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FÜHREE
UND UuaSBüiNGEN.
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JLLUSTRIRTER
ÜHRER DURCH WIEN
UND
UMGEBUNGEN.
VIERTE AUFLAGI
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Hartleben's Illustrirte Führer. Nr. 2.
Handbuch
flr
Touristen und Geschäfts-Reisende
mit
vielen Illustrationen und drei Karten.
Dieses Werk ist für
WIEN
der neueste und vollständigste
Fremdenführer.
:^= Uebersetzangsreeht fttr alle Sprachen vorbehalten, x^^
ILLÜSTEIRTER
FÜHRER DURCH Wien
UND
UMGEBUNGEN.
VON
MORIZ BERMANN
VERFASSER VON „ALT- UND NEU-WIEN", „DER WIENER STEFANSDOM UND
SEINE SEHENSWÜRDIGKEITEN" ETC. ETC.
MIT 84 ILLUSTRATIONEN UND 4 ORIENTIRUNGSKARTEN.
VIERTE, VERMEHRTE UND NEU BEARBEITETE AUFLAGE.
WIEN. PEST. LEIPZIG.
A. HARTLEBEN's VERLAG.
1885.
ALLE RECHTE VORBEHALTE^^itized byGoOglc
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VORWORT.
Der Umgestalttings-Process, welchem die herrliche, an
der „schönen blauen Donau" gelegene Haupt- und Resi-
denzstadtWien noch immer unterliegt und durchweichen
der bauliche und sociale Charakter einzelner Theile derselben
binnen wenigen Monaten gänzlich verändert wird; das fort-
währende lobenswerthe Streben, sie in jeder Beziehung auf
jene Stufe zu bringen, welche ihrer Grösse und Bedeutung
entspricht, überhebt der Nothwendigkeit, die Berechtigung
eines Buches, wie das vorliegende, begründen zu müssen.
Seit dem Weltausstellungsjahre ist kein den Gegenstand
erschöpfendes, auf alle einschlägigen Verhältnisse
Bezug nehmendes Buch erschienen; seitdem hat sich
aber durch die Vollendung grosser Unternehmungen, wie
der Donau-ßegulirung, Wasserleitung u. s. w., manche wichtige
Veränderung in der Gesammt- Physiognomie der Residenz-
stadt ergeben und andere bedeutende Investitionen und
Bauten sind so weit vorgeschritten, um schon jetzt einen
üeberblick, eine Würdigung ihrer künftigen Bedeutsamkeit
zu erlauben.
Diesen Umständen gegenüber bedarf es wohl keiner
weiteren Rechtfertigung für das Erscheinen eines Buches,
welches den Zweck verfolgt, das glänzende Bild der
Gegenwart festzuhalten und daneben, soweit es der
Raum gestattet, der Vergangenheit ihr Recht zu
gönnen und dem Werdenden der Zukunft einen
erwartenden hoffnungsfreudigen Blick entgegenzuschicken.
Wenn aber die fortwährende Neugestaltung ein genügen-
der Grund war, um an die Bearbeitung des Werkes zu
gehen, so setzte sie derselben in anderer Beziehung grosse
Schwierigkeiten entgegen. Fast jeder Tag bringt in einem
Theile des weitgedehnten Gebietes irgend eine wesentliche
Veränderung; Bestehendes verschwindet oder verliert an
Bedeutung und macht Neuem Platz; Bedürfnisse, Gewohn-
heiten und äussere Formen des Lebens und öffentlichen
Verkehres ändern sich, ja, die typische Gestaltung bestimm-
ter Oertlichkeiten und einzelner socialer Gebiete bekommt
plötzlich eine neue Physiognomie, einen anderen Charakter.
Diesem stetigen Wer deprocesse in vollstem Umfange
VI Vorwort.
gerecht zu werden, war eine der Hanptbestre-
bungen, und wenn es trotz der (allen bisherigen Ge-
pflogenheiten bei solchen Büchern, wo nicht selten ein Autor
dem andern nachschreibt, entgegen) durchaus auf Augen-
scheinnahme beruhendefn Erhebungen nicht in allen
Kleinigkeiten voll gelungen sein sollte, das momentane,
actuelle Bild festzuhalten, so trägt eben nur die Unmöglich-
keit, den fortwährenden Fluctuationen desselben zu folgen,
die Schuld daran. Das eine aber steht fest, dass dieses Buch
in Wahrheit das gegenwärtige Wien vor Augen
führt.
Darin liegt auch mit ein Grund, warum im eigentlich
topographischen Theile nicht eine schematische Aufzählung der
einzelnen Objecte und Anstalten nach Kategorien eingehalten
wurde, sondern die Schilderung sich an die natür-
lichen bestehenden Verhältnisse, an die Zusammen-
gehörigkeit nach Bezirken, Orten und Strassen
hielt. Ein sorgfaltig gearbeites Sachregister und einzelne
Zusammenstellungen (wie über Sehenswürdigkeiten, Anstal-
ten etc.) kommen dem Bedürfnisse nach anderer
Richtung entgegen, das Buch soll aber seiner eigent-
lichen Bestimmung und Anlage nach ein bequemes wahr-
heitsgetreuestes Nachschlagebuch für Fremde und
Einheimische, für den eingehenden Beobachter,
wie für den blossen Spaziergänger sein.
Dem Fremden möge es ausserdem ein Rathgeber
und für die Zukunft eine Erinnerung an die
hoffentlich freudigen Tage sein, welche er in unserer
schönen Stadt verlebte, und bei späterer Besichtigung der
beigegebenen Illustrationen gedenke er freundlich all' des
Herrlichen, das er gesehen, des Angenehmen, das er erlebt
und genossen.
Dem Wiener selbst aber, welchem öfter und nicht inyner
ganz mit Unrecht, der Vorwurf gemacht wird, er kenne
Wien nicht, sei es Anlass, sich diese Kenntniss in
vollem Umfange zu erwerben: dadurch jene tiefe,
warme Anhänglichkeit noch zu erhöhen, welche im Herzen
jedes Einheimischen lebt und welche recht wohl mit der
klaren Erkenntniss bestehender Uebelstände und Mängel
vereinbar ist.
Moriz Bermann.
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Vorwort zur yierten Auflage.
Die einfache Thatsache, dass seit dem ersten Erscheinen
des vorliegenden Führers jedes Jahr eine neue Auflage
nöthig wurde, ist wohl ein sprechender Beweis dafür, dass
derselbe seiner Bestimmung vollkommen entspricht und unter
der grossen Anzahl gleichartiger Handbücher unbestritten
einen der ersten Plätze einnimmt.
Der grosse Beifall, welchen der ,,Illustrirte Führer
durch Wien und Umgebungen" fand, dürfte wohl darin
begründet sein, dass derselbe nicht allein dem Fremden
als umfassendes und verlässliches Nachschlage-
buch dienen kann, sondern auch durch Text und Illustra-
tionen berufen ist, eine lebendige Erinnerung an die
schöne Kaiserstadt an der Donau zu bilden und
auch dem Einheimischen in vielen Fällen erwünschte
Auskunft zu geben.
Nach beiden Richtungen wurde nichts verabsäunit, um
auch dieser vierten Auflage möglichste Vollständig-
keit zu verleihen, wie schon ein Blick auf die abermals be-
deutend vermehrten Illustrationen, wie auf den
erweiterten Text beweist. Gewiss wird der „Illustrirte
Führer" auch in dieser neuen Form vielen Reisenden ein
erwünschter Rathgeber sein, der auch später noch durch
Wort und Bild die Erinnerung an das Gesehene und
Erlebte in angenehmer Weise wachruft.
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vm
Ankunft in Wien.
Die Wahl des Vehikels, mittelst welchem man sich vom
Bahnhofe oder Dampfschiff-Landungsplatze zu dem gewählten
Absteige-Quartier bringen lassen will, hängt, abgesehen vom
Kostenpunkte, namentlich von der Entfernung, der Gepäcks-
menge und der Zahl der zu befördernden Personen ab.
Auf jedem Bahnhofe steht bei Ankunft der Züge eine
entsprechende Anzahl von Omnibussen (Stellwagen) und
Lohnfuhrwerken, letztere zweispännig (Fiaker) oder einspännig
(Einspänner, Comfortable) zur Disposition der Reisenden.
Ebenso verkehren von einzelnen Hotels sogenannte Hötel-
Omnibusse zu den Bahnhöfen.
Die Benützung eines Omnibus (Stellwagen) von den
Bahnhöfen ab, empfiehlt sich, falls mehrere Personen oder
grössere Gepäcksmengen zu befordern sind, kaum mit Rück-
sicht auf den Kostenpunkt, gewiss aber nicht für den keine
Localkenntnisse besitzenden Fremden, da es nur in seltenen
Fällen möglich ist, direct bis zum Bestimmungsorte zu
fahren, sondern meist kürzere oder längere Strecken zu Fuss
zurückgelegt werden müssen, was für den Unkundigen, eben
Angekommenen mit mannigfachen Unannehmlichkeiten ver-
bunden ist.
Für Fahrten von und zu den Wiener Bahnhöfen, von
einem Haupt-Bahnhofe zum andern, vom Westbahnhofe nach
FünfhauSj Sechshaus, Rudolfsheim, Gaudenzdorf, Ober- und
Unter-Meidling, dann vom Süd- und Staatsbahnhofe zum
Arsenal und in den X. Bezirk ist zu bezahlen :
Von 7 Uhr Früh bis U Uhr Abends dem Fiaker 1 fl. 50 kr., dem Einspänner
1 fl., während der Nacht dem Fiaker 2 fl. 20 kr., dem Einspänner 1 fl. 30 kr.
(Siehe Seite XI die weiteren Angaben für den Verkehr von nnd zn den
Bahnhöfen.)
Das im Wagen untergebrachte Gepäck ist frei; für das am Entschbock
untergebrachte Gepäck hat der Fiaker 40, der Einspänner 30 kr. zn bekommen.
Von den Bahnhöfen verkehren Omnibusse, und zwar:
Vom Südbahnhofe auf den Stefansplatz und zur Ferdinandsbrücke im
I. Bezirke, zum Nordbahnhofe im II. und in die Schlösselgasse im VIII. Bezirke ;
ferner zum Franz Josefs - Bahnhofe im IX. Bezirke und über den Bing-^ur
k. k. Börse (Scbottenring) ;
Yom Staatsbahnhofe auf den Stefansplatz und zum Westbahnhof;
vom Nord- und Nordwestbahnhofe zum Süd-, Staats- und Westbahnhof
nach Budolfsheim (Schwender), nach Fünfhaus (Wim berger) ;
vom Westbahnhofe auf den Stefansplatz , zur Nord- und Nordwestbahn
und zum Franz Josefs-Bahnhofe im IX. Bezirke;
Yon der Franz Josefs -Bahn auf den Stefansplatz, in den X. Bezirk
(Himbergerstrasse) nach dem Südbahnhof und nach Sechshaus; endlich vom
Meidlinger Bahnhofe in den VI. Bezirk, Mariahilferstrasse 81.
Der Fahrpreis beträgt für die Person im gewöhnlichen Omnibus 12 kr.,
im sogenannten Schnellfahrer 15 kr. Umsteigkarten von Bahnhof zu Bahn-
hof 15 kr., im Localverkehr (incl. Währing) 12 kr. Für Gepäck im Gewichte
bis zu 10 Kilogramm sind 5 kr., von 10 bis 25 Kilogramm 10 kr., endlich
Yon 25 bis 50 Kilogramm sind 20 kr. zu entrichten.
-^ - o"
Passwesen, Zollbehandlung. IX
Auf allen Bahnhöfen befinden sich exponirte Polizei-
Beamte mit einer entsprechenden Anzahl von Wachmann-
schaft, durch deren Intervention allfällige Differenzen mit
den Kutschern der Lohnfuhrwerke ausgeglichen, entschieden
und letztere im Falle einer Taxüberschreitung oder sonstigen
Verschuldens zur Verantwortung gezogen werden.
Alle übrigen^ nicht den Verkehr von und zu den Bahn-
höfen betreffenden Angaben über das öffentliche Fuhrwerk
werden in einem eigenen späteren Abschnitte ausführlich
zusammengestellt und mit Ausdehnung auf die Tramway-
und Localfahrten der Dampfschiffe zu finden sein.
Von einer Aufnahme der Fahrpläne der einzelnen Bahnen,
sowie der grossen Dampfschiff-Kouten wurde hier Umgang
genommen, da es dem Fremden stets möglich ist, ohne alle
Mühewaltung sich die neuesten Angaben über den Verkehr der
Züge und Schiffe in jedem Hotel, ja in jeder Restauration zu
verschaffen und auch die öffentlichen Blätter die Fahrpläne
aller Verkehrs-Anstalten in Intervallen veröffentlichen.
Passwesen, Zollbehandlung.
Obwohl gesetzlich in Oesterreich kein Passzwang mehr besteht, dürfte
es sich, um bei immerhin möglichen Anständen eineantoritative Legitimation
zur Verfügung zu haben, doch empfehlen, sich mit einem derartigen Aus-
weise zu versehen. — Für Ausländer ist dies ein förmlicher, meist auf die
Dauer eines Jahres giltiger Pass, welcher im Falle der Nothwendigkeit von
den betreifenden Gesandtschaften und Consularbehörden verlängert oder
erneuert wird. Im Falle längeren Aufenthaltes ist es zweckmässig, den Pass
bei diesen Behörden vidiren zu lassen. — Für Inländer (auch für Angehörige
der ungarischen Reichshälfte) genügt eine einfache Legitimationskarte,
welche auf Grund des Aufenthaltes und Zuständigkeitsnachweises von den
Polizei- oder sonstigen politischen Behörden ausgefertigt wird.
Die zollamtliche Revision des Keisegopäckes wird thells bei üeber-
Bchreitung der Beichsgrenze, bei nur im Inlande Beisenden bei den Linien-
Aemtern oder falls die Anknnftsstatioa innerhalb der Linien - Ümwallung
liegt, auf den Bahnhöfen vorgenommen.
Es ist erfreulich, constatiren zu können, dass fast Überall diese Manipu-
lation in schonendster, die Beisenden möglichst wenig belästigender Weise
vorgenommen wird und sich das Verfahren der österreichischen Zoll-
Aufsichtsorgane in vortheilhaftester Art von dem der Douaniers mancher
Nachbarstaat en unterscheidet.
Der Zollbehandlung unterliegen hauptsächlich die meisten Genussmittel
(Tabak, Wein, Liqueure, Conserven etc.), sobald sie in einer den momentanen
Bedarf übersteigenden bestimmten Menge mit sich geführt werden, und neue,
keine Spuren der Benützung an sich tragende Waaren. Falls es erforderlich
gewesen wäre, irgend einen Zollbetrag zu entrichten, so ist es wichtig, die
Empfangsbestätigung (Zoll - BoUete) behufs späterer Nachweisung auf-
zubewahren.
Vor einer absichtlichen oder unabsichtlichen Verhehlung allenfalls zoll-
pflichtiger Gegenstände ist dringend abzurathen, da die erzielte Ersparung
in keinem Verhältnisse zu der im Falle der Entdeckung zu entrichtenden
Gefällsstrafe und namentlich zu den durch das etwas umständliche Ver-
fahren in solchen Contraventionsfällen herbeigerufenen Unannehmlichkeiten
stehen dürfte.
Für die Reichsgrenze überschreitende Reisende ist namentlich der TahaJc
in dieser Beziehung von Wichtigkeit, und es mag also hier erwähnt werden,
X Botschaften, Gesandtschaften und Consulate.
dass 10 Stück Cigarren und 35 Gramm irgend eines anderen Tabakfabrikats
als für den momentanen persönlichen Gebrauch dienend, zollfrei eingehen.
üeber diese Quantität ist an Zoll- und Einfuhrlicenz zu entrichten : Von
Cigarren per Kilogramm 58 '5 kr. und 11 fl. Licenz, von geschnittenem oder
Blättertabak 21 kr. und 7 fl. Licenz, von Schnupftabak 52*5 kr. und 8 fl. 40 kr.
Licenz. Die Licenzgebühr hat keinen Eiufluss auf die Quantität des ein-
geführten Tabaks.
Es ist übrigens bei diesem Anlasse zweckmässig, zu betonen, dass die
Mitnahme grösserer Vorräthe von Tabak kaum nothwendig sein dürfte, da
die in den Aerarial - Fabriken erzeugten Sorten von anerkannter Güte,
namentlich mit Rücksicht auf die Preise sind, zumal in Wien und einigen
Provinzial - Hauptstädten aber durch die in Staatsregie stehenden „Tabak-
Specialitäten-Commistiionslager** auch die verwöhntesten Nicotin-Gourmands
▼ollste Befriedigung finden dürften. Das bezügliche Yerschleiss-Locale in
Wien befindet sich I., Kärntnerstrasse 3.
Botschaften, Gesandtschaften und Consulate.
Erstere befinden sich, und zwar von:
Amerika iVer. Staaten), Francis John, I., Canovagasse 7. Argentinische
Republik, Don Can6 Miguel, Dr., I., Kärntnerring 9. Bayern, Otto Graf Bray-
Steinburg, I., Schwarzenbergplatz 2. Belgien, Graf de Jonghe d'Ardoye,
L, Himmelpfortgasse 13. Brasilien, Lins de Almeida, I., Kolowratring 4.
Braunschweig, Karl Freiherr v. Thienen-Adlerflycht, 1 , Kärntnerring 6.
Dänemark, Joachim Graf Knuth, I , Reichs rathsstrasse 13. Deutsches Reich,
Prinz Heinrich VIL von Reuss, 111., Metternichgasse 3. Frankriich, Foucher
de Careil, I., Lobkowitzplatz 2 Griechenland, Fürst Tpsilanti, L, Annagasse 20.
Grossh'itannien, Sir EUiot, III., Metternichgasse 6. Japan, Wooyeno Kagennni
Jushii, L, Lothringerstrasse .*>. Johanniter -Orden, Graf Thun-Hohenstein,
I , Löweistrasse 8. Italien, Graf Robilant. I., Josefsplatz G. Monaco, Cognigiaiti-
Yaldini, I., Himmelpfortgasse 9. Niederlande, Adrian MazeL IV., Schwind-
gasse 7. Päpstlicher Sttthl, Nuntius M. Vanutelli, I., Hof 4. Persien, Neriman
Khan, I., Maximilianstrasse 2. Portugal, Yicorate de Yalroore. I., Kärntuer-
htrasse 31. Rumänien, P. von Carp. III.. Richardgasse 5 Russland, Fürst
Lobanow-Roslowsky, I.. Wollzeile 30. Sachsen, Oscar v. Helldorf, I.. Baben-
bergerstrasse 9. San Domingo, Luperon, I., Kärntnerstrasse 31. Schweden
und Norwegen, Herr v. Ackermann, I.. Kothenthurmstraspe 15. Schweig,
v. Aegli. I., Baitensteingasse 16. Serbien, v. Bogicevic, I., Bartenstein-
gasse IC. Spanien, Don Augnsto Conte, I., Seilerstätte 13. Türkei, Sadnllah
Bey, IV., Schwindgasse 10. Württemberg, Freiherr v. Maucler, I., Schwarzen-
bergplatz 4.
Consulate: Amerika, James Riley Weawer, I., Schottengasse 10.
Argentinische Republik, Gen.-Consul, Henri Bercht, IV., '1 heresianumgasse 31.
Belgien, Leon Doret, I., Lothringerstravse 5. Bolivia, III , Messenhausergasf^e 8.
Brasilien^ Freiherr Moriz y. Schnapper, I., Kolowratring 6. Chile, Josef
Bossi, I., Adlergasse 1. Columbien (Vereinigte Staaten). Adolf Philipp,
IX., LiechtensteinstraKse 4. Dänemark, Emil Louis Tutein, I., Schottenring 13.
Deutsches Reich, Josef Ritter v. Mallmann. I., Wipplingerstr. 2—4. Ecuador,
Friedr. Leonhard, I., Hof 4. Griechenland, Simon R. v. Zechany, I., Anna-
passe 20. Grossbritannien, Gustavns Nathan, I., Schwarzenbergstrasse 3.
Guatemala, Dr. Karl Gotthelf Meyer, J., Reichsrathsstrasse^ 5. Hatoai, Victor
Schönberger, III., Metternichgasse \^. Italien, Cav. Aug, Bazzoni, I , Wipplinger-
Btrasse 39. Liberia, Wilh. Köntzer, IL, Praterstrasse 54. Luxemburg, Wilh.
Schneider, I., Hessgasse 1. Monaco, unbesetzt. Niederlande, Friedrich Ritter
V. Rosenberg, L, Graben 17. Paraguay, Josef Bossi, Gen.-Consul, I., Adler-
gasse 1. (Siehe Chile.) Persien,- \\c\ot Ritter von Ofenheim - Ponteuxin,
I., Schwarzenbergplatz 4. Peru, Julius Kammel, I , Bartensteingasso 8.
Portugal, Eduard Ritter von Wiener- Welten, I., Schwarzenbergplatz 2.
Rumänien, Wilhelm von Lindheim, General -Co nsnl, L, Giselastraßse 9.
Russland, Constantin v. Goubastoff, IV., Wohllebengasse 1. San Domingo,
Karl Zimmermann Ritter r. Göllheim, Gen.-Consul, VL, Kaserngasse 26.
Verkehrsmittel. XI
San Marino, Coloman König, Gen.-Consul, I., Elisabethstrasse 9. San Salvador,.
LTid>Yig Kehlmann, I , Amalienstr. 3. Schweden und Norwegen, Alfred Edler
V. Kendler, I., Wipplingerstrasse 31. Serbien. Leopold Hahn, 1 , Planken-
gasse 4. Siam, Hugo Sch5nberger. III., Traungasse 1. Spanien, Heinrich
ßechtnitz, IX., Maria Theresiengasse 19. Türkei, Nasri Bey, IV., Schwindgasse 10.
Tunis, Sigmund Spitzer. I., Hohenstanfengasse 7. Venezuela, Leopold Hahn,.
I., Plankengasse 4.
Verkehrsmittel.
Znr Beförderung von Personen zwischen den einzelnen Bezirken und
den Vororten gebietet Wien, wenn auch die Eisenbahnen für diesen Zweck
noch nicht ausgenützt werden, doch über eine ausreichende Anzahl von
Fahrgelegenheiten. Von dem durch die Güte seiner Bespannung, Eleganz
seines Gefährtes („Zeug"), seine Fahrgeschicklichkeit und Localkenntniss
und wohl auch durch seinen gesunden Humor und Mutterwitz berühmten
Wiener Fiaker bis zu der Tramway und dem die Stadt nach allen Eichtungen
durchschneidenden Omnibus und Stellwagen ist Jedermann nach seinen
Mitteln und Gewohnheiten die Möglichkeit der Beförderung geboten.
Mit Ausscheidung des schon beim Verkehr von und zu den Bahnhöfen
Gesagten sind nachstehend die wichtigsten Angaben über den Verkehr der
öJFentlichen Fuhrwerke nach ihren Kategorien zusammengestellt.
Fiaker- und Einspänner - Fahrtaxen. Für die gewöhnlichen Fahrten
innerhalb der Linien Wiens mit Ausschluss des Praters gebührt dem Fiaker
für die Wagenverwendung bis zur ersten halben Stunde l fl., für jede
folgende halbe Stunde hO kr.; dem Einspänner für die erste Viertelstunde
50 kr., über eine Viertelstunde bis zu einer halben Stunde 60 kr., für jede
weitere Viertelstunde 20 kr.
Für nachbezeichnete Fahrten ausserhalb der Linien Wiens ist zu
entrichten :
1. von jedem Punkte innerhalb der Linien in den Prater" bis zu den
Bädern und dem zweiten llondeau, ferner zum k. k. Arsenal und dem
sogenannten Landgute im X. Bezirke, nach Gaudenzdorf, Ober- und ünter-
Meidling, Fünfhaus, Sechshaus, Rudolfsheim, Neulerchenfeld, Ottakring»
Hernais, Währing, Weinhaus, Ober-Döbling, Simmering , zum Meidlinger
Bahnhofe oder zurück, dem Fiaker S^ fl., dem Einspänner 1 il. 20 kr.
2. Von jedem Punkte innerhalb der Linien Wiens nach Schönbrunn,
Hietzing, Penzing, Gersthof, Dornbach, Ünter-Döbliug und Zwischen brücken
oder zurück, dem Fiaker 2 fl. 50 kr., dem Einspänner 1 fl. »jO kr.
3. Von jedem Punkte innerhalb der Linien Wiens zu dem Lusthause,
der Freudenau und den Kaisermühlen im Prater, nach Lainz, Speising,
Ober- und Unter-St. Veit, Hacking, Baumgarlen, Breitei:see, Hetzendorf»
Altmannsdorf, Neuwaldegg, Pötzleinsdorf, Sievering, Grinzing, Heiligenstadt,
Nussdorf, Floridsdorf oder zurück, demi Fiaker 3 fl.. dem Einspänner 2 fl. 20 kr.
4. Für Fahrten von den Wiener Bahnhöfen zu den Bädern, in den Prater,
dem k. k. Arsenal, nach Gaudenzdorf, Ober- und Ünter-Meidling, Fünfhaus,
Sechshaus , Rudolfsheim , Neulerchenfeld , Ottakring , Hernais , Währing^
Weinhaus, Ober-Döbling, Simmering ist zu entrichten dem Fiaker 2 fl., dem
Einspännt^r 1 fl. 20 kr.
5. Für die Fahrt von den Bahnhöfen nach Schönbrunn, Hietzing, Penzing»
Gersthof, Dornbach, Unter-Döbling und Zwischenbrücken hat der Fiakflr zu
beanspruchen 2 fl. 50 kr., der Einspänner 1 fl. 60 kr.
6. Zu dem Lusthause. Freudenau und den Kaisermühlen im k. k. Prater,
nach Lainz, Speising, Ober- und Unter-St. Veit, Hacking, Baumgarten,
Breitensee, Hetzendorf, Altmannsdorf, Neuwaldegg, Pötzleinsdorf, Sievering,
Grinzing, Heiligenstadt, Nussdorf und Floridsdorf ist dem Fiaker zu ent-
richten für die Fahrt von den Wiener Bahnhöfen o fl., dem Einspänner 2 fl.
20 kr. Fallen diese Fahrten in die Zeit von 11 Uhr Nachts bis 7 Uhr Früh»
80 ist um die Hälfte der entfallenden Taxe mehr zu entrichten.
Im Falle der Retourfahrt sind für die Wartezeit, sowie für die Zeit der
Rückfahrt dem Fiaker per halbe Stunde 50 kr., dem Einspänner für jede
Viertelstunde 20 kr. zu bezahlen. Werden diese Fahrten in 4er Zeit zwischen
XII Verkehbsmittel.
11 Uhr Nachts und 7 ühr Frfih unternommen, so ist die H&lfte der betref-
fenden Taxe mehr zu bezahlen. Wenn der Beginn der Fahrt in die Tages-
oder das Ende derselben in die Nachtperiode f&Ut oder umgekehrt, so ist
die Taxe nach jener Periode zu zahlen, zu welcher der grössere Theil der
Fahrtdauer gehört. Bei Fahrten nach der Zeit wird dem Fiaker jede be-
gonnene halbe Stunde, dem Einsp&nner jede begonnene Viertelstunde fftr
▼oll abgelaufen berechnet. — Bei Fahrten von Orten ausserhalb der Linien
nach Wien hat der Passagier die Linienmauth (8 kr. beim Zweisp&nner,
4 kr. beim Einspänner) zu entrichten.
Bei Fahrten nach Orten, welche oben nicht angefahrt wurden, oder Ton
Vororten in den Prater bleibt die Feststellung des Fahrpreises dem freien
Uebereinkommen überlassen.
Der Fahrpreis bleibt derselbe, ob eine oder mehrere Personen fahren,
ebenso kann weder Jahreszeit, Witterung, Wochen- oder Feiertag einen
Unterschied in der flxirten Taxe bewirken. Jeder Fiaker oder Einspänner
hat mit einer richtig gehenden Taschenuhr versehen zu sein und dieselbe
bei Fahrten nach der Zeit dem Fahrgast vorzuweisen. Auch ist jeder Kutscher
▼erpflichtet, bber Verlangen dem Passagier die Fahrordnung vorzuweisen.
In jedem Wagen ist an gut sichtbarer Stelle ein Fahrkarten-Block angebracht,
▼on welchem es jedem Fahrgast freisteht, ein Blatt zu benützen. Dasselbe
enthält auf der Vorderseite die Wagen-Nummer und die Fahrtaxe, die Bück-
seite dient zur Aufnahme einer allfälligen Beschwerde. Das ausgefüllte Blatt
kann durch üebergabe an einen Sicherheits •Wachmann oder mittelst Post
(ohne Franco) an die Polizei-Direction geleitet werden.
Im Polizei -Rayon Wien stehen dermalen 960 Fiaker und über 1100 Ein-
spänner-Wagen im Betriebe.
Pferdebahnen.
In Wien bestehen derzeit 2 Gesellschaften zum Tramway-Betriebe, und
zwar: die WienerTramway-Qeseüschafti}., Schottenring 17) und die NeiM Wiener
Tramway-Oeseüschaft (Vororte-Tramway, I., Amalienstrasse 4).
Von der ersteren Unternehmung sind jetzt folgende Linien im Betriebe :
Von Dornbach nach Hemals, über die Bingstrasse, Landstrasse Haupt-
strasse zur Marxer Linie:
von Dornbach, Hernais über den Franz Josef-Quai zum Praterstern;
von Döbling über den Schottenring, Untere und Obere Augartenstrasse,
Taborstrasse, Kaiser Josefstrasse bis zum Praterstern*);
von Döbling über die Bingstrasse, Aspernbrücke zum Praterstern;
von Penzing und Budolfsheim über die Bellariastrasse, Bingstrasse zum
Praterstern und retour via Babenbergerstrasse **)
von Penzing und Budolfsheim über die Bellaria, Franz Josef-Quai zum
Nordwestbahnhof;
von der Himbergerstrasse über den Schottenring, Porzellangasse zur
Franz Josefs-Bahn;
vom Südbahnhof (in der Zeit vom 16. April bis 16. October) über die
Favoritenstrasse und den Kärntnerring zum Schwarzenbergplatz ;
von der Matzleinsdorfer Linie über den Kärntnerring zum Schwarzen -
bei g^platz ;
vom Prater über die Bingstrasse zur Hundsthurmer Linie;
von Simroering über den Schwarzenbergplatz, Bingstrasse, Lerchenfelder -
Strasse zur Blindengasse;
von Währing (Bemise) über den Franz Josefs-Quai zum Praterstern;
von Weinhaus- Währing über die Bingstrasse zur Sophienbrücke;
* Bis zur Vollendung des Baues der Linie Kaiser Josefstrasse nur bis
Ende der Oberen Augartenstrasse und retour.
**) Bis zur Vollendung des Baues der Linie Babenbergerstrasse retour
via ßellaria.
Verkehrsmittel. XIII
Tom Central- Friedhof bis Siroroering (im Sommer, dann im Winter
Nachmittags an Sonn- und Feiertagen fioer den Schwarzenbergplatz in die
Lerchenfelderntrasse) ;
vom Praterstern zur Fenerirerkswiese (im Sommer eventnell znr Botnnde) ;
Tom Praterstern ftber die Nordbahn- nnd Wallen steinstrasse zur Nnss-
dorferstraese (HÖtel Union);
zu den Commnnalb&dern bloss während der Bade-Saison ron der Hands-
thurmer Linie, im Bedarfsfalle auch von Penzing, Hernais, W&hring
und Döbling.
Die Fahrpreiss auf diesen Linien sind fönende:
Innerhalb der Linien Wiens (mit Einschlnss der Commnnalb&der) 8 kr.,
fftr Kinder 6 kr.
von irgend einem Punkte innerhalb der Linien Wiens bis zu den
Remisen in Hernais, W&hring, Rudolfsheim, Favoriten, dem Sfidbahnhofe,
dem Casino Zögernitz in DÖbling und dem Viaducte in Simmering oder
zurück 10 kr., im Abonnement 9 kr, fflr Kinder 6 kr.;
von den vorgenannten Remisen bis zur n&chsten Linie oder znrflck 6 kr. ;
von dem Casino ZÖgernitz in DÖbling bis zu den Remisen in W&hring
oder zurück 10 kr., für Kinder 6 kr.;
von der Bellaria nach Penzing, vom Schottenring nach Dornbach oder
zurück 12 kr., für Kinder 6 kr.; von irgend einem weiteren Funkte inner-
halb der Linie Wiens nach Penzing, Dornbach oder zurück 15 kr., für
Kinder 6 kr.;
von der Mariahilfer Linie nach Penzing, von der Hernalser Linie nach
Dombach oder zurück 10 kr., für Kinder 6 kr.; von den BemiKOn in Rudolfs-
heim nach Penzing, von den Remisen in Ueruals nach Dornbach oder
zurück 6 kr.;
nach dem Central-Friedhofe oder zurück 20 kr., für Kinder 10 kr.; ab
der St. Marxer Linie oder zurück 10 kr., für Kinder 6 kr.;
zur Rotunde von den Sommerfrischen oder zurück 18 kr , für Kinder
10 kr; von irgend einem anderen Punkte oder zurück 12 kr., für Kinder
6 kr.; vom Praterstern oder zurück 6 kr.
Die Kinderkarten haben nur für Kinder unter 10 Jahren Giltigkeit;
Kinder unter 2 Jahren sind frei.
10 Stück Abonnementskarten zu 90 und 80 kr. sind zu haben im Bureau
der Gesellschaft, bei säumtlichen Expeditoren auf den Umsteigeplätzen und
bei den Streckencassen.
Mit jedem 1. Januar und 1. Juli werden Halbjahreskarten zu 50 fl. aus-
gegeben. — Für Schüler unter 15 Jahren sind sogenannte Schülerkarten
zum halben Preise eingeführt.
Extrawagen für geschlossene Gesellschaften nach allen Richtungen, je
nach der Entfernung, von 5 fl. aufwärts.
Das Correspondenz-System ist auf allen Linien innerhalb des Gemeinde-
gebietes Wien bis zu den Kemisen in Hernalu und Budolfsheim, dann bis
DÖbling und Simmering eingeführt. Den Passagieren ist mit Correspondenz-
Karten ein einmaliger Wagenwechsel, jedoch nur auf den Umsteigplätzen
gestattet, nur auf den Routen „Praterstern - Nordbahn -Wallensteinstrasse-
Brigittabrücke-Nussdorferstrusse''. Landstrasse-Quai, eventuell Taborstrasse
und Porzellangasse kann der Wagen zweimal gewechselt werden.
Umsteigeplätxe sind: am Schottenring, Babenbergerstrasse, Bellaria, Stift-
gasse, Kärutnerstrusse, Elisabethbrüeke, Paulanerkirche, Schwarzenbergplatz,
Stubenring, St. Marxer Linie, Aspernbrücke, Praterstrasse, Nordwestbahn,
Ecke der Augartenstrasse und Taborstrasse, Ferdinandsbrücke, Augarten-
brücke, Wipplingerstrasse, Altbanplatz, Sechsschimmelgasse (Hotel Union),
Yersorgnngshaus, Währinger Linie.
Bei Tag sind die Wagen bezüglich ihres Zieles durch Aufschrifttafeln
kenntlich gemacht. Nachts geschieht dies durch verschiedene gefärbte
Laternen, und zwar führen die nach Döbling verkehrenden Wagen ganz
gelbe, Sophienbrücke weisse Laternen mit gelbem Mittelstreifen, Walleustein -
Strasse, diagonal getheilte weiss- gelbe Laternen, Hernais weisse mit schwarzem
Mittelpunkt, Penzing ganz grüne, Hundsthurm weisse Laternen mit grünem
stehenden Kreuz, Matzleinsdorf diagonal getheilte weiss-rothe, Himberger-
XIV Verkehrsmittel.
Strasse und Südbalin ganz rothe, Rennvreg nnd Simmering weisse Laternen
mit rothera Mittelstreifen, Landstrause weisse mit blauem Mittelstreifen,
«ndlich Praterstrasse ganz weisse Laternen, Nordwestbahnhof grüne mit
weissen Mittelstreifen, Augartenstrasse diagonal getheilte weiss - grüne ;
Währing-Remise weisse mit rothem stehenden Kreuz, Währing-Weinhaus
rothe Laternen -mit weissem stehenden Kreuz, Lerchenfelderstrasse weisse
Laternen mit grünem Stern.
Die zu den Endstationen verkehrenden letzten Wagen (circa II Uhr Nachts)
sind nebstbei durch eine ganz blaue Laterne kenntlich gemacht.
pas Stehen auf den Stufen, sowie das Auf- und Abspringen und das
Oeffnen der Gitter am vorderen Pertron während der Fahrt ist nicht gestattet .
<Diese Bestimmungen werden leider trotz mehrfach geschehener bedauer-
licher Unfälle, namentlich bei grösserer Frequenz, nie eingehalten, so räthlich
es auch der körperlichen Sicherheit wegen wäre.) Das Tabakrauchen ist in
.den vorderen Abtheilnngen der oifenen Wagen, dem Damen -Coupe und in
jenen Wagen, in welchen kein eigenes Rauch -Coupe ist, verboten. Die
Mitnahme von Hunden in die Wagen ist unbedingt untersagt. Wagen,
€ondncteur und Kutscher sind mit sichtbaren Nammern bezeichnet, um bei
Reclamationen oder Beschwerden näher bestimmt werden zn können.
Die Neue Wiener Tramway-Qesellschaft soll durch Befahren der das
Gemeindegebiet umschliessenden Gürtelstrasse namentlich den Verkehr der
Vororte untereinander vermitteln, kann jedoch diesem Zwecke eben nur so
weit jene Strasse vorderhand gebaut ist, gerecht werden.
In Betrieb stehen jetzt folgende Linien:
von Meidling über die Mariahilfer nnd Hernalser Linie bis Ober-Döbling,
eventuell Nussdorfer Linie ;
von der Lerchenfelder Linie bis Alt-Ottakring (Schottenhof);
vom Neubau-Gürtel über die Märzstrasse nach Hütteldorf.
Die FaJirpretse sind: vom Meidlingerbahnhofe nach Ottakring (Schotten-
hof, Ober-Döbling, eventuell Nussdorfer Linie oder zurück 15 kr., für Kinder
10 kr.; vom Meidlingerbahnhof nach Breitensee, bis znr Reinhardtsgasse
(Ottakring), Hernalser Hauptstrasse oder zurück 10 kr., für Kinder 6 kr. ; von
Ober-Döbling, von der Nussdorfer Linie, von Ottakring zur Lobkowitzbrücke,
von der Währinger Linie zur Remise in Meidling, von Ottakring nach Breiten-
see oder von einem dieser Endpunkte nach Ober-Döbling oder Nussdorfer Linie
oder zurück 10 kr., für Kinder 6 kr.; von der Lerchenfelder Linie bis zur
Ottakringer-Remise, von der Ottakringer-Remise zum Schottenhof, von der
Westbahn Linie nach Breitensee (an Wochentagen) von der Westbahn Linie
bis Ende Märzstrasse oder zurück, für Erwachsene und Kinder 6 kr. Zonen-
Tarif: Zwischen dem Meidlingerbahnhof und der Lobkowitzbrücke, zwischen
der Lobkowitzbrücke und der Mariahilfer Linie, von einer Linie bis zur
nächsten anderen, von der Währinger oder Nussdorfer Linie nach Ober-
Döbling oder zurück, für Erwachsene und Kinder 5 kr.
Zum Bahnhof der Kahlenbergbahn in Nussdorf mit einer eventuellen
Abzweigung nach Heiligenstadt fährt auch eine Linie der Dampf-Tramway
vom Schottenring, welche bis zur Stadtgrenze Pferdebetrieb hat.
Die obigen polizeilichen Vorschriften gelten selbstverständlich auch bei
Benützung der Wagen dieser Unternehmung.
Omnibusse und Stellwagen.
Mit Ausscheidung der schon anlässlich des Verkehres von und zu den
Bahnhöfen gemachten Angaben folgen im Nachstehenden die Routen und
Standplätze dieser Fuhrwerke nebst den in Klammer angegebenen Fahr-
preisen.
Es verkehren nach Altmannsdorf von IV., Hauptstrasse 7 (20); zum
Arsenal von L, verl. Kärntnerstrasse (12) ; nach Baumgarten von IV., Haupt-
strasse 7 (20); nach Biedermannsdoif von IV., Hauptstrasse 14 (25); zum
Central-Friedhof Yon I., Hegelgasse (20); nach Döhling ( Hirschen gasse) von
I., Freiung (12); nach Döhling (Hauptstrasse) von I., Am Hof (18) und
IV., Hauptstrasse 52 (12); nach jDorn&ocA von I., Am Hof und Judenplatz (20) ;
nach Fischamend von III. , Hauptstrasse 31 (60) ; nach Fhridsdorf von n. , Tabor-
«trasse 8 (20) ; nach Fünfhaus von II., Praterstern Nordbahn und Nordwest-
VERKEHIlSMnTEL. XV
tuhn (12); nach Oaudenzdorf von I., Stefansplatz (i2); nach Gersthof Yon
I., Freiung (20); nach Grinzing von 1., Am Hof (20).; nach Hacking von
I., Neuer Markt (25) : nach Heiligenstadt von I., Freiung (20) ; nach Hernais
{Hauptstrasse 44) von 1.* Am Hof, utd IL, Praterstern (12) ; nach Hetzendorf
(nur Sommer) von I., Elisabethstrasse (25) ; rxttch Hieizing von I., Petersplatz
Neuer Markt, Stefansplatz, Lohko witzplatz (15) und von II., Praterstern (20) ;
in die Himbergei'strasse von IX., Franz Josefs -Bahnhof (12); nach Himberg von
IV., Hauptstrasse 20 (35); zxlt „Hohen Wiar^«" (Heiligenstadt) von I., Freiung
(15; nach Hütteldorf von I., Neuer Markt und Lohkowitzplatz (30): in die
Hundsümrmer Strasse (V. Bezirk) vön II., Praterstern (12); nach Inzersdorf
von IV., Hauptstrasse 14 (20); nach Kagran von II., Taborstrasse 8 (20);
nach Kaiser-Ebersdorf von I., Schulerstrasse 22 (30); zu den Kaisermühlen
von II., Praterstern (12); nach Kalksburg (nur Mittwoch und Samstag) von
I., Neuer Markt (40); nach Kierling von I., Minoritenplatz (60); nach
Klosterneuburg von I., Minoritenplatz (40); nach Lainz von I., Lobkowitz-
platz (25); nach Laxenburg von IV., Hauptstrasse 14 (45); nach Maria-
Lanzendorf von IV,, Hauptstrasse 20 (25); nach Maxier von L, Loh-
kowitzplatz (35); nach Meidling von 1., Stefansplatz (12) und vom Prater-
stern (15) ; nach Neu-Lerchenfeld von 1., Hof und Stefansplatz und IV.,
Hauptstrasse ,52 (12); nach Xeustift am Walde von I., Freiung (30); nach
Neuwaldegg von I., Hof und Judenplatz (20); nach Nussdorf vonl., Hof (20);
zur Nussdorf er Linie von I., Hof und Sechshaus, Müblbachgasse (l5) ; nach
Ottäkring (Hauptstrasse. 44) von I., Hof (12) und II., Praterstrasse (15); nach
Penzing von I., Neuer Markt und Lohkowitzplatz (12) und IL, Praterstern (15);
nach Pötzleinsdorf von L, Freiung (25); nach Äodaun vonl., Neuer Markt (40);
zum ^Rosenhügel"" (bei Lainz) von I., Neuer Markt (25); nach Roth-Neusiedl
von IV., Hauptstrasse 14 (2.5); nach JSurfo//sī>n (Schwender) von II. , Prater-
strasse, III, Hauptstrasse und IX., Franz Josefs-Bahn (12); ndkch Schönbrunn
von I., Stefansplatz, Petersplatz, Lohkowitzplatz, Neuer Markt, und IL, Prater-
strasse (20); nach Schwechat von L, Hegelgasse (30); na-ch Sechshaus, Haupt-
strasse (30) yon I., Hoher Markt, und IL, Praterstern (12); nach Sechshaus
(Mühlbachgasse) von IX., Franz Josefs-Bahn (15) ; nach Sievering von L, Hof
(25); nach Simmering von L, Wollzeile und Schellinggasse (12); -zum Sophien-
bad von I., Stefansplatz (10): nach Speising von L, Neuer Markt und
Lohkowitzplatz ■ (20) ; zu der St. Marxer Linie von Rudolfsheim (Schwender 12);
nach Ober-St. Veit (25) und Unter-St.Veit (20) von L, Neuer Markt; nach
Währing (Kreuzgasse und Karl Lndwigsstrasse) von L, Freiung (12), von
11., Praterstern (15); nach Weidling von L, Minoritenplatz (40); nach
Weinhaus von L, Freiung (12) ; zu der Westbahn- Linie von IL, Praterstern (12) ;
nach Wilfielmsdorf (Meidling) von VI , Mariahilferstrasse 81, u. VIIL, Lerchen-
felder Linie (15); nach Zwischenbrücken von IL, Taborstrasse 8 (15 kr.).
Ausser obigen Preisen haben in neuer Zeit die meisten Stellwagen- und
Omnibusbesitzer einen Zonen-Tarif eingeführt, wonach für eine Fahrt inner-
halb einer Zone 6 kr., innerhalb zweier 9 kr. und über zwei Zonen 12 kr.
SU entrichten sind. Zu sämmtlichen ankommenden und abgehenden Bahn-
zügen verkehren zu den Bahnhöfen sogenannte „Schnellfahrer" mit dem
Preis per Fahrt 15—20 kr.
In den Omnibussen und Stellwägen ist das Bauchen nur in den rückwärtigen
Coupes gestattet; die Mitnahme von Hunden ist unbedingt verboten. In jedem
ViTagen muss eine Affiche mit den Fahrpreisen angeschlagen sein. Für auf
dem Dache untergebrachtes Gepäck ist 5 bis 10 kr. zu entrichten.
Dampfschiff.
Auch der Dampfschiif- Verkehr findet hier nur insoweit Erörterung, als
es den Localverkehr betrifft.
Sogenannte Localschiffe verkehren vom Karlsketten steg (rechtes Ufer des
Donau-Canales) mit den Haltstationen Augartenbrücke, Brigittabrücke, Nuss-
dorf, Kahlenbergerdorf, Klosterneuburg, Langen zersdorf, Korneuburg, und
zwar um 6 Uhr 80 Min., 10, 1*30, 2, 4 und 5 Uhr, um 3 Uhr nur bei schönem
Wetter, um 830 und 11*30 V.-M. nur an Sonn- und Feiertagen.
XVI Vebkehrsmittel.
Dl« Fahrpreise betragen für die elnmailge Fahrt:
Von Wien (K&rlssteg), Stefaniebrftcke,
Aagartenbrücke, Brigittabr&cke, nach
Tour
Tour
and
Retour
40
Abonn.-
Karten
Nnssdorf . .
Kahlenbergerdorf
Klosterneabnrg .
Lang-Enzersdorf ,
Korneabnrg
Kritzendurf . .
25 kr.
»0 ,
80 ,
8'> .
40 ,
•»0 n
35 kr.
45 ,
50 ,
GO ,
70 ,
70 ,
7
8 ,
9 ,
10
12
12
l"
Anl&sslicb der Pferde- Rennen in der Fiendenan im Herbst nnd Frühjahr,
zu Yergnttgangsfalhrten nach Greifenstein etc., verkehren von Fall zn Fall
Separatdampfer von der Ferdinand sbrücke aas. Neben diesem von der Denan-
Dampfschifffahrts-Gesellschaft besorgten Verkehr ist ein Unternehmen im
Entstehen, welches znr Belebung des Localverkehres den Donaucanal mit
kleinen Dampfbooten, sogenannten Mouches, unter Aufstellung möglichst
vieler Haltstationen, befahren soll, wie es schon längere Zeit in Budapest
und ander w&rts der Fall ist.
Verkehrs-Anstalten.
Aspans - ViTiener Eisenbahn - Qesellsohaffc , I., Renngasse 5.
Böhnusche Commercial-Bahnen, i. Woihburggasse 9. Böhmische
Westbahn (Prag-Fürtb). 1., Elisabethstrasse 9. Bmnn-Rossitzer Bahn,
I., Schwarzenbergstrasse 17. Erzherzoff Albrecht-lSisenbahn (Lem-
berg-Stanislau). IX. TJniversit&tRstrasbe 10. Galizische Karl Ludwig-
Bahn (Krakau-Lemberg) I., Kärntnerriug 7 (Syeditions-Bureau I., Zedlitz-
uBse 5). Graz-Köflacher Eisenbahn- und Bergbau- Gesellschaft»
S. SüdbahndirectioD. Kahlen berg:- Eisenbahn (System Rigi), I., Bauern-
markt 11. Kaiser Ferdinands- Nordbahn und Mährisch-solilesische
Ifordbahn, IL, Kortibahnstrasse ara Bahnhofe (Speditions-Bureau I.,Zedlitz-
gasse 5). Kaiser Franz Josefs-Bahn, IX., Altbanplatz 3 (Speditions-
Bnreau II., Talorstrasse 22). Kaiserin Elisabeth-Bahn (Westbahn),
Fünfhaus, Schönbrunnerstrasse 6. Kronprinz Budolfs-Bahn, Westbahn,
Administrationsgebäude. Ijemberg - Czernowilz - Jassy - Eisenbahn,
I . EÜRabethstrasse 9 (Speditions- Bureau I., Zelinkagasse 9). Mährische
Grenzbahn (Hohenstadt-Zöptau und Sternberg-Grulich), IV. Favoriten-
strasse 6- Mährisch-schlesische Centralbahn (Olmütz-Jägemdorf-
Troppau), l.,He.:;elgasse 7 (Speditions-Bureau I., Zediitzgasse 5). Mohacs-
FÜE^irchner Bahn, III., hintere Zollamtsstrasse 1-4. Niederöster-
reichische Staatsbahnen (Leobersdorf-St. Polten, Leobersdorf- Guten-
stein und Pöchlarii-Ganiing), Westbahn, Administrationsgebäude. Nordwest-
bahn, II, Nordwestbahnstrasse, am Bahnhofe (Kartenverschleiss und
Gepäcksaufnahme J., Rieraerstrasse 17, Speditions-Bureau I., Dominikaner-
ba8tei23). Ostrau-Friedländer Eisenbahn, I.,Wallflschgasse 1. Staats-
Eisenbahn-Gesellschaft, Central-Bureau I., Schwarzenbergstrasse 17,
coromercielles Bureau L, Pestalozzigasse 8. Südbahn - Gesellschaft,
X., Sadbahnplatz (Speditions- Bureau I., Kolowratring9). Südnorddeutsche
Verbindungsbahn (Pardubitz-Reichenberg) II., am Nordwestbahnhofe.
Tamow-lJeluchower Bahn (galizische Staatsbahn), IX. Universitäts-
strasse 10. Erste unfi^arisch-galizische Eisenbahn (Karpathenbahn),
IX., Universitätsstrasse 10. "Wiener Verbindunfifsbahn (Kanzlei ara Nord-
bahnhofe). Vorarlberg-Bahn, I., NibelungengasKo S-^ViTien-Pottendorf-
"Wr.-NeustädterBahn, X., am S&dbahnhofe. Central-Abrechnungs-
Bureau der österr. -ungar. Eisenbahnen, T., Schwarzenbergstrasse 18,
k. k. Bosna-Bahn (Brod-Zeni5a) I., Johannesgasse 5, beim k. k. gemein-
samen Finanz-Ministerium. Donau-DampfschifiEfahrts-Gesellschaft,
III., obere Weissgärberstrasse 1 (GMeraufnahme III., Hauptzollamt; Magazin
- .. - - o
Verkehrsmittel. XVII
II., Kartenverscbleiss und G^p&cksaufnahnie I, Biemerstrassel?). General-
Agentur des österreichischen Lloyd in Triest, I., Schwarzenberg-
platz 14. Kepr&sentanz dett „Nordaeutisohen liloyd" in Bremen, VI.,
Kasern^asse 20 (Agentur I., Himnielpfortgasse 24). Allgemeine öster-
reichische Transport - (Gesellschaft, I , Krugerstrasse 17. Neue
"Wiener Tram way- Gesellschaft, I., Amalienstrasse 4, "Wiener
Tram way- Gesellschaft, I., Schottenring 17.
Das Postwesen.
Die k. k. Post-Direction für Wien und Umgebung be-
findet sich nebst dem Hauptpostamte L, Postgasse 10, das
Fahrpostaufgabsamt L, Fleischmarkt 19.
Filial- Postämter :
1. Bezirk : Landskrongasse 1, Habsburgergasse 9, Maxiinilian8tra8se4. Seiler-
stätte 22, Börseplatz 1, Esslinggasse 4, Minoritenplatz ü. Neues Ratbhaus (Ein-
gang Lichtenfeisgasse). — 11. Bezirk: Taborstrasse 27, Praterstrasse 54,
Brigittenau, Rafaelgasse 2. — III. Bezirk: Hanptstrasse 65 und Löwen^
gasse 22. — IV. Bezirk: Neumanngasse 3. — V. Bezirk: Hundstburmer-
strasse 26. — VI. Bezirk : Gumpendorferstrasse 63. — YII. Bezirk: Zieglergasse 8
und Siebensterngasse 13. — Vill. Bezirk: Mariatreugasse 6. — IX. Bezirk:
l'orzellangasse 13. — X. Bezirk: Himbergerstrasse 46. — Ausserdem befinden
sich Postämter am Nord-, Nordwest-, Franz Josef-, West-, Süd- und
Stuatsbahnhof.
In denVororten: Floridsdorf, Hauptstrasse 8, Döbling,Hauptstra8se 47,
Hernals, Ottakringerstrasse 50, Hietzing, AltgassolS, Meidliug, Schönbrnnner-
strasse, Nussdorf, Donaustrasse 6. Ottakring, Hauptstrasse 24, Sechshaus,
Hauptstrasse 51, Simmering, Hauptstrasse 32 und Währing, Schulgasse 21.
Ausserdem bosteht ein Röbrennetz zur Beförderung von Briefeu auf
ptieumatiscJiem Wege, durch welches folgende Aufgabsstationen verbunden
werden: I. Bezirk: Börseplatz 1 (Ceutralstation), Fleischmarkt 19, Kämtner-
ring 3, Schottenring 16 (Börse), Schottenring 19 (Frucht- und Mehlbörse).
— II. Bezirk: Taborstrasse 27. — III. Bezirk: Hauptstrasse 65. ~ IV. Be-
zirk: Neumanngasse 3. — VI. Bezirk: Magdalenenstrasse 67. — VII. Be-
zirk : Siebenstorngasse 13 und Zieglergasse 8. — VIII. Bezirk : Mariatreu-
gasse 6. — IX. Bezirk, Porzellangasse 13. — X. Bezirk, Himbergerstrasse 46.
Briefe, welche zur Beförderung durch die pneumatische Post bestimmt
sind, dfirfen das Gewicht von 10 Gramm nicht übersteigen, keine steifen
Ei-nlagen enthalten und nicht mit Siegellack verschlossen sein. Die Franco-
gebühr, welche bei der Aufgabe zu entrichten ist, beträgt 20 kr. für den
Brief, falls ein Aufgabs-Recepisse gewünscht wird, um 5 kr. mehr. Auch
sind bei den obigen Aufgabsstationen Telegramm-Correspondenz-Karten um
10 kr. per Stück zu bekommen.
Das Maximalgewicht für Briefe im internen Verkehr und jenen mit dem
deutschen Beichspostverein ist 250 Gramm, und zwar sind für einen Brief im
Loco- Verkehr bis zum Gewicht von 20 Gramm 3 kr. , über 20 bis «50 Gramm
6 kr., im internen österreichisch-ungarischen (20 Gramm) im Verkehr mit dem
deutschen Beichspostverein für einen Brief bis 15 Gramm 5 kr., darüber bis
250 Gramm 10 kr. Francogebühr zu entrichten. Für alle anderen europäischen
Länder beträgt die Gebühr für je 15 Gramm Briefgewicht 10 kr., nur für
Serbien und Montenegro 7 kr. Correspondenz-Karten verkehren in Oesterreich-
Ungaru und dem deutschen Beichspostverein a 2 kr., für das übrige Europa
ä 5 kr. — Die Recommandationagebülir beträgt im Loco-Verkehr 5 kr., im
ganzen übrigen europäischen Verkehr 10 kr. — Geldbriefe und recommandirte
Briefe müssen auf dem Haupt-Postamte bis längstens 6 Uhr, bei den Filial-
Postämtern bis 5 Uhr Nachmittags aufgegeben werden. Bei allen Postämtern
können Po8^a»tt(;«t9un^«n bis zum Betrage von 100 fl., bei einer Anzahl derselben
iu bedeutenderen Orten bis zu 1000 fl., in Wien und Budapest bis zu 5000 fl. eiu-
Moriz Bermann, Führer d. Wien. " b o
XVIII Telbgraphenwesen.
gesahlt und behoben werden. Ebenso kennen Sendungen gegen Nachnahme
des Betrage» bis 2U0 fl. bei allen Postämtern der österreichisch-ungarischen
Monarchie, bis 500 11. aber nur bei jenen, fär welche die höhere Summe bei
den Anweirungen limitirt ist, aufgegeben werden. .
Telegraphenwesen.
Die Jk. i. Telegraph en-Direction befindet sich I., Börseplatz 1, wo auch
die Centralstation untei^ebracht ist. Weiters sind k. k. Telegraphenstationen
im I. Bezirke: in der k. k. Hofburg (nicht f&r den allgemeinen Verkehr),
Fleischroarkt 19 (Laurenzergeb&ude), Habsburgergasse 9, K&rntnerring 3,
Schottenring 16 (Börse). Schottenring 19 (Frucht- und Mehlbörse), Lands-
krongasse 1 und Seilerstätte 22; in den Bezirken: II., Taborstrasse 27;
IIL, Hauptstrasse 65; lY., Nenmannsgasse 3; VI., Magdalenenstrasse 67;
YII., Siebensterngasse 13 und Zieglergasse 8; \UL^ Mariatreugasse 6. —
IX., Porzellan^asse 13. — X., Himbergerstrasse 46.
Im inländischen Verkehre wird für Telegramme, welche zwischen zwei
Stationen verschiedener Orte gewechselt werden, eine Grundtaxe von 24 kr.
und für jedes Wort 2 kr., für Localtelegramme (zwischen zwei Stationen
eines Ortes) eine Grundtaze von 12 kr. und eine Worttaxe von 1 kr. ein-
. gehoben. In das Occupationsgebiet ist eine Gruudtaxe von 24 kr. und eine
Worttaxe von 5 kr. zu entrichten.
Für die Frankirung einer Rückantwort von 80 Worten 50 kr.
Im Verkehre mit dem Auslande werden folgende Gebühren eingehoben,
und zwar: für ein Telegramm nach Deutschland eine Grundtaxe von 24 kr.
und für jedes Wort 6 kr.; nach Italien eine Grundtaxe von 24 kr. und eine
Worttaxe von 8 kr. : in die Schweiz eine Grundtaxe von 24 kr. und für jedes
Wort 6 kr. ; nach Serbien 24 kr. Grnndtaxe und 6 kr. für jedes Wort ; nach
Rumänien 24 kr. Grundtaxe und 7 kr. für das Wort. — Nach den übrigen
Ländern ist ausser einer Grundtaxe im Betrage von 5 Worten für jedes
Wort zu entrichten: nach Belgien 11 kr., Bulgarien 9, resp. 11 kr., Däne-
mark 11 kr., Frankreich 12 kr.. Griechenland 14 kr., Orossbritamiien 17,
resp. 19 kr., Luxemburg 10 kr., Montenegro 6 kr., Niederlande 10 kr., Nord-
amerika (nach New-Tork 57 kr.), sonst nach den einzelnen Staaten verschieden :
Norwegen 17 kr., Portugal 20 kr., Rttssland 16 kr., Schweden 16 kr., Spanien
20 kr., Türkei 14 kr.
Für den telegraphischen und lelephonischen Localcerkehr in Wien selbst
und den Vororten und Sommerfrischen besteht die Wiener Prirat-Telegiaphen-
Gesellschaft (Direction Helferstorferstrasse 15) mit folgenden Stationen :
I. Bezirk: Börseplatz 1 (Staatstelegraphengebäude), Fleischmarkt 2, (Hotel
Oesterreichischer Hof), Friedrichsstrasse 6, Gonzag^gasse 12, Graben 13
(Bräunerstrasse l.)i Herrengasse 13 (Landhaus), Hoher Markt 9, K*ärntner-
ring 9 (Grand Hotel), Kärntnerstrasse 14 (Bazar), Salzthorgasse 6 (Hotel
Metropole), Schottenring 16 (Börse), Stadiongasse 4, Wollzeile 13 (Essig-
gasse 2). — II. Bezirk: Franzensbrückenstrasse 19, Praterstrasse 7 (Hotel
Lamm), Nordbahnstrasse 26, Praterstrasse 54 (Hotel Athene), Prater-Quai
(Dampfschiif-Landungsplatz), Taborstrasse 18 (Hotel National). — III. Bezirk :
Boerhav^^se 2 (Rudolfsspital), Hintere Zollamtsstrasse 1 (DampfschifF-
fahrtsgebäude), Rennweg 87 (Mautner's Brauhaus), Salmgasse 13. — IV Bezirk:
Favoritenstrasse 32 (Wiedener Spital), Wiedener Hauptstrasse 47. — VI. Bezirk :
Nelkengasse 3, Stumpergasse 24. — VII. Bezirk : Neubaugasse 73. — IX. Bezirk :
Aiserstrasse 4 (Allgemeines Krankenhaus), Nussdorferstrasse 23 (Hotel Union),
Wasagasse 6. — X. Bezirk: Columbusgasse 8. — Ausserdem befinden sich
Stationen in allen zum Polivei-Rayon Wien gehörigen Vororten und den
besuchteren anderen Orten der Umgebung von Wien.
Für Beförderung von einer Privat-Telegraphenstation zur andern ist zu
entrichten: Für 1 bis 20 Worte 25 kr., bis zu 3& Worte 35 kr., bis zu
40 Worte 50 kr., bis 50 Worte 62 kr. und 1 fi. — Bei Depeschen, welche
zwischen Staats- und Eisenbahn-Telegraphenstationen und denen des Privat-
Telegraphen verkehren, gelten die für erstere bestimmten Tarife und
Regeln und findet für Beförderung auf den' Privatlinien keine Gebühren-
Einhebung statt.
DiENSTMANNER UND COMMISSIONÄRE. XIX
Scbliegslich finde Erw&hnungr, dass ein f&r polieetlicke Zwecjt« bestimmtes
ausgedehntes Netz von Telegraphen Linien die Polizei-Direction mit s&mmt-
lichen Commissariaten, Exposituren und den meisten Wachstuben, sowie
diese untereinander verbindet. Dasselbe ist selbstTerständlich für den Privat-
verkehr nicht benutzbar, vermag aber bei Ungiacksfällen, Verlusten, Ver-
irrungen und anderem Anlass zur Inanspruchnahme polizeilicher Hilfe sich
bietenden Fällen für den Fremden von grössttm Nutzen zu sein.
Dienstmänner und Commissionäre.
Im Gemeindegebiete von Wien bestehen vier Dienstmänner - Institute
und zwar: „Comiwisaiowär" (Dr. Folkmann, I., Wlallnerstrasse 6), f,Expre8S*^
(Palk,Hohenstaufengassel7), Dienstmanns-Institut der ersten concessionirten
^Wiener Stadtträger'* ^ I., Ballgasse 6 und y,Wienei- Stadt-Courier'* (Fronz,
!., Fleischmarkt 6).
Diese vier Institute haben seit 1876 einen gemeinsamen behördlich
genehmigten Tarif, dessen hauptsächlichste Bestimmungen in Folgendem
bestehen :
Für Gänge mit mündlichen Aufträgen, Briefen oder Packeten bis zum
Gewichte von 10 Kilogramm (mit Ausschluss der Bahnhöfe) innerhalb des
Wiener Bezirkes oder der Yorortegemeinde, wo der Standplatz sich befindet,
10 kr., in einen angrenzenden Wiener Bezirk oder in eine angrenzende Vor-
ortegemeinde 20 kr., für jeden weiter zu durchschreitenden Wiener Bezirk
oder jede weiter zu durchschreitende Vorortegemeinde 1.5 kr.
Für Botengänge zu den Bahnhof«^» mit mündlichen Aufträgen, Briefen,
Packeten bis zum Gewichte von 10 Kilogramm im Bezirke oder in der Vor-
ortegemeinde, wo sich der Standplatz befindet, 15 kr., wenn der Bahnhof
im angrenzenden Wiener Bezirke oder in der angrenzenden Vorortegemeinde
liegt, 30 kr.; für jeden weiter zu durchschreitenden Wiener Bezirk oder
jede weiter zu durchschreitende Yorortegemeinde 15 kr.
Für die Ueberbringung einer Rückantwort ohne Wartezeit: bei Gängen
innerhalb des Wiener Bezirkes oder der Yorortegemeinde, wo der Standplatz
sich befindet, beziehungsweise bei Gängen in einen angrenzenden Wiener
Bezirk oder eine angrenzende Yorortegemeinde, dieselbe Gebühr wie für den
Hinweg; bei Gängen in jeden anderen Bezirk oder Vorort die Hälfte der
für den Hinweg entfallenden Gebühr; Wartegebühr bei Rückantwort für
jede Viertelstunde 10 kr.
Für Botengänge mit Packeten im Gewichte von mehr als 10 bis ein-
schliesslich 25 Kilogramm entfällt der doppelte Tarifsatz.
Für den Transport von Efi'ecten mittelst Handwagen, Schiebkarren und
Tragen bis zum Gewichte von 150 Kilogramm per Mann, innerhalb des
Wiener Bezirkes oder der Yorortegemeinde des Standplatzes 60 kr., in einen
angrenzenden Wiener Bezirk odei Vorort 1 fi. 10 kr., für jeden weiter zu
durchschreitenden Wiener Bezirk oder Vorort 50 kr.
Für Arbeiten oder Dienstverrichtungen nach der Zeit: Per Mann und
Stunde ohne Transportmittel 50 kr., per Mann und Stunde mit Transport-
mittel 60 kr.
Für alle Gänge und Dienstleistungen bei Nacht, das ist in der Zeit vom
1. April bis 80. September nach 9 Uhr Abends und vor 7 Uhr Morgens —
und in der Zeit' vom 1. October bis 31. März nach 8 Uhr Abends und von
8 Uhr Morgens — gebührt der doppelte Tarifsatz.
Die Entlohnung für Botengänge zu den Sparcassen, in das k. k. Zollamt ,
die k. k. oder anderen concessionirten Pfandleihat stalten und die k. k. Post-
ämter, — für Besorgung von Theater- und Concertbillets, für Ciavier- und
Möbeltransport, für das Austragen von Circularen, Rechnungen — bleibt
dem Uebereinkommen zwischen dem Auftraggeber und dem Platzdiener
fiberlassen.
Jeder Platzdieuer ist verpflichtet, den Tarif stets bei sich zu tragen
und über Verlangen dem Auftraggeber vorzuzeigen.
Jeder Dienstmann muss sein Dienstkleid und auf demselben eine ihn
bezeichnende Nummer tragen. Er ist beipflichtet, dena, Auftraggeber eine auf
b* ^
XX Geldwesen.
diese Nummer und den eingehobenen Tarifsatz Untende Oarautiemarke
auszufolgen, auf Orand welcher aHein allf&llige Beschwerden und Reclama-
tionen l^i ' den Instituten erhoben und Ersatzansprüche geltend gemacht
werden können. Die Haftungspflicht der Institute f&r ihre Untergebenen
erstreckt sich jedoch nur auf die Frist von 48 Stunden nach gegebenem
Auftrage.
Geldwesen.
Bei den herrschenden Valuta -Verhältnissen kommen in ganz Oesterreich-
Ungarn Ooldmünzen im gewöhnlichen Verkehre nicht vor. Es giebt deren :
k. k. Ducaten (Werth 5.fl. 50 kr. bis 5 fl. 80 kr.) und 8 fl.-Stficke öster-
reichischer und ungarischer Pr&gnng (entspreche'hd den französischen
20 Francs-Stücken), Werth 9 fl. bis 9 fl. 50 kr., je nach den Coursverhältnissen.
Der Goldcours für Devisen schwankt unter normalen Verhältnissen zwischen
15 und 18%.
Von Silbermünzen sind im Verkehr Stücke ä 8 fl. und 1 fl. und soge-
nannte Viertelgulden ä 25 kr., erstere beide österreichischer und ungarischer
Prägung. Für Silber wird dermalen kein Agio berechnet und dieses mit dem
Papiergelde im gewöhnlichen Umsätze als gleichwerthig angesehen.
An Papier -Werthzeichen existiren Noten der k. k. priv. Österr.-ungar.
Bank (Banknoten) in Appoints zu 1», 100 und lOOO fl. und Staatsnoten zu
1, 5 und 50 fl.
Scheidemünzen endlich giebt es: Zwanzig- und Zehnkrenzer-Stücke von
Silber und Kupfergeld zu 4, 1 und 0*5 kr.
Das österreichisch - ungarische Münzwesen beruht auf dem 45 fl.-Fuss
und ist als Münzeinheit der Gulden zu 100 Kreuzern in (Geltung. Der Werth
fremder Münzeinheiten in österreichischer Goldwährung beruht auf folgender
Basis: lo fl. in Gold = 25 Francs = 25 Lire = 1 Pfuutl Sterling = 20 Mark
= 8 Papierrubel u. s. w.
Der Werth in österreichischer Papier- (Umgangs-) Währung wolle nach-
stehender Zusammenstellung entnommen werden:
Deutsches Reich (mit Ausschluss von Liechtenstein, in welchem öster-
reichische Werthzeichen gelten) 100 Mark = 58 fl. 50 kr.
Frankreich, Belgien, Schweiz und Luxemburg (Länder der lateinischen
Münzconvention) lUO Francs = 47 fl. 50 kr.
Italien lOO Lire = 47 fl 50 kr.
Orossbritannien 10 Pfund Sterling = 119 fl. 50 kr.
Rtissland 100 Papierrubel =: 116 fl.
100 Silberrubel = 150 fl.
Türkei 100 Livres = 108 fl.
Nordamerika 100 Dollars = 245 fl.
Spanien 100 Realen = 12 fl. 20 kr.
Portugal 100 Kronen = 278 fl.
Griechenland 100 Drachmen = 43 fl.
Niederlande 100 Gulden = 99 fl.
Schweden 100 Kronen = 65 fl.
Norwegen 10 Speciesthaler = 27 fl. 20 kr.
Dänemark 100 Kronen = 65 fl.
Für den Geldverkehr, namentlich die Einlösung und Umwechslung
fremdländischer Werthzeichen und Münzen sorgt eine gros e Anzahl von
Bankgeschäften und Wechselstuben, welche in ihrer fiberwiegeu eu Mehrheit
den Ruf grösster Solidität und Coulance besitzen und auch verdienen.
Von den bekanntesten und emp fehle nswerthesten nennen wir hier:
Ephrussi & Co., Schottenring 2; Epstein (vormals Disconto- und Wechsler-
Gesellschaft), Stock im Eisen 3; Leopoldstädter Wechselhaus (Schey), Prater-
strasse 24; Stametz & Co. Nachfolger (Hutterstrasser), Dorotheergasse 9;
yötker & Co., Kohlmarkt 26; Leopold Langer, I., Kärntnerring 1; Wechsel-
stuben der Anglo-österr. Bank (Zinner), Stofansplatz 2; der Yerkehrsbank,
Wipplingerstrasse 28; der Administration des j^Mercur** (Cobn), Woll-
zeile 13 und Kärutnerstrasse 3: der Unionbank, Graben 13; der Wiener
Lombard- und Escomptebank, K&rntnerstrsLaBe 10.
Wohnung. XXI
Unter den Tie]en Bankansialten und Orosshandlungen führen wir an
Oesierreichische Credit- Anstalt für Handel und Oetrerbe, Am Hof ü; Allgemeine
Depositenbank, Graben 29 ; Oestetreichisch-ungansche Bank (fr&her National-
bank), Herrengasse 17 ; Oesterreickische Sparcasse (und YeTsorgnngsanstalt),
Graben 21; Neue Wiener Sparcasse, Herrengasse 8; ^ttfOMbanJt, Benngasse 1 ;
Allgemeine Yerkehrsbank (Pfandleih - Anstalt), Wipplingerstrasse 26 — 28:
Wiener Giro- und Cassen -Verein (clearinghouse, für den Effecten -Verkehr )
Kockhgasse 1; Rothschild, Renngasse 3; Schey, Albrechtgasse 8; Schoeller,
Bauernmarkt 13 ; Sina, Hoher Markt 18 ; Stametg (Hutterstrasser), Doro-
theergasse 9.
Wohnung.
Wenn einerseits die Wahl des Unterkunftsortes, nament-
lich bei längerem Aufenthalte, von massgebendstem Ein-
flüsse auf das Wohlbefinden erscheint, so ist dieselbe anderer-
seits von so viel persönlichen Momenten abhängig, dass
es ungemein schwierig ist, in dieser Richtung allgemein
anwendbare Grundsätze aufzustellen. Es ist daher räthlich,
sich auf die Darlegung der bestehenden Usancen und Ver-
hältnisse zu beschränken und deren Anpassung an die per-
sönlichen Gewohnheiten und Mittel dem Ermessen des Ein-
zelnen zu überlassen.
Bei längerem Aufenthalte ist es unbedingt anzurathen,
sich in eine Privatwohnung einzumiethen, deren stets eine
ausreichende Anzahl in den verschiedenen Stadttheilen und
für alle Ansprüche zur Verfügung stehen. Die Verlautbarung
von leerstehenden Wohnungen ist mittelst Anschlags am
Hausthor am üblichsten, geschieht aber auch durch Inseri-
rung in den Journalen (namentlich im „Tagblatt'J). Privat-
Wohnungen werden entweder unmittelbar vom nauseigen-
thümer vermiethet oder von den Bestandhabem einer grösse-
ren Wohnung einzelne Piecen in Aftermiethe gegeben. In
letzterem FaUe sind die Räumlichkeiten in der Regel voll-
kommen möblirt und ist in der Miethe gewöhnlich auch
die Bedienung inbegriffen.
Die Preise der derart gemietheten Jahreswohnimgen
variiren sehr nach Lage des Hauses und Zahl der Gelasse;
der entfallende Zinsbetrag ist im I. Bezirke halb-, in den
übrigen Bezirken vierteljährig vorhinein und zwar 1. Februar,
1. Mai, 1. August und 1. November zu entrichten und ent-
sprechen diesen Usancen auch die Kündigungsfristen.
Die möhlirten Wohnungen werden meist auf die Dauer
eines Monates gemiethet und ist die Kündigungsfrist eine
vierzehntägige. Der Miethzins, welcher ebenfalls im vorhinein
zu entrichten üblich ist, beträgt für ein noit dem nöthigen
Comfort eingerichtetes Zimmer durchschnittlich in der inneren
Stadt 15 bis 40 fl., in den übrigen Bezirken 10 bis 25 fl.
In Wien obliegt die Aufsicht über das Haus dem soge-
nannten Hausmeister (Hausbesorger). Die Hausthore werden
XXII Wohnung.
um 10 Uhr Nachts gesperrt, im Sommer um 5, im Winter
um 6 Uhr Früh geöffnet und ist der Einlass während der
Nachtstunden, da es in Wien nicht üblich ist, den einzelnen
Miethern Hausschlüssel auszufolgen, nur durch Intervention
der Hausbesorger möglich, in deren Wohnung eine am Thore
angebrachte Klingel (auch Telegraph) führt. Für diese Mühe-
waltung des Aufschliessens hat derselbe gesetzlichen Anspruch
auf den ^ßperrgroschen^* von 5 kr., welcher sich jedoch der-
malen durchgängig in ein „Sperrzehnerl" (10 kr.) verwandelt hat.
Was die Unterkunft in öffentlichen Hotels und Gasthöfen
anbelangt, so muss constatirt werden, dass sich seit einigen
Jahren in dieser Richtung ein erfreulicher Umschwung in
Wien vollzogen hat und derzeit eine Reihe von Etablissements
besteht, die vollkommen allen Anforderungen entsprechen.
Wie bezüglich der Privatwohnungen, so ist selbstverständlich
auch hier ein weiter Abstand, je nach den gestellten Anfor-
derungen in Bezug auf Lage und den gewünschten Comfort,
— ein Abstand, der am fühlbarsten dmch die Preis-Differen-
zen wird. Im Allgemeinen ist anzunehmen, dass in den
besseren Hotels Appartements, welche allen billigen Anforde-
rungen entsprechen, zu dem Preise von 3 bis 5 fl. per Tag
zu bekommen sind. Hier ist zu bemerken, dass Service, Be-
leuchtung und Beheizung in diese Preise nicht eingeschlossen
sind (in Hotels I. Ranges entfallt hierfür pr. Tag 1 fl. bis
1 fl. 50 kr., in anderen circa 50 kr.) und bei längerem Auf-
enthalte meist massigere Preise in Anschlag gebracht werden.
Als HöUls J. Ranges sind zu bezeichnen:
I. Bezirk Innere Stadt. ^Orand Hotel*, Kärntnerring 9 (Appartements Ton
2 fl. aufwärts). „Hotel Imperial'' (Frohner), Kärntnerring 16 (3—30 fl.).
y^Hötel de l' Opera** (Sacher), Aagnstinerstrasse 4 (3 — 15 fl.) Hotel zum ^König
von Ungarn*. Schulerstrasse 10 (von 2 fl. aufwärts). H6tel „Erzheizog
Karl*, Kärntnerstrasse 31 (2—25 fl). ,,H6tel Matachakerhof* , Spiegelgasse a
und Seilergasse 6 (von 2 fl. aufwärts). H6tel zur y,8tadt Frankfurt*, Seiler-
gasse 14 (von 2 fl aufwärts). i,Hötel Royal*, Singerstrasse 3 (von 2 fl. auf-
wärts). ,,H6tel de France'^, Schottenring 3 (2—20 fl.). ^Hötel Müller*,
Graben 19 (2—6 fl.). Hotel zur „Kaiserin Elisabeth^, Weihburggasse 3
(von 1 fl. aufwärts). Hotf 1 ^Oesterr eichischer Hof'. Fleischmarkt 2 (von 1 fl.
aufwärts). „Hotel Metropole* , Franz Josefs-Quai 19 (l- 25 fl.). .Hotel Munsch*,
Neuer Markt 6 (1—10 fl.). ^Hötel Meissl & Schadn*, Neuer Markt 4 und
Kärntnerstrasse 24 (1-12). „Hotel Wandl*, am Peter 12 (1—12 fl.). Hotel
^Zur ungarischen Krone*, Himraelpfortgasse 14 (von 1 fl. aufwärts).
II. Bezirk Leopoldstadt. Hotel „Goldenes Lamm*, Praterstrase 1 (4— lOfl.).
^Hötel National*, Taborstrasse 18 (1— 6fl.). Hotel „Kronprinz von Oesterreich*" ,
Asperngasse4 und 6 (2—15 fl ). „Hotel VEurope*, Asperngasse 2 («— lOfl ).
Hotel „Weisses Ross*, Taborstrasse 8 (2-10 fl.).
IV. Bezirk Wieden. „Hotel Victoria*, Favoritenstrasse 11 (2—20 fl.).
VI. Bezirk Mariahilf. „Englischer Hof*, Mariahilf erstrasse 81 (1—4 fl.).
f,H6tel Kummer*, Mariahilferstrasse 71 A (1 — 5 fl.).
VII. Bezirk Neubau. „Hotel Höller*, Burggasse 2 (fl. 1.50-5).
Gasthöfe besserer Kategorie sind :
Im I. Bezirke: „Hotel Klomser*, Herrengasse 19. „Zur Stadt London'^,
Fkischmarkt 22. Zum „Weissen Wolf', Wolfengass^S. «;sr(JM Teaetthoff*,
Restaurationen und Biekhallen. XXIII
Johannesgasse 23. Hotel garni (60 kr. bis 5 fl.): Oppolzergasse 4, Seiler-
stätte 11, Pestalozzi gasse 4, Dominikanerbastei 19, Beichsrathsstrasse S.
II. Bezirk. f,Hötel Nordbahn*, Praterstrasse 72. Zum „Schu/areen Adler^t
Taborstrasse 11 (2—5 fl.). Hdtel ^Schroeder* , Taborstrasse 12. Zur „Königin
von England*, Taborstrasse 3:) (2—10 fl.). Zur „Kaiserkrone* , Circusgasse 3
(1-S fl,) Zum „Baifrischen Hof*, Taborstrasse 39 (1—5 fl ).
III. Bezirk. Zam „Rothen Hahn*, Hanptstrasse 40 (2—3 fl.). Zar
„Goldenen Birne*, Hanptstrasse 31 (2—5 fl.). „Hotel Naglei*, Rennweg 59
(1—3 fl. „Uötel Zoglmann*, Radetzky Strasse 5.
lY. Bezirk. ,H6tel Zillinger* , Hauptstrasse 25 (1-4 fl). Hotel znm „Ool-
denen Lamm*, Hanptstrasse 7 (1—5 fl.). „Stadt Oedenburg*, Hauptstrasse 9.
Uötel zur „Stadt Triest*, Hauptstrasse 14. Hotel zum „Goldenen KreuM*,
Hanptstrasse 20 (2—1 fl.). Hotel znr „Grünen Weintraube*, Hauptstrasse 52
(1-3 fl).
y. Bezirk. Hotel zum „Goldenen Löwen*, Matzleinsdorferstrasse 82
(1-2 fl ).
VI Bezirk. Hotel zum .Goldenen Kreuz*, Mariahilferstrasse 99 (1--8 fl,).
VIII. Bezirk. Hotel Hammerand znm „Goldenen Schlösset*, Florian!-
gasse 8 (1—6 fl.) Hotel garni, Buchfeldgasse 5.
IX Bezirk. ^Hötel Union*, Nussdorferstrasse 23 (1—5 fl.). „Hotel Franz
Josefs-Bahn*, Porzellangasse 30 (1— 5 fl ). „Hotel Danzer*^ Wasagasse 83.
(2-4 fl.).
X. Bezirk. SteudeVs Gasthof, Himbergerstrasse 2 (60 kr. bis 2 fl.).
In den Vororten, und z«rar: Fünf haus. i,Hötel Wimberger*, Neubau-
gürtel 6 und 8. „Hotel Holzwarth*, Schönbrunnerstrasse 28. „Hotel Fttchsf*,
SchAnbrunnerstrasse 12
Sechshaus. Hotel garni, Wienflnssgasse 5.
Bndolfsheim. *Hötel Sehnender*, Schönbrannerstrasse und Schwender-
gasse 5. Hotel zur „Goldenen Sonne*, Schönbrunnerstrasse 22.
Hier muss schliesslich erwähnt werden, dass das Bedienungs-
Personale ausser den für Service angesetzten Beträgen eine
Extra-Entlohnung j^Trinkgeld^ erwartet, dessen Höhe sich
nach der Länge des Aufenthaltes, dem sonst gemachten Auf-
wände und der gezeigten Aufmerksamkeit richtet. Da noch
öfters auf die Uebung, ja auf die Nothwendigkeit und Zweck-
mässigkeit der Betheilung mit Trinkgeldern hingewiesen
werden wird, so möge gleich hier betont werden, dass es,
wenngleich nicht geleugnet werden kann, dass aus diesem
Gebrauch nahezu ein lästiger Zwang geworden ist, doch für
den Reisenden im eigensten Interesse geboten sein dürfte,
sich demselben zu f&gen. Das Trinkgeld wird selten oder
nie gefordert werden, denn Jeder, der ein solches erwartet,
sieht es als eine Art rechtlich zustehenden Bezug an una
wird seine Verstimmung über das Ausbleiben desselben kaum
in Worten, dafar aber desto fahlbarer in einer gewissen
Lässigkeit und Nonchalance in seinen Dienstleistungen aus-
drücken, gegen welche man machtlos ist, so unangenehm sie
auch für Behagen und Comfort werdtn mag.
Restaurationen, Grasthäuser und Bierhallen.
Es wird von dem Beisenden nicht erwartet, dass er eeine Mahlzeiten
in dem Hdtel zn sich nimmt, welches er bewohnt, nnd die Einrichtung der
Table d'hote konnte sich trotz mehrfachen Versuchen nur an wenigen Orten,
einb&rgern. Die Möglichkeit, sich bezüglich der Yerköstigung ganz nach Be-
-^ - C)
XXIV Restaurationen und Bierhallen.
lieben und den Yerh&Itnispen zu richten, ist für den Fremden ffewiss sehr
werthvoU, nmsomehr als Wien, von altf^rfher wetren seiner Vorliebe für
reale Genbsse bekannt, eine rt-iche Answahl trefflieber Restaurants nnd
Speisehäuser fär alle Abstuf nngen ron Ansprüchen bietet.
Selbstverständlich ist übrigens bei allen Hotels eine Bestanration, von
Tvelchen einige wegen der Qualität des Gebotenen besonderen Ruf geniessen,
Svie die Restaurationen des Grand Hotel, Hotel Mmmclt, ErsherKOfi Karl,
Stadt Frankfurt, Matsch akerhof, Kaiserin Elisabeth, Oesterreichischer Hof,
Hotel de VEvrope, Weisses Hoss. Goldenes Lamm, Hotel Metropol«, Hotel
Victoria etc. Ebenso befinden sich selbstverständlich auf allen Bahnh(ifen
Restaurationen, unter welchen jene am Südbahnhof (Schneider) die renoni-
miite^te ist.
Als Restavrationin ersten Banges sind lu bezeichnen:
I. Bezirk : Breying & Sohn, Graben 10, Sacher Eduard. Augustinerstr. 4»
Fächer Johann, Weihburggasse 4. Französische Restauration, Kolowratring 5,
(Adelä-Casino) und die meisten der oben angeführten Hötel-Restaurationeu.
Weitere empfehlenswerthe Speisehänser und Restaurationen sind:
I. Bezirk. Glam (Dominikanerkeller, Ausschank vorzüglich Inländer
Weine), Wollzeile 37. Bittsteuer & Kopriva zum ^Bothen Jf/el'^, Wildpret-
markt 3. Schaurhofer zum ^Römischen Kaiser^, Kenngasse 1 und zum
^Grünen Anger* (vorzügliche italienische Küche, Weine nnd Seefisehe),
Grünangergasse 10. August Schneider's Weinstube, Rothenthurmstrasse 31.
Hotel Wandt, Petersplatz 12. J. Malek „Zur goldenen Kugel*, Am Hof 11
(gegründet 1688), bekanntes bestes Pilsner Bier.
II. Bezirk. Die Hotel-Restaurationen „Hotel National* und „Nordbahn*,
„Zum goldenen Widder*, Taborstraese 86. „Hausm'rth*, Fraterstrasse 62.
./. Malek „Zur Kttgel', Praterstrasse 47.
III. Bezirk. Die Hötel-Reslauration zum „Bothen Hahn*, Hauptstrasse.
Altinger, am Heumarkt 25. Zur „Goldspinnerin*. Linke Bahngasse 1.
IV. Bezirk. Die Hötel-Restanrationen : .Hotel Victoria* und f,Hötel
Zillin ger* . Miaczynski zum „Bothen Bössei* (polnische Küche), Hauptstnasse 31.
Renz zu den „3 Engeln*, Grosse Nengasse 36. Buberl zum „Goldenen Sieb*^
J aniglgasse 17.
VI. Bezirk. „Hotel Kummer* und y^Englischer Hof*. Nestelmayer zum
^Weingarten* Getreidemurkt 6.
VIII. Bezirk. Betiedickter zum ..Biedhof*, Wickenburggasse 16 und
Schlösselgasse 12. Preinreich zu den „8 Hacken*, Piaristengasse 50 (Ausschank
vorzüglicher Oesterreicher Weine). Gerstenbrand, Wickenburggasne 23.
IX. Bezirk. Restauration im Hotel „Union* und „Franz Josefs-Bahn*.
Von Bierhallen, welche übrigens auch als Restaurationen anzusehen sind,
verdienen hervorgehoben zu werden:
I. Bezirk. Besenmarkter, vormals Kühfuss, Goldschmiedgasse 6. Schuch
zum ^Alten iSr^Ä/M.s.9".Tuchlanlen 10. Dreher, Operngasse 8. Oerhold, Schotten-
ring 16 (täglich Table d'hote von 50 kr. aufwärts, vorzügliche Küche,
Mfinchener L^wenbränbier). Gause zum „Künstlerhaus*, Kärntuerring 10
und Johannesgasse 12. Götz zur „Gross- n Tabakspfeife*, Goldschmiedgasse U.
Markus. Schenkenstrasce 7. Beichmann (Münchener Spatenbräubier), Lob-
kowitzplatz 1. Leidinger, Kärntnerstrasse 61. Wieninger, Naglergasse 1.
Lehner zur „Linde*. Kothenthunnstrasso 12. Obermeyer „Winterbierhaus" ,
Landskrongasse 3. Pfalz zum „Lothringer*, Kohlmarkt 24. Bonacher, Schotten-
bastei 3 (hier zu bemerken : Abends in der Herbst- und Winter-Saison
täglich Concert einer Militir-Capelle bei Entree), Freiherr von Tucher' sehe
Brauerei in Nürnberg, Augustinerstrasse 2. Winterstein zu den „S Bäben*,
liabenplatz 1. Bain, vormals Zögernitz, zum y,Mölkerhof* , Schottengasse S
(vorzügliche Weine) Weber (Michaeler Bierhaus), Michaelerplatz 6.
III. Bezirk. Dreher, Hauptstrasse 97.
VI. Bezirk. Puchtl, früher Pilz. Mariahilferstrasse lA.
VII. Bezirk. Hopfner zur „Goldenen Bim*, Mariahilferstrasse 30. Drah,
4iilferstrasse 122.
^. Bezirk. Hubert zum „Wtis.S(n Hahn*, Josefstädterstrasse 24.
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Deucatessenhandlungen und Weinstuben. XXV
IX. Bezirk. Danzer ^Orpheum'*, Wasagasse 33. Ptvger zam ^Qoldtiien
Steg*, Na8sdorfer8tras:<e 3.
Hernals. Eöllrigl zam ^Weissen Hirschen*^ Hanptstrasse 18.
Fünfhaas. YogUang^ Schönbrannerstrasse 2.
Deucatessenhandlungen und Weinstuben.
Die besachtesten und renommirtestfn DelicaUsaenhandlungen sind:
Franz Tommasoni, 1., Wollzeile 12 nnd Petersplatz 11 (Frühstückzimmer).
Cortnaldif I., Franziskanerplatz 6. Hagenauer (namentlich englische Deli-^
catessen) I., Tachlaaben 4. Horootcitz, „zur Stadt Prag" (vorzügliche Räacher>
waare), I., Tuchlaaben 5. Sacher Ed., Angastinerstrasse 4. Sacher Joh.,.
Weihbarggasse 4. Stiebite , „zum schwarzen Kameel"*. Bognergasse 5.
Pieischmann, „Zu den drei Laafern", Kohlmarkt 26. M. Springer. II., Prater»
Strasse 42. Mathilde Singer, I., Fleischmarkt 1 (im Hofe rechts).
Von Weinstuben , deren es übrigens eine grosse Anzahl giebt , sind
nennenswerth :
Franner, Seilergasse 5. Eseterhäzy - Keller (nur angarische Weine, von
11 bis 1 Uhr Mittag» nnd 5 bis H Uhr Abends geöffnet, äasserst primitiv
and jedes Comforts entbehrend, mehr als Cariosit&t sehenswerth), Uaarhof 1.
