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Full text of "Hydrobiologisches und Plankton-Praktikum. Eine erste Einführung in das Studium der Süsswasserorganismen"

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Dr.  Walther  Schurig 

Hydrobiologisches  und 
Plankton-Praktikum 


Hydrobiologisdies  und 
Plankton-Praktikum 


Eine  erste  Einführung  in  das 
Studium  der  SüPwasserorganismen 

Von 

Dr.  Walther  Sdiurig 

Mit  einem  Vorwort  von 

Dr.  Ridiard  Wolteredt 

a.o.  Prof.  der  Zoologie  and.  Universität 
Leipzig 


Mit  215  Abbildungen  im  Text  und  6  Tafeln 


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1910 
Verlag  von  Quelle  &  Meyer  in  Leipzig 


Alle  Rechte   vorbehalten. 


Altenburg 

Pierersche  Hofbuchdruckerei 

Stephan  Geibel  &  Co. 


Zur  Einführung. 

(Gedanken  über  Hydrobiologie  in  der  Schule.) 

Dem  Wunsche  des  Verfassers,  ich  möge  seinem  „Hydro- 
biologischen  und  Planktonpraktikum"  einige  Sätze  über  die 
allgemeine  Bedeutung  der  Hydrobiologie  anfügen,  komme  ich 
gern  nach.  Es  scheint  ja  ein  wirkliches  Bedürfnis  nach  einem 
kurzen  und  einfachen  Leitfaden  wie  diesem  „Praktikum"  vor- 
handen zu  sein;  und  da  ist  es  wohl  in  der  Tat  nicht  un- 
angebracht, an  den  mit  Absicht  elementar  und  rein  praktisch 
gehaltenen  Text  einige  theoretische  Betrachtungen  anzu- 
schHeßen. 

Vielleicht  erfülle  ich  den  Wunsch  des  Verfassers  am  besten 
dadurch,  daß  ich  die  didaktische  Seite  unseres  Gegenstandes 
ein  wenig  zu  analysieren  versuche.  Dabei  fallen  dann  auf  die 
allgemeinen  Fragen  der  Hydrobiologie  wenigstens  einige  Streif- 
lichter, die  dem  einen  oder  andern  Leser  des  „  Praktikums  "^ 
Anregung  zu  tieferem  Eindringen  in  den  Gegenstand  geben 
könnten. 

Im  Grunde  genommen  sind  es  ja  gerade  solche  allgemein 
biologischen  Probleme,  welche  wie  das  wissenschaftliche  so 
auch  das  didaktische  Interesse  an  dieser  Lebewelt  immer  mehr 
verstärken ;  und  dieses  gemeinsame  Wachstum  der  Anteilnahme 
wiederum  ist  weiter  nichts  als  ein  Ausdruck  der  allgemeinen 
Wendung,  welche  nach  der  Wissenschaft  nun  auch  die  Schule 
zum  Glück  immer  deutlicher  vollzieht:  von  der  bloßen  Tier- 
und  Pflanzen bes ehr eibung  zum  Versuch  einer  Erklärung, 
eines  Verständnisses  der  belebten  Natur. 

Wenn  wir  nun  irgendein  Stück  Leben  uns  und  unsern 
Schülern   klar  machen   wollen ,   so   müssen  wir  vor  allem  die 


YI     Zur  Einführung.    (Gedanken  über  Hydrobiologie  in  der  Schule.) 

mannigfachen  Wechselbeziehungen  darlegen ,  welche  über- 
all zwischen  Pflanze  und  Tier,  Pflanze  und  Pflanze,  Tier  und 
Tier  obwalten  und  das  Leben  der  einzelnen  Individuen  wie 
der  ganzen,  irgendwo  zusammen  hausenden  Lebensgenossen- 
schaft bestimmen.  Solche  Genossenschaften  oder  Biocönosen 
finden  wir  in  jedem  Wald,  Feld,  Garten,  Strand,  Düne  usw., 
aber  nirgends  bieten  sich  jene  Wechselbeziehungen  auch  nur 
annähernd  so  gut  und  anschaulich  dar,  wie  in  dem  in  sich 
abgeschlossenen  Lebens  haus  halt  eines  Sees  oder 
Teiches.  Darauf  ist  ja  schon  oft,  für  seinen  „Dorfteich"  be- 
kanntlich zuerst  von  Jun ge ,  hingewiesen  worden ;  doch  gehört 
schon  ein  recht  vielseitiges  und  inniges  Verständnis  des  Lehren- 
den dazu,  um  einem  solchen  Mikrokosmos  wirklich  gerecht  zu 
werden.  Auch  die  Behandlung  der  überaus  wichtigen  Be- 
ziehungen vom  Organismus  zur  unbelebten  (physikalisch- 
chemischen) „Umwelt"  gehört  hierher,  ein  besonders  reizvolles 
und  lehrreiches  Kapitel,  das  sehr  gut  in  den  Schulunterricht 
eingegliedert  werden  kann,  wie  besonders  Voigt  gezeigt  hat. 
Diese  Beziehungen  der  Organismen  zu  physikalisch-chemi- 
schen Faktoren  führen  zu  einer  weiteren  didaktisch  wertvollen 
Seite  der  Hydrobiologie  hinüber,  deren  Behandlung  nicht  so 
intensive  Vorarbeit  des  Lehrers  erfordert :  den -Anpassungs- 
erscheinungen.  Auch  sie  können,  jedenfalls  soweit  es  sich 
um  lebende,  leicht  zu  demonstrierende  Objekte  handelt,  an 
wenig  Organismen  so  vortrefflich  erläutert  werden  wie  an  den 
Tieren  und  Pflanzen  des  Wassers.  Zumal  das  rasch  fließende 
Wasser  (Gebirgsbach,  Brandung)  und  das  ruhig  stehende  offene 
Wasser  (Planktonregion)  bieten  die  schönsten  Anpassungen 
der  Form  und  Lebensweise.  Noch  merkwürdiger  sind  solche 
ja  in  einer  dritten  Zone,  der  Tiefsee,  deren  fabelhafte  Ge- 
schöpfe vom  Lehrer  wenigstens  geschildert  werden  sollten, 
um  das  Interesse  der  Kinder  noch  zu  steigern.  Doch  wird 
der  Fang  und  die  Demonstration  lebender  Organismen  mit 
Schwebeanpassungen  oder  mit  all  den  seltsamen  Einrichtungen 
zum  Schutz  gegen  Strömung  und  Brandung  immer  den  Haupt- 
teil dieses  Unterrichtsabschnittes  ausmachen ;  charakteristische 


Zur  Einführung.     (Gedanken  über  Hydrobiologie  in  der  Schule.)    VII 

Planktonformen  sind  ja  in  jedem  Teich,  die  letztgenannten 
Anpassungen  wenigstens  im  Gebirge  und  an  Seen  leicht  zu 
demonstrieren,  sie  sind  übrigens  noch  lange  nicht  genug  be- 
kannt und  verwertet  (vgl.  darüber  die  neueren  Schriften  von 
Steinmann,  Wesenberg  u.  a.). 

Eine  ganze  Reihe  weiterer  Fragen  drängen  sich  uns  an 
See  und  Teich  auf  und  lassen  sich  auch  gerade  hier  leichter 
und  besser  als  an  andern  Naturobjekten  studieren  und  dar- 
legen; doch  kommen  diese  Probleme  —  ich  denke  an  Art- 
veränderung, Sexualität,  geographische  Verbreitung,  Her- 
kunft —  gerade  für  die  Schule  einstweilen  wohl  weniger  in 
Betracht. 

Nur  auf  einen  Komplex  von  Erscheinungen  möchte  ich 
noch  kurz  hinweisen,  der  nach  vielerlei  Seiten  hin  Beziehungen 
und  Interesse  hat:  die  gesetzmäßige  Periodizität,  welche 
wir  im  Auftreten,  in  der  Formbildung  und  in  der  Fortpflanzung 
der  Wasserorganismen  Jahr  für  Jahr  beobachten  können. 
Diese  periodischen  Erscheinungen  bilden  in  ihrer  Verknüpfung 
teils  mit  leicht  zu  kontrollierenden  äußeren  Faktoren  (Tempe- 
ratur, Nahrung)  teils  mit  inneren  Ursachen  (Vererbung,  z.  B. 
Eiszeitrelikte)  soviel  Interessantes  und  sind  andererseits  im 
Laufe  des  Schuljahres  bei  reger  Mitarbeit  der  Schüler  so  leicht 
zu  verfolgen ,  daß  ihr  Studium  geeignet  erscheint ,  etwa  den 
Abschluß  des  biologischen  Unterrichts  zu  bilden ;  eine  gewisse 
Selbständigkeit  der  einzelnen  Schüler,  denen  die  Beobachtungs- 
termine und  -Stationen  anvertraut  werden,  ist  natürlich  dazu 
notwendig.  (Wenn  übrigens  solche  Beobachtungsreihen  mit 
genügender  Sorgfalt  [in  der  Notierung  der  Temperaturen  usw, 
und  Auszählung  der  Fänge]  durchgeführt  werden,  können  sie 
als  wissenschaftliches  Material  brauchbar  werden :  wir  brauchen 
dringend  derartige  periodische  Beobachtungen  von  möglichst 
vielen  Gewässern.  — ) 

Alle  die  hier  angeschnittenen  allgemein  biologischen  Fragen 
gehören  nun  aber  durchaus  nur  in  die  obersten  Schulklassen. 
Ihre  Behandlung  setzt  neben  einer  gewissen  Reife  und  neben 
einigen  physikalisch-chemischen  Kenntnissen   voraus,   daß  auf 


VIII     Zur  Einführung.     (Gedanken  über  Hydrobiologie  in  der  Schule.) 

einer  Unterstufe  des  biologischen  Unterrichts  die  Kinder  schon 
etwas  gelernt  haben,  naturwissenschaftlich  zu  sehen,  daß  sie 
den  Bau  der  besprochenen  Tiere  und  Pflanzen  und  ihre  syste- 
matische Stellung  einigermaßen  kennen.  Auch  einige  tech- 
nische Kenntnisse:  Mikroskopieren  und  Präparate  machen, 
müssen  erworben  sein. 

Bekanntlich  bietet  auch  für  diese  Unterstufe  des  biologi- 
schen Unterrichts  gerade  das  Süßwasser  die  günstigsten,  durch- 
sichtigsten Objekte  dar,  man  denke  nur  an  Auge,  Herz,  Darm 
der  Daphniden,  an  Räderorgan,  Kaumagen,  Nephridien  der 
Rädertiere,  an  Geißeln  und  Chromatophoren  der  Flagellaten. 

Ich  halte  es  —  so  wie  die  Dinge  heute  liegen  —  für 
zweckmäßig,  wenn  die  morphologische,  systematische  und  tech- 
nische Unterweisung  der  jüngeren  Schüler  von  dem  allgemein 
biologischen  Unterricht  der  Oberstufe  getrennt  wird.  Jene  ist 
nützlich  für  die  Formenkenntnis  des  Kindes,  zur  Schulung 
seines  Auges  und  seiner  Hand  (Akkuratesse  beim  Präpa- 
rieren); die  Behandlung  der  allgemein  -  biologischen  Fragen 
dagegen  soll  die  Heranwachsenden  zu  einem  tieferen  Ver- 
ständnis der  Lebenserscheinungen  führen.  Es  handelt  sich 
also  um  zwei  recht  verschiedene  Lehrziele;  natürlich  ist  es 
gleichwohl  am  besten,  wenn  der  Lehrer  von  der  elemen- 
taren Art  des  Unterrichts  allmählich  zu  den  schwierigeren 
Kapiteln  übergehen  kann.  Da  aber  ein  durchgehender  bio- 
logischer Unterricht  einstweilen  für  die  Mehrzahl  der  Schulen 
nicht  in  Betracht  kommt,  ist  wohl  als  die  beste  Lösung 
zu  betrachten,  wenn  die  Unterstufe  etwa  zwischen  dem  11. 
und  13.  Jahre,  die  Oberstufe  aber  erst  im  vorletzten  und 
letzten  Schuljahr  angesetzt  wird.  Die  mittleren  Klassen  bleiben 
dann  —  soweit  Naturkunde  in  Betracht  kommt  —  nach  wie 
vor  für  Physik  und  Chemie  reserviert.  Bei  rechter  Behand- 
lung der  Unterstufe  werden  sich  immer  genug  Schüler  finden, 
die  während  jener  Zwischenzeit  ihre  Sammlungen  und  Aquarien 
weiter  kultivieren,  und  die  dann  bei  der  Wiederaufnahme  der 
Biologie  (und  Hydrobiologie)  der  Klasse  als  Führer  dienen 
können.  — 


Zur  Einführung.    (Gedanken  über  Hydrobiologie  in  der  Schule,)      IX 

Was  hier  vor  allem  gezeigt  werden  sollte,  war,  daß  für 
beide  Lehrziele,  also  auf  beiden  Stufen  des  biologischen 
Unterrichts  die  Fauna  und  Flora  unserer  Süßwässer  so  weit 
als  irgend  möglich  herangezogen  werden  sollte,  natürlich 
immer  als  integrierender  Bestandteil  der  gesamten  „Natur- 
beschreibung" und  „allgemeinen  Biologie". 

Dabei  kann,  soweit  es  sich  um  die  Unterstufe  oder  auch 
um  die  sehr  eile  Orientierung  der  älteren  Schüler  handelt,  ein 
Buch  wie  das  vorliegende  „Praktikum"  vortreffliche  Dienste 
leisten.  Es  bringt  außer  den  technischen  Anweisungen  eine 
kurze  Beschreibung  der  wichtigsten  und  häufigsten  Vertreter 
der  Mikrofauna  und  -flora.  Erfreulicherweise  berücksichtigt 
der  Verfasser  die  Lebewelt  des  Ufers  und  die  des  offenen 
Wassers  gleichmäßig. 

Für  die  Oberstufe  des  biologischen  Unterrichts  ist  der 
Lehrer  —  auch  soweit  es  sich  um  hydrobiologische  Fragen 
handelt  —  vorzugsweise  auf  seine  eigene  Erfahrung  und  Über- 
legung angewiesen;  er  ist  ja  in  der  Lage,  diesen  Teil  seiner 
Lehrtätigkeit  in  der  mannigfachsten  Art  auszugestalten,  je 
nach  seinen  besonderen  Neigungen  und  Vorstudien  und  auch 
je  nach  den  lokalen  Verhältnissen. 

Leipzig,  1.  August  1910. 

Prof.  R.  Woltereck. 


Vorwort. 

Im  folgenden  wollen  wir  dem  Leser  in  kurzen  Zügen  einen 
Überblick  über  einen  Teil  der  Tier-  und  Pflanzenwelt  des 
Süßwassers  zu  verschaffen  suchen.  Auf  jedes  Gebilde  kann 
natürlich  nicht  eingegangen  werden;  es  gilt  vor  allem,  über 
die  einzelnen  großen  Gattungen  der  Fauna  und  Flora  des 
Süßwassers,  seien  es  nun  Anhänger  der  Planktonten  oder 
nicht,  zu  berichten. 


X  Vorwort. 

Für  den  Systematiker  ist  das  Buch  nicht  geschrieben; 
es  will  vielmehr  sich  an  alle  diejenigen  wenden,  denen  das 
Tier-  und  Pflanzenleben  des  Süßwassers  bisher  fremd  war, 
zumal  die  Mikrofamia  und  -flora.  Deshalb  sind  auch  die  Ab- 
bildungen wie  der  Text  so  gehalten,  daß  der  Leser  sich  m 
der  Kleinwelt  unserer  Tümpel  und  Gewässer  zurecht  zu  finden 
weiß.  Das  Buch  will  aber  noch  mehr  bieten :  Hat  der  Natur- 
freund die  betreffenden  Planktonorganismen  usw.  mit  den 
nach  den  Angaben  des  Buches  beschafften  eventuell  her- 
gestellten Netzen  gefangen,  nach  Vorschrift  konserviert,  so 
belehrt  es  ihn  auch,  wie  er  von  den  Organismen  ein  mikro- 
skopisches Dauerpräparat  herzustellen  hat  und  erläutert,  was 
besonders  dem  Laien  erwünscht  sein  dürfte,  die  Herstellung 
an  mehreren  Beispielen.  So  dürfte  denn  das  Büchlein  dem 
Natui'freund  nicht  unerwünscht  kommen. 

An  dieser  Stelle  sei  es  mir  auch  gestattet,  der  angenehmen 
Pflicht  der  Dankbarkeit  genügen  zu  dürfen  und  Herrn  Uni- 
versitätsprofessor Dr.  R.  Woltereck  in  Leipzig  und  Herrn 
Prof.  Dr.  Otto  Zacharias  in  Plön  für  die  vielfachen  An- 
regungen und  Ratschläge  meinen  ergebensten  und  aufrichtigsten 
Dank  zu  übermitteln.  Ferner  danke  ich  dem  Assistenten  am 
Zoologischen  Institut  der  Universität  Leipzig  Herrn  E.  Wagler 
für  die  Anfertigung  der  Cladoceren-Abbildungen  und  Herrn 
Prof.  Dr.  Schmeil,  der  eine  große  Zahl  von  Abbildungen  aus 
seinen  Werken  freundlichst  zur  Verfügung  stellte. 

So  trete  das  Buch  seine  erste  Reise  an;  es  erwerbe  sich 
Freunde  und  erwecke  Interesse  für  die  kleinen  Geschöpfe  der 
großen  Mutter  Natur! 

August  1910. 

Dr.  Walther  Schurig. 


Inhaltsverzeichnis. 

Seite 

Allgemeiner  Teil. 

§     1.    Einleitung.     Was  ist  Plankton? 1 

§     2.    Die  Biologische  Station  zu  Plön 3 

§     3.    Die  Biologische  Station  zu  Lunz 6 

§    4.    Die  Ausrüstung  des  Planktonfängers 7 

§     5.    Die  Durchforschung  kleiner  Tümpel 9 

§     6.    Flachnetz  für  Strandtümpel 9 

§     7.    überflächenplanktonnetz 10 

§     8.    Senknetze  für  Tiefenplankton 11 

§     9.    Quantitativnetze 12 

§  10.    Planktonmessung  mittels  Quantitativnetzes 13 

§  11.    Schließnetze 13 

§  12.    Grundnetze  und  Dredschen 16 

§  13.    Schnuren  und  Leinen 17 

§  14.    Senkflasche 17 

§  15.    Das  Mikroskop 19 

§  16.    Utensilien 19 

§  17.    Gebrauch  des  MikVoskops 20 

§  18.    J'ang  des  Planktons 25 

§  19.    Aufbewahrung  des  Planktons 26 

§  20.    Konservierung  des  Planktons 27 

§  21.    Mikroskopische  Untersuchung  kleiner  lebender  Objekte    ....  29 

§  22.    Hängender  Tropfen  in  feuchter  Kammer 29 

§  23.    Anfertigung  mikroskopischer  Präparate 31 

§  24.    Färben  von  Objekten 33 

§  25.    Lebende  Organismen  und  deren  Färbung 34 

§  26.    Intermedien  und  Aufhellmittel 34 

§  27.    Einbetten 35 

§  28.   Dauerpräparate .  35 

§  29.    Beispiele 38 

§  30.    Die  Projektionsküvette 47 

§  31.    Projektionsküvette  für  Dauerpräparate 49 


39922 


XII  Inhaltsvei'zeichnis. 

Seite 

Spezieller  Teil. 

§  32.   Die  Algen 51 

§  33.    Kieselalgen  (Diatomeen) 54 

§  34.    Die  Conjugaten  (Desmidiaceen) G2 

§  35.    Die  Grünalgen  oder  Chlorophyceen 66 

§  36.    Peridinaceen  (Peridinien) 75 

§  37.    Blaugrüne  Algen 77 

§  38.    Die  Flagellaten 83 

§  39.   Die  Wimpei'intüsorien 85 

§  40.    Die  Amoeben  oder  Wurzelfüßler 90 

§  41.    Sonnentierchen 96 

§  42.    Wasserkäfer 97 

§  43.    Schnabelkerfe 107 

§  44.    Zweiflüglerlarven 110 

§  45.   Die  Geradflügler 113 

§  46.    Die  Süßwassermilben 118 

§  47.    Die  Krebstiere  (Crustacea) 120 

§  48.   Die  Rotatorien  oder  Rädertiere 143 

§  49.   Die  Strudelwürmer 152 

§  50.    Süßwassei'polypen 156 

§  51.    Einige  wichtige  Fangstätten  in  Sachsen 156 

Namen-  und  Sachverzeichnis 158 


Empfehlenswerte  Schriften  für  das  Weiterstudium. 

X    Apstein,  C,  Das  Süßwasserplankton.  Kiel  und  Leipzig,  Lipsius  &  Tischer. 

1896. 
i,  Archiv  für  Hydrobiologie  und  Planktonkunde.    Herausgeg.  von  0.  Zacha- 
rias,  Plön. 
Bibliotheca  Zoologica,  Originalabhandlungen.  Herausgeber  Dr.  R.  Leuckart 

und  Dr.  Carl  Chun. 
Biologisches  Centralblatt. 
Blochmann,  F. ,  Die  mikroskopische  Tierwelt  des  Süßwassers.  I.  Protozoa. 

2.  Aufl.     Hamburg,  L.  Graefe  und  Sillem. 
Boas,  Lehrbuch  der  Zoologie. 

^  Brauer,  Die  Süßwasserfauna  Deutschlands.  Eine  Exkursionsfauna.    Jena, 
G.  Fischer. 
Brehm,  Die  Biologische  Süßwasserstation  ?;u  Lunz.    Archiv  für  Hydro- 
biologie.    Bd.  2.     1907. 
Brehm,  Charakteristik  der  Fauna  des  Lunzer  Mittersees.     Internationale 
Revue  d.  ges.  Hydrobiol.  u.  Hydrogr.     Bd.  2. 
.I'  Eyferth,    B.,    Einfachste    Lebensformen    des    Tier-   und    Pflanzenreichs. 

3.  Aufl.     Braunschweig,  1900. 

Frenzel,   Job.,  Untersuchungen   über  die  miki-osk.  Fauna  Argentiniens. 
Teil  1:  Protozoa.    Bibl.  Zool.  Bd.  4  Heft  12. 
^  Gruber,  A.,  Ein  Wurzelfüßer  des  Süßwassers  in  Bau  und  Lebenserschei- 
nungen.   Tier-  und  Pflanzenleben  d.  Süßwassers.    J.  J.  Weber,  Leipzig. 
4   Hustedt,  F.,  Süßwasserdiatomeen  Deutschlands.     Franckh'sche  Verlags- 
handlung, Stuttgart. 
Y  Internationale    Revue    der    gesamten    Hydrobiologie    und    Hydrographie. 
Herausgeg.  von  Prof.  R.  Woltereck.     Leipzig,  W.  Klinkhardt. 
Klebahn,   H.,  Über  Wasserblüten  bildende  Algen  und  über   das   Vor- 
kommen   von    Gasvakuolen    bei    d.    Phycochromaceen.      Forschungs- 
berichte Plön.     Bd.  4.     1896. 
-fLampert,  K,  Das  Leben  der  Binnengewässer.     Leipzig,  Tauchnitz. 
Ostwald,  Wolfg.,  Zur  Theorie  des  Planktons.    Biol.  Centralbl.  Bd.  22. 
Ostwald,    Wolfg.,    Zur  Theorie    der    Schwebevorgänge    sowie    d.  spez. 
Gewichtsbestimmungen    schwebender    Organismen.     Arch.    ges.    Phys. 
Bd.  94.     1903. 


XIV  Empfehlenswerte  Schriften  für  das  Weiterstudium. 

■f  Plate,  L.  H»,  Die  Rädertiere.   Aus  Tier-  und  Pflanzenwelt  d.  Süßwassers. 

I.  Bd.    Leipzig,  J.  J.  Weber. 
^  Reitter,  Fauna  Grermanica.     Käfer  I.     Stuttgart,  Lutz. 
4  Roth,  W. ,  Studien   über  konvergente  Formbildung  an  den  Extremitäten 
schwimmender  Insekten.     I.   Teil:    Hemiptera;    II.   Teil:    Coleoptera. 
Intern.  Revue  d.  ges.  Hydrobiologie  und  Hydrogr.     Bd.  2. 
4    Ruttner,  F.,  Über  tägliche  Tiefenwanderungen  von  Planktontieren  unter 
dem  Eise  und  ihre  Abhängigkeit  vom  Lichte.     Intern.  Revue   d.  ges. 
Hydrobiol.  u,  Hydrogr.    Bd.  2. 
-  Ruttner,    F.,    Über    das    Verhalten    des    Oberflächenplanktons    zu    ver- 
schiedenen Taeeszeiten.     Forschungsberichte  Plön,  Bd.  12. 
-1  Scheffelt,  Copepoden  und  Cladoceren  d.  südlichen  Schwarzwaldes.  Archiv 

für  Hydrobiol.     Bd.  4. 
-^Schmeil,    O.,    Deutschlands    freilebende   Süßwasser-Copepoden.     I.  Teil: 

Bibliotheca  Zoologica.     Bd.  IV  Heft  11.    HI.  Teil  Bd.  8  Heft  21. 
JfSchmeil,  0.,  Lehrbuch  der  Botanik.     Leipzig,  E.  Naegele. 
>  Schmeil,  O.,  Lehrbuch  der  Zoologie.     Leipzig,  E.  Naegele. 
Schmidt-Schwedt,  E. ,  Kerfe  und  Kerflarven  des  süßen  Wassers,  bes. 
der  stehenden  Gewässer.    Tier-  u.  Pflanzenwelt  d.  Süßwassers.  Bd.  2. 
Schönichen,  W.,  Aus  der  Natur.    Leipzig,  E.  Naegele. 
Schorler,  Plankton  d.  Elbe.     Zeitschr.  für  Gewässerkunde.    Bd.  3.     1900. 
^Seligo,  A. ,   Tiere  und  Pflanzen  des  Seenplanktons.     Stuttgart,   Franckh. 
Steinmann,    P.,    Eine    Netzdredsche    für    Tiefenfänge.      Internationale 

Revue  d.  ges.  Hydrobiol.     Bd.  2. 
Steinmann,  P.,   Sammelbericht  über  d.  neuesten  Arbeiten  über  Bach- 
fauna.   Internationale  Revue  d.  ges.  Hydrobiol.     Bd.  2. 
^  Steuer,  Planktonkunde.     Leipzig,  B.  G.  Teubner. 
*  Straßburger,  Lehrbuch  der  Botanik.     Jena,  Gustav  Fischer. 
Täuber,   H.,   Die  Bakterien  und  Kleintiere   des  Süßwassers,    Stuttgart, 
G.  Lutz. 
j(  Urban,  F.,  Wissenschaf tl.  Ergebnisse  d.  Aquarienkunde  I.    Intern.  Revue 
d.  ges.  Hydrobiologie  und  Hydrographie.     Bd.  I. 
Voigt,    M. ,    Über   eine    Gallerthaut   bei    Asterionella    gracillima.      Biol. 

Centralbl.    Bd.  21. 
Wesenberg-Lund,  C,  Über  Süßwasserplankton.    Prometheus.    Bd.  17. 

1906. 
Wesenberg-Lund,  C,  Von  dem  Abhängigkeitsverhältnis  zwischen  dem 
Bau  der  Planktonorganismen  und  dem  spez.  Gewichte  des  Süßwassers. 
Biol.  Centralbl.    Bd.  20.     1900. 
Wesenberg-Lund,  C,  Culex — Mochlonyx — Corethra,  eine  Anpassungs- 
reihe.    Intern.  Revue  d.  gesamt.  Hydrobiol.  und  Hydrogr.     Bd.  1. 
:y^  Wesenberg-Lund,   C. ,   Mitteilungen    aus   dem  biol.   Süßwasserlabora- 
torium  Frederiksdal  bei   Lyngby,  Dänemark:    I.    Die  litoralen   Tier- 


Empfehlenswerte  Schriften  für  das  Weiterstudium.  XV 

gesellscliaften  unserer  größeren  Seen.  Intern.  Revue  d.  ges.  Hydro- 
biologie und  Hydrographie.  Bd,  I. 
S-  Woltereck,  R.,  Hydrobiol.  Notizen:  I.  Plankton  und  Seenausfluß.  II.  Die 
natürl.  Nahrung  pelagischer  Cladoceren  und  die  Rolle  des  Zentrifugen- 
planktons im  Süßwasser.  Intern.  Revue  d.  ges.  Hydrobiol.  u.  Hydrogr. 
Bd.  I.     Leipzig,  W.  Klinkhardt. 

Woltereck,  E.,  Über  natürliche  und  künstliche  Varietätenbildung  bei 
Daphiiiden.     Verb.  d.  deutschen  Zool.  Ges.     1908. 

Zacharias,   0.,  Die   Tier-  und   PflanzenAvelt  des   Süßwassers.     Leipzig, 
J.  J.  Weber. 
*  Zacharias,  0.,  Süßwasserplankton.    Leipzig,  B.  6.  Teubner. 

Zacharias,  0.,  Untersuchungen  über  Plankton  der  Teichgewässer,  Plöner 
Forschungsberichte,     Bd.  6  Abt.  2.     1898. 

Zacharias,  0.,  Hydrobiologische  und  fischereiwirtschaftliche  Beobach- 
tungen an  einigen  Seen  der  Schweiz  und  Italiens.  Plöner  For- 
schungsberichte.    Bd.  12. 

Zschokke,  F.,  Die  Tierwelt  der  Hochgebirgsseen.  Denkschrift  d.  Schweiz, 
naturforsch.  Gresellschaft.     Bd.  37, 

Zschokke,  F.,  Beziehungen  zwischen  der  Tiefenfauna  subalpiner  Seen 
und  der  Tierwelt  von  Kleingewässern  des  Hochgebirgs.  Intern.  Revue 
d.  ges.  Hydrobiol.  Bd.  I. 
_L  Zschokke,  F.,  Die  Resultate  der  zool.  Erforschung  hochalpiner  Wasser- 
becken seit  dem  Jahre  1900.  Internationale  Revue  der  ges,  Hydro- 
biologie und  Hydrographie.     Bd.  1, 


Allgemeiner  Teil. 

§  1.    Einleitimg. 

Was  ist  Plankton? 

Homer,  der  sagenhafte  Dichter  Altgriechenlands  erzählt 
in  seiner  Odyssee  von  Odysseus,  dem  „vielgewandten" 
Helden,  der  nach  Trojas  Zerstörung  zehn  Jahre  lang  durch  ein 
widriges  Geschick  von  Ithaka.  seiner  Residenz,  ferngehalten 
und  indes  vielfach  an  unwirtlichen  Strand  verschlagen  wurde. 
„nXa7yj>r|",  heißt  es  in  der  Odyssee,  „er  wurde  verschlagen", 
d.  h.  hin  und  her  getrieben,  den  Meereswogen  preisgegeben. 
(Das  Verbum,  von  dem  diese  Form  abgeleitet  wird,  heißt 
TiXaCw  ich  schlage).  Unter  Plankton  nun  versteht  man  die 
Gesamtheit  aller  meist  mikroskopisch  kleinen,  im  Wasser 
schwebenden,  „flottierenden"  Lebew^esen  pflanzlicher  und 
tierischer  Natur,  die  den  Wogen  keinen  Widerstand  entgegen- 
zusetzen vermögen,  die  einen  Spielball  der  Wellen  repräsen- 
tieren. Sowohl  die  Oberfläche  der  Seen,  Teiche,  Meere,  wie 
deren  Tiefen  und  Grundzone  beherbergt  Formen  mannig- 
faltigster Art.  Je  nachdem  nun  eine  Form,  sei  es  Tier  oder 
Pflanze,  nur  auf  das  Leben  in  seichtem  Wasser  oder  in  offener 
See  angewiesen  ist,  wird  ihr  ganzer  Bau  auf  ihre  Lebensweise 
deuten;  lebt  sie  in  offener  See,  so  werden  Schwebe  Vorrich- 
tungen sie  am  schnellen  Untersinken  hindern.  Wie  weise  die 
Mutter  Natur  ihre  winzigen  Kinder  ausgestattet  hat,  das  lernt 
man  so  recht  bei  der  Betrachtung  des  Planktons  kennen. 
Jeder  Fluß,  jeder  Teich,  jeder  kleine  Tümpel,  jede  Wasser- 
lache, jeder  Bach  weist  Plankton  auf  (wenn  auch  die  stehen- 
den Gewässer  natürlich  ungleich  reicher  an  Planktonwesen 
sind  als  fließende),  vielfach  gibt  es  sogar  lokales  Plankton,  denn 
manches  interessante  Lebewesen  ist  nur  auf  gewisse  Gegen- 
den beschränkt.  Alle  Meere  haben  „ihr  Plankton"  und 
manche  bizarre  Form  des  Indic,   des  indischen  Ozeans,   wird 

Schurig,  Hydrobiologisches  und  Planktonpraktikum.  1 


2  Allgemeiner  Teil. 

man  vergebens  im  Mittelmeere  suchen.  Nur  ein  See  weist 
kein  Leben,  also  auch  kein  Plankton  auf  —  das  sogenannte 
tote  Meer.  Gar  mancher  wird  glauben,  daß  ein  im  sonnigen 
Italien  oder  wenigstens  in  südlichen  Gegenden  gelegenes  Ge- 
wässer, der  Gardasee  oder  einer  jener  anderen  tiefen  blauen 
Seen  reicher  an  Plankton  sein  müsse  als  ein  im  Norden  ge- 
legener See,  z.  B.  die  Seen  Mecklenburgs.  Im  Gegenteil! 
Unsere  flachen  „grün  gefärbten"  Seen  beherbergen  eine  größere 
Anzahl  Planktonwesen  als  die  tiefen,  wunderbar  blauen  Ge- 
birgsseen oder  südlichen  Binnengewässer. 

Es  wird  mancher  fragen:  „Warum  studiert  man  denn 
neuerdings  so  eifrig  das  Plankton?  Was  hat  man  davon, 
wenn  man  nun  wirklich  weiß,  daß  in  dem  oder  jenem  Teiche 
oder  See  „kleine  schwebende  Tierchen"  vorkommen?"  Diese 
Fragen,  die  früher  mit  mehr  oder  weniger  mitleidigem  Lächeln 
nur  zu  oft  gestellt  wurden,  kann  man,  glücklicherweise  nur 
ganz  vereinzelt,  auch  heute  noch  hören.  Sollten  Sie,  verehrter 
Leser,  eine  gleiche  Frage  „auf  der  Zunge  haben",  so  gestatten 
Sie  mir,  daß  ich  Ihnen  kurz  folgendes  erwidere: 

Die  Untersuchungen  des  Planktons  sollen  einen  wichtigen 
Einblick  in  die  Beziehungen  gewähren,  die  zwischen  jenen 
mikroskopisch  kleinen  und  größeren  Wesen  des  Planktons 
pflanzlicher  und  tierischer  Natur  einerseits  und  den  großen 
Wasserbewohnern,  vornehmlich  Fischen,  andererseits  bestehen. 
Es  gilt  also  z.  B.  festzustellen,  welchen  Einfluß  die  Anwesen- 
heit gewisser  Pflänzchen  (Algen,  Bazillariaceen)  auf  das  Ge- 
deihen der  Tiere  ausübt  oder  welche  Tiere,  Kruster,  niedere 
Krebse  für  das  Gedeihen  der  Fischbrut  wertvoll  sind,  welche 
Wesen  vornehmlich  als  Nahrung  für  Fische,  wenigstens  in  der 
ersten  Zeit,  in  Frage  kommen.  Ein  Brutteich  wird  nur  dann 
einen  reichen  Ertrag  liefern,  wenn  eine  große  Menge  Plankton 
sich  darin  findet,  und  so  müssen  die  Bedingungen  festgestellt 
werden,  unter  denen  ein  Teich  die  größten  Planktonmengen 
hervorbringt.  Magen-  und  Darmuntersuchungen  von  jugend- 
lichen Fischen  haben  den  Beweis  geliefert,  daß  diese  sich 
fast  ausschließlich  von  „lebendem  Fischfutter",  also  Plankton, 


§  1.   Einleitung.  —  §  2.   Die  Biologische  Station  zu  Plön.  3 

ernähren.  Karpfen  ernähren  sich  von  kleinen  Krustern,  In- 
sektenlarven und  pflanzlichen  Organismen,  Plötzen  (Leuciscus 
rutilus)  von  Algen  und  grünen  Pflanzenteilen,  also  weniger 
von  „Plankton" ,  Barsche  von  Ruderfüßern  und  Daphniden, 
also  von  „lebendem  Fischfutter",  von  Plankton,  ebenso  leben 
von  letzterem  der  Brachsen  und  Ukelei,  endlich  unsere  „Edel- 
fische", die  jungen  Forellen  und  die  Felchen. 

Und  wovon  ernähren  sich  nun  die  kleinen  Kruster,  das 
.Jebende  Fischfutter"  ?  Der  Darminhalt  dieser  Geschöpfe  ent- 
hält hauptsächlich  Kieselalgen,  von  denen  die  kleineren  Formen, 
Gomphonema  und  andere,  in  toto  verschluckt,  die  größeren 
aber  in  Teilstücken  hinabbefördert  werden,  daneben  dienen 
noch  feine  pflanzliche  Reste  (Detritus)  und  Grünalgen  diesen 
Tieren,  vornehmlich  den  Daphniden,  zur  Nahi-ung.  Die  Kiesel- 
algen und  Grünalgen  werden  also  von  den  kleinen  Krustern 
verzehrt,  diese  wieder  von  den  Fischen. 

Um  zu  solchen  Resultaten  gelangen  zu  können,  ist  nicht 
nur  Kenntnis  der  Planktonformen,  der  Gattungen  und  Arten 
(Species)  zu  erwerben,  sondern  auch  der  Lebensweise  dieser 
Formen,  ihrer  Stellung  zu  verwandten  Arten  und  zu  anderen 
Geschöpfen. 

Der  bedeutende  Aufschwung,  den  die  Fischzucht  in  den 
letzten  Jahren  genommen  hat,  ist  in  erster  Linie  den  unermüd- 
lichen Forschungen  auf  dem  Gebiete  der  Süßwasserplankton- 
kunde zu  danken;  vor  allem  sind  es  zwei  wissenschaftliche 
Institute,  die  hier  bahnbrechend  gewirkt  haben,  nämlich  die 
biologischen  Stationen  in  Plön  und  in  Lunz  (Niederösterreich). 

§  2.    Die  Biologische  Station  zu  Plön. 

Als  vor  etwa  20  Jahren  Otto  Zacharias  mit  dem  Plane 
Tiervortrat,  im  Norden  Deutschlands  eine  feste  „biologische 
Station"  zu  gründen,  an  der  faunistische ,  biologische  und 
Planktonuntersuchungen  angestellt  werden  sollten,  da  be- 
gegnete man  allerorts  seinen  Bestrebungen  mit  Mißtrauen  und 
Zweifeln.  Selbst  manche  seiner  Freunde  schüttelten  bedenk- 
lich ihr  Haupt !    Die  einen  und  das  waren  die,  welche  unter 


4  Allgemeiner  Teil. 

Hydrobiologie  lediglich  die  Wissenschaft  von  der  Fischnahrung 
verstanden ,    die    meinten ,     in    dem    Augenblicke ,    wo    man 
wisse,  was  der  oder  jener  Fisch  in  den  verschiedenen  Monaten 
des  Jahres  fresse  und  welche  Art  der  Nahrung  das  Wachstum 
befördere,  werde  jede  weitere  Untersuchung,  mithin  auch  eine 
feste   Station  überflüssig.     Die   anderen   hielten   eine  feste 
Station  für  ein  Unding,   sprachen  sich  vielmehr  für  Wander- 
stationen   aus.      Aber   unter   den    vielen   absprechenden  und 
negierenden   Stimmen  ließ  sich  auch   da   und   dort   eine    zu- 
stimmende vernehmen.   So  war  es  in  erster  Linie  der  berühmte 
Leipziger  Universitätszoolog  Prof.   Rudolf  Leuckart,   der 
das  Projekt  von  Zachariasin  wärmster  Weise  befürwortete^ 
und   später  sprach  sich   Prof.    Carl   Chun,   der  Nachfolger 
Leuckarts,   in   demselben  Sinne    aus.     Hierdurch   ermutigt 
ging  Zacharias  energisch  ans  Werk  und  es  gelang  ihm  auch, 
die   für  Realisierung  seiner  Ideen  erforderlichen  pekuniären 
Mittel  zusammenzubringen,  indem  er  mit  Erfolg  an  die  Opfer- 
willigkeit   von    Privatleuten    und   an    die   Munifizenz    wissen- 
schaftlicher Körperschaften  appellierte.  Aber  die  so  beschafften 
Mittel  reichten  nur  eben  aus,  um  das  bescheidene  Institut  am 
Großen  Plöner  See  ins  Leben   zu  rufen  (Tafel  1).     Erst  viel 
später  (lb97)  wurde  dasselbe  auf  die  Fürsprache  R.  Vircho  w  s 
hin,  der  im   Preußischen  Abgeordnetenhause   zugunsten    der 
Schöpfung  von  Zacharias  das  Wort  nahm,  staatsseitig  mit 
einer  auskömmlicheren  Subvention  bedacht,  die  aber  eben  nur 
die  notwendigsten  Ausgaben  zu  decken  vermochte.  Erfreulicher- 
weise wurden  aber  der  Zacharias  sehen  Anstalt  von  privater  ■ 
Seite  gelegentlich  Spenden  und  Zuwendungen  zuteil,   welche 
über  mancherlei  finanzielle  Schwierigkeiten  hinweghalfen. 

Das  Städtchen  Plön  liegt  südöstlich  von  Kiel  und  hat 
3500  Einwohner.  Die  Station  selbst  befindet  sich  dicht  am 
Nordufer  des  Plöner  Sees,  und  sie  gleicht  in  ihrem  Äußeren 
einem  ^schmucken  Jagdschlößchen.  Im  Erdgeschosse  liegen 
die  Laboratorien  und  die  Bibliothek,  im  Obergeschoß  ist  die 
Wohnung  des  Gründers  und  Direktors  Prof.  Dr.  Zacharias 
gelegen,  des  unermüdlichen  Vorkämpfers  für  Erweiterung  des 


§  2.    Die  Biologische  Station  zu  Plön.  5 

naturkundlichen  Unterrichts  an  unseren  höheren  Lehranstalten. 
Hat  doch  heute  schon  — ^  wer  hätte  das  vor  zehn  Jahren  ge- 
dacht! —  der  biologische  Unterricht  selbst  in  die  Oberklassen 
von  etwa  80  höheren  Lehranstalten  seinen  Einzug  gehalten! 
In  den  Sommermonaten  jeden  Jahres  werden  zu  Plön  von 
jetzt  ab  besondere  Ferienkurse  in  Hydrobiologie  und  Plankton- 
kunde abgehalten,  wobei  Anfänger  sowohl  wie  Fortgeschrittenere 
ihre  Rechnung  finden.  Jetzt  ist  neben  der  Station  noch  ein 
25  m  langer  und  6  m  breiter  Pavillon  entstanden,  in  dem  die 
Kurse  abgehalten  werden.  Die  Tafel  2  zeigt  das  Innere  des 
Pavillons  während  eines  Ferienkursus.  In  den  Monaten  Juli 
und  August  des  verflossenen  Sommers  (1909)  waren  40  Lehrer 
aller  Scfiulgattungen  und  aus  den  verschiedensten  Gegenden 
Deutschlands  in  Plön,  um  an  diesen  Kursen  teilzunehmen. 
Natürlich  steht  diese  Gelegenheit,  sich  mit  dem  Süßwasserplank- 
ton bekannt  zu  machen,  auch  anderen  Lernbegierigen  offen.  Jeder, 
der  Interesse  an  biologischen  Studien  nimmt  und  die  nötigen 
Vorkenntnisse  besitzt,  ist  willkommen.  Das  Honorar  für  jeden 
Kursus,  der  drei  volle  Wochen  (täglich  von  9  Uhr  morgens 
bis  12  Uhr  mittags)  dauert,  beträgt  50  Mk.  Dafür  werden  die 
gebräuchlichsten  Konservierungsmittel  gratis  geliefert.  Mikro- 
skop nebst  Glasutensilien  muß  sich  jeder  Teilnehmer  selbst 
mitbringen,  nur  ausnahmsweise  und  gegen  Vergütung  werden 
Instrumente  geliehen.  Eine  Fülle  wissenschaftlich  wert- 
vollster Resultate  bergen  die  „Forschungsberichte"  der  Plöner 
Station,  die  im  „Archiv  für  Hydrobiologie  und  Plankton- 
kunde" veröffentlicht  werden. 

Das  ist  in  ganz  kurzen  Umrissen  eine  Geschichte  der 
Plöner  Station,  der  einzigen  Anstalt,  die  sich  neuerdings  syste- 
matisch mit  der  Weiterbildung  von  Lehrern  der  Naturwissen- 
schaften (in  hydrobiologisch-planktonischer  Hinsicht!)  befaßt. 

§  3.    Die  biologische  Station  Lunz. 

Am  Rande  der  Ostalpen  in  reichbewaldeter  Gegend  liegt, 
von  hohen  Bergketten  umgeben,  die  Stadt  Lunz,  südlich  von 
der  Verbindungslinie   von   Linz  mid  Wien.     Die   Karthäuser 


(3  Allgemeiner  Teil. 

hatten  hier  ihren  Sommersitz  und  zwar  im  Schloß  Seehof, 
dessen  romantische  Lage  es  zu  einer  der  berühmtesten  Stätten 
jener  Gegend  erhoben  hat.  In  seiner  Nähe  breitet  sich  der 
Spiegel  des  Lunzer  Sees  aus,  oder,  wie  er  auch  heißt,  des 
Unteren  Sees.  Ein  weiter  Park  umgibt  das  Schloß,  von  dessen 
Fenstern  der  Wanderer  einen  prächtigen  Blick  auf  schroffe 
Bergriesen  und  auf  den  wunderbar  gelegenen  Untersee  hat, 
dessen  Länge  1600  m,  Breite  zirka  600  und  Tiefe  34  m  beträgt. 
Der  Wasserspiegel  liegt  167  m  über  dem  Meere.  Aber  den 
Seebach  aufwärts  —  150  m  höher  als  der  Spiegel  des  Unter- 
sees —  ist  der  Mittersee  gelegen,  400  m  lang,  150  m  breit, 
5  m  tief  mit  zwar  armer  aber  eigenartiger  Fauna  und  Flora. 
Und  immer  höher  gehts  hinauf  am  Seebach  entlang,  beinahe 
400  m  höher  muß  man  steigen,  um  zum  Obersee  zu  gelangen. 
Seine  Dimensionen  sind:  600  m  lang,  300  m  breit  und  12  m 
tief.  Die  Seen  werden  durch  den  schon  erwähnten  Seebach 
miteinander  verbunden. 

Das  ganze  weite  Gebiet  ist  Eigentum  eines  Wiener 
Patriziers  Dr.  Karl  Kupelwieser,  der,  ungeachtet  der  be- 
deutenden Kosten,  hier  eine  mit  dem  modernsten  wissenschaft- 
lichen Komfort  ausgestattete  Biologische  Station  durch  Prof. 
Dr.  Woltereck,  den  Leipziger  Planktologen,  errichten  ließ. 
Dieser  Gelehrte  nahm  die  Organisation  und  die  ersten  Arbeiten 
der  Station  in  die  Hand,  und  heute,  knapp  vier  Jahre  nach 
ihrer  Entstehung,  hat  das  jetzt  unter  der  Leitung  des  Zoologen 
Dr.  Hans  Kupelwieser  jun.  und  des  Botanikers 
Dr.  F.  Ruttner  stehende  Unternehmen  bereits  eine  ansehn- 
liche Reihe  wichtiger  hydrobiologischer  Resultate  *)  aufzuweisen. 

Die  Lunzer  Station  hat  sich  insbesondere  das  intensive 
Studium  der  Lebensverhältnisse  im  Wasser  zur  Aufgabe  ge- 
macht, sowohl  draußen  im  See  und  im  Bach,  als  auch  unter 
den  genau  bemessenen  Verhältnissen   des  Experiments.    Für 


*)  Veröffentlicht  in  der  „Internationalen  Revue  der  gesamten  Hydro- 
biologie und  Hydrographie"  (Leipzig,  Dr.  W.  Klinkhardt;  bisher  3  Bände 
erschienen),  die  auch  das  Publikationsorgan  einer  Reihe  anderer  biologischer 
Stationen  bildet. 


§  4.  Ausrüstmng  d.Planktoiifängers.  —  §  5.  Durchforschung  kleiner  Tümpel.     7 

letztere  Zwecke   sind  besondere   „Kulturhäuser"  (Warm-  und 
Kalthaus)  errichtet  worden. 

Mit  der  Station  in  Verbindung  steht  eine  Fischzuchtanstalt, 
in  der  die  Zucht  der  Seeforellen,  Saiblinge  und  anderer  Salmo- 
niden in  größtem  Maßstabe  betrieben  wird  und  die  gleichzeitig 
reiches  Material  für  wissenschaftliche  Untersuchungen  darbietet. 
Die  Arbeitsplätze  werden  alljährlich  von  österreichischen, 
deutschen  und  ausländischen  Gelehrten  und  Studierenden  be- 
nützt, welche  in  der  Station  gastliche  Aufnahme  finden.  Die 
Benützung  des  vollständig  ausgerüsteten  Arbeitsplatzes  sowie 
eines  Wohnzimmers  sind  unentgeltlich, 

§  4.    Die  Ausrüstung  des  Planktonfäiigers. 

