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^
JUNGE KUNST
BAISD 8
HUGO KRAYN
JUNGE KUNST
BAND 8
HUGO RRATN
VON
KARL SCHWARZ
MIT EINEM VORWORT VON LOVIS CORINTH, EINEM FARBIGEN
TITELBILD IHSD 52 TAFELN
LEIPZIG, 1919
VERLAG VON KLINKIIARDT & BIERMANN
JUNGE KUNST.
H<1.
1.
li.l.
2
B.l.
5.
Bd.
4
Bd.
;i
Bd.
6
lid.
7
Rd.
8.
Bisher erschienen die folgenden Bände:
Goüj;; Bierniann: Max Pechslein.
C E. Uphoff: Paula Becker-Modersohn.
C. K. IJplioEf: Bernhard Iloetger.
Lothnr Brieger: Lud wig Meidner.
Theodor Däuhler: C^sar Klein.
Joachim Kirchner: Franz Hecken dorf.
Wilhelm Hausenstein : R u d u I f G r o Q in a n ii.
Karl Schwarz: HugoKrajn.
SS8
Alle Rechte sind vorh»'liiiIti»n. ♦ Druck von Julius KliiiLliardl in Leipzifj.
Vorwort.
iLpideiiiien grassierten am Ende des Weltkrieges und
Menschen starben beinahe weniger auf den Schlachtfeldern,
als die Grippe sie auf ihren Krankenbetten fortgerafft hat.
Unter den Künstlern sind viele der verheerenden Seuche zum
Opfer gefallen. Alte und Junge, in allen Lagern waren Tote
zu bestatten. Auch Hugo Krayn war ein solches Opfer. Als
die Berliner Sezession reformiert wurde, ^var Hugo Krayn
unser erstes Mitglied — an Jahren unsei' Jüngster. Seine Bildei*
zeigten stets große Begabung. Die Stadt Berlin und seine Ein-
wohner wurde seine Spezialität. Dann vonges Jahr, 1918,
hörten seine ^^arme-Leute-Malereien" auf und er sandte Bil-
der in unsere Ausstellung, die deutlich eine neue Phase in
seiner Kunst dokumentierten; vor allen Dingen war da einBild
„Yenus^^ und eine ^^ Pause in dem Theater". Über demYenus-
l)ild lagerte ein eigenartiger, blonder Charme. Auch seine
Theaterpause zeigte denselben Channe: ein blondes süßes
Mädel studiert in der Zwischenpause den Theaterzettel.
Dieses Kind des Volkes war auch sein entkleidetes IVIodell
für die „Venus". Ich habe ihn vor vielen geliebt, denn er
war auch vor vielen ausersehen eine Leuchte für unsere
Berliner Sezession zu werden. Das Schicksal bestimmte es
aber anders; Ende des VVinters starb er in kürzester Zeit an
der Grippe; er hatte von seiner geliebten Kunst Abschied
genommen: DreiinuMreißig Jahre ist er nur alt geworden.
Seit Raffael und Masaccios Zeiten waren die früh Verstor-
benen in dankbarem Gedächtnis ihrer Zeitgenossen, denn der
e\v\Q grüne Lorbeei' glänzt als IMärtyrerkrone um die Schläfe
der Jugend, welche nicht ihre Bahn vollenden konnte, son-
dern in plötzlicher Entwicklung jäh abbrechen mußte.
Berlin, 29. Juni 1919.
LOYIS COKINTH.
Am 25. Januar 1919 starb an der Grippe nach nur fünf-
tügigem Krankenlager Hugo Krayn, kurz vor Vollendung
seines dreiunddreißigsten Lebensjalires. Er war in Berlin ge-
boren imd wurzelte mit seiner Kunst in seiner Vaterstadt, mit
der er enger verbunden war, als irgendein anderer der jünge-
ren Künstler.