Heiligenkreuzer Stiftskellerei, Schönlaterngasse 5. St. Stefanskellerei (L.
Schneider). Stock im Eisen 2. Schotten-Keller (im Schottenhof aaf der
Freiang). Steih (vorm. Lenkey), Singerstrasse 8. Vater, Blumeustockgasse 5.
Die für das Wienerleben nicht anwichtigen Weinschänken (Heuriaen^
schänken) befinden sich in den Vororten; man trifft diese volksthümlichen,
zahlreich besachten ,.Bnschenschänken'* (ihr Vorhandensein ist darch einen
an einem langen Stocke befestigten Btisch Grünzeog markirt) vornehmlich in
Hernals, and wird daselbst der y,Heurig^ (jnnge Wein, meist eigener Fech-^
sang) aasgeschänkt. Die Locale sind oft sehr primitiv eingerichtet, es giebt
aber aach grosse and elegant eingerichtete, wie z. B. die besachtesten dos
Stahlener in der Aisbachstrasse mit grossem Garten und Salon, in welchem
täglich Instramentalmnsik ist; das Gleiche ist der Fall bei WeigVs .Höchstem
Heurigen" in der Hanptstrasse und dem etwas weiter unten goldenen
Gschwandnei: Sonst ist die Zahl der vom Volke besuchten Gasthäuser und
Schänken eine verhältnissmässig sehr grosse. Empfehlenswerth ist Höllrigl
.zum weissen Hirschen" nnd Russ, beide in der Hanptstrasse, Elterlein*a
Casino, gleich an der Linie, mit hübschen Gärten.
Ausser allen einheimischen Bieren, von welchen Schwe«
chater (Dreher), Liesinger, St. Marxer und Hütteldorfer am
meisten consumirt werden, kommt jetzt in allen besseren
Gasthäusern auch Pilsner Bier zum Ausschank. Eigene Eta-
blissements bestehen zur Verzapfung von einzelnen böhmischen
Bieren, wie Wittingauer, Jaroschauer, Protiwiner und Leitme-
ritzer, des oberösterreichischen Zipfer Bieres u. s. w. Auch bayeri-
sche Biere, wie Münchener Spaten- und Löwenbräu-Bier, Nürn-
berger, Kulmbacher, Ansbacher Bier werden von einzelnen
Gastwirthen, namentlich der inneren Stadt, geführt. Als ge-
wöhnliche Tischweino kommen vornehmlich Weine aus Nieder-
Oesterreich zum Ausschank, und zwar die minderen Sorten
von Retz, Markersdorf, Haugsdorf, bessere und schwere Weine
sind jene von Gumpoldskirchen, Vöslau, Grinzing, Kloster-
neuburg, Bisamberg, Nussberg, Aiseck, Zellerndorf u. s. f.
Unter „Wein mit Spritzer" wird ^4 oder ^/^ Liter Wein
mit Beimengung einer entsprechenden Menge von Soda-
XXVI Restaurationen und Bierhallen.
Wasser, welches in allen Localen in ganzen Syphona zu haben
ist, oder mit-^Giesshübler" verstanden.
Da die IVtener Speisekarten („Speiszettel"), namentlich
in den Restaurationen zweiten Ranges, eine grosse Anzahl
von. Localismcn enthalten, welche dem Fremden vollkommen
unverständlich sind, dürifte es nicht überflüssig sein, die
gebrauchlichsten derselben sammt deren Bedeutung hier
einzuschalten.
Beuschel = Kalbs- oder Lammeingeweide sauer zubereitet, als zweites
Frühstück sehr beliebt. — Gulffäs (Gollasch) = in kleinen Stücken gedünstetes
Kinds-, Kalbs- oder Schweinefleisch, stark gewünt. — FörköU = ähnlich
dem Vorigen behandeltes, überreich mit ungarischem Pfeffer (Paprika)
gewürztes Hammelfleisch. — Junges Wild = Ragout aus den Eingeweiden
von Wiid oder Geflügel. — Geselchtes = geräuchertes Schweinefleisch. —
Kaiserfleisch = geräuchertes Jnngschweinefleisch. — jrr«n/f€t'scA = gesottenes
mit Wurzeln und Kren (Meerrettig) bereitetes frisches Schweinefleisch. —
Krau^eisch = sanres Kraut, in welches Stückchen von Jungschweinernera
femischt sind. — Schopf braten = gepöckeltes Schweinefleisch. — Jungfern'
raten == gedämpfter Schweinslungenbraten. — Saftbraten = gedämpfte
Kindslende. — Mairosenbraten = mit Rahm zubereitetes Rindfleisch in
kleinen Stücken. — Schwäbisches = gleich dem Vorigen behandeltes
Kindfleisch in Schnitten. — Rindskamm = geräuchertes Rindfleisch. —
Rostbraten = flache Rindsschnitten, entweder gebraten, gedünstet oder auch
gebacken (grillirt), — Schnitzel = gebratene oder grillirte und fachirte
Kulbscotelette (im erstereu Falle Naturschnitzel). — Schlägel =■ Fleisch von
der Keule. — Stoffate = im ganzen Stück gedünsteter und in Schnitten
vervirter Rindsbraten. — Reindl- Beefsteak = in verschlossenem Casserole
gedünstetes Beefsteak oder Rostbraten mit Beigabe von Erdäpfeln. — Bries
s Kalbsbröschen. — Eingemachtes = Ragout. Fricasse von Kalbfleisch oder
Geflügel. — Kuttelflecke = Kaidaunen. ~ Löser = Kalbsgekröse — Frank-
furter = kleine geräucherte und gesottene Würste, welche meist mit Kren
(Meerrettig) und ohne Besteck gespeist werden; unter y^Einspänner* wird
die Hälfte eines solchen Wnrstpaares verstanden. — Ungarisches Repphuhn
s gesulztes Kalbfleisch vom Kopf, den Füssen etc. — Bcuschelsuppe =.
Fischsuppe. — Knödel = Klösse. — Nockerl = längliche Klösschen aus Mehl
oder Gries. — Schobert = gebackene Mehlspeise in der Suppe. — Fri'atta =
in Streifen geschnittener Ptannkuchen in der Suppe. — Minestra == Reis-
suppe mit Fleisch- und Gemüsest^ckchen. — Ulmergerstel = Perl-Graupe.
— Risotto = Reis mit geriebenem Parmesankäse. — Risibisi = Reis mit
grünen Erbsen vermengt und Käse bestreut. — Carfiol = Blumenkohl. —
Tisolen = Bohnen. — Zeller = Sellerie. — Häuptelsalat = Kopfsalat. —
Hetschepetsch — Hagebutten. — Ungarisches Kraut = mit Speck gedünstetes
gewürztes Sauerkraut. -- Gugelhupf = Napfkuchen. — Böhmische Dalkerln
tt. Buchteln oder If ucÄfeZn mit FrücHten-Conserven, namentlich mit Pflaumeu-
mus (Powidl) gefüllte und gebackene Mehlspeisen. — Scheiterhaufen = süsse
gebackene fiisquitschnitte mit Milch. — Schmarm = in kleinen Stücken
gerösteter Eierkuchen (Mehlschmarrn, Kaiserschmarrn. Gries- oder Semmel-
schmarm). — Schneeballen = gebackene Mehlspeise aus dünnem mürben
Teig. — Zwetsc^ikenröster = Mus aus frischen Pflaumen. — Liptauer garniri
= frischer ungarischer Käse (l'rimsen) mit Butter, Sardellen, Cappern und
Gewürz. — Limonien = Citronen. — Pomeranzen = Orangen, Apfelsinen. —
Marillen = Aprikosen. — Ribisel = Johannisbeeren.
Kaffeehäuser.
Für das gesellschaftliche und theilweise auch für das
geschäftliche Leben von Wien sind die Kaffeehäuser von der
höchsten Bedeutung. Namentlich in den Nachmittagsstunden
Kaffeehäuser. XXVII
vollzieht sich in denselben ein nicht unbedeutender Theil
des Verkehrs, und das „Stamm-Kaffeehaus" ist ein Zusammen-
kunftsort, welcher ebensogut den geselligen Neigungen und
Liebhabereien (Karten-, ßillardspiel, Schach etc.), als durch
Zeitungs-Lecture und Meinungsaustausch den geistigen oder
geschäftlichen Interessen dient. Die Wiener Kaffeehäuser
haben in der Cultur- und Literaturgeschichte, sowie in dem
politischen Leben der Stadt stets eine wichtige Rolle gespielt,
sind ein unentbehrliches Bedürfniss ganzer Bevölkerungs-
classen und stehen in Bezug auf das Gebotene daher auch
auf einer anderwärts kaum erreichten Stufe.
In den Kaffeehäusern, deren es dermalen im Polizei-Rayon
über 600 giebt, wird Kaffee: „Schwarzer'^, „Melange" oder
weisser, mit Milch oder Obers (Sahne) gemischt, „Kapuziner"
(Kaffee vor der Milch überwiegend), Thee, Chocolade, „Gefror-
nes" (Eis, Glace), Liqueure, Bavaroise, Sodawasser, in ein-
zelnen wohl auch Bier etc. servirt. — In den besseren Kaffee-
häusern liegen sämmtliche in Wien erscheinende Zeitungen
in einem oder mehreren Exemplaren und auch die wichtig-
sten Provinz- und ausländischen Journale auf, ja eines der-
selben, das Cafe Central (W. Prückl), I., Herrengasse 14, steht
in dem übrigens wohl nicht ganz wörtlich zu nehmenden
Rufe, seinen Besuchern alle europäischen und viele überseeische
Zeitungen zu bieten.
Die bedeutendsten Eaffeehänser sind :
I. Bezirk: Arcaden-Cafe, Universitätsstrasse 3 (mit elektrischer Be-
lenchtnng). Cafe Central, Uerreugasse 14 (Sehenswürdigkeit). Deuerleiiif
Parkring 2. Ferles^ früher Josephi, Kolowratring 2. Orienstetdl, Uerrengasse 3.
Kochern, vormals Schenchenstael, Schalerstrasse 5. Klippel, Parkring 10.
Kurzweil, Parkring 8. Landtmann, Franzensring 14. Cafe' Lloyd, Schotten-
ring 19 (Fracht- und Mehlbörse). Cafe Lyra, Franz Josefs-Qaai 1. Maendl,
Bothenthurmstrasse 8. Mayer, Cursalon im Stadtpark. Cafe Parsifäl, Wall-
fischgasse 9. Pirus, Neuer Markt 4. Cafe Reichsrath, Reichsrathstrasse 11.
Bonacher, vormals Schnitzar, Franzensring 24 (bester Eis-Cafe, elektrische
Beleuchtung). Scheidl, vormals Hoffellner, Wallftschgasse 1. Schrangl, vor-
mals Pfob. Graben 29. Sperrer, sogenanntes Damen-Cafe, K&rntnerring 17.
Spiess, Freiung 1. Szabo, Volksgarten (hier Production von Miiitär-Capellen).
Cafe Union (Hoffellner), Beichsrathsstrasse 23 (herrliche elektrische Be-
leuchtung). Cafe Universal, Börseplatz 7. Cafe Unioersität, Franzensring 18.
Walch, Cafe de VEurope, Stephansplatz 8. Winter ^Zur Kugel* ^ Am Hof 11.
Wortner, ^Zum goldenen Rebhuhn'*, Goldschmiedgasste 8.
II. Bezirk. Niebauer, Taborstrasse 37 und im k. k. Augarten. PrOckl»
Tabortitrasse 18. Pührmayer. früher Fetter, Pratersträsse 8. Stierböck,
Fraterstrasse 6
IIL Bezirk. Zamur, Heumarkt 15. Sedlaczek, Hanptstrasse 17.
IV. Bezirk. Desser (Herknlanum), WienBtra88e21. lfoif«er,Haupt8tra88e79.
VI. Bezirk. Pedretti, Mariahilferstrasse IB. Schüaswald, Mariahilfer-
etrasse 71. *
VII. Bezirk. Marschall, Mariahilferstrasse 22 (Stiftskaserne). Planer, vor-
■nals Gabesam, Mariahilferstrasse 8k Weghuber, Hofstallstrasse 5.
Villi. Bezirk. Oerstenbrand, Wickenburggasse 23. Haasmann, Josef-
etädterstrasse 2.
IX. Bezirk. Föderl, Währingerstrasse 18. Schleicher, W&hringerstrasse 2.
Cafe Thury, Alserbachstrasse 11. JOQ Ic
XXVIII BIdeb — Sehenswürdigkeiten.
Es ist üblich, bei Berichtigung der Zeche dem Marquenr
oder dem Zahlkellner ein Trinkgeld zu geben, welches für
den ersteren 2 bis 5 kr., für leteteren je nach Grösse der
Zeche und der in Anspruch genommenen Mühewaltung
2 bis 20 kr. betrafen mag. Dem übrigen Personale ein Trink-
geld zu reichen, ist, den Fall besonderer Dienstleistungen
ausgenommen, nicht üblich.
Bäder.
Unter den nachstehend angef&hrten Bade-Anstalien sind die empfehlens-
werthesten durch ein vorgesetztes * bezeichnet.
I.Bezirk. fat'stfr6a(f(Wannenb&der), Franz Josefs-Qnai 4. Fechner*s Concor'
diahad (Voll- nnd Schwipimbad), nächst dem Karls-Kettenstege imDonancanale.
II. Bezirk. Leopoldsbad (Dampf-, Douche-, Voll- und Wannenbad), obere
Donanstrasse 31- *Diandbad (Dampf- u. Wannenb&der. Vollbad und Schwimm«
Kchnle), obere Donanstrasse 81. *B&mi8che8 Bad (Dr. Heinrich, wie vorstehend),
kleine Stadtgntgasse 9.
III. Bezirk. *8ophünbad (Wannen-, Schwitz- und Vollbäder mit Schwimm-
schule), Marxergasse 13. Russisches Bad, Sophienbrikckengasse 12.
rV. Bezirk. *Floräbad (Wannen- und Doncbebäder), Floragasse 7.
V. Bezirk. *Fischer's Margarefhenbad (Dampf-, Wannen- und Vollbäder
mit Schwimmschule), Wildemanngasse 5.
VI. Bezirk. ^Eszterhäzybad, von Eg^erth (Luftbäder zu 10, 20, 40, 60 kr.
und 1 fl.. Wannen- und Vollbad mit Schwimmscbule), Gnmpendorferstrasse 69.
*Rtt8si8ches Dampfbad^ Liniengaose 5.
IX. Bezirk. Oilge's Brünnlbad (Wasser - Heilanstalt, Wannen-, Vollbäder
und Schwimmscbule), Lazaretbgasse 16.
X. Bezirk. OiselabadiYoll-, Wannen- und Schwitzbäder, nur im Sommer),
Kaaberbahngasse Ift.
Prater. Stromb&der: * Höheres Bad (Vollbad für Herren und Damen),
linkes Donaubett nächst der Kronprinz Kudolfsbrficke. *Städtisches Bad
(Pächter Tifozilos, Voll- und Schwimmbad, Restanration) am rechten Ufer
den Donaubettes nächst der Kronprinz Rudolfsbrftcke. Tr am way - Station.
Militär - Schtoimmschule (Voll- und Schwimmbad für Herren, Commandant
Hauptmann von Oroflno), am Prater-Quai, Kriean.
In den Vororten: Döbling. Dornbach, Floridsdorf, Fflnfhaus, Orinzing,.
Heiligenstadt, Hernais, Hietzing. Kaltenleutgeben (Heilanstalt), Meidling
(aurh ein Hineral -Wannenbad), Nussdorf. Ottakring, Penzing. Perchtolds-
dorf (auch eine Kiefernadel - Heilanstalt), Pötzleinsdorf, Salmannsdorf»
Sechshaus und Sievering befinden sich gleichfalls Bade- Anstalten.
Sammlungen und Sehenswürdigkeiten.
Modalitäten der Besichtigungs-Benützmig,
a) Bibliotheken.
1. Administrativ-Bibliotheken : Ministerium des Innern. I.,Wipp-
lingerstrasse 11. — Ministerium f&r CuHus und Unterricht, I., Mineriten-
platz 7. — Finanz-Ministerium, I., HimmelpfortgaMe 8. — Zur Benatzung-
ist eine specielle Bewilligung erforderlich.
2. Akademie der bildenden Künste, 1., Schillerplatz 3 (auch
Handzeichnungeu und Kupferstiche). An Wochentagen Nachmittag von 3 bi&
7 Uhr.
3. Albertina (Bibliothek, Karten-, Kupferstich- und Handzeichnungen-
Sammlung des Erzhersog Albrecht), I. Augustinerbastei. Montag und Don-
nerstag von 9 bis 1 Uhr.
4. livanfirelisoh-theolosisohe Faoult&t. IX., Mariannengasse 25.
An Wochentagen von 9 bis 12 und von 3 bis 6 Uhr. JOQ IC
Sehenswürdigkeiten. XXIX
5. Fideicommiss-Bibliothek (mit Kupferstich- n. Porträtssmmlung).
Hofbarg, Scbweizerhof. Täglich von 10 bis 1 Uhr. Zar Benützang eine be-
sonders einzuholende Erlaubniss der k. k. Gabinets-Kanzlei uöthig.
6. Geologische Beichsanstalt (auch Kartensammlung). lU., Basu-
moiFskygasse 83. An Wochentagen von 9 bis 4 Uhr.
7. Geofin^phische Gesellschaft (auch Kartensammlung), I., üni-
versitätsplatz 2. Dienstag und Donnerstag yon 3 bis 6 Uhr.
8. Gesellschaft der Musikfreun ae (auch Musikalien und Partitaren),
I., Künstlergasse 3. Täglich gegen Anmeldung.
9. Gewerbeverein, Niederösterr., I., Eschenbachgasse 11. An Wochen-
tagen von 9 bis 12 und 2 bis 6 Uhr.
10. Hof bibliothek sammt Kupferstich - Sammlung, I., Josefs-
platz 1. An Wochentagen von 9 bis 4 Uhr. Meldung im Lesezimmer. (Im
August geschlossen )
11. Juridisch -politischer Iieseverein (reich an periodischer
Literatur), I., Kothenthurmstrasse 15. Für Kichtmitglieder eine Bewilligung
zur Benützung nothwendig.
12. Kriegs -Bibliothek und Karten -Archiv, I., Seitzergasse 1.
Täglich von 9 bis 1 Uhr.
13. Xiiechtenstein fürstl. Bibliothek, IX., Liechtensteinstrasse 46.
14. Medioinische Bibliothek, IX., Währingerstrasse 11. Täglich von
9 bis 4 Uhr.
15. Militärwissenschaftlicher Verein, I., Gauermanngasse 8 u. 4.
An Wochentagen von 10 bis 12 und 4 bis 6 Uhr. Für Nichtmitglieder nur
gegen besondere Bewilligung.
16. Museum für Kunst und Industrie (auch Kupferstich- und
^lusterblätter-Sammlung), 1.. Stnbenring 5. Täglich mit Ausnahme Montags
von 9 bis 4 Uhr, an Sonntagen von 10 bis 1 Uhr.
17. Orientalisches Museum, I., Börsegasse 3. Täglich von 10 bis
4 Uhr, nur gegen eingeholte Bewilligung.
18. Beichsraths-Bibliothek, I., Schillerplatz 4. Besondere Erlaubniss
zur Benützung erforderlich.
19. Städtisches Archiv und Bibliothek, I., Bathhausplatz. An
Wochentagen von 9 bis 3 Uhr.
20. Technische Hochschule, IV., Technikerstrasse 13. An Wochen-
tagen von 9 bis 1 und 4 bis 8 Uhr.
21. Universitäts-Bibliothek, L, Franzensring. Täglich von 9 bis 18 Uhr
und von 2 bis 4 Uhr. (Während der akademischen Ferien im August und
Septem bei^ geschlossen.
b) Bilder-Sammlungen.
22. Akademie der bildenden Künste, I., Schillerplatz 3. Samstag
und Sonntag, wie an Feiertagen von 10 bis 1 Uhr, die übrigen Tage von
3 bis 6 Uhr. August und September geschlossen.
23. Caernin'sche Galerie, Vlil., Landesgerichtsstrasse 9. Montag
und' Donnerstag von 10 bis 2 Uhr.
24. K. k. Gemäldegalerie im Belvedere, III., Bennweg 6 und
IV., Uengasse, oberes Belvedere. An Wochentagen mit Ausnahme Montags
von 10 bis 4 Uhr. an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 1 Uhr.
35. Harrach'sche Galerie, I., Freiung 3, 8. Stock. Mittwoch und
Samstag von 10 bis 4 Uhr. November bis Anfangs Hai geschlossen.
26. Kraft'sohe Schlachtenbilder, III., Hauptstrasse 1, k. k. In-
validenhaus, liegen Anmeldung in der Haus-Commaddantnr.
27. Künstlerhaus, permanente Ausstellung, I., Lothringerstrasse 9.
Täglich im Sommer von 9 bin 5 Uhr, im Winter von 9 bis 4 Uhr 40 kr. Entree.
Sonn- und Feiertage von 2 Uhr an 20 kr. Mit dem Jahre 1888 begann der
Turnus von internationalen Kunstausstellungen, die sich in Zwischenräumen
von vier zu vier Jahren wiederholen sollen.
28. Kunstverein, österr., permanente Ausstellung, I., Tuchlau ben 8.
Täglich im Sommer von 9 bis 5 Uhr, im Winter von 10 bis 4 Uhr. Preise
die gleichen wie im Künstlerhause und unter denselben Bedingungen. j>
XXX Sehenswükdigkeiten.
89. liieohtenstein'sohe Galerie, IX., F&rstengasse 1. An Wochen-
tagen von 8 bis 12 und 8 bis 6 Uhr. Gegen Anmeldung in dem gegen die
Liechtensteinstrasse links im Vorgarten liegenden Häuschen, an Sonntagen
nur Vormittags.
30. Salon Miethke, permanente Ausstellung, L, Neuer Markt 18.
T&glich Yon 9 bis 6 ühr, 80 kr. Entröe.
31. Sohönbom'sohe Gkblerie, I., Renngasse i. Montag, Mittwoch
und Freitag yon 9 bis 8 Uhr. Meldung beim flansinspector.
c) Sammlungen von Kunstgegenständen, Waffen
und Antiquitäten.
32. Aegyptische Alterthümer, k. k., III., Rennweg 6. Dienstag
und Freitag von 9 bis 2 Uhr, Sonntag von 10 bis 1 Uhr.
33. Ambraser-Sammlung (in Verbindung mit der Sammlung antiker
Sculpturwerke und Denkmäler, jener ägyptischer Alterthümer)^ in., Rennweg 6,
im unteren Belvedere. Dienstag und Freitag von 10 bis 4 Uhr, an Sonn-
und Feiertagen von 10 bis 1 Uhr. Von Mitte November bis 21. April ge-
schlossen.
34. Gyps - Museum der Akademie der bildenden Künste»
I., SchillerpTatz 8. Samstag von 5 bis 8 Uhr.
35. Hof -"Waffen- Museum (Fresken, Capelle, Werkstatten), im
k. k. Artillerie- Arsenal (X. Bezirk).' Vom 1. Mai bis 31. October Dienstag,
Donnerstag und Samstag von 9 bis 3 Uhr, vom I. November bis 30. April
von 10 bis 2 Uhr nur Donnerstag. Eintritt gegen Karten von der Arsenal-
Direction.
36. Marstall des k. k. Hofes mit der Hof-'Wagenburg, Sattel-
und Gewehrkammer, Vn., Mariahilf erstrasse 2. T&glich gegen Anmeldung
im k. k. Oberststallraeisteramt (Hofburg).
37. Münz- und Antiken - Cabinet, I., Hofburg, Augustinergang.
Montag und Freitag von 10 bis 1 Uhr.
38. Museum für Kunst und Industrie, I., Stubenring 5. Montag
geschlossen, Dienstag und Mittwoch von 9 bis 4 Uhr gegen 80 kr. Entr^,
die übrigen Wochentage von 9 bis 4 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von y
bis l Uhr freien Eintritt. Fällt auf den Montag ein Feiertag, so ist die
Anstalt am nächstfolgenden Wochentag geschlossen.
39. K. k. Schatzkanmier, Hofburg, Schweizerhof links. Im Sommer
Dienstag, Donnerstag und Freitag, im Winter Dienstag und Samstag von
10 bis 1 Uhr, gegen Anmeldung in der Schatzkammer-Kanzlei (Schweizer-
hof, kleine Redouteustiege im Halbstock) am vorhergehenden Tage von
10 bis 12 Uhr. Die unentgeltlich verabfolgten Eintrittskarten lauten auf
bestimmte Personen und Stunden und haben nur für diese Oiltigkeit.
40. Theseus -Tempel im Volksgarten. Der Schlüssel ist beim jeweiligen
die Aufsicht führenden Gartenw&chter.
41. "Waffen - Museum, st&dtisohes, I., Hof 10. Vom 1. Mai bis
13. October jeden Donnerstag und Sonntag von 9 bis 1 Uhr, im Sommer
auch Donnerstag von 9 bis 8 Uhr.
d) Wissenschaftliche Sammlungen.
Die mit der k. k. Universität in Verbindung stehenden Sammlungen sind
als Universitäts-Institute mit U. I. bezeichnet nnd es ist bezüglich deren
Besichtigung beim betreffenden Vorstande anzusuchen.
42. Aquarium, Prater, Hauptallee 1. Eintrittsgeld an Sonn- und
Feiertagen und Donnerstagen 80 kr. Kinder unter 10 Jahren 10 kr. An allen
anderen Tagen 50 kr., Kinder unter 10 Jahren 20 kr.
48. Botanisches Museum, U. I., HI., Rennweg 14. Täglich mit Aus-
nahme der Sonn- und Feiertage von 8 bis 2 Uhr gegen Anmeldnng beim
Dlrector oder Gustos-Adjuncten.
44. Central- Anstalt für Meteorologie und BsdniMrnetisinus,
Heiligenstadt, Hohe Warte 38. Gegen Meldung bei der Diteetion.
Sehenswürdigkeiten. XXXI
45. Geologische Beichsanstalt, lU., Rasamoffskygasse 83. T&glich
von 9 bis 4 Uhr.
46. Geologisohes Museum, U. I., I., üniYersit&tsplatz 1.
47. Gewerbe verein, IViederösterr., technologische nnd Modell-
sammlnngen , I., Eschenbachgasse 11. Von 9 bis 18 nnd yon 2 bis 6 Uhr an
Wochentagen.
48. Hof-Mineralien-Cabinet, L, Hofburg, Angnstinergang. Mittwoch
nnd Samstag von 10 bis 1 Uhr.
49. Josephinum, anatomisch -pathol. Präparaten -Cabinet»
IX., Währingerstrasse 1.5. Täglich yon 11 bis 1 Uhr. Samstag nur für Herren.
50. Xiandwirthschafts-Gesellschaft, Modell- n. Mustersammlangen«
I., {lerrengasse 13. Täglich gegen Anmeldung beim Secretariate.
51. Mineralogisches Museum, U. I., I.. Bäckerstrasse 28.
52. Museum für vergleichende und menschliche Anatomie, U. I.,
IX., Währingerstrasse 11.
53. If aturhistorisches Museum, U. I., I., Bäckerstrasse 28.
54. Orientalisches Museum, I., Börsengasse 3. Sonn- und Feier-
tage von 9 bis 1 Uhr 10 kr Eutree. Montag geschlossen, die übrigen. Tage
von 10 bis 4 Uhr 30 kr. Entree.
55. Pathologisch - anatomisches Museum, U. I., IX., Alser-
strasse 4, im allgemeinen Erankenhause.
56. Pharmakologische Sammlung, U. I., IX., Währingerstrasse 11.
57. Physikalisches Cabinet, U. I., IX., Türkenstrasse 3.
58. Physikalisch - astronomisches Cabinet, k. k., I., Hofburg»
Schweizerhof, 3. Stock. Anmeldung, beim Custos.
59. K. k. Sternwarte, U. I., I., Universitätsplatz 2 und Währing,
Spöttelgasse. '
60. Technische Hochschule (polytechnisches Institut). Tech-
nologisches Muster - Cabinet und damit vereinigte Sammlung des Kaisers
Fer£nand. Modell- und technologische Sammlungen, IT., Technikerstrasse 13.
Samstag und Sonntag gegen Meldung in der Bectoratskanzlei.
61. Thierarznei-Institut, III., linke Bahngasse 7. Gegen Anmeldung
bei der Haus-Commandantur.
62. Zoologisches Hofmuseum, I., Josefsplatz. Donnerstag von 9
bis 1 Uhr.
63. Zootomisches Museum, U. I., IX., Währingerstrasse lt.
e) Sonstige Sehenswürdigkeiten.
64. Beschäftigungs- Anstalt für erwachsene Blinde, VIII., Josef-
städterstrasse 62. Jeden zweiten Donnerstag von 5 bis 7 Uhr Abends.
65. Blinden-Institut, YIII., Blindengasse 81. Jeden Donnerstag von
10 bis 12 Uhr öffentliche Prftfung.
66. Central-Equitations-Institut, k. k. Militär, HI., Ungargasse 61.
Täglich gegen Anmeldung beim Commandanten.
67. Hofburg, k. k., I., Franzensplatz. Die Besichtigung der kaiserlichen
Zimmer ist in Abwesenheit des Allerhöchsten Hofes gegen Anmeldung beim
Burghauptmann gestattet.
68. K. k. Hof- und Staatsdruckerei. I., Singerstrasse 26. Dienstag
und Freitag von 9 bis 12 Uhr. gegen Anmeldung in der Directionskanzlei.
69. Irren-Heil- und -Pflegeanstalt, n.-ö. Landes-, IX., Lazareth-
gasse 14. Täglich gegen Anmeldung beim Director.
70. Israelitisches Blinden-Institut, Heiligenstadt, Hohe Warte.
An Sonntagen von 2 bis 4 Uhr.
71. Elaiserliche Gruft bei den PP. Kapuzinern am Neuen Markt. Ist
am 1. und 2. November jeden Jahres dem allgemeinen Zutritte geöffnet,
sonst gegen Anmeldung beim Kloster-Vorsteher.
72. Katakomben bei St. Stefan (nur für Gesellschaften von
8 Personen und Entrichtung von 1 fl. per Person) gegen Anmeldung in der
Bankanzlei.
73. Museum und Archiv der G-esellschaft der Musikfreunde
des österr. Kaiserstaates, I., Künstlerplatz. JOQIC
XXXII Sehenswürdigkeiten.
7i. Permanente liehrmittel-Ausstelluns der Stadt IVien,
VII., Westbahnstrasse 25, 2. Stock. Im Juni, Jali und August jeden Donnerstag
von 9 bis 12 übr und von 3 bis 6 Ubr, im Winter von 9 bis 12 Uhr und
▼on 3 bis 4 TJbr.
75. Sohlaohthäuser, städtische: a) III., Viehmarktgasse 1. —
b) VI. Mollardgasse 83. Anmeldung bei der dortigen Verwaltung (Kegie).
76. St. Stefansthurm, Besteigung desselben nur an Wochentagen
von 8 bis 5 Uhr gegen eine Gebühr von 40 kr. Anmeldung im Kirchenmeister-
Amte (Stefansplatz 3).
77. Taubstummen-Institut, k. k., IV., Favoritenstrasse IS. Jeden
Samstag von 10 bis 12 Uhr öffentliche PrAfung.
f) Panoramen.
78. Grand Panorama de Vienne, IL, Praterstrasse 49. Darstellend :
Die Schlacht von Kezonville, gemalt von A. de Neuville und E. Detaille.
Geöffnet am Tage von 9 Uhr Früh ab. Abends beleuchtet durch 17 Sieraens-
Regenerativ-Lampen. An Wochentagen 1 fl., an Sonn- und Feiertagen 50 kr.
79. Panorama im Prater, Ausstellungsstrasse. Kolossal -Eundgemälde:
»Die Einnahme von Kars", gemalt von Georges Washington. „Der Kampf am
lere Lachaise", von Philippoteaux pere T&glich geöffnet von 9 Uhr Früh an.
g) Oeffentliche Gärten.
80. Augarten, k. k. II., obere Adgartenstrasse 1.
81. Belvedere, k. k. lU., Bennweg 6 und Heugasse 8.
82. Botanischer Garten für die österr. Flora, III., Rennweg 6.
83. Botanischer Universitatsgarten, III., Rennweg 14.
84. UsBterhäsypark, VI., Hariahilferstrasse.
85. Oartenbau-Gesellschafb, I., Parkring 12.
86. Garten des Fürst-en Dietrichstein, IX., Währingerstrasse 28.
87. Garten des Fürsten Ijiechtenstein, IX., Fürstengasse 1.
88. Garten des Fürsten Sohwarsenberg, III. , Hengasse 1 oder
BennwegS.
89. Hofjgarten und G^ewäohshäuser, I., Hofburg. Anmeldung beim
Uofg&rtner.
90. Maximilianpark, H., Maximilianplatz.
91. Prater. k. k.^ H., Ende der Praterstrasse. .
92. Quai-Park, I., Frani Josefs-QuaL
93. Bathhauspark, I., Franzensring.
94—96. Schlossgärten zu Uetzendorf, Laxenbnrg und Schönbrunn.
97. Schönbomi>ark, vm., Florianigasse.
9a Stadtpark, I., Parkring und III., Heumarkt.
99. VolkSjgarten, I., Eingang vom äusseren Burgplatz und dem
Franzensring aus.
Digitized by VjOOQ IC
Allgemeine physikalische Verhältnisse.
Bei keiner der Hauptstädte Europas ist die Lage an sich
schon von so hoher Wichtigkeit, wie bei Wien^ und zwar
nicht bloss wegen der äusseren Gestaltung, sondern auch in
Bezug auf Geschichte und Entwicklung.
Wien* liegt an der Kreuzung des Donauthales mit der
tiefsten, das mitteleuropäische Bergland von Nord nach Süd
durchziehenden Furche, die von den Alpen, Karpathen und
Sudeten gebildet wird. Es liegt also nicht nur auf einem
Punkte, der sich von selbst als Ruhepunkt für das Hin- und
Herfluthen der Massen in den Völkerwanderungen bot, son-
dern war stets auch ein militärisch-wichtiger Ort, wie die
Kömer wohl begriffen und es ist kein Zufall, dass sich hier
— an der „Schutzwehr gegen Osten" — die Stürme der
Markomannen, Avaren, Magyaren, Mongolen, Tataren und
Türken brachen.
Die Wichtigkeit, welche Wien für den Verkehr hat, be-
wies sich schon zur Zeit der Kreuzzüge und seit dem Mittel-
alter ist es ein Knotenpunkt für den Gütertausch, der seine
Wichtigkeit nie verlor.
Die Entstehung Wiens ist daher kein Zufall; nicht einer
spontanen Ansiedlung oder der Laune eines Machthabers
verdankt es seine Entstehung, sondern man darf nach den
allgemeinen geographischen Verhältnissen wohl sagen: hier
musste eine bedeutende Stadt entstehen!
Gleich einem mächtigen Brückenkopf liegt Wien an den
äussersten nordöstlichen Ausläufern der Alpen und am mäch-
tigsten Strome Europas, der JDonau, welche hier die Wasser-
scheide zwischen jenen und den Karpathen bildet, die sich
ebenso wie die Sudeten gegen das Wiener Becken vollkommen
verflachen.
Eben durch diese Terrain- Verhältnisse wird die Stellung
Wiens und des Reiches, welches daselbst seinen Mittelpunkt
hat, in der Geschichte vorherbestimmt, wobei nicht zu über-
sehen ist, dass es dieser Lage jene örtlichen Vorzüge zu
danken hat, welche das Bild der schönen Stadt mit einem
reizenden landschaftlichen Rahmen umgeben.
* Es miiss noch bemerkt werden, dass immer, wenn nicht das Gegen-
iheil besonders angegeben ist, unter der Bezeichnung Wien nicht Mos das
Gemeinde^ebiet, sondern wie es den örtlichen und socialen Verhältnissen
entspricht, der zusammenhängende Complex, wie er allenfalls
den heutigen Polizei-Bayon bildet, gemeint ist. o^
Moriz Bermann, Führer d. Wien. 1
2 Physikalische VerhIltnisse.
Die geographische Lage ist xmter 48° 12' 35" nördlicher
Breite und 34" 2' 39" östlicher Länge.
Eine Gebirgsgegend, welche dem Naturfreunde Genuss und
Erholung hießt, reicht im Südwesten und Westen bis an
das Weichbild der Stadt, während sich gegen Nord und Ost
weite Ebenen erstrecken, mit fruchtbaren Feldern bedeckt.
So reichen sich bei Wien der Osten mit seinen Schätzen an
Naturproducten und seinem Bedürfhiss nach Cultur und der
Westen mit seiner vorgeschrittenen geistigen und materiellen
Entwicklung die Hände, und die Natur selbst hat gleichsam
in grossartigen, auf die Dauer nicht zu übersehenden Linien
gerade hier die Aufgabe des Reiches, an welcher der Stadt
ihr reichlicher Theil zufällt, vorgezeichnet.
Wiens und seiner Umgebung Boden besteht aus Diluvial-
Anschwemmungen, welche dem Geologen im ganzen Wiener
Becken leicht nachweisbar sind, und die Stätte, wo sich
heute so reges Leben entfaltet, war noch in der Tertiär-Zeit
eine der tiefsten Stellen des damals ganz Mittel-Europa
bedeckenden Meeres.
Die Terrain-Formation Wiens entspricht diesen Entstehungs-
ürsachen und dem Zusammentreffen derletztenVorposten zweier
mächtiger Gebirgszüge, sie weist daher auch die grössten Unter-
schiede auf. Im Gemeindegebiete giebt es in den westlichen
Bezirken Punkte, welche sich bis zu 210 Meter Seehöhe er-
heben, während das Niveau in der Leopoldstadt auf 156 Meter
sinkt. Die Terrain- Verhältnisse tragen wohl zum pittoresken
Aussehen der Stadt bei, setzen aber dem Verkehr und manchen
wichtigen baulichen und sanitären Massregeln grosse Schwierig-
keiten entgegen.
In hydrographischer Beziehung ist in erster Linie der
Donaustrom zu erwähnen, welcher bei Nussdorf einen Arm,
den DonaU'Canal, entsendet, der, die innere Stadt vom
IL Bezirke (Leopoldstadt) trennend, sich nach einem Laufe
von mehr als einer halben Meile wieder mit dem Haupt-
strome vereinigt. Die Regulirung des Donaustromes wird an
anderer Stelle besprochen werden.
Der an der Grenze des L, H. und HL Bezirkes in den
Donau-Canal einmündende Wienfluss entspringt in einer Ent-
fernung von über 3 Meilen im Wienerwalde und ist, so
harmlos er auch meist aussieht, namentlich im Frühjahre,
durch rapides Anwachsen zu einem bedeutenden und reissen-
den Gewässer, häufig den Anwohnern seiner Ufer schon gefahr-
lich geworden. Wegen Trockenlegung, SchifiTbarmachung etc.
des Wienflusses wurde schon eine stattliche Anzahl von Pro-
jecten gemacht, erst jetzt aber dürfte die Einwölbung und
Regulirung in Verbindung mit dem Bau der Stadtbahn in
Angriff genommen werden. e
Physikalische Verhältnisse. 3
Der Ottakringerhachj bei dem gleichnamigen Vororte am
Galitzinberge, jetzt „Wilhelminenberg", entspringend, wird zur
Ausspülung der Ünraths-Canäle verwendet und fliesst durch
dieselben in die Donau.
DerAlser- und der mit demselben sich im Wiener Gemeinde-
gebiete vereinigende Währingerhach entspringen beide in der
nächsten Umgebung von Wien, sind zum grössten Theile
überwölbt und fliessen nach ihrer Vereinigung gleichfalls in
den Donau-Canal.
Die mittlere Temperatur von Wien beträgt etwas über
8"* R., jedoch ist dieselbe sehr grossen uijd leider häufig
sehr plötzlichen Schwankungen unterworfen, so dass sich
namentlich im Frühjahre grosse Vorsicht in der Bekleidung
empfiehlt.
Zu einer Seltenheit gehört in Wien ein vollkommen wind-
stiller Tag; namentlich im Frühjahr und Herbst wird os
von den sogenannten Aequinoctialstürmen mit einer gewissen
Regelmässigkeit heimgesucht. Die Windrichtung ist vorwiegend
Ost, West und Nordwest, jedoch hat sich Wien zeitweilig
auch aus allen übrigen Richtungen der Windrose solcher
Luftströme zu erfreuen, welche übrigens bei allen Unannehm-
lichkeiten den für eine so grosse Stadt nicht zu unter-
schätzenden Vortheil einer häufigen' Erneuerung der Atmo-
sphäre bedingen.
Flächenraum und Bevölkerung.
Das Gemeindegebiet von Wien umfasst einen Flächenraum
von .* 5900567 Hektaren, wovon 2017 5777 Hektaren allein
auf den Prater entfallen. Rechnet man die zu Gross-Wien
gehörigen und nur administrativ getrennten Vororte, welche
in den Polizei-Rayon einbezogen sind, hinzu (93760 145 Hek-
taren), so ergiebt sich eine Gesammt-Area (Fläche) von
14966-0712 Hektaren. Diese ist bebaut in Wien mit 68 Plätzen
und 972 Strassen mit circa 11500 Häusern, in den Voi orten
mit 21 Plätzen, 627 Strassen und 105'JO Häusern, so dass
sich eine Gesammtsumme von 89 Plätzen, 1599 Strassen und
ungefähr 220(X) Häusern ergiebt.
Im Gemeindegebiet Wien hat die Bevölkerung von 1869
bis 1880 sich um 15*9 Percent vermehrt. In den meisten der
Vororte war die Steigerung eine viel rapidere und betrug
bei einzelnen über 150 Percent
Die Zählung vom 31. December 1880 ergab für die Stadt
Wien eine Bevölkerung von 705.402 Personen. Für die Vor-
orte liegen ganz detaillirte Angaben vor, und ist deren Volks-
zahl 383.3 )l Seelen, so dass sich für den gesammten Polizei-
Rayon eine Bevölkerung von 1,088.703 Individuen ergieb^^
Volks-Charakter.
Wenn schon die vorurtheilslose Würdigung der intellec-
tuellen und moralischen Eigenschaften eines einzelnen Indi-
viduums schwierig ist, so stösst die Schilderung einer so
zahl- und artenreichen Bevölkerung, wie es die von Wien ist,
auf kaum übersteigliche Schwierigkeiten. Die verschiedenen
Ausstrahlungen dieser vielgestaltigen Volksseele in einen
gemeinsamen Brennpunkt zu vereinigen und darzustellen,
ohne der subjectiven Anschauung ein gewisses vertrauliches
Recht einzuräumen, ist kaum möglich. So kommt es denn
auch, dass der Wiener die verschiedensten Beurtheilungen
erfahren hat und auch sein Charakterbild schwankt „von
der Parteien Gunst und Hass verwirrt." Dem oft citirten
Phäakenthum und der Grillparzer'schen Bezeichnung als
„Oapua der Geister*' steht eine Auffassung gegenüber, welche
im Wiener, als einer, glücklichen Vereinigung der nord-
deutschen Geistesschärfe mit süddeutscher Phantasie und
Gemtithstiefe, die höchste Blüthe deutschen Wesens sieht.
Wenn auch auf der einen Seite auf die geringe Geschliffen-
heit und die etwas rüden Manieren der Mehrzahl der Be-
völkerung hingewiesen wird, sieht man in dieser Unbelecktheit
andererseits gerade wieder schätzbare Beweise von natür-
licher Frische und Ursprünglichkeit. Man sollte denn aber
doch nach beiden Seiten mit derlei leichthin gesprochenen
und geschriebenen Urtheilen nicht gar so schnell fertig sein.
Vor Allem ist zu betonen, dass, wenn auch seit Sesshaft-
machung des bajoarischen Stammes keine grössere momen-
tane Volksverschiebung in Wien stattfand, doch kaum eine
zweite bedeutende Stadt so andauernd den verschiedenen
nationalen Einflüssen ausgesetzt war, so dass es schwer ist,
in den Eigenheiten des Volkes nachzuweisen, was der autoch-
thonen (eingeborenen) Bevölkerung zukommt und was sie
der Berührung mit fremden Elementen verdankt. Der innige
Verband, in welchen Wien durch das Anwachsen der Habs-
burgischen Hausmacht schon in früher Zeit mit den viel-
sprachigen Bewohnern der übrigen Provinzen kam; der trotz
ewiger Kriege rege Handelsverkehr mit dem Orient, welcher
sogar zur Niederlassung einer eigenen Colonie türkischer
und serbischer Kaufleute führte; die zweihundertjährige
Periode nach Theilung des Hauses Habsburg in die öster-
reichische und spanische Linie, in welcher bei Hof, in den
Aemtern, unter dem Adel und in allen Zweigen des öffent-
lichen Lebens sich spanische Tracht und Sitte, ja sogar
spanische Sprache geltend machten; der enorme Zuzug,
welchen der Aufschwung der Stadt in neuerer Zeit namentlich
Volks-Charakter. 5
aus den slavischen Provinzen erforderlich machte: alles
das sind Momente, welche es misslich machen, von einem
Charakter der heutigen Bevölkerung als von einem durch
nichts Fremdes beeinflussten, aus sich selbst entstandenen
zu sprechen.
Im Grossen und Ganzen ist der Wiener sanguinisch-
cholerischen Temperaments, leicht gereizt und gerührt, nach
Umständen und Laune ebenso geneigt, die aufopferndste
Hilfe und selbstloseste Gefälligkeit zu beweisen, als durch
Schroffheit und ünmanierlichkeit abzustossen. Gewiss ist
Gutmüthigkeit eine der hervorstechendsten und liebenswür-
digsten Eigenschaften des Wieners, ob es aber wohlgethan
ist, manche Sünden gegen gute Sitte und Urbanität auf jene
specielle Wiener Gutmüthigkeit zurückzuführen und damit
zu entschuldigen, ist sehr fraglich.
Glückliche Natur- Anlage, verbunden mit den Vortheilen,
welche nur dem Grossstädter geboten sind, machen den
Wiener gewandt und anstellig, geben ihm ein rasches Erfassen,
einen treffenden, schlagfertigen Witz. Keine noch so traurige
und niederdrückende Episode gab es in der Geschichte Wiens,
welche der sprichwörtlich gewordene, oft schneidende Witz
der Wiener nicht zu treffenden Bonmots benützte. Bis zum
Uebermass empfänglich für die Annehmlichkeiten des Lebens
beweist der Wiener auch eine Zähigkeit und Widerstands-
kraft im Unge«iach, welche sich trotz harter Proben noch
stets bewährte. Er hängt mit voller Liebe an seiner Vater-
stadt, obwohl er häufig eine nicht immer ganz billige Kritik
an den heimischen Verhältnissen zu üben liebt. Trotzdem
er Wochen hindurch den heftigsten Anstoss an allen öffent-
lichen Zuständen und den verschiedensten behördlichen Mass-
regeln genommen hat, wird er doch eines schönen Abends
mit dem Brustton der vollsten Ueberzeugung singen: ,.Es
giebt nur a (eine) Kaiserstadt, es giebt nur a (ein) Wien!"
Alle diese Bemerkungen gelten vornehmlich nur für die
grosse Masse der Bevölkerung ; in den höheren Ständen aller
Länder verwischen sich die localen Unterschiede mehr oder
weniger durch die nivellirende Macht allgemeiner Anschauung
und Bildung oder sie treten vor den Ste,ndes-Eigenthümlich-
keiten zurück.
Der Wiener bürgerliche Mittelstand dürfte unter allen
Schichten des Volkes den ursprünglichen Charakter noch am
reinsten bewahrt haben, und hier begegnen wir namentlich
jener Bonhommie, jenem Behagen am Lebensgenuss und
jenem regen Local-Patriotismus, welche zu den liebenswür-
digsten Eigenschaften der Wiener Bevölkerung zählen.
dby Google
Geschichte.
Die Reichshaupt- und Residenzstadt des österreichischen
Kaiserstaates ist am rechten Ufer des sogenannten Donau-
Canales (eines Armes der Donau) und an der Mündung der
Wien und des Alserbaches in denselben, 156 Meter über
dem Meere gelegen, begrenzt von dem herrlichen Keltischen
(Wienerwald-) Gebirge, das die östliche Grenzwand des alten
Noricums bildete und mit dem heutigen Kahlengebirge
beginnt.
Wenige der grossen europäischen Hauptstädte erfreuen
sich einer so günstigen Lage, inmitten einer mit allen Reizen
der Natur ausgestatteten Gegend, als eben Wien, die uralte
Kaiserstadt, von der auf zahllosen Lippen, ob einheimisch
oder fremd, der Refrain des beliebten Volksliedes lautet:
„'s giebt nur a (eine) Kaiserstadt,
's giebt nur a (ein) Wien,
dort muss es prächtig sein,
dort möcht' ich hin!"
Als die ersten Ansiedler in der Wiener Gegend werden
die Winden oder Windonen (ein Stamm der Kelten) genannt,
und aus ihrer Windewona (Windenwohnung), wie sie ihre
Niederlassung betitelt, ist später die Vindobona der Rbmer
entstanden, als letztere sich am Donaustrande festsetzten,
um die üeberfalle der wilden, nördlich des Stromes sess-
haften Volkerstämme abzuwehren Nahe der alten Vindobona
starb Marc Aurel, einer der grössten und edelsten römischen
Cäsaren, während des markomannischen Krieges. Nach ihm
wurde Wien als Kastell der fabianischen Cohorte Faviana
genannt.
Vier Jahrhunderte hindurch blieben die Römer im Besitze
der Festung Vindobona oder Faviaim, bis sie von den aus
Asien gekommenen Avaren verdrängt wurden, die Pannonien,
Noricum und das Tiefland der Donau überflutheten.
Pipin, früher Karlmann, Karl's des Grossen Sohn, brach
796 die Macht der Avaren und derselbe stellte die Grenzen
des römischen Pannonien wieder fest und machte Oester-
reich unter der Enns zur östlichen Grenze (Ostmark) des
karolingischen Reiches. Der erste karolingische Markgraf des
Ostlandes war Gerold, Führer des bayerischen Heerbannes.
Die neue Mark hatte indessen noch viel von dem fortwäh-
renden Andringen der Hunnen zu leiden, bis endlich deren
entscheidende Besiegung am, 10. August 955 auf dem Lech-
felde bei Augsburg ihnen für lange Zeit die Lust benahm,
die Kraft christlicher Arme zu versuchen. yGoOQlt
Geschichte. 7
Im Jahre 976 finden wir den Grafen Leopold von Baben-
herg, von Kaiser Otto IL ernannt, als Markgrafen der Ost-
mark. Von nun an blieben die ßabenberger im Besitze
dieses Amtes, wenn auch erst Heinrich IL Jasomirgott (so
beigenannt von seinem Sprichworte: Ja so mir Gott helfe!)
von dem Kaiser Friedrich der Bothbart mit dem Rechte
der männlichen und weiblichen Erbfolge belehnt wurde. Die
Babenberger waren deutsch und ihr ganzes Streben ging
dahin, die Ostmark dem Deutschen Reiche zu erhalten und
ihren Besitz durch Anlage fester Plätze und Burgen zu sichern.
Auch hatten sie Käufleute und Handwerker bewogen, nach
Wien zu übersiedeln, um das Aufblühen der Stadt zu be-
fördern. Unter ihm schrumpfte auch im Volksmunde der
Name Faviana, in Viana, Viena und endlich Wien zu-
sammen, wie die Stadt noch heute heisst.
Einen erhöhten Glanz erreichte Wien unter dem Baben-
berger Leopold dem Glorreichen. Dieser hatte auf seinen
Zügen durch fremder Herren Länder kennen gelernt, wie
reich die Hilfsquellen seien, welche die Wohlhabenheit der
Städte den Fürsten erschliesst, und verstand es, die ge-
machten Erfahrungen zu benützen; er gab den Wienern
Niederlagsrechte, Hess dem Handel seinen vollen Schutz an-
gedeihen und bestätigte den Bürgern in einem besonderen
Stadtrechte ihre Privilegien.
Aber auch Kunst und Poesie hatten Freistätten an seinem
Hofe. Turniere der Ritter und Wettkämpfe der Minnesänger
wechselten miteinander und LeopoWs glänzender Hof war
nach jenem des Markgrafen von Thüringen der gefeiertste
und weitgepriesenste.
Mit Ifriedrich II. dem Streitbaren j der im siegreichen
Kampfe gegen die Feinde ein frühes Ende fand, erlösch der
Stamm der Babenberger, und Oesterreich, Steiermark und
Krain gelangten 1282 in den Besitz der Söhne Rudolf 's von
Habsburg als Ahnherren der nunmehr regierenden öster-
reichischen Dynastie.
Älbrecht IL gab Wien ein neues Stadtrecht und suchte
auch die der Entwicklung des Bürgerthums abträgliche An-
häufung des todtliegenden Grundbesitzes zu hindern. Das
grösste Verdienst um die Stadt jedoch erwarb sich Herzog
Rudolf IV.j beigenannt yjder Stifter", welcher Alles aufbot,
sein geliebtes Wien „das Haupt aller seiner Länder und Herr-
schaften, wo er todt und lebendig bleiben wollte", empor-
zubringen. Er begann den Umbau der Stefanskirche und
stiftete am 12. März 1356 die Wiener Universität.
Abermals kamen traurige Zeiten über die Stadt; die
Zwistigkeiten der fürstlichen Brüder Friedrich, Albrecht und
Sigismund, die von 1477 sich wiederholenden Belagerungen
8 Geschichte.
endlich 1485 die Einnahme Wien's durch den üngarkönig
Mathias Corvinus (der fünf Jahre lang, bis zu seinem Tode,
daselbst residirte, während Kaiser Friedrich IV. unthätig
in Neustadt oder Graz verweilte) erschütterten Handel und
Volksleben und machten die Bürger verarmen.
Im Jahre 1520 erfolgte die Wahl Xarr F. zum deutschen
Kaiser. Er übergab die Regierung der österreichischen Erb-
lande an seinen Bruder, den Erzherzog Ferdinand (nach-
malig als Kaiser der Erste dieses Namens), dem das Volk
in Sprache, sowie in Sitte ziemlich fremd gegenüberstand. Die
Lehre Martin Luther's war in Wien auf fruchtbaren Boden ge-
fallen. Ferdinand eröffnete den Kampf gegen dieselbe, doch
drängten andere grosse Ereignisse die religiöse Frage in den
Hintergrund. Von Osten her wälzten sich die Schaaren des
Sultans Soliman, der nach des üngarkönigs Ludwig^s Tode
bei Mohäcs, Ungarn in Händen und Johann Zapolya (Szapolyai)
zu dessen König bestimmt hatte, gegen Wien. Aber die helden-
müthige Vertheidigung der Stadt (1529), geleitet von dem
greisen Helden Grafen Niclas Salm, an welcher Bürger und
Soldaten gleich grossen Antheil hatten, nöthigten den Sultan,
die Belagerung aufzuheben.
Ferdinand I. führte bis zu seinem Tode den Kampf
gegen die Protestanten fort; sein Nachfolger Maximilian IL
dachte milder, ihm stand der Staat höher als der Sieg einer
Religionsgenossenschaft, aber sein Tod störte den Frieden
wieder, indem die Protestanten sich von Rudolf IL und
dessen starrem und unduldsamem Charakter nichts Gutes
versprachen. Ihre Befürchtxmgen bewahrheiteten sich. Der
protestantische Gottesdienst musste in Wien aufhören, ja
die Stadt büsste ihre Stelle als Hauptstadt des Reiches ein,
da der den kabbalistischen Neigungen ergebene Rudolf Prag
zu seinem Wohnsitz erkor. Kaiser Mathias, sein Bruder,
brachte Wien wieder zu Ehren; Kaiser Ferdinand II, dessen
Neffe, nahm den Kampf gegen den Protestantismus wieder
auf und ging nach der Schlacht am Weissen Berg bei Prag
an dessen gänzliche Ausrottung.
Unter seinem Nachfolger Ferdinand IIL kamen die
Schweden bis vor Wien, das jedoch ihrer Eroberung entging.
Im Jahre 1679 wüthete die Pest in Wien und 1683 nahten
die Türken unter Kara Mustapha, dem Grossvezier, aber-
mals der schwergeprüften Stadt. Auch diesmal hielt Wien
unter dem Oberbefehl des Grafen Ernst Rüdiger von Star-
hemherg sich mit bewundemswerthem Heldenmuthe, bis
König Johann IIL Sobieski von Polen und der Befehlshaber
des kaiserlichen Ersatzheeres, Prinz Karl von Lothringen
die schwerbedrängte Stadt am 12. September 1683 entsetzten
Geschichte. 9
und den Grossvezier zwangen, sein Lager zu verlassen und
sich nach Ungarn zurückzuziehen.
Nun kamen die glänzenden Tage der österreichischen
Heerführung unter Markgraf Ludwig von Baden ^ Prinz
Karl von Lothringen und dem unvergesslichen Prinzen
Etbgen von Savoyen,
Wien wurde erweitert und vergrössert und besser befestigt
und blühte unter Leopold L, Josef L und Karl VI. immer
mehr empor. Unter des Letzteren Tochter, der grossen
Kaiserin Maria Theresia^ begann eine Regenerirung des
Staates. Im Bunde mit Kaunitz, Haugwitz, £ix8cy, Liechten-
stein, Sonnenfels u. s. w. unternahm sie es, das Reich um-
zugestalten und unter ihrer Regierung vollzog sich der Um-
schwung geistigen Lebens, der Sitten und Gewohnheiten
aller Stände, wie sie später unter ihrem Nachfolger Josef U.
noch schärfer zutage treten sollte. Sie errichtete den Be-
hörden ansehnliche Paläste, erbaute das heutige Schönbrunn,
das Burgtheater und war in Allem und Jedem bemüht, ihre
Residenzstadt zu schmücken und zu verherrlichen.
Mit Kaiser Josef IL zog ein neuer Geist in 's Land. Die
Aufhebung der blos einem beschaulichen Leben gewidmeten
Mönchsorden und Klöster, das Toleranz-Edict, welches den
Protestanten freie Religions Übung gewährte, die Aufhebung
der Censur gaben Zeugniss von des Kaisers freiem Geiste.
Am 22. März 1782 kam Papst Pius VI, selbst nach Wien,
um durch sein persönliches Erscheinen Josef zum Stillstande
auf dem Gebiete der kirchlichen Reformen zu bringen. Josef
blieb jedoch unerschütterlich. Auch auf dem Felde der Er-
ziehung, des Unterrichtes und der Wissenschaft eröffnete
Josef neue freisinnige Bahnen. Er förderte Handel und
Gewerbe, rief Industrielle aus Deutschland und den Nieder-
landen nach Wien, schaffte veraltete Handwerksgebräuche,
Monopole und Privilegien ab und begünstigte das Empor-
kommen neuer Industriezweige. Er errichtete das allgemeine
Krankenhaus, die Findelansfilt, die militärisch-chirurgische
Akademie, eröffnete dem grossen Publikum den Prater und
den Augarten und es zeigte sich immer und überall, dass
der Name „Schätzer der Menschen^, den er sich selbst
gegeben, kein leerer war.
Dem bitteren Enttäuschungen erlegenen Kaiser Josef IL
folgte sein Bruder Leopold IL, der alsbald wieder in straffer
gezogene Bahnen einlenkte, denen auch sein Sohn Franz IL
(als Kaiser von Oesterreich der Erste) getreu blieb.
Die französische Revolution setzte ganz Europa in Auf-
regung. Oesterreich und Preussen nahmen den Kampf gegen
dieselbe auf, aber er entschied sich bald zu ihrem Nach-
10 Geschichte,
theile. Napoleon des Ersten Auftreten bereitete den Feinden
der Republik Niederlage auf Niederlage.
Wien hatte zwei französische Invasionen zu erleiden,
1805 und 1809 und seine Bürger wussten sich durch ihre
ernste würdige Haltung, sowie durch die wahre Humanität,
welche sie den Kranken und Verwundeten, auch des Feindes,
nach den Bluttagen von Austerlitz, Aspern und Wagram
bezeigt, selbst den Dank und die ehrendste Anerkennung
der Feinde zu erringen.
Dem Frieden zu Paris, der Napoleons Sturz besiegelte,
folgte 1814 der Congress in Wien mit seinen märchenpräch-
tigen Festen und seinen unfruchtbaren Verhandlungen, bis
Napoleons Landung in Cannes ihn auflöste. Nachdem
Napoleons Niederlage bei Waterloo den Frieden wieder-
gegeben, wurde auch in Wien die Verschönerung der Stadt
und Vorstädte wieder eifrig in's Werk gesetzt. Lange Jahre
des Friedens boten Gelegenheit dazu, denn um Politik küm-
merte sich der Wiener jener Zeit nicht.
Da erschütterte unter Ferdinand L die freiheitliche
Bewegung des Jahres 1848 den Staat bis in seine Grund-
festen; nach Bewältigung der Stürme trat eine neue Epoche
in's Leben, und zwar mit dem Regierungsantritte des gegen-
wärtigen Monarchen Kaiser Franz Josef I.
Ihm verdankt die Stadt die Pracht und Schönheit, in
welcher sie sich jetzt dem Auge zeigt. Die Wälle fielen, die
Paläste, welche die Ringstrasse zieren, wuchsen aus dem
Boden. Das Arsenal, das neue Opernhaus, die Semmering-
Bahn, die Donau-Regulirung. die Verbauung des Parade-
platzes, die Bauten der Museen vor dem Burgthore, die nam-
hafte Ausbreitung der ehemaligen Vorstädte, nunmehrigen
Stadtbezirke, die neuen Bahnhöfe und Brücken, die vielen
öffentlichen Prachtbauten, Schulen, Museen und Akademien
werden noch in spätester Zeit Zeugniss geben von dem Auf-
schwünge, denn die Stadt unter der Regierung des constitu-
tionellen Kaisers Franz Josef I. genommen hat.
Politische Eintheilung.
Wie schon gleich im Eingange angedeutet, fassen wir
unter der Bezeichnung Wien ohne Rücksicht auf die com-
munale Selbstständigkeit Alles zusammen, was durch die
räumliche Zusammengehörigkeit oder Gemeinsamkeit der
socialen Verkältnisse Sins mit der eigentlichen Stadt Wien
ist und mit dieser erst die Grossstadt bildet. Man hält dies
überall so und es fallt Niemandem bei, den Begriff London
nur auf die City zu beschränken, obwohl die übrigen Kirch-
spiele in communaler Beziehung vollkomn^en unabhängig
Politische Eintheilung. 11
sind. Dieser Auffassung entspricht so ziemlich der heutige
Polizei- Rayon, obwohl auch hier z. B. nach den betonten
Orundsätzen Breitensee wohl einzubeziehen, die am linken
Donau-Ufer liegenden, den Commissariats-Bezirk Floridsdorf
bildenden Gemeinden vielleicht auszuscheiden wären.
Bis zum Jahre 1862 bestand Wien aus der inneren Stadt
und 34 Vorstädten, welche an Ausdehnung äusserst ver-
schieden waren. Im genannten Jahre wurde das Gemeinde-
Gebiet in neun Bezirke gethoilt und zwar: /. Innere Stadt,
IL Leopoldstadt, IIL Landstrasse, IV, Wieden, V. Mar-
garethen, VI. Mariahilf, VII. Neubau, VIII. Josef Stadt,
IX. Aisergrund, zu welchen vor einigen Jahren noch der
Ausser der Favoritenlinie liegende Theil des Gemeinde-
Gebietes nach Ausscheidung aus dem IV. Bezirke als X. Bezirk
Famriten kam.
Dieser communälen Eintheilung entsprechen im All-
gemeinen die Polizei-Bezirke, nur ist zu bemerken, dass der
Prater einen eigenen Commissariats-Bezirk bildet, dem Polizei-
Bezirks-Commissariat Landstrasse auch das Gebiet von Siinme-
riufj und der Centralfriedhof angehören und der IX. Com-
munal-Bezirk aus unbekannten Gründen in polizeilicher Rück-
sicht nicht Aisergrund, sondern Rossau genannt wird.
Ausser dem Gemeindegebiet von Wien gehören noch zum
Polizei-Rayon Wien Theile der Bezirkshauptmannschaften
Brück an der Leitha, Sechshaus, Uernäls und Gross-Enzers-
dorf., welche bei den Polizei-Commissariaten (Seite 12) erwähnt
werden.
Für das Gemeindegebiet Wien ist der Magistrat, für
Simmering und Centralfriedhof die Bezirkshauptmunnschaft
Brück an der Leitha, für die Gemeinden der Commissariats-
Bezirke Gaudenzdorf und Sechshaus die Bezirkshauptmann-
^chaft Sechshaus, für die Gemeinden der Commissariats-
Bezirke Ottakring, Währing und Döbling die Bezirkshaupt-
mannschaft Hernais, endlich für die Gemeinden des Com-
missariats-Bezirkes Floridsdorf die Bezirkshauptmannschaft
Oross.'Enzersdorf als politische Behörde erster Instanz
kompetent.
Behörden und Äemter.
Die k. k. Reichs-Haupt- und Residenzstadt Wien ist
ausser den durch die Anwesenheit des Kaiserhofes bedingten
obersten Hofämtern, welche sämmtlich in der k. k. Hofburg
untergebracht sind, selbstverständlich der Sitz zahlreicher
Behörden und Aemter, deren wesentlichste in Nachstehendem
angeführt sind. ,.g,^^, .^ Google
12 Behörden und Ämter.
Gemeinsame Ministerien und CentrahteÜen (für die ganze österr. -Ungar.
Monarchie), und zwar:
Ministerium des Aeussern und des kaiserlichen Hauses, I., ßallplatz 2;
Reichs-Finanzministerium, I., Johannesgasse 5: Reichs ' Kriegsministeri um,
I., Am Hof ) ; Gemeinsamer oberster Rechnungshof, I., Annagasse 5.
Ministerien und Centralstelkn fQr die im Keichsrathe vertretenen König-
reiche und L&nder; Miniaterrath, I., Herrengasse 7; Ministerium des Innern,
I., Jndenplalz 11: Ministerium für Cultus und Unterricht, I., Minoriten-
platz 7; Ministerium der Justiz, I., Reichsrathsplatz, Justiz palast; Mini-
sterium der Finanzen^ L. Himmelpfortgasse 8 ; Handels- Ministerium , I., Post-
gasse 8; Ackeihau-Ministerium, \., Liebiggasse 5: Ministerium für Landes-
vertheidigung (fOr Landwehr und Gendarmerie), I., Herrengasse 7; Oberster
Rechnungshof, l., Annagasse 5; Reichsgericht, I., Reichsrathsplalz, Justiz-
palast; y^waltungS' Gerichtshof, I., Herrengasse 23. Hier ist auch zu nennen
das königl. ungar. Ministerium am Allerhöchsten Hoflager, \., Bankgasse 4 u. 6.
Von den diesen Centralstelleu unmittelbar angehörigen Aemtern sind
erwähnenswerth :
Das Fressdepartement, I., Herrengasse 7; der Oberste Saniiätsrath, I.,
Judenplatz ll; die Donau-ReguUrungs-Commission, I., Herrengasse 11; die
Stadterweiterungs-Commission, I., Jndenplatz 11; der evangelische Ober-
Kirchenrath augsb. und hilvet. Confession, I. Schillerplatz 4 ; die statistische
Central-Commission und Direction für administrative Statistik, I., Mölker-
bastei 5; die Central-Commission für Erforschung ttnd Erhaltung der Kunst-
und historischen Denkmale, I., Schillerplatz 4; der Oberste Gerichts- und
Cassationsliof, I., Reichsrathsplatz. Justizpalast; die Direction der Staats-
schuld, I., Singerstrasse 17; die Staatsschulden- und Staats-Centralcasse, I.,
Singerstrasse 17: die Lotto-Direction, I , Rieinergasse 7; das Hauptmünz-
amt, III., Heumarkt 1; die General- Direction der Tabak-Regie, IX., Waisen-
hausgasse 1; die k. k. Hof- und Staatsdruckerei, 1., Singerstrasse 26; die
General- Jnspection der österreichischen Eisenbahnen, I., Postgasse 8; die
Direction für Staats- Eisenbahnbauten, IX., Universitätsstrasse 10; die Gen-
darmerie-Inspectton, I., Schauflergasse 6; das Landwehr- Ober- Commando, I.,
Universitätsstrasse 7 und endlich die Marine- Section des Reichs-Kriegs-
ministeriuras, I., Doblhofgasse 7.
Einen provinciellen Charakter haben und in ihrer Wirk-
samkeit auf das Land Nieder-Oesterreich beschränkt sind:
Die k k. Statthalterei, L, Herrengasse 11: das Ober- Landesgericht (auch
für Ober-Oesterreich und Salzburg), 1., Reichsrathsplatz, Justizpalast; das
Landesgericht in Civilsachen, Reichsrathsplatz, Justizpalast; in Strafsachen,
VIII.. Landesgerichtsstrasse 21 : äie Finanz - Landes - Direction (mit dem
Katastral- Mappen- Archiv und Hauptzollamt), III., vordere Zollamtsstrasse 1 ;
die Fost'Direction für Nieder-Oesterreich (inclusive Wien), Postgasse 10:
und die Telegraphen-Direction, 1., ßftrseplatz 1; das fürsterzbischöfliche
Consistorium. I., Rothenthurmstrasse 2, endlich das Oeneral-Commando für
Oesierreich ob und unter der Enns und Salzburg, I., Universit&tsstrasse 7.
Als Local-Behörden sind zu nennen:
Die Polizei-Direction, I., Schottenring 11, mit folgenden ^«jeirliS-Oommis-
sariaten: I., Schottenring 11 ; II., Grosse Sperlga^se 11; III. (nebst Simme-
ring), Ungargasse 25; IV., Fleischmahnsgasse2; Y.^Hundsthurmerstrasse 49;
VI., Kaunitzgasse2; VII , Neubangasse 25: VIII., Fuhrroannsgasseö; IX., Nuss-
dorferstrasse 19 u. 90; X., Landgutgasse 24; Prater. Ausstellunffsstrasse 171.
Floridsdorf (mit Jedlersee, Jedlersdorf, Nen-Leopoldau), Schlosshofstrasse 12 ;
Döbling (mit Sievring, Grinzig, Heiligenstadt, Nnssdorf und Kahlenberger-
dorf), Theresiengasse 4; Gaudenzdorf (mit Meidling und Wilhelmsdorf),
Unter-Meidling, Hauptstrasse 12; Sechshaus (mit Fänfhaus und Rudolfs-
heim). Hauptstrasse 45; Ottakring (mit Nenlerchenfeld, Hernais, Dornbach
und Neu waldegg), Hnbergasse 5; Währing (mit Weiuhaus, Gersthof, Pötz-
leinsdorf, Neustift am Walde und Salmannsdorf), Hauptstrasse 47; das
Militär- ^atz-Commando, I., Universit&tsstrasse 7 und für die Communat-
Vertcaltttng der Magistrat, I , Wipplingerstrasse 8. o
Behörden und Amter. 13
Vertretungskörper sind: Für die cisleithanische Reichs-
hälfte der Beichsrath (Herrenhaus und Abgeordnetenhaus) y
I , Franzensring ; für das Land Oesterreich unter der Enns
der Landtag mit dem Lande s-Ausschuss, I., Herrengasse 13;
für die Gemeinde Wien der Gemeinderathj I., Rathhausplatz,
endlich die Handels- und Gewerbekammer für Oesterreich
unter der Enns, I., Wipplingerstrasse 34.
Allgemeine Orientirung und Routen für
Rundgänge.
Für den Fremden, welcher möglichst rasch ein allge-
meines Bild von Wien, eine Kenntniss der Lage seiner ein-
zelnen Theile und bedeutendsten Strassenzüge erlangen will,
kurz, welcher wünscht, sich in der Hauptsache baldigst ohne
Inanspruchnahme fremder Hilfe orientiren zu können, em-
pfiehlt sich die Besteigung des Stefansthurmes in der ersten
Zeit seiner Anwesenheit. Mit Zuhilfenahme eines Planes
und den gegen ein kleines Trinkgeld bereitwillig gegebenen
Erläuterungen des Thurmwärters ist es nicht schwierig,
sich eine allgemeine Kenntniss über die Structur von Wien
zu erwerben, an welche sich dann die bei Spaziergängen
erworbenen Details anreihen.
Vom Stefansthurme aus zeigt sich dem Beschauer in fast
direct südlicher Richtung die am Stefansplatze beginnende
Kärntnerstrasse, welche in ihrer südlichen Verlängerung
durch den IV. und V. Bezirk, Wieden und Margarethen, zur
Matzleinsdorfer Linie führt. Eine Abzweigung in südöstlicher
Richtung, die Favoritenstrasse, läuft durch den Bezirk Wieden,
eine weitere, die Heugasse, in gleicher Richtung vom Schwar-
zenbergplatz aus, an der Grenze der Bezirke Wieden und
Landstrasse, und führen beide zum X. Gemeindebezirke
Favoriten, dem Süd- und Staatsbahnhofe und dem k. k. Arsenal.
In südöstlicher Richtung erstreckt sich vom Schwarzen-
bergplatze aus durch den III. Gemeindebezirk Landstrasse
der Rennweg und als Verlängerung der Wollzeile die Land-
strasse Hauptstrasse, welche beide zur St. Marxer Linie
führen, ausser welcher sich Simmering ausdehnt
In Östlicher Richtung trifft der Blick auf den nördlichsten
am Donau-Canal gelegenen Theil des Bezirkes Landstrasse,
und hinter demselben den Prater mit der mächtigen Rotunde.
In direct nordöstlicher Richtung läuft vom Stefansplatze
aus die Rothenthurmstrasse, weiters nach Uebersetzung des
Donau-Canales die Praterstrasse, welche zum Nordbahnhofe
führt und in ihrer directen Verlängerung, der Schwimmschul-
14 Orientibung für Rundgänge.
Strasse, zur Kronprinz-Rudolfsbrucke über den regulirten
Donaustrom zu den Kaisermühlen und nach Kagran.
Von der Rothenthurmstrasse nördlich durchschneidet die
Taborstrasse den IL Bezirk Leopoldstadt bis zum Nordwest-
bahnhof und der Taborlinie, ausser welcher von Zwischen-
brücken aus die Kaiser Franz Josef brücke nach Floridsdorf
führt.
In nord-nordwestlicher Richtung fliesst hier der Donau-
Canal als Grenze zwischen dem IL und IX. Gemeindebezirke
Leopoldstadt mid Alsergrund. Ausserhalb des letzteren und
am rechten Canalufer liegen die Vororte Döbling, Heiligen-
stadt, Nussdorf, wo sich der Donau-Canal vom Hauptstrome
abzweigt.
Nordwestlich laufen vom Stefansplatze aus im I. Bezirk
Graben, Naglergasse, Freiung, Schottengasse und von hier
aus im IX. Bezirke die Währingerstrasse zur gleichnamigen
Linie, ausser welcher die Vororte Währing, Weinhaus, Gerst-
hof, Pötzleinsdorf u. s. w. liegen. Gleichfalls in Verlängerung
der Schottengasse, jedoch mehr nach Westen geneigt, läuft
an der Grenze des VIII. und IX. Bezirkes (Josefstadt und
Alsergrund) die Aiserstrasse, über welche man durch die
Hernalser Linie zum gleich|iamigen Vororte, nach Ottakring
und Dornbach gelangt.
In westlicher Richtung gelangt man vom Stefansplatze
über den Graben und Kohlmarkt durch die k. k. Hofburg
in den VlII. Bezirk Josefstadt und VII. Bezirk Neubau,
welche mittelst der Josefstädterstrasse im VIII. und der
Lerchenfelderstrasse an der Grenze beider Bezirke durch die
Lerchenfelder Linie mit den Vororten Neulerchenfeld und
Ottakring verbunden sind.
Westsüdwestlich von der Hofburg aus durch die Baben-
bergerstrasse und an der Grenze des VI. und VII. Bezirkes
(Mariahilf) gelangt man zur Mariahilfer Linie, zum West-
bahnhof in die Vororte Fünfhaus, Rudolfsheim, Sechshaus,
nach Schönbrunn und Hietzing.
In südwestlicher Richtung und nahezu parallel mit dem
Wienflusse, welcher hier die Grenze zwischen dem VI., V.'
(Margarethen) und IV. (Wieden) Gemeindebezirke bildet,
dehnt sich von der Hofburg in Verlängerung der Eschen--
bachgasse die Gumpendorferstrasse aus bis zur gleichnamigen
Linie, die in den Vorort Sechshaus führt.
In südwestlicher Richtung ziehen in Verlängerung' der
Kärntnerstrasse parallel mit dem rechten Wienufer die
Margarethenstrasse durch den IV. und V. Bezirk, die Hunds-
thurmerstrasse nur durch den V. Bezirk zur Schönbrunner
Linie, ausser welcher die Vororte Gaudenzdorf, Ober- und -
Unter-Meidling liegen. ,g.,^^, ,^ Google
Orientiküng für Rundgänge. 15
Spazier- oder Rundgänge
behufs Besichtigung der Plätze und Strassen.
Da die Verhältnisse des einzelnen Reisenden demselben
eine bestmögliche Ausnützung der Zeit zur Pflicht machen
und die so verschieden bemessene Dauer des Aufenthaltes
es unpraktisch und überflüssig erscheinen lassen, dem Besucher
eine bestimmte Tages-Eintheilung octroyiren zu wollen, werden
im Nachstehenden nur Eouten vorgeschlagen, wie sie sich
beim Beginn des Aufenthaltes namentlich em-
pfehlen, um ohne vermeidbare Wiederholungen
möglichst viel sehen zu können.
Die einzelnen Routen wurden je nach der Bedeutung der
von ihnen durchzogenen Sta^ttheile aneinandergereiht; die
vorangestellte" ungefähre Localbezeichnung ermöglicht e^
jedoch dem Fremden, falls er für einen Bezirk oder eine
Gegend persönliches Interesse hat, die betreffende Route
herauszugreifen.
In Wien numerirt jede Strasse für sich, und zwar links
mit ungeraden, rechts mit geraden Nummern. Die Bezeich-
nung links oder rechts wird bei den Längengassen vom
Centrum der Stadt aus, bei Quergassen derart bestimmt,
dass die ungeraden Nummern näher der Peripherie des Be-
zirkes und damit der Stadt liegen.
I. Innere Stadt. Vom Stefansplatz aus bei Nr. 7 in
die Rothenthurm Strasse, von dieser bei Nr. 15 auf den Lich-
tensteg und Hohen Markt, bei Nr. 5 in die Tuchlauben,
durch Nr. 7 (Bazar) und Seitzergasse, Nr. 1 (Kriegs-Mini-
sierium) auf den Hof, bei Nr. 6 über den Heidenschuss auf
die Freiung, bei Nr. 4 in die Herrengasse, bei Nr. 1 in die
Schauflergasse auf den Ballplatz, an der Bellaria vorüber
auf den äusseren Burgplatz, durch die Hofburg (Franzens -
platz, Josefsplatz) auf den Michaelerplatz, nächst der Kirche
auf den Kohlmarkt, bei Nr. 1 rechts auf den Graben, Stock
im Eisenplatz, bei Nr. 3 in die Kärtnerstrasse, bei Nr. 18
Ku-pferschmiedgasse auf den Neuen Markt, bei Nr. 7 durch
die Schwangasse zurück in die Kärntnerstrasse und von da
zur Ringstrasse. Von der Kärntnerstrasse aus links bis zum
Schwär zenbergplatz, Kärntnering, von da bis zur Johannes-
gasse, Kotowratring, bis zur Wollzeile, Parkring, bis zur
Aspernhrücke, Stubenring. Man kann entweder hier auf den
Franz Josefs-Quai einbiegen oder bei Parkring 2 in die
Wollzeüe abschwenken, bei Nr. 37 Postgasse, durch Nr. 10
(Hauptpostamt) auf die Dominikanerbastei und links über
diese auf den Franz Josefs-Quai, bei Nr. 47 schliesst sichp
16 Orientirung für Rundgange.
links der Schottenring an, woran sich bei der Sehottengasse
der Franzensring, beim Beichsrathsgebäude (Neubau) der
Burgring, bei der Bahenherger Strasse der Opernring reiht.
Am Opertihause links einbiegend, gelangt man durch die
Kärntnerstrasse wieder zurück auf den Stefansplatz.
II. Innere Stadt und Leopoldstadt. Vom Stefanfi-
platze aus durch die Bothenthurmstrasse, bei Nr. 18 auf
den Fleischmarkt, Nr. 17 über den Laurenzerberg auf den
Franz Josefs-Quai über die Ferdinandsbrücke in die Tabor-
Strasse, bei Nr. 60 in die Kaiser Josefstrasse bis zum Prater-
Stern, rechts in die JPraterstrasse, einbiegend bis zu Nr. 34
durch die Tempelgasse, bis zur Ferdinandsstrasse, durch
diese und Asperngasse zurück in die Brat er Strasse bis zur
Ferdinandsbrücke, Am linken Donau-Üfer obere Donau-
Strasse bis zur Stephanie-Brücke, über dieselbe beim Hotel
Metropole auf den Sdlzgries, Budolfsplatz, Gonzagagasse
und Esslinggasse auf den Börsenplatz, beim Cafe Universal
in die Wipplingerstrasse, bei Nr. 13 durch die Fütterergasse
auf den Judenplatz^ bei Nr. 3 in die Kurrentgasse, bei Nr. 1
durch die Steindelgasse in die Tuchlauben, durch das gegen-
überliegende Milchgässchen auf den Petersplatz, bei Nr. l
in die Goldschmiedgasse und zurück auf den Stefatisplatz.
III. Innere Stadt und Ijandstrasse. Vom Stefansplatz
Nr. 3 durch die Curhausgasse in die Sing er Strasse, bei Nr. 27
rechts auf die Seilerstätte und links durch die Weihburg-
gasse auf den Parkring; durch den Stadtpark und über
die Karolinenbrücke auf den Heumarkt bis Nr. 27, links
umbiegen auf den Bennweg bis Nr. 19 in die Salesianergasfie
bis Nr. 17, Strohgasse bis Nr. 13, Metternichgasse in die
Beisner Strasse, diese abwärts bis zur Beatrixga^se, bei Nr. 1
in die Hauptstrasse, bei Nr. 116 in die Budolfsgasse, bis
zur Ungargasse auf den Bennweg, links bis zur St, Marxer
Linie, die Hauptstrasse abwärts bis Nr. 113 durch die
Apostelgasse in die Erdbergerstrasse ; diese links bis zur
Hauptstrasse, bei Nr. 51 in die Basumo ff sky gasse, bei Nr. 4
in die Löwengasse über den Kolonitzplatz in die obere Weiss-
gärber Strasse, links bis zum B ampf schiff fahrts- Gebäude,
an der Wien-Mündung vorüber, über die Badetzkybrücke und
den Stubenring, Parkring bis Nr. 12 Liebenberggasse auf
die Seilerstätte, bei Nr. 1 in die Singerstrasse, bis Nr. 27,
durch die Biemergasse bis Nr. 4, durch die Schulerstrasse
auf den Stephansplatz.
IV. Innere Stadt, Landstrasse und Wieden. Vom
Stephamplatz aus durch die Kärntnerstrasse bis Nr. 33,
Johannisgasse bis zur Seilerstätte, links bis zum Wallfisch-
platz in die Schwär zenbergstrasse bis zur Brücke gleichen
Namens auf den Bennweg bis Nr. 4 (Belvedere), durch den
Orientirung für Rundginge. 17
Garten aufwärts bis zum rechtsseitigen Ausgange in die
Heugasse, diese abwärts bis Nr. 32, Plösslgasse bis Nr. 7,
SchmöUerlgasse aufwärts in die Theresianumgassey rechts
durch diese bis zur Alleegasse, links auf den Karolinenplatz,
rechts in die Karolinengasse, durch diese in die Favoriten-
Strasse, diese abwärts bis Nr. 24 durch die Mayerhofgasse
in die Wiedener Hauptstrasse, abwärts bis Nr. 1, rechts
abbiegen Technikerstrasse am Polytechnikum, Karlskirche
und Palais Schwarzenherg vorüber über die Schwarzenberg-
brücke, links in die Lothringerstrasse bis Nr. 7, Akademie-
Strasse bis Kärntnerring, diesen bis zur Kärntnerstrasse,
bei Nr. 44 in die Augustinerstrasse , bei Nr. 12 in die
Dorotheergasse auf den Graben und rechts zurück auf den
Stephansplatz,
V. Margarethen, Mariahilf und Wieden.WomKärtner-
ring über die Elisabethbrücke in die Wiedener Hauptstrasse,
bei Nr. 8 in die Ma/rgarethenstrasse, auf den Margarethen-
platz, bei Nr. 4 in die Pilgramgasse, durch diese und über
die Pilgrambrücke in die Hofmühlgasse, durch diese in die
Gumpendorferstrasse , selbe rechts abwärts bis auf den
Getreidemarkt, links zur Mariahilferstrasse, durch dieselbe
bis zur Mariahilfer Linie» Von hier kann man entweder
den nachfolgenden Gang durch die Vororte antreten oder
man biegt bei Nr. 121 in die Stümper gasse ab, durch selbe
in die Gumpendorf er Strasse, bei Nr. 105 in die Brücken-
gasse, über die Nevillebrücke links die Hundsthurmer Strasse
abwärts, bei Nr. 58 in die Wienstrasse (am rechten Wien-
üfer) bis zur Rudolfsbrücke, über diese in der Magdalenen-
strasse abwärts zum Getreidemarkt, auf den SchiJlerplatz
durch die Albrechtsgasse auf den Burgring und zur k. k.
Hofburg.
VI. Fünfhaus, Sechshaus, Rudolfsheim. Von der
Mariahilfer Linie links über den Mariahilfer Gürtel bis
Nr. 7 durch die Clementinengasse in die Schönbrunnerstrasse,
bei Nr. 3 (Budolfshejm) in die Kirchengasse bis Budolfs-
heimer Hauptstrasse, in dieser bis Nr. 40, durch die Fischer-
gasse zurück in die Schönbrunner Strasse und selbe abwärts
bis zur Linie zurück.
VII. Neubau, Josef Stadt, Neulerchenfeld und Otta-
kring. Von der k. k. Hofburg aus durch die Bellariastrasse
gerade fort in die Burggasse, bei Nr. 23 in die Stiftgasse,
rechts in die Siebensterngasse bis zur Neubaugasse, in dieser
links und dann rechts einbiegend in die Westbahnstrasse
bis zur Linie gleichen Namens, von da rechts in die Kaiser-
strasse bis zur Lerchenfelder Linie. (Von der Linie eventuell
durch die Neulerchenfelder Hauptstrasse bis zum Ottakringer
Marktplatz, über diesen in die Ottakringerstrasse bis zur
Moriz Bermann. Führer d. Wien. 2
18 ORIENTIRüNG für RüNDGiNGE.
Veronikagasse, in dieser rechts einbiegend zurück zur Lerchen-
felder Linie.) Von der Linie rechts in die Kaiserstrasse bis
zur Lerchenfelderstrasse, die abwärts bis in die Reichsratks-
Strasse durch die Bellariastrasse in die k. k. Hofburg oder
auch von der Linie links durch die Blindengasse in die
Josefstädterstrasse abwärts bis zur Piariste ngasse, links in
diese und zur Florianigasse, beim Schönbornpark vorüber
in die Landesger ichtsstrasse und rechts an dieser und der
Auerspergstrasse bis zur BeichsrathsstrassCy durch diese auf
den Burgring
Vm. Alsergrund, Hemals und Währing. Vom Hof
über den Heidenschuss, bei Nr. 3 in die Strauchgasse, durch
diese in die Herrengasse, bei Nr. 15 in die Landhausgasse
auf den Minoritenplatz, bei Nr. 4 in die Kreuzgasse durch
die Bankgasse auf den Franzensring , durch den Rathhaus-
park rechts zur Aiserstrasse, durch selbe bis zur Hernalser-
Linie. Von der Linie rechts durch die Hernalser Haupt-
strasse bis in die Kirchengasse, in dieser rechts einbiegend
bis zur Antonigasse, links in derselben bis (Währing) Antoni-
ga^se Nr. 72 m die Klostergasse und durch diese und die
Weinhauser Johannesgasse in die Weinhauser und Wäh-
ringer Hauptstrasse. Diese abwärts zur Währinger Linie,
durch diese zurück in den IX. Bezirk in die Währinger-
strasse und in dieser bis zum Schottenring. (Von der Wäh-
ringer Hauptstrasse kann man auch bei Nr. 48 in die Feld-
gasse abbiegen und durch diese nach Döbling gelangen, in
welchem Falle der Rückweg über die Döblinger Hauptstrasse y
Nussdorfer Linie, NussdorferstrassCfWähringerstrasseu. s.w.
anzutreten wäre.)
3X. Aisergrund und Leopoldstadt. Von der Schotten-
gasse über den Schottenring bis zum Deutschmeisterplatz^
über diesen an der Rudolfskaserne durch die Maria Theresien-
strasse in die Porzellangasse, bei Nr. 31 in die Liechten-
steinstrasse, diese bis zur Alserbachstrasse, rechts in der-
selben bis zur Brigittabrücke , nach Passirung derselben
rechts am Donau-Canal einbiegen und bei Nr. 31 Obere
Donaustrasse (auch Augartenbrücke in die Untere Aug arte n-
strasse (Augarten), durch diese in die Obere Augartenstrasse ,
rechts in derselben bis zur Taborstrasse, bei Nr. 50 in die
Grosse Stadtgutgasse bis zum Praterstern, links in die Nord-
bahnstrasse am Nordbahnhof vorüber in die Nordwestbahn-
und Wallensteinstrasse zur Brigittabrücke, über diese und
an der Rossauer Lände zurück zum ßchottenring.
Es wird schliesslich nochmals betont, dass bei diesen
Rundgängen keine Rücksicht auf die Besichtigung von
Sehenswürdigkeiten, Besuch von Unterhaltnngs-
orten genommen wurde, sondern dieselben nur
-^ - c>
Vergnügungsorte. 1 9
dem Zwecke der Orientirung und äussern Anschau
der Baulichkeiten dienen sollen.
In welcher Weise sich erstere Rücksichten damit ver-
binden sollen, muss der Geschmacksrichtung und den Rück-
sichten auf die verfügbare Zeit jedes einzelnen Reisenden
überlassen bleiben. Als blosser Rundgang dürfte jeder der-
selben zwei bis drei Stunden in Anspruch nehmen.
Vergnügungsorte.
Dem lebenslustigen Charakter seiner Bevölkerung ent-
sprechend, zählt Wien eine grosse Zahl von den verschiedensten
öffentlichen Localen, welche Zerstreuung und Unterhaltung
für die einer solchen Bedürftigen aller Stände und für die
Ansprüche jeder, manchmal auch gar keiner, ästhetischen
Richtung bieten.
In erster Reihe sind hier wohl die
Theater
zu zählen, bezüglich welcher allein Wien eine ungünstigere
Percentualzahl mit Rücksicht auf die Bevölkerungsziffer
nachweist, als dies in den meisten grösseren und aucn zahl-
reichen kleineren Städten des Continents der Fall ist.
Dem gegenüber muss aber hervorgehoben werden, dass
bezüglich der bedeutenderen fünf Theater behauptet werden
kann, dass sie bezüglich ihrer Leistungen keinen Vergleich
zu scheuen haben.
K. k. Hofhur gtheat er ^ I., Michaelerplatz, Hofburg, Reper-
toire: Die gesammte classische dramatische Literatur, das
moderne Drama und Lustspiel. — Von 1. Juli bis 31. August
jeden Jahres geschlossen. Preise der Plätze: Sitz im Parquet
1.— 4. Reihe 4 fl., 5.-9. Reihe 3 fl. 50 kr., 10 —15. Reihe 3 fl,
im Parterre 2 fl , im 3. Stock, 1. Reihe 2 fl., 2. Reihe 1 fl.