Hier  spielt  natürlich  die  Größe  des  Gewässers  eine  Rolle, 
dessen  Planktonformen  untersucht  werden  sollen.  Wer  nur 
kleine  Tümpel,  Wasserlachen  auf  Planktonorganismen  durch- 
forschen will,  wird  sich  mit  einer  einfachen  Ausrüstung  be- 
gnügen können ,  im  Gegensatz  zu  dem ,  der  die  Lebewesen 
großer  Teiche  und  Seen  studieren  möchte  und  dabei  sich  nicht 
auf  die  Formen  der  Uferzone  beschränken,  sondern  auch  der 
Grundfauna,  der  quantitativen  Verbreitung  der  Planktonten 
sein  Interesse  zuwenden  will.  Kurz,  wer  größere  Gewässer 
untersuchen  will,  der  braucht  eine  ungleich  kompliziertere 
Ausrüstung.  Im  folgenden  seien  die  Hauptfanginstrumente 
kurz  beschrieben.  Sämtliche  Apparate  sind  fix  und  fertig  in 
dem  Spezialinstitut  für  Mikroskopie  und  Planktonfang  von 
Eduard  Thum,  Leipzig,  Johannisallee  3  zu  beziehen. 

§  5.    Durchforschung  kleiner  TümpeL 

Für  die  Durchforschung  kleiner  Tümpel  reicht  ein  Aus- 
ziehstock aus  starkem  Messingrohr  mit  Ansatz  aus,  der  mit 
einem  Auszug  2  m  lang  G  Mk.,  mit  zwei  Auszügen  3  m  lang 
10  Mk.,  mit  drei  Auszügen  4  m  lang  14  Mk.  kostet. 

Hinzu  kommt  noch  ein  kleines  Netz  aus  Seidengaze,  dessen 
Durchmesser  10  cm  beträgt  und  welches  1  Mk.  kostet.  Be- 
sonders siß   auf  das  kleine  Handnetz  System  Woltereck  auf- 


g  Allgemeiner  Teil. 

merksam  gemacht,  das  bei  Thum  6  Mk.  kostet  und  selbst  für 
größere  Fänge  ausreicht. 

Natürlich  kann  man  sich  auch  selbst  ein  Planktonnetz  her- 
stellen, freilich  muß  man  recht  vorsichtig  in  der  Wahl  der 
„Zutaten"  sein.  Da  ist  zunächst  ein  Hauptaugenmerk  dem 
Bügel  zuzuwenden.  Wer  nur  einen  Draht  oder  überhaupt 
Eisenbügel  verwendet,  wird  bald  recht  schlechte  Erfahrung 
mit  seinem  Planktonnetz  machen,  denn  Eisen  rostet  und  durch 
Rost  wird  die  teure  Seidengaze  angegriffen.  Man  verwende 
deshalb  lediglich  einen  stark  verzinkten  Eisenbügel  oder  man 
bestreiche  sämtliche  Teile  des  Bügels  dick  mit  Eisenlack  oder 
man  umwickle  den  Bügel  mit  Band,  das  man  nachher  mit 
Wachs,  Talg  oder  Paraffin  durchtränkt,  um  eben  nach  Mög- 
lichkeit Rostbildung  zu  vermeiden.  (Am  Mittelmeer  wurden 
große  Stahltaue,  die  zum  Tragen  der  Planktonnetze  dienten, 
mit  Hammeltalg  eingerieben  und  so  vor  dem  Verrosten  be- 
wahrt). Außerdem  kann  das  Seidennetz  direkt  an  das  Band 
angenäht  werden,  kommt  also  mit  dem  Eisen  überhaupt  nicht 
in  Berührung.  Die  Verwendung  von  Seidengaze  für  Plankton- 
netze ist  nötig.  Mull  ist  zu  wenig  widerstandsfähig;  durch 
die  großen  Maschen  würden  die  kleinen  Organismen  sämtlich 
hindurchschlüpfen.  Wie  schon  erwähnt,  ist  Seidengaze  nicht 
billig;  Seidengaze  Nr.  16  liegt  zirka  86  cm  breit  und  kostet 
^/2  m  etwa  6,50  Mk.  (Bezugsquelle:  L.  Walcker,  Berlin  SW., 
Friedrichstr.  231).  Man  würde  aus  einem  Stück  von  86  cm 
Länge,  50  cm  Breite  zwei  sehr  gute  Netze  von  je  43  cm  Länge 
und  zirka  14  cm  oberem  Durchmesser  gewinnen  können,  die 
selbst  für  große  Untersuchungen  (Vertikalfänge)  geeignet 
wären,  und  ein  Netz,  dessen  Länge  50  cm  und  dessen  oberer 
Durchmesser  25  cm  beträgt;  freilich  haben  zwei  von  den  er- 
wähnten Netzen  einen  Nachteil,  sie  weisen  drei  Nähte  auf. 
(Netz  1  und  3  auf  nebenstehender  Figur.) 

Ein  Handnetz  aus  Seidengaze  Nr.  10,  15,  18,  20  (Nr.  10,  15 
werden  gewöhnlich  für  „zoologisches  Plankton"  benützt,  Nr.  18, 
20  (besonders  fein!)  für  „botanisches"),  mit  Stiel  zum  An- 
schrauben an   den  Ausziehstock   kostet  je  nach  Durchmesser 


§  6.   Flachnetz  für  flaches  Wasser  und  Strandtümpel. 


9 


Yon  10 — 25  cm  1 — 5  Mk.  Freilich  entbehren  diese  Netze  einer 
wichtigen  Einrichtung,  nämlich  des  Planktongefäßes  samt 
Quetschhahn.  Hierunter  versteht  man  ein  kleines  am  spitzen 
Ende  des  Netzes  angebrachtes  Gefäß  aus  Glas  oder  Messing, 
in  dem  sich  die  erbeuteten  Organismen 
ansammeln.  Dieses  Gefäß  ist  am  Boden 
mit  einem  Ausfluß  versehen,  an  dem  ein 
Stückchen  Gummischlauch  befestigt  ist? 
dessen  freies  Ende  durch  einen  sogenann- 
ten Quetschhahn  verschlossen  wird.    Nach 


Zu/schniü  dej'S'-a.xe  /  86:50 cny 


"nszz-- 


Fig.  2.  Einfaches  Plankton- 
netz, a  Netz  aus  Seidengaze. 
h  Gefäß ,  in  dem  sich  die  Or- 
ganismen ansammeln  (mit  Ab- 
laufhahn). 

Lösen    des    Quetschhahnes    fließt    der    Inhalt    des    Gefäßes 
heraus. 

§  6.    Flachnetz  für  flaches  Wasser  und  Strandtümpel. 
Dieses  Netz  besteht  ebenfalls  aus  Seidengaze  Nr.  18  oder 
20,  und  ist  mit  Stiel  versehen,   um  an  den  Ausziehstock  an- 


10  Allgemeiner  Teil. 

geschraubt  werden  zu  können.  Ein  kleines  Gefäß  sorgt  für 
die  Aufbewahrung  und  Ansammlung  des  Planktons,  das  durch 
Lösen  des  Quetschhahns  entleert  werden  kann. 

Der  Anschaffungspreis  eines  solchen  Netzes  (ohne  Stock) 
im  Durchmesser  von  15  cm  und  einer  Tiefe  von  0  cm  beträgt 
etwa  7  Mk. 

Sacknetz  mit  Stiel  für  Ausziehstock. 

Der  Durchmesser  des  Netzes  beträgt  12  cm ,  die  Länge 
des  Beutels  30  cm.  Ein  durch  Quetschhahn  geschlossenes 
Gefäß  dient  der  Ansammlung  des  Fanges.  Die  Preise  betragen 
für  ein 

Sacknetz  aus  Seidengaze  Nr.  10  oder  12  6  Mk. 

„  „  „  .     18     „     20  8,50  Mk. 

Damit  das  Netz  auch  an  einem  beliebigen  Stock  z.  B.  Spazier- 
stock befestigt  werden  kann,  liefert  die  Firma  Thum  auch 
eine  Stockzwinge  samt  Schraube  für  50  Pf. 

Sackiietz  ohne  Stiel. 

Dieses  Netz  findet  wie  die  großen  Planktonnetze  Ver- 
wendung, indem  man  an  dem  Rahmen  eine  Schnur  befestigt 
und  das  Netz  mit  kräftigem  Schwung  aufwirft  und  dann  lang- 
sam einzieht,  doch  so,  daß  die  Leine  ständig  straff  gespannt 
ist!  Der  Durchmesser  des  Netzes  beträgt  12  cm,  seine  Länge 
40  cm ,  Gefäß  und  Quetschhahn  sind  »vorhanden.  Die  Preise 
sind  fast  die  gleichen  wie  die  der  oben  erwähnten  Sacknetze 
mit  Stiel  für  Ausziehstock. 

Die  Netze  sind  äußerst  sauber  gearbeitet  und  besonders 
dem  Anfänger  zu  empfehlen. 

§  7.    Oberflächenplanktonnetz. 

Diese  Netze  dienen  lediglich  zum  Fangen  von  Oberflächen- 
plankton. Sie  sind  mit  „Schwimmern"  aus  Kork  versehen, 
die  dazu  bestimmt  sind,  das  Netz  an  der  Oberfläche  zu 
halten.  Sie  sind  mit  Gefäß  und  Quetschhahn  ausgestattet 
und  kosten 


§  8.   Senknetze  für  Tiefenplankton.  H 

aus  Seidengaze 

Nr.  10  oder  12  für  zoologisches  Plankton  20  cm  Durchmesser  75  cm  lang  14  Mk. 

r    15     n     16    n  «  »        20  „  „  75  „      „      16    „ 

„18  „    Diatomeen  20  „  „  75  „      „      18    ^ 

.20  „  „  20  „  „  75  „      „      20    „ 

§  8.    Senknetze  für  Tiefenplankton. 

Sie  sind  ähnlich  ausgestattet  wie  die  Sacknetze,  sind 
aber  zum  Schutze  der  Seidengaze  noch  mit  einem  Schutznetz 
aus  Stramin  versehen.  Um  diese  Netze  Ifeichter  zum  Unter- 
sinken zu  bringen,  finden  sich  Ösen  daran,  die  zum  Anhängen 
von  Gewichten  dienen.  Die  Ringöffnung  ist  20  cm  groß,  die 
Länge  75   cm.    Sie   kosten  mit   Gefäß   und  Quetschhahn: 

aus  Seidengaze  Nr.  10  oder  12  18  Mk.,  mit  Gefäß  und  Wirbelhahn  etwa  20  Mk. 

V  n  T)     '■'^      ry      ^^  ^^      n        n  n  V  »  n      ^    n 

n  n  n     '■^  ^'^      n        t^  n  n  n  n      ^^    n     . 

n  «  n    ^^  ^'-'      n        n  n  n  n  ;?      "^     » 

Ein  überaus  praktisches  Netz  beschreibt  Zacharias  in 
den  Orientierungsblättern  für  Teich wirte  und  Fischzüchter 
Nr.  2,  1896.  Dieser  Forscher  verwendet  für  seine  Unter- 
suchungen Nr.  U)  der  Seidengaze  (von  Dufour)  aus  dem 
Geschäft  von  LouisWalcker  in  Berlin.  Die  obere  Öffnung 
des  Netzes  ist  20  cm  im  Durchmesser  und  ist  mit  einem  Bügel 
aus  Messing  versehen.  Die  Länge  des  Gazebeutels  beträgt 
50  cm.  Einen  gleich  praktischen  Apparat  wie  ihn  die  T  h  u  m  - 
sehen  Netze  führen,  weist  auch  dieser  auf,  denn  am  Ende  des 
kegelförmigen  Gazebeutels  befindet  sich  der  sogenannte 
Filtrator,  der  durch  ein  kurzes  Stück  Messingrohr  gebildet 
wird,  dessen  äußeres  offenes  Ende  mit  Seidengaze  bedeckt  ist, 
die  durch  einen  federnden  Klemmring  an  dem  Messing- 
behälter festgehalten  wird  und  leicht  abgenommen  werden 
kann.  Drei  starke  Schnüre  sind  an  der  Peripherie  des  oberen 
Ringes  befestigt  und  die  freien  Enden  fest  miteinander  ver- 
knotet. Hier  wird  nun  die  starke  15  m  lange  Planktonleme 
befestigt  und  das  freie  Ende  am  Hinterteil  des  Fischerkahnes 
befestigt  und   nun  langsam  gerudert.    Nach  Verlauf  weniger 


12  Allgemeiner  Teil. 

Minuten  hebt  man  das  Netz  aus  dem  Wasser.  Im  Filtrator 
wird  sich  jetzt  Plankton  angesammelt  haben.  Man  löst  die 
Klemmringschraube,  hebt  den  Gazeverschluß  ab  und  bringt 
den  Fang  direkt  in  das  ßeobachtungsglas  oder  konserviert  ihn 
sogleich.  Eventuell  kann  man  mit  Hülfe  eines  Hornspatels 
etwas  nachhelfen,  falls  sich  der  Fang  zu  schwer  von,  der  Gaze 
loslösen  sollte.  Spannt  man  die  Gaze  sofort  wieder  über  den 
Filtrator,  so  ist  das  Netz  wiederum  zum  Fange  fertig.  Die 
biologische  Station  Plön  liefert  ein  Netz  dieser  Art  für  30  Mk., 
der  Filtrator  aus  Messing  kostet  allein  10  Mk. 

Sämtliche  bis  jetzt  beschriebene  Netze  sind  sogenannte 
Qualitativ  netze.  Um  nun  zu  erforschen,  wie  reich  ein  Ge- 
wässer in  einer  bestimmten  Tiefe  an  Plankton  ist,  wieviel 
Exemplare  der  einzelnen  Formen  in  einer  Wassersäule  von 
so  und  soviel  Metern  Höhe  vorkommen,  dazu  bedient  man  sich 
der  Quantitativ  netze,  die  also  angeben  sollen,  was  für 
Organismen  und  wie  viele  in  einer  gewissen  Wassermenge  sich 
aufhalten. 

§  9.    Quantitativnetze. 

Die  Netze  sind  ähnlich  gebaut  wie  die  oben  beschriebenen- 
Es  ist  aber  noch  ein  sogenannter  Verengungskegel  an  der 
Öffnung  angebracht.  Die  Öffnung  desselben  hat  10  cm  Durch- 
messer. Versenkt  man  also  das  Netz  in  eine  Tiefe  von  5  m 
und  zieht  es  langsam  wieder  empor,  so  enthält  es  die  in  der 
Wassersäule  von  5  m  Höhe  und  10  cm  Durchmesser  ent- 
haltenen Organismen.  Ein  Kegelaufsatz  von  10  cm  Öffnungs- 
weite erhöht  den  Preis  der  Qualitativnetze  um  3  Mk.,  es  kostet 
also  ein  Netz 

aus  Seidengaze  Nr.  10  oder  12  mit  Gefäß,  Wirbelhahn  und  Aufsatz  ca.  23  Mk. 

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• 

Zum  Quantitativfang  eignet  sich  auch  eine  Chiantiflasche 
im  Korb.  Am  Korb  befestigt  man  die  Senkschnure.  Die 
Flasche   wird   leer  mit  durchbohrtem  Kork  geschlossen,   eine 


§  10.    Planktonmessung  mittels  Quantitativnetzes. 


13 


Sl  (LS  röhre 


gebogene,  mindestens  10  mm  starke  Glasröhre  hindurchgesteckt^ 
und  das  äußere  Ende  der  Röhre  zugeschmolzen.  Hier  wird  die 
„Reißleine"  befestigt,  wie  es  die  Figur  erkennen  läßt.  Mittelst 
einer  scharfen  Feile  feilt  man  vorsichtig  die  Glasröhre  an  (it)^ 
Zum  Fang  wird  die 
durch  Bleiplatte ,  die 
am  Boden  des  Korbes 
liegt,  beschwerte  Korb- 
flasche mittelst  der 
Senkleine  in  bestimmte 
Tiefe  hinabgelassen, 
und  durch  kurzen  Riß 
an  der  Reißleine  die 
eine  Hälfte  der  Glas- 
röhre bis  zu  H  abge- 
brochen.     Durch    das  x<xe\w  i^^a 

eindringende    Wasser  ^^W/  ^^^ A.or6 . 

gelangen    jetzt     auch 

Organismen  mit  in  die 

Flasche.     Wir    waren 

von     den     mit    Hilfe  ^i<^'^t'ifl(^sdve  zum,Oiu£inlilatit^an.J. 

dieser  Flasche  erzielten  Fig.  3. 

Fangresultaten  wenig 

zufrieden.      Die    Glasröhre    muß    ringsum    scharf   angefeilt 

sein   (i?),    da    sonst    der    Flaschenhals    leicht   zertrümmert 

werden   kann,   falls   die  Röhre    bei   R  nicht   bricht  und  nun 

der  Kork  herausgerissen  wird.     Wir  verweisen  deshalb  lieber 

auf  die  im  §  14  beschriebene  Senkflasche. 

§  10.    Planktonmessung  mittels  Quantitativnetzes. 

Vielfach  wird  es  sich  um  vergleichsweise  Bestimmung  des 
Planktongehaltes  zweier  oder  mehrerer  Gewässer  handeln,  je 
reicher  an  Plankton  ein  Wasserbecken  ist,  um  so  reicher  ist 
der  Ertrag  an  Fischen.  Man  kann  also  schon  aus  dem  Ver- 
gleich des  Planktongehalts  zweier  Gewässer  auf  die  Ergiebig- 
keit beider  schließen. 


14  Allgemeiner  Teil. 

Wir  versenken  das  oben  beschriebene  Quantitativnetz,  das 
wir  mit  Bleigewichten  beschwert  haben  etwa  10  m.  Bei  einer 
Offnungsweite  von  10  cm  wird  also  eine  Wassersäule  von 
10  cm  Durchmesser  und  10  m  Höhe  durchgeseiht.  Hat  die 
Öffnung  des  Verengungskegels  10  cm  Durchmesser,  so  erhält 
man  die  Formel  für  die  Größe  der  Kreisfläche  r^n,  wobei  r 
den  Radius  des  Öffnungskreises  (Durchmesser  2r=10  cm) 
also  5  und  n  =  SVt  oder  genauer  3,1415  beträgt. 

r^TT  =:  5--3V7  =  78,57  qcm  oder,  in  Quadratmetern  aus- 
gedrückt etwa  '/i27  qm.  Die  Einströmungsöffnung  hat  also 
Vi27   qm  Fläche.     Die    durchseihte  Strecke   betrug  10  m   also 

j^  cbm.    Wir  müssen  nun  berechnen,  wieviel  Kubikzentimeter 

Plankton  wir  bei  unserem  Fang  erhalten  haben.  Wir 
bringen  deshalb  den  mit  Chromosmiumessigsäure  (s.  d.)  ab- 
getöteten und  konservierten  Fang  mit  Alkohol  in  eine 
Mensur,  an  der  Teilstriche  die  einzelnen  Kubikzentimeter  be- 
zeichnen, lassen  mindestens  2  Stunden  den  Fang  sich  absetzen 
und  lesen  dann  ab.  Gesetzt,  es  waren  1,5  ccm,  so  wüijten  wir, 
daß  diese  1,5  ccm  Plankton  in  der  Wassersäule  von  10  m 
Höhe  und  10  cm  Durchmesser  enthalten  waren.  Multiplizieren 
wir  jetzt  1,5  mit  127,  so  erhalten  wir  die  Planktonmenge  in 
10  cbm  Wasser:  1,5-127  =  190,5  (ccm).  In  1  cbm  ist  also  der 
zehnte  Teil  Plankton  enthalten,  demnach  19,05  ccm. 

Da  nun  die  Planktonmenge  in  einem  Gewässer  nicht 
überall  die  gleiche  ist,  so  wird  man,  um  zu  einem  recht  ge- 
nauen Resultat  zu  gelangen,  eine  mehrmalige  Durchseihung 
des  Gewässers  an  verschiedenen  Stellen  und  in  verschiedenen 
Tiefen  vornehmen  müssen  und  dann  erst  den  Durchschnitt 
berechnen. 

Zacharias  fand  weiter,  daß  1  ccm  abgesetztes  Plankton 
im  Durchschnitt  344  mg  wiegt.  Es  läßt  sich  daraus  wiederum 
auf  die  Gewichtsmenge  Plankton  in  einem  See,  Teich  schließen. 
In  obigem  Falle  wären  also  344  X  1,5  =  516  (mg)  =  zirka 
V2  g  Plankton.  In  10  cbm  demnach  516  mg  X  127  =  65,532  g. 
In  1  cbm  also  6,55  g  Plankton. 


§  11.   Schließnetze.  15 

§  11.    Schließnetze. 

Die  Schließnetze  sind  ziemlich  kostspielig  und  kommen 
wohl  nur  für  solche  in  Betracht,  die  sich  eingehenderen 
Planktonstudien  widmen  wollen.  Unter  einem  Schließnetz 
versteht  man  ein  Netz,  das  siqh  in  bestimmter  Tiefe  öffnet 
und  nach  einiger  Zeit  oder  besser  nach  einer  bestimmten  Zeit 
sich  wieder  schließt.  Will  man  feststellen,  was  für  Plankton- 
formen sich  in  einer  bestimmten  Tiefe  aufhalten,  so  benützt 
man  das  eigentlich  nur  für  größere  Tiefen  berechnete  Schließ- 
netz. Wir  nehmen  an,  wir  sollten  feststellen,  was  für  Orga- 
nismen sich  in  70 — 75  m  Tiefe  aufhalten.  Wir  verwenden 
dazu  ein  Schließnetz,  das  beim  Hinabgleiten  geschlossen  ist, 
in  75  m  Tiefe  aber  sich  zu  öffnen  vermag,  während  es  5  m 
emporgezogen  wird,  geöffnet  bleibt  und  dann  sich  wieder 
schließt,  oder  geschlossen  wird.  Die  schon  mehrfach  erwähnte 
Firma  T  h  u  m ,  Leipzig,  verfertigt  Schließnetze,  die  an  der  Ein- 
flußöffnung mit  einem  Ventil  versehen  sind,  dessen  Durch- 
messer 10  cm  beträgt,  die  Netzöffnung  20  cm,  die  Länge  des 
Sacknetzes  70  cm.  Dieses  ist  mit  Eimer  ausgestattet,  der  einen 
Seidengazeboden  aufweist.  Zwei  Schnuren  sind  angebracht, 
deren  eine  das  Offnen  und  Schließen  des  Ventils  herbeiführt. 
Dieses  Netz  kostet  75—100  Mk. 

Ungleich  größer,  komplizierter  und  damit  teurer  sind  die 
automatischen  Schließnetze,  die  in  gewisser  Tiefe  sich  selbst- 
tätig öffnen  und  wieder  schließen.  Diese  Netze  sind  von  dem 
verstorbenen  Ingenieur  der  Zoologischen  Station  in  Neapel, 
von  Petersen  konstruiert  worden.  Bei  diesem  Schließnetz, 
dessen  Rahmen  beweglich  ist,  wird  beim  Emporziehen  durch 
eine  beständig  sich  drehende  Flügelschraube  (Propeller)  in 
bestimmter  Tiefe  ein  Verschluß  gelöst,  der  das  Netz  öffnet 
und  eine  gewisse  vorher  genau  festgesetzte  Strecke  geöffnet 
hält,  dann  aber  sich  wieder  schließt.  Der  Süßwasserforscher 
benötigt  dieses  Netz,  das  zwar  sehr  präzis  arbeitet,  aber  auch 
sehr  teuer  ist,  nicht,  da  zu  seiner  Verwendung  Tiefen  von 
mehr  als  20  m  erforderlich  sind. 


1(3  Allgemeiner  Teil. 

Für  wirklich  genaue  quantitative  Untersuchungen  ist 
übrigens  das  Heraufpumpen  und  Durchfiltrieren  bestimmter 
Wassermengen  unerläßlich.  Da  das  Absetzen  des  Fanges  nur 
sehr  langsam  vor  sich  geht,  so  bedient  man  sich,  um  ein 
schnelles  „Sichabsetzen"  des  Planktons  (vor  allem  der  un- 
sichtbaren Bazillariazeen)  zu  ^  erzielen ,  der  Zentrifuge  (Preis 
ca.  15  Mk.). 

§  12.    Grundnetze  und  Dredschen. 

Die  Grundnetze  fördern  vielfach  höchst  interessante 
Formen  zutage.  Die  Schleppnetze  sind  mit  einem  dauerhaften 
festen  Metallrahmen  ausgestattet,  dessen  Ränder  geschärft 
sind,  um  einerseits  festsitzende  Pflanzen  und  Tiere  abzu- 
schaben und  andererseits  Bodenproben  abschürfen  zu  können, 
die  dann  Aufschluß  über  etwa  vorkommende  Organismen  zu 
geben  vermögen. 

Am  Rande  des  Metallrahmens  sind  lange  „Schienen"  an- 
gebracht ,  um  ein  Umstülpen  der  Dredsche ,  das  sonst  leicht 
möglich  ist,  zu  verhindern.  Das  Netz  wird  aus  festem 
Stramin  hergestellt  und  ist  unten  geöffnet.  Vor  Gebrauch 
wird  diese  Öffnung  zugebunden.  Nach  Emporkommen  wird 
das  Netz  durch  Lösen  des  Bandes  entleert.  Die  Breite  des 
Rahmens  beträgt  25  cm,  die  Höhe  10  cm,  die  Länge  des 
Sackes  etwa  80  cm.     Der  Preis  beträgt  25  Mk. 

Empfehlen  möchten  wir  die  Verwendung  des  Dredschen- 
dreiecksrahmens ,  der  aus  Metall  besteht.  Die  Ränder  süid 
ebenfalls  geschärft.  Ein  Gewicht  sorgt  für  regelrechtes  Auf- 
fallen des  Netzes  am  Boden.  Der  Straminsack  hat  eine  Länge 
von  zirka  60  cm.     Preis  8  Mk. 

Gewichte  zum  Beschweren  der  Dredschen  usw.  im  Ge- 
wicht von 

200  g  60  Pf.,  500  g  1,20  Mk.,  1000  g  2  Mk. 

Eine  einfache  Dredsche  ist  die  folgende: 

Wir  lassen  uns  bei  einem  Klempner  ein  10  cm  breites, 
75  cm  langes  starkes  Stück  Zinkblech  abschneiden,  biegen  es 
in  Form  eines  Dreiecks  und  lassen  die  freien  Enden  zusammen- 


Schurig,  Praktikum. 


Tafel  3, 


Die  Biologische  Station  zu  Lunz.     (Vergl.  S.  (J). 


Schloß  Seehof  zu  Lunz.     (Vergl.  S.  6.) 


§  13.    Schnuren  und  Leinen.  —  §  14.    Senkflasche.  17 

löten.  Dann  schlagen  wir  im  Abstand  von  5  cm  voneinander 
15  Löcher  in  den  untern  Rand;  in  diesen  Löchern  wird  der 
zirka  70  cm  lange  Straminsack  oder  Leinwandsack  befestigt, 
an   dessen  unterem   verschließbaren  Ende   eine  Bleikugel  an- 


Fig.  4. 


gehängt  wird.  In  den  im  oberen  Rand  bei  a,  &,  c  ein- 
geschlagenen Löchern  befestigen  wir  lange  Leinen,  die  wir  in 
etwa  70  cm  Entfernung  von  der  Öffnung  verknoten.  Hier  be- 
festigen wir  nun  die  Schleppleine. 

§  13.    Schnuren  und  Leinen. 

Man  verwende  nur  gewachste  Schnuren,  da  diese  nicht 
naß,  daher  nicht  schwer  werden  und  sich  nicht  aufdrehen. 
Schnur  1  für  leichte  Apparate  40  oder  SO  m  lang   1,20  Mk.  resp.  2,50  Mk. 
„       2     „     mittlere        „         50      „    100  „      „      2,75     „        „      5,—     „ 
„       3    „     größere         „         50      „    100  „      „      4,-     „        „      7,50    „ 
„       4    „     große  „         60      ,    120  „      „      5,50     „        „    10,-    „ 

„        5     „     extragroße   „        100      „    200  „      „     12,-     „        „    22,-    „ 

Weit  besser  und  dauerhafter  sind  freilich  Darmsaiten,  wie 
man  sie  als  Angelschnüre  verwendet. 

§  14.    Senkflasche. 

Diese  stellt  einen  primitiven  Apparat  dar,  um  vom  Grund 
der  Gewässer  Organismen  emporzubringen  und  zugleich  die 
Gewähr  zu  liefern,  daß  diese  Organismen  keiner  anderen 
Region  entstammen,  sondern  nur  Tiefenbewohner  sind.  Man 
hat  also  eine  Modifikation  des  Schließnetzes,  insofern  dieses 
auch  nur  Organismen  einer  gewissen  Tiefe  emporbefördern  soll. 

Wir  bedienen  uns  zur  Herstellung  einer  Senkflasche  einer 
gewöhnlichen  Blechkanne,  die  vor  den  Glasflaschen  den  Vor- 
zug der  Unzerbrechlichkeit  hat,  bringen  einen  Ring  an  den 
Boden   der  Flasche  an  und  befestigen  am  Hals  der  Flasche 

Schurig,  Hydrobiologischea  und  Planktonpraktikum.  2 


18 


Allgemeiner  Teil. 


ein  Gewicht  (G).  Sollte  die  Kanne  am  Boden  keinen  Eisen- 
schutzring aufweisen,  so  lasse  man  einen  derartigen  Ring  daran 
anbringen,  der  1  cm  über  den  Boden  herausragen  soll  und 
gießt  nun  den  Boden  1  cm  hoch  mit  Blei  aus,  sodaß  der  Ring  R, 
der  etwa  3  cm  über  dem  Boden  ist,  zugleich  ein  Abgleiten 
des  „Bleikranzes"  verhindert.  Ein  einfacher  Haken  (Fenster- 
haken) wird  an  einer  festen  Leine  befestigt,  die  als  Haupt- 
senkleine zu  dienen  hat.  An  dem  Hakenring  werden  aber  außer- 
dem zwei,  je  eine  1  m  lange  dicke 
Leinen  festgeknotet,  deren  freies 
Ende  um  den  Hals  der  Kanne  ge- 
schlungen oder  am  Haken  befestigt 
wird  (Fig.  511).  Senkt  man  nun  die 
Kanne    ins    Wasser,    so     wird    im 


CjQwidjt 


Fig.  5. 


Augenblick,  wo  der  Kannenhals  am  Boden  aufstößt,  der 
Haken  bei  R  aus  dem  Ringe  gleiten,  die  Flasche  wird  sich 
umkehret! ,  wobei  die  in  ihr  befindliche  Luft  entweicht  und 
an  deren  Stelle  Wasser  (samt  Bodenorganismen  usw.)  ein- 
dringt. Ein  Kork,  dessen  Durchmesser  größer  als  die  Kannen- 
öffnung ist,  wird  kugelförmig  zugeschnitten  und  in  die  Kannen- 
öffnung gedrückt.  Dadurch  wird  ein  Eindringen  anderer 
Organismen  aus  anderen  Regionen  beim  Emporziehen  fast  zur 
Unmöglichkeit  gemacht. 


§  15.   Mikroskop.  —  §  16.    Utensilien.  19 

§  15.    Mikroskop. 

Zu  der  Untersuchung  des  Planktons  ist  ein  gutes  Mikroskop 
unerläßlich.  Man  scheue  bei  Anschaffung  eines  Mikroskops 
eine  Mehrausgabe  von  20  oder  30  Mk.  nicht.  Vor  allem  sorge 
man  für  ein  gutes  Stativ.  Ist  dieses  vorhanden,  so  kann  man 
vorderhand  sich  mit  einer  kleinen  Okular-  und  Objektiv- 
ausrüstung behelfen  und  später  die  größeren  Systeme  nach- 
kaufen. Schon  die  Objektive  I  und  VII  der  Firma  E.  Leitz, 
Wetzlar ,  lassen  in  Verbindung  mit  den  Okularen  1 ,  3  und  5 
Vergrößerungen  von  18 — 780  zu.  Im  §  17  geben  wir  eine 
kurze  Zusammenstellung  der  mikroskopischen  Einrichtungen 
der  Firma  Leitz  in  Wetzlar. 

§  16.    Utensilien. 

Unentbehrlich  sind  folgende  Utensilien  für  den  Plankton- 
fänget : 

4  Pipetten  mit  Gummihütchen,  die  zur  Entnahme  kleiner 

Organismen  dienen.     (4  Weiten.) 
2  Glasröhren,   die   zur  Entnahme   größerer  Organismen 

dienen. 
2  Hornspatel. 
2  Hornpinzetten. 
2  spitze  Metallpinzetten. 
1  spitze  Nadel. 
1  Nadel  mit  Lanzettspitze. 
1  Satz  Uhrgläser.    2  Petrischalen.    6  Vogelnäpfchen  zu 

Kulturzwecken. 

Im  allgemeinen  sei  man  mit  der  Verwendung  von  Pinzetten 
zum  Anfassen  der  Planktonorganismen  vorsichtig,  denn  nur 
allzuleicht  werden  die  zarten  Gebilde  zerdrückt  und  dadurch 
für  die  Bestimmung  unbrauchbar  gemacht.  Vor  allem  ver- 
meide man  es,  Metallgegenstände  (Pinzetten  usw.)  mit  pflanz- 
lichen Organismen  in  Berührung  zu  bringen,  da  Metallgifte 
heftig  auf  sie  einwirken. 


20  Allgemeiner  Teil. 

§  17.    Gebrauch  des  Mikroskops. 

Jedes  Mikroskop  besteht  aus  zwei  wichtigen  Linsensystemen : 
1.    dem  im  oberen  Teile  des  Tubus  befindlichen  Okular,  das 
beim  Mikroskopieren  in  Augennähe  ist,  und 

Okular 


Tubus 


Revolver 


Objektive 


Spiegel 


Fig-e. 

2.  dem  am  untern  Ende  des  Tubus  befestigten  (abschraub- 
baren) „Objektiv" ,  das  in  nächster  Nähe  des  Objekts- 
Präparates  ist. 


§  17.    Gebrauch  dös  Mikroskop«. 


21 


Zu  jedem  Mikroskope  gehören  meist  mehrere  Objektive  und 
Okulare.  Je  größer  der  Linsendurchmesser  beim  Okular  oder 
Objektiv  ist,  desto  schwächer  ist  die  Vergrößerung  und  um- 
gekehrt geben  die  kleinsten  Linsendurchmesser  die  stärkste 
Vergrößerung.  Man  vergleiche  z.  B.  die  Objektivlinsen  3  und  6 
oder  1  und  5  und  man  wird  nun  unschwer  zu  sagen  vermögen 
mit  welchem  Objektive  sich  stärkere  Vergrößerungen  erzielen 
lassen,  mit  1  oder  3,  oder  3  und  6  usw. 

Mit  Leitz objektiven  (Firma  Leitz,  Wetzlar)  werden  in 
Verbindung  mit  den  Okularen  folgende  Vergrößerungen  erzielt: 


Okulare  (Römische  Ziffern).    Huyghenssche 

Okulare  k  5  Mk. 

Objektive 

0 

I 

II 

III 

IV 

V 

Preise 
Mk 

Schwächere 
Objektive. 

1 
2 
3 
4 

12 
25 
45 

75 

18 

33 

60 

100 

22 

40 

70 

115 

26 

50 

80 

135 

30 

60 

105 

180 

40 

80 

130 

230 

15 
15 
15 
25 

25 
30 
30 
40 
60 

65 

75 
100 
150 

Starke  Objektive, 

Deckglasdicke 

0,17  mm. 

Mit  Fluoritsystem 

5 
6 

7 
8 
9 

140 
200 
260 
300 
380 

180 
255 
335 
400 
500 

210 
300 
400 
450 
575 

250 
350 
450 
550 
700 

325 
460 
600 

700 
900 

420 
600 
780 
940 
1150 

1      Mit  Pluorit- 
\  System  40  Mk. 

1        desgl. 

Wasserimmersion 
10 

10 

405 

535 

610 

745 

950 

1200 

Homogene 
Olimmersionen. 

Vio 

'/12 
^/l6 

310 
435 
520 

415   470 
555    650 
700   800 

575 
800 
950 

730 
1000 
1250 

940 
1300 
1680 

Objektiv 

1 

3 

6 

12 
45 

200 

26 

80 

350 

40 
130 
600 

'/i8  Ölimmersion 

Vl2 

435 

800 

1300 

Für  Planktonuntersuchungen  reichen  die  Okulare  0,  III,  V 
und  die  Objektive  1 ,  3  und  6  aus.  Der  Preis  der  Okulare 
schwankt  zwischen   5   und  6  Mk.  pro  Stück,  bei  Leitz   pro 


22  Allgemeiner  Teil. 

Stück  5  Mk.  Wer  noch  stärkere  Vergrößerung  als  600  fache 
anwenden  möchte,  dem  empfehlen  wir  die  Anschaffung  der 
„homogenen  Olimmersion  V12",  die  zwar  etwas  teuer  ist  (Preis 
ca.  100  Mk.),  die  aber  eine  ganz  bedeutende,  im  allgemeinen 
kaum  nötige  Vergrößerung  (1300  fach)  zuläßt,  wie  die  oben  ab- 
gedruckte Tabelle  ausweist.  Selbstverständlich  kann  auch  jede 
andere  Zusammenstellung  gewählt  werden,  etwa  Okular  I,  IV 
und  Objektiv  3  und  5  nebst  Olimmersion  Vio  usw. 

Wer  schwache  Vergrößerung  anwendet,  der  achte  darauf, 
daß  der  Abstand  zwischen  Objekt  und  Objektivlinse  etwa  2  cm 
groß  ist,  bei  starker  Vergrößerung  ist  der  Abstand  ganz  gering 
(etwa  1  mm). 

Ist  das  Mikroskop  nicht  mit  Revolver  versehen,  d.  h.  ohne 
eine  Einrichtung,  die  das  Anbringen  von  drei  Objektiven  ge- 
stattet, die  durch  Drehen  ausgewechselt  sofort  „in  richtiger 
Lage  eingestellt"  erscheinen,  muß  der  Mikroskopierende  also 
jedesmal,  wenn  er  eine  stärkere  Vergrößerung  benötigt,  das 
eben  verwendete  Objektiv  ab-  und  an  seine  Stelle  das  stärkere 
Objektiv  anschrauben,  so  wird  er  gut  tun,  auf  folgendes  zu 
achten : 

Der  Anfänger  möge,  ohne  in  das  Mikroskop  hineinzusehen, 
solange  an  der  „groben  Einstellungsschraube"  drehen,  bis  der 
Abstand  zwischen  Objektiv  und  Präparat  ein  ganz  kleiner 
(1  mm)  geworden  ist.  Man  muß  dabei  ständig  die  Ver- 
minderung des  Abstandes  verfolgen.  Scheint  das  Objektiv 
nahe  genug  dem  Deckglas  des  durch  Klemmen  festgehaltenen 
Präparats  zu  sein,  sodaß  ein  weiteres  Drehen  die  Beschädigung 
(Zerdrückung)  des  Präparats  zur  Folge  haben  könnte,  so 
schaut  man  jetzt  in  das  Mikroskop  hinein  und  hebt  durch  ganz 
langsames  Drehen  der  „groben  Einstellungsschraube"  den 
Tubus,  bis  das  Bild  erscheint.  Dann  wird  mit  Mikrometer- 
schraube scharf  eingestellt. 

Wer  starke  Objektive  benützt,  muß  Deckgläser  anwenden, 
deren  Dicke  0,17  mm  nicht  übersteigt. 

Für  schwache  Vergrößerung  ist  der  Planspiegel,  für  starke 
der  Hohlspiegel  zu  verwenden. 


§  17.    Gebrauch  des  Mikroskops.  23 

Man  drehe  den  Spiegel  solange  bis  das  Bild  die  größte 
Helligkeit  erreicht  hat. 

Je  stärker  die  Vergrößerung  ist,  umso  kleiner  nehme  man 
im  allgemeinen  die  Blende:  schwache  Vergrößerungen  gar 
keine  Abbiendung,  mittlere  Vergrößerung  etwa  2  bis  5  mm 
Blende,  starke  Vergrößerung  kleinste  Blende.  Recht  gut  ist 
eine  Irisblende,  deren  Öffnung  man  durch  Drehen  eines 
Knopfes  reguliert. 

Für  die  „homogenen  Ölimmersionen"  Vio,  ^/i2,  Vie  ist  die 
Verwendung  von  Immersions-Zedernholzöl  nötig.  Man  hebt 
den  Tubus  (samt  „Immersion")  und  fügt  außen  an  die  Objektiv- 
linse einen  Tropfen  von  Immersionsöl  und  senkt  nun  vorsichtig 
den  Tubus  samt  Objektiv  so  tief  herab,  daß  der  Öltropfen 
das  Deckglas  berührt,  sodaß  jetzt  der  Zwischenraum  zwischen 
Objektivlinse  und  Deckglas  von  dem  Öltropfen  ausgefüllt  wird. 
Ehe  man  die  Immersion  anwendet,  stelle  man  mit  schwächerer 
Vergrößerung  das  mit  Immersion  zu  untersuchende  Objekt 
scharf  ein,  halte  es  mit  Klemmen  auf  dem  Objektivtisch  fest 
und  dann  erst  schreite  man  zur  Untersuchung  mittels 
Immersion. 

Ist  die  Untersuchung  beendet,  so  entferne  man  vorsichtig 
mit  Benzol  das  der  Linse  anhaftende  Öl  und  reibe  mit  weichem 
Leder  vorsichtig  nach.  Ebenso  verfahre  man  mit  den  Objekten 
(Dauerpräparaten) ;  die  Deckgläser  werden  mit  Benzol  gereinigt, 
das  man  mittelst  Pinsels  aufträgt. 

Schulmikroskope. 

Ein  vortreffliches  Mikroskop  für  Schulen  (Volksschulen) 
ist  das  Leitzsche  Mikroskop:  Stativ  III.  Objektive  3,7, 
Okular  I  und  III.  Vergrößerungen  60 — 450  fach.  Der  Preis 
des  Mikroskops  mit  fester  Säule,  grober  Einstellung  durch 
Zahn  und  Trieb,  feiner  durch  Mikrometerschraube,  Tubus- 
auszug mit  Millimeterteilung,  Blendscheibe  im  Tisch,  Plan  und 
Hohlspiegel  stellt  sich  auf  etwa  110  Mk.  Stativ  mit  Iris- 
blende erhöht  den  Preis  um  15  Mk.  Dasselbe  Mikroskop  mit 
Revolver  für  zwei  Objektive  ohne  Irisblende  ca.  120  Mk.    Mit 


24  Allgemeiner  Teil. 

Revolver  für  drei  Objektive,  Objektive  3,  6,  8  Okular  I  und  III, 
Vergrößerung  60  — 550 fach:    ca.  170  Mk. 

Die  Sortierung  des  Fanges. 

Wie  untersucht  man  nun  einen  Planktonfang?  Der  An- 
fänger möge  sich  hüten,  auf  einmal  zu  viele  Gattungen  und 
Arten  zu  bestimmen. 

Zuerst  fange  man  die  größeren  mit  in  das  Netz  geratenen 
Tiere  (Käfer  und  deren  Larven,  Zweiflüglerlarven)  mittels 
kleinen  weitmaschigen  Netzes  heraus  und  bringe  sie  zur  Be- 
obachtung ihrer  Lebensweise,  Entwicklung,  in  gesonderte  Ge- 
fäße mit  Wasserpflanzen.  Dann  schütte  man  den  ganzen  Fang 
durch  ein  weites  Planktonsieb,  dessen  Maschen  etwa  1,5  mm 
groß  sind.  Es  werden  nun  alle  Formen,  die  kleiner  als  1,5  mm 
sind,  die  Maschen  passieren,  die  größeren,  in  der  Hauptsache 
Wasserflöhe  und  Hüpferlinge,  Wassermilben  usw.  im  Sieb 
zurückbleiben.  Diese  bringt  man  in  ein  kleines  Aquarium  mit 
Wasserlinsen  und  zwei  oder  drei  „Ranken"  Wasserpest,  falls 
man  den  mittels  Spatels,  Hornlöffels  usw.  aus  dem  Sieb  ent- 
fernten Fang  nicht  sofort  mit  Formol  (1  Teil  käufliches 
Formol  [40°;'üig],  10  —  12  Teile  Wasserj  Konservieren  will.  Eine 
große  Menge  kleiner  interessanter  Formen,  Peridineen,  Des- 
midiazeen,  (Grünalgen  usw.)  Rädertiere  werden  sich  nun  in 
dem  „durchgesiebten"  Wasser  vorfinden.  Jetzt  gießt  man 
dieses  durch  ein  Sieb  aus  feinster  Seidengaze,  (Nr.  18  oder  20) 
in  dem  alle  noch  vorhandenen  Planktonformen  zurückbleiben 
werden.  Entweder  bringt  man  mm  diesen  „Rückstand"  in  ein 
etwa  6  cm  hohes,  15  cm  Durchmesser  aufweisendes  flaches 
Gefäß  mit  Wasserlinsen  und  wenig  Wasser  (2  cm  hoch)  oder 
man  konserviert  den  Fang  sofort  mit  Formol  (siehe  oben). 
Um  diese  winzigen  lebenden  Planktonwesen  zu  untersuchen, 
bringt  man  eine  geringeMenge  mittels  Pipette  in  ein  Uhr- 
gläschen. Man  nehme  nur  so  wenig  wie  möglich  und  wende 
zuerst  schwache  Vergrößerung  (30  fache)  an.  Der  Anfänger 
hüte  sich  zuviel  Organismen  auf  einmal  in  die  Flachschale 
oder   das   Uhrgläschen   zur  Untersuchung  zu   bringen,    da   er 


§  18.    Der  Fang  des  Planktons. 


25 


dann,   besonders   bei  lebenden  Formen,   leicht  den  Überblick 
über  diese   verliert.     Gute  Dienste   dürfte  anfangs  schon  eine 
Steinheiische    Lupe    mit    30facher    Vergröße- 
rung leisten  (Preis  bei  Leitz,  Wetzlar:  10  Mk.) 

Algenfäden  suche   man  auf  darauf  weidende 
Urtierchen  ab!    Hat  man  nun  viele  gleiche  oder 
ähnliche  Arten  in  dem  Uhrgläschen  entdeckt,  so 
suche  man  diese   mit  einer  Pipette,   die   man   in 
eine    enge    Spitze    ausgezogen    hat,    heraus    und 
bringe  sie  auf  einen  Objektträger  in  ein  Tröpfchen 
verdünnter    Glyzeringelatine    (1  :  18    usw.    siehe 
auch  §  23)  oder  des  3  "/o  igen  leicht  verdunstenden 
und    die    Schleimhäute    angreifenden    For- 
mols.   Über  die  Herstellung  von  Dauerprä- 
paraten,  d.  h.   solchen,   die  jahrzentelang 
zur  Untersuchung  dienen  können  (wie  z.  B. 
die  käuflichen  Präparate)  handelt  der  §  20. 

Ist  man  verhindert,  einen  lebenden 
Fang  sofort  zu  untersuchen,  so  muß  man 
die  lebenden  Formen  abtöten  und  konser- 
vieren. Da  Formol  sehr  leicht  verdunstet, 
so  muß  man  die  fest  durch  Korkpfropf  ver- 
schlossene Flaschenöffnung  noch  mit  Pa- 
raffin verschließen,  das  schon  bei  etwa  55  ^ 
schmilzt  (ähnlich  wie  die  verkorkte  Wein- 
flaschenöffnung noch  mit  „Siegellack"  ver- 
schlossen wird). 

§  18.    Der  Fang  des  Planktons. 

Man  hüte  sich  das  Netz  zu  lange  bei 
einem  Fang  im  Wasser  zu  lassen,  da  meist, 
zumal  in  planktonreichen  Gewässern,  die 
Organismen  in  großer  Menge  sich  am  Boden  pig.  7. 

(im  Eimer,  Glasgefäß,  Filtrator)  ansammeln 
und  zerdrückt  werden  könnten.    Ferner  würden  in  Gewässern, 
die  reich  an  Detritus,  ferner  Bazillariazeen  sind,  die  „Poren" 


26  Allgemeiner  Teil. 

des  Netzes  verstopft  werden,  sodaß  das  Netz  seiner  Eigen- 
schaft als  Sieb  verlustig  gehen  und  nur  noch  als  Gefäß  wirken 
würde,  welches  die  Organismen  des  durchstrichenen  Wassers 
nur  noch  zum  geringen  Teil  aufnähme. 

Das  ausgeworfene  Netz  soll  vielmehr  langsam  wieder  ein- 
gezogen werden,  wobei  die  Leine  gespannt  bleiben  muß. 

Will  man  besonders  Bodenorganismen  erhalten,  so  ver- 
sehe man  die  Zugschnur  je  nach  Größe  des  Netzes  etwa  2  m 
vor  der  Netzöffnung  mit  einem  mindestens  2  Pfund  schweren 
Gewichte  (1000  g  2  Mk.  bei  Thum,  Leipzig). 

§  19.    Aufbewahrung  des  Planktons. 

Die  aus  dem  Filtrator  nach  Öffnung  des  Quetschhahns 
befreiten  Organismen  bringe  man  entweder  in  lange  Reagens- 
gläser, von  denen  bei  35 — 40  mm  lichter  Weite  und  18  cm 
Länge  3  Stück  ca.  1  Mk.  kosten  oder  direkt  in  Transport- 
gläser oder  Transportkannen.  Die  Firma  A.  Glaschker, 
Inhaber  K.  L.  Scholl,  Leipzig,  Tauchaerstraße  26,  hat  stets 
äußerst  preiswerte  Aquarienartikel  auf  Lager,  unter  anderen 
auch  Fischtransportgläser,  die  man  am  Bindfaden  trägt.  Der 
Preis  derselben  stellt  sich,  wie  folgt: 
Höhe  und  Durchmesser:    10X10  cm;   12X12  cm;   15X15  cm. 

Preis  Mk.:  0,15  0,25  0,35 

Für  größere  Mengen  Plankton  sind  die  Transportkannen  zu 
empfehlen,  die  auch  samt  lebendem  Inhalt  versandt  werden 
können.    Eine  Kanne  von 

1,  2,  5,  10  1  Inhalt  kostet 

—,85  Mk.,  1,25  Mk.,  1,50  Mk.,  2,50  Mk. 

