  Bewufstlosigkeit  des  Kindes  Ibe* 
wirkte.  Dieses  war  uänilicli  das  Resultat  der 
Sedion.  Die  Luftröhre  war  damit  bis  zii 
den  Broncliien  ganz  verstopft*  Die  ScUeim- 
haut  dieser  Theile  aber  nicht  viel  mehr,  ab 
natürlich  roth  gefärbt» 

Das  3te  kaum  ein  Jahr  altes  EJnd  dlesä* 
Familie,  welches  nach  diesem  vom  ScharladUi 
fleber  befallen  vmrde,  überstand  die  Krank- 
heit ohne  allen  Arsneigebrauch  ganz  leicht 
und  glücklieh*  Aufser  diesen  drei  Kindern 
veurde  sonst  keines,  weder  in  demselbenfianset' 
wo  noch  mehrere  für  diese  Krankheit^*  emA 
üiSingliche  Kinder  sich  befinden,  noch  in  det 
Nachbarschaft,  vom  Scharlachfieber  befiilieün;[ 
es  ist  wiedei^  von  selbst  erloschen«  Ob  dieses 
durch  die  Abkühlungs- Methode  bewirkt  wor^. 
den  sey?  ist  wenigstens  wahrscheinliche 

In  Rotlxenbuch  brach  das  Scharlachiieber 
Äuf  folgende  Art  aus;  zwei  Männer  von  Es^« 
selbach,  wo  dasselbe  schon  den  ganzen  Som-^ 
mer  und  das  ganze  S2)ätjahr  hindurch  grassir-* 
te,  und  wahrscheinlich  von  Würzburg  dahio 
gekommen  war,  kehrten  am  £nde  des  Mo- 
nats Novembers  bei  dein  Hirschwirth  in  Ro^ 
thenbuch  ein.  Sechs  oder  acht  Tage  später 
wurde  zuerst  das  eine  I^nd  desselben,  und 
so  nach  und  nach  die  übrigen  alle  von  die- 
ser Krankheit  befallen.  Von  dieser  Familie 
verbreitete  sie  sich  nach  und  nach  im  ganzen 
Orte,  und  bis  Ende  Februars  waren  "wer* 
nige  Kinder  übrig ,  welche  von  derselben  ver- 
scAont  geblieben  sind.  Ihr  Verlauf  war  mei- 
stens gutartig;  die  meisten  Kranken  genasen 
«>tme  Rücksicht  einer  besondern  diätetischeJh 
Vurscliiül  oder  den  Gebrauch  einer  Arznei. 

Von 


—     81     — 

Von  75  Kranken  dieser  Art ,.  meistens  ^er« 
waclisene^  Kinder,  von  denen  der  Orts* Chi- 
rurg mir  ein  namentliclies  Verzeichniis  ver- 
fertigte, und  welche  alle  mehr  oder  weniger 
gefahrlidi  krank  l^^en,  so  dafs  man  seinen 
Rath  verlangte,  sind  in  allem  sechs,  und  vier 
.  davon  an  den  Folgen  der  Nachkrankheiten  ge« 
sterben.  Sein  eigner,  13  Jahre  alter  Sohn 
lag  an  einer  heftigen  Hals  -  und  Gehirnent-« 
zündung  gefahrlich  krank ,  so  dais  er  gar  nicht 
mehr  sdilingen  konnte.  Bei  dieser  verzweif-« 
luagsvoUen  Lage  war  das  Abkühlen  das  ein- 
zige noch  übrige  Rettungsmittel,  womit  er 
denselben  auch  glücklich  und  durch  einigo 
herzhafte  Abkühlungen  des  ganzen  Körpers 
rettete.  Eben  so  ist  ein  anderer  erwachsener 
Junge ,  der  dem  Ersticken  nahe  war,  und  auch 
gar  nichts  mehr  schlingen  konnte,  wunderbar 
gerettet  worden,  und  befand  sieh  am  andern 
Tage  schon  wieder  so  wohl,  dafs  er  mit  vie-^ 
lern  Appetit  eine  gute  Portion  Suppe  ver- 
zehrte. 

Von  welcher  Beschaffenheit  das  im  Spät^ 
jähre  1819  in  Würzburg  ausgebrochene  Schar« 
lachfieber  möge  gewesen  seyn ,  an  dem  in  die« 
ser  Stadt  laut  den  Öifentliclien  Nadirichten 
viele  Menschen  in  der  Blüthe  ihrer  Jahre  ge- 
storben sind?  habe  ich  nicht  erfahren  können. 
lYahrscheinlich  war  es ,  wie  das  zu  gleicher 
Zeit  in  Bamberg  grassirende  Scharlachfieber, 
von  welchem  Pfeuffer  eine  fragmentarische 
Geschichte  lieferte,  von  einer  hoch  gesteiger- 
ten entzündlichen  Beschaffenheit  mit  einer 
topischen  Affection  der  Gehirn  -  oder  Hals  - 
Gebilde ,  denen  nur  mit  den  Abkühlungen  auf 
eine  kräftige  Art  zu  begegnen  war,  und  did 
Joum«LVin.B.3.8t.  F 


-     '82     - 

auch  Pfmffer  mit'  dem  besten  Erfolge  ver- 
ordnete. Das  zum  Abkühlen  bestimmte 
Wasser  liefs  er  mit  Essig  versetzen,  vrahr- 
»cheinlich  in  der  Absicht,  weil  er  glaubte,  das 
blofse  kalte  Wasser  sei  weniger  wirksam,  als 
das  mit  Essig  versetzte.  Meiner  Behauptung, 
daTs  das  Wesen  dieser  Krankheitsform  in  ei- 
ner specifischen  Haulentzöndung  bestehe,  und 
dafs  der  Sitz  derselben  in  dem  Fapillarkorper 
der  allgemeinen  Hautbedeckung  sey,  tritt  er' 
bey,  ohne  zu  bemerken,  von  wem  er  diese 
Idee  isntnommen  habe ,  und  kritiSirt  km  Ende 
selbst  meinen  über  das  Scharlachfieber  aufge- 
stellten synthetischen  Begriff,  weH  er  den  Be- 
griff nicht  enthalte ,  worin  das  Wesei^  d^ssel-^ 
ben  bestehe,  und  sein  Sitz  sey.  Hr.  Pfeuffkr 
scheint  nicht  daran  gedacht  zu  haben ,  was 
zu  .  einer  guten  logischen  Definition  erfbdeiv 
lieh  sey,  und  dafs > nur  sinnlich  wahrnehmbare 
Merkmale  und  keine  Verstandes -Begriffe  dar- 
in enthalten  seyh  sollen.  Durch  die  Sinne 
kann  man  doch  nicht  erkennen^  worin  das 
Wesen  einer  Krankheit  besiehe,  und  wo  und 
in  welchem  organischen  Gebilde  ihr  Sitz  sey  ? 

Die  herrschende   Luft  -  und  Witterungs^ 
beschaffenheit  von  der  Herbst  -  Tag-  und  Nacht  - 
Gleiche  des  J.  1819  bis   zu  jener  des  Früh- 
lings 1820  ist  allen  noch  im  frischen  Anden- 
ken,  und  zeicbnete  sich  besonders  durch  den 
öftern  Wechsel,    eine  strenge  Kälte   und  viej 
gefallenen  Schnee  aus.     Auch   in   dieser  Pe- 
riode   waren    die    Nordost  -  Winde    die  herr- 
schenden, aber  nicht  ständig,  sondern  drehten 
.sich  zeitlich    nach    Süd  oder   Südwest,    und 
tlUirten  auf  diese  Art  entweder  Schnee  oder 
Ki^g^ü  und  jShlinges  Thauwetter  herbey.    Vom 


—     83     - 

18.  NoTember  bis  zum  26.  März  lütten  urlir 
4  bis  5  schnell  auf  einander  folgende  Winter 
und  einen  auffallenden  Wechsel  der  Luft  -  und 
Witterungs -Beschaffenheit,  welche  rorzüglich 
der  Vegetation  in  milden  Gegenden,  und  selbst 
der  menschlichen  Gesundheit  sehr  nachtheilig 
-vrar.  DFe  stärkste  Kälte  hatten  wir,  nachdem 
im  Monat  December  schon  zum  zw;eitenmal 
sich  einstellenden  Froste  am  10.  und  11.  Ja- 
nuar,  wo  das  Thermometer  nach  der  Redu« 
mur'schen  Scala  Auf  14^  —  und  einige  Tagä 
■   auf  8**  +  stand. 


Der  im  Monat  November  und  December 
uhBestandigä,  bald  gastrisch  -  galligte,  bald 
mehr,  |>aä  weniger  rein  entzündliche  all(^- 
itMhe  Kflmkheits  -  Charakter ,  in  welcher  Zeit 
Aderlässe  selten  nothwendig  waren ,  auch  we- 
niger gul;,  als  die  ausleerenden  Mittel  vertra^ 
gen  wurden ,  machte  mir  es  schon  sehr  wahr-i 
scheinlichp  dafs  die  in  jenem  Monat  frtilizei« 
tig  schon  eingefallene  Kälte  von  keiner  langen 
Dauer  seyn  werde.  Erst  nach  der  ersten 
Hälfte  des  Monats  Januar  erhob  sich  der  rein 
entzündliche  Krankheits- Charakter  wieder  zum 
herrschenden,  und  die  herrs^enden  Krank-- 
heitsformen  Mraren  nun  Katarrhe,  Brnstent« 
Mündungen  und  Rheumatismen.  Die  Brust- 
entzündungen waren  von  den  Katarrhen  nicht 
wesentlich ,  sondern  nur  in  gradn  verschieden. 
So  wie  die  in  der  Schleimhaut  der  Luftrohre 
und  der  Bronchien  sich  ansetzende  Entzün- 
dung in-  und  extensir  heftiger  wurde ,  esschien 
der  Katarrh  in  der  Form  einer  Brustentzün- 
dung mit  und  ohne  Seitenstechen,  und  machte 
nun  Blut^bziehungen  und  die  strengste  anti« 
pUögbtiidie  Behandlungsart  nothwendig.  Un- 

F2 


—     84     — 

ter  20-^30  kranken  Individuen  jeden  Alten, 
c^jrschien  die  Krankheit  aber  kaum  bei  einem 
in  letzte^rer  Form.  Es  hatte  hier  derselbe  Fall 
wie  bei  der  epidemisch  herrschenden  ]fluhr 
Statt.  Im  Verlauf  des  Monats  Januar  erkrank-* 
ten  die  meisten,  und  in  dieser  Zeit  war  die 
Sterblichkeit  verhältni&märsig  gegen  die  übri- 
gen Monate  auch  am  stärksten.  Die  6e-* 
storbenen  waren  meistens  bejahrte  Leute, 
welche  zum  Theil  vorher  schon  kränklich  wa- 
ren. Im  Monat  Februar,  wo  die  Luft-  und 
Witterungs-Beschaifenheit  sehr  gelinde  war,' 
nahm  die  Anzahl  der  Patienten  wieder  sehr 
ab,  im  Monat  März,  der  sehr  kalt  war,  und 
viel  Schnee  brachte,  aber  wieder  etwas  zu, 
und  beim  Antritte  der  Frühlings-  Tag-  unA 
Nacht -Gleiche  gab  es  bei  uns  gar  keine,  epi-« 
demische  Krankheiten  mehr. 

Unter  den  wenigen  in  dieser  j'eriode  spo-* 
radisch  vorkommenden  Krankheiten  hebe  ich 
nur  zwei  Fälle  als  merkwürdig  aus.  Der  er* 
ste  betrifft  eine  im  Moucit  Februar,  wo  die 
Luft  -  und  Willerimgs  -  BeschaiTeuheit  wann 
und  angenehm  wie  im  angehenden  Friihlinge 
war,  bei  einem  17jälxrigen,  in  einem  Orte 
des  Spessarts  wohnenden  sensiblen  Frauen- 
zimmer ausgebrocliene  Entzündung  der  Hirn- 
gebilde, in  derselben  Art,  wie  das  im  verflos- 
senen Jahre  in  Aschaffenburg  epidemisch  herr- 
schende Fieber  war,  und  die  auch  denselben 
Verlauf  hatte.  Auf  den  anhaltend  fortgesetz- 
te Gebrauch  der  Abkühlungen,  kühlender  Mit- 
tel imd  eine  wiederholte  Blutabziehung  er^ 
stens  durch  Blutegel,  und  dann  durch  eine 
Aderlafs  verminderte  sich  die  in  den  Hirnge- 
bilden  sitzende  Entzündung  nach  und  nach 


-     85     -    ^ 

uud  zog  $icli  zuerst  auf  die  Magengegeud, 
dann  auf  die  Haud-  und  Fuisgelenke.  So  vrie 
die  Handgelenke  sich  entzündeten,  roth  und 
schmerzhaft  wurden ,  legten  sich  auch  die  be- 
ängstigeuden  Zufälle ,  welche  die  entzündliche 
Affection  der  Magengegend  zur  Folge  hatte. 
Am  22.  Tage  entschied  sich  die  Kjrankheit 
durch  einen  luritischen  $chweis  und  Urin.  — - 

Der  andere  Fall  betriflft  eine  rothlatifar- 
tige  Entzündung,  welche  wegen  ilirem  Laufe 
vom  rechten  Fufse  über  den  Rücken,  Bauch 
und  die  Brüste  nach  dem  liuken  Fufs,  und 
wegen  ihrer  Behandlung  m'ü  kaltem  Wasser 
^hr  merkwürdig  ist,  insonderheitlich ,  als  da- 
durch  alle  meine  Ansichten  über  das  Wesen 
der  Entzündungen  und  Fiel)er  und  deren  Ver- 
'h'ältnifs ,  wie  Ursache  und  Wirkung  zu  ein- 
ander, auf  eine  auffallende  Art  ihre  Bestäti- 
gung erhalteu.  Das  leidende  Subject  war  eine 
gesunde,  kräftige  Wirthsfrau  von  36  Jahren 
in  Grolsostheim,  welche  ihr  Kind  noch  schenk- 
te, vor  einigen  Jahren  am  rechten  Beine  ober 
dem  innerji  Knöchel  ein  bösartiges  Fufsge- 
schwür  hrlte,  das  zwar  geheilt,  dessen  Stelle 
aber  durch  die  braunrothe' Hautfarbe  und  ab- 
gestorbenen Hautschuppen  noch  '  deutlich  zu 
flehen  war ,  während  einer  zweimonatlichen 
K^raiikheit  ihres  Mannes,  uud  dann  am  19. 
März  in  der  Wirthschaft ,  wcT  sie  oft  im  Kel- 
ler ging  und  sich  daselbst  aufhielt,  sich  sehr 
ermüdete.  Noch  demselben  Abend  wurde  sie 
von  einem  erschütternden  Froste  befallen,  wel- 
cher ihr  alle  Gelenke  der  Glieder  krumm  zog, 
und  murtte  zu  Bette  gebracht  werden.  Bald 
darauf  verspürte  sie  heilige  Schmerzen  an  ih- 
ren ehemals  bösen  Fufse,  und  derselbe  schwoll 


—     86     - 

auch  an|  und  enteUndete  sich  bis  zum  Sien 
Tag9  so  heftig,  dals  der  ganze  Fufs  bis  ans 
Kniegelenk  geschwollen  und  entzündet  war, 
und  man  meinen  Rath  verlangte.  Der  ent- 
rändete  Fub  wurde  mit  Kräutersäckchen,  mit 
Chamomillen  und  Hollunderblüthen  gc^iUIt, 
gebäht.  Diesen  lieb  ich  noch  KampherpnlTer 
zusetzen;  und  da  die  Patientin  auch  ellge- 
meine Fieberzufalle  hatte:  so  verordnete  ich 
ihr  noch  Pulver  aus  Calomel,  Nitrum  und  Bit- 
tersalzerde bestehend,  einen  kühlenden  Trank, 
und  eine  antiphlogistische  Diät,  und  wollte 
abwarten,  was  aus  dieser  Sache  werden  wur- 
de.' Am  andern  Tage  glaubte  man,  die  Ent- 
zündung habe  sich  etwas  gemindert;  am  3ten 
Tage  erhielt  ich  aber  Nachricht,  dals  sie  sich 
mehr  ausgebreitet  habe ,  auch  viel  heftiger  ge^ 
worden  sey,  sich  zwei  Brandblasen  am  Fnüso 
gebildet  hätten,  und  dals  Patientin  auch  star- 
kes Fieber  habe.  Ich  besuchte  dieselbe  selbst, 
und  fand  die  Sachen,  wie  mir  berichtet  wur- 
de. Die  Haut  an  der  Stelle  des  ehemaligen 
Fufsgeschwürs  hatte  sich  abgelost,  auf  de:|^  äu- 
fsern  Seite  des  Fufses^  unter  der  Wade,  be- 
fand sich  noch  eine  grofse  Brandblase ,  und 
Patientin  klagte  über  einen  fiirchterlichea 
Brand  am  entzündeten  Fufse,  mit  dem  Aus- 
drucke, als  läge  er  im  Feuer.  Da  ich  sähe, 
dafs  die  Bähungen  mit  den  Krautersäckchen 
dem  Umsichgreifen  dieser  Entzündung  keinen 
Einhalt  zu  thun  vermochten,  so  dachte  ich  an 
die  Abkülilungen ,  welche  bei  der  Gesichts- 
ZQse  so  bald  und  sicher  Hülfe  verschaiften ; 
allein  l  ich  wagte  sie  in  diesem  mir  noch  nicht 
vorgekommenen  Falle  nicht  anzuwenden.  Ich 
Uefs  die  Krautersäckchen  fortbrauclien ,  imd 
verordnete  nebst  den  vorhin  bemerkten  Pul- 


—     87     — 

vem  noch  ein  Althae-Decoct  mit  Schwefel- 
iäure  versetzt.  In  der  zweiten  Nacht  darauf 
war  das  Fieber  so  heüig,  dcifs  die  Patientin 
schon  phantasirte ,  die  Entzündung  hatte  sich 
über  den  ganzen  Obersckenkel  bis  zur  Wei^ 
che  und  den  Schaamtheilen  verbreitet  gehabt, 
und  sie  selbst  verlangte,  man  möge  den  Fuis 
in  einem  Zuber  Wasser  stellen,  um  den  Brfmd 
zu  löschen.  Da  ich  nun  sah,  wie  mit  den 
indirect  wirkenden  Mitteln  dieser  Entzündimg 
und  dem  dieser  entsprechenden  Fieber  keine 
Grenzen  zu  setzen  sey,  und  auch  einsähe,  dafs 
diese  Entzündung  von  jener  einer  Gesichts- 
rose nicht  wesentlich  könne  verschieden  seyn, 
und  dafs  das  Mittel,  welches  bei  dieser  sich 
so  wirksam  beweist,  auch  bei  jener  helfen 
müsse:  so  liefs  ich  gleich  frisches  Bmnnen- 
w^asser  hol^n^  und  damit  den  entzündeten 
Schenkel  mehrmalen  mitteist  eines  Schwäm- 
me« abkühlen.  Dieses  verschaffte  der  Patien- 
tin auf  der  Stelle  gro&e  Erleichterung,  beson- 
ders hinsichtlich  des  Brandes.  Die  Fieber- 
zufiille  verminderten  sich  gleichfalls  augen- 
scheinlich, und  es  kehrte  Ruhe  und  Schlaf 
zurück.  Ich  verordnete,  den  Fufs  so  oft,  und 
so  lange  abzukühlen ,  als  der  Brand  zurück- 
kehren und  anhalten  würde.  Statt  der  Ab- 
waschungen mit  einem  Schwamm  umwickelte 
man  in  der  folgenden  Nacht  auf  eignen  An- 
trieb, den  ganzen  Schenkel^ mit  aus  kaltem 
Wassef  gewundenen  Tüchern.  Am  folgenden 
Tage  war  die  Entzündung  am  untern  Schen- 
kel schon  sehr  gefallen,  die  Brandblasen  imd 
die  Fieber  -  Erscheinungen  aber  verschwun- 
den. Ich  liefs  es  geschehen,  dals  man  den 
Fufs  noch  ferner  mit  nassen  Tüchern  einwik- 
kelte ,  empfahl  aher ,  Acht  zu  haben ,  dafs  die 


—    ;88     - 

Patientin  und  'das  Bett  nicht  zu  nab 
Was  ich  venhuthete,  erfolgte.  Die  PatientiB 
wurde  in  der  folgenden  Nacht  von  neuem  'wie-  . 
der  mit  einem  Fieberfroste  befallen,  und  liels 
den  Schenkel  nun  auch  nicht  mehr  abkühlen. 
Unglücklicherweise  koimte  ich  dieselbe  auch 
an  diesem  Tage  nicht  selbst  besuchen.  Am 
3ten  Tage  darauf  erhielt  ich  Nachricht,  da£i 
es  mit  ihr  wieder  sehr  schlimm  aussehe.  Ich 
überzeugte  mich  Ton  der  Sache  selbst ,  und 
sähe',  dab  der  ganze  Schenkel,  wie  3  Tage 
früher,  wieder  stark  entzündet  und  geschwol- 
len sey,  dafs  die  Entzündimg  sich  nun  schon- 
über  den  Rücken  und  den  Bauch  verbreitet 
habe,  und  dafs  die  Fieberzufalle  mit  dieser 
Entzündung  im  Verhältnisse  seyen.  D€;n  ent- 
zündeten Schenkel  hatte  man  mit  Leinöl  und 
Silberglätte  dick  beschmiert  gehabt.  Alle  cftit- 
zündete  Stellen  liefs  ich  auf  der  Stelle  mit 
kaltem  Wasser  abwaschen,  und  so  lange  ab^ 
kühlen,  als  dieselben  sich  widernatürlich  heifo 
anfühlten.  Dieses  verschaffte  der  Patientin 
sogleich  wieder  grofse  Erleichterung.  Einige 
Tage  später ,  wo  diese  Entzündung  s(!:hon  beide 
Brüste  und  die  Oberarme  ergriffen  hatte,  und 
man  die  Abkühlungen  während  meiner  Ab-^' 
Wesenheit  aus  dem  Grunde  wieder  aussetzte, 
weil  man  meinte,  die  Entzündung  der  Brüste 
sei  eine  Folge  der  Abgewöhnuug  des  Kindes, 
und  man  nicht  wufste,  ob  auch  in  diesem 
Falle  die  Abkühlungen  zuträglich  seyen,  hatte 
das  Fieber  eine  mich  sehr  beunrulilgeiide  Be- 
schaffenheit angenommen.  Die  Palienlin  war 
betäubt,  schwerhörig,  und  durchräJlig  gewor- 
den. Die  abgehenden  Excreniente  und  der 
Urin  röcheln  sehr  übel,  und  waren  so  heifs, 
wie  kochendes  Wasser. 


.     —     89     «i* 

UeberzeugtV  äah  die  eben  bemerkten  Er- 
inungen  die  Wirkungen  der  -weit  um  sich 
gegriffenen  Entzündung,  und  dafs  jene  nur 
dadurch  sicher  zu  beseitigen  seyen,  vrenn  mau 
dieser,  mit  einem  direct  wirkenden  Mittel  si- 
cher Kinhalt  zu  thun  Termöge:  liefs  ich  die 
Patientin  gleich  am  ganzen  Korper  einigemal 
wieder  abkühlen.  Sie  befand  sich  auch  gleich 
wieder  besser  darauf.  Ich  verordnete  ihr  nun 
audi  wieder  eine  Arznei  innerlich  —  ein  /n- 
fuman  Flor»  Arrucae  mit  etwas  Camphor  und 
JESx,  vbr.  versetzt.  Von  nun  worden  meine 
Tbrschrüten  hinsichtlich  des  Abkühlens  or- 
dentlich  befolgt,  und  von  nun  ging  es  mit 
dieser  Patientin  auch  täglich  besser.  Die  roth« 
lauDartige  Entzündung  zog  sich  von  der  Brust 
bis  zum  Kinn,  und  dann  nahm  sie  auf  der 
linken  Seite  ihren  Lauf  wieder  abwärts,  und 
endete  am  linken  FuC»e,  der  beinahe  eben  so 
arg,  wie  der  rechte  sich  entzündete  und  an- 
schwoll. Mit  Ende  der  dritten  Woche  war 
endlich  auch  diese  Entzündung  mittelst  der 
Abkühlungen  wieder  gefallen,  und  von  de^* 
grobe  Grefahr  drohenden  Krankheit  nichts  meiir 
tibrig,  als  die  natürlichen  Folgen  der  dadurch 
bewirkten  Schwäche,  Die  Haut  der  mit  die- 
ser rothlau£firtigen  Entzündung  befallenen  Stel- 
len schuppte  sich  ab ,  aber  nirgends  entstand 
ein  Gesch^vür,  und  alle  Geschwulst  an  den 
Füllen  war  völlig  verschwunden. 


—     90     — 


•toM^i 


I 

I 


IV. 

Ein   Beitrag 

Diagnose  und  Aetiologie 

d  a  •       • 

Asthma  spasmodicum  chromciuiu 

siccum. 

Von 

H.    Ho  f  f  b  auer^ 

Dr.  Med.  at  CJkirnrg.,  prakt.  Arit  lu  Bieleftld. 


JLIiese  KranUieit  entsteht-  manchmal  ganz 
ohne  Vorboten,  manchmal  gehen  ihr  solche 
Yoraus.  Im  Allgemeinen  zeigen  sich  diese 
weniger  im  Anfange  der  Krankheit,  als  in 
den  spätem  Jahren  derselben,  obgleich  die« 
ses  nicht  als  feste  Regel  ohne  Ausnahme  an-^ 
zunehmen  ist.  Sie  erscheinen  auch  nicht  im- 
mer eine  bestimmte  Zeit  vor  dem  wirklichen 
Paroxysmus,  sondern  -weichen  bei  dem  einen 
Anlall  wohl  um  einige  Stunden  früher  oder 
später  gegen  den  andern  ab.  Die  Vorboten 
sind  folgende:  In  den  Fräcordien  empfindet 
der  Kranke  manchmal  einen  grofseu  Druck, 
manchmal  das  Oefiihl  einer  Kälte  und  Leere, 


—     91     — 

o^er  eiaes  Yollseyns  und  Brennens  daselbst. 
Hat   er  einen    heftigen  Krampfanfall   zu    be- 
furd^ten,   so  gehen  obige  Frooromi  nicht  sel- 
ten in  ein  Gefühl  von  Klopfen  und  Pochen  in 
der  Herzgrube  über,  das  einem  unordentlichen 
Tersiärkt^n  Herzschlage  sehr  ähnlich  ist,  und 
gewohnlich  nicht  eher  nachlälst ,  bis  die  Sjrmp- 
tome  des   schon  wirklich  ausgebildeten  Brust^ 
krampfs  sich  äuTsern.     Der  Kranke  stofst  da- 
bei hüufig  etwas  zu   einem  trocknen  Hüsteln 
an ,  das  mehr  von  einer  Stockung  des  Schleims 
in  den  Luftwegen  und  den  Lungen,   als  von 
andern    Ursachen   herzurühren   scheint.     Die 
Bespiration  erscheint   dann  mehr  oder  weni- 
ger abnorm ,  häufig  hörbar ,  mehr  retardii^  als 
beschleunigt,  das  Gleichgewicht  zwischen  den 
beiden  Acten ,    der  In  -  und  Exspiration ,  hat 
au^diort,   und  diese   Erscheinungen  nehmen 
immer  mehr  an  Heiligkeit  zu,   bis  der  ausge- 
bildete Krampf  sich  deutlich  ausspricht.     Zu- 
weilen klagt  aer  Kranke  über  Wüstseyn ,  über 
Druck   und    ziehende    Schmerzen  im   Kopfe, 
zuweilen  über  Flimmern  vor  den  Augen  mit 
Müdigkeit;  seine  Augenlieder  fallen  häufig  zu, 
sein  Gesicht  bekommt  ein  trübes  yerfallenes 
Ansehen ,  und  es  zeigen  sich  wohl  sogenannte 
Beutel  unter  den  Augen.    Kicht  selten  ist  die 
Bewegung   der  Zunge  erschwert,   und  daher 
wenig  Geläufigkeit  in  der  Sprache.     Was  die 
Verdauung  betrifft,  so  ist  auch  diese  in  der 
Regel  gestört,    daher   der  Kranke  an  Verstö- 
pfting  des  Leibes   leidet,   wohl  ein  Drücken 
des   Magens,    das   Gefühl    von   Yollheit  und 
Spannung  in   den  Präcordien   empfindet,   und 
eine    grofse    Entwicklung    von    Gas   aus  den 
KahruDgsmittein  sich  erzeugt,  woraus  die  Be- 
schwerde  der  Flatulenz,   und  dadurch  starke 


~     92     — 

Attftreibung  des  Unterleibes  entsteht.  ADen 
diesen  Störungen  in  der  Verdauung  geht  ja 
den  meisten  Fällen  ein  auffallend  starker.  Ap- 

£etit  vorher  als  einer  der  ersten  Prodromi. 
^er  abgehende  Vrin  ist  häufig ,  wa^erheO^ 
dünn  und  spastjlscii.  Als  Folge  dieser  gestör- 
ten Functioneii  des  Organismus  stellen  sich 
Unzufriedenheit  des  Kranken,  Muthlosigkeit, 
Kiedergeschlagenheity  mibrrisches  Wesen,  hau« 
Jlge  Veränderung  des  Aufenthalts,  der  Stel^ 
luiig  und  Lage  des  Körpers,  stete  Unmhe^ 
grofse  Müdigkeit  und  Hang  zum  Sphlaf  ein, 
der  aber  nur  unyollkonunen  erfolgt,  undhäi^« 
fig  von  ängstigenden  Träumen  begleitet  ist. 

Nachdem  nun  jene  Vorboten  nielir  oder 
weniger  heftig  den  Kranken  af&cirt ,  oder  sich 
auch  gar  keine  eingestellt  haben ,  erwacht  Fa-p 
ticnt  im  Anfange  dieser  Krankheit  gewähn- 
lich lim  Alitternacht,  bei  inveterirten  Fallen 
indefs  häufig  in  den  Morgenstunden,  plötzlich 
aus  dem  Schlaf,  mit  angstvollen  und  schreck- 
haften Träumen  beschäftigt,  reifst  sich  festan- 
liegende Binden  und  Kleidungsstücke  los,  kann 
sich'  Anfangs  seinen  Zustand  nicht  recht  ver- 
gegenwärtigen, stufst  häufig  abgebrochen  zum 
Hüsteln  an,  ohne  etwas  dabei  auszuwerfen, 
bleibt  im  geringern  Grade  des  Anfalls  auf  sei- 
nem Lager  aufrecht  sitzen,  stemmt  die  Ell- 
bogen auf  seine  Knie,  um  die  grofse  Thätig- 
keit  der  zum  Respirationsprocefs  dienenden 
Muskeln  zu  unterstützen.  Ist  der  Brustkrampf 
gehörig  ausgebildet,  so  ist  der  ganze  Thorax 
sammt  den  Bauchmuskeln  in  der  angestreng- 
testen Bewegung,  der  Athem  sehr  beengt, 
die  In  -  und  Exspirationen  bedeutend  retar- 
dirt,    selten    kaum    hörbar,    häufig  pfeifend, 


—     93     — 

bald  mehr  knarrcfnd  und  rasselnd,  TorzUgllch 
gilt  diefs  von  der  Inspiration.  Der  Atliein  ist 
ge^sserznaCsen  dem  Stickhusten  häufig  sehr 
ähnlich,  indem  die  Inspiration  aus  einem  Act, 
die  Exspiration  aber  aus  mehreren  besteht. 
£rstere  ist  «ehr  lang  und  tief,  so  dafs  der 
iüranke  jedesmal  so  viel  Luft  gewaltsam  ein- 
^thraet,  als  seine  Lungen  nur  aufnehmen.kon- 
nen,  letztere  aber  in  2 — 3 — 4  kürzere  Ex- 
spirationen Stolsweise  .durch  eine  Pause,  oder 
Zurückhaltung  des  Athems  abgebrochen.  Der 
Kranke  sucht  im  hohen  Grade  des  Brustkram- 

Sfes  fortwährend  den  Act  der  Exspiration  durch 
as  Anhalten  der  Luft  in  mehrere  kleinere 
Escspirationen  einzutheilen ,  um  seine  grol'se 
Angst  .dadurch  zu  vermindern ,  ein  Umstand, 
der  wohl  nicht  gut  zu  erklären  ist,  da  der 
Durchgang  der  Luft  durch  die  Luftwege  schon 
durch  den  Itrampf  der  Bronchien  und  ihrer, 
Aeste  erschwert  ist.  Jene  kleineren  Exspira- 
tionen sind  sich  an  Dauer  und  Heftigkeit  nicht 
gleich ,  sondern  immer  die  eratere  die  stärkste 
und  längste,  und  so  nehmen  sie  bis  zu  der 
letzteren  immer  an  Dauer  und  Heftigkeit  ab» 
Zugleich  erzeugt  sich  eine  grofse  Menge.  Ga^ 
im  Darmcanal,  das  den  grb£sten  EinfLuIs  auf 
den  Grad  und  die  Dauer  des  Krampfes  hat. 
Behauptet  dieses  Gas  einen  festen  Sitz,  so 
"wird  dadurch  der  Bauch  heftig  aufgetrieben, 
und  der  Krampf,  vielleicht  wohl  nur  aus  me- 
chanischen Ursachen,  indem  die  Brust  dadurch 
verengert,  und  die  Lungen  nicht  Raum  ge- 
nug zu  ihrer  gehörigen  Ausdehnung  behalten, 
verschlimmert,  sammelt  sich  aber  die  Luft 
im  obern  Theil  des  Darmkanals,  so  entstehen 
Rnctus,  im  untern,  Flatus,  und  dieser  Ab- 
gang i$t  von  so  heilsamen  Folgen,  dafs,  wel-^ 


^     94     — 

ches  ich  sdir  häufig  beobachtet  habe,  der  Krampf 
dadurch  nicht  zum  Ausbruch  kam,  odönÄretm 
er  schon  vorhanden  war,  sogleich  abnahm  tual 
gänzlich  verschwand.  Zugleich  hat  der  Kran«^ 
ke  bei  inveterirten  Fällen  dieses  Asthma's  ei-i 
nen  grofsen  Hang ,  Luft  in  den  Magen  eiit±ii-^ 
schlucken,  und  diese  dann  in  WfStäii'*4ini' 
Ructus  wieder  von  siich  zu  ^tofsen.  Bei  id« 
len  diesen  Symptomen  empfindet  der  KranlLcf 
nur  einen  stumpfen  Schmerz  in.  'dfer  gäi&Mn 
Brust,  der  aber  ängstigend  ist,  und  hat  Aet 
Krampf  schon  Stunden  oder  gar  -Tage  lang 
angehalten,  so  scfatnerzen  auch  die  Bi^stw 
und  Bauchmuskeln  in  Folge  d^r  grofteii  An* 
stre)igung.  Im  hohen  Grade  des  ParoxjrSAiÜ- 
springt  der  Kranke  vor  Angst  auch  W6hl  tMl' 
seinem  Nachtlager,  sperrt  die  Fenster  auf,  lUid* 
sucht  sich  duf ch  das  Elnathmen  einer  kalttftiy 
frisdhen  Luft  Linderung  seines  Leidens  Kd' 
verschaffen. 

Was  die  Blutclrculation  betrifft,  so  ist 
auch  diese  sehr  abnorm,  vorzüglich  in  den 
Lungen.  Der  Puls  ist  krampfhaft,  ungleich^ 
intermiittirend ,  und  der  Herzschlag  beschleu-  ' 
nigt.  Aulserördentlicher-  Kopfschmerz  nach 
dem  Grade  und  der  Beharrlichkeit  des  Kram- 

Sfes  i  vorzüglich  bei  schüttelnden  Bewegungen 
es  Kopfs.  Rothes  aufgedunsenes  Gesicht  mit 
siahr  hervorgetriebenen,  starr  blickenden,  oft 
IB^äsemen,  oft  rothlichen  Augen,  bald  Init 
Schweifsen  vor  der  Stirn,  bald  mit  dürrer 
trockiier  Haut;  stark  mit  Blut  angefüllte  6e- 
fäbe  des  Halses  und  Kopfes ,  so  dafs  der  Kranke 
die  Carotiden  oft  unwillkiüirlich  klopfen  fühlt. 
Grofse  Trockenheit  des. Mundes,  der  Nase untf 
des  Halses.     Urina  spünka^  ajuüia,  multa. 


—     9»    — 

I 

_  _  I 

Dauer,  des  Paroiz)rsiiiii8  ist  Terschie- 

imi'f  j^  nachdem  die  Gelegenheitsursache  mehr 
odtt'  weniger  bedeutend  und  anhaltend  Ut,  so 
irrie  auch  gewisse  Umstände  einen  nicht  ge-> 
n^igea  Einflnfs  auf  diesen  Krampf  haben. 
MsBefamal  dauert  der  Faroxjsmns  nur  einige 
MinQfen,  ikianchmal  mehrere  Stunden,  ja  nicht 
selten  mehrere  Tage,  mit  Remissionen  und 
Eüctobationen  begleitet.  Je  inyeterirter  die 
Kvankheit  ist,  desto  heftiger  und  anhaltender 
in  der  Regel  die  Paroxysmen  und  umgekehrt. 

Der  Zustand  der  Yerdauungsörgane  rer- 
t  hier  eine  nicht  geringe  AufinerLsamkeit, 
^mal  da  Krankheiten  mit  dem  nächtlichen 
Tjpus  häufig  in  den  Digestionswerkzeugen  ih- 
xen  Grund  haben.  Hält  der  Kranke  am  Abend 
Tor  dem  nächtlichen  Anfall  frühzeitig  eine 
frugale  Abendmahlzeit,  oder  legt  er  sich  mit 
leerem  Magen  zu,  Bette,  so  wird  der  Anfall 
iiie  in  der  Heftigkeit  sich  einstellen .  als  wenn 
der  Magen  mit  vielen  schwerverdauhchen  Nah« 
rungsmitteln  angefüllt,  und.  in  den  Stunden 
Tor  Mitternacht  mit  der  Digestion  beschäftigt 
ist.  Eben  so  heilsame  Folgen  hat  eine  jedes^ 
malige  JExcretio  aM  am  Abend. 

Nach  unbestimmter  Zelt  läfst  nun  ein  sol- 
che Anfall  von  Brustkrampf  noch  unter  Ab- 
nahme der  grofseu  Angst,  unter  Annäherung 
des  Gleichgewichts  zwischen  den  beiden  Acten. 
der  Respiration,  und  unter  regelmäfsiger,  wei- 
cher iMia  voller  werdendem  Pulse.  Der  Bjrampf 
verschvfindet,  und  der  gestörte  Kreislauf  des 
Blutes  kehrt  wieder  zum  normalen  zurück. 
Zugleich  stellt  sich  als  Folge  der  groDsen  Ab- 
apannnng  des  Körpers,  animal  nach  lange 
dauenftden  Parozjsmen»  Neigung  zum  Schlaf 


—     96     — 

ein,  es  erfolgen  Ausleerungen,  Expectomtioa 
eines  j^elblichen,   grünlichen,  häufig  glöboa«« 
Sclüeims  in  mehr  oder  weniger  groiben  Qvia&- 
titäten,  selten  mit  Blut  vermischt,  auch  wohl 
starke    Absonderung   ron   Nasenschleim^    hti 
Einigen  Nasenbluten,  das  aber  gewöhnlich  doi 
AnfaU  nur  mindert,   selten  gänzlich  entfernt; 
Ausleerung  eines  nicht  .so  häufigen,   nicht  %ß 
wasserhellen  und  zuweilen  ganz  igelben .  Urüi4 
mit  Bodensatz ;  feuchter  werdende  und  oft  Unit 
stai'ken  Schweifsen  überzogene  Haut;.  stalJ^eK 
Abgang  von  Ructus  und  endlich  häufigere.  Avs- 
ieerungen  durch  den  Stuhl.      Hat  der  Anfidl 
lange  angehalten,    so  tritt  auch  ein  nicht  un->' 
bedeutendes   Stadium  rtconvalescentioA  ein',    A^ 
die  Oeconomie  des  Organismus  in  ihrem  nh^ 
zen  Umfange  durch  jenes  topische  Leiden  sehr* 
gelitten  hat. 

Umstände,   die  aufser   den  Medicamente»- 
viel    zur    baldigen  Hebung  des  Brustkrampfi' 

beitragen,   sind  folgende: 

'    . 

1.  Ruhe  des  Körpers  und  der  Seele.  Der. 
Patient  mufs  sich  alle  Unannehmliclikeiten, 
Verdrufs,  Sorgen,  die  geschwächte  Gesund* 
heit  seines  Körpers  und  dergleichen  gänzlich 
aus  dem  Sinne  schlagen,  und  sich  nicht  yon 
Leidenschaften,  vorzüglich  nicht  von  depri- 
mirenden,  leiten  lassen;  denn  diese  Affecte 
haben  einen  augenblicklich  nachtheüigen  Ein^ 
flufs  auf  diesen  gegebenen  Krankheitszustand, 
und  der  Kranke  kann  dadurch  der  Gefahr  der 
Erstickung  nahe  gebracht  werden. 

2.   Der  Kranke  muCi  so  viel  als  möglich\ 
den   obern  Theil    des  Körpers  in   aufrechter, 
etwas  nach  vom  gebogener,  Stellung  erhaltem 

und 


— .     97     - 

■ 

und  seinem  Korper  durcb  Aufstemmen  der 
EUnbpgen  auf  die  Knie,  oder  andere  feste 
Gegenstände  einen  festen  Buhepunkt  geben, 
iirodurch  der  Respirationsprocels  bedeutend  er- 
leichtert  wird,  ist  der  Patient  sehr  abge-« 
spamit,  und  bedarf  er  deshalb  der  Ruhe,  so 
achläft  er  aufrecht  fitzend  in  einem  bequemen 
Stuhle ,  oder  legt  sich  auch  wohl  nieder,  aber 
dann  nur  auf  die  eine  oder  andere  Seite;  weil 
ihm  das  Liegen  auf  dem  Rücken  unmöglich, 
und  ihm  auf  diese  Weise  jeder  Ruhepunkt 
der  Brust  benommen  ist. 

3.  Die  Bekleidung  des  Korpers  mufs  leicht 
und  bequem  anliegend  seyn;  fest  anliegende 
Halsbinden  und  dergl^chen,  wogegen  der 
Kranke  sehr  empfindlich  ist,  müssen  gelost 
^irerden.  Auch  darf  der  Brustkasten  in  sei- 
ner nur  möglichen  Ausdehnung  nicht  gehin« 
dert  werden. 

4.  Moglicliste  Enthaltsamkeit  im  Essen 
und  Trinken ,  vorzüglich  gilt  dieb  von  schwer- 
verdaulichen, compakten  Nahrungsmitteln.  Auch 
darf  der  Kranke  keine  fette  Sachen  genie&en 
und  muls  sich  aller  Spirituosa  gänzlich  ent« 
halten. 

5.  Gehen  viele  Ructus  und  Flatus  ab,  und 
erfolgt  häufige  copiose  Stuhlausleernng ,  so 
steht  vtenigstens,  auch  wohl  nur  aus  mecha- 
nischen Ursachen,  eine  Remission  dieses  Kram- 
pfes zu  erwarten. 

6.  Jeder  Asthmatische  Hebt  in  der  Regel 
die  Einsamkeit,  wenigstens  ist  es  ihm  sehr 
unangenehm,  wenn  er  von  Menschen  beob* 
abchtet  wird,  mit  denen  er  nicht  alle  Tage 
vertraulich  umgeht,  wohl  aus  dem  einfachen 

J  oam.LVlll.  B.  S<  6t.  6 


—     98     ^ 

Grunde  des   Schaamgefiilils ,   und  weil  (Bft 
dem  Asthma  M^ie  mit  der  Epilepsie  und  aadeni 

feilt,  dals  der  Krahkie^  nehmUdi  gern  teia 
«eiden  verschweigt,  indem  beide  Krankhei- 
ten  so  schreckliche  und  aufEsdlende  Zeichen 
darbieten.  Auch  deshalb  bleibt  jeder  Asth^ 
matische  gern  allein  und  ungestört,  weil  er 
dann  keine  Veranlassung  zum  Reden  und  aich 
zu  bewegen  findet,  wodurch  der  Krampf  nodk 
stets  zunimmt  und  das  Athemholeh  erschwert 
wird. 

7.  Gute,  gehörig  temperirte  Luft  in  ei-^ 
nem  geräumigen  Wohn-  und  Schlalmiuner^ 
jedoch  im  Allgemeinen  lieber  etwas  kühl,  ab 
zu  warm.  Die  Einwirkung  einer  kühlen  Lvft 
acheint,  Tielleicht  wohl  nur  durch  Lindeml^^ 
der  vorhandenen  Blutcongestioneii  und  dsr 
StörungeA-  im  Kreislaufe,  den  Krampf,  und 
mithin  auch  die  Angst  ^twas  zu  Tennindem^ 
nur  müssen  die  FüTse  und  der  Unterleib  sl^eta 
warm  gehalten  werden. 

8.  In  einem  nicht  ganz  hohen  Grade  die- 
ser Krankheit  sind  passive  Bewegungen,  j^ 
doch  mehr  das  Reiten  als  das  Fahren,  Ton 
unglaublichen  Folgen  auf  die  Linderung  und. 
gänzliche  Entfernung  des  Krampfes,  nur  jxtub 
die  Bewegung  nicht  allzu  erschütternd  seyn. 
Active  Bewegungen  .  verschlimmern  "während 
des  Anfalls  in  jeder  Hinsicht  diese  Krankheit. 

Der  Brustkrampf  wird  heftiger  durch  al- 
les das ,  was  dem  vorher  Gesagten  gerade  ent- 
gegengesetzt isty  vorzüglich  aber  durch  grolaa 
Unruhe  des  Körpers  und  der  Seele ,  und  durch 
starke  Anfüllung  des  Magens  mit  Speisen. 
Dieffer  hat  nicht  nur  mechanisch ,  durch  Druck 


—     99     — 

tind  Veifengemng  des  Raums  in  der  Brust, 
sondern  aucb  durch  dle^  Nervearerbinduiig  mit 
den  liier  idiopathisch  leidenden  Organen, 
Bronchiabjstezn^  Lükigen  ühd  andern  ^  auf 
letztere  einen  gro&en  Einfliils« 

Sndlicii  vertragen  die  Wenigsten  Asthma-« 
tischen  die  Federbettwäriue^  und  es  ist  bes~ 
ser^  wenn  sie  sich  zum  Schlafen  gepokteirter 
Stiihlei  öder  der  Matratzen  bedienen, 

iDas  Asihmd  spasmodicutti  chronicum  iittüm 
ist  eine  intermittirende  Krankheit,  und  die 
Anfälle  kehren  zu  unbestimmter  Zeit^  zuweir 
len'  erst  nach  Monaten  Und  Jahren  ^  oft  Huf 
gai^  nicht  zu. findende  Ursachen,  tvieder.  Die 
Zufalle  treteü  dann  iin  Allgemeinen  ebdn  so 
alt  Tdrher  ein,  nach  den  ursächlichen  Mo- 
nkenten  mehr  oder  weniger  stark;  Im  An^» 
lange  der  Krankheit  bindet  sich  der  Pa-< 
rozjsmuis  gewohnlich  mehr  an  die  Stunden 
ist  Mitternacht,  nachher  aber^  wenn  jenein- 
Vetenrt  ist  ^ .  schweift  dieser  mehr  in  der  Zeit 
aus,  und  entsteht  selbst  wohl  schon  gegen 
Abend,  oder  am  Tage  nach  heftigen^kbrper« 
liehen  Anstrengungen )  Laufen^  Tanten,  Berg« 
steigen  Und  andern.  Selten  aber  bricht  der 
Aa&ll  Vor  Untergang*  der  Sonne  in  seinet 
ganten  Stärke  aus* 

^Diese  Krankheit  ist  ein  reines  Nerven- 
leiden des  BronchialsystemA ,  wobei  keine  Spur 
Ton  organischer  Mifsbildting  vorhanden  ist, 
also  ein  rein  dTnamisdies  UebeL  Die  Re« 
ceptifität  der  nervösen  Gebilde  der  Bronchien 
und  ihrer  Aeste  ist  alienirt,  üü  hoch  gestei« 
gert,  w^urch  die  contractiye  Thätigkeit  der 
Slnak^lparthien    jener    Respirationswerksettge 


—    100    — 

über  die  expnnsiTe  das  Uebergewicht  hkt,  ntii 
dadurch  .dasjenige  Leiden  sich  deutlich  Hiu^  , 
spricht  y  welches  wir  Kraihpf  nennen.  'Dieser 
itrampf  ist  aber  ein  tonischer,  indem  die  cob*- 
tractire  Thätigkeit  die  expansive  jener  Ma^ 
kularmembranen  völlig  überwindet.  Der  Site 
dieser  exaltirten  Reizbarkeit  sind  also  die  mus-  ' 
ktilösen  Tlieile  der  Luftrohre  und  ihrer  Aieste, 
ujid  die  Lungen,  das  Zwerchfell/ die  BrMt- 
und  Bauchmuskeln  scheinen  nur  secundidr 
durch  die  starke  Anstrengung  bei  der  Respi- 
ration afficirt  zu  seyn. 

r 

Diese  gesteigerte  Reizbarkeit  des  Brön- 
chialsystems  hat  entweder  in  einer  altgemei-^ 
nen  reizbaren  Constitution  des  Ktaioken,  odet 
in  einer  topisch  exaltirten  Reizbarkeit  jde^ 
Luftwege,  als Nachlafs vorhergegangener  wich-- 
tiger  Krankheiten  der  zum  Athmen  dienenden 
Organe,  ihren  Grund. 

Zu  den  Gelegenheitsursachen  gehört  ein 
: ganzes  Heer  von  schädlichen  Potenzen,  die 
die  Oekonomie  des  Organismus  in  ihrem  nor«- 
malen  Fortgang  stören.  Sie  sind  oft  sichtbar, 
oft  aber  auch  unsichtbar,  wie  diefs  überhaupt 
bei  Brustkrankheiten  nicht  selten  der  Fall  ist. 
Zu  den  erstem  gehören  offenbare  Erkältun- 
gen, krankhafre  Diathesen,  worunter  sich  die 
Arthiitis  wohl  am  meisten  auszeichnet,  vor- 
züglich wenn  diese  nicht  mehr  regelmäfsig  ist ; 
ferner  heftige  GemüthsbewegUngen  und  andere. 

Häufig  treten  nun  aber  auch  von  dem 
:chronischen  krampfigten  Asthma  Faroxysmen 
ein,  wovon  wir,  selbst  bei  der  genauesten 
Beobachtung,  kein  ursachliches  Moment  auf- 
finden können,    und  es    bleibt  kein  Zweifel 


—    101    — 

übrig ,  daBs  nicht  der  Zustand  unseref  AtmoS'« 
phäre,  dieses  Elementes,  ohne  das  kein  Ge-i 
schJSpf  auf  der  Erde  sein  Leben  einen  Au- 
genblick  fristen  kann,  ein  höchst  bedeuttad^ 
Moment  für  den  Zustand  unserer  Gesundheit 
'wäre;  denn  was  die  Atmosphäre  lunstimmt/ 
stnnmt  auch  unsern  Gesundheitszustand  um, 
und  Makrokosmus  und  Mikrokosmus  stehen 
hier  im.  genauen  Einverständnifs.  In  diesem 
liäufig  veränderten  Zustand  der  Luft  sind^ucli 
die  dimatischen  Einflüsse,  auf  die  wir  ein 
greises  Gewicht  in  Krankheiten  legen,  be-^ 
gründet,  imd  wir  müTsten  immer  zuerst  die 
atmosphärische  Luft  umzustimmen  suched', 
wenn  wir  gewisse  Krankheiten  heilen  woll^ 
ten,  was  vorzüglich  häufig  bei  rheumatischen 
und  catarrhalischen  Affectionen-  der  Fall  zu 
seyn  scheint.  Sind  es  nicht  atmosphärischer 
Veränderungen,  oder  die  verschiedenen  Jah-- 
resjieifen  u.  s.  w. ,  die  uns  leider  bei  der  Kur 
so  .  mancher  Krankheiten  im  Wege  stehen  ? 
Haben  nicht  die  Erscheinung  von  Tag'  und 
Nacht,  die  verschiedenen  Jahreszeiten,  die 
Aequinoctialerscheinungen,  der  evrige  Mond- 
wechsel, die  Gewittererscheinungen  und  an- 
dere einen  bedeutenden  Einflufs  auf  unsern 
Organismus  ?  Da  nun  unser  Körper ,  wie  be- 
kaont,  mittelst  gewisser  Organe  mit  der  At- 
mosphäre vorzüglich  in  Verbindung  steht,  so 
jnufs  auch  der  Zustand  dieser  Organe  mit  dem 
Zustande  jenes  unentbehrlichen  Nahrungsmit^ 
tels  im  genauesten  Einverständnifs  seyn.  Diese 
Organe  sind  die  der  Respiration  und  das  Haut- 
organ. Dieser  immerwährenden  unmittelbaren 
Berührung  zufolge  müssen  also  auch  Krank- 
lieiten  der  Luftwege ;  der  Brust  und  der  Haut 
Ton  atmosphärische];!  Eixifiüssen  vorzüglich  ab- 


—     102    -* 

lüilKgig  seyn.  Sp  ist  e$  nun  auch  mit  dem 
jfapynpfigten  Arthnia  ^  diesem  asth^niftclien  Ner- 
T«äeidei|.  S^ß  yrsach  liegt  häufig  in  der 
Atmosphfire,  w^nn  dl^se  ^enjg  elaitisch,  i^fe- 
i|ig  electrisch  iat ,  Treim  aie ,  yw  beim  T^esV- 
"^[finde,  Tiel  Feuchtigkeit,  Nebel,  Regen»  pnU 
hält,  Tfenn  ihr  Gehidt  ai^  p^äfulum  yUa$  gering 
ist,  und  endlich  ^fenn  häufiger  |uid  grober 
Yfitteru^igswechflel  eintritt»  ^^e  um  die  Zjeit 
der  Tag  -  und  Nachtgleiche »  yfo  grobe  Ver- 
änderungen im  Makrokosmus  vor  sich  gehen. 
Erscheint  die  Luft  ii|  diesem  Gelände,  ao 
wird  dadurch  die  Lebensthätigkeit  im  Allge« 
meinen  depotenzirt;  es  evscheinen  asthenische 
Krankheitsjpufalle»  dpch  noch  mit  ^twas  VoTp 
herrschen  der  ^enisibilitfit.  Eine  solche  trübe, 
feuchte,  Sa^erstojSairme  und  wenig  Electr^cität 
^thalt^nde  Luft  hindert  alle  unmerkliche  Ab« 
sondefungen  des  Körpers,  ein  Umstand,  der 
in  der  Regel  rheumatische  und  krampfhafte 
Vebel  hervorruft»  oder,  wenn  diese  da  sind» 
yerschlimmert. 


—     103    — 


Fälle  Yon  Bleichsucht 

Von 

pr.    D  0\r  n  b  lü  t  h, 

SU  Flau    in  AlecKlenbutg. 


£i.i  22  Jalire  alt,  mittlerer  Gröfiley 
Bchlankeix  Körper,  mit  braupen  Haaren  und 
Augen,  im  hojiern  Stande  geboren,  litt  in 
denKinderjalireii  an  keiner  bedeutenden  £^ra,nl^^ 
heit.  Die  Masern ,  ^in  kaltes  Fieber  und  die 
Kuhppck^n  überstand  sie  laicht.  Erst  im 
17ten  Jahre  trat  die  Menstruation  ein,  wel- 
f;Iier  keine  besondere  B.eschw erdien  yprangfin« 
gen.  Späterhin  war  der  jedesmalige  Eintritt 
mit  sehr  heftigen  Leibschmerzen  «verbunden, 
die  Pat,  oft  dahinbrachten,  dafs  sie  ohnmäch- 
tig das  Bette  suchen  mufste.  Sehr*  stark  wat 
der  Blutabganf^  nie,  in  der  Qualität  normal, 
von  zwei  bis  dreitägiger  Dauer.  Uebrigens 
'war  iet  ganze  Gesundheitszustand  der  bestfe. 
Im  Septbr.  1816  ging  sie  zum  Vergnügen  ^ine 
l\Ieile  aufs  Land,  als  die  Periode  Tages  vor- 
her eingetreten  war,  machte  dieselbe  Fufsreise 
nach  drei  Tagen  auch  wieder  zurück:  gleich 
'hierauf   folgender   Beschwerden  erinnert  sich 


—    104    — 

Fat.  nicfaf ,  Etwa  14  Tage  später  stellte  sich 
einr  iiberatls  grolse  Schwere  in  den  Päben 
ein ,  heftige  KppDschmerzen ,  unruhiger  Schlaf, 
Neigung  zu  Durchfallen  bei  ungestörter  Eb- 
lust,  gesellte  sich  dem  zu.  Als  Patientin  im 
October  der  Zeit  nach  ihre  Menses  erwartete, 
blieben  sie  aus.  anch  die  gewohnten  krampf- 
haften Unterleibsschmerzen  fehlten.  Nach  ei« 
nigen  Tagen  erschienen  bedeutende  anhaltende 
Kop&chmer^en ,  der.  Appetit  nahm  ab,  Fat. 
ward  von  allgemeiner  Mattigkeit  befdlen,  'so 
dafs  sie  mehrere  Tage  das  Bett  hüten  mulste« 
Die  Gesichts-  und  Hautfarbe  wurde  sehr  blab, 
vorzüglich  waren  dieXippen  stets,  besonders 
aber  nach  kleinen  Anstrengungen  ohne  Fär- 
be. Es  entstand  heftiges  Herzklopfen,  Sau- 
sen vor  den  Ohren,  welches  zunahm,  wenn 
die  Kranke  sich  im  Geringsten  bew^e,  iBe 
Btust  war  dabei  beengt,  die  Respiration  be^ 
schleunigt.  Erst  im  December  wurde  gegeil 
diesen  Zustand  ein  Arzt  berathen.  'Der  Ge- 
brauch mancher  Arzneien,  ein  Aderlafis,  wo- 
chenlang fortgesetzte  Fufs  -  und  Dampfbäder 
erzweckten,  keine  Besserung;  unordentlich 
wurde  die  Kur  von  Seiten  des  Arztes  fortge» 
setzt,  oft  war  Fat.  sich  mehrere  Wochen  selbst 
überlassen,  so  dafs  sie  bis  zum  Sommer  1817 
noch  eben  so  krank  als  im  December  w^. 
Zu  verschiedenen  Zeiten  wurden  nun .  noch 
Schröpfkopfe  an  die  Schenkel,  Bli^tegel  an  das 
Mittelfleisch  applicirt  um  die  Menstruation  her- 
vorzurufen; jedesmal  befand  Tat.  sich  aber 
nach  Anwendung  dieser  Mittel  viel  unwohler 
und  angegrüFener.  Nachdem  mein  Ilath  im 
October  1817  begehrt  war,  und  ich  obige  Er- 
zählung entgegengenommen,  ergab  die  eigene 
Erforschung  des  KraxüLheitszustandcs : 


—    105    — 

Patientin  ist  fieberfrei,    der  Puls  etwas 
liartlich  rwjschm  80  und  90,  die  Haut  ist  in 
dier  Begel;  trocken,   der  gwze  Körper  .>abge- 
magert,  ein  wahres  Sild  der  chlor o$ia^  die  Ge-- 
aiclltsfiEiirbe  i^t  gelbbleich,  die  der  Lippen  eben 
sO|   unterhalb   den  Angen  sieht  .man  JEü^ger.^ 
breite  braungelbe  Hinge.    Die  Zunge  ist  rein^ 
SiAerer  trocken,   der  Durst  grofs,  Appetit  ge«. 
ringe,   seit  etwa  8  Wochen  leidet  rat.  oft  2 
bis  3  Tage  an  Verstopfung,  der  dann  folgen* 
de  Abgtog  ist  hart  und  zusammengeballt  ^  der 
Schlaf  ist  anruhig  nicht  erquickend,    Geschafts;: 
trägheit  und  allgemeine  Mattigkeit  halten  axf, 
letstere  wird   überaus    yermehrt    durch   jede 
Anstrengung    beim    Gehen,     Treppensteigen, 
An  -  und  Auskleiden,    so  dab  Ohnmaefaten 
eintreten.    Stets  findet  bedeutendes  HerzUor 
pflan  Statt,  welches  selbst  bei  ruhigem  Sitzen 
dorch.  die  Bekleidung  sichtbar  ist,  bei  jeder 
y\m%w%»wk   Anstrengung   zum   stärksten   Pochen 
ausartet,  die  Brust  beengt,  die  Respiration  er- 
schwert, auch  Kopfschmerzen  und  Ohrensau- 
sen tnit  sich  fuhrt.     Bei   diesem  vermehrten 
HeriUopiien  ist  der  Puls  gleichzeitig  beschleu* 
nigt,  mit  jenem  von  80  bis  140  Schläge.   Bei 
gandich   passiven    Verhalten   fühlt    sich    die 
Kranke  weniger  unwohl.     Die  FiUse  sind  nach 
unten  etwas  angeschwollen,   nach  Aeufserung 
der  Kranken  so   schwer,   als  wären  sie  mit 
Blejr  ausgegossen;    die   Blutadern    schwellen 
beim  geringsten  langsamen  Gehen  sehr  an. 

Nachdem  der  Kranke  eine  ruhige  Lebens- 
weise, Vermeidung  jeder  körperlichen  und 
geistigen  Anstrengung  und  Aufregung,  passive 
Bewegung  in  freier  Luft  durch  Pahren  em- 
pfohlen, ferner  leicht  verdauliche,  doch  etwas 


-    106    — 

nfthrliafte  nicht  geharzte  ßiät  bestiittliit ;  aum 
Getrljnk  S^orgens  iizi4  Abends  ein  Gla»  "^ei« 
che«.  "Wasser,  aufsö^^^m  ein  leiehtes  gut  ge«. 
gobrnes  Bitterbier  aingerathen,  erhielt  sie  ab 
Attney :  fite,  Jliixtn  salphur.  ai;id.  TTrier,  19^ 
täl  etth^^  anii  drachm.  y.  üf.  JD.  iS,  l^agiBt 
3-1»raI  15  bis  25  Trebfen  im  nehmte.^  '^is 
znta  20.  Qctbr.  hatte  sich  der  Zustand  iamk- 
bi^r' terbessert  9  die  grofse  Mattigkeit  und  das ' 
Hetieiklopfen  sind  sq  Yerringert^  daüi  di<^  iCräa- 
kiei' kleine  Geschäfte  relrri.cbten  )cann  ofane^n- 
fiahxtie  jener  Uebei^  die  K0pf9chäier:^en  tfi»r^ 
den  'Seiten  bemerkt ,  der  App^t  ^vird  stlr^kisr^ 
puÄt'noöh  heftig,  OefEhnng  folgt  i^if  S'^Tb^ 
gen  regelmäfsig ,  der  Scliläf  TorziigUdi '  rn&ig 
und  bringt  ISrquickung.  Die  Todtenfiirbe-im 
Gesichte!  nimmt  ab,  die  Schwere  in  d^'Vor 
fsen,  ihre  Geschwulst  ist  ganz  Yergati^en.-!^ 
Tropfen  werden  fortgebi^ucht ,  dann  nunint 
Pat.  noch  jeden  »Ettäg  11  Uhr  50  Tre^^ 
T^\r\cu  ferri  pomat^  .    .  :  -  ;    . 

«  ■  •  ■  ■ 

Jpen  6.  Nov^  Di&  Arzneien  waren  lieate 
rerbraucht.  Das  äufsere  Ansehen  liefs  Tor« 
geschrittene  Besserung:  nicht  verkenneti.  Die 
bleichsüchtige  Gesichtsfarbe  war  der  -  frühen 
gesunden  gewichen,  die  lilppen  waren  gero^ 
thet,  die  braungclben  Ringe  unterhalb  der 
Augen  leichter  und  kleiner,  der  Blick  des 
Auges  rein  und  heiter.  Das  Herzpochen  isf 
bei  ruhigem  Verhalten  unbemerkbar  { •  wönn 
Pat.  schnell  geht ,  Treppen  steigt ,  tritt  .es  ge- 
ringe ein ,  Puls  und  Herzschlag  sind  aber  nach 
Ufenig  Minuten  wieder  !ruhig.  Die  Entkräf- 
tung piit  Schwere  in  den  Fiirson,  Kopfschmer- 
?5en,  ^ind  aufgehoben,  das  Ohrensausen  viel 
schwächer.     Der  Schlaf  ist  ruhig,    Pat.  fühlt 


—    107    - 

sieb  Morgens  ^aftig.  Appetit,  sehr  gut,  Durst 
vatiirlieh,  OefOiung  normal.  Statt  der  Tro- 
pfen ward'  heute  verordnet:  üec,  JSxtr.  ftrr. 
mumaU  iinc«  ß^  G^ian.  riihr.  drßchm.  ii];  ^qu. 
SUnÜu  CT.  eine,  v^.  Mixt,  sulphur,  acld*  draclim. 
y.  Tmd,  DigitaL  aether.  drachnu  J.   M.  D.  S. 

3  Blal  des  Tages  1  ETslöffel  toU, 

Dm  16.  M'dTz  traten  die  Menses  in  aller 
Hhilicht    regelmäfsig    ein,    der  FluJb  wührfe 

4  Tage,  Fat.  fühlte  sich  vorher  und  gleich 
dara^tf  äufserst  "vrohl ,  so  dals  sie  als  yollkoni^ 
inea  hergestellt  jetzt  der  Kur  jentlassen  wurde. 


Deifioiselle  £.f  16  Jahr  alt,  ftlondine 
vbSX  Torzüglich  feiner  Haut,  voii mittlerer  Cfrö- 
jjSe,  schlanken  Körper,  gewölbter  Brust,  ^t^ 
was  p]degmatischem  Temperamente,  leidet 
Bei%  mehreren  Monaten  an  Chlorpsis  im  hSch* 
pten  (irade.  Vor  1|  Jahren  ^ar  Fat.  sehr 
krank  an  ^  den  Masern ,  besonders  war  die 
Brust  aißcirt,  es  blieb  chronischer  Husten  mit 
Brustbeschwerden  und  copiöser  eiterartiger 
Auswurfe  zurück,  Tvodurch  Fatientin  sel^l^  sib- 
gemagert  wurde,  von  Kräften  kam,  und  fortr 
während  kränkelte.  Verspätete  ärztliche  Hülfe 
und  unordentlicher  Arzneigebrauch  waren  ^phl 
Ursache,  dafs  die  Brustbeschwerden  er3t  $eit 
einigen  Monaten  gemindert  worden;  es  ent- 
wickelte sich  von  der  Zeit  an  der  jetzt  aus-. 
gebildete  chlorotische  Krankheitszustand, 

Die  Kranke  ist  fiebcrfrey,  der  Puls  sehr 
matt,  80  gleichmäfsige  Schläge.  Gesicht,  Lip- 
pen, Hals  und  andere  K/>rpertheile  schoinen 
blutleer,  haben  eine  lividc  Todtenfarbe.  Das 
Auge>  ist  matt,    gelbbraune  fingerbreite  Ringe 


~    108    ~ 

lungeben  die  untern  Augenliecier.  Fat,  ist  all« 
gemein  sehr  matt  und  hinfällig  ^  dies  vrit^ 
durch  -Gehen  von  wenig  Schritten ,  selbst  dvreh 
Stehen,  besonders,  aber  durch  die  geringste 
Anstrengung  so  yermehrt,  dafs  Ohnmächten 
eintraten.  Beim  Gehen,  Treppensteigen  und 
jeder  kleinen  Beschäftigung  Termehrt  sich 
das  andauernd  Statt  findende  HerzUopfen  zum 
heftigsten  Pochen  gegen  die  Brust.  Fat.  .ist 
träge  und  unlustig  zu  jedem  Geschäfte',  i^- 
Tserst  reizbar,  so  dafs  sie  leicht  und  oft  ia 
Thränen  schwimmt.  Es  entstehen  oft  o)uie 
Veranlassung,  besonders  nach  Gemüthsiein- 
.  drücken 9  nach  Bewegung,'  nach  der  Mahlzeit 
etc.^1  s^u^  heftige  Brus^ämpfe,  von  denea 
Fat.  nur  durch  Ruhe,  hoiizontale  Lage  im 
Bette  und  Befreiung  von  ihren  Kleidern  tA^ 
lassen  wird;  sie  klagt  dann  über  queer  dürcJl 
die  "Brust  schiefsende  Stiche,  Beklemmiing;, 
Erschwerung  der  Respiration,  über  Kreur* 
schmerzen  und  grofser  Angst. .  Der  Fuls  ist 
dabei  beschleunigt,  krampfhaft.  Durst  in  der  . 
Regel  stark ,  Appetit  und  Schlaf  ziemlich  gut, 
Fat.  leidet  oft  2  bis  4  Tage  an  Verstopfung, 
der  JSann  folgende  Stuhlgang  ist  stets  hart  und 
geringe.  Die  Menstruation  tritt  der  Zeit  nach 
xegelmäfsig  ein ,  der  Abgang  ist  aber  unbedeu« 
tend,  schleimigten  Fleischwasser  ahuU(;h. 

Nachdem  das  Verhalten  und  die  Diät  dem 
Zustande  und  der  Kur  gemafs  bestimmt  war, 
erhielt  Fat.  den  10.  Jul. :  Mec.  Extr.  Gramm, 
Fumar.  Kali  acetic,  ana  unc^  ß.  Aqu.  Menth,  er, 
imc.  ix.  Tinct»  Aurant,  drachm.  ij.  M^  X>.  5. 
4  Elslöffel  täglich  zu  nehmen. 

Am  I6ten  ward  neben  dieser  Arznei  ver- 
ordnet :  JKec.  Gmi  CaWan.  Ammoniaci^  Kali  su/« 


—    109    — 

Sajpon.  mcJrc»  nna  drachm.  ij.  Mxtr,  Tom 
taxüci  q,  s.  ut  /.  pU.  p.  gr.  ij,  contp,  Lycop, 
Di  Sm  Morgens  und  Abends  10  Pillen.  Rec» 
Tbwi*  Valerian»  aaher.  dracJim.  iß.  Oh  Mentfu 
pip^  gtt.j.  M.  D.  S.  Belj£raiupfanfallen  15 
bis  20  Tropfen  zur  Zeit. 

Nadi  8  Tagen  traten^  die  Brustkrämpfe 
gelinder  und  s^tner  auf,  der  Sehlaf  ruhiger, 
Appetit  in  Zunalune ,  jeden  zweiten  Tag  folgte 
Shüilausleerung.  Am  24.  Julius  ward  statt 
der  bisherigen  Mixtur  gegeben:  iRec*  Extr* 
Graxmn.  TrifoL  ana  unc.  ß.  Natu  siüphunc  unc^ß^ 
Aqu.  Menth»  etm  imcm  vüj.  Tincu  Fern  pomaL,  Aiu 
rani.  ana  drachm.  (/.  Af  .  D.  S,  Tägli^k  4  Mai 
1  EMi^TeL 

Bis  zum  3.  August  folgendes  Resultat  d)er 
K.ur:  Schon  seit  8  Tagen  wurden  keine  Tro- 
pfen gebtaucht ,  weil  die  Brust  frei  von  Krampf-^ 
anfallen  blieb.  Das  Herzklopfen  witd  nur 
tioch  beim  Gehen  ^  Treppensteigen  und  andern 
Geschäften,  aber  viel  schwächer  als  früherhin 
bemerkt.  Schlaf  und  Appetit  vortrefflith,  Oeff- 
nung  fblgt  täglich  normd.  Patientin  fangt  ^n 
i^eitere  Fufstouren  ohne  grofse  Ermüdung  2u 
machen,  indem  die  Bleischwere  aus  den  Fü- 
tsen  mit  der  allgemeinen  Mattigkeit  weicht; 
die  Kräfte  nehmen  bedeutend  zu ,  Lippen  und 
"Wangen  rolhen  sich,  das  Auge  ist  heiterer, 
die  braungelben  Ringe  sind  wenig  zu  bemer-« 
Len,  das  Gemiith  ist  fröhlich.  Husten  ganz 
▼ergangen.  Mixtur  und  Pillen  wurden  bis 
zum  11.  Aug.  genonmien,  und  nun  gegeben: 
JZec.  TincL  Ferr,  pom^  drachm.  xj.  aromat.  acid. 
drachm.  ij.  M.  D.  S.  3  Mal  Tages  40  Tropfen. 
Am  20.   August    trat    die    Menstruation    ein, 

i  etwas  unwohler  Zustand,   Kreuz  -  und 


—    ilO    - 

UnterleibBsdunerzen.  Zwei  Tage  dauerte  de^ 
Flufo,  etwas  mehr  gefärbt  als  fruh^rhin ,  lUuJi 
ihrer  Beeedigung  Portschritte  in  der  Besserung, 

Den  30.  Aug.  In  den  letzten  8  Tagen 
recht  bemerkbare  Besserung.  Alle  Verrid^« 
tungen  fast  norihal,  beim  Gehen  iuhlt  di^ 
Kranke  noch  etwas  Herzklopfen;  Ohne  Er« 
miidiing  macht  sie  stundenlange  Frömenadän; 
Beim  Gebrauche  folgender  Tropfeh:.  Rtc.  Zfaicr» 
FerH  pomau  drachm,  vj,  DigitaL  aeih^  drachrrujA 
Mixt,  süfph.  acid*  drachm.  ij.  M.  D.  A  3  Hai 
Tages  30  Tropfen,  war  Patientin  nach  14  Ta« 
gen  Yollkömmen  hergestellt.  Zur  gehörigtet 
Zeit  stellten  sich  im  Septbr.  und  Octbr.  di« 
nun  auch  in  qualitate  normalen  Blenses  (sin*   ■  ■ 


•  * 


Deibolselle   X«,   23  Jahre  alt  4  Blondin^^ 
:piittlerer  Gröfsej   phlegmatisch  -  sangiiihischen 
Temperaments,    reizbaren   Gemüths^   war  bis 
zum    12ten    Jahre    gesuud.      Nach    Erkältung 
beim   Baden   in   der   Ostsee  entwickelten  dich 
ein  rheumatisch -arthrilisclies  Allgemeinleiden^ 
welches  chronisch  wurde ,  und  bleibende  theil<^ 
weise  Lähmung   der   rechten  Hand^    so    wid 
im   rechten  Uürtgelenke   solche  Störung  hac)^  . 
und  nach  herbeiführte  ^  wodurch  der  freie  Gang 
sehr    behindert    wurde.       Jetzt  litt  ratieniiii 
seit  mehreren  Monaten  an  bedeutender  Bleiich-* 
sudiij    welche    durch  längern   Gebrauch  Tolt 
Arzneien^  an  ihrem   Geburtsorte    nicht  geho-^ 
ben    werden    konnte.     Als    mir    Gelegenh^l 
lif ai'd , .  die  Kranke  einige  Wochen  zu   beolM 
acbten  ^  war  sie  in  folgendem  Zustande :  Di^ 
Haut  des  Korpers  schien  blutleer,   hatte   die 
gewohnliche  chlorotisdie  gelblichweiTse  Farbea 


a    111    « 

X  Anhaltencte  jyiattigkeit  nahm  nach  kleinen  Be- 
wegungen bis  zur  Ohnii'jacht  zu,  Trägheit 
iuad  Unlust  zu  Geschähen  resultirte  darniis. 
Unrulijger  Schlaf,  durch  ängstliche  Träume 
gettörtj  behinderte  jede  Erquickung;  wochexi- 
lang. litt  Fat»  an  furchtbaren  Kopfschmerzen, 
XU  Zeiten  an  Trismus  dolonfio.  Sauvag»  .  Die 
Reprodüction  war  sehr  gefährdet,  Zunge  inatt- 
w^&9  Miind  trocken^  Durst  grofs,  Appetit 
geri|i§(l,  gegen  die  mehrsten  Speisen  hatte 
Fat;  Widervrillen,  dann  wieder  einigt  Tage 
HeiAhuBger  auf  manche  Dinge ,  als  aaure 
Blüch,  Buttermilch^  grobes  Brod;  Neigung 
ZQ  Schweifsen  wechsele  mit  trockner  Haut. 
Fatientin  litt  an  Verstopfung  oft  3  bis  4  Tage^ 
es  folgte  dann  mit  Anstrengung  geringe. höchst 
verhärtete  Stuhlausleerung.  Der  Unterleib  war 
stets  angespannt,  hart  und  aufgetrieben.  Seit 
Monaten  erschienen  die  Menses  unregehnäfsig 
dix  Zeit  nach,  bald  alle  14  Tage,  dann  wie- 
der in  vielen  Wochen  nur  sparsam.  Herz^ 
klopfen  ^ar  immer  vorhanden,  nahid  bei  al- 
len. Bewegungen  bedeutend  zu. 

•  Die  im  Jahr  18(6  durch  Hrn.  Kychenthal 
in  Goldberg  entdeckte  eisenhaltige  Mineral- 
quelle' *) ,  welche  ich  durch  öftere  Besuche 
und  manche  Beobachtung,  bei  daselbst  Hülfe 
suchenden  Kranken,  genau  kennen  zu  lernen 
Gelegenheit  halte   **),    schien  mir   geeignet, 

*)  Betcbreibung  der  Stablquelle  bu  Goldberg^ 
▼on  TV.  Krüger  in  Rostock,  mit  einem  Vor- 
worte vom  Gel).  B.  S.  G»  Voetil,  Roitock  i8i8* 
—  Die  Mineralquelle  zu  Gofdberg»  eine  Dar- 
atellang  TÖm  Prof.  Masius  in  Hostock«  8«  Det« 
•en  Vandalia.  Apiil  1819» 

^*)  Annalen  des  Gesundbriinncnt  xti  Goldbergi 
Ton  Dr.  Dornemann.  i8i8  — 19  — ao« 


—    «2    P-. 

für  dlefien  indiTiduellen  Fall  .ton  Nutcen  eu 
sayn. 

Meine  Kranlie  reisete  Im  Julius  1817  nach 
Goldberg,    der  innere  und  äufsere  Geixraiich 
dieses    Mineralwassers    hatte   folgenden    £in- 
flufs.     Das  erste   Bad  bewirkte  unerträgliche 
Müdigkeit  für   den  Tag,    wovon  am  andern 
Morgen  keine  Spur.     Sowohl  in  als  auch  nach 
dem    zweiten   und    dritten  Bade  fühlte  Fat« 
sich  sehr  behaglich,  viel  leichter  als  vor  dem 
Bade.     Der  Schlaf  in  deü  ersten  Tagen  «ehr 
^unruhig,    späterhin  auDserst  fest,   nicht  durch 
Traume  beunruhigt,  heiteres  Erwachen,  fohl-« 
bare  Erquickung.     Es  entstand  heftiges  Haut-« 
jucken,  copiöser  Schweifs.    Das  /Trinken  von 
2  bis  4   Gläsern    (a  3   Unzen)  Wasser,    be^ 
wirkte  anfangs  jeden  zweiten  Tag,  zuerst  ver^ 
härtete    Abgänge    mit  Schmerzen  im   Unter« 
leibe    verbunden,    letztere    gaben    sich   bald. 
iSechs  Tage  spätsir  folgte  jeden  Morgen  reich-« 
liehe  breiige  Oeffiiung.     Schon  nach  10  Tagen 
war  mit  dieser  Kranken  eine,  jedem  Bade^ 
gaste   auffallende   Veränderung,    vorgegangen. 
Das  Uvide  todtenblasse  Gesicht  gewann  Farbe^ 
es  zeigte    sich  bleibende  Rolhe   der  Wangen 
und  Lippen,  das  Auge  ward  lebhaft,  das  Ge^ 
müth  heilerer,   die  Kräfte  nahmen  täglich  zu, 
Tat.   vermochte   Stundenlang  ohne  Ermüdung 
zu  gehen;    der  Appetit  wurde  starker,    Durst 
minderte   sich,    Kopfschmerzen   fehlten  g^nz. 
Nachdem  21  Bnder  genommen,   war  Pat.  von 
ihrem  bleichsiichtigen  Zustande  villlig  befreit, 
ohne  irgend  eine  Arznei  wähi*end  der  Bade« 
zeit  genommen  zu  haben. 

Bei- 


—    113    — 

Beiläufig  führe  ich  hier  von   dem  Gold- 
berger  Gesundbrunnen  noch  an,  dals  derselbe 
von  Jahr  zu  Jahr  seinen  Ruf  in  Heilung  der 
für   ihn  geeigneten  Krankheitsfälle  mehr  be- 
<vrährt  hat. ,   Besonders    wirksam    zeigte  sich 
das  warme  Bad  in  veralteten  rheumatischen 
und  gichtischen  Beschwerden  mit  Gelenkstei- 
figkeit   und    Lähmung  |    bei   Hämorrhoidalbe«- 
schwerden,    Neigung    zu    Verstopfung ,    Ter- 
BcUeimung  des  Unterleibes ,  in  manchen  Haut- 
krankheiten ,  besonders    wirksam  war  es  .ge- 
gen Flechten. 

(Die  Forttetsang  folgt.) 


lenn.  LTllI,  B.  5.  Su  H 


—    114    — 


VI. 

Kurze    Nachrichten 

w 

und 


Auszüge. 


1. 

Bade  -  Chronik   vom  Jahre  18^5» 


fFoTuetzung.   S.  vor,  Stück.) 


%.   Die  Brunnen  *  und  Jf^olkenanstah  zu   SalzBrunn . 
im  Schlesischen  Gebirge, 

JL^f  ist  gewiCs  eine  höchst  erfreuliche  Ersehet* 
itungy  wenn  .eine  Anstalt,  die  eins  der  vorzfiglich»* 
sten  Erdengüter,  die  Gesundheit  y  sich  cum  Gegen« 
stsMde  ihrer  Wirksamkeit  erkohren  hat»  ein  fröh- 
liches Gedeihen  gewinnt  >  und  alljährlich  ihre 
Wirksamkeit  immer  tiefer  begründet >  und  lunfas» 
Sender  erweitert, 

Diese  Erscheinung  bietet  unsere  Brunnen-  und 
Molkenanstalt  in  Salsbrunn  dar.  Durch  sich  selbst 
im  Stillen  aufgewacht  und  ins  Leben  getreten,  durch 
ihre  günstigen  Erfolge  bald. in  den  Besitz  einei 
grofsen  Vertrauens  gesetzt»  ist  sie  nun  so  empov- 
gewtchsen»  dafs  sie  unter  ihren  Schwestern  '  in 
Teutschland  einen  rühmlichen  Plats  einnimmt^  und 


—     115    — 

svrir  einen  Plitz»    den    ihr  jetzt   die  erfahrensten 
oad  berflhmtetten   Aerzte   der  östlichen  und  nörd- 
hthm  Provinzen  des  Preufs.  Staats»   so  wie  Polens 
und  anderer  Nachbarländer»  selbst  anweisen.    Un* 
tir  den  vielen  günstigen'  Urtheilen  berAhmter  Aerz- 
te»  beziehe  ich  mich  nur  auf  das  unsera  Terehrten 
Hufeland  und  des  Hm.  Prof.  Osann^   weil  beide  in 
ihren  Zeitschriften   sie   mehreren al   offen tli^  aus- 
jtsprochen  haben. 

Der  vergangene  Sommer  hat  das  herrliche  Ge- 
deihen unserer  Kuranstalt  abermals  dargethan ,  denn 
die  Zahl  der  Kurgäste  stieg  bis  auf  712 ,  und  Aber. 
traf  also  die  Zahl  des  Sommers  1Q22  um  fast  200. 
£ben  $0  flberstiee  die  Zahl  der  versendeten  Fk- 
jchen  die  des  vorhergehenden  um  iiooo;  denn  wir 
"rersendeten  diesmal  etwas  mehr  noch  als  83000 
FUs«hen. 

Ja  das  Vertrauen  su  unserer  Anstalt  war  so 
pob»  dafs  selbst  Sterbende  sich  nicht  abhalten  lie« 
Tsen ,  sie  anfzosuchen »  und  so  geschah  es  dean» 
dafs  7  an  vollendeter  Lungenschwindsucht  Leiden- 
de bald  nach  ihrer  Ankunft  innerhalb  s  bis  4  Ta« 
fen  starben»  mit  Ausnahme  zweier»  die  mehrero 
age  lineer  lebten»  jedoch  eben  so  wenig  wie  die 
•rstem  £e  Kur  gebrauchen  konnten.  Eine  achte 
Kranke»  die  wir  mer  verloren»  war  eine  bejahrte 
nielancholische  Frau.  Sie  brachte  detai  Keim  eines 
bösartigen  Fiebers  mit»  der  sich  bald  nach  ihrer 
Anhonlt  som  gefährlichsten  Nervenfieber  entwik- 
lielte»  an  welchem  sie  verschied»  ohne  dafs  man 
nm  bewegen  konnte  irgend  eine  Arznei  zu  neh- 
(■«a.  Von  einer  Brunnenkur  konnte  also  auch  in 
diaseoi  Falle  keine  Rede  seyn. 

Desto  gflnstiger  waren  im  Ganzen  die  Erfolge 
aller  derer»  welche  die  Kur  wirklich  gebrauchen 
ioBittep, 

Was  die  einzelneti  Krankheitsformen  anbetrifft» 
fo'  traren  sie  im  Allgemeinen  wieder  dieselben» 
"Wlli  in  den  früheren  Jahren,  und  wie  sie  sich  auch  , 
inunat  gleichen  müssen;  so  dafs  der  Erfolg  dieses 
Jahres  nur  die  tausendfältige  Erfahrung  nrüherer 
Jabr«  bestätigte. 

H  2 


~     116    — 

Untere  Minerilqnellen  und  die  meist  mit  ihnea 
in  Verbindung  gebrauchten  lüficn  Ziegeumolken, ' 
sind  ein  sicheres  Heilmittel  gegen  alle  Arten  von 
noch  heilbaren  LungenKrankheiien,  gegen  sehr  viele 
Unterleibsbescliwerden  »  welclie  durch  pUthora  mb» 
domirthlis  entstehen,  und  gegen  manche  Krankhei-  . 
ten  des  reproductiven  Systems.  Soll  nun  ron  ^en 
Erfolgen  der  Kur  in  diesei^  Jahre  nach  allen  ein- 
zelnen Fällen  die  Rede  seyn»  so  ist  die  bekeifnte  ' 
Erfahrung  zu  berücksichtigen y  dafs  die  Erfolge  delt 
Brunnenkttren  oft  mehrere  Wochen  nach  dem  Ge- 
hrauch  derselben  sich  erjt  kund  machen;  daher  ist 
das  Urtheil  eleich  am  Ende  der  Kurseit  nicht  im-*- 
-mer  .das  richtige.  Jedoch  will  ich,  so  weite  «it 
möglich  ist  9  wieder  die  einzelnen  BeobachtuDgttH 
anfahren^ 

t)ie  2ahi  derer ,  welche  an  XiUngenscEwindfc 
sucht  litten y  belief  sich  auf  58«  7  starben,  wie 
kchon  erwähnt^  ohne  die  Kur  zu  gebrauchen;  l^or- 
reichten  nur  eine  sehr  geringe  und  wohl  nibht 
lange  dauernde  Linderung  ihrer  I^icideA ,  die  Obri« 
een  aber  gingen  aufs  neue  gestärkt  und  erholt  in 
ihre  Heimath  zürQck.  Die  meisten  von  diesen  hat- 
ten früher  schon  einmal  unsere  Anstalt  ^  besttohr» 
wyd  es  war  wohl  kein  Zweifel  >  dafs  sie  die  Erhal-  \ 
tunfi;  ihres  Lebens,  und  die  leidliche  Gesnkidheit 
nächst  der  sorgsamen  Diät  ganz  allein  unserm  Ob«r- 
]brunnen  verdankten.  Fast  alle  Würden  Stoff  eit 
höchst  snziehend eh  Krankengeschichten  geben^  wenn 
der  Raum  sie  hier   bekiinnt  zu  machen  ge'stattetef.  ' 

22  andere  jenen  sehr  ähnliche  Kranke  litten  an 
einzelnen  Lungengeschwüren  und  deren  Folgen^ 
und  worden  auch  von  vielen  Aerzten  für  Tollen- 
det  lungenschwindsüchtig  gehalten  worden  seyn« 
piestn  allen  ward  grofse  Erleichterunj^  ^  mehreren 
sogar  vollständige  Genesung^  deren  sie  sich  noch 
eru'euen«  Ueber  diese  Krankheitsform  der  Lungen 
behalte  ich  mir  vor,  mit  der  2eit  einmal  in  •die- 
sen Blättern  das  Für  und  Wider  ausführlich  aus* 
ansprechen  y  sobald  mich  eine  sorgfältise^  fortge» 
setzte  Beobachtung  dazu  noch  mehr  wird  in  Stand 
gesetzt  haben. 

Unter  7  LuftröhrenBchwindsüchtigen  blieb  die 
Kor  an  a  gans  ferMigloik    Bei  eine  ^  ein  Thierarst 


w    117    — 

ans  Z.5  w«r  nicht  xnebr  fähig »  Aicfsende  Sachen 
hinimteriuf cfalucken y  aufser  mit  der  gröfsten  An- 
strengung. Wie  wollte  er  mit  Erfolg  eine  Bnin- 
Kien  -  und  MolKenkur  gebvtuchen  ?  Die  übrigen 
fkndMi  grofae  Erleichterung  und  Erholune,  das  Fie- 
ber Texschwand  2  der  Körper  gewann  Flei^h  und 
Kräfte,  ja  es  besserte  sich  sogar  bei  einigen  der 
Ton  dar  Stimme.  Im  Sommer  2Q22  war  nur  eine 
cinsige  Kranke  zur  Kur  anwesend^  welche  ich  für 
-wirkfich  luftröhrenschwindsüchtlg  halten  konnte; 
aie  WAT  fast  gans  stimmlos,  und  bei  heftigem  Hu- 
sten und  Fieber  ganz  abgezehrt.  Dabei  zeigten  sich 
aber  heftige  Krämpfe^  und  die  Krankhert  schien  eoa 
eausn  hysterica  entstanden  zu  leyn.  Ich  Hefs  den 
Oberbrunnen  mit  Eselinnenmilch  trinken,  und  in 
Klystieren  mit  Äsend  anwenden.  Der  Zustand  bes- 
serte lieb  nach  und  nsich,  die  mit,<^ebrachten  im- 
mar^hrenden  Zugpflaster  am  Halse  und  im  Nacken 
konnte  ich  abnehmen  lassen,  nur  beide  Fontanel- 
len an  den  Oberarmen  behielt  ich  bey„  und  mit  guter 
Stimme  und  fast  ohne  allen  Husten  verliefs  uns  die 
Patientin  nach  14  Wochen.  In  diesem  letstvercange* 
nen  Sammer  kehrte  sie  lyieder  zu  uns  zurück,  auf 
eine  andere  Art  erkrankt,  aber  gewifs  aus  ders^l* 
|>en  Ursache  wie  früher,  welche  Ursache  bei  die- 
ser Kranken  auch  schwerlich  ganz  gehoben  werden 
^i^ird«  Anflille  von  Herzentzündungen  hatten  sie  in' 
den  ersten  Monaten  des  Frühlings  gequält,  und  mit 
Hälfe  ihres  höchst  erfahrnen  Arztes,  hatte  sie  awar 
aucb  diese  Leiden  fiberstanden;  aber  die  natürliche 
Folge,  eine  Abzehrung,  brachte  sie  wieder  in  un- 
sere Anstalt,  und  auch  diesmal  ward  ihr  wieder 
Erholung  und  neue  Lebenskraft,  ob  sie  wohl  wäh- 
rend dem  Gebrauch  der  Kur  einen  neuen  Anfall 
von  Herzenuündung  überwinden  mufite. 

Soleher  Kranker,  welche  an  chronischer  Hcf- 
'  serkeit  und  Halsbeschwerden  litten  ,  namentlich  au 
Trockenheit,  Brennen,  Drücken  und  Stechen  im 
Halse,  denen  das  anhaltende  Sprechen  schwer  wur- 
de, und  der  Ton  der  Stimme  nicht  aushalten  w^oU- 
te,  waren  a8  anwesend.  Sie  wurden  mehr  oder 
-«reniger  von  der  Luftröhr'enschwindsucbt  bedroht, 
und  bemerkten  doch  alle  schon  während  der  Kur 
einen  mehr  oder  minder  günstigen  Erfolg.  9  von 
ihnen  besuchten  den  Brunnen'  zum  zweiten  Mal,  ^ 
und  4  schienen  ToUständig  genesen  zu  seyn. 


.-1 


—     118    — 

Groft  wir  die  Zihl  dertr,  welch«  tn  togenaut» 
ter  Lungensehwäche  litten,  189^  -^  Mannichfaltig 
aprachen  sich  ihre  Leiden  aus,  achr  yerachieden 
waren  die  Grade  ihres  .l^ankseyna.  Viele  waten 
der  Schwindsucht  nahe ,  und  werden  ihr  nur  diixch  ■ 
aorgfahige  Diät  und  Wiederholung  unserer  oder 
einer  ahnlichen   Kur  entgehen,   andern  schien  fett 

Sar  nichts  zu  fehle n,  waren  aber  darum  nichc  min- 
er  in  Gefahr.  Viele  waren  Blutspucker,  oiaigiB 
hatten  schon  heftige  Blutstfirze  aberstanden,  min« 
che  hatten  selbst  oft  und  lange  schon  eefieberty 
brachten  das  Fieber  sogar  noch  mit»  und  waren 
aehr  mager  geworden;  und  diese  alle  gebnuicliten 
die  Kur  mit  gutem  Erfolge ,  selbst  die  nicht  ausge- 
nommen, denen  die  Krankheit  durch  die  Consti- 
tution angehörte,  und  nur  im  Glflcksfalle  ein'laa- 
fies  Leben  retten  werden.  Ausgeseichnet  war  «in 
junges  Mädchen  von  I7  Jahren  mit  vollkominen 
phthisischem  Habitus.  Der  zart  und  schmal  gebanta 
körper,  die  blakende  Röthe  der  Wanjgen .  die  wei» 
fse  durchscheinende  Haut,  die  fast  ourchsichtiiMn 
tief  rothen  Lippen  ,  ja  selbst  die  gekrammten  Jli« 
gel  liefsen  der  Hoffnung  wenig  Raum»  und  dain 
noch  oft  Anfälle  von  heftigem  Blutspucken ,  atar* 
kern  Husten  und  anhaltendem  Fieber.  Die  Knnli« 
trank  den  Oberbnmnen  mit  Eselinnenmilch  ^  thmri» 
stand  glacklich  einen  heftigen  Anfall  von  Blut- 
apucken,  der  sie  aber  14  Tage  in  der  Kur  unter- 
brach, und  ging  dennoch  wider  alles  Erwarten 
wohl  und  munter  nach  ihrer  Heimath  znraek»  nnd 
befand  sich  auch  noch  vor  Kurzem  recht  wohl« 
Leider  lebt  die  Patientin  far  gewöhnlich  iii  einem 
rauhen  Gebirgsklima,  möchte  darum  ihre  Zukunft 
ganstiger  seyn,  als  die  Erfahrung  uns  zu  farehten 
berechtiget!  Eine  Menge  einzelner  ähnlicher  re6hc 
merkwürdiger  Krankengeschichten  lägen  mir  anr 
Mittheilung  vor,  wenn  ich  in  diesen  Blättern  mehr 
Raum  in  Anspruch  nehmen  dürfte.  i5  dieser  Kren« 
ken  waren  besondere  an  einem  höchst  reizbaren 
Kervensystera  erkrankt ,  welches  sich  ganz  vorzüg- 
lieh  durch  Lungenleiden  kund  au  machen  actien. 
Eine  28j^hrige  Frau  wurde  mir  als  vollendet  1ns- 
fensüchtig  empfohlen»  da  ihre  Krankheit  aber  mehr 
im  Nervensystem  als  im  Gcfäfssystem  begründot 
wtri  so  verliefs  sie  uns  sehr  munter  und  erholt. 


—     119    — 

95  Knrgfttte»  welobe  «n  vtraltet«!!  lit^ngenkt- 
tarrhen  mit  vernielirtor  Schloimabaonüdemng  litten» 
lioiiiiteA  TennÖge  des  lange  und  tief  eineewarzel- 
ten  Uebels,  und  «uin  Thei^  Termöee  inret  yireit 
▼orgerilokceii  Alters  nicht  gcneseu»  aoob  erhielten 
■io  «llo  grolse  Erleichterung  ihrer  Leiden,  und  ge« 
ip^nnen  aurserordeutlich  i^n  Kräften.  Gfinitiger  war 
maiac  die  Wirkung  bei  idenen^  deren  chronische 
Bruicafection  Blennorrhoe,  Asthma  etc.  rein  Ton 
Unterleibsbeschwerden  herrAhirte,  ^nd  von  denen 
einige  aach  an  heftigen  Blntstarze^i  gelitten  hatten, 
▼eranlafst  durch  irregeleitete  Hämorrhoiden  pder 
Mettitruation.  Ihre  Zshl  war  54,  und  5  von  ihnen 
Viraren  schon  durch  einen  fr^hern  Besuch  der  An- 
stalt genesen  j,  und  gebrauchten  diesma}  nur  die  Kur 
äTopfiylahtisch.  Selbst  diejenigen  dieser  Kranken, 
eren  Leiden  zu  einer  wahren  Absehrung,  phthi- 
sit  ex  ahdqmine,  tabes,  gesteigert  war,  und  deren 
a6  dio  Kur  gebrauchten ,  blieben  nicht  ohne  Brfole, 
mit  Ansnahme  von  6,  denen  kein  |{eUmittel  je  Hülfe 
bringen  wir4 

Im  Sommer  1822  kam  ein  Gärtner  aus  Bfiihmen, 
Wm^  als  ein  solcher  Abzehrender  zu  uns.  Die  gänz- 
lich gestörte  Verdauung,  namenilich  durch  die  er- 
krankten MesenteriAldrftsen,  hatten  ihn  mit  Hülfe 
dee  Fiebers  und  einer  starken  Blennorrhoe  der  Lun- 
gen gänslich  abgemagert,  Nach  6  Wochen  verliefs 
er  uns  mit  vielen  üo£Fnungcn,  aber  "wie  waren 
diese  nicht  übertrofFen,  als  er  ia  diesem  Sommer 
ant  Wiederholung  der  Kur  als  ein  starker  gesunder 
Mann  surfickkehrtc ,  den  ich  kaum  wieder  erkannte ! 

Allen  diesen  Brustkranken  will  ich  noch  die- 
jenigen anreihen,  welche  an  Herzbeschwerden  lit- 
ten, namentlich  an  heftigem  Hersklopfen  und  Be- 
Ingstlgangen.  Ihrer  waren  7,  von  denen  3  die 
Kur  prophylaktisch  sebrsuchten,  indem  sie  durch 
einen  frühern  Besuch  unserer  Anstalt  geheilt  wur- 
den, und  seitdem  gesund  geblieben  waren. 

Die  zweite  Hauptabtheilung  unserer  Kurgäste, 
die  Unterleibskranken  war,  wie  auch  sonst,  etw^as 
vreniger  zahlreich  als  die  der  Brustkranken,  doch 
möchte  der  Unterschied  fast  versehwinden ,  wenn 
die  3  letzten  Gattungen  der  Brustkranken  noch  je- 
nen 'sugegeben  würden »  denen  sie  doch  auch  ei- 


—    t20    — 

gtBÜUh  ang«li5r«B9  denn  la  der  enten  AbtbMlmic 
gthörtn  tio  nur  lymptomAtisch. 

Plethora  abdominalis  war  meift  dio  hegrlUtd^n« 
do  Ursaehe  dor  Lfciden  dieser  leUterzi  Ahiheilnng, 
vnd  togenannte  Hftmorrhoidazii  nahmen  die  firOftce 
Zabl  ein ,  nehnliob  i^  Die  groff e  MfnnicnnltijB^ 
keit  dieser  Krankheitsform  seilte  sich  auch  dieupal 
wieder  hei  meinen  Kurgästen.  Der  gröfsera  fhM 
litt  an  Obstrnktionen 9  Tfenjge  an  Diarrhöen,  wul. 
bei  nur  sehr  wenigen  (etwa  6)  blieb  die  Kor  geai 
erfolglaff.  .  Ob  einige  später  die  guten  Wirka^en 
wieder  Terlieren  werden,  oh  sie  bei  andern  SSm 
noch  erhöhen,  und  ob  die  wenigen,  die  sie  an  de? 
Quelle  noch  gänslich  vermifsten,  nach  erhalten 
werden,  kann  nur  die  Zeit  lehren ,  und  wird  auch 
wohl  besonders  von  der  Diät  abhängen.  Pergönstige 
SinBufs  unserer  Mineralquellen  auf  diese  KraiuL 
heisfornen  ist  unwiderlegbar  durch  riete  hundert 
Erfahrungen  dargethan.  In  dieser  Form  selgcen 
•ich  aucn  wieder  deutlich  und  am  b&ufigsten  die 
Brunnenkrisen  meist  durch  Blntflftsse  und  Darm- 
nnd  Urinsecretionen  II  und  swar  en  den  bestinntea 
.Tagen,  namentlich  an  dem  i4ten  und  distepi«  Sg 
von  ihnen  waren  eigentlich  Leberkranke«  XQ  litten 
an  Blasenhämorrhoiaen  ,^  ii  wareu  schwere  HTp<X* 
ohondristen.  Für  mehrere  von  denen,  die  an  ver-» 
ftapfungen  litten,  war  der  Mablbrunnen  die  l^äCi 
tigste  Arznei. 

Von  vielen  ansiehenden  Krankeneescbichtea 
dieser  gansen  Gattung  begnüge  ich  mich  nur  ei^» 
miuutheilen.  —  Ein  Mann  nahe  an  den  5oger  Jahren 
Ton  gutem  kräftigem  Körperbau,  dessen  Gesichte« 
färbe  und  Augen  deutlich  eine  LeberafFektion  knnd 
nachten,  litt  seit  lo  Jahren  an  heftigen  ScUmenen 
in  der  Leber,  und  ihre  periodische  Rückkehr  seifte 
deutlich  ihre  krampfhafte  Natur.  Sie  endigten  je« 
deunal  nach  einer  bald  längern  bald  kürzern  Daaez 
durch  heftige  Ausleerungen  von  schaumigten,  übeU 
xiechenden  und  dünnen  Exkrementen  ^  die  unter 
den  heftigsten  8chmersen  abgingen.  War  ein  aoU 
•her  AnfaU  gestillt,  so  kehrte  die  Gesundheit  schein- 
bar zurück}  aber  beständig  blieb  in  der  Leber,  in 
weleher  man  durch  die  äuuere  Untersuchung  nichts 
Abnormes  finden  konnte,  eine  dumpfe  Empfindung 
von  Druck,  die  StnhlauiUerung  unregelmäfsig,  i^nd 


•-    121    - 

xiAiDMilliok  konnttn  die  Excreiuflnle  nie  die  gebun- 
dene Foxm   evhahen.     Karlsbad  und  Töplita  wur- 
den aweinnal  cebnucht,  und  dieiAnf&lle  minderten 
aieJ&  In  der  Ziabl ,  aber  die  Darniauslecxan£;en  blie- 
ben  unregelniHrsijg.     Nach    dem    GebraacH    unser« 
unTenniiäten  Qberbrunnena  zeigte  eich  dat  erate- 
m^  am  aßiten  Tage  gebundener  Stuhl.    Beim  An- 
fange der  Kur  wurden  die  Augen  noch  gelber,  uud 
die  cause  Gesichtsfarbe  noch  dunkler,  jedoch  ver- 
minderte eich  schon  nach  den  ersten  14  '^'^S^^  diese 
felbe  Farbe,   und  nach  6  Wochen  Terliefs  uns  der 
aüant  lieiter  und  wohjl.    Die  Zukunft  wird  zeigen, 
ob  die   Genesung  Tollständig  war.   — -    Unter   den 
so  an  Stranaurie    Leidenden    waren   zwei,    deren 
Uebel  wirkliche  Lithiasis  war.    Beide  rerloren  mit 
Tieler  Erleichterung  und  ohne  grofse  Beschwerden 
Kleine  8teinchen  und  Gries.  Im  Sommer  182s  brauch- 
te ein  solcher  Patient,  Hr.  S,  aus  B.»  dessen  Lei-  ^ 
den  oft  unbeschreiblich  grofs  waren,  unsre  Kur  mit 
§0   gntem  Erfolge,  dala   er  sich  heute  noch  wohl 
befindet,   und  wenn  er  jetzt  noch  bisweilen  Gries 
mualeerc,  so  leidet  er  heine  Schmerzen  dabey. 

Die  Zahl  der  Hysterischen  nnd  Menstrualkran« 
Jien  belief  sich  auf  96.     19  tou    diesen   litten   an 
JirAmpfluften    Zufällen    aller  Art,    und  bei  Keiner 
blieb  der  Srüple  ganz  aus.     Bei  einer  bedeutenden 
Zabl  derselben  fand  der  Mahlbrunnen  die  beste  An- 
wendung,   Höchst  bemerkenswerth  und  glächlich 
•war  ein  solcher  Fall  aus  dem  Jahre  i832.    Ein  blß- 
liendes  Tollblatigts  junges  Mädchen  von  18  Jahren, 
YeMÜnUffig    menstruirt,    bekam    allerlei    Luneen- 
«Oektionen,  Brustschmerzen,  Husten,  Blutspncken, 
und  bald  darauf  die  heftigsten   Conrulsionen  t  die 
zieh  bis  aum  freiwilligen  Somnambulisrnua  Steiger* 
t«B.    Dnrch  kleine  Aderlässe,  Anlegung  Ton  Blut- 
cgsls,    Klystiere    aus   Asand,    und    flberdem    noch 
dareh  die  innerliche  Anwendung  der  nervinorum  fwi- 
gidarmm  wurden    die    Anfälle   gemildert,    wänrend 
eis  früher   bei  Anwendung  der  gewöhnlichen  anti- 
spmsmodicorum  und  des  Magnetismus  immer  heftiser 
geworden  waren.     Endlich  verschwand  durch  den 
Sebraueh    unserer    Heilquellen    mit  Ziegenmolken 
jiede  Spur  von  Krämpfen,   nachdem^  sich  am  Sisten 
Tage   der  Kur    noch  ein   sehr  heftiger  Anfall,  als 
der   letzte,   gezeigt  hatte,  da«  Mädchen  ist  gegen- 


—     122    — 

wlnig  Tollfltändig  eetand.  Einen  diesen  gans  Ifcn- 
lichen  Fall  beobachtete  ich  1819,  and  auch  dieie 
Kranke  erreichce  damals  in  Salsbirann  ihre  ToUatlii- 
.dige  Geneanng,  deren  aie  sich  heute  noch  erfreut; 

Fflnf  Kranke  litten  an  BhthUis  ahdominaliSf  7 
an  Atrophia  infantum^  Von  den  entern  blieb  einer 
darum  ohne  Erfolg ,  weil  der  Brunnen  an  starkauf 
Diarrhoe  bei  ihm  wirkte  ,  und  er  deshalb  nach  we- 
nig Tagen  abeing.  Desto  ansgeseichneter  betb&tigte 
sich  der  Oberbruunen  bei  einem  andern  dieser  Kimm« 
ken«     Ein  Mann  in  den  ^^er  Jahren»  frflher  von 

fater  und  starker  Leibesbeschaffenheit»  litt  seit  5 
ahren  an  beständigem  Erbrechen  eines  sohleoht 
bereiteten  Speisebreies  mit  Tielem  Schleim  Ter- 
xnengt,  namenUieh  früh  Morgens,  und  die  Folge 
war,  eine  bedrohende  Abzehruug.  Sein  erfahrner 
Armt  £ind   das  Uebel  im  Pankreas.     Karlsbad  wurde 

febrauchtf  hatte  aber  nur  den  Erfolg,  dafs  das  Fie- 
er  nachliefs,  und  die  Ernährung  wieder  etwas  re- 
gelmäfsiger  wurde;  das  Erbrecken  blieb  dasselbe. 
Kach  dem  aisten  Tage  des  Gebrauchs  unsers  Ober» 
brunnens  unvermischt  etwas  lau  getrunken ,  verlor 
sich  das  Erbrechen»  es  meisten  sich  nur  Anwend- 
lungen  dazu ,  und  die  Ernährung  war  wieder  her» 
gestellt.  Aufser  dem  Brunnen  eenoCs  der  Patient- 
noch  täglich  ein  Quart  Ziegenmilch«  Unter  den  an 
Atrophie  leidenden  Kindern ,  die  sich  alle  sehr  er- 
holten und  wieder  aufnahmen  9  w^ar  vorsflglich  ein 
6jähriger Knabe  aus  N.  der  gröfsten  Beachtungweith» 
Höchst  abgemagert,  mit  heftigena  kurzem  Husten 
gequält  y  ohne  alle  Kraftäufserüng,  kam  dn  Betten 
gehüllt  das  Kind  an  y  und  verliefs  uns ,  nachdem  ee 
8  Wochen  lang  den  Oberbrunnen  mit  Molken  früh, 
und  aulserdem  fast  durch  den  ganzen  Tag  mit  Milch 

fetrunken  hatte,  recht  munter  und  kräTtig  gewor* 
en,  und  gab  alle  HofFnung  zu  einer  vollständigen 
Herstellune.  An  Magenkrampf  litten  6»  die  meist 
grofse  Linderung  erhielten;  mit  Ausnahme  des  ei- 
nen, der  einen  so  akuten  Anfall  mitbraohte,  dafs 
der  ganse  antiphlogistische  Apparat  in  Bewegung 
gesetxt  werden  mufste  ehe  die  Brunnenkur  begin- 
nen konnfee.  Dieser  ging  ganz  wohl  ab,  und  er«»' 
hielt  zugleich  durch  den  Brunnen  die  ziemlich 
sichere  Ausweisung,  difs  sein  Uebel  gichtischen 
Ursprungs  sey  >  und  er ,  wenn  sich  die  Gicht  regle. 


—    123    — 

f^  hohta  Alter  erreicKen  könne.  '  Die  übrigen 
Xiiigifte  gehörten  den  Sorophela' in ,  und  waren 
Otiit  Kinder,  deren  vollstündige  Genesnng  lieh 
•nt  Jn  der  Zuliunft  erwarten  urst.  Eine  Deion- 
dtre  Erw&hnung  verdient  nocli,  daff  auch  in  die- 
lun  Sommer  beide  unsere  Trinkbrunnen  einen  ti- 
ciiem  Einflufi  auf  Wurmbeschwerden  hatten ,  denn 
bei  mehreren  Kindern,  und  selbst  bei  einigen  £r- 
WAchtenen  beobachtete  man  wieder  den  Abgang 
von  Wflrmern.  Eben  so  fand  ich,  dafs  heftiges  Er- 
brechen mit  Hfllfe  nnsers  Obärbrunnens  dadurch 
fehoben  ^rurde ,  dafs  offenbare  Gicht  in  Hände  und 
'Afse  einkehrte  y  welche  später  in  Warmbmnn 
glllcUich  geheilt  werden  konnte. 

Anüserdem  hatte  ich  Gelegenheit ,  die  schon  oft 
gemaehte  Erfahrung  bestätiget  zu  sehen  y  dafs  unser 
Klima  die  Wechselfieber  beseitigen  hilft.  Drei 
Kranke  brachten  aus  deiii  Aachen  Lande  Wechsel- 
fieber mit  herauf^  swei  verloren  sie  blofs  durch 
den  Gebranch  dtB  Sueei  Taraxaci,  ob  sie  wohl  die- 
ses Mittel  als  auch  China  vergebens  frflher  ge- 
hrancht  hatten,  der  5te  genaa  ohne  alle  Arxnej« 

Berjleksichtigen  wir  nun  genau  diese  selbst  nur 
in  dem  letet  vergangnen  Sommer  sorgfältig  ange- 
gebenen Wirkungen  unserer  Mineralquellen,  so 
seiet  ftich  klar,  dafs  namentlich  der  Oberbrunneu 
in  Verbindung  mit  Molke  oder  Milch  nicht  nur  ein 
•ieheree  Heilmittel  gegen  noch  heilbare  Lunten - 
knnkfaeiten  ist,  sondern  auch  beide  unsere  Trink* 
quellen  eowohl  rein,  als  nach  Umständen  mit  Mol- 
ken Termischt  eine  recht  specüische  Einwirkung 
auf  die  Systeme  des  Unterleibes  haben,  vorzfiglich 
auf  die  Venosität  desselben. 

Unsere  Mineralquellen  bethätigen  also  recht  ei- 

t entlich  ihre  alkalisch -salinische  Natur,  und  rei- 
en  sich,  ohne  etwas  Vebertriebenes  au  behaupten, 
auf  der  einen  Seite  eben  so  an  Marien bad  und 
Xarlibad,  als  auf  der  andern  an  Ems,  Selters  und 
Heiners  an.  Ein  anderes  Mittelglied  ist  noch  un- 
eer  Mahlbrunnen ,  der  uns  aufserdem  noch  mit  den 
ealinisch  -  martialischen  Wässern  in  Verbindung 
;t,  und  diesem  Gemäfs  seine  Anwendung  findet. 


Wohl   mac   es   nicht  leicht  seyn,   aus  der  gro- 
fsen    Menge  der    Mineralquellen,   von    denen   uus 


Ibfe  Awrzte  lo  viel  Gleielift  und  üebereiniitiiQni«a«- 
dta  rcrkfindon,  immex  die  rechte  Walil  sn  traffon, 
nnd  noch  schwerer  ist  et  unter  den  Quellen  ^  di» 
tic]i  besondert'  nab^  kommen  und  berühren«     Di« 

{lücklichsten  Andeutungen  dasa  haf  mehreremal  ämr 
hochverehrt  Herautgeber  dieses  Journals  gegeba«, 
namentlich  auch  Salsbrunn  und  Reinerz  anun^nd^ 
Aebnliche  Andeutungen  zu  finden,  wird  das  2i«l 
meiner  ktinftigen  Beobachtungen  teyn. 

Die  cünttiee'^  Wirkung  unserer  Kuranstalt  ge- 
gen Bruiärankoeiten  ist  nun  seit  mehreren  Jahren 
richtig  gewflrdiget  und  bekannt;  unbekannter  aber, 
und  noch  lange  nicht  beachtet  genuE»  ist  die  Ein- 
wirkung unterer  Mineralquellen  auf  Unterleib tbe« 
schwerden«  Die  Zeit,  die  allein  unpartheiitohie 
Bichterin,,  wird  auch  hier  eintt  entscheiden  ^^  nnil 
wenn  unsere  Nachkommen  mit  £[alfe  der  torgfiü« 
ligen  Erfshrnng  ihrer  Vorgänger  einst  genau  wiftsen 
"werden )  wenn  und  wo  die  sich  ähnelnden  nnd^ 
doch  specifisch  in  sich  verschiedenen  Mineralquel- 
len wahrhaft  indiriduel  angezeigt  sind,  wird  nV^ 
«uch  die  besondern  Anzeigen  far  Salsbrunn  gegeil 
Unterleib&betchwerden  sicher  angeben« 

Frül^er  wollten  einige  den  Siscngthalt  «lU 
serer  Quellen  tadeln,  namentlich  im  Oberbmn- 
nen*  Sie  bedachten  nicht»  dafs  de»  Antspraoh  des 
grofsen  Bo^rkao«:  f^in  ferro  alii^uid  dioii%umf^^*  heute 
noch,  ^It,  und  dafs  das  Eisen  das  einsige  Metall, 
ist  9  welches  sich  innerlich  genommen  dem  mianseh- 
liehen  Körper  wohlthätig  zuneigt  und  aneisne^ 
Aarum  kann  unser  Qberb.runnen  seinen  Eisengäudt^ 
so  gering  er  auch  ist,  eigentlich  gar  nicht  entbelk-i 
ren ,  wenn  er  leisten  tolf,  wat  er  bisher  geleistet« 
Karisbad  hat  des  Eisent  noch  weniger,  wer  möchte 
aber  glauben,  et  habe  solches  umsonst.  Jedoch 
über  diesen  kaum  einmal  ernstlich  gemeinten  Tt« 
del  hat  die  Zeit  schon  entschieden. 

Et  liegt  aiir  nun  noch  ob»  unsere  Molkenan« 
stalt  SU  erwähnen.  Sie  ist  eine  HtuPtparthie  un- 
serer Kuranstalt,  deren  Wirksamkeit  ohne  sie  kaum 
halb  so  grofs  und  umfassend  seyn  würde.  Auch 
t^ber  sie  suchte  man  Vorurtheile  zu  verbreiten,  die 
nur  die  Zeit  überwunden  hat«  wenn  auch  heule 
noch   gern  mancher   ts{^en    will ,   unsere    Quellea 


—    125    — 

•eytfn  Tnnrefnicli ,  unser  Klima  für  BruitiKTinke 
eint  dor  geeignetsten  im  Schlesischen  Gebirge ;  aber 
^i»  MolKen  wären  noch  nicht  so  schön  wie  an  an- 
dern Orten;  und  dennoch  sehen  sie  täglich  die  glit- 
ten Wirkungen  dieser  Molken»  sehen  die  herrliche 
liöchatmannichfaltige    und   wahrhaft    Gebirgs  -  \^- 

Setetion  unserer  Berge,  sehen  die  Gesundheit  und 
[räftigkeic  unsere  Viehstandes  überhaupt ,  und 
echmecken  selbst  endlich  das  Milde  und  Aromati- 
sche anserer  Molken  und  Milch.  Jedoch  wie  schon 
cTWfthnty  die  Anerkennung  unserer  Molken  iet  be- 
reits erworben,  und  sie  werden  sich  solche  zu  er. 
bähen  wissen«  Unsre  Molkenanstalt  eab  im  rer- 
gan^nen  Sommer  7469  Quart  (Schlesisch)  s  2  ggr. 
an  die  Kurgäste  aus,  von  denen  745  Quart  an  die 
ürmen  nnentgeldlich  verabreicht  wurden.  Die  Zahl 
derer^  welche  die  Quellen  mit  Molken  vermischt 
tranken,  war  409;   die  Zahl  derer,  die  sie  mit  Zic- 

§en  -  oder  Kuhmilch  genossen,  21.  und  1I6  mit 
,  ^selinnemnilch.  Die  Quantität  der  Kuh-  und  Zie- 
jgenmileh«  welche  verbraucht  wird,  kann  nicht  an- 
gejeeben  werden,  weil  jeder  Kurgast  sich  die  nüilch 
selbst  besorgen  kann,  die  Quantität  der  Eselinnen» 
milch  aber,  welche  die  Anstatt  verabfolgte,  betrug 
a94  QuArc.  Die  Zahl  unserer  Kurgäste  hatte  sich 
im  Läufe  dem  Sommers  so  unerwartet  vermehrt, 
dsfs  die  Anstalt  in  den  Tagen  des  zahlreichsten  Be- 
säches  den  Bedarf  nicht  bestreiten  konnte,  und  da- 
her Molken  oder  Bdiich  aus  dem  Dorfe  zu  HAlfe 
nehmen  mufste«  Damit  nun  dieser  Uebslstand  durch« 
aus  nicht  mehr  vorkommet  kann,  habe  ich  durch 
neuen  Ankauf  den  Acker  und  Weidenbestand  des 
Pappelhofes,  wo  die  Anstalt  sich  befindet,  bedeu* 
ten4  and  beinahe  um  die  äälfte  vermehrt,  und 
äiese  neue  Erwerbung  erreicht  eine  ßöhe  Von  fast 
1700  Fafs  aber  die  MeeresAäche,  hierdurch  ist  die 
Anstalt  nun  in  den  Stand  gesetst  eine  noch  ßröfsere 
Antahl  Gäste,  als  der  vergangne  Sommer  brachte, 
mit  e^ends  durch  den  Apotheker  beteiteter  Moü 
hen  reichlich  zu  versorgen. 

Eine  aweite  Hfilfsanstalt  sind  unsre  5  kleinen 
BsdesnstslteD.  Sie  werden  fleifsig  benutzt,  und 
•icher  werden  sie  einen  Theil  der  günstigeh  Er- 
folge unserer  Kuranstalt  Für  sich  in  Anspruch  neh'» 
ncn.    Eine  nicht  unbedeutende  Zahl  Kurgaste  ge« 


—    126    — 

I 

f 

briutshto    auch    meist  als  Nachkur»    die  Bftder  in 
dem  nahan  Altwasser^  und  gewifs  mit  recht  gutem 
Erfolge.    Jedoch  wenn  manche  glauben  ,  et  gehöre 
ao    g83B    zur    Ordnung,    unmittelbar    nach   eiikem 
Brunnen  von  der  Axt ,  wie  unter  Oberbrunnen'  if t^ 
soeleicb  einen  eisenhaltigen  Säuerling  sur  Naohkux 
gebrauchen  zu  mflsten»   und  in  meiner  to  eben  g«» 
thanen  Aeufserung,  eine  Beitätigung  finden,  ao   Ute- 
hen   tie  in    einem  Irrthum,    i/amentlich  wenn  aie 
^das  Trinken  als  nothwendise  Nachkur  betraohtea« 
Die  Erfahrung  hat   mich   ort  belehrt,   daft  der  ei- 
aenhaltige  Brunnen ,  dessen  Hauptwirknng  auf  dai 
Eisen  berechnet  ist,  bald  auf  den  Salsbrann  getrun- 
ken, sehr  übel  wirkte«     Die  6ache  müft  auch  ia 
den  meisten  Fällen  ^  to  gefunden  werden ,  da  man 
"weift ,  wie  alle   Mineralquellen  lange  nach  ihrem 
Genuls  noch  nachwirken.    Trinkt  man  nun  aiweitfr* 
lei   verschiedene  Brunnen  bald  nach  einander y  ao 
mtLssen  die  Brunnen  sich  in  ihren  Wirkungen  ttö« 
ren,  und  nicht   etwa  ein  Aufheben  aller  Vvirkiuigy 
ein  o  herbeif&hren ,    sondern   selbst  ein  neues   Ue* 
beibefinden ,  ja  eine  neue  Krankheit.     Und  dennoch 
ist  es  fast  allenthalben  ganz  in  der  Ordnung  so  su 
verfahren.    Ich  will   nur  von  den  Schlesischen  Bä- 
dern reden.      Hier  gehört   es  fast  zur  itegel,  von  ' 
Warmbrunn  nach  Flinsberg,   oder  auch  Altwasser» 
und  von   JLandeck  nach   Cudowa  oder  Reinerz  za 

fehen ,  und   sd  kommen  auch  viele  Kurgäste  nach 
alabrunn  mit  der  ^Vei8ung ,  gleich  nach  Salzornnn 
Altwasser  zu  gebrauchen.     Gewifs  eine  EinrichtangD 
die  sehr  beschränkt  werden  sollte.    Bleibt  es  beim 
Baden,  so  werden  die  Übeln  Folgen  seltener  beob» 
achtet  werden.    Namentlich  bei  Salzbrnnn  und  Alt* 
w^asser.  Ja  ich  habe  öfter  gefunden,  dafs  nicht  nur'die 
Bdder  in  Altwasser  nach  der  gebrauchten  Kur  in  Salz^ 
brunn  eut  bekamen,  sondern  auch  noch  während  dersel- 
ben; allein  die  Badequellen  in  Altwasser  gehören  auch 
zu    den   alkalisch -salinisch -martialischen   Wässern, 
denn    vom    Friedrichisbrunnen    gibt    Mogalla    nnd 
Günther  den  Eisengehalt  in  i6  Unzen  an  0,085,  nnci  . 
von  der  neuen  Badcquelle  sagt  Hinze  in  seiner  Be- 
schreibung von   Altwasser   1805*.    Das  Wasser  vrirft 
langsam  grofse  Blasen,    schmeckt  säuerlich,    salzig, 
wenig  eisenhaft;    ferner:    Galläpfeltinktur  färbt  dei% 
Brunnen  dunkel -lilla.    So  ist   e«    auch  theoretiteb 
bestätigt,  was  die  Erfahrung  an  die  Hand  gibt,  -daGr 


idAlysdn  dertelb«A  kennte  und  nur  der  Ober- 
Ml  in  Altwasser  wörde  sich  in  einseinen  Fil- 
tc  TriJftknAclikttr  schicken* 

^si  nun  aAdlich  unsre  endem  Einrichtungen 
aSt,  so  sind  unverkennbare  Fortschritte  ge- 
Jttim  Welche  in  dem  kommenden  Sommerfiele 
teile  bringen  werden. 

\ie    Promenaden    ^erdeU   bedeutend    erweitert 
und  nach  dem  Mahlbrnnnen  wird  eine  gans 
angelegt  werden*    Die  guten  lind  nahen  Wob-  '.,>/^ 

sn  haben  sich  ansehnlich  vermehrt 9   und  über  ^,:^.'v 

tue   Zimmer    sind    kommenden  Sommer  cum  '^.y, 

ttng  der  Gäste  mehr  bereit.  "{y.i 

)i«  Speiseanstalt  in  der  Fr.  Krone  hatte  aller 
;en  vollkommenste  Zufriedenheit  ^  und  kein 
it«  Bad  konnte  sich  rühmen  eine  bessere  zu  ha- 

Dat  n^tt  erbaute  Theater  trug  aucli  das  Sei- 

sur  Unterhaltung  bey,  besonder»  vrenn-  die 
•tnas  keine  AusJflge  begünstigte ,;  auch  fehlte 
bmßm  nicht  an  musikalischen  und  andern  Un- 
Itongen,  welche  durchreisende  Künstler  xum 
in.gäen^ 

Im  die  Katturschönheiten  hiesiger  Gegend  inic 
B  Blick  SU  geniefsen,  habe  ich  auf  dem  höeh- 
Fankt  s wischen  Salsbruntt  und  Altwasser  ein 
sdere^  angelegt,  welches  ein  Panorama  darbie- 


—    128    -# 

gel  Vom  OberbnciiKieh  bis  nach  Neuialsbrunii  ehmt» 
aeemäCiiE gebaut,  wodurch  far  die  Bequamliclikeic 
als  für  oaf  Auge  viel  gewonnen  worden  ist. 

Zuletst  bleibt  mir  noicli  anzuzeigen,  data  vnt 
tum  Beaten  ünäerer  Versendung  die  Töpferei  gias*. 
lieh  autgehoben  haben ,  und  allen  Brunnen  künftig 
in  gatam  Glase  venchicKen  wenden»  weil  die:Kxflgs 
d^rchauft  nicht  allen  Forderubgen  ganä  entaptaohtti» 

So  sehen  wir  denn,  würdie  yorbereitet  im.B«« 
aiu.  eines  grofsen  Vertrauens,  der  kanftigen  Kmseit 
freudig  entgeeen,  und  hoJFFen,  der  Znfiriedenlmt 
■llex  BiUigfordernden  gewifs  zu  seyn. 

