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Full text of "Sämmtliche Werke"

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KRITIK 


DER 


REINEN VERNUNFT. 











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KRITIK 


DER 


REINEN VERNUNFT. 


Als Einleitung hierzu erschien: 


KANT'S KRITICISMUS 


IN DER ERSTEN UND IN DER ZWEITEN AUFLAGE 


DER 


KRITIK DER REINEN VERNUNFT. 


EINE HISTORISCHE UNTERSUCHUNG 
von 


BENNO ERDMANN, 


0. PROFESSOR DER PHILOSOPHIE AN DER UNIVERSITÄT KIEL. 


IMMANUEL KANTS 


KRITIK DER REINEN VERNUNFT. 


HERAUSGEGEBEN 


vun 


BENNO ERDMANN. 





DRITTE, MEHRFACH VERBESSERTE STEREOTTPAUSCABE, 





HAMBURG un LEIPZIG, 
VERLAG VON LEOPOLD VOSS. 


1884. 
H 


Vorwort des Herausgebers. 


Die Kritik der reinen Vernunft liegt uns bekanntlich in doppelter 
Gestalt vor. Kant hat in der zweiten „hin und wieder verbesserten“ 
Auflage, die 1787, sechs Jahre nach der ersten erschien, zahlreiche 
kleine Veränderungen, sowie mehrfache umfangreiche Umarbeitungen, 
Weglassungen und Zusätze für nothwendig gehalten, von denen die er- 
steren durch das ganze Werk zerstreut sind, während die letzteren, ab- 
gesehen von einer kurzen Anmerkung, mit dem ersten Hauptstück der 
transscendentalen Dialektik enden. Die drei späteren Auflagen, die noch 
zu Kants Lebzeiten (1790, 1794, 1799) veröffentlicht wurden, sind 
dieser zweiten, wenn auch etwas fehlerhaft, Wort für Wort nachgedruckt; 
in der vierten ist dem Text nur ein genaues Inhaltsverzeichniss vorge- 
setzt, und in der fünften demselben eine Columne „Verbesserungen“ an- 
gehängt. 

In Folge der eigenen, bestimmten Erklärungen Kants, dass seine 
neue Darstellung „im Grunde in Ansehung der Sätze und selbst ihrer 
Beweisgründe schlechterdings nichts verändere“, wurden bis auf das 
‚Jahr 1838 die Abdrticke der zweiten und der späteren Auflagen so aus- 
schliesslich benutzt, dass abgesehen von einigen, ganz vereinzelten Fällen, 
die eich hauptsächlich auf die Umformung der Aesthetik beziehen, nur 
die verhältnissmässig wenig umfangreiche und schnell vergessene Lite- 
ratur der Zeit von 1782—1787 eine Ausnahme bildet. Ein aurdrtick- 
licher allgemeinerer Vergleich der beiden Bearbeitungen wurde damals, 
so viel ich weiss, nur in dem Aufsatz „Ueber das Fundament der Kritik 
der reinen Vernunft“ angestellt, den Reinhold 1792 im zweiten Bande 
‚einer „Beiträge zur Berichtigung bisheriger Missverständnisse der Phi- 


I. 


Re Vorwort des Herausgebers. 
. 


losophen“ veröffentlichte. Reinhold sieht jedoch in allen Differenzen, die 
er bemerkt, lediglich Verbesserungen der Darstellungsart, welche die 
Nothwendigkeit einer Fundamentirung des kantischen Werks durch eine 
Theorie des menschlichen Vorstellungsvermögens noch deutlicher dar- 
legen, als der Wortlaut der ersten Auflage. 

Jacobi erst gab im Jahre 1815, im zweiten Bande seiner Werke, 
bei Gelegenheit des Wiederabdrucks seiner Schrift: „David Hume über 
den Glauben oder Idealismus und Realismus“, die 1787 zuerst erschienen 
war, eine von dem Urtheil Kants abweichende Erklärung ab. Aus 
seinen, wie es scheint, absichtlich unbestimmt gehaltenen Aeusserungen 
liess sich die Meinung herauslesen, Kant habe in der neuen Bearbei- 
tung des Werks den Widerspruch der idealistischen Consequenzen seiner 
Analytik gegen seine Voraussetzung wirkender Dinge an sich mit Vor- 
bedacht, wenn auch ohne inneren Erfolg zu verdecken gesucht. 

Durch die Bestimmtheit, mit der Schopenhauer später diese Behaup- 
tung erneuerte und motivirte, ist es nicht bloss zur Pflicht eines jeden 
Herausgebers geworden, die Differenzen der beiden Auflagen genau an- 
zugeben, sondern auch fraglich geworden, ob es sachlich gerechtfertigt 
ist, einem neuen Abdruck nach Kants Vorgang den Text der zweiten 
Auflage zu Grunde zu legen. Die bisherigen Herausgeber haben diese 
Frage bekanntlich in entgegengesetstem Sinne beantwortet. Rosenkranz 
hat die erste, Hartenstein die zweite Auflage zum Grundtext benutzt, 
und beider Beispiel ist auch für die neueren Ausgaben in v. Kirchmanns 
philosophischer und Reclams Universal-Bibliothek massgebend geblieben. 

Zur Entscheidung dieser Frage ist zunächst daran zu erinnern, dass 
die zweite Auflage diejenige ist, in der das Werk fast ausschliesslich 
seine historische Wirksamkeit erlangt hat. Für die ganze Literatur von 
1788 bis 1838 ist, abgesehen von dem Beispiel Jacobis, das überdies 
nur für diese erste seiner Schriften gegen Kant gilt, und abgesehen von 
den ganz vereinzelten Fällen, in denen gelegentlich von Gegnern Kants, 
wie Mass, auf die transscendentale Aesthetik in der ersten Auflage zu- 
rückgegangen wurde, lediglich die spätere Auflage von Einfluss ge- 
worden. Beachtet man nun, in welchem Masse diese ganze Entwicklung der 


Vorwort des Herausgebers. vır 


rationalistischen Metaphysik durch die Lehren der Kritik der reinen Ver- 
nunft bedingt ist, so erscheint es für einen Herausgeber selbst dann ge- 
boten, die zweite Auflage seinem Abdruck zu Grunde zu legen, wenn 
das Urtheil Schopenhauers, dass Kant sein Werk in derselben aus 
Feigheit und Unehrlichkeit absichtlich entstellt und aus Altersschwäche 
verdorben habe, sich allgemein bestätigt hätte. 

Diese Anklagen einer gehässigen Polemik wurden jedoch nur so 
lange hin und wieder gut geheissen, als man unterliess, ihre Wahrheit 
zu prüfen. Was von ihnen länger wirksam blieb, reducirte sich auf die 
Behauptung, dass Kant in der späteren Bearbeitung gegenüber der er- 
sten irrthümlichen Interpretation seiner Lehre die realistische Seite der- 
selben bestimmter hervorgehoben habe, als nach dem Gedankenzusam- 
menhang der ersten Auflage sachlich zulässig gewesen sei. Auch in 
dieser Abschwächung aber sind jene Anklagen niemals allgemein zuge- 
standen worden. In immer gesteigerter Bestimmtheit wurde ihnen gegen- 
über vielmehr die Annahme verfochten, dass in der That nur derjenige 
methodologische Unterschied zwischen beiden Auflagen vorliege, den 
Kant selbst angegeben hat. Diese entgegengesetzte Beurtheilung hat 
es tiberdies zur Folge gehabt, dass in dem letzten Jahrzehnt jene Ab- 
scbwächung eine noch ungleich grössere geworden ist. 

Für einen gegenwärtigen Herausgeber ist es deshalb geradezu noth- 
wendig geworden, die zweite Auflage zum Grundtext zu wählen. 

Diesen allgemeinen Ueberlegungen treten jedoch noch besondere 
Gründe zur Seite, die sich ergeben, sobald man den Versuch macht, den 
entgegengesetzten Weg wirklich einzuschlagen. Denn es ist ohne weiteres 
klar, dass ganz abgesehen von den sprachlichen Correcturen die Verän- 
derungen der späteren Bearbeitung doch nicht ohne Ausnahme jenen, 
der Sache vermeintlich verderblichen Motiven entsprungen sein können. 
Es entsteht daher für den Herausgeber in diesem Fall die Forderung, 
ein Kriterium zu suchen, das ihn in den Stand setzt, die sachlichen und 
methodologischen Verbesserungen von den sachlichen und methodologi- 
schen Verschlechterungen zu unterscheiden. Wie aber sollte sich gegen- 
über einem so complieirten Gedankenapparat und gegenüber s0 mannig- 


vu Vorwort des Herausgebers. 


fach zusammenwirkenden psychologischen Motiven ein solches Kriterium 
aufstellen lassen? Demnach bleibt nur der Ausweg übrig, alle nicht rein 
sprachlichen Veränderungen von dem Grundtext auszuschliessen. Ein 
solches Verfahren aber verstösst wiederum offenbar gegen die selbstver- 
ständlichsten Pflichten, die ein Herausgeber seinem Autor gegenüber zu 
erfüllen hat. 


Im Vergleich zu dem Gewicht dieser Gründe, die für die zweite 
Auflage sprechen, sind die Argumentationen, die von allein beachtens- 
werther Seite früher für die erste Bearbeitung geltend gemacht worden 
sind, ohne hinreichende Beweiskraft. Denn nur das eine Argument ist 
durch die voranstehenden Erörterungen noch nicht widerlegt, dass der 
Leser offenbar am bequemsten und gründlichsten zur Einsicht gelange, 
wenn er durch die Ausgabe denselben Weg geführt werde, den Kant 
selbst vor ihm betreten habe. 


Hiergegen sei mir gestattet, mich auf die Ergebnisse zu berufen, 
zu denen ich in meiner gleichzeitig erschienenen Schrift über „Kants 
Kriticismus in der ersten und in der zweiten Auflage der Kritik der reinen 
Vernunft“ gelangt bin. Demzufolge liegen uns in den beiden Auflagen 
zwei bestimmt unterscheidbare Phasen der Entwicklung Kants vor. Es 
fragt sich daher, welche dieser beiden Phasen dem Leser durch die Aus- 
gabe unmittelbar vorgeführt werden solle. Die Antwort hierauf ist zu- 
nächst davon abhängig, ob in der einen der beiden Auflagen der unver- 
änderte „kritische Hauptzweck“ des Werks reiner hervortrete als in der 
anderen. Dies ist jedoch, wie ich ebenfalls nachgewiesen zu haben glaube, 
nicht der Fall, Die ursprüngliche Bearbeitung, für welche die Wirklich- 
keit der Dinge und des Ich an sich selbstverständliche Voraussetzung 
ist, verdunkelt den kritischen Gegensatz gegen Dogmatismus und Skep- 
tieismus durch den anscheinenden Idealismus; die spätere Auflage, die 
den positiven Zweck des Werks im Vorwort bestimmter betont, schwächt 
denselben durch den anscheinenden Rationalismus. Ist demnach hier 
keine Entscheidung zu finden, so werden wir wiederum auf die Frage 
zurückgewiesen, in welcher Gestalt das Werk historisch mehr wirksam 
geworden ist. Hierüber aber ist kein Zweifel möglich. 


Vorwort des Herausgebers. ıx 


In der vorliegenden Ausgabe ist demnach gemäss dem Vorgange 
Hartensteins die zweite Auflage zu Grunde gelegt. Die rein sprach- 
lichen Differenzen derselben, deren Angabe im Text den sachlichen Zu- 
sammenhang nur unliebsam stört, sind ohne Ausnahme in den „Anhang 
zur Textrevision“ verwiesen worden. Da die Grenze zwischen Sprach- 
lichem und Sachlichem nicht streng gezogen werden kann, so wird 
einiges angemerkt worden sein, was anderen dem Anhang zugehörig 
erscheinen mag; vielleicht auch umgekehrt. 

Diejenigen sachlichen Differenzen, deren Umfang und Inhalt einen 
unmittelbaren Vergleich beider Auflagen gestattet, sind dem Text als 
Anmerkungen beigefügt worden. Die übrigen, d. h. das Vorwort, die 
transscendentale Deduction und die Kritik der rationalen Psychologie 
der ersten Auflage sind zum Schluss als „Beilagen aus der ersten Auf- 
lage“ zusammengedruckt. 

Die zahlreichen Correcturen, die Kants schnelle Niederschrift des 
Werks, so wie der sehr fehlerhafte Druck desselben nothwendig gemacht 
hat, sind bis auf ganz vereinzelte Ausnahmen ebenso wie die sprachlichen 
Differenzen erst in dem Anhang angegeben worden. 

Am Rande des Textes habe ich die Originalpaginirung der zweiten 
Auflage zum Abdruck bringen lassen, weil ich gegentiber der höchst 
störenden Verwirrung im Citiren, die durch die mannigfachen bisherigen 
Ausgaben möglich geworden ist, vorschlagen möchte, die Originalpa- 
ginirung der zweiten Auflage künftig als die Normalpagini- 
rung zu benutzen. Gerade durch diese wird ein Vortheil gewonnen, 
der auf keine andere Weise erreicht werden könnte. Denn da die sp&- 
teren Auflagen dieser zweiten Seite für Seite nachgedruckt sind, so 
werden dadurch auch alle die Citate verständlich, die der umfangreichen 
Literatur von 1788 bis 1838 angehören. Ueberdies aber empfiehlt sich 
diese Paginirung dadurch, dass sie die kleinsten Abschnitte giebt, das 
Suchen also wesentlich erleichtert. 

Die Veranlassung zu der vorliegenden Ausgabe bot die Wahrnehmung, 
zu der ich durch die Untersuchung des Verhältnisses beider Auflagen 
geführt wurde, dass in allen bisherigen Ausgaben eine grosse Reihe 


x Vorwort des Herausgebers. 


von Differenzen, unter ihnen solche, die für das sachliche Verhältnis 
derselben bedeutungsvoll sind, übersehen worden ist. Näheres hierüber 
sowie tiber das Verhältniss der bisherigen Ausgaben enthält meine Be- 
sprechung der letzterschienenen Ausgabe der Kritik der reinen Vernunft 
(Wissenschaftliche Monatsblätter, Jahrgang VI (1878) Nr. 1 und 5). Die 
dort gefällten Urtheile finden durch diese Ausgabe und jene oben er- 
wähnte Erläuterungsschrift eine eingehendere Bestätigung. 


Berlin, am 22. Juni 1877. 
B. Erdmann. 


Vorwort des Herausgebers zur dritten Auflage. 


Ueber den Text der Kritik der reinen Vernunft ist in den letzten 
Jahren mehrfach gehandelt worden. Vaihinger hat in der „Notiz, den 
Kanttext betreffend‘ (Philos. Monatsh. 1881) das von ihm wieder- 
aufgefundene Correcturenverzeichniss Kantischer Schriften von Grillo 
aus dem Jahre 1795 besprochen, und im Anschluss an dasselbe eine 
Reihe von Textveränderungen empfohlen. Mehrfache Verbesserungs- 
vorschläge enthält ausserdem der erste Band seines Commentars zur 
Kr. d. r. V. (1881). Max Müller ferner hat sowohl in der Vorrede 
zu seiner Uebersetzung als in den Anmerkungen unter dem Text 
derselben einzelne Correcturen besprochen (J. Kant’s Oritique of pure 
reason, 1881). Einzelnes findet sich auch in der Zusammenstellung 
von Textveränderungen, die der Herausgeber des Werkes in der 
„Reclamschen Universalbibliothek der zweiten Auflage desselben vor- 
ausgeschickt hat (Jenaer Literaturzeitung, 1879, Nr. 80). Endlich 
habe ich in den „Nachträgen zur Kr. d. r. V.“ (1881) die Text- 
veränderungen abgedruckt und discutirt, die Kant selbst seinem Hand - 
exemplar des Werks eingefügt hat, und in der Einleitung zu meiner 
Ausgabe der Kritik der Urtheilskraft (1880) den eigenartigen Charakter 
des Wortlauts von Kants kritischen Schriften überhaupt besprochen. 

Eine Aeusserung Kants über den Text der Kr. d. r. V. in einem 
bisher unbeachtet gebliebenen Briefe an Biester vom Juni 1781 (man 


xn Vorwort des Herausgebers zur dritten Auflage. 


vgl. im Anhang zu dieser Ausgabe 8. 662) schreibe ich hier ab. Sie 
lautet: „Dieses Werk ist von mir zwar verschiedene Jahre durch wohl 
überdacht, aber nur in kurtzer Zeit in der gegenwärtigen Form zu 
Papier gebracht worden; weswegen auch theils einige Nachlässigkeiten, 
oder Uebereilungen der Schreibart, theils auch einige Dunkelheiten übrig 
geblieben seyn werden, ohne die Druckfehler zu rechnen, denen ich 
nicht abhelfen konnte, weil, wegen der Nahheit der Messe, das Ver- 
zeichnis derselben nicht gemacht werden konnte. ... . Ich konnte die 
Ausgabe des Werks nicht länger aufhalten, um den Vortrag mehr zu 
schleifen und der Fasslichkeit zu näheren. Denn, da ich, was die Sache 
selbst betrift, nichts mehr zu sagen hatte und sich die Erläuterungen 
auch am besten geben lassen, wenn man durch die Beurtheilung des 
Publici auf die Stellen gewiesen worden, die ihrer zu bedürfen scheinen 
(daran ich es in der Folge nicht werde fehlen lassen), da ich hoffe, 
dass diese Sache noch verschiedene Federn und dadurch auch mich be- 
schäftigen wird und überdem mein zunehmendes Alter (im 58sten Jahre) 
wegen besorglicher Krankheiten anrieth, das heute zu thun, was man 
vielleicht morgen nicht wird thun können: so musste die Ausfertigung 
der Schrift ohne Anstand betrieben werden; ich finde auch nicht, dass 
ich etwas von dem geschriebenen zurück zu haben wünschte, wohl aber 
sich hin und wieder Erläuterungen, dazu mich aber der Ersten Ge- 
legenheit zu Nutze machen werde, anbringen liessen.‘ 

Aus Gründen, die ich im Anhang zur Textrevision an ihren Orten 
dargelegt habe, konnte ich von den neuerdings geltend gemachten Text- 
veränderungen nur wenige als zutreffend aufnehmen. Einige der eigenen, 
Emendationen Kants, welche unzweifelhafte und an ihrer Stelle werth- 
volle Berichtigungen seiner Gedanken enthalten, habe ich in den An- 
merkungen des Anhangs eitirt. 

Weitaus den grössten Theil der in den Text aufgenommenen Ver- 
besserungen der früheren Auflagen verdanke ich einer erneuten Revision 
sowie der weitergehenden Kenntnissnahme von Kants Stilgewohnheiten, 
zu der ich Anlass hatte. Sie bestehen vielfach in Wiederherstellungen 
des ursprünglichen Wortlauts. 


Vorwort des Herausgebers zur dritten Auflage. x 


Die Herstellung eines sicheren Textes ist im allgemeinen die 
niedrigste Arbeit der historischen Forschung. Eben deshalb aber bildet 
sie eine elementare Voraussetzung auch für die Reconstruction der Ent- 
wicklungsgeschichte philosophischer Gedanken. Ob man diese Arbeit eine 
philologische nennen will, thut nichts zur Sache. Ich will daher gegen 
den Glauben Kuno Fischers, „freilich braucht man zu einer solchen 
Arbeit keine Philologie‘, nicht streiten, sondern nur erwähnen, dass 
Max Müller in der Vorrede zu seiner Uebersetzung anders urtheilt: „the 
tert of Kants Oritique has of late years become the subject of the most 
minute philological critieism, and it certainly offers as good a field for 
the exercise of eritical scholarship as any of the Greek and Roman 
elassics.“ Gegenüber dem Zusatz Kuno Fischers zu den oben angeführten 
Worten: „aber das Kind braucht einen Namen“, sei nur hervorgehoben, 
dass der Name Kantphilologie, den ich nie gebraucht habe, lediglich 
denjenigen bezeichnend erscheinen kann, für welche die philologische 
Methode nicht die selbstverständliche Grundlage wissenschaftlicher Ge- 
schichtsforschung ist. 


Kuno Fischer glaubt sich ferner, obgleich er aus der ganzen Zahl 
meiner Correcturen zu dem vorliegenden Werk, zur Kritik der Urtheils- 
kraft und zu den Prolegomenen nur eine einzige (von einem andern 
bemerkte) unzulängliche Textveränderung in der letztgenannten Schrift 
namhaft machen kann, zu dem Urtheil berechtigt: „Nach seinem [meinem] 
Verfahren zu urtheilen, erscheint die ‚Kantphilologie‘ als eine Kunst 
Druckfehler nicht bloss zu finden, sondern zu machen.“ Ich erwähne 
dazu, dass diejenigen, die wie Max Müller den Text des vorliegenden 
Werks an der Hand meines Anhangs durchgearbeitet haben, auch hier 
ein anderes Urtheil fällen (a. a. O. Vol. I, LV f.). 

An der Erörterung im Vorwort zur ersten Auflage über die 


Gründe, aus denen die zweite Originalausgabe von mir als Urtext ge- 
wählt ist, habe ich nichts zu ändern gefunden. 


Die Motive, aus denen Max Müller die erste Auflage bevorzugt, 
sind wesentlich persönlicher Natur: „Z have chosen the text of the First 


xıv Vorwort des Herausgebers zur dritten Auflage. 


Edition, first of all, because it was the centenary of that edition, which 
led me to carry out at last my long cherished idea of an English trans- 
Iation ... Secondiy I must confess that I have always used myself the 
First Edition ... and that, when I came to read the Second Edition, 
I never could feel so at home in st as in the first... Thirdly, I cer- 
tainly dislike in the Second Edition a certain apologetic tone, quite un- 
worthy of Kant. 

Am wenigsten hat mir Kuno Fischers Polemik Anlass zu einer 
Aenderung meiner Ueberzeugung bieten können. Derselbe glaubt, meine 
Begründung auf S. VI—VIII der Vorrede zur ersten Auflage seinen 
Lesern gegenüber in die Worte zusammenfassen zu dürfen, dass ich 
für mein Verfahren, „das alleinige Recht in Anspruch‘ nehme, „weil 
die zweite Ausgabe die fortgeschrittene Lehre Kants enthalte 
und funfzig Jahre hindurch der allein gelesene und wirksame 
Text der Kritik gewesen sei“. Diese Zusammenfassung verwerthet er 
unmittelbar darauf für seine Polemik folgendermassen: „Als ob man 
diesen vermeintlichen Fortschritt [ich spreche 8. VIII von ‚zwei 
bestimmt unterscheidbaren Phasen der Entwicklung Kants‘] und dieses 
vermeintlich allein gelesene Buch [ich erwähne 8. VI die That- 
sache, ‚dass die zweite Auflage diejenige ist, in der das Werk fast 
ausschliesslich seine historische Wirksamkeit erlangt hat‘] aus dem 
ursprünglichen Grundtext mit Hinzufügung der späteren Abweichungen 
nicht ebenso gut kennen lernte, als aus einer umgekehrt eingerichteten 
Ausgabe.“ Das letztere behauptet Kuno Fischer angesichts der That- 
sache, dass die Herausgeber der ersten Auflage die umfangreicheren 
Veränderungen der zweiten in vierundzwanzig resp. siebenundzwanzig 
Supplemente haben verstreuen, oder, wo dieselben auf fünf redueirt 
sind, den Grundtext der ersten Auflage durch noch viel zahlreichere 
Einklammerungen und abweichenden Druck haben unterbrechen müssen. 
Zum Schluss eitirt derselbe das Ergebniss meiner obigen Begründung 
mit den Worten, durch die ich im Vorwort zu den Prolegomenen 
8. VI den Vorschlag zu begründen suche, die Citate künftighin 
gleichmässig auf die Originalpaginirung der zweiten Auflage als 


Vorwort des Herausgebers zur dritten Aufinge. xv 


Norm zu beziehen, mit den Worten nämlich: da „doch darüber bei den 
Kundigen kein Zweifel mehr obwalten kann, dass allen wissenschaft- 
lichen Ausgaben des Kantischen Hauptwerks die zweite Auflage zu 
Grunde zu legen ist“. Diese Begründung glaubt Kuno Fischer in die 
Behauptung verwandeln zu dürfen: „d. h. der Leser soll glauben, dass 
dieser Herausgeber in dieser Sache der allein Kundige ist.“ Die so 
gewonnene Behauptung endlich illustrirt er folgendermassen: „Eine 
grundlose und nichtige Behauptung, die keinen Leser irre leiten wird, 
der zwischen besonnenem und blindem Wetteifer, zwischen der Sprache 
des Forschers und der Industrie eines Anfängers zu unter- 
scheiden weiss.‘ 

Auf eine tiefergehende Würdigung dieser Polemik leiste ich 
Verzicht. Was sie zur Sache bietet, erhellt aus der Analyse ihres 
Aufbaus. Auf die in ihr enthaltenen Schmähungen einzugehen, liegt 
für mich kein Grund vor. Dem Bedauern darüber: glaube ich je- 
doch Ausdruck geben zu sollen, dass ich mich an diesem „besonnenen 
Wetteifer‘‘ und dieser „Sprache des Forschers‘‘ Kuno Fischer nicht 
ganz ohne Schuld weiss. In meiner Erstlingsschrift über „Martin 
Knutzen und seine Zeit‘ habe ich vor nunmehr nahezu acht Jahren 
Kuno Fischers Art der Geschichtsschreibung, wenngleich selbstver- 
ständlich ohne jede Bemerkung, die den obigen Invectiven auch nur 
entfernt ähnlich wäre, so doch mit scharfen Worten charakterisirt (8. 
133—139). Kuno Fischer selbst deutet im Vorwort des erwähnten 
Werks, wo er von „der Industrie gewisser strebsamer Anfänger“ 
spricht, „die sich dadurch zu vergrössern suchen und die An- 
massung für ein profitables Geschäft halten“, in der ihm eigenen 
Weise auf diese Charakteristik hin. Ich erkläre gern, seit langem ge- 
lernt zu haben, dass in wissenschaftlichen Erörterungen jeder Streit 
gegen die Personen den Sieg der Sache hemmt. 

Kuno Fischer hat es zweckmässig gefunden, die eitirten Schmähungen 
fast auf jeder Seite seiner polemischen Ausführungen gegen mich zu vari- 
iren. Ich muss hier darauf verzichten dieselben wörtlich wiederzugeben. 
Aber ich bin bereit, sie niedriger zu hängen. Sie finden sich in seiner 


xvı Vorwort des Herausgebers sur dritten Auflage. 


„Geschichte der neuern Philosophie, dritter Band, dritte neu bearbeitete 
Auflage, München 1882“, 8. 565, 8. VIII; 8. 50, 8. 545 f. 

Man hat dafür Sorge getragen, dass diese Invectiven gegen 
meine Person in litterarischen und provinzialen Zeitschriften, ja sogar 
in der politischen Tagespresse verbreitet werden. Ich gebe zu, dass 
ich gegen Angriffe solcher Art ohne Waffen bin. 


Kiel, am 25. September 1883. 


B. Erdmann. 


Inhaltsverzeichniss. 


Selten der Selten der 
Original- vorliegenden 


ausgabe. Ausgabe. 
Vorwort des Herausgebers . . 5 v-X 
Vorwort des Herausgebers zur dritten Auflage XI-XxvI 
Vorrede zur zweiten Auflage . . .... .vm-xLıv 5-25 
Einleitung . 222..1-30 26-48 
I. Von dem Unterschiede der "reinen und empirischen 
Erkenntnis. . . 1 26 
I. Wir sind im Besitze gewisser Erkenntnisse a priori, and 
selbst der gemeine Verstand ist niemals ohne solche . 3 29 
II. Die Philosophie bedarf einer Wissenschaft, welche die 
Möglichkeit, die Principien und den Umfang aller Er- 
kenntnisse a priori bestimme 6 3 
IV. Von dem Unterschiede analytischer und synthetischer 
Urtheile . - 10 3 
V. Inallen theoretischen Wissenschaften der Vernunft sind 
synthetische Urtheile a priori als Principien enthalten 14 37 
VI. Allgemeine Aufgabe der reinen Vernunft B 19 4 
VII. Idee und Eintheilung einer besonderen Wissenschaft. 
unter dem Namen einer Kritik der reinen Vernunft . 24 4 
I. Transscendentale Elementarlehre . ni 31-732 49-484 
Erster Theil. Die transscendentale Aesthetik. . . . . 33-73 51-77 
Einleitung 8.1... 83 51 
1. Abschn. Von dem Raume. 8 2,3. 87 54 
2. Abschn. Von der Zeit. 3.4—7. B B 4 6 
Allgemeine a zur transscondentalen Acsthe- 
tik. 88... . BR 59 6 


XxvIm Inhaltsverseichniss. 


Zweiter Theil. Die transscendentale Logik . 
Einleitung. Idee einer transscendentalen Logik . . 
I. Von der Logik überhaupt 
II. Von der transscendentalen Logik. . . 
II. Von der Eintheilung der allgemeinen Logik in 
Analytik und Dialektik . R 
IV. Von der Eintheilung der transscendentslen Logik 
in die transscendentale Analytik und Dialektik 
Erste Abtheilung. Die transscendentale Analytik . 
Erstes Buch. Die Analytik der Begriffe. 
1. Hauptst. Von dem Leitfaden der Entdeckung 
aller reinen Verstandesbegriffe 
1. Abschn. Von dem. logischen Verstandenge- 
brauche überhaupt . 
2. Abschn. Von der logischen Function des Ver- 
standes in Urtheilen. 9.9... . 
8. Abschn. Von den reinen Veriandesogrifen 
oder Kategorien. $. 10—12. B EReN 
2. Hauptst. Von der Deduction der reinen Ver- 
standesbegriffe FORCE TE SEHE VORDER TREE 
1. Abschn. Von den Prineipien einer transscen- 
dentalen Deduction überhaupt. $. 13. B 
Uebergang zur transscendentalen Deduction der 
Kategorien. 9.14. ERRRT 
2. Abschn. Transscendentale Deduetion- der: rei- 
nen Verstandesbegriffe. $.15—27. . 
x Zweites Buch. Die Analytik der Grundsätze (trans- 
scendentale Doctrin der Urtheilskraft) 
Einleitung. Von der transscendentalen Urtheilskraft 
überhaupt. . 
1. Hauptst. Von dem Schematismus der reinen Ver- 
standesbegriffe 
2. Hauptst. System aller Grundsätze "den reinen 
Verstandes . B 
1. Abschn. Von dem obersten” Grundsstzo aller 
analytischen Urtheile . 
2. Abschn. Von dem obersten "Grundsstze aller 
synthetischen Urtheile 
%. Abschn. Systematische Vorstellung aller ayn- 
thetischen Grundsätze des reinen Verstandes 
1. Axiome der Anschauung 


Beiten der Beiten der 
Original- vorliegenden 


ausgabe. Ausgabe. 
714-732 78-484 
74-88 78-87 
74 78 
79 8 
82 83 
87 86 
89-349 88-250 
%-169 89-137 
9 89 
9 Ei) 
% 92 
102 96 
116 105 
116 105 
124 110 
129 113 
169-349 138-250 
171 139 
176 142 
187 148 
189 150 
193 152 
197-294 155-213 
202 158 


Inhaltsverzeichniss. XIX 


Seiten der Seiten der 
Original- vorliegenden 
ausgabe. Ausgabe. 


2. Anticipationen der Wahrnehmung . . . . 207 161 
8. Analogien der Erfahrung . . . . 218 168 
Erste Analogie. Grundsatz der Beharrlich- 
keit der Substanz . . . 224 172 
Zweite Analogie. Grundsatz der Zeitfolge 
nach dem Gesetze der Causalität. . . 232 177 


Dritte Analogie. Grundsatz des Zugleich- 
seines nach dem Gesetze der Wechsel- 
wirkung . D 

4. Postulate des empirischen Denkens überhaupt 
Allgemeine Anmerkung zum Systeme der Grund- 
WERE Et 288 210 

3. Hauptst. Von dem Grunde der Unterscheidung 

aller Gegenstände überhaupt in Phaenomena und 


Noumena . . 294 214 
Anhang. Von der Amphibolie der Retiexionsbegrifie 316 2831 
/ Zweite Abtheilung. Die transscendentale Dialektik . 349-732 251-484 
Einleitung . . nn nn. 349-866 251-261 
I Vom transscondentalen Scheine. 51% 349 251 
II. Von derreinen Vernunft, als dem Sitze des‘ trana- 
scendentalen Scheines . . . REN Sraer 355 254 
A. Von der Vernunft überhaupt ER r 355 254 
B. Vom logischen Gebrauche der Vernunft . # 359 257 
C. Von dem reinen Gebrauche der Vernunft . 362 258 
ww Erstes Buch. Von den Begriffen der reinen Vernunft 366-396 262-279 
x 1. Abschn. Von den Ideen überhaupt . . . . 368 263 
2. Abschn. Von den transscendentalen Ideen . 377 268 
3. Abschn. System der transscendentalen Ideen 3% 276 
Zweites Buch. Von den dialektischen Schlüssen der 
reinen Vernunft . . . 396-732 280-484 
1. Hauptst. Von den Paralogismen den: reinen ı Ver- 
auf. ... 39 281 
Allgemeine Anmerkung, den Vebergang von der ratio- 
nalen Psychologie zur Kosmologie betreffend . . 428 298 
2. Hauptst. Die Antinomie der reinen Vernunft . 432 301 
1. Abschn. System der kosmologischen Ideen . 485 303 
2. Abschn. Antithetik der reinen Veruwft . . 448 310 
Erste Antinomie . . 2 2 2200. 454 314 
Zweito Antinomie . 2 220 en 462 320 
Dritte Antinmie . 2 2: 222000 472 328 


Vierte Antinomie . . BEI 40 334 


Inhaltsverzeichniss. 
z Selten der Seiten der 
Original- vorliege: 
ausgabe. 
“- 3. Abschn. Von dem Interesse der Vernunft bei 
diesem ihrem Widerstreite . . 40 340 
4. Abschn. Von den transscendentalon Aufgaben 
der reinen Vernunft, in so fern sie schlechter- 
dings müssen aufgelöst werden können . . 504 348 
5. Abschn. Skeptische Vorstellung der kosmolo- 
gischen Fragen durch alle vier transscenden- 
talen Ideen . . . 518 863 
6. Abschn. Der transscondentale 1dealismus, als 
der Schlüssel zu Auflösung der kosmologischen 





Dialektik . . . 518 857 
7. Abschn. Kritische Entscheidung des "kosmolo- 

gischen Streites der Vernunft mit sich selbst . 625 361 
8. Abschn. Regulatives Princip der reinen Ver- 

nunft in Ansehung der kosmologischen Ideen . 636 367 


9. Abschn. Von dem empirischen Gebrauche des 
regulativen Princips der Vernunft in Bas 
aller kosmologischen Ideen. . . . 543 372 
I. Auflösung der kosmologischen Idee von 
der Totalität der Zusammensetzung der Er- 
scheinungen in einem Weltganzen . 5 545 873 
II. Auflösung der kosmologischen Idee von der 
Totalität der Theilung eines gegebenen 
Ganzen in der Anschauung. . . . . - 551 376 
Schlussanmerkung und Vorerinnerung. . . 556 379 
II. Auflösung der kosmologischen Ideen von 
der Totalität der Ableitung der Weltbe- 


gebenheiten aus ihren Ursachen . . . . 560 382 
Möglichkeit der Causalität durch Freiheit . . 566 385 
Erläuterung der kosmologischen Idee einer 
Freiheit . . . 570 387 


IV. Auflösung der kosmologischen Idee von der 
Totalität der Abhängigkeit der Erscheinun- 


gen ihrem Dasein nach überhaupt . . . 587 397 
Schlussanmerkung zur ganzen Antinomie der 

reinen Vernunft. . . . oo. 598 401 

3. Hauptst. Das Ideal der reinen Vernunft Der 595 402 

1. Abschn. Von dem Ideal überhaupt . . . . 595 402 


2. Abschn. Von dem transscendentalen Ideal . 599 405 
3. Abschn. Von den Beweisgründen der specu- 

lativen Vernunft, auf das Dasein eines höchsten 

Wesens zu schliessen. . » . -» - 2... su 412 


Inhaltsverzeichniss. 


4. Abschn. Von der Unmöglichkeit eines ontolo- 
gischen Beweises vom Dasein Gottes . 

5. Abschn. Von der Unmöglichkeit eines kos- 
mologischen Beweises vom Dasein Gottes 
Entdeckung des dialektischen Scheines in allen 
transscendentalen Beweisen vom Dasein eines 
nothwendigen Wesens 

6. Abschn. Von der Unmöglichkeit den. physiko- 
theologischen Beweises R 

7. Abschn. Kritik aller Theologie aus "apecal 
tiven Principien der Vernunft Br 

Anhang zur transscendentalen Dialektik . r 
Von dem regulativen Gebrauche der Ideen der 
reinen Vernunft 
Von der Endabsicht der natürlichen Dialektik 

der menschlichen Vernunft . 

U. Transscendentale Methodenlehre . 
Einleitung Bu EN ee 3 
Erstes Hauptst. Die Disciplin der reinen Vernunft 

1. Abschn. Die Disciplin der reinen Vernunft im 
dogmatischen Gebrauche “ 

2. Abschn. Die Disciplin der reinen Vernunft in 
Ansehung ihres polemischen Gebrauchs . 

Von der Unmöglichkeit einer skeptischen Befrie- 


digung der mit sich selbst ee reinen 


Vernunft } 
8. Abschn. Die Disciplin der reinen Vernunft i in 
Ansehung der Hypothesen . 
4. Abechn. Die Disciplin der reinen Vernunft in 
Ansehung ihrer Beweise ERBE IST 
Zweites Hauptst. Der Kanon der reinen Vernunft 
1. Abschn. Von dem letzten Zwecke des reinen 
Gebrauchs unserer Vernunft 
2 Abschn. Von dem Ideal des höchsten Guts 
3. Abschn. Vom Meinen, Wissen und Glauben 
Drittes Hauptst. Die Architektonik der reinen 
Vernunft B 
Viertes Hauptst. Die Geschichte der reinen Ver- 
aunft 





ausgabe. 


620 


631 


642 


648 


697 
733-884 
735 
7136-823 
740 


766 


786 


xxı 


Seiten der Seiten der 
Original- vorliegenden 
Ausgabe. 


417 


424 


481 


434 


xzxu Inhaltsverzeichniss. 


Beilagen aus der ersten Auflage. 


2 


Erste Beilage. Vorrede zur ersten Auflage . . 
Zweite Beilage. Der Deduction der reinen Verstandes- 
begriffe zweiter und dritter Abschnitt = 
2. Abschn. Von den Gründen a priori zur Mög- 
lichkeit der Erfahrung 
3>Abschn. Von dem Verhältnisse den. Verstandes 
zu Gegenständen überhaupt und der Möglichkeit, 
diese a priori zu erkennen . 
Summarische Vorstellung der Richtigkeit. dieser De. 
duction der reinen Verstandesbegriffe pi 
Dritte Beilage. Zu dem Hauptstück von den Para- 
logismen der reinen Vernunft. mg 
Erster Parslogismus, der Sabstantialität R 
Zweiter Paralogismus, der Simplici s 
Dritter Paralogismus, der Personalität . 
Vierter Paralogismus, der Idealität . a 
Betrachtungen über die Summe der reinen Seelen- 
lehre 








Anhang des Herausgebers zur Textrevision 


1-xv1 


95-130 


% 


6 


614-641 
64 
eu 
62% 
62! 


68! 


Kritik 
der 


reinen Vernunft. 


1787. 





BACO DE VERULAMIO. 


INSTAURATIO MAGNA. PRAEFATIO. 


De nobis ipsis silemus. De re autem, quae agitur, petimus: ut homines cs 
mon opinionem, sed opus esse cogitent; ac pro certo habeant, non sectae nos alicujı 
aut placiti, sed utilitatis et amplitudinis humanae fundamenta moliri. Deinde ut sı 
eommodis aequi ... in eommune consulant .. et ipsi in partem veniant. Practeren 
bene sperent, neque instaurationem nostram ut quiddam infinitum et ultra mortı 
fingant et animo concipiant; quum revera sit Infiniti erroris finis ot terminus legitimu 





3 Dieses Motto ist ein Zusatz der zweiten Auflage. 


Sr. Excellenz 
dem Königlichen Staatsminister 


FREIHERRN VON ZEDLITZ. 


Gnädiger Herr! 


Das Wachsthum der Wissenschaften an seinem Theile befördern, 
seisst an Ew. Excellenz eigenem Interesse arbeiten; denn dieses ist 
mıt jenen nicht bloss durch den erhabenen Posten eines Beschützers, 
sondern durch das viel vertrautere Verhältniss eines Liebhabers und 
erleuchteten Kenners innigst verbunden. Deswegen bediene ich mich 
auch des einzigen Mittels, das gewissermassen in meinem Vermögen 
ist, meine Dankbarkeit für das gnädige Zutrauen zu bezeigen, womit 
Ew. Excellenz mich beehren, als könne ich zu dieser Absicht etwas 
beitragen. 


1. 


4 Zueignung. 


[‚Demselben gnädigen Augenmerke, dessen Ew. Excellenz die 
erste Auflage dieses Werks gewürdigt haben, widme ich nun auch 
diese zweite und hiermit zugleich alle übrige Angelegenheit meiner 
literarischen Bestimmung, und bin mit der tiefsten Verehrung !] 


Ew. Excellenz 


Königsberg, unterthänig gehorsamster Dienss 
den 23. April 1787.° 
IMMANUEL KANT. 





3 Statt des obigen Absatzes stehen in der ersten Auflage die beiden folgenden: 

„Wen das speculative Leben vergnügt, dem ist, unter mässigen Wünschen, der 
Beifall eines aufgeklärten, giltigen Richters eino kräftige Aufmunterung zu Bemü- 
bungen, deren Nutzen gross obzwar entfernt ist, und daher von gemeinen Augen 
gänzlich verkannt wird. 

Einem solchen und demen yuädigem Augenmerke widme ich nun diese Schrift 
und seinem Schutze alle übrige Angelegenheit“ u. 5. w. . 

% Die Vorrede der ersten Auflage ist vom 29. Mär« 1781 datirt 


VORREDE 2 


zur sweiten Auflage! 


Ob die Bearbeitung der Erkenntnisse, die sum Vernunftgeschäft 
gehören, den sicheren Gang einer Wissenschaft gehe oder nicht, das 
lässt sich bald aus dem Erfolg beurtheilen. Wenn sie nach viel ge- 
machten Anstalten und Zurüstungen, so bald es sum Zweck kommt, in 
Stecken geräth, oder, um diesen zu erreichen, öfters wieder zurückgehen 
und einen anderen Weg einschlagen muss; imgleichen wenn es nicht 
möglich ist, die verschiedenen Mitarbeiter in der Art, wie die gemein- 
schaftliche Absicht verfulgt werden soll, einhellig zu machen: so kann 
man immer überzeugt sein, dass ein solches Studium bei weitem noch 
nicht den sicheren Gang einer Wissenschaft eingeschlagen, sondern ein 
blosses Herumtappen sei, und es ist schon ein Verdienst um die Vernunft, 
diesen Weg wo möglich ausfindig zu machen, sollte auch manches als 
vergeblich aufgegeben werden müssen, was in dem ohne Ueberlegung 
vorher genommenen Zwecke enthalten war. 

Dass die Logik diesen sicheren Gang schon von den ältesten vın 
Zeiten her gegangen sei, lässt sich daraus ersehen, dass sie seit dem 
ArıroTeLns: keinen Schritt rückwärts hat thun dürfen, wenn man ihr 
nicht etwa die Wegschaffung einiger entbehrlicher Subtilitäten oder 
deutlichere Bestimmung des Vorgetragenen als Verbesserungen anrechnen 
will, welches aber mehr zur Eleganz als zur Sicherheit der Wissenschaft 
gehört. Merkwtirdig ist noch an ihr, dass sie auch bis jetzt keinen Schritt 
vorwärts hat thun können, und also allem Ansehen naclı geschlossen und 


% Die Vorrede zur ersten Auflage ist Im Anhang als „Erste Beilage“ abgedruckt. 


6 Vorrede 


vollendet zu sein schein. Denn, wenn einige Neuere sie dadurch zu 
erweitern dachten, dass sie theils psychologische Capitel von den ver- 
schiedenen Erkenntnisskräften (der Einbildungskraft, dem Witze), theils 
metaphysische über den Ursprung der Erkenntniss oder der ver- 
schiedenen Art der Gewissheit nach Verschiedenheit der Objecte (dem 
Idealismus, Skepticismus u. s. w.), theils anthropologische vun Vor- 
urtheilen (den Ursachen derselben und Gegenmitteln) hineinschoben, so 
rührt dieses von ihrer Unkunde der eigenthümlichen Natur dieser Wissen- 
schaft her. Es ist nicht Vermehrung, sondern Verunstaltung der Wissen- 
schaften, wenn man ihre Grenzen in einander laufen lässt; die Grenze der 
Logik aber ist dadurch ganz genau bestimmt, dass sie eine Wissenschaft 
ıx ist, welche nichts als die formalen Regeln alles Denkens (es mag « priors. 
‚oder "empirisch : sein, einen Ursprung oder Öbjeet h haben, welches es wulle, 
in unserem Gemüthe zufällige oder natürliche Hindernisse antreffen) 
ausführlich darlegt und strenge beweist. 
"Dass es der Logik so gut gelungen ist, diesen Vortheil hat sie 
bloss ihrer Eingeschränktheit zu verdanken, dadurch sie berechtigt, ja 
verbunden ist, von allen Objecten der Erkenntnis und ihrem Unterschiede 
zu abstrahiren, und in ihr also der Verstand es mit nichts weiter als 
sich selbst und seiner Form zu thun hat. Weit schwerer musste es 
natürlicher Weise für die Vernunft sein, den sicheren Weg der Wissen- 
schaft einzuschlagen, wenn sie nicht bloss mit sich selbst, sondern auch 
mit Objecten zu schaffen hat; daher jene auch als Propädeutik gleich- 
sam nur den Vorhuf der Wissenschaften ausmacht, und wenn von 
Kenntnissen die Rede ist, ınan zwar eine Logik zu Beurtheilung derselben 
voraussetzt, aber die Erwerbung derselben in eigentlich und objeetiv so 
genannten Wissenschaften suchen muss. 
Sofern in diesen nun Vernunft sein soll, so muss darin etwas 
4 priori erkannt werden, und ihre Erkenntniss kann auf zweierlei Art 
auf ihren Gegenstand bezogen werden, entweder diesen und seinen 
x Begriff (der anderweitig gegeben werden muse) bloss su bestimmen, 
oder ihn auch wirklich zu machen. Die erste ist theoretische, 
die andere praktische Erkenntniss der Vernunft. Von beiden muss 
der reine Theil, so viel oder so wenig er auch enthalten mag, nämlich 
derjenige, darin Vernunft gänzlich a prior ihr Objeet bestimmt, vorher 
allein vorgetragen werden, und dasjenige, was aus anderen Quellen 


mus. All ‚m uuumnuiel le m are Andkmumniemnadt ln Ale 

Mathematik und ‘Physik sind die beiden’ theoretischen Erkennt- 
nisse der Vernunft, welche ihre Objecte # prior bestinimen sollen, die 
erstere ganz rein, die zweite wenigstens zum Theil rein, dann aber auell 
nach’ Massgabe anderer Erkenntuissquellen als der der Vernunft, 

» Die Mathematik: ist’ von den frühesten Zeiten ler, wohin die 
Volke der Griechen den sicheren Weg einer Wissenschaft! gegangen. 
‚Allein man darf nicht denken, dass'es ihn so leicht geworden wie der 
Logik) "wo die Vernunft es nur mit sich sellise zu thun hat jenen könig- 
lichen Weg zu’ treffen oder vielmehr: sich selbst zu balmen; viehnehr.xı 
glaube ich, dass &s lange mit'ihr (vornehmlieh noch unter 
‚Herumtappen geblieben: 


Pe brachte, von welchem an die Bahn, die minn 
nehmen musste, nicht mehr zu verfehlen war, und der sichere Gang 
einer Wissenschaft für alle Zeiten und in unendliche Weiten eingeschlagen 
und vorgezeichnet war. Die Geschichte dieser Revolütion der Denkart, 
welche viel wichtiger ‘war’ als die Entdeckung des Weges um Ans 
berühmte Vorgebirge, und des @ucklichen der sie“ zu Stande brachte, 





nd den peichnchenkigen Triangel demonstrirte (er mag 
wie man will geheissen haben), dem ging ein Licht 
a 
en blossen Begriffe derselben nachspüren und. gleichsam davon 
EIS ERESUeSBREIBEEIR DIENT Kar Fe das, was er nach Begriffen 


E} " Vorred 


selbst # priri hineinduchte und‘ darstellte (durch Construstion), hervor- 
bringen müsse, ‚und dass er, wu sicher etwas # ;prieri zu wissen, der 
Sache nichts ‚beilegen müsse, ‚als was aus dem nothwendig folgt, was 
er seinem Begriffe geinäss, selbst in-sie gelegt hat. ) ; v } 
ee 
Heeresweg. der Wissenschaft‘ traf; ‚denn es sind nur etwa anderthalb 
Jahrhunderte, ‚dass der. Vorschlag ‚des sinnreichen Baco vos Veruzam 
diese Entdeckung theils veranlasste, theils, da man bereits auf der Spur 
derselben war, mehr. belehte, ‚welcho.eben.sowol nur durch eine schnell 
vorgegangene Revolution der Denkart erklärt werden kann. Ich will 
hiernun. die Naturwissenschaft, iso fürn sid auf empirische ee 
1 See nu 
. Als Gaumer seine Kugeln ‚die. schiefe, Fläche mit,einer aa 
eelbat. gewählten Schwere ‚herabrollen oder, Tommoruur die Luft ein 
‚Gewicht, was.er,sich-zum voraus dem ‚einer ilım bekannten Wassersiule 
gleich, gedacht hatte, tragen liess oder ‚in noch. späterer Zeit: Sram, 
az Metalle in. Kalk, und diesen. wiederum in Metall verwandelte, indem er 
ihnen ‚etwas .entzog und wiedergab,* so ging allen Naturfurschern ein 
Licht ‚auf. „Sie begriffen, dass die. Vernunft nur das einsieht, was sie 
selbst nach. ihrem Entwurfe. hervorbringt, dass ‚sie mit Prineipien ihrer 
Urtheile nach beständigen Gesetzen vorangehen und die Natur nöthigen. 
müsse, auf ihre Tragen zu antworten, nicht: aber sich: von- ihr allein 
gleichsam „am, Leitbande. gängeln lassen müsse; ‚denn ‚sonst: hängen 
zufällige, nach keinem vorher entworfenen Plane gemachte Beobachtungen 
gar wicht in einem nothwendigen. Gesetze zusammen, welches doch die 
Vernunft, sucht und. bedarf, Die Vernunft muss mit. ihren Prineipien, 
nach denen allein, üibereinkommende. Erscheinungen für Gesetze gelten 
können, in einer Hand, und. mit.dem Experiment, das sie nach jenen 
ausdachte, in.der auderen.an die Natur gehen, zwar tun. von-ihr belehrt 
zu ‚werden, aber nicht. in der Qualität, eines. Schtilers, / der. sich allea 
vorengen lässt, was der. Lehrer, will, sondern eines bestallten Richters, 


ar * Ich folge hier nicht genau dem Faden dor Geschichte dar Exporlmentalmethode, 
deren 0 arms Anfänge auch nicht wol bekannt sind. 


'& Hier fohlt das Ohjeet zu Jhervorbringen“, etma die ‘Worte „seinen Gezonstand 
Mlarerst“, Im 


"zur zweiten Auflage. 9 


der ‚die Zeugen nöthigt auf ‚die Fragen zu antworten, die er ihnen 
worlegt., Und so hat'sogar Physik die so vortheilliafte Revolution ihrer 
Denkart lediglich dem- Einfalle: zu verdanken, demjenigen, was dio xıv 
Vernunft selbst in die Natur hineinlegt, gemäss dasjenige in ihr zu 
suchen (nicht ihr anzudichten); was sie vun. dieser lernen muss und + 
wovon: sie für, sich ‘selbst nichts wissen würde. Hierdurch‘ ist die 
Natürwissenschaft allererst in den sicheren Gäng einer “Wissenschaft 
gebracht‘ worden, da sie s0 viel Jahrhunderte durch nichts ‘weiter als 
ein 'blosses: Herumtappen gewesen wa. 000000 m mn 
_ Des Mntapltyeiicyalute yuna ur kitän mpes ren Nein 
niss, ‚die sich gänzlich. über Erfahrungsbelehrung erhebt, und: zwar durch 
blosse Begriffe (nicht wie Mathematik dureh Anwendung derselben auf 
Anschauung), wo also. Vernunft selbst ihr/eigener Schüler sein soll, ist 
das Schicksal bisher noch. so günstig nicht gewesen, dass sie den sicheren 
Gang einer Wissenschaft ‚einzuschlagen vermocht 'hitte, ob, sie gleieli 
älter ist als alle übrigen, und bleiben würde, wenn gleich die übrigen 
insgesammt in dem-Schlunde ‚einer ‘alles vertilgenden Barbarei‘ günzlich 
verschlungen werden sollten. Denn in ihr geräth die Vernunft eontinuirlich 
in ‚Stecken, ‚selbst wenn sie diejenigen Gesetze, welche die gemeinste Er 
fahrung bestätigt, (wie sie. sich anmasst) @ prieri einsehen will In ihr 
muss man unzählige. Male den: Weg zurück thun; weil man findet, ‚dass 
er dahin nieht fährt, woman hin will, ‚und-was die Einhelligkeit ihrer 
Anhäriger in Behauptungen betrifit, #0 ist sie noch'so weit davon entfernt; ıv 
dass sie vielmehr ein Kampfplatz ist, der ganz eigentlich ‚dazu bestimmt ... 
zu sein scheint, seine Kräfe im Spielgefochte' zu üben, auf dem noch 
niemals irgend ‚ein Fechter sich aueh den kleinsten. Platz hat erkämpfen 
und anf seinen Sieg einen dauerhaften. Besitz gründen können. Es int 
also kein Zweifel, dass ihr Verfahren bisher ein blosses Herumtappen 
und, was das Schlimmste ist, unter blossen Begriffen ‚gewesen sei, 
Woran liegt es. nun, dass hier noch kein sicherer Weg der Wissen- 


ET TEN Vertrauen in nnsere Vernunft-zu 
setzen, wenn sie uns in einem der wichtigsten Stücko unserer Wissbegierde 
nieht. bloss verlässt, sondern durch Vorspiegelungen hinhält und am 


10) Vorreile 


Ende beträgt! Oder ist er bisher nur verfehlt: welche Anzeige können 
wir benutzen, ‚tm bei’ ernenertem Nachsuchen zu hoffen, dass wir glück- 
+ lieher-sein werden, 'als andere vor uns gewesen ind? 7°... 
‚Ich sollte, meinen, die: Beispiele der Muthematik und Naturwissen- 
xvı schaft, ‚die dureh eine’ auf einmal -zu Stande gebrachte Revolution dus 
göwarden sind was sie jetzt sind, wären merkwürdig genug, um dem 
wesentlichen Stücke der Umänderung der Denkart, die ihnen so vortheilhaft 
geworden ist; nachzusinnen und ihnen, so’ vid'ihre Analogie als Vernunft 
erkenntnisse mit der Metaphysik verstattet; hierin wenigstens zum Ver- 
suche nachzunhmen. Bisher ‘nahm man an, alle unsere Erkenutnies müsse 
sich nach dein Gegenständen richten; aber ’alle Versuche über sie a'priori 
etwas dürch Begriffe auszumachen, wodurch unsere Erkenntniss erweitert 
würde, gingen unter dieser Voraussetzung zu nichtee Man versuche es 
daher einmal, ob wir nicht in den Aufgaben der Metaphysik damit besser 
fortkommen, dass wir annehmen, die Gegenstände miissen sich nach 
unserer Erkentniss richten, welches so schon besser mit der verlangten 
Möglichkeit einer Erkenntniss derselben = pröori zusammenstimmt, ‚die 
über Gegenstände, ehe sie uns gegeben werden, etwas festsetzen soll. 
Esist hiermit eben 30 als mit’dem ersten Gedanken des Corensıcus be 
wandt, der, nachdem es mit der Erklärung der Himmelsbewegungen nicht 
‚gut fort wollte, wenn er nmmahm, das ganze Sternheer drehe sich um den 
Zuschauer, versuchte, ob’ es nicht besser gelingen möchte, wenn er den 
Zuschauer sich drehen und dagegen die Sterne in Ruhe liess, ‘In der 
zvı Metaphysik kann manınun, was die Anschauung der Gegenstände be- 
trifft, es auf ähnliche Weise versuchen. Wenn die Anschawung sich nach 
der Beschaffenheit der Gegenstände riehten miisste, so sehe ich nicht ein, 
wie ınan # prior von ihr etwas wissen könney richtet eich aber der Ge- 
genstand (als Objeet der Sinne) nach der Beschaffenheit unseres An- 
schauungsvermögens; so kann ich mir diese‘Möglichkeit ganz wol vor 
stellen. Weil ich aber bei diesen Anschauungen, "wenn 'sie Erkenntnisse 
werden sollen, nieht stehen bleiben kann, sondem’sie als Vorstellungen 
auf irgend etwas als Gegenstand beziehen und diesen durch jene bestimmen 
muss, so kann ich entweder annehmen, die Begriffe, wodurch ich diese 
Bestimmung zu Stande bringe, richten sich auch nach dem Gegenstande, 
und dann bin ich wiederum in ‚derselben Verlegenheit wogen der Art, 
wie ich a priord hiervon etwas’wissen könne; oder ielı nelime an, die Ge- 





12 Norrede 


weisen versehen, welches beides nach der bisherigen Verfahrungsart 
‚Vermögens @ priori zu erkennen im ersten Theile der Metaphysik ein 
beschäftigt, dem Anscheine nach sehr nachtheiliges Resultat, nämlich dass 
wir mit ihm nie über die Grenze möglicher Erfahrung hinauskommen 
‚können, welches doch gerade‘ die wesentlichste Angelegenheit dieser 
xx Wissenschaft ist.‘ Aber "hierin liegt eben das Experiment einer Gegen- 
probe der Wahrheit des Resultats jener ersten Würdigung unserer Ver. 
nunfterkenntniss « priori, dass sie nämlich nur auf Erscheinungen gehe, 
die Sache an sich selbst dagegen zwar als für sich wirklich, ‚aber von 
uns unerkannt liegen lasse. Denn das; was uns 'nothwendig ber die 
Grenze der Erfahrung und aller Erscheinungen hinaus zu gehen treibt, 
ist Ans Unbedingte, welches die Vernunft in.den Dingen an sich selbat 
nothwendig und mit allem Recht zu allem Bedingten, und dadurch die Reihe 
der Beilingungen als vollendet verlangt. Findet sich nun, wenn man an- 
nimmt, unsere Erfahrungserkemitniss richte sich nach den Gegenstiinden 
als Dingen an sich selbst, dass das Unbedingte ohne Widerspruch 
gar nieht gedacht werden könne; dagegen wenn man annimmt, unsere 
Vorstellung der Dinge, wie sie uns gegeben werden, richte sich nicht 
nach‘ diesensle Dingen an eich selbst, sondern diese Gegenstände vielmelır 
als Erscheinungen richten sieh nacli unserer Vorstellungsart, der Wider- 
spruch wegfalle; und dass folglich das Unbedingte nicht an Dingen, 
80 fern wir sie kennen (sie uns gegeben werden), wol aber an ihnen, so 
fern wir sie nicht kennen, als Sachen an sich. selbst, angetroffen werden 
müsse: #0 zeigt sich, dass, was wir anfangs nur zum Versuche annahrmen, 
xxı gegründet sei.* Nun bleibt uns immer noch tibrig, nachdem der spseu- 
lstiven Vernunft alles Fortkommen in diesem Felde des Uebersinnlichen 





* Dieses Exjriment der reinen Vorminft hat mit dem der Ühemiker, welches 
ale manchmal don Versuch der Reduction, im allgemeinen aber das synthetische 
Verfahren nennen, viel Achnlichos, Die Analysis des Motauphysikers schled 
dio reine Erkenntnis a priori- In zwei sohr ungleichartige Elements, nämlich die 
der Dinge als Erscheinungen und dann der Dinge an sich selbst Die Dialektik 
verbindet beide wiederum zur Einholligkeit mit dor nothwendigen Vornunftidse 
des Unbodingten und findet, dass diese Einhelligkeit niemals anders, als durch 
jene Unterscheldung herauskomme, welche also die wahre ist 








zur zweiten Auflage 18 


abgesprochen worden, ‚zu versuchen, ob sich nicht in ihrer praktischen 
Erkenninies-Data finden, jenen transscendenten Vernunftbegriff des Un- 
bedingten zu ‚bestimmen, und ‚auf solche Weise dem Wunsche der Meta- 
phyeik gemäss über. die Grenze aller möglichen Erfahrung hinaus mit 
unserer, «aber mir in praktischer-Absicht möglichen Erkenntnis a prieri 
zu gelangen. Und -beieinem solchen Verfahren hat uns die speeulative 
Vernunft zu: solcher Erweiterung immer doch wenigstens Platz verschafft, 
wenn: sie ihn gleich leer lassen: musste, und es bleibt uns also noch um+ 
'  benotmmen; ja wir sind! gar. dazu durch sie aufgefordert; ihn durch-prak- xın 
sche Data derselben, wenn wir können, wuszufüllen® " 1 udn) 

- In: jenem: Versuche, ‚das bisherige Verfahren der Metaphysik um- 
Naturforscher eine gänzliche Revolution mit derselben vornehmen; * bestelit 
nun das Geschäft dieser |Kritik der reinen speculativen' Vernunft. ‘Sie 
ist ein Tractat‘ von der Methode, nicht ein System der Wissenschaft ı > 
selbst; aber sie verzeichnet’ gleichwol.den ganzen Umriss derselben, s0- 
wol'in Ansehung ihrer Grenzen als auch des ganzen inneren @liederbaus ırın 
derselben. : Denn das hat die reine speculative Vernunft Eigenthümliches 
an sich, dass ‚sie ihr eigenes Vermögen nach Verschiedenheit der‘ Art, 
wie sie sich Objeote zum Denken wählt, ausmessen, und auch selbst die 
mancherlei Arten, sich Aufgaben vorzulegen, vollständig vorzählen und 
so. den ganzen ne zu einem: rn der era iaen "verzeichnen 
—— N m 

"8 nn die Sean Ze Be "der Hinnmalsköeper dem, 


was Cormasıcus anfünglich nar als Hypothese annahım, ‚Gewissheit, und 
bewiesen zugleich die unsichtbare den Waltbau verbindendo Kraft (der Newton'schen 
ee ee a ee 
gewagt hätte, auf eine widerinnige über doeh wahre Art,‘ die beobichteten Ba: 
wegungen nicht in den ‚Gegenständen des Himmels, sondern in ihrem Zuschauer zu 
suchen Ich stelle in dieser Verrede dio in der Kritik vorgetragene, Jensr Hypotkuss 
uaalpe> Üipnrung, de Deren ca ran a0 I A der 
Abhandlung selbst aus der Beschaffenheit unserer Vorstellungen van Raum und Zeit 
ER TE a Vormkai leat Vriehe sondern npodiktlsch 
Fon en a ee erg ee mngicn 
hypotbetisch sind, bemerklich au machen I lu wu 


ar ei zu mal Di an Di sr 
die Worte: ‚dr dem sichören Gang eins Wissenschaft zu gebau-, WENDE % 
BVZ ERKZ LU 0) u ee 








14 Vorrsdie‘ 


kann und soll; weil, was das erste betrifft, in-der Erkenntnis a priort 
den Objeeten nichts beigelegt‘ werden ‚kann, als was das denkende 
Subject aus sich selbst hernimmt , und, was ‚das zweite anlangt, sie in 
Anschung: der- Erkenntnissprineipien eine gunz abgesonderte, fir sich 
bestehende Einheit ist, in welcher ein jedes Glied, wie in einem organi- 
sirten Kürper, um aller anderen und. ‚alle um eines willen da sind, und 
kein Princip mit Sicherkeit in einer Bezishung genommen 'werden 
kann, ‚ohne,es zugleich in-der durebgängigen Beziehung zum ganzen 
+ reinen. Vernunftgebrauchuntersucht zu haben." Dafltr aber hat auch die 
Metaphysik das seltene Glück, welches ‚keiner anderen Vernunftwissen: 
schaft, «die, es mit Objecten zu thun hat (denn die Lögik beschäftigt 
sich nur mit der Form des Denkens tiberhaupt), zu ‘Theil werden kann, 
dass, ‚wenn sie durch diese Kritik in den sieheren Gang einer Wissen- 
schaft "gebracht. worden, sie. das ganze ‚Feld‘ der. für sie gehörigen 
zxıy Erkenntnisss völlig befassen und also, ihr 'Werk vollenden und für die 
‚niederlogen' kann, weil sie es bloss mit. Priheipien- und. den Ein+ 
schränkungen ihres ‚Gebrauchs ‘zu thun hat, welche durch jene selbst 
bestimmt ‚werden. Zw dieser, Vollständigkeit ist sie daher als Grund- 
wissenschaft auch verbunden, EEE 
al aetum reputans, & quid superesset agendum. Mi 
‚Aber was ist denn das, wird man fragen, Aabrekif Sehata; den wir 
der Nachkommenschaft mit einer solchen durch Kritik geliiuterten, 
dadurch aber auch in einen beharrlichen Zustand gebrachten Metaphysik 
zu hinterlassen gedenken? Mau wird bei einer flüchtigen Uebersicht 
dieses Werks wahrzunehmen glauben, dass der Nutzen davon doch nur 
negativ sei, ung nämlich mit der specnlativen Vernunft niemals tiber die 
Erfahrungsgrenzs hinnms zu wagen, und das ist auch in der That ihr 
erster Nutzen. Dieser aber wird alsbald positiv, wenh man une wird, 
dass die Grundsätze, mit denen sich speceulative Vernunft über ihre 
Grenze hinauswagt, in der That nicht Erweiterung, sondern, wenn 
man sie näher betrachtet, Verengung‘ unseres Vernunftgehrauches 
zum unausbleiblichen Erfolg haben, indem sie wirklich die Grenzen der 
zzy Sinnlichkeit, zu der sie eigentlich gehören, über alles zu erweitern und 
80 den reinen. (praktischen) Vernunftgebrauch gar zu verdrängen drohen. 
Daher ist eine Kritik, welche die erstere einschränkt, sofern zwar 


| 





zur zwelten Auflage, 15 


negativ, aber; indem ‘sie dadurch zugleich ein Hindernise, welches den 
letzteren Gebrauch einschränkt oder ; gar zu vernichten droht, aufhebt, in 
der That von positivem und sehr wichtigem Nutzen, #0 bald man 
überzeugt wird, (dass es einen nothwendigen praktischen 
Gebrauch der reinen Vernunft (den 'moralischen) gebe, in welehem sie 
sich unvermeidlich fiber die Grenzen der Sinnlichkeit erweitort, dasu sie 
zwar von’der' spesulativen keiner Beihilfe bedarf, dennoch aber wider 
ihre Gegenwirkung gesichert sein muss, "um nicht in) Widerspruch mit 
sich selbst zu gerathen. "Diesem Dienste der. Kritik ‘den‘ positiven 
Nutzen 'abzusprechen, wäre eben eo viel als sagen, dass Polizei keinen 
BEER BRENNEN MÄNSEERT ESEL 


wir von keinem Gegenstande als Dinge an sich selbst, sondern nur so 
fern er Objeet der sinnlichen Anschwuung ist; 'd. i als Erscheinung 
Erkenntniss haben können, wird im‘ analytischen Theile der Kritik 
Erkenntniss der Vernunft anf blosse Gegenstände der 
Erfahrung folgt; Gleichwol wird, ‘welches wol gemerkt werden muss, 
doch dabei immer vorbehalten, dass wir eben dieselben Gegenstände 
auch als Dinge an sich selbst, wenn gleich nicht erkennen, doch 
een Dent sonst würde der umgereitute 
5 Pan Greta orkepsen, A nnd en, dm ar Might 
(es sei mach dem Zeugnis der Erfahreng aus seiner Wirklichkokt 0 & pröri, durch 
Verusmft) beweisen könne Aber denken kann eh, mas jeh will, wenn ich mir 
wor weht selbst widersproche, 34 wei Ma) og war tn her ka 





16 . Vorrede- 


axvı Satz ‚daraus folgen, dass Erscheinung ohne etwas wäre, was da erscheint. 
Nun wollen wir annehmen, ‚die durch unsere Kritik nothwendig gemachte 
Unterscheidung ‚der. Dinge 'als Gegenstände der Erfahrung. von eben 
denselben als Dingen an ich. selbst. wäre gar nicht gemacht, so müsste 
der ‚Grundsatz‘ der. Causalität ‚und mithin. der /Naturmechanisnus im 
Ursachen: gelten. Von eben demselben Wesen also, z.B. dermenschlichen 
Seele, ‚würde ich nieht sagen können, ihr. Wille sei frei und.er.sei ‚doch 
zugleich der Naturnothwendigkeit unterworfen d. i. nicht frei, ohne im 
einen ‚offenbaren Widerspruch: zu/ gerathen,, weil-ich die Seele in beiden 
Sitzen in.eben derselben Bedeutung, nämlich als Ding überhaupt 
(als Sache ‚an ‚sich selbst) genommen. habe, 'und ohne vorhergehende 
Kritik auch: nicht anders nehmen konnte Wenn aber die Kritik nicht 
‚geirrt ‚hat, de sie.das Objeet in zweierlei Bedeutung nehmen lehrt, 
nämlich als Erscheinung oder als Ding am sich selbst; wenn die De- 
dustion ihrer Verstandesbegriffe richtig ‚ist, mithin. auch, der, Grundsatz 
der Causalität nur auf Dinge: im ‚ersten Sinne genommen, nämlich ‚so 
der zweiten Bedeutung im nicht unterworfen sind, s0 wird eben derselbe 
syn Wille in der Erscheinung (den ‚sichtbaren Handlungen) als) dem ‚Natur- 
gesetze nothwendig gemäss, und so fern nicht frei, und doch ‚anderer- 
seits als einem Dinge ansich selbst angehörig jenem nicht unterworfen, 
mithin als frei ‚gedacht, ohne ‚dass. hierbei ein Widerspruch vorgeht. 

Ob, ieh nun gleich meine ‚Seele, von der letzteren Seite betrachtet, durch 
keine speculative Vernunft (noeh weniger durch empirische Beobachtung), 
mithin auch nicht die Freiheit als Eigenschaft‘ eines. Wesens, dem. ich 
Wirkungen in der Sinnenwelt zuschreibe, erkennen kann, darum weil 

ieh ein solches seiner Existenz nach, und doch nicht in der Zeit 
bestimmt erkennen imiisste (welches, weil ich meinem Begriffe keine 
Anschauung unterlegen kann, unmöglich ist), so kann ich mir, doch die 
Freiheit denken, d. i. die Vorstellung davon enthält wenigstens keinea 
Widerspruch in sich, wenn unsere kritische Unterscheidung beider (der 
sinnlichen und intelleetuellen) Vorstellungsarten und die davon herrührende 
Einschränkung der reinen Verstandesbegriffe, mithin auch der aus ihnen 
Miessonden Grundsätze statt hat, Gesetzt nun, die Moral setze noth- 
wendig Freiheit (im strengsten Sinne) als Eigenschaft unseres Willens 


zur zweiten Auflage. . 17 


voraus, indem sie praktische, in r Vernunft liegende ursprüngliche 
Grundsätze als Data derselb-u « press anführt, die ohne Voraussetzung 
der Freiheit schlechterdings wunüglielı wären, die speculative Vernunft xxır 
aber hätte bewiesen, dass diese »ich gar nicht denken lasse, so muss 
nothwendig jene Voraussetzung, uärulich die moralische, derjenigen 
weichen, deren Gegentheil eincu offenbaren Widerspruch enthält, folglich 
Freiheit und mit ihr Sittlichkeit (deun deren Gegentheil enthält keinen 
Widerspruch, wenn nicht scheu Freiheit vorausgesetzt wird) dem 
Naturmeohanismus den Platz eiuräumen. 8o aber, da ich zur Moral 
nichts weiter brauche, als dass Kreiheit sich nur nicht selbst wider- 
spreche und sich also doch weuigsteus denken lasse, ohne nötlig zu 
haben sie weiter einzuselen, dass sie »lso dem Naturmechanismus eben 
derselben Handlung (in anderer Beziehung genommen) gar kein Hinder- 
niss in den Weg lege: so behaupte. die Lehre von der Sittlichkeit ihren 
Platz und die Naturlehre auch den ilırigen, welches aber nicht statt- 
gefunden hätte, wenn nicht Kritik uns zuvor von unserer unvermeid- 
lichen Unwissenheit in Anseliwug der Dinge an sich selbst belehrt und 
alles, was wir theoretisch erkennen köunen, auf blosse Erscheinungen 
eingeschränkt hätte Eben diese HLrörterung des positiven Nutzens 
kritischer Grundsätze der reinen Vernunft lässt sich in Ansehung des 
Begriffs von Gott und der einfuchen Natur unserer Seele zeigen, 
die ich aber der Kürze hulber vorbeigehe. Ich kann also Gott,xıx 
Freiheit und Unsterblichkeit zum Behuf des nothwendigen prak- 
tischen Gebrauchs meiner Ve; 
nicht der speeulativen Vernunft zu 
licher Einsichten benelme, weil ie sich, um zu diesen zu gelangen, 
solcher Grundsätze bedienen muss, dir, indem sie in der That bloss auf 
Gegenstände möglicher Ertalırung hen, wenu sie gleichwol auf das 
angewandt werden, was nicht ein nstaud der Erfahrung sein kann, 
wirklich dieses jederzeit in K.ıscheinnug verwandeln und so alle prak- 
tische Erweiterung der reinen Vernunft für unmöglich erklären. Ich 
musste also das Wissen autlelwu, um zum Glauben Platz zu be- 
kommen, und! der Dogmatisıuns der Metaphysik, d. i. das Vorurtheil, 
in ihr ohne Kritik der reinen \Veryuuft fortzukonmen, ist die wahre 








ht eiumal annehmen, weun ich 





«h ihre Anmassung überschweng- 











2 Es soll statt „und“ wol „denn heinen. 
Kanr's Kritik der reinen Vernunft, 2 


18 Vorrode 


Quelle alles der Moralität widerstreitenden Unglaubens, der jederzeit 
gar sehr dogmatisch ist. — Wenn es also mit einer nach Massgabe der 
nicht schwer sein kann, der Nachkommenschaft ein Vermächtnis zu 
hinterlassen, #0 ist dies kein für gering zu achtendes Geschenk; man 
mag nun bloss auf die Cultur der Vernunft durch den sicheren Gung 
einer Wissenschaft tiberhaupt in Vergleichung mit dem grundlosen 
oder auch auf bessere Zeitanwendung einer wissbegierigen Jugend, die 
beim gewöhnlichen Dogmatismus so frühe und so viel Aufinunterung 
bekommt, über Dinge, davon sie nichts versteht und darin sie, s0 wie 
niemand in der Welt, anch nie etwas einsehen wird, bequem zu ver- 
ntnfteln, oder gar auf Erfindung neuer Gedanken und Meinungen aus- 
zugehen und so die Erlernung grimndlicher Wissenschaften zu vernb- 
säumen; am meisten aber, wenn man den unschätzbaren Vortheil in 
Anschlag bringt, allen Binwärfen wider Sittliehkeit und Religion auf 
sokrütische Art, nämlich durch den klarston Beweis der Unwissenheit 
der Gegner auf alle künftige Zeit ein Ende zu machen. Denn irgend 
eine Metapliysik ist immer in der Welt gewesen und wird auch wol 
ferner, mit ihr aber auch eine Dialektik der reinen Vernunft, well sie ihr 
natürlich ist, darin anzutreffon'sein. Ts ist also die erste und wichtigste 
Angvlegenheit der Philosophie, einmal ftir allemal ihr dadurch, dass man 
die Quelle der Irrtliimer verstopft, allen nachtheiligen Einfluss zu 
benehmen. ' 

"Bei dieser wichtigen Veränderung im Felde der Wissenschaften 
und dem Verluste, den speeulative Vernunft an ihrem bisher ein- 
gebildeten Besitze erleiden muss, bleiht dennoch alles mit der allgemeinen 

xuxu menschlichen Angelegenheit und dem Nutzen, den die Welt bisher aus 
den Lehren der reinen Vernunft zog, in demselben vortheilhaften Zu- 
stande als es jemals war, und der Verlust trifft nur das Monopol der 
Schulen, keineswegs aber das Interesse der Menschen. Ich frage 
den tnbiegsamsten Dogmatiker, ob der Beweis von der Fortdauer unserer 
Seele nach dem "Tode aus der Einfachheit der Substanz, ob der von der 
Freiheit des Willens gegen den allgemeinen Mechanismus durch die 
subtilen, obzwar ohnmächtigen Unterscheidungen subjectiver und objec- 
tiver praktischer Nothwendigkeit, oder ob der vom Dasein Gottes aus 


zur zweiten Auflage. 19 


‚dem Begriffe eines allerrealsten Wesens (der Zufilligkeit des Vorinder- 
den Schulen ausgingen, jemals haben bis zum Pablicum' gelangen und 
auf dessen Ueberzeugung den mindesten Einfluss ‘haben können? Ist 
dieses nun nicht geschehen, und kann es auch wegen der Untauglichkeit 
des gemeinen Menschenverstandes zu so subtiler Speculation niemals 
erwartet ‚werden; hat vielmehr, was "das erstere betrifft, die jedem 
Menschen bemerkliche Anlage seiner Natur, durch das Zeitliche (als zu 
deu Anlagen seiner ganzen Bestimmung unzulänglich) nie” zufrieden 
gestellt werden zu können, die Hoffnung eines künftigen Lebens, 
in Anschung des zweiten die blosse klare Darstellang der Pflichten im xxım 
Gegensatze aller Ansprüche der Neigungen das Bewusstsein der Frei- 
heit, und endlich; was das dritt anlangt, die" herrliche Orduung, 
Schönheit und Fürsorge, die allerwärts in der Natur hervorblickt, allein 
den Glauben an einen weisen und grossen Welturheber, die sich aufs 
Publicum verbreitende Veberzeugung, 50 fern sie auf Vernunftgründen 
beruht, ganz allein bewirken müssen: so bleibt ja nicht allein dieser 
Besitz ungestört, sondern er gewinnt vielmehr dadurch noch an Anselm, 
dass die Schulen nunmehr belehrt werden, sich keine liüöhere und aus- 
gebreitetere Einsicht in einem Punkte anzumassen, der die allgemeine 
menschliche Angelegenheit betrifft, als diejenige ist, zu der die grosse 
(für uns achtungswlrdigste) Menge auch eben sv leicht gelangen kann, 
und sieh also auf die Oultur dieser allgemein fasslichen und in mora- 
scher Absicht hinreichenden Beweisgrtinde allein einzuschränken.‘ Die 
Vertnderung betrifft also bloss die arroganten Ansprüche der Schulen, 
die sich gern hierin (wie sonst mit Recht in vielen anderen Stticken) 
für die alleinigen Kenner und Aufbewahrer solcher Wahrheiten möchten 
halten Iassen, von denen sie dem Publicum nur den Gebrauch mittheiten, 
den Schlüssel derselben aber für sich behalten (guod'meoum nescıt, solus 
eult seire videri). Gleichwol ist doch auch für einen billigeren Anspruch xxx 
Depositär einer dem Publicum ‘ohne dessen "Wissen nützlichen Wissen- 
schaft, nämlich der Kritik der Vernunft; denn die'kann niemals populär 
werden, hat aber ‚much nicht möthig es zu sein; ‘weil, #0 wenig dem 
Volke die fein gesponnenen Argumente für nützliche Wahrheiten ih’ den 
Kopf‘ wollen, 'eben so wenig kommen ihm auch die ebenso subeilen 
PR 





2 > Vorrei 


Einwürfe dagegen‘ jemals in den Sinn; dagegen, weildie Schule so wie 
‚jeder sich "zur. Speeulation erhebende Mensch ‚unvermeidlich in beide 
gerlith, jene, dazu verbunden ist, durch gründliche‘ Untersuchung der 
Rechte ‚derspeoulativen Vernunft einmal für allemal dem Skandal vo 
ubeugen, +das über kurz ‚oder lang selbst dem Volke aus den Streitig- 
‚keiten aulätossen muss, in welche sich Metaphysiker' (und als solche 
‚endlich auch wol-Geistliche) ohne Kritik unausbleiblich “verwiekeln md 
die. selbst (nachher ihre Lehren verfälschen. Durch diese kann nur 
allein «dem ‚Materialismus, -Fatalismus, Atheismus, dem frei- 
geisterischen Unglauben, der Schwärmerei und dem Aberglauben, 

die allgemein.sehädlich werden können, zuletzt auch dem Idealismus 
amd Skepticismus, die mehr den Schulen gefährlich sind und schwerlich 
ins-Pablicum-übergehen können, selbst die Wurzel abgeschnitten werden. 

sv Wenn Regierungen -sich' ja mit Angelegenheiten der Gelehrten zu bei 
fassen. gut finden, #0 würde‘ es ihrer weisen Fürsorge für Wissonschaften 
sowol ‚als Menschen weit gemüsser sein, die Freiheit einer solchen 
Kritik ‚zu begünstigen, wodurch die Vernunftbearbeitungen allein auf 
‚einen festen Fuss gebracht werden können, als den lächerliehen Despo- 
tismus ‚der Schulen zu vinterstützen, welche tiber öffentliche Gefahr eim 
lautes Geschrei ‚erheben, wenn man ihre Spinneweben zerreisst, von 
denen doch. ‚das Publieum niemals Notiz BenERepE LA Bean 
Verlust.es also auch nie. fühlen kann. 

‚Die Kritik ist nicht dem dogmatischen Verfahren der Vernunft 
in ihrer reinen - Erkenntniss ale Wissenschaft entgegengesetzt (denn 
diese muss (jederzeit dogmatisch, d. i. aus sicheren Prindipien @ priort 
strong beweisend sein), sondern dem Dogmatismus, d. i..der An- 
massung, mit einer reinen Erkenntnies aus Begriffen (der philosophischen} 
nach. Prineipien, 30) wie sie die Vernwift liingst im Gebrauche hat, ohne 
Erkundigung.der Artund des Rechts, wodurch sie dazu gelangt ist, allein 
‚ fortzukommen. ‚Dogmatismus ist also das dogmatische Verfahren der 
reinen Vernunft ohne vorangehende Kritik ihres eigenen Ver- 
mögen». , Diese Entgegensetzung soll daher nicht der (geschwätzigen 

axıyı Seichtigkeit unter dem angemassten. Namen der Popularität, ‚oder wol 
gar dem. Skepticismus, ‚der ‚mit. der ‚ganzen Metaphysik ‚kurzen Process 
macht, das Wort, reden; vielmehr ist die Kritik ‚die nothwendige vor- 
länfige Veranstaltung zur Beförderung einer gründlichen Metaphysik als 


Py 


wur zweiten Auflage: P73 


Wissenschaft, die nolhwendig dogmatisch und nach| der streugeten For- 
derung systematisch, mithin schulgerecht (nicht populite) 

werden muss; denn diese Forderung an sie, da #ie sich anheischig macht, 
gänzlich a prior‘, mitlin zu völliger Befriedigung der speculativen Vermmft 
Ahr’ Geschäft "auszuführen, ist unnachlisslich.»" Inder» Ausführung lo 
des Plans, den die Kritik’ vorschreibt, d. 4 im’künfligen System der 
Metaphysik missen wir dereinst der strengen Methode des berhmten 


stimmung: der Begriffe, ‘versuchte Strenge der Beweise, Verhütung kühner 
Sprünge in Folgerungen der sichere Gang einer Wissenschaft zu nehmen 
sei, der auch eben darum eine solche, als Metaphysik ist, in diesen Btand 
a) versetzen vorzüglich ‘geschickt ‚war, wenn es ihm» beigefüllen wäre, 
darelı Kritikodes Organs, nämlich ‚der reinen Vernunft selbst, sich dasxızvm 
Feld vorher zu bereiten, ein Mangel, der nicht sowol ihm als vielmehr 
der dogmatischen Denkungsart seines Zeitalters beizumessen ist, und 
dartiber die Philosophen’ seiner ‘sowol als aller vorigen Zeiten einander ° 
‚ächts vorzuwerfen' haben. "Diejenigen, welche seine: Lehrart und doch 
zugleich" auch ‚das Verfahren der Kritik der reinen Vernunft verwerfen, + 
können nichts anderes im Sinn haben, als die Fesseln. der Wissenschaft 
gar abzuwerfen, Arbeit in öpiel; Gewissheit iu Meinung‘ ui: ‚Philosophie 
in Piilodoxie zu verwandeln. 

> Was diese zweite-Auflage.betritft, so. Babasdok rin big ie 
Gelegenheit‘ derselben nieht- vorbeilassen- wollen, um den Schwierigkeiten 
En nn Beh woraus "ilnnche" 


n ke 
ae Bu ai Ba N 
aufgestossen. sind. 

rare Be ds der Voltäniget Am-Pin habe 
nichts zu ändern gefunden; welches theils der-Iungen Prüfung, Be 


sie unterworfen hatte, ehe ich sie dem Publicum ı , thefls 

schafsafill dir Bäche salbes, nAmlich Adr Nakt einer reinen re 
Vernunft beizumessen ist, ‚die einen, wahren Gliederbau, enthält, worin. 
alles Organ ist, nämlich alles um. eines willen und. ein jedes einzelne um xexvım 


2 Vorrede 


aller willen, mithin jede noch sö kleine Gebrechlichkeit, sie sei ein Fehler 
(Irrtum) oder Mangel, sich im Gebrauche unausbleiblich verrathen muss, 
In dieser Unveränderlichkeit wird sich dieses System, wie ich hoffe, auch 
fernerhin behaupten. Nicht Eigendünkel sondern bloss die Evidenz, 
welche das Experiment ‚der Gleichheit des Resultats im Ausgange von 
den mindesten Elementen bis zum Ganzen der reinen Vernunft und im 
Rückgange vom Ganzen (denn auch dieses ist für sich durch die End- 
indem der Versuch, auch nur den kleinsten Theil abzuändern, sofort 
Widersprüche, nicht bloss des Systems, sondern der allgemeinen Menschen- 
vernunft herbeiftihrt, berechtigt mich zu diesem Vertrauen. Allein in 
der Darstellung ist noch viel zu thun, und hierin habe ich mit dieser 
Auflage Verbesserungen versucht, welche theils dem Missverstande der 
Aosthetik, vornehmlich, dem im Begriffe der Zeit, theils der Dunkelheit 
der Deduction der Verstandesbegrifte, theils dem vermeintlichen Mangel 
‚. ‚einer genugsamen Evidenz in den Baweisen der Grundsütze des reinen 
Verstandes, theils endlich der Missdeutung der der rationalen Psychologie 
vorgertekten Paralögisnen abhelfen sollen. Bis hierher (nämlich nur 


zxıız bis zum Ende des ersten Hauptstüicks der transscendentalen Dialektik) 


und weiter nicht erstrecken sich meine Ablinderungen der Darstellungsart,® 
zu weil die Zeit: zu kurz und mir in Ansehung des übrigen auch kein 
xcı Missyerstand sachkundiger und unparteiischer Prüfer vorgekommen war, 
welche, auch ohne dass ich sie mit dem ihnen gebührenden Lobe nennen 


* Eigenttiche Vormahrung, aber doch nıtr in der Boweisart, könnte ich nur dio 
nennen, die'ich durch eine neus Widorlegung des psychologischen Idoalismus und 
alnen ‚strangen (wie ich glaube auch einzig möglichen) Bownis vom der objoctivon, 
Realität der äusseren Anschauung 8. 275. gemacht habe Dor Idonlismus mag in 
Angehung der wesentlichen Zwecks dor Metaphysik für noch so tnschuldig gohalten 
worden (mas or in ‚der That nicht Ist), so bleibt os Immer ein Skandal der Philosophie 
und allgemeinen Menschonvermunft, das Dasein der Dinge ausser uns (von denen wir 
doch den ganzen Btoff zu Erkenntnissen selbst für unseren inneren Sinn her haben) 
bloss auf Glauben aunohmon, zu müssen, ‚und, wenn ‚ss jemand sinfillt 94 zu bo- 
zweifeln, ihm keinen genugthmenden Bowols ontgogenstollen zu können. _Weil sich 
in den Ausdrücken das Boweises von der dritten Zeile bis zur sechsten! einige 


 * Kant berieht sich auf dem dritten Satz des Beweises: „Dieses Boharrliche.... 
+ bestimmt werden kann“ Man vgl 8275, Anm. 1. ' 


darf, die Rticksicht, die ich auf ihre Erinnerungen genommen habe, schon xın 
von selbst an ihren Stellen antrefien werden. Mit dieser Verbesserung aber 
ist ein kleiner Verlust für den Leser verbunden, der nicht zu verhüten 
war, ohne das Buch gar zu voluminös zu machen, nämlich dass Ver- 
schiedenes, was zwar nicht wesentlich. zur Vollständigkeit des Ganzen | 
gehört, mancher Leser aber doch ungern missen möchte, indem es. sonst 
in anderer Absicht brauchbar sein kann, hat weggelassen oder abgekürzt 
vorgetragen werden müssen, um meiner, wie ich hoffe, jetzt fusslicheren 
Darstellung Platz zu machen, die im Grunde in Ansehung der Sätze und 
selbst ihrer Beweisgründe: schlechterdings nichts verändert, aber doch in 
der Methode des Vortrages hin und wieder so von. der, vorigen abgeht, 
kleine Verlust, ‚der ‚ohnedem. nach ‚ jedes. Belieben durch Vergleichung 
mit der ersten Auflage ersetzt werden kann, wird, durch die grössere 


Dunkelheit findet, so bitte ich diese Periode so umzuändern: „Dieses Beharrliche 
aber kann nicht eine Anschauung In mir sein. Denn alle Bestimmungs- 
sründe meines Das sie in'mir angetroffon worden können, sind 
Vorstellungen selbst ein von ihnen ante 
schiodenes Beharrliches, moranf in Beziohung der Wechsel derselben, 
within mein Dasein in der Zeit, darin sie wechseln, bestimmt worden 
könne.“ Man. wird gegen diesen Bomeis vormuthlich- sagen: ich bin mir doch zur 
‚dessen, was in mir ist, (d, 4. meiner Vorstellung äusserer Dinge unmitteibar bewusst; 
folglich bleibe es Immitr noch unausgemacht, ob etwas ihr Correspondirendes ausser 
mir sei oder nicht Allein ich ‚bin mir meines Daseins in dor Zeit (folglich xt. 
auch. der Bestimmbarkeit desseiben In dieser) durch Innere Erfahrung bewusst, und 
diesen ist mehr als bioss mir meiner Vorstellung bewusst zu sain, doch abar einerlei 
mit dem empirischen Bewusstsein meines.Dassins, welches nur durch Bo- 
ziehung anf otwas, was mit meiner Esistonz verbunden ausser mir ist, bestimmbar 
ist Dieses Bewusstsein meines Daseins In der Zeit ist also mis dem Bewusstsein 
sines Verhältnisses zu etwas  nusser mir klentisch verbunden, und «s ist also Erfahrung 
and nicht Erdichtung, Sim und. aicht Einbildangskraft, welches das Aeussero mit 
einem inneren Sins unzertrennlich . verknüpft; denn der Aussere Sirn ist schon an 
sich Beriobung der Anschauung anf ‚etwas Wirkliches ausser mir, und die Roalitäik 
desselben, zum Untörschiede von der Einbildung, beruht nur darauf, dass oe.mit der 
Inneren Erfakrung ‚selbst als «die Bodingung der Möglichkeit: derselben unzertreunlich 
verbunden werde, welches hier geschioht, Wann ich. mit dem intelloctuellen 
Bowusstsein meines Daseins in der Vorstellung „Ich bin“, weiche nlio' meine 
Urtheilo und Verstandeshandlangen begleitet, zugleich eine Bestimmung meines Daseins 
durch Intellectuelle Anschauung verbinden könnte, s0 wäre zu dorselben: dus 











— 


24 N 


© Fasslichkeit, wie ich hoffe, tberwirgwnd wsetzt. Ich Iıbe in verschiedenen 
öffentlichen Schriften (theils bis selogenheit ‚der' Revension mancher 
Bücher, 'theils in besonderen Ablundlurgen) mit dankbärem: Vergnügen 
wahrgenommen; dass der Geist der (ründlichkeit in Deutschland. nicht 


a an ee Shen genbaräinig en. Ereibilt 


Pfade der Ktik;-aie. zu einer. Ba als solche, allein 


derselben zu bemeistern. Diesen verdiviten Männern; die mit der Gründ- 
lichkeit der Binsicht noch das Tiulent“ einer‘ liehtvollen Darställung 
(dessen ielr mir eben nieht bewusst'bin) so eiticklich verbinden, üiberlasse 
ieh meine in Ansehung der letztinen hin nnd wieder etwa noch mangel- 
kafte Bearbeitung zu vollenden; denmn’widarlegt zu werden istin diesem ' 


Bewässiaein elıes Verhältiwisses at arwas nusser mir nicht notwendig gehörig. Num 
aber jenes Intolloctuelte Bewusstsein wur voranzeht, aber die Innere Anschauung, 
Än der mein Dasein allein bestimmt shrden kann, Mnnlich und an Zeitbedingung 
gebunden Ist, dieso Bestimmung aber, mithin ie innere Erfihrung selhst, von etwas 
zu Bahrlicheih, welches in mir nicht Ist, folzliol nur in etwas ausser mir, wogegen 
ich mich in Relation botrualten ms, abhängt: sr ist lie Realität des: Aussoren 
Binnes mit der des Inneren zur Möglichkeit einer Erührung überhaupt nothwendig 
verbunden, di ich bin mir eben so sioher hemnsit dans os Dinge ausser mir gebe, 
Ale sich auf meiiren Shut bexisher, wls dc mir bewusst bin, Ans ich selbst in der 
Zeit bestimmt existird Welcher gerehemen Anschwumgen nan aber wirklich Objeste 
ausser mir vorsspondiren, und die also sum Auseren Sinn gehören, welchem sie 
und nloht der Kinbildnngskrat zuzuschreiben sind, muss nach den Rageln, nach 
welchen Erfahrung Überhaupt (nf imtere, von Kinbilduhg. unterschieden wird, in 
jedem besondoren Falle ausgemacht werten, wobei er Satz, dass os wirklich Sussars 
Erfahrung gebe, iminer um Grunde Tiort "Man Kann hierzu noch die Anmerkung 
fügen: die Vorstollung von otwns Behnyrliehom Am Dasein. Int nicht einerlei mit 
der heharrlichen Vorstellungs dein diese kam sohr wandelbar und wechselnd 
ein wie alle unsäre und selbst die Vorstellungen den Miterio, und bezieht sich ‚doch 
‚auf etwas Beharrliches, welches also ein Yon #Ilen meinen Vorstellungen unterschiedenes 
und Ansseros Ding'sein tms, dassan Ksistene In dor Bestimmung maines eigenen 
Daseins tothmendig mit eingeschlossen wink und mit derselben nur eine einzige 
Erfahrung‘ ausmacht, die hicht ainmal innerlich „tattfinden würde, wern sie nicht 
(eu Theil) nugteich Mussorlich wire "Das Wie" Hüsstosich Tier oben so wenig 
weiter \erklären, als wie wir übarhmpt das Stohande in der Zeit denken, dessen 
Zugleichseln mit dem’ Wechselnden den Iogrift der Verinderung hervarbringt 


zur zweiten Auflage. 25 


Falle keine Gefahr, wol aber nicht verstanden zu werden. Meinerseits 
kann ich mich auf Streitigkeiten von nun an nicht einlassen, ob ich zwar 
auf alle Winke, es sei von Freunden oder Gegnern, sorgfältig achten 
werde, um sie in der künftigen Ausführung des Systems dieser Propä- 
deutik gemäss zu benutzen. Da ich während dieser Arbeiten schon 
ziemlich tief ins Alter fortgerückt bin (in diesem Monate ins vier und 
sechzigste Jahr), so muss ich, wenn ich meinen Plan, die Metaphysik 
der Natur sowol als der Sitten als Bestätigung der Richtigkeit der 
Kritik der speculativen sowol als praktischen Vernunft zu liefern, aus- 
führen will, mit der Zeit sparsam verfahren, und die Aufbellung sowol 
der in diesem Werke anfangs kaum vermeidlichen Dunkelheiten als die zu 
Vertheidigung des Ganzen von den verdienten Männern, die es sich zu 
eigen gemacht haben, erwarten. An einzelnen Stellen lässt sich jeder 
philosophische Vortrag zwacken (denn er kam nicht so gepanzert auf- 
treten, als der mathematische), indessen dass doch der Gliederbau des 
Systems, als Einheit betrachtet, dabei nicht die mindeste Gefahr läuft, 
zu dessen Uebersicht, wenn es neu ist, nur wenige die Gewandtheit des 
Geistes, noch wenigere aber, weil ihnen alle Neuerung ungelegen kommt, 
Lust besitzen. Auch scheinbare Widersprüche lassen sich, wenn man 
einzelne Stellen, aus ihrem Zusainmenhange gerissen, gegeneinander 
vergleicht, in jeder, vornehmlich als freie Rede fortgehenden Schrift 
ausklauben, die in den Augen dessen, der sich auf fremde Beurtheilung 
verlässt, ein nachtheiliges Licht auf diese werfen, demjenigen aber, der 
sich der Idee im Ganzen bemächtigt hat, sehr leicht aufzulösen sind. 
Indessen, wenn eine Theorie in sich Bestand lat, so dienen Wirkung 
und Gegenwirkung, die ihr anfänglich grosse Gefahr drohten, mit der 
Zeit nur dazu, um ihre Unebenheiten abzuschleifen, und wenn sich 
Männer von Unparteilichkeit, Einsicht und wahrer Popularität damit 
beschäftigen, ihr in kurzer Zeit auch die erforderliche Eleganz zu 


verschaffen. 