Wünscht  man  die  Kanne  oval,  so  erhöht  sich  der  Preis.  Eine 
sehr  starke  10  1  fassende  Kanne  würde  dann  etwa  6,50  Mk. 
kosten. 

Man  gebe  den  mit  Qualitativnetzen  gefangenen  Organismen 
einige  Wasserpflanzen  aus  dem  gleichen  Gewässer  mit  ins 
Glas. 


§  20.   Konservierung  des  Planktons.  27 

§  20.    Konservierung  des  Planktons. 

Ein  einfaches  Konservierungsmittel  für  Planktonorganismen 
ist  Formol.  (Formaldehyd  =  Aldehyd  der  Ameisensäure, 
HCOH).  100  g  kosten  etwa  50  Pf.  bei  Dr.  Grübler, 
Leipzig.  Formol  ist  40^/oig.  Man  bringe  die  Organismen  in 
ein  Gläschen  mit  4'^/oiger  Formollösung.  Zu  100  ccm  Wasser 
füge  man  also  10  ccm  Formol  zu  und  erhält  so  ein  treff- 
liches, leider  etwas  zu  rasch  verdunstendes  Konservierungs- 
mittel. Wird  das  Reagensglas,  in  dem  die  mit  Formol  konser- 
servierten  Organismen  sich  befinden,  sofort  verstöpselt  und 
dann,  um  völligen  Luftabschluß  zu  erzielen  mit  der  Öffnung 
in  flüssiges  Paraffin  getaucht,  so  kann  man  die  Organismen, 
die  auch  im  Formol  (Formalin)  ihre  Farbe  beibehalten  auf  un- 
beschränkte Zeit  zu  Studienzwecken  aufbewahren. 

2.  Ein  anderes  Konservierungsmittel,  das  zugleich  dem 
Fixieren  dient,  ist  Sublimat-Alkohol. 

a)  Sublimat  ist  ein  starkes  Gift,  deshalb  ist  größte  Vor- 
sicht bei  Untersuchungen  mit  Sublimat  nötig.  Sublimat  ist 
kein  „Blutgift".  Es  schadet  also  nicht  nur  nichts,  wenn 
Sublimatlösung  (1  :  1000)  in  eine  frische  Wunde  kommt,  im 
Gegenteil  wird  mit  Sublimatlösung  getränkte  Watte  wie  essig- 
saure Tonerde  bei  frischen  Wunden  angewandt,  um  die  Wunde 
gegen  Keime  usw.  zu  schützen,  da  Sublimat  (Quecksilber- 
chlorid) eines  der  furchtbarsten  Pflanzengifte  darstellt.  Schon 
Lösungen  1  :  1 000  000  sind  geeignet ,  pflanzliche  Zellen  zum 
sofortigen  Absterben  zu  bringen.  Da  Sublimat  auch  Metall- 
gegenstände angreift,  so  bediene  man  sich  bei  Anwendung 
des  Sublimats  lediglich  der  Glas-  und  Horngegenstände. 

b)  Auf  100  Teile  Wasser  nehme  man  sechs  Teile  Sublimat 
(6"/oige  Lösung).  Von  dieser  Lösung  nehme  man  einen  Teil. 
2.  Dazu  gebe  man  die  gleiche  Menge  Wasser.  3.  Zwei  Teile 
70  •'/o  igen  Alkohol. 

c)  In  diesem  Gemisch  lasse  die  Objekte  vier  Stunden. 
Darauf  wird  mit  70  °/oigem  Alkohol  ausgewaschen,  indem  man 
die   Objekte   in    70*^/0  igen    Alkohol    legt    und    nach   je    drei 


28  Allgemeiner  Teil. 

Stunden  den  Alkohol  wechselt.  Nach  zwölf  Stunden  bringe 
man  die  Objekte  in  80*^/oigen  Alkohol,  Jetzt  fügt  man  zwei 
Tropfen  von  3  "/oiger  wässeriger  Jodjodkaliumlösung  hinzu,  die 
den  Zweck  hat ,  Sublimatkriställchen ,  die  im  Gewebe  sich 
niedergeschlagen  haben,  wegzubringen.  Es  wird  zuerst  eine 
gelbliche  Färbung  auftreten,  die  aber  bald  wieder  schwindet. 
Man  füge  also  solange  zwei  bis  drei  Tropfen  allmählich  zu, 
bis  die  Gelbfärbung  anhält.  Dann  sofort  in  80  ^lo  igen  Alkohol 
zurück  und  nach  Wechseln  des  Alkohols  in  frischem  80  "/q  igem 
Alkohol  aufbewahren, 

3.  Ein  ausgezeichnetes  Planktonkonservierungsgemisch  ist 
das  Chrom-Osmium-Essigsäuregemisch, 

Da  Osmiumsäure  sehr  teuer  ist  (1  g  7  Mk.,  V4  g  2,25  Mk,), 
so  wird  man,  falls  man  nicht  größere  Mengen  des  Gemisches 
benötigt,  auf  Herstellung  des  Gemisches  Verzicht  leisten  und 
sich  lieber  mit  der  käuflichen  Lösung  (10  g  70  Pfg.)  be- 
gnügen, zumal  die  gleiche  Menge  vielmals  verwendet  werden 
kann.  Für  die,  die  sich  größere  Mengen  herstellen  möchten, 
sei  folgendes  angegeben: 

Von  Chromsäure  1  g  (100  g  60  Pf.),  Osmiumsäure  V4  g 
2,25  Mk.,  Eisessig  V2  g  (100  g  35  Pf.);.  300  ccm  Wasser. 

Eine  andere  Zusammensetzung  ist  folgende: 
15  Teile  l^/oige  Chromsäurelösung  (wässerig), 
4  Teile  2'*'oige  Osmiumsäurelösung  (wässerig),  (l°/oig: 

10  g  75  Pf.) 
1  Teil  Eisessig. 

In  dieses  Gemisch  bringt  man  den  „Planktonbrei"  und 
läßt  ihn  mindestens  V*  Stunde  darin,  im  übrigen  je  länger 
umso  besser! 

Wir  haben  Plankton  nur  10  Minuten  mit  Chrom-Osmium- 
Essigsäure  konserviert  und  zwar  mit  bestem  Erfolg.  Sämt- 
liche Organismen  nehmen  einen  schwarzbraunen  Ton  an.  Aus 
dem  Gemisch  entnommen,  werden  die  Objekte  etwa  ^U  Stunde 
mit  70*^/0  igem  Alkohol  ausgewaschen  und  direkt  in  80  "/o  igen 
übergeführt. 

Wer  später  das  eine  oder  das  andre  Objekt  „schneiden" 


§  22.    Hängender  Tropfen  in  feuchter  Kammer. 


29 


will,  d.  h.  in  Schnitte  zerlegen  möchte,  dem  empfehlen  wir, 
die  mit  obigem  Gemisch  konservierten  Objekte,  nach  Aus- 
waschen mit  70^/oigem  Alkohol  (^'4  Stunde)  mit  Safranin  vor- 
her (vor  dem  Schneiden)  zu  färben. 

§  21.  Mikroskopische  Untersuchung  kleiner  lebender  Objekte. 

Um  kleine,  schnell  bewegliche  Formen  untersuchen  zu 
können,  (z.  B.  Rotatorien,  Copepoden,  Daphniden  usw.),  die 
leicht  aus  dem  Gesichtsfeld  flüchten,  legt  man  sie  in  Quitten- 
gelee in  einen  ausgehöhlten  Objektträger.  Man  löse  5  g 
Quittensamen  in  100  g  Wasser  und  bringe  einen  Tropfen  da- 
von in  die  Höhlung  des  Objektträgers.  Zur  Untersuchung 
kann  man  freilich  nur  schwache  Vergrößerung  anwenden. 
Quittengelee  ist  vielfach  etwas  getrübt.  Man  bedient  sich 
deshalb  gern  des  Sirups  als  „Resistenzmediums"  und  zwar  wird 
ein  Teil  Sirup  (gelber  Honigsirup)  und  ein  Teil  Wasser  ver- 
wendet. 

§  22.    Hängender  Tropfen  in  feuchter  Kammer. 

Ein  feuchte  Kammer  stellt  man  sich  billig  in  folgender 
Weise  her: 

Man  schneide  in  der  Größe  eines  Objektträgers  mehrere 
Blätter  aus  starkem  Fließpapier  und  klebe  sie  bis  2  mm  hoch 


EUrierpapier- 

i 

/Glas\ 

1      I 

0 
Fig.  8. 

aufeinander.  Nachdem  sie  völlig  getrocknet  sind ,  schneide 
man  ein  kreisrundes  oder  viereckiges  Stück  aus  den  Fließ- 
papierlagen heraus,  wie  es  die  nebenstehende  Figur  ver- 
anschaulicht. Der  Durchmesser  des  inneren  Ausschnitts  muß 
2 — 3  mm   kleiner   sein  als  der  des  zu  verwendenden  Deck- 


30  Allgemeiner  Teil. 

glases.  Hierauf  klebt  man  die  Fließpapierlage  auf  den  Objekt- 
träger, decke  einen  zweiten  Objektträger  darauf  und  beschwere 
diesen,  damit  eine  möglichst  ebene  Fläche  auf  der  Oberseite 
der  Filtrierpapierdecke  erzielt  wird.  Wir  nehmen  an,  wir 
wollten  Rotatorien  usw.  längere  Zeit  lebend  untersuchen,  dann 
entfernen  wir  den  oberen  Deckobjektträger,  bringen  in  die 
Mitte  eines  gesäuberten  Deckglases  ein  Tröpfchen  mit  den  zu 
untersuchenden  Organismen,  fassen  es  mittels  Pinzette,  drehen 
es  vorsichtig  schnell  um,  sodaß  das  Tröpfchen  sich  an  der 
Unterseite  des  Deckglases  befindet  und  legen  es  auf  die  runde 
Öffnung  des  Filtrierpapiers  (B).  Der  Ausschnitt  0  erleichtert 
das  Auflegen  und  Wegnehmen  des  Deckglases.  Das  Filtrier- 
papier wird  nun  solange  mit  Wasser  benetzt,  bis  es  völlig 
durchtränkt  ist. 

Man  kann  auch  Kammern,  die  mittels  Canadabalsams  auf 

den   Objektträger  aufgeklebt   werden,   sogenannte  Glaszellen, 

deren  Stärke  zwischen  1 — 2  mm  variiert,  anwenden.    Bei  einem 

Öffnungsdurchmesser  von  10  12  15  18  mm  beträgt  der  Preis 

für  ein  Stück  10  12  15   18  Pf. 

Zu  Deckgläsern  im  Format  18X18  mm  verwende  man  die 
Glaszelle  15  mm.  Objektivträger  aus  weißem  Salinglas  mit 
fein  geschliffenen  Kanten,  englisches  Format  76X26  mm  je 
100  Stück  2,60  Mk.;  anatomisches  Format  70X35  mm  100  Stück 
2,85  Mk.;  Vereinsformat  (sehr  beliebt!)  48X28  100  Stück 
2,10  Mk. 

Deckgläser,  quadratisch,  Stärke  0,10 — 0,22  mm;  (man 
nehme  solche  von  0,17  mm  Stärke!) 

15X15  mm,  18X18  mm,  20X20  mm,  24X24  mm. 
100  Stück:      1,25  Mk.,       1,50  Mk.,  2  Mk.,         2,80  Mk. 

Deckgläser,  rund: 
100  Stück:    15  mm  1,20  Mk.,  18  mm  2  Mk.,  20  mm  2,30  Mk. 

Der  Anfänger  bediene  sich  nur  der  quadratischen  Deck- 
gläser im  Format  18X18  mm. 


§  23.   Anfertigung  mikroskopischer  Apparate. 


31 


§  23.    Anfertigung  mikroskopischer  Präparate. 
Glyzerin-Gelatine. 

Glyzeringelatine  ist  eine  gallertartige  Masse,  die  man  in 
den  einschlägigen  Geschäften  (Dr.  Grübler,  Leipzig)  käuflich 
erhält.  Man  stellt  sie  sich  in  der  Weise  dar,  daß  man  3  g 
weiße  Gelatine  in  15  g  Wasser  löst,  was  nach  etlichen 
Stunden  erfolgt  ist,  und  dann  15  g  Glyzerin  hinzufügt.  Man 
erwärme  alles  kurze  Zeit  unter  beständigem  Rühren  mit  Glas- 
stab. Zu  der  Glyzeringelatine  füge  man  einen  Tropfen  reine 
Karbolsäure.     (10  ^lo  ige.) 

Zum  Gebrauch  entnehme  man  mittels  Hornspatels  eine 
Wenigkeit  von  der  gallertigen  Masse,  bringe  sie  auf  den  vorher 
gesäuberten  Objektträger  und  erwärme 
diesen  vorsichtig.  Die  Masse  zerfließt. 
Jetzt  ordne  man  die  Objekte  in  der 
Glyzeringelatine  und  decke  dann  ein  er- 
wärmtes Deckglas  darüber.  Nach  Er- 
starren der  Glyzeringelatine  wird  das, 
was  eventuell  vorgequollen  ist,  mittels 
Skalpells  oder  Messers  entfernt.  Dann 
wird  das  Deckglas  mit  Maskenlack  III 
umrandet  (bei  Dr.  Grübler,  Leipzig, 
100  g  etwa  1,25  Mk.)  Hat  man  keine 
Drehscheibe  für  Lackringe,  die  für  Deck- 
gläser im  quadratischen  Format  sowieso 
nicht  gut  verwendbar  wäre,  so  ziehe 
man  eventuell  unter  Zuhilfenahme  eines 
Lineals  auf  dem  Deckglas  mittels  Pinsels 
einen  Lackstrich  (w),  etwa  2  mm  vom 
Rande  entfernt  und  2  mm  breit,  dann 
ziehe  man  einen  parallelen  Strich  auf  dem 
Objektträger  (m),  wiederhole  das  jederseits  des  Deckglases  und 
Objektträgers  und  fülle  den  Zwischenram  7h — n  mit  Lack  aus. 

In  Glyzeringelatine  bette  man  solche  Objekte  ein,  die  man 
aus  70  "/o  igem  Alkohol  in  Glyzerin  übergeführt  hat. 


"«Kii^iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiir 

'^yrc 

Fig.  9. 


32 


Allgemeiner  Teil. 


1 


Einbetten  in  Formol. 

Man  verdünne  das  käufliche  40  ^lo  ige  Formol  (einen  Teil) 
mit  zehn  Teilen  Wasser  und  bringe  Tiere  oder  Pflanzen  direkt 
hinein  (5  Minuten  bis  V2  Stunde  (je  nach  Größe)!  Hierauf 
füge  man  einen  Tropfen  Formol  auf  den  Objektträger,  ordne 
die  betreffenden  Organismen  darin  und  decke  ein  Deckglas 
darüber,  an  dessen  Ecken  man  Wachsfüßchen  angebracht  hat. 
Bei  mikroskopisch  kleinen  Objekten  (Rotatorien  usw.)  können 
die  Wachsfüßchen  am  Deckglas  wegbleiben!  Wachsfüßchen 
^  stellt  man  in  der  Weise  her,  daß  man  Wachs 
1  ~1       oder  Plastilina  weichknetet  und  mit  jeder  Ecke 

des  Deckglases  eine  kleine  Menge  herausschabt 
(in  Stecknadelkopfgröße,  sonst  stets  eine  Wenig- 
keit größer,  als  die  Objekte).    Die  Ränder  des 
Deckglases   werden   nun,    um  ein  Vei'dunsten 
des  Formols   zu  vereiteln,  mit  venetianischem 
Terpentin  umgeben.     Das  ziemlich  teure  Harz 
wird  geschmolzen.    Man  läßt  es  dann  erkalten, 
bringe   einen  Draht   in  Form   eines  Rechtecks 
und  befestige  den  Stiel  in  einem  Federhalter. 
(Siehe  Figur.)  Die  Rechtecksseite  a  b  muß  länger 
als  die  Deckglasseite  sein.    Man  erwärmt  den 
Draht    über    einer    nichtleuchtenden    Flamme 
(Spiritusflamme)   und   stößt  damit  ins  Harz,   welches  augen- 
blicklich schmilzt.    Es  bleibt  eine  genügende  Menge  Harz  an 
der   Seite   ab   haften.     Jetzt  bringt  man   ab    an   das  Deck- 
glas (m),  nachdem  man  etwa  hervorgequollenes  Formol  weg- 
gewischt hat,   um   ein   Spritzen   des    heißen  Harzes    zu    ver- 
meiden.   Dann  wird  Harz  auf  das  Deckglas  (w)  gebracht  und 
der  Zwischenraum  nin  mit   Harz   verstrichen.    Um   sicher  zu 
gehen,   daß  keine  Öffnung  in  der  Umrandung  vorhanden   ist, 
die   ein  Verdunsten  des  Formols  ermöglichte,   übe  man  nach 
Umrandung   einen   leichten  Druck   mit   dem  Fingernagel   auf 
das   Deckglas   aus.     Tritt  ein  Bläschen    oder  ein   Tröpfchen 
irgendwo  an  der  Umrandung  aus,  so  muß  erneut  mit  venetia- 
nischem Terpentin  verschlossen  werden. 


Fig.  10  a. 


Schurig,  Pniktikuin. 


Tafel  4. 


Assistentenwohnung  mit  Warm-  und  Kalthaus  der  Biologischen  Station 
Liinz- Seehof  (Nieder -Österreich").     (Vergl.  S.  7). 


Blick  in  das  Warmhaus  der  Biologischen  Station  zu  Lunz.     (Vergl.  S.  7] 


§  24     Färben  von  Objekten.  33 

§  24.    Färben  Ton  Objekten. 

(Vgl.  auch:    Biologische  Experimente  und  Mikroskopische  Technik  von 
Schur  ig,  Leipzig,  Qielle  und  Meyer,  Preis  2,40  Mk.) 

Zum  Färben  von  Planktonorganismen  möge  sich  der  An- 
fänger stets  des  Hämalauns  bsdienen.  Man  lege  die  Objekte 
etwa  5 — 10  Minuten  in  das  Hämalaunbad  (Hämalaun  100  g 
etwa  75  Pf.)  Man  gießt  einige  Tropfen  in  ein  Uhrglas  und 
bringt  den  kleinen  Kruster  usw.  hinein.  Unter  dem  Mikro- 
skop kontrolliert  man  hierauf  den  Fortschritt  der  Färbung.  Die 
Objekte  sollen  dunkelblau  aber  nicht  schwarzblau  aussehen . 
Diese  sind  überfärbt.  Man  zieht  die  überschüssige  Farbe  mit 
salzsaurem  Wasser  (1:500)  oder  mit  l^loigem  Alaunwasser 
aus,  wässert  längere  Zeit  (10  Minuten  bis  ^'2  Stunde)  mit 
destilliertem  Wasser  oder  mit  Ammoniakwasser  1  :  500.  Sollte 
sich  jetzt  herausstellen,  daß  die  Objekte  zu  wenig  gefärbt  sind, 
da  der  Farbstoff  zu  stark  ausgezogen  wurde,  so  bringe  man 
sie  in  das  Hämalaunbad  zurück, 

Boraxkarmin  (100  g  etwa  1,40  Mk.) 
Man    färbe    bis    zur    völligen   Durchdringung   nnd   bringe 
dann  die   Objekte   in   70 ^/o igen  Alkohol,   dem  2"/o  Salzsäure 
zugefügt    wurde,   [hierauf  direkt  in   80 "/o igen  Alkohol,      Die 
Färbung  gibt  ein  zartes  Rot. 

Safranin. 

(Nach  Konservierung  der  Objekte  mit  Chrom- 
Osmium-Essigsäure). 
Dieses  Färbemittel  wird  vielfach  dann  angewandt,  wenn 
die  Objekte  mit  Chrom-Osmium-Essigsäure  oder  Flemming- 
schem  Gemisch  konserviert  wurden.  In  der  Hauptsache  wird 
sie  nur  für  den  in  Frage  kommen,  der  die  Objekte  später  in 
Schnitt  Serien  zerlegen  will.  Man  löst  in  Wasser  (100  g) 
Safranin  2  g  und  fügt  2  g  Safranin  0  zu,  rühre  gut  um  und 
lege  dann  die  Objekte  in  das  Färbemittel ;  man  färbe  beliebig 
lange  und  differenziere  (ziehe  allmählich  den  Farbstoff  aus 
mit  Alkohol.    Man  erhält  intensiv  rote  Färbung. 

Schur  ig,  Hydrobiologisches  imd  Planktohpraktikum.  3 


34  Allgemeiner  Teil. 

Metliylviolett. 

(N  ach  Chrom  -  Osmium-  Essigsäurekonservierung.) 
Schnitte  durch  derart  konservierte  Objekte  können  mit 
Methylviolett  in  ganz  schwacher  wässeriger  Lösung  mehrere 
Stunden  gefärbt  werden.  Man  kontrolliere  jede  Stunde,  bis 
man  deutliche  violette  Färbung  erhalten  hat,  wasche  mit  salz- 
saurem 90"/cigem  Alkohol  (1  Teil  Salzsäure  1000  Teile  Alkohol) 
aus  und  führe  direkt  in  absoluten  Alkohol  über. 

§  25.    Lebende  Planktonorgaiiismeii. 

die  völlig  durchsichtig  sind,  färbt  man  in  der  Weise,  daß  man 
in  das  Wassef,  in  dem  sich  die  Objekte  befinden,  eine  winzige 
Spur  Methylenblau  bringt,  nur  soviel,  daß  eine  ganz  leichte 
Blaufärbmig  des  Wassers  eintritt.  Verschiedene  Gewebe 
nehmen  den  blauen  Farbstoff  auf,  geben  ihn  aber  rasch  wieder  ab. 

§  26.    Intermedien  nnd  Aufhellmittel. 

Die  gefärbten  (abgetöteten)  Objekte  werden,  aus  der  Farb- 
flüssigkeit in  Wasser  gebracht  (10  Minuten),  dann  in  30  "/o  igen, 
50 "/o igen  und  schließlich  in  80**/oigen  je  5 — 60  Minuten,  je 
kleiner,  umso  kürzere  Zeit,  und  nun  aus  80^/oigem  Alkohol 
direkt  in  90  ^/o  igen  übergeführt.  Zur  völligen  Entfernung  von 
Wasser  bringt  man  die  Objekte  zuerst  in  96^/oigen,  dann  in 
absoluten  Alkohol,  oder,  da  dieser  sehr  teuer  ist,  direkt  aus 
dem  96 '^/o  igen  Alkohol  in  Zedernöl,  oder  aus  90  *^/o  igem  Alkohol 
in  Bergamottöl.  In  jedem  der  angegebenen  Alkohole  bleiben 
die  Objekte,  je  nach  Größe  5—60  Minuten.  Die  bis  2  mm 
großen  Tiere  und  Pflanzen  läßt  man  bis  höchstens  Vi  Stunde 
in  den  Alkoholen  usw.,  die  größeren  länger. 

Da  nun  viele  Objekte  nicht  durchsichtig  genug  sind,  um 
ein  erfolgreiches  Studium  zuzulassen,  legt  man  sie  noch  in  ein 
Aufhell  mittel,  z.B.  Nelkenöl.  Bei  Krustern,  also  Krebsen 
wendet  man  Glyzerin  an.  In  beiden  Fällen  bringe  man  die 
Objekte  aus  dem  absoluten  Alkohol  direkt  ins  Nelkenöl  oder 
Glyzerin.  Man  kann  auch  in  letzterem  Falle  die  vorher  ab- 
getöteten Organismen  aus  Wasser  direkt  in  Glyzerin  bringen. 


§  27.   Einbetten.  —  §  28.   Dauerpräparate.  35 

hat  freilich  bisweilen  eine  Schrumpfung  der  Gewebe  zu  kon- 
statieren ,  weshalb  man  die  Objekte  lieber  aus  absolutem 
Alkohol  in  Glyzerin  oder  auch  in  Nelkenöl  überführt. 

Als  Zwischenmittel  (Intermedium)  zwischen  Alkohol  und 
Kanadabalsam  (Endmittel)  verwendet  man  auch  Zedernholzöl, 
dunkelgrünes  Bergamottöl,  Xylol  und  Benzol,  diese  hellen  auch 
auf.  Als  Intermedium,  das  nicht  aufhellt,  kommt  noch 
Chloroform  in  Frage. 

Als  recht  brauchbar  im  allgemeinen  möchten  wir  Benzol 
empfehlen. 

§  27.    Einbetten. 

Die  Stufenfolge  beim  Mikroskopieren  ist  folgende: 

1.  Konservieren  der  Objekte. 

2.  Färben. 

3.  Auswaschen. 

4.  Überführen  der  Objekte  nacheinander  in  30°/oigen, 
.50*^/0 igen,  70 "/o igen,  80 "/o igen,  90 «/o igen,  96°/oigen, 
absoluten  Alkohol. 

o.    Intermedium  (Benzol)  +  absoluten  Alkohol  (halb  und  halb). 

6.  Intermedium.     (Benzol,  Nelkenöl). 

7.  Endmedium  =  Kanadabalsam. 

Man  bringt  die  Objekte  aus  dem  Intermedium  direkt  in 
Kanadabalsam,  indem  man  zwei  Tröpfchen  auf  den  gereinigten 
Objektträger  bringt,  die  Objekte  einlegt  und  mit  Deckglas 
{mit  Wachsfüßen!)  bedeckt.  Sollte  zu  wenig  Kanadabalsam 
aufgeträufelt  sein,  so  läßt  man  noch  einen  Tropfen  oder  mehr 
unter  das  Deckglas  treten. 

In  den  verschiedenen  Alkoholen  und  Intermedien  bleiben 
die  Objekte,  je  nach  Größe  10  Minuten  bis  6  Stunden.  Steck- 
nadelkopfgroße Organismen  läßt  man  bis  höchstens  V4  Stunde 
in  jedem  Mittel,  die  anderen  Objekte  entsprechend  lange. 

§  28.    Dauerpräparate. 

I.    Objektträger.  Englisches  Format  76  X  26  oder  Giessener 
Format  48X28  mm. 


36  Allgemeiner  Teil. 

IL    Deckgläser:   Format  15X15  oder  18X18  mm. 

III.  Plastilina  oder  Wachs. 

IV.  Formol:  4°/oiges  (auf  zehn  Teile  Wasser  kommt  ein 
Teil  Formol);  S^/oiges  (auf  13  Teile  Wasser  ein  Teil 
Formol. 

V.    Zehn    „Vogelnäpfchen"    mit    aufgeschliffenem   Deckel 
oder  acht  Gläschen  mit  Glas-  oder  Korkpfropfen. 

1.  Gläschen:    Destilliertes  Wasser. 

2.  „  Haemalaun. 

3.  „  30^/oiger    Alkohol     oder     destilliertes 

Wasser  mit  ^5^/o  Salzsäure. 

4.  „  Destilliertes    Wasser    oder    30"/oiger 

Alkohol  mit  1  **/o  Ammoniak. 

5.  „  50  "/o  iger. 

6.  „  TO'^/oiger. 

7.  „  80  o/o  iger. 

8.  „  90  böiger. 

9.  „  96  «/o  iger. 

10.  „  absoluter  Alkohol. 

(Preis  pro  Gläschen  mit  Deckel  35  bis 
60   Pf.    (IV2   cm   hoch,   4  cm  Durch- 
messer 35  Pf.,  2  cm  hoch  5  cm  Durch- 
messer 40  Pf.,  2  V2  cm  hoch  6  cm  Durch- 
messer zirka  50  Pf.) 
VI.    Ein  Gläschen  mit  Nelkenöl  zum  Aufhellen. 
VII.    Ein  Fläschchen  mit  Benzol  zum  Verdünnen  des  even- 
tuell zu  hart  gewordenen  Kanadabalsams. 
Vni.    Kanadabalsam. 
IX.   Etiketten. 

X.   Eine  Mappe  für  mikroskopische  Präparate. 
XI.   Fürs  Umranden  der  mit  Formol  konservierten  Objekte 
venetianisches  Terpentin. 
XII.    Nadel  zum  Umranden. 

XIII.  Spirituslampe  (von  35  Pf.  bis  1,50  Mk.) 

XIV.  Pipetten  (Figur  10  b). 


§  28.   Dauerpräparate.  37 

Für  Untersuchungen  unter  dem  Mikroskop,  z.  B.  Kon- 
trollieren von  Färbungen,  Fortschritt  derselben  usw.  eignen 
sich  sehr  gut  die  Glasklötze  mit  Vertiefungen  (Kristallschalen, 
sogenannte  Salznäpfchenform).  Der  Preis  beträgt  pro  Stück 
bei  einem  oberen  Durchmesser  der  Vertiefung  von 
24  mm  30  mm  35  mm. 
24  Pf.      40  Pf.      50  Pf. 

Glasschalen  mit  Deckel  pro  Stück: 
4  cm  Durchmesser  20  Pf.,  5  cm  24  Pf.,  7  cm  30  Pf.,  10  cm  36  Pf. 

Mappen    .     .  für     16  Präparate  pro  Stück     80  Pf., 
„  „      32  „  „         „      1,25  Mk., 

Schiebkästen    „     100  „  „         „      2,25  Mk., 

Es  ist  stets  das  Format  des  Objektträgers  anzugeben! 

Sämtliche  Glasartikel  können  aus  der  Fabrik  wissenschaft- 
licher Apparate  von  0.  Preßler,  Leipzig,  Brüderstraße  39 
bezogen  werden,  sind  aber  auch  in  anderen  einschlägigen  Ge- 
schäften käuflich  zu  erwerben.  Bei  den  Präparatengläsern 
(Vogelnäpfchenform)  achte  man  genau  darauf,  daß  der  Deckel 
luftdicht  schließt,  da  die  Alkohole  leicht  „verdunsten".  Aus 
Vorsicht  umstreiche  man  den  geschliffenen  Hohlsaum  im 
Deckel  mit  Glyzerin. 

Kanadabalsam  beziehe  man  aus  einer  ersten  Drogerie  oder 
von  Dr.  Grübler  in  Leipzig,  Windmühlenstraße,  Ecke  Tumer- 
straße  oder  A.  Kolibabe  in  Dresden-Löbtau,  Herbertstraße  9, 
(wo  sämtliche  Artikel  für  Mikroskopie  ständig  zu  haben 
sind !).[ 

Getrübten  Kanadabalsam  usw.  weise  man  zurück,  sämtliche 
Öle  usw.  müssen  ganz  klar  sein ;  da  sie  sonst  für  mikroskopische 
Zwecke  untauglich  smd! 

Wer  sich  genauer  mit  der  „Mikroskopischen  Technik"  be- 
fassen will,  der  wird  in  des  Verfassers  „Biologischen  Experi- 
menten nebst  Anhang:  Mikroskopische  Technik"  die  Haupt- 
punkte der  mikroskopischen  Technik  vorfinden.-  Preis  2,40  Mk. 
Leipzig,  Quelle  &  Meyer. 


38  Allgemeiner  Teil. 

§  29.    Beispiele. 

I,   Anfertigung  eines  Dauerpräparates  vom  Wasserflohv 

Der  Anfänger  beginne  zuerst  mit  der  Anfertigung  von 
Dauerpräparaten  vom  Wasserfloh,  denn  dieses  Objekt  ist 
leicht  zu  beschaffen ;  der  Schaden  ist  nicht  so  groß,  wenn  das 
Präparat  mißlingt  und  dann  erlangt  der  Anfänger  rasch  Übung 
im  Anfertigen  von  Präparaten. 

Man  fange  zuerst  einige  Wasserflöhe  aus  dem 

A  Aquarium  heraus  (obere  Öffnung  der  Glasröhre 

vor  dem   Einbringen  in   das  Aquarium  mit  dem 
^  Daumen  oder  Zeigefinger  schließen,  die   untere 

Öffnung  in  die  Nähe  des  Wasserflohs  bringen, 
giasröhre  schncU  den  Daumen  von  der  oberen  Öffnung 
abheben:  der  Wasserfloh  wird  in  die  Röhre  mit 
emporgesogen,  wiederum  Zeigefinger  auf  die 
obere  Öffnung  und  das  Glasrohr  herausheben); 
wenn  man  nun  ganz  allmählich  den  Finger  von 
der  Öffnung  entfernt,  so  wird  das  in  der  Glasröhre 
emporgestiegene  und  den  Wasserfloh  beher- 
bergende Wasser  langsam  in  ein  Uhrglas  heraus- 
fließen; wenn  dagegen  sofort  der  Finger  ab- 
gehoben wird,  so  fließt  plötzlich  das  Wasser 
jjen  heraus,  „es  schießt  aus  dem  Uhrglas  heraus", 
dabei  wird  man  meist  vergeblich  nach  dem 
Wasserfloh  suchen.  Viel  einfacher  zu  handhaben 
"i^.  lOb.  ^^^  ^^®  Pipette,  die  in  Abbildung  10h  zur  Dar- 
stellung ge.bracht  wurde.  Man  drückt  vor  Ein- 
bringen der  Pipette  das  Gummihütchen  zusammen,  bringt  die 
untere  Öffnung  ganz  in  die  Nähe  des  zu  fangenden  Wasser- 
flohs, öffnet  Daumen  und  Zeigefinger,  die  das  Gummihütchen 
zusammengedrückt  hielten  —  und  wird  nun  sehen,  wie  der 
Wasserfloh  mit  einer  gewissen  Wassermenge  emporgesogen 
wurde.  Durch  leichten  Druck  auf  das  Gummihütchen  bringt 
man  Wasser  samt  Wasserfloh  zum  Ausfließen. 

Lebendfärbung:    Jetzt    soll    eines   der  Tiere  lebend 


§  29.   Beispiele.  39 

gefärbt  werden :  Wir  bringen  es  in  ein  Uhrgläschen  niit  wenig 
Wasser  und  fügen  eine  geringe  Menge  Methylenblau  dazu,  doch 
nur  soviel,  daß  das  Wasser  ganz  schwach  blau  gefärbt  ist.  Von 
Viertelstunde  zu  Viertelstunde  wird  kontrolliert,  wie  weit  die 
Färbung  vorgeschritten  ist,  oder  man  bringt  die  Tiere  2  Stunden 
in  eine  rötlichgelbe  Lösung  von  Neutralrot  und  stellt  sie  in 
ein  verdunkeltes  Zimmer  usw.  Dann  werden  die  Gewebe  röt- 
liche Färbung  angenommen  haben.  Die  sogenannte  „Lebend- 
färbung"  ist  allerdings  nicht  immer  von  Erfolgen  begleitet. 
Dauerpräparate:  1.  Mit  Alkohol  konserviert, 
mit  Hämalaun  gefärbt  und  in  Kanadabalsam 
eingeschlossen.  Wir  bringen  drei  lebende  Wasserflöhe  in 
30  "/o  igen  Alkohol,  lassen  sie  5  Minuten  darin  und  überführen 
sie  in  das  Färbmittel  und  zwar  Hämalaun  (3  oder  4  Tropfen 
in  Uhrgläschen  gebracht,  reicht  für  5 — 10  Wasserflöhe).  Nach 
5  Minuten  bringen  wir  das  Uhrgläschen  samt  Objekten  unter 
das  Mikroskop.  Wer  will,  kann  das  Fortschreiten  der  Färbung 
unter  dem  Mikroskop  verfolgen!  Meist  wird  diese  Zeit  (5  Mi- 
nuten) genügen,  um  die  Tiere  fast  schwarzblau  oder  besser 
tiefblau  zu  färben.  Der  Anfänger  färbe  einen  Wasserfloh 
1  Minute,  einen  Wasserfloh  3,  einen  dritten  5,  einen  vierten 
8  Minuten  im  gleichen  Färbmittel;  er  wird  dann  leicht 
unterscheiden  können,  wie  lange  er  am  besten  färbt ;  der  eine 
liebt  einen  dunkleren  Ton  als  der  andere.  Wir  nehmen  nun 
sämtliche  Wasserflöhe  mittels  Hornspatels  oder  Löffels  aus 
dem  Färbmittel  und  bringen  sie  in  reines  Wasser.  Hier  wässern 
wir  etwa  10  Minuten  und  können  jetzt  gut  unterscheiden, 
welcher  Farbton  uns  am  besten  gefällt.  Ist  ein  Tier  zu 
wenig  gefärbt,  dann  bringen  wir  es  in  das  Färbmittel  zurück 
und  kontrollieren  von  Minute  zu  Minute  den  Fortschritt  der 
Färbung.  Ist  es  zu  stark  gefärbt  (schwarzblau),  dann  ent- 
färben wir  mit  salzsaurem  Alkohol  (es  genügen  2  Tropfen 
Salzsäure  in  25  ccm  Wasser).  In  salzsauren  Alkohol  legen 
wir  die  Tiere  etwa  1  Minute  —  aus  der  blauen  Farbe  wird 
eine  rote.  Jetzt  wiedei-um  wässern  (5  Minuten),  dann  in 
anunoniakalisches   Wasser   legen    (1    Minute).     Wir   bringen 


40  Allgemeiner  Teil. 

dazu  1—5  Tropfen  Salmiakgeist  in  25  ccm  Wasser.  Hierin 
nehmen  die  Objekte  wieder  blaue  (hellere)  Färbung  an.  Jetzt 
wässert  man  wieder  5  Minuten,  dann  direkt  je  10  Minuten  in 
30% igen,  dann  in  45°/oigen  Alkohol.  Nach  10  Minuten  in 
60 "/eigen,  dann  wiederum  nach  10  Minuten  in  SO°/oigen,  desgl. 
in  OO^'/oigem,  10  Min.  in  90*^/oigen  und  15  Min.  in  99%  igen 
Alkohol.  Man  hat  sich  in  kleinen,  durch  Deckel  fest  verschlosse- 
nen „Vogelnäpfchen"  die  einzelnen  Alkohole  hergestellt: 


ca.  'iO^loigev  Alkoh. 
„    45  ^lo  iger      ,, 
„    60%  iger      „ 
„   80  o/o  iger      ,. 


90  "/o  iger  Alkohol  (1  Teil)  wird  mit  2  Tln.  Wasser  verdünnt : 

90«/oiger       „       (1    „    )    „       „    iTle.        „ 

90«/oiger       „       (2  Tle.)    „       „   1    „ 

90  o/o  iger        „  (ca.8    „    )    „       „    1    „ 

900/ciger        „ „    900/oiger      ,, 

Man  braucht  also  nur  90  "/o  igen  Alkohol  zu  kaufen,  ferner  für 
25  Pf.  90% igen  und  für  25  Pf.  „absoluten";  „absoluter" 
Alkohol  soll  ;eigentlich  1 00  "/o  iger  Alkohol  sein,  in  Wirklich- 
keit aber  erhält  man  wohl  meist  nur  99 "/o igen;  „absoluter" 
Alkohol  ist  sehr  teuer:  für  20  Pf.  wird  man  selten  mehr  als 
^/lo  1  erhalten;  dagegen  ist  96 ^  o iger  Alkohol  bedeutend  billiger. 
(Man  füllt  also  ein  Gläschen  oder  Näpfchen  mit  30"/oigem, 
eins  mit  45%igem,  eins  mit  60"/oigem,  eins  mit  80*'/oigem, 
eins  mit  90  "/o  igem,  eins  mit  96  *^/o  igem  und  eins  mit  100  ^lo  igem 
Alkohol.  Zwei  25  ccm  fassende  Fläschchen  füllt  man  mit 
Wasser  und  bringt  in  das  eine  1 — 5  Tropfen  Salzsäure,  in 
das  andere  1 — 5  Tropfen  Salmiakgeist.) 

Aus  99  "/o  igem  Alkohol  bringt  man  jetzt  die  Wasserflöhe 
in  Nelkenöl,  läßt  die  Tiere  10  Minuten  darin  (meist  sind  sie 
schon  nach  2  Minuten  ganz  „durchsichtig  und  aufgehellt"). 
Sobald  sie  völlig  durchsichtig  geworden  sind,  hebe  man  sie 
mit  dem  Spatel  heraus  und  bringe  sie  auf  einen  Objektträger 
(säubern  l)  in  einen  Tropfen  sehr  dünnen  Benzol-Kanadabalsam, 
von  dem  das  Benzol  nach  zwei  Tagen  verdunstet  *),  dann  wird 
ein  Tropfen  dicker  Kanadabalsam  aufgeträufelt.  Man  säubert 
jetzt  ein  Deckglas,  knetet  Modellierwachs,  bis  es  weich  ist, 
und   schneidet  mit  jeder  Ecke   ein  kleines  Häufchen  Wachs 


*)  Damit  kein  Staub  darauf  fällt,  stülpe  man  eine  Glasglocke  darüber. 


§  29.   Beispiele.  41 

heraus.  Sobald  jede  Ecke  ihr  „Wachsstückchen"  erhalten  hat, 
wird  das  Deckglas  vorsichtig  aufgelegt  und  festgedrückt. 
Ist  zu  wenig  Kanadabalsam  aufgeträufelt  gewesen,  dann 
bringe  man  mittels  Glasstäbchens  noch  ein  Tröpfchen  an 
den  Rand  des  Deckglases.  Schließlich  wird  etikettiert  und 
die  Etiketten  mit  Namen  des  Tieres,  Fundstelle,  Datum 
und  Namen  des  Eigentümers  versehen, 

II.   Ein  mikroskopisches  Präparat  von  Volrox  f/lobaior  an- 
zufertigen a)  in  Formol,  b)  in  Kanadabalsam. 

Die  aus  dem  Gefäß  herausgefischten  lebenden  Volvocineen 
werden  in  ein  Uhrschälchen  mit  wenig  Wasser  gebracht  (auch 
jetzt  noch  schwimmen  sie  umher!).  Indes  haben  wir  eine  ge- 
wisse Menge  käufliches  40%iges  Formol  mit  der  10  fachen 
Menge  Wasser  verdünnt.  Von  diesem  verdünnten  Formol 
gießen  wir  etwas  in  ein  Uhrschälchen  und  überführen  die 
Volvocineen  mittels  einer  Pipette  in  das  Formol.  (Die  Pipette 
hat  folgendes  Aussehen:  Eine  12  cm  lange  Glasröhre,  an  deren 
einem  Ende  eine  2  cm  lange  Spitze  ausgezogen  wurde,  trägt 
am  anderen  (weiten)  Ende  ein  Gummihütchen.  Man  faßt  nun 
mittelst  Daumen  und  Zeigefinger  das  Gummihütchen  und 
drückt  es  zusammen,  führt  die  Spitze  an  das  herauszunehmende 
Objekt,  in  diesem  Falle  die  Volvocineen,  öffnet  die  Finger, 
und  im  selben  Augenblick  wird  das  Objekt  samt  Flüssigkeit 
in  die  Glasröhre  eingesogen.  Durch  Druck  auf  das  Gummi- 
hütchen wird  die  Flüssigkeit  samt  Objekt  aus  der  Röhre  wieder 
entfernt.  Man  kann  sich  die  Glasröhre  selbst  „ausziehen", 
indem  man  eine  etwa  25  cm  lange  Glasröhre  über  einer  Spiritus- 
flamme (oder  Licht)  dreht  bis  die  Glasröhre  auf  eine  leichte 
Biegung  nachgibt,  und  dann  rasch  auszieht.  Je  nachdem  man 
eine  weite  Öffnung  haben  will  oder  eine  haarfeine,  trennt 
man  die  beiden  Hälften  der  Glasröhre  an  den  betreffenden 
Stellen.  Man  zieht  die  Röhre  außerhalb  der  Flamme 
auseinander!) 

Nachdem  man  einen  Objektträger  gereinigt  und  das  dazu- 
gehörige Deckglas  (18X18  mm)  mit  Wachsfüßchen  versehen  hat, 


42  Allgemeiner  Teil. 

indem  man  Plastilina  oder  Wachs  weich  knetet,  danndas  Deck- 
glas an  den  Rändern  mit  Daumen  und  Zeigefinger  faßt  und  mit 
jeder  Ecke  des  Deckglases  ein  Stückchen  Wachs  usw.  heraus- 
schabt oder  herausschneidet,  bringt  man  die  Objekte  mittels  Pi- 
pette auf  den  Objektträger,  deckt  das  Deckglas  darüber  und  fügt 
mit  einer  in  eine  feine  Spitze  ausgezogenen  Pipette  Formol 
unter  oder  an  das  Deckglas.  Sobald  unter  diesem  keine  Luft- 
blasen mehr  sich  vorfinden,  ist  das  Präparat  fertig,  um  um- 
randet zu  werden.  Man  bedient  sich  dazu  des  venetianischen 
Terpentins.  Mit  der  §  23  angegebenen  erwärmten  Nadel  wird 
in  venetianisches  Terpentin  gestoßen  (es  bleibt  hinreichend 
Harz  daran  haften)  und  in  der  oben  beschriebenen  Weise  der 
Rand  des  Deckglases  verdeckt.  Formol  verflüchtigt  leicht, 
also  muß  man  sich  etwas  beeilen.  Man  sorge  dafür,  daß  das 
Glas  an  dem  Deckglasrand  trocken  ist,  da  sonst  das  Terpentin 
„spritzt".  Hierauf  wird  die  eine  Seite  des  Objektträgers  mit 
Etikette  versehen,  die  den  Fundort,  Datum  und  Namen  des 
Objekts  enthält,  während  die  andere  Seite  eine  Etikette  mit 
dem  Namen  und  Wohnort  des  Besitzers  trägt.  Jedes  Präparat 
wird  sofort  in  den  dazugehörigen  Präparatenkarton  oder  in 
eine  Präparatenmappe  gelegt.  Die  mit  Formol  konservierten 
Objekte  behalten  ihre  Färbung  bei,  die  Volvocineen  usw.  ihre 
grüne  Farbe! 

b)  In  Alkohol  überführte  Volvocineen  verlieren  ihre  grüne 
Farbe,  da  Alkohol  Chlorophyll  „auszieht".  Aus  Wasser  über- 
tragen wir  die  Objekte  in  Haemalaun  (in  Uhrglas!),  dem 
30"/oiger  Alkohol  zugefügt  wurde  und  lassen  sie  bis  V4  Stunde 
darin;  wir  nehmen  an:  es  ist  überfärbt  worden,  wir  fangen 
also  die  Volvocineen  wieder  heraus  und  bringen  sie  in  salz- 
sauren Alkohol  (500  Teile  30 "/eigen  Alkohol  und  1  Teil  Salz- 
säure), beobachten  unter  dem  Mikroskop  den  Fortschritt  der 
„Differenzierung",  der  Farbstoffentziehung,  und  bringen  dann 
die  Objekte  in  30 "/o igen  Alkohol,  dem  l"/o  Ammoniak  zu- 
gesetzt wurde.  Aus  30  ^lo  igem  Alkohol  werden  sie  in  50-,  70-, 
80-,  90-,  96°/"  igen  Alkohol  überführt  und  bleiben  in  jedem 
5  Minuten,   zuletzt  werden  sie  in  absoluten  Alkohol  gebracht 


§  29.   Beispiele.  43 

(5  Minuten),  dann  in  Nelkenöl  (Intermedium) ,  wo  sie  10  Mi- 
nuten verbleiben,  von  hier  auf  Objektträger  in  2  Tropfen 
Kanadabalsam.  Wird  Deckglas  mit  Wachsfüßchen  aufgelegt 
und  etikettiert,  so  ist  das  Präparat,  das  mit  Haemalaan  blau 
gefärbt  wurde,  das  verlangte. 

III.   Ein  mikroskopisches  Präparat  von  Rädertiereii  an- 
zufertigen. 

Wir  bringen  einige  Rädertierchen  in  wenig  Wasser  in 
ein  Uhrschälchen  und  fügen  (den  10.  Teil  der  Wassermenge !) 
Formol  (40  '^lo  iges)  hinzu  oder  bringen  die  Tierchen  in  3  *^/o  iges 
Formol  (13  Teile  Wasser,  1  Teil  Formol).  Sie  werden  dann 
meist  sofort  fixiert  sein.  Ein  untrügliches  Fixierungsmittel 
ist  es  freilich  nicht.  Gleichwohl  haben  wir  stets  mit  Formol- 
konservierung zufriedenstellende  Präparate  erzielt.  In  3  **/o  igem 
Formol  werden  die  Rädertiere  dann  eingeschlossen.  Man 
fügt  an  die  Ecken  des  Deckglases  Wachsfüßchen  und  drückt 
das  Deckglas  mit  leichtem  Druck  mittels  Fingernagels  fest, 
saugt  das  hervorquellende  Formol  mittelst  Filtrierpapiers  ab 
und  umrandet  mit  venetianischem  Terpentin. 