50 kr., im 4. Stock 1 fl., Eintritt in das Parterre 1 fl., in •
den 3. Stock 60 kr., in den 4. Stock 40 kr. — Zu jeder im
Wochen-Repertoire angekündigten Vorstellung sind gegen eine
Vormerkgebühr von 50 kr. Plätze im vorhinein zu bekommen
— Tages-Kasse von 9 — 5 Uhr im Theatergebäude.
K, k. Hofoperntheaterj I., Opernring 2. Repertoire : Oper
und Ballet. Im Sommer meist durch G Wochen geschlossen;
Preise der Plätze: Loge im Parterre und I. Stock 25 fl., im
II. Stock 15 fl , im III. Stock 10 fl., Sitz in der Fremdenloge
1 Reihe 4 fl., 2. Reihe 2 fl., Logensitze 5 fl., im 2. Rang
4 fl., im 3. Stock 3 fl , Parquetsitze 1. Reihe 5 fl., 2.-4. Reihe
4 fl., 5.-9. Reihe 3 fl. 50 kr., 10.— 13. Reihe 3 fl., Parterre-
silz 1. Reihe 3 fl., im 3. Stock 1. Reihe 2 fl. 50 kr., 2. Reihe
2 fl., 3.-4. Reihe 1 fl. 20 kr., numerirter Sitz ina 4. Stocke
2*
20 Vergnügungsorte.
1 fl. 20 kr., Eintritt in das Parterre 1 fl. 20 kr., in den
3. Stock 1 fl., in den 4. Stock 60 kr. — Vormerkgebühr für
Logensitze und Fauteuils 1. Reihe 1 fl., für jeden Sperrsitz
50 kr., für einen numerirten Sitz 30 kr., zu jeder im Reper-
toire angekündigten Vorstellung zwei Tage vorher. — Tages-
Kasse im Theatergebäude von 9 bis 5 Uhr.
Carl-Theater, H., Praterstrasse 31. Repertoire: Modernes
französisches Drama, Lustspiel, Localstücke. Loge im Par-
terre oder 1. Stock 15 fl., Logensitz 5 fl., Sitz in der Fremden-
loge im Parterre oder im 1. Stock 1. Reihe 5 fl., 2. Reihe
3 fl., Parquetsitze 1. bis 3. Reihe 3 fl., 4. bis 7. Reihe 2 fl.
5'J kr., 8. bis 15. Reihe 2 fl. I. Galerie: Balkonfauteuil 1. Reihe
3 fl., Sitz 2. bis 3. Reihe 2 fl., Sitz 4. bis 6. Reihe 1 fl. 50 kr.
II. Galerie: Sitz 1. Reihe 1 fl. 50 kr., 2 bis 5. Reihe 1 fl.
20 kr. III. Galerie: Sitz 1. Reihe 1 fl. 20 kr., 2. bis 3. Reihe
1 fl. — Die Entreepreise sind: Parterre und 1. Stock 1 fl.
2. Galerie 60 kr., 3. Galerie 40 kr. und 4. Galerie 30 kr. —
Tages-Casse im Theater-Gebäude von 9-12 und von 2-5 Uhr
und L, Rothenthurmstrasse Nr. 16 (Bazar), Kärntnerring 3
(Bazar) von 9—5 Uhr,
Theater an der Wien (im Localgebrauche „-Wiedener-
Theater"), VI., Magdalenenstrasse Nr. 8. Repertoire: Local-
stücke, Posse, Operette. Ausstattungsstücke. Die Preise der
an Sonn- und Festtagen stattfindenden Nachmittags-Vor-
stellungen sind in Klammern angesetzt. Preise: Loge im
Paiierre oder 1. Rang 15 fl. (6 fl.), Logensitz 5 fl. (2 fl.),
Orchester- und Balkonsitz 3 fl. (1 fl. 50 kr.), Parquetsitz 2 fl.
(l fl. 50 kr.), Fauteuil 1. Galerie 2 fl. (1 fl,), 2. Galerie
1 fl. 80 kr. (80 kr.), 3. Galerie 1 fl. 50 kr. (60 kr.), Parterre-
Eintritt 1 fl. (60 kr.), Vorverkauf ohne Gebühr. — Tages-
Casse im Theater-Gebäude VI., Theatergasse und I., Rothen-
thurmstrasse Nr. 16 (Bazar).
Theater in der Josefstadt VIII., Josefstädterstrasse Nr. 26.
Repertoire : Volksstücke, Localposse, Schaustücke, wohl auch
sonstige Productionen. In den Sommermonaten geschlossen.
Preise: Loge im Parterre 10 fl. (5 fl.), 1. Rang 8 fl. (4 fl.), Balkon-
sitz 1. Rang 2 fl., Sitz in der Fremdenloge 1. Reihe 2 fl. 50 kr.,
2. Reihe 1 fl. 50 kr., Fauteuil im Parquet 1.— 4. Reihe 1 fl. 50 kr.,
die folgenden Reihen 1 fl., Sitz im 1. Rang 1. und 2. Reihe 1 fl.
20 kr., die übrigen Reihen 1 fl , Sitz im 2. Rang Balkon
1 fl. 20 kr., 1. Reihe Mitte 90 kr., Seite 70 kr„ Eintritt in das
Nobel-Parterre 50 kr., in den 2, Rang 40 kr. — Tagesverkauf
im Theatergisbäude (Piaristengasse Nr. 44) und I., Augustiner-
strasse Nr. 8.
Grey-Theater (früher Residenztheater), L, Canovagasse 5.
In demselben werden jetzt keine dramatischen Vorstellungen
gegeben, sondern es wird zu anderen Schaustellungen (z. B.
Vergnügungsorte. 21
das Reich der Sternenwelt von dem Decorations maler Burg-
hardt und dem Astronomen Dr. M. W. Meyer) benützt.
Fürst-Theater im k. k. Prater. Repertoire: Volksstücke
und Localposse. Geöffnet vom Ostersonntag bis October jeden
Jahres. Preise: Loge 6 fl., Logensitz 1. Reihe 1 fl. 50 kr.,
die übrigen Reihen 1 fl., Sperrsitz im Parterre 1 fl., Galerie-
Sperrsitz 1. Reihe 80 kr., 2. und 3. Reihe 60 kr., Eintritt
in das Parterre 50 kr.
Völkstheater in Rudolfsheim. Geöffnet von Ende September
bis Ostern. Preise : Loge 5 fl., Logensitz 1 fl., Parterre-Sperr-
sitz 1.— 6. Reihe 60 kr., 7.— 14. Reihe 50 kr.
Concerte.
Der Ruf Wiens als musikalische Stadt ist ein weit ver-
breiteter und wohlbegriindeter und die diesbezüglich gebotenen
Genüsse sind, namentlich in der Winter-Saison, überreichlich
zu nennen Die philharmonischen Concerte, die Concerte der
Gesellschaft der Musikfreunde und des von derselben ab-
hängigen Conservatoriums für Musik, die Production des
Wiener Männer gesangsver eines, des Singvereines, akade-
mischen Gesangsvereines, der vielen anderen Liedertafeln,
sowie zahlreiche Einzeln-Concerte von Virtuosen geben Gele-
genheit, sich von der regen Theilnahme der Wiener Bevöl-
kerung am musikalischen Leben zu überzeugen Diese Pro-
ductionen werden gewöhnlich in den Sälen des Musikvereins-
gebäüdes (L, Lothringerstrasse Nr. 11), in den Cancertsälen
Bösendorfer (Herrengasse Nr. 6) und Ehrbar (IV., Mühl-
gasse 6) abgehalten.
Im Cursalon des Stadtparkes, den Sälen der Gartenbau-
Gesellschaft, im Szabo' sehen Etablissement im Volksgarten,
in der Restauration im k. k. Augarten finden an Sonn-
und Feiertagen (in den beiden letzteren täglich) sogenannte
Promenade-Concerte von beliebten Civilcapellen (Eduard
Sträuss, Fahrbach, Kratd etc.) oder der in verdientem
Ruf stehenden Militär- Musik cap eilen statt. Mit Beginn der
Herbstsaison concertiren in Ronacher^s Etablissement (I, Schot-
tenbastei 3) täglich Abends die beliebtesten dieser letzteren
Capellen.
Allsonntäglich finden ausserdem in einer Reihe von Localen
mehr oder minder gewählte Productionen statt, deren An-
kündigungen gemeiniglich mittelst der Anschlagtafeln und in
den öffentlichen Blättern (Fremdenblatt, Tagblatt, Extra-
blatt etc.) stattfindet.
Circus, Orpheum etc.
Für die temporären Productionen der berühmten Renz'schen
Gesellschaft dient ein eigener für dieselbe erbauter Circus^
22 Vergnügungsorte
IL, Circusgasse 34. Preise der Plätze: Logensitz 2 fl,, Sitz
in der Fremdenloge 2 fl., unnumerirter Sitz oder Parqaet
1 fl. 50 kr., 1. Platz 1 fl., 2. Platz 60 kr., 3. Platz (Galerie)
30 kr.
Danzer's Orpheunij IX., Wasagasse 33, bietet Productionen
von Jongleurs, Akrobaten, Clowns, Musik und Gesangsvor-
träge etc. Preise: Loge 6 fl., Sitz in der Fremdenloge 2 fl.,
Sitz in der Balkonloge 1 fl. 50 kr., Parterre-Eintritt 80 kr.
Aehnlichen Charakter haben: r^Eldorado'* ^ I., Petersplatz I
(Eintritt an der Gasse 1 fl., früher gelöste Karten 80 kr.).
HornicWs Grand Cafe Bestaurant Chantant nächst der
Gumpen dorfer Linie. Eintritt 30 kr. Skating vink (Rollschuh-
bahn) befindet sich im III. Bezirke nächst der Stubenbrücke
am Platze des Wiener Eislauf- Vereines.
Singspielhallen, Volkssänger.
Unterhaltungen dieser Art sind bei einem Theile der
Mittel- und unteren Classen von Wien sehr beliebt, und zur
Kenntniss des Wiener Lebens ist es nicht unwesentlich,
dieselben kennen zu lernen. Das Gebotene ist selbstverständ-
lich äusserst ungleichwerthig, und wenn einzelne ambulante
Singspielhallen, von denen Böhin, Dreher ^ Hirsch, Kogler,
Kriebaum und Nowak y Kwapil, Mirzl, Montag und Guschel-
hauer, Schmer, Seidl und Wiesberg die beliebtesten sind,
ganz Annehmbares leisten, sind die Productionen vieler
Volkssänger für jede etwas bessere Geschmacksrichtung nicht
verdaulich. Auch diese Vorstellungen werden affigirt und in
den Tagesblättern inserirt.
Bälle.
Die der Wiener Bevölkerung bald zum Vorwurf gemachte,
bald als liebenswürdiger Vorzug gepriesene Leichtlebigkeit
bedingt es, dass für das Tanzvergnügen besonders vorgesorgt
ist. Von jenen Nobel- oder Elite-Bällen an, bei welchen das
Tanzen eigentlich Nebensache ist, die Reihe der Masken-
Bälle, Vereins- und Corporations-Bälle, Kränzchen u. s, w.
herab bis zu dem „Ball*' in einem obscuren Vorstadt-Gast-
haus bei drei Blech-Instrumenten oder gar nur einer Zieh-
harmonika, dehnt sich ein weiter socialer Abstand, wenn
auch alle Besucher ein gemeinsames Motiv, das Vergnügen,
beseelt. Abgesehen von den Hof- und Kammer-Bällen, welche
in den Bedoiiletisälen der k. k. Hoßurg (in seltenen Fällen
auch anderen Ballfesten geöffnet) abgehalten werden, sind die
fashionabelsten öffentlichen Ballsäle jene im Musikvereins-
Gebäude, das in jedem Fasching für drei Nächte zu sogenannten
Opern-Bällen in einen Ballsaal verwandelte Operntheater,
Vergnügüngsorte, 23
der Sophien- und Dianasaal (in beiden Masken-Bälle), die
Blumensäle der Gartenhaugesellschaft, der Saal im y^Grand-
HöteV, „Zu den drei Engeln^, IV., Grosse Neugasse 36;
im „Hotel zum weissen Eoss'^, II., Täborstrasse 8; Dreher,
III., Hatiptstrasse 97, ,,Zum grünen Thor'^, VIII , Lerchen-
felderstrasse 14 u. s. w. Besondere Anziehungskraft üben die
in den Musikvereinssälen abgehaltenen „ Wiener Gesellschafts-
Abefide"" (früher Künstlerabende) aus, auf welchen sich die
Elite der Wiener Gesellschaft versammelt und auf künstle-
rische Productionen nach alter guter Wiener Sitte stets ein
Tänzchen folgt. Bezüglich der im 'Opernhaus abgehaltenen
„Redouteji"' ist zu bemerken, dass nach einer weiteren An-
ordnung der Eintritt in den Saal nur in Maske gestattet
ist und Ball- oder Salon-Anzug nur in den Logen getragen
werden darf. Zu Specialitäten des Wiener Faschings gehören
stets die vom Wiener Männergesangverein veranstalteten
Feste: „Narren-Abende*' und die „Costüm-Feste^ der Künstler-
genossenschaft. Einer besonderen Erwähnung ist das Eta-
hlissement Schwender, Rudolfsheim, Schönbrunnerstrasse 3,
werth. In diesem ausgebreiteten, ausser drei grossen Sälen
noch eine grosse Anzahl von Neben-Localitäten mit den ver-
schiedensten Belustigungen (Vaudeville-Theater, Pirutschade,
Glückshafen etc.) enthaltenden Vergnügungsorte werden im
Fasching besonders besuchte Masken-Bälle und gewöhnliche
Bälle abgehalten. Auch ausser der Faschingszeit sind sonn-
täglich im Schwender' sehen Colosseum Unterhaltungen, welche
so viel bringen, dass wohl jedem der zahlreichen Besucher
etwas geboten sein wird. Eine sehenswei-the Specialität sind
die „Fiaker"-, „Wäschermädl"- und „Lumpen' '-Bälle.
Prater.
Kein anderer der öffentlichen Belustigungsorte ist dem
W^iener so theuer, keiner ist ihm, wie er selbst zu sagen
pflegt, „so an das Herz gewachsen*', auf keinen ist er so
stolz, wie auf den Prater. Und mit Recht, denn er steht
einzig da und lässt sich nach Charakter oder Ausdehnung
weder mit dem Bois de Boulogne, noch mit dem Hyde-Park,
weder mit dem Berliner Thiergarten, noch mit den Cascinen
in Florenz vergleichen. Er hat von allen diesen Orten etwas
und vereinigt ihre Vorzüge, und es wird kaum irgend einen
Besucher des Praters geben, so verschieden sie auch nach
Rang, Bildung und Einkommen sein mögen, so weit auch
ihre Ansprüche auf Lebensgenuss auseinandergehen mögen,
dem er nicht nach irgend einer Richtung Befriedigung
bieten wird. ->
24
Der Prater.
Der Prater, zum IL Gemeinde-Bezirke gehörig und einen
eigenen Polizei-Bezirk bildend, ist Eigenthum des Aller-
|{flillW
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höchsten Hofes und steht unter Verwaltung des Oberst-
hof meisters-Amtes. Vor 1766, wo er mit Ausnahme einzelner
Der Prater.
25
reservirter Theile durch Kaiser Josef IL dem Publikum ge-
öffnet wurde, diente er nur dem Jagdvergnügen des Hofes,
und noch die jetzige Generation vermag sich der „Hirschen-
stadeln*, auch der im Prater gehegten Hirsche zu erinnern,
welche durch ihre Zahmheit Lieblinge des vormärzlichen
Praterbesuchers waren, im Jahre 1848 aber durch communi-
stisch angehauchte Nimrode ausgerottet wurden. — Die Welt-
ausstellung (1. Mai bis 2. November 1873) und die derselben
vorhergehende Umwandlung des Praters bilden den wich-
tigsten Abschnitt in der Geschichte desselben. Es giebt nicht
26 Der Prater.
wenige Habitues, namentlich des .Wurstlpraters", welche
sich noch heute nicht mit der dadurch herbeigeführten
„Nobilisirung'^ des Praters, welche in Herstellung von ge-
bahnten Wegen, Rasenplätzen und Umwandlung der bau-
fölügen Hütten mancher Etablissements in geschmackvolle,
nette Häuschen bestand, versöhnen können und sie meinen,
dem Prater sei dadurch sein grösster Reiz und seine Volks-
thümlichkeit genommen. Es liegt ein Kömlein Wahrheit in
dieser Anschauung, wenn auch mit Befriedigung constatirt
werden kann, dass auch der regulirte Prater keine geringere
Anziehungskraft ausübt, als sein Vorgänger, der Naturbursche.
Vom Praterstern (Bild S. 24), dem Ende der Praterstrasse,
aus durch den Viaduct der Verbindungsbahn vom Prater geschie-
den, führen unter mächtigen, auf Eisenconstructionen ruhen-
den Durchlässen (Bild S. 25) drei Strassen in denselben, von
denen die linke, von der Tramway befahrene zur Kronprinz
Rudolfs-Brücke und den Donau-Bädern führende, den Namen
Schwimmschulstrasse trägt; die mittlere gepflasterte, die
Ausstellungsstrasse f den officiell zum Volksprater umgetauften
Wurstlprater durchschneidet und namentlich dem Verkehr
mit den Lagerhäusern der Commune und der ünionbank dient,
und endlich die rechtsgelegene Haupt- ÄUee, den sogenannten
Nobel-Prater bildend, welcher aus einer prachtvollen, ^j^ Meile
langen Fahr-Allee, nebst Reit- und Gehwegen besteht und
zu dem am sogenannten Rondeau liegenden Lusthause,
einem ehemaligen Jagdschlösschen (jetzt Restauration), in
ihrer Verlängerung aber zur Freit de nau. dem Schauplatze
der Wiener Pferderennen, führt. Kurz vor dem Lusthause
wird die Haupt-Allee von dem durch einen zierlichen guss-
eisemfen Durchlass unterbrochenen Damm der Staatsbahn
durchschnitten.
Wir beginnen die Detailschilderung des Praters mit der
Haupt-Allee, welche im Frühjahre und Sommer dem Highlife
und Allen, welche sich mit mehr oder weniger Berech-
tigung demselben wenigstens in seinen Gewohnheiten und
Passionen zu nähern suchen, zum vielbesuchten Corso dient.
An den Osterf eiertagen, namentlich aber am 1 . Mai, an welchem
Tage die ^ Prater fahrf^ nahezu ein officielles Vergnügen ge-
nannt werden kann, den Pfingstfeiertagen, an Renntagen und
sonst an vom Wetter begünstigten Sonn- und Feiertagen bietet
die Haupt- Allee mit der rechtsliegenden Reit- Allee ein präch-
tiges bewegtes Bild. Die Mitglieder des Allerhöchsten Hofes
pflegen in Wagen oder zu Pferde häufig an den Praterfahrten
theilzunehmen und ist rechts von der Haupt-Allee für die-
selben eine eigene Umsteighalle errichtet. Das Erscheinen der-
selben, namentlich des Kaiserpaares, meist zwischen 5 und 6 Uhr
Nachmittags, bezeichnet den Höhepunkt jeder, Praterfahrt.
Der Prater.
27
Gleich hinter dem Eisenbahn-Viaduct beginnt links in
der Hanpt- Allee ein eingefriedeter, dem Hofe reservirter
Garten, in welchem sich ein vom Fürsten Galitzin erbauter
Pavillon befindet.
Am Ende desselben steht das „Aquarium'^, eine Samm-
lung von Süss- und Seewasserfischen, Seethieren, Reptilien
und anderem Gethier in einem geschmackvollen Gebäude.
Eintritt für Erwachsene 30 kr., für Kinder 10 kr.
An dasselbe schliessen sich, ebenfalls auf der linken
Seite, die unter der Bezeichnung der ^drei Kaffeehäuser'^
Die Botunde. (S. 28.)
bekannten Restaurationen, und zwar das J. Kaffeehaus (Stern
Wilh.), täglich Nachmittags Militär-Concert, an Sonn- und
Feiertagen auch von 9 — 1 Uhr Mittags bei freiem Eintritt
das //. Kaffeehaus (Steblein, täglich Concert einer unga-
rischen Nationalcapelle, an Sonn- und Feiertagen Militär^
Concert und Ball; Eintritt in den Saal 30 kr.), endlich das
III, Kaffeehaus (Etablissement Ronacher). Dasselbe enthält
einen grossen, prachtvoll decorirten Saal mit Nebenlocalitäten,
in welchem auch ein Theater untergebracht ist, auf welchem
zeitweilig Musik- und Gesangsproductionen stattfinden, e
26 Der Prater.
Rechts von der Haupt-Allee, gegenüber dem II. Kaffee-
hause, liegt auf einem künstlichen .Hügel, Constantinhügel
genannt, die im Schweizerstile aufgeführte Restauration
8acher, das Refugium der vornehmen Welt Es ist dies eine
Anlage mit an holländische Gärten erinnernden künstlichen
Felsen, Grotten, Wasserfällen, einem kleinen Teich (Kahn-
fahrten), Brückchen etc
Unter dem III. Kaffeehause, links von der Haupt-Allee^
liegt das Terrain der Weltausstellung und auf demselben die
noch derzeit übrigen Baulichkeiten. Vom Industriepalaste
ist nur noch die Rotunde erhalten, ein durch seine Grösse
imponirender, auf Betonpfeilern ruhender Bau, dessen casse-
tirtes gerades Dach aus Eisen construction durch eine von
vergoldeter Kaiserkrone überragte Laterne gekrönt ist und
welcher im Rechteck von durch colossale Portale unterbro-
chenen Galerien umgeben wird. (Bild S. 27.) Die ästhetische
Schönheit dieses nach den Plänen der Architekten Korompay
und Gugitz entworfenen Baues war, wohl nicht ganz mit Un-
recht, manchen Anfechtungen ausgesetzt. Die Rotunde wird jetzt
zu öffentlichen Festlichkeiten, Wohlthätigkeits-Bazaren, Aus-
stellungen und Productionen benützt. Ein^ Besuch derselben
und der Aufstieg zur Laterne empfiehlt sich wegen des
imponirenden Eindruckes des Inneren (Bild S. 29) und der herr-
lichen Rundschau. Die rückwärts der Rotunde gegen das Strom- ,
bett der Donau zu gelegene Maschinenhalle ist in das Eigen-
thum der Commune übergegangen und wird als Lngerhaus^
(Entrepot für Getreide) benützt. Ausserdem sind von den
Ausstellungsbauten nur noch erhalten der Kwnstpavillon und
Pavillon des amateurs (ebenfalls zu Ausstellungen benützt) in
gefälligem, modern-italienischem Stile, ein Theil des egyp-
tischen Palastes, die „Csdrda^^ (auch jetzt noch Restauration
mit Ausschank ungarischer Weine) und der im Rohbau mit
reichem Ornamentenschmuck aus glasirter Terracotta von
der Wienerberger Ziegelfabriks - Gesellschaft hergestellte
Triumphbogen.
Rechts von der Haupt- Allee gegen das linke Ufer, des
Donau-Canales zu, dehnen sich ausgebreitete Rasenflächen mit
herrlichen Baumgruppen aus, und dieser, sowie der untere
von der Regulirungssucht noch nicht berührte Theil des
Praters ist es, welcher herrliche Spaziergänge und dem Flaneur
wie dem Künstler manche reizende Vista durch den reichen,
oft aus imposanten Bäumen bestehenden Baumschlag bietet.
Der Volks- oder, wie er vom Volke genannt wird, Wurstel-
prater beginnt unmittelbar hinter dem reservirter Hofgarten
und den Kaffeehäusern links von der Haupt-Allee und dehnt
sich bis zur Ausstellungsstrasse und theilweise über dieselbe
bis zur Schwimmschulstrasse aus. Er ist der Lieblings-
Der Prater.
29
tummelplatz der Wiener Bevölkerung und nicht leicht bietet
ein anderer Ort so reichlich Gelegenheit, dieselbe bei ihren
Circenses zu beobachten. Eine stattliche Anzahl von^Restau-
rationen, Trinkhallen und Verkaufsbuden sorgt für 'die
30 Der Prater.
leiblichen Bedürfnisse; 13 Ringelspiele (Caroussels, darunter
das beliebteste „zum Chinesen*'), dann die in neuer Zeit so be-
suchten beweglichen SchiflP-Caroussels, 3 Schaukeln, IH mecha-
nische Schiessstätten, 1 Velocipede-Circus, Velocipede-Train,
bieten sich den Verehrern solcher olt mit Vorliebe betrie-
benen körperlichen Vergnügen.
Ausserdem enthält der Volksprater gleich beim Eingange
links das prachtvolle Panorama von Emil W auters (täglich,
auch im Winter, geöffnet von 9 Uhr Morgens an); das schon
erwähnte Fürst- Theater an der Einmündung der grossen
Zufahrtsstrasse in die Ausstellungsstrasse; ein freundliches,
auch im Innern gefälligen Eindruck machendes Gebäude, die
Singspielhalle von Drexler (täglich um 7, an Sonn- und Feier-
tagen um 4 und 7 Uhr VorsteUungen), das Zaubertheater von
KratTzy-Baschik (täglich in der schönen Jahreszeit um 6, an
Sonn- und Feiei*tagen um 4 und 6 Uhr Vorstellungen. Preise :
Loge 5 fl., Logensitz 1 fl. 5'> kr., Cerclesitz 1 fl. 50 kr.,
Sperrsitz 1 fl.) Präuscher^s Anatomisches Museum (viele Prä-
parate): eine Centralhalle (Hippodrom) mit Gesangs- und
Gymnastischen Productionen ; endlich 10 Schaubuden mit
mechanischen, Kunst- und Natur-Curiositäten, Riesendamen
und Missgeburten, Wahrsagerinnen etc , 10 Buden mit Pano-
ramen und Camera obscura und 4 Wurstelbudeu (Polichinell),
eine Lieblingsbelustigung der Kinder, die wohl auch noch
dem Erwachsenen ein ehrbares, halb verschämtes Lächeln
entlockt und diesem Theile des Praters den Namen ge-
geben hat.
Unter den Restaurationen des Volkspraters heben wir als
die besuchtesten und renommirtesten hervor: WeichardVs
altberühmtes Gasthaus zum ,,braunen Hirschen^'' hinter dem
1. Kaffeehaus, zum ,ßchweizerhaus^^ (an Sonn- und Feier-
tagen Militär-Concert), Soffner zur „aoldenen Rose^^, Kaubeck
zur j,schöne7i Schaf erin^^ rückwärts des Aquariums, zum „Eis-
vogel^ und Restauration Prochaska, beide anfangs der grossen
Zufahrtsstrasse (täglich Damencapelle), Leber zum ^^goldenen
Kreuz*' nächst dem Fürst-Theater, Wolfersberger zur „weissen
Bose'^, Hauswirth etc. etc. Die Ausstellungsstrasse führt zu
den Lagerhäusern und dem regulirten Donaustrom, der an
anderer Stelle besprochen wird.
I. Bezirk, Innere Stadt.
Die innere Stadt war früher von einem Mauergürtel um-
geben, welcher zugleich ihre Grenze bezeichnete und um
welchen sich mit Ausnahme der Seite gegen den Donau-
Canal ein ungefähr 450 Meter breiter Glacisraum schloss,
welcher die innere Stadt von den Vorstädten trennte. Durch
Innere Stadt.
31
die im Jahre 1857 in das Leben gerufene Massregel der
Stadterweiterung fielen die Basteimauern und die Grenzen
der inneren Stadt (oder seit 1862 des I. Bezirkes) wurden
bis an die nunmehr verbauten Glacis hinausgerückt.
Gegen die Leopoldstadt bildet, wie früher, der Donau-
Canal die Grenze, hieran schliesst sich von der Mündung
bis zum Getreidemarkt die Wien als Grenzlinie gegen die
Landstrasse und Wieden; gegen Mariahilf bildet dej^ Ge-
32 Innere Stadt.
treidemarkt, gegen Neubau die Museumstrasse, gegen die
Josefstadt die Auersperg- und Landesgerichfsstrasse die
Grenze, welche hier vor der Votivkirche, welche zum IX. Bezirke
gehört, zur Maria Theresienstrasse übergeht, die ihrerseits die
Grenze gegen den. Aisergrund bildet und sich wieder an den
Donau-Canal anschliesst.
Adlergasse, von Rothenthurmstrasse Nr. 24, bis Laurenzer-
berg Nr. 5. — Nr, 4 ist ein prachtvoller Neubau ini Besitze der
Anglo-österr. Bank, nach Plänen des Architekten Fellner an
Stelle des alt berühmten Hauses zum „Küssdenpfennig^* 1878
erbaut. Der Sage nach hat in diesem Hause der Chemiker
und Naturkundige Theophrastüs Bombastus Paracelsus von
Hohenheim ein Pfennigstück in Gold verwandelt, worauf der .
Hauseigenthümer das tingirte Metall freudig küsste.
Akademiestrasse, von Nr. 8 und Nr. 10 Walliischgasse
zu Nr. 8 und Nr. 10 Lothringerstrasse, besteht, da sie ganz
auf Stadterweiterungs-Gebiet gelegen ist, durchaus aus Neu-
bauten. Sie hat den Namen von der in Nr. 12 befindlichen
Handels- Akademie j welche 1860 bis 1862 nach den Plänen
des Architekten Fellner mit einem Kosten- Auf wände von
230.000 fl. erbaut wurde. Im Hause Nr. 6, Eckhaus der Maxi-
milianstrasse, dort Nr. 8, befindet sich die bekannte Verlags-
und Sortiments-Buchhandlung von A. Hartleben, die wir rar
den Bedarfsfall bestens empfehlen können.
Albrechtsgasse, von der Hofgartenstrasse über den
Opernring zum Schillerplatz. — Nr. 1 neues Palais des Erz-
herzogs Alhrecht, enthält die Güterdirection, Wirthschafts-
ämter, Wohnungen für Beamte und Dienerschaft und ist
mittelst einer gedeckten Brücke mit dem alten Palais auf der
Augustinerbastei verbunden. Es ist ein 1863 nach Plänen des
Architekten Hess ausgeführter französischer Mansardenbau.
AlbrechtsplatZ) zwischen der Augustinerstrasse und
Operngasse, wird durch die Rückseite des neuen Opernhauses
und der Stirnseite der auf die Augustinerbastei führenden
Rampe gebildet. Letztere wurde 1869 mit einem Monumental-
Brunnen, welcher von Kaiser Franz Josef I. in das Eigenthum
der Commune übergeben wurde, geschmückt. Derselbe ist ein
Werk des Bildhauers Meixner und besteht aus der eigent-
lichen Brunnengruppe Danubius mit Vindobona, an welche
sich als Nischenfiguren Personificationen der Flüsse Theiss,
Raab, Enns, Traun, Inn, Save, March, Salzach, Mur,Drau reihen.
Der ganze Brunnen ist aus Marmor hergestellt. (Bild Seite 31 .)
Amaliengasse, eine kurze von der Volksgartenstrasse
zur Bellariagasse führende Passage, durchaus von Neubauten
besetzt, von welchen sich namentlich Nr. 4 Palais Dreyhausen
und Nr. 6 Eigenthum des Bankiers Schiff, beide von der
Wiener Baugesellschaft erbaut, bemerkbar machen.,QQle
L^-,... ' ^
Innere Stadt. 33
Annagasse, von Nr. 39 und Nr. 41 Kärntnerstrasse zu
Nr. 28 Seilerstätte. — Nr. 3 das St. Ännagebäudef einst
Pilgerhaus, dann von der Akademie der bildenden Künste
benützt, beherbergt jetzt die Bau- und Maschinen-Gewerbe-
schule, den Thierschutzverein u. s. w., die anstossende Kirche
Das Christinen- Denkmal in der Augustinerkirche. (S. 34.)
2U St. AnnUf ursprünglich eine 1320 gestiftete Pilgercapelle,
dann von 1582 an im Besitze der Jesuiten und jetzt fran-
zösische Nationalkirche.
Augustinerbastei, von der Augustinerstrasse zum äus-
seren Burgplatz, ist noch ein bezüglich der Niveau-Verhält-
nisse intact gebliebener Theil der alten Stadtumwallung un^
Moriz Berraann, Fuhrer d. Wien. 3 ^
34 Innere Stadt.
enthält das ältere Palais des Erzherzogs Albrecht. Dasselbe
wurde von 1800—1804 nach den Entwürfen von Montoyer
durch Erzherzog Karl erbaut und in neuerer Zeit von innen
und aussen einer durchgreifenden Restauration unterzogen.
Das stattliche Gebäude dient als Wohnsitz des jetzigen Be-
sitzers und enthält die unter dem Namen der Albertina
berühmte Sammlung von Kupferstichen und Handzeichnungen
und die dazu gehörige Bibliothek. Namentlich die auf
24.000 Blätter angeschlagene Handzeichnungen-CoUection ge-
niesst einen weitverbreiteten Ruf und dürfte so ziemlich die
vollzähligste in Bezug auf die vertretenen Schulen und
Meister sein. (Modalitäten siehe Sehenswürdigkeiten.)
Augustinerstrasse, zwischen Nr. 4*2 und 44 Kämtnex-
strasse und dem Josefsplatze Nr. 7 (sogenanntes Augustiner-
kloster) ist Pfarrgebäude und enthält auch das höhere Welt-
priester-Bildungs-Institut. Anstossend die gothische Hofpfarr-
kirche zu St.^ Augustin, Auch diese Kirche stammt aus ver-
schiedenen Baupeiioden. Die grösste Sehenswürdigkeit der
Kirche und unbestritten das schönste Sculpturwerk. welches
Wien besitzt, ist das dem Eingang gegenüberliegende Grab-
mal der Erzherzogin Maria Christina (Bild S. 33), 1805 von
deren Gemahl, dem Herzog Albert von Sachsen-Teschen er»
richtet. Dieses Meisterwerk Canova's stellt eine sich auf
Stufen aufbauende und über dem Eingange mit dem vom
Genius der Glückseligkeit getiragenen Medaillon der Erz-
herzogin geschmückte Grab-Pyramide dar. Der Pforte zu
schreiten die Tugend, begleitet von zwei trauernden Jung-
frauen und die Wohlthätigkeit, symbolisirt durch eine weib-
liche Gestalt, welche einen blinden Mann geleitet. Rechts
lehnt auf dem Rücken eines gelagerten Löwen ein Engel mit
dem Schilde des Herzogs, namentlich letztere Figur von
wunderbarer Schönheit. In der Kirche befindet sich femer
das Gnadenbild der heil. Maria Major, Lieblingsbild der
Königin Elisabeth von Frankreich (Witwe Karl's IX., Tochter
Kaisers Maximilian IL), das, der Legende nach, tröstend zu
ihr gesprochen haben soll.
Nr. 8. Ziererhof, schönes Privathaus an Stelle des ehe-
maligen Bürgerspitals. Räume des Jockey-Club.
Bäckerstrasse, vom Lugeck bis zum üniversitätsplatz.
Nr. 1 der Begensburgerhof (Durchhaus in die Sonnenfels-
gasse) nach den hier bestandenen Niederlagen regensburgi-
scher Kaufherren benannt. Die Steinbüsten, welche den
gegen Lugeck gerichteten Erker tragen und unter demselben
hervorgucken (lugen), charakterisiren die Benennung dieses
Plätzchens. Eine tiefgedachte ergreifende Volkssage lässt
diese Erkerträger die Hausbesitzer selbst, und zwar das alte
Ehepaar Teschler sein, das seine Bildnisse hier angebracht
Innere Stadt.
35
(15. Jahrhundert), um dem lüderlichen verschollenen Sohne
loei etwaiger Rückkehr nach ihrem Tode anzudeuten, wie sehn-
süchtig sie seiner Heimkehr geharrt.
Bankgasse, von Herrengasse Nr. 17 und 19 zur Löwel-
strasse. Nr. 1 Seitenfronte des Bankgebäudes, Nr. 3 ein
Neubau dieser Anstalt für die Hypothekar-Abtheilung, zier-
licher deutscher Renaissancebau ; Nr. 4 und 6 königl. ungar.
Das Beethoven-Monument. (S. 3ü.)
Ministerium am Allerh. Hoflager; schmuckloser, um 1700
als gräfl. Strattmann'sches Palais ausgeführter Bau. Hier
wohnte die Freundin des Prinzen Eugen, die „schöne Lorl"
(Gräfin Eleonore Batthyany-Strattmann).
Beethovenplatz. Dieser zwischen der Kantgasse und
Lothringerstrasse, der Christinen- und Fichtegasse gelegene
Platz ist von freundlichen Anlagen eingenommen, in deren
Mitte sich das am 1. Mai 1880 enthüllte Standbild des
3*
36
1^•NERE Stadt.
unsterblichen Tondichters Ludwig van Beethoven befindet,
ein Werk des Bildhauers Zumbusch. Die Figur des Compo-
nisten ist, auf einem Felsblock sitzend, in einen Mantel
gehüllt, dargestellt. Am Sockel sind rechts nnd links die
Figuren des Prometheus mit dem in seinem Fleische wühlen-
den Adler und der Victoria mit dem Siegeskranze ange-
bracht. Die übrigen beiden Seiten werden durch eine, die
Hauptwerke Beethoven's symbolisirende Kindergruppe aus-
gefüllt. (Bild S. 35.)
Börsegasse vom Schottenring Nr. 18 zum Neuthor,
enthält unter Nr. 5 die Seitenfagade des Börsengebäudes
Innere Stadt.
37
(mit dem Eingange zum Orientalischen Museum) [Bild S. 36]
und eine Reihe sehr prunkvoller Neubauten, von welchen Nr. 1
und 1 a, Werke des Architekten Stiassny, sich besonders her-
vorheben.
Brandstätte, zwischen Stefansplatz 8 und Rothenthurm-
strasse 1 zum Bauernmarkt. Diese Strasse ist der letzte
38 Innere Stadt.
Rest eines bis 1873 bestandenen Hofes, welcher durch den
gleichfalls demolirten Gundelhof mit dem Bauernmarkt ver-
bunden war. Der Name rührt wahrscheinlich von einem 1476
stattgehabten Brande her. Bis zum 15. Jahrhundert war der
bestandene und rings von Häusern umschlossene Hof der
Schauplatz der ritterlichen Uebungen und Turniere der
Wiener Bürger. Nr. 2 ist ein prunkvoller Neubau im Besitze
des bekannten Fabrikanten Thonet, dessen sehenswerthe
Niederlage von Möbeln aus gebogenem Holz sich im Erdgeschoss
befindet. Das früher an der Stelle befindliche alterthümliche
Gebäude war das Geburtshaus der Gattin des berühmten
englischen Schauspielers Garrik, der unter dem Künstler-
namen Violetta bekannten Tänzerin Eva Veigl,
Burgring Dieser Theil der Ringstrasse reicht von der
Babenberger- bis zur Volksgartenstrasse und wird rechts-
seitig vom Hof garten, dem Burgthor und dem Volksgarten
gebildet.
An der linken Seite, gegenüber dem Burgthore und
zwischen diesem und den Hofstallgebäuden stehen die beiden
colossalen Gebäude für die Hof -Museen, und zwar rechts
eines für die kunst-, links jenes für die naturhistorischen
Sammlungen des Kaiserhauses. (Bild S. 37.)
Dieser Prachtbau, nach dem Entwürfe des Architekten
Baron Hasenauer^ welchem auch die Leitung des Baues über-
tragen wurde, präsentirt sich in prächtigster italienischer
Renaissance, ist durchaus mit Stein verkleidet und enthält
eine Fülle von ornamentalem und figuralem Schmuck.
Eine Reihe namhafter Bildhauer erscheint bei Her-
stellung desselben beschäftigt; wir nennen hiervon nur
Tilgnerj Pilz, TautenhayUy Weyr, Costenoblej Kundtmann,
Eösner etc., welchen die Anfertigung der Standbilder bedeu-
tender Künstler oder Gelehrter, der Zwickelfiguren u. s. w.
übertragen war. Die Kuppel des naturhistorischen Museums
hat die Colossal-Figür des Sonnengottes Helios, jene des
kunsthistorischen Pallas Athene zu tragen, beide nach
Modellen von Benk in Bronze gegossen.
Zwischen den Museen findet das grossartige Mofiument
der Kaiserin Maria Theresia seinen Platz, dessen Herstel-
lung nach dem Entwürfe des Professors Kaspar Zumhusch
erfolgt. Derselbe stellt die grosse Kaiserin in der Weise des
Rauch'schen Friedrich-Denkmales in Berlin, umgeben von
ihren bedeutendsten zeitgenössischen Mitarbeitern an dem
grossen Werke der Reorganisation Oesterreichs, dar. (Bild
S. 39.) Diesem Raum ist der Name Maria Theresien-Platz
bestimmt, wie die schon zwischen den Hofstallungen und
den Museen an der Grenze des I. und VII. Bezirkes laufende
Strasse ihre Bezeichnung als Museumstrasse erhielt.
INNERE Stadt.
39
Christinengasse, zwischen Nr. 7 und 9 Kolowratring
und. Lothringerstrasse 25.
Maria Theresien-Monument. (S. 38.)
Das hervorragendste Gebäude dieser kurzen
Nr. 6 das akademische Gyrnuasium (Bild S. 40) J*
,!*I^5
40 Innere Stadt.
nach Entwürfen des Dombaumeisters Schmidt in wirkungs-
vollstem gothischen Stile erbaut. Namentlich bemerkenswerth
ist der im IL Stockwerke gelegene Prüfungssaal.
Cobur^astei bei Ficntegasse 1 und Schwarzenberg-
strasse 3. Erwähnen swerth die Rückseite des bei Seilerstätte
B
2.
5
näher berührten Palais des Prinzen Coburg^ welche diesem
Gebäude theils wegen des überreichen und nicht sehr stil-
vollen Säulenschmuckes, theils wegen des früheren nahege-
legenen Gemüsemarktes beim kaustischen Wiener Witz die
Scherzbezeichnung „Spargelburg'' ^^warb.^.g.^.^^^^^QQQgl^
Innere Stadt. 41
I>onilnikanerbastei , einer der wenigen Theile, bei
welchem das Niveau der alten Fortification erhalten blieb.
Nr, 1 Rückseite des Klosters und der Kirche der P. P.
Dominikaner (s. Postgasse), Nr. 2 und 4 colossale, durch
das Franz Josefs-'Thor verbundene Kasernen im Rohbau,
welche 1852—54 als Theile der Defensivwerke zum Schutze
der inneren Stadt erbaut wurden. Schon mehrfach wurde
das Project, diese unschönen plumpen Bauten wieder zu
beseitigen, ventilirt, leider aber stets wieder fallen gelassen
Das zierliche, aber von den Kasernriesen erdrückte Franz
Josefs^Thor ist nach einem Entwürfe des Ingenieurs Rywna :
erbaut.
Borotheergasse, von Nr. 10 und 11 Graben zur Augu-
stinerstrasse. Nr. 16 Bethaus der evangelischen Gemeinde
helvet. Confession (und Pfarramt derselben) nach Säcu-
larisirung des Königsklosters vom Hof- Architekten NigelU
in romanischem Stil 1785 erbaut mit durch reichen Schmuck
bemerkenswerther Kanzel. Nr. 17 k. k, Versatzamt. Früher
St. Dorotheerkloster, seit 1785 nach Entweihung der Kirche
und Abtragung der Thürme zu seinem letzigen Zwecke ver-
wendet. Durchgang zur Spiegelgasse, Nr. 18 Bethaus und
Pfarre der evang. Gemeinde augshurg. Confession, mit
schönem Altarblatt von Linden. Früher Kirche der Ciaris-
serinnen, wurde dieselbe nach Aufhebung des Klosters von
Josef II. 1783 der evang. Gemeinde übergeben.
Eschenbachgasse zwischen Nr. 1 Burgring und Nr. 23
Opernring zum Getreidemarkt, ist zur Erinnerung an den
unglücklichen Wiener Bürger, Sattlermeister Eschenhach
benannt, welcher 1809, wegen Verbergung zweier Kanonen
in seinem Hause, vom französischen Militär-Commando kriegs-
rechtlich füsilirt wurde. Unter den meist bedeutenden Neu-
bauten ragt namentlich Nr. 9 das Vereinshaus des österr,
Ingenieur- und Architekten- Vereines und des Niederösterr.
Gewerbe-Vereines hervor. Die Aufgabe, die Locale beider
Corporationen zu trennen und unter Umständen doch eine
gemeinsame Benützung gewisser Repräsentations-Räumlich-
keiten zu gestatten, ist in glücklichster Weise gelöst. Die
reiche omamentale Ausstattung der Fagado dieses vom Archi-
tekten Thienemann entworfenen Gebäudes ist vom Bildhauer
Feldbacher, die Figuren sind von Melnitzky, endlich die
innere Ausschmückung von Bildhauer Schönthaler ausgeführt.
Von bester Wirkung sind die durch zwei Stockwerke reichen-
den Versammlungssäle beider Vereine. (Bild S. 42.) Im Ge-
bäude des Gewerbe-Vereines befindet sich das sehenswerthe
y>Technologische Museum**, für welches jedoch auf einem von
der Gemeinde Währing gewidmeten Grunde in nächster Zeit ein
eigenes Gebäude in diesem Vororte errichtet werden soU^
42
Innere Stadt*
Pichtegasse, von der Lothringerstrasse Nr. 25 über den
Ring zur Coburgbastei, besteht durchaus aus Neubauten, von
welchen folgende am bedeutungsvollsten sind: Nr. 3 städti-
sches Pädagogium, von 1869 bis 1871 nach den im einfach-
sten Renaissance-Stil vom Stadtbauamte entworfenen Plänen
IC
Digitized by VjOOQ IC
dby Google
Innere Stadt. 43
ausgeführt , enthält eine Lehrerbildungs - Anstalt sammt
üebungsschulen für Knaben und Mädchen. Nr, 11 das vor-
nehm und geschmackvoll vom Architekten Tietz entworfene
Hans der „Neuen Freien Presse^^, enthält die R'edactions-
Bureaux, Expedit und im Souterrain die zweckmässig ein-
gerichtete Druckerei dieses Journales.
Fleischmarkt, von Nr. 18 und 20 Rothenthurmstrasse
zur Hauptpost. Nr. 13 Kirche der nicht unirten Griechen
jjZur heil. DreifaltigkeW^. Kaiser Josef II. ertheilte 17^5?
die Bewilligung zur Abhaltung des Gottesdienstes in dem
ehemals gräflichen Stockhammer'schen Gebäude , in dem
später auch eine Schule für die griechischen Glaubens-
genossen und die Wohnungen der Geistlichkeit untergebracht
wurden. Durch die Munificenz des verstorbenen Baron Sina
war 1858 die Umgestaltung der Fagade, Aufführung des
Thurmes und reiche Ausschmückung des Innern möglich.
Der Neubau ist in byzantinischem Stile gehalten, ein
Rohbau aus rothen und gelben Ziegeln mit Ornamenten und
Verkleidungen aus Sandstein. Das Vestibüle mit Marmorstuck-
Verkleidung und Vergoldung an Pilastern und Säulenknäufen,
sowie das überreich ausgestattete Innere mit dem den griechi-
schen Ritus- Vorschriften entsprechenden bildreichen Ikonostas
machen einen prächtigen Eindruck. Der Umbau wurde nach
Plänen des Oberbaurathes Hatisen ausgeführt, die Bilder im
mittleren Theile der Fagade, die Dreieinigkeit, St. Simeon,
St. Katharina, St. Georg und die heilige Jungfrau von Karl
Bahlj die Bilder des Vestibüls, von dessen Schülern Bitterlich
und Msenmenger, jene im Innern von Professor Thiersch
aus München gemalt. Die Kosten des Umbaues betrugen
70.000 Gulden. (Bild S. 44.)
Franzensplatz, siehe Hofburg.
Franzensring, zwischen Burgring und Schottenring, von
der Volksgartenstrasse bis zur verlängerten Schottengasse.
Die rechte Seite des Franzensringes bis zur Ausmündung
der Bankgasse wird durch den Volksgarten gebildet. Nächst
diesem liegt der Bau des k. k. Hof-Burgtheaters. D^as Theater-
Gebäude, ein herrlicher Steinbau, ist für einen Fassungsraum
von ungefähr 2000 Personen berechnet, also für so viel, wie
das alte Burgtheater, obwohl letzteres um die Hälfte kleiner
ist. Die ursprünglichen Entwürfe stammen von dem berühmten
verstorbenen Baukünstler Gottfried Semper. Leiter des Baues
Baron Hasenauer.
Das neue Hofburg- Theater, von Aussen durchaus mit
Stein verkleidet, ist im Bau vollendet. Bezüglich der inneren
Einrichtungen finden sich im Decorationswesen, Beleuchtung
und Ventilation alle in diesen Beziehungen gemachten tech-
nischen Fortschritte und Sicherheits-Vorkehrungen benützt. C
44
Innere Stadt.
Die Verwendung der elektrischen Beleuchtung steht ausser
Frage und für das Maschinenwesen kommt das auf hydrau-
lischer Kraft beruhende System „Asphaleia", welches sich
bei der Budapester Oper bestens bewährte, zur Anwendung.
Das Aeussere macht einen vornehmen und unendlich ge-
falligen Eindruck. Durchwegs ist blendend weisser Stein
Die griechische Kirche. (S. 43.)
verwendet, nur zu den Fenstersäulen des Hauptgeschosses
kam geäderter Karstmarmor zur Anwendung. Die besten bild-
hauerischen Kräfte Wiens besorgten den reichen figuralischen
Schmuck. Der Fries über dem Haupteingang von Rudolf Weyr
stellt einen Bacchuszug vor. In den darunterliegenden neun
Halbfenstern stehen die Büsten von Calderpn,^ Shakespeare und
Innere Stadt.
45
Molieie, Schiller, Goethe und Lessing, Halm, Grillparzer und
Hebbel, welchen in den Zwickeln der darunter liegenden
Fenster Hauptfiguren aus deren Dramen entsprechen. Die
Statuen in den Nischen stellen jene Leidenschaften und Ge-
fühle dar, welche auf der ßühne zur Darstellung kommen.
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Am Beginne der linken Seite dos Franzensringes präsen-
iirt sich der einen Flächenraum von 16.000 Quadratmeter
einnehmende Bau des Beichsratha - Gebäudes , ein Werk
Meister HanseWs, Der eigentliche Bau dieses in edelstem
griechischen Stile gedachten und mit Virtuosität den modernen
Bedürfnissen angepassten Palastes ist vollendet. Mittelst einer
weitvorgreifenden Auffahrts-Rampe gelangt man zum mächtigen
46 Innere Stadt.
Porticus, in dessen Giebelbild ein Sculpturwerk Hellmer^sr
, Die Spendung der Verfassung an die Völker Oesterreichs
durch Kaiser Franz Josef", sich befindet. Durch das da-
hinter liegende Atrium gelangt man in das Peristyl, einen
imposanten, von 24 korinthischen Säulen-Monolithen von
30 Fuss Höhe getragenen Raum, neben welchem rechts
das Herrenhaus, links jenes der Abgeordneten liegt. Diese
beiden Räume heben sich auch nach Aussen als selbständige
Glieder des Gesammtbaues heraus und tragen je 4 Quadrigas
an den Ecken, als Ausschmückung dienen Basreliefs (Allego-
risirung der verschiedenen Ministerien). Die verbindenden,
nur ein Geschoss enthaltenden Tiacte enthalten Bureaux,
Clublocale und Repräsentations-Räume der Präsidenten etc.
und ist namentlich die räumliche Anordnung des Ganzen
eine äusserst glückliche zu nennen. Seit 1884 wird das neue
Parlamentsgebäude von beiden Häusern des Reichsrathes
benützt und ist ein Besuch desselben, auch wenn keine Session
stattfindet, wegen der bis in'ä kleinste Detail künstlerischen
Durchführung der Decoration und Einrichtung höchst
empfehlenswerth. Die Anmeldung geschieht bei der Haus-
verwaltung im Durchgange unter der grossen Freitreppe.
Gegen diesen und den demnächst zu besprechenden üniver-
sitätsbau, welche unmittelbar an der Ringstrasse stehen, tritt
das in der Mitte desselben gelegene neue Rathhaus (Bild
S 47) um circa 80 Klafter zurück, so dass zwischen der
Ringstrasse und den drei Gebäuden Raum für eine freund-
lichiB Garten-Anlage ist und der mächtige Rathhausbau das
wunderbare architektonische Bild als ebenbürtiger Hintergrund
abschliesst.
Das neue Rathhaus, im Stile der italienischen Palast-
bauten des Mittelalters, ist ein Werk des Dombaumeisters
Friedrich Schmidt. Es besitzt bei einer Frontlänge von
80 Klaftern eine Tiefe von 65 Klafter und umschliesst 7 Höfe,
von welchen der grosse Mittelhof, sowie einzelne Theile des
Erdgeschosses Arkaden hat. In der Mitte der Hauptfa^ade,
unter dem Thurme, ist eine grosse Empfangshalle, aus
welcher man durch Vestibüle zu den in die Festräume
führenden prächtigen Treppen gelangt. Die Festräume bestehen
aus drei Sälen, wovon einer 250 Quadrat-Klafter gross
ist, und Nebenlocalen. Ausserdem liegen noch im ersten
Stockwerke der Gemeinderaths-Sitzungssaal, der Ceremonien-
und Magistratssaal. Die übrigen Räume enthalten die zahl-
reichen Bureaux, Dienstwohnungen und für das Souterrain
ist auch ein Rathskeller mit Weinkosthalle projectirt. Das
Aeussere des mächtigen Baues trägt reichen figuralischen
Schmuck, üeber dem in der Halle des grossen Thurmes
liegenden Haupteingang befindet sich ein Reiter-Basrelief des
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Das nev
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se Wien.
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dby Google
Innere Stadt.
47
j gegenwärtigen Monarchen. Die Sandsteinfiguren längs des
; Gesimses am Hauptgeschosse stellen Personificationen der
hürgerlichen Berufszweige oder Typen aus der früheren
kriegerischen Geschichte Wiens dar. Hoch oben auf der^
48
Innere Stadt.
Spitze des Thurmes stellt das neueste Wahrzeichen Wiens,
der j^eiserne Mann", ein geharnischter städtischer Söldner
^^ Die letzte der hier zu be-
Tlr sprechenden Baulichkeiten, welche
I die Ecke des Franzensringes gegen
Y I ^'® üniversitätsstrasse bildet, ist
I T die Universität, einWerk H, Fer-
^HHHf steVs. Das in strengstem italic-
^Hf!^ n Ischen Renaissance - Stil conci-
^■Ql^ pii-te Gebäude enthält ausser fast
^F*'^^ allen Auditorien noch Säle für die
/J^ Staatsprüfungen und Rigorosen,
T' Räuiplichkeiten für die Museen
^1 und Sammlungen, Locale und
Sitzungssäle. Besonders beraer-
kenswerth ist das Bibliotheks-
gebäude in dem gegen die Reichs-
rathsstrasse gelegenen Tracte, das-
selbe enthält Raum zur Aufstel-
lung von 500.000 Bänden und
einen elektrisch beleuchteten Lese-
saal für 400 Plätze. Schon seit
dem Jahre 1423 besass die Univer-
sität eine besondere Büchersamm-
lung, doch erst durch das Ver-
mächtniss der reichen gräfl.Wind-
liag'scheh Bibliothek und unter
Josef II. durch Zuweisungen aus
den Büchersammlungen aufge-
hobener Klöster gewann die üni-
versitäts- Bibliothek ihre heutige
Bedeutung, da sie nach der Hof-
bibliothek die reichste in Oester-
reich ist. Die Lesesäle sind im
Sommer (von Mai bis October)
von 9 bis 4 Uhr, im Winter von
9 bis 2 und von 5 bis 8 Uhr ge-
öffnet. Einen Theil der akademi-
schen Ferien bleibt auch die
Bibliothek geschlossen. Die Rück-
seite des Bibliotheksgebäudes ent-
hält treffliche Sgrafitto-Malereien,
Personificationen derWissenschaf-
Der eiserue Maun. ^en. (Bild S. 49.)
Der Mitteltract der Hauptfa^ade bildet einen Porticus
mit figuralisch ausgefülltem Giebelfeld, über welches eine
Quadriga zu stehen kommt. Der Porticus wird mittelst
Innere Stadt.
40
Anffahrts-Rampe oder Freitreppe erreicht und gelangt man
vom Erdgeschoss in ein Vestibüle, über dem sich die durch
beide Stockwerke gehende Aula befindet
Franz Josef-Quai, längs des Donau-Canalufers von der
Aspernbrücke bis zum Schottenring. Diese Strasse war die
erste, welche anlässlich der Stadterweiterung neu eröffnet
wurde, was durch den Kaiser selbst 18'o0 in feierlicher Weise
geschah.
Die Aspenibrücke führt in der Richtung des Stuben-
ringes in den IT. Bezirk, Kettenbrücke, 1864 njich den Plänen
Moriz Berraann, Fährer d. W^ieri. 4
50 Innere Stadt.
von Filluuger und Schnirch erbaut. Die Ketten-Anker-
Postaraente traojen allegorische Figuren von Melnitzky. (Bild
S. 51.) — Ferdinandsbrücke ^ schräg vom Laurenzerberg in
LI. Bezirk (Taborstrasse und Praterstrasse), ist eine 1801
erbaute, 1865 erweiterte, auf steinernen Pfeilern ruhende
Holz-Construction. — Stephaniebrücke beim Hotel Metropole
in den II. Bezirk führend, war einst Kettenbrücke, wurde
dann durch einen Holzbau ersetzt. — Nr. 1 sogenanntes
Müller' sehe s Gebäude, nach dem Besitzer, welcher die ehe-
malige, hier bestandene Hauptmauth und Waghäuser an sich
brachte, umbaute und durch offene Arkaden, welche jetzt
wieder verbaut sind, verschönerte.
Von der Stephaniebrücke (früher Karlssteg), neben welcher
eine kleine mit kunstreichem Gitterwerk gezierte Capelle zu
Ehren des heiligen Johann Nepomuk stand, welche jetzt am
anderen Ufer oberhalb der grossen Schiffgasse sich befindet,
dehht sich bis zum Schottenring zwischen dem Canalufer
und der Strasse eine freundliche Gartenanlage aus, welche
jetzt ein beliebter Spaziergang ist. Nr. 4 hart am Ufer ist
«las Kaiserbad. — Nr. 19 ist das 1871 nach Plänen des
Architekten Tischler erbaute imposante Hotel Metropole,
welches zur Herstellung mehr als *2 Millionen erforderte und
Eigcnthum einer Acticn-Gesellschaft ist.
Der vor dem Hotel Metropole liegende, derzeit vom
Kaffeehause eingenommene Raum ist für den Bau des neuen
StadttUeaters in Aussicht genommen.
Pranziskanerplatz, zwischen Nr. 22 und Nr. 24 Singer-
strasse und Nr. 12 und 14 Weihburggasse. Dieser kleine
Platz ist in der Mitte mit einem Brunnen geschmückt, der
die von Fischer modellirte Statue Moses, aus dem Felsen
Wasser schlagend, trägt, und enthält an bemerkenswerthen
Gebäude nur Kirche und Kloster der Franziskaner,
Freiung. Heidenschuss und Schottengasse, ein unregel-
mässiger kleiner Platz, dessen Mitte der 1846 errichtete
schöne Brunnen mit den Figuren der Austria und der Flüsse
Donau, Po, Weichsel und Elbe von den berühmten Münch-
ner Bildhauer Ludwig Schwanthaler ziert. Der Name des
Platzes stammt von dem Asylrechte, welches der sich hieher
wendende Flüchtling genoss.
Nr. 2 Bankgebäude (Durchhaus in die Herrengasse mit
Bazar und schönem Bronzebrunnen von Fernkorn, die Sage
vom Donau Weibchen behandelnd). Steinbau nach Entwürfen
von Heinrich Ferstet in reichem imposanten italienischen
Renaissance-Stile (Bild S. 52.) — Nr. 3 Palais der gräflichen
Familie Harrach, 1689 erbaut, 1845 durchgreifend restaurirt,
mit schönem Wintergarten, enthält eine sehr sehenswerthc
Gemäldesammlung. . . ^
Innere Stadt
51
Nr. 6 Schottenkloster (sammt Gymnasium und Kirche
zu unserer Heben Frau hei den Schotten.) Dieses 1158 von
Herzog Heinrich Jasomirgott gegründete Kloster war die
erste Religiösen - Niederlassung in Wien. Im Hofe rechts
f Durchhaus gegen den Schottenring) befindet sich die Prä-
latur, in der Mitte ein Brunnen mit dem Standbildo des
Stifters. Im Innern der Kirche ist bemerkenswerth : der in
Marmor gearbeitete Sebastians- Altar, die Altarblätter; endlich
das Denkmal des Vertheidigers von Wien bei der zweiten
Türkenbelagerung, Rüdiger Grafen Starhemherg, Die Gruft
enthält in einem schönen Steinsarg die Ueberreste des Herzogs
Heinrich Jasomirgott. ^ ^
52
Innere Stadt.
Nr. 7 steht auf dem ehemaligen Schottenfreylhof und
führt seiner seltsamen Form wegen im Volksmunde die Be-
zeichnung y,(Jer ScUuhladVa^ien "
Qauermanngasse, von der Elisabethstrasse Nr. 11 zum
Getreidemarkt, nach dem berühmten Landschafts- und Thier-
maler benannt, enthält mehrere geschmackvolle Neubauten,
wovon namentlich Nr. 4 hervorzuheben ist, welches Gebäude
Eigenthum des Militär-Casino ist.
Qestade, am, zwischen Nr. 24 und 26 Tiefen Graben.
Das bemerkenswertheste Gebäude dieser krummen Gasse
und auch eines der in baulicher Beziehung interessantesten
Wiens ist die Kirche zu Marie am Gestade oder wie die
Innere Stadt.
53
Kirche Maria Stiegen. (S. 54.) oigitized byGoOglc
54 Innere Stadt.
übliche Bezeichnung lautet, Maria Stiegen. Auch dieses
Bauwerk theilt das Schicksal der meisten älteren Wiener
Gebäude ; es ist in den verschiedensten Zeiträumen und ohne
Zugrundelegung des ursprünglichen, ja, überhaupt eines ein-
heitlichen Planes entstanden. Der Chor der Kirche scheint
1340 begonnen und nach 20 bis 25 Jahren vollendet worden
zu sein, das Langschiff dagegen dürfte gegen Ende desselben
Jahrhunderts in Angriff genommen und im Jahre 1427
fertig gestellt worden sein. Der Thurm wurde 1534 bis 153G
neu hergestellt und ist ein äusserst merkwürdig, im Sieben-
eck aufsteigendes, reich mit gothischem Masswerk geziertes
und in eine durchbrochene Steinkuppel auslaufendes Bauwerk.
Bemerkenswerth ist auch die Westfa^ade mit schönen gothi-
schen Motiven und die Portale mit vorspringenden Stein-
Baldachinen. (Bild S. 53.)
Qraben, zwischen Stock im Eisenplatz und Kohlmarkt,
beginnt bei der Seilergasse mit Nr. 6 und ist eigentlich
mehr eine breite Strasse, als ein Platz. Der Name datirt aus
der Zeit vor der letzten Hinausrückung der Stadtwälle, also
noch aus dem 12. Jahrhundert, wo sich an dieser Stelle
wirklich der Stadtgraben befand und sich von hier durch die
Naglergasse zum Tiefen Graben fortsetzte. Bei der Erweite-
rung Wiens im 13. Jahrhundert wurde der Graben planirt,
war dann Marktplatz und bis in die neuere Zeit der Haupt-
schauplatz für öffentliche Festlichkeiten, wie z. B. das Aus-
werfen von Münzen unter die Menge bei Huldigungs- Auf-
zügen etc. Der Graben enthält die prunkvollsten Geschäfts-
Auslagen und ist deshalb und seiner breiten Trottoirs wegen
namentlich in den Abendstunden eine Lieblings-Promenade
berufsmässiger Flaneure. In der Mitte des Grabens steht
die Dreifaltigkeitssäule y ein Werk Burnaccini's nach den
Entwürfen J. E. Fischer von Erlach mit Figuren von
Strudel, Frumüller und Rauchwirth Sie wurde von Kaiser
Leopold L zur Erinnerung an das Erlöschen der Pest 1682 •
errichtet. Die beiden im 17. Jahrhundert errichteten Brunnen
tragen Figuren (St. Josef und Leopold) von Fischer. — Nr. 14
der ^Gr(S>enhof'^ (mit den Eingängen von der Bräunerstrasse
und Habsburgergasse) ist ein Neubau des Architekten Wagner
mit reicher Fa^ade, Eigenthum des Bankiers Thorsch] Nr. 21
Spare assegehäude, 1835 und 183G in der ganzen nüchternen
Architektonik jener Zeit erbaut; Nr. 29 der ,, Trattnerhof *^
(früher Freisingerhof), ein grosses mit zwei Durchgängen
gegen die Goldschmiedgasse versehenes Gebäude, 1776 vom
Hofbuchdrucker Thomas Edler v. Trattnern durch Peter
Mollner erbaut. Die Statuen an den Thoren sind vom Bild-
hauer Kugler ausgeführt. — Nr. 31 der ^Aziendahof^, wie
der Name sagt, Eigenthum der Versicherungsgesellschaft
Die Dreifaltifirkeitssäule am Graben.
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Innere Stadt. 55
dieses Namens und nach Ha seiiauer* sehen Plänen in wirk-
samstem Renaissance-Stile erbaut. Die Facjade ist reich durch
graue Granitsäulen,
geschmückt.
schöne Gliederungen und Steinornameute
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56 Innere 8tadt.
Qrashofgasse, zwischen Nr. 4 und Nr. 6 Köllnerhofgasse,
mündet bei Nr. 3 in den Heiligenkreuzerhof und steht durch
diesen mit der Schönlatemgasse in Verbindung.
Qriechengaase, zwischen Nr. 9 und II, Fleischmarkt
Nr. 2 und 24 Rothenthurmstrasse, ein krummes, enges
Gässchen, welches in Nr. 5 das Bethaus zum „heil. Georg'^
der griechisch-orientalischen Gemeinde türkischer Unter-
thanen enthält. In Nr. 2 befindet sich eines der beliebtesten
Bierhäuser Wiens, das sogenannte „Eeichenherger-BeisV^
(Kneipe), das aber wogen der vorzüglichen Qualität des dort
verzapften Pilsnerbieres . grossen Besuch (darunter den der
Reichenberger Kaufleute, daher der Name) findet. Hier war
es auch, wo der berühmte Volkssänger Augustin (164v — 1705)
seine Lieder sang
Heidensohuss, fuhrt vom Hof auf die Freiung. Die Ab-
leitung des Namens davon, dass angeblich die Türken während
der ersten Belagerung mittelst Minen bis hieher vorgedrungen
waren und nur durch Aufmerksamkeit und Enl:schlossenheit
eines Bäckergehilfen wieder zurückgedrängt wurden, ist be-
stritten und diese Bezeichnung auf die Familie Haydn zurück-
geführt worden, welche im 16. Jahrhundert das dermalen
demolirte Haus Nr. 237 besass, an welchem auch das jetzt
an Nr. 3 angebrachte Steinbild eines kämpfenden Türken zu
Pferd befindlich war.
Nr. 2 Gebäude der Credit- Anstalt (I , Hof 6), Nr. 3 Palais
des Fürsten Montenuovo (L, Strauchgasse 1).
Herrengaase, vom Michaelerplatze bis zur Freiung.
Nr. 7 ursprünglich Palast der Erzherzogin Beatrix d^Este
ist jetzt Sitz des Minister ratheSy des Pressdepartements
und des Ministerium für Landesvertheidigungy Nr. 11
niederösterr. Statthalterei-Gehäudej 1845 nach Plänen des
Hofbaurathes Sprenger erbaut. Der grosse Prunksaal ist mit
' einem Fresken-Plafond von Kupelwieser geziert, ein allego-
risches Mittclstück, umrahmt von 22 Darstellungen aus der
österreichischen Geschichte. Nr. 13 niederösterr, Landhaus
1839 nach Plänen des Architekten E. Ludw. Pichl an Stelle
des alten Landhauses und mit Erhaltung einzelner Theile
desselben erbaut. Bemerkenswerth der Brunnen im Hofe mit
Statuen von Klieber, welcher auch jene am Giebelfelde
fertigte und der vom früheren Gebäude erhaltene Sitzungs-
saal des nieder österreichischen Landtages, mit Fresken von
Schilcher und Pozzo ; in den Nebenräumen des Saales sind
das alte Holzgetäfel und die gepressten Ledertapeten sehens-
werth. Das Landhaus enthält ausser vielen Bureaux die
Sammlungen der k. k. Landwirthschafts-Gesellschaft und ist
ausserdem für die Geschichte des Jahres 1848 merkwürdig,
da hier die Bewegung ihren ersten Anstoss erhielt und vor
Innebe Stadt. 57
demselben am 13. März bei einem Zusammenstosse zwischen
dem Civil und den Truppen die ersten Opfer fielen.
Himmelpfortgasae, von Nr. 25 und 27 Kärntnerstrasse
zu Nr. 16 und 18 Parkring, hat seinen Namen von dem
1230 gestifteten, 1782 aufgehobenen, an Stelle des Hauses
Nr. 7 bestandenen Nonnefiklosters zur HimmeUpförtnerin.
— Nr. 8 das derzeitige Finaiiz-MinUterium, 1703 in pom-
pösem Barok-Stil von Prinz Eugen von Savoyen durch die
Architekten Luk. Hildebrand und J. E. Fischer von Erlach
erbaut. Sowohl die prachtvoll ausgestattete Fagade, als auch
die imposanten Vestibules und Stiegen häuser, die mit Stuck-
verzierungen fast überreich gezierten Säle machen diesen
Bau zu emem der effect vollsten und bedeutendsten aus jener
Periode. In diesem Palais starb „Prinz Eugen, der edle
Ritter'- am 20. April 1736.
Nr. 12 ehemals Besitz der Familie Räkoczy, um 1700 von
Fürst Franz IL Räköczy, dem berühmten ungarischen Insur-
rectionsführer, bewohnt. — Die linke Seite der Seilerstätte
(Nr. 25) bildet das Haus, in welchem das im Jahre 1883 im
Innern abgebrannte St a dt Iheater (l.jSeilersiäiie 9) sich befand.
Hof, am, zwischen Bognergasse und Heidenschuss, ein
schöner regelmässiger Platz, dessen Mitte durch eine 24'
hohe von Kaiser Leopold L 1668 errichtete und von Balth.
Herold ausgeführte Säule zu Ehren der unbefleckten Em-
pfängniss Marxens geschmückt wird.
Hier stand, wie eine am Hause Nr. 17 angebrachte Votiv-
tafel erinnert, „die alte Burg der Markgrafen und Herzoge
aus dem Hause Babenberg, dann im 15. Jahrhundert der
Lehens- und Gerichtshof der Herzoge von Oesterreich'*. Der
Hof war im Mittelalter und noch weiter hinauf der Schau-
platz! öffentlicher Festlichkeiten, von Turnieren, Ringelstechen,
Revuen der alten Bürgerwehren etc.
In den Vormittagsstunden ist der Hof zu einem besuchten
Victualien markt benützt und im December wird der bekannte
„Nicolo- und Christkindl-Markt" daselbst abgehalten.
Nr. 4 die päpstliche Nuntiatur, 1768 erbaut; ein schmuck-
loser Bau an Stelle der schon um das Jahr 1200 bestandenen
St. PankrazcapellCj welche im 16. Jahrhundert demolirt wurde.
Nr. 6 Gebäude der Credit- Anstalt für Handel und Ge-
werbe , welches auch Fronten auf den Heidenschuss und in
den Tiefen Graben hat. Dasselbe wurde 1858— -1860 nach
Plänen des Architekten Fröhlich erbaut und trägt an der
Fa^ade die Gasser^ sehen Statuen : Bergbau, Ackerbau, Handel,
Gewerbe, Eisenbahn und Schifffahrt.
Nr. 7 enthält an der Fronte eine Gedenktafel mit dem
Porträte des während der Türkenbelageiaing 1683 aufopfernd
'tiS Innere Stadt.
thätig gewesenen Bürgermeisters Johann Andreas von Liehen-
herg (1627-1683).
Nr. "9 Centrale und Depot der städtischen Feuerlösch-
anstalten.
Nr. 10 Bürgerliches Zeughaus oder, wie es jetzt genannt
wird, städtisches Waffen-Museum.
Das Gebäude stammt aus dem Jahre 1732 und wurde
unter Leitung des städtischen Stuckhauptmannes und Zeug-
warts A7iton Vogel erbaut. Die reiche figurale und orna-
mentale Ausschmückung der Fa^ade besorgte der Hofbild-
hauer Mathielly. 1872 wurde das ganze Gebäude einer ein-
gehenden Restaurirung unterzogen und die Neuaufstellung
der Rückstücke und Waffen unter Leitung des kais. Schätz-
meisters Leitner vorgenommen.
Die Einlasstage sind im Abschnitt „Sehenswürdigkeiten"
(S. XXX) einzusehen und ist nur zu bemerken, dass die Be-
sichtigung sich am besten der chronologischen Aufstellung
anschliesst, die links vom Eingange beginnt, sich auf dieser
Seite durch alle Säle fortsetzt, im letzten derselben auf die
entgegengesetzte Seite übergeht und in verkehrter Richtung
zurück zum Eingange führt.
Ober der Eingangsthür ist eioe grosse Trophäe angebracht und 15 von
der Aufbalirung Kaiser FriedricUs IV. herrührende Todtenschilde.' Daran
sehliessen sich gegen links Rüstungen aus dem 15. Jahrhundert und der-
selben Periode entstaromeude Waffen. — Nächst dem 3. Pfeiler vom Ein-
gange steht die Rüstung des während der ersten Türke nbelagerung gefallenen
Philipp Pfalzgrafen bei Rhein. — Beim 5. Pfeiler b>>ginnen die Bürger-Har-
nische. s.immtlich mit dem Wappen der Stadt Wien bezeichnet. — An den
Galeiiebrüstungen des ersten Saales sind 68 mit Wappen bemalte Tartschen
angebracht, welche Schutzwaffen sonst selten vorkommen.
Der Mittelsaal, ausschliesslich Trophäen aus den beiden Türken-Be-
lagerangen gewidmet, enthält an der Hauptwand drei Tempel zu Ehren der
tapferen Vertheidiger der Stadt und zwischen denselben Trophäen von erbeu-
teten türkischen Waffen. Von der Galerie weht die grosse Blutfahne, welche
das Zelt des Sultan Soliman bezeichnet haben soll, eine Anzahl anderer
türkischer Fähnleins and eine alte Bürgerfahne von 1529.
Der erste Tempel enthilt die Büste des Grafen Niklas Salm: der zweite
jene Herzogs Karl V. von Lothringen, über welcher «Halbmond und Stern"*,
damals Helmschmack des SteSansthurmes , als Ausdruck einer kirch-
lichen Symbolik. Von den türkischen Trophäen zwischen diesem und
dem dritten Tempel sind der Commandostab und Säbel des Paschas von Widdia
und die absonderlich geformten türkischen Feldlaternen bemerkenswerih.
Der dritte Tempel enthält die Bü^te des Grafen Rüdiger von Staihemberg,
in deren Nähe die Bürgerfahne von 168i und die erbeutete Fahne der Stadt
Belgrad angebracht ist.
Im dritten Saale sind Harnische, mitunter von sehr schöner Arbeit,
Waffen aller Art, auch alte Feuerwaffen, Uinterladungsgewehre, Arkebusen,
Trommeln mit kostbaren Decken etc. aufgestellt.
Im Mittel<>aale begegnen wir auf dem Rückwege den Erinnerungen an
die zweite Türkenbelagerung, unter Anderem dem Schädel des Grossvezieis
Kara JUustapha mit der rothen Strangulirungsschnur, ein Hemd dieses Heer-
führers, städtische Fahnen u. s. w.
Im Eingangssaale stehen Büsten von London, Ferdinand von Württemberg,
Graf Franz Saaraa u. A. Weiters sind hier zu sehen der Hut Loudou's, der
-^ - o
.Innere Stadt. '5?
JDegen des kaife^rlicheu Grenerals Clairfayt und die Staats^egen Kaiser Franz I.
und des Erzherzogs Karl, eine grosse Zahl von Schwertern und Degen aus
dem 17. und 18. Jahrhundert, zwei grosse Trophäen mit Beutesfückeu
ans der Schlacht hei Aspern, die von Kaiser Franz der Stadt geschenkten
sechs Kanonen u. s. w. Den Schluss der Sammlung bilden die Ansrfistungs-
stücke der bestandenen Bnrger-Kegimenter und zwei Figuren Wiener Frei-
williger aus dem Jahre 18J9 und 1866 in voller feldroäs>iger Ausrüstung.
Im selben Gebäude sind auch die Depots, in welchem Sculpturwerk«»,
welche zeitweilig disponibel sind, aufbewahrt werden. Diese Magazine ent-
halten auch eii;eQ Theil der Wagen vom Festzug zur Feier der silbernen .
Hochzeit des Kaiserpaares (1879).
Nr 11, ein imposanter Neubau im Barokstil, der sowie
das früher hier gestandene winkelige Haus das Wahrzeichen
der „goldenen KugeV^ führt, zur Erinnerung an eine während
der Belagerung von 16t 3 hier eingeschlagene und auf be wählte
Kugel. Das neue Haus enthält auch wieder die schon im
alten befindlich gewesene beliebte Malek'sche Restauration,
eines der ältesten Gasthäuser Wiens.
Die Pfarrkirche zu den tieiin Chören der Engel am Hof
(früher Karmeliterkirche) wurde im ersten Viertel dos
15. Jahrhunderts an Stelle des Münzhofes erbaut, während
der Reformation wurden jedoch die Mönche vertrieben, die
Kirche als Magazin benützt, das Kloster vermiethet. Ferdi-
nand n. übergab e's 1554 den Jesuiten, welche eine Restau-
rirung der Kirche in dem ihren Namen tragenden zeitge-
mässen Stil vornahmen, in welchem der ursprüngliche Grund-
charakter des Baues fast ganz verloren ging, da sogar die
Pfeiler und Gewölbrippen im Innern in das neue Mauer-
werk verschwanden Die Kirche ist dreischiffig und scheint
nie einen Thurm besessen zu haben. Bei einer Herstellung
der Fa^ade im Jahre 1662 wurde durch einen Vorbau jene
grosse Altane gewonnen, von welcher aus Pius VI. bei
seiner Anwesenheit in Wien (1782) den Segen spendete. Der
erste Baumeister war 1455 Lucas Schwendler aus Magdeburg;
die Verzopfung der Fa<jade ist ein Werk von Carlo Carnevale.
Das Innere bietet nichts Bemerkens werthes.
Nr. 27. Kriegsminister iunif war bis 1776 Frofesshaus der
Jesuiten und wurde wie eine am First angebrachte weit-
läufige Inschrift zeigt, von Maria Theresia und Josef II. den
militärischen Angelegenheiten gewidmet. Daselbst befindet
sich eine Hauptwache. Durchhaus in die Seitzergasse.
K. k. Hofburg. Dieselbe besteht aus einer Reihe von
Plätzen und einzelnen Gebäuden, welche zu den verschieden-
sten Zeiten entstanden sind.
Die an Stelle des heutigen Kriegsministeriums am Hof
bestandene Burg der Babcnberger mochte mit dem Wachsen
der Macht dieser Dynastie für die Bedürfnisse eines grösseren
Hofstaates, der in jenen Zeiten viel mehr Personen in sicli
fasste, als jetzt, bald nicht mehr genügen und so wurde
60
Innere Stadt.
im Beginne des 13. Jahrhunderts unter Herzog Leo-
pold Vn. ein neuer Bnrgbau an der Stelle des heutigen
Schweizerhofes begonnen und unter Albrecht L, Sohn
Rudolfs von Habsburg, vollendet. jigitizedbyGoOQlt
Innere Stadt.
Gl
Der heutige Schweizerhof (welcher Name von der zur
Zeit Maria Theresiens daselbst untergebrachten Schweizer-
garde stammt) entspricht vollkommen der Grundform der
alten Burg. Gegen den Franzensplatz ist nicht allein ein
62 Innere Stadt.
Theil des alten Burggrabens erhalten, sondern an der Ecke
gegen die Reichskanzlei ist auch noch deutlich der dort
bestandene Thumi zu erkennen, der nun als Stiegenhans
benützt ist.
Dieser Theil der Burg war der Schauplatz der wichtigsten
Begebenheiten und die ältere Geschichte Wiens und Oester-
reichs ist mehr als einmal auf das Innigste mit ihm verknüpft.
Von 1449 stammt die anstossende Hofcapelle in gothi-
pchem Stile, wovon in der ursprünglichen Form nur mehr
ein Theil des Chores erhalten und sichtbar ist, während der
grössere Theil dieses schönen Baues durch spätere Anbauten
verschwunden ist.
Grössere Bauveränderungen nahm erst Ferdinand I. vor.
Von ihm stammt auch das schöne alterthümliche Einfahrts-
thor (Bild S. 60) in den Schweizerhof her, welches die In-
schrift trägt: „Ferdinandus Rom. Germ. Hung. Bohem zc.
Rex. Infa. Hisp. Archi Austr. Dux Burg. zc. a MDLII. " Unter
der Einfahrt rechts ist ein Stein mit der Inschrift:,, Sic Deus
pro nobis quis contra nos 1660", und die Decke der Durch-
fahrt trägt die bekannte Devise Friedrich III. : „A. E. I. 0. U.**,
das ist: „Austriae Est Imperare Orbi üniverso", oder „Aller
Ehren Ist Oestereich VoU.^
Leopold I. begann 1660 den Bau des sogenannten Leo-
poldinischen Tractes , wodurch der Amalien- mit dem
Schweizerhof verbunden wurde. Derselbe brannte zehn Jahre
später nieder, w^urde wieder erbaut und erhielt seine jetzige
Gestalt unter Maria Theresia.
Die weitgreifendsten Pläne hatte Karl VI und die unter
ihm ausgeführten Bauten lassen sehr bedauern, däss der von
Fischer von Erlach entworfene Plan einer völligen, Neu-
gestaltung der Burg nur in einzelnen Punkten zur Aus-
führung kam. Unter diesem kunstsinnigen Fürsten und durch-
aus nach Fischer's Entwürfen und unter seiner Leitung
wurden gebaut: die Hofbibliothek, die sogenannte Beichs-
kanzlei am Franzensplatz (Bild S. 61), der imposanteste Theil
der Burg und so genannt nach dem hier seinerzeit residi-
renden Reichshofrath ; die Botschafter- und Säulenstiege im.
Schweizerhof; die Winterreitschule mit der schönen, leider
unvollendeten Rotunde gegen den Michaelerplatz, über
welchen sich der Neubau hätte erstrecken und rückwärts
der Schauflergasse an die Reichskanzlei anschliessen sollen;
endlich ein prächtiges Opernhaus an Stelle der heutigen
Redouten Säle.
Unter Maria Theresia wurde das frühere Ballhaus in das
Burgtheater umgewandelt und das neue Ballhaus gebaut.
Das erst erbaute Opernhaus musste jenem Tracte des Josefs-
platzes weichen, welcher die Redoutensäle enthält; auch der
Innere Stadt.
63
Bau des gegenüber liegenden Flügels am Josefsplatze wurde
begonnen und dem Leopoldinischen Tracte sein heutiges
Aussehen gegeben. Josef II. setzte die von seiner grossen Mutter
begonnenen Arbeiten fort. Unter ihm wurdeder die natur-
64 Innere Stadt.
historischen Sammlungen enthaltende Tract des Josefsplatzes
vollendet, der Bnrggraben an der östlichen Seite verschüttet,
wodurch der enge Hof hinter der Capellc entstand, und auch
vom Ballhausplat^e aus, durch Demolirung eines Privat-
hauFcs eine bequeme Passage zur Burg geschaffen.
Franz I. iiess die der Burg allzu nahe liegenden alten
Bastcitheile, sowie das alte Burgthor demoliren, baute das
neue und den Zubau zum Leopoldinischen Tracte, der von
dem stets schlagfertigen Witz unserer Vorfahren als .Nase"
(Vorsprung) pekennzeichnet wurde und den Rittersaal enthält.
Durch die neben der Hauptwacho befindlichen Durch-
fahrtsihore gelangt man auf den äusseren Burp platz,
(Bild S. ^>3) von der Aussenseite des Leopoldinischen Tractes,
vis-a-vis von dem Burgthore, rechts vom Volks- und links
vom Hofgarten, dem sogenannten KaiFcrgarten, eingeschlossen.
Dieser Platz geht einer völligen Umgestaltung durch den
Neubau der Burg entgegen, welcher schon in Angriff ge-
nommen, aber für eine Bauzeit von zehn Jahren berechnet
ist. Der oben erwähnte Vorsprung mit dem Rittersaal wird
demolirt und an seiner Stelle nach den genehmigten Plänen
des Baron Hasenauer ein Parallelbau des Leopoldinischen
Tractes aufgeführt, von dem zwei Flügel iängs des Kaiser-
und Volksgartens zur Ringstrasse reichen, die durch einen
imposanten Triumphbogen überspannt werden soll, der den
Neubau der Burg mit den Museen verbindet. Derzeit ist der
Tract vor dem Kaisergarten im Bau begriffen.
Das Burgthor, welches erhalten bleiben wird, früher auf
beiden Seiten an die Basteien anschliessend, welche nach
ihrer Demolirung durch sehr geschmackvolle, theilweise ver-
goldete Gitter ersetzt wurden, ist von Franz I. 1821 — 1824
nach den Plänen des Hofbaurathes Peter von Nobile errichtet.
Auf der Stirnseite, innen, ist der Wahlspruch Franz L:
„Justitia regnorum fundamentum" („Gerechtigkeit ist die
Stütze der Reiche*') angebracht; die beiden Flügelbauten im
homogenen Stile dienen als Wachstuben.^
Der Kaisergarten, 1818 angelegt und anlässlich der Ab-
tragung der Basteien bedeutend erweitert, enthält eine Erz-
statue Kaiser Franz' I., Gemahls der Kaiserin Maria Theresia,
und durch ihre zweckmässige Anlage berühmte Gewächs-
und Glashäuser. Er steht durch einen unterirdischen Gang
mit der Hofburg in Verbindung.
Der gegenüberliegende Volksgarten verdankt sein Entstehen
der Sprengung der alten Festungswerke durch die Franzosen
1809, da die neu anzulegenden weiter hinausgerückt wurden.
Auch dieser in französischem Stile angelegte Garten wi^rde
durch gänzliche Abtragung der Basteien und des Paradies-
gartens bedeutend vergrössert. Er enthält ausser zwei schönen
Innere Stadt. 65
Bassins mit Figarengruppen noch den Theseus-Tempel, 1819
nach dem Vorbilde des gleichnamigen antiken Tempels in
Athen von Feter von Nobile erbaut. Im Innern desselben
befindet sich ein Meisterwerk Canova's: Die Colossal-Marmor-
gruppe „Theseus besiegt den Minotaurus'^ , welche 1805 ent-
worfen, 1819 vollendet wurde.
Die Marmorgruppe des Theseus.
Der halbkreisförmige Bau links vom Eingange enthält
das Szabo'sche Etablissement, dessen Abend-Concerte das
Rendez-vous der eleganten Welt sind.
Inmitten zierlicher Anlagen und Rasenplätze stehen die
Bronze-Standbilder der beiden Heerführer Erzherzog Karl
und Eugen von Savoyen^ vom Bildhauer Fernkorn modellirt
und gegossen, auf Stem-Piedestalen nach Entwürfen des Archi-
tekten van der Null C"r^r^n]o
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Moriz Bermann, Führer d. Wien. 5
(36 Innere Stadt.
Unter den in der Burg befindlichen Sammlungen ist es
die 1c, k. Schatzkammer, welche die meiste Aufmerksamkeit
verdient, und sie bietet auch in künstlerischer, wie histori-
scher Beziehung vielfache Anregungen. Die neueste, äusserst
übersichtliche Aufstellung, wobei manches nicht hierher Ge-
hörige ausgeschieden und anderen Hofsammlangen zugewiesen
* wurde, geschnh unter Leitung des jetzigen Schatzmeisters
Quirin Leitner.
Die k. k. Fideicowmiss-Biblinthek. über der Schatzkammer
gelegen, wurde von Franz I. begründet und zählt gegenwärtig
nahezu an 100.000 Bände, worunter werth volle Paläotypen
und Manuscripte und gegen 40<X) Landkarten und Atlanten.
Von besonderem Werthe ist die damit in Verbindung
stehende Sammlung von ungefähr 30.000 Kupferstichen und
Handzeichnungen (darunter die berühmten botanischen Zeich-
nungen von Schmutzer y 2 Blätter und Jehmayer, 300
Blätter); ferner die Lavute) 'sehe physiognomi sehe Sammlung
(21.000 Blätter Handzeichnungen mit eigenhändigen Bemer-
kungen des Mystikers) und eine 180.000 Blätter zählende
vortrefflich geordnete Porträtsammlang.
Zur Benütziinij dieser Bibliothek, welche Privateigenthum
des Hofes und nur zu dessen Gebrauch bestimmt ist, bedarf
OS einer besonderen, vom Obersthofmeisteramte einzuholen-
den Bewilligung. Geöffnet ist dieselbe von 10 bis 1 Uhr.
Zum /'. k. Münz- und Antik en-Cah inet gelangt man vom
Augustinergang aus, welche über die Stiege links unter dem
vom Josefsplatz in den Schweizerhof führenden Thorweg er-
reicht wird.
Das k. k. Hof-Miner alien-Cahinet wurde 1748 von Kaiser
Franz I durch Ankauf der berühmten Sammlung von Baillou
in Florenz begründet und liegt gleichfalls im Augustiner-
gange
Diese Sammlung ist in drei Sälen sehr übersichtlich
aufgestellt und zählt über 40.000 Stücke, wozu noch die
gleichfalls sehr reichhaltige paläontologische Abtheilung
kommt.
Wir gelangen nun, nach Darchschreitung des an den
Schweizerhof stossenden Duichganges, von welchem aus die
Chorseite der Hofburgcapelle sichtbar ist, auf den
Josefsplatz, einen regelmässigen, bedeutenden Eindruck
machenden Platz, welcher von der Hofbibliothek mit zwei
daraus vorspringenden gleichen Flügeln und zwei später zu
besprechenden Privatpalästen gebildet wird.
Die vornehmste Zierde des Platzes bildet die Heiterstatue
Josefs IL, von seinem Neffen Franz I. durch Bildhauer
Zauner 1801 bis 1807 errichtet. Das Denkmal besteht aus
einem von vier freistehenden Pfeilern umgebenen Postament
Innere Stadt. G7
von geschliffenem Mauthhausener Granit, welches die eigent-
liche Statne trägt. Dieselbe ist Erzguss und stellt den kai-
serlichen Reformator in römischer Imperatorentracht, das
luhig schreitende Pfef d lenkend und mit der Rechten eine
segnende Bewegung machend, vor. Die Reliefs an den Breit-
seiten des Posiaments stellen Ackerbau und Handel vor, die
Medaillons an den Pfeilern sind nach Münzen, welche zum
Andenken wichtiger Ereignisse seiner Regierungszeit geprägt
wurden.