Er berichtet seD^st, daß er mit (h'ei Jahren alles Papier und
mit Vorliebe den Bürgersteig mit Kreide bekritzelte und es
schon frühzeitig bei ihm feststand, daß er nur Maler werden
^vollte und mußte. Nachdem er die Untersekunda absolviert
hatte, setzte er es nach Überwindung des väterlichen VV^ider-
standes durch, daß er einen kunstgewerblichen Beruf ein-
schlagen durfte. So kam er 1902 auf die Berliner Kunstgewerbe-
schule und trat nach Berufung Emil Orliks in dessen Klasse
für Graphik und Buchkunst, in der er von 1905 — 1910 ver-
blieb. Damit war seine künstlerische Erziehung beendet. Als
im Jahre 1910 der Vater starb, suchte er sich infolge der
drückenden Familienverhältnisse selbst vorwärts zu bringen,
wurde Maler und arbeitete iniverdrossen ohne jede Anleitung
sicli ganz in seine Kunst vertiefend.
Eine besondere Neigung und Begabung zum Kunstgewerbe
hatte er nie besessen, seine Stärke lag von Anfang an in Na-
turstudien. In der Schule packte er alles an, entwarf Plakate,
versuchte sich im Holzschnitt, erlernte die Lithographie und
die Radierung, fand aber darin nicht seine Befriedigung. In
freien Stunden zog er hinaus und machte Studien mit Blei,
Kreide und Aquarell.
Bei seinen Studienfahrten durch Berlin entdeckt er das
Thema für sein weiteres SchafFen, er beginnt das Leben der
7
Arbeit zu studieren und versucht sich allmählich an immer
größeren Problemen, indem er nun auch — ganz auf sich
selbst gestellt und sich nur in den Museen und Ausstellimgen
weiterbildend — zur Ölmalerei greift. Er stellt in der Ber-
liner Sezession und im Deutschen Künstlerbund aus, findet
in der Presse Beachtung und beginnt in weiteren Kreisen be-
kannt zu werden. Seine schwächhche Konstitution ist den
Anstrengungen seines vom Feuereifer beschwingten Arbeits-
dranges nicht gewachsen, er erkrankt ernstlich und muß für
längere Zeit nach Davos. Dort findet er Erholung, malt auch
in der vöUig neuen Umgebung mehrere Landschaften und
kehrt mit neuen Eindrücken in die Heimat zurück. Neben
den Gemälden entstehen zahlreiche Graphiken, besonders
Lithographien, die er in mehreren Folgen zusammenstellt.
Der Krieg bricht aus und stellt ihn vor große Aufgaben, da
er, der Darsteller der Arbeit und der kleinen Leute, das soziale
Elend tief empfindet und dies in seiner Kmist zum Ausdrucke
zu bringen sucht. 1915 wird er Mitglied der Berliner Se-
zession, erhält den Auftrag zu einem großen Wandgemälde,
findet reichen Absatz mit seinen Werken und allgemeine An-
erkennung. Die Stadt Berlin ei^ irbt zwei seiner Gemälde.
DerWeg aus stillerZurückgezogenlieit zu einem unter schwe-
ren Mühen und Entbehrungen erarbeiteten besseren Dasein
und zu ruhigerer Entwickhmg öffnet sich ihm. Da bricht
sein Lebensfaden plötzlich ab. —
Es ist nicht leicht, dem Schaffen eines so früh seinem
Streben entrissenen Künstlers vollauf gerecht zu vs^erden. Dies
zeigte die demGedächtnis ihresjungenMitgliedesimMärzl919
geweihte Ausstellung der Berliner Sezession, die neben vielen
Zeichnungen und Graphiken 134 Gemälde umfaßte; eine sehr
große Zahl und ein sclnverer Prüfstein für eine so kurze Ar-
beitsdauer! Daß da viel Unausgeghchenes und Unbedeutendes
mit unterlaufen mußte, ist selbstverständlich, vergegenwär-
tigt aber auch den schweren Kampf, den der nur auf sich
gestellte Künstler auszukämpfen hatte. Wäre ihm ein längeres
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Schaffen bescliiedeii gewesen, so liättc er sicli wolil bei der
ihm innewol inenden Energie nnd dem angestrengten Fleiß,
mit dem er an sich aibeitete, zu immer größerer Ausgeglichen-
heit durchgerungen. Angesichts des von ehrliclistem Stre-
ben und einem starken Können getriebenen Schaffens ist das
frühe Ende dieser künstleiischen Laufbahn besonders zu be-
dauern. —
Krayn begann mit dem Kunstgewerbe, fühlte sich aber
zur großen Kunst hingezogen. Die Graphik als buchtech-
nisches Hilfsmittel, die Plakatkunst, das Ornamentale, Deko-
rative lag ihm nicht. Er suchte das Leben, die Natur, und
gab sich dem Studium seiner Umgebung hin. Wie einst
Rembrandt in den engen Gassen des Amstei'damer Juden-
viertels die Modelle auflas und in den vergrämten Gesich-
tern der langbärtigen Greise die Vorbilder meiner biblischen
Helden und in den dunklen Hütten der Armen die Atmo-
sphäre für seine Darstellimgen fand, so wandte sich Krayn
den Alltagsbildern der Arbeit zu und versuchte — zunächst
noch keinem anderen Ziele folgend, als sich im Naturstudium
zu üben — das Leben der Straße zu ergründen. Erst all-
mählich wurde er, besonders infolge der Einwirkungen des
Krieges, zum sozialen Verkünder und Ankläger.