Eine  zweite  Methode  ist  die,  die  Rädertierchen  vor  dem 
„Fixieren"  erst  zu  betäuben.  Man  bringt  1  ccm  Cocain  in 
22  ccm  Wasser  und  fügt  dann  von  dieser  Cocainlösung  einen 
Tropfen  zu  den  in  wenig  Wasser  im  Uhrglas  befindlichen 
Rädertieren;  die  dadurch  hervorgerufene  Lähmung  oder  Be- 
täubung der  Tiere  kann  freilich  auch  Kontraktionen  zur  Folge 
haben,  die  das  Tier  völlig  entstellen.  Man  bringt  sie  dann 
auf  ein  Deckglas,  auf  dem  man  vorher  ein  Tröpfchen  Eiweiß- 
glycerin  verrieben  hatte,  in  ganz  wenig  Wasser,  dreht  das 
Deckglas  plötzlich  vorsichtig  um,  so  daß  jetzt  die  „Schicht- 
seite" dem  Boden  zugekehrt  ist  und  hält  sie  über  eine  Flasche, 
die  Osmiumsäure  enthält  (10  g  einer  1  "/o  igen  Lösung  kosten 
etwa  75—80  Pf.  bei  Dr.  Grübler  in  Leipzig).  Man  läßt  die 
Dämpfe  1  Minute  einwirken,  wäscht  die  Objekte  mit  Wasser 
aus,  indem  man  einen  Wassertropfen  auf  das  Deckglas  bringt 
und   fügt   einen  Tropfen  Haemalaun   dazu,   läßt  diesen  Färb- 


44  Allgemeiner  Teil. 

Stoff  1  Minute  einwirken,  bringt  das  Deckglas  in  ein  Uhr- 
gläschen mit  Wasser  und  kontrolliert  mit  schwacher 
60  maliger  Vergrößerung,  wie  die  Objekte  gefärbt  sind.  Man 
kann  sie  nun  leicht  mit  Pipette  vom  Deckglas  abspülen,  bringt 
sie  auf  einen  Objektträger  in  1  Tropfen  Glyzerin,  das  man 
mit  der  5 fachen  Menge  Wasser  verdünnt  hatte,  stülpt  ein 
Uhrgläschen,  das  man  auf  zwei  Hölzchen  stellte,  darüber,  so 
daß  nun  nicht  nur  das  Wasser  verdunsten  kann,  sondern  das 
Präparat  gegen  Staub  geschützt  ist.  Das  Wasser  verdunstet 
allmählich,  so  daß  die  Rädertiere  in  immer  stärkeres  Medium, 
also  Glyzerin,  übergeführt  werden,  schließlich  fügt  man  noch 
1  Tropfen  gewöhnliches  Glyzerin  hinzu  und  schließt  mit  Deck- 
glas, worauf  man  mit  Heydenreichschem  Deckglaslack  um- 
randet und  nach  10  Tagen  eine  neue  Umrandung  vornimmt. 
Eine  dritte  Methode  ist  folgende: 

Nachdem  die  Rädertiere  mittels  Cocains  (s.  o.)  betäubt 
worden  sind,  bringt  man  sie  in  ein  Uhrschälchen,  das  einen 
Tropfen  Vi^/oiger  Osmiumsäure  enthält  (10  g  l'^/oige  Lösung 
kostet  75—80  Pf.).  Man  läßt  die  starkverdünnte  Säure 
höchstens  40  Sekunden  einwirken  und  fügt  dann  mittels 
Pipette  Wasser  hinzu  (etwa  5  ccm),  überführt  die  Rädertiere 
mit  feiner  Pipette  in  ein  anderes  Uhrschälchen,  das  reines 
Wasser  enthält,  läßt  sie  5  Minuten  darin,  färbt,  wie  oben  an- 
gegeben, und  überträgt  sie  entweder  direkt  auf  einen  Objekt- 
träger (in  fünffach  verdünntes  Glyzerin),  oder  in  ein  Uhr- 
gläschen, das  fünffach  verdünntes  Glyzerin  enthält.  Man  läßt 
das  Wasser  verdunsten,  so  daß  das  Glycerin  immer  „konzen- 
trierter" wird  und  überführt  sie  nun  erst  in  reines  Glyzerin, 
von  dem  man  einen  Tropfen  auf  einen  Objektträger  gebracht 
hat,  deckt  mit  Deckglas,  an  dem  die  Wachsfüßchen  nicht  zu 
vergessen  sind,  und  umrandet  mit  Heydenreichschem  Deck- 
glaslack (100  g.  ca.  3,50  Mk.). 

IV.   Ein  Dauerpräparat  von  Desniidiaceen  anzufertigen. 

1.  Nachdem  man  unter  dem  Mikroskop  bei  etwa  OOfacher 
Vergrößerung   eine  Anzahl  Desmidiaceen  mit  der  Pipette  aus 


§  29.    Beispiele.  45 

dem  mit  2"/oigem  Formol  (1  Teil  Formol  auf  20  Teile  Wasser) 
konservierten  Fang  herausgefischt  und  sie  in  ein  kleines  Uhr- 
gläsehen mit  Formol  gebracht  hat,  sortiere  man  die  einzelnen 
Formen,  z.  B.  Cosmarium,  Mikrosterias  usw.  und  bringe  sie  auf 
einen  Objektträger  in  einen  Tropfen  3  "^  0  iges  Formol ,  ordne 
sie  und  decke  mit  Deckglas  ohne  Wachsfüße  (oder  nur 
kleine  Wachsstützen!)  und  umrande  mit  venetianischem 
Terpentin. 

2.  Aus  dem  ^lebenden  Fang  sortiere  man  die  einzelnen 
Formen  heraus,  und  bringe  sie  mittels  Pipette  in  ein  Uhr- 
gläschen mit  W^asser,  fange  dann  die  Vertreter  einer  Art 
heraus  und  überführe  sie  in  ein  Tröpfchen  Wasser  auf  einem 
Objektträger,  drehe  diesen  vorsichtig  aber  schnell  um,  so  daß 
jetzt  der  Tropfen  nach  unten  gerichtet  ist  und  halte  den 
Tropfen  mit  den  Desmidiaceen  über  die  Öffnung  einer  Formol- 
flasche, lasse  etwa  10  Minuten  die  Dämpfe  einwirken  und  über- 
führe die  Objekte  jetzt  in  Glyzeringelatine.  Diese  kann  man 
aber  nicht  so  „konzentriert"  verwenden,  wenn  man  den  Aus- 
druck hier  gebrauchen  darf,  sondern  muß  sie  verdünnen.  Man 
löst  also  1  g  käufliche  Glyzeringelatine  in  15  g  warmem 
Wasser  auf  und  träufelt  von  diesem  verdünnten  Gemisch 
1  Tropfen  auf  ein  Deckgläschen,  bringt  die  einzelnen  Des- 
midiaceen hier  hinein  und  läßt  nun  unter  einem  Glasschälchen, 
das  man  auf  zwei  links  und  rechts  neben  das  Deckglas  ge- 
legte Hölzchen  umgekehrt  gestellt  hat,  das  Wasser  verdunsten. 
Nach  einem  Tag  ist  das  Wasser  verdunstet.  Man  reinigt  nun 
einen  Objektträger,  erwärmt  ihn  leicht,  ordnet  unter  dem 
Mikroskop  mit  feiner  Nähnadel  die  einzelnen  Desmidiaceen 
auf  dem  Deckglas  und  stülpt  dieses  mit  derSchichtseite 
auf  den  erwärmten  Objektträger.  Daß  man  diesen  nicht  so 
heiß  werden  läßt,  daß  die  Präparate  Schaden  leiden,  versteht 
sich  von  selbst.  Man  lasse  ihn  nur  so  warm  werden,  daß 
man  ihn,  ohne  Schmerz  zu  empfinden,  im  Handteller  halten 
kann  und  decke  dann  schnell  das  Deckglas  auf  den  Objektiv- 
träger  auf. 


4(5  Allgemeiner  Teil. 

T.    Ein  mikroskopisches  Präparat  von  dem  Infusoriiim  (oder 
besser)  Wimperling  Paramaeciuni  anzufertigen. 

Eine  Wenigkeit  Heu  übergießt  man  mit  Wasser,  das  ver- 
faulende Blätter  usw.  enthält  und  läßt  den  Aufguß  einige  Tage 
stehen.  Es  bildet  sich  eine  Haut  an  der  Oberfläche  (ähnlich 
der  „Kahmhaut"  bei  Essig,  Wein  usw.).  Von  dieser  bringen 
wir  mittels  Hornlöffels  eine  geringe  Menge  auf  ein  Deckglas, 
drehen  dieses  um  und  halten  es  über  eine  geöffnete  Flasche, 
die  1  °/o  ige  Osmiumsäure  enthält,  so  daß  diese  etwa  5  Minuten 
auf  die  Paramaecien  direkt  einwirkt;  man  bringt  nun  einen 
Tropfen  Wasser  darauf,  läßt  die  Tiere  „wässern"  (12  Minuten) 
und  saugt  vorsichtig  unter  dem  Mikroskop  mittels  einer  Spitze 
Filterpapier  das  überflüssige  Wasser  weg.  Dann  fügt  man 
Olyzeringelatine  darauf  (1  Teil  Glyzeringelatine  mit  8  Teilen 
warmem  Wasser  versetzt!).  Das  Wasser  ist  am  andern  Morgen 
verdunstet  und  dabei  die  Glyzeringelatine  immer  „kon- 
zentrierter" geworden.  Dann  wird  ein  Objektträger  erwärmt 
und  darauf  das  Deckglas  mit  der  Schichtseite  aufgelegt.  Man 
kann  natürlich  umgekehrt  die  Paramaecien  direkt  auf  Objektiv- 
träger bringen,  statt  auf  das  Deckglas.  Das  Verfahren  ist 
das  gleiche,  nur  daß  zuletzt  auf  den  leicht  erwärmten  Objekt- 
träger (samt  in  Glyzeringelatine  liegenden  Paramaecien)  das 
Deckglas  aufgelegt  wird.  Bei  der  Untersuchung  unter  Mikroskop 
muß  ziemlich  stark  abgeblendet  werden. 

b)  Nachdem  die  Tiere  etwa  V4  Stunde  den  Osmium- 
dämpfen (l°/oig)  ausgesetzt  wurden,  werden  sie  in  ein  Uhr- 
gläschen gespült  (Vorsicht!)  und  dann  10  Minuten  gewässert, 
d.  h.  in  W^asser  liegen  gelassen,  hierauf  in  ein  weiteres  Uhr- 
gläschen übergeführt,  das  Boraxkarmin  enthält  (1  Tropfen). 
Hierin  werden  die  mit  wenig  Wasser  mittels  fein  ausgezogener 
Pipette  eingesetzten  Paramaecien  5  Minuten  gefärbt,  dann 
5  Minuten  mit  Wasser  ausgewaschen,  hierauf  je  2  Minuten  in 
30ö/oigen,  45-,  60-,  80-,  90-,  96-,  99 »eigen  Alkohol  über- 
geführt, in  Benzol  gebracht  (5  Minuten)  und  schließlich  in 
Kanadabalsam  eingebettet.  Die  ganze  Prozedur  hat  bei 
schwacher  Vergrößerung  unter   dem  Mikroskope   zu  erfolgen. 

Die  Paramaecien  haben  eine  Größe  von  etwa  ^U  mm. 


§  30.    Die  Projektionsküvette.  47 

§  30.    Die  Projektionsküvette. 

Eine  einfache  und  doch  recht  brauchbare  Projektions- 
küvette ist  die  folgende.  Wir  bedienen  uns  dieser  Küvetten 
sowohl  zur  Vorzeigung  =  Demonstration  von  Plankton,  wo  die 
Küvette  von  Hand  zu  Hand  geht,  als  auch  zur  Projektion 
lebender  Planktonorganismen  seit  Jahren. 

Man  verwendet  dazu  zwei  Glasplatten  im  Format  8^/2:10 
oder  9X12,  säubert  beide  und  klebt  auf  die  eine  Glasplatte 
mittelst  Kanadabalsams  einen  roten  8  mm  starken  flachen 
Gummiring  auf,  der  für  20  Pf.  in  jedem  Gummiwarengeschäft 
käuflich  ist.  Der  Rand  ist  ^Z*  cm  breit,  der  innere  Durch- 
messer beträgt  6  cm,  der  äußere  also  7,5  cm.  Man  schneidet 
zweckmäßig  vor  dem  Aufkleben  ein  2  cm  breites  Stück  aus 
dem  Gummiring  heraus  und  umstreicht  nach  Aufkleben  der 
einen  Seite  auf  die  Glasplatte,  den  inneren  Rand  ebenfalls 
mit  Kanadabalsam.  Um  ein  Sichloslösen  des  Gummis  zu  ver- 
eiteln, defikt  man  die  andere  Deckglasscheibe  darüber  und 
beschwert  mit  200  g.  Nach  72  Stunden  etwa  (vielfach  schon 
am  nächsten  Tag)  bestreicht  man  den  oberen  Rand  des  Gummi- 
ringes mit  Kanadabalsam  und  bedeckt  nunmehr  endgültig  mit 
der  schon  erwähnten  Deckglasscheibe,  beschwert  jetzt  mit 
2  kg  und  schlägt  neben  die  Ecken  Nägel,  um  ein  Herab- 
gleiten der  Glasscheibe  unmöglich  zu  machen.  Nach  24  Stunden 
wird  der  Außenrand  nochmals  dick  mit  Kanadabalsam  be- 
strichen, um  ein  Austreten  von  Wasser  zu  verhüten.  Am 
anderen  Morgen  füllen  wir  den  Zwischenraum  der  beiden 
Glasplatten  außerhalb  des  Ringes  mit  Glaserkitt  oder  Modellier- 
wachs, sogenannter  Plastilina  aus,  sorgen  aber  dafür,  daß  die 
2  cm  lange  und  3  mm  breite  Eingangsöffnung  nicht  mit  ver- 
klebt wird.  Man  stelle  zirka  2  mm  dicke  Fäden  aus  Kitt  her 
und  lege  sie  um  den  Rand  des  Gummiringes.  Hierauf  drücke 
man  die  einzelnen  Kittfäden  mit  Hülfe  einer  Stecknadel  vor- 
sichtig fest  und  setze  das  Anfügen  von  Kittfäden  solange  fort, 
bis  der  Zwischenraum  zwischen  beiden  Platten  vollständig 
ausgefüllt   ist.     In   diese   Küvette   kann   man  nun   Plankton- 


48 


Allgemeiner  Teil. 


Organismen,   Daphniden   usw.   in  Menge   hereinbringen.     Man 
entnimmt   mittels   lang  und  spitz  ausgezogener  Pipette  leben- 


(3/r^eM^77^e^JU^/^/C^   /kc^.  0;^. 


Fig.  11. 


des  Plankton   dem  Aquarium   und  füllt  es  durch  die  Öffnung 
der  Küvette   ein.     Die  Pipette   muß   eine  lange  Spitze  haben 


Schurig,  Praktikum. 


Tafel  5. 


Das  Stationsboot  auf  dem  Untersee  in  Lunz.    (S.  S.  6). 


Der  Obersee  zu  Lunz.     (Vergl.  S.  6). 


§  31.    Projektionsküvette  für  Dauerpniparate.  49 

(7  cm,  2  mm  dick),  um  die  Organismen  wieder  herausfischen 
zu  können.  Man  kann  diese  Küvette  ohne  Gefahr  von  Hand 
zu  Hand  gehen  lassen,  da  die  kompakte  Ausführung  ein  Aus. 
laufen  der  Flüssigkeit  samt  Organismen  nicht  zuläßt,  was  bei 
den  durch  Gummiband  an  beiden  Seiten  zusammengehaltenen 
Küvetten  fast  stets  eintritt. 

Der  Projektionslampe  im  Apparat  kann  man  die  Küvette 
ebenfalls  längere  Zeit  aussetzen,  ohne  ein  Zerspringen  be- 
fürchten zu  müssen. 

Nach  Gebrauch  wird  die  Küvette  mehrfach  gut  mit  Wasser 
ausgespült  und  mit  der  Öffnung  nach  unten  zum  Trocknen 
aufgestellt.  Man  trockne  niemals  etwa  die  feuchte  Küvette 
auf  oder  an  dem  Ofen. 

§  31.    Projektionsküvette  für  Dauerpräparate. 

Besonders  interessante  größere  Planktonformen  oder  andere 
Organismen  lassen  sich  sehr  schön  in  einer  Dauerküvette  ver- 
einigen. 

Wir  kleben  einen  gleichgroßen  Gummiring  (7,5  cm  äußerer, 
6  cm  innerer  Durchmesser)  ohne  ein  Stück  herauszuschneiden 
auf  die  Glasplatte  auf,  diesmal  mit  Gummi  arabicum. 
Nach  Erhärten  desselben  gießen  wir  in  den  Ring  Kanada- 
balsam bis  an  den  Rand,  stülpen  eine  (auf  zwei  Holzklötzchen 
gestellte)  Petrischale  oder  Schüssel  oder  einen  Teller  darüber, 
damit  das  den  Kanadabalsam  lösende  Mittel  (Benzol  oder 
Xylol)  verflüchtigen  kann,  und  ordnen  nach  einer  Stunde  die 
Organismen  in  dem  Balsam.  (Wir  haben  uns  vor  drei  Jahren 
von  Meeresplankton  Dauerküvetten  hergestellt,  die  heute  noch 
so  schön  sind,  wie  früher).  Nach  36  Stunden  heben  wir  die 
bis  dahin  ständig  darüber  gestülpte  Petrischale  ab  und  gießen 
frischen  Kanadabalsam  auf  den  jetzt  schon  ziemlich  er- 
härteten Kanadabalsam.  Nach  72  Stunden,  während  deren  die 
Petrischale  den  Balsam  vor  dem  Verstauben  schützte  und 
andererseits  das  Erhärten  beschleunigte,  wird  wiederum  Kanada- 
balsam aufgegossen  und  mit  Glasscheibe  bedeckt.  Es  darf 
keine  Luftblase   unter   der  Scheibe  sichtbar  sein;   sollte  doch 

Schurig,  Hydrobiologisches  und  Planktonpraktikum.  4 


50  Allgemeiner  Teil. 

nicht  genügend  Balsam  aufgegossen  sein,  dann  hebe  man  un- 
besorgt die  Scheibe  wieder  ab  (die  Organismen  bleiben  in 
ihrer  Lage,  da  sie  in  hartem  Balsam  liegen!)  und  gieße  hin- 
reichend Balsam  auf,  decke  mit  Glasscheibe  zu  und  lasse,  falls 
man  zuviel  Balsam  „vergeudet"  haben  sollte,  den  aus  den 
Seiten  herausquellenden  Balsam  wieder  in  das  Balsamgefäß 
laufen.  Man  beschwere  jetzt  die  obere  Platte  mit  einem 
Zweipfundgewicht,  schlage  Nägel  neben  die  Ecken,  um  ein 
Herabgleiten  der  oberen  Schale  unmöglich  zu  machen  und 
fülle  nach  24  Stunden  den  gesamten  Zwischenraum  zwischen 
den  beiden  Glasplatten  mit  Kitt  aus  in  derselben  Weise,  wie 
wir  es  oben  angegeben  haben  (§  30). 


spezieller  Teil. 

Im  folgenden  wollen  wir  uns  die  Hauptvertreter  der 
Planktonwesen  genauer  vor  Augen  führen.  Aber  nicht  nur 
reine  Planktonten  wollen  wir  uns  betrachten,  auch  die 
kleineren  und  größeren  Organismen,  die  beim  Fang  ins  Netz 
geraten  könnten,  als  kleinere  und  größere  Wasserkäfer  und 
andere  Kerbtiere  usw.,  wollen  wir  in  den  Kreis  unserer  Unter- 
suchungen mit  einbeziehen. 

§  32.    Die  Algen. 

Diejenigen  pflanzlichen  Organismen,  von  denen  sich  alles 
organische  Leben  herleitet,  die  die  ersten  Träger  des  Lebens 
in  der  Schöpfungsgeschichte  der  Erde  darstellen,  das  sind  die 
fast  nur  auf  den  Wasseraufenthalt  beschränkten  Algen,  Gebilde 
einfachster  Art ,  die  oft  nur  eine  Zelle  repräsentieren ,  aber 
von  den  ihnen  gleichenden  tierischen  Formen,  Amöben,  In- 
fusionstierchen usw.  sich  nur  durch  das  Vermögen  der 
Assimilation  unterscheiden;  assimilieren,  d.  h.  sich  selbst 
aus  unorganischen  Stoffen  organische  Nahrung  bereiten.  Sie 
entnehmen  der  Luft,  die  in  lOOUO  1  3—5  1  Kohlensäure  (COg) 
enthält,  einen  ganz  geringen  Teil  COg  und  bereiten  unter 
Verwendung  von  Wasser  Kohlehydrate  also  Stärke  und 
Zucker,  wenn  auch  nur  bei  Anwesenheit  von  Licht.  Überall 
wo  sich  ein  stehendes  Gewässer  findet  leben  Algen,  schon 
jedes  Aquarium  weist  Algen  auf,  Organismen,  deren  Schön- 
heit erst  unter  dem  Mikroskop  zur  Geltung  kommt.  Und  wie 
wundersam  ist  deren  Leben !  Gleichwohl  sind  auch  die  Algen 
wählerisch  in  ihrer   Lebensweise.     Wenn  der  Frühling  über 


Spezieller  Teil. 


nieren 


die 


w 


Land  zieht,  wenn  die  dicke  Eisdecke  geschmolzen  ist,  dann 
weisen  unsere  stagnierenden  Gewässer,  (Gräben,  Tümpel), 
braune  blasige  Gebilde  auf  (Schaumblasen),  die  sich  als  aus 
Millionen  von  winzigen  Algen,  Bazillariazeen,  bestehend  er- 
weisen, die  als  Diatomeen  bekannt  sind.  Je  wärmer  es  wird, 
desto  mehr  verändert  sich  das  Bild  der  Algenflora  in  unseren 
Gewässern :  während  im  Sommer  die  grünen  Farnalgen  domi- 
oft  auf  unseren  Teichen  einen  dichten  Rasen 
bilden,  treten,  wenn  sich  der 
Sommer  seinem  Ende  zuneigt,  die 
wundervoll  zierlichen  an  die  Dia- 
tomeen erinnernden  Desmidiazeen 
auf  den  Plan.  Und  recht  wähle- 
risch sind  unsere  Pflänzchen  mit 
dem  umgebenden  Medium!  Wie 
der  eine  Mensch  das  Hasten  und 
Treiben  des  Großstadtlebens  jedem 
anderen  vorzieht  —  des  Großstadt- 
lebens mit  seiner  ständig  wechseln- 
den Unterhaltung,  so  sucht  sich 
ein  anderer  in  dem  stillen  Frieden 
des  Waldes,  auf  Feld  und  Flur 
zu  erfreuen !  Auch  mit  den  Algen 
ists  so!  Die  einen,  wie  unsere 
Faden alge  Spirogyra  gedeihen  am 
besten  in  ruhigen,  stehenden  und  nicht  vereinigten  Gewässern, 
andere  wieder  in  solchen,  die  lebhaft  strömen.  Schauen  wir 
uns  nun  einmal  die  Algen  und  zwar  zuerst  die  Diatomeen  hin- 
sichtlich ihres  Baues  und  ihrer  Lebensweise  an! 

Die  Diatomeen  sind  Organismen,  deren  Körper  in  einem 
starren  Kieselpanzer  steckt,  der  aus  Strichen  bestehende 
Zeichnungen  aufweist. 

Die  Zellhaut  ist  vollständig  durch  Kieselsäureeinlagerung 
in  Gestalt  von  Linien,  Erhöhungen  in  einen  Kieselpanzer  ver- 
wandelt. Jede  Diatomeenzelle  wird  aus  zwei  schachtelartig  in 
einander  gefügten  Hälften  gebildet.     (Vgl.  Fig.  12  c). 


jß^  c 

Fig.  12. 

Pinnularia  viricJis  Sm., 

a  Güftelseitenansicht;  h  dieselbe, 

Schalenseite;  c  Schema  der  Diatomeen 

teilung.    Vergr.  300:1.    (Aus  Rosen.) 


§  32.   Die  Algen.  53 

Die  Fortpflanzung  geht  nun  einfach  in  der  Weise  vor 
sich,  daß  die  beiden  Hälften  auseinandergedrängt  werden  und 
je  die  fehlende  Hälfte  durch  Neubildung  einer  inneren  (kleine- 
ren) Schalenhälfte  ersetzt  wird.  So  werden  die  zu  ergänzen- 
den Schalenhälften  schließlich  immer  kleiner,  so  daß  die 
Diatomeen,  wenn  die  Verkleinerung  eine  bestimmte  Grenze 
erreicht  hat,  zur  Bildung  von  „Auxosporen"  schreiten,  die  drei- 
mal größer  sind  als  die  ursprünglichen  Zellen. 

Die  Auxosporenbildung  kann  nun  auf  verschiedene  Weise 
erfolgen,  nämlich  erstens  dadurch ,  daß  sich  die  Mutterzelle  in 
zwei  Tochterzellen  teilt,  die  die  Schalen  sprengen  und  dann 
jede  zur  Auxospore  sich  entwickeln,  zweitens  dadurch,  daß  sich 
wie  bei  Navtcula,  zwei  Diatomeen,  also  zwei  Zellen  aneinander- 
legen,  deren  Inhalt  sich  je  in  zwei  Zellen  teilt,  worauf  je  eine 
Tochterzelle  der  einen  Mutterzelle,  mit  je  einer  Tochterzelle 
der  anderen  Mutterzelle  sich  zu  zwei  Auxosporen  vereinigt, 
und  drittens  dadurch,  daß  der  Inhalt  zweier  Mutterzellen  zu 
einer  Auxospore  sich  vereinigt  und  endlich  viertens,  daß  sich 
aus  dem  Inhalt  einer  Mutterzelle  eine  Auxospore  entwickelt 
und  neue  Schalen  bildet. 

Das  Variieren  der  Panzerlinien  ermöglicht  das  Bestimmen 
der  Diatomeen.  Der  Anfänger  kommt  schon  mit  einer  100  fachen 
Vergrößerung  gut  aus,  sofern  es  sich  nur  um  allgemeine  Be- 
stimmung eines  Organismus  handelt,  z.  B.  ganz  allgemein  als 
Diatomee  oder  Desmidiazee  usw.  Für  genauere  Spezialunter- 
suchung ist  freilich  eine  500  fache  Vergrößerung  unerläßlich. 
Die  Diatomeen  sind  oft  in  ungeheuren  Mengen  anzutreffen  und 
selbst  wenn  das  Protoplasmaklümchen ,  das  innerhalb  des 
Panzers  sein  Leben  führt,  längst  gestorben  ist,  zeugt  noch  nach 
Tausenden  von  Jahren  das  kleine  Kieselhäuschen  von  seiner 
Existenz.  Von  einigen  Arten  füllen  einige  Hunderttausend 
einen  Kubikmillimeter  und  doch  gibt  es  in  unseren  deutschen 
Landen  Gegenden,  die  meterhoch  nichts  weiter  als  die  Rudi- 
mente, Skelette  der  Diatomeen  bergen.  Der  Boden  wird  dann 
als  Kieselgur  oder  Diatomeenerde  bezeichnet.  So  finden  sich 
ausgedehnte  Strecken  mit  bedeutenden  Lagern  von  Kieselgur 


54 


Spezieller  Teil. 


oder  fälschlich  „Infusorienerde"  am  Südrande  der  Lüneburger 
Heide,  am  Vogelsberg  in  Hessen,  ferner  in  Böhmen  bei  Franzens, 
bad  und  in  Bilin  („Polierschiefer  von  Bilin").  Lange  Zeit 
diente  Kieselgur  zur  Bereitung  von  Kitten,  Dynamit,  Wasser- 
glas. So  wollen  wir  uns  denn  jetzt  die  hauptsächlichsten  Ver- 
treter stark  vergrößert  betrachten,  denn  auf  alle  Formen  (es 
gibt  etwa  1500  Arten!)  einzugehen,  würde  den  Raum  unseres 
Buches  bedeutend  überschreiten.  Da  sich  viele  Formen  nur 
durch  minimale  Abweichung  der  Linienzeichnung  auszeichnen, 
so  wollen  wir  die  Entzifferung  dieser  Formen  ruhig  dem 
Spezialisten  überlassen  und  uns  mit  der  Betrachtung  der 
Hauptformen  genügen  lassen.  Als  Längenmaß  dient  der  Milli- 
meter. Ein  Tausendstel  Millimeter  wird  als  Mikron  be- 
zeichnet und  mit  dem  griechischen  Buchstaben  [x  abgekürzt. 
15  [1  sind  also  15  Mikra  (Mehrzahl!)  oder  15  Tausendstel 
Millimeter. 

§  33.    Kieselalgen  (Diatomeen). 

1.  Navicula:  Die  Gestalt  ist,  wie  schon  der  Name  sagt, 
schiffchenförmig ,  mit  Längslinie  und  Zentralpunkt. 
(10—45  |x.)     (Fig.  13.) 


Navic  uZcu. 

Fig.  13. 


Navicula. 


Navicula. 


]Saüicula. 


1.  Flächenansicht ; 

2.  Kantenansicht; 

3.  Querschnitt. 
Vergr.  ca    450  fach. 

(Aus  Schmeil.) 


Pleurosigma. 

Fig.  14. 


§  33.    Kieselalgen  (Diatomeen). 


55 


2. 


5. 


7. 


Pleurosigma  (Gyrosigmä) :  Denken  wir  uns  das  obere  Ende 
von  Navicula  nach  rechts,  das  untere  nach  links  gebogen, 
so  haben  wir  das  S-förmige  (Sigma)  Pleurosigma  vor  uns. 
(80—180  [X.)     (Fig.  14.) 

Stauroneis:  Ähnlich  gestaltet  wie  Navicula,  aber  doppelt 
so  groß.  Außer  einer  Längslinie  ist  noch  eine  Querlinie 
vorhanden ,  wodurch  die  Diatomee  in  vier  Felder  geteilt 
wird  und  so  ein  helles  Kreuz  trägt.     (Fig.  15.) 


Sunrella  (200  [x  lang,  100  fj.  breit). 

Fig.  16. 


Stauroneis. 

Fig.  15. 


Epithenia. 
Fig.  17. 


CymbeVa. 

Fig.  18. 


Pinnularia:  Diese  Form  ist  symmetrisch  gebaut  wie  Navi- 
cula und  Stauroneis,  aber  sie  unterscheidet  sich  außer 
durch  die  länglich-ovale  Form  durch  die  deutliche  Rand- 
streifung.  Ein  Zentralpunkt  ist  vorhanden.  (Siehe  Fig.  12.) 
SurireIJa:  Sie  weist  ovale  Gestaltung  auf.  Randkerben 
oder  Randstreifung  nebst  Längslinien  o  h  n  e  Zentralpunkt. 
Epithenia:  Zwiebackförmig  gestaltet  und  durch  breite 
Querstreifung  unterschieden  von  Cymbella.  (20 — 150  \i  lang.) 
Cymhella:  Verfügt  außerdem  über  eine  deutlich  ausgeprägte 
Längslinie  mit  Zentralpunkt.  (35  [x  lang.)  (Fig.  18.) 
Synedra:  Repräsentiert  eine  lange,  mit  Längslinie  ver- 
sehene, beiderseitig  sich  verjüngende  Nadel  (Wetzstein- 


56  Spezieller  Teil. 

form),  tritt  besonders  im  April  und  Mai  in  großen  Mengen 
auf  in  tieferen  Gewässern.    (200  jx  lang.)    (Fig.  20  u.  21.) 

iiiiiiiiiiiiiiiii(ii;)iiiiiiiiiiiiiiiuiiiiii)iii/iwiiiiiiiiiiii«iiiii*iiiiiiii)(i)j/(i/iiiiiiiiiü^ 

llllllüilllllll(i/ui|lllitllllli<liiy|iill<f((iiiiiiuiaM)liiiiiMii»/i)iii///(»iim//iiMüii/i;iM/''^ 


Synedroy 

Fig.  19. 

9.  Bhizosolenia:  Ist  schwer  aufzufinden,  erst  nach  Glühen 
des  Präparats  auf  Glimmer  oder  nach  Eintrocknenlassen 
ist   das  überaus   zarte  Gebilde,   das  zwei  lange   Borsten 


ii*ii!miiiiy,;,nop.i|iimM,iiiiiMiiMi»  ■■ 

h 

Synedra. 

a  von  der  Seite,  6  von  oben. 
Fipc.  21. 


bynedra  pulchella,  Kolonien 

bildend.  BhizoKolema. 

Fig.  20.  .  Fig.  22. 

jederseits  trägt,  wahrnehmbar.  Es  ist  mit  feinen  Kerben 
versehen,  die  den  Anblick  von  dachziegelartig  gelegten 
Schuppen  darbieten.     (100 — 200  \i  lang.) 


Hhizosolenia  longiscta. 


■ ~^mmM&rf:f^w^ymmm> 

Mhizosolenia. 

Fig.  23. 

10.    Melosira:   Bildet  Zellfäden  und  kommt  in  großen  Mengen 
in  unseren  Gewässern  vor. 


§  33.   Kieselalgen  (Diatomeen). 


57 


Melosira  distans :  weist  eine  lange  ^ellkette  auf,  deren  ein- 
zelne Glieder  fein  punktiert  sind,  sich  aber  nicht  deutlich 
voneinander  absetzen.     (10—20  \i.  breit,  doppelt  so  lang.) 


Melosira  orichalcea 


Melosira  grunulata 
Fig.  24. 


Melosira  distans 


Melosira  varians 
Fig.  25. 


Melosira  varians:  ebenfalls  bandförmig,  doch  die  einzelnen 
Zellen  durch  Kerben   voneinander  abgesetzt.     (10 — 40   \i 
breit,  doppelt  so  lang.) 
11.    Campyloäiscus :   Tritt  uns  in  abgerundeten  und  gebogenen 
Platten  entgegen.     (Durchmesser  ca.  100  }x.) 


Campylodiscus. 


a  von  der  Seite.        CampyloclUtu^. 


Fig.  26  a. 


Fig.  26  b. 


12. 


Cyclotella:  Hat  Randstrahlen,  die  nie  bis  zum  Zentrum 
der  kreisrunden  Platte  reichen.  (Durchmesser  ca.  30  \i.) 
Cyclotella  oj)erculata  trägt  außerdem  am  Rande  Stacheln 
zwischen  je  zwei  Randstreifen,  so  daß  eine  gewisse  Ähn- 
lichkeit mit  einem  Wasserrad  vorliegt.  (Durchmesser 
ca.  30  }x.) 
Cyclotella   compta:    Seligo    fand   von   C.   compta  Kolonien. 


58 


Spezieller  Teil. 


Diese  Form  weist  Randstrahlen  auf,  die  halb  so  lang  wie 
der  Radius  sind,  und  einen  Punktring  auf.  (Durchmesser 
ca.  10—30  [JL.)     (Fig.  27  u.  28.) 


Cyclotella  compta.   Cyclotella  operLulata. 

Fig.  27.  Fig.  28. 


Cyclotella. 

Fig.  29. 


13.  Stephanodiscus :  Hat  Ähnlichkeit  mit  Cyclotella,  doch 
reichen  Punktstrahlen  vom  Rande  bis  zum  Zentrum;  an 
der  Peripherie,  gewissermaßen  an  der  Verlängerung  der 
Punktreihen  sind  zarte  Spitzen  angebracht,  so  daß  auch 
hier  der  Eindruck  eines  Schaufelrades  hervorgerufen  wird 
(St.  hanisschicmus).     (Durchmesser  ca.  15  fi.)     (Fig.  30.) 

14.  Diatoma:  Die  Form  bildet  lange,  beiderseits  verdickt- 
endende  Stäbe,  die  zu  einem  aus  drei  Strahlen  bestehen- 


Stephanodiscus. 

Fig.  30  a. 


Diatoma, 

Fig.  30  b. 


Centronella. 

Fig.  31. 


den  Stern  vereinigt  stehen  oder  in  Winkelchen  aneinander 
gelagert  sind.     (Bis  75  ja  lang  und  3  [x  breit.) 
15.    Centronella:   Hat  Ähnlichkeit  mit  Diatoma,  doch  sind  die 
drei   Strahlen,    die    den  Stern  bilden,    am  Grunde    um- 
gebogen.    (Strahlenlänge  3  {jl.) 


§  33.   Kieselalgen  (Diatomeen). 


59 


16.  Asterionella:  Stellt  eine  sternförmige,  aus  einer  größeren 
Anzahl  von  Strahlen  als  Centronella  gebildete  Diatomee 
dar,   deren  einzelne  Strahlen  am  Grunde   etwas  stärker 


Asterionella. 

Fig.  32. 


Tabdlaria 
(Strahlen  50— KX)  u  lanp). 

Fig.  33. 


verdickt  sind  als  an  der  Spitze,  die  beiderseits  feine  Kerben 
trägt.  Asterionella  ist  eine  sehr  häufig  vorkommende 
Kieselalge,  deren  Strahlen  durch  eine  Gallerthaut  ver- 
bunden sein  können.     (Strahlenlänge  40  »x.) 


Ampliora 
(mit  Innenzahn). 

Fig.  31. 


ArnjoKor  cc^  ovoüte 

Fig.  35. 


Meridion 

Fig.  36. 


17.    Tahellaria:    bildet    ebenfalls    ein    sternförmiges    Gebilde, 
dessen  einzelne  Strahlen  zwei  oder  drei  Längsfurchen  auf- 


60 


Spezieller  Teil. 


weisen  können.  Am  Grunde  zeigen  sich  Vorsprünge,  die 
gewissermaßen  die  Grenzscheide  zwischen  zwei  benach- 
barten Strahlen  darstellen.  Einzelstäbchen  in  der  Mitte 
verdickt. 


U_tlu.Ul  lul  II  iLlUllul  I  iJj 

Fragillaria  crotoninsis.      Fragillaria  virescens. 

Fig.  37. 


Frc^äLtxriou     TaieUaricL 

JodrajCticcu     fCocctxlosa. 

Fig.  38. 


18.  Amphora:  Tonnenförmig,  weist  zwei  Längsbänder  auf  mit 
je   einem  nach  innen  gerichteten  Zahn.     (10 — 80  \i  lang.) 

19.  3feridion:  bildet  fächerförmige  Kolonien  und  ist  am  Rande 
ausgebogt.  Die  Außenseite  eines  Organismus  ist  etwa 
dreimal  so  breit  wie  die  Innenseite.    (Längsseite  50  [x.) 


Attheya. 

Fig.  39. 


Gomphonema  acuminatum. 

Fig.  40  a. 


Gomphonema 
Augur. 


20.    Fragillaria:   Kolonie  besteht  aus  Zellfäden,  deren  einzelne 
Glieder  mit  der  Längsseite  nebeneinander  liegen  und  oben 


§  33.    Kieselalgen  (Diatomeen). 


61 


und    unten   je    zwei   Randstreif chen    tragen.     (60 — 100   \l 

lang,  5  JA  breit.) 

F.  crotonensis  bildet  ebenfalls  Bänder,  doch  ist  jedes  Glied 


^c 


om. 


tjokon^TTiar 

{Gantieri). 
Fig.  40  b. 


Hai- 


AmphiphwCi         S^£.  ICocheliensis . 

Fig.  41.  ■  Fig.  42. 

beiderseits  verlängert  und  trägt  am  Ende  Kerben.    Liebt 
krautfreies  Wasser. 

21.  Attheya  zachariasi:   Diese    hat   das   Aussehen  eines 
fischeies,    insofern    ein    langer    „Faden"    an 
jeder  Ecke  vorhanden   ist,   der   die  Schweb- 
fähigkeit erleichtert.     (20  jx  lang   ohne  Fort- 
sätze.)   (Fig.  39.) 

23.  Amphipleura:  (^VLerstreiiun^.  100 — 140  jx  lang, 
10  [i.  breit.     (Fig.  41.), 

24.  Eunotia:  Hörnchenförmig.  Vielfach  sind  die 
Außenränder  „ausgebogt" ,  wie  Eunotia  dia- 
dema.     (20—100  ji  lang.)     (Fig.  42.) 

24.  Achnanthes:  Mittelfeld  ohne  Punkte.  (20  bis 
40  \x.  lang.) 

22.  Gomphonema:  eine  Kieselalge,  deren 
einzelne  Zellen  einen  außerhalb  der  Jdv/Uinthes   l'nflata 
Längsaxe  gelegenen  „Zentralpunkt" 
aufweisen.    (Länge  30  p,.)    (Fig.  40.) 

Somit  haben  wir  die  hauptsächlichsten  Vertreter  der 
Kieselalgen  kurz  behandelt.  Man  stelle  sich  nun  die  Kiesel- 
algen nicht  etwa  als  flache  Gebilde  vor,  manche,  die  von  oben- 


Fig.  43. 


62 


Spezieller  Teil. 


gesehen  flach,  wie  Münzen  aussehen,  erweisen  sich,  von  der 
Seite  gesehen,  als  ziemlich  dicke  Gebilde,  z.  B.  Stephanodiscus 
hantzsch'anus,  dessen  Dicke  etwa  V4  seines  Durchmessers  be- 
trägt. Genau  so  verhält  es  sich  mit  Synedra,  die  höher  ist 
als  breit. 

§  34.    Die  Conjugaten. 

Eine  wichtige  Familie  unter  den  Conjugaten  bilden  die 
Desmidiaceen,  die  in  stehenden  Gewässern  besonders  im  Sep- 
tember in  Menge  angetroffen  werden.  Durch  ihren  Chloro- 
phyllgehalt erscheinen  sie  grün  und  bilden  äußerst  formen- 
reiche vielgestaltige  Gebilde.  Ihr  Körper  ist  meist  durch  eine 
Einschnürung,  den  sogenannten  Isthmus,  in  zwei  symmetrisch 
gleiche,  zusammenhängende  Hälften  geteilt,  wie  es  die  Figuren 
andeuten  (Ausnahme:  Closterium!).  Die  Desmidiaceen  er- 
beutet man  am  besten  mit  einem  kleinen  Planktonsacknetz 
(Stocknetz  mit  Gaze  Nr.  18  oder  20),  indem  man  damit  die 
„mulmige"  Oberflächenschicht  des  Bodens  eines  Gewässers 
abhebt  oder  einige  Hände  voll  Algengewirr  einem  Gewässer 
entnimmt,  das  von  den  Algen  ablaufende  Wasser  in  das 
Plantonnetz  abfließen  läßt,  hierauf  die  Algenmasse  über  dem 
Netz  ausdrückt  und  den  nunmehr  im  Netze  verbleibenden 
Rückstand  in  ein  Gläschen  mit  Wasser  oder  direkt  in  2-  bis 
3  "/o  iges  Formol  bringt.  In  dem  Rückstand  finden  sich  außer 
Difflugien  usw.  auch  Desmidiazeen  in  verschiedenen  Spezies. 
1.  Cosmarium:  beiderseits  eingeschnürt,  Rand  (Außenseite). 
An  den  Polen  abgeplattet.    (Länge  ca.  120  [x.) 


Cosmarium. 
Fig.  44. 


Mikroasterias. 
Fig.  46a. 


Mikroasterias. 
Fig.  4}b. 


§  34.    Die  Conjugaten, 


63 


2.    MiTiroasterias :    mehr    oder   weniger   zerschlitzt,    oft    völlig 
rund.     (Länge  80  [a.)     (Fig.  45  a  u.  h.) 


Euastrum. 

Fig.  46. 


Desmidium. 
Fig.  48  a. 


Desmidium. 
(Querschnitt.) 

Fig.  48  b. 


Xanthidium. 

Fig.  47. 


Closteritim. 

Fig.  50a. 


Closterium. 

e  =  Vacuole  (Zell- 
raum, in  dem 
.sich  Gipskri- 
stalle     be- 
wegen). 

ch  =  Farbträger. 

k  =  Kern. 

Fig.  50  b. 


Staurastrum. 

Fig.  49. 


Fig.  51. 


m 


'•  v\v 


<  AfL< 


Fig.  52. 


Zygnema. 

Einzelzelle 
40  ,u  lang. 

Fig.  53. 


64 


Spezieller  Teil 


4. 


5. 


Euastrum:  ein  langgestreckter  Organismus  mit  breiten 
Lappen,     (ca.  120  }jl  lang.)     (Fig.  46.) 

Xanthidnim:  Ähnlichkeit  mit  Cosmarium,  doch  mit  Stacheln 
versehen.     (140  jj,  lang.)     (Fig.  47.) 

Lesmidium:  bildet  Fäden.  Die  einzelnen  Glieder  weisen 
beiderseits  Einbuchtungen  auf.  Im  Querschnitt  sind  die 
Fäden  dreieckig.     (Fig.  48.) 

Staurastrum:  bildet  dreieckige  Sterne,  deren  Strahlen  in 
Dornen  auslaufen.  (Länge  ca.  40  jx.)  (Fig.  49.) 
CJosterium:  ist  hörnchenförmig ,  eine  Einbuchtung  in  der 
Mitte  ist  nicht  wahrnehmbar,  obwohl  beide  Jlälften  gegen- 
einander abgesetzt  sind.  Man  achte  auf  die  am  Zellrande 
befindlichen  Zellräume  (Vacuolen),  in  denen  sich  eine  körnige 
Gipsmasse  lebhaft  bewegt  {G).  (Länge  150 — 400  jx.)  (Fig.  50.) 

Oftmals  wird  man  Desmidien  in  Teilung  finden,  wie  es  in 
51  bei  Cosmarium  zur  Darstellung  gebracht  wurde. 

Die  Fortpflanzung  findet  nämlich  erstens 
in  der  Weise  statt,  daß  sich  die  Zelle  teilt 
und  durchschnürt,  worauf  jede  Hälfte  eine 
neue  Hälfte  ergänzt.  Oft  wird  man  auch  im 
Plankton  kugelige,  mit  Stacheln  versehene 
Gebilde  antreffen,  die  Kopulationsprodukte 
zweier  Zellen  darstellen  (Fig.  52).  Zwei  Zellen 
legen  sich  nebeneinander,  eine  gallertartige 
Masse  wird  ausgeschieden,  die  beide  Zellen 
umgibt.  Plötzlich  treten  aus  jeder  Zelle  an 
den  Einschnürungen  die  Plasmamassen  her- 
aus und  verschmelzen.  Es  bildet  sich  eine 
sogenannte  Jochspore  oder  Zygospore,  die 
vielfach  stachelige  Auswüchse  zur  Schau 
trägt.  Aus  dieser  Jochspore  entwickelt  sich 
nachher  ein  neues  Pflänzchen.  Einige  auf 
solche  Art  sich  fortpflanzende  Algengattimgen 
führen  deshalb  auch  den  Namen  Zygnemeceen. 
Sie  bilden  im  Wasser  grüne,   unverzweigte 


Sporenbildung  etc. 
(Aus  Schmeil.)  "" 
Fig.  54. 


Fäden.    Die  Teilung  läßt  sich  unter  dem  Mikroskop  verfolgen. 


Schurig,  Praktikum. 


Tafel  6. 


Wasserskorpion  von 

unten 

(n.  Roth). 

Es  wurden  bei  diesen 
Abbildungen  nur  die 
Beine  einer  Körper- 
hälfte zur  Darstellung 
gebracht,  um  die  An- 
heftung der  Beine 
genauer   erkennen  zu 
lassen.    Atemröhren 
wurden  nicht   mit 
gezeichnet,     nur    an- 
gedeutet. 


Rücken- 
schwimmer 
(n.  Roth). 

Er   bewegt    beim 
Schwimmen  nur 
die   Hinterfüße, 
während  die  Mit- 
telfüße ruhen. 
Bauchseite  beim 
Schwimmen  nach 
oben  gerichtet: 
Inverse  Körper- 
lage. Bei  Corixa 
(Fig.   148),  bleibt 
der  Körper  in  nor- 
maler Lage,  beim 
Schwimmen  wird 
das  2.  und  3.  Bein- 
paar abwechselnd 
symmetrisch  be- 
wegt.   Zweites 
Beinpaar  vielfach 
länger  als  drittes. 
Bei  der  auf  Fig.  148 
abgebildeten 
Form  ist  das 
2.  Beinpaar  an- 
nähernd   so   lang 
wie  das  dritte. 


Stabwanze  (n.  Roth). 


§  34.    Die  Conjugaten.  (35 

Recht  gut  läßt  sich  bei  1 00  f acher  Vergrößerung  das  spiral- 
förmige Chlorophyllband  der  Alge  Spirogyra  wahrnehmen,  die 
in  nebenstehender  Figur  abgebildet  ist.  Zwei  nebeneinander 
stehende  6 — 8 strahlige  Sterne  bilden  in  jeder  Zelle  die  Chro- 
matophoren  bei  Zijgnema.  Bei  Spirogyra  sowohl,  wie  bei 
Zygnema  tritt  die  Vermehrungsart  der  Konjugation  in  Er- 
scheinung. 

Im  August  läßt  sich  die  Konjugation  der  Spirogyra  leicht 
beobachten  und  zwar  bei  etwa  200facher  Vergrößerung.  Wir 
bringen  einige  Fäden  des  filzigen  Geflechtes  unter  das  Mikro- 
skop und  finden,  daß  oft  zwei  Fäden  eng  nebeneinander  liegen. 
In  einzelnen  Zellen  hat  sich  das  Protoplasma  zu  einem  kuge- 
ligen Gebilde  kontrahiert.  Je  zwei  neben  einander  liegende 
Zellen  von  Spirogyra  haben  sich  ausgebuchtet  (Figur  a)  und 
berühren  sich  schließlich,  wie  es  die  nebenstehende  Figur  bei  & 


Mougeotia. 

Fig.  55. 

erkennen  läßt.  Die  Querwände  schwinden  und  der  Inhalt  der 
einen  Zelle  fließt  durch  den  Verbindungskanal  in  die  andere 
über  (c  und  d).  Beider  Zellen  Inhalt  verschmilzt  zu  einem 
neuen  Organismus  (c).  Da  der  Algenfaden,  in  den  die  eine 
Plasmamasse  übergewandert  ist,  später  auch  zerfällt  und  so 
die  zu  einem  Gebilde  verschmolzenen  Plasmamassen  frei 
werden,  so  umgibt  sich  die  neue  Zelle  mit  einer  Membram 
und  bildet  eine  Zygospore,  aus  der  sich  allerdings  sofort  ein 
neuer  Spirogyraiaden  entwickeln  kann.  Oft  bleibt  die  Spore 
aber  im  Ruhezustande  bis  zum  kommenden  Frühjahr  liegen. 
Die  verlassenen  alten  Fäden  schwimmen  nun  auf  der  Wasser- 
oberfläche zugleich  mit  den  blaugrünen  Algen  (Änahaena  flos 
aguae  und  Gloeotrichia)  und  bilden  die  sogenannte  Wasser- 
blüte, eine  grüne  schleimige  Schicht. 

Die   spiralförmigen  Chlorophyllbänder  bleiben   oft  in  der 
verlassenen  Zelle  zurück. 

Schurig,  Hydrobiologisches  und  Planktonpraktikum.  5 


m 


Spezieller  Teil. 


Fadenförmig  sind  auch  die  Arten  der  Gattung  Mougeotia, 
bei  welcher  das  Chlorophyllband  Platten  bildet.  Die  Länge 
der  einzelnen  Zellen  beträgt  Vso  mm,  die  Breite  V300  mm. 