Dr.  jing.  Zemptirt, 
K.  Fr.  Hqfrath  und  BrnnaciMUtt^ 


5.  fiehhurp 

An  ^e  daselbst  im  Somnyer  lux  gewtMbeft 
i^oA  Kurgäste  und  Durchreisenden  sind  10JI36  alm* 
lisch  -  saUnische  Suhlbäder,  i5i8  Deuehen,  i49 
S'chtrefelbädier»  und  25oQuarmbäder  ertheilt  Worden 

Die  gtschm«idigende,    erweichend)» ,    Schirmen 


besucht  gewesen  ist>   Gelegenheit  genug  gefiuidva^ 

ihr» 

•3  Von  dem  Qualmbade,  diesem  grofsen  Hill£smittel«  wel* 
ehes  den  Knrg'asmn  am  Bade  zu  Rehburc^    m  der 
dasigen  Heitzanstalc.    iinentff eidlich  zu .  Gebote  steht^ 
luad  von  dem  Arzte  da  besonders  aiigierathen  -vfrird.  wo 
es  vorzilglicn  darauf  ankommt ,  recht  tief  in  die  Orga- 
nisation einzudringen)  so  tief,  dafs  aiich  da%verho^aa- 
ste  Fä^erchen  nicht  unberührt  bleibt  •  werde  ich  bei 
«iüer  ändern  Gelegenheit  besonders  reden ,  und  in  det 
Erfahrung  nachweisen ,  dafs  eben  diese  (^uahnDäder  es 
waren »  iivelche  ihren  grofsen  Antheil  an  der  erfolgten 
Heilung  der  hxeu  Rheumatismen ;    der  Steifigkeit  luid 
Oesclnvulst  von  der  Githt  und  von  dem  Podagra ;  frei« 
Willigen  Hinkeus;  IVIenostasie  *  (verspäteten  oder  Ter» 
itopften  Regeln);  der  sogenannten  Kiiochengeschwulft» 
-und  derjenigen  Verhärtung  mit  Geschwulst ,   bei  wel« 
eher  jene   von   Ereiefsung    eines  meist  lymphatischen 
Stoffs  ff  diese  von  dem  verschiedenen  Grad  ihrer  Oxy* 
datlon  bedingt  wurden  «  unverkennbar  gezeigt  haben. 


f. 


—    129    — 

ilire  alte  heilMme  Zntt  su  bewäh'rea.  Nachitahcnda 
Üebel  aind  im  gegenwärtigen  Jahre  entweder  gtns 
oder  doch  srörttentheilf  durch  den  Gebrauch  der 
Blder  geheilt  worden.  Gicht ,  Steifheit  der  Gelen» 
lie»  angebende  Lungenftchwindtucht,  faulige  Ge- 
•eliwarey  Fisteln,  Scrofeln  ,  DrfifJBn  -  Verhärtung, 
Hauthrankheiten,'  Unterleibs  -  Verhärtungen  und 
Stockungen f  besonders  in  der  Leber,  in  den  Ha. 
morrhoidal  -  und  Menttrual  •  Gefäfsen»  Auch  da, 
^wo  die  Heilung  durch  ein  nervenbcmhigendes, 
Berreii ordnendes  und  nervenstärkendes  Mittel  be-' 
4ingt  wird ;  da  also ,  wo  die  Störung  im  Kerrea^ ' 
leben  keine  organische  Fehler  des  Gehirns  oder 
des  Raekenmarks ,  auch  keine  mechanische  Reise 
Biin  Grunde  liegen^  sondern  wo  jene  Störung  nur 
gelegentlich  nach  Gemfithsbewegnngen,  Diätfeh* 
ern  u.  s-w*.  cum  Ausbruch  kam,  hat  das  Bad  seine 

fnten  VVirkungen  gethan;  und  in  der  gröfsten  allec 
xankheiten,  die  allmählig  sunimmt  —  das  Alter 
f;enennt  —  die  in  Vertrocknung  und  Steifigkeit  äu* 
seret  Theile  besteht,  hat  es  die  daher  rfihrenden 
Beschwerden  edeichtert«  Doch  mögen  die  nach* 
benannten  Fälle »  die  eine  etwas  nähere  Beseich* 
tinug  wohl  Terdienen,  Manches  Ton  dem  Gesagten 
beweislicher  darthun, 

i)  Ei&e  tlet  ttierkwftrdi^sten  Kuren ,  die  wäh* 
rend  der  langen  Reihe  meiner  brunnenärztlichen 
Dieaatiahre  in  meine  Beobathtonff  gefallen  ist»  ma£ 
damit  den  Anfang  macheli«  Sie  bestand  in  der  vö^ 
lijgen  Beseitigung  eines  steinharten  Gewächses,  wel* 
cCei  bei  der  Trau  Evtrs  ans  Ealle,  Amts  Hoya,  ei» 
nige  ao  Jahre  alt ,  seit  fAnf  Jahren  nach  und  nach 
in  deren  Unterleibe  bis  zu  der  Gröfse  sich  cebil* 
det  hatte»  dars  es  beinahe  die  plante  Bauchhöhle 
ensfallte  und  —  wie  gant  natürlich  -^  ein  cachek» 
tisch •dtlicheä  Aeufsere  bewirkte.  Der  Herr  Land» 
jthysiena  Döctor  Rodetrald  zu  Hoya  halte  kürz  Yor 
ihrer  Abreise  nach  Rebburg  einen  von  ihm  nicht 
ganz  weit  entfernt  wohnenden  sehr  geschickten  Arzt 
SU  Rathe  gezogen ;  u^d  da  dessen  mir  mitgethtiltee 
Antwortsschreiben,  recht  viel  tnteresaantes  darflbet 
enthält«   so  theile  ich  solches  hier  wörtlich  mit* 

yy«.  Gewifs  ist  Ilire  Ansieht  die  richtige.  £ine 
Art  Balggeschwulst  unmittelbar  unter  den  Bauch* 
bedecknngen ,  unabhängig  von  dem  traetu  vuestino» 

Journ.LVIll.B.S.St.  I 


—     130    — 

rum.    Man  kann  die  Unebenheiten  detitlieli  folilen* 
—  Es   hingt  wahrscheinlich    dem    Zwerchfelle    an, 

ferade  fiber  dem  Maeen«  Daher  der  Widerstand 
eim  tiefen  Athmen,  jLiegen  und  Gähiien*  An  den 
abxieen  Stelleu  kann  man  'die  Beschränkung  unter- 
scheiden. Dafs  der  Magen  den  Druck  noch  nicht 
fahlt,  liegt  in  der  Leichtigkeit,  mit  der  die  Bauch* 
Bedeckungen  nächgeben.  Schwerlich  läfst  sich  mit 
innem  Mitteln  was  ausrichten.  Sie  werden.  Wollte 
man  ihre  Wirksamkeit  steigern,  die  Constitution 
zerrütten.  —  Sollte  der  ernstliche  Gebrauch  der 
Douche  nicht  eine  entzflndliche  Spannung  in  dem 
Ungeheuer  hervorbringen,  der  den  ersten  Anstofs 
einer  Zertheilung  machte?  *^  Es  mufs  sehr  lang» 
sam  zunehmen,  nach  dem  bisherigen  Gange  %a  ur^ 
theilen.  W€ii&  Sie  also  zu  dem  Versuch  der  Don« 
che  nicht  rathen,  so  scheint  es  mix  zweckmäfsig^ 
die  Sache  sich  selbst  zu  überlassen«  **-  Die  6e£i£r 
liegt  gewils  noch  seht  in  der  Feme*  -— ^' 

Das  so  beschriebene  Uebel  ist  durch  einen  aechi» 
wöchentlichen  Gebrauch   der  Rehburger  seifenaxti* 

ftik  Badex  und  Douche  vollkommen  geheilt  woi^ 
en ;   und  diese  junge  Frau  ist  zu  einer  sehr  gnten 
Gesundheit  wieder  gelangt. 

2)  Ein  junges  Frauenzimmer,  da»  ^  nach  dem 
Berichte  ihres  Arztes,  frdherhin  recht  viele  Ker- 
Tenleiden  gehabt ,  vor  drei  Jahren  eia  heftiges  Fie* 
ber  überstanden ,  ^  nach  der  ^eic  vier  Mal  starke 
Krampfzufälle  erlitten,  darauf  ein  nervöses  kältet 
Fieber  bekommen,  und  zuletzt  im  Monat  Mänt  d. 
J.',  als  dieses  Fieber  zufällig  durch  einen  Schreck 
unterdrückt  wurde,  augenblicklich  eine  Lähmnttg 
der  Seine  mit  gänzlicher  GefühUosigheit  in  deiL- 
selben  und  dem  Verlust  einer  lauten  Sprache ,  und 
eine  solche  Schwäche  im  Rüekgrade  erhalten  hatte, 
da£s  sie  nicht  aufrecht  sitzen  konnte,  sondern  im- 
mer im  Sitzen  zusammenfiel,  kam  in  diesem  höchst 
traurigen  Zustande  am  7.  Jul.  beim  Reh  burger  Brun- 
nen an,  nachdem  sie  schon  einige  zwanzig  Kräu- 
ter-^äder^  China,  Valeriana,  Arnica,  balsamische 
Einreibungen»  Brennnesseln  und  mehrere  SenfpAa« 
ster  ohne  allen  Erfolg  gebraucht  hatte.  Der  Arzt^ 
auf  dessen  Anrathen  alTes  dieses  geschehen  war, 
schlofs  sein  an  mich  eerichtetes  Schreiben  mit  den 
Worten:  „—  Es  wiia  ein  Triumph  der  Kunst,  ttnd 


—    131    — 

i  de»  Relibnrger  Badeft  höchste!  Leb  8eyn.  Wttin  m 
*  diesom  gelingen  tollte ,  dieie  Pttien  wiener  euf  die 
Beine  su  bringen»  — ^' 

Ein  kweiter  fileichfilli  sehr  initrairter  Arit 
war  Tor  ihrer  AnKanft  su  Rathe  gezogen  worden; 
und  nachdem  ich  in  erstem  Tagen  ihrer  Bade-  nnd 
I>oache*Kur  Ober  die  Frage:  y^ob  diese  Lähmung 
localen  Ursprungs  sey,  namentlich  Ton  einem  krank» 
liaften  ErgrilEFenteyn  einer  der  Lendenwirbel  in  der 
coiiunna  vertebrali  *)  herrühre»  oder  ob  sie  in  ei- 
nem totalen  Rückenmarks  -  Leiden  ihren  Grund 
habe?*'  mit  zw^ei  andern  Aerzten  mich  besprochen 
hatte,  wurde  der  nach  der  letztem  bereits  eingelei« 
rete  Heilplan  nnunter brechen  verfolgt;  und  der  £r> 
folg  war  kurz  der»  dafs  die  Patientin  i)  am  fto* 
JuL  die  laute  Sprache  wieder  erhielt  y  und  bald  dar- 
auf die  Musik  im  Freien  mit  Wohlgefallen  anhörte» 
die  aie  bis  dahin,  so  wie  jedes  andere  Geräusch, 
ohne  krampfhaft  afficirt  zu  werden»  nicht  hatte  ver- 
tragen können»  a)  am  2u  luL  die  ersteren  Schmer- 
Ken  Ton  der  Douche  fühlte»  obgleich  ihr  diese  be- 
reits zwölf  Mal  in  steigender  Stärke»  nnd  in  den 
beiden  vorhergehenden  Malen  in  einem  der  stärk- 
sten Grade  war  gegeben  worden;  3)  am  £4.  An^* 
auf  ihre  Ffifse  treten »  nnd  mit  Hülfe  feweier  KrüK- 


ken  wieder  gehen  konnten ;  4)  am  ag.  Aug»  einen 
ihrer  beiden  Krücken  mit  einem  kleinen  Handstock 
vertauschte;  5)  am  i»  Sept.  auch  dieses  Handstooks 
nicht  mehr  bedurfte »  um  in  den  Alleen  Berg  auf 
und  nieder  ungehindert  zu  gehen;  und  dafs  endlich 
6)  der  übereinstimmenden  Erfahrung  kufolge»  wel- 
che die  i^erzte  über  die  bekannte  Kachwirkung  der 
Brunnen  •  und  Bade  -  Kuren  gemacht  haben ,  am 
Tage  ihrer  Abreise ,  den  5,  Septbr.  >  an  ihrer  vöili- 
gen  Wiederherstellung  innerhalb  der  ersteren  sechs 

m 

*)  In  der  Gegend  des  zweiten  Wirbels  über  dem  Kretiz« 
beine»  versicherte  nebmlich  die  Kranke  einen  Scbmere 
Sil  fiinleu,  weuu  man  da  mit  dem  Finger  drückte*  oder 
viit  einem  in  sehr  -warmes  "Wasser  getauchten  Schwam* 
ne  leise  über  das  Kückgrad  heriuiter  strich  «^  eine  Er* 
acbeiiiung  also»  die  aiif  eine  P  o  1 1  ^  sehe  Lähmnng»  o^et 
Bnst'scne  Spondylarthrocace  hingedeutet  haben  wür* 
de.  wenn  Jener  Schmerz  bestimmter  ^gewesen  wäre» 
und  wenn  nicht  die  übrigen  Krsnkheits^Erscheimin» 
gen  f  im  Biickblick  anf  die  pradisportirenden  Ursachen» 
einer  andern  Ansicht  das  Wort  deutlicher  geredet 
hätten. 

12 


VViichen   kmiD    m«iir  rti  z^r«i£eJki  wir:   iliafli  aach 
iclioa,  Ende  October»  wizliiicii  ertoLic  ist. 

3"^  GeoTgina  A.  ,  17  Jthre  alty  otwis  scrafnlönr 
Natur,  iiatce  das  Schickjal  ^elubf,  daLj  ihr  uif  «i- 
ner  kleinen  Reise»  die  sie  un  ±.  Jan.  d.  J.  iiL  Kren« 
ger  X.iUe  mtclice,  die  ginze  KapFhauC  wo  er&or«it 
war,  da(5  iclion  nach  14  Tagen  an  eenigen  htm^crt 
Stellen  derselben  perl  weise  EicerEulJs  entstuidfla 
wir,  und.  nach  4  Wochen  der  gin^e  behaarte  Eonf- 
cheil  wie  abgeliäucet  erschien.  ''Mit  dem  £b^  aes 
Tierten  Monats  endlich  wvr  dieses  änfser»  Uebc), 
unter  der  Behandlung  des  hiesigen  Herrn  Obei^ 
wundarzcea  Crane  nnd  der  meinigen,  so  gut  geheilt^ 
daJJi  ein  kurzer  dicker  Haarwuchs  sichrbar  wvr. 
Ladessen  wiz  äin  im  Laufe  jener  grofien  ICranUeit 
ersc  angefangener  iehr  scarher  Hnstea  mit  eiceruti* 
gen  Auswurf  uud  abzehr EnJem  Flebez  am  6.  Jna. 
noch  vorhanden .  als    ioh  diese  meine-  Tochter  mit 


Auch  bei  dieser  Patientin  zeigte  sich  «rst  ^ct 
Anfang  der  Besserung  am  Eadä  der  vierten  Woche 
ihrer  Ba^ie-  nnd  Bnunen-Xur;  und  veranlalsc  mich, 
an  dasieniz^  zi\  ericiiem,  was  ich.  bereirs  vor  meh- 
reren Jahren  Tiber  dii  CTnzwechaiäLiizkeic  gesagt 
h.ibe  .  venn  der  nsit  einer  freuen  Krankheit  tvehaJT- 
tece  Kur^asc,  bei  sein.»  Abr-^iie  vo::  Hause,  gleich 
solche  E'i-inchL'^i'.zen  jetrones  hat,  d^U  er  die  Heil« 

äuelLe  ,  naciiiem  er  allrta  eine  ^>v.  iaie  Anzahl  Bi.- 
er  i^enommen .  oier  eine  ^ewiije  O-aantität  Mine» 
ralwdjsers  ^etr'in*»r»  hi»".  iiac-^ing:  wieder  Ter« 
liii^'n  mul'j 

4)  II's  £c!-.r-  aus  Eckelcb  .  A^ritj  Ahldeo, 
ij  Jahre  alt,  war  «tir  -.'.rei  Jahren  vcii  der  Gelenk* 
gicfat  in  b-iiiea  Kr.ien  und  Hüften  so  gelähmt,  dafs 
es  ihm  hei  sein  er  Ankunft  nich:  rocglicii  war,  mit 
Kalie  der   Srück-rn  zu  gehen:    und.  wie  er  das  Bad 

.nach  einer  secli;v;-öchentlicher.  Bade-  Douche-  nnd 
Qaalm-Kur  Terlieis,  bedurfte  er  daz:i  nicht  einmal 
eines  Handstocks  mehr. 

5)  Friedrich  II.  aus  Lüdersen,  Amts  Calen* 
berg,  18  Jahre  alr,  ist  von  der  reifsenden  Gichr, 
die   er  in  beiden   Armen  nnd  Beinen  hatte»    and 


~    133    — 

^reihalb    er    dieie  Glieder    nur  wenig  gebrauchen 
ionnte;  desgleichen 

6)  Fran  H«  au8  Ostervndd,  Amts  Ricklingen^ 
▼OD  «iner  rheuinati&ch  •  nervösen  Lähmung  des  rech- 
ten Arms. 

7}  Heinrich  S*  aus  Stemmen ,  Amts  Blumei^au, 
s8  Jahre  alt,  von  einer  seit  drei  Jahren  gehabten 
gichdaehen  Geschwulst  und  Steifheit  beider  Fufs- 
und  flandgelenhe;   und 

8)  Friedrich  H.  aus  Balje,  Amts  Nicnbure,  von 
einer  gichtischen  Geschwulst  und  Steifheit  oeidei; 
Knie  gehellt  worden.  —  Das  Haftweh,  womit  die« 
Btx  jnnge  Mann  gleichfalls  beliafiet  war,  wurde  nur 
In  soweit  gebessert,  dafs  er  ungleich  weniger  hink? 
te  und  ohne  Kracke  gehen  konnte. 

9)  Des  Herrn  Küsters  M.  zn  Ileinsen,  Preufii- 
•cfaen  Amts  Fetershagen ,  fünfjähriger  Sohn,  der 
die  Bnglische  Krankheit  in  einem  so  hohen  Grade 
Batte,  dafs  et  keinen  Fufs  zusetaen  konnte,  hat  eine 
TÖllige  Heilang  erhalten. 

xo)  11)  Johann  H.  aus  Stolzenau,  19  Jahre  alt, 
und  Cord«  H.  zehnjähriger  Sohn  aus  HoUhausen» 
Amts  Stolaensuy  hatten,  nach  den  Berichten  des 
Herrn  Landjphysikus  Doctor  Beuermann  zu  Stolzen- 
au, TOi{  einigen  Jahren  das  freiwillige  Hinken,  er- 
aterer  von  unbekannt  gebliebener  Ein v^irk uns,  letz- 
terer aber  nacli  den  Frieseln  bekommen;  und  beide 
erfreuen  sich  jetzt,  nach  einer  wiederholten  Bade- 
und  Douche-Kur  zu  Rehburg,  einer  voUkommc« 
nen  Wiederherstellung, 

11)  L.  aus  Ameisen,  Amts  Erichsburg,  ^0  Jahre 
alti  "wnrde  im  vorigem  Jahre,  als  ein  Candidat  der 
Lungenschwindsucht,  die  sich  bei  ihm  sciion»  nacli 
irorangegangenen  Bluthusten  und  Stichen  in  der 
Brnst,  dnrch  eiterartigen  Auswurf,  schnellen  klei- 
nen Pnlsschlag ,  kurzen  Athem  und  Abmagerung  zu 
erkennen   £ab,   von  dem  Herrn    Stadt-  und  Land- 

fkhysicus  iJr.  Schwarz  zu  Einbeck  mir  ganz  vorzüc- 
ich  empfohlen.  Die  Besserung,  die  dazumal  ei- 
folgte,  w^ar  gröfser»  als  der  Arzt  erwaiten  diirfce; 
und  im  letzten  Sommer,  wo  ich  ihn  mit  Freuden 
am  Ba'le  zu  Reh  bürg 'wieder  sah,  ifir  er  daselbst 
vollends  geheilt  worden. 


•1 


,  ^    134    — 

1«)  Dtr  Herr  8,  M,  ins  B.,  einige  5o  Jähre 
alt 9  aev  taf  Anrtthen  de«  Herra  Hofchirureut  Dr. 
BoUclur  sa  HmnoTer»  wegen  mehrerer  .Uuliger 
Gefehwfire  in  den  untern  jSxtremiUten  ^nd' einer 
demit  in  orfachUcher  Verbindun|;  stehenden  Kxink« 
lichkeit,  die  weite  Reiae  ntch  Rehburg  gemadit 
bitte,  hu  daselbst  eine  grandUche  Heilung  er« 
halten« 

14)  Christian  H,  aus  Leese,  jLmtM  Stolseiiaa» 
einige  20  Jahre  alt,  hatte  die  Haut  •  und  fianeh. 
wasaersucht  so  allgemein  und  stark,  dafs  davon  auch 
das  Scrotum  eine  seltene  Gröfie  in  seiner  Ausdeh- 
nung erhdten  hatte«  Bei  «wei  entlemtern  Aeruen 
hatte  er  bereits  vergebens  Hfilfe  gesucht,  und  bei 
einem  derselben  im  Auslände  'ogar^  a6  Wochen 
"wohnbar  sich  aufgehalten,  ohne  einige  Besserung 
SU  verspflren«  Nachdem  er  indessen  24  Büder  und 
tiglich  alle  3  Stunden  15  bis  ao  Tropfen  von  Reo, 
EoQtracf,  Radio,  SquilL  drachm,  j»  -^  diltte  in  Tintt* 
JHetb.  Digital^  "purp,  aeth^  unc,  ß,  genommen  hatte, 
wer  er  vollkommen  genesen,  und  ist  dies  noch« 

i5)  Die  Jungfer  Dorothea  3t,  aus  Estorf,  Amts 
Stolzenau,  a4  Jahre  alt,  welche  seit  Frühjahr  1817 
bis  Monat  Auguta  vorigen  Jahres  ,  wo  sie  aaf  An<* 
ratben  ihres  Arztes,  die  Bäder  su  Rehburg  gebrauch- 
te, nicht  selten  an  einem  Tage  zwölf  Mai  epiUp. 
tische  AnfilUe  bekommen  hatte,  ohne  dafs  die  Ur* 
*kache  davon  in  etwas  Andern  als  in  der  bei  ihr 
vorwaltend  gesteigerten  Mobilität  und  krankhaft  er- 
höheten  Sensibilität  ihrer  Nerven  aufzufinden  gewe« 
aen  war,  ist  seit  jener  Badekur,  mithin  nun  schon 
seit  i5  Monaten  gan«  von  ihrem  Uebel  befreiet  ge« 
blieben. 

Und  wie  wohlthnend  unser  seifenartigea  Bad 
auch  den  Podagristen  ist.  das  hat  es  unter  andern 
bei  dem  Herrn  Stiftsprediger  F.  su  Wun^torf  aur 
völligen  Genüge  gezeigt. 

Bndlich  kann  ich  die  Mittheilung  aller  dieser 
Thatsachen  mit  der  angenehmen  Versicherung  schlie- 
Csen,  dafs  Königliches  Kabincts «  und  Staats  «Mi- 
nisterium zu  Hannover  gnädigst  geruhet  bat,  dem 
Bade  zu  Rehbure  eine  höchst  verehrliche  beson- 
dere Aufmerksamkeit  aufs  Neue  zu  verleihen;  und 
daOs  nach    allen  denjenigen,    was   vo|i   Seiten   der 


• 


—    135    — 


Königlichen  Landdrostei  zu  Hannover,  als  derjenil 

§en  hohen  Behörde  .  welcher  seit  vorigen  Frühjahr 
ie  Direccion  dieses  Bades  angehört ,  schon  jeut 
geiciiehen  ist,  ein  Grofses  zu  seiner.  Verschönerung 
und  Erweiterung  noch  zu  erwarten  steht. 

jilberSf  Dn 
Hof«  und  Brunnen •Medioui. 


4«     Seebad    bei    Cuxhaven» 

Badearzte  sind:   der  Fhysijkus   Hr.  Dr,  Netimel- 
$ter  ond  Subphysihus  Dr,  i,uis. 

An  der  Stelle  des  am  i,  Mai  d.  J.  abgebrann- 
ten Badehausea  ist  durch  die  kraftvollen  Anstren- 
Sngen  der  hiesigen  Einwohner,  und  der  edeln 
iwohner  der  guten  Stadt  Hamburgs  in  46  Tagen» 
«chreibe  sechs  und  vierzig  Tagen,  ein  viel  schö- 
neres und  f röfseres  Badehaus  eroaut  worden,  wel- 
ches sich  durch  die  Bequemlichkeit,  Zweckmäfsig- 
lieit  nnd  Gefälligkeit  m  seiner  Einrichtung  den 
Beifall  der  hier  la  der  Saison  anwesend  gewesenen 
Badegäste  erworben« 

Die  !Zahl  derselben  belief  sich  auf  662,  unter 
welchen  besonders  viele  aus  Berlin  waren»  Die 
Furcht  Tor  der  Feuchtigkeit  des  neuen  Gebäudes 
mag  wohl  manchen  Gase  ferne  gehalten  haben*  — 
Um  diese  möglichst  aus  dem  Hause  zu  entfernen, 
sind  düe  kanstlichen  Bäder  in  Form  eines  Obelis- 
ken getrennt  vom  Hauptgebäude  angelegt,  und  zwar 
mit  einer  Vollkommenheit,  welche  man  wohl  au 
keinem  andern  Seebade  antrifft.  Der  Rifs  und  die 
Ausfafarung  ward  dem  wackern  Architekt  Hrn. 
Bunten  übertragen,  welcher  auch  das  Badehaus  zu 
Kiel  gebaut. 

(Die  Fortsetzung  folgt«) 


~    136    — 

EnglUohe»  ürtheÜ  über  Cmsiaing^s  Hinnehitmg.  «) 

In  Paris  ist  ein  sehr  wichdger  CriipintlMl  vor» 

Selonimen,  bei  "welchem  der  Verbrecher ,  ein  Arzt, 
es  Mords  durch  eine  besondere  Vergifitanssart,  so 
wi«  dev  Verfälschone  des  TesumenU  der  durch  je« 
lies  Verbrechen  getölteten  Personen  sxigeklsgt  wutv 
de*  Einiges  ist  bei  diesem  Zeugenverhör  sehr  in^ 
teresssnt,  obgleich »  nach  unserer  Meinung,  in 
Folg«  des  Verfahrens  der  frausösischen  Gerichte, 
bei  den  Verhören  des  Angeklagten  von  nnnöthiger 
Wei(Uuftigheit  nnd  seihst  Ucherlich.  Jedoch  ist 
bei  diesem  Fall,  in  sofern  er  mediiiniscfads  In- 
teresse hat  9  die  Wahl  oder  vielmehr  die  voransge* 
•etste  Wjdil  des  Gifts  nierkwardie«  Der  Ange- 
hlagte  gab  za,  Gifte  xum  Gegenatanu  seiner  Unteiv 
tuohungen  und   Verauche   gemacht  zu  haben ,   und 

gewisse  vegetabilische  Gifte  zu  kennen ,  welche 
eine  Spur  ihrer  Wirkung  zurflcklassen ;  die  Q^er 
consäure  habe  er  aber  nur  zu  Versuchen  an  Thi«* 
ren  gekauft*  In  der  fernem  Untersuchung  eestaad 
er  ein,  dafs  der  eine  der  Verstorbenen,  welchen  er 
vergiftet  haben  solle,  iu  einem  Gasthofe,  in  wel- 
chem sich  beide  befahden,  etwas  Glühwein  getrnn* 
ken  hsbe ;  dieser  sei  vom  Kellner  beim  Kosten  sauer 
befunden  worden  ^  Meponsäure  schmecke  nach  seif 
ner  Kenntnifs  bitter;  auch  habe  sich  der  Verstört 
bene  übergehen,  nnd  das  Ausgebrochne  sei  auf  die 
Seite  gebr^^cht  worden«  Er  schreibe  aber  den  Tod 
der  Person  der  Cholera  zu.  Er  mische ,  bemerkte 
er  ferner,  die  Mecons^ure  bei  seinen  Versuchen 
mit  einem  tmeticum,  —  Wir  müssen  gestehen, 
dafs  wir  aus  diesem  Verhör  des  uncrlGcklichen  Ge« 
fangnen  über  eine  so  bestimmt  tödtliche  Handlung, 
deren  man  ihn  anklagte ,  keine  klaren  Vorstellungen 
liaben    gewinnen    können  <«•  die  Fragen   scheinen 

♦)  E»  war  dem  Herausgeber  sehr  merkwürdig  zu  sehen, 
dafü  zii  derÄclben  Zeit ,  -wtj  er  in  T^utschlaiid  sehrieb. 
in  England  ein  Arzt  über  denselben  Gegenstand  iin4 
init  demselben  Geülhl  sich  ausgesprochen  hat  (Ijon« 
don  medical  Kepoaitery,  Januar  i82»)  und  er 
eilt«  den  Lesern  auch  diesen  wichtigen  Beitrag  %n  den 
Veniandlungen  iu  diesen  6'fFentlichen  Prozefs  mitzu^ 
«hellen«  der  nun  VQX  4«m  Tri])iinal  aller  Aer^te  Euro« 

pa''s  gefuhrt  Wird. 


-*    137    — 

«uf  atwu  fchon  Bekanmei,   tbex  keineiwtgt  Auf- 
gehvlltei«  Bezug  zu  haben. 

£•  wurden  mehrere  mediainische  Gutaehten  rerr 
langt ;  wir  bemerken  hier  aber ,  dafs  wir  in  Betreff 
dieaaa  interessanten  Falles    nur   im  Besitz  solcher 
Ißexiehta  sind,  welche  in  den  gewöhnlichen  Tages- 
bllttexn  bekannt  gemacht  wurden«    Nach  laaenne^s 
Meinung,   starb  die  erste  der  yergiftetea  Personen 
an  aineia  phihisischen  Uebel,  worali  sie   gelitten, 
deaaen  Zufalle  aber  wohl  durch  ein  Qift  hervorge- 
bracht  seyn  könnten ,   wie   er  zu  glauben  sehr  ge* 
neigt  seyf    Dr.  Michel  hielt  den  Tod  nicht  fat  Fol« 
g9  eines  Gifts,   sondern  der  Phthisis,  wobei  er  be- 
veriite^  dafs  die  Meconsäure  gewöhnlich  eine  nar- 
liotische  Wirkung  äufsere,  dafs   aber  die  Constitu- 
tion einen   Unterschied  mache;    Dr.  Petit  glaubte» 
nacb  I^esnng  des  mangelhaften  Berichts  (proces  ver- 
hal)j  dala  die  verschiedenen  Symptome  nicht  durch 
die   Phthisis  allein-    sondern    zugleich    durch  eine 
Vergiftune  hervorgebracht  seyn  möchten«    Der  Ge- 
fangene fiagte  ihn,   ob  Peripneumonie  nicht   eine 
JJÜininag  des  Gehirns  zu  bewirken  im  Stande  sey? 
Diese  wurde  zugegeben ,  so  wie  auch  die  Möglich- 
Jteit    einer    dadurch    erzeugten  Cerebralcongestioiiy 
welche  die  Respiration  aufzuheben  vermöge»    Auch 
gestand  man,  auf  die  Frsge  des  Castain^^    ob  nicht 
in  Anaiehrungsfällen  zuweilen  im  Gehirn »  in  den 
Xtungen  und  Duodenum»  Zeichen  von  Congestiqueu 
vorgefunden  wfirden ,  dieses  Factum  zu ;  doch  wor- 
den  sie  nicht  von  der  Phthisis  erzeugt;   sie  seyen 
vielnnehr   unmittelbare   und  natürliche'  Wirkungen 
Äes   Todef«     Zwei  Apotheker  zeigten  an,  dafs  sie 
beide  dem  Gefangenen   Meconsäure»  und  der  eine 
noch   la  Grsn  schwefelsaure   Soda  verkauft  hätten, 
welehe   letztere   der  Angeklagte  als  Laxirmittel  itn* 

gewendet  zu  haben  versicherte.  Hier  mufs  ein  Irr-r 
lium  obwalten«  Orfila^s  Meinung,  dessen  Gutach- 
ten ebenfalls  verlangt  wurde/  bestand  in  folgendem : 
dafs  man  aus  dem  Anklagebericht  unmöglich  auf 
eine  Vergiftung  des  Verstorbenen  schliefsen  könne. 
Die  angegebenen  Erscheinungen  könnten  von  der 
Meconsäure,  aber  auch  von  einer  natürlipHen  Krank- 
beit  herrühren.  Man  sei  im  Stande  »  wenn  nicht 
häufiges  Erbrechen  vorhergegangen ,  das  kleinsie 
Atom  dienet  ^ubstanjc  in  dem  Magen  zu  entdecken» 


—     138    — 

da  tie  eins  der  am  leiob*:eBten  tu  erkennenden  tc« 
geuhilischen  Gifte  sey.  ^£r  halte  es  far  einen  Inw 
tham ,  dafi  vegetabilische  Gifte  keine  Spur  sorftck« 
liefsen»  und  er  sei  überseugt,  unter  jenen  Umstän- 
den auch  einen  halben  Gran  dieses  Stlsef  auffinden 
sn  können. 

Wir  heben  uns  bei  dieser  Anieig^e  bestrebt,  uns  - 
so  streng  als  möglich ,  auf  die  medizinischea  Punk«>^ 
te  dieses  Falls  £u  beschränken*  —    Unjgeachtet  nn« 
seres  festen  Entschlusses  können  wir  jedoch  nicht 
ganx  unsere  CJnsufriedenheit  bergen.    Hier  wird^.m 
der   hlofsen    Voraussetzung   eines    Verhrechens^    das 
seinem   IVesen   nach  höchst  aufserordentlioh   und  (in 
Betracht    der    Gutachten)  ganz  unwahrscheinlich  ut, 
ein    Individuum  verurtheilt  und  hingerichtet^     Es  er- 
litt die  Todesstrafe  durchs  Schwerdt  für  einen  Mord^    • 
über  welchen^   wie  wir  als  Britten,   und  als  Münner^ 
unter   welchen  sich  Ceschwome  befinden,   behaupten^ 
ksin  unumstöfslicher  Beweis  vorhanden  war» 

Denn  trstensz  Was  ist  diese  Meconsftnre?  Wir 
wagen  die  Behauptung,  dafs  von  allen  Zeufien, 
welche  über  die  Eigenschaften  derselben  bemgc 
wurden,  mit  Ausnahms  Orfila^s,  vielleichjt  kein 
einziger  eine  praktische  ICenntnifs  davon  hatte. 
Zweitens  werden  sämmtliche  medizinische  Zeug.  . 
nisse  (so  weit  w^ir  sie  aas  Öffentlichen  Journalen 
kenneu),    getreu    nach   dem    französischen    übertra- 

fen,  den  Angeklagten  begünstigt  haben,  da  sie  sich 
urch  Zweifel  charakterisiren.  Drittens  wollen  wir, 
von  unsern  eigentlichen  Gegenstand  abweichend, 
einen  andern  Punkt  berühren,  welcher  gleichwohl 
sich  mehr  mit  unserer  Pflicht  verträgt ,  als  es  an- 
fangs scheinen  möchte  ,  dafs  nehmlich  wenige  Men- 
schen von  Zartgefühl  gesunder  Empfindung  und 
Edelsinn  eine  tägliche <  ja  stündliche,  martervolle, 
wenn  nicht  boshafte,  Untersuchung  aushalten  ^wer- 
den ,  welcher  Personen ,  die  sich  in  der  Lage  des 
unglücklichen  Castaing  in  dem  aufgeklärten  und 
menschlichdenkcnden  Frankreich  befinden ,  unter- 
worfen sind.  Wozu  nützt  die  AbschafFung;  der  Fol- 
ter, wenn  man  sie  die  Seele  mit  voller  Kraft  em- 
pfinden läfst? 

Wir  verweisen  unsere  Leser  auf  djs ,   was  die 
Zeitung  belichtet,  nach  weicher  durch  den  Bericht 


—    139    — 

Jet  GenaraUdvokiten,  oderwiewires  nennen  möch- 
ten 9  am  der  Rede  des  die  Anklage  fahrenden  Sach- 
walt0»t  nnf  ere  früheren  Bemerkungen  bestätigt  wev 
den«     Diese    ist    ftcht  frtnsösiich  und  darum  kcht 
diMtnlitoh«    Anderer  Seite  ist  die  Rede  des  Ver- 
theidieers  xwar  wohlgemeint»  aber  keineswegs  so, 
"wi*  sie  nach   unserer  Meinung  ein  erfahrner  eng. 
lischer  Sachwalter  gehalten  haben  wflrde.    iDer  Ge- 
bfanehy  welcher  sich  von  dem  Gutachten  der  Saeh. 
verstiiidigen  gans  o£Fenbar  au  Gunsten  dos  Ange- 
klagten machen  liefs,  ist  völlig  unbeachtet  gelassen. 
JDer^  Vertheidiger   ist  wenigstens  au  der   (far  sein 
Geeicht)  demütbigenden  Aeulserung  gezwungen»  dafs 
mai|  in  England  auf  ein  bloCs  nach  dem  liörensa- 
gen   gegebnes   Gutachten    gar   nicht   gehört    haben 
wAide. 

Die  VerOQschung   des  Testaments  gehört  nicht 
en  OBserm  Gegenstand,  dalier  sie  auch  gänzlich  übcr- 

f engen   wurde«    Wegen   der  einzigen  Anklage  über 
Vergiftung»    wurde    Cmstaing    mit   einer   Mehrheit 
▼OH  7  Stimmen  gegen  5  für  schuldig  erklärt« 


3- 

Vehtnicht  des  alls,emeinen  Gesundheitstustandcs  mdm- 
Preufsischen  Ivlonarchio  vom  lUonat  Januar.  *) 

Ostpreufsen,  —  Königsberg.  Die  natfi]- 
liehen  Pocken  baben  sich  von  neuem  jedoch  nur 
in  einxelnen  Fallen ,  gezeigt»  Mehr  sind  die  Kin. 
der  Ton  den  Masern  und  Windpocken  befallen  wor- 
den.   Die  rheumacischen   und  Katarrhalischen  Fie- 

*)  Wir  glauben  den  Jjeterii  olnen,  Dienst  zu  erzeigen, 
wenn  wir  ihiieu  die  l(.urzen  ^iachricllten  iilivL*  den  <rc- 
Siindheitszu stand  der  verschiedenen  Trovinzen  der  FrrU' 
fsUchen  Monarchie  ans  den  amriichen  Monat«  •Btfi-jcli- 
ten  hiernuinac||ph  niiuheilen.  Sind  es  gleich  nur  kiir/.«- 
Anden  tunken  9  SU  gehen  sie  doch»  hei  der  hedeiiit'ndcM 
Ausdc)iuun{;  des  imilns^onden  landen,  sehr  leliii-ci. 
che  vergleichende  I^'uiiKcny  luul  erlüiUen  immer  in 
der  Keuntnirs  der  Tgtaliüc  des  gcgcuwärtigca  üeaiuid- 
beitszuktaiidcs. 


—     140    — 

htt  dtttem  noch  fort,  and  man  hört  von  riolen 
Batsandungen,  betooderf  im  Htlse«  Bei  alle«  dem 
if  t  dio  Sterblichkeit  nicht  ungewöhnlich  gewesea.' 
•— '  Gumbinnen,  In  der  Stadt  Stallnnönen,  und  in 
swei  SU  diesem  Kreise  gehörender  Ortschaften,  diu 
l^leichen  in  xw^i  Döi^fem  des  Gombinnisohen ,  nnd 
in  drei  Ortschaften  de»  FillKallenichen  Kreiset,  sind/ 
die  Menschen -Pochen  ausgebrochen,  übrigens  die. 
Heuasperren  an  gedachten  Orten  Terfügt,  und  dotoh 
diese  Maäfsregtl ,  so  wie  durch  die  angeordnete  Vtn* 
cination  der  poehenfähigen  Subiehte  läfst  sich* die 
Unterdrückung  dieser  ansteckenden  Krankheit  btld 
erwarten. 

JVestpreufsen,  —  Dantigm  '  Von  Iierr« 
sehenden  bösartigen  Krankheiten  ist  nichts  sa  h&« 
ren,  und  die  Morulität  war  nicht  ungewöhnlich» 
—  Mariemverder,  Obwohl  die  Witterung  so  ange- 
wöhnlich gelinde  und  feucht  gewesen,  so  ist  den«^ 
noch  in  dem  Gesundheitszustände  der  Menschen  im 
Allgemeinen  keine  aufFallende   Veränderung  TOtge- 

fangen,  und  die  Sterblichkeit  sehr  mäfsig  gebUe* 
en«  Rheumatische  und  katarrhalische  Kranläeicen 
sind  noch  immer  die  herrschenden,  wenn  gleich 
sie  gegen  Ausgang  des  Monats  als  wahracheinliehe 
Folge  der  Witterung,  immer  mehr  nerrösen  Ka- 
rakter  angenommen  haben,  und  in  einzelnen  FiK 
len  selbst  in  wahre  Nervenlieber  übergegangen-sind. 
liAenscfaenpocken  haben  sich  in  zwei  Ortschaften 
des  Kreises  Löbau  grze]G;t,  ihrer  Verbreitung  ist 
aber  sofort  Einhalt  gesehenen. 

Brandenburg.  —  Potsdam,  Nervenfieber, 
Keuchhusten  und  Scbarlachfleber,  letzteres  beson- 
ders unter  den  Kindern  in  und  um  Spandau,  sind 
die  herrschenden  Krankheiten  gewesen.  Der  Ka- 
rakter  aller  Krankheiten  im  Monat  Januar  war  rheu- 
matisch-gastrisch, ging  aber  bald  in  einen  nervo* 
sen  Zustand  über,  in  Perleberg  herrschten  die 
Windpocken  unter  den  Kindern.  Auch  erkrankte 
in  Wittstock  ein  aus  Kopenhagen  eingewanderter 
TischXergesells  an  den  natürlichen  Blattern ;  die  nö- 
ihieen  polizeilichen  Maaf8re|;elni^ind  sogleich  ge- 
troffen worden,  um  die  Weiterverbreitung  zu  Ter- 
büten.  — -  Frankfurt^  Eine  Term ehrte  Sterblichkeit^ 
oder  durch  den  unregelmäfsigen  Witterungslauf  be« 
wkKu  Krankheiten  uad  Seuchen ,  sind  nicht  be« 


—    141:  ~ 


I    ^ 


nterlit  -wotd«!!.     Rhcui^atisohe,  kttarrlialiiebe  und 

Sichtitohe  Uebel.  so  wie  HVisten,  besonders    uMter 
en  Kindern    der    Keuchhusten,    sind   sehr  hänßg^ 
auch  HaIi  -  und  Augenentzündungen,   Hämorrhoi* 
äalbetehwerden   und    andere   Zufälle  enufindlichei* 
Ifl^fttnc  rielfach  vorgekommen ,  ohne   einen  bösirti- 
gen  Katakter  anzunehmen«    Nur  aus  dem  Arnswald» 
sehon  Kreise  ist   die    Torläiifise   Anzeige  von  dem 
6cJuilach£eber  und   einigen  Fällen"  des  Nervenfio» 
ben  im  Dörfe  Curtow^  eingegangen*    Daeegen  ba^ 
ben   die   Masern    im  Luckauer    Kreisdorte    vValdo 
eäailich  aufgehöH»  und  es  ist,  obwohl  sämmtliche 
Kinder,  lo6  an  der  Zahl,  davon  befallen  gewesen^ 
doeh  nur  der  eine   früher  bemerkte  Todesfall  vor- 
^elLommeu* 

PommerA,  -^  KSslin,  Die  Krankheiten 
tind  Sterbefälle  unter  den  Menschen  sind^  bei  der 
|;egenwftrti£en  feuchten  Witterung ,  häufiger  als 
sonst.  Besonders  herrschen  in  verschiedenen  Ge« 
gendenScharlachfiebery  namentlich  in  mehreren  OrN 
Schäften  .^ea  Schlaweschen  und  Stolpschen  Kreises^ 
•o  v^ie-in  Bresen,  Lauehburgschen  Kreises;  woge** 
gen  diese  Krankheit  in  der  Stadt  Stolp  nnd  in  Bai^ 
now,  Rninmeisburgschen  Kreises,  wiederum  aufge- 
hört hat*  in  einigen  Dörfern  des  Schlaweachen 
Kreiaev  zeigen  sich  auch  Röthein  und  die  Hals- 
hrttune  unter  den  Kindern.  —  Strahund,  Ueber  den 
Gesundheitszustand  der  Einwohner  di'eser  Provins 
ist  ansnfahreuy  dafs  in  diesem  Monate  Schnupfen 
und  Husten  so  allgemein  herrschend  waren,  dafs 
man  es  eine  wahre  Influenza  nennen  konnte*  Auch. 
der  hartnäckige  husten  bei  den  Kindern  dauerte 
fort.  Die  übrigen  Krankheiten  hatten  den  katari^ 
Thaliflch-rheumatisch*  entzündlichen  Karakter,  und 
nahmen  nur  a.elten  eine  nenröse  Form  an.  Dahet 
hamen  Rhenmatismen  mit  und  ohne  Fieber>  Angi« 
»en^  Brustentzündungen,  seltener  Entzündungen 
der  Oi^ane  des  Unterleibes,  Gicht  und  Hämorrhoi» 
dalbeseh werden  vor.  Aufser  der  obgedachten  In- 
fluenza Wurde  keine  eigentliche  Epidemie  bemerkt; 
doch  war  die  Sterblichkeit  bedeutender  als  in  dem 
Tetflossenen  Monate  December  vorigen  Jahres^ 

Schjesien*  —  Breslau^  Der  allgemeine 
Krankheitt  -  Karakter  blieb  kaurrhalisth  -  rheiiina. 
tisch;  im  Anfange  des   Monats  mit  önuündlioher. 


—    142    — 

^cgfii  das  End«    mit  tierrdser  Beimiltlitillgv  .  Ali 
vorherrschende    KrankheitsFonh    zeigte   in'  lutsIgM 
Stadt    sich   ein    katasrhalischei  Fieber»    Wobei   ge« 
wohnlich  Kopf,  Half  und  Brust  sehr  ftfficiri  wiirtn^ 
Schlaglhlsse  kamen  hinlig  xot  und  waren  boi  ^«leä 
alten  Personen   tödtlich»     Rheumatische  fieschwnr^ 
«teil  mit  den  heftigsten  Schmersen^  Gesicktt •  Rote^ 
acute  Gicht  und    Bauchfell  -  EntzQndungen   sbifftatt 
sich  mehrmals.    Unter  den  Kindern  ging  das  Pjmli* 
ficber  herum   und  befiel  selbst    Neugeborene;    Rft« 
thcln.    Masern   und    Keuchhusten   waren   ebea/kllf 
sehr  häußg»    seltener   der  Scharlach.     Die   hlati£«  . 
Ei'Jtune   zeigte   sich  einige  mal   bei  Kindern»     Die 
gleichen  Krankheitsformen   waren   im  ganzen  hietä» 
gen    Regierungs- Bezirke    unter    den   Erwaohieneit 
verbreitet*     Unter  den  Kindern  zeigte  sich  das  Schar» 
lachfieber  nur  hie  und  da,   namentlich  in  einigm 
Dörfern  des  .Breslauer»    Trebnitzeir  und  Gtthraiiet 
Kreises«  ^  Zu  Peterswaldau »  Reichenbacher  CrttiaM, 
waren  einige  Kinder  daran  gestorben*    Die  MiHKim 
eingen  im  Oelsner    und  Wohlauer  Kreise  heran» 
in  dem  Dorfe  Oellschen,   Steinauex  Kreisea»  W«re|i 
sie  bei  2%  Kinderti  ausgebrochen«     Rötheln  hetneA' 
nur  in  zwei  Dörfern  des  Militsclier  Kreiset  und  in 
der  Stadt   TracLenberg    zum    Vorschein.  *—    Lieg» 
niti.  Der  Typhus  ku  Keichenwaldau  im  SchÖnaner 
Kreise )    so   wie  in  Konradswaldan   und  Seitendorf« 
^^o  er   später  zur  Anzeige  gekommen  >  ist  so  aieaif 
lieh  als    unterdrückt   anzusehen»      In  KammertwaU 
.    dau  liegen  aber  14  Personen»   in   zehn  unter  Sperre 
l^esetzten  Häusern,   am  Typhus  nieder;   4  von  die* 
sen  Kranken   sind   gestorben.    So  entschieden  eneh 
die  Ansteckung  ist»   so  kann  man  diese  Epidemie 
doch    nicht  für  bösartig  erklären»     Das  Scharlach* 
lieber  in  Sagan  hat»  wie  an  einzelnen  andern  Orten^ 
nachgelassen.     Die    MaSern   und   Rötheln  behielten 
auch  im  Januar  y  ihrer  grofsen  Allgemeinheit  unee» 
achtet  9    ihre    Gutartige    Form»     -^     Oppeln^    Ont|^ 
geachtet  der,  der  Gesundheit  nicht  zuträglichen  ab» 
wechselnden    Witterung >    erhielt    sich    die    Sterb* 
lichkeit  in  naturgemäfsem    Stande»     Haupt -Krank* 
heiten    unter    den    Erwachsenen  waren  hatarrhel* 
uTid   rheumatische >    Quartan -Fieber    und^Hiungen* 
EutzQndungen»    Kinder  litten  vorza^lich  an  gutan 
tigen  Rötheln»     Im  Lublinitzer  Kreise  erkrankten 
noch  mehrere  Personen  am  Nervenßeber. 


K» 


—    143    — 

Posen.  ' -^  Posen,  Katarrh alische  Frietcl^ 
Scliarlacli-  und  Ncrvenfieber  wird  hin  Und  wieder« 
jedoch  nirgand  eine  bedeutende  Sterblichkeit  wahr- 

f;eiioniinea.  ^  -—  Bromberg,  In  der  Gegend  Ton  Fi* 
elme  und  in  dem  Dotte  Briesen  herrschten  unter 
den  Menschen  nervöse  Krankheiten  ^  au  deren  Fol- 
gen einige  Personen  rcrstarbeUk  ' 

Sachsen»  —  Magtleburv,  Im  Ganzen  genom- 
men war  die  Anzahl  der  Kranken  nicht  bedeu- 
tend ^  auch  die  Sterblichkeit  unter  den  Menschen 
nichc  ungewöhnlich.  Der  Karakter  der  Krankheiten 
"w^ar  fortwährend  rheumatisch- entzündlich»  neigte 
sich  aber  ganz  auffallend  und  bald  zur  Schwäclie 
und  Kervösität  hin.  '  Rheumatische  .und  katarrhali- 
sche Debel»  insbesondere  schleichende»  waren  häu- 
fig. Aach  kam  der  Croup  häußg  vor.  Von  epide- 
muchett  Krankheiten  fand  sich  keine  Spur.  — 
Merseburg»  Die  wechselvoUe  Witterung  wirkte  im 
Allgemeinen  auf  den  Gesundheitszustand  nicht  gfln- 
stig^  und  es  konnte  nicht  befremden »  dafs  flberall 
fiber  rheumatische  und  katarrhalische  Uebel,  die 
nicht  selten  einen  entzQndlichen  Karakter  annah- 
men i  geklagt  wurde»  Unter  den  Kindern  zeigten 
sich  die  Masern  und  das  Scharlachlieber»  und  die 
letztere  Krankheit  war  in  mehreren  Fällen  mit  ei* 
nem  tödtlichen  Ausganee  Verbunden.  An  dem  Ner« 
venfieber  f  welches  in  dem  Dorfe  Niemegk ,  Bitter- 
felder Kreises,  auseebrochen  ist^  ist  im  Laufe  des 
Monates  Januar  wieder  eine  Person  gestorben. 

tVestphalen.  —  Müiister,  Im  Kreise  Tech- 
lenburg  haben  das  Scharlachßeber  und  die  Frie- 
seln wieder  um  sich  geerifPen,  und  zu  Cappeln 
starben  Tiele  Menschen  daran.  Auch  in  den  Ktci- 
aen  Beckum  und  Ahaus  litten  noch  immer  viele  an 
dem  enteren.  Im  Kreise  Beckum  herrschten  ner- 
nöse,  jedoch  nicht  gefährliche  Brastkrankheiten* 
In  mehireren  Gegenden  waren  katarrhalische  Hals- 
krankfaeiten  an  der  Ordnung.  Im  Allgemeinen  kann 
über  den  Gesundheitszustand  keine  Klage  g;eführt 
"weiAtUf  und  war  auch  die  Sterblichkeit  m  den 
Gränzen  des  Gewöhnliclien  geblieben.  —  JVIuulen» 
Meun  Individuen  des  Kreises  Bfiren  wurden  von 
den  ächten  Menschen  -  Blattern  doch  nicht  gefähr- 
lich befallen.  Im  Kreise  Faderborn  findet  man  viel 
anächte   Mcnschenblattern    oder   Steinpocken,     Im 


^    144    — 

I    - 

KrM$,  besonder^  der  Stadt  Höxttr  ist  dU  MaMt* 
Krtnkheib  sehr  allgettiein ,  jedoch  lind  bis  j«ttt  Wf* 
iiiffe  Kinder  gestorbdh»  Eben  so  wenige  an  dtB 
Scickkiisten ,  welcher  in  einigen  Gegenden  des  Xrei* 
ses  Herford  unter  den  Itindern  grtlsicft«  «^  ^HM^ 
b^rg^  Wenn  gleich  die  GeStttidheit  und  das  LeiM« 
der  Menschen  wegen  epidenliachet  Krankheifcna  aidis 
an  Gefihr  Kamen ,  so  zeigten  sich  im  verrtoiaenen 
!|Vtonate  doch  bei  weitem  mehr  KtankheitasttDÜIe^ 
wie  in  den  frahereb  Monaten,  was  wohl  hanpt* 
sächlich  det  tüT  diese  Jahreszeit  ztt  geliadeia  luad 
Teränderlichen  Witterung  zuzuschreiben  aeyn  dflvf» 
te.  Steinblattem,  Masern ,  ttiitunter  Nen^enJfieberA 
Itals  -  Augen  -  und  XiUnsen  -  Entaflüdongen,'  und 
rheumatiscTie  nkatarrhaliscne  J^ieber  waten  die  fis* 
wohnlichsten  Krankheiten ,  ohne  dafs  jedoch  Saa* 
Sterblichkeit  bis  jetzt  dadurch  yetmehrt  Wurde« 

Jülichy  KUve^  Berg,  --^  Köliu  De« 
Krankheits-Karakter  war  katarrhalisch  •rheumatiseh^ 
Gegen  Ende  des  Monates  Oecember  sei^e  aicfa^a 
den  Gemeinden  Poppeisdorf  und  Lessenich ,  J&^ 
Bonuy  das  ansteckende  Nervenfieberi  gegen  deateii 
weitere  Verbreitung  sogleich  die  geeigneten  Maalüi« 
regeln  ergriffen  wurden :  auch  herrschte  dasselbe  an 
Bäumen  und  Hecke,  Kr.  Waldbröl >  wo  mehrere 
Menschen  bereits  daran  gestorben  sind.  —  Düss0U 
dorf.  Der  Gesundlieitszustand  ist  fortdaaemd  er« 
freulich  gewesen. 

Nieder '  Rh^liu  —  Kohlent.  UngeaohteC 
der  ungünstigen  Witterung  ist  der  Gesundheitaaa« 
stand  y  einige  Katarrhal  -  und  gastrische  Beschwere 
den  abgerechnet^  ganz  befriedigend  gewesen»  Üo« 
ter  den  Kindern  haben  die  Masern  fortgedauert;  sie 
sind  jedoch  sehr  gutartig.  Das  NerTenfieber.  weU 
ches  sich  anfangs  mit  grofser  Heftigkeit  zu  Nieder* 
zisscn«  Kr.  Ahrweiler,  zeigte,  hat  bereits  seit  drei 
Wochen  gilnzlich  wieder  aufgehört.  Von  40  Et^ 
krankten  sind  nur  drei  gestorben,  und  auch  bei 
diesen  trateu  aufs  erordentliche  Umstände  ein.  -•« 
Trier,  In  einer  Gemeinde  des  Kreises  Saarburg  hat 
«  sich  ein  ansteckendes  Fieber  geäufsert,  wovon  nach 
und  nach  42  Menschen  ergrifTen  wurden^  von  denen 
16  /gestorben  sind«  In  den  übrigen  Kreisen  herrscht 
im  Allgemeinen  Gesundheit  unter  den  Menschen. 


145 


lachfithtcH  aut  dti»  ItTaekhnbar- 
Sclion  TOc  einiger  Zeit  lubc  icb  dl« 
'«imatbmie  gelurien,  dari  et  scheine,  ■!■  wenn 
is« .  V«itt«aaniag  in  dem  Charakiei'  der  alleeai«^ 
•p  KmiUieiu^Anliße    bevoritünde ;    diu«  Ve»nu> 


Bduedidokt  von  dem  giitriichen,  und  ich  gliiiha, 
■fa  jinei'  htli  die  Herrichafc  geir innen  wicd> 
,ucb  du,  den  gutiiichen  Cbarahier  (o  nahe  Tet- 
randle  WecbaelEeber ,  w*>  leii  nahrem  Jihren 
ana  TUachwundan  war,  hoainit  jeiat  achen  in 
ilofigen  FjÜIbd  tot,  jedocb  noch  nicht  in  vnllkom- 
nni  reinar,  «iaricher  Form,  londern  mehr  Ter- 
irickak  nsd  auiainnicneesetit.  Von  Epidemien  aind 
irlr  ftwj.  Ruber  dem  Kaichhuiten  ,  i»z  eine  allge* 
amnwn  Vnttroitung  gewinnt;  die  Bnitenufindun- 
ßa,  die  Biknne,  dia  dann  apoTaditeli  Tarkommen, 
ind  nicht  ivin  entaündlich ,  nnd  in  kainein  Falla 
rai  TOB  Znfllkn  dei  ttatut  gaitrinui  di«fa  gilr 
neb  Ton  dam  Kaichhutten.    (Von  Hm.  Dr.  Catiani, 


fittwmngt'  »nd  Getundhtiti.  ConttitMtion  vonBerli» 

im   Nootmher    1833. 


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iriib,  itrirnütch. 

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Rügen,  niirimiich. 
triO),  stürmisch. 

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liS 

Di«  Witterung  im  ganteo  Monat  ^rai'  lelir  tiSb, 

Btm-weUoii  in  »olchem  Gnda,  Üaft  einige  Tage  nicht 

vi«!  heUer   vrircn,   alt   lieiteie   Juni /NAolite.    Taut 

Aid  mce  Ullfie  de>  Monais  liatte  auch  einigs  billc 

»A<n»n.  „aA  Abcaditutiden.     Wen 

*'*»*«,    Regen   und   Nebel    Eeigte 

■»»ttSg.     Schjiee  fiel   Tom  Qleo   bi»  i 

"'«•■fror.     Üebtigei»   wai   das  Wetur  gelind,  be- 

•'^■den  gegen  EmJe  dei  Monats.     Am  agaten  Abenda 

^  7  Uhr  wurde   der   Himmel,  mit  Aiianahme  de* 

JJf««thörii«nt8    in    kurier    Zeit    gaiii   heiler,    mid 

""leb  at  bi)  um  Mitternacht. 


i^e   Taee 
"ich   fea. 


I  Tace 
)b.    Hl 


eiricbender   Wind  Südwei 


~    148    — 

..   D«r  Tempentnr  nteh  gib  es  ^  iitlca^  t\  ^tVBr 
de  und  angenehiiio  und  16  tempenrte  Tage. 

Der  Beieluffenheit  det  Luft  nach  waren  3«  Tag^ 
feucht* 

Regentage  waten  i3,  dreimal  fiel  Schnee ^  Th« 
und  Reif  6  mal ,  neblichte  Tage  «traren  4.     Der  Hi^ 
derschlag  des  Wassers  betrug  5  Zoll  4  Linien. 

Der  Stand  des  Ba^ometBri  -wax  siemlieh  b^ 
ständig  und  mäCsig  hoch.»  Unter  go  Beobachcan^j 
17  unter»  75  über  fi8". 

Der  höchste  Stand  d.  i6tett  2,%**  5"*) 

Der  niedrigste  den    isten  37''  8^''>Umersch.  8^  L0 

Der  mittlere   .  .    .,   .    ♦     28"  i'") 

Das  Thermometer  stand  unter  go  Beobachtungil 
^  6  mal  zwischen   5   u«    o  — 
5g.  ~-         —         o  u.    5  <4* 
45  —  —  5  u.    «i+ 

Der  höchste  Stand  d.  gosten  8|+  ) 

Der  niedrigste       d.  iiten  5  —  SÜnt«fSchiedti.    - 

Der  mittlere     «•«••44*) 

Das  Hygrometer  stand 
am  feuchtesten   den  laten    98^} 
am  trockensten  den  t5ten    66^  >  Unterschied  ^^. 
Der  mittlere  Stand  84^) 

90  Beobachtungen  des  PTindes  gaben  folgend  ^ 
Hesültat:  2  mal  wehte  Sad^  1  mal  Nord,  g  m^ 
Nordwest}  11  mal  Südost»  I2  mal  West»  5g  m^ 
Südwest« 


Cs  wurden  gehorem  266  Knaben. 

145  Mädchen  ♦  \ 

309  Kinder,    (ß  mal   2wii' 
linge). 

Cs  starben  t    4^^  Personen ,  (2o2  unter  u* 
aa4  über  10  Jahren)« 

Mehr  geboren  i  83  Kinder. 


I 


—    149    — 

Utukliek  wurden  geboren  41  Kntben. 

41  Mädchen, 

8a  JCinder. 

B«  itatben  unehlich  geborene  Kinder :  16  Knaben. 

a3  Madchen. 

59  Kinder, 

Sf  •ind  alio  4S  uneblicbe  Kinder  mehr  geboren 
'   gestorben. 

Getraut  wurden  i36  Paare. 

Die  Todteoliaten  dieica  Monata  aehliefsen  29 
*^  in  aicfh«  Auf  Binen  Tag  fielen  im  Diirch- 
kailt  T74  Geburten  und  i4f  Todesfälle.  Die  Ge- 
tvtea  haben  eich  in  Vergleich  lum  Monat  October 
^lUh  um  ^  vermehrt^  die  Todesfälle  dagegen  um 
M^ermiMdert», 

Vermindert  hat  sich  die  Sterblichkeit :  aui  Schwi* 
L«  um  69  beim  Zahnen  um  iS,  unter  Krämpfen 
XI  fto^  am  Stickhusten  um  11^  an  Masern  um  6^ 
kn  Kervenfieber  um  7»  an  der  Abzehrung  um  11, 
a  der  Bfäane  um  3,  am  Blutsturs  um  I9  am  dchlag- 
■M  U  ttm  7,  am  kalten  Brand  um  3^  durch  Unglacka- 
^le  um  fl* 

Vermehrt  hat  sich  die  Sterblichkeit:  am  Was- 
"^kopf  um  2,  am  Scharl^chfieber  nm  a^  an  Entadn- 
Aai|ifiobem  um  i,  an  Schleimfieber  um  s^  an  Fanl- 
B^n  ttm  1;  an  der  Lungensncht  um  15 »  an  der 
^^Mienucbt  um  5,  am  Durchfall  nm  i^  im  Kind- 
ptür«  um  1 ,  an  Entkräftung  um  9,  die  2ahl  der 
odtgebomen  um  2,  die  der  Selbstmorde  nm  i. 

^  Von  den  S02  Gestorbenen  unter  \o  Jahren  waren 
^l^naben,  108  Mädchen,  darunter  12a  im  traten^ 
^?  ^m  aweiten,  20  im  dritten ,  la  im  vierten,  3  im 
^^ften,  8  Ton  5  bis  lo  Jäliren.  Die  Sterblichkeit 
^  diesem  Alter  hat  sich  in  Vergleich  zum  Vorigen 
oq^(  vermindert.  Auf  einen  Tag  betiug  sie  7,  im 
''^^ober  g. 

I      Im  ersten  Lebensjahre   starben   (die    25  Todtge» 

^'^en  mitgerechnet)  53  Knaben  69  Madchen ,  d«r- 

^^ter  7   ans  Schwäche,    11   beim  Zahnen,   67  unter 

^'^pfen ,  5  ^m  Stickhusten »   s  an  £nuÜndungsÜc- 


—     150    — 

s 

berny  7  an  der  AbzehraDg^  i  an  der  BAane,  6  am 
ScJhlagAulj ,  fl  an  nicht  bestimmtcir  Krankheit« 

Von  den  50  gestorbenen  unehlich  gebomen  Kittm 
dem  waren  sg  im  ersten,  3  im  zweiten ^  3 im  drit- 
ten,  I  im  vierten  y  1  von  5  bis  10  Jahren.  Es  star« 
ben2  aus  Schwäche,  1  beim  Zahnen,  14  unter  Kräm- 
pfen,  5  am  Stickhusten,  2  an  EntsAndungsfiebern» 
6  an  der  Abiehrune^  4  am.  Schlagflulsy  1  an  nicht 
bestimmter  JCrankheit,  6  waren  todtgeboren. 

Von  den  224  Gestorbenen  über  10  Jahren  w^aven 
6  von  10  .bis  i5,  6  von  15  bis  :io,  23  von  30  bis  5o, 
50  von  5o  bis  4o,  54  von  40  bis  So,  43  ▼<»^  ^o  bis  60^ 
35  von  60  bis  70  9  4^  von  70  bis  80,  11  von  Qa  bia-^o 
Jahren^  Die  Sterbliohkeit  in  diesen  Jahren  hadioli 
in  Vergleich  sum  vorigen  Monat  um  9  ToäpsÜHkä 
vermehrt. 

Unglücks/alle»  1  Mann  ist  ertrunken ,  1  Kiaabe 
überfahren  .        -i 

r 

Selbstmörder^   1  Mann  hat  sich  aus  dem  Fenster 

festürst,  1  Frau  hat  sich   vergiftet ,  2  MjhiA«r  hä^ 
en  sich  erhängt.  ,  r— - 

•    ■    ■  /■ 


DieKrankheits-Constitritionim  November  ward 
fortwährend  als  katairhalisch- rheumatisch  beobaefa» 
tet,  mit  nervöser  Grundlage.  Rein  entsündlicl^ 
Krankheiten  kamen  fast  gar  nicht  vor.  Es  herrsch* 
ten  viele  Zufälle ,  welche  auf  Congestionea  des  Blu- 
tes beruheten,  ohne  dafs  wahre  Entzünduiij 
fen  war.  Besonders  häufig  w-ai;en  tlänn 
eschwcrdeil,  davon  abhängig  Brustbeklemmungen, 
Schwindel  und  Schagflüsse^  besonders  gegen  Ende 
des  Monats.  Im  Ganzen  war  die  Anzahl  der  Kran- 
ken geringe  besonders  unter  den  Erwachsenen,  und 
vorzüglich  mangelten  acute  Krankheiten.  Die  Ma- 
sern nahmen  ab,  Stickhusten  nicht  selten.  Wech- 
selfieber  nur  sehr  sporadisch. 


rhoidal-  • 


Atu  Sckvricbe 
VBuitiroder  Todgcbome 

■Tmn  Ki^bipfea 
ibn  WuterEopto   . 

.AaStlcUiiutm  .       .       . 
An  Itbwm  nnd  Boüwln 
Am  ScbiTUclifiebei  . 
Am  Fiieiel  uifd  Fl«cIc.G*1i«r . 
Ad  EntnanduiigiEebem 
Am  Schleimfiebet      . 
Am  FnlEcber     . 
Aia  N  eTTenfiBber 
A^  bIiuiIii;  oder  ichleichend.  I 
Am  der  Lniigeiuuclit . 
An  der  Bilniie   , 
An  der  Oeihnicht 
Au  der  Wutenucht  . 
.    Am  BhKltniE  . 

Am  SchlÜBnri.     . 
Ab  dar  t^ilepiie 
Ad  der  ofcht 
Am  dar  goldaen  Ader 
Aim  I>uichfall  iind  der  Ruhr , 
In  dem  Kindbelle 
Am  Braba 
Am  kiltan  Brande 
An  der  Kntkriifning  Alti 


—     152    — 

Die  Bibllothtk  d.  pr.  Htitkmnde  Min  i8i4  entkätii* 

J.  Pf^»  H.  Conradi  Kritik  der  medizinischen  X^h* 
re  von  Broussais,  '  '^  "' 

F,  £•  F  ödere  Legons  sur  les  Epidemie s^ 
A»  Omodei  del  morbo  petechiale^ 

Kurze    litter  arische    Jtnzeigeii^       '  " 

JU  H,  Pmez   fVieshadens  Heilijuellen, 

G,    -C*    W^  Rullmann     PFieshaden  und    r^ine 

Heilquellen. 
JL,  de  Kirkhoff^    Hygiene  milltaire^ 
ClUrurgiseh»   Kmpfertajeln, 

Akademische     Schriften     der    Uniit^rsitä^ 
zu  Berlin* 

B*  ^;  i.  Keyt  de  Seeali  eomuto^ 
Gm  A.  Zolling   de  ^iahele, 

Journalistik  und  Cofre/poudenx^ 

JtalisH* 

TVirkunß  des  Colchicum;  —  Erfahrungen  uHar 
den  Oshrauch  des  Tascus  baecata,  •—  Zuitn 
^enentzünduHg»  —  Gangrän  der  Zunge,  — • 
Hirudo  prOvincialis»  -—  Ammonium.  Gegen- 
gift des  Viperngiftes*  —  Natur  des  Krebset 
und  ScirrhuSt 


Uebet 
den  aeu  «ntdecltteti 


mineralis<;;Keri     Kohlenschlamm 


im 


Mineral -Bad  2u  Gleissen. 

Von 

Heri^n  Professor  John« 

Ncbtt 

Beifügung:  des  dritten  Jahresbericiltei  ül»ef 

dieses  Bad» 

irofi 

■ 

Dr.   F.  A.  Zattschner» 

|yra!klifltliem   Arzte   sa    Meserifs    im    Gtofshersoistlittfll 

Posen« 


i*M«i 


Berlin,     1824« 

Gedruckt    bei    G.    Reimer, 


4-  r 


,.   I   1.  l»«MtM*i**Hp1— fc 


Hwi  I 


D. 


^ii  Interesse )  weichet  dieser  Mineralijaen 
hinsichU  seiner  Heilkräfte^  hauptsächlich  aber 
\7egen  der  merkwürdigen  Naturerscheinung 
dee  im  vorigen  Jahre  neu  entdeckten  iXnd  in 
i^rofser  Menge  vorgefandenen  minerali'» 
sehen  Kohlenschlammes  erregt,  ist  grofs 
g'enngy  um  dieses  Naturgeschenk  als  ivicbti* 
gen  Beitrag  zur  Geschichte  der  Mineralwasser^ 
an  andere  berühmte  Bäder  eu  reihen. 

Das  Bestreben  des  sehr  menschenfreund« 
liehen  Besitzers  desselben^  gab  ihm  die  Vollen* 
dong  noch  dadurch^  daTs  derselbe  jenen 
Schlamm  nicht  nur  durch  einen  Hebebau« 
mittelst  Schachts  i^u  Tage  befördern»  sondern 
er  liefs  ihn  noch  zugleich  im  vorigen  Früh* 
Jahre  durch  einen  unserer  berühmten  Schei- 
dekünstler einer  genauen  chemischen  Unter- 
suchung unterwerfen.  Hören  wir  darüber 
Herrn  Professor  John  selbst. 

)^Fast  alle  Wiesen  des  durch  des  ge^en- 
),WArtigen  Besitzers  Herrn  He  noch  rast^ 
)|]ose  Thatigkeit  und  durch  Kosten  verherr* 
yyiichten  und  mit  sehr  geschmackvollen  Ania« 
lygen^    schönen    Fontainen    und    Fruchtgärten 

i  • 


,,\erse!ienen  Parks ,  enthalten  oberflächUcb^ 
y^un mittelbar  unter  dem  grünen  Teppich ,  in 
„einer  Mächtigkeit  von  i  bis  i|  Fufs,  ^na 
„Art  Schlammes,  welcher  ans  abgestorbenen 
^^organischen  Körpern  ,  besonders  Warsel- 
„fasern,  Sand  und  mineralichem  Wasser  ge- 
9,mengt  ist.  ^ 

,,Besonders  merkwürdig  aber  ist  die  um 
„die  Wiesenquelle  und  die  Gegend  der  Schilfe 
„quelle  (vergl.  meine  Beschreibung  des  Mi* 
•  „neralbades  £u  Gleissen  etc.  pag.  i4).  Unter  4em 
„Sande  und  Humus  liegt  hier  ein  bläalicher, ' 
yiselten  oberhalb  gelber,  glatter  und  feiner 
„Lehm »  der  in  einer  Tiefe  von  lo  bis  lä 
„Fufs  anfängt,  grau. oder  schwärslich  gefSrbt 
y,£U  erscheinen  t  und  &  Fufs  tiefer  auf  ein  d 
,,bis  3i  Fofs  mächtiges  Lager  schwarsbrau- 
i^en  Schlammes  liegt«  Unter  demselben  lie|^ 
,iSand ,  welcher  an  den  Berührungspunkten 
„durch  den  Schlamm  schwärzlich  gefärbt  wird^ 
„und  etwas  glimmerigen  Lehm  aufninunt ;  et* 
„was  tiefer  aber  gane  reih  erscheint.  £s  ist 
„mir  aus  mehreren  Gründen ,  welche  auch 
„aus  dem  Ursprünge  der  Mineralwasser  her- 
„Yorgehen,  sehr  wahrscheinlich,  dafs  sich  in 
„einer  gröfsern  Tiefe  noch  andere  Lager  or« 
„ganiscben  Ursprungs  befinden,  allein  es*  tre- 
jyten  zu  grofse  Schwierigkeiten  in  den  Weg, 
t^die  mächtigen  Sandlager  su  durchdringen. 

„Dieser  Schlamm  hat  eine  schwarzbraune 
,,Farbe  (wie  Kaffeesatz),  eine  breiförmige, 
„oder  auch  teigige  Consistenz,  und  ist  an 
,,einigen  Stellen  selbst  plastisch;  seine  Theile 
^sind  homogen,  zart  und  schlüpfrig  anzufüh- 
9tlen,  sie  werden,  mäfsig  ausgetrocknet,  durch 
y,das  Streichen  glänzend,  völlig  »usgetrocknet 
^,bildet  er  aber  eine  sehr  brüchige,    spröde. 


',,i&wi«QheD  d^n  Fiagcrfk  ichn^er  zn  serdräk. 
,ykend0,  unter  Druckwerk  leicht  in  Pulver  sn 
,,YerwandeInde  Masse,  welclie  leichter  ale 
yy'Wasser  ist.  Im  frischen  und  feuchten  Zu- 
,^tande  hat  dieser  Schlamm  einen  etwas  bi- 
,,tuminösen  Gerücht  getrocknet  ist  er  fiut 
3,geruchlos. 

yyVermiftcht  man  denselben  mit  Wasser, 
„eo  entsteht  ein  gleichförmig^es  Gemenge,  aua 
„welchem  sich  nach  einigen  Stunden  der 
y^rö&te  Theil  wieder  ausscheidet ,  während 
,,eiL  anderer  Theil  das  Wasser  trübt  und 
,ibraun  iSrbt,  ohne  sich  auszuscheiden. 

„Der  Alcohol  wirkt  nicht  darauf. 

„Bringt  man  den  mit  etwas  destillirtem 
^yWasser  verdünnten  Brei  auf  ein  Filtrum, 
„lo  läuft  eine  Flüssigkeit  durch  dasselbe,  wel- 
„che  sich  durch  folgende  Eigensdiaften  aas* 
„zeichnet  — -  Sie  ist  klar,  von  brauner  Farbe, 
^,and  reagirt  äufserst  schwach  alkalisch.  We- 
„der  blaosaures  Eisenkali,  noch  Silberauflö* 
5,sung,  noch  kohlensaures  Kali  und  Aetslauge, 
„noch  Ammonium,  oder  schwacher  W^in* 
„geist,  bringen  darin  eine  Veränderung  her- 
„vor.  Barytauflösungen,  Sauerkleesäuren  und 
„Alkohol  verursachen  aber  darin  schwache, 
„braune  Niederschläge. 

„Verdunstet  man  die  Infusion  in  der 
^,1Lochhitse ,  so  erfolgt  eine  Zersetzung;  es 
„scheiden  sich  zarte,  braune  Häute  und  ein 
„brauner  Satz  aus,  und  die . Flüssigkeit  wird 
„fast  farbenlos.  Sie  zeigt  darauf  noch  schwa- 
^,ehe  alkalische  Reactiou,  und  sie  wird  durch 
„die  vorerwähnten  Reagentien  zersetzt.  Nach 
„völliger  Verdunstung  bleibt  eine  braune  Ma* 
„terie  in  geringer  Menge  zurück,-  aus  weU 
„eher    AlcohiU    etwas    salzsauren    Kalk    und 


,,8pi|r«B  HarsM  Mflöf  et  Den  branoen  RIMcp 
gfPUmd  löset  Wasser  unter  ZnrücklMsoog  Tim 
i,scliwrefelsaurem  lUilk  auf|  und  aus  der  wie« 
,,seri|^eo  Auflösung,  in  welcher  jetst  iSpur«Q 
jysalzsauren  Natrums  bemerkbar  sind,  iäUel 
,,AIkQbol  eine  braune  schleimige  und  folglich 
iiVerbrennliche  Materie, 

,,Der  oben  erwähnte  braune  Stoff  ist  M« 
),wohl  in  äteendetn  Ammonium  alt  aucfi  *ij| 
j,ät£ende)n  Kali  auflösbar,  und  Säuren  SUteo 
,,ibn  daraus  wieder  mit  Beibehaltung  aeiner 
i,Eigen8cbaften.  In  der  Hitee  verkohlt  .e^  nn^ 
,,ter  EntWickelung  von  Ammonium,  ind^ 
„nichts  als  etwas  Gips  übrig  bleibt.  <«r  Hier« 
),aus  ergiebt  sieht  dafa  die  Materie  gaoa  ei. 
„genthttmliehe  Eigenschaften  besitst,  die  aif 
„theils  dem  Extlraktivstoffe ,  theils  dem  Ei^ 
„weiTsstoffe,  theils  dem  Humus  mit  sehr  äbw^ 
^wiegendem  Kohlenstoffe  nähreut 

„Wenn  man  den  frischen  Schlamm  so 
,,lange  mit  Wasser  bebandelt  hat,  als  aolebea 
„noch  darauf  wirkt,  90  erscheint  dennoch  d^^ 
„Rückstand  mit  den  oben  erwähnten  pbysi* 
ji,SGhen  Eigenschaften,  und  sowohl  Ammo« 
„nium,  als  auch  Aettlauge,  äufsern  bedeu« 
„tende  Wirkungen  darauf,  indem  sie  einen, 
^,dem  oben  erwähnten  ähnlichen  Stoff  daraua 
„aufnehmen« 

„Nachdem  so  die  Natur  desselben  erforscht 
3,war,  wurde  sie  ferner  auf  pyrechemischem 
„Wege  enthüllt, 

^,Icb  theilte  das  Schlammlager  in  8  ver« 
i,ichiedene  Schichten,  so  dafs  die  obere  mit 
1,1 ,  und  die  letste  mit  8  beEeichoet  war,  und 
„UeCs  kleine  Proben  davon  in  ieinem  Back« 
„ofen  bei  ,  einer  Temperatur  von  52  Grad 
uReaum^  ^ölli|;  austrocinen*    Hierauf  wurde 


lyfi«  im'  Flaiiaüegel  TerbraMit  im4  i^iogf- 
„ätcUert«  Es  entwickelte  sich  ^ofirngs  .  din 
i^(;bt  ummgenehmer  Geruch^  der  zuletst 
^eoljpbqrös  'wurde,  und  endlich  blieb  eiiid 
^elbe,  oder  bräunliche  Asche  zurück«  iHe 
9^che  von  i,  9,  3,  4,  betrug  fl5  |>,  C,  vou 
„5  und  6  faineefen  3o  p.  €•»  von  7  aber  nur 
y^o  p.  C.{  Nr.  8.  enthielt  aber  dcbon.Sand, 
y,weslialb  53  p«  G  unverbrennUche  Theile  Ter« 
y, blieben« 

^Unterninunt  man  diese  Arbeit  in  eineni 
yiTenuchlossenen  Apparate ,  so  entweicht  bu-* 
^,erst  Wn&ser^  es  folgen  Essigsäure  9  Kohlen« 
^ywasserstoffgas ,  kohlensaures  Gas,  empyreu- 
yyDiatisches  braunes  Oel^  ein  gelbes,  dickesj 
^auimoniakalisehes  Oel,  welches  sich  in  der 
^^Glasröbre  wie  3chwefel  anfegt,  ohne  solchen 
yy&u  entbalten,  und  sulet^t  entwickelt  sieb 
^,eiae  ^  grofse  Menge  ammo^iakalischer  Tlüs« 
^aigkeitjj  dafs  die  anfangs  erschienene  Säure 
^90nilick  verschwindet.  Die  surflckbleibeado 
^, Kohle  ist  leicht  und  schwarz, 

«»Die  erwähnte  Asche  ist  in  ihrer  Mate« 
^rio  TOn  einander  nicht  verschieden»  das  ajbm 
,,weicbende  Gewicht  rührt  blos  von  eineni 
ytabweich^nden  Gehalte  beigemengten  JUehms 
^und  Sandes  her. 

itDas  Wasser  löst  davon  einen  Theil 
y^auC.  es  reagirt  alka Uschi  und  hinterläfst  nach 
p,der  Verdunstung  kleine- weifse ,  büscbelför- 
,,inige  Spiefschen,  aus  welchen  w^lsriger  Al« 
yyconol  blos  Spuren  sal^sauren  AlkaU's  auflö« 
9,«ot,  und  Gips  eurückliefs,  Freies  Kali  oder 
,,Natrum  habe  ich  in  der  Asche  nicht  finden 
«tkönnen,  sondern  die  alkalische  Reaktion  der 
^yAsche  rührt  hauptsächlich  von  Kalk  her,  der . 
9,fierset£teni    kohlensauren    Kalk    seinen  Ur- 


uipraiif 'yerdtolLt  Ans  diesem  Grande  dCrfte 
,^e  #cDwache  alkalische  Reaktion  des  firi« 
;i«sobea  Sohlamuies  Tpn  Spuren  freiem  Ammo- 
i^äm  hersolelten  seyn,  Dafs  die  alkalische 
ji^Reaktion  der  Asche  in  Folge  eines  ereeng« 
,;ten  Prodnkts  entstehe,  gebt  Übrigen«  auch 
9^us  dem  umstände  hervor,  dafs  der  nicht 
ji^ydllig  eingeäscherte  Schlamm  suweileu  Spu- 
rren freier  Säure  ztigt,  ohne  Zweifel  achwef^ 
i^che  Saure,  welche  durch  Zersetaung  des 
lyQiit  dem  Schlanune  innig  verbundenen  Schwe* 
fifeleisens  erzeugt  wird,  wie  auch  aus  dem 
^,oben  erwähnten  sehr  lebhaften  Sehwefelge« 
^ruche  hervorgeht.  Yen  einem  in  dem 
3^SchIamme  enthaltenen  alkalisch  reagirenden 
ji,Pflanzenstoire  bann  wohl  die  Rede  nicht 
,,seyn,  obwohl  solches  immer  eine  PrlUung 
,,verdieneu  dürfte.  Der  im  Wasser  unanf* 
i,l$sliche  Ascbenrückstand  brauset  mit  Saln- 
«,s8Qre  auf^  es  entsteht  eine  goldgelbe  Solo« 
^,tiön  und  es  bleiben  etwas  Kieselerde,  Th5n« 
2^erde»  Eisen,  Gips,  zurück. 

ji,Nacbdem  die  salzsaure  Auflösung  durch 
Ammonium  «ersetzt  war,  fällte  kohlensauw 
^res  Kali  daraus  Kalk.  Dem  durch  Ammo« 
„nium  bewirkten  Niederschlage  entaog  AetSi 
9,Iaage  etwas  Alaunerde,  der  in  Aetzlange 
iiunauflösUche  Theil  wurde  in  Salzsäure  wie« 
„der  aufjg^elöset ,  iworauf  Schwefelwasserstoff. 
i,Ammonium  eine  reichliche  Menge  Eisens 
f,fSUte,  und  in  der  iiltrirfen  Flüssigkeit  wa« 
„reu  noch  Spuren  Bittererde  enthalten ,  wel« 
)»che'  kochend  durch  kohlensaures  Kali  ausge« 
^lichieden  wurde. 

„Auf  diesem  Wege  sind  loo  Theile  die« 
l^ses  merkwiU^digen  getrockneten  Scblammee 
ijMrsftst  worden ,  in ; 


^^itimilfiSM/  amliiirte,   kolilig«  . 
yyStibatanB ,    welche  in  Wasser 

f,nnaaflöslich  ist gO|25 

•  „Eiffrathümlidhe,  ajsotisirte^  koh. 
9fuse  Sabstans,  welche  im  Was- 
9i0er  aaflöslich  ist   •     .    •    •     ,    «    s,oo 
jiSollleimig;e  Materie       •    .     •     •     •     0,85 
y^Haraige  Materie«  Sparen« 
yjSchwefelsaurea  KaUc 
'    «yBsenperozyd 
9fSchwefeleisen 

sySataaaures  Alkali  ^  •    •    «    .    5^6o 

ypKohlensaiiren  Kalk 
-    yyAlaunerde 
yyBittererde 
,f Ammonium 9  Spuren* 
^Unauflösliche  erdige  Tbeile  ipit 

üGipi  nnd  XisenQxyd      •    ,    .    ^    4,oo 

100,00. 

ttDaa  Yerbältxiils  der  beigemengten  an*» 
^laafltff lieben  erdigen  Tbeile  ist,  wie  oben 
9>bemerkt  wurde »  in  der  mittlem  Lage  ge« 
ytringer,  in  der  untersten  aber  ungleich 
j^tP'dfser,  welcher  Im  näthigen  Falle  durch 
^»Substraktion  leicht  bestimmt  werden  kaan. 

^,Aaf  gleiche  Weise  habe  ich  den  Schlamm, 
yiVelcber  gleichsam  den  Humus  der  Wiesen 
„ausmacht,  untersucht  und  geflinden,  dafs 
^^die  oberste  Lage  70  p.  C,  die  darunter  ge* 
^ylegene  80  p.  ۥ  und  die  unterste  La^e  9a 
j,p.  C*v  fixer  Theile,  hauptsächlich  avs  Sand 
^lOnd  Lehm  bestehend,  enthalte.  Aufserdem 
9i6ntbält  er  Kalk,  Gips  und  Eisenoxyd,  \vel. 
9^cbe  die  durchrieselnden  Minerahvar^cr  ab- 
^iselsen.  Die  \erbrennlichc  Substanz  ver« 
y»dankt  ihren  Ursprung  sichtbar  abgestorben 
pbcnen  Pflanzentbeilen  1    so  wie  sich  auch  ao 


9;eiqxeliieQ  SteReh  .dintlich  TerroUelei  Hbls» 
^^Mrelches  fa^t  gaui^  aufgescblosseo  ist, '..vor- 
yifiodet«  .  . 

„BerUcksichtiet  man  die  vortrefflicbeVirjr* 
,  yyl^UD^  der  Kohle  in  manchen  äu&eren  Krank« 
9ihaitea,  besonders  auf  bösarti^n  Geschwä«' 
9irea,  so  leidet  es  keinen  Zweifel ,  dafa  iicli 
)ybe«onders  von  dem  zuerst  beschriebenen 
,iSchlamme  in  der  Medicin  nütftlicbe  Aawen«^ 
,,dang  machen  lass^,  wobei  die  mit  demsel« 
i,ban  in  Berührung  stehenden  Mineralwaastry 
„deren  Mischang  ich  bereits  bekannt  gemacht 
„habe ,  *)  so  wie  in  einigen  Fällen  daa  aich 
i,in  dem  Schlamme  entwickelnde  Kofalenvai« 
,yserstoifgas  und  kohlensaures  Gas  gewifa  bei-' 
,,tragen  dürfte.  Und. in  der  That  besitzt ditü 
^,ser  Schlamm  ein  bewun der ns würdiget  V^- 
^,mögen«  gasige  Ausdünstungen  zu  absorbjüren« ' 

,,Ich  bereitete  SchwefelwasserstoJQfgaa^  weU 
,,ches  so  durchdringend  roch,  dafs  sich  baim 
ytLüften  der  Mündung  sogleich  der  8tinkan4r 
,,ste  Geruch  durch  mehrere  Zimmer  verbrai« 
y^tete ,  und  liefs  dann  etwas  getrockneteo 
9>Schlamm  einige  Augenblicke  mit  dem  Waa- 
„ser  in  Berührung ,  worauf  das  Glas  und  init 
,,ifam  der  Geruch  sogleich  verschwanden» 

s^Was  aber  ist  unsere  /^erlegte  Substana? 
t^Wie  ist  sie  entstanden  ?  Die  Produkte  der 
y^/Serlegung  uad  ihre  physischen  Sigeoschaflen 
j^^eugen  dafür,  dafs  sie  organischen  Ursprangi 


^}  Siehe  das  Mineralbad  zn  Gleissrn  Lei  Zie1enti((  in  ihr 
Neiiiuarli ,  untersucht  und  besc'hrif^hon  vurp  Dr.  J«  F« 
J  ()  hn,  Prof,  der  Chemie  ««ic, ,  iirhst  BenifrldiQJhia 
liber  die  Lfeükräfie  des.selben  von  dem  Herro^feu. 
Formey,  Girb.  Oberiiirdii-inalräth,  UiUeretCM  mit 

*.    einer  Kupfertafel,    ßerliii  18311  • 


^yMj«  Hj'rog«ii,  Asot  und  Oxygen mit 
j,ttb6rwieg.eiiJem  Carbogen  sind  die  Ele- 
^mente,  aus  welchen  sie  xasamnieogeietzt  ist« 
,,Icb  habe  in  der  topographischen  Beschreib 
^bunff  von  Gleissen  ge:&eigt,  dafs  die  tiegend^ 
^hauptaScUich  aus-  aufgescbweiumten  Lande 
^.beajehe»  und  dafs  die  Thäler  und  Berge^frü« 
^er  durch  eine  Fluth  unter  Wasser  gesetzt 
^ywareoi^  wodarch  Wälder  verschüttet,  neue 
jtThSIer  und  Berge  gebildet  und  später  die 
,,]nSchtigen  Braunsohlenlager »  welche  nebst 
a»AlWQ<cbieferflöt£e  ganz  Gleissen  umschlie« 
yyfeenj  entatanden  seyn«  Ihnen  verdankt  ohne 
fy.2Sw8ifel  der  Schlamm  später  sein  Daseyn, 
yjindem  durch  sanften  AbfluCs  der  Wasser 
^TOQ  den  böhern  Theilen  der  kalten  Gründe 
9,iuid  Hetmberge  die  animalischen  nnd  vege- 
j^tablUscbeUj  in  Fermentation. gesetcten  Theile^ 
,)Kraft  ihrer  Zartheit  und  ihres  geringen  spe» 
yyCJiUdieii  Gewichts,  in  diese  Niederungen  ge- 
^^ßchwwnmtf  und  dann  mit  Lehm«  und  Saud^ 
^^tdiichten  bedeckt  worden  sind« 

j»Durch  die  ewige  Feuchtigkeit»  den  auf 
,^r  ruhenden  Druck ,  und  den  bei  der  Zer^* 
9^e«tsong  durch  hindurch  rieselndes  Ouellwasser 
yycrctuften  Absatz,  hat  er  nach  und  nach  die 
9,nierkwfirdige  Beschaffen heit  und^  den  hohen 
,»Gpad  von  Homogenität,  welche  die  Thcile 
9,]«tst  darbieten,  erlangt/ < 


^fmm^mm 


Dem  Physiker  und  Ar«te  bietet  diese 
nrflndlich  chemische  Untersuchung  des  Koh- 
imschlamuies  ein  grofses  Interesse  dar.  Der 
Vutsent  den  die  reine  Holzkohle  hinsichtlich 
ihrer  {äulnifswidrigen  oder  depblogistisiren-. 
den  Sigeufcbafl  gewährt«  ist  schon  theilweise 


iB  ■fidtrerm  pbancakolofisckeB  St^rSAen  ii 
üc^  £«jetxt  nad  verritlfiltigt  worden.  Dnrc 
Herra"  CoUe^eoftcsessor  Lowiz  in  Peten 
bnr?  ist  sie  aber  yermiltelst  gründlich  ngi 
steliter  Verssclie»  in  noch  grö£fere  Adttnn; 
gekommen. 

Die  Kohle  ist  schon  früher  ein  bewährtie 
Mittel  ^e^esen,  nnd  leider  nur  za  ^iroBi| 
beachtet  werden.  Leonhardi  empfahl  sic^ 
Termö^e  ihrer  Hi^ens chaft ,  brennbar«  lad 
eiscnsaaeec,  als  ein  Mittel  znr  Absorbtioi 
der  Blähungen.  31  u  n  c  h  fand  sie  in  faiiiicli* 
ten  Fiebern  sehr  nützlich.  Eine  Person,  dii 
am  Synocho  biiioso-pntrido  krank  war,  ktiRi 
er  nach  gehörigen  Aosleenm^en  ohne  Sia- 
ren,  blos  mit  anbereiteten  KohlenpnlTer  ia 
kurzer  Zeit;  der  Tolle  nnd  gespannte  Pols 
wurde  hiernach  sehr  bald  normaL  Avcb 
Gay  spricht  Ton  ahnlichem  Erfolge. 

Ihre  TortreSiiche  Wirkung  in  mandiea 
Üniserlichen  Krankheiten  bei  unreinen  fau- 
len Geschwüren^  chronischen,  übel- 
riechenden und  feuchten  Hautaus- 
schlagen,  Krätze,  Flechten,  Erbgrind 
und  Knochen  frafs  ^  haben  Beddoes^ 
'Wall  und  besonders  Rust  *)  schon  langsl 
nnd  kräftigst  ausgesprochen. 

Gestützt  auf  das  su  folgereiche  Resultal 
der  Untersnchuns^  des  Kohlenschlamines  durds 
Herrn  Prof.  John,  zur  Begründung  ein«! 
Schlammbades  in  Gleissen,  dessen  zusammen- 
gesetzte Elemente  Hydrosren,  Azot  und 
Oxygcn  mit  überwiejeiidem  CarbögeC 
zeigen,    habe   ich   mich  bemüht,    im  vorigeC 


«)  Siehe  Rust*s  (felkologif«    Wien  1811, 


i3 

Sommer 'Versuche  mit  einigen  an  chronischen 
Aa6scUäg;en^  nnd  Geschwüren  leidenden  Per- 
Boiuen  anzustellen ,  um  den  Nutzen  des  Koh« 
lentchlammes  als  Heilmittel  ins  Licht  sa 
setzen. 

Ein  Mann   von  48  Jahren  litt  von  Kind- 
heit.an,  an  einer  oft  Mriederkehrenden  Schärfe 
auf  der  Haut,   besonders  auf  den  Schenkeln  $ 
Üue   hatte    sich  später  zu   einer   bösartigea 
Hechte    umgebildet  und   die   sonst  allgemein 
verbreitete  Hautschärfe  kehrte  nicht  wieder. 
Vor  sehn  Jahren  aber  bekam  der  Kranke 
über  den  ganzen  Körper   einen  nassen  Tlech« 
tenaosschlag,  der  ihm  nicht  des  verursachen- 
de Eiters  wegen  allein ,  sondern  auch  durch 
^6  damit  in   Verbindung  stehenden  Schmer- 
Ben  höchst  lästig  wurde. 

Die  Behandlung  mehrerer  geschickter  Aerz- 
^^)  80  wie  der  ihm  anempfohlene  Gebrauch 
der  Schlamm  bäder  in  £ilsen,  und  des 
Wiesbadener  heifsen  muriatisch  «  al- 
'^AHfchcn  Heilquells  brachten  keine  be- 
sondere Wirkling  hervor,  und  es  bliebeii 
^ther  beträchtliche  Stellen  sehr  bösartig« 
^^  nun  den  letzten  Versuch  noch  zu  wagen^ 
C^brauchte  er  im  verflossenen  Sommer  das 
*^  Oieissen  cingerichfelc  Schlammbad,  in  wel- 
chem er,  noeh  durch  verdünntes  Mineralwas- 
^^  gehörig^zubereitet,  eine  halbe«  auch  ganze 
*>^nde  verweilen  niufste.  Schon  nach  den 
*'*ten  sechs  Bädern  bemerkte  derselbe  bedeu- 
tende Besserung,  die  endlich  nach  36  von 
If'eicber  Art  so  zugenommen  hatte ,  dafs  der 
Canr.e  Körper,  nüt  Ausnahme  des  uniern 
^cbenkels  (der  Füfse) ,  davon  befreit  wurde, 
^*  die  Haut  ward  im  Allgemeinen  dermafseu 
^^•tärkt,    dafs  selbst  theil weise  die  erkrankt 


.1 

<i 


i4 

gewefenen  Stellen  iKanm  mehr  En  seli« 
**  Diese  ScIlUniinbäder  konnten  erat  sU 
des  Monats   August  gebraucht  werden , 
die  späte  Jahreszeit  liefs  die  Fortsetsnnf 
i  selben   ulcht   £u,    weshalb   ein  kleiner  I 

tcnrest  an  den  untern  Theilen  der  Fttfai 
tücksreblieben  wan  Die  fernere  Radiki 
tnuCs  yon  den  Badern  im  känftigen  Jahn 
wartet  werden* 

In  Kwei  der  Lepra  vulgaris  ähnli 
AusscEilagskrankheifen,  bei  einem  Manne 
4o  Jahren ,  und  einer  Frau  von  36  Jal 
deren  EiLtremitäteu  langst  den  Armen 
Beinen  mit  einem  beschwerlichen  und  n 
genehmen  Empfindungen  erregenden 
schlage  befallen  waren»  äufserte  unser  Schis 
bad  ebenfalls  eine  sehr  woblthätige  Wirl 

Obgleich  die  Ursache  hier  nicht  mJi 
«timmtheit  ausf.nmitteln  war^  so  :'chien 
bige  mnthmarslicli  in  einer  dürftigen) 
häufiger  Erkältung  verbundenen  Lebensar 
gründet  7.U  seyn  i  denn  beide  Kranke  \\' 
aus  der  sehr  armen  Voiksk lasse. 

Der  Gebrauch  ^oschmeiili-r  maclieoder 
ben  und  amlerer  Lräftiger  AVaschmittcl, 
ccrate,  Kali,  o^ydirt  salzsaures  Ouecks 
etc.,  erweichten  ui:d  lörsten  r.war  die  di 
Borken )  konnten  der  Abheilung  aber  1 
hinlängliche  Unterstützung  gewähren. 

Bei  dem  Genufse  einiger  kräftcerhc 
der  Speisen ,  mafsigcr  Leibesbewegung 
dem  Gebrauche  eines  \ierM-üchentIichen 
dens  im  erwärmten  Schlamme^  wurden 
Hantgeßifse  wohlthiitig  gereizt»  und  die 
lung  des  Ausschlages  ungemein  schnell 
fordert» 


i5 

fein-  der  Cnttae  rosaceae  ahnlicher  G%* 
hUanascblasr  ^^^  einer  Dame  vou  einigen 
[d  4o  Jahren )  5velcher  seit  längerer  Zeit 
ihielt  und  besonders  im  Sommer  am  stark- 
en snm  Vorschein  kam,  wurdet  ^onü^cnd 
Bieitigt*  Derselbe  bildete  eine  {glänzende 
öthe  auf  der  Spilze  der  Nase,  «breitete  sich 
af  beiden  Seiten  aus  und  erstreckte  sich 
ach  den  Wangen  hin. 

Des  Morgens  war  der  Ausschla«;  blasser» 
^ahm  gegen  Mittag  bei  vermehrter  Bewegung 
lei  Körpers  oder  bei  Beschäftigung  am  Kti-» 
sbenfeuer  aber  sehr  zu.  Allgemeine  oder  be^* 
■Oddere  Ursachen  waren  übrigens  nicht  auf* 
^oden^.und  die  Kranke  erCreute  sich  eines 
iemlichen  Wohlseyns. 

Die  Beachtung  einer  regebnäfsigen  Le« 
»«BSWeise,  leichte  und  wenig  nahrhafte  Diät^ 
lebst  dem  Gebrauche  des  Schlammes  and  Mi- 
■eralbades^  ersterer  in  Form  eines  Epithema 
>amidum.|  bewirkten  bei  diesem  unangenehm 
Mn  Uebel  bedeutende  Abhülfe. 

Ein  Frauenzimmer  von  36  Jahren  1  klei^ 
'M  und  schwächlichen  Körperbaue,  hatte 
a  den  Armen  und  Füllen  eine  Verhärtung 
Af^Muakeln  und  des  Zellgewebes  ^  wodurch 
ie-in  einen  unthätigen  und  unglücklichen  7^u» 
taad  -versetzt  wurde.  An  einigen  dieser  ver- 
Arteten  Stellen  befanden  sich  grofse^  aufge* 
vorfene  Geschwüre  von  häfslichem  Aussehen^ 
labei  litt  sie  sehr  heftige  Schmerzen. 

Verschiedene  Heilmittel,  die  der  Patien* 
tn  dargereicht  wurden »  waren  vergeblich 
ngewandt  worden. 

Der  Gebrauch   erwärmter  Schlammbäder, 

Stunden  hindurch  darin  verweilt  und  zwei 

[onate  hindurch  fortgesetzt)   haben  die  Ver» 


i6 


hSflan^an  itcbtUcli  «ertlieilt  nnd  die  \ 
den  cur  Heilung  ^bracht.  Mehrere  &U 
die  keiner  KertHeilangp  mehr  fähig  waren, 
geh  in  Eiterung  und  nonach  in  Verhei 
über. , 

Diese  wenigen  Beobachtungen  ttber 
Werth  des  Kohlenschlammes ,  «eigen  sm 
nüge»  dafs  dieser  als  Heilmittel  ^  bei  vi 
wähnten  XTebeln',  von  wesentlichem  Ni 
gewesen  und  seine  wohlthätige  Wirkcui| 
dieselben  nicht  su  verkennen  sey* 

Höchst  schätzbare  und  dusgeseichnett! 
haben  sich  auch  beim  Gebrauche  des  Min« 
bades  in  diesem  Jahre  dargeboteni  von.  d'i 
ich  nur  einige,  glücklich  2u  Stande  gebra 
Heilungen  aufführen  will. 

Ein  Mann  von  56  Jahren  litt  bei  eil 
obwohl  sehr  gut  genährten  und  starken  ] 
perbau  während  mehrerer  Jahre  an  per» 
sehen  Anfällen  einer  ungeregelten  chroniic 
Gicht. 

Die  Dauer  der  Anfälle  war  unbestia 
doch  währten  die  mehrsten  selten  über.  ^ 
Tage;  Hierbei  wurden  gewobniich  die  P 
ergriffen,  die  durch  eine  Spannung 
schmersbafte  Anschwellung  der  Gelenke'g 
finbeweglich  waren. 

Im  verflossenen  Winter  i825  glaubte 
Kranke  sich  jedoch  mehr  als  jemals  in  seil 
Lieben  wohl  befunden  zu  haben,  als  im  Fi 
jabre  bei  veränderter  sehr  nafskalter  Wi 
rung  derselbe  unvermutbet  von  einer  par 
tisehen  Aifection  der  rechten  Seite  des  I 
pers  (der  Hände  und  Füfse)  befallen  vmi 
Der  Arm   und  Schenkel   erlitt  einen   den 


,*7 

m  Blätigel  an  Bewe^ng;  die  Muskeln  wa- 
n  «cblaff  und' weich  nnd  folgten  schon  theii- 
nie  dem  mechanischen  Gesetze  der  Schwelr- 
aft,  anch  'waren  selbe  schon  ödematös  an* 
schwollen» 

Um  diesem  gichtisch-paralylisdien  Leiden, 
slchJBS  mit  einer  Störung  der  Verdauung 
d  Verstimmung  wichtiger  Organe  des  Un* 
rleibes  vielleicht  dem  des  JLebersystems 
fortadersystems)  begleitet  su  seyn  schien, 
ne  mögliche  Abhülfe  sn  gewähren »  wurde 
na  Kranken  das  Gleissener  Mineralbad  an- 
opfbhlen* 

Ei|i  allgemeines  warmes  Verhalten  des 
trptrSf  Einreibungen  einiger  geistiger  Mit- 
l  in  die  leidenden  Extremitäten  und  der 
chswSdientliche  Gebranch  des  erwärmten 
ineralwassers,  führten  die  Pewegung  und 
»naale  Verrichtung  der  kranken  Glieder 
iedisriim  *  glücklich  herbei ,  und  bewirkten 
Bi  dein  Kranken  eine  vollkommene  Gene- 
lag. 

Herr  H. ,  ein  Mann  von  schwächlicher 
^Srperconstitution  y  hatte  seit  einer  langen 
Isihe  von  Jahren  sowohl  an  Unterleibs-  als 
ivch  an  Brustbeschwerden  gelitten,  die  ge« 
>ia  in  wechselseitiger  Verbindung  ku  stehen 
^Ueiien.  Von  einem  mit  Auswurf  verbun« 
Itneii  Hosten  ,  besonders  des  Morgens- hüufig 

ß*(t|    pflegte    derselbe    im   Frluijahr    und 
bäte  EU  exacerbiren. 

Von  Zeit  zu  Zeit)  jedoch  nicht  in  be* 
^Qmten  Perioden ,  stellte  sich  auch  etwas 
"tttipeien  ein,  welches  aber  nicht  mit  ander- 
''^tigen  besondern  Brnstleiden  verbunden  war, 
»Ott  mehr  von  einer  hämorrhoidalischen  Na- 
^^  BU  seyn  schien*      An   gewöhnlichen   Hä« 

2 


i8 

morrhoidalbMcbwtrdea  litt  der  Kranlh 
•onf  t  häufig  $  der  Appetit  seigte  lich  ui) 
mäfsi^/  4Qch  war  derselbe  bei  der/A,; 
de»  Kranken  in  Gleissen  ungetrübt«  x 
tif che  Beschwerden ,  denen  derselbe  «o 
unterlegen  hatte,  seigten  sich  auch  biej 
iich»  obgleich  selbige  oft  ohne  alle  «i 
cen  äofseren  Ursachen  hervorgerufen  w 
Wetterwechsel  und  Gemüthsbewegungen 
nen  aber  einen  entschiedenen  Einflafs  i 
Bildung  des  Anfalls  2u  haben.        ' 

<  Bei  der /•  Untersuchung  dieses  Zuv 
konnte  ich  keinen  besonderen  Lunffei 
auffinden ,  obgleich  eine  Schwere  una  i 
rer  Druck  in  der  Hersgrube,  so  wie  « 
Schwertes  Sprechen  stets  gegenwärtig 
die  Percussion  verrieth  auch  nichts  £ 
in.  der  Brus.th(|hle» 

Geringe  Bewegung  des  Körpers  Ten 
die  Engbrüstigkeit  sehr;  der  frühere  Ai 
Patienten  bemerkte,  wie  derselbe  fQ. 
und  jede  medikamentöse  Einflüsse  seh 
pfanijflich  gewesen ,  und  selbige  auf  ihi 
stärker  als  *bei.  jedem  andern  reagirt 
Das  Extractum  Hyoscyami  in  Aq.  Laur 
rasi  anfgelöfst  und  der  Marienbader  ] 
brunnen  hatten  ihm  jedoch  stets  die 
Dienste  geleistet. 

Anfangs  Juni  c.  nahm  der  Kraul 
ersten  warmen  Bäder  hierselbst,  die 
27  Grad  Reaum.  dargereicht  wurden; 
veAd  der  Badezeit  trank  derselbe  auf. 
Ihen  seines  Arstes  abermals  den  Kreui 
nen.  Im  Monat  August  reiste  der  Ki 
nachdem  er  sonach  eine  grofse  Anzah 
Bädern  ununterbrochen  genommen,  sei 
frieden  in  seine  Heimath  wiederum  si 


»9 

m«4  fcfl^VBli  ett  Jfcnd«  de'i  JahrM^  'l>i#  i» 
welclMT'  2{elt  die  leisten  Naehriclitcii  too  ihm' 
•tOfegMifen  waren,  von  feinen  aitiionatitcbea 
Bemwenlen  ^änslich  befreiet. 

Frilnlein  t«  R.  ,  welche  nenn  Monate  hin- 
dnroh  firstlich  behandelt  worden,  litt  an  Ver^ 
ittfAmg^en  nnd  an  Erweiterungen  der  Blnt- 

^0^  des  Unterleibes,  su  deren  Diipoiitioa 
Lebensart  in  der  Kindheit  viel  bei^etra« 
I«  hatte.    Der  Eintritt  und  Verlauf  der  Co« 
N  tttwden,    welche   stets  in  Ordnung"*  waren, 
^ttte  immer  wohlthätig^  auf  das  Gefiirssystem 
■ft'riHMa  Gefühl  von  Wohlbefinden  ein  $  da- 
'    f^P"^  0rreg^  ^  von  der  Periode  ab ,  jede  6e» 
r    NgMihrttsursaehey  die  den  schon  an  sich  lang» 
MBMka  Blutttndauf  nach  dem  HeriM^n  störte^ 
!    (rttiche'  Stockungen  in  den  BlutgefSCBen  der 
^    l«ber,  des  Magens,    der  Mila  etc.,    welche 
.    ^tiratag  tieh  durch  einen  örtlichen.  Schmers 
f    n  -Miaanien  Tfaeilen ,    durch  einen  vollen*. 
:    w  prallenden    Puls,    Herzklopfen, 
t   t'bheehen,  Magenkrampf  und  ändern- 
[    ftflUlen  mehr  infserte. 

1^  Allgimeine  und  örtliche  Blutansleerungenr 
(  UUsnile^  gelinde,  den  Unterleib  eröffnende 
-  |üid  Aberhaupt  das  Gefäfssystem  besänftigende 
Vitt^  Kali  tartaric.  Liquor  Kali  acetic.  Aq. 
wativ/  Eztr.  Gramin. ,  Ableitungen-  durcb 
'^Uder,  säuerliche  Geträilke  etc.  wirkten 
^ifn  gftnstig  ein,  vermochten  den  Defect  aber 
WBoä  nicnt  eu  bekämpfen. 

Da  böchft  wahrscheinlich  auch  das  Drtt-- 
*^Bi]rstem  an  den  Stockungen  der  Gefäfse  des 
ustirleibes  eiiien  Antheil  haben  mochte,  so 
^^e  ihr  deshalb  der  Gebranch  des  Gleis- 
f*asr  Bades  und  der  künstliche  Karlbader 
'f^bmnn    anempfohlen»     Die    seither   mehr 


520 


iitae&de  I^abMtart,  vel<:^e.  den  Drrf^  MÜ 
4ie  Gefäffte  des  Unterleibes  yermohrt  Jiatby 
'wurde  mit  mehr  körperlicher  Bewepnng  vMr-* 
tauscht,  Gemüthsbewegunipeaf  erhit&ende  Speb 
sen  und .  Getränke ,  überhaupt  aUes,  was  das 
Blat  in  ,eiaen  schnellen  Umlräf  versetaenV 
konnte,  wurde  vermieden  und  sonach  erCöMa' 
die  Verbesserang  ihres  gansen  Zastandes  jEs^ 
ben  dem  regelmäßigen  Baden  nach  Verlauf 
von  einigen  Monaten.  .    » 

Vor  kursem  yersicherte  sie  mir  aochiiir 
vollkommenes  Wohlbefinden. 

Herr  K.  K.  hatte  bei  einer  silsondenXeH 
bensart  sehr  anhaltend  gearbeitet,  hatte  Mür 
einem  Jahre  an  HämorrhoidalbeschwerdsBi^ 
krampfhaften  ZnfäUen  des  Unterleibes '  und  sn- 
Congestionen  nach  dem  Kopfe  gelittisa;  pe.^ 
viodisch  stellte  sich  auch  sugleich  Sfa^k^ 
krampf  und  Ohnmacht  ein.  ■  GemtttWtisfr^ 
mung,  Efslust,  Stuhlgang,  Puls,  Bara^  sltoi. 
bezeigte  .  sich  bei  ihm  sehr  veränderlich«  Zvk 
anhaltenden  Geistefanstrengungen  war  er  seit 
einiger  Zeit  nicht  mehr  fähig,  dabei  sehr 
niedergeschlagen  und  ängstlich.  Der  Magen 
äufkerto  eine  Empfindung  von  Vollheit  üüd' 
Selbstaiifüllung,  der  Unterleib  war  gespaub 
und  etwas  aufgetrieben. 

Physische  Ursachen  und  überhaupt  ein 
schwaches  Verdauungsorgan ,  gestörte  Chyli« 
fication  und  SauguificatiQn ,  die  zu  einer  lo^ 
temperatur  der  Nervenempfindlichkeit  Veran« 
lassung  geben,  mochten  wohl  die  Gelegen^ 
heitsursachen  seyn. 

Da  ihm  sein  Arzt,  eine  Brunnen-  und 
Badekur  anempfohlen  hatte,  so  wählte  er  zop 
Wiederherstellung  seiner  Gesundheit  das  BaA 
zu  Gleissen,  woselbst  er  die  Monate  Juli  Und 


ABgqsf  Undnreh  fleiikif;  badele.     DitiBad^r,/ 
wKirdeo:.  ihm   nach    uxiil    nach,  kahler  darge«. 
Triebt,  >iirobei  der  Körper^  besonders  der  Unr 
terleii)  und  Kopf ,  mit  noch  kälterem  Wassfr^ 
lewuchen  wurde. 

.Bei  Abgaiige  des  Kranken  waren  «ehpa. 
dmmtliche  Beschwerden,  fast  verschwunden 
^  ei  lälüit  sich  hofiEen,  dafs  selbige  nicht 
Mahr. wiederkehren  werden* 

FrSuIein   G«   hatte  seil  fünf  Jahren,  einen, 

^Unterbrochenen  brennenden  Schmers  in  der 

Idiftröhrey  welcher  bei  der  leisesten  Gemüths- 

^jnchntterang  heftiger >    ja  oft  ganz  unerträg* 

lieh  und' Von  Fieberanfällen  und  periudisohec^- 

Aberkeit'   begleitet   wurde.     Die    Mandeln^ 

^Gaumen  und  der  Zapfen  hatten  &war  ihr 

aaiArlicbes  Ansehen,  doch  waren  diese  Theil^ 

^t:vmÜhaft  geröthet  und  trocken,  das  Schlin-^ 

Cw  CMB  ungehindert  und   ohne  Schmerage- 

'Ud  Tor  sich.    Oft   gesellte  sich  ein  •  trocke<^ 

>ier  Hüten  hinsu,    oder  ein  Herausräuspern 

^üitr  wäDsrigen   salzigen  Materie  die  sich  za- 

Ictit  in  einen,  des  Morgens  häufigen 9    zähen 

^od  weifslicben  Schleimauswurf  verwandelte. 

^^ViQirend  des   Heiserseyns  bemerkte  man  daa 

Taollg  Tönen   mehr   beim  >Hu5ten    und  Spre- 

^'^  oder  Ansathmen,    weniger  beim  Einath- 

^}^*    Vebrigens    behaupteten    obige    Krank- 

p^tserscheinnngen   nicht  immer  deo  gleichea 

^l^d  der  Heftigkeit  und  Dauer,  und  yermin-. 

^^>^n  sich  oft  Tage»  ja  selbst  Wochen  laug. 

*^ilich. 

12    ^Ob  dieser  Zustand  durch  einen  vernach- 

jl     äfften   Catarrh    oder   Rheumatismus ,    oder 

^^    eine   andere  Gelegenheitsursache    ent<i 

.  ^den  seyn  mochte,    war  von   der  Kranken 

^^Ut  gut  auszumitteln  4    sumal    da    siev^nur 


nach  «ad  nach  su  dtaiier  KrAnkhtit  geleofl 
nen  war.  Die  allMi6#ioe  KörparcoailSttitk 
Htt  dabei  nicht  beiohders  Und  die  Krani 
Ahlte  auch  nicht  %n  proTse  Abnahme '  jhri 
Kräfte ,  doch  war  ihre  Consiitntion  allerdia] 
Ton  ichlafTer  Faser  ntit  grolaef  Atome  ni 
Schwache  Terbnnden.  x ' 

Arsneiliche  Mittel  in  maniiigfidtigeB'I^ 
men  und  Verbindungen  glaubte  die  Kr»b] 
aattsam  in  Anwendanjp  gebracht  £a  hab« 
doch  ohne  befriedigenden  Erfblf  • 

Im  vorigen  Jahre  besuchte  sie  una  itf 
Ausgangs  August  in  Gleissen,  dödi  rM  i 
apäty  um  eine  woblthälige  W&rhung  voir  di 
hiesigen  Mineralbfide»  erwarten  xa  dttrfB 
Nachdem  üe  selbige  aber  cum  sweiten  tli 
gebrauchte^  fühlte  sich  die  Kranke  Vöa  4^ 
sen  schmerslichen  üebela  (^nslich  bWlrtiMliiC 
TerHers  Gleissea  p  ihrer  ebenen  AuAaftifi  J< 
folS^f  wie  neu  geboren. 


/ 


n    s    6    i    g    «. 


I 


S' 


«t  Bteincai  Veria^e  ertcfaeintt 

Anatomüche  Abbüdubg;en  dier  Haaf  -  Säa« 

.    gc^ere ,  von  Dr.  £.  F.  6  u  r  1 1.    Gro£i 

Folio  in  Steindruck. 

teete  Abbildim^en  suUeo  die  galiz«  Anatomk  &m 

Plordci,  Rindet,  Schafes,  Schweine«,  Hunde«  und  d«r 

Katae  cnihalien,  welchen  ein  kurser.  die  Figuren 'er- 

Utrender,  Text,. in  deutscher  und  lateiniacher  Spra^ 

'Cba  binangeffigt  wird. 

Die  Abbitdongen  «ind  nicht  «iwa  au«  anderen 
^tAm  entnoonnen,  sondern  unter  steter  Aufsicht 
**i  kitiing  des  Venfassers  treu  nach  der  Natur  ge» 
Jddbp^t,  ond  dabei  nichts  versäumt  worden,  um 
^  dargeatellten  Gegenstand  die  höchste  GenanigkeU 
^  Ansdranlichkeit  zu  verscbaflen.  Üas  AeuUere 
y^  sauber  und  correct  erscheinen,  ohne  durch  un« 
»n  Anfwand  einen  überspannten  Preis  in  eraen« 
»  welcber  der  gewanschten  Gcmrtnnfltäigihftit  ». 
'^Vm  treten  würde. 

^br  Beförderung  dieses  Zweckes  «oll  es  ü^  LIe- 
^  jede  zn  lo  Tafeln  mit  dem  n6tbifen  Text» 
^^|/«WB  g«ringen  Preise  von  i  Thlr.  für  diejenigen« 
^Y^be  dftranf  unterzeichnen,  ausgegeben  werden.  (Da 
JhJ^Ci  einige  Tafeln,  welche  die  GefäCse  enthalten, 
^H^inirt  werden  müssen,  so  wird  in  der  Boredinung 
p^  aolche  Tafel  für  zwei  schwarze  gezählt,  oder  der 
^^^  im  Verhältnifs  erhöht  werden.)  Aufserdem 
Ijj^lten  diejenigen,  welche  auf  zehn  Exemplare  un- 
^^^iduien,  eins  unentgeltlich.  Die  Zahlung  wird 
^^^^  .Abh'efemng  des  ersten  Heftes  zugleich  auf  das 
^l^^le  entrichtet ,  bei  Erscheinung  6et  dritten  auf  daf 
|^^|%«,  und  so  fernerhin  jedesmal  für  zwei  Hefte, 
rj^^    späterhin    eintretende   Ladenpreis    wird   minde- 

^  1  Thlr.  8  W»  12  gGr.  für  das  Heft  betragen. 
j^^tlas  ganze  Werk  wird  spätestens  innerhalb  zwei 
^^«*en  beendigt  seyn.  Es  dürfte  ungefähr  19  bis  14 
ijl^lier  Lieferungen  umfassen,  deren  erste  ip  oder 
?V^  nach  der  Leipziger  Ostermesse  den  resp.  Si^* 
^^tkenten  eingehändi||t  werden  soll. 
Atriin,  am  loten  März' 1834; 

6.  Reimer. 


ri   .     f 


Journal 

der 

» 

»ractischen  Heilkunde. 

Htraasgegeben 
▼on    ^ 

C.    W.     H  u  f  e  1  a  n  d, 

'ik^  Prenfs«  Staatsrath,  Ritler  des  rothen  Adler« 
M^  sweiter  Klasse^  erstem  Leibarzt^  ]^rof.  der  Me- 
^•af  det  üniTersität  zuBerlin,  Mitglied  der  Act« 
demie  der  Wissensduften  etc. 

•    n  n  d 

E.    O  8  a  n  11^ 

'^•adiflliem  Professor  dfit  Medicin  an  der  MedicL 
'^liXynirgischeiiAcadeiniefürdasMiliuiry  auHber* 
^•Htliclien  an  der  Universität  zu  Berlin  ,  und  Mic* 
diied  mehrerer  gelehrten  GesellschaJfton» 


OraUf  Freund  p  ist  alle  Theorie, 
Doch  griitn  des  Lehens  goldner  Baum* 

Göthe. 

« 

IV.    Stück.     April. 

Mit  einer  Steindruchstafel. 

^— —  II  I  II  II 

Berlin     182  4. 
Gedmckt  und  verlogt  bei  6.  Heim  er« 


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I. 

Delirium  tremens 

o  d  t  t 

irium  ebrietatis  s.  potatorüm. 


Einleitung  deg  Herausgebertt 

Reizung  des  Gehirns  kann  eine  erliohfo 
inrnnalische  Thätigkeit  desselben  — -  De« 
I  —  hervorbringen ,  so  wie  jede  Reizung 
Muskels  —  Conrulsion.  --.  Es  kommt 
auf  den  Grad  der  Reizung  und  auf  die 
ifigUchkeit  oder  Reizfahigkeit  des  Organs 
Die  Terschiedenartigsten  Ursachen  kÖA- 
uf  di€s©  Weise  Delirien  erregen.  Blut- 
ig, Fiel)er>  geistige  Getränke,  Gemüths- 
m  y  heftige  Schmerzen  ^  erotische  Rei« 
übermäfsige  Anstrengung  der  Denkkraft ; 
i  grofser  Disposition  dazu  bedarf  es  gar 
I  hohen  Grades  des  Reizes ,  und  es  gibt 
Jhen,  denen  jedes  Schnupfenfieber  De- 
' erzeugt.  —  Die  Reizung  braucht  fer- 
nr  nicht  i^mner  idiopathisch  zu  seyn, 
die  consensuelle  vermag  die  nehmlichen 
mene  zu  erzeugen,  wie  diels  die  De- 
von gastrischen  Reizen,  Würmern  u.  d^. 

A  2 


-      4      — 

deutlich  zeigen.  Endlich  al^er  kann 
Schwächung  des  Gehirns  Delirien  IbierTO: 
gen,  da  bekanntlich  jeder  bedeutende 
Ton  Schwäche  eines  Organs  eine  Genei 
2u  anomalischer  Thätigkeit  desselben  hu 
bringt,  auch  manchp  Arten  von  Sch^ 
eine  grofse  Erhöhung  der  Erregbarkeii 
Beweglichkeit  erzeugen^  Wodurch  schon  gi 
Reize  heftige  Reaction  zu  erregen  renuc 

Auf  diese  .  Verschiedenheit  der  Urs 
gestützt ,  unterscheidet  die  Praxis  mit  '. 
verschiedene  Arten  des  Delirium  in  RSci 
seiner  Natur  —  das  sanguinisch  •  enfziln 
das  nervöse  oder  erethische  (blofse  Nerv 
2ung  ohne  Blutanhäufung,  und  Entzün 
keit),  das  sympathische  ooer  consensüdU^. 
das  adynamische  odev  passive.  —  Die  Eij 
lung  ist  naturgemäfs ,  und  giebt  zugleic 
Anzeige  zur  Behandlung.  Der  G)*ad  < 
Verschiedenheit  liegt,  theils  in  der  Ve* 
denheit  des  Reizes ,  theils  in  der  Ven 
denheit  des  Subjekts,  worauf  gewirkt 
Es  kann  folglich  der  nehniliche  Reiz  in 
verschiedenen  Subjekten  ganz  verschieden 
ten  der  Reaction  hervorbringen. 

Dafs  der  übetmäfsige  Gennfs  geistige 
tränke  Delirien  erzeugen  könne,  war 
längst  bekannte  Sache.  Jede  Trunkenh« 
ein  solches  Delirium.  —  Aber  der  Fall 
sehr  verschieden  seyn ,"  nach  Verschiede 
der  Stärke,  Neuheit,  oder  Dauer  derRei 
i^nd  es  ist  hier  wie  bei  der  Vergiftung 
ribt  akute  und  chronische  Vergiftung  aucb 
§]|^rituosen. 


^      5      ~ 

Die   akute  Wein  -  und  Branntweinv^rgif« 

tiiBg  —  das  lieifst  die  durch  eine  grofse  Men- 

S^  hei    einem   Ungewohnten    erzeugte,   wiild 

ixtiiaer   einen  akuten  uad   entzündlichen  Ka-» 

"»«kkter  haben. 

Ganz  anders  aber  ist  es  mit  der  chronL 

*^,   das  heilst  derjenigen,  die  durch  einen 

l^iga  fortgesetzten  übermäfsigen   GenuTs   von 

yein  und  Branntwein  erzeugt  wird.     Hier  ist 

'jedesmal    schon    durch  die  lange  fortgesetzte 

^®l>erreizung   eine  grofse  Schwäche   des   Ge-r 

^^nu  erzeugt,   und  das   nun  entstehende  De- 

^hua  ist  demnach  immer  in  seinem  Grund- 

^^akter   an  pas8i%'es,   ein  Dtlirium  der  Schwab 

j^     Das   DeUrium  tremens  gehört  folglich  in 

^^Selbe  Klasse  mit  dem  Delirium,    was  mau 

*®     oft  von  Excessen  in  Venere  oder  Onanie 

^^tstehen  sieht ,  was  bei  den  chronischen  Ner- 

J^ij fiebern  hinzutritt,    was  nicht  seilen  au€li 

^^tk  lange  dauernde  Seelenanstrengung  oder 

^^Äaiithsaffect  erzeugt  wird.     Genug  es  ist  ein 

^^^irium  nervosum  5.  erethicwnj  was  reine  Pas- 

^^^tät  zum  Grunde  hat,  und  sie  auch  in  allen 

^S'^Äptomen  zeigt ,  und  was  nur  zuweilen  unter 

^^^ondern  Umständen  und  Dispositionen  eine 

^trzc  Zeit  einen   entzündlichen  Karakter  er- 

^^Xcheii  und  scheinbar  darstellen  kann,  der  aber 

?^^  schnell  wieder   in  die  höchste  Passivität, 

1^     Lähmung,    übergeht.    —     Die    Sectionen 

?'*^ben  diefs   am  besten  bewiesen,   da  sie  nur 

^^üierst    selten    Spuren   von    Entzündung  im 

^"^hime  zeigten. 