Das Mittelgebäude der k. Je. Hofhihliothek, der grosse
Kuppelsaal und als solcher auch von aussen erkennbar, trägt
eine Figurengruppe: „Minerva auf der Quadriga besiegt Neid
und Unwissenheit." Zu beiden Seiten sind Atlas mit der
Himmelskugel und Tellus mit der Erdkugel nebst den ent-
sprechenden allegorischen Gestalten der Astronomie und
Geometrie angebracht. Der Hauptsaal der Hofbibliothek, zu
welchem man über eine vom linken Thorweg aus führende,
mit römischen Alterthümern und einer Statue der Austria
besetzte Treppe gelangt, mit seiner mächtigen, auf 8 Säulen
ruhenden Kuppel, die durch ein die Wissenschaft und
Künste darstellendes Fresco-Gemälde von Daniel Gran ge-
schmückt wird, macht einen imposanten Eindruck. Um den-
selben läuft eine Galerie und in der Mitte steht eine Statue
KarVs VI.
Die hier und in den Nebenräumen aufbewahrte Bibliothek
zählt gegen 500.000 Bände, von welchen freilich ein Theil
nicht aufgestellt und katalogisirt ist Gegründet wurde sie
von Kaiser Max I. und seit dieser Zeit stetig vermehrt.
Namentlich reich ist die Sammlung von Holzschnitten,
welche mit der Kupferstich-Sammlung über 300.001) Num-
mern zählt.
Der rechts von der Hofbibliothek vorspringende Flügel
beherbergt die naturhistorischen Sammlungen des Hofes, be-
stehend aus dem zoologischen Cahinet mit seinen Anhängseln.
Diese Sammlungen, für welche eine der Neubauten auf dem
Burgring bestimmt ist, wurden 1795 durch Kaiser Franz I.
begründet und sind mit Rücksicht auf die verhältnissmässi«^-
kurze Dauer des Bestehens von einer erstaunlichen Voll-
ständigkeit. Farbige Striche an den Postamenten deuten an,
woher die Thiere stammen und zwar bedeutet Gelb Asien.
Blau Afrika, Grün Amerika, Roth Australien, Schwarz Oester-
reich, während das übrige Europa ganz ohne Bezeichnung ist.
Säugethiere sind in mehr als 800 Arten und über 2000
Exemplaren vertreten.
Vögel, besonders zahlreich und vollständig durch 500 »
Arten und ungefähr 20.000 Exemplare. Nam.entHch lehrreich
5*^
G8 Innere Stadt.
ist die hiezu gehörige CoUection von Eiern, Vogelnestern
und Skeletten und die ornithologische Fauna von Oesterreich.
Amphibien und Reptilien sind etwa 900 Arten und 4000
Exemplare. Fische gegen 7000 Arten in mehr als 20.000
Exemplaren vorhanden.
Crustaceen werden über 1000 Arten, Insecten (nament-
lich reich an südamerikanischen farbenprächtigen Gattungen)
über 60.000 Arten aufbewahrt. Musterhafte Special- Auf Stel-
lungen der letzteren Art sind über den Seidenwurm und die
Forstschädlinge in ihren verschiedenen Phasen.
Von Weichthieren sind über 8000 Arten vertreten und
meisterhafte Wachspräparate über die Trichine und den
Bandwurm in ihrer Entwicklung und ihrem Verhalten im
fremden Körper beigefügt.
Eine der werthvoUsten Abtheilungen ist jene der Con-
chilien, welche mehr als 5000 Arten in 100.000 Exemplaren,
darunter zahlreiche aussergewöhnliche Schaustücke, zählt.
Ebenso ist die Korallensammlung reich und mit vorzüglichen
Exemplaren ausgestattet Der grösste Theil dieser Sammlungen
findet nach Vollendung der inneren Einrichtung der beiden
Hofmuseen in diesen Aufstellung, wohin auch die derzeit
im Belvedere befindlichen Sammlungen gebracht werden.
Ein Theil der Sammlungen (Fische, Reptilien, Mollusken
und Eingeweidewürmer) ist in Spiritus aufbewahrt.
Es erübrigt nunmehr von den zur Hofburg gehörigen
Gebäuden noch des linken Flügels am Josefsplatz und der
Stallburg zu erwähnen. Der erstere enthält den grossen und
Ideinen Bedoutensaal, äusserst vornehm und einfach aus-
gestattete Räume, welche zu Hofbällen, Elitebällen geöffnet
werden, jedoch bei besonderen Anlässen, wie Festversamm-
lungen, Wohlthätigkeits -Vorstellungen u. s. w. auch zur
Benützung überlassen werden.
Die Stallburg enthält das Oberststallmeisteramt und einige
andere Hofbehörden, die Hofapotheke und die Stallungen für
die kaiserlichen Reitpferde.
Dem Hofbibliotheksbau gegenüber steht am Josefsplatze
ein Privatgebäude, welches hier Erwähnung finden möge.
Nr. 5 Palais des Markarafen Pallavicini, Ursprünglich
stand auf diesem Platze das Haus des heldenhaften Ver-
theidigers von Wien während der ersten Türkenbelagerung,
des Grafen Nikolaus Salm; um 1580 stiftete Elisabeth, Tochter
Kaiser Maximilian's II. und Gemahlin Karl's IX. von Frank-
reich, hier das Königskloster für adelige Frauen. Als das-
selbe 1783 aufgehoben wurde, baute Moriz Graf Fries nach
Plänen des Architekten v. Hohenherg das jetzige einfache,
aber sehr vornehm wirkende Palais, welches später nach dem
Aussterben dieses Theresianischen Grafengeschlechtes an den
Innere Stadt. 6^
jetzigen Besitzer überging. Die Colossal-Karyatiden am Portal
sind von Bildhauer Zauner.
Hohenstaufengasse, führt von der Renngasse auf den
Schottenring und besteht durchaus aus Neubauten. Besondere
Erwähnung verdient Nr. 3, das Anstaltsgebäude der Länder-
hank, nach Entwürfen des Architekten Otto Wagner in ein-
fachem aber vornehmem Renaissancestil entworfen. Sowohl
das Vestibüle mit der überlebensgrossen Bronzestatue der
Austria von Benk, wie alle anderen Räume sind feich und
geschmackvoll ausgestattet. Namentlich der hufeisenförmige
Öassensaal ist ebenso imposant als zweckmässig vom Stand-
punkte der Bautechnik. Ein w^ahres Schaustück ist die Haupt-
treppe mit Ma^morverkleidung und einem Geländer, das ein
Meisterstück der Wiener Metall-Industrie ist. Die feuer- und
einbruchsicheren Tresorräume sind neun Fuss tief unter der
Erde betonirt.
Hoher Markt, von Bauernmarkt und Lichtensteg zur
Wipplingerstrasse und Tuchlauben, ein regelmässiger, ziem-
lich geräumiger Platz, in den Vormittagsstunden als Victualien-
markt benützt. Hie*- soll sich das Forum des römischen
Standlagers und dab Prätoriuin des Castells befunden haben ;
erwiesen ist diese Annahme durch nichts als -die in der Um-
gegend gemachten zahlreichen Funde aus der Römerzeit und
dadurch, dass dieser Platz noch bis zum 13. Jahrhundert als
„in alto foro" bezeichnet wird. Später befand sich hier das
Gerichtshaus „die Schranne^ (heute Nr. 5), mit seinen An-
nexen, dem Hochgericht, Pranger und „ Narren kötterl".
. Nr. ^ Palais des Baron Sina. 1859 und 18H0 nach den
Plänen von Hansen iru eleganten Rohbau umgestaltet, ist
wegen der reichen und geschmackvollen Ausstattung des In-
nern (Fresken von Karl Mahl) bemerkenswerth. Eine an
diesem Palais befindliche historische Denktafel trägt die In-
schrift: „Hier stand im 2. und 3. Jahrhundert das Prätorium,
der Sitz des römischen Befehlshabers ; dem Prätorium gegen-
über das Forum, der Mittelpunkt des öffentlichen Verkehres
der Festung Vindobona".
Die Mitte des Platzes schmückt ein äusserst zierliches,
1731 von Kaiser Karl VI. in Form eines offenen Tempels er-
richtetes VotiV'Denkmal, die Vermählung Josefs mit Maria
vorstellend. Der Entwurf des Ganzen ist von J. B. Fischer
von Erlach, die Figuren vom Bildhauer Corradini.
Jakobergasse, bei Nr. 7 und Nr. 9 Riemergasse und
Nr. 2 Seilerstätte, ein sehr unregelmässiges, mehrfach ge-
brochenes Gässchen. Der Tract Nr. 3 beherbergte die 1754
von Maria Theresia gegründete orientalische Akademie (jetzt
im k. k. Theresianum befindlich), in den übrigen Räumen
sind Behörden, die k. k. Lolto-Direction, Central-Taxamt etc.
70 Innkre Stadt.
untergebracht. Dieser Stadttheil geht einer durchgreifenden
DemoTirung und einem Neubau entgegen, der allerdings aus
den verschiedensten Gründen nöthig war.
Jobannesgasse, von Nr. 33 und Nr. 35 Kärntnerstrasse
schneidet die Ringstrasse beim Zusammenstoss des Kärntner-
und Kolowratringes und mündet in die Lothringerstrasse bei
der Tegetthoffb rücke.
Nr. 2 Johannesliof, Commende des Johanniter-Ritter-
ordens, dessen Comthurei und Capelle schon im 14. Jahr-
hundert hier stand. Das jetzige Gebäude stammt aus dem
Jahre 1839. Bezüglich der Kirche Nr. 1, s. Kärntnerstrasse. —
Nr. 8 Kirche und Kloster der ürsuHnerinnen, gestiftet durch
die Witwe Ferdinand's III.^ die Kaiserin Eleonore, und 1665
den aus Lüttich berufenen Nonnen übergeben.
Bei der Johannesgasse beginnt mit dem Cursalon der
Stadtpark,
lieber die Wien führt hier die Tegetthoff brücke, 1872
nach dem System der Ingenieure Stehlin und Hornhostel aus-
geführt und durch ein schön bronzirtes Gitter geschmückt.
Josefsplatz, siehe Hofburg.
Kärntnerring, von Nr. 55 und Nr. 57 Kärntnerstrasse
bis zur Schwar^enbergstrasse, wo der Kolowratring beginnt.
Dieser Theil der Ringstrasse wird durch meist sehr prunk-
hafte und effectvoUe Neubauten gebildet, von welchen nament-
lich bemerkenswei-th erscheint das pompöse Gebäude des
Actien-Ünternehmens ,, Grand Hotel" Nr. 9, mit schönen Fest-
sälen und Nr. 16 in den Jahren 1863 bis 1865 nach Plänen
des Architekten Zanetti als Palais des Herzogs von Württem-
berg (mit schönem Mittelbau, prachtvollem Vestibüle) erbaut,
seit 1871 in ein renommirtes Hotel (Imperial) umgestaltet.
Kämtnerstrasse, vom Stefansplatz und Stock-im-Eisen-
platz zur Elisabethbrücke, ist eine der belebtesten, gegenwärtig
aber noch engsten Passagen der inneren Stadt. Der Name
kommt von der in dieser Richtung nach Kärnten führenden
Reichsstrasse.
Nr. 35, an der Ecke der Johannesgasse (I., daselbst
Nr. 2); die nebenan stehende Kirche zum heil. Johannes
dem Täufer derzeit als ungarische Kirche benützt, hat eine
■einem Umbau des Jahres .1806 entstammende schmucklose
Fagade und enthält ein gutes Altarblatt von Tobias Bock.
Nr. 38 Kärntnerhof ^ ein umfangreiches, auch von der
Führich-, Tegetthoff- und Maysedergasse begrenztes Gebäude,
nach Plänen des Architekten Thienemann von der Oesterr.
Baugesellschaft, deren Eigenthum es auch ist, ausgeführt.
Der grosse und unendlich wirkungsvoll decorirte Durchgang
zur Tegetthoffstrasse ist mit Glas eingedeckt und als Bazar
benützt. ^ j
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Innere Stadt.
71
Nr. 44 Operntheater, Nr. 46 Heinrichshof ^ siehe unter
Opern ring.
.2
Auch die Kärntnerstrasse wird nunmehr in die langsam,
aber stetig fortschreitende Umgestaltung Wiens einbezogen,
was gerade bei ihr, die zu den meist frequentirten Strassen
gehört, schon lange wünschenswerth war. Mehr und mehr
fallen die alten Bauten und machen Raum für neue stattliche
72 Innere Stadt.
Häuser, welche bedeutend zurückweichen müssen, um dieser
wichtigen Verkehrsader Wiens die erforderliche Breite zu
geben. Wir erwähnen von den Neubauten das Haus der
Firma Haas und Czizek (Porzellan-Fabriken Schlaggenwald
und Chodau), das Gebäude der Wechselstube der niederöster-
reichischen Escompte- Anstalt, das sogenannte Porzellanhaus
(Firma H. Wahliss) und das mit Granit verkleidete Haus der
Brüder Thonet, an der Ecke der Kupferschmiedgasse.
Die am Ende der Kärntnerstrasse über die Wien und
zum IV. Bezirk führende Elisaheihhrücke ist ein prächtiger,
^-^
Der Kolowratring. (S. 73.)
1850 bis 1854 auf Kosten der Gemeinde nach Plänen des
Professor Förster ausgeführter Steinbau. Dieselbe trägt
folgende Marmorstandbilder: Herzog Heinrich Jasomirgott
von Melnitzky, Herzog Leopold der Glorreiche von Pre-
leutner, Herzog Budolf IV. y der Stifter, von Hans Gasser,
Graf Niklas Salm von Purkartshof er, Graf Ernst Rüdiger
V. Starhemherg von Fessler, BischofF Kollonitz von Fdz,
Josef B. Fischer v. Erlach von Caesar und Josef v. Sonnen-
fels von Hans Gasser. Die Kosten dieser Brücke ohne Stand-
bilder beliefen sich über 400.000 fl. (Bild. S. 71.)
Innere Stadt.
73
Kohlmarkt, zwischen Michaelerplatz und Graben, eine
sehr belebte Passage, welche gleich dem Graben mit glän-
zenden Auslagen der Verkaufsläden versehen ist und auch
als Promenade benützt wird
Kolowratrin^T) von der Schwarzenbergstrasse bis zur
Johannessasse beim Stadtpark (Bild S. 72), ist eine an Ansehn-
lichkeit der Gebäude dem Kämtnerring nicht nachstehende
Fortsetj^ung desselben. Bemerken swerthe Bauten sind: Nr. 5
das äusserst vornehm concipirte Gebäude des ^Adels-Casino'^
mit Club'Localitäten, Sälen etc.; Nr. 11 das Palais des
Palais des Erzherzogs Ladwig Victor.
Erzherzog Ludwig Victor von Ferstet (I., Schwarzenberg-
platz).
Künstlergasse, zwischen Nr. 14 und 16 Kärntnerring
und Nr. 9 und 11 Lothringerstrasse.
Nr, 3 Conservatorium für Musik (Miisikvereinsgebäude).
(Bild S. 74.) Dieses 1868 nach Plänen von Hansen im Style
italienischer Renaissance erbaute effectvolle Gebäude enthält
ausser den Schul- und Kanzleilocalen den grossen Concert-
Saal, welcher an Flächenraum den grossen Redoutensaal in
der Hofburg übertrifft und mit wahrhaft blendender färben-
74 Innere Stadt.
prächtiger Ornamentik ausgestattet ist. Namentlich die flache
Decke mit zahh'eichen Gemälden und die grosse Orgel sind
bemerkenswerth. Dieser Saal steht durch eine Reihe von
Nebenlocalen und Corridoren mit dem kleinen Concert-Saal
Innere Stadt.
. 75
in Verbindung und wird zu Elitebällen, Maskenfesten etc.
mit Vorliebe benützt. Am Haupt-Eingange stehen die Stand-
bilder der Tonkünstler Schumann, Mendelssohn, Weber, Bach,
Händel, Gluck, Haydn, Mozart, Beethoven und Schubert. ^
76 Innere Stadt.
Das Gebäude enthält auch die werth vollen Sammlungen
der Gesellschaft, bestehend aus einer ungefähr 4000 Bände
zählenden Bibliothek von theoretischen und musik-historischen
Werken, an welche sich 2500 Musikalien, Partituren und
Ciavierauszüge, Handschriften etc. reihen, einer circa li.OO
Blätter zählenden Porträtsammlung und endlich einer Col-
lection verschiedener Curiosa und Erinnerungen an berühmte
Tonsetzer.
Lothringerstrasse, am linken Wien-Üfer von der Elisa-
bethbrücke zur Tegetthoffbrücke.
Nr. 9 Künstlerhaus, Eigenthum der Genossenschaft der
bildenden Künste. Dieses nicht umfangreiche, aber stilvolle
Gebäude entstand über Anregung des Architekten Stäche.
1865—1868 nach den preisgekrönten Entwürfen des Archi-
tekten August Weher in italienischem Renaissance-Stil und
dient zur Veranstaltung von Kunstausstellungrn, Künstler-
versammlungen, Abhaltung von Festlichkeiten u. s. w. Im
ersten Stockwerke ist der sehenswerthe, mit den von Aigner
gemalten Porträts der Stifter geschmückte Stifter-Saal.
^ Neben dem Eingange stehen die Marmor-Standbilder
Dürer's, Michel Angelo's etc.
Die auch zur Ausfuhrung gekommene Idee der Veran-
staltung von periodischen internationalen Kunstausstellungen
machte eine Vergrösserung des Gebäudes nothwendig, durch
welche jedoch leider weder dieses selbst noch der Platz an
Ansehen gewann.
Nr. 13, 15, 19 Neubauten v.on Schuhmann und Romano,
Hier wird die Lothringerstrasse von dem Schwär zenbergplatz
unterbrochen, welch' letzterer mittelst der Schwarzenberg-
brücke zum III. und IV. Bezirk führt, auch steht diese Strasse
durch die Tegetthoffbrücke (Bild S. 75) mit der Landstrasse
in Verbindung und endet zugleich dem Stadt park gegenüber.
Iiöwelstrasse, vom ßallhausplatz zum Franzensring, nach
einem Hauptmann der Stadt-Guardia, Hans Löbl Freiherr von
Greinburg (1629), benannt. Vor dieser Strasse, auf dem Platze,
der jetzt vom Volksgarten und vom Neubau des Hofburg-
theaters eingenommen wird, stand die Löblbastei, der Schau-
platz der erbittertsten Känipjfe während der zweiten türkischen
Belagerung (1683).
liUgeck, führt von der Rothenthurm Strasse Nr. 6 und
Nr. 8 zur Bäcker- und Sonnenfelsgasse. Ueber die wahrschein-
liche Entstehung des Namens siehe bei Nr. 2 Bäckerstrasse,
„I{egemburgerhof^\ welcher die gleiche Nummer auch hier hat.
Nr. 1, früher Schild .,zuvi schwarzen Bären^*, ist ein
mächtiger Neubau, welcher mit dem anstossenden Hause,
Sonnenfelsgasse Nr. 1 und der Ecke in die Rothenthurm-
strasse Nr. 10 den Germaniahof bildet. Hergestellt wurde
Innere Stadt. 77
dieser prunkvolle Bau nach Plänen des Architekten Fränkel
von der, Wiener Baugesellschaft.
Michaelerplatz, bei der k. k. Hofburg, mit Einmündung
des Kohlraarktes, der Herren- und Stallburggasse.
Die Hofpfarrkirche zu St. Michael ist ihrer Entstehung
nach eine der ältesten Wiens und besteht zum Theile noch
so, wie sie ursprünglich erb/iut wurde. In den Jahren 1219
bis 1221 erbaut, wurde, wie bei den meisten Kirchenbauten
Wiens, bis in das 18. Jahrhundert daran fortwährend ge-
ändert und zugebaut. Aus der Gründungs-Periode stammen
die Krypta, die Lang- und Querschiffe und die Gewölbträger
des Presbyteriums ; aus dem 14. und 15. Jahrhundert der
Chor und die Seitencapellen an demselben und der Thurm,
welcher aber 1590 theilweise einstürzte, worauf der gegen-
wärtige Thurmabschluss aufgesetzt wurde ; im 16. Jahrhundert
erfolge der Zubau mehrerer Capellen, 1627 die Restauration
des Innern und 1723 und 1729 die vollständige Umgestaltung
der Westfa^ade. Die Kirche ist reich an Grüften und Grab-
denkmalen. Darunter bemerkenswerth jene des hier begrabenen
1782 gestorbenen Hofpoeten Karl's VI., Pietro Metastasio.
Mlnoritenplatz, ein unregelmässiger, hinter der Herren-
gasse und der Einmündung der Landhaus-, Minoriten- und
der Kreuzgasse gelegener Platz. Das hervorragendste Gebäude
dieses Platzes, von welchem auch der Platz seinen Namen
hat, ist die italienische Naiionalkirche der P. P. Minoriten
zu S. Maria im Schnee.
Im Innern der Kirche ist in erster Linie die berühmte
Mosaik-Copie des Abendmahles von Leonardo da Vinci zu
erwähnen. Dieselbe wurde 1847 auf Kosten des Kaisers
Ferdinand in der Grösse des Originales von Raffaeli um den
Preis von 400.000 Gulden hergestellt und ist eine der schönsten
Arbeiten dieser Art. Gegenüber befindet sich das Denkmal
des 1782 gestorbenen Dichters Pietro Metastasio von V.
iMcardi in Marmor ausgeführt und 1855 aufgestellt.
Neuer Markt, rechts von der Kärntnerstrasse gelegen
und mit derselben durch die Kupferschmied-, Donner- und
Schwanengasse verbunden, ist ein regelmässiger, guten Ein-
druck machender Platz. Derselbe wird schon in Urkunden
des 13. Jahrhunderts als „novum forum" bezeichnet, führte
aber später im Volksmunde nach dem daselbst betriebenen
Handel meist den Namen Mehlmarkt. Im 18. Jahrhundert
wurden häufig auf diesem Platze von Hof und Adel costumirte
Schlittenfahrten abgehalten, die sich erhaltenen Abbildungen
nach durch grosse Pracht ausgezeichnet haben müssen.
Nr. 8. Fürstlich Schwär zenberg' scher Palast, ein umfang-
reicher, aber prnnkloser Bau mit schönen Sälen und einem
Theater; um 1788 erbaut. . ^
78 Innere Stadt.
Das nächste Gebäude ist die Kirche der P. P. Kapuziner
nebst dem 1619 von Kaiser Ferdinand II. gegründeten Kloster
1632 erbaut. Durch ein im Hintergrunde der Kirche gelegenes
Portal gelangt man über eine breite Treppe in die Kaiser-
ffruftj welche 1622 von Ferdinand II. begonnen, von Leopold I.,
Maria Theresia und Franz I. (1824) vergrössert warde. Sie
ist ein prunkloser, aus hallenartigen Gängen und Gewölben
bestehender Raum, dessen Besichtigung am 2. November jeden
Jahres (Allerseelentag) Jedermann freisteht, gegen Meldung
im Kloster aber stets gestattet wird.
Bis jetzt haben 103 Mitglieder des Hauses Habsburg-
Lothringen daselbst ihre Ruhestätte gefunden.
Die meisten Särge sind sehr einfach, nur einzelne mit
reicherem Ornamentenschmuck geziert ; künstlerischen Werth
hat nur der Doppelsarg Maria Theresiens und des Kaisers
Franz I., welcher 1765 von Ballh. Moll hergestellt wurde.
Eine einzige, nicht dem Kaiserhause angehörige Person ist
in der Gruft beigesetzt, es ist dies die Gräfin Fuchs ^ die
vertraute Freundin der Kaiserin Maria Theresia.
Die Mitte des Platzes wird von dem öffentlichen Brunnen
mit den berühmten Figuren von Raphael Donner einge-
nommen. (Bild S. 79.) Derselbe wurde 1739 auf Kosten der
Gemeinde aufgestellt und in neuester Zeit wurden die Don-
ner'schen Bleifiguren, welche sich gegen Beschädigungen und
Temperatur-Einflüsse nicht genug widerstandsfähig erwiesen,
durch Bronzegüsse ersetzt und die Originale im städtischen
Depot aufbewahrt. Die Mittelfigur stellt die Vorsehung vor,
von vier Kindergestalten mit Fischen umgeben. Die unendlich
naturwahren und von wahrhaft künstlerischer und freier
Auffassung zeigenden Figuren am Rande stellen die Flüsse
Enns, Traun, Ybbs und March vor.
Opeinring, zwischen Kärntner- und Burgring gelegen,
reicht von der Kärntnerstrasse bis zur Albrechtsgasse.
Nr. 1, 3 und 5 der Heinrichshof [Bild S. 80), ein von dem
verstorbenen Industriellen Dräsche erbautes Zinshaus von
f)0 Klftr. Länge und 2ö Klftr. Tiefe. Die Bewältigung und Glie-
derung einer so grossen Fronte bot mit Rücksicht auf den
Zweck des Gebäudes grosse Schwierigkeiten, welche der Archi-
tekt Hansen in glücklichster Weise dadurch löste, dass der
Mittelbau beiderseits einen Risalit bildet und sich um ein
Stockwerk höher aufbaut und auch die Ecken Risalite und
entsprechende Aufsätze erhielten. Der Bau ist mit Ausnahme
des Sockels und der Gliederungen nur aus Ziegeln herge-
stellt, die Ornamente sind aus der Terracotten-Fabrik des
Besitzers. Die am dritten Stockwerk angebrachten Fresken
auf Goldgrund malte der Historienmaler Karl Rahl und es
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Innere Stadt.
79
war dieser Bau der erste, bei welchem eine derartige Decora-
tion diirchgefi'ihrt wurde.
Nr. 2 das k. k. Operntheater, ein monumentales Gebäude
nach den preisgekrönten Entwürfen der Architekten van der
NiUl und Siccard^burg in den Jahren 1«G1 bis 1869 erbaut,
steht zum grössten Theile im ehemaligen Stadtgraben. So
vortheilhaft dies einerseits bezüglich Herstellung der zu den
Maschinen-Räumen nöthigen Souterrains war, so dürfte es
doch andererseits den Nachtheil mit sich gebracht haben,
dass man des Kostenpunktes halber das Gebäude etwas zu
80
Innere Stadt.
tief stellte, wodurch es einen Theil seiner gewaltigen Wir-
kung einbüsst. Ueberhaupt lässt die Gliederung des Baues
von aussen, trotz der Schönheit einzelner Theile, wie der
Loggia, der Arkaden, Manches zu wünschen übrig, dagegen
sind die Innenräume von prächtiger und grossartiger Wir-
kung. Der im modernen französischen Renaissance - Stil
- ^ - o
Innere Stadt.
81
gehaltene Bau ist ganz mit Stein verkleidet. Die offene Loggia
ober den Haupteinpängen ist mit enkaustischen Gemälden
Uofopernhaus, innen. (3. 8:^.)
von Schwind geschmückt, welche Scenen aus den berühm-
testen Opern darstellen. An den Oeffnungen der Loggia
Moriz Bermann, Führer d. Wien.
82 Innere Stadt.
stehen Personificationen der Kunstzweige, welchen das Haus
dient, auf den beiden Postamenten ober der Loggia Pegasus-
gruppen, nach Modellen des Professor Hähnel in Dresden,
in Erz gegossen.
Das Stiegenhaus, einer der Glanzpunkte des Gebäudes,
das Foyer, der Zuschauerraum, welcher in vier Stockwerken
3000 Personen fasst, die beiden Treppen für den Hof und die
Salons für denselben sind mit überraschender Pracht und
vollendetem Geschmack ausgestattet. An der Decorirung dieser
Räume arbeiteten die besten künstlerischen Kräfte Wiens
und es bedarf ^nur der Namen der Maler Rahl^ Schwind,
Engerth und Laufberaer, der Bildhauer Hähnel, Hans und
Josef Gasser y RadnitzKy, Bauer und Melnitzky zu erwähnen,
um erkennen zu lassen, dass hier Mustergiltiges geschaffen
wurde. Die Akustik und Ventilation des Zuschauerraumes
ist vortrefflich, für die Beleuchtung wird durch einen grossen
Kronleuchter und Sonnenbrenner gesorgt. Die elektrische
Beleuchtung mit Glühlicht ist beschlossen und soll bald ein-
feführt werden. Die grosse Hof-Fest-Loge befindet sich in der
[itte des ersten Ranges, die gewöhnlichen Logen für den
Kaiser und die Erzherzoge unmittelbar an der Bühne. Die
Bilder an der Decke des Saales, sowie die beiden Vorhänge,
von welchen namentlich der die Orpheus-Mythe behandelnde
schön ist, sind nach RahVs Entwürfen von dessen Schülern
Griepenkerl und Bitterlich ausgeführt.
Dem Rang eines derartigen Institutes und der Pracht des
Raumes entsprechend, ist die Ausstattung von Palleten und
grossen Opern eine glänzende. Für die meisten komischen und
die sogenannten Spielopern erweist sich der Raum jedoch fast
zu gross, und es tauchte schon wiederholt der Plan auf, für
dieses Genre ein zweites Haus zu bauen oder zu erwerben und
hur altemirend mit diesem im grossen Hause Vorstellungen zu
geben. Im Fasching werden im Opernhause zwei oder drei Opem-
bälle gegeben, wozu Bühne und Zuschauerraum verbunden
sind und welche von der Creme der Gesellschaft besucht werden.
Farkring erstreckt sich zwischen Kolowratring und
Stubenring, von der Johannesgasse bis zur Wollzeile.
Die ganze rechte Seite des Parkringes wird von dem
Stadtpark gebildet. Bereits in dem kaiserl. Handschreiben
vom 20. December 1857, mit welchem die Stadterweiterung
inaugurirt wurde, war auf die Herstellung von Gartenanlaeen
hingewiesen worden, und am 7. September 1860 wurde der
am linken Wien-Üfer liegende Theil des sogenannten Wasser-
gla^is der Commune zur Anlegung eines öffentlichen Gartens,
,, welcher der Residenz zur Zierde gereicht", überlassen. Durch
die nachträgliche üeberlassung des am rechten Wien-Ufer
längs der Landstrasse liegenden Grundes erreichte die Area,
dby Google
Der Parkring mit dem Gebi
K. k. österreichisches Mns<
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•biade der Gartenbau-Gesellschaft.
;enm für Kunst und Industrie.
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Innere Stadt.
83
welche zu diesem Zwecke zu Gebote stand, ein Ausmass von
40.350 Quadratklafter. Die Gemeinde aber ist der ihr auf-
erlegten Verpflichtung, eine Zierde der Residenz zu schaffen, C
in vollem Umfange nachgekommen. Der durch seine vorzüg-
84 Innere Stadt.
liehen Leistungen in der Landschaftsgärtnerei berühmte
Dr. Sieheck wurde mit der Ausführung der Anlage nach der
Plan-Skizze des genialen Malers SeUeny beauftragt und noch
im Februar 1832 begannen die Arbeiten; im September des-
selben Jahres konnte der Theil am linken, im folgenden Jahre
joner am rechten Ufer dem Publikum zur Benützung über-
geben werden. Der ganze Park ist in englischem Stile an-
gelegt, und zwar ist am linken Ufer mehr der landschaftliche
und ziergärtnerische Charakter vorherrschend, am rechten
dagegen ist für dichten Schatten und freie Tummelplätze für
die Kinderwelt vorgesorgt. Gegen 4ie Stadtseite ist der Park
mit einem sehr zierlichen Eisengitter eingefriedet. Er enthält
den nach den Plänen des Architekten Garben erbauten
prunkvollen- Cnrsalon mit einem reich decorirten Haupt-
und zwei Nebensälen, welcher eine Restauration enthält, aber
auch schon zu öffentlichen Festlichkeiten benützt wurde, wie
denn auch hier sehr oft Musikconcerte abgehalten werden.
(Bild S. 83.)
Eine vorzügliche Zierde ist das vom Männergesang-
verein errichtete und 1872 der Commune übergebene Mar-
mordenknvd des Componisten Franz Schubert (Bild S. 85)
von Bildhauer Kundtmann und die in der Nähe des Teiches
in einem schattigen Boskett aufgestellte Marmorstatue der
Donaunymphe von Hans Gasser (Bild S. 87). Seit 1877
enthält der Park die Erzbiiste des verdienstvollen Bürger-
meisters Dr. Andreas Zelinka, modellirt und gegossen von
Pönninger. und seit 1874 den sehr zierlichen maurischen
Pavillon, ein Eisenguss aus der Giesserei des Altgrafen Salm.
Zwischen dem Cursalon und Teich steht auf einer Terrasse
das zierliche ^Wetterhäuschen"^ , welches die Zeitangaben der
wichtigsten Städte und alle allgemein interessirenden meteoro-
logischen Nachrichten zeigt. Die beiden Theile des Stadt-
parkes werden durch die Carolinen - Brücke verbunden,
welche 1857 auf Gemeindekosten nach dem Neville^ sehen
Systeme in der Richtung der Weihburggasse erbaut, bei der
Anlage des Parkes an ihre gegenwärtige Stelle versetzt wurde.
Von den an der linken Seite des Parkringes stehenden
Bauten ist in erster Reihe zu nennen Nr. 12, das Gebäude
der k. k. Gartenbau-Gesellschaft. Dasselbe wurde 1862 im
Renaissance-Stil nach den Plänen des Architekten Auaust
Weber ausgeführt und besteht aus dem Ausstellungspalast,
von welchem aus sich in der Front nach beiden Seiten Winter-
gärten ausdehnen. Hieran schliessen sich gegen die Weihburg-
und Liebenberggasse Verkauf - Bazars und Restaurations-
Räumlichkeiten, während ein Terrassenbau rückwärts gegen
das Coburg-Palais abschliesst. Der Mittel-Rundbau gegen die
Ringstrasse enthält einen grossen und zwei Nebensäle, welche
Innere Stadt.
85
zu Ausstellungen, Bällen, Concerten u. s. w. verwendet
werden. Der von den Gebäuden umschlossene zierliche Galten
enthält Glas- und Warmhäuser. Die Kosten der ganzen An-
lage beliefen sich auf 300.000 fl.
Nr. 8 das Palais des Erzherzogs Wilhelm, 1865 bis 18G7
nach Plänen von Hansen in italienischem Renaissance-Stile
ausgeführt, ist eine der vornehmst wirkenden Bauten der
Neuzeit. Die Fa^ade aus grauem Marmor, mit jonischen
Säulen, Figuren und Trophäen auf der Dachbalustrade macht
einen prächtigen Eindruck, ohne im mindesten überladen zu
Schnbert-Monuraent im Stadtpark. (S. 84.)
sein. Ebenso sind das Stiegenhaus und der gedeckte mit
Arkaden umgebene Hof von bester Wirkung. Im II. Stock-
werk liegen die prachtvollen Fest- und Empfangssäle.
Petersplatz, durch die kurze und in neuerer Zeit be-
deutend verbreiterte Jungferngasse mit dem Graben ver-
bunden.
Die Pfarrkirche zu St. Peter ist eine der ältesten kirch-
lichen Stiftungen Wiens und wird schon 1137 als Pfarre
erwähnt, über die baulichen Veränderungen fliessen die
Daten jedoch sehr spärlich. Früher stand ein gothi scher Jg^u
86 Innere Stadt.
an der Stelle der von Kaiser Leopold L 1702 durch Fischer
von Erlach erbauten neuen Kirche, der jedoch gewiss noch
Vorgänger hatte und keinesfalls über das 14. Jahrhundert
hinausreichte. Der Neubau, wie gerne, aber mit Unrecht
angeführt wird, nach dem Muster der Peterskirche in Rom
ausgeführt, ist ein Centralbau mit ovalem Grundriss, von
einer mächtigen, mit einer Laterne gekrönten Kuppel über-
spannt. Das Hauptportal wurde 1756 aus grauem Marmor
zugefügt.
Foatgasse^ von Nr. 35 und 37 Wollzeile zu Laurenzer-
berg Nr. 2.
Nr. 2. Dominikaner-Kloster und Kirche. Bereits im
13. Jahrhundert besass der Dominikaner-Predigerorden hier
ein Kloster, welches jedoch bei der ersten türkischen Be-
lagerung vollständig zugrunde ging. Der hierauf hergestellte
Neubau erwies sich schon nach einem Jahrhundert als bau-
fällig und Ferdinand III Hess 1631 die jetzige Kirche in
Barock-Stil erbauen.
Nr. 8 Handels-Ministerium, nebst dem gleich zu bespre-
chenden Postgebäude 1852 vom Hofbaurathe Sprenger erbaut.
Anstossend die zum ehemaligen Jesuiten - CoUegium ge-
hörige Kirche der unirten griechischen Gemeinde zu Sand
Barbara, nach welcher das vorgenannte Gebäude auch die
Bezeichnung „Barbarastift*^ führt. Altarblätter: der heilige
Spiridion von Palami'na und der heil. Nikolaus von Kastner.
Nr. 9 ehemaliges Gebäude der Universitätsbibliothek,
welche sich seit Herbst 1884 im neuen üniversitätsgebäude
am Franzensring (Tract gegen die Reichsrathstrasse) befindet.
Dasselbe dürfte wohl bei einer Regulirung dieses Stadttheils
ganz beseitigt werden.
Nr. 10 und 12 K k. Postdirection und Hauptpostamt.
Durchgang zur Dominikanerbastei.
Jenseits der Wien und neben dem Hauptzollamte wurde
ein neues grossartiges und musterhaft eingerichtetes Gebäude
für den Fahrpost- und Frachtenverkehr aufgeführt.
Rauhensteingasse, von Nr. 4 und 6 Weihburggasse zu
Nr. 5 und 7 Himmelpfortgasse.
Nr. 8 Mozarthof, In dem vor Erbauung des jetzigen Ge-
bäudes hier bestandenen Hause ,zum goldenen ABC** staib
am 5. December 1791 der grosse Tondichter, nach welchem
<ler Neubau benannt ist. Dieser wurde 1848 von dem bekannten
Bauunternehmer Pietro Galvagni erbaut, enthält an der
Fagade die Büsten von Meyerbeer, Weber, Haydn und Mozart
und im ansehnlichen Stiegenhause eine colossale Erzbüste
des letzteren. .„t.edbyGoOglt
Beichsrathsatrasse
Reichsrathsplatz.
Innere Stadt.
der üniversitätsstrasse
von
87
zum
Die Donaunyraphe im Stadtpurk. (6.
Nr. 3 mit besonders reicher Fagade ist Eigen thum des
latholischen Vereines „Hessource^^ und ein Werk dos
88 Innere Stadt.
Architekten Statlisl, Hauusch ; Nr. ö die Ecke der Doblho£fgas8e
ist von Schwendenwein ausgeführt. Nr. 2 ist die Rückseite
des Beichnraths- Gebäudes. Nr. 9 eine schöne mit goldglän-
zenden Figuren geschmückte Baute.
Die Verlängerung dieser Strasse führt an der Vorderfront
des neuen Rathhauses voiüber, dessen schon beim Franzens-
ring gedacht wurde. Zu beiden Seiten desselben stehen die
sogenannten Arcadenhäuser (Eigenthümer Kuffner, Stadt-
Schottenring mit dem
erweiterungsfonds, Unionbaugesellschaft u. s. w ), welche so-
wohl durch reiche architektonische Ausführung, wie dadurch
bemerkenswerth sind, dass sie die ersten mit allem modernen
Comfort (Aufzügen, Centralheizung u. s. w.) versehenen
Privatwohnhäuser in Wien waren. Sie haben ihren Namen
von den längs der Hauptfagade laufenden Arcadengängen des
Erdgeschosses, welche reich ornamentirt sind und mehrere
elegante Cafes und Restaurationen enthalten. Die Ecke in
die Universitätsstrasse bildet die neue Universität, respective
die derselben zujrehörise Bibliothek. , , ^^ C^i
c o Jigitized by VJV^ _ _ _
Innere Stadt.
89
- Beichsrathsplatz, zwischen dem Fi'anzensring, dem
neuen Parlamentsgebäude und der Auerspergstrasse. Nächst
dem Parlamentshaus ist das bedeutendste Gebäude der
von jenem durch Gartenanlagen getrennte Justizpalast. Der-
selbe ist ein Werk des Baurathes Wilemans, in deutschem
Renaissancestil ausgeführt und gehört zu den bedeutendsten
Bauten des neuen Wien. Im Giebel des vorspringenden
Mitteltractes steht eine Statue der Austria. Hier haben mit
Stiftangshaus. (S. 94.)
Ausnahme des Landesgerichts in Strafsachen alle oberen
Justizbehörden ihren Sitz. (Bild S. 90.)
Benngasse, von Nr. 7 und 8 Freiung zur Wipplinger-
strasse 35 und 37, war im Mittelalter Schauplatz der Preis-
und Scharlachrennen, wovon sich diese Bezeichnung, sowie
jene des Rennwegs im III. Bezirke herschreibt.
Nr. 1 früher Hotel zum römischen Kaiser und eines der
ältesten und fashionabelsten Einkehrhäuser, ist derzeit Eigen-
thum des Hauses Rothschild und von dessen Comptoirs und
Kanzleien eingenommen. Heute enthält es gleichfalls in einem
90
Innere Stadt.
1868 aufgeführten Zubaii die berühmten Kunst- und archäo-
logischen Sammlungen des Baron Rothschild.
Nr. 4 Palais "^ des Grafen Schönborn. Dieses 1846 voll-
kommen renovirte Gebäude enthält die sehenswerthe Gemälde-
sammlung und eine Bibliothek der gräfl. Familie.
)0
Igle
Innere Stadt. 91
Erstere ist im 1. Stocke placirt und gegen Meldung beim
Hausinspector zu besichtigen. Einlasstage siehe im Abschnitte
Sehenswürdigkeiten.
Rothenthurmstrasse, vom Stefansplatz zum Franz
Josefs-Quai führend, ist eine der 4)elebtesten Strassen der
Stadt, da sie die einzige directe Verbindung vom Centrum
gegen die Leopoldstadt bildet. Der Name kommt von dem
bis 1776 bestandenen ^^rothtn Thurm'', einem Theile der
Stadt-Umwallung (vergl. Adlergasse Nr. 1).
Nr. 2 Erzbischöfliche Ji Palais^ ein einfaches, 1632 bis
1641 von Bischof A. Wolfrath hergestelltes Gebäude. Die
Hauscapelle zum heil. Andreas enthält ein Altarbild von
Knpelwieser.
Nr. 6 der j^grosse Federlhof. Das bis zum Jahre 184^
bestandene frühere Gebäude war eine der alterthümlichsten
und ehrwürdigsten Bauten des alten Wien und hatte gegen
die Bäckerstrasse zu einen sechsstöckigen Thurm. Ob wirklich
der berühmte Feldherr Wallenstein im Incognito hier wohnte,
welch' Letzterer den Thurm zu seinen astronomischen und
astrologischen Beobachtungen benützt haben soll, ist nicht
mehr zu erweisen, officiell nahm er auf der Freiung bei
seinem Schwager Graf Harrach Absteigequartier; dagegen
ist gewiss, dass sowohl der Arzt und Alchymist Theophrastus
Paracelsus wie später der Philosoph und Polyhistor Leihnitz
sich während ihrer Anwesenheit in Wien im Federlhofe auf-
hielten.
Nr. 10 der „Germaniakof^ siehe Lugeck 3.
Nr. 15 ErtVsches Stiftung ahaus für unbemittelte Stu-
denten. Hier hat der Juridisch-politische Leseverein seinen
Sitz, dessen Bibliothek ungefähr 12 0jO Bände enthält und
in dessen Lesesälen über 20') Zeitungen aufliegen. Dieser in
weiten Kreisen angesehene und einflussreiche Verein hat auch
dem sonst unscheinbaren Hause zu einem gewissen Lustre
verholfen, da sich in demselben die Bewegung des Jahres
1848 vorbereitete und im Beginn derselben zum Theil auch
von hier geleitet wurde.
Buprechtsplatz, am Ende der Judengasse, und die von
hier zum Franz- Josefs- Quai führende
Ruprecht33tiege gehören zu den ältesten Theilen der
Stadt und lassen die Terrainverhältnisse, welche zur Her-
stellung der ersten Befestigungen führten, deutlich erkennen.
Die St. Rüprechtskirche ist die älteste Pfarre Wiens, da
sie auf dem ältesten Plan, genannt Passauer-Plan (nach
seinem Entdecker auch Zappert'scher Plan genannt), welcher
der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts entstammt, schon als
„ecclesia" benannt wird, St. Stefan aber noch als „capella"*.
Der gegenwärtige Bau stammt aus dem Jahre 143t), wurde
- ^ - o
92 Innere Stadt.
jedoch wiederholten Restaurationen unterzogen, so dass kaum
mehr als die Hauptmauern und einige Fenster von jener
Herstellung stammen. Der gothische Charakter, welchen
einige Details haben, ist den Restaurationen der jüngsten Zeit
entsprungen.
Salvatorgasse, nach der hier befindlichen Rathhaus-
capelle zu St Salvator benannt, führt zwischen Nr. 7 und 8
Hoher Markt zur Schwertgasse.
Nr. 7 Rückseite des Ruthhauses der Stadt Wien, vergl.
Wipplingerstrasse 8.
Die Eüthhous- oder Salvatorcapelle war ursprünglich
eine Hauscapelle der mächtigen Bürgerfamilie Haymo^ und
wurde 1316, als das Wohnhaus derselben in den Besitz der
Stadt kam und Rathhaus wurde, der allgemeinen Benützung
übergeben. Die ältere Capelle ist ein zierlicher Bau der
Frühgoihik, von der neueren ist nur das prächtige Renais-
sance-Portal bemerkensweith. Seit 15. October 1871 wurde
die Capelle vom Gemeinderathe zur Abhaltung des altkatho-
lischen Gottesdienstes überlassen und aus diesem Anlasse
vom Cardinal-Erzbischof mit dem Interdict belegt.
Salzgasse, zwischen Nr 4 und 6 Stemgasse. .
Der Name stammt von dem hier befindlichen kaiser-
lichen Salzamte j dem sogenannten Praghause (Nr. 7) her, in
welchem König Wenzel von Böhmen gefangen gehalten worden.
Dieser ganze Stadttheil, der auf dem Boden des ältesten
Wien steht und bis jetzt von der Modernisirung noch am
wenigsten berührt wurde, geht nunmehr nach Demolirung
des Polizei-Gefangenhauses (ehemaliges Kloster der Sieben-
büchnerinen) einer gründlichen Umgestaltung entgegen. Durch
diese Beseitigung und Verbreitung der Krebsgasse, wird in
der Verlängerung der Tuchlauben ein neuer directer Strassen-
zug von der Hofburg bis an den Donau-Canal und mittelst
der im Bau begriffenen Stephanie-Brücke in den II. Bezirk
eröffnet.
Salzgries vom Franz-Josefs-Quai zum tiefen Graben,
hiess schon in den frühesten Zeiten Arena salis, was von
dem in dieser Gegend betriebenen Salzhandel, der einer be-
sonderen Zunft, den Salzern, oblag, abzuleiten ist. Die rechte
Seite ist seit Demolirung der Kaserne durchaus von Neu-
bauten besetzt (Nr. 2 Palais Wickenburg), die unke dagegen
erinnert noch ganz an das alte Wien und sieht erst ihrer
völligen Umgestaltung entgegen. Hier berühren sich diese
beiden Extreme am nächsten.
Schillerplatz, vom Opernring durch die Albrechts- und
Gauermanngasse zugänglich, wird von der Elisabeth- und
Nibelungengasse durchschnitten, JOqIc
Co
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Innere Stadt. 93
In Mitte freundlicher Garten-Anlagen erhebt sich das 1876
enthüllte Standbild Friedrichs von Schiller, ein Werk des
Bildhauers Schilliyig aus Dresden, über Anregung einer An-
zahl von Verehrern des grossen Dichters errichtet und der
Commune übergeben.
Das Denkmal besteht aus einem Sockel von rothem Salz-
burger Marmor, dessen Ecken von vier dem „Lied von der
Glocke'' entnommenen Erzfiguren eingenommen werden/ Der
Dichter ist stehend, mit gegen Himmel gerichtetem Blick dar-
gestellt.
Das bedeutendste Gebäude ist jenes der Akademie der
bildenden Künste j ein äusserst vornehmer Bau, nach Han-
f-en's Entwürfen 1877 im modernen italienischen Renaissance-
Stile vollendet. Das Gebäude wird von einem Säulenporticus
und zahlreichen Statuen, meist Nachbildungen antiker Sculp-
turen geziert.
^, Ausser den Räumen zum Studium und Unterricht enthält
das Akademiegebäude auch einzelne Ateliers und die der
Akademie gehörigen Sammlungen, bestehend aus einer nicht
unbedeutenden (Gemäldesammlung, dem Gypsmuseum und
einer Bibliothek.
Das Gypsmuseum (Abgüsse aller bedeutenderen antiken
Sculpturen) ist in dem herrlichen, von rothen Marmorsäulen
getragenen Mittelsaalo des Erdgeschosses aufgestellt; eine
Reihe von Abgüssen moderner Sculpturen ist in den freund-
lichen Gängen des ersten Stockwerkes angebracht, in welchem
auch die Räume der Gemäldegalerie situirt sind. Diese ist
in die italienische Schule (rechts vom Eingang), in die Werke
moderner Künstler, welche sich unmittelbar an jene an-
schliessen, und in die altdeutsche und niederländische Schule,
welch' letztere in dem schmalen links vom Eingange liegenden
Räume situirt sind, getheilt. Die einzelnen Gemälde sind nicht
numerirt, jedoch mit genauen Angaben der Meister versehen.
Mit der Bibliothek ist eine Sammlung von Handzeich-
nungen (namentlich moderner Meister wie Genelli, Rahl,
Schnorr, Füger, Fendi, Dannhauser, Waldmüller, Canon
u. s. w.) und eine 300.000 Blätter enthaltende Kupferstich-
Sammlung vereinigt
Bezüglich der Besichtigungs-Modalitäten wolle man sich
im Abschnitt ,, Sehenswürdigkeiten" informiren.
Nr. 4. Stattlicher Bau nach den Entwürfen der Architekten
Claus und Gross, ursprünglich „Hotel Britannia^\ jetzt
Eigenthum des Staates und Sitz mehrerer Behörden.
Schönlatemgasae, von Nr. 19 und 21 Sonnenfelsgasse
rechtwinkelig zur Postgasse führend, ist nach einem Haus-
Schild „zur schönen Laterne" benannt. jigitizedbyGoOQlc
94 Innere Stadt.
Nr. 7 das Basiliskenhaus. Nach einem Hahn-Üngethüm,
welches 1212 im Hausbrnnnen gefunden worden sein soll,
genannt. Am Hause erscheinen noch die Resie eines dies-
bezüglichen Steinbildes angebracht.
Schottenbastei, von Nr. 4 und 6 Schottengasse zu Hohen-
staufengasse 15, dankt den Namen nur dem Platz, denn von
der hier bestandenen Bastei ist keine Spur mehr zu sehen.
Von den Neubauten, aus welchen diese Strasse besteht,
heben wir hervor Nr. 3, in dessen Souterrains sich eine sehr
grosse, reich und geschmackvoll decorirte Restaurationj jetzt
Itonacher, befindet, die schon wegen der Grösse des Haupt-
saales Sehens werth ist, in welcher (über Herbst und Winter)
täglich Concerte der beliebtesten Militär-Musikcapellen, oder
auch Bälle und Vereins-Ünterhaltungen stattfinden.
Schottengasse führt von Nr. 5 und <> Freiung über den
Schottenring zur Wähtingerstrasse im IX. Bezirke.
Nächst dem Hause Nr. 7 stand das 18a2 abgetragene
Schottenthor, von welchem sich noch ein Durchgang er-
halten hat.
Schottenring (Bild S. 8S) führt vom Franzensring bis
zum Franz Josefs-Quai.
Nr. 1, 3 und 5 zusammengehöriger stattlicher Bau, von
dem berühmten Baumeister und Kunstsammler Oelzelt Bitter
V. New in hergestellt, seit 1873 in das Hotel de Frctnce ver-
wandelt.
Nr. 7. Hier stand das 1874 von einer Actien-Gesellschaft
als „Komische Oper" errichtete, nachmals „Ringtheater" be-
nannte Schauspielhaus, das nach einer Reihe von Directions-
wechseln, die durch finanzielle Schwierigkeiten nothwendig
wurden, unter der Direction Jauner am 8. December 1881
Schauplatz des furchtbaren Brandes wurde, dem nahe an
vierhundert Menschenleben zum Opfer fielen. An seiner Stelle
erhebt sich ein von Kaiser Franz Josef I. errichtetes wohl-
thätigen Zwecken bestimmtes Stiftungshaus mit einer Sühn-
capelle (1. Stock, mit der Front am Schottenring) [Bild S. 89]
nach Plänen des Dombaumeisters Friedrich Schmidt. Die
Ausführung des Rosettenfensters und der Altar-Mosaiken
wurde der Tiroler Glasmalerei- Anstalt übertragen; die Capelle
ist mit schönen Steinfiguren geschmückt.
Nr. 11 jetzt k. h Polizei-Direction, bis 1875 Hotel Austria,
besitzt im ehemaligen Speisesaal, jetzt Präsidium, ein Decken-
gemälde von Schilcher,
Nr. 16 Börsengehäude, prachtvoller Bau im italienischen
Renaissance-Stil nach Plänen der Architekten Hansen und
Tietz 1872 bis 1877 ausgeführt. Von der Ringstrasse führt
öin imposanter Porticus in das Vestibüle und in den grossen
Saal, welcher durch zweckmässige Einrichtung, namentlich
Innere Stadt.
95
aber durch Eleganz und Pracht der Ausschmückung excellirt.
Nebst zahlreichen Bureaux u. s. w. ist in dem sehr umfang-
reichen Gebäude auch das orientalische Museum unterge-
bracht, und zwar in dem gegen die Börsengasse liegenden
Tracte. Bezuglich der Modalitäten der Besichtigung dieser
96 Innere Stadt.
sehr instructiven Sammlung wolle man das Nöthige uater
„Sehenswürdigkeiten" einsehen. (Bild S 36.)
Die Sammlungen des orientalischen Museums liegen im
I. Stockwerke des in allen Theilen mit solider Pracht aus-
gestatteten Börscjigebäudes.
Nr. 19 Gebäude der Frucht- und Mehlbörse mit hübschem
Saal. Lloyd-Cafe und Restauration etc.
Schwarze abergstr aase, reicht vom Wallfischplatz bis
zur Ringstrasse, wo sie sich verbreitert als
Schwarzenbergplatz bis zur Wien fortsetzt. Durch die
architektonische üebereinstimmung zwischen den Gebäuden
und dem imposanten Hintergrund mit der Brücke, dem Hoch-
strahlbrunnen und dem Sommerpalais Schwarzenherg wird
dieser Platz zu einer der prächtigsten Veduten der Residenz
gemacht. (Bild S. 95.)
Die erwähnten Gebäude sind:
Nr. 1. Palais des Erzherzogs Ludwig Victor, 1863—64
im prunkvollsten Renaissance-Stil nach FersteVs Plänen er-
baut, enthält im I. Stockwerk die glänzenden Empfangs- und
Festsäle. (Bild S. 73.) . • '
Nr. 2 Eigenthum des Bankiers Wiener ^ von Romano Ent-
worfen, ein äusserst stilvoler eleganter Bau.
Nr. 3 vom Architekten Schumann, der Staat s-Eisenhahn-
Gesellsclia, t gehörig, und endlich
Nr. 4 ein Werk Romano^** und Eigenthum des Herrn v.
Ofenheim.
Nr. 5 und 6 Eigenthum der Erben des bekannten Gassen-
Fabrikanten Baron Werthheim, gleichfalls nach FersteVs
Entwürfen,- namentlich das letztere in reicher Renaissance
ausgeführt.
Hier führt die prachtvolle breite, 1865 auf Kosten der
Stadt nach Plänen des Architekten Hor'nbostel ganz aus Stein
erbaute Schwär zenherghrücke über die Wien in den III. und
IV. Bezirk.
Zwischen dieser Brücke und der Ringstrasse und in Mitte
der letzterwähnten sechs Gebäude steht das. in Bronze ge-
gossene, von Professor Hähnel modellirte Reiterstandbild
des Feldmarschalls Fürsten Karl Schwär zenberg, des Siegers
bei Leipzig, 1867 von Kaiser Franz Josef, wie die Inschrift
auf dem einfachen Granitsockel sagt: „Dem siegreichen
Heerführer der Verbündeten'', errichtet.
Seilerstätte, von Wallfischplatz Nr. 3 und 4 zur Singer-
strasse, hatte früher den Namen „Seilerspinnstätte".
Nr. 3 Palais des Herzogs von Coburg, von 1843 bis 1847
nach Plänen des Architekten Schlepps erbaut und anlässlich
Innere Stadt. 97
einer 1865 vorgenommenen Restaurirung mit reichem figurali-
schen Schmuck versehen. (Siehe auch Coburgbastei.)
An der Stelle, wo sich dieser Palast befindet, war im
17. und 18. Jahrhundert das sogenannte „Kroatendörfl^^,
eine aus lauter kleinen Häuschen bestehende Soldaten-Colonie.
Zwischen dem Hause Nr. 5 und dem nunmehr ebenfalls
verschwundenen Tabak-Hauptverlag stand das 1817 erbaute,
1863 demolirte Carolinenthor,
Nr. 9. Hier stand das im Jahre 1872 eröffnete ,ßtadt-
theater^^ mit dem über den Haupteingang an der Ecke sich
emporbauenden offenen Erker, im 1. Stocke mit den Marmor-
standbildern der Dichter Shakespeare, Goethe und Schiller ge-
schmückt. Am Nachmittag des 13. Mai 1884 wurde der
Innenraum ein Raub der Flammen. Da eine Reconstruction
auf diesem Platze nicht gestattet wurde, ist die Unternehmung,
Eigenthum einer Actiengesellschaft , liquidirt worden und
bestehen derzeit verschiedene Projecte zur Erbauung eines
neuen Theaters an anderer Stelle.
Seitenstettengasse zwischen Nr. 14 und 16 Judengasse
und Nr. 1 und 3 Kohlmessergasse, ist eine unregelmässige
Gasse, welche ihren Namen erst öeit Erbauung des gleich-
namigen Hofes erhielt.
Das Haus Nr. 4, welches nach einer früheren Besitzer-
Familie den Namen „Deinpfingerhof'^ führt, enthält die 1825
von Architekten Kornheisel im Barockstil erbaute Si^iagoge,
welche im Innern reich ausgestattet ist und die Kanzleien
der israelitischen Cultusgemeinde.
Singerstrasse, zwischen Nr. 1 und 3 Kärntnerstrasse
und Nr. 2 Seilerstätte, wurde bereits Mitte des 16. Jahr-
hunderts als Sinineerstrasse nach einem daselbst ansässigen
reichen Bürgergeschlechte bezeichnet.
Nr. 7 Deutsches Ordenshaus, bildet zugleich eine Seite
der Churhausgasse und Nr. 4 am Stefansplatz.
Nr. 10 Schild „Zutn steinernen BösseV^, war 1510 Eigen-
thum des Gelehrten Dr. Cuspiniauus (Spiesshammer). Drei
alte im Hofe angebrachte Votivtafeln haben Bezug auf die
von Kaiser Max I. gegründete „Gelehrte Donau-Gesellschaft".
Nr. 26 Kloster der Franziskaner (vergl. Franziskaner-
platz).
In einem Theile dieses Klosters ist die ä:. k. Hof- und
Staatsdruckerei untergebracht, zu deren Directionsräumen
von dieser Gasse der Eingang ist.
Diese Anstalt wurde 1804 nur zum Druck amtlicher Ver-
lautbarungen errichtet und zählte noch 1841 nicht ganz ein
halbes Hundert von Arbeitern. Erst durch die Bemühungen
des verstorbenen Hofrathes Auer, der 1842 die Direction
übernahm, wurde die Staatsdruckerei zu einer Musteranstalt
Moriz Berraann, Führer d. Wien. 7
98 Innere Stadt.
für alle Zweige der typischen und graphischen Technik und
zählte in den Fünfziger und Sechziger Jahren über tausend
Beschäftigte.
In neuerer Zeit hat man aus ökonomischen Rücksichten
den Kreis der Wirksamkeit wieder etwas eingeschränkt, in-
dessen werden noch immer nebst dem gewöhnlichen Buch-
druck auch Stein- und Kupferdruck, Schriftgiesserei und
Stereotypie, Xylographie, Stempelschneiderei und Galvano-
plastik betrieben
Bezüglich Besichtigung dieser Anstalt ist das Erforder-
liche unter „Sehenswürdigkeiten" einzusehen.
Nr. 23 Altes Üniversitäts-Gebäude, ist seit Erbauung
Eigenthum der Universität und seit 163 ) Sitz des üniversi-
täte-Consistoriums und anderer akademischer Behörden.
Stefansplatz, so ziemlich in der Mitte der Stadt und an
der Einmündung der Kärntner- und Rothenthurmstrasse
gelegen. Dieser Platz unterlag mehrfachen Veränderungen
seiner Anlage. Sowohl gegen den Stock im Eisenplatz, als
vor der Westfa<jade waren noch Häuserreihen angebracht,
welche den auch jetzt nicht sehr geräumigen Platz noch
mehr einengten. Erstere, die sogenannte Cantorei, sammt
der dahinter liegenden Magdalenenkirche wurden 1781 von
einem Brande beseitigt, die kleinen Häuschen vor der Brand-
stätte 1792 aus Anlass der Krönung Franz II. demolirt. Die
Rothenthurmstrasse war durch ein Eingangsthor des Erz-
bischöflichen Palastes, welches 1750 beseitigt wurde, abge-
schlossen und bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts reichte
von der Kirche bis zur Brandstätte der sogenannte „Heil-
thumsstuhV, ein gothischer Arkadenbau, von welchem aus
die Reliquien des Domschatzes den Andächtigen zur Ver-
ehrung vorgewiesen wurden. Um die Kirche lag bis 1783
der „Stefans-Frcythof**, der wie die übrigen internen Fried-
höfe erst durch die reformatorische Massregel Josefs II,
entfernt wurde.
Wir wenden uns nun zum St Stefam-Dome, der weitaus
interessantesten Baulichkeit Wiens, namentlich durch seinen
mächtigen, weithin sichtbaren wunderbaren Thurm, jedem
Wiener theuer, der in dem letzteren mit Recht das bedeu-
tendste Wahrzeichen der Stadt sieht und schätzt.
Es ist einigermassen zweifelhaft, ob nicht vom Vorgänger
Heinrich Jasomirgott's an Stelle der alten Capelle schon der
Grund zu einer romanischen Kirche gelegt wurde, da ur-
kundlich erwiesen ist, dass bei St. Stefan schon 1137 eine
Pfarre bestand. Indessen ist eine energische Förderung des
Baues durch jönen Fürsten wohl anzunehmen und 1244
wurde die Kirche unter ihm geweiht. Wahrscheinlich wurde
dieser Bau bei grossen Bränden der Jahre 1258 und 1276
Der Stefansdoin.
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Innere Stadt. 99
wieder zerstört und nun entstand ein -neuer Bau, welchem
die jetzige Westfa<^ade mit dem ,, Riesen thore" und den
„Heidenthürmen" entstammt, welch',* letztere 1295 zuerst ur-
kundlich erwähnt werden. Unter Herzog Albrecht II. wurde
1339 und 1340 der grosse Chor gebaut, Herzog Rudolf
beschloss jedoch einen vollständigen Umbau der Kirche, liess
einen Plan dazu verfertigen und legte 1359 den Grund-
stein zurja Langhaus und zum ausgebauten Thurm. Der
Ausbau des Langschiffes bis zu dem durch die Thurm-
hallen gebildeten Querschiff, des südlichen Thurmes bis zur
Galerie des Singer- und Bischofsthores, der Bau der beiden
Capellen an der Westfa(jade . und der Katharinen-Capelle an
der südlichen Thurmhalle fällt in die Jahre 1365 bis 1395.
Der Hochthurm wurde 1433 vollendet, die Einwölbung des
Langhauses 1446; vier Jahre später wurde der Bau des
Nordthurmes begonnen und bis 1562 fortgesetzt; 1470 er-
folgte die Herstellung der Sacristei und der beiden Seiten-
chore, 1490 die Vollendung des Daches. Der Bau der
Barbara-Capelle fallt in das Jahr 1492, die Herstellung der
Kanzel, des Orgelfusses, der Thurmhallen und des alten
Giebels der Südseite geschah 1506. Damit ist die eigentliche
Baugeschichte des Domes zu Ende, denn was noch weiter
geschah, trägt den Charakter von Restaurationen. So wurde
1516 die durch ein Gewitter beschädigte Spitze des hohen
Thurmes neu hergestellt, der auch in den Jichren 1690, 1761,
1782 und 1809 mehrfachen Ausbesserungen unterzogen und
1839 unter Aufstellung eines Eisengerippes vollständig um-
gebaut wurde. Diese Construction erwies sich jedoch nicht
als zweckmässig und den Temperatur-Einflüssen so aus-
gesetzt, dass die Bausicherheit des Thurmhelmes ernste Be-
sorgnisse einflösste. Mittlerweile war 1853 der Ausbau der
Giebel in Angriff genommen und 1856 auf beiden Seiten
vollendet worden. Dies gab den Anstoss zu umfassenderen
Restaurationen und es wurde ein ständiges Dombau-Comite
eingesetzt und der Hersteller der Giebel, Architekt Leopold
Ernstj zum Dombaumeister ernannt. Dieser leitete die um-
fassenden Restaurations-Arbeiten und wies auch auf die bis
zu Abweichungen der Haupt-Eckpfeiler gediehenen Schäden
des Hochthurmes hin, dessen Wiederherstellung 1860 ge-
nehmigt und in Angriff genommen wurde. Bis zu Ernst's
1862 erfolgtem Tode geschah noch die Abtragung der
Thurmspitze und der Beginn des Neubaues. Von 1862 an
führte der zum Dombaumeister ernannte berühmte Gothiker
Friedrich Schmidt den Neubau, der 1864 nur als Stein-
Construction vollendet wurde. Die Restaurations-Arbeiten am
unausgebauten Thurm und namentlich im Inneren werden
noch immer fortgesetzt. __^ iC
100 Innere 8tadt.
Der Grundriss des Domes zeigt die Form eines lateini-'
sehen Kreuzes, bei welchem die beiden Thurm hallen mit den
angebauten Capellen die Kreuzesarme bilden. Obwohl die
beiden Seitenschiffe etwas niederer sind als das Mittelschiff,
ist St. Stefan doch ein Hallenbau. Die Länfre der Kirche
beträgt 342 Fuss, die Breite des Mittelschiffes 33-5, die Höhe
desselben 86 Fuss, die Breite der Seitenschiffe 28 Fuss. Der
ausgebaute Thurm hat jetzt eine Höhe von 432 Fuss 6 Zoll
gegen die Messung von 1839 von 432 Fuss 3 Zoll,' also um
nicht ganz drei Zoll mehr und wird unter deutschen Kirchen-
bauten an Höhe nur vom Kölner Dom und Strassburger
Münster übertroffen.
Von Baumeistern sind bekannt: Octavian Volkhner 1150,
Wenzel und Ulrich Helbling 1388, Peter von Prachawits
1405 und UM, Hans von Pi'achatitz 'iiS9, Hans Puchshauvi
1445, Lorenz Spenycy 1454, Egyd Paun 1461, Guy Paun
1478, Seyfried Kunig aus Konstanz 1505, Georg Klaigh aus
Erfurt 1506, im gleichen Jahre Anton Pilgram, Gregor und
Bernhard Hauser 1516, Michael Fröfichl aus Trier 1521,
Bernhard Schärdtinger 1534, Bonifaz Wohlmueth uud Paul
Khölhl aus Krakau 1547, Hans Savoy und Meister Schüler
1556, Peter Krueg aus Worms 1590, MaxSchor 1598 u. s.w.
Der ganze Dom ist in architektonischer Beziehung von
anerkannter Bedeutung, namentlich trägt aber hierzu der
Umstand bei, dass er .die Uebergangs-Periode zwischen dem
j'omanischen Stile, wie er sich noch in der Westfa^ade mit
dem Hauptthore und den beiden charakteristischen Heiden-
thürmen zeigt und die Blüthe der Gothik versinnlicht.
Die Westfa^ade ist der älteste erhaltene Theil des Domes,
nur das reiche Spitzbogenfenster ober dem Haupteingange
und die Galerie, welche die Front gegen das Dach ab-
schliesst, gehören einer späteren Zeit an. Die sogenannten
Heidenthürme, welche die Westfa<^ade flankiren, haben eine
Höhe von 202 Fuss und schliessen mit spitz zulaufenden
Helmen ab. Das Hauptthor („Biesenthor^) ist ein rundbogig
. gegliedertes Portal mit einer von einem Spitzbogen gedeckten
Vorhalle. Aus je 5 schlanken Säulen laufen gegen oben
Wulste mit Rautenwerk heraus, welche, sich gegen rückwärts
verjüngend, das Portal bilden. Aus der& reichen figuralen
Schmuck heben wir das Mittelbild des Heilands und die
Apostelfiguren, namentlich aber die abschliessende Leiste
mit den phantastischen Thier- und Pflanzen-Ornamenten her-
vor. Die beiden Rundfenster über den Capellen der West-
fa(^ade zählen, namentlich in der Zartheit der Zeichnung,
zu den schönsten Masswerk-Constructionen. (Bild S. 101.)
Den imposantesten Eindruck gewährt der Anblick des
Domes von Südwesten, wo man die im einheitlichen Stile
Innere Stadt.
101
gehaltene, jetzt durch Ausbau der Giebel vervollständigte
Längenfa<^ade übersieht, aus deren Mitte der Hochthurm,
einer riesigen himmelanstrebenden Nadel gleich, sich her-
vorhebt.
Die das Langschiff erhellenden Fenster präsentircn sich
von aussen als je sieben schlanke, im Spitzbogen endende
und je zwei und zwei von mächtigen, reich ornamentirten
Strebepfeilern verbundene Fenster. Die Verschiedenheit der
oben abschliessenden Steinrosen in der Zeichnung ist be-
wundernswerth.
Das Riesenthor der Stefanskirche. (S. 100.)
Die Längenfa^ade wird südwärts belebt durch die in
Form kleiner Capellen construirten Eingangshallen und durch
das sogenannte Singerthor, nächst welchem sich unter einem
zierlichen Stein -Baldachin ein arg verstümmeltes Grabmal
befindet, das nicht ohne Widerspruch für jenes des Otto
Neidhard Fuchs (1334), Herzog Otto des Fröhlichen lustiger
Rath, gehalten wird (Bild S. 102). Die Vorhalle des Singer-
thores, ein zierliches Werk des Baumeisters Pilgram^ enthält
sehr alte Glasmalereien und bemerkenswerthe Sculpturen. In
östlicher Richtung schliesst sich die 1731 gerade nicht zum
Vortheile der Stil-Einheit angebaute neue Sacristei an, njjjöi
102
Innere Stadt.
dieser über einer Vorhalle der ausgebaute Hochthurm, ein
Meisterwerk der Künstler Wenzla Helbling (von. Kloster-
neuburg?), Piter von Prachawitz und Hans Puchsbawn.
Der sich in unmerkbarer Weise bis zur Spitze verjüngende
Thurm besteht aus zwei hohen quadratischen Geschossen
mit colossalen über Eck gestellten Streben, dann einem von
vier schlanken Fialen umgebenen weiteren zweistöckigen
Aufbau, aus welchem sich der durchbrochene pyramidal
aufsteigende eigentliche Helm hebt. Die Giebel der Thurm-
Grabmal des Neidhard Fuchs. (S. 101.)
geschosse und die über dem II. Stockwerke angebrachten
verschränkten Giebel gehören zu den schönsten gothischen
Stein-Constractionen. Der Thurm erhält, von einer der Ecken
aus angesehen, überhaupt durch die Fülle des sich von ihm"
abhebenden steinernen Masswerkes einen Charakter der
I^eichtigkeit, welcher bei seiner gewaltigen Masse noch mehr
iraponirt.
Die Besteigung des Hochthurmes geschieht auf 533
steinernen Stufen und ist nicht besonders beschwerlich. Jeden-
falls ist die Uebersicht der zu den Füssen liegenden Stadt
Innere Stadt. 103
ind der Fernblick weit in die Ebene und in das von Süd-
westen hereindrängende Alpengebiet lohnend genug, um die
Mühe nicht zu scheuen. Das Erklimmen der Spitze von
aussen mittelst der am Thurmhelm angebrachten eisernen
Leitern ist nicht mehr gestattet und auch das früher bei
grossen Festlichkeiten übliche Fahnenschwingen von der
Thurmrose aus schon lange ausser Gebrauch gekommen.
Die zugleich als Eingang in die Kirche dienende Thurm-
halle (Primthor) hat bemerkenswerthe Stein-Sculpturen und
Starhemberg-Bank. (S. 106.)
alte Glasgemälde, welche die Porträts der Kaiser Rudolf I.,
Albrecht I., Friedrich des Schönen und Albrecht IL, der Her-
zoge Rudolf II , Heinrich des Sanften, Otto L, Rudolf in.,
Friedrich IL, Leopold I. und IL darstellen. In dieser Thurm-
halle wird das auf Staatskosten hergestellte Denkmal an die
Befreiung Wiens von den belagernden Türken im Jahre 1683
zur Aufstellung kommen. Der Tnurm selbst enthält 5 Glocken,
darunter jene 1711 von Johann Aichamer aus türkischen
Kanonen gegossene, im Gewichte von 402 Centnem. Es ist
dies eine der grössten existirenden Glocken (wohl nur von
104
Innere Stadt.
o,d*«--tt*^ ^*'*
Innere Stadt.
105
Katakomben. (S. 113.)
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106 Innere Stadt.
jeneiv in Moskau und Erfurt übertroffen); die Höhe beträgt
9' 8", der Durchmesser 10', der äussere umfang 30' und
ihr Ton ist, namentlich in der Nähe , nahezu nerven-
erschütternd. Wegen Gefahr für den Thurm durch die Luft-
erschütterung ist das Läuten mit dieser Glocke gänzlich ein-
gestellt worden.
Oberhalb der Thurmstube befindet sich die Wohnung
des Thurmwächters, welche auf telegraphischem Wege mit
der Centrale der städtischen Feuerwehr verbunden ist, und
unmittelbar darüber ist jener berühmte Söller, von welchem
aus 1683 Graf Starhemberg den Fortgang der türkischen
Belagerungs-Arbeiten beobachtete und der auch 1848 dem
unglücklichen Ober-Commandanten Wenzel Messenhauser als
Observatorium diente. (Bild S. 103.) Unmittelbar unter dem
Thurmhelm hängt die „Feuer- und Rathsglocke", welche die
Jahreszahl 1453 trägt.
Ober der Kreuzrose, welche einen Durchmesser von 15'
hat, erhebt sich eine 4' im Durchmesser haltende Kugel
und über derselben der aus 530 einzelnen vernieteten
Stücken bestehende Adler, der eine Höhe von 8', eine Breite
von 6' hat, 3 Centner 36 Pfund . wiegt und zugleich als
Windfahne dient. Zu seiner und der Kugel Vergoldung
wurden 427 Stück Ducaten verwendet. Die feierliche Auf-
setzung geschah .am 18. August 1864.
An den Hoch thurm schliesst sich der ungewöhnlich hohe,
gleichfalls dreischiffige Chor an, welcher bedeutend ein-
facher in der Ornamentik gehalten ist, als die Seitenfa^aden,
doch einen bedeutenden und würdigen Eindruck macht. Der
Mittel-Chor ist fünfseitig construirt, mit ebensovielen zwischen
starken Streben gelegenen, im Spitzbogen abschliessenden
Fenstern, ähnlich sind die Neben-Chöre, deren jeder sechs
Fenster hat, ausgeführt. Die Aussenseite des Chores ent-
hält zahlreiche Denkmale und Sculpturwerke ; nächst dem
Fuss des Hauptthurmes ist ein Sandstein-Relief aus dem
15. Jahrhundert (Christus' Abschied von den Frauen), ein
Weihbrunnenbecken vom Jahre 1506 und ein bedeutendes,
die Leidensgeschichte Christi behandelndes Relief von 1580.
Der Mittel-Chor enthält eine Darstellung »Maria und die
armen Seelen", Fresco-Gemälde von Josef Danhauser aus
den Jahren 1826 — 30. Am nördlichen Chor sind bemerkens-
werth: das Grabmal des Rathsherrn HutstockeTj leider sehr
beschädigt, mit einem grossen, den Gang nach Golgatha
darstellenden Basrelief, von C. Vlauen, 1523 errichtet; die
steinerne Kanzel, von welcher 1456 der heil, Johannes Ca-
pistran seine Kreuzzugs-Predigten hielt (Bild S. 107); der
geschmacklose offene Capellenbau beim Eingange in die neue
Innere Stadt.
107
Gruft und endlich das grosse, dem 16. Jahrhundert ent-
stammende Votivbild aus
Stein, das jüngste Gericht
darstellend.
Der sich nun anschlies-
sende Nordthurm, der sog.
unausgehaute Thurm^ wel-
cher nur bis zum Dachge-
simse der Kirche reicht, hat
bis zum ursprünglichen
Mauerwerk eine Höhe von
23° 5', bis zur Spitze des den
zopfigen Kuppelhelm krö-
nenden Adlers eine solche
von 34° 1'. Er gleicht in der
Anlage wie im Aufbau voll-
kommen dem Hochthurm,
nur enthält die Eingangs-
halle einen reicheren archi-
tektonischen Schmuck. An
dem Portale stehen die Stand-
bilder der heil. Maria, der
heiligen Rochus und Johan-
nes, im Innern der Halle
sind die sehr zierlich ge-
arbeiteten Baldachine und
alten Glasgemälde (Steini-
gung des heil. Stefan und
die Beil. drei Könige) sehens-
werth
Im oberen Thurmraume
hängt die 2085 Centner
schwere, mit schönem erhabe-
nen Bilderschmuck versehene
Glocke, „die Pummerin^ ge-
nannt. Am Fusse des Thur-
mes ist das Grabmal des
Humanisten Conrad Celtes
(1508), des gekrönten kai-
serlichen Poeten, angebracht.
{Bild S. 108.)
An der nördlichen Län-
genseite, welche jedoch zum
grösseren Theile von den zu
den Restaurations - Arbeiten r^- n • * i, i /a in.* n
nöthigen Steinmetzwerkstät- ""'' CapistranWei. (S. 106.)
ten unnahbar gemacht wird, ist das nächst der Kreuzcape Ue
108 Innere Stadt.
gelegene Bischofsthor zu erwähnen. Es ist mit reichem Mass-
werkschmuck geziert und enthält interessante Reste alter
Glasmalereien.
unmittelbar daneben befindet sich auf einer Säule ein
Bild des gekreuzigten Christus und diesem gegenüber eine
Sculptur aus dem 14. Jahrhundert, eine Oelberg-Darstellung.
Die Frage des Ausbaues des nördlichen Thurmes wurde
schon vielfach angeregt, jedoch stets wieder fallen gelassen.
Nächst der Kostenfrage waren hierbei namentlich zwei Erwä-
gungen massgebend. Es wurde nämlich von fachmännischer
Seite betont, dass der Bauzustand des unausgebauten Thurmes
derart, sei, dass einer Weiterführung des Thurmbaues die
pä ^ y'ijif t
Caspinian, ölatkonia, Celtes. (GrabBteinbilder.) (S. 107 Q. 112)
Demolirung des schon bestehenden Theiles bis auf die Funda-
mente vorausgehen müsste, und endlich wurde auch das immer-
hin zu beachtende Bedenken ausgesprochen, ob nicht durch
einen zweiten Thurm die Wirkung, statt erhöht, beeinträchtigt
würde.
Das ungewöhnlich hohe Kirchendach ist mit glasirten ver-
schiedenfarbigen Ziegeln gedeckt.
Wir wenden uns nun zum Inneren des Domes, das nament^
lieh vom Riesenthor aus von geradezu überwältigendem, un-
willkürlich erhebendem Eindrucke ist.
Der 19" 2' breite innere Raum der Kirche wird durch
12 freistehende schlanke und reich gegliederte, in ein Spitz-
bogen-Netzgewölbe auslaufende Pfeiler in drei Schiffe ge-
theilt, von welchem das mittlere 14° 2', die Seitenschiffe
ll*' 3' hoch sind. Der von der Linie der beiden Thurmhallen
beginnende Chor besteht gleichfalls aus einem Mittel- und
Innere Stadt. 109
zwei Seitenchören, welche durch sechs in zwei Reihen frei-
stehende Pfeiler geschieden werden. Leider beeinträchtigen
die an den Pfeuem des Langhauses angebrachten Rund-
und die an den Längenwänden stehenden Flügelaltäre, noch
dazu im Barok-Stile hergestellt, den imposanten Eindruck^
des Innern sehr, wie denn überhaupt bei der inneren Ein-~
richtung manche Sünde gegen den guten Geschmack be-
gangen wurde.
Der Hochaltar selbst, 1647 durch Bischof Graf Fried-
rich Breuner nach Zeichnungen des Bildhauei^s Jakoh
Bock aus schwarzem polirten Marmor hergestellt, ist im
zopfigen Geiste seiner Entstehungszeit gehalten. Die vier
Heiligenstandbilder stellen St. Florian, St. Rochus, St. Seba-
stian und St. Leopold dar; das Altarblatt von Tobias Bock,
die Steinigung des heil. Stefan, ist eines der besten Werke
jener sterilen Kunstperiode.
Ueber dem silbernen Tabernakel befindet sich ein Manen-
bild von Pötsch (1697), welches früher durch sein Weinen
grossen Ruf als wunderthätig genoss.
Dem Hochaltar zur Linken ist das schöne marmorne Por-
tal zur oberen Sakristei, mit dem Alabaster-Bildnisse Papst
Plus VI. geschmückt, zur Erinnerung an die von ihm wäh-
•rend seiner Anwesenheit in Wien celebrirte Pontificalmesse.
Rechts ist der Eingang zur Schatzkammer, welche alterthüm-
liche Kostbarkeiten, Reliquien-Behältnisse und Kirchen-Para-
mente besitzt, von welchen einzelne an bestimmten Tagen
beim Hochaltar zur Verehrung aufgestellt werden.
An den zum Presbyterium führenden Stufen wurden 1720
zwei geschmackvolle Altäre mit Altarblättern von Rottmeyer
(St. Johann von Nepomuk und St. Carolus Borr.) aufgestellt.
Unmittelbar vor dem Presbyterium ist der Eingang zu der
1363 bis 1576 zur Beisetzung der Herzoge von Oesterreich
benützten Gruft, welche gegenwäiiig nur mehr Urnen mit
den Eingeweiden der Mitglieder des Kaiserhauses aufnimmt.
Die beiden Seiten des Presbyteriums werden von ge-
schnitzten Chorstühlen gebildet, welche die Bildnisse Kaiser
Friedrich III., Papst Paul II. und der Wiener Bischöfe bis
auf den Grafen Breuner enthalten. Im Chor setzen sich
diese Stühle in doppelten Reihen fort; letztere sind eine
ausgezeichnete spätgothische Arbeit des Wiener Holzschnitzers
W. Rollinger und um 1484 verfertigt. Die stets wechselnde
Zeichnung und die reiche, oft bizarre Thier- und Ara-
besken-Ornamentik, welche sich um Scenen aus der Lei-
densgeschichte Christi windet, macht diese Arbeit zu einer
sehr merkwürdigen. Rechts befindet sich ober derselben das
kaiserliche Oratorium, links der Musikchor mit einer von
Ferd. Römer erbauten Orgel, beide im Beginne des 18. Jahr-
110
Innere Stadt.
hunderts entstanden. Das den Raum abschliessende Gitter
ist ein Meisterwerk des sogenannten „Teufelsschlossers"
Martin Mux, über den beim Stock-im-Eisenplatz Näheres
zu finden. Im rechten Seiten-Chor, dem Thekla-Chor, be-
findet sich das berühmte Marmordenkmal Kaiser Fried-
rieh's III. (gestorben 1493), welches einen reich geschmück-
ten Sarkophag vorstellt, auf dessen flachem Deckel die
Figur des Kaisers im Ornate, umgeben von den Wappen
seines Hauses liegt. Der Sarkophag wird von einem gleich-
falls aus rothem Marmor gearbeiteten durchbrochenen Gitter
umgeben, welches mit Heiligen-Figuren und abenteuerlichen
Thiergestalten geschmückt ist. Das Denkmal soll einen Ko-
stenaufwand von 40.000 Ducaten verursacht haben und wurde
Sarkophag Friedrich's III. in der Stefanskirche.
1467 von dem Steinmetz Nik. Lerch aus Leyden begonnen,
1513 von dem Wiener Meister Martin Dichter vollendet.
Sonst enthält diese Chorseite noch die Grabdenkmäler
der Erzbischöfe Migazzi und Ilohemvart, das des 1812
in Wien verstorbenen Erzbischofs von Salzburg, Hiero-
nymus Franz, und diesen gegenüber jenes des päpstlichen
Legaten Leardi. Vor den Stufen des Friedericianischen Denk-
mals ist die Ruhestätte des enthaupteten Bürgermeisters
Vorlauf und seiner Todesgefahrten Bock und Bampers-
dorfer. Die schönen modernen Glasgemälde sind sämmtlich
von dem bekannten, kürzlich verstorbenen Glasmaler Gej/-
ling ausgeführt , und zwar die ersten drei nach Cartons
von Führich auf Kosten der Gemeinde Wien, welche auch
das daranstossende zum Andenken an die Wiedergenesung
Innere Stadt. 111
des Bürgermeisters Zelinka 1864 nach Entwürfen von Ziem
ausführen liess. Von Klein und Geyling stammen auch die
letzten drei Fenster, Stiftungen Zelinka' s zum Andenken
seiner Gattin, des Magistratsrathes Krones und des bekannten
Cafetiers Daum, her.
Der gegenüberliegende (nördliche) Frauen-Chor entspricht
in der Gestaltung ganz dem Thekla-Chor; er enthält das
Grabdenkmal Herzog Albrecht III. (gestorben 1395) und
seiner Gemahlin und ist gleichfalls mit von Geyling ausge-
führten sehr efFectvollen Glasgeraälden, welche einst vom
Domcapitei und dem verstorbenen Erzbischof Rauscher ge-
stiftet wurden, geziert. Das letzte der Fenster gegen den
Ausgang ist eine Schenkung des Künstlers und enthält sein
Bildniss. An den Altarstufen ist die Ruhestätte des . im
Jahre 1875 gestorbenen Cardinal-Erzbischofs Bauscher.
Der nördlichen Thurmhalle ist die 1492 erbaute und
1 854 restaurirte Barbar a-Capelle angebaut, welche den zier-
lichen gothischen Altar zum Gedächtniss an das glücklich
vereitelte Attentat auf Kaiser Franz Josef (1853), nach Ent-
würfen von Stäche und Ferstel von Schönthaler ausgeführt,
enthält. Das Altarblatt ist eine Arbeit des Prof. Blaas, die
Glasfenster sind von Geylingj die Statuen von Gasser.
Dieser Capelle entspricht bei der südlichen Thurmhalle
jene der heiligen Katharina, welche 1396 erbaut wurde.
Dieselbe enthält einen schönen, mit Relieffiguren gezierten
Tauf stein aus dem Jahre 1481, eine Arbeit des Meister
Heinrich von Wien, und über dem Altar ein in Holz ge-
■schnitztes Crucifix.
An der nun folgenden Längenwand des südlichen Seiten-
schiffes folgt zunächst der Eingang in die neue Sacristei,
dann die Altäre des heiligen Leopold, der heiligen Drei-
faltigkeit und des heiligen Sebastian. An den Pfeilern be-
findet sich der St. Veits- und Allerheiligen-Altar.
An der inneren Westseite folgt nun die Eligius-Capelle
aus dem Jahre 1394, welche durch alte bunte Glasfenster
in ein feierliches Halbdunkel gehüllt wird.
Mit dieser correspondirt die gegenüberliegende Kreuz-j
auch Eugen- oder Tirna-Capelle. Diese entstand 1394 und
enthält das Grabdenkmal des österreichischen Heerführers
Prinz Eugen von Savoyen (gestorben 1736) im Rococo-Ge-
schmack, ein vortreffliches Fresco-Gemälde von Prof. Joh.
Ender y und über dem Altar ejn hölzernes Christusbild mit
eingesetztem natürlichen Barthäar, von welchem der fromme
Glaube lange behauptete, es wachse nach. Das Fenster un-
mittelbar daneben enthält seit Kurzem ein französisches
Glasgemälde, welches jedoch weder nach der technischen
112
Innere Stadt.
Ausführung, noch bezüglich der Zeichnung sich mit den
hier gefertigten messen kann.
Zwischen diesen beiden Capellen und ober dem Riesen-
thore wird von einem mächtigen, aber gedrückten Kreuz-
gewölbe der fast nie benützte grosse Musik-Chor getragen,
dessen Orgel, 1720 von G. Neubauer aufgestellt, 32 Register
zählt. Grosse Verdienste um die kirchliche Musik des Domes
hatte seinerzeit Bischof Georg Slatkmiia (gest. 1522), dessen
interessantes Grabdenkmal sich links vom St. Antons-Altar
befindet. (Bild S. 108.)
Die Kanzel in der Stephauskirche. (S. 111.)
An die Kreuzcapelle schliessen sich im nördlichen Seiten-
schiff, das Grabmal des Geschichtsschreibers und üniversitäts-
Rectors Joh. Cuspinianus (gestorbep 1529; Bild S. 108) und
das Bischofsthor an. Weiters enthält die nördliche Längen-
wand noch den St. Ursula-, St. Agnes- und Peter- und
Pauls-Altar. An den Pfeilern dieser Seite kommt zuerst der
Michaels-Altar und die sehr schön aus dem Sechseck con-
struirte, mit reicher Ornamentik geschmückte Kanzel^ um
1512 von Meister Pilgram ausgeführt, dessen Bildniss sie
Innere Stadt. 113
auch am Säulenknauf, der sie trägt, enthält (Bild S. 112.) ;
dann folgen an den nächsten Pfeilern der Katharinen- und
der Speise- oder Frauen-Altar. *
Es erübrigt nunmehr nur noch der Katakomben zu er-
wähnen, welche sich in unregelmässigen Gängen weit über
den Kirchenraum, ja selbst über den Stefansplatz, nament-
lich in der Richtung gegen die Wollzeile ausdehnen. Die-
selben sind zu Beginn der Siebziger Jahre einer durch-
greifenden Restauration unterzogen worden ; die zweite noch
tiefer liegende Gänge enthaltende Katakombe und auch
einzelne Räumlichkeiten der oberen wurden vermauert, die
früher wirr durcheinander liegenden Särge und Knochen-
haufen wurden in einigen Gewölben zusammengeschlichtet
und die eingetrockneten Leichname beseitigt.
Hätte man nicht zu Nutz und Frommen Schaulustiger
Einbruchslöcher in einige mit Menschenknochen, Sargtrüm-
mern und Schädelhaufen gefüllte Gewölbe offen gelassen,
auch eine Anzahl erhaltener, zum Theil geöffneter Särge mit
den Leichnamen in einer Räumlichkeit zusammengestellt, so
würden sich diese sauber gehaltenen Gänge und Hallen in
nichts von anderen, harmloseren Zwecken gewidmeten unter-
irdischen Räumlichkeiten unterscheiden.
Der Eingang befindet sich an der Stadtseite von der er-
wähnten Gruftcapelle aus, in welcher eine eiserne Fallthüre
die abwärts führende Stiege bedeckt.
Die Besichtigung der Katakomben (Bild S. 104) ist nur
Gesellschaften von mindestens 8 Personen gestattet, und zwar
gegen Anmeldung in der Bauhütte und Erlag von 1 fl. per
Person für die Beleuchtung, Begleitung u. s. w.
Da bisher noch kein Führer^Buch von Wien ein richtiges Bild der Aiis-
dehnnng dieser Katakomben za gehen vermochte, floU hier den Lesern ein
verunschaulichender Grundriss (Original im Kirch^nmeisteramt) in dieser
Beziehung geliefert werden.