§  35. 


Hydrodyction,   Wassernetz 

Fig.  56. 


Wassernetz.    Schema. 

Fig.  57. 


Die  Gfi'ünalgen  oder  Chlorophyceen. 

Eine  Zellkolonie  bildet 
Hydrodyction,   das  Wassernetz, 
aus    einzelligen  Algen  be- 
stehend. 
H.  utriculatum,   dessen  einzelne 
Maschen  ein  Polygon  (fünf- 
oder     sechsseitig)     bilden. 
Es    stoßen    in    jeder   Ecke 
drei  zylindrische,  oft  1  cm 
lange  Zellen  zusammen,  wie 
es  unsere   Figur    erkennen 
läßt.    Das  Netz  bildet  zirka 
15  cm  lange   grüne   Säcke 
aus  lockerem  Netzwerk. 
Pediastrum,  ebenfalls  Kolo- 
nie bildend,  schwimmt 
frei  umher  und 
wird  in  Platten- 
oder   Tafelform 
angetroffen. 

Man  kann  die 
Pediastrumsivien 
in    zwei    große 

Gruppen    zer- 
legen ,    nämlich 
in  solche,  deren 
Randzellen 

einen  Fortsatz 
aufweisen : 


§  35.    Die  Grünalgen  oder  Chlorophyceen. 


67 


P.  clathratum,  und  solche,  deren  Randzellen 

zwei  Fortsätze  aufweisen:    P.  duplex^  horyanum,   hiror 
diaium,  pertusum. 

Randzellen  mit  einejn  Fortsatz: 
Pediastrnm  clathratum.     Im  Innern  finden    sich  größere  Hohl- 
räume,   da    die    einzelnen    Zellen  (dreieckig)    nicht    zu- 


Pediastrum  clathratum. 

Fig.  58. 


Pediastrum  duplex. 

Fig.  59. 


sammenschließen.    Die  Randzellen  sind  mit  einem  langen 
Ausläufer,   Fortsatz,   versehen.     (Länge  80  \i.)    (Fig.  58.) 
Randzellen    mit    zwei    Fortsätzen : 

Pediastrum  duplex:  Die  Innenzellen  sind  von 
unregelmäßiger  Gestalt  und  vielfach  aus- 
gebuchtet, so  daß  überall  kleinere  und  größere 
Zwischenräume  auftreten. 

Die    Randzellen    weisen    zwei   Ausläufer, 
Fortsätze  auf.     (100  [x.) 

Pediastrum  horyanum:  Die  Innenzellen  liegen  eng 
aneinander,  so  daß  kein  Zwischenraum  auf- 
tritt. Die  Randzellen  sind  mit  zwei  Fort- 
sätzen versehen.     (80  [x  lang.) 

Pediastrum  hiradiaium:  Kleinere  Kolonie.  Innere  Zellen  un- 
regelmäßig, daher  Zwischenräume.  Die  Randzellen  sind 
mit  zwei  Fortsätzen  versehen,   deren  jeder  gespalten  ist. 


Pediastrum 

biradiatum. 

Dui-chmesser 
50  /(. 

Fig.  60. 


68 


Spezieller  Teil. 


Pediastrum  pertusum:  Der  Innenraum  weist  steigbügelartige 
Hohlräume  auf.  (Länge  ca.  110  [x.)  (Fig.  (il  c.) 
Pediastrum  (Fig.  61c — h)  stellt  ein  sonnenartiges  grünes 
Gebilde  dar,  mit  verkürzten  Strahlen,  unregelmäßigen  Zellen 
in  der  Mitte;  um  diese  herum  sind  die  in  einen  oder  zwei 
Ausläufer  oder  Zipfel  auslaufenden  Randzellen  gelegen.  Bis- 
weilen schickt  sich  eine  Zelle  zur  Fortpflanzung  an.    Man  sieht 


«  lind  b  =  Sceriidesmus  caudahis.  bei  h  in  Fortpflanzung,  c  —  Pediastrum  pertusum. 
d — ff  =  Pediastrum  horyanum  (Fortpflanzung),  h  =  Schwärmzelle,  c  =  Dauorspore. 

Fig.  61. 

dann  blasige  Ausstülpungen  an  der  Kolonie  (d).  Die  Ver- 
mehrung geschieht  in  der  Weise,  daß  der  Zellinhalt  (einer 
Zelle)  in  mehrere  Schwärmzellen  zerfällt,  deren  jede  zwei 
Zilien  trägt  (h).  Nach  Sprengung  der  Zellmembran  verläßt 
eine  blasige  Hülle,  die  die  Schwärmsporen  enthält,  die  alte 
Zelle.  Die  Schwärmsporen  schwimmen  längere  Zeit  in  der 
jungen  Zelle  herum  (e)  und  ordnen  sich  dann,  zur  Ruhe  gekommen, 
in  einer  Ebene  wieder  zu  einem  sonnenartigen  Gebilde  an. 
(Fig.  61  f  und  g.) 


§  35.    Die  Grünalgen  oder  Chlorophj'Ceen. 


69 


Ein   eigenartiges    kugelförmiges  Planktongeschöpfchen  ist 
Bichjosphaerium,  dessen  ovale  bis  kugelige  Zellen  peripher  ge- 
lagert sind,  die  mit  einander  vom  Zentrum  aus  durch  ver- 
zweigte Fäden  in  Connex  stehen  und  außerdem  durch  eine 


Dictyo- 

S2ihaerium. 

Fig.  62. 


Actinastrum. 

Fig.  63. 


dünne  Hülle  umgeben  werden.  (Kolonie  60  [x  Durchmesser.) 
(Fig.  62).  _ 
Actinastrum,  bildet  lanzettliche  Zellen,  die  büschelförmige  oder 
sternförmige  Kolonien  bilden.   (20  [x  lang  jede  Einzelzelle.) 


Staurogenia.  Bichteriella. 

Fig.  64.  Fig.  65. 

staurogenia,  eine  Kolonie,  die  aus  vier  aneinander  gelegten 
Einzelzellen,  von  dreieckiger  Gestalt  besteht.  Die  vier 
Einzelzellen  bilden  ein  Karree.  An  jeder  Zelle  finden  sich 
noch  „zipf eiförmige  Ausläufer",  die  die  Reste  der  Mutter- 
zellhaut repräsentieren.  Nach  Schröder  trifft  man  alle- 
mal vier  derartige  Kolonien  von  einer  gallertigen  Hülle 
umgeben.    (Größe  30  (i,   Einzelzelle  ca.  10  \i.)    (Fig.  64.) 


70 


Spezieller  Teil. 


Richteriella  bildet  ein  aus  IG  Zellen,  die  zu  je  vier  neben  ein- 
ander stehen,  bestehendes  Kreuz.  Jede  Einzelzelle  trägt 
zwei  lange  Borsten.     (Größe  35  [x.)     (Fig.  (35.) 

Oocystis  Naegeli  enthält  zwei  Zellkomplexe,  die  je  von  einer 
enganliegenden  Hülle  umgeben  werden.  Beide  Doppel- 
zellen befinden  sich  wiederum  in  einer  runden  bis 
eiförmigen  weiten  Hülle. 


Oocystis 

Fig.  66. 


Raphidium. 

Fig.  68a  u.  b. 

Vielfach   wird    auch   in   imseren   Gewässern   die   Gattung 
Scenedesnius  angetroffen,  mit  der  Art  Scenedesmus  acutus.  (Fig.  61  a.) 
Scenedesmus  acutus  bildet  eine  grüne  Zellkoloiiie,  die  aus  meist 
vier    (bisweilen    aber    auch   sechs  und   sieben)   wetzstein- 
förmigen  Zellen  (die  beiden  äußeren  sichelförmig  halbmond- 
artig gebogen)  gebildet  wird,  die  durch  eine  Gallertmasse 
zusammengehalten  werden.  Unter  dem  Mikroskop  erscheint 
diese  Form  bei  300  maliger  Vergrößerung  etwa  6  mm  groß ; 
etwa  3  mal  so  groß  ist  die  Art  Scenedesmus  caudatus  oder 
quadricaudus,    die    sich   von   ersterer   durch   vier  hörner- 
artige Eckfortsätze  unterscheidet.     (Vgl.  Abb.   Gl  a  u.  b.) 
Hierher  gehört  auch  die  Familie  der  Protococcoiden,  näm- 
lich die  Palmellaceen,  von  denen  besonders  zwei  erwähnt  seien, 
die  sich  im  Plankton  finden  könnten,  RapJtidium  und  Cosmocladium. 


§  35.   Die  Grünalgen  oder  Chlorophyceen. 


71 


Volvox  aureus  Ehrb. 

Fig.  69. 

o  Hälfte  einer  ungeschlechtlichen  Kolonie  mit  Jungen;  b  Hälfte  einer  weiblichen 

Kolonie  mit  reifen    und  befruchteten  Eiern;    c  reifes   Ei    mit  4  Arbeiterinnen; 

d  Entwicklung  der  Spermien;  e  keimende  Spore. 

«,  b  250fach,  c,  d  lOOOfach,  e  öOOfach  vergrößert.    Aus  Rosen. 


Die  Fortpflanzung  geht   auf  zweierlei   Art  vor    sich,   nämlich  geschlechtlich    und   un- 

feschlecntlich :  Im  letzteren  Falle  teilen  sich  die  im  Innern  des  Kugulgebildes  sich 
ndenden,  durch  ihre  ilunkelgrüne  Färbung  sich  kenntlich  machenden  Kugeln  in  ver- 
schiedene Zellen,  die  S'ch  mit  einer  Hülle  umgeben,  sich  peripher  anordnen  und  durch 
die  Hülle  Geißeln  entsenden.  Nach  dem  Tode  der  Mutterkolonie  erlangen  die  jungen 
TochterkoloniBn  'üe  Freiheit.  Im  ersteren  Falle  bilden  sich  sowohl  weibliche  wie 
männliche  Keimzellen  (Eier  und  Samenzellen),  letztere  in  Bündelform,  wie  es  Abb.  6'*  d 
erkennen  läßt.  Nach  Bef ■  uchtung  der  Eizelle  bildet  sich  um  diese  eine  dicke  Membran. 
Nach  Freiwerden  aus  der  Mutterzelle  ruht  sie  am  Grunde  der  Gewässer  und  entwickelt 
sich  nach  Teilung  des  Inhalts  zu  einer  neuen  Kolonie. 


72 


Spezieller  Teil. 


liaphidium  (Fig.  68),  zarte  S-förmig  gebogene  oft  zu  mehreren 
aneinander  liegende  Gebilde,  und 

Cosmocladium,  ein  verzweigter  Organismus  (Fig.  67). 

Hier    finde     auch     die     Beschreibung     der    interessanten 

„Wanderkolonie"  Volvox  Aufnahme,  die  zwar  den  „Flagellaten" 

sehr  nahe  steht, 
aber  sich  da- 
durch von  ihnen 
unterscheidet, 
daß  bei  ihnen 
geschlechtliche 
Fortpflanzung 
stattfindet. 

Wenn  man 
einen  Plankton- 
fang „durch  das 
Licht"  betrach- 
tet, so  wird  man, 
im  Sommer  be- 
sonders ,  kleine 
kugelige  grüne 
Gebilde  in  hori- 
zontaler    Rich- 

erschmelzung  der  Gameten ;    tuUg    durch     daS 

E  „Dauerspore" ;   F,   G,   II  Entwicklung  einer  neuen  Kolonie  aus  . 

der  Zygote.  Wasscr   gleiten 

Die  Kolonie  besteht  aus  16  Zellen,  die  eng  nebeneinander  ge-  epVipri  dip  Vol- 
lagert  sind,  und  ihr  stumpfes,  mit  zwei  Geißeln  versehenes  Ende  c     ,     u  c      r  ui- 

der  Peripherie  zugewandt  tragen.    Zur  Fortpflanzung  vergrößern  tTnnivtPfivt     1?«  mVif 

sich   die  Kolonien,   es  tritt  Verdickung  der  äußeren  Membran  '^^^^-««f^c'«-    -L<»^iut 

auf  (ß)  und  die  jetzt  frei  im  Innern  sich  findenden  Einzelgebilde  vPTQpViiPflpnp  Ät 

teilen  sich  mehrfach  bis    16  neue  Zellen  entstanden  sind,  die  vciöuiiicueiie-rt.i- 

sich  mit  einer  Hülle  umgeben  und  die  Muttermembran  durch-  fpn    crrnßprp  nnrl 

brechen,  nachdem   die  Geißeln   sich  gebildet  haben.    Bisweilen  i^cu,  gl  uwci  e  uiiu 

verlassen  dip  Einzelzellen  einer  solchen  neuen  Kolonie  ihr  „Haus"  Irlpinprf» 
und  schwärmi-'>n  umher.  Bald  vereinigen  sieh  je  zwei  miteinander  ciicrio. 
und  verschmelzen  zu  einer   Dauerspore  (ä).     Die  Einzelgebilde  DaS    ffelblich 

werden   auch   „Gameten"    genannt.     Aus    der  Dauerspore    oder  x-'cj.o    gc  w    \jii 

Zygote  entwickelt  sich  dann  eine  neue  Kolonie.  STÜne  Kuffpl- 

tierchen"  Volvox  aureus^  nimmt  eine  Größe  von  etwa  0,4 — 0,8  mm 
ein,  ist  also  ebenso  wie  sein  noch  größerer  Verwandter  Volvox 
glohator  recht  gut  mit  bloßem  Auge  wahrzunehmen.  Die  Bota- 
niker halten  Volvox  für  eine  Pflanze,  da  er  assimiliert,  eine  Fähig- 


l^andorina  moruin,  nach  PringsJieim. 
Fig.  70. 
.4  schwärmende  Kolonie;   B  Bildung  der  Tochterkqlonio ;   C  Be 
freiung  der  Gameten  aus  Kolonie ;  I)\i        '       ' 


§  85.    Die  Grünalgen  oder  Chlorophyceen.  73 

keit,  der  die  Tiere  entbehren.  Die  Zoologen  andererseits  be- 
trachten ihn  als  eine  Tierkolonie,  da  seinem  Zellstaat  solange  er 
lebt,  Eigenbewegung  zukommt.  Die  Einzelzellen  sind  peripher 
angeordnet,  das  Innere  der  Kugel  besteht  aus  Wasser.  Jede 
Zelle  weist  ein  Geißelpaar  auf  und  wieviel  Geißelpaare  vor- 
handen sind,  aus  soviel  Zellen  setzt  sich  die  Kolonie  zu- 
sammen (Zelle  =  Arbeiterin). 

Eine  aus  vielen  Hunderten  von  Zellen  bestehende  Hohl- 
kugel bildet  Volvox  aureus^  der  im  Innern  mehrere  rundlich 
ovale  Tochterkugeln  aufweist.  Die  Größe  von  Volvox  aureus 
schwankt  zwischen  ^'4  und  */2  mm. 

Die  Größe  eines  Stecknadelkopfes  hat  Volvox  glohator,  der 
in  Teichen,  Tümpeln  vorkommt,  besonders  aber  in  kraut- 
haltigen  Gewässern,  in  mit  Schilf  besetzten  Sümpfen.  Die 
Kolonie  besteht  aus  12 — 20000  Einzelindividuen,  gleicht  aber 
ihrem  ganzen  Bau  nach   Volvox  aureus. 

Höchstens  Vö  mm,  meist  aber  nur  halb  so  groß  ist  die 
Gattung  Fudorina,  deren  16  oder  32  Einzelzellen  in  ziemlich 
großen  Abständen  von  einander  in  der  Gallerthülle  gleich- 
mäßig verteilt  sind.    Auch  hier  trägt  jede  Zelle  zwei  Geißeln. 

Oval  gestaltet  und  aus  zumeist  1(3  herzförmigen  Zellen 
bestehend,  tritt  uns  Pandorina  moruni  entgegen.  Betont  sei, 
daß  hier  die  Zellen  nicht  „Rand- 
zellen" sind,  die  also  in  der  Hülle  ver- 
teilt liegen,  wie  bei  den  vorgenannten 
Volvocaceen,  sondern  im  Mittelraum, 
iminnern  der  Hülle  einen  Zellkomplex 
bilden.     Größe  etwa  ^l5  mm. 

Sehr  klein,  etwa  ^/2o  mm,  ist  Sphac- 
rella,  die  in  flachen  Wasserbecken 
vorkommt  und  hier  das  Wasser  oft 
rot  färbt,  da  sie  einen  roten  Farbstoff  ^^8-  76. 

birgt.  Die  einzelnen  Vertreter  von  Sphaerella  unterscheiden  sich 
von  FoZtJoa;  dadurch,  daß  sie  „Einzelindividuen"  mit  zwei  Geißeln 
darstellen.  Der  Zellinhalt  ist  von  einer  weiten  Hülle  umgeben, 
an   der   er   durch   feine  Bänder  befestigt  ist.     Bisweilen  wird 


74 


Spezieller  Teil. 


man  auch  rundliche  ^'20  mm  im  Durchmesser  haltende  Gebilde 
antreffen,  die  mehrere  „Schwärmer"  enthalten;  der  Zellinhalt 
eines  Organismus  ist  dann  in  Schwärmzellen  zerfallen,  durch 
die  sich  Sphaerella  fortpflanzt. 

Das  Fortbewegungsvermögen  der  Volvocaceen. 

Wir  sahen:  Die  verschiedenen  Vertreter  bestanden  aus 
einer  Vielheit  von  Zellen,  sie  bildeten  einen  Zellstaat.  Jedes 
Einzelindividuum  war  mit  Geißeln  versehen,  die  die  Hülle,  die 
alle  zusammenhielt,  durchbrachen.  Wenn 
nun  jedes  Gebilde  seine  Geißeln  „spielen" 
lassen  würde,  so  würden  die  gegenseitigen 
Bewegungen  einander  aufheben,  die  Kolonie 
würde  sich  also  nicht  vom  Fleck  bewegen. 
Und  gleichwohl  „wandert"  sie,  sie  vermag 
sogar  auf  Reize  zu  reagieren:  sie  flüchtet 
aus  dem  Dunkel  ins  Helle,  ins  licht,  braucht 
sie  es  doch  zur  Assimilation,  aber  aus  dem 
zu  grellen,  direkten  Sonnenlicht  flüchtet  sie 
wiederum  und  sucht  zerstreutes  Licht  auf  — 
Halbschatten,  wie  man  sich  durch  Experi- 
mente überzeugen  kann. 

Man  bringe  verschiedene  Volvocaceen, 
möglichst  Volvox  aureus  und  Volvox  globator 
in  einen  hohen  Standzylinder  mit  Wasser, 
dessen  untere  und  obere  Hälfte  durch  eine 
verschiebbare  Papphülse  verdunkelt  werden 
kann.  Befinden  sich  die  Organismen  in  der 
oberen  Hälfte,  und  verdunkeln  wir  diese 
durch  Aufwärtsschieben  der  Papphülse,  so  werden  wir  die 
Beobachtung  machen,  daß  die  Volvocaceen  den  hellen  Teil  des 
Standzylinders  aufsuchen  und  sich  meist  an  die  dem  Licht  ab- 
gekehrte Seite  des  Glases  begeben. 

Wie  ist  nun  dieses  „gleiche  Empfinden"  bei  allen  diesen 
Einzelindividuen,  Einzelzellen  möglich?  Alle  Einzelzellen 
stehen  miteinander  durch  feinste  Plasmafäden  in  Verbindung, 
sodaß  ein  Reiz  gleichmäßig  alle  Einzelzellen  trifft. 


Fig.  72. 


§  36.    Peridinaceen  (Peridinien). 


75 


§  36.  Peridinaceen  (Peridinien). 
Die  Peridinaceen  stehen  den  Flagellaten  nahe.  Es 
sind  einzellige,  äußerst  zierliche  mit  gelbbraunen  Chromato- 
phoren  ausgestattete  Pflänzchen  und  kommen  teilweise  (be- 
sonders Ceratium)  sehr  häufig  im  Süßwasserplankton  vor.  Der 
Körper  weist  auf  der  Bauch- 
seite zwei  im  rechten  Winkel 
zueinander  stehende  Furchen 
(a,  h)  auf.  Im  Scheitelpunkt 
sind  zwei  Geißeln  befestigt, 
die  je  in  eine  Furche  ein- 
gelagert sind.    Die  Vertikal- 


Peridinium  tabulatum 
(geöffnet)  (nach  Steuer}. 

Fig.  74. 


PeridiniuiH 

dnctum. 

Fig.  76. 


Seissel 


Fig.  73. 


«,  6  Tracheloinonas, 
c  Ceraliwn  cornutum. 
(400 : 1.) 


Zcin^f^urxke 


Peridinium  cinctum  (Schema). 

Fig.  75. 


längsfurche  (siehe  Abbildung)  ist  nur  klein  und  birgt  die  „Ruder- 
geißel", deren  Vorderteil  frei  schwingt.  Die  Querfurche  um- 
gibt gürtelartig  den  ganzen  Körper  und  birgt  die  Quergeißel. 
Diese  dient  der  Achsenbewegung,  d.  h.  der  Bewegung  des 
Organismus  um  seine  Achse  und  reguliert  die  Lage  beim 
Schwimmen,    sie    dient  also    als  Steuer.     Der  ganze   Körper 


76 


Spezieller  Teil. 


selbst  ist  aus  Tafeln  zusammengesetzt  (Peridmmm)  oder  stellt 
eine  dünne  Schale  dar  {Gymnodinium)  oder  weist  oft  bizarre 
Zacken  auf  Ceratium. 

Peridinium  trägt  Panzertafeln,  die  wiederum  von  einem 
feinen  Netz  zarter  Streifen  bedeckt  sind.  Von  den  be- 
sonders in  flachen  Gewässern  vorkommenden  Arten  von  Peri- 
dinium seien  Peridinium  tahuJatum  und  P.  cindum  genannt. 
Peridinium  tahulatum  [Seligo)  hat  eine  Größe  von  V20  mm.  Der 
Bau  der  einzelnen  Arten  ist  beinahe  übereinstimmend. 
Betrachten  wir  P.  tahulatum  von  der  Bauchseite,  so  fällt 

mis    die    ovale    Ge- 
staltung    und     vor 
allem    das    deutlich 
ausgeprägte      „Fur- 
chennetz" auf.  Über 
der  Längsfurche  liegt 
eine  viereckige  Plat- 
te, die  sich  bis  ans 
obere      Körperende 
erstreckt.   Meist  fin- 
den sich  bei  P.  tahu- 
Jatum dort  zwei  End- 
zacken.  (Fig.  74.) 
Peridinium  cinctum^  das  sonst  gleich  gestaltet  ist,  unterscheidet 
sich  nur  durch   die   Anlage   der  viereckigen  Platte,    die 
nicht  bis  ans  obere  Ende  des  Organismus  reicht.  (Fig.  76 
u.  75.) 
Gymnodinium  puJvisculum  ist,   wie  schon  sein  Name  sagt,  eine 
nackte  Peridinee,    die   keine  Färbung  aufweist.     Es  lebt 
gern   in  flachen  mit  Schilf  und  Kraut  bewachsenen  Ge- 
wässern.    Seine  Länge  beträgt  ^ko  mm.     (Fig.  77.) 
Ceratium  cornutmn  (Fig.  73  c)  repräsentiert  eine  Peridinee,  die  in 
jedem  Quadranten  einen  Ausläufer  hat,  so  daß  die  hörnchen- 
förmige  bizarre  Form  daraus  resultiert.  Die  Ceratien  bewegen 
sich  kreiseiförmig.   Der  Panzer  besteht  aus  Zellulosetafeln, 
die  zierliche  Polygone  tragen. 


Gymnodiniuni 
Fig.  77. 


Verschiedene  Typen  von 
Ceratium  hirundinella. 

Fig.  78. 


§  37.    Blaugrüne  Algen. 


77 


Während  Ceratiuni  cornutum  eine  mehr  gedrungene  Gestalt 
besitzt  und  etwa  Vs  mm  Länge  erreicht,  schwankt  die  Größe 
von  Ceratiuni  hirundinella  bedeutend  von  Vs — ^l-z  mm.  Dabei 
ist  der  Körper  lang  gestreckt  und  trägt  lange  Fortsätze. 
Auch  hier  ist  das  Vorhandensein  eines  netzartigen  Über- 
zugs zu  konstatieren,  der  kleine  Stacheln  aufweist. 

§  37.    Blaugrüne  Algen. 

Diese  im  Süßwasser  häufig  anzutreffenden  Formen  ent- 
halten neben  Chlorophyll  noch  einen  blauen  Farbstoff, 
Phycocyan]  die  Fortpflanzung  erfolgt  durch  Teilung  des  Zell- 
inhaltes, also  durch  Spaltung,  daher  heißen  diese  Algen  auch 
Spaltalgen.  Mitunter  treten  einzelne  Vertreter  der  blaugrünen 
Algen  in  solchen  Mengen  auf,  "daß  die  Wasseroberfläche  zu 
blühen  scheint.  Man  nennt  deshalb  die  Erscheinung,  die  einer- 
seits auf  starker  Vermehrung  von  Algen  beruht,  andererseits 
durch  das  Auftreten  von  Gasvakuolen  in  den  Zellfäden  bedingt 
wird  usw.,  die  dadurch  an  die  Oberfläche  des  Gewässers  ge- 
tragen werden,  Wasserblüte. 

Von  den  beiden  Hauptgruppen  der  Spaltalgen,  nämlich 
den  rundlich  gestalteten,  meist  isoliert  lebenden  Chroococcaceen, 


Chroococcus. 
Kg.  79. 


Chroococcus. 

Fig.  80. 


0_ö- 

Clathrocystis. 
Fig.  81. 


deren  Zellen  von  einer  dünnen  gallertigen  Membran  umgeben 
sind  und  den  höheren  fadenförmigen  Spaltalgen,  den 
Nostocaceen,  (Oscillarien  und  reinen  Nostocaceen,  Anahaena, 
Äphanüomenon  und   Gloetrichia)  wollen  wir  uns  zuerst  den 

Chroococcaceen 

zuwenden. 


78 


Spezieller  Teil. 


Chroococcus.  Die  Gattung  weist  verschiedene  Arten  auf,  deren 
Zellen  zu  vier  bei  einander  liegen.  Die  Zellen  sind  rund 
oder  eckig  und  von  einer  Gallertmasse  umgeben.  Bis- 
weilen wird  man  die  eine  oder  andere  Zelle  in  Teilung 
begriffen  finden.  Die  Größe  ist  schwankend,  von  V25  bis 
Vi5  mm. 
Clathrocystis  enthält  rundliche  Zellen,  die  durch  Gallerte  ver- 
bunden, Hohlkugeln  bilden,  die  einen  wichtigen  Bestand- 
teil der  Wasserblüte  darstellen,  eventuell  rein  als  Wasser- 
blüte auftreten  können.  Sehr  übler  Geruch! 
Polycystis  ähnelt  der  Gattung  Clathrocystis  insofern,  als  die 
Einzelzellen    von     einer    gallertigen    Membran    umgeben 

sind.  Eine  bestimmte 
Gestalt  ist  den  oft  durch 
brochenen  Kolonien 
nicht  eigen.  Ob  Poly- 
cystis ein  Übergangssta- 
dium von  Clathrocystis 
repräsentiert  oder  um- 
gekehrt, bleibe  dahin- 
gestellt. Sicher  ist,  daß 
sowohl  Polycystis  wie  Clathrocystis  Wasserblüte  bilden  und 
vielfach  zusammen  angetroffen  werden.  Auch  lassen  sich 
die  Einzelmembranen  bei  Polycystis  nur  selten  wahr- 
nehmen. 

Die  Nostocaceen. 

Waren  die  eben  besprochenen  blaugrünen  Algen,  die 
Chroococaceen  meist  als  kugelförmige  Gebilde,  anzutreffen, 
wo  die  Zellen  regellos  verteilt  sein  konnten,  so  weisen  die 
Nostocaceen  fadenförmige  Zellagerung  auf.  Wir  haben  also 
Fadenalgen  vor  uns.  Hier  unterscheiden  wir  wiederum  zwei 
große  Gattungen :  Oscillaria  und  die  reinen  Nostocsirten.  Jene 
bilden  nur  einfache  Zellenfäden,  die  keine  anders  gestalteten 
Zellen  aufweisen,  von  den  beiden  abgerundeten  Endzellen  ab- 
gesehen, sondern  bei  denen  eine  Zelle  wie  die  andere  gleich- 
mäßig ausgebildet  ist.     Die  Oscillarien,  denen  Eigenbewegung 


Polycystis. 

Fig.  S2. 


§  37.  "Blaugrüne  Algen. 


79 


zukommt,  bewohnen  mireine  Gewässer,  in  denen  Fäulnis- 
prozesse stattfinden.  Die  Fäden  führen  gleitende  Be- 
wegungen aus  und  vermögen  an  den 
Wandungen  der  Glasgefäße  empor- 
zuklettern.  Die  reinen  Nostocaceen 
bilden  zwar  ebenfalls  Zellfäden,  doch 
weisen  diese  verschiedene  Eigen- 
tümlichkeiten  auf,   nämlich  Sporen- 


wmiimimtu:mm> 


Oscülaria. 

Fig.  84. 

und    zwar    Dauersporenbildung   und 

Grenzzellen  oder  Heterocysten. 

Oscülaria  bildet  spangrüne  einfache 
Fäden,  die  in  keiner  galler- 
tigen Hülle  stecken  und  in  senk- 
rechter Stellung  schwimmen.  Die 
Einzelzellen  sind  nur  undeutlich 
voneinander  zu  unterscheiden. 
Die  Länge  eines  Fadens  beträgt 
etwa  1,5  mm,  die  Dicke  V'200  mm. 

Spirulina  ist  schraubenförmig  ge- 
dreht. 

Gallertscheiden  finden  sich  bei  Lyng- 
bya;  und  zwar  sind  die  einzel- 
nen Zellen    mit  hellen  Punkten   ausgestattet. 


u  OscillaHa  leptoMcha.  b  Oscülnria 
vrinceps,  c  Mtkrocohus  terresfris  Faden- 
Kolonie  in  selbstgebautem  (Jehäuse. 
Vergr.  250. 
Fig.  83. 


die   wohl 

mit  den  Grenzzellen  der  höheren  Spaltalgen  Ähnlichkeit 
haben  dürften ;  so  verhält  es  sich  bei  der  oft  anzutreffen- 
den mit  ^300  mm  breiten,  Vs  mm  langen  Zellen  versehenen 

Lynghya  hipunktata.     (Fig.  85.) 

Lynghya  ochracea  kommt  in  eisenhaltigen  Gräben  vor  und 
bildet,  da  in  ihren  Zellen  Eisenocker  eingelagert  ist,  mit 
vielen  anderen  vereinigt,  rostrote  Flocken. 

Nostoc  erscheint  in  rosenkranzartigen  Zellketten ,  die  Ähnlich- 


80 


Spezieller  Teil. 


keit  mit  Perlenschnuren  haben.  Zwischen  zwei  Grenz- 
zellen, die  gewissermaßen  von  innen  mit  der  Nachbarzelle 
durch    Nägel     mit    runden    Kuppen    verbunden    zu    sein 


Lyn()hya. 

Fig.  85. 

scheinen,  liegen  die  lebenden  rundlich  „ovalen  Zellen,  eine 
hinter  der  anderen.  Mehrere  solche  Zellketten  sind  von 
einer  gallertigen 
kugeligen  Mem- 
bran umgeben  und 
in    einander    ver-  .ß,;«  (L.^^^ellc 


Fig.  86. 


J^ostoc 

Fig.  87. 


schlungen.  Sie  schwimmen  als  Gallertklümpchen  in  unseren 
stehenden  Gewässern  umher  (Figur  86).  Figur  87  stellt 
einen  einzelnen  Faden  dar  {Nostoc  LincMi). 


Andbaena  flos  aqua  n.  Seligo. 

Fig.  88. 


§  37.    Blaugrüne  Algen.  gl 

Anahaena  hat  gleiche  Zellausbildung  wie  Nostoc,  doch  fehlt  die 
Gallerthülle. 

A.  flos  aguae  kommt  häufig  im  Frühjahr  bei  höherer  Tem- 
peratur als  10  '^  in  unseren  Teichen  usw.  vor.  Ihre  Zellen 
sind  rund  und  etwa  V200  mm  dick.  Die  Sporen  sind  oval 
und  etwa  dreimal  so  groß  als  die  Einzelzellen  (Fig.  88  a). 

Anahaena  oscillario'ides  kommt  in  kleineren  mit  Schilf  und 
Kraut  bewachsenen  Gewässern  vor  und  hat  etwa  V200  mm 
große  rundliche  Einzelzellen.  Zwei  etwa  Veo  mm  große 
länglichovale  Sporen  flankieren  eine  Grenzzelle  (Fig.  88  h). 
Viel  größer  als  Anahaena  oscillario'ides  ist  die  Alge 

Anahaena  macrospora,  Klehahn-Seligo.  Jede  der  kugelförmigen 
dunkelpigmentierten  Zellen  hat  eine  Länge  von  etwa 
f/ioo  mm.  Die  Sporen  haben  eine  Länge  von  etwa  Vss  mm 
bei  ^'60  mm  Durchmesser.  Oft  wird  man  die  Wahr- 
nehmung machen,  daß  die  Hüllmembran  der  Grenzzellen 
stark  gebläht  ist  (Fig.  88  c). 
Auf  der   Oberfläche   des  Wassers   wird  vom  August  bis 

Oktober  häufig   eine  Alge   angetroffen,   die  dort  die  Wasser- 
blüte bildet,  es  ist 

Aphanizomenon  flos  aquae;  die  Einzellen  sind  zylindrisch,  die 
Grenzzellen  rund,  die  Sporen  etwa  viermal  so  lang  als  eine 
Einzelzelle  und  vielfach  doppelt  so  breit.    Die  Länge  jeder 


<.»<.. 1*0. »E; 


SjMaSS^ 


^p/ian.i.jome/i02z  /7os  aaiLoe 

Fig.  89. 

Einzelzelle  beträgt  etwa  ^'lao  mm.  Bei  Aphani^omenon 
findet  Flockenbildung  von  parallel  liegenden  Fäden  statt, 
die  durch  die  Bewegung  der  Wasseroberfläche  zusammen- 
gefügt werden.  Mitte  September  erfolgt  die  Bildung  der 
großen  zylindrischen  Sporen.    Im  Protoplasma  der  Einzel- 

Sc hurig,  Hydrobiologisches  und  Planktonpraktikum.  6 


82 


Spezieller  Teil. 


Zellen  sind  Vacuolen  nachweisbar,  die  Gas  enthalten  und 
so  den  „Auftrieb"  der  Algen  an  die  Oberfläche  bewerk- 
stelligen. (Fig.  90.)  (Sporen-  und  Grenzzellenbildung  selten 
gleichzeitig.) 


Sf^enxxellt 


Äphanizomenon  flos  aquae. 

Fig.  90. 


Das  gleiche  gilt  von 

Gloeotrichid,  welche  kleine  bis 
1  mm  große  grüne  Kugeln 
bildet,     die     aus    Einzel- 
fäden bestehen,  welche  in 
der  Mitte  gefaltet,   stern- 
artig   angeordnet    stehen. 
Jeder  Faden  läuft  in  zwei 
'        spitze  Enden  aus.    Gegen 
Ende  des  Herbstes  sinken 
die  Kugeln   zu  Boden,  es 
schwinden  die  Einzelzellen 
und    es    bleiben    nur    die 
Dauersporen  erhalten,  im 
Juni  entwickeln  sich  dar- 
aus Fäden,  die  in  der  Mitte  zwei  Grenzzellen  enthalten.  (Fig.  92.) 
Somit  haben  wir  uns  einen  Überblick  über  die  wichtigsten 
im  Plankton  vorkommenden  Algen  verschafft.    Auf  die  einzel- 


Gloeotriehia  cchinulaia. 

Fig.  91. 


""/ß' 


Fig.  92. 


nen  Spezies   sind  wir  absichtlich   nicht  genauer  eingegangen, 
da  deren  Kenntnis  nur  für  den  Spezialforscher  von  Wert  ist. 


§  38.   Die  Flagellaten. 


83 


§  38.    Die  Flagellaten. 

Bei  den  Flagellaten  treffen  wir  meist  ein  bis  zwei,  seltener 
mehr  Geißeln  an,  die  aus  langen  Plasmafäden  bestehen.  Durch 
„Schlagen"  dieser  Geißeln  bewegen  sich  die  Geißeltiere  vor- 
wärts. Einige  dieser  Formen  werden  freilich  auch  als  pflanz- 
liche Wesen  betrachtet.  Andere  wieder  nehmen  eine  Mittel- 
stellung zwischen  Tier  und  Pflanze  ein.  So  wird  z.  B.  das 
„grüne  Schönaug",  Euglena  viridis  von  den  Botanikern  für  eine 
Pflanze  gehalten,  von  den  Zoologen  für  ein  Tier.  Betrachten 
wir  uns  das  zierliche  Gebilde  genauer! 

Euglena  viridis.  Seinen  Namen  hat  es  von  der  grünen  Farbe, 
die  oberflächlich  gelagerte  scheibenförmige  Chlorophyll- 
körner hervorrufen.  Das  Tier  kann  seine  Gestalt  wie  eine 
Amöbe  verändern.  Euglena  wird 
in  kleineren  stehenden  Ge- 
wässern oft  in  Unmengen  an- 
getroffen. Kleinere  Wasser- 
becken nehmen  oft  infolge  des 
massenhaften  Auftretens  der 
Euglenen  grüne  Farbe  an.  Die 
Gestalt  des  Tieres  ist  spindel- 
förmig. Am  Vorderende  des 
quergestreiften  Körpers  sehen 
wir  die  lange  Geißel,  kurz  da- 
hinter die  kontraktile  Vakuole 
und  in  der  zweiten  Körperhälfte 
den  großen  Zellkern. 


Euglena  viridis  Ehrenbg. 

Fig.  93. 


a  schwimmendes ,   6   kriechendes  In- 
Seinen    dividuum;    c   Vermehrungsakte    mit 
zwei  durch  Teiluna:  gebildeten  Indi- 
Namen  „Schönaug"  hat  das  Tier    viduen;  d  nauercyste:  s<  Augenfleck; 
"  '-'  » pulsierende  Vakuole;  c/i  1  arb träger; 

von    einem    roten   oder   braunen    P  dargestellte   organische  Masse    so- 
genanntes Paramylon  (stärkeähnliche 
Pigmentfleck,  der  an  derVakuole  '     Substanz.    (Aus  Rosen.) 

gelegen  ist.  Es  ist  ein  augenähnliches  Gebilde,  das  auf 
Helligkeit  und  Dunkelheit  wahrscheinlich  zu  reagieren 
vermag.  Die  Größe  des  Tieres  beträgt  V12  mm  ungefähr. 
Eine  schmutzig  rote  Farbe  weist  Euglena  sanguinea  auf, 
deren  Anwesenheit  durch  Rotfärbung  des  Gewässers  sich 


84 


Spezieller  Teil. 


kundgibt.  Vor  allen  Dingen  tritt  die  Erscheinung  der 
Grünfärbung  infolge  massenhaften  Vorhandenseins  von 
Eiiglena  viridis  und  der  Rotfärbung  durch  Eugicna  sanguinea 
in  Dorfteichen  zutage. 

Mit  einer  Geißel  ebenfalls  nur  ausgestattet  ist  der  Flagellat 
TracJielomonas  hispida  Stein.  Der  Körper  hat  eine  ovale  Kapsel 
ausgeschieden,  die  bei  Trachelomonas  hispida  Stachelhöcker 
trägt,  während  die  naheverwandte  Tr.  lagenella  deren  ent- 
behrt. Am  Vorderende  ist  eine  trichterförmige  Öffnung, 
aus  der  die  Geißel  herausragt.  Den  Tieren  ist  große  Be- 
weglichkeit eigen.  Man  bringe  sie  deshalb  zur  Unter- 
suchung in  Quittengelee.  Die  Größe,  der  Formen  ist 
Vso  mm.     (Fig.  73  a,  h.) 

Koloniebildung    bei   Flagellaten    ist   anzutreflFen   bei   der 
Gattung 

Dinobryon.  In  kleinen  glockenförmigen  Gebilden  befindet  sich 
der  Plasmaleib,  von  dem  zwei  Geißeln  ausgehen,  eine 
längere  und  eine  kürzere.  Die  Länge  der 
Organismen,  die  im  Sommer  zu  Millionen 
im  Plankton  angetroffen  werden  beträgt 
Vso  mm.  Wie  bei  Euglena,  so  ist  auch 
hier  ein  roter  Augenfleck  nachweisbar, 
außerdem  ist  das  Vorhandensein  von  zwei 
kontraktilen  Vakuolen  und  zwei  bläulich- 
grünen Chromatophorenplatten  zu   kon- 


Diplosiga. 

Fig.  97. 


Dinobryon  sertularia.  D-  cylindricum.  j  . 

Vergr.  500  : 1.  Fig.  95.  aatUS. 

Fig.  94.  Fig.  96. 

statieren.   Das  Gehäuse  weist  keine  Färbung  auf.   Im  Süß 
Wasser  findet  man  aber  eigenartige  besenförmige  Kolonien 


^  39.   Die  Wimperinfusorien.  §5 

Sobald  nämlich  ein  Tier  sich  zur  Fortpflanzung  anschickt, 
teilt  sich  sein  Zellinhalt  in  zwei  Teile;  der  eine  Teil 
bleibt  in  dem  alten  Gehäuse,  der  andere  wandert  an  die 
Mündung  des  Gehäuses  und  umgibt  sich  mit  einem  neuen 
Gehäuse.  Das  wiederholt  sich  und  so  trifft  man  denn 
derartige  Kolonien  an,  die  den  Anschein  von  ineinander 
gesteckten  Tüten  erwecken  Während  nun  D.  sertularia 
besenreiserartige  Kolonien  bildet,  sind  die  von  D.  zylin- 
dricuni  sowohl  aus  am  Grunde  gebogenen  Einzelindivi- 
duen zusammengesetzt  als  auch  mit  Verzweigungen  ver- 
sehen, wie  sie  auf  nebenstehender  Abbildung  (Fig.  95)  zur 
Darstellung  gebracht  worden  sind.  Bisweilen  sehen  wir 
im  Oberteil  des  glockenförmigen  Gehäuses  ein  bewegliches 
Körperchen,  das  ebenfalls  mit  einer  Geißel  ausgestattet 
ist.  Es  ist  ein  parasitisch  lebender  Flagellat.  Ein  anderer 
parasitierender  Flagellat  ist  Bodo  caudatus,  der  in  Volvo- 
cineen  und  deren  Verwandten  lebt ;  Bodo  caudatus  ist  mit 
zwei  Geißeln  ausgestattet,  deren  eine  kurz  ist. 
Biplosiga  freguentissima  Zachariasi  ist  ein  nur  V50  mm  langer 
Flagellat,  der  auf  den  Algen  des  Planktons  lebt  und  be- 
sonders  die  Kieselalgen  Tahellaria  und  Asterionella  bevor- 
zugt. 

Anmerkung.  Alle  Flagellaten  lassen  sich  gut  mit  Formol  (1  Teil 
käufliches  Formol  und  30  Teile  Wasser)  konservieren. 

§  39.    Die  Wimperinfusorien. 

Die  Wimperinfusorien  weisen  eine  verhärtete  Haut  auf, 
die  mit  reihenweise  angelegten  Wimpern  besetzt  ist,  das  sind 
kleine  Härchen,  deren  eines  auf  die  Bewegung  des  Tieres  ohne 
allen  Einfluß  wäre,  die  aber  gleichzeitig  in  Tätigkeit  tretend, 
nicht  allein  die  Lokomotion  bedingen,  sondern  auch  Nahrung 
aller  Art  mit  herbeistrudeln. 

Wenn  wir  verfaulende  Stoffe  enthaltende  Gewässer  unter- 
suchen, so  finden  wir  in  dem  Wasser  eine  unzählige  Menge 
winziger  Tierchen,  die  in  lebhafter  Bewegung  durch  das  Wasser 


86 


Spezieller  Teil. 


schießen:  es  sind  Paramaecien,  die  über  und  über  mit 
Wimpern  bedeckt  sind.  Seitlich  ist  die  Mundöffnung  gelegen. 
An  dem  einen  Körperende  sind  die  Wimpern  etwas  stärker 
entwickelt.     Seine  Länge  beträgt  Vs  mm. 


Kernkörperchen. 
Kern. 


Wimpergrube. 


Mund. 

Schlund. 
Nahrung  sbläsch  en. 

Kloake,  aus   der  unverdaute 
Reste  ausgestoßen  werden. 


Paramaecium  oder 
Pantoffeltierchen. 

B  =  pulsierende  Vakuo- 
len oder  Bläschen. 

Fig.  98. 


Epistylis  plicahiUs  Ehrenherg,  ein  gestieltes  Wimperinfusor, 
bildet  Kolonien.  Während  bei  den  Vorticellen  der  Stiel 
einziehbar  ist,  ist  der  von  Epistylis  fest.  Die  Länge  eines 
Einzeltieres  ohne  Stiel  beträgt  etwa  Vio  mm,  jeder  Stiel  ist 


§  39.    Die  Wimperin fusorien. 


87 


ca.  ^/2  mm  lang.     Man   trifft  sie  im  Sommer  weniger  frei 
als  vielmehr   auf  den  Copepoden  aufsitzend.     (Fig.  99  a.) 
In    Grundfängen    erbeutet    man    oft    ein    Wimperinfusor, 
dessen    obere    Hälfte    fadenförmig    ist,    während    die    untere 
spindelförmige  Gestalt  und  einen  Kern  und  zwei  Vakuolen  auf- 
weist.    Es  ist  Lacrymaria.     (Fig.  99  b.) 

Ein  mikroskopisch  kleines  Vis  mm  langes,  ^'25  mm  hohes. 
Wimperinfusor,  das  Ähnlichkeit  mit  einer  Meduse  hat,  ist 
Trichodina  pedicula  Ehrenherg ,  das  zumeist  parasitisch  auf 
Krustern  lebt,  aber  durch  seine  drei  Wimperkränze,  deren 
einer  die  Mundöffnung  umgibt,  befähigt  ist,  frei  umher- 
zuschwimmen, a    ' 


Lacrymaria. 

Fig.  99  b. 


Trichodina  pedicula  (Seligo). 
a  von  der  Seite,  6  von  oben. 


Fig.  100. 

Ein  recht  interessantes  auf  den  ersten  Blick  an  Difflugia 
erinnerndes  Gebilde  ist 
Coleps  hirtus.     Der  Körper  ist  birnförmig  und   mit  Wimpern 

bedeckt.     Seine  Länge  beträgt  V20  mm. 


Spezieller  Teil. 


Vielfach  trifft  man  auch  stark  verflachte  Wimperinfusorien 
an,  deren  Bauchseite  anders  gestaltet  ist  als  die  der  Bewimpe- 
rung  entbehrende  Rückenseite,  die  aber  sehr 
starke  Borsten  trägt.    Außerdem  nehmen  wir 
eine  in  zierlichem  Bogen  vom  Mund  bis  in  die 
Körpermitte  herabführende  Strudelrinne  wahr, 
die  sowohl  das  Schwimmen  fördert,  als  auch 
Nahrung  herbeistrudelt      Auf  der  Bauchseite 
sind  ebenfalls  starke  Borsten  nachweisbar,  die, 
aus  mehreren  Wimpern  zusammengesetzt,  als 
Füße  beim  Kriechen  fungieren.    Sehr  oft  ist 
Stylonichia  mytilus  anzutreffen,    ^/s  mm  lang. 
Man   findet    sie    auf   Wasserpflanzen    als 
weiße  sich  drehende  Pünktchen.  (Fig.  lOl.) 
Ein  anderes  Wimperinfusor,  das  in  stehen- 
den   Gevyässern    auf   Algen,    Wasserpflanzen 
sich  ansiedelt  und  dann  wie  ein  weißer  Belag 
erscheint,  ist  das  etwa  1  mm  lange  Trompetentierchen  Stentor 
polymorphus,  dessen  Kern  einer  Perlschnur  ähnlich  sieht. 


Stylonichia  mytilus. 
Fig.  101. 


Trompetentierchen 

Fig.  102. 


§  39.    Die  Wimperinfusorien. 


89 


Carchesiumlolonie  auf  Algenfadeii. 

Fig.  103. 


Carchesium  eingezogen, 

daneben:  sich  streckend. 

Fig.  104. 


Köpfchen  von  Carchesium, 

vergrößert  (500 :  1). 

Fig.  105. 


90 


Spezieller  Teil. 


Ähnlichkeit  mit  der  oben  erwähnten  Epistylis  hat  das 
Glockentierchen  Carchesium  polypinum.  Doch  ist  der  Stiel, 
dem  das  glockenförmige  Vio  mm  lange  Köpfchen  aufsitzt,  kork- 
zieherartig oder  spiralig  einziehbar.  Man  trifft  die  Tierchen 
in  Kolonien  auf  Algen  und  Krustern  (selbst  Fischen),  wo  sie 
einen  schimmelartigen  Beleg  bilden.  Besonders  in  trüben, 
mit  faulenden  Stoffen  erfüllten  stehenden  Gewässern  ge- 
deiht es. 

§  40.    Die  Amoeben  oder  Wurzelfüßer. 

Die  Wurzelfüßer,  jene  kleinen  Urtierchen,  die  lediglich  ein 
Plasmaklümpchen  darstellen  und  vielfach  in  einem  sclbst- 
gebauten,  winzigen  Häuschen  wohnend,  angetroffen  werden, 
das  für  die  Bestimmung  der  Art  wertvoll  ist,  hausen  auf 
Algenfäden   und    können    auch  sonst   im   Plankton  gefunden 


Amoeha  proteus. 

Fig.  106. 