Genau     genommen,     ist    es    also    kein« 

^Igne    oder    neue    Krankheits-Species   seiner 

/^^tur  nach.      Niir  die  Ursache  und  das  eigen- 

*Xiiinliche  begleitende  Symptom   des   Zitterns 


—      6      — 

gebeA  ibm  einen ,  obwohl  nicht' wesentlichen, 
Unterschied.  *). 

Eben  so  wenig  ist  die  BehancUong  eig§n- 
thiimlich  oder  specifisch;  sondern  d^r  rati(K- 
nelle  Arzt  wird  und  muls  sie  wie  jede  an-^ 
dere ,  nach  der  Verschiedenheit  d^r  Indieatio- 
nen,  behandeln ,  mit  gründlicher  Wfirdigttig 
des  Grundkarakters. 

Eben  so  ist  es  mit  der  Behandlung.    .Man   . 
kann  nicht   sagen:    das  und  das  ist  die  be- 
stimmte Kurart  des  Delirium  tremens  y  aoodera 
das   Delirium  tremens  mufs   eben  so  wie  eine 
jede    andere    GehirnalTection   nach    den    Ur« 
isachen   und   der  Verschiedenheit   des  IndiTi^ 
duunis  beurtheilt  und  behandelt  werden,  und 
die    beste    Behandlung    ist   die,    welche   sich 
darauf  gründet.   —    Die  Grundidee  der  ^.ur 
bleibt  also    allerdings   die  Rücksicht   auf  ein 
geschwächtes   und  durch  Schwäche  in  Unord- 
nung gerathenes  Cerebral^  und  Nervensjrstem, 
daher  grofse   Geneigtheit    zum  Uebergang^in 
vollige  Passivität;   daher  oft   zur  ganzen  Kur 
nichts,  weiter   erforderlich  ist ,    als  ein  Mittel, 
welches   durch   seine   eigentliüinliche. Verbin- 
dung der   excitirenden  Kraft  des  Blutsystems 
mit  der  gröfsten  Besänftigungskraft,  des  Ner- 
vensystems hier  zu  gleicher  Zeit  die  Kraft  er- 
hebt und    die   Anomalie    ihrer  Aeufserungen     ! 
beruhigt  —  das  Opium,  —  dieses  einzige  Mit-  -j 
tel  seiner  Art;  und  die  im  nachstehenden  Au^-     j 
satze  ausgesprochene.  Idee  des  Hru.  Knebel ^  hat    'j 

*)  'Betnerkenswerth  iit,  difs  dasfelbe  biafaer  niir     ] 
bei  Branntweintrinkern,  nicht  bei  Weinirinkera     ^ 
bemerkt  worden  ist*    Ein  neuer  Beweis,  yn»     \ 
ungleich  verderblicher  Branntwein  in  den  Or« 
gimiiQui  eingreift  dU  Wein, 


in  der  That  viel  wahr^ts  uud  geniales :  d^s  nebxn^ 
lieh  dieses  Delii^uin  nichts  vauders  ist.  als  tin 
permamni^    gleichsam    stereotypisch  ^   f^ordemr 
Miiuschf  der,  so  wie  jeder  Kauaeh,  njar  durch 
Ausschlafen  ßeheih  werden  kann  -^  i^sö  durch 
das  kräftigste  Schlaf  machende  Mittel.  —  Aber 
es  ist  nicht  zu  vergessen ,   dafs  auch  Jiierbei, 
durch  jugendliche,  vollblütige ,   starke  Constl- 
tutiou  eine  heftige  BlutcougestiQii,  ja  Entzünde 
lichkeit,  iin  Gehirn  erzeugt  werden  kann,  ^ßh- 
che  jedoch  hier  nie  den  hohem  Entnündungs- 
grad  erreicht,   nur  .transitorisch  ist,  .ujid  .sehr 
-leicht  in  desto   ^cifsere   Fassiyilät   üb.^rgehf. 
Daher  zwar  antiphlogistischo^AIittel,  ^selbst  Blutr 
entziehungen ,   zuweilen   nülhig  seyn  iktjnnen, 
aber  mit  grofser  Vorsicht,  damit ^nicht  zu  Aef 
^chon   vorhandenen   Schwäche  sich   noch   die 
Schwäche   der    Entleerung    hiiunigeselle   und 
'völlige  Lähmung  erzeuge. 

Diese  Ansicht  wird  also  naoh  meiner 'Mei- 
nung immer  den  richtigen  Weg  der  Behand- 
lung zeigen,  und  danach  habe  ich  dergleichen 
-Fälle  iuuner  beliandelf,  und  auch  im-, Poli- 
klinischen Institute '  sind  mehrere  deitoelbeu 
mit 'Glück  behandelt  worden. 

Zeigt  sich  also  .ein  solcher  Kranker  mit 
starken  vollblütigem  Körper,  gerötheten  Ge- 
sicht und  Augen,  vollen  frequenten  Puls,  hei-* 
fser  Stirn,  so  wird  ihm  Blut  gelassen,  auch 
wohl  Blutegel  in  dem  Nacken,  Scliläfe^und 
hinter  die  Ohren  gelegt,  undkülüende  abfuh- 
rende Mittelsalze  gegeben ,  Senfpflaster  an  die 
Waden  und  kalte  Umschläge  auf  den  Kopf 
gelegt.  Diese  Slittel  reichen  zuweilen  völlig 
hin  zur  Kur ,  und  es  bedarf  keiner  andern. 


—      8      — 

Labt  aber  hierauf  das  Delirium  und 
Nerrenaffektion  nicht  nach,  mit  Abnahme  des 
Pulses  und  der  Congestionszeichen,-  dann  wird 
sogleich  Opium  zu  1  Gran  Abends  und  firiih 
"(am  besten  in  der  Form  des  Doverschen  Pal- 
Ters)  gegeben,  auch  zuweilen  öfter. 

Und  ist  Ton  Anfang  an  kein  Zeichen  Ton 
'Blutcongestion  vorhanden ,  ist  es  ein  schwäch- 
liches ,  altes  j  schon  erschöpftes  Subjekt, 
dann  kann  man  gleich  von  Anfang  an  das 
Opium  anwenden,  —  und  zugleich  andere 
Nenrina,  Excitantia,  Antispasmodica,  als  Va- 
leriana, Seipentaria,  Kampfer,  Moschus,  Weia, 
und  spirituose  aromatische  Essenzen,  Haut- 
reize, warme  aromatische  Bäder. 

Es  ist  hier  ganz  die  nehmliche  Behand- 
lung nothig  und  auch  heilsam,  die  bei  den 
fieberhaften  Delirien  oder  Cerebralfieber  der 
höchsten  Nervenschwäche,  nach  übermäCugen 
Anstrengungen  des  Geistes  oder  Korpers ,  Üu- 
kubrazionen,  Excessen  inVenereund  Onanie^ 
die  passende  ist,  und  wo  auch  Opium,  das 
iHauptmittel  bleibt  zur  Besänftigung  und  zur 
Wiederherstellung  der  Normalität  der  Gehim- 
function. 


Und  ist  es  nicht  derselbe  Fall  bei 
ortlichen  Entzündung,  wenn  sie  in  das  aer» 
▼Öse  Stadium  übergeht?  Haben  wir  ein  gro- 
Iseres  Mittel  als  das  Opium,  bei  rieuritis,  En- 
teritis ,  Jfepbritis ,  Cystitis  etc. ,  wenn  nach 
den  nüthigen  Bliitentziehungen  und  angewen- 
deter antiphlogistischer  Methode  die  Schmer« 
zen,  die  örtlichen  Affectionen,  das  Fieber, 
fortdauern  bei  gesunkenem  kleinen  Pulse? 


—      9      — 

Ich  ftene  mich ,  nun  im  Stande  za  seyii, 
meinen  Lesern'  eine  Reihe  von  Beobachtun'- 
gen  iiber  diesen  Gegenstand  von  verschiede- 
nen Verfassern  vorfahren  zu  können,  die  in 
Verbindung  mit  den  schon  früher  in  diesem 
Journal  mitgetheilten,  eine  sehr  vollständige 
Aufklärung  des  Gegenständes  geben  vrerden. 


1. 

.BuAadaüngm  über  Delirium  irenuMi 

Vom 
Dr»  B ehr  in  Bemburg^ 

Derselbe  Mann,  den  ich  im  November 
1819  schon  einmal  von  obiger  Krankheit  ge- 
heut hatte  *) ,  ging  am  10.  Julius  1820  nach 
ein^m  nahgelegenen  Dorfe,  und  kam  wegen 
der  grofsen  Hitze  vom  Schweifse  triefend,  da- 
selbst  an.  Hier  trat  er  sogleich  in  ein  kaltes 
Kugichtes  WirthshauSy  sprach  sehr  viel,  zank- 
te und  ärgerte  sich.  Nun  ging  er ,  nachdem 
er  schnell  ein  Paar  Gläser  Schnaps  getrunken 
hatte,  nach  Hause,  untervreges  schon  sich 
nicht  recht  wohl  fühlend.  Seine  Frau  be- 
merkte sogleich  an  ihm,  dafs  die  Hände  zit- 
terten und  er  kein  Stück  Arbeit  ordentlich 
anfassen  konnte.  Der  Mann  schob  dieses  auf 
den  gehabten  Aerger,  und  legte  sich  bald  zu 
Bette.  Nachts  schlief  er  sehr  schlecht,  hatte 
sonderbare  Träume  von  Thieren^   die  auf  sei- 

*)  Hufeland*s  Journ«  d*   prakt.  Heilkunde«   iSso. 
Septbr* 


«    ^ 


—      10     — 

Aem  Bette  sejm  sollten,   Toa'Menath^B;  die 
ihn  in  einem  Stalle* fest  hielten,  da&  or  lucbt 
nach  Hause  komineh  konnte  etc.    Am  andern 
Morgen  fiel  den  Selnigen  ein  eignes  Münieck- 
seyn,    Streitsucht    und   verstörter  Bliok,    des 
sonst  so  heitern  und  freundlichen  Itfaimes  ä«£ 
Er  /trank  «eine  gewöhnte  Quantitiit  Schüajte, 
ging  aus,    um   eine  bestellte   Arbeit  zu  mä- 
chen,   aber  er  konnte  damit  nicht  fertig' wer«' 
den.     Darüber  sich  ärgernd,   trank  er  wieder 
Schnaps.     So  trieb  er  es  bis  zum  14.  Julius, 
an  welchem  Tage  ich  zu  ihm  gerufen  wurde. 
Er  hatte   die  verflossene  Nacht  wieder  höchat 
unruhig  geschlafen,    so   dafs   seinei^asrth,    die 
mit  ihm    in    einem  J3ette  schlief,    aufstehen 
mufste,  um  den  Püffep  u|id,  Schlägen,  die  der 
Jtlann  unter  Schimpfen,  dber  immer  im  Schlaf» 
austheilte,    auszuweichen.      Er    er^ählVe  .  mir, 
dafs   er  nun   schon   seit  dem  10.  JülTus^  i&^e 
beunruhigenden    ängstlichen    Träume   .geliabt, 
hetute  Morgen  Speckkuchen,  später  Kalte^chale 
(ge-iebnes  Brot  mit  Bier)  gegessen  uriä  dar- 
auf seinen  Sclxnaps ,   wi^   er  täglich  gewohnt, 
getrunken    habe.      Jetzt    sei    er  durch   grofse 
Uebelkeit,   öfteres  Aufstofsen  und  beständiges 
Zittern   seiner   Hände  geplagt.     Kaum  kannte 
^  ich   wegen  der  steten  Bewegungen  der  Arme 
den  Puls   untersuchen,   ich  fand  ilin  langsam, 
aber  klein.     Die  Zunge  stark  belegt.     Ich  -ver- 
schrieb ihm  ein  starkes  Brechmittel  mit  Tart 
stih,     Pulv.  Mad,    Jpecac,    und    Oxym.    SquilU 
jlbends  fand  ich   Pat.    durch  häufiges  Brechen 
und   Laxiren,    welches    Speisen    und    vielen, 
langen ,  griingefärbten  Sclxleim  ausgeleert  hatte^ 
sehr    erschöpft.      Kur    auf  meine   diingeudeui 
Bitten   entschlofs   er   sich  ins  Bett  zu   le^Aj 
welches  er  früher  nicht  wollte.    • 


—    Jl    — 

I-  Am   15.    JuUits.     Tat.  Latte  sehr  schlecht 
geschl^ifen.     Er  erzählte  dafs  er  geträumt  luibe, 
es  "vrären  au  dreifsig  Katzen  bei  ihm  im  Bette 
gewesen,  er  hätte  sie  J^^cir  immer  hinausge- 
urorfen ,  allein  sie  ivären  danki  wieder  zu  iluu 
vnter  die  Bettdecke  gekommen.     Obschon  er 
"wobl  wülste ,  dafs  es  nur  ein  Traum  geweseu 
sey,  so  könne  er   sich  noch  gar  nicht  davon 
tiberceugen,    dafs  keine  mehr  da  seyen.     Un- 
angenehm sei  ihm  noch  besonders  beim  Wa- 
chen ,   dafs  er  ein  beständiges  Zwitschern  von 
Sperlingen  höre,   und  sich  oit  ein  Drath  nach 
seinen  Augen  hinAväize.      Als   ich   ihm   eine 
Zeitlang  ruhig  hinter  seinen  Bettgardinen  lieJ's, 
bemwkte    ich,    dafs   er   oft  unter   die   Decke 
griff,   als  wolle   er   etwas  fassen,   welches  er 
dann  'Jiinter  das  Bett   warf.     Oefters  rieb  ei* 
sich  die  Ohren,   dann  griff  er  vor  den  Augen 
-hemm,  als  wolle  er  dem  auf  ihn  zukommen- 
den Drathe  eine  andere  Richtung  geben.    Die 
^Hände  säitterten   stets,    auch   war   seine  Spra- 
che zitternd  und   schwer ,    der  Puls  war  jetzt 
weit  schneller,  doch  nicht  l)esonders  frequeni, 
aber   sehr  klein   und  zusammengezogen.     Die 
ganz""  reine  Zunge   konnte  er   nur  mit  MUlie 
aus  dem  Munde  erhalten.     An  Kopf  und  Hän- 
den   war    kalter    klebrichler    Schweifs.     Pat. 
fühlte  sich  sehr  matt  und  wollte  nichts  essen 
und  trinken.      Er   fragte  noch  wiederlioll,   Ob 
denn  wirklich  keine  Katzen  und  Sperlinge  im 
Zimmer  waren,    und  ob  er  sich  auch  in  sei- 
nem Hause  befände.     Kaum  konnte    er   sich 
davon    überzeugen,    als    ich    die    Decke   und 
Vorhänge   des    Bettes   wegnehmen  liefs.     Ich 
verordnete  ein  Dtcoct.  Chinat  reg*  9  mit  Jnjiu» 
Mad.    VaUrian,f   Tinct.  Vakr.  atih.  und  Timi 


—      12      — 

Opu  ümph ,  8o  dals  er  alle  2  Stunden  ohnge« 
fiäur  f(inf  Tropfen  Opiumtinktur  erhielt. 

ilm  16.  Ju/«  Fat.  hat  Nachts  ziemlich 
gut  geschlafen  und  weniger  ängstliche  Träume 
gehabt.  Er  hatte  aber  demungeachtet,  seiner 
Meinung  nach,, einige  Katcen  im  Bette,  die 
ich  aber  bald  fortjagte.  Das  Zwitschern  vor 
den  Ohren  hatte  wenig  abgenommen ,  das  Zit- 
tern der  Hände  etwas.  Der  Pols  war  etwas 
kräftiger,  voller  geworden.  Von  dem  nach 
den  Augen  sich  hinziehenden  Drathe  bemerk« 
te  er  nichts  mehr.  Schweils  war  noch  da, 
aber  wärmer  als  gestern.  Pat.  hatte  keine 
OefEnung  gehabt,  und  öfters  gewohnUchen 
Urin  gelassen.  Er  soll  die  gestrige  Amieii 
fornehmen  und  das  Bett  nicht  yerlassen. 

Am  17.  u.  18.  Jul^  Der  Kranke  fShk 
sich  nun  täglich  munterer  und  kräftiger,  steht 
auf,  und  nimmt  seine  Arznei  seltner.  Beim 
Gehen  wanken  die  Beine,  das  Greifen  nach 
Gegenständen  gleicht  dem  der  am  Veitstänze 
kranken  Kinder ,  denn  noch  zittern  ihm  die 
Oberextremitäten.  Die  Katzen  sind  nun  fort, 
auch  träumt  Fat.  nichts  mehr,  wenigstens  kann 
er  es  sich  nicht  besinnen,  aber  immer  schläft 
er  noch  mit  Hin  -  und  Herwerfen.  Vor  den 
Ohren  ist  statt  des  Zwitschern  ein  Zischen, 
als  wäre  in  seiner  Nähe  ein  Kessel  mit  ko- 
chendem Wasser. 

Am  19.  20.  21.  JuL  Der  nun  Genesende 
erhielt  jetzt  bittere  J>Iittel  mit  JSxtr,  Chin.  r«g., 
und  Abends,  weil  er  noch  keine  OefSnung 
hatte,  vier  bis  sechs  Gran  Mass.  PUid.  apir 
rient.  StnhtiL 


—     13     — 

^m  24.  Juh  etc.  Das  Zisrhen  vor  den 
Ohren  hat  sich  nun  ganz  verloren;  Pat.  hat 
ordentlichen  Stuhlgau;^,  und  erhält  beim  Ge- 
brauche der  stärkenden  Arznei  bald  seine 
Kräfte  wieder.  Das  Zittern  der  Ej^tremitäten- 
hat  sich  ganz  gegeben. 

f 
f 

Mein  Kraiiker  erhielt  während  seiner  Krank* 
heit  ohngefähr  anderthalb  Drachmen  Tince. 
Opu  s«,  also  acht  bis  neun  Gran  Opium  in 
Substanz.  Hr.  Dr.  Eiqhelberger  ^  der  zweimal 
in  einem  Quartale  das  nehmliche  Individuum 
an  Delirium  tremens  behandelte,  gab  in  der 
Höhe  der  Krankheit  alle  2  Stunden  2  Gran 
Opium  in  Substanz,  und  hatte  12  bis  14  Gran 
gegeben,  ehe  Schlaf  eintrat.  ^) 

In  den  Jahren  1821  u.  1822,  in  welchen 
ich  den  Slann  öfters  sah,  kamen  noch  einige 
Male  leichte  AniaUe  der  Krankheit  vor ,  die 
theils  von  selbst,  theils  durch  ein  gegebnes 
iBrechmittel ,  ohne  Opium  verschwanden.  Je- 
desmal hatte  sich  der  Slann  bedeutend  geär- 
gert, und  darauf  Schnaps,  obschon  wenig,  ge- 
trunken. 

Nie  zitterten  dem  Manne  in  gesunden  Ta- 
gen die  Hände.  Kommt  das  charakteristi- 
sche Zittern,  so  ist  es  ihm  ein  Zeichen,  dafs 
die  Krankheit  im  Anmarsch  ist.  Das  nehm- 
liche bemerkte  auch  Hr.  Dr.  JSemcb,  der  auch 
ein  antiphlogistisches  Heilverfahren  yerwirft. 

R. ,  einige  vierzig  Jahr  alt ,  seit  1806  Sol- 
dat, machte  seit  d(;r  Zeit  fast  alle  Feldzüge 
mit, .  wurde,  in  Spanien  gefangen,  nach  Schott- 
land gebracht.     Hier  gewöhnte  er  sich,  grüfs- 

*)  Httfeland*s  Journal  i83i*  Septbr« 


—     16     -> 

Nach  Befragen  über  diesen  Trieb,  erhielt 
ich  folgende  Antworten :  Ich  weiis  ipich  nicht 
vor  Angst  zu  lassen,  es  ist  mir  so  leer  undl 
wüste  im  Magen,  ich  mufs  trinken,  es  ist  als 
wenn  mir  Jemand  zur  Seite  stände ,  der  mich 
dazu  nöthigte  etc.  —  Zu  einer  anhaltenden 
Kur  wegen  dieses  Triebes,  der  wahrschein- 
lich in  einer  besondern  Reizbarkeit  der  'Ma- 
gennerven  besteht,  ist  er  durchaus  nicht  zu 
bewegen. 


2. 

Veber  Delirium  tremens: 

Von 

dem  lU^nuntsarzte  JOr.  D.  O.  Kritbtl 

zu    B^rliiu 


Somnus^  vigüiaep   utraqu9 
moäum  excedentia,  morius^ 

Hipp. 


Als  ich  im  November -Hefte  dieses  Jour« 
nals,  Jahrgang  1822  „drei  Krankengeschicb^ 
ten,  mit  Bemerkungen,  über  das  Delirium  trt^ 
mens,  von  dem  Kreisphysicus  Herrn  Dr.  Bemdt^, 
Vorland,  griff  ich  mit  der  gespanntesten  Er- 
wartung Tor  Allem  zu  diesem  Aufsatze ,  weil 
ich  diesen  sonderbaren  Krankheitszustand  be« 
reits  selbst  acht  Mal  mit  glücklichem  Erfidgd 
zu  behandeln  Gelegenheit  hatte,  und  weil  die 

An. 


-    17    - 

Aa^chtaii,  Meinungen  und  Curmetlioden  des« 
selben  so  Tdrschiedeii ,  und  doch,,  wenigstens 
in  nnserm  Vaterlande,  bis  itzt  noch  so  wenig 
zur  Sprache  gebracht  worden  sind. 

Das  Bild  dieses  eigenthiunlichen,  fast  nur 
den  Säufern  zukommenden,  Krant^heitszustan- 
des,  hat  Herr  Dr.  Btrndt  in  den  Gnmdzügen 
riditig  ent^rfen;  nur  hat  derselbe  ein  Haupt« 
Symptom,  welches  durch  alle  Krahtheitslalle 
j&eser  Art  hindurchgeht,  am  constanlesten  und 
wesentlichsten  ist,  und  das  leitende  Prinzip 
in  der  Behandlung  gibt ,  —  zwar  nicht  ver- 
gessen, aber  zu  wenig  ausgezeichnet,  und 
niAt,  4ch  mochte  sagen,  mit  Vnzialbuchsta- 
ben  herausgehoben.  Dieses  Hauptsjmptom  im 
Dcliriiim'  trunati  ist  die  Schlaßosigktit ,  welche 
nicht  nur  während  der  Krankheit  selbst  da 
ist ,  sondern ,  und  das  ist  haliptsächlich  zu  be-^ 
rücksichägen,  jedesmal  schon  viele  Nächte 
vorher  die  Kranken  auf  das  empfindlichste 
und  quälendste  heimgesucht  hat.  JSei  allen  an 
der  genannten  Krankheit  Leidenden  erfährt 
man,  dals  sie  schon  mehrere  Nädite  vor  dem 
wirkliehen  Ausbruche  derselben  nicht  geschla- 
fen haben ,  und  so  mühsam  sie  auch  den  Schlaf 
gesucht  9  so  unerbittlich  hat  sie  derselbe  ge- 
flohen» 

Herr  Dr.  Berndtssigt:  dafs  das  bei  Säu- 
fern' eigends  gestörte  Vitalitätsverhältnifs,  wel- 
ches er  pag.  97  näher ,  und  zwar  „als  einen 
Zoitand  von  Ueberreizung  des  Gefals  -  und 
Nenrenlebens''  bezeichnet,  die  Basis  sey,  auf 
welche  sich,  bei  irgend  einer  schwächenden 
Einwirkung,  das  Eigenthümliche  des  JhSriwn 
irunens  stütze. 

Jonm.  LVilL  B.  4.  St.  B 


—     18     — 

Dieser  SIeinung  kann  icli  nicbt  be!p8ic£« 
f en ,  denn  sonst  mürsten  wir  diesen  Krank- 
Aeitszüstand,  bei  der  wahrlich  grofsan  An- 
zahl von  vorhandenen  Saüfern,  viel  häufiger 
finden ,  als  es  wirklich  der  FalL  ist.  Wer 
wird  nicht  eine  saubere  .Zahl  von^Trunkanr' 
golden  kennei\,  und  doch  nur  bei  wenigen 
oder  bei  keinem  derselben  das  Delirium  fre» 
mau  beobadktet  haben?  —  Wie  viele  Säüfiar 
erlangen  nicht  mitunter  ein  hohes  Alter,. nnd, 
aufser  einem  quälenden  Husten  und  ;  ftinigi»^i^ 
Verdauungsbeschwerden  sind  sie  firei  vb|L  al- 
len Krankheiten?  Oder  es  verfallen  die  $^- 
fer  in  Schwindsuchten ,  Wass^uchtjBA ,  wbA 
ähnliche  Cachexien;  aber  ein  Ddldumi  trmm 
Ifileibt  gewifs,  auch  in  dein  Wirkungakraiae 
des  allerbeschäftigtsten  Arztes,  immer  nodk 
eine  Seltenheit. 

-  Und  dann,  wäre  Hrn.  Dr.  •JEferndIr'ä  An- 
nahme die  richtige,  wie  konnte  eine  iSiaigß 
schlafrolle  Nacht  den  ganzen  Zustand,  gfleid^- 
sam  wie  durch  einen  Zauberschlag,  so  ganz 
und  gründlich  heben,  dafs,  in  der  Regel,  an 
dem  folgenden  Tage  von  der  erstaunend  gro- 
fsen  Geistesverwirrung  des  vorigen  Tages  ftst 
keine  Spur  mehr  aufzufinden  ist?  Und  doch 
ist  es  so.  —  Ein  einziger,  mehrstündiger, 
fester  und  tiefer  Schlaf  stellt  die  Ursprung* 
liehe  Klarheit  des  Bewulstseyns  und  völlig 
Besonnenheit  wieder  her. 

Eben  so  wenig  wie  Hrn.  Dr.  JScrndr'a  An- 
sichten, kann  ich  der  Meinung  des  Henm 
Dr.  Töpken  «)  huldigen.  Es  hält  deiialbe 
ein   übermäfsig    gesteigertes    Leben    in  .döi 

*)  Joarnal  d.  prakc.  Heilk«  6«  Sc.  Dccbr»  ittÄf 
P«g'  59. 


—     19    — 

pbxuf  eoiSacus  für  die  nächste  Ursache  des 
DeSrtum  trmunSf  und  sieht,  die  Gelslesver- 
'wuning  als  einen  sympathischen  Effect  davon 
an.  Diese  nächste  Ursache  findet  aber  sicher- 
lidi  iiicht  Statt,  Tielmehr  eine  entgegenge- 
seÜBte  Yitalitätsstimmung.  In  der  Cholera  ^  in 
dka  Uagenlurampfe ,  dem  Bulbnos,  in  der  Gö. 
giriä»»  in  manchen  Arten  Aet  Epilepsie,  Cho- 
na  ät.  Viti,  in  manchen  Formen  der  Hjpo* 
cbftnldHe,  imd  besonders  der  Hysterie,  kam- 
jtMk  Freden  eines  erhoheten  Nervenlebens 
fm  Sonnengeflechf e  wahrlich  genug  zum  Auf- 
ftBi;  aber  ein  Dtlirium  trermm  htd  man  mit 
di^seii  Affectionen  niemals  vereint  gefunden. 
tTnd  einen  negativen  Beweis  für  meine  Be- 
Itanfftong,  dalb  der  solarische  Nerve  ehir  an 
•gtMAtnBt  Energie,  an  Toijpor,  leide,  'pbt 
iBXtA.  ffie  b6i  den  Kranlcen  unserer  Art  vor« 
ItatAÜPitR  Dyspepsie  und  Anorexie  ab. 

Ei  leuchtet  daher  ein,  dals  zu  dem  tnp- 
pcnifflea  zerrütteten  Korperzustande  der  Trun- 
kenbdde:  noch  etwas  ganz  Anderes  hinzdumi- 
men  mub,  weiches  das  eigentlich  Tongebende, 
das  Hervorrufende  und  Gestaltende ,  kurz  das- 
je&iga  enthält,  wodurch  der  Säufer,  fast  ur- 
riotalidi,  ein  lustig  und  heiter  delirirender 
J[«r?«duanke  wird. 

Aber  auch  andere  Beweise  sprechen  für 
taCSoe  Behauptung,  dals  eine  lange  Entbeh- 
Inmg  'it^  Schlafes  Geistesverwirrung  überhaupt 
und  bei  dem  Säufer  insbesondere  JOduiüm  trt^ 
vfunM  erzeugen  kann  und. wirklich  erzeugt. 
^Ki»  \A  haben  Wir  nicht  in  Reisebeschreibun' 
gen  geläsen,  dals  Seefahrende,  Schiffbi&chige 
iiäd  andere  Relsefnde,  nachdem  sie  VmW9 
Zeit  Uxt^ftt  und  Durst  erlitten,  vi^  Ifu&te 

B  2 


—     20     — 

r 

/ 

lundurch  den  Schlaf  eutbelirt  und  mü;.  den 
grüfsten  Lehensgeßthren  gekainplt  hatten,. iend- 
nah  m^Dalirien  und  in  Wälinslnn,  mit  Zit- 
tern d'es  ganzen  Korpers,  verfallen. sindj  wck^-- 
in  sie  entweder  ohne  Hülfe  umgekommflnj  . 
oder  durch  endlich  eingetretene  BuJ^e  .  .uöä 
Schlaf  wieder  gerettet  worden  waren. 

Und  wohl   mancher   hat  an  sieh  Bel$s^ 
oder  an  Bekannten  ^   die  Beofiachtnng  zu  xpar^ 
then  Gelegenheit  gehabt,   dals  mehrere , hin*, 
t^reinander  durchwachte  Nächte,   ^ei  es  unter 
geistigen  oder  körperlichen  Arbeiten,  .1bJB8|Sn« 
ders  aber  bei  Erwartung  oder  wirklicher  Qe^ 
'stehung  von  Ge&hren,   einen  äuiberst  lAJ^bi^  ' 
r^tt;    leicht  beweglichen   Gemüthszo^tand  er*^ 
'ieedgen,  worin  nicht  Blofs  sehr  oft  Mang^ll^aii 
'g^origer  Besonnenheit  und  klarem  BewpijQit« 
se;fn,   sondern  auch  Sinnestäuschung^  .niW^    * 
eher   Art,    besonders   aber    Gesichtstäoacliim-- 
gen ,  zu  bemerken  sind.    Ich  kenne  Personen, 
welche  auf  einer  Reise  von  8  bis  10  Tegeniy 
aus  blofser  Furcht  Tor  Räubern  oder^  Uni;liidks- 
iallen,   melirere  Nächte  hindurch  im  lYngen 
nicht  schlafen  konnten,  und  ^e in  einen  wäa^ 
hafk  faselnden  Zustand  geriethen,  worin  de 
■bei  hellem  Tage  von  Gesichtstäuschungen  so  i^ 
plagte  wurden ;  dafs  sie  mit  halbgeöfibeten  Av* 
gen  in  dem  Wagen  und  an  ihren  Beisegefiihr- 
ten  herumgriffen  und  beschäftigt  waren,  fiäe^ 
lei  Thiere  und   gespensterische  Gestalten  zu 
verscheuchen.  •,;.", 

'  Es  wird  wohl  nur  dieser,  hier  im  Ajljph 
meinen  hingeworfenen,  Andeutung  als ^isiiie« 
Beweises  bedürfen,  um  meine  oben^ifuäjf^ 
stellte  Behauptung . zu  sichern.    Nur^m  ]ßer 


—     21     — 

Stellen   mögen  das  Alter  dieser  Walirheit  be^ 
zeugen. 

Süitotk  JSppocraUs  lätsi:  Ex  vigilia^  con^ 
vülsiOf  aut  Delirium  entstehen.  Und  ein  späte- 
rer Schriftsteller  sagt  ebenfalls :  potksanum  v^o 
vigiliae  continuae  phrtmtidtm  praceduni.  An- 
dere hierauf  bezügliche  Stellen  und  Thatsa-,'* 
chen  2U  citiren,  mag  einer  künftigen  Mono-  ' 
graphie  über  diese  Krankheitsart  aufijehähejje' 
bleiben. 

Aber  es  sei  mir  bei  diesem  Anlafs '  die 
Frage  an  denkende  und  und  eH'ahreue  Aerz^ 
gestattet :  ob  in  unsern  Lehrbüchern  der  Schlaf  ■ 
überhaupt,  als  pathogenetisches,  und  anderer- 
seits als  therapeutisches  Mittel,  wohl  auch  hio- 
reichend  gewürdigt  sey?  Ueber  Speisen  uud 
Getränke,  Bewegung  und  Rühe,  Kleidung, 
Beschäftigung ,  Constitution ,  Temyierament, 
Jahreszeiten,  und  tausend  andere  Welt«  und 
Lebensverhältnisse,  sagen  und  lehren  unsere 
Handbucher  der  Pathologie  und  Therapie  so 
rieles  in  der  angezogenen  Hinsicht.  'Nur  das 
Kapitel  vom  Schlafest  überall  kurz  abgefarst, 
una  ei  mangelt  namentlich  an  einer  scharf 
gezeichneten  und  erfahrungsgemäfsen  Anwei- 
sung, wie  der  erkünstelte  Schlaf  als  Mittel 
zur  Erreichung  bestimmter  Heilzwecke  ange- 
wendet werden  sollte.  Gewifs  gibt  es  recht 
sehr  viele  Krankheitszustande ,  die  wir  irri- 
ger Weise,  und  eben  deshalb  vergeblich,  mit 
allen  erdenklichen  Arzneien  bestürmen,  und 
die  doch  am  sichersten  und  wohlthätigsten 
durch  eine  einzige  schlaf  volle  Nacht  geheilt 
werden  würden.  Für  Korperleidcn  solcher 
Art  wünsche  ich  dem  Schlaf  ein  Blatt  in  der 
materia  rnecfica,   geschrieben  von  einem  erfah« 


iN-     22     — 

rungsrelchen ,  mit  scharfer  Urtheils  -  lincl  Unr  • 
terscheidungskraft  reich  begabten  alten  Arzte 

Nach  dieser  Einschaltung  gehe  icl^  xtLJ^em 
in  der  Ueberschrift  genannten  Gegoiistanjle  ,m 
rück,  und  will  versuchen  die  Frage  zu  beamtr- 
Worten:  von  welcher  T^^atur  denn  eigentUch 
das  sogenannte  Delirium  trerfuns  sey,  und  wel- 
che Stelle  demselben  in  unserm  nosologisc^ieii 
Systeme  gebühre? 

Ueber  die  Natur  der  Krankheit  wird  iins 
die  Natur  der  Ursachen,  deren- Wirkungsart 
auf  den  KSrper  und  die  Erscheinungen  mif 
der  Sitz  der  Krankheit  selbst  Au£ichlu&  geheiL 

Oben  habe  ich  eine  langandiaueifnde  Schlaf- 
losigkeit als  erste  und  Hauptgeleigenheitsur- 
Sache  des  Delirium  tremens  angegeben*  Doc^ 
k^nn  ich  hier  nur  dasjenige  aus  der  Natpr* 
lehre  des  Schlafs  herüber  nehmen,  welchee 
Bezug  auf  die  Entstehung  unserer  Krankheit 
kat.  Bekanntlich  ist  im  Schlafe  die  Reixbar- 
k^it  der  Nerven  und  Sinnorgane,  fast  ganz  aiif-. 
gehoben;  im  Wachen  hingegen  sehr  grols, 
und  je  länger  das  Wachen  dauert,  un^,  so  grof 
fser  mufs  diese  Reizbarkeit  werden,  um  so. 
schneller  müssen  diese  Nervefi  in  Thätigk^ 
versetzt,  und  zu  hastigen,  stürmischen  und 
von  der  Norm  abweichenden  Actionen  gezwun- 
gen werden.  (Man  denke  nur  an  die  heftigen 
Reactionen  des  Magens  ^  wenn  dieser  in  ei- 
nem hohen  Grade  der  Reizbarkeit  befangen 
ist,  wie  z«  B.  in  der  Cholera  und  Magenent- 
zündung). Dieser  hohe  Grad  von  Reizbar]Leit 
in  den  Nerven  und  Sinnorganen  führt  auch 
Abänderungen  in  dar  Selbsttliätigkeit  derselr 
ben  und  in  ihrer  vegetaitiven  Sphäre  herbejr, 


—      23      — 

^rodurch  Veranlassung  zxi  falschen  Perceptio* 
nen  des  Gemeingefulüs  und  der  Siuuorgane 
gegeben  wird,  indem  diese  jetzt  nicht  blufs 
den  Zustand  dei3  Körpers  und  der  A^'elt,  son- 
dern auch  ihren  eigenen  Zustand,  und  zwai 
nach  einem  abgeänderten  und  ungewohnten 
Schema  vorstellen,  so  dafs  scliou  bei  deiu 
J^icAfsäufer  Sinnestäuschungen,  besonders  aber 
Gesichtstäuschungen  entstehen,  wie  ich  früher 
bereits  angedeutet  habe. 

Aber  auch  diejenigen  Ursachen  müssen 
berücksichtigt  werden,  welche  die  Schlaf io- 
sigkeit  herbeigeführt  haben,  also  die  eigen t> 
lieh  prädisponirenden ;  denn  von  der  ]\atur, 
Gewalt  der  Einwirkung  und  müjulicher  Besei- 
tigung derselben,  hängt  nicht  blofs  das  Aus- 
bleiben oder  die  Wiederkehr  der  Krankhell, 
sondern  zum'Theil  auch  die  Art  des  Ausgau 
ges  der  letztern  ab.  Die  vorzü^liclisten  und 
fruchtbarsten  dieser  prädisponirenden  Ursachen, 
so  weit  ich  solche  in  den  von  mir  behandel- 
ten Fällen  namentlich  kenneu  gelernt  habe, 
sind:  heftiger  Aerger  und  Zorn,  besonders  in 
schnellen  Wiederholungen  und  im  Kausche; 
tiefe  Kränkung  des  Ehrgefühls,  besonders  der 
Hausehre,  daher  brennende  Eifersucht;    Sor- 

fen,  Vorwürfe  und  Gram  über  zerrüttetes 
laus-  und  Familienglück ;  fehlgeschlagene 
HofEhungen  und  unbeglückte  Liehe,  besonders 
wenn  letztere  im  höheren  Alter  ausbricht. 

Alle  diese  Ursaclien  wirken  unterdrückend 
und  lähmend  <iuf  das  Hirn-  und  Nerven -Sy- 
stem, und  zerstören  entweder  schnell  und  ge- 
waltsam, oder  nagen  langsam  den  Blüthen- 
bäum  des  Leidens  ab. 


—     24     — 

Bei  diesen  versengeiidisa  Leidentcliafteii 
im  Busen,  setzt  der  Säafei^  töq  Profession. 'die 
alte  Lebensart  fort,  in  dem  er^rost  uh^.  ekui 
betäubende  Hülfe  in  dem  -Verstärkten  ViM^ 
nusse  berauschender  Getränke',  und  somit  Ver- 
gessenheit seines  Unglücks  oder  Elei^des  sti- 
dien  will.  Dazu  kommt  nun  RegeUosi^ek 
im  ßenufs  der  Nahrung/  vde  des  Schiafi»., 
Die  Tages-  Vmd  Hausordnung  wird  umg^kehr^ 
aus  Tag  wird  Nacht  und  Nacht  -zu  Tag."  Zu 
unbestimmten  Zeiten  des  Tages  wird  gesdUa- 
fBn,  je  nachdem  Zeit  Und  Gelegenheit  die 
Berauschung  gestattet  haben,  und.  die^eing«fi 
trettoe  Abspannung  und  Betäubung  Sölcbes 
fordern.  Die. Nacht  wird  mit  Trinken-, '-Spie- 
len und  in  dem  Genufs  andj^r  Sclmelge- 
reien  und  Freuden  zugebracht.  .      . 


.  t 


Diese  verkehrte,  regellose  Ordnung^  oder 
vielmehr  Lebensi/nordnung ,  bringt  audk  Stö- 
rungen und  Stockungen  und  wahrhafte  Um- 
kehrung und  Unordnung  in  den  Geschäftea  du 
Körpers  selbst  hervor. 

So  wie  bei  dem  Säufer  der  Magen  es  vw« 
sagt,  zu  den,  durch  die  Tagesgeschäfte  geie^ 
gelten  Speisesiunden ,  Nahrungsmittel  aqxi^ 
nehmen;  so.  fliehet  einen  solchen  Mensduin 
auch  der  Schlaf  in  sauf^  und  spielfreiöil 
Nächten. 

Jetzt  merkt  und  fürchtet  der  bereits  creix^ 
te  Wahnsinns  -  Candidat  nachtheilige  Wirkung 
auf  seine  Gesundheit ;  —  um  nächtlichen  Schlaf 
zu  erzwingen,  entzieht  er  sich  bei  Tage  dem- 
selben. Aber  die  alte  natürliche  Ordnung  ist 
so  bald  nicht  vrieder  herzustellen.  Es  Wer^ 
den  \iele  Nächte  mit  kurzem  und  unruhigem 


—     25     — 

Schlafe,  und  endlich  in  völligem  Wachen 
Terbracht',  und  besonders  wenn  zu  solchen 
tinfreiwilligen  Yigilien  einer  der  obengenann- 
ten Däinone .  hinzukommt. 

Und  was  nun   die  Wirkungen  des  Trun- 
kes selbst,    in   sow;eit  solche  Bezug  auf  die 
Entstehung  unserer    Kranklieit   haben,   anbe- 
triffi;   so  glaube  ich,    dafs   d|ese  den  eigentli- 
chen   Aufschlufs    über    die    ganze  Natur   der 
Krankheit  geben ,  in  sofern  diese  selbst  gleich- 
sam eine  £x  gewordene«  ebrietas  sensuum ,    ein 
wahrer    Sinmenrausch    und   Sinnentaumel  ist. 
Es  bewirkt    nämlich    zuirörderst    der    Genufs 
geistiger  Getränke   eine  behagliche  Erhöhung 
unserer  physischen    und  geistigen  Thätigkei- 
len,    und  dio    anfangende  Berauschung  setzt 
namentlich  die  Phantasie  und  Einbildungskraft 
in  einen  hohen   imd  ausgedehnten  Wirkungs- 
kreis.    Aber  diese  Exaltation  bleibt  nicht  bloJs 
auf  das  Gehirn   eingeschränkt,    sondern',    bei 
gesteigertem    Genufs    geistiger    Getränke    er- 
streckt sich  dieselbe  auch  auf  die  Nerven  der 
Sinnorgane,     so    dafs    dadurch    während    des 
Rausches  häufige  Sinnestäuschungen  Statt  fin- 
den.    Bei   dem   wirklidien   Säui'er   macht  die 
tägliche  Wiederkehr  dieser  Exaltation  und  de- 
ren Ausdehnung  zu  den  Sinnesorganen,   diese 
Communication    immer    gangbarer    und  habi- 
tuell.    So  lauge  der  Säufer  noch  vom  Schlafe 
erquickt  wird,    gleicht  sich  die  Erschöpfung 
und    verletzte    Stimmung    seiner    Nervenkraft 
immer  wieder  aus ,   die  Bilder  seiner  Phanta- 
sie erlöschen ,  und  beim  Erwachen  ordnen  die 
Sinne    und  die  ermannte  Vernunft  aufs  Neue 
das  Bewuüstseyn.     Tritt  aber  eine  lange  Ent- 
behrung des  Schlafes  ein ,  herbeigeführt  diirch 


—     27     — 

Gemeingefiihls  an.  Es  finden  sich  kranke  6e- 
fuUe  und  Yorzüglich  Beschwerden  der  Ver* 
daiiuiig  ein.  Jede  jetzt  durch  das  Gemeinge- 
iiifal  wahrgenommene  Empfindung  von  dein 
Zustande  des  Körpers  bezieht  der  Kranke  noch 
auf  einen  richtigen  Grund. 

Er  klagt  über  grofse  Mattigkeit  und  Er^ 
miidung,  über  Schmerzen  im  ganzen^ Körper, 
besonders  über  ein  lästiges  und  schmerzhaftes 
Reiben  und  Ziehen  in  den  Extremitäten,  gänz- 
liche Appetitlosigkeit,  fnden,  schleiinigten, 
pappigten  oder  bittern  Geschmack,  und  die 
Zunge  ist  mit  einem  dünnen  weifsen  Schlei- 
me, besonders  an  den  Rändern  belegt.  Es 
entstehen  häufige  Golikschmerzen ,  die  in  der 
Regel  zu  entkräftenden  Durchfallen  mit  äu« 
fserst  heftigem  Stuhlzwange  fuhren. 

Auch  öftere  Abwecliselungen  von  Frost 
und  Hitze,  als  Zeichen  des,  durch  das  lange 
"Wachen  verletzten  Gemeingefiihls,  treten  ein; 
der  Puls  wird  krampfhaft,  klein,  und  biswei- 
len etwas  häufiger,  der  Körper  fängt  zu  zit- 
tern an,  und  besonders  zittern  die  Hände  stark 
(den  profusen  Schweifs,  welchen  Hr.  Dr.  Top-, 
ktn  als  ein  constantes  Zeichen  anführt,  habe 
ich  in  meinen  acht  Fällen  niemals  beobachtet). 
Am  peinlichsten  ist  dem  Kranken  die  gänz- 
liche Schlaflosigkeit,  und  er  wird  unter  die- 
sen Plagen  und  Beschwerden  ängstlich,  uuru-r 
iiigt  aehr  kleinmüthig,  traurig,  und  weint  oft 
wohl  gar  über  seinen  zerrütteten  und  elenden 
Korperzustand.  Ist  unter  diesen  Vorboten, 
und  besonders  durch  die  Schlaflosigkeit,  die 
Reizbarkeit  des  Hirn-  und  Nerven -Systems 
zu  einem  hohen  Grade  gekomuieu;  so  stei- 
gern sich  diese  Gefühle  immer  höher  und  leb- 


—     28^    — 

hafter,    der    Kleinmutli  und  die  Traiü*igkeiV 
nehmen  zu;  bis  die  wachsende  Angst  ütfi  "Ün«^  ■ 
rube  den  Krankeit  in  einen  exaltirteü  Zuatäiutf ' 
der  Phantasie  versetzen,  worin  ei*' rieh,  ndV 
einer  Art  TOn 'Verzweiflung,    der  ganten' Ge^ 
walt  seiner  Gefühle ,   Schmerzen  und  Klagte' * 
iiberlälst.      Jetzt  wechseln   Gefühle. .und  An«, 
•chauungen    mit    der  .flüchtigsten    Eile;,  .das. 
Wahrnehmungsvermögen  der  Seele-  kann  die; 
erhaltenen  VorstellnngiBn, .  yygen  ihres  ifasdien 
Wechsels,  ihrer  Unbestimmtheit  und  bestän<^' 
digen  Abbre^hungen ,  zu  keiner  Klarheit  iqehr. 
bringen,    und  da  jetzt  der  oben  beschriebene 
Verkehr  zwischen  Hirnwirküngen  und.  Sinn«, 
Organen  eintritt,   so  fangt  der  Kranke  iuii,90 
mehr  an ,  seine  Vorstellungen  auf  £^sche ;  Ob- 
jekte zu  beziehen,  als  die  Nerven  des  Gem^in« 
gefdhlB  und  der  Sinnorgane*  noch  falsche  FeT'» 
zepfionen  hinzufugen.     Denn  so  wie  die  tfns- 
kein  des  ganzen  Korpers,  besonders  abejr  ^r 
Extrenlitäten    in    einem    beständigen    Tttaidr 
befangen  sind:  so  zittern  auch  die  Augeumua^' 
kein   und  setzen  dasselbe   auf  ihre  sehiiigten 
Ausbreitungen    und    auf   die    Scltrotica   selbst 
fort.     Das  Auge   ist   daher  in  beständiger  Be-^ 
wegung  und-  Unruhe.     Ja  es  ist  nur  zu  wahr* 
0cheinlich,  dafs  die  gefafsreiche  und  ebenf 'des- 
halb muskelartige  Clioroidea  erzittert,  und  theilft 
dieserhalb ,  theils  aus  der  Verletzung  ihrer  ei- 
genen  Vitalität,    die  Retina  selbst   in   einem 
fibrirenden    Zustande    sich    befindet.      Damm 
siehet  der  Kranke   alle   Gegenstände  in  eiber 
wogenden,  wallenden,   tanzenden  Bewegung, 
und  eben  deshalb  geschiehet  das  Auffassen  der 
äuCsern  Qhjekte  in  unklaren,   unbestintonteili 
tausendfach  gestalteten   und   gefärbten  Umris- 
sen ,  und  weil  auch  die  Nervea  des  HÖrorgänf 


—     29     — 

in  ähnlidiem  Zusfnade  sich  befindeii,  und  der 
Kranke  bald  Glockeugeläute,  bald  Musik,  oder 
ineQSchlicIie  Stimmen,  kurz  Töne  aller  Art 
zu  lioren  venueint;  so  schiebt  die  bereits  ex- 
altirte  Fhnnttisie  den  Gefühlen  und  Anschauun- 
gen erdichtete  Ursachen  unter..  Der  Kranke 
klagt  daher  .nicht  mehr  über  ReiTsen  in  den 
Gliedern,  er  -wähnt  sich  vielmehr  frei  von  al- 
len-Schmerzen  —  die  JE^rmüdung  ist  weg;  er 
steht  wieder  auf,  will  seinen  Geschäften  nach« 
,  gehen ,  fangt  hundert  verschiedene  Dinge,  zu« 
gleich  an,  ohne  zu  einem  Ziele  oder  Ende 
2u  kommen.  Die  Ireilsenden  Schmerzen  ha» 
ben  sich  in  ein  lästiges  Jucken  verwandelt;  er 
scheuert  und  kratzt  den  ganzen  Körper  mit 
eimsiger  Eile  und  sucht  die  Ursache  davon  in 
einer  unermefslichen  Menge  von  Ungeziefer, 
rwelched  er  bemüht  ist,  von  seinem  Körper 
XU  streichen  und  aus  den  Kleidungsstücken 
herauszusuchen.  Von  Kälte  und  Hitze  wird 
er  nicht  berührt;  ja  er  ist  gegen  die  stärk- 
sten Grade  von  Kälte  so  unempfindlich,  dafs 
er  sich  auf  offener  Strafse  bis  zum  Nacktseyn 
entkleidet,  sein  angebliches  Ungeziefer  vom 
Korper  streicht  und  stundenlang  so  zubringen 
kann.  Die  Appetitlosigkeit  ist  ebenfalls  ver- 
schwunden; er  verliangt  und  genieist  die  gröb- 
sten und  zu  seinem  Zustande  unpassendesten 
Nahrungsmittel;  er  fordert  Taback,  Bier  und 
Brantwein,  hält  sich  lür  den  gesundesten  und 
stärksten  Mann,  und  wundert  sich  nicht  nur, 
sondern  geräth  in  Unwillen,  wenn  man  Be- 
denken trägt;  seinen  Begehrungen  zu  genü- 
gen. Es  ist  ein  interessantes,  aber  anch  zu-r 
gleich  ein  demüthigendes  Schauspiel,  wenn 
man  einen  Menschen  in  solchem  Widerspruch^ 
zwischen  seiner  Krankheit  und  seinen  Gefdh- 


--     30     — 

len,  Begelmingeii  und  HandTimgeh  sieht,  '^^ffb;- 
rend  dieser  Verwirrung  spielt  gewohnKch  inflh 
Vorstellang  die  Hauptrolle;  besonders  ..wefali 
eine  heftige  Leidenschaft,  wie  z.  B.  Eiüertiid^ 
oder  Liebe,  das  Gemfith  ererüEen  hat;  imA 
zwischendurch  flechtet  sich  iih  ^bunten  Ge- 
webe das  sonstige  Treiben  und  die  CrewMbjS- 
bcfs&äftigung  des  Kranken  ein.  Von  deini 
BeAe  aus  betreibt  der  Handwerker  s^ine  Fto- 
fession ,  als  stände  er  initteh  in  seineiii'  Afbel^ 
ten;  einen  kranken  Schlächter  fnhHe  [hüak 
J4iantasie  auf  den  Markt  zum  EinkiEiixP  ^roü 
Vieh 9  das  er  nach  Hause  triebe  scUacItUM^' 
'tihd  die  Tagesgeschäfte  unter  seinen  XeAtte 
ordnete;  matten  in  der  geschäftigsten. VteWär« 
Vüng  gerieth  er  wieder  in  die  henigatea  Jleät:^ 
lirüdie  gegen  die  vermeintliche  Untreiie  nfiBJMf 
Gattiu.  —    Der  Soldat  ist  mit  Exerziren  und 

fchlachten  beschäftigt,  uW -mitten  in  solchiä 
iSnnen  findet  der  Kranke  oft,  däiSi  seine 
X«age,  Zeit  imd  Ort  und  seine  Umgebung  doch 
nicht  recht  zusammen  passen  wollen. 

In  der  Regel  ist  der  Inhalt  der  Delirite 
lieiterer,  scherzender,  komischer  Natur,  vmä 
meistens  von  dem  Gewerbe  oder  der  ^BenfASt* 
tigung  d6s  Kranken  hergenommen,  XTnd  jfliese 
Erscheinung  mag  darin  ihren  Grund  haMn, 
dafs  die  Kranke  sich  oft  selbst  in  denä  Irtaüm 
ihrer  Rede  und  Handlung  ertafppen,  das  Nir- 
rische,  Zwecklose  ihres  tumultuarischefn  Trei- 
bens fSr  einen  Augenblick  erkennen,  -den  ti^ 
genen  Irrthum  bewundem  und  belachen,  VM 
durch  die  häufige  Wiederkehr  solcher  -Ai|gn« 
blicke  in  einem  lustigen  Humor  fortdanertti 
erhalten  werden.  Nur  wenn  man  Krankt  fflfe-- 
ser  Art  hart  und  streng  behandelt,  Srnta  WI' 


—     31     _ 

deispmch  und  Hindernisse  entgegensetzt,  sie 
fesseln  uiid  mit  ängstliclieni  Argwohn  bewa- 
chen will,  dann  werden  sie  störrisch,  böse, 
und  zeigen  entschlossene  Gegenwehr.  Läfst 
man  iu|  Gegentheil  ihrem  Gerede  freien  Lauf, 
Verhindert  ihr  Streben  nach  Beschäftigung  nicht 
ifso  fern  dasselbe  unschädlich  ist)  zeigt  über- 
^anjpt  keinen  Argwohn ,  keine  Ajistalten  von 
iSichermachung  und  Befestigung,  begegnet  ihm 
in  Red^  und  Handlung  mit  schonender  Liebe 
lind  Theilnahme ,  so  sind  diese  Menschen  sich 
und  Andern  ohne  Gefahr  und  Leben  in  einer 
lieiteren,  lustigen  und  geschäftigen  Welt. 

'  Es  Tenräth  daher  eine  irrige  Ansicht  von 
der  Natur  unserer  Krankheit,  wenn  man,  wie 
es  n^erdings  geschehen,  bemüht  se^  will, 
die  ganze  Verwirrung  des  Gemüths  auf  einige 
•wenige  j  sich  stets  wiederholende  Ideen  zu- 
rSckzufiihren.  Daraus  kann  die  Natur  der 
Krankheit  nicht  erkannt  werden;  denn  alle 
Anschauungen,  Bilder  und  Vorstellungen,  wel- 
che unsere  Kranken  von  Aufsen  zugeführt 
oder  in  der  Seele  erzeugt  werden,  hängen  von 
der  Art  seiner  Beschäftigung,  von  der  Art  der 
prädi^onirenden  Ursachen  und  von  der  Ein- 
-wirkung  seiner  Umgebung  ab ,  und  verbinden 
sich  unter  einander  und  rufen  sich  hervor, 
nach  den  Gesetzen  der  Association,  so  daüs 
fast  jeder  an  Dilirium  tremens  Leidende  andere 
Phantasmen  und  Imaginationen  hat.  Einer 
ameiner  Kranken,  bei  welchem  die  Liebe  und 
Heirathslust  in  spätem  Jahren  erst  gekommen, 
und  welchem  der  Heirathsplan  verunglückt 
war ^  befand  sich  stets,  besonders  aber  in  der 
Eiiisamkeit  und  Stille  seiner  nächtlidiM  Vi« 
gUien,  in  der  Gesellschaft  von  tiebj^  Jung« 


—     32  ,  — 

fraueu.  ITnd  auf  seinem  Gesichte  konnte  man 
den  Ausdruck  der  innern  Seligkeit  und  Be« 
glückung  deutlich  leseii,  wenn  er  z.  B.  des 
Nachts  von  seinem  Lager  aufstand,  die  L&mM 
vom  Corridor  in  die  Stube  holte,  unter  sem 
Bett  leuchtete  und  dort  sieben  Mal  eine  fireundt- 
liehe  Verbeugung  machte;  dann  trug  elr  die 
Lanipe  wieder  zurück  und  legte  sich  ruhig 
nieder.  Dieser  Auftritt  wied^holte  sich  jui 
jeder  Nac£kt  mehrere  Male,  und  fragte/ inu 
dem  Kranken  nach  der  TJrsache^seines  Be&di« 
mens,  so  erwiederte  er:  däfs  sieben  schSiif 
Jungfrauen  aus  einer  geheimen  Thür  jmüi^ 
seinem  Bette  hervorkämen,  denen  er,  liach. 
abgelegtem  Besuche,  nach  Hause  leuchten 
müsse.  .    , 

Bei  einem  andern  Kranken,  der  b^  gro« 

Iser  Trunkliebe    liach    fehlgeschlagenen  HcdE^ 

nüngen    in    JOelirium    trtmins   YerhJlen.  wai^ 

spielte   das  müitairische   Exercitium  und  em 

Liebesabentheuer     die    Hauptrolle.      Obgleich 

seine  Ungebung  bereits  närrische  und  lächer-« 

liehe  Dinge  au  ihm  bemerkt  hatte;   so  wufste 

der  Kranke   doch  noch  bis  zur  Täuschung  so 

viel  Besonnenheit'  zu    behaupten,    dafii  inaji 

ihn  in  seinem  Dienstverhältnifs  liels.     Air  er 

Aber   die    ihm    untergeordneten  MannsduftBH 

gegen   alle  Strafsen- Ecksteine   anführte,   lind' 

in  diesen  Faust's  Pudel   zu  erkennen  glaubtCi 

wurde   er  in   ärztliche  Aufsicht  gegeben.     £r 

hatte  kurz   zuvor  ^  Göthe's  Faust  gelesen ,  xM 

noch   zwei    Tage    hindurch  rief   er   sehr   oft/ 

mitten  in  den  wunderlichsten  ImaginationiBii/ 

in  einen  Stubenwinkel  hinein:    '•  > 


„Knurre  nicht  Pudel,    zu    deipi  heiB; 
Tönen 


■ ». ', 


I  • 


—     33     — 


Die  Schlofsstroplie  blieb  immer  ziurSck,  denn 
augenblicklich  jagten  sich,  nach  der  Aiism« 
bng  „zu  den  heiligen  Tönen''  neue.  Phantas» 
men,  die  ihn  durch  Association  jn  seine  ge« 
Iteüne  Liebschaft  führten.    ' 


Azn  heftigsten  ist  das,  nach  Zorn  und  Ei« 
/ersucht  entsandene  Delirium  tremens^  denn  e» 
kommt  in  einigen  Momenten  der  wahren  Tob«* 
Bucht  nahe.  Zwei  Falle  dieser  Art  habe  ich 
beobachtet.  Dem  erkrankten  Ehegatten  war 
9or  der  Krankheit  kein  Wort  von  Eifersucht 
entfahren;  im  Delirium  hingegen  strömte  das 
SeheijmniXii  Ton  den  Lippen  in  uferlose  Brei« 
cüi)  und  da  er  in  allen 'Winkeln  des  Hauses 
lie  ungetreue  Gattin  mit  ihrem  heimlich  Ge« 
iebten  zu  sehen  glaubte,  besonders  wenn  ein 
längendes  MÖbel,  Kleidungsstück,  Handtuch 
1.  dgl.  sich  bewegte;  so  hielt  er  alle  Augen« 
ilicke  die  tobendsten  Schmäh-' und  Strafredea 
^egen  die  armen  Sünder,  mit  Geberden,  als 
Trenn  sie  leibhaftig  ror  ihm  stünden ,  so  daXh 
ST  chohend  auf  sie  losging ,  und  mit  geballteii 
landen  gleichsam  unter  die  Augen  trat»  Er 
latte  weitet  nichts  vor  sich,  ausgenommen 
las  Gaukelbild  in  seiner  Phantasie ,  gegen  das 
sr  rannte  und  seine  Anrede  hielt.  Bisweilen 
3Ticht  in  solche  FinsterniTs  des  Wahns  ein 
kieller  Strahl  des  BewuTstseyns ,  besonders 
wena  der  Kranke  den  angeraxmten  und  ange- 
redeten Gegenstand  erfafst,  und  nichts  als 
leine  zwei  leeren  Hände  gefangen  hat;  er 
»cheint  dann  das  angethane  Unrecht  £u  füh« 
len  und  will  es  bereuen.  Aber  in  demselben 
Augenblicke  Yerw;echselt  er  die  da;su  gehöri-^ 
gen  Personen  und  Sadhen,  und  ea  bleibt  dem« 
selben  nur  die  dunkle  Yorstellong  eines. b»« 
Jonni,LVin.B.4,8t«  C       , 


—     34     —  - 

« 

fangenen  "Verbrechens  zurück.  Diese  Vor- 
stellung, mit  der  fooridaiiernclen  innem  Unmhe 
.und  Angst  bezieht  er  plötailich  Auf  sich ,  wo- 
durch er  sich  in  einen  armen  Sünder  Terwan.» 
delt,  der,  man  sieht  es  ordentlich  seinem  Ge^ 
sichte  an ,  mit  einer  Ergebung  und  mit  so  fe- 
■Stern  Glauben  von  seiner  Hinrichtung  spricht^ 
als  ginge  alles  den  gehörigen  Gang«        >, 

Und  so  könnte  ich  noch  mehr  Beismele 


liir  meine  oben  gemachte  Behauptung  von  der 
jHanntchfaltigkeit  des  Inhalts  der  Deluien  auf- 
stellen» . 

Jetzt  hätte  ich  noch  über  das  Zittern  de^ 
Glieder  zu  sprechen.  Allein  da  ith  dässelbb 
in  Hiniucht., seines  Ursprunges  uüd  Wesens  d- 
nem  andern  literarischen  Gegenstande  Vorbei* 
halten  habe  ^  so  bemerke  ich  hier  nur ,  iih 
dasselbe'  ^ein  höchst  kenntliches  und  äu&erät 
cohsfluKtes  Zeichen  im  Delirium  trmuns  ist, 
«reiche*- mit  der  Geistesverwirrung  TÖIlig  cor- 
Despondirenden  Schritt  hält ,  und  mit  der  Wie- 
.dexjkehr  des  Bewufstseyns  auch  versehwindet. 

Nach  dieser  Erörterung  der  Ursachen,  — 
des  Sitzeä  und  der  Erscheinungen  der  Krank- 
heit würde  ich  Deünum  tremens  ^  der  Fmn 
nachf  einen,  nach  langer  Schlaflosigkeit  eat* 
standenen,  mit  Zittern  des  Körpers  verbun- 
denen ,  und  nur  auf  den  innem  Sinn  beschrank* 
ten,  Wabnsinn  der  Säufer  nennen. 

Dem  IVesen  nach  besteht  dasselbe  in  ei- 
ner (wenn  ich  mich  so  ausdrücken  darf)  ha- 
bituell gewordenen  Retrogression  zwischen  Sn- 
nerm  und  äulserm  Sinn,  dergestalt,  dafe  diei 
durch  die  Gewalt  der  Leidenschaften  erzeug- 
ten^ und  durch  das  lange  Wachen  fix  gewor-» 


—     35     — 

denen  Vorstellungen  des  innern  Sinnes,  die 
Stärke  der  äuDsern  Anschauungen  erhalten, 
und  der  mit  diesen  Bildern  des  innern  Sinns 
beschäftigte  Hirntheii  seine  Thätigkeit  zu  den 
Nerven  der  Sinnorgane  ausdehnt,  in  diesen 
Eindrucke  erregt,  gleich  jenen  von  äufsern 
Objekten  empfangenen,  so  dafs  nunmehr  zu 
der  Stärkt  der  Vorstellungen  auch  das  sinn- 
liche Colorit,  hinzutritt,  und  die  Verwirrung 
vollendet. 

In  der  obigen  Nominal  -  Definition  unse« 
rer  Kjrankheit  habe  ich  die  wesentlichsten 
Merkmale  derselben,  den  Gattungsbegriff  und 
den  specifischen  Unterschied  von  der  Gattung 
angegeben,  wodurch  ich  zu  Beantwortung  der 
Frage  gefShrt  werde :  „welche  Stelle  dem  0$* 
linum  tremens  in  der  Nosologie  gebfihfe?"     , 

Zn  den  Entzündungen  kann  dasselbe  nicht 
gerechnet  werden ,  weil  der  Verlauf  und  die 
Ausgänge  niemals  denen  einer  Entzündung 
gleichen,  und  die  Behandlung  gerade  solche 
Mittel  erheischt,  welche  dem  Charakter  einer 
Entzündung  entgegen  sind ;  zu  den  fieberhaf- 
ten Krankheiten  aber  auch  nicht,  weil  ein 
Gefalsfieber  meist  gar  nicht  vorhanden,  oder 
doch  nur  eine  Nebensache,  und  dann  eine 
Folge  der  andern  körperlichen  Zerrüttung  ist ; 
daher  die  Krankheit  sich  so  schnell  entschei- 
den kann,  fast  ohne  alle  Krisen,  im  Sinne 
der  Humoralpathologle.  Ich  stimme  daher 
dem  Herrn  Dr.  Töpken  völlig  bey,  wenn  er  *) 
behauptet,  dafs  er  in  dem  Pulse  nichts  wahr- 
genommen habe,  was  Fieber  oder  Entzündung 
anzeigen  könnte;   und  eben  so   muüi  idi  e^. 

•3  I.  c,  pig,  63. 

C2 


^    36     '  ^^Al« 

n  Seil»»''  '°  „    ac    ■?'    JoiV-om- 


—     37     — 

■  • 

'  Das   Dilirium  tremens  ist    übrigens    keine 
neu«,  gleichsam  bis  jetzt  noch  gar  nicht  beob- 
achtete Krankheitsform,      tu  den   SchriitsteK 
lom  aller  Zeitalter  finden  sich  unzweideutige 
Spuren  Ton  der  Beobachtung  derselben,  und 
^"War  gewohnlich  in    den  Abhandlungen  über 
Oebimentxiindung  und  Phrenitis.     Zu  diesen 
^C^ankheiten    ist  das  Delirium  tremens  immer 
gezählt  worden.     Man  stöfst  dort  deutlich  auf 
r^Vidersprüche   iu  der  Kurmethode,    die  klar 
(enug  Zeigen,    dals   die   Aerzte    aller   Zeiten 
«pezifische  Verschiedenheiten  der  phrenitis  nicht 
hlols  geahnet,  sondern  auch  dargestellt  haben. 
Es  ist  bekannt,   dafs   die   äUern  Aerzte  jedes 
hitzige  Fieber  mit  andauerndem  Irrereden  pAre« 
nkff  nannten.    Aber  wir  finden  au9h,  dafs  sie 
in  der  Behandlung  derselben    bisweilen  einen 
Uaierschied  machen,  indeiii  sie  bei  manchen 
Kranken  statt  der  damaligen  antiplüogistischcu 
Methode,  Narcotica  und  Wein  in  der  phrenitis 
empfehlen.     Sie  erkennen  nämlich  die  Herbei- 
führong  eines   baldigen  Schlafes  in  gewissen 
Fällen  der  Phrenesis  als  Haupt -Heilungsmit- 
tel an,  und   Cekus  *)  spricht  am  deutlichsten 
davon,  wenn  er  sagt:   cmmbus  vero  sie  affectis 
aomniii  ti  difftcUis   et  praedpue    necessarius  est. 
Sub  hoc  tnlm  pkrique  sanescunt*    Ja  fast  scheint 
er  unsere  Krankheit  zu  meinen,  wenn  er  am 
Schlusse    dieses  Kapitels  sagt:   jRczro,  sed  a/i- 
quando  tarnen  f  ex  metu  delirium  nascitur.     Quod 
genus  insanientium^    specie^   similique  victus  gem 
ner€  cwrandum  est^  praeterquam  quod  in  hoc  in^ 
saniae   genere   solo    recte    Vinum    daiur.      Und 
fast  alle  spätem  Schriftsteller  vereim'gen  eich 

*}   A*   Com,   C0l%i  dg  medicina  Libr*  IlL  Cup* 
XVII L  de  tribuf  msaniae  ^eneribus» 


—     38     — 

>gtts  ^)   Ausspruch:     Ubi  wtro  rdjäl  lug 
amentis  ejficitur  (nämlich  Aderlässe,  Blut- 
kalte  Begiefsungen  etc.),  ad  narcotiaan' 
fidz  acctdtndum  est. 

Es  stehet  demnach  schon  in  altem  Schrift- 
lern die  erfahrungsgemäfse  Wahrheit  fest: 
üb  es  einen  der  Phrenitis  ähnlichen  Krank- 
itszustand    giebt ,     der    nicht    Entzündung, 
cht  Hirnentzündung,  nicht  wahre  Phrenitis 
t,  der  aus   langer  Entbehrung  des  Schlafet 
ntsteht,  und   nur  durch  HerTurbringung  Toa 
Schlaf   und    den     Gebrauch    schlafinachender 
Mittel  geheilt  werden  kann. 

Und  doch  ist  dieser  Zustand  als,  Krank- 
heit eigener  Art,  als  Krankheit  einer  eigenen 
Zunft  der  bürgerlichen  Gesellschafl: ,  bis  in  die 
neuesten  Zeiten  noch  nicht  herausgehobftiif 
und  gleich  andern  speciellen  Krankheitslbr« 
formen  in  unsern  Handbüchern  aufgestellt 
worden. 

Möge  es  doch  von  nun  an  geschehen,  imd 
nie  wieder  ein   an   Delirium  tremens  leidender        /es. 
Trunkenbold    als    phreniticus    behandelt,    viel' 
mehr  mit   dem  letzten  Opfer  dieser  Art  auch       (^^-^ 
der  hin  und   wieder  statt  gefundene  ärztUche    . 
Irrthum  zu  Grabe  getragen  werden, 

Kur. 

Die  gründliche  Kur  einer  Krankheit  kann 
kein  anderes  Heilungsobjekt  haben,  als  die 
nächste  Ursache ,  und  da  diese  selbst  das  letzte 
Resultat  aller  entfernten  Ursachen  ist;  so  be- 
steht der    erste    und    gründlichste   Weg   der 

*)  Rudolph  V egsl  pracUctiones   de  cognoteen* 
dis  §t  curandis  corp,  hum*  affect,   p«gi  47« 


y 


—     39     — 

[«ilimg  in  Beseitigung  der  entfernten  Una- 
hen  *).  Ist  bei  irgend  einer  Krankheit  die- 
ses Hauptgeschäilt  des  Arztes  r^cht  augezeigt 
lad  anwendbar ;  so  ist  es  in  der  Kur  dei 
Defiräini  tremens.  Nacli  der  oben  gemachten 
I^arsteUung  ist  hier  Beseitigung  der  langen 
Schlaflosigkeit  die  erste  Anforderung  und  Opium 
h$  einzige,  sicherste  und  schnellste  Heilmit- 
^  Der  erkünstelte  Sclilaf  thut  hier  zweier- 
^;  erstens  schliefst  er  die  Zngangspforten 
^  iiinf  Sinne  gleichsam  gewaltsam  zu ,  und 
Breitens  entzieht  er  dadurch  und  auch  direkt  , 
«r  stürmisch  bewegten  Phantasie  anfangs  das 
Kolorit  und  die  Lebendigkeit  der  Vorstellnn-i 
ea,  und  endlich  diese  selbst. 

In  den  mir  vorgekommenen  acht  Fällen 
on  DeUrium  tremens  habe  ich  Sutton's  ^^) 
faximea  befolgt,  jedoch  mit  der  Rücksicht, 
afs  ich  keine  englische  Matrosen  vor  mir 
atte*  Ich  fing  mit  2  Gran  Opium  in  Pulver- 
trm  an,  und  stieg  alle  zwei  Stunden  um  Ei- 
an  Gran  so  lange,  bis  der  Kjranke  in  einen 
ihahenden  und  tiefen  Schlaf  veii'allen  war. 
)xe  höchste  Dosis,  bis  zu  welcher  ich  stei- 
an  mulste,  hat  sechs  Gran  pro  Dosi  betra- 
en,  und  da  ich  diese  zweimal  hinter  «inan- 
er in  zweistündiger  Pause  reichte;  so  betrug 
lat  ganze  consumirte  Quantum  von  der  ersten 
äs  zur  letzten  Dosis  für  den  Zeitraum  von 
.0  bis  12  Stunden  sechs  und  zwan;slg  Gran 
lulverisirtes   Opium.     Nur  in  zwei  Fällen  ist 

*)  System  der  prakt.  Heilkunde ,  von  Ch,  TVilh. 
Hufeland.  §.  35.  te^. 

**)  Abhandlung  über  das  Delirium  tremens  p  von 
Dr.  Themas  Sutton.  Aus  dem  Cnglitcheiv  von 
Dr.  Philipp  Heine€k§nm 


.1 


.-    40    - 

«Ueiet  Quantum  das  Maximum  gewesen;  in 
andern  Fällen  reichte  ich  jm%  geringern  Do* 
aen  aus.  Es  hat  mir  geschienen ,  als  ob  das 
Opium  in  Pulverform  schneller,  sicherer  mA 
doch  sanfter  wirke  ^  als  das  Laudanum  S^idn 
dum  Sydenham^  daher  ich  erstere  Form  jetst 
entschieden  der  flüssigen  rorziehe« 

Und  eben  so  habe  ich  gefunden,  äalüi  dii 
Wirkling  des  Opiums  früher  eintritt ,  nnd  der 
darauf  folgende  Schlaf  sanfter,  ruhiger  und 
erquickender  ist,  wenn  in  den  Zwischenstnn« 
den  des  Opiatgebrauchs  sogenannt^  krampf^ 
Stillende  und  excitirende  Mittel  nebenbei  ge^ 
reicht  werden.  Gewöhnlich  wählte  ich  einen 
Aufgiifs  der  Valeriana  und  AngtHca^  nnd  lieb 
Uguor  C«  C  iuccinatus  dazu  setzsen*  j 

Ohne  diese  oder  ähnliche  Zwisehenmiftel 
sind  gröbere  Dosen  Opium  erforderlich^  imd 
der  Schlaf,  obgleich  tiefer,  ist  mit  ängstlicher, 
schwerer  Respiration  verbunden,  die  in  gro-« 
fsen  Pausen ,  und  mit  sichtbarer  AnstrenEung 
der  Brustmuskeln  geschieht.  Diese  beden-« 
tungsvoUe  Erscheinung  hat  in  der  jüngsten 
Zeit  mich  immer  zu  dem  Mitgebrauch  der  ge« 

nannten  Mittel  vorzüglich  veranla&t« 

«^ 

In  den  bis  jetzt  von  mir  behandelten  Tal-* 
fen  ist  jedesmal ,  nach  Eintritt  eines  mehrstün- 
digen Schlafes,  völlige  Genesung  erfolgt,  und 
nur  um  diesen  Erfolg  dauernd  zu  sichern, 
reichte  ich  noch  zwei  Abende  hindurch  ein 
kleines  Opiat  beim  Schlafengehen.  Eine, an* 
dere  Nachkur  ist  nicht  nQthig  gewesen ,  denn 
die  alsdann  versuchte  Umkehrung  des  Säut<m 
in  einen  soliden,  zahmen  Mensclien  rechne 
ich   um~  so  weniger  hieher,    da    solche  mir 


^     41     — 

N 

rede?,  nach  LintMs  nocb  Anderer  Auleituns 
düngen  ist. 

Hin  und  wieder  ist  die  Frage  ventüirt 
^rden:  |,ob  man  gleich  im  Anfange  der 
JanUieit,  und  ohne  alle  weitere  Vorberei- 
mg  das  Opium  geben  könne,  oder  ob  nicht?'* 

Nach  meinen  wenigen  Beobachtungen  muls 
!l  zwei  Fälle  ausnehmen,  in  welchen  ich 
le  Vorbereitung  für  nothwendig  hielt,  weil 
L  Ton  der  unbedingten  Anwendung  des 
nums  Apoplexie  fürchtete.  Wenn  der  Kran- 
ein  starker,  grofser,  muskulöser,  volLsaf- 
er  Mann  mit  einem  waliren  Yollinondsge- 
hte  war ,  so  llefs  ich  erst  eine  Ader  öl&aen, 
ategel  an  die  Schläfe  und  das  Hinterhaupt 
plidren,  und  ein  Faar  kalte  Begiefsungen 
stehen.  Nach  dieser  Vorbereitung  schritt  ich 
ch  an  dem  nämlichen  Tage  zum  Opium. 
tch  muls  ich  bekeune^,  da|^  diese  Methode 
lit  den  allermindesten  günstigen  Einfluls  auf 
a.  Zustand  des  Kranken  äulserte.  Der  zwei^ 
Fall  betrifft  die  vorläufige  Anwendung  ei- 
I  Brechmittels  bei  solchen  Kranken,  wo 
L,  nach  vorausgegangenem  Zorn  und  Aev- 
r  eine  colhivies  biliosa  vermuthete,  oder  wo 
le  Indigestion  ganz  handgreiflich  nachzu- 
)isen  war.  In  allen  übrigen  Fällen  schreite 
L  sogleich  ohne  alle  Vorbereitung;  ZQ  der 
awendung  des  Opiums. 

Andere  Aerzte  haben  das  Delirium  tremins 
ch  ohnt  Opium  geheilt.  Der  Herr  Dr.  /iP, 
1  flehen  *)  hat  zu  diesem  Zweck  sich  des 
mnomum  carbonicum  bedient.     Der  Kranke 

'}  Archiv  für    medis.  Erfahrung  von  Hörn  eto» 
-Jihrgtziß  i8aa.  Julius,  u.  Auguit«ltcftt  psg.  94* 


\ 


—     42     — 

hatte  davou  12  Drachmen  binnen  acht  Tagen 
Terl)raücht.  Es  ist  schwer  zu  bestimmecf, 
welchen  Antheil  an  der  Heilung  dieser  laug« 
Zeitraum  allein  gehabt  haben  mag.  Auch 
Brühl  ^)  hat  einen  trunksüchtigen  Wahnsin« 
nigen  mit  ähnlichen  Mitteln  wie  Birndt  ge- 
heilt. Ich  bezweifle  keineswegs  die  Möglich- 
keit,  denn  ich  erkläre  mich  ja  selbst  für  den 
Nel)engebrauch  solcher  Mittel,  wie  Moschus^ 
Sitpentartüy  Valeriana  etc.,  weil  sie  für  das, 
diem  Lähmungtzustande  entgegen  eilende  ][IirH-  ' 
und  Nervensystem,  die  angeeignetsten  Bele-- 
bungs  -  und  Aufachungsmittel  sind.  Wer  wird 
aber  eine  Krankheit  erst  nach  acht  Tagen  hei- 
len wollen ,  wenn  dieselbe  auf  einem  andern 
Wege,  nut  gleichem  Erfolge,  in  24  oder  48 
Stunden  geheilt  werden  kann?  Denn  kein 
einziges  dieser  Mittel  kann  Schlaf  machen, 
und  doch,  je  früher  dieser  eintritt,  je  schnel- 
ler damit  die  ganze  Scene  sich  verändert, 
deste  besser  für  Ai*zt  und  Kranken,  weil  ein 
lauge  andauerndes  Delirium  tremens  die  Bedin- 
gung zur  leichtern  Wiederkehr  hinterläfst,  und 
eine  öftere  Wiederkehi-  dieser  Krankheit,  so 
wie  eine  lange  Dauer  jedes  einzelnen  Anfal- 
les, den  Körper  des  Kranken  dergestalt  zer- 
rüttet, dafs  er  entweder  in  einem  der  näch- 
sten Anfalle  an  Scblagflufs,  oder,  wenn  er 
das  Delirium  noch  einmal  übersteht,  an  Was- 
sersucht unrettbar  stirbt. 

Und  dieser  Satz  allein  ist  mir  der  reich-   . 
sie  Gewinn  aus  meinen  und  andern  Beobach-- 
tungen,   der  mich  vorzüglich  zu   dieser  klei^ 
nen  Arbeit  veranlafst  hat. 

•)  1.  c.  pag.  40» 


—     43     — 

3. 

UAu  die  inrnentTäindung  der  Säuftr. 

Vom 

Doctor  Andreae 

zu  Magdeburgs 


Der  Arzt   soll  ein  lebendiges  Streben  in 
sich  nähren,  die  Gründe  seines  Handehis,  die 
oft  nur   auf  dem   blinden   Zufall  eigner  oder 
fremder  Erfahrung  beruhen,  auf  eine  erkannte 
JVothwendigkeit  zurückzuililiren:    er  soll  nicht 
ermüden,  diefs  Warum?   immerhin  zu  verfol- 
•gen,  bis  es  aus  der  höchsten  einfachsten  Idee 
.des  gesunden  und  kranken  Lebens  sich  beant-> 
^worten   mogte.      Die    Schwierigkeit  und  die 
mifflungenen  Versuche,   diefs   letzte   Ziel   zu 
•erreichen,  sollen  ihm  nicht  fiir  Umuöglichkeit 
gehen.    Er  wird  sein  wissenschafüiches  For- 
schen nicht  rergeblich  achten,   wenn  es  ihm 
gleich  die  innere  Ruhe  und  Klarheit  nicht  ge- 
währt, welche   die  Yullige  Uebereinstimmung 
des  Wissens  und  Handelns   in   der  Kunst  ge« 
ben  mag»    Eine  Gruppe  einzelner  Erscheinun- 
gen   unter    einem  Begriff  zu   vereinigen  und 
«iner  hohem  Ansicht  unterzuordnen,    werde 
immerhin  als  eine  Förderung  der  Wissenschaft 
angesehen ,  wenn  wir  gleich  mit  einer  solchen 
Ansicht  bis  zum  letzten  Prinzip  und  den  Ur- 
gesetzen  des  Lebens  nicht  hinaufreichen. 

Die  Vorstellung,  dafs  alle  wirklichen  Din- 
ge nur  Abbilder  seyen  von  Prototypen,  wel- 
che in  der  Idee,  in  dem  Urgeiste  der  Welt 
vorsezeichnet  lägen,  dafs  daher  unsere  Yer- 
nunh|    als  der  Ausflufs  jenes  Urgeistes,  die 


-r        44        - 

realen  Erscheinungen  aufser  tlir  lediglich  durch 
Selbstanschauung  und  aus  den  Thatsachen  des 
BewuTstseyns   zu  construiren  vermöge,   indem 
die  Gesetze  des  Denkens  zugleich  die  Gesetze 
des  Lebens  der  wirklichen  Dinge  sejen:  diese 
Vorstellungsart,  als  die  herrschende  der  jiingst-:. 
verflossenen    Zeit ,  -  hat   erfahrungsmäi^ig   das 
Problem  einer  wissenschaftlichen  Begründung 
'  djsr  Lehre  vom  Leben    und  seinen   Eriche!-: . 
nungen    nicht  gelöst ,    hat   insbesondbre  '  dem 
Arzte,  der  die  Störungen  und  den  Kampf  de« 
Lebens  mit  der  feindlichen  Auls.eavrelt  durch 
thätiges  Eingreifen   bessern   und    stillen   8oU| 
kein  Richtmaals  gegeben,    das  ihn  nur  einen 
Schritt  sicher  geleiten  möchte.     Nicht  zu.Tie^. 
wundern  wäre  daher,  wenn  die  ErkenntxäCh 
dafs   jene    dchar&innigen ,    mit    Begeistemngy 
mit  dem  höchsten  Auffinge  aller  Geisteskcefie 
entworfenen  u^  verfolgten  EhilosojpKdme  den- 
noch nichtig  sind ,  und  den  glühenden  "Wpiiscfa 
nicht  befriedigen,    wenn  eine   solche   nieder- 
schlagende   Ueberzeugung   den  hier  vergeblich 
nach   Licht  suchenden  Arzt  plötzlich -auf  eiQ0 
eilen    Rationalismus    verschmähende    Empirie 
in  der  Kunst  zurückwürfe.     Man  findet  in  der 
That  einzelne  solche  Beispiele  von  vermeintor 
Ver;5weiflung  an  der  Wissenschaft..    Allein  so 
lange  noch  reges  geistiges  Leben  da  ist,  kann 
diese  lähmende  Resignation ,    dlefs  Verzichten 
euf  alle  Theorie  nicht  von  Dauer  seyii,  zomal 
dasselbe,  genau  betrachtet,  nur  Selbsttäuschung 
ist,    und  die  eine  Art  des  rhilosophirens   nur 
vielleicht    der     entgegengesetzten    Plat»    ge- 
macht hat. 


die 


Wir   dürfen   nicht  undankbar  seyiT  gegen 
grofsen  Gedanken ,  welche  die  I^atuxphi« 


—     45     — 

losophle  ausspriclit;  sie  sind  es  hauptsächllcli, 
welche   das  jetzige  Zeitaller  der  Naturwissen- 
schaft verherrlichen,   welche   ein  neues  "wun- 
derbares Leben    über   a]le    Untersuchung  der 
Natur  vrrhreitet  haben,  welche  den  Beobachr- 
ter  gewohnen,  in  dem  Kleinsten  das  Höchste 
imd  überall  das   Walten  einer  Idee  und  der 
ewig    jugendlichen    Naturkräfte  zu   erblicken. 
Auch  die  Medizin,    als    der  edlere  Zweig  der 
rfaiurwissenschail,  verdankt  dieser  philosophi^. 
sehen  Ansicht  unbezweüelt  eine  neue ,   vor- 
tkeilhafte   Gestaltung    und  ein  frischeres  Le- 
ben.    Die  miTsgluckten ,  nun  zum  Theil  ver- 
gessenen Versuche  eines   rein  apriorisch  und 
AUS   einer    Prinzipalidee   construirten   Systems' 
der  Heilkunde,  haben  nur  gezeigt,  dafs  dieser 
Weg   der   apriorischen   Construction  dermalen 
noch  EU  keinem  Resultate  führe,  und  uns  um 
so  dringender    aufgefordert,    den   entgegenge- 
setüen  einzuschlagen,   nämlich   die  Mannich- 
faltigkeit  der  Erscheinungen    genau   zu  studi- 
ren,   und  unter  immer  höhere  und  einfachere 
Begriffe  und  Ansichten  zusammenzufassen,  den 
Blick  stets  nach  obeti ,  gleichsam  nach  jener 
ULcfatgegend  gerichtet,   auf  welche  uns  eben 
jene  Naturphilosophie   hinweist.      Schon  Plcm 
ton  deutet  auf  diesen  Weg  det  Naturwissen- 
schaft, indem  er  sagt:  »jVon  den  ewigen. und 
unwandelbaren  Ideen  im  gottlichen  Geiste  sind 
die  wirklichen  Dinge  Abbilder,   aus  welchen 
jene  zu  erkennen  das  stete  Trachten  des  Wei- 
sen ist.'^ 

£ine  nach,  solchem  Hane  vollführte  Bear- 
beitung der  Medizin  mufs  nothwendig  gute 
Früchte  tragen,  und  die  Ausübung  der  Kunst 
fordern,    wie   denn    erfahrungsxnä&ig    bisher 


—     46     — 

immer  nur  auf  solchem  Wege  die  Arzneiwis- 
senschaft    wahre    Fortschritte    geimacht.      Zu 
allen  Zeiten  waren  diejenigen  Aerzte  die  glück-» 
lichsten,   deren  wissenschaftliche   Ansicht  am' 
tiefsten  begründet  ^  und  der  Natur  am  genaue'«, 
sten  angepafst  War.     Je  gründlicher  die  Theo- 
rie ,  um  so  thätiger  und  genauer  die  Beobach* 
tung.     Ohne  Theorie  ist  nie  eine  Oledizin  ge^ 
wesen;   reiner,  nackter  Empirismus  läTst  aidh 
auch  bei  dem  rohesten  Handlanger  der  KiiuSt 
nicht  gedenken.     Schon  der  Schlufs  der  Ana-, 
logie,  der  natürlichste  unfi  nächste  in  der  M»« 
dizin,  führt  zu  der  Auflösung  der  Erschain^g' 
in  einen  Begriff,    und  bedingt   die  Ahndung' 
eines    innern    wesentlichen    Zu8ammenhaji|{s» 
Das   Entgegenstellen    des    Rationalisnius   uüA, 
Empirismus .  scheint  mir  unstatthaft  r  wir  aind 
aämmtlich    beiden    ergeben,    nur  dem   Gride 
unserer   Einficht  nach  verschieden.     Auch  die^ 
Naturnhilosophen ,  welche  jenen  Gegensatz,  hxa 
zum  Gehäfsigen  ausmalten ,  koxinten  der  Em- 
pirie   nicht    entbehren,    so   lange    ihnen  die 
Brücke  zwischen  dem  Idealen  4and  Realen  ver-« 
borgen  blieb. 

» 
Niemand  wird  verkennen,  dafs,  je  tiefer 
die  Erscheinungen  bis  zu  ihrem  letzten  Grun- 
de hier  verfolgt  werden  können,  daher  je  ToIl-> 
kommner  die  Theorie  ist,  um  so  höher  aucji 
die  Stufe  seyn  müsse,  welche  die  praktische 
Heilkunst  einnimmt.  Die  Mutler  alier  dieser 
Theorien  ist  die  Philosophie.  Daher  ^aben' 
die  Systeme  der  Medizin  gewechselt,  wie  die 
Systeme  der  Philosophie:  jede  grofse  Bevolu-» 
tion  in  dieser,  bewirkte  auch  in  jener  eine 
correspondlrende ,  sei  es  nun  durch  gleichsam-^ 
substanzielle ,  wirkliche  UebertragungphSoso-:' 


—     47     — 

phischer  Leiirbegrifle  in  die  NaturwissenscliaA, 
oder    nur    durch    die    eigenthümliclie  Art   zn 
philoftophiren ,   welche  die   rerschiedenen  Sy- 
steme ihren  Anhängern  geläufig  machen.     In 
Teutschland  herrscht  seit  Kant  ein  lebendige- 
res Treiben  und   Streben   in  der  Philosophie, 
als  irgendwo  sonst.      Die  rasche  Aufein  ander- 
iblge  der  tiefsinnigsten  Sj^teme  bekundet  ein 
li^^eres   geistiges   Leben,    als  "wir  in  andern 
Völkern    antreffen,    um   so  mehr,    je   eigen^ 
fliSmlicher,    divergenter    jene    Systeme    sind, 
waA  die  Wahrheit  nach  den  entgegengesetzte- 
sten Richtungen  des  menschlichen  Geistes  er- 
forschen..     So    erhielten   alle  Wissenschaiten 
einen  hohem  Schwung,   eine   festere  Begrün- 
dang.    Die   Macht  des   einen   Systems  wurde 
^brodien  durch  das  entgegengesetzte.     Herr- 
schend  blieb   keins.     Der  Geist  wurde  freier, 
entfesselter,    und  bildete    sich    in   der  intel- 
lectuellen  Welt  Republikanismus  und  Freiheit 
der  Ansicht. 

Dagegen    herrschen    in    andern   Ländern 
noch  die  schwerfaUigen  Formen  der  altern  Phi- 
losophen ,  zumal  in  der  Naturwissenschaft  und 
ihren  Zweigen,  für  w:elche  aus  der  Fliiloso- 
phie  die  Grundlage  und  die  Behandlungsweise 
nergenommen  werden   soll.     Je  weniger  der 
metaphysische    Theil    zu    diesem    Endzwecke 
sich  brauchbar  bewies,    um  so  mehr  mufstf 
man  die   nicht  minder  unfruchtbare   dialecti- 
sche  Seite  ergreifen.     So  linden  wir  die  Heil- 
wissenschaft im  Allgemeinen   mehr  befangen 
in  den  äufsern  Erscheinungen,  und  einen  Man- 
gel  am  Bestreben,    diese   einzelnen  Erschei- 
nungen der  Krankheit  auf  die  einfacheren  Be- 
griffe des  gesunden  und  kranken  Lebens  xu« 


4 


—     49     — 

Heihnssehschaflt   daukbar  anerkennen  müssen, 

wenn  sie  i2?eicli  in  der  zinveilfu  inumienarti« 

gen  Verschrumpfung,  und  den  wenig  geisn^ol- 

len   £xtracten    manchei*    unserer  Tagesblälter 

dem    Leser  wenig   nützen.     Audi  die  Thera- 

}}ie  findet*  darin  manche  Bereiclierung.  Denn 
ene  Isolirung  der  einzelnen  Krankheitsbilder 
ist  das  ivahre  Feld  des  Eicperiments ,  zumal 
Wenn  es  an  Math  nicht  fehlt,  den  Einzelnen 
an  den  gehofflen  Nutzen  für  das  AUgemeine 
-daranzusetzen. 

Unter  den  neuesten  Bereicherungen  der 
Erkenutnifs  und  Kur  der  Krankheiten  wird 
uns  als  eine  der  bedeutendsten,  die  Einfüh- 
rung des  Delirium  tremens  als  einer  eigenthüm-« 
liehen  Krankheit  in  das  System  der  Nosolo-- 
gie  und  die  Aufstellung  einer  eignen  Heilme-- 
thode  für  dieselbe  von  England  aus  angekün«- 
digt»  Die  Ton  Thomas  Sutton  —  Abhandlung 
über  das  Delirium  tremens.  Aus  dem  Engli- 
schen übersetzt  von  P.  Heineken  ^  mit  einer 
Voiredtf  herausgegeben  von  S.  A.  j4lbers^  Bre- 
men 1820.  —  entworfene  Schilderung  dieser 
hei  Säufern  vorkommenden  Krankheitsib^rm 
ist  so  überraschend  treu  der  IN'atur  entlehnt, 
so  wahr  bis  in  die  kleinsten  Züge  verfolgt, 
der  Erfolg  der  Behandlungsweise  wird  mit 
solcher  Zuversiclu  ausgesproclieii :  dafs  man 
sich  wohl  in  den  ersten  Augenblicken  mag 
hinreiben  lassen,  diese  Form  für  eine  eigene 
Krankheitsart  anzuerkennen,  da  doch  in  der 
That  ihre  Eigenthüjuliclikeit  nur  durch  den 
Boden,  das  erkrankte  Individuum  gesetzt  wird. 
Nicht  lange  vor  der  Zeit,  da  ich  mit  jener 
Schrift  bekannt  wurde ,  hatte  ich  einen  Kran- 
ken behandelt,  der  dem  Trünke  lange  erge* 
Joum.LYIII.B.4.8t.  D' 


—     50     -^ 

ben,   iu  ^seinen  letzten  Tagen  das  inverkten- 
bare  OriginaL  zu   dem  von    Siatnn  aulgesteil- 
(en  Bilde  bis  in  die  unbedeutendsten  Nfiaiici-- 
rungen    darstellte.      Ich    hatte  .den   Fall    als 
Hirnen1ziin4ung  behandelt:   der  Kranke  starb» 
Opium  hätte   ihn   gerettet,    davon  überzeugte 
mich  die   neue  Lehre,   die  ich  leider  zu  spät 
erhielt.    Der  nächste  Fall  sollte  mich  genistet 
ter  finden;    obgleich    ich    von   der  Idee   der 
Entzündung  und  ^  der  Nothwendigkeit  des  an- 
tiphlogistischen Verfahrens   micji  nicht  durcb« 
auchaus  trennen  konnte,  ohne  alle  meine  bis* 
herigen  Ueber^eugungen  von  Entzündung  und 
ihrer  Diagnose  dem  Einsturz  Preis  zu  geben. 
Der  Mohnsaft,  hoffie  ich,  würde  die  Gene- 
sung vollenden,   welche  der  ahtiphlogistischa 
Apparat  vorbereitet  hätte.    Zu  dieser  Mödifl-^ 
cation    der    englischen    Methode    berechtigO^ 
aufserdem  dafs  wir   fast   gewöhnt  sind,    die 
Kutmethöden  jenes   Landes  durchgehemda.  zu 
modificiren,   Aet  Mangel  aller  gründlichen  pa- 
thologischen Erörterung  über  das  We^en  und 
die  Elemente  dieser  Krankheit,   und  der  fiaih- 
lende  Aufsclilufs  durch  Leichanöffhungen.  Der 
Erfolg  aber  entsprach  den  zuversichtlichen  Er- 
wartungen nicht.    Mögen  folgende  in  die  Kürze 
gezogene    Krankheitsgeschlchten   dazu   beitra- 
gen,   die  Natur   und   Heilung   dieser  Krank- 
heitsform in  ein  helleres  Licht  zu  setzen^ ' 

L  F.,  ein  Landwirth,  48  Jahr  alt,  g;rols 
und  von  kräftigem  Körperbau ,  selten  uxid  nia- 
mals  bedeutend  krank,  ergab  sich  seit  mw« 
reren  Jahren  dem  häufigen  Genüsse  des  Brännt^ 
weins,  den  er  dermafsen  liebte,  dafii  selletf. 
der  Mittag  und  überhaupt  kein  Tag  ihn  Uli«« 
berauscht  fand.      Seine  Fhysiognomie  TTuida 


—     51      — 

aufgedunsen ,  erdfahl ,  die  Augen  hatten  etwa^ 
«inheünlich  Starres;  er  klagte  in  der  letzten 
Zeit  zuweilen  über  Kolikschmerzen ,  die  Efs- 
lust  war  gering,  seine  Hände  zitterten  des 
Morgens:  weiter  bemerkte  man  keinen  Ein« 
fluls  des  Branntweins  auf  seine  Gesundheit. 
Ob  seine  Geisteskräfte  gelitten  hatten ,  liels 
sich  nicht  beurtheilen,  da  ich  den  nüchternen 
Zustand  nicht  kannte.  Ohne  anderweite  Ver- 
anlassung stellten  sich  im  Dezember  Kopf- 
schmerzen, Ueblichkeiten,  Hitze  und  FrSsteln, 
das  Gefühl  Ton  Zerschlagenheit  der  Glieder, 
Schlaflosigkeit,  schwere,  schreckende  Träume, 
wenn  er  schlief,  und  eine  besondere  Unruhe 
lUid  Aengstlichkeit  des  Gemüths  ein.  Wie 
gewäbnlich  lehnte  der  Kranke  den  Vorschlag, 
ärztliche  Hälfe  in  Anspruch  zu  nehmen,  mit 
Heftigkeit  ab ,  und  nahm  lieber  einige  Schnäp* 
se  als  Kurrersuch.  Dadurch  wurde  sein  Kopf 
noch  eingenommener,  er  fing  an  irre  zu  re« 
den ,  in  bedeutenderem  Grade ,  was  auf  allei- 
nige Rechnung  des  Branntweins  konnte  ge- 
schrieben werden,  legte  sich  zu  Bette,  tobte 
und  raste  a])er  in  der  nächstfolgenden  Nacht, 
dafs  man  ihn  nur  mit  Gewalt  im  Bette  hal- 
ten konnte.  Gegen  Morgen  wurde  er  ruhiger, 
liefe  sich  zureden,  obgleich  immerfort  alber- 
nes Zeug  redend.  Nachmittag  desselben  Ta- 
ges sah  ich  ihn  zuerst.  Er  lag  im  Bette,  er- 
kannte mich,  lachte  freundlich,  gab  sich  bald 
für  krank  aus,  bald  wiederum  hielt  er  sich 
für  gesQnd,  klagte  übrigens  durchaus  nichts» 
Die  Rede  hastig,  meist  über  Wirthschaftsge- 
genatände,  zuweilen  über  Kartenspiel  und 
Gegenstände  des  gemeinen  Lebens ,  aber  ohne 
lange  bei  einem  Funkte  au  verweilen ,  und 
meist  sehr  unzusanmienhängend.   Lachend  lieb 

D  2 


-     52     — 

er  shh  seinen  lln^iuh  ausreden  ,  man  kodate 
nicht  uinliin,  scim?  Züge  milunlev  filr  ironisch 
zu  halten.  Zuweilen  -wollte  er  aus  dem  Bette 
und  schlug  um  sich ,  wenn  er  gehalten  wutie^ 
aber  ohne  Wuth,  gleichsam  als  wenn  er  »ich 
nur  im  Scherz  balgte.  Unangenehm  oder  ver^ 
haJCst  war  ihm  keiner  der  Umstehenden^  mir 
der  Knecht  machte  ihn  immer  ernster  in 
Blicken  und  Heden,  indem  er  sogleich  aii 
Wirthachaitspflichten  erinnerte:  Man  bemerk^ 
te  keine  Lichtscheu.  Alle  ^Bewegungen  Wft* ' 
ren  heftig,  doch  ohne  grossen  Kraftäufwasdy 
wie  man  von  dem  starken  Manne  hätte  er- 
warten sollen ;  die  Hände  zitterten  auffallend, 
die  Sehnen  an  der  Handwui*zel  tmd  am  Vor- 
derarm in  steter  Bewegung,  auch  die  Filbe 
fsuckten,  wenn  er  sie  anzpg  odeir  auis 'dem 
Bette  streckte;  An  der  Unterkinhlade  be« 
merkte  man  eine  gelinde  halb  zitternde,  halb 
schiebende  Bewegung ,  wenn  sie  nicht  &tC  an 
der  obern  Kinnlade  anlag.     Stetes  Umhiergrei* 

-fen  und  Zuplen  am  Bette;  der  Blick,  trotz 
der  Freimdlichkeit ,  stier  und  unheimlich,  das' 
Gesicht  gaf  nicht  geröthet ,  die  Temperatur 
des  Kopfes,  so  wie  des  übrigen  Körpers  we- 
nig erhöht ,  nur  die  Bi*ust  hieiTs  und  stark  * 
schwitzend.  Die  Carotiden  klopften  häftig; 
der  Puls  mäfsig  voll ,  härtlich ,  in  der  Fre- 
quenz zwischen  95  und  100;  wenig  Durst; 
dünn  weifslich  belegte  Zunge ;  Marigel  an  Lei- 

«  besöfinung  seit  zwei  Tagen.  Es  wurde  ein 
Klystier,  ein  Aderlafs,  kalte  Umschläge  auf 
den  Kopf,  stündlich  zwei  Gran  versüTstes 
Quecksilber  und  Abends  ein  Gran  Opium  yer^ 
ordnet.  Das  aus  der  Ader  gelassene  Blut 
zeigte  eine  dicke  Speckhaut. 


—     53     — 

Tages  darauf  fand    ich  die-  Sceoe  Wenig* 
ändert:  Pat.  hatte  öftere  reichliche  Leibes- 
tang gehabt,  und  zuweilen  über  Leibschmerz - 
lagt,     ^er   Unterleib    bei    der  Berührung 
it  empfindlich-.   -Kein  Schlaf y'-fortwähren- 
'Sprechen;    der    psychische    Zustand  wie 
erh,   der  Kranke  heklagüe  und  quälte  sich 
r  einen  lästigen  Bettgenossen,  init  dem  er 
Sg  jsankte;  das  Händezittern  stärker^  prb'j* 
sSchweifse   auf  der  Brust  und  h^uie  auifth*' 
[j^cht,  das  dabei  nicht  rötlier  war,   sich 
ts  heifser  anfühlte.     Der  Puls  in  der  JFr^- 
iz  wie  gestern,  kleiner  zusammeiigezpgeB,'. 
härtlich.      Während    das    Blutlaus    der- 
unak  geöfiheten  Ader  flofsj    hob  ersieh, 
de  voller  und  weicher.     Das  gelassene  Bin*  • 
Qg  diebmal  iin   16  Unzen;   man  ließ   €9'^ 

so   lieber  fliefsen,    da  PaHent   etwas:  ^ztf' 

zu  kommen  schien.       Es   bedeckte    sidi'^ 
1er    mit    dichter    Entzündungshaut.      Die'' 
en  Umschläge   llefs   der  Kranke  sich  geri^' 
Uen ,  folgte  überhaupt  allen  ärztlidlien  v  er-' 
lubgen   willig.     Der   eben   gelassene  Viefh ' 

höchroth,  wurde  aber  bald  jumenlö^!; 
Durst  etwas  «mehr  r^ge  als  gestern;  der 
nke  fodeite  Branntwein ,  man  gab  ihm 
$ser  in  eineiu  kleinen  Glase,  er  trank  es, 
te  über  die  Täuschung,  und  wollte  nuu 
;  Zeitlang  gar  kein  Getränk  anfser  belilt 
nehmen;  doch  fing  er  gegen  Abend  an 
ker  zu  tibinken.  Abends  wurden  2  Grau 
um  gereicht:  diefs  schien  sein  unauihör- 
3S  Sprechen   etwas   zu  besänftigen ;    ohne 

indefs  Schlaf  zu  verschalTen.     Bald  wurde 
Kranke  wieder  heftiger ,   nahm  nach  ein  ' 
r  Stunden  noch  2  Gran,  aber  ohne  anhal^ 
leu  Erfolg.     Am  Hlorgeu  trat  eino  kurze 


—     ö4     — 

U^aiaiioa  ein,  in  welcher  dei  Kr.i 
müls  über  Leibachmerzen  klagte.  L 
le!l>  xvai  ges^^aant:  iln  seit  34  Stii. 
Stulilgang  erfulgt  war,  gab  maij  £sü{ 
welche  Ausieeruag  bewiiktea. 

Gegen  10  ÜLr  Morgens  wurde  < 
ke  wieder  unriibiger ,  lauter  in  seim 
mitunter  tobend  und  grimmig :  er  1 
den,  auch  neu  Hinzugukommesen,  i 
wenig  Notiz.  Nachmittag  sah  ich  ihn 
fie ,  Zittern  der  Häade  uud  SchieLen  i 
"wiß  geilem ,  übrigeus  nicht  bedeut 
Itete  Temperatur  bei  sorgraliiger  £ 
aul'ser  am  Kopte;  der  Puls  etwas 
in  der  IVIinute,  klein  uud  h/irl ;  ^ 
ein  wenig  geiölhet,  die  Augen  JT 
rOth,  aber  thränend.  Fünfzehn  BJ 
Stirn  und  Sclüiile ;  für  die  ?i»clit  t 
von  2  Grau  Opium,  und  ein  Senfli 
Waden.  Am  andern  Morgen  erliie 
Nachricht ,  i]«r  Kranke  sei  ruhig  , 
spreche  aber  uichls.  Naclinütlags 
inu  in  eiueu  suporoseu  Zustande , 
Mühe  und  hei  starkem  Schreien  uu 
vermochte  man  eiu  "Wort  aus  ihm 
hringeu :  das  Zittern  der  Glieder 
Ki«i)s  geringer ,  kein  Schweifs ,  d( 
Kopf  heifser ,  und  die  Arterien  dess« 
ker  klopi'end  als  bisher,  Der  Tills 
in  der  Minute,  übi-igeuä  klejn  und 
gestern.  Der  Uaterleib  gesiianui ;  he 
auf  üoi'  rechten  Soite  verzüg  sich  'I 
srlmiei-zhaft ;  Urinahsonderung  S'^h; 
häuligem  Trinken ;  die  Zunge  feuri 
heiegt,  kein  brauner  Schmutz  an  /.. 
LijUien,    tiufe,    seufzende    Ruspii« 


—      55     — 

Ausschwitzuiigsprozefs  im    Gehirn   schien  ror 
^ich    zir  gehen.      Es  wurde  noch  einmal  eine 
A.der  geoühet ;  da  aber  der  Puls  wahrend  dem 
Fliefsen  des  Blutes   merklich  kleiner  und  ra- 
scher wurde,   so  band  man  wieder  zu,   nach- 
dem kaum  fdnf  Unzen  abgelassen  waren.    Das 
Blut  hlitte  Entziindungskruste.     Es  wurde  nun 
alle  Stunde  1  Gran  Digitalis  mit  eben  so  viel 
Calomel  gereicht,   die  JSenlteige  an  den  Wa- 
den erneuert,  und  im  Nacken  eine  grol'se  spa- 
nische Fliege   gelegt.      Am  andern  Tage  bald 
nach  Mittag  erfolgte  der  Tod,  fast  ohne  Zuk- 
kungen. 

Die  Leiche  wurde  geüfEnet.  Nach  Hin- 
wegnahme  der  Hirnschale,  wobei  die  harte 
Hirnhaut  durch  die  Säge  etwas  verletzt  wurde, 
floffl  eine  Menge  zwischen  den  Hirnhäuten 
stngnirendes ,  milchig  undurchsichtiges  Was- 
ser ab.  Die  Gefäfse  der  Hirnhäute  zeigten 
mehr  Blut  als  gewöhnlich,  auch  die  Hirnsub- 
stanz war  sehr  blutreich,  die  Blutpünktchen 
beim  Durchschnitt  ti*aten  rasch  und  in  grofser 
Menge  hervor.  Die  Spinnewebenhäut  war  an 
manchen  Stellen  sehr  getrübt  und  verdickt, 
und  zeigte  hin  und  wieder  Flocken  einer  ge- 
ronnenen Lymphe ,  die  sich  schwer  abwischen 
lieben.  Die  Hirnhöhlen  waren  mit  vielem 
tmben  Wasser  angefüllt.  Aufserdem  fand  sich 
am  Gehirne  nichts  Bemerkenswerthes ,  voih 
normalen  Zustande  Abweichendes.  Nach  Er- 
öfihung  des  Unterleibes  trat  sogleich  die  sehr 
grofse  tmd  weit  nach  der  linken  Seite  hiu- 
übcr  reichende  Leber  hervor.  Ihre  obere  Flä- 
che war  hin  und  wieder  mit  bläulichen  Flek- 
ken  wie  marmorirt,  und  hatte  viele  abnorme 
häutige  Verbindungen  mit  dem  Zwerchfell  und 


—    bi]    — 

dem  die  innere  Seite  der  Rippen  bekleiden« 
den  Bauclifell.  Die  Substanz  härter  als  ge- 
yfobnlich  und  sehr  blutreicb.  .Die  Gedärnie 
sämn^tlicli  enger;  der  Magen  Ue^n  ü^d  94^ 
yeriUckten  lunzlichteji  Häuten. 

n.    Q. . . ,   hatte  Ton*  Jugend  auf  mit  Spi- ; 
rituosen  Getränken   Verkehr  getrieben,    nüd   .: 
gewöhnte  sich  allmählig  an  einen  reichlichen^ 
Genurs  4^selb^.     Von  Natur  robust  xmßi  ixt 
Üühender  Gesundheit,   fing  er  ai\,  i%achdeiq[ 
ec  in  die  30ger    getretei^  ^^r«    abwechsebid 
manclierlei  zu  klagen ,   besonders  Ueblichkeir 
ten  des  Morgens,  die  wohl  in  wirkliches  £r- 
brechen  übergingen,  Appetitlosigkeit,   Calik- 
iind  Magenschmerzen,   einigemal  Bluthusten; 
seilte   GUeder  zitterten  so  bedeutend 9 •  dab. es 
itforgens ,   ehe  er  sich  durch  neue  Reize  ge-: 
stärkt ,   nicht  meinen  Ifamen  .  zu  schreiben  Joi 
Stande  war.    Ein  gleiches  Zittern  war  in  dea 
FüTsen.     Seine   Geisteskräfte  wurden   schwä- 
cher;   früher    ein  guter    Gesellschafter,   und^ 
wenn  gleich  ohne  Bildung ,  von  aufgewepkjten^. 
natürliphem  Verstände,    und  nicht  ohne   die 
Gabe,    seinen    Erzählungen    und    Qesprächexi^ 
Interesse  zu  verleihen,  wurde  er  jetzt  uaAus-? 
Stehlich   langwelHg   und  albern  i|i  seinep.  Re- 
den,    Von  längern  Erzählungen,  i^ozu  er. f ich 
gern  Zuhörer  erwarb,  war  niemand  im  Stanr 
de  irgend  einen  Zusammenhang  und  Terst^in^r 
liehen   Sinn   zu  errathen.     Auch  BeobadUtung, 
imd  Beurtheilung   der  Gegenwart,   sobald  aio. 
iiber  das  Mechanische  seines  Gesc}iäfts  hinaus-: 
gingen,  w^^en  höchst  mangelhaft.     Dabei  denr 
noch  rüuktlichkeit  in  seinein   Geschäft,    imd. 
leidenschiaftlicher  Diei^st^fer.     Von  Natur  gut-  . 
iliüthig,    ^<'\r    er  js^yay    i^cht  leicht  aufbr^u-: 


^     07     ^ 

Bfind,  aber  noch  leicLter  in  Thränen  aerflle- 
fsend,  und  bis  zur  ZerknirscJrung  gerülu't. 
Alle  diepe  geistigen  and  kürperliciien  Verän- 
derungen w^reu  offenbar  Folgen  eines  zu  reich- 
liclien  Genusses  spirituöser  Gelränke,  beson- 
ders des  Rums,  den  er  in  der  letzt ern  Zeit 
lieb  gewonnen  halte.  Der  Kranke  liefs  sich 
davon  überzeugen,  gelobte  hundert  Mal  Bes- 
serung unter  Tluänen ,  aber  ^yenige  Tage  nur 
dauertea  seine  Entschlüsse. 

Die^^ ersten   Vorzeichen   seiner  naclunali- 
gen  Krazildieit  erscbienen  auf  einer  Geschäfts- 
reise,   wo  er  bei  einem  Bekannten  ruhig  und 
in  seiner  Art  ziemlich  nüclitern  zu  Botte  geht, 
UDi  Bäütteri^acht   aber   schreiend  und  mit  ver- 
störter  Miene   zu   seinem   Wirlhe   läuft,    \\nx 
anzukündigen ,  es  seyen  Diebe  im  Hause.    Blan 
findet  nichts:    er  ^übergibt   sein  auf  der  Reise 
eincuMirtesi  Geld  dem  Wii-the  zum  aufl)ewah'- 
rei^ ,   lälst  sich   beruhigen ,    und  geht  wieder  • 
auf  sein.  Zimmer  zu  Bette.     Bald  aber  kömmt 
ejp  wieder  heruntergestürzt,   zitternd   am  gan- 
zeii  Körper  und  athemlos :  man  wolle  ihn  be- 
slehleii,  n^orden,  auch  der  VTirth,  sein  Freund, 
stecke  mit  darunter,     {lalb  mit  Gewalt,   und 
nnter  Lfärmen  und  Toben  und  unsinnigen  He- 
den '\ffird  er  wieder  oben  gebracht,    will  aber 
in  ein.  anderes  Zimmer  und  legt  sich  zu  dem 
Kutscher,   der  ihn  gefahren.     Er  sieht,    dai's 
Diebe»    eine    Leiter    anlegen,    beschreibt   und 
nennt  die  Leute,   die   ihm   nach  dem  Leben 
trachteten ,  und   die  er  unten  auf  der  Strafse 
sähe.      Nach    mehrstündigem    Toben   f^llt   er 
endlich  in  Sclilaf,   und   hat   am  andern  Mor- 
gen  nur   dunkle   Erinnerungen ,   wie   von  ei- 
xie^iß  Trauifie.     Seit    diesem   AufaUe   verging 


—        Ä«        ~ 

wohl  ein  halbes  Jäht  ohne  ähnliche  Erelg^ 
nisse.  Nur  klagte  er,  dafs  er  wenig  schliefe^- 
stand  oft  die  Nacht  unter  Angst  und  Bekl<äa- 
znung  aufy  um  Stundenlang' im  Zimmer  üiif' 
und  nieder  zu  gehen.  Diese  nächtlicheB 
Spatz lergänge-  wurden  immer-  Ijiäufiger,  seiB^ 
Benehmen  dabei  zuweilen  räthselhaft;  «ifii 
seine  angebliche  Unruhe  zu  mindern ,  muAto-  i 
auch  seine  Fr^u  aufstehen,  oder  wenigsteiA 
wachen  und  ihm  erzählen.  Zuweilen'  äBf*^ 
sligte  ihn  der  Gedanke,  es  möchte  in  dem 
Weinlager,  dem  er  vorstand,  ein  Unglück 
vorgefallen  sejn,  und  er  hätte  sich  gern  noch, 
in  der  Nacht  davon  überzeugt,  gab  indefs  ver- 
nüÄftigen  Gegenvorstellungen  Gehör.  Bfor-* 
gens  lachte  er  dann  selbst  über  seine  iinno- 
thige  Furcht. 

In  einer-  Nacht   des  Februars  1819'  8(iificl> 
er  mit  Hast  und  heftigem  Zittern  auf,   Klei^ 
dete  sich  an,  verlangte  den  Hausschlüssel,  um 
ins  Weinlager  zu  gehen,  wo  diese  Naeht  ein 
Stückfafs  gesprungen  sey.     Nichts  konnte  ihn  , 
zurückhalten,  tobend   über  den  Widerspruchi,- 
verliefs    er    das    Haus    in    Begleitung    seines- 
Dienstmädchens,  fiel  unter weges  mehrere  Mide,  ■ 
schrie  und  wüthete  unsinnig,   bis  er  das  La-  . 
ger  durchsucht,    und  sich  von  der  Nichtigkeit 
seiner  Furcht  überzeugt  hatte.     Wankend  und 
zitternd  wurde   er  wieder  in  seine  Wohnung 
geführt,  wo   er   sich   mehr  beruhigle   und  ei-i 
nige   Stunden   schlief.     Am  folgenden  Mor^ea 
wufste   er  nichts  von   der   nächtlichen  Expe'-- 
diüon,  ging  verständig  an  seine  Arbeit,  klag^ 
te   aber   doch  über  Unbehagliclikeit  und  Mat-* 
tigkeit,    über    Frost,    der    mit    überlaufender 
Hitze  wechselte 9    und  Eingenommenheit  de»* 


—     59     ^ 

'es  ohne  eigenüiclien  Schmerz,  und  ^er- 
i  sich  mehrmals.  Die  näditliclven  Angsl- 
in  esaeuten  sich,  verbanden  sich  immer 
'  mit  Irrereden,    das  nach  einigen  Tagen 

des  Morgens  nicht  aufhörte.  Beim  er- 
Besuche fand  ich  den  Kranken  mit  der 
eksp&ife  im  Zimmer  umhergehend,  sehr 
dlichy  mit  vergnügtem  Lachen  meine 
in  beantwortend.  Er  gab  sich  selbst  für 
k.  aus,  klagte  über  Schlailosigkeit ,  die  er 
ängstlichen  Phantasien,  bald  wieder  ob- 
ren Quälgeistern  und  Unliolden  zuschrieb, 
rar  eine  eigenthümliche  Mischung  von 
gyn  und  Besinnlichkeit,  Anfangs  nur  Ob- 
^irung  vergangener  Phantasien  beim  Er- 
»n,  bald  auch  Visionen  bei  Tage,  denen 
banke  Realität  verlieh.  Mitten  im  Ge- 
:h6  über  seinen  Zustand  oder  seine  Ge- 
ile rief  er  auf  einmal:  Sehen  Sie,  da 
nen  schon  wieder  die  kleinen  Thierchen, 
oich  in  die  Beine  zwicken,  hier  ist  eins. 
Laschte  danach,  um  mir  eins  zu  zeigen, 
beinahe  wie  öine  Maus  aussähe.  Diese 
des  Kneipens  in  Füfse  und  Beine,  die  er 
^anze  Krankheit  hindurch  behielt , '  schien 

körperliche  Veranlassung  zu  haben;  er 
e  schon  früher,  besonders  des  Nachts, 
iilen  ein  plötzliches  Zucken  in  .den  Unter- 
mnitäten,  wie  von  einem  electrischen 
age,  mit  einem  vorübergehenden  schmerz* 
m  Gefühl  in  der   grolsen  Zehe.     Auiser- 

sahe  er  bald  Katzen  in  der  Stube  laufen, 

seine  Bettdecke  wimmelnd  von  Wür- 
I ,  bald  eine  Reihe  von  Menschen  an  den 
seinen  Fenslern  stehenden  Thurm  hinauf-« 
ern ,  die  er  mit  dem  Finger  bis  oben  hin-> 
verfolgte.     Seine   Phantasmen  hatten  das 


E!gvn>Jiiim]ltfie,  tMs  stft  nfi-ht  IboB 
sondern  iminei-  gniixft-  Reihea  ui 
\on  derselben  GatUmi;  ilim  vopfi 
liefs  sich  auf  Augenblirke  nberrect 
les  TSiiBchuxig  sej-,  ja  lui  Verfolg 
]n.4t  schicu  ihm  einniitt  pIGlzlid' 
ilsriihpr  aiifgegnu^n  zii  seyn ;  ' 
IVptidip:  mit  lier  Euldenlinng  eulf:i  . 
ilira  clie  Ursach  von  stjiniin  Vlsiou 
worden,  bud  werde  er  fortan  vor  i 
hfiiien  und  geueseii.  Aber  die  iiPi 
wia  hntifi^,  vrar  nucli  nicht  siiii 
J^mnke  ■»nr  folgsam,  frieilferlig ,  s 
ZeJt  gei-n  Gesellsthnft  lim  sitli  J 
Nacht»;  wo  das  Ziiniiiur  sehr^erli? 
niTiIsre.  Seine  Sprache  -war  nuflojl 
ter,  rasch,  iliefeend,  riditig  <iccr 
drück(R  sich  unbejrweifek  yiel  I)t:5,s 
in  seinen  letzten  geslm^^en  THsen. 
lei't  uälierte  sich  deiiV  st^tnea  üftbui-i 
er  im  lf>ten  Jidiie  veilas&eu  haltt 
allen  Uei,vegungen  ,  unnuDiÖrliphes  i 
ZnrethlsebiebGu  seiner  HeiudHriuel. 
3ccke,  des  Halstuches;  heftiges  > 
Extrettiitäten,  geringeres  des  Ko 
ulfhl  isoHrtes  Zittern  und  Schieix 
terkierers.  Erhöliele  Ri'ilhe  und  1 
ganzen  Körpers  iiud  i.timärsig  starke 
minal  im  Gesicht,  das  der  Kraul 
wnbrender  Hast  wischte  und  Irock 
hei  keine  besondere  Klage  über  iiu 
luiilsiger  Durst  bei  häufigem  Spui 
}*uls  voll  und  grol's,  aber  weich,  ' 
in  der  Minute;  deutlich  stärkeres  ¥ 
Carnlideu    «nJ    SchlafarturiPn.      L-- 


sparsam 


der  Urin  rotli,  ohne  St^ii 


t  fehlte  uiclit  gAUz ,    nach  \V^eii 


—    öl    — 

fet  Krailko  nic]?t  weiter,  da  ich  iliin  sagl^, 
■j  sei  jelzt  scliädlldi.  Die  Zunge  und  der 
tnnd  feucht,  ini  t  einer  dünnen  ^veifsen  Schleim- 
ige überzogen.  In  den  ersten  Tagen  der 
[riinkiieit  zuweilen  noch  eine  halbe  Stunde 
lüg  Schlaf  wenn  gleich  unruhig^  in  den  lelz- 
»  sedis  Tagen  felüte  er  gauz.<  Anfangs 
gütlicher  Nachlafs  der  Zufalle  des  Morgens 
id  Verschlimmerung  am  Abend. 

Das  erste  reidiliche  Aderlafs,  wobei  das 
lut  leine  Speckhaut  zeigte,  und  der  Ge- 
'auch.  des  Salpeters  imd  Glaubersalzes  be- 
irkten  bedeutende  Besserung  auf  drei  Tage, 
e  Verstellungen  \vurden  regebnafsiger ,  der 
Dgestüm  in  allen  Acten  legte  sich ,  und  Tat. 
idacüte  wieder  an  seine  Geschäfte  zu  gelien. 
.bet  die  Krankheit  trat  mit  neuer  Heftigkeit 
ji ,  das  Fieber  vermeltrte  sich ,  doch  ging  die 
requenz  des  Pulses  niemals  über  100,  es 
ntt  sich  etwas  mehr  Durst,  stärkerer  An- 
fang des  Bluts  nach  dem  Kopfe.  Aüfser  den 
wähnten  Phantasien  war  der  Kranke  indefs 
emUch  besinnlicli,  wurste  über  seine  Ge- 
liäfte/die  genaueste  Auskunft  zu  geben,  er- 
inerte  einen  ihn .  besuchenden  an  die  Ent- 
ciitiing  einer  rückständigen  Schuld ,  gab-, 
enn  er  ein  Geräth  verlangte,  genau  die 
teile  an,  wo  es  zu  finden  sej,  nahm  lebhaf- 
in  Antheil  am  Gespräch,  doch  nur  in  rasch 
ervorgestofsenen  kurzen  Sätzen  und  im  Au- 
mblidL  wieder  zu  andern  Gegenständen  über- 
^hend.  In  diesem  Geisteszustand  blieb  er 
s  EU  den  letzten  Stuhden  seines  LebeiiSj 
enn  man  einige  Anfälle  von  stärkerem  Ver- 
irrtseyn  und  Toben  abrechnet,  diie  einigömal 
igen  die  Nacht  eintraten ,    aber   nicht  >iibe^* 


«•ine  oder  ein  Panr  SiRiiiltn  «nliii 
iiil  iu  allen  J^eweftungea,  dns  Ü: 
im  Betle  und  fi>rlwährendo  Har.'iii; 
Zittern  der  Glieder,  der  Schweifs 
nere  Hitze,  über  welche  Pat.  nnu  n 
zu  kjligeu ,  .aalimen  zu ;  die  Äugen 
rüthet,  glänzend,  in  ungestümer, 
Bewegung;  der  klar  gelassene  t 
hfild  leluuartig  trübe,  die  JBIslust 
Die  durrli  die  kr.tuke  FhaniHsie 
gerufenen  Tliiere  und  kleinen  Vak 
len  dem  Kranken  immer  meiir  z 
ihm  bald  Furcht,  bald  Wulh  ein. 
Umstehende  blieb  er  gleich  ireu 
gutmülhig. 