Es lag ihm fern, einem bestimmten Programme zu folgen;
abseits von allen Kunstbestrebungen der Zeit und den for-
malen Debatten der Kollegen hatte er nur das eine Ziel, „bei
stärkster Konzentration künstlerisch gute Bilder zu malen"
und malend sich selbst zu finden. Dies glaubte er erreichen
zu können, indem er ganz realistisch den Dingen zu Leibe
rückte und das zeichnete und malte, was und wie er es traf.
Um möglichst schnell und ohne viel Schwierigkeiten an die
Arbeit zu kommen, wohl auch, da ihm die Verhältnisse keine
andere Möglichkeit boten, durchzog er die Straßen des Pro-
letariats, in deren Mitte er selbst lebte, sah diese harten und
markigen Arbeitertypen, die festen, gedrungenen Gestalten,
die in ihren Kitteln daherkamen, die Frauen im Kopftuch,
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wie sie sich auf den Märkten und Plätzen bewegten, sah
diesö von Arbeit und Sorgen durchfurchten, von Ruß und
jMaschinendampf gestälilten und der traurigen Atmosphäre
der Annut gebleichten Gesichter, sah ihre Arbeitsstätten und
dumpfen Wohnungen, die Enge ihres Daseins in und außer
dem Hause, erkannte dieses in ewigem Gleichmaß freudlos,
müde und träge sich fortwirkende Rad des \verktätigen
Lebens und fand so den Inhalt für seine Kmist. Sein Thema
w^urde die Großstadt, jedoch nicht dort, wo sie sich in be-
haglichem Genüsse breittut und im Glänze von Licht und
Wohlstand auslebt, sondern die Stadt der Arbeit. Er fand
Berhn, das dumpfe, düstere Berlin, wo sich in den engen,
von Mietskasernen eingeschnürten Straßen die Menge in einer
atemberaubenden dicken und schw^ülen Luft drängt, wo Fa-
brikschlote rauchen und den Menschen der Schweiß der Ar-
beit anklebt.
Er erkannte die Schönheit der Armseligkeit und mühte
sich, all das zum Ausdrucke zu bringen, was seine tief grün-
denden Augen sahen und sein vielleicht gar zu weich, ge-
stimmtes Gemüt empfand. Er plagte sich redlich und leistete
ehrliche Arbeit. Zunähst ging er ganz spontan ans W^erk,
setzte den Pinsel an und malte, zeichnete, radierte und litho-
graphierte mit der größten Sachlichkeit. Er nannte es (, kon-
zentriert malen".
Doch so einfach gestalteten sich die Dinge nicht. Gar oft
mag er die leitende Hand des Lehrers entbehrt haben, da er
hier und dort Umschau hielt, in welche Form er sein Werk
gießen sollte. Schwere Zweifel müssen in ihm erwacht sein,
wenn es ihm auch inmier wieder gelang, in seinen groß an-
gelegten Gemälden Teile zu malerischer Vollendung zu
bringen, die die Potenz seiner künstlerischen Kraft bewun-
dern lassen. Nur zu leicht zerbrach ihm die Form, fehlte
dem Vielen an Schönheit das bindende Ferment, das dem
Ganzen die Rundung und den einenden Grundakkord ver-
leiht.
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,,\Vie scinvor sind iiiclil ilie Miltpl i\i eiwerl)»Mi,
Durch die man zu den Oiielloii stoi{;t!