DieScheinfüßchen  umfließen  rechts  eine  ein- 
zellige Alge.  Andere  Algen  (Kieselalgen) 
sind  schon  ganz  oder  teilweise  im  "Körper 
aufgenommen.  \b  =  Nahrungsblase  ;  B  pul- 
sierendes Bläschen  (Vakuole);  K  =  Kern. 
(Vergr.  HO.)    Aus  Scnmeil. 


J 

Amoeha  Umax. 

Fig.  107. 

Vier  Exemplare  zwischen 
Spaltpilzen  des  Strohauf- 
gusses. 

500  mal  vergr. 

Aus  Schmeil. 


werden.  Langsam  —  unendlich  langsam  kriechen  sie  auf  den 
Fäden  umher.  Ehe  wir  uns  einige  besonders  interessante  Ver- 
treter der  Amoeben  betrachten ,  wollen  wir  uns  ein  Tierchen 
seinem  Bau  nach  vorführen  und  zwar  die  Amoeha  proteus  — 
das  Wechseltierchen. 


§  40.    Die  Amoeten  oder  Wurzelfüßer. 


91 


Das  Wechseltierchen  stellt  ein  Plasmaklümpchen  dar. 
Wir  legen  ein  derartiges  Gebilde  in  Wasser  auf  einen  Objekt- 
träger unter  das  Mikroskop,  blenden  das  Licht  ab,  das  der 
Spiegel  reflektiert,  und  stellen  ein  5  cm  hohes,  15  cm  breites 
Stück  Pappe,  das  wir  zweimal  gebrochen  haben,  schirmartig 
auf  den  Objekttisch  des  Mikroskops,  damit  dem  Licht  mög- 
lichst wenig  Zutritt  gestattet  ist.  Nach  diesen  Vorbereitungen 
werden  wir  wahrnehmen,  wie  die  Amöbe  plötzlich  beweglich 
wird;  aus  dem  Körper  läßt  sie  Füßchen,  sogenannte  Schein- 
füßchen,  Pseudopodien,  hervorfließen.  Wir  können  jetzt  auch 
deutlicher    den    Inhalt    der    Amöbe    wahrnehmen.      In    einer 


Arcella. 


Arcella  von  oben. 
Fig.  108. 


Arcella  von  der  Seite. 


körnigen  Substanz  erblicken  wir  ein  größeres  rundes  Gebilde, 
das  unverändert  in  seiner  Gestalt  verharrt,  den  Zellkern  und 
ein  anderes  helles  Gebilde,  das  nach  wenig  Augenblicken  ver- 
schwindet, die  pulsierende  Vakuole,  die  die  Rolle  der  Niere 
und  Lunge  spielt,  d.  h.  verbrauchte  Stoffe  aus  dem  Körper 
befördert. 

Von  den  Wurzelfüßern  des  Süßwassers  sei  zuerst  eines 
gedacht,  des  größten  heimischen,  der  Pelomyxa  palustris,  die 
eine  Größe  von  etwa  2  mm  erreicht.  Da  diese  Formen  be- 
ständig ihre  Gestalt  wechseln,  so  heißen  sie  eben  Wechsel- 
tierchen. Die  Pelomyxa  stellt  ein  nacktes  Plasmaklümpchen 
dar,  sie  besitzt  kein  Haus. 


92 


.Spezieller  Teil. 


Von  den  Formen,  die  ein  mehr  oder  weniger  kunstvolles 
Gehäuse  tragen,  seien  folgende  erwähnt: 

Die  in  unseren  Teichen  häufig  auf  der  Wasseroberfläche 
schwimmende  bräunliche  Ärcella  vulgaris,  deren  Plasmakörper 
in  einem  halbkugellinsenförmigen  Gehäuse  steckt,  das  aus 
kleinen,  zierlichen  „prismatischen  Stäbchen"  besteht.  Bei 
etwa  ^200facher  Vergrößerung  ruft  die  Schale  den  Eindruck 
hervor,  als  sei  sie  mit  winzigen  Pünktchen 
besetzt.  Diese  Ar  cell  a  scheidet  Luftbläschen 
aus,  die  sich  im  Gehäuse  ansammeln  und 
so  gewissermaßen  als  „Auftrieb"  wirken. 

Ein  birn förmiges,  oben  abgerundetes  Ge- 
häuse hat  Difflugia  piriformis,  in  deren  Schale 
Sandkörner       eingebettet 
liegen. 

Andere  Difflugien,  deren 
Schale    mit    Sandkörpern 


Difflugia 
piriformis. 

Fig.  109. 


Difflugia  acuminata. 

Fig.  110. 


Difflugia  urceolata. 

Fig.  111, 


usw.  bedeckt  ist,  und   welche  nur  durch  die  Form  ihres  Ge- 
häuses unterscheidbar  sind,  sind 
Difflugia  spiralis,    deren   ampullenartiges   Gehäuse   der  I^orm 

nach  an  die  Bauten  der  Webervögel  erinnert  (Fig.  113), 
Difflugia  acuminata,   deren  Gehäuse  spitz   verläuft  und  außer 

kleinen    Fremdkörpern    als    Steinchen    usw.    auch    leere 

Schalen  von  Diatomeen  trägt.    (Fig.  110.) 
Difflugia  urceolata  hat  Ähnlichkeit  mit  einer  Ampel.    (Fig.  111.) 


§  40.   Die  Amoeben  oder  Wurzelfüßer.  93 

Centropyxis  erscheint  wie  ein  winziger  Seeigel,   insofern  seine 
Schale  noch  stachelige  Auswüchse  aufweist.    (Fig.  112.) 


Centropyxis.  Difflugia  spiralis. 

Fig.  112.  Fig.  113. 

Hatten    die   Difflugien    ihre   Schalen    mit  Fremdkörpern    als 
Sandkörnchen,  Diatomeenschalen  durchsetzt,  ähnelten  sie  ihrem 


Kuglypha  aheoJata.  Quadrula.  Hyalosphenia. 

Fig.  114.  Fig.  115.  Fig.  116. 

Aussehen  nach  den  Gehäusen  der  Phryganiden,  Köcherfliegen, 
die  natürlich  große  Gebilde  darstellen,  während  den  Difflugien, 


94 


Spezieller  Teil. 


deren  Gehäuse  nie  aus  Kalk,  sondern  aus  Kieselsäure  oder 
aus  Chitin  bestehen,  nur  eine  Größe  von  ^/lo — Vis  mm  zu- 
kommt, so  haben  andere  Wurzelfüßer  dünne,  birnenförmige 
Schalen,  die  der  unregelmäßigen  Fremdkörper  entbehren. 


Gehäuse  mit 
Cyphoderia  (kriechend),  Cyphoderia.  Fremdkörpern. 

Fig.  117  a.  Fig.  117  b.  Fig.  118. 

Euglypha  dlveolata,  deren  Länge  ■^/i4  mm,  deren  Breite  Vao  mm 
beträgt,  hat  eine  aus  ovalen  Täf eichen  zusammengesetzte 
Schale.  Bisweilen  kann  man  die  Euglyphen  in  anderer 
Form,  antreffen,  im  Innern  ein  rundes  Gebilde,  die  Schale 
mit  Stacheln  versehen.  Wir  haben  hier  eine  „eingekapselte" 
Euglypha  vor  uns,  da  sie  besonders  im  Winter,  wenn  die 
seichten  Gewässer  zufrieren,  oder  im  Sommer,  wenn  sie 
austrocknen,  zu  dieser  „Ency stierung",  Einkapselung,  ihre 
Zuflucht  nimmt.  Bei  Euglypha  alveolata  ist  der  Rand 
scheinbar  „ausgebogen",  bei  der 

Quadrula  symmetrica,  deren  Schale,  wie  schon  der  Name  sagt, 
aus  zierlichen  Quadraten  besteht  und  ebenfalls  birnen- 
förmige Gestalt  aufweist,  ist  der  Schalenrand  „gerade". 

Ein  Ausscheidungsprodukt,  wie  die  Schale  der  Muscheln  aus 
deren  Mantel,  ist  die  Schale  der  Hyalosphenia,  deren  Proto- 


§  40.   Die  Amoeben  oder  Wurzelfüßer.  95 

plasmaleib  in  dem  durchsichtigen  Gehäuse  aufgehängt  ist 
(Fig.  116).  _ 
Aus  kleinen,  gleichgroßen  Steinchen  ist  auch  das  langgestreckte 
Gehäuse  der  Cyphoderia  zusammengesetzt,  das  auf  Abb.  Ii7a 
und  b  veranschaulicht  wurde. 

Tabelle. 
An  Algenfäden  lebend,   mit  fingerförmigen  Pseudopodien 
(Ausnahme  Euglypha!) 

a)  mit  Gehäuse: 

1.  aus  Fremdkörpern  (Fig.  118)  (Sandkörnchen  von  ver- 
schiedener Größe) : 

I.    bim  förmig,  oben  abgerundet :  Biffhigia  piriformis. 

Größe  ca.  ^/i  5  mm ; 
II.    ampullenartig,  Difflugiaspiralis.  Größe  ca. ^/lo  mm; 

III.  ampelf örmig,  Difflugia  urceolata.  Größe  ca.  ^!i 0  mm ; 

IV.  seeigelartig,  mit  Stacheln  versehen,  Centropyxis. 
Größe  ca.  ^!i2  mm; 

2.  aus  Plättchen  zusammengesetzt: 

I.  ovale  Täf eichen,  Rand  „ausgebogt",  Euglypha 
alveolata.  Größe  Vis  mm  (wenn  im  Winter 
angetroffen  oder  im  Sommer  in  ausgetrockneten 
Gewässern,  dann  mit  Stacheln  versehen !).  Faden- 
förmige Pseudopodien. 
II.  quadratische  Plättchen,  Rand  gerade,  Quadrula 
symmetrica.     Größe  ca.  Vis  mm. 

3.  flach,  linsenartig,  auf  Wasseroberfläche,  Schale 
mit  prismatischen  Stäbchen  versehen: 

Ärcella  vulgaris,   Größe  ca.  Vi 2  mm  breit,    Vao  mm 
Durchmesser. 

4.  durchsichtig,  Plasmakörper  aufgehängt: 

Hyalosphenia,  Größe  ^/i4  mm. 

b)  ohne  Gehäuse: 

1.  im  Schlamm  lebend: 

Pelomyxa,  ca.  2  mm  großes  Plasmaklümpchen. 

2.  freischwimmend  oder  auf  Algenfäden  sitzend: 

Amoeha  proteus,  ca,  V2  mm  groß. 


96 


Spezieller  Teil. 


§  41.    Sonnentierchen. 

Prächtige  Formen  sind  die  in  Sümpfen  angetroffenen 
HeUozoen  oder  Sonnentierchen,  deren  Körper  entweder  wie 
das  bekannte  Actinosphaermm  EicJihorni  des  Skeletts  ermangeln 
kann,  oder  eine  aus  Chitin  bestehende  Gitterkugel  darstellt, 
aus  deren  Öffnungen  die  Pseudopodien,  die  Scheinfüßchen, 
ausgestreckt  werden,  so  daß  ein  sonnenartiges  Gebilde  ent- 
steht, dessen  Kern  im  Mittel- 
punkt liegt.  Betrachten  wir  uns 
das  mitunter  stecknadelkopfgroße 
blaßmilchfarbene  J^c^mospÄaermw 


i       \ 

Sonnentierchen  mit  einem  eben 

erbeuteten  Infusorium. 

(Aus  Schmeil.) 

Fig.  119. 


Clathrulina. 

Fig.  120. 


genauer,  so  sehen  wir,  daß  der  Körper  zwei  Schichten  auf- 
weist, eine  größere  Rinden-  und  eine  innere  Markschicht. 
Die  Rindenschicht  weist  die  kontraktilen  Vakuolen  auf,  die 
innere  umgibt  den  Plasmaleib,  der  gitterartig  erscheint  und 
viele  Kerne  enthält.  Aus  der  inneren  Kugel  werden  nun  die 
feinen  Strahlen  entsandt,  die  die  Scheinfüßchen  (Achsenfäden 
mit  Protoplasmaüberzug)  repräsentieren. 


§  42.    Wasserkäfer. 


97 


Clathrulina  elegcms  besitzt  als  Skelett  eine  Gitterkugel ,  die 
sogar  gestielt  ist.  Aus  der  durchbrochenen  Rindenschicht 
ragen  die  Scheinfüßchen  heraus.  —  Vio  mm  groß. 

Adinophrys  sol  hat  einen  Durchmesser  von  etwa  ^20 — V30  mm. 

Actinosphaerium ,  blaß  milchfarben,  etwa  stecknadelkopfgroß, 
2  Schichten,  die  äußere  trägt  Vacuolen,  die  innere  ent- 
hält Marksubstanz.     -  1  mm. 

Adinophrys  hat  Hornskelett,  kleiner  als  Adinosphaerium. 


Sonnentierchen  (durchschnitten  gedacht). 

(Aus  Schmeil.) 

Figur  121. 


§  42.    Wasserkäfer. 
Höchst  interessant  sind  die  Wasserkäfer  und  deren  Larven, 
die   oft  in  Süßwasserplanktonfängen  mit  angetroffen   werden, 


Schur  ig,  Hydrobiologisches  und  Planktonpraktikum. 


98 


Spezieller  Teil. 


obwohl  sie  keine  dem  Plankton  zugehörigen  Organismen  dar- 
stellen. Natürlich  können  wir  nur  die  Hauptgattungen  an- 
führen. Diejenigen,  die  tiefer  in  die  übrigens  wegen  ihrer 
Kleinheit  schwierig  zu  unterscheidenden  Species  eindringen 
wollen,  verweisen  wir  auf  ein  ausgezeichnetes  Käferbuch,  von 
dem  ein  Band  mit  40  Tafeln  bereits  vorliegt:  Reitter, 
Fauna  germanica,  Verlag  Lutz,  Stuttgart,  dessen  billiger  Preis, 
2  Mk.  pro  Jahr,  wohl  jedem  die  Anschaffung  ermöglicht,  da 
jedes  Jahr  ein  neuer  Band  erscheint. 

Die  Wasserkäfer  sind  in  folgende  Familien  einzuteilen: 

1.    Die  Halipliden  mit  3  Gattungen: 

a)  Brychius,  blaßgelb  mit  viereckigem  Halsschild,  Körper- 
länge 4  mm; 

b)  Haliplus,  blaßgelb  mit  trapezförmigem  Halsschild,  das 
an  der  Basis  am  breitesten  ist,  Größe  4  mm; 

c)  Cnemidotus ,   rötlichgelb   mit   stark  gewölbtem  Körper 
und  grob  punktierten  Flügeldecken. 

Schwimmart  sämtlicher:  Abwechselnde  Bewegung 
der  Hinterbeine, 
a)  Von  der 

Gattung  Brychius 
lebt  in  Deutschland  nur  eine  Form  in  langsam  dahinfließen- 
den Gewässern:  Brychius  elevatus,  Größe  4  mm.  Farbe  blaß- 
gelb, Halsschildchen  viereckig,  in  der  Mitte  links 
und  rechts  breiter  (Fig.  122).  Langgestreckte  Flügel- 
decken. 


I. 


^ryckius 
Fig.'ja2. 


Fig.  123. 


Fig.  15J4. 


§  42.    Wasserkäfer. 


99 


b)  Bei  der 

Gattung   Haliplus 

finden  wir  das  Halsschildchen  trapezförmig,  also  an  der  Basis 
breiter  wie   an   der   Spitze.     Die   Flügeldecken   weisen  lange 


C/iemidotiu 


//a-iiiolLcs  anvcentu 
Fig.:jl25. 


Jialipm       Min  v!  '^ 
■miirrnrt,        \\ ,'.'.  iJL'',  '.# 


nucrofi. 


Fig.  126. 


Fig.  127. 


Punktstreifen  auf  und  außerdem  schwarze  Zeichnungen.  Die 
Hauptfarbe  ist  entweder  rostrot  {H.  mucronatus,  4,2  mm  lang, 
H.  fulvus  4,2  mm  lang,  H.  flavicollis  2,5  mm  [häufig  bei  Köslin], 
Fühler,  Halsschild  und  Beine  gelb,  Körper  oval)  oder  blaß- 
gelb {II.  amoenus  3,5  mm,  Halsschild  ohne  Basalzeichnung, 
Längsstreifung  der  Flügeldecken). 

c)  Die  Gattung  Cnemidotus 
unterscheidet  sich  von  Haliplus  eigentlich  nur  durch  die  stark 
gewölbte  Kugelform,   die  breiter  ist  als  die  von  Haliplus  und 
durch  die  grobpunktierten  Längsstreifen  der  Flügeldecken. 

Cnemidotus  caesus,  schmutzig  rotgelb, 
Größe  3,6  mm;  überall  in  Deutschland  an- 
zutreffen. 


2.    Fainih'e  der  Hygrobüden. 

Gattung  Hygrohria. 
Species:  H.  tarda.  Farbe  gelblich- 
braun bis  rostrot.  Größe  9 — 10  mm.  Auf 
beiden  Flügeldecken  ist  eine  schwarze,  zu- 
sammenhängende, mit  Ausläufern  versehene 
Färbung  nachweisbar.  Das  Halsschild  weist  eine  schwarze, 
^U  des  Halsschildes  einnehmende  Basallinie  und   eine  obere. 


Jiy^roUa 
tarda. 


Fig.  128. 


100 


Spezieller  Teil. 


Liscküd, 


gebogene,  schwarze  Grenzlinie  auf.    Bewegtbeim  Schwim. 
men   die   Hinterbeine   abwechselnd. 

3.    Familie  der  Dytisciden. 

Schwimmart:  Während  die  Halipliden  und  Hygro- 
biiden  beim  Schwimmen  die  Hinterbeine  ab- 
wechselnd bewegen,  gleiten  die  eigentlichen  Schwimmkäfer 
durchs  Wasser,  indem  sie  gleichzeitig  mit  beiden 
Hinterbeinen  kräftige  Stöße  ausführen.  Sie  unterscheiden 
sich  von  den  oben  erwähnten  Halipliden 
und  Hygrobiiden  in  erster  Linie  dadurch, 
daß  der  Kopf  wenig  deutlich  sich  vom 
Körper  abhebt.  Der  Körper  (d.  h.  Kopf, 
Brust,  Hinterteil)  stellt  vielmehr  ein  ovales 
Gebilde  dar. 

Wir  wollen  eine  kurze  Tabelle  hier 
folgen  lassen,  um  die  Hauptgattungen 
besser  unterscheiden  zu  können. 

Nebenstehende    Figur    soll    uns    das 
Schema  für  einen   Dytisciden   vorführen. 
Bei  den  Dytisciden  unterscheiden  wir  fünf  Hauptgattungen  : 

I.  Frage: 

Ist  der  Käfer,  der  die  Merkmale  eines  Dytisciden  hat, 
a)  über  12  mm  groß  oder  b)  höchstens  6  mm? 

Wenn  a,  dann  muß  er  Schildchen  (S)  aufweisen  und  ge- 
hört dann  entweder  den  Dytisciden  oder  den  Colymbe- 
tinen  oder  der  Gattung  Äcüius  an. 

Wenn  b,  dann  haben  wir  einen  Vertreter  der  Hydro- 
porinen  oder  Noterinen  vor  uns. 

Ad  a:   H.  Frage: 

Ist   das  Halsschild    und    der   Flügeldeckenrand  {F)   mit 
gelben   Rändern   versehen?    Wird    dadurch    im   Hals- 
schild ein  dunkles,  schwarzblaues  Trapez  eingeschlossen? 
Antwort:    Ja.    Dytiscinen  (Fig.  130). 
Antwort :  Nein.   Colymbetinen.  Cybister :  Nur  gelbei 


/".  nügeldtcKen  rouid 
S  =  Schildchen. 
Fig.  129. 


§  42.   Wasserkäfer. 


101 


Längsrand  am  Halsschild  und  Flügelrand.    Farbe 
dunkelgrün-schwarz  (Figur  131). 


Fig.  130. 

Gelbrand.    Dyticus  marginalis. 

Das  Männchen  nimmt   soeben  Luft  auf.    "Weibchen  und  Larve  verzehren 

eine  tote  Kaulquappe. 

Die  drei  ersten  Fußglieder  der  Vorderbeine  des  Männchens  sind  zu  starken 

Saugscheiben  ausgestaltet.    (Aus  Schmeil.) 

III.  Frage: 

Ist  der  gelbe  Rand  nur  auf  das  Halsschild   beschränkt 
und  ist  in  dem  schwarzen  Trapez  ein  gelber,   hantel- 


SMer  lainasranä, 

Qiierrcuial,,  derietj/j-lü. 
cuiam  .McUisJuU  'Un. 
Profit}  n.rdcn,  Unaj- 
miui  dUdeC  fr  Alt 

SeLöerjRand 


Fig.  131. 


y^ciliui  (schem.) 

Fig.  132. 


artig  gebogener,  beim  Männchen  breiterer  Streifen  vor- 
handen ? 

Antwort:    Ja.    Acilius  (Figur  132). 


102 


Spezieller  Teil. 


Ad  b:    II.  Frage: 

Bestehen   die   Tarsen  (Endgliederchen)   der  Vorder-  und 
Mittelfüße  aus  vier  oder  fünf  Gliedern? 

Aus  4:  Hydroporinen  (außerdem  1. — 3.  End- 


Färbung 
rötlichbraun. 
Körper  oval. 

Keine 
Schildchen. 


^t-fot^ 


glied  verbreitert.) 
(Schiene  gebogen  und 
mit  Fortsatz.    Beim 
Männchen     in     der 
Mitte    verbreiterter 
Fühler). 
Aus    5 :    Laccophüus :    ohne    Strichzeichnung 
auf  Halsschild.     Grundbewohner.     Größe 
3,5—4,5  mm  (Figur  134). 


[Größe  2,3—6  mm] 
Aus  5 :  Noterini:  Strich- 
zeichnung auf  Hals- 
schild : 
[Größe  3,6—4,5  mm] 


Note. 


ras 


Fükkrdes 
ääntidieiis 


tfUtMa  ton.  IiwccofJi  iht 


Fig.  133. 


Fig.  13i. 


4.   Familie  der  Kolbenwasserkäfer:  Hydrophih'den. 

Hierher  gehört  unser  großer  Wasserkäfer,  der  etwa  4  bis 
5  cm  lang  ist.  Seine  Farbe  ist  pechschwarz.  Den  Namen 
hat  er  von  den  kolbenartigen  Fühlern.  Er  schwimmt,  indem 
er  abwechselnd  die  Hinter-  und  Mittelbeine  einer  Seite  zu- 
gleich bewegt,  er  „pudelt"  also;  er  „torkelt"  hin  und  her,  wenn 
dieser  Ausdruck  gestattet  ist.  (Fig.  135  auf  S.  102.)  Kleiner 
ist  Hydrous,  der  aber  sonst  seinem  großen  Verwandten  gleicht 
(1,7  cm). 

5.   Familie  der  Gyriniden. 

Größe  5 — 7  mm.  Metallglanz.  Schildchen  vorhanden. 
Die   Gyriniden  sind   bekannt  als   Taumel-   oder  Kreiselkäfer. 


§  42.    Wasserkäfer, 


103 


Sie  schwimmen  äußerst  schnell  an  der  Oberfläche  des  Wassers 
in  Schleifenform,  wobei  der  Rücken  aus  dem  Wasser  heraus- 
ragt, um  bei  nahender  Gefahr  sofort  dem  Grunde  des  Ge- 
wässers zuzustreben.    Die  Augen  der  Gyriniden  sind  je  durch 


Mg.  135. 

Grofser  Kolbenuasserkäfer. 

Unter  dem  Blatt  der  Eikokon  mit  dem  Schornstein  für  die  Atmung. 
(Aus  Schmeil.) 

ein  Chitinband  in  zwei  Teile  geteilt,  einen 
oberen,  der  beim  Schwimmen  an  der  Wasser- 
oberfläche das  über  ihm  Geschehende  wahr- 
zunehmen vermag,  während  die  untere  Hälfte 
das  unter  ihm  Befindliche  zu  gleicher  Zeit  be- 
obachtet. 

Eigenartig  ist  die  Gestaltung  der  Beine :      Eikokon  geöffnet. 

Die  Vorderbeine  sind  normal  lang  entwickelt,  da- 
gegen ist  das  zweite  und  dritte  Beinpaar  ganz  ver- 
kürzt, aber  stark  verbreitert.  Die  Enden  ragen  nur  un- 
merklich über  den  Flügelrand  beiderseits  heraus* 

Zum  Bestimmen  seien  folgende  Merkmale  angegeben: 

Körperform:  oval:  Gyrinus.  Äulonogyrus  mit  gelbem 
Seitenrand.     (Fig.  137.) 

Körperform:  nicht  oval:    Oredochilus     (Fig.  138.) 


104 


Spezieller  Teil. 


Gattung    Gyrinus. 
Das  Hinterleibsende  ragt  halbkugelförmig  über  die  Flügel- 
decken  hervor.     Das  Halsschild   trägt   eine   Querfurche.     Die 
Flügeldecken    tragen    Punktreihen,     Länge    4 — 7    mm.      Die 
Rückenseite  ist  schwarz  und  weist  Metallglanz  auf.    (Fig.  136.) 


a 


3yrmm  (Oimrfvwckt 
uf  HahschilA 


AulorioQYraS 


Orectoehilui 
Fig.  138. 


Fig.  136.  Fig.  137. 

Gattung  Aulonogyrus. 
Äußere  Körpergestalt  wie  Gyrinus^  doch  trägt 
Aulonogyrus     beiderseits     einen     gelben     Längs, 
streifen.      Beine     gelblichbraun. 
Körper   blau.     Halsschild   grün- 
lich.    Länge   6  mm.     (Fig.  137.) 

Gattung  Orectochilus. 
f'lügeldecken  fein  punktiert 
und  behaart.  Keine  Punkt- 
streifen. Flügeldecken  seitlich 
zusammengedrückt  -  abgestumpft. 
Kopf  dreieckig,  Länge  6  mm. 
Hinterleibsende  ragt  spitz  hervor. 

Larven. 

Die  Larven 
a)  der  Halipliden  sind  14  mm  lang,   mit   5  mm   langem  An- 
hang.    Der  Kopf  ist  zusammengedrückt  und  hat  jederseits 
6  Ozellen  (Augen)  (Fig.  139); 

*)  Nach  Lutz  aus  Reitter. 


Larve  von 
Hah'pliis  *). 

Fig.  139. 


§  42.    Wasserkäfer. 


105 


b)  der  Hygrobiiden  sind  14  mm  lang,  mit  drei  je  8  mm  langen 
Endanhängen.  Hinterleib  8  Segmente.  Kopf  und  erster 
Thorakalring  je  so  groß  wie  die  drei  folgenden  Ringe  zu- 
sammen (Körpergestalt  ähnelnd  dem  „Zuckergast"  oder 
„Fischchen"); 

der  Hydroporinen  sind  ca.  8  mm  lang.  Körper  „fischchen- 
äHnlich".  Kopf  in  lange  „Nase"  ausgezogen.  Körper  un- 
behaart, in  langem  Fortsatz  endend.  Zwei  lange  Cerci  mit 
Borsten  (Fig.  140); 


c) 


Larve  der 

Larve  von 

Hydroporinen  *). 

Larve  von  Laccophilus. 

Colymbetinen 

Fig.  140. 

Fig.  141. 

Fig.  142. 

d)  von  Laccophilus  haben  runden  Kopf,  der  gegen  den  10  mm 
langen  Körper  deutlich  abgesetzt  ist.  Lange  Füße  mit 
Schwimmborsten.  Zwei  Cerci  mit  Borsten  (vier  besonders 
lang!)  (Fig.  141); 

e)  von  Colymbetinen  sind  ca.  15  mm  lang,  ohne  die  7  mm 
langen  beiden  Cerci.  Keine  Schweb-Schwimmborsten. 
Kopf  pentagonartig.  Jedes  Segment  mit  Kreuzstern- 
zeichnung (Fig.  142); 

*)  Nach  Lutz  aus  Reitter. 


106  Spezieller  Teil. 

f)  von  Acüius  und  Dytiscus  ähnlich;  beide  spindelförmig;  bei 
Acilius  Oberseite  rötlich.  Vorbrustring  kegelförmig  (sich 
verjüngend).     Cerci  unbehaart  und  kurz.     3,5  cm  lang; 

g)  von  Dytiscus  dem  vorigen  ähnlich,  doch  Cerci  behaart. 
Mächtige  sichelförmige  Packzangen.    5  cm  lang  (Fig.  130); 

h)  von  Hydrophilus  hat  nicht  (wie  alle  Schwimmkäfer)  zwei 
; 


Larve  von  Acilius.         Larve  von        Larve  von  Larve  von 

(Endstück  plattenförmig.)JPr!/c?ro^/w7MS.       Hydroits.  Gyrinus, 

Fig.  U3.  Fig.  144a.  Fig.  144b.  Fig.  145. 

Klauen  am  Fuße,  sondern  nur  eine.  Länge  5  cm.  Innen- 
seite des  Oberkiefers  mit  Höckern  versehen.  Beine  stark, 
mit  Schwimmborsten  versehen.  Die  zwei  letzten  Bein- 
paare werden  beim  Schwimmen  gleichzeitig  bewegt; 

i)  von  Hydrous  ist  in  Fig.  144b  zur  Darstellung  gebracht; 

k)  Larve  von  Gyrinus  ist  12  mm  lang.  Hinterleib  mit  neun 
Segmenten.  Am  neunten  Segment  vier  Trachenkiemen, 
beiderseits   zwei,   an  jedem   der  übrigen  acht  Hinterleibs- 


§  48.   Rhynchoten  oder  Schnabelkerfe.  107 

Segmente  jederseits  nur  eine  Trachenkieme.   Alle  Trachen- 
kiemen  bewimpert. 

§  43.    Bhynchoten  oder  Schnabelkerfe. 

Ähnlich  den  oben  besprochenen  Gyriniden  leben  einige 
Schnabelkerfe  auf  der  Wasseroberfläche,  andere  im  Wasser. 
Sie  haben,  wie  schon  der  Name  andeutet,  einen  Rüssel,  der 
zum  Saugen  und  Stechen  bestimmt  ist.  Besonders  die  ge- 
meine Ruderwanze  Notonecta  glauca  vermag  derartige  Stiche  zu 
versetzen,  daß  man  einen  Immenstich  erhalten  zu  haben  glaubt. 
Deshalb  ist  Vorsicht  beim  Fassen  der  Ruderwanze  am  Platze. 

Wir  unterscheiden  nun 

1.  solche  Rhynchoten,  welche  im  Wasser  umherschwimmen, 

2.  „  „  „         „  „       auf  Pflanzen  dahin- 
kriechen, 

3.  solche  Rhynchoten,  welche  auf  dem  Wasser  ihr  Dasein 
führen, 

und   bezeichnen   die   ersten   als  Schwimmer,   die   zweiten   als 
Kriecher,  die  dritten  als  Läufer. 

1.   Schwimmer. 

Hier  sei  zuerst  der  gemeinen  Ruderwanze,  des  Rücken- 
schwimmers Notonecta  gedacht,  der  mit  der  Bauchseite  nach 
oben  umherschwimmt.  Die  Farbe  der  Rückenseite  ist  grau- 
gelb, infolge  der  daran  befindlichen  Luft  im  Wasser  silber- 
weiß, die  Bauchseite  schwarz. 

Das  etwa  2  cm  lange  Tier  rudert  mit  dem  dritten  sehr 
langen  mit  „Schwebborsten"  reich  versehenen  Beinpaare,  dessen 
Länge  der  des  ganzen  Tieres  gleichkommt.  Die  beiden  ersten 
Beinpaare  dienen  zum  Fassen  der  Beute,  die  mit  dem  langen, 
sehr  spitzen  Saugrüssel  ausgesaugt  wird,  da  sämtliche  Rhyn- 
choten (vielleicht  mit  Ausnahme  von  Corixa)  von  flüssiger  oder 
verflüssigter  Nahrung  leben. 

Der  kleinste  Rückenschwimmer  ist  die  2,5  mm  lange  Flea 
minutissima. 

Eine  andere  Gattung  der  schwimmenden  Schnabelkerfe  ist 
die  Gattung  Naucoris,  ca.  15  mm  lang.     Das  Körper  ende  von 


108 


Spezieller  Teil. 


t'  z 


'Wasserwanzen. 

Fig.  146. 
1.   Rückenschwimmer  oder  Ruderwanze;  2.  Wasserskorpion;  .3.  WasserlÄufer. 

Naucoris,   der  Schwimmwanze,   verläuft  spitz.     Brustabschnitt 
deutlich  durch  Einschnürung  vom  Hinterleib  getrennt. 


Naiicoris  (nach  Roth). 
Fig.  147. 


Corixa  (nach  Roth). 
Fig.  148. 


§  43.   Rhynchoten  oder  Schnabelkerfe. 


109 


Die  Gattung  Corixa  unterscheidet  sich  dadurch  von  der 
vorhergehenden,  daß  das  Körperende  von  Corixa  abgerundet 
ist.  Die  Länge  beträgt  ca.  16  mm.  Das  zweite  Beinpaar  ist 
länger  und  dünner  als  das  mit  Schwimmborsten  ausgestattete 
dritte  Beinpaar.  Der  Körper  weist  keine  Einschnürungen  auf. 
Beim  Schwimmen  trägt  Corixa  die  Rückenseite  nach  oben  ge- 
richtet. 

2.    Kriecher. 

Hier  sind  zwei  absonderliche  Formen  zu  erwähnen.     Die 
eine  stellt  ihrem  Äußeren  nach  ein  Mittelding  zwischen  einer 
Stabheuschrecke  und  einer  Gottes- 
anbeterin (Mantis)  dar,  die  freilich 
beide   auf  dem  Lande   leben  und 
helle  Färbung  zeigen.  Dieses  merk- 
würdige Geschöpf  heißt  Banaira, 
die  Stabwanze.    Die  an  die  Raub- 
beine der  Gespenstheuschrecke  er- 
innernden    scharfen     Vorderfüße 
werden  zum   Erfassen   der  Beute 
benutzt  und  aufwärts  gerichtet  ge- 
tragen. Wie  beim  Wasserskorpion, 
so   finden   sich   auch  bei  Ranatra 
zwei  lange  Atemröhren  am  Hinter- 
leibsende.    Es   erweckt    den   An- 
schein,  als  ob  nur  eine  Röhre   vorhanden  sei.     1^ 
Netz   wird   man   die   4  cm  langen,   mit   etwa  3  cm 
langen   Atemröhren   ausgestatteten   Tiere   oft  über- 
sehen, da  sie  bewegungslos  dasitzen  und  man  wird 
sie  eher  für  ein  Hälmchen,  ein  Stückchen  schwarzes 
Holz  als  für  ein  Tier  halten.     Wie   die   Stabheu- 
schrecke bewegungslos  auf  dem  Zweiglein  sitzt  oder 
hängt,   so  finden  wir  auch  die  Stabwanzen  auf  den 
Blättern  der  Wasserpflanzen  sitzend,   die  Raubfüße 
(erstes   Beinpaar),    zum   Erfassen  der  Beute   bereit 
erhoben,  Kopf  und  Brustteil  nach  unten,  Hinterleib  Stdbwanze. 
mit  Atemröhren  aufwärts  gerichtet  getragen.  '^'  ^*^* 


HO  Spezieller  Teil, 

Die  andere  Form  ist  der  Wasserskorpion,  der  leicht  zu 
erkennen  ist.  Man  hat  auch  hin  und  wieder  Gelegenheit,  diese 
Tiere  fliegen  zu  sehen,  wobei  dann  der  rote  Rücken  besonders 
schön  hervortritt.  Arn  Hinterleibsende  finden  sich  die  langen 
Atemröhren.  Das  erste  Beinpaar  ist  zu  Raubzangen  um- 
gewandelt, mit  denen  die  Beute  ergriffen  wird.  Die  Eier  des 
Wasserskorpions  erinnern  ihrem  Aussehen  nach  an  kleine  Süß- 
wasserpolypen. Die  vermeintlichen  Fangarme  stellen  aber  Luft- 
leiter dar.     (Fig.  146.) 

3.   Läufer. 

Wer  an  stehenden  oder  träge  dahinfließenden  Gewässern 
vorüberwandert,  kann  oft  auf  dem  Wasserspiegel  eigenartig 
laufende  oder  hüpfende  Tiere  wahrnehmen,  die  ebenfalls  der 
Ordnung  Schnabelkerfe  zuzuzählen  sind.  Ich  meine  die 
Wasserläufer  mit  der  Gattung  Hyärometra.  Warum  sinken 
die  Tiere  nicht  ein?  Die  ganze  stark  behaarte  Bauchseite  ist 
fettig,  verhindert  also  die  Benetzung  durch  Wasser.  Die 
Beine  werden  weit  gespreizt  getragen  und  liegen  förmlich  der 
Wasseroberfläche  auf.     (Fig.  146,  3.) 

§  44.    Zweiflüglerlarveii. 

Ganz  eigentümlichen  Geschöpfen  begegnen  wir  unter  den 
Zweiflüglerlarven.  Während  die  ausgebildeten  Tiere  lediglich 
Land-  und  Luftbewohner  sind,  leben  deren  Larven  im  Wasser, 
und  doch  gibt  es  eine  Ausnahme:  Die  kleine  Mücke  Clunio 
lebt,  wie  von  Frauenfeld  konstatierte,  im  Adriatischen  Meere 
bei  Triest  unter  dem  Meeresspiegel  und  zwar  an  der  Mytilus 
edulis,  der  Miesmuschel.  Im  Süßwasser  treffen  wir  ein  Heer 
von  Mücken-  und  Fliegenlarven. 

Woran  erkennen  wir  nun  die  Zweiflüglerlarven  als  solche  ? 

Bei  ihnen  fehlen  die  Füße,  die  z.  B.  bei  Käferlarven  deut- 
lich ausgeprägt  sind.  Gleichwohl  ist  bei  einigea  Gruppen 
trotz  der  wurmähnlichen  Gestalt  der  Kopf  mit  Fühlern  und 
Augen  ausgestattet. 

Unsere  Mücken  sind  in  mehreren  Gattungen  und  Arten 
vertreten.     Wenn    wir    den    lebenden    Planktonfang    durch- 


§  44.    Zweiflüglerlarven. 


111 


mustern,  so  werden  wir  meist  auch  glashelle,  durchsichtige, 
in  horizontaler  Lage  schwebende,  dann  plötzlich  krampfartig 
zusammenzuckende  Gebilde  wahrnehmen,  deren  Kopfteil 
scheinbar  mit  Freßzangen  ausgestattet  ist,  die  aber  in  Wirk- 
lichkeit Fühler  repräsentieren.  Der  Brustteil  tritt  durch  seine 
Größe  hervor.  Im  Frühjahr  sind  die  Larven  klein,  4  mm  lang, 
später  erreichen  sie  eine  Länge  von 
16  mm.  Diese  Larve  ist  die  Corethra- 
Larve;  eine  Atemröhre  am  achten 
Hinterleibssegment  fehlt.   Dafür  sind 


Larve  der  Corethra. 

Fig.  150. 


Fig.  151. 

je  zwei  Luftblasen   im  Brustteil   und   am  Hinterleibsende   zu 
bemerken. 

Die  Larve  von  Corethra  ist  ein  arger  Räuber,  und  nimmt 
tierische  Nahrung  zu  sich. 


Stechmücke,  Larve  und  Puppe, 

Fig.  152. 


112  Spezieller  Teil. 

Anders  gestaltet  sind  die  Larven  von  Culex,  der  Stech- 
mücke. Im  Frühjahr  finden  wir  winzige,  etwa  3  mm  große 
dunkle  Larven  in  den  Fängen,  die  durch  ihre  sonderbare  Lage 
schon  interessieren.  Schwebten  die  Larven  der  Coretlira  oder 
Büschelmücke  in  horizontaler  Richtung,  so  schweben  die 
Stechmückenlarven  den  Kopf  nach  unten,  das  Hinterleibsende 
nach  oben  gerichtet.  Das  hat  seine  besondere  Bewandtnis: 
Stechmückenlarven  müssen  zum  Atmen  an  die  Oberfläche 
kommen,  wo  sie  die  am  achten  Hinterleibssegment  befind- 
liche Atemröhre  aus  dem  Wasser  heraussenden,  Luft  schöpfen 
und  wieder  untertauchen.     Die  Larven  der  Stechmücke   sind 


Dixa  (nach  Schmidt-Schwedt).  Chironymuslarve. 

Fig.  153.  Fig.  154. 

Pflanzenfresser.  (Die  Fiebermücke  Anopheles  trägt  den 
Hinterleib  aufwärts  gerichtet,  Fig.  151  a.) 

Eine  andere  Mückenlarve  ist  die  Dixa,  die  zwar  auch 
schwimmend  angetroffen  wird  (sie  schlägt  dabei  mit  dem 
Hinterleib),  meist  jedoch  an  Blättern  von  Wasserpflanzen 
u-förmig  gebogen  gefunden  wird.  Am  achten  Hinterleibsring 
sehen  wir  zwei  Offnungen,  die  die  Atemöffnungen  der  den  ganzen 
Körper  schlauchartig  durchziehenden  Luftröhren  darstellen. 

Im  Grundplankton  stehender  Gewässer  trifft  man  eine 
rote,  in  S-Form  schwimmende  wurmartige  Larve  von  20  mm 
Länge   an,    die    Chironymus-harve ,    deren    kleiner  Kopf  zwei 


§  14.    Zweiflöglerlarven. 


113 


Punktaugen  trägt.  Am  ersten  Brustring  bemerkt  man  ferner 
zwei  ungegliederte  Stummel,  die  den  Anschein  erwecken,  als 
habe  das  Tier  Füße,  auch  das  Endsegment 
weist  zwei  Scheinfüße  auf.  Während  bei 
Cliironymus  die  drei  Brustringe  unverwachsen 
bleiben,  der  Körper  also  aus  elf  Segmenten 
besteht,  hat  die  Gattung  Tanypus  die  Brust- 
ringe wie  die  Larve  von  Culex  verwachsen 
(Fig.  154). 

Die  Waffenfliegenlarven  oder  Stratio- 
mydenlarven  besitzen  einen  kleinen  Kopf  mit 
zwei  an  Fußstummelfüße  erinnernden  Fort- 
sätzen links  und  rechts.  Um  zu  atmen, 
kommen  sie  an  die  Oberfläche  und  breiten 
die  am  Abdominalende  befindlichen  Haare  zu 
einem  Kranze  aus.  Die  beiden  letzten  Hinter- 
leibssegmente sind  ungefähr  so  lang,  wie  die 
ersten  sechs  Körpersegmente  (Fig.  155). 

Oberflächenatmer  sind  die  Larven  von 
Culex,  Dixa,  Stratiomys. 

Hautatmer  sind  die  Larven  von  Corethra, 
Chironymus,  Tanyims. 

§  45.    Die  Oeradfltigler. 
I.   Die  Libelluliden. 

a.  Ohne  äußere  Tracheenkiemen. 

I.  Typus:  Aeschnalarve.  Großer  Kopf  mit  vorstreck- 
barer „Unterlippe" ,  Hinterleib  lang  gestreckt  und 
länger  als  drittes  Beinpaar, 
n.  Typus:  Libellulalarve.  Hinterleib  kurz,  breit. 
Drittes  Beinpaar  länger  als  Hinterleib  (Fig.  158). 
HI.  Typus:  Gomphuslarve.  Unterscheidet  sich  von 
Aeschna  nur  durch  das  lange  und  stark  verbreiterte 
Endglied  des  Fühlers. 

b.  Mit  äußeren  Tracheenkiemen. 

I.  Typus:    Agrionlarve.     Zarter   Bau,   schlank,    Kopf 

Schurig,  Hydrobiologisches  und  Planktonpraktikum.  8 


Waffenfliegenlarve. 

Fig.  155. 


Blaue  Wasserjungfer  '(Aeschna"cyanea). 

1.  Mannchen;  2.  leere  Larvenhaut;  3.  Larve  mit  vorgestreckter  Maske 

(Unterlippe).     (Aus  Schmeil.) 

Fig.  156. 


§  45.    Die  Geradflügler. 


lll 


breiter  als  Mittelbrust.     Drei   blattartige  Tracheen- 
kiemen. 
II.  Typus :   Calopteryx.    Hat  am  Hinterende  zwei  lange 


Kopf  der  Larve  der  blauen 
Wasserjungfer,  von  unten  gesehen. 

Oben  mit  zusammengelegter  „Unter- 
lippe" =  Fangmaske;  unten  Fang- 
maske ausgestreckt.    (Aus  Schmeil.) 

Fig.  157. 


Libellenlarve. 

Fig.  158. 


Agrionlarve. 

Fig.  159. 


Calopteryx. 
Fig.  160. 


116 


Spezieller  Teil. 


Chloeon- 
larve. 


Tracheenkiemen  und  einen  „Mittelanhang".  Drittes 
Beinpaar  so  lang  wie  Abdomen.  Fühler  am  Kopf  oft 
doppelt  so  lang  wie  dieser.  Erstes  Glied  des  Fühlers 
=  ^/s  seiner  ganzen  Länge.  Lebt  nur  in  fließendem 
Wasser. 

II.   Die  Ephemeriden. 

Am  Hinterleib  die  letzten  drei  Ringe  ohne  Kiemen- 
blätter ; 
am  viertletzten  Ringe  ein  Kiemenblatt  beiderseits ; 
am   fünft-  bis    zehntletzten  Ringe  zwei  Kiemen- 
blätter beiderseits. 
Am  letzten  Segilient  drei  schwanzfederartige  Anhänge. 
Länge  1  cm. 


Gemeine  Eintagsfliege  (Epliemera^vulgata). 

Am  Boden  eine  Larve.  Links  Eintagsfliege  ausschlüpfend.  In 
der  Mitte:  Nochmalige  Häutung,  nact.dem  sie  der  Larve  ent- 
^schlOpft  sind.    Rechts  Eintagsiiiege  im  Fluge.    (Aus  Schmeil.) 

Fig.  161. 


§  45.   Die  Geradflügler. 


117 


III.   Perliden. 

Ähneln  den  Ephemeridenlarven ,   unterscheiden  sich  aber 
von   ihnen   durch   das  Fehlen  der  Kiemenblätter  an  den  Seg- 


Larven  der  Köcherfliege  {im  TFasser). 

An  einem  Stengel:  Puppe.     In  der  Mitte  Phryganea  im  Fluge. 
Die  Köcherfliegenlarven  bauen  sich  Gehäuse,  in  die  sie  ihren  weich- 
häutigen Hinterleib  zurückziehen  können. 

Fig.  162. 

menten  und   das  Vorhandensein  von   nur  zwei  Anhängen  am 
letzten  Segment,  die  fast  so  lang  sind  wie  das  ganze  Tier. 


Tracheenkieme  der 
Larve  von  Ephemera. 

T  —  Trachee   oder  Atem- 
röhre, die  einen  Ast  nach 
der  Kieme  schickt. 

Fig.  163. 


Nemura,  Larve  der 
Frühlingsfliege. 

Fig.  164. 


118 


Spezieller  Teil. 


§  46.    Die  Süßwassermilben. 

Im  Süßwasser  finden  wir  ebenfalls  Vertreter  der  arten- 
reichen Unterordnung  der  Spinnentiere,  denn  diesen  ähneln 
die  Wassermilben.  Wenn  wir  in  kleineren  stehenden  Ge- 
wässern unser  Netz  auswerfen  und  später  den  Fang  unter- 
suchen, so  werden  wir  meist  auch  einige  Süßwassermilben 
vorfinden.     Manche  sind  durchsichtig  und  zart  gebaut,  andere 

sind  plumpe  Gesellen  und 
undurchsichtig.  Die  im 
Plankton  sich  aufhaltenden 
Formen  sind  leicht  schon 
an  der  äußeren  Form  zu 
erkennen. 

Kennzeichen:  Runder 
ungegliederter  Rumpf,  acht 
Beine  der  vorderen 
Rumpfhälfte  angeheftet. 
Farbe  vielfach  gelb  oder 
purpurrot.  Füße  sehr  lang 
und  meist  mit  langen 
Schwimmborsten  versehen, 
besonders  das  vorletzte  und 
letzte  Beinpaar  (Ausnahme 
die  purpurrote Eylaiis,deren 
letztes  Beinpaar  der  Bor- 
sten entbehrt).  Diese  Milbe 
hat  aber  den  Vorzug,  schon 
an  ihrer  Schwimmart  er. 
Sie  schleppt  förmlich  das  letzte  Beinpaar 
nach,    indem  sie  es  unbeweglich  rückwärts 


Atax. 
Fig.  165. 

kennbar  zu  sein: 
beim  Schwimmen 
gerichtet  trägt. 


Hauptvertreter  a)  im  Plankton: 
Atax,  gelbliche  Farbe,   Beine   etwa  2 — 3 mal   so  lang  als  der 
ovale  mit  dunkeln  Farben  bedeckte  Körper.    Die  Mittel- 
glieder  des   vorderen  (ersten)  Beinpaares  sind  gegen  die 


§  46.    Die  Süßwassermilben.  119 

entsprechenden  des  zweiten  bis  vierten  verdickt.     Einige 
Arten  leben  in  den  Weichteilen  der  Malermuschel. 

b)  in  Teichen. 

Eylais,  purpurrot.  Viertes  Beinpaar  beim  Schwimmen  nach- 
schleppend. Mund  Ähnlichkeit  mit  Saugnapf.  ca.  3  mm 
lang. 

Piona,  gelb. 

Hydrachna,  purpurrot.  Auch  mit  viertem  Beinpaar  schwimmend. 
Alle  Beine  mit  Schwimmborsten  versehen.  Schnabelartiger 


Piona  {nach  Gramer). 

Fig.  166. 

Stechapparat.    Füße  der  vorderen  Körperhälfte  ansitzend. 

ca.  3  mm. 

Die  Larven  sind  sechsfüßig  und  leben  vielfach  para- 
sitisch (am  Hinterleibe  von  Nepa,  dem  Wasserskorpion.  Größe 
der  Larven  bis  etwa  l  mm). 