Zu den Grüften führt eine schmale unscheinhare Thure im Deutschen
Hause gegenüber der Ruckseite der Schatzkammer dei« Domes. Bis zu Ende
der Sech/.iger Jahre war dies der meist im Gebrauche stehende Eingang (Nr. 1
des Planes auf S. 104), nunmehr jedoch ist er aufgelassen. Vom Ein-
gange (1) kommt man in einen kleinen Lichthof (2), dann beginnt der
abwärts führende Gang. Ueber 29 Stufen (3) gelangt man in einen noch im
deutschen Ordenshause befindlichen Keller (4), au dessen Kückseite ganz
niedrige, gewölbte, lange Mauernischen sich befinden. Hier stand einst die
Capelle des Carnarinms (Beinhauses).
Von da fuhren weitere 19 Stufen (5) durch einen hohen Gang abwärts in
einen geräumigen Keller (6). Aus diesem Räume führen zwei aufgemanerte
Schachte (7) zur Oberfläche des Stefansplatzes, um den unterirdischen
Räumen Luft und Licht zuzuführen.
* Ein ebenso liebes als belehrend-unterhaltendes Andenken an Wien
und den herrlichen Dom bietet das reich illustrirte Buch: „Der Wiener
Siefansdom und seine Sehenswürdigkeiten in Geschichte, Kunst, Legenden und
Sagengebilde«. Von Moriz B er mann. (A. Hartleben's Verlag.) ^
Moriz Hermann, Führer d. Wien. 8
114 Innere yxADT.
In einigen KrQmraungen führt nun ein Gang (8) über 14 Stufen, die
iu zwei grösseren Abtheilungen auf einander folgen, in einen ganz unregel-
roä88igen Raum (9), welcher eich genau unter der Sacristei nächst des Hoch-
altars befindet und dieser in seiner Iläunilicbkeit ähnlich ist. In der Mitte
steht ein viereckiger Pfeiler von Quadern, als Träger des Gewölbes; in seiner
Stellung entspricht er der Marmorsäule, welche das Gewölbe der oberen
Sacristei trägt. Die kleinen Seitengäage (10 und 11) waren an ihren Ein-
gängen vermauert und dienten offenbar zur Beisetzung von Leichen.
Der von hier auslaufende Gang (12) führt unter die Marienabseite der
Kirche, geht gerade unter dem Frauen-Chor und Altar (13) durch die Kirchen-
fundamente und ist daselbst am schmälsten und engsten; weiter wird er
breiter und auch hoch (14). Links befinden sich kleine, noch theilweise ver-
mauerte Nebengewölbe (15 und 16) bis an die Decke mit Särgen gefüllt. Au
der Mauer ist die Jahreszahl 1779 zu lesen, wohl die Zeit, in welcher man
das vollgelegte Gewölbe verschloss. Den Seitengang rechts (43) werden wir
bpäter betreten. In das Gewölbe (14) führt aus der Kirche eine Sargein-
luss-Oeffnuug (17). Hier sind die Gebeine an den Seiten bis zur Decke auf-
gespeichert.
Durch einen schmalen und niedrigen Gang (18) gelangt man nun in den
Quertract (19), der sich unter dem Querschiff befindet. In denselben gelangt
man mittelst zweier gegen die Thurmhallen hin ausmündenden Stiegen
(20 und 21). An den Seitenwänden sind kleine Nischen sichtbar. Die Decke
des Gewölbes ist mit einigen runden und ovalen Kosetten verziert, die Wände
in Felder abgetheilt. Der eingebaute grosse Schubpfeiler (22) wurde aus ße-
sorgniss für die Dauerhaftigkeit des zunächst befindlichen Kirchenpfeilers im
Prehbyterium errichtet. Kei der zunächst des grossen Thurmes (23) ange-
brachten Stiege (21) sind zu deren Seiten sieben Grabstellen (24, 25) für
einzelne Särge gewölbt und ausgemauert.
Ein kurzer Gang (26) führt in das Gewölbe unter dem Presbyterinra
(27 und 28), welches durch eine Zwischenmauer in zwei Theile gesondert
wird. Von hier führt der zum Theil schief laufende Gang (29) in die grosse
Gruft (30), die sich von den Stufen des Passions-Chors bis unter das eiserne
Gitter ausdehnt. Ein schmaler Gang (3>) führt zu einem Luftschachte (32),
dessen Mund sich in der Ecke zwischen Mesäuerhans (43) und Kirche be-
findet. Durch einen kurzen Gang (31) gelangt man wieder in das Gewölbe
unter dem Querschiffe (19).
In diesem Gewölbe befinden sich auch die Zugänge zu den Räumen, welche
sich unter dem Mittelschiffe des Lunghauses ausbreiten (35 und ^6). In der
ersteren Gruft stehen zwei kupferne Särge mit den Ueberresten des Bischofs
Emerich Sinelltus (gest. 1685) und Johann Andreas JoauelWs (gest. 1G73).
Die rückwärtigen Räume (40) sind mit Särgen angefüllt. Es befinden sich
hier auch Sargeinlass-Oeffnuugen im Gewölbe (37, 38 und 39). Noch sind zwei
kleine Anbauten (41 un<^ 42) an dem grossen Quertract zu erwähnen, die sich
ebenfalls gegen das Langhaus wenden. Hiermit sind nun die Wanderungen
durch die Grüfte der Kirche vollendet und es erübrigt uns nur noch jene
anzutreten, welche durch die ausserhalb der Kirche gelegenen Grüfte führt.
Kehren wir vor Allem durch einige Räume (19, 18 14) zurück, um zu
der schon früher berührten Abzweigung (43) vom Hauptgange unter dem
Frauen-Chor zu gelangen. Dieser rechts sich abwendende und durch die
nördliche Hauptmauer der Abseite führende Gang senkt sich allmählich, in
welcher Tiefe dann ein Quergaug (44) liegt, der das Hauptverbindungsglied
der äusseren Katakomben bildet. In dem ersteren Gange befindet sich ein
Luftschlauch (45), welcher in der Nähe der Todtengräberwohnung (46) heraus-
tritt. Gegen den Quergang liegen drei grosse Gruftgewölbe (47, 48, 49) und
hinter denselben noch zwei weitere kleinere (50, 51), alle in der Richtung
gegen den Zwettlhof, aber noch immer unter dem Stefansplatz. Hinter diesen
Räumen, die alle mit Särgen angefüllt sind, schliessen die Grabgewölbe ab.
Diesen drei grossen Gewölben gegenüber auf der anderen Seite des Ganges
münden zwei kleine Grufträume ein (52, 53). An dem nordwestlichen Ende
des Querganged befindet sich ein kleiner schliefbarer Canal (54), der sich vor
Zeiten bis zum Luftloch bei der Himmelträgerwohnung (46) hingezogen haben
mag. In der Richtung nach Süden schliesst sich an den Quergang ein
Innere Ötadt. 115
weiterer schiäglaufender Gan? (55) an, in welchen wieder beiderseitig Graft-
räume einmünden. Die mei&ten sind vormaaert, so der letzte reclits (56).
Durch eine dort aufgebrochene Stelle sieht man eine Menge Särge. Das
nächste grosse Gewölbe (57) zeigt Sparen einer Verwendung zur Beisetzung
von Leichen. Die Jahreszahl 1754 an der Wand bezeichnet das Ende dieser
Beiseizangen. An der sädlichen Seite dieses Raumes findet sich der zuge-
mauerte Eingang einer weiteren Gruft (58), die mit Särgen angefüllt ist.
Links des Ganges ein kleiner leerer Raum (59). Von dem Gänge führt ein
klHiner schliefbarer Luftcanal (60) aufwärts; derselbe erreicht jedoch nicht
mehr die Oberfläche und ist ftberpflastert. Der schräge Gang (55) mündet
gegen Süden iu den aus dem Deutschen Hause herabführenden Gang (8), zu
dem man etliche Stufen hinansteigt.
Somit wäre der Umgang durch diese unterirdischen Räume beendet.
Es ist indess noch zu erläutern, dass aus der Kirche selbst bei den Stufen
des Presbyteriuni (A) eine Stiege in die sogenannte Fürstengruft führt. Das
eine Gewölbe (B) ist der alte Theil der fürstlichen Gruft und war bis 1576
im Gebrauch, liittelst des ovalen Gewölbes (C) liess Kaiserin Maria Theresia
die Fürstengraft erweitern', von welchem Gewölbe auch ein Luftcunal (D)
in's Freie führt: derselbe mündet rückwärts des Hochaltars (£) durch zwei
mit Gittern geschlossene Fenster. Es ist ferner zu bemerken, dasa wenn
überhaupt eine weitere Ausdehnung bestand, dieselbe nur in der Richtung
des Zwettlhofes möglich war, indem sowohl das nördliche Ende des schrägen
Ganges (.^6 bei 6)) wegen der dort angehäuften Särge, wie auch ein anderer
Raum (62), der sich unter einem in westlicher Richtung daranschliessenden
leeren Gruftraum (63) befindet und in den man nur durch das eingeschlagene
Gewölbe (61) aus dem oberen gelangen, aber wegen der zahlreichen Särge
nicht hineinkommen kann, bisher nicht genau untersucht wurden.
Ausser dem Eingänge beim Deutschen Hause und jenen beiden im Quer-
scbiffe (20 und 21) besteht noch ein vierter (65), und zwar wird derselbe
gegenwärtig allein benützt. Dieser befindet sich unmittelbar neben der
Capistran-Kanzel. Hier ist ein so geräumiges Portal aufgeführt, dass ein
Theil davon gegenwärtig als Leichenkammer benutzt wird. Eine eiserne Fall-
thüre bedeckt den Anfang der abwärts führenden Stiege (66). Das Portal
tr^t die Inschrift : «Gott gieb ihnen die ewige Kuh' — und das ewige Licht
leuchte ihnen. — Crucifiz Cappel zu den neuen Grüften, 1752." Der Name
Crucifixcapelle stammt von einem in dieser Vorhalle aufgestellt gewesenen,
aus Holz geschnitzten Crucifix, einem herrlichen Kunstwerke des 15. Jahr-
hunderts, das gegenwärtig sich in der Taufcapelle befindet. Statt des
Originals steht jedoch dort seit 1844 ein Zinkabguss desselben. Die vor-
erwähnte, einmal unterbrochene Stiege (66) führt mittelst eines schmalen,
etwas links liegenden Ganges in den Quergang vor dem Zwettlhofe (44). In
den Stiegengang mündet auch ein kleiner Gruftraum (67), welcher derzeit
zum Theile mit menschlichen Ueberresten bedeckt ist.
Steyrerhof, zwischen Nr. 20 und Nr. 22 Rothenthurm-
strasse, führt seinen Namen nach einem Haasschild.
Im Hause Nr. 3, welches ursprünglich den Schild ,,zum
Stcyrerliof ' hatte, ist ein merkwürdiger Votivstein mit vier
Bürgerwappen angebracht. Derzeit enthält der Steyrerhof die
Redactionen und die grossartig eingerichteten Druckereien des
„Neuen Wiener Tagblatf^ und der ,. Vorstadt - Zeitung^ ^
wohl der verbreitetsten Wiener Journale.
Stock-im-£isenplatz, verbindet den Graben mit dem
Stefansplatz, führte in ältester Zeit den Namen Heidenhain-
strasse und vom 16. Jahrhundert, ab wurde er Rossmarkt
genannt. Die jetzige Bezeichnung ist dem uralten Wahr-
zeichen der Stadt entsprungen, dem am Hause Nr. 3 befind-
lichen, ganz mit Nägeln beschlagenen Bauniitrunk, über
116
Innere Stadt.
dessen Entstehung sich ein ganzer Mythus von Sagen entspon-
nen hat, von welchen die verbreitetste jene ist, nach welcher
der Schlosserlehrling Martin Max mit Hilfe des Satans das den
Stamm umschliessende eiserne Band und das vorgeblich unauf-
sperrbare Schloss angefertigt habe, später aber, als er eines
Sonntags die Messe versäumte, dem abgeschlossenen Pacte
gemäss, vom Teufel in die Lüfte geführt und zerrissen worden
sei. Jeder abreisende Schlossei gehilfe sei von jener Zeit
an verpflichtet gewesen, einen Nagel in diesen Stamm
zu schlagen und ein kurzes Gebet für
den so unsanft behandelten Berufsgenos-
sen zu sprecheh. (Sehr sehenswerthe
Arbeiten dieses Martin Mux, der zwei-
felsohne ein tüchtiger Kunstschlosser
gewesen, bewahrt die Schlosserinnung in
ihrer Lade am Salzgries.) Anderen Ver-
sionen nach soll der Stamm die Grenze
bezeichnen, bis wohin der Wiener Wald
reichte und ein Ueberbleibsel desselben
sein. Nach den neuesten Forschungen
ist der Stock die Wurzel eines Lärch-
baumes und seine Nägelbekleidung noch
einem heidnischen Gebrauche entstam-
mend. Früher eine schmale Gasse bil-
dend, ist der Stock-im-Eisenplatz nach
Demolirung der das Schlossergässchen
bildenden Häusergruppe, unter welchen
das sogenannte „Elefantenhaus" (Zur
goldenen Krone") nicht ohne historisches
Interesse war, eigentlich nur eine Fort-
setzung des Grabens.
Nr. 2 Haus „zum goldenen Becher^'.
Neubau mit reich ornamentirter Fagade
an Stelle des im Herbste 1881 theil-
weise eingestürzten uralten Baues. Der
auf das neue Haus ebenfalls übertragene
Becher (Monstranze) giebt altes Zeug-
niss für die fanatisch-religiöse That eines protestantischen
Bäckerjungen aus Württemberg, der im Jahre 1549 in dieser
Gegend bei der Frohnleichnamsprocession dem Priester das
Heiligthum aus den Händen ""'" — ^ ~~ '~~^ — ^ —
trümmerte, wofür er lebendig
wurde abgesperrt und bildet
Sackgässchen, wo der Eingang
„Stefanskeller^^ sich befindet.
Nr. 6. Waarefihaus der berühmten Teppich-Fabrik Philipp
Haas und Söhne (derzeit einer Commandit - Gesellschaft
.stock im Eisen.
riss und es lästernd
verbrannt wurde. Der Weg
das noch jetzt bestehende
den stets gut besuchten
Innere Stadt. 117
gehörig.) Das im reichsten Barockstil ausgeführte Gebäude
ist von Siccardshurg entworfen; dass durch alle Geschosse
reichende pompöse Portal vom Architekten Buwpe^mayer.
Strauchgasse, von der Freiung zur Herrengasse zwischen
Nr. 12 und 14,* hatte früher den Namen Strohgasse.
Nr. 1 Palais des Fürsten Mo7itenuovo, reicht bis über
die Freiung zur Naglergasse und wurde 1851 -52 erbaut Im
Hofraume steht am Brunnen die Reiterstatue St. Georgs mit
dem Lindwnrm, ein Erzguss, vom Bildhauer Fernkorn
modellirt und ausgeführt und eine der ersten, aber auch
schönsten Arbeiten dieses Meisters. Im Tracte gegen die
Naglergasse hat die Änglo-österr. Bank ihren Sitz.
Stubenring, vom Parkring an der Wollzeile vorbei bis zum
Franz Josefs-Quai bei der Aspernbrücke führend. Rechts
wird derselbe durch die Exercierplätze und Reitschulen der
Franz Josefs-Caserne begrenzt; links stehen nur zwei Ge-
bäude, Nr. 5 das des k. k. österreichischen Miifienvis für
Ktmst und Industrie und Nr. 3 die damit verbundene Kunst-
Gewerbeschule.
Das Museum für Kunst und Industrie wurde mit kaiserl.
Handschreiben vom 7. März 1803 mit der Bestimmung in
das Leben gerufen, „durch HerbeischafFung der Hilfsmittel,
welche Kunst und Wissenschaft den Kunstgewerben bieten
und durch Ermöglichung der leichteren Benützung der-
selben die kunstgewerbliche Thätigkeit zu fördern und vor-
zugsweise zur Hebung des Geschmackes in dieser Richtung
beizutragen".
Und es ist nicht zu verkennen, dass dieser Aufgabe ent-
sprochen wurde ; wer die Leistungen, namentlich der Wiener
Kunstindustrie, in den letzten zwei Jahrzehnten verfolgt,
wird den Einfluss der Bestrebungen des Museums nicht ver-
kennen können. Auch auf die Provinzen dehnt dasselbe durch
Veranstaltung und Beschickung von Ausstellungen, Unter-
stützung von localen einschlägigen Industrien etc. seine Thä-
tigkeit aus.
Zum Protector des Museums wurde 1864 Erzherzog Rainer,
zum Director desselben der Professor der Kunstgeschichte
Rudolf V. Eitelherger ernannt und zur provisorischen ünter-
bringnng der Sammlungen das Ballhaus eingeräumt. Die
Sammlungen umfassen alle Zweige der künstlerischen und
kunstgewerblichen Thätigkeit und sind aus den dem Museum
eigenthümlichen GegensiSnden und solchen, welche ihm be-
hufs Ausstellung überlassen werden, gebildet.
Im Jahre 1871 war das neue Museumsgebäude vollendet;
dasselbe ist ein, namentlich im Inneren effectvoUer Renais-
sance-Bau nach Plänen des Architekten Ferstel. Unter dem
Dachfirste und am I. Stockwerke laufen Sgraffito-Friese nach
" ' o
118 Innere Stadt.
Zeichnungen von Laufherger, unterbrochen durch Majolika-
Medaillons von König, berühmte Künstler und Kunst-Tech-
niker vorstellend. Sowohl das Treppenhaus, wie der pracht-
volle, durch alle Geschosse reichende Säulenhof und die ein-
zelnen Ausstellungssäle sind im besten Geschmack und reich
decorirt; die Künstler Lauf berger ^ Eisenmengery Storch,
König u. A. haben bei dem Entwürfe und der Ausführung
dieser Decorirung mitgewirkt
Die Einlasstage und Standen zur Besichtigung der höchst interessanten
Sammlungen sind im Abschnitte «Sehenswördigkeiten** einzusehen.
Durch eine geschlossene Oalerie ist das Museum mit der Kunstgewerbe-
schule verbunden. In der Mitte der Aupsenseite der Oalerie ist ein Mar-
morbrunnen angebracht und über demselben das aus der Aufstellung des
Jahres 1873 bekannte riesige Mosaikbild der Pallas Athene nach einem Ent-
würfe des Profe?Äors Laufherger in dt-r Anstalt von Sahiatti aus Venedig
ausgeführt.
Das Gebäude der Kunstgewerheschule ist gleichfalls nach FersteVsch.Bn
Entwürfen, aus gelben Ziegeln mit rothen Gliederungen und Ornamenten
aus Terracotta ausgeführt und entspricht dem Museumgebäude, obwohl es
viel einfacher gehalten ist. Sie zerfällt in Fachschulen für die verschiedenen
Zweige der kunstgewerblichen Thätigkeit und zählt unter den Lehrkräften
Namen, wie Storck, König u. s. w.
Tuchlauben, eine sehr belebte Strasse, führt vom Graben
zwischen Nr. 20 und 21 zum Hohen Markt. Der Name stammt
von den hier vornehmlich ansässigen Tuchhändlern her,
welche ihr Geschäft in offenen Hallen (Lauben) betrieben.
Nr. 8 Schönbrmmerhaus (nach einem vor dem Hause
bestandenen zierlichen Brunnen mit kunstvollen Eisengittern
benannt). Im 14. Jahrhundert stand hier das Zeughaus der
Stadt Wien. Später war es Eigenthum des gerichteten Raths-
herrn Konr. Bampersdorfer und 1708 wurde es vom Grafen
Wiesenhurg in der jetzigen Gestalt erbaut, 1725 von seiner
Gattin zu einer Stiftung für arme Convertiten bestimmt.
Von 1704 bis 1739 beherbergte es die erste Maler- und Bild-
hauer-Akademie und derzeit sind im I. Stockwerke die per-
manenten Ausstellungen des österreichischen Kunstvereines.
{Siehe unter Sehenswürdigkeiten.)
Universitätsplatz hat Zugänge von der Bäcker- und
Sonnenfelsgasse und durch die Schwibbogengasse von der
Wollzeile, hiess bis zur Aufhebung der Jesuitenplatz oder
zum Unterschied von dem gleichfalls so benannten jetzigen
Schulhof ,,bei den unteren Jesuiten". In der Bewegung des
Jahres 1848 spielte dieser Platz eine Hauptrolle ; am 12. März
fand die Versammlung statt, in welcher die Monstre-Petition
um zeitgemässe Reformen berathen und unterschrieben wurde,
deren üoberreichung am nächsten Tage stattfand und in
ihrem Verlaufe zum ersten Zusammenstosse führte , und
während der ganzen erreignissreichen Zeit befand sich hier
das Hauptquartier der akademischen Legion. iOqIc"
Innere Stadt. 119
Die Universitötftkirche wurde im Jahre 1627 von den
Jesuiten begonnen und 1631 als Muster des nach ihnen
benannten Stiles vollendet. Die Fa^adc ist sehr einfach und
läuft in zwei quadratische Thürnie aus, welche mit rund aus-
gebauchten und spitz zulaufenden Helmen gekrönt sind. Das
Innere ist einschiffig und hat ein auf sechzehn grossen Mar-
morsäulen ruhendes Kuppelgewölbe, dessen Fresken vom
Jesuiten Pozzo sind, von welchem auch die 1834 vom Maler
Krafft restaurirten Altargemälde stammen. Das Innere gehört
zu den prächtigsten Jesuitenbuuten und ist mit Barok-
Ornamenten, Säulen und Vergoldungen überladen.
Die Universität in Wien wurde 1365 von Herzog Rudolf IV..
dem Stifter, und seinen Brüdern Albrecht III. und Leopold lll.
gegründet und ist nach jenen zu Heidelberg und Prag die
rangältest e deutsche Hochschule. Ihre Einrichtung erfolgte
im Wesentlichen nach dem Muster der gleichen Anstalten zu
Paris und Rom und 1384 erfolgte die Eintheilung nach vier
Nationen, der österreichischen, ungarischen, böhmischen und
sächsischen und die Aufnahme theologischer Studien. 14'20
wurde der Universität die eigene Gerichtsbarkeit verliehen
und durch Papst Martin V. bestätigt, welche ihr erst 1783
entzogen wurde. Die unter seinen Vorgängern fast ganz pro-
testantisch gewordene Universität wurde 1622 von Kaiser
Ferdinand II. den Jesuiten übergeben, welche sie bis zur
Aufhebung des Ordens 1772 vollkommen beherrschten. Die
erste Reorganisation erfolgte 1753 unter Maria Theresia nach
Vorschlägen des berühmten Gerh. van Swieten, an welche
sich die neuesten Massregeln ergänzend anschliessen, welche
durch Einführung der Lehr- und Lernfreiheit dem geistigen
Leben der Hochschule die der Neuzeit entsprechende unge-
hinderte Entwicklung sichern.
Seit mit Beginn des Studienjahres 1884 — 1885 die neue
Universität der Benützung übergeben wurde, finden in dem
alten Gebäude nur mehr einzelne Vorlesungen statt, und
wird dasselbe wohl bald ganz beseitigt werden.
Nr. 2 Gebäude der Akademie der Wissenschaften, bis zum
Ende des Jahres 1848 Universitätsgebäude. Dasselbe wurde
1753 bis 1755 von den Architekten Dietrich und Enzen-
hofer erbaut und bildet ein nach allen Seiten freistehendes
Rechteck, dessen zwei Stockwerke hohe und reichgeschmückte
Fagade von nicht sehr glücklichen Verhältnissen ist. Von
bedeutender Wirkung sind dagegen die geräumige, auf 20
Säulen ruhende Halle im Erdgeschosse und der prächtige
mit Fresken von Guglielmi geschmückte Saal im I. Stock-
werke. Nach Einnahme der Stadt, Ende October 184?. wurde
das Gebäude durch den Fürsten Windischgrätz in eine Kaserne
verwandelt und erst 1857 der Akademie der Wissenschaf^n
120 Innere Stadt.
eingeräumt. Es enthält ausserdem noch die Bureaux und
Sammlungen der Geographischen Gesellschaft und die Stern-
warte, für welche jedoch ein zweckmässiger Neubau auf der
Türkenschanze bei Währing aufgeführt wurde.
Universitätsstrasse, Verlängerung der Schottengasse zur
Aiserstrasse.
Kr. 1 Seitenfronte des neuen Unicersitätshaues (siehe
Franzensring). — Nr. 5 Palais des Bankiers Beitzes, ein
Werk des Architekten Frankel mit schönem Thorweg und
reich mit Bildhauerarbeit geschmückter Fagade in diese und
die Ebendorfergasse. — Nr. 7 Gebäude des General-Commandos
für Nieder-Oesterreich und des Platz-Co7nmandos für Wien;
umfangreicher, von der Militär-Baudirection nach Plänen
des Genie-Hauptmannes Veith ausgeführter Bau mit schönem
Hof- und Vestibüle. — Nr. 2 (zugleich Nr. 2 Maximilians-
platz) vis-ä-vis dem vorigen, ein bemerkenswerther Bau der
Oesterr. Baugesellschaft, derzeit Stiftungshaus der Franz-
Jose fs-Sti flu ng für Witwen und Waisen
Wallfischgasse, führt von Nr. 49 und 51 Kärntner-
strasse zur Schwarzenbergstrasse und wird rechts von be-
deutenden Neubauten gebildet. An der Mündung gegen die
Schwarzenbergstrasse verbreitert sich diese Gasse zu dem
kleinen un regelmässigen Wallfischplatz, der jetzt mit einem
nach allen Seiten freistehenden, eleganten Wohnhause mit
Rotunde verbaut ist
Nr. 1 (Eckhaus der Kärntnerstrasse), eine stattliche Baute,
durch längere Zeit Wohnhaus des deutschen Tonheros Chri-
stoph Ritter von Gluck.
Wallnerstrasse, zwischen Nr. 6 und 8 Kohlmarkt zur
Strauchgasse führend.
Der ursprüngliche Name „Wallichstrasse" wird von dem
mittelhochdeutschen Worte ^ wallich", so viel wie fremd, ab-
geleitet und dadurch erklärt, dass sich in dieser Gegend
fremde Kaufleute und Händler aufhielten
Nr. 8 Palais des Baron Geymüller, früher im Besitz des
Grafen Breuner. Dieses Haus wurde 1798 von der franzö-
sischen Botschaft bewohnt und vor demselben fand der
grosse Tumult statt, welcher durch das Ausstecken der drei-
farbigen Fahne erregt wurde und solche Ausdehnung annahm
dass der Botschafter General Bernadotte flüchten und am
zweiten Tage unter sichernder Escorte Wien verlassen musste.
Es ist erwiesen, dass dem Aufpflanzen der Fahne keinerlei
politische Motive zugrunde lagen.
Nr 17 führt den alten, früher durch ein Wandgemälde,
jetzt durch ein Basrelief repräsentirten Schild y,Wo der
Fuchs den Gänsen predigt'". Der Schild scheint sein Ent-
stehen aus der Reformationszeit herzuschreiben und eine
Innere Stadt. 121
nicht misszuverstehende Satyre auf die Prediger zu enthalten.
Er stellt den Meister Reinecke vor, wie er von einer Kanzel
einer andächtigen Gänseschaar Enthaltsamkeit predigt, während
sich seine Genossen im Hintergrunde an einer reich besetzten
Tafel gütlich thun.
Wipplingerstrasse läuft vom Hohen Markt Nr. 6 und
Nr. 7 nach üebersetzung des Schottenrings bis zur Maria
Theresienstrasse. Sie führte früher drei Namen, und zwar
hiess sie bis zur Jordangasse „Biblingergasse" nach einem
eigenen Namen, bis zur Fütterergasse „Wildwerkerstrasse''
von den daselbst sesshaften Pelzhändlern, und in ihrem
untersten nun bis zur Renngasse reichenden Theil „Unter den
Pelbern", nach dem verwandten Geschäfte der Fellbereiter.
Nr. 8 liathhaus (Magistrat sgehäude) der Stadt Wien.
Dasselbe war ursprünglich Familienhaus des alten reich be-
güterten Bürgergeschlechtes Haymo und kam, als Herzog
Friedrich der Schöne demselben die Besitzungen entzog,
durch Schenkung sammt der Capelle in den Besitz der Ge-
meinde. Diese gab das ältere, wahrscheinlich in der Salvator-
gasse gelegene Rathhaus auf und verlegte den Amtssitz in
dieses, welches sich jedoch schon 1455 einer Erweiterung be-
dürftig erwies, infolge dessen der gleichfalls in der Salvator-
gasse, und zwar gegenüber dem jetzigen Hauptthor gelegene
Tract entstand, welcher im Erdgeschosse die Bürfiershihf'.
(nachmals Conscriptionsamt) und darüber im I. Stockwerk die
Kathstvhe (hierauf Parteien z immer des Steueramtes) enthielt
Durch Ankauf wurde das Rathhaus 1530, liiOO, 1777, 17H>
und 1842 vergrössert. Die heutige äussere Gestalt stammt
im Wesentlichen aus den Jahren 1706 und 1780, aus ersterem
Jahre namentlich die Portale und der figuralische^ Schmuck.
Der an der Ecke gegen den Stoss-im-Himmel angebrachte
Engel mit dem Wappenschild wurde 1842 vom demolirten
Taschnerhaus am Liechtenstege hierher versetzt und gab
zu dem Irrthum Anlass, diese Figur für das Stadtwappen
zu halten, während dasselbe nachgewiesenermassen aus dem
goldenen Doppeladler im schwarzen Feld mit weissgekreuztem
rothen Brnstschild besteht.
Im mittleren grossen Hof, deren das Rathhaus drei hat,
steht ein Brunnen mit dem schönen Donner' sehen Basrelief
„Perseus befreit die Andromeda". Neben diesem Brunnen ist
die alte Bürgerstuhe, in welcher, wie eine Denktafel im Hofe
besagt, am 30. April 1671 der Empörer Graf Franz Nddasdij
mit dem Schwerte hingerichtet wurde.
Das I. Stockwerk enthält zwei Säle für die GrcmiaJ-
ßitzungen des Magistrates, beide reich mit vorzüglichen
Stucco-Ornamenten geziert, deren grösserer auch am Plafond
mit allegorischen Fresken und einer Anzahl von Porträts
122 Innere Stadt.
der Regenten geschmückt. Der Vorsaal enthält ein Decken-
gemälde „Curtius opfert sich für Rom" und eine Ansicht
von Wien ans dem Jahre 1(38.":$ von van Ahlen gemalt.
Weiters befinden sich noch im I. Stockwerk das Archiv^
eine reiche Sammlung von Urkunden, Handschriften, Münzen,
Medaillen, Siegeln u. s. w. ; die Stadtbibliothek, ungefähr
18.000 Bände zählend, namentlich reich an Wiener Curiosi-
täten und mit einer vollzähligen Sammlung bildlicher Dar-
f^tellungen, welche auf Wien Bezug haben, verbunden, wurde
bereits in das neue Rathhaus übertragen.
Im IL Stockwerk liegt der Sitzungasaal des Gemeinde'
rnlheSy 1851 bis l^'öS erbaut, mit einer Plafonddecke, welche
in reicher Plastik die Embleme der Gewerbe, der Industrie
und des Handels zeigt, versehen. Zu beiden Seiten der
Zuhörertribüne stehen die Zinkstandbilder der Austria und
Vindobona von Ramelmayer, rückwärts des Präsidiums Ka-
ryatiden von Hnns Gasser und die Büste des Kaisers Franz
Josef. In diesem Saale sind die Bildnisse der letzten drei
Bürgermeister (Seiler, Zelinka und Felder), in dem anstossen-
den sogenannten rothen Zimmer jene der Bürgermeister
Hörl. Wohlleben, Leeb und Czapka angebracht.
Mit der fortschreitenden Adaptirung im Innern des neuen
Rathhauses übersiedeln die städtischen Behörden nach und
nach ganz dorthin. Dem Vernehmen nach soll das bisherige
Rathhaus vom Staat für seine Zwecke erworben werden.
üeber die Raihhauscapelle vergl. Salvatorgasse
Nr. 11 Ministerium des Innern. Entstand 1716 durch
Fischer' von Erinch aus dem Zusammenbau von vier Häu-
sern und wurde 1753 unter Maria Theresia vergrössert. Die
Fa<jade ist durch den figuralischen Schmuck von guter
Wirkung
Zwischen Nr. 22 und 24 wölbt sich die Ueberbrückung
des Tiefen Grabens, die sogenannte Hohe Brücke. Bei einer
im Jahre 1858 vorgenommenen Restauration wurde die Ca-
pelle St. Johannes-Nepomuk entfernt. Bei Nr. 24 führt die
Wendeltreppe zum Tiefen Graben.
Nr. 28 ist das schöne und grossartige Gebäude der „ Ver-
kehrfshank^ (Pfandleih- Anstalt) auch sehenswerth wegen der
trefflichen inneren Einrichtung.
Wollzelle, beginnt bei Rothenthurmstrasse Nr. 2 und
Nr. 4 und führt zwischen Park und Stubenring zur Stuben-
brücke. In den ältesten Zeiten kommt schon die Bezeichnung
in platea lanae vor und auch der jetzige Name erscheint
schon im Beginn des 14. Jahrhunderts urkundlich.
Nr. 5 ^Schmeckender Wurmhof ** Durchhaus in die Bäcker-
strasse. Der seltsame Name schreibt sich von einer Local-
sage her, nach welcher in alten Zeiten im Keller dieses
Leopoldstadt. 123
Hanses ein Lindwurm gefunden wurde, welcher gräulich stank
(im Dialekt ist „schmecken" gleich riechen oder stinken).
Das Conterfei eines Ungeheuers, in der Bäckerstrasse als
Schild einer Handlung „zum schmeckenden Wurm" zu sehen,
ist nichts, als der von altersher stammende Gebrauch der
Specereihändler, fremdländische, seltsame Thierleiber vor
ihrem Verkaufsladen auszuhängen.
Nr. 10. Im IG. Jahrhundert wurde dieses Haus von dem
berühmten Gelehrten Clusius, einem der ersten systematischen
Botaniker (gestorben 1609) bewohnt und 1633 von den
Ständen Niederösterreichs dem kaiserl. Feldherrn Fürsten
Ottavio Piccolcmini geschenkt. Letzterer hat seine Gruft in
der Servitenkirche im IX. Bezirk.
Zwischen dem Museumsgebäude und dem Stadtpark führt
die Wollzeile endlich zur Siuhenhrücke , welche in ihrer
jetzigen Gestalt schon im 16. Jahrhundert erbaut wurde.
Der massive Steinbau wurde auf Kosten der Gemeinde er-
richtet.
Das Schönste und Wichtigste aus den Bezirken.*
IL' Leopoldsladt.
Dieser Bezirk nimmt die vom Donau-Canal und der grossen
Donau gebildete Insel ein und besteht aus .den ehemaligen
Vorstädten Leopoldstadt und Jägerzeile, dem Prater, der
Brigittenau und Zwischenbrücken.
Die Leopoldstadt gelangte durch eine Schenkung von
Friedrich dem Schönen in den Besitz der Gemeinde. Zum
Unterschied vom „oberen Werd", der späteren Rossau, hiess
die Leopoldstadt der „untere Werd", bis sie 1625 den Juden
als Wohnsitz angewiesen wurde und den Namen „Judenstadt"
erhielt. Nach Vertreibung derselben (1668) wurde dieser Stadt-
theil zu Ehren des Landespatrones Leopoldstadt genannt.
Die Jäger Zeile, einst Venediger- Au benannt, bestand aus
einer Anzahl Häuschen, welche Maximilian IL für seine Jagd-
bediensteten errichten Hess und umfasste die heutige Prater-
strasse und die gegen den Donau-Canal zu gelegenen Häuser.
Die Brigittenau hiess ursprünglich Schotten au und erhielt
ihren Namen nach der 1601 von Ferdinand HL gegründeten
Brigittencapelle. Der Brigitten-Kirchtag war, solange die
Brigittenau wirklich eine Au war, eines der beliebtesten
Volksfeste, welches jedoch mit der zunehmenden Verbauung
naturgemäss an Bedeutung zurückging.
* Die Bezirke sind bereits in den ,Rundgi",ngen* bei ihre« Straspen-
verzweigungen beiührt worden. Digitized by vjOOQIC
124 Leopoldstadt.
Zwischenhrücken war eine Arbeiter- Ansiedelung auf einer
zweiten, von dem sogenannten Kaiserwasser und der grossen
Donau gebildeten Insel, welche jedoch anlässlich der Donau-
Regulirung aufgehoben wurde und fast ganz verschwun-
den ist.
Der PrateVy welcher einen eigenen Polizeibezirk bildet,
ist in seiner Gänze Eigenthum des Hof-Aerars und wurde
seinem Charakter entsprechend schon bei den Unterhaltungs-
orten behandelt (Bilder S. 24 und 25.)
Es wird hier am Platze sein, der Donau-Begulirung zu
gedenken, dieses grössten Unternehmens der letzten Jahr-
zehnte. Die Nothwendigkeit einer Regulirung des Donau-
stromes, welcher sich namentlich am linken Ufer in eine
Menge von stets veränderlichen Armen theilte, war schon
lange erkannt und wurde durch die Verwüstungen, welche
einzelne Hochwässer anrichteten, stets von Neuem eingeschärft.
Hauptsächlich die Erwägung, dass erst nach Regulirung des
Stromes daran gegangen werden könne, Entrepots und Lager-
häuser anzulegen und die Donau im Interesse von Wien als
Wasserstrasse in ihrer vollen Bedeutung auszunützen, mochte
den genialen damaligen Handelsminister Baron Brück 1850
bewegen, sich ernsthaft mit dieser Frage zu beschäftigen.
Sie blieb jedoch durch die Zeitverhältnisse zurückgedrängt,
fast noch zwanzig Jahre ungelöst, denn erst am 12. Septem-
ber 1^J69 erfloss die kaiserliche Genehmigung zur Regulirung
der Donau. Zur Durchführung derselben wurde das Project
von Abernethy und Sexauer angenommen, welches auf der
Idee der Abgrabung und Verschüttung aller früheren Wasser-
rinnen und Herstellung eines ganz neuen Durchstiches beruhte.
Die Kosten waren auf 5:4,(300.000 fl. präliminirt, welche Summe
von den drei Interessenten — Staat, Land und Stadt — zu
gleichen Theilen übernommen wurde. Zur Durchführung der
erforderlichen Massregeln wurde eine eigene Donau-Regu-
lirungs-Commission ernannt, die technische Leitung dem Hof-
rath Wex anvertraut, die Arbeiten aber der Bau-Unternehmung
Castor, Hersent und Couvreuse, welche beim Suez-Canal ihre
Leistungsfähigkeit bewährt hatte, übertragen und noch im
Jahre 18G9 begonnen. Die Erdbewegung betrug ' 2-3 Millionen
Kubikmeter und liHX) Meter waren Quai-Mauern aus Quadern
herzustellen. Das neue Donaubett ist für mittleren Wasser-
stand als eigentliches Strombett 316 Meter breit, für Hoch-
wässer wurde durch Seitendämme ein sogenanntes Inundations-
gebiet von 442 Meter Breite angelegt. Ober der Mündung des
Donau-Canales wurde ein Winterhafen hergestellt, und beträgt
die ganze Uferlängo der Regulirung 14.030 Meter. Im Jahre
1875 waren die Arbeiten soweit gediehen, dass die feierliche
Eröffnung des Strombettes vorgenommen werden konnte.
- ^ - o
Leopoldstadt.
125
lieber den regulirten Strom führen zwei für den gewöhn-
lichen Verkehr bestimmte und drei Eisenbahnbrücken.
Die ersteren beiden ans dem Donau-Regulirungsfond . be-
strittenen Brücken sind die Kaiser Franz Josefshrücke von
der Brigittenau nach Floridsdorf und die Kronprinz Rudolfs-
brücke in der Verlängerung der Schwimmschul-Allee nach
Jedlersee u. s. w.
Die 1872 begonnene, 1676 mit einem Kostenaufwande von
2^/2 Millionen vollendete Kaiser Franz Josefshrücke wurde
nach Plänen des Ingenieur Hornhostel ausgeführt. Die Krön,'
prinz Budolfshrücke wurde 1871 bis 1876 unter Leitung des
Ober-Ingenieur Fischer mit einem Aufwand von 3 Millionen
erbaut. Die Eisenbahjibrücke der Nordwesthahji führt unweit
126 Leopoldstadt.
Nussdorf über den Strom, ist nach Entwürfen von Hellwag
und Gerlich ausgeführt und besteht aus der Strom- und der
Inundationsbrücke. Die Brücke der Kaiser Ferdinands-Nord-
bahrif welche auch von Fussgängern benützt werden kann,
ist ein Werk des Ober-Ingenieurs Hermann und wurde mit
einem Kostenaufwande von 5 Millionen Gulden hergestellt.
Die Eisenhahnbrücke der Siaatsbahn, nach dem nahe dem
linken Stromufer gelegenen Stationsorte auch Stadlauerb rücke
genannt, ist für Fussgänger nur mit Erlaubnissscheinen der
Bahn Verwaltung passirbar.
Schon bei Beginn der Donau-Regulirung wurde auf die
Nothwendigkeit hingewiesen, eine dem Charakter einer Gross-
stadt entsprechende Badeanstalt in das Leben zu rufen und
es wurde auch links der Kronprinz Rudolfsbrücke das Com-
munalbad gebaut. Dasselbe besteht aus zwei grossen, vom
durchfliessenden Stromwasser gefüllten Bassins für Herren
und Damen, beide für Schwimmer und Nichtschwimmer ein-
gerichtet, mit den nöthigen Nebengebäuden, einer Restau-
ration etc. Die ganze Anlage, von Ober-Ingenieur Berger
entworfen und ausgeführt, macht einen sehr vortheilhaften
Eindruck und hat die Annehmlichkeit, dass ein Schienenstrang
der Tramway zur Kronprinz Rudolfsbrücke läuft, von wo das
Bad nur ungefähr hundert Schritte entfernt ist. Es wird
nicht in städtischer Regie betrieben, sondern ist verpachtet.
Gegenüber, am linken Stromufer, liegt das Holzer^sche
Bad, welches zwar an Eleganz mit dem Communalbad nicht
concurriren kann, aber gleichwohl viel besucht wird, da es als
Strombad der Versandung und Verschlammung weniger aus-
gesetzt ist und das Wasser hier einen starken Wellenschlag hat.
Rechts der Kronprinz Rudolfsbrücke liegen die grossartigen
Lagerhäuser der ünionbank und jene der Commune, zu
welch' letzteren auch die ehemalige Maschinenhalle des Welt-
ausstellungs-Gebäudes gehört. Die neu erbauten Entrepots
liegen hart am Strome, sind mit Dampfkrahnen u. s w. ver-
sehen und stehen durch einen Schienenweg untereinander, so-
wie mit der Nord- und Verbindungsbahn in Zusammenhang.
Ungefähr eine Viei-tels'tunde weiter stromabwärts, eben-
falls am rechten Stromufer, liegt die 1876 vollendete Militär-
Schwimmschule, ein gefalliger einfacher Bau, dessen umfang-
reiches Bassin zum Unterricht für die Wiener Garnison be-
stimmt, aber auch Nicht-Militärs zugänglich ist.
Beim letzteren Etablissement beginnt die sogenannte •
Krieau, welche noch ein anderes militärisches Institut ent-
hält, die Militär-Schiessstätte, welche jedoch gleichfalls in
zuvorkommendster Weise auch den Wiener Schützen vom
Civil zur Disposition gestellt ist und Schauplatz des ersten
österreichischen Bundesschiessens im Jahre 1880 war.
Leopolbstadt.
127
Ebenfalls am rechten Donau-Üfer, jedoch weiter abwärts
und rechts vom Ende der Haupt- Allee des Praters liegt die
FreudenaUj ein sehr umfangreiches, aus Auen und Wiesen-
plätzen bestehendes Terrain, welches bis jzur Jiinmündiäig
128 Leopoldstadt.
des Donau-Canales sich erstreckt, ungefähr 1500 Schritte von
der Haupt-Allee liegt der Rennplatz, wo im Frühjahr und
Herbst die vom Wiener Jockey-Club veranstalteten Pferde-
rennen abgehalten werden. Im Gegensatze zu England, wo in
neuerer Zeit der Glanz der Rennen (Epsom und Derby) zu
erblassen beginnt, wendet sich in Oesterreich und speciell
in Wien die Antheilnahme immer weiterer Kreise diesen
hippischen Festen zu; an Renntagen, welche vom Wetter be-
günstigt sind, bewegt sich eine Völkerwanderung zur Freu-
denau. Der Rennplatz gestattet im vollen äusseren umfang
eine Bahn von fast einer deutschen Meile und ist mit Tri-
bünen, einer Restauration und den übrigen noth wendigen
Administrations- und eleganten Stall-Gebäuden versehen.
Augartenstrasse, obere. Vom Franz Josefs-Quai und
der Maria Theresienstrasse führt die untere Augartenstrasse
zu der im rechten Winkel führenden oberen, in welcher der
Haupteingang zum k. k. Äugarten liegt.
Dieser umfangreiche, in französischem Geschmack ange-
legte Park stammt aus der Regierungszeit Ferdinands III.,
welcher auch das ursprüngliche Lustschloss, die alte kaiser-
liche Favorita, erbauen Hess. Dasselbe brannte 1683 ab und
wurde erst von Josef I. sammt dem von den Türken deva-
stirten Garten wieder hergestellt und zum Witwensitz für die
letzte Gemahlin seines Vaters Eleonore Magdalena Theresia
eingerichtet. Der Augarten war bis zur Erbauung Schönbrunns
ein Lieblings- Aufenthalt des Hofes, wurde jedoch dann ganz
vernachlässigt. Kaiser Josef II. erst Hess ihn wieder herstellen,
die Ruine des alten Schlosses abtragen, für sich selbst ein
einfaches Wohnhaus bauen und öfTnete 1775 dem Park dem
Publikum, indem er auf das neu erbaute Portal die warm
empfundene, aber stilistisch wunderliche Aufschrift setzen
Hess : „Allen Menschen gewidmeter Erlustigungsort von ihrem
Schätzer.'*
Er enthält auch eine Restauration, in welcher während der
schönen Jahreszeit Nachmittags-Concerte stattfinden.
Im Jahre 1873 wurde die sc^höne, neue, eiserne, in der
Verlängerung der Maria Theresienstrasse über die Donau
führende Augartenhtücke erbaut. (Bild S. 125.)
Donaustrasse, obere, links von der Ferdinandsbrücke;
dieselbe enthält das beliebte Dianabad, welches im Sommer
ein Schwimmbassin mit kaltem Wasser hat, das im Winter
überdeckt und zu einem Ballsaal hergerichtet werden kann.
In diese Strasse führt die nach der allverehrten Frau Kron-
prinzessin genannte Stephanie-Brücke (Bild S. 127), deren
Herstellung im Jahre 1884 vom Magistrate dem Architekten
Rudolf Frey übertragen war, wobei den Verfassern des
Leopoldstadt.
129
Projectes, Herrn Liess und Hieser, eine berathende Mitwir-
kung eingeräumt wurde.
Nordbahnstrasse, führt vom Praterstern zum Tabor.
In derselben fällt vor Allem in's Auge der seiner burg-
artigen Bauart wegen weithin sichtbare Nordhnhnhof, Nr. ß,
Moriz Bermann, Führer d. Wien. ^
130 Leopoldstadt.
welcher 1859 bis 1866 an Stelle des seit 1838 bestandenen
unscheinbaren Bahnhofes erbaut wurde. Der imposante Neubau,
weldier einen Flächenraum von fast 9000 Quadratmetern ein-
nimmt, besteht aus der in der Mitte liegei^en, mit Glas
gedeckten Personenhalle und vier an den Ecken gleich Thür-
men situirten Gebäuden, welche in der Front durch das
Vestibüle, die Wartesäle, Restauration u. s. w. verbunden
werden. Die Ausstattung im Innern ist eine luxuriöse zu
nennen; im prachtvollen Stiegenhause steht rechts im
I. Stockwerke die Marmorstatuc des Gründers der Nordbahn,
des Freiherrn Salomon von Rothschild. Namentlich sehens-
werth ist der mit Fresken und einer Fontaine geschmückte
Hofwartesalon. Der pompöse Bau ist nach dem detaillirten
Programm des Professors Stummer von den Ingenieuren
Ehrenhaus und Ho ff mann ausgeführt, die Personenhalle nach
Plänen des Ingenieurs Hermann von diesem selbst herge-
stellt. (Bild S. 129.)
An das Bahnhofgebäude schliessen sich theils längs der
Schwimm schul-AUee, theils gegen den Tabor zu an: der
Waarenbahnhof mit sechs Frachtwimagazinen und einer Menge
offener Kohienrutschen, die Maschinenwerkstätten, Heizhäuser,
Wohnungen für Bahnbedienstete u. s. w., so dass der ganze
zu Bahnzwecken verwendete Raum die riesige Fläche von
über 20 Hektaren einnimmt.
Fraterstrasse, eine der schöristen Strassen des alten
Wien, welche auch heute noch, besonders bei Praterfahrten
und an Renntagen durch ihre Breite und den lebhaften Ver-
kehr imponirt. (Bild Seite 24.)
Nr. 31 ist das 1847 von van der Null und Siccardshurg
an Stelle des alten Marinelli'schen Kasperltheaters erbaute
Carltheater. Das namentlich im Inneren freundlich wirkende
Theater ist seit den Tagen von Raimund, Schuster und der
unvergesslichen Therese Krones die Stätte der heiteren Wiener
Muse gewesen, die freilich in der neueren Zeit der Operette
und dem französischen Sensations-Drama mehr als billig
weichen musste.
An derselben Seite, an der Mündung der rothen Stem-
gasse steht die 1842 bis 1846 nach Plänen von Bösner er-
baute Pfarrkirche zu St. Johann von Nepomuk, ein viel
angefochteter Bau, dessen Stilrichtung zu bestimmen noch
Niemand gelungen ist. Das Imiere ist reich mit Fresken ge-
ziert, welche zum Theil von Kupelwieser und Führich (aie
Leidensstationen) ausgeführt sind.
Durch die vom Praterstern links abzweigende Kaiser
Josef-Strasse gelangt man zum Bömifichen Bad (kleine Stadt-
gatgasse 9), die mit grösstem Comfort und architektonischer
Pracht eingerichtete, eleganteste Bade- Anstalt Wiens. Das
Leopoldstadt.
131
Innere ist \ wegen der ebenso luxuriösen als künstlerisch vor-
nehmen Ausstattung wahrhaft sehen swerth.
Taborstrasse, von der Ferdinandsbrücke bis zur gleijili-
nigen Linie. jigitizedbyVjOOglC
namigen
132
Lkopoldstadt.
Nr. 16 Klosterkirche, Kloster und Spital der ^Barm-
herzigen Brüder^. Das letztere nimmt männliche Kranke
ohne Unterschied der Nationalität oder Confession zur un-
entgeltlichen Pflege an und wurde erst in der jüngsten Zeit
durch einen allen modernen Anforderungen der Kranken-
pflege entsprechenden Neubau (Grosse Mohrengasse) vergrössert.
I ' .1 I
:.!.vii'; ||. 1
Ganz am Ende der Taborstrasse befindet sich der Bahn-
hof der j^Nordwestbahn^, der zu den schönsten derartigen
Bauten in Wien zählt. Er wurde 1870 bis 1873 nach einem
Entwurf des Professors Bäumen mit einem Kostenaufwand
von 2^4 Millionen erbaut. Die halbkreisförmige Vorhalle trägt
die Standbilder der durch diese Bahn verbundenen Städte
und allegorische Figuren. Besonders prachtvoll sind die
Wartesäle ausgestattet. (Bild S. 131.) _^ tOglc
Leopoldstadt. 133
Tempelgasse, von Nr. 32 und 34 Praterstrasse zur
unteren Donaustrasse.
In dieser Gasse steht die Synagoge der israelitischen
Cultusgeweinde, in den Jahren 1853 bis 1858 nach Plänen
vom Architekten Ludiv. Förster erbaut. Das auf einem be-
schränkten und ungünstig formirten, zudem durch rituelle
Vorschriften an eine bestimmte Lage gebundene Gebäude ist'
in maurischem Stile entworfen und wird für die beste Lei-
stung des genannten Architekten gehalten. Es besteht aus
einer Vorhalle, dem durch zwei Säulen paare in drei Schiffe
getheilten Langhaus und dem Raum für das Allerheiligsto.
Die Seitenschiffe enthalten auf eisernen Trägern Doppel-
Galerien für die Frauen, der Mittelraum die Plätze für die
Männer, der ganze Innenraum 2000 Sitzplätze (Bild S. 132).
Die Fa<jade wird durch hervortretende, von Kuppeln ge-
krönte Säulen und dazwischen angebrachte Rosetten fenstcr
belebt und ist ohne Verputz aus verschieden fiirb igen Ziegeln
und für die Decorationen aus Marmor, Sandstein und ge-
branntem Thon hergestellt.
Die Vorhalle ist gleich der des Jerusalemischen Tempels
mit lauterem Golde und reichem Ornament-Mosaik überzogen,
die Mittelschiffdecke mit Gold, Stückarbeit und Malerei ver-
schwenderisch ausgestattet.
Namentlich Abends bei der reichen, duich 500 Gasflammen
hergestellten Beleuchtung ist der Anblick ein überraschender.
Die Erleuchtung bei Tag wird durch mit farbigen Gläsern
bedeckte Oberlichten und senkrechte Fenster in den Seiten-
schiffen vermittelt.
Die anstossenden Gebäude für Schule, Cantor und Beamte
sind in entsprechendem Stile gehalten und bilden eine Ecke
in die Ferdinandsstrasse.
III. Landstrasse.
Rennweg, von der Schwarzenbergbrücke bis zur Sanct
Marxer Linie, eine der schönsten und regelmässigsten Strassen
des älteren Wien. Den Namen dankt er wie die Renngasso
im I. Bezirke den hier abgehaltenen Wettlaufen {Scharlach-
rennen), eine der beliebtesten Volksbelustigungen im Mittel-
alter.
Unter der Terrasse des Schwarzenberg'schen Palais liegt
inmitten von Garten-Anlagen der Hochstrahlbrunnen^ welcher
aus Anlass der Vollendung der Wiener Hochquellenleitunjr
1873 im Beisein des Kaisers eröffnet wurde. Zu Gunsten der
Errichtung desselben hatte der Bauunternehmer Gubrielh
einen Nacnlass von 100.000 Gulden von seinem Verdienste
bestimmt. In Mitte eines gewaltigen Bassins erhebt sich ein
134 Landstrasse.
künstlicher Felshaufen, aus dem sich ein dicker Wasserstahl
über 30 Meter hoch emporhebt. Ausserdem springen Ton
der Mitte aus vier, von der Peripherie des Bassins gegen die
Mitte eine Menge von niederen Bogenstrahlen. Die Fontaine
trägt zur Beleoung des schönen architektonischen Bildes,
welches die Umgebung gewährt, wesentlich bei.
Rückwärts der ganzen Terrasse und nur mit den beiden
niederen Flügelgebäuden vorgreifend, steht das fürstlich
Schwär zenherg^ sehe Sommer-Palais. Der Bau desselben begann
im Jahre 1706 nach Plänen von Fischer v. Erlach für den
Fürsten Mannsfeld-Fondi. Durch den Tod desselben kam es
noch vor Vollendung in den Besitz des Fürsten Adam
Schwarzenberg, der es in den Jahren 1720 bis 1725 fertig
stellen liess. Der Bau wirkt durch die glückliche Situirung
und den architektonischen Aufbau des Mitteltractes mit der
hohen Kuppel und der imposanten Auffahrt, ohne dass er
besonders reich an decorativem Schmuck wäre. Desto pracht-
voller ist er im Innern angelegt, dessen grosser Saal an der
Decke Fresken von Daniel Gran enthält. Von der Terrasse
schöner Ueberblick über den Hochstrahlbrunnen, die Brücke,
den Schwarzenbergplatz mit dem Monumente bis auf die
Ringstrasse. (Bild S. 95.)
Hinter dem Schlosse erstreckt sich der dem Publikum
zugängliche y^Schwarzenherg-Garten'^ , welcher in englischem
Stile angelegt, zu den schönsten Anlagen zählt, welche Wien
besitzt. Vom Parterre, welches Rasenplätze und reichen
Blumenflor enthält, steigt der Garten terrassenförmig auf;
er besteht in den oberen Partien aus schattigen Laubgängen,
einem kleineren Teich mit Felsengrotte, aus welcher treff-
liches Quellwasser entspringt, und einem grösseren, welcher
mit Schwänen und anderem Wassergeflügel bevölkert ist.
Nr. \j. K. k. Belvedere. Diese kaiserliche Besitzung, ur-
sprünglich von Prinz Eugen von Savoyen angelegt, ist mit
Rücksicht auf Lage und die künstlerische Anordnung eine
der vorzüglichsten Anlagen Wiens. Das Belvedere wurde 1693
bis 1724 nach den Plänen des Hof- Architekten Hildebrand
im italienischen Stile erbaut, die Decoration der Innenräume
ordnete Oberst-Schiffamts-Lieutenant Lefont du Plessis an,
den Garten stellte der fürstl. Garten-Inspector Zinner nach
Entwürfen des churfürstl. bayerischen Garten-Directors Girard
lier. Die ganze Anlage kam nach dem Tode des Prinzen
Eugen in den Besitz des kaiserlichen Hofes. Vom Rennweg
aus kommt man zuerst in den sogenannten Gardehof y welcher
rings von einstöckigen Gebäuden umgeben, im Mitteltracte,
welcher ehemals ein prachtvoll eingerichtetes Gartenhaus war,
die Ambraser-Sammlung seit 1806 enthält. Dieser Gebäude-
Landstrasse.
135
Complex ist unter dem Namen des unteren Belvedere
bekannt.
Der nächste Eingang vom Renn weg führt durch einen
kleinen Hof und eine freundliche Vorhalle unmittelbar in den
Digitized by VjOOQIC
136 Landstrasse.
irö französischen Geschmack angelegten Garten ^ welcher
zahlreiche Statuen, Bassins, Wasserkünste, breite Steintreppen
(mit den Gasser' sehen Kinderfiguren der zwölf Monate) u. s. w.,
nur, besonders im oberen Theile, wenig Schatten enthält., Auf
der Höhe des Gartens erhebt sich das SchlosSj ein längliches
Viereck mit einem kuppelfönnigen Mansarden-Aufbau in der
Mitte und vier mit Rundkuppeln bedachten Eckthürmen. Die
imposante Auffahrt liegt auf der dem gi'ossen Garten ab-
gewendeten Seite des Schlosses und führt in das Vestibüle,
von dem eine breite Treppe in das Erdgeschoss und eine
Flügeltreppe in das I. Stockwerk führt. Im rechten Eck-
thurme des Erdgeschosses ist eine reich ausgestattete Capelle
untergebracht.
Vor der Auffahrtseite des Schlosses breitet sich der
oberste Theil des Gartens aus, welcher aus einem sehr
grossen, durch eine Leitung vom Laaerberg gespeisten Teich
besteht. Links davon führt ein kleiner Vorgarten zum oberen
Ausgang in die Heugasse, gegenüber der Carolinengasse,
rechts liegt der jetzige Kinderspielplatz, früher die soge-
nannte Menagerie, in welcher Prinz Eugen seine Löwen und
Adler hielt.
Von besonderer Schönheit sind die schmiedeisemen Thore
im oberen Belvedere mit dem Monogramme des Erbauers;
wahre Meisterwerke der Schlosserkunst.
Das untere Belvedere enthält die einen Theil des Münz-
und Antiken-Cabinets bildende Sammlung antiker Sculptur-
werke und egyptischer Älterthümer und die sogenannte „Äni'
braser 'Sammlung'^ . Die letztere wurde von Erzherzog Fer-
dinand, Grafen von Tirol (Sohn Ferdinand L, und Gemahl der
sächönen Philippine Welser) gegründet, kam als Fideicommiss-
Stiftung in den Besitz des jeweiligen Landesherrn von Tirol
Habsburgischen Stammes, und wurde von Schloss Ambras
bei Abtretung Tirols an Bayern 1806 nach Wien überbracht.
Die an Waffen, Kunstwerken und Curiositäten reiche
Sammlung leidet erstlich an der Verschiedenartigkeit der
Gegenstände, welche das Studium stören und sogar die Auf-
merksamkeit des aufmerksamen Beschauers zu sehr zerstreuen,
und an der Beschränktheit des Raumes, welcher z. B. zwang,
einen Theil der Gemälde der Ambraser-Sammlung zwischen
die römischen Sculpturen und egyptischen Älterthümer zu
placiren.
Schon Kaiser Josef IL bestimmte das grosse Schloss für
die Unterbringung der kaiserlichen Gemäldegalerie, von wo
dieselbe in das neue Museum am Burgring übersiedeln wird.
Diese Sammlung, in gewissen Richtungen eine der reichsten,
wurde schon durch Erwerbungen der Kaiser Maximilian I.
und Rudolf IL begründet, wesentlich bereichert und zuerst
Landstrasse.
137
znsammengefasst von Kaiser Mathias. Den grössten Zuwachs
erhielt sie jedoch durch die kostbare Gemäldesammlung des
Erzherzogs Leopold Wilhelm, General-Statthalters der Nieder-
lande, welcher dieselbe testamentarisch dem Kaiser Leopold L
vermachte. Prinz Eugen hinterliess gleichfalls zahlreiche.
Pfarrkirche unter den Weissgärbern. (S. 139.)
darunter sehr werthvoUe Gemälde. Die Galerie theilt sich der
Aufstellung nach in die italienische und niederländische
Schule (der Glanzpunkt der Sammlung und von seltener
Vollständigkeit), in die alideutsche und altniederländische
Schule, und endlich in die Werke moderner Meister. In drei
o
138 LANDSTEAS8E.
Eckpavillons des Erdgeschosses sind auch moderne Sculptar-
werke aufgestellt.
Nr. 10 Kirche und Kloster der „Salesianerinnen'' y gegründet
von der Witwe Kaiser Josefs I. Amalia Wilhelmina, welche
auch hier begraben ist. Die Kirche, 1728 vollendet, ist ein
imposanter Kuppelbau und enthält Gemälde von Gran, Alta-
monte, Schuppen und Pellegrini. Beim Kloster befindet sich
ein Pensionat für adelige Mädchen, und es gehört ein sehr
grosser schöner Garten dazu.
Nr. 14. Der k. k. botanische üniversitätsgarten, allen
Besuchern geöffnet. Derselbe ist sehr ausgedehnt und enthält
1800 Bäume, 9000 perennirende und 170 ) einjährige Pflanzen,
in den Bassins befinden sich über 200 Wasserpflanzen, in
den Glashäusern 5000 Gewächse. Besonders instructiv ist
die Eintheilung nach Zonen und die Anpflanzung von Alpen-
pflanzen. Im Garten steht das ^botanische Museum'' , welches
grossartige Herbarien, Sammlungen von Schwämmen, Früchten
und Samen enthält.
Nr. 23. Palais Metternich, 1840 von Roman erbaut. Der
schöne Garten wurde parcellirt.
Nr. 31. Kirche und Kloster der „Dames du sacre coeur"
mit weiblicher Erziehungsanstalt.
Nr. 30. Kaiserliche Cigarrenfabrik
Nr. 63. Kirche und Kloster der Frauen vom Orden des
Erlösers, von Professor Hömvr erbaut.
Am Ende des Rennweges steht die ausgedehnte Artillerie-
Caserne, einst kaiserliches Waisenhaus und bei der St, Marxer-
Linie vereinigt er sich mit der Landstrasser Hauptstrasse.
Unmittelbar an der St. Marxer-Linie liegt der grossartige, von
der Commune Wien erbaute „Central-Viehmarkt*" mit Stallun-
gen für 1000 Schafe und 1000 Kälber, 5000 Schweine und
4000 Rinder und offenen Hallen für 26.000 Stück Vieh.
Vor der St. Marxer-Linie beginnt Simmering, ein lang-
gedehnter Ort, durch welchen die Reichsstrasse nach Ungarn
führt, mit vielen industriellen Etablissements. Eine starke
halbe Stunde ausser Simmering liegt der Centralfriedhof.
(S. Friedhöfe,)
Metternichgasse, zweigt bei 25 und 27 vom Rennweg
ab und ist durchaus auf dem Terrain des ehemals hinter
der Villa Metternich bestandenen Parkes erbaut. Von den
zahlreichen modernen Prachtbauten dieser Gasse sei beson-
ders erwähnt das deutsche Botschaftshötel, ein wahrhaft vor-
nehmer Bau, im Stil der italienischen Renaissance, nach
Plänen des Architekten Rumpelmayer, Vornehmlich das im-
posante Stiegenhaus ist von bester Wirkung. Gegenüber
Nr. 6 ist das Hotel der englischen Botschaft, einiacner als
das vorige, aber von vornehmem und gefalligem Eindruck.
WiKDEN. 139
KoUonitzplatz. Die Mitte derselben nimmt die Pfarr-
kirche zum heil, Othmar^ sogenannte Weissgärberkirche, ein,
1873 nach Plänen des Dombaumeisters Schmidt erbaut, ein
im fruhgothischen Stil gehaltener Ziegelbau. (Bild S. 137.)
lY. Wieden.
Technikerstrasse, führt längs der am rechten Wien-
Ufer befindlichen einzelnen Garten-Anlagen von der Heugasse
bis zur Wiedener Hauptstrasse.
An der Ausmündung der Allee- und Karlsgasse steht die
Karlskirche^ eine der imposantesten Bauten des um die
Architektur Wiens so verdienten Fischer von Erlach, Die-
selbe verdankt ihr Entstehen einem Gelübde, laut welchem
sich am 22. October 1713 Kaiser Karl VI. feierlich ver-
pflichtete, nach dem Aufhören der Pest eine Kirche zu Ehren
des heil.^ Karl Borromäus zu erbauen, worauf auch die Auf-
schrift des Giebel- Architraves deutet: „Vota mea reddam in
conspectu timentium Deum** Nach Erlöschen der furchtbaren
Seuche wurde unverzüglich an die Einlösung des Gelübdes
gegangen und am 4. Februar 1716 erfolgte die Grundstein-
legung zu dem Bau, welcher nach den Plänen des genannten
grossen Architekten, vom Hofbaumeister Martinelli geleitet
ward, 21 Jahre dauerte und die verhältnissmässig geringe
Summe von 204.045 fl. 22^-., kr. in Anspruch nahm. Die Ver-
sehung der Pfarre wurde dem ritterlichen Kreuzherren-Orden
mit dem rothen Sterne anvertraut, welcher derselben bis
heute vorsteht. (Bild S. 140.)
Rechts von dieser Kirche (Nr. 13) steht die k. k. poly-
technische Hochschule, 1815 bis 1818 vom Hofbaudirector
Josef Scfiemerl erbaut, seitdem mehrfach erweitert. Die Giebel-
gruppe ist ein Werk des Bildhauers Klieher, Vor dem
Gebäude steht inmitten von Gartenanlagen das von Fernkorn
modellirte Standbild des Erfinders der Schiffsschraube Josef
Bessel. Das Polytechnikum enthält auch die unter den
„Sehenswürdigkeiten'- aufgeführte Bibliothek , die natur-
wissenschaftlichen und technologischen Sammlungen.
Nr. 15 ist das von Hansen erbaute Schulhaus der evan-
gelischen Gemeinden, ein äusserst gefälliger Bau in Ziegel-
rohbau mit Steingliederungen. Die Statuen an der Fagade
sind von Hans Gasser. üeber der Strasse ist der grosse
Marktplatz für Obst, Gemüse u. s. w., im Volksmunde Nasch-
markt'' genannt, wo die zu allen Zeiten vielberühmten und
ihrer Zungenfertigkeit wegen auch gefürchteten „Fratsch-
lerinnen" (Höckerinnen) ihr Hauptqulrtier haben.
Durch die zwischen Poljrtechnikum und Karlskirche auf-
wärtsführende Alleegasse, welche eine Reihe ansehnlicher
140
WiEDEN.
moderner Bauten enthält, gelangt man auf den Karolinen-
platz j dessen Mitte von der 1860 bis 1866 auf Kosten des
sill"»^lPi
Religionsfonds von Baurath Bergmann erbauten Elisabeth-
kirche eingenommen wird. Obwohl dieselbe im Innern wie
Mariahilf. 141
im Aeusseren ohne allen überflüssigen architektonischen
Schmuck ist, gehört sie doch zu den besten modernen
Kirchenbauten Wiens. Sie ist in Ziegelrohbau und mit
Gliederungen, Streben und Fundament aus weissem Stein
hergestellt und hat einen über dem Portal aufsteigenden
Thurm von 66 Meter Höhe.
In der unter dem Karolinenplatz laufenden Theresianum-
gasse fällt das Palais des Baron Nathaniel Rothschild mehr
durch Absonderlichkeit der aneinander gereihten Bauten als
durch Geschmack auf. unweit davon, an der Ecke der Plössl-
und Heugasse, steht das anspruchsvolle Hotel des Baron
Albert Rothschild, Chef des Wiener Hauses, ein vom fran-
zösischen Architekten Leinecker entworfener Steinbau im
Stil pompösester französischer Renaissance.
In der Verlängerung über den Karolinenplatz hinaus führt
die Alleegasse zur Südbahnlinie, ausser welcher sich links
der Bahnhofsplatz mit den Bahnhöfen der Süd- und Staats-
hahn, rechts ausser des Viaductes der X. Bezirk (Favoriten)
befindet.
VI. Mariahilf.
Die an der Grenze des VI. und VII. Bezirkes von der
Babenbergerfetrasse zur Mariahilferlinie führende Maria-
hilf er Strasse gehört zu den belebtesten Strassen Wiens und
lohnt sich ein Gang durch dieselbe schon wegen der reichen
Gewölbauslagen und des regen Geschäftsverkehrs, welcher
der lebhaften industriellen Thätigkeit der westlichen Vorstädte
entspricht.
Die bei Nr. 27 befindliche Pfarrkirche zu St. Josef ist
ein nüchterner Bau aus der Barockzeit. Gegenüber Nr. 22
und 24 steht die sogenannte Stiftskaserne, 1749 als Inge-
nieur-Akademie gebaut, 1875 von Baron Schwarz vollkommen
umgebaut, und mit einer reichen Fagade versehen .Sie be-
herbergt im Tracte gegen die Stiftgasse die technische
Militär-Akademie. An der Ecke dieser Gasse steht die 1736
erbaute Kirche zum heil. Kreuz, deren schlanker von Henrici
erbauter Thurm, seiner gefälligen Conception wegen auffällt
Weiter oben links, an der Mündung der Barnabitengasse,
tritt, einen kleinen Platz bildend, die Pfarrkirche zu Maria-
hilf, etwas von der Strasse zurück. Sie wurde 16*^9 von
Fürst Paul Eszterhäzy erbaut und trägt auch den Bau-
charakter jener kunstarmen Zeit. Das reich geschmückte
Innere enthält das viel verehrte Gnadenbild der Gottes-
mutter, von welchem Kirche und Vorstadt ihren Namen
haben. Vor der Kirche steht seit 1880 die einfache, aber
reizende Erz-Figur des ^Gänsemädchens'^ , von Bildhauer
Wagner modellirt und gegossen. oigitizedbyGc
142 Neubau.
Bei Nr. 71 (Hotel Kummer) führt ein Portal zum ehe-
maligen Sommer sitz des berühmten Staatskanzlers Fürst
Kaunitz. Nachmals Eigenthum des Fürsten Eszterhazyy
dessen nunmehr nach Budapest gebrachte Kunstsammlungen
es enthielt, kam das geschmackvolle Gebäude 1866 in den
Besitz der Stadt Wien und dient nunmehr Schul- und anderen
communalen Zwecken. Der nicht grosse aber hübsche Garten
ist dem Publikum geöffnet.
YIL Neubau.
Kaiserstrasse^ kurz vor dem Ende der Mariahilfer^
Strasse (zwischen 120 und 122) abbiegend und bis zum
VIII. Bezirk führend.
Rückwärts des Hauses Nr. 3 liegt die der Lazzaristen-
Congregation gehörige Kirche zur unbefleckten Empfängniss
Maria, Sie wurde im Beginne der Sechziger Jahre von
Friedrich Schmidt erbaut und ist trotz der Einfachheit ihrer
Anlage und Ausschmückung eine der besten Arbeiten dieses
berühmten Gothikers. üeber der Kreuzung der Schiffe erhebt
sich der eigenartig entworfene, aus dem Viereck in ein Achteck,
mit dem Thurmhelm unterbrechenden Giebeln, übergehende
Thurm, dessen Höhe 68 Meter beträgt. Altäre, Kanzel, Beicht-
stühle u. s. w. sind durchaus vom Architekten entworfen
und bemerkenswerth wegen Stilreinheit und zweckmässiger
Anlage. Hier befindet siclv auch das mit einer frommen Sage
in Verbindung stehende sogenannte „Bären-Crucifix", eine
herrliche Arbeit des berühmten spanischen Bildhauers Calixo,
zur Zeit Karls VI. aus Spanien nach Wien gebracht, wo
unter seinem Schutze ein Säugling in der Wiege von einem
in das Zimmer des Hauses 126 (heute Bärengasse Nr. 9) am
Hundsthurm einbrechenden Bären verschont blieb.
Bei .Nr. 7 erhebt sich in einem schönen Garten das Erz-
herzogin Sophien- Spital, das einer grossherzigen testamen-
tarischen Spende der verstorbenen Frau Louise Kenyon sein
Entstehen verdankt. Das für 80 kranke Frauen bestimmte
Gebäude ist vom Architekten Weigand ebenso freundlich
wirkend, als zweckmässig erbaut.
Hofstallstrasse, am Beginne der Mariahilferstrasse, pa-
rallel mit der vorgenannten führend und durch Garten-
anlagen von der Museumstrasse getrennt.
Nr. 1 k. k, Hof Stall-Gebäude , wurde 1725 nach den
Plänen des Architekten J. Emanuel Fischer von Erlach
gebaut, jedoch nicht ganz im Sinne des Entwurfes vollendet.
Im Erdgeschosse befinden sich die Stallungen für ungefähr
400 Pferde, theilweise der edelsten Rassen, wie z B. die
schweren spanischen Prunkpferde, die berühmten acht Isabell-
Neubau. 143
Schimmel u s. w., zu welchen noch eine Anzahl Maulthiere
von seltener Zucht kommen. In den Fiügelgebäuden ist der
Wagenpark mit mehr als 500 Wagen aller Zeiten unterge-
bracht, darunter viele von hervorragendem, künstlerischem
Pfarrkirche in Altlerchenfeld. (S. 144.)
oder historischem Interesse. Im ersten Stockwerke ist die
Hofsattelkammer und die Hofjagd- und Gewehrkammer
aufgestellt, beide viel Sehenswürdiges enthaltend. Bezüglich
der Einlasstage wolle man unter „Sehenswürdigkeiten" nach-
schlagen. . ^
144 Neubau.
Nr. 7 ist der Palast der l\ ungarischen Leihgarde, 1730
von J. Emanuel Fischer von Erlach, als Palais des Grafen
Trantsohn vollendet. Dieses Gebäude kann als Perle der
Spätrenaissance betrachtet werden und sind Fa^ade, Stiegen-
haus und Treppe von ebenso geschmackvoller als pompöser
Wirkung.
Die Verlängerung dieser Strasse im VIII. Bezirk bildet
die Auersperg&trasse.
Nr. 1 fürstlich Auersperg*sches Palnis, 1724 von J". E.
Fischer von Erlach für den Marquis Rofrano erbaut Weniger
die Aussenseite, als die Ausstattung im Inneren (Plafond-
gemälde von, Itossi, Sculpturen von Henrici) ist bemerkens-
weiih
Bei diesem Palast, an der Grenze des VII. und VIII. Be-
zirkes, führt die Lercheyif eider Strasse aufwärts bis zur
Kaiserstrasse und der schräg nach rechts liegenden Lercheri-
felder Linie.
Sie enthält bei der Einmündung der Schottenfeldgasse
die Pfarrkirche zu den sieben Zufliichtenj welche beraerkens-
werth ist, weil sie an der Grenze der neuen Bauperiode
Wiens steht. Nachdem schon die Fundamente, zu einem von
Hofbaurath Sprenger entworfenen Barockbau gelegt waren,
wurde nach der März-Revolution von 1848 ein neuer Concurs
ausgeschrieben, aus welchem ein junger Schweizer Architekt
Müller als Sieger hervorging, nach dessen bald erfolgtem
Tod Architekt Sitte und Ingenieur Fiedler den Bau zu Ende
führten. (Bild S. 143 )
Der ganz eigenartige, dem italienischen Rundbogenstil
nachgebildete Architektur-Charakter dieser Kirche, wurde
vielfach angefochten, ohne dass man ihr absprechen konnte,
dass sie ebenso gefällig, als bedeutend wirkt. Sie ist aus
Backsteinen in zweierlei Farben ausgeführt, hat eine über
der Kreuzung der Schiffe sich erhebende achteckige Kuppel
und an der Stirnseite zwei 68 Meter hohe von Eckthürmchen
flankirte Thürme.
Von besonderem Interesse ist die innere Ausschmückung,
die reich, vielleicht allzureich an Farbenpracht der Fresken
und Ornamente ist. Die ersteren wurden nach Führich's
Angaben und theilweise nach seinen Cartons von Kupel-
wieserj Engerth, Bohyaschofski und Anderen ausgeführt.
IX. Aisergrund.
Die Hauptverkehrsadern dieses Bezirkes sind die Alser-
und Währingerstrasse
Die Aiserstrasse enthält in Nr. 2 eine grosse Infanterie-
Kaserne, in Nr. 4 das dllgemeine Krankenhaus, die grösste
Alsergrund. 145
Humanitäts- Anstalt Wiens, welche 1784 von Joseph II. erbaut,
eine Area von 10 Hektaren einnimmt, in 9 grosse Höfe zer-
fällt und in 100 Sälen und kleineren Räumen über 2000 Betten
enthält.
Nr. 17 ist ein Kloster der P. P. Minorüen, die neben-
stehende Pfarrkirche zur heiligen Dreifaltigkeit wurde 1690
von den Trinitariern erbaut und 1784 den Minoriten ein-
geräumt. Sehenswerth ist das lebensgrosse Crucifix mit dem
geflochtenen Palmzweig, der Kirche von der berühmten geist-
vollen Gräfin Bahutin (Zeitgenossin des Prinzen Eugen)
geschenkt.
Beim alten Krankenhaus zweigt , rechts die Spitalgasse ab,
in welcher Nr. 4 auffallt, das 1858 aufgeführte, mit dem
Krankenhaus in Verbindung stehende pathologisch -anato-
mische Institut mit Secir- und Hörsälen, Laboratorien u. s. w.
Hinter demselben erhebt sich der runde , unförmliche
Bau des gleichfalls von Joseph II. errichteten Tollhauses, das
seiner absonderlichen Gestalt wegen vom Volks witz „Kaiser
Josephs Gugelhupf* genannt wurde.
Gegenüber und bei dem palastähnlichen städtischen Versor-
gungshaus Nr. 23, Bild S. 147), welches Raum für 1600 Pfründ-
ner hat, zweigt die Lasar ethgasse ab, in welcher sich (Nr. 14)
das neue Irrenhaus y inmitten freundlicher Garten- Anlagen,
erhebt, ein wahrer Musterbau, welcher an 800 Kranke beher-
bergen kann, und nach Plänen des Architekten Ferdinand
Fetlner aufgeführt wurde.
Die Spitalgasse führt in ihrem weiteren Laufe zur
"Währingerstrasse, welche vom Schottenring zur Währinger-
Linie leitet.
Nr. 10, chemisches Institut der Universität, ist ein
geschmackvoller Rohbau in Renaissancestil, nach Plänen des
Architekten Ferstet.
Nr. 15, das sogenannte ,,Josephinu7n^\ von Kaiser Joseph II.
nach Plänen des Architekten Canneoal erbaut und zur me-
dicinisch-chirurgischen Militär -Akademie bestimmt, dient
nach deren Auflassung zur Unterbringung von Sammlungen,
Hörsälen und Laboratorien. Von den ersteren ist berühmt
die Sammlung anatomischer Wachspräparate, welche 178l>
von den Aerzten Mascagni und Fontana angefertigt wurde,
ferner die tthnographisch-kraniologische Sammlung.
Siehe unter „Sehenswürdigkeiten" bezüglich der Besichti-
gungs-Modalitäten.
Nr. 30 das geschmackvolle Palais des Grafen Chotek,
Nr. 32 das Sommerpalais der Gräßn Clam-Gallas- Dietrich-
stein.
Nr. 35, Ecke der Spitalgasse, die grossartige Bürgerver-
sorg ungs-Änstalt, erbaut von Architekt Felljier,^ mit einem
Moriz Bermann, Führer d. Wien. 10
146 Alsergründ.
Belegräum für 5- bis GOO Pfründner. Besonders schön ist
das Vestibüle, von welchem die ganze Anstalt übersehen
werden kann und das prächtige Treppenhaus
Nächst der Linie links fällt die grossartige Maschinen-
Fabrik und Eisen giesser ei von G. Sigl in das Auge.
Fürstangasae, von 46 und 48 Liechtensteinstrasse zu
Ü3 und 35 Porzellan)fasse.
Die ganze linke Seite dieser Gasse wird von dem Vor-
garten des fürstlich Liechtensteinischen Palastes gebildet,
hinter welchem sich der in den Sommermonaten dem Publikum
geöffnete schöne Garten ausdehnt. Das Hauptgebäude, eines
der besten Werke der Renaissancezeit, liess Fürst Hans Adam
von Liechtenstein 1701 bis 1712 nach Plänen des Architekten
Dominik Martinelli von Fischer von Erlach erbauen. Die
fünf Eingänge des etwas vorspringenden Mitteltractes führen
in ein offenes, von mächtigen Pfeilern gestütztes Vestibüle,
dessen Deckengewölbe mit Fresken geschmückt sind. Von
hier gelangt man unmittelbar in das Garten-Parterre und zu
dem ehemaligen Gartengebäude, welches in der jüngsten Zeit
vom Architekten Ferst el einem gänzlichen Umbau unterzogen
wurde, sich jetzt als sehr vornehmer italienischer Renaissance-
bau repräsentirt und von der Fürstin -Witwe bewohnt wird.
Das vordere Gebäude enthält die von dem kunstsinnigen
Erbauer des Palastes angelegte reiche Gemäldesammlung ^
welche nächst der kaiserlichen Galerie den ersten Rang ein-
nimmt. (Eintrittsmodalitäten siehe unter Sehenswürdigkeiten )
Ijandesgerichts Strasse an der Grenze des I. Bezirkes
von der Josefstädterstrasse bis zur Aiserstrasse führend.
Nr. 7. K. k. militär - geographisches Institut, 1839 er-
richtet, mehrmals erweitert, dient der militärischen Aufnahme
durch astronomisch -geodätische Vermessungen und deren
Verarbeitung zu kartographischen Zwecken. Den wissen-
schaftlichen Abtheilungen (wozu auch ein astronomischer
Thurm gehört) stehen die technischen für Lithographie,
Kupferstich, Photographie (mit der in der Anstalt erfundenen
Heliogravüre) und Galvanoplastik zur Seite. Ein Besuch der
Anstalt ist äusserst lohnend und gegen Meldung in der
Kanzlei gestattet.
Nr. l). Palais der gräflich Czernin' sehen Familie^ ent-
hält im 1. Stockwerk die 300 Nummern zählende Gemälde-
Sammlung, welche reich an vortrefflichen Werken und ohne
Mittelmässigkeiten ist. (Siehe Sehenswürdigkeiten.)
Nr. 19. Ä". k. Landesgericht in StrafsacheUj gewöhnlich
„Criminal" benannt. Ein seiner Bestimmung gemäss ernst
und massiv aussehendes Gebäude, welches 1830 bis 1834
durch den Bauadjuncten Fischer ausgeführt wurde. Ein im
letzten Jahrzehnt in der Aiserstrasse angefügter Zubau
Alsergründ.
147
enthält den Schwurgerichtssaal, dessen dunkle Marmorver-
kleidung jenen einfachen und würdigen Eindruck macht, wie
er der ernsten Bestimmung entspricht. In einem der inneren
Höfe werden seit 1873 die Justificationen vorgenommen.
10- o
148 Alsergrund.
Maximilian platz, der fast dreieckige Platz, dessen
Scheitelpunkt am Franzensring liegt und dessen Schenkel
von der Alser- und Währingerstrasse gebildet werden. Zur
Erinnerung an den hochherzigen Stifter der Votivkirch€j den
unglücklichen Kaiser Maximilian von Mexiko, benannt.
Es ist selbstversiündlich, dass wir uns vor Allem der
Besprechung dieses Gotteshauses zuwenden, ohne Zweifel
der bedeutendste Bau, welchen Wien in diesem Jahrhundert
entstehen sah. Als die durch das Attentat vom 18. Februar 1853
über das Leben Kaiser Franz Josefs heraufbeschworene Gefahr
als glücklich abgewendet betrachtet werden kpnnte, ergriff
dessen Bruder, der damalige Erzherzog Ferdinand Max, in
einem warmen Aufrufe die Initiative zur Einleitung von
Sammlungen, deren Zweck die Errichtung einer Ileüauds-
kirche zur bleibenden Erinnerung an die ^ückliche Rettung
sein sollte.* Nach kurzer Frist Fchon betrug die aus allen
Theilen des Reiches eingeflossene Summe 1,30' '.OUO fl , ausser
zahlreichen Gaben für die Ausschmückung und Ausstattung
der Kirche.
Von den beim ausgeschriebenen Concurse eingegangenen
75 Plänen wurde 1855 nach eingeholtem Beirathe des Königs
Ludwig von Bayern jener des Architekten Heinrich Fentel
mit dem ersten Preis prämiirt und zur Ausführung bestimmt
und am 24 April 185G erfolgte die feierliche Grundstein-
legung. Dreiundzwanzig Jahre später, erst am Tage der Feier
der silbernen Hochzeit des Kaii-erpaares, konnte die rituelle
Einweihung vorgenommen und die Kirche, als vollkommen
vollendet, der Oeffentlichkeit übergeben werden.
Die Grundform der Votivkirche ist die eines dreischiffigen
Langbaues mit Chorumgäng und sieben Absidialcapellen, mit
einem Kreuzschiife und daran geschlossenen vier Eckcapellon,
mit zwei.Thürmen an der Hauptfa^ade und einem an der
Kreuzung der Schiffe sich erhebenden Centralthürmchcn.
Die Hauptmasse des Baues sind folgende : Der eingenommene
Flächenraum beträgt 3380 Quadi at-Meter, in der Längenachse
misst er 95, in der Hauptfacjade 36 Meter. Das Kreuzschiff
hat eine Breite von 48 Metern, das Langhaus eine lichte
Breite von 28 5 Metern, wovon 11 3 Meter auf das Mittelschiff
kommen, während die Seitenschiffe der Thurmbreite ent-
sprechen. Die beiden Hauptthürme haben eine Höhe von 9.>,
das Centralthürmchcn eine Höhe von 67 Metern. Das Lanoj-
haus wird durch fünf Pfeilerpaare getragen, bis es von dem
durch 3 Traversen gebildeten Kreuzschiffe, welches die Breite
des Langhauses hat, durchschnitten wird. Hinter dem Kreuz-
schiffe verlängern zwei Pfeilerpaare das Langhaus, woran
sich der von sieben Seiten eines regelmässigen Zwölfecks
gebildete Chor mit den Absidialcapellen anschliesst. Die
Die Votivkirche. oigitizedbyCjOOglC
Digifeed by VjOOQ IC
Alsergründ.
149
Ausführung des Baues geschah durchaus aus hartem Kalk-
stein der Wiener Neustädter Gegend, und vornehmlich ist
Inneres der Votivkirche. (8. 150.)
es Wöllersdorfer Stein, welcher zur Verwendung kam. Die
Steinmetzarbeit ist von einer Vollendung, welche ihresgleichen
150 Alsergründ.
sucht, und .wenn das Hauptverdienst an der überraschenden
Wirkung des wunderbar schönen Masswerkdetails dem ent-
werfenden Künstler zukommt, so ist es doch nur gerecht,
der technischen Geschicklichkeit jener Steinmetze zu gedenken,
welche (unter Leitung des Baumeisters Kranner) diese spitzen -
artig concipirten Giebel, Fialen, Strebepfeiler und Fensterrosen'
dem sprödem Material mit solcher Präcision abgewannen.
Es wäre unendlich verlockend, näher auf den reichen
figuralen Schmuck einzugehen, welcher die HauptfaQade und
die Kreuzschiffportale ziert; die gebotene Rücksicht auf den
Raum zwingt zu der blossen Andeutung, dass an der Haupt -
fajjade, entsprechend dem Charakter einer „Heilandskirche'',
wie sie ebenfalls genannt wird, die Werke des Erlösers die
Gestalten seiner Vorgänger und Mitarbeiter zur Darstellung
gebrlicht worden; die südliche Kreuzschiff-Faqade enthält
das Werk der Schöpfung, die nördliche das der Heiligung
mit den Standbildern der Propheten und Kirchenlehrer.
Auch bezüglich der inneren Aunachmücktmg müssen wir
uns leider Reserve auferlegen. Der herrlichste Schmuck des
Innenraumes (Bild S. 149) sind gewiss die farbensatten Glas-
gemälde, welche die Spitzbogenfenstcr der Seitenschiffe und
Chorcapellen einnehmen. Namentlich die beiden riesigen, die
Stirnfenster der Krouzschiff-Fagaden füllenden Fenster sind
Meisterwerke der Glasmalerei und von überraschender
Wirkung; jenes am südlichen Seitenportale entspringt einer
Widmung des Kaisers Franz Josef und hat die Gründung
der Kirche durch Erzherzog Ferdinand Max zum Gegen-
stand, das gegenüber liegende über dem nördlichen Seiten-
portal ist vom Gemeindcrath der Stadt Wien gespendet und
behandelt die Rettung des Monarchen aus der drohenden
Gefahr. Die übrigen Fenster der Seitenschiffe und der Chor-
capellen stammen gleichfalls von Widmungen her; wir finden
die Mitglieder des Kaiserhauses, des österreichischen und
ungarischen Episcopats, den hohen Adel, hervorragende
Industrielle und Privatpersonen unter den Spendern. Die
einzelnen Fenster sind nach Cartons hervorragender Künstler
von dem 1880 verstorbenen ausgezeichneten Glasmaler
Geyling ausgeführt. Die Hochfenster des Mittelschiffes und
der Radfenster haben keine figuralen Darstellungen, sondern
verfolgen in ihrem monumentalen Charakter namentlich den
Zweck, das einfallende Lieht zu dämpfen.
Die Decke des Hauptgewölbes ist reich polychromirt.
Zwischen den farbigen Ornamenten sind Medaillons mit Bild-
nissen der alttestamentarischen Könige, Engelsköpfen u. s. w.
auf Goldgrund angebracht und um das Langhaus und Kreuz-
schiff laufen die Wappen aller im grossen Titel des Kaisers
vorkommenden Länder, Herrschaften ujid Städte. Diese
Al^ERGRUND.
151
Fresken sind theilweise ein Werk des nun auch schon ge-
storbenen Malers Karl Schönhrunner.