Dem  Kranken  Wurde  während  sei 
heil  dreimal  die  Ader  geÜffnet,  dns 
nur  das  letzlemnl  eitien  Aoschciu 
KÜnduDgsk rüste ;  aurserdem  viele  I 
Kopie,'  stündlich  ein  bis  zwei  Grau 
pueckäilber,  kalte  Umschläge  über 
Scharfe  SenffuTsbäder ,  am  letzten  1 
nein  warmen  Bade  kalte  Uebergiefsi 
Kranke  stieg  ohne  'Widerrede  in  d 
schauderte  jedesmal  heüig,  fast  co 
unter  dem  Wnssergusse  zus.-unme 
sich  aber  bald,  lachte  und  liefe  siel 
dns  wurde  ihm  gut  beknmm»!. 
Bade  mehr  Kithe,  Besinnlichkeit  i 
»enheii  im  Reden .  aber  noch  stärkere 
als  zuvor.  Der  Puls  eine  halbe  Sli 
her  etwa  hundert,  dnb^i  ziemlich 
weicher  als  bisher.  Sechs  Stunden 
Ende  nahm  die  Unruhe  wieder  zu,  v 
fJtrrah'chen  Toben:  es  wurden  noot 
egel  fln  den  Kopf  gesetzt,   wah. 


-     63     - 

gen,  starb  .der  Kranke  unter  lelclifen  Zuckun- 
gen, nacliüein  er  kaum  aufgehört  hatte  ziire- 
den,  wenn  gh^ich  In  den  letzten  10  Minuten 
mit  schwerer  Zunge  und  ohne  jemand  zu  ken- 
nen. Die  Krankheit  hatte  von  dem  nächtli- 
chen Besuche  im  Weinlager  an  14  Tage  ge-r 
dauert.  Die  Leichenöffiiung  wurde  nicht  ge- 
stattet. 

m.  S. . . ,  ein  Branntweinbrenner,  50  Jahr 
alt,  robust,  mit  breiten  Schullern,  kurzem 
Halse,  aufgedunsenem  dicken  Gesiclite,  bequem 
lebend  y  früher  ein  Liebhaber  starker  Mahl- 
jEeiten,  später  des  Branntweins,  der  zwar  den 
Appätit  schwächte ,  aber  den  Körper  noch 
schwammiger  aufschwemmte.  Bis  auf  diese 
Verdauungsbeschwerden,  ein  bedeutendes  Glie» 
derzittern,  zumal  am  Morgen,  2;uweilen  einige 
Tage  lang  Kopfsclunerzen  und  eine  Abnahme 
des  SehTermögens  befand  der  Mann  sich  wohl. 
Im  December  wurden  die  Kopfschmerzen  hef-- 
tiger  bis  zu  vorübergehenden  AnföUen  von 
Schwindel  und  Geislesabwesenheit,  die  aber 
anfangs  wenig  auÜQel ,  weil  man  gewohnt  war, 
alberne  Reden  von  dem  ALinne  zu  hören. 
Bald  indefs  gesellte  sich  Fieber  hinzu,  und 
der  Hang  zum  Branntweintrinken  liefs  nach. 
Nachdem  diese  Zufälle  14  Tage  gedauert,  und 
Fat.  des  Abends  über  Frost  und  Colikschmer- 
sen  geklagt, halte,  verfiel  er  in  der  Nacht  in 
ein  heftiges  Irrereden,  bald  mit  ängstlichem 
Schreien,  bald  in  Wuth  und  Toben  ausbre« 
chend.  Am  folgenden  Morgen,  da  ich  den 
Kranken  zum  ersten  Male  sah,  hatten  die  Zu-> 
lalle  nicht  nachgelassen«  Die  feststehende  Idee 
des  Kranken  war,  dafs  in  seinem  Brennhnuse 
Feuer  ausgekommen  sey,   und  er  uuvermeid- 


—     64     — 

lieh  verbrennen  müsse,  da  man  flm  irii  Bet^^ 
•  festhielt.     Unaufhörliches   Sprecheil,  'ohne  km^ 
eilten    Umstehenden    zu    hor^:      mit    Mühe^ 
brachte  ich  einige  Antworten  heraus ,   üi^'  inr 
djels  ajle  verneinten,    dals  er  auf  irgehd  aind 
Weise    krahk    sey;       Das    Gesicht    röth    und 
heifs,  und  vor   Schweib  triefend ,    auch  dei^^ 
iibrige.Körper  warm,  aber  weniger  iin  SidhvfeiAi|' 
die  Augen  wild  umherrollend,   aber  nicht ^ge-» 
röthet,   noch  ihranend;  der  Puls  ehet'Idein^ 
aber  härtlich,  90  Schläge  in  der  Minute;  kein 
Durst j   die  Zunge   feucht,   miJL  Schleim  übecv- 
s^ogen;   das  Zittern  der  Hände  und  Fiifse  helU 
tig,  mit  deutlichem  Sehnenhüpfeü ,    wodurch  • 
.es   schwer  wurde,    den  Puls  zu  untersuchen. 
£ih  reichliches  Aderlafsbesänfligte  die  ZniäUa 
etwas,   verminderte   besonders  die  Hitee  uncl 
Röthe  des  Gesiclits ;  doch  gegen  Abend  nahjm 
das   ungestüme   Irrereden    und    Uniherwerfeik  \ 
im  Bettä  wieder  zu;     Das  Blut  zeigte  keino. 
Speckhaut,    der  Puls    war   unverändert ^    nur 
am  Abend  etwas  häufiger.     Leibesöffnuhg  wa^ 
durch  Klystiere  bewirkt.     Abends   erhielt  de* 
Kranke  ein  Gran  Opium  mit  Salpeter  i  es  er- 
folgte keine  Ruhe.     Nachts  um  2  Uhr  aber« 
mals  dasselbe   Opiat ;   aber   der   Ungestüm  ink 
Irrereden  blieb.      Beim   Gebrauch  kalter  \hxi^ 
Schläge  auf  den  Kopf  war  letzterer  ganz  kalf     ; 
geworden ,    schwitzte    gar    nicht    mehr ,    und 
zeigte  keine  ungewöhnliche  RÖthe.      Das  Zit-* 
tern  und  Pflücken  am  Bette  noch  eben  so  auf-« 
fallend.     Die  Znuge  schien  stärker  belegt  5  Sxn.-* 
angenehiner    Geruch     aus     dein    Münde.      Es 
wurde   eine  starke  Auflösung  des  Giaubersal-* 
zes  verordnet ,   Welche  sehr  copiöse  stinkende 
Ausleerungen  bewirkte.     Dies  besänftigte  deii' 
Kranken    augenscheinlich,    ohne   ihm  jedocM 

seine' 


—     65     —  ' 

Aelxie  Besinnung    wieder   zu    geben ;    et  lieb 
sich  indefs  die  unklugen  Vurstellungeu  ieich^ 
ter  ausreden,   und  über  die  FeuersgefaLr  be- 
ruliigen.     Das   Glaubersalz  wurde  fortgesetzt; 
Abends  ein  Gran  Opium.     Darauf  vierstündir    ^ 
gar   Sdilaf.     Beim   Erwachen'  hatte   sich  di9 
ganze  Physiognomie    und  das  Benehmen  4es 
Kranken    verändert;     er    sprach    Ternünftig, 
woiste  .sich    des  bisherigen  Unsinns  nicht  zu 
erinnern,  und  gab  sich  jetzt  zum  ersten  Mal« 
selbst   für  krank   aus,    indem   er  über  Kopf- 
schmerzen und  Mattigkeit  klagte.     Das  Flech- 
senspringen  hatte  ganz  aufgehört,   das  Zittern 
war  geringer,  der  Puls  bis  auf  80  Schläge  zu- 
rückgekelut,  die  Temperatur  des  Körpers  nor- 
mal.    Die  Auflösung  des  Glaubersalzes  wurde 
am  folgenden    Tage  mäfsig    fortgereicht;    der 
Kranke  war  einige  Stunden  aufser  Bette  und 
zeigte  etwas  Appetit ,  aber  keine  Neigung  zum 
Branntwein.      Abends   eine  leichte  Pieberex« 
acerbation,   stärkeres   Gliederzittern   und  Un« 
ruhe    des    Gemüths;    die    nämlichen  frühem 
Vorstellungen    fingen    an  wieder  zu  spuken: 
„Dir  mögt  sagen  was  ihr  wollt,  hinten  brennt 
es  gewifs,'*  war  des  Kranken  am  häufigsten 
wiederkehrende  Phantasie,  die  sich  indefs  leich*« 
ter  beschwichtigen  liefs.     Nachts,  ohne  Opium, 
ziemlich  ruhiger  Schlaf,   nur  mit  tiefer,   hör« 
barer,    fost    beschwerlicher    Respiration,    die 
sonst  dem  Kranken  nicht  eigenthümlich  war. 
Am  Morgen  völlige  Besinnung.     Die  Gesund«* 
heit  kehrte  nach  einigen  Tagen  völlig  wieder 
zurück,  und  mit  ihr  die  alte  Liebe  zum  Brannt« 
wein.      Zu  befürchten  ist,    dafs   dieser  leicht 
beseitigte  und  auf  dem  Wege  zur  voUigen  In«- 
flammation   noch   aufgehaltene  Anfall  nur  das 
Vorspiel   einer  über  kurz  oder  lang  eintreten« 
Joum.  LVIll.  B.  4.  Sc.  E 


—     66     — 

den  bedeutenden  HirnentziinduRg  seyin  . 
Ich  bemerke,  dafs  in  diesem  Falle,  dem 
zigen  der  mir  vorgek^ommen ,  welcher  gü 
endete ;  das  Opium  nur  dann  erst  den  ü 
ken  beruhigte ,  als  der  antiphlogistische 
antigastrische  Apparat  die  gröfste  G^wal 
Krankheit  sdbon  gebrochen  hatten  |  und 
sieh  selbst  nicht  bestimmt  behaupten  läfsl 

Eicht  der  Kranke  in  jener  Nacht  auch  < 
^pium  ^eben  so  gut  geschlafen  hätte. 

(Die  Fortf euuing  folgt.) 


N 


VI  I 


—     67     — 


II. 

Neueste 

NachTichten  über  Driburg* 

Vom 

Hofrath   Ficker« 

Nebst 
mieisi  Anhang   de^  Heransgeliers 

fibeir 

den  Unterscliied  der' Seebäder  von  den 

Stahlbädern. 


CHiersn  eine  SteindrucksCafel). 


JUie  seit  langer  Zeit  schon  entworfenen  und 
besprochenen  Bauten ,  deren  ich  in  der  Bade- 
chroBik  von  1821  (dieses  Journal  Julius  1821. 
S.  99)  erwähnte,  sind  vollendet.  Die  Brun- 
mnhallef  dieses  250  Fufs  lange,  mit  zwei  vor* 
springenden  Flügeln  und  einem  vorspringen- 
den Portale  versehene,  Gebäude,  vereinigt  da» 
Angenehme  und  Kütiliche  in  einem  solchen 
Gri.de,  ab  bis  jetzt,  so  viel  ich  weiüi,  kein 
ähnliches  und  zweckmäfsigeres  Gebäude  an 
irgend  einem  Brunnenorte  vorhanden  ist.    Ei* 

E2 


—     8G     — 

nlge  Stufen  filliren  durcli  tlrpi^Haiipltliore  der 
Portale,    worübor   man  inil   Herht   die   ältere 
Inschrift:     AEGROTIS.     MEDELA.    SANK. 
DELICLAJE.   setzen  konnte,   in   die  YorhaUe 
zum  Eingange  des    kleinen   Doms ,    der   sich 
über    den    sprudelnden    Quell    wölbt,    dessen 
"AVasser  seit  Jnhrb linderten  bekannt,  und  trotz 
allen  Moden  und  Neuerungen  seinen  alten  Ruhm 
wohl    immer    behaupten    wird.      Ueber   dem 
Bogen    dieses    Eingangs    lieset  man.   die   In- 
Schrift:    In  oiio  siriB  cura  biie  ft  ipem  föye  ior 
lutis.    Neben  dem   Eingange  sind  in  der  Vor^ 
halle  an  beiden  Seiten  Ruhesitze,  hinter  wel« 
chen  Vasen  mit  Blumen  stehen.     Steigt  man 
aus  dem  kleinen  Dome  auf  ein  Paar  Stufen 
wieder  in  die  Vorhalle  zurück ,  so  gehet  man 
von  beiden   Seiten   in  einen  geräiunigem ,  die 
ganze   Länge    des     Gebäudes    einnehmenden, 
freundlich    verzierten  Gang,    der  Wegen  den 
geschlossenen   gröfsen  Bogenfensterni  vor  Ae- 
gen  und  Zugwind  ganz  geschert  und  Ton  der 
Morgen  und  Mittagssonne  beleuchtet  ist.     Den 
Bogenfenstern  gegenüber  sind  in  diesem  Gange 
die  Fenster  der  K&ufmannsläden ,    und   einer 
Leihbibliothek,  die  bei  schlechtem  Wetter  den 
Kurgästen   eine   angenehme   Unterhaltung  ge- 
währen. 

An  der  Hauptallee,  neben  der  Brunnen^ 
halle  und  dem  grofsen  Ballsaale  gegenüber,  ist 
das  schön  ge1)aute  Kaffeehaus  aufgeführt.  Es 
enthält  im  untern  Stocke  die  geräumigen  Spiel-; 
und  Billard  -  Zimmer ,  und  im  zweiten  Stockft 
aufser  einem  Speisesaale  mehrere  Lese  -  und 
Conversations  -  Zinimer  für  die  Kurgäste. 

Auf  diese  beiden  Gebäude  sind  die  20,000 
Rtlür.  mit  verwandt  worden,  vrelche  St.  Ma« 


—     60      — 

.  .  ■  •  ■  ■  ' 

jestät  deiKimigvonPreufseu  im  Jahre ,1$^ dem 
Elgenthüiiier  der  BruimenanLagen  zur  Entscliadi-. 
gung  für  den  Verlust  yorinaliger  Freilieitea  und 
Vorrechte,  die  nach  der  neueren  Staatsver- 
fassung nicht  mehr  Statt  findeA  konnten,  gnä- 
digst zi|  verwilligen  geruhet  haben. 

Das  neue  Krankenhaus  ist  Tollstähdig  ein- 
gerichtet, und  eilth^ält  in  Tier  freundlichen 
grofiien  Zimmern  die  nothige  Anzahl  Betten 
für  männliche  und  weibliche  arme  Kranke, 
-weldlie  mit  Bädern,  Arznei  und  guter  Nah- 
rung unentgeldlich  versehen  werden.  Zu  den 
nothwendigen  Ausgaben  dieses  wohlthätigen 
Instituts  haben  Sr.  Majestät  der  König  j^r- 
lich  160  Rthlr-  gnädigst  verwillijgt,  den  grÖfs- 
tcu  Theil  der  Baugelder  imd  die  erste  Ein- 
lAchtung'  hat  der  Brunnenbesitzer  Herr  Obfer- 
Jägermeister  Freiherr  von  Sierstorpff^  welcher' 
auch  die  Bäder  frei  gibt,  aus  seinen  Mitteln 
bestritten,  der  noch  fehlende  wird  aus  milden 
Beiträgen  vermögen  der  Kurgäste  gedeckt. 

Die  jetzt  zwar  vollendete  chemische  Un- 
tersuchung der  alten.  Trinkquelle,  des  Luisen-  . 
borns,  des  Heerster  salinischen  Wineralwas- 
sers  und  der  Satzerschwefelquelle ,  vrird  nach 
J3er2e/iiis's  neuerer  Angabe  noch  einmal  wie- 
derholt werden.  Ich  behalte  mir  voi;,  diese 
chemischen  Analysen  in  meiner  bald  erschein 
nenden  Beschreibung  der  Driburger  Heilquel- 
len ausführlich  anzugeben;  da  aufser  dem 
Satzerschwefelwasser  auch  der  Luisenbrunnen, 
welcher  die  Bestandtheile  der  alten  Trink- 
quelle nur  in  einem  schwächern  Grade  besitzt, 
etwas  Schwefelwasserstoffgas  und  das  Heerster 
Mineralwasser  reich  an  Kohlensaurem  Gas  und 
Salzen ,  aber  arm  an  Eisen  ist  j  so  ünden  auch 


—     70     - 

diejenigen  9  denen  die  kräftige  Haupttrinkquelle 
wenigstens  im  Anfangs  der  Kur  nicht  empfoh- 
len werden  mochte,  in  jenen  nahe  liegenden 
lllineralwässern  treffliche,  bereits  durch  mehr- 
jährige Erfahrung  erprobte  HeilmitteL  Auisier. 
obigen  für  die  Kiuranstalten  zu  Driburg  so 
sehr  bedeutenden  Verbesserungen  ist  abch  die 
berdits  an  800  Schritte  langft  I^inden-All^e 
noch  um  mehrere  hundert  Schritte»  verlängert, 
und  der  angenehme  Luistwald  am  Rösenbergo 
um  einige  30  Morgen  yergrofsert  worden. 

Auch  für  die  Wegebesserung,,  ist  sehe  Yi^: 
le9  geschehen.  Die  Hauptstrafse^.  ist  gut  iu^ 
grolstentheils   chaussirt,   die   Y^biiidung   f^^, 

mit  den    Hessischen  und  Braunschw^igA^^^^! 
Landen   sehr   erleidxtert.     Die  neue  Ch^qssife. 
nac^    Faderborn    ist    bereits    über  /laa   lioli«^ 
Waldgebirge  wirklich  sehr  schön   undL  iniUi«*. 
sam  ausgeführt,    und   da  diese-  in  Pad^^^b^^ra 
die   bis   dahin   schon    ganz,  fertige    Chaumte 
nach  dem  Rheine  erreicht ,  so  itird  ai^  die^eni, 
kürzesten    Wege    die  Verbindung  der  i^Qnen 
Rheinprovinzen  mit  der  Hauptstadt  nädyrtens 
bequem  gewonnen  werden.     Es  ist  auch  wohl 
nicht  mehr  zu  bezweifeln,  dafs  bald  auch' die 
Klagen   über   den   schlechten  Weg    von  "lÄi-; 
bürg  nach  Pyrmont  aufhören  werden  ,*  da  no^aUL 
mit  allem  Ernst  darauf  bedacht  ist,  auch  diese 
für  die  dortige  Gegend  sehr  wichtige  Strafso 
in  Arbeit  zu  nehmen.  '^ 


~     71     — 

Anhang    des    Herausgebers 

über 

den  Unterschied  der  Seebäder  von  den 

Stahlbädern. 


Icli  benutze  mit  Vergnügen    diese  Gel«^ 

genhelt,    um    einige  Worte    beizüliigen,    dte' 

thells.das  Bad  von  Driburg,   iheils  den  jetzi- 

.  gen  Stand  der  Stahlhäder  überhaupt  betreffen. 

Was  das  erste  betriiTt,  so  bedarf  es  nacli 
dem,  was  der  geistreiche  Brandes  in  seinem, 
trefflichen  Werke  über  Driburg  gesagt. hat,, 
und  nach  den  wiederholten  MittheilungePi 
welche  Hr.  Uofr.  Ucker  auch  in  diesem  Jour- 
nal darüber  gegeben  hat,  wozu  ich  noch. 
meine  Zeugnisse  in  meinem  Buche  {Praktik 
sehe  Blicke  auf  die  vorzüglichsten  Heiltiudleii 
Teutschlands)  rechnen  kann,  in  der  That  kei« 
ner  neuen  Anpreisung  und  Empfehlung,  JDru 
bürg  gehört  nebst  Pyrmont  zu  den  ersten  Stalil^ 
bädern  iinsers  Vaterlandes  i  ja  unsers  Wßlt* 
theils ,  und  beide  werden  es  ewig  bleiben,  die 
Moden  mögen  wechsehi  wie  sie  wollen.  Dri-- 
bürg  ist  das  einzige  aller  Stahlwasser ,  was 
nut  Pyrmont  in  eine  Reihe  gehört,  und  ei- 
nen Vergleich  mit  ihm  aushalten  kann.  Ja 
es  giebt  Fälle ,  wo  die  geistige  und  salinisclia 
Natur  desselben  seine  Wirksamkeit  noch  er- 
Höhet,  und  ihm  Vorzüge  giebt. 

Mit  Vergnügen  bemerken  wir  nur  noch, 
dafs  das,'  was  bisher  manchen  von  dem  Be- 
suche dieses  schätzbaren  Ueilquells  abhielt, 
die  Schlechtigkeit  der  Wege,   nun  durch  die 


—     7ß     — 

Vorsorge  der    Preufsischen   Regierung    geho- 
ben ist. 

f.   ^:Aber  eins  bedarf  hier  noch  einer  besonn 
dem  Erwähnung,    was  .nicht    blofs   Driburg 
sondern    die    Stahlquellen    überhaupt  betriff 
aehinlich:    der    Unterschied  der  Stahlbäder  9ot 
den  Subädern^   und  die  in  neuern  Zeiten  be 
znctrkbare    Vernadiläfsigung  der  trüem  fi&ir  dk 
kutern.    —     Ich   -habe    mich  schon  in  moii 
nem  Buche,    in  dem  Kapitel    vom  Seebade 
dwiber,   vrie  ich  glaube,   Iiinreichend  ausgei 
sprochen.     Aber  neue  Erfarungen  der  letztet 
Jahre  haben  mir  nur  zu  oft  gezeigt,  dafs  mai 
darüber  noch  nicht   im  Klaren  ist,   und  dafi 
die  'Mode  und  die  Vorliebe  des  Fublikums  füi 
die  Seebäder  (deren  sich  jetzt  Teutschland  Mi 
manche  vortrefflich  eingerichteter  rühmen  kann] 
selbst  die  Aerzte  hinreifst,   sie  oft  anzu'vren^ 
den ,  wo  sie  nicht  passen ,  und  wo  mir  Stahl 
wass^r'  hülfr^ich  seyn  können.  — ^    Ich  gehffir 
keinem  von  beiden  an.     Ich  habe  sogar  ttiaLr 
Vorliebe  für   die  Seebäder  in  frühern  Ze&t 
offc  genug   ausgesprochen,   und   zu  ihrer  Ef 
führung    redlich    beigetragen.       Aber    um 
freyer  kann  ich  auch  nun  meine  Meinung 
gen ,   da  es  darauf  ankömmt ,  •  Mifsbraucfa 
Terhüten,   uhd  jedem'  sein   Recht  angedei 
zu  lassen ;   und  ich  darf  hoffen ,   um  so  si 
rer  unpartheiisches   Gehör  bei  dem  PubjB 
zu  finden. 

Wir  glauben^  den  Centralpunkt  der 
schiedenheit  mit  einem  PV^orte  aussprech 
kojoneu.  Es  ist:  die  I^underkraft  des  2 
—  Diese  ganz  einzige,  belebentle,  erwärr 
Blut  erzeugende ,  Plasticität  und  Repro^ 
auf  eine  ganz  eigenthumliche  Art  vermel 


—     73     — 

i  erweckende,  Kraft.  —  Sie  steht  elnsig  dn 
1  der  Natur,  und  mit  Recht  sagt  lioerhuve: 
%  ferro  aliquid  divinum.  Wir  kenneu  noch 
id  zu  wvnig  die  Geheimnisse  der  Natur,  aber 
)  viel  ist  unverkennbar,  dafs  zwischen  orga- 
ischem ,  besonders  animalisch  -  organischem 
eben,  und  Eisen,  ein  geheimer  Zusan^nenhang 
att  findet.  Und  steht  nicht  das  Eisen  auch 
.  seinem  magnelischen  TerhältniTs  einzig  da 
.  der  Natur ,  und  ist  dieses  nicht  eben  so  ge- 
eimnifsvoll  und  gewil's  von  der  gröl'sten  Be- 
mtong  für  das  organische  Leben?  — 

Hieraus  entspringen  nun  folgende  "Wir- 
ingen, die  dem  Eisen,  und  so  auch  den 
isenwassern ,  der  feinsten  geistigsten  Darstei- 
ng  des  Eisens ,  eigenthnmlich  sind ,  und 
e  durch  Seebader  ersetzt  werden  können. 

Zuerst  die  Heilkraft  in  jener  Schwäche,  — 
id  den  zahllosen  Krankheiten  die  daraus 
itsteheni  —  welche  in  einem  wirklichen 
)8itiTen  Verlust  von  Lebenselement  oder 
AStischen  LebensstoiT  begründet  ist^  und 
e  daher  allein  wahre  Lebensschwäche  genannt 
1  werden  verdient.  —  Dahin  gehören  alle 
Iranjthdten,  welche  von  zu  starkem  oder  änhaU 
Tiden  Blutverlust  entstehen ,  —  ferner  die, 
reiche  von  zu  starken  Saamenverlust  und  Onanie 
erriihren,  —  die,  welche  von  zu  häufigen 
Wochenbetten  oder  zu  lange  fortgesetztem  Säugen 
rzeugt  werden.  —  Man  kennt  die  unzählig 
en  Krankheiten ,  die  aus  diesen  Quellen  entg- 
ehen. Ein  grofser  Theil  aller  Nervenkrank- 
eiten  und  Kachexien  gehört  hieher.  In  al^ 
*n  diesen  Fällen  ist  das  einzige  wahre,  durch 
ichts  zu  ersetzende,  Heilmittel,  das  Misen. 
•ui  wenn  auch  in  solchen  Fällen  andere  Mit«' 


—         74         n- 

tel,  y^ie  z,  ß.  Sisebäder,   Hülfe   geleistet.  lui« 
ben  y    so    ist    doch    die  UiUie  nur  temporell, , 
und  nur  Eisenini ttel  nud  Eisenquellen  werden 
radil^ale  und  dauerliaile  Heilung  yerachaffen. 

Ferner  die  Folgen  schwerer  übentandinir 
hitziger  oder  chronischer  Krankheiten,  und  die. 
zurückbleibende  Krankheitsdisposition.  -^  Auch 
zu  Hßbung  dieser  kenne  'ich  kein  gröberes 
Mittel  als  das  Eisen.  Nur  Eisen  verinag  d^n 
Krankheitskarakter  ganz  zu  verwischen ,  und 
die  Radikalkur  zu  vollenden.  Man  kann  eine 
schwere  Nervenkrankheit  glücklich  durch  Ner- 
venmittel gehoben  haben,  aber  inuner  ist  niach- 
her  der  Gebrauch  des  Stahls  nöthig,.  wenn 
man  sich  für  die  Wiederkehr»  sidiern  yriU. 
Aber  nicht  blofs  da,  sondern  auch  bei  der 
Heiluug  von  Kachexijen  gilt  der  nehmlicbe 
Grundsatz  ,  und  inan .  kann  sagen :  der  J$Larak- 
1er  des  Eisens  iist  fixirend,  es  fixirt  die  Kur, 
die  wiederhergestellte  Normalität,  ebeü  so 
gewifs,  als  es  auch,  zur  Unzeit  angewendet, 
Krankheiten  fiären  kann,  nehnilich  solche, 
die  von  Krankheitsstoffen  herrühren ,  wel- 
che es  einsperrt  und  fest  hält. 

Am  allergläuzendsten  aber  zeigt  sich  diesa 
belebende  Kraft,  in  der  Sphäre  des  Generathtis- . 
geschdftSy  und  in  den  Fehlern  nui  Mängeln  da- 
selben  bei  beiden  Geschlechtern,  Voji*  allÄi  die 
Fruchtbarmachung ,  bei  dem  männlichen  Ge- 
schlechte in  derjenigen  Uniruchtbarkeit,  welche 
von  Mangel  der  Energie  der  ZeugunstheUe, 
oder  der  Vitalität  des  Sperma ,  oder  der  Erster- 
benheit  des  Gesch  1  echt  sin  nes ,  begründet  ist,  • 
und  die  so  häufig  Folge  der  onanitischen  Aus- 
schweil'ungeii  ist.  Bei  dem  weiblichen,  in  der 
Unfruchtbarkeit,  "nelche  Folge  von  Mangel  aa 


—     75     — 

m  plastiBchen  Blute,  VTäripe^  IrrltabilU, 
iowolü  des  Ganzen  als  des  Uterinsystenis 
londere,  ist,  bei  dem  clilorotischen  Zu- 
,  den  torpiden  kalten  wäfsrigen  Naturen, 
wo  grofse  Erschlaffung  und  Fluor  albus 
lefhichtung  hindern.  —  Desgleichen  ge- 
i  hieher  die  Fälle,  wo  eine  habituelle 
fe  zum  Abortus  das  Austragen  der  Frucht 
Jit,  "welches  immer  in  einer  Schwäche 
nomalischen  Tl^ätigkeit  des  Uterus  s.einen 
Ihat«  —  Endlich  auch  die  Hemi7|ung€/iim(^ 
ngen  dßr  ersten  Sexualentwicklung ,  und  die 
:  verbundene  ChlörosiSj  so  -wie  alle  Axio- 
n  der  Menstrualfunktion,  besondors  die 
stigen  und  die  Bei'ruclitung  hl^derpden 
tua  dolorifica,  —  In  allen  diesen  PäUeu 
isen,  und  besonders  seine  Terflüchtigte 
snsaure  Verbindung  in  den  Stahlwassern, 
einzige  wahre  Heilmittel.  Keines  wirkt 
räftig  und  elgenthiiinlich  auf  die  Quelle, 
[■ebeäs  selbst,  —  und  das  ist  es,'  was 
Noth  thut. 

In&er  diesen  belebenden  Kräften  des  £i^- 
müssen  wir  aber  noch  einer  erwähnen, 
hin  besonders   eigen  ist  —  die  adstringU 

das  heilst,  die  Cohaesion  vermehrende  Kraft, 
c  der  Karakt  er  der  Starrheit  un4  Festigkeit, 
iesem  Metall  eigen  Ist,  und  der  sich  auch 
Organismus  ge^vissermaJsen  durch  seinen 
apch  initthellt.  Die  Coliaeslon  vermelirt 
sowohl  in   den  festen  als  flüssigen  Thei« 

Das  Blut  wird  dichter,  die  Faser  fesl<;r. 
I  Kraft  benutzen  wir  nun  nicht  blols  bei 
illgemelnen  Schlaiilieit  der  Constitution 
3»  vorzüglich   bei   den  onlicluti  EtMÜü^^ 


-     76     -. 

■  ■  '  ■    *  ■  *  p 

fangen f  und  den   daher  riihrehden  trofiuvkn'^l 
sowohl  Blutflüssen  ab  wäfsngtn,  und  schttUm^ 
gm.   —    Hier  ist  ebenfalls  wieder  das  Eisenft 
das  grofste  unter  allen  Hülfsmitteln ,  und  tai^ 
sende  von  Beispielen  konnten  hier  angeführt, 
werden,  wo  nach  vergeblichen  Gebraud^  aller 
andern  Mittel  die  Stahlwasser  allein  dauerhafte 
Hülfe  schafften. 

tn  allen  diesen  Fällen  bleibt  den  Stahl-; 
wassern  der  Vorrang,  und  wird  ihnen  ewig 
bleiben^  und  durch  kein  anderes  Mittel  ersetz- ' 
biar  seyn.  Diese  Kraft,  diese  positive,  ein  ma-^ 
terieller  B^standtheil  des  OrganisiÄus .  wer^ 
dtade^  Stärkung,  die  nur  das  Eisen  geben 
kiUlhi  kann  tiie  das  Seebad  geben. 

'  Aber  hat  denn  das  3eeb^d  nicht  and^d 
Vor^ffge  genug?  — r  Der  erste  davon  ist 'ge-* 
rade  äer,  dals  ^s  iem  Eisen  efithjllt;  foldich 
nicht  jede  Von  dbm  Eisen  uiizertreniihche 
Kraft  der  Blutaufregung  und  Erhitzung^ be-^' 
silet,  welche  so  manchen  Pf  ervenschwachen,  den 
Gebrauch  der  Stahlwasser  verbietet,  und  dafs 
es!  daher  als  ein  kühlendes  Stärkungsmittel  $1-* 
len  denen  Nervenschwachen  von  vorzüglichem ' 
Werth  ist,  welchen  Vollblütigkeit  oder  ein*  zu 
reizbares  Blutsystem  den  Gehrauch  der  Stahlwas- 
ser verbietet.  —  Femer,  ist  und  bleibt  es  nicht 
das  Hauptmittel  bei  allen  Nervenkrankheiten, 
die  aus  Verstimmung  oder  Unterdrückung  d« 
Hautfunction  entstehen,  überhaupt  bei  der  so 
reichen  Klasse  rheumatischer  und  antagonistir-  ' 
scher  Affectioncn,  die  aus  dieser  Quelle  her- 
rühren? Bei  der  grofsen  Menge  der  jetzigeK 
überreizbaren  und  empfindlichen  Nervenschwä- 


•—77     — 

ehen ,  deueo  der  Reiz  des  Eisens  viel  zu  stark 
i.t?-, 

Doch  wozu  viel  Worte  machen  über  die 
Heilkräfte  des  Seebades,  worüber  VogePs 
Schriften  und  eine  ztranzigjährige  Erfahrung 
hinreichend  entschieden  haben?     t 

Der  Zweck  dieser  Worte  war  kein  anr 
derer  als 

Suum  cuique, 

iind   dieses   allein  wünsche   ich    dadurch  er- 
x«icht  XU  haben. 


~     78     — 


III.      ' 
D  i.d    K  T  ä  f  t  e 

d  e  t 

Artemisia    vulgaris 
gegen  die  Epilepsie. 

Vom 

Herausgeber* 


Hr.  Dr.  Bitrdach  zu  Triebel  bei  Sontii  hat 
dies  Verdienst ,  zuerst  «uf  die  Kräfte  der  At" 
temisia  vulgaris  (unsers  gewöhnliclien  BeifulseB), 
in  dieser  Krankheit  aufmerksam  gemacht  -m 
haben.     Er  berichtete  mir  hierüber  folgendei: 

„Die  Wurzel  des  Beyfufses  wird  im  Herbst, 
sobald  die  Stepgel  desselben  vertrocknen,  etwa 
in  der  Mitte  des  Monat  October,  auch  noch 
etwas  später;  —  oder  im  Frülijahre,  ehe  die 
Stengel  hervorsprofsen ,  gegraben ,  und  auf  der 
Stelle  durch  Schütteln  oder  Abklopfen  von  der 
Erde  befreyt.  Es  hat  mir  immer  zweckmälaigw 
geschienen,  die  Wurzeln  nicht  zu  waschen,  um 
nicht 'ZU  einem  Verlust  an  WirjLsamkeit  Ge- 
legenheit zu  geben ;  ^s  ist  auch  wirklich  nicht 
nöthig,  da  beim  Trocknen  und  Einpacken  die 


\  * 


—     79     — 

^^dtheile   rein  abfallen,    uanientlich  wenn  die 
^J^^'urzel   gehörig  behandelt    wird,  wie   IblpeL 
•^Humehr  werden  die  alten ,   holzigen ,  modri- 
ß^n  und  schadhaften  Theile  einer  jeden  "Vi^ur- 
?^I   sorgfältig    entfernt,    und    nur  die  friscKen 
)Ungen  Seitenwurzeln  (tibriilae),   welche  sich 
Sogleich  durch  den  Geruch ,  eine  hellere  Far!)e, 
^^nd  mehr  Saüigkeit  auszeichnen,   werden  auf 
Papier  ausgebreitet,    im   Schatten  getrocknet. 
Und ,  sobald  sie  knisternd  und  zerbrechlich  ge« 
"Worden   sind,    wohl   verwahrt.      Die  Zeit  des 
Trocknens  ist  narh  Beschaifeuheit  der  Atmos- 
phäre  sehr   verschieden;    bei  feuchter  Witte- 
rung,   wenn    gleich    die    Wurzeln    in   einem 
verschlossenen  Zimmer  liingelegt  werden,  kön- 
nen  wohl    2   Monate   verstreichen.     Zu   früh 
eingepackt y  verderben  sie,   zu  spät^  entfvekhen 
zu  viil  mrhsamt  Theik,** 

„Gepulvert  die  Wurzeln  des  ßeyfufses 
lange  vorräthig  zu  halteii ,  ist  unstatthaft  we- 
gen Verlust  der  flüchtigen  Theile;  das  Pulver 
mrd  ziemlich  bald  geruchlos;  selbst  während 
des  Stofsens  findet  Verlust  Statt,  und  das 
selbst  frische  Pulver  riecht  bei  weitem  schwä- 
cher als  die  ganze  Wurzel,  daher  habe  ich 
diese  immer  nur  ungestofscn  den  Kranken 
zugesendet,  und  sorgfältiges  Pulverisiren  in 
einem  wofüzugedtckten  Mörser  empfohlen.^ 

„So  weit  meine  Erfahrung  reicht,  erfor- 
dert die  Anwendung  dieses  Heilmittels  bei  den 
Kranken  weder  eine  Vorbereitung  noch  son- 
stige Rücksicht,  etwa  nur  die  bekannte  auf 
die  Menstruationszeit  ausgenommen." 

,,Der  besle  Fall  für  die  Anwendung  die- 
ses Slittels  ist;   wenn  der  Kranke  den  Anfall 


•h- 1 


^     80     - 

seines  Uebels  etwa  |  Stunde  vorher  eni[ 
det,   oder   wenn   das  Einircteu    desselben --  jr« 
einer  beslimmteu  Zeit  jedesinai  erfolgt?  so  «la/i 
ungefähr   eine   gute   halbe  Stunde   Vorher  das 
Mittel  angewendet  werden  kann.     Hier  ist  in 
'  dar  Kegel   die   erste  Dosis  schon  helfend ,  ja 
zuweilen  radical  heilend.     Kann  .dieses  nicht 
Statt  finden,   so  wird   das  Mittel  gleich  nach    { 
dem  Anfalle  gereipht,  sobald  es  dem  Kraalcai 
beigebracht  werden   kann.     Von   dem  feinai 
Pulver   der  Beyfufswnrzel  wird  dem  erwach* 
senen  Kranken  ein  gehäüüer  Kaffeelöffel  toU 
(etwa  50 —  70  Gran)  mit  etwas  gewännteB 
•  einfachen    scwachen    Bier ,    eingegeben.   -  Sft^ 
gleich  legt   sich   der  Kranke  ins  Bett,   deckt 
sich  W2\nn  zu ,  und  trinkt  noch  etwas  gewälflH 
tes  dünnes  Bier  nach.     Der  hierauf  friiher  oisK 
später  eintretende  Schweifs  wird  sorgfaltig  atn 
gewartet ,  auch  wenn  er  anhaltend  ist ,   d^sto 
besser;   nach  freiwilligem  Aufhören  desselben 
darf  der  Kranke  nach  Anlegimg  sehr  gewann« 
ter  Wäsche    das    Bett   verlassen ,    mufii  sich 
aber  vor  Erkältung ,  so  wie  auch  vor  Erhitznngi 
ganz  besonders  aber  w)r  Sranntwiin  und  Gemüths^ 
bewigungen,  hüten.? 

„lieber  den  Fortgebrauch  dieses  Mttteb. 
ist  im  Allgemeinen  nichts  weiter  zu  bestim-* 
men,  als  dafs  es  so  lange  wiederholt  werden 
kann  und  mufs ,  als  sich  noch  Spuren  des  Ue* 
bels  zeigen;  doch  ist,  da  wo  es  wirklich  gim-. 
stig  wirkt,  schwerlich  ein«  öftere  Wiederho- 
lung nöthig.  Der  Erfolg  mufs  das  Weitere 
bestimmen.  Nur  dieses  glaube  ich  als  beach- 
tenswerth  angeben  zu  müssen,  dafs  das  Mit- 
tel nicht  leicht  an  zwei  aufeinander  folgend» 
Tagen    gegeben    werde,    sondern   immer  nur 

einen 


-     81     -  • 

inen  Tag  iudei  den  andern;  nur  in  sehr  hef* 
^en  epileptisclien  Kranldieitsfonnen,  -^o  die 
'8te  Dosis  das  Uebel  noch  wenig  Texringert 
iben  sollte,  kann  davon  eine  Ausnahme  ge- 
acht  werden.  Doch  Tdrd  dieüser  Fall,  we- 
gstens  wenn  der  heilsame  Schweifs  auf  die 
ste  Gabe  erfolgt,  und  das  Verhalten  vor^ 
hriftsmälsig  ist,  Wohl  kaum  oder  nur  höchst 
Iten  sich  ereignen.  Sollte  auch  auf  die  drit-^ 
,  verstärkte  Dosis  (vielleicht  1§  Drachme, 
eiche  ich  indefs  nur  einmal  anzuwenden  no- 
ig  befimden  habe),  kein  kritischer  Schweift 
folgen  9  so  habe  ich  in  einem  solchen  Falle 
Lt  Erfolg  mich  des  Liquor  Comu  Cervi  sucdm 
tuM  in  einem  waripen  Thee  von  JF7pr.  Armcae^ 
ad.  Vättrianae  et  Serpentanae ,  bedient ;  doch 
heint  es  in  jedem  Falle  zweckmäisiger,  dafe 
)r  Schweifs  nur  auf.  die  Beyfaliiwurzel  allein 
fcOge." 

,^olgende  Fälle  von  Heilung  der  Spilej^- 
B  durch  die  Beyfufswurzel  habe  ich  bis  jetzt 
lohachtet.'* 

„1)  Ein  Mädchen  von  17  Jahren,  vor  5 
ihren  nadi  Mifshandlungen ,  Schlägen  auf 
m  Kopf,  und  Schrecken  von  der  Epilepsie 
sfisUen,  ward  von  andern  Aerzten  durch  ver- 
3iiedene  zweckmäfsige  Mittel  behandelt,  und 
ie  vorher  heftigere  Krankheit  soweit  ge- 
unpft,  dafs  täglich  nur  noch  ein  Anfall,  re«- 
sImaTsig  zu  einer  bestimmten  Stunde,  fast 
ir  Minute,  eintrat.  Kein  anderes  Mittel 
srmochte  dieses  Uebel  völlig  zu  heben; 
ne  einzige,  mäfsige,  Gabe  der  Beyfufswur- 
d,  auf  welche  ein  gelinder  Schweifs  folgte, 
sseitigte  dasselbe  sogleich;  das  Mädchen  er« 
ielt  von  Stund  an  eine  nie  gehabte  MuntMS- 

Joa7a.LVIILB.4.8t.  F 


—     82     —       , 

kejt  nnd  iwgestörto  Geaundheit^  llKeteit' Fall 
La&n  ich  wörtlich  durch  gerichtlich»  Atteitattf 
iMlegen.*' 

„2)  Ein  sehr  stark  gebautes  und  entmk-- 
kelte^,   vollblütiges  Mädchen  von    18  JahreiL 
litt  seit  2  Jahren  an  einer  immer  mehr  20-^ 
nehmenden    Epilepsie,    so   dafs  nunmehr  an. 
den  mehresten  Tagen  an  13  heftige  AnfilU> 
Statt  fanden;  —    nach  3maligem  Gebrauch^ 
der  Bejfufswurzel  war  diese  aufserordentliclM 
Krankheit  soweit  vermindert,  daß  taglich  nur 
noch  2  kurze  Anfalle  eintraten;   ich  sendete 
Wiederum    eine    Portion    des    Alittels    dahin, 
worauf  ich  keine  Nachricht   wieder  erhalteii 
konnte ,  und  das  Uebel  für  beseitigt  annehnten  - 
iann." 

„3)  Ein  Mann  von  29  Jahren,  seit4  Jah^ 
ren  nach  einem  Falle  ins  Wasser  im'Zustan^ 
de  der  Trunkenheit,  mit  periodischer  Epilep- 
sie  beilBjl^ii,  wigrd  durch  einen  zweimaligen 
Gebraudb  der  Beyfufswurzel  völlig  und  dauer- 
haft geheilt,  nach  einem  kritischen  Schwei&ek" 

„4)  Ein  etwas  blödsinniger  Mann  von  36 
Jahren,  litt  von'  Kindheit  an,  an  einer  W&*-. 
chentlich  2  mal ,  auch  öfter  eintretenden  Epi* 
lepsie;  durch  dreimaligen  Gebrauch  der  Bey- 
fujswurzel  ward  dieses  Uebel  dahin  verrin« 
gert ,  dafs  nur  jeden  Monat  ein  Anfall  dessel- 
ben eintrat. .  Er  nahm  seitdem  monatlich'  1 
sitarke  Dosis  der  Beyfufswurzel ,  wodurch  je^ 
der  fernere  Anfall  abgewendet  wurde." 

„5)  Ein  Mädchen  von  16  Jahren  wurde  in 
der  Entwickelungsperiode ,  ohne  äufsere  be- 
kannte Veranlassung,  von  Epilepsie  beftdlen, 
und  hatte  gewöimlich  alle  48  Stunden  1  An*. 


—     83     — 

■Ül,    JEfnc  Dosis '  der  Beyfufswurzel  hellte  sie 
^gleich  und  radical.^' 

X „Solcher  Fälle,  die  sich  jedoch  einander 
td  den  erzählten  znehrentheils  gleichen, 
Snnte  ich  noch  einige  anführen,  da  sie  aber 
•iter  nichts  Ausgezeichnetes  besitzen,  als 
ib  die  Heilung  der  Epilepsie  durch  1  bis 
{chstens  3  Gaben  der  JSeyfuljiwurzel  in  der 
irgeschriebenen  Form,  gründlich  nnd  dauer- 
ift  bewirkt  ward,  so  glaube  ich  es  bei  den 
»igen  Fällen  bewenden  lasisen  zu  müssen. 
^o  ausgebildete  organische  Fehler  offenbar 
r  Krankheit  zum  Grunde  lagen,  da  konnte 
lilich  keine  völlige  Beseitigung  derselben  er- 
ntet werden,  doch  hat  dieses  Mittel  auch 
Valien  dieser  Art  jederzeit  unverkennbar 
ohlthätig  gewirkt,  und  wenigstens  die  Häu- 
l^keit  der  Anfalle  vermindert.  Geschadet, 
[er  das  geringste  Uebelbefinden  bewirkt  hat 
s  Mittel  niemals,  und  da  wo  es  wirklich 
B  Krankheit  heilte,  da  ist  bis  jetzt  (seit  3 
s  4  Jahren),  keine  Spur  derselben  wieder- 
kehrt." — 

Es  wurden  hierauf  Versuche  damit  in  dem 
rankenhause  der  Charitee  augestellt. 

Der  erste  Versuch  war  folgender: 

Die  kranke  F.  H.,  eine  Frau  von  41  Jah- 
ih,  war  früher  von  einer  dauerhaften  Ge~ 
indheit,  und  machte  als  Soldatenfrau  mehrere 
sldzüge  mit,  die  derselben  keinen  Nachtheil 
ifugten.  Sie  wurde  aber  hysterisch,  als  sie 
iriickkam,  und  ein  ganz  anderes  sitzendes 
sben  zu  führen  genöthigt  war.  Es  verei- 
gten  sich  noch  mehrere  Umstände,  um  die- 
n  Krankheitszustand  herbeizuführen  und  zu 

F  2 


—     84     ~ 

tri&öbAa.      Dahin    gehörten:     zwei    AbortiiJ 
yM   Kummer    und   Nahrungssorgen,    und  iJi 
Unordnung   gerathene  Menstruation.     Die  hjr^ 
steriftchen  Zufalle  erschienen  anfangs  mit.ih' 
ren    gewöhnlichen    Symptomen ,     Hemicranie^ 
CoUk,  Erhreehen,  globus  hfjsteriats^  Ohnnia(;h« 
ten  und  dergleichen.    Aber  seit  einem  halben 
Jahre  stellten  sich  Krämpfe  ein,  die  den  epi«* 
ieptitchen  sehr  nahe  kommen,  nur  daß  sie 
sich    durch    den   Mangel  des  soporosen  Sta- 
diums Ton  ihnen  unterscheiden.    Diese  Kränn 
nfe  wechseln    mit    den    übrigen  hTsterischon 
Beschwerden   ab.   '  Die  Kranke  ist  daher  bei 
Ehren  Anfallen  bald  ohne  Bewu/stsejrn,  bald 
mehr    oder    weniger   bei  Besinnung.     Düirch 
Unbehaglichkeit    und    Schauder   kündigt  sich 
gewöhnlich  ein  Anfhll  an.     Nach  demselbte 
ist  Patientin  sehr  bald  wieder  munter.    Un- 
bedeutende Einflüsse,    ein    kleiner  Verdmls, 
die  geringste    Ueberladung   des  Magens,    Er- 
hitjEung    und   Erkältung   fuhren   ihn   herbejr. 
Meistens  entsteht  er  ohne  dieselben.     Gleich 
nach  der  Ankunft  der  Kranken  hatte  sie  ei- 
nen heftigen  AnfaU,    der  etwa    eine  Stunde 
währte. 

Nach  der  Aufnahme  der  Kranken  in  das 
Krankenhaus  zeigten  sich  die  Katamenien  rer 
gelmäfsig ,  aber  immer  mit  Schmerzöl  im  XJn- 
terleibe  und  häufigeren  Krampfanfällen  verbun* 
den.  Der  Urin  ist  gewöhnlich  wasserhell,  der 
Puls  sich  nicht  immer  gleich,  meistens  spa- 
stisch. Es  wurde  ein  Infusum  Faluiaru  mit 
Lipuor  Ammon.  succin.  verordnet.  Dieses  Mit* 
tel  wurde  den  März  hindurch  fortgesetst,  aber 
KrampfanfäUe  blieben  unreräadert. 


—     85     — 

Im  Monat  April  frfblgtea  5  —  6  Aaflll« 
ilit  epileptischer  allgeirieiner  Krämpfe,  denen 
^mal  ein  Stadium  soporosum  fiolgle  ,  wat 
doch  nicht  lange  dauerte. 

Vom  14.  April  an  wurden  die  bialierigen 
rxnejen  ausgesezt,  und  die  Kranke  bestimmt, 
ta  das  Ton  Hrn.  Burdach  neu  entdecktii 
utipileptlcum  an  ihr  zu  erproben,  indem  Pa- 
mtin  ein  bestimmtes  Vorgefühl  von  Angst, 
iruhe  etc.  bei  einem  herannahenden  Aaftll 
rspört.  Am  16.  April  Abends  zeigten  sich 
I  nodromi  eines  solchen  Anfalles,  und  es 
irde  das  Mittel  Abends  um  11  Uhr  ihr  ge-* 
[cht.  Li  der  Nacht  stellte  $ich  ein  tehr 
ofoser  Schweifs  ein,  der  bis  gegen  Morgen 
uette.  Die  Kranke  schlief  nicht  eine  Mi-' 
ite;  wechselte  am  Morgen  die  Wäsdie,  und 
hite  sich  darnach  sehr  erleiditert ,  indefs 
gen  2  Uhr  Nachmittags  am  17.  April  ber 
im  sie  plötzlich  einen  epileptischen  Anfall, 
m  nach  Verlauf  einer  Stunde  ein  zweiter, 
en  so  heftiger  folgte,  worauf  Patientin  in 
)fen  Schlaf  verfiel ,  der  bis  zum  andern  Mor-* 
n  dauerte.  72  Stunden  nach  Einn^hmung 
r  ersten  Dosis  wurde  die  2te,  ebenso  mit 
armen  Biere  gereicht.  Bald  brach  ein  all- 
wdner  profuser  Schweifs  aus,  der  sehr  stin- 
md  war,  ebenso  zeigte  sich  am  Morgen  eine 
ark  vermehrte  Urin-Se«  und  Excretion,  der 
rin  war  gelblich  gefärbt,  ohne  Bodensatz^ 
ich  diesem  Schweifte  fühlte  sich  Patient 
1  noch  mehr  erleichtert  als  zuvor,  war 
sn  folgenden  Tag  über  sehr  munter,  «r» 
dtete  beständig ,  und  bis  zum  May  ist 
»a    neuer    Anfall    von    Epilepsie   «itchi«« 


—     66     — 

nen,  noch  aucli  jauf  eine  andere  Weise-  das 
Wohlbefinden  der  Kranken  gestört,  eben  so 
wenig  s^nd  bis  dahin  andere  j^mUpil^tka  gegifr* 
ben  Tforden. 

Am  6.  Mai  1822  wurde  die  Kranke  anf 
ihr  Ansuchen  entlassen ,  und  sie  war  bis  da-^ 
hin  ganz  frei  yon  epileptischen  oder  sonstigen 
krampfhaften  Zufällen,  und  das  AUgemeinbe- 
finden  ebenfalls  gut. 

fis  WMrden  hierauf  in  allem  10  Epileptlr 
sehe ,  zum  Theif  von  sehr  heftiger  eingewur- 
zelter Ai't,  mit  dem  Mittel  behandelt,  und 
die  Resultate  waren  folgende :  ,  Bei  drejen 
Kranken  blieben  die  Anfälle  theils  schnell, 
theils  langsam,  nach  den!  Gebrauch  dieses  Mit- 
tels aus.  Drey  wurden  bedeutend  gebessert, 
so  dafs  die  Anfülle  schwächer'  und  seltener 
eintraten. .  Bei  vieren  wurde  keine  bemerk- 
bare Veränderung  verspürt.  -. —  Die  grobe 
Kraft  des  Mittels  auf  die  Nerven  zu  wirken, 
zeigte  sich  auch  einigemal  dadurch,  dals.es 
unmittelbar  yur  dem  Faroxysmus  gegeben ,  aen 
nachfolgenden  Anfall  auffallend  schwSdier 
machte.  Auch  folgte  in  'der  Regel  jener 
starke  Schweifs  ,  der  etwas  kritisches  zu  haben 
scheint. 

Wir  können  also  mit  Recht  dieses  MSttel 
als  eines  der  wirksamsten  Heilmittel  gegen 
die  Epilepsie  empfehlen,  und  zu  weitern  Ver- 
suchen damit  aiifmuntern.  Freilich,  wo  tjef 
mit  den  Organismus  verwachsene  Ursitchen» 
oder  lange  Gewohnheit,  oder  fortwirkende  ent« 
fernte  Ursachen  zum  Grunde  liegen ,  da  wixd 


—     87     — 

e»>.  «o  w^^nig  wie  irgend  ein  ahdere*  Mittel, 
Heiluiig  .bewü^en  können.  Abeir  in  ehdem 
Fallen ,  und  no  die  Anfälle  Vorboten  haben,; 
um  das  Mittel  sogleich  nehmen  cn  könnent, 
läfst  ft}ch  viel  davon  erwarten.  —  Nnr  wend6 
man  die  gröfste  Sorgfalt,  nach  den  oben  ge- 
gebenen Vorschriften  an,  bei  Einsanunlnng, 
Aufbewahrung  und  Zubereitung  des  Mittels. 
Die  Resultate  bitte  ich  mir  zur  Bekanntnifr- 
chund  mitzutheilen. 

Ein  grofser  Vorzug  dieses  Mittels  besteht 
darin,  dafs  es  so  einfach,  wohlfeil  und  über- 
all  wachsend  ist.  Daher  wir  dieses  »jintifpL 
kpticum  nicht  blofs  für  eine  Acquisition  der 
ßlatena  nudica^  sondern  des  Gemeinwesens 
überhaupt,  der  Mediana  domutica^  halten,  da 
es  jederzeit,  und  ohne  allen  Schaden,  gegeben 
werden  kann. 

Uebrigens  mufs  schon  der  Name  und  das 
Alter  uns  dieses  Mittel  ehrwürdig  machen. 
Die  ArtutUBia  wurde  bei  den  Alten  sehr  hoch 
geachtet,  besonders  bei  hysterischen  und  allen 
Krankheiten,  die  wir  jetzt  Nervenkrankhei- 
ten nennen,  und  den  Namen  erhielt  sie  nach 
PHnius  von  der  Königin  Artentisiaj  der  be- 
rühmten  Gemahlin  des  MausoluSj  und  Er- 
hauerin  des  Mamoltum.  Auch  ward  sie  Parm 
thtnk  L  e.  virginalU]  genannt,  zu  Ehren  der 
Hea  VirgOj  der  Diana ,  Artemis  f  IHthyea^ 
weil  sie  die  geheimen  Kraüikheiten  der  Wei- 
ber, die  Mutterbeschwerden  y  zu  heilen  ia 
Ruf  stand. 

Sehr  ehrenvolle  Erwähnung  verdient  noch 
die  Vneigennützigkoit  des  Hrn.  Dr.  Surinfh^  der 


-     88     - 


diM^^e  Biiektioht  auf  ^.....«w*^^, 
ses  Mittfd  dxäeh  öffentliche  BdLanntinad] 
dem  ;  allg«meiiiei»  Menscheswolil  n idi 
Wdche  Squiimb'  -brachte  schon  -das,  n 
dtei  Naxaen  ie$  JS^ifo/oschen*  Fulvers 
kaufte,  Geheiinmittel  ein,  und  hSchstw 
scheinlich  ist  die  ArtemisiawuriBel  ein  Ha 
besiUuldtheil  desselben. 


...    .r.  ■ 


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IV. 

■ 

Medizinische 

sachtlingen  u^  Vergleichüngon 

erschiede&er  Schriftsteller 
.alter  und  neuer  Zeit 

\    ü?biete     der    Arznei  Wissenschaft 

Von 

Dr.  J«  A.  Fitschaft, 

sa   Heidelberg« 


(Fortiotsung.    8.  Journal  Januar  dt  f.) 


taittS-Heft  1821  S.  16  habe  ich  meme 
chtongen  über  Herpes  praeputialis  mitga^ 
Copelandy  Peareon  meint,  dab  das  Ue- 
rch  Torangegangenen  Gebrauch  des  Mer« 
eranlafst  werde.  Dieb  ist  aber  offenbar 
ilig.  Deim  ich  habe  das  Uebel  bei  Leu« 
eobachtet,  von  denen  ich  ztitrerläliHg 
»  daCs  sie  nie  venerisch  waren,  und  eben 
ch  kein  Quecksilber  gebraucht  hatten, 
er  19ten  Tafel  zu  Ooopefs  Werk,  her- 
^hen  Ton  Fror&p,  ist  dieser  Bftrpu  Vi*- 
.  abgebildet. 


—     90     — 

Das  im  reinen  kalten  Fieber  kntt  Tor 
dem  Anfall  zu  nehmende,  von  Hrn.  Hufdand 
Torgeschriebene,  Mittel  ist  bekanntlich  feigen- 
des:  Hec.  AmygdaL  amar,  draehm»  \ß'ij.  Aqua 
fontan.  unc.  iij.  f^  Emuls»  cui  add.  JExiracim  CttU 
taur.  minor,  drachnu  ß-j*  M.  D.       . 

Das  Ton  Heurnius  so  sfihr  gepriesene  Pul« 
ver,  welches  kurz  Tor  dem  Pieberanfall  ge- 
nonunen  werden  mufs,  besteht  mis  eineif 
Scrupel  gebrannter  MuskatnuTs  eben  so  yieißt 
Ffirsichkerne  und  bittern  Mandelnv 

CratQ  von  Kräfihdm  befreite  den  Abt  Guar, 
neiius  roin  kalten  Fieber  mit  dem  ätitfgedbrock- 
ten   Saft  eines  Rübendecocts  mit  Zucker  und 
mit    einem  Fulver   aus. 5  Stück  Fürsichkeraei 
-welches  Morgens  genommen  wurde.     Matfüth 
lus  empfiehlt  die  bitten!  Mandeln  mit  Ingwer  .. 
im  kalten  Fieber.     Die  Rinde  Ton  Prunia  Pa» 
aus   ist   an   manchen   Orten  TeutscUands  und 
Frankreie&s  ein  Fiebermittel,     ifr.  OüU  ver-     ' 
fertigte  eine  sehr  starke  sogenannte  jiqua  Lau-     \ 
rO'Ctrasi  daraus.  j 

Ich  kahn  mich  nicht  enthalten ,  hier  neck     , 
nachzutragen,    was    Rhaztg    über    die  bftfem  '. 
Slatideln  sagt:    Lavtt  id  tsi  amygdalae  tanät^ 
caHdae  sunt»     Quai  hepatis  cptriinteS  ohttrudSb* 
ntm  asthmad  atque  iapidi  qui  in  rembuB  et  viäta 
^t,  conferunt.  de  rc  medfc.    JLift.  3«  C«  sg. 'und 
X>,  1.    dt  pratstrvationt  lapidis  ^   rühmt  er  dH* 
Selben  sehr,   und  wiederum  Lib*  9.  C  74.  *' 
renum    et    vesicae   Calculo,      Thebesius  hat  nnv« 
Act.  nat.  Cur.  Tom.  i.  p.  181  die  bittern  M«- 
deJn   in  der  Hydrophobie   angerülunt.     01606     • 
m^srkwürdigen  Stellen  will  ich  mit  «She»  sriH 
mc^rkwürdigenau»  Mich.  JSUtmUlltrs  CQllt^^fhtX* 


—     91     — 

maccitf.  in  Schrotderum  schliefeen.  ^^Amygdan 
lamm  amararum  oleum  aethereum  urinam  'ptUii 
^  promovii^  laxativum  estf  tussim  hvat^  sputunu  . 
^promovtif  atque  in  rtassu  vim  carminativam 
fiHfet^  untU  BarthoUtus  de  RtspvraU  «sc  amysdam 
^  amariM  parat  Mlkcir  carrmnatwwn^  quod  quU 
^Cira  in  suretis  habent  et  ita  praeparaiur»  JScc. 
^piTn  Vm.  rect.  tibr,  j.  Amygd,  amar.  contus. 
1c.  i».^  Gnamom.  unc»  aem.  digere^  ut  ad  fer^ 
TmtatTonem  accedant^  post^  destiUa  per  dneres, 
3offis  est  ad  drachm.  j.  yel  ij.  Mirißce  dkuur 
i  coUca  palere^  aliis  affecdbus  flalulmüs  et  in 
pecU  dolore  pleuriiico  notho  seu  spurio.*^ 


Ick  habe  schon  einmal  bemerkt,/  dafii 
'finiitt  und  Dioscorides  des  Gifthonigs  gedacht 
Laben.  - 

PHniug  sagt  Lib.  21.  C  i3*  j,Tantwnque 
abuhun  (apiuni)  reftrt  ut  mella  quoque  venenatd 
lanim  Herachae  in  Ponte  quibusdam  annis  per^ 
Idotissima  existünt^  ab  üsdem  apibus  factaj* 
Jnd  ferner:  f^ Aliud  genus  in  eodem  Ponti  titu 
^ente  Sannorum  mellis^  quod  ab  insaniOf  qwuh 
\ignU ,  maenomemm  vocant,  Id  existimatur  con^ 
raM  flöire  rhododendrif  quo  scatent  silvae.*^  Dios^ 
.-oriiicf  sagt  Üb,  2«  C.  103.  j^Heracleat  in  Pon^ 
o  qwbmdam  anni  temporibut  ex  propria  quorum» 
lam  florum  vi  nul  conflatur^  quod  quidem  eos 
fui  tduntf  de  mentis  statu  dimövet,  cum  sudoris 
'4)piosi  profusione  etc^*  Ja  ParabiU  Lib.  a.  C» 
18-  Mgt  er  sogar:  ^fCaeterum  eorum^  qui  mel 
itjQusmo^  comederinty  stercus  ei  sues  canesve  gu» 
\tarintf  eodem  etiam  mali  genere  ajficiuniurj' 
Ueberaus  merkwürdig  ist  eS|  dala  uns  Diodor 


—      §2     — 

I 

Toni  Sldlien  im  14teQ  Buche  erzä&It,  ddf-cfal  ^ 
Krie^heer  ron  1000  ManD,  welches  ticK  bei  j 
Trapezunt  gelagert  hatte  ^  durch  den  Ge&nlii 
solchen  Honigs,  die  Wirkung  heftiger  YeN 
gütung  erfahren  hat,  so  zwar,  dafs  die  Leirffl^ 
wie  nach  einer  Niederlage  hingestreckt  da  la- 
gen, sich  abe»  nach  3 — 4  Tagen  wieder  SN 
höhlten,  aber  die  Empfindung  hatten,  als  seTSB 
sie  durch  ein  drastisdies  Mittel  recht  hart  n^ 
genommen  worden.  Dasselbe  erzählt  JCms« 
phon»  JLih*  4.  Cop.  g.  20 — 21  •  Kxpediiio  Opi 
Bestätigungen  finden  sich  bei  Strabo  L»  M 
j^tlianus  IJh.  5.  C.  42«  Procopius  A  Göfh 
X.  4«  C  2.  Tourntfort  Vojrage  du  Lifonty 
Jahtstotrt  de  l'acadtntie  des  Sdtnces  annit  i7o(* 
p.  i5i«  Ptystond  sagt:  Traiti  sur  h  Conwa 
de  la  Mir  noire.  T.  1.  p*  285*  Ort  dtUls  i 
^Taman  efiviron  dnq  cents  quintaux  de  wid  dfjbß» 
za  qui  est  tres  hon  marchi ;  i7  est  d^une  tre$  WM' 
vaise  qualUef  il  eaase  une  ivresse  affreuse  ä  ceux 
qui  en  mansentj  et  c'est  pout  cela  qu*on  Fappelh 
deli'bal  ou  mul  foh  On  en  compose  une  foit« 
son  avec  le  nardenk  ^  on  en  mele  ausm.  afnc  \e 
boisson  de  milkt  fermente  appdlie  boza  pout  bi 
donner  plus  de  force. 

Die  Vergiftung  des  Honigs  kann^  der 
Angabe  der  Schriftsteller  nach ,  durch  mehrere 
Giftpflanzen  geschehen.  Hier  will  ich  auch 
noch  bemerken :  dafs  der  Lauro  -  cerasus  bei 
Joachim  Camerarius  auch  Laxirus  Trapezundaii 
lind  bei  Johnstonus  Cerasus  Trapezuntina  heilst; 
weil  er  bei  Trapezunt  sehr  häufig  ist,  Vo|i 
woher  auch  der  erste  nach  GonstantinoDel 
kam,  nnd  von  da  aus  1576  von  David  uh» 
gnad ,  damals  östreichischen  Gesandten  am  tnr^ 
kischen  Hofe  ein  Bäumchen  Kn  Clumu^  wel- 


-.     93     -« 

lir  ciitxtt  die  Naturgesdiichte  diese«  Baums 
iifiUurlicher  mittheilte,  geschickt  wurde.  S^ 
bueikRanorum  Plantar  um  Historiae,  ^ntvtrpiai 
loi*  p.  4«  Clusiui  erhielt  ihn  unter  dem  Na- 
m  Trabiton  curmasu  Fettr  Belon  war  der 
ite,  der  meines  Wissens  diesen  Baum  den 
tmen  Laüro  •  cerasus  gab ,  er  hat  ihn  auf  sei^ 
n  merkwürdigen  Reisen  ron  1546  — 1549 
rch  Griechenland,  Kleinasien,  Sjrien  und 
»gjpten,  bei  Trapezunt  selbst  gesehen.  C/a« 
■  machte  einen  Auszug  aus  seinen  Obstr^ 
iof»  de  plusieurs  singularites  et  cltosts  mimo" 
fit»  irou9i€8  tn  Crece  etc.  Diese  4  Schrift- 
»11er  erwähnen  aber  noch  nichts  von  den 
riiftea  dieses  Baums. 


Ifachtrag  zu  dem,  was  ich  über  ägypti« 
he  Augenentzündung  äufserte.  —  In  AssalinVt 
Mclienbuch  iür  Aerzte  bei  Armeen,  über-- 
Ist  Yon  Dr.  Ernest  Grossi,  heifst  es  S.  285: 
klle  Augenärzte  haben  die  'Nachtheiligkeit 
tr  ununterbrochenen  Tag  und  Nacht  fortge- 
anchten  nassen  Umschläge  auf  die  Augen- 
sder  in  dieser  Krankheit  erkannt.  Das  häu- 
^  Ueberschlagen  von  Wässern  auf  diese 
heile  und  die  Stirne,  zumal  in  jenem  Zeit- 
lume  des  Uebels ,  in  dem  es  langwierig  wird, 
ad  die  Vernachläfsigung  der  für  nützlich  er- 
umten  Mittel ,  sind  fast  allein  Schuld ,  wenn 
nige  dieser  Kranken  erblinden.^'  Assaüni 
hrt  auch  noch  an,  dafs  die  Aegyptier  das 
Nasser  als  den  gröfsten  Feind  der  Augen  be« 
achteten.  Er  mifsrathet  sogar  das  einfache 
nswaschen  der  Augen  mit  Wasser»    Diesee 


—     94     — 

grofsen  Arztes,  und  die  des   er&Iifnen 'und 
gelehrten  Larrey* s  Erfahrungen  widersprAdten 
nun  ganz  dem  unserer  teutschen  Aer zte.  Däf* 
aus  geht  mir  vrenigstens  schon  unwiderleigbar 
hervor:    dafs   die   sogenannte  ägyptische  Aar*, 
genentzündung  in  Teutschland  nur  eine  soge^ 
nannte  ist.      Um  so   mehr  sich  gegen   di^e 
Annahme  .noch  ^ar    vieles    anführen    läftt 
Ich  für  meinen  'Dieil  habe  bei  meineA  Be*. 
trachtungen    über    diese  höchst  merkwürdig» 
contagidse  Augenentzündung  immer  das  T7- 
phuscontagium  im  Auge.  —    Ich  denke  dabei 
an   den  Ursprung  der   SyphiUs.    — '>    So  ebni^ 
lese  ich,   dafs  Hrl  Xi.  Frank j   was  diesen  Ge- 
genstand betriilt,  mit  Larrey  und  jissalaüSbn^ 
einstimmt.     Der  Verfasser  hat  sich  vier  JalM 
lang  in  Aegypten  aufgehalten» 


Unlängst  empfiehlt  Alexander  Marcü  das 
Mxtracu  Sern.  J^atur.  Strammonm  gegen  den  Ge* 
Sichtsschmerz;  und  Vaidy  theUte  neuörlieh 
mit,  dafs  er  denselben  mit  dem  Extract.,  wo« 
von  er  Abends  nur  einen  GriEui  nehmen  Iie&^ 
geheilt  habe.  Lentin  machte  aber  sehop, 
Januar -Heft  1800.  p.  58.  in  diesem  Jouitaal 
auf  die  wohlthätige  Wirkung  der  TÜncture 
Strammonii  gegen  dieses  fürchterliche  Uebd 
aufmerksam.  Unsere  Leser  werden  sich  ef- 
innem,  dafs  Hr.  Hufelgnd  die  Tinctura  t  M* 
minibus  für  das  stärkste  Präparat,  und  dai, 
Strarnmon.  für  das  stärkste  auf  4^s  Sensoriiua 
wirkende  Stupefaciens  hält.  Dessen  Anmer- 
kung 75U  der  Orfila'schen  Beobachtung  1  dto 
Anwendung  dieses  Büttels  gegen  -hefiiga  fii- 


»     9S     ^ 

laUlBk  betreffend,  August  1820.  p;  138.  Ich 
ilte  solche  Zusammenstellungen  bei  diesem 
Qttely  das  ein  neue»  Mittel  ist,  lür-nothig. 
nd  Attfinerksamkeit  enregend.  Siörkf  Ödht^ 
u  und  GretUng  waren  die  ersten ,  welche  es 
jsbnachten,  und  das  zwar  in  der  Maräe  und 
Mcfaifidki&.  Die  Versuche  fielen  bekanntlich 
in^ch  «US.  Im  Ganzen  resschaffte  es  mehr 
Edeichtening  als  radicale  flülfe.  Dafs  es  noch 
A  mehreren  Krankheiten  gebraucht  wurde, 
^  in  Rheumatalgien ,  alten  yenerischen-  Ue- 
Ma,  ^ilepsie  u.  s«  w. ,  ist  bekannt.  Die 
Uten  kannten  Daturq  Strammonium  nicht. 
Iber  Datura  Metel  kommt  bei  Rhazi9,  jivictna 
■ad  Serapion  vor.  Als  Arzneimittel  wird  ei« 
satlich  diese  Pflanze  nicht ,  wohl  aber  kls  ein 
leftiges'  berauschendes  Gift  daselbst  be$chrie- 
eo.    Serapion  dt  temperameiu.  simplic,  C.  365« 


Atmosphärologie  ist  unstreitig  ein 
icjitlger  Gegenstand  für  den  Arzt;  und  mit 
cht  geringen  Vergnügen  haben  wir  schon 
nigemal  verschiedene  Reflexionen,  welche 
>n  würdigen  Männern  in  fraglichem .  Gebiete 
igestellt  wurden ,  in  diesem  Journal  gelesen. 

0  dankbar  wir  dafür  sind :  so  ist  es  uns  doch 
ibr  aufgefallen,  dafs  man  das  Sonnen -Leben 

1  wenig  in  den  Kreis  dieser  Beobachtung 
eht*  Wir  unserer  Seits  sind  s^r  geneigt 
izunehmen :  dafs  der  geniale  Lithtenberg  sehr 
edht  haben  dürfte ,  indem  er  sagt :  „Die  Ver- 
idtmngen  auf  unserer  Erde  sind  zum  Theil 
Titterungs «Affären  der  Sonne,  so  wehe  auch 
iesei  iminchen  Itteteorologen  thuo  auig.'! 


—     95     ^ 

Hit  den  E^Uamngen  des  Barometen  itl*f 
auch  so  eine  Sache.  Hier  muß  das  absolute 
Gewicht  des  Sauerstoff-  und  Stickstoffgsses  in 
einem  gegebenen  Räume  atmosphärischer  Luft  - 
u.  s.  w.  (die  Sache  ist  belLannt)  die  Hanpt« 
rolle  übernehmen.  Es  scheint  beim  erstoi  < 
Blick  mehr  als  eine  Hypothese.  Aber  ndt 
Erlaubnifs!  warum^  steigt  und  fällt  der  Bann 
meter  nicht  unter  dem  Aequator,  oder  nahe 
dabej?  —  Die  Einseinheiten  sind's  ebeui  die 
uns  das  Schema  verrücken.  —  *) 

„Man  verwundert  sich  und  begreift  nichli' 
wie  Meteorsteine  aus 'der  Atmosphäre  entste^ 
hen  können,  läTst  sie  auch  wohl  aus  djcm 
Monde  oder  aus  einem  zersprungenen  lYelt« 
körper  herkommen,  und  rergLTsty  daA  jedes 
Senfkorn,  jede  Zwiebel  Eiseh  erzeugen  kann. 
Was  das  organische  Leben  yennag,  sollte  dies 
nicht  auch  das  atmosphärische  können  ?^  sagt 
Hr.  Hufeland.  Wer  mochte  mit  ^dem  Hm« 
Verfasser  nicht  übereinstimmen?  Lälst  doch 
schon  Newton  die  ganze  Welt  für  einen  Nie- 
derschlag aus  einem  flüchtigen  Wesen,  so  wie 
sich  Wasser  aus  Dampf  niederschlägt  u.  8.  w.| 
gelten.  Der  geistreiche  Franklin  hat  diese  Hy« 
pothese  erweitert,  und  sehr  scharfsinnig  durchs 
gefuhrt.  Man  mufs  hier  nur  nicht  an  die  ge« 
wohnliche  atmosphärische  Luft,  so  wie  sie 
uns  umgibt,   einzig  imd  allein  denken.     Sein 

et 

'}  Wir  trinnern  hier  vor  allem  an  die  Beleucbtaagea 
des  atmosphärischen  Lebens,  vom  Hrn.  Hemaf- 
geber  dieses  Journals,  (Novemb.- Heft  1810.  8*iJ 
welche  man  mit  den  letzteren  Aufsitien  Übft 
fraglichen  Gegenstand,  Julius -Heft  i8ao,  dardbi 
aus  zusammen  lesen  mufs,  Tirtnn  man  *^ 
Gswin«  und  Gtnuft  dsrsui  sieben  irllL 


—     97     — 

er  coagiüa^    war   der    Wahlspruch    dör   alten 
Chemiker. 

Der  grofse  Herder  sagt:  „Wahlschein* 
icJl  war,  als  unsere  Erde  ward)  die  Luft  das 
Seughaus  der  KräjPte  und  Stojffe  ihrer  Bildung, 
md  ist  sie  es  nicht  noch?  Sie  scheint  die 
lutter  Abt  Erdgeschopfe,  so  wie  der  Erdei 
elbst  zu  seyn;  das  allgemeine  Vehikel,  d^r 
)inge  9  die  sie  in  ihren  Schoofs  flehet  und 
US  ihren  Schoofs  forttreibt." 

Wir  bitten  den  verehrlichen  Leser ,  die- 
cn  Üeinen  Wink  nicht  unhold  zu  seyn ,  und 
erweisen  auf  diese  Schriftsteller  selbst ,  und 
iJiliefsen  mit  unserm  sinnigen  ööthe: 

yyDurchiichtig  erieheint  die  Luft  so  rein^ 
Und  tragt  im  Basen  Suhl  und  Stein* 
Entsündet  werden  sie  sich  begegnen; 
Da  wird*«  Meull  und  Steine  regnen/' 


Dr«  JUarpurgo  seih  9  Pestkranke^  die  et 
ben  im  Hospitale  hatte,  sich  säinmtlich  yer-* 
cUimmetn,  als  im  Sommer,  ein  seltner  Fall 
a  Alexandrien,  ein.  Gewitter  eintrat.  Pare^ 
in  sehr  TerdienstvoUer  Arzt  des  IGten  Jahr- 
Lunderts,  hat  diese  interessante  Beobachtung 
ichon  mitgetheilt.  Er  fand  nämlich,  dafs  sich 
tllemal  nach  einem  helligien  Gewitter  die  Fest 
rerstärkte.      Oeuvres    d^Ambr»    FarL     Liv»  22. 


Da  ich  so  gar  gern  die  alte  imd  neue  Zeit 
rergleiche ,  so  erlaube  mir  der  geneigte  Leser, 
Joiim.LVin.B.4.öt.  G 


,•] 


—    «e    ~ 


I 


in  IjLÖgrs  ▼cn 
ki»,  oli«T»et2t  Toa  dein 
1.  Tl^  S.  14&.   ud  3.  TLefl  S.  l«ä  «M 
c^liS^en    haben,     wcrcn    die    czstie    äck 
frjJ;reiideiiWorteB endigt:  .4)uvber 
ans  keinen  K^unmer  machen.     Wir 
der    'Wahrheit    und    jresnnden    Temnnft  aa 
kraftl^e^  Ge^enj^ifl.    bei    dessen  GebmiKli  sns 
kein»  von  diesen  hohJen  und  windichten  Hizn- 
gespenstern    beunruhigen   wird.**     Die   rwcile 
flieh  aber  mit  folgenden  Worten  endi^:  ..Ue- 
brii^ens  hoffe  ich,    dafs  diese  Schrift  auch  an- 
dern ,  denen  .^ie  <n  die  Hände  falien  niaf:,  so- 
ivohl   durch  Beschämung  einer  gewissen  Gat- 
tung von   Leuten,    als  durch   Befestigung  der 
Wobidenkenden,  werde  nützlich  seyn  können." 
Ueberaus   srbön    und    richtig  sagt   PPiiland  in 
der  Biographie    Lucianos:    ,. Niemals    war  der 
Hang  zu  übernatürlichen  Wunderdingen ,  und 
die  Begierde   sie  sich  wahr  zu  machen,    stär- 
ker gewesen    als    in   diesem   gleichwokl  sehr 
aufgeklärfeu  Jahrhundert.'^     Ferner  lesen  wir 


—     99     — 

daselbst  S.  31.  j^Schvrarmerei  und  Aber^mi« 
be  vertragen  sich  nicht  hur  sehr  gut  mit  je«* 
dem  Grade  der  Verderbniis  des  Herseiks  qa^ 
der  Sitten,  von  welcher  sie  nicht  selten  di# 
Folgen  sind,  sondern  werden  «ach^  vermog« 
der  Natur  der  Sache,  hinwieder  2U  reichen 
Quellen  und  kraftigen  Beförderungsmitteln 
derselben.  Eben  die  Unmacht  der  Seele,  die 
der  Erschütterung  eines  geschwächten  Ge^ 
hirnes  und  den  Visionen  einer  kranken  Phan- 
tasie nicht  widerstehen  kann,  wird  auch  von 
jedem  Sto&  der  Leidenschaften,  jeder  Ver- 
führung der  Sinne,  überwältigt.  Daher  ha-> 
ben  sich  die  Zeiten,  wenn  Damonisterey  und 
Fanatismus  die  Oberhand  gewannen,  immer 
auch  durch  einen  höhern  Grad  sittlicher  Ver«^ 
dorbenheit  ausgezeichnet!  und  dafs  dieses 
auch  in  dem  Zeitraum ,  wovon  hier  die 
Redeist,  der  Fall  vvar,  Ist  bekannt.'*  Rat 
appScaiiol 


[ier  will  ich  noch  2um  Voraus  gegen 
allenfallsige  Spitzfindigkeiten  eines  oder  des 
andern  Irömmlers  oder  Mystikers  mich  ver^ 
wahren,  der  vielleicht  sagen  dürfte:  so,  die- 
ser kalte  Verstandsmensch  redet  einem  Xiu- 
dan  das  Wort,  der  in  seinem  ptregrinm  Pro^ 
teilt  sogar  die  Sitten  und  Gebräuche  der  Vr-* 
dunsten  lächerlich  macht. 

iMoan  ging  ^s ,  wie  mehreren  gelehr-* 
ten.  Römern  seiner  Zelit,  welche  das  wahre 
Christenthum  mit  dem  verfallenen  Juden- 
thum,  und  mit  dem  abergläubischen  Cere- 
moniendienst  verwechselten,  und  den  Gött- 
lichen nur  von  Ferne i    und  das. noch  durch 

G2 


—    400    - 

enUtelltd  Tradiiioii,  klihnteü.  Wozu  aucli 
viele  gnostische  Frömmler  und  SchwSmiex 
damaliger  Zeit  durch  ibre  Yom  Urchristen-^ 
tilum  gBnt  entfernten  Satzungen  das  ihrige 
mögen  bägetragen  haben.  Die£s  nur  zur  Si-». 
cherstellung  meihes  Selbst's. 

Man  ist  in  soltheh  Dingen  2um  tresigr* 
sten  nicht  gern  v^kannt»  '•  ^ 

(bie  FotttettttB^  folgt.) 


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E] 


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^    101    — 


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Kurze.  Na  c  b  r  i  c  Ji  t  e  n 

und 
A  U  S  2  Ü  g  Of 


■f-T"-ffwr 


<FaiI«  der  acuten  IVlilzentiundung  ^  die  im  Garnison  t 

Krankenhause    in  Stockholm  oeohaehtet  wurden^ 

von  C»  W.  H»  fi^onand^r^  fVundarzte^ 


•>!■ 


(Aas  den  Soenska  Lakare  -  Sallskapets  Handlin» 

\€ur.  S Jette  Bandet ,   1819,  Ftg4   aftQ— fl35.   enc- 

ebnCy  und  mit  einigen  Bemerkungen  begleicft, 

von  Dr«  Gerhard  von  dem  Bus^h 

%\i   Brement 


f. 


•U«  ii  ffir  den  Arzt  im  Allgemeinen  faöehs^  in* 
teresHAt  ist,  das  wechselseitige  Verhalten  der  Krank- 
heiten inr  Jahreszeit  und  zur  Wittemng  zu  beob- 
achten s  io  hielt  ich  es  nicht  f Or  nnnfltz,  eine  Reihe 
von  Fällen  der  acuten  Milzentzflndung  za  erwih* 
nea,  welche  ich  im  Anfange  des  verflossenen  Juni- 
Monats  im  Garnison -Krankenhanse  zu  beobachten 
Gelegenheit  hatte«  —  Die  Milzentzündung  in  ih- 
rer Acuten  Form  kömmt  gewöhnlich  nur  selten 
vor ;  indessen  wurden  mir  in  der  genannten  Zeit 
nicht  weniger  als  dreizehn  fiUe  derselben  jnix  B«- 
handliing  zu  Theil, 


—  .IC«    — 

Weiiii  aaii  ^1«b  «•nantta  Zufamnaiiliaag  W 
denkt,  der  swüchen  den  incermittirenden  Fiebern 
und  den  vielfÜtigen  Abnormitäten  der  Organe  dea 
regetativen  Lebens  statt  bat,  so  sollte  man  anneh* 
men  bönnen»  dafs  die  grofse  Zabl  der  eevade  in 
dieser  Zeit  Torkommenden  Fälle  der  Krankbeic» 
Ton  der  ieb  rede,  eine  Folge  der  ^na  Terflosienen 
Früblinge  so  allgetnein  gangbaren  Epidemie  des 
kalten  Fiebers  gewesen  ifüre,  besonders  da  diese 

gerade  in  dem  genannten  Zeitranme  eänaUcb.^  auC» 
öfte*  Dals.  d^elCranl^beit  indfjfen  keine  nnavittd« 
barif  Ft!>lee  Tom  itaHen '  Fieber  bei  allen  XniiTidttm  ' 
war,  eent  daraus  beryor^  dafs  ron  allen  dreisehsp 
▼ier  aas  kalte  Fieber  im'  letzten  Jabre  gehabt 
batlen,  vier  yor^liüigeTer  Zeit^  und  fftnf  darcbana 
g#r  niebt.  Ob  nan-'wirklicb  ein  Terbaltnilüi  swi» 
sehen  dem  kalten  Fipjber  iu|id  dieser  Milnentsfln» 
dune  statt  fand,  von  welcher |  Natur  dasselbe  w» 
mochte,  oder  ob  die  Krankheit  eine  Folge  des  £ui« 
flasses  der  Jahreaaeiten  und  der  Witterung,*  in  Ver- 
bindung mit  der  eigen thftmliohen  Lebensart  des 
Soldaten  war,  sind  |^nk|:e,  die  ich  nicht  näher  sn 
bestimnien  Wage.  Dje  leutere  Meinung  ist  mir 
indessen  nicht  unwehfaeheinlich ,  da  die  Epidemie 
einer  acuten  Milsentai|nd]^ng  immer  in  der  war* 
men  Jahreszeit,  in  welchen  der  Soldat  mehr  denn 
Einer  der  präd^süonirenden  Ursachen  ausgesetu  ift» 
Toraukommen  pnegt. 

Die  wesentlichsten  Krankheitierscbeinungfsn  wa« 
ren  im  Allgemeinen  die,  welche  ich  in  dem  unten 
erzählten  Falle,  den  ich,  da  die  Leichenöffnungiin« 

fewöhnlichere  krankhafte  Erscheinungen   dermale 
arbot,  anführen  werde.     Doch  kann  ich  nicht  nn* 
terlaasen  hier  ein   eignea  Symptom,  mit  dein  & 
Kranjkheit  oft  verbunden  war,  sa  erwähnen,  näm- 
lich eine  Alalie,   oder  yielmehr  öfterer  noch  eine 
förmliche  Aphonie,    Da  ich  dieses  Symptom  einige« 
mal   in   Fällen  vqu  Magen  .  und  LeberefitaÜndunjg; 
beobachtete,  ohne  dafs  ein  bedeutendes  entzflndli* 
ches  Fieber  oder  irgend  ein  apoplektischer  Zusund. 
vorhanden  f^ewesen  wären;  sd  möchte  ich  fast  glan« 
ben,   daf.t    diesea  Symptom  von  einer  eij;enthAmli« 
eben  krankhaften  AffectiQn    der    epigastnschen  Or. 
gane  herrührte ,   welches  dadurch  erklärlich  wirdi, 
dafs  diese    einige   Zweige  Tom  I^erpus  vagus  erbal« 


—     103    — 

toiy  Wflclier  eigflndich  die  Zweige  in  den  Orga- 
nen der  Stimme  abgibt.  Dieses  ^«rird  noch  om  so 
irahrfcheijilioiier ,  de  einige  der  Kranken ,  die  bei 
TollJiOiniiinQm  Bewurstteyn  waren ,  auf  die  Frage, 
wamm  sie  nicht  reden  Könnten?  eine  Bewegung 
mit  der  Htnd  von  der  Seite  nach  dem  Halse  nin* 
auf  BMohten ,  imd  da  sie  das  VemÖgeii  der  Sprache 
irieder  erlangen ,  aassagten ,  die  yrsache  ihrer 
Spncliloaigkeit  sei  die  gewesen^  ^^ff  sie  einen  hef- 
tigen Seitenstich  gehabt  hätten»  der  aufwärts  bis 
in  den  Hals  gegangen  w&re.  Es  kann  seyn,  dafs 
dies0B  Symptom  y  wenn  man  die  Torhergehenden 
der  Krankheit  nicht  gekannt  hat,  nnd  keine  ror- 
Händen  ist,  welches  sie  erkennen  lafst,  auf  ein 
Leiden  des  erwähnten  Organs  aufmerksam  machen 
wifd.  Wenigstens  hat  mir  dasselbe  nach  meiner 
Erfahvang  einigemal  die  Diagnose  der  Krankheit 
ungemein  «rleiauert,  deren  Richtigkeit  ich  denn 
anoh  cheils  dorch  die  Heilung  der  Kranken  nach' 
den  angewandten  dienlichen  Heilmitteln,  theils 
daTch  die  Resultate  der  Leichen  Untersuchungen  be- 
stätigt Und,  — 

Die  Mittel  f  welche  ich  gewöhnlich  anwandte» 
waren  allgemeine  und  örtliche  Blutausleerunge», 
Einreibungen  von  Quecksilbersalbe ,  BlasennAaster« 
und  Innerlich  den  Calomel  und  auflösena^  A^* 
seyen«  Die  Krankheit  endete  gewöhnlich  am  sie- 
benten Taee  durch  ein  enkritisphen  heftigen  SchweiCs, 
oder  durch  einen  DurcH^ill,  wodurch  eine  Menge 
schwarser  blntgefärbter  Excremente  ausgeleert  wur» 
den.  Zuweilen  behielten  die  Kranken  ein  gelb» 
süchtiges  Ansehen ,  und  eine  eeiinde  Ansch weUune 
in  der  Milrgegend,  die  durch  den  Gebrauch  aut- 
löae^ider  Miuel  nach  und  nach  verschwanden.  Fflnf 
Kranke  starben,  su  denen  der  des  folgenden  Falls 
gebort« 

Krankhßitsge'ichichie^ 

Der  Gardist  Petterson ,  etwas  über  30  Jahre  alt, 
von  cholerischem  Temneramente »  starker  Constitu* 
tion  und  jguter  Gesundheit ,  der  ror  drei  Jahren  ein 
Xertian£eDer  gehabt  hatte^  ward  am  6.  Junius»  nach« 
dem  er  in  der  Nacht  zuTor  auf  dem  Posten  gestan- 
den f  vom  Froste»  darauf  folgender  Hitae  una  Kppf«' 
sciunen  befallen.     Zu  diesen  gesellten  siob  Stiebt 


*-    104    ^  I 

in  dar  Unken   Seite,   schmerzlufce  EmpfindnoM 
inl  Rücken,  ein  trocknet  Husten  und  Beschwecdea 
beim  Athnien.     In   den  näehiten  Tagen  kehrte^  du     j 
Frost  einigemal  wieder ,  und   ein  höchac  -qal^esdsf 
Erbrechen  stellte  sich  einigemal  ein.    -  -    ^ 

^fm  16.  J^ni^s  wfird  er  in  dae  Gmiison^Hitflpi» 
tsl  aiiFgenommen ,  und  klagte  nnn  üb'er  eifien  m(; 
tigpn   schneidenden    und  festsitzendeir  Schmort  iÄ 


im  Munde,  und  über  ^näuslösch^p]Ven  Durst;  Ine 
i^hinerzhafte  Seite  war  nicht.  auCgetriflben  oderkeit 
fser  anzufablen,  als  andere  Stelle^  9e*- U'l**>^*iM*!>- 
Qeim  Binathmen  und  beim  iPrOcKen  :tnf  die  föit. 
nennte  Seite  nahm  der  Scbinen  bedauteiid  v^  waA 
4^  Knnke  konnte  et  nicht  ertragen  auf  der  raeh« 
tan  3aite  %d  li^geut  Der  Puls  war  klein»  eecpanni 
i4nd  schnell,  die  Haut  heifs  und  trocken t  iX^  Zmu 

fe  mit  einem,  gelblichen  Schleime  .belegt»  Oac 
Tanke  hatte  sich  an  diesem  Tage  einigemal  Qibro« 
cheUf  und  seit  gestern  keine  Leibesölbnng;  eehabt« 
Auf  die  sctimerxhafte  Seite  wurden  aoht  "Blntagal 
gesetxt,  nach- welchen  der  Kranke  einige  bindernng 
verspürte,  der  Puls  sich  hob  nnd  weicher  wurde«' 
Innerlich  bekam  er  den  Tart»  tartarisatus  mit  de* 
Magnesia  earhonica,  und  die  leidend^  Seite  wasd- 
mit  einem  Ernjil,  Hyoscyam*  bedeckt» 

Jm  11,  JuniuSf  Der  Kranke  hatte  die  Nacht 
über  wenig  geschlafen,  und  zweimal  Leibesöffnpng 
bekommen.  Das  Erbrechen  hatte  aufgehört;- daa 
jSunge  war  aber  nicht  reiner  geworde&t  *—  Ef  haiy 
klagte  sich  über  starke  Sphmerzexi  in  der^ Seite,  and 
das  übrige  Befinden  war  dem  am  vorigen.  Taga 
gleich.  Ihm  ward  das  Pulv^  muriat.  hydrargyfoH 
thebaicus  verordnet,  und  ein  ^Usenpüaster  auf  die 
scbnerchafte  Stelle  gelegt« 

Jm  12.  Junins  war  der'  Kranke  um  etwas  ge* 
bessert.     Per  Schmer«   in   der   Seite  war  geringef 

faworden,  und  mehr  in  der  Tiefe;  der  Kranka 
onnte  aber  nun  blofs  auf  der  rechten  Seite  liegen, 
und  beltlagte  sich  über  einen  Mangel  ah  G^ühx  in 
de?  linlten  Achsel.     Der  Schmer«  im  Aacken,waf 

verschwunden ,  und  das   Fieber  mchi  aq  hafksjty 


.\ 


—    105    — 

'^     doeh  hatte  er  einigemal  einen  Schauder  durch  den 
Rficken   empfunden.     Das  Weifse   der  Augeif  war 

ß blich  gefärbt  gablieben;  der   Puls  war  nicht  so 
kig  and  weich;   die  Zunge   war  rein,   und   das 
Erbrechen^  war  ausgeblieben.     Da  der  Kranke  seiif 
^eitern  keine  Leibesöffnung  gehabt  hatte,  so  wurde 
ihm    ein    eröEnendes  Klystier    gegeben.     Zugleich 
wurde   der  Calomel  mit    dem  Goldschwefel ,    und 
•in  Decoct,  Rad,  Tritiei  rspent,  verordnet ,  und  die 
Stelle,    wo   das  Blasenpflaster  gelegen    hatte,    mi( 
Mercurialsalbe  verbunden. 

Jim  i3.  Junius.  Der  Kranke  hatte  eine  sehr  uu* 
rnhige  Nacht  gehabt,  und  beklagte  sich  am  Wor-r 
gen  fiber  brennenden  Schmerz  im  ganzein  tJnterle|«> 
Ee,  welcher  gespannt«  aufgetrieben ^  und  beim  Bei> 
rOuren  empfindlich  war,  I)as  Fieber  war  st&rker; 
der  Puls  schlug  schnell  und  schwach.  Um  Mittag 
tnt  ein  Erbrechen  einer  schwarzen  Masse  ein,  wel- 
ches ungeachtet  aller  angewandten  Mittel  bis  zum 
Abend,  an  welchem  sich  ein  Delirium  und  Schluk- 
IjLen  einfanden,  anhielt.  Die  Augen  verloren  ihren 
GUhs,  das  Gesicht  wurde  bleidi  und  nahm  eine 
-vreiOigelbliche  Farbe  an;  die  Extremitäten  wllrde^ 
kalt;  der  Puls  sank  und  wurde  aussetzend;  die 
KräfiM  senken^  schleunig,  und  am  Morgen  des  l4t 
Junint  verschied  der  Kranke« 

Bei    der  Leichenö£Fnang    wurden    die    Organe 
der  Bmsthöhle,  mit  Ausnahme  einiger  unbe deuten« 
den  Adhisionen,  gesund  befunden.     Bei  Eröffnung 
der  Bauchhöhle  fand  man    die  Leber  etwas  snge- 
eehwoUen,  und  die   Gallenblase  von  einer  dicken 
brannen  Galle  ausgedehnt.    Der  Magen  war  gesund. 
Ein  Theil  der  dünnen  Därme  hatte  von  der  in  ih- 
nen angesammelten    schwarzbraunen    Masse  ,    weU 
che  dem   KaiFeesatze   glich,  ein   schwärzliches  An-» 
sehen.    Die  Milz  "war   wenig  gröfser  als   gewöhn- 
lich, aber  von  hellererer  Farbe,  und  ungewöhnlich 
i^eich  und  schlafF.     Beim  Einschneiden  in  dieselbe 
floft  das   ganze   parenchymatöse   Gewebe   derselben 
in  der  Gestalt  einer  rothblauen  homogenen  Flüssig- 
keit von  Syrupsdicke  aus.  —    Die  äufsere  Haut  der 
Milz    war    sehr    dick.      Die    übrigen    Organe   dcv 
Sauchhölile  waren  eesund, 


.#« 


—     107    — 

Hiner  btlsiaiitfln  Schrift  *} ,   ,^one  or  other  of  the 

it^ipose  -parts    in  the  lovoßr  helly  aj  a  dark,    oUck 

HfompltTUOn ,   thß  oesica  Jellea  füll  and  turged  ,  arut 

stths  stommck  and  intettines   overfloiving  with  hilious 

atfHatterf    the    spieen    large,     sonietimes    weighiag 

»ifaur  or  fine  pounds    and  so   excessively  soft  and 

'   *»fotte»p   that  it   ha^^    more   the   appearance   oj  con- 

••^ealed  hlood  wrapt  up  in  a  memhrane ,  than  of  an 

^  ^       Aflmliclie  Beobachtatigen  machten  tndera  f»ng- 
•  ^«che  AnstCy  wie  Blane^  Daicson,  Dawis  u.  a»  m* 
^  w  deu  ;  ftUi   sogenannten  Walcheroßeber   gestorbe- 
^^  «a  Kranken.  —  Auch  Terweise  ich  die  Leser  noch 
!^%f  daa jenige,   W9l%  Heusinger  in  seiner   bekannten 
^  chxift  *)  an  verschiedenen  Stellen  über  dieses  Ver- 
^Lllcnifa  mittheilt.  —    Das  von  Herrn  R.  angeführte 
Symptom    die    Alalie    oder    die  förmliche   Aphonie 
2^nda  ich  bei  keinem  Schriftsteller  über  diese  fcrank- 
v>eic   angefahrt;    auch   gedenkt  Heusinger   desselben 
^^icbt   in    seiner    angeführten    Schrift.      Ob    dieses 
Symptom    als    ein    pathognomonisches    der   acuten 
XMilxantallndung   angesehen  werden  darf,   wage  ich 
%xcht  cn   entscheiden y  und   fernere  Beobachtungen, 
^D aasen  un^  erst  darüber  Auskunft  geben.    Judassen 
acheiat  es  mir  doch  zu  den  seltner  vorkominenden 
Krankbeitierscheinungen    au   gehören,    da  Herr   ß. 
dasaalba    auch  nur    in    einigen    Fällen    wahrnahm« 
Die  SrklftrunE,  die  Hr.  R.  über  die  Entstehung  de^» 
■alban  gibt,  ist  mir  nicht  unwahrscheinlich,  und 
ich   elaube,  dafs  man   durch   sorgfältig   angestellte 
Leicnenantersuchungen    wohl   die  Richtigbeit  oder 
Unrichtigkeit    derselben    ausmitteln    könnt-e.     Was 
die   Abrigen   in   der  er/fthlten   Krankheitsgüschichto 
angeführten  Symptome  anbelangt;  so  komneien  viele 
von    demselben    mit     den    Beobachtuneeo    anderer 
Schrifuteller  überein,     Dahm  rechne  ich.   die  her- 
vorstechende  AlFection  der  linken    Seite,    die   sich 
durch  den   Mapgel  an  GüfülJ  in  der  linM'u  Achsel 
deutlich   aussprach,     Harn   ***)    beobachtete   in   ei» 
nem   ähnlichen  Falle   ein  Unvermögen,  d-eA  linken 

*)  Observation!  on  tli^  diseases  Ijl  Minorra. 

♦•)    Betrachtungen  und  Erfahrungen  über    di»?  Eiit/.uii- 
dung  lind  V«rgrüf&erung  der  Milz.    I^uenacli  iU2u. 

•••)  Archiv   i8i5-  p.  70- 


-.«108    -»- 

Gelienkel   su  heben»  Bqrdeu  *)  ein  EinüeUifen  all 
linkei^i  FufseSy  und  Heusinger  eine  AfFection  der  Hpi- 
ken  Wange  ♦♦).  —    Die  Zunge  wtrd'^iicbt  trod«   " 
gefunden,  wie   einige  wenige  SchriftttellM  diem 
anführen  s  sondern  nur  belegt.    Der  üble  Geschmack 
und  das  so  ganz  chatalteris tische  Reichen,  der  as- 
auslösChliche  Durst ,  so   wie  das  öftere  Erbreeh^a 
und  di^s  Unvermögen,  auf  der  rechten  Seite  su  H^  ^ 
gen,  kamen  auch  in  diesem  Falle  ▼or'>  nnd  finden 
sich    bei  vielen    andern  Beobachtungen  der  fß^ 
entzündnng  als  Kennzeichen  derselben  angegpbep^  ~~ 
Der  Husten  und   die  todtenbleiche  FarE^   dos  Ge- 
sichts ,  die  wir  von  einigen  SchrlftstelloTn  als  Xeno? 
Zeichen  angegeben  finden «  waren  in.  diet^m  t»ä» 
nicht  vorhanden.    Ich  glaube  nicht,  dafa  man  baiAi 
als  cpnstaiite  iSefchan   betrachten  Könne,  denn  dtf 
Husten   entsteht  meines  Erachteiis   nacl^  durch  ,fin 
coniei&sueUes  Leiden  des  Zwerchfells,   der  Pliim 
oder  der  Lungen   selbst,    und  die  Farbe,  das  Ge- 
sichts  sahen    viele    Schriftsteller  ganz  unv^rftliiH:^  * 
Ich  glaube  vielmehr,  dafs  diese  todtenbleiehe  Fiitbs 
eher  bei  Milzvergröfserung^n,  als  bei  einer  aente« 
jyiilzciiciz&ndung  vorkomme,  wie  mir  dieses  ans  dem 
Wenigen,   was    Pembertqn  ***)   darüber  iagt»   ad^    ' 
walirscjucinli^ih  wird.      In   einem    von  Jflattä  *•*•) 
erzälilt^in  Falle,  in  welchen   ein  Klappenfehler  de« 
Herzens    und  Erweiterung    desselben  mit  jytiltvar- 
eiterung;  bei  der  Leichenöffnung  gefanden  wurdeUf 
i^amen   einige   Symptome  vor,   die  mit  den  in  die- 
sem Falle  übereinkominenf    Dahin  gehören  der  fixe 
Schmerz  in  der  linken  Schulter,  der  durch  Druck 
gemehrt  ward,  das  Erbrechen,  der  träge  Stah^ang 
11.  8.  w.     Dieser  Fall  yon  J^ilzentzüi^dung  wir  vor 
dessen  chronischer  Art,   und   entstand  in  Fplga  ei-. 
Her  Herzt cranKheit,   der   denn  wohl  manche  d^r  er- 
wälinteii    Symptome    beizumessen  waren,    -r    W*« 
Aiv  Bcha:?iclhing  des  Hrn..R.  in  dem  erzählten  Falle 
flnt^la**Q5  '  ®^  glaube  ich  bemerken  zu  müssen  ,'diil 
dieselbe.  »wqIü  strenger   antiphlogistisch   hätte  sayn. 
Jönpcn,    ^nd    dafs    Kräftige  allgen^eipe  Bl^tl(ual9^ 


.-y 


*)  RccheTTclics  sur  les  glandes, 
♦♦)  A.  a.  O.  S.  95. 

*♦♦)  S,  mieiue  Uobcrsctziuig.  S.  7*9. 
»*>♦)  Lojchcnölfiuuigcu.   S.  96— tl5t 


—    109    P- 

I 

wohl  nicht  iinpasscäd  gewesen  teyn  Wüi- 
Uno  Blutentleeriing  dureh  ackt  Blutegel  war 

nioht  im  Sunde  die  Entzflndung  eine»  lo 
^en  Organs  su  beieidgenl  — ^ 


2. 

Vergleichende    Uehersieht 

\diiedeiun  Chinaarten  in  Beziehung  auf  ihren 
an   Chinin   und  Cinchonin,   vom  Hm,  .JVted* 
r  Xichaclis  zu  IVLagdehurg^  mitgetkeiU  von 
Mm.  Med,  Rath  Roloff  daselbst, 

n  Arsneimittel  ist  wohl  seit  seiner  Bekannt* 
^  (i638)  ^  '^  allgemeinen  Ruf  gekommen, 
:  sich  bis  diesen  Tag  darin  erhalten,  als  die 
aber  über  keins  haben  auch  wohl  in  der 
Zeit,  seitdem  so  vielerley  China -jSorcexi  in 
B'del  gekommen  sind^  unter  den  Aersten  in 
iht  der  Wirksamkeit  und  des  Vorsu^s,  wei* 
le  eine  Sorte  vor  der  andern  verdient,  so 
sdene  Ansichten  geherrscht,  um  so  mehr  als 
joder  praktische  Arst  die  Erfahrung  öfters 
c  hat,  dafs  dieselbe  Krankheit,  z.  B.  das 
ilfi'eber,  unter  ganz  gleichen  Ums tjln den  bald 
sringem ,  bald  erst  einer  sechs  bis  achtfachen 
;ew&hen  ist.  Es  ist  zwar  nicht  sa  liugnen^ 
I  Ursache  hftrron  auch  bei  ganz  gleich  schei- 

Umstftnden  dennoch  in  ner  IndiyidualitHt 
nken  gelegen  haben  ms^,  aber  zueleich  bin 

Ueberzevgune ,  dafs  die  verschiedene  V\'ir- 
er  China  auch  sehr  häufig  von  der  enge« 
a  Sorte  hergerührt  hat«  Deshalb  findet  man- 
^hl,  dafs  der  eine  Arzt  vorzugsweise  die 
rte,   der  andere   wieder  eine  andere  anwcn- 

•eibst  dafs  Aerzte  bei  verschiedenen  Ki'ank- 
Ulen  je  nach  ihren  Ansichten  über  die  ab- 
aden  Nebenwirkungen  der  verschiedenen  Sor- 
d  die   eine,  bald   die   andere   vorzugsweise 

t  frühem  chemischen  Analysen  konnten  kei- 
hem  Fahrer  abgeben ,  da  bald  dem  einen. 


•I 


—   111   — 

^OBunene  PrQfang  der  Tertchiedenen  Chinaiorten 
«•f  grOtsce  Interesse  fflr  den  Arst  nnd  den  Phtmia» 
c^utea»  auch  dürfte  für  die  fiouniker,  welche  über 
^«  AbfUmmung  der  Terschiedcnen  Chinarinden  im- 
Uter  noch  nicht  einig  sind ,  die  yei^leichende  Ue- 
betfichc  des  Herrn  Med.  Assessor  Michaelis  wi.cli- 
tiee  Fingerseice  enthalten.  Es  ist  blofs  der  Be- 
säeidonheit  des  Herrn  Michaelis  suzaschreiben, 
dils  er  Toa  seinen  Versochen  nur  das  Resultat  gibt, 
und  lieh  nich  auf  Discussionen  über  die  neuerdines 
ron  namhaften  Gelehrten  bekannt  gemachten  Mei- 
aangen  Aber  die  China  nnd  ihre  Abstammungen, 
tiBgelassen  hat»  ich  bin  iedoch  der  Ueberseugung, 
daÜs  aneh  das  blofie  Resnftat  zur  Berichtigung  irri- 
evr  Meinunjgen  unter  den  Streitenden  wesentlich 
btitngfa  wird4  Roloff. 


Ich  habe  nunmehr  die  ganze  Reihe  mit  Sorf^- 
falt  angestellter  Versuche  über  den  Cinchonin  •  nnd 
Chinin -Gehalt  der  rerschiedenen  Chinasorten  been- 
det,  nnd  theile  Ihnen  das  Resultat  derselben  mit, 
inden  diese  Versuche  Tielleicht  etwas  dazu  beitra- 
gen»  die  Meinungen  über  die  Abstammungen  der 
rerschifldanen  Chinasorten  zu  berichtigen. 

Dem  mdrhantilischen  Sprachgebranche  gemäfs, 
giabt  ei  rothe,  braune,  Könies-  nnd  gelbe  Cbina- 
rmdeiiy  und  habe  ich  Ton  je^er  dieser  Arten  eine 
oder  mehrere  eine  Untersuchung  auf  ihren  Gehalt 
an  Chinin  nnd  Cinehortin  durch  Behandln ng  mit 
Salssinrc  •  Aetzkalk  «nd  Alkohol »  und  allmäbliges 
Verdampfen  der  alkoholischen  Flüssigkeit  unter* 
^rovfen,  «m  durch  letzteres  die  Trennung  beider 
Alealoide  durch  die  Krystallisation.  au  bewiäen. 

St  hat  hierbei  gegeben  i  Pfund 

C&iius  rubra  a  3  Rthlr. 
Cimikonin  32  Gr.,  Chinin  64  Gr.,  Summt  g6  Gran. 

China  lo»a  a  ^  Rthlr. 

Cinehonin   18  Gr.,   Chinin  8  Gr. 9   Summa  26  Gran. 

China  fMtsca,  Kronenent ,  a  3|  Rthlr. 

Cinekanin  o  Gr.,    dhinin  73  Gr.,   Summa  70  Gran. 

China  fusca  superfein  Huanueo  k  5  Rthlr. 

Cinäkonin  5o  Gr.,  Chinin  33  Gr.,  Summa  83  Gran, 


-.    113    — 

I 

mu^iWeiid  die  China  regia  Ssütn  ärztlichen 
lache  ^empfiolilty  so  wie  sieh  auch  die  Bache 
deckte  China  regia  zur  Dirstelluxig  des\Chinins 
ssten  eignet«  (Diefs  hat  auch  mich  die  Erfärung 
ieher  gelehrt,  China  regia  (aber  nicht  die  ge- 
liche  Jlava)  wirkt  gerade  noch  einmal  so  stark 
e  C  J'usea*      d,  H,) 


3. 

Uen'Treufsitcher  Aerzte  aus  den  tti»rteljährigeH 
Sanitätsberichten^ 

(Forttetzuiig.) 

ehertragung  eontagiöser  Stoffe  vbii  Ttiieren  auf 
hen,  —  Pj  li. y  eine  42  Jahr  alte,  ohnweifc 
nwerder  wohnende  JLätidfrau,  fräste  mich  den 
las  yor.  Jahres «    wegen    Halsscnm erzen ,   an 

sie  seit  3  Tagen  leide,  um  Räth.  Ich  fand 
Tonsillen  und^  die ..  Uvula  stark  entzündet. 
r  konnte  ich  nicht  bemerken,  und  der  Pult 
otmah  t)a  2ur  damaligen  2eit  katarrhalische 
all  häufig  Torkamen,  so  kielt  ich  auch  diese 
heit  dafür,  und  verordnete  tieilmittel  dieses 
it  angemessen.  Den  14*  Jul.  kam  diese  Fraii 
r  %a,  mir,  die  Halsentzündung  vir  gänzlick 
en^  sie  erzälilte  aber,  dafs  sie  seit  3  l^agexi 
ftiges  Brennen  über  den  ganzen  Körper  irerf 
nna  einen  Ausschlag  bekommen  hätte.  Bei 
btersnchung  fand  ich  dexl  ganzen  Körper  mit 
irkclrnnden^  dunkelrothen  Flecken  oesetzt* 
rröfse  dieser  Flecken  war  verschieden«  Di« 
n  hatten  die  Gröfse  einer  tiiiise,  andere  Wa« 
was  kleiner.  Die  dazwischen  liegende  Haut 
ickt  entzündet,  und  hatte  ein  natürliches  An« 

Am  stärksten  waren  die  Lendeii,  Brust  und 
Sittremitäten  mit^  diesen  Flecken  besetzt.  Ich 
|;eitehen,  dafs  mic}}  der  Anblick  dieses  Aus« 
SS  in  Verlegenheit  setzte.  In  meiner  ^Sjäh« 
I^raxis  ist  mir  kein  ähnlicher  vorgekommen^ 
Muffte  ich  mich  nicht  zu  entsinnen,  über  eintf 
be  Kranklieitfform  etwas  gelesen  zu  haben« 
»isten  schien  diese  Krankheitsform  noch  Aehn- 
it    mit  dem  Morhus  haemorrhag.  Pf^erlhoffii 

rn.LYlH.B«4i8t.  H 


-   iu   - 

ind  dcf  gute  ebeliche  VerbKltnifs  dietar  Leiil«  s«it 
ielen  Janren  kannte »  «o  konnte  kein  Verdacht  oU 
ter  sypfailitiichen  Urtache  Statt  finden.  Ich  er^ 
iundigte  mich  sorgfältig»  ob  etwA  eine  fremde  Per» 
on  in  ihrem  Htute  ant^enommen  wDrden,  ob  •!• 
Ito  Betten  oder  Kleidungsitftcke  gekauft  hftttrap 
bar  alle  diese  'Frftgea  wurden  remeint«  Endlich 
rkundigte  ich  mich  auch»  ob  die  Pferde  im  FiQh« 
ihr  —  wie  bei  vielen  andern  «r  ^^  Rlude  eebabc 
litten  p  worauf  der  Mann  ^  folgendei  erwiedertci : 
Swei  seiner  Pferde  hjbtten  im  Monat  April  ▼.  J* 
uerfC  sehr  böse  Augen  gehabt,  nachher  wiren  sia 
ehr  matt  und  schorSet  geworden.  Ein  benachbar« 
er  Landmann  Labe  ihm  ein  Wasser  gegeben »  um 
en  Pferden  damit  die  Augen  su  waschen »  .und  di« 
cborfigen  Stellen  habe  er  geratheui  mit  einer  Ta* 
aolis  •  Abkoefanng  einigemal  des  Tages  su  wasohen* 
la  deir  Mann  die  meiste  Zeit  aufser  dem  Hause  be» 
shiftigt  ist|  10  hat  seine  Frau  die  Behandlung  der 
ferda  ftbernehmen  müssen.  Nach  dieser  Entdetikung 
r^r  es  mir  keinen  Augenblick  kweifelhaft^  dafs  dia 
jrankkeit  iti  Pferde  die  R&uda  war»  dia  Frau  un* 
littalbsr  durek  die  Pferde ,  der  Mann  und  dia 
*ocliur  aber  walirscheinlicti  durch  die  Frau  enge* 
reckt  worden  waren.  Ich  liefs  alle  3  Kranken  Mor» 
ene  und  Abends  anfinglieh  mit  einer  schwachen^ 
ann  immer  stärkeren  Auflösung  des  Sublimats  ws» 
shaup  und  nach  4  Wochen  waren  sia  s&mmtlich 
sliailt»    Sia  befinden  sich  jetzt  vollkomifien  wohl, 

Dcfs  die  Räude  von  l*hl«'i^#n  auf  Menschen  Oberw 

aan.  werden  könne ,  hat  auch  der  Medic.  Rath 
faea«  M»mer  im  tiufeland^Kchen  Journale  be-> 
karkf,  ob  aber  die  Krankheit  leder  Zeit>  wie  im 
otliamaden  Falle,  jnit  Torhefgnietiden  Halsschmer* 
an  md  tirkelrunden,  dunk«Irotheni  Flecken  er- 
BkaiMy  verdient»  wie  ich  glaube »  die  Aufmerk» 
niikeit  tt  einer  Herren  Aftitsgenoisen,  (Vom  Med. 
latli  I^.  Rtichenau  EU  MäricAf^erder)» 

M^Üunz  0iner  voUkonimen§n  j#mciirO/(f .  •—  Da 
I  unter  aie  seltenen  Fälle  gehört«  dafs  ein  voU- 
ommner  schwataer  Staer  gtficliliav  geheilt  wird» 
y  verdient  folgender  Fall  aufbewahrt  lu  werden» 
in  junger  Schäfer  wurde  dureb  ein  Gewitter  vOl* 
Lg   durohnftfst»   und   schlief   die    darauf  folgend« 

H2 


—       117       -m 
#. 

Jktedieinische  Vorlesungen  auf  der  fJninersUat  Berlin 

im  Sirmmer  1324. 

'  Mediciniseho  Encyklopadie  und  Methodologiß 
lebrt  Hr.  Prof.  Rudolphi  Mittw*  und  Sonnab.  ypn 
^—9  Uhr 'öfFentl. 

Osteologie  lehrt  Hr*  Prof«  Knape  Mont.^  Die^st,^ 
Donnersc.  und  Freit,  von  12  —  1  ULn 

Angiölogie  i^nd  Neurologien  Hr.  Dr,  Schlemm 
Mittw.  und  Sonnab.  von  i2<r-i  Uhr. 

Vergleichende  Anatomien  J^V*  Prof.  Rudolphi 
Monc,  X)ienst.,  Donnartc.  und  Freit,  von  8 — 9  Ulu. 

Psysioloßie,  Ders.  täglicli  von  9 — 10  \5hr. 

Vergleichende  Physiologie^  Hr,  Prof.  Korket^ 
täglich  von  11  —  1  Uhr. 

Dia  Lehre  von  den  Arznei  gewachsen  tt^gl^  Hr. 
Prof.  Link  Donnerst.,  freit,  und  Son^iab*  VQny  — 8 
Uhr  besondera  vor. 

Allgemeine  und  pharmaceutischa  Chemie  nach  den 
ncneaten Entdeckungen  9  nach  Anleitung  seineaJLehrr 
bnchaa  der  theoretischen  Chemie  (Bert.  1^22.)^  lehrt 
Hrf  Dr.  Schuharth  in  6  3tun4on, 

Materia  medica,  Hr.  Prof.  Osann  nach  Hufe-, 
landa  Conspectus  materiae  medicae  wöchentlich  techs- 
fnal  von  5-^6  Uhr.* 

ToTcikologie ,  oder  die  Lehre  von  dan  Giften« 
trigt  Hr.  Prof.  Link  Mont,  und  Diantiv  von  12  —  i 
Uhr  öffentlich  vor. 

Die  gesammte  Giftlehre,  oder  die  Kenntnifa  der 
KatnT  und  WirKuneen  der  Gifte ,  der  Auffindung 
daraalban  im  Organismua  and  der  Gegengifte ,  mit 
vielan  Versuchen  an  Tliioren,  Hr.  Dr.  Sc%Mhafthin 
5  Stunden  wöchentlich. 

Das  Formulare,  Hr.  Prof.  Knape,  Mont.»  DMnirj 
vnd  Donnerst,  von  11  — 12  Uhr. 

Pathologie,  lehrt  Hr.  Prof.  Hufeland  d.  j,  MittW. 
lind  Sonnab.  von  9  — 11  Uhr  öfiEentlich. 

Allgemeine  Pathologie  ^  Hr.  Prof.  Reich  viermal 
wöchentlich. 

Dieselbe^  Hr.  Dr.  Bohr,  viermal  wöchentlich. 

Dieielhcy  Hr.  Dr.  Eck,  Mont.,  Dienst.«  Don« 
nerat.  und  Freit,  von  4  —  5  Uhr. 

Specielle  Pathologie,  Hr»  Pjrof»  Uom^  fftnisiui 
wöchemUcl»  von  ß-'QÜhr. 


[  g 
I 


—    119    — 

Üebßr  die  Krankheiten  der  Handwerker  wird  Hr. 
Prof.  Osann  zweimal  wöchentlich  öil^ntlich  lesen* 

Die  Akiurgie  lehrt  Hr.  Prof.  Rust^  in  Vereini- 
ung  mit  Hrn,  Prof.  Kluge,  Mont. .  Dienst,  und 
littw*  TOn  6-^8  Uhr.  Die  mit  diesen  Torlesun« 
en  in  Verbindung  stehenden  Remonstrationen  und 
itufigien  Uebuneen  an  Lfeiohnamen  werden  nooh 
itt  besonderen  otundea  unter  Leitung  beider  Pro- 
fessoren im  hiesigen  Ghsrite*Krmikenhtuse  gehal- 
ten yrnden. 

Die  Lehre  vom  chirurgischen  Verhandp  trügt  Hr. 
Pn>f.  Kluge  Mittw,  und  Sonnab.  Ton  %o^—\2  Uhryor. 

Die  Akologie  oder  die  Lehre  vom  chirurgischen 
Verbände,  in  verbindang  mit  der  Lehre  von  den 
Verrenkungen  und  Knochenbrücken,  Ilr.  Dr.  Jür?^- 
ken^  Mon^.,  Pi^list,,  Donnerst,  und  Freit,  yon  6-- 
7  ühr. 

Die  praktische  Enthindungskunde  (naeh  seinem 
Lehrbuche,  Nürnberg  1821)»  Hr.  Prof.  von  Sieholdy 
AAittw.  und  Sonnab.  TrQh  von   8  —  9  Uhr  ÖfFentlich, 

Die  Gehurtshülfe ,  Hr.  Prof.  Klüse,  Mittw.  und 
Sonnab.  Ton  3-^B  Uhr.  Pie  zu  aen  geburtshfilf» 
liehen  Vorträgen  gehörenden  Naohweisungen  und 
Uebungen  werden  in  besonderen  Stunden  statt  finden. 

Den  theoretischen  und  praktischen  Theil  der  Ce^ 
hurtshülfe,  Hr.  Dr.  Friedländer ^  Mont«,  Mittw.  und 
Sonnab,  von  2—3  UJir. 

Zu  einem  Kursus  der  Uebungen  im  Untersuchen 
and  in  den  gehurtshülflichen  Manual  -  und  InstrU" 
mental- Operationen  am  Fofitome  erbietet  sich  Hr* 
Prof.  V,  Siebold  Mont.,  Dienst.,  Donnerst,  und  Freie, 
Ton  4—^5  Uhr. 

Die  Anleitung  zur  ärztliehen  Klinik  in  dem  Hrst- 
lichen  klinischen  Institute  der  Universität y  giebt 
Hr.  Prof.  Berendt  täglich  vo  II  — X  Uhr, 

Die  medicinitch^  chirurgischen  Uebungen  im  KÖ- 
nigl.  poliklinischen  Institute  leitet  Hr.  Prof.  Hufe* 
land  i.  ä,  täelick  von  1  —  2  Uhr^  mit  UnterstAtsung 
der  Herren  Usann  und  Busse, 

Die  Klinik  der  Chirurgie  und  Augenheilkunde 
im  Köniel.  klinischen  chirurgischen  Institute  leitet 
Hr.  Pror  Gräfe  täglich  von  2. — 3  Uhr. 

Die  Klinik  der  Chirurgie  und  Augenheilkunde 
wird  Hr.  Prof.  Rust  wöchentlich  fünfmal  von  Q^-^  soi 
Uhr  im  Königl.  chirurgischen  und  Ophthalmiatrie 
icUen  Klinikum  des  Chixite-KrtakenlMUScs  ieiMn, 


-     121     — 
5. 

Uebtrsieht des  allgemeinen  Gesundheitszustandes  Inder 
Preuf tischen  IV[onarchie  vom  JVTonat  Februar, 

L  Ost-preufsen,  —  Königsbergs  Die  natür- 
lichen und  die  Wind-Foclien  zeigen  tiöh  im  Ein- 
seinen  noch  fortwährend ,  und  dieie  so  wie  die 
Masern  haben  besonders  bei  den  Kindiern  eher  zu* 
als  abgenommen,  daher ,  namentlich  in  Königsberg, 
Zvrangsimp fangen  eingetreten  sind.  Der  herrschen. 
de  Krankheits-Karakter  war.,  wie  im  vorigen  Mo- 
nate, katarrhalisch,  rheumatisch  und  entzündlich  in 
der  Brust  und  im  Halse ,  dabei  ist  aber  die  Sterb- 
lichheit  nicht  aus  den  gewöhnlichen  Gränzen  ge- 
wichen* —r  Gumhinnen,  In  dem  Pillkallenschen 
nnd  Stallupönenschen  Xreisc  haben  die  Menschen  ^ 
Pocken  noch  nicht  gänzlich  aufgehört,  und  es  wird 
mit  Befolgung  der  angeordneten  polizeilich -^ledi* 
ciniflchen  Mafsregeln  fortgefahren.  Dagegen  ist 
diese  Xrankheit  im  Qoldapper,  Heidehruger  und 
Gambinner  Kreise  völlig  gehoben. 

IL  Wtstjtreufsen»  —  DaTizig»  Von  herr« 
sehenden  bösartigen  Krankheiten  ist  nichts  zu  hö^ 
ren,  und  die  Sterblichkeit  ist  nicht  aufsereewöhn- 
lieh*  --«  IVlarieniv erder.  Wahrscheinlich  in  Folge 
der  ungewöhnlich  milden,  trüben,  und  meliren- 
tbeils  buchten  Wittierung  ist  der  Gesundheitszu- 
stand der  Menschen  im  Allgemeinen  weit  weniger 
günstig  geblieben ,  als  er  in  den  früheren  MouAtex). 
"war.  £s  sind  nicht  nur  mehr  Menschen  an  rheu- 
matisch -  Iiatarrhalischou  Krankheiten  vornehmlich 
erkrankt,  sondern  die  Krankheiten  wurden  über- 
haupt auch  leicht  nervös.  In  der  Stadt  Löhau  und 
Umgegend  sind  die  Menschenpocken  ausgebrochen, 
wiewotil  sie  sich  nicht  weiter  verbreite^  haben. 

m.  Brandenburgs  —  Potsdam*  Scharlach- 
fieber j  katarrhalische  Brnstlieber  mit  heftigem  Hu- 
nten, gallichte  Nerveniieber  und  rheumatische  Ent- 
|iflndungen  der  Ohren,  Augen  und  Bru^t  herrsch- 
ten sieiplich  allgemein ,  und  yorzüglich  litten  dip 
jUnder  am  Keuchhusten,  Masern,  Rötbein  und  Frie- 
sei -Ausschlägen.  In  Witutock,  wo  ein  aus  Kopoi|. 
Jiagen  eingewandertex  Tischlergesell,  wie  im  voir- 
.liiOliatlichefL  Bericht  pr^älmt  forden,   an  ^Pfi  ntf- 


—    123    — 

die  feuchte  und  neblicLte  Witterung;  als  Haupt  • 
Ursache  angegeben  wird.  Im  Allgemeinen  ^var  je- 
dooU  die  $te»Uchkeit  nicht  gröfser  als  gewöhnlich. 