Sonderbar  gebaute  Formen  leben  noch  in  unseren  Tümpeln, 
nämlich  Vertreter  der  Gattung  Ärrenurus,  deren  Formen  Va 
bis  2  mm  Länge  erreichen  und  verschiedenste  Farben,  braune, 
rötliche,  grüne,  aufweisen. 

Die  Augen  stehen,  wie  die  Figur  erkennen  läßt,  weit  aus- 
einander. Das  vierte  Beinpaar  weist  starke  Schwimmborsten  auf. 

Konservierung:  Die  Süßwassermilben  sind  nicht  so 
einfach  zu  konservieren.  Für  die  durchsichtigen  Formen  sei 
entweder  Flemmingsches  Gemisch  (Chrom-Osmium-Essigsäure, 
1  Stunde  einlegen !)  oder  Formol  1:10  (also  käufliches  Formol 


120 


Spezieller  Teil. 


zehnfach  verdünnt)  empfohlen.  Die  undurchsichtigen  Formen 
bringe  man  in  Könickes  Gemisch.  Könicke  verwandte  2  Teile 
gesättigte  alkoholische  Thymollösung,  3  Teile  100  "/o igen  sog. 
absoluten  Alkohol,  V2  Teil  Eisessig,  5  Teile  destilliertes 
Wasser  (6  Stunden  einlegen).     Man   wäscht   dann   am  besten 


Arrenurus. 
(Die  Beine  wurden  nicht 
mit  zur  Darstellung  ge- 
bracht.) 

Fig.  167. 


Wasserspinne. 

Fig.  168. 


mit  50  '^/o  igem  Alkohol  3  Stunden  aus,  hierauf  bringe  man  die 
Objekte  in  Glyzerin  (6  Stunden)  und  schließe  sie  in  Glyzerin- 
Gelatine  ein. 

Hier  sei  auch  der  interessanten  Wasserspinnen  gedacht,  die 
in  Wasserlachen  häufig  angetroffen  werden.  Den  Wohnwinkel 
bildet  ein  kleiner  Taucherglocken  ähnlicher  Kokon. 

Der  Hinterleib  erscheist  silberglänzend  (Luft).       > 

Die  Taucherglocke  ist  mit  Luft  gefüllt. 

§  47.    Die  Krebstiere  (Crustacea), 

Die  Krebstiere  sind  wohl  die  wichtigsten  Geschöpfe  des 
Planktons,  um  so  mehr  als  von  ihrem  Vorkommen  die  Existenz 
der  gesamten  Fischbrut  abhängt.    Je  mehr  ein  Teich  kleine 


§  47.    Die  Krebstiere  (Crustacea).  121 

Kruster  enthält,  um  so  besser  werden  die  jungen  Fische  sich 
entwickeln.  Jetzt  kann  man  in  jedem  Aquariengeschäft,  in 
jeder  zoologischen  Handlung  „lebendes  Fischfutter"  käuflich 
erwerben. 

Im  Plankton  sind  nun  hauptsächlich  niedere  Krebse  zu 
finden,  Tiere,  die  mit  Schwimm-  und  Schwebeapparaten  aus- 
gestattet sind. 

Wandern  wir  im  Sommer  an  einem  Dorfteich  vorüber,  so 
werden  wir  gar  oft  sehen,  daß  das  Wasser  an  Balken,  die  im 
Wasser  liegen,  eine  rotbraune  Färbung  aufweist.  Mittels  des 
Planktonnetzes  streichen  wir  mehrmals  an  dem  Balken  in  dem 
rötlich  gefärbten  Wasser  entlang  und  werden  dann  im  Netze 
einen  dicken  Brei  wahrnehmen.  Dieser  Brei  besteht  aus 
Tausenden  und  Abertausenden  von  niederen  Krebsen  — 
„Wasserläusen",  wie  das  Volk  sie  nennt. 

Wir  wollen  uns  zuerst  den  äußerst  wichtigen  Copepoden 
zuwenden  (xottt^  [griechisch]  =  Ruder,  ttou?  ==  Fuß).  Copepoden 
sind  also  Ruderfüßler.  Wir  nennen  die  drei  Hauptgattungen: 
Cyclo piden,  Centropagiden,  Heterocope. 

Unterscheidungsmerkmale:  Die  C_yclopiden  tragen 
wie  Cyclop,  e,in  Auge  (mit  zwei  Linsen  beiderseits)  mitten  auf 
der  „Stirn".  Der  ovale  Vorderkörper  ist  deutlich  gegen  den 
Hinterleib  abgesetzt.  Hinter-  und  Vorderkörper  sind  etwa 
gleich  lang.  Die  mit  Borsten  versehenen  Fühler,  die  Antennen, 
sind  etwa  so  lang  wie  das  erste  Körpersegment.  Der  Vorder 
körper  besteht  aus  fünf  Segmenten.  Aus  ebenfalls  fünf  Seg- 
menten setzt  sich  der  bedeutend  schmälere  Hinterleib  zu- 
sammen. Bei  den  Männchen  sind  die  langen  Antennen  zu 
eigenartigen  Packorganen  ausgestattet,  die  zur  Umklammerung 
der  Weibchen  während  des  Begattungsaktes  dienen.  Die 
Antennen  sind  nämlich  beim  Männchen  zweimal  geknickt  und 
zwar  beide  erste  Antennen  links  und  rechts.  Es  ist  klar 
daß  die  um  die  Weibchen  gelegten  Fühler  gut  zum  Festhalten 
der  Weibchen  dienen  können.  Die  Weibchen  sind  an  den 
geraden  Fühlern  und  an  den  meist  anhängenden  beiden  ovalen 


122 


Spezieller  Teil. 


Eiersäckchen  kenntlich.  Derartige  Weibchen  wird  man  wohl 
in  jedem  Planktonfang  antreffen. 

Das  erste  Segment  des  Vorderkörpers  nimmt  dessen  reich- 
liche Hälfte  ein,  die  anderen  vier  zusammengenommen  die 
kleinere  Hälfte. 

Die  Größe  der  Cyclopiden  schwankt  zwischen  V2  und 
4  mm.  Die  2.  Antennen  enthalten  vier  Glieder.  Die  Anzahl 
der  Glieder  der  ersten  Antennen  dient  zum  Bestimmen  der  Art. 
Das  letzte  Hinterleibssegment  endet  gabelförmig.    Es  wird  des- 


Cyclops. 

Fig.  169. 


Abdomen  (Hinterleib) 

eines  Weibchens   von 

Cyclops  gracilis  Lillj. 

Fig.  170. 


halb  Furca  genannt.     Von  den  Beinen  sind  vier  Paar  ständig 
in  Bewegung.    Das  letzte,  fünfte  Beinpaar  ist  rückgebildet. 

Vier  Furkalborsten  (Fig.  170):  Die  zweite  von  innen  ist  am 
längsten,  dann  folgt  der  Länge  nach  die  dritte,  hierauf  meist 
die  erste  und  die  vierte  (oder  2.,  1.,  3.,  4.  Bor.ste). 
I.  Antennen    sind    aus    12    Gliedern    zusammengesetzt    und 

reichen  zurückgebogen  bis  zum  dritten  Vorderleibssegment. 

Länge  des  bräunlichen  Tieres  1,2  mm:    C.  serrulatus. 
I.  Antennen    sind    aus    17    Gliedern    zusammengesetzt   und 

reichen   bis  zum   ersten   Vorderleibssegment,    Länge    des 

grünen  Tieres  bis  4  mm,  sehr  häufig  anzutreffen :  C.  viridis. 


§  47.    Die  Krebstiere  (Crustacea). 


123 


Antennen  sind  aus  17  Gliedern  zusammengesetzt.  An  den 
letzten  drei  Gliedern  der  I.  Antennen  finden  sich  Borsten. 
Gabeläste  schlank,  am  Ende  eines  jeden  nach  außen  einen 
Dorn  tragend :  C.  strenuus.  (Länge  2,5  mm.) 
Antennen  sind  aus  17  Gliedern  zusammengesetzt.  An  den 
beiden  letzten  Gliedern  Hauttaschen.  An  Gabelästen 
zweite  Borste  von  innen  am  längsten,  stärker  am  Grunde 
als  die  andere.  C.  oithonoides.  Länge  0,9  mm. 
Antennen  sind  aus  17  Gliedern  zusammengesetzt.  Länge 
1,2  mm.  Hauttasche  an  den  letzten  zwei  Gliedern.  Die 
Hauttasche  am  letzten  Glied  weist  eine  Einbuchtung  auf. 
Die  Centropagiden  weisen  zwei  Hauptgattungen 
auf,  nämlich  Diaptomus  und  Eurytemora, 


Diantomus  unterschei- 
det sich  von  Cyclops  durch 
den  langgestreckten  Vor- 
derleib ,  den  stark  vex- 
kürzten  Hinterleib  und 
sehr  lange  Antennen. 
Hatten  die  Weibchen  der 
Cyclopiden  zwei  Eier- 
säckchen  aufzuweisen,  so 
tragen  die  Weibchen,  von 
Diaptomus  nur  ein  Eier- 
säckchen  mit  sich  herum. 
Die     Antennen      weisen 


Diaptomus. 

(Aus  Schmeil.) 
Fig.  171. 


2^  Glieder  und  mehr  auf 
und  sind  länger  oder 
ebensolang  als  der  Kör- 
per.  Waren  beim  Männ- 
chen von  Cyclops  beide 
Antennen  zu  Greiforga- 
nen „Scheren"  umgestal- 
tet, die  das  Weibchen 
bei  der  Begattung  fest- 
halten sollten,  so  ist 
bei  Diaptomus  nur  die 
rechte  Antenne  als 
Packarm       umgestaltet 


ebenso  der  rechte  fünfte  Fuß,  doch  kommt  das  für  die  Unter- 
suchung ni€ht  so  sehr  in  Betracht. 

Bei  Diaptomus  trägt  die  Gabel,  deren  Äste  breit  sind,  vier 
fast  gleichgroße  Borsten  und  eine  Außenborste^ 


124 


Spezieller  Teil. 


Bei  Eurytemora  trägt  die   Gabel   lange,  schlanke   Äste.     Die 
Ruderfühler,  Antennen,  reichen  nur  bis  zum  zweiten  bis 
vierten  Vorderkörperabschnitt, 
Drei  Arten  von  Diaptomus  seien  als  für  Deutschland  haupt- 

sächlich  in  Betracht  kommend  erwähnt: 

1.  Diaptomus  castor. 

2.  Diaptomus  gracilis. 

3.  Diaptomus  araciloides^ 

Zur   Unterscheidung   der    drei   Arten    sei   folgendes    an- 
gegeben : 


Eurytemora. 

Fig.  172. 


Heterocope  Weismanni. 

Fig.  173. 


Bei  D.  castor,  der  3  mm  langen  prächtig  rot  und  grünlich 
gefärbten  Form  weist  das  letzte  Segment,  der  letzte 
Vorderleibsabschnitt  links  und  rechts  eine  flügelartige  Ver- 
längerung auf,  die  zwei  Zacken  trägt. 

Bei  D.  (fracüis^  1,3  mm  lang,  läuft  das  letzte  Segment  des 
Vorderkörpers  in  eine  Spitze  links  und  rechts  aus.  Glas- 
hell und  farblos. 

Bei  D.  qraciloides ,  1,1  mm  lang,  ist  das  letzte  Segment  des 
Vorderkörpers  nur  abgerundet. 

Von  Eurytemora  kommt  nur  eine  Form  im  Süßwasser  vor, 
nämlich  Eurytemora  lacustris,  dessen  lange  dünne  Furkal- 


§  47.   Die  Krebstiere  (Crustacea).  125 

äste  mit  feinen  Härchen  versehen  sind  und  vier  kürzere 
Borsten  tragen  und  eine  längere  Außenborste.  (Fig.  172.) 
Die  nächste  Gattung  der  Copepoden  ist  die  Gattung 
Heterokope ,  deren  2,5  mm  lange  Vertreter  leicht  durch  die 
drei  den  Furkalästen  ansitzenden  gefiederten  Borsten 
kenntlich  smd.  Man  beachte,  daß  der  Hinterleib  nur  zwei 
Segmente  und  eine  Gabel  mit  zwei  verbreiterten  Ästen  ent- 
hält.     (Cyclops:  fünf  Segmente.) 

Erwähnen  möchten  wir  noch  eine  im  Frühjahr  vor- 
kommende und  hier  in  kleinen  Tümpeln  bisweilen  angetroffene 
Gattung.  Sie  hat  Ähnlichkeit  mit  Cyclops,  doch  ist  die  Gattung 
Canthocaniptus  durch  den  schmalen  langgestreckten  Vorderleib 
gekennzeichnet,  von  dem  sich  der  fast  ebenso  breite  aber  sich 
allmähliclT verjüngende  Hinterleib  nur  undeutlich  abhebt.  Der 
Vorderkörper  besteht  aus  fünf  Segmenten,  von  denen  das  erste 
so  lang  ist  wie  das  zweite  und  dritte  zusammengenommen.  Die 
ersten  Antennen  sind  fast  so  lang  wie  das  erste  Körpersegment. 
Die  Größe  der  verschiedenen  Vertreter  von  Canthocaniptus 
überschreitet  kaum  1  mm.  Das  Weibchen  trägt  wie  das  von 
JDiaptomus  nur   ein  Eiersäckchen,  mit  sich  herum. 

Die  Branchiopoden. 

Die  zweite  Ordnung  der  Entomostraken  bilden  die  Bran- 
chiopoden, die  Kiemenfüßler.  Ihren  Namen  haben  sie  daher, 
daß  ein  Glied  des  Fußes  zu  einem  blattähnlichen  Gebilde  um- 
gestaltet ist,  das  die  Stelle  der  Kieme  vertritt.  Die  Kiemen- 
füßler und  unter  ihnen  auch  nur  eine  Ordnung  die  Wasser- 
flöhe oder  Cladoceren,  bilden  in  der  Hauptsache  das  lebende 
Fischfutter.  Sie  sind  es,  die  das  Wasser  in  den  Teichen  durch 
ihre  Menge  mitunter  rot  zu  färben  imstande  sind.  Wohl  jeder 
hat  die  hüpfenden  Bewegungen  der  Tierchen  im  Wasser  schon 
wahrgenommen,  unablässig  hüpfen  sie  auf  und  nieder,  sind  sie 
müde  und  hungrig  geworden,  so  suchen  sie  wohl  den  Boden 
des  Gefäßes  oder  ein  Wasserpflänzlein  auf,  wo  sie  sich  nieder- 
lassen und  „weiden".  Daß  sie  das  Licht  nicht  lieben,  läßt 
sich  durch  einen  Versuch  sehr  hübsch  erweisen. 


126 


Spezieller  Teil. 


Versuch:  In  einen  hohen  Glaszylinder  mit  Wasser 
bringen  wir  eine  größere  Menge  Daphniden  und  stülpen  über 
den  Glaszylinder  eine  die  untere  Hälfte  desselben  verdunkelnde 
Hülse  aus  schwarzem  Papier,  die  auch  aufwärts  geschoben 
werden  kann.   Wir  machen  dann  die  Wahrnehmung,  daß  sich. 


Bruiraum 


Schema  von  Daphnia  pulex. 
(Der  Darm  wurde  absichtlich  etwas  stärker  gezeichnet). 

Fig.  174. 


falls  die  Hülse  die  untere  Glashälfte  bedeckt,  die  Wasserflöhe 
nach  dem  unteren  bedeckten  Glasteil  begeben.  Schieben  wir 
nach  einiger  Zeit  schnell  die  Hülse  nach  oben,  sodaß  die 
obere  Hälfte  verdunkelt  ist,  so  können  wir  beobachten,  wie 
sämtliche  Daphniden  plötzlich  in  die  obere  Glashälfte  flüchten. 


§  47.   Die  Krebstiere  (Crustacea). 


127 


Die  Wasserflöhe  oder  Cladoceren. 

Allgemeines:  Betrachten  wir  einen  Wasserfloh  (Fig.  175), 
so  machen  wir  die  Wahrnehmung,  daß  der  Körper  in  zwei 
durchsichtigen  glashellen  Schalenhälften  eingebettet  liegt  (mit 
wenigen  noch  zu  besprechenden  Ausnahmen!)  Der  bisweilen 
abgerundete,   hier  und   da   spitz   verlaufende   Kopf  trä^t   ein 


Daphnia  pulex. 
Fig.  175. 

großes  Fazettenauge ,  unter  dem  sich  ein  dunkler  Fleck  am 
Nerv  bemerkbar  macht,  der  als  „Nebenauge"  bezeichnet  wird. 
Wir  sehen  ferner  die  gewaltigen  Ruderfüße,  die  durch  starke 
Muskelbänder  bewegt  werden  (Fig.  175).  Das  Herz  stellt  ein  leb- 
haft „schlagendes"  Gebilde  dar,  das  an  der  Rückenseite  gelegen 


128 


Spezieller  Teil. 


ist.  Unterhalb  des  Herzens  (an  der  Rückenseite)  liegt  der  ßrut- 
raum.  Sonderbar  ist  die  Anlage  des  Hinterleibs,  der  ein 
schlankes  in  den  Schalenhälften  hin-  und  herbewegliches  Ge- 
bilde darstellt,  dessen  Endteil  vielfach  aus  den  Schalenhälften 
vorgestreckt  wird  und  (an  der  Rückenseite)  mit  Dornen  ver- 
sehen ist ;  der  „geknickte"  Hin- 
terleib weist  an  der  Umbieg- 
stelle Dornen  auf,  die  aufwärts 
gebogen  sind  und  gewisser- 
maßen den  Prellblock  repräsen- 
tieren, da  bei  den  Bewegungen 

Anmerkung:  Die  neben- 
stehend abgebildete  Daphnia  pro- 
curva  kann  den  Helm  auch  weniger 
stark  gebogen  tragen. 


Daphnia  procurva  n.  Poppe. 

Fig.  176. 


Cephaloxus. 

Fig.  177. 


Was  die  Größenverhältnisse  betrifft,  so  beträgt  die  Länge  von  Daphnia 
procurva  (Weibchen)  ca.  1,9  mm,  Daphnia  procurva  (Männchen)  ca.  1,2  mm, 
Cephaloxus  ca.  1,4  mm,  Daphnia  cucullata  (W eihcheu)  ca.  1,5— 2  mm,  Daphnia 
cucullata  (Männchen)  ca.  1  mm. 


§  47.    Die  Krebstiere  (Crustacea). 


129 


des  Darmes  die  im  Brutraum  zwischen  Hinterleib  und  Rücken 
liegenden  Eier  durch  Quetschung  usw.  verletzt  werden  könnten. 
So  schützt  die  Natur  selbst  den  unscheinbarsten  Organismus 
durch  zweckmäßige  Einrichtungen  vor  dem  Untergange. 

Spezielles.  Betrachten 
wir  uns  einmal  die  wesentlichsten 
Gattungen  genauer !  Da  die  Clado- 
ceren  (d.  h.  Astfühler,  der  zweite 
Fühler  weist  Verzweigung  auf)  je 
nach  Temperatur,  Jahreszeit,  Me- 
dium usw.  Veränderungen  in 
ihrem  äußeren  Habitus  sicher 
unterworfen  sind,  und  die  Nach- 
kommen einer  nördlichen  Form, 
nach  südlichen  Gegenden  versetzt, 


Daphnia  cucullata 
n.  Lilljeborg. 

Fig.  178. 


Cerindaphnia  nach  Lilljeborg. 

Fig.  179. 


ganz  andere  äußere  Merkmale  tragen,  als^ihre  nordischen  Ver- 
wandten, so  wollen  wir  hier  nur  die  Hauptgattungen  vor- 
führen, die  für  das  Bestimmen  der  Wasserliöhe  von  Wichtig- 
keit sind,  zumal  wohl  nur  der,  der  Spezialstudien  obliegen  will, 

Anmerkung:  Wie  Steuer  (S.  96)  berichtet,  sollen  die  Ephippien  von 
Daphnia  cucullata  im  Zärich?ee  eine  Färbung  der  Wasseroberfäche  „wie 
loiner  glänzender  Staub"  hervorrufen. 

Schurig,  Hydrobiologisches  und  Planktonpraktikum.  9 


130 


Spezieller  Teil. 


sich  eingehend   mit  Werken  der  Spezialliteratur  beschäftigen 
wird. 

Die  Gattung  Daphnia  enthält  eine  größere  Anzahl  Ver- 
treter, die  sich  freilich  nur  durch  unwesentliche  Ver- 
schiedenheiten auszeichnen.  Die  Schalen  laufen  am 
Ende  in  eine  Spitze  aus,  einen  mit  Haaren  versehe- 
nen Stachel,  der  bei  einer  Form,  D.  ciicuUata  noch  beim 
Ephippium  anzutreffen  ist,  auf  das  später  eingegangen 
werden  soll. 

Eigenartig  ist  die  Ausbildung  des  Kopfes  bei  den  einzelnen 

Spezies.  Freilich  ist  sie  allein 
noch  kein  typisches  Unterschei- 
dungsmerkmal, zumal  hier  ver- 
schiedene Ausbildungen  selbst  bei 
einer  Spezies  je  nach  der  Jahres- 
zeit angetroffen  werden.  Während 
Ijei  Baphnia  ptrocurva,  die  besonders 
in  den  von  der  mittleren  Brahe 
durchflossenen  Seen  angetroffen 
wird,  die  helmartige  Kopfbildung 
nach  vorn  gebogen  ist,  wie  es  die 
umstehende  Figur  176  erkennen  läßt, 
ist  bei  Cephaloxus,  der  im  übrigen 
völlig  einer  Daplmide  gleicht,  die 
„Helmspitze"  nach  hinten  gebogen.  Große  Ähnlichkeit  mit 
diesen  beiden  Formen  hat  nun  wieder  eine  in  den  norddeutschen 
Seen  vorkommende  Form  BapJmia  cucullata,  deren  Helm  gerade 
aufwärts  gerichtet  ist.  Zwischen  diesen  drei  Formen  gibt  es 
nun  wieder  eine  große  Anzahl,  deren  Frühjahrsform  etwa  mit 
Cephaloxus  Ähnlichkeit  hat,  deren  Sommerform  BapJmia  cucullata 
gleicht  und  deren  Herbstform  mit  B.  prociirva  identisch  zu 
sein  scheint. 

Wir  haben  deshalb  nur  die  Eigentümlichkeiten  der 
Gattungen  unseren  Lesern  vorzuführen.  Von  den  Daphniden, 
die  am  Körperende   einen   Enddorn  aufweisen,   untersclieidet 


Bosmina  longirostris  nach 

LiVjehorg. 

Fig.  180. 


§  47.    Die  Krebstiere  (Crustacea).  X31 

sich  eine  Gattung,  deren  Körper  zwar  spitz  endet ,  aber  doch 

nicht  in  einen  Dorn  ausläuft: 

Ceriodaphnia.  Diese  Gattung  weist  einen  schmalen  „ein- 
gedrückten" Kopf  auf,  dessen  Vorderteil  das  große  Auge 
enthält.  Als  wichtiges  Unterscheidungsmerkmal  ist  aber 
der  Einschnitt  in  die  Schale  an  den  Ruderfüßen  zu  be- 
trachten. Von  dieser  Gattung,  deren  Individuen  etwa 
','2  mm  Länge  erreichen,  beleben  einzelne  Arten  unsere 
Teiche  und  flacheren  Seen  (Fig.  179). 

Bosmina.  Sehr  häufig  werden  bei  uns  allenthalben  die  Ver- 
treter der  Gattung  Bosmma  angetroffen.  Im  Gegensatz  zu 
den  Daphniden,   deren  Körper  in  einen  Endstachel  aus- 


{Eubosmina)  Bosmina  Bosmina  n.  Lillj. 

n.  LiUjeborg.  p-^  ^^ 

Fig.  181. 

läuft,  bemerken  wir  bei  Bosmma  zwei  Enddorne.  Außer- 
dem ist  noch  ein  typisches  Unterscheidungsmerkmal  zu 
konstatieren,  nämlich  das  Vorhandensein  eines  „Rüssels"  : 
Der  Kopf  trägt  eine  rüsselartige  Verlängerung,  wie  es  die 
zur  Darstellung  gebrachte  Bosmina  longirostris  erkennen 
läßt.  Die  Länge  der  Bosminen  variiert  zwischen  Va — 1  mm. 
Während  die  Bosminen  (seitlich  gesehen)  halbkugelige 
bisweilen  bizarre  Formen  annehmen,  weist  eine  nahe  ver- 
wandte Gattung,  die  Lynceiden  (Lynceus)  nur  eine  Tapir- 
nase auf,  einen  kurzen  Rüssel.  Das  Körperende  ist  aber 
ebenso  wie  bei  Bosmina  abgestumpft,  weist  dagegen  keine 
.Endfortsätze  auf. 


132 


Spezieller  Teil. 


Hier  sei  noch  einer  zierlichen  Form  Erwähnung  getan  r 
Diaphanosoma.  Dem  runden  Kopf  haften  die  monströs  ent- 
wickelten Ruderantennen  an,  die  die  Körperlänge  oft  um 
ein  Beträchtliches  übertreffen.  Der  Hinterleib  ist  verkürzt 
und  ragt  nicht  aus  dem  abgestumpften  Körperende  her- 
vor. Der  Kopf  des  bis  etwa  1  mm  langen  Geschöpfes  ist 
deutlich  gegen  den  Körper  abgesetzt.  Was  die  Schwärm- 
zeit von  Diaphanosoma  betrifft,  so  ist  es  interessant,  die 
verschieden  lange  Dauer  derselben 
feststellen  zu  können.  Bei  einer 
Wassertemperatur  von  14  Grad  wird 
man  in  nordischen  Gewässern  das 
Auftreten  von  Diaphanosoma  zu  kon- 
statieren vermögen.  Wie  Hartwig 
und  Wesenberg  nachwiesen,  ist  Dia- 
phanosoma in  den  nordischen  Seen 
von  April  bis  Ende  November  anzu- 
treffen. Dagegen  fand  Burckhardt,. 
daß  die  Schwärmzeit  von  Diaphano- 
soma im  Vierwaldstättersee  erst  An- 
fang September  eintritt,  daß  An- 
fang Oktober  das  Maximum,  Ende  Ok- 
tober schon  Abnahme  zu  verzeichnen 
ist.  Im  November  sind  nur  noch 
wenig  Formen  von  Diaphonasoma  an- 
zutreffen. 

Holopediuni.  Hochinteressant  ist  eine,  dem  Aussehen  nach 
beinahe  an  eine  winzige  Phronima  erinnernde  CJadocere 
Holopedium.  So  wie  Phronima,  eine  Meerescrustacee,  wenn 
sie  in  einem  Tönnchen  oder  Salpengehäuse  Zuflucht  ge- 
sucht hat,  von  einer  Gallertkugel  oder  Gallerthülle  um- 
geben ist,  so  erscheint  auch  Holopedinm  in  einer  Gallert- 
hülle verborgen.  Das  etwa  2  mm  große  glasig  durch- 
sichtige Tier  kommt  in  den  Böhmerwaldseen  häufig  vor. 
Die  Ruderantennen  sind  je  mit  drei  langen  Schwebf ädert 
versehen  (Fig.  184). 


Diaphanosoma. 

Fig.  183. 


§  47.    Die  Krebstiere  (Crustacea). 


133 


Hatten  wir  bis  jetzt  lediglich  solche  Cladoceren  kennen 
gelernt,  deren  Körper,  mag  er  gestaltet  sein  wie  er  wolle,  in 
einer  Schale  steckt,  so  sollen  hier  noch  zwei  Vertreter  der 
schalenlosen  Formen,  und  zwar 
Polyphemiden ,  eine  kurze  Er- 
wähnung finden,  zwei  durch  ihre 
Körpergestalt  Interesse  erregende 
Geschöpfe,  die  zwar  an  vielen 
Stellen  vorkommen,  aber  doch 
selten  gefunden  werden.  Zuerst 
sei  der 
Leptodora  hyalina  gedacht,  deren 

Größe  8 — 12  mm  beträgt;  es 

ist  also  unsere  größte  Clado- 

cere.  Das  völlig  durchsichtige 

Tier  wird  meist  bei  Planktonfängen  übersehen.     Wie  die 

Copepoden  Eiersäckchen  tragen,   in   denen   die  Brut  mit 

herumgetragen  wird,   so  ist  auch  bei  Leptodora  ein  Brut- 


Holopedium  (nach  Lilljeborg). 

Fig.  184. 


Leptodora  hyalina. 

Fig.  185. 


beutel  nachweisbar,  der  infolge  Fehlens  der  Körperschale 
des  Tieres  freiliegt.  Bei  den  bedecktschaligen  Cladoceren 
war  der  Brutraum  geschützt  einerseits  durch  die  Schale 
und  andererseits  durch  Bedornung  des  Hinterleibes,  wo- 
durch verhindert  wurde,   daß  dieser  die  Brut  bei  seinen 


134 


Spezieller  Teil. 


hastigen  Bewegungen  zerdrückte.  Jeder  See,  jedes  größere 
abgeschlossene  Becken  enthält  während  der  warmen  Jahres- 
zeit Leptodora,   von  der  im  Wasser  nur  das  große  Auge 
infolge    ihrer    Dm'chsichtigkeit    sichtbar    ist.     Der   lang- 
gestreckte   Leib     endet    in    drei    Borsten.      Zwei     mächtige 
Ruderfühler    sorgen  für   die   Fortbewegung  des  räuberischen 
Tieres,    das    sich  infolge    seiner   Durchsichtigkeit    imd   Farb- 
losigkeit    der    Beute,    ohne    gesehen    zu    werden,    zu   nähern 
vermag. 

Ein    häufiger   Bewohner    der    Süßwasserseen,    und  zwar 
hauptsächlich  Tiefenbew^ohner,  ist  der  etwa  5  mm  lange  (inkl. 
3  mm  langem  Steuerstachel) 
Bythotrephes  longimanus,  der  ungefähr  3  m 
unter  dem  Wasserspiegel  des  Plöner 
Sees  angetroffen  wird,   aber  auch  in 


Bythotrephes  longimanus. 
Fig.  186. 

fast  allen  größeren  abgeschlossenen 
Gew^ässern  zu  Hause  ist.  Am  Vorder- 
körperende ist  das  große  Auge  sicht- 
bar ;  er  wird  deshalb  der  Familie  der 
Polyphemiden  zugerechnet. 

Hierher  gehört  auch  der  erste  Polyphemide,  der  V2  cm  lange 
Polyphemus   octilus:   Der   Vorderkörper  nimmt    die    eine,    der 
kugelförmige  Leib  die  andere  Hälfte  des  Körpers  ein. 


Biologische  Eigentümlichkeiten  der  Cladoceren. 

Betrachten  wir  uns  das  Auge  eines  Wasserflohs  unter 
dem  Mikroskop  bei  200facher  Vergrößerung,  so  werden  wir 
das  schwarze  Linere  von  kugelförmigen,  lichtbrechenden  Linsen 
mnrahmt  sehen.     Weiter   werden  wir  deutlich  wahrzunehmen 


§  47.    Die  Krebstiere  (Cruslacea).  135 

vermögen,  daß  ein  wohlentwickelter  Nerv  von  dem  beständig 
zitternden  Auge  aus-  und  nach  der  Mundregion  zu  verläuft. 
An  einer  Anschwellung  des  Nerven  erblicken  wir  ein  kleines 
schwarzes  Pünktchen,  das  das  Nebenauge  repräsentiert. 

Über  die  Fortpflanzung  der  Cladoceren  seien  noch  einige 
Worte  angeführt.  Wir  hatten  wiederholt  des  Schalenbrut- 
raums  Erwähnung  getan.  Hier  erzeugt  das  Weibchen  wenige, 
dünnwandige  Eier,  die  groß  genug  sind,  um  schon  mit  un- 
bewaffnetem Auge  wahrgenommen  werden  zu  können.  Diese 
Eier  sind  die  dünnschaligen  Sommereier,  die  nicht  befruchtet 
sind.  Es  entwickeln  sich  aus  ihnen  Weibchen,  die  sich 
wiederum  ungeschlechtlich  oder  besser  eingeschlechtlich  (rein 
parthenogenetisch,  ohne  jede  Befruchtung)  ver- 
mehren. Das  bekannte  Naupliusstadium  oder 
die  Naupliuslarve  ist  allen  niederen  Krebsen, 
mit  Ausnahme  der  Cladoceren,  eigen.  Bei 
den  höheren  Krebsen,  den  Malakostraken  (meist 
größeren  Formen !)  ist  die  Zoealarve,  das  Zoea- 
Stadium  typisch.  (Wir  treffen  „Nauplien"  in 
jedem  Planktonfang  an.  Die  kleinen,  Va  mm  '^"adi^^^ 
großen,  hastig  hin-  und  herhuschehden  Burschen  Fig.  i87. 

sind  gar  nicht  so  leicht  unter  das  Gesichts- 
feld des  Mikroskops  zu  bannen,  da  sie  jede  Gelegenheit  wahr- 
nehmen, die  Flucht  zu  ergreifen.  Sie  sind  mit  sechs  Beinen, 
die  sehr  verbreitert  sind,  ausgestattet.  Will  man  die  Nauplien 
längere  Zeit  unter  dem  Mikroskop  lebend  untersuchen,  so 
empfiehlt  es  sich,  die  Tierchen  in  einen  Tropfen  Quittengelee 
einzulegen,  wie  es  in  Abschnitt  21  angegeben  ist.) 

Wenn  der  Herbst  naht,  oder  Gefahr  durch  Austrocknen 
des  Gewässers  bevorsteht,  oder  die  Lebensbedingungen  der- 
artige werden,  daß  die  Art  unterzugehen  droht,  so  entwickeln 
sich  aus  den  eingeschlechtlich  gezeugten  Eiern  auch  kleine 
•Männchen,  die  die  Weibchen  befruchten.  Jetzt  entstehen  keine 
dünnschaligen  Eier  mehr  im  Brutraum  des  Weibchens, 
sondern  in  einer  dicken,  Hitze  und  Kälte  sl;andhaltenden 
Schale  entwickeln  sich  zwei  Eier,   oft  nur  eines.     Man  findet 


136  Spezieller  Teil. 

die  dickschaligen  sogenannten  Ephippien,  die  die  Dauereier- 
behälter repräsentieren,  dann  oftmals  in  Menge  auf  der  Wasser- 
ol^erfiäche  schwimmend,  denn  im  Innern  findet  sich  Luft,  Wie 
gelangen  nun  aber  die  Ephippien  aus  dem  Körper  des  Weib- 
chens heraus  ?  Erst  nach  dem  Tode  des  Weibchens,  wenn  der 
Körper  vollständig  zerfallen  ist  und  der  Eierbeutel  aller  be- 
engenden Bande  frei  ist,  tragen  ihn  die  Luftblasen  in  seinem 
Innern  an  die  Oberfläche.  Aus  den  Eiern  entwickeln  sich  im 
Frühjahr  wiederum  Weibchen,  die  sich  zuerst  eingeschlecht- 
lich =  parthenogenetisch  vermehren,  bis  wieder  Männchen 
auftreten.  Eigentümlich  ist  die  lange  Keimfähigkeit  der  Dauer- 
eier. Werden  diese  in  gleichbleibender  Temperatur  trocken 
gehalten,  so  werden  sich  nur  wenige  Individuen  daraus 
entwickeln.  Anders  aber,  wenn  wir  die  Winterdauereier 
im  Winter  einfrieren  lassen ,  im  darauf  folgenden  Sommer 
den  intensivsten  Sonnenstrahlen  aussetzen  und  dann  im 
kommenden  Frühjahr  ins  Wasser  bringen:  Hier  wird  sich 
meist  ein  größerer  Prozentsatz  von  Eiern  entwickeln  als  im 
ersten  Falle. 

Tabelle. 

Wenn  wdr  uns  nun  die  Copepoden  und  Cladoceren  noch 

einmal  kurz  tabellarisch  nebeneinander  betrachten,  so  kommen 

wir  zu  folgendem  Resultat: 

Gattung  Cyclops:  Körper  schlank.  Ein  Auge  mit  zwei  Linsen 
auf  der  „Stirn".  Kein  Herz.  Ovaler,  einer  Birne  ver- 
gleichbarer Vorderkörper,  aus  fünf  Ringen  bestehend,  setzt 
sich  deutlich  von  dem  aus  ebenfalls  fünf  Abschnitten  be- 
stehenden schmalen  Hinterleib  ab.  Weibchen  mit  zwei 
Eiersäckchen  versehen.  Beim  Männchen  beide  ersten 
Antennen  zu  Greiforganen  umgebildet.  An  den  Gabelästen 
je  vier  Borsten:  die  dritten  von  außen  am  längsten.  Länge 
0,9—4  mm. 

Gattung  Diaptoinus:  Vorderkörper  langgestreckt.  Hinterleib 
stark  verkürzt,  sehr  lange  Antennen  (Fühler).  Weibchen 
nur  ein  Eiersäckchen.  Beim  Männchen  nur  rechte  erste 
Antenne  zum  Packorgan  umgestaltet.     Länge  1,1 — 3  mm. 


§  47.    Die  Krebstiere  (Crustacea).  137 

Gattung  Heterokope:   Ähnlichkeit  mit  Cyklojjs,   aber   am  Ende 

der  Gabeläste  je  drei  Borsten,  die  etwa  gleich  lang  sind. 

Länge  2,5  mm. 
Gattung  Eurytemora :   Sehr  lange  schmale  Gabeläste  mit  vier 

Borsten,   eine   fünfte,   steht    außen    an   jedem    Gabelast. 

Länge  1,5  mm. 
Canthocamptus :    Der  Hinterleib  setzt  sich  nur  undeutlich  vom 

Vorderkörper  ab.     Erstes  Körpersegment  ^  zweitem  und 

dritten.     Die   ersten   Antennen   erreichen  nur   die   Länge 

des  ersten  Segments.     Länge  1  mm. 

Cladocereri. 

Gattung   Baphnia:    Körper    in    Schalen    steckend.     Schale    in 
Dorn  auslaufend,  der  mit  Borsten  besetzt  ist. 
Daphnia  liyalina:  gerade  verlaufende  Stirn.   Länge  1,5—2  mm. 
7).  longispina:  eingebogene  Stirn.     Länge  1  mm, 
D.  procurva:    Helm    nach   vorn    gebogen.     Länge    1,4  bis 

1,8  mm. 
D.  cucullaia:  Helm  nach  oben  verlängert.   Länge  1 — 2  mm. 

Gattung  Cephaloxus:  Helm  nach  hinten  gebogen.  Länge 
1,4  mm. 

Gattung  Ceriodaphnia :  Einschnitt  am  Rücken.  Schmaler, 
eingedrückter  Kopf,  dessen  Vorderteil  das  große  Auge 
birgt.     Schale  ohne  Dorn.     Länge  0,5  mm. 

Gattung  Biaphanosoma :  Runder  Kopf.  Mächtige  Ruder- 
antennen.  Gewölbter  Rücken.  Leib  verkürzt.  Starke 
Einbuchtung.     Schale  abgestutzt.     Länge  1  mm. 

Gattung  Holopedium:  Körper  von  Gallertkugel  umgeben. 
Füße  mit  langen  Ruderborsten  versehen.  In  Böhmer- 
waldseen.    Dutzendteich  bei  Nürnberg.     Länge  1,6  mm. 

Gattung  Bosmina:  Körper  oft  eckig,  oft  rundlich.  Kopf  mit 
rüsselartiger  Verlängerung  versehen.  Schale 
mit  zweiEndstacheln.  Körperende  abgestutzt.  Länge 
0,3—1  mm. 


138 


Spezieller  Teil. 


Gattung  Lynccus:   Körperende   ebenfalls  abgestutzt.     Ähnlich- 
keit mit  Bosmina,  aber  kurzer  „Tapirrüssel". 
Gattung  Pohjphenms:   Körper  ohne  Schale.     Großes  Auge. 
Leptodoro :    durchsichtig,  8  mm  lang;  größte  Cladocere! 
JBythotrephes:   5  mm  lang;   3  mm  kommen  auf  den  mächtig 
entwickelten  Schwanzanhang. 


Blattfüße,  Phyllopoden.    Mit  mehr  als  10  Paar  Füßen. 

Hierher  gehören  zwei  eigenartige  Geschöpfe,  die  bisweilen 
in   großer  Menge   in  Tümpeln  usw.   anzutreffen  sind,  nämlich 

Brcmchipus  und  Apus  cancriforinis, 
welcher  ersterem  nachstellt.  Es 
ist  also  empfehlenswert,  sie  ge- 
trennt in  Gefäßen  zu  halten,  in 
denen  sie,  wenn  ihnen  die  gewöhn- 
lichen Lebensbedingungen  ge- 
boten werden  (wenn  auch  selten ! !), 
selbst  zur  Ablage  von  Eiern 
schreiten,  die  bei  Apus  klein  und 
rot  gefärbt  sind,  während  die  von 
Branchipus  blaue  Färbung  zeigen. 
Sollen  sich  die  Eier  entwickeln, 
so  ist  anzuraten,  daß  man  sie  in 
ein  anderes  Gefäß  mit  schlammi- 
gem Boden,  Wasserpflanzen  usw. 
bringt  und  alles  eintrocknen  läßt. 
Bringt  man  dann  im  kommen- 
den oder  übernächsten  Jahre  Wasser  in  das  Gefäß,  so  ent- 
wickeln sich  Nauplien.  Di'e  Länge  von  Apus  beträgt  2,3  bis 
3  crti.  Am  Körperende  finden  sich  zwei  etwa  3  cm  lange 
Endborsten.  Der  Körper  ist  mit  einem  dicken  Schild  bedeckt, 
der  die  Augen  trägt.  Die  ziemlich  stark  verbreiterten  blatt- 
ähnlichen Beine  sind  zu  Kiemen  umgestaltet  und  sind  bei 
dem  herrlich  gefärbten  Branchipus  (grünlich),  dessen  Länge 
1—2  cm   beträgt,   ständig  in   Bewegung.     Es   gewährt  einen 


Apus  cancriforwis. 
Fig.  183. 


§  47.    Die  Krebstiere  (Crustacea). 


139 


prächtigen   Anblick,   viele   dieser  Branchipus  ruhig  (meist  in 
Rückenlage)  durch  das  Wasser  j-udern  zu  sehen.     Die  Augen 


7' ~ 

Ay)u§  cancriformis. 

/          ^ 

1.  von  oben  gesehen. 



7 Z^ 

2.  von  unten  gesehen. 

1. — 

— 1 — j*^^^ 

(Aus  Schmeil.) 
Fig.  189. 

— -A=/^^*i0^k 

~^^ 

1  i    Jlül'^  ^^JJflllB 

mh- ^r-   -r 

91  ~A  HiP-     -^<ff''"^WMB 

— Tt'f'^  p^^TiÄi'IJJffwJIHH 

^B       y^ 

^^ 

. 

gj^^mn^p 

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'BHffi        

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i^^-*-^     — = 

~^=^^r\^"^ 

— B^_iy«^SS 

^5-i^— -=5»s.   -^^=--^:^:^ 

"^                      ^'^^— ^^ 

— v^^ 

X-2- 

.   . 

- 

von  Branchipus  sind  gestielt.   Ein  Verwechseln  beider  Formen 
ist  unmöglich. 

Die  Farbe  des  Branchipus  ist  ein  zartes  Grün. 


Branchipus  (n.  Claus). 

Fig.  190. 

Muschelkrebse. 

Diese  kleinen  munteren  Gesellen  werden  sich  in  Grund- 
fängen oft  einfinden.  Der  Körper  steckt  in  einer  Schale,  die 
der  einer  Muschel  völlig  gleicht.  Die  Farbe  ist  ein  schmutziges 
Gelb.    Ein  wichtiges  Unterscheidungsmerkmal   ist  folgendes: 


140 


Spezieller  Teil. 


Die  ungefähr  2  mni  langen  Tierchen  schwimmen  ruhig  durch 
das  Wasser,  und  ähneln  daher  eher  den  Wasserspinnen  oder 


Muschcikrehschen,  \    i    ■!•  r  >i'iri'  und  von 
(Vergr.  20  fach.)    (Aus  Schmeil.^ 
Fig.  191. 


i'esflii'ii. 


Wassermilben  als  Krebsen:  Die  Wasserflöhe  wie   die  Cy- 
klopiden      bewegten      sich     ruckweise     vorwärts,     die 

Muschelkrebse  gleich- 
mäßig. Oft  ruhen  sie  aus 
und  laufen  dann  am  Boden 
des  Gefäßes  hin  oder  grasen 
ein  Hälmchen  ab.  Fangen  wir 
mittels  Pipette  ein  Muschel- 
krebschen heraus,  bringen  es 
in  Wasser  in  ein  Uhrglas, 
dann  werden  wir  wahrnehmen, 
wie  das  auf  der  Seite  liegende 
Tier  plötzlich  seine  mit  langen 
Borsten  versehenen  Antennen 
aus  der  Schale  hervorstreckt 
und  zu  „pudeln"  beginnt.  An 
der  Rückenseite  ist  das  Auge 
als  dunkler  Fleck  bemerkbar. 
Schon  durch  die  Vorwärtsbewegung,  das  ruhige  Schwimmen 
des  nicht   den   eigentlichen  Planktonorganismen  angehörigen 


Muschelkrebs. 

(Vergr.  30 fach.) 
(Rechte  Schale  ist  abgelöst.) 
A  ■=  Auge.  KF  =  Kieferfüße. 

S  —  Schlund.  7=1.  Fühler. 

D  =  Darm.  IT  =  2.  Fühler. 

Hl  —  Hinterleibsende.       /.=  Linke  Schalen- 
K  =  Keimstock.  hälfte. 

Fig.  192. 


§  47.    Die  Krebstiere  (Crustacoa).  14J 

Tierchens  unterscheidet  es  sich  von  den  Wasserflöhen  und 
Copepoden. 

Sämtliche  bis  jetzt  erwähnten  Krebse  waren  niedere 
Krebse  oder  Entomostraken ,  die  nur  wenig  Körperringe  auf- 
weisen und  mit  Ausnalune  \ on  Branchipus  und  Apus  kleiner 
als  9  mm  waren. 

Die  dem  Plankton  nicht  angehörenden  Malakostraken  sind 
höhere  Krebse.  Diese  haben  20  Segmente,  die  freilich  oft 
großenteils  verschmolzen  sein  können. 

Betrachten  wir  zuerst  die  in  unseren  Bächen  oder  Wässer- 
chen, in  Tümpeln  und  Teichen  vorkommenden  und  bisweilen 
mit  in  einen  Planktonfang  geratenden  höheren  Krebse.  Ich 
sage  ausdrücklich  „bisweilen",  denn  die  sogleich  zu  besprechen- 
den Formen  sind  keine  guten  Schwimmer  oder  „Schweber", 
wie  z.  B.  Diaptonnis,  es  sind  vielmehr  „Schreiter"  oder 
„Kriecher",  einfache  Grundformen,  die  mit  dem  Grundnetz 
oder  der  Dredsche .  erbeutet  werden ,  oder  an  Wasserpflanzen 
sitzende  und  umherkriechende  Organismen. 

Wir  wollen  nur  zwei  Ordnungen  von  höheren  Krebsen,, 
die  in  unser  Netz  gelangen  könnten,  besprechen: 

1.  die  Amphipoden  oder  Flohkrebse, 

2.  die  Isopoden  oder  Wasserasseln. 

Bach  flohkrebs   und   Wasser  as  sei. 

Untersuchen  wir  einen  Dredschenfang  und  sehen  wir  am 
Boden  des  Gefäßes  auf  der  Seite  liegende  1  cm  lange  ge- 
krümmte graue  Gebilde,  deren  Körper  seitlich  (von  links  nach 
rechts)  zusammengedrückt  ist,  und  die  einen  kleinen  Kopf 
mit  zwei  „oberen"  langen  und  zwei  darunterliegenden  kürzeren 
Fühlern  haben,  so  kann  man  mit  Sicherheit  darauf  schließen, 
einen  Amphipoden  oder  Flohkrebs  (nicht  zu  verwechseln  mit 
„Wasserfloh")  vor  sich  zu  haben.  Die  Fühler  sind  über  die 
Hälfte  so  lang  wie  der  Körper.  Der  Hinterleib  wird  von  sieben, 
der  Brustteil  ebenfalls  von  sieben  Ringen  gebildet.  Betrachten 
wir  uns  den  Amphipoden  noch  genauer,  so  sehen  wir,  daß  an 


142 


Spezieller  Teil. 


jedem  Segment  ein  Beinpaar  sich  findet.  Der  Kopf,  der  aus 
sechs  verwachsenen  Segmenten  zusammengesetzt  ist,  weist 
natürlich  keine  Beine  auf,  dagegen  trägt  jedes  der  folgenden 
sieben  Segmente  ein  stark  entwickeltes  Beinpaar  —  Schreit- 
oder Laufbeine,  die  folgenden  sechs  Ringe  tragen  kurze  Bein- 
paare, die  am  Ende  gespalten  sind  —  Spaltfüße.    Von  den  vier 

Fühlern  sind  die  beiden 
längeren,  die  oberen,  noch 
durch  eine  kleine  Veräste- 
lung zwischen  drittem  und 
viertem  Ring  ausgezeich- 
net. Hat  der  uns  vorlie- 
gende Krebs  eine  dunkel- 
graue Färbung,  so  haben 
wir  Gammarus  puJex  vor 
uns,  der,  auf  der  Seite 
liegend,  den  Körper  stän- 
dig gekrümmt  trägt  und 
dadurch  sich  fortbewegt, 
daß  der  Hinterleib  ziem- 
lich energisch  gegen  die 
Gammarus.  Wosserassel  Bi'ust  eingeschlagen  und 

Fig,  193.  Fig.  194.  wiedcr  ausgestreckt  wird, 

so  wie  wir  es  bei  unserem  Flußkrebs  jederzeit  wahrzunehmen 
vermögen,  wenn  wir  ihn  aus  dem  Wasser  nehmen  und  am  Kopf- 
brustteil frei  in  der  Luft  halten.  Vielfach  wird  der  Flohkrebs 
unter  Steinen  im  Wasser  gefunden  und  beim  Dredschen  mit 
emporgebracht. 