Graf Sttlra-Denlcinal. (S. 152 )
In der zweiten südlichen Seitencapelle steht der aus
ägyptischem Alabaster gefertigte Taufstein, in der nördlichen
152 Alsergrund.
das Denkmal des tapferen Vertheidigers von Wien, NiJdas
Grafen Salm, welcher am 7. Mai 1530 den Folgen einer
beim letzten Sturm der Türken am 14. October 1529 er-
haltenen Wunde erlag. Dieses Denkmal wurde 1580 von
Kaiser Karl V. und dessen Bruder Ferdinand I. in der Doro-
theerkirche (dem jetzigen Versatzamte) errichtet, kam nach
Entweihung derselben auf das fürstl. Salm-Reifferscheid'sche
Gut Raitz in Mähren und wurde 1879 über Intervention des
Alterthumsvereines unter Aufrechterhaltung des Besitzrechtes
jener Familie in der Votivkirche aufgestellt. Das Denkmal
aus lichtgrauem Marmor hat die Form eines Sarkophags,
auf dessen Deckel der tapfere Heerführer im Harnisch,
knieend dargestellt ist. Die Seiten wände enthalten vorzüglich
gearbeitete Basreliefs mit Darstellungen aus zwölf Schlachten
und Kämpfen, welchen der greise Held beigewohnt hatte,
und zwölf Medaillons von Zeitgenossen, darunter Kaiser
Friedrich IV., Max I., Karl V., Ferdinand I., Philipp der
Schöne von Burgund, Ferdinand der Katholische von Spanien,
Frundsberg u. s. w. (Bild S. 151.) ,
Schlickplatz, zwischen Maria-Theresien- und Türken-
strasse, wird nördlich von der riesigen, einen Flächenraum
von 14.500 Quadratmetern einnehmenden Rudolfskaserne be-
grenzt, welche bis an den Donaucänal reicht. Der im Rohbau
mit Steingliederung in einer nicht ganz glücklichen Anwen-
dung des Windsorstiles entworfene Bau wurde von der
Militär-Genie-Direction ausgeführt und vermag zwei Regi-
menter Infanterie und zwei Escadronen aufzunehmen.
Längs der westlichen Front der Kaserne läuft die aus
einer Menge von einzelnen Buden bestehende Trödlerhalle,
welche wegen der Eigenartigkeit eines solchen allen möglichen
Gegenständen gewidmeten Marktes nicht ohne Interesse ist.
X. Favoriten.
Dieser jüngste Bezirk von Wien liegt ausser der Favoriten-,
Südbahp- und Belvedere-Linie, ist eine ganz neue und regel-
mässige Anlage, die sich fortwährend weiter entwickelt.
Gleich ausser den beiden letztgenannten Linien liegen die
mächtigen Bahnhofhauten der Süd- und Staatshahn.
Der Südbahnhof (rechts) wurde 1Ö69 bis 1873 von Bau-
director Fiatlich erbaut und besteht aus einem die ganze Höhe
einnehmenden Vestibüle, in dessen Tiefe eine zweiflügelige
Treppe zur Warthalle und der Zugshalle führt, die von einer
imposanten Eisenconstruction überspannt wird.
Links liegt der Staatshahnhof, li'G'i bis 1870 von General-
director Euppert ausgeführt. Er hat zu beiden Seiten die
40 Meter breiten und 170 Meter langen Zufahrtshallen,
Favoriten.
153
154 ' Favoriten.
gesonderte Räume für die Ankunft und Abfahrt, üeber dem
Hauptportale stehen die Standbilder der durch die Staatsbahn
verbundenen Städte Wien, Brunn, Prag und Pest. (Werke des
Bildhauers MeJnitzky.)
unmittelbar hinter dem Bahnhof schliessen sich die Baulich-
keiten der grossen Maschinenfabrik der Staat sbahn an.
Zu diesem Bezirke gehört auch das:
K. k. Artillerie-Arsenal, links ausser der Belvedere-
Linie, ist ein Gebäude von riesigen Dimensionen und findet
als militärisch-technisches Etablissement nicht leicl^t seines-
gleichen. Die gegen die Stadt und gegen Simmering gerich-
teten Fronten haben eine Länge von 481 Meter, die beiden
Längenseiten des Rechteckes messen 688 Meter, der eingenom-
mene Flächenraum misst 110 Joche oder G3oU Hektaren.
(Bild S. 153 )
Es wurden die gesammten ümfangsgebäude (mit Aus-
nahme der die Capelle umschliessenden rückwärtigen Mittel-
kaserne), die Schmiede-, Leder- und Holzwerkstätten nach den
Plänen der Architekten van der Null und Siccardslurg aus-
gefühlt, jene Kaserne und Capelle nach den Entwürfen des
Prof. Kösner, welcher auch einen Theil der Gewehrfabrik
herstellte. Das Waffen-Museum ist ein Werk Theoph. Hansen' Sy
die Gewehrfabrik und Schiessstätte sind von ihm in Gemein-
schaft mit Förster entworfen.
Die Umfassungsgebäude bestehen aus dem Commandantur-
geläude (dem Mitteltracte der Hauptfa(jade mit einem 38 Meter
hohen Zinnenthurm und schönen Hofraum) und 15 massiven
Kasernen und Depots, welche untereinander durch 18 Meter
lange crennelirte Mauern verbunden sind. Sämmtliche Ge-
bäude sind im Rohbau ausgeführt (es war dies die erste An-
wendung desselben im grösseren Massstabe) und mit Aus-
nahme der Commandantur, welche an der Facjade Statuen
von Hanns Gasser hat und auch sonst decorativ reicher ge-
halten ist und der später zu besprechenden Capelle und des
Museums, mit strengster Einhaltung der dem Zwej^ke ent-
sprechenden Formen-Einfachheit ausgeführt.
Der architektonisch bedeutendste und für den Beschauer
anziehendste Theil des ganzen riesigen Gebäude-Complexes
ist das dem Haupteingange geradQ gegenüber liegende Hof-
Waffenniuseum, ein Werk Hansen's in maurischem Stile mit
einer Mittel- und zwei Seitenkuppeln, dessen Herstellung
aliein P/g Millionen Gülden in Anspruch nahm, aber durch
die Pracht des Innern geradezu frappirend wirkt.
Durch den Haupteingang gelangt man in ein Vestibüle,
welches von \'l Säulen mit 4 Piedestalen und 4 solchen mit
je einem Piedestal getragen wird, auf welchem 52 Marmor-
standbilder der hervorragendsten österreichischen Heerführer
Favorii'en. 155
aller Zeiten stehen. Das Vestibüle ist einfach in weiss und
Gold gehalten, wodurch sich die satte Farbenpracht des rück-
wärts gelegenen Stiegenhauses noch mehr hervorhebt. Rechts
vom Vestibüle ist im Erdgeschoss ein Saal mit einer sehr
interessanten Sammlung merkwürdiger Feuerwaffen und
Geschütze^ wo sich der Menschenfreund beim Anblick von
alten Mitrailleusen-Constructionen und japanischen Hinier-
ladungskanonen aus dem 16. Jahrhundert die Beruhigung
holen kann, dass die Idee dieser lieblichen Erfindungen
wenigstens nicht unserem vielgeschmähten Jahrhundert an-
gehört , sondern nur deren praktische Anwendung in
grossem Stile.
Das Stiegenhaus ist mit überraschender Pracht hergestellt
und enthält an der Decke Fresco-Gemälde von Rahly Alle-
gorien: Muth, Klugheit, Macht und Einigkeit, Ruhm und
Ehre, in den Bogenfeldem Personificationen von Geschichte,
Tactik und Strategie von demselben Künstler, üeber dem
mittleren Treppen-Aufgange steht eine Marmorstatue der
Austria von Bildhauer Benk.
Vom Stiegenhause des I Stockwerkes führen drei Ein-
gange in die Ruhmeshallef welche aus dem bis zur Kuppel
114 Meter hohen Mittelsaal und zwei anstossenden ebenfalls
mit Kuppeln geschlossenen Nebensälen besteht, sämmtlich
aufs Reichste ausgestattet und an den Kuppeldecken die
berühmten farbenprächtigen Fresken von Karl Blaas ent-
haltend.
Es dürfte sich empfehlen, hier für den Beschauer eine
Erläuterung derselben einzuschalten.
Die (lemälde des HauphaaUs stellen vor: la der Kuppel Allegorien der
Tapferkeit (anter derselben Gründung der Ostmark durch Leopold den Glor-
reichen), der MässiKung (darunter die Zurfickweisung der deutschen Kaiser-
wfirde durch Leopold den Heiligen), der Macht (unter dieser die Erhebung
der Ostmark zum Herzogthum), der Kunst (darunter die Beförderung von
Kunst und Wissenschaft unter Leopold dem Glorreichen). — Die Medaillons
in den Zwischenräumen der Kuppel haben zum Gegenstand: Kaiser Budolf
von Habsburg an der Leiche König Ottokar's II., Kaiser Albrecht's I. Ueber-
schreitong der Semroeringhöhe im Winter. Kaiser Max I. ertheilt Frunds«
berg den Auftrag zur Errichtung der Landsknechte, Benachrichtigung Oarrs Y.
von dem Sieg bei Paria. — Das Bogenfeld links rom Eingang enth&H die
Darstellung der Schlacht bei Nördlingen mit der Gefangennahme des schwe-
dischen Generals hörn. In den Gurtenfeldern, und zwar links : Schlacht bei Zablot
1619, rechts: üeberfall der Franzosen bei Tuttlingen durch den Reitergeneral
Jan von Werth. — Das grosse Bogenfeld über den Fenstern ist mit Dar-
stellung der Schlacht bei St. Gotlhard gegen die Türken geschmückt; das
<iurtenfcld rechts mit der Einnahme ron Lewencx, links mit jener 8cene ans
der zweiten Türkenbelagerung Wiens, wo der verwundete Rüdiger von Starhero-
berg die Abwehr eines Sturmes persönlich leitet. — Unter der Gallerie sind
in drei Medaillons die Portr&te von Max I., Liechtenstein und Colloredo an-
(rebracht. — Im grossen Bogenfeld rechts vom Eingange ist die Schlacht bei
Zenta dargestellt, in den beiden dazu gehörigen Gurtenfeldem links die Ein-
nahme von Ofen und rechts der Einmarsch nach Bosnien unter Prinz Eugen.
— Das Bogenfeld über dem Haupteingang endlich enth< die Darstellung der
Schlacht bei Turin, die beiden Gurtenfelder, den Ueberfall von Cremonaiind
Iß 6 Favoriten.
den Einzug König Karrs (nachmals Kaiser Karl VI.) in Madrid. Aaf der
Galerie sind türkische Trophäen mit Fahnen, Köchern, Rosshüschen, Pauken.
Janitscharenroützen, Waffen n. s. w. anfgestellt. Im Saale befinden sich die
Marmorstandbilder der Generale Kadetzky, Windischgrätz, Haynan und
Jellacic, in der Mittel -Vitrine das Ehrengeschenk der Stadt Triest an Vice-
Admiral Tegeithoff, in jener rechts der Marschallstah Radetzky*s, und in der
liitks der Pokal, welchen die Armee dem Dichter Grillparzer aus Anlass der
bekannten poetischen Apostrophe an Badetzkj („In Deinem Lager ist Oester-
reich*) spendete.
Im Kuppel-Saale links stellt das Deckengemälde die Gründung des mili-
tärischen Maria Theresien-Ordens vor. — Das Bogenfeld über dem Fenster
wird durch die Sch1a<'ht bei Piacenza ausgefüllt, das nächste links durck
die Schlacht bei Kolin, die weiteren durch den XJeberfall der Preussen bei
Hochkirch und die Einnahme von Belgrad. Die Medaillons der Zwickel-
felder stellen vor : dieCapitulation der französischen Garnison von Linz (1742).
Revue der kaiserlichen Armee bei So'lenau durch Maria Theresia, üeberfall
von Berlin durch Hadik und Erstürmung von Schweidnitz durch London.
Entsprechend diesen Darstellungen sind secYi&Trophäen aus prenssischen
Waffen u. s, w., aus dem Erbfolge- und siebenjährigen Kriege aufgestellt.
Im anstossenden Nebensaal beginnt die Hof -Waffensammlung, welche,
soviel dies möglich, in chronologisch-synchronistischer Ordnung rangirt ist.
Die Gegenstände stehen entweder an den Wänden oder sie sind in Vitrinen
untergebracht und numeriren fortlaufend oder minder bedeutende sind zu
Trophäen zusammengestellt. Dieser Saal enthält Harnische und Waffen von
ungefähr 1350 bis zum Ende des 16. Jahrhunderts.
Wir wenden uns nun zum rechtseitigen Nebensaale der Ruhraeshalle.
dessen Fresken und Trophäen meist dem 19. Jahrhundert, namentlich den
Frauzosenkriegen entnommen sind.
Das Deckengemälde bringt den Einzug des Kaisers Franz nach der Bück-
kehr VwU Paris 1816 zur Darstellung. Die Bogenfelder enthalten die Schlacht
bei Würzburg, jene bei Aspern, Leipzig und Novara (1849); die Medaillon*«
der Zwickelfelder werden von Darstellungen der Kämpfe bei Caldiero, Ebels-
berg. am Berge Isel (Tirol) und bei Vicenza (1848) ausgefüllt.
Die Trophäen dieses Saales sind aus französischen und italienischen
F.'hnen und Waffen zusammengestellt (unter ersteren auch eine . päpstliche
mit dem Namen Pio IX. auf don Bändern).
Der anschliessende Saal enthält die Fortsetzung der kaiserlichen Hof-
Waffensammlung von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zur Neuzeit.
An der Vorderfronte des Museumsgebäudes sind zu beiden
Seiten des Einganges eroberte Geschütze aus den meisten
älteren Feldzügen angebracht. Darunter aus Reifen geschmie-
dete Mörser von riesigem Umfange, jedoch auch Bronze-
kanonen mit Verzierungen von künstlerischem Werthe. Um
dieselben ist die berühmte riesige Kette gewunden, mit
welcher die Türken 1529 die Donau zu sperren versuchten,
und auch einige türkische Steinkugeln sind zu sehen.
Vom Museum nach rückwärts dehnen sich die verschie-
denen auf das Grossartigste eingerichteten Werkstätten und
Etablissements aus, die Gewehrfabrik, Kanonengiesserei und
Bohrerei, in welcher das aus Stahlbronze hergestellte neue
Geschützmaterial der Armee gefertigt wurde, Maschinen-,
Schmiede-, Spengler-, Sattler- und Riemerwerkstätten, Locale
zur Herstellung der Holzbestandtheile, chemische Labora-
torien u. s. w.
Die Capelle, der heil. Maria vom Siege geweiht, ist in
der Mitte der rückwärtigen grossen Kaserne erbaut, wird auf
Friedhöfe. 157
einer zierlichen steinernen Freitreppe erreicht und enthält im
einfachen Innenraume das am alten Zeughaus in der Renn-
gasse gewesene Marienbild, welches beim Sturm auf dasselbe
am 6. October 1848 vollkommen unversehrt blieb.
Bezüglich der Besichtigung der Hof -Waffensammlung
findet sich das Nöthige im Abschnitte „Sehenswürdigkeiten";
die Erlaubniss zur Besichtigung der technischen Etablisse-
ments ist von Fall zu Fall von der Arscnal-Commandantur
einzuholen.
Rückwärts des Arsenals und hart an der Grenze von
Simmering liegt die frühere Skene^sche Fabrik für Heeres^
* erfordernisse, ein riesiges quadratisches Gebäude mit Garten-
Anlagen, besonderem Maschinenhaus u. s. w. Seit 1874 ist
die Fabrik jedoch nicht im Betriebe und die ganzen Räum-
lichkeiten stehen leer, mit Ausnahme eines Tractes, in
welchem eine Bequartirungs-Anstalt untergebracht ist.
Friedhöfe.
Bei einem so gewaltigen Gemeinwesen, wie es Wien ist,
machen nicht nur die Lebenden ihre Ansprüche, sondern
auch die Todten verlangen Beachtung und JRücksichtnahme.
Die Friedhoffrage war daher auch in Wien, wie anderwärts
Gegenstand eingehender Erwägungen, als deren Resultat der
heutige Central- Friedhof entstand. Derselbe umfasst eine
Area von 19,765 Quadrat- Ar und ist nach den preisgekrönten
Plänen der Architekten Mylius und Blunischli angelegt. Im
Jahre 1874 wurden die bisherigen fünf Communal-Friedhöfe
gesperrt und mit der Belegung des Central-Friedhofes begonnen.
Man erreicht denselben entweder mittelst der Traraway
(vom Schwarzenbergplatz aus) oder mittelst der Wien-Aspang-
bahn (Bahnhof: III. Bezirk, Zugang durch die Hafen gasse).
Die Fahrt mit der Tramway führt durch die Marxer -
Linie und über Simmering, wo gleich Anfangs links die im-
posanten Baulichkeiten des Wiener Central- Viehmarktes auf-
fallen. Ausser Simmering gewahrt man gleichfalls links das
Neugebäude, einst kaiserliches Lustschloss, derzeit ein Eta-
blissement des Militär- Aerars mit Ai-tillerie-Laboratorien und
Geschoss-Magazinen. In gleicher Höhe, aber rechts von der
Strasse dehnt sich der Central-Friedhof aus, der, obwohl erst
zum kleinsten Theil in Benützung gezogen, doch durch seine
riesige Ausdehnung jeden üeberblick unmöglich macht. Den
Eingang flankiren zwei stattliche Administrations- Gebäude
und in deren Axe steht das Leichenhaus, ein niedriger langer
Bau. Die als Bestattungsort hervorragender Mitbürger in
Aussicht genommenen Arkadenbauten sind erst im Ent-
stehen. Die eigentliche Friedhofs-Anlage breitet sich v^m
158 Friedhöfe.
Eingang fächerförmig aus und macht nunmehr, wo die ßanm-
pflanzungen und Anlagen schon gedeihen, auch jenen freund-
lichen gartenähnlichen Eindruck, welchen der Wiener von
den älteren Friedhöfen gewohnt ist.
Nächst dem ersten Eingangsthor liegt die israelitische
Ähtheilung mit einem besonderen Gebäude für die rituellen
Feierlichkeiten. Da die bemitteltere Bevölkerung es vielfach
vorzieht, sich der Friedhöfe in der Umgebung Wiens zur
Beisetzung ihrer Verstorbenen zu bedienen, ist der Central-
Friedhof noch verhältnissmässig arm an bedeutenderen Grab-
stellen. Von den hier Beigesetzten heben wir hervor: den
Staatsraths-Präsidenten und gefeierten Patrioten Thaddäus
Peithner von Lichtenfels, die berühmten Astronomen und
Directoren der Wiener Sternwarte Josef und Karl von Littrow.
den ausgezeichneten Landschafter Thomas Ender, den Dichter
und Director des Hof-Burgtheaters Franz Baron Dingelstedt,
den Minister des Aeusseren Heinrich Baron Haymerle, den
Finanzminister des Bürger-Ministeriums Dr. Rudolf Brestel,
den Erfinder der Stahlbronze-Geschütze Freiherrn v. üchatius
u. s. w. Endlich enthält der Central-Friedhof das Massengrab
der Opfer der unseligen Ringtheater-Katastrophe, das auf
Kosten der Stadt Wien mit einem würdigen Denkmal ge-
schmückt ist
Von den fünf, wie erwähnt seit 1875 nicht mehr benützten
Communal-Friedhöfen liegt jener von St. Marx, welcher
auch die Ruhestätten der nichtunirten Griechen enthält,
gleich ausser der gleichnamigen Linie, rechts von der Simme-
ringer Hauptstrasse und dem Damme der Wien-Aspan^bahn.
In der katholischen Abtheilung sind bestattet: Karl Frei-
herr von Hockj Staatsrath und finanzwissenschaffclicher
Schriftsteller, der Dichter Ernst Freiherr von Fenchterslehen,
der Generalmajor und Oberstkämmerer Josef Franz Fürst
Dietrichstein 'Proskau*Leslie, auch als Dichter bekannt
(schönes Monument mit der ruhenden Marmorfigur des
Fürsten), der Meister im Reiche der Töne Wolfgang Amadeus
Mozart (die muthmassliche Grabstätte ziert ein von Hanns
Gasser entworfenes, von Fernkorn gegossenes Denkmal, die
Muse der Tonkunst darstellend), die gelehrten Slavisten Joh.
Kolar und Bartholomäus Kopitar; der Literar-Historiker
und Germanist Franz Pfeifer, der Maler der Kinderwelt Peter
Feudi, der Componist und Orgelvii-tuose Abbe Maximilian
Stadler, Therese Krones, die Perle aller W^iener Localschau-
spielerinnen, die berühmte Hof Schauspielerin Julie Löwe und
ihr College Max Korn, Josef Strauss, der seinem berühmten
Vater ebenbürtige Walzercomponist, der Vater der Wiener
Clavier-Fabrication Andreas Streicher, bekannt als Freund
Friedrich Schiller's und Begleiter auf dessen Flucht von der
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Friedhöfe. 159
. Karlsschule, der Dichter Oberst Anton Pannaschj Comman-
dant der Nationalgarde von 1848.
Auf dem griechischen Friedhof, reich an prächtigen Denk-
malen der griechisch-orientalischen Colonie, fällt das Grab
des Akademie - Präsidenten Theodor Georg von Karajm.
bekannt als germanistischer Sprachforscher und viel verdient
um die Geschichte Wiens und jenes des russischen Generals
Yermoloff', bekannt durch seine Feldzüge im Kaukasus, auf
Zunächst liegt der Matzleinsdorfer-Friedhof und jener
der evangelischen Caltusgemeinde, welcher noch in Benützung
steht. Man erreicht sie mittelst der über die Elisabethbrücke
verkehrenden Tramwaywagen durch die Matzleinsdorferstrasse,
wo sie jenseits des Südbahndammes liegen
Der ■ evangelische Friedhof macht durch seinen reichen
Baumschmuck den Eindruck eines wohlgepflegten Gartens
und enthält eine von Oberbaurath Hansen im byzantinischem
Stil erbaute Capelle. Er ist reich ah bemerkenswerthen
Gräbern, deren wichtigste sind jene des berühmten Staats-
und Finanzmannes Karl Freiherr von Brück (mit der bezeich-
nenden Inschrift: „Unser Ruhm ist das Zeugniss unseres
Gewissens*^), des Dichters Friedrich Hebbel, des Begründers
der systematischen Mineralogie Friedrich Mohs, des Dichters
und Dramaturgen Heinrich Laube, der Hofschauspieler
Friedrich Beckmann, Karl Fichtner, Johann Ludwig Löwe,
Heinrich Änschütz und Julie Rettich, der als „fesche Pepi*
so vielgefeierten Josephine Gallmeyer, der Königin aller
Soubretten, des humoristischen Schriftstellers und Dichters
M. G. Saphir, der Architekten Karl Tietz, Moriz von Löhr
und Christian Franz L. Förster, der Maler Jacob Alt und
Fritz UAllemand, des seinerzeit berühmten Heldenspielers
Wilhelm Kunst, des vielgefeierten Gymnastikers und Mimikers
Eduard Klischnigg, endlich des Begründers des „Colosseums"
und der „Neuen Welt" Karl Schwender und dessen gleich-
namigen Sohnes, welche zu den populärsten Persönlichkeiten
Wiens gehörten.
Der naheliegende katholische Matzleinsdorf er Friedhof
ist sehr umfangreich. In einem abgeschlossenen kleinen Raum
befindet sich der schmucklose Bestattungsort für in Wien
sterbende Mohammedaner. Der katholische Friedhof bestellt
aus zwei Theilen, dem alten gleich am Eingang, dem neuen,
rechts und etwas tiefer liegend
Im ersteren ruhen:
An der Grenze zwischen dem Neuen und knapp neben
der Familiengruft Dietrich-Sulkowski, der grosse Tondichter
Christoph Ritter von Gluck, der Hofcapellmeister und Com-
positeur Anton Salieri, der Violin-Virtuose Josef May^eder.
der Dichter der „Todtenkränze" Josef Christian Baron Zedlitz,
IGO Friedhöfe.
die Botaniker Nik und Franz Freiherr von Jacquin und
Stefan Endlicher, der Staatsmann und Minister Franz Frei-
herr von Ptllersdorf, Anton Günther^ der Theolog und
Philosoph und im gleichen Grabe Johann Emanuel Veithy
• der Kanzelredner und Arzt, die Maler Heinrich Füger und
Peter Krafft.
Im neuen Friedhofstheile ruhen:
Der König der modernen Tenoristen, Hofopernsänger Alois
Ander und wenige Schritte davon sein ebenbürtiger College
vom Bass Josef Staudigl, der Chemiker Josef Redten-
hacherf der um Wiens ältere Geschichte verdiente Forscher
Johann Paul Kaltenbäck , die Dichter und Schriftsteller
Heinrich R. von Levitschnigg und Dr. C. F. Weidmannj
die Maler Ferdinand Waldmüller und Anton Eifisle, der viel-
gefeiertc Tragöde an der Hofbühne, Josef Wagner und
seine Gattin, die berühmte Schauspielerin Hertha Wagner,
geb. ünzelmann.
Links von der Schönbrunner-Linie (Margarethenstrasse),
liegt der Hundsthurmer Friedhof mit den Grabstätten des
vielverdienten Bürgermeisters Dr. Andreas Zeliixka, des Malers
Josef Danhauser und des Hofschauspielers Siegfried Gotthelf
Koch, genannt Eckhart. Unmittelbar neben des Letzteren
Grab bezeichnet ein in die Wand eingelassener Stein die
Stelle, wo der Tondichter Josef Ilaydn beigesetzt war, ehe
seine Ueberreste nach Eisenstadt überführt wurden.
Ausser der Mariahilfer-Linie und am nördlichen Saume
des grossen Exercierplatzes, „der Schmelz,^'' liegt der gleich-
namige Friedhof. Er ist der grösste von den bestandenen
und macht durch die Alleen, den reichen Blumen- und
Strauchschmuck einen angenehmen Eindruck.
Nächst dem Denkmal, welches die Gemeinde Wien den
bei der J/är^-Revolution des Jahres 1848 Gefallenen setzen
liess, sind noch zu erwähnen, die Gräber des Kriegsministers
Karl R. v. Frank, des als Schriftsteller und Abgeordneter
beim deutschen Reichstag bekannten Feldmarschall-Lieute-
nants Karl Möring, des einflussreichen kaiserlichen Leib-
arztes Andreas Freiherrn von Stifft, des Gründers des Blinden-
Institutes Johann Wilhelm Klein, des berühmten Optikers
Johann Chr. Voigtländer, der Geschichtsforscher Johann
Chmel und Josef Feil, des fruchtbaren Balladen -Dichters
Joh. Nep. Vogl, des Walzer-Componisten Ludwig Morelly,
der Maler Karl Bahl, Sigmund Christ. V Allemand, Leander
Russ und Franz Bohyaschofshy, des Dichters Joh, L. Dein-
hardstein und des berühmten Contra -Punktisten Simon
Sechter.
Zwischen der Währinger- und Nussdorfer-Linie endlich
liegt der letzte der früheren städtischen Bestattungsorte, der
Friedhöfe. 161
Währinger-Friedhof und knapp an diesem der nunmehr
auch schon geschlossene Israelitische Leichenhof,
Auf dem ersteren sind begraben:
Der ausgezeichnete Staatsmann und Publicist Friedrich
von GentZj der Kriegsminister Theodor Baillet Graf von
Latour, das unglückliöhe Opfer der Octobertage von 1848,
der Erbauer der Semmeringbahn Karl R. v. Ghega, der geniale
Diagnostiker Johann R. von Oppolzer, der Geschichtsforscher
Andreas von Meiller, der Bühnenschriftsteller und Dramaturg
Thomas West (Schreyvogel), der um die Localgeschichte von
Wien vielverdiente Franz Gräffer, die Musiker Josef Weigl,
Adalbert Gyrowetz und J. von Eyhler, der vorzügliche Tenorist
Franz Wild und die gefeierte Primadonna Clara Stöckl-
Heinefetter, die viel producirende und einst viel gelesene
Schriftstellerin Karoline Pichler, der Historienmaler Leopold
Kuppelwieser, Franz von Holhein, Dichter und Director des
Hofburgtheaters, endlich Wenzel Messenhauser, Dichter und
in den verhängnissvollen Octobertagen Stadt-Commandant von
Wien, als welcher er standrechtlich erschossen wurde.
Der Israelitische Friedhof, eine hübsche Anlage mit
prachtvollen Monumenten, auf welchen die ersten Namen der
Wiener Haute finance prangen, enthält unter Anderem die
Gräber der Dichter Moriz Hartmann und Salomon Heinrich
von Mosenthal, des berühmten Publicisten Karl von Weil
und des vielgefeierten Predigers J. N. Mannheimer.
Wie schon erwähnt, lieben es viele Notabilitäten, als Be-
stattungsorte für sich und ihre Familien die mehr oder
weniger ländlichen Friedhöfe in der Umgegend von Wien zu
bestimmen. Dieselben werden im folgenden, wo nöthig, ihre
Erwäbnung finden.
Die Vororte.
An das Gemeindegebiet von Wien schliesst sich ein weiter
Ring von Ortschaften, welche zwar administrativ ganz unab-
hängig, in jeder anderen Beziehung aber in den Bannkreis
der Hauptstadt gezogen und auf das Innigste mit derselben
verknüpft sind. Im Nachfolgenden werden dieselben in grossen
Gruppen und mit kurzer Aufzählung des Bemerkcnswerthesten
behandelt werden, wobei Gelegenheit sein wird, der nächsten
und beliebtesten Ausflüge in die so reizvolle Umgebung von
Wien zu gedenken.
Weit hinaus' erstrecken sich und besonders volkreich sind
die Vororte an beiden Wien-Ufern. Rechts dehnt sich Gaudenz-
dorf, das gewerbfleissige Unter * Meidling mit zwei durch
iBadeanstalten nutzbar gemachten Schwefelquellen und grossen
Fabriken und das hübsch gelegene Ober -Meidling aus.
Moriz Bermann, Führer d. Wien. 11
1 62 Schönbrunn.
Letzteres enthält viele prächtige Sommersitze und den alt-
renommirten Belustigungsort Tivoli.. Am westlichen Ende
liegt das k. k. Lustschloss Schöfihrunn, gleichfalls am rechten
Wienufer, das eine eigene Katastralgemeinde bildet, gemeiniglich
aber mit Benützung der Tramwaylinie nach Penzing oder
der Hietzingcr Stellwagen besucht wind.
Das k. k. Lustschloss Schönbrunn,
Dieses wahrhaft kaiserliche Lustschloss gehört auch zu
jenen Anlagen, an welchen der Wiener mit besonderer Vor-
liebe hängte er ist stolz darauf und unterhält im Grunde
seines Herzens einige Zweifel, ob es denn wirklich von Ver-
sailles, Wilhelmshöhe und Ludwigslust an Schönheit und
Reichthum der Anlage übertroffen wird. Er thut darin auch
ganz recht, denn solche Vergleiche sind müssig, man soll
das voll geniessen, was man eben besitzt, ohne sich den
Genuss durch Vergleiche zu verkümmern.
Wenn Goethe singt: ,.Lasst den Wienern ihren Prater,
Weimar, Jena, da ist's gut", so wäre es sehr an der Zeit,
dass umgekehi-t die Wiener ebenso gesund dächten und
redeten.
In dichten Schaaren ziehen an schönen Sommertagen die
Wiener hinaus, erfreuen sich des herrlichen Garten^ und
widmen den Bewohnern der Menagerie, von welchen es einige
zu grosser Volksthümlichkeit gebracht haben, das regste
Interesse, Belebt von der fluthenden Menschenmenge ist
Schönbrunn ein glänzendes Bild, schöner aber ist es in den
Morgenstunden, wo der thaufrische, die reizendsten Partien
enthaltende Garten einen erquickenden Aufenthalt und die
lieblichsten Spaziergänge bietet.
Von sehr früher Zeit her bestand an Stelle des heutigen
Parkes ein Thiergarten, in welchem Kaiser Maximilian IL
1570 ein kleines Jagdschlösschen erbauen Hess. Kaiser Rudolf II.
schenkte dieses 1590 seinem Kriegszahlmeister Egy4 Gatter-
mayer, wovon für das Schlösschen im Volksmunde die Be-
zeichnung ,,Gatterschlössr' und für die Umgegend die bis
in die neuere Zeit übliche Benennung „Gatterhölzr' stammt.
Aber schon üüher stand hier die „Kater-Mühle", auch eine
, .Kater-Burg", und stammen diese Benennungen von der
alten Bezeichnung „Kat" für ein kleines, unansehnliches Haus.
Kaiser Mathias fand 1619 bei einer Jagd im Thiergarten eine
reifend gelegene und überaus erfrischende Qutelle (Brunnen),
die ihm den Anlass zu einer ^Erweiterung des Gebäudes und
theilweisen Regulirung des Wildparkes bot und von welcher
sich der Name der Besitzung herschreibt. Das schon ziemlicü
ansehnliche Schloss wurde Sitz der Witwen der Kaiser
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Schönbrunn von
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der Gloriette aus.
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Schönbrunn. 163
Ferdinand IL und III. Die Türken verwüsteten es jedoch
IGt'O sammt dem Garten und der von Leopold I. an Stelle
der heutigen Gloriette angelegten Hasenremise vollständig
und es blieb bis 1696 in Trümmern liegen. Erst in diesem
Jahre Hess Leopold den Garten ungefähr in seiner heutigen
Ausdehnung herstellen und beauftragte den Architekten
I^'ischer twu Erlach mit dem Bau eines neuen Schlosses für
den römischen König Josef I. Fischer projectirte für die
Anhöhe, auf welcher die Gloriette steht, ein zweites, das
Hauptschloss, ein Vorschlag, welcher indess, wohl der Kosten
wegen, nicht acceptirt wurde.
Der Bau des unteren Schlosses wurde jedoch begonnen
und auch Josef I. setzte ihn fort, so dass er 1700 als im
Wesentlichen vollendet gelten konnte. Nach seinem Tode kam
Schönbrunn in den Besitz seiner Witwe Amalie Willielmine,
welche Schloss und Garten 1728 für 450.0ü0 fl. dem Hof
wieder verkaufte. Karl VI. fand an Schönbrunn kein Wohl-
gefallen und hielt sich selten daselbst auf, dagegen wohnte
Maria Theresia mit Vorliebe in diesem Schlosse und durch
sie und ihren Sohn Josef IL erhielt dieses und der Gartcj;
die Gestalt und Pracht, in welchen wir sie kennen. Erstero
Hess 1744 das Schloss nach Plänen des Architekten Pacassi
vergi'össern und um ein Stockwerk erhöhen, die Fa^ade
wurde neu hergestellt und die herrliche Allee nach Hetzen-
dorf angelegt, 1752 wurde die Menagerie, 1753 der botanische
Garten errichtet und 1775 bis 1780 die Gloriette, die römische
Ruine, der Obelisk u. s. w. von dem Architekten von Hohenherg
ausgeführt, und der statuarische Schmuck des Gartens von
den Bildhauern Henrici, Ilagenauer und Zacherl angefertigt.
Damit war Schönbrunn vollendet und es erhielt nur noch
der botanische Garten unter Kaiser Franz eine grössere Aus-
dehnung und wurde mit vielen ausländischen Gewächsen
bepflanzt. Derselbe war vor Kurzem wieder in einer Um-
gestaltung begriffen, welche den Bau neuer, grossartiger
Gewächshäuser in sich schliesst.
Vor dem Schlosse ist der Wienfluss mit einer breiten,
steinernen Brücke, der Schönbruniier Schlosshrücke, passirbar
gemacht. Nach Ueberschreitung derselben gelangt man durch
das von zwei mächtigen Obelisken flankii-te grosse Gitterthor
in den Vorhof, welcher auf drei Seiten von niederen Neben-
gebäuden, dem Eintritte gegenüber vom eigentlichen Schlosse
gebildet wird, einen Flächenraum von fast 3 »0 Quadr. -Metern
einnimmt und durch zwei Bassins mit Fontainen belebt wird.
Die Bassinfigur rechts ist von Zauner und stellt die Flüsse
Donau, Inn und Enns vor, jene links ist von Hagenauer
mit den Figuren der Provinzen Galizien, Lodomerien und
Siebenbürgen.
Digitized^jJLiOOQlC
IGl Schönbrunn.
Das Schloss mit seinen sehr ausgedehnten Nebengebäuden
enthält 1441 Gemächer und 139^ Küchen und beherbergte
nebst den Gärtnerwohnungen 1875 567 Menschen. Im I. Stock-
werke sind die Wohn- und Empfangs-Räumlichkeiten für
den Allerhöchsten Hof, der IL und der III. Stock des
Mitteltractes enthalten die Appartements für den Hofstaat.
Im Erdgeschosse sind die Capelle und Gartenzimmer für den
Hof, im rechten Seitentracte, neben der Hauptwache, ein
von Hohenberg erbautes, vor einigen Jahren restaurirtes
Theater. Von den Räumlichkeiten, welche sämmtlich auf das
Glänzendste ausgestattet sind, heben wir hervor den '5U0
Personen fassenden Spiegelsaal von Guglielmi mit Bildern
geziert, den Ceremoniensaal mit historischen Gemälden von
Meytens, den Hamiltonsaal mit Thierstücken der Brüder
Johann, Georg und Philipp Hamilton^ das Bildercahinet und
die Hauscapelle mit einem Altarblatt von Trogher und
Metallstatuen von KohJmann.
An das Schlossgebäude knüpfen sich auch eine Reihe
wichtiger historischer Reminiscenzen ; es war 1800 das Haupt-
quartier des Erzherzogs Karl, 1805 und 1809 jenes des Kaisers
Napoleon I , welcher dieselben Räume bewohnte, in welchen
1832 sein Sohn, der Herzog von Reichstadt, starb. Der Fuss
der Freitreppe im grossen Vorhofe war Schauplatz des miss-
lungenen Attentates gegen Napoleon am 13. October 1*00,
welches zur Füsilirung des Thäters Friedrich Staps führte.
Unter der Freitreppe des Schlosses gelangt man in eine
mit Statuen geschmückte DiirchgangshaJle, in welcher auch
zwei hohle Metallstatuen aus der Herkules-Mythe stehen, welche
als Oefen benützt werden können.
Bei Austritt aus diesem Vestibül gegen die Gartenseite
bietet sich ein wirklich überraschender Anblick, üeber das
weite Garten-Parlerre mit seinem Blumen- und Statuen-
schmuck, w^elches durch das Neptunbassin abgeschlossen wird,
erhebt sich eine weite, langsam ansteigende Rasenfläche zu
einer die ganze Gegend dominirenden Anhöhe, auf welcher
die imposante und zierliche Sala terrana, die Gloriette, steht.
Der Gartest umfasst einen Flächenraum von 288 Hektaren
und ist nach Entwürfen des berühmten Gartenkünstlers Steck-
hoven und des Architekten von Hohenberg angelegt. Er ist
' in rein französischem Gartenstil gehalten und die Alleen und
Gänge werden alljährlich nach bestimmten Formen geschnitten;
die künstlerische Vollendung und Grossartigkeit der Anlage
und die üebereinstimmung mit der Architektur der Gebäude
lassen jedoch die Gezwungenheit übersehen, welche sonst
diesem Gartenstil stets anklebt.
' Die 32 Marmorstatuen des Rasenparterre sind vom Bild-
hauer Bayer gefertigt und deren Gegenstände sämmtlich der
Schönbrunn.
165
Mythologie entnommen ; sie sind theilweise von hohem Kunst-
werthe und ist namentlich die Gruppe des Aeneas, welcher
seinen Vater Anchises und den Sohn Asranius aus dem Brande
von Troja rettet, äusserst sehenswerth. Die Bildhauer-Arbeiten
am Neptunhfcssin] welches ausser zwei Hoihstrahlen noch
Plan von Schönbrunn.
eine Reihe von Wasserkünsten hat, sind nach Entwürfen
Bayerns von Hagenauer und Zacherl.
Auf dem Plateau darüber liegt parallel und in der Achse
des Schlosses die 1775 von Hohenberg vollendete Gloriette,
ein reich sculpturirter Saalbau, auf beiden Seiten mit offenen
Arkaden, von dessen oberer Terrasse man eine lohnende
166 Schönbrunn.
Fernsicht über Wien, das Kahlengebirge. Flachland und die
Ausläufer der Alpen geniesst. Vor der Gloriette liegt das aus
dem Lainzer Thiergarten gespeiste grosse Wasser -Reservoir,
welches die Springbrunnen und Wasserkünste des Gartens
unterhält. Rechts von der Gloriette liegt der für den Hof
reservirte Kammergarten, rückwärts der den Park in seiner
Längenrichtung abschliessende Fasangarten.
Der Weg von der rechten Colonnade der Gloriette fühi*t
zum Hetzendorfer Thore und zum Erfrischungs-Locale ,jTivoli' •,
von der linken Colonnade aus gelangt man zum Jägerhause,
in welchem gleichfalls eine Eestauration untergebracht ist.
Links und rechts vom grossen Schlosse sind, durch hölzerne
Laubengänge abgeschlossen, gleichfalls für den Hof reservirte
Gartentheile, von welchen jener links als Zier- und Obst-
garten grossen Ruf besitzt und die Orangerie enthält, jener
rechts den eigentlichen Privatgarten des Hofes bildet, einen
Turn- und Schaukelplatz und in einem düsteren Nadelholzhaiii
das Denkmal der Königin Maria Carolina von Neapel enthält.
In dem rechtsseitigen öffentlichen Garten liegt die „römische
Buine^\ ein von mächtigem Gesimse gekrönter Bogen, von
Steintrümmern und Statuen - Torso's umgeben, eine sehr
malerische von Hohenberg ausgeführte Anlage. Im Boskett
rechts ist die von Kaiser Mathias entdeckte Quelle mit aus-
gezeichnetem Wasser, durch eine vortreffliche Marmorstatue
der Nymphe Egeria von Bayer wirklich zum „schönen
Brunnen'"'' gemacht. Vor dem Brunnen-Tempel steht die von
demselben Künstler gearbeitete Statue der Cybele und bei
einer zweiten im nächsten Rondeau befindlichen Quelle, jene
des Cincinnatus und der Eurydice.
An der nächsten Alleekreuzung nach links steht an einem
Bassin und über einer Felsengrotte der 1777 errichtete, ziemlich
hohe Obelisk, dessen Inschriften die Geschichte des Hauses
Habsburg wiedergeben.
Vom Rasenparterre rechts führt die grosse Mittel-Allee
zur Menagerie. Links und rechts derselben liegt der sogenannte
Irrgarten, eine dem französischen Gartenstil eigenthümliche,
aus vielfach verschlungenen Laubgängen, labyrinthartigen
Boskets gebildete Anlage.
Die Menagerie besteht aus einem kreisrunden Hof, in
dessen Mitte der Papageien-Pavillon steht und von welchem
aus 13 radial angelegte Zwinger für die Thiere auslaufen.
Die Menagerie ist, namentlich in einzelnen Species, sehr reich
versehen und besitzt auch zahlreiche seltene Thiere, die Anlage
aber entspricht mit einzelnen Ausnahmen den heutigen an
einen Thiergarten zu stellenden Ansprüchen nicht mehr und
es wurde die Umgestaltung derselben, um allen Thieren statt
der engen Käfige mehr ihren natürlichen Bedürfnissen
SCHÖNBRÜNN. 167
entsprechende Zwinger einzurichten, lebhaft veiitilirt. Nament-
lich sehenswerth sind die vortrefflich eingerichteten Geflügel-
höfe, während sioh das Interesse besonders des Sonntags-
Publikums mit Vorliebe dem Elephanten (dem y,SchÖnbrunner
Pepi", ein sich forterbender Titel), den Giraffen, Bären, nament-
lich aber dem grossen Affenhause zuwendet.
Von dem Mittelhofe zwischen den beiden Geflügelhöfen
gelangt man in den botanischen Garten, welcher 1753 von
Franz I. angelegt, einer der grossartigsten und reichsten
dieser Art ist. Unter den zahlreichen Glas- und Warmhäusern,
welche schon bestehen, nimmt das Taimenhaus mit wahrhaft
ausgezeichneten Exemplaren und das Kaphaus, mit der selt-
samen Flora der Kap- und australischen Länder den ersten
Rang ein. Ein sehr grossartiger neuer Bau ist gleichfalls zu
Glashäusern bestimmt.
Der botanische Garten ist im englischen Stile angelegt
und enthält eigene Abtheilungen für die österreichische und
die Gebirgsflora Europas. In demselben ist auch eine von
Maria Theresia errichtete Bronzebüste ihres Gemahls Franz I.
von Mohl und das Modell zum Reiterstandbild Josefs II. von
Zauner aufgestellt.
Da wo die beiden Längsfronten der Gewächshäuser zu-
sammenstossen, führt ein Thor wieder in den Schlosspark
und zu dem Ausgange nach Hietzing, neben welchem das so-
genannte „Kaiserstöckel,^'' ein zweistöckiges Gartenschlösschen
im Barok-Stil steht, welches seinerzeit von dem berühmten
Staatsminister Fürst Kaunitz benützt wurde, seitdem auch
meist dem Minister des Aeusseren als Sommer-Aufenthalt
überlassen ist.
Zur Auffindung all' der Sehenswürdigkeiten dient der
Plan. (Seite 165.)
Unmittelbar am linken Wienufer liegt Sechshaus mit
mehreren Fabriken und das grosse und dicht bevölkerte,
äusserst gewerbethätigei^wn/7iaw5, dessen Schönbrunnerstrasse
an Stattlichkeit und Verkehr eine würdige Fortsetzung der
Mariahilferstrasse ist. Im Beginn derselben steht rechts der
imposante Bahnhof der Westhah7i, dessen später gedacht
werden wird.
Das beachtenswertheste Gebäude ist aber die am Maria-
hilfergürtel gelegene Pfarrkirche zur heiligen Maria vom
Siege, gleichfalls ein Werk des um die kirchliche Baukunst
in Wien vielfach verdienten Dombaumeisters Schmidt. Mit
Ausnahme des Sockels und der Gliederangen ist die Kirche
in Backstein ausgeführt und stellt sich als achtseitiger Central-
bau mit umgebendem Capellenkranz dar. Ueber der weithin
sichtbaren gewölbten und gleichfalls im Achteck construirten
168
Vororte.
Kuppel ist noch eine zweite aus Eisenverspreitzung gefertigte
aufgesetzt, welche den gleichfalls aus Eisen bestehenden
17 Meter hohen Thurm trägt. Wie der Bau an und* für sich
als gothischer Centralbau bemerkenswerth ist, so trifft dies
auch für das reich polychromii-te Innere zu. Namentlich die
Vororte. 169
von acht mächtigen Pfeilern getragene Kuppel ist von be-
deutender Wirkung. (Bild S. 168.)
Westlich und nördlich grenzt das nicht weniger belebte
Rudolfsheim an Fünf haus. Eines der bemerkenswerthesten
Gebäude ist das Colosseum von Schwender, ein wahrhaft
colossales Vergnügungslocale, das mehrere imposante Säle,
eine kleine Bühne (Volkstheater in Rudolfsheim) und zahl-
reiche Nebenlocalitäten umfasst. Ein Besuch dieses Locales,
wenn eines der gut arrangirten und mit den mannigfachsten
Ergötzlichkeiten verbundenen Feste oder im Fasching ein
Maskenball abgehalten wird, ist unbedingt zu empfehlen,
theils wegen der sehenswürdigen Räumlichkeiten, theils wegen
des Publikums, das einen grossen Theil der socialen Stufen-
leiter umfasst.
Rudolfsheim erstreckt sich westlich bis zu der Allee
welche von der Schönbrunner Schlossbrücke zum Penzinger
Eisenbahn -Durchlass führt. Passirt man diesen, so sieht
man auf der Höhe der Schmelz ein aus gewaltigen Quadern,
gefügtes Portal, das in die Tiefe der Erde zu führen scheint.
Es ist der Eingang zu dem grossen Reservoir der Wiener
Hochquellen-Leitung, deren hier am schicklichsten gedacht
wird.
Dieses wahrhaft grossartige Unternehmen wurde auf Grund
eines vom städtischen Ober-Ingenieur Gabriel entworfenen
Projectes 1867 begonnen und 1873 nach Verwendung von
15 Millionen Gulden vollendet. Nachdem Wien lange unter
dem Mangel an Wasser, besonders an trinkbarem, gelitten
hatte, entschloss man sich- dazu, das von der Natur selbst
angelegte Reservoir an den Ausläufern der Alpen auszunützen,
zu welchem Zwecke in hochherziger Weise Kaiser Franz
Josef I. den Kaiserbrunnen, Graf Ernst Hoyos die Stixen-
steinerquelle überliessen, welche im Gebiete des Schneebergs
und der Raxalpe gelegen, ein Gebirgswasser von vorzügliclior
Güte liefern.
Die Länge der Leitung von den Quellen bis zu den
Reservoirs beträgt theils unterirdisch, theils in offenem
Wasserlauf, stellenweise auf mächtigen Aquäducten im Ganzen
. 9ö*8 Kilometer oder 13*3 deutsche Meilen, zu deren Durch-
fliessung das Wasser ungefähr einen Tag braucht. Ausser
dem genannten Reservoir, welches einen Fassungsraum von
10.600 Kubik-Metern hat, bestehen noch solche am Wienerberg
mit 4700 Kubik-Meter, am Laaerberg für die Tiefdruckzone
mit 11.000 Kubik-Meter und am Rosenhügel mit 2275 Meter
Rauminhalt. Die Röhrenleitungen innerhalb des Gemeinde-
gebietes haben eine Länge von 3B0 Kilometer oder ungefähr
50 deutschen Meilen. r^,
Digitized by VjL _ _ _
170 Vororte
Um den stets steigenden Consum und den Ansprüchen
der Vororte zu genügen, wurde in der jüngsten Zeit ein
grossartiges Schöpfwerk bei Pottschach errichtet und die
Zuleitung weiterer Quellen in Aussicht genommen.
Zunichst grenzt an Rudolfsheim der sehr alte Ort Penzing
mit einigen schönen Sommersitzen (Herzog von Cumberland)
und der zum Theil aus dem 13. Jahrhundert stammenden
Pfarrkirche zu St. Jakob. In' derselben ist das Grabdenkmal
der Gattin des Appellationsgerichts- Präsidenten Bottmann,
die entschwebende Psyche darstellend, sehenswerth, eine vor-
zügliche Arbeit des Florentiners Finella und häufig für ein
Werk Canova's gehalten. Auf dem Friedhofe sind die Grüfte
der vielbekannten freiherrlichen Diplomaten-Familie Hügel
und der Grossindustriellen Boslhorn, weiters die Gräber des
Dichters Matthäus Edlen von Collin, des Reitergenerals aus
den Befreiungskriegen Michael Freiherrn von Kienmayer
und des fruchtbaren Erbauungsschriftstellers Ludwig Donin.
Ueber eine Kettenbrücke gelangt man von Penzing nach
Hietzing, das am westlichen Ausgang des Parkes von Schön-
brunn gelegen, eine der fashionabelsten Sommerfrischen ist
und zahlreiche Landsitze der „obersten Zehntausend" von
Wien enthält (Herzog von Nassau, Gräfin Eszterhäzy, Gräfin
ü'Sullivan (Hofschauspielerin Wolter), Baronin Malfatti, Wiener
von Welten, Dumba, Königswarter u. s. w.)
Die Kirche stammt aus dem 17. Jahrhundert und enthält
am Hochaltar das vielverehrte Gnadenbild Maria's mit einer
plastischen Darstellung der Sage, welche sich an dasselbe
knüpft. Ursprünglich soll es nämlich an einem Baum, welcher
an Stelle der Kirche stand, angebracht gewesen sein, und
1529 bei dem Einfall der Türken einige ihre Andacht ver-
richtende Bauern mit dem Rufe: „Hüth's Enk!" (Hütet
Euch!) auf einen nahenden Türkenschwarm aufmerksam
gemacht haben. Vor der Kirche steht das von der Gemeinde
errichtete, vom Bildhauer Meixner modellirte Erzstandbild des
unglücklichen Kaisers Maximilian von Mexico. {Bild S. 171.)
Von den öffentlichen Localen hat sich aus alter Zeit her
Dommayer's Casino den Ruf grosser Noblesse bewahrt. Hier
finden Sonntags Concerte statt.
In der Hetzendorferstrasse liegen der alte und neue Fried-
hofe die eines Besuches würdig sind. Der alte enthält vier
Capellenbauten mit den Grabstätten der Familien Eszterhäzy,
Wenkheim, Lanckoronsky-Breznie (besonders prächtig, in
byzantinischerh Stil mit kostbaren Wandgemälden^ und
Dommayer. Das Grab der Freiin von Pillersdorf ist mit einer
vortrefflichen Marmorstatue des Todesgenius geschmückt,
welches, sowie das Rottmann'sche Denkmal in Penzing für
eine Arbeit Canova^s gilt, wohl aber auch nur die eines
Vororte.
171
seiner Schüler ist. Weiters ruhen hier Graf Moriz Dietrich-
stein, „des uralten Geschlechtes letzter Sprosse'" (bekannter
Maximilian-Denkmal. (S. 170.)
Mäcen und einst Gouverneur des Herzogs von Reichstadt),
der Minister und Akademie-Präsident Andreas Freiherr von
172 Vororte.
Baumgartner, der letzte Kammerdiener Ludwigs XVI. (,^Le
fidele Clery, dernier scrviteur de Louis XW^), die Theater-
schriftstellerin und Schauspielerin Johanna Franul von
Weissenthurn.
Der neue Friedhof enthält die Capellenhäuten mit den
Grüften der gräflichen Familien Batthydny und Brentano^
ausserdem aber noch viele besonders prächtige Monumente.
Hinter den Friedhöfen liegt die vom Erzherzog Ferdinand
Max angelegte liebliche Besitzung Maxing mit schönem Park,
durch Schenkung an die Gemeinde gelangt und dem Publikum
zugänglich.
Längs des Wienlaufes folgen in reizender Lage die Ort-
schaften Lainz, mit der trefflichen Restauration am Rosen-
hügel (hübsche Rundschau über Wien), Speising, Ober- und
Ünter-St. Veit mit der Sommer-Residenz des Fürst-Erz bi seh ofs
von Wien, sämmtlich sehr lohnende Nachmittags- Ausflüge,
durch SteUwagen- Routen mit Wien verbunden und von
Hietzing in einer halben Stunde erreichbar.
Nördlich von Rudolfsheim undPenzing greift der Schmelzer-
Exercierplatz (wo Revuen und Manövers abgehalten werden)
weit herein, so dass nur die Gürtelstrasse eine Verbindung
zwischen den letztgenannten Vororten und jener Gruppe, zu
welcher wir nunmehr kommen, herstellt.
Wir stossen hier zunächst auf das ausser der Lerchen-
felder- und Westbahn-Linie gelegene Neulerchenfeld, das sich
in neuerer Zeit durch Verbauung eines Theiles der Schmelz
sehr gehoben hat.
Vor dreissig und mehr Jahren war Neulerchenfeld bekannt
wegen seines Gasthauslebens und die zahlreichen Gärten
zogen allabendlich im Sommer Schaaren von Stadtbewohnern
an. Li neuerer Zeit hat dies nachgelassen, obwohl die „blaue
Flasche'' und die „Bretze" noch immer ihren Ruf bewahren.
In unmittelbarem Anschluss an Neulerchenfeld steht der
sehr alte Oi*t Ottakring, der sich in der Umgegend der
Kirche theilweise seinen ländlichen Charakter bewahrt hat,
in den neu bebauten Theilen jedoch vollkommen städtischen
Anstrich hat. Ottakring wird in der Hauptstrasse durch die
neue Tramway befahren und auch durch die nach Dornbach-
führende Pferdebahnroute berührt. Die Verlängerung der
Hauptstrasse führt zum Galitzinherg, einem theilweise künst-
lichen, aber meist von der Natur angelegten Park mit Schloss,
welches 1775 vom Fürsten Galitzin erbaut, heute im Besitz
des Fürsten Montleart ist. Nach dessen Gemalin führt die
Besitzung den Namen „Wilhelminenberg^^. Hübsche Fern-
sichten und reizende Waldpfade nach Hütteldorf, in das Halter-
thal oder über den Heuberg zur Bieglerhütte (treffliche Re-
stauration) und nach Dornbach locken um so mehr Spazier-
Vororte. 173
ganger an, als mehrere Gasthäuser Erfrischung und Rast ver-
sprechen (Liebhartsthal, am Steinbruch, Matuschka).
Nördlich schliesst sich an Ottakring Hernais, der volks-
reichste Vorort, durch die Hernalser Linie mit Wien ver-
bunden und von der Dornbacher Route der Pferdebahn durch-
zogen. Hernais ist ein sehr alter Ort und war im 16. und
17. Jahrhundert unter den mächtigen Grundherren von
Jörger ein Hauptstützpunkt des Protestantismus. Seit zwanzig
Jahren hat Hernais einen rapiden Aufschwung genommen und
beherbergt jetzt zahlreiche bedeutende industrielle Etablisse-
ments und eine Bevölkerung von über 60.000 Seelen. Mit
Ottakring und Hernais sind wir in das Gebiet des „Heurigen"
(junger Wein) getreten, der hier, wie auch in Währing,
Döbling, Sievring u. s. w. in sogenannten „Buschenschänken"
verzapft wird. Diese werden mit Vorliebe besucht und steigen
von der primitivsten Einrichtung zu prächtigen Etablisse-
ments, mit Garten, Salons und täglichen Concerten auf. Viel
besucht sind in Hernais Stalehner, in der Aisbachstrasse,
Gschwandner und Weigl („zum höchsten Heurigen") in der
Hauptstrasse.
Die Pfarrkirche ist aussen mit einem durch Stiegen er-
steigbaren Kreuzweg und Calvarienberg umgeben und ent-
hält im Inneren gute Altarblätter von Chr. Brand und
van Schuppen. Das Gnadenhild (Mariahilfer Muttergottes)
wurde 1683 von den Türken als Scheibe benützt, wovon noch
heute die Spuren sichtbar, auch die Augen Mariens, des Jesu-
kindes und der beiden Engel durchstochen erscheinen. Gegen-
über liegt das grosse Gebäude des von Josef II. gegründeten
Erziehungsinstitutes für Officier stächt er.
Ausser dem in der Dorotheergasse gelegenen, nunmehr
geschlossenen Friedhof welcher das Grabdenkmal des tapferen
österreichischen Heerführers Clerfayt enthielt, wo ferner der
würdige Jugendschriftsteller J. S. Ebersherg ruhte, besitzt
Hernais an der Dornbacherstrasse einen neuen von Arkaden-
bauten umgebenen Friedhof, auf welchem der Schöpfer der
pathologischen Anatomie Karl Rokitafisky und sein nicht
minder als Diagnostiker berühmter College Josef Skoda
ruhen. Die Eingangs angeführten Leichenreste wurden auf den
neuen Friedhof übertragen.
In der Verlängerung der Hauptstrasse von Hernais führt
die von der Tramway befahrene Dornbacherstrasse nach
Dornbach, einem zwischen den sich verengenden und höher
strebenden bewaldeten Hügelketten und Bergkuppen reizend
gelegenen Ort, der zu den beliebtesten Sommerfrischen Wiens
zählt und Ausgangspunkt für viele reizende Ausflüge ist.
Noch bevorzugter ist in dieser Beziehung das mit Dorn-
bach direct verbundene Neuwaldegg, zwischen den bewaldeten^
174 Vororte
Abhängen des Schafberges (gute Maierei und Restauration)
und des Heiiberges gelegen und überreich an köstlichen
Spaziergängen, namentlich im Park von Neuwaldegg.
Man kann denselben erreichen, wenn man in Dombach
bei der Haltergasse abbiegt (Bieglerhütte) und über den
Heuberg steigt, oder wenn man einen der zum Schlosse
führenden Wege einschlägt, welche sämratlich in die prächtige
Obelisken- Allee und in den eigentlichen Park führen. Von
den am Waldsaume des Heuberges von Dornbach in den
Haltergraben führenden Weg bietet sich ein reizender Ueber-
blick über ganz Wien. Noch bequemer geniesst man den-
selben von der am Bergabhang gelegenen Restauration Föderl
„zum Schiveizerhaus^^. (Zugang von der Dornbacher Haupt-
strasse durch die Halter- und Heuberggasse.)
Der Park, jetzt im Besitze des Fürsten Schwär zenberg,
ist eine Schöpfung des berühmten Regenerators der öster-
reichischen Armee, Feldmarschall Moriz Graf Zascy, welcher
die natürlichen Reize der Umgegend benützend, durch Weg-
anlagen, Herstellung von Teichen und Fernsichten einen
wahrhaft herrlichen Park schuf, der diesem oft missbrauchten
Namen entspricht und an seine englischen Vorbilder mahnt.
Er enthält mehrere Standbilder (Marsbrunnen, sterbende
Fechter) und inmitten eines dichten Tannenhains die Grab-
capelle, in welcher der Gründer selbst und sein Freund, der
als Militärschriftsteller bekannte Feldzeugmeister Georg Graf
Browne^ ruhen. Vom nördlichen Ausgange erreicht man links
in wenigen Minuten die Bohrerhütte, eine viel besuchte treff-
liche Restauration, und rechts an einem aus Rinden gebauten
Pavillon vorüber auf ziemlich steilem Bergpfad das „^amcau^'^
oder „HolländerdörfeV\ ein Jägerhaus mit zerstreuten Rinden-
hütten, gleichfalls eine Schöpfung Lascy's, der hier mit Vor-
liebe weilte.
Nach den verschiedensten Seiten öffnen sich von dieser
Kuppe aus treffliche Femsichten; nach Süden bis an die
Alpen (an sehr reinen Tagen sieht man den Schneeberg),
nach Osten bis Pressburg und den Thebener Bergen und im
Westen öffnet sich der Einblick in die grünen Thäler und
Höhen des Wienenoaldes. Die vornehmsten weiteren Ausflüge
werden im nächsten die „Umgebungen Wiens" behandelnden
Abschnitt Erwähnung finden.
Nur durch das jetzt überwölbte Gerinne der Als von
Hemals getrennt, von der Stadt aus durch die Währinger
Linie zugänglich, ist Währing, gleichfalls ein sehr alter Ort,
dessen Aufschwung aus den jüngsten Tagen datirt.
Währing ist verhältnissmässig reich an bedeutenden Ge-
bäuden. Neben der ziemlich unscheinbaren Pfarrkirche be-
sitzt es noch die 1878 vollendete Kirche zum heiligen Severin,
Vororte. 175
ein fast ascetisch einfacher Steinbau in den Formen der
Frühgothik vom Architekten Jordan entworfen, vom Bau-
meister Schmalzhofer ausgeführt. In der Nähe dieser die
Kreuzgasse abschliessenden Kirche liegt Kloster und Kirche
der Töchter der christlichen Liehe und das auch architek-
tonisch bedeutende Hmis der Barmherzigkeit, eine der Pflege
unheilbar Kranker gewidmete Humanitäts-Anstalt, ebenfalls
von den vorgenannten Künstlern hergestellt. Neben der Kirche
links befindet sich das einstmalige Wohnhaus des Dichters
und Helden Theodor Körner.
Musterhaft in seiner Art ist das in der Döblingerstrasse
gelegene Krankenhaus der Israelitischen Cultusgemeinde,
nach dem Pavillon system erbaut. Einen besonderen Reiz von
Währing bildet das rechts von der Hauptstrasse gelegene
Cottage-Viertel, eine vom „Cottage- Verein" geschaffene Anlage
von Familienhäusem, die sämmtlich von kleinen Gärten um-
geben und in wechselnden geschmackvollen Stilarten erbaut,
unendlich freundlich und anheimelnd wirken.
Eine Sehenswürdigkeit Währings ist der von der Haupt-
strasse ans zugängliche, nunmehr auch schon der Benützung
entzogene Ortsfriedhof, welcher mit Vorliebe zur Bestattung
von Celebritäten gewählt wurde. Es ruhen daselbst: der
grösste deutsche Componist Ludwig van Beethoven, der
melodienreiche Franz Schubert, Eugen von Mühlfeld, der
scharfsinnige Jurist und Volksvertreter, der Strategiker Feld-
marschall Heinrich Freiherr von Hess, Franz Grillparzer,
der grösste vaterländische Dichter, der Erbauer des neuen
Opernhauses Ed. van der Null, Johann Nestroy, als Theater-
schriftsteller und Darsteller ein Liebling der Wiener, endlich
die graziöse Schauspielerin Antonie Adamherger, verehelichte
Arneth, einst Körner's Braut.
Der an Währing grenzende Ort Weinhaus ist klein und
dankt seine Bedeutung nur einigen Gebäuden, darunter der
weitläufigen Besitzung des Fürsten Georg Czartoryskl mit
ausgedehnten Gärten und der niederösterreichischen Zwangs-
arheitsanstalt, Weinhaus liegt am Abhang einer natürlichen
Bodenerhebung, welche sich bis Pötzleinsdorf, Sievering und
Döbling ausdehnt und durch fortificatorische Nachhilfe ver-
stärkt und stark besetzt, in der Entsatzschlacht am 12. Sep-
tember 1683 ein Hauptstützpunkt der türkischen Stellung
war, welcher erst nacn langem Ringen unter persönlicher
Führung des damaligen Dragoner-Obersten Eugen von Savoyen
genommen werden konnte, seit längerer Zeit vorher aber führte
schon diese Höhe den Namen „Türkenschanze^^ .
Das Hauptinteresse nimmt seit einigen Jahren das un-
mittelbar über Weinhaus aufragende, weithin sichtbare Ge-
bäude der Sternwarte in Anspruch, das von den Architekten
176 Umgebungen.
Fellner und Hellmann entworfen, ein wissenschaftlicher
Musterbau genannt werden darf. Es hat die Form eines
Kreuzes, dessen Mittelpunkt die grosse Kuppel bildet und
dessen gleich lange nach West, Ost und Nord gerichtete
Arme kleinere Kuppeln, nach Süd das Portal in italienischem
Renaissancestil enthalten. (Bild S. 177.)
Sämmtliche Kuppeln sind aus* Eisen construirt, in Schienen
laufend, nach Bedürfniss drehbar und in Segmenten zu offnen.
Die Fundamente, auf welchen die grösseren und empfind-
licheren Instrumente ruhen, sind, um alle störenden Einflüsse
und Schwankungen fernzuhalten, ganz ohne Zusammenhang
mit dem übrigen Gebäude in bedeutender Tiefe fundirt.
Von den Instrumenten nehmen der in der Westkuppel unter-
gebrachte Refractor mit einer Brennweite von 16 englischen
Fuss, dessen in New-Cambridge in Amerika gefertigte Linse
20.000 fl. kostete und der Refractor der Hauptkuppel, dessen
26zöllige Linse 30 englische Fuss Brennweite hat und an
80.00 i fl. kostet, das meiste Interesse in Anspruch. Freund-
liche Gartenanlagen umgeben das imposante Gebäude.
An Weinhaus schliesst sich der freundliche, in regem
Aufschwung begriffene Ort Gersthof, der durch eine prächtige
Linden-Allee mit Fötzleinsdorf verbunden ist. Neben einer
Reihe hübscher Villen besitzt letzteres das ehemals Gey-
müller'sche Schloss mit schönem Park. Reizende Promenaden-
wege führen von hier auf den Schafberg (schöne Aussicht,
gute Maierei) und nach Neu waldegg; durch die bei der
Kirche abbiegende Bergsteiggasse kommt man zum lang-
gestreckten Neustift am Walde und zum reizend situirten
Sahnannsdorf die zwar im Sommer viel besucht, doch noch
den ländlichen Charakter bewahrt haben. Neustift ist durch
eine Strasse mit Sievering und durch eine zweite, dem
Grottenbach folgende, mit Döbling verbunden ; von Salmanns-
dorf führt eine den Wald berührende Strasse nach Neu-
waldegg, und ein längs des Höhenkammes führender Weg
zum Hameau oder HoUänderdörfel. Neustift und Salmanns-
dorf stehen wegen ihrer Fechsung in hohem Ansehen und
die Weinkenner freuen sich, wenn der vor dem Hause aus-
gesteckte Büschel anzeigt, dass man bei einem der bekannteren
Weinbauer durch einige Wochen „einen Guten schenkt".
Die letzte Gruppe von Vororten erstreckt sich von Wien
aus in nordwestlicher Richtung auf dem gegen die Donau
abfallenden Terrain und ist mit der Stadt durch die Nussdorfer
Linie verbunden. Längs des Donau-Canales und auch des
Hauptstromes wird sie von der Franz Josefs-Bahn berührt
und Ober-Döbling ist auch durch eine Tramway-Linie mit
Wien verbunden. ^.g,.^^, .^ Googlt
Umgebungen.
177
Oher-Döhling hat fast durchwegs einen vollkommen städti-
schen Charakter, ist reich an stattlichen Gebäuden und zählt
in den Casino's von Zögernitz (Hauptstrasse) und Wendl
(Hirschengasse, am Währinger Spitz) zwei viel besuchte
Vergnügungs-Locale. Von Interesse ist der Tulnerhof (Haupt-
Moriz Bermann, Führer d. Wien.
178 Umgebungen.
Strasse Nr. 94, früher Arthaber, jetzt Wertheimstein), eine
prächtige Besitzung mit herrlichem Garten und architektonisch
interessantem Wintergarten. Auf einer Höhe gegen die Türken -
schanze zu (Hirschengasse 71) liegt in einem schattenreichen
Park dis schlossartige. Gebäude der berühmten Privat-Heil-
a^istalt für Gemüths- und Nervenkranke des Dr. Leidesdorf
(früher Dr. Görgen), in welcher der ungarische Patriot 6rraf
Stefan ^zechenyi und unser gedankentiefer Dichter Nicolauc
Lenau ihr Leben beschlossen. Gegenüber befindet sich das
Spital des Rudolfiner-VereinS (Ünter-Döbling, Grinzinger-
strasse' und Lange Gasse) mit musterhaft eingerichtetem
Krankenhaus und Baracken, die mit einem Curs zur Aus-
bildung von Pflegerinnen für Krieg und Frieden verbundeii
sind. An der von der Hirschengasse .abbiegenden Grinzinger-
strasse liegt der freundliche Orlsfriedhof, in welchem der
glänzende juristische Redner und spätere Minister Dr. Johann
Nepomuk Berger, der gelehrte Zoolog Ludwig Bedtenhacher,
Karl Treumann, der vielgestaltige Komiker, und endlich das
unerreichte Dioskurenpaar der Wiener Tanzmusik, Josef
Lanner lind Johann Strauss, ihre Ruhestätte haben.
Von ^em engverbundenen Ünter-Döbling ist wenig mehr
zu berichten, als dass es für den Weinbau und Weinconsum
(vielbesuchte Heurige) nicht ohne Bedeutung ist.
Viel bedeutender ist Ileiligenstadt, das sich längs des
Donau-Canales und in der Verlängerung der Ober-Döblinger
Hauptstrasse ausdehnt. Gewiss ist Heiligenstadt ein sehr
alter Ort, wofür schon die uralten Bauformen der St. Jakobs-
Capelle (mit Bruchstücken interessanter Glasgemälde), wie
auch der Pfarrkirche sprechen; dass indessen die erstere
nicht die Zelle des heiligen Severin war, ist nachgewiesen
und ob hier der Römer-Kaiser Probus die ersten Reben
pflanzen Hess, ist zweifelhaft.
Der ansehnlichste Thcil von Heiligenstadt ist die ,,Hohc
Warte^^ eine hochgelegene Strasse, die zu beiden Seiten von
prächtigen Villen besäumt wird. Viel besucht ist die gleich-
namige Restauration, von deren Garten man eine treffliche
Fernsicht geniesst. Gegenüber steht das ansehnliche Gebäude
des israelitischen Blinden - Institutes (eine Stiftung des
Baron Jonas Königswarter), das an Sonntagen von 2 bis
4 Uhr für Besucher zugänglich ist.
Unmittelbar daneben erhebt sich in einem Garten das
von Baron Ferstel entworfene Gebäude der Central- Anstalt
für Meteorologie und Erdmagnetismus, Dieses ausgezeichnete
Institut ist unbedingt eines Besuches würdig und wird auch
dem Laien interessant durch die scharfsinnigen Instrumente,
mit welchen der Natar ihre Geheimnisse und Launen ab-
gelauscht werden. In erster Linie steht hier der Typendruck-
Umgebungen.
179
Meteorograph (Erfindung des Dr. Theorell in Upsala). welcher
im Erdgeschoss angebracht, selbstthätig auf elektrischem
Wege jede Viertelstunde den Stand des Barometers, Thermo-
meters und Hygrometers (Feuchtigkeitsmesser), die Wind-
richtung und Geschwindigkeit registrii*t, also gewissermasseii
den Stand der über das ganze Haus und den Garten
180 Umgebungen.
zerstreuten Instramente selbstthätig anf seinem Papier-
streifen fixirt.
In der Verlängerung der Hohen Warte kommt man zum
CurhauS'Piark (Restauiation mit Kaltbade-Anstalt und Heil-
quellen von Eisensckwefelwasser) und auf den Pfarrplatz mit
den schon erwähnten kirchlichen Gebäuden, ferner auf den
BeethovenplatSj wo zum Andenken an den hier seine Sommer-
frische aufsuchenden Meister, eine von Fernkorn modellirte
und gegossene Bronzebüste desselben steht.
Hier schliesst Heiligenstadt an den bedeutenden, an der
Mündung des Donau-Canales in den Strom gelegenen Ort
Nussdorf an, welcher durch eine Stellwagen-Route, die Franz
Josefs-Bahn und die Localfahi*ten der Dampfschiffe mit Wien
verbunden ist.
Wohl die grösste Merkwürdigkeit Nussdorfs ist das
Schwimmthor, ein gewaltiger. Coloss aus Eisenwänden, welcher
im Canale bei Hochwasser oder Eisgang an mächtigen Stein-
Widerlagern quer vorgelegt, den Zweck hat, die Inundations-
gefahr durch Abschliessung des Donau-Canales abzuhalten oder
doch abzuschwächen. Das „Sperr schifp\ wie das eiserne ün-
gethüm nach seiner Gestalt gewöhnlich benannt wird, kam
auf 700.000 fl., hat sich jedoch bei den Eisgängen der letzten
Jahre bewährt und die Voraussetzungen seines Erbauers,
Baron Engerth, gerechtfertigt.
Der hübsch gelegene Bockkeller in Nussdorf (Ausblick über
die regulirte Donau) wird viel besucht. Sonst ist Nussdorf
mehr als Ausgangspunkt für Partien in das KahlengebLrge
benützt, die im nächsten Abschnitt besprochen werden. Hier
ist auch der Ausgangspunkt für die Kahlenberg-Bahn (Zahn-
radbahn liach dem Rigi-System, Bild S. 179), welche mit
einer Steigerung von 1 : 10 und 1 : 20 und einer Trace von
52 Kilometer Länge das Plateau des Kahlenberges erklimmt.
Eine Fahrt hin und zurück kostet 80 kr.
Zum Bahnhof der Kahlenbergbahn in Nussdorf mit einer
eventuellen Abzweigung nach Heiligenstadt führt auch eine
im Bau befindliche Linie der Dampf-Tram way vom Schotten-
ring, welche bis zur Stadtgrenze Pferdebetrieb hat.
Nächst Nussdorf liegt an der Donau und knapp an den
Bergrücken geschmiegt der uralte Ort Kahlenbergerdorf, wo
der schwänkereiche Wigand, der f,Pfaff vom Kahlenherg^j
in der Mitte des XIV. Jahrhunderts Pfarrherr war.
Wenn man der bei Döbling erwähnten Grinzingerstrasse
folgt, kommt man zu einer Kreuzung, welche links nach
Sievering, rechts nach Grüizing führt.
Sievering ist ein langgestreckter Ort, dessen uralte Pfarr-
kirche (Bild S. 181) an der Stelle stehen Soll, wo der Apostel
Noricuras St. Severin seine Zelle hatte. Das von der Kirche
Umgebungen. 181
aufwärts liegende Ober-Sievering hat ganz ländlichen Charakter
und erstreckt sich bis nahe an das waldgrüne Weidlingbacher
.rtf!lH8lH|'!H''i' Vi!' ■!'■'''!''■'''
■I I ' '|,,l ■ "
Thal, üeber Unter- Sievering steigt eine steile Höhe mit viel
ausgebeuteten Steinbrüchen empor, deren nicht mühelose
182 Umgebungen.
Erklimmung zum „HimmeV^, der bekannten Besitzung der
Familie Sothen führt. Nebst Schloss und Garten ist die reich
ausgestattete gothische Elisdbeth'CapeUe sehenswerth. Eine
Maierei sorgt für leibliche Bedürfnisse.
Folgt man dem Strassenzuge rechts, so gelangt man nach
Grinzing, einem ansehnlichen, zwischen massigen Höhen
{Bellevue m^t Schloss der Baronin Sothen, Kohenzl mit Park
und Schloss) eingebetteten Ort, der vorzügliche Weincultor
besitzt.
Grinzing wii'd von der Kahlenberg-Bahn umfahren, deren
ixächste Station im lieblich gelegenen „KrapfenwaldV'
(Restauration) ist und war auch früher stets der Ausgangs-
punkt für Ausflüge in das Kahlengebirge.
Die weitere Umgebung von Wien.
Je mehr sich der Kreis erweitert, welchen unsere Dar-
stellung um die Hai^pt- und Residenzstadt zieht, destoweniger
eingehend kann dieselbe sein und muss sich naturgemäss
nur auf Andeutungen beschränken.
Die hohe Schönheit der Umgebungen von Wien ist all-
gemein anerkannt und zeichnet dasselbe vor allen Gross-
städten aus.
Die landschaftlich reizendsten Partien sind im Südwesten,
Westen und Nordwesten zu suchen^ während sich nach den
übrigen Richtungen eine nur leicht gewellte Fläche ausdehnt.
"Wir folgen bei unserer Darstellimg den Richtungen, welche
sich für grössere Excursionen durch die Eisenbahnen von
gelbst ergeben und bemerken bei diesem Anlasse, dass
für solche Naturfreunde, welche Zeit und Lust haben, die
Umgebungen von Wien eingehender zu durchwandern, sich
das Werk: „Blustrirter Führer von Niederösterreich, Mit
besonderer Berücksichtigung des Wiener Waldes und der
Alpengegenden im Bereiche der Südbahn und Niederöster-
reichischen Staatsbahnen, der Rudoif-ßahn und der Eisen-
bahn Wien-Aspang.*' Von Josef Ralt>l Mit 65 Illustrationen
und 1 Karte. 20 Bogen Oct. In Bädeker-Einb. (A. Hart-
leben's Verlag.) Preis 2 fl. ö. W. = 3 M. 00 Pf. von be-
sonderem Vortheile erweisen wird.
Ausflüge an der Südbahn.
Meidling ist die erste Station an derselben von Wien ab.
Man erblickt von hier aus Wiens ältestes Wahrzeichen, die
alte Grenzsäule, genannt Spinnerin am Kreuz ^ an welcher
zahlreiche Mährlein hängen und deren Umgebung bis in die
neuere Zeit zur Hinrichtungsstätte diente. (Bild S. 183.)
Umgebungen.
183
Meidling besitzt eine
Tenommirte Bade - An-
stalt, das „Theresien-
bad^\ mit Schwefel-
quellen, die nach einer
aufgefundenen Inschrift
schon den Römern be-
kannt war. Die Pfarr-
kirche im romanischen
Stil ist ein Werk des _
Professors Rösner.
Hetzendorf ist die
zweite Station an der-
selben von Wien ab und
auch durch eine herr-
liche Allee mit Schön-
brunn verbunden. Das
kaiserliche Lustschloss
wurde 1744 von Maria
Theresia durch den Hof-
Architekten Pacaiisi er-
baut. Die Einrichtung
des auch im Aeusseren
ziemlich einfachen Ge-
bäudes ist von keinem
besonderen Interesse,
nur der grosse Saal mit
den berühmten Fresken
von Daniel Gran ist
sehenswerth. Der im
französischen Stile an-
gelegte Garten ist sei-
ner Obstcultur wegen
geschätzt.
Links von derSchön-
brunner Allee steht das
sogenannte „Moldauer-
kreuz", eine einfache
Steincapelle , welche
1683 der im Heerbanne
der Türken befindliche
Hospodar Michael Can-
tacuzen errichten liess.
Die nächste Bahn-
station ist Atzgersdorf
welches ebenso wie das
folgende Lienvg immer
Spinnerin am Krea..^ ^SQ^^jjgJg
184 Umgebungen.
mehr Fabriksort wird. Namentlich Liesing entwickelt sich
sehr rasch und enthält bedeutende industrielle Etablisse-
ments, unter welchen die Brauerei mit einer Jahresproduc-
tion von 300.000 Hektoliter Bier das bedeutendste ist. Das
ehemalige Schloss ist Eigenthum der Commune. Wien und
wird als Armen-Versorgungshaus benützt
Oestlich von Liesing liegt Schellenhof mit einer gleich-
falls sehr bedeutenden Brauerei, der ziemlich bedeutende Ort
Vösendorf mit einem kaiserlichen Schloss und Garten und
Maria-Lanzendorf der bedeutendste Wallfahrtsort in der
Umgebung Wiens, mit einem Franziskaner-Kloster.
Westlich von Liesing beginnt das vieldurchwanderte Gebiet
des Wienerwatdes, namentlich der unter der Bezeichnung
HöUensteinkette bekannte Theil desselben.
In einer sch)vachen halben Stunde gelangt man nach
Bodauu (1776 erbautes fürstl. Liechtenstein'sches Schloss,
Ruinen der alten Burg, Badhaus mit Heilquelle) und bald
darauf nach Kalksburg, einem reizend gelegenen, sehr alten
Ort mit Schloss und Park, mit prächtiger, 1793 erbauter Pfarr-
kirche (schönes Denkmal des Freiherrn v. Mack, von Käss-
mann) und Jesuiten-Convent mit der bekannten Erziehungs-
Anstalt für junge Adelige. Von Kalksburg aus sind beliebte
Ausflüge längs der westlichen Strasse zu den Restaurationen
„Am rothen Stadl" und „Zum grünen Baum", und an der
nach Südwesten abzweigenden Strasse zu einem der reizendsten
Punkte dieser Gegend, KaHenleutgehen, welches eine grosse
Zahl von Villen und zwei Kaltwasser-Heilanstalten enthält.
Beliebte Spaziergänge von Kaltenleutgeben aus sind auf den
Höllenstein (von der Pfarrkirche aus blau-weisse Merkzeichen),
auf den Parapluieherg (von letzterer Tour ab mit gelben
Strichen bezeichnet), endlich nach Sulz und zum Schloss
Wildegg, wohin von der Höhe des Höllenstein aus blau-
grüne und weisse Merkzeichen laufen.
Nächst Liesing folgt an der Bahn der ziemlich bedeutende
Ort Perchtoldsdorf, welcher jedoch meist von Liesing aus
besucht wird und mit demselben durch eine Omnibusfahrt
verbunden ist. Dieser sehr alte Ort enthält die Pfarrkirche
zum heil. Augustin, eine der interessantesten frühgothischen
Bauten mit dem riesigen, ursprünglich als Warte erbauten
Glockenthurm (Bild S 185) und Ruinen der alten landes-
fürstlichen Veste (jetzt theilweise von dem berühmten Anatomen
Hyitl bewohnt,) die sehr alte Martinscapelle und die schöne
gothische Spitalkirche „Zur heil. Elisabeth", sowie das alter-
thümliche Rathhaus. In Perchtoldsdorf beginnt das Gebiet
des Weinbaues und ist der hier gezogene Wein seiner Stärke
und Haltbarkeit wegen gesucht. ^ .
Jigitized by VjOOQ IC
1
Umgebungen.
185
Eine Besonderheit Perchtoldsdorfs ist das Frohnleichnams-
fest, welches in diesem Orte auf Grund eines alten Privi-
legiums erst am zweiten Sonntag nach dem eigentlichen
Frohnleichnamsfest gefeiert wird. Der „Petersdorfer Umgang^\
wie es im Volksmunde heisst. ist zu einer Art Volksfest ge-
186 Umgebungen.
worden, an dem sich auch zahlreiche Wiener betheiligen, um
dem „reschen Petersdorfer Heurigen" zu huldigen.
Bahnstation und zugleich mit dem vorgenannten Orte
baulich verbunden ist lirunn am Gebirge mit alter, aber
unscheinbarer Pfarrkirche und einer bedeutenden Brauerei,
deren. grosse in Felsen gehauene Keller viel besucht werden.
Südlich angebaut ist Maria-'Enzersdorf oder Enzersdorf
am Gebirge mit einem Franziskaner-Kloster, dessen mit
unzähligen, für erfolgte Genesung gespendeten Dank- und
Votivbildern gezierte Kirche ein von Wallfahrern verehrtes
Gnadenbild, „Maria Heil der Kranken", besitzt. Der Friedhof
enthält die Grabstätten des Dichters Fried. Ludw. Zach,
Wertier und* des gefeierten ascetischen Schriftstellers und
General-Vicars der Redemptoristen Clemens Hofhauer. Seiner
schönen Lage wegen vielbesucht, ist der westlich davon ge-
legene Ort GiessUühl.
An der Südbahn nächst Brunn folgt Mödling, am Eingang
eines pittoresken Felsenthales gelegen und seiner landschaft-
lichen Reize wegen besonders stark frequentirt. Dieser sehr
alte Ort dürfte gleichzeitig mit der Burg Medelico entstanden
sein, welche der Babenberger- Heinrich I. 1002 als Grenz-
veste gegen Ungarn erbaute. Mödling war später Sitz einer
babenbergischen Secundogenitur und einer glänzenden Hof-
haltung, kam aber dann durch wiederholte Zerstörungen und
Brandschatzungen sehr herunter, bis es sich in der jüngsten
Zeit in überraschender Weise entwickelte und derzeit mit den
Vorstädten Klausen, Vorderbrühl und Schöffel-Vorstadt 750
Häuser und über 7000 Einwohner zählt und 1875 zur Stadt
erhoben wurde. Von den Baulichkeiten sind sehenswerth die
1454 wieder hergestellte Pfarrkirche zum heil Othmar (unter-
irdische Kirche vom ursprünglichen, 1252 zerstörten Bau,
merkwürdig construirter Dachstuhl, Gemälde von Führ ich,
und alte Grabsteine) mit dem auf der ehemaligen Pantaleons-
capelle erbauten Glockenthurme, unter welchem kürzlich eine
ausgedehnte Gruft und ein Frescobild aus dem 13. Jahr-
hundert entdeckt wurden; weiters die Spitalkirche zum
heil. Aegydius aus dem 13. Jahrhundert und die 1875
errichtete evangelische Kirche; der „Herzogshof", ein von
Heinrich Jasomirgott für seine Ministerialen errichtetes
Gebäude; das alterthümliche Rathhaus; das Badhaus mit
7 Meter tiefem Felsbrunnen und die stattlichen Neubauten der
Sparcasse, des Hotels mit Theatersaal, Armenhaus, Schulen,
der Cursalon im Stadtpark mit Sommertheater und die An-
lagen der landwirthschaftlichen Lehranstalt „Francisco-
Josephinum", der Gärtnerschule „Elisabethinum" und des
Brauercurses. r^r^r^n]^
Jigitized by VjOOy Ic
Umgebungen. 187
Wir haben schon erwähnt, dass MÖdling an einem Thal-
eingange liegt, • dessen Zugang durch eine Felsenschlucht, die
Klutise, gebildet wird.
Man gelanget dahin entweder auf der Hauptstrasse oder
angenehmer mittelst des durch den Stadtpark und am Möd-
linger Bache fuhrenden „Neuen Weg^\ eine Anlage des
Fürsten Johann Xiechtenstein, dessen Verdienste um diese
Gegend von einer an den Felsen des Maaberges angebrachten
Votivtafel gefeiert werden. Die Thal lehnen und Berghohen
sind in reizende Anlagen mit Aussichtspunkten, Ruinen etc.
verwandelt, deren hauptsächlichste wir kurz erwähnen. In
unmittelbarer Nähe von Mödling erhebt sicli auf den Felsen
des Kalenderberges der ^ßchwarze Thurm^\ eine künstliche
Ruine mit offener Halle und Aussichtswarte. Gegenüber liegt
der schon erwähnte Maaberg mit den neuerlich hergestellten
Weganlagen auf den Frauenstein. Hier wird das schmale
Thjä von dem imposanten Viaduct der Wiener Hochquellen-
leitung übersetzt. Hinter der Klause verbreitert sich das Thal
und man gelangt über den „Neuen Weg" zu dem alt-
renommirten Gasthause „Zu den zwei Raben*^ und zu der
herrlich an der sogenannten runden Wiese liegenden fürstl.
Liechtensteinischen Maierei. Von hier aus oder auch über
den Frauenstein ist die Burg Mödling zugänglich, welche
im 17. Jahrhundert fast ganz verfallen, 1820 theilweise wieder
hergestellt wurde. Auf Burg Mödling führt der links von der
runden Wiese abzweigende Weg, auf jenem rechts erreicht
man in einer halben Stunde den berühmten Aussichtspunkt
des Huszarentempels, wo Waffengefährten des berühmten
Cavallerie-Generals, Fürst Johann Liechtenstein, begraben
ruhen, üeber den rechts von der Strasse gelegenen Kalender-
berg gelangt man auf schönen Wegen zu dem 1827 erbauten
fürstl. Liechtensteinischen Schloss, welchem gegenüber die
Veste Liechtenstein oder Veste Enzersdorf liegt, die 1596 in
der jetzigen Gestalt hergestellt, 1808 restaurirt und mit
manchen Sehenswürdigkeiten ausgestattet, seit einigen Jahren
wegen Baufälligkeit der Besichtigung wieder entzogen ist.
Unweit davon befindet sich das „Amphitheater^^, eine künst-
liche Ruine an der Ostseite des Kalenderberges, und das
„FfeiferbüchseV^ eine mit den Ruinen eines Thurmes ge-
schmückte Anhöhe, welche eine schöne Fernsicht erlaubt.
Das nach dem bekannten Hydropathen benannte Priessnitz-
thal liegt südlich von Mödling, ist am besten durch die
Neusiedlergasse und über die Goldene Stiege (in einer halben
Stunde) zugänglich und enthält das „Sanatorium", eine Kalt-
wasser-Heilanstalt. In Verfolgung dieses Theiles erreicht man
nach einer weiteren halben Stunde den „Bichardshof\ eine
reizend gelegene Maierei des Ritter von Dräsche. iOqIc
188 Umgebungen.
Der „Uuszarentempel^'^ endlich, auf der vordersten Berg-
spitze des kleinen Anninger gelegen, wird am besten von der
Vorderbrühl aus, durch die Huszarentempelgasse und den blauen
Wegzeichen nach erreicht. Die Kuppe des Berges, von welcher
aus sich eine herrliche Fernsicht bietet, trägt einen, 1813
von Kornhäiisel erbauten dorischen Tempel mit der Grab-
stätte von sieben, in der Schlacht bei Aspern gefallenen
österreichischen Soldaten.
An der bei den „Zwei Raben" vorüberführenden Strasse
gelangt man zuerst nach der Hinterhrühl^ einem freundlichen,
an den Abhängen des kleinen Anninger sich hinziehenden
Thale mit vielen zerstreut liegenden Villen und den zwei
alten und empfehlenswerthen Restaurationen ^^Zur Helmstreit'''''
und ,,Zur HÖldytchsmühle^^. Ober dem gleichfalls guten Gast-
hause ,jZur Weintraube^^ liegt auf massiger Anhöhe die
„Bömische Mauer*^ gleichfalls eine künstliche Ruine. Bei
den nächst gelegenen Ortschaften Weissenhachj Sparbach und
Sittendorf verändert sich der Thalcharakter wenig, nur treten
die für Klausen und Brühl kennzeichnenden schirmförmigen
Tafelföhren, welche einen düsteren, aber imposanten Eindruck
machen, zurück und die Berglehnen sind fast nur mehr von
Laubholz bestanden. Nach der Hinterbrühl führt auch vom
Mödlinger Bahnhof aus eine eingeleisige Localbahnlinie mit
elektrischem Betrieb.