V.    Schlesien,   —    Breslau^     Der  in   hiesiger 
Stadt    beobachtete^    allgemeine    Krankheits  -  Karakter 
WAT   katarrlulisch  -  rheumatisch  -  entzündlicli.     Am 
häufigsten   erschienen  Fieber  mit  diesem    Karakter, 
und  mannigfach  modifizirte   entzfindliche  Krankhei* 
ten«     In    der  letzten    Hälfce  des    Monats  seigte  sich 
die  Rose   bei  Erwachsenen  und  Kindern.     An  Eng- 
brüstigkeit, und    Brustbeklemmung   litten   mehrere 
alte   und   junge   Personen.     Unter  den  Kindern  wa- 
ven  die   Schaafpoclien  und  Hötheln  sehr  verbreirei. 
Auch    seigte  .  sich    die    häutige    Bräune   mehrmals ; 
seltneTy    und   nur    sporadisch,    der   Scfaarladi.     im 
Strehlener   Kreise   waren   Lungenentsündungen  mit 
Seitenstechen ,  katarrhalischer  Husten    und   Durch- 
fall sehr  h&ufigy   und  bei  vielen  Kranken  mit  einer 
ungewöhnlich  traurigen  Gemüthsstimmung  verbuii» 
den.     Zu  MellendorfT,   Keichenbacher  Kreises ,  ^  la^; 
der  Förster  nebst  seinen  %  Kindern  am  Typhus  dar- 
nieder«   Die  Kranken   sind  auf  dem  Wege  der  Ge- 
nesung,  und   die   Krankheit  hat  sich   nicht  weiter 
verbreitet.    Dies  ist  auch  der  Fall  zu  Neu-Schliesa, 
Bresjauer  Kreises ,  gewesen ,    wo    ein  Dienstjunge 
am   Typhus   erkrankte.     Das  Nervenfieber  erschien 
im    Oelsner  Kreise  häufig    mit  katarrhalischen  AT* 
fektionen.     Ein  Kranker   starb    davon  su   Militfch, 
und  einer  su  Lulau.    Auch  su  Wilckan,   Neumark- 
ter  Heises ,  war  in  2  Häusern  ein  hitziges  nervöses 
Fieber   ausgebrochen.     Scharlachfieber  und  Masern 

fingen»  diese  vorzüglich  im  Trebnitzer,  Steinauer, 
rieeer«   Oelsner  und  Wartenberger  Kreise,   jenes 
in  WohUu  f  so  wie  im  dortigen  Schweidnitzer  und 
Fraskensteiner  Kreise  herum.    —     Lie^nitZf    Aufser 
Anginen   und  Krankheiten    der  Jahreszeit  war  von 
Kurrenten  Uebeln  wenig  zu  bemerken.    Der  Typhuf 
in    den   Dörfern   des   Schünauer    Kreises  läfst   sehr 
nschy  hat   sich   aber   in^  der  Stadt  Schönau  auf  ein 
Paar  Individuen    verbreitet.      Im    Dorfe    Reibnits, 
Hirsehberger  Kreises ,    ist   der  Typhus  aus  dem  an- 
gesteckten    Hause     auch    in    andere    übergegangen. 
Auch   im  Dorfo  Guhlau ,    Glogauer  Kreises,  ist  der 
Typhus  zum   Vorschein  gekommen,   es  ist  deshalb 
da«  BaucrgehöfiCy  wo  es  auegchiochenf  unter  Sperrt 


—    125    — 

lebeT  zeigt  sichy  jedoch  nicht  bösartige  Lio 
da  unter  den  Kindern» 

VTII.  Sachsen»  —  JVTagdehurg*  Die  JlnzaLl 
tdrankeu  war  zwar  erheblicher  als  im  Monat 
ar.  eine  ungewöhnliclio  Sierblichkeit  der  Mcxi- 
a.  fand  aber  nicht  statt.  Der  Karakter  der  Krank- 
n  war  rheumatisch -gastrisch,  mit  einer  sehr 
[landen  Neigung  zur  nervösen  Schwäche  im 
rcn  Verlauf  der  Krankheit.  An  einigen  Orten 
£r«  Kalbe,  sind  die  Röthein  unter  den  Kindern 
sbrochon  ,  auch  hat  sich  hie  und  da  das  Schar« 
ieber  gezeigt.  —  Merseburg,  Katarrh alisclic 
rheumatische  Beschwerden,  BrustJeiden  und 
sntzQndungen ,  sind  in  dem  Monat  Februar  die 
»hnlichen  Krankheiten  gewesen.  Unter  deu 
ern  haben  in  einigen  Gegenden  fortdauernd 
Iffasem  geherrscht.  —  Erfurt.  Krankheiten  ha- 
be! der  gelinden  veränderlichen  Witterung  in 
deutender  Masse  zugenommen,  und  treJFen  be- 
Bif  Kinder,  Personen,  welche  eine  schwacii«» 
C  haben,  und  die  zu  Schlagflassen  geneigten, 
iicn  ist  die  Sterblichkeit  nicht  viel  stärker  als 
liulicb* 

iTIII.  PT^estphalen,  —  Münster.  An  cini- 
Orten  der  Kreise  MQnster,  Teklenbnrg,  Slcin- 
niid  Kösfeld  hatte  sich  das  Schar] achfieber  noch 
IT- nicht  verloren,  auch  herrschten  in  dtn  er« 
s  beiden  Kreisen  noch  die  Masern  unter  den 
Brn.  Zu  Seppenrade  im  LOdinghauser  Kreise, 
I  viele  Menschen  am  Nervenfieber  erkrankt. 
Stcdtlohn  im  Ahauier  Kreise,  starben  nnge«- 
ilieh  viel  alte  und  schwiehliche  Versoneu  an, 
ervOsen  Zufällen  begleiteten.  Katarrhal  fiebern.  — 
ieu»  Die  im  vormonatlichen  Bericht  eiwahn- 
mtteckenden  Krankheiten  ,  Laben  grölst enth^filfl 
»hört,  oder  bestehen  doch  nur  in  einzelnen  f'a- 
m  ohAe  bedeutende  Verbreitung.  Hin  zu  Kvei* 
*y  Kreis  Bielefeld,  ausgebroch^'nes  galliges  Ntr- 
•ber,  hat  anfas^s  einige  Bee'^rgnibs«!:  erregt, 
mehrere  Perion^en  weggtrafJt,  ist  aber  J«tct 
1  in  Abnahme  be^il::er..  in  den  Kantors  Kirch- 
len  nnd  Lippspnnee  Lraiiken  viel«  Ksbder  «n 
n  bösartigen  StickEust^n.  —  ^rmh^ry.  I^er 
Bdheitjzustand  der  Mcnfihen  hat  aich  abcL  im 
\t  Februar   ieLr  gut  ei halten»   und  iat  äumk 


B 


W 


Dllbl., : 


gehr,  HimmEl,  Ruif, 
-■='■    J\«g™. 

iahC  'nuna'.,  BcEcn 
I,  tteniliBlL  " 

i,  Beieiu 

i,  Sniritblicks. 


irkcr  Stil. 


embl..  Wind. 

Üb,  nebltcE. 
-iil,,  ucblioh. 
rri-jb,  Bcgeo. 

;cbi-oc)iTieT  Himmel. 
iCuTiihJUke. 
^oniiciiM.,  Wiiia. 
:rülj,  Wiiid. 

r"ib,  Stiirm, 

ri'ib.  Wind,  Auen. 
iuaiieatcli.,  Wiiid. 
Rugea^  Slembl.,  Elann, 
triirniiich,  Schnee. 
■~— enbl..  Wind, 

.Schue.,  Hegen. 


.r„ieubl„  .rfinÄich. 
luia,  I\GEen,  Maget. 
iirm,  SofiheL-eeilobeT. 
..;ib,  Hegen. 
MoiidbUcke. 
:lwaj  Schnee,  Froi(. 
riih,  Tb >u netler. 
tiib.  Frost, 
Tüh,  Froit,  Sehnte«. 
Tüb,  Schnee,  Thuiwralter, 
[tib,  ThuiwetlCT. 
[iib,  ThanweimK 
.Tüh,  Thuiw<.-it.:r. 
Muuilichein,  V>~ollt,cir. 


I    «ab.  Wind- 
,    SoiHiKiiblicfee,- 
,    Mundichein,  Fiost.^ 
gclicocliiier,  Hlmmäli  Fioid 

:i1)',  SohiieegekriimlB. 

.iiopnblicke,  Frost. 
S.m.l«nbl.,  otWM  Sclui», 
MD.iiläCliel.l,  Fro«, 
hell,  »Mtkoc  Frost.      . 

V  SanHOiibhcko,  Froit. 

V  Siornblicke,  Tcott.      ■ 


Vieiti 


•7     S*4 


:rnb,  Thauwettci^. 

triib,  Sclineo,  TtiDd,' 
■rilb,  Schuae,  fiegeiu 
iriib,  Sclineo,  Hegen, 
tri'ib,  Hssea,  ficheo. 


riib,  Frost.  ■  .     , 

,    mib,  H<:if.  «[«rkor  Fmki 
f  Suiiueiiichoiq,  Fro«. 
Siutubtickci  Frost. 
iri'ib,  Sounonblicke. 
''i'j't^t.  5DiiuenbliGk*> 
riib,  Froit,  Sohn». 
riib,  Tb  111  wettet. 
[üb,  Suuuenbl. 
riib.  ^^^  e(t;;bBr 

unn'cnbffikf^'ae^ 


W     8i  j 


^     —     129    — 

Lohen  Milde.  Der  xste  Übettraf  an  W&nne  mchc 
iir  «lle  T»ge  seit  dem  i2.  October,  sondern  auch 
iele  Sommertage«  ^  Dabei  war  es  aber  sehr  8tür,i« 
Disch,  cf  fiel  täglich  Regen ^  und  seit  dem  loten 
ucli  öfters  Schnee.^  In  der  zweiten  Hälfte  des  Mo' 
Jits  trat  leichter,  nicht  anhaltender  l^rost  ein^  auch 
lel  seit  dem  ]4ten  mehr  Schnee  als  Reeen,  dei^ 
L6te  hatte  starken  Nebel.  Vom  fiftsten  bis  25stcn 
keinen  Frost,  und  am  2tQüten  gins  es  Töllig  kuf^ 
ItUeb  auch  Ibis  Ende  des  Monats  sehr  gelinde.  Det 
Soite  war  ein  angenehmer  und  ziemlich  warmer 
l'ig.    Der  herrschende  Wind  war  Südwest,     . 

Der  Himmel  war  4  Tage  sonnig,  la  TAge  trttb. 
^5 Tage  gebroclien.  Regen  fiel  i3  mal,  einmal  Ha- 
I«,  lo  mal  Sohn«e-  VVindtage  waren  12;  Ton  wel« 
Aen  10  ttfirmisch.  Nebel  war  ein  mal.  Der  Was« 
miieder5chlag  betrug  2  Zoll  5-I  Linieh. 

Der  Tempesatur  nach  gab  es  5  gelinde  and  7 
^oituge,  so  wie  19  Tage  Thanwetteri  von  wel<« 
W  6  Nachtfröste  brachten. 

Dec  Befohiffi^iihoit  der  JLufc  paok  i^area  3i  Tag« 
^ucht« 

'  Der  Stand    des    ßarometsri  wat    mäfsig  hoch 
ti  bf ständig.     Unter  9^  Beobachtungen  stand   et 
I  mal  njaier,  und  34  mal  auf  und  Ober  fi8'^ 
er  höchste  8und  d.  8ten  28''  4|^^0 
•r  niedirigste   den  i3ten  27^^  6''^>Untersöh;  10}  L» 
er  mittlere  ,    .    •    ♦     ü?"  ia|"0 
Das  Thermometer  stand  unter  93  Beobachtungen 
^  md.  Bwischen  4|^ —  und  o,  64  ^;im1  «waschen  O' 
id  5-^t  10  n»l  zwischen  5  und  10-^,  9  mal  swi* 
hen  loj^  bnd  ii^-h 
er  höcbate  Stand  d.  isten  11}+  ) 
er  niedrigste     d«  20sten  4|— .  >  Unterschied  16^« 

>cx  mittler^ &  +  ) 

Das  Hygrometer  stand 
n  feuchtesten   den     aten    gö^  1 
n  trockensten  den    5ten    tn^  >  Ufitetschied  31* 
emittiere  Stand  8a^) 

g3  Beobachtungen  des  TVintles  gaben  folgende» 
Bsnltats  3  mal  wehte  Ost,  3  mal  Nordwest ,  7  ilial 
Idostf  S^n^^Wcst,  iomalSud>  und  GomalSadwest« 


lourn,  LVIll.  B.4.  St« 


—    131    — 

Von  den  45  gesecrhesten  mnMz€h  gehcmen  Kin* 
dem  waten  So  in  cnten »  1 1  im  zweiten ,  3  im  Tiftr» 
teil,  1  im  fjnnfmi,  E\fnraig«Movb^i  ■«■  Schwt» 
ch«  1 ,  beim  Zahnen  3,  unter  RrmmpFcn  94^  an  Slick« 
hasten  A«  an  Masern  1»  am  £nuflndungs£eb«r  i, 
en  4er  Absckmng  10  >  an  der  Brlnne  i,  todigtbo« 
Ten  iraren  s. 

Yon  den  3io  Gestorbenen  Siber  10  Jahren  iraren 
8  Ton  10  bis  i5»  10  tou  15  bis  ao»  36  von  ao  bis  So« 
4i  TOA  So  bia  40»  51  von  40  bis  5o,  58  Ton  5o  bis  60» 
51  Ton  60  bis  70»  40  Ton  70  bis  89»  >>  Ton  Qo  bis  go» 
1  Ton  90  bis  100  AiEren^  Die  Sterblichkeit  in  die» 
sen  Jaluren  bat  sieil  in  Vergleich  sum  vorigen  Mo« 
aat  ebenfall f  Tenncihrc» 

ÜngtucksfaUe.  Im  Volhsgedrlnge  wurden  eiw 
drftehK>  U>  Aänner,  9  Frauen ,- 1  KnA>e  ft  Mldobea* 
Beim  Bau  Terfanglflökt  a  M&nner,  a  M&nner  sind 
CTtmnkü'»  i'Frau  im  Kohlendampf  erstickt. 

^elhsHHöwdiri  4  M&nntr  hibcn  lidk-erhUigti. 


Die  ia   dijeaem  Moi\at  herrschend    feweientn 
KrtmUi*^'^  hatten  dein  katarchaÜfoh-rheuapiatiscbtn 
Chmhter,  mit.  einer  stärkern  neryqaept.els  eatattnd* 
Ijehen  Grondli^  beihehiltexi ,  &ohnup(en,  Husten» 
rhemaatuoh-|^bi4scke  Sohmeneti;  AAUonti^aiicInn- 
«en  derselben  Art^  falsche  Bri\stentsflndiuigea  wa- 
nn die  ▼erbieitetsten!  Uebell    Dabei  war  aber  eine 
einke  Aufregung  Im  BlaUji^temp  üni  GonEfstio» 
nach  d^tt  Kopf  bei' Mäni\ern9  üod  nsch  den  Becken 
fceiWeibem  nicht;  zu  TeTkenneii*     Bei  erstem  tra- 
ten h&«fig  tOdtende  Apoplexien   ein ,  besonders  bei 
JUupiorrboidarien  9  und  bei  lostern  zeigten  sich  be- 
toilders  Anomalien  in  der  Menstruation ,  BluiflAsse 
nnd  wiederkehrende  Menses  in  den  kritischen  Jahren 
nach  lingerem  Ausbleiben.    In  allen  JLeiden  sprach 
sieh  mehr  Congestion  als  Inllsmmation  aus.  Unter  den 
Kindern  herrschten  Masern,  Stickhusten  und  Schsr- 
lachfieber,   fast  in   gleicher   nicht  bedeutender  Ver- 
breitnng.    Wechselfieber  wurden  nicht  beobaebiel. 
Die« Zahl  der  Kranken  hat^  sich  in  jeglichen   Aller 
nnd  Geschlecht  in  Vergleich  zum  Torigeu  MuMtte 
Termebrt. 


1 2 


—     133    — 

-2){>  Bibliothek  tl.  pr.  Heilkunde  April  iS^i  miihSlti 

•   1^  olfff  Beobachtung  einer  chronischen  Ent^in^  .. 
^ttng  des  Auckenmarkes ,  nibst  Bemerkungen* 

ttrz0    litterarische    jinzeigcv^ 

l^is  K.  Pretifs.  Medicitfol' Verfassung,  von  F.  £.. 

jiugustiu^    Dritter '  Band» 
^m  JE.  fVetzler,    die  Gesundbrunnen   im  Qberr 

mainkreise, 
AuteurietK  Üehersiekt  über  die  Volkshtunkhcite» 

in  Oröfehrittannien, 
Am  VF*  böhm,  über  das  Scharlachfiebee* 
Die  Seehade\  Anstalt  zu  Zqppat  hei  Danzig* 

ka4^niische     Schriften     der'  ünioersitä^ 
zu  Berlin\ 

F.  G.  Ooedeke  de  Dissolutione  Fentrieuli. 
CA*  Gm  .T.  Hilhertde  Gravidarum  JR.egimia$f 
P.  Cm  Fm  Doering  Quaedam  circa  Aneurysmatum 

pßthogeniam* 
C  A^  F,  Ollenroth  d&  Angina  Pectoris. 
C  F*  0>  WeSktphul  de  Spmnß,  Son^nig  et  /ti« 

sania. 
Fm  Roeser.de  Dyeenteria, 
/•  Fm  Zimmermann  de  Morho  eoeruieCm 
Hm  F.  F.  G.  Fährböter  de  ExercitatiQne  $t  Os' 

ttationem 
Fm  Am  Ernest  de  IVfedieamentii  infehribut  intir* 

miteentibue  Cortici  Chinae  suhstitutiSm 
Cm  Fm  Hofmann  de  perieulasa  systematum  theQm 

rstieorum  usu  in  Medicina, 
Sm  h  Filehne  de.  acidi  carhonici  usu  medico* 

oJrnmlistik  und   Correspondenzm 

Frankreielu    Physiologie.  —  UosoUgfe,  ^m  Th$* 
rapie  und  Materia  Medica.  — •  Chiwgie* 

i/dK  arschicneuo  Sehrift&ni     .'^ 

m 

Frankreich*  * 


Litterärischer  Aiizeigeri 


Dr,  Elias  von  Siehold,  Journal  für  G^httrhk&J/'^, 
Frauenzimmer.  -  und  Kinderkranlüieiten,  IVm  B«n- 
det  drittes  Stück,  ist  i&  eben  ertchiento  uni 
enthält^ 

I.  'Fortsetzung  und  BescMufs  ätik  im  Tenm 
Stack  abgebrochenen  fflnften  Berichts  aber  die  En^ 
bindungiAnslält  der  K6niel.  üniVenität^in  Berlui» 
und  die  damit  in  Verbindung  stehenden  Poliklinilc 
far  GeburtshOlfe^  Frauenzimmer»  und  KinderKrsiÜK-  . 
heiten  u»  s.  vr-,  vom  i.  Norember  i8ifio  bif  Htm 
3i«  December  iS^4f  vom  Herausgeher*- 

II.  Eine  vollkommene  Exstirpatibn  dertcinlid* 
•euy  nicht  pf-oUbirten  Gebärmutter,  verriehtit  ond 
beschrieben  voih  Herausgeher. 

IIL  Ueber  das  Nachgeburtsgeschl&,  Tom  Ereü- 
physikus  Dr.   O.  Seiler  in  Höxter. 

IV.  lieber  die  Gefärsverbinduneen  dies  Matter- 
knchens  bei  vielfachen  Schwangerscnaftisn^  vonM* 
Brächet  zu  Lyon,  a.  d.  Fr.  vom  £)r*  Kelsoh  m  Berlia. 

y.  Beobachtung  einer  durch  ungleiche  Zumid- 
menziehung  der  Geoämintter  sehr  ««shmerigen  ond 
mit  aufserordentlichen  Zufällen  verbnndenea  Bat" 
bindun^y  vom  Dr.  Alphons  Menard,  a.  d.  Fr,  von 
Demselben, 

VL  Vollkommene  Zertheitung  eines  bedencsa^ 
grofsen  Scirrhus  an  der  rechten  Brust,  durch  wie- 
derholte Anwendung  von  Blutigeln,  vom  Dr.  Fs^' 
lot  zu  Namar,   a»  d»  Fr,  'TOn  Demselben^ 

VIL  Literatur. 

i 

Frankfurt  a.  M.  im  April  Franz  Varrentrkff* 

1824. 


Vom 

'^Afaxiit  der  auslandischen  Literatur  der  gesammten 
Seilkunds^  herausgegeben  von  Dr.  G.  H.  Ger- 
son  und  Dr.  N,  H.  Julius.  Hainhurg  bei  Per- 
thes u*  Befserm 

^•t  so   eben  das  ate  Heft  für  1824  (Man  u.  April) 
^Tichienen  und  enthält: 

^igenthümliche  Abhandlungen. 

Mittheilung  Ober  das  gelbe  Fieber.  3te  Forts. 
—      —      üb,  die  morgenUndische  Brechruhrt 
AunXige  ans: 

Lohstein  de  nenro  Sympatfa. 

Geoffroy  St^  Hilaire  Fhilosophia  «natom. 

Wsndt  (in  Kopenhagen)  über  Pocken., 

Erfahrungen  und  Nachrichten, 
23  Artikel. 


Im  Verlage  der  J.  G,  Calve'*%(ih»n  Buchhandlung 
in  Prag  ist  erschienen  und  in  allen  soliden  Buch- 
handlangen  Teutschlands  zu  bekommen: 

Theoretische  Medizin  für  Wundärzte^  als  JLeitfa* 
den,  zu  Vorlesungen  entworfen  von  Franz  pf^  i- 
libald  Nushardy  Doctor  der  Medizin  und  Chi- 
rurgie f  k,  k.  öffentl,  ord»  Professor  der  theoreti- 
schen Medizin  für  Wundärzte  an  der  Universität 
zu  Prag  9  und  Inhaber  der  goldenen  Civil  "Ehren - 
tmd  Verdienstmedaille,    Zweiter  TheiU 

'    Auch  nnter  dem  Titel: 

Grundzuge  der  allgemeinen  Thermie^  ArzneimitteU 
lehre»  Krankendiätetik  und  Receptirkunde  für 
Wundärzte,  Prag  i834.  gr.  Q,  stark  sCJ  Bogen, 
Preis  3  Rthlr. 

Die  doppelte,  lobenswerthe  Tendens  dieses  ge- 
^Cs  sehr  nützlichen  Werkes  macht  es  mit  Tollem 
Reehte  sehr  empfehlungswerth,  indem  der  als  prak- 
tischer Arzt  und  Operateur  rühmlichst  bekennte 
flerr  Verfasser  sich  einerseits  bemühte»  die  Grund« 
BÜgo  der  allgemeinen  Therapie ,  Arsneimittellebce» 


—      4      -^ 

la^t^n  in  der  pharmaceutiscIieA  Schule  in  Pi- 
orilnet  werden.  ^«-    Ueber  das  Ausathmen  und 
Igen  des  Azots  bei  dem  Atliniuxigt-Prosefs,  — 
Bsetxte  Untersuchungen  über   die  WeinsUuren 
er  wandte  Arten ;  von  Herrn  PVitting.  —  Kene 
trungsarc  den   Salpeter- Aether  zu  bereiten.  *— 
fiber  eine  neue  Art  von  Betrugt   die  Verfiel. 
g  der  Chinarinden  betr.  — »  Anwendung  neuer 
ittel  in  der  Therapie.  -—Die  Verfertigung  des 
.eimf   (der  Hauscnblase)    und    des   Kawiars  in 
ind.  — r  Vortheilbafte  Verfahrungs weise,  Fisch« 
und    Leinöl    leicht    trocknend    zu    machen; 
einer  wohlfeilen  Darstcllnngsweise  sehr  nütz- 
Oelanstriche.  — >  HoIzUrnii's^  der  der  Einwir- 
des   siedenden   Was<t<'rs    zu    widerstehen   ver- 
-—   Ueber  das  Aqua- Tofana- Gift.  ^«   Betrach. 
a  über  die  Viill^ane ,  Ton  Gay  JLussae,  7-  U\s- 
if  Tropfbar -flussigwerden  mehrerer  gasartigen 
msen.  —   Neue    elektrisch -magnetische  VVir» 
n  durch   chemische  Action.  — ^  Ueber  die  in 
Idineral  was  Sern   enthaltene  Kohlen  stofFsäure.  — ^ 
lisch- chemische   Abhandlung  fiber   die  Glasup> 
et  Töpfergeschirrs,   von    pyitting,   —    Ueber 
•veituug  des  essigsauren  Bleies  oder  des  Blei- 
n  in   Frankreich.    —     Neu    verbesserter  Fil- 
Lpparat  des  Herrn   Tritton  (mit  Abbildung),  -r- 
Ijan^pfmaschino  zu  pharmaceutischen  und  tech* 
•  chemischen  Operationen.   — ■    Ueber  Aetzam« 
am,   Salpeter,    saures   Silber  und  hydrothion- 
I  Kali  als  Reagentien.   *—    Allgemein  anwend- 
Kitt,  —  Neuer  Kitt  oder  kanstlicher  Stein.  — > 
-  und  Speise -Vorräthe  etc.  vor  Mäusen  zu  be- 
lli. ^^    Ueber  den  chinesischen  Reifs,  die  Cul« 
ind    den  Ertrag    desselben.    —     Bemerkungen 
Pflanzen  aus  Pcrsien  und  Klcinasien,  nach  den 
trien,  die  Olivier  von  seiner  Reise  mhgcbracht 
-^  Beschreibung   der  Fentastoma,    einer  iimteu 
Sandwurin  des  menschlichen  Körpers.  »-«  Neuu 
genauer    bekannt  gewordene  Thiere  und  Fllan- 
«  Beschreibung  einer  neuen  Slektrisxrniaschinu 
Abbildung).  —    Abhandlung  über   «lie  Ursaithp- 
^erschiedenheiten,  welche  iu#n  an  den  Seifun, 
insicht  des    Grades   ihrür  Härte    oder  VV^f'hb 
ihzet   Geruclts    bemeirkt,    und   über  «ine  neue 
»jpe  orgaiiisciier  Filurcn.  —    Auszüge  der  ini;rjrf> 
bgitea    Verhau  dl  ang  (in    und  Au!;zügo  41  ui  dvAl 


—      6      — 

^lien  Flaüp- Staubet;  Ton  Herrn  Prof.  Dohe^in^r. 
^^  Eine  nttarliche  Glahknipe  und  Darstellung  des 
^mmantclien  Grfins  unter  fltmmencler  Verpuffnnf . 
*^üebetdie  Fabrikation  der  Schwefelsäure  in  FranK- 
Yoieh.  —  Von  der  BescliafFenheit  der  ^sogenannten 
Scemeban  im  Opodeldoc;  vom  Herausgeber  des  Ma- 
gnbut  •—  Uober  die  medicinische  Anwendung  der 
Inflösane  des  Potassiuna  •  Cyannr's  (BlaustofF.&ali's) 
ij^tt  der  Blausäure.  —  Bemerkung  der  H.  H.  LaiU 
üt  und  Lorriol  fiber  eine  neue  Verbindung  des 
Queckiilber-Deutjodure  mit  Ammoniak.  —  Litera- 
tur und  Kritik.  —  Cochenille  -  Surrogat.  —  Neue 
Speetee  Blutigel. 

Diese  Zeitschrift  liefert  auf  das  Schnellste,  so- 
iroU  vom  In-  als  Auslände^  jeden  Monat,  die 
leueften  Erfahrungen ,  Entdeckungext  und  Berich- 
i||axigeh  im  Gebiete  der  Pharmaeie  etc.  Von  Ori- 
^a1- Abhandlungen  werden  nur  gediegene  und  be- 
.ehrende  aufgenommen.  Die  interessantesten  y  in 
ind«m  pharmaceutischen  Journalen  bekannt  gemach- 
ten Srmiduxigen,  Verbesserungen  und  neuen  Berei- 
tungsarten der  Arzneimittel  werden  vorerst  im  La- 
bontorium  geprüft ,  und  dann,  nach  Erfund,  ent- 
ired«x  cur  Aufnahme  empfohlen,  oder  dagegen  ge- 
WMxntm  etc«  Der  Jahrgang  von  la  Heften  kostet 
1  fl«  56  hr.  oder  5  Thlr.  sächsisch;  beigegeben  wer- 
ten ^  ohne  Freiserhöhung y  Zeichnungen  und  die 
Portraita  der  berühmten,  jetzt  lebenden  Pharma- 
Beaten,  Chemiker  und  Physiker,  die  allmählig  su 
lineT' Sammlung  anwaehseü  werden,  und  bestimmt; 
dnd,  in  Rahmen  gefafst,  die  Leser  des  Magaiins 
luf  ihrer  Studirstube  bei  jedem  Blicke  an  ihre  fer- 
aen,  theils  unbekannten.  Freunde  su  erinnern. 
DAit  dem  Oktober -Heft  wurden  die  Portraits  von 
Cüviiar  und  Davy  geliefert.  Alle  Buchhandlungen 
nehmen  hierauf  fcu  jeder  Zeit  Bestellungen  an;  plan- 

E«Bäbe  Beiträge  werden  dankbar  aufgenommen  und 
oaomc* 


Nachstehende  Schriften   sind  so  eben  bei  Leo* 
pold  Vofs    in  Leipzig    erschienen: 

Untersuchungen    über    die    Erweichung    des   Gehirns^ 
tmgUi€h    eine     Unterscheidung   der    verschiedenen 


w^      7       -^ 

JC/ankhßiten  dieses  Organs .  durch  ehatakJtmi^Si 
Zeichen  beabsichtigend ;  vom'  Prof*  Lean  ^  ^ 
stan^  ArzC  kn  der^  Salpdtriere  zu  Purism  2kosm4Ci 
Aufilage,  übersetzt  von  JM,  G,  Thf  Ftf^j^n^/, 
gr,  8t    Preis :  2  Rtblr,  i6  Gr« 

Rede  über  den  Einßufs.derJl^edicinquf'dißCaltMF 
des  IVlenschengeschleehtes^  Am  i^,  l>ecetnb^  S0ltf 
zum  Antritt  seines  Lehramtes  gemJCtttt  vom  PM^ 
ftssqr  Dr,  Choulant*    gr.  8.-    Preis:  4  Gr«.  •/  -: 

Schall  in  gi  {Dr.  M.  G.)  Ouaettiade  ComiliiCM  ' 
vita.  Pars  prior»  De  Celsi  aetate,  8,  m^j^  VWH  \ 
12  Gr. 

pUdnisse  berühmter  Merzte  und  N^ttrforscherm '  Mrite   ; 
Lieferung.    {Hippocrates,    A.  Haüer^     Ltirmi*  't?i 
Cuoier).    gr.  8.    Preis :  g  Gr, 

Hartlauh  (Dr»   C   G,    Chr.)    Nonnutla   ig  if^Mh.' 
s^ctionis  in  organismum  unioersum  Di  et  in  pt^W* 
da  nominatim  infiammatione  usu.    g»  xnij«  'fwfy    ' 

;    6  Gr.-  . '    ■■   ^:.    ^'".  .    , 

pr,  Liudov.    Choulänt,   de    locis  .Pömpejantt  «4 
rem  mcdicam  faeientihus»      Cum   tabula  lüfiOgnim   ' 
phica,    gr»  4*    Pi^^is  :  12  Gr. 

Diese  Schrift  enthält  eine  ErÖrterifng  derjoni-  . 
gen  Gagenstände,  welche  bei  den  AusgraboBges 
von  Pompeji  au  das  Gebiet  der  Anneikunde  streip 
fen;  daher  1)  über  das  Physikalische  und  Histoxip 
tche  des  Unterganges  von  pQtnpeji  und  Herkdip 
vum;  2)  über  die  zu  Pon3p€Ji  gefundenen  ci^^ls• 
gischen  Instrumente;  5)  über  eine  angebliöE  da* 
gelbst  aufgefundene  Apotheke ;  4)  über  AnitfUte4 
5)  über  den  Aesculapstempel  zu  Pompeji.  Der  Wir« 
gegebene  i^tcindruck  euLli^lt  einen  genauen  nai 
vollständigen  Grundrils  von  Pompeji,  i|acb  drti 
gegenwärtigen  Zustande  der  Ausgrabungen. 

Stapelia  jnixta^  von  Dr*   J![Iises.     Preis:    ^   I(.tUri 

Der  hunioristisclie  Verf.  de0  Panegyiikos  'Itt- 
J^Iediciu  und  Naturwissenschaft  (^bergiebt;  MertN^ 
nSfl  sahlreicjieu  f^eund^^i  ein  W^Jlkplic*  "    ' 


—       8      — 

Eet  Inlitlts,  als:  Üeber  den  Tanz«  «^  Der  Gracob 
BOBini«.  —  Encomiiiin  des  Magenf«  —  Aber  das 
K»nb  iiC  nicht  tief,  es  ist  der  leachtende  Fufstritt 
^ines  Engels«  der  uns  sucht.  —  Entstehung  des 
^luaef^  —  Üeber  die  Classification  der  Weiber^ 
^in  Pasouilh  —  Fiiantjuie  an  die  Frauen.  -«•  Ue 
^tt  Definitionen  des  Lebens.  —  Der  gröfste  Künst- 
*«;.—  Verkehrte  Welt.  —  Idee  einer  iiohem  Coch<i- 
liinat.  — *  Ueber  Schematismus  pder  Symbolik.  -^ 
tJeber.dafl  Verhältnifs  von  £un8t>  Wissenschaft  und 
Religion.  —  Bruchstück  aus  einer  Symbolik  der 
Xegdsehnitte.  —  Extrema  sese  tangunt.  —  Ver- 
aach  einer  Entwicklung  des  Organisationsgesetzes 
au  dem  räumlichen  Symbol* 

Ern€Sti  Platherz  Quaestiones  medicinae  Jorensis 
si  ineJicinae  Studium   octo  semestrihus  dcscriptumk 

>}  iPrimp  junctim  edidity  indicein  voviosuni  et  V itain 
Vlatneri  adjecib  Ludovicur  Cfioulant,    ':Acce'' 

•  '   iit  effigiei  Platneri,  gr.  8*  Preis:  2  Rthlr.iöGn 

liie  Tpn  £.  Plainer  in  den  Jahren  1797  bis  1817 
Tarfafsten  Quaesiiqnes  medUinae  forensi$  (44  ein- 
zelne Programme)  haben  bekanntlich,  ohhc  je  iil 
den  Baehhandel  gekommen  zu  seyn,  eihe  sb  Weit 
TctVireitete  Berühmtheit  erhalten ,  dafs  vo-llitändige 
Exenöplar»  dieser  dammlüng  als  groDte  Sbltcnheic 
in  hoaem  Preise  gehalten  wurden.  Dasselbe Igilc 
TOn  det  kleinen  Sammlung  IVIedicinae  Studium  et(\ 
(^Frogramme),  welche  von  der  ersten  nie  getrennt 
wetden  sollte,  da  si«.  ihr  zur  Grundlage  und  Er- 
llnterüna  die^t.  Beide  Sammlungen  werden  für 
immer  ihren  klassischen  Werth  behalten,  und  erst 
Trahrhtfc  erkannt  werden,   wenn  sie  in    einer  be<* 

2ui>m'er>i  und  zugängigern  Form  benutzt  werden 
Ami0B«  Aus  diesem  Gruude  wurde  der  gegenwär- 
tige coirekte,  mit  einem  dem  Innern  Werthe  an- 
eemeMMen  typographischen  Aeufsern  ausgestattete 
Abdmok  veranstaltet,  der  zugleich  als  ein  würdi- 
ge! Denkmal  des  verewigten  YerEaasers  gelten  kann» 
^ireahalb  auch  eine  nach  den  betten  Quellen  bear- 
beitete Biographie  Vlatner^s  n)it  vollstäudiger  Nach- 
^ireitnng  seiner  Schriften  und  ein  wohlgetrollenes 
BUdnifs  desselben  beigefügt  wurde«  I)e^  JHaupt» 
swee1(  dieses  Abdrucks  gent  aber  dabin,  Aerzten 
und  Reclitsgelelirten  xur  bequemen  Uandausgtbe  bei 


?—     10     rr* 

» -  C.  F.  y  Repertorium    äugen ärztliclier   Heil- 

e]n.  Mit  2  Kopf.  gr.  g«   1817.    1  RtLlr.  i4  Gr. 

noplaatik    oder    die  Kunst    den  Verlust   der 

organisch  su  ersetsen  eto«  mit  6  Kupf.  gr,  4. 

6  Rthlr*. 
elbe    ins  Lateinische  übers*  von  Dr.  Heeker» 

iir.      ^  ; 

epidemisch  -  conta^iöse  Aueenblennorrliöe 
ptena  in  dun  Europäischen  Benreiungsheeren ; 
npL     gr.  fol.    1823.    6  Rthlr.  16  Gr. 

Dr.  £. ,  öfFentl.  Rechenschaft  Über  meine 
rige  Dienstführung  in  der  Charite  ,  nebst  Et' 
ngen  über  Krankenh'Üuser  und  Irrenanstalten, 
>  Knpf.    gr.  8.    1818.    9  Rthlr.  ß  Gr. 

id^  Dr.  C  ^^.y  Atmosphärische  Krankheiten 
atm.  Ansteckung ,  ein  Beitrag  su  d.  Unters» 
d.  Conugiosität  d.  gelben  Fiebers«   8.    iS^s* 

'öirdernng  an  alle  Aerzte  z.  Beibehslt.  d.  efü- 
len  Namen  d.  Heilmittel.  8.  i8l5.    2  Gr. 
■medizinische  Schriften,    gr,  8,   ir  Bd.   mit  a 
•rt.  1822.  1  Rthlr.  i4  Gr.  2rBd.  i823.  1  Rthlr. 
r*    S  Rthlr.  12  Gr. 

jfobiotik  od.  die  Kunst  d.  menschliche  Leben 
Tl&ngern.  2  Thle.  Stererm.  Aufl.  gr.  la.  i835* 
ilr.  10  Gr.  engl.  Druckp.  1  Rthlr.  16  Gr.  ^ 
ktische  Uebersicht  der  vorzüglichsten  Heil« 
eil  Teutschlands.  2te  verm.  Aufl.  8*  l8^* 
ilr.  8  Gr. 

I  dem  Rechte  dei  Arztes  über  Leben  and  Tod. 
823.    4  Gr. 

r   die  Natur,    Erkenntnifs    und   Heilart   dec 
(ielkrsnkheit.    Eine  gekrönte  Preisschrift.    3te 
i.  Aufl.    gr.  8-    1819*    1  Rthlr.  12  Gn 
r  die  Gleichzahl  beider  Geschlechter  d.  Men« 
B.    8.     1820.     6  Gr. 

r  die  Kriegspest  alter  und  neuer  Zeit.  8*  1814* 
»•    ' 

r.  9,  Instrumenurium  chirurgicum,  oder  Samro- 
bildlicher  Darstellungen  der  chirurg.  Instru- 
:e  u.  s.  w.  Mit  Vorrede  von  Dr.  J.  A^  Rttst 
30  Steintafeln  in  gr.  roy.  fol.  gr.  4,  1824* 
tlir.  16  Gr» 


n    z    c    1 .  g    e. 


I 


I . 


ti  mfinfm  Vtringe  ^rscticinl:  ' 

Auniomischo  Abbildungen  der  tlaus-S 
golliiero,  von  Dr.  E.  F.  Gnrit«    Gi 

Folio  in  Steindruck. 

V  -  ■ 

]>ieac  Abhildungeu  sollen,  die  ganee  Anatomie 
l^ferifes»  Uiiulca,  Schafes,  Schweines,  Hundes  und 
Katao  oiitjialUn,  welckpu  (*in  kurzer,  di^  Fi^aren 
kläreiiilrr,  'IVxt,  in  dfutsclier  und  lateiniscber  S 
rhe    hinxn^efilgt  wird.     ■'*     ' 

Hie  Akbililtin^n  sind  nieht  etwa  ans  anj 
Wer  kirn  entnointii^n ,  flondenl-  unter  ateter  Aof 
iiud  Leitung  des  Verfassers  treu  nadb  der  ffatar 
aeichuat,  und  dabei  nichts  versäumt  vordcn« 
Uom  darj^estellten  Gc^eiutand  die  höchste  öenani 
uud  AuacbauHchkeU  zu  verschaflen*  Das  Aen 
vrird  sauber  und  correct  erscbeinen,  ohne  darcb 
uuiceu  Aufirand  einen  nberspannten  Preis  an  m 
(;eu»  weh  her  der  <:e>»ünschtea  GrmrinntflMgjhai 
ueu  \Ve(r  treten  wurde.* 

2(ur  Iw^irderong  dieses  Zireckes  soll  es  m 
fennt^en»  iede  zu  lo  Tafeln  mit  d^n  nOthigfa  1 
iu  dem  iceringen  IVeise  \on  %  Thlr.  für 
wehrbe  darauf  unteneichoen,  ansge^rhen  wi 
indcfs  eiaise  Tafeln,  welche  die'Get^'se 
üluminirt  w«Tden  uucj^eD«  so  wird  in  der  Berssfii 
etoe  s%'lch^  T4fcl  für  awti  schwarse  jEeräh^r.  «ik 
pTx'i*  ip.\  Ver:*..r.iu:i"5  eraoht  werden.)  Asäa 
crKalteti  d:eK»iu^f>  welche  anf  sehn  ExesxaiaEa 
terÄeiv biieu ,  eins  uuenU>flt!ich.  Die  ^r'-'Miy 
hei  AhlieleciTr^  de$  er»ien  Heßes  roc'eäcä  an! 
aweite  eatrtchteC .  hei  Erschetinin»  des  dntt^nr  aM 
\ierte,  and  so  t>r«*.eri"a  "»edesoal  *'lr  z-rvi  B 
IVr  *i*Äf«rhin  e:utret!?"'?e  Lacenpr-ii  ^ir^i  3& 
5iei»*  1  Ttir.  o  ^  *  I-  i^»^-  i:33r  da*  Helft  jt««naa 

l'^ji  ÄMue  ^Verk   wsri  s?j beste rj   icrnräxh 
TjHpvu  S^f.:i  .:*.  s^;;-!:.      Ei    cirt'te  ucj:-?L:*r   "i  ht 

•inr».fc<«ie»i  e':i»;»«LJ:iJvt  wenwu  n:Um 
Bcrve.  a:;i  4.*leu  >Lira  iSa^, 

G.  Eeim  »r. 


J  p  u    r  n   a  1    ^ 

d  iß  r 

/ 

practischen  Heilkunde* 

Herausgegeben 

Von 

C.    W.     H  ü  f  e  1  a  ti  a, 

tMf^  l^rfenTa»  SuAtstath^  llitteir  diel  tötKelt  Atiihi 
Qrd«aa  zweiter  lQAst«>  erstem  JLeiba^i^  PrüfidetMe« 
tsniaiif  der  ÜiliTersität  sufiediä^  Mitglied  der  Ae*» 
demie  der  Witteias&]ufte&  eto. 

und 

£^    0  8  a  ü  n^ 

^MitUeltMi  VtottUot  d($t  Medieia  ata  de«  Medifti». 
if  eli-ClilriiJirgischfeli  Acadetoie  Air  des  Milittir^  atilseif'A 
E^Mitlidieii  an  der  Üiiitrersität  zu  Berlin  ^  und  iHiU 
gjlitd  mehrerer  gelehrten  OeskUschälten. 


ÖrOA^  Privtid^  ist  ulh  thevHi^ 
Dveh  grUn  d0i  laehwnt  goldne^  Bäum^ 

Göth9. 

V.  StücL    May» 

Berlin    182  4. 
Gedruckt  und  vetlegt  bei  6»  R  ei  man 


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I.  • 

D  i  6 

der 

Miüef  älwä8s«r. 

Vom 

h  OhtiBtoph  Heinridli  £l^  Bisibhöff, 

nich  Ktiti^f  •  ürinn .  Wif  letuiilitft  OL  jBotm* 


:«ft«fca«««MlMÜ«Al 


rt4il  hndbi  unmittelbär^äl  BeiHtib  inr  Wii^ 
chaft  und  Kuhst^  ^s  Aach  ni^herÄm  Bi9« 
ai8»e  d^  eigenen  £.eÄ:ralixt!6d »  böidiStiägt 
dei^  Heratidgftbe  eined  II^iiäbücMs  .dei^  Arz- 
ihMlehi^  als  Lel^  ron  Aed  äi^aa^clien 
ütthtelii)  habe  kh  a^ch  die  Aü&kbe  ge- 
[edt,  die  Ketohtmb  d^  JAimMwi^i^'er  tJA 
mittel  eiüidr  ernelii^teil^  döiti'  Bedäri^Usd 
Lertieüd^n  ^e  de^  Hanffehidöb  rülktäki-r 
r  genügehdeh)  BdSarb^hung  2ft  i»ite)^^ett. 
ist  allgt^mein  bt^kätttit,  il^ib  delf  Enittl^l»^ 
(iJd  einseitig«  Uiid  ftiiitta!sHi*h.  attaitbluiMb- 
►  Teiidenz,  mir  djsti  SinltMct^ihütbittefitU 
Umtliä^  äU  Wiifrr  iiiti)^'\¥irUlc&  SbU  wAÜp^ 

A2 


I 

neii^   Alle«,   Was  darüber  hinäusreiclit ,   a 
iiir  unzugänglich  zu  erachten,    oder  "wohl 
mit  Hohn  als  sogenajkinte  Natur -Fliilosophie    zu 
verspotten,   —   die  tmendliche  Mannichfaltj^- 
keit  der  Erscheinungen  immer  höher  aufztn 
Speichern  und  chaotisch  durcheinander  zu  meo-  , 
gen,    die  sie ^.  bedingenden  einfachen  uii\d  we- 
sentUdien   Grund  «-Verhältnisse   aber   aus  den 
Augen  zu  setzen)  -^  Vde^  sage  ich,  diese  .yoa 
der  notfaigen,  Selbstbescheidung    j^der  äehtea 
Eriailiruhg  gar  sehr  abweichende  Tendenz  be- 
sonders   auch    in    der    Lehre    von    den  BB* 
heralwässerj^ ';.  ^n?en    wetten^  eSpidi/aum    ge- 
ttifßM  und  auch  gefunden.     Die  Monographien 
iiW  unsere  Miftdralquellto ,  %dle  sie,  uns -der 
Masit  nach  bis  auf  die  neueste  Zeit  herab,,  be- 
kannter^ SfoCsen  ^ ;  (die  groben*  Bifchsfichien  ^ 
stkrk  iierrorsteclienden  lE&schungs  *  V'erlüQtmiMe 
iind  geinfilM^*  isk^  Schiendriaa' gjpwoi^i^effjw^ 
gemeinen  Anzeigen  und  (regen  *  Aiizeigen  hoc3i- 
stens   ausg^enommen)    die  verschiedenartigsteii 
DlineraWässer  in  gleich  allgemeiheir  und  Unbe- 
stimmter Weis^  und  fiflst  gleichinäfsig  als  Täifr- 
tel  gegen  die  gan^e   Reihe   der  .  l$a^ankl\8itedi 
iinserer  Nosologien  bezeidinen,   ohne  jedoch 
ijir  der^eichen  und  fiir  die  wirklich .  vodlUH- 
denen  Allgemeinheiten  und  tlebereinstinmuini^  . 
gen  in  der  Wirkungsweise  der  MineraltfMaer 
leinen  befriedigenden  Schlüssel  anzubieten,  lia^ 
ietik  dafür  wohl  äen   sprechendsten  Beweis: 
iind  wenn  iins   auch  im  Laufe  der  jüngsten 
Vergangentieit  von  manchen  Seiten  .und  nft^ 
inentiicä  auch  aus  der   erfreulichsten  Queil% 
nämlich   der    f'otschung    der,,Aerzte  an  dsA 

Suellen  selbst,  m^ches  Vortreffliche,  ]Qa»> 
le^  erhellende    liichtstrahl  !dargebatoiL  wip^ 
<ifen{  80.  fehlt  es  um  Awh  noch  g«r  tehc  iMi 


I 

\ 


~       5      — 

;iiier  einfarfipii,  umfassendea  iind  in  solcher 
^else  genügenden  und  praktisch  fruchtbaren 
^nsjcht  von  der  Wirksamkeit  und  mannich* 
dachen  Benutzbarkeit  der  Mineralwässer.  Nur 
ftls  höchst  unvollständige  Versuche  uqd  Bruch-*' 
stücke  finden  sich  neuerdings  Spuren  einer  soU 
:lien  in  unserer  Litteratur:  und  indeia  ich 
lelbst  als  leidender  Arzt  dessen  an  mehrern 
mserer  wichtigsten  Mineralquellen  mir  zu  sehr 
one  zu  werden  Gelegenheit  gehabt,  so  hat 
ich  daraus  und  für  den  Zweck  meiner  aka- 
emisdien  Vorträge  die  nachfolgende  Darstel- 
mg  ergeben. 

Obwohl  dieselbe  zunächst  für  das  erwähnte 
[andbuch  bestiimnt  ist ,  glaube  ich ,  dafs  sie 
ielleicht  auch  der  grofseii  Zahl  beschäftigter 
*raktÜLer  einiges  Interesse  abgewinnen  dürfte, 
a  sofern  sie  ihnen  in  einfachen  Grundzügen 
ine  umfassende  und  praktische  Uebersicht  die- 
»r  wichtigen  Klasse  der  chemischen  Heilmit- 
d  darbietet ;  und  in  deni  die  Mittheilung  die- 
3r  Darstellung  immerhin  auch  dem  gedachteii 
[andbuche  zur  Ankündigung  dienen  mag,  der 
-egenstand  derselben  aber  in  neuerer  Zeit  voa 
ahr  zu  Jahr  mehr  zu  einer  grölsern  Wich* 
gkeit  für  iie  ärztliche  Kunstübuug  gediehen 
it;'  so  hoffe  ich  durch  das  angegebene  allge- 
leinere  Interesse  für  die  praktische  Welt 
ach  die  hier  übernommene  jMLittheilun^  hin- 
iiiglich  gerechtfertigt,  überhaupt  aber  meine 
lehandlung  des  Gegenstandes  also  mit  Fug 
US  jeneui   Kreise  gesonde^   hervprtreteii  «u 

shen. 

Gern  biete  ich  jedem  wackern  Manne, 
ras  er  etwa  in  dieser  Darstelluqg  als  das  Sei« 
ige  erkennen  oder  in  Reichem  Bedürfnisse 
er  Forschung,   die  ia  keines  {Upz^lAeu  filo^ 


\ 


T.  6  - 

a(4w)  *^  '^ü^  Eigeathuia  dar.;  und  ich'^n»- 
jie  füicl^  icbon  ^anp.  tüiiläiiglicl^  b^iai^^  fip- 
4wti  ^«na  äecl^ende  Aer^e  (p  dieaac  Pu^ 
fteliung  die  ißedeutuiig  der  Qlihßf^lwfiWttp  i|l 
fieituiittel  o^ch  ihren  QraudsüceQ  eli^cli  um 
yrahr  find  mit  besserer  BäErie^^gi^iig  fm  i» 
praklisdie  ^«^ürfm^^i    "'^    unsere   b(shsnga^ 

>9gpn9itntea  Sirunxienscluifieit  dnibi^ten^  1)f 
zfdchnpt  finden  sollten.     Yoif  einem  pder  4«>^ 

,  anäersi) ,  aiif  ia»  ißn^^  Leben  «einer  Qualli 
ifähai  ^o^drungeaeQ  Qrunuenarzte  aber  mid^ 
eines  aufrichtigen  Händedrucke^  ^M'^^t*^  ^^ 
4«  soir  ^ppelt  flutend  seyo. 

allgemein  eu  (leTorworten  ibabe  idi  endt: 
)ich  Qodi   4^6368,   dafs,   wenn   licli  ia  dieW 
D^tellting   ^e   MineralTräasec   fiUB^V^  '^ ' 
chemische  H^Imitle]  geynirdigt,    oi^.  otonh 
sehen  Heilmittel  aber  lif^ch  ibrßn  pagutomm»^ 
neu  GfimdY^^ä^tni&aea  zu  ^^r  ««pütieln  i^. 
tit^beln  und  regetativet^  3eite  des   I^bem  <!■ 
a^ektro- negativ 9  voi^  basischer,    pla   fl^ktro-^ 
^aitive  VQn  83111:67.  ^nd  als  piekt risj^li-indiffi^^ 
i»nte    von    neutraler    Qualität    unteiachfeä^n  7 
wonach  alsp^ec  Sauerste^  als  elektxo  -  poiüiy*' 
^fiz   Wasserstoff   mi(hin  als  negtitir  aicft   bg~z 
e^chnet  ^nden  ;    ich   di^  nähere  |lec}>eii*chaff 
darüber  in  gedachteoi  meinem  Handbnchie  dar-r*- 
bieten  werde,  und  den  gen^'g^^P-  I^^^'  bi^ 
dft^in  nur  erau4>t  haben  ^iU,' sicl^  Von  rqt*^ 
Iierein  überzpugt   zu  halten,   dafs  dje  de^iall?.- 
s^   aiifdringen^aq  i^nd  jm^'l'^'^ll  (UtK'ÄnzeiB.-^ 
den  Zweifel  und  I'ragen  Ton  niir  keineswegs* 
ilbefseheq ,  sondern  TJphn®l(C,  mit  der  nl>thig«n  , 
Bespitn^^ßlt    gewissen^tl   prwpgen   ■woriifl»» 
lyilige  dal^er  die  Fiiifiing  sich  hier  und  bis  «^ 
Weiteres  zunäcl)fit  nur  fuffdie  praktische ^^hV^ 


Mt  und  Fruchtbarkeit    itt  dargele^^ton  An- 
ditea  eiuflchränken. 


Vgmubm  Utb^sicht  dir  Miri^ralwHsHr  und  oO- 
B/ondnB  Bezmhnung  du  Cdraucheg  d$rHlb€n 
ob  chunischer  Htibmtid» 

.  §.  1.  In  der  Gesammt»  Reihe  der  Bfine*- 
^jwässer  und  nach  dem  vorherrschend  dyna- 
uschen  Charakter,  wie  der  vresentlichen  Be- 
l^ung  derselben  zum  Orgtoismus,  erscheinen 
e  stickstoffig '^geschmfehen  Mineralwässer  als 
'^iro^nsgatiye,  als  basische  Arzneimittel,  die 
'^ralsabfgtn  und  die  d^erüialtigsn  ' SäuerRtige 
Segen  als  yflektro  ~  positiv^ ,  eis  SQurt  Arznei^ 
^el,  die  salirusch-kali^chen  aber  c/eAfr»ch-Jh- 
fcnn/s  und  ch^nisch^neutraU:  während  die 
^uuischen  nebst  den  Bitter  ^  und  Glauber  ^-sa!' 
>effi  im  bestimmten  MaalM  als  Uebergänge 
Kl  4fin  letzteren  zu  dtn  eisenhaltigen  $äi|er- 
gen  auftreten.  *) 

^)  In  Bfjuebang  inf  die  ron  Kplnt^m'  sich  ü^U 
ehtaii  Principe  Vermclice  Anbrdnn^  dsr  Bfine« 
nlwM9«r  bemerke  ich»  dafi Jeder  ifeniteiide  bei 
änsüstelleiider  grändlicber  y^rgleieliuiii;  echon 
die  wesentliche  Abweicliong  d^  hier  gegebenen 
Adriebt  eVkenneii  p  niid  spipic  anch  die  gsgm 
die  Kdlreaterscbe  ^Aprdniuiji  von  Wflder  tot- 

Sebracfaiten  Einwürfe  den  fiaiiptpi|nj(teii  oaeh 
eieitiet  finden  wird.  -^  '  Mäs  würde  sieh  ab^r^ 
sehr  ftberoilen ,  init  dem  KAlreatsrsehen  Venn- 
fhe  aäeh  däi  Frineip  deis^ben  ebne  WeiMrfS 
verwerfen  su  wollen t' and  indend'd^aselbe  si- 
cher immer  'iDfbr  and  nenr  nicbc  nnr  äla  des 
allgemein  angemeäsenste ,  sbndexn  aelbat  a)s  das 
allein  richtige  y  für  die  witsenichaftlich^  An- 
ordnang'^  und  swar  nicht 'blp(i  der  Miiiml- 
wftsaer,  sondern  aller  ekemisöbeai  PeÜflsittel 
flberhaupt  aaerkanpi  wsrden  itxhe  \  so  bsgpttgo 


—      0      — 

}.  3.  Es  findet  sich  aber  diese  dhemiscli- 
Ifnamisdhe  Gruiidbeziehung  der  Mineralwässer 
sü  dem  belebten  Organismus  durch  die  m'an- 
luchfaltigsten  Modificatipnen  ihrer  Mischung, 
iarch  die  vielseitigste  Verbindung  und  Indif- 
krenzürung  der  jeder  ihrer  drei  KjasseA  we- 
sentlich angehorigen  Bestandtheile  mit  und 
iuich  einander,  theils  in  den  yerschiedenen 
^rten  der  Mineralwässer ,  auf  das  Mannichfal-- 
^te  abgestuft,  theils  auch  in  den  meisten 
ünzelnen-  Mineralwässern  dergestalt  indifferen- 
m^  ^afs  sie  dadurch  und  vermöge  ilpreQ  hö- 
^^  d7n^^n^schTte^arischen  I^ebens  bei  be- 
Jlränkterer  Einwirkung  und  in  ihrer  positiv 
^U  Wirkung  als  allgemein  vfirksame  und  ein- 
*ixlg^che  Lebensreize  für  die  organische  Ge- 
L^uatthätigkeit  auftreten,  mithin  auch  bei  ei- 
ö^  bestiioinf  vorherrschenden  lU^htung  auf 
'^  eine  oder  die  andere  ihrer  Functionen, 
^ch  ziiglei^h  auch  i;nd  mehr  a^s .  irgend  ein 
L^erea  chemisches  Ifeihnittel  die  Gesammt-r 
-it  derselben  erregen.  —  Als  das  allgemein 
ermittelnd^  aller  mannichfaltigen  Gegensatz^ 
eniischer  Wirkung,  sowohl  zwisch®^  den 
-fschiedenen  Aften  der  Mineralwässer,  als 
tch  der  näheren  Bestandtheile  der  einzelnen 
ineralwässer  unter  einander,  erscheint  aber 
Q  in  idlen  Mineralwässern  ohne  Ausnahme 
i  mehr  oder  weniger  bedeutender  Menge  vor- 
^^iqinende  Kohlensäure ;  indem  diese  auf  glei- 
^6  Weise  eine  erheblich  basisch  -  negative, 
Q  eine  mächtiger  säuernd  positive  Eigenthüm- 
dikeit  der    Mine^a^^ässßr  h^chrünkt:   jene 

£#£l*]V[itul8  mufs  ich  hier  auf  die  in  dem  fT-? 
•ten  Bande  meines  Htndbachoi  begriffenen  Ein-: 
)eüung  ^^4  »Hgemeinf  Air^neimÜ^eVi«)^«  "Vt^ 


—   11    — 

uelneii  Quellen  jm  AUgememeii  darin  über- 
L  ^1)  kommen,  dafs  sie  die  mittlere  Tem- 
Miturdes  ganzen  Jahres  an  sich  trafen.     Ypu 

ab  abec  erheben  sie  sich  zu  eigentlich  >var- 
3n Quellen  [Thermal  q.  d.  Griech.  von  &fQUff) 

einer  Breite  von  15  bis  20?  Reaymur. 

»  C 

Erläuterung^  Indem  es  hier  nur  darum  zu 
im  ist,  die  eigenthümliche  Bestimmung  der 
larmakodynamischen  Eigenthümlichkeit  der 
[neralwifsser  durch  die  '^^rine  allgemein  zu 
zeichnen ;  so  diene  zur  iamatplogischen  Ver- 
indigiing  über  die  Wärme ,  in  sofern  hier 
8  Mineralwasser  als  Zuleiter  derselben  in 
tfksamÜLeit  tritt,  wie  über  die  Eigenthüm- 
hkeit  der  warmen  Dlineralvrnsser  yor  den 
^en,  4as  Folgende: 

1)  pie  Wärme  nach  Ihrem  dynamischen 
^esen ,  d.  h.  als  Wirkung  der  zu  einem  drit- 
Q  sich  indüFerencirenden  elektrischen  Tha- 
{keite'n,  entspricht  als  positiver  Lebensrei^ 
E  Vegetation,  d.  h.  sie  erregt  waentlich,  vor^ 
rrtcheM  pnd  unmittelbar  die  vegetative  Seite 
«  I^ebens ,  und  begründet  schon  nach  ihreni 
(gemeinen  physischen,  neh milch  expandiren-* 
;n  CJi^akter ,  neben  der  Steigerung  des  thie-r 
ichei|  Bildungs -Prozesses  selbst,  auch  Aus-r 
ihnung,  Erweiterung,  Massenzunahme  der 
nbstanz  de3  Organismus. 

2)  Mit  dieser  vorherrschenden'  Richtung 
jf  «ie  vegetf^tive  Seite  des  Lebens  und  in 
^r^f^ben  erweckt  sie  jedoch,  wie  alle  bedeute 
iiQeren  Reize  der  Yege^atipn,  bei  eiper  be* 
imi|iteu  Mittelhöhe  und  im  nächsten  Erfolge 
irer  Wirkung  zugleich  auch  die  Gesanmitjiait 
iB  (iebens ,  folglich  auch  seine  irritahelt  vnd 
fuüiu  Seite :  verhüllend  jedoch  in  dies^  ih- 


—     13     — 

btesumfang  der  wesentlich  basisclien  Ausschei- 
langen  vorstehenden  Organe«  namentlich  der 
HQz  und  der  Leber,  und  selbst  eben  dadurch 
eia  bedingendes  Moment  zu  Cougestioneu  im 
Organismus  y  namentlich  in  diesen  Orgien 
und  auch  in  dem  der  Leber  consensuell  naher, 
^verbundenem  Gehirne. 

4)  In  den  Extremen  ihrer  Wirkung  auf 
leu  Organismus^  sowohl  bei  ihrer  höchsten 
Position  (Hit;Ee),  als  bei  ihrer  höchsten  Nega- 
fion  (Kälte)  bedingt  die  Wärme  im  Organisiuo» 
iBit  durch  Uiebersteigerung  des  organischen 
lesammtlebens  absolute,  hier  durch  höchste 
liegation  der  organischen  Vegetation  relative 
en  höchsten  Excefs ,  gleicher  Weise  des  irri- 
ibelen  wie  des  sensibelen  Lebens  ^  als  wesent« 
che  Erscheinung  davon  Entzündung,  Schmerz, 
of  und  mit  der  Höhe  dieses  Excesses  ähei 
ad  tiitter  gleichzeitiger  dort  indirecter^  liier 
recter  Venichtung  des  vegetativen  Lebens, 
cid,  im  dynamischen  Leben  erstcheinend  un- 
r  Erstarrung ,  Betäubung ,  Schlaf,  Schlagflufs^ 
1  materiellen  Bestehen  des  Organismus  als 
rand^  als  chemische  Zerstörung  und  Zersetzungi. 

5)  Nur  bei  gröfserer  Beschränkung  sowohl 
der  Zeit,    als    daran    geknüpft    auch   im 

Btoine  deir  Einwirkung,  kann  die  Wärtue  in 
»I  Extreihen  ihres  Grades  für  ^as,  odei^  diö 
in  ihr  zunächst  getroffeneu  ÖrgaUe^  ih  so« 
itn  sie  deren  organisches  Bestehen  mcht  auf- 
ebt  durch  Zerstörung,  dienen  als  ErtegUngs- 
ittd  des  Lebens  (durch  Gliiheideh  und  dei^ 
[öxk ,  i^ie  durch  kalte  Begiefsüngen  uhd  Auf- 
ihläge  von  Schnee  ünd£is),  uud  zwar  durth 
ie  Gegenwirkung  des  Gesammt-Orglkniftinus 
egeU  den  Affect  der  von  ihr  ;BiuiäChst  getrof-« 
»aen  Organe^ 


—      15     -, 

4.  daCs  sie  schon  durch  ihre  blofse  Wni- 
n  uod  für  sich  mit  grofser  Kraft  den  ge- 
lten Lebensprozefs ,  nUmentlich  aher  tod 
n  seiner  bildenden  Thatigkeit  erwecken, 
irganische  Bewegung   der  irritabelen  6e- 

besthleiihigen ,.    den    Umtrieb    dei*   Saite 
ehren  und  befördern^   durch  diesö  Erhü- 

des  gesammt^n  Lebensprozesses  theil- 
i  tiitemperaturen  desselben  ausgleichet, 
fireilich.  auch  leicht  einseitig  die  Wieder- 
txüng  des  Organismus  herrorheben  und 
SkpaBsion  und  ieine  basischis  Qualitäts- 
Dimüng  in  seiner   Substanz  herVorrufeh^ 

Im  höheren  ,  Graden  und  Ttbermafsiger 
irkilog  ihrer  Wärme  diö  orgAxiische  Ge- 
Xtttetigkeit ,  be^nders  des  Gisföfssysteiikes 
(teigern  \  leicht  bedeutende-  Erfaitaimg,  be^> 
Kdie  Gongestionen  und  vetdefbUche  Ue~ 
xtfiüng,  insbesondere  aber,  und  zwar  so- 
.  ik  Bädern  aU  getrunken,  dine  krankhait 
lete  Sensibilität  der  äuBsereii  Haüt^  .wie 
nneren  Schleimhaut  in  allen  ihren  Aus- 
ungeh.^  nantentUch  aber,  in  den  JLüjpgen 
la.  Nafaüingskanale .  bewirken. 
VlTie  aber,  einö-  sonstig  rorherrschend  (a- 
icikidmische  Constitution  der  Mineralwäs- 
[ui,  der  Reihe  der  sammtlichen  Mineral- 
äi  und  nach .  ihrer  Beziehung  zym  Dfga- 
id)j  aothwendig  diese  Wirkung  der  Wdr- 
nr  Hiervorrufung  der  Exj>ansioh  iii  dem 
in    auf  das  Bedeutsamste  steigern   mufs, 

Ietztei:n  eben  daher  in  den  mieisten  We 
vätk    durch  Stickgas^    Schwefelwasserst öil* 
.Vatroh  bezeichneten  Therihen  in  dem  hoch  • 

und  ausgezeichnetsten  Grade  darbiete! ; 
uiISi  auch  —  imd  die  Erfahrung  beß^äligl 
oUkommeii  also  «^  jene  expandlteiide  und 


.     .—     17     — 

tat  derselben  bestimmen ,  zumal  in  sofern  es 
larauf  ankommt ,  die  Expiinsion  und  Verflüs^ 
ligung  mit  basischer  Quaiitäls ^Bestimmung 
Lin  Organismus  hervorzurufen,  zu  erweichen, 
Bu  zertheilen,  aufzulösen,  und  besonders  auch 
in  sofern  ibre  natürliche  Wärme,  bei  hinläng- 
lichem Grade  derselben,  der  Nothwendigkeit 
überhebt,  sie  für^den  Zweck  der  BMer  kiinst*' 
SA  zu  erwärmen.  '  , 

•  Dm  Dafs  sie  endlich  imter  ra  lioneller  Be- 
antzung  dieser  ihrer  Eigenlliiimlichkeit ,  nach 
dlem  Vorstehenden  aber  auch  eine  überwie-;' 
gendere  ELraft,  und  zum  Theil  höchst  mäch- 
tige Wirksamkeit  darbieten  für  alle  Krank- 
htitsfalle,  wo  es  um  einen  tieferen  Eingriff 
tuf  die  Qualität  der  organischen  Materie ,  auf 
Erweckung  der  organischen  Metamorphose  und 
starker  Ab  -  und  Ausscheidungsprozesse  zu 
Üumist. 

$.  6.  •  Obwohl  die  kalten  Alineralwässer 
^Qtdi  künstliche  Erwärmung  für  den  Zweck 
^  Bäder  einer  gemessenen  Steigerung  ihrer 
Wirksamkeit  empfangüch  sind,  —  und  sich 
^ter  allen  drei  Klassen  der  Mineralwässer 
^^iinne  Quellen  vorfinden,  so  sind  doch,  wie 
l'i  der  Wirkung,  so  auch  im  natürlichen . Vor- 
kommen und  ihrem  übrigen  chemisch -dyna- 
^K^ächtti  Charakter  die  kalten  Mineralwässer 
^€ii  Joannen  auf  bestimmte  Weise  entgegen- 
SMdlt:  so  dafs  die  auf  dem  Endpunkte  der 
positiren  Seite  auftretenden  und  dem  gemäfs 
^entlieh  und  mit  entschiedenem  Ueberge- 
wSchte  das  irritabele  Leben,  die  orgfinische 
Contradlion  und  Cohäsion  hervorrufenden,  ei-« 
iflahaltigen  Säuerlinge  insgesammt  und  ohne 
Lusnahme  kalt  gefunden  werden. 

Journ.  LVill.  B.  5.  St.  B 


I  • 


—     19     — 

ireckufig  der  zurückstehenden  Seite  des  Le-- 
lens,  oder  ntgatw  durch  Beschränkung  der 
krankhaft  vorherrschenden;  und 

B  für  den  Z^eck  einer  Anregung  und 
irweckung  tieferer  Ab-  und  Aussonderungs - 
^roresse  und  einer  wesentlich  veränderten 
)ualitäts~  Bestimmung  der  organischen  Mala- 
ie: theils  bei  allen  Zuständen  von  Stockung, 
Verhärtung,  Versteifung,  Geschwulst  und  dau- 
roden  Abweichungen  gesunder  Vegetation» 
esonders  der  äufseren  Haut;  theils  auch  bei 
onstigen ,  krankhaft  einseitigen  Qualitäts  -  Be- 
timmungen der  organisclien  Materie  und  Me- 
unorphose. 

$.  9.  Wie  dieser  Bestimmung  einer  all*« 
emeinen  Norm,  unterliegt  die  Anwendung 
ier  Mineralwässei^  auch  einer  Bestimmung  ei- 
ler  allgemeinen  Form  und  Gabe  für  dieselbe. 

il.  Die  allgemeine  Form  des  Gebrauches 
er  Mineralquellen,  besteht  theils  im  Trinken^ 
beils  im  Beden.  Letzteres  aber,  als  Einwir- 
uag  der  Mineralquellen  auf  die  äufsere  Ober- 
äche  des  Körpers  wie  auf  einzelne  ihrer 
^Qiicte  und  Zugänge  in  das  Innere  fafst  nicht 
^in  in  sich :  das  ge wohnliche  Baden  in  dem 
'kannten  oder  auch  natürlich  warmen  Was- 
^  derselben,  sondern  ganz  insbesondere  auch 
fe  mit  vorzüglich  heroischer  Krait  wirken-« 
'^  Dampfbäder ,  bei  den  heifsen  Quellen  z* 
'•  m  Aachen  und  Burdscheid,  fM  Karlsl^ad 
^  den  natürlichen  Dämpfen  der  Quellen,  aber 
Bch  an  den  kalten  Quellen  durch  künstliche 
^kitzung  und  Verkochung  ihres  Wassers, 
nd  vermittelst  eines  Schwitz  -  oder  Dampf  * 
Jistens,  demnächst  auch  alle  Arten  künstlich 
fwirkter  Ausströmung  als  TropT»,  Aigcn^iui^ 


—     21     ~ 

ler  Temperatur,  nicht  über  25 — 26*  Reamnur, 
üd  nur  iO  —  iö,  höchstens  20  Minuten  lao^. 

b)  Zur  Anregung  stärkerer  Ab  -  und  Aui* 
cheidungs  -  Frocesse  und  zur  tieferen  EinWiiv 
QDg  auf  die  organische  Slaterie  und  Substanz» 
werden  dagegen -die  Mineralwässer  getrunken, 
»ch  Maafsgabe  der  Verdauung,  zu  5,  7  bis 
2  Becher -Gläsern  im  Tage,  vorzugsweise,  ja 
ist  ausschliefslich  nur  im  Sommer  oder  zur 
lildern  Frühlings  -  oder  Herbst  -  Zeit ,  zur  Be-^ 
iinstigung  und  Sicherung  einer  stärkeren  Auf- 
gang des  Organismus,  und  in  diesem  Ge^- 
auche  gewöhnlich  unter  dem  Namen  der 
ofsen  Brunnmkur  unterschieden.  Bei  Tor- 
indener  Mögliclikeit ,  das  Wasser  der  -Mine- 
Iquellen  in  gröfserer  Masse  und  an  der  Quelle 
i  benutzen,  wird  für  den  Zweck  der  gro- 
?n  Kur  aber  mit  dem  Trinken  ganz  rorziig- 
Ji  auch  der  Gebrauch  der  Bäder  verbunden, 
d  zwar  in  täglicher  Anwendung ,  eine  halbe 
i  ganze  Stunde  lang,  zu  26 — 28°  Reaumur, 
i  grofser  Torpidität  in  seltenen  Fällen  sogar 
jhl  zweimal  im  Tage,  und  bei  näherem  Be* 
ifnifs  besonders-  Örtlicher  Einwirkung  und 
iregung  mit  Sprütz-  Tropf-  oder  Schlamm - 
idern  vereinigt, 

§.  10.  Alle  Mineralwasser  -  Kuren  unter- 
fgen  aber  niilserdem  noch  folgenden  speciel- 
ren  Regeln  und  Riicksichten  für  die  Form 
rer  Anwendung: 

j4.  Gesell i eilt  der  innerliche  Gebrauch,  das 
■inken,  für  den  allgemein  wichtigen  Zweck 
rer  nngesti»rteu  Assimilation  am  besten  Mor- 
ns  früh  nüchtern,  Becherweise,  in  Zwi- 
henzciten  von  1^5  bis  20  Minuten  am  besten 
freier  Lufl  und   unter  gelinder  Bewegung; 


^     33     — 

I  ■ 

liden  ifi  Blineralwäasern  eiae  besondere  ▼oiv 
[cht  Tor  jeder  Ueberreizung  durch,  zu  hohe 
emperatur  und  zu  lange  Dauer  des  Badens; 
reil  sowohl  in  rein  äuiserer  Beziehung  auf 
as  Haut -Organ,  als  auch  auf  die  Gesammt^ 
Tätigkeit  des  Organismus ,  die  besonderen  Be- 
^mdtheile  der  Mineralwässer,  zuinal  bei  den 
riebtigeren  derselben,  als  bedeutende  Zusätze 
u  der  Summe  des  Badereizes  mit  in  Einvrir-- 
ung  treten ,  und  oftmals  höchst  bedeutende 
leactionen  yeranlassen.  Aber  auch  Erkältung 
urch  zu  niedrige  Temperatur  und  nach  dem 
lade  ist  mit  voller  Sorgfalt  zu  vermeiden. 

D.  Bedarf  es  bei  allen ,  besonders  bei  a1*- 
Btt  grofsen  Mineralwasser -Kuren  einer  beaon- 
lew  genauen  xmd  speciellen  Beobachtung  für 
l^  Verlauf  ihrer  Wirkungen,  und  naiucnt- 
ich  einer  sorgfältigen  Rücksicht  für  den  Ein- 
ritt einer  arteriell  oder  venös  entziindlichen 
^Qgestion  oder  allgemein  febrilischerReacjLion« 
^}e  sie  häufig,  ja  in  der  Regel  als  nothwen-^ 
'^e  Momente  in  der  Rückbildung  der  Kranli;^ 
^^iten,  nicht  selten  unter  einem  regelmäßig  wie^- 
^^thrtnden  Typus  von  5,  7  bis  11  Tagen  ein- 
'^ten.  Es  erfordern  nehmlich  diese  Zustände, 
*ebeii  den  häufig  durch  sie  an£:ezeigten  aU-» 
»deinen  und  örtlichen  Blutentleerungen  durch 
*^erlafs ,  Sclirijpfen  und  Blutegel ,  ^  nebst  son»- 
^**get  therapeutischer  Leitung,  insbesondere 
'''dl  periodische  Aussetzung  des  Trinkens  und 
^»"^dens,  bis  sich  durch  die  Prozesse  der  Se- 
•od  Excrelion  der  Aufruhr  der  organischen 
'Hactionen  und  ihrer  krankhaften  Oscillatio- 
len  wieder  ausgeglichen. 

§.  11.  Alle  näheren  Bestiihmuiigen  für 
ie  Anwendung   der  Mineralwässer  finllen  ia 


—     25     — 

itzen  an  den  Quellen  und  in  den  Rölirenlei- 
lügen  alle   einen  substanziellen  Schwefel  ab. 

2)   Wo  sie   sicli  in  einer  Vertiefung  un* 
ittelbar  über  ihren  Quellen  sammeln  ^)  ent- 
laden sie   aus  der  Tiefe  derselben  in  bedeu- 
iüder  und  vorherrschender  Menge  reines,  oder 
3ch   nur  mit   höchstens  ^  Sauerstoifgas  ge- 
tischtet  Stickgas ,  uud  stol'sen  aufserdein  auch 
chweftlivasserstoffgai  uud  kohlensaures  Gas  aus : 
IS  erstere  nach  Anglada ,  wahrscheinlich  her- 
thrend  von    einer  Zersetzung  mitwirkender 
inospbHrischer   Lull    durch    eiu   in   der  Mi- 
hung  dieser  Wässer    gegebenes  laugensalzi- 
s  Sulphurid   (schwelelwasserstoirsaueres  Na- 
>n);  wobei  sonach,  da  die  Bildung  des  Schwe- 
Iwasscrsto^Fgases    aus   lel zierein    noihwendig 
Taaserzersefzung  voraus  setzt,  sowolil  atmos- 
järisdie  Luft  als  mit  dem  angegebcuen  Sul- 
Hiride    auch     Wasser    zersetzt,     in    solcher 
'eise  aber  Stickiras  ausgeschieden  imd  Schwe- 
IwasserstoiFgas ,   nach    /tnglada   aurh'kohlen- 
ures  Gas,   wesoutlich  in  der  Berührung  lait 
inosphärlsclier  Luft    und   im  zu  Tage  Koin- 
pn,   gebildet  würden.     Das  Schwefelwasser- 
(iffgas    ist    demnach,    soweit   sich   die  bishe* 
^e    Untersuchung    erstrecket,    nach    der   ur- 
irünglichen    Bildung     dieser     Mineralwässer 
kht  frei  iu   denselben    vorhanden,    sondern 
iitwickelt  sich  In  und  aus  denselben  erst  uu- 
>r   dem   Zutritte   atniosphärischer  LuÜ,     und 
i?sonders  unter   mit  wirkender   Bewegung  des 
^'assers. 

*)    6*  jdnglada  sur    Je  dcgagement  du  gaz  azoto  du 
sein  des  eaux  iniiieralts  sulphvreuses  in  den  jin- 
rinlrs    dr     f  himie    jj,     Gay  -  I^iissac    et    Anago. 
Tom.  Xyill. 


—     27     — 

hialitäts- Bestimmung  im  Organismus  berror- 
irofen  scb^eint. 

In  den  stlckstofBg^gesch'wefelten  Mineral- 
assern  findet  sich  aber  diese  Eigenthümlich- 
Sit  des  Schwefelwasserstoffes  eigenthiimlicli. 
^schränkt  durch  ihren  erheblichen  Gehalt  von 
tids^as  und  an  Kohlensaure,  und  ihre  übri- 
»n,  insgesamint  höher  gesäuerten  Beimischung 
iüf  und  dadurch  imbeslimmten  Maafse  in- 
iTerenzirt ;  so  dafs  sie  in  ihrer  pcsiliveii 
''irkung  minder  einseitig  Tovherrschend  die 
ritabele  Funktion  im  Nerven  und  die  grofse- 
1  Blutgefafse,  und  dagegen  einerseits  ver- 
Jge  ihres  reichen  Gehaltes  an  Stickgas  gleich« 
itig  lebhafter  die  Sensibilität,  anderer  Seita 
.rch  ihre  Kohlensäure  und  übrigen  Bestand-- 
eile  gleichmäfsig  auch  diß  Capillargefafse 
.*äftig  erregen,  und  dadurch  eine  gemessene 
usgleichung  jener  Wirkung  des  reinereu 
hwefelwasserstolFes  auf  die  grofseren  Blut- 
fäfse  darbieten.  Sie  wirken  daher  für  sich 
id  mit  Ausschi ufs  ihrer  Temperatur  auch  in 
r  Erscheinung  keinesweges  trhitztnd^  sondern 
elmehr  die  Thätigkeit,  besonders  "Vorhände- 
?n  Ttlativen  Irritabüitäts-Excefs  des  Herzens 
id  der  gi-ofseu  Blutgefäfse  beschränkend ,  ir- 
tabele  Reizung  derselben  beruhigend,  so  dab 
»m  Baden  auch  in  den  stärksten  von  ihnen 
3r   Fulsschiag    sich    euttschieden    vermindert 

3igt, 

Sie  äuüsern  dem  gemäfs  ferner  auch  bei 
ih/tUenderer  Einwirkung  weniger  verderblich 
s  das  geschwefelte  Ainuiunium,  und  der 
rino  Srhwei'elwasserslüff  eine  uegali\c  Wir- 
ung zur  Herabsetzung  der  Irritabilität,  grei- 
'U  minder   zerrüttend   desusulireud  und  che- 


—     29     — 

namlscTi  sich  aussprechenden  Mangel  der  ]Ver 
tenthätigkeit  und  dabei  Iblglicii  tdaiiv  ge;i:i-- 
benein  krankhailen  Irritabilitäts^AeufseruiigiMi. 
—  Es  bilden  die  stickstoflig -geschwefeilen  3Ii 
iteralwässer ,  und  besonders  die  trannen,  in 
)llen  diesen  Beziehungen  die  eindrijig]ichst(\ 
r^irksamste  und  zugleich  auch  die  \ ertrag lidi- 
ite  Form  des  Schwefelwasserstoffes  für  dessen 
berapeutische  Benutzung. 

5)  Im  besonderen  dienen 

>f  •  in  theilweiser  Benutzung  der  luftnr 
igen    Bestandtheile,    namentlich    das    Stick 
md  Schwefelwassersloifgas  dieser  Quellen,  und 
Qit   Ausschlufs    der   Kohlensäure,    unter   der 
Bezeichnung  der  Casbäder  zur  Einathmung  in 
)esonderen  dazu  angeordneten  Gemächern  [7ai 
Elisen,   zu   Nenndorf,   dem  Vernehmen  nadi 
mch    bereits    in    Aachen   berücksichli^)    bei 
[jungenleiden  von  Stockung  und  chroniscij  ent 
mündlicher  Reizung,  durch  Erregung  der  ]\or 
nalthätigkeit  und  Ausgleichung  relativer  Irri- 
abilitäts  -Excesses. 

Die  Entbindung  des  Schwefelwasserstoff- 
;a8es  von  diesen  Quellen  für  den  Zweck  so] 
her  Gasbäder  geschieht  aus  den  heifsen  schwe  - 
elhaltigen  Quellen  freiwillig ,  aus  den  kalttn 
iber  entweder  vermittelst  Austreibung  durch 
Erwärmung  und  Verkochung  des  3Iineralwas< 
»ers  (namentlich  in  und  aus  den  Badekesseln), 
)der  indem  man  dasselbe  unter  fortwährendem 
Kustrome  in  einem  verschlossenen  Behälter  in 
munterbrochene  Bewegung  setzt,  und  auf  so!- 
rhe  Weise  (zu  IVenndorf,  s.  Waitz  in  den 
Tahrbüchern  der  Heilquellen  Teutschlands,  I.) 
)der   auch   durch  sonstige  Jrtk  Bewegung  des 


^     31     ^ 

t 

B*  Dienen  diese  BlineralirKsser  in  der  Ge- 
unxntlieit  ihres  Bestehens : 

ä)  bei  allen  ihrem  pliarmacodynamischen 
harakter  entsprechenden  ASecten  der  Haql 
id  deren  Fortsetzungen  in  die  Schleimhaut, 
^besondere  der  Lungen  und  des  Nahrungs« 
inalsy  besonders  mit  relativem  Irritabilitäts-^ 
ccesse; 

aa)  für  die  äufsere  Haut :  bei  allen  Arten 
!r  hartnackigsten  chronischen  Ausschlags- 
ankheiten,  eingewurzelter  Flechten,  veral- 
ter Krätze  und  complicirter  Hautschärfe ,  wie 
1  den  wichtigeren  Folgeübeln  chronischer 
lutausschläge,  ihrer  fehlerhaften  Heilung  und 
durch  verschuldeten  Ablagerung  auf  edle  in* 
;re  Organe;  bei  erysipelatösen  Exanthemen^ 
o  ^&e  Wasserbäder  oftmals  nicht  vertragen 
erden,  vorzugsweise  in  Form  der  IjampJ* 
'dir. 

hV)  Für  die  Lungeti,  in  der  angegebenen 
ecielleren  Form  der  Gasbäder  und  det  Ein- 
hmungen,  bald  der  reinen  Gasarten- (trockene 
isbäder),  bald  in  Verbindung  mit  den  na- 
rlichen  oder  durch  Erwärmung  entbundenen 
ünpfen  des  Blineralwassers  (feuchte  Gasbä- 
ff),  aber  auch  vermittelst  Trinken  und  Bä- 
in:  bei  Gefahren  der  Lungen -Vereiterung 
>n  Asthenie  der  Nerventhatigkeit ,  besonders 
ich  in  skrophuloser  Form ,  namentlich  in  der 
ichtigen  kochsalzigen  Beimischung  mancher 
diwefelwässer ;  ferner  beim  trockenen  und 
•ampfhaften  Asthma,  namentlich  von  gich- 
K:hen  oder  exanthematischen  Ablagerungen 
if  die  Lungen. 

et)  Für  den  Nahrungskanal:  bei  wichti- 
ren  Asthenien  seiner  Kerventliätigkeit »    be- 


—     33     — 

3escliw8reii  oder  Knochen  •  Aogtiffen  föü  tkro^ 
dmloter  Natur. 

d)  bei  angemessenen  chronischan  Leiden 
les  Hunmtems ,  und  gegen  die  daraus  resul« 
innden  JBeschwerden  von  Stein  und  Gries. 

c)  Termoge  ihrer  machtig  desoxjdirenden 
nd  metallische  OxTde  'nentralisirenden  Eigen«« 
liimliciikeit  als  die  mächtigsten  und  grölstea 
Bttel  bei  allen  Arten  der  metallischen  Ver- 
ihmg  durch  Arsenik,  Blei,  Quecksilber  etc« 
d  den  Abzehrungen  und  Lähmungen  der  Me» 
Darbeiter,  gegen  die  Folgeübel  und  Verhee- 
ngen  vom  StUsbrauche  des  Quö^llbers, 

-/)  Termoge  ihres  bedeutsamen  EingrifiTes 
sidixeitig  auf  di0  chemische  Qualität,  wie 
iff  die  ^rnamische  Lebenfthatigkeit  des  Ot» 
inismns  gegen  die  After -Gebilde  krankhaf« 
r  Tegetation,  in  der  Form  der  Versteüiingy 
r  Contractur,  der  Exostose,  der  Geschwulst 
A  Anchjlose,  so  tne  auch  gegen  allgemeine^ 
ch  N€ub€r  selbst  gegen  sjphiUtische  Dyskra« 
),  sowohl  ohne  Mitwirkung  des  Quecksil« 
rs,  als  auch  besonders  unter  gleichzeitigem 
»brauche  desselben,  also  nach  der  Ernährung 
•inesweges  unter  Aufhebung  einer  angemes« 
oen  Wirksamkeit  desselben  durch  chemisch« 
mtralisation.  Dabin  auch  ihre  Benutzung 
im  Scorbnte. 

6)  Als  Gattungen;  Geschlechter  und  Ar« 
d  der  stickstoffig  -  geschwefelten  Mineralwäs- 
r  aber,  und  für  die  teutsche  Praxis  insbe- 
ndere  bemerkenswerth  sind  zu  unterscheiden, 

A.  Die  alkalisch  -  ialirdschm  von  einer  grit* 
)ren   Reinheit    des   allgemein    angegebe«eia 
larakters;  und  ^war: 
Jouni.LVIII.B.5.8t.  C 


—  '  SS    «- 

U)  Der  ^ruMrwmen  rön  Burdkhad  hA 
üiclien  (Jqua  s.  thermd  sulphuratü  Poratana), 

Konimt  mit  den' rorigen  iiberein,  ist  nur 
twas  schwächer  an  Tempei^atur  niid  Gas  -  Ge.^ 
alt,  und  daheär  vorzüglidier  zum  Trinken  iiir 
erletzbarere  Constitutionen  ukd' 'Bediirfiujb 
lilderer  t>der  als  ierste  Stufe  offmtfA^^JSlä^ 
«itcr  Einvrirkung,  '  ''* 

cc)  Die  Quellen  zu/^rniirunn bei  Hibrscbr 
ftrjr  in'  Schlesien. 

Besitzen  eine  Temperatur  in  den  Bade» 
lellen  von  +  27»  und  +  28?  Reaumur,  dii» 
rinkcuielle  bei  ihrexn  Ausflnsse  ^'i}9*  und  bh 

runde  30«'.    '  " "  :'■  \,^'"-^"  i 

Eiitv^ickeln  nach  Tschörinir$  neuester  Ana- 
se  aus  1000  C,  Z.  Wasser  beiKu%''j?9  C.TJ. 
ickgi^;  und  fiihren  die  Kohlensäiirp  un^  das 
hwefel^asserstoiTgas  nur  gebunden  i^n  Ba« 
II,  letzteres  jedoch  in  einer  für  den  Gerucli 
merkbiEiren  Entbindung  an  der  atmosphäii« 
den  Luft  und  bei  stärkerer  Bewegung  des 
'assers.  Aufserdem  enthalten  sie«  obschon 
ir  in  höchst  geringfügiger  Beiinispaung  ko£i- 
isaüres  Ammonium. 

Unter  den  festen  BeMandtheilen  herrscht 
ihnen  sehr  entschieden  das  schwtfthaure  und 
MensaiiTS  Natron  vor,  bei  gerinjjerem  GehaV- 
I  an  Kochsalz. 

Ermangelt  nach  einer  näheren  Bestim* 
nng  seiner  individuellen  therapeutischen  Be« 
itzbarkeit  nach  dieser  eigenthümlichen,  schwe» 
Isauer*  und  kohlensauer  »nentraliwlrigen  Bil« 
ing  seiner  Mischung. 

<td)  Die  Quellen  sn  Laniak  i»  der  Gfdf» 
rhaft  Glatz  in  Schlesien.  .       - 

C2 


♦• 


-     37     — 

.Sind  in  ihren  festen  Bettandtheilen  voiv 
herrschend  schwefelsauer  -  neutralsalaig  be» 
atimmty  und  in  ihrer  therapeutischen  Benutzung 
zwar  gleichfalls  noch  nicht  nach  ihrer  nähe- 
ren Eigenthiimlichkeit  bezeichnet ,  aber  8rt^ 
lieh  insbesondere  durch  eine  Tollständige  An« 
Ordnung  von  Gas-  und  Schlammbädeni  «usi* 
gezeichnet. 

Ueber  das  Versenden  des  Wassers  dieser 
nrarmen  Quellen  zum  arzneilichen  Gebraucha 
legt  bis  jet2st  noch  nichts  Näheres  taÄ  Eigie^ 
»iges  vor. 

b)  kolu. 

aa)  Die  Quellen  zu  Nenndorffh^i  Ro-^ 
lenberg  in  Westphalen,  5  Stunden  von  Han- 
kOvM;  unter  den  geprüften  kalten  schwefele 
wältigen  Quellen  die  stärksten. 

Enthalten  in  100  C.  Z.  Wasser  40-^45 
khwefelwasserstoffgas,  und  17 — 19  G.  Z.  koh« 
ensaures  Gas ,  aufserdem  auch  nach  Wurzer 
innerhalb  dieser  Gas  -  Mengen  ?)  auch  Stickgas, 
ind  sogar  einen  geringen  Gehalt  von  Sauer- 
tof^as.  *) 

Sind  in  ihrer  salzigen  Beimischung  vor« 
.üglich  bezeichnet  durch  schwefelsauere  Kalk- 
ind  Talkerde. 

Sind  ausgezeichnet  durch  eine  grofse  und 
riel  bewährte  therapeutische  Benutzung,  auch 
»ereits  mit  Gas-  und  Scblammbädem  verseben. 

Das  Nenndorfer  Wasser  ist  als  kalt  ^nd 
«ichhaliig,  sicher  auch  besonders  günstig  ge- 

*)  Von  Anglada  ancb  in  der  Haaptqaella  von  Ar- 
Us  neben  dem  Stickgaflo  vorgafundta«  8«  obam 
▲xtik.  3.  ditstf  S« 


—     3»     ^ 

m  der  Qoelle  liaufig  und  mit  bftsWii  Kr&Iga 
»ntxti  Ton  Crdvt  beaehtttxig»w6rth  nSher  für 
igemessene  Leiden  der  Harnwege  mit  Net- 
mg  zn  ftauorer  Griet  v  und  Steinbildung  be- 
lehnet worden. 

ce) .  Die  neuerdings  entdeckte  interessante 
ickstoffig- geschwefelte  Quelle  zu  Dobbuänm 

Enthält  nach  Hemibstädt  in  einem  Ffunde 
301  C.  Z.  Schwefelwasserstpffgasy  ö,810  C.  Z. 
ihlensaures  Gas  und  0,829  C.  Z.  Sticksto%a» 
it  Kohlenwasserstoffgas  gemengt ;  und  ist  in 
ren  festen  Theilen  vorherrschend  muriatisclv 
id  zwar  durch  salzsaure  Talkerde  und  Koch^ 
Iz,  besonders  Lezteres  bezeichnet. 

Gew^rtigt  noch  ihrer  thätigeren  und  M« 
.al  unter  ihren  übrigen  Lokal -Beziehungeii, 
imiich  zu  den  Seebädern,  wie  zu  der  gleich- 
iitig  unter  mehreren  naher  bekannt  gewor- 
inen^JSisenquelk  und  der  muriathehen  Sitter* 
Izquelle  (die  bei  bedeutendem  Gehalte  an  ge» 
(ifanlichem  Bittersalze  nehmlich  verherrschend 
irch  salzsauere  Bittererde  bezeichnet  ist), 
^wifs  bedeutungsvollen  therapeutischen  Bes- 
itzung. 

dd)  Eine  Quelle  bei  Mdnberg  im  Fürsten- 
lum  Lippe- Detmold. 

Enthält  noch  einer  älteren  Analjsa 
f^utrumb's  in  einem  Pfunde  Wasser  9  C.  Z. 
chwefelwasserstolTgas  und  3  C.  Z.  kohlen- 
lutea  Gas ,  an  festen  Bestandtheilen  aber 
srherrscheud  schwefelsauer  -  neutralzige  Bei^- 
uschung,  jedoch  unter  bereits  aui>ref enden, 
bwohl  geringlügigen  Spuren  beigemischten 
isens« 


^     41     — 

A  def  'grofseren  Blutgefafse  auf  bestinuute 
^eh6  mit  erregen. 

Sind  sämmtlich  kalt;  und  für  die  teut^ 
bie  Fraxis  unter  ilinen  nätier  bemerkens^ 
erth: 

•  a)  Die  sogenannte  izfte,  und  gewöhnlich 
tr  als  saüuisch- eisenhaltig  bezeichnete  Quelle 
1  Meinberg,  und 

i)  eine  andere  neuerdings  entdeckte  ahn« 
Jhe  Quelle  ebendaselbst: 

Beide  aufser  den  gewöhnlichen  alkalisch -^ 
linischen  Bestandtheilen  der  eisenhaltigen 
ineralwässer  insbesondere  bezeichnet  durch 
nen  grolsen  Gehalt  an  Kohlensäure,  und 
»n  2war  nur  geringer,  aber  durch  ihren  Cha- 
kter  wesentlich  bestimmender  Beimischung 
)n  Schwefelwasserstoff;  gleichwohl  hier  als 
»timmte  Gränze  und  Uebergang  zu  den  ei- 
inhaltigen  Säuerlingen  auftretend,  überhaupt 
»er  noch  der  näheren  Bestlnunung  bedürftig* 

Das  Gas, derselben,  (kohlensauer  mit  ge- 
tigerer  Beimischung  von  SchwefelwasserstolF) 
t,  im  Besonderen  in  Gemäfsheit  des  der 
ohlensäure  wie  dem  Schwefelwasserstoffe 
iher  zustehenden  pharmakodynamischen  Gha- 
tkterj,  durch  Gdlhaus  überhaupt  näher  in 
jiwendung  gesetzt ,  in  Form  der  allgemeinen 
rie  theilweisen  Auströmungen  (Gasbädeff  6asm 
ouchen)» 

c)  Der  geschwefelte  Säuerling  zu  Socikt 
i  Franken. 

Entliäit  nach  einer  frühem  Analyse  im 
funde  über  4  G.  Z.  Schwefelwasserstoffgas 
nd  über  3  G.  Z.  kohlensaures  Gas,  und  ne- 
en  vorherrschend  scliwefelsauer  -  neutralsal* 
iget.  Beimischung  auf  ^  Gran  Eisen« 


• 

■i 


«<     43     -« 

taem  Kalk ,  einige  auch  Bittererde,  verschie- 
be überdies  noch  etwas  weniges  Eisen  und 
ieselerde. 

ß)  An  flüchtigen  Bestandth eilen  sämmt- 
ch  Yor^üglich  Kohlensäure,  einige  aber. auch 
loch  näher  zu  verfolgende)  Spuren  von  Stick- 
älbst  von  Schwefelwasserstoffgas. 

'  4)  Vermöge  dieser  MannichfaltJgkeit  ihrer 
lestandlheile ,  und  vermöge  der  höheren,  fil- 
^  Mineralwässern  nach  iL  rem  tellurischen 
'nprunge  und  Leben  zustehender  dynami^ 
^€11  Wirksamkeit  erscheinen  die  laugensal- 
i^ea  Mineralwässer  zwar  gleich  allen  ande- 
|&  Mineralwässern  als  höchst  wirksame  Reize 
V  die  organische  GesammUhätigkeit ,  jedoch 
^  allen  Wegeu  noch  mit  dem  vorherrschen- 
^ft  Charakter  laugensälziger  Qualität  und  ph&r- 
uikodynamisch   durchaus  bezeichnet  als  JNatm 

•    ..  ... 

(Der  pharmakodynamische  .Grund -Cha- 
rter der  Neutralen  in  der  Reihe  der  chemi- 
f*en  Heibnittel  ist  im  Allgemeinen :  dafs  sie, 
^h  ihrer  lür  den  Orgauismus  chemisch  in- 
Werenteren  Eigeulliümlichkeit  vorherrschend 
^er  das  sensibele  Leben  in  den  Organen 
^  Gehirnes  und  der  wichtigeren  Nerven, 
^^h  das  irrilabeie  Leben  der  gröfseren  Blut^ 
'ftfse  und  der  musculöseh  Organe  hervor-r 
^en;  sondern  dafs  sie  positiv  überwiegend 
B  niederen  Organe  der  thierischen  Bildung 
^'egen,  wie  sie  im  Systeme  des  Zellgewebes 
'd  der  Drüsen,  in  den  aushaucbenden  und 
^saugenden  Geinfsen,  und  in  dem  aus  Haar- 
ftfsen  und  Nerven  zusanmiengesetzten  Grund- 
^ebe  aller  orgauisch  -  thierischen  Gebilde 
^t>gelegt   sind,   -^    negativ  dagegen  aber  die 


~    45    «» 

flieib  besilmmt  laugensalzlg- basische  Qualle 
tat  der  orgaoisclieii  Materie  und  Säftemasse 
unter  den  Erscheinungen  der  Verlliissigung, 
Auflockerung  und  Ausdehnung,  namentlich 
de£  Blutmasse  (unter  den  Erscheinungen  der 
Wiikang  der  Quellen  zu  Ems^  z.  B.  höchst 
•nlallehd  bemerkbar);  theils  und  in  eintre-« 
tender  antagonistischer  Verknüpfung,  Beschrän-« 
hug  der  höheren  Gefafs-  und  Nenrenthätig- 
keity  allgemeine  Herabsetzung  ~  Schwäche 
aller  höheren  Lebensäufserungen,  Abnahme 
fe  Sluakelkraft ,  selbst  Abmagerung« 

6)  In  sofern  aber  in   der  MannichÜEdtigw 

krit  oer  dynamisch -chemischen  Bildung  der 

Vineralwässer  zu  der  wesentlichen  Eigenthüm« 

Udikeit  der  salinisch -alkalischen  Wässer  Bei-« 

iiBudmngen  von  Schwefelwasserstoff  oder  gar 

"^n.  Eisen  hinzutreten ,    so  beschränken  diese 

^Beiinischangen ,  namentlich  aber    die  letztere 

'lochst  bedeutsam  die  neutrale   Qualität  der- 

'^Uben;  und  es  tritt  die  auf  selbige  sich  grün^ 

dende  pharmakodynamische  EigenthiimUchkeit 

5^eser  Mineralwässer  um  so  mehr  zurück,  und 

J*}^  Ausgleichung  mit  einer   Richtung  auf  die 

j*Öherea  Sphären   des   Gefafs  -  und  Nervenle- 

l^tis,  auf  die  gröfseren  Nerven  und  irritabe- 

1^^  Organe,  je  reichhaltiger  an  Schwefel  oder 

^isen  sie   sich  zeigen.      Auch  bethäligt  ent- 

^cliiedenes  Uebergewicht   an  Kohlensäure  die 

^^schränkte    salinisch -alkalische    Qualität  zu 

^^ner  stärkeren  Wirkung  auf  das  höhere  irri  - 

^^lele  Leben I    namentlich  der  grölseren  Blut* 

K^fäfse. 

7)  Indem  die  salinisch  r  alkalischen  Mine- 
^«^Iwässer,  gleich  den  geschwefelten  einer «^ 
^Uid  den  elsenhaUigeu  anderer  Seit« ,  in  den 


—    47     -- 

hbeiwatMir  nur  cum  Trinken  und  meistens 
ft  der  Entfernung  von  der  Quelle  in  dem  be~ 
iiimten  ausgedehnten  Gebrauche,  das  Wasser 
u  SaUbrunn  in  neuerer  Zeit  nicht  nur  zum 
.^rinkeii  und  Baden  benutzt,  sondern  auch  im- 
Mr  häufiger  versendet  worden,  das  Roisdor^ 
V  aber,  obwohl  in  früheren  Zeiten  bereits  in 
IS  ferne  Ausland  verfuhrty  gegenwärtig,  wohl* 
Ar  durch  Mangel  an  Betriebsamkeit  und  den 
lodngdn  Anstalten,  nur  örtlich  gekannt  und- 
ndir,  diätetisch  als  arzneilich  benutzt.  —  Die 
Wmeh,  in  der  älteren  Praxis  vorzugsweise 
m^m  Baden  benutzt,  sind  in  neueren  Zei>- 
ni  gleichfalls  allgemein,  und  selbst  wohl  voru 
igsweise  auch  zum  Trinken  angewendet,  und 
fjoüeia  za  diesem  Gebrauche  z.  B.  von  Ems 
^ffü  mit  Ruhm  auswärts  verführt,  auch  ün« 
sr  künstlich  «'Vorsichtiger  Wieder  -  Erwärmung 

betranken. 

•  .  - 

9)  Angewendet  werden  dfe  salinisch  «ka« 
iidieo  Mineralwässer, 

ji.  nach  der  allgemeinen ,  allen  Mineralw- 
ässern ohne  stärker  eisenhaltig -contrnhiren«* 
*  Eigenschaft  zustehenden  grolser  Wirksam- 
eit,  zur  Erregung  der  Ab  -  und  Ausschei- 
'ingS'oProcesse  und  der  Metamorphose  des 
Organismus,  wie  nach  der.  näheren  Bestim- 
mung dieser  Mineralwässer  durch  ihre,  stärker 
ttd  jBum  Theil  überwiegend  vorwaltende  ka*- 
ftdie  Eigentliümlirhkeit :  bei  allen  Leiden 
(>a  Asthenie  der  Lebensthätigkeit  in  den  ein- 
gehen Grundorganen  des  ZeUgewebes  und  der 
-usbreitung  der  Schleimhäute ;  bei  daherrüh« 
^nden  UnvoUkommenheiten  der  Ab-  undAus^ 
>ndeningen  in  der  Form  der  Stockungen, 
mtopfungen    und   Verhärtungen,    wi«    der 


^     4&     ^ 

ind  lymjdhiaiiäclien  Lebensseite,  tind.zur  HeN 
tbsetEnng  des  höheren  irritabelen  Lebens: 
Beides  aber,  um  den  Organismus  durch  Gleich« 
letcung  seiner  Grund  •  Functionen  zur  Rela<- 
fcion  und  Einheit  der  Gesundlieit  zuriickzu« 
pShxen. 

Bei   höherer  Sthenie  des  irritabelen  Le- 
bens  und  gröfserer  Annäherung  dieser  bedeu- 
tnngSTollen,    und   leider   %'ielfach  verkannten 
Krankheits- Anlage    zur    entziindlichen    Kei<- 
«nmg  gebührt  jedoch  in  diesen  Fällen  einem 
Uten  Oliheralwasser   der   Vorzug  vor  einem 
Wf^jmm.     Namentlich  ist  aber   dabei  das  Sei- 
tewa^eFi  in  einer  Monate. lang  durchgeführt 
len,    die   krankhafte  Lebensstimmung  wahr- 
liaSt  umbädtnden ,   insbesondere  auch  die  Entr- 
a^dongsgefahren  der  Frühlings -Evolution  in 
der  organischen  Natur   begleitenden  und  nur 
ganz  geringfügigen,  milden  Anwendung  (kleine 
Anr),   von  einer  unschätzbaren  vortrefflich^en 
Beautzbarkeit ;  und  es  ist  hier  dasselbe  um  sb 
ireniger  durch  kleine  Gaben  antiphlögistischet 
Sdze    oder    irgend  eine  Arznei -Zubereitung 
*'tn  ersetzen,     da   auch    die   Zustände    dieser 
Xiankheits -Anlage  schon  mehr  t)der  weniger 
SQ  einer  allgemeinen    Herabsetzung  des   Le- 
1)e&s^  zu  mancherlei  Intemperaturen  des  Ner- 
'^ren-  und  Venen -Systemes,    zu    mancherlei 
liier  doppelt    verderblichen    Hemmungen   der 
Ab-  und  Ausscheidungs-Frocesse  neigen,  de* 
Ken  gerade  die  angemessenen  Mineralwässei?, 
liier  aber  das  Selterwasser,  so  unvergleichlich 
^  ausgezeichnet  günstig  zusagen. 

s 

Cm    Bei  Leiden  der  Harnwege  mit  vqr- 
herrschender    Säureliildung   und  Neigung   zi^ 
Erzeugung    von   Gries  und  steinigei^   Coaci^ 
Jouxn.LVIIt.B.  5. 8t.  D 


.^  öl  - 

die  niiäfübülzige  Bestinuiiuiig  in  diesen 
Btischen  Wässern,  d.  h.  deren  Wirkung 
las  irritabele  Leben,  auf  ganz  eigenthiiin« 
Weise  bischränkt^  so  dafs  sie  sich  nicht 
die  unmittelbar  berührten  Organe  der 
ren  Haut  und  der  Schleiiiihaut,  und  über 
dederen,  namentlich  drüsigtea. Organe  der 
ischen  Bildung  hinaus. auszudehnen,  mit* 
auch  alle  diese  genannten  Qrgane  über- 
itenden  Heil -Wirkungen  nur  in  entfern- 
Verknüpfung  zu  bedingen  scheint.  Na- 
lieh  wirken  die  muriatischen.  Heilwässer 
)lche,  d.  h.  als  ialztauer  -  neutraUabtig  nicht 
^am  einsMtig  erregend  knt  die'.  Thäti^- 
der  absondernden  Blutgefäfs^ ,  um  auCser 
er  Beförderung  des  Stuhlganges  und  der 
Absonderung  irgend,  bedeutendere  Yer- 
rong  der  Ab  -  und  Ausscheidungen  zu 
ilassen^  noch  hinlänglich  beschränkt^  und 
der  nothigen  Intensität  gerichtet^  auf  das 
gefäfssystem ,  um,  na(:h  Haarsgabe  ande« 
licht  muriatischer  Neutfalsalze ,  in  anta* 
tischer  Herabsetzung  der  heberen  Blut- 
se  eine  irgend  antiphlogistische,  den  ho- 
&  Lebens  -  Prcrcefs  entschiedener  n\äJbi- 
9  Wirksamkeit  äuisern  zu  können.  '^-^ 
gen  scheint  aber  gerade  die  muriatUch^ 
•alaalzige  Bestimmung  in  diesen  Mine)ral- 
em,  bei  einer  geringeren  Intensität  der 
tralsalzigen)  Wirkung  auf  das  irritabile 
O,  eine  groCsere  Extensität  ihrer  Wir- 
:,  eine  umfassender  erregende  Kraft  für 
Gesammtbeit  der  vitalen  Funklipnen  zu 
igenf  und  eben  dadurch  die  eigenthüm»- 
ffoS&B  Heilkraft  aller  muriatischen  Wä»- 
su  begründen»  -*- 

D  s 


I 


la 


9; 
ai 


-     53     — 

und  durch  daher  fliefsende  AbweiGhungen  des 
^     Bfldungsprocesses  gehemmt  ,>  aufgehoben ,  oder 
unter  einander  in  ein  krankhaftes  MibYei]iält«> 
nils  gesetzt  siüd.- 

C    Es  findet  jedoch  unter  den  muriati- 
^^  scbln  Heilwassern    selbst  und  in   sofern  na- 
fß   mentlich  auch  die  gemeinen  kochsalzigen  Quel* 
sJr   len,  die  Soolen,   nebst  dem  Meerwasser,  als 
^    luttSrlich  gebildetes  Salzwasser,   zu  denselbeit 
^1'    zu  rechnan  sind,    noch  ^ ein  höchst  bedeutsam 
•     mer  Unterschied  statt:  in  sofern  sie  nehmHch, 
^     Bebtn  dem  ihre  Eigenthümlichkeit  wesentlich 
■^     i^estimmendem  Kochsalze,  entweder  nur  noch 
Uob  einige   feste  imd  zwar  nur  geringfügige 
neutralsalzige  Beimischungen    enthalten,   und 
;       demnach  reiner  und  einfacher  nur  neutralsal- 
zig-^miiriatisch  bestimmt  sind,    oder   aber  in 
*|;Oli€rer    Begeistung    durch    Luftarten,    zum 
*      ■'ieil  auch  in  näherer   Beschränkung  der  ein- 
'®itig  muriatischen  Qualität    durch  kohlensau- 
res Natron   und   sonstige  laugensalzige  Erden, 
5[^irnt  aber  auch  gegebenen  vielseitigeren  Wir- 
"^ungs  -  Charakter ,    oder  aber  einige  sogar  in 
^iaer  höchst  mächtigen  Steigerung  ihrer  Wirk- 
samkeit durch  natürliche  Wärme  auftreten. 

Der  im  Obigen  angegebene  Wirkungs- 
Charakter  der  muriatischen  Heilwässer,  wie 
«r  zunächst  nur  von  den  einfach -muriatischen 
Wassern  entnommen  ist,  gewinnt  nehmlich 
^urch  jene  luftartige  Begeistung  nicht  allein 
fiir  sich  schon  eine  bedeutende  Steigerung  sei^ 
ner  Intensität,  sondern  mit  dieser  und  nach 
der  Eigenthümrliclikeit  jener  beigemischten  Gas- 
arten auch  eine  höchst  bedeutsame  gröfsere 
Extensität,  durch  die  Kohknsäure  nehmlich 
auch  über  die  gröüseren  Blutgefäfse  und  durch 


—     «6     ~ 

dtt  rhetimatisclieii ,  gichtischeiii  häm^rrhoida« 
fiachen  Leiden ,  der  Haut  *  und  Drüsen -Af« 
ftkte,  der  Stockungen,  Verhärtungen,  Ver- 
steifungen, der  Kachexien  und  fast  jeglicher 
bankhailer   Bestimmung    des    Bildnng$«Ffo« 

Es  schlieüsen  sich  diese  begeisteten  muriatiscfaen 
Wasser,  namentlich  aber  die  warmen  in  allen 
lesen  Hinsichten  fast  mit  unmittelbarem  Ue« 
Wgange  an  die  salinisch -^alkalischen,  und  an 
vie  unter  ihnen  aufgezählten  Thermen.  Nur 
^gert  ihr  muriatischer  Gehalt  nebst  dem  ho« 
l^ni  Quantitäts<- Verhaltnisse  ihrer  ganjsen 
übrigen  chemisch -physischen  Bestimmung  si« 
^  einer  bedeutsam  höheren  Wirksamkeit,  und 
^  auch  praktisch  sehr  bestimmt  geschiedenen 
*^niitzbarkeit ,  theils  fiir  Fälle  eines  höheren 
*^aifnisses ,  theils  fiir  ein  gegebenes  kräf- 
%er<^  Widerstands-  und  Wirkungs-Vermo- 
Hi  des  gegebenen  indiyiduellen  Organismus^^ 
^cihrend  die  grofse  tmschätzbare  Benutzbar« 
Qit  jener  in  mehr  neutraler  Bestimmung  au£- 
'Menden ,  und  eben  darum  T^esenüich  mit  als 
^ntral  zu  bezeichnenden  salinisch  «alkalischen 
tineralwässer  (Selters ,  Reinerz ,  Schlangen**^ 
nd,  Ems,  Töplitz)  gerade  eigenthümlich  auf 
ixe  anch  einer  gröfseren  Verletzharkeit ,  ei- 
lem  geringeren  Widerstands«  und  Wirkung«- 
'ennögen  des  gegebenen  Organismus  ange- 
lassene Heilkraft  gegründet  ist. 

D.  Im  Näheren  und  Einzelnen  zu  unter« 
cheiden ,  und  für  die  teutsche  Praxis  zunächst 
•emerkenswerth  sind : 

a)  als  einfache  muriatische  Heilwässer. 

aa)  die  Sookn  oder  die  gemeinen  Koch« 
kalzf^uellen ,  yorzäglich  in  Benutzung  als  Sool^ 


-     67     - 

IV)  Das  Seaoasser ,  und  £war  bis  jetzt  auch 
tnrziiglich  nur  erprobt  in  FArin  der  Sttbäder^ 
xnnächst  und  unter  näherer  Vorrichtung  un- 
mittelbar'in  der  See,  yorzüglich  al^  Stwrzb'dm 
Ar,  nach  neuerer  Erweiterung  aber  auch  un- 
ter Zuleitung  des  Seewassers  in  Bade -Bebäl- 
ter, selbst  mit  künstlicher  Erwärmung. 

Das  Seewasser  enthält  nach  Pfoffs  Zu- 
Sfonmenstellung  aus  den  teutscben  Meeren  über- 
banpt  einen  geringeren  Gehalt  an  Salzen  v^e 
sus  dem  atlantischen,  und  besonders  aus  dem 
mittelländischen  Meere,  im  Näheren  aber,  nach 
<ier  Analyse  an  verschiedenen  Funkten ,  ^  im 
Ci^ilpfunde  zu  32  Loth,  aus  der  Nordieti 
161^1791  Gran  Kochsalz,  68  —  67  Gr,  salz^ 
«auere  Talkerde,  10|  — 11  Gr.  schwefelsauere 
Bittererde ,  6  —  7  Gr.  schwefelsauern  Kalk, 
*®l»t  extractiystoffigen  oder  harzigen  Spuren; 
^oAerdem  noch  bei  Cuxhaven  angeblich  1|  Gr. 
'^Izsauren  Kalk,  bei  Cuxhaven  und  Norder- 
'^  aber  1^ — 2  Gr.  schwefelsaures  Natron;  — 
»2»  der  Osuu  72  — 112|  Gr.  Kochsalz ,  26|  — 
fö  Gr,  salzsauere  Talkerde,  \  —  6  Gr.  schwe- 
^Isaucre  Talkerde,  i\ — 4  Gr.  schwefelsauern 
^^dk  nebst  harzstoffigen  Spuren;  aufserdem 
^i  Apenrade  14f  Gr.  schwefelsaueres  Natron, 
^^  bei  Travemiinde  ttatt  der  schwefelsaueren 
^alkerde  gleichfalls  i4f  Gr.  schwefelsaueres 
Patron. 

AnCser  der  älteren  Seebade -Anstalt  zu 
^hiran  in  Mecklenburg,  sind  in  neuerer  Zeit 
'^r  teutscben  Traxis  ähnliche  Anstalten  dar- 
lebeten  worden  in  der  Nordstt  bei  den  In- 
^!n  JR)/ir,  fVangtrogt  und  Norderney^  zu 
'Uxhavtn^  Ritztbüitd  ^  in  der  Osistt  zu  jiptru 
QcfCy  Xie/f  Travemiinde,  Putbus f  und  an  an- 
deren Funkten  der  Freufsischen  Küste. 


-.     60     - 

0)  Jer^  MaaannUans  -  nuch  Smur  -  Brannen 
der  Säuerung  zu  Kifmngtn  in  Franken ,  mit 
Dl  C.  Z.  Kohlensäure  nnd  17^  6r^  Koch^ 
dz  im  Pfunde,  ohne  Natron,  Bittersalz  tind 
isen,  aber  sonstiger,  doch  geringfügiger  neu- 
idsalziger  Beiinisdmng.  —  Ist  insbesondere 
iwährt  bei  chronischen  Brustleiden,  Ham- 
iden und  Skropheln,  und  schliefst  sich  of- 
nbar  dicht  an  das  Selterwasser,  dem  nur 
)cb  Natron  zusteht« 

Im  Uebergange  zu  den  eisenhaltigen  Mi* 
tralwässern  besitzt  Kilsingen  ferner  den  höchst 
itksamen  Pandur  -  oder  Badebrunnen  mit  23 

Z. . Kohlensäure ,  66  Gr.  Kochsalz,  f  Gr. 
isenoxyd  nebst  21^  Gr.  kohlensauerer  Kalk«* 
id  Talkerde  u.  s.  w. ,  und  den  Ragozi--  Kur^ 
lerLaxirm  Brunnen  mit  24  C.  Z.  Kohlen- 
al^,  62^  Gr.  Kochsalz  und  ^  Gr.  Eisenoxyd 

s.  w. :  Beide  gleichfalls  wesentlich  mwia^ 
c^*iieutralsalzig,  aber  durch  das  hinzutre« 
nde,  auch  die  höhere  Irritabilität  mit  erre- 
nde  Eisen  schon  gemessen  beschränkt,  in 
Btimmter  Weise  corrigirt  für  mehr  lympha^ 
che  oder  scorbutische  Constitution,  in  Zu- 
lüden  Yon  Drüsen -Stockungen  und  anderen 
erstopfungen  bei  allgemein  geschwächten  oder 
'skrasischen  Individuen. 

f)  der  kochsahige  Trinkhrunnen^  und  der 
chsabüge  Badebrunnen  zu  Pyrmont,  enthal- 
nd  im  Pfunde  zu  16  Unzen ,  jener  nach 
^tiirumb:  70  Cr.  Kochsalz,  17  Gr.  Glauber- 
Iz,  über  9  Gr.  an  kohlensauerem  Kalk  und 
ilk,  nebst  anderer  geringfügiger  Beimischung 
id  24  C»  Z.  Kohlensäure;  —  die$£r  nach 
rampell  60  Gr.  Kochsalz,  7  Gr.  Glauber- 
Iz^     9  Gr.    Salzsäuren    Talk,     7    Gr.   koh- 


m     6*     ~ 

STsdhiedene  «tpandirtere  Mansch- /augcnMÜz^e 
iestiiiimiiiig  muriatischer  Qualität  gesetzt. 

.    o)  ^  der  Kochbrunntn  und  die  übrigen  Aef-« 
ten  Qualm  zu  Burdschdd  {Tliermat  Porcaanae), 

Enthalten:  nach  Meumont  und  Monhiim 
mKüogramm  (beyläufig  33f  Unzen)  1,10  C.  Z. 
uihlensaures  Oas,  und  0,90  Stickgas,  nebst 
!^7331  Grammen  (zu  ungeföhr  16  Gran)  Koch-^ 
Mit,  0,5883  Grammen  kohlensaures  Natron^ 
t)660t  schwefelsaures  Natron  u.  s.  w.;na€k 
\i^irdn€rs  neuester  Untersuchung  aber  in  ih- 
cii  festen  Bestandtheilen  15  Antheile  Meer«« 
filz ,  3  .  Antheile  schwefelsaures ,  und  1  An« 
l^eil'lfLohlensaures  Natron,  in  ihrer  nicbt  ge- 
Au  berechenbaren  Gas  -  Menge  aber  65;  Raum^ 
(ieae  Stickstoifgas  nnd  35  Raumtheile  Koh« 
-xuanregas.  Ihre  Teitaperatur  beträgt  152^ 
^Iirenheit. 

Bestehen  in  der  vielseitigsten ,  und  in  den 
Wirkungen  bewunderungswürdigsten  thera-r 
'Utischen  Benutzung  zum  Trinken,  Baden  und 
^hrhaft 'heroisch -wirksamen  Dampfbädexn. 

ß)    Die    Quellen    zu    Wiesbaden    (Fon/a 

Enthalten  nach  Kastner^s  neuester  Ana^ 
^,  und  zwar  namentlich  der  Kochbrunnen 
^  einem  bürgerlichen  Pfunde ,  und  unter  Mit- 
irkung  der  Siedehitze  eutbindbar ,  5,75  C.  Z. 
^hlensäuregas  und  0,08  C.  Z.  Stickgas ;  au 
isten  Bestandtheilen  aber,  ih  sofertie  Säuren 
id  Basen  darin  unter  sich  zu  Salzen  ver- 
mdeh  sind:  44,255  Gr.  Kochsalz,  5,48  Gr. 
Izsaure,  nebst  1,65  Gr.  kohlensaure  Kalk-i 
de ,   0,70  schwefelsaures  Natron ,  0,70  koh- 


-  «$  - 

'ankterer  muriatischer  und  überliaiipt  neu« 
MÜbdger  Qua^tät  von  milderer  auflösend 
greifender  Eigenthümlichkeit,  daher  einer 
Iseren  yerlet2bArkeit  angemessener,  von 
reurer  aber  auch  mit  günstigem  Eirfolge 
ük  ZvLMdz  von  kohlen  *  und  schwefelsaurem 
ron  künstlich  höher  neutrabealzig  bestimmt, 
also  der  Eigenthümlichkeit  des  Carlsbader 
«ralwaiseri  angenähert  worden. 

(Di#  Fbrtlemiiig  folgt.) 


• 
j 


I '    • 


—    €5    — 

mgeiif  welche  sie  gebrauchen;  wolil  nicht 
nreden  lassen;  dafs  diese  Kräuter  aber  aus 
Lchts  anderem,  als  aus  dem  bekannten  Un~ 
raute,  Caleopsis  grandiß.j  bestehen,  scheint 
[cht  so  allgemeinen  Glauben  bei  ihren  Lieb- 
übern  gefunden  zu  haben.  •— '  Diefs  ist  aber 
ich  gani  natürlich.  Denn  welcher  Verliebte 
ird  es  sich  beibringen  lassen,  dafs  seine 
'ulciuea  ^kein  Engel,  sondern  ein  gemeines 
[enschenkind  sey? 

Der    Herr   Professor    Kraufs    in  Leyden 
ihrieb  mir  vor  Kurzem  auch  über  die  Sache, 
tid  meinte,  dadurch  mit  der  Sadie  ins  Reine 
1  kommen,    wenn   man   ein  ganzes  Faquet 
er  Lieber'schen  Kräuter    in  ein  gutes  Erd- 
Kich  aussäete  und  Frucht  erhielt,  so  müfsten 
ie  darin  enthaltenen  Saamen  bald  aufgehen 
nd  Bo  die  Pflanzen  her  irorbriDgen ,   aus  weU  . 
iien  das  Arcanum   zusammengesetzt  sey.     Er 
chlägt  nlir  diesen  Versuch  in  einem  Prirat-* 
schreiben,    und   nicht    in    einem  ülTentlichen 
Hatte  vor,  damit  nicht  etwa  der  Geheimnifs- 
Täiner    dadurch    vorbaue    und    den  Versuch 
ereitele,  dafs  er  die  Saamen  in  der  Folge  aus 
einen  Kräutern  heraussichten  lasse.   —   Dem 
würdigen  Manne  berichte  ich  hierauf,  dafs  die^ 
^  Versuch  mit    aller   Vorsicht   hier, bereits 
gemacht,    aber    ohne    Erfolg    geblieben    sey. 
^teb  sollte   es   mir  seyn,  wenn  er  dea  Ver- 
uch, wiederholen  wollte,  ich  aber  wende  keine 
i  Rlhlr.   8   ggr.   mehr  daran,    denn   ich  bin 
Heiner  Sache  gewifs  genug.     Wahrscheinlich 
irird  der  Hr.   Professor  wolü  auch  kein  gün« 
tigeres  Resultat  erhalten,  denn  die  Menschen 
ind  nirgends    erfinderischer ,    als    wo  baares  - 
leld  zu   gewinnen  ist,  und  so  glaube  ich  si- 
Joom.  LVIU«  B.  5.  St.  E 


—     67     - 

hra  HorA.  berichtet  9  dals  sie  im  Oecocte  bei 
diTonischeit- Lungenkatarrhen ,  bei  chron.  Af- 
ektioa  der  Slageaschleimhäute  wirksam  sej^, 
A  sogar  bei  der  Lungenschwindsucht,  beson- 
iers  bei  der  Plühisis  pitmosa  grofse .  Erleichte- 
rung schaiFte. 