Und eU' nioii nur den linlbeii Weg erreicht,
Muß wohl ein armer Teufel sterben.
Krayn, der sich selbst gegenüber ein strenger Richter war
lind an sich arbeitete wie wenige sonst, wird diese Mahnung
oft in sich haben klingen hören. Sie beschwingte seinen Eifer,
der sich namentlich in den letzten Jahren zu einer Produk-
ti\dtät sondergleichen gestaltete, als habe er das Todesglöck-
lein von Ferne tönen gehört.
Bildfonn und Bildinhalt waren die beiden für ihn schwer
zu vereinenden Probleme, an deren Lösung er unausgesetzt
experimentierte. Im Landschaftlichen gelingt ihm der Wurf
am ehesten; er findet den Rhythmus der Steinmauern, Häuser-
blöcke und Straßenzüge. Yor ihm mag keiner das Berlin O
so porträtiert haben. Wie sich die Menschen da bewegen,
müde und träge, schwer und gelassen! Wie die Stadtbahn
daliinsaust und ihre Rauchschwaden in die Gassen schleu-
dert; wie sich die Geleise der Hochbahn wie ein Wurm durch
die engen Strassen schlängeln! Er ist ein Großstadtldnd und
empfindet vor allem die Landschaft des Städtebildes.
Es ist z. B. bezeichnend, daß er in Davos nicht die Land-
schaft als solche, die ragenden Berge und ansteigenden Mat-
ten, sondern die engen Straßen des Dorfes darstellt, in denen
nur als Hintergrundskulisse die Berge auftauchen.
Yor der stillen Natur, dort wo Gräser sprießen und Bäume
frei emporw achsen, versagen seine Kräfte, da ihm die Erfah-
rung fehlt, die zu sammeln er, ^vie er mir noch kurz vor
seinem Tode schrieb, als sein nächstes Ziel erachtete. (Bei
einem seiner letzten großen Gemälde, der Yenus, quälte er
sich besonders mit dem landschaftlichen Hintergrund, der
ihm nicht gelingen wollte. „Das ist kein Acker, das sind
keine Hügel, keine wurzelfesten Bäume", gestand er selbst;
„ich muß draußen in der Natur arbeiten, muß reisen und
hoffe in kurzem so weit zu sein, um nach Bayern zu kom-
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men und mich im Gebirge erholen und dort arbeiten zu
können. ^^)
Die Hauptsache jedoch spielte bei ihm das Figurale: seine
Stärke lag im Ausdruck, in der Charakterisierung der Gestalten,
Man betrachte die von ihm so oft dargestellten Arbeitertypen:
den Mann, der den Hammer schwingt, den Karren schiebt und
Lasten schleppt oder von schv\'erer Arbeit ruht, den Alten,
der müde ein Almosen erfleht, und die Frauen, die jimg an
Jahren docb schon in ihren vergrämten Gesichtern die Fur-
chen des Alters tief eingegraben tragen. Hier gelingen ihm
oft Werke von erstaunlicher Kraft, großer Lebendigkeit und
feinstem Farbenempfinden, Bilder, die in ihrer künstlerischen
Qualität von dauerndem Werte sein werden.
Hier aber schneiden sich auch die Einflußsphären, deren
er sich nie ganz erwehren konnte. Goya und Daumier sind
die Paten mancher Gestalten. In einem zehnjährigen Kampfe
bemüht er sich inmier w-ieder sich diesen seinen geistigen
wie formalen Führern zu ent^vinden, versucht er seine eige-
nen W ege zu gehen und sucht sie doch immer w^ieder auf.
Die Derbheit und Gedrungenheit eines Bauern-Brueghel ver-
mengt sich mit dem Grotesken französischer Bourgeois-
darstellung. Yor allem, wenn er die feste Basis des Alltags-
lebens verläßt und nun thematisch frei zu komponieren oder
das tendenziöse Moment in den Vordergrund zu schieben
beginnt, w^ird er unfrei und gerät trotz mancher guten ma-
lerischen Arbeitsleistung ins Stocken. Hier kämpft der junge
Künstler den schwersten Kampf.