Die  Wasse rasseln. 
Die  Wasserasseln  unterscheiden  sich  von  den  Amphipoden 
durch  den  flach  abgeplatteten  Körper.  Erschien  der  Körper 
der  Amphipoden  von  links  nach  rechts  zusammengedrückt, 
so  erscheint  der  Körper  der  Asseln  (Isopodenj  einem  Druck 
von  oben  nach  unten  ausgesetzt  gewesen  zu  sein,  er  ist  also 
„flach  zusammengedrückt " . 

Zweites   Unterscheidungsmerkmal:    Das    erste   Antennen- 


§  4&'.    Die  Rotatorien  oder  Rädertiere.  143 

paar  (oberes  Fühlerpaar)  ist  kurz,  nur  ^3  des  langen  zweiten 
Fühlerpaares,  dessen  Länge  der  des  Körpers  gleichkommt. 

Drittes  Unterscheidungsmerkmal:  Der  Kopf  ist  deutlich 
gegen  den  Körper  abgesetzt. 

Viertes  Unterscheidungsmerkmal:  Der  Kopf  wird  nach 
hinten  zu  breiter. 

Fünftes  Unterscheidungsmerkmal:  Den  Hauptabschnitt 
des  Körpers  (^/s)  (Kopf  nicht  mit  gerechnet)  nimmt  der  Brust- 
abschnitt ein,  der  aus  sieben  Segmenten  besteht,  deren  jedes 
ein  Paar  Beine  aufweist,  die  sich  weder  durch  Länge  noch 
durch  Gestalt  voneinander  unterscheiden,  weshalb  auch  die 
Tiere  Gleichfüßler  ==  Isopoden  genannt  werden. 

Der  plattenförmige  Hinterleib  weist  sechs  Paar  Beine 
auf,  deren  jedes  einen  Gabelast  trägt.  Besonders  deutlich 
tritt  das  sechste,  über  den  Plattenrand  herausragende  Bein- 
paar hervor.  In  unseren  stagnierenden  Gewässern,  auch  in 
Bächen,  wird  man  vielfach  die  in  Aquarien  so  verheerend  auf- 
tretende, die  Wasserpflanzen  vernichtende  graue  Wasserassel 
(ÄseJlus  aquaticus)  antreffen,  deren  Länge  1,2  cm  ungefähr  beträgt. 

§  48.    Die  Rotatorien  oder  Rädertiere. 

Zu  den  häufigsten  Planktonformen,  von  den  Krebstieren 
abgesehen,  gehören  die  oft  bizarr  gestalteten  Rotatorien  oder 
Rädertierchen,  die  oft  zu  Millionen  in  stehenden  oder  langsam 
fließenden  Gewässern  mit  wenigen  Netzzügen  erbeutet  werden. 
Besonders  in  kleineren  Gewässern,  m  Tümpeln,  Wasserlachen 
kann  man  mit  einem  Netzzuge  schon  eine  ansehnliche  Anzahl 
Rädertierchen  erbeuten,  die  den  verschiedensten  Gattungen 
angehören.  Die  Tierchen  sind  den  Würmern  zuzuzählen, 
werden  aber  häufig  mit  Infusorien  verwechselt,  mit  denen  sie 
manche  Ähnlichkeit  aufweisen.  Sind  die  Infusorien  ein  zellige 
Organismen,  so  sind  die  Rädertierchen  mehrzellige  Geschöpf- 
chen, die  eine  Größe  von  Vss — 2,5  mm  aufweisen,  die  also  mit 
schwacher  Vergrößerung  schon  gut  wahrzunehmen  sind.  Zur 
genauen  Bestimmung  und  Untersuchung  ist  freilich  mindestens 
370fache   Vergrößerung  (Objektiv   G,   Okular  III,   Leitz)   an- 


144  Spezieller  Teil. 

zuwenden  und  für  gewisse  Gattungen,  die  nicht  auf  den  ersten 
Blick  bestimmt  werden  können  (für  Hexarthra,  Notholca,  Amiraea 
genügt  schon  Objektiv  3,  Okular  III,  Leitz)  geradezu  unerläßlich. 

Warum  heißen  die  Tiere  nun  Rädertiere? 

Betrachten  wir  uns  ein  lebendes  Rädertierchen,  z.  B. 
Asplanchna  oder  Annraea  genauer,  so  werden  wir  am  oberen 
erweiterten  Teil  eine  trichterartige  Einstülpung  wahrnehmen, 
an  deren  äußerem  Rand  ein  Wimperkranz  sich  findet,  während 
innen  ein  zweiter  anzutreffen  ist.  Weder  am  Schwanzteil  (so- 
fern ein  solcher  vorhanden  ist)  noch  am  übrigen  Körper  läßt 
sich  bei  den  meisten  Rädertierchen  ein  Fortbewegungsorgan 
nachweisen  außer  dem  Räderorgan.  Dasselbe  hat  in  erster 
Linie  freilich  den  Zweck,  Nahrungsstolfe  durch  seine  Be- 
wegung herbeizustrudeln :  hat  doch  das  „strudelnde 
Organ"  bei  seinen  Bewegungen  das  Aussehen 
eines  rotierendenRades.  Der  mächtige  äußere  Wimper- 
kranz enthält  vereinzelt  große  Borsten.  Parallel  zu  diesem 
steht  der  innere  zweite  Wimperkranz.  Bei  einigen  Formen 
finden  sich  am  Körperende  zwei  Blättchen,  schwänzchenartige 
Gebilde,  Heftblättchen  (HB),  mit  denen  sich  das  Tier  festhalten 
kann,  wobei  ein  oberhalb  der  Blättchen  in  Drüsen  gebildeter 
Klebstoff  gute  Dienste  leistet.  Leider  finden  sich  diese  Merk- 
male nicht  bei  allen  Rädertieren  übereinstimmend.  Die  Räder- 
tierchen, die  sich  nur  im  Plankton  vorfinden,  entbehren  des 
schwanzartigen,  rüsselförmigen  Anhangs  mit  den  Klebblättchen. 

Die  Rädertierchen  haben  großenteils  eine  absonderliche  Ge- 
stalt. Da  sind  bei  der  einen  Form  lange  Schwebdorne,  bei  einer 
anderen  säbelartige  Ruder  anzutreffen.  Eine  andere  weist 
hörnchenartige  Zacken  auf,  die  dem  Tiere  ein  wunderliches  Aus- 
sehen zuteil  werden  lassen,  und  wieder  eine  andere  erscheint 
wie  ein  winziger  Drachen,  dem  nur  der  „Schweif"  fehlt.  Manche 
Formen  haben  die  Gestalt  von  Beuteln  oder  von  winzigen  Rochen. 
Alle  sind  aber  mit  Beiß-  oder  Zerkleinerungsapparaten  ver- 
sehen, mit  Kauwerkzeugen,  die  selbst  den  kleineren  Rädertieren 
gefährlich  werden.  Beinahe  immer  wird  man  Gelegenheit 
haben,  die  Augenpunkte  (rötlich)  wahrnehmen  zu  können. 


§  48.    Die  Rotatorien  oder  Rädertiere.  J45 

Zur  genauen  Untersuchung  der  kleinen  Gebilde  ist  es 
freilich  nötig,  sie  in  ein  Medium  zu  versetzen,  das  sie  am 
Fortschwimmen  hindert,  sie  aber  doch  fortgesetzt  zwingt,  den 
Räderapparat  und  die  Kauwerkzeuge  in  Tätigkeit  zu  setzen. 
Wer  also  ein  Rädertierchen  irgendeiner  Art  in  seinem  Fange 
vorfindet,  der  versetze  es  in  ein  Uhrglas,  das  einige  Tropfen 
Quittengelee  enthält.  Man  bereitet  sich  dieses  folgendermaßen: 
5  g  Quittensamen,  der  in  jedem  größeren  Drogengeschäft 
käuflich  ist,  löse  man  in  100  g  lauem  Wasser  auf.  Wem  der 
Schleim  zu  trübe  sein  sollte,  der  kann  auch  Sirup  verwenden, 
den  er  mit  der  doppelten  Menge  Wasser  verdünnt,  oder  er 
löst  weiße  Gelatine  in  Wasser  auf  (1:120,  d.  h.  ein  Blatt 
Gelatine  auf  60  g  Wasser). 

Um  die  Kauapparate  zu  isolieren,  bringt  man  die  Räder- 
tierchen  unter   das  Mikroskop   bei   etwa  12Ufacher  Vergröße- 
rung mid   fügt  ein   Tröpfchen   Kalilauge  (käuf- 
lich!) hinzu,   beobachtet  aber  immer   die  ziem- 
lich rasch   vor  sich  gehende  Mazerierung,   Zer- 
setzung der  Weichteile.     Dann  wäscht  man  die 
mittels  feiner  Pipette  aufgenommenen  Hartteile 
in  Wasser,   dem   eine   geringe  Menge   50  ^io  iger 
Alkohol  beigefügt   wurde  aus,   überträgt  sie  in 
Glyzerin  oder,   nach  mehrmaligem  Auswaschen     Kamverkzeuqe 
mit   Wasser    in    Formol.     Man    bedenke,    daß  i'on  Asplanchna. 

.  Fig.  195, 

man  winzige   kleine  Gebilde   vor  sich  hat,  die 

etwa  0,1  mm  Länge   erreichen;   bei   einigen  Formen  sind  sie 

freilich  viel  kleiner. 

Die  Kauwerkzeuge  der  Rädertiere  sind  zangenartige,  im 
Schlund  oder  Kopf  sich  findende,  immer  bewegliche  Apparate. 

Von  der  Kopfregion  bis  zum  Enddarm  verlaufen  zwei 
zarte  Kanälchen,  die  Nierenkanäle  oder  Nephridien. 

Lebendfärbung  wird  am  einfachsten  erreicht,  indem  man 
die  vielfach  glashell  durchsichtigen  Formen  in  Wasser  bringt, 
dem  man  eine  ganz  geringe  Menge  Methylenblau  zugefügt 
hat  und  zwar  nur  soviel,  daß  eine  schwache  Färbung  des 
Wassers  wahrnehmbar  ist. 

Schurig,  Hydrobiologisches  und  Planktonpraktikum.  10 


14(j 


Sjiezieller  Teil. 


Folyarthra. 

Fig.  196. 


Betrachten  wir  uns  nun  einige  Hauptvertreter  der  Räder- 
tiere genauer! 

Im  Plankton   der  Tümpel,    Teiche   und  Seen  findet   man 
bisweilen  in  großer  Menge  folgende  Formen : 
FoJyarthra.      Der    Körper    ist    „eckig",    beiderseits    sind    drei 
blatt-    oder    lanzettförmige,     mit    feinen    Zähnchen    ver- 
sehene    Anhänge,     die     zum    Ru- 
dern    dienen,     nachweisbar.      Als 
Sinnesorgane   dienen    erstens    zwei 
Borstenbüschel,    die    auf   Höckern 
sitzen,     und     das    große    deutlich 
wahrnehmbare  rote  Auge,  das  unter 
den    „Sinneshöckern"    gelegen    ist. 
Manchmal  trifft  man  Weibchen  an, 
an  deren  Körperende  ein  ovales  Ei 
klebt,  das  Öltröpfchen  enthält,  die 
sich  meist  zu  einem  einzigen  großen  Tropfen  vereinigt  haben 
und  so  ihrerseits  die  Schwimm-  und  Schwebfähigkeit  des 
Tieres  nicht   beeinträchtigen.     (S.   vorstehende 
Figur  196.)     Die  Größe  der  Tiere  beträgt  etwa 
Vt  mm  (0,14  mm).     In  einem  Planktonfange  in 
der  Lauer  bei  Leipzig  fanden  sich  große  Mengen 
der  JPohjartlira. 
Triartlira.    Das  etwa  Vs  mm  lange  Tierchen  wird 
ebenfalls  häufig  im  Plankton  angetroffen.     Die 
beiden  Ruderborsten  links  und  rechts  schlagen 
kräftig  das  Wasser,  so  daß  das  Tier  durch  das 
Wasser  zu   springen   oder  zu   hüpfen    scheint. 
Daß    die    Borsten    auch    als    Schwebeapparate 
dienen  und  sich   ihrer  Länge   wegen   dazu  be- 
sonders gut   eignen,   ist  einleuchtend.     Gleich- 
wohl   würde    das    Tier    bei    seinen    Schwimm; 
bewegungen   „überkippen",   sich    überschlagen, 
wenn  nicht   noch   ein  festes  Steuer  vorhanden 
(vonder^Sdte)        wäre,    das   am  Hinterende  angebracht  ist;   der 
Fig.  197.  Körper  läuft  nämlich  in  einen  langen  Dorn  aus. 


Die  Rotatorien  oder  Rädertiere. 


147 


der  annähernd  die  gleiche  Länge  hat,  wie  die  Schweb- 
borsten, DeutUch  sind  auch  die  beiden  Augen  wahr- 
nehmbar. 
Synchacia.  Ein  kleines  Rädertierchen,  das  seiner  Form  nach 
auf  den  ersten  Blick  an  einen  Drachen  erinnert,  ist  Syn- 
chaeta.  Ein  eigentlicher  Wimper  kränz  fehlt,  dafür  sind 
ähnlich  wie  bei  Polyarthra  Höcker  vorhanden,  die  Borsten 
tragen,  und  zwar  zwei  größere,  und  links  und  rechts  da- 
von je  zwei  kleinere  und  außerdem  eine  vordere  und 
hintere  Wimperleiste.  Wie  nun  vielfach  bei  den  be- 
kannten Kinderdrachen  links  und  rechts  als  „Ausgleichs- 


Triarlhra  (von  vorn). 

Fig.  198. 


Synchaeta. 

{HB  =  Heftblättchen.) 

Fig.  199. 


Organe"  Quasten  aus  Papier  sich  finden,  so  erweckt  auch 
die  Gestaltung  der  Synchaeta  den  Anschein,  als  seien 
„Quasten"  angebracht,  denn  zwei  Verlängerungen  treten 
uns  entgegen,  die  Wimpern  tragen  und  als  W^imperohren 
bezeichnet  werden.  Ein  rotes,  großes  Auge  ist  auch  bei 
Synchaeta  nachweisbar.  Wer  in  konserviertem  Plankton 
nach  Synchaeten  sucht,  wird  schlechte  Erfahrungen  machen, 
da  Synchaeta  sich  zu  einem  unkenntlichen  Klümpchen 
kontrahiert.  Die  Länge  des  Tieres  überschreitet  kaum 
1  3  mm.  (Fig.  199.) 
Asplanchna  hat  eine  langgestreckte,  beutelähnliche  Form.  Der 
Körper  ist  abgerundet.    Deutlich  läßt  sich  in  dem  durch- 

10* 


148 


Spezieller  Teil. 


sichtigen,  glashellen  Tierchen  der  Wimperkranz  wahr- 
nehmen, der  die  aus  Algen,  winzigen  Rädertierchen,  In- 
fusorien bestehende  Beute  in  den  Schlund  hineinstrudelt, 
wo  sie  zuerst  die  Kauwerkzeuge  passiert,  die  in  der 
kropfähnlichen  Erweiterung  ständig  auf-  und  zuklappen. 
Die  Speise  gelangt  dann  in  den  Magen,  nachdem  sie  ein 
schlauchartiges  Darmstück  durchwandert  hat,  an  dem  die 
„Bauchspeicheldrüsen"  sichtbar  sind. 
Unterhalb  des  Magens  liegt  der  Eier- 
stock, in  dem  die  Brut  heranwächst, 
denn  Äsplanchna  ist  lebendgebärend.  Am 
oberen  Rande  sind  zwei  rote  Punkt- 
augen auf  Vorwölbungen  gelegen  und 
ein  drittes  Auge  unterhalb  am  Schlünde. 


Asplunchnn 

Asplanchna 

Notholca 

priodunla. 

hricfhtwelUi. 

tonfjispina 

Fig.  200. 

Fig.  201. 

Fig.  202. 

Das  Tier  erreicht  eine  Länge  von  etwa  IV2  mm,  meist 
wird  man  es  1,2  mm  lang  antreffen. 
Notholca.  Diese  Form  erinnert  an  Triarthra  einerseits  und 
an  die  unten  zu  besprechenden  Anuraeen  andrerseits. 
Notholca  longi Spina  hat,  wie  der  Name  schon  sagt,  vier 
lange  Dornen,  außerdem  drei  kleinere.  Der  glockenblumen- 
förmige  Körper,  dgr  freilich  im  Querschnitt  Dreiecksform 


§  48.    Die  Eotatorien  oder  Rädertiere. 


149 


ergeben  würde,  hat  eine  Länge  von  0,15  mm  und  läuft  in 
einen  etwa  ^U  mm  langen  Endstachel  aus,  außerdem  sitzen 
links  und  rechts  dem  Rande  noch  zwei  etwa  0,1  mm  lange 
Dornen  auf.  In  der  Mitte  sind  zwei  Dornen,  deren  rechter 
ungefähr  so  lang  wie  der  (untere)  Endstachel  ist  und  die 
beiden  links  und  rechts  am  Rande  stehenden  größeren 
Stachel  um  ein  bedeutendes  überragt  (er  ist  oft  doppelt 
so  lang!).  Auch  ein  Sinnesorgan,  nämlich  das  große 
Auge,  das  unter  dem  Mittelhauptdorn  gelegen  ist,  ist 
deutlich  wahrnehmbar.     Daß   die    Dornen  ausgezeichnete 


Nothuica  acuminata. 

Fig.  203. 


Anuraea  Cochlearis. 

Fig.  204. 


Schwebeorgane  darstellen,  ist  klar.  Bei  der  der 
Schwebborsten  entbehrenden  Notliölca  acuminata  sind  nur 
kleine  Zacken  nachweisbar.  An  dem  Körper  finden  sich 
lange  Streifen.  Ein  Enddorn,  wie  bei  N.  longtspma,  fehlt, 
doch  läuft  der  Körper  in  ein  flaches  Endstück  aus. 
Anuraea.  Wie  wir  schon  oben  erwähnten,  hat  (die  dornlose 
Form)  NotJioJca  Ähnlichkeit  mit  den  Anuraeen,  während 
die  mit  Dornen  versehene  Art  an  Triarthra  erinnert,  deren 
Dornen  indes  (abgesehen  vom  Enddorn)  links  und  rechts 
ausstrahlen. 

So   ähnelt  Notholca  acuminata  der  Anuraea  cochlearis. 


150 


Speziellci"  Teil. 


Änuraea  acuhta 

Fig.  205. 


War  der  Körper  von  Notholca  acuminata  aus  Längsleisten 
zusammengesetzt,  so  besteht  der  Körper  von  Anuraea 
coclüearis  aus  sechseckigen  Tafehi.  Während 
die  Unterseite  bisweilen  stark,  meist  aber  nur 
wenig  eingebuchtet  ist,  ist  die  Oberseite  ge- 
wölbt. Der  löffelartigen  Einbuchtung  halber 
heißt  diese  Änurace  eben  „cochlearis" .  Am 
oberen  Rand  sind  sechs  Dornen,  die  an  die 
von  Notholca  acuminata  erinnern.  Der  (von 
oben  betrachtete)  Körper  fiat  die  Form  der 
Glockenblume.  Er  läuft  in  einen  Dorn  aus, 
dessen  Länge  oft  nur  Vis.  mm  beträgt,  vielfach 
aber  auch  größer  angetroffen  wird.  Der  Körper 
ist  0,07  mm  lang. 

Anuraea  aculeata  unterscheidet  sich  von 
cochlearis  durch  die  annähernd  tönn- 
chenförmige  Gestalt,  ferner  durch  das 
Vorhandensein  von  zwei  Enddornen, 
links  und  rechts.  Wie  der  von  A. 
cochlearis,  so  besteht  auch 
der   Körper    von    aculeata 

Ka,uaffa.ra,t/    aus  Sechseckigen  Tafeln  und 

weist  an  der  Unterseite 
ebenfalls  eine  Wölbung  auf.  Das  Auge 
ähnelt  denen  der  übrigen  Rädertiere. 
Erwähnt  sei  noch,  daß  der  Innen- 
körper vorstreckbar  ist,  ferner,  daß 
abgetötetes  Material  nur  selten  eine 
genaue  Untersuchung  der  inneren  Teile 
zuläßt,  zumal  das  Innere  meist  ge- 
schrumpft ist.  Der  Körper  von  Ä.  acu- 
leata hat  ohne  die  Enddornen  eine 
Länge  von  etwa  0,08  mm. 
Hydatina  senia.  Dieses  etwa  0,4  mm  lange, 
in  Tümpeln  in  Menge  angetroffene 
Hydatina  senta.  Rädertierchen   ist  völlig   durchsichtig 

Fig.  206. 


§  48.    Die  Rotatorien  oder  Rjuleitiere. 


151 


und  wurde  von  dem  ausgezeichneten  Forscher  der  Klein- 
tierwelt Ehrenberg  um  1840  als  Krystallfischchen  be- 
zeichnet und  ausführlich  geschildert.  Der  spitz  verlaufende 
und  in  zwei  Klebzehen  endende  Körper  ist  etw^as  platt- 
gedrückt. Die  Mundüffnung  ist  annähernd  dreieckig  und 
kraterartig.  Der  ., Kraterrand"  weist  Wimperkränze  und 
Wimperleisten  auf.  Deutlich  ist  auch  der  Kauapparat 
sichtbar. 
ByacJiionus.    Diese  eigenartigen  Formen  kennzeichnen  sich  wie 


SlcLse 


d'^hö.u 


Sdzirn.  mit 
Accqe 

J/urnbdrüyjerL 
Sierstoch. 


Brachionus. 

Fis.  207. 


TinftinTiidiuni  fluoc ati Ic 
Fig.  208. 


Aniiraea  und  NothoJca  durch  das  Vorhandensein  eines  starren 
Panzers,  der  am  verjüngten  Ende  eine  Öffnung  trägt,  durch 
die  der  rüsselförmige  Schwanz  vorgestreckt  werden  kann 
und  eingezogen  wird.  An  ihm  finden  sich  die  schon  bei 
Hyfldtma  erwähnten  Klebzehen.  Die  Körperlänge  beträgt 
etwa  0,3  mm.  Am  vorderen  weiten  Körperende  sind 
mehr  oder  weniger  deutlich  (3  —  8  Fortsätze  nachweis- 
bar. Eine  verw^andte  Art  ist  Brachionus  angularis,  deren 
Körper  Dornen  aufweist  und  zwar  zwei  lange,  beiderseits 
an    der   Schalenwandung,    und    zwei    kleine    am   Körper- 


152  Spezieller  Teil. 

ende.  Die  Länge  von  Bracltionns  (nu/uhiris  beträgt  un- 
gefähr ^h  mm. 
Tintinnidium  fluviatih.  Kein  Rädertier  (aber  oft  mit  einem 
solchen  verwechselt)  ist  das  Wimperinfusor  Tintinnidium, 
das  eine  Länge  von  V'20  mm  erreicht  und  mit  langem  Fuß 
in  einem  Gehäuse  sitzt,  das  an  Dijflugia  erinnert,  da 
Körnchen  und  feste  Bestandteile  aller  Art  darauf  haften. 

§  49.    Die  Strudelwürmer. 

(Geraten  beim  Abkätschern  von  Wasserpflanzen  oft  ins  Netz:   keine 
Planktonten  [PlanktonAvesen]). 

Allgemeines:  Wenn  wir  unseren  Fang  in  Augenschein 
nehmen,  besonders  wenn  w^ir  das  Netz  durch  Krautwasser  hin- 
durchgezogen haben,  so  fallen  uns  an  der  Wandung  des 
Glases  1 — 2  cm  lange  weiße  oder  schwarze  langgestreckte 
platte  Gebilde  auf,  die  ruhig  in  gleichmäßigem  Gleiten,  ohne 
daß  man  irgendwelche  Bewegungsorgane  wahrnähme,  sich 
fortbewegen.  Bringen  wir  ein  derartiges  Gebilde  mittelst 
Pipette  in  ein  Uhrschälchen ,  so  werden  wir  folgende  Wahr- 
nehmung machen: 

Der  ganze  Körper  ist  mit  einem  dichten  Wimperkleid  be- 
deckt, dem  die  Tiere  den  Namen  „Strudelwürmer"  verdanken. 

Experiment:  Wir  legen  hinter  eine  langsam  dahin- 
gleitende Turbellarie  ein  Körnchen  Karmin  oder  ein  solches 
von  Eosin  usw.  Wir  werden  dann  zu  konstatieren  vermögen, 
daß  ein  rotgefärbter  Strudel  die  Bahn  des  Tieres  anzeigt 
(Eosin  usw.  löst  sich  schnell  auf).  Weiter  werden  wir  meist 
zwei  Augenpunkte  oder  gar  eine  Augenpunktreihe  feststellen 
können.  Der  Darmkanal  der  einzelnen  Formen  ist  verschieden 
und  nach  zwei  Hauptgruppen  kann  man  die  Turbellarien  oder 
Strudelwürmer  ordnen,  von  denen  die  eine  ihrer  flachen  Ge- 
stalt wegen  auch  Planaria  genannt  wird. 

Bei  der  einen  Hauptgruppe  bemerken  wir  den  Darm- 
kanal verästelt,  ähnlich  wie  bei  dem  Blutegel  (oder  bei  den 
Bandwürmern  der  „Eierstock"  oder  besser  Uterus!;,  so  wie 
es  die  Figur  des  weißen  Dendrocoelwn  (oder  anderer  Planarien) 


§  49.    Die  Strudehvürnier.  153 

erkennen  läßt.  An  dem  Vorderteil  des  Körpers  erblicken  wir 
Iniks  und  rechts  die  Augen  des  Tieres.  Weiter  sehen  wir 
den  weitverzweigten  Darm,  dessen  Stamm  bis  zur  Körpermitte 
reicht,  wo  in  ihn  der  (ausstülpbare)  Schlund  einmündet.  Hier 
tritt  die  Verzweigung  in  zwei  Hauptäste  ein.  Sowohl  am 
Stamm,  wie  an  den  Hauptästen  sind  wieder  kleine  Neben- 
ästchen  wahrzunehmen.  Der  Körper  verläuft  spitz.  Eine 
Afteröffnung  fehlt. 

Es  seien  hier  nur  die  Dendrocoelgattungen  der 


Länge 


weißen  FJanaria  Denärocoelum, 

grauen         „        ,  /   2  cm. 

schwarzen  Polycelis  erwähnt.  j 

Alle  drei  haben  Ähnlichkeit  mit  Egeln.  Für  die  Kon- 
servierung sei  noch  eines  nachgetragen:  Es  eignet  sich  zur 
Konservierung  das  Zachariassche  Verfahren  sehr  gut.  Sublimat 
in  Wasser  gelöst  (1  Teil  Sublimat,  10  Teile  Wasser).  Man 
legt  die  Planarien  in  ein  Uhrglas  und  schüttet  das  Sublimat- 
wasser, das  man  am  besten  auf  35**  erwärmt,  darüber,  läßt 
die  Tiere  ^-4  Stunde  darin  und  wässert  V2  Stunde  lang,  führt 
die  Objekte  in  70  ^/o  igen  Alkohol  über  und  behandle  weiter 
nach  §  20  c. 

Bei  dem  zweiten  Typus  erblicken  wir  den  Darmkanal 
nicht  verzweigt.  Er  repräsentiert  vielmehr  em  sackartiges 
Gebilde  ohne  Verzweigungen.  Dieser  stab-  oder  sackförmigen 
Ausbildung  des  Darmtraktus  verdankt  der  Typus  auch  den 
Namen :  lUiahdocoele  Turb  eil  arten. 

Wenn  wir  Wasserpflanzen  aus  dem  Wasser  fischen,  Imden 
wir  oft  am  Stengel  glasig  durchsichtige  1,2 — 1,5  cm  lange  wie 
Planarien  plattgestaltete  Formen,  deren  Mund  mitten  auf  der 
Ventralseite  gelagert  ist,  es  sind  Vertreter  der  Gattung 
Mesostoma,  deren  Mund,  wie  der  Name  sagt,  mitten  auf  der 
Bauchseite  gelegen  ist.  Eine  etwa  9  mm  lange  Form  hat  auf 
Bauch-  und  Rückenseite  je  eine  lange  Leiste,  die  das  Tier  im 
Querschnitt  viereckig  werden  lassen. 

Häufig  wird  die  TurheJlaric  Macrostoma,  „Langmund"  an- 


154 


Spezieller  Teil. 


getroffen,  deren  Kopfteil  abgerundet  ist;  der  Schwanz  hat 
spatelförniige  Gestalt.  Die  Länge  des  Tieres  beträgt  2  mm. 
Häufig  wird  in  unseren  Gewässern  die  Gattung  Micro- 
sto m a  (Kleinmund)  angetroffen ,  die  sich  durch  Querteilung 
fortpflanzt,  ohne  daß  sich  die  Teilstücke  loslösen.  Sie  bilden 
vielmehr  mit  dem  „Mutterstück"  eine  Kolonie.  Die  Quer- 
teilung erfolgt  im  letzten  Körperdrittel  (wobei  zuerst  die 
Augen  auftreten,  wenn  sich  die  Einschnürung  bemerkbar  macht). 
Die  Farbe  der  winzigen  Formen,  deren  Größe  etwa  1  mm  be- 
trägt, ist  ein  helles  bis  dunkles  Braun.    Wenn  wir  vom  Boden 


Rhabclocode  Tu rbellarie  ( Vo7'tfx).    ^[esostoma. 

Fis.  209.  Fig.  210. 


Macrostoma. 

Y\s.  211. 


eines  stehenden  Gewässers,  das  Laub  enthält,  mittels  Dredsche 
etwas  davon  heraufholen,  so  können  wir  besonders  im  Herbst 
Kettenkolonien  wahrnehmen.  Bemerkenswert  ist  der  schlitz- 
förmige Mund,  der  blätterförmige  Schlund  und  das  Vorhanden- 
sein von  mehr  als  zwei  Individuen  in  einer  Kette. 

Kleine  bräunliche,  nur  etwa  1 — 2  mm  lange  Tierchen,  die 
in  Wasserlachen  angetroffen  werden,  sind  Vertreter  der  Gattung 
Vortex.  Eine  grünliche  Form  wird  ungefähr  0,5  cm  lang. 
Der  Kopf  weist  spatelartiges  Aussehen  auf.  Der  Körper  läuft 
in  ein  leicht  abgerundetes  Ende  aus.  Der  Schlund  oder 
Pharynx   hat   die   den    Arten    von   Vortex   eigentümliche    Ge- 


§  49.    Die  Strudelwürmer. 


K. 


stalt  eines  Tönnchens,  dem  sich  der  sackförmige  Darmtraktus 
anschließt.  Außer  feiner  Bewimperung  des  gesamten  Körpers 
sind  kleine  Borstenbüschel  über  die  Körperoberfläche  ver- 
streut.    (Siehe  Fig.  209  Rhahdocoele  Turhellarie  Vortcx.) 

Biologisches:  Einer  recht  interessanten  Erscheinung 
möchten  wir  hier  Erwähnung  tun  hinsichtlich  des  Vorkommens 
einiger  dendrocoeler  =  mit  Darm-  _ 

Verzweigungen  ausgestatteter  Pla- 
narien. Auf  dem  untenstehenden 
Bilde  (Fig.  212— 214)  sehen  wir  drei 
Vertreter  von  „Bachplanarien", 
wie  sie  in  den  Bächen  unserer 
Mittelgebirge  allerorts  ange- 
troffen werden.  Nun  ist  das  Son- 
derbare dabei,  daß  die  Planarien 


Flanaria 
alpina. 
Fig.  212. 


Folycelis. 

Fig.  213. 


Flanaria 
gonocephaJa. 

Fig.  214. 


H)/(Jra,  der  Süßwassevpolyp. 

Fig.  215. 


des  Oberlaufs  sich  von  denen  des  Mittellaufs  unterscheiden, 
und  diese  wieder  andere  Form  aufweisen  als  die  des  Unterlaufs. 
Planaria  alpina  gedeiht  nur  im  Oberlauf  der  Flüsse,  nahe  der 
Quelle.  Sie  hat  am  Kopf  beiderseits  eine  Erweiterung,  die  an 
das  Aussehen  eines  Schneckenfühlers  erinnert.  Außerdem  sind 
ihr  noch  zwei  große  Augen  eigen.  Im  Mittellauf  der  Flüsse 
wird  diese  Planarie  durch  eine  ähnlich  gestaltete  ersetzt,  die 


15(3  Spezieller  Teil. 

anstelle  der  beiden  großen  Augen  eine  Reihe  Punktaugen 
trägt.  Gedeiht  l-Janaria  alpina  in  Wasser  von  unterhalb  10" 
Wärme,  so  zieht  die  soeben  besprochene  vieläugige  ^Poly- 
cdis"  den  Mittellauf  der  Flüsse  und  Bäche  mit  einer  Temperatur 
von  14 "  vor.  Die  dritte  Form,  Phman'a  gonocephdla,  hat  einen 
dreieckigen,  spitz  verlaufenden  Kopf  und  nur  zwei  große 
Augen.  Sie  bewohnt  den  Unterlauf  der  Bäche,  wo  die  Tempe- 
ratur des  Wassers  über  18*^  beträgt. 

§  50.    Süßwasserpolypen. 

An  den  in  unseren  Gewässern  befindlichen  Wasserpflanzen 
bemerken  wir  oft  kleine  braune,  graue  oder  grüne  Gebilde, 
deren  Größe  zwischen  ^/a  und  2V2  cm  schwankt.  Vielfach 
schwimmen  sie  auch  an  der  Oberfläche  des  Gefäßes.  Dem 
kleinen  V2— 1  cm  langen  schlauchartigen  Körper  sitzen  an 
der  Mundöffnung  6 — 8  Arme  an,  die  einziehbar  sind.  An 
manchen  Polypen  sind  Knospen  nachweisbar ,  da  die  Süß- 
wasserpolypen sich  auch  (meist)  durch  Knospung  vermehren. 
Die  Tierchen  lassen  sich  leicht  züchten,  indem  man  sie  in  ein 
kleines  Gefäß  mit  Wasserpflanzen  und  klarem  Wasser  herein- 
bringt und  ihnen  als  Nahrung  einige  Wasserflöhe  gibt. 

§  51.    Einige  wichtige  Planktonfnndstätten  in  Sachsen. 

Außer  den  Tümpeln  und  kleineren  Teichen,  deren  es 
wohl,  selbst  im  kleinsten  Dörfchen,  etliche  gibt,  seien  hier 
einige  recht  interessante  Gebiete  genannt,  die  reiche  Beute 
dem  Sammler  versprechen.  Eines  aber  sei  besonders  hervor- 
gehoben : 

Man  versäume  nicht,  um  Unannehmlichkeiten 
mit  Förstern,  Aufsichtsbeamten,  hoher  Polizei 
usw.  aus  dem  Wege  zu  gehen,  sich  mit  Erlaubnis- 
karten für  Planktonfang  zu  versehen,  falls  man 
nicht  vomBesitzer  derTeiche  usw.  Erlaubnis  zum 
Fange  eingeholt  hat.  Man  wende  sich  zuerst  an 
die   Ortsbehörde! 

Dresden:  Außer  den  Tümpeln,  Teichen  usw.  in  Dresdens 


§  51.   Einige  wichtige  Süßwasserfangatätten  in  Sachsen.  I57 

näherer  und  weiterer  Umgebung  kommen  in  Frage  die 
Moritzburger  Teiche,  die  Teiche  nordwärts  der  R a d e - 
burger  Heide,  in  der  Oberlausitz  die  Teiche  bei  Rani- 
menau  und  Neudörfel.  Vor  allem  aber  ist  in  Dresden 
eine  reiche  Fundstätte  der  König-Alb  er  t-Haten 
(Ostrahafen),  dessen  Plankton  äußerst  mannigfaltig  ist  und  dem 
des  Plöner  Sees,  was  Formenreichtum  anbelangt,  nahe  kommt. 

Leipzig:  Bienitz ,  Lauer ,  Tümpel  bei  Möckern, 
(Nähe  der  Ziegelei),  Rosentalteich,  Stünzer  Parkteich,  Pleiße 
bei  Connewitz,  Zweinaundorfer  Teiche,  Wermsdorf  er  Seen^ 
Teiche  bei  Grimma  und  Frohburg. 

Freiberg:    Die  großen  Teiche  im  Stadtgebiet. 

Einige  andere  Fimdstellen  sind: 

Nürnberg:    Dutzendteich, 

Berlin-Potsdam:    Havelseen, 

Norddeutschland:    Plöner  Seengebiet. 

Wer  im  Böhmerwald  Planktonstudien  obliegen  will, 
dem  seien  die  Böhmerwaldseen :  Teufelsee,  Arbersee,  Schwarzer 
See  als  reiche  'Fundgruben  interessanter  Planktonwesen  em- 
pfohlen. 

Reich  an  Plankton  ist  auch  der  Hirschberge r  Groß- 
teich in  Böhmen,  an  dem  eine  trefflich  geleitete  hydro- 
biologische  Station  gelegen  ist. 

Aber,  wie  schon  oben  erwähnt :  Jeder  Tümpel,  jeder  Teich, 
jeder  See  hat  Plankton  aufzuweisen,  und  schon  ein  kleines 
Gewässer  enthält  Material  in  solcher  Menge,  daß  dem  Natur- 
freund Gelegenheit  geboten  ist,  gründliche  Natur-  und  Plankton- 
studien zu  treiben. 


Namen-  und  Sachverzeichnis. 


Achnanthes  61. 
Acilius  101. 
Aiitinastium  69. 
Actinoplirys  97. 
Actinospliaerium  ^6. 
Aeschna  118. 
Ap;rionlarve  113. 
Alaunwasser  83. 
Alj^eu  51. 
Algenfaden  56. 
Ameisensäure  27. 
Anmioniak  33. 
Anioeben  90. 
Amphipleura  61. 
Amphipoden  141. 
Amphora  60. 
Anabaena  81. 
—  flos  aquae  81. 
Anatom.  Format  30. 
Anfertigung  von  Präpa- 
raten 35. 
Anuraea  149. 
Aphanizomenon  81. 
Apus  138. 
Aquarienartikel  26. 
Arcella  91. 
Arrenurus  119. 
Asellus  143. 
Asplanchna  147. 
Assimilieren  51. 
Asterionella  59. 
Atax  118. 
Attheya  61. 
Aufgußtierchen  46. 
Aufhcllmittel  34. 
Augenfleck  83. 
Augenpunkte  146,  152. 
Aulonogyrus  103. 
Ausrüstung  7. 
Auswaschen  34. 
Auxosporen  53. 
Ausziehstock  9. 

Beispiele  38. 
Benzol  35. 
Bei'gamottöl  35. 


Bilin  54. 
Blattfüßer  138. 
Blechkanne  18,  26. 
Bleikranz  18. 
Blende  23. 
ßodenorganismen  18. 
Bodo  84. 
Boraxkarmin  33. 
Bosmiua  130. 
Brachionus  151. 
Branchipoden  138. 
Brauchipus  125,  138. 
Brychius  98. 
Bügel  8. 
Bythotrephes  134. 

Calopteryx  115. 
Campylodiscus  57. 
Canthocamptus  125. 
Carchesium  89. 
Ceutronella  58. 
Centropagiden  121. 
Centropyxis  93. 
Cephaloxus  128. 
Ceratium  76. 
Ccriodaphnia  129. 
Cliironymus  112. 
Chitin  96. 
Cliloeon  116. 
Chloroform  35. 
Chlorophyll  64. 
Chlorophyceeu  66. 
Cliromatophoren  75. 
Chrom  -  Osmium  -  Essig- 
säure 28. 
Chroocoecus  77. 
Cliromsäure  28. 
Cladoceren  126. 
Clathrocystis  77. 
Clathrulina  97. 
Closterium  64. 
Clunio  HO. 
Cnemidotus  98. 
Cocain  43. 
Colymbetinen  100. 
Conjugaten  62. 


Corethra  111. 
Corixa  108. 
Cosmarium  45,  62. 
Cosmocladium  70. 
Crustacea  120. 
Culex  111. 
Cyclops  121. 
Cyclotella  57. 
Cymbella  55. 

Daphnia  128. 
Dauereier  135. 
Dauerküvette  49. 
Dauerpräparate   35 — 46. 
Deckglasdicke  21. 
Deckgläser  30. 
Deck^laslack  44. 
Desmidium  44,  64. 
Diaphanosoma  132. 
Diaptomus  123. 
Diatoma  58. 
Dictyosphaerium  69. 
Differenzieren  33,  42. 
Diitiugia  92. 
Dinobryon  84. 
Diplosiga  85. 
Dixa  112. 
Dredschen  16. 
Dreiecksrahmen  17. 
Durchsieben  24. 
Dynamit  54. 
Dytisciden  100. 

Einbetten  35. 
Einkapselung  94. 
Einsteilungsschrau  be  20. 
Eisenocker  79. 
Eisessig  28. 
Eiweißglyzerin  43. 
Eucy stieren  94. 
Ephemeriden  116. 
Ephippium  136. 
Epistylis  86. 
Epithenia  55. 
Etikettieren  41. 
Euastrum  63. 
Eudorina  73. 


Namen-  und  Sachverzeichnis. 


159 


Euglcna  83. 
Euglypha  94. 
Euuotia  61. 
Eurytemora  124. 
Eylais  119. 

Färben  33. 
Fauna  germanica  98. 
Feuchte  Kammer  29. 
Fixieren  43. 
Fluchnetz  9. 
F'lagellaten  83. 
Flemming  28. 
Fließpapier  29. 
Flohkrebse  141. 
Fluoritsystem  21. 
Formol  25,  27. 
Fragillaria  61. 
Fraiizensbad  54. 
Frühlingsfliege  117. 

Gallerthülle  78. 
Gallertscheide  79. 
Gammarus  141. 
Gasvacuolen  82. 
Gebrauch     des    Mikro- 
skops 20. 
Geißeln  83. 
Geißeltiere  84. 
Gelbrand  101. 
Geradflügler  113. 
Gitterkugel  96. 
Glasklötze  37. 
Glasröhi-en  41. 
—  Ausziehen  der  41. 
Glaszellen  30. 
Gloeotrichia  82. 
Glyzerin  34. 
Glyzeringelatine  25,  31. 
Gomphonema  61. 
Gomphus  113. 
Grenzzelle  81. 
Grünalgen  66. 
Grundnetze  16. 
Gummiband  49. 
Gymnodinium  76. 
Gyrinus  102. 
Gyrosigma  55. 

Halipliden  98,  99. 
Hämalaun  33.  r— 

Hängender  Tropfen  29. 
Harz  32. 
Hautatmer  113. 
Heftblättchen  144. 


Heliozoen  96. 
Heterokope  125. 
HeteroCysten  79. 
Hexarthra  144. 
Hohlkugeln  78. 
Hohlspiegel  22. 
Holopedium  133. 
Homogene  Immersion  21. 
Horulöffel  24. 
Horupinzetteu  19. 
Hyalosphenia  94. 
Hydatina  150. 
Hydra  155. 
Hydrachna  119. 
Hydrodyction  66. 
Hvdrometra  110. 
Hydrophilus  102. 
Hydroporiueu  102. 
Hygrobia  99. 

Immersion  21. 
Infusorien  46. 
Intermedium  34. 
Irisblende  23. 
Isopoden  141. 
Jodjod kalium  28. 

Käferlarven  104. 
Kahmhaut  46. 
Kanadabalsam    35 ,    37, 

39,  43,  49. 
Karbolsäure  31. 
Kauapparate  145. 
Kegelaufsatz  12. 
Kieselalgen  52. 
Kieselgur  53. 
Kieselpanzer  52. 
Kieselsäure  53. 
Kittfäden  49. 
Klemmen  22. 
Köchei-fliege  117. 
Kohlensäure  51. 
Koloniebildung  84. 
Konservieren  27. 
Kontraction  43. 
Krebstiere  120. 
Kreiselkäfer  102. 
Kriecher  109. 
Kugeltierchen  72. 
Küvette  47. 

Laccophilus  102. 
Lackring  31. 
Lacrymaria  87. 
Läufer  110. 


Leinen  17. 
Leitz  19. 
Leptodora  133. 
Libelluliden  113. 
Linienzeichnuug  54. 
Linsendurchmesser  21. 
Lokomotion  85. 
Lunz  5. 
Lynceus  131. 
Lyugbya  79. 

Mantis  109. 
Markschicht  96. 
Maskenlack  31. 
Melosira  56. 
Mensur  114. 
Meridion  60. 
Mesostoma  153. 
Metallgift  19. 
Metallpinzetten  19. 
Methylenblau  34. 
Methylviolett  34. 
Microasterias  63. 
Microstoma  154. 
Mikrometerschraube  20. 
Mikroskop  19,  20. 
Mougeotia  65. 
Mückenlarven  111. 
Muschelkrebse  139. 
Mutterzelle  53. 
Mytilus  110. 

Nadel  119. 
Naucoris  108. 
Navicula  1.54. 
Nelkenöl  34. 
Nemura  117. 
Nepa  119. 
Nostoc  78,  79. 
Noteriui  102. 
Notholca  144.  148. 
Notonecta  107. 

Objektiv  20. 
Okular  20. 
Oocystis  70. 
Orectochilus  103. 
Oacillarien  79. 
Osmiumsäure  28. 
Ostrahafen  157. 

Pandorina  72. 
Panzerlinien  53. 
Paraffin  25. 
Paramaecium  46,  86. 
Pediastrum  67. 


tdißj^  ^Ijf 


160 

Pelomyxa  91. 
Peridineen  75. 
Peridinium  76. 
Perliden  117. 
Petrischalen  19. 
Pflanzengift  27. 
Phvyganiden  93. 
Pliycocyan  77. 
Phyllopoden  138. 
Pigment  83. 
Pinnularia  55. 
Piona.  119. 
Pipetten  19,  25,  38. 
Planaria  153. 
Plankton  1. 

—  Aufbewahrung  26. 

—  Konservierung  27. 
Planktonfang  7,  25. 
Planktonmessung  1.3. 
Planktonnetz  8. 
Planspiegel  22. 
Plastilina  42. 

Plea  107. 
Pleurosigma  55. 
Plön  3. 

Polierschiefer  54. 
Polyarthra  146. 
Polycelis  153. 
Polycystis  78. 
Polygon  66. 
Polyphemus  134. 
Protococcus  70. 
Pseudopodien  91. 

Quadrula  94. 
Qualitativnetz  11. 
Quantitativnetz  12. 
Quecksilberchlorid  27. 
Quergeiße!  76. 
Quittengelee  29. 

Rädertiero  43,  148. 
Kahmen  16. 
Ranatra  109. 
Raphidium  70. 
Keagensglas  26. 
Revolver  22. 
Rhabdocoele  153. 
Rhizosolenia  56. 
Rhynchoten  107. 
Richteriella  69,  70. 
Rotatorien  143. 
Rudergeißel  75. 
Ruderwanze  108. 


Namen-  und  Sachverzeichni.-^ 


Sacknetz  10. 
Safran  in  33. 
Salinglas  30. 
Salzsäure  39. 
Scenedesmus  70. 
Schaumblasen  52. 
Scheinfüßchen  91. 
Schleppleine  17. 
Schleppnetz  16. 
Schließnetz  15. 
Schnabelkerfe  107. 
Schnuren  17. 
Schön aug  83. 
Schrumpfung  35. 
Schulmikroskope  23. 
Schwärmer  74. 
Schwimmer  10. 
Seidengaze  8. 
Senkflasche  17. 
Senknetz  11. 
Sieb  24. 
Sirup  29. 
Skalpell  31. 
Sonnentierchen  96. 
Spatel  24. 
Sphaerella  73. 
Spirogyra  64. 
Spiruli'na  79. 
Stabwanze  109. 
Staurastriim  64. 
Staurogenia  69. 
Stauroneis  55. 
Stein  hei  Ische  Lupe  25. 
Stentor  88. 
Stephanodiscus  58. 
Stratiomys  113. 
Strudelwürmer  152, 
Stylonychia  88. 
Sublimat  27. 
Sublimatkristalle  28. 
Süßwassermilben  118. 
Surirella  55. 
Synchaeta  147. 
Synedra  55. 

Tabellaria  59. 
Tanypus  113. 
Taumelkäfer  102. 
Terpentin ,       venetiani- 

sches  32. 
Tiefenplankton  11. 
Tonerde,  essigsaure  27. 
Trachelomonas  84. 


Triarthra  146. 
Trichodina  87. 
Trompetentierchen  88. 
Tubus  20. 
Turbellarien  152. 

Uberfärben  42. 
Überführen  40,  42. 
Ulirgläser  19. 
Umranden  32. 
Urtiei'chen  91. 

Vacuolen  82. 
Venetianisches  Terpen- 
tin 32. 
Vereinsformat  30. 
Verengungskegel  14. 
Vergrößerung  21. 
Vertikal  furche  7.5. 
Vogelnäpfchen  19. 
Vogelsberg  54. 
Volvox  41,  71. 
Vortex  154. 

"Wachs  35,  42. 
Wachsfüßchen  42,  40. 
Walcker  8. 
Wasserasseln  141. 
Wasserblüte  81. 
VV'asserflöhe  126. 
Wasserglas  54. 
Wasserimmersion  21. 
Wasserjungfer  113. 
Wasserkäfer  97. 
Wassernetz  66. 
Wasserpest  24. 
Wasserskorpion  108. 
Wasserspinnen  120. 
Wechseltierclien  90. 
Wimperinfusorien  85. 
Wimperkranz  87. 
Wimperiing  46. 
Wurzelfüßler  90. 

Xanthidium  64. 
Xylol  35. 

Zedernholzöl  23. 
Zellketten  80. 
Zellstaat  73. 
Zinkblech  16. 
Zweiflüglerlarven  110. 
Zwischenmittel  34. 
Zygnema  64.