Nach  meiner  Denkungsart  ist  es  eine  sehr 
milsliche  Sache  jnit  den  Versuchen  in  der  Me^ 
dlcin.  Nie  darf  der  Arzt  die  Hauptsache, 
Heilung  des  Kranken ,  aus  dem  Gesichte  ver«» 
lieren,  wenn  er  nicht  gegen  göttliche  und 
nenschliche  Gesetze  anstofsen  will.  So  lange 
■bo  noch  irgend  eine  erprobte  Heilungsme- 
ihode  gegründete  Hoffnung  zur  Heilung  ini 
vorliegenden  Falle  gibt,  darf  ich  mich  nicht 
ins  ungewisse  Feld  der  Versuche  wagen.  Ver-» 
sucht  man  aber  ein  neues  Arzneimittel  gegen 
eine  Krankheit ,  nachdem  alle  Bekannten  be-* 
Äite  fruchtlos  angewendet  worden,  so  wird 
num  auch  selten,  zumal  in  einer  Kons,um^ 
lioiiskrankheit,  Nutzen  yon  seinem  neuen  Mittel 
*dieD.  Zu  dem  ist  selten  eine  Krankheit  ohne 
^e  Complication,  oder  es  treten  im  Verlaufe  der-' 
^IbenUebel  dazu,  die  nothwendig  andere  Mitte) 
Bifordern ,  und  da  weifs  man  denn  häufig  nicht, 
^Q8  geholfen  hat,  -—  So  ist  es  mir  denn 
JUch  mit  der  Galeop$i9  granäifi,  ergangen.  lo 
^^  Grade  der  PhthisiSp  wo  alle  andere  Blit- 
^^1  nichts  mehr  halfen  ^  half  sie  auch  nicht, 
^nd  in  leichten  Fidlen  von  Plulüsit  pUmosa^ 
^ularrhusi  pulrnnn,  chron,  wirkte  sie,  was  die 
■übrigen  bekannten  Mittel  wirkten.  Dieses  ist 
Aer  auch  schon  viel;  denn  erstens  ist  sie 
trohlfeil  —  es  ist  ein  Unkraut  —  2tens  ist 
de  dem  Gaumen  nicht  unangenehm,  3tew 
(reift  sie  den  Magen,  wie  dieses  die  Aetstm 

E2 


/ 


—    ro    — 

Krankheit  voran ,  der  Kranke  mufste  das  Haus 
hüten,  und  ich  war  weiter  nichts  zu  l]|ewir- 
ken  im  Stande,  als  dafs  ich  die  Krankheit 
aas  dem  Galoppe  und  in  einem  langsamen 
'Schritt  brachte.  Der  Kranke  war.  und  bßeb 
eknd»     Bei  der   gerjn<rs(en  Erhitzung  stellten 

■  iich  entzündliche   Zufalle    in    der   Brust   eiui 

.  tioe  bedeutende  Körperbewegung  führte  das 
Blutspeien  wieder  herbey.     Seine  Sprache  wqp 

.  hcisep,  der  Husten  ganz  hohl,  er  schwitzte 
fc«t  alle   Morgen ,   der  Auswurf  war  purulent 

.  tnd  häufig,  ynd  der  Kranke  magerte  zuse<« 
hends  ab. 

Im  Anfange  des  Monats  August  schien  es 

ooeix  ein  wenig  besser  mit  ihm^  und  da  er 

des    Hedicinirens  überdrüfsig  war^    und  sich 

^Qd^yQ].  der  grofsen  Apothekerrechnung  fdrch- 

^^  9  so  wollte  er  mir  aus  der  Kur  scheiden. 

™©^  dacKte  ich,  ists  Zeit,  deine  Caltopsh  zu 

^^'^iichen.     Ich  machte  also  meinem  Kranken 

■^■*en  Muth,   und  versprach  ihm  ein  Arznei- 

J**^'tel,   welches  er   sich  selbdt  sammeln  und 

h^^^iten  könne.  —  Während  der  Monate  Au- 

5***^  und  September  holte  er  sich  nun  die  Ca^ 

*'*#*^«  grandiß.    aus  dem  Felde,    trocknete  sie 

^^  luftigem  Boden  mit  Kraut  und  Blumen  ohne 

JT^^rzel,    nahm  dann  von  dem  zerschnittenen 

^^^ute  alle  Morgen   zwei  Loth,   kochte  diese 

5**  einem  halben  Berliner  Quart  Wasser  eine 

■*^rtelstunde  lang,    seihete  das  Decoct  durch, 

^^  trank  dasselbe  in  24  Stunden  auf  folgende 

'^^ise :  Slorgens  nüchtern  trank  er  eine  Ober- 

!j?^5e  voll  (3  Unzen)  noch  warm  im  Bette  aus. 

^\>^e   Stunde  darauf  nahm  er    J  Quart  Milch 

^^t  Eygelb   warm  aus  der  Kuh,   dann  stand 

*^  auf,  ging,   so  viel  es  die  Kräfte  erlaubten, 


w     71     - 

< 

n  ECsloffel  toIL  Dabei  soOte  er  dio  Brtdi«* 
isteinsalbe  auf  der  Brust  einreiben,  und 
1  ein  Pflaster  aus  EmpL  mercuriah  und 
tat  ana  darauf  legen.  Erst  bei  der  Repa* 
n  kam   mir  das  Recept  zu  Gesichte,  und 

durfte  ich  mich  aus  dem  doppelten  Ver-* 
nisse,  nämlich  zum  Kranken  und  zum 
rn  Gollegen,  nicht  in  die  Sache  mischen. 
I  Glücke  ist  der  Itranke  dem  handfesten 
tLulape  auch  gleich  wieder  aus  der  Kur 
hieden,  und  obgleich  er  seit  Kurzem  be- 
tend zurückgegangen  ist,  so  hält  sichseum 
6t  doch  noch  immer  gut,   nur  verrathen 

hektisches  Ansehen,    sein  hohler  Husten 

die  Heiserkeit  seiner  Stimme  doch  nodi 
der  den  Feind ,  welcher  im  Innern  schlum* 
rte.     Könnte    ich  ihn  nur  gleich  wieder 

meiner  GaieopsU  behandeln,  aber,  so  grob 
er  Yorrath  in  der  Apotheke  auch  war,'  so 
te  ihn  der  Handkauf  gräfstentheils  schon 
Februar  erschöpft,  denn  die  meisten  Li^ 
*uheXi  Patienten  In  hiesiger  Gegend  haben 
vorgezogen,  die  berühmten  Kräuter  aus 
siger  Apotheke  für  8  ggr.  per  Pfund  za 
ifen,  statt  dem  Hrn.  LiebtT  zwei  Thaler 
iir  zu  liefern.  Wir  werden  uns  aber  in 
Sern  Sommer  so  reichlich  damit  versehen, 
s  wir  das  BedürfniTs  Aller  werden  befrie- 
i^  können,  und  so  hoffe  ich  denn  auch 
her  mit  der  Sache  ganz  ins  Reine  zu  kommen. 


-     73     - 

compliciit.  Was  kann  daher  zweckmaftl- 
eriunden  werden ,  als  ein  Antiphlogisti- 
L,  vrelches  zuerst  die  Complication  hebt 
ein  Hindernifs  fortsrhaüt,  welches  der 
rknng  der  specifiken  Mittel  zunächst  in  detf 
jg  tritt?  —  Dabei  ist  das  Jlittel  wohlfeil 
L  heilt ,  mit  wenigen  Ausuahinen,  jede  ent- 
idliche  BrustaiTection  schnell,  sicher  und 
le  KachlK^ttnkheiten ,  wenn  man  nur  den 
bten  Zeitpunkt  in  Acht  nimmt,  und  den 
id  des  Uebels  zu  würdigen  welTs. 

Ich  gebe   aber  mit    Peschier   den    Tartar, 
lat,  starker,  als  er  in  dem  Künigl.  Folikli- 
chen  Institute,  nach  dem  December- Stücke 
!8es  Journ.  vom  J.  1823,   angewendet  wur- 
imd  nicht  mit  Nitr&m,  weil  er  mir  dann 
schnell  durchschlägt ;  dagegen  setze  ich  die 
•  Laura  -  ceras.  conc    nach   dem    Grade    der 
tzundung  und  der  gleichzeitigen  Nerven af- 
tion,  welche  sich  durch  Kopfschmerz,  D^ 
en  und  dergl.  zu  erkennen  gibt,  zu,  z.  B« 
dieser  Form :    Mec»  Aq»  Sambuci  unc.  vy.  in 
^olve:  Tartar.  stibiati  gi\  X -^  XV ,  jiq.  Launu 
t4.  co/ic.  dracfim.  j  —  (/.  Syr»  commim.  unc.  /J. 
alle' 2  Stunden  1  EfslöiTel  voll.     Dabei  gebe 
folgende    Instruction:    der   Kranke   halte 
b  ruhig ,  mäfsig  warm ,  und  trinke  Flieder« 
^e  oder    Gerstenwasser.      Nach    der    Isten, 
^n  oder  3ten   Gabe  wird  er  sich  erbrechen, 
dn  aber  nicht  mehr.     Erbricht  er  auch  nach 
t  4ten  Gabe  noch ,  so  gebe  man  einen  hal- 
ti  ErslülFel  voll  alle  Stunde ,    behält  er  aber 
€h   diese   Forlion    nicht    bei   sich   (welches 
r  Sufserst  selten  der  Ball  ist),   so  muls  die 
tznei  ausgesetzt  werden.     Das  nämliche  muls 
'schehen,    wenn    ein    starker. 


—     75     — ■ 

w  /  und  da  auch  die  ArzneTen  aus  Ar^ 
tteln  beigeschaift  wurden,  so  wendet» 
ich  und  nach  den  ganzen  Heilapparat 
das  hartnäckige  Uebel  an  (nur  zu  war- 
tädern  konnte  ich  nicht  gelangen)  aber 
ir  weiter  nichts  zu  bewirken  im  Stande, 
^  grofsteu  Scbmerzen  zu  lindern,  und 
rnährung  wieder  in  Gang  zu  bringen, 
au  war  lahm,  und  schleppte  sich  nun 
S  Jahre  vom  Bettß  auf  den  Stubl,  und 
esem  wieder  ins  Bett.  Im  Herbst  und 
r  hatte  ich  sie  immer  in  der  Kuri  in^ 
ie  Gichtscbmerzen,  besonders  im  Kreuze 
i  den  Hüften,  immer  sich  yennefarten, 
!ir  überhaupt  ein  stehender  Artikel  in 
r  jrihrlichen  Armen  -  Arzneirechnung, 
iir  nun  der  Aufsatz  des  Hrn.  Dr.  Schenk 
igen  zu  Gesichle  kam,  liefs  ich  mir  von 

Weifsgerber  ^  Maafa  Berger  Lebertbran 

»  und  fing  damit  die  Kur  »o  an,  dafs  die 

.e  4  Mal   im  Tage  1  ElslolFel  voll  ein- 

Im  Anfange  machte  das  garstige  Mit- 

r  Frau  Erbrechen,   sie   zwang  sicii  rther 

und  da  ich  ihr  befahl,  nach  jeder  Gabe 
se  schwarzen  KalTee  nachzutrinken ,  er- 

sie  nicht  mehr.  —  Nachdem  sie  zwei 
illen  verbraucht  hatte,  bekam  sie  so  viel 

und  Biegsamkeit  in  den  Gliedern  und 
acken  wieder,  dafs  sie  mittelst  zweier 
Len  ohne  Schmerzen  gehen  konnte.  Jetzt 
ch  mir  durch  einen  Gerber  echten  Ber- 
eberlhran  aus  Holland  kommen,  und  als 
j  Kranke  noch  zwei  BoulelUen  verzehrt 
>  ging  sie  ganz  frei,  und  war  so  voll- 
len  hergestellt,  dafs  ihr  sogar  die  Hei- 
ust    noch    einmal  anwandelte,   als  sich 


•  V 


-     TT     - 


/ 


U  e^b  e  r  ' 

Himentzündung  der  Säufer 

Von' 

Dr.    A  n  d  r  e  a  e, 

tu    Magdeburg. 


(Fortittinng,  8.  Torigei  StacK). 


tV.  Ein  35jÄhrjger  Fleischer  batte  langa 
zwar  thätige ,  aber  unordentliche  Lebens-« 
:efahrt,  Und  auf  seinen  Reisen,  um  Vieh 
ikaufen,  den  Branntwein  so  lieb  gewon^ 

daTs  ihn  in  den  letzten  Jahren  kaum  ein 
kd  nüchtern  fand.  Seine  kränige  Nnlur 
rstand  lange,  aber  zuletzt  verlor  er  seine 
ide  Gesichtsfarbe,  bekam  ein  graugelbes 
nsenes  Ansehen,  zuweilen,  besonders  nach 
ilungen ,  ödematös  geschwollene  Füfse, 
einen  chronischen  Husten  mit  Engbribtig« 

welche  zuweilen  in  der  Trunkenheit  bis 
jstickung  drohender  Beklemmung  stieg» 

gesellten  sich  in  der  Regel  Kopfschmer- 

das  Gesicht  nahm  eine  blaurotha  Farbe 
und  mit  sonderbar  Terändarlar,  last  lihimsr 


—     79     ~ 

ierien  sichtbar  klopfend;  die  Augen  mit 
cken  Blutgefafsen  durchzogen,  das  Weifte 
L  eine  schmulzig  gelbe  Farbe  verwandelt, 
üufiger  Thrcänenflufs ,  aber  kein  merkbares 
[ifsbehagen  gegen  das  Licht.  Ein  klebriger 
clrweifs  bedeckle  den  ganzen  Korper;  übri« 
ens  wenig  erhöhefe  Wanne,  nur  der  Kopf 
ihlle  sich  etwa^  heifser  an.  Zittern  der  Hän« 
e,  Flechsensprinjren  und  beständige  Vibra- 
onen  einzelner  Afuskelbündel,  am  deutlich- 
!cii  am  grofseu  lirusdnuskel.  Der  Puls  liefs 
Ich  an  der  Hand ,  wegen  der  unaufbürlichen, 
leils  krampfhaften ,  Iheils  zitternden  Bewe- 
BDg,  nicht  fühlen,  eher  an  der  Temporal- 
rterie,  welche  über  120  mal  in  der  Alinute 
:hlag,  und  dem  Fingerdruck  wenig  Wider- 
land  leistete.  Die  Zunge  trocken  und  mit 
räunlichem  Schmutz  belegt ;  der  Kranke  trank, 
I  oft  man  ihm  Wasser  reichte,  aber  immer 
ur  wenig,  und  forderte  nichts.  LeibesölT- 
jDg  täglich  einmal.  Die  Respiration  beengt, 
iweilen  tief  seufzend.  Der  Urin  sparsam, 
■aunroth,  klar. 

Es  wurde  ein  Pfund  Blut  abgelassen ,  kalte 
snschläge  über  den  Kopf  gemacht ,  und  stünd- 
ch  ein  Gran  versüfstes  Quecksilber  gereiclit. 
las  Blut  hatte  keine  Speckhaut,  aber  viel 
Imor.  Es  trat  merklicher  Nachlafs  ein,  der 
Lranke  war  besinnlicher ,  aufmerksamer  auf 
ie  Reden  der  Umstehenden,  obgleich  nicht 
hDe  Phantasieen ;  der  Puls,  den  man  jetzt 
on  Arme  fühlen  konnte,  klein,  weich,  120 
iaI  in  der  Minute  schlagend,  das  Gesicht  nicht 
lehr  übermäl'sig  roth,  die  Augen  heller,  kein 
ichtbares  Pulsiren  der  Kopfarterien.  Der  Urin 
eigte  einen  Bodensatz,  und  AoA  häufiger,  die 


~     81     — 

Da  der  Drin  immer  noch  sehr  sporsam  abging, 
und  dringender  Verdacht  einer  sich  entwik- 
kelnden  serösen  Ergiefsung  Statt  fand,  so 
Wurde  die  Digitalis  zu  Hülfe  genommen.  Der 
Verdacht  begründete  sich,  aber  die  beabsich- 
ligte  Hülfe  schlug  fehl.  Es  wurde  nämlich 
die  Djspnöe  stärker ,  der  Kranke  konnte  nicht 
mehr  horizontal  liegen,  die  Füfse  schwollen 
«n,  der  'trockne  Husten  mehrte  sich.  Auch 
die  Hirnzufalle  und  Schlaflosigkeit  nahmen 
"^ederum  zu,  und  der  Puls  wurde  häufiger, 
sidetzt  so ,  dals  .  er  kaum  zu  zählen  war. 
ifoch  einmal  trat  im  Verlauf  der  Krankheit 
maaS  einige  Tage  ein  Strahl  Ton  Hoiliiung  ein : 
dar  Urinabgang  mehrte  sich,  er  wurde  klar 
^nd  heller,  der  Kranke  kam  wieder  zur  Be- 
«immng,  schlief  ruhiger ,  und  die  Oppression 
der  Brust  liefs  nach.  Dann  aber  schritt  die 
Srankheit  unaufhaltsam  zum  Tode,  welcher 
imter  den  hervorstechenden  Zufällen  der  Brust* 
mssersucht  und  mit  den  soporösen  Erschei- 
Bimgen  am  22sten  Tage  nach  meinem  ersten 
Besuche  erfolgte. 


Diese  Krankheitsgeschichten  gleichen  sich 
in  ihren  wesentlichen  Bestandtheilen  so  sehr, 
dafs  sie  unbezweifelt  einer  und  derselben 
Krankhritsforin  angehören.  Es  bedarf  keiner 
näheren  Nachwelsuug,  dafs  diese  Kvankheits- 
form  das  von  Sution  beschriebene  Delirium  tre^ 
mm  ist,  und  ich  darf  d/iher  die  in  jenen 
Krankheitsgeschichten  entlialtenen  Thatsachen 
1er  Untersuchung  über  die  Natur  des  soge- 
nannten Delir»  tremins  zum  Grunde  legen. 
Sution  hält  dasselbe  für  eine  Krankheit  spe- 
JoamLVlII.B.5.5c.  F 


—    «3    ~ 

le  ~  in   sich    fafst ,    dafs    wir    auch'  j( 
ttrausch    unter    jenen  Namen   subsumiren 
iten.     Vebrigens    würde  jene  Benennung 

und  ausschlier»lich  eine  leidenschaftliche 
e,  eine  gasende  Begierde  zum  Weine  fte-« 
inen,  wie  denn  Mayer  selbst  die  lieber« 
ing  gibt :  „f^nor  vini  pm  4ons  toute  /'eten- 
U  Pexpressior^J^^  Dieb  gibt  aber  einen  Sinn, 
die  in  Anfrage  stehende  Krankheit-  gar 
:  erschöpft.  Endlich  .  kommt  das  Wort 
1  im  Alterthume  yor,  und  hat  daher  eine 

Bedeutung,  die  wir  nicht  willkührlich 
rn  dürfen:  olvofAavi^g  heifst/beim  Athtm 
I  1.  11.  insano  virii  amore  captus.  Bei  dem- 
n  Schriftsteller  findet  sich  yvvatno/karfiQ 
em  Sinne  von  muäerosuSj  yiH^ato/HXPlUf 
fiBmnus  mulierum  amon^  dyigö/LWPije  heiAt 
L  Grtgor^  insarüens  mit  ^  viros  insarm  amans» 
if0f§a9ia  ist  nicht  Mani^  durch  Liebe, 
etstere  die  entfernte  Ursache  wäre;  dtan 
rch  erhielten  wir  keine  bestimmte  Krank« 
fonn,  indem  die  Liebe  mancherlei  ver« 
d^ne  Gemüthsstörungen  bewirken  kann: 
3rn  jenes  Wort  bezeichnet  eine  Gemüths- 
kheit,  bei  "Welcher  fortwährend  eine  ab- 
le  Liebesleidenschaft  sich  äufsert,  insanus 
•  Mania  bedeutet  sonach  in  seinen  Zu- 
aensetzungen  bei  den  Grieche»  immer  ein 
ges  Sfreben  nach  etwas. 

Wenn  es  mir  gelingt,  durch  die  folgende 
Tsudiung  die  entzündliche  Natur  des  Ue« 
darzuthun,  so  wird  sich  unmittelbar  dar^ 
der  einzig  möglich^  in  das  System  pas^ 
e  Name  ergeben.  Da  aber  Svtton  der 
ikheit  den  entzündlichen  Charakter  feraf- 
abspricht,  so  dürfte  es  vor  allen  not]»« 

F  2     . 


-^     85     — 

zeigte.  In  einem  solchen  Falle  klagto  der 
Kranke  endlich  am  dritten  Tagt»  über  K(^f- 
schmerz,  legte  sich,  bekam  Frost ,  Hitze  und 
Durst,  kurz  deutliches  Fieber  und  eine  au»* 
geprägte  Encephalitis  von  der  entzündlichsten 
Art.  Das  sogenannte  Deliriian  tremens  unter« 
scheidet  sich  also  dadurch  Tön  der  Hirnent- 
sundung  nicht,  dals  es  in  einzelnen  Fällen 
fieberlose  Störungen  der  Hirnthätigkeit  zu  Vor-- 
laufern  hat,  die  in  chronischen  Fällen  auch 
längere  Zeit  dauern  mögen,  ohne  defswegen 
ihren  Zusammenhang  mit  der  Entzündung  iRi 
yerläugnen.  In  den  acutem  Fällen  befällt  auch 
£e  Hirnentzüudung  der  Säufer  plötzlich,  und 
dann  immer  zugleich  mit  Fieber.  Zuweilen 
scheint  diels  Fieber  zwar  allerdings  geringer 
zu  seyn,  als  in  der  idiopathischen  Hirnent- 
zündang;  indefs  werden  dagegen  selbst  von 
SuiUm  Beispiele  angeführt,  W9  der  Fuls  bis 
zu  einer  ungeheuren  Frequenz  stieg ,  also  noth- 
wendig  heftiges  Fieber  zugegen  war.  —  Nach 
Sulion  ist  beim  Delirium  tremens  nicht  nothwendi- 
g;er  Weise  Fieber  zugegen ;  er  führt  aber  selbst, 
widersprechend  genug,  Frequenz  des  Fulses 
unter  den  Zeicben  desselben  auf.  In  den  von 
mir  beobachteten ,  eben  so  in  einem  von  Kopp 
—  Beobacbtuugeu  im  Gebiete  der  ausübenden 
Heilkunde,  1821  —  erzälüten  Falle,  war  Fie- 
ber da,  und  gehiirte  sicherlich  zu  den  we- 
sentlichen Bestandtheilen  der  Krankheit.  Die 
Uirnentzündung  der  Säufer  exacerbirt  Abends, 
ja  ihre  Vorboten  und  ersten  Anfälle  treten  am 
stärksten  des  Nacbts  ein,  man  beobachtet  um 
diese  Zeit  namentlich  gröfsere  Fulsfrequenz, 
erhöhete  Temperatur,  stärkeres  Klopfen  der 
Carotiden  und  Zunahme  der  FLantasieen;  am 
Morgen  war  bei  allen  meinen  Kranken  deut- 


— .     87     - 

Mvh  rerwn/  dolor  capitis  inttrnus^  pervigilia 
oniinua,  insomnia  turhiilenta^  terrificof  desipien- 
a  levis  ^  exscreaüo  frequens,  trtmor  lineuae  tt 
rtuunif  anorexiay   vonütus  etc» 

Endlich  gibt  es  eine  Form  der  Hirnent- 
iindiiDg,  welche  wir  die  chronische^  verborgene 
enneut  und  welche  beweist,  ,dafs  eine  Hirn- 
Dtzündung  sehr  verbreitet  und  tief  eingrei« 
$nd  seyn  kann ,  iim  selbst  Vereiterungen  gro- 
ser  Parlhieen  zur  Folge  zu  haben ,'  ohne  sich 
n  4en  regelmäfsigen  Verlauf  eines  Fiebers  zu 
inden,  ja  ohne  überhaupt,  zumal  in  der  er- 
teil Periode,  einen  mit  ihrer  Heftigkeit  im 
''erhällnifs  siehenden  Gefäfsrei«  hervorzu- 
ringeü. 

2.  f^Beim  Delirium  tremens  ist  keine  hedeu* 
ende  Lichtscheu/"  —  Wenn  die  reine  Inflam- 
aatorische  Encephalitis  bis  zu  einem  gewissen 
rrade  gestiegen,  und  die  Delirien  anhaltend 
ind ,  findet  sich  in  der  Regel  keine  Spur  von 
iner  Abneigung  des  Kranken  gegen  das  Licht: 
lur  in  den  Fällen  beobachtet  man  etwas  der 
Lrt ,  wenn  die  Augen  in  leichtem  'Grade  mit 
ntzündet  sind,  und  von  häafigem  Wasser 
;länzen,  was  aber  nicht  bei  allen  Hirnent- 
liihdungen  der  Fall  ist.  Das  Licht  wirkt  in 
iUen  entzündlicben  AiTectionen  des  Kopfes 
ils  Reiz  auf  die  Gehirnthatigkeit,  vermehrt 
ils  solcher  die  geistige  Aufgeregtheit  und  den 
iligemeineu  Sturm,  und  mufs  daher,  um  jene 
;u  besänftigen ,  abgehalten  werden.  Wirk- 
iche  Lichtscheu ,  absichtliches  Vermeiden  des 
^chts  findet  nur  da  Statt,  wo  noch  ein  Theil 
les  Vermögens  geblieben  ist,  körperliche  Vor- 
;änge  auf  naluigemäfse  Weise  zu  percipiren. 
Wo  der  Hirnkranke  sich  selbst  nicht  kranker 


—   8d    — 

mg  der  Säuier  an  sich  liat  nicht  den  rein 
flanunatorischen,  synochischen  Charakter  mit 
»steigerter  Energie,  daher  nicht  jene  Tob- 
icht  und  Widerspenstigkeit  im  Betragen,  yer- 
mden  mit  ungeheurer  Anstrengung  der  Mus- 
ilarkraft.  Die  Kranken  sind  gewöhnlich  aus 
ederem  Stande,  —  denn  das  Uebel  scheint 
a  öftersten  durch  Branntweintrinken  her- 
>rgerufen  zu  werden,  —  daher  der  enge 
!eenkreis,  der  sich  nur  auf  das  Tagewerk 
izieht.  Minder  heftige  Hirnentzündungen 
[fsern  sich  auch  bei  nüchternen  Leuten  von 
»r  ha ndarbeit enden  Klasse  auf  ähnliche  Art 
nsichtlich  der  Delirien.  In  der  ersten  der 
»n  mir  erzählten  Krankheitsgeschichten  sprach 
>r  Kranke  zwar  ebenfalls  von  seiner  Land- 
irthschalt ,  aber  mit  wenig '  Interesse ,  und 
3en  so  oft  vom.  Kartengpielen  und  andern 
egenständen.  Folgsamkeit  gegen  den  Arzt 
t  nicht  ausschliefslich  den  Säufern  eigen, 
enn  sie  in  die  ihnen  eigenthiimliche  Hirn- 
itzündung  verfallen :  man  fmdet  diese  Be« 
itwilligkeit,  sich  in  die  ärztlichen  Vorschrift 
n  zu  fügen,  nicht  minder  häufig  bei  der  rein* 
flammatorischeu  Encephalitis,  wo  sie  um  so 
iffallender  ist,  da  der  Kranke  nicht  selten 
?gen  alle  übrigen  Personen  wiithet,  den  Arzt 
jer  respeclirt,  und,  obgleich  er  sich  nicht 
rank  wähnt,  Aderlässe,-  Blutegel,  kalte  Um- 
:hläge,  Bäder,  willig  erträgt,  und  alles  an- 
imint,  was  ihm  von  Arzneien  gereicht  wird, 

5.  ^^Die  Neigung  zum  Schwitzen  ^  die  von 
nigen  bei  wahrer  Phrenitis  für  ein  günstiges  Zei-^ 
ICH  gehalten  wird^  ist  beim  Del.  irem,  ohne  pro* 
nostische  JJedeutwig,*^  —  Ohne  gerade  die 
rognosiische  Bedeutung  des  Schwitzens  hoth 


—     91      — 

1 

»erzieht  ;ücli  mit  yertrocknetem  Schleim^ 
Ird  braun  und  rissig.  Aber  diese  hohe  An- 
*6ngung  der  Geialsthätigkeit,  und  diese  über« 
iüEuge  Wärmeerzeugung  ist  nicht  nothwen- 
^  allen  Entzündungen  eigen,  utid  fehlt  nicht 
Ifen  selbst  bei  solchen,  die  rasch  tödten. 
)ch  kürzlich  beobachtete  ich  eine  Fneumo- 
By  die  ^ehr  heftig,  aber  deren  Charakter 
cht  hervorstechend  sthenisch  war,  zu  wel- 
er  sich  bald  GehirnaiFectionen ,  virahrscheinn- 
h  entzündlicher  Natur  hinzugesellten*  Die 
mge  war  erst  einen  Tag  Tor  dem  Tode  des 
ranken  trocken  und  bräunlich ,  bis  dahin  mit 
ichtem,  dünnem ,  weilslichein  Schleime  über- 
gen,  und  der  Durst  im  VerhältniTs  zur  Hef- 
;keit  des  Fiebers  geringe. 

Obgleich  nun  diese  von  Sutton  "aufgestellt 
n  Unterscheidungszeichen  zwar  beweisen, 
fs  die  fragliche  Krankheit  der  Säufer  nicht 

allen  Zügen  mit  dem  Bilde  einer  reinen 
uochischen    Hirnentzündung   übereinstimmt, 

geht  doch  daraus  nicht  hervor,  dafs  die- 
Lbe  überhaupt  nicht  entzündlich  sey,  da  auch 
derweite  als  Hirnentzündung  anerkannte 
ille  beobachtet  werden,  die  eben  so  viel 
id  in  denselben  Funkten  Abweichendes  von 
r  sthenisclieu  Hiruentzündung  darbieten, 
ielmehr  glaube  ich  die  Behauptung  äufsern 
1  dürfen,  dafs  die  von  Sutton  als  Dtliriiun 
imtns  angeführte  Krankheit  eine  wirkliche 
irnentzünduug  ist,  welche  indefs  nur  bei 
iufern  vorkommt,  und  dadurch  eine  eigen- 
ümli()he,  unten  nälier  zu  bezeichnende  Na-< 
r  und  gewisse  Abweichungen  von  der  rein 
flammatorisrhen  in  slheuischen  Subjecten 
hält.     Für  den  Beweis  dieser  Meinung  wirft 


<^ 


—     98     — 

ner  Haute,  läfst  sich  erfahningsmäfsig  am  Le- 
benden nicht  trennen :  und  doch  tritt  die  Hirn- 
entziindung  unter  so  mancherlei  Gestalt  auf, 
dafs  wir  nothgedrungen  sind*,  die  Verschie-- 
denheit  der  Symptome  zum  Tlieil'  in  der  Yer-^ 
schiedenheit  der  angegriffenen  Organtheile  zu 
suchen.  Wie  abweichend  von  der  gewöhn-- 
lichen  Form,  äufsert  sich  nicht  die  mit  serö- 
ser Ergielsung  endigende  Hirnentziindung  der 
Kinder,  eine  Krankheit,  deren  entzündliche 
Natur  erst  die  neuere  Zeit  anerkannt  hat;  — 
Endlich  finden  wir  bei  LeichenoiTnungen  zu- 
weilen die  deutlichsten  Spuren  dagewesener 
Sntzündung,  z.  B.  das  unzweideutigste  Zei- 
chen, die  Eiterung,  und  hatten  bei  Lebzeiten 
des  Kranken  keine  Ahndung  davon.  —  Die 
Untersuchung  über  die  Existenz  der  Entzün- 
dung bei  einer  Hirnkrankheit  geht  in  der  That 
auf  schlüpfrigem  Wege ,  um  so  mehr ,  da  das 
laufende  Zeitalter,  vielleicht  durch  den  herr- 
schenden Genius  der  Krankheiten  selbst  ver- 
anlafst,  eine  vorwaltende  Neigung  zeigt,  das 
Wesen  vieler  Krankli^iten  in  Entzündung  zu 
setzen,  eine  Idee,  die  selbst  bis  zu  aben- 
th^uerlichen  Ansichten,  z.  B.  über  den  anti- 
phlogistischen Charakter  sonst  gar  nicht  für 
antiphlogistisch  geltender  Arzneimittel,  und, 
was  schUmuier^  ist,  zu  imgeiuälsigtem  Blut- 
vergiefsen  verleitet  hat.  Je  lelihafter  sich  diese 
Ueberzeugung  auCdringt,  desto  vorsichtiger, 
meine  ich,  sollen  wir  unsere  Meinung  von 
der  entzündlichen  Natur  einer  bisher  nicht  so 
beurtheilten  Krankheit  aussjirechen ;  um  so 
vorsichtiger  auch  defs wegen,  weil  das  We- 
sen ,  oder  nur  die  niichste  Bedeutung  der  Ent« 
zündung  uns  leider  noch  verborgen  ist^  ja 
-v^eil  wir  die  Entzündung  auch  nicht  einmal 


—     95     — 

:hnel1em  Fluge,  angenehme  wechseln  mit 
eckenden  ^  beide  abentheuerllch ,  nicht  sei- 
humoristisch;  die  Sprache,  als  der  un- 
^Ibarste  Ausdruck  der  Geistesthätigkeit,  ist 
Alfter  als  im  natürlichen  Zustande ,  oft  aus- 
iLSToTler,  ja  fremdartig  accerituirt,  zuwei« 
nit  pikanten,  treffenden  Wendungen,  wie 
lern  Kranken  sonst  nicht  eigen  sind.  Hau- 
st Witz  und  Laune  in  dem  Benehmen 
Kranken ,  auch  mit  dem  Toben  scheint 
im   zuweilen  nicht  recht  Ernst  za  se^n, 

Widerstand  macht  ihn  wüthend.     Diese  . 
hung  der  Raserei  und  Freundlichkeit  scheint 
%  charakteristisches    zu   haben,    und  der 

inflammatorischen ,  idiopathischen  Hirn- 
ondung  eigenthümlich  zu  seyn.  Die  De- 
a  im  Typhus ,  auch  da  wo  sich  Hirnent- 
liing  hin  zugesellt ,  sind,  soviel  ich  in  der 
}I  glaube  bemerkt  zu  haben,  anderer, 
r  verstörter,  auf  tiefere  Zerrüttung  des 
rn  Nervenlebens  hindeutender  Art.  Bei 
diopathischen  Hirnentzündung  stehen  die 
•ien  oft  mit  dem  Fieber  und  den  übrigen 
khaften  Symptomen  in  Hinsicht  der  Hef- 
it  in  keinem  Verhältnifs;   wenigstens  ist 

im  Anfang  der  Krankheit  der  Fall,  wo 
[rrereden  wohl  selbst  dem  Fieber  voran- 
Bewufstseyn  der  Krankheit  ist  selten 
anden;  doch  läfst  der  Kranke  in  der  Re- 
lieh  die  vom  Arzte  vorgeschriebenen  Mit- 
rillig  gefallen.  Je  höher  indefs  die  Ent- 
ung  steigt,  desto  kräftiger  wähnt  er  sich, 
I  weniger  will  er  von  Arzneimitteln  wis- 
—  Das  Gemeingefühl  überhaupt  ist  nicht 
ienirt , .  als  es  bei  typhosen  Fiebern  der 
zu  eeyn  pflegt:  in  den  mittleren  Graden 
Krankheit    weifs    der    Kranke  alle  6ib-* 


.■  N' 


-*•     97     ^ 

;.  B.  vm  die  Warter  zu  entfernen ;  und  aut 
[em  Bette  zu  laufen.  Die  Bewegungen  sind 
leftig,  ungestüm,  unsicher ;  Zittern  und  Schwan- 
ken des  Kopfes  und  der  Arme  bei  jeder  Be* 
regung  und  Fehlgreifen  immer  mehr  oder 
weniger  mertJich,  nicht  selten  auch  ein  ei« 
;enthümliches  Beben  und  Hin-  und  Herschie* 
len  des  Unterkiefers ,  wenn  derselbe  nicht  mit 
tarkem  Willen  an  die  obern  Zähne  ange* 
Iriickt  wird.  Ich  mochte  auf  das  letztere  Zei- 
hen einigen  Werth  legen,  da  ich  es  mehrere 
lale  als  Torlaufendes  Symptom  beobachtete, 
ind  daraus  auf  die  wirklich  nachfolgende  Hirn- 
ntziindung  schlielsen  durfte,  Die  Kranken 
ninderten  und  beklagten  sich  anfangs  selbst 
iber  das  unangenehme  Gefühl,  das  Kinn  nicht 
tili  halten  zu  können,  und  hatten  es  gern, 
Yenn  es  mit  einem  Tuche  aufgebunden  wurde, 
n  den  ersten  24  Stunden  nach  dem  Eintreten 
ieses  Phänomens  brach  dann  die  vollständige 
tinientzündung  aus. 

Unter  den  unmittelbaren  Zeichen  der  Ent- 
ändung  ist  Schmerz  der  Hirnentziindung  gar 
icht  wesenQjch,  im  Anfange  noch  am  bän- 
gsten ,  zuweilen  aber  aucli  da  nicht  angedeu- 
»t.  Höthe  des  Gesichts  in  der  Regel  j  doch 
erändern  manche  in  gesunden  Tagen  blasse 
Lranke  ihre  Gesichtsfarbe  bei  der  heftigsten 
Intzündung  gar  nicht.  Aber  ein  anderes  Zei- 
hen der  Blutcongestiou  und  des  ÖrlUchen  Ge- 
iCsorgasmus ,  nämlich  starkes  Klopfen  der  Ca- 
otiden  mit  ihren  oberflächlichen  Zweigen, 
ehlt  wohl  nie.  —  Der  Kopf  ist  heifs :  man 
nerkt  diefs  am  deutlichsten  an  den  Ueberschla- 
;en  von  eiskalten  nassen  Tüchern,  welche  in 
Tveit  kürzerer  Zeit  durchwärmen,  als  es  bei 
Joum.  LYUI.  B.  5.  St.  G 


.-     99     - 

)1I;  der  höhere  Grad  des  Nenrenfiebe»  hin*» 
»gen,  der  einer  Hirnentzündung  gleichen  soll; 
1er  eecundär  eine  typhöse  Encephalitis  her- 
>rruft;  ist  eine  von  jenen  Krankheiten,  die 
!e  ohne  die  höchste  Frequenz  des  Pulses  be- 
ehen,  und  nicht  leicht  einen  vollen  Pub 
ägen.  Ueberhaupt  scheint,  wie  bereits  er- 
ahnt, das  Gefäfsneber  in  d^r  idiopathischen 
inientzündung  von.  geringerer  Bedeutsamkeit 
1  sejn,  als  in  jenen  Fiebern,  wo  die.ence- 
lalitischen  Zufälle  als  accesaoria  hinzutreten. 
ie  Beobachtung  der  ganzen  Krankheit  so- 
3hi,  als  der  Localentziindung  insbesondere, 
dem  Zeiträume  des  Entstehens  pbt  darüber 
»  meisten  AufschluTs.  Dennoch  zeigt  auch 
e  idiopathische  Hirnentzündung  deutlich,  wi« 
mau  ihre  Existenz  an  die  typischen  Uxuläufe 
»  GefiUsfiebers  gebunden  ist;  gegen  Abend 
oAahmö  aller  Zufälle,  Morgens  Nachlais,  hau* 
:  beobachtete  Entscheidung  der'  Krankheit 
.  den  critischen,  ungeraden  »Tagen ,  Crisis 
irdi  Schweifs  und  XJnn  u.  s.  w.  Je  reiner 
d  synochischer  die  Entzündung,  um  so  re- 
Imäbiger  der  Verlauf,  je  weniger  die  An« 
$8  eine  rein  inflammatorische  Krankheit  be« 
nstigte,  je  gemischter  und  asthenischer  die 
itziindung  ist,  desto  mehr  Abweichendes 
tt  jener  Regel. 

Die  Wärme  des  ganzen  Korpers  ist  er- 
Iht,  aber  der  aufgelegten  Hand  weniger  merk- 
h,  als  im  Typhus,  wo  die  Hitze  der  Haut 
imer  ein  lästiges  brennendes  Gefühl,  bis 
.m  calor  mordax  hinauf,  hervorbringt.  — « 
er  Durst  in  der  Regel  beträchtlich,  Lippen 
id  Zunge  trocken,  aber  ohne  mit  jenem  zÄ- 
m,  braunen    Schmutz    überzogen  zu  eejiiy 

G2    * 


>    101    » 

dagewesener  Entzimdong,  und  sdbet 
(gemachter  Blutleere  des  Gehirns.  Im 
:  1813  schienen  diese  Ergiefafungen  zu 
»idemischen  Krankheitsgenins  zu  geho* 
dl  beobachtete  sie  in  dieser  Zeit  auf 
aatomischen  Theater  in  Berlin  häufig 
sen  Massen 9  so-  dals  sie  in  .einem  Fallo 
achektischen  Leiche  das  ganze  Gehirn 
le  Gallerte  überzogen,  ron  mancherlei 
,  gewöhnlich  etwas  gelbli<^i,  aber  auch 
in  einem  Falle  schmutzig  grün,  in  der 
fest  mit  der  weichen  Hirnhaut  yer-« 
und  die  Spinnewebenhaut  an  die  letz- 
iheftend.  Die  Kranken  waren  meist 
der  Charite  gestorben:  bei  der  dort  so 
sorgfältigen  Beobachtung  hatte  man 
Spur  von  Hirnentzündung  im  Lebendeil 
^n. 

enn  es  dem  aufmerksamen  Beobachter 
las  Zusammenstolsen  jener  Zeichen  in 
usten  Fällen  wohl  gelingen  wird,  dio 
bische  syuochisshe  Hirnentzündung  zu 
en,  so  ist  dagegen  die  Diagnose  derje<« 
Hirnentzündung,  welche  im  Gefolge 
^hus  oder  eines  andern  Fiebers  eintritt, 
sondern  Schwierigkeiten  verbunden.  In 
3n  Fällen  des  Typhus  wird  man  sich 
zlich  das  Unvermögen  gestehen,  nach 
m  eine  hinzugetretene  Hirnentzündung 
hinen  oder  zu  leugnen.  War  es  doch 
möglich  zu  behaupten,  dafs  in  jedem 
5  das  Hirn  sich  entzünde.  Für  die  ge- 
ptige  Untersuchung  genügt  die  Bemer- 
dafs  der  beschriebenen  Hirnentzündung 
iufer  die  Zeichen  des  vorlaufenden  ty- 
1   Fiebers  durchaus  fehlen,   aals  insbo- 


—    103    — 


■t     ■, 


Einige   Versuche 

mit 

lern    Chininiüm  sulphuricum 

n  ^  b  •  c 
gäbe  einer  ron  der  bisherigen  abweichenden 
Bereitungsart  dieses  Pflaüzensalzes« 

Vom 

gierungs  -  u.  Medizinalrath  N  i  e  m  a  n  n 

zu    Merseburg* 


ie  Arzneimittel  geben  zu  mancherlei  Difie- 
zen  unter  den  Aerzten  Veranlassung,  wenn 
gar  keine  Wirkung  auf  den  Organismus 
äüfsern  vermögen,  oder  wenn  diese  sehr 
leutend  ist.  Wir  sehen  dies  in  Ansehung 
*  erstem  bei  dem  Ehrenpreifs,  dem  Eisen- 
tat »nd  vielen  andern,  das  letztere  beson- 
s  bei  der  China.  Die  letztere  war  bald 
'h  ihrer  Anwendung  einer  Menge  gijt^r 
1  böser  Gerüchte  ausgesetzt ;  die  erstem 
eben  jedoch  überwiegend«  Die  peruTiani- 
le  Rinde  erhielt  mit  Recht  eine  der  ersten 
itze  unter  den  Car4inal«>  Mitteln  der  HeU^ 


—    105    — 

len  Verhältnissen  näher  nachzuspüren.  Die 
ur  des  neuen  Stofis  als  F/lanzenkalold  blieb 
»estritten.  Man  verband  die  salzfahige 
xndlage  mit  Säuren,  und  erkannte  den 
:htigen  Unterschied,  den  sie  in  der  brau- 
i  (Cinchonin)  und  der  Königs -China  (Qui- 
)  zeigte.  So  wichtig  indefs  diese  £nt- 
kung  ist,  so  darf  sie  dennoch  die  Aerzte 
ht  zu  der  Meinung  verleiten,  es  seye  das 
.chonin  und  Quinin  als  die  Quintessenz  der 
ina  zu  betrachten.  Hiervon  dürfte  eine 
le  wichtige  Beobachtung  uns  belehren  kun- 
L.  Herr  pelpech^  ein  französischer  Agent 
l  Besitzer  einer  reichen  FflanzuDg  in  der 
lana,  hatte  1806  eine  sehr  beträchtliche 
Bge  frisch  geernteter  Qiina  in  ein  Magazin 
»acht.     Diese  Rinde  füllte  mehrere  Zimmer 

untersten  Stocke  seines  Hauses  an.  Es 
Tschte  damals  zu  Caracas,  seinem  Wohn^ 
B,  ein  sehr  bösartiges  Fieber.  Herr  2>e/« 
h  hatte  Gelegenheit ,  mehrere  Reisende  oder 
Lwohner  der  Umgegend  aufzunehmen,  und 
ihnen  die  in  Amerika  gewöhnliche  Gast- 
mdschafl:   auszuüben.       Da    die    Gemächer, 

er  den  Fremden  bestimmte,  bereits  be- 
st waren,  und  die  Zahl  der  Besuchen« 
i  sich  vermehrte,  so  vrar  er  genötliigt, 
er  mehrere  in  die  Kammern  einzurjuarlie- 
L,  worin  die  China  lag.  Jede  derselben 
hielt  ungefähr  8  bis  10  Milliers  dieser  Rin-> 
Ein  solcher  Aufenthalt  schien  sehr  un-« 
[uem,  weil  darin  eine  viel  höhere  Tempe- 
ur  herrsclite,  <ils  in  den  übrigen  Zimmern; 
e  Temperatur,  die  durch  die  Gährung  der 
sehen  Chluaiinde  hervorgebracht  war.    Man 

gen  in  Trommsdorffs  neuen  Jonra.  dcc  FluxnA* 
cie.  VI»  1. 


—    107    — 

rschritten  hatten.  Da  es  noch  nicLt  über- 
sig  erscheinen  kann ,  so  theile  auch  ich 
ge  Beobachtungen  mit,  welche  zur  Bestä- 
ng  der  grofsen  Wirksamkeit  des  schweiel- 
3rn  Quinins  beitragen,  und  sie  sind  viel- 
bt  deshalb  der  öiTentlichen  ^ekanntma- 
Dg  nicht  unwerth,  da  sie  verkappte  Wech* 
.eber  betreiFen,  und  einige  andere  Krank- 
en, die  davon  unterschieden  sind;  und 
it  den  Gebrauch  der  China  zulassen.  -?- 
Junius  V.  J.  verbreiteten  sich  unter  Begün- 
iing  von  Localverbältnissen  in  Wittenberg 
chselfieber,    gegen  die  die  dortigen  Aerzte 

wo  es  die  Umstände  gestatteten ,  schon 
Erfolg  das  schwefelsaure  Quinin  anwand- 
ln andern  Kreisen  des  Merseburger  Re- 
ungsbezirks  aufser  dem  Wittenberger  wa« 
•sie  sehr  selten.  Bei  dem  verflossenen  ge- 
en    und    sehr   wechselnden,    auch  feuch- 

Winter  kamen  mir  einige  verkappte 
chselfieber  vor,  Herr  v.  G. ,  ein  ge- 
ler Mann  von  einigen  dreifsig  Jahren, 
t^  über  einen  Schmerz  an  der  rediten 
\e  des  Kopfe,  der  indefs,  wie  er  deutlich 
irscheiden  konnte,  nur  die  äufsern  Be- 
dungen einnahm.  Es  trat  derselbe  jeden 
gen  um  6  Uhr  an ,,  und  liefs  Nachmittags 
m  5  Uhr  ohne  eine  besondere  bemerkbare 
Bcheidung  nach.  Der  Puls  der  Hand  blieb 
irend  des  Anfalles  unverändert.  Der  Kran^ 
erhielt  einige  Tage  salzsaures  Apunonium 
essigsauren,  doch  ohne  Erfolg.  Die  re- 
nä&ige  Rückkehr  des  Schmerzes  bewog 
h,  ihn  acht  Pulver  des  schwefelsaaem 
nins  mit  Zucker  nehmen  zi|  lasset^ ^  wo- 

jedes    anderthalb    Gran    des    Chinasidfes' 
lielt.     Nach  einmaligen  VerbrfUM}L,4#<iill^ 


—    109    «. 

rlrJf  ^i  Kaf «rrhen  mit  heftigen  die  Nerven* 
fechte  im  Unterleibe  oä:  efscliülternden  Hü- 
ten leicht  beschwerlich)  starke  Ausleerungen 
ach  oben  und  unten,    die  den  Kranken  sehr 
ngriffen.     Der  Husten  wurde  störender,  und 
s   traten  Fieberbewegungen   ein,   mit   einem 
»cfamerz  auf  der  rechten  Seite  der  Brust.   Acht 
(lutegel    leerten    wenig    Blut   aus,  .weil  sie 
raftlos  waren ,  doch  erleichtern  den  Tag  dar- 
nf  andere  acht  den  Schmerz ,  der  nach  eini« 
en  Tagen  jedoch  heftiger  zurückkehrte,  und 
un  erst,  nachdem  wieder  sechs  Blutegel  ^), 
ie    sehr    stark   Blut   wegnahmen,    angesetzt 
raren ,  ganz  gehoben  wurde.     Der  Auswurf, 
inige  Hai  mit  Blütstreifen  vermischt,  wurde 
erdächtig.  Ein  voller  nicht  hartlicher  Puls  wurz- 
le des  Abends  beschleunigt.     Man  setzte  des^ 
lalb  ein  beständiges,    spanisches  Fliegenpfla^ 
'  an  der  Brust  in  Zug.     Der  Auswurf  blieb 
stark.      Man   gab  nun  ft*iih'  zwei  Mal 
in  Pulver  [aus  zwei   Gran   Quinin»  suJphwic. 
LiifiEallend   war  jetzt  die  Abnahme  des  Aus- 
fluß ohne  weitere  Beschwerde,  so  dais  der 
>r.  Rummel,  welcher  in  meiner  Abwesenheit 
dnige  Tage  den  Kranken  besuchte ,  den  Fort-- 
gebrauch  für  nützlich  hielt.     Der  Kranke  ist 
lOch  nicht  hergestellt,   und  ich  bin  weit  ent^ 
femt,    um  etwas  weiter  aus  dieser  Beobach- 
tung zu  schliefsen,   als  dals  das  Qidninum  suU 
fhiukum  bei  der  Schleimblennorrhoe  der  Lun^ 

• 

*)  Ef  ist  sehr  zu  wftiliclieii,  dtff  die  A^othektt 
«ich  alle  Mühe  geben,*  um  ftets  gefunde.  Kräf- 
tige Blutegel  in  Bereitschtft  zu  haben,  und  ei 
verdient  dat  Verfahren,  welches  NohU  zur  Ant' 
bewahrang  und  Aufziehan^  der  Blutegel  em- 
pfiehlt (M«  s.  FroriepU  Nouzen,  Nr.  107.)  ^  ge- 
wifs  «in«  weitere  sorgfiAltig«  Prfifiui|^ 


—       lli        TT- 

Sran  etwas  gelbliclier  schwefelsaurer  Qui- 
-Crystalle.  Die  nach  der  Sätliguiig  mit 
:um  von  dem  Quinin -Niederschlag  geson- 
e  Lauge  enthielt  noch  eine  geringe,  nicht 
!Lnschlag  zu  bringende  Menge  Quinin^  Man 
>ht  leicht,  dafs  bei  der  Trennung  des  Qui- 
mit  Natrum  eine  zufällige  Verunreinigung 
neutralen  China- Kaloids  nicht  wohl  ent- 
en  kann ,  '  und  dafs  es  demnach  durch 
e  Einmischung  nicht,  an  Wirksamkeit  ver- 
.  Schlielslich  bemerke  ich  noch,  dafs  in 
*rn  Zeiten  die  Droguisten  gegen  die  Sitte 
r  Vorfahren,  durch  den  Geist  der  Specu- 
n  verleitet,  sich  Präparate,  die  neu  in 
rauch  kommen,  und  schwierig  zu  bereiten 
,  von  Apothekern  anfertigen  lassen,  und 
1  unter  die  HandelsärtQLel  ihrer  Waaren- 
r  aufnehmen.  So  war  es  der  Fall  mit 
Jodine,  und  den  daraus  bereiteten  Salz- 
djiduogen ,  -  so  dürfte  es  .auch  bald  mit'  dexa 
lino  sulphurico  der  Fall*  seyn.  Es  liegt  in 
Natur  der  Sache,  da&  nicht,  jeder  Inhaber 
r  kleinen  Apolhfi^e  solche  und  ähnliche 
»arate  mit  Vortheil  zubereiten  kann.  Die 
iste  dürften  aber  vriinschen  müssen,  dafs 
nicht  als  Handelsartikel  der  Droguisten 
iiaielt  würden,  und  die  Apo.theker  kleiner 
Einen  sie  aus  gröfsern. entnehmen,  wenn 
üch  mit  der  Bereitung  derselben  nicht  be« 
BA  können  und  wollen* 


\ 


I  *'■ 


I 


»    113    ^ 

dintzkraft  teclit  aaschaulicli  an  d«Q  Tag  zb 
igen,  indem  Ton  <o  vic/  tausend  Vacdnirtea, 
ifl  ijn  Seriihnmg  und  in  dif  Nähe  von  Pockeit- 
-anken  gekommen  sind^  kein  einziger  anguteckt 
•orden  ist,  und  hingegen  erwiam  ist,  dafs  alle 
ie  ,  fvelche  die  Menschenpocken  bekommen  hohen, 
ichi  vaccinirte  waren.  —  Es  wurden  hierauf  di» 
US  der  ganzen  Monarchie  eingegangenen  Listea 
er  im  vergangenen  Jahre  Vaccinirteo  der  Gfr- 
ellschaft  Torgelegt,  welche  folgendes  Resultat 
;aben: 


Vnvinzan, 


^  WMtphllflD. 


B«cl&, 

Fiaiikfiirt 

Poaen 

BrorabBIg 

irter.Bb'ü"'^ 


Dimeldorf 
Cublenz 


^t  Ausschluls  des  Cösliner,  Fosener  uadDüs- 
"^UoiieT  Regierungsbezirks. 


Joi>ni.LVIII:B.5,8i. 


—    115    — 

ranhllnfuiie«  Jt,  ei  ist  niir  nicht  anvAlirtohdin» 
dh,  «Ufs  die  Blutcongesdon ,  Infltinmatioxi ,  und 
idürcli  gebildete  Wasserausschwitsung  lelbst  (dex 
ydrops  eerehri  acutus),  oft  erst  Folge  einer  fol« 
len  JPhysconie  des  Gehifrnt  ist^  und  ich  stelle  die«, 
n  Gegenstand  zur  fernem  Prüfung  meiner  geehr- 
tx  Herren  Coljegen  auf. 

Aber  von  neuem  wfirde.  diese  Erfaruns  bestftti* 
in,  wie  wichtig  es  ist,,  die  Blutcöngestion  nach 
$m  Kopfe  -bei  Kindern  vor  dem  sielTenten  Jahr» 
izuhalteni  da  sie  auch  eben  Veranlassung  dieser  Todes« 

'Yachsthnms  As  GehirnSj 
Vermeidung  des   WeinSj 

,    -_-  g Speisen,  so  wie  der  psy. 

liicheli  Reizung  durch  Sinnes  -  nnd  Phantaiie«- 
iis  und  zu  frühzeitige  Anstrengung  des  Geistes^ 
mug»  mehr  Fufs-  als  Kopf bewegung  >  verbunden 
it  dem  Uglichen  kalten  Waschen  des  Kopfes^  auch 
>n  Zeit  zu  Zeit,  nach  der  Weise  der  Alten ,  eia 
bf Ahrnngimittel  f  gewifs  die  besten  Präserratir» 
iner  traurigen,  und  jetst  so  otx  Torkommenden^ 
inderbpanuieiteii  sind« 

Muf§land» 


2. 

m^e  naher»  Bestimmungen  und 'Zusätze  zu  der  im 
9rigen  Stücke  enthaltenen  Bekanntmachung  der  Bey* 
fufswurzel  als  jintiepilepticum» 

Der  Ausdruck:  fihrillae ,  Wnrzelfaiern  um 
icht-'  etwa  auch  fasrige  Theile  der  Wurzel, 
»der- auf  die  letzten  feinfaserigen  Enden  dcrselbdü 
lifsgedeutet  zu  werden ,  ist  ganz  in  seinem  durch 
ie  DOtaniscIie  Terminologie  bestimmten  Sinne  za 
•famen,  wo  er  bekanntlich  die  Tom  WurzeUtock 
4iixoma)  seitwärts  und  in  schrttger  Eicht  uns  nach 
nten  abgehenden  und  sich  verzweigendui  Theile^ 
n  Gegensatz  des  letzteren ,  bezeicnnet*  80  sehr 
ßh  meistens  auch  den  Angaben  der  Tradition ,  wel* 
ha  meine  Versuche    mit  diesem   Heilmittel,   nnd 

H  2 


—  **7  — 

3. 

I 

Urtk^il  des  Ballonius    über    das  Aderlafi    in 

Pleuritis, 

Et  wii'd  nicht  undienlich  f«yii,  alt  Ntcherag 
a  dem,  wif  in  dem  eraten  Hefte  dietes  Jthrgangee 
iber  den  Nacbtheil  des  unzeitigen  Aderlasses,  selbst 
lei  entzündlich  scheinenden  Krankheiten»  gesagt 
worden ,  hier  auch  noch  den  alten  klassischen  Balm 
oneum  darüber  sprechen  za  lassen*  Man  wird  se- 
ien, dafs  die  Alten  auch  hierin  schon  das  Hechte 
mä,  Wahre  erkannt  und  ergriffen  hatten.,  und  dafe 
io  iasmer,  als  treue  Interpreten  der  Natur  ^  dio 
losten  Wegweiser  bleiben.  *) 

,,£x  dolorihus  Interis  maxima  pars  a  deßuxiona 
I  €apite  oritur.  Sed  dicat  quis  ^  si  fiuxionum  major 
fars  frisida  est ,  quomodo  et  tarn  subito  oritur  tH" 
ImmmatiOj  et  pklegmone?  nam  phlegmones  natura 
fst  ealida  et  humida^  £t  si  hoe  verum  est ,  an  oenaa 
eetio  confert?  Potius  in  purgatione  et  anaeatharsi 
tt  anodynis  cönsistendum  videretur*  Sed  in  suis  /i« 
tris  passim  Hippoerates  maxitnos  dolores  Oriri  ait  m 
onfuso  phlegmate  et  bile  cum  san^uine,  Quod  si 
pt  nervös  solos  humor  frigidus  ineideret,  non  tarn  eito 
.d  phlebotomiam  recurrendum  esset  ^  sed  <juum  per 
*anas  fluxio  fit ,  faeile  datur  occasio  phlesmone»  Sed 
fleuritidon  et  dolorum  lateris  tres  fere  iaeas  in  ope^ 
tbus  artis  observavimus  i  alii  enim  dolores  sunt  oh 
thlegntonem,  alii  ob  erysipelatodem  affectionem  p  nt 
\9t  in  Consitiis  nostris  scripsimus j  alii  ob  pu" 
usn  at  sincerum  humorem  a  capite  labentemi  et  tuno 
\on  tarn  est  pleuritis  ^  quatn  lateris  dolor  i  ae  ferm 
alis  dolor  infiammationis  non  est  eomes  ^  sed  tantum 
ongestionis  cujusdam  humoris,  et  adhaesionis»  Jmmo 
njSdtOS  vidimus  laborantes  dolore  lateris ,  ob  eopiant 
txerementi  in  pulmone^  cujus  pars  tenuior  et  serosior, 
lum  ad  membranas  funditur,  dolores  excitat»  Sed 
luod  diligenter  ett  observandum,  major  est  pars  et 
flauritidon  et  dolorum  capitis  tum  a  congestione  eu» 
usdttm  exerementi  in  pulmonem  et  thoracem^  tum  oh 
eeursum  tcnuioris  humoris  per  orgasmum  a  ventra 
njeriors  y  quam  a  capite  ^  et  partibus  saperioribus  z 
fuod  diligenter  videndum^  quoniam  plerique  non  aum 

*)  S.  O»  Ballonii  Opera.    Oenev*  1762.  p*  58t 


—    119    ^ 

Säur0tägend§  Pastillen  (Troehisci  ahiOrhstitei)» 

Die  Rftcksicht  auf  WohlgeschnaclK,  Faxbi»,  und 
laCtere  Elegtns  der  Arzneyen  Wird  Ton  den  Teat- 
iclien   SU   •ehr^  vcrnachläuigc,   und  die  Franiotea 
ind   darin  Meister*    Shedem  waren  die  Apotheker 
aat  die  einsigren  Konditorf ,  jetstsindfie  et  ku  wenig. 
Sei  langwierigen  Krankheiten,  oder  bei  fibrigensGe« 
onden,  welche  ein  örtliches  Oebel  lange  nöthigtMe- 
liahi  SU  nehmen,  ist  eiae  solche  Rftcksicht  auf  den 
^afalgeschinack    doppelt  wichtig.      Ist  schon  dio 
Unkneit  ein  Leiden,    warum   soll  man  es  noch 
.aroh    den    beständigen   Uebelgeschmack  der  Ars- 
eyen  vermehren,  wenigstens  nicht  bemfiht  seyn^ 
iefs  so  viel  als  möglich  su  Termindem?  *-*•    ich, 
renigstens    halte    es  fflr  FEicht,    und  theile  hier 
leiaen    Lesern   eine    solche    Form    mit,    die  ich 
ft  -genug  in  meiner  Praxis  gebraucht  habe«    Dio 
nUe  nehmlich   sind  sehr  häufig,  wo  übrigens  ge« 
unde  Personen  oder  Hypochonoristen  an  Säure  und 
fk  ^ederkehrenden  Sodbrennen    leiden,   und  et- 
rm9  bei  sich   au  tragen  wAnschen,   womit  sie  so« 
laich  einer  solchen  Beschwerde  abhelfen  können,  und 
robei  der  unangenehme  Erdgeschmack  der  Masne« 
La  getilgt  ist.     T>iesem   hat  Hr,   Chevalier  in  Paris 
urcn   beistehende  Fastille  sehr  glücklich  abeehol« 
sn:    Reo»    Choeolat,    ünc,  duas*    Magnes,   ealcinat^, 
1n€»  unam,  Sacchari  alb,   üne.  quin^ue.  ,  IVl,  F.  Tro* 
Ufci  pond,  gr,  xxiar«  -^  Jede  Fastille  enthält  3  praa 
^gn§sim» 

H^d. 


5. 
Correipondenznmchritht&m 

—  — -  Nächstens  erscheint  ein  Werk  des  Dr* 
südert  in  Eckerförde  über  Blattern  bei  Vaccinirtea» 
r  hat  sehr  fleifiig  alle  NaohxichtiD  geimimilc« 


—    121    — 

einen  fCtr  die  pathologisclie  Anatomie  Sufserst 
retsanten  Fall  beobachtet:  B<;i  einem  Kinde  von. 
hren^  männl.  Gescfalecfat'a,  war  der  Harnstrang 
ehus),  welcher  doch  beim  Foetua  gewöhnlica 
m  fxfih  aich  verschliefst,   und  zuletzt  und  noch. 

der  Geburt  in  einen  ganz  einförmigen  Strang 
rrandelt  wird,  noeh  vollkommen  bis  zum  Na« 
o£Fen  geblieben,  so  dafs  der  Harn,  welcher  zu- 
oll.  aacby  jedoch  mit  einiger  sichtbarer  Anstren- 
ge durch  die  Harnröhre  ausgeleert  -wird,  am 
el,  besonders  bei  der  RQckwärtsbiegung  dee 
des  freiwillig  ausläuft ,  und  die  ,  die  Oeffnung 
lebst  umgebenden  Hautstellen  corrodirt.  Nach 
sage  der  Mutter  befand  sich  bei  diesem  Kinde 
in  gleich  nach  der  Geburt  neben  dem  Nabei- 
nge, eine  haselnufsgrofse,  fleischige  Excrescenz  ; 
lieaenach  der  ersten  Unterbindung  blutete,  so  hat 
ihn  noch  einmal  unterbinden  lassen,  und  seitdem 
aich  jener  fleischige  Auswuchs  unmittelbar  auf 
1  Nabel  gebildet;   sie  hat  gleich  von  der  Geburt 

ans   diesem   Auswüchse  eine  gelbliche  FlAssig- 
t  sich  ausleeren    gesehen«     Als  Referent   wegen 

Aaswuchses  befragt,   ihm  aber  die   Ausleerung 

Flüssigkeit  aus  demselben,  'weil  sie  dansals  ge- 
l  und  leicht  zu  übersehen  war,  nicht  entdeckt 
rden,  wurde  das  luxuirirende  Fleisch  um  etwas 
rgebeizt  und  nun  erst  bemerkt,  dafs  aus  demsel- 
immerfort  jene  Flüssigkeit  hervorquoll;  die 
leerung  geschieht  nun  noch  häufiger,  w^eil  der 
ler  hindernde  Auswuchs  ihr  jetzt  kein  Hinder- 
I  verursacht ;  die  abfliefsende  Feuchtigkeit  ist  ih- 
Farbe,  ihrem  Gerüche  und  den  übrigen  Eigen- 
aften  nach,  wirklicher  Harn,  die  Excretion  des- 
»en  durch  die  Harnröhre  geschieht  aufserdem 
h  noch ,  jedoch  in  geringer  Menge.  Dieser  Fall 
chte  um  so  interessanter  seyn,  als  die  bisher 
»bachteten  und  von  den  Aersten  aufgezeichneten 
le   —  z.  B.  IVLeckeVs  pathol.  Anatomie.  B.   i.  S. 

—  der  Art  meistens  durch  hinzukommende  ur- 
hliche  Momente,  z.  B.  Stein  als  Hindernifs  der 
rnexcretion  entstanden,  und  dieser  Fall,  bei  wel- 
m  es  nicht  geschehen ,  als  ein  fast  einsiges  Bei- 
el  von  Hemmungsbildung  dieser  Art,  da  steht, 

Erbliths  Ueherzahl  von  Fingertf.  —  Doctor  M^ü" 
*,ns  zu   Kiiühberg    bvriclitet^  folgende  inti;iwQ.T- 


—    123    — 

aanen ,  wobei  das  Gesüfs  und  die  linlie  Scha'am- 
i  antchwollen.  Am  i4ten  Tage  »chwoll  auch 
linke  Sölienkel  bis  zum  Knie  herab  schmerz- 
werdend  an,  und  am  folgenden  Ta^e  -wurde, 
leicher  Art  der  ganze  Fufs  ergriffen*  Di€  ganze 
e  untere-  Extremität  war  beweguifgslos,  die  Ge- 
frulst  hart,  prall  und  glänzend  weift,  und  bei 
Berührung  äufserst  JBchmerzhaft.  Die  lymphati- 
n  Drüsen  im  Knie  waren  ebenfalls  hart  und  ge« 
rollen,  zugleich  a^ehr  schmerzhaft.  Man  beob* 
ete  dabei  nur  gelinde  Fieberbewegungen  gegen 
Bracht,  welche  der  Schmerzen  und  Unbehülf- 
keit  wegen  schlaflos  zugebracht  wurde.  Die 
öhnlichen  Functionen  des  Körpers  waren  nicht 
^rt.  Es  war  demnach  eine  Phlegmasia  alba  do^ 
jfuerperurum  vorhanden.  Es  wurden  in  Zeit 
5  Tagen  drei  grofse  Blasenpßaster  auf  Wade 
Schenkel  gelegt.  Die  Wirkung;  derselben  w^ar 
TwQnscht,  dafs  die  Schmerzen  sich  ganz  verlo* 
p  und  die  Geschwulst  des  Fufses  sich  bis  auf 
m  eerincen  Rest  gelegt  hatten»  Nur  die  Drü- 
iiascnwellung  in  der  Kniekehle  dauerte  noch  fort^ 
rerhinderte  das  Auftreten  mit  dem  Arankeii 
le.  Es  wurde  die  graue  Quecksilbersalbe  einge- 
en,  und  innerlich  Z)i^(£a7£f  mit  Sulphur  stibia-^ 
gereicht,  wodurch  Zeriheilung  bewirkt  wurde. 
'  Wochen  nach  der  Entbindung  konnte  die 
chnerin  schon  wieder  herumgehen.  Die  Krllfre 
en  sich  bei  dem  Gebrauche  des  Chinaextracts 
der  Eisentinktiir  so  trefflich,  dafs  die  Frau 
1  der  6ten  Woche  yoUkommen  gesund  war  und 
Kind  selbst  nährte. 

Kali  causticum  und  Carmichaels  JUethode  ge»An 
^pheln.  —  Hr.  Dr.  J^Vetz  in  Adenau  rühmt  hei 
)pheln  sehr  den  Gebrauch  des  ätzenden  Kali, 
'ohl  innerlich  als  äufserlich;  er  läfst  lo  Gran 
I  gauiticum  in  einer  Unze  Aqua  Corticis  jduran' 
>  auflösen,  und  davon  tä";Iich  4  Mal  i2 — 20  Tro- 
1  in  eine**  Tasse  bleischbrühe  nehmen ;  dabei 
erlich  auf  die  afßcirten  Stellen  eine  Auflösung 
I  Drachme  in  6  Unzen  Jqua  dgstill.  aufschUt;eu. 

Hr.  Dr.  Settegast  macht  auf  die  Heilsamkeit 
,  von  Caniiiohitt'l  aii|;fgebeiien  und  von  Hufe' 
l  iu    dem  Buche    über  Scrophbln  (psgt  844  "^'^ 


—    125    —  *- 

7. 

hh0rsifht  des  allgemeinen  Gesundheitszustandes  in  der 
Preufsischen  Monarchie  vom  Monat  Märt» 

I.  Ostpreufsen,  —  Königsherg.  Die  Pok^ 
en  haben  bai  illen  Vorkehrungen,  sowohl  hier 
B  der  Sudt,  als  in  der  Provinz ,  noch  nicht 
mnc  gehoben  werden  können.  Viele  Kinder  ht- 
en.  am  Scharlach  gelitten,  und  mehrere  sind  ein 
^pfer  desselben  geworden.  Erwachsene  Personen 
Biden  noch  an  Katarrhalisch  -  rheumatischen  £nt« 
Ändung^s  -  und  anderen  Fiebern,  und  an  Halt- 
jninkheiten«  —  Gumhinnen,  Die  Poeken » Krank» 
eit  ist  in  drei  Dörfern  des  Niederungs  -  Kreises 
ntgebrochen.  Im  Fillkallener  Kreise  hat  dieselbe 
ans  aufgehört,  und  in  der  Stadt  Stallnpönen,  wo 
Ich  solche  auf  wenige  Häuser  beschränkte,  sind  nur 
och  zwei  dergl.  Kranke  Torhanden.  Von  weiterer 
knsbrtitung '  dieses  Uebels  ist  nichts  mehr  zu  be- 
lichten, indem  die  Häuser,  in  welchen  sich  die 
*bcken- Kranken  befinden,  gesperrt  sind,  und  die 
racciaätion  sämmdicher  uneingeimpften  Subjekte 
i£rig  fortgesetzt  wird. 

IT.  ^f^estpreufsen,  —  Danzig.  Von  harr« 
sfaenden  Krankheiten  unter  den  Menschen  ist  nichts 
0.  hören.  •—  Marienwerder,  In  dem  allgemeinen 
resundheits- Zustande  der  Menschen  ist  im  Ver- 
lofe  des  Monates  keine  besondere  Veränderung  vor* 
egangen.  Katarrhalische  und  rheumatische  Krank* 
eiten  sind  noch  immer  ungemein  häufig,  und  er- 
terf  Tornämlich  dem  kindlichen  Alter  bei  entstan« 
eaen  Bräunen  gefährlich  gewesen.  Die  in  der 
tad't  Löbau  und  deren  Umcegend  ausgebroohenen 
Menschen 'Pocken  haben  noch  nicht  gänslich  unter* 
IvAokt  werden  können. 

m«  Brandenburg*  —  Potsdam.  Die  herr- 
cbenden  Krankheiten  waren  katarrhalisch  -  rheuma- 
itoh  und  ins  Entzündliche  übergehend.  Unter  den 
andern  zeigten  sich  die  Masern  und  Rötheln  ziem- 
idi  allgemein;  auch  gab  es  unter  ihnen  fortwäh- 
end  Scharlach -Fieber  und  Keuchhusten.  In  den 
>Örfem  Stahnsdorf  und  Sehönefeld  im  Teltow- 
'torkower  Kr.  sind  die  natürlichen  Pocken  ausge- 
irochen  ,  und  zw ar  in  crsterem  Orte  bei  %Yrti ,  nnd 


—    127    — 

•  •  V.   Schlesien,    —     JLiegnitz,     Djc   sewöhnlt. 
»faen  Krankheiten   der  Jahreszeit  haben   die  Aerzt« 
ebbtft  beschäftiget.    Die  aus  Sachsen  eingeschlepp- 
tn  natürlichan  ßlattem  nach  Gersdorf  und  Frieders- 
lorf  in.  dem   Görlitser  und  nach   Muskau   in   dem 
lothenbarger  Kreise  sind,   wie  früher  in  Goldberjg 
ihne  Verbreitung  in  Folge   der  polizeilich -medici- 
lifchen  Vorkehrungen  glücklich  vorüber  gegangen» 
ndeisen  sind  .sie  doch  neuerlich  zu  HalbendorF  im 
ijtabauer  Kreise   hervorgetreten.     Nachpchten  aus 
Itm  Rothenburger  Kreise  zufolge  ^   soll  die  Blatter- 
»oach^  im   Königl.   Sächsischen  Antheil  der  Ober- 
Liiatits  y  besonders  in  der  Gegend  von  Bautzen  noch. 
mmer  fortdauern.    Die  Vorkehrungen,  dagegen  sind 
taher  auf  Terfü^ung  des  Ministeriums,    sowohl  in 
len   Ober>Lansitzer  hierher  gehörigen   3   Kreisen^ 
li  aaeh  in  den  an  der  Gränze  von  Sachsen  liegen* 
len  ichlesischen  Kreisen    vei-mehrt  worden,    wozu 
lio  FrOhlings- Impfung  d.  J.  Gelegenheit  dargebo- 
en  hat.     Der  Typhus   zu  Reibnitz,  im  Ilirscnber- 
rtr  Kreise    hat    aufgehört«      Im    Freistädter   Kreise 
Uaert  das  Scharlachfieber  noch  fort,  und  im  Lü- 
>ener  und  Sprottauer  Kreise  ist  es   neuerlich   her- 
rorgetreten.      Die  Masern  und  Rötheln  zeigen  sich 
mmer* noch  hier  und  da.   —      Oppeln,    Die  Sterb- 
ichkeit   war  in    dem  verflossenen  Monat  nicht  be- 
lautender  als  in  den  früheren.    Katarrlial-  und  rheu- 
oatitche  Fieber ^   Augen*  Hals-  und  Lungen -£nt- 
flndungen  waren  die  Haupt -Krankheiten  unter  den 
Erwachsenen ,  Kinder  litten   vorzüglich   am  Schar- 
achfieber.    Die  natürlichen  Pocken  zeigten  sich  in 
inigen  Kreisen,    obgleich    mit    der    Impfung  der 
lohutxpocken  fleifsig  fortgefahren  wurde. 

VI*  Posen.  —  Posen,  Bedeutende  Krankhei- 
en herrschen  nirgends.  Nur  hin  und  wieder  Ici- 
lan  Menschen  an  katarrhalischen  Scharlach  -  und 
iO'orvenfiebern ,  auch  Frieseln ,  Rötheln  und  Masern 
nraisiren,  sind  aber  nicht  bösartig.  ^>-  Bromberg. 
iclurlachfieber  und  Masern  herrschen  an  mehreren 
^rten,  im  höheren  oder  geringeren  Grade,  doch 
)hne  bedeutende  Folgen.  Die  oesundheiis- Beam- 
en  sind  überall  bemüht ,  dem  Uebel  Schranken  zu 
ecsen. 

VII'  Sachsen,  •—  Magdeburg,  Die  Krank« 
leiten  unter  den  Menschen  waren  von  keiner  £r« 


As  Mod  Hiebt  bBnitig  wuni.  An  mAxmn  Or. 
Um  IM  Xniia  läi^nre-Cckamtli  leigte  lieh  du 
KazT^iEcba',  worui  «nui  naIiTcra  FcnonniKGitor- 
bm  «Ind.  Dal  uuKckesd*  Nanranfiebcr  in  turnen 
nnd  HaCen ,  in  KibIm  WiUbxicI  lut  glnaUch  nacli. 

X.  Ki*d«Trhein,  ■—  KoHma,  Unter  d«a 
Xindam  dautm  die  Uaiam  fort,  JEi  faaban  *ich  tili- 
fig  Bueb  der  SeBcbhaiim  und  du  SehuUelifiebar 
paeigt.  Dater  den  Erwaeliaanen  kemchan  rhcD> 
»atiicb«  and  ku«nh*li*chB  Beichwerden ,  und  in 
du  Goineiiide  Hummel  (Adaniu)  lisd  einige  Indi> 
vidan  von  dem  HaiTDnGeber  befttlm  vrorden.  — 
Jmtkem.  Aabar  den  rbenmatitchen  nnd  katiixIitH- 
Mliaa  Dvbeln,  iraleba  die  Wiiicrnng  notbit-rndig 
IwAaifabzen  nnd  begflniiicen  mufite,  aind  keino 
nihil*! !*'''■"  Binwichnngen  denelban  auf  den  Gl* 
RwÄdunKand  der  Hnnchen  bemitit  wocden* 


W^n-rnngi  •  mnd  G*tmndhtUi.  ContthMion  c*n  Btrlin 
int  Januar   iBl4- 


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trüb,  ThaitWi-iirr. 

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gebrochiuir  lti«ni<'l,r 
früh,  \^'iiid,  ili:g«il. 
S>«r.ihell. 

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wind,  Schnee,  tiiib. 

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ti  ib,  Thanwetiar. 

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tr'ib,  Begcn,  Wind. 

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tti'ib,  triiTintich,  Reecn. 

ffl      3 

G    91 

iriib,  BegeDgeir6'bcr. 

fl^ 

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trüb.       ° 

»     3 

■7*  79 

Spiincnblicke,  trüb,  Snum, 

•a  3 

-Ö  W 

iriih,  -Wind,  gBlinde. 
trüb,  Sonnenllicke. 

K- 

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ffi      1 

■7     7S 

Simnenirli.,  lehriiiigtnehia. 

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■4     77 

hell,  Wolken. 

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a-.;as..wi.ä. 

trilbi  "Wijid. 

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gibrochuar  Himiml, 

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triih,  roUdo  Liift. 

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st- 

sa    a 

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h«I  .  Fro.r. 

wo  kie,  Tbairwelter. 

Jterjitliir,  Ftoit. 

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N 

DU  WItterane  in  dieiem  Uonat  war  trab,  im 
haumi  vtran  mBhi  eelinda  alt  Frostuga,  mlfiig 
m1  Ragia  und  Wina,    die  Lnti  ••fax  f^ejit. 

Bü  iniii  Sun  Trit  Nebel  und  Regen  vorlierr. 
ihand,  der  ata  war  seht  geliade.  Vom  Sceti  bia 
itan  fror  et.,  aber  »cbwich  und  nnterbroolien ,  dia 
laUtam  Tiga  iriren  trQb,  Dar  l6(e  wir  ein  inga- 
•hwet  Froittig;  die  folganden  Tage  bia  aom  25iten 
agnieht,  Tom  25iten  an  abai  au&erordanüich  mil- 
e,  dar  371t«  icMen  nicht  dem  Januar,  joadera 
am  Mai  anangabfiTan.  Dia  Vegeution  begann. 
ll^B  die  latEten  Tage  Jei  Uonata  ward  ai  wieder 
taraa  kilter,  und  am  3iaten  trat  a*.  Schnaa  fiel 
t  dan  Nichten  Tom  I^tan,  l6cent  lyten,  am  S3>'* 
lid  Saiten,  jadocli  nni  unmar  mlüitg. 

Dw  hamcfaanda  Wind  wu  Sud,  ^ 

l  2 


—    133    — 

Unüklich  worden  gebdren  65  Eiuben. ' '' 

ffl  Mädchen» 

117  Kinder. 

E«  starb&n  tmahlUh  geborene  Kinder :  ^o  Knaben. 

"  18  M&dchen; 

38  Kinder« 

£f  sind  al^o  79  uneUicIie  Kinder  m^bx  geboxea 
•   gestorben« 

Getraut  wurden  leS  Paare; 
*    «  • 

Die  Mortalitäts*  Tabellen  dieses  Monau  schlie- 
SU  29  Taee  in  sich.  Auf  einen  Tag  fielen  22  Ge- 
'Xten  und  17  Todesfälle.  In  Vergleich  zum  De- 
xnber'v.-J.  haben  sich  die  Geburten  täglich  um  3j 
B  Todesfälle  täglieh  um  1  vermehrt. 

Vermehrt  hat  sich  die  Sterblichheit  im  Allgemei- 
»n:  am  Nervenlieber,  an  der  Gelbsucht ,  am  Blut- 
parz,  an  venerischen  Uebeln,  an  Wahnsinn,  im 
Lndbette,  an  Altersschwäche ,  die  Zahl  der  Todt« 
^bomen. und  der  Selbstmörder* 

Vemiit^ert  hat*  sich  die  Sterbliclikeit  im  AUge« 
leinen:  aus  Schwäche >  beim  Zahnen,  unter  Kram« 
•Qn,  an  Magern,  an  JEntzändungsficbemy  an  der  Ab- 
llr^ngy  i^n  der  JLungensucht,  an  der  Bräunet  am 


-lüagAufs. 


Gleich  gehliehen  in  Vergleich  zum  vorigen  Mo- 
>-%:  am  3tickhi^teny  am  Scharlachfieber,  an  der  Was« 
^ucht. 

Von  den  222  Gestorbenen  unter  10  Jahren  waren 
^7  ini  ersten  ,  27  im  zweiten ,  1 1  im  dritten ,  4  ^"^ 
^Tten,  7  im  fünften,  10  von  5  bis  lo  Jahren*  I)io 
^«iblichkeit  in  diesen  Jahren  hat  sich  in  Vergleich 
*Ja  vorigen  Monat  vermindert^ 

§ 

Von  den  167  im  ersten  Lehens  jähre  gestorbenen 
indem  y  unter  welchen  87  Knaben  und  80  Mädchen 
"«ren,  waren  13  aus  Schwäche,  12  beim  Zahnen, 
I  unter  KrämpAiii ,  1  an  Schwämmen ,  ^  am  Stick- 
Usten,  2  an  Masvrn,  5  an  Enizündungsflebcrn «  8 
^  der  Abzehrung,  i  an  der  Wassersucht,  12  am 
c^hlagAnfs ,  1  an  venerischen  LFebeln  gestorben^  und 
i  waren  tudt  ceboren. 


Xiankiicitan. 


■Welbl. 
■cUochi 


-Dphetn  iiiid  VentopEiiiig  dar  || 

«am  nnd  Hf^thclu' 

hailichlieber  . 

armdiuieifiebem  • 

iIlcuBeber         .       . 

Uiioi&eber       , 

TVeiiGeber 

wbT.  odei  iclilaichend.  ] 


bügOiiTi 
c  mcbt 


r^lkriiiiing  Alten  wpg 
hl  boiinunien  Jxiulkheiti 


-i    137    — 

ledicin«  ZaTÖrderst  xanh  der  Arzt  es  ehrlich  mey- 
eiiy  sowohl  mit  seinen  Pttienten,  wenn  er  ihnen 
itzntjen  änräth,  sls  mit  seinen  CoUegen.  wenn  er 
on  aem,  was  er  gesehen  nnd  ^ethan,  berichter. 
Ver  das  nicht  thut,  der  gehört  nicht  in  die  Klasse 
er  AersCey  sondern  der  Afterärzte,  deren  es  immer 
o  viele  geben  wird^  als  dasjenige  Publikum  be- 
arfy  aaf  welches  die  verächtlichen  Künste  dos  Char- 
itanismas  Eindruck  machen. 

Es  ist  endlich  Zeit ,  so  wie  die  Osteologie  von 
er  Osteonomie  geschieden  ist,  so  auch  in  der  Me- 
icin  die  grofse  Scheidung  des  Wahren  t^nd  Wahr- 
cheinlichen  von  dem  unwahren  nnd  durchaus 
Villhflhrlichen  zu  unternehmen,  deren  Vermischung 
n  keinem  Zweige  der  Naturwissenschaften  mehr 
0  fortdauert  wie  in  der  Medicin.  Dalier  ist  zwei- 
BUf  erforderlich,  dafs  ein  Arzt,  um  galtiger  Zeuge 
a  Biedizinischen  Dingen  zu  seyn ,  kritischen ,  pro- 
estantischen  Sinn  habe.  Die  abergläubischen  Köpfe 
Qögen  lieber  Theologie  studiren  als  Medicin^  die 
dvokatischen  Köpfe  lieber  Jurisprudenz.  Die 
aenschlichen  Gesetze  lassen  sich  drehen  und  w^en« 
'an.  Und  in  der  Theologie  ist  es  oft  besser  etwas 
u  viel  zu  {glauben  als  zu  wenig.  Auch  far  die  mcm 
ieinische  Praxis  ist  es  nicht  eanz  übel,  eine  gute 
^ortion  Glauben  zu  haben.  Aber  die  medicinische 
Vissenschaft  kann  geläutert  werden  von  dem  Un« 
ath,  der  noch  haufenWVis  darin  cxistirt,  nur  durcli 
ridscfaen  Sinn.  Wenn  nicht  Wahrheitsliebe  und 
.ritiScher  Sinn  in  einem  medicinischen  Buche  deut- 
ich  hervortritt,'  so  ist  es  am  besten,  das  Buch 
,leicb  wegzulegen.  Kaum  die  Hälfte  der  med. 
lacher,  die  in  den  letzten  Jahren  erschienen  sind, 
ifonn  die  magnetischen  mitgerechnet  werden, 
rerdienen  gelesen  zu  worden ,  weil  ihre  Verfasser 
(ein  Zutrauen  verdienen.  Zutrauen  erweckt  ein 
yiMtm^  ficT  ehrlich  und  bescheiden  ist,  und  kennt- 
lifsreich«  Kenninifsreich  ist  oft  mehr  als  gelehrt 
;n  dein  Sinn  teutscher  Universitärsgelehrteu.  Zu- 
bauen erregt  ein  Mann  wie  J.  M.  Co  tu!,  Hr.  Dr.  J\ 
irbeitct  au  cinci.  Uv;I)ursetziing  seinem  Werks,  iwcl- 
:hes  in  TcutscKlaiiJ  noch  nicht  bekannt  zu  seyn 
icheint.  Es  kostet,  ^^cnn  ich  nicht  irro ,  übte 
ao  Rthlr.    llivr  ein«;  Probe  aus  der  Vorrede;      . ./ 


—    139    — 

weckm&tii^  ieyn»  ^*  Fublikuni  mit  den  Namtn 
iniger  darielben  bekannt  zu  machen,  indem  diese 
ae  ihrige  dasu  beitraeen  können,  die  Aufmerk« 
unkeit  auf  dai  Werk  mnzulenken  und  ein  ganati* 
BS  Urtkeil  fftr  die  Gediegenheit  desselben  sa  er- 
rocken» 

Zaerst  gibt  er  seine  Erkenntlichkeit  dem  Präsi« 
Buten  der  Königl.  Gesellschaft  der  Aerzte  zu  er- 
Bnnen,  ohne  dessen  gütige  Aufmunterung  seine  bei 
eeehwächter  Gesundheit  durch  unausgesetztes  Ar- 
eiten  sehr  angegriffenen  Kräfte  schwerlich  bis  ans 
ndo  würden  ausgehalten  haben;  dieser  hat  sich 
Lcht  nur  der  Mime  unterzogen,  die  Bojgen,  die 
.ch  auf  seine  eienen  schätzbaren  Arbeiten  beziehen^ 
>ermals  zu  prafen,  sondern  sich  auch  im  Allee« 
leinen  fflr  den  Fortgang  des  Wer)[es  interessm, 
lad  daher  viele  Theile  aesselben,  so  wie  sie  aus 
er  Presse  hervorgingen  ,  durchzulesen.  Demnächst 
ibt  der  Autor  seinem  ausgezeichneten  und  yereh- 
ungswürdieen  Freunde,  dem  Dr.  Ferceval  in  Dublin 
eine  Dankbarkeit  zu  erkennen ,  der  die  Güte  ee« 
mbt  hat«  ihn  mit  einer  Reihe  handschriftlicher  Be- ' 
larknngen  in  Form  eines  fortlaufenden  Commen- 
irs  über  die  ganze  Nosologie  zur  Erläuterung  sei- 
et  Definitionen  und.  Ansichten  mitzutheilen ,  Wei- 
hes Ganze  diesem  Werke  mit  Hiaweisung  auf  den 
rirklichen  Verfasser  einverleibt  worden  ist«  Fer* 
.er  findet  sich  der  Verfasser  der  Grofsmuth  des  Sir 
anus  JVTGrigor  sehr  verpflichtet,  sowohl  für  den 
hm  bei  verschiedenen  Gelegenheiten  zu  Theil  £e- 
rordenen  'Beistand  ,'  als  insbesondere  für  das  libe- 
mle  Anerbieten  der  unbeschränkten  und  bequemen 
lenntznng  aller  hiedicinischen  Documente  der  Ar- 
nee  .  dier  an  ihn  als  Generalinspector  der  Kriegs- 
dinin  gerichtet  worden«  Seinem  gütigen  Freunde 
lir  John  PVebb'  dankt  er  für  ähnliche  Unterstützung 
ms  dem  Ordonsnz- Departement ,  insbesondere  in 
}esiehung  auf  die  Pest,  in  der  er  sich  als  vollhom- 
nen  erfahren  bewährt  hat«  Niemals  versichert  der 
Verfasser  werde  die  Güte  des  Dr.  Baillh  Von  ihm 
rergessen  werden ,  dem  er  seinen  besondern  Dank 
^Ür  die  Recensioii  des  Artikels  über  krarojftafte 
Itriktur  des  Rectums  sowohl  als  über  verscUKdene 
»ndere  Abschnitte  bezeugt.  Dem  Dr«  Lacham  ver- 
dankt er  auCser  verschiedenen  Alittheilungon  beton- 


Litterärischer  Anzeiger* 


Einladang   der   Herten    Apotlielscr  zur  unter- 
;eicLnuBg  auf  nachbenanntes  Wer]( : 

'Jandbuch  für  Apotheker  und  deren  Gehulfen  ^  ent" 
haltend  die  vollständige  Gesetzgebung  für  den  Dem 
trieb  des  -pharmacev tischen  Kunstgewerbes  in  der 
Preufsischen Monarchie,  vonC hr,  Got tfr,  Flitt-^ 
ner,  jipotheker  in  Berlin,  Doctor  der  Philoso- 
-phi^  und  jirzneiwissenschaft.  Ober  -  JVCediiinal" 
und  Sanit'dts  -  Assessor ,  Mitglied  der  Russisch « 
"RaiserU  Gesellschaft  der  Naturforscher  zu  JVIos^ 
hau,  der  GrofsherzogU  Societätfur  die  ges.  Mi^ 
neralogie  zu  Jena,  der  Kö'nigl.  Preufs*  mark,  ökom 
nom»  Gesellschaft  zu  Potsdam  f  so  wie  auch  der 
Königl.  Sachs.  Ökonom,  Gesellschaft  zu  Leipzig  etc, 
gr.  8-    Mit  5  Kupferufeln* 

In  der  Einleitung  zu  diesem  VVcrke  werden 
snTÖrderst  die  Verhältnisse  des  Apothekers  als  Staats« 
dieners,  dessen  Rechte  und  Püichten  gegen  das 
Publilium  lind  den  Arzt  auseinandergesetzt,  inglci- 
chen  die  Bestimmung  der  Apotheker -Gehülfen^  de- 
ren Rechte  und  Pflichten»  so  wie  die  nothwendi- 
gen  Vorher eitungskenntnisse  der  Zöglinge  etc.  dar- 
gestellt. 

Das  Werk  selbst  umfafst  folgende  Banptgogcn- 
•tUide: 

1)  Die  vollständige  Einrichtung  einer  Apotheke^ 
nach  dem  genzen  Umfange  ihrer  wesentlichen  Er- 
fordernisse und  Bestandtheile. 

2)  Sämmtliche  Gesetze  und  Verordnungen,  wel- 
che bei  Ausübting  der  Apothekerkunst  beobachtet: 
werden,  folglich  jedem  Apotheker  bekannt  seyn 
mQssen. 

%  5)    Die  Zusammenstellung  der  neuesten   Pharm 
macopoea    Borussiea,    nebst    der  Pharmaeopofa  ta» 


in ,  VerordnunseB  and  BficlieTm  zert creat  ist^ 
cht  ohne  Mähe  und  Z^iuuhirtndy  oder  oft 
ich  gesucht  wird. 

gleich  wird  denen  Aerzten  und  Wundärzten 
mtnifs  einet  mit  der  praktischen  Arzneikundo 
6  Ter^tndten  Geschäfts  auf  leichtem  und 
Wege  zugänglich  gemacht:  besonders  wird 
elben  willkommen  seyn,  durch  die  Zusam* 
llung  der  Fharmacopoeen ,  der  klinischen 
Qungen  und  sonstigen  Magistralformeln  eina 
idige  Uebersioht  dieses  Medizinalzweiges  zu 
len ,  und  zugleich  eine  reiche  Sammlung  der 
arsten  Mittel  ffir  die  Praxis  zu  finden. 

B  unterzeichnete  Verlagshandlung  beabsichti. 
3n  diesem  gemeinnützigen  Werke  auch  zt]£ 
den  billigsten  Preis  zu  stellen ,  und  glaubt 
Eum  Thefl  durch  den  Weg  der  Subscription 
ichen.  Zu  dem  Ende  9  und  um  dem  Werke 
tuen  der  Herren  ^ubsozibenteu  vorzudrucken, 
rgebenat  gebeten,  Namen  und  Stand,  deut- 
«ohrieben,  an  die,  jedem  zunächst  gelegeno 
mdlun^  einzusenden*  Der  Termin  der  Sub- 
m  bleibt  bis  Michaelis  1824  offen,  wo  das 
erscheinen ,  dann  aber  auch  ein  um  {  erhö- 
Ladenpreis  eintreten  wird.  Sammler  von 
ibenten  erhalten  auf  lo  Exemplare  das  iite 
L  nnentgeldlich.  .Uebrieens  wird,  die  Ver- 
idlung  es  sich  zur  besondem  Pflicht  machen» 
ites  weifses  Papier  und  schönen  correkten 
zu  sorgen.  Das  W^rk  wird  in  grofs  Octav 
•mat  von  Hagen*s  Apothekerkunst,  oder  B#r« 
l^ehrbuch  der  Chemie ,  gedruckt  werden ,  in 
Bande  bestehen ,  und  sich  auf  2  bis  3  AI« 
B  erstrecken. 

Du  Flittner^sehe  Verlags m Buchhandlung 

in  Berlin^    ' 


unterm  Verlage  erpchien  ao  eben,  und  ist 
alle  Buchhandlungen  sn  bekommen: 

esti  Platnerif    auondam   Profetsorit  Lipm 


^h 


Journal 

der 

ractischen  Heilkunde. 

Heransgegeben 
von  ^ 
C.    W.     H  u  f  e  1  a  n  d» 

oigl«  Preufs.  Suttnrtdi^  Ritter  des  rothen  Adler* 
lent  «weiter  KUsse»  erstem  Leibarzt,  Prof.  der  Me« 
inanf  der  Universität  zuBörlin,  Mitglied  der  Aou 
demie  der  Wittenscliaften  etc« 

und 

E.    O  s  a  n  n, 

lendicheni  Profestor  der  Medicin  im  der  Medicl« 
ch-ChirurgischeiiAcademiefätdtsMilitair,  auDier« 
lendichen  an  der  Universität  zu  Berlin  ,  und  Miu 
gUed  mehrerer  gelehrten  Gesellschaften« 


mmmmmmmmmt 


GraUf  Freund  p  ist  aiU  Theorie, 
Do€h  grün  des  Lehens  gpldner  Bmam 

Odthe. 

VI«    Stück«     Juniu^ 


mmmmmmmmmmmm 


Berlin    182  4. 


Gedrnckt  und  vetlegt  bei  6.  Heim«l*    -'     ' 


Die    Ankunft 

des 

rientalisclieu  Choler« 


BCtteUän^ischen  und  Kaspischea  Uear«. 

y  o« 
Dr.    J.  Rehman.n. 

aff.KaifeTL  Suaunth,  Leibant  nnd  G«iiml« 
floMbtant  des  CiTÜ-MfdiciiulwfMfif.  *> 


!•  indische  Cholera  ist  im  Sommer  des  to« 
n  Jahres  an  den  Pforten  Ton  Europa  an* 
onimen.    Diä  Geschichte  nnd  Zfatur  dieser 

leh  Irene  mich,  die  tx%tb  KacLricht,  die  von 
der  Anlnuft  dieser  Krankheit  an  den  Giensen 

di« 


Enropa^s  im  rorigen  Jahre  in  dieeeat  Journal 
aegeben  wurde»  jetst  durch  einen  antfahrlichen 
Bericht  aai  den  Händen  dei  w Ardigen  Chefe 
des  Medizinalwesens  im  Rassischen  Reiche  ^er« 
▼ollstindi|en  au  können.  Die  Zeit  racltt  heiaa^ 
^ro  die  Wiederkehrende  Wime  ein  Wxederer* 
wachen  derselben  nnd  Tielleicht  -«-  was  Gptf 
yerhfiun  wolle  —  ein  ireiteres  Fortschreitsn 
in  Baropa  hinein  mOgUeh  machenr  hann^  naA 
^  ist  Pflicht,  die  grollte  A n f merkiaiak ti t  dar 
enroplischen  Aerxte  und  Regieranaen  dasaaf 
an  erregen,   nad  auf  die  au  nehiaeaisn  Ibsb» 

A2 


—      5     ^ 

er  mich  blols  darauf  beschyänken ,  die  Aus-* 
eitung  der  Krankheit  vom  Persischen;  Meere  ' 
i  bis  zu  den  Europäischen  Grenzen  zn  Ter- 
Igen. 

im  siebenten  Jahre  herrscht  nun  bereits  diese 
Buche  in  dem  gröfsten  Theile  des  südlichen 
siens,  und  gehört  ohnstreitig  zu  den  zer- 
Srendsten,  welche  je  die  Menschheit  heim- 
»ucht  haben, 

Nachdem  sie  im  Jahre  1817;  1818,  1819 
id  1820  die  meisten  Provinzen  Ostindiens 
allen  Richtungen  durchzogen,  sich  östlich 
urch  Siam  und  China  bis  nach  d^A  Philipp!- 
sehen  Inseln  über  Jjand  und  Me$r  elneii 
feg  gebahnt  hatte,  besuchte  sie  auch  in  die- 
sn  erstell  4  Jahren  die  meisten  laselu  des» 
idischen  Oceaus,  Java,  Ceylon  $  90  wie  selbst 
e  Inseln  Bourbon  und  Jsle  de  France.  Man 
mu  sich  von  der  durch  diese  Seuche  verur- 
chten  Sterblichkeit  eiiife  Vorstellung  machen, 
enn  man  vernimmt,  dafs  man  die  Anzahl 
ir,  bloJTs  in  den  ersten  3  Jahren  hingerafft 
n  Opfer  auf  drei  und  eine  halbe  Million  ange- 
ben hat,  so,  dafs  man  gegenwärtig  die  Zahl 
Tselben  mit  vieler  Wahrscheinlichkeit  auf 
A  Doppelte  anschlagei;!  kam^l 

In  dem  leztverflossenei;!  Jahre  1823  ist  sie 
lateits  bis  an  die  Ufer  des  Kaspischen  Mee-^ 
IS,  andererseits  bis  an  die  Ufer  des  Mittellän- 
sehen  vorgedrungen ,  und  hat  hier ,  bei  Astra^ 
mn,  —  dort  in  der  Nähe  des  alten  AntiO'^ 
ilens ,  einen  scheinbaren  Stillstand  gemacht. 
o  streckt  sie  von  zwei  Seiten  die  drohenden 
LTinc  nach  Europa  aus.  Wie  ist  sie  von  den 
Tern    des   Ganges  und  des  InduM  bis  an  die 


—      7      — 

id  in  Bender  Muscher  10  bis  14,000 
ben  liingerafFt  haben.  Die  Seuche  nahm 
»n  diesen  beiden  Orten ,  gleichsam  als  Ton 
tuen  Brennpunkten,  von  denen  sie  ausging, 
fei  verschiedene  Richtungen ,  die  man  auf  den 
indluirten  längs'  den  grofsen  Cararanen  und 
indelsstralsen  deutlich  verfolgen  kann ,  die 
m  Ton  Bender^  Abmcher  an,  nordöstlich  über 
MraSf  die  andere  Ton  JSassora  westlich, 
Bgs  dem  Euphrat  nach  Bagdad.  Wir  ^ol- 
n  nuTÖrderst  die  erste  Richtung  yerfolgen, 
eiche  uns  näher  liegt  und  am  meisten  in- 
ressirty  weil  auf  diesem  Wege  die  Krankheit 
lA  Bender  ^  Abuscher  bis  nach  Astrachan  in 
aem,  beinahe  ununterbrochenem  Laufe  ge«* 
Dgt  zu  seyn  scheint, 

Ifachdem  sie  also  im  Junius-  und  Julius  <« 
bnot  des  Jahres  1821  ihre  Wuth  am  per- 
ichen  Meerbusen  ausgelassen  hatte,  erreichte 
I  Ende  August  desselben  Jahres  Schiras,  den 
sten  grofsen  Ort,  der,  auf  der  nördlichen 
indelsstrafse  gelegen,  in  unmittelbarer  Ca-» 
ranenverbinduag  mit  B*  Abuscher  ist.  Hier 
«rschte  sie  mit  solcher  Tödtlichkeit  den  gan« 
n  September  über,  dafs  sie  zu  einer  ZiSeit 
äirena  einigen  heiisen  Tagen  16,000  Men^ 
hen  hingestreckt  haben  soll.  Sie  drang  da-« 
Ibst  bis  in  das  Harem  des  Gouverneurs,  ei-^ 
M  Sohnes  des  regierenden  Schach's,  wo  sie 
man  •  Mutter  und  einige  seiner  Frauen  töd«- 
te.  Man  fürchtete  nun  mit  Recht  zu  Jspa-, 
ui,  welche  alte  Hauptstadt  beinahe  unter 
im  nämlichen  Meridian  mit  8chir4U ,  auf  der 
Jrdlichen  Handelsstrafse  liegt,  dafs  die  Sea-» 
le  auch  dahin  gelangen  könnte.  Der  dortige 
enexdl  -  Gouverneur  f  ebenfalls  9UI  Sohn  daf 


--      9      — 

ß  Stsidte  Nain^   Kaschan,   Koontf  Kosbrun^ 
ivüy  Dain  besuchte,  und  Ton  dn,  indem  sie 
eheran  damals   rechts  liegen  liefs,  aber  spä- 
r    nicht  verschonte,    über    KiUah^    NaTgan^ 
\$hin^,Jhharj  Sultanich ,  Zenjan  odiet  Zcnghan^ 
ianehy  gegen  Ende  des  Sommers  Tauris^  die 
wohnliche   Residenz   des   Erben   der   Fersi- 
hen    Krone,    des    Prinzen  Abas^Mirza   er-» 
ichte.     In   allen  jenen  Orten  liefs  sie  2ahl-' 
se  Schlachtopfer  zurück.,    Sie  besuchte  selbst 
s  Lager  des  Fürsten,   -welches   sich   damals 
dachen  Diadin  und  Turba^Caleh  in  der  Nähe 
r    türUschen    Grenze  befand,   und  bcdrolifo 
»n  liier  aus   Mr'wan,      Der   gröi'sle  Theii  der 
inwohner  von  Tauris  wanderte   bei  der  An- 
iherung  der   Seuche   aus^   entfloh   nach  den 
ebirgen,    und   entging  zum  Theil    auf  diese 
reise  der  Wuth   des  Feindes.     Im  Herbste 
»selben  Jahres    erreichte  sie  auch  von  Tau-» 
5  her  Korbin  ^   wo   sie  mit  Ende  dos  Herb- 
B8  aufhörte.     Zu  gleicher  Zeit  wanderte  sie 
)n  Tauris  nach  Ardebil  und  nach  dem  Distrikt 
)ii  Kalkül,   wo  sich   die  berühmten  Salinen 
^finden;  von  da  in  die  Provinz  Glülan  nacJi 
sr,    nahe  am    Kaspiscben  BJeere   gelegenen 
tadt  Reshd'y   von   da  in   die  Provinz  Mazan'* 
xran^  wo    sie    vorzüglich    in    Balfru&ch  sjck 
ügte ,    und    dort    im    Laufe  des  Kovembcrs 
iiermals  zu  ruhen  schien.     Jedoch  in  der  Mittci 
Lprils  des  vorigen  Jahres  1823,   erwachte  sie 
rieder  in  eidigen  Orten  von  Mazanderarij  die 
le  im  vorhergehenden  Jahre  vcrsfliopt  hatte, 
)  T^'ie  in  drei  Dörfern  in  der  Provinz  Chilatt, 
1    denen    sie    ;iiii    Ende    von    1822   aufgehfjrt 
atte,  und  ernicJjlc  von  da  im  J^I.iimonat  die, 
eit  dem   letzUu  Iiieden    mit   Persioa  imtor 


—   11   — 

der  Seudie  Verstorbenen ,  soll  sich  über  5000 
belaufen.  Sie  ergriff  damals  auch  die  in  der 
Nähe  von  Bagdad  stehende  Persische  Armee, 
welche  in  der  zwischen  Bagdad  und  der  Pro- 
vinz Kurdistan  gelegenen  Ebene  campirte,  töd- 
tete  davon  über  2000  Soldaten,  und  Teran- 
lafste  oder  beförderte  so  zum  Theil  ihre  Auf- 
lösung und  den  damaligen  Waffenstillstand 
zwischen  den  Türken  und  Fersern.  Zu  glei- 
cher Zeit  zeigte  sie  sich  auch  in  dem  auf  den 
Ruinen  des  alten  Babylons  gelegenen  Otte 
Illah ,  welcher  in  häufiger  Communication  mit 
Bagdad  ist.  Jhr  weiteres  westliches  Fortschrei- 
ten blieb  indessen  ziemlich  unbekannt,  und 
man  schien  nicht  zu  wissen,  ob  dieselbe  von 
Bagdad  nach  AleppOj  welches  der  Haupt -La- 
gerplatz für  die  zu  Lande  vom  persischen 
Meerbusen  herkommenden  Waaren  ist,  durch 
die  Syrische  Wüste  {Barrai^  AI  ^Schani)  fort- 
geschleppt wurde,  oder  auf  dem  nördlichen 
Handelswege,  mehr  am  Tiger  sich  hallend, 
über  Mossul  *)  u.  s.  w.  vordrang..  Jedoch  .er- 
fahren wir  jetzt  durch  die  Nachrichten  des 
Schweden  Btrggren,  (Siehe  Hamburger  Bör- 
senhalle vom  18.  Februar  1824)  dafs  sie  auch 
hier,  wie  vorauszusetzen  war,  auf  der  gro- 
fsen,  von  den  Caravaneuzügen  besuchten  SJr.'i- 
be,  vorgerückt  ist.  Im  fulgenden  Julire  1822 
brach  sie  nämlich  im  Julius  zu  Mossul^  zu 
Murdin  im  August,  zu  Oiarbekir  im  Septem- 
ber, zu  Orsa  im  October,  und  im  November 
XU  B'uif  Aintab  und  ^leppoy  fast  zu  einer  und 

^gezeigt  sind  ^  wie  zuin  Beiipiel  die  Kine  von 
Arrowsmith :  Outlines  of  the  eountriet  bwtwsen 
Delhi  and  ConKuntingpU^  1814.  Additions  to 
1817. 

*}  oder  MutsoU 


—     13     — 

leA  später    Gelegenlieit  finden,    hierüber 
re  Ansicht  zu  geben. 

Den  10.   Junius   1823,    also   beinahe   zu 
.  derselben  Zeit,   wo   sie  sich  in  der  rus-«' 
en   Provinz    Schhrwan   aiiTserte,    brach  sie 

Btrggretn's  Berichte,  in  der  Nachbar- 
(t  von  Laodiceoy  und  am  20sten  in  An» 
len,  wo  täglich  an  100  Personen  gestorben 

sollen,  und  in  ^er  Umgebung  aus.  ün- 
jlbar  darauf  zeigte  sie  sich  auch  im  Osten 
T  Städte  im  Dorfe  Sarkin^  so  wie  in 
dsserchörl  am  Orontes ,  auf  dem  Wege  von 
ticeüj  einige  Tagereisen  von  Aleppo.  Die 
eckung  war^  auch  im  Julius  aus  Antiochita 

Swtdie  gekommen ,  wo  der  englische  Con<< 

in  AUppo^    Herr   Barker,    einen  Landsitz 

Sie   verbreitete   sich  an   der  Küste  des 

^Iländischen  Meeres  im  lezten  Sommer  ei-« 

lieh  in  zwei  Arme ,  von  welcher  der  eine 

längs  der  Bergkette  Dschebal  m  Ei » Akra 
L  Mons  Cassius)  und  längs  dem  Südwest-* 
n  Strande  ausdehnte,  während  der  andere 
Gebirgsketten  in  Nordwesten  zwischen  Se» 
r  nnd  Alexandrette  umiafste.  Auf  diesei^ 
*se  besuchte  sie  den  Kan  Karamond  am 
)    des   Beylan,  und   Orsu   am   Meerbusen 

Alexandrette,  Endlich  scheint  sie  hier» 
dem  sie  an  dieser  Küste  hingezogen,  seit 

Anfange  dieses  Winters   ebenfalls  auszu- 

n ,  um  gleichsam  neue  Kräfte  zur  Veber- 

nach  Europa  zu   sammeln.     Sollte   sie, 

es  ihrem  Charakter  gemäfs  sich  immer 
ielt,  im  künftigen  Sommer  in  jenen  6e- 
en  wieder  erwachen,  so  ist  allerdings  zu 
rten ,  dafs  sie  entweder  auf  Schiffen  nach 
Europäischen  Küste  übergeführt  wardtAi 


•  I 


—     15     — 

re  and  hinlängliche  Schutzmauer  gegen  eine 
lidemie  dieser  Art  angesehen  werden  konn^ 
,  so  hat  die  Seuche  doch  derselben  Hohn 
sprochen,  und  sie  zwar  nicht  überstiegen^  aber, 
ie  ein  listiger  Feind  umgangerim 

Auch  von  dieser  Seite  her  drohet  also  die 
sjEeihr,  dafs  sie  weiter  nach  Westen  in  die 
dostlichen  Proyinzen  unseres  Welttheils  sich 
Lsbreiten  dürfte,  um  so  mehr,  da  sie  bisher, 
LBufhaltsam  fortsclireitend,  dureh  kein  Klima, 
irch  keine  Yerändenmg  der  Witterung  und 
r  Winde,  durch  keine  Ebenen,  Moräste, 
''aldungen,  Steppen,  Sandwüsten  und  6e- 
rgtketten ,  durch  keine  Flüsse ,  Seen  und 
sere  aufgehalten,  das  weite  Asien  in  seiner 
nzen  Breite  durchzogen  hat. 

Nach  ihrem  gegenwärtigen  Stande  hat  sie 
e  ungeheure  Erdstrecke  Ton  90  Länge -Gra-* 
in,  und  Ton  66  Breite -Graden  durchwan- 
rt.  •—  Die  Pfdlippinhchtn  Inseln  bilden  näm- 
li  (unter  dem  125^  östl.  L.  von  Grenwich) 
B  östlichste  Grenze,  und  die  Ufer  Syriens 
n  am  meisten  westlich  gelegenen  runkt 
nter  den  35  —  36®  L.)  welche  sie  bis  jetzt 
röhrt  hat.  Südlich  war  es,  so  viel  be« 
innt ,  St,  Mauriz ,  und  nördlich  bis  auf  den 
rutigen  Tag  Aürachan,  Jene  Insel  liegt  un- 
r  dem  20®  S.  B. ,  und  diese  Stadt  unter  dem 
i^  N.  B.  -—  Sie  hat  so  einerseit  den  Equa- 
>r  übersprungen  und  sich  der  Gränze  der 
idlicfaen  Sonnenwende  genähert;  andererseits 
if  der  nördlichen  Hemisphäre  den  Wende- 
rkel  überschritten ,  und  sich  in  die  gemäfsigta 
one   begeben. 

Ein  Chan  vom  Fersischen  Hofe ,  Namens 
lamat  *  AH'  Chan y  der  dem  Russischen  Kaiser 
ferde    als    Geschenke    seines  Schachs  obep« 


—     17     — 


Die    Pest 

in  Marseille  und  in  der  ProTene« 

wSbrend  der  Jahre  1720  und  1721. 

(Ein  Kapitel  «us  einen  nobh  migedrucikten  Weilte: 

Xrineohc  Geioliiolite  Ton  FranjEreioliy  seit  den 

Tode  Lmdwi£;s  det  VieneliiiCenO 

Von 

Peter    Eduard    Lemontej, 

m^^ed  der  Fruixötischen  Akademie  und  dec 

SU  Lyon. 

Abb  dem  Französiischen  ^übersetzt 

▼  on 

J.  F.  Koreff-    ♦) 


Vorb€richt, 

MJie  contagiösen  KrankIiff?iloii,  wnirhf»  die  im« 
sem  Grenzen  bonarhbarlen  Spanisrhou  Pro- 
Tinzen  in  Trauer   »(^t/.cn ,   liaboii  ilie  fiJFeiitli- 

^)  Bei  der  neu  eintretenden  Geraiirrofi  VerpAtMKtftig 
^er  Fest  nach  Europa  sur  8ae  derefc  dl»  liltiHftert 
BawnwolltiiTertenduniten  an»  d^r  lieriHte  ^  aiff 
selbst  in  England  Besorgnis»«  ii rfdRentlififtgC'if  der 
Aente  in  den  Seestädte»  YeranliSfeif,  MMg  dif  10 

Jonn.  LYIII*  B*  6.  Sc.  II 


—     19     — 

rächen,  die  Organe  der  öffentlichon  Macht 
eder  überrascht  würden ,  noch  nngewifs  seyn 
^nnten  über  ihre  Ffliehten.  Es  ist  mir  leid, 
ifs  die.  Zeit  mir  nicht  erlaubt ,  meine  Arbeit 
irchzusehen,  und  den  mir  ertheiUen  Ratli 
einer  akademischen  Genossen  zu  benutzen: 
»er  die  Eigenliebe  des  Verfassers  luufs  dem 
rentlichen  Nutzen  Weichen. 

Wäre  ich  gewohnt,  meinen  Schriften  Zu- 
gnungen Toranzusetzen ,  so  würde  diese  eine 
aldigung  jener  unerschrockenen  Franzosen 
yn,  die  den  Verpesteten  in  Barcelloua  'zu 
Ulfe  eilten ;  oder  ich  würde  sie  vielmelir  un- 
r  dieAegide  jener  edlen  barmherzigen  Schwe- 
3tn  (soeurs  de  la  chanti)^  und  jener  beiden- 
uthigen  ^-^rzte  stellen,  unter  denen  ich  das 
lück  habe ,  zwei  Freunde  zu  zählen :  Bally 
id  Färiset. 

-^  Paris  den  12.  Norember  1821. 

Lemont  ey. 


Marseille  war  noch  von  den  Festen  be- 
useht,  welche  den  Durcli^ug  der  Madeinoi- 
tlle  Ton  Valois,  die  dem  Prinzen  von  Mo- 
3na  vermählt  war,  bezeich nelfh.  Der  Riller 
on  Orleans,  natürlicher  Sohn  des  Regenten 
od  Grofsprior  des  Mallhcser- Ordens,  kehrte 
9n  Genua  zurück,  wohin  er  seine  Schwester 
gleitet.  An  der  Seite  der  nfich  mit  BJu- 
lengewinden  geschmückten  und  mit  MaSik- 
loren  beiadenen  Fahrzeuge  schwammen  ei- 
i(e  Schiffe ,  die  aus  Syrischen  Häfen  dM  «nt- 
»tzlichste    Elend  herüberbrachten.      Dfo  ff- 

B2 


—     21     -^        . 

schwlegenheit ,  die  alles  umhiillt ,  was  im  La« 
zareth  vorgeht. 

Der  Monat  Julius  entwickelte  andere  Zu^ 
falle.  Den  Stadtschöppen  ward  hinterbtacht, 
dafs  sich  in  einem  volkreichen  Stadtviertel 
Symptome  verdächtiger  Krankheiten  zeigten. 
Auf  der  Stelle  liefsen  sie  die  Todten»  die 
Kranken  und  die  sie  umgebenden  Personen  in 
die  Krankenhäuser  bringen,  und  die  Thüren 
der  verlassenen  Wohnungen  zumauern.  Un- 
ter den  von  ihnen  zu  Rath  gezogenen  Aerz- 
ten  leugneten  die  vom  Lazareth  jeden  An- 
schein einer  ansteckenden  Krankheit,  und  die 
aus  der  Stadt  sahen  in  der  Krankheit  nur 
"Wurmfieber  vom  Elend  und  schlechten  Nah- 
rungsmitteln erzeugt  ^)»  Allein  die  Schoppen 
fahren  nicht  minder  fort,  verdächtige  Perso- 
nen und  Häuser  aufser  jeder  Gemeinschaft  zu 
setzen;  sie  verrichten  dies  alles  selbst  und 
bei  Nacht ,  und  weder  die  Mühe  noch  die  Ge- 
fahr überlassen  sie  iliren  Untergebnen.  — 
Unterdessen  verkünden  die  Aerzte,  welche 
liicht  der  Meinung  ihrer  Collegen  sind,  laut 
die  Pest,  und  brachen  das^Geheimnifs,  wo« 
mit  die  Cousuln  das  grauenhafte  Iläthsel  be- 
deckt halten.  Empört  über  eine  solche  Un- 
vorsichtigkeit, warf  ihnen  ein  Municipal- Be- 
amter vor:  sie  wollten  aus  einer  eingebilde-« 
ten  Krauklieit  sich  eine  Fundgrube  von  Schätzen, 

*)  Eine  profse  Anxalil  Meniehen  und  tine  unga* 
heurc  Quantität  TOn  W^tren  gingen  von  Mar- 
seille nach  Beaucaire^  woselbst  die  Mttit  am 
3a,  Julius  beginnt.  Viele  Marfeilleaner  logen 
■ich  na«h  Lyqn  zurück ,  allwo  man  erat  am 
3.  Aucnit  anfing  VoraiclitfmariregeVn  ansuwan« 
den.  Die  Pest  brach  in  diesen  oaideR  9c&dttn 
nicht  aui. 


—      23     — 

halb  so  9^hr  von  iiiidem  A^r?tMi  ^(f^MMl 
^rnrde.  ^eii  sie  seiibft  nur  Kine  Seite  t(h« 
forclithar«n  Fr^se  betr.^rhlelen .  die  ««  wm  Io* 
sen  galt.  So  geschah  e$  in  nnseni  T.'^tien,  d^iC« 
Ton  einer  ähnlichen  Politik  seleitet .  in  Ae- 
gypten.  im  Angesicht  der  Fransöuschen  Ar- 
mee, der  Arzt  JJugenexifs  sich  stellie.  :iU  tih 
er  sich  die  Pest  einimpHe.  und  der  General 
Buonaparte.  gleichsam  als  ein  Vorspiel  «einer 
Aufserordent liehen  Bestimmung«  die  IVstkran« 
ken  in  Jaffa  berührte.  Die  Schoppen  hotten 
übrigens  den  weisen  Grtmdsat::  iP^-^u^^uiu^i 
errathen,  und  hätten  auch  inelleicht  im  Dun- 
kel den  Terschlagnen  Feind  erstickt ,  den  8iA 
schweigend  verfolgten.  Ich  wiMnle  nun  Rei- 
gen, welch^  einen  Abgnmd  von  Elend  die»eA 
Ruchtbarwerden  grub,  welches  durch  das  Fori  - 
schreiten  der  Epidemie  unglücklicherweise  be- 
kräftigt wurde. 

Die  erste  Wirkung  der  Furcht  war,   dnlW 
sith  alle  diejenigen   entfernten,   welche  durch 
ihre  Einsichten;  ihre  Reicht hümer,  durch  ihr« 
öffentlichen  Aemter    odei^    ihre   Uewetbu  da:« 
selbst    am    nothweudigsten    gewesen    wären. 
FlStzlich    befanden    sich  die   f^n/nrelbe  uhiia 
Aufseher,  die  Hospicien  ohne  VerwalUu',  die 
Tribunale  ohne  Richter,  die  iJffenl liehen  K".n 
sen  ohne  Einnehmer.      Die  Sindt  hntio  w<tHor 
Lieferanten  noch  Polizei  -  ßi*nml(Mi ,  noch  INo 
tarien,  noch  Hebammen,  noch  die  nnenllKtlir 
liebsten  Handwerker.     Erst  am  31.  Juliun,  «In 
das  Farlement   die   Marseille    und  Hi;in  (juliii*! 
«mschliefsende   Linie   *)    bestimmt ,    und   flin 

*)  Dies  Gebiet  y  welches  die  HareofreiheU  |;eiiO(«p 
enthielt  schon  1730  gegen  iOy«HH>  Hiiiier^  tliifte« 
rechiiec  YerscUicdene  «ngeiehfn«  L>#fff0f«    Mu9 


—    25     — 

Uchen  zeigt  sich  eine  wilde  Selbstsucht,  wel-. 
che  die  Bande  der  Natur,  der  Pflicht  und  der 
Freundschaft:  zerreiTset ,  und  welche  den  Kran-- 
ken  als  einen  Feind  des  gemeinen  Besten 
verstoXist;  im  Physischen,  ein  Sinken  der  Le- 
benskraft:, die  die  Ansteckung  befordert  und 
sie  [unfehlbar  tödtlich  macht,  als  ob  ein  ver- 
geltendes Gesetz  im  Herzen  des  Feigen  das 
Verbrechen  nicht  von  der  Strafe  trennen  woll- 
te. Diese  Wahrheiten  wurden  nun  mit  blu- 
tigem Griffel  niedergeschrieben. 

M 

Ein  mit  diesen  gewaltsamen  Grisen  veB« 
flochtenes  Unglück  ist  es,  dafs  sie  die  heil- 
samsten Institutionen  vergiften.  Marseille  blü- 
hete  sn  der  äufsersten  Grenze  des  Königreichs 
eis  eine  Art  von  Municipal- Republik.  Das, 
Interesse  des  Handels  und  uraller  Gebräuche 
beschützten  seine  eifersüchtige  Freiheit.  Seine 
Schoppen,  Magistrats -Personen,  für  eine  be- 
stimmte Zeit  von  den  Bürgern  erwählt,  wa- 
ren nichts  als  Zunftmeister  unter  dem  Titel: 
Seschützer  und  Vertheidigtr  der  Privilegien.  Ver- 
gebens drängt  sie  der  Sturm.  Statt  eines  ret- 
tenden Despotismus ,  können  sie  nur  eine  nül- 
de,  väterliche  Gewalt  ausüben,  welche  sie 
eben  so  wenig  niederlegen  als  ausdehnen  dür- 
fen. Das  Arsenal  bildet  mit  den  Galeeren 
eine  abgesonderte  Regierung,  und  leistet  ihnen 
nur  ungern  unbedeutenden  Beistand.  Die  Be- 
satzung, in  die  Festung  zurückgezogen,  ge- 
horcht ihnen  nicht ,  und  sie  sind  noch  gar  ge- 
zwungen sie  zu  ernähren,  um  der  Plünderung 
JEU  entgehen  mit  der  sie  bedrohen.  Das  Par- 
lament \on  Aix ,  um  so  eifersüchtiger  auf  sei- 
nen admiuiätL'alivcn  Kinflufs ,  als  er  usurpirt 
ist^  vermehrt  noch  die  Bedrängnisse  des  Au- 


—     27     - 

!e  gab  es  toh  nun  an  weder  Ruhe  nochScUafy 
och  Sorge  für  ihr  Leben ;  *  ihre  Gedanken, 
ire  Worte,  ihr  Beispiel,  sind  fortwährende 
[eldenthaten ,  und  der  Undank ,  der  ihnen  ei- 
ige  Fehler  vorgeworfen,  Vfergifst^  dafe  sie 
anz  zu  vermeiden  in  der  That  weit  über 
lenschliche  Kräfte  gegangen  wäre.  Ein  Frei- 
rilliger  erhob  sich  aus  der  Menge  um  ihre 
liirde  zu  theilen.  Es  war  der  Ritter  Roz€i 
in  erfindungsreicher  Geist,  ein  Mann  von 
chneller  Ausführung ,  eine  Seele  so  hoch  und 
del  als  jemals  ein  Jahrhundert  eine  erzeugte ! 
hnen  zur  Seite  wandelte  jener  berühmte  Bi- 
chof  J3e/zzince,  den  vergeblich  feige  Rath-« 
G^äge  von  der  Gefahr  zu  entfernen  suchten, 
»eine  mehr  als  gewöhnliche  Gröfse ,  seine  of- 
enkundige Frömmigkeit ,  sein  edler  und  stren-^ 
r€ft  christliclier  Eifer  machen  einen  grofsen 
^druck  auf  die  Menge.  Eifriger  als  ein- 
ichtsvoU,  heftiger  als  stark  von  Charakter, 
and  er  ein  würdiges  Feld  für  seine  Thätig- 
Leit  in  dem  allgemeinen  Unglück,  als  in  den 
Streitigkeiten  der  Kirche,  welchen  er  sich 
dsher  ohne  Maafs  hingegeben  hatte.  War  es 
ttifstrauen   in   sich   selbst,   war  es  auch  viel- 

•es  Amtes.  Die  Aufopfarung  dieaei  grofsen 
Jßürgerg  war  ganz  freiwillig.  Er  war  im  Jahre 
1671  geboren*  Obgleich  nur  ein  Kaufmann, 
wir  er  doch  in  Spanien  der  Sache  Philipp  de» 
FAnften  sehr  nützlich  gewesen,  und  zeichnete 
•ich  im  Kriege  aus.  Ludwig*  der  Viersehntt  be- 
lohnte ihn  9  indem  er  ihn  sum  Sankt  «Lazarus - 
Ritter  ernannte.  Später  war  er  Französischer 
Consul  in  Moden,  nnd  befand  sich  daselbst 
während  eine  Pest  dort  hausete,  wodurch  er 
icinige  Erfahrung  von  dieser  Plage  bekommen 
hatte.  Er  kam  nach  Marseille  fast  im  selben 
Augenblick  zurück  ^  als  das  unglflckselige  Fahr- 
zeug des  Capitains  Chattud  dort  landet«»  — 


—     29     — 

Ton' einem  ersten  Anfall  gerettet ,  war  man 
or  einem  zweiten ,  ja  Yor  ^in^  dritten  nicht 
icher.  Ist  diese  Pest  ein  Gift,  so  entgeht  es 
[em  Auge,  dem  Geiste,  der  Untersuchung, 
ind  wirkt  nicht  wie  anderes  Gift  durch  gleich* 
iirmige  Wirkungen.  Kein  Symptom  machte 
5  kenntlich,  das  nidit  auch  den  beiden  Fie- 
lern  gemein  wäre ,  die  man  uneigentlich  Faul  - 
md  bösartiges  Fieber  nennt.  Es  scheint  selbst 
ichts  anders  als  eine  Zusammensetzung  ihrer 
um  höchsten  Grad  der  Bösartigkeit  gestei« 
erten  giftigen  Eigenschaften  zu  seyn  *).    Ge- 

Sern  Tagen ,  als  bestes  und  Tielleicht  als  einzi- 
ges Yerwahrungsmittel  gegen  die  Epidemie 
Maarseile  angewendet  bat.  Diese  allgemein  ge- 
-wordene  Meinung  bestätigt  sich  anch^durch  un- 
sere verwundeten  Soldaten  in  Egypten ,  di» 
niemals  angefallen  wurden^  5o  lange  die  Eite- 
rang  währte* 

5^)  Pinsl  selbst  vermag  in  seiner  Nosologie  die 
Pest  nur  durch :  Adeno  •  nervöses  Fieber  (Fieber 
das  die  Drflsen  und  die  XQerren  angreift)  zu 
bezeichnen ;  eine  nur  ausweichende  Definition» 
die  gleich  so  vielen  andern,  statt  die  Krankheit 
zu  charakterisiren  y  nur  ein  Symptom  derselben 
anzeigt.  Larrsy ,  der  als  erster  Wundarzt  der 
Armee  in  Egypten,  den  Vorzug  vor  jenem  ^be- 
rühmten Arzt  geiüefst,  selbst  viel  PestkranKo 
gesehen  und  behandelt  zu  haben,  behauptet  im 
Ge£«ntheil:  das  Gewebe  der  DrQsen  werde  nie- 
mals angegriffen;  er  setzt  auseinander,  wie  das 
Gift  von  dem  Centrum  nach  den  Extremitäten 
/ortschreitend ,  seine  Hecrde  in  den  Gegenden 
der  Weichen  und  der  Achseln  einnimmt ^  an 
dem  Ausgang  der  grofsen  Höhlen,  wo  sein 
Gang  Hindernisse  findet;  er  beschreibt  femer 
drei  Perioden  der  Krankheit,  nämljch:  die  ent- 
sündliche,  die  exanthematische  und  die  ner- 
vöse oder  adynamische,  und  er  gibt  die  pas« 
sende  ßehandlungsart  jeder  Epoche  an.  Seine 
Abhandlung  Kann  tis  eine  derhöstlichileB  Frflch« 


r  .* 


—     31     — 

nnilie  des  Geistes  und  eine  so  aufsierordea'U 
Ae  .Furcht ,  dafs  geistliche  Hülfe  selten  ver« 
hlt  den  Tod  zu  beschleunigen ;  eine  Ver- 
i^eiflung,  von  Thränen  und  Klagen  beglei- 
te welche  plötzlich  bei  den  Ergebensten  ans- 
ieht, und  ihrem  letzten  Augenblick  voran- 
>ht  *) ;  endlich  ist  der  sonderbarste  Zug  die- 
»  Plage,  und  der,  welchen  die  GeschTcht- 
hreibervernachläfsigt haben:  seine  ganz  eigne 
irtheilichkeit.  Während  sie  zwei  Drittheil 
IT  Kranken  damiederschmettert ,  wird  das 
idere  Drittheil  kaum  von  ihr  berührt.  Fünf« 
An  bis  zwanzig  tausend  Pestkranke  **)  sa- 
sn  ihre  Beulen  aufbrechen,  ohne  genöthigt. 
1  seyn  das  Bette  zu  hüten,  und  ohne  dafs 
gend  eine  ihrer  organischen  Verrichtungen 
estDrt  sey.  Sie  tragen  ungestraft  auf  den 
trafsen  Wunden  umher,  die  eben  so  gutar- 
g  wie  die  Pest -Blattern  von  Alep  sind. 
iese.  glücklichen  Bevorrechtigten  sind  gröfs- 
ntheils  Bettler  und  Landstreicher,  in  gewis- 
\T  Art  von  der  Pest  eben  so  verachtet,  wie 
}n  dem  übrigen  Theil  der  Menschen.     Dies 

*)  Dar  Sericbc  der  Aerztt  Montpellier^s  fahrt  da- 
voo  ein  rührendes  jäeispiel  an.  Zwei  junge 
Al&dchen,  die  Töchter  des  AdTokat«  Ribes^  wid« 
num  sich  der  Pflege  der  Kranken ,  und  beide 
werden  angeiteckf.  Die  älteste  stirbt,  und  ihre 
Schwester  geneset ,  aber  ist  untröstlich  sie  zu 
fiberleben»  Ein  Rückfall  scheint  endlich  ihre 
Wfijasche  au  erfüllen ;  aber  in  den  letzten  Au- 
eaablicken  veil&fst  der  Muth  diese  zärtliche» 
Fromme  Seele,  und  ihre  Verzweiflung  bricht  in 
Thrlnen  und  Wehklagen  aus» 

# 

^*).  Dies  iit  die  Zahl,  welche  die  Aerzte  Mont- 
pellier^s«  angeben.  Die  Schätzung  von  Btrtrmnd 
alt  ein  wenig  geringer. 