Königsberg, im Aprilmonat 1787. 


Einleitung. 





L. 
Von dem Unterschiede der reinen und empirischen Erkenntnis, 


- Dass alle unsere Erkenntnis mit der Erfahrung anfange, daran ist 
gar kein Zweifel; denn wodurch sollte das Erkenntnissrermögen sonst 





3 Die Einleitung zur ersten Auflage zerfällt nur in zwei Abschnitte: I. Ideo der 
Transscondantalphilosophio; IL Eintheilung der Transseondentalphllosophie. Der erste 
dieser Abschnitte wird durch die Usberschrift „Von dem Unterschiede nnalytischer 
und synthetischer Urtheile" wiederum in zwei Theile zerlagt. 

Dio Abschnitte I, I und IL der obigen Einleitung eutsprochen dem ersten Theil 
der früheren. Von den obigen Abschnitten sind I und II eine arweiternde Umarbeitung 
der beiden ersten Absätze der früheren Auflage, während Abschnitt II ein wicht viel 
werinderter Abdruck der drei folgenden Absätze ist. 

Der Abschnitt IV der ebigen Einleitung stimmt mit dem. zweiten Theil der 

in der Auflage von 1781 bis auf einen Absatz, der zum Theil aus den 
im Jahre 1788 erschienenen „Prolegomenen zu einer Jedem künftigen Metaphıysik® 
& 2 © 1) entnommen Ist, im wesentlichen überein. 

Die Abschnitte V- und. VI dor obigen Einleitung sind in der zweiten Auflag6 
now hinzugekommen. Die als 1. zusammongefassten Absätze dos Abschnitts V sind 
ein etwas modifieirter Abdruck von & 2. c. 2 der Prolegomenen. Der Abschnitt 
VI ist eine verkürzte Darstellung des $ 5 der Prolegomenen. 

Dar Abschnitt VIE wird ats dem lotzten Absatz das arsten Abschnitts der 
früboren Auflage und aus dem zweiten Abschnitt deralben gebildet. Bolds sind In 
der obigen Fassung nur wenig verändert. 

Die Uoberschriften der Abschnitte I, II, IU, V, VI sind erst in der zweiten 
Auflage hinzugekommen. Im Abschnitt IV ist auch die Ueberschriftt von der ersten 
Auflage beibehalten. Die Uoberschrit von VIE ist eine Combinaton der Ueber 
schriften won I und II der früheren Auflage; die Bexichung auf die Transscendental- 
philosophie 1st Jedoch der Borichung auf die Kritik der reinen Vernunft gewichen. 

* Die beiden Absätze der erstan Auflage, welche den obigen Abschnitten I a. IT 
corsespondiren, haben folgenden Wortlaut: 


"-Ehfahrung = 


zur Ausübung erweckt werden, geschähe es nieht durch Gegenstände, 
de unsere Sinne rühren und theils von selbst Vorstellungen. bewirken, 
theils unsere Verstandesthätigkeit in Bewegung brivgen, diese zu ver- 
gleichen, sie zu verknüpfen oder zu trennen, und’ so den rohen Stoff 
‚sinnlicher Eindrücke zu einer Erkenntnis der Gegenstände zu verarbeiten, 
die Erfahrung heisst? Der Zeit nach geht also keine Erkenntniss in 
uns vor der Erfahrung, vorher, und mit dieser fängt alle an. 
Wenn aber gleich alle unsere Erkenntniss mit der Erfahrung auhebt, 
86 entepringt sie darum doch nicht eben alle aus der Erfahrung. Denn, 
«s könnte wol sein, duss selbst unsere Erfahrungserkenntniss ein Zu- 
bloss voranlasst) aus sich selbst hergibt, welchen Zusatz wir von jenem 
Grundstoffe nicht eher unterscheiden, ‚als bis lange Uebung uns daraufs 
ann nee en 


Petahrungsin ohne Eirlhldan,ante Produ, weiches. unse, Verstand bervarı 
bringt, Indem er den rohen Stoff sinnlicher Empfindungen bearbeitet. Sie Ist eben 
dadurch die erste Belehrung, And Im Fortgange #0 unerschöplich an neuem Unter- 
rich, dass das zusammangakeliele Leben aller künftigen Zongungen an nenn Kennt 
nissen, die auf diesem Boden gesammelt werden können, niemals Mangel haben wird. 
Gleichwol Ist sie bei weitem nicht das einzige Fold, darin sich unser ‚Verstand ein» 
schränken lässt. Sie sagt uns zwar, was da sel, abar nicht, dass as noihwendiger- 
weise so und nicht) anders sein, mfano. Eben ‚darum gibt sie uns auch keine wahre 

und die ‚ welche nach dieser Art von Erkauntnissen #6 be- 





a ae DE ee 
nun, die zugleich den Charakter dur funeren haben, müssen von der 7\7, 


Erfahrung unabhängig, für sich selbst klar und gewiss sein; man menmk sin dalıtr 


Nr 


Ver 


Erkenntnisse @ prüeri; da im Gogentheil das, was lodiplich von der Erfahrung exbargt rufe 


Nun zeigt os sich, wolchss überaus merkwürdig ist, dass selbst unter unsere 


Erfahrungen sich Erksantiisso mengen, die ihren Ursprüng a prürl Kaben wmlissen 
und dis vielleicht mur Anse äonen, win unseren Vorstellungen der Sinne Zasamnen- \ 


hang zu verschaffen. Denn, wenn man aus den ersteren such alles wegschaft, was 
Jen Sinnen angehört, so Liciben dennoch gewisse ursprüngliche Begriffe und aus Ilmen 
erzeugte Urtheile übrig, die gänzlich a prieri, unabhängig von der Erfahrung ent- 
standen sein zlisson, weil sie nchen, dass man von den Gegenständen, die den Siunen 
erscheinen, mehr sagen kann, wenigstons as sagen zu können glaubt, als bloss Er- 
tahrung lchren würde, und dass Behauptungen wahre Allgemeinheit und strenge Neth- 
wendigkeit enthalten, dergwichen die bloss empirische Erkenntnis nicht liefern kann." 


23 Einleitung. 


Bist also wenigstens eine dernäheren Untersuchung noch benöthigte, 
und nicht aufden ersten Anschein sogleich abzufortigende Frage, ob ex 
Binne unabhängige Erkenntnis gebe Man nennt solche Erkenntnisse 
a priori'und unterscheidet sie von den empirischen, die ihre Quellen. 
a posterior, nämlich in der Erfahrung liaben. » i 
Jener Ausdruck ist indessen noch es: 
ganzen Sinn der vorgelegten Frage angemessen zu’ bezeichnen, Denn 
man pflegt wol von mancher aus Erfalrungsquellen abgeleiteten Erkennt. 
niss zu sagen, dass wir ihrer « priori fähig oder theilhaftig sind, weil 
wir sie nicht unmittelbar aus der Erfahrung, sondern aus einer allgemeinen. 
Rogel, die wir gleichwol selbst doch ‘aus der Erfahrung entlehnt haben, 
ableiten. 50 sagt man‘ von jemand, der das Fundament seines Hauses 
"intergrub: ar konnte os @ prior wissen, ‚dass es einfallen wirde, di i.. em 
durfte nicht auf die Erfahrung, dass es wirklich einfiel, warten. Allein. 
lich a prior! konnte er dieses doch auch nicht wissen. Denn dass 
die Körper echwer sind und daher, wenn ihnen die Stütze entzogen wird, 
fallen, musste Hhrn, doch zuvor durch Erfahrung bekannt werden: 
Wir worden also im Verfolg unter Erkenntnissen a prürs nicht 
s solche verstehen; die von dieser oder jener, sondern die schlechterdings 
von aller Erfahrung unabhängig stattfinden. Ihnen-sind empirische Er- 
kenntnisse oder sölche, die nur a pastariori, 4 i durch Erfahrung möglich 
sind, entgegengesetzt. Von dan Erkenntnissen a priors heissen nber die- 
Seen. rein, depen os} zichte Empiiche Teigemischt 1. So int 
2. B. der Sata: eine jede Veränderung hat ihre Ursache, ein Satz a priori, 
allein nicht rein, weil Veränderung ein.Begriff ist, der.nur aus der Er- 
fahrung gezogen werden kann, 


A Mao vet, 8.24. Anni 2. 





„sap 
‘ 
6) 
1 bo aim AT au re A a A 
ulm AHA wller Sara mes un Werd con lie 
$ under Eu mul uch a hr 
Wir sind im Beta gewiser Erkeniknlk we priorf und bat der 
di re he arenraseee pi wir 


ee te erreue 
‚Erkenntnis. von ‚empirischen unterscheiden ‚können. - Erfahrung lehrt 
uns zwar, dass etwas so oder so beschafen sei, aber nicht; dass es nicht 
anders sein ‚könne, | Findet sich ‚also erstlich ‚ein, Satz, der zugleich 
mit) seiner Nothwendigkeit gedacht wird, so ist en.ein Urtheil @ priori; 
ist er überdem auch von Keiner ‚abgeleitet, ‚als der selbst wiederum als 


söndemn | nur angenommene und. cumparative ‚Allgemeinheit (durch, In- 
duction), so dass es eigentlich heissen muss: so viel wir bisher wahr- 
genommen haben, findet sich von (dieser ‚oder jener Regel keine Aus-4 
nahme. Wird also ein Urtheil in strenger Allgemeinheit gedacht, d. i..«0, 
dass gar keine Ausnahme als‘ möglich verstatiet wird, so ist. es nicht 
von der Erfahrung abgeleitet sondern schlechterdings a ‚priori giltig. 
‚Die empirische Allgemeinheit. ist ‚also nur eine willkührliche Steigerung 
der Giltigkeit von der, welche in den meisten Fällen, zu der, die. in allen 
gilt, wie =. B. in dem ‚Satze: alle Körper sind schwer; wo dagegen 


als die Zußälligkeit in den: Urtheilen,, oder ‘es auch manchmal: einleuch- 
twnder ist, ‚die unbeschränkte ‚Allgemeinheit, die wir einem Urtheile 
beilegen, als die. Nothwendigkeit desselben zu zeigen, s0'ist «s rnthsam, 
in A Br a a een eg ab- 
gesondert zu bedienen. 

Dass es nun dergleichen Sochwenäige uni kr krasse Ba 
allgemeine, mithin reine Urtheile # priori in der menschlichen Erkennt- 


30 Einleitung. 


tiss wirklich gebe, ist leicht zu zeigen. Will man ein Beispiel aus 
Wissenschaften, s0 darf man nur auf alle Sätze der Mathematik hinaus- 
schen; will man ein solches aus dem gemeinsten Verstandesgebrauche, 
WR kann ı dumıBate,; Stan alle: Veränderung, nina Uipache haben me, 
dazu dienen; ja in dem letzteren enthält selbst der Begrif! einer Ursache 
so offenbar den Begriff einer Nothwendigkeit der Verknüpfung mit 
einer Wirkung und einer strengen Allgemeinlieit der Regel, dass er 
gänzlich verloren gehen würde, wenn man ihn, wie Hua that, von 
‚einer öfteren Beigesellung dessen, was geschieht, mit dem was vorhergeht, 
und einer daraus entspringenden Gewohnheit (mithin bloss subjectiven 
Nothwendigkeit) Vorstellungen zu verknüpfen, ableiten wollte Auch 
könnte man, ohne dergleichen Beispiele zum Beweise der Wirklichkeit 
reiner Grundsätze # priord in unserer Erkenntnis zu bedürfen, dieser 
Ahre Unentbehrlichkeit zur Möglichkeit der Erfalirung selbst, mithin 
@ prior‘ darthun. Denn wo wollte selbst Erfahrung ihre ‚Gewissheit 
hernehmen, wenn alle Regeln, nach denen sie fortgeht, immer wieder 
empirisch, mithin zufällig wären; daher man diese schwerlich ftir erste 
‘Grundsütze gelten lassen kann. Allein hier können wir uns damit 
' "begmiigen, den reinen Gebrauch unseres Erkenntnissvermögens als That- 
sache sammt den Kennzeichen desselben dargelegt zu haben. Aber 
nicht bloss in Urtheilen, sondern selbst in Begriffen zeigt sich ein 
Ursprung einiger derselben a prior; Lasset von eurem Erfahrungs- 
'begrifle eines Körpers alles, was daran empirisch ist, nach und nach 
'weg, die Farbe, die Härte oder Weiche, die Schwere, selbst die Un- 
durchdringlichkeit, so bleibt doch der Raum tibrig, den er (welcher nun 
ganz verschwunden ist) einnahm, und den könnt ihr nicht weglassen. 
'Pben so, wenn ihr von eurem empirischen Begriffe eines jeden körper- 
lichen oder nicht körperlichen Objects alle Tigenschaften weglasst, die 
euch die Erführung lehrt, «0 könnt ihr ihm doch nicht diejenige nehmen, 
Andurch ihr es ala Substanz oder einer Substanz anhängend denkt 
«obgleich dieser Begriff! mehr Bestimmung enthält als der eines Ohjeets 
tüberhanpt). Ihr miisst’also, überführt durch die Nothwendigkeit, womit 
‚sich dieser Begriff euch aufdrängt, gestehen, dass er in eurem Erkenntniss- 
vermögen @ priori seinen Sitz habe. 


= 


Ossancch rel Alte rehergalunde Miefs ’ 


yerieh TUR 
Bin s 
| ü em, u. -. 
Die Philosophie 'hedarf einer Wissenschaft, welche die Möglichkeit, 
ef a 


= Wasımöch weit, mehr sagen will als, alles vorige,t. iat;dieaem, ‚dam 
ee rn men | 
lassen und durch Begriffe, denen überall kein entsprechender Gegenstand 
in der Erfahrung gegeben werden kann, den Umfang unserer Urtheile 
über alle Grenzen derselben zu erweitern den Anschein haben. _ 
Und gerade in diesen letzteren Erkenntnissen, welche über die 
Sinnenwelt hinausgehen, wo, Erfahrung gar keinen Leitfaden noch Be- 
richtigung geben, kann, liegen die Nachforschungen unserer Vernunft, die 
wir der Wichtigkeit nach für weit vorzüglicher, und ihre Endabsicht für 
viel, erhabener halten als alles, was der Verstand im Felde der Erschei- 
nungen lernen kann, wobei wir, sogar auf die Gefahr zu irren, eher alles 
wagen. als, dam wir. ao .angelegene Untersuchungen ‚nun, irgend dm FF 


Die Wissenschaft aber, 
deren Endabsicht mit allen ihren Zurüstungen eigentlich nur auf die 
Auflösung. derselben gerichtet ist, heisst Metaphysik, deren Verfahren 
im Anfangs dogmatisch ist, d. i. ohne vorkergtitnde Prüfung des 
Vermögens oder Unvermögens der Vernunft zu einer 80 grossen Unter- 
nehmung zuversichtlich die Ausführung übernimmt.*] 

Nun scheint es zwar natürlich, dass, so bald man den Boden der 
Erfuhrung verlassen hat, man doch nicht mit Erkenntnissen, die man 
besitzt ohne zu wissen woher, und auf den Credit der Grundsätze, deren 
Ursprung man nicht kennt, sofort ein Gebäude errichten werde, ohne 
der Grundlegung desselben durch sorgliltige Untersuchungen vorher 
versichert zu sein, dass man also vielmehr® die Frage vorlängst werde 


* Die Worte „als alles vorige" sind ein’ Zusste der zwolten Aufingt. 


® Das Wort „vielmahr" ist ein Zasste der zweiten Auflage 


32: Einteltung. 


aufgeworfen haben, wie denn der Verstand zu allen diesen Erkenntnissen 
 priori kommen könne, und welchen Umfang, Giltigkeit und Werth sie 
haben mögen. In der That ist auch nichts natttrlicher, wenn man unter 
dem Wirte natürlich das versteht, was billiger und vernünftiger Weise 
8 geschehen 'sollte; versteht man aber darunter das, was gewöhnlichermassen 
geschieht, s0 ist hinwielerum nichts natürlicher und begreiflicher, als dass 
diese Untersuchung "Zeit unterbleiben musste. Denn ein Theil dieser 
een Smart re 
Kit und giebt dndurch eiie günstige Erwartung auch fir andere, ob 
lese gleich von ganz verschiedener Nätur sein mögen. "Ueberdem, went 
& man fiber den Kreis dar Erführting hinaus ist, #0 jat man sicher, durch 
Erfahrung nicht widerlegt zu werden. Der Reiz, seine Erkenntnisse zu 
erweitern, ist #0 gross, dass man nut durch einen klaren "Widerspruch, 
auf don man stösst, in seinem Pörtschritte aufgehalten werden kan.“ 
"Dieser aber | kann vermieden werden, wenn mal’ seine Erdichtungen nurt 
behutsam macht, olıne dass aje deswegen weniger Erdichtungen bleiben. 
Bie-Mittrematik gibt uns ein glänzendes Beispiel, wie weit wir 83 un- 
abklingig von der Erfahrung, in der Erkenntnis # priors bringen können. 
Ni beschäftigt sie sich zwar mit Gegenständen nnd Erkenntnissen bloss 
s0'weit, ala sich tolche in der Anschauung darstellen lassen. Aber dieser 
Umstand wird leicht überschen, weil gedachte Anschanung selbst a priorf 
gegeben werden kum, mithin von einem blossen reinen Begriff kaum 
unterschieden wird. Durch einen solchen Beweis von der Macht der 
Vernunft eingenoinmen,® sieht der Trieb zur Erweiterung keine Grenzen. 
Die leichte Taube, indem sie im freien Fluge die Luft theilt, deren 
Widerstand sie fühlt, könnte die Vorstellung füssen, dass es ihr im luft- 


»leeren Ram noch viel besser gelingen werde. Ebenso verliess Praro 


die Sinnenwelt, weil sie dem Verstande so enge Schranken setzt,* und 
& wagte sich jenseit derselben, anf den- Flügeln der Ideen, in den leeren 
Raum des_reinen Verstandes. Er beierkte nicht, dass er durch seine 
Bemühungen keinen Weg gewünne, denn er hatte keinen Widerhalt, gleich- 


1 Das Wort ‚nur‘ Ist oln Zunntz‘ den zweiten Auflage, 

# Statt „eiigenommen steht in der orsten Auflage ‚anfgemtntortt. 

& Statt „enge Schranken setzt" staht In der arten Auflage ‚vielfältige Hinder- 
nisse legt. 


Einleitung, 38 


sam zur Unterlage, worauf er sich steifen und woran er seine Kräfte 
anwenden konnte, um den Verstand, von der Stelle zu bringen. Es ist 
aber ein gewöhnliches Schicksal der menschlichen Vernunft in der 
Speculation, ihr Gebäude so ‚früh wie möglich fertig ‚zu machen und 
hintennach allererst zu untersuchen, ob auch der Grund dazu gut gelegt 
sei. Alsdann. aber werden. allerlei Beschönigungen , herbeigesucht, um 
uns wegen dessen Tüchtigkeit zu trösten, oder auch! eine ‚solche späte 
und) geführliche Prüfung lieber gar? abzuweisen. Was. uns aber während 
des Bauens von. aller Besorgnis und Verdacht frei hält und mit schein _ 
barer, Gründlichkeit ‚schmeichelt, ist dieses, Ein grosser "Theil, und 
vielleicht der, grösste, von dem Geschäft unserer Vernunft besteht in 
Zergliederungen der Begriffe, die wir schon von Gegenstinden ‘haben. 
Dieses liefert uns eine, Menge von, Erkenntnissen, dio, ob; ale; gleich 
nichts weiter als Aufklärungen oder Erläuterungen desjenigen desjenigen sind, was 
in unseren Begriffen (wiewol noch auf verworrene Art) schon gedacht 
worden, doch wenigstens der Form nach neuen Einsichten gleich geschltzt 
werden, wiewol sie der Materie oder dem Inhalte nach die Begriffe, die 
wir haben, nicht erweitern, sondern nur auseinander setzen, Da dioses 10 
Verfahren nun, eine wirkliche Erkenntnisse ‚a priori giebt, die einen 
sicheren und nützlichen Fortgang hat, so erschleicht die Vernunft, olme 
es selbst zu merken, unter dieser Vorspiegelung Behauptungen von 
ganz anderer Art, wo die Vernunft zu gegebenen Begriffen ganz fremde 
und zwar a priori® hinzu thut, ohne dass ınan weiss, wie sie dazu 
gelange, und ohne sich eine solche Frage auch nur in die Gedanken 
kommen zu lassen. Tel ml.gahen gleich sufangn. Ton Alan Untagsehlat 
dieser zwiefachen Erkenntnissart handeln, 





4 Das Wort „auch“ fehlt in der ersten Auflage. 

# Die Worte „lieber gar“ fehlen in der ersten A: 

® Statt „ganz fremde und zwar a priori hinzuthut" steht in der ersten Auf- 
age „a prior; garn freude hiäznthur“, 


ve) 
Kanr's Kritik der rolnen Vermunft. 8 


eu und wa 


no. Wh wire 
Von dem Unterschiede analytischer und syüthetischer Urtheile. \" 


In allen Urtheilen, worin das Verhältnis eines Subjects zum 
Prüdient gedacht wird (wenn ich nur die bejahenden erwäge; dem auf 
die Yerneinenden ist nachher" die Anwendung leicht), ist dieses Ver- 
iltuias anf zweierlei Art möglich. "Entweder das Prädicat B gehört 
zum Subject A als etwas, was in diesem Begriffe A (versteckter Weise) 
enthalten ist, oder B liegt ganz ausser dem Begriff A, ob es zwar mit 
demselben in Verkntipfung steht. Im ersten Fall nenne Ich das Urtheil 
analytisch, in dem anderen synthetisch. Analytische Urtheile (die 
bejahenden) sind also diejenigen, in welchen die Verkntipfüng des Prädi- 
ats mit den Buhject durch Identität, diejenigen aber, in denen diese 
Verknüpfung olme Identität gedacht wird, sollen synthetische Urtheile 
u heissen. Die ersteren könnte man Auch Erläuterungs-, die anderen Er- 

\ heissen, weil jene durch das Prädicat nichts zum 
Begriff dos Subjects hinzuthtn, sondern diesen nur durch Zergliederung 
in seine Theilbegriffe zerfällen, die in selbigem schon (obgleich verworren) 
gedacht waren; da hingegen die letzteren zu dem Begriffe des Subjects 
ein Prädicat hinzuthun, welches in jenem gar nicht gedacht wur und 
durch keine Zerglioderung desselben hätte können herausgezogen werden. 
Z. B. wenn ich sage: alle Körper sind ausgedehnt, #0 ist dies ein ana- 
Iytisches Urtheil Denn ich darf nieht über den Begriff? den ich mit 
dem Wort Körper verbinde, hinausgehen, um die Ausdehnung als mit 
demselben verknüpft zu finden, sondern jenen Begriff nur zergliedern, 
d. i. des Mannigfaltigen, welches ich jederzeit in ihm denke, mir nur 
bewusst werden, um dieses Prädieat darin unzutrefien; es ist also ein 
analytisches Urtheil Dagegen wenn ich sage: alle Körper sind schwer, 
80 ist das Pridicat etwas ganz Anderes als das, was ich in dem blossen 
Begriff eines Körpers tiberhaupt denke. Die Hinzufügung eines solchen 
Prädieats gibt also ein synthetisches Urtheil. 


3 Das Wort „nachher“ ist ein Zusatz der zweiten Auflage, 
® Statt „über den Bopriff“ steht in der ersten Auflage „aus dem Begriffe" 


Eiuleitaug, 35 


"(Erfalrungsurtbeile ‚als. solche sind. insgesammt 1 syntlitisch. 
Denn ‚8 wäre ungereint, ‚ein analytisches. Urtheil auf Erfahrung zu. 
gründen, weil ich? aus meinem Begriffe gar nicht hinausgehen 'darf, um- 
das. Urtheil abzufussen, und! also kein Zeugnis: der Erfahrung | dazu‘ 
nöthig hnbe, Dass ein Körper ausgedehnt sei, ist'ein Satz, der @ priors‘ 
feststeht, und kein Erfahrungsnrtheil. Denn, ehe ich zur Erfahrung gehe, ı+ 
Eee ET N 3 
aus welchem ich das, Prädient nach ‚dem Satze: des: 

herausziehen, ‚und dadurch: bet nella HAN ehe A 
Urtlieils bewusst ‚werden kann, welche, mich Erfahrung nicht einmal 
lehren würde.®] Dagegen,* ob ich ‚schon in. dem-Begriff ‚eines Körpers 
überhaupt das Prädicat der Schwere gar nicht einschliesse, s0 bezeichnet 
jener doch einen Gegenstand ‚der Erfahrung? durch einen Theil derselben, 
zu welchem ich also noch. andere Theile eben derselben Erfahrung, als’ 
zu dem ersteren gehörig hinzufügen kann. Ich kann den Begriff‘ des 
Körpers vorher analytisch, durch die Merkmale, der Ausdehnung, ‚der 
Undurchdringlichkeit, der Gestalt u.s.w., die alle in diesem Begriffe gedacht | 
werden, ‚erkennen, ., Nun. erweitere ‚loh, aber meine Erkenntnis und, 
indem ich ‚auf die Erfahrung zurlicksehe von ‚welcher ich diesen‘ Begriff 
du Ekzem nee We TE 


De re ea ar Mkalar Fin 


ea ara ie ah ae Leer 
Au. 18 1): „sind jederzeit”. Rn 

% Stat „weil Ich“ steht in den Prolsgomenen „da ich doch“, h 

® Seat der aus den Prolsgomenen $ 2 «. 1 übernommenen Werte „Er- 





fahrungsurtbeile als solche — Ichren würde‘ stoben In der ersten Auflage die Biltae: 
„Nun ist hieraus klar: 1) dns durch annlytische Urthelle unsere Erkenntnis 

gar richt ermoifert werde, sondern der Begriff, ae ae 1 er 

gesetzt und mir solbst verständlich gemacht werde; 2) dass bei 

theilen ich musser dem Dogrife dos Bahjects noch otwas Anderes ) an ah 

worätf sich der Verstand stätzt, nm en Prüdicat, das in Jerm 1 PER, 


doch als dass gehörig zu erkennen 

Bei empirischen oder Erfahrungserthollon hat ns hiermit gar kolne | 
Denn Ahesen X ist die vollständige Erfahrung vom dem Gegenstande, den ich durch 
a ee EREFÄEREEER FFFWERTEETEI 

* Statt „Dagegen“ steht in der erston Auflage „Denm‘ 

® Statt „jener doch sinn Jegwpeich, dar, Ertreigj eh, den, he RE 
Inge „er doch die vollständige Eafnhrung‘. „ı® 


on. x m 


36. Einleitung. 


die-Schwere jederzeit verknüpft, [und flige also diese als Prädicat zu 
resp hinzu. Es ist 'also die Erfahrung, worauf 
die, er Sys den Prints der Schere nit dem 
a s gründet, Begriffe, ob zwar einer nicht 
Yard wuikrenkahikhllin Ye, Kennbch"ela Tin eines" Gännen Hk 
‚der Erfahrung, die selbst eine synthetische Verbindung der Anschauungen 
ist, zu einander, wiewol nur zufilliger Weise gehören. *] ’ J 
\ Aber bei synthetischen Urtheilen @ prior fehlt dieses Hilfsmittel 
ganz und gar. Wenn ich tiber den Begriff A# hinausgehen soll, um 
einen anderen B als damit verbunden zu erkennen, was ist das, worauf 
ich mich stütze und wodurch die Synthesis möglich wird, da ich hier 
den Vortheil nicht habe, mich im Felde der Erfahrung danach umzu- 
sehen. Man nehme den Satz: Alles, was geschieht, Iat seine Ursache, 
In dem Begriff von etwas, das geschieht, denke ich zwar ein Dasein, vor 
welchem eine Zeit vorhergeht u s w., und daraus lassen sich analytische 
Urtheile ziehen. Aber der Begriff einer Ursache liegt ganz ausser jenem 
Begriffe, und? zeigt etwas von dem, was geschieht, Verschiedenes an, 
ist alsot in dieser letzteren Vorstellung gar nicht mit enthalten. Wie 
komme ich denn dazu, von dem, was überhaupt geschieht, etwas davon 
ganz Verschiedenes zu sagen, und den Begriff der Ursache, ob zwar in 
jenem nicht enthalten, dennoch als dazu und sogar nothwendig® gehörig 
zu erkennen? Was ist hier das Unbekannte — X, worauf sich der 
Verstand stützt, wenn er ausser dem Begri@ von A ein demselben 
fremdes Prädient-Baufzufinden glaubt, welches er gleichwol damit 





I Statt der Worte „und füge also diese — zufälliger Welso gohören“ stoht in 
der orston Auflage Folgendes: 

„Es ist also die Erfahrung jenes X, was ausser dem Bogriffe A legt und 
worauf sich die Möglichkeit der Synthesis des Prüdients der Schwere B mit dem 
Degrifo A gründet“ 

® Statt der Worte „über den Begriff A“ steht in der ersten Auflage „ausser dem 
Begriffe Ar. . 

® Die Werte „logt ganz ausser Jenem Begriffe, und“ sind ein Zusatz der zweiten 
Auflage. 

* Statt „ist also“ steht in der ersten Auflnge „und ist“, 

® Die Worte „und sogar nothwendig“ sind ein Zusatz der zweiten Auflage, 


Einloitung. 37 


verknüpft zu sein erachtet? Erführung kann.es nicht‘ sein, ‘weil der 
angeführte Grundsatz nicht allein mit grösserer Allgemeinheit, als ‚die 
Erfahrung verschaffen kann, sondern auch mit dem Ausdruck der Notti- 
wendigkeit, mithin gänzlich « prisri und aus ‚blossen Begriffen diese 
‚zweite‘ Vorstellung zu der ‚ersteren hinzufügt. Nun beruht suf-solchen 
synthetischen d. i. Erweiterungs - Grundsätzen die ganze 

unserer speculativen Erkenntnis « prieri; denn die analytischen sind 
zwar höchst wichtig und nöthig, aber nur um zu derjenigen Deutlichkeit 14 
‚der Begriffe zu gelangen, die zu einer sicheren nnd ausgebreiteten Syn- 
thesis als zu einem wirklich neuen Erwerb? erforderlich ist 1 

oe a » brand ur 





lim (has reg = al ROLE ufarh 


zu m ulVehee nn IE 7 


In allen theoretischen Wise er a a synlbeische 
En Bra a BE WERTE 25 ei 


1. Mathematische Urtheile sind insgesammt synthetisch. 

Bässe Bas  rbtnE A Binnsdkägen der Zergliederer der menschlichen 
Yrgilı und wi ar I nr ee u 

% Statt der Worle Swelchss er glefchwel damit verkrüfft sh sehn" erachtet“ 
steht in der’ orston Auflage „das gleichwol damit verkulpt seit. 0000| 

% In der ersten Atıflage steht „Anbast statt „Erwerb 0 0 0 N 

= Seite der beiden folgenden Abschnitte V' und VI Andet sieh Inder ersten 
Auflage der nachstehend Te 
PER ERBENE NERTUFTELE Dh h 

„ES liegt also, hier ein x dessen Aufschluss allein 
ag ad Fr eek ine ee 
und ruverliäsfg wächen kann: nämlich init gehöriger Allgeineinlieit dei Grund ler 
Möglichkeit aynthotischer Urtbeile: & prior aufeudecken, die Bedingungen, die ehe 
jede Art derselben möglich machen, einzusehen, und diese garzo Erkenntnis (die 
Ihre sigene: Gattung mesmaükl ln lan rn m Diem gpten heben Barden. 
Abteilungen, Umfang und Greusen nieht durch einen Dchtigen Umkreis 
zeichnen, sondern wollständig und au jedem Gebranel Tinreiebönd a eng 
80 viel vorllußg von dem Eigenthlimlichen, was die synthetischen Urihelle an sich 
haben.“ . 

a an er 








—— he Von b) Tuag ee 
sinds de 
HL Fa 5 


Vernunft bisher! entgangen, ja allen ihren Vermuthungen gerade entgegen- 
gesetzt wa sein, ob:er.gleich unwidereprechlich gewiss, und in der Folge sehr 
‚wichtig ist. Denn; weil man fand, dass die Schlüsse der Mathematiker 
alle nach dem Satze des Widerspruchs fortgehen (welches die Natur einer 
‚jeden ‚apodiktischen Gewissheit erfordert), so überredete man sich, dus 
‚auch die Grundsätze aus dem Satze des Widerspruchs erkannt würden, 
worin sie sich? irrten; denn ein synthetischer Satz kann allerdings nach | 
dem Satze des Widerspruchs eingesehen. werden, ‚aber nur 20, ‚dass. ein 
H en ae 
‚kann, niemals aber an «ich selbst, 
 Zuvörderst muss bemerkt werden, dass_eigentliche Bee 
‚Shtze jederzeit Urtheile a prior‘ und nicht empirisch sind, weil sie Noth- 
wendigkeit bei sich führen, welche aus” Erfahrung nicht abgenommen 
ren Will man aber® dieses nicht einxäumen, wolan, so schräinke 
meinen Satz auf die reine Mathematik ein, deren Begriff es schon 
mit sich bringt, dass sie nicht empirische, sondern bloss reine Erkenntnis 

# priori enthalte, 

' Man sollte anfinglich zwar' denken, Asa der Satz 7 +5=12 
ein bloss analytischer Satz sei, der aus dem Begrifle einer Summe von 
Sieben und Fiinf nach dem Satze des Widerspruchs erfolge. Allein, wenn 
man es näher betrachtet, so findet man, dass. der Begriff der, Summe von 
7 und 5 nichts weiterenthalte. als ‚die Vereinigung beider. Zahlen‘ in 
eine einzige, wodurch ganz und gar nicht gedacht wird, welches diese , 
einzige Zahl sei, die beide zusammenfasst. Der Begriff von Zwölf ist 
keineswegs dadurch schon gedacht, dass ich mir bloss jene Vereinigung 
von Sieben und Fünf denke, und ich mag meinen Begriff von einer 
‚solehen möglichen Summe noch #0 lange zergliedern, 0 werde ich doch 
darin die Zwölf nicht antreffen. Man muss tiber diese Begriffe hinausgehen, 
indem man die Anschauung zu Hilfs nimmt, die einem von beiden corre- 
spondirt, etwa seine fünf Finger oder (wie Sraxer in seiner Arithmetik) 
fünf Punkte, und so nach und nach die Einheiten der in der Anschauung 


! In den Prolegomenen (vgl. Anm. 1. 8, 1) stoht „bisher ganz entgangen‘ 
statt „bisher entgangen“. r 

® In den Prolegomonen steht „sich sehr irten" statt „sich ierten'. 

# In den Prolegomenen steht „Will man mir aber“ statt „Will man aber“, 

* In den Prolegomenen steht „wolt statt „zwar. 


Einleitung. 3 


gegebenen Fünf zu dem. Begriffe ‚der, Sieben. kinzuthut. [Denn ich 
nehme zuerse-die Zahl 7, und indem-ich für den Begrifl der 5 die Finger 
meiner Hand als Anschauung zu Hilfe nehme, so tlne ich die Einheiten, 
die ieh" vorher zusammennalim, um. die Zahl 5 auszumachen, nun. amıs 
jenem meiner Bilde nach und nach zur Zahl 7, und sehe so die Zahl 12 
entspringen. ‘Dass 5 zu 7 hinzugetlian werden sollte, habe ich zwar 
indem’ Begriff einer Summe —=7 +5 gedacht, aber, nicht, dass ‚diese 
Summe der Zahl 12 gleich sei.!) Der arithmetische Satz ist also jeder- 
zit ayuthetisch,? welches man desto deutlicher inne wird, wenu man 
etwas grössere Zahlen‘ nimmt, ‚da es denn klar einleuchtet, ‚dass, wir 
möchten unsero Begriffe? drehen und wenden, wie wir wollen, wir, ohne 
‚die Anschauung zu Hilfe'zu nehmen, vermittelst: der blossen. Zergliede- 
zung unserer Begriffe, die Summe niemals finden könnten. DE et ak 

Ebenso wenig ist irgend ein Grundsatz der reinen Geometrie ana- 
ist ein syuthetischer Satz. Denn mein Begriff, vom Geraden. enthält 
nichts von Grösse, sondern nur eine Qualität. ‚Der Begrif dos Kürzesten 
Begriffe der geraden Linie gezogen werden. Anschauung muss also bier zu 
Hilfe genommen werden, vermittelst deren. allein die Synthesis möglich ist, 

Einige wenige* Grundsätze, welche die Geometer voraussetzen, sind 
zwar wirklich analytisch und beruhen auf dem Satze des, Widerspruchs; 
sie dienen aber ‚ach mur wie identische Sätze zur Kette der Methode, 
und zieht‘ als Principieny'z- B. a— a, das Ganze ist sich selber gleich, ır 
oder (a-+ 3) > a, d> ii das Ganze ist ‚grösser als sein Theil. Und; doch 
auch" diese sölbst, ob sig gleich nach blossen- Begriffen gelten, werden in 
der Mathematik nur darum zugelassen, weil sie in der Anschauung können 
dargestellt werden. Was uns hier gemeiniglich glauben macht, als, läge 
das Prüdicat solcher apodiktischen Urtheile-schen ‘in unserem, Begriffe 
und das Urtheil sei also analytisch, ist bloss die Zweideutigkeit des Aus- 
— u. vr. # „ll 

"Di Se dm fl — geh di Zar mei 

R aka der Werte «Der arihmetinhe Balz It also Bedarmik synähetkiehe Hash 
in den Prolegomenen „A. 1 der ariihmetische Satz int jederzeit synthetisch“. 

" Biait „mmsore Bogner haben ‘die Prolsgomenon „unseren Bogrif, ' 

* Statt „wenige“ stelst in den Preisgomtnen „anderer. nr 


drucks: Wir sollen nämlich zu einem gegebenen Begriffe ein. gewisses. 
Prkdicat hinzudenken, und diese Nothwendigkeit haftet schon an den. 
Begriffen. Aber die Frage ist nicht, was wir zu dem. gegebenen Begrifle. 
" binzu denken sollen, sondern was wir wirklich in ihm, obzwär'nur 
dunkel, denken, und da zeigt sich, dass das Prädieat jenen Begrifleu 
zwar nothwendig, aber nicht als im Begriffe: selbst gedacht, sondern 
vermittelst Ag u ‚die zu dem zu“ ie runs, 
etitäge: altem [ i Hy Ki [era 
“g Enkoiwlndsheshute (Physioa) nn syhikutlsche Ur- 
theile @ prior als Prineipien in sich: Ich’ will nur ein-Paar Sütze 
&um Beispiel anführen, als den Satz, dass in allen Veränderungen der 
körperlichen Welt die Quantität der Materie unverändert bleibe, oder dass 
in aller Mittheilung der Bewegung‘ Wirkung und Gegenwirkung jederzeit 
einander gleich sein müssen. An beiden ist nicht allein die Nothwendigkeit, 
is mithin ihr Ursprung « priöri, sondern auch, dass sie synthetische Sätze sind; 
klar. Denn in dem Begrifis der Materie denke ich mir nieht die Beharr- 
-liebkeit, sondern bloss ihre Gegenwart im Baume- durch die Erfüllung 
desselben. Also gehe ich wirklich‘ über den Begriff von der. Materie 
hinaus, um etwas z priord zu ihm hinzuzudenken; was ich-in. ihm nicht 
dachte. Der Satz ist also nicht analytisch sondern synthetisch, und dennoah 
ee des reinen Theils der 
Naturwissenschaft. 

"8 In der Metaphysik, wenn män sie auch nur für eine bisher bloss 
versuchte, dennoch aber durch die Natur der menschlichen Vernunft un- 
‚entbehrliche Wissenschaft ansielit; sollen synthetische Erkenntnisse 
#priorsenthalten sein, und es istihr gar nichtdarum zu thun, Begriffe, 
die wir uns # prior‘ von Dingen machen, bloss zu:zergliedern und dadurch 
analytisch zu erläutern, sondern wir wollen unsere Erkenntniss ‘a priord 
erweitern, wozu wir uns solcher Grundsätze. bedienen ‚miissen, die zu 
dem gegebenen Begriff’ etwas hinzuthun, was in ihm nicht enthalten war, 
und durch synthetische Urtheile a prior wol gar so weit über ihn 
hinausgehen, dass uns die Erfahrung selbst nicht so weit folgen kann, 
z. B. in dem Satze: die Welt muss einen ersten Anfang haben u. a. mı; 

3 Statt „als fin Begriffe selbst gedacht" steht in don Prologomenen „unmittelbar“. 
* Die Worte „zu dem Bogriffo* sind ein Zusatz der zweiten Auflage. 











Einleitung. 4 


nd #0 besteht Metaphysik wenigstens ihrem Zwecke nach aus lauter 

synthetischen Sätzen « priort. md Klier 
1] vo i RT m 

IT IE} u kam ur PEN EI er wur 


a3 


Hmggah Din alnin ben ea lit u 


Algen Aufgabe dor reinen Vernunft, 


Man gewinnt (dadurels schon erh 
Denn dadurch erleichtert man sich nicht allein selbst sein eigenes Geschäft, 
indem man es sich genau bestimmt, sonderh auch jedem anderen, 'der'es 
prüfen will; das Urtheil, ‚ob EEE ng a 
haben odernicht; Die 
in’der Frage enthalten: Wie sind „sathetinche Ilsthalle a priuri 
möglich? 

Dass die Metaphysik bisher in einem so schwaukenden Zustande der 
Unwissenheit und Widersprüche geblieben ist, ist lediglich der Ursache 
zuzuschreiben, dass man ‚sich diese Aufgabe, und vielleicht ‚sogar. den 
Unterschied der analytischen und synthetischen Urtheile nicht früher iu 
Gedanken kommen Hess. Auf der Auflösung dieser Aufgabe oder einem 
genngthuenden Beweise, dass die Möglichkeit, die sie erklärt zu wissen 
verlangt, in der That gar nicht stattfinde, "beruht nun/das Stehen und 
Fallen der Metaphysik. Davın Howe, der dieser Aufgabe unter allen 
Philosophen noch am. nächsten trat, sie aber sich bei weiter nieht be- 
stimmt genug und in ihrer Allgemeinheit dachte, sondern bloss bei dem 
synthetischen Satze der Verkntipfung der Wirkung mit ihren Ursachen 
(prinoipium causalitatis) stehen blieb, glaubte heraus zu bringen, dass 10 
ein solcher Satz a prior gänzlich unmöglich sei; und nach seinen Schlässen 
würde alles, was wir Metaphysik neunen, anf einen blossen Wahn von 
vermeinter Vernunfteinsicht dessen hinauslaufen, was in der That bloss 
aus der Erfahrung erborgt ist und durch ‚Gewohnheit, den Schein der 
Nothwendigkeit überkommen hat, auf welche alle reine Philosophie zer« 
störende Behauptung er niemals gefallen wäre, wenn er unsere Aufgabe 
in ihrer Allgemeinheit vor Augen gehabt hätte, da er denn eingesehen 
haben würde, dass nach seinem Argumente es auch keine reine Mathe- 
matik geben könnte, weil diese gewiss synthetische Sätze.a priors enthält, 











42 Einleltung, 


vor weleher Behauptung ihn aledann sein (guter Verstand. wol würde 
bewahrt haben. DW v) 
In der Auflösung obiger Aufgabe ist zugleich die Möglichkeit des 
reinen Vernunftgebrauchs in Gründung und Ausführung aller Wissen- 
schaften, die eine theoretische Erkenntnis = prior! von Gegenständen 
enthalten, muib hegriffen, 4,1 .dia Beantwarbeng die; Eragepı 
Wie ist reine Mathematik möglich? 

re Wie ist reine Naturwissenschaft möglich? 

Von diesen Wissenschaften, een num 
wol geziemend fragen, wie sie möglich sind; denn dass sie möglich ‚sein 
müssen, witd durch ihre: Wirklichkeit bewiesen.* Was aber Meta- 

sı physik betrifft, so ‚muss ihr bisheriger schlechter Fortgang, und weil 
man von keiner einzigen bisher vorgetragenen, was ihren wesentlichen 
Zweck angeht, sagen kann, sie sei wirklich vorhanden, as) 
Grunde au ihrer Möglichkeit zweifeln lassen. 

_ TE alten aiane Meer Zkeuntzha Bar feria inmapdich 
auch als gegeben anzusehen, und Metaphysik ist, wenn gleich nicht als 
Wissenschaft, doch ala Naturanlage (metaphysiea naturalie) wirklich. 
Denn die menschliche Vernunft geht unaufhaltsam, ohne dass hlosse 
Eitelkeit des Vielwissens sie dazu bewegt, durch eigenes ' Bedtirfniss 
getrieben bis zu solchen Fragen fort, die durch keinen Erfahrungs- 
gebrauch der Vernunft und daher entlehnte -Prineipien beantwortet 
werden können, und so ist wirklich in allen Menschen, so bald Vernunft 
sich in ihnen bis zur Speculation erweitert, irgend eine Metaphysik zu 
aller Zeit gewesen, und wird auch immer (darin bleiben. Und: nun ist 
auch von dieser die Frage: 

we ‘Wie ist Metaphysik als Naturanlage möglich? 
d. #. wie entspringen die Fragen, welche reine Vernunft sich aufwirft, 
und die sie, so gut als sie kann, zu‘ beantworten ‚durch ihr. eigenes 








* Von dor reinen Naturwissensehaft könnte mancher dieses letztere noch be» 
zweifeln, Allein man darf nur die verschiedenen Sitze, die im Anfange der eigont- 
lichen (empirischen) Physik vorkommen, nachsehen, als den von der Baharrliehkeit 
derselben Quantität Materie, von der Trügheit, der Gleichheit der Wirkung und 
Gegmmwirkung u. s w., so wird man bald überzengt worden, dass sio eine Phyaisam 
‚puram (oder rationalen) ausmachen, die os wol verdient, als ige Wissenschaft in 
ihrem engen oder welten, aber doch gaszen Umfange abgesondert aufgestellt au werden. 


Einfeitang. 43 
ne herein aus an 


“enge 
sich aber bei allen | een at ‚diese natürlichen 
Fragen, z. B. ob die Welt einen Anfüng habe ‘oder von Ewigkeit her 
sei wu ®. w., zu beantworten, ‘jederzeit "unvermeidliche Widersprüche ' 
gefunden haben, so kann man es nicht bei der blossen Naturanlage zur 
Metaphysik, d. i dem reinen Vernuuftvermögen selbst, ‚woraus zwar 
immer ‚eine Metaphysik (es sei welche es wolle) erwächst, bewenden 
lassen, (sondern es muss möglich sein, mit ihr es zur Gewissheit zu 
bringen, entweder im Wissen ‘oder Nicht-Wisseh der Gegenstände, 
d. i. entweder der Entscheidung ber die ‚Gegenstände ihrer‘ Fragen 
oder über das Vermögen und Unvermögen der Vernunft in Ansehung 
ihrer etwas zu wrtheilen, also entweder unsere reine Vernunft mit Zu- 
. verlässigkeit zu erweitern oder ihr bestimmte und sichere Schranken za 
setzen. Diese letzte Frage, die aus rs Aufgabe 
fliesst, würde mit Recht diese sein: 7 wunltiaen 
Wie ist Metaphysik als ide Bear 
Die Kritik der Vernunft führt also zuletzt notlıwendig zur Wissen- 
schaft; der dogmatische Gebrauch derselben olne Kritik: dagegen nuf 


grundlose Behauptungen, denen man ‘eben so scheinbare entgegensotzen 15 / 


kant, nulıkie? sam Bke tici 

Auch kann Wissenschaft nicht von grossör, abschreckender 
Weitläufigkeit sein, weil «io es micht mit Objecten der Vernunft, deren 
Mannigfultigkeit unendlich ist, sondern blose mit sich selbst, mit Auf 
gaben, dio ganz aus Ihrem Schosse ontspringen und fhr nicht durch die 
Natur der Dinge, die von ihr unterschieden sind, sondern durch ihre 
eigene vorgelegt sind, zu hun hat; da es denn, wenn sio zuvor ihr 
eigenes Vermögen in Ansehung der Gegenstände, die ihr in der Er 
führung vorkommen mögen, vollständig hat kennen lernen, leicht worden 
muss, den Umfang und die Grenzen ihres über alle Erfahrungsgrenzen 
versuchten Gebrauchs vollständig und sicher zu bestimmen. 

Man kann also uiid muss alle bisher geninchten Versuche, eine 
Metaphysik dogmatisch zu Stande zu ‚bringen, als ungeschehen 
anwolm up an.ia Bar Mas, eier. dar andaren Aralrderken, nönlich 
blosse Zergliederung der Begriffe ist, ‚die unserer Vernunft a priri bei- 
wohnen, ist noch gu nicht-der Zweck, ‘sondern nur eine Veranstaltung 


44 Einleitung. 


zu der eigentlichen Metaphysik, nämlich. seine Erkenntniss a priare 
synthetisch zu erweitern, und ist zu diesem untauglich, weil ie bloss 
zeigt, was in diesen Bogrifien enthalten ist, nicht aber, wie wir a priert 
zu solchen Begriffen gelangen, um danach auch ihren giltigen Gebrauch 

in Ansehung der Gegenstände aller Erkenntnies überhaupt bestimmen — 
zu. können. ‚Es gehört auch nur wenig. Selbstverleugnung dazu, alle 
diese Ansprüche aufzugeben, da die nicht abzuleugnenden und im dog- 
matischen Verfahren such. unvermeidlichen Widersprüche der Vernunft 
mit sich selbst jede bislierige Metaphysik schon längst um-ihr Ansehen 
die Schwierigkeit innerlich und den Widerstand äusserlich nicht abhalten 
zu lassen, eine der menschlichen Vernunft unentbehrliche Wissenschaft, 
von der man wol jeden hervorgeschossenen Stamm abhauen, die Wurzel 
aber nicht ausrotten kann, durch eine andere, der bisherigen ganz ent- _ 
gegengesetzte Behandlung endlich einmal zu einem gedeihlichen und 
fruchtbaren Wuchse zu befördern, !] 


VIL 


2 und Eintheilung einer ‚besonderen Wissenschaft, unter dem 
Namen einer Kritik der reinen Vernunft. 


Aus diesem allem etgieht sich nun die Idee einer besonderen Wissen- 

schaft, die Kritik der reinen Vernunft heissen kann. Denn Ve 
Is das Vermögen, welches die ine der Erkenntniss « prieri an 
die Hand giebt. Daher ist reine Vernunft, diejenige, welche die Prineipien, 
etwas schlechthin prior; zu erkennen, enthält. Ein Organon der reinen 
Vernunft würde ein Inbegriff derjenigen Principien sein, nach denen alle 
ssreinen Erkenntnisse a priori können erworben und. wirklich zu Stande 
gebracht werden. Die ausführliche Anwendung eines solchen Organon 






i 





* Mau vgl. 8. 14 Anm. U. 

# Statt „die Kritik der reinen Vornunft heissen kann“ steht in der ersten 
‚Auflage „dio zur Kritik der reinen Vernunft dienen könne.“ 

Dann folgen daselbst die ‚in der zweiten Auflage im Abschnitt I näher ausze- 
führten und prücisirten Sätze: „Es heisst aber jodo Erkenntnis rein, die mit nichts 
Fromdartigem vermischt ist Besonders aber wird olne Erkenntniss schlechthin rein 
‚genannt, In die sich überhaupt keins Erfahrung oder Empfindung einmischt, welche 
mithin völlig a priori möglich ist. Nun ist Vornunft“ u. s. w. 


FIIPWUUIgUHAE  ErvpmaTg rn Nee 
Shirt st ne 


Einleitung. 45 


würde ein System der reinen Vernunft verschaffen, ‘Da dieses aber sehr 

viel verlangt ist, und es noch dahin steht, ob auch hiert überhaupt eine. 
Erweiterung unserer Erkenntniss und in welchen Fällen sie möglich sei, 
Vernunft, ihrer Quellen und Grenzen, als die Propädeutik zum System 

der reinen Vernunft ansehen. Bine solche witrde nicht eine Doetrin, — 
sondern nur Kritik der reinen Vernunft heissen miissen, und ihr Nutzen 
würde in Ansehung der Speeulation® wirklich nur negativ sein, nicht zur  " 
Erweiterung, sondern nur zur Iäuterung unserer Vernunft dienen und 

sie von Irrthümern frei halten, welches schon selr viel gewonnen ist: _. 
Ich nenne alle Erkenntniss transscendental, die sich nicht sowol mit 
Gegenständen, sondern mit unserer Erkennfnissart von Gegenständen, so 
fern diese «@ priori möglich sein soll, überhaupt beschäftigt. Ein System 
solcher Begriffe würde Transscendental-Philosophie heissen. Diese 
ist aber wiederum für den Anfang noch*® zu viel. Denn, weil eine solchei 
Wissenschaft sowol die analytische Erkenntnis als die synthetische. 
a priori vollständig enthalten müsste, su ist sie, 80 weit? es unsere Absicht 
betrifft, von za weitem Umfunge, indem wir die Analysis nur so weit 
treiben dürfen, als sie unentbehrlich nothwendig ist, um die Prineipien 
der Synthesis @ priori, als warum es uns nur zu thun.ist, in ihrem ganzen 
Umfange einzusehen. Diese Untersuchung, die wir eigentlich nicht Doctrin, ze: 
sondern nur transseendentale Kritik nennen können, weil sie gicht die 
En en TRETEN ‚oder Unwerthes 
aller Erkenntnisse @ priori abgeben soll, ist das, womit wir uns jetzt 
beschäftigen. Eine solche Kritik ist demnach‘ eine Vorbereitung, wo: 
möglich zu einem Organun, und; wenn dieses nicht gelingen sollte, 
wenigstens zu einen Kanon derselben, nach welchem allenfalls dereinst 
das vollständige Bystem der Philosophie der reinen Vernunft, es mag nun 


% Im der ersten Auflage: „ob auclı überhaupt eine solche‘. 

® Die Worte „in Auschumg der Spesulntion“ sind ein Zusnte der zweiten Auflage‘ 

* Statt der Worte „sondern mit unserer Erkenntnlssart von Gegenständen, 10. 
ee er nee as 
unseren Begriffen & prior; von Gegenständen‘. 

* Das Wort „noch“ ist ein. Zusata der swolten Auflage, 

® Statt „so weit“ steht in der ersten Auflage „In so fern“. 


Wire 
Mu‘ um 


o 


46 Einleitung. 


in, Erweiterung oder blosser Begrenzung ihrer Erkenntnis bes 
sowol analytisch als 

dieses möglich sei, ja dass ein solches System von nicht gar grossem 
Umfange sein könne, nm zu hoffen es ganz zu vollenden, lässt sich schon. 






nicht auswärtig suchen dürfen, uns nicht verborgen, bleiben kann, und | 
allem Vermuthen ‚nach klein genug ist, um, vollständig aufgenommen, | 
nnch‘ seinem Werthe oder Unwerthe beurtbeilt und unter richtige 
Ar Schützung gebracht zu ‘werden, ‚ [Noch wenigor darf man hier eine Kritik 
dor Bücher und Systeme der reinen Vernunft‘ erwarten, sondern die des 
reineh Vernunftvermögens selbst Nur allein, wenn diese zum Grunde. 
liegt, hat man einen sicheren Probirstein, den philosophischen Gehalt 
alter und neuer Werke in diesem Fache zu schätzen; widrigenfalle be- 
urtheilt der 'unbefugte Geschiehtschreiber ‚und''Richter grundlose  Bo- 
hanptungen anderer durch seine eigenen, die ebenso’ grundlos sind.) 
Die Transscendental-Philosophie ist die Idee einer Wissenschaft; 
wozu ‚die Kritik der reinen Vernunft den ganzen Plan, architektonisch; 
‚di aus Principien entwerfen soll, mit völliger Gewährleistung der Voll- 
ständigkeit und Sicherheit aller Stücke, die’ dieses Gebäude ausmachen. 
Bie ist das System alier Prineipien der reinen Vernunft ®] Dass diese 
Kritik nicht schon selbst Transscendental-Philosophie heisst, beruht 
lediglich! darauf, dass sie, um cin vollstündiges Bystem zu sein, auch eine 
ausführliche Analysis der ganzen menschlichen Brkenntniss a prior ent- 
halten miisste. Nun muss zwar unsere Kritik allerdings auch eine voll- 


% Die Sätze: „Noch weniger — grundios sind“ bilden einen Zusatz der zweiten 
Auflage. Der erste derselben ist ein wenig veränderter Abdruck des folgenden Satzes 
aus dem Vorwort zur ersten Auflage (8; VI): „Ich verstehe aber hierunter nicht 
eine Kritik der Bücher und Systeme, sondorn ‚die des Vernanfivermögens überhaupt 
in-Ansehung aller Erkenntnisse, zu denen sio unabhängig von üller Erfahrung 
streben mag“ u. &. w. 

® Statt der Worte „ist die Idee einer Wissenschaft“ steht in dor ersten Auflacs, 
deren zweiter Abschnitt an dieser ‘Stelle beplant; „Ist bier nur eine Idee“. 

? Dieser Satz ist erst in der zweiten Auflage hinzugokommen. 








Einleitung 4 


ständige Herzählung aller Stammbegriffe, welche die gedachte reine 
Erkenntniss ausmachen, vor Augen legen. Allein der ausführlichen 
nicht zweckmässig wäre, indem sie die Bedenklichkeit nicht hat, 'welchess 
bei der Synthesis angetroffen wird, um deren willen eigentlich die gunze 
Kritik do ist, theils weil es der Einheit des Plans zuwider wäre, sich 
mit der Verantwortung der Vollständigkeit ‚einer sulchen Analysis und 
Ableitung zu befassen, deren man in Ansehung seiner Absicht doch’über- 
hoben sein konnte: ' Diese Vollständigkeit der Zergliederung sowol als 
der Ableitung aus den künfig zu liefernden Begriffen « prüori ist indessen 


leicht zu ergänzen, wenn sie nur allererst als ausführliche Prineipien dr © 


Synthesis da sind und ihnen in Ansehung dieser wesentlichen Absicht 
nichts iermangelt. ' 
"Zur Kritik der reinen Vernunft gehört demnach alles, was (die 
Transscendental-Philosophie ausmacht, und sie ist die vollständige Ideo 
der Transscendental-Philosophie, aber diese Wissenschaft noch nicht 
selbst; weil sie in der Analysis nur so weit geht, als es zur vollständigen 
Beurtheilung der synthetischen Erkenntniss a priori erforderlich ist 
Das vornehmste Augenmerk bei der Eintheilung einer solcheu 
Wissenschaft ist, dass gar keine Begriffe hineinkommen miissen, dieirgend 
etwas Empirisches in sich enthalten, oder dass die Erkenntnis @ priors 
völlig rein sei: Daher, obzwar die obersten Grundsätze der Moralität und 
die Grundbegriffe derselben Erkenntnisse « priori sind, so gehören sie 
doch nicht in die Transscendental-Philosophie, weil sie die Begriffe der 
Lust und Unlust, der Begierden und Neigungen u. s. w., die insgesammt 
empirischen Ursprungs sind, zwar selbst nicht zum Grunde ihrer Vor- 
schriften legen, aber doch im Begriffe der Pflicht als Hindernis, das über- 
wunden, oder als Anreiz, der nicht zum Bewegungsgrunde gemacht werden 
soll, nothwendig in die Abfüssung des Systems der reinen Sittlichkeit mit 
hineinzichen milssen.1 Daher ist die Transscendental- Philosophio eine 
Weltweisheit der reinen bloss speculativen Vernunft. Denn alles Prak- 


* Beats der Worte „ao die Degriffe .. ‚ hineinziohen müssen“ steht in der ersten 
Auflage: „Ale Begriffe der Lust und Unlust, der Bagferden und Neigungen, der Will: 
kr usw. die insgosamamt emplrischen Ursprungs sind, dabei vornnsgosetzt werden 
listen“ 


[22 








48 Einleitung. 





tische, so fern es Triebfedern! enthält, bezieht sieh auf Gefühle, ‚welche 
zu eripirischen Erkenntnisequellen gehören.) vu 
Wenn man nun die Eintheilung Wissenechaft aus: dem alle 
gemeinen Gesichtspunkte eines Systems tberhaupt anstellen will, so muss 

‚die, welche wir jetzt vortragen, erstlich eine Elementar-Lehre, zweitens 


eine Methoden-Lehre der. Vernunft enthälten. Jeder dieser 
re areenane sich gleich 
wol hier noch nicht vortragen lassen. Nur’ so viel scheint zur-inleitung. 
oder Vorerinnerung nöthig zu sein, dass es zwei Stämme der menschlichen 
Erkenntnies gebe, die vielleicht aus einer gemeinschaftlichen, aber uns 
unbekannten Wurzel entspringen, nämlich Sinnlichkeit und Verstand, 
durch deren ersten uns Gegenstände gegeben, durch den zweiten aber 
gedacht werden, 80 fern num die Sinnlichkeit Vorstellungen # prier® 

so enthalten sollte, welche die Bedingung ausmachen, unter’ der uns Gegen-, 
stände gegeben werden, so würde sie zur Transscendental-Philosophie 
gehören. Die transscendentale Sinnenlehre würde zum ersten Theile der 
Elementar-Wissenschaft gehören ınüssen, weil die Bedingungen, worunter 
allein die Gegenstände der menschlichen Erkenntnis gegeben werden, 
denjenigen vorgehen, unter welchen selbige gedacht werden, 


* Statt „Triebfodern“ steht in der ersten Auflage „‚Bewegungsgründe“ 2 


L 


Transscendentale Elementarlehre. 


Kaur's Kritik der reinen Vernuarn, 4‘ 


Der Er} 


transscendentalen Elementarlehre 


erster Theil. 


Die transscendentale Aesthetik. 


8.11 


Auf welche Art und durch welche Mittel sich such immer eine 
Erkenntniss auf Gegenstände beziehen mag, so ist doch diejenige, wodurch 
sie sich auf dieselben unmittelbar bezieht, und worauf alles Denken als erh [2 
Mittel abzweckt, die Anschauung./ Diese findet aber nur statt, so fern 
uns der Gegenstand gegeben wird; dieses aber ist wiederum, uns Menschen 
wenigstens,? nur dadurch möglich, dass er ‘das Gemtith auf gewisse 
Weise afficire. Die Fähigkeit (Receptivität), Vorstellungen durch die 
Art, wie wir von Gegenständen affieirt werden, zu bekommen, heisst Ir 70: 

“Binnlichkeit. Vermittelst der Sinnlichkeit also werden uns Gegenstände 7 7:7. 

gegeben, und sie allein liefert uns Anschauungen; durch den 
Verstand aber werden sie gedacht, und von ibm entspringen Begriffe. 
Alles Denken aber muss sich, es sei geradezu (diroote) oder im Um- 
schweife (indirecte), vermittelst gewisser Merkmale? zuletzt anf Anschau- * 
ungen, mithin bei uns auf Sinnlichkeit beziehen, weil uns auf andere 
Weise kein Gegenstand gegeben werden kann. 

Die Wirkung eines Gegenstandes auf die Vorstellungsfühigkeit, so ss 





! Die Beseichnung nach Paragraphen ist erst is der zweiten Auflage hinzu- 
gekommen. 
# Die Worte „uns Menschen wenigstens“ sind ein Zusatz der zweiten Auflace. 
® Die Worte „vermittelst gewisser Merkmale“ sind ein Zusatz der zweiten - 
Auflage. 
. 


BEER a Bastel Neuiel 


Klementärlohre I. Theil 


fern wir von demselben air werden, ist Empfindung. Diejenige 


Anschauung, welche sich auf den Gegenstand durch Empfindung bezieht, 


heisst empirisch. Der unbestimmte Gegenstand einer empirischen 
Anschauung heisst Erscheinung. 
In der Erscheinung nenne ich das, was der Empfindung correspon- 
“ dirt, die Materie derselben, dasjenige aber, welches macht, dass das 
Basis ds Bene Inearhrn Trinken an ren 
orm das, worin sich die 
ei allein ordnen, /und in, gewisse en gestellt werden 
können, nicht selbst wiederum Empfindung sein kann, so ist uns zwar 
die Materie aller Erscheinung ur ‚@, ponteriori .gegelien, die Form der- 
selben aber muss zu ihnen insgesammt im Gemüthe a priori bereit liegen, 
und daher abgesondert von aller Empfindung können betrachtet werden. 
Ich nenne alle Vorstellungen rein (im transscendentalen Verstande), 
in denen nichts, was zur Empfindung gehört, angetroffen wird. Demnach 
wird die reine Fort ‘sinnlicher Anschanungen tiberhaupt im Gemtthe 
a priord angetroffen werden, worin‘ alles Münnigfaltige der Brscheinungen 
in gewissen Verhältnissen angeschaut wird. Diese reine Form der Binn-' 
Hiehkeit wird auch selber reine Anschatung heissen. So, wenn ich‘ 
ss von der Vorstellung einds”Kürpers das, was der Verstand davon dbakeı 
als Substanz, Kraft) Theilbarkeit u: 8. w., imgleichen, was davon zur‘ 
Empfindung’ gehört, als Undurchdringlichkeit, Härte, Farbe m. s. w. ab- 
sondere, #0 bleibt mir ans dieser empirischen Anschauung noch etwas” 
übrig, nämlich" Ansdehmung'uhd Gestalt: Diese gehören zur reinen Anc“ 
schauung, die # priori, auch ohne einen wirklichen Gegenstand der Sirme' 
alas Eeifenäuig, als u. Serien welegesnie er 
stattfindet: nb 
j de vielen DPF der der auiheiies d Per 
nenne ich‘ nen en RUE Nee. E muss also“ a 


i oki ehe te etz 
bedienen, um dadurch das zu bezeichnen, was andere Kritik des Geschmacks heissen, 
Es liegt’ hför eine worfohilte Hoffnimg zuin Grunde, die der vwortreffliche Analyst 
BaunGaRTE® esnicn die BEN Bee des BE unter Veruunräihhhie 
en eng 

- Si ee ee 
schaut wird“. 






Die transscondentale Aosthetik. 58 


solche Wissenschaft geben, die den ersten Theil der transscendentalen se 
Elementarlehre ausmacht, im Gegensatz mit derjenigen, welche die Prin- 
eipien des reinen Denkens enthält und transscendentale Logik genannt 
wird. = 

In der transscendentalen Aesthetik also werden wir zuerst die Sinn- 
lichkeit isoliren, dadurch, dass wir alles absondern, was der Verstand 
durch seine Begriffe dabei denkt, damit nichts als empirische Anschauung 
übrig bleibe. Zweitens werden wir von dieser noch alles, was zur Em- 
pfindung gehört, abtrennen, damit nichts als reine Anschauung und die 
blesse Form der Erscheinungen übrig bleibe, welches das einzige ist, das 
die Sinnlichkeit a prior: liefern kann: Bei dieser Untersuchung wird sich 
finden, dass es zwei reine Formen sinnlicher Anschauung als Prineipien 
der Erkenntniss a prior‘ gebe, nämlich Raum und Zeit, mit deren Er- 
wägung wir uns jetzt beschäftigen werden. 


zu bringen und die Regeln derselben sur Wissenschaft zu erheben. Allein diese 
Bemühung ist vergeblich. Denn gedachte Regeln oder Kriterien sind ihren vor- 
melmsten? Quellen nach bloss empirisch, und können also niemals zu bestimmten? 
Gesetzen a priori dienen, wonach sich unser Geschmacksurtheil richten müsste, viel- 
mehr macht das letztere den eigentlichen Probirstein der Richtigkeit der ersteren 
aus. Um deswillen ist es rathzam, dies Benennung entweder wiederum eingehen 
zu Inssen und ale derjenigen Lehre aufzubebalten, die wahre Wissenschaft ist (mo- 
durch man auch der Sprache und dem Sinne der Alten näher treten würde, bei 
denen die Elntheilung der Erkenntnlss in alo9nr& zal vonzd sehr berühmt war), 
oder sich in die Benennung mit der speculativen Philosophie zu theilen und die 
Acsthetik theils im transscondentalen Sinne, theils in psychologischer Bedeutung zu 
nelmen.® 


! Das Wort „vornehmsten“ ist ein Zusatz der zweiten Auflage. 
-% Das Wort „bestimmten“ ist ein Zusats der zweiten Auflage. 
® Die Worte „oder sich....zu nehmen“ sowie die Klammern zu den vorher 
gehenden Nebensätzen sind ein Zusatz der zweiten Auflage. 


54 Elsmentarlohre. L Theil. Transseondsntalo Assthotik. 
” » Der h) 
transscendentalen Aesthetik 
orster Abschnitt. N 


Von dem Raume. 


&2: PM 
Metaphpsische Erörterung dieses Bogriffs! co}. 2 s% 
Vermittelst des Aumoren Birne (iner Eigenschaft unseres Gesch) 
stellen wir uns Gegenstände als ausser uns, und diese insgesammt im 
Ruume vor. Darin ist ihre Gestalt, Grösse und Verhältnis gegen ein- 
ander bestimmt oder bestimmbar. Der innere Sinn, vermittelst dessen 
das Gemüth sich selbst oder seinen inneren Zustand anschaut, giebt 
zwar keine Anschauung von der Secle selbst als einen Ohject; allein es 
ist doch eine bestimmte Form, unter der die Anschauung ihres inneren 
- Zustandes allein möglich ist, so dass alles, was zu den inneren Be- 
stimmungen gehört, in Verhältnissen der Zeit vorgestellt wird. Aeusser- 
lich kann die Zeit nicht angeschaut werden, so wenig wie der Raum als 
etwas in uns. Was sind nun Raum und Zeit? Sind es wirkliche 
Wesen? Sind es zwar nur Bestimmungen, oder auch Verhältnisse der 
Dinge, aber doch solche, welche ihnen auch an sich zukommen würden, 
wenn sie auch nicht angeschaut würden, oder sind sie solche, die nur 
ssan der Form der Anschauung allein haften, und mithin an der subjee- 
tiven Beschaffenheit unseres Gemtths, ohne welche diese Prädieate gar 
keinem Dinge beigelegt werden können? Um uns hierüber zu belehren, 
wollen wir zuerst den Begrifl des Raumes erörtern.” [Ich verstehe 
aber wnterkErörterung (ezpositio) die deutliche (wenn gleich nicht 
ausführliche) Vorstellung dessen, was zu einem Begriffe gehört; meta- 


% Diese Überschrift Ist wie die Bezeichnung als $. 2 ein Zusutz der zweiten 
Auflage. 

® Statt „den Bogriff des Raumes orörtern" steht in der ersten Auflage „den Raum 
botraclıren.* 


L Abschnitt Von dem Raume 55 


physisch aber ist die Erörterung, wenn sie dasjenige enthält, was den 
Begrifl als # priors gegeben darstelle] . 

1y Deere tit) kn 1euipkeieeher Dog dekattn ups 
fahrungen abgezogen worden Denn damit gewisse Empfindungen auf 
etwas ausser mir bezogen werden (d. i. auf etwas in einem anderen Orte 
des Raumes, als darin ich mich befinde), imgleichen damit ich sie ale 
ausser und neben? einander, mithin nicht bloss verschieden, sondern als 
in verschiedenen Orten vorstellen könne, dazu muss die Vorstellung des 
Raumes schon zum Grunde liegen. Demnach kann die Vorstellung des 
Raumes nicht aus den Verhältnissen der äusseren Erscheinung durch 
Erfahrung erborgt sein, sondern diese äussere Erfahrung ist selbst nur 
durch gedachte Vorstellung allererst möglich. 

2) Der Raum ist eine nothwendige Vorstellung # priori, die allen 
Aussoren Anschauungen zum Grunde liegt: Man kann sich niemals «ine 
Vorstellung davon machen, dass kein Raum sei, ob man sich gleich 
ganz wol deuken kann, dass keine Gegenstände darin angetroffen werden, # 
Er wird also als die Bedingung der Möglichkeit der Erscheinungen und 
nicht als eine von ihnen abhängende Bestimmung angesehen, und ist 
eine Vorstellung « priori, die nothwendiger Weise Kusseren Erscheinungen 
zum Grunde liegt;® 

A)u Dee Hni:sehkeins (ldninirer, düsez. wiadinz age allgameinse 
Begriff von Verhältnissen der Dinge überhaupt, sondern eine reine 


/ 





% Diesar Satz ist erst in der zweiten Auflage hinzugekommen. 

* Die Worte „und neben" sind ein Zusats der zweiten Auflage, 

= Hier folgt in der ersten Auflage als 3) der nachstehend abgedruckte Absatz: 
„d) Auf diese Nothwendigkeit a prüori gründet sich die apodiktische Gewissheit afler 
geometrischen Grundsätze url die Möglichkeit ihrer Construetionen a prior. Wäre 
nämlich diese Vorstellung des Baumes ef a posteriort erworbener Begriff, der aus 


”  gätzo der mathematischen Bestimmung nichts als Wahrnehmungen sein. Sie hätten 


also alle Zufälligkeit der Wahrnehmung, und os wäre oben nicht nothwendig, dass 

zwischen zwei Punkten nur eine gerade Linie sei, sondern die, Krfalrang würde es 

0 jederseit lehren Was von der Erfahrung entlehnt ist, hat such nur ewınparative 

Allgemeinheit, nämlich durch Induetion. Mm würde also mur sagen können: s0 

viel zur Zeit noch. beinsrkt worden, ist köln. Baum jpefunden worden, der mehr als 

drei Abmessungen hätte“ — (Man vgl Anm. 1. 8. #1). & 
% Dieser Absatz ist in der ersten Auflage als.&) bensiehneti \ 


56 Elementarlelre. TI Theil. Transsondentalo Acathetik. 


Anschauung: | Denn‘erstlich kann man. sich dur einen ‚einigen. Raum 
vorstellen, und wenn mat von vielen Räumen redet, so versteht mar 
darunter nur Theile‘ eines und. desselben «alleinigen ‚Raumes. ‘Diese 
Theile können auch nicht vor dem einigen allbefassenden Raume gleich- 
sum alsı dessen Bestandtheile (daraus seine Zusammensetzung. ‚möglich 
sei) vorhergahen, sondern nur in-ihm gedacht werden. Er-ist wesent- 
Hch einig, das Mannigfaltige in ihm, mithin auch.der allgemeine Begriff 
von Räumen: überhaupt beruht lediglich auf Einschränkungen. . Hieraus 
folgt, dass in Ansehung seiner. eine Anschauung a ‚prieri'\ (die, nicht 
empirisch \ist) allen Begriffen. von demselben’ zum Grunde liegt... Bo 
werden auch alle geometrischen Grundsätze, z. B. dass in einem Triangel 
zwei Seiten zusammen grüsser sind als die dritte, ‚niemals ans allgemeinen 
Begriffen von Linie und Triangel, sondern aus der Anschauung, und 

zwar apriori) mit apodiktischer Gewissheit: abgeleitet. 

4) Der: Raum wird als eine unendliche . gegebene Grösse vor 
nah Nun muss ‚man zwar einen jeden Begriff als eine Vorstellung 
denken, die in einer unendlichen Menge ‚von verschiedenen mögliehen 
Vorstellungen (als ihr gemeinscliaßliches Merkmal) enthalten ist, mithin 
diese unter sich enthält; aber kein Begriff als ein solcher ‚kaum so 
gedacht werden, als ob er eine unendliche Menge von‘ Vorstellungen in 
sich enthielte Gleiehwol wird der Raum-so. gedacht ‚(denn alle Theile 
des Raumes ins unendliche sind zugleich) Also ist die ursprüngliele 
td, 73. Vorstellung vom Raume Anschauung @ priori, und nicht Begrifft 


83. 
Transscendentale Erörterung des Begriffs vom Raume. 


Ich. verstehe unter einer transscendentalen Erörterung die Erklärung 
eines‘ Begrifis ‚als eines Prineips, woraus die Möglichkeit anderer syn- 


% Der Alsnte 4) Inutet in der ersten Auflage: 
„DJ Der Raum wird als eine unendliche Grösse gegeben "vorgestellt: Min allge- 
meiner Begriff vom Raum (der sowol einem Fusse als einer Eile gemein ist) kann 
in Ansehung der Grösse nichts bestimmen. Wäre & nicht die Grenzenlösigkeit im 
Fortgange der Anschauung, s0' würde kein Begrif' von Verhältnissen ein Prineipinm 
der Unendlichkeit dorselben bei’sich führen.“ 


'L Abschnitt, Von dem ana 57 
thetischer Erkenntnisse @ pri eingehen werden kam Zu dieser Ab- 


Raums synthetisch und ‘doch @ priori‘ bestimmt. "Was muss die Vor- 
stellung ‘des Raumes denn sein, damit eine solche Erkenntnis von ihm 
möglich sei? Er muss ursprünglich Anschauung sein; (denn aus einem 
blossen Begriffe lassen sich keine Sätze, die über'den Begriff hinausgehen, u 
ziehen, welches doch in der Geometrie geschieht (Binleitung 'V.). Aber 
diese Anschnuung muss # priori, d. i. vor aller Wahrnehmung eines 
‚Gegenstandes in ns angetroffen werden, mithin reine, nicht empirische 
diktisch, d. i. mit dem Bewusstsein‘ ihrer Nothwendigkeit verbunden, 
2. B. der Raum hat nur drei Abmessungen; dergleichen Sütze aber können 
ED 
werden (Einleit: IL). ' 

ee 
die vor den Objeeteh selbst vorhergeht, und in welcher der Bogiff der 
lötzteren # priors bestimmt werden kann? Offenbar nicht anders als so 
forn sie bloss im Subjeete als die formale Beschaffenheit desselben, von 
Objesten affieirt zu werden und dadnrch unmittelbare Vorstellung 
2 eher sehen ng ren = 
Form des Husseren Sinnes überhaupt. | race 

Also macht allein unsere Erklärung ‚die Möglichkeit.der Geo- 
metrie als einer synthetischen Erkenntnisse a'priari begreiflich: Eine 
jede Erklärungsart, dio dieses nicht liefert, wenn sie gleich dem Anscheine 
a en 
Gib verbr eilt N . be ie we 


Schlünsd aus: obigen Begrifiens." um “ 


Der. keine Eigenschaft einiger 
a arbeite 


x Dieser ganse Paragraph 'i ein Ziuhker der twohten. Ahflage; er" giebt älne 
a ya, ® der Prologometien (Man rel Anm ER). 


stimmung derselben, die an Gegenständen selbst haftete, und welche bliebe, 
wenn man auch von allen auhjestiven Bedingungen der Anschauung aba- 
‚geschaut werden. 1 
5) Der Raum ist nichts Anderes, ala nur die Form aller Erschei- 
nungen äusserer Sinne, d. i die subjeetive Bedingung der Sinnlichkeit, 
unter der allein uns äussere Anschauung möglich ist, Weil nun.die 
‚ Receptivität des Subjectes, von Gegenständen aflicirt zu werden, ‚noth- 
wendiger Weise vor allen Anschauungen dieser Objeete vorhergeht, so 
lässt sich verstehen, wie die Form aller Erscheinungen vor allen wirk- 
lichen Wahrnehmungen, mithin a prior! im Gemüthe gegeben sein könne, 
und wie sie als eine reine Anschauung, in der alle Gegenstände bestimmt 
werden müssen, Prineipien der Verhältnisse derselben vor aller Erfahrung 
enthalten könne. 4 
Wir können demnach nur aus dem Standpunkte eines Menschen vom 
Raum, von ausgedehnten Wesen u. s. w. reden. Gehen wir von der 
subjectiven Bedingung ab, unter welcher wir allein äussere Anschauung 
bekommen können, s0 wie wir nämlich von den Gegenständen, aflicirt 
«swerden mögen, so bedentet die Vorstellung vom Raume gar nichts. 
Dieses Prädieat wird den Dingen nur in so fern beigelegt, als sie uns 
erscheinen, d. i. Gegenstände der Sinnlichkeit sind. Die bestäudige Form 
dieser Beceptivität, welche wir Sinnlichkeit nennen, ist eine notlwendige 
Bedingung aller Verhältnisse, darin Gegenstände als ausser uns ange- 
schaut werden, und, wenn man von diesen Gegenständen abstrahirt, eine 
reino Anschauung, welche den Namen Raum führt. Weil wir die be- 
sonderen Bedingungen der Sinnlichkeit nicht zu Bedingungen der Mög- 
lichkeit der Sachen, sondern nur ihrer Erscheinungen machen können, 
so können wir wol sagen, dass der Raum alle Dinge befusse, die uns 
 Ausserlich erscheinen mögen, aber nicht alle Dinge an sich selbst, sie 
mögen nun angeschaut werden oder nicht, oder auch von welchem Subject 
man wolle. Denn wir können von den Anschauungen anderer denkender 
Wesen gar nicht urthgilen, ob sie an die nämlichen Bedingungen ge- 
bunden seien, welche unsere Anschauung einschränken und fir uns all- 
gemein gilig sind. Wenn wir die Einschränkung (eines „Urtheils) zum 
Begriff des Subjects hinzufigen, so gilt das Urtheil alsdann unbedingt. 











1 Abschnitt: Von dom Raume. “ 59 


Der Satz: Alle Dinge sind neben einander im Raum, gilt nur unter der 
Einschränkung, wenn diese Dinge als Gegenstände unserer sinnlichen 
Anschauung genommen werden. Füge ich hier die Bedingung zum Be- 
griffe und sage: Alle Dinge als Kussere Erscheinungen sind neben ein- 
ander im Raum, so gilt’diese Regel allgemein und ohne Einschränkung. 
Unsere Erörterungen lehren demnach die Realität (d. i die objeetive « 
Giltigkeit) des Raumes in Ansehung alles dessen, was’ äusserlich als Ge- 
genstand uns vorkommen kann, aber zugleich die Idealität des Raums 
in Ansehung der Dinge, wenn sie durch die Vernunft an sich selbst 
erwogen werden, d. i olme Rücksicht auf (die Beschaffenheit unserer 
Sinnlichkeit zu nehmen. Wir behaupten also die empirische Reulitht 
des Raumes (in Anselhrung aller möglichen Ausseren Erfahrung), ob zwar 
zugleich die transscendentale Idealität desselben, d. i. dass er nichts 
sei, so bald wir die Bedingung der Möglichkeit aller Erfahrung wag- 
a Te 
Hegt, annehmen. 

Bi ya Bar tr Ga Tai kukshraäeh anhanherah 
auf etwas Aeusseres bezogene Vorstellung, die « priorı objectiv heissen 
könnte. [Denn man kann von keiner derselben synthetische Sütze 
a priori, wie von der Anschauung im Raume herleiten ($. 3.) Daher 
ihnen, genau zu reden, gar keine Idenlität zukommt, ob sie gleich darin 
mit der Vorstellung des Raumes. übereinkommen, dass sie bloss zur 
subjeetiven Beschaffenheit der Binnesart gehtiren, z. B. des Gesichts, Ge- 
hörs, Gefühls, durch die Empfindungen der Farben, Töne und Wärme, 
die aber, weil sie bloss Empfindungen und nicht Anschauungen sind, an 
sich kein Object, am wenigsten a prior‘, erkennen lassen. *] 


* Statt der, Bätzo: „Denn man kann — erkonnen Insson hat die erste Auflage 
Folgendes: 

„Daher diese subjective. Bedingung aller Kasseren Erscheinungen mil kalnor 
anderen kaen verglichen werden, Der Wolgeschmack eines Weines gehört nicht 
zu den objeetivon Bestimmungen des Weines, mithin eines Objsetos sogar als Er- 
schelnung betrachtet, sondern zu der besonderen Beschaffenheit des Sinnes an dem 
Sahjeeto, wns ihm geniesst Die Farben sind nicht Baschaffonhsiten dar Körper, 
doren Anschauung so anhängen, sondern auch nur Modifieationen des Sinnes des 
Geslehts, welches vem Lichts auf gewisse Weise afleirt wird. Dagegen gablirt dar 
Raum als Helingung äusserer Otjecte nothwendigerweise zur Erscheinung oder An- 
schaunng derselben. Geschmack und Farben sind gar nicht notwendige Badin- 















so Elsmentarlahrn IL Theil. Transscondentalo Ansthotik. 


4 Die Absicht dieser Anmerkung geht aur dahin, zu verhüten, 
‚man ‚die. behauptete Idealität des Raumes nicht durch. bei weiter. 
längliche Beispiele‘ zu erläntern sich einfallen lasse, da nämlich etwa. 
‚Farben, Geschmack u. s. w. mit Recht nicht als Beschaffenheiten der Dinge, 
sondern bloss als Verinderungen unseres Subjeetes, die sogar bei ver- 
' schiedenen Menschen verschieden sein können, betrachtet werden. . Deifn 
in diesem Falle. gilt des, was ursprünglich selbst nur Erscheinung ist, 
% B. eine Rose, im empirischen Verstande fir. ein Ding an sich selbst, 
‚welches doch jedem Auge in Ansehung der Farbe anders erscheinen kann. 
Dagegen ist, der transscendentale Begriff der Ersclitinungen. im: Raume 
‚eine kritische Erinnerung, dass überhaupt nichts, was im Raume an- 
‚geschaut wird, eine Sache an eich, noch dass der Raum eine Form der 
‚Dinge‘ sei, die ihnen etwa an sich selbst eigen wäre, sondern dass uns 
‚die. Gegenstände an sich gar nicht bekannt sind, und, was wir äussere 
Gegenstände nennen, nichts anderes als blosse Vorstellungen unserer 
Sinnlichkeit sind, deren Form der Raum ist, deren wahres Correlatum 
aber, d. i. das Ding an sich selbst, dadurch gar nicht erkannt wird noch 
ee T - 


Basen Gelee "oelahen din Oegeonlkede ale fr win Ohlsete der Sinne werden 
können. Slo sind nur als zumllig beigefügte Wirkungen der besonderen Organisation 
mit der Erschdinüng verbunden. "Daher sind sio auch keine Vorstellungen «a prior, 
‚sondern auf, Empfindung, der Wolgeschmack aber sogar. auf GeMihl‘ (der Lust und 
Unlost) als einer Wirkung der Empfindung gegründet Auch kann niemand @ ion; 
weder eine Vorstellung einer Farbe, noch irgend eines Geschmacks haben; der Raum 
aber botriff nur die reine Porm der Anschauung, schliesst also gar keine Empfn- 
dung (nichts Einpirischos) in sich, und alle Arten und Bestimmungen des Raumes 
können und müssen sogar a priori vorgestellt werden können, wenn Begriffe der Ge- 
stalten sowol als Verhältnisse entstehen sollen. „Diteli”denselben "Ist 'es "allein mög. 
ch, dass Dinge für uns äussere Gogenstände sind.“ 


Il Abschnitt. Von der Zeit. 61 


Der 7} 
transscendentalen Aesthetik 


zweiter Abschnitt. 


Von der Zeit. 


84. 
Metaphysische Erörterung des Begriffs der Zeit.t 


Die Zeit ist 1)* kein empirischer Begriff, der irgend von einer Er- 
fahrung abgezogen worden. Denn das Zugleichsein oder Aufeinander- 
folgen würde selbst nicht in die Wahrnehmung kommen, wenn die Vor- 
stellung der Zeit nicht « priori zum Grunde läge. Nur unter deren 
Voraussetzung kann man sich vorstellen, dass einiges zu einer und der- 
selben Zeit (zugleich) oder in verschiedenen Zeiten (nach einander) sei. 

2) Die Zeit ist eine nothwendige Vorstellung, die allen Anschauungen 
zum Grunde liegt. Man kann in Ansehung der Erscheinungen überhaupt 
die Zeit selbst nicht aufheben, ob man zwar ganz wol die Erscheinungen 
aus der Zeit wegnehmen kann. Die Zeit ist also a priori gegeben. In 
ihr allein ist alle Wirklichkeit der Erscheinungen möglich. Diese können 
insgesammt wegfallen, aber sie selbst (als die allgemeine Bedingung ihrer 
Möglichkeit) kann nicht aufgehoben werden. 

3% Auf diese Nothwendigkeit a priori gründet sich auch die Möglich- «7 
keit apodiktischer Grundsätze von den Verhältnissen der Zeit oder Axi- 
omen von der Zeit überhaupt. Sie hat nur eine Dimension; verschiedene 
Zeiten sind nicht zugleich, sondern nach einander (80 wie verschiedene 
Räume nicht nach einander, sondern zugleich sind). Diese Grundsätze 
können aus der Erfahrung nicht gezogen werden, denn diese würde weder 
strenge Allgemeinheit noch apodiktische Gewisslieit geben. Wir würden 





1 Diese Ueberschrift ist wie die Bezeichnung als $. 4 ein Zusats der zweiten 
Auflage. 

® Statt der Worte „Die Zeit ist 1} steht in der ersten Auflage eine I über 
dem Text; dann folgen die Worte „Die Zeit ist kein“ u & w. 


ia Aa 


02 Elementarlahre 1. Theil. Transscondentale Aesthetik. 


nur sagen können: so lehrt es die gemeine Wahrnehmung; nieht 
20 muss c8 sich verhalten. Diese Grundsätze gelten als Rogeln, 
denen überhaupt Erfahrungen möglich sind, und belehren uns vor der- 
selben, und nicht durch dieselbe. 

4) Die Zeit ist kein discursiver oder, wie man ihn nennt, allgemeiner 
‚Begrift, sondern eine reine Form der sinnlichen Anschauung. Verschiedene 
Zeiten sind nur Theile eben derselben Zeit. Die Vorstellung, die nur 
durch einen einzigen Gegenstand gogeben werden kann, ist aber An- 
schauung. Auch würde sich der Satz, dass verschiedene Zeiten nicht 
zugleich sein können, aus einem allgemeinen Begriff nicht herleiten Inasen, 
Der Satz ist synthetisch, und kann aus Begriffen allein nicht entspringen, 
Zap an 2 See Roiakaunnn nen Vommlnon ax Aal mau 
enthalten. 

5) Die Unendlichkeit der Zeit bedeutet nichts weiter, als dass alle 

43 bestiinmte Grösse der Zeit nur durch Einschränkungen einer einigen zum: 
Grunde liegenden Zeit möglich sei. Daher muss die ursprüngliche Vor- 
stellung Zeit als uneingeschränkt gegeben sein. Wovon aber die Theile 
sälbst und jede Grösse eines Gegenstandes nur durch Einschränkung be- 
stimmt vorgestellt werden können, da muss die ganze Vorstellung nicht 
durch Begriffe gegeben sein (denn die enthalten nur Theilvorstellungen®), 
sondern es muss ihr? unmittelbare Anschauung zum Grunde liegen, 2 


[8 5. 
Transscendentale Erörterung des Begrifis der Zeit. 


‚ Ich kann mich deshalb auf Nr. 3. berufen, wo ich, um kurz zu sein, 
das, was eigeutlich transscendental ist, unter die Artikel der metaphysi- 
schen Erörterung gesetzt Iabe. Hier füge ich noch hinzu, dass der 
Begrift der Veränderung und mit ihm der Begriff der Bewegung (als, 
Veränderung des Orts) nur durch und in der Zeitvorstellung möglich ist; 
dass, wenn diese Vorstellung nicht Anschauung (innere) @, priori wäre, 
kein Begrifl, welcher es auch sei, die Möglichkeit einer Veränderung, 

* Statt der Worte „die enthalten nur Theilvorstellungen“ steht in der ersten 
Auflage „da gehen die Theilvorstelluugen vorher“. 4 

*'Die erste Auflage ‘hat „ihre", (die zweite „ihnen, Jedoch nur die obige 
Lesart giebt einen deutlichen Sram, 






IL Abschnitt: Von der Zeit. 63 


d. i, einer Verbindung contradietorisch entgegengesetzter Prädicate (2. B. 
das Sein an einem Orte und das Nichtsein eben desselben- Dinges an 
demselben Orte) in einem und demselben ‚Objecte 'begreiflich machen 


Schlüsse aus diesen Begriffen. 

a) Die Zeit ist nicht etwas, was für sich selbst bestlinde oder den 
Dingen als objective Bestimmung anlıinge, mithin übrig bliebe, wenn 
man von allen subjectiven Bedingungen der Anschauung derselben abs- 
trahirt; denn im ersten Fall würde sie etwas sein, was ohne wirklichen 
Gegenstand dennoch wirklich wäre. Was aber das Zweite betrifft, no 
Könnte sie ale eine den Dingen selbst anhängende Bestimmung oder 
Ordnung nicht vor den Gegenständen als ihre Bedingung vorbergehen, 
und a prior durch synthetische Sätze orkannt und angeschaut werden, 
Dieses Letztere findet dagegen sehr wol statt, wenn die Zeit nichts ala 
die subjective ‚Bedingung ist, unter der allein Anschauungen in uns 
stattfinden können. Denn da kann diese Form der inneren Anschauung 
vor Jen Gegenständen, mithin a priori vorgestellt werden. 

5 3) Div Zeit jet nichts Anderes als, die Form des inneren Sinnes, 
&. i. des Anschauens unserer selbst und unseres inneren Zustandes, 
Bere ig ee an 6) 





an ars en ir, En 
1 Bund anf all Kge dat R 


"u /# Diesen ee ee mr 








an einer äusseren Anschauung ausdricken lassen: ah 
+0), Die Zeit ist die formale Bedingung a priori aller Erscheinungen 
überhaupt, Der Raum als die reine Form aller äusseren Anschauung 
jst als Bedingung a prior bloss auf äussere Erscheinungen eingeschränkt. | 
Dagegen, weil alle Vorstellungen, sie mögen nun Aussers Dinge zum. | 
Gegenstande haben oder nicht, doch an sich selbst als Bestimmungen 
des Gemüths zum inneren Zustande gehören, dieser innere Zustand aber | 
unter die formale Bedingung der inneren Anschauung, mithin die Zeit 
gehört, so ist die Zeit eine Bedingung a priori von aller Erscheinung 
überhanpt, und zwar die unmittelbare Bedingung der inneren (unserer 
Seele) und eben dadurch mittelbar auch der äusseren Erschein: 

Wenn ich ı a prüri sagen. kann: alle äusseren Erscheinungen sind im 
Raume und nach den Verhältniesen des Raumes a priori bestimmt, ” 
kann ich aus dem Prineip des inneren Sinnes ganz allgemein sagen: 
alle Erscheinungen überhaupt, d. i alle Gegenstände der Sinne sind in 
der Zeit und stehen nothwendiger Weise in Verhältnissen der Zeit. r 
; Wenn wir von unserer Art, ns selbst innerlich anzuschauen und 
Termittelst dieser Anschauung auch alle Kusseren Anschauungen in der 
Vorstellungskraft zu befassen, abstrahiren und mithin die Gegenstände 
nehmen, so wie sie an sich selbst sein mögen, so ist die Zeit, nichts. 
Sie ist nur von objectiver Giltigkeit in Ansehung der Erscheinungen, 
weil dieses schon Dinge sind, die wir als Gegenstände unserer Sinne 
annehmen; aber sie ist nicht mehr objectiv, wenn man von der Sinnlichkeit 
unserer Anschauung, mithin derjenigen Vorstellungsart, welche uns eigen 
ae ‚ist, abstrahirt und von Dingen tiberhaupt redet. Die Zeit 

lediglich eine subjective Bedingung, unserer (menschlichen) An 
Be welche jederzeit sinnlich, ist, d. i. so fern wir von Gegen- 
ständen ieirt werden) und an sich, ausser dem Suhjecte, nichts, Nichts 
desto weniger ist sie in Ansehung aller, Erscheinungen, mithin auch aller 
Dinge, Ua uns- in der Erfahrung vorkommen können, nothwendiger 
Weise objectiv. Wir können nicht sagen; alle Dinge sind in,der Zeit, 
seweil bei dem Begriffe der ‚Dinge überhaupt von aller Art der. Anschau- 
ung derselben abstrahirt wird, diese aber die eigentliche Bedingung ist, 
unter der die Zeit indie Vorstellung. der Gegenstände gehört.‘ Wird 





3 Abschnitt. Von der Zeit. v 65 


nun die Bedingung zum Begriffe hinzugefügt, und es: heisst: alle Dinge 
ale Erscheinungen (Gegenstände der sinnlichen Anschauung) sind in der 
Zeit, vo hat der Grundsatz seine gute abjeetive Richtigkeit und Allge: 
meinheit a, priori. 
Unsere Behauptungen lehren demnach empirische Realität der Zeit, 

d. i. objeetive Giligkeit in Ansehumg aller Gegenstände, die jemals 
unseren Sinnen gegeben werden mögen. Und da unsere Anschauung 
jederzeit sinnlich ist, so kaun uns ‘in der Erfahrung niemals ein Gogen- 
stand gegeben werden, der nicht unter die Bedingung der Zeit gehörte. 
Dagegen bestreiten wir der Zeit allen Anspruch auf absolute Realität, 
da sie nämlich, auch ohne auf die Form unserer sinnlichen Anschauung 
Rücksicht zu nehmen, schlechthin den Dingen als Bedingung oder 
Eigenschaft anhinge. Bolehe Eigenschaflen, die den Dingen an sich 
zukommen, können uns durch die Sinne auch niemals gegeben werden. 
Hierin besteht also die transscendentale Idealität der Zeit, nach 
welcher sie, wenn man von den suhjeetiven Bedingungen der sinnlichen 
Anschauung abstrahirt, gar nichts ist; und den Gegenständen an sich 
selbst (ohne ihr Verhältniss auf unsere Anschauung) weder aubsistirend 
noch inhärirend beigezählt werden kann. Doch ist diese Idenlität eben 
so wenig wie die des Raumes mit den Subreptionen der Empfindungen ss 
in Vergleichung zu stellen, weil man doch dabei von der Erscheinung 
selbst, der diese Prädieate inhäriren, voraussetzt, dass sie objective 
Realität habe, die hier gänzlich wegfillt ausser #6 fern sie bloss em- 
pirisch ist, d. i, den Gegenstand selbst bloss als Erscheinung ansieht, 
wovon die obige Anmerkung des ersteren Abschnitts nachzusehen ist, 


&T7. 