Bei Sparbach liegt das fürstl. I/iechtenstein'sche Forsthaus
und der TJiiergarten^ zu welchem auch die von den cyklo-
pischen Ruinen der Veste Johannstein gekrönten pittoresken
Kalkfelsen, die künstliche Ruine .jKöhlerhütte^^ und der leichte
besteigbare Hevherg mit dem dorischen Dianentempel gehören.
Von Sittendorf aus ist leicht erreichbar das dem Stifte Heiligen-
kreuz gehörige malerische Schloss Wildegg mit alten Gemälden
und anderen Sehenswürdigkeiten.
Von der Hinterbrühl zweigt sich in südwestlicher Richtung
eine Strasse ab, welche über Gaaden, einem ziemlich be-
deutenden Orte mit vielen grossen Kalkbrennereien, nach
Heiligenkreuz führt.
Dieser in einem Kessel und am Sattelbache gelegene Ort
besteht fast nur aus den Gebäuden des 1134 von Leopold dem
Heiligen ^egi-ündeten Cistercienserstiftes, der ansehnlichsten
österreichischen Abtei dieses Ordens mit einer theologischen
Haus-Anstalt.
Der äussere Hof wird durch die Maiereij Wirthschafts-
gebäude und das vortreffliche Gasthaus gebildet und man
betritt den eigentlichen Stiftshof durch ein schönes Portal,
über welchem sich ein Thurm mit einer zwei Stunden weit
hörbaren Windorgel erhebt. Die Kirche besteht zum Theile
noch aus dem ursprünglichen, rein romanische Bauformen
Umgebungen. 189
zeigenden Gebäude und enthält die Grabm^lei* des Malers
Altemonte (Hohenberg) und des Bildhauers Giuliani, vorzüglich
schöne Holzmosaik-Betstühle, eine Orgel von 62 Registern
und alte Glasmalereien. Von besonderem Interesse ist der
Kreuzgang mit den höchst interessanten üeberresten alter
Glasgemälde. Dieselben sind von besonderem künstlerischen
und historischen Werthe und leuchten in einer kaum der
modernen Technik erreichbaren Farbenpracht. Sie stellen die
Bildnisse Herzogs Leopold III., seiner Gemahlin und seiner
sechs Söhne dar. Man sieht diese üeberreste als die ältesten
und besten mittelalterlichen Glasgemälde an, die in Oesterreich
. erhalten blieben. Der Kreuzgang enthält ferner einen herr-
lichen aus drei grossen Becken bestehenden Bleibrunnen,
mehrere Capellen, das riesige Sommer-Refectorium mit einem
Colossalbilde Altamonte's und den ehrwürdigen Capitelsaal,
welcher die Grabstätten mehrerer Glieder des babenbergischen
Stammes enthält, darunter Ernst des Schönen, Leopold V.
des Freigebigen, Friedrich des Katholischen, Heinrich des
Grausamen und des letzten Babenbergers Friedrich des
Streitbaren, dessen arg verstümmeltes Steinbild in der Mitte
des Capitelsaales seine Ruhestätte bezeichnet.
In der Sacristei wird der von Leopold dem Tugendhaften
1182 aus Palästina mitgebrachte grosse Kreuzpartikel in
kostbarer Fassung aufbewahrt, von welchem jedoch nicht, wie
manchmal irrthümlich angenommen wird, der Name des
Stiftes kommt.
Auch die Schatzkammer enthält in kunstvoll eingelegten
Schränken reichen Kirchenschmuck und viele Kostbarkeiten.
Weiters sind noch sehenswerth die an Manuscripten und
Incunabeln reiche Bibliothek, eine Bildergalerie, ein NaturaUen-
und Antiquitäten-Cabinet. Der Franzberg, welcher sich un-
mittelbar am Stifte erhebt, wird von den grossen Stiftsgärten,
darunter auch ein botanischer, eingenommen, und an der
Strasse nach Gaaden führt von diesem Berge ein reich mit
Statuen von Giuliani besetzter Kreuzweg zum nördlichen Ein-
gang in das Stift.
Bevor wir zur Besprechung des von Mödling aus am besten
erreichbaren Laxenburg übergehen, geben wir nachstehend
eine Reihe von Fusstouren in die Umgebung Mödlings mit den
Wegmarkirungen des Vereines der Naturfreunde in Mödling,
welcher sich dadurch ein nicht genug zu schätzendes Verdienst
um die Erschliessung dieser reizenden Gegenden erworben hat.
A) Zur Wilhelmswarte auf den Uochanninger. (674 M.)
1. Von Mödling über die goldene Stiege zur „breiten Föhre"
(^/a St.), „gekrausten Linde" (1 St.), zum dreieckigen „Stein"
(^/a St.) und auf die Wilhelmswarte (2 St.) zeigt ein rother Pf^l.
190 Umgebüngex.
2. Von Mödling durch die Windthalgasse zur Schiessstätt^
(20 M.), zum Sanatorium (^/g St.), durch das Priessnitzthal
zum Maibründl (P/4 St.), zur „gekrausten Linde", wo der Weg
weiter wie A 1 läuft, zeigt ein grüner Pfeil mit rother Spitze.
3. Von der Meiereiwiese in der Vorderbrühl über die
Brennten (1 St.), dann Einmündung in Weg A 1 zeigt ein
blauer Pfeil mit rother Spitze.
4. Von der Hinterbrühl durch das Kienthal zum Eschen-
brunnen (V4 St.) und zum „dreieckigen Stein", wo der Weg
A 1 mündet; als Merkzeichen dient ein gelber Pfeil mit
rother Spitze.
5. Vom Richardshof über das Kaisergerndl (*/4 St.) zum
„dreieckigen Stein" und dann gleichfalls fort wie bei A 1
weist ein brauner Pfeil mit rother Spitze.
B) Zur Sophienwarte auf den Eschenkogel (649 M.) führt
der Weg vom dreieckigen Stein oder von der Wilhelmswarte,
ein dritter sehr bequemer von Unter-Gaaden durch das grosse
Buchthal und den Steinwandgraben.
C) Zum Anningerhause beim Buchbrunnen (im Sommer
auch Restauration) gelangt man vom Weg A 1 mittelst einer
Abzweigung 15 Minuten nach dem dreieckigen Stein über die
Kerschbaümwiese.
D) Zum Predigtstuhl (522 M.) und nach Kaltenleutgehen
zum Farapluieherg (561 M.). Von der Pfarrkirche in Mödling
nach Giesshübl (1 St.), auf den Predigtstuhl (l^/g St.) und
nach Kaltenleutgehen leiten weissgelbe Striche; die Abzweigung
zum Parapluieberg (rechts) wird durch einfache gelbe Striche
bezeichnet.
Laxenburg.
Der 3Iar]ct Laxenburg mit den kaiserlichen Lustschlössern-
und dem grossem Parke liegt ungefähr IV2 Meilen von Wien
entfernt und ist durch zwei herrliche Alleen mit demselben
verbunden.
Die erste beginnt in der Verlängerung der Laxenburger-
strasse im X. Bezirke und berührt Inzersdorf, Vösendorf
Hennersdorf und Biedermannsdorf. Die zweite führt vom oberen
rechts von der Gloriette in Schönbrunn befindlichen Thor über
Hetzendorf, Altmannsdorf, Neu-Erlaa, Inzersdorf und Vösen-
dorf nach Biedermannsdorf, wo sie sich an die erstgenannte
anschliesst. Ausserdem besteht auch eine Eisenbahnverbindung
mittelst einer von Mödling abzweigenden Flügelbahn und
mittelst der Pottendorfer Bahn (Südbahnhof) Station Achau.
Die Partie nach Laxenburg beansprucht einen halben Tag,
kann aber falls sie Vormittags unternommen wird, mit Vor-
theil in Verbindung mit einem Ausfluge nach Mödling und
in die Brühl gebracht werden. jigitizedby Google
Umgebungen.
191
In Laxenburg ist die Restauration ,.zum hlauen Stern^
empfehlenswerth.
Laxenburg ist ein sehr alter Ort und wird schon im 13. Jahr-
hundert urkundlich erwähnt. Unter Albrecht II. dem Weisen
müssen dieBabenberger schon eine Sommerresidenz daselbst be-
sessen haben, da dieser Fürst 1338 mehrere Grundstücke für die
Schlosscapelle widmete, sein Sohn Albrecht III. erweiterte das
Schloss, legte einen Park und Thiergarten an, welch' ersteren er
mit aus der Kahlenbergercapelle entnommenen Statuen und mit
Fontainen, Teichen u. s. w. schmücken Hess. Unter Albrecht V.,
dem nachmaligen Kaiser Alb recht IL, kam die Besitzung an
Die Franzensbuig im Tarke von Laxenbaig. (8. 192.)
die Habsburger, wurde L529 von den Türken übel zugerichtet
und in Folge der durch die Türkenkriege herrschenden Finanz-
noth an Wolf Sigmund Freiherrn zu Auersperg verpfändet.
Erst Kaiserin Eleonore tilgte 1633 diese Schuld, welche mittler-
weile an Bruno von Mannsfeld übergegangen war. Kaiser
Leopold I. begann 1693 die Kirche des Marktes zu erbauen
und wendete auch der Besitzung, welche vollkommen verfallen
und devastirt war, sein Augenmerk zu. Er begann den Neu-
bau eines Schlosses, Hess die vorhandenen Gebäude und den
Garten wieder herstellen und verschönern und die grosse Allee
nach Wien anlegen. Seine Nachfolger Josef I. und Karl VI.,
192 Umgebungen.
welche Laxeiiburg häufig bewohnten, fahren in dem Werke der
Neugestaltung Laxenburgs fort nnd Maria Theresia kaufte
eine Besitzung des Feldmarschalls Grafen Dann, den blaaen
Hof, Hess an dessen Stelle ein neues Schloss bauen und legt^
die Schönbrunn-Laxenburger Allee an. Laxenburg war ein
Lieblings-Anfenthalt der Kaiser Josef IL und Franz I. und
Letzterer wendete dem Parke seine besondere Fürsorge zu,
Hess denselben erweitern, in englischem Stil neu anlegen, er-
baute die Franzensburg (Bild S. 191). und die meisten der
kleinen Baulichkeiten, welche denselben so abwechslungsreich
machen. Unter seinem Nachfolger Ferdinand I. wurde nur
der Bau auf der Mariannen-Insel errichtet.
Das alte Schloss, welches in einzelnen Partien noch aus
dem 15. JahrKundert herstammt, ist ein weitläufiges unregel-
mässiges Gebäude, welches wenig benützt wird. Die jetzt für
den Hof in Benützung stehenden Räumlichkeiten befinden sich
alle im neuen Schlosse oder dem blauen Hause, einem statt-
lichen und zweckmässig, aber ohne besonderen Prunk her-
gestellten Gebäude Von den Innenräumen erwähnen wir
den Saal mit den blauen Pastellmalereien von Pilletnont,
den Empfangsaal, den Speisesaal, mit Gemälden von Christian
Brand, das BibHothekszimmer mit Bildern von Canaleito,
den Billardsaal mit der Marmorstatue des Meleager von Bayer ^
den Audienzsaal, die reich ausgestattete Capelle, endlich im
linken Seiten tracte das 1200 Personen fassende Theater. Die
sehr umfangreichen Nebengebäude enthalten Gast-Apparte-
ments, die Räumlichkeiten für Hofstaat und Dienerschaft,
eine Reitschule u. s w. Laxenburg war in den Fünfziger Jahren
ein Lieblings- Aufenthalt der Kaiserin Elisabeth und ist Ge-
buiisstätte der ersten drei Kinder des jetzigen Herrscher-
paares wie auch das Töchterchen des Kronprinzen Rudolf
daselbst zur Welt kam Im Jahre 1873 beherbergte es den
Schah Nasr-Eddin. Unmittelbar am Schlosse liegt der für
die alleinige Benützung durch den Hof reservirte Garten.
Der ungewöhnlich umfangreiche Park, welcher an 400 Hek-
tar Bodenfläche einnimmt, ist in englischem Stile angelegt
und wird nach allen Richtungen von wohlgepflegten Wegen
und mehreren Fahrstrassen durchzogen. Die meisterhafte
Ausnützung des Terrains zur Herstellung reizender Aussichts-
punkte nach den nahen Ortschaften und dem Gebirge, die
mannigfaltige und stets neue Bilder bietende Gruppirung der
meist alten und hochstämmigen Bäume zeigen von wahr-
haft künstlerischer Auffassung. Einen llauptreiz des Parkes
bilden die zahlreichen aus dem Schwechat- und Triesting-
hache gespeisten Wasseradern, welche denselben durchziehen
und in das landschaftliclie Bild erst Leben und Bewegung
bringen. Sie werden von fast 50 gi-össeren und kleineren
Umgebungen.
193
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Plan von Laxenburg. Digitized byGoOglc
Moriz Bermann, Führer d. Wien. 13
194 ÜMGEBirXGEN.
Brücken übersetzt und bilden endlich einen 10 kleine Inseln
umschliessenden Teich von 26 Hektaren Flächenraum.
Wir beginnen die Wanderung durch den Park, welche nach jeder Hinsicht
lohnend und genussreich ist, vom alten Schlosse ans, welchem gegenüber das
^Uhlf eidische Hatis'*, die sogenannte Einstedelei, liegt. In der unroittelbarfn
Nähe desselben ist die Colossal- Marmor büste des Kaiser Franz von Marckesi
aufgestellt, ein Geschenk der Stadt Mailand an die Kaiserin Earoline Angaste.
Links davon liegt in einem Eichenhain, dessen Stämme theilweise 700 bis
8fX) Jahre alt sind, das LusthauSf früher als Haus der Laune bekannt. Es
idt ein quadratisches Gebäude mit vier Flögein, dessen sonderbare äassere
und oft etwas bizarre und auf fast bnrlesken Scherzen bernheude innere
Ausstattung es zu einem besonderen Zielpunkte der Besucher machte.
Von dem Lusthause links dehnt sich der sogenannte Rittergau aus, in
welchen wir übr r die mit Löwenfiguren von Brayer geschmückte Löwenhrück»
gelangen. Wir finden da die Rittergruft, ein gewölbter Raum mit Glas-
gemälden des 15. Jahrhunderts aus Stadt Steyr, angeblich von Luk. Kranach
herrührende Gemälde und mehrere alte' Grabsteine; ferner die Maierei mit
einer Maierwohnung im Erdgeschosse und den Herrengelassen im Stockwerk,
welche schöne alte Möbel, Habsburger Porträts aus dem IG. Jahrhundett,
eine schöne Holzdecke der gleichen Zeit aus dem Klosteir Zwettl und moderne
Glasgemälde enthalten; die Rittersäule, ein der 1223 von Leopold dem Glor-
reichen erbauten Fürstencapelle zu Elosterneuburg entnommenes Denkmal,
an welchem nur die Löwen von Brayer nen hinzugefügt wurden. Ein Weg
zur Rechten führt von diesem Denkmal zum Stapelplatz des Teiches, welchen
man mittelst einer Fähre (10 kr. per Person) übersetzt, um zur Franzens-
burg zu gelangen. Für Spazierfahrten auf dem Teiche in einem der Kähne
entrichtet mau je nach der Zeitdauer 50 kr. bis 1 fl. ; für das Ueberlassen
eines Kahnes ohne Fährmann ist ein Uebereinkoramen zu treffen. Jedenfalls
ist eine Spazierfahrt auf dem Teich durch die Felsenpassi^en und bis zur
Mariannen-Insel sehr lohnend.
Die Franzenshurg (Bild S. 191), eine Lieblingsschöpfung des Kaisers Franz,
wurde vom Schlosshauptmann Riedel als Na(fhbildung alter Burgen erbaut und
ist durch ihre Ausstattung mit alten Möbeln, Sculpturen, Gemälden, Waffen,
Geräthen und Kunstgegenständen aus Schlössern und Stiften zu einer Art
von Kunstkammer geworden. Das malerische Gebäude umfasst drei Höfe, den
eigentlichen Burghof, den Knappenhof mit der Wohnung des Bargwächters
und den Yogteihof. Von dem ersteren derselben betritt man die eigentliche
Burg durch eine gewölbte Vorhalle, in welcher die Statue des Stefan Fadinger,
des Anführers der aufständischen Bauern in Oberösterreich, steht, und
von welcher rechts die Sattel-, links die Rüstkammer liegen, welche mit
schönem alten Sattel- und Rüstzeug, Waffen u. s. w. gefällt sind. Die im
I. Stockwerke liegende Wohnung des Burgvogtes ist mit ausgezeichneten alten
Ledertapeten ausgestattet. Von der erwähnten Vorhalle gelangt man in den
Habsburger-Saal mit 17 Statuen der deutschen Kaiser von Rudolf I. bis auf
Karl VI. für Prinz Eugen von Savoyen augefertigt; an der Decke ein sehr
sehenswerther alter Kronleuchter aus der Dechantei in Eger. Durch einen
Oorridor kommt man zu den zwei Empfangssälen, deren erster eine alte
Deckenconstruction aus dem Schlosse Greifenstein, einen Ofen ans dem
Stifte Wilhering in Oberösterreich und alte Ledertapeten aus Kloster neuburg
enthält, während der zweite mit einer Holzdecke und Tapeten ans Salzburg
und einem ursprünglich Wallenstein gehörigen Schrank ausgestattet ist.
Vom zweiten dieser Säle ist der Eingang zur Schatzkammer, welche in sieben
Schränken alte Kostbarkeiten, Schnitzwerke und andere Kunstgegenstände und
Curiosa enthält, weiter in das Gesellschaftszimmer mit einer Boiseriedecke
des 16. Jahrhunderts aus Rapoltenstein, Porträts und historischen Gemälden.
An diesen Raum schliesst sich der Speisesaal, dessen rothweisse Marmor-
verkleidung gleichfalls der Capeila speciosa in Klosterneubnrg entnommen
ist, mit einem sehr alten Hängeiuster mit Hornlampen, einem Speisetisch,
dessen Fuss ein Orgelwerk enthält, Kaiserporträts und einer mit schönem
Geschirre und Speisegeräthen besetzten Credenz.
Der zweite Empfangssaal enthält auch den Eingang zur Wohnung der
Burgfrau, In welche man durch eine Vorhalle mit Gemälden (Begegnung
-^ - c>
Umgebungen. 195
Kaiser Leopold's I. mit Johann Sobieski und Kaiser Max I. auf der MartiuK-
wand) zuerst in die geläfelte und mit alten TorträtB behängte Zofenstube
gelangt. Zunächst ist das Schlofgeniach mit pchöi en Wand ve» zierungen und
dem Bette Kaiser Fried rieb's III. aus dessen Scblosschen Kilb in Oberösterreich ;
dann die runde mit Oberlicht beleuchtete Spimistube mit alten Sammttapeten
und gothischen Verzierungen, wehhe zum Theile der Kirche Maria Stiegen
entnommen sind; da;* Schreibzimmer der Burgherrin mit vergoldeten Tupeten,
und endlich der Prunksaul, dessen Holzdei ke aus Zwettl, dfssen Thron von
altem Schnitzwerk aus der Johannesca pelle in Klosterneuburg hei stammt
und welcher die Bildnisse des Kaisers Franz und meiner Söhne und alter-
thümlich* M^bel enthält.
Die Capel/e ist ebenfalls aus Bestandthoilen der Capella speciosa der
ehemaligen l2iJ0 erbauten Babenbergerburg in Klosterneuburg hergeste'lt,
welche 1799 mit grösster Sorgfalt abgebrochen und in Laxenburg wieder
errichtet wurde. Die Glasfenster stammen auB der alten Stiftskirche in Steyr,
der Tabernakel aus Zwettl; beide Gegenstände, sowie die in der Sacristei
bewahrten Paramente sind sehr alt. Von der Capelle ist man wieder im
Burghof angelangt, von welchem aus das Bnrqverlüss mit einem gefesselten
kettenrasselnden Templer und darüber das üerichtszimmer zugänglich ist.
Weiter hinauf ist im IL Stockwerke der Trinkfoal mit schönem alten
Portal aus Scharenstein in Oberösterreich, dann die Plattform des Wartthuimes
und endlich die Zinne des hohen Thurmes, dessen Besteigung sich durch
eine Uebersicht des ganzen Parks unl eine bis nach Ungarn und die steiriscbe
Grenze reichende Rundsihau reichlich lohnt. Die Gebäude der übrigen /wei
Höfe enthalten die Gastzimmer mit einem Bett Kaiser Karl's IV. von Karist ein
bei Prag und zahlreichen Porträts; die Wohnung des liurgpfaffen ; den
ungarischen Kr finungs- Saal mit einer Decke aus dem von Wallenstein bewohnten
Cerrinischen Hause in Bger und den Porträts des Kaisers Franz I. und seiner
vierten Gemahlin Karoline Auguste; endlich der Lothringer-Saal mit den
Kaiserporträts aus dem Hause Habsburg-Lothringen. Decke und Portal sind
aus dem Schlosse Greifenstein, der Ofen aus dem Jahre 1375 aus Eger, die
Glasgernälde sind modern.
Wir setzen die Wanderung ira Park nach Bes^ichtigung der Franzensburg
(dem Cicerone reiche man ein Trinkgeld von 30 kr.) fort und wenden uns
von derselben links zur Mariannen-Insel, welche durch eine Br&cke zugäng-
lich ist und einen 1842 in altdeutschem Stile erbauten Pavillon enthält, mit
einem Salon (Boiserie-Plafond aus dem Salzburger Ruthhause, Porträts des
Kaisers Ferdinand und seiner Gemahlin Maria Anna^ antiker Moi^aik-Fuss-
boden ans den Lagerfeldern bei Salzburg mit Darstellung des Theseus und
der Ariadne und Glasgemälde mit Städtebildern von Geyling) und einem
Cabinet mit Holzgetäfel aus dem IG. .Tahrhundert und einer Büste König
Victor EmanuePs L von Sardinien. Rückwärts der Mariannen-Insel und des
Teiches liegt der Turnierplatz, ungefähr I2ö Meter lang und 58 Meter breit
mit durch vier Eingänge unterbrochenen Galerien und Schranken und nächst
diesem die Nachbildung der Ruine Habsbnrg, bei welcher eine gewölbte
gothische Brocke wieder über den Bach zurückführt, an welchem entlang
man zum Wasserfall und zu der besonders edle Exemplare ziehenden Baum-
schule gelangt. Am Bache aufwärts sieht man zueist rechts über demselben
den Ooldfisch-Teich, in welchem auf finer Insel ein Pavillon errichtet ist.
"der seiner früheren Architektur wegen den Namen des chinesischen Lust-
hauses führt; in der Nähe desselben bestand früher das Äo//äM«?isc//c Fischer-
dorf, ehemals aus mehreren Hüttchen bestehend; jetzt ist davon in der Näh«^
eines zweiten Wasserfalles nur mehr ein Pavillon übrig, in welchem auf
einem der Tische eine Abbildung dieser Anlage in ihrer ursprünglichen Gestalt
von der Hand der Kaiserin Maria Theresia, zweiten Gemahlin Kaiser Franz' I .
zu sehen ist. Ober dem letzterwähnten Wasserfalle liegt links der Temptl
der Eintracht, eine 1795 vom Architekten Mnresti erbaute, auf acht Stein-
säulen ruhende Rotunde, nnd nahe derselben das Forsthaus mit dem kais.
Forstamt für den Fasanengarten und das ausgebreitete Jagdrevier.
Vom Forsthause wendet man sich nach Laxenburg zurück und gelangt
ZQ einem sternförmigen von acht Alleemündungen gebildeten Platze, dessen
Mitte der Diana-Tempel einnimmt, ein aus Holz hergestelltes Gebäude im
Barock-Stil mit einem Deckengemälde von Fischer : Agamemnon tödtet eine
13*
196 Umgebungen.
Hindin der Göttin Diana. Auf dem weiteieb Rückwege zum Schlosse passirt
mau noch eine Brocke und kommt nach derselben zu dem links vom Wege
liegenden „Pratir'*, einer Copie dieses Wiener Belustigungsortes mit einem
«iabthause, Schaukeln, einer Kegelbahn und einem hübschen LuslhauEe mit
Abbildungen der zur Cougresszeit gehaltenen Hof- Festlichkeiten.
An den Prater reiht sich der früher für dfn Erzherzog Franz Karl
reservirte Garten mit trefflicher Obstcultur und gegen den Harkt zu schliessen
»ich diA neuen Stall- un<1 anderen Nebengebäude uud der Bahnhof an.
Von den übrigen Gebäuden des Marktos Laxenburg. welcher
ungefähr 1000 Einwohner zählt, ist nur noch die Pfarrkirche
zum hl. Kreuz hemevkenswQYih^ welche 1684 bis 1690 erbaut
. und nach einem 1813 stattgehabten Brande vollkommen restau-
rirt wurde. Von den Altarblättern ist jenes am Frauenaltar,
die Jungfrau Maria mit dem Kinde von einem Blumengewinde
umgeben, von A. van Dyk und Seeghers von grossem Kunst-
werthe.
Der nächste Ort an der Bahn ist Gumpoldskirchen, berühmt wegen des
hier producirteu vorzüglichen Weissweinea. Dieser gegen 2500 Einwohner
zählende Ort hat eine 1241 vom Deutscheu Orden hergestellte Kirche, ein
Sehens wer tb es Rathhaus aus dem 15. Jahrhundert, mehrere bedeutende Fabriken
und eine landwirthschaftliche Fortbildungsschule mit sehr instructiven Schul-
gärten. Von besonderem Interesse ist die dem Weingrosshändler Wieniuger
gehörige Anlage Johannesstein mit Versuchs -Weingärten und vorzäglich ein-
gerichteten Kellereien. In letzterer Beziehung sind auch die Kelleranlagen
der Gumpoldskirchner Weinproducenten-Genossenschaft sehenswerth. — Von
diesem Orte führt über den ('alvarienberg ein sehr bequemer Weg in ein-
einhalb Stunden zur Wilhelms warte auf dem Hochaninger; Wegraarkirnng
weisse Pfeile. Durch den Siebenbrunnengrabeu leitet in eineinviertel Stunden
eiu h&bscher Spaziergang zur Restauration am Aniugerhause.
Wir gelangen nunmehr nach Baden^ welches dreieinhalb Meilen von
Wien entfernt, in einer Stunde mittelst der Bahn erreicht wird. Dass
die berühmten Heilquellen dieser Stadt mit den vou Marc Aurel als
viel benützt erwähnten „thermae cetiae"' identisch sind, ist durch die
antiken Funde mehr als wahrscheinlich. Dem durchaus dolomitischen Boden
entströmen dreizehn heisse Quellen, deren Temperatur 30 bis 31° Celsius
beträgt. Sie werden vornehmlich zur Bade-, aber auch zur Trinkcur benützt
und haben reichen Schwefelgehalt. Der in den letzten Jahren auf durch-
schnittlich 10.000 Personen gestiegene Zufluss von Badegästen ist auch die
Hauptursache, dass sich die wiederholt bei feindlichen Invasionen und nach
1812 von einem verheerenden Brande zerstörte Stadt stets wieder schnell
zur vollen Bläthe erhob und derzeit mit den incorporirten Vorstädten und
Nachbarorten Leesdorf, Gutenbrunn, Weikersdorf, Sauerhof und St. Helena
über 10.000 Einwohner zählt und eine grosse Zahl stattlicher Häuser und
Villen hat. Von den öffentlichen Gebäuden erwähnen wir die Pfarrkirche zum
heiligen Stefan, das kaiserliche Schloss und das Rathhaus am Hauptplatz,
das Theater, Museen und das dem Stifte Melk gehörige Schloss Leesdorf
mit weitberühmten Obstculturen. Vom Hauptplatze rechts abbiegend, kommt
man durch dift Ourgasse am Herzogs-, Anton- und Theresienbade vorüber in
den Park, dessen schöne schattenreiche Anlagen sich am Fusse des Calvarien-
berges ausbreiten. Er enthält den Ursprung, auch seitdem man auf antike
Baureste stiess, Römerquolle genannt, die Trinkhalle, das Curhaus und
Sommertheater. Von den übrigen Badeanstalten sind der Sauer hof in der
Weilburgstrasse mit dem grossen Militärspital, das Karolinen-, Frauen- und
Josefsbad am Josefsplatz (letzteres hat die höchste Temperatur), das Franzens-,
Johannes- und Ferdinandsbad in der Neugasse, das Leopoldsbad in der Allee-
gasse, die Mineralschwimmschule (mit der niedersten Temperatur) in der
Berggasse und das Eng-elsbad in Weikersdorf zu erwähnen. Letztere Quelle
ist die jüngste, erst 1755 nach dem grossen Erdbeben, welches Lissabon
zerstörte , zu Tage getreten. Baden ist durch eine Tramwaylinie mit dem
Hilenenthal iQi\i\x\\\iiQu. ^
Umgebungen. 197
ht-irAercs i^t der beliebteste Spuziergang und zugleich der Durcbzag>>ort
fnr die meisten von Baden aus zu unleriiehraenden Ausflöge. Wenn n-an
nicht ilie Strasse benutzen will, erreicht man dieses liebliche Thal duicU
die Lang' sehen Anlagen, welche den Abhai g des Calvarienberges gegen di
Stadt einnehmen.
Ausser Weikersdorf gelangt man auf die Dergstrasse, welche am linVen
Ufer des Schwecbatbaches hinzieht und erreicht in einer Viertelstunde diu
von Erzherzog Karl durch Architekten Korfihäusel erbaute Weilburg inmitten
schöner, dem Publikum geöffneter Parkanlogcn am Fasse des Lindkogels
gelegen, dessen Höhe die gewaltigen Maueitrüramer der Veste ^Bauheneck"*
trägt In nächster Nähe erhebt hich der in letzter Zeit erbaute Suromersitz
des Erzherzog« Wilhelm.
Neben der Weilburg steht ein von Eiz':erzog Albrecht erbautes, reich
auFgestattetes, gothisches Kirchlein. Nach einer viertelstündigen Wanderung
bemerkt man rechts von der Strasse die malerische Ruine „Rauhen stein"
über dem gleichnamigen Dorfe. Gegenüber liegt die aus wenigen Mauerresteii
bestehende Ruine Scharfeneck und nach ungefähr eineinhalb Stunden Imt
man die KrainerhüHe erreicht, vo, wie "bei der naheliegenden Augustiner -
hätte eine vielbesuchte, gute, aber etwas theuere R-'stauration ist. Vo i beiden
Häusern fähren steile Wege auf den bekannten Aussiclitspunkt zum Eisernen
Thor am hohen Lindkogcl, dessen Gipfel die nach dem Erbauer A/fer<c/*/s<//«r»*
genannte Aussichtswarte ziert. Das eiserne Thor ist als einer der heri liebsten
Auhsichtspunkte in der Umgebung Wiens bekannt. Dasselbe ist auf mehreren
Wegfu erreiclibnr, am meisten benützt wird von Baden aus jener über das
Jägerhaus (Augustinerhütte), wahrend man den Absti'g der Abwechslung
wegen besser über Merkenstein und Gainfahrn macht.
Von der Plattform des Albrechisthurmes (2G 331) eröffnet sich ein reizender
Rundblick, der besonders nach dem Gewirr grüner Kuppen des Wienerwaldes
und gegen Süden, wo sich die mächtigen Kalkvoralpen (-^chneeberg, lieis-
alpe. Houheck u. s. w.l aufbauen, höchst malerisch ist, aber auch gegen das
in blauer Ferne verschwindende Flachland nicht ohne Reiz ist. Ein im Thurm-
Zimmer aufgestellter Tisch enthält auf einer Marmorplatte eine eingravirte
Orientirungskarte für die Rundsiclit. Man erhält einfache Erfrischungen im
Thurm und falls man dad allerdings wunderbare Schauspiel des Sonnen-
aufganges geniessen will, auch ein Nachtlager in dem vom Oest. Touristen-
Club 1884 eröffneten J^chutzhause. Doch kehren wir in das Hflenenthal zurück.
Unterhalb der Krainerhütte theilt sich die Strasse und führt in nörd-
licher Richtung nach Heiligenkreuz, in nordwestlicher nach Alland, einem
grossen und sehr reizend gelegenen Orte, in dessen Nähe die colossale
gemauerte Klause zum Schwellen der Schwechat ist.
In diese Gegenden führen von Baden aus Omnibusse wie auch theilweise
die dortige Trumway.
Eine Wegstunde von Baden entfernt und Bahnstation ist Töslau, welches
in neuerer Zeit als Sommerfrische und auch Curort einen raschen Aufschwuni;
genommen hat. Es besitzt ein dem Grafen Fries gehöriges Schlos-s mit vor-
züglich schönem Park, in weKhem ausser Bilderwerken von Bayer, namentlich
das Grabdenkmal des Giünders dieses Geschlechtes von Zauner und die
Büste einer Gräfin Fries von Canova sehenswerth sind. Das mit allem Com-
fort eingerichtete Bad enthält den grossen spiegelklaren Teich, in welchem
die Heilquelle aus einer Steinfassung sich mit einer Temperatur von 24" i'.
ergiesst, und ein zweites grosses Schwimmbassin. Vöslau ist Sommerauf-
enthalt der haute fin-ince und zählt eine grosse Zahl herrlicher Villen. Die
Kammgarnspinnerei ist eines der ältesten und grössten derartiger Etablisse-
ments in Oesterreich und die Weinproduction steht auf einer hohen Stufe.
Namentlich der hier erzeugte Rothwein, wie auch der von der bekannten
. Firma Schluraberger fabricirte Vöslauer Schaumwein sind allgemein bekannt
und beliebt.
Von Vöslau aus empfiehlt sich ein Besuch von Merkenstiin, der auch,
wie erwähnt, mit der Partie auf den hohen Lindkogcl zu verbinden. Man
erreicht Merkenstein von Vöslau aus entweder auf der über Grossau und
Gainfahrn führenden Fahrstrasse oder auf dem weit angenehmeren Fuss-
steig über „Waldandacht" und Manhardsthal. Das alte Schloss Merkenstein
gehört zu den intereshantesten Ruinen in der Umgebung^ Wiens; noch jetzt
198 Umgebungen.
»iind goUiiscbe CapelleD, Ringmauern, einzelne Hallen und Ciaternen erhalten«
welche einen Schluss auf die Festigkeit und den Umfang dieser Burg
erlauben, die anUsslich der türkischen Invasion 1683 zerstört* wurde. Das
Btattliche neue Schloss ist Eigenthura des Grafen Münch-Beilifighaüsen. Der
Park und Thiergarten enthält allerlei botanische und andere Merkwürdig-
keilen, z. B. mehrere weisse Hirsche. N&chst den Wirthsch'aftsgebäuden
lie^t ein Pavillon, in dem man in trefflicher Wei^e mit Erfrischungen
bedient wird.
Zunächst gelangt man an der Bahn nach Leohersdorf, welches, obwohl
ein bedeutender und industrieller Ort, weniger selbst von Bedeutung ist,
als durch den Anschluss der Niederösterreichischen Südwest- oder Staats-
bahn, durch welche reizende Gegenden des Wienerwaldgebietes erschlossen
wurden.
Die eine Trace dieser FlOgelbahn führt im Triestingthal über Potlenstein,
Altenmarkt (von wo aus das 10>7 Meter hohe Hocheck mit herrlicoer Fern-
sicht zu ersteigen ist), Kaumberg ^ Hainfeld (von wo es sich empfiehlt,
Lilienfeld mit dem alten Cistercienser-Stifte zu besuchen) und Wilhelmsburg
nach St. Polten, wo sie an die Westbahn anschliesst.
Die zweite Flügelbahn berührt Piesiing, in dessen Nähe das im gothischen
Stile erbaute Schloss Hörnstein des Erzherzogs Leopold, wegen der reichen
künstlerischen Ausstattung sehenswerth und die Ruinen der gewaltigen Veate
Herantstein, ferner die imposanten Ueberreste einer der grössten und festesten
Burgen Oesterreichs, Starhemberg, liegen, welche noch jetzt von malerischem
Eindrucke sind und in dem mächtigen Thurme mit der wohlerhaltenen Rnnd-
Capello die einstige Pracbt und Grösse ahnen lassen. Das an landwirth-
schaftlichen Reizen reiche Pieatingthal entlang führt die Bahn nach dem
lieblichen Pernäz und endlich zum Endpunkte, nach Outenstein, das seiner
reizenden Lage und der abwechslungsreichen Ausflüge wegen mit Recht
schon von jeher ein beliebtes Ziel aller Touristen war. An letzteren Ort
knüpft sich die traurige Erinnerung an den als Dichter und Schauspieler
gleich hoch zu schätzenden Ferd. Baimund. In der Mähe von Gutenstein
steht die gleichnamige merkwürdige Raine, in welcher der Sage nach
Mathias Corvinus vor seiner Erwähl ung zum König von Ungarn gefangen sass,
in Wirklichkeit aber hielt ihn Georg von Podjebrad in Prag gefangen.
Von Gntenstein bieten sich so ^ele in jeder Hinsicht lohnende Partien,
daRs eine Aufführung derselben den bemessenen Raum weit übersteigen
würde. Eine der beliebtesten ist nach dem reizend gelegenen ßuckberg, von
wo aus der Schneeberg meist erstiegen wird, welchen man übrigens auch
von Gutenstein aus über das Klosterthal ^ Gscheid und den Kuhschneeberg
erreicht. Der Abstieg kann dann gegen das Reichenauer Thal gemacht
werden, wo man bei Gloggnitz oder Payerbach wieder dieSülbahn erreicht.
Die Semmeringfahrt
7nit Plan.
Wir schliessen die Südbahnstrecke ab und widmen nur noch der Fahrt
Über den Semmei'ing einige Worte, da sie in jeder Beziehi\ng äusserst lohnend
ist und auch zu den vielbenütztesten Ausflügen von Wien aus gehört. Dieser
Ausflug kann, wenn nöthig, in einem Tag gemacht werden und beansprucht,
wenn man die au jedem Sonn- und Feiertag verkehrenden Yergnügungszüge
benützt, auch nur einen sehr geringen Kostenaufwand. Man gewinnt auf
dieser Fahrt und einigen ganz mühelos damit verbundenen Spaziergängen
einen tiefen Einblick in die wildromantische Nat'urscenerie dieser am weitesten
gegen Osten vorgeschobenen Ausläufer der Kalkalpen. Von hohem Interesse
für Jedermann, nicht bloss für den Techniker, sind dabei die Bahnbauten.
Die Ueberschienung des Semmering war der erste Versuch einer Gebirgsbahn
in Europa und noch heute, wenn auch durch Brenner-, Gotthardbahn, Mont»
Cenis und Arlberg überholt, sehr sehenswerth wegen der Kühnheit und
Grossartigkeit der einzelnen Objecto.
Der Bau begann im Jahre 1848 und nahm unter Leitung des Ritters
von Ohega, von welchem auch das Project stammte, sechs Jahre in Anspruch
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Umgebungen. 199
und einen Kostenaufwand von 15 Millionen Gulden. Es ist bemerkenswerth ,
dass während der dreissig Jahre, Heit der Betrieb eröffnet wurde, keine
Störung desselben, kein Unfall und kein grösseres Baugebrechen auf dieser
Strecke vorkani. Es ist dies umso bezeichnender fär Anlage und Durch-
führung dieses Riesenwerkes, als ursprünglich selbst Fachm&nner Befürch-
tungen wegen der Natur des porösen zur raschen Verwitterung neigenden
Kalksteines dieses Gebiigsniassives hegten.
Bei der SemmeringfeUirt von Wien ab empfiehlt es »ich, die linken Sitz-
plätze der Wiiggons zu benützen, da von dieser Seite die meisten baulichen
jecte besser zu sehen sind und sich auch grossartige Einblicke in die
wil Iromantischen Tbäler und auf die cdlossalen Gebirgssiöcke des Schnee-
htrjes und der Raxulpe bieten.
Der Bahnhof in Ologgtiitz. das man als Ausgangspunkt der eigentlichen
Semroeringbaha annimmt, liegt bereits 403 Meter hoch. Von hier steigt die
Trace langsam aber stetigl fast immer der munter brausenden Schwarza
entgegen und prächtige Einblicke in das freundliche Payerhachthal gestattend.
An den grossartigen Gebäuden der Papierfabrik /ScA/o^/m2«A2 vorüber, erreicht
der Zug die Station Puyerbach, hoch über dem gleichnamigen freundlichen
Dörfchen liegend. Unmittelbar nach dem Verlassen derselben beginnen die
vielbewunderten Kunstbauten. Lin imposanter Viaduct von 284 Meter Länge
und 2J Meter Höhe überbrückt das Schwarzathal, wobei sich nach Westen
das unvergleichlich schöne Thal von Reichenau mit dem Hintergrund der
massiven Felswände der Raxalpe zeigt. Mit der höchsten in Anwendung
gebrachten Steigung (1 : 40) klettert die Bahn den Eichberg hinan und nach
zw-i kleineren Viaducten über den Payerbach- und Kühgraben wird der
182 Meter lange in ei nor Krümmung yerlAufende Pettenbach-Tunnel erreicht.
Mittelst kleineren Tunnels und eines Viaductes über den Abfaltersbach-
graben klimmt der Zug immer mehr an den steilen bröckligen Kalkwänden
in die Höhe, bei jeder Wendung immer neue Einblicke in diese herrliche
Gebirgswelt, auf die Bergriesen des Fenchters, Gahns und Saurüssels
gestattend.
In starker Steigung strebt die Trace nun den Q<»'tschakof,el herum der
Station Klamm zu. welche beieits Gäl Meter hoch liegt und nach Passirnng de-«
Eichberg- und Geyregger - Tunnels erreicht wird. Auf dieser Strecke sieht
man wiederholt auf die schöne Kunststrasse herab, die sich in Serpentinen
über den Berg schwingt und früher die einzige Verbindung mit dem Süden
des Reiches herstellte.
Von der Station Klamm aus eröffnen sich herrliche Fernblicke. Dominirend
laj^ert sich der dichtbewal lete Sonntvendstein vor , an dessen Fuss der
Wallfahrtsort Maria Schutz herübergrüsst. Tief unten von den steil abstür-
zenden Felswänden zu einer einzigen Strasse zusammengepresst liegt der
Markt Schottwien, links vom Sonnwendstein dehnen sich die waldigen Kuppen
des Wartenstein, rechts blickt man iu die Felswildnisse des Adlitzgrabens
und hoch oben gewahrt man die Ruinen der Bergveste Klamm. In der nun
folgenden Strecke waren die grössten Schwierigkeiten zu überwinden, welchen
auch die Kühnheit der ausgeführten Bauten entspricht.
Unmittelbar hinter der Station kommt der Klammtunnel und die in
Curven angelegten Viaducte über den Jäger- und Gamperlgraben. Beide
bestehen aus übereinandergestellten Bogenreihen und ist der erst^re 40, der
zweite 38 Meter hoch. Nach Passirnng der Viaducte über den Bnmpler-
uiid Lechnergraben erreicht die Bahn die senkrecht gegen die Adlitzgräben
abstürzenden Präcipisse der Weinzettelwand. Mittelst vier Tunnels und einer
offenen in den bröckeligen Fels gesprengten und überwölbten Galerie wird
diese Felswand passirt und die 776 Meter hoch gelegene Station Briitenstein
erreicht, von der gleichfalls ein schöner Einblick in die wildromantischen
Ai.lilzgräben möglich ist.
Weiter führt die Uahn an der Spiesswand hin zu dem prächtigen
3'> Meter hohen Viaduct über den Krauselgraben, mittelst eines Tunnels
durch die Polleroswand, welche gegen eine tiefe Schlucht, die y^kalte Rinne"^
abstürzt. Diese wird mittelst des schönsten in drei Etagen aufgebauten
Viuductes von 218 Meter Länge und 46 Meter Höhe übersetzt und nun geht
es iu ziemlich gäher Steigung den eigentlichen Semmering hinan. ^
200 Umgebungen.
BäckwärtB blickend kann man anf dieser Strecke nicht nur die Gross-
artigkeit der sehen paseirten Knnstbanten wärdif^en, Bondern auch die Natur-
scenerie ist von flberir<igeBder OrossartigkeiL Besonders der colossale
Felssiock der Rax mit seinen steil abstürzenden Manern. zwischen welchen
Schneefelder blinken, ist oft in seiner ganzen Grossartigkeit zn sehen.
Nach Uebersetzung des unteren Adlitzgrabens anf einem tO Meter hohen
Viadnct und nachdem drei lange Tunnels den Weberkogel. Weifsberg und
Kartnerkogel durchbrochen haben, erreicht man die Station Semniering^
878 Meter Höhe. Unweit davon f&hrt die alte Knnststrasse, welche hier
ihren höchsten Punlct erreichte. Unmittelbar über der Station liegt das gross-
artige von der S&dbahn erbaute Hotel, das zu zeitweiligem Aufenthalt in
dieser herrlichen, noch nicht rauhen Gebirgsgegend vielfach benützt wird.
Au der alten Strasse steht das bekannte Gasthaus zum , Erzherzog Johann **.
Ein Aufenthalt hier oben empfiehlt sich namentlich für jene, welche Zeit
und Lust zu längeren oder kürzeren Wanderungen durch die nach allen
Seiten gelegenen pittoresken Gegenden haben. Doch möge hier eine wohl-
gemeinte und durch mancherlei traurige Ereignisse gerechtfertigte Warnung
gestattet sein. Selbst gewandte Tonristen sollten es bei weiteren Tonren,
auch wenn keine Besteigung (z. B. des Sonnwendsteins, drs Feuchter, der
Rax u. s. w.) in Aussicht genommen ist, nie versäumen, sich ortskundigtr
Führer zu bedienen. Beschwerliche und zeitraubende Umwege sind noch das
kleinste Uebel, welches durch das Versäumen dieser Vorsicht hervorgerufen
werden kann. Gerade die Touristen-Chronik dieses Berggebietes ist in den
letzten Jahren durch unliebsame Vorfälle bereichert worden, die infolge
mangelhafter Ortskenntniss selbstständig wandernder Bergbesucher vorkamen.
Sofort nach Verlassen der Station Semmering tritt der Zug in den
1384 Meter langen Haupttnnnel ein, welcher den eigentlichen Gebirgsstock
des Semmering durchbricht und innerhalb welchem die grösste vun der
Trace erreichte Höhe, 837 Meter, liegt. Im Winter wird dieser Tunnel, um
die Bisbildung; der Sickerwässer zu verhindern, geheizt und mit Thoreu
geschbssen. Mit dem Austritt aus dem Tunnel erreicht die Bahn die „grüne
Steiermark" und die Landschaft zeigt einen weseatlich veränderten Charakter
Die wildromantischen, oft düsteren Felsbildungen haben ein Ende, man
sieht ringsherum dichtbewaldete Bergkuppen und freundliche Thaleinschnitte,
aus welchen zerstreute Höfe oder kleine Eisenwerke an rasch fliessenden
Wässerchen hervorgucken. Rasch senkt sich die Bahn von Semmering durch
das lachende FrÖschnitzthal gegen di«« Station Spital und gegen den ulter-
thümlichen lebhaften Markt Mürzzuschlag, dessen Bahnhof indessen immer-
hin noch 654 Meter hoch liegt. Mürzzuschlag bildet den Ausgangspunkt
des köstlichen Mürzthales und ist vielfach von Touristen besucht, welche
von hier aus Ezcursionen in die herrliche Ber^welt Steiermarks, nach Eisen-
erz, Neuberg, Maria-Zeil u. s. w. machen. Diese überschreiten jedoch den
ausgesteckten Rahmen und wir brechen hier mit der Mahnung ab, es möge
wenigstens Niemand, t^ofern es Zeit und Umstände gestatten, die in jeder
BeziOiiung genussreiche Fahrt über den Semmering bis Mürzzuschlag ver-
säumen.
Ausflüge an der Westbahn.
Auch nach anderer Richtung hin führt das schnaubende
Dampfross in herrliche Gegenden, und zwar mittelst der
Kaiserin Elisabeth- Westhahn, deren Bahnhof (Bild S. 187)
nach Einzel-Entwürfen der Architekten Bayr^ Löhr, Thiene-
mann und Paizeit, und dem von Letzterem endgiltig fest-
gestellten Plane 1858 bis 18G0 erbaut wurde. Das Haupt-
gebäude wird durch die mit Glas- und Eisenconstruction
überspannte schöne Personenhalle durchschnitten, an welche
nördlich die Ankunftv, südlich die Abfahrts-Räumlichkeiten
mit dem schönen Vestibüle stosscn. In den Flügelbauten
Umgebungen.
201
befinden sich die Bureaiix der Direction. Das Haupiportal
der Südseite trägt reichen figuralen Schmuck, welcher vom
Bildhauer Meixner verfertigt wurde; die Mittelgruppe stellt
die durch die Bahn verbundenen Nachbarstaaten Oesterreich
202 Umgebungen.
und Bayern vor, seitlich sind Personificationen von Morgen
und Abend, der Industrie, Telegraphie, Mechanik und des
Handels angebracht. Das Vestibüle ist durch die schöne,
aus carrarischem Marmor von Hans Gasser verfertigte Statue
der Kaiserin Elisabeth geziert.
Nach Penzing, der ersten Station, folgt in dieser Rich-
tung Hütteldorf am Eingange des Halterthales sehr schön
gelegen, mit vielen Landsitzen und einem grossen Brau-
hause, dessen vielbesuchte Restauration ein Beleg für die
Güte des Erzeugnisses ist. Am jenseitigen (rechten) Wien-
üfer liegen die Ortschaften Unter- und Oher-St. Veit, an
welche sich westlich das Dorf Hacking mit einem Schloss
und Park des verstorbenen Prinzen Wasa (dem Letzten des
schwedischen Königshauses dieses Namens) reiht. Aufwärts
der Wien gelangt man zum Auhof, dem Forsthause des
Thiergartens, welcher in einem sechs Stunden langen Um-
kreise von einer Mauer umgeben, eine Fläche von über
^/a Quadratmeile einnimmt und an der Lainzer Seite das neu
erbaute kaiserliche Jagdschloss enthält. Er enthält reizende
Waldpartien und ist durch zahlreiche Rudel von Edel-, Dam-
und Schwarzwild bevölkert. Im südlichen Theil des Thier-
gartens befindet sich das von Hasenauer erbaute kaiserliche
Schlösschen, welches den höchsten Herrschaften die Annehm-
lichkeiten ländlicher Abgeschiedenheit in grösserem Masse
gewähren wird, als die sonstigen geräuschvollen SommersitzA
m der Nähe Wiens. Am südlichen Ende des Thiergartens
liegt die liebliche Ortschaft Mauer mit zwei Kasernen, . einem
Bade und zahlreichen Villen. Schöne Wege verbinden diesen
Ort mit Rodaun und Kalksburg.
Rechts von Hütteldorf gelangt man durch das Halter-
thalf aus weichem die Albertini'sche Wasserleitung koipmt,
nach Neuivaldegg oder auf den Galizinberg.
Vom Ende des Halterthales geht ein Fusssteig ziemlich
steil zur Sophienalpe empor, einem Lieblingsplätzchen des
verstorbenen Erzherzogs Franz Karl, auf welchem sich eine
Restauration befindet, und zu welchem auch an dem be-
kannten Gasthause ,,Zur Knödelhütte^^ vorüber ein bequemer
Promenadeweg führt und dessen Gipfel mittelst einer vom
Gross industriellen Sigl angelegten Drahtseilbahn erreichbar
ist. Wir machen hier auf die herrliche Fusstour von der
Sophienalpe über das Weidlingbacherthal und Weidling nach
Klosterne ab arg (Bild Seite 208) aufmerksam, welche in vier
Stunden bequem gemacht wird und in der ganzen Aus-
dehnung durch scharlachrothe Wegzeichen markirt ist.
Nächste Bahnstation ist Weidlingau, eine sehr beliebte
Sommerfrische. In der Richtung nach Hütteldorf liegt Maria-
brunn, ein besuchter Wallfahrtsort, mit einem 1783^ auf-
Umgebungen. 203
gehobenen Augustiner-Kloster, in welchem später die forst-
wirthschaftliche Lehranstalt untergebracht war. Am nahen
Hadersdorfer-Berg war der Schauplatz des „Mariabrunner
Kirchtages", bis in die letzten Jahre beliebtes Volksfest
(8. September).
Von der Kirche in Weidlingau erreicht man auf der nach
Norden abzweigenden Strasse in einer Viertelstunde Haders-
darf mit Schloss und Park der Familie Laudon. Letzterer
enthält auch das Grabmal des berühmten Heerführers Gideon
Freiherrn von Laudon Die Fortsetzung dieser Strasse führt
in einer schwachen Stunde in dem gleichnamigen lieblichen
Thal nach Vorder-Hainhach mit sehr guter Restauration.
J-iinter-Uainhach liegt in einem engen Waldthale, in welches
der Fahrweg zu dem idyllisch gelegenen Dörfchen Sleinhach
mündet, welcher dem gleichnamigen Bache entlang nach
Mauerhach führt, (Von hier roth markirter Waldweg nach
Steinbach, blau-roth markirt nach Kirchbach, gelbe Weg-
zeichen über Groissau und Karsdorf auf den 4^5 Meter hohen
Tulbin^erkogel). Das 1314 von Friedrich dem Schönen, der
auch hier begraben ist, gegründete Karthäuser-Kloster wurde
von Josef IL aufgehoben und beherbergt jetzt als Versorgungs-
anstalt der Stadt Wien an 800 Pfründner.
Der Tulbingerkogel 485 Meter hoch, ist von Mauerhach
(gelb markirter Weg) bequem in einer Stunde zu erreichen.
Er trägt einen hölzernen Aussichtsthurm, von dem aus sich
eine reizende Fernsicht eröffnet. Besonders die Kalkalpen
vom Dürnstein und Oetscher bis zum Schneeberg repräsentiren
sich wunderbar schön von dieser Höhe. Der Abstieg kann
auch den blau-rothen Wegzeichen folgend, nach Königstetten
gemacht werden, von wo die Rückfahrt mittelst der Franz-
josefsbahn zu bewerkstelligen ist.
An der Bahntrace folgt zunächst Parker sdorf, ein be-
deutender, an der Wien gelegener Ort, welcher Sitz des fast
den ganzen Wienerwald beherrschenden Waldamtes ist. In
unmittelbarer Nähe führen Spaziergänge in die „Faunzen^^,
nördlich, in die ,jM^iirzen^% südlich Letzterer Richtung
folgend, gelangt man durch die hochromantischen Wolfs -
graben nach Hochroiherdy Laub und B reite nfui-t. alle in
reizenden Waldthälern gelegen, von wo man das Thal der
dürren Liesing und Kaltenleutgeben leicht erreicht und damit
in das! Gebiet der Südbahn kommt. Die bei Purkersdorf
nördlich abbiegende Poststrasse führt nach Gahlitz, einem
hübschen Dorf mit bedeutender Brauerei, von wo man in
IV2 Stunden die Höhe des Troppherges mit Aussichtswarte
uiid schöner Rundschau erreicht. (Von der „Gablitzer Hohen
Schule" kommen nach einem Wiener Volkswitz dumme Leute;
es bezieht sich dies auf die dortige kernfeste Ochsenzucht )
204 Umgebungen.
Zunächst gelangt man an der Bahn nach Pressbaum, von
wo ein sehr lohnender Ausflug nach Süden über die Pfaizau
nach Hochstrass (mit gutem Gasthaus) und Klausen- Leopolds-
dorf führt, von wo zur Rückkehr nach Wien die Strasse
über AUand und Heiligenkreuz nach Mödling oder über das
Eiserne Thor nach Baden benützt werden kann. Von Hoch-
strass aus kann in zwei Stunden der 893 Meter hohe Schöpfel,
die bedeutendste Erhebung des Wienerwaldes, bestiegen
werden. Ganz dieselben Ausflüge bieten sich von Rekawinktly
der nächsten Station der Westbahn. In allen diesen Orten,
welche die ganzen Reize der üppigsten Waldlandschaften
besitzen, sind zahlreiche Sommersitze und Villen. Wir er-
wähnen schliesslich an der Westbahn noch der nächsten
Station Neulengbach^ mit einem hochgelegenen fürstlich
Liechtenstein'schen Schlosse und schönem Park. Ein lohnen-
der Ausflug von hier führt in ungefähr drei Stunden nach
dem malerischen Rappoltenkirchen, mit Schloss und aus-
gedehntem, am Fusse des Hochwartberges liegenden Park
des verstorbenen Baron Sina.
Von Neulengbach an wird die Gegend an der Bahn weniger
interessant; bis St. Polten und darüber hinaus bis nach
Melk bietet sie wenig Interesse. Es sei hier nur noch erwähnt,
dass von Pöchlarn aus eine Trace der Niederösterreichischen
Staatsbahn über Wieselhurg, Purgstall und Scheibhs nach
Gaming führt und damit eine reizende, unserem Zwecke
aber schon zu sehr entrückte Partie der Voralpen leichter
zugänglich gemacht wird.
Ausflüge nach Nordwesten.
(Franz Josef-Bahn, Tullnerstrasse und an der Donau).
Das Kahlengebirge.
Entweder von Nussdorf aus mittelst der Zahnradbahn
oder von Grinzing aus auf ziemlich bequemen Pfaden gehingt
man auf den Höhenzug, welchen das schon von den Römern
vielgenannte dtische Gebirge bildete. Unleugbar trägt es zu
den landschaftlichen Reizen Wiens am meisten bei und bildet
bei der Totalansicht von Süd nach Nord gewissermassen den
decorativen Abschluss und Hintergrund für das riesige Häuser-
meer. Wohl führen auch vom Kahlenbergerdorf zwei Wege
auf den Lcopoldsberg y von welchen jedoch namentlich der
über die sogenannte Nase steil und beschwerlich ist. Die
unmittelbar gegen die Donau abfallende Kuppe heisst näm-
lich Leopoldsberg, während der etwas rückwärts gelagerte
Rücken der eigentliche Kahlenberg ist. C^onol
- igi ize y ^
Umgebungen. 20ö
Wenn wir den bequemen Fusspfad vom Kahlenbergerdorf
auf den Leopoldsberg wählen, so erweitert sich mit jedem
Schritt nach aufwärts das grossartige Panorama, das sich
unmittelbar zu den Füssen entfaltet. Vom Plateau aus (Schloss-
altane) übersieht man von Klosterneuburg an die riesige
Fläche des Marchfeldes mit den weissblinkenden Ortschaften,
die kleinen Karpathen bis Theben und Pressburg, und dar-
über hinaus die oberungarische Ebene, vor sich die Donau
mit dem ganzen Regulirungs-Terrain und endlich über das
Häusermeer von Wien weg bis zu den steirischen Voralpen.
Die Kuppe des Leopoldsberges, auf welchem die Burg der
Babenberger-Fürsten stand, trägt eine stattliche von Leopold L
nach abgewendeter Türkengefahr erbaute Kirche und ein
1705 auf den Trümmern des zerstörten Baues aufgeführtes
Schloss (alterthümlich eingerichtete Zimmer, gute Restau-
ration).
Ein bequemer und schattiger Pfad führt vom Leopolds-
berg auf den Kahlenberg^ welcher eine ähnliche Aussicht
bietet, die nur nach Norden begrenzter, gegen den Wiener-
wald aber ausgedehnter ist. Er wird mittelst der Zahnrad-
hahn oder von Grinzing zu Fuss oder Ross erreicht. Seit
1873 steht auf dem 350 Meter hohen Berg ein mit allem
Comfort eingerichtetes Hotel und eine Reihe hübscher Villen
breitet sich da aus, wo einst nichts als ein Camaldalenser-
Kloater Montis coronae stand. Von den Türken zerstört und
später wieder aufgebaut, wurde dasselbe 1782 aufgehoben
und die einzelnen Eremiten-Häuschen dienten umgestaltet
sinnigen Naturfreunden als Aufenthalt, z. B. dem geistreichen
Prinzen de Ligne, welcher auch seine Ruhestätte hier oben
fand.
In der von den Türken zerstörten Kirche las am Morgen
der Entsatz Schlacht der gelehrte Marcus Avianus vor den
Heerführern die Messe. In der geschlossenen Gruft der Kirche
befinden sich mumienartig erhaltene Leichen von Camaldu-
lenser-Mönchen.
Am halben Abhang des Kahlenberges gegen das freund-
liche Thal des Schreiberbaches liegt die ^Wildgrube'', eine
treffliche Restauration in reizender Umgebung. Ein bequemer
Weg führt von hier zum an der jenseitigen Thallehne
liegenden Krapfenwaldel und nach Grinzing.
Vom Kahlenberg führen schöne Wege nach dem Kohenzl
und in das Weidlinger-Thal und mit der Franz Josefs-Bahn
gelangt man von Nussdorf nach Klosterneuburg, das wir
jedoch auf einem anderen Wege erreichen wollen.
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206 Umgebungen.
Ausflüge auf der Tullnerstrasse.
Zu den Ausflügen nach dieser Richtung, die reich an
landschaftlichen Reizen ist, eignet sich besonders Nru-
waldegg als Ausgangspunkt. Von dem schon erwähnten
Hameau führt ein ziemlich steiler Waldpfad (mit gelber
Markirung) in das überaus liebliche Weidlingbachei-Thal
(gute Restaurationen ^zur Schiessstätte " und Wallner). In
der Nähe des letzterwcihnten> Hauses führt ein abwechs-
lungsreicher, schöner Weg (blaue Markirung) nach <lem
herrlich gelegenen Eichenhain und weiter ; nach Kierling,
dem Curort mit Molkenanstalt. Folgt • man im Weidling-
bacher-Thale dem neben dem munteren Wässerchen abwärts
führenden^ schönen Promenadewege, so kommt man zu dem
herrlich gelegenen Weidling, das auch (gelbrothe Markirung)
in eineinhalb Stunden von Kierling und (rothe Wegmarken)
in zwei Stunden vom „Eichenhain" zu erreichen ist. (Gute
Restaurationen „Tiroler" und „Strauss"). Der idyllische
Friedhof birgt die Gräber des Dichters Lenau und des
berühmten Orientalisten Hammer-Purg stall. Von Weidling
aus erreicht man in einer kleinen Stunde auf einem zwar
nicht unbeschwerlichen, aber wegen der ausgezeichneten
Weinculturen, die er durchschneidet, interessanten Weg
Klosterneuburg, das später erwähnt werden. wird.
Ein anderer lohnender Ausflug von Neuwaldegg aus direct
auf der herrlichen, von Wäldern eingefassten Tullnerstrasse
führt zum Steinriegel (Gasthaus, rechts von der Strasse ab-
biegend, den rothbraunen Wegmarken nach). Folgt man der
genannten Marke nach Norden, so erreicht man vom Stcin-
riegeljn einer halben Stunde das Walddorf Äirc/i&acÄ (gutes
Gasthaus „Hammerschmidt") und von da weiter in einer
starken Stunde auf rotb bezeichnetem Weg St. Ändrä, von
wo mittelst der nahen Station W ordern die Franz Josefs-
Bahn zur Rückfahrt benützt werden kann.
Von St. Andrä führt auch eine Strasse an der schönen
Villa des Grafen Beust vorüber nach Altenberg und zu dem
nahen Greifenstein (gutes Gasthaus „schwarzer Bär"), von
wo nach Besichtigung der Sagenreichen und interessanten
Burgruine (Bild S. 207) der Rückweg nach Wien mittelst
der Localdampfer angetreten werden kann. Es ist gewisser-
massen Pflicht, hier fest zu versichern, dass trotz der gegen-
theili^en Betheuerungen der Führerin in der Schlossruine,
der ritterliche Britenkönig Richard Löwenherz nicht in dem
als sein Gefangniss gezeigten hölzernen Kotter und über-
haupt nicht in Greifenstein, sondern in dem donauaufwärts
gelegenen Dürnstein, und zwar in anständiger Haft gefangen
Umgebungen.
207
sass. (Ausführliches darüber in M. Bermann's Alt- und Neu-
Wien, A. Hartlehen's \er\üg.)
Es erübrigt nunmehr nur noch die altehrwürdige Stadt
Klosterneuhurg (Bild S. 208), das schon als römische Colon ie
bestand, zu besprechen. Es ist mit Wien durch die Franz
Josefs-Bahn und das Dampfschiff, aber auch durch eine Stell-
wagenroute verbunden.
Der Hauptanziehungspunkt von Klosterneuburg ist das,
1108 von Leopold dem Heiligen gegründete, Auguatiner-
- ^ - o
208
Umgebungen.
Chorlierrenslifty dessen imposantes Gebäude so stolz auf
den Strom hinab und weit in das Land hinausblickt. Leider
ist es in seiner gegenwärtigen prachtvollen Bauform, welche
1730 in Angriff genommen wurde, nicht vollendet. Die Stif(s
kirche entstammt theil weise dem 12. Jahrhundert und die
ursprünglichen gothischen Bauformen sind von Aussen noch
deutlich zu erkennen ; die Thürme stammen aus dem IG. und
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Umgebungen. 209
17. Jahrhundert und auch das Innere ist leider unverant-
wortlich modernisirt. Von grossem architektonischen Interesse
ist der 1279 bis 1^92 erbaute gothische Kreuzgang und die
aus derselben Zeit stammende Freisinger-Capelle.
Das Stiftsgebäude enthält eine an Kostbarkeiten und
Kunstwerken reiche Schatzkammer (Verduner- Altar mit
Email - Malereien aus dem 13. Jahrhundert, der öster-
reichische Erzherzogshut, der Schrein mit der Asche des
Stifters und seiner Schädeldecke, der alterthümliche Leopolds-
omat u. s. w.), femer eine Bibliothek von 30.000 Bänden,
viele Handschriften und Seltenheiten, Naturalien-Sammlung,
die sogenannten Kaiserzimmer mit dem Thronsaal u. s. w!
Von nicht geringerem Interesse sind für viele Besucher
die ausgedehnten Kellerräume, deren eingelagerte immense
Weinvorräthe den Beinamen des Stiftes „zum rinnenden
Zapfen" vollkommen rechtfertigen. Besonders wird am
Leopoldstag (15. November), wo Klosterneuburg massenhaft
besucht ist, das 999 Eimer haltende Biesenfass angestaunt,
das auf einer Seite mittelst einer Treppe erstiegen, auf der
anderen zum grossen Ergötzen auf einer Rutschbahn ver-
lassen werden muss.
Von den Kuppeln der Eckpavillons, welche die Form der
Kaiserkrone und des Erzherzoghutes haben, geniesst man
eine schöne Aussicht.
Zu den Merkwürdigkeiten Klosterneuburgs gehören noch
die üeherreste der alten Befestigungen, deren mannhafte
Vertheidigung durch den Laienbruder Marcellin Ortner die
Stadt 1683 vor gänzlicher Verwüstung rettete, die uralte
Spitalskirche in der unteren Stadt und die an der Strasse
nach Wien gelegene önologisch-pomologische Lehranstalt
(Wein- und Obstbau) mit grossartigen Versuchsgärten und
Laboratorien.
Von der unteren Stadt führt ein blau- gelb markirter Weg
in zwei Stunden nach Hadersfeld, einem kleinen Ort auf
reizendem Waldplateau mit fürstlich Liechtenstein'schem
Schlösschen und Park. Ein gelb markirter Weg führt in
drei Viertelstunden weiter nach Greifenstein, ein blau be-
zeichneter in einer Stunde nach Kritzendorf (Strombad),
von wo der Rückweg mittelst der Bahn, oder dem grün-rotli
bezeichneten Pfad folgend, über Kierling und das Weidling-
bacher-Thal angetreten werden kann.
Von Klosterneuburg mag man auch die Donau mit einem
Kahn übersetzen, um den am linken Ufer einsam aufragen-
den Bisamberg zu besteigen, der vorzügliche Reben trägt
und eine hübsche Fernsicht bietet. Von dem nahen Lang-
enzersdorf (Wertl's Gasthaus) kann die Nordwestbahn zur
Rückfahrt nach Wien benützt werden. .. o^
Moriz Bermann. Führer d. Wien. 14
210 Umgebungen.
Die Donau von Linz bis Pressburg,
Wenn wir schliesslich za der beigegebenen Karte noch
einige Worte über die Donaufahrt, welche Niemand ver-
säumen sollte, dem Gelegenheit dazu geboten ist, beifügen,
so geschieht es im vollen Bewusstsein, dass eigentlich damit
weit über den Rahmen dieses Buches hinausgegrifTen ^vlrd.
Wir fühlen uns aber trotzdem dazu gedrängt, theils um
neuerlich zu betonen, dass die Stromfahrt auf der Donau,
namentlich auf der angedeuteten Strecke, an landschaftlichem
Reiz und gewaltigen historischen Erinnerungen selbst vom
vielgerühmten Rhein nicht übertroffen wird, und weil zu
Wien die Donau nicht blos von Nussdorf bjs Fischamend
gehört, sondern die Bedeutung dieses mächtigsten europäischen
Stromes und jene unserer Metropole so innigst verknüpft
sind, dass es sich wohl ziemt, ihr in einem Buche, welches
die letztere zum Gegenstande hat, noch ein besonderes
Plätzchen zu widmen.
Wir berühren im Nachstehenden nur ganz kurz die
Stationsorte auf der angedeuteten Strecke.
Nach Linz, der freundlichen Hauptstadt des Landes ob
der Enns folgt links der Markt Mauthhausen mit dem alten
Felsenschloss Pragstein, rechts zeigt sich schon von Weitem
der mächtige Wartthurm des Schlosses Wallsee über dem
Markt Niederwallsee. Nach malerischer Fahrt zwischen bewal-
deten Höhen gelangt man links zur Stadt Grein, über welcher
sich das massige, dem Herzog von Coburg gehörige Schloss
Greinburg erhebt. Hier verengt sich der Strom und rauscht
brausend zwischen Granitfelsen dahin, bis er die Insel Wört7i
und den Langenstein erreicht, wo früher der von den Schiffern
gefürchtete Strudel und Wirbel war, Passagen, welche jetzt
durch Felssprengungen alle Gefahr verloren haben. Links
folgt nunmehr das am Fels klebende Dörfchen St. Nicola
und der Markt Persenbeug mit dem stattlichen Schloss des
Erzherzogs Karl Ludwig, rechts die Stadt Ybbs mit den an-
sehnlichen Bauten der Landes-Irrenanstalten und des Wiener
Versorgungshauses, dann links 3Iarbach mit der weithin
sichtbaren Wallfahrtskirche Maria-Taferl, rechts der alte Ort.
Pöchlarn, als Burg des biederen Rüdigers aus dem Nibelungen-
Liede bekannt, links Weitenegg mit einer romantischen Schloss-
ruine, und endlich Melk mit dem hoch über der Donau auf
einem Felsenberge thronenden, imposanten Stiftsgebäude. Zu-
nächst folgt links die Station Aggsbach mit der hochroman-
tischen herrlichen Ruine Äggstein, dem Sitze der mächtigen
Tvu xj o, u UHU o lagen iestgestelW>^^C)OglC
14*
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Umgebungen. 211
und gefürchteten Kuenringer, später des grausamen Schrecken-
walder, am selben Ufer die alten Orte Spitz und Weissen-
Icirchen mit trefflichem Weinbau, Stein, alte Stadt und Stations-
platz für die ansehnliche Stadt Krems, Oberhalb Stein liegt
die Ruine Dürrenstein, in welcher Richard Löwenherz wirklich
gefangen sass. Am rechten Ufer zeigt sich dann Hollenburg
mit modernem Schloss und einer Ruine und der alte Markt
Traismauer mit dem nahen Stift Herzogenburg. Von hier an
verflachen sich die Ufer und der Strom theilt sich in zahl-
reiche Arme. Bei dem am linken Ufer liegenden Ältenwörth
erfocht 791 Karl der Grosse den entscheidenden Sieg über
die Avaren. Rechts folgt Markt und Schloss Zwentendorf
und die sehr alte Stadt Tulln, wo die Donau durch Seiten-
arme und Inseln die Breite einer halben Meile hat. Greifen-
stein rechts, der schön gelegenen Ruine wegen beliebter Aus-
flugsort mit Dampfschiff (Bild S. 207), links liegt die Stadt
Korneuburg mit grossen Schiffswerften, Klosterneuburg ^ das
sehenswerthe Stift (Bild S. 208) und Nussdorf, beide rechts.
Unterhalb Wien zeigt sich links am regulirten Strom die
grosse Insel Lobau und hinter derselben das berühmte, durch
ein Denkmal gekennzeichnete Schlachtfeld des Jahres 1800
mit den Ortschaften Aspern und Esslingen.
Die erste Station ist rechts Fischamend, dann Wildungs-
mauer, hierauf folgt ebenfalls rechts JDeutsch-Ältenburg, in
dessen Nähe Petronell (das alte Carnuntum dör Römer und
Hauptort von Ober-Pannonien, römisches Municipium und
Standlager) liegt. Dann folgt rechts Hainburg mit alterthüm-
lichen Befestigungen und den Ruinen des Schlosses, dessen
als ^jHeunenburg^^ schon im Nibelungen-Lied gedacht wird.
Hier tritt der Strom nach Ungarn über und erreicht, nachdem
er bei den Felsen, welche die malerischen Ruinen vor Theben
tragen, die March aufgenommen hat, die freundliche, frühere
ungarische Krönungsstadt Pressburg.
Zur genaueren Orientirung für die Donaufahrt sei bestens
empfohlen: „Illustrirter Führer auf der Donau von Regens-
burg bis Sulina." Von A. F. Heksch. Mit 50 Illustrationen
und 5 Karten, 2. Auflage. (A. Hartleben's Verlag.)
Zeitverwendung.
Um den Besuchern unserer Residenzstadt auch mit Rück-
sicht auf die verschiedenen, denselben zum Aufenthalt in
Wien gegönnten Zeiträume, behufs möglichster Ausnützung
derselben, an die Hand zu gehen, sind im Nachstehenden
approximative Tages-Eintheilungen für den Aufenthalt in
der Dauer von 1, 3; 5 und 8 Tagen festgestellt. o^
14*
212 Umgebungen.
Bei eintägigem Aufenthalt.
In diesem Falle kann es sich selbstverständlich nur um
Gewinnung einer ganz oberflächlichen Anschauung der
bedeutendsten Plätze und Strassenzüge handeln. Da sich also
jede eingehendere Besichtigung von Interieurs oder Samm-
lungen von selbst verbietet, würden wir die Benützung
eines Miethwagens anrathen und für denselben folgende,
ungefähr vier Stunden in Anspruch nehmende Tour anrathen :
Vom Stefansplatz aus (Stefanskirche) durch die Kämtner-
strasse (rechts das Opernhaus), über- den Kärntnerring
(Schwarzenbergplatz), Kolowratring, Parkring (Gartenbau-
gesellschaft, Stadtpark) bis zur Wollzeile (Franz Josefs-
Kaserne, Museum), durch diese bis zur Rothenthurmstrasse,
abwärts durch dieselbe zum Franz Josefs-Quai, über die
Ferdinandsbrücke, durch die Praterstrasse zum Prater (Haupt-
Allee bis zur Rotunde, durch die Zufahrtsstrasse in den
Wurstelprater und durch die Ausstellungsstrasse wieder zum
Praterstem), zurück durch die Kaiser Josefs-Strasse und
Taborstrasse, Obere Donaustrasse zur Augartenbrücke, über
dieselbe auf den Schottenring (Rudolfs-Kaseme, Börse), bis
zur Währingerstrasse (Votivkirche, chemisches Laboratorium,
Josephinum), bis zur Spitalgasse (die beiden Versorgungs-
häuser, pathologisch-anatomisches Institut), in die Alser-
strasse (allgemeines Krankenhaus, Kaserne, Landes-Gericht,
General-Commando) bis zum Schottenring, rechts auf den
Franzensring einbiegen (üniversitäts-, RaÜihaus und Parla-
mentsgebäude rechts, Burgtheater links) bis zum Burgthor
(die Hof-Museen, rückwärts die Stallungen), über den äusseren
Burgplatz, Franzensplatz, Michaelerplatz, Kohlmarkt, Graben,
Seilergasse, Neuen Markt, Tegetthoffstrasse, Albrechtsplatz
und Operngasse auf den Opemring, durch die Babenberger-
strasse bis zum Getreidemarkt. Diesen entlang bis zur Gauer-
manngasse über den Schillerplatz (Akademie der bildenden
Künste) und durch die Nibelungengasse zur Elisabethbrücke,
über dieselbe längs der Wien (rechts evangelische Schule,
Polytechnikum, Karlskirche, Palais Schwarzenberg mit dem
Hochstrahlbrunnen; links jenseits der Wien Künstlerhaus,
Conservatorium, Beethovenplatz, Akademisches Gymnasium)
bis zur Tegetthoffbrücke, am rechten Wien-Ufer fort an der
Central - Markthalle und dem Hauptzollamt vorüber zur
Aspembrücke, über den Franz Josefs-Quai (Hotel Metropole),
Salzgries, Renngasse, Freiung, Hof, Bognergasse, Tuchlauben,
Hohen Markt, Lichtensteg und Rothenthurmstrasse zurück
zum Ausgangspunkt, dem Stefansplatz.
Diese Rundfahrt umfasst die belebtesten und architek-
tonisch wichtigsten Verkehrswege und wird dem Fremden,
Umgebungen. 213
soweit dies in so kurzer Zeit überhaupt möglich ist, ein
ungefähres Bild der baulichen Entwicklung Wiens geben.
Für den Abend würden wir den Besnch eines Hoftheaters,
wenn möglich des Opemtheaters anrathen.
Bei dreitägigem Aufenthalt.
Da der Besuch der Sammlungen meist an bestimmte
Wochentage gebunden ist, kann auf . bestimmte Touren
schwer angerathen werden und muss es jedem Fremden
überlassen bleiben, danach die Reihenfolge der einzelnen
Tage zu bestimmen.
i. Tag. Rundgang I durch die innere Stadt wie bei
Seite 15, womit die Besichtigung der Stefanskirche . und
eventuell der am betreffenden Tage geöffneten Hof-Samm-
lungen zu verbinden ist.
Nachmittags Ausflug nach Schönbrunn.
2. Tag. Rundgang IV (siehe S 16), mit Besichtigung
der Gemäldegalerie im Belvedere, eventuell Ambraser-
Sammlang und Arsenal.
Nachmittags Besuch des Praters und Abends eines Hof-
theaters.
3, Tag. Rundgang VHI (siehe S. 18) verbunden mit
Besichtigung der Neubauten am Franzensring und der Votiv-
kirche.
Nachmittags Besuch des Stadtparkes oder Volksgartens
und Abends eines Theaters in den Bezirken.
Bei fünftägigem Aufenthalt.
L Tag, Rundgang I durch die innere Stadt und Be*
sichtigung der zu Gebote stehenden Sammlungen.
Nachmittags in den Prater und Abends Besuch des
Theaters in der Leopoldstadt
2, Tag. Rundgang IH (Seite 16) verbunden mit Besich-
tigung des Museums für Kunst und Industrie.
Nachmittags nach Schönbrunn.
3, Tag, Partie nach Laxenburg, Mödling und in die Brühl,
eventuell Abends noch Besuch eines Hoftheaters.
4, Tag. Rundgang IV mit Besichtigung der Gemälde-
Galerie, eventuell Ambraser-Sammlung im Belvedere und
des Arsenals.
Nachmittags Ausflug auf den Kahlenberg.
5, Tag, Rundgang VIII mit Besichtigung der Neubauten
am Franzensring, Votivkirche, Josephinum, Sternwarte und
verbunden mit einem Ausflug nach Dornbach — oder Nach-
mittags Besuch eines öffentlichen Gartens und Abends eines
Hoftheaters.
214 Umgebungen.
Bei achttägigem Aufenthalt.
1. Tag. Rundgang I durch die innere Stadt mit Besichti-
gung der geöffneten Sammlungen.
Nachmittags Ausflug nach Schönbrunn, Hoftheater.
2. Tag. Rundgang II mit Besichtigung des Orientalischen
Museums und Kunstvereins (Tuchlauben).
Nachmittags Prater und Theaterbesuch.
3. Tag, Rundgang V (Seite 17) mit Besichtigung der
Akademie der bildenden Künste, eventuell auch einer Hof-
sammlung.
Nachmittags Besuch eines öffentlichen Gartens und Hof-
theaters.
4. Tag. Partie nach Laxenburg, Mödling und Brühl.
5. Tag. Rundgang IV mit Besichtigung der Gemälde-
galerie, eventuell Ambraser-Sammlung im Belvedere, Arsenal.
Nachmittags Rundgang IX (Seite 18) mit Besichtigung der
Liechtensteingalerie und des Augartens. Abends Besuch eines
Theaters.
6. Tag. Rundgang III mit Besichtigung des Museums für
Kunst und Industrie.
Nachmittags Ausflug auf den Kahlenberg.
7. Ta^. Rundgang VIII mit Besichtigung der Neubauten
am Franzensring, Votivkirche, Josephinum und Sternwarte,
verbunden mit einem Ausfluge nach PÖtzleinsdorf, Neuwaldegg
und Dombach oder statt dessen, Nachmittags Rundgang VIT,
verbunden mit Besuch eines Vergnügungslocales und Abends
eines Theaters.
Den 8. Tag würden wir unbedingt anrathen, einen Aus-
flug auf den Semmering (Seite 198) zu machen, welcher am
zweckmässigsten, der wohlfeilen Extrazüge wegen, auf den
Sonntag verlegt wird.
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215
Verzeichniss
sämmtlicher Strassen, Gassen und Plätze des Wiener Gemeinde-
gebietes und der Vororte.
Gemeinde Wien.
Die römischen Züfern bezeichnen den Geneindeheziik, zu welchem die
Strasse gehört, und zwar bezeichnet I. die Innere Stadt, II. Leopoldstadt,
III. Landstrasse, IV. Wieden, V. Margarethen, VI. Mariahilf, VII. Neubau,
VIII. Josefstadt, IX. Aisergrund und X. Favoriten. Die danach stehende
arabische Ziffer und der Buchstabe bezeichnen das Quarre des beigegebeneti
Planes, in welchem der Beginn der Strasse zu suchen ist. Die im Prater
gelegenen Strassen sind ausser der römischen ZiiTer mit einem P bezeichnet.
Strassen, bei welchen die Planbezeichnung fehlt, sind entweder erst projectirt
oder fallen über den Plan hinaus.
E5
04
A.
Abfahrtsstrassen.. P
Absberggasse X. . . G 8
Ackergasse IX C 3
Adarasgasse III.... G4
Adelengasse IL. F.G3
Adler^asse I. . E, F 4
Aegidigasse VI. . . . B G
Afrikanergasse IL. F
Akademiestrasse I.
Albertgasse VIU...
Albertplatz VIII. . . C 4
Albrechtgasse I. D, E 5
Albrechtsplatz I. . . K h
Alexandergasse II. P.
Alleegasse IV E 6, 7
Allianzgasse II. . . . P.
Aloisgasse II F 3
Alpengasse X.
AlserstrasseVIII. links,
IX. rechts C 3, 4
Alserbachstrasse IX. D 2
Althangasse IX.... D2
Althanplatz IX. . . . D 2
Alxingergasse X. . . E 8
Amalienstrasse I. . IM*
Am Bergel I E 4
Am Gestade I E4
Am Neuthor I fc! 4
Amongasse III. . . HG
Amtshausgasse V. . C 7
Amtshausg., Ob. V. C 7, 8
An der Brücke II. .
Acdlergasse VII. . .
Andreasgasse VII..
Anilingasse VI. ...
Ankergasse II E 3,
Annagasse I E 5
Antonburggasse IV. O 7
Antonsgasse II. . . . D, F4
Apfelgasse IV ^ G
Apollogasse VIL .. B,OG
Apostelgasse III.. . G 5, 6
Arbeitergasse V . . C 7
Arenberfgasse IIL . 6
F4
C5
C5,(
<;7
Arsenalstrasse X.
Arsenalweg III F,G7
Aspangg. X. bei 100
Himbergerstrasse
Asperngasse IL . . . F 4
Aspernalleestr. II. . P
Auerspergstr. VIII. D4
Auf der Haide IL K 3
Aufwaschgassein. II .5
Augartenstrasse Ob. II.
E 2. 3, F 3
Augartenstr.,Unt IL E 3
Augasse IX. ...... D 1, 3
Augustengasse I. . . E 4
Augustinerbastei L E 5
Augustinerstr. I. . . E .5
Ausstellungsstr. IL P.
O, H3
Auwinkel I F 4
B.
Babenbergerstr. L. D5
Bachergasse V. . . . D 7
Bacherplatz V. ... D 7
Badgasite IX. I> 2
Badhausgasxe VIL C4
Bäcker Strasse I. E VA
Bärengasse V 7
B&uerlegaspe IL E2
Bahng., Linke III. F ü. G
Bahng, Obere IIL F,GG
Bahng., Rechte IIL F. 5, 6
Bahnhofplatz X. . . F 7
ballgasse I E 5
Ballhausplatz I. . . 1)4
Bandgasse VII C .5
Bankgasse I D4
Barbaragnsse I. ... F4
Barichgasse IIL F, G G
Barmherzigeng. HL G6
ßarnabitengasseVL C 5, 6
BartensteingaKse I. D 4
Bauernmarkt I E 4
BauiP^asse III G.H 6
Beatrizgasse III. . . F .5
Bechardgasse IIL . . F,G4
Beethovengasse IX. D 3
Beethovenplatz L. . E 5
Beinsiedergasse IIL G,H5
Bellariastrasse I. . . D5
Bellegardegasse IL J2
Belvedereg. IV ..E, F6.7
Benuogasse VIII . . B, C 4
Bennoplatz VIII .. B,C4
Berchtholdg. IL P. J 2
Berggasse IX. . D, E 3
Berghof I E4
Bergel, am, I E 4
Bergsteigg.VL.. CD 6
Bernardgasse VII. . H, C 5
Bettlerstiege VI. . D5
Bibergasse I F 4
Bienengasse VI. . . . D 5
Bindergiisse IX. . . . D 2
Blattgasse III G 4, .*>
Blaugasse VI 7
BlechthurrogasseV.. links.
IV. rechts D.E7
Bleichergasse IX. . 2
Blindengasse VI IL. B4
Blüthengasse III... G4
Blumauergasse IL. F3
Blnmengasse III. . . G 5
Blumenstockg. I.. . E 5
Blutgasse I U 4
Bockgasse III
Boerhaveg. IIL ... G6
Börsengasse I E 3, 4
Börsenplatz I E3,4
Bognergasse I E 4
Bräuhausg ,Ob.,V. 7
Bräuhausg.,Unt.,V. 7
BräunerstrasKel... E4
Brandgasse II P
Brandmayerg. V. . . 7
Brandstätte I E4
Brauergasse VI. . . G
Breitegatse VIL.. Dj
Breitenfeldergassse
VIII. B, C 4
Breitenfurterstr.V. B08
Brigittagasse IL .. £1
^- - -. - ^
*^16
STRASSEN- VERZEICHNISS VON WIEN.
Brightaplatz U. . . El
Brigittentinerl&nde
II D1,2E2,3
Brücke, an der. II. . F 4
Brückengasse VI . . C 6, 7
BrücklgasseVII.... C4
Brünnergasse II. £ F 1
Brünnigasse IX. ..CS
Brünnibadgaüse IX. C 3
Brünnlmühlg. IX. . C 3
Bniungasse I £ 4
Bnchengasse X. .
Bnchfeldgasse VIII. C 4
Bürgergasse X
Bürgerplatz X
Bürgerspitalg.YI. B, C 6
Barggasse YII. B C D 5
Burghardtsgasse II E. 1
Bargplatz, Aenss. , I. D 4, 5
Bargplatz. Innerer
(auchFranzenspl.)D 4
Bargring I D 5
Canovagasse I K 5
Castellezgasse II. . . F 3
Castelligasse V. . . . D 7
Christinengasse I. £5
Christofgasse V. . . C 7
Charhaasgasse I. . . £4
Circasgasse II F 3, 4
Clasittsgasse IX. D, ül 2
Cobdengasse I F 5
Cobnrgbastei I £ 5
Colambasgasse X. £ 8
Colam basplatz X. . £ 8
Concordiaplatz I . . £ 4
Concarrenzstr. IL.
Corneliasgasse VI. C G
Castozzagasse III. . G 4
Czapkagasse III . . F, O 5
Czerningasse II. . . F 4
Czerninplatz IL... F4
Dammhaufenll P
Dammstrasse II K 1 , 2
Damrostrasse V. . .
Dampfgasse X £ 8
DampfschifFstrasse
m F G4
Dannhauserg. IV. . K 6
Darwingasse II. . . . F 3
Daungasse VIII C 4
Davidgasse X
Denisgasse n £ 2
Depatirtenstrasse I.,
Paradeplatz
Deotschmeisterpl.I. £ 3
Dianagasse III 4
Dietmayergasse II. F 3
Dietrichgasse IIL 6 115,6
Dietrichst«ing. IX.
Dippoltplatz IIL..
DisslermsssIIL. . .
Doblhofigasse I . . .
Dftbl<H^^8e YII. . .
Domgasse I
Dominikanerbastei I.
Dominikanerg. VI.
Donanstr., Ob., IL
E 2, 8. 4,
Donaas'r.Unt ,n.F,
Donan - Uferbahn-
strasse II
Donnergasse I
Dorotheergasse I. .
D'Orsaygasse IX . .
Drachengasse I. . . .
Drahtgasse I
Dreihackeng. IX. C,
Dreihttfeiseng VL.
Dreilaaferg. VII. . .
Dresdenerstrasse IL
Drorygasse IH
Dürergasse VI
D3
F4,6
D4
£4
F4
C7
F4
,6 4
P
£5
£4,.'>
D2.3
£4
E4
D2
D5
C5
Fl,2
H5,6
D6
Ebendorferstr. I. . .
£ckert)(a88e X
Eiosiedlei^. V. . .
Einsiedlerpl. V —
Eisenbahn -Viadact
III
Eisengasse IX
Eisgrübl I
EisTogelgasse VI.
Elisabethstr. L. D,
Embelgasse V
Emiliengasse IL . .
Engelgasse VI. . . .
Erdbergerlände III.
0,
Erdbergermais IIL
n.
Erdbergerstr. IIL G,
Erlachgasse X.D,E
Erlachplatz X. ...
Erzherzog Karl-
platz II
Eschen bachgasse I.
Essiggasse I
Esslinggasse I, . . . .
EszterhäzygüsseVI.
Eszterbäzystr. IL .
i:)ttenreichga8;;e X.
Kagengasse X.. . E,
Eagenplatz X. . . .
D4
C7
C7
F5
C2,3
C4
B7
E5
C7
HS
D5,G
U5,6
J 6. 7
H5,6
,F8
£8
Do
E4
K3
C6
P
F8
£8
F.
Färbergasse I £ 4
Fallgasse VI C 7
Fasangasse IIL ... F 6, 7
B'asszieherg. VII. C, D 5
FaToritenstr. IV.... £ 6, 7
Feehtergasse IX . D 2
Feldgasse YIII C 4
Feo^asse Y. ...C. D7.8
Ferdinandsstr. IL . F 4
Fernkomgasse X . . D 8
Fenenrerkswiese ü. G 3
Ficht^^asse I £ 5
Fillgradergasse YL D5
Fischergasse II F 4
Fischerhaafen IL .
Fischerstiege I E 4
Fi6chhofI.,b.Both-
gasse £ 4
Fleischmannsg. IV.