»  . 


—    w   - 

An  Tbat  den  Veberlieferongen  des  Lazareths 
treuy  besuchten  die  Aerzte  des  Landes  die 
Kranken,  den  Körper  in  einen  Kittel  Ton 
'Wachsleinewand  gehüllt,  die  Fülse  mit  ho- 
ben hölzernen  Schuhen  versehen ,  den  Mund 
^  und  die  Nasenlöcher  bedeckt,  die  Stimme  er- 
hebend ,  um  in  der  Ferne  yernommen  zu  wer^ 
den,   und  Mreniger  einem  nützlichen  Tröster. 

-  als  dem  Gespenst  des  Todes  ähnlich,  welches 
deÄ  Sterbenden  befiehlt,  ihm  zu  folgen.     Der 

.  eine  von  ihnen  glaubt  gelesen  zu  haben,  dafs 
Bippokrates  während  der  Pest  yon  Atlien  Feuer 
'anzünden  liefs.  Sogleich  lodern  um  Marseille, 
auf  allen  seinen  Plätzen,  Tor  jedem  Hause, 
und  selbst  in  dem  Umfang  mehrerer  Häuserj 
^unzählige   Scheiterhaufen  zugleich  auf.     Die- 

^    ser  ungeheure  Brand  in  einer  so  heifsen  Jab* 

-  reszeit  verdoppelte  die  Wuth  der  Krankheit. 
'Der  Arzt  Sicard^  Urheber  dieses  Rathes,  nahm 

.  mit  'seinem  Sohne  die  Flucht.     Dieses  Beispiel 

S'  ing  für  Toulon  verloren ,  welches  einige  Zeit 
ara'uf  denselben  Versuch  machte,    und   sich 
^    eben  so  schlecht  dabei  befand. 

Endlich  kommen  auf  der  Asche  dieser 
Peuersbrunst  die  Aerzte  von  Montpellier  an,' 
weiche  vom  Hofe  geschickt  werden  *).  Sei 
es  Politik,  sei  es  Ueberzeugung  der  Schule, 
genug  sie  setzen  die  Gemüther  durch  eine 
ganjE  neue  Zuversicht  in  Erstaunen.  „Wel- 
xher  Wahnsinn  führt  euch  irre ,  sagen  sie  zu 
(der  Menge,  die  sich  um  sie  drängt;  das  Ver 
'JMy  das  euch  plagt,  ist  nicht  aus  Syrien  un*/ 

*y  £•  waren  viere :  Chicoyneau ,  Ka'niler  der  Uni« 
▼ertitit,  Deydier,  Verny  und  SoulUr^  Anstom^ 
Ihr  Aufentbeh  in  Marseille  wurde  dareli  siails 
Tftge,  die  sie  zu  Aix  snbrachten»  oaCarbietMi* 

lo  am*  LVIII.  B.  6. 8c»  C 


-.     M     — 

4v  ^9  erscheint  sie  wie  ein  tinbekanntet 
IfTesen,  welches  nichts  Sterbliches  an  sich 
bat.  Pie  bei  grofsen  Schre^eh  so  leichlglaa- 
hige  Einbildungskraft  wiegt  sich  in  der  That 
loit  tanseiid  Zauberbilderh  über  dieses  geheiltt^ 
liijstolle  Weib,  deren  unglanbltche  Kühnheit 
Ton  ^em  Tjphiis  verschont  bleibt»  Auch  did 
Aßrzie  des  Landes  Vrerfeü  ihre  furchtSatn* 
Behutsamkeit  -von  jSichi  und  Yerdienen  um  so 
mehr  Lob »  je  weniger  sie  an  der  Geihhr  xweiy 
telßi  Einer  Von  ihnell,  Nameils  Adon%  det 
lukh  des  Knopfes  seines  Stockes  bedi^iit  hatte, 
HftH  sich  TOn  d^r  Gesulidheit  eines  jung^ 
Ufiddiens  zu  iiberzeugen,  findet  sich  ünirer^ 
#uhn|ifh0h  Spöttereien  jpreisgegeben ,  die  eittf 
Art  friiii^BÜsischer  GerechtigkeiUpfl^ge  sind,  j^e* 
iteii  L|iuf  jselbst  diö  betriibendst^h  Unfälle  ni% 
SphlJM»iK.en  setzen  köhtaten»  lü  der  YentweiiE^ 
Jung  sucht  und  findet  endlich  jener  Vngliu^ 
li«;he  den  Tod,  dem  so  Idcht  tM  begegnen 
fifftr.  Ein  der  Aufbewatuiuhn  ^hüchit  werihe» 
UinstAnd  war  iibrigens  Aet^  ^afs  Von  allto  jt* 
l^en  kühnen  ^.reiQden  kein  einziser  das  I^Dtili 
flngebüfst  haben  würde,  w^nn  nicht  der  jung4 
i|te  Toa  ihnen  j  in  hinein  tBllkühnen  Trotgbie^ 
ten^  ,sich  zu  Ais:  in  das  fiett0  einer  pest^iran«^ 
kan  Frau  hatte  legen  VroUen  i  die  Ao  elMSiii  |M» 
iW*0Ä.  wän   ») 

http  ia  Egypuiii  iml^ra  iicii  dt»  ^tst  kin»  hifebl 
WiS  fyi^g^mtHs^  iöa^iini  SU  Witdct-bbUsh  Afli^ 
^•a  iiad  mit  li^btcr  n^g^t^*  tLt  hsus  ■tatn 
fliriibiicl^äa  DUa4ib6tl)Sn>  d«n  Sr  mit  Wiiä^n« 
•tb«rUi«betn  PhUgnU  in  dai  Bstttaeh  sitteS 
PS<ltiir«tik»a  tinUitä  |3i|r  Staglttndir  aurb  aash 
Vefl^Uf  von  Vifr  9mA%  U^d  dfet  Arsbs»  %1t$ti% 
Uiß  i^fbal.  fi^umä^^  Ant  bat  därialbaik^Ai% 
in«i»  variUiiart  «intn.^mha ntMh#nitt li^M^i 


t! 


3 


—     17     ^ 

ffiaaea"  UnglucLIichen ,  dio  Tön'  dor  gUnrea  Nf^ 
tut  Terlassen  waren,  bis  iin  die  Gosse  der 
Stra&e  kriechen  und  dort  sterben,  indem  sie 
0ire  brennenden  Hände  ui^d  ihre  geschwollen» 
Zange  hineintauchten.  Andere,  an  den  Mau^ 
ern,  sitzend  oder  stehend ,  behielten  die  Stel- 
lung, in  welcher  sie  gestorben  waren,  und 
^c;bts  erfüllte  die  Seele  mit  tieferem  Schau«' 
der  als  das  unerwartete  Begegnen  solcher 
Leichname ,  die  nachzudenken  schienen.  Voll 
Schreck  uÄd  Schmerz  wich  man  zurück  vor 
den  blutigen  Ueberresten  des  Wuthenden^ 
der  sich  aus  den  Fenstern  gestürzt,  und  vor 
dem  Kinde,  das  noch  die  Slilch  seiner  todten 
Mutter  saugte.  Soll  ich  die  ruchlose  XJrsach» 
nennen,  welche  so  viele  Unglückliche  zwange 
sich  in  demSchoofs  der  grofsen  Plätze  anzuhäu- 
fen? —  in  allen  Stralsen,  wo  Bänke  und 
Schirmdächer  ihnen  hätten  zum  Schutz  die** 
nen  können,  war  der  grausame  Bewohner 
täglich .  bemüht ,  sie  mit  Uuralh  zu  besudeln, 
um  dem  armen  Flüchtling,  der  eben  sterben 
sollte ,  die  Lust  zu  benehmen ,  seinen  Kopf 
darauf  zu  legen. 

■  '  ■  * 

Wie?  halte  eine  reiche  Stadt  nicht  ein 
Dach,  um  ihr  sterbendes  Volk  zu  schirmen? 
Die  geistliche  Behörde  verweigerte  die  Kir- 
chen und  die  Klöster.  Blofse  Gousuln  wagten 
nicht  über  die  Häuser  zu  verfugen,  wekhe 
die  Reichen  verlassen  hatten.  Die  Mauern 
der  Stadt  waren  mit  Oeffuiungen  durchbrochen« 
und  man  schlug  an  dem  Fufs  des  Walle& 
Zelte  auf,  welche  die  Kranken,  von  der  Ein- 
trmkeit  erschreckt,  und  schledit  gegto  dM 
Ungemach  der  Witterung;  geschützt,  jeu  y«r» 
lassen    eilten.     Die   Schoppen    betriebea 


■Btteckeiid  f^wn  *),    nurcbte  die  BcfitthuM» 
en  dflr  fiarchtbarsten  Pflidit  der  obrigkeitUdie» 
Persooen.     Im  Anfang  der  Epidemie  gingen 
sie  selbst  des  Kachts.  um  die  Leichname  von 
len    Diesem    des    Lazareüis  ^egschajfen   zm 
assen.     Sie  waren  sodann  ^ezwungren,   Leute 
ms  der  Hefe  des  Volks  dazu  zu  gebrauchen, 
irelche  mit  Gewalt  unter  dem  Kamen  der  Ra« 
>en   dazu    angeworben   wurden.     Bald  maiste 
nan  die  Entweichung  dieser  durch  Galeeren- 
Uavea  ergänzen.     Der  Befehlshaber  der  Ga« 
eeren  lieh  sie    nur  ungern,    und  unter  der 
onderbaren  Bedingung,  dafs  die  Consuln   ge« 
lalten  seyn  sollten ,  sie  in  gleicher  Anzahl  zu 
Tsetzen.     Furchtba^  war   die  3Iiliz«  die  aus 
enen  Raben  und  Galeerensklaven  befand.  Die 
Schoppen  führten  sie  den  Degen  in  der  Hand, 
i^enn  jene  Elenden  in  die  Häuser  drangeni 

*]  Di«  Leichname  der  Peitkranken  nntericheiden 
sich  in  nichts  Ton  den  andern.  Soulier  unter« 
fiehm  ihr«  Oeffqun^  iii  Marteillo  ohn«  Vor* 
äichtfniarareseln.  Die  Oriencilen  waichea  ai*- 
vngcatrafe.  Ea  ach«inty  dab  die  Miatntfn^  wel- 
che die  Kranken  auidfinstcn,  und  die  iich  In 
den  Zeugen  und  Pols  werken  erhalten ,  da«  ein- 
sige Förderungsmittel  der  Pest  sind,  sobald  die 
Personell  y  die  übrigens  anr  Anitrckung  geneigc 
aind,  sie  eiiiathmen.  4^ie  Frage,  zu  wisiemg 
ob  nie  blofae  Berührung  di«  Krankheit  ron* 
pflanzt,  zählt  wichtige  Zeugnisse  für  und  geceil 
eich-  Larrey  glaubt,  dafs  allein  bei  den  Ge- 
nesungen, den  RflckfAllen  und  dei|  Nachwehen 
des  Pest  die  Krankheit  aufhört  anitecHend  sU 
eeyn;  aber  er  scheint,  anderer  Meinung  als 
Soulierf  zu  glauben,  dafs  die  Orffnuivg  der 
Leichname  Ton  Pestkranken  gefährlich  aeyi  und 
er  schreibt  dieaer  Ursache  den  Tod  eines  seiner 
Gehalfen  zu  Jaffa  zu.  Es  ifl  wahr,  dal's  die 
beiden  Körper,  welche  sie  cetneinichafiJioh 
•erlegten,  schon  in  einem  kohea  Zustand  vöM 
Auflösung  waren. 


-  «   - 

■  4 

ber  kohnlt  das  gahze  Ansehn  dar  ConsulA 
ie  as  weiter  briägen,  als  zwanzig  derselben 
1  Bewegung  zu  setzen,  eine  so  nnzuläng« 
che  Anzahl,  dals  die  Stadt,  in  der  sich  tag- 
ch  vier  tausend  Leichname  mehr  anhäuften, 
irem  Ende  nahe  zu  seyn  glaubte.  Die  Ue* 
erlieferung  hat  einen  für  Herrn  de  JBehunce 
ehr  ehrenvollen  Zug  aufbewahrt.  Man  er* 
ählt,  dals  er,  um  die  Führer  aufzumuntern, 
elbst  den  ersten  Karren,  der  zu  seiner  trau* 
igen  Bestimmung  abfuhr,  bestieg.,  und  sich 
uf  iha  setzte,  obwohl  übrigens  dieser  PraUt 
.en  Abscheu  schlecht  verbarg,  der  ihm  jene 
tegräbnisse  ohne  Thränen  und  ohne  Seelen* 
jnt  einüöfsten.  ^) 

Die  gemeinschaftlichen  Gräber  waren  eine 
indere  Quelle  der  Verlegenheit.  Mit  Gewalt 
lerbeigeiührte  Bauern  gruben  sie  nur  mit  ei* 
lem  abergläubigem  Schauder.  Man  füllte  so* 
;leich  diese  grofsen  Behältnisse;  da  aber  die 
Sährung   den    Umfang  von  so   vielen   aufge* 

*)  In  seinem  Hirtenbrief  vom  22.  Octobr.  sprach 
er  von  Körpern,  'welche  auf  schlechte,  enteb- 
^fende  Ks.rren  geworfen  und  in  ein  ungeweihtes 
Grtb  eufserhafb  dem  Umkreis  der  Mauern  ge- 
■cblcift  worden  wären.  Diese  unbesonnenen, 
noch  während  der  Pest  gesprochenen,  Worte 
waren  nur  geeignet,  die  Verzweiflnne  des  Volks 
SU  steigern.  Uebrigens  hallten  alle  Kanseln  des 
Xöniereichs  eben  .so  von  Drohungen  und  hefti- 

Sen  Yerwanschungen  ^eeen  die  Fransosen  wie- 
er»  "wie  einst  wobi  die  Verhärtung  der  he- 
bräischen Sitten,  und  die  Hyperbel  der. orien- 
talischen Sprachen  sie  suliefs.  Der  ^abst  allein, 
in  einem  milden  Gegensatx  mit  der  ganz  jüdi- 
schen Wnth  unserer  geheiligten  Redner^  rich- 
tete nur  Tröstuneen  «n  die  beitArstei»  StlldM» 
und  dehnte  die  Gnade  feines  AblatMS  bis  «nf 
die  Todtcu  aus.    (Brevt  vom  x5;  Septtmbtr), 


■  ,  •  »,  ■        * 

it^st  die  Ordnung  Erhalten ,  ein  Hosj^iiä}'  nil-^ 
legt,  und  die  Fortschritte  der  Epideip^e  ^e~ 
mint,  indem  er  sein  ganzes  Verniilgen  opfer-* 
Eben  so  niiithyotl  -wie  ynerinüdlicH  theii- 
er  noch  die  Sorge  des  Consyln  in  dem  an- 
m  Theile  der  Stadt.     Er  war  es,  der,  nachr 
m  er  entdeckt,   dafs  die  altei^  Befestigungs- 
srke ,  die  zui^äcl^st  der  Esplai^ade  lagen ,  bis 
X  IHeeresUöbe  ausgel)öl|l(  seyen ,  ihr  Gewöl- 
t  einbrechen  liefs,   und  allea  zu  dem  kühn^ 
&i|  Unternehu^en  Torbereitete.     Mit  hufidert 
nleer^nskloven ,  mit  Weiqessig  benetzt,  un4 
e   er   selbßt    dqrch  Zuruf  und  Beispiel   an- 
uerte  i  wagt  er  den  gräfslichen  flatz  zu  um- 
»ben;   durch  ein  eben   so  schnelles,   als  gut 
srechpetes  Mi^neqVre  schiebt  er  die  abspheu- 
chen   Ueberreste,    init  deinen   er  besHet  ist, 
ad  sltirzt  sie  in  dreifsig  Aflnuten  in  die  Plan- 
en zweier  Bastionen ,    die  einst  auf  weniger 
iitzliche  Weise   die  Stadt  der  Phocer  gegen 
iiluif  Qiesar  yertheidigt  I^attei^*  ^) 

Ich  habe  dei|  hckrhsten  Grad  der  Heftig- 
eit  genannt,  auf  den  sich  die  Krankheit  er- 
ob,  Es  ist  Zeit  zu  sehe^i,  wie  und  bis  ^o- 
ifi  sich  die  Ansteckung  erstreckte.     Sie  er- 

^  Diese«  Untern<;hmen ,  einzig  in  Jen  Jahr)>fl» 
^berfi  des  nnei««c]iliphen  jBlepai ,  ist  deijr  Gegen« 
•t«ni  eii^es  Geirl|hlclcs  eeword^n^  gemaliU  von 
J.  F.  de  Troy  und  gestpcheu  TOn  Thomasjin* 
Men  behauptet,  dafs,  mit  Ausnahme  von  zYtpiea 
pder  dreien,  alle  Soldaten  und  alle  Galeeren- 
iklfven,  die  dabei  gebraucht  wurden ,  in  w^- 
BIZ  Tas;en  gestoij>en  sind,     Obschon   die  Ver« 

-  •cbQnefVing  von  Marseille  es  künqte  wünschen 
lassen y  so  hat  man  noch  nicht  gewagt,  an  je- 
nen unhpivplichen  Höhlen  so  irahren  ,  wo  a«it 
einem  Jahrhundert  ao  Tie)o  Opfer  d^f  Pas^hy. 
der  Schill  mm  fiTi. 


^    u    ^ 

^sthaffenen  Verbrechens  dar;  Haufen,  rom 
Sattler,  die  yorgaben,  sie  seyen  pestkrank, 
brderten  aus  der  Ferne  von  den  lleisenden 
lie  Hülfe  ihrer  Börse,  uiid  diese  letztem 
schätzten,  sich  glücklich,  mörderischeren  An- 
lähemngen  durch  dieses  Lösegeld  vorzubeu« 
ren.  Auch  ist  es  nur  zu  wahr,  dafs  auf  dem 
Uxnde,  jenem  vermeintlichen  Aufenthalt  der 
[Insdiuld  und  der  Tugend,  das  Verlassen  der 
fCtanken  gräfslicher,  und  der  Egoismus  frGhi 
eher  als  in  der  Stadt  war.  Die  Furcht  machte 
Üf^  Menschen  dort  so  blind  und  wild,  daXs 
i^  Arzt  und  sein  Fferd  nirgends  bei  ihnen 
ainen  Zufluchtsort  fand;  sie  mufsten  ihre  Spei- 
le  xnitnehmen,  wenn  sie  die  Stadt  verliefseni 
äad  sie  auf  freiem  Felde  verzehren»  ^)  ^ 


wurde  im  Monat  August  angefallen* 
Das  £r^77arten  der  Seuche ,  eine  gesunde  Lage, 
eiÄe  -Wenig  zahlreiche  Bevölkerung ,  der  Auf« 
mthnU.  .der  ersten  Behörde,  ein  Erzbischof 
ron  festem  Charakter,  aufgeklärt,  und  zur 
Verwaltung  tüchtig,  --*  alles  versprach  einen 
dacklichen  Widerstand.  Man  fiel  darauf,  jede 
lomilie  in  ihr  Haus  einzuschliefsen ,  und  die 
StiwU  unter  eine  allgemeine  Quarantaine  zu 
letsen.  Täglich  machte  man  einen  Besuch^ 
lain  Lebensmittel  zu  vetthejlen ,  und  die  Kran- 
ken bei  dem  Erscheinen  des  geringsten  S3rmp- 
toms  fortzuschaffen.  Die  Fest  auf  die^  Weise 
methodisch  und  stillschweigend  gemalit,  war 
deshalb  nicht  weniger  mörderisch.  Die  Er- 
rahrun(g  sprach  sich  gegen  die  gemeinschaft- 
lichen Krankenhäuser  aus ,  weil  von  8000 
Kranken,  die  in  sie  aufgenommen  waren,  nur 
166  kaum  lobend  sie  verlieben.    Nur  von  de- 

*)  B*rtrw^s  Bericht 


ßgb!ts»,  ixth  •eint  xkfsz  I>rfi2irsiü«!£  am  Ffs;  £ 

ller  St:*  .  kz25  fem  **  rfoxiiiiü::  wlra,  fei«  itifirb- 
ti§er  L»*-— e:   ce?  Ttj'Ii:?  if-t,  xuc  £•?.,'*  on  Vi^^» 

Tod   iirff^ii«-.     DftT  Bli^Cif  iwi.iani«*  üi 

die  resiüciie   äolfe  wurde  sc^  l£rrll<^Ar,    djirt 

mwA  eisen  Kranken  ra  befuriieji.  i^ha*  roa 
mem  C?Kiiziis«^.ir  Aufcipiardert  xu  sem.  Mm& 
'Wftr  daiiis  ff^br-icht.  den  srheut^licben  Bei» 
«tasd  der  GAleeres?kl-!ren  cu  setnen ;  \or  kei- 
-Her  G^fjifer  ekelte  ihafn:  die  Freiheit«  i%el« 
che  M  der  Pest  verdAnkten«  beseelte  »te  itüt 
«Bbegreifii^heia  Muth  nnd  KrAfi.  Die  Heiter- 
keit ihre«  Gesichts  stach  f  e^ji  die  allfreiueJa» 
Iiiedeigi*c hi Eigenheit  ^niX  ab,  und  k.'^um  vn* 
-rea  eie  einige  Stauden  gebraucht  isirordeu «  als 
sie  TC^n  Freade  strahlend  erschienen,  befreit 
"^dil  den  Farben  des  Sklarenkerkers .  wnA  t\\\\ 
bessere  Kleidern  des  Bürgerstandes  anjiethan. 
Xsnlonf  welches,  uin  so  zu  sagen,  die  Zucht* 
loaigkeit  Ton  3Iarseille  mit  der  pedantiürlien 
Strenge  der  Stadt  Aix  vereint  hntte.  eitiuldet« 
4lie  Drangsale,  welche  von  der  einen  so  wie 
^6d  '  der  «Indern  unzertrennlich  waren.  Das 
Vatemehmen,  die  ganze  Sladt  einer  Quaran» 
ffae  von  60  Tagen  zu  unterwerfen ,  brncbte 
.eine  neue  Plage  zu  der  der  Matur.  Nur  «tu 
4^e  Thorheit  nusKufulireii,  mufsteu  nicht  wo- 
lliger als  tausend  Slensclien  angestellt  wenlen, 
welche  alle  umkamen.  Von  einer  fleviilkn. 
rang  von  26,276  Einwohner  blielKMi  nur  1Ü,4U3 
übrig,  wenn  man  zu  dieser  leztcii  Zahl  die 
Fremden  rechnet,  welche  in  d^r  «rstett  Ue^ 
irechnung  nicht    milbegriffen   Mfarett|    SQ 'dab 


—      4<#      — 

die  unbesonnenea  Frauen,  die  sie  verletzten. 
Da  aber  die  Unordnung  in  «einen  JD^aueru 
w^ucns,  so  bot  Frankreicli  die  Hülfe  seiner 
Soldaten  an.  Sie  wurde  von  dem  Vicelegat 
angenommen,  der,  ohne  Talente  und  ohne 
Muth,  im  Innern  seines  Fallastes  verborgen 
blieb.  Nachdem  sich  die  Pest  vor  Orange  und 
Tarascon  gezeigt  hatte,  setzte  sie  über  den 
Flufs,  irrte  auf  dem  Rücken  der  Cevennen 
umher,  und  verwüstete  die  Js^leine  Provinz 
Gtvaudau.  Das  Drittheil  der  Bevölkerung 
kam  daselbst  um  '^).  Der  Schrecken  oder  der 
Uangel  an  Hülfe  war  so  grofs,  dafs  man  die 
Elenden,  welche  den  Begräbnissen  vorstanden, 
mit  dem  Degen  in  der  Hand  zwang,  an  den 
Lebenden  chirurgische  Operationen  vorzuneh- 
men. Die  Ansteckung  vertrat  in  Alais  blofs 
üe  Stelle  der  herrschenden  Krankheiten,  ohne 
iie  Sterblichkeit  zu  vermehren  **).  Selbst 
EU  Montpellier  zeichnete  sie  einige  Frauen» 
3hue  die  Professoren ,  die  sich  gegen  die  An- 
steckung erklärt ,  in  ihrer  eignen  Stadt  Lügen 
EU  strafen.  Der  Marschall  von  Berwick  ver- 
jrannte  mehrere  Dörfer^  in  denen  sie  hart- 
aäckiger  erschien;  eine  willkührliche  Grau- 
iainkeit,  zu  welcher  kein  französischer  Mund 
len  Befehl  gegeben  liatte.     Ein  türkischer  Ge- 

*)  La  DaDeze^  der  in  Gevaudau  befahl ,  ichickte 
^«ne    Todtenliste »    welche    nach    Städten    und 
A  Dörfern    mit   einer  groffen  Genauigkeit  geord» 
aet  wtr$   sie  belauft  sieh  auf  5,438. 

'  **)  Man  schickte  die  Genesenden,  und  die,  wvl« 
ehe  sie  bedient  hatten,  tnf  das  Land,  Ein 
Bseehmittel»  welches  jenen  leutem  gcjMbeu 
wurde ,  liefs  sie  eine  grofse  Menge  von  l£inen 
Warmem  y  Gerstenkörnern  ähnlßh,  von  sieh 
geben,     (Nosologie  von  Sauväges). 

lonrn.LVin.B.fJ.St.  D 


-I-     51      ' 

ie  fröhereii  Spuren  waren  so  ganz  verscliwuii- 
n,  dafs  an  demselben  Tage  der  Magistrat 
den  Hof  geschrieben  hatte,  um  ihn  über 
3  öffentliche  Gesundheit  zu  beruhigen.  Das 
)bel  wuchs  stufenweise  bis  zum  2.  Septem- 
r,  dem  Zeitpunkt  einer  beispiellosen  Todes- 
adte.  Ein  VVind,  der  sich  plötzlich  Ton 
»rden  erhob,  hemmte  alle  heilsamen  Aus- 
iiche ,  und  indem  er  auf  jene  Unglücklichen 
$hte,  die  in  den  Strafsen  der  Natur  preis 
geben  waren,  raffte  er  sie  dahin,  wie  einen 
hwarm  Ton  Insekten.  Eint^  alte  ATeinung, 
3  unter  den  Marseillern  Glauben  gewonnen 
tte,  war  die,  dafs  die  Weinlese  der  Hei- 
lig der  Pest  günstig  wäre,  besonders  in  der 
adty  wo  unzählige  Kufen  zur  Gährung  des 
^eiaes  dienten.  Die  Schoppen  verordneten 
B  Weinlese,  und  die  Ansleckung  nahm  zu 
sielier  Zeit  ab,  ohne  dafs  man  behaupten 
»linfe,  dafs  zwischen  diesen  beiden  Dingen 
%■  nothwendiger  Bezug  statt  fände.  Eben  so 
Hiig  darf  man  der  Jahreszeit  einen  zu  gro- 
my  cinflufs  einräumen ,  weil  in  dem  Augen- 
ick, wo  die  Seuche  ihren  Grimm  in  Mar^ 
üle  mäfsigte,  sie  in  den  benachbarten  Städ'« 
n  ihre  gröfaten  Verwüstungen  begann,  der- 
\n.  der  Winter  nicht  Einhalt  that. 

Bis  dahin  hatte  die  beschränkte  Gewalt 
nd  der  unbezwingbare  Muth  der  Consuln  aU 
lin  diese  wiederholten  Crisen  auszutilgen» 
■och  das  Nachlassen,  welches  sich  in  jenen 
hänomenen  des  Todes  zeigte,  wurde  glück- 
eherweise  durch  die  Ernennung,  des  Herrn 
i  JLonf  cron  zum  aulserordenllichen  Befehls- 
abev  von  Marseille  und  leinem  Gebi«t  un^ 
»stutzt.      Die  gänzliche  Freistellung  der  6»- 

D  2 


—      Ö3     — 

pencordon   ^vurde   mit    Strenge  iiiid  ScLnellig- 
&.eit  errichtet.     Die   benachbarten  Intendanten 
und  Comuiandanten  erlüelten  den  Befehl,   die 
Proyence  mit  reichlichen  Hülfen   zu  verseilen, 
und  alles  bezeugt,  daJs  diese  frommen  Pflicli- 
tjbn   erfüllt  wurden.     Die  Aerzle   und  Wund- 
ärzte fehlten  so  wenig,  dafs  der  Cemeinderath 
in  den  vorzüglichsten  Städten  des  Königreichs 
Nachrichten   anschlagen  liefs,    um  die  davon 
abzubringen,   die   Willens   seyn   sollten,   ihre 
schon  zu   beträchtliche    Anzahl  zu  vermehren 
zu    kommen    ^).      Der    Regent    beladete    die 
Rhone  mit   einer  so  grofsen  Menge  Getrnide, 
dafs,  nach  dem   Bericht  des   Geschichtschrei- 
bers  Papon  **) ,    die  Verwalter  der  Provence 
ihn  flehentlich  baten,   eine  Wohlthat  zurück- 
zuhalten,  welche  die  Ackerbauer  des  Landes 
zu    Grunde  richten ,    und  die  Bezahlung  der 
Steuer  hindern  würde.     Der  Mangel  dauert» 
deinungeachtet  in  Marseille  fort,  weil  die  Pest, 
indem  sie   sich  ausbreitete ,   den  Gesundheits^ 
kordon  und  die  Stellen  der  Märkte  entfernte. 
Trotz    der  heftigen    Crise,    in   die  das  Fallen 
des  Papiergeldes  den  Regenten  gebracht  hatte, 
liefs   er    doch  22,000  Mark  Silber  «ach  Mar- 
seille bringen;   und  Law^  so  niedergeschlagen 
er  war,   lügte  persönlich  100,000  liivres  hin- 
zu ***).     Eine    wohllhätige   (ieAellschaft,    in 
der    die   Bernard' s  und  Paris  glfinzten ,    srhofft 
monatlich  300,000  Franken  für  die  ganze  Zeit, 
dafs  die  Ansteckung  dauern  würde,  und  ohne 
Interessen  während  drei  Jahren  vor.     Auf  den 

*)  Bericht  des  Doktor  Bertrand. 

**)  De  la  peste  par  Papon,   tom.  i.  p,  358« 

^^*)  Journal  extrait  du  mcmorial  de  la  villt  pur  Pa« 

chrtty  de  Craiuaintf  ^  orateur  de  la  ville  et  pro* 

eurem   'iu  Rci, 


—     oa      — 

f^en  die  Fest  die  alten  Blitze  der  Te ii Fels  1). In- 
nung ^).  Es  kuinmt  mir  uicht  zu,  zu  enl- 
sclieiden ,  ob  das  Christen tli um  jene  kläglichen 
Schauspiele  heftehlt;  aber  ich  vreil's  wohl,  dol's 
die  menschliche  Vernunil  ihre  Wirkungen 
scheuet.  Seinerseit  wollte  der  .Fabst ,  stets 
nachsichtiger,  zu  seinen  geistlichen  Guaden- 
bezeugungen  eine  thätige  Hülfe  von  3000  La- 
sten Getraide  *  hinzufugen.  Aber  es  herrschte 
damals  zwischen  Frankreich  und  dem  heili- 
gen Stulü  einige  Blifshelligkeit.     LafitaUj   un- 

*}  Den  15«  November«  Die  Priester  des  Altcr- 
thumi  belebteren  die  Epidemien  durch  Feeie 
und  öffentliche  Spiele,  und  in  dieser  Absiebt 
geschah  es,  daft  die  Auguren  den  Gebrauch  der- 
■elben  von  Hetrurien  nach  Rom  brachten.  Chi" 
racy  der^ertte  Arzt  des  Königs,  «mpfiehlc  iu 
■einen  Bathscbl&gen  an  den  Magistrat  von  Mar- 
•eille,  demselben  vorsilglich,  das  Volk  durch 
Gesänge,  T^nse  und  AufzQge  in  freier  Luft 
•afgeführc  zu  zerstreuen;  doch  kam  sein  Auf* 
■atz  zu  spät  an,  und  als  die  allgemeine  Trost- 
losigkeit dieses  Mittel  unausführbar  micble. 
Als  Neapel  im  Jahr  1^4^  ffirchtete,  die  Pest  von 
Calabrien  möchte  in  ihre  Mauern  dringen,  zeig- 
ten sich  der  Erzbischof,  die  ganze  Geistlich- 
keit, und  alle  Mönche  in  einer  schauderhaften 
Prozession,  mit  blofsen  Filfsen,  den  Strick  um 
den  Hals,  das  Haupt  mit  Asche  besudelt,  und 
die  SLiiiinie  von  Schluchzen  unterbrochen.  Der 
Adel  folgte  zu  Fufi*  ohne  Decon,  ohne  Puder, 
lind  in  Trauerkleidern.  Die  FicdergeRchlagrn- 
heit  und  die  Verzweiflung,  die  Folge  dieser 
traurigen  Bilder,  konnten  gefährlich  seyn.  Alle 
▼ernAnftigen  Leute  ffirchteten,  difs  der  Anfall 
der  Pest  eine  Folge  davon  seyn  möchte.  Dies 
war  unter  andern  die  Meinung  unseres  Gcsind« 
ten.  Glücklicherweise  aber  brachte  die  Ein- 
bildungskraft jenes  wunderlichen  Volkes  das- 
selbe schoif  den  andern  Tag  zu  seineu  gewnhn- 
lielien  Tesscu  zurück.  (Brief  des  Marquis  </e 
V Hospital  an    den  König  vom  a5f  Juniua  1743* 

u.   f.  W.)' 


—     57     — 

Da  die  Sterblichkeit  mit  dem  Jahre  ihr 
Ende  erreicht  hatte,  schritt  man  im  Monat  Ja- 
nuar an  die  allgemeine  Reinigung  der  Häuser^ 
der  Schiffe,  der  Waaren,  und  des  sämmtli- 
chen  Hausgeräths.  Dies'  mufste  eine  unge^ 
htore  und  verderbliche  Verrichtung  seyn,  be- 
sonders in  einer  Zeit,  wo  die  Kraft  der  mi- 
neralischen, Salzsäuren  noch  nicht  bekannt  war. 
Doch  kaum  war  sie  vollendet,  als  die  Pest 
wieder  erwachte,  Rückfälle  Schrecken  verr 
breiteten,  Personen,  die  von  der  Krankheit 
noch  nicht  befallen  gewesen  waren,  dahin- 
starben, und  Krankheiten  anderer  Art,  die 
sich  zeigten,  einen  ansieckenden  Charakter 
verriethen .  Di eser  zweifelhafte  -Z ustand  dauerte 
lange  genug  fort,  um  die  Kunstverständigen 
zu  den  Vorschlag  zu  bringen,  die -Reinigung 
noch  einmal  zu  beginnen,  der,  "Vfie  man  ohne- 
dies überzeugt  war ,  viete  verdächtige  und  ge- 
stohlene Gegenstände  entgangen  waren.  Aber 
der  Handel  widersetzte  sich  einer  Mafsregel, 
welche  das  Slifstrauen  des  Auslandes  verdop- 
pelt hätte ,  so  lebhaft ,  dafs  man  auf  sie  Ver- 
zicht that ;  imd  alle  schlimmen  Symptome  ver- 
schwanden vor  dem  Monat  Junius  von  selbst. 
So  w^ar  die  Pest  von  Marseille,  welche  ihr 
Entstehen  und  ilir  Ende  in  dunkles  Gewölk 
verbarg,  während  zwei  Monateif  bei  ihrem 
Auftreten,  wie  die  Pest  von  Montpellier  im 
Jahre  162{),  und  während  fünf  Monaten  in  ih- 
rem Abnehmen  unschlüssig  gewesen ,  ohne 
dafs  die  Heihvissenschaft  sich  rühmen  könne, 
das  eine  gehemmt,  und  an  dem  andern  An- 
theil  gehabt  zu  liaben.  Die  Kunstverständi- 
gen haben  uns  darüber  in  Imwissenheit  ge- 
lassen,  ob  iii  den  folgenden  Jahren,  und  bei 
der  Kückkelu-  derselben  Epochen,   die  geheil- 


—     59     ~ 

war.'  Speculanten  trieben  die  Schlechtigkeit  so 
i^eit,  daüs  sie  falsche  Nachrichten  von  der 
Ansteckung  mancher  Oerter  verbreiteten.  Ohne 
Erröthen  trat  man  Redlichkeit ,  Natur  und  Ehre 
init  Fiifsen;  und  dieser  freche  Cynismus  ist 
die  tiefste  Wuivde^  welche  die  Zeiten  des 
Schreckens  der  öffentlichen  Sittlichkeit  schla- 
gen können.  Ich  habe  unter  den .  Greisen  der 
Frovence  das  ziemlich  allgemeine  Yorurtheil 
angetroffen,  dafs  der  Charakter  ihrer  Bewoh- 
ner sich  durch  dieses  Drangsal  verschlechtert 
Liabe.  Uebrigens  gehört  diese  Zügellosigkeit 
der  Verbrechen  der  Pest  von  1720  nicht  allein 
an.'  Jene  von  Athen  und  Toulouse  bieten 
ähnliches  dar  ^).  Die  dem  menschlichen  Stolz 
-wenig  schmeichelnde  Erfahrung  llefs  die  Ita- 
liener in  einem  Sprüchwort  ihrer  Sprache  sa- 
gen, dafs,  um  die  Fest  zu  besiegen,  es  des 
Goldes,   des  Feuers  und  des  Strick^^s  bedürfe* 

.  Zu  den  Schandthaten  der  Habgier  gesellte 
stich  in  dem  dahinsterbenden  Marseille,  eine 
zügellose  Ausschweifung;  nicht  als  ob  das 
Pestgift  ,*  wie  einige  geglaubt  habex; ,  die  Sinne 
zu  solchen  Freveln  gereizt  hätte ,  sondern  weil 
man  eilte,  in  wenig  Augenblicken  ein  Leben 
zu  erschöpfen,  welches  im  Verlöschen  war. 
Unzucht  war  gemein  und  keck.  Gesetzliche 
Bande  waren  wenig  von  ihr  verschieden ,  und 
es  war  nichts  seltnes,  Frauen  zu  sehen,  die 
jeden  Monat  eine  neue  Wittwenschaft  anfingen 
und  endigten ,  ohne  dafs  das  Sölxattenbild  der 
Civilbe.hörde,  welche  damals  bestand,  sich  bei 

*)  Den  Mördern  von  Toulouse  während  der  Pest 
dieser  Sudt  verdankt  man  die  Ar«nei,  welche 
unter  dem  Namen  des  Vierräubere'ssigs  bekannt 
ist,  und  deren  IlauptbeatandtheU  der  Knoblauch 
und  Canipher  ausn;iachcQ. 


/  - 


-     61      - 

in  tintm  Fluge  zi)  den  heldenmüthlgsten  Opfern, 
welche  der  Wetteifer  der  Geselbchaften  sich 
zum  Ziele  gesteckt,  aufschwingen.  .Rollte  man 
nicht  sagen,  dafs  jene  ungeheuren  Zeiten  der 
QuaaJ  und  der  Sünde  sich  in  einer  allgemei- 
nen Umkehrung  gefielen? 

Die  Schwärmerei  der  Bewohner  des  Sü- 
dens verrieth  sich  in  Marseille  durch  andere 
merkwürdige  Aeufserungen.  In  dem  ganzen 
Laufe  der  Epidemie  folgte  beständig  der  Tod 
auf  die  Niederkunft,  und  man  erkannte  da  die 
kalte  Berechnung  der  Natur,  welche  nichts 
anders  als  die  Vollendung  der  Wiedererzeu- 
gung bezweckend,  die  Wöchnerin  allen  lie- 
beln preis  gibt,  vor  denen  sie  dieselbe  wäh- 
rend der  Schwangerschaft  bewahrte.  Auf 
die  Gewifsheit  dieser  Thatsache  gründete  sich 
eine  Gesellschaft  junger  Leute,  die,  von  ei- 
nem apostolischen  Eifer  beseelt,  in  das  Asyl 
schwangerer  Frauen  nodt  Gefahr  ihres  eigenen 
Lebens  drangen,  und,  nachdem  sie  durch  einß 
flüchtige  Waschung  dem  Neugebornen  das  ewige 
Leben  der  Christen  versichert,  nach  neuen 
Forschungen  eilten ,  und  Mutter  und  Kind  ohne 
-weitere  Hülfe  ihrem  unvermeidlichen  Unter- 
gang überliefsen.  Ein  so  ganz  besonderes  Ge- 
schäft  erinnert,  nicht  an  die  Grausamkeit, 
aber  wohl  an  den  vorherrschenden  Gedanken 
jener  Kreuzfalirer ,  welche  den  Kindern  der 
Sarazenen  den  Himmel  öffneten,  indem  sie 
ihnen  Taufe  und  Tod  zugleich  gaben.  Zi| 
gleicher  Zeit  verunstaltete  sich  die  Zuflucht 
zn  der  Gottheit,  welche  bei  grofsen  Trübsa- 
len  so  natürlich  und  so  geschaffen  ist,  um 
redliche  Herzen,  welche  das  religiöse  Gefühl 
veredelt ,  zu  stärken ,  in  die  Launen  einejr  nn- 


—     b3     — 

's. 

Einige  Tuseoden  scilmiickten  jedoch  jene 
I  Verhrechen  fruchtbare  Zeiten.  3Iaii  prii*s 
e  Frau  eines  Landmannes ,  die  ,  ihrem  To<ie 
the,  das  Ende  eines  Strickes  an  ihre  Für.>6 
md,  damit  ihr  Mann  sie  ohne  Gefahr  beer- 
ten könne.  3Ian  erwähnte  eines  jangctn 
annes,  der,  nachdem  er  seine  kranke  Ge- 
übte gepflegt,  und  sie  in  das  von  seintm 
änden  bereitete  Grab  gelegt  hatte,  plötzliiJi 
dt  zu  Boden  fiel.  Doch  wie  unfruchtbar 
aren  die  menschlichen  Zuneigungen,  wenn 
an  sie  mit  den  Wundera  vergleicht ,  welcJKe 
e  Religion  an  den  Tag  brachte!  Man  fafise 
nen  Bebumce  ins  Auge !  Alles ,  was  er  he- 
tfSy  gab  er  her;  alle  die,  welche  ihm  dien« 
)n ,  sind  todt ;  allein ,  arm ,  zu  Fuft ,  von  fuil- 
em  Morgen  dringt  er  in  die  scheufslichsten 
cUapfwinkel  des  Elends;  und  der  Abend 
ndet  ihn  mitten  auf  Plätzen,  die  mit  Ster- 
>nden  besäet  sind,  wieder;  er  loscht  ihren 
tirst,  tröstet  sie  als  Freund,  ermahnt  sie  als 
postel,  und  hält  auf  diesem  Felde  des  To- 
ra eine  Nachlese  von  verlassenen  Seeion. 
<as  Beispiel  dieses  Prälaten  beseelt  mit  muüi- 
ollem  Wetteifer  nicht  jenen  Clerus  von 
lüfsigen  und  weibischen  Dignitarien,  die  hei 
er  ersten  Gefahr  geflohen  waren,  sondern 
ie  Pfarrer,  die  Vicarien,  und  die  geistlichen 
^rden.  Keiner  entweicht;  keiner  setzt  «einen 
Beschwerden  ein  anderes  Ziel  als  sein  Leben. 
lit  Stolz  zählt  Frankreich  die  Heiligen,  die 
1  jener  edlen  Sendung  erlagen.  Es  starben 
6  Recollecten  und  18  Jesuiten  von  26.     Die 

welehe  in  den  Rechtfertigunginacken  meiner  6«« 
tebichte  glinsen  wird»  die  aber  dem  Zweek 
nickt  enuprechen  wArde,  su  welchem  ioh  hiBte 
dieses  Kapitel  bekannt  mache. 


».» 


—      tö      — 

»npfiiidUcIi .  ^e  Treit  die  roen^chliclie  Klos- 
keit  &ht.  Ihre  Abter.  deren  Pforten  uner- 
Mttlirh  blieben .  war  der  einzige  Ort  der  Stadt, 

len  die  Pest  verschonte.     Dieser  ruhiee,   so 

^    - 

tut  belohnte  Egoismus  \rar  in  ihrer  reichbe- 
räterten  Gesellschaft  erblich.  Seit  undenkli- 
rhen  Zeiten  rerpflichtete  .  ein  Vertras:  ihreu 
kret ,  sich  im  Fall  einer  ansteckenden  Krank- 
Mit  mit  ihnen  einzuschliefsen.  ^ 

Die  gänzliche  Herstellung  der  Sicherheit 
a  Marseille  entwickelte  daselbst  neue  Cha- 
akterzüge.  Eine  thörichte  Freude  berauschte 
ene  Stadt  voll  Erben.  Der  Glanz  und  die 
lannichialtigkeit  ihrer  Feste  füllten  die  Zei- 
ungen,  oud  trugen  dazu  bey,  die  Verbindung 
;eii  mit  dem  Ausland  wieder  zu  eröfihen.  Je- 
ler  Durst  nach  Vergnügungen  y  der  beständig 
uf  groDse  Drangsale  Iblgt,  wie  es  London 
jad^k'  der  Pest  und  dem  Brande ,  und  Paris 
ach  dem  Versuch  seiner  Republik  erfuhr, 
ch^eint  ein  Gesetz  des  menschlichen  Herzens 
nd  ein  mächtiger  Trieb  zu  sejrn,  durch  wei- 
hen die  Natur  ihre  Catastrophen  wieder  £ut 
ladit.     Es   ist   durch  die  Verzeichnisse  der 

^)  El  wsT  in  Moikau  mit  dem  Findelhaui  derivlbe 
Fall  wie  mit  cler  Abtey  von  St.  Victor  in  Mar* 
aeille.  Diese  beiden  Häuser,  allein  in  der  Mitte 
•iaes  ungeheuren  Tummelplatset  der  Zerstü* 
liing,  ux.tl  mit  Hülfe  einer  strengen  Absonde- 
rung bewahrt,  bestätigen  ohne  Widerspruch 
die  ansieckende  Eigenschaft  der  Pest.  IHe  Be- 
obachtungen und  Thatsachen,  welche  lieh  xu 
Mridecsp rechen  scheinen ,  beweisrn  ,  nicht »  dafs 
die  Pestseuchen  nicht  anstechend  sind,  sondern 
dafs  sie  es  auf  verschiedenen  Stufen  tind,  und 
dafs  es  swiichen  der  f Ärmlichen  BerahrunK  und 
Sem  blofsen  Einathmen  viele  Z wisch enatufea 
gibt. 

Jonni.  LVIII.  B.  G.  St.  K 


—     67     — 

m 

thani  'hafst.  Der  grorsmütluge  Ritter  ttöze 
wutde  nicht  entschädigt,  und  seine  einzige 
Tochter,  eben  so  schön  als  tugendhaft,  ver- 
)>arg  in  einem  Kloster  ihr  Elend  und  die 
Schande  ihrer  Mitbürger  *).  Der  Heldenmuth 
des  Herrn  de  Belzunc€  trug  nur  kalte  Gleich- 
gültigkeit davon.  Der  Regent  allein  dachte 
\ivehigstens  daran,  diesen  muthvollen  Seelsor- 
ger zu  ehren ,  indem  er  ihm  in  dem  Bifsthum 
von  Laon  die  Würde  des  ersten  geistlichen  Fairs 
anbot.  Aber  Herr  de  BeJzunce  ehrte,  sich  selbst 
noch  mehr,  indem  er  den  Sitz,  den  seine  schönen 
Handlungen  so  herrlich  geschmückt  hatten,  bei- 
behielt. Erst  ^wölf  Jahre  nacliher,  als  der  Eng- 
länder Pope  jenem  Prälaten  zwei  Strophen  seines 
Versuchs  über  d'en  Menschen  gewidmet  hatten, 
machten  die  französischen  Musen  ihr  Recht 
auf  "seinen  Ruhm  als  ein  Nationaleigenthum 

*)  Ein  Einwohner  von  Marseille ,  Herr  Paul  Art' 
tran^  hat  Tor  Kurzem  ein  Lob  des  Ritter  ILOZ0 
heranigegeben  y    in  welchem   er  die  Thatsaehe» 
welche  sich   auf  die  Tochter  dieses  tugendhaf- 
ten Staatsbürgers   bezieht,    bestreitet.     Er  sagt 
darin  9  dafs  Roze  den  13.  Julius    eine  junge  und 
reiche  Frau  faeirathete,   und   den  2.  September 
1735  starb,  ohne  Kinder  zu  hinterlassen;  da  je- 
doch im  Jahre  1722  der  Ritter  Hote  51  Jahr  alt 
w^r,  und   der   Verfasser  heinetwegs  sagt,  dafs 
er  nicht  frflher  yerheirathet   gewesen  -wäre ,  so 
begreift    man^    dafs    die    angefahrte  Thatsache 
nichts  weniger  als  entscheidend  ist.    Bis  zu  ei- 
nem Tollständigen  Beweis,  den  ich   zur   Ehre 
der  Menschheit  wflnsche,    Kann  ich  zwischen 
dem   nnpartheiischen   Zeugnifs    der  gleichzeiti- 
gen Schriftsteller,   und  der  schwankenden  und 
zögernden   Behauptung   des  Herrn  Antrariy    die 
,  in  einer  offen tlicnen  Sitzune  der  Akademie  yon 
Marseille   mit  der  nur   zu  deutlichen  Absicht, 
feinen  Landsleuten  zn  gefallen,  gele;ien  wurde, 
nicht  lange  unschlAssig  bleiben, 

E  2 


—     68     — 

geltend,  nnd  ein  einmiitlüges  Urtheil  setjste 
«einen  Namen  iür  erwig  neben  die  eines  Fin- 
«:enr-</e.  PmJ  und  eines  Fentlon,  Unserm  Jaltr- 
hundert  war  es  vorbehalten ,  endlich  eine  späte 
Huldigung  den  Manen  jener  edelinüthigeB 
Männer  darzubringen^  -welche  ihrem  Valer" 
fand  in  dieser  denkwürdigen  Seuche  dienten. 
Könnte  das  Denkmal,  welches  ihnen  im  Jahre 
1802  in  Blarseille  errichtet  wurde,  sie  über 
eine  so  lange  IJndaikkbarkeit  trösten!  *) 

*)  Harr  de  Belzunee^   Bischof  Ton  Marseille  I« 
Jahre  1709,  hatte  su  seinem  anmitlelbaren  Nicb- 
folger  Herrn  de  Belloy,  der  als  Enbischof  TOS 
Paus  im  Jahre  1808  gestorben  ist.    Wenn  pt- 
'  litische  Ereignisse  nicht  jenen  latsCem  TeneCit 
hftuen,  so  wtbrdea  swei  Bisohöfe  allein  dMldU 
l>en  Stuhl  während  einet  gansen  Jahvhnndüli 
inne  gehabt  haben  ^  —  ein '  in  den  Annalea  dtf 
Kirche    einziger    umstand.      Man   kennt   lirei 
Gedichte  9    die   dem  Ged&chtnifs^  des  Herrn  d^ 
Behunc»  gewiditiet  sind;   das  eine  iet  betiCelt: 
die   Pest  ron   Marseille»    Ton  einem  Jesnitettt 
und  das  andere:   Belzunce,  von  Carl  MilUvoyt» 
Folgendes  sind  Pope*s  Strophen : 

VThy  drew  lVIarteill*s  good  bishop  purer  hreathn 
f^hen  nature  sickert^ d^  andeach  gafe  war  death'^ 

Warum  athmeto  Marseiile^s  guter  Bischof  eins 
reinere  Luft,  als  die  Natur  krank  darnieder  Js|r# 
lind  jedes  Löftchen  den  Tod  brachte? 

DeT  Ausdruck  good  hishop  ist  bei  den  Eng* 
lündern  das  sinnverwandte  Wort  von  Belzant» 
geworden.  Howart  nennt  ihn  in  seiner  Gs- 
5chichte  der  Lazarethe  nie  ändert.  Die  Sudt 
Marseille  hat  nicht  geglaubt»  dafs  das  Denkmal 
vom  Jahre  1802  hinreichend  sey,  und  ist  im 
Begriff  ein  neues  zu  errichten.  VVenn  der  toa 
dem  Präfekten  entworfene  Plan  cur  Ausfflhmiig 
kommt,  so  wird  der  Marseiller  Hafen  den  Sss- 
fahrern  aller  Nationen'  eine  Trophäe  weiseü, 
der  grofsen  Vorbilder  würdig ,  die  sie  verewi- 
gen soll.  ^Verdriefslich  y?txt  es,  wenn  ein  ge* 


—     69     — 

Es  ist  unmöglich  den  Schaden  zu  berech- 
men,   welchen   diese    AnsiecJviing  dem  Ivönig:}- 
reich   verursachte.      Aber   er    war  ^  upgelieuer 
und    vermehrte    die    Verlegenheiten   der,  Re- 
gentschaft um  vieles;  denn  der  Argwohn  und 
der  Sehrecke£^,  an  die  fran;züsische  Flagge  ge- 
knüpft,.  hatten  ihr  alle  Meere  zu  Feinden  ge-r 
macht,   lind   alle  Häfen  verschlossen,   gerad» 
zu  einer  Zeit,   wo  der  öiTendiche  Kredit  und 
üe  Privatvern^ogen  sich  einer  Indischen  Com- 
pagnie    und  .Seehandel -Sp^knlaticmen   anv^r- 
xaut  hätten.      Der  Verlust  an   Menschen  ist 
licht  genau   bekannt.      Man   weii's   nur,    dafs 
USarseUte^  Arh^^    Aioc  und    Touion   zusammen 
79^499   ihrer   Bewohner    einbüi'sten    *).      Die 
Sterblichkeit  vertheilte  siqh  dort  in  die  Klas- 
sen  der    Gesellschaft    nach   Verhältnifs  ihres 
Elends,    und   mit    sonderbar    genauen  Nu«an-r 
:en  **).     Eben  so  zählte  jnan  in  Moscau  un- 
^r  100,000  Todten  nur  drei  Adelige,  eine  sehr 
;erin|;e  Anzahl  angesehener  Bürger,  und  nicht 

hSfsiger  und  kleinlicher  Sekten-,  Parthei-  und 
Qrtfgeisf-  einem  solchen  Denkmal  das  nihme» 
wus  ei  an  Gröba  und  Europäischer  Vollendung 
erheischt« 

*)  MmrseiUe  39,134^  sein  Gebiet  10, 148;  TouloA 
^^»783*  ArUs  6,900;  AtK  7«534*  ^*  warön  in 
dar  Proveitce  sechs  und  dreifsie  angesteckte 
{ifontamines)  Städte ,  Flecken  und^Uörfer.  Heir 
da  VilUntufj0  schätzt  den  ganzen  Verlast  auf 
ungefähr  889O00  Seelen;  aber  Antrßchant ^  exetev 
Consul  von  Touion,  berechnete  ihn  aul  weil 
höher.  -^ 

^)  Man  erlaube  mir  davon  ein  auffallendes  fiei- 

3»iel  anzuführen«  welches  aiu  zwei  Arten  Ton 
andwerkern  genommen ,  die  sich  sehr  nahe 
stehen.  Es  starben  zu  Marseille  von  soo  Schn- 
stern  110»  und  Toii  40a  Schuhfliokcrn  d3o; 
(Bericht  des  Doktor  Benrmnd)^    .- 


—     70     — 

• 

einen  Arzt.  Die  Fest  der  Provence  zeichnete 
sich  TorzügUch  dadurch  aus;  dafs  sie  weder 
in  den  StHdten,  noch  auf  dem  Lande,  noch 
in  den  Zeughäusern,  noch  in  den  GarnisoneBi 
ein  geistliches,  bürgerliches  oder  militairischei 
Haupt  traf.  Sie  wich  zurück  ror  jenem  Bi- 
schof, jenen  Consuln  von  Marseille,  jenem 
Ritter  Rozt,  die  sie  zu  jeder  Stunde,  an  al- 
len Orten  suchten,  und  deren  gesundester 
Zufluchtsort  das  Stadthaus  war,  Wo  fünfhun- 
dert Personen  vor  ihren  Augen  umkamen. 
AI] es  läfst  glaubeu  ,  dafs  Seelenstärke  ,  l^ioch« 
herzige  Ideen,  und  mächtige  Zerstreuungen 
c/en  Menschen  von  einem  gewissen  leidenden 
Zustand  entfernen ,  den  die  Wissenschaft  noch 
nicht  hat  erklären  können,  den  man  aber  mit 
Uebereinstinunung  zur  Mittheilung  des  Fest- 
gii)e$  fdr  noth wendig  hält.  Sie  war  ohni 
Zweifel  der  Schild,  wölcher  zwei  andere  un- 
erschrockene Commissaire  in  Marseille  schirm- 
te, die  ich  nicht  mit  Stillschweigen  überge- 
lien  darf.  Der  erste  war  der  Jesuit  ülffl/tf» 
der  eiiMige  unter  den  Ordensbrüdern,  wel- 
cher einwilligte,  bürgerliche  Geschäfte  mit 
religiösen  Verrichtungen  zu  vereinen ;  ckf 
zweite  ist  der  Maler  Serres ,  ein  Schüler  vo» 
Puget ,  der  in  zwei  Gemälden ,  "^  die  darch 
ihre  Wahrheit  Entsetzen  einflÖfsten,  die  Gräuel 
darstellte ,  welche  zu  gleicher  Zeit  seine  Sinne 
empörten,  seiner  Hülfe  sich  erfreuten,  ua^ 
seinen  Pinsel  belebten.  Es  scheint  selbst,  daTs 
die  Gewohnheit  eines  brutalen  Muthes  ein 
Verwahrungsmittel  in  den  niedrigsten  Seelen 
und  bei  den  gefährlichsten  Bescliäftigungen 
wurde ;  denn  ich  habe  entdeckt«  dafs  achthun- 
dert Begnadigungsbriefe  für  GaleerenskbTcn 
ausgefertigt  wurden  I  welche  wahi'end  der  Test 


; 


—     71     — 

:edient  liciüen,  und  welchen  mon  ihren  Un- 
erhalt  in  dein  Königreich  oder  in  den  Colo- 
liea  sicherte. 

Einige  Tha  Isachen,  des  Nachdenkens  werth, 
rnd  einige  Vorsichtsmafsregelu  mehr  in  der 
jesundheilspolizei  des  Marseiiler  Hafens  wa- 
en  die  einzigen.  Früchte  dieser  furchtbaren 
Erfahrung.  Gewifs  ist  dieser  Zuwachs  an 
rVachsamkeit  sehr  kostbar,  sei  es  nun,  dafs 
iie  Pest,  wie  einige  es  behaupten,,  gewöhn- 
icli  in  dem  Lazareth  von  Alarseille  Iierrscht, 
ei  e&,  dafs  sie  seit  1720  wenigstens  sechs 
ilal  daselbst  ausgebrochen  ist  *) ,  wie  man 
iatan  nicht  zweifebi  kann.  Der  berühmte 
Howard  hat  aus  seinem  Besuch  der  Lazaretha 
»in  Werk  zusammengesetzt,  welchos  nicht  in 
insere  Sprache  übersetzt  wordtolst,  wie  das 
Lber  die  Gefängnisse.  Die.;OräiLung  des  La-- 
;«ireths  von  Marseille  erhält  darin  sein  Lob  ; 
ber  er  tadelt  an  andern,  und  besonders  au 
leuen  Italiens,  einen  erschreckenden  Zustand 
on  Nachläfsigkeit  und  UnvoUkomnienheit. 
Tausend  Tforten  blei1)en  ^\  wenn  man  ihm  glau- 
ben darf,  den  Giften  des  Orients  halb  olEen 
iehen,  und  wenn  Europa  laicht  uHerer  von 
hneh  überfallen  wird,   so  müsse  nian  Ursa-^ 

*).  In  den  Jahren  1.760,  I7JS3,  1784,  1786,  1796» 
1819.  Die  Thatsaplien  sind  authemiich,  und 
dqrch  den  Grafen  «2«  yilleneuvp  Barg^montf.  dem 
Präfekten  des  Departement«  der  ..Mündungen 
der  Rhone 9  in  der  Notiz  beitäiigt  worden«  die 
CT  über  die  Fest  Ton  lyao.  hevausgefiebon  hat« 
Das  Lazareth  von  Marseille  hat  auch  in  den 
Jahren  i8o2«  1804,  i8o5,  upd  1821  das  gelbe 
Fieber  erhaUen  und  erstickt.  Wir  werden  für 
die  Zukunft  die  Nachbarschai)^  .jeuer  Seuche  zu 
fürchten  haben,  welche  d]:o|)t|^/iich  in ■  Spanien 
einheimisch  zu  mschcii. 


^ 


—     72     — 

chen  Dank  wissen,  die  Unserer  Einsicht  Ter- 
1)orgen  sind.  Der  Federkrieg,  welchen  die 
Ansteckung  der  Provence  während  mehreren 
Jahren  entspann ,  hat  keine  einzige  Wahrheit 
anfjsehellt  *).  Das  einzige  Resultat,  was  ein 
vernünftiger  Mensch  damals  daraus  ziehen 
konnte ,  ist  das ,  dafs  die  afrikanische  Fest  ein 
vieldeutiges  Uugethüm  wäre,  welches  die  Kiuist 
ncich  nicht  recht  in  das  Auge  zu  fassen  ge- 
wagt: hätte,  und  welches  die  Theorien  der 
Schule  in  Ungewifsheit  und  Vorurtheile  hüll- 
ten. "Die  Tiefe  des  Uebels  erspähet  man  heute 
mit  einem  festeren  Blick. 

*)  Während  swei  Jahren  war  das  Journal  derGe* 
'  lehrten  easichliefiilich  mit  jenen  nutsloten  Ab- 
handlnngeo  .mn gefüllt.  Es  wurde  da^oroh  lo 
ekelhaft,  4*fAc4^e  Leser  es  verliefsen  •  and  seine 
Redaction  aufsehoben  wurde.  Witxlinge  leig« 
ton  als  eine  Keuigkeit  an,  dafs  das  Jonmal  der 
Gelehrten  an  der  Fett  gestorben  sey.  Ein  ieb- 
hafoer  Streit  wjrd  sich  -wahrsoheinuch  ^n  so 
über  das  gelbe  Fieber,  seinen  Ursprung,  seine 
Portschritte,  und  seine  ansteckenden  Eigenschaf- 
ten erheben.  Der  Kampf  wird  am  desto  hitzi- 
ger seyn,  als  die  Kauflente  Amerika^s  ein  Aber« 
aus  grofses  Interesse  dabei  haben,  Europa  zu. 
überzeugen»  dafs  ihr  gelbes  Fieber  nicht  fähig 
ist,  mit  ihren  Matrosen  und  VS^aaren  eingefährC 
Bu  werden.  Ich  will  jedoch  den  Anhanffem 
dieser  Meinung ,  welche  bis  jetst  die  sahkeich- 
•ten  zui  seyn  scheinen  ,  nicht  rathen ,  ihren  Be- 
weis so  weit  zu  treiben  y  und  den  Doktor  Fallt 
naehzuahmen ,  der  sich  kfihnerweise  das  Hemde 
eines  Kranken  anzog,  welcher  ana  gelben  Fie» 
bei-  in  Havanna  gestorben  war,  und  in  weni- 
gen Tagen  bei  oem  Versuch  sein  Lehen  ein- 
büfste.  I^ebriseni  sind  bei  solchen  Dingen 
■VolksToruftheile  gewöhnlich.  Das  Volk  inCon- 
•tantinopel  versichert,  dafs  di«  Pest  aus  Egypten 
kommt 9  und  das  Egyptische  Volk»  daiÜi  sie  aas 
CöBiuntinopel  'kommt. 


—     73     — 

Drei  wandernde  Furien :    £e  afrikamsche 
F^st,  das  gel1>e  Fieber  von  Ainerika,  und  der 
eiiropäiacbe  T3q)hus   der   Gefangnisse,  verfol- 
gen   das  -menschliclie   Geschlecht  .auf-  diesem 
Erdball.     Wenn,  man  die  Mordthaten  der  er^ 
Staren   in  Sfavseiile  tind  Moscau, .  die  Verwü- 
9tungen  der  z}Pf elten  in  Andalusien  und  Gala- 
lonien,  und  die   Opfer  der  dritten  in  Nantes/ 
JUizzßk  mid  Mainz  zählte  so   vreifs.  man  nicht, 
welchep'Vpn  diesen  drei  Flägen  ma«  den  Preis 
der  Zerstörung  zuerkennen  soll.      Das   gielbe 
Fieber  und  der  europäische  Typhus  sind  beob- ' 
achtet   w^orden,    nnd   werden  noch  leicht  mit' 
Hülfe .  des  Lichtes ,  welches  die  Natnrwissen'* 
Schäften  .gewonnen  haben ,  beobachtet  weifden 
kJonnen.      Endlich :  haben   sich  die  Gelehrten, 
welche,- der  französischen  Expedition   bis»  zu 
Xbebens    Mauern    folgten,    mit   dem  Typhus 
der  Afrikaner  gemessen ,  und  vielleicht  hätten 
sie  9nf  unwiderrufliche  Weise  alle  'Geheim- 
lißBß  entdeckt,   wenn  ihrem  Genie  und  ihrer 
Unerschrockenheit  mehr  Z/eit  und  Gelegenheit. 
zum    Beobachten    wäre    gegeben    worden  *). 
Uebrigens    war    auph  diÄ,Xßst,    welche  sich 
.kriechend  unter  unsere  Zelte  schlich,  von  blö- 
der  und   secundärer  Kalur.      Aber  die   ächte 
Egyptische    Fest,    die   unsere  So^a^^n  nicht 
sahen,  ist  aus  jVubien  herstammend.     Sie  geht 
von  Zeit  zu  Zeit  dortliin ,  um  ihre  Pfeile  wie- 
der zu  schärfen,    und  steigt  dann  furchtbarer 
in  die  Ebnen  des  Plils  herab.     Wäre  es  wohl 
unbescheiden,     den    Wünsch    auszusprechen, 
da£i   Nacheilerer   jener  edlep  Männer  dorthin 

*)  Man  sehe  die  von  den  Gflfundheiuof fixieren 
d«T  Eeyptitchen  Armee»  den  Herren  Dts^ßnst^ 
t^s^  Larrey  f  Pugnet  ^  Savmresif  Sotira  und 
ßoussenard ,  bereuigegcbenen  Schriftea» 


—     74     ^- 

gingen 9  um  mit  Mufse  eine  Seuche  zu  studi- 
ren,  welche  das   Abeudland  nur  unYerseheni 
iiherfiilt,  und  die  Ansteckung  in  Egypten,  lä 
Syrien,  in  dem  Persischen  Meerbusen,  wo  did 
Natur  sie  gibt ,   und  in  den  Mauern  von  Coai^ 
stantinopel,  wo  sie  von  der  Hand  der  Men« 
sehen  gepflegt  zu  werden  scheint ,  verglichen? 
Da  kein  Boden  fiir  geschickte  Beobachter  un^ 
fruchtbar  ist,   so  mögen  sie  uns  das  Aus  dem 
Umgang  mit    den   Barbaren  mittheilen*;^  was 
vorzüglich    den    Franzosen    in    der  Fest  iet 
Provence  gefehlt  hat,    und    was   ilmen  -vid-** 
leicht  noch  bei  einem  eben  so  unseligen  Ver-' 
such  fehlen  würde:   ich  meine  den  auüseror' 
denüichen  Scharfsinn  der  orientalischen  Aenrfe 
in  dem  Typhus  die  ersten  und  geringsten  Zei^' 
chen   der  Erscheinung  der  Krankheit  zu  lui« 
unterscheiden.     Bis  das  ganze  Geheimnife  eai^ 
«chleiert  sey^  mufs  uns  Weisheit  und  Ml^nsch" 
lichkeit  rathen,  die  Pest  sehr  zu  scheuen,  so 
lange  sie  entfernt  ist,    aber,    ist   sie  einmal 
vorhanden,  sie  nicht  melir  zu  fürchten. 


SchJufsbemerkung  des  Heiausgebers. 

Wie  viel  weiter  sind  wir  nun,  nach  100 
Jahren ,  gekommen ,  und  gewifs  sind  die 
zwei  glänzendsten  Siege  der  Heilwissenschatt 
über  das  meDScIiüche  Elend:  der  Sieg  über 
die  Pocken  durch  die  Vaccine,  und  der  Sieg 
über  die  Pest  durch  die  Absonderiing.  Wir 
wissen  nun,  dafs  das  Pcstcontagium  nur  durch 
Contact  ansteckt,  und  durch  diesen  Grund- 
satz allein  ist  nun  das  civilisixte  Europa,  vei- 


—    75'    — 

»t  seiner  'Qüaiäntameii ,  frei  yod  dieser 
heit  geblieben,  und  der  Europäer  in  Fera 
mitten  in  dem  pestkranken  Konstanti- 
^esund  bleiben.  —  Aber  um  so  nöthiger 
Aufmerksamkeit  der  Aerzte  auf  die  ersten 
.en,  im^Fall  sich  do^h  einmal  Feststoff 
schleichen  sollte,  um  sie  sogleich  streng 
liren ;  und  Moscatt  würde  im  Jahr  1770 
100,000  Menschen  an  der  Pest  verloren 
,  wenn  nicht  die  Aerzte  die  Krankheit 
ifange  verkannt,  und  .die  nothigen  po«; 
ihen  Mafsregeln  vernachläfsigt  hätten.  — '  ' 
Lonnen  hierüber  kein  besseres  Buch  zur 
rung  empfehlen,  M'zSämoilowItz  von  der 
n  MoscaUf  der  als  Augenzeuge  spricht. 

H—d. 


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—    76     -. 


IIL 
D  i  e 

pharmakologische  Beceichnan^; 

■  ■  •      ■ 

■  •  ■  ■  •  .... 

M  i  n  &r.a  1  w  ä  s  s  e  r. 

■ 
I        I       •    »1  ■ 

Ein    Fragment 

▼oa 

Dr.  Christoph  Heinrich  Ernst  Biscbo^' 

oid*  Öffentl.  Lehrer  der  Heilmittellehre  und  Staittf- 
aach  Kriegt -Anuiai^Wittentchafc  lu  Boiuu 


(Fortieuung.  S.  Torigef  StflcK)» 


3)  Dld  schwefelsauren  Clauier^  und  JJiiier* 
Salz  Mineralwässer  bezeichnen  die  ztveke  Stufe 
der  positiv  -  elektrisch  und  sauer  bestimniten 
Mineralquellen  unter  folgender  näherer  Eigen- 
thümlichkeit : 

A,  Die  neutralsalzige  Bestimmung  dieser 
Mineralwässer  ist  auf  eine  eigeuthöiuliche 
Weise  ausgezeichnet  nach  dem  pharmakody^ 
namischen  Charakter  des  Schwefels,  und  des- 
sen eigenthümlicher  Richtung  auf  die  Organe 
des  bildenden  Lebens ,  wie  auf  Steigerung  der 


—     77    — 

clisan  Qaalitäts-Bestlinmung  und  baustlien 
3tion  de&  Organismus. 

"Öie sdimfüsäürenTSentralsfilze  wirken  dicht 
El  überhaupt  stärker  erregend,  auf  das  Ca- 
r--Gefar8system,  und  insbesondere  der  ab- 
erhd^n  Orgahe;  sondern  auch  mit  einer 
mmt  specifischen  Riehtung  auf  die  Zicber, 
ais  sie  sowohl  den  Procefs  der  orf^ani- 
1  Synthesis  und  Analysis  in  demscdben 
ger  hervorrufen 9  .Als  insbesondere  .auch 
Absonderung  der  Galle  wesentlich  Yidr« 
reqi,  und  auch  dadurch  die  absondcornde 
igkeit  wie  die  Muskelbewegung  des  Oarm^ 
[es  steigern, 

B«  Neben  der  allgemeinen  grofsen  erre-^ 
en  Wirkung  aller  Mineralwässer  auf  die 
iiHlte  Lebensthätigköit,  und  insbesondere 
Metamorphose*  des  Organismus ,  wirkea 
r  die  glauber  «>  und  bittersalzigen  vorzugs« 
s  mit  einer  grofsen  auflösenden,  das 
Lende  zur  Erweichung,  Verflüssigung  und 
iihrung  fördernden  Kraft,  namentlich  aber 
len  Darmpanal  und  yorztiglich  auf  die  JL«« 
wie  bei  tieferen  und  jbrtgesetzterem  Ein* 
»  auf  den  gesammten  Inbegriff  der  Unter«- 
-  Eingeweide,  das  Pfortadersystem,  die 
ÖS -Drüsen,  selbst  die  Geschlechts- Or- 
,  namentlich  den  weiblichen  Fruchthalter, 
einer  gegebenen  Schwäche  des  höheren 
belen  und  s^nsibelen  Lebens  äuüsern  die 
efelsauer  -  neutralsalzigen  Mineralwasser 
Wirksamkeit  mit  einer  besonders  gro^ 
und  eindringlichen  Kraft ,  wenn  sie  dnrch 
ensäure  begeistet  oder  durch  Eisen  zii  ei-^ 
umfassendem  Reizkrafit  auch  für  das  hS^ 
,    irritabele   Lebea  bethätigt,    oder  über 


^  •  78     — 

gar  durch  ihre  natSrliclie  Warmd  mit  ^«m 
^ündringlicheren,  kräftiger  expandirenden  Wir« 
kungs- Charakter  begabt  sind:  während  dia 
einfachen  bitter  -  und  glaubersalzigeh  Uineral- 
wässer  in  engerer  Beschränkung,  und  leichter 
auch  in  nachtheiliger  Einseitigkeit  vorzSglicli 
nur  vermehrte  Darmabsonderung  herrorrufon. 

C.  In  der  Erscheinung  beVrirken  sie  ins« 
besondere : 

a)  vermehrte  Danoabsondernng ,  in  irgend 
erheblicherer,  die  reinef  bittersalzigen  oft  schon 
in  geringer  Gabe  leicht  abführen,  und  zwar 
in  gleicher  Weise  durch  ihre  erregende  Win 
kung  auf  die  aushauchenden  Artexieii- Enden 
der  Dannschleimhaut,  als  durch  Steigenug 
der  Gallen -Absonderung. 

b)  Falls  sie  nach  der  Gabe  und  dem  h^ 
sonderen  Falle  der  Anwendung  nicht  zerrüt- 
tend schwächend  eingreifen,  eine  gemessene 
Bethätigung  des  Verdauungs  -  Geschäftes ,  ver- 
mehrten Appetit,  oder  thätigere,  vollkom- 
mene und  beschleunigte  Aneignung  der  Nah- 
rungsstoiTe  und  einen  rascheren,  vollständige- 
ren Auswuri'  ihrer  excrementitialen  Ueberreste 
wie  der  Cliiardschen  Schlacken  überhaupt  in 
allen  Wegen. 

c)  Bei  wahrer  Stockung  der  monatlichen 
Reinigung,  oder  anderer  krcitnkhaft  habitueller 
Blutflüsse,  namentlich  der  Hämorrhoidal  -  Flüsse 
jeder  Art,  ein  bestimmtes  Freywerden  der 
überfüllten  Orgaue  und  Eintritt  oder  Rück- 
kehr der  dazu  erforderlichen  Entleerung. 

d)  Endlich  auch,  und  insbesondere  nach 
Uaasgabe  ihres  Gehaltes  an  Kohlensäure  uad 
kohlensaurem  Natron,  eine  bedeutsame  Erre- 


.  .—  •  79  .  — 

Qg  der. Harnwege,  Stockungen  in  denselben 
send,  die  Harn -Ab-  und  Ausscheidung  beo- 
rdernd und  yermebrend,  die  Anlage  zur 
ein-  und  Gries  -Bildung  brechend^,  den  Gties 
sfdhrend. 

X>«  Nach .  diesem.  Allen  befafst  die  therii- 
atische  Benutzung  dieser  Mineralwässer« 
3nu  auch  in  näherer  Bestimmung  nach  dec 
ter  i?.  eingegebenen  allgemeinen  bedeutsam 
3n  Verschiedenheit,  das  ganze  Heer  d^r 
3rs topf uDgs -Leiden  und  der  daran  ge](Lniipf- 
1  vielfachen  Mifsstimmungen  der"  Lebens- 
ätigkeit  in  den  Organen  des  Unterleibes, 
sonders  in  der  Leber;  den  Gekros- Drüsen, 
n  .  Geschlfchts  -  und  Harnwerkzeugen ,  in 
IT  Form  der  hartnäckigen  Verstopfungen  des 
uhlgäng^s ,  der  .  Verhärtung  una  Anschwel- 
Qg  der  Unterleibs  -  Organe ,  namentlich  der 
Aer^  Gekrös  -  Drüsen,  des  Fruchthälters,  der 
iterdrückung  der  Hämorrhoiden  und  des  Mo- 
tsflusses,  und  derXithiasis  mit  den  sie  be- 
utenden Plagen/ 

'.  JE»  Im  Näheren  und  Einzelnen  nach  dier 
reits  oben  gegebenen  Bezeichnung  zu  un- 
rscheiden  und  für  die  teutsche  Praxis  su- 
chst bemerkenswerth  sind, 

ü)  als  einfache  schwefelsauer  -  ueutralsal^ 
Izige  Mineralwässer; 

ca)  kalte. 

t».  Das  Bitterwasser  ron  SaydschÜtz  in 
>hmen,  enthaltend  im  Pfunde  274j  Gr.  Bit-« 
rsalz  iSal  Saydschützense). 

ß.  Das  von  Stdiitz  ebendaselbst  mit  104 
.  BiUersaLs  (^Sal  Sedlizense)  im  Pfunde. 


—     80     -^ 

f.  Das   Stehm'amter  gleichfalls   zu' Sedlüi 
mit  272  Gr.  Bilteraals  im  Pfunde«  -^ 

Diese  Wässer  enthalten  alle  drei  anber 
dem  Bittersalze  nur  noch  geringe  Beimischuii« 
geil  von  kohlensauren,  Salzsäuren  und  sch'we- 
felsauren  Neutralsalzen,  und  sind  bekanntlich 
•  in  der  tentsclien  Praxis  häufig  und  weit  ver- 
breitet  gebrauclit  als  gelinde  Erüffiiungsmittel 
des  Stuhlganges  und  auch  Tortrefflich  benutz- 
bar zur  Einleitung  für  den  Gebrauch  höher 
erriagenden  Mineralwässer. 

Ifb)  wanne. 

Es  kommen  dahin  zu  rechnen  die  beiden 
so  viel  besprochenen  Quellen  des  Salzbnigi- 
sehen  Wildfjades  Gastein  und  die  von  Pß^oi^ 
im  Schweizerknntnn  St.  Gallen;  über  deren 
Bedeutung  wir  selbst  in  unseren  Tagen  noch 
reden  hören,  als  walte  ein  besonderer  geheim« 
niCsvoUer  Zauber  über  il^ren  Wirkungen,  weil 
die  cbemiscli  nachweisbaren  Bestandtheile  der- 
selben in  grolser  Unbedeutenheit  auftreten: 
während  doch  die  Wirkungen  dieser  Mineral- 

äuellen  siclier  keine  grölsern  und  keine  an« 
ern  Wunder  darbieten,  als  die  Wirkungen 
aller  anderen  Mineralwasser,  die  für  den  em- 
pirischen Vcrsland  eben  so  wenig  völlig  klar 
aus  den  chemisch  nachweisbaren  Bestandlhei- 
len  aufgehen,  noch  jemals  aufgehen  werden. 
Bewahren  wir  uns  daher  auch  hier  vor  Mysli- 
ficatioii  und  sucjien  das  Licht  des  wissen- 
schaftlichen Bogriffes  auch  bei  voller  redlicher 
Anerkennung  seiner  Unvollkommenheit.  — 

Beide  Quellen  sind  ihrer  wesentlichen 
Eigenthünilichkeit  nach,  wie  die  unten  fol- 
gende Nebeneinanderstellung  ihrer  neuerdinp 

diirrli 


—     81     — 

durch  Kaiser  und  Klaatsch  zurerlähiget  be- 
kannt gewordenen  Bestandtheile  iatümtjschivem 
fehauer  -  neutralsalzig.  Sie  enthalten  daneben 
Beide  Kofhsalz  und  kohlensaure  Salze;  be- 
sitiEdn  Beide  eine  nicht  unbedeutende  nätUr-- 
liche  Warme,  Pfäfers  rou  30®,  Gastein  sogar 
▼on  40^  Reaumur.  Die  Bäder  dieser  Quellen 
bieten  schon  als  ivarm^  als  natürKch  warm  eine 
grofse  bedeutsame  Heilkraft  dar.  Ihre  festen 
Bestandtheile  ^  verleihen  ihnen  daneben  eine 
wenn  auch  unbedeutende,  d.  h.  nicht  unmit- 
telbar durch  grobe  sinnliche  Erscheinungen 
wahrnehmbare,  und  deshalb  milde,  doch  ge- 
rade eben  darum  für  viele  grofse  wichtige 
Krankheits  -  Bedürfnisse  eigenthümliche  und 
doppelt  schätzbare,  in  jedem  Falle  aber  sicher 
hScASt  eindringliche  chemische  Wirkungskraft, 
xumal  an  dem  Orte  ihrer  tellurischen  Erzeu- 
gung. Welch  Wunder,  Welch  anderes  und 
grjJjSeres  Wunder  spricht  die  aus  ihren  kräf- 
tigen  auflösenden  und  blutreinigenden  HeiU 
Wirkungen,  als  aus  denen  der  Thermen. voit 
Karlsbad  und  Teplitz,  von  Aachen  und  Wiefik 
baden.  Ihre  so  häufig  begejßtet  gepriesene 
beruhigende  ,  wohlbehagliche ,  entztickende,; 
belebende  Wirkung  aber  brauchen,  bediirfen, 
wir  sie  in  etwas  Anderem  zu  suchen  ^  als  in 
der  Lokalität  ihres  natürlich -warmen,  .örtli- 
chen Bestehens  mit  ihren  milden  das  Hautor- 
gan erregenden  salinischen  Bestandiheilen  (von 
Empfindsamen  auch  wolil  „Hautschmeicher* 
benannt?  —  Beide  {Pfäfers  mit  etwas  vor- 
scblagender  knhlensaurer  Bittererde}  sind  ein- 
fodi  scAK^e/ie/sauer  -  neutralsalzige  Thermen  und 
nichts  weiter. 

Es  ent}ialten  in  einem  Pfund  zu- 16  Unzen  t 

Ioani.LVIII.B.6.8e,  F 


—     83     — 

ca)  Kalte. 

Es  treten  diese  Alineralwässer  in  steigen- 
er  Beschränkung  der  neutralsalzigen  und  zu- 
ehmenden  Steigerung  der  martialischen  Qua- 
tat  auf,  wie  folgt: 

a.  der  Knuzbrunnen  auf  dem  Marienbade 
i  Auschowitz  in  Böhmen ,  früher  nur  unter 
im  Namen  von  Auschowitz  bekannt,  mit; 
J,587  Gr.  Glaubersalz,  10,173  Gr.  Kodisalzi^ 
446  Gr.  kohlensauren  Natron,  0432  Gr.  koh- 
nsauren  Eisen,  überdies  noch  Kieselerde  und 
»nstig  kohlensaure  Erden,  und  bis  auf  24  C.  Z. 
.ohlensäure  im  medic.  Pfunde. 

Unter  den  Marienbader  Quellen  Torherr* 
hend  neutralsalzig  auflösend ,  und  die  Darm-^ 
Monderung,  weniger  das  Blutsjstein  erre^ 
»nd ,  als  kalte  Quelle  dem  warmen  Carlsbade^ 
lalog. 

ß.  Die  Ferdinandsquelle  ebendaselbst  mit 
iy008  Gx«  Glaubersalz,  6,747  Gr.  Kochsalz, 
548  Gr.  kohlensaurem  Natron,  0,300  Gr. 
»Uensaurem  Eisen,  0,069  Gr.  kohlensaurm 
Longon,  überdies  noch  Kieselerde  und  son^. 
ige  kohlensaure  Erden  und  bis  auf  29  C.  Z... 
ohlensäure  in^  mediz.  Pfunde* 

Ist  erheblich  schwächer  und  besdirankter 
tvtml^älzig,  dagegen  reicher  an  Eisen,  ^nd 
idnrdh  wie  durch  den  Mangan -Gehalt  noch 
iiker  erregend  für  die  hähere  Iriitabilifät 
A  die  gröTsaren  Blutgeüüse ,  wie  der  Kreu«- 
»UMn.  Erscheint  ToUständig  denf  Eger 
ränxensbrunnea  analog,  nur  durch  «einea 
angan  -  Gehalt  daron  b«merkensw6rth  ab- 
eichend,  und  ist  dadnrcii  ««eh  TieUeidit  aocii' 

F  2 


i 


—     84     ~ 

stärker  erregend  für  das  irritabele  Leben  be- 
•tiiumt  wie  dieser. 

^  Noch  stärker  eisenhaltig,  und  eben  darum 
weieutlich  ah  eistnhakig  bezeichnet ,  sind  der 
Amhriuius  .  nnd  der  Carolimn  •  Brunnen  eben- 
daselbst. 

Marienbad  überhaupt  hat  sich  In  neuerer 
Zeit  binnen  Kurzem  zu  einet  sehr  reichen 
«nd  ausgedehnten  therapeutischen  Benutzung 
«mpor  geschwungen,  theils  im  Trinken  seiner 
rerschiedenen  Quellen,  namentlich  seines  auch 
tielfach  und  weit  verführten  KreuzbrunnuUf 
dieils  in  fpassgrbädern  aus  einem  gesonderten 
und  vorzüglich  an  Kohlensäure  reichen,  an 
ÜBSten  Bestandtheilen  aber  ärmern,  und  mit 
Souren  von  Schwefelwassersto^aa  versehenen 
Aoricn^runnen,  auch  mit  Douche-  Tropf-  und 
Regen -Bäder -Vorrichtungen,  theils  in  Ga$r 
bädtrn  vermittelst  einer  besonderen  Anstalt 
eines  eigenthünilichen  Bades,  das  neben  einer 
bedeutenden  Menge  von  Kohlensäure,  auch 
SchwefelwnsserstoiTgas  ausströmt,  —  ferner 
auch  in  il/oor-  und  Schwtftibädern  zur  örtlichen 
Einwirkung  auf  versteifte,  gelähmte  Glieder, 
oder  in  Aufschlägen  auf  den  Unterleib ,  — 
und  endlich  auch  unter  Alitwirkung  üner  be- 
sonderen Anstalt  zu  russischen  Dampfbädern. 

y.  Die  Quellen  zu  JEgetj  und  als' die 
reichhaltigste  der  Franxtmbrunn,  Enthalt  nach 
Tromnmdorff's  neuester  Bestimmung  in  OsamCs 
Schrift  in  1?  Unzen:  43,283  Gr.  JUTStaUisirt 
schvrefelsaures  Natron,  7,407  Gr.  kiystallisirt 
kohlensaures  Natron,  6,700  Gr.  Kochsalz, 
1,291  Gr.  kohlensauern  Kalk,  0,312  Gr.  koh- 
lensaures Eisenoxydul,  0,274  Gr.  Kieselerde, 
und  30,64  C.  Z*  kohlensaures  Gas. 


^      —     85     -^ 

Sind,  und  zwar  insbesondere  der  Frari. 
zensbrunnen  in  der  vielseitigsten  thera|iei2ti^ 
sehen  Benutzung  .l^ewährt  zum  Trinken,  zum 
Baden,  das  kohlensaure  Gas  des  sogenanateä 
Pokerhrunnens  auch  zu  Gasbääern^  und  die 
kohlenstoff'  wasserstofßg  -  hepatisch  -  erdig  «  me*- 
tallischen  Niederschläge  des  Franzenibades  andb 
211  Schlammbädern,  insbesondere  auch  stark  unci 
weit  vTerfohrt  zum  Trink  -  Gebrauche. 

-  Das  Eger  Mineralwasser  dient  insbeson^ 
dere  auch  häufig  dem  Bedürfnisse  martiali-» 
8cher  Einwirkung  auf  seinen  ersten  Stufen, 
und  bei  gemessen  vorhandenen  Gegenanzeiffen 
ctines  kräftigen  und  reinen  eisenhaltigen  Mi- 
neralwassers. (S.  unten  die  nähere  Bezeich- 
nung der  eisenhalt.  Mineralwässer). 

i.  Der  Trink'  und  Bade* Brunnen  tn  Rtlüi 
burgj  ohnweit  Hanjaorer. 

Unbedeutender  unter  den  begeisteten  schwe- 
felsauer-neutralsalzigen  Mineralwässern,  gleich 
Gestein  und  Pfäftrsx  unter  den  unbegeisteten, 
und  überdies  ohne  deren  natürlich  -  belebende 
Wärme;  die  Trinkquelle  mit  20,  die  Bade- 
quelle'  mit  18  G. .Z.  Kohlensäure  im  bürgerl. 
Ffunde ,  an  festen  Bestandtheilen  nur  mit  we- 
lligen Granen  schwefelsaurer  Salze  und  un- 
bedeutenden Spuren  von  Eisen.  Dennoch  ort- 
lich und  für  das  beschränktere  Bedurfnil^  viel- 
fach bewährt  in  ihrer  auilöaeuden ,  ausglei- 
chenden Heilkraft  gegen  leichtere  chronische 
ffichtisch- rheumatische  und  hämorrhoidaHsche 
"^Lränkheits- Formen,  und  die  sie  begleitenden 
hypochondrisch  »hysterischen  Leiden.  — 

bh)  warme, 
er.    Die  Quellen  zu  Carlsbad  in  Böhmen, 
nach   Berzelius   neuester   Auskunft   von  keiner 


^     86     — 

Wesentlichen  Verschiedenheit,  sondern  nur  ab* 
Kteichend  in  der  Temperatur,  nach  der  grü- 
deren  oder  g:eringeren  Entfernung  vom  Haupt- 
canale,  in  dein  mehr  oder  weniger  wohl  be« 
wahrten  Gehalten  ihrer  Kohlensäure,  wie,  ia 
der  Annäherung  zum  Tage  und  zur  atmosphä- 
rischen Luft,  ihres  Eisens,  als  die  beriUmn 
teste  und  heifseste  unter  ihnen  aber  der  Spnu 
äd,  nach  Kiaproih  und  im  Wesentlichen  neuer» 
diags  bestätigt  durch  Döbtrmer^  yon  162  — 
165^  Fahrenheit,  und  enthalten  im  median. 
Pfunde:  2&f  Gr.  Glaubersalz,  17^  Gr.  koh. 
lensaures  Natron ,  ^i  Gr.  Kochsalz ,  ^  Gr;  Kie» 
«elerde,  und  -^  Gr.  Eisen,  nebst  51-  C.  Z. 
k'Ohlensaures  Gas ;  aufserdem  nach  Reuß  2,575 
kohlensauren  Kalk,  nach  Btrzeliug  neuester 
Berichtigung  aber  noch  Phosphorsäure,  Flub- 
säure,  basische  phosphorsaure Thonerde,  koh« 
lensaure  Strontianeroe  und  kohlensaures  Mao- 
ganoxydul. 

Carlsbad  besteht  nach  der  Gesammtheit 
seiner  Eigenthümlichkeit ,  und  obwohl  we- 
sentlich nur  zum  Trinken  benutzt,  als  glau« 
bersalzig  und  unter  Hinzutritt  des  kohlen- 
sauren Natrons ,  der  Kohlensäure,  seiner  mäch- 
tigen Temperatur,  wie  selbst  seines  gering- 
fügigen Eisengehaltes  als  das  gröfste  und  heil- 
kräftigste dieser  schwefelsauer  neutralsalzigen 
Mineralwässer,  unvergleichlich  in  seiner  mäch- 
tig auflösenden  und  alle  Colatorien  des  Or- 
ganismus unwiderstehlich  eröiTnenden  Kraft, 
den  Aufruhr  der  organischen  Thäligkeit  leicht 
zur  Gefahr  bedenklicher  Congestionen  und  fe*  .' 
brilischer  Erregung  steigernd,  grofse  Umsicht 
und  weise  Ijeitung  des  Heilnngsprocesses  ge- 
bietend, im Sifrudil  mit   der    höchsten,    ver« 


—     87     — 

letzbarere  Naturen  leicht  iiberwaltigeiidea  la» 
teosität  in  den  übrigen  Quellen  (Milhl.  Schhfsm 
Theresien .  Brunnen)  milder  durch  Einbuff  e  aa 
Temperatur,  Kohlensäure,  Eisen« 

ß.  Berberich 9  in  der  IVähe  der  Mosel,  in 
ein^r  gleichßn  Entfernung  von  Coblenz  und 
Trier,  von  etwas  über  25^  Reaumur  beitya«« 
gender  Wärme,  und  nach  einer  früheren ,  lit- 
terarisch, jedoch  nicht  Tollstähdig  bewahrten 
Analyse,  enthaltend  in  25  Pfunden:  Glaujberr- 
salz  unc.  iij.  gr.  xxir,  Gips  unc.  j.'  gr.  Lj; 
Bittersalz  gr.  xLÜj,  Kochsalz  gr.  xxx^  koh« 
lensauren  Kalk  gr.  xviij,  kohlensaures  Natron 
g;r.  xvij,  kohlensaures  Eisen  gr.  xij,  Kieseln 
erde  gr^  x,  kohlensaure  Talkerde  gr.  ij,  «n^ 
an  Gas?  — 

Ohnerachtet  seiner  beschränkten  ördicbeit 
Anstalteii,  doch  von  der  Utngegend  thätiger 
benutzt  zum  Baden  und  Trinken ,  und  in  ei* 
Der  recht  schätzbaren  Eigenthümlichkeit  be^ 
währt  bei  milderen  chronischen  gichtisch- rheu- 
matischen, hämorrhoidalischen  und  exanthe- 
matischen  Krankheitsformen ,  aber  auch  sicher 
noch  umfassender  benutzbar  bei  wichtigeren 
Intemperaturen  der  höheren  Lebensthätigkei- 
ten  des  sensibeleu  und  irritabelen  .Syeteme^. 

4}  Die  neutrahalzig ^tohknsaunn  Mineral- 
wässer oder  Säuerlüme  {Aquae  soderiat  aädiäMty 
bezeichnen  die  dritte  Stufe  der  nositir^elek« 
trisch  und  sauer  bestimmten  ISineralwasse» 
mit  folgender  näheren  Eigenthümlichkeit: 

J.  Begreift  diese  Bildungsstufe  der  Mine- 
ralquellen solche  Wässer,  in  denen  die  Koh-- 
lensäure  entweder  absolute  durch  ihre  grobe 
Menge,    oder   relative  durch   ihf   entaduedea 


—     89     — 

e  Processe  seiner  Bildung  und  3letainor- 
lose  mnlassende  Wirkungs  -  Charakter  ,  mit 
ler  näheren^  Bezeichnung ,  jedoch  durch  die 
diesen  "Wässern  vorherrschend  vrirksaxne 
afache,  freie,  und  zwar  charakteristisch  als 
sartig  fluchtig  bezeichnete  Säure  —  das  koh< 
isaure  Gas. 

E,  Na  eil  d^tn  eigenthümlichen  pharmakcv- 
namischen  Charakter  der  Kolilensäure ,  als 
les  zugleich  kräftigen  und  flüchtigen,  daher 
ihrhaft  difl'usibelen,  d.  h.  mit  einer  bestimm- 
Q  Lebhaftigkeit  vom  Mittelpunkte  der  nssi- 
ilirenden  Organe  gegen  die  Oberfläche  durch- 
ingenden  Reizes  für  das  irritabele  Leben  der 
ö&ereu  Blutgefafse  und  der  zuhächst  getrof- 
tten  Muskel  -  Organe ,  bewirken  die  Säuer- 
Qge  im  Näheren  der  Erscheinung;  und  zwar 
Xih  der  fast  ausscliliefslich  nur  üblichen  Form 
res  Gebrauches  im  Trinken : 

a)  eine  gemessene  Erhöhung  der  irrilabe« 
a  Thäligkeit  des  Magens  und  Darmkanales, 
inalime  und  erhÖhete  Energie  ihrer  Muskel- 
ätigkeit ,  der  peristaltischen  Bewegung,  im- 
r  gleichmäfsiger  Beschränkung  ihrer  Sensi- 
lität:  Beides  jedoch  im  gemessenen  Ueber- 
jwichte  der  Wirkung  auf  den  Magen,  doch 
ich  mit  bedeutendem  Uebergange  auf  die 
immtlichen  Organe  des  Unterleibes« 

b)  erhöhele  Thätigkeit  auch  der  gröfseren 
rterien ,  jedoch  mit  starkem  Hinüberschlagen 
;r  Wirkung  auch  auf  deren  peripherische 
nden,  vermehrten  Bliitumlauf,  leicht  Gonge- 
ionen gegen  den  Kopf  bis  zum  Rausche  und 
Intiingen.  Doch  wirken  die  Säuerlinge,  trie 
ie   Kohlenbäure   überhaupt,   keinesweges  «U 


—      91      -- 

lital:  bedürfen  alter  Anderer  Seit?  in  Bezi*^ 
IM  dieser  ihrer  ^^  irkunff  der  ireinej;se^n»ten 
orsicilt  der  Anwendiiuir  bei  SchTTfinceren 
id  bei  ZVeifun^  zu  un£^ii2isti^en  und  verderb- 
Jien  BlutuD^ea.  — 

C.  Indem  die  Säoprlin£re  sich  im  unmit- 
Ibarsten  Uebers-ange  einer  Seit?  dirht  an  die 
TPits  bezeichneten  neutralen  salinisch -alka- 
»chen  i:nd  die  sauer  bestimmten  muriatisrh- 
ad  sthwei'elsauer-neutralsalziffen.  ('S.  oben 
13-  Salz  6  und  7.  und  :.  14  Salz  2,  C 
id  D.  b.  aa.,  und  Snlz  3.  B.  C.  d.  und 
.  b.),  anderer  Seits  an  die  noch  zu  bostim- 
enden  eisenhaltigen  31ineral\vasser  anschlie- 
en,  übrigens  aber,  gerade  in  dorn  Manfrol 
Der  sonstigen  henorstechenden  Kigenthüiu- 
chXeit.  in  der  grofsen  3Ienge  der  nnbedou- 
nderen  Mineralquellen  auch  in  Teutschland 
ch  eine  bedeutende  Anzahl  derselben ,  und 
st  in  allen  Gegenden  vorfinden ;  so  sind  liir 
e  teutsrhe  Praxis,  nach  ihrer  weiter  ver- 
•eileten  Stufe,  nach  einer  näher  zuverllifsl- 
?n  Kennlnils  ihres  näheren  physisch  ohenu- 
hen  Verhaltens  und  der  sonstig  örtlichen 
eziehungen  ihres  Vorkommens ,  %vie  ihrer 
erbreitung  im  Handel  iusbcsondoro  nur  hc- 
.erkensAverth : 

fl)  als  völlig  bezeichnet  ohne  Eisen:  der 
Kuerling  zu  Pyrmont  mit  16J  C,  Z.  und  der 
*8t  neuerdings  durch  Lampadiitg  näher  Im- 
immte  Säuerling  zu  CarUbad,  vielleicht  der 
linste  und  vollkommenste  unter  nlJeu  Snuer- 
ngen  mit  21,1  C.  Z.  Kohlensäure,  jenen  im 
ärgerlichen ,  dieser  im  mediriu.  Pfunde.  Da* 
in  ist  auch  zu  beziehen  mit  ntörhiomelrjach 
nbestimmbiiren  Ejseugehalte  d«r  Sauerliag  Ton 


—     93     — 

1  bürgerl.  Pfunde,  nebst  Beimischung  von 
ickgas  und  Sauerstoffgas,  zugleich  aber  er-- 
üblicher  salzsauer-  und  kuhleusauer-iieutral- 
lzig  indiffereucirl ;  und  endlich  unmittelbar 
i  die  eisenhaltigen  Mineralwässer  anschlie- 
end  Diekhold  bei  Braubach  in  Nassau  mit  32 
.  Z.  Kohlensäure  im  biirgerl.  riiuide,  miu- 
it  neutralsalzig  indifferencirt  und  zugleich 
ärker  eisenhaltig. 


Wie  in  diesen  Säuerlingen  die  koh- 
nsaure  Bildung  der  Mineralcjuellen  in  ihrer 
insten  und  stärksten  Eigen thii ml ichkeit  dar- 
»boten  ist ;  so  befassen  die  eisenhaltigen  un- 
r  ihnen  auch  die  beschränkteste  Bildung  der 
esentlich  eisenhaltigen  Mineralwässer,  denen 
ie  überwiegend  vorherrschende  Menge  des 
isens  auch  ihren  eigenthümlich  enlscliiede- 
m  Charakter  aufdrückt:  und  wie  die  geuann« 
n  eisenhaltigen  Säuerlinge  der  Indication  für 
e  Anwendung  der  Kohlensäure  vorzugsweise 
ii  einer  weiter  auch  auf  "die  gröfseren  Blut- 
»fafse  und  den  Procefs  der  Blutbereilung  V(fr- 
'eiteten  Asthenie  des  irritabelen  Lebens  zu- 
igen ;  so  entsprechen  sie  auch  vorzugsweiftc 
instig  solchen  Asthenien  des  irritabelen  Le- 
?ns,  wenn  dabei  durch  Gefahren  örtlich  enf^ 
indlicher  Angriffe ,  oder  eine  bej<(Mi clevre  Ou 
sigtheii  zu  fieberhciften  Reizungen  und  wiJi 
^«ren  Congestionen  eine  gemessene  (legten - 
izeige  gegen  Einwirkung  mit  höheren  Pu- 
nzen des  Eisens  gegeben  ist. 

6)  Die  eisenhahigen  3Uneralwäs$er  im  en- 
nren  Sinne,  oder  so|j;enannten  Stahlwäiur  be- 
ichnen  die  vierte  und  höchste  Stufe  der  we- 
ntlich   elektro -positiv    und   sauer   bertiinin- 


—     95      — 

C.  Die  Stahlwässer  enthalten  niimlich  d»i* 
Üseu  zum  wesentlichen  Unterschiede  von  ileii 
leisten  anderen  Föhnen  und  den  bishoro  a:;r- 
räuchlichsten   Zubereitunsieu  des   Isisens   (/u 
enen  erst  in  neuerer  Zeit  und  nacli  den  liroh- 
chtungen  von  Nutchinson ,  Astlcy  Cooperf  Huv^ 
r,    Carter f    Rkhniond^   Rudolph^   gewils,  und 
lieh    in    dieser    Hinsicht    höchst    henierkens 
'erth,   die  Anwendung  des  kohlcnsaurou  J'^i  • 
»ns  (?),   obgleich  unerkannt  als  kohlensanros 
isenoxydul,  auch  schon  früher  lui  Faro  oxy^ 
i/o  fusco    JPh,   Bor.,    hinzu^ekoninien),    der 
n   weitem   grölslen   jTIchi'luMl    nach   in    Auf 
sung  durch  Kohlensäure^  und  nur  cini;»«^  NV(f 
ige   durch   Schwefel ^  und  Saltsäure.     Sic  eul  - 
alten   es   daneben   in   Verbindung    mit  man . 
ichfaehen  Salzen  der  Erden  und  des  Malrons, 
iit  kohlensauren  Natron  bis  zu  12  Gran,  dann 
ohlensaure  Kalkerde  bis  zu  G  Gr. ,   wcnl^rr 
igemein   vorkommend  kohleusnuru  Talkfi-ib? 
s  zu  3  Gr.,  mit  Glaubersalz  bis  auf  17  (ii., 
it  Bittersalz  bis  auf  6  Gr,  an  snlzsanron  Sal 
io    Torzüglich   mit   Kochsalz  bis  auf  10  ffr., 
ilten  und  nur  sparsam  etwas  salzsanrrn  Kalk 
id    Talk  im   bür;;erl.    Ffundc*;  -       ;j;anz  vor 
iglich   aber  mit   freyer  Kohb;nsannr  zn  J'yr 
,ont   bis   30,    zu  DriburÄ    bis  32,    ja  zu  C!n 
>wa   bis   45   G.    Z.    im    bür;;;erl.    l*fuud(;    *;  : 

^)  Indem  et  Lier  nur  darum  zu  tbun  i^.i,  den  un- 
gefähren quaiidraiiTen  Jieirig  cii  brx'.icliiifri, 
"Worin  die  einzelnen  BestandiJieile  in  dvn  6ulil. 
wäsiern  tuftreien;  lo  kann  die  yivinunf^  kei- 
JieiTveges  teyn^  ein  abtoluteti,  eb(:fi  ciwa  den 
Chtrakier  einea  SuLIivafser«  d«r»t«-JIcii  eoUen« 
dei    Ma&fi    derselben  in  den  auße^cbciifn  Mf^ii» 

fen  aufteilen  xu  wollen:    indrin  ja  nirbt  bloff 
iete  Mer.gen  der  einzelufcn  Keaundtliril««  ton« 
dtm   neben   und  mit  denielben,  äwren  f'trrhäti* 


—     97     — 

■  • 

aümte  Lebensthätigkeit  der'  SchTelmhaut  des 
faliraiigskanales  und  auf  den  Assimilations« 
irocefs  durch  dieselbe,  wie  durch  die  natür- 
ich  dargestellte  und  dadurch  eigentbümlich 
rrig  gemischte,  dso  aber  auch,  als  eigen- 
hiiinllch  Trirlsam,  wahrhaft  tellurisch  -  be- 
ebie  flüs&ge  Form  bieten  die  Stahlwässer  dem 
rzneilichen  Gebrauche  das  Eisen  auch  in  ei- 
er  Gestalt  dar,  die  für  die  grofse  Masse  des 
Lrankheltsbedürfnisses ,  eben  durch '  ihre  feine 
nd  grofse  Eindringlichkeit,  wie  durch  ihre 
iins:lige  Auih^hmbarkeit  und  leichtere  Ver- 
aulichkeit,  alle  anderen  bekannten  arzneyli- 
hen  Formen  des  Eisens  so  bewnndernswür^ 
ig  übertrifit.  Denn  da  der  Eisengehalt  die- 
er  Wässer  sich  höchstens  nur  auf  ^.bis  ^  Gran 
ca  bürgerl.  Pfunde,  in  den  meisten  geringer 
Lod  nur  in  einigen ^  durch  Salz-  und  Schwe- 
^Isäure  .aufgelöst-,    etwas    höher    beläuft;    so 

* 

lebendige  Reihe  der  Bildongen  in  der  Mannich* 
felügheil  der  Mineralwässer  irgend  in  ihrer 
Einheit  mit  heminen  oder  serreifsen  su  ivol* 
len.  —  Und  in  dieser  Hinsicht,  «nd  wie  sehr 
anch  die  flberdies  i&ooh  hinxiikcünRiende  Indi» 
Tidualitit  der  gegebenen  Or^snismen  fflr  die 
"Wehl  eines  Mineralwassers  die  Mannichfsltig* 
hcit  der  Relationen  und  relativen  Bestinsmun- 
gen  verrielfältiet;  ist  es  denn  sicher  such  nicht 
anläfsigy  fernerhin  Pf^igsbädtn  in'  einer  Reihe 
mit  Pyemont^  Cmrlshad  mit  Cudowa  unter  den 
Stahlwässern  aufzufahren;  wie  sich  noch  in 
Kr€tschmar*s  sonst  niit  höchst  achtbareni  Fleifsa 
gegebenen  tabellarischen  üebersicht  der  teut* 
sehen  MineralwUsser  vom  Jahte  iSiy  Vorfindet: 
,  während  Wiesbaden  als  wesentlidi  muriatisehy 
.  Carlsbad  als  wesentlich  glanbersalsig  sa  den 
mächtigen  Stahl  wässern  Ton  Cudowa  und  Fyr* 
mont  in  einen  beinahe  absoluten  Gegensä^  ge- 
setzt und  auch  praktisch  dnrohauf  also  bsseicii^- 
nee  sind. 

ourn.  LVUl.  B.  6.  St,  fi 


-.  ^  -  i 

«  1 

1 

KSmnf  <»  ^vc]^  ^  durch  di^  ]£ri!Bbnpi;9S  beiirilir- 
tfn  grobeü  iVirkvBgea  dterßelbfu.mcbt  ^Mreii  ; 
tisen-öeh^t^  ^Is  Siolcheapci ,  «ondeim  nur  luck  '' 
yad  ia  der  f igenllxumlichen  Vfrbmdung  dei-    j 
selben   mit  den   übrigen  B.esteadti»eilen ,  d«r 
besonderen  natürlichen  PorxQ  seiner  Daistd- 
lang  zugeschrieben  werde«,  -^-rr  ' 

D,  jäh  eisebhaltig  wiriten  iilnrigens  die 
Slahlwässer  auf  den  OrganiÄmur  durdhaus  zu- 
MBuneniaUind  mit  dem  Eism  üherhaupt  (s.  A.) 
und  mit  allen  Formen  desäribenj;  ufnd  die  rei- 
chen eisenhaltigen  auch  Mit  glrit^her  Inteui- 
täl  der  Wirkung  wie  tohsti^e  EiSt^nmittel: 
im  Einseineil  der  Erscheinung ,  nam^rifid 
gletehnäftfg  ^«  kfäftigeM'.lius^^ 
und  WiibMinlieit  des  Hersens  "kie  dw  BInt- 
gefiiHiei  und  ^ne  TOlIhommene  BlntberdtaBg^ 
unter  deita  Yermitt^nng  über  Vermdiniig 
des  Crüors  im  Blute ,  Eihohüng  seiner  RStbe 
und  Gerinnbarkeit ,  lebhaftere  Rothe  und  hö- 
here Festigkeit  (yermehrtie  Cohasion)  der  Mus- 
kelsubstanz,  mehr  äuCserlich  erhöhete  Gesichts- 
farbe, Termehrte  Wärme,  und  in  den  Excre- 
tionen  selbst  wohl  bestimmte  schwarze  Fär- 
bung des  Darmunrathe^. 

YennBge  ihrer  übrigen  Eigentl^iinüicbkeit 
und  nach  der  Gesai^muieit  ihres  natiürlichen 
Bestehens,   namentlich  der  ia  ihnen  gegebe- 
nen fein  aufgelösten  waftri^n.Fbrm  ues  Ei- 
^ns  y    wirken  die  Stablwässer  aber  zui^dich 
Auch  lind  vor  allen   anderen  SUnerolwasserD 
it  umfassender  Energie  kräftig  erregend  auf 
ie  Ab^  und  Au«5onderu|i^,.  namentlich  der 
lK*i^eh^  des  Darms.,  selbst  d^^J^n^^,  und 
b^üd^rt.  ins^sonäfre    ^uch  j  ^fidiir«^    die 
Wirkung  des  Eisens  zur  Fotemairung  der  irri- 


t 


—     99.     —    I 

tabelen  Functioa  und  des  Geföfslebeiiff;  indem 
sie  die  durch  Anomalien   des  Bildungsprpces- 
f es ,  oder  als  yerhaltene  Tbiersclüacke  erzeug- 
ten Hindernisse    dieser    Wirkung    entfernen. 
"Vermöge   dieser    gleichzeitigen    Richtung  auf 
die  Ab-  und  Aussonderung  j   und  namentlich 
aucli    dejT  Schleimhäute  und  ihrert  absondern- 
den Organe  wirken  die  Stahlwässer  yiel  we- 
niger einseitig  auf  die  irritabele  Functjpn  und 
idie  Blutgefäfse.     Sie  wirken  zugleich  stärkend, 
die  Jjebensthätigkeit  in  ihrer  Einheit  pnd  zur 
Einheit  kräftiger  AeuTserung   erweckend,   und 
^auflösend,   die  Anal3rsis  der  organischen  Ma- 
terie befördernd,  die-  organische  Gphä^ion  er-^ 
Iiobend  und  zugleich  reinigend  ,•  d^  Steckende 
ansföbrend ;  und  geben  avf  solche  Weise  Uu 
gleichen  Maise  die  Thätigkeit  wie   d|e  Sub* 
stanz  und  Materie  des  Organismus  frei .  zu  er- 
koheter  Lebensäidserung'   und  zur  Rückkehr 
ihrer  Iform. 

E.  Die  therapeutische  Benutzung  dieser 
groben  Wirksaxnkeit  der  Stahlwässer  unter- 
-ilegt  aber,  zur  allgemeinen  Berücksichtigung 
gerade  fiir  ihre  Anwendung,  einer  eigenthüm- 
Ucben  Beschränkung  durch  das  Gebundenseyn 
ihrer  wirksamen  Qualitäten  und  Bestandtheile 
an  eine  bedeutende  Menge  Wasser,  und  die 
hieijn  immer  noch  übrigbleibende  Schwierig- 
keit:  ihrer  Aneignung.  Sie  erfordern  vermöge 
dieser  Schwierigkeit .  eine  bestinUnte  Energie 
der  Verdauung,  und,  zumal  wo  es  darauf  an- 
kömmt, dem  Organismus  eine  bestimmte  Menge 
Ton  Eisen  zuzuföbren,  auch  eine  in  der  Zeit 
ausgedehntere  Anwendung  zur  EnifaUung  ib- 
MV  vcdlen  Wirksamkeit;  und  es  eignen  sich 
auch   in  dieser   Hinukht  die  Stahlwässer  mit 

6  2 


*.    100    ^ 

«U  Heilmitter  flir  chrobiscbe  Krankheitszu- 
stände*  —  £a  erlmscht  aber  jene  für  die  An- 
wendutig  aller  Mineralwässer  mehr  oder  we« 
Biger  in  Frage  kommende  Schwierigkeit  ihr« 
Aneignung  gerade  bei  den  Stahlwässern  &n» 
nähere  Berücksichtigung  Tcrzüglich  darum, 
weil  sie  theils  besonders  häufig  bei  wahrp 
Schwäche  der  Veidauung  in  Anwendung  kom- 
men,  theib  auch,  falls  sie  nicht  gehörig  Ter- 
deuet  und  angeeignet  werden,  nach  der  ei- 
genthümlicheii  Richtung  ihrer  nächsten  erre- 

f  enden  Kraft  auf  das  Herz  und  die  grofserea 
llutgela&e,  leicht  heftige  und  selbst  gebhr- 
^olle  Gegenwirkungen  gegen  vorhaindene  Hin* 
demisse  ihrer  Aufnalüne  und  ihres  ireieB 
Durchganges  durch  die  W^ge  der  Absonda*- 
mag  Yeranlassen.  •»- 

F.    Innerhalb  dieser   Beschränkung  aber 
sind  die  Stahlwässer  die   grofsten  und  allge- 
meinsten Hellmittel  für  alle  Formen  von  Schwä- 
che der  Lebensthätigkeit ,    und  besonders  des 
irritabelen  Lebens,    wie  für  alle  allgemeiaeD 
und  örtlichen  Leiden  und  Mifsverhältnisse  der 
organischen  Materie ,  welche  aus  einer  solcbeo 
Schwäche  hervorgehen:    und    wenn  sie  ver- 
möge ihres  Eisens  ,  und ,   innerhalb  einer  ge- 
wiseen  Breite  ^   anch   in  geradem  Verhältnisse 
mit  ihrem  quantitativem  Gehalte  an  selbigem 
und  vorwaltend  die  irritabele  Function  stei- 
fern; so  sind  sie  doch  in  dieser  Hinsicht  viel 
weniger  gegenangexeigt   unh  viel  allgemeiner 
anwendbar,   als   alle   anderen  Formen  eisen- 
haltiger Arzneimittel.     Sie  finden  daher  nicht 
allein  dieselbe  ausgedehnte  und  vielseitige  An- 
wendung, wie  das  Eisen  überhaupt,  nament^ 
Nch  bei  allen  und  den  mannichfiutigst^n  For- 


—    101    — 

men  iw  hypochondrischen^  hysterischen,  hn^ 
inorrl)oidalischen  und  gichtischen  yjerdauitnga-< 
schwache^  .  bei  allgemeiner  chronischer  Le« 
hensschwäche  und  ErSchöpfuoig  von  übermSfsi- 
gern  Säfteverlüste,  und  gegen  die  einen  söl-^ 
eben  bedingende  Erschlailung.  diar  absondern« 
doA  Organe,  der  Blutgefafse  wie  der  organi- 
schen Substanz  überhaupt ,  -^  ,vorzngUch  aber 
andh  gegen  die  bedeutendere  und  Vrfere  Her- 
absetzung des  Lebens  in  seiner  Gesammtheit 
und  Einheit ,  die  sich  durch  Unvermögen  zur 
Zeugung ,  im  Bildungsprozesse  und  ,in  der. 
f^genisdien  Meterie  aber  durch  Unvollkom- 
menheii  der  Blutbereitung,  Sätteentmischung, 
Muskelschwäche  und  krankhafte  Auflockerung 
unter  der  Qestalt  der  Cachexien  zu  erkennen 
giebt;  sondern  noch  über  diese  vielseitige  Be- 
nutzbarkeii  des  Eisens  hinäusreicheud  auch 
vrÖhl  bei  Zuständen  mit  selbst  bedeutenderer 
Stockung  und  Vei^ärtung,  von  greiserer  Ver- 
letzbarkeit und  Verdduungsschwäche ,  deaeii 
keine  andere  Form  des  Eisens  entspridit. 

£.  Unbedingt  gegenangezeigt  sin^.  die 
Stahlwässer  nur: 

e)  bei  entschieden  fieberhailer  Reizung 
und  bei  entzündlicher  Spannung  j  zumal  von 
abtoliäem  Irritabilitäts  -  Excesse,  namentlich  aber 
in  den  Lungen  und  vorzüglich  mit  Lungen« 
knoten  verbunden. 

b)  bei  acht  plethorischem,  d.  h.  durch 
wahres  Uebermaafs  der  Blutbereitung  und  Bliit» 
I9enge  bezeichnetem  Zustande. 

c)  bei  Neigung  zu  Blutungen ,  insofern  sie 
durch  die  unter  a  und  6  bezeichneten  Zustän- 
de bedingt  ist,  —  und   zwar  in  gedoppelter 


—    102    — 

Cegenanzeige  gegen  £e  meisten  Stalilwässer, 
rermoge  ilirer  mitwirkenden  Kohltnsäurt. 

•  d)    endlidi  auch  bei    groEser   Zerrüttung 
und.  Unordnung  der  Verdauung. 

'*  f.  Ini  Nähereä  «ngezeigt  dag^en  sind  die 
Stahlwässer  dagegen  bei  allen,  besonder^  al- 
len tiefer  begründeten  Leiden  :der  fyiüpliatU 
sehen  und  a%usibe)en  Constitution,  vm  dSeim* 
riickstehende  irrilabeie  Seite  des  Lebens  der 
:»en8ibden  «ind  lymphatisch -vegetativen  gleich 
zu  SetKen',  la.nd  in  aokher  Weise  die  Omnd- 
Fan^tlbnen* '  des  Organismus  zur  Relation  und' 
lUnheh  der  Gesundheit  zuruck^^uführen. 

O.    Die  allgemeinen  -Regeln,    Gabi&  vnS 
Forin   der  Anwendung  sind  übrigens   für  die 
Stahlwässer    dieselben ,    welche    för    die   der  ^ 
Minerulwasser  überhaupt  angegeben  wörd^. 

Ifur  giescbiebt  die  gr^fse  Kur  bei  den  Stahl- 
wüsaern  ,  nicht  ra^owohl  iii  der  näheren  Bezie- 
hung auf  Anregung  starker  .Ab  -  und  Aus- 
scheiduugs-Processe,  wie  bei. den  wesentlich 
basisch  und  neutral  bestimmten  Mineralwäs- 
sern; solidem,  Falls  die  assimilirende  Kraft 
dasu  hinreicht^  auch  bei  tieferem  Mangel  der 
BkitbereiluDg  und  in  Kachexien,  um  die  Blut* 
gefäfse  stärker  anzuregen  und  dem  Org^nismo 
eine^rlUsere  Menge  Eisen ,  und  zwar  in  der 
eindringlichsten  Form  zuzuführen.  * 

Berner  bedarf  es  ganz  insbesondere  für 
die  Kuren  mit  Stahlwässern  auch  einer  auf- 
merksamen Rücksicht  auf  entstehende  Con- 
gestionen  oder  entzündliche  Auiregungen,  und 
öftinals  einer  ausdi*ücklichen  Beseitigung  der- 
selben durch  allgemeine^  oder  orthche  Blut- 
entleerungen. 