Erläuterung. du Mor 
aber die absolute und transscendentale bestreitet, habe ich von einschen- 
den Männern einen Einwurf so einstimmig vernommen, dass ich darars 
abnehme, er müsse sich natürlicher Weise bei jedem Leser, dem diese 
Betrachtungen ungewohnt sind, vorfinden. Er lantet also: Verlinde- 
rungen sind wirklich (dies beweist der Wechsel unserer eigenen Vor- 


stellungen, wenn man a, 
Kasr’s Kritik der rolmen Vernunft, 








66 Elemonterichre I Theil, Transscondontale Acsthetik 


Veränderungen leugnen wollte). Nun sind. Veränderungen nur in | 
Zeit möglich; folglich ist ‚die Zeit etwas Wirkliches. Die 
hat keine Schwierigkeit. Ich gebe das ganze Argument zu. Die‘ 
allerdings etwas Wirkliches, nämlich die wirkliche Form der inneren An- 
schauung. Bie hat-also subjeetive Realität in Anschung der inneren Er- 
fahrung, 4. i. ich habe wirklich die Vorstellung von der Zeit und meinen 
64 Bestimmungen in ihr. Sie ist also wirklich,* nicht als Object, sondern als 
die Vorstellungsart meiner selbst ale Objects anzusehen. Wenn aber ich \ 
selbst oder ein anderes Wesen mich olme diese Bedingung der Sinnlichkeit 
anschauen könnte, so würden eben dieselben Bestimmungen, die’wir uns” | 
‚jetzt als Veriinderungen vorstellen, eine Erkenntniss geben, in welcher die 
Vorstellung der Zeit, mithin auch der Veränderung gar nicht vorkime, 
Es bleibt also ihre empirische Realität als Bedingung aller unserer Erfah- 
zungen. Nur die alsolüte Realität kann ihr nach dem oben Angeführten 
nieht zugestanden werden. Sie ist nichts als die Form unserer inneren 
Anschsuung* Wem man von ihr die besondere Bedingung unserer 
Sinnliehkeit wegnimimt, so verschwindet auch der Begriff der Zeit, und 
sie hängt nicht an den Gegenständen selbst, a 
welches sie anschaut. 
En abe net. ner Biene ins ira 
wird, und zwar von denen, die gleichwol gegen die Lehre von der Ide- 
ssalität des Raumes nichts Einleuchtendes einzuwenden wissen, ist diese, 
Die absolute Realität des Raumes hofften sie nicht apodiktisch dartlmm 
" zu können, weil ihnen der Idealismus entgegensteht, nach welehem die 
Wirklichkeit äusserer Gegenstände keines strengen Beweises fihig ist; 
dagegen die des Gegenstandes unseres inneren Sinnes (meiner selbst 
und meines Zustandes) unmittelbar durchs Bewusstsein klar ist. Jene 
konnten ein blosser Schein sein, dieser aber ist ihrer Meinung nach un- 


* Ich kann zwar sagen: meine Vorstellungen folgen einander; aber dns heisst 
dar, wir sind uns Ihrer als in einer Zeitfolge, d I. much der Form des Inneren 
Sins bewusst Die Zeit ist darum nicht etwas an sich selbst, auch kolno den 
Dingen objeetiv anhängende Bostiinmung: 


I Dus Komma hinter „wirklich“ fohlt in beiden Auflagen. Der Satz, vorllart 
Jedoch ohne diese Interpunktion seine Beziehung zu dem vorhorgehenden Beweis. 
Die Härto des Ausdrmcks, die so entstoht, scheint mir ertrüglicher nis die Schiefe 
des Gednnkens, (die nnderenfalls vorliogen würde 





U Abschnitt Erläntorang. 6T 


lougbar etwas Wirkliches Sie bedachten aber nicht,; dass ‚beide, olıne 
doss man ihre Wirklichkeit als Vorstellungen bestreiten darf, gleichwol 
nur zur Erscheinung gehören, welche jederzeit zwei Seiten hat, die eine, 
da das Objeet an sich. selbst betrachtet wird (unangeschen der. Art 
dnsselbs anzuschauen, dessen Beschaffenheit aber eben darum jeder- 
zeit problematisch bleibt), die andere, da auf die Form der Auschauung 
dieses Gegenstandes gesehen wird, welche nicht in dem Gegenstande an 
sich selbst, sondern im Subjecte, dem derselbe erscheint, gesucht werden 
muss, gleichwol aber der Erscheinung dieses Gegenstandes wirklich und 
nothwendig zukommt. » 

a priori verschiedene synthetische Erkenntnisse geschöpft werden können, 
wie vornehmlich die reine Mathematik in Anselung, der Erkenntuisse 
vom Raume und dessen Verhältnissen «in. glänzendes ‚Beispiel giebt. 6 
Sie sind nämlich beide zusammengenommen reine Formen aller sinn- 
lichen Anschauung, und machen dadurch. synthetische. Sütze # priors 
dadurch (dass sie bloss Bedingungen der Sinnlichkeit sind) ihre Grenzen, 
nämlich dass sie bloss auf Gegenstände gehen, so fern sie als Erschei- 
nungen: betrachtet, werden, nicht aber Dinge an sich selbst darstellen. 
Jene allein sind das Feld ihrer Giltigkeit, woraus wenn man hinausgeht, 
Raumes und der Zeit lässt übrigens die Sicherheit der 


als subsistirend ‚oder nur iuhärirend aunchmen, mit den Prineipien der 
ersteren (welches gemeiniglich die Partei der mathematischen Natur- 
forscher ist), so missen sie zwei ewige und unendliche für ‚sich be- 
stehende, Undinge (Raum. und- Zeit) ‚annehmen, ‚welche da sind (ohne 
dass doch etwas Wirkliches ist), nur um. alles Wirkliche in sich zu 
befassen. Nehmen sie die zweite Partei (von der. einige metaplıysische 
Naturlehrer sind), undRaum und ‚Zeit gelten. ilmen ‚als. von ‚der. Er- 
fahırung abstrabirte, obzwar in der, Absonderung verworren vorgestellte er 
fl 


| ei 








+ 


68 Elementerlehre 1 Theil, Tramscendentale Assthetik. 


Verhältnisse der Erscheinungen (neben oder nach einander), so 
sie den mathematischen Lehren « prior! in Ansehung wirklicher 
(s. B. im Raume) ihre Giltigkeit, wenigstens die apodiktische Gewissheit 
bestreiten, indem diese a pasteriori gar nicht stattfindet, und die Begriffe 
@ priori von Raum. und Zeit dieser Meinung nach nur Geschöpfe der 
Einbildungskraft sind, deren Quell wirklich in der Erfahrung gesucht | 
werden muss, aus deren abstrahirten Verhältnissen die Einbildung etwas | 
gemacht hat, was zwar das Allgemeine derselben enthält, aber ohne die 
Restrictionen, welche die Natur mit denselben verkntpft hat, nicht 
stattfinden kann. Die ersteren gewinnen so viel, dass sie für die mathe- 
matischen Behauptungen sich das Feld der Erscheinungen frei machen. 
Dagegen verwirren sie sich sehr durch eben diese Bedingungen, wenn 
zwar in Anschung des letzteren, nämlich dass die Vorstellungen von 
Raum und Zeit ihnen nicht in den Weg kommen, wenn sie von Gegen- 
ständen nieht als Erscheinungen, sondern bloss im Verhältnis auf den 
Verstand urtheilen wollen, können aber weder von der Möglichkeit 
mathematischer Erkenntnisse a prior? (indem ihnen eine wahre und 
objeetiv giltige Anschauung « prior: fehlt) Grund angeben, noch die 
Erfahrungssätze mit jenen Behauptungen in die nothwendige Einstim- 

semung bringen. In unserer Theorie von der wahren Beschaffenheit 
dieser zwei ursprünglichen Formen der Sinnlichkeit ist beiden Schwie- 
rigkeiten abgeholfen. 

Dass schliesslich die tramsscendentale Aesthetik nicht mehr ala 
diese zwei Elemente, nämlich Raum und Zeit enthalten könne, ist darans 
klar, weil alle anderen zur Sinnlichkeit gehörigen Begriffe, selbst der der 
Bewegung, welcher beide Stücke vereinigt, etwas Empirisches voraus- 
setzen. Denn diese setzt die Wahrn’hmung von etwas Beweglichem 
voraus, Im Raum an sich selbst betrachtet ist aber nichts Bewegliches; 
daher das Bewegliche etwas sein muss, was im Raume nur durch 
Erfahrung gefunden wird, mithin ein empirisches Datum. Eben so 
kann die transseondentale Aesthetik nicht den Begriff der Verlnderung 
unter ihre Data a priors zählen; denn die Zeit selbst verändert sich 
nicht, sondern etwas, das in der Zeit ist. Also wird dazu die Wahr- 
nehmumg von irgend einem Dasein und der Suceession seiner Bestim- 
mungen, mithin Erfahrung erfordert. 






Abschnitt. Allgemeine Anmerkungen. [u 


8 8. = 
Allgemeine Anmerkungen zur ie PRPFreR 


L?! Zuerst wird es nöthig sein, uns so deutlich als möglich zu er- 
klären, was in Ansehung der Grundbeschaffenheit der sinnlichen Erkennt- 
iss überhaupt unsere Meinung sei, um aller Missdeutung derselben vor- 
zubeugen. 

Wie abuuiialeaimapei wolan süsse ülle searching ae 
als die Vorstellung von Erscheinung sei; dass die Dinge, die wir anschauen, 
nicht das an sich selbst sind, wofür wir sie anschauen, noch ihre Ver- 
hältnisse s0 an sich selbst beschaffen sind, als sie uns erscheinen, und 
dass, wenn wir unser Subjeet oder auch nur die subjeetive Beschaffenheit 
der Sinne überhaupt aufheben, alle die Beschaffenheit, alle Verhältnisse 
der Öbjecte im Raum und Zeit, ja selbst Raum und Zeit verschwinden 
würden, und als Erscheinungen nicht an sich selbst, sondern nur in ung 
existiren können. Was es für eine Bewandtniss mit den Gegenständen 
an sich und äbgesondert; von aller dieser Receptivität unserer Sinnlichkeit 
haben. möge, bleibt uns gänzlich unbekannt, "Wir kennen nichts als 
unsere Art sie wahrzunehmen, die uns eigenthtimlich ist, die auch nicht 
nothwendig jedem Wesen, ob zwar jedem Menschen zukommen muss. 
Mit dieser haben wir es lediglich zu thun. Raum und Zeit sind die 
reinen Formen derselben, Empfindung überhaupt die Materie. Jene können oo 
wir allein = priors, d. i. vor aller wirklichen Wahrnehmung erkennen, 
und sie heisst darum reine Anschauung; diese aber ist das in unserer 
Erkenntniss, was da macht, dass sie Erkenntnis a posteriori, d. i. em- 
pirische Anschauung heisst. Jene hängen unserer Sinnlichkeit schlechthin 
nothwendig an, welcher Art auch unsere Empfindungen sein mögen; 
diese können sehr verschieden sein. Wenn wir diese unsere Anschauung 
auch zum höchsten Grade der Deutlichkeit bringen könnten, so würden 
wir ‚dadurch ‚der Beschaffenheit der Gegenstände an sich selbst nicht 
der Anschauung d. i. unsere Sinnlichkeit vollständig erkennen, und diese 
pe a8 ka np er ae ni 


3 Bug in (si di nr I ne Aa) 
ein Zusatz der zweiten Auflage 





u: 









70 Elomentarlöhre I Theil. Tranassondantalo Assthetik. 


‘von Raum und Zeit; was die Gegenstände an sich selhst sein 
würde uns’ durch die, aufgeklärteste Erkenntnis der Erscheinung‘ der 
selben, die uns allein gegeben ist, doch niemals bekannt werden. 7 

Dass daher mnsere ganze Sinnlichkeit nichts als die verworrene 
Vorstellung der Dinge sei, welche lediglich das enthiilt, was ihnen an 
malen und Theilvorstellungen, die wir nicht mit Bewusstsein auseinemder 


| 
setzen, ist eine Verfülschung des Begrifis von Sinnlichkeit und von Er- | 


scheinung, welche die ganze Lehre derselben unnütz und leer macht. 
© Der Unterschied einer undentlichen von der deutlichen Vorstellung ist 
bloss Iogisch und betrifft nicht den Inhalt. Olme Zweifel enehält der 
Begriff von Recht, dessen sich der gesunde Verstand bedient, eben 
dasselbe, was die subtilste Spesulation aus ihm entwickeln kann, mtr dass: 
iin’ gemeinen und praktischen Gebrauche man sich dieser manntgfaltigen 
Vorstellungen in diesem Gedanken nicht bewusst ist. Darum kann man 
wicht sagen, dass der gemeine Begriff sinnlich sei und eine blosse Tir- 
scheinung enthalte, denn das Recht kann gar nicht erscheinen, sondern 
sein Begriff liegt im Verstande, und stellt eine Beschaffenheit (die mora- 
Nische) der Handlungen vor, die ihnen an sich selbst zukommt. Dagegen 
enthält die Vorstellung eines Körpers in der Anschauung gar nichts, 
was einem Gegenstände an sich selbst zukommen könnte, sondern bloss 

+ die Erscheinung von etwas und die Art, wie wir dndurch affleirt werdenz 
und diese Receptivitit unserer Erkenntnissfähigkeit heisst Sinnlichkeit, 
und bleibt von der Erkenntniss des Gegenstandes an sich selbst, ob man 
jene (die Erscheinung) gleich bis auf den an durchschauen möchte, 
ae himmelweit unterschieden. iy 
"Die Leibniz-Wolfische Philosophie hat daher allen Untersuchungen 
über die Natur nnd den Ursprung unserer Erkenntnisse einen ganz un“ 
rechten Gesichtspunkt angewiesen, indem sie den Unterschied der Simm- 
hehkeit vom Intelleetuellen bloss als logisch betrachtete, da er offenbar 
ee tiansscendental’ ist nd nieht Bloss die Forin der Deutlichkeit oder Un- 
deutlichkeit, sondern den Ursprung und den Inhalt derselien betrifft, so 
dass wir dureh die erstere die Beschaffenheit der Dinge an’ sich selbst 
nicht bloss undeutlich, sondern gar nicht erkennen, und, so bald wir 
unsere suihjeetive Boschaffenheit wegnehmen, dus vorgestellte Objeet mit 
den Eigenschaften, die Ihm die sinnliche Anschauung beilegte, überall 


U. Abschnitt Allgemeine Anmerkungen — au 


nirgend anzutreften ‚ist noch. angetroffen werden kann, indem eben diese 
subjective Beschaffenleit die Form desselben als Erscheinung bestimmt. 
Wir unterscheiden sonst, wol unter Erscheinungen das, was der 
Anschauung derselben wesentlich anhiingt und für. jeden menschlichen 
Sim überhaupt gilt, von demjenigen, was derselben nur zufälliger Weise 
zukommt, ‚indem. es\ nicht für die Beziehung dor Sinnlichkeit überhaupt, 
jenes Sinnes giltig ist, ‚Und da nennt man die erstere. Erkenntnis eine 
solehe, ‚die den. Gegenstand an sich selbst vorstellt, ‚die zweite aber nur 
die Erscheinung ‚desselben. Dieser Unterschied ist aber nur empirisch: 
Bleibt man dabei ‚stehen (wie.es gemeiniglich |gesehieht) und sieht jene 
empirische Anschauung nicht wiederum (wie.es geschehen sollte) als bloase 
Erscheinung an, #0 dass darin gar nichta, was irgend eine Sache an sicht 
selbst anginge, anzutreffen ist, s0.ist unser transscendentaler Unterschied 
verloren, und. wir glauben ‚alsdann doch Dinge an sich’ zu erkennen, ‚ob 
wir.es gleich überall (in der Sinnenweit) selbst bis zu der tiefsten Ertor- 
schung ihrer. Gegenstände mit. nichts als Erscheinungen zu tun buben.es 
Sonuenregen nennen, diesen Regen aber die Sache an sich selbst, welches 
auch ‚richtig ist, so fern wir den. letzteren Bogrif? aux pliyeisch verstehen, 
als das, ‚was; in der allgemeinen Erfahrung ‚unter allen! verschiedenen 
Lagen zu den Sinnen ‚doch in. der Anschauung 30 und nicht anders 
bestimmt ist, Nehmen wir aber dieres Empirische überhaupt und fragen, ' 
olne uns an dio Einstimmung desselben mit jedem. Menschensinne zw 
kehren, ob auch. dieses einen Gegenstand an. sich selbat (nicht die Regen- 


ubeaäk u, dass nicht loan ‚la, ainbare. Hrpoibane: einige Canal 
erwerbe, zondemn so gewiss und ungezweifelt sei, als jemals von einer 
Theorie gefordert werden kaun, die zum Orgauatı dienen soll. Um diese 









72 Elementarkehre. L Tholl. Transscondentale Aesthetik. 


Gewissheit völlig einleuchtend zu machen, wollen wir irgend eine 
64 wählen, woran dessen Giltigkeit augenscheinlich werden und zu 
Klarheit dessen, was $. 3. angeführt worden, dienen! kan. 

Setzet demnach, Raum und Zeit seien an sich selbst objeetiv 
Bedingungen der Möglichkeit der Dinge an sich selbst, #0 zeigt 
erstlich, dass von beiden @ pröri podiktische und synthetische 
in grosser Zahl, vornehmlich vom Raum vorkommen, welchen wir 
vorzüiglich hier sum Beispiel: untersuchen ‚wollen. Da die: Sätze der 
Geometrie synthetisch « prior‘ und mit apodiktischer Gewissheit erkannt 
werden, so frage ich: woher nehmt ihr dergleichen Sätze, und worant 
stützt sich unser Verstand, um zu dergleichen schlechthin n 


und allgemein giltigen Wahrheiten zu gelangen? Es ist kein anderer 


Weg als durch Begriffe oder durch Anschauungen, beide aber als solche, 
die entweder a priori oder a posteriori gegeben sind. Die letzteren, nämlich 
empirische Begrifle, imgleichen das, worauf sie sich gründen, die empirische 
Anschauung, können keinen synthetischen Satz geben als nur einen 
solchen, der auch bloss empirisch d. i. ein Erführungssatz ist, mithin 
niemals Nothwendigkeit und absolute Allgemeinheit enthalten kann, der- 
gleichen doch ‘das Charakteristische aller Sätze der Geometrie ist. Was 
aber das’ orstero und einzige Mittel sein würde, nämlich durel blosse 
Begriffe oder durch Anschauungen a priori zu dergleichen Erkenntnissen 
zu gelangen, 0 ist klar, dass aus blossen Begriffen gar keine synthetische 
ss Erkenntniss, sondern lediglich analytische erlangt werden kann. Nehmt 
aur den Satz, dass durch zwei gerade Linien sich gar kein Raum ein- 


dem Begriff von geraden Linien und der Zahl zwei abzuleiten; oder auch, 


ER schliessen lasse, mithin keine Figur möglich sei, und versucht ihn aus 
Lu 


dar 


er 


dass aus drei geraden Linien eine Figur möglich sei, und versucht es 


k eben so bloss aus diesen Begriffen. Alle eure Bemühung ist vergeblich, 


und ihr seht euch genötligt, zur Anschauung eure Zuflucht zu nehmen, 
wie es die Geometrie auch jederzeit thut. Ihr gebt euch also einen Ge- 
genstand in der Anschnuung; von welcher Art aber ist diese, ist es eine 
reine Anschauung a priori oder eine empirische? Wäre das letzte, so 
könnte niemals ein allgemein giltiger, noch weniger ein apodiktischer 
Satz dardus werden; denn Erfahrung kann dergleichen niemals liefern. 


* Die Worte „und zu — dienen" sind ein Zusatz der zweiten Auflage. 











IL Abschnitt Allgnmeine Anmerkungen. 713 


Ihr müsst also euren Gegenstand @ priori in der Anschauung geben, und 
auf diesen euren ‚synthetischen Satz gründen. BENDER 


wäre.der. Gegenstand. (der Trinugel) atwas,nn sich elbet. ohne Bezichung 
auf enor Suhjest: wie könntet ihr sagen, dass, was in euren subjectiven 
Bedingungen einen Triangel zu construiren, ‚nothwendig liegt, auch dem 
Triangel an sich selbst nothwendig zukommen müsse; denn ihr könntet 
doch zu euren Begriffen (von. drei Linien) nichts Neues (die Figur) hinzu- 
fügen, welches darum nothwendig an dem Gegenstande angetroffen werden os 
müsste, da dieser vor eurer Erkenntnis und nicht durch dieselbe gegeben 
ist. Wäre also nicht der Raum (und so auch die Zeit) eins blosse Form 
eurer Anschauung, welche Bedingungen « priors enthält, unter denen 
‚allein Dinge für euch äussere Gegenstände sein können, die ohne diese 
subjestiven Bedingungen an sich nichts sind, «0 könntet ihr « priors ganz 
und gar nichts über äussere Objeete syuthetisch ausmachen. Es ist also 
ungezweifelt gewiss und nicht bloss möglich oder auch wahrscheinlich, 
dass Raum und Zeit als die nothwendigen Bedingungen aller (äusseren. 
und: inneren) Erfalırung bloss subjective Bedingungen aller unserer An- 
schauung sind, im Verhältnis auf welche daher alle Gegenstände blosse 
Erscheinungen und nicht für sich in dieser Art gegebene Dinge sind, 
von denen sich auch um deswillen, was die Form derselben betrifit, 
vieles @ prior sagen lisst, niemals aber das Mindeste von dem Dinge an 
sich selbst, das diesen Erscheinungen. zum Grunde liegen mag. 

(’IL Zur Bestätigung dieser Theorie von der Idealität des äusseren 
sowol als inneren Sinnes, mithin aller Objeete der Sinne als blosser Er- 
scheinungen, kann vorzüglich die Bemerkung dienen, dass alles, was in 
unserer Erkenutniss zur Anschauung, gehört (also Gefühl .der Lust und 


denen diese Veränderung bestimmt wird (bewegende Kräfte). Was aber in 





* Die Abschnitte Il, II und IV sowie der Abschnitt: Boschlum der tranmeenden- 
islen Assthotik sind oln Zusate der zweiten Auflage - 











714 Elemontarlchre. L Tieil Trinssoondentale Assthetik. 


dem Orte gegenwärtig sei, oder was es ausser der Ortsveränderung: 
Dingen selbst wirke, wird dedureh- nicht gegeben. Nun wird 
blosse Verhältniase doch nicht‘ ‘eine Sache an sich erkannt; also ist‘ 


inneren Anschauung ist es eben s0 bewandt. Nicht allein, dass därin 
die Vorstellungen äusserer Sinne den eigentlichen Stoff bee 
womit wir unser Gemiitit besetzen; "sondern die Zeit, ii die-wirdiese | 
"Vorstellungen setzen, die selbst dem ‚Bewusstsein derselben in der Er- 
führung vorhergeht tind als formale Bedingung der Art, wie wir ale im 
einher liegt, enthält schon Verhältnisse des Nach- ! 
einander, des Zugleichseins und dessen, was mit dem Nacheinandersein 
zugleich ist (des Beharrlichen), ‘Nun ist das, was als Vorstellung vor | 
aller Handlung irgend etwas zu denken vorhergehen kann, die-Anschau« 
ung, und, wenn sie nichts als Verhliltnisse 'enthält,»die Form’ der An- 
schauung, welche, da sie nichts vorstellt, ausser #0 fern etwas im Ge- 
mtithe gesetzt wird, nichts Anderes sein kann als die Art, wie das Gemürh 
“durch eigene Thätigkeit, nämlich dieses Setzen seiner! Vorstellung, 
mithin durch sich selbst aflieirt wird, d. i. ein innerer Binn seiner Porm- 
nach. Alles, was durch einen Sinn vorgestellt wird, ist so fern jederzeit 
Erscheinung, und ein innerer Sinn würde also entweder gar nicht ein- 
gerkumt werden miissen, oder das Subject, welches der Gegenstand des- 
selben ist, wiirde durch denselben wur als Erscheinung vorgestellt werden 
können, nicht wie es von sich selbst urtheilen würde, wenn seine An- 
schnuung blosse Selbstthätigkeit d. i. intellestuell wäre. Hierbei 'beraht 
alle Schwierigkeit nur darauf, wie ein Subject sich selbst innerlich an- 
schauen könne; allein diese Schwierigkeit ist’ jeder Theorie gemein. "Das 
Bewusstsein seiner selbst (Apperception) ist die einfache Vorstellung des 
Ich, und wenn dadurch allein alles Mannigfaltige im Subject selbst- 
tliktig gegeben wäre, so würde die innere Anschauung intellectuell sen. 


4 Im Originnldruek steht „ihrer“; aber das, wns „im Gomlthe gesetzt wird", 
dio Vorstellung also, die durch Afbetlon entsteht, kanı nicht als eine Vorstellung 
der „eigenen Thktigkeit" gedacht worden. 


x 


I Abschnitk: Allgemsins Anmerkiigen. 75 


Im Menschen erfordert dieses Bewusstsein innere Wahrnehmung von dem 
Mainfgfhligen, wos im Sahjecte vorher gegebeit wird, und die Art, wie 
dieses ohne Spontaneitit im Gemütho gegeben wird, muss. um dieses 
Unterschiedes willen Binnlichkeit heissen. Wenn das Vermögen sich 
bewtisst zu werden das, was im Gemtithe liegt, aufsuchen (apprehendiren) 
soll; so muss es dnsselbe aficiren, und kann allein auf solche Art eine 
Anschauung seiner selbst hiervorbringen, deren Form aber, die vorher 
im Gemtithe zum Gründe liegt, die Art, wie das Mannigfaltige im Gel 
mtithe beisammen ist, in der Vorstellung der Zeit bestimmt; da es demo 
sich selbst anschaut, nicht wie es sich unmittelbar selbstchätig "vorstellen 
würde, sondern häch der Art, wie &s Yon innen achte Wird; folglich wio 
es sich erscheint, nicht wie ex ist. & 

TI. Wenn Ich sage: im Raum und der Zeit stellt die Anschmuung 
sowol der äusseren Objecte, als auch die Belbstanschauung des Gemtitls 
beides vor, so wie es unsere Sinne aflieirt, d. & wie es erscheint, #0 will 
das nicht engen, dass diese Gegenstände ein blosser Schein wären. 
Demi in der Erscheinung werden jederzeit die Objecte, ja selbst die Be- 
schaffenheiten, die wir ilinen beilegen, als etwas wirklich Gegebenes ange: 
sehen, nur dass, s0 fern diese Beschaffenheit nur von der Ansehnuungsart 
des Subjeets in der Relation des gegebenen Gegenstandes zu ihm nbhängt, 
dieser Gegenstand als Erscheinung von sich selber als Ohject an sich 
unterschieden wird. Bo"soge ich nicht, die Körper scheinen bloss 
ausser mir "zu sein, oder meine Seele scheint nur in meinem Selbstbe- 
wusstsein gogeben zu sein, wenn ich’ behaupte, 'dess die’ Qualitut‘des 

Raums und der Zeit, welcher als Bedingung ihres Duseins gemitss ich 
beide setze, in meiner Anschauungsurt tnd nicht in dieseu Objecten an 
sich liege. Es wäre meine eigene Schuld, wenn ich ats dem, was ich 
zur Erscheinung zählen sollte, blössch Schein mnchte® Dieses geschieht zo 
über nicht nach unserem Princip 'der Idenlität' aller unserer sinnlichen 


® Die Prüdicnte der Erscheinung köunen dem Objecte selbst beigelegt werden 
In Verkiiiinlss anf unseren Sinn, £ 3 dar Ross Ate roiho Farbo öder der Geruch; abor 
der Schein kann wiemals als Präldisat dem Geguistando beigelogt werden, oben darum, 
wall , was diesem Hur In Vorhilthiss‘ auf dio Sinne oder überkanpt aufs Suhject 
aukönmt, dem Okjeck für sich bellegt, = 1) dis zwei Henkel, die mai Aufknglieh 
dein Satarıı beilegte Was gar nicht am Objects um sich safbse, Jederzeit aber Im 
Vorhähtnisse desselben zum Buhjeet suzutriffen und’ von der Vorstellung des unterm 








reimtheiten, in die man sich alsdann verwickelt, indem zwei unendliche 
Dinge, dia nicht Substanzen, auch nicht etwas wirklich den Substanzen | 
u Tnhürirendes, deunoch aber Existirendes, ja die nothwendige Bedingung 
der Existenz aller Dinge ‚sein missen, auch übrig bleiben, wenn gleich 
alle existirenden Dinge aufgehoben werden, so kann man es dem guten 
Berkerev wol nicht verdenken, wenn er die Körper zu blossem Schein 
herabsetzte; ja es milsste sogar unsere eigene Existenz, die auf solche 
Art von der für sich bestehenden Realität eines Undinges wie die Zeit 
abhäugig gemacht wäre, mit dieser in lauter Schein verwandelt werden, 
«ine Ungereimtheit, die, sich bisher noch niemand hat zu Schulden kom- 
men lassen. J 
IV. In der natürlichen Theologie, da man sich einen Gegenstand 
denkt, der nieht allein für uns gar kein Gegenstand der Anschauung, 
sondern der sich selbst durchaus kein Gegenstand; der sinnlichen An- 
schauung sein kann, ist man sorgfältig darauf bedacht, von aller seiner 
Anschauung (denn dergleichen muss alle seine Erkenntnis sein, und 
nicht Denken, welches jederzeit Schranken beweist) die Bedingungen 
der Zeit und des Raumes wegzuschaflen. Aber mit welchem Rechte 
kann man dieses thun, wenn man beide vorher zu Formen der Dinge 
an sich selbst gemacht hat und zwar solchen, die als Bedingungen der 
Existenz der Dinge a priori übrig bleiben, wenn man gleich die Dinge 
selbst aufgehoben hätte; denn als Bedingungen alles Daseins überhaupt 
müssten sie es auch vom Dasein Gottes sein. Es bleibt nichts übrig, 
n wenn man sie nicht zu objectiven Formen aller Dinge machen will, als 
dass man sie zu subjectiven Formen unserer äusseren sowol als inneren 


unzertrennlich ist, ist Erschoinung, und s0 werden die Prüdicate des Raumes und 
der Zeit mit Recht den Gogunständen der Sinne als solchen beigvlegt, und hierin ist 
kein Schein. Dagogen, wenn ich der Ros an sich die Röthe, dem Saturn die 
Henkel, oder allen äusseren Gegenständen die Ausdehnung an sich beiloge, ohne 
auf oin bostimmtos Verhältnis diesor Gegenstände zum Suhjoet zu soeben und mein 
Urshail daranf einzuschrinken, alsdann allererst entspringt der Schein. 


II. Abschnitt. Allgemeine Anmerkungen. 77 


Anschauungsart macht, die darum sinnlich heisst, weil sie nicht ur- 
sprünglich d. i. eine solche ist, durch die selbst das Dasein des Ob- 
jecte der Anschauung gegeben wird (und die, so viel wir einsehen, nur 
dem Urwesen zukommen kann), sondern von dem Dasein des Objects 
abhängig, mithin nur dadurch, dass die Vorstellungsfähigkeit des Subjects 
durch dasselbe affieirt wird, möglich ist. 

Es ist auch nicht nöthig, dass wir die Anschauungsart in Raum 
und Zeit auf die Sinnlichkeit des Menschen einschränken; es mag sein, 
dass alles endliche denkende Wesen hierin mit dem Menschen nothwen- 
dig übereinkommen misse (wiewol wir dieses nicht entscheiden können), 
so hört sie um dieser Allgemeinheit willen doch nicht auf, Sinnlichkeit 
zu sein, eben darum, weil sie abgeleitet (intuilus derivativus), nicht ur- 
eprünglich (intuitus originarsus), mithin nicht intellectuelle Anschauung 
ist, als welche aus dem eben angeführten Grunde allein dem Urwesen, 
niemals aber einem, seinem Dasein sowol als seiner Anschauung nach 
(die sein Dasein in Beziehung auf gegebene Objecte bestimmt) abhängigen 
Wesen zuzukommen scheint; wiewol die letztere Bemerkung zu unserer 
ästhetischen Theorie nur als Erläuterung, nicht als Beweisgrund gezählt 
werden muss. 


Beschluss der transscendentalen Aesthetik. n 


Hier haben wir nun eines won den erforderlichen Stücken zur 
Auflösung der allgemeinen Aufgabe der Transscendentalphilosophie: 
wie sind synthetische Sätze a priori möglich? nämlich reine 
Anschauungen a priori, Raum und Zeit, in welchen wir, wenn wir im 
Urtheile a priorö über den gegebenen Begriff hinausgehen wollen, das- 
jenige antreffen, was nicht im Begriffe, wol aber in der Anschauung, die 
ihm entspricht, # priori entdeckt werden und mit jenem synthetisch ver- 
bunden werden kann, welche Urtheile aber aus diegem Grunde nie weiter 
als auf Gegenstände der Sinne reichen, und nur für Objecte möglicher 
Erfahrung gelten können. ?] 


* Man vg) 8.66. Anmerkung 1. 


u Der 


transscendentalen Elementarlehre 


zweiter Theil, 


Die transscendentale Logik. 


Einleitung. 
Idee einer transscendentalen Logik. 


L 
Von der Logik überhaupt. 


Unsere Erkenntniss entspringt aus zwei Grundquellen des Gemüths, 
deren die erste ist, die Vorstellungen zu empfangen (die Receptivität der 
Eindrücke), die zweite das Vermögen, durch diese Vorstellungen einen 
Gegenstand zu erkennen (Spontaneität der Begriffe); durch die erstere 
wird uns ein Gegenstand gegeben, durch die zweite wird dieser im Ver- 
hältniss auf jene Vorstellung (als blosse Bestimmung des Gemiiths) 
gedacht. Anschauung und Begriffe machen also die Elemente aller 
unserer Erkenntniss aus, so dass weder Begriffe ohne ihnen auf einige 
Art correspondirende Anschauung, noch Anschauung olıne Begriffe eine 
Erkenntniss abgeben können. Beide sind entweder rein oder einpirisch. 
Empirisch, wenn Empfindung (die die wirkliche Gegenwart des Gegen- 
standes voraussetzt) darin enthalten ist; rein aber, wenn der Vorstellung 
keine Empfindung beigemischt is. Man kann die letztere die Materie 

der sinnlichen Erkeuntniss neımen. Daher enthält reine Anschauung 


Einleag 2 


lediglich die Porm, unter welcher etwas angeschaut wird, und: reiner 
Begriff allein die Form (des Denkens eines Gegenstandes überhaupt. 
Nur allein reine Anschauungen wder Begriffe sind « prior’ möglieh, 
empirische nur a posterior. 

Wollen wir die Receptivität unseres Gemüths, Vorstellungen zu 
einpfangen, #0 fern es’ anf irgend eine Weise aficirt wird, Sinnlichkeit, 
nennen, so ist dagegen das Vermögen Vorstellmgen selbst hervursu- 
bringen, oder die Spuntaneität (der Erkemniniss, der Verstand. 
Unsere Natur bringt es so mit sich, dass die Anschauung niemals 
anders als sinnlich sein kann, d. i. ner die Art enthält, wie wir von 
Gegenständen aflieirt werden. Dagegen ist das Vermögen, den Gegen- 
stand sinnlicher Anschauung zu denken, der Verstand. Keine dieser 
Eigenschaften ist der‘ anderen vorzuzichen. ‘Ohne Sinnlichkeit würde 
uns kein Gegenstand gegeben, und ohne Verstand keiner gedacht werden. 


und die'Sinne nichts zu denken. Nur daraus, dass sie sich vereinigen, 
kann Erkenntnis entspringen. Deswegen darf man aber doch nicht ze 
ihren Antheil vermischen, sondeni man’ hat grusse Ursache, jedes von 
dem anderen sorgfältig‘ abzusondern‘ und ‘zu unterscheiden. Daher 
ee a 
überhaupt di. der Logik. 

Din Bagik Kat ann wiädhramn 15 rien hakchb hin 
werden, entweder als Lögik des allgemeinen \oder des besonderen Ver- 

standesgebrauchs. Die erste enthält die schlechthin nothwendigen Regeln 
des Denkens, ohne welche gar kein Gebrauch des Verstandes stattfindet, 
und geht also auf diesen unangesehen der Verschiedenheit der Gegen- 
stände, auf welche er gerichtet sein mag. Die Logik des besonderen 
Verstandesgebrauchs enthält die Regeln, über eine gewisse Art von 
Gegenständen ‘richtig zu denken. Jene kann man die Elementarlogik 
nennen, diese'aber das Organon dieser oder jener Wissenschaft. Die 












80 Elementarlehre. IL Theil Transscendeutale Logik. 


letztere wird mehrentheils in den Schulen als Propädeutik der 
schaften vorangeschickt, ob sie zwar nach dem Gange der m 
Vernunft das späteste ist, wozu sie allererst gelangt, wenn die V 
schaft schon lange fertig ist und nur der letzten Hand zu ihrer 
tigung und Vollkommenheit bedarf. Denn man muss die Geg 
1 schon in ziemlich. hohem Grade kennen, wenn man die Regeln angeben 

will, wie sich eine Wissenschaft von ihnen zu Stande bringen lasse. 

"Die allgemeine Logik ist nun entweder die reine oder die-an; 
wandte Logik. In der ersteren abstrahiren wir von allen 
Bedingungen, unter denen unser Verstand ausgeübt wird, z. B. vom 
Einfluss der Sinne, vom Spiele der Einbildung, den Gesetzen des Ge 
düchtnisses, der Macht der Gewohnheit, der Neigung u. s. w., mithin 
auch den Quellen der Vorurtheile, ja gar überhaupt von allen Ursachen, 
daraus ‘uns gewisse Erkenntnisse entspringen oder untergeschoben 
werden mögen; weil sie bloss den Verstand unter gewissen Umständen 
seiner Anwendung betreffen, und, um diese zu kennen, Erfahrung er- 
fordert wirt Eine allgemeine aber reine Logik hat es also mit 
lauter Principien'a priori zu thun, and ist ein Kanon des Verstanden 
und der Vernunft, aber nur in Ansehung des Formalen ihres Gebrauchs, 
‚der Inhalt mag sein, welcher er wolle (empirisch oder transscendenfal), | 
Eine allgemeine Logik heisst aber alsdann angewandt, wenn sie auf die 
Regeln des Gebrauchs des Verstandes unter den subjectiven empirischen. 
Bedingungen, die uns die Psychologie lehrt, gerichtet ist. Sie hat also 
empirische Prineipien, ob sie zwar in s0 fern allgemein ist, dass sie auf 
den Verstandesgebrauch ohne Unterschied der Gegenstände geht: Um 
deswillen ist sie auch weder ein Kanon des Verstandes überhaupt, noch 

sein Organon besonderer Wissenschaften, sondern lediglich ein Katlıar- 
tikon des gemeinen Verstandes. 

In der allgemeinen Logik muss also der Theil, der die reine Ver- 
nunftichre ausmachen soll, von demjenigen gänzlich abgesondert werden, 
welcher die angewandte (obzwar noch immer allgemeine) Logik aus- 
macht: Der erstere ist eigentlich nur allein Wissenschaft, obawar kurz 
und trocken, und wie es die schulgerechte Darstellung einer Elementar- 
lchre des Verstandes erfordert. In dieser müssen also die: Logiker jeder- 
zeit zwei Regeln vor Augen haben. 

1) Als allgemeine Logik abstrahirt sie von allem Inhalt der Ver- 











Einleitung: | 0000000 We 


standeserkenntniss und der Verschiedenheit ihrer, Gegenstände, nnd hat 
mit nichts ‚als ‚der blossen Form.des Denkens zu tum 40000 
„,2).Alsı reine Logik, hat ‚sie. keine empirischen ‚Prineipien, mithin 
schöpft sie.nichte: (wie. man, sich bisweilen überredet hat) aus der-Paycho- 
logie, ‚die also auf den Kanon des Verstandes gar keinen Einfluss har, 
iechtsslen Angels nsPaakinnierl ala Seele are 
gowimn weln;jid „les anlayeg Amsirügliie: mr he Aalen Amar. ih 
Eau er rc Br 
dieses Worts, nach der sie gewisse Exercitien, dazu die reine Logik die 
Regel giebt, enthalten ‚soll), ‚so: ist, sie, eine Vorstellung ‚des Verstandes 
und der Regeln seines nothwendigen Gebrauchs in conersto, nämlich unter 
den zufälligen Bedingungen des Subjects, die diesen Gebrauch, hindern ss 
‚oder befördern können, und die insgesammt nur empirisch'gegeben werden. 
Sie: handelt von der Aufmerksamkeit, deren Hindernis, und Folgen, dem 
Ursprunge des Irrtiums, dem Zustande des Zweifels,, des, Serupels, der 
Ueberzeugung u. s. w., und zu ihr verhält sich die allgemeine und reine 
Logik wie die zine Moral, ‚welche bloss die nothwendigen sittlichen Ge- 
setza eines freien Willens überhaupt enthält, zu der eigentlichen Tugend- 
lehre, welche die Gesetze unter den Hindernissen der Gefühle, Neigungen 
und Leidenschaften, denen; die Menschen mehr oder weniger unterworfen 
sind, erwägt, und, welche niemals eine wahre und dnmoesteire Wissen 


Die sldeer ing Heetekten sinne von allem Tohalt 
der Erkenntnis, d.i. von aller Beziehung derselben, auf das Objeet, und 
betrachtet nur die logische Form, im Verbältniss der, Erkenntnisse auf 








82 Elementarlohre. II Theil. Transsorndentale Logik. 
reinen' Denkens eines Gegenstandes enthielte, würde alle 


da hingegen die allgemeine Logik mit diesem Ursprunge de Erkennt 
nichts zu thun hat, sondern die Vorstellungen, sie mögen 
ee errungen | j 
Gosetzen betrachtet, nach welchen der Verstand sie im Verhältnis gegen 
einander braucht, wenn er denkt, und also nur von der Verstandesform 
handelt, die den Vorstellungen verschäfft‘ werden kann, ir = 
sonst entsprungen sein mögen. be 
Und hier mache ich eine Anmerkung, die ihren Einfluss auf alle 
nachfolgenden Betrachtungen erstreckt, und die man wol vor Augen 
haben muss, nämlich dass nicht eine jede Erkenntnis a priori, sondern 
hur die, dadurch wir erkennen, dass und wie gewisse Vorstellungen (An- 
schauungen oder Begriffe) lediglich a priori angewandt werden oder 
indglich sind, transscendental (d. 1. die Möglichkeit der Erkenntnis oder 
der Gebrauch derselben a priori) heissen müsse. Daher ist weder der 
st Raum noch irgend eine geometrische Bestimmung desselben = priori eine 
trannseotidentale“ Vorstellung; 'nondern nur die" Erkenntnies, "dann! diese | 
Vorstellungen gar nicht empirischen Ursprungs sind, und die Möglichkeit, 
wie sie sich gleichwol a prior auf Gegenstände der Erfahrung beziehen 
können, kann transscendental heissen. Imgleichen wiirde der Gebrauch 
‚des Raumes von Gegenständen überhaupt auch transscendental sein; aber 
ist er lediglich auf Gegenstäinde der Sinne eingeschränkt, so heisst er 
empirisch. Der Unterschied des Transscendentalon und Empirischen ge- 
hört also nur zur Kritik der Erkenntnisse, und betrifft nicht a Bezie- 
hung derselben auf ihren Gegenstand. 

In der Erwartung also, dass es vielleicht Bogriffe geben könne, die 
sich a priord auf Gegenstände beziehen mögen, nicht als reine oder einn- 
liche Anschauungen, sondern bloss als Handlungen des reinen Denkens, 
die mithin Begriffe, aber weder empirischen noch ästhetischen Ursprungs 
#ind, 56 mächen wir uns zum voraus die Idee von einer Wissenschaft 
der reinen Verstandes- und Vernunfterkenntniss, dadurch wir Gegen- 
ktände völlig a priori denken. Eine solche Wissenschaft, welche dem 
Ursprung, den Umfang und die objeetive Giltigkeit solcher Erkenntnisse 








um TR || nt 83 


bestimmte, ‚würde transscendentale Logik heissen missen, ‚weil sie 
es bloss mit. den Gesetzen des Vorstandes und der Vernunft zu than hat, 
aber lediglich, so fern sie auf Gegenstände # priori. bezogen werden, und #3 
nicht, wie. die allgemeine Logik, Pure ee gumner no a 
Yeranaßckruntieloun.ohun.Unterakiedn u wi 1 

Von der itbelng der algemeinen Laik im ra 
\ We FIRE Disiekeil üb ade 


ee re 
zu ‚treiben vermeinte, und sie dahin zu bringen suchte, dass sie sich 
entweder auf einer elenden. Diallele ‚mussten. betreffen Inssen., „oder ihre 
Unwissenheit, mitbin die Eitelkeit ihrer ganzen Kunst bekennen sollten, 
ist ‚diese: ‚Was ist, Wabrheit? Die Namenerklärung ‚der, Wahrheit, 
dass sie nämlich die, Uebereinstimmung der, Erkenntnis mit, ihrem 
Gegenstande sei, ‚wird ‚hier geschenkt und vorausgesetzt; man verlangt 
aber zu. wissen, ‚welches das allgemeine, und ‚sichere Kriterium der 
Wahrheit einer jeden Erkenntniss sei... 

nd 
Einsicht, zu. wissen, was man. verntinftiger. Weise ‚fragen. solle. Feen 
wenn die Frage an sich ungereimt ist und, unnöthige Antworten 
langt, 80, lat ‚sie ausser der Beschimung dessen, er ala anti, Dir 
weilen nuch den Nachtheil, den unbehutsamen Anhörer derselben zu 
ungereimten Antworten zu verleiten, und den belachenswerthen Aublick 
NEE NA DEIN SRHRTERRGEENENE 
ein Sich unterhält, . ha s 

‚Wenn Wera dr Uenininmg ar hm mi 


seen anf I Objot) abehi, und Wahr- 














E73 Elemontarlchre. IL Theil. Transssendentale Logik. 


heit gerade diesen Inhalt angeht, es ganz unmdglich tmd 
ich einem Merkmale der Wahrheit dieses Inhalts der Erkennträsse 
fragen, und dass ulso ein hinreichendes und döch zugleich p 
Kennzeichen ‘der Wahrheit unmöglich angegeben werden könne Da 
wir oben schon den Inhalt einer Erkenntnis ‘die Materie derselben 
genannt haben, s0 wird man sagen ınfissen: von der Wahrheit der Er- 
kenntniss der Materie mach lässt sich kein allgemeines a | 
verlangen, weil es.in eich. selbst widersprechend ist. ; \. .. 7 

Was aber die Erkenntnis der blossen Form nach (mir-Bakeaa 
setzung alles Inhalts) betrifft, so ist eben so klar, dass eine Logik, so. 
van ash Herlkeenktich ra king fee hr ähttehllle yobl 
trägt, eben in diesen Regeln Kriterien der Wahrheit darlegen nitisse. 
Denn, was diesen widerspricht, ist falsch, weil der Verstand dabei seinen 
allgemeinen Regeln des Denkens, mithin sich selbst widerstreitet. Diese 
Kriterien aber betreffen nur die Form der Wahrheit, d. %./des Denkens 
berhaupt, und sind so fern ganz richtig aber nicht hinreichend. Denn 
‚obgleich eine Frkenntnies der Togischen Form völlig gomiss sein möchte, 
a i, sich selbst nicht widerspräche, so kann sie doch noch immer dem 
Gegenstande widersprechen. Also ist dns bloss logische Kriterium (der 
Währheit, nkmlich" die Uebereinstimmiung einer" Erkenntuisd mit dem 
dllgeneinen utd formalen Gesetzen des Verstandes ind der Vernunft, 
wär die conditis wine ga non, mithin die negative Bedingung aller 
Wahrheit; weiter aber kann die Logik nicht gehen, und den Irrihum, 
er zäh Ferm, sondern den Tühalt trifft, Ill ven Eger 
"Die allgemeine Logik list nun das gunze formale Geschäft" des 
Verstandes und der Vernunft in seine Elemente auf, md stellt sie als 
Piincipien'aller logischen Beurtheiliing unserer Erkenntniss dar. Dieser 
Theil der Logik kann daher Analytik’ heissen, nd ist eben darum der 
wenigstens negative Probirstein der Wahrheit, indem iman zuvördenst 
alle Erkenntniss ihrer Form nüch un diesen Regeln prüfen und schätzen 
muss, ehe man sie selbst ihrern Inhalt nach untersucht, tim auszumachen, 
«ob sie in Ansehung des Gegenstandes positive Wahrheit enthalten. Weil 
aber die blosse Form der Erkenntniss, so schr sie Auch mit logischen 
Gesetzen ifbereinstimimen inag, hoch lange nieht hinreicht, 'materielle 
(objeetive) Wahrheit der Erkenntnies darum auszumachen, so kann sich 


| 


kant un RT 1 ee 85 


niemand bloss mit der Logik wagen, über Gegenstände zu urtheilen und 

irgend etwas zu behnupten, olıne von ihnen vorher gegründete Erkun- _ 
digung ausser der Logik eingezogen zu haben, um hernach bloss die 

Benutzung find Sie Vorkntpfüng derselben u zu N 

Ganzen nach logischen Gesetzen at Fersüchen, och "besser aber, sie 

Iediglich. danach: zu; prifen.  Gleichwol liegt. so etwas ‚Verleitendes in 

dem, Besitze einer so ‚scheinbaren Kunst, allen, unseren Erkenntnissen 

die Form des Verstandes zu geben, ob man (glich in (Ampehung den 


Hervorbringung, wenigstens zum, Blend; 
objectiven, Behauptungen. ‚gebraucht, und. mithin. in.der That; dadurch 
‚gemissbraucht worden. ‚Die, Almen. aa machen ne > 
‚ganon heisst, Dialektik, 

‚So_ verschieden auch die Bedentung ieh, im ‚der, er Alten dien 
Benennung, einer, Wissenschaft; oder Kunst /sich ‚bedienten, #0, kann man, 
bei ihnen nichts, anderes war. als die Logik des Scheins. Eine sopli-ss 
stische Kunst, ‚seiner. Unwissenheit, ja auch ‚seinen vorsätzlichen Blend- 
werken, den, Anstrich der Wahrheit zu geben, dass man die Methode der 
Gründlichkeit, welche die Logik überhaupt vorschreibt, nachahmte ‚und 
ihre Topik zu Beschöuigung jedes leeren. Vorgebens.. benutzet. - Nun 
kann man, es,als eine sichere, und brauchbare Warnung, anmerken dass 
die, allgemeine Logik, ala Organon. betrachtet, jederzeit eine ‚Logik 
des Scheins d. 3 dinlektisch ‚sei. Denu da, sie ums „gar nichts über:den 
Inhalt,der Erkenntniss lehrt, sondern nur, bloss die formalen Bedingungen 
der Uebereinstimmung mit dem Verstande, welche übrigens: in Ansehung 
der Gegenstände gänzlich gleichgiltig rind: so. muss die Zumuthung, sich 
derselben als eines Werkzeuge, (Organon) zu. bedienen, um. seine Kennt: 


Weise gemäss, _ Um, deswillen; hat man diese. Benenuung ‚der, Dinlektik 
lieber. als eine Kritik. des dielektischen Scheins der. Logik bei- 
gezählt, und als eine, solche wollen wir, sie auch: hiex. verstanden. wissen; 


Elemoutarlohre. U. Theil: Transstendentalo Lokik. 





ur un. INTWATer) u A 


_ Yon der Eintheilung der transscendentalen,Logik in.due 
- transscendentale Analytik und Dialektik, 


" In einer traissöendentalen Lögik isoliren wir' den Verständ (0 wie 
oben in der‘ transscendentalen Assthetik die Sinnlichkeit), und’ heben 
bloss den "Theil ‘des Denkens aus unserer Erkenntnis heraus, der Tedig- 
lich seinen Ursprung in dem Verstande hat. Der Gebrauch dieser reinen 
Trkenntniss aber beruht darauf als ihrer Bedingung, dass utis Gegen“ 
stände in der Anschauung gegeben sind, worauf jene angewandt werden. 
kann. Denn Ohne Anschauung fehlt es äller unserer Erkenntnis an 
Objecten, und’ sie bleibt alsdaun völlig Iser. Der Theil der transscen- 
dentalen Logik also, der die Elemente der reinen Verstandeserkenntniss 
vorträgt, und die Prineipien, ohne welche überall kein Gegenstand 
gedacht werden kann, ist die transscendentale Analytik nd’ zugleich 
eine Logik der Wahrheit. Denn ihr kann keine Erkenntnis wider 
sprechen, ohne dass sie zugleich allen Inhalt verlöre, d. i. alle Beziehung 
auf irgend ein Object, mithin alle Wahrheit. "Weil es’aber sehr anlockend 
und verleitend ist, sich dieser reinen Verstundeserkenntnisse und Grund- 
sitze allein und selbst ber die Grenzen der Erfahrung hinaus zu be- 
dienen, welche doch einzig und allein uns die Materie (Objects) an die 
s«Hand ‘geben kann, worauf jene reinen Verstandesbegriffs angewandt 
werden können: s0 geräth der Verstand in Gefahr, durch leere Verntinfte- 
leien von den bloss formalen Principien des reinen Verstandes einen 
mäterialen Gebrauch zu machen, und tiber Gegenstände ohne Unter- 
schied zu urtheilen, die uns doch nicht gegeben sind, ja vielleicht auf 
keinerlei Weise gegeben werden können. Da sie aleo eigentlich nur ein 
Kanon der Beurtheilung des empirischen Gebrauchs sein sollte, 0 wird 
sie gemissbraucht, wenn man sie als des Organen eines allgemeinen 
und unbeschränkten Gebrauchs gelten lässt, und sich mit dem reinen 
Verstande allein wagt, synthetisch über Gegenstände tiberhaupt zu 
urtheilen, zu behaupten und zu entscheiden. Also würde der Gebrauch 
des reinen Verstandes alsdann dinlektisch sein. Der zweite Theil der 
transseendentalen Logik muss also eine Kritik dieses dialektischen 
Scheines sein, und heisst transscendentale Dialektik, nicht als eine 








Einleitung. 87 


Kunst dergleichen Schein dogmatisch zu erregen (eine leider sehr gang- 
bare Kunst mannigfaltiger metaphysischer Gaukelwerke), sundern als eine 
Kritik des Verstandes und der Vernunft in Ansehung ihres hyperphy- 
sischen Gebrauchs, um den falschen Schein ihrer grundlosen Anmas- 
sungen aufzudecken, und ihre Ansprüche auf Erfindung und Erweiterung, 
die sie bloss durch transscendentale Grundsätze zu erreichen vermeint, 
zur blossen Beurtheilung und Verwahrung des reinen Verstandes vor 
sophistischem Blendwerke herabzusetzen. 


8 Der 
transscendentalen Logik 
erste Abtheilung. 


Die transscendentale Analytik. 


Diese Analytik ist die Zergliederung unserer gesammten Erkennt- 
niss a prior) in die Elemente der reinen Verstandeserkenntniss. Es 
kommt hierbei auf folgende Stücke an: 1. Dass die Begriffe reine und 
nicht empirische Begriffe seien. 2. Dass sie nicht zur Anschauung und 
zur Sinnlichkeit, sondern zum Denken und Verstande gehören. 3. Dass 
sie Elementarbegriffe seien und von den abgeleiteten oder daraus zu- 
sammengesetzten wol unterschieden werden. 4. Dass ihre Tafel voll- 
ständig sei und sie das ganze Feld des reinen Verstandes gänzlich aus- 
füllen. Nun kann diese Vollständigkeit einer Wissenschaft nicht auf den 
Ueberschlag eines bloss durch Versuche zu Stande gebrachten Aggregats 
mit Zuverlässigkeit angenommen werden; daher ist sie nur vermittelst 
einer Idee des Ganzen der Verstandeserkenntniss # prior; und durch 
die daraus bestimmte Abteilung der Begriffe, welche sie ausmachen, 
mithin nur durch ihren Zusammenhang in einem System möglich. 
Der reine Verstand sondert sich nicht allein von allem Empirischen, 
sondern sogar von aller Sinnlichkeit völlig aus. Er ist also eine für sich 

so selbst beständige, sich selbst genugsame und durch keine äusserlich hin- 
zukommenden Zusätze zu vermehrende Einheit. Daher wird der Inbe- 
griff seiner Erkenntniss ein unter einer Idee zu befassendes und zu be- 
stimmendes System ausmachen, dessen Vollständigkeit und Articulation 
zugleich einen Probirstein der Richtigkeit und Aechtheit aller hinein- 
passenden Erkenntnissstücke abgeben kann. Es besteht aber dieser ganze 
Theil der transscendentalen Logik aus zwei Büchern, deren das eine die 
Begriffe, das andere die Grundsätze des reinen Verstandes enthält. 


T Buck EiHanpitück. 0 


1 uU nl oh hr Dar a re 
Der transseendentalen Analytik 0... 


Von Nuke nen ale ee 
sine u 
‚ao Moe gear in san Arthur 


Zasslie using ri Narstandeszermögens.selbst, um,äie. Mög- 
lichkeit der Begriffe a priori dadurch zu erforschen, dass wir sie im Ver- 
stande allein als ihrem Geburtsorte aufsuchen und dessen reinen Gebrauch 
überhanpt analyeiren; (denn. dieses ist das eigenthiimliche Geschäft einer 
Transscendental- Philosophie, das: übrigu ist die logische Behandlung ders 
Begriffe in der Philosophie überhaupt. _ Wir werden also.die reinen Bo- 
griffe bis zu ihren ersten Keimen und Anlagen im menschlichen Verstande 
verfolgen, in denen sie vorbereitet liogen, bis'aie endlich bei Gelegenheit 
der Erfahrung entwickelt und durch ‚eben denselben, Verstand; von den 





Vo s< ‚m Leitfaden der Entdeckun ‚alleı 
u Verstinanbegri Ha du 


Wen man er Bekannt gei ins Spiel: setzt, unibiidcht 
nach ‚den nancherlei Anlässen: verschiedene Begriffe. hervor, die dieses 
Vermögen kennbar machen, (und sich In einem mehr oder weniger aus- 
längere Zeit oder mit grösserer Scharfsinnigkeit ‚angestellt warden. ‘Wo 
diese Untersuchung warde vollendet sein, lisst sich nach diesem gleichsam 
mechanischen. Verfahren niemals init Sicherheit bestimmen. +-Auch ent« 
decken sich die Begriffe, die man nur so bei Gelegenheit auffindet, in 
keiner Ördnung und systematischen Einheit; sondern werden zuletzt nurss 





92 Elementariehre. IL Theil L Abtheilung. I Buch. L Hauptstück. 


= Des Leitfadens der Entdeckung aller reinen 
Verstandesbegriffe 


zweiter Abschnitt. 


8.91 
Von der logischen Function des Verstandes in Urtheilen. 


Wenn wir von allem Inhalte eines Urtheils tberhaupt abstrahiren 
und nur auf die blosse Verstandesform darin Acht geben, so finden wir, 
dass die Function des Denkens in demselben unter vier Titel gebracht 
werden könne, deren jeder drei Momente unter sich enthält. Bie können 
füglich in folgender Tafel vorgestellt werden. 


1. 

Quantität der Urtheile 
Allgemeine. 
Besondere. 

Einzelne. 

2. 3. 
Qualität. Relation. 
Bejahende. Kategorische. 
Verneinende. Hypothetische, 
Unendliche. Disjunctive. 

4. 
Modalität. 
Problematische. 
Assertorische. 
Apodiktische. 


” Da diese Eintheilung in einigen, obgleich nicht wesentlichen Stücken 
von der gewohnten Technik der Lugiker abzuweichen scheint, so werden 
folgende Verwahrungen wider den besorglichen Missverstand nicht un- 
nöthig sein. 

1. Die Logiker sagen mit Recht, dass man beim Gebrauch der 


1 Die Paragraphenbezoichnung ist erst in der zweiten Auflage hinzugekommen. 


AL Abichnftt-'/ Von der/logischen Fanetion’fn Urcheilen-...) 198 


Urtheile in Vernunftschlüssen die einzelnen Urtlieile gleich den allgemeinen 
belundeln könne; Denn eben darum, 'weil sie gar keitien Umfüng haben, 
kann das Prädicat derselben: nicht bloss auf einiges (dessen, was unter 
dem Begriff des Subjects enthalten ist, gezogen, von einigem aber aus- 
gleich als wenn (derselbe ein‘ ‚gemeingiltiger Begriff wäre; der einen 
Umfang hätte, von’ dessen ganzer Bedentung das Prädieat-gelte: Ver- 
als Erkenntuiss der Grösse nach, ‘so verhält es;sich zu diesem wie Eih- 
heit zur Unendlichkeit, und ist also an ‚sich selbst davon wesentlich 
unterschieden. Also ‘wenn ich 'ein einzelnes ‚Urtheil’(jwdierim srngulare) 
nicht bloss nach seiner inneren Giltigkeit, sondern auch als Erkenntniss 
überhaupt nach der Grösse, die es in Vergleichung mit anderen Erkennt- 
nissen hat, schätze, #0 ist es allerdings von gemeingiltigen Urtheilen 
(Judiein somamenia) unterschieden, und verdient in einer vollständigen Tafel 
der Momente des Denkens tiberhaupt (obzwar' freilich nicht in der bloss 
auf den Gebrauch der Urtheile‘ gr a 
besondere Stelle, un mu I ms =) EN EN age 7277 
2. Ebenso missen in’ heine Logik unendliche 
Urtheile von bejahenden noch unterschieden werden, wenn sie gleich 
in der allgeiieinen Logik jenen mit Recht beigezähle sind nd kein. be- 
von allem Inhalt des Prüdicats (ob es gleich verneinend' ist) und sieht 
nur darauf, ob dasselbe dem 'Suhjeet beigelegt oder ilim entgegengesetzt 
werde. Jene aber betrachtet das Urtheil 'auch nach ‚dem Werthe oder 
Prädients, und was diese in Ansehutig der gesammten Erkenntniss für 
einen Gewinn verschafft. Hätte ich von der Seele gesagt: sie ist nicht 
sterblich, so häitte ich durch «in verneinendes Urtheil wenigstens’ einen 
Irrthum abgehalten. Nun habe ich durch den Satz: die Seele ist nicht- 
sterblich, zwar der logischen Form nach wirklich bejaht, indem ich die 
Seele in den unbeschrlinkten Uinfang der nichtsterbenden Weset setze. 
Weil ntn von dem ganzen Umifunge möglicher Wesen das Sterbliche 
einen Theil enthält, "das Nichtsterbliche aber den anderen, #0 ist durch 
meinen Batz nichts underes gesagt, als dass die Seal eines von der 
unendlichen Menge Dinge s&, die ibrig bleiben, wenn ich das Sterb- 







94 Elementärlehre, «IL Theil L-Abtbeilung. I Buch. 1’ Hanpistlick 


‚Sphäre alles Möglichen in so weit beschränkt, dass dns v 
ssabgetrennt und in den übrigen Umfang.ihres Raums die Sedle gesetzt 
‚endlieh, und. können noch mehrere Theile desselben. weggenommen — 
‚werden; ohne dass darum der Begriff von der Seele im mindesten 
‚Ansehung des Inhalts der Erkenntniss überhaupt, und in. so. fern miissen 
sie in« der (transscendentalen Tafel aller Momente des Denkens. in ‚dem 
Urtheilen nieht übergangen werden, weil die hierbei ausgetibte Function 
‚des Verstandes vielleicht in dem Felde seiner reinen. Erkenntnis a priors 
wichtig sein kann. \ - ve 
„08. Alle Verhältnisse: des Denkens in: Urtheilen sind die a) des 
Prädieats zum Subject, 2) des Grundes zur Folge, c) der eingetheilten 
‚Erkenntniss und der gesammelten Glieder der Eintheilung unter einander. | 
In der ‚ersteren Art der Urtheile sind nur zwei Begriffe, in der zweiten | 
zwei Urtheile, in der dritten mehrere Urtheile im Verhältnis gegen | 
‚einander betrachtet, Der hypothetische Satz: wenn eine vollkommene 
‚Gerechtigkeit da ist, so wird der beharrlich Böse bestraft, ‚enthält eigent- 
ich. das Verhältniss zweier Sätze; es ist eine vollkommene Gerechtigkeit 
da, und: der beharrlich Böse wird. bestraft, ‘Ob beide dieser Bätze an 
sich wahr seien, bleibt. hier unausgemacht. Es ist nur die Consequenz, 
‚die durch dieses Urtheil gedacht wird. Endlich enthält das ‚disjunetive 
sUrtheil ein Verhältniss zweier oder mehrerer Sütze.gegen einander, «bar 
nicht. der Abfolge sondern der logischen. Entgegensetzung, so fern die 
Sphäre des einen die des anderen ‚ausschliesst, aber doch. zugleich der 
Gemeinschaft, in-so feru sie zusammen die Sphäre der. eigentlichen Er- 
‚kenntniss ausfüllen, ‚also ein Verhältniss der "Theile ‚der Sphäre einer 
Erkenntnis, da die-Sphäre eines jeden T’heils ein Ergänzungsstück der 
Sphäre des anderen zu dem ‚ganzen Inbegriff der eingetheilten Erkennt- 
iss: ist; =. /B..die Welt ist entweder durch einen blinden Zufall da, oder 
‚dureli innere Nothwendigkeit, oder durch eine äussere Ursache, Jeder 
dieser Sätze nimmt einen Theil der Sphäre der möglichen Erkenntnis 
über das Dasein. einer Welt überhaupt ein, alle zusammen die ganze 
Sphäre. Die Erkenntuiss aus einer ‚dieser ‚Sphären wegnehinen, heisst, 






I Abschnitt Von der logischen 'Funetion in Urtheilen. 7 GE 


sie in eine der übrigen’ setzen; und! dagegen’sie in «ine Sphäre setzen, 
heisst, sie aus den übrigen wegnehmen. Es ist also in einem disjunstiven 
Urtheile 'eine gewisse Gemeinschaft der Erkenntnisse, die darin besteht, 
dns sie sich wechselseitig einander ausschliessen, aber dadurch doch im 
ganzen die wahre Erkenntniss bestimmen, indem "sie. zusammenge- 
nommen den ganzen’ Inhalt einer einzigen gegebenen Erkenntnis aus- 
machen. BE ME RURRDENAPRREEEFEE: 
hierbei anzumerken nöthig finde. J Vorraum 
4. Die Modalität der Urtheileist eine ganz Mielke „Fanition 
derselben, die das Unterscheidende an sich‘ hat, dass ‚sie nichts zum 100 
Inhalte des Urtheils beiträgt (denn ausser Grösse, Qualität und Verhält- 
niss ist nichts mehr, was den Inhalt eines Urtheils ausmachte), sondern 
nur ‘den Werth der Copula in Beziehung auf das Denken überhaupt 
angeht Problematische Urtheile sind solche, wo man das: Bejaben 
oder Verneinen als bloss möglich (beliebig) annimmt. Assertorische, 
da es als wirklich (wahr) betrachtet wird. Apodiktische, in denen 
man es als nothwendig ansicht.® So sind die beiden Urtheile, deren Ver- 
hältniss das hypothetische Urtheil ausmacht (anteeedens und consegums), 


wird der Satz: es ist eine vollkommene Gerechtigkeit da, nicht asser- 
torisch gessgt, sondern nur als ein beliebiges Urtheil, wovon es möglich 
ist, dass jemand es aunehme, gedacht, und nur die Consequenz ist asser- 
torisch. Daher können solche, Urtheile auch offenbar falsch sein, und 
doch, problematisch genommen, Bedingungen der Erkenntnis der Wahr- 
‚heit. sein. So ist das Urtheil: die Welt ist durch blinden Zufall 
da, in dem disjunetiven Urtheil' nur von, problematischer Bedeutung, 
nämlich dass jemand ‚diesen Satz etwa auf einen Augenblick annehmen 10: 
möge, und: dient doch (wie die Verzeichnung. des falschen Weges unter 
der Zahl :aller derer, die man nehmen kann), den wahren zu. findm. 
Der. problematische. Sets: ist alao, derjenige, der, nur, logische Möglichkeit 2 2 
een di. eine freie Wahl, eu 


* Gleich als wenn | ia Dotiken Im orstos Fall eine Funetion des Vorstandes, 
im zweiten der Urthollskraft, im dritten der Vernunft wäre er 
die erst in der Folge ihre Aufklärung erwarten | 


- 


96 Elsmentarlehre IT. Theil. ’L-Abtheilung, L’Bach. I. Hauptstlick. 


Satz gelten zu lassen, eine bloss willkührliche Aufnehmung desselben in 
den ‘Verstand. Der assertorische sagt von logischer Wirklichkeit oder 
Wahrheit, wie etwa in einem 'bypothetischen Vernunftschluss das Ante- 
vedens im Obersatze problematisch, im Untersutze assertorisch vorkommt, 
und zeigt an, dass der Satz mit dem Verstaude nach dessen Gesetzen 
schon verbunden sei; der apodiktische Satz denkt sich den assertorischen: 
_ durch diese Gesotze des Verstundes selbst bestimmt. und daher « griord 
behauptend, und drückt auf solche Weise. Jogische Nothwendigkeitr aus, 
Weil-mun hier alles sich gradweise dem Verstande einverleibt; so dass 
. man zuvor otwas problematisch urtheilt, darauf.auch wol es) assertorisch 
als wahr annimmt, endlich 'als. unzertrennlich mit: dem ‚Verstande, ver- 
bunden, d..i. als. nothwendig ‚und spodiktisch ‚behauptet, so kann man 
diese drei Functionen der Modalität auch: so viel Momente des Denkens 


überhaupt nennen. hei u 

) 27 wu ı 9 ‘ U Id 

1 rBembeitfadens der- Entdeckung-aller-zsinen ® 
ve ah ad Verstandesbegriffe nt ve 

. r drl Übsehnit a - I 
baiqeielt marnia uk og, 10. ui ol 


Mokah kun. solsi Attndlenn ober 106 wihr Vee 
| „Yon den-reinen Verstandesbegriffen oder Kategorien. er 
Die allgemeine Logik abstrahirt, wie mehrmals schon gesagt 
worden, von allem Inhalt der Erkenntnis, ind erwartet, dass ihr ander 
wärts, woher e& auch sei, Vorstellungen gegeben werden, um diese zuerst 
in Begriffe zu verwandeln, welches analytisch zugeht. Dagegen hat’ die 
transscendentale Logik ein Mannigfaltiges der Sinnlichkeit a prieri vor 
sich Hegen, welches die transscendentale Aesthetik ihr darbietet, um 
zu den reinen Verstandesbegriffen einen Stoff zu geben, olme den ie 
ohne allen Tnhalt, mithin völlig leer sein würden. Raum tumd Zeit ent- 
halten num ein Mannigfaltiges der reinen Anschauung «# priori, gehören 
aber gleichwol zu den Bedingungen der Receptivität unseres Gemilths, 
unter denen es allein Vorstellungen von Gegenständen empfangen kann, 
die mithin auch den Begriff, derselben jederzeit affieiren miissen. , Allein 


% Die Bezeichnung als $ 10 ist ein Zusatz der zweiten Auflaga, 


IL Abschnitt Von den reinon Verstandesbegriffen. 97 


die Spontaneität unseres Denkens erfordert es, dass dieses Mannigfaltige 
zuerst auf gewisse Weise durchgegangen, aufgenommen und verbunden _ 
werde, um daraus eine Erkenntniss zu machen. Diese Handlung nenne 
ich Synthesis. 

(Ich verstehe aber unter Synthesis in der allgemeinsten Bedeutung ı03 
die Handlung, verschiedene Vorstellungen zu einander hinzuzuthun und 
ihre Mannigfaltigkeit in einer Erkenntniss zu begreifen. Eine solche 
Synthesis ist rein, wenn das Mannigfaltige nicht empirisch, sondern 
a priori gegeben ist (wie das im Raum und der Zeit).| Vor allor Ana- 
lysis unserer Vorstellungen müssen diese zuvor gegeben sein, und es 
können keine Begriffe dem Inhalte nach analytisch entspringen. Die 
Synthesis eines Mannigfaltigen aber (es sei empirisch oder @ priori ge- 
geben) bringt zuerst eine Erkenntniss hervor, die zwar anfänglich noch 
roh und verworren sein kann und also der Analysis bedarf, allein die 
Synthesis ist doch dasjenige, was eigentlich die Elemente zu Erkennt- 
nissen sammelt und zu einem gewissen Inhalte vereinigt; sie ist also das 
erste, worauf wir Acht zu geben haben, wenn wir über den ersten 
Ursprung unserer Erkenntniss urtheilen wollen. 

Die Synthesis überhaupt ist, wie wir künftig sehen werden, die 
blosse Wirkung der Einbildungskraft, eines blınden, obgleich unentbehr- 
lichen Function der Seele, ohne die wir überall gar keine Erkenntniss 
haben würden, der wir uns aber selten nur einmal bewusst sind. Lällein 
diese Synthesis auf Begriffe zu bringen, das ist eine Function, die dem 
Verstande zukummt, und wodurch er uns allererst die Erkenntniss in 
eigentlicher Bedeutung verschait) 

Die reine Synthesis, allgemein vorgestellt, giebt nun den ı0 
reinen Verstandesbegriff. Ich verstehe aber unter dieser Synthesis die- 
jenige, welche auf einem Grunde der synthetischen Einheit « priori be- 
ruht; so ist unser Zählen (vornehmlich ist es in grösseren Zahlen merk- 
licher) eine Syntliesis nach Begriffen, weil sie nach einem gemein- " 
schaftlichen Grunde der Einheit geschieht (z. B. der Dekadik). Unter 
diesem Begriffe wird also die Einheit in der Synthesis des Mannigtaltigen 
nothwendig. 

Analytisch werden verschiedene Vorstellungen unter einen Begriff 
gebracht (ein Geschäft, wovon dio allgemeine Logik handelt. Aber 
nicht die Vorstellungen, sondern die reine Synthesis der Vorstellungen 

Kanr's Kritik der reinen Vernunft. 1 


u 


98  Klementarlehre IL Thal L Abtholling: [Buch I Hauptstliek. 


auf Begrifi'zu bringen, lehrt dio transscenäßntale Logik, Das erste, 
was uns zum Behuf der Erkenntnis aller Gegenstände 1; 
sein muss, ist das Mannigfaltige der reinen Anschauung; die 
thesis dieses Mannigfaltigen durch die Einbildungskraft ist das 
giebt aber noch keine Erkenntnis. Die Begriffe, welche dieser reinen 
Syntliesis Einheit geben, und lediglich in der Vorstellung dieser noth- 
wendigen synthetischen Einheit bestehen, thuh das dritte zur Erkennt- 
los eines vorkommenden Gegenstandes, und beruhen auf dem Verstande. 
Dieselbe Function, welche den verschiedenen” Vorstellungen in 
seinem Urtheile Einheit giebt, die giebt auch der blossen Syntliesis 
verschiedener Vorstellungen in einer Anschauung Einheit, welche, 
allgemein wusgedrtickt, der reine Verständesbegriff heisst. Derselbe 
Verstand also, und zwar durch eben dieselben Hahdlungen, wodurch er 
in Begriffen vermittelst der analytischen Einheit die logische Form eines 
Urtheils zu Stande brachte, bringt atich vermittelst der synthetischen 
Einheit des Mannigfaltigen in der Anschwuung' überhaupt In seine Vor“ 
stellungen einen transscendentalen Inhalt, weswegen sie reine Verstandes- 
begriffe heissen, dio a priord uf Objeeto gehen, welches die allgemeine 
Logik nicht leisten kann. 

"Auf solche Weise entspringen gerade so viel reine Verstandes- 
begriffe, welche « prior) auf Gegenstände der Anschauung iberhaupt 
gehen, als es in der vorigen Tafel Iögische Funetionen in allen möge 
Hohen Urtheilen gab; denn der Verstand ist durch gedachte Fünctiönen 
völlig erschöpft, und sein Vermögen dadurch‘ gänzlich ausgemessen. 
Wir wollen diese Begriffe nach dem Arısrorsuss Kategorien nennen, 
indem unsere Absicht uranfünglich mit der seinigen zwar einerlei ist, ob 
sie sich gleich davon in der Ausführung gar sehr entfernt. u 


Fra _ Tafel der Kategorien. 


En 
Der Quantität. 
Einheit. 
„ Vielheit. 
z Allheit 


‚ ‚IE Abschnitt Von den rein Verstandasbegriffien 99 


ma wu we ki (ee pe Bu m! 
Der Qualität Der Relation 
Realität: © Inhärenz und Subsistenz (nd-' 
Negation 00 slantia st aceidens)., © 
+ Limitation... = Causalität und Dependenz (Ur- 
ae f ' sache und Wirkung)... 
7 Wechselwirkung 
zwischen dem Handelnden 
Fee 
nalherT 
. Der A ie 
Eee . 
— Nichtsein. 
* Rerkrendigeet — Tuhiliekek 


Eleneg stunde, Yarmelchranıigallar zungrtngffehemseeinen age 
der Synthesis, ‚die.der Verstand « prior in.sich enthält, -undıum deren‘ 
willen. er, auch «nur ‚ein reiner Verstand ist, indern-er durch sie: allein‘ 
ars bei Zone Menke le A tächestrag rasen. Of 


Begriffe ‚entstanden deren. Vollzähligkeit man niemals gewäss sein kann, ıor 
du sio num dureh ‚Induetion geschlossen wird; oliie zu gederiken, dass‘ 
man noch, auf ‚die letztere Art‘ niemals, einsieht, warum denn. gerade: 
diese und wicht andere Begriffe ‚dem reinen Verstande' beiwühnen. Es 
diese Grundbegriflo aufsusuchen. _Da‘er aber kein Prineipium-hatte, #0’ 
raffte er sie auf, wie sie ihm ‚aufstiessen, und trieb deren! zuerst zahm- 
auf, die or Kategorien (Pridienmente) nannte. ‚/In der, Fälge glaubte er —- 
noch, ihrer ‚fünf ‚aufgefunden zu‘ ‚haben, die, er) unter dem Namen der 
Postprädicamente ‚hinzufügte. Allein seine Tafel blieb noch immer 
mangelbaft. Ausserdem ıfinden- sieh anch einige mad der, reinen Sinn“ 
Nehkeik, ed imgleichen. prius, simad), auch ein 
ii.dieses Stammrwgister des Vorstandes gür nicht 
gebören;, oder, os,sind,‚anch, die again Beiylännbe Ds aa BURN 














100 Elementarlekre. IL-Thell. / 1.-Abtheilang: YL. Bach 1 Häspiatilek. 


begriffe gezählt (sctio, passio), und an einigen der letzteren fehlt 
gänzlich. 04.1 0) Be ET 
- Um: der. letzteren willen'ist also noch zu bemerken, dass die K: 

‚gorien als die wahren Stammbegriffe des reinen Verstandes auch 
abe 50’ reinen 'ubgeleiteten Begriffe haben, die in 'einem vollständig 
System der MYansssendental-Philosophie keineswegs ühergangen w. 

können, mit deren blosser Erwähnung aber ich in. einen bloss kritisch 
Versuch zufrieden sein kann. 

18 Es sei mir erlatibl, diese reinen aber”abgeleiteten Verstande 

grifle die Prädicabilien des reinen Verstandes (im era 
Prädicamente) zu nennen. Wenn init die rsprünglichen und primiti 
Begriff hat, so lassen sich die abgeleiteten und subalternen leicht 
fügen, und der Stammbaum des rinen Verstärdes völlig ausmalen. 
es mir hier nicht um die Vollständigkeit des Systems, sondern nur 
Principien zu einem Bystem- zu thım ist, s0 verspare ich diese 
auf. eine andere Beschäfligung: Man kann uber diese Absicht‘ 
erreichen, wenn man die: ontologischen Lehrbücher 'zur "Hand nimmt | 





Widerstandes, den Prädicamenten'der Modalität die des Entstehens, Vers 
‚gehens, der Veränderung u. s."w. unterordnet. Die Kategorien, ‚mi den | 
‚modis der reinen Sinnlichkeit oder auch unter einander verbunden, 

"eine ‚grosse Menge abgeleiteter Begriffe « priors, die zu bemerken und 
wo möglich bis zur Vollständigkeit zu verzeichnen, eine nützliche und | 
= gene sein würde ww 

Definitionen -diöser' Kategorien 'tiberliebe ich mich in'dieser 

‚U3: nasse heiten wa 
Ich werde ‚diese Bögrifle in der Folge bis auf den Grad'zergliödern, 
weleher in» Beziehung nuf (die Methodenlehre, ‘die ich bearbeite, hin 
109 reichend ist. In! einem System der reinen Verzunft würde man «ie mit 
Recht von /mir»fordern: können; aber hier würden sie'nur den Hadpt-| 
punkt ‘der Untersuchung aus den Augen bringen; indem sie Zweifel und‘ 
Angriffe‘ erregteh, (die man, 'olme: der wesentlichen Absicht etwas zu! 
entziehen, ‚gar wol auf« eine andere Beschäftigung verweisen kann In. 
dessen lenehtet' doeh aus dem Wenigen, was ich hiervon angeführt habe 
deittlich hervor, dass ein vollstiindiges Wörterbuch'mit' allen dazu wr2 





IIL. Abschnitt. Von den reinen Verstandesbegriffen. 101 


forderlichen Erklärungen nicht allein möglich, sondern auch leicht sei 
zu Stande zu bringen. Die Fächer sind einmal da; es ist nur nöthig 
sie auszufüllen, und eine systematische Topik, wie die gegenwärtige, 
lässt nicht leicht die Stelle verfehlen, dahin ein jeder Begriff eigenthüim- 
lich gehört, und zugleich diejenige leicht bemerken, die noch leer ist. 


be. 11. 


Ueber die Tafel der Kategorien lassen sich artige Betrachtungen 
anstellen, die vielleicht erhebliche Folgen in Ansehhung der wissenschaft- 
lichen Form aller Vernunfterkenntnisse haben könnten. Denn dass diese 
Tafel im theoretischen Theile der Philosopbie ungemein dienlich, ja un- 
entbehrlich sel, den Plan zum Ganzen einer Wissenschaft, so fern 
sie auf Begriffen « priori beruht, vollständig zu entwerfen, und sie mathe- 
matisch nach bestimmten Principien abzutheilen, erhellt schon 
von selbst daraus, dass gedachte Tafel alle Elementarbegriffe des Ver- 
standes vollständig, ja selbst die Form eines Systems derselben im mensch- 116 
lichen Verstande enthält, folglich auf alle Momente’einer vorhabenden 
epeculativen Wissenschaft, ja sogar ihre Ordnung Anweisung giebt, wie 
ich denn auch davon anderwärts* eine Probe gegeben habe. Hier sind 
nun einige dieser Anmerkungen. 

Die erste ist, dass sich diese Tafel, welchb vier Klassen von Ver- 
standesbegriffen enthält, zuerst in zwei Abtheilungen zerfällen lasse, deren 
erstere auf Gegenstände der Anschauung (der reinen sowol als empirischen), 
die zweite aber auf die Existenz dieser Gegenstände (entweder in Bezie- 
hung auf einander oder auf den Verstand) gerichtet ist. 

Die erste Klasse werde ich die der mathematischen, die zweite 
der dynamischen Kategorien nennen. Die erste Klasse hat, wie man 
sieht, keine Correlate, die allein in der zweiten Klasse angetroffen werden. 
Dieser Unterschied muss doch einen Grund in der Natur des Verstandes 
haben. 

Zweite Anmerkung, dass allerwärts eine gleiche Zahl der Katego- 





® Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft. 





3 Dieser ganze $. 11 Ist erst In der zweiten Auflage hinzugekommen. Sehen in 
den Prolegomenen findet sich eine bezüglicho ausführliche Anmerkung nm Schluss 
von $. 39. 


















102 Elementarlehre. IL Theil. L Abtheilung. 1. Buch, ‘4. Hauptstück, 


‚auffordert, da sonst alle Eintheilung a priori durch Begriffe 
sein muss, Dazu kommt aber noch, dass. die dritte 
‚halben aus der. Weisniog, nr zweiten ‚nit der ‚erstem: 
entspringt. - 
au Bo ik die Alihakt (Total) uichte Anderes a. die 7 hei 
Einheit betrachtet, die Einschränkung nichts Anderes als Realität ı 
ver: verbunden, die Gemeinschaft ist die Causalität einer Substan 
‚der anderen wechselseitig, endlich die Nothwend 
as Anderes, als die Existenz, die durch die Möglichkeit selbst, 
ist. Man denke aber ja nicht, dass darum die dritte Kategorie ein va5 
und kein Stammbogriff des reinen Verstandes sci. ‚ Denn, 
Verbindung der ersten und zweiten, um den dritten Bogifl I Arvor 
erfordert einen besonderen Actus des Verstandes, der ni 
ne 1 
„ Begrit einer Zahl (die zur Kategorie der Allheit gehört) nicht i | 
"möglich, wo die Begriffe dor Menge und der Einheit sind (= Binder 
Vorstellung des Unendlichen),, oder daraus, dass ich den Begriff ei 
2 Ursache und den einer Suhstanz beide verbinde, noch nicht ı 
der Einfluss, d. i. wie eine Substanz Ursache von etwas in einer 
fazs werden könne, zu verstehen. Daraus erhellt, dass dazu e 
besonderer Actus des Verstandes erforderlich sei; und so bei den übrigen, 

Dritte Anmerkung, Von einer einzigen Kategorie, nämlich der der 
Gemeinschaft, die unter dem dritten Titel befindlich ist, ist die 
- einstimmung mit der in der Tafel der logischen Functionen ihm corner 
usspondirenden Form eines disjunetiven Urtheils nicht so in die Augen 
fallend als bei den übrigen. 

‚Um sich dieser Uebereinstimmung zu versichern, muss man be- 
merken, dass in allen diejunctiren Urtheilen die Sphäre (die Menge alles 
dessen, was unter ihm enthalten ist) als ein Ganzes in Theile (die unter- 
geordneten Begriffe) getheilt vorgestellt wird, und, weil einer nicht unter 
dem anderen enthalten sein kann, sie als einander coordinirt, nicht 
subordinirt, so dass sie einander nicht einseitig wie in einer Reihe, 
sondern wechselseitig als in einem Aggregat bestimmen (wenn ein 
Glied der Eintheilung gesetzt wird, alle übrigen ausgeschlossen werden, 
und so umgekehrt), gedacht werden. 


4 ZU Abschnätr | Vop dem reinen Verstandesbegeidien... _ .. 108 


‚Nun wird eine ähnliche Verkntipfung in einem Ganzen der. Dinge 
gedacht, da nicht ‚eines ‚als, Wirkung dem anderen ‚als Ursache ‚seines. 
Daseins untergeordnet, sondern zugleich und wechselseitig als Ursache 
in Ansehnng der Bestimmung ‚der anderen beigeordnet wird (z.B, in 
einem Körper, dessen, Theile einander wechselseitig ziehen und auch 
widerstehen); ‚welches eine ganz andere Art der Verknüpfung ist als die, 
so im blossen Verhältniss der Ursache, zur. Wirkung, (des Grundes zur 
Folge) angetroffen wird, in welchem die Folge nicht wechselseitig wiederum 
den Grund. bestimmt und darum mit diesem (wie der Weltschöpfer mit 
der Welt) nicht ein Ganzes ausmacht. Dasselbe Verfahren des Verstandes, 
wenn. er sich. die Sphäre 'eines eingetheilten' Begriffs vorstellt, beobachtet 113 
er auch, weun er ein Ding, als theilbar denkt; ‚und wie die Glieder der 
Eintheilung im. ersteren einander ausschliessen und doch in einer Sphürs 
verbunden sind, so stellt er sich die Theile: des letzteren als solche, deren 
Existenz (als Substanzen) ‚jedem EEE or 
zukommt, doch als Imsign Gare ei 


Ds 12. 


Es, findet; sich aber in. der ee 
noch ein Hauptstück vor, welches reine Verstandesbegriffe enthält, ‚die, 
ob. sie;gleich nicht unter, die Kategorien ‚gezählt werden, dennoch nuch .., 
ihnen ‚als Begriffe a priori von Gegenständen gelten sollten, in welchem 
Falle sie aber die Zahl der Kategorien vermehren würden; welches nicht 
sein kann. ; Diese träigt der unter den-Scholastikern s0 berufene Satz vors 
quodlibet ens cat unnm, verum, bonum. , Ob nun zwar. der.Gebrauch dieses 
Princips in Absicht auf die Folgerungen (die lauter tautologische Bütze 
gaben) sehr. kümmerlich ausfiel, s0 dass man es auch in‘neueren: Zeiten 
beinahe nur ehrenhalber in.der Metaphysik aufzustellen pflegt, so verdient 
doch «in: Gedanke, der sich, so lauge, Zeit ‚erhalten hat, so leer er auch 
zur Vermuthung, Busse ee ee 





# Man vgl 3. 109. Anm. & a 
a un Ha 





104 Elsmentarlchre II Thal L Abteilung I Buck. I Häuptstück. 


habe, der nur, wie es oft geschieht, fulsch gedolmetscht 

1 vermeintlich transscendentslen Prädiente der Dinge sind nichts 
als logische Erfordernisse ind Kriterien aller Erkenntnis A | 
überhaupt, und’ Togen ilir die Kätegörien der Quantität, nämlich" der 
Einheit, Vielheit und Allhıeit zum Grutids, hur dass sie diese, welche 
werden titissten, in der That mar in formaler Bedeutung als zür logischen 
Fürderung in Anseliüng jeder Erkehntniss gehörig brauchten, und ’doch 
diese Kriterien des Denkens unbehutsamer Weise zu Eigenschäften der 
Dinge en sich selbst machten. In jeder Erkenittuis eines Ohjects ist 

" Aänlich Einheit des Bogrifis, welche man qualitative Einheit nermen 
kann, s0 fürn darımter nur die Einheit der Zusammenfassung des 
Saltigen der Kirkemitnisse gedacht wird, wie etwa die Einheit des The 
in einem Bchänspiel, einer Rede, einer Fabel. Zweitens Wahrheit in 
Ansehüing der Folgen. Je mehr wahre Folgen aus einein gegebenen 
Begriffe, desto mehr Kennzeichen seiner objectiven Realität "Dieses 
könnte man die qualitative Vielheit der Merkmale, die zu einem Be- 
griffe als einem gemeinschaftlichen Grunde gehtiren (nicht in ihm als 
Grüsse gedacht werden), nennen. Endlich drittens Vollkommenheit, 
die darin besteht, dass umgekehrt diese Vielheit zusammen auf die Einheit 
des Begriffs zurtckführt und zu diesen und keinem andereti völlig zu- 
summehstirimt, welches man die qualitative Vollständigkeit (Tota- 

15 ftkt) nennen kann. Woraus erhellt, dass diese logischen Kriterien der 
Möglichkeit der Erkenntnis tberhäapt die drei Kategorien der Grösse, - 
in denen die Einlieit in der Erzeugung des Quantam durchgängig gleich“ 
artig Angenonimen 'werden muss, Iier nur in Absicht auf die Verkati- 
pfüng anch ungleichartiger Erkenntnissstiicke in einem Bewusstsein 
durch ‘die Qualität einer Erkenntnisse als Prineips verwandeh. Bo ist 
das Kriterium der Möglichkeit eines Begriffs (nicht des Objects derselben) 
die Definition, in der die Einheit des Begriffs, die Wahrheit alles 
dessen; was zunlichst aus ilim abgeleitet werden mag, endlich die Voll- 
ständigkeit dessen, 'was aus ihm gezogen worden, zur Herstellung des 
ganzen Beprifis das Erforderliche desselben ausmacht; oder so ist auch 
das Kriterium einer Hypothese die Verständlichkeit des angenom- 
menen Erklärungsgrundes oder dessen Binheit (ohne Hilfshypotliese), 
die Wahrheit (Uebereinstimmung unter sich selbst und mit'der Er- 


IL Abschnitt. Von den reinen Verstandesbegriffen. 105 


fahrung) der daraus abzuleitenden Folgen, und endlich die Vollständig- 
keit des Erklärungsgrundes zu ihnen, die auf nichts mehr noch weniger 
zurtickweisen, als in der Hypothese angenommen worden, und das,» was 

a priori synthetisch gedacht war, a posteriori analytisch wieder liefern 
und dazu zusammenstimmen. — Also wird durch die Begriffe von Ein- 
heit, Wahrheit und ‘Vollkommenheit die transscendentale Tafel der Kate- 
gorien ger nicht, als wäre sie etwa mangelhaft, ergänzt, sondern nur, 
indem das Verhältnies dieser Begriffe auf Objecte gänzlich bei Seite ge- 116 
setzt wird, das Verfahren mit ihnen unter allgemeine logische Regeln der 
Uebereinstimmung der Erkenntniss mit sich selbst gebracht.?] 


Der transscendentalen Analytik 





Er) 


zweites Hauptstück. 





Von der Deduction der reinen Verstandesbegriffe. 
Erster Abschnitt. 
8. 13.3 


Von den Prineipien einer transscendentalen Deduction 
überhaupt. 


Die Rechtslehrer, wenn rie von Befugnissen und Anmassungen reden, 
unterscheiden in einem Rechtshandel die Frage über das, was Rechtens 
ist (quid suris), von der, die die Thateache angeht (quid facti); und indem 
sie von beiden Beweis fordern, so nennen sie den ersteren, der die Be- 
fugniss oder auch den Rechtsanspruch darthun soll, die Deduction. 
Wir bedienen uns einer Menge empirischer Begriffe ohne jemandes 
Widerrede, und halten uns auch ohne Deduction berechtigt, ihnen einen 
Sinn und eingebildete Bedeutimg zuzueignen, weil wir jederzeit die Er- 


3 Man vgl. 8. 113. Anm. 2. 
% Die Bezeichnung als $. 18 ist ein Zusnte der zweiten Auflage. 


a 


De Ich nenne daher die Erklärung der Art, wie sich“ 
Begriffe a priri auf Gegenstände beziehen können, die tran: enden-. 
tale Deduction derselben, und unterscheide sie von der emp irischen 
Deduction, welche die Art anzeigt, wie ein Begriff durch Erfahrung und 


| 
Reflexion über dieselbe erworben worden, und daher nicht die Recht- 


mäseigkeit, sondern das Factum betrifft, wodurch der Besitz entsprungen. 


Wir haben jetzt schon zweierlei Begriffs von ganz verschiedener | 


Art, die doch darin mit einander übereinkommen, dass sie beiderseits 
völlig a priori “ich auf Gegenstände beziehen, nämlich die Begriffe des 


Raumes und der Zeit als Formen der Sinnlichkeit, und die Kategorien 
als Begriffe des Verstandes. Von ihnen eine empirische Deduetion ver- 


suchen ‚wollen, würde ganz vergebliche Arbeit sein, weil eben darin das 
Unterscheidende ihrer Natur liegt, dass sie sich auf ihre Gegenstände 
beziehen, ohne etwas zu deren Vorstellung aus der Erfahrung entlehnt 
zu haben. Wenn also eine Deduction, derselben nöthig, ist, so wie 
‚jederzeit transscendental sein müssen. 