In den zahlreichen Porträts steigert er seine Palette zu
immer größerer Farbigkeit; er bewegt sich hier auf einer
ruhigeren Bahn, die ihn leichter den steilen Berg seiner Ent-
wicklung erklimmen läßt. Im Physiognomischen, in der Aus-
drucksgestaltung und Fixierung des seelischen Niederschlages
w^urzelte seine künstlerische Potenz. In den Darstellungen
seiner Arbeitertypen sind es vor allem die treffend gezeichneten
Köpfe, die den Bildern ihren großen Reiz verleihen. Manchmal
setzen sich seine Gernülde nur aus einem Meliriuclien solcliei'
lebenswahren Bildniscliarakterlstiken zusammen, wie z.B.
in dem „Gemüsewagcn^\ wo jeder einzelne Kopf als eine
Malerei hohen Ran^jes zu gelten hat.
Das Derbe, Gramdurehfurehte, W etterfeste lag ihm mehr
als das gefällig Glatte harmloser Jugendlichkeit. Das Alter
interessierte ihn mehr als (üe Jugend, ihn lockte der Kern,
nicht die Schale, der bihalt, nicht das prunkende Gefäß.
Darum versagt er auch fast überall, wo er als Modemaler
einem Auftrage gerecht w^erden soll. Hingegen gelingen ihm
bei einigen bekannten Persönlichkeiten Bildnisse von star-
ker Wirkung und überraschender Lebenstreue.
Den Höhepunkt seiner Porträtdarstellungen bilden aber
die vielen Wiedergaben der Mutter. Dieses von der Not des
Lebens und der Sorge um ihr einziges Kind gebleichte, zarte
(iesicht hat er immer wieder gemalt. Zuletzt noch — erst
vor wenigen Monaten — hat er sich selbst mit ihr zusanmien
dargestellt und in diesem Doppelbildnis, in dem er die ganze
Fürsorge, Hingebung und mütterliche Selbstlosigkeit zum
Ausdruck gebracht hat, ein rührendes Denkmal seiner kind-
lichen Dankbarkeit gesetzt. —
Neben den Gemälden laufen in all den Jahren viele gra-
phische Arbeiten, besonders Lithographien, da ihn die stark
malerische Natur, die Auswertung der Schwarz- Weiß-Kon-
traste mit der Kreide und dem Stifte mehr reizte, als die sub-
tilere Strichwirkung der Nadel. Sie gehen auch thematisch
mit den Gemälden parallel, wirken jedoch in ihrer schärfe-
i'en Konzentration des Typischen stärker und schlagender.
Hier versteht man seine Hinneigung zu Daumier besser^
da ihm entschieden das Groteske als das wirksamste Aus-
drucksmittel für die Darstellung des sich ihm, besonders
durch die Einw irkungen des Krieges, inmier unerträglicher
gestaltenden sozialen Elends erscheinen mußte. In den seit
1914 entstandenen Blättern entwickelt er eine Kraft und
Größe, wie sie nur dem vom Feuer überzeugter Ankläger-
in
Schaft Entflamniten innewohnen kann. Er ist nicht mehr der
sachliche Darsteller, sondern der tiefer Schürfende, Erken-
nende, Warnende; er ist — was er früher abzuleugnen ver-
suchte — der Künstler des sozialen Lebens ge\Yc»rden.
Mag nun die Form auch manchmal noch von eklektischen
Erinnerungen begleitet sein — ein Zyklus wie die sechs Stein-
zeichnungen der „Trinker^\ ein Blatt wie ^^Die Krüppelstadt'*
von 1917 oder „Die Lastträger" von 1918 sind künstlerische
Leistungen von so erschütternder Überzeugungs- und spon-
taner Schwungkraft, daß der hierin entwickelte IVIut unbe-
irrt durch alle Äußerungen mahnender und nörgelnder Kritik
auf sich selbst bauend weiterzustreben, ihn ^volil bald diese
Schlacken hätte abwerfen und zu immer höherer Vollendung
hätte gelangen lassen.
Denn nicht Kühnheit oder Vermessenheit fülirten Hugo
Krayn seine einsamen Wege, sondern der Mut des Gerech-
ten und das Vertrauen auf Gerechtigkeit. Darum wird auch,
wenngleich er seinen Weg nicht bis zur vollen Reife hat
schreiten können, sein Name und sein ^A erk bestehen.