D, £6
Fleischmarkt I. E, F 4
Floragasse IV... . £ 6
Florianig. YIII B,C,D4
Flossgasse II E 3
Flachtgasse IX. . . . C 2
Flussgasse Y C 7
Fockygasse Y. . H, C 7, 8
Forsthausstrasse IL
Frankgasse IX. . . . D 3
Fraukenbergg.IV.. E6
Franzensgasse Y. . . D 6
Franzensbr&cken-
strasse U G 3, 4
Franzensplatz I. (a.
innerer BargpL). D4
Franzensring I. . . D 4
Franz Josefspl. II.
Franz Jos.-Quai LE.F3,4
Franziskanerplatzl. £ 5
Freibadgasse II. . . . £ 1
Freisingergasse I. . E 4
Freiung 1 1)4
Frenndgasse lY D 6
Friedensgasse IL P, U 5
Friedhofgasse IX. . D2
Friedrichsstrasse I. E5
Fruchtgasse IL . . . F 4
Fügergasse VL . B, C 6
Führich^asse I £ 5
Fürstengasse IX. . D 3
Fütterergasse I £ 4
Fagbachgasse IL. . FS
Fuhrroannsg. YIII. C 4
G.
Gärtnergasse IIL . G 4, 5
Galileigasse IX. . . C2
Garbergasse VI. . . . C 6
Garnisongasse IX. . D 3
Gartengasse V D 7
Gassergasse Y D 7, 8
Gauermanngasse I. D5
Geliertgasse X. . . . F 8
GellertpUtzX F8
Gemeindegasse IX. C 2
Gemeindeplatz IIL F,G5
Geologengasse IIL . G 5
Georgsgasse YIII.^. D 4
Strassen-Verzeichniss von Wien.
217
GerharduBg. II. D, E 1,2
Oerlgasse III F 6
Gestade, Am I E 4
Gestettengasse lil. H6 <
Getreidemarkt I. rechts,
VI. links.. D5
Geusaagasse III... 6 5
Gfrornergaase VI . B6,7
Giessanfgasse V. . . C 7
GiessergasseIX. .. C3
Giessmannstr. U. . F],S
Ginelastrasse I E 5
Glockengaese II . . . F 3
Glückgasse X.
GoetbegasseX.... F8
Göttweihergasse I. E 4
Götzgasse X K 8
Goldegggasse IV. E, F 7
Goldschmiedg. I. . . E 4
Gonzagagasse I E .3, 4
Graben I.. E4
Gränzgasse X.
Grasgasse VI B 6
Grashofgasse I. . .. E4
Greiseneckerg. II . E 1 , 2
Griechengasse I. . . E 4
Griesgasse V.... C, D7
Grillparzerstrasse I. D 4
Grohgasse V D 6, 7
Grüngasse V D 6
Grfinangergasse I.. £4,5
Grüoe Thorg. IX. D, E J
Grünbaufen IL ...
Günthergasse IX. . D 3
Gfirtelstrusse II... P.
Gnmpendorfer-
strasseVI. B, C, D 5. 6, 7
GasshansstrasselV. E6
Gattenbergg. VII. . D 5
Haarhof I E4
Habsburgergasse I. E4
Ilafengasselll G6
Hafnergasae 11 F 3
Hafnersteig I. . . . E, F 4
Hahngasse IX D 2, 3
Haidgasse II E, F 3
llaide, anf der,II. . E 3
Hainburgerstr. II.
Halbgasse VII B5
Hairagasse II. . . P, G 5
Handels-Quai II.
Hannovei^asse II.. £1,2
Hardtmuthgasse III.
Harmoniegasse IX. . D3
Harrachgasse II P 7, 2
Hartmanngasse V. . D 7
Hasengasse X £8
Haspingerg. VIII.. C4
Haupt - Allee II. G,
H,J3,4.5
Hausergasse X. . F G. 8
Ilaydngasse VI C 6
Hebbelgasä^ X
Hechtengaese IV. D, E 6
Hedwiggasse II. . . . GS
Hegelgasse I £5
Heidenschuss L . . . E 4
Heiligengeistgasse V.
Heinegasse V D7
Heinrichsgasse I. . . £ 3, 4
Heisteijgasse II El. 2
Helenengasse ^. . . G 3, 4
Helferstorferstr. I.
(fr.Schottensteig)D. E 4
Hermanngasse VII. C 5
Herminengasse IL. E 3
Herndlgasse X . . F 8
Herrengasse I. . D, E 4
Herthergasse V. B, C 8
Herzgasse X E 8
Hessgasse I D 4
Hetzgasse III....F, G4
Heugasse III. links,
IV. rechts E. F G, 7
Henmarkt,AmUI.E,F 5
Hearoühlgasse IV. . D6
Hiessgasse III G 5
Ilimbergerstr. X. E, F 7, 8
Himmelpfortg. I. . E 5
Himmelpfort-
stiege IX D 2
Hirscheqgasse VI.. C6
Hoehstri^se II. ...
Hftfergasse IX. . . . CS
Hftgelm allerg. V. C, D 7
Hörigasse IX D3
Hörnesgasse III.. . . G 5
Hof, Am, I E 4
Hofenedergasse II. . G3
Hofergiisse II. . D, E 1
Hofgartengasse I. . . E 5
Hofgasse V D6. 7
Hofmühlgasse VI. . C 6
Hofstallstrasse VII. D 5
Hohenstaufeng. I. D.E 3. 4
Hoher Markt I E 4
Hohlweggasse III. . F 6, 7
Holzhausergasse II. F.G3
HornbostelgasseVI. C 7
Hühnergasse III . . G 6
Hufgasse II F 3
Humboldtgasse X. . F8
HamboldtplatzX. . F8
Hundsthurm, AmV. C7
Handsthurmerstr. IV. bis
zur KettenbrQckeng., V.
die Fortsetzung C, D 6, 7
Hungelbrunng. IV. E 7
I.
Jacqaingässe III. . . F 6
Jägergasse II £1,2
Jagdgasse X £ 8
Jahngasse V D7
Jakobergasse I. . . . E 4, 5
Jakoberhof I E f>
Jasomirgotfstr. I. . E 4
Jesuitengarise I.. . F 5
Igelgasse IV £7
Invalidenstr. III. . F 4, 5
Inzersdorferstr^Hse X.
Johannagasse V. . . C 7, 8
Johannesg^aese I. . . F. 5
Johannitergasse X. E 7
Jordaogasee I E 4
Jusefinengasse II. . . F 3
Josefsgasse VIU. C, D 4
Josefisplatz I E 4,
JosefstÄdterstr.Vm
B, C4
Irisgasse I .... £4
Judengasse I £ 4
Judenplatz I . ... £ 4
Jungfer ngasse I. . . E 4
Jungmaisgasse II. P, J 2
Jungmaisplatz- II. . P.
K&rntnerring I. . . . £5
Kärntnerstrasse I . £ 4, 5
Kaiser-Allee II. . . .
Kaiser Josefsstrasse
II. F, G3
Kaiserm&hlendamm
II. P, J 2. 3
Kaiserplatz II... .
Kaiser-Quai II
Kaiserstr. VII... B 4, 5,6
Kanal, Am, III. ... G 6, 7
Kanalgasse VI D 6
KandlgasseVII.... BC5
Kantgasse I £ >
Kapellengasse IX. . D 2
Karlsgasse IV. . . . £ 6
Karmarschgasse X.
Karmelitergasse II. F 3
Karmeliterplatz II. F 3
Karolineng. IV. . £ F 7
Karolinenplatz IV.. £7
Karolygasse IV.. . K G, 7
Kasernengasse VI.. CG
Katharinengasse X.
Katzensteig I £ 4
Kannitzgasse VI. C, D 6
Kegelgasse III G 4
Keilgasse I D 4
Keinergasse III.... GG
Keplergasse X . E, F 8
Keplerplatz X. ..£. F8
Kettenbrückengasse IV.
rechts, V. links. . D6
Kinderspitalg. IX. C 3
Kirch bergg. VH. . . D5
Kirchengasse VII. . G 5
Kirchtaggasse IlOglC
218
Strassen-Verzeichniss von Wien.
Kirchtagplatz II
Klagbaumga^se IV. DG
Klanggasse II PS
Kleeblattgaüse I... E4
KleingasEe IIl H (>
Kleinschmiedg. IV. D n
Kleistgasse III. ... Gr.
Kleppersteig I D 4
Kliebergasse D 7
KliroEcfagasse III. . 6 C
Klostergasse I E5
Klosternenburger-
strasse II. ... D,E1,2
Knappengasse III. 6, H G
Kochgasse YIII.... C4
Kölblgasse III F G. 7
Kölnerhofgasse I. . . E 4
Königsegg^sse VI. C G
Körblergasse I. ... E 4
Kömergasse II. . . . 3. 4
Koflergasse V C 7
KohlgasseV C7
Kohlmarkt I E 4
Kohlroessergasse I. E 4
Kolingasse IX. . . . D 3
Kollergasse III. . . G 4
Kollergerngasse VI. C G
Kolonitzgasse III. F, G 4
Kolonitzplatz III. 6 4
Kolowratring L. . . E 5
Kolschitzkyg. IV. . . E 7
Komödiengasse II.. FS 4
Konradgasse II. .. . FS
Kopernikasg. VI... CG
Kramergasse I E 4
Krebsgasse I E 4
Krenzgasse I D 4
Kreuzgasse, rot h. II. F 3
Krieau II P
Krieglergasse III. . 4
Krongasse V DG
Kronprinzstr. II. G, H 4, 5
Kronprinz Rndolfs-
strasse II
Krugerstrasse I E 5
Krummbaumg. II. E, F S
Krummgasse III. . . F 5
Kudlichgasse X.
Kübeckgasse III. G 5
Kühberggasse X.
Kühfussgasse I. . . . E 4
Künstlergasse I. . . E -^
Kfinstlerplatz I . . . E 5
Kügelgasse III. ...HG
Kumpfgasse I E 4, 5
Knnzgasse II F 2
Kupferschmiedg. I. K 5
Kurrentgasse I E 4
Kurzgasse VI It G
Ii.
Laaerstrasse X.
LackirergaFse IX.. P»
Lagergasse III F 5
Lagerbausstr. II. .
L&imäckergasse X. G 8
Laiicgrnbeng. VI. D 5, C
Lainzerstrasse V. .
LambrechtgasselV. DG, 7
Lamrogasse VIII. . . C 4
Lampigasse II F 2
Landef^gericbtsstr.
VIII. D4
Laudgntgasse X. E, F H
Landhausgassel.. . D4
Landskrongasse I.. E4
Landstrasse,
Haupt8tr.in.F,G5,6.7
Landungsplatz II. P, U 3
Langegasse VIII. . . € 4, .0
Lannergast-e X. . . . E 7
LaudongasseVIlI. B, C 4
Laurenzgasse V. . . D 7
Laurenzerberg I. . . F 4
Laxenburgerstr. X. E 7, 8
Lazarethgasse IX.. GH
Lazzenhof I E 4
Lederergasse Vin. . C4
Ledererhof I E 4
Leebgasse X E 8
Lehmgasse X.
Leibenfrostgasse l V. D7
Leibnitzgasse X. . F 8
Leipzigerplatz II.. E .
Leipzigerstr. II. D, E 1
Leitgebga.sEe V. C, D 7
Lenaugasse VIII. C\ D 4 |
Leonhardgasse III. H <> j
Leopoldgasse IL E. F 8
Lerchengasse VIII. C 4 I
I Lerchenfelderstrasse
! VII. links, VIII rechts
B, C.D4.5
Lessinggasse lt. . . . F '4
Ley Strasse II
Lichtegasse II. . . G 7
Lichtenauerg. II. - F, G 4
Lichtenfelsgasse I. D4
Lichtensteg I E 4
Lichten! halerg. IX D 2
Lieben berggassel. E,F 5
Liebiggasse I D 4
Liechtensteinstr.IX. D 2. 3
Liliengasse I E 4
Lilienbrunng. II. E, F3.4
Lindengasse VII C. D h
Liniengasse VI.. . B. C G. 7 |
Linn^gasse II P, J 2 !
Lissagasse III G 7 l
Lobkowitzplatz I. . . K .5 '
Löwelstrasse I. ... D 4 |
Löwengasse III. F, G 4,
Löwengasse, rot he,
IX. D 2
Löwenburgg. VIII.. C4
Lorbeergasse III. F, G 4
Lothringerstr. L E, F 5
Ludwiggasse IX. . . C 3
Luftgasse V C 7
Luftbadgasse VI. . . D C
Lugeck I E 4
Luisengasse IV. . E, F 6, 7
Lustgasselll G6
Hagazingasselll .. F6
Magd alenenst ra sse
VLC, D5,6
Magistratsstrasse I. D 4
Malzgasse in. . . E, F 3
Mannhartgasse X.. E 7, S
Marchettigasse VI. C
Marchfeld Strasse II.
Margarethen-G ü i -
tel V
MargarethenpIatzV. D 6
Margarethenstrasse
IV. D. E 6
MariahilferstraRse
VI. links, VII. recht»
B, C, D 5, 6
Mariannengasse IX. C 3
Maria Theresienstr. I.
rechts, IX. links, D, ES, 4
Mariatreug VIIL.. C 4
Marienga^se I E 4
Marienstiege I E 4
Marokkanerg. III. F 5, 6
Marktgasse IX... . I> 2
Marzergasse III. F. G 4, 5
Marx - Metdlinger-
strasse V. u. X.
Marzellingasse VII. D 5
Mathildengasse 11. E3
Mathildenplatz If. E2
Matrosengasse VI B C
Matth&usgasselll . F4
Matzleinsdorfer-
strusse V D7. » '
Manthhansgasse V. C 7
MazimilianplatzIX. D3,4
Maximilianstrasse I. E 5
Mayergasse II. . F. G 3
Mayerhofgasse IV. . EG
Maysedergasse I.. E5
Mechelgasse III. . F 6
Mechitharisten-
gasse Vir C5
Mendelssohng 1I.P,J2,S
Mentergasse VJI. B, C 4
Meravigliagasse VI. B 7
Messenhanserg. III. G5, 6
Metternichgasselll. F G
Meyerbeergasse II. F2,a
Michaelerplatz I . . E 4
Michaelgasse III. . F6
Michelbeuerng. IX. C 3
MiesVachgasye II. . E 3
O
Strassen -Verzeichniss von Wien.
219
Milchgasse I E 4
Millergasse VI.'. B,C6,7
Minoritengasse I. . D 4
Minoritenplatz 1. . . D 4
Mittelgasse VI B,C6
Mittersteig IV. links,
V. rechts D6,7
Mitterweg IIl
Mölkerbastei I.. .. D4
Mölkergasse VIII.. C4
Mölkersteig I D4
MohDgasse V D 7
Mohreng., Grosse II. F 3,4
Mohreog., Kleine II. F 3
Mohsgasf e III F
Mollardgasse VI. B, C 6. 7
Mondscheing. VII.. Ch
Morizgasse VI ... . C 7
Mosergasse IX.. D,E3
Mostgasse IV. D 6
Mozartgasse IV. . . . EG
Mozartplatz IV..., E6
Mühlbachg. IV. D, E 5, 6
M&hlfeldga88eIi.F,6 3
Mühlgasse IV D 6
Münzgasse III F5
Münzwardeing. VI. C 6
Muhreogasse X.
Musen ni Strasse I. rechts,
VII. links D 5
MyrthengasseVII.. C5
N.
Nadlergasse IX. . . .
Naglergasse I
Negerlegasse II....
Neilreichgasse X. . .
Nelkengasse VI
Nepomnkgasse II..
Nestroygasse II. . .
Nenbaaga.sse I . . . .
Neubangasse VII..
Neudeggerg. VIII. .
Neuer Markt I
Neugasse, Gr. IV. D,
Neugasse. Kl. IV..
Neulinggasse III. . .
Neuraanngasse IV. .
NeusatzgaKse X.
NeuMiftg. VII.B,C,
Neathor, Am I . . , .
Neuthorgasse I
Nevillegasse V. . . .
Nibelnngeng. L. D,
Nickelgasse II
Nicolai gasse I
Nikolsdorferstr. V.
Nordbahnstr. II. F,
Nordpolstrasse II..
NordwestbahDstr.II,
Novaragasse II. . . .
Nussdorferstr. IX. C,
NusEgasse IX
C3
E4
F4
E8
CG
F3
E3
E4
5,6
C4,5
E5
EG
DG
F6
EG
D5
E4
ES, 4
C7
E5
ES
E4
D7
G2,S
F2
P2
F3
D2,3
D2
Obstraarkt IV E5
Odeongasse U F 3
Oetzeltgasse III . . F 5
Operngasse I E 5
Opernring I D, E5
Oppelgasse V....B, C7
Oppolzergasee !. . . D 4
Oivlengapse jl 5 8
Otbmargasse II. . . . E 1 , 2
Ottogasse III GG
P.
Paffrathg. II. . P,G,H5
Paniglgasse IV. . . . EG
Papagenogasse VI. D5
Papp^iheimg. IL . . D.E 1
Parisergasse I E 4
Parkgasse III G5
Parkring I E, F5
Paalanergasse IV . E G
Paulusgasse III.. G, HG
Paulnsplatz III.... HG
Pazmanitengasse n. F 2, 3
Pelikangasse IX. . . C 3-
Peregrinigasse IX.. D 3
Perspectivstr. II P, H S
Pestalozzigasse I . E 5
Peter Paul Rubens-
platz IV DG
Petersplatz I E 4
Petrarcagasse IX. . D 3
Petrusgasse III..G. HG
Pfarrgasse,Gr. II. E, F 3
Pfarrgasse, Kl. II E, F 3
Pfarrhofgasse III. . G 5
Pfanengasse VI D 5
Pfeffergasse II. . . . F 3
Pfefferhofgasse III. F 4
Pfeilgasse VIII C 4
Pfluggasse IX D 2
Phorusgasse IV D 7
Phorosplatz IV. . . D 7
Piaristengasse YUI. C 4, 5
Picblergasse IX... C2
Pilgramgasse V. . DG
Pillersdoirfgasse II. F 3
Planetengasse X. E, F 8
Plankeagasse I. . . . E 4, 5
PlÖBslgasse IV E6
Porzellang. IX. ..D,2,3
Postgasse I F 4
Posthorn gasse HI. . F .5
Pragerstrasse III. . G 4
Prager Reichsstrasse.
Alte, n F2
Pramergasse IX. D. E 3
Prater - Hanptallee
II , P, G, H, J 3, 4, 5
Prater-Quai II P
Praterstern II. ... . GS
Praterstrasse II. F, G 3, 4
Predigergasse I. . . F 4
Pressgasse IV DG
Puchsbaumgasse X.
Puchsbaumplatz X.
Pulverthnrmg IX.. C2
Q.
Quelleng. X.D.E,F, GS
Qnellenplatz X.... ES
B.
Raaberbahngasse X E, FS
Rubengasse III. G, H 6
Rabenplatz I E 4
Rabensteig I E 4
Radetzkyplatz III . G 4
Badetzkystr. UI. F, G 4
Bahlgasee VL D5
Raimundgasse IL . ES
Rainergasse IV. D, E 7
Rampersdorferg. V. D7
Raphaelgasse IL . . E 1,2
Rasumoffskyg. III. . G5
Rathhausstrassel. . D 4
Rauhensteing I. . . E 5
Rauscherstrasse II E. F2
Regierungsgasse L. D4
Reichsrathsplatz I. D 4
Reichsrathsstr. I .. D4
R ei nprechtsdorf e r-
strasse V C, D 7, S
Reisnerstrasse lII. F 5, G
Reitergasse VI IL.. C4
Reitschnlgasse I. . . E 4
Bembrandtstr. 11. . E 2, 3
Renngasse I F 4
Rennweg HI.. . E, F, G 6, 7
Resselgasse IV EG
Richardgasse III... F6
Richtergasse VII. . C 5, G
Riemergasse I E 4, 5
Rittergasse IV DG
Robertgasse II F4
Rochusgasse IIL . . F.G5
Rockhgassel.... D,E4
Rögergasse IX D 2
Rokitanskystr. IX.
Rosengasse I D 4
Rosmaringasse I. . . E 4
Rossauergasse IX. . D 3
Rossauerlände IX. . E 2, 3
Rothe Kreuzg. IL . FS
Rothe Löweng. IX. D2
Rothenhausg. IX.. . C, D 3
Rothenhofgasse X.
Rothensterng. IL F3
Bothenthnrmstr. I. E 4
Rother Hof VIIL.. C5
Rothgasse I E 4
Rubensgasse IV. .D, E G, 7
Rubensplatz IV. . . . DG
Rudolfsgasse III. . F, G G
Rudolfpplatz I E 4
220
Strassen -Verzeichniss von Wien.
Btdeugasse III. .. H5,6
Rfidif^ergasse V. . . . D 6
Rneppgasse II F 8, 3
Rnfgaüse IX C, D2
Randweg II. .....
Ruprechtsplatz I. . E 4
Raprechtsstiege I. £ •;
S.
Saclifengasse II . . . £ 1
Sacliienplatz II. . . £ 1
Sackfasse I £ 4
S&ulengasse IX C, D 2
Saleiianergasse lU F5,6
Saimgasse III .... G 5
SalTatorgasse I.. . £4
Salzergasse IX . . . D 2
Salzgasse I £ 4
Salzgries I £ 4
Salzt borgasse I . . . £ 4
Sandwirtbgasse VI. C 6
Sch&ffergasselV... D6
Schallergasse Y. B, C7,8
Schaaflergasse I. D, £ 4
Schaambargerg. IV. £ 6,
Schellinggatsse I . . £ 5
Schenkeiistrasse I. . D 4
Scherzergasse II.. F3. 3
Schiffgasse, Gr., ir. £3
Schiffgasse, Kl , II. £ 3
Schiffamtsgasse II. £ 3
Schiffmtlhlenstrasse
II. P, J2
Schikanederg. IV.. D6
Schillergasse I. D. K5
Schillerplatz 1 .. . D5
Schimraelg. III . G, H G
Schlachthausg. III. U G, 7
Schleiergasse X
Schleif mühig IV D,£6
Schlickgasse IX. . . D 3
Schlickplatz IX . . . D 3
Schlösselgasse VI 11. C4
Schlo8i"gasse V ... DG, 7
Schltlsselgasse IV.. £ •;
Schmalzhofg. VI. .. t «
Schraelzgasse II. . . F 3
Schmidg. Vm. ..C, 1> 4
Schin<Sllerlgasse IV. £ 6
Schöller-Quai II . . P
Schönlaten.g I. E. F 4
Scholzgasse II . . . F 2
Schottenbastei I. . . D 4
Schottenfeldg.VII.C 4, 5, 6
Schottengasse I. . . D 4
Schottenhofg. VII. C 5
Schottenring I...D, ES, 4
Schottensteig (jetzt
Helferstorf erstr.) I. Ü4
Schrankenbergg. X. F 8
Schi-ankgasse VlI. . C 5
Schreibergasse VI.. DG
Schreiga8se II £3
Schröttergasse X.
Schrottgiesserg. II. F. ^
Schnbertgasse IX. .C 2
Schüttanplatz II. P
Schftttaußtr. U. P, J 2
SchatteIstr.Il.F.G.H4,5
SchAtzengasselll. F,G6
Schalerstrasse I.. . .£ 4
Schalgasse III G6
Schalhof I £4
Schnltergasse I. . £4
Schussvallgasse V. D8
Schasterhaafen U.
Schwalbengasse III. G 5
Schwangasse I. ... £ .*>
Schwarzenbergstr.I. £ 5
Schwarzenbergpl. I. £ 5
Schwarzgasse VI. . . C 7
Schwarzhorng. V. C, D 7
Schwarzspanier-
strasse IX. D3
SchwedengaQse II.
Schwemmgasse II. F, G 4
Schwertgasse I.. . £ 4
Schwibbogeng. I. £, F 4
Schwimmschalstr.
II. P,G H2,3
Schwindgasse IV. . £ 6
Sechskr&gelg.III.F.G.'S
Sechsschi mroelg. IX. C2
Seegasse IX D 2, 3
Seidengasse VII. B, C 5
Seidlgdsse III. . . F, G .*>
Seilergasse I £ 4,5
Seilerst&tte I £ 5
Seitenstettecg. I... £4
Seitzergasse I £4
Pellenygasse II.. P. G4
Sennefeldergasse X. £ 8
Sensengasse IX. C, D 3
Servitengasse IX. . . D 3
Severingasse IX. . . C 3
Siccardsburgg. X.. £8
Siebenbrunnenfeld
V. C, D8
Siebenbrunuengasse
V. C, D7,8
Siebensterngasse
VII. CDS
Siegelgasse III. . . . G5
Sigmundsgasse VII. C5
Simmeringerstrasse
X. D, £. F,G8
Siroondenkgasse IX. D2
Siuagasse II. ... P, J 2
Singersirasse I £.4 5
Skodagasse VIII. . . C 4
Sobieskigasse IX. . . C 2
Sobieskiplatz IX. . . C 2
Sofienbrfickeng. III. G5
Sonnenfelsgasse I. . E 4
Sonnenhofgasse V.
C, D6,7
Sonnenuhrgasse VI. C6,7
Sonnen wendg.X E, F,7,8
Spengergasse V. C, D7
Sperlgasse, Gr., IL F 3
Sperlgasse Kl., II. F 8
Spiegelgasse I £ 4,5
Spindlergasse VII. C 5
Spitalgasse IX. . . CS
Spittelauergasse IX. D 2
Spittelanerl&ndeIX. D 1,2
Spittelbergg. VII. . D5
SpörlinggasseVI... C6
Sporngasse n.
Springergasse II. . . F 2, 3
Staatsbahnhofeasse
X £,F7,8
Stadiongasse I D4
Stadtgutg., Gr. II. F 3
Stadtgutgasse,
Kleine, II. .,. F, G 3
Stallburggasse I. . . £ 4
Stamrogasse III. .. . 64
StanislauBgasBelll. F6
Starhembergg.IV.. E7
Staudiglgasse X.
Stefanieplatz ... P, H 2
Stefaniestrasse IL. E 3, 4
Stefansplatz I E 4
Steggasse V I>6
Steinackergasse X.
bei Puchsbaumg.
Steingasse III ... . G 6
Steinbauerg. V.. B.C 7.8
Steindigassel E4
Sterngasse I £4
Sterngasse, rothe,
IL.. F3
Stemwartgassel.. . £4
.Steudelgasse X FS
Steyrerhof I £ 4
Stiegengasse VI. . . D 6
Stiftgasse VII. . C, D 6
Stock-im-Eisen-
platz I £ 4
Stollberggasse V. . D 7
Stolzenthalerg.VUI. B4
Storkgasse V. . C, D 7, 8
Stoss-im-Himmel I. E 4
Strauchgasse I. . . . D. E 4
Straussengasse V.. D6
Straussgasse II.
Streffleurgasse IL
Strobelgasse I. ... £ 4
Stroheckgasse IX.. D2
Strohgasse III F 6
StrphmayergasseVI. B 6
Stromgasse IL
Strozzigasse VIII. . C 4, 5
Strudelhof IX D 3
Stubenbastei I ... F 4, 5
Stubenring I F 4
Stackgasse VII .. . C 5
Stumpergasse VI. B, C G
o
Strassen- Verzeichniss von Wien.
221
Stnweran II
Südbahnplatz X.. a.
d. Favoriten-Linie
Südbahnstrasse,
Hintere, X E, F 7
Süssgasse II
Swieteng. van, IX. D3
T.
Tabor, Am, II F2
TaborstraBse II. . . .F 2.3,4
Tandelmarktg. II. . FS
Taubstnmmeng. IV. E 6
Technikerstra8s«-IV. E 5, 6
Tegetthoffstrasse I. £ 5
Teinfaltstrasse I... D4
Tempelgasse II. . , F 4
Theatergasse VI. . . D 5
Theobaldgasse VI.. D5
Theresiannmgasse
IV E, F6
Theresiengasse IL E 3
Thiergarteustr. II. P,G4
ThomasgasBe III. . . H 6
Thojigasse III F 5
Thngutstrassell... P,G6
Thnrmburggasse VI. C 6
Thnrngasse IX D 3
Thurygasse IX. . . . D 2
Tichtelgasse V. ß, C 7
Tiefer Graben I. . . E 4
Tigergasse VIII. . . C 4
Trappelgasse IV. D, E 7
Traubengasse V. .. D7
Trautigasse III. . . . F 5
Traut80hng.VIII.C.D4
Trengassell. ... D, E 1,2
Triesterstrasse X. . D 8
Tuchlanben I. . . . K 4
Türkenstrasse IX.. D3
Tulpengasse VIII. C, D 4
Uchatinsgasse III. . G5
Ufergasse VI....C, D6,7
Uhlandgasse X. . . . F 8
Ulrichgasse II. . . . F 4
Ulrichplatz VII. .. C.5
Ungargasse III. .. . F 5, 6
Universitätspl. I. E, F 4
Universitätsstr. I.,IX.D4
Valerieg.IL. P. G,
Vandernfillgasse X.
Van Swieteng. IX..
Veithgasse III. . . .
Vereinsgasse II. ..
Vereinsstiege IX. . .
Versorgunghaus-
gasse IX
Viaductg., Ob., III.
Viaductg , Unt., HI.
Victorgasse IV... .
Viehmarktgasselll.
Viriotgasse IX. ...
Volkertplatz IL. .
Volkertstrasse IL .
Volksgaiten I
Volksgartenstr. bei
Bellariastr. I. . . .
Vorgai'ten stras se II .
Vorlaufgasse I. . . .
H4,5
E8
D3
F6
F2,3
D2
D3
FG4
FG4
E6,7
H7
D2
F2,3
K2,3
E4
W.
Waaggasse IV. . D, E 6
Wachtelgasse I . . E 4
Wftchtergasse 1. . . E 4
Wfchringerstr IX C,D2,3.4
Wällischgasse in. . HG
W&schergasse VI. . C 6
Wagnergasse IX. . . D 2
Waisenhausg. IX. . D 2. 3
Waldgasse X FS
Waldmüllerg. II P.H5
Wallensteinstr. IL E.F 1,2
Wallfischgasse I . . K '•
Wallgasse VI Ü 6, 7
Wallnerstrasse I. D, E 4
Waltergasse IV. . . E6,7
Wasagasse IX D 3
Waschhausgasseil. G4
Wassergasse III. . . G 5
Webergasse IL D, E 2
Webgasse VI «: »>
Wehrgasse V D6
Weidegasse IlL . . . K^,6
Weihburggasse I. . E 4, 5
Weintraubeng. IL. F3,4
Weissgärberlftndeni G4,5
Weissg&rberstrasse,
Obere IIl F,G4
Weissg&rberstrasse,
Unterein GAU
Weidengasse X.
Wenzelgasse II D, E 1
Werderthorgasse I. E 3, 4
Westbahnstr. VIL. B,C5
WeyringeigasselV. E,F7
Wickenburgg. VlII. C,D4
Wiedener Gürtel
IV E.F 7
Wiedener Haupt st r.
IV D,E6,7
Wielandgasse X . . F 8
Wielandplatz X. .. F 8
Wien8tr.bi8 39IV.,
weiter V C,D5,6
Wiesengasse IX. . . D 2
Wildemanngasse V. D6
Wildpretroarktl... E4
Wimmergasse V. . . D 7
Windmüblg. VL C, D5,6
Winkelgasse IL. . . ES
Wintergasse IL . . . E 1, 2
Wipplingerstr. 1. D, E 4
Wittelsbachstr.II.P.G 5
Wohllebengasse IV. £6
Wolfengasse I. ... E 4
WolfganggasseV. B, C 7, 8
Wolfsaugasse IL . . E 2
Wolfschüttau II...
Wollzeile I E,F4
Württembergg. IL .
Z.
Zedlitzgasse I...E,
Zelinkagasse I. . . .
Zeltgasse VIII... .
Zentagasse V
Zeuggasse V
Ziegelofengasse V. .
Zieglergasse VII. . .
Zollamtsstrasse,
Hinterem..
Zollamtsstrasse,
Vordere III. .
Zollergasse VII ....
Zollgasse III
Zrinygasse IL
Zuckergasse III... .
Zufahrtsstr.,Gr.n.
Zufahrts8tr.,Kl.IL
Zwerggasse II
F4,5
ES
C4
D7
D6
D6,7
C5,6
F4
F4
C5,6
F4
F5
P,G3
P,G3
E3
Strassen, Qassen und Plätze der zum Folizeirayon
Wien gehörigen Vororte.
Breitensee.
Annagasse.
Antonsgasse.
Bartholomäu sgasse,
Breitenseer-
Hntteldorferstr.
Feilplatz.
Flötzersteig.
Hauptstrasse.
Herrengasse.
Kendlerstrasse.
Kronprinz RudolCs-
Dreihausengasse. j Strasse.
Kirchengasse.
Matzingergasse.
Nussallee.
Schmelzgasse.
Schulgasse.
Steinbrnchstrasse.
Wienerstrasse.
Dombach.
Aisgasse.
Angasse.
Badgasse.
Braungasse.
Feldgasse.
Geraeindegasse.C
222
Strassen -Verzeichniss der Vororte.
Hanptstrasse.
Heuberggasse.
Kainzgasse.
Kirchenplatz.
Klampfelbergga»se.
Konrathg«sse.
Lascygasse.
Ottakringerstrasse,
Parkgasse.
Pichlergasse.
Pötzleinsdor ferst r.
Pointengasse.
Promenadegasse.
Schottenwald.
Schwarzenbergg.
Stiftgasse.
Urbangasse.
Wilhelminenberg-
strasse.
Winklergasse.
Floridsdorf.
Angererstrasse.
Donausirasse.
Eisenbahngasse.
Feldgasse.
Hanptstrasse.
Kagranerstrasse.
Mühlstrasse.
Nordbahnstrecke.
Pragerstrasse.
Rudolfsstrasse.
Schindlergasse.
Schlosshofergasse.
Schwaigergasse.
Schwarzlackenau.
Fünfhaus.
Bahnhofstrasse. .
Beiugasse.
Blüthengasse.
Braugasse.
Burggasse.
Clementinengasse.
Exercierplatz, am.
Felbei-strasse.
Friesgasse.
Fuchsgasse.
Fünfhausgasse.
Glückgasse.
Goldschlaggasse.
Grenzgasse.
Hackengasse.
Heidinannsgasse.
Hanglüssgasse.
Hauptstrasse.
Henriettenplatz.
Herklotzgasse.
Idagasse.
Earmeliterhofgasse.
Karolinengasse.
Kirchenplatz.
Kohlenhofgasse.
Kranzgass«,
Langauergasse.
Lichtgasse.
Märzstrasse.
Mariahilfer-Gürtel
Michaeler^ksse.
Neubaugürtel.
Oesterleingasse.
Palmgasse.
Pelzgasse,
Puthongasse.
Rosinagasse.
Schmelz.
SchÖnbrunnerstr.
Sperrgasse.
Stadiongasse.
Tannengasse.
Tellgasse.
Thalgasse.
Turnergasse.
Victoriagasse.
Viriotgasse.
Westbahnstrasse.
Würffelgasse.
Zinkgasse.
Zwölfergasse.
Gaudenzdorf.
Adamsgasse.
Badgasse.
Bäckergasse.
Feldgasse.
Gärtnergasse.
Gemeindegasse.
.Takobst rasse.
Kobingergasse.
Krongasse.
Lainzerstrasse.
Linienwallplatz.
Plankengasse.
Sackgasse.
Schön brunner-
Hauptstrasse.
Stiegergasse.
Storchengasse.
Wiengasse.
Qersthof.
Aiseckergasse.
Bastiengasse.
Bergsteiggasse.
Feldgasse.
Hauptstrasse.
Johannesgasse.
Kleingasse.
Neuwaldeggerstr.
Reformvereinsgasst
Wallriesgasse.
Weinberggasse.
Grinzlngr.
Bergsti-asse.
Brauhausgasse.
Feilergasse.
Ferstlgasse.
Feldgasse.
Fri(>dhof6tra8se.
Heiligenstätterst r.
Himmelstrasse.
Hohewartegasse.
Husckagasse
Johannesgasse.
Kahlenberggasse.
Kirchenstrassä.
Nussdorferstrasse.
Schreiberweg.
Schulgasse.
Wienerstrasse.
Helligenstadt.
Adlergasse.
An der Bahn.
Barawitzkagasse.
Beethovengang.
Beethovengasse.
Beethovenplatz.
Döblingergasse.
Gärtnergasse.
Grinzingerstrasse.
Gnnoldstrasse.
Halteraugasse.
Heiligenstädterg.
Heiligenstädterind.
Herrengasse'.
Hohe Warte.
Kahlenbergstrasse.
Mooslackengasse.
Mühlgasse.
N ussdo rferstrasse.
Pfarrplatz.
Rampenstrasse.
Springsiedelweg.
Wasserleitungsstr.
Wienergasse.
Wildgrubgasse.
Hernais.
Aisbachstrasse.
Annagasse.
Antongasse.
Bahngasse.
Bergsteiggasse.
Blumengaaee.
Comeniusgasse.
Dornerplatz.
Dorotheergasse.
Eiterleinplatz.
Frauengasse.
Friedhofgasse.
Fuhrmanngasse.
Gerlgasse.
Grillparzergasse.
Gschwandnergassa
Gürtelstrasse.
Hairagasse.
Hanptstrasse.
Herrengasse.
Josefigasse.
Kapitelgasse.
Karlsgasse.
Kastnergasse.
Kirchengasse.
Kirchenplatz
Krongasse.
Leiterroayergasi 3.
Leopoldigasse.
Lobenhauerngasse.
Mariengasse.
Maji^seugasse.
Mitterberggasse.
Ottakringerstrasse.
Palffygasse.
Panlinergasse.
Petersplatz.
Pichlergasse;
Rötzergasse.
Rokitanskygasse.
Rosensteingasse.
Santergasse.
Schmerlinggasse .
Schulgasse.
Spitzackergasse.
Steinergasse.
Sterngasse.
Stift gasse.
Syringgasse.
Teichgasse.
Theleraangasse.
Uniongasse.
Yeronikagasse.
Währingergasse.
Weinberggasse.
Weinhausergassa.
Wilhelmsgasse.
Ziegelofen, Am.
Hietzing.
Alleegasse.
Altgasse.
Auhofstrasse.
Badgasse.
Badhausgasse.
Braunschweiggass3
Feldgasse.
Gloriettegasse.
Hanptstrasse.
Hetzendorferstr.
Josefigasse.
Küniglberg.
Lainzerstrasse.
Maierhofgasse.
Mühlgasse.
Neugasse.
Platz.
SchÖnbrunnerstr.
Tirolergasse,
o
STRASSEJf-VERZEICHyiSS DER VoßORTE.
223
Wattmanngasse.
Wiengasse.
Wienflussgasse.
Zieglergasse.
Jedlesee.
Angasse.
Bischofsgasse.
Feldgasse.
Herrengasse.
Eirchengasse.
Prager Reichsstr.
Theresiengasse.
Ceberf ulinitrasse .
Wienergasse.
Neulerchen-
feld.
Bernardgasse.
Bertoligasse.
Branngasse.
Barggasse.
Feldgasse.
Friedmanugasse.
Fröbelgasse.
Gärtnergasse.
Gallauchergasse.
Grnndsteingassc.
Gürtelstrasse.
Haberlgasse.
Haberlplatz.
Habichergasse.
Hasnerstrasse.
Haaptstrasse.
Herbststrasse.
Hippgasse.
Hofergasse.
Kirchengasse.
K irchsl et terngast»e .
Koflergasse.
Koppstrasse.
Krebsgasse.
Lerchenfelderstr.
Liebhartgasse.
Henzelgasse.
Neumayergasse
Neumayerplatz.
Neustiftg^se.
Nödigasse.
Reinhartsgasse.
Saillergasse.
Schinnaglgasse.
Thaliastrasse.
Wagnergasse.
Neustift am
"Walde.
Kirchengasse.
Sieveringerstrasso.
Wienerstrasse.
Neuwaldegg.
Deqaergarse.
Hameau.
Hauptstrasse.
Im l'ark.
Klampfelbe rggasse.
Pötzleinsdorferstr.
Salmannsdorferstr.
Nussdorf.
Bceth<M>«Bgasse.
Bräuhansgasse.
Diemgasse.
Donaustrasse.
Eichelhofstrasse.
Eisenbahnstrasse.
Färberstrasse.
Gärtnerstrasse.
Grinzingerstrasse.
Gunoldstrasse.
Hauptplatz.
Heiligenstädterg.
Herrengasse.
Kahlenbergerstr.
Kirchengasse.
Nussdorfer-
Hauptstrasse.
Nnssdorferlände.
Traminergasse.
Weinberggasse.
Zahnradbahnstr.
Ober-Döbling.
Alleegasse.
Annagasse.
Bengoughgasse.
Biedergasse.
Carl Ladwigstr.
Cottagegasse.
Donaugasse.
Ferdinandgasse.
Friedigasse.
Gaswerkgasse.
Gemeindegasse.
Gri nzinger Strasse .
Haaptstrasse.
Hermannsstrasse.
Herrengasse.
Hirschengasse.
Hutweidengasse.
Kirchengasse.
Kreindl^se.
Leiben frostgasse .
Lerchengasse.
Lissbauergasse.
Mariengasse.
Mühlgasse.
Neug^se.
Neubtiftgasse
Nussdorferstrasse
Obkirchergasse.
Torzergfasse.
Promenade.
Schegargasse.
Schlossgasse.
Sonnbergplatz.
Stefaniegasse.
Theresiengasse.
Türkenschanze.
Währingergasse.
Weinberggasse.
Ober-Meidling.
Bischofgasse.
Fabriksgasse.
Ferdinandsgasse.
Grünberggasse.
Halbgasse.
.Johannesgasse.
Maria Theresiastr.
Sackgasse.
Schönbrnnner-
Hauptstrasse.
Ottakiing.
Abelegasse.
Annagasse.
Bachgasse.
Bernardgasse.
Bluroberggasse.
Breitensee rstr.
Brestlgasse.
Brüsslgasse.
Degengasse.
Dettergasse.
Dornbacherstrasse.
Eisnerstrasse.
Klisabethgasse.
Engerthgasse.
l!)rdbrus^asse.
Exerzierplatz, Am.
Festgasse.
Flötzersteig.
Fried m an ngasse.
Gablenzgasse.
Galizinberg.
Galizinbe rggasse.
Gansterergasse.
Götheplatz.
GottesackergassR.
Grüllemayergasse.
Haberlgasse.
Habichergasse.
Ilabsburgsplatz.
Haaslabgasse.
Hofergasse.
Hubergasse.
Hutteugasse.
llyrtlgasse.
Josefigasse.
Kirchengasse.
Konstantingasse.
Krongasse.
KufFuergasse.
Kulmgasse.
j Langegasse.
j Laadongasse.
I Leopold igasse.
I Lerchenfelderstr.
I Liebhartsthal.
j Lienfeldergasse.
Marc Aurelstras^e.
Marktplatz.
{ Mildeplatz.
I Odoakergasse.
Ottakringer
Hauptstrasse
' Payergasse.
Reinhartsgasse.
{ Rittergasse.
Römergasse.
I Rosenhügel.
. Saillergasse.
I Schottengasse.
I Schubertgasse.
Schulgasse.
I Seeböckgasse.
Seitenberggasse.
Stefanieplatz.
Sterngasse.
Stiftgasse.
Stillfried platz.
Sulmgasse.
; Yeronikagasse.
1 Wagnergasse.
I Wattgasse.
j Weginge i^sse.
I Wendgasse.
, Weyprechtgasse.
l Wichtelgasse.
' Wilhelminenberg.
i Wilhelminenstr.
I Wurlitzergasse.
I Yppengasse.
I Yppenplutz.
Fenzing.
I Ameisengasse.
{ Antongasse.
, Badgasse.
t Bäckengasse.
I Bahngasse.
, Breitenseerstr.
1 Feldgasse.
I Flachgasse.
I Gärtnergasse.
I Gurkgasse.
I HannoTOrgasse.
Hauptstrasse,
i Hietzingergasse.
I Hollergasse.
Hütteldorferslr.
Kaisergasse.
I Küchengarteu.
Lerchenstrassj.
Marktgasse.
, Matznergasse.
1 Mayrgass^QQle
224
Strassen -Verzeichniss der Vororte.
Parkgasse.
Peozinger An.
Pf&rrgasse.
Poststrasse.
Pnthongasse.
R^inlgasse.
Rochusgasse.
Schmied gasse.
Schönb rnnnerstr .
Schulgasse.
Tegetthoffstrasse.
Wiengasse.
Pötzleinsdorf.
Bergsteiggasse.
Brunngasse.
Grottenbach.
Haupts trasse.
Jnlienstrasse.
Lndwig^sse.
Sackgasse.
Schafberg.
Schdnbrannerstr.
Rudolfsheim.
Arnsteingasse.
Bnchgasse.
Centralmarktplatz.
Dadlergasse.
Dreihansgasse.
Eisenbahnstrasse.
Felbergasse.
Feldgasse.
Fischei^sse.
Flachgasse.
Floragasse.
Goldschlagstrasse.
Grenzgasse.
Hauptstrasse.
Hollergasse.
Hatteldorferstr.
Jadengasse.
Kaisergasse.
Karolinengasse.
Kirchengasse.
Lerchenstrasse.
Märzstrasse.
Marktgasse.
Morizgasse.
Nengasse.
Neuberge rstrasse.
Paradiesgasse.
Pereiragasse.
Preisinggasse.
Prinz Karlgasse.
Pouthongasse.
Rudolfsheinier
Hauptstr. (rechts)
Rudolfstrasse.
Rustengasse.
Schellingergasse.
Bchmelzgasse.
Schmidgasse,
Schönbrannerstr.
Schulgasse.
Schweglerstrasse.
Schwendergasse.
Sigmnndsgasse.
Stettermayergasse.
Stnrzgasse.
Zollemsperggasse.
Salmannsdorf.
Hauptsttasse.
Herrengasse.
Karolinengasse.
Marienstrasse.
Nenberggasse.
Snlzweg.
Sechshaus.
Gemeindegasse.
Hauptstrasse.
Holler gasse.
Mariahilfer Gürtel.
Meidlingergasse.
Mfihlbachgasse.
Pfeifergasse.
Plankengasse.
Rauchfangkehrerg.
Rudolfsheimer
Hauptstr. (links).
Schulgasse.
Sechshauser
Hauptstrasse.
Severinusgasse.
Stiegergasse.
Walthergasse.
Wehrgasse.
Wienflussgas^e.
Sievringr.
(Ober-)
Gspöttgraben.
Himmel, Am.
Neustiftgasse.
Ortsstrasse.
Sievrinff.
(Unter-)
Breitenweggasse.
Erbsenbacbgasse.
Friedigasse.
Grinzingerstrasse.
Hackenberggasse.
Hauptstrasse.
Himmelstrasse.
Kasgrabengasse.
Weinberggasse.
Wenzingerstrasse.
Wiesendorf gasse.
Windhabergasse.
Simmering.
Am Donau-Canal.
Am Canal.
j Antenseegasse.
Antonigasse.
I Bachergasse.
Blumengasse.
BrauhauFgasse.
Braunhubergasse.
Bürgerspitalswiese
Canalgasse.
Döblerhofstrasse.
Dorf gasse.
Ebersdorferstrasse,
Felbergasse.
Feldgasse.
Fuchsröhren.
G&rtnergasse.
Geiselberggasse.
Gürtelstrasse.
Gejstrasse.
Giockengiesserg.
Gottesacker, Am.
Hauptstrasse.
Hirschengasse.
Hugogasse.
Kirchengasse.
Kirche, unter der.
Kujanekgasse.
Laaerb«rggasse.
Laaerweg.
Landen, in den.
Leberstrasse.
Marktplatz.
Mauthnergasse.
Meichelstrasse.
Mitterweg.
Mühlgasse.
Neurissenweg.
Pensionsgasse.
Pfeifergasse.
Raaberbahn.
Ravelinstrasse.
Rimböckstrasse.
Sandst&tte.
Schergasse.
Schusslinie.
Seeschlachtweg.
Spinngasse.
Studenygasse.
Theresiengasse.
Wachtbauf^gasse.
Weissenböckstr.
Werkstättenweg.
Weyringergasse.
Wienergärten.
Wildpretstrasse.
Wintergasse.
Winterg., Untere.
Ziegelofen, Am.
Zipperergasse.
Unter-Döbling:.
Feldgasse.
Gärtnergasse.
Grinzingerstrasse.
Herrengasse.
Hohewarie.
Karlgasse.
Kreuzgasse.
Lange Gasse.
Peregrinistrass«.
Silberstrasse.
Zehenthofgasse.
nnt.-Meidlin«:.
Albertsgasse.
Annagasse.
Bahnstrasse.
Bindergasse.
Bony gasse.
Damms trasse.
Ehrenfelsgasse.
Fabrik>'gas8e.
Ferdinandsgasse.
Franzensgasse.
Heinrichsgasse.
Hirschengasse.
Hufelandgasse.
Ignazgasse.
Jobannesgalsee.
Josefigasse.
Karlsgasse.
Kirchengasse.
Kirchenplatz.
Kriechbaumgasse.
Lainzerstrasse.
Laudongasse.
Leopoldsgasse.
Luisengasse.
Magdalenengasse.
Mandigasse.
Matzleinsdorferstr.
Meidlinger Haupt-
strasse.
Miesbachgasse.
Millergasse.
Neuwfülgasse.
Nymphengasse.
Pfarr gasse.
Quellengasse.
Rad et zky gasse.
Raucbgasse.
Reschgasse.
Rosaliagasse.
Ruckergasse.
Rndolfsgasse.
Schillergasse.
Schönbrunner
Hauptstrasse.
Schulgasse.
Stftrkgasse.
Steinbauergasse.
Stiftgasse.
Theresienbadgasse.
Walthergasse.
Werthheimsteing.
Wilhelmstrasse,
o
<«ria Itijriiijiiiri. FEilirpr rf. Wiftu.
Digitized by VjOOQIC
Digitized by VjOOQ IC
Strassen- Verzeichniss der Vororte.
225
'WährinK.
AlsbachstraüHtt.
Anastasius Grüng.
Andreasgasse.
Annag^se.
Anton igasse.
Bachgasse.
BlamengaFse.
Bockgasse.
Carl LndwigsgusBe
CoUagegasse.
Ozermakgasse.
Dittesgasse.
Döblingerstrasse.
Ednardgasse.
Feldgasse.
Ferstelgasse.
Frankgasse.
Friedhofgasse.
Fürst engasse.
Gersthoferstrafse.
Goldschmidgasse.
Gürtelstrasse.
Hanpl Strasse.
Rerrengasse.
Hirschengasse.
Hofmanngasse.
Johannesgasse.
Josefigasse.
Karl Lndwigsgusse
Karlsgasse.
Kirchengasse.
Kirchenplatz.
Klettenhofergasse.
Klostergasse.
Kreutzgasse.
Lederergasse.
Leopoldigasse.
Littrowgasse.
Markt gasse.
Marktplatz.
Martinsstrasse.
MaynollogasHO.
Michuelei Strasse.
Mitterberggasse.
Neuegasse.
Qaergasse.
Schnlgasse.
SpAttelgasse.
>'tefanipgii8se.
I Sternwaitestrasse
{ Theresiengasse.
Türkenschanzstr.
Uniongasse.
Yincenzgasse.
Währingergas>e.
Weinberggasse.
Wienerstrasse.
Wildemanngasse.
'Weinhaus.
Hanpt Strasse.
Herrengasse.
KöhlergasRe.
Maytrgasse.
Johannesgasse.
Spöitelgasse.
Türkenschanzstr.
Die Reihenfolge der Vororte.
1% reiten see.
DAbling, Ober-.
Döbling, Unter-.
Dornbach.
Kloridsdorf.
Fanfhans.
Oandenzdorf.
Oersthof.
Grinzing.
Ileiligenstadt.
Hernais
Hietzing
Jedlersee.
Moidling, Ober-
Meidling, Unter-.
Nenlerchenfeld.
Neustift a. W.
Nenwaldegg.
NuRsdorf.
Ottakring.
Penzing.
PÖtzleinsdorf.
Rndolftiheim.
Sechshaas.
Sievring, Ober-.
Sievring, Unter-.
i^immering.
W&hring;
Weinhaus.
Wien in der Vogelperspective (siehe nnser Bild) ver-
sinnlicht den grossen reizvollen Eindruck, welchen die ein-
zelnen Parteien des neuen Wien mit den monumentalen
Prachtbauten und den zahlreichen Öffentlichen Anlagen
machen,.
Wie eine kostbare Perle in reicher Fassung liegt es da,
am Ufer des gewaltigen Stromes und von einer so herrlichen
Gegend umgeben, wie sich deren keine zweite Grossstadt
rühmen kann. Seine schimmernde Pracht verdankt es der Neu-
zeit und als Wahrzeichen und stummer Zeuge bewegter
Zeiten und stürmischer Tage erhebt sich inmitten der ehr-
würdige Stefans-Dom,
Wie Wien in der Vogelperspective vor uns liegt,
knüpfen sich die grossen Erinnerungen einer fast zweitausend-
jährigen Vergangenheit an diese Stätte. Als das Herz eines
grossen Staates, durch die weise Fürsorge seiner Fürsten,
durch die Kraft und den Ernst seiner Bürger ist es so
geworden — und dass es so bleibe und sich fortentwickle —
das walte Gott.
Moriz Bermann, Führer d. Wien.
Digitized by VjOOQ IC
16
226
V£ttZEICHNI8S PER BBÜCKEN UND HÖFE.
Brüoken in Wien und den Vororten.
I. Ueber den Donaustrom.
Küiver Franz Josefs - Brficke (Dach
Floridßdorf). II. Zwischenbrücken.
Kronprinz Kudolfs-Bräcke in der Ver-
längerung der Schwimm schul- Allee).
Eisenbahn-Brücken.
Nordwestbaha-Brücke.
Kaiser Ferdinands-Nordbahn-Brücke.
Slaatsbahn (Studlauer-) BrAcke.
%. Ueber den Donau-CanaL
Aspern-Brficke (zwischen!, u. II. Bez.)
Asperng.tsse.
Brigitta-Brücke (zw. II. und IX. Bez.).
Ferdinands-Brücke (zw. 1. u. II. Bez.).
Franzens-Brücke (zw. II. n. III. Bez.).
Kaiser Josefs- (Schlachthaus-) Brü. ke
(zw. Prater u. IIl Bez.).
Maria Theresien- (Äugarten-) Brücke
(zw. I.'IX. u. II. Bez.).
Sophien-Brücke (zw.Prateru.IlI.Bez.).
Stefanie- Brücke (Karls-Brücke), 1. u.
II. Bez.
Eüen bahn-Br ticken .
Donau-Uferbahn-Bröcke zur Verbin-
bindung mit der Donanl&nde- Bahn
(zw. Kaiser- Ebersdorf n. Prater).
Franz Josefsbahn-BrÜcke (bei Nnss-
dorf).
Staatsbahn-Brücke (zw. Simmering u.
Prater).
Yerbindnngsbahn- Brücke (zw. II. n.
m. B«z.).
3. Ueber die Wien.
Elisabeth-Brücke (zw. I. n. lY. Bez.).
Gemeiiidesteg (Gassteig), Secüshuns.
Hasel-Brflcke (zwischen Meidling mb4
Peuzing).
Hietzin^^er - Brücke (zw. Penzing «mI
Hietzing).
Karolinen- Brftcke (zw. I. u. III. Bes.)
im Stadtpark.
Kobingersteg (zw. Gandenzdorf vii4
Sechshaus).
Leopoldv-Brücke («w. IV. u. VI. Bez.).
Lobkowitz-(ei8erne)Brück6(zw. Secks-
hans und Meidling).
Magdalenen Brücke (zw .V. u. VI. Bez.).
Neville- Brücke (zw. V. u. VI. Be».).
Pilgram-Brücke (zw. V. u. VI. Bea.)
Kudetzky-Brücke (zw. I. u. III. Bez.).
Reinprechtsdorfer-Brücke (zw. V. «.
VI. Bez.).
Rudolfs-Brücke (zw. IV., V. u. VI. Bez.).
Schikaneder-Brücke(zw.IV.u.VI.Bez.).
SchlacUthaus-Br. (zw. V. u, VI. Bez.).
Schönbrunner Schloss-Brücke vor dem
k. k. Lustschloss.
Schwarzenberg-Brücke (zw. I., IIT. n.
IV. Bez ).
Se< hshauser - Gemein desteg (zwischen
Gaudenzdorf und Sechshaus).
Stieger- Brücke (zw. Gaudenzdorf nad
Sechshaus).
Storchensteg (zw. Gaudenzdorf nivd
Sechshaus).
Stuben-Brücke (zw. I. n. Jil. Be«.).
Tegetthoff-BrAcke (zw. I. u. III. Bez.).
Zollamts-Brücke (zw. I. u. III. Bee.)-
4. Ueber die Bahnen in Wien
und Umgebung.
Schmelzbrücke über die k. k. Elisa-
beth-Westbahn (zw. Fünf haas nnd
Budolfsheim).
Verzeichnis 3 der sogenannten Höfe
(grössere Gebäude, meist Durchhäuser und Passagen in Wien
und den Vororten).
Adlerhof, VII.. Siebensterngasse 46 und
Burggasue 51.
Amalienhof, k. k. Hofburg.
Afikerhof (Galvagnihof) , I., Hoher
Markt 11.
Aziendahof, I., Graben 81 und Gold-
schmiedgasse 3.
liankbazar, I., Herreng. 14 u. FreinQg2.
liazar, 1 , Kotheathurmstrasse 16 und
KöUnerhofgasbe 5.
Lazar Gross, I., Elisabethstrasse 3 u.
Friedricbsstras^e 4.
Becherlhof, I., Kumpfgasse 9.
Beilegardehof, 1., Bauernmarkt 13«
Wildpret markt 10 u. Landskrong. 1.
Berghof, I., H. Markt 8 u. Krebs^. 8.
Bernardhof, VIII., Laudongasse 38,
Keitergasse 16 u. Feldga<«se 4.
Bischofhof, I., Rothenthurmstrasse %
und Stephansplatz 7.
Dämpfingerhof ^ I., Seitenstetteng. 4.
Darmrhof, I., Fleischmarkt4u. Gms«
hofgasse 1 u. Kölnerhofgasse 6.
Divanhof, II., Praterstrasse 32.
Verzeichkiss der Höfe.
227
Domherrnho/, 1., Stefansplatz 5 und
Domgasse 2. Blatgasse 2, Schuler-
strasse 2.
DomprojpsHiof f I., Singentrasse 22 v.
Franziskanerplatz 2.
DfMfaltigkeiMtof, I., Jndengasse 12
u. Botiigasse 15.
Füknrichhof, I., Blatgasse 5 u. Singer-
straxxe U.
Ftderlkof, Grosser, I., Lageck 3, Rothe-
thurmstraose 6 n. Bickerstrasse 2.
Ftdwlkof, Kleiner, I., B&ckerstrasse 4
a. Wollzeile 3.
Fischhof, I., Hoher Markt 11 n. Roth-
gasse 7.
Freihaus, Starhemberg'sches, IV., Wie-
dener Hanptstrasse 2, Schleif m&hl-
gasse 16 n. Mühlbachgasse 1 u. 3.
Freihof, Nassdorf 85.
Friesenhof, I. , Wipplingerstrasne 26.
Fünfkirchnethof, I. , WoUzeile 9 and
B&ckerstrasse 6.
Färsienhof, HL, Beatrixgasse 19.
Germaniahof, 1.. Rothenthnrmstr. 10,
Lngeck 1 a. Sonne nfelsg. 1.
Oöttweiherhof, 1., Spiegelgasse 9, Gött-
weihergasse 2 u. Seilergasse 10.
Goldmannhof, I., Singerstrasse 14 a.
Weihbnrggasse 11.
Grabenhof, I., Graben H.
Orashof, I., Grasbofgasse 4.
Haarhof, I., Nagle rgasfe II.
Meiiigenkreuzerhof, I., Grashofi;. 3 n.
Schönlaterngasse 5.
Jleinrichshof , I., Kärntnerstrasse 46,
Elisabethstrax^e 2, Opernring 1,
Operngasse 3.
Beremanskffhof, VIL, Stiftgasse 1.
Merzogenhurgerhof, 1., Kragerstr. 7 a.
Annagasse 6.
Höglhof, VIIL, Josefst&dterstrasse 53.
Jlohhof, IV., Favoritenstrasse 26.
BojfObhof, s. Lazzenhof.
Hühnerhof, V.. Siebenbranneng. 49 n.
Reinprechtsdorferstrasse 6.
Jakoberhof, I., Riemerg. 7 u. Jakober-
gad^e I n. 3.
Jesuitenhof, I., Schönlaterngasse 11.
Jesuitenhof , VI., Dreihn feiseng. 4 u.
Getreidemarkt 9.
Johannesfiof , 1., Johannesgasse 2 u.
Kärntnerstrasse 35.
Jordanhof, I., Jordaugasse 7.
Kärntnerhof, 1., Kärntnerstrasse 38,
Führichgasse 1, 3, 5, 7, TegetthofT-
strasse 5 u. Maysedergasse 2,4. 6, 8.
Karmeliterhof, Fünfhaus, Karmeliier-
hofgasse 1.
Kirchnerhof, Fünfhaus, Blötheng. 3,
Mariahilr'ergürtel 23, 25, 27.
Klosterneuburgerhof, I., Renngasse 10.
Köllnerhof, I., KöUnerhofgasse 3.
KiemsmÜHsterhof, I., Annagasse 4.
Lastenhof (auch Hoyoshof), I., Roth-
gasse 11, Fischhof 2 u. Jndeng. 8.
Ledererhof, I.. Am Hof 12 n. 13 n.
DraWtgaiise 2.
Lichtenhof, III., Landstrasse, Hau]»t-
strasse 32.
Lilienfelderhof , I., Weihbarggasse 9
a. Liiiengasse 8.
M'triannenhof, IX., Sobieskigasse 19.
Mariatellerhof , Kleiner, I., Johannes-
gasse 6 n. Annagasse 5.
Marienhof, IV., Schleiftnühlgasse 6.
Mutschakerhof, I., Seilergasse 6 and
•Spiegelgasse 5.
Mayerhof, IV., Mayerhofgasse 20.
Mayerhof, Kleiner, VIII., Lerchen-
felderstrasse 100.
Meinhof V., Margarethenstr. 61 u. 63
a. Straasseng. 1, 2 a. 4.
Michelhof, IV., Favoritenstrasse 25.
Mülkerhof, I., Schottengasse 3. Klep-
persteiggasse 4 a. Mölkersteig 4.
Mölkerhof, VIIL. Laadongasse .-3, Le-
dererg. 23 a. Florianig. 4 «.
Moearthof, L. Raahensteingasse 8.
Neubergerhof, L, Schalerstr.l6.Kuinpf-
gasse 2 u. Grfinangergasse l.
jyr0M6Mr^«rAo/,I..SpiegeIg. 1 i a.l4j)oro-
theerg. 13 u. 15 a. Plankeng. ti u. 7.
Neustädterhof, \., Sterngasse 3.
Nibelungenhof, L, Nibelungeng. 1 u. 3.
Pasmanitenhof, IL, Pazmaniteng. 2 n.
Pillersdorfg. 8.
Peigamentenmacherhof , VI., Magda-
len^nstrasse IL
Ptoductenhof, II., Obere Donahstr. 63.
Hamhof, Alter, L, Weihbargg. 18.
Hamhof, Grosser, L, Riemergass« 14.
Regensbutgerhof , I. , Bäckerstr. I,
Sonnenfelsgasse 2 u. Lngeck 2.
Reisingerhof , X., Himbergerstr. 13 a.
Staatsbahngasse 6, 8 n. 10.
Reisnerhof, III., Reisnerstrasse 3.
Riedhof, VIIL, Schlösselgasse 12 a.
Wickenburggasse 15.
Roberthof, IL, Unt. Donaastrasse 43,
Schwemmg. 2, Kobertg. 1 n.Lichten-
auergaKse 6.
Rösalerhof V., Matzleinsdorferstr. 22.
Rossauerhof, IX., Porzellang. 58 a. 60.
Rotherhof, X.. Hinibergerstrasse 64.
Rndolfshof, IX., Hnrlgasse 15.
Schaumburgerhof, l V ., Wiedenerllaupt-
strasse 67.
Schillerhof, L, Elisabethstr 9 n. Nibe.-
langeng. 4.
Schlosserhof, L, SeilerstAtte 22.
Schmalzhof, VI., Schmalzhofg. 3.
ScÄi/iarda/io/, IV., Favoritenstrasse 27
u. Karolinengasse 35.
Schmeckenderwurmhof, 1., Wolkeile5
u. Bäciierstr. 6. ^
15»
228
Wegweiser.
ßekSlUrh0/,.U., Obere Doaaastr. 1(5 u.
Negerleg. 4 u. G.
Sekqittnhof, I., Freiung 6, Schotteng. 8
a. Helferstorferstrasse 2.
ackrammhof, VII., Zieglergsue 25.
Sdiuihof, I., Pariperg. 8 n. Knrrentg. 3.
,S9eh98€hünmtlküf, YUI., Josefstftdtfr-
Ktrasse 81.
S^it^sUttenhof, Qrosser, I.\ KatzeD-
steig 9 , Rnprechtepl. 8 n. Seitea-
stettengMse 5.
SeüensUittnhof , KUiner, I., Katzen-
steig 4 u. Kohlmesserg. 8.
Seiteerhof {Baear), I., Seitzergasse 6,
Tnchlanbeii 7 u. Steindlgasse 1.
apwgerhof, V., Griesgasse 35.
St. Pöltnerhof, I., Krngerstrasse ö.
ßtemhof, I., Jordang. 5 u. Sohalterg. 5.
Stejfrerhof, I., Rothenthiirmstr. 83 u.
Griechengusse 4.
Streiehfrhof, III.. üngargasse 27. ^
StrudOhof, IX., Stradelhof 1 bis 5.
Sünnhof, UI.fLaDdstraseerHanptstr.SB
u. Ungarg. 18.
Tduberlkof, I., Aonag. 8u.Knigerstr. 9.
Thoneikof, L, K&rntnerstr. 16 n. 18.
Tyappethof, IV., Trappelgasfe 7.
Trattnerhof, 1., Graben 29 u. Gold-
gchmiedgaiise 9.
Trienterhof, I. , Domg. 4 u. Blntg. 1.
Wertheimhof, IV., ThereHianuingasse
la u. 15.
2M<«rAo/,W&hring, Krentzg. 48 bis 58,
Jobanuesg., Josefig. u. Marktgasse.
Ziererhof, I., AngiistinerBt'asse A.
ZtveUlhof, I., Stefonsplatz 6 u. WoU-
seile 4.
Zwettlkoft Kleiner, I., Scbwertgasse 4.
Wegweiser
u den vorzüglichsten Sehenswürdigkeiten , Gebäuden , Samm-
lungen, Kirchen, Denkmälern u. s. w.
Christinen-Denkmal n. Leo-
pold II.Aognstinerkirche E 5
DreifaltigkeitSB&nle a. Graben E 4
Kuriens&nle am Hof .... E 4
BeethoTon-Denkmal am Beet-
hovenplats E 5
Bessel-Denkmal T.d.Technik E 5
Schiller-Denkmal am Schiller-
platz . . D 5
Schubert-Denkmal n.Zelinka-
bfiste im Stadtpark . . F 5
Schwarzenberg- Denkmal . E 5
Statuen aaf der Elisabeth-
Brücke E 5
Stock im Eisen E 4
Theseus-Statue i. Volksgarten D 4
Gärten:
Augarten E. F 8, 3
Belvedere .... . F 6
Botanischer Garten F 6
Eszterhazygarten VI. .06
Gartenbau-Gesfllschaft . E, F 5
Bathhansgarten D 4
Schwarzen berggarten . . . E, F 6
Schönborngarten C 4
SUdtpark ... . : . F 6
Liechtensteingarten ... D 8. 3
Volksgarten D 4. 5
Qeneral-Commando D 4
Geologische Seiehsanstalt . . . G 5
Gerichte:
Oberster Gerichtshof . . . . D 4, 5
Oberlandesgericht . . D 4,5
Laiideftgericht in CivilKacben D 4, 5
LandcfgerichtinStraft'achen D 4
Akademie der Wissenschaften
F 4
Akademie der bildenden Künste D 5
Arsenal
F,G7,8
Bäder:
Comrounalbad
H8
Dianabud
. E 4
Eszterhizybad . .
.D 6
Römisches Bad ... .
. F 8
Russisches Bad . . .
C 6
Sophienbad
. G4, 5
Bank, Oesterr.-ungar. . » .
.D 4
Bibliotheken:
Hofbibliothek
E 5
üaireniitfttsbibliothek . .
. D4
BSrse
.D,E8,4
Brunnen, (Monumental-)
Albrechtsbmnnen . . .
. E ö
am Hohfn Markt
K 4
■■au AAVUf^ii jiLcaja.w • • • •
auf der Freiung
. D 4
ini Palais Honten novo . .
E 4
im Rathhaus
. E 4
am Neuen Markt ....
. B 5
▼or der Oper
. E 5
Donauweibuhen im Stadtpark F 5
G&nsemädchen vor der
Mariahilferkirche . . .
.0 5
Hochstrahl brunnen . . .
. E 6
Chemisches Laboratorium . .
D 3
Credit'Anstalt ....
E4
Cursalon im Stadtpark . .
. F6
J)enkmäler:
Erzherz. Karl a. Prinz Engen D 5
Kaiser Franz I
.D 4
Kaiser Josef IL
.E 5
Wegweiser.
Handelsakademit • E 5
Hofburg, k. k D. E 4 5
So/' und Staatsdruckerei . . P 5 '
Invalidenhaus .... F 5
' Justiz- Palais, neues D 5
Kaiserliche Gruft E 5
Kirchen:
Steran8<1om E 4
Peterskirohe ... . . . E 4
Aagustinerkirche .... E 5
Hinoritenkirche (ital.) . . . D 4
Domiaikanerkirc}ie P 4
Universit&tskirche F 4
Kapnziuerkirche (Kaisergrruft) E 5
Schottenkirche D 4
Maria-Stiegen (böhm.) . E 4
JohanneHkirche (nng.) . . . E 5
Annakirche (fransös.) ... £ 5
Miehaelerkirche .... E 4
Kirche xu den 9 Chören der
Engel am Hof E 4
Oriechisch-nichtunirte Kirche E4
Oriechisch-nnirte Kirche . F 4
Salvatorcapelie (altkath.) . £ 4
Alt-Lerchenfelder Kirche . . B,C 4
Karlskirche B 6
Othmarkirche ö 4
Brigittakirche El
Votivkirche D 8
Maria vom Siege io FAufhaus B 6
Lazzaristenkirche B 6
Elisabethkirche . . £ 7
Israelitischer Tempel I. Bez. E 4
. 11. Bez. ¥ 4
Lägerhäuser (Enirepots) . . H,.>8,4
Landhaus D 4
Markthalle (Centrale) ... F .ö
JUarsyUle, kaiserl 1> ^
Ministerium des Aenssern . . D 4
„ des Krieges . . £4
H fürReichsflnanzen E 5
, ()es Innern £ 4
„ für Cultns nnd
. Unterricht . . D 4
lür Jnstiz . . D 5
„ des Handels . . . F 4
, fii'- Ackerbau . £ 4
„ für Finanzen . . E 5
uugar. a. Hoflager D 4
Mnnzamt F 5
Musikfreunde, Oesellschaftshans E 5
Mmeum (HOi-), Neubau . . D 5
Palais:
Erzherzog Albrecht . . . E 5
Fürst Auersperg D 4 ,
Herzog Coburg E 5
D 4
D 4
D 8, S
E 6
£ 5
F 6
E 5
E 7
£ 5
£5,6
D 4
£5.6
D 3
F4
£4
D 4
U 4
Graf Harrach
Fürst Liechtenstein I. Bez.
IX. Bez.
Erzherzog Karl Ludwig
, Ludwig Victor . .
Fdrst Metternich ....
Markgraf Pallavicinl ....
Erzherzog Rainer
Fürst Schwarzenbtrjf I. B z.
, y, III. Bez.
Parlamentsgebdude, Neubau .
Pol/ftechnikum
Polizei-IHrection ....
Pastamt (Haupt-) . ...
Rathhaus, altes^ . ; . . .
„ neues
Rotunde im Prater ....
Sammlungen :
Albertina (Augustinerbastei) £ 5
Ambraser-Sammluug . . . F 6
Gemäldegalerien :
kaiserl. im Belvedere F 6
der Akademie d. bild. Künste D 5
Kunstverein £ 4
Künstlerhaus E 5
grfl. Czernin D 4
grfl. Harrach D 4
f ürstl. Liechtenstein . . . D 8, 3
gr&d. Schönborn £ 4
Hof-, Jagd- n. Sattelkammer D 5
Mineralien-Hof-Cabinet . D 4
Münz- u. Antiken-Cabinet . D 4
Museum f. Kunst^ u. Industrie F 4
Natuxalien-Cabinet . . . E 5
Orientalisches Museum £ 3
l'athol. auat. Museum (Jose-
phinum) D 3
Waffen-Museum des k.k.Hofes
im Arsenal F.G73
WafiFen-Museum städt ... £ 4
Schatzkammer D 4
Sternwarte B 1
TeUgraphenamt (Centrale) . . D 4
Theater:
Hofburgtheater . . . D 4
^ Neubau . . I) 4
Opernhans E 5
Carl-Theater F 4
Theater an der Wien .... D 5
Josefst&dtertheater . . . C 4
Fürst-Theater im Prater 3
Greytbeater £5
Ther^sianum E 6
Unioersität • F 4
„ Neubau • • . D 4
" DigitizedbyVjÖÖQlC
830
INHALT.
Aenittr 11
Akademie der bild.
Kftnste 9S
Akademie derWissen«
Schäften 119
Akademie, oriental.. 69
Akademisches Gym-
nasium (JU.).. 89, 40
Albertina (Sammig.). 84
Albrecht- Palais . .89, Sl
Albrechtsbrnonen
(Jll.) «1, 88
Alsergrund 144
Altlerchenfelder
Kirche (Jll.).. 143, 144
Ambrasersammlg. 134, 186
Ankunft Vül
Anna-Kirche 83
Antikencabinet 66
AntiquitAtensamra-
langen XXX
Architektenverein
(Jll.) 41, l)i
Arsenal (JH.). ..l.'>3. 154
Aspernbrücke (Jll ) 49, fil
Augarten 128
Angartenbrflclce (Jll.)
19V, 188
Angnstiner-Kircho
(Jll.) 88, 84
AnsflQge, Nordwesten 8()4
Ausflüge, Sftdbahn . 182
Ausflüge , Tullner-
strasse 806
Ansflikge, Westbahn. 800
Austria-Brunnen .... 60
Baden 196
Bäder XXVIII
Kaiiierbad A<i
Commnnalbad .... 126
IIolzer^Bches Bad . 126
Militär -Seh wimm-
schule 126
Dianabad 128
Kömisches Bad ... Msu
BftUe •. 22
Bankgeb&nde, Neues
(Jll.) 60,58
Barbara-Stifi 86
Basiliskenhaus H4
Becher, gold ii6
Befc1hoTen*Orab i7 j
BeethoTen-Monnment
(Jll.) 85, 86
Behörden 1 1
Belvedere (JH.). 184, 185
Bethsna, «vangal.v.. .41
Bevölkerung 8
Bibliotheken XXVIII
Bierhallen. XXIII
Bildersammlungen XXIX
Börse, k.k. (Jll.) 36, 87, 96
Brandst&tte 87
Brücken, die 826
Brühl 188
Brunn am Gebirge.. 186
Brunnen :
AlbrechlB- (Jll.) 31, 88
Scuwanthaler 60
Donanweibchen . . 60
Graben 64
Landhaus 56
Donner (Jll.) ....78.79
St. Georg 117
Perseus- 181
Bürger- Versorgungs-
h&u8er (Jll.) UK 147
BurgplatcftuM (Jll.) 63, 6 i
Burgtheater, k. k. . . . 62
Bargthor 64
Canora*s Arbeiten
(Jll.) 34, 6 > 17J)
Capistrankanzel (Jll. >
106 .. ... 107
Celtes Grabstein (Jll.)
107 108
Christinen- Denkmal
(Jll.) 8;«, 84
Circus 21
Coburg-Palaiit. ..40. 9>
Golosseum, Schwender's
169
Comroissionftre XIX
Coromunalbad. ..... 186
Concerte 81
Conservatorium für
Musik 73
Consqlate X
Credit- Anstalt .... 66, 57
Craciflxe, her. 111,115,
148 146
Cursalon (Jll.) 88 84
Cuspinian, Haus und
Grabstein (Jll.) 97,
108 118
Dampfschifr XV
Delicatessenhandl. ..XXV
Dienstm&nner XIX
Dominikaner-Kirche
und -Kloster 86
Donaufahrt Linz bis
Pressburg 8i0
Donan-Nynpb«(JlL)
.'.. -. . -T-Äl. .> 87
DonHU-Regulirung .. 184
Donauweibchen
(Brunnen) 50
Douner-Brunnen (Jll.)
78, 7»
Dombach 178
Dreifaltigkeitskirche,
griech. (Jll.) 43, 44, 145
Dreifaltigkeitss&ule . 54
Eiserne Mann (JH.). 48
Elisabethbrücke (Jll.)
71, 78
Engel mit Wappen-
schild 181
Enzersdorf a. Gebirge 187
Erkertr&ger 84
Erzbtschof-Palais ... 91
Eugen-Denkmal 65
Eagen-Grabmal . ... Hl
Eugen-Palast 57
Fahrlohn von und zu
den Bahnhöfen ...VIII
Favoriten 158
Ferdiuands-Brücke . 5«»
Feaerlösch-Anstalten,
st&dtische 58
Fiaker XI
Fideicommiss-Biblio-
thek, k.k 6g
Finanzministerium . . 57
FIftchenranm 8
Franzenftburg (JH.) i
191,«194
Franziskaner-Kloster
und Platz 50
Franz Josefsbrücke . 185
Franz Josefs-Caserne
und Thor 41
Franz Josef s-Quai .. 49
Frauz Josef-Stiftung 180
^reudenau 187
Friedhöfe 167
Friedrich's IV.Sarko-
phag (Jll ) 110
Frucht- u. Mehlbörse 9ft
Fünfbauser Kirche
(Jll.) 168
Gftnsem&dchen 141
Gärten, üffentliche XXXU
Garrik, Haus der Eva an
Gartenbau-Gesellsch. 84
Gasth&user XXIII
Geldwesen XX
Gemftldegalerie, k. k; 186
General-Commande . VtP
Geograph. Inet., Militi* %m
Geörgs-Bnionen, St. 117
CHsandtBcliaften .... X
Oeschichtd Wiens ... 6
Gewerbe-YereiDBliaus«
n. ö. (Jll.) 41,4«
Olack'8 Grab 159
OInck'B Hans 190
Graben (Jll.) 54. Ö5
Oreifenstein (Jll.) 806. 807
Oriech. Kirche (Jll .) 43, 44
OriUparzer*8 Orab . 175
Sandels-i kadeni ie . . 82
Handels-Ministeriam 86
Harrach, Palais 50
Haydn's Grabstätte. . 160
Heidenschnss 56
Heidenthürme (Jll.)
100, 101
Heiligenkrenz 188
Heiligenkrenzerhof . . 56
Heiligenstadt 178
Heinrichshof (Jll.) 78, 80
fiernals 173
Hetzendorf 183
Hietzing 170
Hochqnellenleitnng . 169
Hochstrahl brnnnen . . 1 83
Hof, Pfarrkirche um .'9
Hof bibliothek, k. k. . 67
Hofburg, k. k 59
Hofbargtheater, k. k.
neues 48
Hof-Hn8een,k.k.(Jll.),
37, 38
Hohe Warte 178
Ho1zer*sche8 Bad . . . 186
Hotels XXII
Hnszarentempel 187
Ingenieur- n. Archi-
tekten-Verein (Jll.)
41, 42
Innere Stadt (alpha-
betisch nach den
Namen d. Strassen
u. Plätze geordnet 30
Israelitische Fried-
höfe 158, '61
J&gerzeile 183
Johanneshof 70
(Johanneskirche 70
Joh. Nepomnkca! eile 50
Joh. Nepomnkkirche 130
Josefinnm 145
Josefskirche . ...... 141
JosefsII.Beiterstatne 66
Josef- n. Mariadenk-
f mal 69
Jnridisch-polil. Lese-
; verein 91
Jnstizpalast (JH.) 89« 9ti
K&rntnerhof 70
Kaff^h«aBer.......XXVl
Inhalt.
Kahlenberg 806
Kahlenbergerdorf ... 180
Kahlengebirge 804
Kaiserbad 50
Kaiser Ferdinands-
Nordbabnbrtcke . . 186
Kaisergarten 64
Kaisergrnft 78
Kalksburg 184
Kaltenlentgeben 184
Kanzel, Stefanskirche
(Jll.) 111, 118
Kapozin^r-Kirche ... 78
Karl, Erzh.-Denkmal 65
Karlskirche (Jll.) 189, 140
Katakomben (Jll.) 104, 113
Kaunitz-Palais.. . . 148
Klosterneubnrg (Jll.)
208, 807, 8 8
KÖrner'8Brant(Grab) 175
KÖrner*s Wohnhaus . 17'.
Kolowratring (Jll.) 78, 73
Kriegsroinisterium . . 59
Kronprinz Rudolf» -
brücke 18.'»
Künstlerhans 76
Küssdenpfennig 38
Kugel-Haus b9
Kunstgewerbeschule 117
Kunstverein, österr.. 118
Ij&nderhank 69
Lagerhäuser 126
Landesger. in Straf-
sachen 146
Landhans, m 6 56
Landstrasse 133
Lamer's Grab 178
Lascy*s Grab 174
Laxenbnrg (Jll.) 190,191.
(Plan) 193
Lazzaristenbtrche . . . 142
L^cluse-Hans 183
Leihgarde. Ungar.. .. 144
L( opoldsberg 804
Leopoldstadt 183
Liechtenstein, Burg 187
Lifchtenstoin- Palais 146
Ludwig Victor-Palais
(Jll.) 73,96
Märzgefallenen- Grab 160
Magistratsgebiude . . 181
Maria am Gestade
(Jll.) 68, 58, 54
Mariabrunn 862
Maria Bmpfftngniss-
Säale 67
Mariabilfn.Kirofie.. 141
Maria-Maj. , Gnadenb. 34
Muria-Pötsch. ..... 109
Maria vom Siege ... 156
Maria Tberfsia-Mo-
' nnnrent (JH.) ..88, 39
231
Marien b., unversehrt 157
Maximilian-Denkmal
(Jll.) 170, 171
Maximilianplatz 148
Messenhauser, Grab. 161
Metastasio Denkmal
und Grab 77
Meteorolog. Anstalt. 178
Michaeierkirche und
Platz 77
Militär-Akademie ... 141
Milit&r-Casino 58
Militär-Schiessst&tte 186
Mil.-Schwimmschule 186
K. k. Mineralien-
Cabinet 66
Ministerium des Inn. 188
Minoritenkirche..77, 145
Mödling, Stadt 1H6
Montenuovo-Palai856, 117
Mozart, Grab 158
Mozarthof 86
Münz- und Antiken-
Cabinet, k. k 66
Museen .... XXX, XXXI
Museum für Kunst u.
InduBtrie 117
Mcseum, Oriental. . . 37
Museum, Technolog. 41
Musik - Vereins - Geb.
(Jll.) 78,74
Nationalkirche, f rz . . 33
Nationalkirche, ital.. 77
Neidhard Fuchs Grab-
mal (Jll) 101, 108
Nestroy's Grab 175
Neubau 148
Neulerchenfeld 172
NordhahnLof (Jll.)
189, 13)
Nordwestbahn-Brücke 185
Nord westbahnhof (Jll .),
131, ir2
Nuntiatur, päpstl. . . 57
Omnibus XIV
Operntheater, k. k.
(Jll.) 79,80, 81
Orientirung, allg. ... IH
Orpheum . . 22
Othmarkitche(Jll.),187
139
Pädagogium, städt. . 42
PalUvicini-Palais ... 68
Panoramen XXXII
Passwesen IX
Pathulogisch-anatom.
Institut 14.5
Perchtoldsdorf (JH.)
184, 185
Petedwkinhe .... 85
iTf äff .vom jiahienhesg . 1 ifX-
- ^ - o
232
Pferdebahnen ....... X1T
rhysikülische Ver-
nilHnisse ......... 1
Picüolomini-HaQB . . . 123
Piatzcommando .... 12v)
Politische Eintheilang 10
Polizeidirection 94
Polytechnikum 139
Postamt 86
Postwesen XVII
Prag^hans 9«
Prater(Jll.),23, 24,25,
26, 27, 2J, 29 30,
124 13)
Praterstern n. Strasse
(JH.), 2t 26 130
Rabatin-Cracifix .. 145
Baimand*s Villa 198
Bakoczy-Hans 57
Rathhans, altes 121
Kathhaus, neueK (JU.)
46, 47, 48
Redontensäle 68
Be^ensbnrgerhof 31, 76
Reichenberger-
Kneipe 56
Reichskanzlei (JH.)
61, 62
Reichsrathsgeb. (Jll.) 45
Rennplatz 128
Bennweg 13 1
Ressource, kathol. . . 87
Restaurationen . . . .XXIU
Bichard Löwenherz,
Biesenthor (Jll.) loci iJl
Bingtlieateropfer-
Grab.r. 158
Bothschild-i'alaisS^ 141
Botunde (JU ) 27, 28, 29
Bouten fär Bund-
ginge... 13—18
Budolfs-Kaserne ... 1 )2
Kudolfsheim * 16 •
Bundg&nge 13—18
Buprechts - Kirche,
Platz und Stiege. ■ 91
Salmdenkmal (Jll.)
151, 152
Salmes Haus 68
Salvatorcapelle 92
Sammlungen XXVIIl
Schatzkammer, k. k.. 66
Schiller-Denkmal ... 93
Schönborn-Palais ... 90
Schönbrunu (Plan)
162, 165
Schotten-Kirche und
-Kloster 61
Schottenring (Jil.) 88, 94
Sctobert - Denkmal
Inhalt.
Schuber t*a Grab .... 175
Schwanthaler«
Brunnen 50
Sch«varzenberg-
Brücke 96
Schwarzenberg-
Denkmal 96
Schwarzenberg-
Oarten 134
Schwarzenberg-Platz
(Jll.) 76, 95, 96
Schwarze nberg*scbe
Paläste (Jll.) . ^77,
95, 96, 131
Schweizerhof - Thor
(Jll.) 60, 61
Sehenswürdigkeiten
xxvui-xxxn
Seinraeringfahrt (mit
Plan) 198
Sörviten- Kirche.. .. 123
Severin-Kirche (JU.)
175, 178, 180, 181
Sievering (Jll.) .180, 18 t
Singäpieihallen 23
Slatkonia, Grabstein
(Jll.) 108,112
Sparcassage bände . . 51
Sp iziergänge 18-18
Speise-Localismen XXVI
Spinnerin am Kreuz
(Jll) 182,183
Stiatsbahn-Brftcke . . 126
Staatsbahnhof 152
Staatsdrnckerei 97
Sta Itbtbliothek 122
Stadtpark (Jll). .. .82,83
Starhemberg - Bank
(Jll.) 103,106
Srarhemberg-Ddukm. .^1
Statthalterei, n. 5... 56
Stefan ebräcke 50
(JU.) .127,128
Scefanskirche 98
Stefansthurm .... 102, 107
Sfceliwagen XIV
Sternwarte (Jll.) .175, l77
Sdftnngsbaus (Jll.) 89, »4
Stock -im-Eisen (Jll)
115,116
f^tiassen - Verzeich n. . 2 15
Straass Joh. (Vater),
Grab 178
Stnbenbrückd 123
Sid*>ahahof .... 152
Sahncapelle (JU.) .89, 94
Synagogen 97
(Jll.) 132,133
Taborstrasse 131
TegetthoiP-Brücke (JU.)
.70, 75, 76
t1ftTu|^L'a i pli »fa wegen. XVHI
Telephon XVIH
Tempel, israel., (JU.)
132, ISS
Theater 19
Theseus (JW.) 65
Tollhaus, altes ..... US
Tramway XU
Trattnerhof. * 54
Trödlerhalle 15«
Tarkenschanze 175
Universität, alte .98, 119
Universität, neue, (Jll.)
48, 49
Universitäts-Biblioth.
43, 86
Universitfttskirehe ..119
Ursulinerinnen 70
Vergn&gungsorte ... 19
Verkehrs- AnsUlten . XVI
Verkehrsbank 122
Verkehrsmittel .XI
Versoi^ungshäuser,
Stadt. (JU.) 145. . . 147
Vöslau ..... 197
Volks-Charakter .... 4
Volksgarten ..... 43, 64
Volkssänger 22
Vorlauf-Grab 110
Vororte 161
Vorworte V,V1I
Votivkirche(JU.)148,
149, 150 151
"Währing 174
Währinger Friedhof. 160
Waffen-Museum, k k.
Hof- 154
>Valfen-Museum,städt. 58
Wegweiser . tu den
Sammlungen 22^
Weinstuben XXV
Weissgärber - Kirche
(JU) 137 139
Westbahnhof • (JU.)
2)0, 20l
Wieden . . . . , 139
Wien in der Vogel-
perspective (mit
Ansicht) 225
Wissenschaf bl. Sam m-
langen KXX
Wohnung XXI
Wolf d. Gänsen predigt,
wo der 12 »
Zahnradbahn (JH.).
I7l>, 180
Zeitverwendung 811
Zelinka-Denkmal.. . 84
Zeughaus, bfirgerl... 58
ZoUbehandlung IX
Zoologisches (^binek.
k. k.... ;? 67
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233
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welchem auch jeder Unmusikalische alle If usik-
8tücke, ohne lernen sogleich spielen kann.
Papierstreifen, auf welchen die Uusikstflcke
ausgeschnitten Rind, werden an das Instrument
einfach angehftngt. — Durch Blasen und Sangen
au dem MnudstAck, dann Drehen mit der Kurbel
können die schönsten Arien, Polka, Walzer,
Märsche etc. etc., sowohl sitzend, stehend oder
gehend gespielt werden. Dieses kleine Sym-
nhonett, Wflches man bei allen Spaziergängen,
Landpartien leicht in der Tasche mitnehmen
und ohne die geringste Anstrengung spielen '
kann, eignet sich besonders überraschend zu
Ständchen, bei Familien-Tanzunterbaltung«^n etc. etc. vorzüglich. — 1 Stück
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Das vorliegende FQhrerbnch füllt thatsächlicli eine Lücke
in der Beisebücherliteratar aus. Wir finden darin alle jene
Gegenden behandelt, welche im Gebiete von Niederösterreich das
Interesse und den Besuch des Naturfreundes verdienen. Das Buch
führt uns daher nicht allein in die von der Touristik bisher
bevorzugten Gegenden, sondern begleitet uns auch auf der Donau-
fahrt von Wien bis Linz und Pressburg, auf der Westbahn von
W ien bis Linz, der Rudolf bahn, soweit dieselbe niederönterreichisches
Gebiet berührt, ferner auf Wanderungen in der Umgebung von
Krems in*s Kremsthal, Kampthal u. s. w. und giebt überhaupt ein
getreues Bild des landschaftlichen Schönheiten des von der
Natur 80 überaus reich bedachten Kronlandes. Dabei kann die
Üiintheilung nach Bahnstrecken und einzelnen Thalcentren nur
als sehr praktisch und übersichtlich bezeichnet werden. 65 Illustra-
tionen, die vorzüglich ausgeführt sind und eine schön ausgeführte
Karte, welche, sämmtliche Ortschaften des Landes umfassend,
ein Unicum sein dürfte, schmücken das Bnch und verleihen dem-
selben erhöhten Werth.
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