Indessen kann man von diesen Begriffen, wie a ce 
wo nicht das Prineipium ihrer Möglichkeit, doch die Gelegenheitsursachen 
ihrer Erzeugung in der Erfahrung anfsuchen, wo alsdann die Eindrücke 
der Sinne den ersten Anlass geben, die ganze Erkenntnisskraft in Anse- 
hung ihrer zu eröffnen und Erfahrung zu Stande zu bringen, die zwei sehr 















L Abschnitt. Von den Principien siner tramsstendentalen Dodactim 107 


ungleichartige Elemente ‚enthält, nämlich, eine Materie zur Erkenntniss 
aus den: Sinnen, und eine gewisse Form sie zu ordnen’ aus dem inneren 
Quell des reinen Anschauens und ‚Denkens, die bei: Gelegenheit der 
ersteren zuerst in Ausübung. gebracht werden und Begriffe hervorbringen. 
Ein solches Nachspüren der ersten Bestrebungen unserer Erkenntnisse 
kraft, um von einzelnen Wahrnehmungen zu allgemeinen Begriffen zu 119 
steigen, hat ohne Zweifel seinen grossen Nutzen, und man hat es. dem 
berühmten Locxs zu verdanken, dass er dazu ‚zuerst den Weg eröffnet 
hat. Allein ‚eine Deduection der reinen Begriffe a priori kommt dadureh 
niemals zu Stande, denn sie.liegt ganz und gar nicht ‚auf diesem Wege, 
weil in Ansehung ihres. künftigen. Gebrauchs, ‚der von der Erfahrung 
gänzlich "unabhängig sein soll; sie. einen‘ ganz anderen Geburtsbrief als 
den der Abstammung von Erfahrungen müssen aufzuzeigen haben. Diese 
versuchte physiologische Ableitung, die eigentlich gar nicht Deduetion 
heissen kann, weil sie eine queestionem factı betrifft, will ich daher die 
Erklirung des Besitzes: einer reinen, Erkenntniss nennen. Es ist’ aleo 
klar, dass von dieser es allein eine transseendentale -Deduetion und 
keineswegs eine empirische geben könne, und: dass letztere in Ansehung 
der reinen Begriffe « prior nichts als eitele Versuche «ind, womit sich 
nur derjenige beschäftigen kann, ST ge 
dieser Erkenntnisse nicht) begriffen hat; ] 

"Ob. nun aber gleich die erahnen 
reinen‘ Erkenntnis # priori, nämlich ‚die auf dem transscendentalen 
Woge eingeräumt wird, so erhellt dadureh doch eben nicht, dass sie «0 
unumgänglich nothwendig sei: Wir ‚haben oben die Begriffe des Raumes 
und der Zeit vermittelst einer transscendentalen Deduetion zu. ihren 
Quellen verfolgt, und ihre objective. Giltigkeit « priori erklürt md be- 129 
stirumt, ‚Gleichwol geht die Geometrie ihren sicheren Schritt durch Ianter 
Erkenntnisse @ prior‘, ohne dass ‚sie sich wegen der reinen und gesetz- 
einen Beglaubigungsschein  erbitten darf. ‚Allein der Gebrauch des Be- 
grffs geht in: dieser Wissenschaft auch nur auf die äussere Sinnenwelt, 
von welcher der Raum die reine Form ihrer Anschauung ist, in welcher 
also: alle geometrische Erkenntniss, weil sie sich auf Anschauung a priord 
gründet, unmittelbare Evidenz 'hat, und die Gegenstinde durch die Er- 
kenntniss selbst a priori (der Form nach) in der Anschauung gegeben 





108 Miementärletire (IE Mhatlı LAbtheiling. Mech, "II. Rnsnptsttehk, 


werden: Dagegen fängt mit den reinen Verstandeab 2 
unumgängliche Bedürfniss an, nicht allein vom ihnen uch 
vom Raum die transscendentale Deduction ztr suchen, ‘weil; da'sie won. 
Gegenständen wicht durch Prüdieate der Anschauung und der Sinnlich- 
keit, sondern des reinen Denkens « priori reden, sie sich auf Gegen- 
' stlinde ohme alle Bedingungen der Sinnlichkeit allgemein beziehen, und. | 
sie, de sie nicht auf Erfährung gegründet sind, auch in der Anschauung 
@ pröori kein Object vorzeigen können, worauf sie vor aller Erfahrung | 
ähre Synthesis’ gründeten, und daher nicht‘ allein wegen der ebjectiven. | 
Giltigkeit und’ Schranken ihres Gebrauchs Verdacht erregen; sonder 
auch jenen Begriff des Raumes zweideutig'machen, dadurch, dass sie | 
4t4hn über die Bedingungen der sinnlichen ‚Anschauung zur gebrauchen ı 
Nothwendigkeit einer solchen transscendentalen Dednction, ehe’ er einen 
"einzigen ‚Schritt im: Felde der reinen Verntmft "geihan hat, überzeigt 
werden, weil er sonst blind verführt und, "nachdem er mannigfalig | 
umher geirrt hat, doch wieder zu der Unwissenheit zurückkehren muss, 
von der er ausgegangen war. Br miss aber ‘auch die unvermeidliche | 
Schwierigkeit zum voraus deutlich einsehen, damit er nicht tiber Dinkel- 
heit klage, wo die Sache selbst tief eingehüllt ist, odem über die Weg- 
riumnng der Hindernisse zu früh verdrossen werde, weil es darauf 
ankommt, entweder alle Anspetiche zu Einsichten der reinen Vernunft; 
als das beliehtaste Feld, nämlich dasjenige tiber die Grenzen aller mögt 
Eichen Erfährung hinads, völlig aufzugeben, ‘oder diese kritische‘ 
suchung zur Vollkommenheit zu bringen. Se 
Wir haben oben an’ den Begriffen des Raumes’ und der Zeit mit 
Neichter Mühe begreiflich machen können, 'wie diese als Erkenntnisse 
@ priorüisich gleichwol auf Gegenstände nothwendig beziehein miissen 
und eine ayntletische Brkenntniss derselben unabhingig von aller Er 
fahrung möglich machen: Denn da nur vermittelst solcher reinen Formen 
der Sinnliehkeit uns ein’ Gegenstand erseheinen, d. i. ein’ Object der 
empirischen Anschauung sein kann, so sind Raum und Zeit reine Am- 
12 schauungon, "welche die Bidingnng der Möglichkeit der Gegenstände als 
Erscheinungen # pvori ‚enthalten, ‘und die Synthesis in denselben hat 
öbjeetivo Giltigkeit. ‘ 1 ‚ j 


L Abschnitt Von’ den Prineipien einer transscondantälen Dedustion.‘ 109 


‚Die Kotegorietı |des Verstandes dagegen stellen uns ‚garnicht die 
Bedingungen vor, ‚unter denen Gegenstände) in ‚der Anschauung gegeben 
dieser also die Bedingungen derselben @-priori euthielte. (Daher zeigt :; 
sich. hier eine Schwierigkeit, die ‘wir ‚im Felde der ‘Sinnlichkeit nicht 
autrafen, wie'nämlich subjective Bedingungen des Denkens solltem: 
objective Giltigkeit' haben, di i. Bedingungen der-Möglichkeit aller 
Erkenntniss..der Gegenstände abgeben; denn ohne. Functionen des Ver- 
standes'. können- ‚allerdings 'Erscheinungen in. der Anschauung. gegeben: 
werden,Jäch nelme 2: B. den Begriff der Ursache, welcher eine besondere: 
Art der Synthesis bedeutet, da auf-etwüs A etwas’ ganz Verschiedenes: 
Binach einer Regel gesetzt wird. Es ist prior‘ nicht klar; warum Er- 
man. nicht-zum' Beweise anführen, weil die ‚objeetive Giltigkeit dieses Be-- 
grilis a prior‘ muss dargethan werden können); ‚und es‘ist daher a priorü 
zweifelhaft, ‚ob.ein: solcher Begriff nicht Baker 


Bedingungen der Sinnliclikeit gemitas sein miissen, ist darans klar, weil 
sie sonst nicht Gegenstände für uns sein würden; dass sie aber auch 
überdem Pen Ba Nr er ee 
ERDE sein müssen, davon ist die Schluss- 
De a ‚Denn es können wol allenfalls Er- 


der U: Bo dans ehe | 
es andern nichts 
‚Gegenstände darbieten, ‚dem die’ An« 






110 Klsmentarlalire. EI; Theil, T Abtheilug. 1 Iuch. IL Hauptstück 


wäliren, so bemerkt man nicht, dass anf diese Weise d 






Nanıwirdelikiähireber1det\Gebrauch/der Teich. Vinktandeobeg An 
lich ändern, wenn — 
ru mbar 


areen 
Vebergang zur transscendentalen Dedustion der Kräbeigt N 


\CEslsinid. ur zwei. Falle möglich, steel ayntıetisctie Wer] 
Al setnälhelten Gepemeäknieh suninninnrelfn] sich aufeinander | 
nothwendiger Weise beziehen und gleichsam einander begegnen können 
Entweder ‚wenn der Gegenstand die' Vorstellung, ee 

12) stand allein möglich macht. Ist das erstere, so ist diese 

nur empirisch, ind die Vorstellung ist niemals @ prior‘ möglieh. 

dies ist der Fallmit Erscheinungen in Ansehung dessen, "was pe 

zur Empfindung gehört. Ist aber das zweite, weil Vorstellung an sich 

selbst (denn von deren'Causalität' vermittelst des‘ Willens ist hier'ghe | 

wicht die Rede) ihren Gegenstand dem Dasein nach nicht heryor- 

bringt, so ist doch die Vörstellung-in Anschung des Gegenstandes ale. | 
A and abraikuulergsl or ce, 


En imma 





"or ArDie Bozeichnung als 5.14" Ist el Zismte der wweiten Aufläge "SH 














1 Abschnitk Von den Princhplen einer franssenndentalen Dedaetion. 111 


dann # priori bestimmend, wenn durch sie allein es möglich ist, etwas‘ 
als einen ee zu erkennen.) Es sind aber a ar 
lich vn ‚dadurch ‚derselbe, aber nur als Beishehning jepaker 

wird, zweitens Begriff, dadureh ‘ein Gegenstand gedacht wird, en 
dieser Anschauung entspricht: "Es ist aber aus dem Obigen klar, dass 
die erste Bedingung, "nämlich ‚die, "unter der allein- Gegenstände ange- 
schaut werden könhen, in der That den Objecten der Form’ nach a priori‘ 
im Gemüth ‘zum Grunde liege. Mit dieser formalen Bedingung ‚der Sinn- 
lichkeit stimmen also alle Erscheinungen nothwendig überein, weil-sie 
nur durch‘ dieselbe erscheinen, 4. i empirisch angeschaut: und gegeben. 
werden können. ‘Nun fragt'es sich, ob nicht auch Begriffe a priors voraus-. 
gehen als Bediagungen, unter denen allein etwas, wenn gleich nicht ange- 
schaut, dennoch als-Gegenstand überhaupt gedacht. wird; dem alsdann. 
ist alle empirische Erkenntniss der Gegenstände solchen: Begriffen notl-ase 
wendiger Weise gernäss, weil ohnederen Voraussetzung nichts als Object 
dor Erfahrung’ möglich ist "Nun’enfhält aber alle Erfahrung ausser der 
Anschauung‘ der- Sinne, wodurch‘ etwas gegeben wird, noch einen Be- 
griff von‘ ‚einem Gegenstande, der-in der Anschauung gegeben wird oder 


Auräuf berühan, dass: Auseh/uie allein Refaherung (dät) Formi la Denkens | 
nach) möglich sei. "Denn. alsdann "beziehen (sie sich nothwendiger. Weise 
und a priord auf Gegenstände der Erfahrung, weil nur vermittelst ihrer 
überhaupt irgend ein Gegenstand der Erfahrung gedacht werden kann: 
Die transseendentale Deduction aller Begriffe # prieri hat also ein 
Prineipium, worauf die ganze Nachforschung gerichtet werden muss, 
uäunlich. dieses, Te a ange 











112) Elomentariehre. IL Theil, 1 Abtbeilung. 1: Buch. IL Hanpistüek. | 


würde die Beziehung derselben auf irgend ein Object gar nicht begriffen. | 
werden können. ul u m a 
ee ee er 







thunzu können; sei es nothwendig, dass|diese Begriffe. 
a ;prööri haben mnüssten. Da er eich aber gar nicht, erklüiren. konnte, wie, 









Ba Be am, selbst Urheber der Erfahrung, worin: seine Gegen | 
stände angetroffen’ werden, sein könne, s0 leitete ex sie, durch Noth,ge 
‚drüngen, ‘von der Erfahrung ab (nämlich von. einer (durch -öftere Asso- 
diation‘ in der Erfahrung. entsprungenen.‚subjectiven Nothwendigkeit,. 
welche zuletzt  fälschlich-für objectiv ‚gehalten wird, d.-i..der- Gewahn- 
heit), verfuhr(aber 'hernach sehr consequent darin, dass’ er- es fir-um- 
möglich‘ erkliirte, mit diesen Begriffen und‘ den. Gruhdsätzen ,..die | sie, 
veranlassen, tiber die Erfahrungsgrenzs hinduszugehen.| Die empirische. 
Ableitung aber, worauf beide verfielen, lässt sich mit der Wirklichkeit: 
der wissenächaftlichen. Erkenntnisse « priori, ‚die wir haben, nämlich'/der‘ 
ıssreinen Mathematik) und allgemeinen Naturwissenschaft nieht 
vereitigen, 'und+wird also dureh. das Faetum- widerlegt. sin A 
a Dex beiden‘ a erg ee 
rei Helene ten 
m er ee 
on. are Mas Folgende: ,, 
sind, aber drei ursprüngliche Quelion (Fähigkeiten odor Vermögen, "der Beni), 
en dor Möglichkeit aller Erfahrung anthalten Ind selbst Ans kofam 
anderen Vermögen des Gemüths Abeleitet‘ werden können, nämlich 'Sinm,' Eins 
birdungskraft und'Apperception. Darauf grüädet sich 1) die‘ Symopsis..des 
Nännigfaltigen a prior; durch den Sinn, 2).die Synthepis dieses 
durch, dis Einbildungskraft, andlich_8) dio Einheit dieser Synthesis durch, 
liche Appercoption, Alle diese Vermögen haben ausser dem empirischen et 
och einen transscondentalen, der Tedliglich auf Pit geht und a print mögtten 
907 67 Yon 'aieken haben" wir In Ansehung dor’ Sinne’ohkr im’erstan Theile gonsdiat} 
die zwei anderen aber wolleh wir jotze\älirer Natur näch winzusohen: trachten; (|; vi 








U. Abschnitt. Transsc. Deduetion der reinen Verstandesbegriffee 118 


merei Thür und Thor, weil die Vermumft, wenn: sie einmal Befugnisse, 
auf ihrer Seite hat, sich nicht mehr durch unbestimmte, Anpreisungen, 
der Mässigung in Schranken halten lässt; der zweite ergab sich gänzlich: 
dem Skepticismus, da er einmal eine so allgemeine, für Vernunft go- 
haltene Tüuschung unseres Erkenntnissvermögens glaubte entdeckt zu: 
haben. — Wir sind jetzt im Begriffe einen Versuch zu machen, ob man 
nicht die menschliche Vernunft zwischen diesen beiden Klippen glück- 
lich durehbringen, ihr bestimmte Grenzen anweisen, und: dennoch das 
ganze Feld ihrer zweckmässigen 'Thätigkeit für sie geöffnet erhalten könne. 
Vorher will ich nur noch die Erklärung der Kategorien vom 
anschicken: (Sie sind Begriffe von einem Gegenstande tberhaupt, dadurch. 
dessen Anschauung in Ansehung einer der logischen Functionen zu 
Urtheilen ‘als bestimmt angesehen wird.) So war die Function des 
kategorischen Urtheils die des Verhältnisses des Subjects zum Prädicat, 
z. B. alle Körper sind theilbar. Allein in Ansehung des bloss logischen 
Gebrauchs des Verstandes blieb es unbestimmt, welchem von beiden 
Begriffen die Function des Subjects, und welchem die des Prädieats man ı» 
geben wolle, Denn man kam auch sagen: einiges Theilbare ist ein 
Körper. Durch die Kategorie der Substanz aber, wenn ich den Begriff 
eines Körpers darunter bringe, wird es bestimmt, dass seine empirische 
Anschauung in der Erfahrung immer nur als Subject, niemals als blosses 
Prädieat betrachtet werden müsse; und ‘so in allen übrigen Kategorien.) 


Dor Doduction der reinen Verstandesbogriffe 
zweiter Abschnitt! 


Transscendentale Deduetion der reinen Verstandesbegriffe 


816. 
Von der Möglichkeit einer Verbindung überhaupt. 


Das Mannigfaltige der Vorstellungen kann in einer Anschauung 
gegeben werden, die bloss sinnlich d. i. nichts als Empfänglichkeit ist, 


% Dioser ganze „awhlte Abschnitt“ von $ 16 his um Ende vom $ 27 gehärk 
in der obigen Fassung erst der zweiten Auflage an. Der Wortlaut der ersten Aufs 
Inge ist Im Anhang als „Zweite Deilsgo" abgedruckt: 

Kurs Kritik der reinen Vernunft, s 


14 Elementarlöbre Ik Theil E Abtbotlang 1 Buch. IL. 













und die Form dieser Anschauung kanı « prior in unserem Vorstellun, 
vermögen liegen, ohne doch etwas Anderes als die Art zu sein, 
Subject affieirt wird. Allein die Verbindung (comjunetio) eines Man 
fsltigen überhaupt kann niemals durch Sinne in uns kommen, 
10 mit enthalten sein; denn sie iät ein Actus der Spontaneitiit der Vo 
‚kruft, und da man diese zum Unterschiede von der Sinnlichkeit Verstand 
uennen muss, 20 ist alle Verbindung, wir mögen uns ihrer bewusst werden 
oder nicht, es mag‘ eine Verbindung des Mannigfaltigen der Anschauung 
oder maucherlei-Bogriffe, und au der ersteren der sinnlichen oder nicht: 
sinnlichen Anschauung sein, eine Verstandeshandlung, die-wir mit der 
allgemeinen: Benennung Synthesis belegen werden, um r 
‚gleich bemerklich zu machen, dass wir uns nichts en 
vorstellen können, ohne es vorher selbst verbunden zu haben, und unter 
allen Vorstellungen die Verbindung die einzige ist, die nicht dure 
Objecte gegeben, sondern nur vom Subjeste selbst verrichtet werden, 
kann, weil sie ein Actus seiner Selbstihlitigkeit ist. Man wird. hier“ 
leicht gewahr, däss‘diese Handlung ursprünglich einig und für alle | 
Verbindung gleichgeltend sein müsse, und dass die Auflösung d.i die 
Analysis, die ihr Gegentheil zu sein scheint, sie doch jederzeit voraus | 
setze; denn wo der Verstand vorher nichts verbunden: hat, da kann er 
auch nichts auflösen, weil es nur durch ihn als verbunden der Vor- 
stellungskraft hat gegeben werden können. 

‚Aber der Begrif! der Verbindung führt ausser dem Begriffe des 
Mannigfaltigen und der Synthesis desselben noch den der Einheit des- | 
selben bei sich. Verbindung ist Vorstellung der synthetischen Ein- 

ıı heit des Mannigfaltigen.* Die Vorstellung dieser Einheit kann also | 
nicht aus der Verbindung entstehen, sie macht vielmehr dadurch, dass 
sie zur Vorstellung des Mannigfaltigen hinzukommt, den Begriff der | 
Verbindung allererst möglich. Diese Einheit, die a prior: vor allen Be- | 
griffen der Verbindung vorhergeht, ist nicht etwa jene Kategorie der | 











* Ob die Vorstellangen selbst Idontisch sind, und also eins durch die andere 
analytisch könne gedacht werden, das kommt hier nicht in Betrachtung. Das Be- 
wusstsoin dor einen ist; so fern vom Mannigfaltigen die Rode Ist, vom Bewusstsein 
der anderen doch immer zu unterscheiden, und auf die Synthesis dieses (möglichen, 
Kewusstseins kommt as hier allein an 








IL Abschnitt. Transse. Deduetion der reinen Verstandeshegriffe. 115 


Einheit ($. 10); denn alle Kategorien gründen sich auf logische Fune- 
tionen in Urtheilen, in diesen ‚aber ist schon Verbindung, mithin. Einheit 
gegebener Begriffe gedacht. Die Kategorie setzt also schon: Verbindung 
voraus. Also missen wir diese Einheit. (als qualitative $. 12) noch 
höher suchen, nämlich in demjenigen, was selbst den Grund der Einheit 
verschiedener Begriffe in Urtheilen, mithin der Möglichkeit des Ver- 
standes sogar in seinem logischen’ Gebrauche enthält. 


8.16, 


Von der ursprünglich-synthetischen Einheit der Apperception. 

Das „Ich denke“ muss alle meins‘ Vorstellungen begleiten können; 
dm ve wäre si mi arg were wa gr a ch 
dacht werden ‚könnte, welches ebenso viel heisst, als die Vorstellung 
würde entweder unmöglich oder wenigstens für mich‘ nichts sein. Die- 
jenige Vorstellung, ‚die ‚vor allem, Denken ‚gegeben sein kann, heisst 
Anschauung. Also hat alles Mannigfaltige der, Anschauung eine 
nothwendige Beziehung anf das; „Ich denke“ in. demselben. Subject, 
darin dieses Mannigfaltige augetroffen wird. ‘Diese Vorstellung aber ist 
ein Actus der Spontaneität, di sie kann nicht als zur Sinnlichkeit 
gehörig angesehen werden. Ich nenne sie die reine Apperception, 
um sie. von der empirischen zu unterscheiden, oder auch die ur- 
sprüngliche Apperseption, weil sie dasjenige Belbstbewusstsein ist, 
was, indem es die Vorstellung „Ich denke“ hervorbringt, die alle 
anderen muss begleiten können und in allem Bewusstsein ein und das- 
selbe ist, von keiner weiter bogleitet werden kann. Ich nenne auch die 
Einheit derselben die transscendentale Einheit des Salbstbewusst- 
seins, um die Möglichkeit der Erkenntniss # priorv aus ihr zu bezeichnen. 
Denn die mannigfaltigen Vorstellungen, die in einer gewissen Anschauung 
gegeben werden, würden nicht insgesammt meine Vorstellungen sein, 
wenn sie nicht insgesammt zu einem Selbstbewusstsein gehörten, di 
als meine Vorstellungen (ob ich. mir ihrer gleich nicht als. solcher be- 
wusst bin) müssen sie doch der Bedingung notkwendig gemäss sein, 
unter der sie allein in einen allgemeinen Selbstbewusstsein zusammen- 
stchen können, weil sie sonst nicht durchgängig mir angehören würden. ss 
Aus dieser ursprünglichen Verbindung lässt sich. Vieles folgern. 

3” 




















begleitet, ist an sich zerstreut und ohne Beziehmg auf die Id 
Subjects. Diese Beziehung geschieht also dadurch noch nicht, 
‚jede Vorstellung mit Bewusstsein begleite, sondern dass ich’ eine 
anderen hinzusetze und mir der Synthesis derselben bewusst b 
Also nur dadurch, dass ich ein Mannfgfultiges gegebener Vors 
in einem Bewusstsein verbinden kann, ist es möglich, ‚dass ich mir 
die Tdentität des Bewusstseins in diesen Vorstellungen 
vorstelle, d. i. die analytische Einheit der Appercoption ist nur unter 
ıssder Voraussetzung irgend 'einer synthetischen möglich” Der Ge 
danke: diese in der Anschauung gegebenen Vorstellungen gehren mir | 
Insggtsamimt au, "heise deminsch 00 viel ala: jch voreige eier A | 
Selbstbewusstsein oder kann sie wenigstens darin vereinigen; und ob 
gleich selbst noch nicht das Bewusstsein der Synthesis der Vor 
stellungen ist, "#0 setzt ar doch die Möglichkeit der letzteren voran, 
d. ij. nur dadurch, dass ich das Mannigfaltige derselben in einem Ber 
wusstsein begreifen kann, nenne ich dieselben insgesamt meine Vor 
stellungen; denn sonst würde ich ein so vielfarbiges verschisdenes Selbst 
haben, als ieh Vorstellungen habe, deren ich mir bewusst bin. Syuthe- 
tische Binheit des Mannigfaltigen der Anschaunngen als # priorf gegeben 
ist also der Grund der Identität der Apperception selbst, die « prior! 


* Die analytische Einheit des Bowusstaoiis Trängt allen gemeinsamen Dogriffen 
als solchen anz z. B. wenn ich mir roth überhaupt denke, so stollo ich mir dadurch 
eine Beschaffenheit vor, die (als Merkmal) irgend woran angetroffen oder mit’anderen 
Vorstellungen verbunden sein kann; also nur vormöge einer voransgedachten möge, 
lichen synthetischen Einheit kann Ich mir die analytische vorstellen. Eine Vor- 
stellung, die als verschiedenen gemein gedacht werden soll, wird als zu solchen 
gehörig ungesehen, die ausser ihr noch etwas Verschiedenes an sich haben; folglich 
muss xlo in  synthetischor Einheit mit anderen (wenn gleich nur möglichen Vor 
stellungen) vorher gedacht werden, ehe ich die analytische Einheit des Bewusstseins, - 
welche sie zum conceptus commumis macht, ‚an ihr denkon kann, Und so. lat die. 
syuthetische Einheit der Appercoption der höchste Punkt, an den man allen Ver 
stanosgebrauch, selbst die ganze Logik, und nach Ihr die Transscondental-Philosophte, 
heften muss, Ja dieses Vermögen ist der Verstand selbst. 


IL Abschnitt. Transsc. Doduction der reinen Vorstandesbegriffe, 417 


allem meinem bestimmten, Denken 'yorkergeht, . Verbindung liegt aber 
nicht in den Gegenständen, und kann von ihnen) nieht etwa durch 
Wahrnehmung entlehnt und in den Verstand dadurch allerarst anfge- 
nommen werden, sondern ist allein eine Verrichtung des Verstandes, der 135 
selbst nichts weiter ist.als das Vermögen, a priori zu verbinden und. das . 
Mannigfaltige gegebener Vorstellungen unter die Einheit der Appersep- 
tion zu bringen, welcher Grundsatz der N En BIT 
lichen Brkhankoiee ist. - 


doch. eino Synthesis des in einer Anschaunng gegebenen Mannigfaltigen 
als notlıwendig, ohne welche jene durchgängige Identität des Selbet- 
bewusstseins nicht; gedacht werden kann. Denn durch das Ich als ein- 
fache Vorstellung ist nichts Mannigfultiges gegeben; in der Anschauung, 
die davon unterschieden ist, kann es nur gegeben, ‚und durch Verbin- 
dung in einem Bewusstsein gedacht werden. Ein Verstand, in welchem 
durch das Selbstbewusstsein zugleich alles Mannigfültige gugüben wirds, 
würde anschauen; der unsere kann nur denken und muss in den 
Sinnen die Anschauung suchen. Ich bin mir also des identischen Selbst 
bewusst in Ansehung des Mannigfaltigen der mir in einer Anschauung 
‚gegebenen Vorstellungen, ‚weil ich sie insgesammt meine Vorstellungen 
nenne, die eine ausmachen. Das ist aber #0 viel-als dass ich mir einer 
nothwendigen Synthesis derselben a. priori bewusst bin, welche-die ur- 
ren race Pe di Arsen Ina, m as ee 

rg af ne. os 
Ayrteeit; 5 ach. erleiden. 


81T. ! ir 


Der Grundsatz der synthetischen Einheit der FERNER ist das 
oberste Prineip alles Verstandesgebrauchs. 


Der oberste. Grundsatz. der, Möglichkeit aller Ansehanung in Bo- 
ziehung anf die Sinnlichkeit war laut der transscondentalen  Aesthetik, 
dass alles Mannigfultige derselben unter den formalen Bedingungen des 
Raums und der Zeit stähe. Der oberste Grundäatz eben derselben in 
Beziehung auf den Verstand ist, dass alles Mannigthltige der Anschauung 







118 Elementarlehre, I. Theil: L Abihellung. 1 Buch, TI: Manpistück. 


ist werden können; dem ohne das kann nichts dadurch gedacht 
"kannt werden, weil die gegebenen Vorstellungen den Actus der 
eeption „Ich denke“ nicht gemein haben, und dadurch nicht in einem 
Selbstbewusstsein zusammengefasst sein würden. - 
Verstand ist, allgemein zu reden, das Vermögen der-Erkennt- 
nisse. Diese bestehen in der bestimmten Beriehung gegebener Vor 
stellungen auf ein Objeet. Object aber ist das, in dessen Begriff das 
"Mingigfiltige einer gegebenen Anschumung vereinigt ist. Nun 'erfor- 
dert «ber alle Vereinigung der Vorstellungen Einheit des Bewusstseins 
in der Synthesis derselben. Folglich ist die Einheit des Bewusstseins 
dasjenige, was allein die Beziehung der Vorstellungen auf einen Gegen- 
stand, within ihre ohjeetive Giltigkeit, folglich dass sio Erkenntnisse 
werden, nen und worauf yore ir des Ver 
here 20 ZRAAR: sln,‘* DER Dre 
j N ale ala: ra sein ganzer 
Sue sich gründet, welehe auch zugleich von allen Bedin- 
‚gungen der sinnlichen Anschauung ganz unabhängig ist, ist nun der 
Grimdsatz der ursprünglichen synthetischen Einheit der Apperesp- 
tion So ist die blosse Form der äusseren sinnlichen Anschanung, der 
Raum, noch gur keine Erkenntniss; er giebt nur das Mannigfaltige der 
Anschauung a priöri zu einer möglichen Erkenntnis. Um aber irgend 
etwas im Raume zu erkennen, z. B. eine Linie, muss ich sie ziehen 
ws und also eine bestimmte Verbindung des gegebenen Mannigfaltigen 
synthetisch zu Stande bringen, s0 dass die Einheit dieser Handlung 
zugleich die Einheit ‚des Bewusstseins (im Begriffe einer Linie) ist, und 





* Der Raum und die Zeit und alle Theile desselben sind Anschauungen, 
mithin oinzelne Vorstellüngen mit dem Mannigfaltigen, das sie in sich enthalten 
(siehe die transscondentsle ‚Aesthetik), mithin nicht blosse Begriffe, durch die eben 
‚Ansssibe Bewusstsein als in violon Vorstellungen, sondern wielo Vorstellungen als in 
einer und deren Bewusstsein enthalten, mithin als zusammengesetzt, folglich die 
Einheit des Bewusstseins als synthotisch aber doch ursprünglich angetroffen wird. 
Diese Einzelheit derselben Ist wichtig in der Anwendung (siche $. 25.). 


IL Abschnitt Transsc. Dednction der reisen Verstandesbegriffe. 119 


dadurch allererst ein Object (ein bestimmter Raum) erkannt wird. Die 
synthetische Einheit des Bewusstseins ist also eine objective Bedingung 
aller Erkenntnisse, nieht deren ich. bloss selbst. bedarf, um, ein Objeet ‚zu 
erkennen, sonderä unter der jede Anschauung stehen muss, um für 
mich Objeet zu werden, weil auf andere Art und ohne diese Synthe- 
sis das Maunigfaltige sich nicht in einem Bewusstsein vereinigen würde. 

Dieser letztere Satz ist, wie gesagt, selbst analytisch; ob\ er zwar 
die synthetische Einheit zur ‚Bedingung alles Denkens macht; denn er 
sagt nichts weiter, als dass ‚alle ‚meine. Vorstellungen in irgend einer 
gegebenen Anschauung unter. der Bedingung stehen, miissen, unter der 
ich ‚sie allein.als meine Vorstellungen zu dem identischen Selbst rechnen, 
und also als in einer Apperception ‚syuthetisch verbunden durch ‚den 
allgemeinen Ausdruck „Ich, denke“ zusammenfüssen kan, 

Aber dieser Grundsatz ist doch ‚nicht ein Princip fir jeden über- 
haupt möglichen Verstand, sondern nur ‚für den, durch dessen reine 
Apperception in der Vorstellung „Ich bin“ noch gar nichts Mannig- 
faltiges gegeben ist. Derjenige Verstand, durch dessen Selbstbewusstsein 
zugleich das Mannigfultige der Anschauung gegeben würde, ‚ein Verstand, ı3> 
durch dessen Vorstellung zugleich die Objecte dieser Vorstellung exi- 
stirten, würde einen besonderen Actus der Synthesis des Mannigfaltigen 
zu der Einheit des Bewusstseins nieht bedürfen, deren der menschliche 
Verstand, der bloss denkt, nicht gnschant, dedarf: Aber für den imensch- 
lichen Verstand ist er doch unvermeidlich der erste Grundautz, so dass 
er sich. sogar von einem anderen möglichen Verstande, entweder einem 
sulchen, der selbst anschaute, oder, wenn gleich eine sinnliche Anschau- 
ung, ‚aber doch von ‚anderer Art als die im Raume und der Zeit zum 
Grunde liegend besiisse, sich nicht den mindesten Begriff machen kann. 

$ 18. 
Was objective Einheit des Selbsthewusstseins sei. 

(Die transscendentale Einheit der Appercoption ist diejenige, 
durch welche allen in einer Anschauung gegebene Mannigfaltige in einen 
Bögriff vom Objeet vereinigt wird. Sie heisst darum objectiv, und 


muss von der subjectiven Einheit des Bewusstseins unterschieden 
werden, die eine Bestimmung des inneren Sinnes ist, dadurch jenes 
















‚gegeben wird. Ob ich mir des Mannigfaltigen als zugleich 
einander empirisch bewusst sein könne, kommt auf Umständ 
10 empirische Bedingungen an. Daher die empirische Einheit des 
wwins durch Assoeintion der Vorstellungen selbst eine Erscheinung 
und ganz zußillig ist. Dagegen steht die reine Form der Anse 
in der Zeit bloss als Anschauung überhaupt, die ein gegebenes 
faltiges enthält, unter der ursprünglichen Einheit des Bewusstseins‘ 
lich durch die nothwendige Beziehung des Mannigfültigen der Ansel 
zum einen „Ich denke“, also dureh die reine Synthesis des V+ 
‚welehe a priori der empirischen zum Grunde liegt. ' Jene Einlı 
allein. objeetiv giltig; die empirische Einheit der Appereeption, die wi 
hier nicht erwägen, und die auch nur von der ersteren unter 
Bedingungen in conereto abgeleitet ist, hat nur subjeetive 
Einer verbindet die Vorstellung eines gewissen Worts mit einer 
de elle m ninot under Biche, med ie Finhei das Bora | 
re lie nie er | 
nothwendig und allgemein geltend. * | 


819. = | 
Die logische Form. aller Urtheile besteht, in der objectiven, Einheit | 
der Apperception der darin enthaltenen Begriffe. | 


[Teh habe mich niemals Aurch die Rrklärung, welche die Logiker | 

‘von einem Urtheile überhaupt geben, befriedigen können: es ist, wie | 

sagen, die Vorstellung eines Verhältnisses zwischen zwei Ban | 

#1 Ohne nun hier über das Fehlerhafte der Erklärung, dass sie allenfalls 

nur auf kategorische, aber nicht auf hypothetische und disjunctive Urtheile | 
passt (als welche letzteren nicht ein Verhältniss von Begriffen, sondam 
selbst von Urtheilen enthalten), mit: ihnen. zu zanken: (ohnerachtet aus 
diesem Verschen der Logik manche lästige Folgen erwachsen sind®), 


us 
* Die weitlänßge Lehre von den. vier syllogistischen Figuren betrifft nur die 
kategorischen Vernunftschlüsse, und ob. sie zwar nichts weiter ist als eine Kunst, 
durch Verstsckung unmittelbarer Schlüsse (oomsequentiae immediatae) unter die Prk- 
missen eines reinen Vernunftschluses den Scheln mehrerer Schlussarten als des in 


IL Abschnitte Trausse. Deduetion der reinen Verstandesbogräffe. 121 


merke ich nur an, dass, worin dieses Verhältniss bestehe, hier nicht 
+ bestimmt ist. 

Wenn ich aber die Beziehung gegebener Erkenntnisse in Jedem 
Urtheile genauer untersuche, und sie als dem Verstande Angehörig von 
dem Verhältnisse nach Gesetzen der reproductiven Einbildungskraft 
(welches nur sübjeetive Giltigkeit Iiat) unterscheide, so finde ich, duss ein 
Urtheil nichts Anderes sei ala die; Art, gegebene Erkenntuisse zur ob- 
jeetiven Einheit ‚der Apperception ‚zu bringen... Daranf zielt das Ver- 
hältnisswörtehen „ist“ in denselben, um (die objetive Einheit ‚gegehenar 1us 
Vorstellungen von der subjectiven zu unterscheiden, Denn dieses. be- 
zeiehnetdie Beziehung derselben auf die ursprüngliche Appercoption und 
die nothwendige' Einheit derselben, ‚wenn gleieh das Urtheil selbst 
empirisch, mithin zufällig ist, =. B. die Körper sind schwer. ‘Damit. ich 
zwar nicht sagen will; diese Vorstellungen. gehören‘ in, der empirischen 
Anschauung notwendig zu einander, sondern ‚sie gehören vermöge 
der nothwendigen Einheit. der Apperception in der Synthesis der 
Anschauungen zu einander, d. i nach Prineipien der objeetiven Bestim- 
mung aller Vorstellungen, so fern daraus Erkenntniss werden kann, welche 
Prineipien alle ‚aus dem. Grundaatze der transscendentalen Einheit der 
Apperception abgeleitet sind. Dadurch. allein ‚wird aus diesem Verhält- 
nisse ein Urtheil d. i ein Verhältniss, das objeetiv giltig ist und 
sich von dem Verhältnisse eben derselben Vorstellungen, worin bloss. 
subjective Giltigkeit wäre, z. B. nach Gesetzen der Association, hinreichend 
unterscheidet. Nach den letzteren wiirde ich nur sagen können: wenn 
ich einen Körper trage, so fühle’ich einen Druck der Schwere, aber nicht: 
er, der Körper, ist schwer, welches so viel sagen will als: ‚diese beiden 
Vorstellungen sind im Object, d. i. ohne Unterschied des Zustandes des 
Subjects verbunden, und nicht bloss in der Wahrnehmung (so oft. sie 
auch: wiederholt sein mag) beisammen. { Nas 


[Dr 27 \ . 





der ursten Figur zu orschleichen, 30 würde sie doch dadurch allein kein sönderliches 
Glück gemacht haben, wenn es Ihr nicht gelungen wäre, die kategorischen Urtheile 
Un AR JE BAR Pe bene ala a Pareo ass 
zu ommgen, weiches aber unch $ ®. falsch iss, 





















122 Elemöntarlohrs. IL Theil, L Abtheileng IL Buch. IL Has 


a © so. 


weil durch diese die Einheit der Anschauung allein möglich is 
Diejenige Handlung des Verstandes aber, durch die das 
‚gegebener Vorstellungen (sie mögen Anschauungen oder 
unter eine Apperception überhaupt gebracht wird, ist die logi 
tion der Urtheile ($: 19). Alko ist alles Mannigfaltige, so for 
einer empirischen Anschauung gegeben ist, in Ansehung einer‘ 
gischen Functionen zu urtheilen bestimmt, durch die es näml 
einem Bewusstsein überhaupt gebracht wird. Nun sind aber die Kat 
gorien nichts Anderes als eben diese Fımetionen zu urtheilen, so fer: 
Mannigfaltige einer gegebenen Anschauung in Ansehung ihrer 
ist ($. 18). Also steht much das Mannigfaltige in einer geg 


144 821. 
” Anmerkung. 


Ein Mannigfaltiges, das in einer Anschauung, die ich die mein 
nenne, enthalten ist, wird durch die Synthesis des Verstandes als 
nothwendigen Einheit des Selbstbewusstseins gehörig vorgestellt, und 
dieses geschieht durch die Kategorie* Diese zeigt also an, dass das | 
empirische Bewusstsein eines gegebenen Mannigfaltigen einer Anschauung 
ebenso wol unter einem reinen Selbstbewusstsein « priori, wie empirische \ 
Anschauung unter einer reinen sinnlichen, die gleichfalls « priars statt ı 





* Der Beweisgrund beraht auf der vorgestellten Einheit der Anschaunmg. 
dndurch ein Gegenstand gegeben wird, welthe Jederzeit cine Byatheits des man“ | 
faltigen zu einer Anschauung Gegebenen in sich schliesst und schon die Bezichung 
dieses letzteren auf die Einheit der Apporception enthält. 








IM Abschnitt: Trahsie. Dedüetlon der reinen Verstandesbegrife. 128 


hat, stehe — Im obigem Satze ist also der Anfang einer Deduetion 
der reinen Verstandesbegriffe gemacht, in welcher ich, da die Kategorien 
unabhängig von Sinnlichkeit bloss im Verstande entspringen, 
noch von der Art, wie das Mannigfaltige zu einor empirischen Anschauung 
gegeben werde, abstrahiren muss, um nur auf die Einheit, die in die 

"vermittelst der Kategorie durch den Verstand hinzukommt, 
zu schen. "In der Folge (8; 26:) wird ans der Art, wie in der Sinnlich- 


haupt vorschreibt, und dadurch also, dass ihre Giltigkeit « prior‘ in An- 
veirätg "nllek Gögeneiahile \inberer Shane‘ erkläre wird, io Abeicht‘ der 
Deiuetion'allererst völlig erreicht werden. 

HAIE vo he ee Ba“ Me Der Ana 
abstrahiren, nämlich davon, dass das Mannigfaltige für die Anschauung 
noch vor der Synthesis des Verstandes und imabhängig von ihr gegeben 
sein mfiase; ‚wie aber, bleibt hier unbestimmt: Denn; wollte ich mir 


WirRäh nnd? wre Re hd Arc eng Velen He). 
niss gur keine Bedeutung haben. Sie sind nur Regeln für einen Verstand, 
dessen ganzes Vermögen im Denken besteht, di. in der Handling, die 
Synthesis des Mannigfaktigen, welches ihm anderweitig in der Anschau- 
ung gegeben worden, zur Einheit der Appereoption zu bringen, der also 
fir sich gar nichts erkennt, sondern hir den Stoff zur Erkenntnis, die 
Anschauung, die ihih durchs Object gegeben werden muss, verbindet 
und ordnet: Von der Eigenthünilichkeit unseres Verstandes aber, mir 
vermittelst der Kategorien tind nur gerade durch diese Art und Zahl 16 
derselben Einheit der Apperception # prieri zu Stände zu bringen, lässt 
sich ebenso wenig ferner ein Gruhd angeben, als wart wir gerade 
diese und keine anderen Fanctionen zu Urtheilen haben, oder warm 
Zeit und Raum dis einigen Formen era Anschauung sind, 


ae > ZEN Er en 
10 ee 


PR) \ wuru ae Anden ine Vu 


















124 Elomenterlehre. IL Theil. L Abeheitung: L Boch IE Hu 


Side er Pr De Di a wol — A 
rl 77 hunter este 


Die Kg bat keinen ünderen Gebrauch zur E Rrken 


(die Kategorie), und zweitens. die Anschauung, dadurch er| 
‚denn könnte dem Begriffe eine. orrespondirende, m 
‚gegeben werden, so wäre er ein Gedanke der Form nach; aber ohne allen 
‚Gegenstand, und durch ihm. gar ‚keine Erkenntniss. von irgend. einem 
Dinge möglich, weil es, so viel ich  wtisste, nichts. gäbe noch 
‚könnte, worauf mein Gedanke angewandt werden könnte, Nun ist all 
uns mögliche Anschauung, sinnlich (Aesthetik), ‚also ‚kann das. Denken 
‚eines Gegenstandes überhaupt ‚durch. einen’ reinen. Verstandesbegrif® bei“ 
uns nur Erkenntniss werden, so fern dieser auf Gegenstände der Sin 
aa bezogen wird.  Sinnliche Anschauung ist entweder reine 
(Raum und Zeit) oder empirische Anschauung desjenigen, was im Raum 
und der Zeit unmittelbar als wirklich, durch Empfindung vorgestellt wird. 
Durch Bestimmung ‚der ersteren können wir Erkenntnisse. « priori von 
Gegenständen (in der Mathematik) bekommen, /aber ‚nur Ihrer Form. nach 
als Erscheinungen; ob es Dinge geben könne, die in dieser Form ange- 
schaut, werden, müssen, bleibt doch dabei noch, unausgemacht. Folglich 
sind ‚alle mathematischen Begriffe für sich nicht Erkenntnisse, (ausser 50 | 
fern man voraussetzt, ‚dass es Dinge giebt, die sich nur.der Form jener 
reinen sinnlichen Anschauung gemäss; von uns darstellen lassen. Dinge 
im Raum und der Zeit werden aber nur gegeben, so fern sie Wahr 
uehmungen (mit Empfindung begleitete Vorstellungen) sind, mithin durch + } 
empirische Vorstellung. Folglich verschaffen die reinen Vers 
selbst wenn sie auf Anschauungen a priori‘ (wie in, der Mathematik) m an- 
gewandt werden, nur so fern Erkenntniss, als diese, mithin auch die 
YVerstandesbegriffe vermittelst ihrer auf empirische Anschauungen ‚ange- 
wandt werden können. Folglich liefern uns die Kategorien vermittelst 
der Auschauung auch keine Erkenntnis von Dingen, als nur durch ihre 
mögliche Anwendung auf empirische Anschauung, d. i. sie dienan 

















IL Absehnitt. Tränsse. Deuluetion der reinen Verstandenbegrife, 125 


nur zur Möglichkeit empirischer Erkenntniss, Diese aber heisst 
Erfahrung." Folglich haben die Kategorien keinen anderen Gebrauch 
zur Erkenntnis der Dinge, als nur so fern Atcae’ ala" Gegenstände mg“ 
licher er Erfahrung Se worae 


rer ech ’ 

Der obige Satz ist von der grössten Wichtigkeit; denn er bestimmt 
ebenso wol die Grenzen des Gebrauchs der reinen Verständesbegriffe in 
Ansehung der Gegenstände, als die transscendentale Aesthetik die 
Grenzen des Gebrauchs der reinen Forin unserer sinnlichen Anschauung 
bestimmte. Raum und Zeit gelten als Bedingungen der Möglichkeit, wie 
uns Gegenstände gegeben werden können, nicht weiter als für Gegen- 
stände der Sinne, mithin nur der Erfahrung. Ueber diese Grenzen hinaus 
stellen sie gar nichts vor; denn sie our in den Sinnen und 
ausser ihnen keine Wirklichkeit. Die reinen Verstandesbegriffe sind von 
dieser Einschränkung frei, und erstrecken sich auf Gegenstände der An- 
schauung überhaupt, ste mag der unsrigen Ahnlich sein öder nicht, wenn 
sie nur sinnlich und nicht intellectuell ist Diese weitere Ausdehnung 
der Begriffe tiber unsere sinnliche Anschauung hinaus Hilft uns aber zu. 
ob sie nur einmal möglich sind oder nicht, wir durch jeiie gar nicht un 
theilen können, blosse Gedankenformen ohne objective Realität, weil wir 
keine Anschauung zur Hand haben, Auf welche die synthetische Einheit 
der Apperception, die jene allein enthalten, angewandt werden, und sie 
so einen Gegenstand bestimmen könnten, "Unsere sinnliche und empi- 
rische Anschauung kam ihnen allein Sinn und Bedeutung verschaffen. 

Nimmt man also ein Object einer nichtsinnlichen Anschanung als 
gegeben an, so kann man es freilich ‚durch alle die Prädicate vorstellen, 
die schon in der Voraussetzung liegen, dass ilım nichts zur sinn- 
lichen Anschauung Gehöriges zukomme, also dass es nicht aus- 
gedehnt oder im Raume sel, dass die Dauer desselben keine Zeit sei, 
dass in ihn keine Verlinderung (Folge der Bestimmungen in der Zeit) 
angetroffen werde t.«.w. Allein das ist doch keine eigentliche Erkennt- 
niss, wenn ich bloss anzeige, wie die Anschauung des Objects nicht sei, 
olıne sagen zu können, was in ihr denn enthalten sei; denn ülsdann habe 




















126 Elementsrlohre. I. Theil, L Abtbeilung: L Buch. ‚IR 


ich gar nicht. die Möglichkeit een. V 
begriff vorgestellt, weil ich keine Anschauung habe geben 
Abm correspondirte, sondern nur sagen konnte, dass. d 


der Begriff einer Substanz d. j. von etwas, das als Subject, n 
als blosses Prädicat existiren könne, wovon ich gar nicht 
spondirte, wenn nicht empirische Anschauung mir den Fall der Aı 
dung gäbe. Doch mehr hiervon in. dar, Folge, 


E70} j rn 


"Von der Anwendung der Katogaren auf Gegend 
der Sinne überhaupt. 


Die reinen ‚Verstandrsbegziße bezichen. sich ‚duch, den bloss 


‚genstand erkannt wird. Die Synthesis reg 
tigen in denselben bezog sich bloss auf die Einheit der Appere 
und war dadurch derGrund der Möglichkeit der Erkenntnis _« 
so fern sie,auf dem Verstande beruht, und mithin nicht: allein | 
‚dental, sondern auch bloss rein intellectual. Weil in uns aber eine ger | 
wisse Form der sinnlichen Anschauung a priori zum Grunde liegt, welche 
‚auf der Receptivität der Vorstellungsßihigkeit (Sinnlichkeit) a 
kann der Verstand als Spontaneität den inneren Sinn durch das > 
faltige gegebener Vorstellungen der. synthetischen. Einheit der Rs . 
tion ‚gemäss bestimmen, und so. synthetische Einheit ‚der Ay 
des Mannigfaltigen der sinnlichen Anschauung @ priori denken, als | 
die Bedingung, unter welcher alle Gegenstände unserer (der meuschlichen). 
‚Anschanung, nothwendäger Weine stehen müasen, dadurch, .deun die; Kutal | 
gorien als blasse. Gedankenformen chjective Bealit, d. i. Anwendung | 
ası auf Gegenstände, die uns in der Anschauung gegeben werden können, 1 
aber nur als Erscheinungen, bekommen; denn’ nur von diesen sind wir 
der Anschauung @ prior Rühig. 




















IL. Abschnitt Transse. Deduction der reinen Verstandesbogriffe 127 


Diess Syuthesie des Mannigfältigen der sinnlichen Anschauung, 
die « priori möglich und nothwendig ist, kann figürlich (syntAcsis speciosa) 
genannt werden, zum Unterschiede von derjenigen, welche in Anschung 
des Maunigfaltigen einer Anschauung überhaupt in der blossen Kategorie 
gedacht würde, und Verstandesverbindung (synihesis intellsotualis) heisst; 
beide sind transscendental, nicht bloss weil sie selbst « prieri vorge- 
hen, sondern such die Möglichkeit anderer Erkenntniss « priori begründen. 
synthetische Einheit der Appereeption, d. i. diese transscendentale Ein- 
heit geht, welche in den Kategorien gedacht wird, muss zum Unter- 
schiede von der bloss intellectuellen Verbindung die transscendentale 
Synthesis der Einbildungskraft heissen. Einbildungskraft ist 
das Vermögen, einen Gegenstand auch ohne dessen Gegenwart in 
der Anschauung vorzustellen. Da nun alle unsere Anschauung sinnlich 
ist, so gehört die Einbildungskraft dor suhjeetiven Bedingung wegen, 
unter der sie allein. den. Verstandesbegriffen eine correspondirende An- 
schauung geben kann, zur Sinnlichkeit; so fern aber. doch ihre Syn- 
thesis eine Ausübung der Spontaneität ist, welche bestimmend und nicht 
wie der Sinn hloss bestimmbar ist, mithin @ prior) den Sinn seiner Form ısa 
nach der. Einheit der Apperception gemäss bestimmen kann, so ist die 
Einbildungskraft ‚so fürn ein Vermögen die Sinnlichkeit a prior! zu. be- 
stimmen, und ihre Synthesis der Anschauungen den Kategorien 
gemäss muss die transscendentale Synthesis der Einbildungskraft 
sein, welches eine Wirkung des Verstandes auf die Sinnlichkeit und die 
erste Anwendung desselben. (zugleich der Grund aller übrigen) auf 
Gegenstände der, uns möglichen Anschauung ist. Sie ist als figirlich 
von der intellectwellen Synthesis olıne alle Einbildungskraft bloss durch 
den Verstand‘ unterschieden, So fern, die Einbildungskraft nun Sponte- 
neität ist, nenne ich sie auch, bisweilen die productive Einbildungs- 
kraft und unterscheide sie dadurch von der reproductiven, deren 
unterworfen ist; und welche daher zur Erklärung der Möglichkeit, der 
Erkenntuiss a priori nichts beiträgt und um des willen nicht in die 
Transscendentalplilosophie, sondern in die Psychologie gehört. 











15a erscheinen, nicht wie wir an uns selbst sind, dem Bewusstsein | 
weil wir nämlich uns nur anschauen, wie wir innerlich affichrt 
welches widersprechend zu sein scheint, indem wir uns gegen un 
als leidend verhalten müssten; daher man auch lieber den 
Sinn mit dem Vermögen der Apperception (welche wir | 
unterscheiden) In den Systemen’ der Peythölogie fr einerlet almsuge 
page f f re 
Das, ywas den inneren Sinn bestimmt, ist der Verständ umd de 
ursprüngliches Vermögen, das Mannigfaltige der Anschauung zu ı 
binden, d. i. inter eine Apperception (als worauf selbst seine Mög 
keit beruht) zu bringen. Weil nun der Verstand in uns Menschen | 
kein Vermögen der Anschauung ist, und diese, wenn sie auch in 
Sinnlichkeit gegeben wiire, doch nicht in sich aufnehmen kann, um 
gleichsam das Mannigfaltige seiner eigenen Anschauung zu 
so ist seine Synthesis, wenn er für sich allein betrachtet wird, 

Anderes als die Einheit der Handlung, deren er sich als einer 
auch oline Sinnlichkeit bewusst ist, durch die er aber selbst die S 
lichkeit innerlich in Ansehung des Mannigfaltigen, was der Form 
Anschauung nach ihm gegeben werden mag, zu bestimmen vermögend 
ist. Er also übt, unter der Benennung einer transscendentalem \ 
Synthesis der Einbildungskraft, diejenige Handlung auf passive 
Sübjeet, dessen Vermögen er ist, ans, wovon wir mit Recht augen, 

1 dass der innere Sinn dadurch aficirt werde. Die Apperception und 
deren synthetische Einheit ist mit dem inneren Sinne so gar nieht einere 
lei, dass jene vielmehr als der Quell aller Verbindung auf das Mannig- 
faltige der Anschauungen überhaupt unter dem Namen der Kate 
gorien, d. i. vor aller sinnlichen Anschauung auf Objecte überhaupt geht; 
dagegen der innere Sinn die blosse Form der Anschauung, aber ohne 
Verbindung des Mannigfültigen in derselben, mithin noch gar keine be- 
stimmte Anschauung enthält, welehe nur durch das Bewusstsein der 
Bestimmung desselben durch die transseendentale Handlung der Ein- 
bildungskraft (synthetischer Einfluss des Verstandes auf den inneren Sion), 
welehe ich die figürliche Synthesis genannt habe, möglich ist. 

























U. Abschnitt. Trinsse: Doduetkın der ruinen Versianileshegriffe [29 


Dieses‘ nehmen wir. auch jederzeit in: uns wahr. Wir können uns 
keine Linie denken, ohne sie in Gedanken zu ziehen, keinen Cirkel 
denken, ohne ihn zu beschreiben, die drei Abmessungen des Raums 
gar nicht vorstellen, ohne aus demselben Punkte drei Linien senkrecht 
auf einander zu setzen, und selbst die Zeit’ nicht, 'ohne indem wir im 
Ziehen einer geraden Linie (die die Ausserlich figürliche Vorstellung 
der Zeit sein soll) bloss nuf die Handlung der Synthesis des Mannig- 
faltigen, dadurch wir. den inneren Sinn suecessiv. bestimmen, und dadurch 
auf die Suecession dieser Bestimmung in demselben Acht haben. Be- 


wegung als Handlung des Subjects (nicht als Bestimmung eines Objects®), 125 


folglich die Synthesis des Mannigfaltigem im Raume, wenn wir von 
diesem abstrahiren und bloss auf die Handlung Acht haben, dadurch 
wir. den inneren Sinn. seiner Form gemüss bestimmen, bringt sogar 
den Begriff der Succession zuerst hervor. Der Verstand findet also in 
diesem nicht etwa schon eine dergleichen Verbindung des Mannigfaltigen, 
sondern bringt sie hervor, indem er ihn afficirt. Wie aber das Ich, 

der ich denke, von dem Ich, das sich selbst anschaut, unterschieden 
in a ar ar Mlkerrgen Fahre ar Bü 
vorstellen kann) und doch mit diesem Tetzteren als dasselbe Subject 
einerlei sei, wie ich also sagen könne: Ich als Intelligenz und den- 
keondes Subject erkenne mich selbst als geduchtes Object, so fern 
ich mir noch über das in der Anschauung gegeben bin, nur gleich 
anderen Phänomenen nicht, wie ich vor dem Verstande bin, sondern wie 
ich mir erscheine, hat nicht mehr auch nicht weniger Schwierigkeit bei 
sich, als wie ich mir selbst überhaupt ein Objeet und zwar der An- 


schauumg und innerer Wahrnehmungen sein könne Dass es aber doch ıs8 


wirklich so sein müsse, kann, wenn man den Raum für eine blosse reine 
Form der Erscheinungen kusserer Sinne gelten lässt, dadurch klar dar- 
gethau werden, dass wir die Zeit, die doch gar kein Gegenstand Ausserer 
Fan hg ne Gemini 


ar Bu Oh a RE TEE TER Ve 
folglich nuch nicht In die Geometrie, well, das etwas beweglich sol, wicht @ priord, 
sondern hur durch Erfahrung erkannt worden kann. Aber Bewogumng nis Baschreis 
hung eines Raumes ist ein reiner Aetus der succossiren Synthesis des Mannigtnitigen 
in der Ansseren Anschauung überhaupt durch prodautive Einbildungskmd, und gehört 
ulcht allein zur Geometrie, somlern sogar zur Transssendontalphilosophie. 

Kawr's Kritik der reinen Vernunft. ® 


= 











:dem Bilde einer Linie, 30 fern wir sie ziehen, ohne welche 
‚gleichen dass wir die Bestimmung der Zeitlänge oder auch der 
Rir alle ioneren Wahrnehmungen immer von dem B 
‘was uns kussere Dinge Veränderliches darstellen, folglich 
mungen des inneren Sinnes gerade auf dieselbe Art als Erscheii 
in der Zeit ordnen müssen, wie wir die der äusseren Sinne im 
Objecte nur so fern erkennen, als wir äusserlich aßieirt werden, 
such vom inneren Sinne zugestehen müssen, dass wir dadurch uns. 
aur so anschauen, wie wir innerlich von uns selbst aflieint 
4. i. was die innere Anschauung betrifft, unser eigenes Subject nur ala 
Erscheinung, nicht aber nach dem, wäs es an sich selbst ist, erkennen® 
us 8 25. 
ii 
Dagegen bin ich mir meiner selbst in der transscendentalen Syu- 
thesis des Mannigfaltigen der Vorstellungen überhaupt, mithin in der y | 
thetischen ursprünglichen Einheit der Apperception bewusst, nicht ' 
ich mir erscheine, noch wie ich an mir selbst bin, sondern nur dass m | 
bin. Diese Vorstollung ist ein Denken, nicht ein Anschauen. Di 
die das Mannigfaltige einer jeden möglichen Anschauung zur Einheit der 
Appereeption bringt, noch eine bestimmte Art der Anschauung, dadurch 
dieses Mannigfultige gegeben wird, erforderlich ist, so ist zwar mein 
eigenes Dasein nicht Erscheinung (viel weniger blosser Schein), aber die 
15s Bestimmung meines Daseins*® kann nur der Form des inneren Sinnes 
geinäss nach der besonderen Art, wie das Mannigfaltige, das ich verbinde, 











” Ich sche nicht, wie man so viel Schwierigkeit darin finden köune, dass der 
innere Sinn von uns sollst affcirt worde Jeder Actus der Aufmerksamkeit 
kann uns ein Belsplol davon geben. Der Verstand bestimmt darin jederzeit den 
inneren Sing der Verbindung, die er denkt, gemäss aur innoren Anschauung, die dam 
Mannigfaltigen in der Syuthesis des Vorstandes corespondirt Wie sohr Ans Gemtth 
gemeiniglich hierdurch afieirt worde, wird ein Jeder in sich wahrnehmen können. . 

”* Das „Ich denke“ drüekt den Actus aus, mein Dasein zu bastimman., Das 
Dasein ist dadurch nlso schon gogeben, aber die Art, wie ich es bestimmen, di 
das Mannigfaltige, zu demselben Gehörige in mir sotzen solle, Ist Andurch noch nicht 


IL Absghnitt. Transse. Deduction der reisen Versimudesbugriffe, ° 131 


in der inneren Anschauung gegebeu wird, geschehen, ‚und ich. habe also 
demnach keine Erkenntuiss von mir, wie ich bin, sondern. bloss, wie 
ich-mir selbst erscheine., „Dina Bownminein Ineinee,sollt(ieb alas npch 
lange nicht eine Erkenntniss ‚seiner. selbst; ‚unerachtet aller 

welche das Denken eines Objects überhaupt dusch ‚Verbindung des 
Mannigfaltigen in einer Apperception ausmachen. So. wie-zur Erkennt- 
niss eines von mir verschiedenen Objects ausser dem Denken eines Ob- 
jects überhaupt (in, der Kategorie), ich, doch noch ‚einer. Anschauung 
bedarf, dadurch ich jenen ‚allgemeinen Begriff ‚bestimme, ‚s0 bedarf. ich 
auch zur Erkenntnis meiner selbst ausser ‚dem Bewusstsein oder ausser 
dem, dass ich mich denke, noch einer, Anschauung des Mannigfaltigen 
in mir, wodurch ich ‚diesen Gedanken - bestimme; ‘und ich existire ala 
Intelligenz, die sich lediglich ihres Verbindungsvermögens bewusst ist, 
in Ansehung des Mannigfaltigen aber,. das sie verbinden soll, einer ein-ıs» 
schränkenden Bedingung, die sie. den, inneren Sinn nennt, unterworfen 
ist, jene Verbindung nur nach Zeitverhältnissen, welche ganz ausserhalb 
der eigentlichen Verstandesbegrifte liegen, anschaulich zu wachen, und 
sich daher selbst doclı nur erkennen kann, wie sie in Absicht auf eine 
Anschauung (die nicht intellectuell und durch den Verstand selbst ge- 
‚geben, sein kann), sich selbst bloss erscheint, nieht wie-sie sich erkeunen: 
würde, wenn ihre Anschauung Meiaain., rn ha 


3, am 


Trausscondentals Deduotion des allgemein möglichen Brtahrunge: e 
gebrauchs der reineit' Verständesbegriffe. 


In der metaphysischen Deduction wurde,der Ursprung‘ der 
Kategorien ‚a prieri überhaupt durch ihre völlige Zusammentreffung mit 


gegeben. Dazu gebürt Selbstanschauung, die eine 0 priord gegobens Form, di 1 die 
Zeis zum Grunde liegen hat, welche sinnlich und zur Receptivität des Bestimmbaren 
gebörig ist. Habe Ich num nicht noch eine andere. Selbstanschasung, die das Be-- 
stimmende in zuir, dessen Spontaneität ich mir umr bewusst him, allen 0 vor dem 
Actus des Bestimmens giebt, wio die Zeit das Bostimmbare, so kann ieh mein 
Dasein als eines selbstihätigen Wesens nicht bestimmen, sondern ich stelle mir ur 
die Spontaneität wmeines Denkers d. i. des Bestimmens vor, und mein Dasein bleibt‘ 
Immer zur slunlich d. I, als das Dasein einer Erscheinung bestimmbar. Doch macht 
diese Spontaneität, dass Ich mich Intelligenz nenne 
9* 











den, algeuielntn loginchien Funetiöndi des Deskänk’ därg 
transscendentalen aber die Möglichkeit‘ derselben als 
# priori von Gegenständen einer Anschauung überhaupt ($- 


zwar nicht der Form ihrer Anschauung; sondern den Gesetzen Ih 2 
bindung’ nach @ priori zu erkennen, also der Natur gleichsam das 
100 setz vorzuschreiben und sie sogar möglich zu machen, erklärt ı 
Denn ‚ohne diese Ihre Tauglichkeit würde nicht erhellen, wie alles, 
unseren Binnen nur vorkommen mag, unter den Gesetzen stehen ı 
die a prior‘ aus dem Verstande allein entspringen. 


Anschauung verstehe, dadurch Wahrnehmung, d. i. empirisches Bei 
‚sein derselben (als Erscheinung) möglich wird. 
"Wir haben Formen der äusseren sowol als inneren PER 
schauung a priort an den Vorstellungen von Raum und Zeit, und diesen 
muss die Synthesis der Apprehension des Mannigfaltigen Nun an | 
jederzeit gemäss sein, weil sie selbst nur nach dieser Form 
kann. Aber Raum und Zeit sind nicht bloss als Formen der sinnlichen 
Anschauung, sondern als Anschauungen selbst (die ei Manitu 
enthalten), also mit der Bestimmung der Einheit dieses a 
in ihnen a prior! vorgestellt (siehe transscendentale Aesthetik)* Also 
ısı ist selbst schon Einheit der Synthesis des Mannigfaltigen ausser 
oder in uns, mithin auch eine Verbindung, der alles, was im Raume 











"Der Raum als Gogenstand vorgestellt (wie man &s wirklich in der Geo- 
mötrio bedarf) enthält mehr als bloss Form der Anschauung, nimlich Zusammen“ 
fassung des mannigfaltigen nach der Form der Sinnlichköit Gegebenen in eine 
anschauliche Vorstellung, so dass die Form der Anschauung blos Mannig- 
faltiges, die Tormalo Anschauung aber Einheit der Vorstellung giebt: Diese 
Einheit hatte Ich in der Aesthetik blass zur Sinnlichkeit gezihle, um nur zu be 
merken, dass sie vor allem Begriffe vorhergehe, ob sie zwar eine Synthesis, die 
nicht den Sinnen angehört, durch welche aber alle Begriffe von Rauın und Zeit zt1- 
erst möglich werden, vorsussotst, Dean da durch sio (indem der Verstand die 
Sinnlichkeit bestimmt) der Raum oder die Zeit als Anschauungen zuerst gegeben 
werden, so gehört die Einheit dieser Anschauung « prior? zum Roume und Ber zaiE 
und nicht zum Bogriffo des Vorstandes. (&. 24.) 


Al. Abschnitt. Transse. Dedustion der reinen Verstandssbegriffe., 133 


oder der Zeit bestimmt vorgestellt werden ‚soll, gemäss sein muss, « 
priori als Bedingung der Synthesis aller Apprehension mit (nicht 
in) diesen Anschauungen zugleich gegeben. Diese synthetische, Ein- 
heit aber kann keine andere sein ala die der Verbindung des Mannig- 
faltigen einer gegebenen Anschauung überhaupt in einem ursprüng- 
lichen Bewusstsein den Kategorien gemäss, nur auf unsere sinnliche 
Anschauung angewandt, „Folglich steht alle Synthesis, wodurch selbst 
Wahrnehmung, ımöglich wird, unter den Kategorien, und da Erfahrung 
Erkenntnis durch verknüpfte Wahrnehmungen ist, so sind die Kate- 
gorien Bedingungen der Möglichkeit der Erfahrung, und gelten also 
@ priori such von ‚allen Gegenständen der Erfahrung. n R 





Wenn ich also & B. die empirische Anschauung eines Hauses ı0r 
durch Apprehension des Mannigfaltigen derselben zur Wahrnehmung 
mache, so liegt mir die nothwendige Einheit des Raumes und der 
äusseren sinnlichen Anschauung überhaupt zum Grunde, und_ich zeichne 
gleichsam ‚eine Gestalt dieser synthetischen Einheit des Maunigialtgen. 
im Raume Eben. dieselbe synthetische Einheit aber, wenn ich 
Pas Mer de haneıı aakirn Me im Kersande Ihe il nad 
ist die Kategorie der Synthesis des Gleichartigen. in einer Anschauung 
überhaupt d. i. die Kategorie der Grösse, welcher also jene Synthesis 
der Apprehension d. i die Wahrnehmung durchaus gemäss sein musa* 

Wenn ich (in einem anderen Beispiele) das Gefrieren des Wassers 
wahrnehme, 50 apprehendire ich zwei Zustände (der Flüssigkeit und 
Festigkeit) als solche, die in einer Relation der Zeit gegen einander 
stehen. Aber in der Zeit, die ich der Erscheinung als innere Anschau- 
Fi zum Grunde lege, stelle ich mir nothwendig synthetische Einheit ı. 

des Mannigfaltigen vor, ohne die jene Relation nicht, in einer Anschauung 
bestimmt (in Ansehung der Zeitfolge) gegeben werden könnte Nun 
RR tr BAR RUTENR NER TURN AR 


des Vorstandes Verbindung In das Mannigfaltige der Anschauung hinsinbringt. | 





Kategorien sind : welche Per Wrige IRmen 
Natur als dem Inbegriffe aller Erscheinungen en 






tata) Gesetze a priori vorschreiben, und nun fragt sich, da 
© Von der Natur abgeleitet werden und sch hach ihr ala Ihrem 
richten (weil sie sonst bloss empirisch sein würden), wie es zu b 
üei, Ass ie Natur sich nach ihnen richten müsse, d. i. wie sie die 
indung des Mannigfaltigen der Natur, ohne sie won dieser abzun men 
a pröord bestimmen können. "Hier ist die Auflösung dieses Rtthaclh, 


10 "Es jet um nichts befremdlicher, wis die Gesetze der Eı 





| 
in der Natur mit dem Verstande und seiner Form a prüri, | 
Vermögen "dns Matnigfältige überhaupt zu verbinden, als wie d | 
Erscheinungen selbst mit der Form der sinnlichen Anschauung a pi | 
übereihstimmen mtisseh. Denn Gesetze existiren ebenso, wenig in 
Erscheinungen, sondern nur 'relatir auf'das Sühjeet, dem die E 
nungen inhäriren, so fürn es Vorständ Tat, ale Erscheinungen as 
sich exietiren, sondern nur relativ auf dasselbe Wesen, so fern es 
Stine hat. er 
wendig auch ausser einem Verstande, der sie erkennt, z 
Allein Erscheinungen sind nur Vorstellungen von Dingen, die 

dem, wis" sie an sich sein mögen, unerkannt da sind. Als 
Vorstellungen uber stehen sie unter gur keinern Glkeize der vie 
pfung als demjenigen, welches das verkntipfende Vermögen vorschreibt, 
Nun ist ‚das, was das Mannigfaltige der sinnlichen Anschauung vers 
knüpft, Einbildungskratt, die vom. Verstande, der Einheit, ihrer, intel. 
lectuellen Synthesis und van der Sinnlichkeit der Mannigfaltigkeit der 
Apprehension nach abhängt. Da nun von dar Synthesis der Apprehen- 








I. ’Alnihnlit. Treüses. Dedussien/de reinen Verstiundenbeptng | 185 
sion alle mögliche Wahrnehmung, ‚sie‘ selbe ‚ober; diese, ‚empirische 


welchen die Natur (bloss als Natur überhaupt betrachtet) ‚als dem ur- 
sprünglichen Grunde ihrer ‚notliwendigen Gesetzmässigkeit (als nature 
Formaliter spectota) abhängt, Auf mehrere. Gesetze aber als. die, auf 
denen eine Natur überhaupt als Gesetzmässigkeit der Erscheinungen 
in Raum und Zeit beruht, reicht auch ‚das reine Verstandesvermögen 
nicht zu, durch. blosse Kategorien den. Erscheinungen a prior Gesetze 
vorzuschreiben. Besondere Gesetze, weil sie empirisch bestimmte Er- 
 scheinungen betreffen, können davon, nicht vollständig abgeleitet 
werden, ob sie gleich alle insgesammt unter jenen stehen. Es muss Er 
fahrung dazu kommen, um die letzteren überhaupt kennen zu lernen; von 
Erfahrung aber iberkaupt und dem, was als ein Gegenstand derselben 
erkannt kan. Dog arten Wr men rlietun her RA 


8.27. E 
Resultat dieser Deduction der Verständesbegriffe 


Wir können uns keinen Gegenstand denken, ohne. durch. Kate» 
gorien; wir können keinen gedachten ‚Gegenstand erkennen, ‚olme 
durch ‚Anschauungen, die jenen Begriffen entsprechen. Nun 'sind alle 
unsere Anschauungen sinnlich, und diese Erkenntnis, s0 fern der 
Gegenstand derselben ‘gegeben ist, ist empirisch. , Empirische -Erkennt- 
niss ‚aber. ist Erfahrung. Folglich ‚ist. uns..keine Erkenntniss « 
priord möglich, als lediglich von’ Gegenständen. aslcer|" 
Erfahrung* - , u‘ alla 

‚Aber diese Erkenntniss, die bloss auf Gegenstände. der Erfahrung 


* Damit man sieh nicht voreiliger Weise an den besorglichen nanktbeiligen 
Folgen ‚dies Satans stone, will ich use in Erinnerung bringen, dass die Katego- 
sen im Donkon durch die Bedingungen unserer sinnlichen Ansehmunng nicht «ine 
gescheänkt sind, sonders in unbegrenztes Feld baben, und. nur das Erkennen 
dessen, was wir uns denken, dus Bestimmen des. Objeetis, Anschauung bedürfe, wo 












136 Elementarlehre. IL Theil. L Abtheilung, L Buch. IL Hauptstück. 


priori angetroffen werden. Nun sind air zwei Wege,:auf welchen.eine 
nothwendige Uebereinstimmung der Erfahrung mit den’Begriffen von 

1er erstere findet nicht in Ansehung, der Kategorien (auch' nicht der-reinen 
sinnlichen Anschauung) statt; denn sie sind‘ Begriffe = prior‘, mithin 
unabhängig ‘von der Erfahrung (die Behauptung eines empirischen Ur- 
sprungs wäre eine Art von generabio aeguivoca). Folglich bleibt:nur das 
zweite übrig (gleichsam ein System der Epigenesis der reinen Vernunft), 
dass nämlich die Kategorien von Seiten des Verstandes die Gründe: der 
Möglichkeit: aller Erfahrung überhaupt enthalten. Wie sie aber die Er 
fahrung möglich machen, und welche Grundsätze der Möglichkeit der- 
selben sie in ihrer Anwendung auf Erscheinungen an die Hand’ geben, 
wird das folgende Hauptstück von dem transscendentalen Gebrauche der 
Urtheilskraft das Mehrere lehren. 

Wollte jemand zwischen den zwei genannten einzigen Wegen En 
einen Mittelweg vorschlagen, nämlich dass sie weder selbstgedachte 
erste Prineipien # priori unserer Erkenntniss, noch auch aus der Er- 
fahrung geschöpft, sondern gubjective, uns mit unserer Existenz zugleich 
eingepflanzte Anlagen zum Denken wären, die von unserem Urheber 80 
eingerichtet worden, dass ihr Gebrauch mit den Gesetzen der Natur, an 
welchen die Erfuhrung fortläuft, genau stimmte (eine Art von Präfor- 
mationssystem der reinen Vernunft), so würde (ausser dem, dass bei 
einer solchen‘ Hypothese kein Ende abzusehen ist, wie weit man die 
Voraussetzung vorbestimmter Anlagen zu kinftigen Urtheilen- treiben 

163 inöchte) das wider gedachten Mittelweg entscheidend sein, dass in solchem 
Falle den Kategorien die Nothwendigkeit mangeln würde, die ihrem 
Begriffe wesentlich angehört: Denn z. B. der Begriff der Ursache, 
welcher die Nothwendigkeit eines Erfolgs unter einer vorausgesetzten 


beim Mangel der ltztoren der Godanko vom Obhjsets übrigens noch Immer seine 
wahren und nützlichen Folgen nuf den Vernunftgobrauch des Suhjocts haben 
kann, der sich ber, weil er nicht immer auf die Bestimmung des Objects, mithin 
auf die Erkenntnis, sondorn auch auf die dos Suhjects und desson Wollen gerichtet 
ist, hier noch nicht Yartragen lisst: 






IL Abschnitt. Transsc. Deduction der reinen Verstandesbegriffee 137 


Bedingung aussagt, wiirde falsch sein, wenn er nur auf einer beliebigen 
uns eingepflanzten subjectiven Nothwendigkeit, gewisse empirische Vor- 
stellungen nach einer solchen Regel des Verhältnisses zu verbinden, be- 
ruhte. Ich würde nicht sagen können: die Wirkung ist mit der Ursache 
im Objecte (d. i. nothwendig) verbunden, sondern: ich bin nur so ein- 
gerichtet, dass ich diese Vorstellung nicht anders als so verknüpft 
denken kann, welches gerade das ist, was der Skeptiker am meisten 
wünscht; denn alsdann ist alle unsere Einsicht durch vermeinte objec- 
tive Giltigkeit unserer Urtheile nichts als lauter Schein, und es würde 
auch an Leuten nicht fehlen, die diese subjective Nothwendigkeit (die 
gefühlt werden muss) von sich nicht gestehen würden; zum wenigsten 
könnte man mit niemandem über dasjenige hadern, was bloss auf der 
Art beruht, wie sein Subject organisirt ist. 


Kurzer Begriff dieser Deduction. 


Sie ist die Darstellung der reinen Verstandesbegriffe (und mit 
ihnen aller theoretischen Erkenntniss a prior‘) als Principien der Mög- 
lichkeit der Erfahrung, dieser aber als Bestimmung der Erscheinungen ı8 
in Raum und Zeit überhaupt, — endlich dieser aus dem Princip der 
ursprünglichen synthetischen Einheit der Apperception als der Form 
des Verstandes in Beziehung auf Raum und Zeit als ursprüngliche 
Formen der Sinnlichkeit. R 


Nur bis hierher halte ich die Paragraphen-Abtheilung für nöthig, 
weil wir es mit den Elementarbegriffen zu thun hatten. Nun wir den 
Gebrauch derselben vorstellig machen wollen, wird der Vortrag in oon- 
tinuirlichem Zusammenhange, ohne dieselbe, fortgehen dürfen.!) 


3 Man vgl. 8. 119, Anm 1. 


A Der transseendentalen Analytik r 


zweites Buch. 


Die Analytik der Grundsätze. a 


Die allgemeine Logik ist über einem Grundrisse erbaut, de ganz 
genau mit der Eintheilung der oberen Erkenntnissvermögen zusammen- 
trifft. Diese sind Verstand, Urtheilskraft und Vernunft Jene 
Doctrin handelt daher in ihrer Analytik von Begriffen, Urtheilen 
und Schlüssen, gerade den Functionen und der Ordnung jener Gemtiths- 
krüfte gemäss, die man unter der weitläufigen Benennung des Manz 
überhaupt begreift. 

a0 Da gedachte bloss formale Logik von allem Inhalte der Brkerhuhen 
(ob sie rein ‚oder empirisch: sei) abstrahirt und sich bloss mit der Form 
des Denkens (der discursiven Erkenntniss) überhaupt beschäftigt, so kaum. 
sie in ihrem analytischen Theile auch den Kanon für die Vernunft mit 
befassen, deren Form ihre sichere Vorschrift hat, die, ohne die besondere 
Natur der dabei’gehrmuchten Erkenntniss in Betracht zu ziehen, @’priors, 
durch blosse Zergliederung der Vernunfthandlungen in ihre Me 
eingesehen werden kann. 

Die transscendentale Logik, da sie auf einen bestimmten Inbalt, 
nämlich bloss der reinen Erkenntnisse a prior? eingeschränkt ist, kann 
es ihr in dieser Eintheilung nicht nachthun, Denn es zeigt sich, dass 
der transscendentale Gebrauch der Vernunft gar nicht objectiw 
giltig sei, mithin nicht zur Logik der Wahrheit d.i. der Analytik gehtire, 
sondern als eine Logik des Scheins einen besonderen Theil des scho- 

. Iastischen Lehrgebäudes unter dem Namen der transscendentalen Dia- 
lektik erfordere 


Analytik der Grundsitze, 139 


Verstand und Urtheilskraft haben demnach ihren Kanon des objeetiv 
giltigen, mithin wahren Gebrauchs in der transsceudentalen Logik, und 
gehören also in Ihren analytischen ‘Theil. Allein Vernunft in ihren 
Versuchen, über Gegenstände « priori' etwas auszumachen und die Er« 
kenntnisse über die Grenzen möglicher Erfahrung zu erweitern, ist gana ım 
und gar dielektisch, und ihre Scheinbehauptungen sehieken sich durch- 
aus nicht in einen Kanon, dergleichen doch die Analytik enthalten soll. 

Die Analytik der Grundsätze wird demnach lediglich ein Kanon. 
für die Urtheilskraft sein, der sie lehrt, die Verstandesbegriffe, welche 
die Bedingung zu Regeln = prior‘ enthalten, auf Erscheinungen anzu- 
wenden. Aus dieser Ursache werde ich, indem‘ ich ‚die eigentlichen 
Grundsätze dos Verstandes zum Thema nehme, mich dor Benennung 
einer Doetrin der Urtheilskraft bedienen, wodurch ka Geschäft 
‚genauer "bezeichnet wird. l 


Bineitung. N ha n 


Nom ‚der transseendentalen Urtheilskraft, überhaupt, 


Wenn der Verstand überlianpt als das Vermöken der Rögeln erklirt 
wird, #0 ist Urtheilskraft das Vermögen unter Regeln zu subsumiren, 
di. zu unferscheiden, ob etwas tnter einer gegebenen Regel (vuıs dätte 
Tegis) stehe oder nicht. ° Die allgemeine Togik enthält für keine Vor- 
schriften für die Urtheilskräft,; und kann’ sie anch nicht enthalten. Denn ' 
da sie von allem Inhalte’ der Erkenntniss abstrahirt, so lebt 
ihr nichts übrig als das Geschäft, die blosse Form der Erkenntnis in 
Begriffen, Urtheilen’ tnd Schllissen analytisch aus einander zu’setzen, und ıra 
dadurch formale Regeln alles Verstandesgebratichs zu Btande zu bringen. 
Wollte sie nun allgemein zeigen, wie man unter diese Regeln suhsumiren, 
d. i unterscheiden sollte, ‚ob etwas darunter stehe oder nicht, so könnte 
dieses nicht anders als wieder durch eine Regel geschehen. Diese aber 
erfordert eben därtini, weil sie eine Regel Ist, "aufs neue eine Unterweisung 
der Urtheilskraft, und so zeigt sich, duss zwar der Verstand einer Be- 
Ichrung, und Ausrüstung ‚durch Regeln fihig, Urtheilskraft aber.ein be- 
sonderes Talent sei, welches ‘gar nicht belehrt, sondern nur gebt: sein 
will. Daher ist diese auch das Specifische des sogenannten Mutterwitzes, 








140 Elementarlohre. EL Theil E Abtheilung. IL Buch. 


dessen Mangel keine Schule ersetzen kann; denn, ob diese gleich 
eingeschränkten Verstande Regeln vollauf, von‘ fremder Einsicht 
darreichen und gleichsam einpfropfen- kann, s0 muss doch das Vv 
sich ihrer richtig zu bedienen dem Lehrlinge selbst angehören, und keine 
Regel, die man ihm in dieser Absicht vorschreiben möchte, ist in Er- 
mangelung einer solchen Naturgabe vor Missbrauch sicher.* :/Ein Arzt 
ırs daher, ein Richter oder ein Stastskundiger kann viele schöne pathologische, 
juristische oder politische Regeln im Kopfe haben, in’dem Grade, dns 
er selbst darin ein gründlicher Lehrer werden kann, und wird (dennoch 
in der Anwendung derselben leicht verstossen, entweder weil-es ihm un. 
natürlicher Urtheilskraft (obgleich nicht am Verstande) mangelt, under 
awar. das Allgemeine in wdstracto einsehen, aber ob ein Fall in. tononeto 
darunter gehöre, nicht unterscheiden kann, oder auch darum, weil er 
nicht genug durch Beispiele und wirkliche Geschäfte zu diesem -Urtheile 
abgerichtet worden. Dieses ist auch der einzige und grosse Nutzen der | 
Beispiele, dass sie die Urtheilskraft schärfen. Denn was die Richtigkeit 
und Präeision der Verstandeseinsicht betrifft, s0 thun sie derselben wiel- | 
mehr gemeiniglich einigen Abbruch, weil sie nur selten die Bedingung | 
der Regel adiquat erfüllen (als casus in trrminis), und überdem diejenige 
Anstrengung, des Verstandes oftmals schwächen, Regeln im allgemeinen | 
und nuahhängig; von. den,, besonderen ‚Kfmständen ‚der (Mefihrugrauiill 
ihrer Zulänglichkeit einzusehen, und sie daher zuletzt mehr wie. Formeln 
als wie Grundsitze zu gebrauchen 'angewöhnen. So sind Beispiele,der 
1 Güngelwagen der Urtheilskraft, welchen derjenige, dem es am natürlichen 
Talent derselben mangelt, niemals entbehren kann, { = 
Ob nun aber gleich/die allgemeine Logik der Urtheilskraft keine 
Vorschriften geben kann, s0 ist es duch mit. der transseendentalen 
ganz anders bewandt, sogar dass es scheint, die letztere habe aa zu ihrem 


Lu m 





* Dor Mangel an Urthrälskraft ist eigentlich das, was man Dummheit nennt, 
und einem solchen‘ Gebrechen ist gar nieht abenhelfen Ein stumpfer oder einge- 
schränkter Kopf, dem es an nichts ‚als am, gehörigen Grade des Vorstandes und 
eigenen Begriffen desselben mangelt, ist durch Erlernung sehr wol, sogar bis zur 
Gelehrsamkeit auszurüsten. Da es aber gemeiniglich alsdann auch an jonem (der 
sewunda Päri) zu fohlen pflogt, 0 Ist es nichts Ungswöhnliches, sohr gelohrte Männer 
anzutreffen, die im Gebrauche ihrer Wissenschaft jenen nie zu bossernden Mangel 
häufig blicken lassen 
u rf% ? FE! 


MN . Einleltung.) > —— 141 


eigentlichen Geschäft, die Urtheilskraft im Gebrauch des reinen Verstandes 
durch bestimmte Regeln zu berichtigen und zu sichern. Denn, um dem 
Verstande im Felde ‚reiner Erkenntnisse .@ priorı‘ Erweiterung zu ver- 
schaffen, mithin als Doctrin scheint Philosophie gar nicht nöthig oder 
vielmehr übel angebracht zu sein, weil man nach allen bisherigen Ver- 
suchen damit doch wenig;oder gar kein Land gewonnen hat, sondern als 
Kritik, um die Fehltritte der Urtheilskraft (lapaus Judiei‘) im Gebrauch 
der wenigen reinen Verstandesbegriffe, die wir haben, zu verhilten, dazu 
(obzleich.der Nutzen alsdaun ntr negativ ist) wird Philosophie mit ihrer 
ganzen Scharfinnigkeit und Prüfungskunst aufgeboten. | 

Es 'hat aber die Transscendental-Philosoplie das Eigenthümliche, 
änss «io ausser der Regel (oder viehnehr der allgemeinen Bedingung zu 
Regeln), die in dem reinen Begriffe des Verstandes gegeben wird, zugleich 
a priori den Fall anzeigen kann, worauf «ie angewandt werden soll. ım 
Die Ursache von dem Vorzuge, den sie in diesem Stücke wor allen an- 
deren belehrenden Wissenschaften hat (ausser der Mathematik), liegt 
eben darin, dass sie von Begriffen handelt, die sich auf ihre Gegenstiinde 
a priori beziehen sollen; mithin kann ihre objective Giltigkeit nicht # 
posteriori \dargethan werden, denn das wiirde jene Dignität derselben 
ganz unberührt lassen, sondern sie muss zugleich die Bedingungen, unter 
welchen Gegenstiinde in Uebereinstimmung mit jenen Begriffen gegeben 
werden können, in allgemeinen aber hinreichenden Kennzeichen darlegen, 
widrigenfülls sie öline allen Inhalt, file "bloans Togische Forinen Ind 
nicht: reine Verstandesbegriffe sein würden. 

Diese transseendentale Doctrin der Urtheilskraft wird nun zwei 
Hauptstücke enthalten! das erste, welches von der sinnlichen Bedingung 
handelt, unter welcher reine Verstandesbegriffe allein gebraucht werden 
können; d. i von dem Schematismus des reinen Verstandes; das zweite 
aber von den synthetischen Urtheilen, welche aus reinen Verstandesbe- 
griffen unter diesen Bedingungen # priori herfliessen und allen übrigen 
Bi kan Nr re he U 1 von db Grißatizen. 
des reinen Verstandes. 


















142 Elementarlehee: IL Theil, L-äbnbeiling. IL-Buch. 1. un 


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Begrit einen Tellers mit dem reinen geometrischen. eines, Oirkels 
ge Te chk wir 
‚sich im letzteren anschauen. lässt, 


Wie ist nun die Subsumtion der letzteren unter die ersten, mil 
Anwendung der Kategorie auf Erscheinungen möglich,‘ 
mand sagen, wird, diese, 2. B. die Causalität, könne auch 


stürliche und erhebliche Erage ist nun eigentlich die Ursache, 
eine transscendentale Doctrin der Urtheilskraft nothwendig. m 


dacht wird, von. denen, di, lenn, in, ande rasalen, ia en gu 
wird, nicht so unterschieden und heterogen sind, ist es unnöthig, wegen 
‚der Anwendung des ersteren auf den letzten besondere Erörterung. zu geben. 
Nun ist klar, dass es ein Drittes geben müsse, was einerseits 
der Kutegorie, andererseits mit der Erscheinung in Gleichartigkeit stehen | 
muse und die Anwendung der ersteren auf die letzte möglich macht. 
Diese vermittelnde Vorstellung muss rein (ohne alles Empirische) und | 
doch einerseits intelleetuell, andererseits sinnlich sein, Eine solche 
ist das transscendentale Schema. = 


Von dem Schernatismus der reinen Verstamdesbegrifio. 143 


Der Verstandesbegriff enthält reine synthetische Einheit des Manhig- 
faltigen überhaupt. Die Zeit ‚als die formale Bedingung des Maunig- 
faltigen des inneren Sinnes, mithin-der Verknüpfung aller Vorstellungen, 
enthält ein Mannigfaltiges a priori in der reinen Anschauung, Nun ist 
eine transscendentale Zeitbestimmang mit der Kategorie (die die Einheit 
derselben ausmacht) so: fern ‚gleichartig, als sie allgemein ist und auf 
einer Regel @ priori beruht. Sie ist aber andererseits mit der Erschei- 175 
nung 0 fern gleichartig, als die Zeit in jeder empirischen Vorstellung 
des Mannigtaltigen enthalten ist: Daher wird eine Anwendung der Kate- 
a te 
suntion der letzteren unter die erste vermittelt 

Noch demjenigen, Anka. in. vier: Dioatien niet EEaifEockdn net 
worden, wird hoffentlich niemand im Zweifel stehen, sich über die Frage 
zu entschliessen, ob diese reinen Verstandesbegriffe von bloss empirischem 
«der auch von transscondentalem Gebratiche sind, d. i. ob sie lediglich 
als Bedingungen einer möglicheh Erführung sich « priori auf Erschei- 
nungen beziehen, oder ob sie als Bedingungen der Möglichkeit der 
Dinge überhaupt auf Gegenstlinde an sich selbst (ohne einige Restrietion 
auf unsere Sinnlichkeit) erstreckt werden können. Deun da haben wir 
geschen, dns Begriffe ganz unmöglich sind, noch irgend einige Bedeu- 
tung haben können, wo nicht entweder ihnen selbst oder wenigstens den 
Ekmenten, darans sie bestehen, ein Gegenstand gegeben ist, mithin auf 
Dinge an sich (olıne Rücksicht, ob und wie sie uns gegeben werden 
mögen) gar nicht gehen können; dass ferner die einzige Art, wie uns 
Gegenstände gegeben werden, die Modificätion unserer Sinnlichkeit sei; 
endlich dass reine Begrifie « prior! ausser der Function des Verstandes ıra 
in der Kategorie noch formale Bedingungen der Sinnlichkeit (namentlich 
des inneren Sinnes) @ prior‘ enthalten müssen, welche ‚die allgemeine 
Bedingung enthalten, unter der die Kategorie allein ‚auf irgend einen 
Gegenstand angewandt werden kann, Wir wollen diese formale und 
reine Bedingung der Sinnlichkeit, auf welche der Verstandesbegrifi in 
seinem Gebrauch restringirt ist, das Schema dieses Verstundesbegriffs, 
und das Verführen des Verstandes mit diesen Schernaten den Schema- 
tismts des reinen Verständes netmen. 

Dia Beininnsit. del ei trinken Produ Mr 













144 Elementarlehme IL Thell. 1 Abtheilung. "TE Buch 1 Flänptstlick, 


bildungskraft; aber indem 'die Synthesis der letzteren "keine € 
Anschauung, sondern die Einheit in der Bestimmung der | 
allein zur Absicht hat, so ist das Schema duch vom Bilde : 
scheiden. ‘80, wenn ‘ich ‚fünf Punkte hinter einander setze: :.. 
dieses ein Bild von der Zahl fünf. Dagegen wenn ich eine Zahl th 
"haupt nur denke, ‚die nun fünf oder hundert sein kann, so ist d 
Denken mehr die Vorstellung einer Methode, einem gewissen Begrifie 
gemäss eine Menge (z. B. tausend) in einem Bilde | 
u wernpaerbnieeee ee 
sehen und mit dem Begriff vergleichen können. Diese-Vors 
ısovon einem allgemeinen Verfahren der Einbildungskraft, einem 
te 
- Inder That liegen unseren reinen sinnlichen Begriffen nicht‘Bilder 
dor Gegenstände, sondern Schemate zum Grunde. Dem Begriffe von 
einem Priangel überhaupt wirde gar kein Bild desselben jemals adäquat | 
sein. Denn &s wiirde die Allgemeinheit des Begriffs nicht erreichen, 
welche macht, dass dieser für alle recht: oder schiefwinkligen u. s..m 
gilt, sondern immer nur auf einen Theil dieser Sphäre eingeschränkt,sein | 
Das Schema des Triangels kann niemals anderswo als in ‚Gedanken 
existiren, und. bedeutet eine Regel der Syuthesis der Einbildungskraft 
in Ansehung reiner Gestalten im Raume. Noch viel weniger erreicht | 
ein Gegenstand der Erfahrung oder ein Bild dessellen jemals den empi- 
rischen Begriff, sondern dieser bezieht sich jederzeit unmittelbar anf dns 
Schema der Einbildungskraft als eine Regel der Bestimmung unserer 
‚Anschauung gemäss einem gewissen allgemeinen Begriffe. Der Begrift 
vom Hunde bedeutet eine Regel, nach welcher ‚meine Einbildungskraft 
die Gestalt eines solchen vierfüssigen Thieres allgemein verzeichnen kann, 
ohne auf irgend ‚eine einzige besondere Gestalt, die mir die Erfahrung | 
darbietet, oder auch ein. jedes mögliche Bild, was ich in conordo dar- 
stellen kann, eingeschränkt zu sein. Dieser Schematismus unseres Ver- | 
standes in Ansehung der Erscheinungen und ihrer blossen Form ist eine | 
verborgene Kunst in den Tiefen der menschlichen Seele, deren wahre 
ısı Handgriffe wir der Natur schwerlich jemals abrathen und sie unver | 
deekt vor Augen legen werden. So viel können wir nur sagen: das | 
Bild ist ein Product des empirischen Vermögens der productiven Ein- 
bildungskraft, das Schema sinnlicher Begriffe (ala, der Figuren im 


























Von dem Schematisınus der reinen Verstandesbagriffe 145 


Raume) ein ‚Produet und gleichsam ein Monogramm der reinen Ein- 
bildungskraft a priori, wodurch und wonach die Bilder allererst möglich 
werden, ‚die aber mit dem Begriffe-nur immer vermittelst des Schema; 
welches sie bezeichnen, verknüpft werden ınlissen und an sich demselben 
nicht völlig ‚eongruiren. ‚Dügegen ist das Schema eines reinen Ver- 
standesbegrifls etwas, was in gar kein Bild gebracht werden kann, 
sondern ist nur die reine Synthesis gemäss einer Regel der‘ Einheit 
nach. Begriffen überhaupt, lie die Kategorie "ausdrückt, und‘ ist ein 
transsoendentales Product der Einbildungskraft, welclies die Bestimmung 
des inneren‘ Sinnes' überhaupt nach Bedingungen seiner Form (der Zeit) 
in Ansebung aller, Vorstellungen betrifft, ao fern diese der Einheit der 
Apperception gemäss a priord in einem Begrifl' zusammenhängen sollen. 
, Obme uns nun bei einer trockenen und langweiligen Zergliederung 
dessen, was. zu ‚transscendentalen Scheinaten reiner Verstandesbegriffe 
überhaupt erfordert wird, aufzuhalten, wollen wir sie lieber nach der 
Ordnung der Kategorien und in Verknüpfäng mit diesen darstellen. 

Das reine Bild aller Grössen (gwantorum) vor dem äusseren Sinne ısa 
ist. der Raum, aller, Gegenstände der Sinne aber überlinupt die Zeit. 
Das reine Schema der'@rösse aber (guantitalis) als eines Begriffs des 
Verstandes ‘ist die Zahl, welche eine Vorstellung ist, die die successive 
Addition von Einem zu Einem (Gleichartigen) ausammenbefasst. Also ist 
die Zahl nichts. Anderes als die Binheit der Synthesis des Mannigfaltigen »ı 
einer gleichartigen Anschauung tiberhaupt, dadurch, dass ich die Zeit 
selbst in der. Apprehension der Anschauung erzeuge. 

‚Realität ist, im. reinen Verstandesbegriffe das, SEN 
überhaupt  corzespondirt, dasjenige also, dessen Begriff an sich selbst ein! 
Sein (in;.der, Zeit) anzeigt, Negation, dessen. Begriff ein Nichtsein (in den 
Zeit) vorstellt. Die Eintgegensetzung beider geschieht also in.dem Unteres 
schiede, derselben Zeit als einer erfüllten ‚oder leeren Zeit... Da die Zeit 
nur, die Form ‚der, Anschauung, ‚ınithig. der Gegenstände als! Erscheinun- 
gen ist, so ist das, was an diesen der Empfindung entspricht, ‚die trans+ 
scendentalt Materie: aller Gegenstände als Dinge an sich (die Sachheit, 
Realität).x Nun hat jede Empfindung einen Grad oder Grösse, wodurclt 
sie dieselbe Zeit, di. den. inneren Sinn. in. Ansehung derselben Vors 
stellung eines Gegenstandes mehr oder weniger erfüllen kann, bis sie 
nichts (— 0 = noyatio) aufhört. Daher ist ein ua und Zi 


Kaur's Kritik der seinen Vernunft. 