14
Abbildungen.
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Eisenbahn
Lithographie. 1018
Wer in dauerndem Zusaininenhan(r mit der jungen Kunst bleiben will, der
abonniere auf die ZeiUcbrlft
!5)er Cicerone
Saujlrierte ^ar6monat0fd)rift für Äün|llcr / ^unflfreunbe
unb ©ammler / Jperauögcber ^rof. Dr. ©eorg ^icrmann
«Sejugöprcii t)aih\al)vii^ Wlavf 18,—, «Probeheft SKorf 2.35
3ebcn 9Jionat «rfd^einen jtoei ^cfte
Der Cicerone, der lich während der ersten lehn Jahre seines Bestehens eine führende
internationale Stellung auf allen Gebieten der Kunstpflege, des Kunstmarktes und
ilesSammelweseni erworben hatte, klmpft als Schrittmacher der junr^en Kunst fUr dio
neue Weltanschauung, die mit mächtigem Flügelschlag eine nahe Zukunft einleitet,
deren geistige Energien Gemeingut der gebildeten Welt schlechthin sein werden.
Ohne einseitig lu sein, fuhrt der Cicerone, unterstutzt von den besten literarischen
Köpfen der Z<;it, in die TieUeitige Erscbeinungswelt der Kunst unserer Tage ein.
Seine Urteile lind Ton hoher Warte aus geprägt. Als einzigstes Kriterium gilt das
der Qualität. Unabhängig Ton den Strömungen der Mode Tersncht er ein Programm
zu realisieren, das die Wertung »Her schöpferischen Kräfte dieser Zeit als einzige
Grundlage erkennt und dessen Vielseitigkeit das gesamte Gebiet der bildenden Kunst,
Architektur, Plastik, Malerei, Graphik und angewandte Kunst in sich einbezieht.
Daneben pflegt er das Sammelweaen der Zeit in reich illustrierten Beiträgen,
nimmt er gleichzeitig auch in emem international vertieften aktuellen Teil zu allen
Kunstereignissen und -Geschehnissen Stellung, die auf dem Gebietder Ausstellungen,
Sammlungen, Versteigerungen pp. ftlr die Kenntnis des modernen Kunstfreundes
wertToll sind.
Wer sich ernsthaft fUr die Kunst der Gegenwart interessiert und eine Einfuhrung
sucht auf allen Gebieten, die den modernen Kunstfreund angehen, kann diesen Fuhrer
und Berater nicht entbehren.
„2)tt Sttiiebelfifd)" nrtdit übet htn Ctcercnt t
„Sine b«t Bfflcn Äunltjettfc^riften üb«r{)aupt"uttbempftfF)It
t^n unter ben 93Iättem füt Äunli unb Literatur „an erftet ©teile".
Älxnff>atbt&SBtetmann/9Serlag / Sctpjtg
K U LTU R-GESCHIC HTE
5l6cntCUrCt* SSunbernc^e MeitöIHufe «nb QC^atafterc.
Stroo 330 ©citcn mit 10 ^ünfitcrflcinjcidjnungcn öon
SB. ^lünnccfe. 3n ^ölblcincn ^att 15.—, tn .^olbteber
S)?arf 30.—, numerierte Supuöouöc^ube ouf 25üttcnpopier in
^onbgebunbcnen ©onjicberbanb 9}iarf 80.—. (1919 neu.)
@aton^* SSUber gefcHfc^aftlidjcr .ÄuUur au« fünf
3a^r^unbcrtctt. 3. Sluflogc. 2 25Qnbe mit 48 Xafctn,
«Pappbonb ^avt 1?.—, £ieb^oberbanb SJJarf 20.—, in
©cibc ^ad 40.—,
Äat)aHctC* e^araftere «nb Silber auö ber eleganten
SSett; SOHt 10 öriginollit^oc^rop^ien üon Sric^ ©runer.
2. 2luf(age. «poppbonb Sjiorf 12.—, Sieb^aberbanb
^ati 18.— , in ©eibe 9)?arP 30.—.