--    403    -— 

H.  Wie  die  SiablwäifftM^'  adf 
tro- positiv  und  Muer  bestimmt' dtii^h^Kli«» 
mit  dem  auf  Einheit  gBridit^wChghfiikUHi 
Contl-adtion  äaftreten ;  iö  tMigeuk  «ie  di^MMC 
ri^irten  Charakter-  at|ch' dttdu»  aHi^ick,^ 
sie  sämmtlidi  iiy/r  $iiid  ^lieiife'  Therme 
t  mit  der  Vf  esentiidtieE'  J^^tttMimUchkei» 
I  Stahlwaseeri).  Am  stärMtea  tOJitrahirl^ 
contrahiteitd.  aber  tireteii  diejei^elt  Stiih^ 
er  auf,  die  nebei^  ihrer  übrigeii  BU4ujl|gf 
Stahliyässer  ix^sbespud^re  ^ocl^  sph^efel- 
33,  euü^e  aq^h.  salzsaures  £u0A  e^thaltefi^ 
)rIi;,ei)tÄyir^rih\  aber  mehrfach  p}i>ia  JÜihlßn^ 
:  gefunden  w^rd^n;  im  UAmft^^bar^i^ 
Inge  zu  deii  riainen  Aiaiia-r  und  YitYipl« 

I)  Die  Stahltriissep  pseigen  in'  ihrer  che- 
heu  Constitution  und  diesem  laivt  der  Er* 
mg  in  einen  bestimmten  Maaf$e  entepre« 
1,  auch  in  ihrem  Wirkungs'*Chafat;.ter 
Verschiedenheit  itt];er  IiidiridtRilitiit , '  v«ir^ 
^'  deren  die  anrserördentüch  grofse  Zahl 
dben  Wer  verschiedene  Gattungen  d^Htellt^ 
ich;  '  *'- 

0)  laugensahtg  trdlgt  StaMwas^eri  4ie  M^ 
dem  Eisen    gar  keine  NeutraUalze  oder, 

nur  einen  höchst  geringen  Gehalt  daraii^ 
dagegen  rorschlagend  Natron  nebet  1^9bi'' 
luren  Erden,  einige;  auch  nur  letsstere  onnc 
on  enthalten  \  als  da  sind  tUr  .die  tmtsche 
is  insbesondere  bemerkenswerth ;  der  Qbu  f^ 
JUiüd'Brunhm  zu  Altpvasstry  die  QueUedi 
Intogast  in  Baden,  zu  Flinsberg  in  Schlei 
,  zu  Oöppingtn  in  Wiirtemberg,  zu  ffam'- 

in  Baiern ,  die  Quellen  zu  lÄtbwvdü, 
3   den   Christians -Brunnen,   zii    Petenthal 


.  ■  ■  f-M  m '  ■»1^»^ 


—  loa  — 

teni  alt  da  sind :  die  Friedrichs »  uud  utile  Quel- 
len zu  Ahwauery  dieStaUwässer  zu  B^ü^ktn- 
auj  CudoMtfCj  Dobberarij  >  Godesberg  -  (die  iiiec 
Jetzt  alieia  nur  benutzte  -Quelle  enthält  aller-^ 
dinge,  'aach  und  :  nicht .  .gexlngetn- .  Gehalt  - 1  von 
Otauhersah  *)^  »^  welches  jiingstbin  irrig,  be- 
zweifelt Worden,  — ^  fateht  imitlun  deitr  Eger- 
vnd  Driburger  Wasser,  sehr  nahe)  $  ferner  die 
Quelle  zu  Sofgeiemar  und  der  Wüdungcr 
MüMirunnen» 

id)  VftCrio&cftc  StaUwässer,   die  ohne  ^oh* 
IvMurt^  ja   fast  auch  ohne   allen    Gehalt  an 
laugenaalziger     und     salinischer    Beimischung 
durch  schwefelsaures  Eisen  beinahe  vglUg.  ein- 
seitig die.  Contraiction  in  der  Irritabilität  her- 
-vorgerufen  zu  sclieinen,   daher  in   einer  viel 
beschränkteren    Wirkungs  -  Sphäre    auftreten, 
innerhalb  derselben  abdr  bei  dem  Bedürfhisse 
eines  stärkeren  Eisen -«Gebrauches,   und  nnter 
der  Bedingung   eines  hoch  vorhandenen  hin- 
länglichen Assimiiations- Vermögens,  für  Zu- 
stände höherer  Laxität   (Asthenie  der  Irrita- 
failität  mit  verminderter  Cehäsion  der  organi- 
schen Faser  und  Substanz)   als   die  stärksten 
und  wirksamsten  Stahlwässer  auftreten;   wo- 
lüft   für    die    teutsche    Fraxis    zu    beziehen: 
jilexUbad  am  Harze,    als  ein   Schwefel«  und 
salzsaures ,  nichi  kohlensaures  Eisenwasser  und 
mit  S^V  ^^^^  Eisensalz  im  Pfunde  als  das  (in 
obiger  Beschränkung)  stärkste   Stahlwasser  in 
Teutschland;  ferner  die  Quellen  zu  Suckomne 
-jirlSieder -.Schlesien  und  zu  il/ircft€no  in  Böhmen. 

K.  Nach  der   Gesammtheit,  Einheit  und 
wesentlichen  Eigenthiimlichkeit  der  Wirkung 

^     *}  S.  Döbtreintr  über  die  cheniiichs  Constitution 
der  Mineralwliier.  Jens  iQii. 


—    107    — 

»  dir  einfachere  Zustände  ein#r  rehieif 
snie  der  Irritabilität  der  BIutgef?ifi^  übd' 
If  uskel  -  Organe  z.  B.  gegen'  Bleichsucht,' 
=inition,  rein  hypochondrische  und  hjst^ 
9  Krankheits  -  Formen ,  und  bei  Leidet 
larnwege. 

:)  die-  Stahlwäsaier  mit  ein^m  üebeS^ge^ 
t^  salinischer  -  nenträUalziger  Beinü^chtiDg 
en  dagegen,  neben'  dorn  Eisen  iind üei' 
ensäure ,  mit  indiTidueller  Richtung  -aucjb. 
ehd  auf  die  absondernden,  atisbaucjien- 
and  lymphatischen  Organe  der  Schleim- 
3,  auf  die  Harngefäfse  und  dj6^  Dtiis'en, 
1  der  Erscheinung  diö  Schleim -Absoiide- 
'yermehrehd,  Schleim  und  InfÄrctus  15- 
\*  den  Lungen- Auswurf  beiordernd,  in 
reren  Gaben  unmittelbar  abfülirend  (und 
•  die  muriatischen ,'  die  glaubersälzigen 
entschiedener  Differenz  nach  der  Spcciii- 

ihrer  Salze.  S.  die  '  muriatischen  und 
^ersalzigen  Mineralwässer).  Sie  eignen 
daher  vorzugsweise  für  die  minder  reinen 
ände  einer  einfachen  Asthenie  des  irrita- 
1  Lebens  und  der  Blutbereitung,  insbe- 
ere  für  die  init  Schwäche  und  xSpecifi« 
r  Anomalie  des  Bildungsprocesses  ^  mit 
kungen  und  Verstopfangen  der  Eingewei- 
besonders  des  Unterteibes  und  der  Drii- 
verbundenen  asthenischen  Zustände  des 
Abelen  Lebens.  —  Sie  befasseh  unsere 
»ten ,  wirksamsten  und  berühmtesten  Ei- 
vässer,  weil  si^  vorzüglich  günstig  eben 
:  grofsen  Wttd  (Mittel  -  Bedürfnisse)  allen 
len  von  Asthenie  des  Jrritäbelen  Lebens 
iprecheto :    mag  dieselbe  nun  mehr  niir  auf 

musculösen    Organe   und  die  grofsen  Ge- 


—    109    — 

B^r  einfachen  und  doch  uhifassenden  Üeb^r« 
-sieht  Vor  Augen  ssu  stellen !  Ipdein  ame  kri- 
JlMche  Vergleichung  mit  unseren  besten  Bnin- 
4ienschrilten  und  mit  dem,  'was  unsere  bessa-« 
yisn  Uassisahen  Werke  auf  dem  Gebiete  der 
Arzneimittellehre  in  dieser  Hinsicht  darbieten, 
idflräber  die  sicherste  Entscheidung  an  die 
Hand  geben  würde;  schmeichle  ich  mir,  zu*- 
cleich  in  Betreu*  mancher  unserer  wichtigsten 
Mineralquellen  manche  durchaus  Tresenüiche 
Berichtigung  der  dariifaer  TorhandeneA  An^ 
sichten  beigebracht,  auch  manche  Verwirrung 
s« '  B.'  über  die  liöchst  wichtigen  Burdscheider 
^^elten  in's  Klare  gestellt  zu  haben:  während 
auäi  mir  jede  etwaige  Berichtigung  dieser 
meiner  vorliegenden  Darstellung  höchst  danf- 
kenswerth  seyn  wird^  «» 

Nachträglich,  und  obwohl  eine  absolute 
Vollständigkeit  des  Materiales  gar  nicht'  in 
dem  Zwecke  dieses  Au&atzes  liegt  9  sondern 
derselbe  vielmehr  nur  auf  Eröritrung  du  PVt^^ 
MntHchtn  und  ßir  das  beigebrachte  Einzelne 
auf  richtigt  Bezeichnung  desselben  gerichtet 
ist,  — r-  dennoch  zur  Ergänzung  sei  es  mir  er- 
laubt^i  noch  das  Folgende  hinzuzufügen. 

1)  Ist  in  den  Verhandlungen  der  jung"- 
steA  Vergangenheit  über  die  diemische  Bil- 
dung der  Olineralwässer,  und,  wenn  auch 
okne  eine  die  bisherige  Würdigung  derselben 
als  Heilmittel  X  irgend  wesentlich  erschütternda' 
oder  gar  erheblich  verwirrende  Beziehung^ 
doeh  sicher  in  jedem  Falle  durchaus  bemer- 
kimswerth  das  Mangan  oder  Braunsteinmetall^ 
BMäst€ns    in    der  Gastalt  eines  «kohlensaureA- 


—    It2    — 

3)  Verdient  noch*  unter  den  einfkdbeii 
schwdblsauer^  neutralsalzigen  oder  Bitterwüs- 
sei^n  genannt  'zu  werden  der  erst  in  neuerer 
Zeit  näher  g'ewürdigte  salinische  Quell  zu 
Pällna  in  Böhmen  mit  über  159  Gran  Glau-^ 
ber  -  und  Bittersalz  im  bürgerl.  Ffunde« 


•r-**^ 


t      «f 


—    113    — 


•te 


IV. 

Kurze    Nachrichten 

und 

Auszüge. 


1. 

Mtf1cmürdig0  fVirkvng  d§r  Jodin§  am/ da»  Seh»h^$m 

der  Brüste. 

£dii  Midelien  Ton  flo  Jaliren,  sMvk  und  ifo&lg«^ 
nlbrCy  braucht«  sur  Zertheilung  einet  Kröpfet^  die 
Jodinentinbtur  beinahe  6  Monate  lang,  mit  Meinen 
Ifnt^rbreohunjgen«  ^  Der  Kropf  schwand,  aber  su- 
gleioh  bemerkte  sie  aueb  ein  Schwinden  der  rerhey 
ToUen  BrAste,  und  dieses  dauerte  auch  nach'  Endi^ 
ganz  des  Gebrauches  dergestalt  fort,  dafs  jets^ 
swel  Jahre  darnach,  bäum  eine  Spur  der  Manania 
und  der  MilchdrAsen  übrig  ist,  -—  Gini  ftfanlichtf 
Wirkungen  weifs  ich  von  swei  andern  Frauenzim« 
nem;  ja  selbst  die  lurserliehe,  fon|;eietite ,  .An<c 
Wendung  scheint  etiraa  Aehnlicbes -nerroreubrin- 
gea«  —  Der  Gegenstand  Terdient  dii  gvöfste  Auf- 
snedisamkeit  der  Aers^,.  und  ,idi  ^it|e  sie  darflbes 
um  ilure  Bemerkungen.  Denn  ,|st  dieee  Wir. 
linng  constant ,  oder  auch  nur  in  der  Mehr» 
heit  erfolgend,  so  wird  .es  dieses  Heilmittel  mit 
Reebt  bald  in  Mifskredis  bribgen«  Denn  nicht 
bloCs  Verlust  der  Schönheit,  sondern  auch  eines  So 
i^rfftentUcben  Organs  der  Mutterpfliebt  und  der  Er- 
bhltnng  des  Menschengesehlechtt ,  wtre  tob  dem 
Gebranch  der  Jodine  sa  fflrehten.  —     Und  wäre  ee 

Jonm.  LVIU.  B.  6.  St.  H 


-  tt4  - 

nicht  nttglich,  diffl,  bei  dieser  ffrofeen  Wirkaaf 
auf  die  Sexualorgane  y  auch  den  Ovaiien  und  das 
Teatüieln  etwas  ähnliches  widerfahren  könnte?  — 
Immer  aber  «eigt  es  die  aufserordentliche  Wirk- 
eanfceit  des  Mittels,  und  wie  viel  bei  Krankheitea 
ditaer  Organe  davon  su  erwarten  aey. 


2. 

Bestätigung  Set  £igmirekafi    Äef  Barh^huroggwn, 

Cholera  zu  erregen, 

Ea  iat  bekannt,  dafs  einiee  Neuere ,  s.  B.  BloAf 
diese  Eigenschaft  geltnenn  haben,  die  fflr  die  Dii- 
tetik  wichtig  ist,  da  oxb'  Barbe  (ßarhns  vulgturis) 
«briKena  sn  d^n  Miimdatateny  t^TOlilftliinaon  «ad 
gewöhnlichsten  Nah]»ngamitMln  gehört.' 

Tolgejide  ^eue  Beisniele  (bekannt  g^m^ht  im 
liou^ityäu  Jdümäl'de-Medeeine  Fepr.  iSia)  bewdten 
aber  4iB'' Wahrheit  "jener  Behauptung. 

Ue^  i4«  Mai  i8>9  afsen  mehrere  Feraonen  ift 
der  Charite  zu  J^ijo^i  von  dem  .Röeeen  der  Barbe, 
d^n-  sie  sehr  angenehm  schmeckend  fanden.  Drei 
^tunden  darauf  wurden  sie  Ton  so  heftigen  Koliken 
mid  so  schinerahaften  l^rbrechen  befallen,  dafa  aia 
äi«h  rergifi^Qt  glaobten«  Aber  sie  wurden  beraktgr» 
«la  aie  aahen,  dafs  -einer  von  ihnei^,  dar  keinen 
Böggen  gegessen  halte,  frei,  von  dieaen  ZuEÜlen 
blieb,  uud  nach  eiqigen  Stuften  liefaen  aie  auch 
hfl  ihnen  nach* 

Den  t^j,  Mai  iStfo  etfitt  ein  gewisser  Oauihier 
die  'ihnlldhen  Zufule  nach  dem  Gennla  des  Bacb 
benroggens. 

In  einem  ander»  Falle  wäre«  efL , mehrere  Per« 
•onen,  von  denen. i4i«  Hbrigeij^^de«  Rofgea  dee 
fierbea  ala.  achädlieb  verwarfen,  «MPfr  elleiM  abec 
ihn  ^eaofa.  Und  dieaer  allein  bekam*  aaphher  die 
^fUglUii  Kolikes  und  Erbrechen« 


~    115    * 

Ef  bleibt  tlio  ein  richtiges  und  widbdgts  Kfi- 
cbengttets,  den  Roggen  d«r  Barbe  nicht  mit  su 
kochen..  Und  dasselbe  gilt  von  dem  Hecht,  und  es 
ist  rathsam ,  in  dem  Genufs  der  meisten  Fiseheyer» 
cÜe  man  noch  nicht  aus  Erfarung  kennt»  yorsicbtig 
XQ  seyn* 


3. 

Veher  Lsihesverstopfuns   und  den  Nutten  des  JLuft» 
einhlasens   in   derselben»     Von  Dr,  PVilliam 

Maxwell. 

Dr«  Maxwell  hat  in  seinen  Baobschtungen  über 
Verstopfung»  die  Entstehung  derselben  auf  Folgende 
Ürsaehen  beschränkt; 

s)  Verstopfung  Ton  rerhärtetem  Unrath^ 

9)  Von  Ineinanderschiebung  9  wirklicher  oder 
•ovut  falscher  Lage  der  Gedärme  mit  Ileus  von 
krampfhafter  Zusammensohnürung ;  und 

3)  ünbeweglichkcit  derselben  von  paralytischer 
'  Reislosigkeit. 

Der  erste  von  Dr.  M.  beschriebene  Fall  betrifft  ei. 
neu  Ileus  von  verhärteten  Faecibus,  und  ist  in  einiger 
Biinsicht  dem  von  Dr.  CAi/Zio/mmitgetheilten  sehr  lehr- 
reichen Falle  ähnlich.  Da  er  sich  bei  solchen  Geleeen« 
hwiten,  wo  verhärteter  Unrath  die  Ursache  abgab»  hau* 

amit  vielenr  Erfolge  der  Klystire  von  Leinöl  jbe» 
mt  hatte  y  die  Schlüpfrigkeit  dieser  Flüssigkeit 
ihr  einen  leichtern  Durchgang  varschifFt,  als  dem 
Wssser'und  ihte  purgirendfen  Eigenschaft  eine  sanf« 
te  Bewegung  der  Därme  hervorsurufen  vermag:  to 
'  warordnete  Dr.  M.  ein  Kljstir  davon  ^  von  drei 
Pfund,  vermittelst  einer  mit  einem  Knio  versehe» 
aen  Röhre»  welche  durch  den  Druck  auf  den  After 
den  Abgang  verhinderte.  Während  der  Applica- 
tion wurde  der  Kranke  auf  die  rechte  ^eite  gelegt, 
die  Lenden  und  Hüften  vermittelst  eines  KLsseiH 

H2 


_    il6    ^ 

eiliöhr.  Als  ^rei  Pfand  Gel  mit  einiger  Kraft  eu- 
gcirieben  vrord^n  ,  betchwerte  sich  der  Krmke  aber 
Auftreibung«  lind-  da»  Oel  blieb  nicht  aber  fftaf 
Minuten  bei  ihm ,  ob*  man  gleich  mit  einer  leina- 
nen  Kugel  einen  surken  Druck  auf  den  Aficer  an^ 
brachte»  aondern  ging  beinahe  unvermischt  'wieder 
"weg.  Als  dessen  ungeachtet  das  Kiyttir  alle  xwei 
bis  drei  Stunden  wiederholt  wurde ,  brachte  dis 
vierte  In jection  awei  grofte Klumpen  verhärteten Ua- 
rath.  mit.  Die  nächste  leerte  noch  drei  ent»  woranf 
freiwillige  Stühle  erfolgten. 

Zuß^iter  FalL  Die  gewöhnlichen  Pargirlnittel 
vertagten  in  diesem ,  so  wie  in  dem  andern  Falle 
ihre  Dienste.  Ein  Quart  warmes  ti^el  wurde  ohne 
Erfolg  eingespritEt,  ein  sweitea  noch  an  demselbei 
Abend  angewendet»  war  gleichfalls  ohne  Wirkiiii|; 
apiter  wurden  swei  Drachmen  Laudanum  mit  eia 
"wenig  Wasser  eingekracht.  Dieaea  bewirkte  eia 
"Wenig  Schlaf  y  verminderte  den  Fula  nnd  yeibn- 
serte  das  Ansehen;  am  folgenden  Moreon  wuda 
das  Oel  wieder  bis  zu  drei  Pfund ,  jedoch  ohne 
bemerkbaren  Erfolg  wiederholt ,  nur  wurde  das  £r- 
breehen  "wenieer  häufig.  Die  am  Abend  noekaiala 
angewendete  Einspritaung-  von  awei  Quart  tchaffce 
eine  w^enig  verhärtete  Masse  von  Koth  fort,  wor- 
auf die^  Wiederholung  desselben  Mittels  freiwillig® 
und  reichliche  Ausleerungen  bewirkte^ 

Dn  Maxwell  hält  es  f&r  einen  irrigen  GedtiN 
Ken,  dafs  der  Uappiee  Bau  am  Ende  des  Ilium 
lind  am  Anfang  des  Grimmdarms  das  Vordriagea 
des  Klystirs  verhindern  könne.  Wenn  durch  in- 
jection  eine  grofse  Menge  Flüssigkeit  eingetrieben 
werden  soll,  so  empfiehlt  er,  den  Kranken  in  eine 
aolche  Lage  zu  bringen,  dafs  die  Därme  beinahe 
in  rechten  Winkeln  mit^  dem  Rückgrath  herabhän- 

Sen.  Er  glaubt ,  dafs  bei  einem  gesunden  Zustand 
er  Därme»  in  der  angegebenen  £age  eine  Quanti- 
tät Wasser  von  dem  After  nach  dem  Mund  getrie- 
ben werden  könne.  Er  spritzte  bei  einem  ICoUIk- 
kranken  genau  5|  Gallonen  Wasaer  ein,  ehe  es  sunt 
Magen  gelaugte. 

In  Betre£F  der  zweiten  nächsten  Uraaohe  der 
Verstopfung  und  des  Ileus  hält  Dr.  MoogwsU  die 
Wirkung    2er    Furgirmittel    oder    wäfariger  Ein- 


—    117    — 

f pTitziuig|Bii  lu  derm^  Beseitigung  für  sebr  gering ; 
dageeen  Jidnne  Ihan  $ich  Tom  Einblasen  den  betten 
£rfo&  Teriprechen.  Zsin  Beweit  dietet  Satzes  be- 
schreibt er  Tier  F&Ua.  Der  erste  betraf  einen  43jäb- 
xigen  Mann.    Nach  verrichteter  Operation  des  ein- 

feschnOrten  Bruchs  konilten  die  Dänne  w,eder  durch 
urgirmittel  noch  durch  Injectionen  erregt  werden» 
£in  beinahe  plattes  Stack  Kork  wurde  auf  einen 
sb&nnlichen  Katheter  gegen  drei  Zoll  von  dessen 
Spiüte  'befestigt  y  und  dieser  in  das  Re^nm  einge- 
fohrt«  Der  Kranke  blieb  in  der  «Rückenlaee  und 
während  der  Kork  fest  gegen  den  Aaus  arflekte« 
.wurden  die  Därme  allmähfig  aufgeblasen,  das  än- 
Isere  Ende  des  Kathettrs  während  des  Athemholent 
mit  der  ZuAge  verschlossen»  Als  die  Luft  eine  be« 
träohtliclie  Ausdehnung  verursachte «  wurde  sio 
sohiuell  herausgetrieben,  brachte  aber  nichts  mir. 
Da  er  bedachte,  dafs  bei  diesem  Versuch  die  schnello 
Auidthnune  deB  Griramdarms  durch  Druck  auf  das 
lleufli  das  Eindringen  der  Luft  in  das  leutere  ver« 
hindetn  könnte,  wiederholte  er  die  Operation. 
bUefs  aber  langsamer,  indem  fr  sugleicb  die  LuU 
mit  der  linken  Hand  längs  des  Grknmdarms  in  das 
Ileuni  vorwärts  drückte.  Als  die  Ausdehnung  vie- 
len Sohraers  xu  verursachen  begann,  Hefa  er  dia 
I^nft  wieder  heraus ,  worauf  in  Zeit  von  einer 
Scunda  reichliche  w^eiche  Stühle  folgten«  Am  i5ten 
Tage  nach  der  Operation  ging  der  Kranke  wie- 
der aus. 

Bei  einem  4  Jahre  alten  Kinde,  dessen  Einre- 
de p  Tage  lang  verstopft  gewesen ,  folgten  der 
Operation  des  Einblasens  bald  freiwillige  Auslee- 
raiigen.  In  diesem  und  in  swei  andern  von  Dr. 
M.  angefahrten  Fällen  wurden  Purgirmittel  mit 
Klystiren,  Blasenpflastern  und  häufigen  warmen 
Bädern  ohne  Erfolg  angewendet.  Dr.  M.  hat ,  wie 
M  uns  mittheilt,  noch  in  sieben  andern  Fällen  zu 
meaem  Verfahren  mit  gleicher  Wirkung  seine  Zu- 
flacht  genommen. 

Gegen  die  dritte  Ursache  der  Verstopfung^  de- 
Ten  Dr.  M.  gedenk^,  empfiehlt  er  die  £lectricitäty 
nnd  bringt  swei  Fälle  bei,  in  welchen  dieselbe, 
nach  vergeblicher  Anwendung  anderer  wirksamer 


—    118    — 

Mittel  mit  ritlna  Brfol«  bemutzt  ward«.    {Edmh 
iUifJ.  mnd  Smrg,  Jaum^    ho.  78. )• 


4. 

JUiseelisu  Pfuftischer  Jiente  aus  den  wierteljährigeu 

Sanitätsberiehten, 

(Foitsetxung.)  ^ 

$       Ünguentmm  Tartari  emetiei   gegW*  das  fp^eakiBU 
fieher,  —    Von  d«r  guttn  Wirkung  der  Brechw^n* 
steiuselbe  gegen   das   Wechselfieber    theilt  der  Dr. 
JKjfsler  SU  Magdebarg  folgende  swei  Fälle  mit: 

Ein  xart  gebautes  M&dcben  von  11  Jabren,  toait 
geiundp  in  der  Nähe  dea  Wassers  wohnhaft  ^  wui^ 
von  einer  fobrit  tertiana  befallen.  Es  wurden  bti 
paesender  Diit  und  gehörigetai  Regimen  uweclüBi- 
Asice  Mittel  angewandt,  -sowohl  alle  materieUsn 
Reize  SU  entfernen ,  als  anch  das  Fieber  selbst  an 
heben  y  jedoch  10  Wochen  hindurch  ohne  sllan 
Erfolg.  Ich  lieft  daher  alle  Mittel  bei  Seite  setsen» 
und  oloTs  das  Unguentum  tartari  emetiei  über  den 
ganzen  Unterleib  alle  3  Standen  einreiben.  Nach» 
dem  der  bekannte  Ausschlag  sich  zeiete,  $q  wor- 
den die  Einreibungen  ■  eingestellt ,  und.  die  Kranke 
wegen  der  heftigen  Schmerzen,  welche  die  Posteln 
Terursachten  y  zu  fiette  gebracht.  Es  blieb  sogleich 
der  nächste  Fiebersnfall  aus,  'und  die  ganze  Kot 
"war  auf  einmal  beendigt,,  denn  die  Kranke  blieb 
fernerhin  vom  Fieber  befreit. 

Einem  Manne  Ton  einigen  30  Jahren ,  welcher 
seit  18  Tsjgen  an  einer  febris  quotidiana  gelitten 
hatte,  und  sehr  hinfällig  geworden  war,  hefs  der 
Dr.  'KefsUr  sogleich  die  Brechweinsteinsslbe  alle 
S  Stunden  in  den  Unterleib  einreiben,  so  dafs  schon 
am  andern  Tage  sich  viele  Pusteln  zeigten.  Die 
Fieberanfalle  wurden  an  jedem  Tage  gelinder,  und 
mit  dem  4ten  Tage  hörte  das  Fieber  gainz  auf,  der 
Kranke  fühlte  sich  wohl  und  blieb  Temerhin  ge- 
sund. Eine  Nachkur  war  in  beiden  FlUen  nicht 
nöthig. 


-     119    - 

ZshnicöcheniHcher  Sptumus  oeiepkogi^  mit  völ-^ 
lig  verhinde» tem  Sshlutken,  — -  Der  Dr.  Rhtnims  ku 
8a|ie  beobachtete  folgeuden  merkirilrdigen  Fall : 
Ein  igjährigea  robustes  Mädchen,  weichet  sich 
durch  Tansen  sehr  erhitzt,  hiertu£  Tiel  kaitet  Was- 
ser getrunken  hatte,  nahm,  als  es  sich  hierAaf  an- 
wohl  fohlte,  ein  Brechmittel,  wonach  es  so  Mal 
bricht  und  einige  Stuhlausleeruncen  hat.  Plötiliek 
stellt  sich  ein  solcher  Krampf  in  der  Mitte  deif 
Speiseröhre  ein,  dals  alles  GenoMene  wieder  'weg« 
gegeben  wird.  —  Die  gewohnten  FufsschweiCs* 
Bo  wie  die  Menstruation  waren  seit  der  Erklltung 
ausgeblieben.  Alle  krampfitillende  Mittel ,  weleh» 
der  nun  herbeigerufene  Arat  gibt,  können  eben« 
fallt  nicht  verschluckt  werden,  und  episptuiiea^  so 
wie  die  flbrigen  angewandten  iuCseren  Mittel  blie- 
ben ohne  Erfolg.  Nachdem  5  Tage  alle  HOlfe  Ver- 
gebens angewandt  war,  wurde  der  Kranken,  am 
inr  -den  Hunger  und  Durst  su  stillen»  eine  elastitcho 
Röhre  durch  den  Schlund ,  urelche  an  der  Krampf- 
steile  einen  bedeutenden  Widerstand  fand,  in  dea 
Magen  geKracht,  und  ihr  Nahrungsmittel  und  Arz- 
neien dadurch  eingespritst.  Zehn  Wochen  wurde 
die  Kranke  hierdurch  erhalten,  bis  sich  nach  den 
angewandten  Mitteln  der  unterdrAokte  Fafsschwetfe 
una  die  Menstruation  wieder  einCuiden,  mit  deren 
Eintritt  die  Beschwerden  im  Schlünde  sogleich  auf» 
hörten. 

Chininmm  sulphurieum  gt>gen  Haemorrhagimm  -*- 
Dr«  Klokow  fand,  wie  frfiher  schon  in  seiner  Praxi» 
den  Nutzen  des  Chinin* Sulphatt  bestätigt« 

Bei  einer  fünfzigjährigen ,  schon  lange  an 
Llhmung  der  untern  Extremitäten  leidenden  Frau» 
waren  in  Folge  der  sitzenden  Lebensart »  an 
welcher  sie  gezwungen  war,  profuse  Hämorrhei- 
den  eingetreten,  die  sich  so  vermehrten,  dafs  an 
Ende  bei  jeder,  selbst  willigen  Leibesöffnung,  we- 
nigstens ein  halbes  Quart  Blut  abging.  Ein  kleiner^ 
ritternder,  intermitnrenden  Puls,  BUsso,  kalter 
Schweifs,  Schwindel,  Schluchzen,  Flechsenspringen» 
kalt.e  Extremitäten,  waren  deutliche  Zeichen  der 
Pepleiion ,  und  es  nahm«'  der  ^rst^  zu  kalten  Um* 
icfalägen,  Injectionen  toa  China  mit  Alaun  und  su 


—    120    — 


TtnpoBt,  itmerUeh  abet  sur  MineralBlun,  Alinii, 
ZuDBit,  Ipccacuaaht  und  Opium ,  tein«  Znnucht. 

D«  Ütte  BUttd  nicht!  Cmchtet«»,  «nd  dit 
Kranke  bei  der  näcbiten  Scublentieerang  bu  aterbei 
drohte  9  to  wurde  Chinm  •  Sulpkmt  angewendec 
Schon  nach  der  sweiten  Gabe,  sa  Tier  Graneay 
minderte  sich  der  Bluubgang,  und  nach  der  rieiw 
ten  blieb  er  gans  eni» 

Nmti&n  dss   Tartarms  emeticus   in   grofsmi  Dotm 
hei  entsBndUeker  BrufUtffmeiion*  —  Ueber  die  Wirk* 
•anheic    det^     achon     alten,     aber     Ton     PejcUcr 
nnA    nenerdingi    von     Wolf   %vl    Warschau    em- 
pfohlenen Gebrauchs  des  Brechweinsteina  in  no- 
Men    Gaben    bei    entoOndUchen   Brnatbeachweraoi 
InfMrt  Dr.   Saffert^    dafs   er  davon  ebenfalla   ackr 
crwanaebten    Erfolg    eesehen    habe*      Eine   4ojliu 
rigCy  an  jisthma  humidum  liCidende,  setate  sich  et- 
iler Erhllcnng  aus,  'vrorauf  der  gewöhnliche  Jini« 
imrf  stockte ,  und  die  Brustbeschwerden   aich  ba* 
deutend    steiHerten.      Gewöhnliche    Mittel   haUn 
nicht,  als  Aderlässe,    Salpeter,   Salmiak,    Blasen* 
pAaster  etc.     Der   Arit  entachlols   aich  nun,   arsc 
acht,  apiter  fünfzehn  Gran  Brechweinstein  inciBar 
Mixtur  binnen  14  Stunden   zu  geben,  und  stallte 
die  Kranke  binnen  5  Tagen   bis  auf  einen  znrfick- 
gebliebenen  krampfhaften  Husten  wieder  her,  wel- 
cher der  Belladonna  und  Digitalis  wich«    Nach  den 
atarken  Dosen  des  Brech Weinsteins  erfolgte  nur  in- 
erst  Erbrechen,   später  traten  einige  flüssige  StflUe 
und  reichlicher  Schweifs   ein,    w^odnrch  Patiealia 
aber  keineswegs  bedeutend  geschwächt  warde.- 

I^enstrna  durch  die  Brüste,  —  Der  Kreis -PhT- 
tikus,  Medicinal-Rath  Dr.  Büttner  zu  HalbersUdt, 
theilt  einen  Fall  mit,  wo  sich  bei  einer  hysteri« 
achen  Person  die  Menses  durch  die  Brüste  zeigten. 
Sie  hatte  während  dieser  Zeit  ihre  gewöhnlichen 
wnolimina^  welche  sich  erst  verloren,  nachdem  sie 
binnen  6  Tagen  zwischen  5  bis  6  Erslöffel  voll  Blut 
durch  die  BrQste  verloren  hatte.  Nachher  erfolgte 
ein  weifser»  schleimiger  Ausflafi  aus  denselben.  In 
den  Brüsten  zeigte  sich  während  der  Zeit  weder 
Geschwulst  noch  Schmerz.  *) 

*)   Solche  Menttnialblutimgen  aus  unf  ewohnlichan  Or- 


-    12\|~ 

Wirkung  der  Blauiaurs  auf  den  Bandwurm^  -^ 
'Bei  •inem  sjjährigen  Knaben,  welcher  am  Band- 
wnnn  {iaenia  lata)  litc,  wandte  ich  folgendee  Heil- 
TtrCahren  mit  glücklichem  Erfolge  an.  Zwei  Tage 
lieff  ich  ihm  so  viel  röthe  Feld  »Erdbeeren,  als  er 
wollt«,  genieftem  Hierbei  gingen  achon  einige 
Glieder  dea  Baadwnrma  ab.  Die  mache  xothe  Erd* 
beere  habe  ich»  um  die  Gegem^art  dea  Bandwurma 
sn  erfbrachen^  sehr  wirkaam  eefunden;  aelbat  bei 
dem  allgemeinen  Gebrauch  derselben  sind  häufig 
mehrere.  Ja  einmal  so  Ellen  abgegangen..  Den  drit. 
ten  Tag  Morgens  6  übr  erhielt  aer  Kleine  i  Lpth 
Oleum  Ricine,  um  6|,  7  und  jl  ühr,  Jedesmal  i5 
Gran  Radi»  ßlie,  ^mar^julv.  und  um  8  Ühr  1}  Lotb 
Oleum  RicinL  um  8j  Uhr  zeigte  aich  bei  einer  star- 
lien  wäCirigen  Datmautleerung  der  Bandwurm  in 
der  li&nge  %  Elle  aufserhalb  des  Afters*  Der  Klein« 
wurde  so  aber  laues  Wasser  gesetat,  daft  das  her« 
«nibängende  Ende  d^  Bandwurms  in  dasselbe  reich- 
te. Das  herTorragende  Ende  des  BandWurma  wurdo 
dicht  am  After  gelinde  fest  gehalten ,  und  der  Theil 
dee  Bandwurms  außerhalb  '  des  Wassers  in  der 
I«infie  Ton  ungefähr  4  Zoll  stark  mit  der  Blau- 
•inre  bestrichen.    Gleich  nach  dem  Bestreichen  be- 

Siflhete  sich  derselbe,  iu  den  After  surdcksuge- 
en,  so  dafs  er  recht  fest  {gehalten  werden  mufs- 
te^  er  bewegte  sich  einigemal  krampfhaft  hin 
und   her,    und    liefs    nun    i^  Elle    fallen.     Nach 

1;  Stunde  erfolgte  wieder  eine  starke  flassige  Aus« 
«erung,  mit  welcher  der  übrige  Theil  des  Band- 
wurms 2  Ellen  lang  todt  abginjg.  Das  letzte  Ende 
desselben  "war  wie  ein  gewöhnlicher  Nähzwirn  von 
aijUderer  Starte  mit  einem  röthlichen  Kopfe  von 
init  Gröfse  eines  kleinen  Hirsekorns,  woran  ein 
Itlner  Saugerüssel  zu  bemerken  war,  versehen. 
Der  Wurm  war  an  aeinem  dünneren  Ende  so  mflr« 
b«9  daCs  er  beim  Berühren  auseinanderging*  Es 
landen  sich  nach  Abgang  des  Wurms  nocb  5  bis  6 
•ehr  "wäfsrige  mit  Schleim  vermischte  Darm -Aus- 
leerungen, (Vom  Kreisphjsikus  Gelnecke  zu.  Stettin). 

ten  müssen  wohl  beritclcsichtigt  werden  zu  ErU'aruxi^ 
mancher  Wundergeschichteu  neuerer  Zeit. 


—    123    — 

nece  Sperre  und  Impfung   der  Podtenffttiigen  nnter- 
drttclit   worden.    —       Frankfurt,     Bei    einer    aberall 
in    den   natürlichen    Gränsen  ^gebliebenen  Sterblich- 
keit  ist  der  Karaktet   det  Krankheiten  entzündlich 
gefrteen,  Brust- Entxflndungen^  Lungensuchcen  und 
mlle  Arten  katarrhalischer  Husten,  so  wie  auch  gich- 
.    tifohe    Krankheiten.      Unter    den    Kindern    ist   die 
Bcinne   mehrmals  Torgekommen,    und    hat,    -wenn 
die'  Knr  bei  Unbekanntschaft  aufgeschoben  worden, 
.   js;etödcec    Au^en  -  Entzündungen ,  rheumatische  Ob- 
renschmerzen  mit  Gehörfehlern,   Kopfweh»  leichte 
Beb ai lach fi eher   und   Wind- Pocken,    sind   gewöhn- 
lich« Erscheinungen  gewesen.     Pie  nat'ürlicMn  Pok- 
.  ken  haben    sieh   nicht    weiter  verbreitet.    Aucb  ist 
die  Gelbsucht   hin    und    wieder    bemerkt   worden. 
Alte   Leute*  sind     durch    Schlagflufs    und   Stickflufs 
flberrascht    und    plötzlich    hingerafft  w^orden*     Die 
Fiebet  siitd   anhaltend,   doch  aber  meistens  remitti- 
rend   und-  mit   gutem   Ausgange  gewesen  ,  und  hat 
di«!  Sterblichkeit  gegen  die  vorigen   Monate   abge- 
noinnien. 

-  IV.  Pommern.  —  Stralsund,  In  diesem  Mo- 
Bita  seigten  sich  besonders  rbeumatische  Fieber, 
Fleareaien,  Entzündungen  der  Organe  des  Unter- 
leibet •  Rosen,  und  hauptsächlich  Kopfrosen ,  Ca- 
'  tetrhal-  und  Wet:hselfieber ,  letztere  jedoch  nur 
hin  und  wieder.  Vorherrschend  bei  diesen  Krauk- 
%ieiten  war  der  gallicht -rheumatische  Stoff*  Epi* 
denien  haben  übrigens  nicht  statt  gefunden »  und 
itc  die  Sterblichkeit  nicht   ungewöhnlich  gewesen. 

V.    Schlesien,    —     Breslau.     Der    allgemeine 
Ktankheits-Ktrakter  war  hier  in  der  Stadt  kaUrrha- 
lisch  rheumatisch -gastrisch,  zuweilen  mit  entzünd- 
licher Beimischung.      Dabei    zeigte    sich  eine  fast 
ellgemein  verbreitete  Neignns  zu  Ausschlägen ,   die 
aar  beim  Ausbruch  als  über  die  Haut  erhebne  Punk- 
te erschienen y  und    deren   Verlauf  auf  3   Tage  be- 
schränkt war.     Häufig  erschienen  auch  bei  Erwach - 
•enen  und  Kindern  die  Nesselsucht  und  die  Schaaf» 
pocken,  desgl/ katarrhalische  Fieber  mit  gastrischen 
ZafUleUy  rheumatische  und  Gichtbeschwerden  und 
Stickhusten.      Nicht    minder    häufig    waren  Nasen- 
''  hinten,  Zahnbeschwerden,  und  in  der  letzten  Hälfte 
des    Monats    Wechselfieber.     Auch    kamen   mehrere 
Sclalsgllässto  vor.      Eine  sehr    beträchtliche  Ansabl 


—    125    — 

VI*  Posen,  -^  Pötän*  'AuTser,  dafsimOitrstaxo- 
iM^eTy  Fraastädter^  Pl«schner  und  :&otoschineT  Kr. 
hin  und  'wieder  noch  Menichen  am  Scharlaehfieber 
krank  liegen^  und  unter  Kindern  die  Maaem  eraa* 
•iren,  euch  im  Ottrieizower  Kr.  die  natürlichen 
Pocken  ausgebrochen  sind,  in  von  epidemiichen 
Krankheiten  nichtt  xu  höVen.  Jene  Krankheiten 
eind  nirgends  bösartig,  und  die  Impfung  der  Schuts. 
blättern  wird  jetzt  mit  besonderer  Th&tigkeit  be. 
trieben.  -^  Bromherg.  In  der  Vorstadt  von  Koro- 
Bowo  sind  mehrere  Menschen  an  Fetedhien  und 
am  Faulfieber  gestorben,  die  sich  jedoch  in  Folg» 
der  angewendeten  Heilmittel  und  poliieilichen  Maif- 
regeln  nicht  weiter  Terbreitet  haben,  und  bereits  im 
^.bfiehmen  sind.  In  Fordon  xeieten  sich  in  einer 
Juden» Familie  die  natürlichen  Blattern,  Die  ge- 
troffenen Anordnungen  haben  aUen  nachfheiligen 
Folgen  Torgebengt.  Noch  sind  hie  und  da  Nerven- 
fieber,  jedoch  ohne  bedeutende  Sterblichkeit  vor- 
Sekommen,  wovon  das  su  RonowOy  Wirsitser  Kr. 
Llein  poliseiliche  Madregeln  nothwendie  machte. 
Di«  eingetretene  warme  und  eesunde  Witterung 
wird  bonentiich  aUen  dieaen  üeoeln  ein  Ende  ma- 
•kta.  Scharlaehfieber»  Maaem  und  Rötheln  Iierr* 
•eben  fast  überall,  aber  gutartig. 

VII.  Sachsen»  —  Magdeburg»  Die  Anzahl 
der  Kranken  war  nicht  erheblich ,  so  wie*  auch  die 
Sterblichkeit  unter  den  Menschen  die  gewöhnli- 
chen Gränien  nicht  überschritt.  Der  rheumatisch - 
gastrische  Krankhaits-Karakter  blieb  auch  im  Mo- 
nat April  der  herrschende.  Im  hiesigen  Militair- 
X«aiareth  waren  7  Individuen  von  den  Menschen^ 
blättern  befallen.  Es  wurde  deshalb  eine  allge- 
stiaine  Schntsblattem  •  Impfunjg  im  hiesigen  Stadt- 
kreise eingeleitet.  — >  Merseburg,  Unter  den  Kin* 
dem  sind  in  einigen  Kreisen  noch  immer  die  Ma- 
sern verbreitet ,  und  in  dem  Dorfe  Reichenhayn  im 
Liebenwerdaer  Kr«  sind  die  naturliehen  Menschen- 
blattem  ausgebrochen.  Es  aind  sofort  die  nöthieexi 
Matsre^eln. ergriffen  ^worden,  um  der  weiteren  Ver- 
breitung dieser  Krankheit  sa^  besegnen.  —  Erfurts 
Krankheiten  und  Sterblichkeit  sind  nicht  aufserge- 
%röhnlich.  Blofs  in  mehreren  Gemeinden  des  Eichs- 
leldes  'haben  die  Masern  unter  den  Kindertf  stark 
geherrscht^  und  deren  ssehr  als  'gewöhnlich  bin« 


-  nr  — 

X.  Nitdtrrhtim.  —  Kohlenx,  Die  rLanmili- 
■clieu  Uebel  liiben  im  Tarmcbenen  Muniis  foit- 
gedauert,  and  die  Slsrblichkeil  iit  iinier  ■luo  und 
ich  w  schlichen  Leiitan,  .beienderi  Biuiikrankcii, 
•taxker  all  eewöhnlicfa  gafre«an  ;  am  ailrkilen  je- 
doch uutei  den  Kinderki ,  welcba  Ton  den  Migeim 
befallen  wurdan ,  indem  djate  Krankheit,  ivelcha 
anfänglich  gar  nicht  bösaittg  war,  in  dei  letiten 
Zeit  einen  eeßhrlichen  Karakter  ingentfininen  hat. 
—  Jachtn.  Wenn  auch  keine  .llgemein  leh&dlichen 
Einwirkungen  der  Witternag  auf  den  Geinildheit)* 
Zualind  der  iVIenichqn  irahTgenommen  worden  »ind, 
■o  icheint  aa  doch,  dif*  lolcb«,  bii  zum  EintViite 
der  geliuderEn  TemUeratur,  beaonderi  auf  alte  und 
ichwicbliche,  an  Gicht  und  Bruat-Debeln  l«ideade 
Fenonen,  nachtheilig^influiTt  bat,  und  mag  hierin 
-wobl  ein  Grund  dot  gTöfseren  Bteiblichkeit  im  rar- 
Boaienen  Monate  eeFunden  eiyn.  Anileckende  Krank- 
keiten-'baben  nicht  geEcrrachr-  Die  maiiten  Todei- 
[ällo  trafen  alts  achwiic bliche  an  ehroniachan  Uebela 
leidend«  FsTiouen,  .di«  gairiihalieh  im  Fidh^ahra 
derNatuT  ihren  Tribut  zahlen.  —  TrUr.  Ea  heiTicbt 
fatt  allmibalbeu  Getuudhvit  anter  den  Menschen. 
Aniteckende  Krankheiten,-  ao  tri«  die  Igy^tiacbe 
Augeu- Krankheit  und  diu  BUuarn,  haben  aich  un- 
.    ;eK  den  Hentchen  nirgendwo  Taiip Aren  laaaeni 


ff^ittfrungt-  und G»tuiidh»üt- Conttitation  eonSnUn 


1 

m   F 

ebruar    1834. 

T.B. 

a 

i 
i 

1 

•d 

1 

Wittitung. 

'  B. 

T'i 

±1 
+  i 

1° 

k 

hell,  WoIM».  Frou. 

KmiM 


k;; 


hell,  ^Dllieii. 
hBlI,  KnchTfrost. 
IjsIJ,  WolLdi. 
iriib, 

trSb,  Begen. 
rrüb,  Scfine«. 
Schn«o. 
trtb.  I 


SoDDsabUcka. 


Di*  WitterdOK  im  Febnui  Wif  clei  im  Deisilt« 

.   b«  tind  Janiur  gldcli,   m   maliieaeii  nut  Uichla 

Kaelufrfitt^  «omt  bcmclite  fatt  durcbgehendi  Thia* 

waltw,  trflbCT  Uiniuel,  f«bi  TeDcliteXiirc.  walch« 

jadaoh  wenig  R«gen  aiw  Sehne«  niedwAIlnt  llafti 

Dat  Hiinia«!  «at  8  ^]^*  gtbroehm,  10  Tag« 
hall  mit  WoUtan  und  11  Tag«  uob«.  Wiudtag« 
wastn  7,  ran  walchait  alcli  dar  i5te^  bdonderi  aber 
dar  Uta  durch  Stnrm  «uisaiehneta,  Bflgenuga  wa* 
ran  gt  einmal  fiel  Hagal  nild  7  nil  Schnee  1  NMIbt< 
raifa  gab  a*  4,  dnnuiga  Tage  3. 

Der  Tempeiitiir  aich  gab  •»  5  Ftoittaga  and 
«4  Tage  Tliauwatin.  ron  iralchen  7  mit  Naalu* 
bflaten    haglaitat   iratan.     ag  3^a    haam   *--'■^— 


I«mb.LVIU.B.6.8g 


—    131    — 

^  Dm  ToteBlitten^  diefes  Monats  enthalten  die 
Zeit  TOM  3t.  Jannar  ind.  bis  som  strj^  Februar  inel. 
also  18  Tage.  Aof  den  Tag  fielen  im  Dardisckaitt 
lU  TodesHlle  nnd  23  Gebarten.  In  Vergleich  snm 
Jannar  haben  sich  die  Gebnrten  um  1 ,  and  die  To« 
desfUIe  um  i|  wermehri» 

Vermehrt  hat  sich  die  Sterblichkeit :  derch  Schwi- 
che  am  fl,  nnter  Krimplsn  nm  3o,  am  Wasierhopff 
nm  fl«  am  Stickhusten  nm  l ,  an  den  Poeken  nm  ip 
«n  Entaandangsficbem  nm  17 ,  am  Gallenfiebcr  um  I, 
am  Sehleimfieoer  nm  i,  am  Zahnfieber  nm  10,  an 
der  Langensucht  nm  5,  an  der  Gelbsucht  nm  1,  ina 
Kindbette  nm  1,  am  Krebs  nm  3,  die  Zahl  der 
SslbttmSrder  nm  i,  an  Herskrankheiten  nm  3. 

Vmmmdert'  hat  sich  die  Sterblichkeit:  beim 
Zahne*  lun  6,  am  Nenrenfieber  um  i,  an  der  Bein« 
ao  aai  1«  an  der  Wassersucht  nm  6«  sm  Blntstnn 
nm  s,  am  Schlagflnfs  nm  9»  ciS  Satkräfinag  am  4, 
die  Zahl  der  Todtgebomen  am  14. 

YoB  des  s58  Gesiorhenen  mnier  10  Jmkreu  waren 


t  _ 


trit  km  mnuup  55  im  sweiten,  1«  im  dritten,  17  im 
Hmwtmp  5  im  filnCten,  i3  von  5  bis  10  Jshren,  Dia 
limMtahheir  in  diesen  Jahren  bat  sich  in  Vergleich 
«iai  TOngen  Monat  vermehrt  nm  ia> 

im  0ruen  Lebensjmhre  starben  ^  die  go  Todm- 
bona*  mitgerechnet  9  84  Knaben  7  t  Midchen«  dar- 
■Mar  i3  aasiSchwlche,  a  beim  Zahnen,  unter  KiAaM 
}ßm  fr  f  •>  Scropheln  i»  am  Stiekhnstea  4,  an  iffa* 
m^  Bf  am  EntxAndnngsSeber  i,  aa  der  Abseh« 
UM  6*  an  der  Brinne  i.  an  der  Wassersnehc  i» 
•äsafelagflals  is,  an  Brand  1,  dorch  UaglAchafSül  i. 

Voa  4aB  49  geftorheneH  mmeklleh  gehormen  Kin* 
4»a  waiCB  Si  im  ersten,  4  im  iweiten.  a  im  drit« 

.  «a,  3  iaa  Tia«en,  t  im  fAnften,  1  im  aehaten  Jabra. 
b  Mna  gestofben:  a  ans  Sahwiehe,  1   beim  Zah* 

.im,  17  tmiar  Kitmpfaiif  t  «a  Stiefchofttn,  i  am 
llbadMfcScbar,  1  an  Bat »fladaag ,  6  sn  der  Ab- 
idm^7>  u  ^«v  Wuiamiaht,  4  am  Schlaglals 
■  UtoaB  todc  gaboraa« 


V«»  4aB  179  Gest€ehemem  feher  10  Jmhren 

.t  8:aM  !•  hi«  15»  7  von  15  bis  20,  41  von  ao  bis  5d, 

tf  Toa  So  hie  4o,  4a  too  40  bis  5o,  44  ron  5obii  60» 

VToaSobitTO,  SQTonTobisgc'j  18  ▼«'u  &•  ^  9^*^ 

12 


!ckh'[Ji"n  '.       '.       '. 

Liemimd  Röthsln! 
hirl.irJihcher  . 
txrniiliuEilieb^ru  , 
illefitielier 


loi'dei 

'Ull>.h< 


iilauniBii  Kiaufchei" 


s 


Jimi0m  3€mrpm  wmm  jMmmilwmmm  Slür  JI^Mm» 

M«  mmd  Jmirfffiffrftiilf >•  _  1mm 


1#  Jim»»  ttr  Jhtfmmg  wU  totrigmmg. 


X»  O^  Sm^hM9  4tud0€im  md 


B9A^  üä  eim  mitd  fimfiigmm 


/ 


i 


i    \ 


^ 


—    135    -^ 


.     ^  Inhalt 

des  acht  und.  fünfzigsten  Bundes* 


ErstesStftclu 

8eiu. 
Vorbericbt  des  Herautgebert  •        •        .        •  i» 

I«  Dit  Gefahren  der  Blutenuiebung,  Ein  Wort 
zur  fiehersigung  bei  der  Blut  Verschwendung 
unterer  Zeit.     Vom '  Herausgeber          .        .  5 

IL  Ueber  die  Irren.  Vom  Regierungsrath  Dr* 
Kausch  zu  Liegnits ^ft5 

III.  Fbrteeseute  Bemerkungen  des  Freiherrn 
von  fVedekind  über  den  Gebrauch  des  &uen* 
den  Queeksiibertublimats       •        •        •        •     •   38 

IV.  Merkwürdige  Beobachtung  von  ausgebro- 
cheneu Armpolypen.  Von  pr.  Nilüter  sn 
Pforzheim,  Mit  zwei  nach  der  Natur  gemach- 
ten Zeichnungen,  Nebst  kritischen  Bemer«» 
kungen  des  Herausgebers       .        •        •     '  •        5/ 

V«  Bemerkungen    über   das   Wildbad  Gasteiii. 

Von  'Dt^  Klaatsch  in  Berlin  «  •  •  •  72 
VI*  Medicinisbhe  Beobachtungen  und  Verglei- 
chungen  verschiedener  Schriftsteller  alter  und 
neuer  Zeit  im  Gebiete  der  Arzneiwissenschaft. 
Von  Dr.  J.  A,  Pitschaft  au  Heidelberg.  (Fort« 
Setzung.)  .•«•«,•*  87 
VII-  Kurze  Nachrichten  und  AusiOge. 

1.  Geschichte  und  Arbeiten  der  medisinisch- 
chirurgischen  Gesellschaft  zu  Berlin  im  Jahre 
1B23.  Nebst  dem  Namenverzeicbnift  der 
Mitglieder  und  Conrespondenten  .  •  101 
a.  V\^ar  der  kürzlich  in  Paris  wegen  Vergif- 
tung hingerichtete  Arzt  Casfaing  dieses  Ver* 


( 


Infi 


—    136    — 

Sflin. 
brechMit  tchiiMig  od«  nidit?    Vom  H«r- 
«nteebsr        »       •       »       •        •       •     -  •     ii3 

9.  Vmriuch  der  MintiBlwltser  im  Btiliii  in 
Jahre  182a,    Yon  demselben        •        •        *.   ^^ 

4.  Marmeladt  gegen  Haften  nnd  katasdifli» 
•che  Affectionen  der  Luftröhre  •  iil 

$p  M  itceilen  prenftitcher  Aente.  eas  den  Tier- 
teljihrigeu  Saniattbeiiehten«  (Fortseunng).  tl5 

Meleene,  glAcklich  geheilt.  -»  Hydrops  tee» 
oetnf  renelit*  -—  Heilung  der  Fhibisis  dorch 
Gnthenteft.«—  Heilung  einer  Kniegetchwnltc 
durch  innere  Mittel.  —  Heilung  einer  Brust* 
Terhirtung.  "^  Heilung  einer  Beuohwaster« 
sucht»  «i»-  neilung  eines  Diabetes  insipidut. 
«-  KOtmliche  Anwendung -des  £ieens  und 
dfx  Calendula  bei  Brustverhärtnng. 

JBitte  an  die  Herren  -Einsender,  Vom  JZemsf* 
ejfßr      •        .        •        •        f        •        •        •      119 
alt  der  Bibliothek  der  prähtiscben  Heil- 
hunde,  Januar     »        •        »        •        ^ .      ,     tit 

Zweites    Stfteh, 

I.  Die  SalePwuTscl  und  deren  Surrogate, ..  Von 

Prof.  J.  C,  py,  ff^endi  in  Kopenhagen       .         3 
Ueber  den  Weftindischen  Salep,   oder  die  Ar- 
row-Wurzel,  detfen  Anbau,  Zubereitung  und 
allgemeinen  Eigenschaften.  Vom  €and.  Pharm» 
P,1E,  Benutn  a|if  St.  Croix    •        ...      35 

U-  Bin  Beitrag  xur  Therapie  der  Nachhranhheit 
des  Bcharlaehs.  Vom  X>r.  ^,  F.  Fischsr  an 
Dretden    ...,#»,•       50 

ni.  Fernere  Erfahrungen  Ober  die  An^w^endong 
des  Salmiaks  in  grofsen  Gaben«  Von  Demselben   66 

JV.  Einige  Bemeäungen  über  die  Anwendan^ 
des  kalten  Wassers  in  Fiebern.  Von  dem 
Freiherm  oen  ff^edekinü        .         ,        •        .       70 

V.  Üeber  den  J^ataen  des  kalten  Wasse]:s  beiVer» 
giftang;en  durch  Mohnsaffu    Von  Demselben       84 

Vi.  Geschichte  einer  Familie  yon  Blutern  in 
Warteraberg.  Vom  Dr.  Eisaesser  in  Möhrin» 
gen  bei  Stuttgarr •       flj 

Vn.  Kurze  Kachrichten  and  Auszfige» 
1.  Bidechronik  vom  Jahre  I825. 
Mtricnbad,    Ifom  Pr.  Schtm  daselbst       i     117 


I 
I 


^    437   — 

Sflltf . 

6.  Miiopllen  prenCiisoIier  Aerzte  «us  dcfn  yier- 

teliäfaTipenoaniUttberichten.  (Fortsetzung),    1A4  ^ 
Nacntlieiiige  Wirkungen  der  Jodine.  w«'  Bind* 
wurm» 

3.  Oleum  Ricini  ardficitle.  Vom  IforaurgehS^    135 

4*  Gans  durchsichtiger  Herzbeutel^    Vom  Dr. 
Binz0  Stt  Waidenborg        •-       t        »        •      a^ 

5»  Witterängt- und  6etttndheiti«Conititndon 
Ton  Berlin  im  Qetober  iSsS*     ,        •        •      ify 

Inhalt   der  Bibliothek  der  praktischen  Heil- 
kunde, Februar    •     \       ,       ♦       ,       •      '33 


Drittel    Stück« 


.  i» 


!♦  Hydrophobie. 
Die  Wnthbläschen  unter  der  Znn^e ,  in  Grie-  '  - 
chenland  scbon  längst  bekannt ,  und  daselbst* 
Lyfses  genannt.  Vom  Dr.  Xanthos  zu  Siph- 
nus  in  Griechenland.  Mit  einer  Nachschrift 
des  Herausgebers  ..'...•  3 

Beobachtungen  über  die  Hundswutfa^  von  Dr. 

WLichael  Slarochettl  zu  Moskau  •        .         11 

Jl^aftjfWj  Beobachtungen  über  diesen  Gegenstand  17 
Aufgabe.    Vom  Herausgeber  ,        «         .        «ig 
Uebersicht  der  binnen  10  Jahren  in  der  Freufs» 
Monarchie  an   der  Wasserscheu  Verstorbe- 
nen,   Vom  Herausgeber       •        •        •        •         >9 
Einiee  kurse  medizinische  und  medieinisch*- 
poMeillche  Bemerkungen  über  di»  Hunds« 
wuth  und  über  die  Wasserscheu.  Tom  Hof- 
rath  Dr.  Hinze  tu  Waidenburg         «        •        Af 
IL  Ueber  die  Anwendung  der  Douche  und  des 
Frottirens  in  Badeanstalten»  Vom  Re^erungs- 
nnd  Med.-Rath  Dr.  Kausch  lu  Liegniti       •        33 
JH.  Vergleichende^  Blicke  auf  den  Gang  epidc" 
jnischer  Krankheiten,  nebst  Bemerkungen  über 
die  grofsen  Vortheile  der   abkühlenden  Me* 
thode«    Vom  Med,  Katli  Dr*  J»  J,  Reujs  zu 
,  AschalTenburg    ••••»••        4' 
IV'  Ein  Beitrag  sur  Diagnose  und  Aetiologie 
des  Asthma  spasmodicum  chronicum  siccum»  * 
Vom  Dr«  H,  Hoffbauer  zu  Bielefeld      •        •        go 
V*  Fälle  von  Bleichsucht.    Von  Dr.  Dombl&th 
SU  Fau  in  Mecklenburg         •       •       »       .      v^ 


Stiu. 
YL  ir«n«  KaefaiieliCvB  «nd  AnnOge,    . 

a.  BftdUchronik  Toai  Jalm  I8a3.    (Fom.)  ii4 

ft)  Dlm  Bnuram*  im4  Molkenaatult  si^  Sals- 
fcniiiii  im  Schlatiidban  Oebirge.  Von^  Dr^ 
ZemtpUm  djMelbtI.  —  5)  R«hbi|ig.  Von  Dr. 
Mk^rs  sa  Waiutorf:  -r-  4)  8«dbad  M  Cw   . 

9.  BnglisolMt  UnhMi  über  CmnaingU  Hinricli« 
tSBC        •        •        •        •        •        •        i        •      >3^ 

S*  |J«5emcbt  das  allgemeinen  OetiUidlieiuau- 
•undet  in  der  PreuCi,  Monarohie  vom  Mo- 

Btt  Januar     •        • |99 

Korretpondensnaekriobt    aut  dem   MecUen«  ' 
biin(ts€ben.    Von  I>r.  &  A*  Goeden       •      l45 

4.  Wiuemngi*  nnd  6einndbeiu*€ou8titution 
Ton  Berlin  im  Hovember  i823  •  145 

Inhalt  der  Bibliothek  des  praktiscben  Heil* 
konde»  BSän         ••••*•     l58 

Vijort  ea     S  t  flck« 

I,  Delirium  potatomv.    Mit  einer  Einleitung 
des  Herausgebers      •        «        .  ^      «         .         .5 
!•    Beobachtungen    fiber    Delirium    tremens. 

Vom  Dn  Be£^  in  Bernburg  •  •  .  9 
a.  Ueber  Delirium  tremens.    Vom  Dr,  D,  G* 

Kriebel  su  Berlin  .         ,         •         «         .        16 

3.  Ueber  die  Hirnentzfindung  der  Säufer«  Vom 

Dr.  Andreas  su  Magdeburg        »         •        •       43 

II.  Neueste  Nachrichten  ober  Driburg.  Vom 
Hofrsth  Ficker,  Nebst  einem  Anhang  des  Het' 
ausgehers  über  den  Unterschied  der  Seebäder 
Yon  den  Stshlbädern.  (Hiezu  eine  SteindruchtsfO  67 

IlL  Die  Kräfte  der  Artemitia  vulgaris  gegen  die 
Epilepsie.  ^  Vom    Herausgeher         .         .        ,        78 

IV.  Aftedisinische  Beobachtungen  und  Verglei* 
chungen  verschiedener  Schriftsteller  alter  und 
neuer  Zeit  im  Gebiete  der  Arzneiwissenschäft, 
Vom  Dr.  J.  A,  Pitschaft  zu  Heidelberg        •        89 

V.  Kurse  Nachrichten  und  Auszüge. 

1«  Fälle  der  acuteu  Milzentsündung.     Von  C* 
fV,  H,  Ronander y  Wundarzt  zu  Stockholm. 
Mit  Bemeikungen  begleitet  von  Dr.  G*  v»  d, 
ei      Busch  zu  Bremen        ♦        •        «        •        •      101 


\    4 


—    139    -> 

i 

Seite» 
a.  Tef^eidiettde  üebenMit  4cr  irwteliiejfe.    - 
Bca  Cbmaitem  in  Biichmg  auf  ilvea  C^e. 
lult  «n  Cbmiii  und  CiaehoiUB^  vom  M«id. 
AtMMovMidMIttsaMb^ebtti^  aiii{eiii<  ik 
TOM  Med.  Bath  JIaIis^  leeelba         »       ..      «09 
§•  Miscelleii  preuCiiteher  Aeimce  e«s  dea  Tfter^ 
teljihgigea  TwattinKerichun^  (Pometsanji).  115 
UebcrCiieiiiig  eonugidter  Stoffs  tob  Ti^it- 
xea  auf  Meaaeheii*  —  Heilaae  einer  to  11* 
lirämienea  Anenratit*  •—    fif «nrl^wüidi  ge 
Itfitiaehe  Haut  •  Defqnaniation. 
4«  Medisinifche  Voflesaagen  anf  dev  Univier* 

titat  Berlin  in  Sommer  i8i4  •       ••      117 

^*  Uebersicht.  des  tigern  einen  Getnndheitattn* 
atandea  in  der  Preoia«  Monarchie  Yom  A(Io* 
Bat  Februar  •        •        •        •        •        •    -     •      lai 

6.  Witiemnge-  und  Gesundheita^Conatitnttion  . 

fM>n  Berlin  im  December  i823  •        •        •  ,  137 
Inbalt  der  Bibliothek  der  praktischen  Hisil- 
kiuidey  April       •       •       •       •       •        •      i33 

Fftaftot     Staok. 

!•  Die  pharmakologische  Beaeichnung  der  IHi- 
neralw&fser.  Ein  Fragment  von  Professor  Qhru 
stoph  HßinHch  Emsi  Bischof  au  Bonn  •         S 

U*  Fernerer  Bericht  fiber  den  Kutaen  der  'Ga- 
leopais  grandiflora  oder  der  Lieberschen  Jl  us* 
sehrungskräuter  in  der  Lungensncht«  Von  iDr. 
fV^sener  zu  DOlmen  •         •       •       •       •        •        64 

HL  Erfahrnngen  über  den.  Brechweinstein   in 

S roden  Dösen  gegen  entafindliche  Brost  lei« 
en »  und  Ober  den  Berger  licberthran  geisen 
chronische  Rheumatismen  und  Gioht»  Von 
Demselben         •        •        •        •'••        #        72 

tV«  Ueber  die  Himentsfindung  der  Sftufer«  Vom 
Dr.  Andreae  zu  Magdeburg,    fFortsetsunj^)         77 

V.  Einige  Versuche  mit  dem  Chiniiiium  auU 
phuricum  nebst  Angabe  einer  Ton  der  bishe* 
rigen  abweichenden  Bereitungsart  dieses  PAan« 
aensahes*  Vom  Regier.«  u«Med.-Rath  Nie^ 
mann  su  Merseburg        •        •        •        •        *     io3 

VI*  Vaccination.    (Fortsetsung),< 

Feier  des  Jenner  >  oder  Vaccisations  •  Festaa 


—    140    — '     ^ 

KU  Bfrlin  Im  Jihra  i8i4»  nebtt  Aaseige  £er 
im  Jahr«  1882  in  dargimsan  Praiiftitc)Laa  Mo-- 
aarakia  Vaeoinirtan.    von  ^Hufeirnnd     '»        •    lia 
VII.  Xn  na  {faaliriohtan.nnd-Atiiidge.' 
1;  Hj'partrophia  daa  GalunU,  atau  Hydxopt 

caarciDxi.  'Von  Hufoland        »^     «       «        •    114 
fi*  Eitiiga  nlhara  Baftuaimnagan  nnd^Zaaitsa- 
an   der  im  vorigen  Stfick  anthaltenon  Bä- 
lianuitmaöhong  der  BeyCartfvurz«r  ala  And- 
apilepücam«    Vom  Dr;  Bmrdach  la  Triebel 
bei  Soran        •        •        •     ■  ..        •        .        .    ii5 
5.  UrtJ'iail  det  Ballonins  ab«  d.AderLib  inPlautStii  117 
4«  S&a  ra tilgende  Fattillan  (Trochiaci  aliiorban- 

Ut)«     Von  Uafeländ       *        •        •        •       .116 
5*  Coi:responde|ianachricbtaa '  •        •        •       •    119 
6*  Mit  celfen  prenfsiachar  AepEta  ans  den  vier- 
Ulli  fangen  SanitiCiberichten,  fFortaeuung.)  iflo 
Kitch  der  Geburt  ofian   gebliebener' Ura- 
ch of.  1^  Erbliclie  UebersaaL  von  Fingern. 
Heilang  einer  Phlegmasia  alba  durch  Va» 
aiicatorien«  —  Kali  cautticum  und  Carmi' 
ch  aeVs  Methode  ge[^en  Scropheln»  —  Mit« 
teil  gegen  Gedtcntnifischwäehe.  1 
7*  üeb  ersieht  des  allgemeinen  Gesundheitssu-. 
auniles  in  der  Praufs,  Monarchie  vom  Mo« 

nst  IMärs ia5 

8t-Witterungt.  und  Gesundheita  »  Constitution 

von  Berlin  im  Januar   •        •        •        •        /  129 
Inhalt   der  Bibliothek  der  praktischen  Heil- 
kancla»  May      •*»•««,    1$^ 

8eehstos      Stück» 

I,  Dia  Ankunft  der  orientalischen  Cholera  am 
Mittelländischen  und  Kaspischen  Meere.  Vom 
Russ«  Xai^erl.  Staatsrath  und  Leibarzt  Dr.  X 
"Rekuitcnn    •        , 5 

II,  Die  Pest  in    Marseille- und  in  der  Provence 
während  der  Jahre    lyao  und  1721.     Von  Pe- 
ter  Eduard  LemQutey,  Aus  dem  Französischen' 
übersetzt  von  J,  F,  Koreff,  ^i(  einer  SchluCs« 
bomerkung  von  Hufeland       ,        ,        ,        .       17 

III,  Die  pharmakologische  Bezeichnung  der  Mi« 
neralwasser.  Ein  Fragment  vou  Professor  Chri^ 
noph  Henrich  Ermf  Bischoff  au  Bona«  (Schlufs.)   7& 


—    141    — 

Sehe. 
IV«  Kurse  NachncLten  nnd  Aussfige« 

1«  Merkwfiidiee  Wirkung   der  Jodiile  auf  das 

Schwinden  der  Brüste.  Von  Hufeland  .  115 
£.  Bestätigung  der  Eigenschafj;  des  Barbenrog« 

gen  9  Cholera  zu  eireeen.  Von  Hufeland        114 
3.  CTeber  Leibesverstopfung  und  den  Niitsen 
des  Lufteinblasena  m  derselben«    Vom  IJn 
Pf^illiam  IVEaxwell  .        •        .       •        •       115 

4«  Miscellen  preufsischer  Aerste  aus  Jen  ^rier* 
tel jährigen  Sanitätsberiohten^Cl^ortsetstine.)  118 
fjnguentnm  tartariemetiei  gegen  das  VfTech* 
telfieber»  —    !2efanWöchentlicHer  Spasmns 
oesophagi  mit  yöllig  verhindertem  oehluk« 
Ken«  -«    Chininiom  snlphuricum ,  gegen 
äämorrhagien«  —    Nutzen    des  Tartarus 
eraeticns  in  grofsen  Dosen  bei  entsündli« 
chen    Brustattectionen*   —    Menstruaticm 
durch  die  Brfiste;  —  Wirkung  der  Blau«  ^ 
säure  auf  den  Bajqidwumi. 
5«  Üebersicht  des  aUgemeinen  Gesnadliaitti«« 
atandes  in  der  Fretils.  Monarchie  Tom  Mo* 
nat  April         •        «^       •        «      .  «  .     •        •    VkM 
6.  Witterungs  *  and  .Gasnndheita  •  Conatitutioii 

Ton  Berlin  im  Februar  \  •  •  •  \vf 
Inhalt  der  BibUollwk  der  praktischen  Heil* 

künde»  Jnnius  •^...  .  •  •  *  «  154 
Inhalt  des  acht  und  {iimfu  giften  Bandet  •  155 
Kamen  •  Register /.desselben  •  ;  «  «  \^% 
Sachregister  desseHrenf;    •        «.     «       •      ^t    i48 


V. 


^ 


•  < 


Namenregister. 


AbcnHiby,  t  tni. 
Ack.eiiBHui.1,  SS- 

AduH,  I.  M». 

A4oa.VU.3t. 

AalU»,  IT.  9». 


_».  » 


4-AswMWt«.  V,  ■&  BoniSt,  I,  __,  ... 
Albc%  I.  MB;    UL  >IS;  nr,         is.  41. 

«(Tt««-™      »  Bernharfli,  11,  M— U, 

AlCibud«,  VI,  4&  Baniuid,   Vt.  Si.  45. »  ft 

A»b»tB»"tT.».„  T.  BMwiek,  VI   ^  ^ 

Audieae.  IT,  4Si  T.  77-  Bmeliui,  IV,  ^,   ^XK.  ft 

Andietie,  1,  lOS.  BeueriDann,  III,  ,3. 

ADiUdi,  V,  OS.  17.  Biehler,  I,  lua. 

Aulru,  VI,  67-  Bine,  I>  ■(«. 

«Anifccfamu,  VI,  41t.  B).  BiicTioff,  I.  logi  T,  5. 

Ariitotelai.  I.  671  ul,  6.  Btiiic  I,  109:  iV,  nn;  T,  M«. 

Amitrong.  v,  33.  Bhime,  U,  &G. 

AT»Ra,  V,  .6.  «S.  Blj-ani,  il,  iB. 

Aiuluu,  I,  K;  IV,  ga.  ^  Bälim,  I,  u«. 

Alheiiaeiu,  V,  Q.  BoeUr,  I,  103.  oQ;  IV,u7.«)> 

Auciuiin.  I,  loö.  Bokh,  V,  ito. 
».  Ximuriaili,  I,  tag  j  1^  117.     BokJer,  ir,  51.  _ 

Aviceniu,  IV,  3J.  v.  Il^.iiriiiighiiisen,  V.  OL 

Ajlt,  1,  uo>.  Boerhiive,  I,  sS-gSi  Uli  M4| 


ly,  75. 


Biiiiugii,  I.  g» 

B.tlom.1..   V,  117.  ȟniBHifl!..!,  ui,  11.. 

Billy,  ^-l,  ip,  BorronSii»,  VI,»».«. 

S<[(ä.  I,'  iceiVI,  ilS.  ile. 
Buker,  VI,  ,j. 
BlTTbrK.  II,  110. 


BanboUl 

Baribo-Iin,  11,  i>  tu,  jirtmei,  J,  lijp?. 

-  ■  r,  n  ,  4.  Brera     I,  ^  uig  ;  VI,  u 


W. 


da  BellBr.'vl,  (i. 


Jlrera     I,  &«.  109; 
Bnich,  l,Sf 


—  143    — 

Bn.jiui.iii,  ni ..(.  '^r.'lS  ,il  IV  %   "' 

iSn,;Stk  ^  ÄSiÄ  "if  »1  VI.» 

iiiSlS's'''"-*  M»«* 

T.d«mBt.«ch,  iv,  loi.  D<»y •';*"•!, '-J 
Biuie,  I,  u«)  1V|  u 
Bultini,  Ii  103. 


Xluboli,  VI,  S3.  SS. 
Biincui,  I.  109. 
Dioudi,  1,  GB- 


biineniTiui.  iv ,  1^ 
d«Cuidolle,  U,  19.36. 
CtiTiUniii,  I,  fn. 
Cicmichiiel,  v;  tai 
CartDT,  VI,  gg. 
C*nH>  1>  109. 

CupeT.  I,  105.  W7—  i«l-  __ 
Cuiiiiit,  I,  ..»s  lU.  136- 13a- 
Cutelui,  I,  00' 

Ca^ncbioldi  I,  109. 
CcUni,  IV,  pr  ito. 
r.  Unnlcpie,  If  ■<>9' 
^y«.  l,  4i-  äS. 
Clicliui.  I,  IM. 
Cbeviliec,  V,  itg. 
Chicojrucni,  VI,  ». 
CUric,  VI,  U.  SS- 


EberU,  I,  «13., 
Eck,  I,  loeiiV, 
Ecknunn,  i,  fli. 


Eidmtiin.  I.  lo» 
Erhud,  1,  loS-  lo^ 
EtcmüBer,  IV,  go. 


Fenelon,  Vli  EB. 
|ickeV.rV,B7.  7>. 


,  io9)  U,  j«.'eB. 


houUiii.  I,  "09. 
hrciVimi,  I,  109 


Gleghurn,  IV,  ic7. 
Cloqn«!,  t,  lOg.  . 
Cliuiiu,  IV,  tß.  SB« 
G^n^l,  Ii  MÖ> 
Colenu.  II,  iS> 
CooUüchi,  I,  log. 
Conndi,  I,  irä. 
Coiiibnich,I,ci|i  II,  .-o— — " 
Cook«,  v;  lio, 
CoopcT,  1,  ipz.  logi  IV,  igt 

C^el^d,  I,  lOSi  IV,  ST 
Grinrx,  I>9i> 
Ciichioo,  Ii  «S*,—   _ 
a«  Croiuaintc,  VI,  SS, 
Groll,  11.  19  15. 
Crmc.  Ö,  iSS.„ 
CuUen,  I,  go;  H,  <?•  3i- 

Salwln.  I,  9B. 


rickor.IV, 
Fiel».  1,  St 
liiclior,;, 

yotdyiii  11.  ii4- 
FoimeT,  I,  103.  lot.  »7. 

Franklin,  rf,  96. 
Frick.  I.  lOa-  i^o. 
FflcSänke^  1.  loB-  >iO.  ""» 

IVk  IIS-  'SO- 
Fcieia,  I,»«.    _,   „  _  „ 

T.  Froiiep,  l,  iK»  IV,89t  V» 


Ke-iiO-    tnat,  t,  US. 


Oileirai.  t.  90-  0>-  94  t  m,  7f 
OaiiT,  V,  «jj.       ' 
Cnderwu,  VI,#>j 

Oellhaii^  V,  4'. 
GelMCk,  VI,  1«- 
Geoffroy,  II,  iS- 
Gerirdin,  1,  ■">.         . 
0«noii.  I,  "lOt  VI,  ^ 
Gieia.  IV,  90. 
Guben,  II.  !?■_    „    -. 
Gimbecnil,/,  5*1  V.  M. 

Göden,  I|  iiot    U,  3S>    HI*! 

Ovl^e,  IV,  3hS7< 


GoBM,  y.  uf 

Oood,  V,  ijT-  iSS- 
.<!•  Oortar,  I.  tO- 

ert6i.'l,'  i«.'iO?I  IV,  iia  II» 
OradiiiE,  iTf  ^ 

ei»™.  u.  18.  ig. 

M-ÄUot,  V,  >». 
OTU14  VI,  JK.  ,11. 
d€  OrDOte,  Y,  11^. 
Groui,  n.gs. 
OüutliaT,  Id,  13& 

«.  Oiunprecht,  I,  ii 
eiuhlie,  I,  104. 


Howsrt,  VT,  68.7'. 
Howiii,  r,  ,iO.  _, 

H.ifeimid,  I,  90.  w.  ««.«* 

IM,  lof.  1071  Ui  a<>  "(t 

III,  ii5[  lV,g.tS.»9>-i' 
96.  ..7-_..9!   V,  «.71.» 

Hiitchiui'oii,  VI,  9«. 


HmiT.  vi  35-  .     -    „ 

«.  Bu>,  I,  »a. 

BuDar,  I,  »^  „ 

)k(^Br>  i,  u»  106.  ufi  nr. 

BtfCkiuKi  y^  >WL, 
BacsuchWiilar,  It,  «ff, 

SaEm,  I,  U)7.  loei  H,  »,   .. 
■IneCken,  I,  iioi  IVt  BS'4& 

B«nivric1iT,%r  tt>.  M; 
Ben£e,  1,  iio.      '     "   — ' 

Htnning, 

..äÄ,.„ 

HEiiniiiu,  IV,  a 
Keil>ii,>.r.  I.  .,r, 
Bimlr, 


Jüngkcii^  I,  loS.  icet  tVj  U» 
Inliu«,' J,'  109»  VI,  «. 

Kiimer,  U,  z?. 

KwJii  i,  8i'  Mi  t^»  *■ 

»iiuch,  1, 15.  iioi  in,e> 

Kerkhöifi,  li,  »>. 
Be>»«l,  J.  1.0. 
Kefiler,  VI,  1.8. 

KlaitBCli,  I|  7*-  «*  'W-  *** 


Htnning,  II,  iir, 
Haider,  t.gS-iSi  IV,g7. 


tV,U7»H8> 

HodüHpyl,  I.  iiu. 
BoffbAK-r,  ni,  so.         _ 
Boffiuun,  1,90.^.1011  11,77. 
Bofnaiuii  I>  SS-  4>-  f^* 

ioitdiar,  £n,  134. 

äalH.  I.  HO. 
J  lÄo™.l,  vi,  «. 
Barch,  I,  107, 
HorCa,  IV.  u?. 
Boibeberi  I,  irQ. 
Som,  la  lOB)  It,  Si-  Ulf-  WI 

IV,  4)'  «?■  >i7.  >i8, 
HoniNoamit  u,i,v 


KJuge,  I,ioi.Kei  IV,  i* 
Kniipe,  I,  iC«!  I\i  i>7. 
Kölpin,  I,  110.      „ 

KolreiirEr,  V,  7.  »• 
KddMi,  I,  lOS- 
Mopp,  V,  BS. 
KortB,  1,  löBi  VI,  17, 

V.  Krifthelin,  rv,  90. 


Knute,!,  lo;.  lt. 
Kraiiti.  V,  GS. 
KtelschmaT,  VI,  ( 


KtelsG^är,  VT,  St-Sf'     _ 
nieyiig,  t,  liO-,  U,  iioj  alt 

K^eht1,l,  ioailV.6.16. 
Kiaaei,  U,  loa.  »o- 
Krilgtr,  I,  glt  III,  Iw 
Kiinae,  1,  108.  _  « 

Kiinzmaiui.  I,  mf,  ta/t  ft» 

69. 
Krchanlhi^  Uli  ut. 


I*  Vetite,  VI,  4g. 
J.B«nneo,  HI,  13. 
-  JLHfiWi,  VT,  SS. 
Xifonuiiie,  III,  08. 
JLampaiUiu,  VI,  B>- 


iB,  III,  7. 
1,0». 
Ecn,  n,  IS. 


Moneti,  m,  la.  . 
IHoohcim,  V.&h 
Monlr,  n,  li, 
Moniticrf  VI,  4a. 
'  Müller,  1,  S7. 70.  ■ 
Mumr,  U,  4.  if  ( - 
Mnnlniu,  I,  107. 
MTBateTt  U,  19. 


'  Vj'«.  7'i 


7!IV,9J. 


Iiiuk,  I>  lOl.  10a;  IV, 
1    lanne,  II.  £.  «0. 
liochcr,  I,  110. 

Lonidniap,  V,  i5. 
X.orIiuer,  I,  iio. 
ILitcUn,  IV,  ge.  go. 
Lüden,  V,  .ig. 
£.nit,  Ul,  )35> 

van  01sBii«n,  I,  Iia>  . 

Magiitef,  in,  !?• 
•    Mafetti,  I,  .10,  .      , 

Malthiit,  VI,  es. 
laaiieaid,   1,  K«. 
IHmiilLe,  V,  59. 
M>rc*t,  b,  II7I  IV,  M< 
Mirimni,  V,  ic6. 
Marochetri,  III,  4.  7.  "' 

MartiiTi,  II,  14. 
niaaiiil,  lU,  111. 
IMsthioltu,   I,  SD.  SI,  9t.   S5l 

äattiitcliju,  I,  G6. 
uwell.  VI,  i<5 
lUeckel,  II,  u6t  V,  au 
Meineckerl,  S)< 
'  Macdni,  I,ioB. 
Meyei,!.  109.  >u. 
michaatü,  I,  103)  IV,  ig».!«. 

MUevoyol  %,  6B. 

moniu.  I,  iioi  ntiua 

Mofit,  II,  .3, 
IHoldaAbiner,  I,  loj.  loS.' 
Jouxii.LVUI.B.S.8t. 


fliue,  I,  »II  Hf  toe.  t07.  iif. 

I.«,  1161  rt.  vbS. 
Xatoip,  Ir'OS. 
Seiibei,  V,  »  ' 

NeuDiirgi  u,  110. 
Keununn,  1,  u«.  ioS>  *9%  tU 
Keumeittei.  III,  ISJ. 

hÖw'oTv;  lÖg."'     ■' 

\ 
Odbelinl,  IV,  gj. 

le  Barob,  u,  is. 
Onodsi,  I,  iji  I  V,  ic6. 
Oppon,  I,  103.  iiv.wet  IT* 

otq«,  in.  in  tVt  94. 

Ontedt,  n,  3S. 

iHliV,  u7.ii§riT,8t.„ 
Otto,  li  m.  IUI  n,  iif.  »s, 

r>cher,  U,  Kb 

P«az,  V.  61. 

VAllotii,  I,  111. 
Panon,  VI,  55- 
Pancelni.'  f,  76.  91- 
Pare,  IV,  n». 
Pariiol,  VI,  in. 
»aimonlicr,  U,  ig, 
de  Faxil,  VI,  eg. 


Vanbononi  IV,  100. 
FeicBval,  V,   139.      , 
Perleb,  n,  ig.  5ö. 
Paooon,  il,  aj.  S?.    . 
Peicliier,  V,  7S;  "tlM^ 
Vatsne-,  II,  4.  ft 
Petil,  Iir,  157. 
PcTUOiiel,  IV,  9».  _     „ 

PfalF,  1,  91.  K)    0,&a(  Vi 

pfi-ufc?;  n,  5s< 

ffeiilter,  III,  91.  »• 


_     146 


Ipis-F«. ....  1 

iKiihi'i..  ■>••!»■ 

Flunrcb,  I,  se-,,  , 
r<m.  vi.Eft. 

Vucheli,  I.  '»■ 
PiH«.  VI.  7o- 
Tainit,  vi,  75- 

»«oio,  tv,  es- 

nedi.  ».  «.,  ,„ ,  VI   K 

s  fr.!7riv.  *.  '•  * 


ne. 


IV,  90.  95- 


Bbemiu.,  . .,  -^ 

SiSSo^J.'".». 

BSchtcr,  1.  iW.  >"• 
Bingteii.  i,"i. 

BotchUub.  I.  1". 


Hojc'. 


ireb.  U,  3 


Bush,  I,  * 
BiiHel,  Vlj  JO. 


sämau'owlizi  VI,  TS. 
llJ^^^ge'./I'v^Wi-VI.*' 

Scbelluis.  I.  31. 
Schenk,  V ,  75. 
Scho".  U.  ^ 
SchillM.  I.  96. 
Scbinkel,  I,^K. 

Schlsinm<  IV,  »17. 
Schmid.  IIa  uij- 

Schmidi,  1,106. 

Schnniek.pr,  I,  «s. 

SfduJoberg,  I,  !"•_, 

Scliub«rth.  1,  Ines  »▼•  •* 
Schiilies,  n.M.  ST. 
Schultz.,  1,  icei  IV,  I». 
Schul?.,  I.  IC«- 
Schupta,  I,4ce-     ' 
Schwätz.,«.»- 
Schwan,  111,  iS. 
SchweigS".  ••  9^ 
Schneiizer,    1,  w«. 
ScbiidiiB.  I,  111, 
Seesen.  I.^ioH- 

ScWpioüi  I,'9o.  9»;  IViBS. 

SicurS,  VI,  K. 

t!''sieh'Dld.'l.  ic6;  IV,»*»- 

SloMip,  11,  a».  S7. 

Smiili.  II,.U-3o* 

Sol*.  II.  18- 

Soutbeimer.  t,  6. 

SoriT».  VI,  TS- 

aouUec.  VI,  SS.  S» 

Siabeioh,  1, 104.  Uß, 
St«hl.  1.  95.  IM- 
Stark,  I,   loB.  ui. 
Sielf«n,  I,  »11. 
Steinkiüif,  I,  1«.      _ 

Sliehel.  UI,4<i.    „    _^   _  ^ 
SiisEliCe,  J,  IUI  11)  9D.  aMBi> 

V.  Softtl,.»!!. 

Stork^JV,  95.  ,     ■■ 

Storcbi  li  Bf. 


<tnba.  IV,  Ol. 
Strom.  U.  li. 
Stromayeri  V.  36. 


Snffirt.  VI,  HO. 
Sutton.  IV.  jg.  41 
85.8t  90.81. 


TaberiuenontaniDJ  t.  ^ 
Teimer.  L  ic6. 
ThabVtitu.  IV.  90. 


Tnäri!i%Ti.  IV.  9a. 
Tagat.  I.j«. 

Trlbol«'.  1. 111. 
Tromnudoiff.  1,  -fii  II.  ig.  10. 

aa;V.  lofi.  ic6;  VI,  84, 
dojrroT.,Vl.  43. 

fTichiniliaiuen.  1.  gg. 
Vichönaer.  V.  55. 
Tiuie.  I.  loe. 
TTCko-BnAB,  U.  iSi 


Vogel,  i.  ca.  iie'i 


U".   118.  lEO. 

Wihleiibari,  U,  16. 

wllter.  Ü.  ä. 
Willi.  1.  loB. 
TTebb.  V,  139.' 
•V.  Wedoitind.  i.  S8. 

■Wojjeler.  I.iil. 
■WB?sel.  1.  111. 
•WeiEerihoun.  I.  l««. 
WelLud.  I.  68-  91. 

?Ä-iH.;»" ... 


Olaer.  11,  loo. 
Uliicb,  1.  iit. 
CnCar.  1>  iio, 
Umgiuid.  IV.  9 
VHeii.  IL  at. 


Wfetzler.  V.  7, 

VVhile.  Vl.K.  . 

TVichmaim.l,  cfii 
■Wiubel.  1.  1CF7. 
■Wieljnd.  IV,  oe.       ^ 
-Willdenow.  Ii:  «X  gS.  87, 

Willäei,  Vl.'iii.' 
'Wimuim,  V).  aS. 

wailüt.  I.  ice: iv.  II«. 

Wolf.  VI.  HD. 

— ■- ■    —  ia,)i6jV,Mi 


».  Veli«n.  IV.  4'* 


Jma$.  V.  Mow 

Zannetil,  k  iifi,.' 
ZcDl^in.  111.  i;^ 
ZlinmenBuin.  li,  m, 
Zolllkoffel.  1.  IM. 


—    148    — 


Sachregister. 


dachen  ^  Beftuidtheile  und  Aawtindmig  det  Mul^ 
ralqaellen  sü  A.^  V^  34- 

AhortwLSf  Bfljundlasgy  I#  87* 

AbstBft^  Btobicbctiiig  eines  A:  am  Kelükopf»  I»  i<^ 

AhnungMfermffgen,  über  A«,  I^  98* 

jimäurost,  voUkommeae  A«  glflcklich  geheilt}  ITf 

115' 
Amygdalae,  Anwendung  der  bittem  Mandeln,  IT» 

jinagallis,  Anwendung  derselben  >  J,  94» 

jinstgckung  f  Nutzen  des  Sublhnatwassert  xur  Vet- 
kfitüng  der  veneiischen  A*  l,  56*  A.  durch  die 
Räud«  der  Pferde  beobachtet,  17,  115«  Vergl«  Con^ 
tagten» 

Antimoniunt,  über  den  Arsenikgehalt  des  Spiets- 
glansmetalls^  I,  102. 

Aphonie  f  A*  bei  acuter  Milzentxündung  beobachtet; 
IV9  102.  Bemerkungen  darüber^  107.  . 

Apoplexie  9  Behandlung  der  A.  nach  Anstrengung 
grofser  Hitse  etc,  I,  22. 

Argentum,  langet  Gebrauch  und  Wirkung  des  A.  ni- 
tricum»  V»  lao* 

ArmpolyveUf  bei  einen  i3jährigen  Mielchen  durch 
Erbrecnea  ausgeleert,  I,  57.  Beschreibung  dexiel- 
benj  6a»   Bemcrkongen,  65.  67. 


-•*-    149    -s= 

jfrrow*PVurz0l,  Üi^ttTBuchmReu -^Iftx  diettlb«  ni^i 
das  daraas  bereitete  Satr.nio£l«  IJ,  17  —  27.  35 -^49^ 
xiühere  BeiBtan^^ieile,  ^g^.        ,  '  ' 

Artemisifly  Aber  die  Kräfte  der  A«^  vulgai^if  ia  dei^ 
Epilepsie»  IT»  ^^    Vet^ahren  beim  ^^nsaiiiinelq» 

«  78.  B^obaclitiüiffeii »  80-*  85*  86^  nähere  BesÜniw 
luumken'flber  Zabereitiing  und  Gebrauch  derstU 

.    ben,  V,  115.  ,    ' 

Arterieity  neues  üntevbindiu^gsinttruinenty  I,  io5.' 

Asthma,  Diagjiioie  des  A,  spasmodicpn^  chronicum 

•  iiccudi,  III,  90*   Weseti,  99,  Behändliuigy  g6. 

Athnn,  Wichtigkeit  des  Oeruchs  ^^ielbeit  l^tin^ 
OebxiQch  dee  Märcarsy  I,  45.     , 

Atnibfjthärischd  Luft,  Bemer|^i^ii|;e]ij  übei;  'dienelbe. 

Atrophie,  Natien  defli  MineralwaM^lsa-SAhb^nvu^^ 

gcgtn  A.  ni>  122. .       ■  ^     ;*.!. 

Augeneptzündun^en,  über  die  Beh«näliU(lg  dtv  l^yS^ 
'"  iitfehen  A.  IV, -gs-    '    "  •;■      »    '  ■■"•'r    i     ' 

\^ügenkränkheiten ,  Ideen  übei;  die^  l^^bnT  ypn  den 
A.  nütgetlieilt,  I^  195^  Ai^iwendiing  der  Euplurasi^ 

*  in'Avga.'-  •  •  •■.*»■•   *   •■ 


11 


BadTeanitahen ,    Übei;  die  Anwendung:  der  Dq.ücl^t 
urid  äei*  Frottiren«  in  B.  111^35»'  •  ^^ 

'Bade "Chronik,  yom  Jahr  i823.  If,  xt7VlII,  iii;    "• 

'£fa<ltfn 9  Mineralwasser  da8eV>it'/V9' 36,  ' '    .    ,     .' 

.Baden-Baden.  Analyse  uo4  W^ku^nigej^v  cl^¥  Mija«|F> 
"     ralquelleq,  Yi  OS^.  .         .1  .;/  . 

Bandwurm,  glüeUich  a]>getxieli«tt,  2]^  xik5*  Wirkung 
der  Blausäoxe  auf  .den  B.  VIj  zfti. 

«  Barhenroggen ,   Bestätigung  d#v  ■  Bitfstaschaf t  desidU 
ben^  Choleta  su  erregen,  VI,  xi£ 

^   BauchwastersücJUf  glücklich  gehciltj^'l,  iiS«  . 

Begiefsungeny  Nutzen  der  kalten  B»  Vergl.  TVatjuv; 

Belladonna ,    Beobsiphtungen    üh^- ,  dyi. ,  Scbutzk^f C 
derselben  im  Scbarlachlieber  milgetneilt,  I,  lo3. 


—    ISO    — 

T.46- 
BlmMtiuttin,  beMchtlicli  grofiM  B.  mit  Glttck  iiu- 

gMCbniltsa,  I,  105.  ' 

KtmuMur;  Wiilmng  det  B.  »ul  Aea  Bin^utm,  TT, 

isi.  Nuuan  einiger,  B.  lultiget  Mittel,  IT,  90. 
Ktithiacht,  Fllla    TOD   ^lacklich    geli«ilt«r  B.  II( 

107.  107,  110.   Gute  Witkuag  der  Ei«en^ueUa  n 

Goldbarg,  110. 
"BUjiirf,  Alathoda  snr  Tranaponirung  dar  B.  1, 106. 
Slodiüui,  Weaen,  I,  23. 
BlataiuUtrmagen ,  tÜier  dl*  Qabbrea    der  B.  I,  3k 

Eflckaiehte»  bei  der  Anwendnnz  im  AUgemainaD, 

6.  im  ipeeiellen  f  illen,  9  — ai.  Verhaltea  in  sw^ 

felhaften  F.  sj-    Dnlicil  dei  Balloaim  aber  B.  U 

Tlaurici«,  V,  117.  ■ 
Blmier,  Gaachiebte  eiaer  Fanili«  Ton  B.  II,  g^ 
SlMlmnem,    lian'ea    CoiDprMÜontiiiititiiiient  bat  &   ' 

tief  fiegendar  Gebfie,  I,  105,  B.  in  einai  Faoili* 

einbiinucb,  n,  89- 
BoMti,  Beatindtliaile   dea  HinaiilTvaisen  duelbit, 

T,  41. 
Bramitadtf  Silzqnalleu  an  B.  T,  6d< 
Brmnd,    Nuueit   der  vegetabtliichan  Slaren  ia  Bi 

I,  8S. 
Sr*ehmitttl,  Sanguiniria  Ctnadansia  ala  B.  ^  iM> 
Brnhaeinntiitf  ABvrendnng  und  Nutien  deMtlbaa, 

I,  103;  V,  73;  VI,  118.   ^ei  Ungucm.  ua.  tauU 

VI.  iiß. 
Brmfiltr«ilbA«fr«n,   Vutten   de«    Brechweinnaini  in 

ennandliclien  B.  I,  io3;  V,  73;  VI,  118.  de*  Mi- 

flarUmuar«  an  Salit>raiini  III,  I16 — lao.  u  Rah- 

burg,  152.  der  Galeopüa  grandiflon,  V,  GS. 
BriUU,  Cate  Wirkunc  daa  Liquor  Cupri  ■minonüti 

bai  Veiliinuiig  ^«r  ß.  I,   07.    dos  Eiiem  und  d»    ' 

Calandnla,  110  dbte  Wickung  der  Jodlue  luC  dia 

«    «.  ._-aA.^ J..„|,  aie  B.  beobf.chL«t,  Vi, 

KSUaenpOMtn,  1,  83. 


—    151    — 

JBurdtehtidiAnilyte  und  Antraitdung  itf  OlinutJ^ 
qntUen  d««*lb<t,  Y,  35.  6i. 


c. 

'        f  •■  '»  .  *  *', 

.    Calamuf^  C  ironiaticus  empfohleM,  I,  91« 

Calendula,  Nutzen  derselben,  vergl.  Eisen^ 

Carlshady  Besundtheile  und  Wirkunges  der  Mine- 
ralquellen zu  C»  yiy  85«  91* 

CasHa,  jBlä^er  der  C,  marylaadica  tCaCl;  der  FoL 
Seiinae.  I.  102* 

Catmrrhf    Marmela.^    eege.i](.,C^4l:»rrIuiIbesch werben 
uqd  Husten,  J.  115.   jNutzen  ^i  adiwefelsauren 
:  Chinins  im  C.  pulmonui^/V/io^,.  .,  ^ 

Chanker,  Behandlutig,  I,  48.  55;..«    :..!... 

Chelidonium,  Anwendung,  I,  g/L 

China,  über  die'  if6rschied«neh  Ü^ten  der  Ch.  nnä 
xliren-Gehah  an  Gäinin  iind'Ciiifdionidy  W,  log» 

.  ■***•  •        ■  ■        -  ■.    ■  .  .■■-.; 

Chinin^  Quantität  des  C.  in  den  verschiedenen  Sor- 
ten der  Chitu^  lYfo.iiu  Bereitung- des  sohwefel- 
•aüren  C,  V,  iio.^  TJUatzeUp  J^'i'diiJ'y,  Io3^,  107  — 
100;  VI,  119.        '■ 

Cholera,  durch  den  Genuft  des  Barb^roggeo  er« 
zenet,  VI9  114«  Ankunft  der  morgenlXndisenea  C« 
an  den  Gränten  Europa^s,  VI,  3.  Geschichte  ih- 
res Ganges  Tom  persischen  Meerbusen  an,  5— -15* 
Meinungen  der  persischen  -Astrologen  fiber  die- 
selbe,  10. 

JSicutaf  Nutxeni^  I,  98* 

Cinehonin,  Gehalt  der  verschiedenea  jLtttp.  der  Ghi- 
.     .  ^a  «n  C  IV,  111. 

,  CoUcynthides  i  Kutaen   der  Tiacr«  Colo'cyath.  IV» 
ii6. 


CöMprefsionsinstrument,  neues  €•  bei  Blutaagea  tief 
Tv*]     liegeader  Gefäfse,  1,  105.  . 

^'  .Contiagieuy  Uebertragunecontagiöser  Stoffe  von  Thie- 
,  ren  auf  Menschen,  IV»  ii3.  über  die  Anwendung 
.'  des  U)4rochlorins  gegen  C.  I,  102. 


—    152    — 

€0rr0fpcndsi»xn0€hrkh$M p  mitgetlifUt,  in»  i45:  V» 

119* 
Cäprmmf  gate  Wirkung  des  Liquor.  C.  tmmoniic,  I, 

118. 
CmKhaven^  VerbeMcnuigen  in  der  SeebtdeinttiU  bd 


AäturUf  Wirkongen  der  D.  ttramonion,  IV,  94. 

ihfirimm,   allgeoieine  Aniichten   fiber  ]>•'  tnoeni 
nnd  desstn  Bekuidlang,  IV»  3«    Waira  und  DU- 

EOM,  17.  36.  54;  y,  Z^   Bebandlang,  IV,  6.  38. 
obachtnneMi/ 9.' Z3f.- 50  — 55.  56.  63;  V,  77. 
Symptom«  d«r  Himentsftndung  dunic  TeTgliäiaVi 

Diah€t0s,  D«  Ulf  l^idpf  gehtik^  I»  iit» 

ßUkhotd,  BMtt^dtlitile  de*  Mitttralw^tien,  Tib  9S> 

Dohhnrattp  BetUndtheil«  der  Mineralqaellen  io  D. 

V,  59.5e.  - 
DoM^e&ac^er/ Notken  III^  34.  Anweodmigtart»  57. 
Drihurg,  neue  £  inrieb  cungen  dttelbsty  XV,  ^ 

Drüsensystem,  Anwendung  der  «tickstoffig  getckwt^ 
feiten  Mineral wäi»er  in  Krankheiten  des  D.  V>  32. 


JB. 

^f"»  Beitandtheile  nnd  Benutzung  des  Mineril« 
Wassers,  VI,  85. 

£I/Mt,  mafraetische  Wirkung  des  E.  I,  96.  Nataen 
des  kobiensauren  E.  and  der  Calenduli,  nQ. 

Zw/,  Mineralwasser  daselbst,  V,  46. 

Entkraftung  ^  Nutsen  des  Wildbades  su  Gastein  in 
Zuständen  von  E.  I,  8a. 

EnStSndans  ,^  über  die  Anwendung  der  Blutanslee- 
runeen  bei  £.  im  Allgemeinen,  J,  IQ*  >  bei  spcoi« 
fiscber  £«12  —  17« 


.^    153    — 

Epidemien  f   übet  E.  und  4en  Natsexi  der  abkühlen- 
den Methode,  III|  43.    epidemisch  rheuniatiaches 
.  ^feber  mit^  enuüiidUclier  ilfi^cUgn  de«  I^enren» 
"ty steint^  52—68."  • 

fmUpsie^  kxziisch  für  Gosicktsschinen  beobacbtet^ 
Y5  lao*  Wirkiainbei(  des  Rehbureer  Miufralwas- 
sera  gegen  E.  III,  i34*  Heilkraxe  der  Artemiaia 
Tnlgarii,  IV,  tÖ-SÖ.        ' 

jEr&rtfcA«»»  Ursache  dea  Erb*  bei  Anaaar<^a  ntohSobar« 
lach;  II,  55.  63. 

Erdbeeren^  Felderdbeeren,  sur  Erfori chimg  des  Babid« 
wurm«,  yi,  lÄj* 

fi^if  i^ttUen,  Ii  88*         ■     ,  "  * 

Xßjßmiarium.  E»  perfor^tun^  m^t  Nutzen  gegen  Tinea 
-    angewendet,  I,  loa»  ^  >  ..  , 

fyfhrg^ia^  über  die  AnWeiidang  der  E.  in  Aug^nr 
^irazAbeiten,  If  93«  ' 
Eylse^  Mineral wassev  daselbst,  V,  36» 


■  •  .• 


■ 

Fäcjiingen,  Min^eralwisser  daselbst,  VI,  92I 

JFemw,  Bemerkungen  über  eine  gelujigene  esufti« 
cnlatio  fempria  niitgedieilt,  I,  104* 

Fieber»  über  den  Begriff  der  Malienitit  in  F.  I,  To3* 
epidemisches  F.  beobachtet,.  lU,  52  —  68*  üb^ 
Aderlafs  in  F.,  I,  9»  10.  ij»  Febris  diaria,  go,  An- 

'    Wendung  des  Kalt*  Wassers,  II,  70  — 78« 

Fäix,  gute  Wirkung  der  Wurzel  des  F,  uas*  If, 

125. 

Finger^  erbliche  üebenahl  der  F»  beobachtet,  V, 
lai* 

Fluor  albus  ^  Nutzen  des  Gasteiner  Wildbadi  im  F* 

•Ib.  1,84- 
Frankenhausen,  muriatische  Quelle  su  F«  V,  ^ 

Froniren  ^  über  die  Anwendung  des  F.  in  Badean- 
fulten,  ill,  4oi 

Frühgeburt,  Beobachtungen  über  die  künstliche  F. 
micgetlieut,  J,  to4* 


Ä 

Hämorrhoiden,'  gmtf  Wirltotte  det  sckwefelfinr«!! 
Chinins  gegen  übeim&fiiige'fi.  VI,  119« 

Haut;   Inritisohd  Detquanution  der  H*  beobachtet, 

Hautkrankheiten  j  ^  Anwendung  der  Mnikstot&R  -ge- 
echwefelten  Mineralwässer  in  H.  V,  31«  B^and- 
lune  des  yentrübhen  kupferartige«  HaiuansschUgs» 
1,  55*. 

Herpes^  Edtstehiing  des  H,  pra'<tputialis»  IV,  89* 

Herzbeutelf  ^anz  durchsichtiger  H.  beobachtet ,  11^ 

Herzentzündung,  glflchlich  geheilt,  III,  47.  5Ö. 

Hinken  f  ^te  Wirkung  des  ftehburger  Mineralwas- 
aets  bei  freiwilligem  H.  III,  i33«    . 

Hirnsntzundung ,  üb«r  ü«:  A^x  SlUifer,  ▼*%!•  Deli- 
rium tremens.  :        .^ 

Homg'9  vergleichende  S(eUesk  Aber  Gifthonig,  IVj-9i. 

Horpitmlhrand;  v^T^»  Brand»    *  1 

Hydrochlorm,  Anwendung,  I,  loa. 

Hydrophobie^  Üfier  die  TV\^t1i)>lä8chen,  QI,  3*  ii*  i4* 
25,  17.  medicinisch  -  pölizeUicb«  Bemmiungen 
üb^  lf/lll,-fll<  'Aöljgtbe,  '!§•  Uebertic^t  r Aet'  seit 
10  Jahren  in  der  Preufsischen  MonarchM'-^'der 
H,  Verstorbenen«  19«  \  ,. 

Hydrops f  H.  saccatus  renalis  beobachtet,  I,.SS7*'< 

Hysterie,  Nutsen  des  Salsbrnnnex  Mineralwassers 
in  der  H*  III,  121« 

I 

Jennerfest,  Feier  desselben  in  Berlin,  V,.iia.  ' 
Ilmenau,  Mineral wassar  daselbst,  VI,  9a* 
Instrumente,  neu  erfundene  chirurgische  !•  I,  fo5« 
Jodine,  nachtheilige  Wirkung  der  J.  II,  124»  Vf> 

113- 
Irre ,  aber  den  Geisteisttitiiid  der  I. .  I,  25.  45; 


—    157    — 

I^ibtsoerStopfung,  fiber  den  Nutzen  des  Terpentins 

fegen  Ij.  t,    90.    Behandlung   der   L.  besondere 
urch  LufceinoUaen,  Wl,  115. 

JLoi^ol^  NuneB  des  L.  bei  LeibesverstopfuDg,  VI, 
ii5* 

Uehwerdd,  der  Christiras- Brunnen  daselbst,  VI»  92. 

JLimmer,  Mineralquellen  daselbst,   V,,  42. 

Lithiasisp  Nutaen  des  Salzbrunner  Mineralwasser«, 
III9  131.  Anwendung  der  blausäurehalcigen  Mit- 
tel, IV>  90- 

Loftp  Nutsen  der  küblen  L.  I,  102.  des  Luftein- 
blasens  bei  Leibesverstopfung,  VI,  ii5. 

Lungenentzündunge  über  das  Aderlafs  in  der  L.  T,  lU 

Jjungenkatarrh,  vergl.  Katarrhe 

Lungenkrankheiten  e  Anwendung  der  stickstoffig  ge- 
schwefelten Mineralwässer  in  L.  V,  31*  Nutzen 
des  Rehburger  Mineralwassers  in  der  Phthisis 
pulmonal.  IlJ,  133. 

hjtu,  Anwendung  dei  !«•  yltuu»  I.  loS» 

JVlagen ,  Armpolypen  im  Magen .  eines  i3 jährigen 
Mädchens,  I,  67»   Nattern,  ^dechsen,  66.      ^ 

Magenkrampf,  entt  Wifluing  des  Salzbrunner  Mi« 
neralwassers,  fll,  122. 

Mangan,  über  das  M.  der  Min.  Wasser,  VI,  110* 

Maranta,  arundinacea  nnd  indiea,  Vergl.  Arrow  ^ 
fVurzel. 

Marmelade,    gegen  Husten  nnd  cataxrlialisehe  Af« 
'  Lotionen  der  liuftröhre,  I,  115» 

Marienbad,  nene  Einrichtungen  daselbst,  II*  119. 
Wirkungen  der  Gas-  und  Schlammbäder,  Ido.  121^ 
Cautelen  bei  der  Anwendung  derselben,  xaa.  125» 
Analyse  und  Wirkungen  der  Quellen,  Yl,  83* 

Medicin^  Uebersetsung  eines  umfassenden  englischen 
Werks  über  praktische  M*  angekündigt,  v,  i36« 

MediciniMche  Beobachtungen,  m*  B.  nnd  Vergleich un* 
gen  alter  und  neuer  Schriftstrller,  I,  87;  Vf,  89, 


ifißfprjg  Mineralquellen,  tiiiseibst,  5.  5^^ 

fnnmkrakkh^iun ,  iXbet  die- Anwendung  der  Blut- 
lüileeruogen  in-N.  I^  17* 

ider'2»mrtgenau,  BetULndtheile  des  Mi^enlwas- 
lere,  VI,  92» 

0ipim,'HydaddtojiBckvnfsarsucht  beobachtet,  I,  117« 
ibev  dia  Funotion  der  N.  im'sud«  des^uamationis 
las  ScbailacMebars,  U,  53,  6i. 


■  I  •  > 


i  ■■  • . 


o^ 


•  •", 


^sHüitmlgi  BentkK^&eile-dei  Mineralwassers«  VI> 
H^hd^y^,  zelmwöclibiitliclier  Krampf  äehO.  beob* 

ioliet,  VI;  119* 

tkau,  Kutzen  des' öasteixier  Wildbads  ija  tObbeln 
rön  O*  i|nd  Ausscb^ireifuixgeiu  I,  83*  ' 

fimhi,  l^uuen»  IV,  g.  i!$.  Sq.  äeliaiidluiig  der  yer- 
riftimgen  mit  O.  II,  86  —  88. 

dkl«,  Verhalten  der  inländischen  Arten  O«  gegen 
lie  ausländischen,  II,  6.  12«  Untersuchung  aea 
liechstoiFs  derselben,  14* 

mmtom,  über  das  O*  der  Mprgeln,  I,  102. 

äänap  Behandlung  der  O«  VeAeroa,  I,  ^ 


m 

tiHaemrt^  Verhärtang  im  P,  mit  fistnldsen  Gingen 
glAcklich  geheilt^  I,  io3, 

itf  feinftufs  des^Gewitters  auf  die  P.  IV,  97.  dia 
P.  in  Marseille  \ind  in  der  Provence  während  der 
Ithlre  1730  u.  lyai,  VI,  17— 74* 

)tf»rst  Bestandtheile  des  Mineralwassers,  Vit  80. 82. 

iegmätia  alba,  glüeklich  geheilt»  V,  122» 

Whists^  gnto  Wirkung  des  Gurhenufts  bei  P«  |Fo« 
dda,  l,  X17«  Nutzen  des  Obersalzbrnnnen  in  P« 
ibdominalis,  III,  123»  vergL  Lungctuuihti 


—    161    -< 

.'''S. 

Sahina,  Anwendung  in  der  Syphilif,  f,  45*. 

Säuren,  Natsen  dte  Te^ÜtabUitdhen  S*  I^  88* 

Salepwurzel,  UntersncHungen  Aber  die  9»  und  deren 
SorrogatCy  11^  34«  Aber  £n  westindischen  S.  S5*  49» 

SalmiaCf  über  die  Anwendung  des  S.  in  grofien  Ga« 
ben,  If,  66*  ^Vithstoaktit  desselben,  bei  einer  Vec« 
Iiartung  im  Perintenm^  I,  103. 

Salzhrunn,  .Mineralwasser  daselbst,  III^  114;  V,  46^ 
Wirkangen  des  Wassers  in  Brustkrankheiten^  116— > 
iig*  Unterleibskrankheiten  9  iS0-*tsi4.  ^neue  Ein- 
richtungen daselbst.  127. 

Sanguinaria,  S.  canadensis  alt  Brechmittel  ange« 
wendetj  1,  102« 

SaydschütTt,  Mineralwasser  daselbst,  VI,  79* 

Seharlachfisher,  B^obachtangen  ujid  Behandlung,  UJ, 
jj.^Qu  Schutskraft  der  Belladonna,  rergl.  Bei« 
iadonna*  Ueber  BlntausUemngen  im  8*  I,  169 
NachluNmkheiten»  II,  5or— 65. 

Schlammbäder^  Nutten  der  S.  su  Marienbad ^  Tcrgl. 

WLartenhad,  x 

SchwSlheim,  Bestandthelle  des  Mineralwassers,  YT^ 

Schwefelsaure,  Nutzen  des  Elix«  acid.  Haller«  U,  65. 

Schwefelwasserstoff,  Wirkungen,  Y,  26. 

~Scorhut,  über',  die  Enutehun^  des  8;  der  Seeleute» 
I,  92.  Behandlung  des  venerischen  S.  51. 

Scrofeln,  Wirksamkeit  der  CicuU  in  scrofuldsen 
üebeln,  I,  So.  empfohlnes  Mittel,  V,  X23«  Car- 
michaeU  Heilmethode,  124» 

Sedlitz,  Mineralwasser  daselbst,  VI,  79.  8o* 

Seebäder,  fiber  den  Unterschied  der  3«  Ton  den 
5uhlbädem,  IV,  75—76. 

:  Seebadeanstalten,  Verbesserungen  in  der  S.  bei  Cnx« 
liayen,  TgL  Cuxhaven. 

Seeluft,  Ursache  ihrer  Wirksamkeit ^  I,  92,  . 

Stewmsser,  Analysei;  des  8-  Y,  S7, 

Jonm,  LVIII.B.6.8t»  L 


—    163    — 

Ürackus,  offen  gebUebenn  U.  beoh^dittfti  Vv  tsstk 

l/rinsyttem ,  Apilweniung  der  eticksidffig  setehlfre- 
felten  Mineralwässer  in  KraiikbeUen  des  U.  V»  53. 

Ürthtfäskraft,  anstand  den^Iben  im  BiO^rimn;  -l,  i^ 

-     •       ■       ■/  V 

V^ßt^pAtl9n^  t  TergUiobende  Ueberticb^  iluee^  ^ibt 
flofsei  aaf  die  SterbÜcbJseit,  I,  &05..  Üebenicbt 

'  der.  im  Jahre  i^3^n  der  P^^ufiifcb^^  Monarchie 
Vaccinitten, -V/idJ.'"'     '  ■"'     '."••'" 

f^aginnj^  übn.difr  GespI^iyAtre  .4©?  T»  \  105, 

f^neriichs  KrarMeit^  innere  B^ba^idliuig  derselben 
mit  Qabiimet»  I,  47—51-  l^fsf f«- B^handtiuig,  52. 

Vergi/^migBit  j  X^nfaeil^  fÜtj;  i^M^  i^jim  Xyr.  Casta&ig 
ängescbaldigte  Yerbrepbeii  der  Y^J,  ^^^2^\I11,  l3o. 
Anwei^dong  der  siickstoffig  e^S^liwbteh^h  Miüe* 

-  ralwU^sser  £«g<ftn  meuilische  Vergf' V^  ^m  BeiianAt 
lang  der  Opiumyoiig.  U,  86-^8^^  .':    \ 

fTesieatorien^  Anwendung,  desselben -bei  Bubön^k 
I,  89.   gute  Wirkung  ^ex  V«  bei  fblegmasia  .l4ba, 

Viokenmuth,  Mineralwasser  daselbst,  Y^»  9^* 
Vierraubercsii^^  Ursyrunp,  VI>  59. 


0 

IVarmCf    Wirkungen   der  Wt  %l«   ^ige<isc|iaf(  der 
Mineralwässer,  y,  11^14, 

PVahnsinn,  Wesen,   I,  28-^53« 

f4^armhrunn,  Mineralquellen  di^selbst^  V,  36» 

PVasser^  Anwendung  Ae%  kalten  W«  in  Fiebern,  IT. 

70—78.  Nu«ep,  ^"-Ö7>  I^*  7*t  So*  85»   empfoh- 
len, I,  90. 

M^asserschsUy  vergl,  llydf'OphohiCf 

Wassersucht t  wirksames  Mittel,  I,  91.     gute  Wir- 
kung   des   Rehburgor   Mineralwiissers   bei  Haut- 


—    164    — 

nnd  Btachwatienuelit,  UI,  154*  Saek^vrtiiert.  der 
Kmm,  I,  117.  BaucHwustrs«  glaoklicii  gdieilt, 
ii8. 

fVsih§0lfieher,  Natien  des  sohwafeltturen  Chinins 
im  W.  I,  io3;  V,  107.  108.  der  .Blausäure  balli- 
gen Mittel,  IVy  90»  Ungnent*  tarc,  stibiat.  mit  Er- 
folg angewendet,  YJ,  ii8, 

fP^0Ühach,  Bestandtbeile  and  Wirftungen^des  Mi- 
neralwatsersy  V»  38. 

JVi0shäd9n^  iknalyie  und  Minsea  des  Minendwai- 
•er»,  V,  61.  62- 

JVitterungSm  und  G^iundh&its  »  Conikitution^  M^ .  uül 
O.  C.  von  Berlin  im  October  z8a5,  II,  isy,  im 
November,  UT,  145.  im  December,  IV«  1^7.  im 
Jannp  1824.  V,  129*  im  Febrnir,  VI,  ix;.  — 
Sneeielle  Uebenicbt-  dei;  Gestorbenen  im  October 
1023,  II,  1^2*  im  November,  lll,  151.  imDe- 
cember,  Iv,  159.  im  Januar  18^4,  Yi  i35.  im 
Februi^r,  VI,  153.  . 

/Farmer,  Wirksamkeit  des  SaUbrunnex.  Mineral- 
wassers, III,  123. 

fVuthhläsjchen^  über  di«  W«  und  dave&  Belundlung» 
lU,  5*  11)  17. 


Druckfehler 

in  J^choff^s  Abhandlang  über  Mineralwasser 

im  vorigen  Stück. 


Dia  geehrten  Xieser  meiner  Abbandlang  über 
die  Mineralwässer  ersuche  ich,  in  deren  erster  atj- 
gedrudkter  Hälfte"  folgepde.h<>chst  widrige ,  sinn- 
verwirrende Druchfebler  berücksichtigen  .  zu  wol- 
len ,  welche  inir^  schon  be^  der  ersten  Durchsicht^ 
^es  Uhbedeutcfnderen  nicht  zu  gedenken,  aofge- 
itotMki  ' 


»'. » ■ 


S.     4.  Z.  15.  ▼.  o.  wts  statt  und, 

—  7t  —  14.  ▼•  o.  setze  hinter  aber  noch  alst 

—  &•  •—  lOj.  V.-  n.  loenn  atatt  nicht. 

Sbend.— 15^  ▼»  u.   chemisch' '  wirksamen    atatt    CA«- 

miseh  -  Wirksamen, 
8.   15.  —    6.  V.  u.  /ezttfrn  statt /tftxt^w»  ' 

-^  19«  letzte  Z«  Ausströmung  statt  AnstrÖmung*  . 

—  24.  Z.    8*  ▼•  O*  aetse  hinter  Bezeichnung  noch  iltfr 

xuL^itnXX geschwefelter '^  ^schwefelten» 
S^hi^nd.-7  i4*  ▼•  o.  ^0inex  statt  klares. 
S«  de.  -^  10.  Vf  o»  im^'  statt  znni^. 

—  29.  —  15«  y.  u.  relativer  statt  relativem 

—  30.  «^^    3.  V«  6.  setze  hinter  um  noch  i^y« 

—  32.  7-    »•  V.  u*  wi  statt  und, 

—  55«  **•••  !•  V.  o«  00»  statt  vor. 
Ebenda-*   7*  r«  u.  nach  atatt  nocA« 
S.  4i.  -*  15.  Yy  O»  JttrcA  sut€  doch* 

—  46,  —    3.  ▼•  o.  u^or  statt  von» 

7—. 4?*  "^  }^  y*  tu  lie»  ursprünglichen^ 

Ebenda -^'i2,  v*  u.  liea  erworbenen^ 

S.  5o.  —    3.  V.  o.  lösche  das  Äurr.  J   >  ^ 

—  54.  —  17«  V.  u«  nun  Statt  n«r,     "*  ^^ 


-.  '\ 


Litterärischer  Anzeiger; 


mmmm' 


Dr4  Elia»  vcn  , Siehold  Journml  für  Gpliurtshülfe^ 
Frauenzimmer'^  nnd  Kinderkrankheiten^  IV*  9*^"* 
des'zweitef   Stück  f  UK  90   «bCQ   «iSQhieii«Q   und 

«nthält  ? 

'.  .  ■  j   -  - 

I.  Fflnfcer  Bericht  der  fintbindungitiMult  des 
Köoigl«  Üniversit(|t  zu  Berlin  nad  der -Aijvit-ixi  Yer? 
bindunfc  stehenden.  Polüdliiik  für.  Gebortihfllfe» 
Fmuenzimnier«  und^KinderKranliheiten^  Töm  uüfcH 
yember  tftab  bi»  sum  31.  Deoemb«  iQMi,  Y<»m.üe^ 
aui^eher*    '  /'•■•.■.>.-■ 

II.  Heilungf^eachichte  einer  Zortlckbeujeung;  disr 
Gebärmutter  bei  einer  ErstcteschWiitdgtfxien',  ohne 
künstliche  Reposition,  vom.  K.  IC.*  Oestr»  llatht)  und 
Professor  Dr.  /^,  J,  Schmitt  in  Wien.  • 

III.  Bemerkungen  über  den  voreiligen  Gebrauch 
der  Zange  bei  Erstgebarenden  yom  Jvrcisjfthjiikut 
Dr.  Seiler  in  Höxter« 

IV,  Ausgang  eines  Eryeipeias  neonatorum  in 
Brand   defi    Scrotums    und    Erhaltung    des   zehnwö- 

'chentlicheu  Knaben,  Tom  Dr,  Fr*  Ludw»  JPIcifiner 
in  Leipzig;. 

V,  Entbindung  einer  Frau  bei  voUkonamen  fest 
angetrolTeitcr  Verwachsung  des  Muttermundes,  ver- 
richtet und  beschrieben  v^om^Dr,  F.  X»  Meijsuer 
in  Leipzig;. 

VJ.  G  eschichtc  einer  durch  Umschlingung  der 
Nabelschnur  erschwerten  Geburt ,  nebsc  Beschrei- 
bung der  vficIernatürUchen  Bildung  der  Geschlechts- 
theilc  und   einiger  Eingeweide  des  UAieilcibcs,  die 


an   deMDi  Xiod«  «ich  seilen,   ron  G,  A»  Bergür  in' 
Coburg,    (Mit  einer  Abbildung). 

Vfl.  I^isoeUen  von  JT.  Y.  Z. 

,VÜI/.  Literatur., 

Franlifurt  t»  M»  im  Februar  1824. 

Franz  Vurrentrajjp. 


Magazin    der   austSndischen  Literatur  der  gesamm» 
ten   Heilkunde  mu  s»  u;.     Heramsge gehen  con  Dr^ 
Ger  fön  und  Dr^;  Julius,    (may ,  Juny  i824) 
:  entbält : 

I.  Eigentbamliche  Abbandlungen« 

.  MiitheilungeA  über  die  margenllndiscbo  Brech- 
rubr.    (Beschlufi)* 

II   Ausxfige.  ^  • 

j,  JarroWs  Bfiquir^  intö  tbe  Ctu&es  ot  the  Cur* 

yatures  of  the  spine*     London  1804* 
3«  Pi^endt*s  fteiträee  s*  Geschichte  der  Menscheuir 

pockeii  y  KühüocRen  etc;  in  Btaeniark  1824« 
3*  Du  Gour  ü^emoirervur  retajt  actuel  de  Phopi« 

tal  imp«  des  Pauvres*    St.  Petersbourg  1817. 
.  4«  Magendie  Journal  de  Physiologie  ezp6r«  Tom* 

lU.  No*  4.    Paris  1^33* 

III.  Erfahrungen  und  Naehxichteii« 
j4,  Araneyliche. 
2.  Lawrance  u.  Crates  Versuch  über  die  Aufsau» 

gung  des  Gehirns« 
2.  De/ermon^s  Vers,  üb«  d«  Znsammensiehung  der 

Mils. 
5.  Hoar*$  Fall  von  Mifsgebnrt. 

4.  TonCs  Fall  von  zusammeneevrachs.  Knaben. 

5.  HendersoiCs  Fall  von  gespaltenem  Rückgrat  bei 
einer  Erwachsenen. 

6.  ^zV  Astley  Cooper*s  Fall  von  Aufhebung  der 
Sinnesvemchtungen  ti&ch  einem  Sturze  auf  dem 
Kopf. 

7.  Shipman^s  Fall  von  Hirnerschütterung. 

8>  JListon^s  VM  von  Starrkrampf  durch  Zerreifsung 

der  Mediannerven. 
9.  Callaway'^s  Fall  von  Priapismus« 


/ 

20.  VHlari  Fftll«  von  lieraMergescUocI^tMi  Sree] 

nideln. 
ZI,  Maoctuell  al>eT  LeU^remopfaxig. 
12«   ChUhölm  von  einer  hartnäcldgen  Lieibervei 

stopfung.  ) 

25.  J^emagurur's  Fall  von  bart«  Ventopfung  vräli 

ztnd  der  SchwsngerschafL 
24-  Frisch  über  deh  Nutzen  d.  Blaaiäore  «Is  X4U1 

derungsmiuel  beim  -Bruetlurebse. 

B.  Wundarzneyliche  nad  Gebortolialfliclie. 
25.  Delpsch^i  Operation  euies   auft^rord.  grollen 

Gewichaes.  dea  Hodensacket* 
16«  Bienvenu^s  Fall  von  I^uibrOlirenfiiteL 
«7*  Il{ff  Ton  einem  Harnstein  d.  durch  eine  Fistel 

am  Bauche  aufgesogen  wurde. 
i8.'Cumm  über  ScheidenharnfisteL  * 

29.  Malacame*s  Fall  von  Zexreifsiuig  der  schfrtn« 

geren  Gebärmutter. 

C.  Heilmittelhande. 

^o«  Hume^s  neuentdeckter  JalappenstolT» 
21.  Fenoglio  über  Wirkung  der  Mekonsänre; 
sa.   Ollivier  und  Htfnrpr   von  den  Eigenschaften 
der  Frucht  des  Tangus* 

IV-  Literatur. 

2.  Heilkundige  Literatur  während  des  ersten  Halb- 
jahres 1824.  nebst  Nachtrag  zvl  2833« 
2»  Holländische  Xiteratur« 


*  & 


V- 


.*.. 


'    4 


iw-is-