146 Elmentarlehre. IL Pheil. -L-Abtheilung. IL Buch. 1 -Häuptstück, 


155 sammenhang - oder viehnehr ‘ein. Uebergang von Realität 'zur Ne 
welcher jede Realität als ein Quantum vorstellig macht; und: 
einer Realität als der Quantität von etwas, 80 fern es die Zeit erfüllt, 


ist eben. diese continutrliche und gleichförmige- Erzeugung derselben in 


der Zeit, indem ‚man von der Empfindung, die einen gewissen Grad’ hat, 
in.der Zeit bis zum Verschwinden derselben hinabgeht, oder vonder 
Negation zu der Grösse derselben allmählich außsteige 70 
Das Schema der Substanz ist die Beharrlichkeit des Reälen in 
der Zeit, d. i. die Vorstellung desselben als eines Substratum der empi- 
rischen Zeitbestimmung iberhaupt, welches also bleibt, indem alles An- 
dere wechselt. (Die Zeit verläuft nicht, sondern in ihr werlituft das 
Dasein des Wandelbaren. Der Zeit also, die selbst unwandelbar nd | 
bleibend ist, oorrespondirt in der Erscheinung das Unwandelbare, im 
Dasein, d. i, die Substanz, und bloss an ihr kann die Folge und das 
Zugleichsein der Erscheinungen der Zeit nach bestimmt werden) 
Das Schema der Ursache und der Causulitit eines Dinges tber- 
' haupt ist das Reale, worauf, wenn es nach Belieben gesetzt wird, jeder- 
zeit\etwas Anderes folgt. Es besteht also in der Succession a 
faltigen, in so farn’sie einer Regel unterworfen ist. ' en 
Das Schema der Gemeinschaft (Wechselwirkung) oder der a 
seitigen Ciusalität der Substanzen in Ansehung ihrer Aceidehzen ist 
ısıdas Zugleichsein der Bestimmungen der einen mit a der anderen” 
nach einer allgemeinen Regel. um 
Das Schema der Möglichkeit ist die Zusammenstimmung der Byn- 
thesis verschiedener Vorstellungen mit den Bedingungen der Zeit üiber- 
haupt (z. B. duss das Entgegengesetzte in einem Dinge nicht zugleich, 
sondern nur nach einander sein kann), nlso ze 
stellung eines Dinges zu jrgend einer Zeit. 
ne dene: 
Das Schema der an ist dns Dasein- ak RE 
zu aller Zeit. v 
" "Man ‚sicht mun Ge diesem, dass das Schema einer jeden 
Kategorie, (als das der Grösse die Erzengung (Synthesis) der Zeit selbst 
der wuceessiven' Apprehension eines Gegenstandes, Ans Schema der 
Qualität die Synthesis der Empfindung (Wahrnehmung) mit der Vor- 
stellung der Zeit oder die Frfüllung der Zeit, das der Relation das Ver- 


| 


| 


| 


Von dem Schematisınus der reinen Verstandssbogrifle. 147. 


hältniss. der Wahrnehmungen unter einander zu aller. Zeit: (d. i. nacht 
einer Regel.der Zeitbestimmung), endlich das Schema-der Modalität und) 
ihrer Kategorien).die. Zeit selbst, als das Correlatum der Bestimmung 
eines es, ob und wie er zur Zeitgehöre, enthalte und vor- 
stellig mache. Die Schemate sind daher nichts als Zeitbestimmui 

a prior nach Regeln, und diese gehen nach der Ordnung der Kategorien 
auf die Zeitreibe, den Zeitinhalt, die Zeitordnung, endlich den‘ 
Zeitinbegriff' in Ansehung aller möglichen Gegenstände. 

Hieraus erhellt nun, dass der Schematismus: des Verstandes durch 
die transscendentale Synthesis der Einbildungskraft anf nichts. Anderes 
als die Einheit alles Mannigfaltigen . der Anschauung in dem. inneren 
Sinne, und’ so indireet auf die Einheit der Apperception als Function, 
welche. dem inneren Sinn (einer Receptivität) correspondirt, hinauslaufe,. 
Also sind die Schemnte der reinen‘ Verstandesbegriffe die wahren und 
einzigen Bedingungen, diesen. eine Beziehung. auf Objecte, mithin Be- 

* deutung zu verschaffen, und die Kategorien sind, daher am. Ende won 
keinem anderen als einem möglichen ernpirischen Gebrauche, indem sie | 
bloss dazu dienen, durch Gründe einer. @ priori, notwendigen Einheit 
(wegen der nothwendigen Vereinigung alles Bewusstseins in einer ur- 
sprünglichen Apperception) Erscheinungen ee lan 
an RE ae Naegnt air urehghagien Varkn 
in einer Erfahrung schicklich zu machen. - 

In den Geis älter inet Prfihruhe Bagan abafr Ale niet 
Erkenntnisse, und in der allgemeinen Beziehung auf dieselbe besteht die 
transscendentale Wahrbeit, die vor, aller empirischen vorhergeht und sie 
möglich macht. 

Es füllt aber doch auch, in die Augen, dass, obgleich.die Schemate 


einen Togmüsiandes In Uabereinkiinmegng tal so ara 
est quantitas phanamenen, sennatio realitas phaenamenen ‚ons; re 
perdurabile rerum substantin pharnomenen  — | —. neternilas\t 
phaenomenen ct cet.), ee see npier 
lassen, so amplificiren wir, wie es scheiut, deu, vorher. rn 


TAB Elimentarlöhre. IE Theil: I Abtbeilung. IE Büch. IN Hatpsstlick 


Begrift, eo sollten die Kategorien in ihrer reinen Bedeitüng ohne alle 


Bedingungen der Sinnlichkeit von Dingen überhaupt gelten, wie sie 
sind, anstatt dass ihre Schemate sie nur vorstellen, wie sie erschei- 
nen, jene also eine von allen Schematen unabhängige und viel weiter 
begriffen allerdings auch nach Absonderung aller’ sinnlichen Bedingung‘ 
‚eine, abör nur logische Bedshtung der'blossen Einheit der Vorstellungen, 
denen aber kein Gegenstand, mithin auch keine Bedeutung gegeben wird, 
die einen Begriff vom Object abgeben könnte, So würde z. B. Substanz, 
wenm man die sinnliche Bestimmung der Beharrlichkeit wegliesse, nichts 
weiter als ein Etwas bedeuten, das als Subject (olme ein Pridicat von 
etwas Anderem zu sein) gedacht werden kann. Aus dieser Vorstellung 

ıs7 kann ich nun nichts machen, indem 'sie mir gar nicht anzeigt, welche 
Bestimmungen das Ding hat, welches als ein solches erstes Subjeot 
gelten soll. Also sind die Kategorien ohne Schemate nur Functionen 
des Verständes zu Begriffen, stellen aber keinen Gegenstand vor! ' Diese 
Bedeutung kommt ihnen von der Sinnlichkeit, die den Verständ ne 
ie de Ihm zugleich vestringirt 


Der transsoendentalen Doctrin der Urtheilskraft 
(oder Analytik der Grundsätze) im al 


zweites Hauptstück. 


System aller Grundsätze des reinen Verstandes. 


Wir haben'in dem vorigen Hauptstiicke die transscendentale Urtheils- 
"kraft nor nach den allgemeinen Bedingungen erwogen, unter denen se 
allein die reinen Verständesbegriffe zu synthetischen Urtheilen zu brauchen 
befagt ist. Jetzt ist unser Geschäft, die Urtheile, die der Verstand unter 
dieser kritischen Vorsicht wirklich @ priori zu Stande bringt, in syste- 


matischer Verbindung, darzustellen, wozu uns ohne Zweifel unsere Tafel 


der Kategorien die nattirliche und sichere Leitung geben muss. Denn 
diese sind es eben, deren Beziehung auf mögliche Erfahrung alle reine 
Verstindeserkenntniss = priorr ausmachen muss, und deren Verhältnies 
ss zur Sinnlichkeit überhaupt um deswillen alle transscendentalen Grind- 


[ 








2 En 
sätze des Verstandesgebrauchs euer 


wird. dd In u ee Ra 
Namen 





\ 
| 





[48 Klementarlehre IL Theil: I Abthoitung: II: Buch. II Hahptstlick. 


Begriff; so sollten die Kategorien in ihrer reinen Bedeutung 
Bedingungen’ der Sinnlichkeit von Dingen überhaupt gelten, wie sie | 
sind, mnstätt dass ihre Schemate sie ntır vorstellen, wie sie erschei- 
nen, jene also 'eine von allen Schematen unabhängige und viel weiter 
erstreckte Bedeutung haben. In der That bleibt den reinien Verstandes- 
begriffen allerdings auch nach" Absonderung aller sinnlichen Bedingung | 
ee, dor Boplscke Biildituing Aa Hlshhin nat dk Var | 
denen aber kein Gegenstand, mithin auch keine Bedentung gegeben wird, 
die einen Begrifl vom Objeet abgeben könnte, So würde z B. Substanz, 
wenn man die sinnliche Bestimmung der Beharrlichkeit wegliesse, nichts 
weiter als ein Etwas bedeuten, das als Subject (ohne ein Prädicat von 
etwas Anderem zu sein) gedacht werden kann. Aus dieser Vorstellung" 
ıst kann jch nun nichts machen, indem sie mir gar nicht anzeigt, welche‘ 
Bestimmungen (das Ding hat, welches als ein solches erstes Subject 
gelten soll. Also sind die Kategorien ohne Schemate nur Functionen 
des Verständes zu Begriffen; stellen aber keinen Gegenstand vor Diese 
Bedeutung kommt ihnen von der Binnlichkeit, die den Verstand realisirt, | 
indem sie ihn zugleich restringirt. ir ur 
- er 
Der transsoendentalen Doctrin der Urtheilskrat 

(oder Analytik der Grundsätze) 1 ae 


zweites Hauptstück. 2 y u 


System aller Grundsätze des reinen Verstandes, 


m 
Wir haben'in dem vorigen Hanptstticke die transscendentale Urtheils- 

kraft mar nach den allgemeinen Bedingungen erwogen, unter denen sie 
allein die reinen Verstandesbegriffe zu synthetischen Urtheilen zu brauchen 
befugt ist. Jetzt ist unser Geschäft, die Urthieile, die der Verstand unter 
dieser kritischen Vorsicht wirklich a prior? zu Stande bringt, in syste- 
matischer Verbindung, darzustellen, wozu uns ohne Zweifel'unsere Tafel’ 
der Kutegörien die natürliche und sichere Leitung geben muss. Denn 
diese sind es eben, deren Beziehung auf mögliche Erfahrung alle reine \ 
Verstandeserkenntniss a prior ausmachen muss, und deren Verhältniss \ 
ıss zur Sinnlichkeit überhaupt um deswillen alle transscendentalen Grand-" 


E Abschnitt. Vom obersten Grundsatze analytischen Urtbeile: 149 


Me 

wird. 7 TA 
Grundsätze a priors führen diesen ee ER 

weil de die Gründe anderer Urtheile in sich enthalten, sondern auch 


weil sie selbst nicht in höheren und allgemeineren Ser 
det sind. Fig NR BR 

weises. Denn, obgleich dieser nicht weiter objectiv geführt werden könnte, 
‚sondern ‚vielmehr ‚aller Erkenntniss seines Objects zum Grunde liegt, so 


[#3] 


hindert ‚dies. doch nicht, -dass nicht einen Beweis aus den subjectiven OA 


Quellen der Möglichkeit einer Erkenntniss des Gegenstandes überhaupt 
zu schaffen möglich, ja auch nöthig wäre, weil der Satz sonst gleichwol 
den grössten Verdscht einer bloss erschlichenen Behauptung auf sich 
haben wiirde. I 

Zweitens werden wir uns bloss auf‘ diejenigen Grundsätze, die sich 
duf die Kategorien beziehen, einschränken. Die Prineipien der transseen- 
dentalen Aesthetik, nach welchen Raum und Zeit die Bedingungen der 
Möglichkeit aller Dinge als Erscheinungen sind, imgleichen die Restrie- 
tion dieser Grundsätze, dass sie nämlich nicht auf Dinge an sich selbst 
bezogen werden können, gehören also nicht in unser abgestecktes Feld 
der Untersuehung. Ebenso machen die mathematischen Grundsätze kei- 
nen Theil dieses Systems aus, weil sie nur aus der Anschattung, aber 
nicht aus dem: reinen Verstandesbegriffe' gezogen sind; doch wird die ıss 
Möglichkeit derselben, weil sie gleichwol synthetische Urtheile «prior 
sind, hier nothwendig Platz finden, zwar nicht, um ihre Richtigkeit und 
apodiktische Gewissheit zu beweisen, welches sie gar nicht nöthig haben, 
sondern nur die Möglichkeit solcher evidenten Erkenntnisse @ priori be- 
greiflich zu machen und zu deduciren. ” 

Wir werden aber auch von dem Grundsatze analytischer Urtheile 
reden müssen, und. dieses zwar im Gegensatz mit dem der synthotischen, 
stellung die Theorie der letzteren von allem Missverstande "befreit und 
sie in ihrer eigenthitmlichen Natur deutlich vor Augen legt. 


1150 Elomentarlähre I Theil: 4 Abtheilung IL-Buch. IE Hauptstück. 


gun (mer ame ar ner tz il u 
Des Systems der Edi des reinen Verstandes tere 

wiurnauh wu 1a eu eu = ee 

ie unwilsenen Im ‚erster Abschnitt. ve han) tk m Ka 





"Von dem öbersten Grundsätze aller analytischen Urteile, 


© Von welchem Inhalt auch unsere Erkenntniss sei, und wie sie sich 
‚auf das Object beziehen mag; s0 ist doch die allgemeine, obzwar nur me- 
‚gutive Bedingung aller unserer Urtheile überhaupt, dass sie sich“nicht 
selbst widersprechen; : widrigenfalls ‚diese Urtheile an sich selbst (auch 
10’ohne Rücksicht: aufs Object) nichts‘ sind: "Wenn aber auch gleich in 
unserem Urtheile kein Widerspruch ist, so kann es demüngeachtet doch 
Begriffe so verbinden, wiö es der Gegenstand nicht mit sich bringt, ‚oder 
auehvohne‘ dass uns irgend ein Grund "weder: #' prior noch’ # poiteriori 
‚gegeben ist, welcher ein ‚solches Urtheil "berechtigte; "und ss "kann ein 
Urtheil bei allem den, dass es von allem inneren Widerspruche'frei ist, 
doch entweder fülsch oder grundlos sein. dolkaahk 

Der Satz nun: Keinem Dinge'kommt ‚ein Prüdieat zu, 'welchas ihm 
widerspricht, ‚heisst der Satz des Widerspruchs, "und ist 'ein'allgemeines, 
‚obzwar bloss negatives Kriterium aller Wahrheit, gehört aber auch darmm 
bloss in die Logik, weil er von Erkenntnissen bloss‘ als Erkenntnissen 
überhaupt, 'unangesehen ihres Inhalts gilt und sagt, ‚dass der Wa 
sie gänzlich verniehte und auflıebe: 

Man kann aber doch von demselben auch einen positiven Gebrauch 
machen, d. 3: nicht bloss um Falschheit und‘ Irrthum (so fern or aufdem 
Widerspruch beruht) zu verbannen, sondern auch Wahrheit zu'erkennen. 
Denn, wenn das Urtheil analytisch ist, es’mag nun verneinand oder 
bejahend' sein, so muss dessen ‘Wahrheit jederzeit nach dem Satze des 
Widerspruchs ‘hinreichend: können erkannt werden: ' Denn von dem, was 
in der Erkenntniss'des Objects schon als Begriff liegt und gedacht wird, 
wird" das Widerspiel jederzeit richtig verneint; der Begrif' selber uber 

10 nothwendig von ihm bejaht werden misseh, dartm, weilidas Gegentheil 
desselben dem Objeete widersprechen würde, 

Daher miissen wir auch den Satz des Widerspruchs als das 
allgemeine und völlig hinreichende Prineipium aller analytischen Er- 
kenntniss gelten lassen; aber weiter geht auch sein Anschen und 


IL Abschnitt  Voin obersten Grundsatze analytischer Unheile 151 


Brauchbarkeit 'nicht ‘als eines hinreichenden Kriteriums. der Wahrheit, 
Denn dass ihm gar keine‘ Erkenntniss‘ zuwider sein "könne, ‚ohme sich 
selbst zu vernichten, dag macht‘ diesen Satz wol zur eonditio sine gua'non, | 
aber nicht zum Bestimmungsgrunde der Wahrheit unserer Erkenntnisse, 
Da wir es nun eigentlich nur mit dem synthetischen "Theile unserer Er- 
kenntniss ‘zu thun haben, so werden wir‘ zwar jederzeit bedacht sein, 
denen: nverletsliöhen  Graplain oipmele Sonider zu handeln, „won-Tinn 
aber in Ansehung der Wahrheit von dergleichen Art. der Erkenntniss 
niemals ‚einigen | Aufschluss:gewärtigen können, 1.10.10 ul u / 
Es ist aber doch eine Formel dieses bertihmten, obzwar von allem 
Inhalt 'entblössten und bloss formalen Grundsatzes, ‚die eine Synthesis 
enthält, welche aus Unvorsichtigkeit und ganz unnötliger Weise in sie 
gemischt worden. Sie heisst: Es ist unmöglich, dass etwas zugleich sei 
und nieht sei. Ausser dem, dass hier die apodiktische Gewissheit: (durch 
das Wort unmöglich) überflüssiger Weise angehlingt worden, ‚die sich 
doch von selbst aus dem Satz muss verstehen lassen, so 'ist der! Satz 
durch die Bedingung der ‘Zeit ‚affeirt, und sagt gleichsum: Ein Ding ısa 
A, welches etwae—=B ist, kann nicht zu (gleicher Zeit Non-B seim, 
aber es kann wol beides (B sowol’als Now-B) nach einander sein; z.B. 
ein‘ Mensch;'der jung ist, kann nicht zugleich alt sein, eben derselbe 
kann aber sehr wol zu einer Zeit jung; zur(anderen nicht jung d. i. alt 
sein. "Nun muss der Satz des Widerspruchs‘ als ein: bloss logischer 
Grundentz seine Aussprüche gar nicht auf ‚die‘ Zeitverhältnisse ‚ein 
schränken, ‘daher ist‘ eine ‘solehe Formel 'der Absicht desselben. ganz 
zuwider. Der Missverstand kommt bloss daher, dass man ein Prädieat 
eines Dinges zurördarst von dem Begriff desselben absondert und nach- 
her sein Gegentheil' init diesem: Prädiente' verknüpft, welches niemals 
welches mit jenem synthetisch verbunden worden, abgiebt, und zwar nur 
dann, wenn das erste und zweite Prädicut zu gleicher Zeit‘gesetzt werden. 
Sage ich: ein Mensch, der ungelehrt ist, ist nicht gelehrt, 80 muss die 
Bodingung „zugleich“ dabei stehen; denn der, #0 zu einer Zeit unge- 
lehrt ist, kann zu einer anderen gar wol gelehrt sein. Sage ich aber: 
kein ungelehrter Mensch ist! gelehrt, so ist der Satz analytisch, weil dns 
Merkmal (der Ungelehrtheit) nünmiehr'den Bogrift dies Subjects mit-aus- 
macht, und alsdarn erhellt der verneinende Satz unmittelbar aus dem 






Satze des Widerspruchs, ohne dass die Bedingung „ang 
kommen darf. Dieses ist: denn: auch die Ursache, weswegen: 
nn ee ee er Terre 
EEE EEG atariduhh eu ee 


w olnalsurerkke ner | 
" De Sta dr Grant in Von || 
j f PT At ‚ch nik, rt feine |) 


er Si er inner A 
Von a ze are Grundsatze aller synthetischen Urteile 
wo. om wie | 
v Die Erklärung. der. Möglichkeit syatbotischer Urtheile ist; eine-Anf 
sei 
sogar ihren Namen nicht einmal kennen darf. Sie ist aber in einer 
transscondentalen Logik das wichtigste Geschäft unter. allen, nad sogar 
das einzige, ‚wenn von ‚der Möglichkeit synthetischer Urtheile.-.a prior; 
die Rode ist, imgleichen den Bedingungen und dem Umfauge ihrer 
Giltigkeit. Denn nach Vollendung desselben kann sie ihrem. Zwecks, 
so ren 
‚stimmen, vollkommen ein Gentige thun, 

Im anılyiischen. Urtheile« bleibe jeh.bei.dem ‚gegebenen Bagriie _ 
um etwas von. ihm auszumachen. Balls hojabend, ine 
diesem Begriffe nur dasjenige bei, was in ihm schon gedacht war; soll 
es verneinend sein, so ‚schliesse ich nur das Gegentheil desselben von 
ihm, aus. In synthetischen Urtheilen aber ‚soll ich ‚aus-dem gegebenen 
Begriff \hinausgehen, um ‚etwas ‚ganz Anderes als in ihm gedacht war, 

194 mit. demselben in ‚Verhältniss zu betrachten, welches daher niemals 
weder ‚ein. Verhältnis der, Identität nuch des: Widerspruchs ist, und 
wobei dem Urtheile an eich selbst weder die Wahrheit noch der Irrtum 
angesehen werden kann. ie 

engen. änm zuende Man .grerhanee Eapeiin 
gehen müsse, um ihn mit einem anderen synthetisch zu vergleichen, so 
ist ein Drittes nöthig, worin allein. die Synthesis zweier. Begriffe ent+ 
stehen kann. Was ist nun über ‚dieses. Dritte ‚als das ‚Medium aller 
synthetischen Urtheile? Es ist nur, ein Inbegriff‘, ' darin. elle ‚unsere 
Vorstellungen enthalten sind, nämlich der innere Sinn und. die Form 
desselben @ prieri, die Zeit. Die Synthesis der. Vorstellungen beruht 


IE Abschnitt.  Voin jöbersten Grundsatso synthetischer Urtheile. 153 


auf der Binbildungskraft, die ‚synthetische Einheit derselben aber (die 
zum Urtheile erforderlich ist) auf-der Einheit der Apperception. Hierin 
wird also ‚die Möglichkeit synthetischer Urtheile, und’ da: alle drei die 
Quellen zu Vorstellungen a prior enthalten, auch, die Möglichkeit reiner 
synthetischer Urtheile zu ‚suchen sein, ja sie werden sogar aus diesen 
Gründen nothwendig sein, wenn eine Erkenntniss von Gegenständen zu 
Stande kommen soll, die lediglich. auf der: Synthesis der Vorstellungen 
beruht. 

Wenn Men Ehisplunipusijeirueeihät misenditeichseekeun 
‚Gegenstand beziehen und in) demselben Bedeutung und Sinn haben soll, 
so muss der Gegenstand auf irgend eine Art‘ gegeben werden können. 
Ohne: das ‚sind die Begriffv leer, und man‘ hat dadurch‘ zwar gedacht, 
in der That: aber durch dieses Denken nichts erkannt, sondern bloss mit 193 
Vorstellungen. gespielt: Einen Gegenstand geben, wenn dieses nicht 
wiederum nür- mittelbar gemeint sein soll, sondern unmittelbar in. der 
Anschauung‘ darstellen, ist nichts Anderes als dessen Vorstellung auf 
Erfahrung (es sei wirkliche oder doch mögliche). beziehen. Selbst der 
Raum und die Zeit, so rein diese Begriffe auch- von.allen Empirischen 
sind, und so gewisses auch: ist, dass ‚sie völlig @ priori im Gemitthe 


‚Gegenständen ‚der Erfahrung nieht gezeigt würde, ja- ihre Vorstellung 
ist ein blosses Schema, das sich immer-auf die reproduetive Einbildungs- 
kraft bezieht, welche die Gegeustände der, Erführung herbei ruft, ‚olıne 
die sie keine Bedeutung haben würden; at ee 
olıne Unterschied. 

Die Möglichkeit. der Erfahrung ist also das, Fe ee 
Erkenntnissen a priori objeetive Realität giebt. Nun. beruht Erfahrung 


ölıne welche sie, nicht einmal Erkenntniss, sondern eine Rhapsodie von 
Wahrnehmungen. sein: würde, ‚die sich. in ‚keinen Context. nach Regeln 
eines durchgängig verknüpften (möglichen) Bewusstseins, ‚mithin auch 
nicht zur transscendentalen und nothwendigen Einheit der Apperception 
zusammen schicken würden. Die Erfahrung hat also Principien ihrer ı6 
Form a priori zum Grunde liegen, nämlich allgemeine Regeln der Ein- 


154 Eloniontarlchre IL Theil: I Abtheilung. IL Buch. 










synthetische Sätze @ prieri gänzlich unmöglich; wreilsiaie kein 
närlich keinen Gegenstand haben, an dem die synthetische 
Begriffe objective Realität darthun könnte: 1° 000 
© rObwir daher gleich vom Raume' überhaupt oder den‘ h 
weiche die produetive Einbildungskraft in ihm verzeichnet, so: viele 

# priori in synthetischen Urtheilen erkennen, so ‚dass wir wirklich hie, 

zu gar keiner Erfahrung‘ bedürfen, so würde ns 
gar nicht, sondern re here ku Du 


‚jene reinen synthetischen Urtheile, obzwar nur. mittelbar, auf 
Erfahrung oder vielmehr auf dieser ihre Möglichkeit: selbst 
nd darauf allein die objeetive Giltigkeit ihrer Synthesis. gründen. 
Da also Erfahrung als empirische Synthesis in ihrer 
die einzige Erkenntnissart ist, welche aller anderen Synthesis: 
giebt, s0 hat diese, als Erkenntniss‘@ priori auch nur dadurch‘) ? 
19: (Einstimmung mit dem Object), dass sie nichts weiter enthält, ‚ale was“ 
zur synthetischen Einheit der Erfahrung überhaupt nothwendig-ist. 
> Das oberste Prineipium‘ aller synthetischen Urtheile ist alsor ein 
jeder Gegenstand steht unter den nothwendigen Bedingungen dereyn- 
tletischen Bihheit des Mannigfultigen der Anschauung in einer mög- 
lichen Erfahrung: Tr 
Auf solche Weise sind synthetische Urtheile @ prior‘ möglieh, wenn 
wir die formalen Bedingungen der Anschauung « prüri, die Synthesis | 
der Binbildungekraft und die nothwendige Einheit derselben in einer 
transseendentalen Apperception, auf eine mögliche Erfahrungserkenntniss 
überhaupt beziehen und sagen: die Bedingungen der Möglichkeit.der 
Erfahrung überhaupt sind zugleich Bedingungen der Mögliehkeit 
der Gegenstünde der Erfahrung, und haben darum ZZ | 
ze in en, synthetischen Urtheile « priore. 























'm Alan 


” \ > . 7 














UL -Absehn. Syst Vorstellung aller symibotischen Grandaitse | 155 


I ao 


Den Spt der Grndtz de einen Versanden dba 
Systematische Vorstellung aller yon Grindsne 





desselben. , 


EI mehr m 








Dass überhaupt: Suite kiiteisneihiethide ie ri 
dem reinen Vorstands zuzuschreiben, der nicht allein das Vermögen der 
Regeln ist in Ansehung dessen, was geschieht, sondern selbst der Quell ıs 
der Grundsätze, nach welchen alles (was uns nur'als Gegenstand vor- 
kommen’ kann) 'nothwöndig ‘unter Regeln’ steht, "weil -ohne' solche den 
Erscheinungen niemals Erkenntnis eines ihnen correspondirenden Gegen- 
standes zukommen könnte. Selbst Naturgesetze, wenn sie als 'Grund- 
altze des empirischen Verständesgebrauchs betrachtet werden, führen 
zugleich einen Ausdrück ‚der Nothwendigkeit, mithin wenigstens die 
Vermuthung einer Bestimmung aus Gründen, die'« prierı) und vor-nller‘ 

“ Erführung giltig sind; beilsich. Aber ohne Unterschied stehen alle Ge- 
setze der Nätur unter höheren Grundsätzen des Verstandes, indem sie 
diese nur auf besondere Fälle der Erscheinung anwenden. Diese allein 
geben also den Begriff, der die Bedingung und gleichsam den Exponen- 
WR EURER VEREN 
der unter der Regel steht. | il 

een Barrel 
Verstandes oder auch umgekehrt ansehe, deshalb kann wol eigentlich 
keine Gefahr sein; denn die Nathwendigkeit nach Begriffen, welche die 
letzteren auszeichnet, und deren Mangel in jedem empirischen Satze, so 
allgemein er auch gelten mag, leicht wahrgenommen wird, kann. diese 
Verwechselung leicht verhüten. Es giebt aber reino Grundslitze a prieri, 
die ich gleichwol doch nicht dem reinen Verstande € gem bei- 
messen möchte, darum, weil sie nicht aus reinen Begriffen, sondern ans. 
reinen Anschauungen (obgleich yermittelst des Verstandes) gezogen sind; 
Vertnd I abe do, Vrrnögnue a Die Mathematik hat der- 

Anwendung auf 


van 


(die Deduction derselben) beruht doch"itmer auf dem reinen Verstande. 







156 Elementarlehre IL Theil L-Abtheilang. IL Buch. IL. Hauptstück 


Daher werde ich unter meine Grundsätze die der Mathematik 
mitzählen, aber wol diejenigen, worauf sich dieser ihre Möglichkeit 
Gr ne RC pn a nu 
Grundsätze anzusehen sind, und von Begriffen a 
abe vonder Anschauung ru Begifen mupeben- 40) 

In der Anwendung der reinen Verstandesbegriffe auf 
Erfahrung ist der Gebrauch Ihrer Synthesis entweder mathematisch 
‚oder dynamisch; denn sie geht ‚theils bloss auf die Anschanung, 
theils auf das Dasein einer Erscheinung überhaupt, Die Bedingungen 
@ prior‘ der Anschauung sind aber in Ansehung ‚einer möglichen. Er- 
fahrung durchaus nothwendig, die des Daseins der Objeete einer mög- 
Eichen empirischen Anschauung an sich nur zufällig. Daher werden die 
Grundsätze des mathematischen ‚Gebrauchs unbedingt nothwendig .d. i 
apodiktisch lauten, ‚die aber des dynamischen Gebrauchs werden zwar 
‚auch den Charakter einer Nothwendigkeit a priori, aber nur unter ‚der 
‚Bedingung des empirischen Denkens in einer Erfahrung, mithin nur 
209 mittelbar und indireet bei sich führen, folglich diejenige unmittelbare 

Evidenz nieht enthalten (obzwar ihrer auf Erfahrung allgemein. bezo- 
‚genen Gewissheit unbeschadet), die jenen ‚eigen ist. Doch dies wirdsgieh 
‚beim Schlusse dieses Systems von Grundsitzen besser beurtheilen lassen, 
Die Tafel der Kategorien giebt ung die ganz natiirliche Anweisung | 
zur Tafel der Grundsätze, weil diese doch nichts Anderes als Rogeln des 
objeetiven Gebrauchs der ersteren sind. Alle Grundsätze des reinen 
‚Verstandes sind demnuch t \ 


1: 
Axiome 
der Anschanung. 
2. Pe 
Antieipationen Analogien > 
der Wahrnehmung. der Erfahrung. 
4 
Postulate 
des empirischen Denkens tiberhaupt, 


Diese Benennungen habe, ich mit Vorsicht gewählt, um die Unten- 
sehiede in Ansehung der Evidenz und der Ausübung dieser Grundsätze 


IE Abschtt. Syst: Vorstellung aller synthetischen Grundaätse 157) 


nicht unbemerkt zu lassen. Es wird sich aber bald zeigen, dass, was 
sowol die Evidenz als die Bestimmung der Erscheinungen « priori nach zı 
den Kategorien der Grösse und der Qualität (wenn man lediglich auf 
die Form der letzteren Acht hat) betrifft, die Grundslitze derselben sich! 
darin von den zwei übrigen natnlınft unterscheiden, indem jene einer 
intuitiven, diese aber einer bloss discursiven; ohzwar beiderseits einer 
völligen Gewissheit fähig: sind. Ich werde .daher jene die mathema- 
tischen, diese die dynamischen Grundsätze nennen.* Man wird aber: 
wol bemerken, dass ich hier ebenso wenig die Grundsätze der Mathe-z0s 
matik in einem Falle als die Grundsätze der allgemeinen (physischen) 
Dynamik im anderen, sondern nur die des reinen Verständes im Ver 
hiltuiss auf dem inneren Sinn (ohne Unterschied der darin gegebenen 
Vorstellungen) vor Augen habe, dadurch‘ dann jene insgesammt ihre 
Möglichkeit bekommen. Ich beenne sie also mehr in: Betracht der An- 
wendung als um ihres Inhalts willen, und gehe nun zur Erwägung der- 
selben rip a at gen ee 


["ANo Verbindung (oonjunelio) int entweder Zusnmmensotzuig (mp 
sitio) oder Verknüpfung (new). Die erstere ist die Synthesis: des Maunigfaltigen 
was nicht nothwendig zu elnander gehört; wie z. B. die zwei Trlangel, darin 
ein Quadrat durch die Diagonale getheilt wird, für sich nicht nothwendig zu ein- 
ander gehören; und dergleichen ist die Synthosis dos Gleichartigen fn allem, 
was mathematisch urmögen werden kann (wölche Synthosis wiederum: In die der 
Aggregation und Coalition eingethellt wurden kann, daran die ‚erstere auf 
extonsive, die andere auf Intensive Grössen gerichtet Ist, Die zweite Verbin- 
dung (nem) ist, die Synthesis des Mannigfaltigen, so fern us nothweondig zu, 
einander gehört — wie 2 B. das Aceidens zu irgend siner Bubstanz oder die. 
Wirkung za der Ursache, — mitlin uch als angleichartig, doch a prior wur 
bunden vorgestellt wird, weiche Verbindung, weil de nicht willkürlich (ist, ichs 
daram dynamisch nenne, weil sie die Verbindung des Daseins des Mannigfalti 
‚gen ‚betrifft, (die : wiederum, in, die, physische der Erscheinungen ‚unter, ninander,. 
und die metaphysische, Ihre ur" Erkenntnissrermögen “prior, einge 
theilt warden kann).‘) u 


hie are ee 


2 ag 










158 Hlementarlehre: IE Theil L Abtheilung- IL Buch. D 


Zn u sea Bi a al fer « Pur 
de Aiome der Amsehomung., 
'* Däs Prineip: derselben ist: Alle Anschauungen si; 
rend a AM aueh 
ee ende; Pr 
© [Alle Erscheinungen enthalten der Form nach eine ‚Ansc 
Raum und: Zeit, welche ilinen insgesammt. a. priori zum .G 















ride syrthetischen Einheit dic anighlign (6 i 


thetische Einheit des Mannigfültigen der rer 
ung möglich, wodurch die Einheit der Zusammensetzung des 
faltigen Gleichartigen im Begrifie einer Grösse gedacht wird; di. 
Erscheinungen sind insgesammt Grössen, ind zwar extensive G; m 
weil. sie ale Anschauungen im Raume oder der Zeit durch 
thesis vorgestellt werden me als wodurch Raum, 
bestimmt werden. 2] 

Eine extensive Grösse nenne ich diejenige, Yin wei 
ung der Theile die Vorstellung des Ganzen möglich macht Kor | 
mothwendig vor dieser yorhergeht). Ich kann mir keine Linie, so 
io auch ‚sei, vorstellen, ohne.sie in Gedanken; zu. ziehen, di. von einem. | 
Pünkte slle Theile nach und nach 'zu erzeugen ‚und dadurch: allererst 
diese Anschtuing zt verzeichnen.’ Eberiso ist es auch" mit jeder, auch: 
der kleinsten Zeit bewandt. Yeli“ denk ir dark Yiar' den Aucoosetven | 
Fortgang von einem Augenblick zum anderen, wo durch alle 
— L) 

? Statt der obigen Definition und Veberschrift hat die Orte Auflage | Folgenden: 

„Von den Axiomen dor Anschauung — Grundsatz des Splnen V'orstABNE 
Allo Erscheinungen sind ihrer Anschauung nach extensive Grössen.“ 

* Dieser orste Absatz ist wie auch die Ueberschrift „Reweis“ ein Zusata der 

zwelten Auflage. 








II. Abschn, Syst. Vorstellung aller synthetischen Grundsütze. 159 


und ‚deren. Hinzutliun: endlich eine ‚bestimmte Zeitgrüsse erzeugt ‚wird: 
Da die blosse Anschauung ‚an allen Erscheinungen entweder der Raum 
‚oder die Zeit ist, so ist jede Erscheinung als Anschauung eine extensive 30: 
Grösse, indem ‚sie nar- dureh successive Syntliesis (von Theil zu Theil) 
in der Apprehension erkannt werden kann. Alle Erscheinungen werden 
demnach schon als Aggregate (Menge vorher gegebener Theile) angeschaut, 
welches eben niclit ‚der /Fall "bei jeder. Art Grössen, sondern*nur derer 
ist, die von uns extensiv als solche vorgestellt und apprehendirt. werden. 
Auf diese successiye Synthesis der productiven Einbildungskraft in. 
der Erzeugung der.Gestalten gründet,sich die Mathematik der Ausdeh- 
nung (Geometrie) mit ihren Axiomen, welche die Bedingungen der sinn- 
lichen Anschauung a prior‘ ausdrücken, 'unter denen allein das Schema 
eines reinen Begrifis der äusseren Erscheinung zu Stande kommen kann; 
z.B. @wischen.zwei Punkten ist: nur eine gerade Linie, möglich; zwei 
gerade Linien «schliessen keinen Raum..ein t..#. w. Dies sind die Axi- 
come, welche eigentlich'nur Grüssen (gwanta) als solche betreffen... 
Was aber die Grösse (quantitas); d. 4... die Antwort auf die -Eruge, 
wie gross etwas sei,.betrifit, so giebt ‘es in Ansehung derselben, obgleich 
strabilie) sind, dennoch im eigentlichen Verstande keine Axiome. Denn 
dass Gleiches zu Gleichen hinzugethan oder von. diesem abgezogen ein 
Gleiches gebe, sind ‚analytische Sätze, indem ich‘ mir ‚der Identität der 
einer: Grössenerzeugung mit ‚der anderen unmittelbar bewusst bin; Axi-s 
ome "aber sollen ‚synthetische Sätze a. priors sein... Dagegen aind die 
evidenteh' Sätze der: Zahlverhältnisse zwar allerdings ‚synthetisch, 'aber 
nicht allgemein’ wie die der Geometrie, und eben um deswillen auch nicht 
Axiome, sondern können Zahlformeln genannt werden. Dass 7 +5=12 
eei,rist kein analytischer Satz.) Denn ich denke weder in der Vorstellung 
von 7, noch" von’, noch in der Vorstellung von der Zusammensetzung .. 
beider die Zahl 12 (dass ich diese in der! Addition beider. denken 
solle, davon ist hier nicht die Rede; denn bei, dem analytischen Satze int 
nur die Frage)'ob ich das Prädicat wirklich in-der Vorstellung des Bub- 
jeets denke). "Ob er/nber gleich aynthetisch ist, #0 ist er doch nur ein 
einzelner Satz / So fern hier bloss anf die Synthesis des Gleichartigen 
(der Einheiten)‘ gesehen wird, so kann die Syutbesis hier nur auf eine 
einzige Art geschehen, wiewol der Gebrauch dieser Zahlen nachher 









160° Elomentarleire IL. Theil 1 Abtbeilang‘ IL Buch: PEREE EG 


allgemein ist. Wenn ich sage: durch drei Linien, deren zwei 
genommen grösser sind als die dritte, Isst sich ein Triangel z 
50 habe ich hier die blosse Function der productiven 
welche die Linien grösser und kleiner ziehen, imgleichen nach 


? wur auf eine eihzige Art möglich, und auch die Zahl 12, die'du 
die Synthelis der ersteren mit 5 erzeugt wird. 'Dergleichen ‚Sätze muss 


zemen also’nicht Alam (dei nat gäbe’ en deren ansich) onden| 
Zahlformeln nennen. wo mtl» VE 
17 Dieser traünscenidental6: Girandsata der. Makhemaiik der. Ersäheis) | 
mungen giebt unserer Erkenntnis a priori grosse Erweiterung. Denn er 
ist es allein, welcher die reine Mathematik in ihrer ganzen Präeision auf! 
Gegenstände der Erfahrung anwendbar macht, welches ohne diesen 
Grundsatz nicht so von selbst erhellen möchte, ja auch manchen Wider 
spruch “veranlasst ‘hat. Erscheinungen’ sind: keine Dinge-an’ sich selbst 
Die empirische Anschauung ist nur durch die reine (des Raumes und. 
der Zeit} möglich; was also die Geometrie von dieser'sagt, gilt'auch'ohme | 
Widerrede von jener, und die Ausfltichte, als wehn Gegenstände der | 
Sinne nicht den Regeln der Construction im Raume (z.B. der unend-, 
lichen Theilbarkeit der Linien oder Winkel) gemäss sein dürften, müssen 
wegfallen. Denn dadurch‘ spricht man dem Raume und: mit ihm zus 
gleich aller Mathematik objective Giltigkeit ab, und weiss nicht mehr, 
warum und wie weit sie auf Erscheinungen anzuwenden sei. Die Syn“ 
thesis der Räume und Zeiten als der wesentlichen Formen aller Anschau-, 
ung ist das, was zugleich die Apprehension der’ Erscheinung, mithin jedes 
äussere Erfahrung, folglich auch ‚alle Erkenntniss derselben ‚möglich: 
macht; 'und was die Mathematik im reinen Gebrauch von jener beweist. 
Ans gilt ich nothwendig von dieser.‘ Alle: Binwürfe ‚dawider sind nur 
207 Ohieanen einer falsch belehrten Vernunft, die irriger Weise die Gegen 
stände der Sinne von der formalen Bedingung unserer Sinnlichkeit: loss 
sumachen gedenkt und sie, obgleich sie bloss Erscheinungen sind, als. 
Gegenstände an sich selbst, dem Verstunde gegeben, vorstellt, in’welchem 
Falle freilich ‘von ihnen « priori'gar nichts, mithin such nicht dureh 
reine Begriffe vom Raume synthetisch erkannt werden könnte, und.die 
Wissenschaft, die diese bestimmt, ie 


möglich sein würde. 








IIf. Abschnitt. Syst. Vorstellung aller synthetischen Grundsätze. 161 


2. Anticipationen der Wahrnehmung. 


Das Princip derselben ist: In allen Erscheinungen hat das 
Reale, was ein Gegenstand der Empfindung ist, intensive 
Grösse, d.i. einen Grad.! 

[Beweis.] 

[Wahrnehmung ist das empirische Bewusstsein, d. i. ein solches, in 
welchem zugleich Empfindung ist. Erscheinungen als Gegenstände der 
Wahrnehmung sind nicht reine (bloss forınale) Anschauungen wie Raum 
und Zeit (denn die können an sich gar nicht wahrgenommen werden). 
Sie enthalten also über die Anschauung noch die Materien zu irgend 
einem Objecte überhaupt (wodurch etwas Existirendes im Raume oder 
der Zeit vorgestellt wird), d. i. das Reale der Empfindung als bloss sub- 
jective Vorstellung, von der man sich nur bewusst werden kann, dass 
das Subject affieirt sei, und die man auf ein Object überhaupt bezieht, 
in sich. Nun ist vom empirischen Bewusstsein zum reinen eine stufen- 
artige Veränderung möglich, da das Reale desselben ganz verschwindet 
und ein bloss formales Bewusstsein (a priors) des Mannigfaltigen in Raum 
und Zeit übrig bleibt; also auch eine Synthesis der Grössenerzeugung 
einer Empfindung von ihrem Anfange, der reinen Anschauung —= U an 
bis zu einer beliebigen Grösse derselben. Da nun Empfindung an sich 
gar keine objective Vorstellung ist, und in ihr weder die Anschauung 
vom Raum noch von der Zeit angetroffen wird, so wird ihr zwar keine 
extensive, aber doch eine Grösse (und zwar durch die Apprehension der- 
selben, in welcher das empirische Bewusstsein in einer gewissen Zeit von 
nichts —=0 bis zu ihrem gegebenen Masse erwachsen kann), also eine 
intensive Grösse zukommen, welcher correspondirend allen Objecten der 
Wahrnehmung, so fern diese Empfindung enthält, intensive Grösse, 
d. i. ein Grad des Einflusses auf den Binn beigelegt werden muss.?] 


1 Obige Deänition und Uebersehrift lauten in der ersten Auflage: 

„Die Äntieipationen der Wahrnehmung. — Der Grundsatz, welcher 
alle Wahrnehmungen als solche antieipirt, heisst so: In allen Erscheinungen hat die 
Empfindung und das Reale, welches ihr an dom Gogenstande entspricht (realitas 
‚phaenomenon), eine Intensive Grösse, d. 1. einen Grad.“ 

# Dieser erste Absats Ist wie die Ueberschrift „Beweis“ ein Zusats der zweiten 
Auflage. 

Kanr's Kritik der reinen Vernunft. 1 








162 Elementarlohte IL. Theil. L-Abiheilung. IL Buch. IE: Hauptstlick 


Man kann alle Erkenntuiss, wodurch ich dasjenige, was zur empi- 
rischen Erkenntnis gehört, a priori' erkennen und bestimmen kann, eine N 
Anticipafion nennen, und ohne Zweifel ist das die Bedeutung, in + 
Erıcun ı seinen Ausdruck agöärpes brauchte. Da aber an den 
Bungs etwas ist, was niemals a priori erkannt wird, und welches & 

“auch den eigentlichen Unterschied ie wl. | 
20a prior! ausmacht, nämlich die Empfindung (als Materie der Wahr 
A so folgt, dass diese es eigentlich sei, was gar nieht anticipärt 
werden kann. Dagegen würden wir die reinen Bestimmungen im Rate 
und der Zeit, sowol in Anschung der Gestalt als Grösse, Anticipationen 
der Erscheinungen nennen können, weil sie dasjenige a prior! vorstellen, 
was iinmer a posteriori in der Erfahrung gegeben werden mag. Gesetzt 
aber, es finde sich doch etwas, was sich an jeder Empfindung als Em- 
pfindung überhaupt (ohne dass eine besondere gegeben sein mag) # 
prior! erkennen lässt, #0 würde dieses im ausnehmenden Verstande 
“ Antieipation genannt zu werden verdienen, weil’es befremdlich scheint, 
der Erfahrung in demjenigen vorzugreifen, was gerade die Materie der- 
selben angeht, die man nur aus ihr schöpfen kann. Und so verhält es 
sich hier wirklich. } 
Die Apprehenston bloss vermittelst der Empfindung erfüllt nur 
einen Augenblick (wenn ich nämlich nicht die Suceession vieler Eim- 
pfindungen in Betracht ziehe). Als etwas in der Erscheinung, dessen 
Apprehension keine successive Synthesis ist, die von Theilen zur ganzen 
Vorstellung fortgeht, hat sie also keine extensive Grösse; der Mangel 
der Empfindung in demselben Augenblicke würde diesen als leer vor- 
stellen, mithin —0. Was nun in der empirischen Anschauung der 
Empfindung correspondirt, ist Realität (reafitas phaenomenon); was dem 
ıoMangel derselben entspricht, Negatiin—0. Nun ist aber jede Empfin- 
dung einer Verringerung Rilig, so dass sie abnehmen und #0 allmählich 
verschwinden kann. Daher ist zwischen Realität in der Erscheinung 
und Negation ein eontinuirlicher Zusammenhang vieler möglicher ‚Zwi- 
schenempfindungen, deren Unterschied von einander immer kleiner ist, 
als der Unterschied zwischen der gegebenen und dem Zero oder der 
* gänzlichen Negation. Das ist: das Reale it der Erscheinung hat jeder- 
zeit eine Grösse, welche aber nicht in der Apprehension angetroffen 
wird, indem diese vermittelst der blossen Empfindung in einem Augen- 





UT Abschnitt. Syst, Vorstellung aller synthetischen Grundsätze 163 


blicke, und nicht: durch successive Synthesis vieler Empfindungen ge- 
schiebt, und also nicht von den T’heilen zum Ganzen geht; es hat also, 
zwar eine Grösse, aber keins extensive.) | num 
"Nun nenne ich’ diejenige Grösse, dis nur als Einheit apprehendirt 
wird, und in welcher die Vielheit'nur dureh "Annäherung zur Negation 
0 vorgästellt werden kann, die intensive Grösse. "Also hat jede 
Realität in der Erscheinung intensive Grösse, d. i' einen Grad. Wen 
man diese Realität als Ursache (es sei der Empfindung oder ’ anderer 
Realität "in ‘der Erscheinung, 2: B. einer Veränderung) betrachtet, so- 
nennt man den Grad der Realität als Ursache ein Moment, z. B. das 
Moment der Schwere, und zwar darum, weil der Grad nur die Grösse 
bezeichnet, deren Apprehension nicht suceessiv, sondern augenblieklich 
ist. Dieses berühre ich aber hier nur beildufig, een 
habe'ich für jetzt noch nicht zu thun. u er 
So hat demnach jede Empfindung, mithin auch jede Realität in dert 
Erscheinung, so klein sie auch sein mag, einen Grad, 4/1. eiheintensive' 
Grösse, die noch Immer vermindert werden kann, und zwischen Realität 
und Negation ist ein continuirlicher Zusammenhang möglicher Realitäten 
und möglicher kleinerer Wahrnehmungen. Eine jede Farbe, z. B. die 
+ rothe, ‚hat einen Grad, (der,so klein er auch sein’ mag,‘ niemals der 
kleinste ist, und #0 ist es ee ee nn 
überall bewandt.: sur ira her Wh 
Die Bigenschaft re daR welcher an hen kei Theil 
2er kleinstmögliche (kein Theil einfach) ist, heisst die Continuitkt der- 
selben. Raum und Zeit sind guanta continwa, weil kein Theil derselben 
gegeben werden kann, ohne ihm zwischen Grenzen (Punkten und Augen- 
blicken) einzuschliessen, mithin nur so, dass dieser Theil selbst wiederum 
ein Rauın oder eine Zeit ist. Der Raum besteht also nur aus Ritumen, 
die Zeit aus Zeiten. Punkte und Augenblicke sind nur Greuzen, di" 
biosse Stellen. ihrer "Einschränkung; "Stellen aber setzen jederzeit jene 
Anschauungen, die sio beschränken oder bestimmen sollen, voraus, und 
aus‘ blossen Stellen als aus Bestandtheilen, die noch vor "dem Raume 
‚oder (dar Zeit gegeben werden "könnten, kann‘ weder‘ Raum noch Zeit‘ 
zusammengesetzt werden: Dergleichen ‚Grössen kann man’ auch flies- 
sende nennen, weil die Synthesis (der productiven Einbildungekraft) in 
ihrer Brzengung ein Fortgang in der Zeit ist, deren Continwität man sız 
11® 


164 Elomentarlohre. IL Theil: L Abtheilung.. IL Buch. AL. Hanptstliek. 


besonders durch dem Ausdruck den Flieens (Verficens) au bezeichnen 
Wegtimi 0 bw mt une mit er hate le Aneer per | 
Alte Erscheinungen überhaupt sind demnach eontinnirliche Grössen, 
sowol ihrer Anschauung nach als extensive, oder ‚der blosaen Wahtneh- 
mung. (Empfindung und mithin. Realität) nach als intensive (Grössen. 
Wenn. die Synthesis des Manniefaltieen der Erscheinung unterbrochen. 
ist, 30 ist dieses ein Aggregat von vielen Erscheinangen,. mod nicht, 
eigentlich Erscheinung als ein Quantum, welches nicht durch die blonse, 
Fortsetzung der productivon Synthesis siner gewissen Art, sondern dureh 
Wiederholung einer immer aufhörenden Synthesis orzengt wird. Wenn. 
ich. 13 ‚Thaler. ein Geldquantum nenne, so. benenne ich es 80 fern richtig, 
als ich darunter den Gehalt von «iner Mark’ fein Silber verstehe, welche 
aber allerdings eine continnirliche Grösse ist, in: welcher kein Theil der 
kleinste ist, sondern jeder Theil ein Geldstück ausmachen könnte, welches 
‚immer Materie zu noch kleineren enthielte, Wenn ich aber unter jener 
Benennung ‚18 runde ‚Thaler, werstehe. als mo..vial-husen (ihm Bilbanzı | 
gehalt mag. sein, welcher er wolle), »0 benenne-ich-es-unschicklich dureh, 
ein Quantum von Thalern, sondera muss es ein Aggregat, d. 5 eine, 
Zahl Geldstücke) nennen. Da nun. bei ‚aller Zahl doch Einheit, zum. 
Grunde liogen muss, so ist die Erscheinung ‚als Einheit ein Quantum, . 
und als ein solehes jedärzeit ein Continunm. | BT 
Wenn nun alle Eecheinungen, sownl extonsiv als ee 
213 tet, eontinuirliche Grössen sind, #0 würde der'Satz, dass auch alle Ver- 
äuderung (Uebergang eines Dinges aus einem | Zustande in den anderen) 
continnirlich sei, leicht und mit mathematischer Evidenz. hier bewiesen. 
werden können, went nicht die Causalität einer, Veränderung überhaupt 
ganz ausserhalb. der Grenzen einer Transscendental-Philosophie lüge und | 
empirische Principien voranssotzte, Denn dass eine Ursache möglich sei, ı 
welche den, Zustand der Dinge verändere, d. i, sie zum Gegentheil eines: 
gewissen gegebenen Zustandes bestimme, davon giebt uns’ der Verstand 
« priori gar keine Eröffnung, wicht bloss deswegen, weil er die Möglich- 
keit davon. gar nicht einsieht (denn diese Einsicht fehlt ums in-mehreren 
Erkenntnissen « priori), sondera weil die Veränderliehkeit nur gewisse 
Bestirnmungen ‚der Erscheinungen „trifft, welche die Erfahrung allein - 
lehren kann, indessen dass ihre Ursache ia dem Unverlinderlichen anzu. 
trafen ist... Da wir aber ‚bier \nichts ‚vor uns.haben, dessen wir ung 


” U. Abschnitt. Syst. Vorstellung aller synthetischen Geindräten 105 
De 


und sogar deren Mangel so fern zu ergänzen, dass: er. allen ‚falschen 
‚Behlüssen, ‚die daraus gezogen werden möchten, den Riegel: vörschiebt. 
Wenn alle Realität in der Wahrnehmung einen. Grad hat, zwischen 211 
‚dem und der Negation eine unendliche Stufenfolge immer minderer Grade 
oeptivitii der Empfindungen haben muss, so ist keine Wahrnehmung, 
‚Realen in der Erscheinung, & sei unmittelbar ‚oder mittelbar (dureh 
‚welelien Umschweif im‘ Schliessen man immer wolle), bewiese, d..i. &s., 
einer leeren ‚Zeit gezogen werden. | Denn der |gänzliche Mangel des 
‚Realen in ‚der sinnlichen Anschauung kann ‚erstlich selbst ‚nicht wahr- 
‚genommen «werden, zweitens kann. er aus’ keiner, einzigen Erscheinung 
‚und dem Unterschiede des ‚Grades ihrer Realität gefolgert, oder darf 
‚auch - zur Erklärung ‚derselben niemals / angenommen werden. Denn, 
‚durch und durch real, di kein Theil‘ derselben- leer ist, so muss. es 
‚doch; weil jede Realität ihren Grad hät, der bei unverlinderter exteusiver 
‚Grösse der Erscheinung bis zum Nielits (dem Leeren) durch unendliche 


‘sie einen grossen Unterschied’ der Quantität-der Materie von verschiedener 
"Art unter gleichem Volumen \(theils. ‘durch das Moment der Schwere 
oder "des ‚Gewichtz,; theils«iditrch! das; Moment ‚des.'Widerstandes gegen 
„ändere: bewegte Materien)  wahrielmen, » schliessen ‚ daraus .ei 

dieses Volumen (extensive Grösse der Erscheinung) müsse in allen Ma- 
terien, ob zwar in verschiedenem Masse, loer ‚sein. Wer ‚hätte aber. von 


w 


166 Eiementarlshre. I Tholl.‘ I Abtbllung: /I'Büch. AL -Mauptsttick.* 


‚sich wol jemals einfallen lassen, Anss' sie diesen ihren Schluss: 


auf eine metaphysische Voraussetzung, welche sie doch s0.adır zu ver- | 
| 


meiden! vorgeben; gründeten, indem sje 'anhuhmen, ‚dass däs Reale/im 
Ratıme (ich mag «s hier nicht Undurchdringlichkeit oder Gewicht nennen, 
weil dieses empirische Begrifio sind) allerwärts-einerlei sei und sich“ | 
‚iur der extensiven Grösse"d. i. der Menge nach tinterscheiden könne, 
Dieser Voruuisselzung, dazu sie keinen Grund in der Erführung- haben 
"konnten, und die also bloss metapliysisch ist, sötze ich einen: trähsscen- 
dentälen‘ Beweis entgegen, ‚der zwar den‘ Unterschied iu der Erfüllung 
der Räume nicht’erklären soll, aber duch die vermeinte Nothwendigkeit 
"sunehmente leere Räume erklären zu. können, völlig aufhebt; und das 
Verdienst hat,’ den Verstand wenigstens in Freiheit‘u versetzen; sich 
sı6.diese Verschiedenheit auch auf andere Art zu‘ denken, wenn die Natur- 









erklärung hieran irgend eine Hypothese notwendig machen'sollte Denn 


din schen 'wir, dars, obschon gleiche Räume von verschiedenen Materien 
vollkommen erfüllt sein mögen, so dass in keinem von ihnen ein Punkt 
ist, in welchem nicht ihre Gegenwart anzutroflen wire, so habe doch 
‚jedes Reale bei derselben Qualität ihren Grad (des "Widerstandes oder 
des Wiegens), welcher ohne Verminderung der  extensiven Grösse (oder 
Menge ins unendliche kleiner sein kann, ‚ehe sie in das Leere übergeht 
‘und verschwindet; ' Sokarn eine Ausspannung, die einen Raum erfüllt, 
2. B: Wärme, und auf gleiche Weise jede andere Realität (in: derEr- 
scheinung); 'ohme im’ mindesten den kleinsten "Theil dieses! Raumes leer 
zu lassen, in ihren Grwlen ins mendliche abnehmen, und’ nichts desto 
weniger dem Raum mit diesen kleineren‘ Graden ebenso wob'erfüllen, als 
eine andere Erscheinung mit grösseren. ‘Meine Absicht ist hier keines- 
wegs, zu behaupten, dass dieses wirklich" mit der Verschiedenheit der 
Materien ihrer specifischen Schwere'nach s6. bewandt «sei, sondern nur 
aus einem Grundsatzo des reinen Verstandes darzuthun, dass die Natur 
unserer Wahrnehmungen eine solche Brklärungsärt möglich mache, und 
dass man Rilschlich das Reale der: Erscheinung‘ dem Grade «nach als 
‚gleich, und“ nur der Aggregation und‘ deren extensiver (Grösse nach als 
verschieden annehme,; ' euer 
Grundsatz des Verstandes wipriors behanpte 0. ons uniron 








UL Abschnitt. Syst Vorstellung aller synthetischen Gründsite, 17 


Es hat gleichwol diese Antieipation der Wahrnehmung für einen ı17 
der transseendentalen" Ueberlegung gewohnten und dadurch hehutssm 
gewordenen ‘Nachforscher. immer etwas ‚Auffallendes an sich, ‚und ‚erregt 
darüber einiges Bedenken, dass der Verstand einen ‚dergleichen syntle- 
tischen Satz, als der von dem Grad alles Realen in den Erscheinungen 
ist, und mithin der Möglichkeit des inneren Unterschiedes der Empfindung 
selbst, wenn man yon ihrer, empirischen Qualität ‚alstrahirt, antieipire; 
und .es ist also noch eine der Auflösung, nicht unwürdige Erage, win der 
Verstand hierin synthetisch, über Erscheinungen «prior aussprechen, 
u ie ref, a Gl nn ac 
ee ea Sri na 
Die rechnen ag 








innität, an. aller Qualiiät aber (dem en lin Ara 
weiter a,priori als die intensive Quantität derselben, nämlich dass aio 
Res habsor wenn können; alles Uebrige bleibt der Erfahrung 








168 Elomentarlohre. IE Theil. 1 Abtheilumg IE Buch. II. Hauptstück 


IHalı Y ” ib nksnie lu = 
- ron ir "Analogien der Erfahrung, (ee 
| ‚Das Prineip derselben ist: Erfahrung ist nur durchidie Vor- 
stellung einer nothwendigen Er Taste jet Wahrnel- 
a ABUNn in u we 
' [Beweis] tal a A 
Ag it dep The) di, eine Brkenntniss, 
die durch Wahrnehmungen ein Object bestimmt. Sie Ist also eine Byn- 
thesis der Wahrnehmungen, die selbst nicht in der Wahrnehmang ent- 
halten ist, sondern die synthetische Einheit des Mannigfaltigen derselben 
in einem Bewusstsein enthält, welche das Wesentliche einer Erkenntnis 
219 der Objecte der Sinne, d. i der Erfihrung (nicht bloss der Anschauung. 
öder Empfindung der Sinne) ausmacht. Nun kommen zwar in der Er- 
fahrung die Wahrnehmungen nur zufälliger Weise zu einander, so Aus 
keine Nothwendigkeit ihrer Verkntipfung aus den Wahrnehmungen selbst: 
erhellt noch erhellen kann, weil Apprehension nur eine Zusammenstellung 
des Mannigfaltigen der empirischen Anschauung ist, aber keine Vorstele 
Kung von der Notwendigkeit der verbundenen Fxistenz der Erschei- 
nungen, die sie zusammenstellt, in Raum und Zeit in derselben, ange- 
troffen wird. Da aber Brfahrang eine Brkenntniss der Ohjecte durch 
Wahrnehmungen ist, folglich das Verhältniss im Dasein des Mannig- 
faltigen nicht wie es in der Zelt zusammengestellt wird, sundern wie es 
objectiv in der Zeit ist, in ihr vorgestellt werden soll, die Zeit selbat 
aber nicht wahrgenommen werden kann, so kann die Bestimmung der 
Existenz der Objeete in der "Zeit nur durch ihre Verbindung in der Zeit 
überhaupt, mithin nur durch «@ prüori verknüpfende Begriffe geschehen. 
Da diese nun jederzeit zugleich Nothwendigkeit bei sich führen, s0 ist. 
Erfahrung nur durch eine Vorstellung der’ — TERMS 
der Wahrnehmungen möglich.*] 


Die drei modi der Zeit sind Beharrliehkett, Folge und’ Zu= 
zu 

* Obige Definition und A Unberschrift lauten in der ersten Auflage: . 

„Die Analogien der Erfahrung. — Dor allgemeine Grundantz derselben 
ist: Alle Erscheinungen stehen ihrem Dasein nach a prior unter Regeln der Ba- 
stimmung ihres Verhältsiiisos unter einander in siner Zeit. 

* Dieser erste Absatz Ist wie die Uchorschrift „Boweis“ ein Zusats der zweiten 


Auflage. 


II. Abscheitt Syst Vorstellung aller synthetischen Grundsätze 169 


gleichsein. Daher werden drei Regeln aller Zeitverhältnisse der Er- 
scheinungen, wonach jeder ihr Dasein in Ansehung der Einheit aller Zeit 
EEE HP be Fr 
ar wree ii v mil 
Der allgemeine Graiilnke ‚aller ärei! Analogien ı ri a 

aöthwendigen Einheit der Apperception in Ansehung alles möglichen 
empirischen Bewusstseins (der Wahrnehmung) zu jeder Zeit, folglich, 
da jene « priori zum Grunde liegt; ‚anf der synthetischen Einheit aller 
Erscheinungen nach ihrem Verhältnisse in ‚der Zeit. Denn die, ursprüng- 
liche Apperception' bezieht‘ sich auf-den inneren Sinn; (dem Inbegriff aller 
Vorsiellingen);' und'zwar @ priori auf-die Form desselben, d..i. das Ver- 


dentale Einheit derselben @ prior, ter welcher alles ‚steht, was zu 
meinem (d. i: meinem einigen) Erkeuntnisse gebüren soll, mithin ein Ge- 
genstand für mich werden kann: Diese synthetische. Einheit in dem 
Zeitverhältnisse aller Wahrnehmungen, welche a ıprioni ‚bestimmt 
ist, ist also das Gesetz, dass alle empirischen Zeitbestimmungen. unter 
Regeln der allgemeinen Zeitbestimmung- stehen ‚müssen; und, die Ann- 
ee feiern men ng an nüssen der- 

Diese Grundsätze ‚haben das Bebndematuch] sie nicht.die 
Bisshälnnigenseintjäie Öynihenin, ihrer empirischen Anschauung, sondern 
blögs' das: Dasein und ihr-Verkältniss unter ‚einander in Ansehung 
dieses ilires Daseins erwägen. ‚Nun kann die Art, wie etwas in der Er- 
scheinung apprehendirt wird; a prior: dergestalt. bestimmt sein, dass die um 
Rogel ihrer Synthesis zugleich diese Anschauung « priort in jedem vor- 
liegenden empirischen Beispiele geben, d. i. sie darans zu Stande. bringen 
werden, und/ob wir gleich; auf diesem Wege dahin gelangen. könnten, 
auf irgend ein Dasein 'zu schliessen, so würden wir dieses doch nicht 
bestinnhit‘ erkennen, di 4L..das, wodurch Verteeehee Anschanung sich 
von anderen unterschiede, anticipiren können. +11... 

End wege mwei-Grumdsitten; welchädelt die malhematischen nannte; 
in Betrscht dessen, dass sie die! Mathemnfik auf Erscheinungen anzus 


" 


170 Elementarlchre. IL Theil L Abtheilung. EL. Buch. IL Hauptstück, 


Wahrnehmung nach, nach Regeln einer mathematischen Synthesis erzeugt 
werden könnten; daher sowol bei der einen als bei der anderen die Zahl- 
braucht werden können: 80 werde ich z. B. den 'Grad der Empfindung. 
des Somnenlichts aus etwa 200000 Erlenchtungen durch den Mond zu- 
sammensetzen, und = priori bestimmt geben «d. 'i. ‚construiren. können, 
Daher können wir die ersteren Grundsätze constitutive nennen... 2 
Ganz anders muss es mit denen 'bewandt- sein, die das, Dasein der 
Erscheinungen @ prior unter Regeln bringen sollen... Denn; da dieses 
ra sich nicht eonstruiren lässt, #0 werden: sie nur.auf das, Verhiltniss des 
Daseins gehen, und keine anderen als bloss regulative Prineipien ub- 
geben ‘können. Da ist also weder an Axiome noch. an Anticipationen 
zu denken, sondern, wenn uns eine Wahrnehmung in einem’ Zeitverbält- 
nisse gegen andere (obzwar unbestimmte) gegeben ist, so wird @.priors, 
nicht gesagt werden können, welche andere und. wie grosse, Wahr- 
nehmung, sondern wie sie dem Dasein nach in. diesem mode der Zeit mit 
‚jener nothwendig verbunden sei. In der Philosophie bedeuten Analogien 
etwas schr Verschiedenes von: demjenigen, was sie in der Mathematik 
vorstellen. «In dieser sind es Formeln, ‚welche die Gleichheit, zweier 
Grössenverhältnisse aussagen, und jederzeit eonstitutiv, 30 dass, wenn 
drei Glieder der Proportion gegeben sind, ‚auch das vierte dadurch ge- 
geben wird, d. i. construirt‘ werden kann. In: der Philosophie: aber ist 
die Analogie nicht die'Gleichheit zweier quantitativen sondern quali= 
tativen Verhältnisse, wo ich aus drei gegebenen Gliedern inur.das Ver- 
hältniss zu einem vierten, nicht aber dieses vierte Glied selbst er- 
kentien und'@ priori‘ geben kann). wol aber eine Regel «habe, es in der 
Erfalirung zw suchen;"nund- ein Merkmal, #8- int! derselben ‚anfentfindenz 
(Eine Analogie der Erfahrung wird also nur eine Regel sein, nach welcher 
aus Wahrnehmungen Einheit der Erfahrung‘ (nicht: wie Wahrnehmung 
selbst als empirische Anschauung überhatıpt) entspringen zoll, und als 
Grundsatz von den Gegenstlinden (den Erscheinungen) nicht eönstitutin, 
ze sondern bloss rogulativ gelten) "Eben dasselbe aber wird: auch von den 
Postulaten des empirischen Denkens tiberhaupt, ‘welche die Synthesis der 
blossen Ansehauung (dev Form der‘ Erscheinung), ‚der- Wahrnehmung 


HI. Abschnitt Syst. Vorstellung aller synthötischen. G an 


(der Materie derselben) und der Erfahrung (des Verhältnisses dieser 
Wahrnehmungen) zusammen betreffen, gelten, nämlich dass sie nur regu- 
lative Grundsätze sind und sich von den mathematischen, die constitntir 
sind, zwar nicht in der Gewissheit, welche in beiden @ prior: feststeht. 
aber doch in der Art'der Evidenz, d. i. oc Tuteichyeh a (eiızin 
auch der Demonstration) mmterscheiden. j 

Was aber bei allen En Se und 
hier vorzüglich angemerkt werden muss, ist dieses, dass diese Analogien 
nicht-als Grundsätze des transscendentalen, ‘sondern bloss des empirischen 
Verstandesgebrauchs ihre alleinige Bedeutung und Giltigkeit/'haben, mithin 
auch nur als solche bewiesen werden können, dass folglich die Erschei- 
nungen nicht unter die Kategorien schlechthin, söndern’ nur unter ihre 
Schemate subsumirt ‚werden müssen. Denn wären die Gegenstände, auf 
welche diese Grundsätze bezogen werden sollen, Dinge an sich selbst, &0 
wäre es ganz unmöglich, etwas von’ ihnen d prier! synthetisch zu er- 
kennen. Nun sind 'es nichts als Erscheinungen, deren vollständige Er- 
kenntniss, auf die alle Grundsätze # prieri zuletzt doch immer auslaufen 
miissen, lediglich die mögliche ‚Erfahrung ist, folglich können jene nichts 
als. bloss die Bedingungen der Einheit) der ‚empirischen‘ Erkenntniss in zmı 
der Syntliesis der Erscheinungen zur Ziele haben; «diese aber- wird nur 
allein in dem Schema .des reinen Verstundesbegriffs gedacht, von deren 
Einheit als einer Synthesis überliaupt die Kategorie. die durch keine 
sinnliche Bedingung restritigirte Function enthält "Wir werden also dureli 
diese (Grtindsätze die Erscheinungen ‘nur nach 'einer Analogie mit der 


mungen) das Schema derselben als den, Schlüssel ihres (Gebrauchs am 


dr Se, ir je eh ini Bay 
nienniheiinickennee gi Same 


mi 








a ah it at 
EEE 

















172 Klementarlehre. IL Theil: 1. Ahtheilung. VIL' Buch. Ik Hanptstlck. 


in ei T a Dr Dit Tirrdlene 
v nA Erste Analogie... u. 


ran Grundsatz der Behärslichkeit der Sübstanz 


BT ee er Ba 


aut Boi.allem Wechsel ‚dor Erscheinungen. beharrı j 
stanz, und das Quantum derselben wird in de; Natur weder 
vermehrt noch vermindert.* u all ind a 

or er [Beweis]... nern ee 

(Äle Erscheiiängen sind: inder Zeit im welcher ala Subetenb (ale 
beharrlicher Form der inneren Anschauung) das’ Zugleichsein sowel 
als die Folge allein vorgestellt werden kann (Die Zeit also) inder-aller 

‚a1 Wechsel der Erscheinungen 'gedacht werden'soll, bleibt ind wechselt 
nicht,) weil sie dasjenige ist, in welchem das Nacheinander- oder.Zu- 
gleichsein atır als Bestimmungen derselben‘ vorgestellt: werden können. | 
(Nun kann die Zeit für sich nicht walrgenoinmen: werden: Folglich muss 
in den Gegenständen der Wahrnehmung d. i.: den Eischeinungen das 
‚Substrat anzutreffen sein) welches die Zeit überhaupt vorstellt, undıan 
‚dein aller Wechsel oder Zugleichsein durch das Verhältnis der Erschei- | 
nungen zu demselben in der Apprehension wahrgenommen werden kann. 
(Bs ist aber das Substrat’ alles Realen) d. 1. zur Existenz: der Dinge Ge- 
hörigen, (die Substanz) an welcher alles, was zum Dasein gehört; nur ale 
Bestimmung kann gedacht werden. (Folglich ist das Beharrliche) womit 
in Verhältuiss alle Zeitverhältnisse der Erscheinungen allein‘ bestimmt 
worden können, (die Substanz in‘ der Erscheinung, d. i- das: Reale der- 
selben, was als Substrat alles Wechsels immer dasselbe bleibt: Da diese 
EEE 
uch weder vermehrt noch vermindert werden)?] ug 
3 obige Dein und Veberschri lauten in der een a 

„Orundsatk dor Boharrlichkeit — Alle Erscheinungen aufhalten dis Bar 
Yurrliche Substanz) als den Gegenstand selbst, und dns Wandelbare als dessen Klose 
Bestimmung, d. i eine Art, wie der Gegenstand exktirt“ 

% Statt dieses orston Absatzes und der Veberschrift „Beweis“ hat die erste 
Auflage Folgendes: 

„Beweis dieser ersten Analogie. — Alle Erscheinungen sind in der Zeit. 
Dies kann auf sweifache Welse das Verhältniss Im Dasoin derselben bestimmen, 
entweder so foru sle nach einander oder zugleich sind. In Betracht der ersteren 
wird die Zeit als Zoitreihe, in Ansehung der zweiten als Zoitumfang betrachtet- 


II. Abschnitt. Syst Vorstellung aller synthetischen Grundsäten 173 


Unsere Apprehension des Mannigfaltigen der Erscheinung ist: 
jederzeit suceessiv, und ist also immer ‚wechselnd. Wir können also da- 
dureh allein niemals bestimmen, ob dieses Mannigfaltige als Gegenstand: 
der Erfahrung ‘zugleich sei oder nach einander folge, wo an ihr nicht: 
etwas zum Grunde legt; was jederzeit ist, d. i etwas Bleibendes 
und Beharrliches, von welchem aller Wechsel und Zugleichsein nichts 218: 
als so viel Arten (mods der Zeit) sind, wie das Behurrliche existirt: Nur 
in dem Beharrlichen sind also Zeitverhältnisse möglich (denn Simulta- 
neitiit und Succession ‚sind: die einzigen Verhältnisse in der Zeit), d. % 
das. Behärrliche ist das Substratum. der empirischen Vorstellung der 
Zeit selbst, an welchem alle Zeitbestimmung allein möglich ist. Die Be 
harrlichkeit drückt überhaupt die Zeit als das bestindige Correlatum 
alles Daseins der Erscheinungen, ‚alles Wechsel und aller Begleitung 
scheinimgen in der ‚Zeit (so wie das Zugleichsein nicht ein modus der 
Zeit selbstist, als in welcher gar keine Theile, zugleich, sondern alle- 
nach‘ einander sind); Wollte man der Zeit selbst eine Folge nach ein- 
ander: beilegen, 50 müsste man noch eine andere Zeit denken, in-welcher 
diese Folge möglich wäre. Dürch das Beharrliche allein bekommt: ds 
Dasein in verschiedenen  Theilen ‘der  Zeitreihe nach einander eine 
Grösse, die man Dauer nennt. Denn in der blossen Folge allein ist 
das’ Dasein immer verschwindend ‘und anhebend, und hat niemals die: 
mindeste Grösse. Ohne dieses Beharrliche ist also kein Zeitverhältniss, ' 
Num‘ kann die Zeit an sich selbst nicht wahrgenommen werden; mithin 
ist dieses Beharrliche an den Erscheinungen das Substratum aller Zeit- 
bestimmung; folglich auch die Bedingung der Möglichkeit aller synthe- 
tischen‘ Einheit der Wahrnehmungen di. der Erfahrung, und’ an diesem sur 
Beharrlichen kann alles Dasein und aller Wechsel in der Zeit nur als 
ein modus der Existenz dessen, was bleibt und beharrt, angesehen werden. 
Also: ist in allen Erscheinungen das Beharrliche der Gegenstand selbst | - 
d. i die Substanz (pänemomenen), alles aber, was wechselt 'oder wechsnin 
N nr eg 
stiren, michin»zu ihren Bestimmungen, 

> Ich. finde, dass zu allen Zeiten ‚nicht bloss der: Philosoph, sondern | 
selbst der ‚gemeine Verstand diese Beharrlichkeit als ein Substratum. 
alles Wechsels der Erscheinungen vorausgasetzt haben, und auch jeder-- 






174 Elomentarlehr® Ik. Theil. .L-Abtleilung: IL Bucb. IL Hanptstlick, 


zeit als, ungezweifelt annehmen werden, nur dass.der Philosoph sich/hior- 
über stwas bestimmter ausdrfickt, indem. en sagt: bei allen, Verände- 
rtngen: in’ der Welt bleibt die Substanz und nur die Aceidenzen | 
wechseln Ich. treffe, aber. won. diesem; so. syuthetischien.Satze, nirgende 
auch nur den’ Versuch: von einem’ Beweise'an, ja er steht auch nur selten, 
wie. es ihm doch. gebührt, au den Spitze der-reinen und völlig a prior 
bestehenden Gesetze der Natur. In der Thiat ist der Satz, dass die Sub- 
stanz beharrlich sei, tantalogisch.., Denn bloss ‚diese Beharrlichkeit' ist: 
der Grund, warum wir anf die Erscheinung die Kategorie. der Substanz 
anwenden, und man hätte beweisen müssen, dass in allen Erscheinungen 
etwas Beharrliches sei, an welchem das Wandelbare nichts-als Bestim- 
ars mung seines Daseins ist, ‚Da aber ein solcher Beweis niemals dogmatisch 
d. 3. aus Begriffen geführt werden kan, weil.er einen: synthetischen Satz. 
e-priord betrifit, und man niemals daran dachte, dass dergleichen Sätze, 
ann in Beziehung auf mögliche Erfahrung, giltig sind, ‚mithin auch nur 
dureh ‚eine Dedustion der Möglichkeit ‚der letzteren bewiesen. werden 
können, ‚#0 ist kein Wunder, wenn er zwar be aller, Erfahrung zum. _ 
Grunde gelegt (weil man dessen Bedürfnise bei dor empiriechen Erkennt, 
niss fühlt), niemals aber bewiesen worden ist ur el vr 
Ein Philosoph wurde gefragt: wie viel wiegt der Rauch? Becks! 
wortete: ziehe von dem Gewichte ‚des verbrannten Holzes das Gewicht 
der übrig bleibenden. Asche ab, so hast du das Gewicht. des Rauch. 
Er setzte also als unwidersprechlich voraus, dass selbst im: Feuer die. 
Materie (Substanz) nicht 'vergehe, sondern nur die Form derselben eine 
Abänderung erleide. Ebenso war. der Satz: aus nichts wird nichts, nun 
ein anderer Folgesatz aus dem Grundsatze der Beharrlichkeit oder viel-- 
mehr des immerwährenden Daseins des eigentlichen Suljects an den 
Erscheinungen. Denn, wenn’ dasjenige, an der Erscheinung, was man 
Substanz nennen, will; das eigentliche Substratum aller Zeitbestimmung- 
+ sein soll, 80. ınuse' sowol alles Dasein in der vergangenen als das dem 
künftigen Zeit daran einzig und allein bestimmt werden können. Daher , 
können wir einer Erscheinung nur darum den Namen Substanz geben,‘ 
weil wir ihr Dasein zu aller Zeit voraussetzen, welches durch das Wort: 
a1» Beharrlichkeit nicht einmal wol ausgedrückt wird, indem dieses mehr auf 
künftige Zeit geht. Indessen ist die innere Nothwendigkeit zu beharren- 
doch ‚unzertrennlich- mit der Nothwendigkeit, immer gewesen zu sein, 


UL Abschnitt. Syst. Vorstellung aller syüthetischen Grundshtae. ' 175 


verbunden, und ‚der Ausdruck mag also: bleiben! ‚Gigni de wihile nihll, 
an nihılum mil posse rarerti, waren zwei Sitze, welche die Alten unzer- 
treiint verkntipften, und die man: aus Missverstand jetzt bisweilen trennt, 
weil ınanı sich vorstellt, dass sie Dinge an sich selbst: angehen, und der 
erstere der Abhlingigkeit der ‘Welt von einer obersten Ursache (auch 
sogar ihrer Substanz nach) entgegen sein dürfte, welche Besorgnis un- 
nötbig ist, indem hier nur von Erscheinungen im Felde der Erfahrung 
Dinge (der Substanz nach) wollten entstehen lassen. Denn alsdann fiele 
dasjenige weg, welches die Einheit der Zeit allein vorstellen kann, nim- 
lich die Identität des Bubstratum, als woran aller Wechsel allein durch- 
glingige Einheit hat: Diese Beharrlichkeit ist inders doch weiter nichts 
als die Art, uns das Dasein der Dinge (in - de eine) vente 


wende An deln zu nen, ie, Aceldenan, nl 
jederzeit ‚weil sie das Dasein der Substanz betreffen (Negationen 
sind nur Besümmungen, ‚die das Niehtsein von etwas: an der Buhstanz 
ausdrücken). (Wenn man nun diesem Realen an der Substanz ein be- 20 
sonders Dasein. beilegt] (z.B. der Bewegung als einem Accidens der 
Materie), (#0 nennt man dieses Dasein die Inhärenz,' zum Unterschiede 
von Dasein (der Substanz, das man Subsistenz nennt Allein liieraus 
entspringen viele Missdeutungen, und es iso genauer und richtiger geredet, 
wenn man das Accidens nur durch die Art, wie das Dasein einer Sub- 
stanzı positiv bestimmt ist; bezeichnet. Indessen ist es doch vermöge der 
Bedingungen des logischen Gebrauchs unseres Vorstandes unvermeidlich, 
im Dasein einer Substanz wechseln kann, indessen dass 
die Substanz bleibt, gleichsam abzusondern, und in Verkiltniss auf das 
eigentliche Beliarrliche und 'Radieale zu betrachten; daher denn auch 
diese Kategoris unter dem Titel der Verhältnisse steht, mehr als die Be- 
Bioawan Mersellieni, ala ale wii selbst ein Verhältnis enthielte, | 
Beharrlichkeit gründet sich nun auch die Berichtigung 
des Begriffs von Verändorung) Entstehen und Vergehen sind nicht 
Veränderungen desjenigen, was entsteht oder vergeht. [Verinderung ist 
eins Art zu existiren, welche auf eine andere Art zu existiren eben des- 
selben Gegenstandes erfolgt. Daher ist alles, was sich verändert, blei- 
bend, und nur sein Zustand wechselt) Da dieser Wechsel also nur 


se 


Klz 


176 Elomentarlchre. IL Theil: 1 Abtheilsg. IL Buch, IL Hauptstlck. 


die Bestimmungen trifft, die aufhören oder auch anheben können, so 
können wir in einem etwas paradox scheinenden Ausdruck sagen: nur 
ae easeree wird verändert, das Wandelbare erleidet 
keine Veränderung, sondern einen 
aufhören und andereanheben. ı 
See 
und das Entstehen oder Vergehen schlechthin, ‚ohne dass es bloss eine 
Bestimmung des Beharrlichen betrefle, kann gar keine mögliche Wahr- 
nehmung sein, weil eben dieses Beharrliche die Vorstellung von dem 
Vebergange aus einem Zustande in den anderen, and vom Nichtsein zum 
Sein möglich macht, die also nur als wechselnde Bestimmungen dessen, 
was bleibt, empirisch erkannt werden köunen. Nehmt an, ‚dass etwas 
schlechthin anfange zu sein, so müsst ihr einen Zeitpunkt haben, in dem 
es nicht war... Woran wollt ihr aber diesen heften, wenn nicht an das- 
jenige, was schon da ist? Denn eine-leere Zeit, die vorherginge, ist kein 
Gegenstand der Wahrnehmung; knüpft ihr dieses Entstehen aber an 
Dinge, die vorher waren und bis zu dem, was entsteht, fortdauern. so 
war das letztere nur eine Bestimmung des ersteren als des Beharrlichen. 
Ebenso ist es auch mit dem Vergehen; denn dieses setzt die empirische 
Vorstellung einer Zeit voraus, da eine Erscheinung nieht mehr ist. 4 
Substanzen ‚(in .der Erscheinung) sind die Substrate aller Zeit“ 
bestimmungen. Das: Entstehen einiger und das. Vergehen anderer der- 
selben würde ‚selbst die einzige Bedingung der empirischen Einhait der 
99 Zeit aufheben, und die Erscheinungen würden sich alsdann auf eweier- 
lei Zeiten beziehen, in denen neben einander das Dasein verflösse, welches 
ungereimt ist: Denn es ist nur eine Zeit, in welcher alle verschiedenen 
Zeiten nicht zugleich, sondern naeh einander gesetzt werden müssen. 
[So ist demnach die Beharrlichkeit eine nothwendige Bedingung, 
unter weleher allein Erscheinungen als Dinge oder Gegenstände in einer 
möglichen Erfahrung bestimmbar sind.) "Was aber das empirische Krite- 
rium. dieser nofhwendigen Beliarrlielkeit und mit ihr der Substantialitit 
der Erscheinungen sei, davon wird ans die Folge Gelegenheit geben das 
Nöthige anzumerken. 


UL Abschnitt. Syst. Vorstellung aller synthetischen Grundsätze 177 


B. Zweite Analogie. 
Grundsatz der Zeitfolge nach dem Gesetze der Causalität. 


Alle Veränderungen geschehen nach dem Gesetze der 

Verknüpfung der Ursache und Wirkung.t 
Beweis. 

(Dass alle Erscheinungen der Zeitfolge insgesammt nur Verände- 
rungen, d. i. ein successives Sein und Nichtsein der Bestimmungen der 
Substanz sind, die da beharrt, folglich das Sein der Bubstanz selbst, 
welches aufs Nichtsein derselben folgt, oder das Nichtsein derselben, 
welches aufs Dasein folgt, mit anderen Worten, duss das Entstehen oder 33 
Vergehen der Substanz selbst nicht statıfinde, hat der vorige Grundsatz 
dargethan. Dieser hätte auch so ausgedrückt werden können: Aller 
Wechsel (Succession) der Erscheinungen ist nur Veränderung; 
denn Entstehen oder Vergehen der Substanz sind keine Veränderungen 
derselben, weil der Begriff der Veränderung eben dasselbe Subjeet mit 
zwei entgegengesetzten Bestimmungen als existirend, mithin als beharrend 
voraussetzt. — Nach dieser Vorerinnerung folgt der Beweis.) 

(Ich nehme walır, dass Erscheinungen auf einander fulgen, d. i. dass 
ein Zustand der Dinge zu einer Zeit ist, dessen Gegentheil im vorigen 
Zustande war. (Ich verknüpfe also eigentlich zwei Wahrnehmungen in 
der Zeit) Nun ist Verknüpfung kein; Werk des blussen Sinnes und der 
Anschanung, sondern hier,das Product eines synthetischen Vermögens 
der Einbildungskraft, die den inneren Sinn in Ansehung des Zeitverhält- 
nisses bestimmt. Diese kann aber gedachte zwei Zustände auf’ zweierlei 
Art verbinden, so dass der eine oder der andere in der Zeit vorausgeht;) 
denn die Zeit kann an sich selbst nicht wahrgenommen, und in Beziehung 
auf sie gleichsam empirisch, was vorhergehe und was folge, am Objecte 
bestimmt werden. (Ich bin mir also nur bewusst, dass meine Imagination 
eines vorher, das andere nachlier setze, nicht dass im Objecte der eine 
Zustand vor dem anderen vorhergehey oder mit anderen Wurten, es bleibt 





3 Obige Definition und Ueberschrift lauten in der erston Auflage: 
Grundsatz der Erzeugung. — Alles, was goschicht (anhebt zu sein), setzt 
etwas voraus, worauf es nach einer Regel folgt. 

Kaur's Kritik det reineu Vernunft. 12 


—m 


178 Mensentärlehre IL Theil. L Abtheilung. IL Buch. IL Hanpesttck. 


34 durch die blosse Wahrnehmung das objective Verhältniss der ein- | 
ander folgenden Erscheinungen unbestimmt: Damit dieses nun als be 
stimmt erkannt werde, muss das Verhältnis zwischen den beiden Zu- 
ständen so gedacht werden, dass dadurch als nothwendig bestimmt wird, 
welcher derselben vorher, welcher nachher, und nicht umgekehrt müsse 
gesetzt werden. Der Begrif® aber, der eine Nothwendigkeit der aynthe- | 
tischen Einheit bei sich führt, kann nur ein reiner Verstandesbegriff sein, 
der nicht Än der Wahrnehmung liegt, und das ist hier der Begriff des 
Verhältnisses der Ursache und Wirkung, woron die erstere die 
letztere in der Zeit als die Folge, und nicht als etwas, was bloss in der 
Einbildung vorhergehen (oder gar tiberall nicht wahrgenommen sein) 
könnte, bestimmt. Also ist nur dadurch, dass wir die Folge der Er- 
scheinungen, mithin alle Veränderung dem Gesetze der Causalität unter- 
werfen, selbst Erfahrung, d. i. empirische Erkenntniss von denselben 
möglich; mithin sind sie selbst als Gegenstände der Erfahrung nur nach 
eben dem Gesetze möglich.?] 

(Die Apprehension des Mannigfaltigen der Erscheinung Ast- derzeit 
successiv. Die Vorstellungen der Theile folgen auf einander. Ob sie 
sich auch im Gegenstande folgen, ist ein zweiter Punkt der Reflexion, 
der in der ersteren nieht enthalten ist.) Nun kann man zwar alles, und 
sogar jede Vorstellung, s0 fern man sich ihrer bewusst ist, Objeet nennen; 

assallein was dieses Wort bei Erscheinungen zu bedeuten habe, nieht in 
so fern sie (als Vorstellungen) Objecte sind, sondern nur ein’ Objeet 
bezeichnen, ist von tieferer Untersuchung. So fern sie nur als Vorstel- 
lungen zugleich Gegenstinde des Bewusstseins sind, 0 sind sie von 
der Apprehension, d.i. der Aufnahme in die Synthesis der Einbildungs- 
kraft, gar nicht unterschieden, und man muss also sagen: das Mannig- 
faltige der Erscheinungen wird im Gemüth jederzeit successiv erzeugt, 
Wären Erscheinungen Dinge an sich selbst, so würde kein Mensch aus 
der Suecession der Vorstellungen von ihrem Mannigfaltigen ermessen 
können, wie dieses in dem Objeet verbunden sei. Denn wir haben &s 
doch nur mit unseren Vorstellungen zu thun; wie Dinge an sich selbst 
(ohne Rücksicht auf Vorstellungen, dadurch sie uns afficiren) sein 
mögen, ist günzlich ausser unserer Erkenntnisssphäre, Ob nun gleich die 





* Diese beiden orsteu Absätze aind erst In der zweiten Auflage hinzugekommen. 





IE Abschnitt Syst. Vorstellung aller synthetischen Grundsätze. 179 


Erscheinungen nicht Dinge an sich selbst, und gleichwol doch das Einzige 
sind, was uns zur Erkentitniss gegeben werden kann, &0 soll ich anzeigen, 
was dem Mannigfaltigen an den Erscheinungen selbst für eine Verbindung 
in der Zeit zukomme, indessen dass die Vorstellung desselben in der 
Apprehension jederzeit suecessiv ist. Bo ist z B. die Apprehension des 
Mannigfaltigen in der Erscheinung eines Hauses, das vor mir steht, 
successiv. Nun ist die Frage, ob das Mannigfultige dieses Hauses selbst 
such in sich suceessiv sei, welches freilich niemand zugeben wird. Nun 
ist aber, so bald ich meine Begriffe von einem Gegenstande bis zur so 
transscendentalen Bedeutung steigere, das Haus gar kein Ding an sich 
selbst, sondern nur eine Erscheinung d. i. Vorstellung, deren transscen- 
dentaler Gegenstand unbekannt ist; was verstehe ich also unter der 
Frage, wie das Mannigfaltige in der Erscheinung selbst (die doch nichts 
an sich selbst ist) verbunden sein möge. Hier wird das, was in der 
suecessiven Apprehension liegt, als Vorstellung, die Erscheinung aber, 
die mir gegeben ist, wmnerachtet sie nichte weiter als ein Inbegriff dieser 
Vorstellungen ist, als der Gegenstand derselben betrachtet, mit welchem 
mein Begriff, den ich aus den Vorstellungen der Apprehension ziehe, 
zusammenstimmen soll.. Man sieht bald, dass, weil Uebereinstimmung 
der Erkenntniss mit dem Object Wahrheit ist, hier nur nach den for- 
malen Bedingungen der empirischen Wahrheit gefragt werden kann, und 
Erscheinung im Gegenverhältniss mit den Vorstellungen der Apprehen- 
sion mur dadurch als das davon unterschiedene Object derselben könne 
vorgestellt werden, wenn sie unter einer Regel steht, welche sie von jeder 
anderen Apprehension unterscheidet, und eine Art der Verbindung des 
Mannigfultigen nothwendig macht. Dasjenige an der Erscheinung, was 
die Bedingung dieser nothwendigen Regel der Apprehension enthält, ist 
das Object. 

Nun lasst uns zu unserer Aufgabe fortgehen. Dass etwas geschehe, 
di. etwas oder ein Zustand werde, der vorher nicht war, kann nicht 
empirisch wahrgenommen werden, wo nicht eine Erscheinung vorhergeht, 2» 
welche diesen Zustand nicht in sich enthält; denn eine Wirklichkeit, die 
auf eine leere Zeit folgt, mithin ein Entstehen, vor dem kein Zustand 
der Dinge ‚geht, kann ebenso wenig als die leere Zeit selbst appre- 
hendirt werden. | Jede Apprehension einer Begebenheit ist also eine Walır- 
* nelmung, welche auf eine andere folgt) Weil dieses aber bei allar Syu- 
19” 


178 Elomsntarlehre. IL Theil L Abtbellang: IE Buch TE Tiaaptataek. 


st durch die blosse Wahrnehmung das objeetive Verhältniss der ein- 
ander folgenden Erscheinungen unbestimmt Damit dieses nan als be- 
stimmt erkannt werde, muss das Verhältnies rischen. den beiden: Zu- 
ständen so gedacht werden, dass dadurch als notlwendig } j 
welcher derselben vorher, welcher nachher, und nicht s 
gesetzt werden. Der Begrif aber, dor eins Noihmendigkeit 
schen Binheit bei sich Allırt; kann nlir ein reiner Verstandesbegiifiänien 
der nicht in der Wahrnehmung liegt, und das ist hier der Begriff des 
Verhältnisses der Ursache und Wirkung, wovon die erstere die 
letztere in der Zeit als die Folge, und nicht als etwas, was bloss in der 
Einbildung vorbergehen (oder gar überall nicht wahrgenommen sein) 
könnte, bestimmt. Also ist nur dadurch, dass wir die Folge der Er- 
scheinungen, mithin alle Veränderung dem Gesetze der Causalität unter- 
werfen, selbst Erfahrung, d. i. empirische Erkenntniss von denselben 
möglich; mithin sind sie selbst als Gegenstände der Erfahrung nur nach | 
‚eben dem Gesetze möglich.?] m 
(Die Apprehension des Mannigfultigen der Erscheinung ist-jederzeit 
suceessiv. Die Vorstellungen der Theile folgen auf einander Ob sie 
sich auch im Gegenstände folgen, ist ein zweiter Punkt 
der in der ersteren nicht enthalten ist) Nun kann man zwar alles, und 
sogar jede Vorstellung, so fern man sich ihrer bewusst ist, Objeet nennen; 
msallein was dieses Wort bei Erscheinungen zu bedeuten habe, nicht in 
so fern sie (als Vorstellungen) Objeote sind, sondern nur ein Ohjeet 
bezeichnen, ist von tieferer Untersuchung. So fern sie nur als Vorstel- 
lungen zugleich Gegenstünde des Bewusstseins sind, so sind sie von 
der Apprehension, di der Aufnahme in die Synthesis der Einbildungs- 
kraft, gar nicht unterschieden, und man muss also sagen: das Mannig- 
faltige der Erscheinungen wird im Gemüth jederzeit suoeessiv erzeugt 
Wären Erscheinungen Dinge an sich selbst, s0 würde kein Mensch aus 
der Suceession der Vorstellungen von ihrem Mannigfaltigen ermessen 
können, wie dieses in dem Object verbunden sei, Denn wir haben «6 
doch nur mit unseren Vorstellangen zu thun; wie Dinge am sich selbst 
(ohne Rücksicht auf Vorstellungen, dadurch sie uns afficiren) sein 
mögen, ist gänzlich ausser unserer Erkenntnisssphäre, Ob nun gleich die 





















a 
" Diese beiden ersten Absätze sind erst In der zweiten Auflagw hinsugemwommen 








IL Abschnitt, Syst Vorstellung aller syuthetischen Grundsktae, 183 


oder pfinktlich sein, als man wolle, so bleiben es doch nur immer Vor- 
stellungen, d. #. innere Bestimmungen unseres Gemüths in diesem oder 
jenem Zeitverhältnisse Wie kommen wir nun dazu, dass wir diesen 
Vorstellungen ein Object setzen, oder über ihre suhjective Realität als 
Modificationen ihnen noch, ich weiss nicht was für eine objective bei- 
legen? Objeetive Bedeutung kann nicht in der Beziehung auf eine andere 
Vorstellung (von dem, was man vom Gegenstande nennen wollte) be- 
stehen, denn sonst erneuert sich die Frage: wie geht diese Vorstellung 
wiederum aus sich selbst heraus und bekommt objective Bedeutung noch 
über die subjective, welche ihr als Bestimmung des Gemüthszustandes 
eigen ist? Wenn wir untersuchen, was denn die Beziehung auf einen 
Gegenstand unseren Vorstellungen für eine neue Beschaffenheit gebe, 
und welches die Dignität sei, die sie dadurch erhalten, so finden wir, dass 
sie nichts weiter thue, als die Verbindung der Vorstellungen auf eine 
gewisse Art nothwendig zu machen und sie einer Regel zu unterwerfen, 
dass umgekehrt nur dadurch, dass eine gewisse Ordnung in dem Zeit- 23 
ren Kusrotietchie 
deutung ertheilt wird. 