Das elegante kulturgeschichtliche Essay ist die eigenste Domäne Ton Tornius. Er ist
nicht nur ein Meister des Stils, sondern er versteht es vor allem wie kein zweiter,
sich in die Zeit zu versetzen, die er uns jeweils schildert, uns ihr gesellschaftliches
Leben vor Augen zu fuhren und ihre Menschen lebendig zu machen. Dadurch werden
seine Bucher zu ganz besonders wertvollen Geschenkwerken, eine Eigenschaft, die
durch die gute Ausstattung und die gediegenen Einbände seiteng des Verhigs noch
unterstrichen wird.
®ie SlenaifiTance in Söriefen »on '^mtm,
MniiUtn, ©töatömannern, ©clc^rten unb grauen.
Seorbcitet öon Sotbor <Scf)mtbt. 2 $8anbe gebunben je
S^orf 9.—, in £icbboberbonb je ^avi 12.—.
Nicht« fuhrt um besser in eine Zeit ein, als die PersOnlichkeitsdokumente der
Briefe, besonders wenn sie aus einer Zeit stammen, die das Briefschreiben zur
Kunst erhoben hatte, wie die Renaissance: Petrarka, Boccacio, Catarina da Siena,
l.orenzo il Magnifico, Machiavelli, Graf Castiglione, Ariost, Isabella d'Este, Vittoria
Colonna u. a. m., sie alle treten uns lebendig entgegen, wir belauschen ihren Ge-
dankenaustausch und lernen ihre Sorgen und Nöte kennen. Manches dickleibige
Geschichtsbuch fuhrt uns nicht so tief in den Geist der Zeit ein, als diese
zierlichen Bändchen.
G O E T H E - L 1 T K RAT IJ R
©oct^
^ ©on«prof. Dr. ©eorg @tmm«l. 3. «Uuflage. 320@etten.
^*^ @cF)eftet gjiarf 7.—, gebunben gjiorf 10.—.
Es ist das Werk eines Mannes, der Goethes innere Existenz in sich aufgenommen
hat, ehe er sie zur Darstellung brachte, und sie uns neu geformt hat. Wir niUssfn
gestehen, daß trotz aller bisherigen wertvolleo Bucher Über Goethe ein solches Buch
noch ungeschrieben war." Zeilschriflfür Philosophie.
S)te grauen um ©oct^e. Sf^^ÄnTn':
?D?tt 50 Zafiln. 93anb i: «JJ^orf 10.—, <8anb II : ^Jlarf 18.—, beibe
93änbe in Siebl^aberbanb ^. 36 — , in @«ibe '^arf 50.—.
nter Kuhns Hand gewinnen die schönen, geistvollen Frauen, die in Weimar zu
Goethe in einem mehr oder weniger innigen Verhältnis standen und die ihren
Einfluß auf ihn, den Allempfänglichen, geltend machten, Gestalt und Leben. Gefühls-,
Liebesleben, Verhältnis zur Ehe,Moral, Intellekt werden hiermitfeiner psychologischer
Analyse dem Goethefreund offenbart." Blätter für Bücherfreunde.
u
^fCiaifftnY SBon^PaulÄü^n. 2.QIuftfl9t. gearbeitet »on Dr. .^an«
<<VvllllUU 2Bo^t. VIII u. 192 ©eiten mit 97 51bbilbungm u.tofeln.
«Pappbanb, fjanbgebructt, '^axf 15 — £iebt)oberbanb 'iüflaxt 20 —
Das liebe, unterhaltsame Buch Kuhns bringt uns den Weimarischen Musenhof und
die großen Menschen, die in Weimar ihre Heimstatt fanden, so wundervoll
menschlici) nahe. Man machteinen Diebesblick in alle Fenster, lernt alle die hohen
Herrschaften ein Bisciien im N6gligd kennen und freut sich, all die langst in Literatur
gebrachten zarten Geheimnisse aufs neue zu lüften, freut sich vorzuglich weil es mit
80 graziöser Gebärde geschieht.
\^UCli;c n\ ^i;iH;i;iy* xil unb 172 ©eiten mit 16 Zafün.
©ebunben gjlorf 7.80.
©oet^e, ber (Straßbnrger ©tiibent fr^
Xraumann. 225 ©eiten mit 96 Slbbilbungen. «fappbonb SDtarf 9.45.