Bord Byncbeels ‚den Ersehahurngrn. lgtı dem: Maunkchiienn den 
Vorstellungen joderzeit naclı einander. Hierdurch wird nun gar kein 





180 Flomenisslahee ‚IL Theil ,‚LAbtheilung- UL. Bach. IL. Hanptstlck, 


thesis. der, Apprehension.so beschaffen ist, wie ich oben; an. der Eirschei- | 
nung eines Hauses gezeigt habe, ‚so unterscheidet sie'sich- dadurch noch 
nicht ‚von. anderen. Allein ich, bemerke: auch dass, wenn ich an einer 
Erscheinung, welche, ein-Geschehen ‚enthält, den v vorhergehenden Zustand 
der Wahrnehmung A, den. folgenden. sber.B nenne, dass B.auf A in.der 
Apprehension nur-folgen, die Wahrnehmung A aber auf B. nicht: folgen; 
sondern ‚nur vorhergehen kann." Ich sehe. .B. ein ‚Schift-den Strom 
hinab treiben. Meine Wahrnehmung »seiner. Stelle, unterhalb folgt, anf 
die Wahrnehmung der ‚Stelle desselben oberlinlb des Laufes des Flusses, 
und. os ist ‚unmöglich, dass. in der Apprehension dieser Erscheinung, das 
Schiff zuerst ‚unterhalb, ‚nachher aben,'oberhalb,.des ‚Stromes. wahrge- 
nommen werden sollte. ‚Die Ordnung: in der Folge der. Wahrnehmungen. 
in.‚der ‚Appreliension ‚ist ‚hier' nlso bestimmt, und ‚an‘ dieselbe; ist die 
letztere gebunden. ' In dem: vorigen Beispiele. von. einem: Hanse konnten. 
meine Wahrsehmungen in; der Apprehension von der Spitze, desselben 

ss anfangen und, beim Boden endigen, aber-auch von unten anfangen und. 
oben endigen, imgleichen ‚rechts oder links das Mannigfaltige, der, am» 
pirischen Anschauung ‚apprehendiren. ’ In der. Reihe ‚dieser Wahrneh- 
mungen war,alao keine bestimmte Ordnung, welche es nothwendig machte, 
wann, ich in. der. Appreliension. anfangen müsste, um. das Mannigtaltige, 
empirisch zu, verbinden. Diese: Regel: aber ist, bei der Wahmehmung, 
von dem, was. geschieht, jederzeit anzutreflen, und sie macht die Ord- 
Bun den shoon den Klemnibn :Wahrmchennnerau (ix den ıd npretercäign 
dieser Erscheinung) nothwendig. 

Ich werde also in unserem Fall die subjeetive Folge Ar 
'hension von. der, objeetiven Folge der Erscheinungen ‚ableiten miissen, 
weil jene, sonst, gänzlich‘ unbestimınt ist und keine Erscheinung von; der, 
anderen unterscheidet. Jene allein beweist nichts von der Verknitpfung, 
des Mannigfaltigen. im Object, weil sie gunz beliebig ist... Diese also wird 
in. der Ordnung des Mannigfaltigen ‘der Erscheinung bestehen, nach 
welcher‘ die Appreliension des einen (was. geschieht) auf. die des anderen. 
(das vorhergelit) nach einer Rogel folgt, Nur dadurch kann ich’ von 
der. Erscheinung selbst, und, nicht bloss von, meiner ‚Apprehension be- 
rechtigt sein. zu sagen, dass in jener eine Folge anzutreffen sei, welches 
30 viel bedeutet, Hnshnrt ic dnıhusmanen riah a ren 
könne.als, gerade in ‚dieser Folge. 


IE Abschnitt. 'Byät. Vorstellung Aller synthetischen Grumdsktse. BI 


Nach einer eolchen Regel also muss indem, as lberlanpt vor 
einer Begebenheit vorhergeht, die Bedingung zu einer Regel liegen, nach ı» 
welcher jederzeit und Hothwendiger Weise-diese Begebenheit folgt; um- 
gekehrt aber kann ich tielt von der Begebenheit zurtickgehen und das- 
jenige bestimmen (durch Apptehension), was vorhergeht. Denn von dem 
folgenden Zeitpunkt geht keino Erscheinung zu dem vorigen zuriick, aber 
bezieht eich doch auf irgend einen vorigen; ‘ron einer gegebenen 
Zeit ist dagegen der Fortkang auf die bestimmterfolgende nothwendig. 
Däher, weil es’ doch etwas ist, was folgt, so muss ich es nothwendig 
auf etwas Anderes überhaupt bezichen, was vorbergeht und worauf es 


Mair setze, es’ gehe vor einer Begebenheit nichts Korb» worauf 
gs folgen milsste, &0' wäre alle Folge der Walir« 
nelmungnur lediglich’ in "der Apjirchension| ‘4. %'bloss subjeetir, aber 
dndwrch "für nicht ohjectiv bestimmt, weiches eigentlich: das Vorherge- 
honde, und'welches das’ Nachfulgende der Wahrnehmungen sein milsste. 
Wir würden auf solche Weise nur ein Spiel der Vorstellungen haben, 
Aus'sich'nuf gür kein Objeet bezöge, d.i. es wiirde durch unsere Wahre 
gar nicht unterschieden werden, weil die Snecession Im Apprehendiren 
allerwärts einerlei, und also nichts in "der Erscheinung‘ist, was sie be- 
stimmt; s0\ dass Addurch 'eine gewisse Polge ohjeetiv notlwendig gemacht 2.0 
wird.  Telnwerde also nicht sagen, dass in der Erscheinung zwei Zustände 
auf einnunder folgen sondern mir, dass eine Apprehension auf die andere 
folgt, welches bluss etwas Subjectives ist und kein Object bestimmt, 
mirkian garnicht für Brkenmtniss irgend inte er kan nn 
in der Erscheimmg) gelten kan. wi .Jh el # 
Wenn wir als erfahren; ‚ Ans etwas une wer 


immer in Rücksicht auf eine Regel, naclı welcher die Erscheinungen in 


ri: 


u 


182 Elomentarlehre. IL Theil. 1. Abtheilung. IL Buch. AL Hanptstück. 


ihrer Folge, d. i. so wie sie geschehen, durch den vorigen Zustand be- 
stimmt sind, dass ich meine subjeetive Synthesis (der Apprehension) ob- 
jeetiv mache, und nur lediglich unter dieser Voraussetzung allein. ist 
selbst die Erfahrung von etwas, was geschieht, möglich. m 
Zwar scheint es, als. widerspreche dieses len 
man jederzeit tiber den Gang unseres Verstandesgebrauchs gemacht hat, 
nach welchen wir nur allererst ‚durch die wahrgenommenen und ver- 
glichenen übereinstimmenden Folgen vieler Begebenheiten ‚auf vorker- 
241 gehende Erscheinungen eine Regel zu entdecken geleitet: worden, der 
gemäss gewisse Begebenheiten auf gewisse Erscheinungen jederzeit folgen, 
und dadurch zuerst veranlasst worden, uns den Begriff von Ursache zu 
machen. Auf solchem Fuss, würde dieser Begriff bloss: empirisch sein, 
und die Regel, die er verschafft, dass alles, was geschieht, eine Ursache 
habe, wiirde ebenso zufällig. sein’ als die Erfahrung selbst; seine All- 
gemneinheit und Nothwendigkeit wären alsdann nur angedichtet und hätten 
keine wahre allgemeine Giltigkeit, weil sie nieht « prior‘. sondern nur 
auf Induetion gegründet wären. Es geht ‚aber hiermit‘ so, ‚wie mit an- 
deren reinen Vorstellungen @ prior (z. B, Raum und Zeit), die wir darum 
allein aus der Erfahrung als klare Begriffe berausziehen können, weil 
wir sie in. die Erfahrung gelegt hatten, und diese daher durch jene aller- 
erst zu Stande. brachten. Freilich ist die logische Klarheit, dieser Vor- 
Begriffs von Ursache, nur alsdann möglich, wenn wir davon in der Er- 
führung Gebrauch gemacht haben; aber eine Rücksicht auf dieselbe als 
Bedingung der synthetischen Einheit der Erscheinungen in der Zeit war 
duch der Grund der Erfahrung selbst, und ging also a prior vor ihr 
je vorher. 
Es kommt also darauf an, im Beispiele zu zeigen, dass wir niemals 
selbst in der Erfahrung die Folge (einer Begebenheit, da etwas geschieht, 
was vorher nicht war) dem Object beilegen, und sie von der aubjeetiven 
22 unserer ‚Apprehension unterscheiden, ‚als, wenn eine Regel zum Grunde 
liegt, die uns nöthigt, diese Ordnung der Wahrnehmungen vielmehr als 
eine andere zu beobachten, ja dass diese Nöthigung es eigentlich sei, was 
die Vorstellung einer Suecession im Objeet allererst möglich macht, 
Wir haben Vorstellungen in uns, deren wir uns auch bewusst werden 
können. Dieses Bewusstsein aber mag 80 weit erstreckt und s0 genau 


* 


II Abschnitt. Syst Vorstellung aller synthetischen Grundsäten 183 


‚oder pünktlich sein, als man wolle, so bleiben es doch nur immer Vor- 
stellungen, d;'i. innere Bestimmungen ‘unseres Gemüths in ‚diesem oder 
jenem’ Zeitverhältnisse Wie kommen wir nun dazu, dass wir diesen 
Vorstellungen ein Object setzen, oder über ihre suhjective Realität als 
Modißicationen ihnen noch, ich" weiss nicht was für eine objective bei- 
logen? Objeetive Bedeutung kann nicht in der Beziehung auf eine andere 
Vorstellung (von dem, was man vom Gegenstande nennen wollte) be- 
stehen, denn sonst erneuert sich die Frage: wie geht diese Vorstellung 
wiederum aus sich selbst heraus und bekommt objective Bedentung noch 
über die subjective, welche ihr als Bestimmung des Gemüthszustandes 
eigen ist? Wenn wir untersuchen, was denn die Beziehung auf einen 
Gegenstand unseren Vorstellungen für eine neue Beschaffenheit gebe, 
und welches die Dignität sei, die sie dadurch erhalten, #0 finden wir, dns 
sie nichts weiter thue, als die Verbindung der Vorstellungen auf eine 
gewisse Art nothwendig zu machen und sie einer Regel zu unterwerfen, 
dass umgekehrt nur dadurch, dass eine gewisse Ordnung in dem Zeit- 213 
verhältnisse unserer Vorstellungen notwendig ist, ihnen objective Be- 
deutung ertheilt wird. 

In der Synthesis der Erscheinungen folgt das Mannigfaltige der 
Vorstellungen’ jederzeit naclı einander. Hierdurch wird nun gar kein 
Objeet‘ vorgestellt, weil durch diese Folge, die allen Appreliensionen 
gemein ist, nichts vom anderen unterschieden wird. Sobald ich aber 
wahrnehme ‚oder voraus annehme, dass in dieser Folge eine Beziehung 
auf den vorhergehenden Zustand sei, aus welchem die Vorstellung nach 
einer Regel‘ folgt, so stellt sich etwas vor als Begebenheit oder was da 
geschieht, d. i. ich erkenne einen Gegenstand, den ich in der Zeit auf 
eine gewisse bestimmte Stelle setzen muss, die ihm nach dem vorher 
gehenden Zustande nicht anders ertheilt werden kann. Wenn ‘ich also 
wahrnehme, dass ‚etwas geschieht, so ist in dieser Vorstellung: erstlich 
enthalten, ‚dass etwas vorhergehe, weil eben in Beziehung auf dieses die 
‚Erseheinung: ihr Zeitverhältniss bekommt, nämlich nach einer vorher- 
gehenden Zeit, in der sie nicht war, zu existiren. Aber ihre bestimmte 
Zeitstelle in diesem Verhältnisse kann sie nur dadurch bekommen, dass 
im vorhergehenden Zustande etwas vorausgesetzt wird, worauf es jeder- 
‚zeit, (di: mäch einer Regel folgt; woraus sich denn ergiebt, dass ich 
‚erstlich nicht‘ die Reihe umkehren und ’das, was geschieht, demjenigen 












ae auf irgend ‚einen vorhergehenden Zustand Anarblunegsgiahahal 
ein, ‚ohzwar noch ‚unbestinmtes. Correlatum dieses Ereignisses, das ge 
zieht, und es nothwendig mit-eich. in der, Zeitnihe-verknüpftnn u. 
"+ Wenn es’ hun ein mothwendiges Gesetz unserer Sinnlichkeit, ‚mithin: 
eine formale Bedingung aller Wahrnelimungen ist, dass.die' vorige 
Zeit die tolgende nothwendig bestimmt (indem. ich zur dolgenden nicht 
anders gelangen kann als durch die vorhergehende), -so ist es auch. ein 
unentbehrliches Gesetz der empirischen Vorstellung'der Zeitreihe, 
dass die Erscheinungen der vergüugtnen Zeit jedes-Dasein'in-derfölgen- 
den bestimmen, und \dass. diese als Begebenheiten ‚nicht'.stattfinden, -als 
80 fern jene ihmen ihr Däsein in der Zeit bestiimen, d.i./nach- einer 
Regel festsetzen. Denn nür an den-Erscheinungen:können wir 
diese Continnität im ENERNE der Zeiten empirisch 
erkennen. u. uw Ti ae wa 
Zu. aller Erfahräng ad deren Möglichkeit gehört; Verstand, und 
das erste, was er dazu tliut, ist Hichty-dass ‚er die Vorstellung der Gegen- 
stände' deutlich" macht, sondern dass er..die- Vorstellung eines Gegen- 
2:5 standes- überhaupt möglich macht. Dieses. geschieht nun dadurch, dass 
er.die Zeitordnung \auf- die, Erscheinungen und ‚deren Dasein. tiberträgs,; 
indem-er jeder derselben als Folge eine in-Ansehung der vorliergehenden 
Erscheinungen @ priori lestimmte Stelle in der Zeit. zuerkennt; ‚ohne 
welche sie nicht mit.der Zeit selbst, .die,allei-ihren. Theilen a priors ihre 
Stelle bestimnit, übereinkommen würde. Diese Bestimmung‘ der ‚Stelle 
kann nun nicht»von ‚dem Verhältniss, der Erscheinungen. gegen die ab- 
sölute+ Zeit! entlehmt werden (denn die ist ‚kein. Gegenstand ‚der -Wahr- 
nehimung); (sondern umgekehrt, ‚die Erscheinungen müssen: einander ihre 
Stellen in der Zeit selbst‘ bestimmen und! dieselben in der: 
nothwendig machen, .d.i dasjenige, was da folgt oder. geschieht, muss 
nnelv einer allgemeinen Regel auf ‚das, was im vorigen Zustande enthalten 
war, folgen; ‚woraus eine Reihe der Erscheinungen wird, die vermittelst 
des Verstandes eben dieselbige Ordnung und.stetigen! Zusammen bang-in 





HE Abschnitt. Eyst: Vorstellung aller synthetischen Grundsätze 85 


der "Reihe möglicher Wahrnehmungen hervorbringt und nothwendig 
macht, als sio"in der Formrdor inneren" Anschauung (der Zeit); darin 
ı ihre Stelle haben miissen, a prior angetroffen wird. 
= Diss alas‘ etwas geschieht, ist eine Wahrnehmung, die zu «iner 
möglichen Erführung gehört, die dndurchr wirklich wird, wenn: ich die 
Erscheinung ilirer Stelle’nach in der Zeit als bestimmt, mithin’ als-ein 
‚Objeet’ansche, welches nach einer Regel’im Zusammenhangs der Wahr- 
wehtbingen jederzeit geluiden' werden kann. Diese Rogsl-aber;) otwas sus 
‚der Zeitfolge nach zu bestimmen, ist, dnss in dem, was vorhergelit, die 
Bedingung anzutreffen sei, unter welcher die Begebenheit jederzeit (d. i. 
notwendiger Weise) folgt.) Also ist der Satz von’ zurdichenden Grunde 
'nlimlich der objeetiven Eirkeumtuiss der 
here Anschung des Verhältwieses "üheiebec "in Reihenfolge, 
Br in amt iu u] Hm men) nung. mt 
ee Böielsgrind Pe aber beruht lediglich auf folgenden 
Mimenten. "Zu aller empirischen Erkenntniss gehört die/ Synthesis des 
Mäumigfaltigen durch die Einbildungskraft, die "jederzeit susedssiv ist, 
Arie Vorstellungen Folgen in ihr jederzeit atf' einander. Die Folge 
aber it in der Einbildungskraft der Ordnung nach (was vorgehen und 
wu folgen 'niliise) "gar Mieht "bestimmt, \und die‘ Reihe: der einen der 
Folgenden “Vorstellungen "kat! ebenso "wol rtiekwärts ‚als vorwärts gu- 
nommen werden. ‚Ist aler diese Syirthesis eine Synihesis-der Appre- 
"hension “(des Mannigfaltigen einer gegebenen: Erscheinung), #0 ist die 
Ordning im Object beetittat, ‘oder, gennuer'eu reden, es ist'darin cine 
‚Orditung der suoreasiven Synthesis, die ein Ohject bestimmt, nach weicher 
etwas othwendig vorausgehen, und wenn dieses gesotzt’ ist, das andere 
mothwendig‘ folgen iniisse; Boll also meine Wähmelmung die Erkemmt- 
nis einer Begebenheit enthalten, da nämlich etwas wirklich geschieht, 
so 1mas sie ein ernpirisches Urtheil sein, in welchem han sich denkt, 
‚Anss die Folge bestimmt ei, d. I. dass sie eine ander» Erscheinung der 
‚Zeit nach voraussetze, worauf sie notlswendig oder nach einer Regel zır 
Holgt. "Widrigenfalls," wermı ich das’ Vorhergehiend6 setze, und die Be- 
gebenheit folgte nicht darauf nöthwendig, so würde ich sie mtr für ein 
‚ubjeetires'Spiel meiner Binbildungen halten müssen, tınd 'stellte ich mir 
darunter doch" etwas Objeotives'vor, sie einen blossen‘ Traum nennen. 
Alsuiet dns Verkältnise der Erscheinungen (als möglicber Wehrnol- 


rs 





178 Elementarlehre IL Theil. I. Abtheilung. II. Buch. IE Häuptstük. 


#4 dürch die blosse Wahrnehmung das abjective Verhältnis der ein- 
ander folgenden Erscheinungen unbestimmt. Damit dieses nun als be- 
stimmt erkannt werde, muss das Verhältnis zwischen den beiden Zu- 
ständen so gedacht werden, dass dadurch als nothwendig bestimmt wird, 
welcher derselben vorher, welcher nachher, und nicht umgekehrt milsse 
gesetzt werden. Der Begriff aber, der eine Nothwendigkeit der syuthe- 
tischen Einheit bei sich führt, kann nur ein reiner Verstandesbegriff sein, 
der nieht in der Wahrnehmung liegt, und das ist hier der Begrifi des 
Verhältnisses der Ursache und Wirkung, woron die erstere die 
letztere in der Zeit als die Folge, und nicht als etwas, was bloss in der 
Einbildung vorhergehen (oder gar tiberall‘ nicht wahrgenommen sein) 
könnte, bestimmt. Also ist nur dadurch, dass wir die Folge der Er- 
scheinungen, mithin alle Veränderung dem Gesetze der Causalität unter- 
werfen, selbst Erfahrung, d. i empirische Erkenntnis von denselben 
möglich; mithin sind sie selbst als Gegenstände der Erfahrung nur nach 
eben dem Gesetze möglich.?] 

(Die Apprehension des Mannigfultigen der Erscheinung ist-jederzeit 
smecessiv. Die Vorstellungen der Theile folgen auf einander. Ob sie 
sich auch im Gegenstande folgen, ist ein zweiter Pımkt der Reflexion, 
der in der ersteren nicht enthalten ist) Nun kann man zwar alles, und 
sogar jede Vorstellung, so fern man sich ihrer bewusst ist, Objeet nennen; 

ssallein was dieses Wort bei Erscheinungen zu bedeuten habe, nieht in 
so fern sie (als Vorstellungen) Objecte sind, sondern nur ein Object 
bezeichnen, ist von tieferer Untersuchung. So fern sie nur als Vorstel- 
lungen zugleich Gegenstände des Bewusstseins sind, 80 sind sie von 
der Apprehension, d.i. der Aufnahme in die Synthesis der Einbildungs- 
kraft, gar nicht unterschieden, und man muss also sagen: das Mannig- 
faltige der Erscheinungen wird im Gemitth jederzeit 'successiv erzeugt, 
Wären Erscheinungen Dinge an sich selbst, so wiirde kein Mensch aus 
der Succession der Vorstellungen von ihrem Mannigfaltigen ermessen 
können, wie dieses in dem Öbjeet verbunden sei. Denn wir haben &s 
doch nur mit unseren Vorstellungen zu thun; wie Dinge an sich selbst 
(ohne Rücksicht auf Vorstellungen, dadurch sie uns afficiren) sein 
mögen, ist glinzlich ausser unserer Firkenntnisssphäre. Ob nun gleich die 


® Diese beiden ersteu Absätze sind erst in der zweiten Auflage hinzugekommen. 





DE Abschnitt Syst. Vorstellang aller synthetischen Grundsätze 179 


Erscheinungen nicht Dinge an sich selbst, und gleichwol doch das Einzige 
sind, was uns zur Erkenntniss gegeben werden kann, eo soll ich anzeigen, 
was dem Mannigfaltigen an den Erscheinungen selbst für eine Verbindung 
in der Zeit zukomme, indessen dass die Vorstellung desselben in der 
Apprehension jederzeit suecessiv ist. So ist z B. die Apprehension des 
Mannigfaltigen in der Erscheinung eines Hauses, das vor mir steht, 
successiv. Nun ist die Frage, ob das Mannigfaltige dieses Hauses selbst 
auch in sich successiv sei, welches freilich niemand zugeben wird. Nun 
ist aber, so bald ich meine Begriffs von einem Gegenstande bis zursse 
transseendentalen Bedeutung steigere, das Haus gar kein Ding an sich 
selbst, sondern hur eine Erscheinung d. i. Vorstellung, deren transscen- 
dentaler Gegenstand unbekannt ist; was verstehe ich also unter der 
Frage, wie das Mannigfaltige in der Erscheinung selbst (die doch nichts 
au sich selbst ist) verbunden sein möge. Hier wird das, was in der 
successiven Apprehension liegt, als Vorstellung, die Erscheinung aber, 
die mir gegeben ist, unerachtet sie nichts weiter als ein Inbegriff dieser 
Vorstellungen ist, als der Gegenstand derselben betrachtet, mit welchem 
mein Begriff, den ich aus den Vorstellungen der Apprehension ziehe, 
zusammenstimmen soll.. Man sieht bald, dass, weil Uebereinstimmung 
der Erkenntnis mit dem Object Wahrheit ist, hier hur nach den for- 
malen Bedingungen der empirischen Wahrheit gefragt werden kann, und 
Erscheinung im Gegenverhältniss mit den Vorstellungen der Apprehen- 
sion nur dadurch als das davon unterschiedene Object derselben könne 
vorgestellt werden, wenn sie unter einer Regel steht, welche sie von jeder 
anderen Apprehension unterscheidet, und eine Art der Verbindung des 
Mannigfaltigen nothwendig macht. Dasjenige an der Erscheinung, was 
die Bedingung dieser nothwendigen Regel der Apprehension enthält, ist 
das Object. 
Nun lasst uns zu unserer Aufgabe fortgehen. Dass etwas geschehe, 
di. etwas oder ein Zustand werde, der vorher nicht war, kann nicht 
werden, wo nicht eine Erscheinung vorhergeht, on 
welche diesen Zustand nicht in sich enthält; dem eine Wirklichkeit, die 
auf eine leere Zeit folgt, mithin ein Entstehen, vor dem kein Zustand 
der Dinge vı t, kann ebenso wenig als die leere Zeit selbst appre- 
hendirt werden. [ Jede Apprehension einer Begebenheit ist also eine Wahr- 


” nehmung, welche auf eine andere folgt) Weil dieses aber bei aller Syn- 
12° 


188 Elementarlehre. I. Theil. L-’Abtheifung. 'IR Bich. IE Hatpisiück 


- alles Wechselnden;d. i. die Substanz. Dem nach dem’ Grundsatze der 
Cansalität sind Handlungen immer der erste Grund von allem Wechsel 
der Erscheinungen, und können «ulso nicht in einem! Subject liegen, was 
selbst wechselt, weil sonst: andere Handlungen und ein anderes Subject, 
welches diesen Wechsel "bestimmte, ‚erforderlich wären: ' Kraft dessen 
beweist nun‘ Handlung 'als ein hinreichendes empirisches Kriterium die 

1 Bubstantialitäit, ohne dass ‚ieh die Beliarrlichkeit desselben ‚durch‘ ver- 

‚glichene‘ Wahrnehmungen allererst zu suchen nötkig hätte, welches /auch 

auf diesem‘ Wege mit der Ausfihrlichkeit nieht geschehen könnte, die 

zu der Grösse und’ strengen Allgemeingiltigkeit des Begriffs erforderlich 
st. «Denn dass‘ das erste Sühjeet der Onmsalität alles Entstehens und 

Vorgehens selbst nicht (im Felde der Erscheinungen) entstehen und ver- 

‚gehen könne, ist ein sicherer Schluss, der auf empirische Nothwendigkeit 

und‘ Beharlichkeit im Se -— anf den‘ an einer Substanz als 

Erscheinung auslänft. 0 aA ze SU ZZ 

Wenn une eih so ist ae Albnee Bone; ‚ohne Rücksicht 

auf das, was da entsteht, schun’an sich selbst ein Gegenstand der Unter- 

suchung: Den Ueborgang wus dem Nichtsein eines Zustandes in diesem 

Zustand, gesetzt, dass dieser auch keine Qualität in der Erscheinung ent- 

hielte, ist schon allein nöthig zu untersuchen. Dieses Entstehen trifft, wie 

in der Nummer A gezeigt worden, nieht die Substanz (demn die entsteht 
nicht), sondernsihren Zustand. Es ist. also bloss Veränderung, und nicht 

Ursprung aus nichts Wenn dieser Ursprung als' Wirkung von einer 

fremden Ursache angesehen. wird, ‘so heisst er Schöpfung, welche als 

Begebenheit unter den Erscheinungen nicht zugelassen "worden kanm, 

indem ihre Möglichkeit allein schon die Einheit der Erfahrung aufheben 

würde, obzwar; wenn ich alle' Dinge nicht als Plıknomene, sondern als 

52 Dinge an: sich betrachte und als Gegenstände des | blossn‘ Vorstandes, 

sie, obschon sie, Snbstanzen sind, dennoch’ wie abhängig ihrem Dasein 

nach von fremder Ursache angesehen werden können, welches aber als 
dann ganz andere Wortbedentungen nach sieh ziehen, und auf Erschei- 

nungen als mögliche Gegenstände der Erfahrung nicht passen wiirde, ° 
* Wie nun überhaupt etwas verändert werden könne(wie es möglich 

sei, Anss auf einen Zustand in einem Zeitpunkte ein entgögongesetzter im 

‚anderen folgen könne, davon haben wir a ‘prior nicht dei mindesten 

Bogrift. )' Hierzu wird ‚die Konntuiss wirklicher Kräfte erfordert, welche 


> Mh Abschtätt. Syst. Vorstellung aller synthetischen Grandsites: ' 180 


nur empirisch - gegeben werden kann, z.B. der bewegenden Krifte oder, 
welches einerlei ist; gewisser suceessiver Erscheinungen (als Bewegungen), 
welche solehe Kräfte anzeigen. Aber die Form einer jeden Veränderung, 
die Bedingung, unter welcher sie als ein Entstehen eines anderen Zu- 
standes allein vorgehen kann (der Inhalt derselben, d.'i der’ Zustand; 
der verändert: wird, /mag sein, welcher er wolle), (michin «die Succrasion 
der Zustände selbst (das Geschehene) kann doch nach dem’ Gesetze der 
Oatisalität'umd den Bedingungen der Zeit o prior erwogen werden®] 

‚Wem eine Substanz aus einem Zustande a in einen anderen b 
geht, so.ist der Zeitpunkt des zweiten vom Zeitpunkte des ersteren Zu- 
standes unterschieden, und folgt demselben." Ebenso'ist' auch der zweite 
Zustand als Realität (in der Erscheinung) vom ersteren, drin diede nicht 
war, wierb vom Zero untersehieden; d. i. wenn der Zustand b eich anch 
von dem Zustande = nur der Grösse nach unterschiede, #0 Ist die Ver 
änderung ein Entstehen von b—a, ER ee 
war, und: in Ansching desesh, [Dr EU 

Es fragt sich also, 'wie ein Ding aus einem Zustande —a in nen) 
ahderen—=b tibergehe: | Zwischen zwei Augenblicken ist immer «ihe. 
Zeit, und zwischen zwei Zuständen ih denselben immer 'ein Unterschied, 
der eine Grösse hat (denn alle Theile der Erscheinungen sind iminer 
wiederum Grössen), Also goschjelt jeder Uebergang aus einem Zustande! 
in dem’ anderen in einer Zeit, die zwischen zwei Augenblicken enthalten‘ 
ist, deren der erste den Zustand bestimmt, aus welchem das Ding heraus: 
geht, der zweite den, in welchen @s gelangt: Beide also sihd Grenzen 
der Zeit einer‘ Verlinderung, mithin des Zwischeirzustandes zwischen 
beiden Zuständen, und gehören als solche mit zu der ganzen Verände- 
rung. Nun hat jede Veränderung eine Ursache, welche in der gunzen 
Zeit, in welcher jene vorgeht, ihre Oansalität beweist. Also bringt diese 
Ursache ihre Veränderung nicht plötzlich (auf einmal‘ oder in einem 
Augenblicke) hervor, sondern in einer Zeit, eö dass, wie die Zeit vorne 
Anfangssngenblicke a’ bis zu ihrer Vollendung in’ b wächst, auch die 
af 1 ent sahen 


merke wol, Aa {cn be. Tip der ‚Torfndernng. gortoene Melakkme 
Bere Daher, werin ein Körper 


Yöwgt, io verkndert or sinn Zestand (der Hewegung) gar zieht, 
2 Stier eltern de rm 





A 


— 


490 Elomentarlohre. IL. Theil. T. Abthellung. TI. Buch. KL. Hauptstlick, 


‚dem ersten und letzten enthalten sind, erzeugt wird. Alle Veränderung 
ist also nur durch eine continuirliche Handlung der Onusalität möglich, 
welche, so fern sie gleichförmig ist, ein Moment heisst, Aus diesen 
Momenten besteht nicht die Veränderung, BE en a 
‚als ihre. Wirkung, 

f Dani ennn Gabeta der Dsctineii. al Veilig 
Grund dieser ist, dass weder die Zeit noch auch die Erscheinung in der 
Zeit aus Theilen besteht, die die kleinsten sind, und dass doch der Zu- 
‚stand des Dinges bei seiner Veränderung durch alle diese Theile als 
Elemente zu seinem zweiten Zustande übergehe, Es ist kein Unterschied 
des Realen in der Erscheinung, so wie kein Unterschied in der Grüsse 
der Zeiten der kleinste, und so erwächst der neue Zustand der Realität 
von dem ersten an, darin diese nicht war, durch alle unendlichen Grade 
derselben, deren Unterschiede von einander insgesammt kleiner sind als 
der zwischen O und a. 

Welchen Nutzen dieser Satz in der Naturforschung haben möge, 
das geht uns hier nichts an. Aber wie ein solcher Satz, der unsere Er- 
kenntniss der Natur so zu erweitern scheint, völlig « prior! möglich sei, 
das erfordert gar sehr unsere Prüfung, wenn gleich der Augenschein 

#55 beweist, dass er wirklich und richtig sei, und man also der Frage, wie 
er möglich gewesen, tiberhoben zu sein glauben möchte, Denn es gieht 
50 mancherlei ungegründete Anmassungen der Erweiterung unserer Er« 
kenntniss durch reine Vernunft, dass es zum allgemeinen Grundsatz an- 
genommen werden muss, deshalb durchaus misstrauisch zu sein, und 
ohne Documente, die eine gründliche Deduction verschaffen können, 
selbst auf den klarsten dogmatischen Beweis nichts dergleichen zu 
glauben und anzunehmen. 

- Aller Zuwachs der empirischen Erkenntniss und jeder Fortschritt 
‚der Wahrnehmung ist nichts als eine Erweiterung der Bestimmung des 
inneren Sinnes, d. i. ein Fortgang in der Zeit, die Gegenstlinde mögen 
sein, welche sie wollen, Erscheinungen oder reine Anschatungen. Dieser 
Fortgang in der Zeit bestimmt alles, und ist an sich selbst durch nichts 
weiter bestimmt, d. i. die Theile desselben sind nur in der Zeit, und 
durch die Synthesis derselben, sie aber nicht vor ihr gegeben. Um des- 
willen ist ein jeder Uebergang in der Wahrnehmung zu etwas, was in 
‚der Zeit folgt, eine Bestimmung der Zeit durch die Erzeugung dieser 








OL Abschnitt. Syst. Vorstellung aller syuthetischen Grendsäiws 191 


Wahmehmung, und da jene immer und. in allen ihren Theilen eine 
Grüsse ist, !die Erzeugung einer Wahrnehmung als einer Grösse derch 
alle Grade, deren keiner der kleinste ist, von-dem Zero an bis zu ilrem 
bestimmten Grad. Hieraus erhellt nun die Möglichkeit, ein Gesetz ‚der 
Veränderungen ihrer Form nach a priori zu erkennen Wir antielpiren 256 
nur unsere eigene Apprehension, deren formale Bedingung, da sie uns 
vor aller gegebenen Erscheinung selbst beiwohnt, allerdings = priori 
muss erkannt werden können. l , 

‚Bo. ist demnach ebenso, wie die Zeit die sinnliche. Bedingung # 
priord ‘von der Möglichkeit eines continuirlichen Fortganges des Existi- 
renden zu dem Folgenden anthilt, der Verstand vermittelst der Einheit 
der Apperception die Bedingung = prierd der Möglichkeit einer eontinuir 
lichen Bestimmung aller Stellen für die Erscheinungen in dieser Zeit 
durch‘ die Reihe von Ursachen und Wirkungen, deren die ersteren der 
letzteren ihr Dasein unausbleiblich nach sich ziehen, und dadurch die 
empirische Erkenntnis der Zeitverhältnisse für jede Zeit (allgemein), 


©. Dritte Analogie. 


2 


‚Grundsatz des Zugleichseins nuch dem Gesetze der 
Wechselwirkung oder Gemeinschaft. 


Alle Substanzen, so fern sie im Raume als zugleich wahr- 
genommen‘ werden können, sind in durchgäugiger Wechsel- 
wirkung.® 

Beweis. 
[Zugleich sind Dinge, wenn iu der empirischen Anschauung die 
Währsähmung des einen auf die Wahrnehmung des anderen wechsel-as 
seitig folgen kann (welches in der Zeitfolge der Erscheinungen, wie 
beim «weiten Grundsatze gezeigt worden, nicht geschehen kann). So 
kann ich meine Wahrnehmung zuerst am. Monde und nachher an der 





das Vorb des Nachsatzes ansgefallou, etwa die Worte: „so geschieht“, 
« Doßnlilon und Vobersehrift lauten in der ersten Auflage: 

Grundsatz der Gemeinschaft. — Alle Substanzen, so fern sio zugleich sind, 

sieben In durebgängiger Gemeinschaft (4 3: Wechselwirkung utter einander). | 


















192 Elementarlehre IL Theil: I. Abtheiling- IE Buch. IL Hauptstlick, 


Erde, ‘oder innch' umgekehrt‘ zuerst 'an der Eide'uud dann ' 
Lertamemengs um bee 
ander wechsel filgn nen; ge ch, a ernennt 










Dingliniderslben it gute sind, Per "Anas die Wahrneh« 
mungen derselben einander wechselseitig folgen ‘können. Die Synthesis 
der Einbildungskraft in der Apprehension' würde “also nur"eine jede 
dieser Wahrnelimungen als eine solche angeben, die im Subjesterda ist, 
wenn die andere nicht ist; und wechselsweise, nicht aber, dass die Objecte 
zugleich seien, d. #: 'wenn*das eine ist, das andere auch’ in derselben 
Zeit sei, und dass dieses 'nothwendig sei, damit die Wi 
wechselseitig auf einander folgen können; Folglich wird ein’ Verstandes- 
begriff von der wechselseitigen Folge der Bestimmungen dieser ausser 
einander zugleich existirenden Dinge erfordert, um zu sangen, dass die 
wechselseitige Folge der Wahrnehmungen im Objecte gegründet sei, 
und das Zugleichsein dadurch als objectiv vorzustellen. Nun’ist aber 
das Verhältniss der Substanzen, in welchem die eine Bestimmungen eut- 

ass Iiält, wovon der Grund in der anderen entlinlten ist, das Verhältniss des 
Einflusses, und wenn wechselseitig dieses den Grund der Bestimmungen 
in dem anderen entbält, das Verhältnis der Gemeinschaft oder Wechsel- 
wirkung. Also kann. das Zugleichsein der Substanzen ‚im Raume nicht 
anders in der Erfahrung erkannt werden, als unter Voraussetzung einer 
Wechselwirkung derselben üntereinaner; diese ist also auch die Bedin- 
gung der Möglichkeit der Dinge selbst als Gegenstände der Erfahrung.*J 

Dinge sind zugleich, so fern sie in einer und derselben Zeit «xie 
stiren. Woran erkennt man aber, dass sie in einer und derselben Zeit 
sind? "Wenn die Ordnung in der Synthesis der Apprehension dieses 
Mannigfaltigenkleichgiltig ist, d.L von’ A durch‘ B, C, D auf E, oder 
auch umgekehrt von E zu A gehen kann. Denn, wäre sie in der Zeit 
nach einander (in der Ordnung, die’von A anhebt und in E endigt), so 
ist es unmöglich, die Apprehension in der Wahrnehmung von E anzu- 
heben, und ritckwärts zu A fortzugehen, weil A zur vergangenen Zeit 
gehört, und also kein Gegenstand der Apprehension mehr sein kann. 





* Dieser orsto Absatz ist erst in der zweiten Auflage hinzugekommen. 


HL Abschnitt Syst. Vorstellung Aller synthetischen Grundsätze. 193 


- Nehmt nun an, in einer Mannigfaltigkeit von Substanzen als Er- 
scheinungen ‚wäre jede derselben völlig isolirt, d. i. keine wirkte in die 
andere ind empfinge von dieser wechselseitig Einflüsse, #0 sage ich,sdass 
das Zugleichsein ‚derselben kein Gegenstand einer. möglichen. Wahr- 10 

. 'nehmung‘sein würde, und dass.das Dasein‘der einen, durch keinen Weg 
‚der empirischen ‚Synthesis auf das Dusein der anderen führen könnte 
Denn wenn. ihr euch gedenkt, sie wären durch einen völlig leeren Raum 
getrennt, so. wärde. die Wahrnehmung, die von der einen zur anderen in 
der Zeit fortgeht, zwar dieser ihr Dasein vermittelst einer folgenden Wahr- 
nehmung bestimmen, aber nicht unterscheiden. können, ob.die Erschei- 
nung objectiv auf die erstere folge oder mit jener vielmehr‘ zugleich sei, 

Es muss.also noch ausser dem blossen Dasein etwas sein, wodurch 
A.dem.B seine Stelle in der Zeit bestimmt und umgekehrt anch wie- 
derum B dem A, weil nur unter dieser Bedingung gedachte Substanzen 
ala zugleich existirend empirisch vorgestellt werden können. Nun be 
stimmt nur dasjenige dem anderen: seine Stelle in der, Zeit, ‚was. die Ur- 
sache von ihın oder seinen Bestimmungen ist. Also muss jede Substanz 
(da sie nur in Ansehung ihrer Bestimmungen Folge sein kaun) die Cau- 
salität ‚gewisser Bestimmungen in der anderen, und zugleich die Wir 
kungen von der Causalität der auderen in sich enthalten, d. i. sie müssen 
in. dynamischer Gemeinschaft (unmittelbar oder mittelbar) stehen, wenn 
das Zugleichsein in irgend einer möglichen Erfahrung erkannt werden 
Erfahrung: nothwendig, ohne welches. die Erfahrung von diesen Gegen- 
stünden. selbst unmöglich sein würde. Also ist. es allen Substanzen in 20 

der Erscheinung, so fern sie zugleich sind, nothwendig, in durchgäingiger 
Gemeinschaft.der Wechselwirkung unter einander zu stehen. 

Das Wort Gemeinschaft ist in unserer Sprache, zweidentig, und 
"kann, so. 'viel als communio, aber auch als eommereium bedeuten., Wir 
bedieuen uns hier desselben im letzteren Sinm als einer dynamischen Ge- 
meinschaft, ohne welche selbst die locale (communio spatü) niemals em- 
pirisch erkannt werden könnte. Unseren Erfahrungen ist es leicht an- 

m, dass nur die continuirlichen Einflüsse in allen Stellen des 
Een Senso teonten en bannen 
‚dass das Licht, welches zwischen. unserem Auge und den Weltkörpern 

Kants Kritik dor reinen Versenft, 18 


ri 


194 Kiomentarlehre. II. Theil 1. Abtheilung. IL Buch IL Hanptitllck. | 


und dadureh das Zugleichsein der letzteren beweisen könne, dass wir 
keinen Ort empirisch verändern (diese Veriinderung wahrnehmen) können, 
olme dass uns allerwärts Materie die Wahrnehmung unserer Stelle mög- 
lieh mache, und diese nur vermittelst ihres wechselseitigen Einflusses 
ihr Zugleichsein, und dadurch bis zu den entlegensten Gegenständen die . 
Coexistenz derselben (obzwar nur mittelbar) darthun kann, Obne Ge 
meinschaft ist jede Wahrnehmung (der Erscheinung im Raume) von der 
anderen abgebrochen, und die Kette empirischer Vorstellungen d. i. Er- 
ser fahrung würde bei einem neuen Object ganz von vorn 'anfıngen, ohne 
dass die vorige damit im geringsten zusammenhängen oder im Zeitver- 
4 ‚59 hfhältnisse stehen könnte. Den leeren Raum will ich hiedurch gar nicht 
vr widerlegen; denn der mag immer sein, wohin Wahrnelmungen gar nicht 
reichen, und also keine empirische Erkenntniss des Zugleichsäins statt- 
findet; er ist aber alsdann für alle unsere mögliche Erfahrung gar kein 
Objest, 

Zur Rrläuterung kann Folgendes dienen. In unserem Gemilthe miissen 
alle Erscheinungen, als in einer möglichen Erfahrung enthalten, in Ge- 
meinschaft (commtnto) der Apperception stehen; und so fem die Gegen- 
stände als zugleich existirend verkniipft vorgestellt werden sollen, so 
miissen sie ihre Stelle in einer Zeit wechselseitig bestimmen und da- 
durch ein Ganzes ausmachen. Boll diese subjeetive Gemeinschaft auf 
einem ohjeetiven Grunde beruhen oder auf Erscheinungen ‘als Substanzen 
bezogen werden, so muss die Wahrnehmung der einen als Grund die 
Wahrnehmung der anderen, und so umgekehrt, möglich machen, damit 
die Suecession, die jederzeit in den Wahrnehmungen als Apprehensionen 
ist, nicht den Objecten beigelegt werde, sondern diese als zugleich axi- 
stirend vorgestellt werden "können. Dieses ist aber ein wechselseitiger 
Einfluss, d. i. eins reale Gemeinschaft (commererum) der Substanzen, ohne 
welche also das ‘empirische Verhältniss des Zugleichseins nicht in der 
Erfahrung stattfinden könnte, Durch dieses Oommereium machen die 

sis Erscheinungen, so fern sie ausser einander und doch in Verknüpfung 
stehen, ein Zusammengesetztes aus (compöritum reale), und dergleichen 
ne werden auf mancherlei Art möglich. Die drei _d 
4 erhältnisse, daraus alle übrigen entspringen, sind daher das der In- 


r 19,3 der Gonsequenz und der Composition, 





| 


UL Abschnitt. Syst. Vorstellung aller synthetischen Grundsktzo. 195 


nichts Anderes als Grundsätze der Bestimmung des Daseins der Erschei- 
nungen in der Zeit nach allen drei modis derselben, dem Verhältnisse zu 
der Zeit selbst als einer Grösse (die Grösse des Daseins, d. i. die Dauer), 
dem Verhältnisse in der Zeit als einer Reihe (nach. einander), endlich 
auch in. ihr ‚als einem Inbegriff alles Daseins (zugleich). Diese Einheit 
der Zeitbestimmung ist durch und durch ‚dynamisch, d..i. die Zeit wird 
nicht als dasjenige angesehen, worin die Erfahrung unmittelbar jedem 
Dasein seine Stelle bestimmte, welches unmöglich ist, ‚weil die absolute 
Zeit kein ‚Gegenstand der Wahrnehmung ist, womit Erscheinungen 
könnten züsammengehalten werden; sondern die Regel des Verstandes, 
dureh welche allein das Dasein der Erscheinungen synthetische Einheit 
nach Zeitverhältnissen bekommen. kann, bestimmt jeder derselben ihre 
Stelle in der Zeit, mithin a priori und giltig für alle und jede Zeit. 


‚Unter Natur (im empirischen Verstande) verstehen wir den Zu- ss 

e ‚d. ionach Gesetzen. Es sind also gewisse Gesetze, und zwar 

a prior‘, welche (ullererst eine Natur möglich machen; die empirischen 
können nur vermittelst der Erfahrung, und zwar zufolge jener ursprüng- 
lichen Gesetze, nach welchen selbst Erfahrung allererst möglich wird, „ 
stattfinden und gefunden: werden. Unsere Analogien stellen also,-eigent« 
lich die Natureinheit im Zusammenhange aller Erscheinungen unter 
gewissen Exponenten dar, welche nichts Anderes ausdrücken als das 
Verhältnis der Zeit (so fern sie alles Dasein iu sich begreift) zur Ein- 
heit der Apperception, die nur in der Synthesis nach Regeln stattfinden 
kann. Zusammen sagen sie also: alle Erscheinungen liegen in einer 
den weil ohne diese Einheit # priori keine 

ten ka 
in derselben möglich wäre. 

Ueber die Beweisart aber, deren. wir uns bei; diesen transscenden- 
talen Naturgesetzen bedient haben, und die Bigenthitlichkeit. derselben 
jet eine Anmerkung zu machen, die zugleich als Vorschrift für jeden 

Versuch, intellectuello und zugleich synthetische Sätze « prior 
m, sehr wichtig sein muss. Hätten wir diese Analogien dog- 
en 3 ah. Teen when, das mach a 
exisuirt, nur in dem angetroffen werde, was beharrlich ist, dass jede Be- a. 


u dl 





u 


196 Hlementarlchre. IE Theil. L Abtheilnng. IL Buch. II. Haptstück. 


Regel folgt, endlich in dem Mannigfältigen, das zugleich ist, die Zustände 
in Beziehung auf einander nach einer Regel zugleich seien (in Gemein- 
schaft stehen), #0 wäre alle Bemühung gänzlich vergeblich gewesen. 
Denn man kann von einem Gegenstände und dessen Dasein anf das 
Dasein des anderen oder seine Art zu existiren durch blosse Begriffe 
dieser Dinge gar nicht kommen, man mag dieselben zergliedern, wie man 
wolle. Was blieb uns nun übrig? Die Möglichkeit der Erfahrung als 
einer Erkenntniss, darin ung alle Gegenstände zuletzt müssen gegeben 
werden können, wenn ihre Vorstellung für uns objeetive-Reulität haben 
soll, In diesem Dritten nun, dessen wesentliche Form in der syntle- 
tischen Einheit der Apperception aller Erscheinungen besteht, fanden 
wir Bedingungen # prior! der durchgängigen und nothwendigen Zeit- 
bestimmung alles Daseins in der Erscheinung, olıne welche selbst die 
e Zeitbestimmung unmöglich sein wilrde, und fanden Regeln 
der synthetischen Einheit « prieri, vermittelst deren wir die Erfahrung 
antieipiren konnten. ‘In Ermangelung dieser Methode, ‘und "bei dem 
Waline, (synthetische Sätze, welche der Erlahrungsgebrauch des Ver- 
standes als seine Prineipien empfiehlt, dogmatisch beweisen zu wollen, ist 
es denn geschehen, dass von dem Satze des zureichenden Grundes so oft, 
ss aber immer vergeblich, ein Beweis ist versucht worden. An die beiden 
übrigen Analogien hat niemand gedacht, ob man sich ihrer gleich immer 
süllschweigend bediente,* weil der Leitfaden der Kategorien fehlte, der 
allein jede Lücke des Verstandes ee 
entdecken und merklich machen kann. 


» u 


* Die Einheit, des Weltganzen, in welchem alle Erscheinungen verknäpft Rn 
sollen, ist offunbar eine blosss Folgerung des Insgohelm angenommenen Grundsntzes 
der Gomeinschaft aller Substanzen, die zugleich sind; denn wären sis isollrt, Jo 
würden sie richt als Theile ein Ganzes ausmachen, und wäre ihre Verknüpfung 
(Wechselwirkung des Mannigfaltigen) nicht schen um des Zugleichseins willen noths 
wondig,, #0 könnte man aus diesem als einen bloss, Idealen Verhältnis auf jano als 
ein renles nicht schliesson; wiewol wir an, seinem Ort gezeigt haben, dass die Ge- 
woinschnft eigentlich der Grund der Möglichkeit einer empirischen Erkenntniss ur 
Cooxistenz sei, und dass inan also olgentlich nur aus dieser ai Jene als ihre Be» 
Uagung zurlick schliesse. 


IL Absehnitt Syst Vorstellung aller synthetischen Grundsätze. 197 


Au Die: Poetulate des einpirischen. Denkens füberhauptan 


1. Was mit den formalen Bedingungen der Erfahrung (der An- 
schauung und den Begriffen nach) tibereinkommt, ist möglich. 

2. Was mit den materialen Bedingungen der Erfährung (der Ein- ı00 
pfndung) zusammenhängt, ist wirklich. 

3. Dessen Zusammenhang mit dem Wirklichen nach allgemeinen 
Bedingungen der Erfahrung bestimmt ist, ist (existirt) nothwendig, 


Erläuterung. 


ee een 
sie den Begrifl, dem sie als Prüdicate. beigefigt werden, als Bestimmung 
des Objeets nicht im mindesten vermehren, sondern nur das Verhältnis 
schon ganz vollständig ist, so kann ich doch noch von diesem Gegen- 
stande fragen, ob er bloss möglich oder auch wirklich, ‚oder, wenn er 
das letztere ist, ob er gar auch nothwendig sei? Hierdurch werden keine 
Bestimmungen mehr im Objecte selbst gedacht, sondern & fragt sich nur, 
wie ‘es. sich (sammt allen seinen Bestimmungen) zum Verstande ‚und 
dessen ‚empirischen Gebrauche, zur empirischen Urtheilskraft und zur 
Vernunft (in ihrer Anwendung auf Erfahrung), verhalte? 

Eben um deswillen sind auch die Grundsätze der Modalität 


weiter als der iffe der. Mi it, Wirklichkeit und 
ihrem empirischen Gebrauche, umd hiermit ‚zugleich 
en empirischen Gebrauch, ohne 


a enkelen, zumnlamen: nd: waherhahen, Denn, wenn diese sor 
nieht eine ‚bloss logische Bedeutung haben, und die Form des Denkens 
analytisch ausdrücken sollen, sondern Dinge und ‚deren Möglichkeit, 
Wirkliehkeit ‘oder Nothwendigkeit betreffen sollen, so missen sie auf 
die mögliche Erfahrung und deren synthetische Einheit gehen, in welcher 
allein Gegenstände der Erkenntniss gegeben: werden. 

Das Postulat der Möglichkeit der Dinge fordert also, dass der Bo- 
griff derselben mit den formalen Bedingungen einer Erfuhrung tberhaupt 
zusammensfimme. Diese, nämlich die objeetive Form der Erfahrung 
überhaupt, enthält aber alle Synthesis, welche zur Erkenntniss der Ob- 


198 Elementarlohre. IL Theil. 1 Abtheilung. IL Bich. IL Hanptitlick. 


jecte erfordert wird. Ein Begriff, der eine Synthesis in sich fasst, ist für 
Ieer zu halten, und bezieht sich auf keinen Gegenstand, wenn diese Syn- 
(gets, nicht, zur, Erfahrung, gehört, entweder als von ihr erhorgt, und 
dann heisst or ein empirischer Begriff, oder als eine solche, ‚auf der 
als Bedingung « prieri Erfahrung überhaupt (die Form derselben) be- 
ruht, und dann ist es ein reiner Begriff, der dennoch zur Erfahrung 
gehört, weil sein Object nur in dieser angetroffen werden kann. Denn 
wo will ınan den Charakter der Möglichkeit eines Gegenstandes, ‚der 
durch einen syuthetischen Begriff a priori gedacht worden, hornöhmem, 
wenn es nicht von der Synthesis geschieht, welche die Form der empi- 
rischen Erkenntnisse der Objecte ausmacht? Dass in einem solchen Be- 

205 griffe kein Widerspruch enthalten sein mtisse, ist zwar eins nothwendige 
logische Bedingung; aber zur objeetiven Realitit des Begriffs, d. i. der 
Möglichkeit eines solchen Gegenstandes, als durch den Begriff gedacht 
wird, bei weitem nicht genug So ist in dem Begriffe einer Figur, die 
in zwei geraden Linien eingeschlossen ist, kein Widersprtich, denn die 
Begriffe von zwei geraden Linien und deren Zusammenstossung enthalten 
keine Verneinung einer Figur; sondern die Unmöglichkeit beruht nicht 
auf dem Begriffe an sich selbst, sondern der Construction desselben im 
Raum, d. i. den Bedingungen des Raumes und der Bestimmung desselben; 
diese haben aber wiederum ihre ohjective Realität, d. i. sio gehen auf 
mögliche Dinge, weil sie die Form der Erfahrung tberhaupt' « prior in. 
sich enthalten. 

Und nun wollen wir den ausgebreiteten Nutzen und Einfluss dieses 
Postulats der Möglichkeit vor Augen legen. Wenn ich mir ein Ding 
vorstelle, das beharrlich ist, » dass alles, was da wechselt, bloss zu 
seinem Zustande gehört, so kann ich niemals aus einem solchen Begriffe 
allein erkennen, dass ein dergleichen Ding möglich sei. Oder ich stelle 
mir etwas vor, welches so beschaffen sein soll, dass, wenn es gesetzt 
wird, jederzeit und unausbleiblich etwas Anderes darauf erfolgt, a0 mag 
dieses allerdings ohne Widerspruch so gedacht werden können; ob aber 
dergleichen Eigenschaft (als Causalität) an irgend einem möglichen Dinge 
angetroffen werde, kann dadurch nicht geurtheilt werden. Endlich kann 

sich mir verschiedene Dinge (Substanzen) vorstellen, die so beschaffen 
sind, dass der Zustand des einen eine Folge im Zustande des anderen 
nach sich zieht, und so wechselsweise; ob aber ein dergleichen Verhält- 


I Abschnitt Syst. Vorstellang aller syuthotischen Grundsltze, 199 


niss irgend Dingen zukommen könne, kann aus diesen Begriffen, welche 
eine 'blöss- willkührliche ‚Synthesis enthalten, gar nicht abgenommen 
werden. Nur daran also, dass diese Begriffe die Verhältnisse der Wahr- 
nehmungen in jeder Erfahrung @ priori ausdrücken, erkennt man ihre 
objeetive Realität, d. i. ihre transscendentale Wahrheit, und zwar freilich 
unabhängig von der Erfahrung, aber doch nicht unabhängig von aller 
Beziehung auf die Form einer Erfahrung überhaupt und. die syntlietische 
Einheit, in der allein Gegenstände empirisch können erkannt werden. 

Weun man sich aber gar neue Begriffe von Substanzen, von Kräften, 
von Wechselwirkungen aus dem Stoffe, den uns die Wahrnehmung dar- 
bietet, machen wollte, ohne von der Erfahrung selbst das Beispiel ihrer 
Verknüpfung zu entlehnen, so würde man in lauter Hirngespinnste ge- 
rathen, ‚deren Möglichkeit ganz und gar kein Kennzeichen für sich hat, 
weil man bei ilmen nicht Erführung zur Lehrerin annimmt, noch diese 
Begriffe ‚von ihr entlehnt. Dergleichen gedichtete Begriffe können den 
Charakter ihrer Möglichkeit nicht so wie die Kategorien ‚a priori, als 

von denen alle Erfahrung abhängt, sondern nur « posteriori, 

als solche, die durch die Erfahrung selbst gegeben werden, bekommen, 
und ihre Mögliebkeit muss entweder a posteriors und empirisch, oder sie no 
kann gar nicht erkannt werden. Eine Substanz, welche 'beharrlich im 
Raums gegenwärtig wäre, doch ohne ihn zu erfüllen (wie dasjenige 
Mittelding zwischen Materie und denkenden Wesen, welches einige haben 
inflihren wollen), oder eine. besondere Grundkraft unseres Gemüths, das 
Künftige zum ‚voraus anzuschauen (nicht etwa bloss» zu folgern), oder 
endlich ein Vermögen desselben, mit anderen Menschen in Gemeinschaft 
der Gedanken zu stehen (30 entfernt sie auch ‚sein mögen), das sind Be- 
‚griffe, deren Möglichkeit ganz grundlos ist, weil sie nicht auf Erfahrung 
und deren bekannte Gesetze gegründet worden kann, und ohne sie,eing 
willkährliche Gedankenverbindung ist, die, ob sie zwar keinen Wider- 
spruch enthält, doch keinen Anspruch auf objeetive Realität, mithin auf 
‚die Möglichkeit eines solchen. Gegenstandes, als man sich hier denken 
will, machen kann. Was Realität betrifit, s0 verbietet es sich wol von 
selbst, sich eine solche in conereto zu denken, ohne die Erfahrung zu 
Hilfe zu nehmen, weil sie nur auf Empfindung ale Materie der Erfah- 
ee ee ri aaa 
man allenfalls in Erdiehtungen spielen könnte 


ke 





200 Elementarlehns IE Thell ‚1 Abiheilung: I Buch. IL Haupistück 


‚Aber ich lasse alles vorbei, dessen Möglichkeit nur aus der Wirklich« 
keit in der Erfahrung kann abgenommen werden, und erwäge bier nur 
die Möglichkeit der Dinge durch Begriffe '«priori, von denen ich fort- 

ı fahre zu behaupten, dass sie niemals als solche Begriffe für sich allein; 
sondern jederzeit nur als formale und Orjentri- Dailegpapel AMESERE 
fahrung überhaupt stattfinden können. 

Es hat zwar den Anschein, als weun die Möglichkeit eines Triangela 
aus seinem Begriffe an sich selbst könne erkannt werden (von der Er- 
fahrung ist er gewiss unabhängig); denn in der That können wir ihm 
gänzlich a priori einen Gegenstand geben, d. i. ihm construiren, "Weil 
dieses aber nur die Form von einem Gegenstande ist, so würde er doch 
immer nur ein Produet der Einbildung bleiben, von dessen Gegenstand 
die Möglichkeit noch zweifelhaft bliebe, als wozu noch etwas mehr er- 
fordert wird, nämlich dass eine solche Figur unter lauter Bedingungen, 
auf denen alle Gegenstände der Erfahrung beruhen, gedacht sei, Dass 
nun der Raum’ eine formale Bedingung a prior von äusseren Erfahrungen 
ist, dass eben dieselbe bildende Synthesis, wodurch wir in der Ein- 
bildungskraft einen Triangel eonstruiren, mit derjenigen gänzlich einerlei 
eei, welche wir in der Apprehension einer Erscheinung ausüben, um uns 
davon einen Erfahrungsbegriff zu machen, das ist es allein, 'was mit 
diesem Begriffe die Vorstellung von der Möglichkeit eines solchen Dinges 
verknüpft: Und so iet die Möglichkeit continuirlicher Grössen, ja sogar 
der Grössen überhaupt, weil die Begriffe davon insgesammt synthetisch 

s:edind, niemals aus den Begriffen selbst, sondern aus ihnen als formalen 
Bedingungen der Bestimmung der Gegenstände in der Erfahrung über- 
haupt allererst klar; und wo sollte man auch Gegenstände suchen wollen, 
die den Begriffen correspondirten, wäre es nicht in der Erfahrung, durch 
die uns allein Gegenstände gegeben werden, wiewol wir, ohne eben Er- 
führung selbst voranzuschicken, bloss in Beziehung auf die formalen Be- 
dingungen, untor welchen in ihr überhaupt otwas ala Gegenstand bestimmt 
wird, mithin völlig @ prior‘, aber doch nur in Beziehung auf sie und 
innerhalb ihrer Grenzen, die Möglielikeit der Dinge erkennen und charak- 
terisiren können. 

Das Postulat, die Wirklichkeit der Dinge zu erkennen, fordert 
Wahrnehmung, mithin Empfindung, deren man sich bewusst ist, zwar 
nicht eben unmittelbar von dem Gegenstände selbst, dessen Dasein er- 





DIE Abschnitt. Syst. Vorstellung aller synthetischen Grudsktze. 201 


"kannt werden soll, aber doch Zusammenhang desselben mit irgend einer 
wirklichen Walirnchmung nach den Analogien der Erfahrung, welche 
alle renle Verknüpfung in einer Erfahrung überhaupt darlegen. 
’ In dem blossen Begriffe eines Dinges kann gar kein Charakter 
seines Daseins angetroffen werden. Denn ob derselbe gleich nuch so voll- 
ständig ‚sei, dass nicht das mindeste ermangelte, um ein Ding mit allen 
‚seinen: inneren ‚Bestimmungen, zu denken, so: hat das Dasein mit allem 
diesen doch gar nichts zu thun, sondern nur mit der, Frage, ob ein solches 
Ding uns gegeben sei, so dass die Wahrnehmung desselben vor dem 
Begriffe allenfalls vorhergehen könne. Deun dass der Begriff vor der Wahr- #73 
nehmung, vorhergeht, bedeutet; dessen blosse Möglichkeit; ‚die Wahrneh- 
mung aber, die den Stoff zum Begriff hergiebt, ist, der einzige Charakter 
‚der Wirklichkeit. Man kann aber auch vor der Wahrnehmung des Dinges, 
und also comparativ = priori\ das Dasein desselben erkennen, wenn es 
zur mit einigen Wahrnehmungen nach den Grundsätzen der empirischen 
Verkatipfung derselben (den Analogien) zusammenhängt. Denn alsdamn 
hängt doch, das Dasein des Dinges mit unseren Wahrnehmungen in 
einer möglichen Erfahrung zusammen, und wir können nach dem Leit- 
finden. jener Analogien von unserer wirklichen Wahrnehmung zu dem 
Dinge in der Reihe möglicher Wahrnehmungen gelangen. So erkennen 
wir das Dasein einer alle Körper durchdringenden magnetischen Materie 
aus-der Wahrnehmung des gezogenen Eisenfeiligs, ‚obzwar eine unmittel- 
bare Wahrnehmung dieses Stofls, uns nach der Beschaffenheit unserer 
Organe unmöglich ist. Denn überhaupt würden wir nach Gesetzen der 
En E 
zung auch auf die unmittelbare empirische Anschauung derselben stossen, 
‚wenn unsere Sinne feiner wären, deren Grobheit die Form möglicher 
Erfahrung überhaupt nichts angeht- Wo also Wahrnehmung und deren 
Anhang nach empirischen Gesetzen hinreicht, dahin reicht auch unsere 
Erkenntnies vom Dasein der Dinge. Fangen wir nieht von Erfahrung 
au, oder gehen wir nicht nach Gesetzen des empirischen Zusammenlange #74 
der Erscheinungen fort, #0 machen wir uns vergeblich Staat, das Dasein 
rer gen pen en ne [Einen mäch- 
“ı EI N 
Dan Folgende bis am Behluss dor Anmerkung 3. 1 ist ein Zusata der zweiten 


a 


= 

















202 Elementarichre, IL, Theil. I Abtheilung. IL. Buch. IK Hauptstück. 


tigen Einwurf aber wider diese Regeln, das Dasein mittelbar zu beweisen, 
macht der Idealismus, dessen Widerlegung hier an der rechten Stelle ist. 





'Widerlegung des Idealismus. N | 

Der Idealismus (ich verstehe den materialen) ist die Theorie, 
welche das Dasein der Gegenstiinde im Raum ausser uns entweder bloss 
für zweifelhaft und unerweislich, oder für falsch und unmöglich 
erklirt; der erstere ist der problematische des Cirrestus, der nur 
eine empirische Behauptung (assertio), nämlich. „Ich bin® für unge- 
zweifelt erklärt; der zweite ist der dogmatische des Banxerer, der 
den Raum mit allen den Dingen, welchen er als unabtrennliche Be- 
dingung anhängt, für etwas, was an sich selbst unmöglich sei, und 
darum auch die Dinge im Raum für blosse Einbildungen erklärt. Der 
dogmatische Idealismus ist unvermeidlich, wenn man den Raum als 
Eigenschaft, die den Dingen an sich selbst zukommen soll, ansieht; 
denn da ist er mit allem, dem er zur Bedingung dient, ‘ein Unding. 
Der Grund zu diesem Idealismus aber ist von uns in der transsconden- 
talen Aesthetik gehoben. Der problematische, der nichts hiertiber be- 
215 hauptet, sondern nur das Unvermögen, ein Dasein ausser dem Unsrigen 
durch unmittelbare Erfahrung zu beweisen, vorgiebt, ist vernünftig und 
einer gründlichen philosophischen Denkungsart gemiüss, nämlich bevor 
ein hinreichender Beweis gefunden worden, kein entscheidendes Urtheil 
zu erlauben. Der verlangte Beweis muss also darthun, dass wir von 
äusseren Dingen auch Erfahrung und nicht bloss Einbildung haben; 
welches wol nicht anders wird geschehen können, als wenn inan beweisen 
kann, duss selbst unsere innere, dem Carresıus unbezweifelte Erfah- 

rung nur unter Voraussetzung Husserer Erfahrung möglich sei. 


{ 
Lehrsatz. j 
Das blosse, aber empirisch bestimmte Bewusstsein meines 
eigenen Daseins beweist das Dasein der Gegenstände im Raum 
Busser mir. 
Beweis, 
Ich bin mir meines Daseins als in der Zeit bestimmt bewusst. Alle 
Zeitbestimmung setzt etwas Beharrliches in der Wahrnehmung voraus, 
Dieses Beharrliche aber kann nicht eine Anschauung in mir sein. Denn 


EI Abschtätt. Syst. Vorstellung aller synthetischen Grindaitte 203 


alle Bestimmungsgrlinde meines Daseins, die in mir angetroffen werden 
können, sind Vorstellungen, und bedürfen als solche selbst ein von ihnen 
unterschiedenes Beharrliches, worauf in Beziehung der Wechsel derselben, 
mithin mein Dasein in der'Zeit, darin sie wechseln, bestimmt werden 
könne.* Also ist die Wahrnehmung dieses Beharrlichen nur dyrch ein 
"Ding ausser mir und nicht durch die blosse Vorstellung eines Dinges 
ausser mir möglich. Folglich ist die Bestimmung meines Daseins in der Zeit 
nur dureh die Existenz wirklicher Dinge, die ich ausser mir wahrnehme, sre 
möglich. Nun ist das Bewusstsein in der Zeit mit dem: Bewusstsein der 
Möglichkeit dieser Zeitbestimmung nothwendig verbunden; also ist es auch 
mit der Existenz der Dinge ausser mir als Bedingung der Zeitbestimmung 
nöthwendig verbunden, 4. i. das Bewusstsein meines eigenen Daseins ist zu- 
gleich ein unmittelbares Bewusstsein des Daseins anderer Dinge ausser mir. 
Anmerkung 1: Man wird in dem vorhergehenden Beweise gewahr, 
Auss das Spiel, welches der Idealismus trieb, ihm mit mehrerem Rechte 
umgekelirt vergolten wird. Dieser nahm an, dass die einzige unmittel- 
bare Erführung die iunero sei, und daraus auf äussere Dinge nur ge» 
schlossen werde, aber, wie allemal, wenn man aus gegebenen Wir- 
‚auf bestimmte Ursachen schliesst, nur unzuverlässig, weil auch 
in uns selbst die Ursache der Vorstellungen liegen kann, die wir Husseren 
Dingen, ‘vielleicht filschlich, zuschreiben. Allein Iier wird bewiesen, 
ee ee 


en ke anne Ansserer Dinge wird in dem 
Lehrsstze nicht vorausgesetzt sondern bewiesen, die Möglichkeit dieses 

mögen wir einsshen oder nieht. Die Frage wogen der letzteren würde 

EEE Eh a abor keinen Aüsseren, sondern bloss Aussere 
KkbTlhg Üblktac Hi A’ aber Iklkr), dass, "um uns auah mur olrad als Ansmerlih 
einzubälden, d. 4 dem Sinne in der Anschauung darzustellen, wir schon einen äusseren 
Sinn haben und dadurch die biosse Roseptivität einer Aussoren Anschauung von der 


#2 Die! „Dieses Baharrliche aber... .... bestimmt werden könne", sind nach 

I „Vornpds zur zweien Auflage ausgesprochene Wunsch, (Man vgl £ 

hier eingefügt worden. Dor ursprüngliche Text der zweiten Auflage 

4 Boharrliehe aber Kann nicht otwas in ımir sein, weil eben mein 
ee ee | 





204 Elementarlohre. IL Theil I. Abthoilung. IL-Buch. IL Hauptstück- 


ährer zwar nicht das Bewusstsein unserer eigenen Existenz, aber doch 

die Bestimmung derselben in der Zeit, (d. i. innere Erfahrung möglich 
sei. Freilich iet die Vorstellung „Ich bin“, die das Bewusstsein ausdrtickt, 

welches alles Denken begleiten kann, das, was unmittelbar die Existenz“ 

eines Sphjects in sich schliesst, uber noch keine Erkenntniss desselben, | 
mithin auch nicht empirische, d. i. Erfahrung; denn dazu gehört ausser 

dem Gedanken von etwas Existirendem noch Anschauung, und hier 

innere, in Ansehung deren d. i. der Zeit das Subject bestimmt werden 

antıes, wozu durchaus äussere Gegenstände erforderlich ‚sind, #0 dass 

folglich innere Erfahrung selbst nur. mittelbar Fe 

möglich ist, 

Anmerkung 2. Hiermit, stimmt nun ale File 
unseres Erkentnissvermögens in Bestimmung der Zeit vollkommen über- 
ein, Nicht allein, dass wir alle Zeitbestimmung nur durch den Wechsel 
in äusseren Verhältnissen (die Bewegung) in Beziehung auf das, Beharr- 

8 liche im Raume (z. B, Sonnenbewegung in Ansehung der Gegenstlinde 
der Erde) wälrnehmen können, #0 haben wir sogar nichts. Beharrliches, 
wäs'wir dem Begriffe einer Substanz als Anschauung unterlegen, könnten, 
als bloss die Materie, und selbst diese Belarrlichkeit wird nicht aus 
Ausserer Erfahrung geschöpft, sondern # priori als nothwendige Bedin- 
gung aller Zeitbestimmung, mithin ‚auch als: Bestimmung ‚des inneren 
Sinnes in Ansehung unseres eigenen Daseins durch die Existenz äusserer 
Dinge vorausgesetzt. Das Bewusstsein meiner selbst.in der Vorstellung 
„Ich“ ist gur keine Anschauung, sondern eine bloss intellectuelle 
Vorstellung der Selbstthätigkeit eines denkenden Subjects. Daher hat 
dieses „Ich“ auch nicht das mindeste Prädicat der Anschauung, welches 
als beharrlich der Zeitbestimmung im inneren. Sinne zum Correlat 
dienen könnte, wie etwa Undurchdringlichkeit an der Materie als 
empirischer Anschauung ist. 

Anmerkung 3. Daraus, dass die Eixistenz Ausserer Gegenstände 
zur Möglichkeit eines bestimmten Bewusstseins unserer selbst erfordert 
wird, folgt nicht, dass jede anschauliche Vorstellung iusserer Dinge zu- 
gleich die Existenz derselben einschliesse, denn jede kann gar wol die 
blosse Wirkung der Einbildungskraft (in Träumen sowol als im Wahn- 
sinn) sein; sie ist es aber bloss durch die Reproduction ehemaliger Aus- 
serer Wahrnehmungen, welche, wie gezeigt worden, nur dureu die 


HE Abschnitt. Syst. Vorstellung aller syuthetischen Grundsätze, 205 


Wirklichkeit Russerer Gogenstände möglich sind. Es hat hier nur be- 
wiesen. werden sollen, ‘dass innere Erfahrung überhaupt nur durch Kus- 279 
sere Erfahrung. überhaupt möglich sei. Ob diese oder jene vermeinte 
Erfahrung nicht blosse Einbildung sei, muss nach den besonderen Be- 
ee EEE RR ER EEE 


„| ı Zen) A N f l 


War endlich dns dritte Postulat betrifft, so. geht es.auf die materiale 
Nothwendigkeit im Dasein und nicht die bloss formale und logische in 
Verkntipfung der Begriff Da nun keine Existenz der Gegenstände der 
Sinne völlig a priori erkannt werden kann, aber doch comparativ « priori,, 
relativisch. a auf ein anderes schon gegebenes Dasein, man gleichwol aber 
auch alsdann nur ‚anf diejenige Existenz kommen. kann, die irgendwo in, 
der Erfahrung, davon. die gegebene Wahrnehmung. 
„ enthalten sein muss, so kann die Nothwendigkeit der. 
Existenz niemals ana, Begrien, ‚sondern jederzeit nur aus ‚der Verknti«, 
re „ was wahrgenommen wird, nach allgemeinen Gier 

der Erfahrung erkannt werden, Da ist nun kein Dasein, was, 
Rn der Bedingung anderer gegebener Erscheinungen als nothwendig, 
erkannt werden könnte, als das Dasein, der Wirkungen ans gegebenen 
Bag men ie Causalitäit, Also ist es micht das Dasein, 
der tanzen), sondern ihres Zustandes, wovon wir, allein die, 
erkennen können, und zwar aus anderen Zuständen, dies. 
in der Wahrnehmung gegeben sind, nach empirischen ‚Gesetzen der, 
‚ Hieraus folgt, dass das Kriterium der Nothwondigkeit, ledig- 
0 m Gesetze der möglichen Erfahrung liege, dass alles, Was ‚gm 



















nen wir, nur. die EU Be Wirkungen in,.der, 
n "Ursachen uns gegeben sind, und, das Merkmal der Noth-, 
; t im Dasein reicht nicht weiter ala das Feld möglicher Er 
und. en ne Dinge 





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206 Elementarlohre. IL Theil. E. Abtheilung.- IL Buch, IL Hnuptstück. 


dynamischen Gesetze der Causalitit und. die. daranf ‚sich. gründende 
Möglichkeit, aus irgend einem gegebenen Dasein (einer Ursache) « priri; | 
auf ein anderes Dasein (der Wirkung) zu. schliessen. Alles, was ge- 
schieht, ist hypothetisch nothwendig; das ist ein Grundsatz, welcher die 
Veränderung in der Welt einem. Gesetze unterwirft, d. 1, einer.Regel des | 
nothwendigen Daseins, ohne welche gar nicht, einmal Natur stattfinden 
wiirde. Daher ist der Satz: nichts geschieht durch ein blindes Ohngefähr: 
(in mundo mon dutur casws) ein Naturgesetz.a priori; imgleichen: keine 
Nothwendigkeit in der Natur ist blinde, sonder bedingte, mithin ver« 
33: ständliche Notwendigkeit (mon datur fatum). Beide sind solche Giesetze, 
durch welche das Spiel der Verinderungen einer Natur der Dinge 
(als Kracheinungen) unterworfeh wird, oder, welches einerlal Ist, der 
Einheit des Verstandes, in welchem sie allein zu einer Erfahrung als der 
synthetischen Einheit der Erscheinungen gehören können. Dieso beiden 
Grundsätze gehören zu den dynamischen. Der erstere ist eigentlich eine” 
Folge des Grundsatzes von der Causalität (unter den Analogien der Er- 
falırung). Der zweite gehört zu den Grundsätzen der Modalität, welche 
zu der Causalbestimmung noch den Begriff der Nothwendigkeit, die aber 
unter einer Regel des Verstandes steht, hinzu thut. Das Prineip der 
Continnitiit verbot in der Reihe der Erscheinungen (Veränderungen) allen 
Absprung (in mündo non datur saltus), aber auch in dem Inbegriff aller 
empirischen Anschauungen im Raume alle Licke oder Kluft zwischen 
zwei Erscheinungen (non dafur hiatus); denn so kann man den Batz 
ausdrücken, dass in die Erfahrung nichts hinein kommen kann, was ein 
vacuum bewiese oder auch nur als einen Theil der empirischen Synthesis 
zuliesse. Dont was das Leere betrift, welches man sich ausserhalb des 
Feldes möglicher Erfahrung (der Welt) denken mag, so gehört dieses 
nicht vor die Gerichtsbarkeit des blossen Verstandes, welcher nur über 
die Fragen entscheidet, die die Nutzung gegebener Erscheinungen zur 
einpirischen Erkenntniss betreffen, und ist eine Aufgabe flir die idealische 
Vernunft, die noch über die Sphäre einer möglichen Erfahrung hinaus- 
262 geht und von dem urtheilen will, was diese selbst umgiebt und begrenat; 
dasselbe muss daher in der transscendentalen Dialektik erwogen werden. 
Diese vier Sütze (in mundo non datur hiakus, non dulur saltus, non datur 
«asus, non datur fatum) könnten wir leicht, so wie alle Grundsätze trans- 
seandentalen Ursprungs, nach ihrer Ordnung, gemäss. der Ordnung‘ der 


MIR Abschnitt. Syst. Vorstellung aller synthotischen Grundsätze UT 


Kategorien vorstellig machen und jedem seine Stelle beweisen, allein der 
leicht entdecken. Sie vereinigen sich aber alle lediglich dahin, um. in 
der empirischen Synthesis nichts zugulassen, was dem Verstande und 
dem. continuirlichen Zusammenhange aller Erscheinungen, d. i. der Ein- 
beit seiner Begriffe Abbruch. oder Eintrag tlıun könnte. Denn er ist 68 
allein, worin die Einheit der Erfahrung, in der alle Wahrnehmungen 
ihre Stelle haben müssen, möglich wird. 

> Ob das Feld der Möglichkeit grösser sei als das Feld, was alles 
Wirkliche enthält, dieses aber wiederum grösser als die Menge desjenigen, 
was nothwendig ist, das sind artige Fragen, und zwar von synthetischer 
Auflösung, die aber auch nur der Gerichtsbarkeit der Vernunft anheim 
Gallen; denn sie wollen ungefähr so viel sagen, als oh alle Dinge als Er- 
‚scheinungen insgesammt im den Inbegriff und den Context einer einzigen. 
Erfahrung gehören, von der jede gegebene Wahmnelmung ‚ein Theil ist,, 
oder ob meine Wahrnehmungen zu mehr als einer möglichen Erfahrung 
‚Gin ihrem allgemeinen. Zusammenhange) gehören können. ‘Der Verstand 
‚giebt a priori der Erfahrung überhaupt nur die Regel nach den subjeo- 
tiven und fürmalen Bedingungen sowol. der Sinnlichkeit als der Appor- 
‚seption, welche sie allein möglich machen. Andere Formen der An- 
schauung (als Raum und Zeit), imgleichen andere Formen des Verstandes 
(ala die. discursiven des Denkens oder der Erkenntnis durch Begrifie), 
‚ob. sie/ gleich möglich wären, können wir uns doch auf keinerlei Weise 
erdenken. und fasslich machen; aber wenn wir es auch‘ könnten, so 
würden sie’ doch nicht zur Erfahrung als der. einzigen. Erkenntnis ge- 


und also. «in ganz; auderes Feld; der Materio noch stattfinden 
könne, kann der Verstand. nicht „entschwiden, er hat es nur. mit der 
Synthesis ‚dessen zu thun, was gegeben ist, Sonst ist die Armselig- 
keit unserer gewühnlichen Schlüsse, wodurch wir ein grosses Reich der 
Möglichkeit herausbringen, davon alles Wirkliche (aller Gegenstand der 
Erfahrung) nur ein kleiner Theil sei, sehr in die Augen fallend. Alles 
Wirklicho ist möglich; hieraus folgt natürlicher Weise nach den logischen 
Regeln der, Umkehrung 


der. bloss particulare Satz: einiges Mögliche ist 


208 Elomentarlöhre. IL Thöil. L Abthoilung. IL Buch IE. Hauptstäck. 


sau wirklich, welches dann s0 viel zu bedeuten scheint alsı es ist vielen 


möglich, was nicht wirklich ist. Zwar hat es den Anscliein, als könne 
man 'äuch geradezu die Zahl des Möglichen über die des Wirklichen 
diese auszumachen. Allein dieses Hinzukommen zum Möglichen kenne 
ich nicht. Denn was über dasselbe noch zugesetzt werden sollte, wäre 
unmöglich. ‘Es kann nur 'zu meinem Verstande etwas über die Zu- 
sammenstimmung mit den formalen Bedingungen der Erfahrung, nämlich 
die Verknüpfung mit irgend einer Wahrnehmung hinzukommen; was 
aber mit dieser nach empirischen Gesetzen verknüpft ist, ist wirklich, 
ob es gleich unmittelbar nicht wahrgenommen wird. Dass aber im 
durchgängigen Zusummenhange mit dem, was mir in der Wahrnehmung. 
‚gegeben ist, eine andere Reihe von Erscheinungen, mithin mehr als eine 
einzige alles befassende Erfahrung möglich sei, Isst sich aus dem, was 
gegeben ist, nicht schliessen, und ohne dass irgend etwas gegeben ist, 
noch viel weniger, weil ohne Stoff sich #berall nichts denken lässt 
Was unter Bedingungen, die selbst bloss möglich sind, allein möglich 
ist, ist es nicht in aller Absicht. In dieser aber wird die Frage ge- 
nommen, wenn man wissen will, ob die Möglichkeit der Dinge u 
weiter erstrecke, als Erfahrung reichen kann. 

Ich habe dieser Fragen nur Erwähnung gethan, um keine Tricks 

5 in demjenigen zu Tassen, was der gemeinen Meinung nach zu den Ver- 
standesbegriffen gehört. In der That ist aber die absolute Möglichkeit 
(die {n aller Absicht iltig ist) kein blosser Verstandesbegriff, und kann 
auf keinerlei Weise von empirischem Gebrauche sein, sondern er gehört 
allein der Vernunft zu, die über allen möglichen empirischen Verstandes- 
gebrauch” hinausgeht!" Daher Tiaben wir uns'hierbei nit einer blose’kri- 
tischen Anmerkung begnügen müssen, übrigens aber die Sache bis zum 
weiteren kinftigen Verfahren in der Dunkelheit gelassen. 

Da ich eben diese vierte Nummer und mit ihr zugleich das System 
aller Grundsätze des reinen Vorstandes seliliessen will, so muss ich noch 
Grund angeben, warum ich die Prineipien der Modalitnt gerade Postu- 
late genannt habe. Ich will diesen Ausdruck hier nieht in der Bedeu- 
tumg nehmen, welche ihm einige nenere philosophische Verfasser wider 
den Sinn der Mathematiker, denen er doch eigentlich ängehört, gegeben 
haben, nämlich dass Postuliren s0 viel heissen solle, als einen Satz für 


VAL ‚Abschnitt Syst. ‚Vorstellung aller synihetischen Grundsätzen | 209 


‚unmittelbar ; gewiss ‚ohne Rechtfertigung oder Beweis ausgeben; denn, 
wenn wir das bei synthetischen Sätzen, so evident sie auch sein mögen; 
einräumen sollten, dass man sie ohne Deduction auf das Ansehen ihres 
eigenen Ausspruchs dem unbedingten Beifalle aufheften dürfe, so ist alle 
Kritik des Verstandes verloren, und da es.ad dreisten Anmassüngen nicht 
fehlt, ‚dexen ‚sich, auch der ‚gemeine Glaube (der.aber kein Creditiv ist) 2m 
nicht, weigert,.so wird unser Verstand jedem, Wahne offen stehen, „ohne 
dass ‚er\, seinen. Beifall den. Aussprüchen ;versagen kann, die, obgleich 
ı. ebeu, demselben. Tone der Zuversicht als wirkliche 
Axiome eingelassen, zu. werden verlangen. Wenn also zu dem Begriffe eines 
Dinges; eine Bestimmung. priord synthetisch. Linzukommt, so muss vom 
der Rechtmässigkeit. seiner Behauptung. unmachlässlioh, hinzugefügt werden, 
„Die, Grundsätze ‚der Mudalitit sind ‚aber nicht objectiv. synthetisch, 
weil die Prädjeate ‚der Möglichkeit, Wirklichkeit und  Nothwendigkeit 
‚den Begriff, ‚yon dem sie gesagt werden, nicht im anindesten vermehren, 
dadurch dass sie der Vorstellung des Gegenstandes noch etwas hinzu 
setzten. ‚Da sie aber gleichwol doch. immer synthetisch. sind, so.sind sie 
es nur subjectiv, d.ii; sie fügen zu dem Begriffe eines Dinges (Realen), 
von.dem. sie ‚sonst nichts ‚sagen, ‚die, Erkenntnisskraft, hinzu, worin er, 
enispringt;und seinen Sitz hat, so dass, wenn er, bloss im Verstande mit 
‚den formalen Bedingungen der Erfahrung in ‚Verknüpfung ist, sein Ge- 
genstand. möglich, heisst; ist er mit der Wahrnehmung, (Einpfindung, als 
Materie ‚der Sinne) im; Zusammenhange und ‚durch dieselbe vermittelst |, 
des Verstandes; bestimmt; ‚so; ist das Object wirklich; ist er ‚durch, den 
Zussinmenbang, der Wahrnehmungen nach Begriffen bestimmt, #0. heisst, 
der Gegenstand ‚notwendig. Die Grundsätze der Modalität also sungen as 
von einem Begriffe nichts Anderes als die Handlung des Erkenntnissver- 
„er erzeugt wird, Nun, heisst ‚ein Postulat in der Mathe» 
matik der praktische Satz, der nichts als die Synthesis enthält, wodurch 
wir einen Gegenstand uns zuerst geben und dessen Begrifi erzeugen, x. B, 
alt einer gegebenen Länie aus einem gegebenen Punkt anf einer Ebene 
‚einen Cirkel ‚zu beschreiben, und ein dergleichen Satz kann-darum nicht 
bewiesen worden, weil das Vorfahren, was er fordert, gerade das ist, wo- 
dureh wir den Begriff von einer sölchen Figur zuerst erzeugen Bo 
können wir demnach. mit eben demselben Rechte die Brite der 


Kaxr's Kritik der reinen Vernunft, 


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210 Elementarlehre EL. Theil 1 Abihellnng. IL Buch. IE Hänptstück. 


TE | 
vermehren,* sondern nur. re 


Erkenntnisskraft: verbunden wird. 000000 0000 Dec 
ara re 2" 75 rm 
Pe e Anmerkung zum System der Grundakize, 


'Es ist etwas sehr Bemerkungswlrdiges, dass wir die 
Bahia ers 
immer eine Anschauung bei der Hand haben müssen, um an’ derselben 
die objective Realität des reinen Verstandesbegrifis darzulegen Man 
nehme 2. B: die Kategorien der Relation. Wie 1) etwas nur als Subject, 
nicht als blosse Bestimmung änderer Dinge existiren, d. i. Bubstanz 
sein könne, oder wie 2) darum, weil etwas ist, etwas Anderes sein mtisse, 
mithin wie etwas tiberhanpt Ursache sein könne, uder 3) wie, wenn 
mehrere Dinge da sind, daraus, dass eines derselben du ist, "etwas auf 
die übrigen und #0 wechselseitig folge, und auf diese Art eine Gemein- 
schaft von Substanzen statt haben könne, lässt sich gar nicht aus blossen 
Begriffen einsehen. Eben dieses gilt auch von den fibrigen Kategorien, 
z B. wie ein Ding mit vielen zusammen einerlei, d. i. eine Grösse sein 
könne u. s. w. 80 lange es also an Anschauung fehlt, «weiss man nicht, 
ob man durch die Kategorien ein Object denkt, und ob ihnen auch 
überall gar irgend ein Object zukommen könne; und so bestätigt sich, 
dass sie für sich gar keine Brkenntnisse, sondern blosse Gedanken- 
formen sind, um aus gegebenen Anschauungen Erkenntnisse zu machen. —- 
39 Eben daher kommt es auch, dass aus blossen Kategorien köln aynthes 
fischer Satz gemacht werden kanı. Z. B. in allem Dasein ist Bubstanz, 
di. etwas, was nur als Subject und nicht als blosses Prüdicat existiren 
kann; oder: ein jedes Ding ist ein Quantum u. s. w., wo gar nichts ist, 
was uns dienen könnte, tiber einen gegebenen Begriff hinauszugehen und 
einen anderen damit zu verknüpfen. Daher es auch wiemals gelungen 

* Durch die Wirklichkeit eines Dinges sotzo ich freilich mahr al die 
Möglichkeit, aber nicht In dem Dinge, dann das kann ulomals mehr in dar Wirk- 
liehkelt enthalten, als was in dessen vollständiger Möglichköit ottthalten war; son: 
dern, die die Möglichkeit bloss eine Position des Dinges in Beziehung auf dem) Vers 
stand (desem. empirischen Gebrauch) war, so ist die Wirklichkeit zugleich «ine Vor: 
koöpfung. desselben mit, der, Wahrnehmung. - 


# Diese „Allgemeine Anmerkung‘ ist ein Zusatz der zweiten Auflage. 


} 


"EL Abschnitt. Ayst Vorstellung aller synthetischen Grundsätze 211 


ist, ‚au blössen reinen Verstandesbegriffen einen synthetischen Satz zu 
Man konnte niemals weiter kommen als zu beweisen, dass. olme‘ diese 
Beziehung wir die Existenz des Zufälligen gar nicht begreifen, d. ik, 
a prior durch den Verstand die Existenz eines 'solehen Dinges nicht er- 
kennen könnten; ‚woraus aber nicht folgt, (dass ‚eben. dieselbe auch die 
Bedingung ‚der Möglichkeit der Sachen, selbst sei. Wenn man daher nach 
unserem Beweise des Grundsatzes der Causalität zuriick sehen will, so 
wird man gewahr werden, dass wir denselben nur von Objesten mög- 
licher Erfahrung beweisen konnten: alles, was. geschieht (eine jede Be- 
gebemheit); setzt eine Ursache voraus, und zwar so, dass, wir ihn auch 
nur als-Prineip: der ‚Möglichkeit der Erfahrung, mithin der Erkennt- 
niss eines in der empirischen Anschauung gegebenen Objects, und 
nicht. aus ‚blossen Begriffen beweisen konnten... Dass‘ gleichwol der Satz, 
alles Zufällige müsse eine Ursache haben, doch jedermann ‚aus blossen 
Begrifien klar einleuchte, ist nieht zu) leugnen; aber alsdann ist der Ba- me 
griff den Zufülligen schon so gefasst, dass er nicht die, Kategorie der, 
Modalität (als etwas, dessen Nichtsein sich denken lässt), sondern die 
der Relation (als etwas, das nur als Folge von einem anderen existiren 
kann) enthält; und da ist es freilich ein identischer Satz: Was nur als 
Folge. existiren kann, hat ‚seine Ursache; In der That, werm wir Bei- 
spiele vom. zufälligen Dasein geben. sollen, berufen, wir ‚ums immer anf 
Veränderungen und nicht bloss auf die Möglichkeit des Gedankens 
vom Gegentheil* Veränderung aber ist Begubenheit, die als solche so 
nur durch eine Ursache möglich, deren Nichtsein also für sich möglich ist, 
—e.r die Zufälligkeit daraus, dass etwas nur als Wirkung, 


BIT Rap dm nd Ma he A he A m 
s doch nicht Ihre Zufflligkeit. Allein selbst der Wechsel des Solıs und 
en 'Anrin alle Verfinderung besteht, 
beweist gar nieht die Zufälligkeit dieses Zustandes, gleichsam aus der Wirklichkeit 
solnen Gegenthails, =, B. die Ruhe eines Körpers, weiche auf die Bewegung folgt, 
moch. nicht die Zufälligkeit der Bemogung desselben, darmus, weil die ersore das. 
SB Ten e Denn dieses Gegenthail ist hier nur logisch, nicht non 
anderen ontgegengosetat. Man müsste beweisen, dass anstatt der 
Bewegung im vorhergehenden Zaitpunkte ‘0 möglich gewasem, dns der Körper 
damals geruht hätte, um die Zufälligkeit seiner Bewegung zu bemeisen, nicht dass 
er hornach ruhe; denn da können beide Gegenthoile gar wol mit einander bestehen. 
10* 


je 








212 Elementerlehre AL Tieil‘<L Abiheiking. IL Bach, IL Haüptilik. 


einer Ursache existiren kann; wird: a 
nommen, so ist’ ein/analytischer Batz, zu sagen, es häbeleine 
NOCH iierkwdigerräber Sat, Ve Wire Br 
Dinge zir 'Polge der" Kategorien u verstehen und also die‘ 
Realität der letzteren darzuthun, nicht bloss Anschauungen, sondern 
sogar nimer Hüssere Anschauungen bedürfen." Wenn wir B.die 
reinen Begriffe der Relation tiehmen, #0 finden‘ wir, "dis 1) um'dem‘ 
Begriffe der Substanz correspondirend etwas Beharrliches inder 
Anschauung ir geben (und Andurch die objective Realität’ dieses Begriffs 
darzuthtin), "wir 'eine "Anschauung im Raume‘ (der ‚Materie)“bedürfin, | 
weil der Rauin allein beharrlich‘ bestimmt,t die Zeit aber, mithin alles, 
was im’inheren Bine ist; beständig Aicsst: '2)-Uin Verinderung als 
die‘ dem Begriffe der Gausalität cortespondirende Anschauung durzu- 
stellen, missen wir Bewegung als Veränderung fin Ruume zum Beispiele 
nehmen, ja "sogar dadurch allein können wir uns Veränderungen; deren: 
"Möglichkeit kein reiner Verstand begreifen kann, anschaulich machen. 
Veränderung ist Verbindung eontradietorisch einander entgegengesetzter. 
Bestimmungen im Dasein eines und desselben Dinges. Wie es nun 
as möglich: sei, dns eher | 














stiindlich machen, tind diese Anschauung ist die der Bewegung eines 
Pimkts im Raume, dessen Dasein in verschiedenen Oertem (als eine 
"Fälge entgegengesetzter Bestimmungen) zuerst uns allein Veränderung‘ 
anschaulich macht; denn, um uns nachher selbst innere 

denkbar zu machen, missen wir die Zeit als die Form des inneren Sites‘ 
figürlich durch eine Linie, und die innere Veränderung durch dus Ziehen 
dieser Linie (Bewegung), mithin die successive Existenz unserer 
in verschiedenem Zustande durch äussere Anschauung uns fasslich: 
wovon der eigentliche Grund dieser ist, dass alle Veränderung etwas. 
Beharrliches in der Anschauung voraussetzt, um auch selbst nur ale 
Verinderung wahrgenommen zu werden, im interen Sinn aber gar keine 
behurrliche Anschauung angetroffen wird. — Endlich ist te 
der Gemeinschaft ihrer Möglichkeit nach gar nicht durch. ‚die, blosse, 


&) 





.ımmad 


"Es scheint statt „bestimmt wol „besteht heissen zu sollen. vo. 





TIL Abschtätt Syst. Vorstellung Aller ayntbetlichen Grundsätze.) ı218 


Vernunft zu begreifen, und also die objective Renlitit dieses Begriffs 
ohne Anschauung, und zwar kusserö im Raum’nicht einzuschen möglich. 
Denn wie will man sich, die Möglichkeit denken, dass, wenn mehrere 
Substanzen existiren, aus der Existenz der einen auf die Existenz der 
anderen wechselseitig etwas (ala Wirkung) folgen könnne und also, weil 
’ m he) a en es 
Me nem 1 ma Im ia am 
Denn dieses wird we A ist aber unter Dingen, die 
‚sich ein jedes durch seine Sübsistenz völlig isoliren; garnicht begreiflich. 
‚Daher Lmmsız, indem er den Substanzen der Welt, nur wie sie der Ver- 
stand allein denkt, ‘eine Gemeinschaft beilegte, eine Gottheit zur Ver- 
mittelung "brauchte; denn aus ihrem Dasein allein schien sie ihm mit 
(dem Substanzen als Trscheinungen) uns" gar 'wol’fasslich machen wenn = 
wirusie uns im Raume, also in der äusseren Anschauung vorstellön. 
Dein dieser enthält ‘schon a prior’ formale Kussere Verliltnisse alk'Be- 
dingungen der Möglichkeit: der'realen (in Wirkung und Gegenwirkung, 
mithin der Gemeinschaft) in sich. — Ebenso kant leicht dargethan 
werden, 'daks die Möglichkeit der Dinge als Grüssen und also die‘oh- 
der Kategorie der Grösse auch nr in der Kusseren An- 


des Idealismus zu bestätigen, sondern 
viel mehr nöch um, wenn von der Selbsterkenntniss aus dem blossen 
inbereDeiranischi und ‘der 'Bestithming unserer Natur oline Beihilfe ıı 


nn Bee nk Weiher" wu eat erg ee Ale 





214 Elsmentariehre. IE Theil 1 Abtbeilung. ’I.-Bach ML 


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ih am. aih, os mus Fe 

j Su nnd u ‚Alten Happı n 

Vie Or dr ei 
in Phiaenomena und 


sul ws Law Ale, en 
rt ea See nieht: allein dureh- 
„zelet,und jeden Theil davon, eorglältig in Augenschein genommen; sondern 
‚es,auch durchmessen und jedem Dinge auf demselben seine Stalle bestimmt. 
‚Dieses Land. aber ist ‚eine Insel, und‘ ;dureh die Natur selbst in ‚tinver- 
‚änderliche Grenzen eingeschlossen. ı Es. ist ‚das Land ‚der. Wahrheit: (ein 
0; reizender Name), umgeben ‚von ‚einem weiten‘ und stürmischen| Ocsane, 
‚dem eigentlichen Sitze des Scheins, ‚we 'manehe. Nebelbank und manches 
bald wegschmelzeude Eis.neue. Länder lügt, und indem. es den auf, Ent- 
„deckungen berumschwärmenden Seefahrer unaufhörlich: mit, leeren. Hioff- 
„aungen‘tiuscht, ihn in, Abenteuer verflechtet, von denen er niemals ab- 
„lassen und sie,doch auch niemals zu Ende, bringen kann. Ehe wir.uns 
‚aber, auf dieses Meer wagen, um ‚es; nach ‚allen Breiten zu, durchsuchen 
‚und(gowiss zu werden, ob etwas inähnen zu hoffen sei,.so wird es nützlich 
‚sein, zuvor moch einen Blick auf die Karte des Landes zu werfen, das 
wir eben verlassen wollen, ‚und erstlich zu fragen, ob wir mit dem, ‚was 
es in sich enthält, nicht allenfalls zufrieden sein könnten, oder auch aus 
‚Noth zufrieden sein müssen, wenn es sonst überall keinen Boden giebt, 
‚auf dem wir uns aubanen könnten; zweitens, unter welchem Titel wir 
sprüche. gesichert halten können; , Obschon wir; diese Fragen. indem 
Lauf der Analytik schon hinreichend beantwortet haben, so kan, doch 
ein summarischer Ueberschlag ihrer Auflösungen die Ueberzeugung da- 
durch verstärken, dass a Haren änmelben.ia, dam Eunkaune 
einigt, 


Wir haben nämlich geschen, an 
selbst schöpft, ulıne es von der Erfahrung, zu borgen, das ‚habe.or den- 
noch zu keinem anderen Behuf als lediglich zum Erfahrungsgebrauch, 

206 Die Grundsätze des reinen Verstandes, sie mögen nun a priors,conati- 








been” Fhaenomens und Noumenn. | - 215 


tutiv' sein (wie die mathematischen), ‚oder bloss regulativ (wie die dyne- 
mischen), enthalten nichts als gleichsam nur das reine Schema zur mög- 
lichen Erfahrung; denn diese hat ihre Einheit anr von der syuthefischen 
Einheit, welche der Verstand der Synthesis der Einbildungskraft in Be- 
ziehung ‚auf 'die Apperception ursprünglich und von selbst ertheilt, und 
‚auf wolche die Erscheinungen als dats zu einer möglichen Erkenntnis 
sehon a priori in Beziehung und Einstimmung stehen müssen. Ob nun 
aber gleich diese Verstandesregeln nicht allein « prierd wahr sind, sondern 
sogar der Quell aller Wahrheit, d. i. der Uebereinstimmung unserer Er- 
der Erfährung, als des ‚Inbegriffes aller Erkenntniss, darin uns Objecte 
gegeben werden mögen, in sich: enthalten); so scheint es uns: doch nicht 
genug, sich’ bloss dasjenige vortragen zu lassen, was wahr ist, sondern, 
‚was man zu wissen begehrt; Wenn wir also durch diese kritische Unter- 
suchung nichts‘ Mehreres lernen, als was’ wir im bloss empirischen: Ge+ 
bratsche des Verstandes auch olne so subtile Nachforschuing von selbst 
wol würden ‚ausgeübt haben, so: scheint ‚es; sei der ‚Vortheil; den man 
aus'ihr zieht, den Aufwand und die Zurüstung nicht werthi Nun kann 
mar zwarıhierauf antworten, dass kein Vorwitz ‚der Erweiterung «unserer 
Erkenntnies nachtheiliger sei als der, eo den Nutzen jederzeit zum vor- 
aus wissen will, ch6 man sich ‚auf Nachforschungen ‚einlässt, und ‚che z1 
man: noch,sich. den mindesten Begrifi von’ diesem Nutzen machen könnte, 
wenn ‚derselbe ‚auch ‚vor Augen gestellt würde, Allein &s giebt doch 
einen‘ Vortheil, der auch dem schwierigsten "und unlustigsten Lehrlinge 
solcher transsoendentalen. Nächforschung begreiflich und zugleich ange- 
lagen gemacht werden kann, näinlich- diesen, dass der ‚bloss mit seinem 
"Gebrauche: ‚beschäftigte, Verstand, ‚der ber: die Quellen 
seiner eigenen Erkenntnis nicht nachsinnt, zwar sehr gut fortkommen, 
eines uber garnicht leisten ‚könie, nämlich sich ‚selbst ‚die Grenzen 
' zu bestimmen und zu; wissen; was inierkialb. ‚oder 
ausserhalb. seiner. ganzen Sphlire liegen mag; denn dazu werden eben 
die tiefen Untersuchungen ‚erfordert, die: wir. angestellt haben. Kann er 
"unterscheiden, ob gewisse Fragen in seinem Horizonte hegen 
‚#6 ist er niemals seiner Ansprüche und: seines Besitzes sicher, 
, darf sich nur, ‚auf ‚vielfältige. beschimende ‚Zurechtweisungen 


machen; wenn.er die Grenzen, seines Gebiets (wie es unver- 





Bi 


216 Elementarlehre. IL Theil 1 Abtheilungs IL'Buch. IL Hauptstück 
\ 
meidlich" ist). unauflıörlich überschreitet /und“sichin Wahnund-Biend: | 
werkeiwerient) =" min oh sun munn tank ulm while 
"Dass: also der Verstand Ivon allen seinen Grundsitzen a'prüorija 
von allen seinen‘ Begriffen keinen anderen als empirischen; niemals aber 
einen transscendentalen Gebrauch machen könne; ist ein ‘Satz,'der, wenn. 
995 er mit Ueberzeugung erkannt worden kaun, in wichtige Folgen hinaus 
sicht. ‘Der transseendentale' ‚Gebrauch "eines "Begriffs in irgend einem 
Grondsatze ist dieser, dass er auf Dinge überhaupt ‘und! anvsich 
selbst, (der empirische aber, wenn er bloss auf Erscheinungen, LE 
Gegenstände einer möglichen Erfahrung "bezogen wird: Dass aber 
berall nur der-letztere stattfinden könne, 'ersieht man daraus.) Zi jedem 
Begrifi wird 'erstlich die logische ‘Form eines Begriffs (des» Denkens) 
überhaupt; und dann zweitens auch die Möglichkeit,  ihm‘einen Gegen- 
stand’ zu’ goben, darauf er sich beziehe, erfordert. "Ohne diesen letzteren. 
hab er keinen Sinn und ist völlig leer an Inhalt, ob er gleich noch immer 
die Jogische Funstion enthalten mag, aus etwaigen datis einen Begriff zu 
machen, Nun karin der Gegenstand einem Bogriffo nicht anders gegeben 
werden ala in der Anschauung, und wenn eine reine Anschauung noch: 
vor dem Gegenstande a prior möglich ist, so kann doch 'auchr diese 
selbst ihren Gegenstand, mithin die ohjeetive GilgKEit, nur "durch die 
empirische Anschauung bekommen, wovon’ sie die'blosse Form ist: "Also 
beziehen ‘sich alle ‚Begriffe und mit ihnen alle Grundsätze, 'so sehr sie 
auch # preori möglich sein mögen, dennoch auf empirische Anschauum- 
gen, di i auf data zur möglichen Erfahrung. Ohne‘ dieses haben sie gar 
keine objective Giltigkeit, sondern sind 'ein blosses Spiel, es sei der Ein- 
bildungekruft oder ‘des Verstandes, respective mit ihren Vorstellungen. 
29» Man nehme nur ‘die Begriffe der, Mathematik zum Beispiele, "ind zwar 
erstlich in ihren reinen Anschauungen: Der Raum hat drei Abmessungen; 
zwischen zwei Punkten kann nur eine gerüde Linie sein'n. ». w. Ob- 
gleich alle diese Grundsätze, und die Vorstellung des Gegenstandes, wo- 
mit eich jene Wissenschaft beschäftigt, völlig # priors'im Gemüth erzeugt 
werden, su würden sie. doch‘ gar nichts bedeuten, könnten! wir nicht 
immer &n Erscheinmgen (empirischen Gegenständen) ihre Bedeutwig 
darlegen. Daher erfordert man auch, einen abgesonderten Begrift'siun- 
lich" zw machen, di. das ihm correspondirende Object in der An- 
schauung darzulegen, weil ‘ohne dieses der Begriff (wie man sagt) ohre 





Bet Alt - Phaonomena und Noumenn | 0.0247 


(Sind, 4/1 olıne Bedeutung bleiben würde. Die Mathematik erfüllt diese 
‚Forderung dureh. die Construction. der Gostalt, "welche eins‘den Binnen. 
‚gegenwärtige (obzwar a prieri zu Stande gebrachte) Erscheinung ist. 
‚Dar Begriff der Grösse sucht in eben der, Wissenschaft seine Haltung 
und) Sinn in. der. Zahl, diess aber an den Fingern, den Korallen des 
‚Rochenbretts. oder ‚den Strichen md Punkten, die vor Augen’ gestellt 
werden. |. Der Begrif? bleibt immer @ priori erzeugt, sammt' den synthe- 
tischen.Grundaitzen oder Formeln aus ‚solchen Begriffen; aber der Ge- 
‚brauch derselben und Beziehung auf angebliche Gegenstände kann am 
‚Ende doch nirgend als in der Erfahrung. gesucht werden, ‚deren Möglich- 
‚keit (der Form: nach) jene # priers enthalten. md! 
ln Dass ‚dieses aber auch, der Fall mit allen Kategorien und den da-so 
raus gesponnenen Grundsätzen sei, erhellt auch daraus, dass wir sogar 
‚keine ‚eihzige derselben real definiven, d. i. die Möglichkeit ihres Objecte 


& 3. Beziehting aufs Objöet: wegfällt, und: man dureh kein Beispiel sich 
selbst-fasslich machen: ee re 
eigentlichfür ein Ding gemeint sei.? = br Kür rl. 
ns dns Ans Ncchakpt Aeiiireiiiendrhkäürn ine 
no, dassısio,die Bestimmung eines Dinges' sei, dadurch; wie vielmal eines 
YE Eee eng 
Segler ren 

m % Zwischen, ‚diesem Alaatz und.dem folgenden schen. Inder. tan, Auflage 
ee Dberhoben,.sriz won. der. Dafr 


gg Ass unsere Absicht,.die Jodiglich anf dem 
Bersslben gebt, abo nicht nöthig mache, und man alch mit 


Sie an a un nn a 
Ki nie Das war keine Ausrede, sondern eine wicht unechebliche Klug- 


" Jetzt aber zelgt sich, dass der Grund dieser Vorsicht noch tiefor-Hoge, 





218 Elementarlehre. IL Theil EL Abtheilung. IL Buch. II. Hauptstilck. 


in. Ihm‘ gesetzt ist, gedacht werden kann. Allein‘ dieses Wieyielmal 
gründet sich auf. die sucoessive Wiederholung, mithin uf die: Zeit und 
die Synthesis (des Gleichartigen) in derselben. Realität kann man im 
Gegensatze mit der Negation nur alsdann erklären, wenn mäan'sich eime 
Zeit (als den Inbegrifi von allem Sein) gedenkt, die entweder womit er- 
füllt ‚oder leer ist: Lasse ich die Beharrlichkeit (welche ein Dasein zu 
aller Zeit ist) weg, so bleibt mir zum Begriffe der Substanz nichts Hbrig 
als die logische Vorstellung vom Subjeet, welche ich: dadurch 'zu reali- 
siren vermeine, dass ich mir etwas vorstelle, welches 'bloas als Bubjeot 
so (ohne wovon ein Prüdicat zu sein) stattfinden kann. Aber nicht allein, 
dass ich gar keine Bedingungen weiss, ‚unter welchen denn: 
Vorzug irgend einem Dinge eigen sein ‘werde, so ist auch gar’ nichts 
weiter daraus zu ‚machen, und nieht die mindeste Folgerung zu ziehen, 
weil dadurch gar kein: Object des Gebrauchs dieses Begrifis bestimmt 
wird, und man also gar nicht weiss, ob dieser tiberall irgendetwas be- 
deute. Vom Begriffe der Ursache würde ich (wenn ich die Zeit weglaise, 
in der etwas auf etwas Anderes nach einer Regel folgt) in (der reinem. 
Kategorie nichts weiter finden, als dass es s0 etwas sei, woraus sich" auf 
das Dasein eines anderen schliessen lässt, und es würde dadureh nielit 
allein Ursache und Wirkung gar nicht von einander untorschieden werden 
können, sondern weil dieses Schliessenkönnen doch "bald Bedingungen 
erfordert, von denen ich nichts weiss, so würde der Begriff gar’ keine 
Bestimmung haben, wie er auf irgend ein Object passe. Der'vermeinte 
nimlich dass wir slo nicht definkren konnten, wenn wir auch wollten,* sonder, wenn 
man alle Bedingungen der Sinnlichkeit wegschafft, die ale als Bogriffo alas“ 
lieben empirischen Gebrauchs auszeichnen, und sio fir Begriffe von Dingen’ u 
Gmithin von’transscendentalom Gobrauch) nimmt, bei Ihnen gar nichts woiter zu thun 
sei, als die logische Function in Urtheilen als die Bedingung der Möglichkeit dur 
Sachen selbst anzusehen, ohne doch im mindesten anzeigen zu Können, wo sio denn 
ihre Anwendung und ihr Object, mithin wie ie im reinen Verstande ohne Sinnlich- 
keit irgend eine Bodentung und ohjectivo Giltigkelt haben können“ Audit 
* „Ich varstoho hlor dio Roaldefinition, welche nicht bloss dem Namm uiner 
Sache andere und verständlichore Wörter unterlegt, sondern Ale, s0 ein klnres Merk- 
mal, daran. der Gogenstand (definitum) jederzeit sicher erkannt worden kann und den 
erklärten Bogriff zur Anwendung brauchbar macht, in: sich enthält... Die. Ronlrklä- 
rang würde also diejenige sein, welche nicht bloss einen Begriff, sondern zugleich 
die objeetive Realität desselben deutlich macht Die mathematischen er 


welche dan’ Gegenstand dom Bogriffs gemäss in dor Anschauung darstellen, sind von 
dor lotztoren Art“ wi arrabe 








u + Phöonomenn und Noumena | - 219 


Grundsatz; alles Zufällige hat eine Ursache; tritt zwar ziemlich gravi- 
‚tätisch auf, als ‚habe er seine eigene Würde in sich selbst: ‘Allein fruge 
‚deli: was ‘versteht ihr unter: zufällig? und ihr antwortet, dessen Nichtsein 
‚möglich ist, 50 möchte ich" gern wissen, woran Ihr diese Möglichkeit des 
" Niehtseins, erkennen. wollt, wenn- ihr ‚euch‘ nicht in der Reihe der‘ Er- 
scheinungen eine Successiom und in dieser ein Dasein, welches auf’ das 
Nichtsein folgt (oder umgekehrt), mithin einen. Wechsel vorstellt; denn 
‚dass das Nichtsein eines Dinges sich selbst/nicht widerspreche, ist eine 
‚lahme. Berufung ‚auf ‚eine. logische, Bedingung, ‚die zwar: stm Begriffe oa 
aber zur realen Möglichkeit bei, weitem! niclie' hinreichend 
"ist; wie ‚ich ‚demn» eine. jede. existirendo, Substanz; in Gedanken nufheben 
‚kann, ohne. mir selbst zu widersprechen, daraus aber auf-die objectire 
re 
seins an sich selbst gur nicht schliessen kann. Was den Bogriff der 
1schaf ‚betrifft, so ist leicht zu ermessen, dass, da die reinen Kate- 
n beiae sol a,Ormsh. eine Aare urinmnnde 










er ‚Verstande ‚schöpfen. wollte, „Deun das. Blend- 
„werk, ‚die logische Möglichkeit des Begriffs. (da er-sich selbst nicht 
der transscendentalen Möglichkeit der Dinge (da dem 

fein‘ |"sorrespondirt) zu unterschfeben, kann nur Un- 
et 


Peer L x " n rer 
Pr Dam einem, Worte, le, diese, Hegel Iamen ‚ich. dereh nichts belogen und 
‚dadurch 'oalo Möglichkeit darthun, wenn alle sinnliche Anschauung (die einzige. 
‚die ‚wir woggenommen. wird, ‚und es, bleibt dann. nr noch die, logische 
Möglichkeit; übrkg, d. 1 dass dar Begriff (Gedanke) möglich sel, woron. aber nicht 
engen ern ee 





doch, eine, Bedoutung i un 
wäre. Allein ler hat es mit den Katagorion ülese bioondern Nomandinia, lass 









Br überhaupt (ohme Rücksicht anf die feuleitreHisgre 


ee eis, 4 
DR er 


inser Fuhetion, di i. der’ Form des Bogriffs allein kann aber gar nichts erkänsit, 
und mterscbiedan , werdan, , welches Object darunter gehöre, weil eben von, der. sisn- 
Abe Adoene ‚ann. Er Pie: In MatnieE 


sind ohne En Y 
‚sehmuungen ‚zu dstken und ihm nach irgend ‚einer Funetion des Vorstandes, sins 
ugch, erforderlichen, Bedingungen) Da a 







ge BEE Die logischen Fumetionen 

überhaupt: Einheit und Vielheit, Bejahung und Vernelnung, Suhjeet und 
können, ohne einen Zirkel zu begehen, nicht definirt werden, weil die Definition 
/doch’ selbst ein Urthell söin und also diess Fnetionen schon antinlten müsste, Die 
röhhen" Kirtogorien sind. aber nichts Aniddres als Worstälfungen‘ dir’ Dinge 
so fen das Mannigfaltige ihrer Anschauung durch eino oder andere dieser 
Ideen hr ersrng Hedi er 
Uriheil, das Quantität hat (Jwliciem commne). Rentiuit diejenige, di nur dreh ein 







bejnhendes Urthoil gedacht werden kann, Substanz, was in Dozichung auf die An- 


sehhttng das letzte Subject Aller anderen Bestimmungen sein muss. Was das nun 
"aber für Dinge schen, ih Ansahtg deren man sich dieser Punctön vlahnchr als’ ler 
anderen bedienen müsse, bietbt hierbei ganz unbestimmt; within haban die Katkgo- 
"et dhule die Bedingung der sinnlichen Anschauung, dazu si6 dio Synthesis s 
gar keine Beziehung auf Ingönd oin bestimmtes Object, klinnen also keines 
nd Haben Folglich an ch selbst keine Giltigkeit ohjedtiver Begriffe“ " 





| bezogen werden können.) she hal su 


[TE FPhaenomena ind Noum a! new Ze . 21 

' | Beine Gründsktee' 
sind A Ä ee 
were einer Ma; Re u” 
(&. B. den Gründstez der Chüsältt), me en 


ee re 
jet die Handlung n einen »08 
G dc bezichen Anschauun uf keinerlei 
















nes Mannigfältige 
n Pech Yon eg 
inzigen, 1%, ins’ möglich ist, ‚betr A 
also kein Objeet bestimmt, sondern nur das Denken eines Objects über- 
ann an verschiedenen modie ausgedrtickt. "Nun gehört zum Ge- 
eines Bogrifls noch eine Function der Urtheilskraft, wo en 


Ben a a 

gun er en 

Pair es Mil nicht yegebun aut Al DR Tee 
‘bloss transecendöntale Gebrauch also der Kate 

ee zu is Kabıe, erlppuli, 


dass. .die reine age auch. Cru keinem oytheichen Grwdstn « 


A er vn use Oh u, er 
er Erfahrung hinaus aber es überall keine syn 30. 
‚prüori geben könne. 
ee ereerenn ülekhlan 





u | 


222 Elomontariohre. IE, Theil 1 Abtheilung, IL Buch. IIL Hauptstück, 


ee 50 ‚sind ‚sie von, .gar keinem Gebrauchs, ‚wenn man. 
sie von aller, Sinnlichkeit abeondest, d. 1. sie, können.anf gar.keinen un. 
‚gehlichen. Gegenstand angewandt werden; vielmehr ‚sind ‚sie hloss die, 
reine Form des Verstandesgebrauchs in Ansehung der, Gegenstände über- , 
Baer Je Dec en dr oa. Al m 
ORT ar ı vermidende u 
eine wer zu 
a 
man: die Anschauungsformen Raum und Zeit, 
also. eine über alle Gegenstände der Sinne, erweiterte Anwendung am an ver-, 
statten. Allein ee sind ihrerseits wiederum nichts ala G edankenforman, 
we schnunng Gegebene in ein Bewusstsein then ereenrh 
Ne 
Kai Am ieeren de Heyne An 
legt indessen — Bodentuug verstanden werden'‘ begrenzt sind, ‚hat die erste Auflage 
‚die nachstehende Darstellung: 
„Erscheinungen, so fern sie als Gegenstände nach der Einheit der 
gedacht werden, heissen Phaenomenn. Wann ich’nber Dinge annehme, en 
Gegenstände des Veistandes, sind und gleichwol als! solche einer Anschnähng, obgleich 
nieht der, sinnlichen, (als coram üntwitn äntelleotwal) gegeben werden können, =0., 
würden dergleichen Dinge Noumena (Antelligibilia) heissen. ” f " 
Nun sollte man denken, dass der durch dio transscondantale Assthotik einge. 
schräukts Bogriff der Erschelaungen schon von selbst die objective Realität der 
Noumenerum an die Hand gebe und die Eintheilung der Gegenstände in Phaone« 
wenn und.Noumena, mithin auch der Welt in eine Sirnmon- und eino Verstandes- 
wolt (mundus sensibilis ee intelligibilis) berochtige, und zwar so, das der Unterschied. 
hier ‚nicht bloss, die logische Form der undeutlichen oder deutlichen Erkenntnis _ 
eines und desselben Dinges, sondern die Verschiedenheit treffe, wie sie unserer Er- 
kenntaiss ursprünglich gegeben werden können, und nach welcher sie an sich selbst 
-der Gattung nach von einander unterschieden seien. Denn, wenn \uns die Sinne 
etwas bloss vorstellen, wie es erscheint, so muss dieses Etwas doch ‚auch an sich, 
selbst ein Ding und ein Gegenstand olner nicht sinnlichen Ansehaunng d. i..des | 
Vorstandes soin, d. i. es muss eine Erkenntnis möglich sein, darin, keine Sinnlichkeit , 
angvtroffen wird und welche allein schlechthin objectivo Realität hat, dadurch una 
nämlich Gegenstände vorgestellt werden, wie slo sind, da hingegen Im empirischen 
Gebrauche unsdros Verstandes Dinge nur erkannt ‚werden, wie sis srscheinen. 
Also würde cs ausser dem empirischen: Gebrauche der Kategorien (welcher auf sinn- 
tiche Bedingungen, eingeschränkt, ist) noch einen reinen und doch ohjestiv gültigen 
‚geben, und wir könnten nicht behaupten, was wir bisher vorgegeben haben, dass. 











können sie, wenn; man ihnen die uns allein mögliche 

a eechedsniung Ielanı ai kuaireafraiehn Eure 
dureh die doch wenigstens ein Object, gegeben wird, anstatt dass eine 
unserem Verstande eigene Verbindungsart des Mannigfultigen, wenn die- 
jenige Anschauung, darin dieses allein gegeben werden kann, nicht hinzu 
kommt; gar nichts bedeutet. — Gleichwol liegt es doch schon in unserem 
Begriffe, wenn wir gewisse Gegenstände als Erscheinungen Sinnenwesen 
(Phaenomena) nennen, indem wir die Art, wie wir sie anschauen, von 
Ihrer Beschaffenheit an sich selbst unterscheiden, dass wir entweder eben 
dieselben nach dieser letzteren Beschaffenheit, wenn wir sie gleich in der- 
selben nieht anschauen, oder auch andere mögliche Dinge, die gar nicht 
Objeete unserer Sinne ‚sind, als Gegenstände bloss durch den Verstand 
gedacht jenen gleichsam gegeniiber stellen und sie Verstandeswesen (Nou- 
meine) nennen. (Nun fragt sich, ob unsere reinen Verstandesbegrifle nicht 
in Anselung dieser letzteren Bedeutung haben und eine Erkenntnissart 
derselben sein könnten?) 

Gleich anfangs aber zeigt sich hier «ine Zweideutigkeit, welche 
grossen Missverstand veranlassen kann, dass, da der Verstand, wenn er 
einen Gegenstand in einer Beziehung bloss Phänomen nennt, er sich zu- 
gleich‘ usser dieser Beziehung noch eine Vorstellung von einem Gegen- 
stande an sich selbst macht, und sich daher vorstellt, er könne sich sor 
auch: von dergleichen Gegenstande Begriffe machen, und, da der Ver- 


unsere reinen Vorstaudeserkonntnisse überall nichts welter wären als Prinelplen der 
Exposition der Erscheinung, die auch a priert nicht welter als auf die formale Mög- 
Behkels der. Erfahrung gingen; denn hier stände oin gan anderes Feld vor uns 
offen, gleichsam eine Welt im Geiste godacht (vielleicht auch gar angssehant), die 
nicht minder; ja nocb weis odlor unseren reinen Verstand beschäftigen könnte 
" Allo.unsero. Vorstellungen werden in der That durch den Verstand auf Ingund, 
ein Ohjeet bezogen, und da Erscheinungen nichts als Vorstellungen sind, so bezicht 
die.der Verstand auf. ein Etwas als den Gagenstand dee sinnlichen Anschauung; 
aber dieses Etwas. ist. in so fern nur das transscndentae Object Dieses bedoutet 
über ein Etens = x, woron wir gar nichts wissen noch überhaapt (nach der jetzigen 
Eiuriektung. unseres Vorstandes) wissen können, sondern, welches nur als ein Core 
Intum der Einheit der Appercoption zur Kinheit das, Mannigfaltigen in der sinnlichen 
Auschsuung dienen kann, vermittelst derus der Vorstand dasselbe in don Begriff 
datis nbsondern, woil alsdanm nichts übrig bleibt, wodurch as 
weianht würde. Es Im also kein Gegenstand. der Erkenntniss an sich selbst, sondern 


sn 


924 Elnmentsrlohre. II TReil: LE Abibeilung IL Blech. TIL Hanptstäck. 


ee von einem Verständeswösen als einem Etwas 
überhaupt aukser rer Sinnlichkeit fir einen bestiimten Begrif! 
von einem Wesen, welches wir durch dem Verstand auf einige Art er- 
kennen köanten, zu halten. nis ale ne 
"Wenn Wir unter Noumenon ein Ding‘ verstehen, so fern'esnicht 
Object unserer sinnlichen Anschauung ist, indem wir von tinserer 
Anschanungsart desselben abstrahiren, so ist dieses ein Nounsnon im 
negativen Verstande Verstehen wir aber darunter ein Object einer 
nichtsinnlichen Anschauung; #0 nehmen wir eine besöndere An- 
schautngsart an, nämlich die intellectuelle, die aber nicht die unsrige ist, 
von welcher wir auch die Möglichkeit nicht einsehen können, und das: 
wäre das Noumenon in positiver Bedeutung; br 
Die Lehre von der Sinnlichkeit ist nun zugleich die Lehre von den‘ 
Noumenen im negativen Verstande d. i. von Dingen, (dieder- Verstand 
sich ohte diese Bezichung auf unsere Anschanungsart, mithin nicht bloss, 
als Erscheinungen, sondern als Dings an sich selbst denken muss, von: 
denen er aber in dieser Absonderung zugleich begreift, dass er von seinen: 
os Kategorien in dieser Art sie zu erwägen, keinen Gebrauch machen könne, 
weil, da diese nur in Beziehung auf die Einheit der Anschauungen im 


nur die Vontallang der Erscheinungen a 
haupt, der dureh das Mannigfaltige derselben bestimmbar ist 

Eben um deswillen stellen hun anch die Katogorien keln "besonderes, A Van 
stande allein gogebenes Ohjoct vor, sondern dienen nur dazu, das transssendentale 
Otjest (düt Bogriff von Etwas überhaupt) durch das, was in der Sinnlichkeit gopeben, 
wird, zu bestimmen, um dadarch Erscheinungen unter en > 
empirisch zu erkennen. 

ra ie "ale reg erregen, Aare Ai Bebertundarrla 
Hehkeit nöch nicht beiHedigt, den Phiaenomenis noch Noumens zugogebon hat, die 
nur der reine Verstand denken kann, so beruht sis Iediglich darauf. Die Sinnlichkeit 
und ihr Feld, nämlich das der Erscheinungen, wird selbst durch den Verstand dan) 
eingeschränkt, duss sie nicht af Dinge a sich selbst, sondern ur auf die Art gake, 
wie uns vermöge unserer subjectiven Beschaffenheit Dinge erscheinen. | Dies war das 
Resultat der ganzen transscondentalen Aesthetik, und es folgt auch natlirllohermeise‘ 
aus dem Begriffe einer Erscheinung überhaupt, dass Air etwas entsprechen müsse, 
was un sich nicht Erscheinung ist, weil Erscheinung nichts für sich selbst und’ ausser 


TI 


tn 5 Phaenomena und: Noumene/ u 


"Raum und Zeit Bedeutung haben, sie eben diese Einheit auch nur wegen 
der blossen ‚Idealität des Raums und der Zeit dureh: allgemeine‘ Ver- 
bindungsbegriffe a priori bestimmen können. Wo ‚diese Zeiteinheit nicht 
nee ren Enänte Formen, hört: der gunze Ge- 


sich gar nicht, einsehen; weshalb. ich mich nur auf das berufen darf, was 
ich in der, allgemeinen Anmerkung zum ‚vorigen Hauptstücke gleich‘ zu 
Anfang; anführte. Nun kann aber die Möglichkeit eines Dinges- niemals 
‚bloss aus dem Nichtwidersprechen eines Begriffs desselben, sondern nur 
dadurch, dass man, diesen durch eine ihm. correspondirende Anschauung 
‚belegt, bewiesen werden. ‚Wenn wir also die Kategorien auf Gegenstinde, 
‚die, nicht ‚als Erscheinungen betrachtet werden, anwenden: wollten, 0 _ 
‚müssten wir eine andere Anschauung, als die sinnliche zum Grunde legen, 
und alsdann wäre der Gegenstand ein Noumenon in positiver Bedeu- 
tung. Danun eine solche, nämlich.die intelleetuelle Anschauung, schlechter- 
‚dings ausser unserem Erkenntnissvermögen liegt, so kam auch der Ge- 
brauch der Kategorien keineswegs über die Grenze der Gegenstände der 
 hinausreichen; ‚und den Sinnenwesen correspondiren: zwar \.; 
eg a a 
unser sinnliches Anschauungsvermögen gar keine Bezichung hat, ‚aber 








r sein kann, mithin, we nicht ein beständiger Zirkel Lermus 
soll, das Wort Erscheinung schon eine Bezichung auf etwas auzeit, dassen 

n ln mr Sue ma a din Farn ar Auch ri 
(worauf sich die Forza, anscrer Anschauung gründet) 


gegoben 
une; & En &4 va a Wen. Wir 
ee 
Anschauung überhaupt, de dam Kl a Ta ar a ee 
Kritik dar rilnon Vernunft. 


r% 

















genstandes übrig; denn durch blosse Anschauung wird gar nichts g 
und dass diese Affection der Sinnlichkeit in mir ist, macht gar keine Ba- 
siehung von dergleichen Vorstellung auf irgend ein Object aus. Lasse 
Sn Be ale er Br 
des Denkens d. 3. die Art, dem Mannigfaltigen einer möglichen 
ung einen Gegenstand zu bestimmen. Daher erstrecken sich die 
gorien #0 fern weiter als die sinnliche Anschauung, weil sie 
überhaupt denken, ohne noch auf die besondere Art (der 
zu sehen, in der sie gegeben werden mögen. Sie Vers A 
nicht eine grössere Sphäre von Gegenständen, weil, dass solche ; 
werden können, man nicht annehmen kann, u 
als sinnliche Art der Anschautng als möglich voraussetst, wort wir aber | 
keineswegs berechtigt sind. 

(ich nenne einen Bgrif® problematisch, der keinen Widrspruch ent 
hält, der auch als eine Begrenzung gegebener Begriff mit anderen Ei 


nr 








aber nuch nieht beweisen; dass noch eine andere Art der Anschanung möglich sel, 
und obgleich unser Donken won jeder Sinnlichkeit abstrahlren kann, so bleibt doch 
die Frage, ob as alsdann nicht eins blösso Form eities Begriffs sol, und ob bei dieser 
Abtrennung überall ein Object ührig bleibe. 

Das Ohjoet, worauf Ich dio Erscheinung überhaupt beziche, ist der 
dentalo Gegenstand, d. 3, dor gänzlich unbestimmte Gedanko von Etwas 
Dieser kann nicht das Noumenon heissen; denn ich weiss von ihm nicht, 
an sich selbst sei, und habe gar keinen Bogriff von ihm, als bloss von dem € 
ande einer sinnlichen Anschauung überhaupt, der also für alle re Bi 
einerlei ist. Ich kann ihn durch keine Kategorie denken; denn diese gilt von T 
empirischen Anschauung, um sie unter einen Begriff vom Gogenstande überhaupt zu 
bringen. Ein reiner Gobrauch der Katngorio ist 'zwar möglich, d. 1. olıne Wider 
spruch, aber hat gar keine ohjectivo Giltigkeit, weil sio auf keine Anschauung geht, 
ie Andurch Einheit-des Objects bekommen sollte; denn die Kategorie ist doch eine 
blosse Function des Denkens, wodurch mir kein Gogenstand gegeben, sondern nur, 
was in der Anschauung gegeben werden mag, gedacht wird.“ 


! Man vgl, 8. 305. Anm. 1. 





Phaonomana und Noumans 227 


kenntnissen zusammenhängt, dessen objective Realität aber auf keine 
Weiss erkannt werden kann.) Der Begifl eines Noumenon d. i’eines 
Dinges, welches gar nicht als Gegenstand der Sinne, sondern als ein 
Ding an sich selbst (lediglich durch einen reinen. Verstand) gedacht 
werden soll, ist gar nicht widersprechend; denn man kann von der Sinn- 
lichkeit doch nicht behaupten, dass sie die einzige mögliche Art der An- 
schauung sei. Ferner. ist dieser Begriff nothwendig, um die sinnliche 
Anschauung nicht bis über die Dinge an sich selbst auszudehnen, und 
also um die objective Giltigkeit der sinnlichen Erkenntniss einzuschränken, 
(denn die übrigen, worauf jene nicht teicht, heissen eben darum Noumens, 
damit man dadurch anzeige, jene Erkenntnisse können ihr Gebiet nicht 
über alles, was-der Verstand denkt, erstrecken.) Am Ende aber ist doch 
die Möglichkeit solcher Noummerum gar nicht einzusehen, und der Um- 
fang ausser der Sphäre der Erscheinungen ist (für uns) leer, d. i wir 
‚haben einen Verstand, der sich problematisch weiter erstreckt als jeue, 
aber keine Anschauung, ja auch nicht einmal den Begriff von einer 
möglichen Anschauung, wodurch uns ausser dem Felde der Sinnlichkeit 
Gegenstände gegeben, und der Verstand über dieselbe hinaus asser- 
torisch gebraucht werden könne. Der Begriff eines Noumenon ist also 
bloss ein Grenzbegriff, um die Anmassung der Sinnlichkeit einzu- su 
schränken, ind also nar von negativem Gebrauche. Er ist aber gleich- 
‚wol nicht willkürlich erdichtet, sondern hängt mit der. Einschränkung 
‚der Binnlichkeit zusammen, ohne doch etwas Positives ausser dem Um- 
fange derselben setzen zu können, 

Die Eintheilung der Gegenstände in Phaenomenn und Noumena, 
und der Welt in eine Sinnen- und Verstandeswelt kann daher in posi- 
tiver Bedeutung! gar nicht zugelassen werden, obgleich Begriffe aller- 
dings die Eintheilung in sinnliche und intellectuelle zulassen; denn man 
kann den letzteren keinen Gegenstand bestimmen, und sie also auch nicht 
für objeetiv giltig ausgeben. Wenn man von den Sinnen abgeht, wie 
übrig bleibenden Begriffe für Noumena sein würden) noch überall etwas 
bedeuten, da zu ihrer Bezichung auf irgend ehuen Gegenstand noch etwas 
mehr als bloss die Einheit des Denkens, nämlich überdem eine mögliche 








# Die Worts „in positiver Bedeutung" sind ein Zusatz dor zweiten Auflage. 
10* 


li. 











besonderer intelligibeler Gege 
ein Verstand, vor den es gehörte, ist selbst ein Problems, ı 
#13 diseureiv durch Kategorien, sondern intuitiv in einer nichtsinnlichen An- 
schaunng seinen Gegenstand zu erkennen, als von welchem wir ung nicht 
die geringste Vorstellung seiner Möglielikeit machen können. Unser 
Verstand bekommt nun auf diese Weise eine negative Erweiterung, di 
er wird nieht durch die Sinnlichkeit eingeschränkt, sondern ‚schränkt 
vielmehr dieselbe ein, dadurch dass er Dinge an sich ‚selbst (nicht.als 
Erscheinungen betrachtet) Noumena nennt Aber er setzt ‚sich auch 
sofort selbat Grenzen, sie durch keine Kategorien zu erkennen, mithin 
gie nur unter dem Namen eines unbekannten Etwas zu denken. | 
Ich finde indessen in den Schriften der Neueren einen ganz anderen 
Gebrauch der Ausdrücke eines mundi sensihilis und intelligibilie,® ‚der 
vor dem Binne der Alten ganz abweicht, und wobei.es freilich keine 
Schwierigkeit hat, aber auch nichts als' leere Wortkrifmerei» angetroffen 
wird. Nach demselben hat ee einigen beliebt, den Inbegriff der Erschei- 
nungen, so fern er angeschaut wird, die Sinnenwelt, sofern aber der 
Züsummenhaug derselben nach allgemeinen Verständesgesetzen gelacht 
sıs wird, die Verstandeswelt zu nennen, Die theoretische Astronomie, welche 
die blosse Beobachtung des bestirnten‘ Himmels vorträgt, wlirde die 
erstere, die contemmplative dagegen (etwa nach dem copernicanischen Welt- 
system oder gar nach Nwwroxs Gravitationsgesetzen erklärt) die zweite, 
nämlich eine intelligibele Welt vorstellig machen. Aber eine solche Wort- 
verdrehung ist eine blosse sophistische Ausflucht, um einer beschwerlichen 
Frage üuszuweichen, dadurch dass man ihren Sinn zu seiner. Gemäch- 
_— ku a 






(* Man muss nicht statt dieses Ausdrucks den einer intellootuollen Walt, 
wie man, im deutschen Vortrage gemeinhin zu thun pfiogt, brmuchen; denn intel- 
lectuoll oder sensitiv sind unr die Erkenntnisse. Was aber nur ein Gegenstand 


der einen odor der anderen Ansehnuungsart sein kann, die Objecte also, müssen (un- 
erachtet der Härte des Lauts) intölligibel oder sensibel heissen!) ab 


® Diese Anmerkung ist ein Zusats der wweiten Auflage. 





Phaenomenn und Nomen ı ., — 229 


lichkeit horabstimmt. In: Ansehung der Erscheinungen lässt sich ‚nller- 
dings Verstand und Vernunft brauchen; aber es fragt sich; ob diese auch, 
noch, einigen! Gebrauch, haben, wenn, der Gegenstand, nicht: Erscheinung, 
(Nowmenon) ist; und in. diesem Sinne nimmt: man ihn, wenn er an sich 
als bloss intelligibel, .d. i. dem Verstande' allein und gar nicht den Sinnen 
gegeben gedacht wird. Ex ist also die Frage, ob ausser jenem empirischen 
Gebrauche).des Verstandes* (selbst iu der Nawrox’scues Vorstellung des 
Weltbanes) noch ein transscendentaler möglich sei, der auf das Noumenon 
als einan Gegenstand gehe, welche Frage wir verneinend beantwortet haben, 
Wenn wir denn also sagen; die Sinne stellen uns die Gegenstände 
iii erscheinen, der Verstand aber, wie sie’ sind, so ist das 
letztere nicht in transscendentaler, sondern bloss empirischer Bedeutung 
zu. nehmen, (nämlich ‘wie sie als Gegenstände der Erfahrung, im durch- 
glingigen Zusummenhange der Erscheinungen ‚müssen vorgestellt werden, sıs 
rung und folglich auf Sinne tiberhaupt, mithin als Gegenstände des reinen 
Verstandes sein mögen. ‚Denn: dieses wird uns immer unbekannt bleiben, 
so gar, dass es auch unbekannt bleibt, ob. eine solche transscendentale 
(ausserordentlich) Erkenntniss überall möglich sei, aum wenigsten als 
eine solche, die unter unseren gewöhnlichen Kategorien steht. Verstand 
und Sinnliehkeit können bei uns nur in Verbindung Gegenstände 
bestimmen. ‘Wenn wir sie trennen, so haben wir Anschauungen ohne 
Begriffe oder Begriffe ohne Anschauungen, in beiden Fällen aber Vor- 
stellingen, die wir auf keinen bestimmten Gegenstand beziehen können. 
Wenn jemand noch Bedenken trügt, auf alle dieso Erörterungen 
dem bloss transscendentalen Gebrauche der Kategorien zu entsagen, sn 
mache er einen Versuch von ihnen in irgend einer synthetischen Be- 
Denn eine analytische bringt den Verstand nicht weiter, und 
da er nur mit dem beschäftigt ist, was in dem Begriffe schon gedacht 
wird, so lässt er es unausgemacht, ob dieser an sich selbst auf Gegen- 
stünde Beziehung habe oder nur die Einheit des Denkens überhaupt be- 
deute (welche von der Art, wie ein Gegenstand gegeben werden mag, 
völlig abstrahirt). Es ist ihm genug zu wissen, was in seinem Begriffe 
liogt; worauf der Begriff selber gehen möge, ist ihm gleichgiltig. Er ver- 
suche es demnach mit irgend einem synthetischen und vermeintlich trans- 315 
scondentalen Grundsatze als: alles, was da ist, existirt als Substanz oder 





er 





——— 


230 Elementarlohre. IL Theil. L Abtheilung. IE Buch. II Hauptstlick. 


eine derselben anhängende Bestimmung; alles Zufällige existirt als Wir- 
kung eines anderen Dinges, nämlich seiner Ursache u. s. w. Nun frage 
ich: woher will er diese synthetischen Sätze nehmen, da die Begriffe nicht 
beziehungsweise auf mögliche Erfahrung, sondern von Dingen an sich 
selbst (Nowmena) gelten sollen? Wo ist hier das Dritte, welches jederzeit 
zu einem synthetischen Satz erfordert wird, um in demselben Begriffe, 
die gar keine logische (analytische) Verwandtächaft haben, mit einander 
zu vorknüpfen? Er wird seinen Satz niemals beweisen, ja, was noch mehr 
ist, sich nicht einmal wegen der Möglichkeit einer solchen reinen Be- 
hauptung rechtfertigen können, olne auf den empirischen Verstandes- 
gebrauch Rücksicht zu nehmon und dadurch dem reinen und sinnenfreien 
Urtheile völlig zu entsagen. So ist denn der Begriff reiner, bloss intelli- 
gibeler Gegenstände gänzlich leer von allen Grundsätzen ihrer Amwen- 
dung, weil man keine Art ersinnen kann, wie sie gegeben werden sollen, 
und der problematische Gedanke, der doch einen Platz für sie offen lässt, 
dient nur wie ein leerer Raum, die empirischen Grundsätze einzuschränken, 
ohne doch irgend ein anderes Object ‘der Erkenntnis ausser der Sphäre 
der letzteren in sich zu enthalten und aufzuweisen. 


„9 


— Anhang. ie 
Yon.der Amphibole der Reflexionsbegriffe 


durch die Verwechselung des empirischen Verstandesgebrauchs 
mit dem transscendentalen. 


* Die Ueberlegung (reflezio) hat es nicht mit den Gegenständen 
selbst zu thun, um geradezu von ihnen Begriffe zu bekommen, sondern 
ist der Zustand_des Gemüths, in welchem wir uns zuerst dazu anschicken, 
um die subjectiven Bedingungen ausfindig zu machen, unter denen wir 
zu Begriffen gelangen können. Sie ist das Bewusstsein des Verhältnisses 
gegebener Vorstellungen zu unseren verschiedenen Erkenntnissquellen, 
durch ‘welches allein ihr Verhältnies unter einander richtig bestimmt 
werden kann. Die erste Frage vor aller weiteren Behandlung unserer 
Vorstellungen ist die: in welchem Erkenntnissvermögen gehören sie zu- 
sammen? Ist es der Verstand oder sind es die Sinne, von denen sie 
verknüpft oder verglichen werden? Manches Urtheil wird aus Gewohn- 
heit angenommen oder durch Neigung geknüpft; weil aber keine Ueber- 
logung vorhergeht oder wenigstens kritisch darauf folgt, so gilt es fir 
ein solches, das im Verstande seinen Ursprung erhalten hat Nicht alle 
Urtleile bedürfon einer Untersuchung, d. i. einer Aufmerksamkeit 
auf‘ die Gründe der Wahrheit; denn, wenn sie unmittelbar gewiss sind, sır 
zB: zwischen zwei Punkten kann nur eine gerade Linie sein, so lässt 
sich von ihnen kein noch näheres Merkmal der Wahrheit, als das sie 
selbst ausdrticken, anzeigen. Aber alle Urtheile, ja alle Vergleichungen 
beditrfen ‚einer Veberlegung, d. i. einer Unterscheidung der Erkennt- 
nisskraft, wozu die gegebenen Begriffe gehören. Die Handlung, dadurch 
ich die Vergleichung der Vorstellungen überhaupt mit der Erkentnniss- 
kraft zusammenhalte, darin sie angestellt wird, und wodurch ich unter- 














r ; 
232 lementarlohre. TI Theil 1 Abfheilung. II Buch, Ans 


scheide, ob sie als zum reinen Verstande oder zur | 
ung gehörend unter einander verglichen werden, nenne ich 
a ieele Ueberlegung. Dis Verhältnis aber, in. 

in einem Gemütliszustunde zu einander gehören. können, 
der Einerleiheit und Verschiedenheit, der Einstimmung w 
Widerstreits, des Inneren und des Aeusseren, endlich d 
stimmbaren und der Bestimmung (Materie und Form), 
w Bestimmung dieses Verhältnisses beruht darauf, in welcher Erkı 
kraft sie subjectiv zu einander gehören, ob in der Buihkeiiscii 
dem Verstand. Dem der Unterschied der'letiteren macht dinen 














Einerleiheit (vieler Vorstellungen. unter. einem, \ Begriffe) zum Belt 
der allgemeinen Urtheile, oder die Verschiedenheit derselben‘ 
sı3 zeugung besonderer, auf die Einstimmung, daraus bejahende, 
Widerstreit, daraus verneinende Urtheils werden können, ww. Ans 
diesem Grunde sollten wir, wie es scheint, die angeführten: Begriffe Ver- 
gleichungsbegriffe nennen (conosptus eompar«tionie). ‘Weil aber, wenn es 
nicht auf die. logische ‚Form, ‘sondern auf den ‚Inhalt der, Begriffe an- | 
kommt, d. job: die Dinge sellst einerlei oder verschieden, einstimmig 
oder. im Widerstreit sind we. w.y die Dinge ein zwiefuches: Verhältniss 
zu, unserer Erkeuntnisckraft, nämlich zur Sinnlichkeit ünd:zum: Verstande 
liaben können, auf diese Stelle aber, darin sie gehören, die Art ankommt; 
wie sie zueinander gehören sollen: 80 wird die. transscendentale. Re- 
dlexion, d. i, das Verhältsiiss gegebener Vorstellungen zu einer-oder der 
anderen Erkenutnissart ihr Verhältniss unter einander allein bestimmen 
können; 'und:ob die Dinge einerlei oder verschieden, öinstimmig oder wider- 
streitend sind u. 5. w., wird nicht sofort aus den Begriffen selbst durch 
blosse Vergleichung (vomparatio), sondern allererst durch die Unterschei« 
dung der Erkenntnissart; wozu sie. gehören, vermittelst einer transscen» 
‚dentalen, Ueberlogung (reflewio) ausgemacht werden können. Man könnte 
‚also zwar‘ sagen, dass die logische Reflexion eine blosse Comparation 
ac, denn bei ihr wird von der Erkenntnisskraft, wozu die gegebenen — 
Vorstellungen: gehören, gänzlich abstrabirt, und. sie ‚sind. .alan- so fern 
sıeihrem Sitze nach im Gemütle als gleichartig zu, behandeln; die trans- 
scondentale Reflexion aber (welche auf die Gegenstände selbst geht) 





| 
2 


wr Vorder Amplilbele der Reilexiomsberritfti 238 


“ntblilt den Grund der Möglichkeit der objectiven Oomparation der Vor- 
‚stellungen untereinander; ‘und ist also von der: letzteren gan-sehr. ver- 
ist: Diese transscendentale  Ueberlegung: ist eine Pflicht, von. der sich 
niemand lossagen 'kann, wenn era prieri \etwas über) Dinge ‚urtheilen 
will. Wir wollen sie jetzt zur Hand nehmen, ‚und: werden daraus für die 
Bestinmnung des ee Geschäfts des Verstandes nicht, wenig Dicht 
ziehen. 2 Ivy MR 
- En Biraflätheihs vo. Verschiedenheit. Wenn uns ein Gegen- 
stand mehrmals; jedesmal:aber mit’ eben denselben inneren Bestimmungen 
(qualitas et quantitas) dargestellt wird, so ist derselbe, wenn er als Gegen- 
stand des reinen Veerstandes' gilt, immer eben derselbe, ‚und nicht viele, 
‚sondern nur ein Ding (numerica üdentitas); ist ‚er aber. Erscheinung, so, 
konımt es aufıdie Vergleichung der Begrifls- gar nicht an, sondern. so 
‚sehr auch in Ansehung derselben alles einerlei,sein mag; so. ist doch.die 
Versöhiedenheit der Ocrter. dieser Erscheinung zu gleicher Zeit, einge 


mugsamer Grund der numerischen Verschiedenheit des Gegenstandes 


der’ Sinne) selbst. So ‚kann man. bei zwei Tropfen; Wasser. von ‚aller 
inneretit ‚Verschiedenheit‘; (der Qualität und Quantität) ‚völlig abstrahiren, 
und .es.ist’ genug, dass sie in verschiedenen Oertern zugleich angeschaut 
„werden, 'um..sie, für numerisch verschieden ‚zu ‚halten. Lsmsız. nahm so 
‚die Erscheinungen als Dinge an sich selbst, mithin. für. intelligibidin, d. i. 
Gegenstände ‚des, reinen, Verstandes (ob er gleich wegen der. Verworren- 
„heit ihrer, Vorstellungen dieselben mit dem, Namen .der Phliuomene, be 
legte), und da kounte sein Satz dos Nichtzuunterscheidenden (prin- 
eipium sdentitatie. indiseernibilium), allerdings ‚nicht bestritten werden; da 
‚sis. aber Gegenstände der Sinnlichkeit sind, und der Verstand in Anschung 
älırer nicht von reinem sondern bloss empirischen Gebrauche ist, s0 wird 
„die Vielbeit, und ‚numerische Verschiedenheit schon, durch, den Raum 
‚aclbst als. die Bedingung der äusseren Erscheinungen angegeben, Denn 
‚ein Theil des Raums, ob,er zwar einem;anderen völlig, ähnlich und gleich 
„sein mag, ist doch ausser ihn, und eben dadurch. ein vom ersteren ver- 
‚aehiedener Theil, der zu, ihm, hinzukommt, um, einen grösseren Raum 
„auszumachen; und dieses muss daher von allem, was in den mancherlei 
Stellen. des Raums zugleich ist, gelten, so schr gs sich sonst, auch ähnlich 


24 Elomentarlehrs MM. Theil 1 Abtheilung: IE Buch. Anhang, 


2. Einstimmung und Widerstreit: Wenn Realität wur durch 
den reinen Verstand vorgestellt wird (roalitas nowmenon), so Wisst, sich 
zwischen den Realitäten kein Widerstreit denken, d. i. ein solches Ver- 
hältniss, da sie in einem Subject verbunden einander ihre Folgen auf 
heben, und 8— 3=0 sei. Dagegen kann das Renle in der Erscheinung 

saı (realites phaenomenon) unter einander allerdings im Widerstreit sein, und 
vereint in demselben Subjeet eines die Folge des anderen ganz oder 
zum Theil vernichten, wie zwei bewegende Kräfte in derselben geraden 
Linie, so fern sie einen Punkt in entgegengesetzter Richtung entweder 
ziehen oder drücken, oder auch ein Vergnügen, was dem Schmerze die 
Wage hält. . 4 

3. Das Innere und Aeussere An einem Gegenstande des 
reinen Verstandes ist nur dasjenige innerlich, ‘welches gar keine Bezie- 
hung (dem Dasein nach) auf irgend etwas von ihm Verschiedenes hat. 
Dagegen sind die inneren Bestimmungen einer substantia pAnenomenon 

* im Raume nichts als Verhältnisse, und sie selbst ganz und gar ein In- 
begriff! von lauter Relatiomen. Die Substanz im Raume kennen wir nur 
dureh Kräfte, die in demselben wirksam sind, entweder andere dahin zw 
treiben (Anziehung), oder vom Eindringen in ihn abzuhalten (Zuriick- 
stossung und Undurchdringlichkeit); andere Eigenschaften kennen wir 
nicht, die den Begriff von der Substanz, die im Raum erscheint und die 
wir Materie nennen, ausmachen. Als Objeet des reinen Verstandes muss 
jede Substanz dagegen innere Bestimmungen und Kräfte haben, die umf 
die inmere Realität gehen. Allein was kann ich mir für innere Acciden- 
zen denken als diejenigen, s0 mein innerer Sinn mir darbietet, namlich 
das, was entweder selbst ein Denken oder mit diesem analogisch ist? 

ae» Daher machte Letaxız aus allen Substanzen, weil er sie sich ala Noumene 
vorstellte, selbst aus den Bestandtheilen der Materie, nachdern er ihnen 
alles, was äussere Relation bedeuten mag, mithin auch die Zusammen- 
setzung in Gedanken genommen hatte, einfache Subjeete mit Vorstel- 
Iungskräften begabt, mit einem Worte Monaden. 

4. Materie und Form. Dieses sind zwei Begriffe, welche aller 
anderen Reflexion zum Grunde gelegt werden, so sehr sind sie mit jedem 
Gebrauch des Verstandes unzertrennlich verbunden. Der erstere bedeutet 
das Bostimmbare überhaupt, der zweite dessen Bestimmung (beides in 
transscendentalem Verstande, da man vun allem Unterschiede dessen, 








Te 


"Von den Amphibolie der Reflosionsbegräfe. 235 


was gegeben wird, und der Art, wie es bestimmt wird, abstrahirt). Die 
Logiker nannten ehedem das Allgemeine die Materie, den specifischen 
Unterschied aber die Form. In jedem Urtheilo kann man die gegebenen 
Begriffe | Materie (zum Urtheile), das Verhältniss derselben (rer- 
mittelst der Copula) die Form des Urtheils nennen. In jedem Wesen 
sind die Bestandstücke desselben (rssendiadia) die Materie, die Art, wie 
sie in einem Dinge verknüpft sind, die wesentliche Form. Auch wurde 
in Ansehung der Dinge überhaupt unbegrenzte Realität als die Materie 
aller Möglichkeit; Einschränkung derselben aber (Neration) als diejenige 
Form ‚angesehen, wodurch sich ein Ding vom anderen nach transscen- 
dentalen Begriffen unterscheidet. Der Verstand nämlich verlangt zuerst, 
dass etwas gegeben sei (wenigstens im Begriffe), um es auf gewisse Art sıs 
bestimmen zu können, Daher geht im Begriffe des reinen Versiandes 
die Materie der Form vor, und Laimsız nahm um deswillen zuerst 
Dinge an (Monaden) und innerlich eine Vorstellungskraft derselben, um 
danach dus Aussere Verhältnis derselben und die Gemeinschaft ihrer 
Zustände (nämlich der Vorstellungen) darauf zu gründen. Daher waren 
Raum und Zeit, jener mır durch das Verhältnis der Substanzen, ‚diese 
durch die Verkntipfung der Bestimmungen derselben unter einander als 
Gründe und Folgen möglich. 80 würde es auch in der 'That sein müssen, 
wenn der reine Verstand unmittelbar auf Gegenstände bezogen werden 
kömte, und wenn Raum und Zeit Bestimmungen der Dinge an sich 
‚selbst wären. ‘Sind es aber nur sinnliche Anschauungen, in denen wir 
alle Gegenstände lediglich als Erscheinungen bestimmen, so geht die 
Form der Anschaumg (als eine subjective Beschaffenheit der Sinnlich- 
keit) vor aller Materie (den Empfindungen), mithin Raum und, Zeit vor 
allen Erscheinungen und allen datis der Erfahrung vorher, und macht 
‚diese vielmehr allererst möglich Der Intellectualphilosoph konnte. «s 
nieht leiden; dass die Form vor den Dingen selbst vorhergehen und 
dieser ihre Möglichkeit bestimmen sollte; eine ganz richtige Oensur, 
wen er annahm, dass wir die Dinge anschauen, wie sie sind (obgleich 
wit verworrener Vorstellung) Da aber die sinnliche Anscheuung eine 
‚ganz: besondere suhjective Bedingung ist, welche aller Wahrnehmung s24 
= priori zum Grunde liegt, und deren Form ursprünglich ist, s0 ist die 
Form für sich allein gegeben, und weit gefehlt, dass die Materie (oder 
u 










236 Elomentarlehne IL Theil. 1 Abtheilung. (IL Buch; Anhang. 


nach blossen Begriffon urtheilen müsste); so setzt die 
‚selben vielmehr eine formale Anschauung (Zeit und Raum) als 


vorm | re ie 


un urlfermul kung zur ur rg dl, ou ‘ 
2, rg ir Ku de Re 
»* Min erlaube < ie Stelle, welche wir einem Begriffe entweder in. 
‚der Sinnlichkeit oder im reinen Verstands ertheilen, ‚den trausscen- 
‚deutalen Ort zu nennen. Auf-solche. Weise wäre die Beurtheilung 
dieser Stelle, die jedem Begriffe nach. Verschiedenheit seines Gebrauchs 
zukommt; und: die Anweisung nach Regeln, diesen. Ort allen Begriffen 
zu: bestimmen; die transscendentale Topik; eine Lehre, die vor Er- 
 schleiehumgen des reinen Verstandes und daraus entepringenden. Blend. 
werken gründlich bewahren würde, (indem sie jederzeit ‚unterschiede, 
welcher Erkenntnisskraft die Begriffe eigentlich angehören. -Man ‘kann 
einen jeden Begrift/ einen jeden Titel, ‚darunter. viele, Erkenntnisse, ge 
hören, einen logischen Ort nentien. ‚Hierauf gründet sich die logische 
Topikdes Anıstoreuss; deren sich. Schullehrer und Redner bedienen 

sıs konnten, um unter gewissen Titeln des Denkens nachzusehen, was sich 
am besten für ihre vorliegende Materie schickte, und darüber mit einem 
Schein von Gritiidlichkeit zu vernünfteln oder wortreich zu schwatzen 
© + Dieitransscendentale Topik enthält dagegen nicht mehr als die an- 
geftthrten «vier Titel «aller Vergleichung und Unterscheidung, die sich 
dadureh ‘von Kategorien unterscheiden, dass durch jene nicht der Gegen- 
stand nach demjenigen, was. seinen Begriff‘ ausmacht (Grösse, Realität), | 
sondern’nur die Vergleichung der Vorstellungen, welche vor. dem Begriffe 
von Dingen vorhergeht, in aller ihrer Mannigfaltigkeit dargestellt wird: 
Diese Vergleichung aber bedarf zuvörderst einer Ueberlegung, d..i: einer 
Bestimmung desjenigen Orts, wo die Vorstellungen der Dinge, die ven 
glichen- werden, ‚hingehören, ob sie der-reine. Verstand. denkt der/die 
Sinnlichkeit in der Erschginung giebt. ut 
D Dh Befei Ba ktsrmnogche vugichet, menden ia ch ana 
bekimmern, wohin ihre Objeete gehören, ob,als Noumena vor den. Ver 

+ stand oder als Phänomena vor die Binnlichkeit., Wenn wir aber- mit 
diesen Begriffen zu den Gegenständen gehen wollen, ‚so ist zuvörderst 
transseendentale Ueberlegung nöthig, für welche Erkenntnisskraft sie 
Gegenstände sein sollen, ob für-det reinen Verstand oder die Sinnlich- 





Von’ der Amplibelio dar Refloxionabegräfte 237 


keit. Olme diese Ueberlegung mache ich einen sehr unsicheren Gebrauch 
von diesen Begriffen, und es entspringen vermeinte aynthetische Grund- ms 
sätze, welche die kritische Vernunft nicht anerkennen kann, tind die sich 
lediglich auf einer  transseendentalen Amphibohe, d. 3. einer Verwechse- 
lung: des reinen Verstandesobjeots mit der Erscheinung gründen. 

. "In Ermangelung einer solelien transseendentalen Wopik, und mithin 
durch die ‘Amphibolie dar Reflexionabegrifle hittergangen, errichtete der 
berükunte Leinsız ein intelleetuelles System der Welt, oder glaubte 
vielmehr der Dinge innere Beschaffenheit zu 'erkermen, ‘indem er alle 
Gegenstände nur mit dem Verstande und den abgesönderten formalen 
Begriffen" seines Denkens verglich: "Unsere Tafel der Reflexionsbegriffe 
schafft uns‘den unerwarteten Vortheil, das Unterscheidende seines Lehr- 
begriffs in allen seinen Theilen, und zugleich den Teitenden Grund dieser 
eigenthümlichen Denkungsart vor Angen ‘zu legen, der auf nichts als 
einem Missverstande beruhte. Er verglich ‚alle Dinge bloss durch Be- 
griffe mit einander und fand, wie natürlich, keine anderen Verschieden- 
heiten als die, durch welche der Verstand seine reinen Begriffs von ein- 
under unterscheidet. ‘Die Bedingungen der sinnlichen Anschauung, die 
ihre eigenen Unterschiede bei sich führen, 'salı er nicht für ursprünglich 
an; dem die ‘Sinnlichkeit war ihm nur eine verworrens Vorstellungsart 
amd keinbesonderer Quell der Vors‘ellungen; Erscheinung war ihm die 
Vorstellung des Dinges an sich selbst, obgleich von der Brkenntnies 
dureh dem Verstand (der logischen Form nach unterschieden, da nämlich ser 
jene beirihrem gewöhnlichen Mangel der Zergliederung eine gewisse 
Vermischung von Nebenvorstellungen in den Begriff des Dinges zieht, 
die der" Vorstand davon abzusondern weiss: Mit einem Worte: Lemwız 
intelleetuirte die Erscheinungen, s0 wie Locke die Verstandesbegriffe 
nach seinem System’ der Noogonio (wenn es mir erlaubt ist, mich dieser 
Ausdriicke zu 'bedienen) insgesammt sensifieirt, d. i- für nichts als 
empirische oder abgesonderte‘ Reflexionsbegrifte ausgegeben hatte. An- 
statt m Verstande und der Sinnlichkeit zwei gunz verschiedene Qualen 
von Vorstellungen zu suchen, die aber nur in Verknüpfung objeetiv 
Hlüg ton Dingen urtheilen könnten, hielt sich ein jeder dieser grossen 
Mlianar ur an’ eine von beiden, die sich ihrer Meinung mach unmittel- 
"bar auf Dingo' an sich selbst bezöge, indeusen dass die andere nichts that 
als die Vorstellnngen der ersteren zu verwirren oder zu ordnen 












-238  Eismentarlelirs IL Theil: L-Abibellang. IL Buch. Anhang. 


überhaupt bloss im Verstande unter einander. Erstlich: so fern s F| 
won diesem als ‚einerlei oder verschieden geurtheilt werden 
‚er also lediglich ihre Begriffe und nicht ihre Stelle in der Anschauung, 
darin die Gegenstände allein gegeben werden können, vor Augen hatte, 
nen Dunn anne 
‚scheinungen oder unter Dinge an sich selbst zu zählen sei) gänzlich. 
ms dsc.hohkı az «dor konnte en nicht (andere, munfıieurale,. dan me 
Grundsatz des Nichtzuunterscheidenden, der bloss von Begriffen ‚der 
Dinge überhaupt gilt, auch auf die Gegenstände der. Sinne (mund 
‚phaenomenon) wusdehnte und der Naturerkenntniss dadurch keine ge 
ringe Erweiterung verschafft zu haben glaubte, Freilich, wenn ich einen 
n Tropfen Wasser als ein Ding an sich selbst nach allen seinen inneren 
Bestimmungen kenne, so kann ich’ keinen ‚derselben von dem anderen 
für verschieden gelten lassen, wenn der ganze Begrifi desselben mit ihm 
einerlei ist. Ist er aber Erscheinung Im Raume, s0 hat er. seinen ‚Ort 
nicht bloss im Verstande (unter Begriffen), sondern in der sinnlichen 
äusseren Anschauung (im Raume), und da sind die physischen Oerter 
in Ansehung der inneren Bestimmungen der Dinge ganz ‚gleichgiltig, 
und ein Ort —=b katın ein Ding, welches einem anderen in dem Orte 
=. völlig ähnlich und gleich ist, ebenso wol aufnehmen, als wenn es 
von diesem noch so sehr innerlich verschieden wäre. Die Verschieden- 
heit der Oerter macht die Vielheit und Unterscheidung der Gegenstände 
‚als Erscheinungen ohne weitere Bedingungen schon für sieh nicht allein 
möglich, sondern auch nothwendig. Also ist jenes scheinbare Gesetz 
kein Gesetz der Natur. Es ist. lediglich eine analytische Regel oder 
Vergleichung der Dinge durch blosse Begriffe. 
Zweitens: der Grundsatz, dass Realitäten (als kloren Enjahankan) 
einander niemals logisch widerstreiten, ist ein ganz wahrer Satz von dem 
‚s:» Verhältnisse der Begriffe, bedeutet aber weder in Ansehung ‚der Natur 
noch überall in Ansehung irgend eines Dinges an sich selbst (von diesem 
haben wir ‚gar keinen Begriff) das. mindeste, Denn ‚der. roale Wider- 
‚streit findet allerwärts statt, wo A— B=0 ist, d. i. wo eine Realität 
mit der anderen in einem Suhjeet verbunden eine die Wirkung der an- 
deron aufhebt, welches alle Hindernisse und Gegenwirkungen in der 
Natur wnaufhörlich vor Augen legen, die gleichwol, da sie auf Krüften 





Von der Amphibolie der Redexiorsbogriffe. 239 


beruhen, realitates phaenomea genannt werden müssen. Die allgemeine 
Mechanik: kann sogar die empirische Bedingung dieses Widerstreits in 
«iner Regel a priori angeben, indem sie auf die Eutgegensetzung der 
Richtungen sicht, eine Bedingung, von welcher der transscendentale Be- 
griff der Realität gar nichts weiss. Obzwar Herr von Lemsiz (diesen 
Satz nicht eben mit dem Pomp eines neuen Grundsatzes ankündigte, so 
bediente er sich doch desselben zu neuen Behauptungen, und. seine 
Nachfolger trugen ihm ausdrücklich in ihre Lamsız- Wonerscnes Lehr- 
gebliude «in. Nach diesem Grundsatze sind z B. alle Uebel nichts als 
Folgen von den Schranken der Geschöpfe, d. i. Negationen, weil diese 
das einzige Widerstreitende der Realität sind (in dem blossen Begriffe 
eines Dinges überhaupt ist es auch wirklich zo, aber nicht in den Dingen 
als Erscheinungen). 'Imgleichen finden die Anhlinger desselben es nicht 
allein möglich sondern auch natürlich, alle Realität ohne irgend einen 
besorglichen Widerstreit in einem Wesen zu vereinigen, weil sie keinen ss0 
anderen als den des Widerspruchs (durch den der Begriff eines Dinges 
selbst aufgehoben wird), nicht aber den des wechselseitigen Abbruchs 
kennen, da ein Realgrund die Wirkung des anderen aufbebt, und dazu 
wir zur in der Sinnlichkeit die Bedingungen antreffen, uns einen solchen 
vorzustellen, 
Drittens: die Lsimsiziscne Monadologie hat gar. keinen: anderen 
Grund, als dass dieser Philosoph den Unterschied des Inneren und 
Acusseren bloss im Verhältnis auf den Verstand vorstellte. Die Sub- 
stanzen überhaupt missen etwas Inneres haben, was also von allen 
äusseren Verhältnissen, folglich auch der Zusammensetzung frei ist. 
Das Einfüche ist also die Grundlage des Inneren der Dinge an sich 
selbst. Das Innere aber ihres Zustandes kann auch nicht in Ort, Gestalt, 
Bertlhrung oder Bewegung (welche Bestimmungen alle Kussere Verhält- 
wisse sind) bestehen, und wir können daher den Substanzen keinen an- 
deren inneren Zustand als denjenigen, wodurch wir unseren Sinn selbst 
innerlich be nämlich den Zustand der Vorstellungen beilogen. 
86 wurden’ denn die Monaden fertig, welche den Grundstoff des ganzen 
Universum ansmachen sollen, deren thätige Kraft aber nur in Vorstel- 
ne 
darum inusste aber such sein Principium der möglichen Ge- 
meinschaft der Substanzen unter einander eine vorherbestimmteas 


ww 


Harmonie; und konnte kein physischer Einfluss sein. | E 
nur innerlich, di mit seinen Vorstellungen beschäftigt ist, 


in ganz und ga» keiner wirksamen Verbindung stehen, sonder: 
Ärgend «ine dritte und in alle insgesummt einfliessende Ur 










Be ia ach pc emp nr m aha 
gemeinen Gesetzen bekommen müssen. u 
+ Viertens: dar befühete Käogeiß dansaten van ZektuEni 
darin 'er diese, Formen der Sinnlichkeit intellectuirte, war- lediglich, ans 
‚eben derselben Täuschung. der‘ (ransscendentalen Reflexion entsprungem. 
Wenn ich mir dureh den blossen Verstand üussere Verhältniese der 
Dinge vorstellen will, so, kann dieses, nor yermittelnt,eines Begriffen 
* wochselseitigen Wirkung geschehen, und. soll ieh, einen Zustand 
‚desselben Dinges mit einem anderen Zustande verknüpfen, so'kann dieses 
‚nur in der-Ördnung der Gründe und Folgen geschehen, - So, dachte, sich 
also Lamxız den Raum als eine gewisse Ordnung in der Gemeinschuft | 
‚der Substanzen, ‚und die Zeit ale die dyuamische Folge ihrer Zustlinde. 
32 Das Eigenthümliche aber und von Dingen Unabhängige, was, beide, am 
sich zu haben ‚scheinen, schriel. er der Verworrenheit dieser Begrifie 
zu, welehe machte, dass dasjenige, was eine blosse Form dynamischer 
Verhältnisse ist, für eine eigene für sich bestehende und vor. den Dingen 
‚selbst vorhergehende Anschauung gehalten wird. Also waren Raum und 
Zeit. die ‚intelligibele Form der Verkntipfung den Dinge, (Substanzen 
und ihrer Zustände) an sich. selbst: Die Dinge aber waren. intelligibele 
Substanzen (sudstentiae,noumena). Gleichwol wollte er diese Begriffe für, 
Erscheinungen gelteud machen, weil er der Sinnlichkeit keine eigene Art 
der Anschauung zugestand, sondern alle, selbst die empirische Vorstel- 
lung ‚der Gegenstände im Verstande suchte, und den Sinnen ‚nichts ala 
eu irrt | 
wirren und zu verunstalten. 
Wenn wir aber auch von Dingen an sich "selbst Pe | 
‚den. reinen Verstand synthetisch sangen könnten (meichen gleichwol un- 












. Non darı Amphiholie dor Raflesionsboprift.... 248 


möglich ist), #0 würde dieses doch gar nicht. auf Erscheinungen, ‚welche 
nicht, Dinge an sich. selbst vorstellen, bezogen werden können. Ich 
werde, also in. diesem, letzteren Falle. in der transscendentalen Ueber- 
Isgung meins Begriffe jederzeit nur unter den Bedingungen der Binnlich- 
keit vergleichen müssen, und.#0 werden Raum. und Zeit. nicht Bestim- 
mungen der, Dinge an sich, sondern der Erscheinungen sein; was die 
Dinge ‚any sich ‚sein mögen, weiss ich nicht, und: brauche es’auch nicht 
nr pen 
vorkommen kann. 

80 verfahre ich ch mit aa rigen ‚Belesimebegrifien Die 


Innerliche, der Matorie.ist auch eine. blosse,Grillo; dem diese. ist überall 
kein. Gegenstand für den reinen Verstand, das transscendentale. Object. 
aber, welches der Grund dieser Erscheinung sein mag, die wir. Materie, 
nennen, ist ein blusses Etwas, wovon wir, nicht einmal verstehen würden, 
was es sei, wenn;cs uns auch jemund ‚sagen könnte, Denn wir können. 
nichts verstehen, ‚ala. was ein unseren. Worten Correspondirendes in der 
mit sich führt. Wenn die Klagen: Wir sehen das Innere: 
‚der Dinge gar nicht ein, a0, viel bedeuten sollen als, wir begreifen, 
‚nicht durch den reinen Verstand, was die Dinge, die uns erscheinen, an 
sich sein inögen, so ind sie ganz unbillig und nnvernünflig; denn sie 
könne, folglich; dass wir ein von dem menschlichen nicht bloss dem. 
Bee pcs Annie nn ASmeneE NEED 
schiedenes, Erkenntuissvermögen ‚haben, also nicht Menschen, sondern 
Wesen sein ‚sollen, von denen wir selbst nicht angeben können, ob sie 
„viel weniger ‚wie. sie beschaffen seien. Ins Innere der 


as die Uri Naar binkunerliim. lid 
wir, bei ‚allem ‚dem ‚doch niemals beantworten können, vor mon ml 
" Kara Kritik der seinen Vernunft. 





942  Klomentarlohre II Tiieil I Abtheiling: IL Buch. Anhang. 


dis ganze Natnr anfgedeckt wäre, da es uns nicht einmal gegeben ist, 
unser eigenes Gemüth mit einer anderen Anschauung als der unseres 
inneren Sinnes zu beobachten. Denn in demselben liegt dns $; 
des Ursprungs unserer Sinnlichkeit Ihre Beziehung auf ein 
was der transscendentale Grund dieser Finheit sei, legt olme Zweifel'zu 
tief verborgen, als dass wir, die wir sogar uns selbet nur durch inneren 
Sinn, mithin als Erscheinung kennen, ein »0 unschickliches Werkzeug 
unserer Nachforschung dazu brauchen könnten, etwas Anderes als immer 
wiederum Erscheinungen BONN deren nichtsinnliche Ursache wir 
doch gern erforschen wollten. In u. 
Was diese Kritik der Schlüsse aus den blossen Handlungen der 
Reflexion überaus nützlich macht, ist, dass sie die Nichtigkeit aller 
Schlüsse über Gegenstände, die man lediglich im Verstande mit einander 
vergleicht, deutlich darthut, und dasjenige zugleich bestätigt, was wir 
30 hauptstichlich eingeschäirft haben, dass, obgleich Erscheinungen 
Dinge an sich selbst unter den Objecten des reinen Verstandes mit be- 
griffen sind, sie doch die einzigen sind, an denen unsere Erkenntnisse 
objective Realität haben kann, uAmlich wo den Begriffen anti 
entspricht rn 
Wenn wir bloss logisch veflectiren, so vergleichen wir lediglich 
unsere Begriffe unter einander im Verstande, ob beide eben dasselbe 
enthalten, ob sie sich widersprechen oder nicht, ob etwas in dem Begriffe 
innerlich enthalten sei oder zu ihm hinzukomme, und welcher von beiden 
‚gegeben, welcher aber nur als eine Art den gegebenen zu denken gelten . 
soll. Wende ich aber diese Begriffe auf einen Gegenstand überhaupt 
(im transscondentalen Verstande) an, ohne diesen weiter zu bestimmen, 
ob er ein Gegenstand der sinnlichen oder intellectuellen Anschauung sei, 
so zeigen sich sofort Binschrünkungen (nicht aus diesem Begriffe hinaus- 
zugehen), welche allen empirischen Gebrauch derselben verkehren und 
eben dadurch beweisen, dass die Vorstellung eines Gegenstandes als 
Dinges überhaupt nicht etwa bloss unzureichend, sondern olne sinn- 
liche Bestimmung derselben und unabhängig von empirischer Bedingung 
in sich selbst widerstreitend sei, dass man also entweder von allem 
Gegenstande abstrahiren (in der Logik) oder, wenn man einen annimmt, 
ihn unter Bedingungen der sinnlichen Anschauung denken mtisse, mithin 
xı0 das Intelligibele eine ganz besondere Anschauung, die wir nicht haben, 





Vom der Amphibolie der Reflexionsbegriffe. 243 


erfordern wiirde und in Ermangelung derselben für uns nichts sei, 
ängegen ‘aber auch die Erscheinungen nicht Gegenstäinde an sich selbst 
sein können. Denn, wenn ich mir bloss Dinge überhaupt denke, so kam 
freilich die Verschiedenheit der äusseren ‚Verhältnisse nicht eine Ver- 
schiedenheit der Sachen selbst ausmachen, sondern setzt diese vielmehr 
anderen gar nicht unterschieden st, s0 setze ich.nur ein und dasselbe 
Ding in verschiedene Verhältnisse. Ferner, durch Hinzukunft einer 
blossen Bejahung (Realität) zur anderen wird ja das Positive vermehrt, 
und ihm nichts entzogen oder aufgehoben; daher kann das Reale in 
Dingen überhaupt einander nicht widerstreiten u. 8. w. 





Die Begriffe der Reflexion haben, wie wir gezeigt haben, durch eine 
‚gewisse Missdeutung einen solchen Einfluss auf’ den Verstandesgebrauch, 
dass sie sogar einen der scharfsinnigsten unter allen Philosophen zu 
einem vermeinten System intelleetueller Erkenntnis, welches seine Ge- 
genstände oline Dazukunft der Sinne zu bestimmen unternimmt, zu ver- 
leiten im Stande gewesen. Eben um deswillen ist die Entwickelung der 
täuschenden Ursache der Amphibalie dieser Begriffe in Veranlassung 
falscher Grundsätze von grossem Nutzen, die Grenzen des Verstandes 
zuverlässig zu bestimmen und zu sichern. j 
Man muss zwar sagen: was einem Begriff allgemein zukommt oder sr 
widerspricht; das kommt auch zu oder widerspricht allem Besonderen, 
was unter jenem Begrifl enthalten ist (dietum de omm! «t nullo); es, wäre 
aber ungereimt, diesen logischen Grundsatz dahin zu verändern, dass er 
‚80 lautete: was in einem allgemeinen Begriffe nicht enthalten ist, das ist 
‚aualı in den besonderen nicht enthalten, die unter demselben stehen; denn 
diese eind ‚eben darum besondere Begriffe, weil sie mehr in sich enthalten, 
als im allgemeinen gedacht wird. Nun ist doch wirklich auf diesen 
letzteren Grundsatz das ganze intellectuelle System Lermxızens erbaut; 
‚es Sillt also zugleich mit demselben, sammt aller aus ihm entspringenden 
Zweideutigkeit im Verstandesgebrauche 
Der Satz des Nichtzuunterscheidenden gründete sich eigentlich auf 
die Voraussetzung, dass, wenn in dem Begriffe von einem Dinge über- 
haupt eine gewisse Unterscheidung nicht angetroffen wird, #0 sei sie auch 
‚nicht in den Dingen selbst anzutreffen; folglich seien ‚alle Dinge völlig 

16* 


\ 





sin ee 
- Eee 
wo und wie oft ich wolle, ist an sich völlig einerlei. Allein zwei, 
füsse sind Im Raume dennoch bloss durch ihre Oerter unterschieden 
(mmero diversa); diese sind Bedingungen der’ Anschiuung, worin das 
Object dieses Bogrifs gegeben wird, die nicht zum Begriffe, aber dach 
zur ganzen Sinnlichkeit gehören." Gietcher Geatalt/ist Indem Begiiile won: 
einem Dinge gar kein Widerstreit, wenn nichts Verneinendes' 
Bejahenden verbunden worden; und: Bons bejahende Begriffe kötmen in 
Verbindung gar keine “Aufliebung "bewirken. Allein in der sinnlichen 
Anschauung, darin Realität (z. B: Bewegung) gegeben wird) 
Bedingungen (entgegengesetzte Richtungen), von denen im Begriffe der 
Bewegung überhaupt abstrahirt war, die einen Widerstreit, der freilich 
wicht logisch ist, ninlich aus lauter Positivem ein Zero —0 möglich 
machen, und man könnte nicht sagen, dass darum 'alle Realität unter 
einander in Einstimmung sei, weil unter ihren Begriffen kein Widerstreit 
359 angetroffen wird.* Nach blossen Begriffen ist das Innere das Suhstratum 

aller Verhiltniss- oder Kusseren Bestimmungen. Wenn ich also von allen 

Bedingungen der Anschanung abstrahire, und mich lediglich an den Be- 

griff von einen Dinge überhaupt halte, so kann ich von ‘allem äusseren 

Verhiktniss abstrahiren, und es muss dennoch ein Begrift von ‘dem übrig 

bleiben, a 

—_— I [ Su’ 
® Wolke man ch er der gemdtlichen Anilucht bodtki, dass wenkgstens 
renlitaten houmene einander nicht mmigegen wirken können, so milssto man doeh alı 
Beispiel won dergleichen reiner und siunenfreler Ronlität anführen, damit man wee- 
‚stände, ob. eins solche ‚überhaupt etwas, oder. gar nichts vorstelle. ‚_Äber 9a kann 
keln, Belsplel woher. anders,als aus der HHahruug genommen werden, die 
mehr ala phaenomena darbiotet, und so bodeutat diosor Satz nichts weiter, 
an Begriff, der Tauter Bejahungen enthält, nichts Vorseinendes enthalte; (eh) 
in dem wir niemals gesweifelt Inbon 7 0 















| 
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Von der Amphibollo der Rofloxlonsbegräife. , 245 


bedeutet. Dia scheint es nun, es folge daraus, in jedem Dinge (Substanz) 
sei etwas, was schlechthin innerlich ist und allen äusseren 

vorgeht, indem es sie allererst möglich macht; mithin sei dieses Substra- 
tm #0 etwas, das keine ‚Kusseren Verhältnisse. mehr in sich enthält, 
folglich 'einfach (denn die körperlichen Dinge sind doch immer nur Ver- 
hiltnisse, wenigstens der Theile ausser einander); und weil-wir keine 
Sinn, #6 sei dieses Substratum nicht allein einfach, ‚sondern auch (nach 
der Analogie mit unserem inneren Sinn) durch Vorstellungen bestimmt, 
4 % alle Dinge wären eigentlich Monaden: oder: mit Vorstellungen be- zı0 
gabte einfache Wesen. Dieses würde auch alles seine Richtigkeit haben, 
gehörte nicht etwas mehr als der Begrif? von einem Dinge tiberhaupt zu 
den Bedingungen, ‘unter denen allein uns Gegenstände der Ausserem An- 
schauung gegeben werden können, und von‘ denen der reine Begriff abs- 
trahirt. ‘Denn da zeigt sich, dass 'eine behärrliche "Erscheinung im 
Rätme  (undurchdringliche Ausdehnung) lauter Verhältnisse und gar 
nieht schlechthin Innerliches enthalten und dennoch: das erste Subatra- 
tum aller ‚äusseren Wahrnehmung sein könne. Durch blosse Begriffe 
kann ich freilich ohne etwas Inneres nichts Acusseres denken, eben darum, 
weil Verhidtnissbegriffe "doch schlechthin gegebene Dinge voraussetzen 
und ohne diese nieht möglich sind. Aber da in der Anschauung etwas 
enthalten ist, "was im blossen Begriffs von einem Dinge überhaupt gar 
nicht Hegt, und dieses das Substratum, (welches durch blosse Begriffe gar 
nicht »erkännt! werden wiirde, an die Hand giebt, nämlich einen Raum, 
der mät'allem, was er enthält, aus lauter formalen ‚oder such realen Ver- 
hiltniesen "besteht, #0 'kann ‚ich nicht sagen: weil ohne ein schlechthin 
Inneres kein Ding durch.blosse Begriffe vorgestellt werden kann, so 
sei atich in den Dingen selbst, die unter diesen Begriffen enthalten seien, 
mndihrer Anschauung nichts Aeusseres, dem nicht etwas schlechthin 
Innerliehes‘zum'Grunde läge. Denn, wenn-wir.von allen Bedingungen 
der Anschauung ‚abstrahirt haben, so. bleibt uns’ freilich im: blossen ‚Be- sıı 
griff nichts. übrig als das Innere überhaupt und das Verkiltniss des- 
selben. unter einander, wodureh allein das Arussere möglich ist: Diese 
Nothwendigkeit aber, die sich allein auf Abstraction gründet, findet nicht 
beiden. Dingen statt, sofern sie in der Anschauung. mit; solchen Be- 
stimmungen gereben werden, die blosse ‚Verhältnisse ausdrücken, ohne 


, 


246 Klumentarlohre: IL Theil" I: Abtheilung: IL Buch. Anhang. | 
etwas Inneres zum Grunde zu haben, darum, weil sie nicht Dinge an 
sich selbst sondern lediglich Erscheinungen sind. Was wir auch nur an 
der Materie kennen, sind lauter Verhältnisse (das, was wir innere Be- 
stimmungen derselben nennen, ist nur eomparatiy innerlich), aber.es sind 
darunter selbständige und beharrliche, dadurch uns ein bestimmter Ge- 
genstand gegeben wird. Dass ich, wenn ich von diesen. Verhältnissen 
abstrahire, gar nichts weiter zu denken. habe, hebt den Begeiff von einem 
Dinge als Erscheinung nicht auf, auch nicht den Begriff von einem Ge- 
genstande in abstraeto, wol aber alle Möglichkeit eines solchet, der mach 
blossen Begriffen bestimmbar ıst, d. i eines Noumenon. Freilich macht 
es stutzig zu hören, dass ein Ding ganz und gar aus Verhältnissen be- 
stehen solle, aber «in solches Ding ist auch blosss Erscheinung und kann 
gar nicht durch reine Kategorien. gedacht werden; es besteht ‚selbst in. 
dem blossen Verhältnisse von Etwas überhaupt zu den Sinnen. Ebenso 
kann man die Verhältnisse der Dinge in ebstracto, wenn min es init 

si: blossen Begriffen änfüingt, wol nicht anders denken, als dass eines die 
Ursache von Bestimmungen in dem anderen sei; denn das ist unser Ver- 
standesbegriff von Verhältnissen selbst: Allein, da wir alsdatin von aller 
Anschaumg abstrahiren, #0 fällt eine ganze Art, wie das Mamigfaltige 
einander seinen Ort bestimmen kann, nämlich die Form der Sinnlichkeit 
(der Raum) weg, der doch vor aller empirischen Causalität vorhergeht 

"Wenit wir unter bloss intelligibelen Gegenständen diejenigen Dinge 
verstehen, die durch reine Kategorien ohne alles Schema der Sinnlichkeit 
gedacht werden, so sind dergleichen unmöglich: Denn die Bedingung 
des objectiven Gebrauchs aller unserer Verstandesbegriffe ist bloss die 
Art unserer ‘sinnlichen Anschauung, wodurch uns ‚Gegenstände gegeben 
werden, und wenn wir von’ der letzteren ’abstrahiren, so haben die erste+ 
ven gar keine Beziehung auf irgend ein Object. Ju wenn man auch eine 
audere Art der Anschauung, als diese unsere sinnliche ist, annehmen 
wollte, so würden doch unsere Functionen zu denken In Ansehung der 
selben von gar keiner’ Bedeuting sein. Verstehen wir darunter nur Ge 
genstände einer nichtsinnliehen ‘Anschauung, von denen unsere: Kate 
gorien zwar freilich nicht gelten, und von denen wir also gar keine Er- 
kentniss (weder Anschauung noch Begriff)‘ jemals haben können, so 
intissen Noumena in dieser "bloss negativen Bedeutung allerdings zuge- 
lassen. werden; da sie dem nichts Anderes sagen, als dass unsere Art 





Von. der, Amphibolio. der, Reilxionsbegrifte, 247 


der Anschauung nicht auf alle Dinge, Rn 
unserer Sinne geht, folglich ihre objective Giltigkeit begrenzt ist, und 
mithin fir irgend eine andere Art Anschauung, und also auch für Dinge 
als, Objeete derselben Platz übrig bleibt. Aber alsdaun, ist der Begriff 
eines Nonmenon. problematisch, d. i die Vorstellung eines Dinges, von 
dem wir weder sagen können, dass es möglich noch dass es unmöglich 
und keine Art der Begriffe als die Kategorien, keine von beiden aber 
einem aussersinnlichen Gegenstande angemessen, ist. Wir können daher 
das. Fold der Gegenstlinde unseres Denkens über die Bedingungen unse- 
rer Sinnlichkeit darum noch nicht ‚positiv erweitern, und ausser den Er- 
scheinungen noch Gegenstände des reinen Denkens d. i, Noumena an- 
nehmen, weil jene. keine anzugebende positive Bedeutung haben. Denn 
man muss vun den Kategorien eingestehen, dass sie allein noch nicht zur 
Erkenntnis ‚der Dinge an sich selbst zureichen und ohne die data der 
Sinnlichkeit. bloss subjeetive Formen der Verstandeseinheit, aber ohne 
Gegenstand sein würden. Das, Denken ist zwar an sich kein Product 
der Sinne, und #0 fern durch sie auch nicht eingeschränkt, aber darum 
sicht sofort von eigenem und reinem Gebrauche ohne Beitritt der Sinn- 
lichkeit, weil.es alsdann ohne Object ist. Man kaun auch das Noumenon 
nicht ein solches Object nennen; denn dieses bedeutet, eben dem proble- 
matischen. Begriff von einem Gegenstande für eine ganz andere Anschau- su 
ung und einen; ganz anderen Verstand als den unsrigen, der mithin selbst 
ein Problem ist, Der Begrifi des Noumenon ist also nicht, der Begriff 
von ‚einem ‚Object, sondern die unvermeidlich mit. der Einschränkung 
unserer Sinnlichkeit zusammenhängende Aufgabe, ob s nicht von jener 
ihrer, Anschauung ganz eutbundene Gegenstünde ‚geben möge; welche 
Frage nur unbestimmt beantwortet: werden kann, nämlich dass, weil die 
sinnliche, Anschauung nicht ‚auf, alle Dinge ohne Unterschied ‚geht, für 
ehr und andere Gegenstände Platz übrig, bleibe, ‚sie also nicht schlecht- 
hin, abgeleugnet, in Ermangelung eines bestimmten Begriffs aber (da 
keine. Kategorie dazu tauglich ist) auch. nicht als Gegenstände für un- 
aeren Verstand behauptet werden können. 

‚Der Verstand begrenzt demnach die Sinnlichkeit, ohne darum sein 
eigenes Feld zu erweitern, und indem er jene warnt, dass sie sich nicht 
‚anmasse, auf Dinge an sich selbst zu gehen, sondern lediglich auf Er- 


zn 


28 Elementsriehre IT Tholt: 'IAbthellung. *IE"Buch, Anhang: 


scheinungen, s denkt er sich einen: Gegenstand an sich selbst, aber nur 
als transsvehdentales Object, das die Ursache der Erscheiming. (mithin 
selbst nieht Erscheinung) ist und weder als Grösse noch ’als Realität 
noch als Substanz n.& w. gedacht werden kann (weil diese Begriffe inner 
sinnliche Formen erfordern, in denen sie einen Gegenstand bestimmen); 
wovon Alto völlig unbekannt ist, ob er in tms oder auch ausser uns an- 
zutreffen seh, ob es mit der Sinnlichkeit zugleich aufgehoben warden oder, 
345 wein wir jene wre ‚ noch fibrig bleiben wiirde. Wollen wir dieses. 
Objeet Notmenon nennen, dartm, weil die Vorstellung von ihm nieht . 
sinnlich ist, ‘so steht dieses uns frei Da wir aber keine von tunkoreh 
Verständesbogriflen därauf anwenden können, so bleibt diese Vorstellung 
doch für ms leor, und dient zii nichte als die Grenzen nuserer sinnlichen 
Erkenntniss zu bezeichnen und einen Ratım’ übrig zu lasseis, den ’wir 
er re re 
Füllen Können, "ah 
Dis Kritik dieses reinen Verstandes' erstere he 
nenes Feld von Gegenständen ausser denen, die ilm als Erscheinungen 
vorkommen können, zu schaffen und in intelligibele Welten, sogar nicht 
«ital in ihren Begriff auszuschweifen. Der Fehler, welcher hierzu inf 
die allerscheinbarste Art verleitet, und allerdings entschuldigt; obgleich 
nicht gerechtfertigt werden kann, liegt darin, dass der Gebrauch des 
Verstandes wider seine Bestimmung transscendental gemacht wird; und 
die Gegenstände d. i. mögliche Anschauungen sich nach Begriffen; nieht 
aber Begriffs sich nach möglichen "Anschauingen (als auf denen’ allein 
ihre objective Giltigkeit beruht) richten müssen. Die Ursache hiervon 
aber ist wiederum, dass die Appercoption tind mit ihr das Denken vor 
aller möglichen bestimmten Anordnung der Vorstellungen vorkergeht: 
Wir denken also etwas Uberhairpt, und’ bestimmen es einerseits sinnlich, 
saallein unterscheiden doch den allgemeinen und in abstraete vorgestellten 
Gegenstand von dieser Art ihn anzuschaunen; da bleibt uns mm eine 
Art, ihm bloss durch Denken zu bestimmen, übrig, welche zwir eine 
blösse logische Form ohne Inhalt ist, uns aber dennoch eine Art’ku sein 
scheint, wie das Objeet an sich existire (Noumen on), ohne auf'die 
Anschatung zu sehen, welche auf unsere Sinne eingeschränkt ist. | 


Von der Amphibolie der Reflexionsbegriffe. 249 


Ehe wir die transscendentale Analytik verlassen, müssen wir noch 
etwas hinzufügen, was, obgleich an sich von nicht sonderlicher Erheb- 
lichkeit, dennoch zur Vollständigkeit des Systems erforderlich scheinen 
dürfte. Der höchste Begriff, von dem man eine Transscendentalphilo- 
sophie anzufangen pflegt, ist gemeiniglich die Eintheilung in das Mög- 
liche und Unmögliche. Da aber alle Eintheilung einen eingetheilten 
Begriff voraussetzt, so muss noch ein höherer angegeben werden, und 
dieser ist der Begriff von einem Gegenstande überhaupt (problematisch 
genommen und unausgemacht, ob er etwas oder nichts sei). Weil die 
Kategorien die einzigen Begriffe sind, die sich auf Gegenstände überhaupt 
beziehen, su wird die Unterscheidung eines Gegenstandes, ob er etwas oder 
nichts sei, nach der Ordnung und Anweisung der Kategorien fortgehen. 

1) Den Begriffen von Allem, Vielem und Einem ist der, eo alles auf- sır 
hebt, d. i. Keines, entgegengesetzt, und so ist der Gegenstand 
eines Begriffs, dem gar keine anzugebende Anschauung correspon- 
dirt, = nichts d. i. ein Begriff ohne Gegenstand, wie die Nou- 
mena, die nicht unter die Möglichkeiten gezählt werden können, ob- 
gleich auch darum nicht für unmöglich ausgegeben werden müssen 
(ens rationis); oder wie etwa gewisse neue Grundkräfte, die man sich 
denkt, zwar ohne Widerspruch, aber auch ohne Beispiel aus der 
Erfahrung gedacht werden, und also nicht unter die Möglichkeiten 
gezählt werden müssen. x 

2) Realität ist etwar, Negation ist nichts, nämlich ein Begrifl von 
dem Mangel eines Gegenstandes. wie der Schatten, die Kälte (nihil 
privativun). 