Jeder Goetheverehrer sollte auch diese beiden Bucher seiner BibLothek einreihen,
er wird sie lieb gewinnen, jedes auf seine Art.
©oet^eö 9iömifi$e Plegien. lÄ'-^'r'!
rierte ^luögabe auf ©üttctt, in ©eibe gebunben 9Jtarf 12.—.
Ein ganz köstliches feines GeschenkbOchlein fUr Menschen von Kultur.
Älinfl^atbt&QSiermann / SSttlag /Jeipjtg
GRAPH ISCHE-LITERATUR
^ti^tx Der ©rap^tt
^erauögcgeben tjon Dr. ^ermann 25o§
D'
jie Heistor der Graphik haben sich lang;st als unentbehrliche Handbücher ftlr
jeden kunstgeschichtlich interessierten Laien und Graphiksammler erwiesen.
Die Sammlung — ein Gegenstück lu den Klassikern der Kunst — ist durch die
textliche Behandlung ebensosehr wie durch die hervorragenden Reproduktionen als
eines der wichtigsten HilFsmittel lur Durchleuchtung des gewaltigen Kunstwertes
unserer Vergangenheit anerkannt.
Bisher erschienen :
iRh 1. ^rtCrttt«»« OrrtTTAf 55cm Hermann 9?offe. VIII tinb 100 ©eittn. 5J}tt
bercifung.)
»&. 2. T)k Unf'dn^i. bc6 beutfc^en ^upferfti^cö unb ber
?Vt><»if}-/»»« T? Q 23on 53Jar ®et«berg. IV unb 132 ©cttcn. «Oitt einem
JJltl]lU Hl. O. Sitdfcilö unb 120 Slbbllbungen «nf 70 Safein. ®et)eftet
CWart 24.—, gefcunben ^axt 27.—.
sb.3:mre(f)t mbotftv unb SBoIf ^uBer. i"oV^^'lc?tm"
5Rit einem farbiaen litelbilb unb 1«0 Slbbübungen auf 63 Safein. ©e^eftet
SJIarf 18.—, gcbunbcn «Diorf 21.—.
»b. 4: Francisco Oe ÜOpa. g^it einem Sitelbtlb unb 73 at.bilbungen ouf
71 Safein. ©cljeftct 53}art 24.—, gebunben SKatf 27.—.
236 2(bbilbungcn ouf eoSofeln. ©e^eftet SUarf 24.—, gebunben SKorf 27.—.
sb.6: @io^. ^attm ?>trane|t. ^"©el'i^^^l^Je^firitÄ „"S
73 Slbbilbungen auf 63 Safein in Ödjtbrucf. (Vergriffen, neue Auflage
erfcbeint 1920.)
(RS •, f\i»HSftHf C5\AlhiuA 23on Otto ^irfcfcmann. VIII unb 187 ©eiten.
»b. 7: ^enortcr VDOl^lUe. gjjit ^nem Sitelbilb unb 70 Slbbilbungen ouf
49 Safein, bat)on 3 farbig, ©eheftct SSarf 30.—, gebunben tOJorf 36.-.
^^■8 <V»tv,i;».A«s<. 23on JRieftarb ®ranl. Sb. 8: JRabierungen. 9J}it
KAemoranor. 300 Slbbtlbungen auf 12ySofeln. ®el)eftet 5Sarf46.— .
gebunben ?Worf 52.-. 25b. 9: •5>onbiei(i)nungen, umfoßt etma loo ©eiten unb
75 Sofeln, erfcbeint 1920.
0. 9:
bleuere S)To(ers9labiercr
einfQbrung. Q3on Otto 2I.'33etgmann. XIV unb 188 ©eiten. SKitl »ilbm«
unb 76 Slbbtlbunqen auf 30 Sofeln. ®ebunben SCJart 45.—.
Die prachtToUen Tafeln des Werkes vermitteln uns die Bekanntschaft mit einem
Meister, der sich, weiteren Kreisen noch unbekannt, mit seiner feinen Kunst bei dem
wachsenden Verständnis fUr Graphik bald zahlreiche Freunde erwerben wird.
Ältttfljaröt&iBtetmoitn / Sßetlag / 2ei}?jt9
ND Schwarz, Karl
588 Hugo Krayn
K83^S4.
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