8) Die blosse Form der Anschanung, ohne Substanz, ist an sich kein 
Gegenstand, sondern die bloss formale Bedingung desselben fals 
Erscheinung), wie der reine Raum und die reine Zeit, die zwar 
etwas sind als Furmen anzuschauen, aber selbst keine Gegenstände 
sind, die angeschaut werden iens imaginarium. 

4) Der Gegenstand eines Begriffs, der sich selbst widerspricht, ist nichts. 318 
weil der Begriff nichts ist, das Unmögliche, wie etwa die geradlinige 
Figur von zwei Seiten inihil negatirum). 

Die Tafel dieser Eintheilung des Begrifis von Nichts (denn die 
dieser gleichlaufende Eintheilung des Etwas folgt von selber würde daher 
so angelegt werden müssen: 


250 Elementariehre. IL Theil. I. Abtheilung. IL Buch. Anhang. 


Nichts 
als 
1. 
Leerer Begriff ohne Gegenstand, 
ens rationis. 
2. 3. 
Leerer Gegenstand eines Leere Anschauung ohne 
Begriffs, Gegenstand, 
nthil privativum. ens imayıinarium. 
4 


Leerer Gegenstand ohne Begriff, 
nihil negativum. 


Man sieht, dass das Gedankending (No. 1.) von dem Undinge 
(No. 4.) dadurch unterschieden werde, dass jenes nicht unter die Mög- 
lichkeiten gezählt werden darf, weil es bloss Erdichtung (obzwar nicht 
widersprechende) ist, dieses aber der Möglichkeit entgegengesetzt ist, in- 

sı9 dem der Begriff sogar sich selbst aufhebt. Beide sind aber leere Begriffe. 
Dagegen sind das nihtl privativum (No. 2.) und ens imaginarium (No. 3.) 
leere data zu Begriffen. Wenn das Licht nicht den Sinnen gegeben 
worden, so kann man sich auch keine Finsterniss, und, wenn nicht aus- 
gedehnte Wesen wahrgenommen worden, keinen Raum vorstellen. Die 
Negation sowol als die blosse Form der Anschauung sind ohne ein Re- 
ales keine Objecte. 


Der 


transscendentalen I,ogik 
zweite Abtheilung. 


Die transscendentale Dialektik. 


Einleitung. 
1. Vom transscendentalen Schein. 


Wir haben oben die Dialektik überhaupt eine Logik des Scheins 
genannt. Das bedeutet nicht, sie sei eine Lehre der Wahrscheinlich- 
keit; denn diese ist Wahrheit, aber durch unzureichende Gründe erkannt, 
deren Erkenntniss also zwar mangelhaft, aber darum doch nicht triglich 
ist, und mithin von dem analytischen Theile der Logik nicht getrennt 
werden muss. Noch weniger dürfen Erscheinung und Schein für 
einerlei gehalten werden. Denn Wahrheit oder Schein sind nicht im sso 
Gegenstande, so fern er angeschaut wird, sondern im Urtheile über den- 
selben, so fern er gedacht wird. Man kann also zwar richtig sagen, dass 
die Sinne nicht irren, aber nicht darum, weil sie jederzeit richtig urtheilen, 
sondern weil sie gar nicht urtheilen. Daher sind Wahrheit sowol als 
Irrthum, mithin auch der Schein als die Verleitung zum letzteren nur 
im Urtbeile, d. i. nur in dem Verlältnisse des Gegenstandes zu unserem 
Verstande anzutreffen. In einer Erkenntniss, die mit den Verstandes- 
gesetzen durchgängig zusammenstimmt, ist kein Irrthum. In einer Vor- 
stellung der Sinne ist (weil sie gar kein Urtheil enthält) auch kein Irr- 
thum. Keine Kraft der Natur kaun aber von selbst von ihren eigenen 
Gesetzen abweichen. Daher würden weder der Verstand für sich allein 
(ohne Einfluss einer anderen Ursache), noch die Sinne für sich irren; 









252 Elementarlehre. EL. Theil, IL Abtheilung. Trunsse. Dialektik, 














die Wirkung (das Urtheil) mit diesen Gesetzen nothwendig Ü 
men muss. 12 der Tohereinsikurming mit dam Gunsiann du Vi 
besteht aber das Formale aller Wahrheit: In den Sinnen ist g 
Urtheil, weder ein wahres noch falsches. Weil wir nun ausser d 
beiden Erkenntnissquellen keine anderen haben, so folgt, dass der 
thum nur durch den unbemerkten. Einfluss der Sinnlichkeit auf ı 
Verstand bewirkt werde, wodurch es geschieht, dass die subjectiven 
ss Gründe des Urtheils mit den objectiven zusammenfliessen und diese 
von ihrer Bestimmung abweichend ‚machen,* so wie ein bewegter Körper 
zwar für sich jederzeit die gerade Linie in derselben Richtung halten 
würde, die aber, wenn eine andere Kraft nach’ einer anderen Richtung 
zugleich auf ihn einfliesst, in krummlinige Bewegung ausschlägt Um 
die eigenthümliche Handlung des Verstandes von der Kraft, die sieh’ mit 
einmengt, zu unterscheiden, wird es daher nöthig sein, das irrige Urtheil 
sin Bl Diegnanle lephun el JEFIFDR Age Se: don TUE 








einsehliessen, und jene eanunigenie cine 
Vorstandes und der Sinnlichkeit aufzulösen, welches in reinen Urtheilen 
a.priöri durch transscondentale Veberlegung geschehen muss," wodhreh. 
(wie schen angezeigt worden) jeder Vorstellung ihre Stelle in der-Ihr 
angemessenen Erkenntnisskraft angewiesen, mithin auch der Rinfluss der 
letzteren auf jene unterschieden wird. open 7 or 
"Unser Geschiift ist hier nicht, vom empirischen Scheine (z. B. dem 
352 optischen) zu handeln, der sich bei dem einpirischen Gebräudhe sonst 
richtiger Verstandesregeln ' vorfindet, nd dureh welchen die Urtheils- 
kraft, ‚durcli‘ den Einfluss der Kınpilaung, verleitet wird, sondern wir 
haben ves mit dem’ transseondentalenScheine'allein zu than, "der 
auf Grundsitze, einfliesst, (deren Gebrauch nicht einmal auf Erfahrung 
angelegt ist, als'in welchem Falle wir doch wenigstens einen Probirdtein 
ihrer Richtigkeit linben wiirden, sondärn der uns selbst wider alle War 
nunron der Kritik gmislich tiber De empirischen Gebrauch der Kate- 


= br re 
. ” Die Slonlichkeit,. dom Tee: uutetpelegt als ‚das "Ohjeet, ‚worauf dien 
seine Punction anwendet, ‚Ist der Quell realer Erkenntnisye. Eben dieselbe aher, 

form sie auf die Vorstandeshandlung serbst eines und iin Di Can | 
ist der Grend'des Irehtms. BE: Be 





Einleitung. 253 


gorien wegführt und uns mit dem Blendwerke einer Erweiterung des 
reinen Verstandes hinhält. Wir wollen die Grundsätze, deren An- 
wendung sich ganz und gar in den Schranken möglicher Erfahrung hält, 
immanente, diejenigen aber, welche diese Grenzen überfliegen sollen, 
transscendente Grundsätze nennen. Ich verstehe aber unter dieren 
nicht den transscendentalen Gebrauch oder Missbrauch der Kate- 
gorien, welcher ein blosser Fehler der nicht gehörig durch Kritik gezti- 
gelten Urtheilskraft ist, die auf die Grenze des Bodens, worauf allein 
dem reinen Verstande sein Spiel erlaubt ist, nicht genug Acht hat; 
sondern wirkliche Grundsätze, die uns zumuthen, alle jene Grenzpfiähle 
uiederzureissen und uns einen ganz neuen Boden, der überall keine Te- 
marcation erkennt, anzumassen. Daher sind transscendental und 
transseendent nicht einerlei. Die Grundsätze des reinen Verstandes, 
die wir oben vortrugen, sollen bloss von emyirischem und nicht von 
transscendentalem, d. i. über die Erfahrungszrenze hinausreichendem 3:5 
Gebrauche sein. Ein Grundsatz aber, der diese Schranken wegnimmt, 
ja gar gebietet sie zu überschreiten, heisst transscendent. Kann un- 
sere Kritik dahin gelangen, den Schein dieser anzemassten Grundsätze 
aufzudecken, so werden jene Grundsätze des bloss empirischen Gebrauchs 
im Gegensatz mit den letzteren immanente Grundsätze des reinen Ver- 
staudes genannt werden können. 

Der logische Schein, der in der blossen Nachahmung der Vernunft- 
form besteht (der Schein der Truzschlüsse, entsprinzrt lediglich aus ein«m 
Mangel der Achtsamkeit auf die logische Regel. Sobald daher diese auf 
den vorliegenden Fall geschärft wird, so verschwindet er gäuzlich. Der 
transscendentale Schein dagegen hört gleichwsl nicht auf. ob man ilın 
schon aufgedeckt und seinc Nichtigkeit durch die transcendentale Kritik 
deutlich eingesehen hat (2. B. der Schein in dem Satze: die Welt muss 
der Zeit nach einen Anfang habe.:.. Die Ursache hiervon ist diese, dass 
in unserer Vernunft (subjeetiv als ein menschliches Erkenntnissvermögen 
betrachtet; Grundregeln und Maximen ilhre= Gebrauchs lieren. welche 
gänzlich das Ansehen objectiver Grundsätze haben, und wodurch er 
schieht, dass die subjective Notliwendigkeit einer gewissen Verkniipf 
unserer Begriffe zu Gunsten des Verstandes für eine object 
digkeit der Bestimmung der Dinge an «ich selbst schau 
Illusion, die gar nicht zu vermeiden ist. «0 wenig als wir ea vermeiden x. 






ng 


Nothwen- 








en wird. Eine 



















wird, t 1 chi re 
Schein transscendenter Urtheile aufzudecken, und zugleich zu 22 
dass er nicht betrüge; dass er aber auch (wie der logische Schein) 
verschwinde und ein Schein zu sein aufhöre, das kann. sie niemals be- 
werkstelligen. Denn wir haben es mit ‚einer natürlichen und unver 
meidlichen Illusion zu thun, die selbst. auf subjectiven Grundslitzen 
beruht und sie als objective unterschicbt, anstatt, dass. die logische Dis- 
lektik in Auflösung der Trugschlüsse es nur mit einem, Fehler in ] 
folgung der Grundsätze, uder mit einem, gekünstelten. Pe 
almung derselben zu thun hat. Es giebt.also eine natürliche und un- 
verneidliche Dialektik der reinen Vernunft, nicht eine, in die,sich etwa 
ein Stümper durch Mangel an Kenntnissen selbst verwickelt, oder die 
irgend ein Sophist, um verntinftige Leute zu verwirren, künstlich. ex- . | 
sonnen hat, sondern die der menschlichen Vernunft ‚unhintertreiblich 
anhlingt, und selbst, nachdem wir ihr Blendwerk aufgedeckt haben, deu- 
66 noch nicht aufhören wird ihr vorzugaukeln, und sie unablässig in augen- 
blickliche Verirrungen zu stossen, die jederzeit gehoben zu werden be 


| 
i 
i 


dürfen. wu 
IL Von der reinen Vernunft als dem Sitze An = 
transscendentalen Scheins, FE 

A. Von der Vernunft überhaupt. = 


Alle unsere Erkenntniss hebt von den Sinnen au, geht von da zum 
Yerstande, und.endigt bei.der Vernunft, über. welche nichts’Höheres in 
uns angetroffen wird, den Stoff der Anschauung zu. bearbeiten und unter 
die höchste Einheit des Denkens zu bringen. Da ich jetzt von dieser | 
‚obersten Erkenntnisskraft eine Erklärung geben soll, so finde ich mich 
in einiger Verlegenheit. Es giebt von ihr wie von dem Verstande einen | 
bloss formalen d. i logischen Gebrauch, da- die Vernunft von. allem In- 
halte der Erkenntniss abstrahirt, aber auch ‚einen realen, da sie selbst 


u 


den Ursprung ‘gewisser Begriffe und Grundsätze enthält, die sio weder 
von den Sinnen noeh vom Verstande entlehmt. Das erstere Vermögen 
ist nun freilich vorlängst von ‚den Logikern durch das Vermögen mittel- 
bar zu schliessen (zum Unterschiede von den unmittelbaren ‘Schlüssen 
eonsuquentiis immedintie) erklärt worden; das zweite aber, welches selbst 
Fintheilung der Vernunft in ein logisches und transscendentales Vor- ass 
anigen vorkommt, so muss ein höherer Begriff von dieser Erkenntniss- 
quelle gesucht werden, welcher beide Begriffe unter sich- befasst, indessen 
wir nach "der Analogie mit den Verstandeshagriflen erwarten köunen. 
Anss der logische Begriff zugleich den Schlüssel zum transscendentalen, 
and die Tafel der Funetionen der ersteren zugleich die Stammleiter der 
Vernunftbegriffe an die Hand geben werde. 
z Wir erklärten im erstern "Theile unserer transscondentalen Logik 
den Verstand durch das Vermögen der Regeln; hier unterscheiden wir 
dis Vernunft von demselben dadurch, dass wir «io das Verm; unLaat 
Prineipien nennen wollen. 

"Der Ausdruck eines Prineips ist zweideutig, und are 
Eech nur eine Erkenntniss, die als Prineip gebraucht werden kann, ob 
sie zwar an sich selbst und ihrem eigenen Ursprungs nach kein Princi- 
pium ist Tin jeder allgemeine Satz, er mag auch sogar aus Erfahrung 
(durch Induction) hergenommen sein, kann zum Obersatz in einem Ver- 
munftschlusse dienen; er ist darum aber nicht selbst «in Prineipium. Die 
matliematischen Axiome (z. B. zwischen zwei Punkten kann nur eine 
gerade Linie sein) sind sogür allgemeine Erkenntnisse a prior‘, und 
werden daher mit Recht relativisch auf die Fülle, die unter ihnen sub- 
sumirt werden können, Principien genannt. Aber ich kann darum doch 
nicht sagen, duss ich diese Eigenschaft der geraden Linie überhaupt ss 
und an sich aus Principien erkenne, sondern nur in der reinen Au- 
Bang: © > 

Ich werde daher Erkenntniss aus Prineipien diejenige nennen, da 
ich das Besondere im Allgemeinen durch Begriffe erkenne: So ist denn 
ein jeder Verhunfischluss eine Form der Ableitung einer Erkenntniss 
aus einem Prineip. Denn der Obersatz giebt jederzeit einen Begriff, der 
da macht, dass alles, was unter der Bedingwig desselben subsumirt 
wird, aus ihm nach einem Prineip erkannt wird. Da nun jede allgemeine 


206 Elementarlehre: IL. Theil, ‚Ik Abtkeilung Transsc, Dinlcktik, 


diese denn. ‚auch in Ausehung älres Bieicben SehensnEekafi 
genannt werden! 0 0 0 rn de u 
En mug re ee Dean gen eu 
sich selbst. ihrem Ursprungs. nach, #0 sind sie nichts weniger als Er- 
kenntnisse ans-Begriffen. Denn sie würden. auch nicht ‚einmal «prior; 
möglich sein, wenn wir nicht die reine Anschauung, (in der Mathematik) 
‚oder Bedingungen ‚einer möglichen Erfahrung ‚überliaupt herbei, zögen. 
Dass. alles, 'was- geschieht, eine Ursache habe, kann gar nicht aus, dem 
Begriffe dessen, was überhaupt ‚geschieht, geschlossen werden; vielmehr 
zeigt der Grundsatz, wie man allerarst yon, dem, was geschieht, ‚einen 
bestimmten Erfahrungsbegriff bekommen könne. re 
Synthetische Erkenntnisse aus Begriffen kaun der, Verstand. also 
3» gar nicht verschaffen, und diese sind es eigentlich, welche ich ‚schlecht-, 
hin. Prineipien nenne, indessen dass. alle allgemeinen Sätze ‚überhaupt 
eomparative Prineipien heissen können. ELLE, | 
Es ‚ist ein alter Wunsch, der wer weiss ie;apkt, vielleicht einmal 
in Erfüllung ‚geben wird, dass, man doch einmal ‚statt der. endlosen 
Mannigfaltigkeit bürgerlicher Gesetze ihre, Prineipien, aufsuchen möge; 
denn darin kann allein.das Geheimnis bestehen, ‚die Gesetzgebung, wie 
man sagt, ‚zu simpliciren, Aber die Gesetze sind, hier auch nur Ein- 
schriinkungen unserer Freiheit auf Bedingungen, ‚unter denen sie durch- 
gängig mit sich ‚selbst zusammenstimmt; mithin gehen ‚sie auf etwas, 
was gänzlich unser eigenes Werk ist, und woyon wir durch jene Begriffs 
selbst die Ursache sein können. Wie aber Gegenstände, an sich selbst, 
wie die Natur der Dinge unter Prineipien ‚stehe und nach. blossen; Bo- 
griffen bestimmt werden solle, ist, wo nicht etwas Unmögliches, wenig- 
stens ‚doch schr Widersinniges in seiner „Forderung, Es. mag. aber 
hiermit bewandt sein, wie es wolle (denn darüber haben wir die Unter- 
suchung noch vor uns), so erhellt wenigstens daraus, dass Erkenntnisse 
aus Principien (an sich selbst) ‚ganz etwas Anderes sci, ala blosse Ver- 
standeserkenntniss, die, zwar auch ‚anderen. Erkenntnissen in: der ‚Form 
‚sines Prineips vorgehen kann, an eich selbst aber (so fern ‚sie synthetisch 
ist) nicht, auf blossem Denken; beruht, noch ‚ein Allgemeines nach, Be- 
griffen in. sich enthält, ve 


-— 
a Er 


‚Der Vorstand mag ein Vermögen der Einheit der Erscheinungen 3 
vermittelst der Regeln sein, ao ist die Vernunft das Vermögen der Ein- 
nächst anf Erführung oder auf. irgend einen Gegenstand, sondern ‚auf 
den. Verstand, um den mannigfaltigen Erkenntnissen desselben Einheit 
a priori durch Begrifie zu geben, welche Vernunfteinheit heissen mag, 
En mie ig 
werden kann. 

Dessen Belt vn dem. Varna wii 
Ba dien. Mangrl. on Boll (ee üe rn. in den Felge gehen 
werden sollen) hat begreiflich gemacht werden können, 


B. Vom logischen Gebrauche der Vernunft. 


Man macht einen Unterschied zwischen dem, was unmittelbar er- 
kannt, und dem, was nur geschlossen wird. Dass in einer Figur, die, 
bar erkannt; dass diese Winkel aber zusammen zwei rechten gleich sind, 
ist nur geschlossen. Weil wir des Schliessens beständig bedürfen und 
es Öndurch endlich ganz gewohnt werden, so bemerken wir zuletzt diesen. 
Unterschied nicht mehr und balten oft, wie bei dem sogenannten Betruge 
der Sinne, etwas für unmittelbar wahrgenommen, was wir doch nur ge- 
‚schlossen haben. Bei jedem Schlusse ist ein Satz, der zum Grunde liegt, son 
und ein anderer, nämlich die Folgerung, die aus jenem zgwsogen wird, 
und endlich die Schlussfolge (Consequenz), nach welcher die Wahrheit 
des letzteren unausbleiblich mit der Wahrheit des ersteren verkulipft ist. 
Liegt das geschlossene Urtheil schon s0 in dem ersten, dass «s olına 
Vermittelung einer dritten Vorstellung daraus abgeleitet werden kant, 
so heisst der Schluss unmittelbar (eonseguendia immediata); ich möchte ihn 
lieber den Verstandesschluss nennen. Ist aber ausser der zum Grunde 
gelegten Erkeuntniss noch ein anderes Urtheil nöthig, um die Folge zu 
bewirken, so, heisst der Schluss ein Vernunftischluss, In dem Satze: alle 
Menschen. sind sterblich, liegen schon die Sätze: einige Menschen 
sind. sterblich; einige Sterbliche sind Menschen; nichts, was unsterblich 
ist, ist ein Mensch; und diese sind also unmittelbare Eulgerungen aus 
dem ersteren. Dagegen liegt der Satz: alle Gelehrte sind aterblich, nicht 
Ba ehren; Urösdie: dus dor. Boazäk den: Gehehrton, kannt 


Karr's Kritik der minan Vernunft, 





I 4 








7 


250 Elomentarlehre. II Theil. IE Abtheilmg. Transse Dialektik. 


allgemeine Bedingung ihres Urtheils (des Schlnsssatzes), nd’ der \ 
nunftschluss ist selbst nichts Anderes als ein Urtheil vermittelst der Su a 
sumtion seiner Bedingung unter eine allgemeine Regel (Obersatz): Da 
nun diese Regel wiederum eben demselben Versuche der Vi ® 
gesetzt ist, und dadurch die Bedingung der Bedingung (vermittelst eines 
Prosyllogismus) gesucht werden muss, s0 lange «8 angeht, #0 sicht man 
wol, der-eigenthümliche Grundsatz der Vernunft überhaupt (im logischen 
Gebrauche) sei, zu dem bedingten Erkenntnisse des Verstandes das Un- 
bedingte zu finden, womit dis Einheit desselben vollendet wird. 
Diese logische Maximo kann aber nicht anders ein Prineipium der 
reinen Vernunft werden als dadurch, dass man annimmt, wenn das 
gegeben ist, s0 sei auch die ganze Reihe &inander untergeand- 
meter Bedingungen, die mithin selbst unbedingt ist, gegeben (d. i. in dem 
Gegenstände und seiner Verknüpfung: enthalten). vi 
Ein solcher Grundsatz der reinen Vernunft ist/aber offenbar syn- 
thetisch; denn das Bedingte bezieht sich analytisch zwar ‚auf irgend 
eine Bedingung, aber nicht aufs Unbedingte: Es miissen. aus- demselben 
auch verschiedene synthetische Sätze entspringen, wovon der reine Ver- 
ss stand nichts weiss, als der nur mit Gegenständen einer möglichen Er- 
fahrung zu thun hat, deren Erkenntniss und Synthesis jederzeit bedingt 
ist, Das Unbedingte aber, wenn ts wirklich statt hut, kann besonders 
erwogen werden nach allen den Bestimmungen, die « von jedem Beding- 
ten unterscheiden, und muss dadurch Stoff zu manchen synthetischen 
Sützen « prieri geben. 

Die aus diesem obersten Prineip der reinen Vernunft entspringenden 
Grundsätze werden aber in Ansehung aller Erscheinungen transscen- 
dent sein, d. i. es wird kein ihm adäguater empirischer Gebrauch von 
demselben jemals gemacht werden können. Er wird sich also von allen 
Grundsätzen des Verstandes (deren Gebrauch völlig immanent ist, in- 
dem sie nur die Möglichkeit der Erfahrung zu ihren Thema haben) 
ginzlich unterscheiden. Ob nun jener Grundsatz, (dass sich die Reihe 
der Bedingungen (in der Syuthesis der Erscheinungen oder auch des 
Denkens der Dinge überhaupt) bis zum Unbedingten erstrecke, seine 
objeetive Richtigkeit habe ‚oder nicht, welche Folgerungen, daraus auf 
den empirischen Verstandesgebrauch fliessen; oder ob es vielmehr überall 
keinen dergleichen objectiv giltigen Vernunftsatz gebe, sondern eine bloss 









Einleitung. 261 


logische Vorschrift, sich im Aufsteigen zu immer höheren Bedingungen 
der Vollständigkeit derselben zu nähern und dadurch die höchste uns 
mögliche Vernunfteinheit in unsere Erkenntniss zu bringen; ob, sage 
ich, dieses Bedürfniss der Vernunft durch einen Missverstand für einen see 
transscendentalen Grundsatz der reinen Vernunft gehalten worden, der 
eine solche unbeschränkte Vollständigkeit übereilter Weise von der Reihe 
der Bedingungen in den Gegenständen selbst postulirt; was aber auch in 
diesem Falle für Missdeutungen und Verblendungen in die Vernunft- 
schlüsse, deren Obersatz aus reiner Vernunft genommen worden (und 
der vielleicht mehr Petition als Postulat ist), und die von der Erfahrung 
aufwärts zu ihren Bedingungen steigen, einschleichen mögen: das wird 
unser Geschäft in der transscendentalen Dialektik sein, welche wir jetzt 
aus ihren Quellen, die tief in der menschlichen Vernunft verborgen sind, 
entwickeln wollen. Wir werden sie in zwei Hauptstücke theilen, deren 
ersteres von den transscendenten Begriffen der reinen Vernunft, 
das zweite von transscendenten und dialektischen Vernunftschlüs- 
sen derselben handeln soll. 


‚Der transseendentalen Dialektik. 
M ‚erstes Buch " = 


Von den Begriffen der reinen Vernunft, e 


Was es er 
Air eine Bewandtniss haben mag, #0 sind sie doch nicht bloss reflectirte, 
sondern geschlossene Begriffe. Verstandesbegriffe werden auch a priere 

as vor der Erfahrung und zum Behuf derselben gedacht; aber sie enthalten 
nichts weiter als die Einheit der Reflexion über die Erscheinungen, in so 
fern sie nothwendig zu einem möglichen empirischen Bewusstsein gehören 
sollen. Durch sie allein wird Erkenntniss und Bestimmung eines Ge- 
genstandes möglich. Sie geben also zuerst Stoff zum Schliessen, und vor 
ihnen gehen keine Begriffe « priori von Gegenständen vorher, aus denen 
sie könnten geschlossen werden. Dagegen gründet sich ihre objeetive 
Realität doch lediglich darauf, dass, weil sie die intellectuelle Form aller 
Erfahrung ausmachen, ihre Anwendung jederzeit in der Erfahrung muss 
gezeigt werden können. 

Die Benennung eines Vernunftbegrifts aber zeigt schon vorläufig, 
dass er sich nicht innerhalb der Erfahrung wolle beschränken lassen, 
weil er eine Erkenntniss betrifft, von der jede empirische nur ein "Theil 
ist (vielleicht das Ganze der möglichen Erfahrung oder ihrer empirischen 
Synthesis), bis dahin zwar keine wirkliche Erfahrung jemals völlig zu- 
reicht, aber doch jederzeit dazu gehörig ist Vernunftbegriffe dienen zum 
Begreifen, wie Verstandesbegriffe zum Verstehen (der Wahrneh- 
mungen). Wenn sie das Unbedingte enthalten, &0 betreffen sie etwas, 
worunter alle Erfuhrung gehört, welches selbst aber niemals ein Geogen- 
stand der Erfahrung ist, etwas, worauf die Vernunft in ihren Schlüssen 
aus der Erfahrung führt und wonach sie den Grad ihres empirischen Ge- 

„os brauchs schätzt und abmisst, welches aber niemals ein Glied der empirischen 


il — 





L Abschnitt Von den Idem überisupt 263 


Spatliesis ausmacht: Haben dergleichen Begriffe dessen ungeachtet ob- 
jeetive Giltigkeit, so können sie concnptws ratiocinatsd (richtig geschlossene 
Begriffe) heissen; wo nicht, s0 sind sie wenigstens dureh einen Schein des 
Schliessens erschlichen, und mögen eonesptus ratioeinantes (vernünftelnde 
Begriffe) genannt werden. ‘Da dieses aber allererst in dem Hauptstücke 
von den dialektischen Schlüssen der reinen Vernunft ausgemacht werden 
kann, s0 können wir darauf noch nicht Rüicksicht nelnnen, sondern werden 
vorläufig, so wie wir die reinen Verstandesbegriffe Kategorien nannten, 
die Begriffe ‚der reinen Vernunft mit einem neuen Namen belegen und 
sie transscendentale Ideen nennen, diese Fer e = 
ee uf 

Des ersten Buchs der konn entahe Dislektik 

> erster Abschnitt. 


Di a Von ‚den Ideen Herbig va 
ER dem grossen Reichthum' unserer Sprachen findet sich doch.oß 
ante optwigih des’ Ausdrucks verlegen, der seinem Begriffe 
gendu‘anpasst, und in dessen Ermangelung er woder anderen noch sogar 
sich selbst recht verständlich. werden kann. ı Neue Wörter zu schmieden, xo 
ist eine Anmassung zum Gesetzgeben in Sprachen, die selten gelingt, 
und ehe man zu diesem verzweifelten Mittel: schreitet, ist es ratlısam, 
eich in einer todten und gelehrten Sprache umzurehen, ‚ob sich daselbst 
nieht dieser Begrift summt seinem angemessenen Ausdrucks 'vorlinds; 
Urheber auch etwas schwankend geworden wäre, so ist es doch besser, 
die Bedeutung, die ikm vorzüglich eigen war, ‘zu befestigen (sollte es 
‚aneh"zweifelhaft‘ bleiten, ob’ inan damals enau eben dieselbe im’ Sinne 
es atet20 Kein 
‚sieh unverständlich macht, " ' a ch 
Um’ deswillen, wenn arena eg 
Einziges Wort vorfände, las in’ schon 'eingeführter Bedeutung diesem 
Begriffe geusu anpasst, dessen Unterscheidung von anderen verwandien 
Begriffen ‚won. ‚grusser Wichtigkeit ist, so ist es ratlısam, damit ‘nicht 
‚verschwenderisch’ umzugehen oder es bloss zur Abwechselung synonym 





Wi 





264 Elementarlehre. IL Mveil: Ik’Abtheilung. L Buch, 


‚statt anderer zu gebrauchen, sondern ihm seine 'ei 
tung sorglältig aufzubehalten; weil es. sonst leichtlich geschieht, dus, 
nachdem der Ausdruck die Aufmerksamkeit nicht besonders beschäf- 
tigt, sondern sich unter ‚dem Haufen anderer von sehr abweichender Be- 
deutung verliert, auch der Gedanke verloren gehe, den er. allein hätte 
aufbehalten können. ne 
so Praro bediente sich des Ausdrucks Idee #0, dass: man wol sieht, 
er habe darunter etwas verstanden, was nicht allein niemals von den 
Sinnen entlehnt wird, sondern welches sogar die Begriffe.des Verstandes, 
mit denen sich Anıstorzuns beschäftigte, weit übersteigt, indem in der 
Erfahrung niemals etwas damit Congruirendes angetroffen wird. Die 
Ideen sind bei ihm Urbilder der Dinge selbst, und nicht bloss Schlüssel 
zu möglichen Erfahrungen, wie die Kategorien. Nach seiner Meinung 
Hossen sie aus der höchsten Vernunft aus, von da sie der menschlichen 
zu Theil geworden, die sich aber jetzt nicht mehr in ihrem ursprüng- 
lichen Zustande befindet, sondern mit Mühe die, alten, jetzt sehr ver- 
dAunkelten Ideen durch Erinnerung (die Philosophie heisst) zurückrufen 
muss. ‚ Ich will mich hier in keine ‚literarische Untersuchung. einlassen, 
um den Sinn auszumachen, den der erhabene Philosoph mit seinem Aus- 
drucke verband. Ich merke nur an, dass es gar nichts Ungewöhnliches 
sei, sowol im gemeinen Gespräche als in Schriften durch die Vergleichung 
der Gedanken, welche ein Verfasser tiber seinen Gegenstand ‚Aussert, ihn 
sogar besser zu verstehen, als er sich selbst verstand, indem er seinen 
Begriff nicht genugsam bestimmte, und dadurch bisweilen seiner eigenen 
Absicht entgegen redete oder auch dachte, Br T 
Praro bemerkte sehr wol, dass unsere Erkenntnisskraft ein weit 
höheres Bedürfniss fühle, als bloss Erscheinungen nach. synthetischer 
sr Einheit zu buchatabiren, um sie als Erfahrung lesen zu) können, ‚und dass 
unsere, Vernunft natürlicher Weise sich ‚zu Erkenntnissen aufschwinge, 
die, viel weiter gehen, ‚als..dass, irgend ein Gegenstand,, den Erfahrung 
geben kann, jemals mit ihnen eongruiren könne, die, aber niechtsdesto- 
weniger ihre Realität haben und keineswegs blosse Hirngespinste seien. 
Pıaro fand seine Ideen vorzüglich in. allem, was praktisch ist,# 


* Er dohnte\soinon Begriff freilich auch auf spoculative Erkenntnisse 'aus, wenn 
ie nur rein und völlig @ prior) gegeben warun, soger über «die Mathematik, ob diese 


| i 


> Abselmitt Von den Ideon überhaupt 265 


4. i anf Freiheit beruht, welche ihrerseits unter Erkenntnissen steht, die 
«in eigentbüimliches) Product der Vernunft. sind. "Wer die Begriffs, der 
Tugend aus Erfahrung ‚schöpfen wollte, wer das, was nur allenfalls als 
Beispiel zur unvollkommenen Erläuterung dienm kaun, als Muster zum 
Erkenntnissquell machen wollte (wie ses wirklich ‚viele gethan haben); .der 


EEE EEE, 
wird, er doch-immer das wahre Original bloss in seinem. eigenen. Kopfe 
habe, womit er dieses augebliche Muster vergleicht und es bloss danach 
‚schätzt: Dieses ist aber die Idee der Tugend, in Ansehung deren alle 
‚möglichen ‘Gegenstände der Erfahririg zwar. als Beispiele (Beweise der 
Thunlichkeit desjenigen in gewissem Grade, was der Begriff der Vernunft 
"heischt), ‚über nicht als Urbilder Dienste thun. Dass niemals ein-Mensch 
‚demjenigen adäquat‘ handeln werde, was die reine Idee der Tugend ent- 
Auilt, beweist gar nicht etwas Chimärisches in diesem Gedanken. Denn 
‚es ist gleichwol alles Urtheil über den moralischen‘ Werth oder Unwerth 
nr vermittelst dieser Idee möglich; mithin: liegt sie jeder Annäherung 
zur moralischen Vollkammenheit nothwendig zum Grunde, s0 weit auch 
‚die ihrem Grade nach nicht zu 'bestimmenden Hindernisse in-der mensch- 
lichen‘ Nafur- uns davon entfernt halten mögen 
-Die-platonische Republik ist als ein vermeintlich auffallendes 
Beispiel ‘von erträumter Vollkommenheit, die nur im Gehirn des mtissigen 
‚Denkers ihren Sitz haben kann, zum Sprüchwort geworden; und Brucker 
‚findet «es lächerlich, ‚dass der Philosoph behauptete, niemals würde. eit 
"Fürst wol regieren, wenn er nicht. der Ideen theilhaftig wäre Allein man 
wtirde besser thun, diesem Gedanken mehr nachzugehen und ihn (wo 
‚der vortreflliche Mann uns ohne Hilfe lässt) durch neue Bemiilkungen 
ins Dicht zu stellen, als ihn unter dem sehr elenden und schädlichen ara 
" Vorwande der Unthunlichkeit als unnütz bei Seite zu setzen. Eine Ver- 
asstng) von der grössten menschlichen Freiheit nach Gesetzen, 
en anders als ‚In der möglich hat. 
chen 
ee EEE 
1. oder dan Ueheftreiliähgen, PN ur een emerdn wie 
wi die habe Sprache, deren er sich In diesetn Folde bediente, einer mildern und 
der Natur der Dinge angemessenen Auslegung ganz wol fühlg Ist ı # 


vr. 


/ 


[3 » 
266 Elementarlöhre. IL Theil‘ IL Abtheilung. 1! Buch. 


welche machen, dass jedes Freiheit mit der anderen Hhrer‘ 
sammen bestehen kann (nicht von der grössten 
diese wird schon von. selbst folgen), ist doch wenigstens eine 
Idee, die man nicht bloss im ersten Entwurfe einer 
sondern auch bei allen Gesetzen zum Gründe legen muss; md wobei 
man anfänglich von den gegenwärtigen Hindernissen abstrahiren muss, 
‚Ge vielleicht nicht sowol aus der menschliehen Natur unvermeidlich ent- 
springen mögen, als vielmehr aus der Vernachlässigung der lichten Ideen 
bei der Gesetzgebung. Denn nichts kann Schädlicheres und eines Philo- 
sophen Unwürdigeres gefunden werden als die pöbelhafte Berufung anf 
vorgeblich widerstreitende Erfahrung, die doch gar nicht existiren wiirde, 
wenn jene Anstalten zu rechter Zeit nach den Ideen getroffen würden 
und an deren Statt nicht‘ rohe Begriffe eben darum, weil sie aus Erfah- 
rung geschöpft worden, alle gute Absicht vereitelt hätten. Je tlberein- 
stimmender die Gesetzgebung und Regierung mit dieser Idee eingerichtet 
wären, desto seltener würden allerdings’ die Strafen werden, und daist 
es denn ganz vernlinflig (wie Praro behauptet), dass bei einer vollkom- 
menen Anordnung derselben gar keine dergleichen nöthig sein wiirden. 
Ob nun gleich das Letztere niemals zu Stande kommen mag, so ist die 
sia Idee doch ganz richtig, welche dieses Maximum zum Urbilde aufstelkt, 
um nach demselben die gesetzliche Verfassung der Menschen der möglich 
grössten Vollkommenheit immer näher zu bringen. ' Dem welches der 
höchste "Grad sein’ mag, bei‘ welchem die‘ Menschheit‘ stehen \bleibeh 
müsse, und wie gross also (die Kluft, die zwischen der Idee und ihrer 
Ausführung nothwendig übrig bleibt, sein möge, das kann und sollimie- 
mand et a 
gebene Grenze übersteigen kann. Du 77 7" 
Aber nicht bloss in demjenigen, wobei die Eiche Vernunft 
wahrhafte Causalität zeigt, und wo Ideen wirkende Ursachen (der Hand- 
lungen und ihrer Gegenstände) ‘werden, nämlich im Sitilichen, sonder 
auch in Ansehung der Natur ‚selbst sieht Praro mit Recht‘ deutliche 
Beweise ihres Ursprungs aus Ideen. Ein Gewächs, ein Thier, die regel- 
mässige Anordnung des„Weltbaus (vermuthlich also anch die ganze 
Naturordnung) zeigen, deutlich, dass sie nur nach Ideen möglich seien; 
dnss zwar. kein einzelnes Geschöpf unter den ‚einzelnen Bedingungen 
*cines Daseins mit der Idee des Vollkommensten ‚seiner Art congruire 















neu 


| 


L/ Abschnitt Von den Idson. überkianpt. 267 


(so wenig wie der Mensch mit der Idee der Menschheit, die, er sogar 
selbst. als. das Urbild seiner Handlungen in seiner ‚Seele trägt), dass 
glichwol' jene Ideen im höchsten Verstände einzeln, unveränderlich, 
durchgängig bestimmt und die ursprünglichen Ursachen der Dinge sind, 
und nur das Ganze ihrer Verbindung im Weltall einzig. und allein jener 315 
Idee völlig adäquat sei. Wenn man das Uebertriebene des Ausdrucks 
absöndert, so ist der Geistesschwung des Philosophen, ‘von ‚der. copei- 
lichen Betrachtung des Physischen der Weltordnung zu der architekto- 
nischen Verknüpfung derselben nach Zwecken d. i. nach Ideen hinauf- 
zusteigen, eine Bemtihtng, die Achtung und Nachfolge verdient; in Au- 
sehung. desjenigen aber, was. die Prineipien ‚der Sittlichkeit,. der Gesetz- 
gebung ind der ‘Religion betrifft, wo die Ideen die Erfahrung selbst (des 
Guten) -allererst möglich ınachen, obzwar niemals darin völlig ausgedrlickt 
werden. können, ein ganz eigenthümliches Verdienst, welches man nur 
darum+nicht erkennt, ‚weil man es durch ‚eben ‚die empirischen Regeln 
betrtheilt, deren Giltigkeit als Principien eben ‚durch (sie hat aufgehoben 
werden sollen.‘ Denn. in Betracht der. Natur giebt uns Erfahrung die 
Regel an: die Hand -und ist: der Quell der, Wahrheit; in Ansehung ‚dor 
sittlichen ‚Gesetze aber. ist Erfahrung (leider!) die Mutter. des Scheins, 
und 'es ist höchst verwerflich, die Gesetze über das, was ich thun soll, 
2.2. Ssr Fang 
gethan wird, ml 
Statt aller dieser Betrachtungen, deren gehörige Ausführung in der 
That die eigenthiinliche Würde der Philosophie ausmacht, beschäftigen 
wir uns jetzt mit einer nicht so glänzenden, aber doch auch nicht ver- 
dienstlosen Arbeit, nämlich den Boden zu jenen majestätischen sittlichen se 
Gebäuden eben und, baufest ‚zu ‚machen, in, welchem sich allerlei Manl- 
wurfsgänge einer vergeblich, aber mit guter Zuversicht auf Schätze 
‚grabenden ‚Verntnft vorfinden; und; die jenes Bauwerk unsicher, machen. 
Gebrauch der, reinen: Vernunft, ihre Prineipien und 
Tdeen‘sind«es also; welche getiau\zu kennen una jetzt obliegt, ‚um den 
Einfluss' der reinen Vernunft’ und den Werth.derselben gehörig bestimmen 
und schützen ‘zu können. Doch‘ ehe ich ‚diese vorläufige Einleitung, bei 
‚Seits lege, ‚ersuche ich ‚diejenigen, denen Philosophie am Herzen liegt 
welches‘ mehr gesagt ist, als man gemeiniglich antrift), wenn sie sich 
‚dureh; dieses und. das Nachfolgende tberzeugt finden sollten, den: Aus- 





u 


4 


268 Elemontarlehre. IE Theil: IL Abtheilung. " L'Buch. 


ira Korinth Belag ce Bin | 
damit er nicht fernerhin unter die ibrigen Ausdrücke, worait gewähn- 
lich allerlei Vorstellungsarten in sorgloser Unordnung bezeichnet werden, | 
gerathe, und die Wissenschaft dabei einbtisse. Fohlt es uns doeh: nicht 
an Benennungen, die jeder Vorstellungsart 'gehörig angemessen sind, 
ohne dass wirinöthig haben, in das Eigenthum einer anderen einzugreifen, 
Hier ist eine Stufenleiter derselben; Die Gattung ist Vorstellung über 
haupt (ropruesentatio), Unter ihr steht die Vorstellung mit Bewusstsein 
(perveptio). Eine Perception, die sich lediglich auf das Subject als die 
Modifieation seines Zustandes bezicht, ist-Empfindung (sensakio), «ine 
objeetive Perseption ist Erkenntniss (cognetio); Diese ist entweder 
Anschauung oder Begriff (indwitws wel concoptus). Jene bezieht eich 
unmittelbar auf den Gegenstand und ist einzeln; dieser mittelbar, ver- 
mittelst eines Merkmals, was mehreren Dingen gemein sein kann. - Der 
Begriff ist entweder ein empirischer oder reiner Begriff; und der 
reine Begriff; so fern er lediglich im Verstande seinen Ursprung (hat 
(nicht im reinen Bilde der Sinnlichkeit), heisst nafic.' Ein Begriff aus 
üben a ET 
orler der VernmRbegrif Dem, der sich einmal an diese U: 
gewöhnt Int, muss es unerträglich fallen, die Vorstellung‘ der rothen 
Farbe Idee nennen zu hören. Sie ist nicht einmal: Notion (Verstandes- 
a ee . seäipg 


Des ersten Buchs der transscendentalen Dialektik 
zweiter Abschnitt. . 





soo 


Von den transscendentalen Ideen. u 


Die transscendentale Analytik gab uns ein Beispiel, wie die blösse 
logische Form unserer Erkenntniss den Ursprung von reinen Begriffen 
's priori enthalten könne, welche vor aller Erfahrung Gegenstände vor- 


sis stellen oder vielmehr die synthetische Einheit anzeigen, welche allein eine 


empirische Erkenntniss von Gegenständen möglich macht: - Die. Form 
der Urtheile (in einen Begriff von der Synthesis der Anschauungen ver- 
wandelt)'brachte Kategorien hervor, welche allen Verstandesgebrauch in 
der Erfahrung leiten. Ebenso können wir erwarten, dass die Form:der 


IE Abschnitt. Von den trmnsscondontalan Tdoen. 269 


Vernunftschlüsse, wenn man sie auf die syntlietische Einheit der An- 
schauungen nach Massgebung der Kategorien anwendet, den Ursprung 
besonderer Begriffe # priori enthalten werde, welche wir reine Vernunft- 
begriffe oder transscendentale Ideen nennen können, und die den 
Verstandesgebranch im Ganzen der gesammten Erfahrung nach Prind- 
pien bestimmen werden. 

"Die Fnetion der Vernunft bei ihren Schlüssen bestand in der-Alk 
gemeinheit der Erkenntnis nach Begriffen, und der Vernunftschluss 
selbst ist ein Urtheil, welches @ prior! in dem ganzen Umfunge seiner- 
Bedingung bestimmt wird. Den Satz: Cajus ist sterblich, ‘könnte ich auch 
bloss durch den Verstand aus der Erfahrung schöpfen. Allein ich suche 
einen Begriff, ‘der die Bedingung enthält, unter welcher das Prädieat 
(Assertion tiberhaupt) dieses Urtheils gegeben wird (d. 1. hier den Begriff 
des Menschen), und nachdem ich ihn unter diese Bedingung, in ihrem 
ganzem Umfange genommen (alle Menschen sind sterblich), subsumirt 
habe, so bestimme ich danach die Erkenntnisse meines kr um 
(Cnjus ist sterblich). 

Demnach restringiren wir in St herare Veran 
ein Prüdient auf einen gewissen Gegenstand, nachdem wir es vorher in sıs- 
dem Obersatz’in seinem ganzen Umfange unter einer gewissen Bedingung 
gedacht haben. "Diese vollendete Grösse des Umfangs in Beziehung auf 
eine solche Bedingung heisst die Allgemeinheit (uniresulitas). Dieser 
entspricht in der Synthesis der Anschauungen die Allheit (universitas) 
oder "Potalität der Bedingungen. Also ist’ der transseendentale Ver- 
umiftbegrifi kein anderer als der von der Totalität der Bedingungen 
zu einem'gegebenen Bedington. Da nun das Unbedingte allein die 
Totalität’der Bedingungen möglich macht, und umgekehrt die Totalitiit 
der Belingungen jederzeit selbst unbedingt ist, so kann ein reiner Ver 
annfibegriff überhaupt durch den Begriff des Unbedingten, #0 fern er 
einen Grund der Synthesis des Bedingten enthillt, erklärt werden. 

Bo viele Arten des Verhältnisses es nun giebt; die der Verstand 
vermittelst der Kategorien sich vorstellt, «0 vielerlei reine Vernmfibe- 
griffe wird es auch geben, und es wird also erstlich ein Unbodingtes 
der kategorischen Synthesis in einem Subjeet, zweitens der hypo- 
thetischen Synthesis der Glieder einer Reihe, dritten« der disjune- 
tiven Syntbesis der Theile in einem System zu suchen, sein. 






Unbedingten fortschreitet, 

Subjeet, welches: selbst nicht mehr Prädicat ist, die andere 
380 setzung, die nichts weiter voraussetzt, und die dritte zu ei 
der Glieder der Eintheilung, zu welchem nichts weiter. 
um die Eintheilung eines Begriffs zu vollenden. Daher 
Vernunftbegriffe von der Totalität in der Syuthesis ‚der. 


‚scendentalen Begriffen an einem ihnen, angemessenen Gebrauch in. eon- 
‚reto fchlen, und sie mithin. keinen anderen Nutzen haben, als.den Ver- | 
‚stand in die Richtung zu bringen, darin sein Gebrauch, indem er aufe 
Äusserste erweitert, zugleich mit sich selbst Aureligehends ‚einstimmig. 
gemacht wird, or 
Indem wir aber hier von der Totalität der Bedingungen und dem 
Unbedingten als dem gemeinschaftlichen Titel aller Ve 
reden, 0 stossen wir wiederum auf einen Ausdruck, den wir nicht ent 
behren und gleichwol nach einer ihm) durch langen Miss all 
genden Zweideutigkeit nicht eicher brauchen können, Das, Wort abso- 
Int ist eines von den wenigen Wörtern, die in ihrer em. 
deutung einem Begriffe angemessen worden, welchem nach der Hand gar 
kein anderes Wort eben derselben Sprache genau anpasst, ‚und dessen 
Verlust oder, welches ebenso viel ist, sein schwankender Gebrauch daher 
‚st auch den Verlust ‚des Begriffs selbst nach sich ziehen. muss, und zwar 
eines Begriffs, der, weil er die Vernunft gar schr beschäftigt, ohne grossen 
Nachtheil aller transscendentalen Beurtheilungen nicht entbehrt werden 
kann. Das Wort-absolut wird jetzt öfters gebraucht, um blass anzu- 
eigen, dass etwas von einer Sache an sich selbst betrachtet und also 
innerlich gelte, In. dieser Bedeutung würde absolut möglich das 
bedeuten, was an sich selbst (interne) möglich ist, welches in. der That 
das Wenigste ist, was man von einen Gegenstande sagen: kann,  Da- 
gegen wird es auch bisweilen gebraucht um anzuzeigen, dass etwas in 
aller Beziehung (uneingeschränkt) giltig ist (2. B..die absolute Herrschaft), 
und absolut möglich würde in dieser Bedeutung ‚dasjenige bedeuten, | 
was (in aller Absicht) in aller Beziehung möglich ist, welches 


IL..Abschnite Von den transseendentalon Ideen. 271 
sagen kann. Nun trefien zwar diese Bedeutungen manchmal zusammen., 
So'istz. Bi, was innerlich unmöglich ist, auch in ‚aller Beziehung, mitlin. 
absolut unmöglich. Aber in den meisten Fällen sind sie unendlich weit 
auseinander, und ich kann auf keine Weise schliessen, dass, weil etwas 
an sich’selbst möglich ist, es darum auch in aller Beziehung, mithin ab- 
solut möglich sei. Ja, vonder absoluten Nothwendigkeit werde ich in 
der Fülge zeigen, dass sie keineswegs in allen Fällen von der inneren 
abhänge, und also mit dieser nicht als gleichbedeutend angesehen werden 
müsse, Dessen Gegentheil innerlich unmöglich ist, dessen Gegentheil ist as 
freilich auch in aller Absicht unmöglich, mithin ist es selbst absolut 
nothwendig; aber ich kann nicht umgekehrt‘ schliessen, was absolut 
nöthwendig ist, dessen Gegenthail sei innerlich unmöglich, d.i. die 
absolute Nothwendigkeit der Dinge. sei eine innere Nothwendigkeitz 
denn: diese innere Nothwendigkeit ist in gewissen Fällen «in ganz leerer 
dagegen der von der Nothwendigkeit eines Dinges in 'aller Beziehung 
(auf alles Mögliche) ganz besondere Bestimmungen bei sich führt. Weil 
nun der Verlust eines Begrifis von grosser Anwendung in der. specula- 
tiven 'Weltweisheit dem Philosophen niemals gleichgilig sein kann, so 
boffe ich, es werde ihm die Bestimmung und ‚sorgfältige Aufbewahrung 
des Ausdrucks, an dem der Begriff hängt, auch nicht gkächgiltig sein. 

In dieser erweiterten: Bedeutung werde ich mich denn des Worts 


Beziehung ‚ 
Bi Miss Vertinnfi/überiäiet alle: dein Veritanda, dar nichl zunichat: waf as 
din Gegenstände der Anschauung oder vielmehr deren Synthesis in der 
Einbildungskraft bezieht: Jene behält sich allein die absolute Totalität 
im Gebrauche der Verstandesbegriffe vor, und suebt die synthetische 
Einbeit/"“welche“ in''der Kategorie "gedächt wird, ‚bis zum: echlechtkin 
Unbedingten hinauszuführen.‘ Man kann daher diese die Vernunft- 
ein keit der Erscheinungen, so wie jene, welche die Kategorie ausdrfickt, 








2 lemntalehre. "A. Theil; IL. Abihelung: IE Bach; 


Verstandeseinheit nennen. So bezieht sich demnach die V 
mur auf den’ Verstandesgebrauch, und zwar nicht, #0 fern di 
Grund möglicher Erfahrung enthält (denn die absolute 
Bedingungen ist kein in einer Erfahrung brauchbarer B 


die darauf hinaus geht, alle Verstundeshandlungen in Anschung eines 
jeden Gegenstandes in ein absolutes Ganze zusammen zu fhssen 
ist der objeetive Gebrauch der reinen Vermunftbegriffe jederzeit | 
transscendent, indessen dass der von den reinen Verstandesbegriffen. 
seiner Natur nach jederzeit immanent sein muss, indem er sich bloss 
auf mögliche Erfahrung einschränkt. Tomte 
ehr vorakernla dr Tee ai Jaerändigen Va | 
dem kein congruirender Gegenstand in den Sinnen gegeben werden 
kann. Also sind unsere jetzt erwogenen reinen Vernünftbegriffe trans- 
as seondentale Ideen.“ Sie sind Begriffe der reinen Vernunft; denn sie 
betrachten alle Erfahrungserkenntnias als bestimmt durch eine absolute 
Totalitiäit der Bedingungen. Sie sind nicht willktirlich erdichtet, ‘sondern 
durch die Natur der Vernunft selbst aufgegeben, und beziehen sich daher 
nothwendiger Weise auf den ganzen Verstandesgebrauch. Bie sind end- 
lich transseendent und übersteigen die Grenze aller Erfahrung, in welcher, 
also niemals ein Gegenstand vorkommen kann, der der transscendentalen 
Idee adäquat wäre Wenn man eine Idee nennt, so sagt man dem Ob- 
jeet nach (als von einem Gegenstande des reinen Verstandes) sehr viel, 
dem Subjecte nach aber (d. i. in Ansehung seiner Wirklichkeit unter 
empirischer Bedingung) eben darum sehr wenig, weil sie als der Be _ 
griff eines Maximum in conereto niemals eongruent kann gegeben werden. 
Weil nun dus Letztere im bloss speculativen Gebrauch der Vernunft. 
eigentlich die ganze Absicht ist, und die Annäherung zu einem Begrifie, 
der aber in der Ausübung doch niemals erreicht wird, ebenso viel ist, 
als ob der Begriff ganz und gar verfehlt würde; s0 heisst es von einem. 
dergleichen Begriffe: er ist nur eine Idee. 80 würde man sagen können: 
das absolute Gunze aller Erscheinungen ist nur eine Idee, denn, da 
wir dergleichen niemals im Bilde entwerfen können, so bleibt ‚es ein 
Problem ohne alle Auflösung. Dagegen weil’es im praktischen Ge- 
brauch ‘des Verstandes ganz allein um die Ausübung nach Regeln zu 


II. Abschnitt. Von den transscendentalen Ideen. 273 


thun ist, so kann die Idee der praktischen Vernunft jederzeit wirklich sss 
ob zwar nur zum Theil i» concreto gegeben werden, ja sie ist die un- 
entbehrliche Bedingung jedes praktischen Gebrauchs der Vernunft. Ihre 
Ausübung ist jederzeit begrenzt und mangelhaft, aber unter nicht be- 
stimmbaren Grenzen, also jederzeit unter dem Einflusse des Begriffs 
einer absoluten Vollständigkeit. Demnach ist die praktische Idee jeder- 
zeit höchst fruchtbar und in Anselung der wirklichen Handlungen un- 
umgänglich nothwendig. In ihr hat die reine Vernunft sogar Causalität, 
das wirklich hervorzubringen, was ihr Begriff enthält; daher kaun man 
von der Weisheit nicht gleichsam geringschätzig sagen: sie ist nur 
eine Idee; sondern eben darum, weil sie die Idee von der nothwen- 
digen Einheit aller möglichen Zwecke ist, so muss sie allen Praktischen 
als ursprüngliche, zum wenigsten einschränkende Bedingung zur Regel 
dienen. 

Ob wir nun gleich von den trausscendentalen Vernunttbegriffen 
sagen müssen: sie sind nur Ideen, so werden wir sie doch keines- 
wege für überflüssig und nichtig anzusehen Iıaben. Denn, wenn schon 
dadurch kein Object bestimmt werden kann, so können sie doch im 
Grunde und unbemerkt dem Verstande zum Kanon seines ausgebreiteten 
und einhelligen Gebrauchs dienen, dadurch er zwar keinen Gegenstand 
mehr erkennt, als er nach seinen Begriffen erkennen würde, aber doch in 
dieser Erkenntniss besser und weiter geleitet wird. Zu geschweigen, s: 
dass sie vielleicht von den Naturbegriffen zu den praktischen einen 
Uebergang möglich machen und den moralischen Ideen selbst auf solche 
Art Haltung und Zusammenhang mit den speculativen Erkenntnissen 
der Vernunft verschaffen können. Ueber alles diesce muss man den 
Aufschluss in dem Verfolg erwarten. 

Unserer Absicht gemäss setzen wir aber hier die praktischen Ideen 
bei Seite, und betrachten daher die Vernunft nur im spoculativen, und 
in diesem noch enger, nämlich nur im transscendentalen Gebrauch. Ilier 
müssen wir nun denselben Weg einschlagen, den wir oben bei der De- 
duction der Kategorien nahmen, nämlich die logische Form der Vernunft- 
erkenntniss erwägen und sehen, ob nicht etwa die Vernunft dadurch auch 
ein Quell von Begriffen werde, Objecte an sich selbst als synthetisch a 
priori bestimmt in Ansehung einer oder der anderen Function der Ver- 


nunft anzusehen. 
Kauz's Kritik der reinen Vernunft. 18 


274 Elomontarlohre. IL Theil IE Abteilung. E Buch. | 
Vernunft, als Vermögen einer gewissen logischen Form der Er 

kenntniss betrachtet, ist das Vermögen zu schliessen, d. i; mittelbar 
(dureh die Subsumtion der Bedingung eines möglichen Urtheils unter 
die Bedingung eines gegebenen) zu urtheilen. Das gegebene Urtheil ist 
die allgemeine Regel (Obersatz, inajor). Die Subsumtion der Bedingung 
eines anderen möglichen Urtheils unter die Bedingung der Regel ist der 
Untersatz (minor). Das wirkliche Urtheil, welches die Assertion der 

ss Regel in dem subsumirten Falle anssagt, iet der Schlusesatz (vom 
si). Die Regel nämlich sagt etwas allgemein unter einer gewissen Be 
dingung. Nun findet in einem vorkommenden Falle die Bedingung der 
Regel statt. Also wird das, was unter jener Bedingung allgemein galt, 
auch in dem vorkommenden Falle (der diese Bedingung bei sich führt) 
als giltig angeschen. Man sieht leicht, dass die Vernunft durch Ver- 
standeshandlungen, welche eine Reihe von Bedingungen ausmachen, zu 
einer Erkenntniss gelange. Wenn ich zu dem Satze: alle Körper sind 
veränderlich, nur dadurch gelange, dass ich von der entfernteren Br- 
kenntniss (worin der Begriff des Körpers noch nicht vorkommt, der aber 
doeh davon die Bedingung enthält) anfunge: alles Zusammengesetzte ist 
veräinderlich, von dieser zu einer näheren gehe, die unter der Bedin- 
gung der ersteren steht: die Körper sind zusammengesetzt, und von 
‚dieser allererst zu einer dritten, die nunmehr die entfernte Erkemnt- 
niss (veränderlich) mit der vorliegenden verkntipft: folglich sind die 
Körper verlinderlich, «0 bin ich durch eine Reihe von Bedingungen 
(Prämissen) zu einer Erkenntniss (Conelnsion) gelangt: Nun lässt sich 
eine jede Reihe, deren Exponent (des kategorischen oder hypothetischen 
Urtheils) gegeben ist, fortsetzen; mithin führt eben dieselbe Vernunft- 
handlung zur ratiooinatio polysyllogistica, welche eine Reihe von Schlüs- 
sen ist, die entweder auf der Seite der Bedingungen (per prosyllogismae) 

as oder des Bedingten (per opisyllogismos) in unbestimmte Weiten fortgesetzt: 
werden kann. 

Man wird aber bald inne, dass die Kette oder Reihe der Prosylio- 
gismen, d. i. der gefolgerten Prkenntnisse auf der Seite der Grlinde oder 
der Bedingungen zu einer gegebenen Erkenntniss, mit anderen Worten 
die aufsteigende Reihe der Vernunftachlüsse sich gegen das Vernunft- 
vermögen doch anders verhalten miisse als ‚die absteigende Reihe, 
dä. i. der Fortgang der Vernunft auf der Seite des Bedingten durch, 


IL Abschnitt. Von den transscendentalen Ideen. 275 


Episyllogismen. Denn, da im ersteren Falle die Erkenntnis (conc/usio) 
nur als bedingt gegeben ist, so kann man zu derselben vermittelst der 
Vernunft nicht anders gelangen als wenigstens unter der Voraussetzung, 
dass alle Glieder der Reihe auf der Seite der Bedingungen gegeben sind 
(Totalität in der Reihe der Prämissen), weil nur unter deren Vorausse- 
tzung das vorliegende Urtheil « priori möglich ist, dagegen auf der Seite 
des Bedingten oder der Folgerungen nur eine werdende und nicht schon 
ganz vorausgesetzte oder gegebene Reihe, mithin nur ein potentialer 
Fortgang gedacht wird. Daher, wenn eine Erkenntniss als bedingt an- 
gesehen wird, so ist die Vernunft genöthigt, die Reihe der Bedingungen 
in aufsteigender Linie als vollendet und ihrer Totalität nach gegeben 
anzusehen. Wenn aber eben dieselbe Erkenntniss zugleich als Bedin- 
gung anderer Erkenntnisse angeschen wird, die unter einander eine s39 
Reihe von Folgerungen in absteigender Linie ausmachen, so kann der 
Vernunft ganz gleichgiltig sein, wie weit dieser Fortgang sich a parte 
posterior erstrecke, und ob gar überall Totalität dieser Reihe möglich 
sei, weil sie einer dergleichen Reihe zu der vor ihr liegenden Conclusion 
nicht bedarf, indem diese durch ihre Gründe a parte prior‘ schon hin- 
reichend bestimmt und gesichert ist. Es mag nun sein, dass auf der 
Seite der. Bedingungen die Reihe der Prämissen ein Erstes habe als 
oberste Bedingung oder nicht, und also @ parte priors ohne Grenzen sei, 
so muss sie doch Totalität der Bedingung enthalten, gesetzt, dass wir 
niemals dahin gelangen könnten sie zu fassen, und die ganze Reihe 
muss unbedingt wahr sein, wenn das Bedingte, welches als eine daraus 
entspringende Folgerung angesehen wird, als wahr gelten soll. Dieses 
ist eine Forderung der Vernunft, die ihre Erkenntnis als a priors be- 
stimmt und als nothwendig anktindigt, entweder an sich selbst, und dann 
bedarf es keiner Gründe, oder, wenn sie abgeleitet ist, als ein Glied einer 
Reihe von Gründen, die selbst unbedingter Weise walır ist. 


18° 





276 Elementwrlohrs IL Theil. IE Abtheihung. 1 Buch. 


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- dritter Abschnitt, n- - . 


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.. "Bien der transscendentalen Ideen. "was — 


Atschaen, a ee yelaht it. ‚al. Joginchan, Dialer AENSEE 
welche von- allem. Inhalte; der Erkenntnis abstrahirt und lediglich den _ 
falschen Schein in der Form der Vernunftschlisse anfdeckt, sondern mät 
einer transscendentalen, ‚welche völlig a priori den, Ursprung | E 
Erkenntnisse aus reiner Vernunft und geschlossener Begriffe, deren, 
Gegenstand empirisch gar nicht ‚gegeben ‘werden kann, die, also, günz- 
lich. ausser ‚dem Vermögen des; reinen Verstandes liegen, enthalten soll, 
Wir haben aus der natürlichen Beziehung, die der, transscondentale Ge- 
brauch unserer Erkenntniss #0wol. in Schlüssen als Urtheilen auf den 
logischen haben muss, abgenommen, dass.es nur drei Arten von dialek-, 
tischen Schlüssen geben werde, die eich auf die dreierlei Schlussarten, 
beziehen, durch welche Vernunft aus ‚Prineipien zu Erkenntnissen ge- 
langen kann, und dass in allen ihr Geschäft sei, von der bedingten Syn- _ 
thesis, an die. der Verstand jederzeit gebunden bleibt, zur unbedingten 
aufzusteigen, die er iemals erreichen kann. 

Nun ist. das Allgemeine aller Beziehung, die ‚unsere. Vorstellungen, 

‚0 haben können 1) die Beziehung nufs Subject, 2) die Beziehung auf’ Ob- 
jeste, und. zwar, entweder als Erscheinungen oder als Gegenstlinde des _ 
Deukens überhaupt Wenn man diese, Untereintheilung mit der oberen. 
verbindet, so ist alles Verhliltniss der Vorstellungen, davon wir uns ent-_ 
weder einen Begriff oder Idee machen können, dreifach; 1) das; Verhält- 
niss zum Subject, 2) zum Mannigfaltigen des Objects in.der Erscheinung, | 
3) zu allen Dingen überhaupt. 4 

Nun haben es alle reinen Begriffe überhaupt mit der synthetischen 
Einheit der Vorstellungen, Begriffe der reinen Vernunft (transscendentale 
Ideen) aber mit der unbedingten synthetischen Einheit aller Bedingungen 
überhaupt zu thun. Folglich werden alle transscendentalen Ideen sich 
unter drei Klassen bringen lassen, davon die erste die absolute (un- 
bedingte) Einheit des denkenden Subjects, die zweite die absolute 
Einheit der Reihe der Bedingungen der Erscheinung, die dritte 











‚DL Abschnitt. System der transscondentalon Tdoon. 277 


die absolute Einheit. der ee aller Gegenstände dos 
Donkons überhaupt enthält. te 
Das denkende Subject ist der Fe im Brrchalreisiie 
Inbegrifi aller Erscheinungen (die Welt) der Gegenstand.der Kosmologie, 
was gedacht werden kann, enthält (das Wesen aller Wesen) der Gepen- 
stand der Theologie. Also’giebt die reine Vernunft die Idee zu einer 
transsoendentalen Seolenlehre weyohahgia rational), zu einer transacen- 


Hand, Der blosse Entwurf sogar zu, einer sowol als der anderen dieser 
Wissenschaften. schreibt (sich, gar ‚nicht, von; dam, Verstanda her... selbet 


"desselben (Erscheinung) au allen’ anderen bis in die entlogensten Glieder 
der empirischen Synthesis fortzuschreiten, sondern ist lediglich ein reines 
‚and lichtes Product: oder Problem .der reinen.Vernunft, + 
4 Was. unter ‚diesen. drei Titeln aller. trangserndentalan Kdoen Für medi 
en erannüihgrifi ziehen wird in,dem, folgenden Hauptstücke 
„vollständig dargelegt werden. "Sie laufen am Faden der Kategorien fort. 
‚Denn die reine Vernunft bezieht sich niemals geradezu auf Gegenstände, 
‚sondern; auf die, Verstandesbegriffe von denselben. Ebenso wird, sich 
‚such nur in‘ der. völligen Ausführung dentlich inachen, Iassen, wie. die 
‚Vernumft: lediglich durch ‚den ‚synthetischen Gebrauch, eben ‚derselben 
„Funetiou, ‚deren; sie. sich zum, kategorischen Veruunftschlusse bedient, 
notwendiger Weise, auf den Begrifl der absoluten Einheit des denkenden 
Bubjects kommen müsse, wis, das logische Verfahren, in hypothetischen 
- Vernunfischlüssen die, Idee vom schlechthin. Unbedingten in,einer Reihe 
„gegebener ‚Bedingungen, ‚mdlich die blosse Form des disjunetiven, Ver- as 
‚munfischlusses den höchsten, Vernunfibegriff von einem. Wesen aller 
Wesen nothwendiger Weise nach sich zichen müsse, ein Gedanke, der 
‚beim ersten Anblick äusserst paradox zu sein scheint, „| 
5 „Von. diesen. transsgendentalen ‚Ideen ist eigentlich keine objestire 
Deduetion möglich, so wie wir sie von den Kategorien liefern konnten. 
au In der Thas, haben sie keine Beziehung auf ingend. ein Objert, was 
nen eongruent gegeben werden köunte, eben darum, weil sie nur Ideen 








278 'Elemontarlshre IN Theil. IL Abtheilung. I. Buch, 


sind: ‚Aber eine suhjectiye Ableitung derselbeis aus der Natur unserer 
Vernunft konnten wir unternehmen, uni Eli I gesungen ge 
'stücke auch geleistet worden. 

Man sicht leicht, dass die reine Vernunft nichts Anderes zur Absicht 

habe als die absolute Totalität der Synthesis auf der Seite der Be- 
"dingungen (es sei der Inhärenz oder der Dependenz oder der Concur- 
renz); und dass sie mit der absoluten Vollständigkeit von Seiten des 
Bedingten nichts zu schaffen habe. Denn mur allein jener bedarf sie, 
um die ganze Reihe der Bedingungen vorauszusetzen, und sie dadurch 
dem Verstande @ priori zu geben. Ist aber eine vollständig (und unbe- 
dingt) gegebene Bedingung einmal da, so bedarf «s nicht mehr eines 
Vernunftbegrifis in Ansehung der Fortsetzung der Reihe; denn der Ver- 

ssstand thut jeden Schritt abwärts ‘von der Bedingung zum Bedingten 
von selber. Auf‘solche Weise dienen die transscendentalen Ideen nur 
zum Aufsteigen in der Reihe der Bedingungen bis zum Unbedingten 
d.i. zu den Prineipien. Im Ansehung des Hinabgehens zum Beding- 
ten aber giebt es zwar einen weit erstreckten logischen Gebrauch, den 
unsere Vernunft von den Verstandesgesetzen macht, aber gar keinen 
transseendentalen, und wenn wir uns von der absoluten Totalitit einer 
solchen Syntliesis (des propressus) eine Idee machen, z. B. von der ganzen 
Reihe aller künftigen Weltveränderungen, so ist dieses ein Gedanken- 
ding (ms ration), welches nur willkürlich gedacht und’ nicht dureh 
die Vernunft nothwendig vorausgesetzt wird. Denn zur Möglichkeit des 
Bedingten wird zwar die Totalität seiner Bedingungen, aber nieht seiner 
Folgen vorausgesetzt. Folglich ist ein solcher Begriff keine transscenden- 
tale Tdee, mit der wir es doch hier lediglich zu thun haben; 

Zuletzt wird man auch gewahr, dass unter den transscondentalen 
Ideen selbst ein gewisser Zusammenhang und Einheit hervorleuchte, und 
dass die reine Vernunft vermittelst ihrer alle ihre Erkenntnisse in ein 
System bringe. Von der Erkenntniss seiner selbst (der Soele) zur Welt- 
erkenntniss und vermittelst dieser zum Urwesen fortzugehen, ist ein s0 
natürlicher Fortschritt, dass er dem logischen Fortgange der Vernunft 

siswon dem Primissen zum Schlüsssatze ähnlich scheint* Ob nun hier 


[® Die Metaphysik hat zum eigentlichen Zwecke Ihrer Nachforschung nur dreh 
ldoen: Gott, Freiheit und Unsterblichkeit, so duss der zweite Bogriff, mit 


IIL Abschnitt. System der transscondentalen Ideen. 279 


wirklich eine Verwandtschaft von der Art als zwischen dem logischen 
und transscendentalen Verfahren insgeheim zum Grunde liege, ist auch 
eine von den Fragen, deren Beantwortung man in dem Verfolg dieser 
Untersuchungen allererst erwarten muss. Wir haben vorläufig unseren 
Zweck schon erreicht, da wir die transscendentalen Begriffe der Vernunft, s9 
die sich sonst gewöhnlich in der Theorie der Philosophen unter andere 
mischen, ohne dass diese sie einmal von Verstandesbegriffen gehörig 
unterscheiden, aus dieser zweideutigen Lage haben herausziehen, ihren 
Ursprung und dadurch zugleich ihre bestimmte Zahl, über die es gar 
keine mehr geben kann, angeben, und sie in einem systematischen Zu- 
sammenhange haben vorstellen können, wodurch ein besonderes Feld für 
die reine Vernunft abgesteckt und eingeschränkt wird. 


dem ersten verbunden, auf den dritten als einen nothwendigen Schlusssatz führen 
soll. Alles, womit sich diese Wissenschaft sonst beschäftigt, dient ihr bloss zum 
Mittel, um zu diesen Ideen und ihrer Realität zu gelangen. Sie bedarf sie nicht 
zum Behuf der Naturwissenschaft, sondern um über die Natur hinaus zu kommen. 
Die Einsicht in dieselben würde Theologie, Moral und durch beider Verbindung 
Religion, mithin die höchsten Zwecke unseres Daseins bloss vom speoulativen Ver- 
munftrermögen und sonst von nichts Anderem abhängig machen. In einer systo- 
matischen Vorstellung jener Ideen würde die angeführte Ordnung als die synthe- 
tische die schicklichste sein; aber in der Bearbeitung. die vor ihr nothwendig vor- 
hergehen muss, wird die analytische, welche diese Ordnung umkehrt, dem Zwecke 
angemessener sein, um, indem wir von demjenigen, was uns Erfahrung unmittelbar 
an die Hand giebt, der Seelenlehre, zur Weltlehre, und von da bis zur Er 
kenntniss Gottes fortgehen, unseren grossen Entwurf zu vollzichen.’] 





4 Diese Anmerkung ist ein Zusatz der zweiten Auflage. 


der transseendentaien Dialektik 
zweites Buch. 
Von den dialektischen Schlüssen der reinen Vernunft, 


Min kann sagen, der Gegenstand einer blossen tratsssendentalen 
Tiee sei etwas, wovon man keinen Begriff hat, obgleich diese Idee günz 
nothwendig in der Vernunft nach ihren ursprünglichen Gesetzen erzeugt 
worden. Denn in der That ist auch von einem Gegenstande, der der 
Forderung der Vernunft adiiquat sein soll, kein Verstandesbegriff mög- 
lich, di ein solcher, welcher in einer möglichen Erfahrung gezeigt und 
anschaulich gemacht werden kann, Besser würde man sich doch und 

#1 mit weniger Gefahr des Missverstlindnisses ausdrücken, wenn man sagte, 
dass wir vom Object, welches einer Idee correspondirt, keine Kenntnis, 
obzwar einen problematischen Begriff haben können. 

Nun beruht wenigstens die transscondentale (subjective) Realität der 
reinen Vernunftbegriffe darauf, dass wir durch einen nothwendigen Ver- 
nunftschluss auf solche Ideen gebracht werden. Also wird es Vernunft- 
schlüsse geben, die keine empirischen Prämissen enthalten, nnd vermistelst 
deren wir von etwas, das wir kennen, auf'etwas Anderes schliessen, wovon 
wir doch keinen Begriff haben und dem wir gleichwol durch einen un- 
vermeidlichen Schein objective Realität geben. Dergleichen Schlüsse sind 
in Anschung ihres Resultats also eher verninftelnde als Vernunft- 
schlüsse zu nennen; wiewol sie ilırer Veranlassung wegen wol den letz- 
teren Namen führen können, weil sie doch nicht erdichtet oder zufällig 
entstanden, sondern aus der Natur der Vernunft entsprungen sind. Es 
sind Sophisticationen nicht der Menschen, sondern der reinen Vernunft 
selbst, von denen selbst der Weiseste unter allen Menschen sich nicht 
losmachen, und vielleicht zwar nach vieler Bemühung den Irrtum ver- 
hüten, den Schein aber, der ihn unaufhörlich zwackt und äft, niemals 
völlig los werden kann. 

Dieser dialektischen Vernunftschlüsse giebt es also nur dreierlei Arten, 
«0 vielfach ala die Ideen sind, auf die ihre Schlusssätze auslaufen In 








Von den dinlektischen Schlüssen der reinen Vernmnt 281 


dem Vermunftsehlusse der ersten Klasse schliesse ich von dem-transscen- 
‚deütalen Bogriffe des Subjeets, der nichts Mannigfaltiges enthält, auf-die as 
‚absolute Einheit dieses Subjects selber, von welchem ich auf diese Weise 
gar keinen Bögriff habe. Diesen dialektischen Schluss werde ich den 
transscendentalen Paralogismus nennen. Die zweite Klasse der ver- 
ilinfieläden Schlüsse ist auf den transscendentalen Begriff der absoluten 
überhaupt angelegt; und ichschliessedaraus, dass ich von der unbedingten 
„widersprechienden Begriff habe, auf die Richtigkeit der entgegenstehenden 
Einheit, wovon ich: gleichwol auch keinen Begriff habe, Den: Zustand 
‚der Vernunft bei diesen dialektischen Schlüssen werde ich die Antinomie 
‚der reinen Vernunft nennen. Endlich. schliesse ich nach der dritten 
‚Art vernünftelnder Schlüsse von der Totalität der Bedingungen, Gegen- 
‚stände‘ tiberhanpt, so fern sie: mir gegeben werden können, zu denken, 
‚auß-die absolute synthetische Einheit aller Bedingungen der Möglichkeit 
‚det-Dinge:tiberhäupt, d L:vcn Dingen, dies chi nack*ihreih klossin trans- 
scendentalen Begriff nicht kenne, 'auf ein Wesen« aller‘ Wesen;welches 
- ehr durch eitien transscendentalen Begriff noch weniger kenne, und von 
‚dessen unbedingter Notwendigkeit ich mir keinen-Begriff machen kann. 
Vi ee HERE 
"Vernunft nennen. 
Des zweiten Buchs der transsgendentalen Dina m 
a erstes Hanptstück, 
"Von den Paralogismen der reinen Vernunft. 


a Prralögiunns ‚besteht. in der Falschheit «ines Vernunft- 
‚schlusses der Form nach, sein Inhalt mag übrigens sein, ‚welcher er wolle. 
- Ein transsoendentaler Paralogismus ‚aber hat. einen »transscendentalen 
Grund, der Form manhı falsch zu schliessen. Auf solche Weise wird ein 
dergleichen Fehlschiuss in der Natur der Menseitenvernürdt seinen Grund 
eg 
‚sich führen. Ir don 
v een min. hateinen teilt Bersöbuniädiee lg 
Liste der transscendentalen Begrifie nicht verzeichnet worden, und den- 


















282  Elemontarlchte IL Theil. IL Abtheilung. IL Buch. 1.’Hauptstück. 


‚sten zu verindern und für mangelhaft zu erklüren. Dieses ist der 1 
‚oder, wenn man lieber will, das Urtheil „Ich denke.“ Man 
‚leicht, dass er das Vehikel aller Begriffe überhaupt und mi 2 
“transscendentalen ‚sei, und also unter diente jeder it eg 
‚und daher ebenso wol transscendental sei, aber keinen besonderen Titel 
40 haben künne, weil er nur dazu dieat, alles Denken als zum Bewusstsein 
gehörig, aufzuführen. ‘Indessen so rein er auch vom Empirischen (dem 
Bindrucke der Sinze) ist, so dient er doch dazu, zweierlei Gegenstände 
aus‘ der Natur unserer Vorstellungskraft zu unterscheiden. Ich, als 
denkend, bin ein Gegenstand des inneren Sinnes und heisse Seele. Das- 
' jenige, was ein Gegenstand äusserer Sinne ist, heisst Körper. Demnach 
© bedeutet der Ausdruck Ich als ein denkendes Wesen schon den Ge- 
genstand der Psychologie, welche die rationale Scelenlehre heissen kann, 
wenn ich von der Seele nichts weiter zu wissen verlange, als was unalb- 
‚hängig von aller Erfahrung (welche mich näher und: in eonereto bestimmt) 
ee 
‚schlossen werden kann. .— 
Die rationale Seelenlehre ist nun wirklich‘ ein Detetnga 
dieser Art; denn, wenn das mindeste Empirische meines Denkens, irgend 
eine besondere Wahrnehmung meines Zustandes noch unter die Erkennt- 
nissgründe dieser Wissenschaft gemischt würde, so wäre'sie nicht mehr 
rationale, sondern empirische Seelenlehre. , Wir haben ‚also schon 
eine angebliche Wissenschaft vor uns, welche auf dem einzigen Satze 
„Ich denke“ erbaut wurden, und deren Grund oder Ungrund wir hier 
ganz schicklich und der Natur einer Transscendentslphilosophie gemäss 
untersuchen können. Man darf sich daran nicht stossen, dass ich doch 
an diesem: Satze, der die Wahrnehmung seiner selbst ausdrückt, eine 
«innere Erfahrung habe, und mithin die rationale Seelenlehre, welche 
darauf erbaut wird, niemals rein, sondern zum Theil auf ein empirisches 
Prineipium gegründet‘ sei. Denn diese innere Wahrnehmung istnichts 
weiter als die blosse Apperception „Ich denke“, welche sogar alle trans- 
scendentalen Begriffe möglich macht, in welchen es heisst: Ich denke die 
Substanz, die Ursache u. s. w. Denn innere Erfahrung überhaupt und 
deren Möglichkeit oder Wahrnehmung überhaupt und deren Verhältniss 
zu anderer Wahrnehmung, ohne dass irgend ein besonderer Unterschied 












Von den Paralogismen der reinen Vernunft. 283 


derselben und Bestimmung empirisch gegeben ist, kann nicht als empi- 
rische Erkenntniss, sondern muss als Erkenntniss des Empirischen über- 
haupt angesehen werden, und gehört zur Untersuchung der Möglichkeit 
einer jeden Erfahrung, welche allerdings transscendental ist. Das min- 
deste Object der Wahrnehmung (z. B. nur Lust oder Unlust), welches 
zu der allgemeinen Vorstellung des Selbstbewusstseins hinzu käme, würde 
die rationale Psychologie sogleich in eine empirische verwandeln. 

„Ich denke“ ist also der alleinige Text der rationalen Psychologie, 
aus welchem sie ihre ganze Weisheit auswickeln soll. Man sieht leicht, 
dass dieser Gedanke, wenn er auf einen Gegenstand (mich selbst) bezogen 
werden soll, nichts Anderes als transscendentale Prädicate desselben ent- 
halten könne, weil das mindeste empirische Prädicat die rationale Reinig- 
keit und Unabhängigkeit der Wissenschaft von aller Erfahrung verderben 
würde. 

Wir werden aber hier bloss dem Leitfaden der Kategorien zu folgen «os 
haben, nur, da hier zuerst ein Ding, Ich als denkendes’Wesen, gegeben 
worden, s0 werden wir zwar die obige Ordnung der Kategorien unter 
einander, wie sie in ihrer Tafel vorgestellt ist, nicht verändern, aber doch 
hier vun der Kategorie der Substanz anfangen, dadurch ein Ding an sich 
selbst vorgestellt wird, und so ihrer Reihe rlickwärts nachgehen. Die 
Topik der rationalen Seelenlehre, woraus alles Uebrige, was sie nur ent- 
halten mag, abgeleitet werden muss, ist demnach folgende: 


1. 
Die Seele ist 
Substanz. 
2. 3. 
Ihrer Qualität nach einfach. Den verschiedenen Zeiten nach, in 
ö welchen sie da ist, numerisch 
identisch d. i. Einheit (nicht 
Vielheit). 
4. 


Im Verhältnisse 
zu möglichen Gegenständen im Raume.* 





® Der Leser, der aus diesen Ausdrücken in ihrer transseendentalen Abgezogen- 
heit nieht so leicht den psyehologischen Sinn derselben, und warum das letztere 


"sie als Seal (amima) und als den Grund der Antritt 


404 Zum Grunde derselben können wir aber nichts‘ Anderes legen als die 


von der man nicht einmal sagen kann, dass sie ein | 
ein blosses Bewusstsein, das alle Begriffe begleitet Durch‘ 
nichts weiter als 














' des Inmeren Binnes giebt den Begriff der Immaterialität, al a 
Substanz der Ineorruptibilitit; die‘ Tdentith derselben /nle intel 
tueller Substanz giebt die Personalität; alle diese drei Stüc) 
sammen die Spiritualitäit; das Verhältnis zu den Gegen 
"Ratume giebt das Commereium mit Körpern; mithin stellt | 
denkende Substanz als das Prineipium des Lebens in der Mi 


"durch die Spiritualität eingeschränkt: Immortalität 7 u 
Hierauf beziehen sich nun vier Paralogismien either” transseenden- 
#alen Seelenlehre, welche fälschlich fir eine Wissenschaft der ı 
Vernunft von der Natur unseres denkenden Wesens gehalten wird. 


einfache und für sich selbst an Inhalt gänzlich‘ 1eer« Vorstellung Tel, 


oder Er oder Es (das Ding), welches denkt, wird nun 
ein transscendentales Subject der Gedanken vorgestellt"—=X, welches 
nur durch die Gedanken, die seine Prüdicate sind, "erkannt wird; und 
wovon wir abgesondert niemals den mindesten Begriff! haben "können; 
um welches wir uns daher in einem beständigen Cirkel herumdrehen, 
indem wir uns seiner Vorstellung ‚jederzeit schon bedienen müssen, um 
irgend etwas von ihm zu urtheilen; eine Unbequemlichkeit, die davon 
nicht zu trennen ist, weil das Bewusstsein an sich nicht sowol eine Vor- 
stellung ist, die ein besonderes Object unterscheidet, sondern ‚eine I 

derselben überhaupt, so fern sie Erkenntniss genannt werden soll; 

von der la) kan kichr ungen) das ck Anarchie EEE 


| 


Attribut der Soole zur Katogorio dor Existenz gehöre, errathen wird, wird Kie ia 
dem Folgenden hinreichend erklärt und gerechtfertigt finden Vebrigens habe ich 
wegen der lateinischen, Ausdrücke, die statt der gleichbedoutenden deutschen wider 
den Geschmack der guten Schreibart eingeflosen sind, sowol bei diesem Aschmitte | 
als auch in Anschung des ganzen Works sur Entschuldigung anzuführen, dass ich 
ober etwas ar Zieriishken "der Byraktie Babeühttehen nieder Weniger | 
durch die mindests Unverständlichkeit erschweren wollen: ' SL 


Von dem Parulogismen der reinen Vernanft. 285° 


Es muss ‚aber gleich anfangs befremälich scheinen, dass die Be- 
dingung, unter der ich überhaupt denke, und die mithin bloss eine Be- 
‚schnffenbeit meines Subjects ist, zugleich für alles, was denkt, giltig sein‘ | 
solle, und dass wir auf einen empirisch ‚scheinenden Satz «in apedikti- 
‚sches und allgemeines Urtheil zu gründen uns anmassen können, nämlich 
‚dass alles, was: denkt, so beschaffen sei, als der Ansspruch des Selbstbe- 
wusstseins es an mir aussagt: Die Ursache aber hiervon liegt darin, us 
dass wir den Dingen a prior alle die Eigenschafen nothwendig- bei- 
legen müssen, ‚die die Bedingungen ausmachen, ‘unter welchen wir sie 
allein denken. Nun'kann ich von einem denkenden Wesen durch keine 
äussere Erfahrung, sondern bloss durch das Belbstbewusstsein die min- 
deste Vorstellung haben. Also sind dergleichen Gegenstände nichts 
Der Satz „Ich denke“ wird aber: hierbei nur problematisch genommen, 
nicht.so fern, er eine Wahrnehmung von einem Dasein entlulten mag: 
(das (Canresiasische cogite, ergo sum), sondern seiner blossen Möglich- 
'keitnach, nm zu schen, welche Eigenschaften aus diesem so einfachen 
Satze auf das Subject desselben (es mag dergleichen nun existiren oder- 
nicht) fliessen mögen, 

Läge unserer reinen Vernunfterkenntniss von denkenden . Wesen: 
als das: eogite: zum Grunde; wirden wir die Beohach- 
tungen über das Spiel unserer Gedanken und die daraus zu schöpfenden: 
Naturgesetze,des denkenden Selbst auch zu Hilfe nehmen, s0 wirde eine 
‚empirische Psychologie ‚entspringen, welche eine Art der Physiologie 
‚des inneren Sinnes-sein würde, und: vielleicht die Erscheinungen dessel- 
ben zu erklären, niemals uber dazu dienen könnte, solche Eigenschaften, 
die gar. nicht «zur möglichen. Erfahrung. gehören (als:die.des Einfächen) as: 
zu eröffnen, noch von denkenden Wesen überhaupt etwas, das ihre Natur 
betrifft, apodiktisch zu lehren; sie wäre also ‚keine rationale Pay- 


- Da nun der Satz „Ich denke“ (problematisch genommen) die Form 
‚eines jeden Verstandesurtheils überhaupt enthält und alle Kategorien als 
kel begleitet, 50 ist klar, dass die Schlüsse aus demselben einen 

Gebrauch des Verstandes enthalten können, welcher 

der Erfahrung ausschlägt und von dessen Fortgang wir 


a 


407 Alle modi des Selbstbewusstseins im Denken an sich sind 















286 Elementarlohre. IL Theil. I. Abtheilung. IE Buch. 1. Hauptsti 


nach dem, was wir oben gezeigt haben, uns schon zum voraus 
vortheilhaften Begrif’ machen können. Wir wollen ihn also du: 
[’doch um der Kürze willen ihre Prüfung in einem uaunterbr 
Zusammenhange fortgehen lassen. l - 
‚keit auf diese Schlussart schärfen. Nicht dadurch, dass ich bloss denke 

‚erkenne ich irgend ein Objeet; sondern nur dadurch, dass ich‘ R 
‚gebene Anschauung in Absicht auf die Einheit des Bewüsst darin | 
alles Denken besteht, bestimme, | 
kennen. -Also-erkenne Ic mich wicht selbet Andurch;, dass dch me imalaen 
als denkend bewusst bin, sondern wenn: ich mir der Anschauung. mein 
selbst als in Ansehung der Function des Denkens bestimmt bewusst 


keine Verstandesbegriffe ‘von Objeeten (Kategorien), sondern blosse lo 
gische Funetionen, die dem Denken gar keinen Gegenstand, mitlin- mich‘ 
selhatl'anäh nichti lau Gegenstand“ zuıserkeumen geben. NiAherinan 
wusstsein des bestimmenden, sondern nur das des bestimmbaren 
Selbst, d. i. meiner inneren Anschauung (s0 forn ihr Mannigfultiges der 
allgemeinen Bedingung der Einheit der Apperception im Denken geinüss 
verbunden werden kann) ist das Objeet. ti 

1) In allen Urtheilen bin ich nun immer das bestimmende Sub- 
‚Ject desjenigen Verhältnisses, welches das Urtheil ausmacht. Dass aber 
Ich, der ieh denke, im Denken immer als Subjeet und als etwas, was 
nicht bloss wie ein Pridieat, dem Denken anhängend, betrachtet werden 
kann, gelten müsse, ist ein apodiktischer und selbst identischer Satz; 
aber er bedeutet nicht, dass ich als Object ein für mich selbst be- 
stehendes Wesen oder Substanz sei. Das Letztere geht schr weit, 
erfordert daher auch Data, die im Denken gar nicht angetroffen werden, 
violleicht (a0 fern ich bloss das denkende als ein solches betrachte) mehr, 
als ich iberall (in un jemals antrefien werde, u 

Pi 

1 Die bla zum Schlusse dieses ersten. Hauptstücks, du 8.008 Men En 
drterungen gehören In dar obigen Fassung erst der swelten und den folgenden Auf- | 
isgeh an Dar Wortiaut de as Aue im Autang a „Dr Bag 
abgedruckt 


Von den Parnloglsmen der reinen Vernunft 237. 


2) Dass das Ich der Apperception folglich in jedem Denken: ein: 
Singular sei, der nicht in eine Vielheit der Subjecte aufgelöst werden 
kann, mithin ein logisch einfaches Subject bezeichne, liegt schon im Be- 
grife.des Denkens, ist folglich ein nnalytischer Satz; aber das bedeutet 1: 
nicht, dass das denkende Ich eine einfache Substanz sei, welches ein 
synthetischer Satz sein würde Der Begrif’ der Substanz bezieht sich 
immer auf" Anschauungen, die bei mir nicht anders als sinnlich sein 
können, mithin ganz ausser dem Felde das Verstandes und seinem 
Denken liegen, von welchen doch eigentlich "hier nur geredet wird, 
wenn gesagt wird, dass das Ich im Denken einfach sei. Es wäre auch 
wunderbar, wenn mir das, was sonst so viele Anstalt erfordert, um in 
dem, was die Anschauung darlegt, das zu unterscheiden, was darin Sub- 
stanz sei, noch mehr aber, ob diese auch einfach sein könne (wie bei 
den Theilen der Materie), hier so geradezu in der ärmsten Vorstellung 
unter allen gleichsam wie durch eine Offenbarung gegeben wiirde: n 

8) Der Satz der Identität meiner selbst bei allem Mannigfaltigen, 
dessen ich mir bewusst bin, ist ein ebonso wol in den Begriffen selbst 
liegender, mithin 'analytischer Satz; aber diese Identität dex Subjects, 
deren feh mir in allen seinen Vorstellungen bewusst werden kann, be- 
triffi nicht die Anschauung desselben, dadurch es als Objeet gegeben ist, 
kann also auch nicht die Identität der Person bedeuten, wodurch das 
Bewusstsein der Tdentitit seiner eigenen Substanz als denkonden Wesens 
in allem Wechsel der Zustände verstanden wird, wozu, um sie zu be 
weisen, &s mit der blossen Analysis des Satzes „Ich denke“ nieht aus- 
gerichtet sein, sondern verschiedene synthetische Urtheilo, welche sich 1 
auf die gegebene Anschauung gründen, würden erfordert werden. 

4) Ich unterscheide meine eigene Existenz als eines denkenden 
Wesens von anderen Dingen ausser mir (wozu auch mein Körper ge- 
hört), ist ebenso wol ein analytischer Satz; denn andere Dinge sind 
solche, die ich als von mir unterschieden denke, Aber ob dieses Bo- 
wusstsein meiner selbst olme Dinge ausser mir, dadurch mir Vorstel- 
lungen gegeben werden, gar möglich sei, und ieli also bloss als denken- 
des Wesen (ohne Mensch zu sein) existiren könne, weiss ich dadurch 
gar nicht. r 

Also ist durch die Analysis des Bewusstseins meiner selbst im 
Denken tiberhaupt in Ansehung der Erkenntniss meiner selbst als Ob- 















2, ganze Kritik würde es sein, wenn es eine Möglichkeit gäbe, a 
beweisen, dass alle denkenden Wesen. an sich einfache 
als solche also (welches eine Folge aus dem. nlmlichen 
Persönlichkeit unzertrennlich bei sich führen, und sich. ihrer von. 
wir doch einen Schritt ‘über die Sinnenwelt hinaus gethan, wir wären in 
4 das Feld der Noumenen getreten, und nun spreche uns id 
Befugnis ab, in diesem uns weiter auszubreiten, anzubauen und, nach“ 
dem einen jeden sein. Hlitcksstern begiinstigt, darin Besitz zu. nehmen. 
Denn der Satz: ein jedes denkende Wesen als ein solches. ist einfache 
Substanz, ist ein synthetischer Satz « prior, weil er. erstlich über den | 
ihm zum Grunde gelegten Begriff hinausgeht und die-Art des Daseins 
zum Denken überhaupt hinzuthut, und zweitens zu. jenem: Begriffe ein 
Prädieat (der Einfschheit) hinzufügt, welches in. gar. keiner 
gegeben werden kann. Also sind synthetische Sätze a riri nicht Das, 
wie wir behauptet haben, in Beziehung auf Gegenstände möglichen Tun 
führung, und-zwar ‚als Principien der Möglichkeit dieser. 
selbst, thunlich und zulässig, sondern sie können auch auf Dinge über 
haupt und un sich selbst gehen, welche Folgerung dieser ganzen Kritik 
ein Ende macht und gebieten würde, es beim Alten bewenden zu lassen. 
‚Allein die Gefahr ist hier nicht 80 gross, wenn man der Sache näher-tritt 
In dem Verfahren ‚der rationalen Psychologie herrscht ein Para- 
logismus, der durch folgenden Vernunftschluss dargestellt wird. 
Was nicht anders als Subject gedacht werden kann, existirt 
auch nicht anders als Subject, und ist also Substanz 
aı Nun kann ein denkendes Wesen, bloss als ein solches be- 
trachtet, nieht anders als Subject gedacht werden... 
Also existirt es auch nur als ein solches, d.'i. als Substanz, 
Im Obersatze wird. von einem. Wesen geredet, das, überhaupt in 
jeder Absicht, folglich auch so wie es in der Anschauung gegeben 
werden ‚mag, gedacht, werden. kann. Im. Untersatze aber ist nur von | 
demselben die Rede, so fern es sich selbst als Subjeet nur relativ auf 





das Denken und die Einheit des Bewusstseins, nieht aber zugleich in 
Beziehung, auf die Anschauung; , wodurch ‚sie als ‚Object zum Denken 
gegeben wird, betrachtet. Also wird per sophisma figurae dietionis, mit- 
hin durch einen Trugschluss die Conelusion gefolgert.* 

Dass diseo Auflösung, des, berühmten Argumente In einen Para-dıs 
logismus 30 ganz richtig sei, erhellt deutlich, wenn man die allgemeine 
Anmerkung. zur‘ systematischen Vorstellung! der Grundsätze und den 
Abschnitt von dem Nonmenen hierbei nachsehen will, ‚da, bewiesen 
worden, ‚dass der Begriff eines Dinges, was für ‚sich. selbst, als Subject, 
nicht aber als. blosses Prädicat existiren kann, noch gar keine objective 
Realität bei sich führe, d. i. dass man nicht wissen könne, ob ihm iber- 
all ein. Gegenstand zukommen könne, indem man die Möglichkeit einer 
solchen Art zu existiren nicht einsieht, folglich dass, en schlachterdings 
keins Erkenntniss abgebe. Soll.er also unter der Benennung einer Sub- 
stanz ein Object, das gegeben werden kann, anzeigen, soll er eine Er- 
kenntniss werden, 20 muss eine beharrliche Anschauung. als die unent- 
behrliche Bedingung der objectiven Realität eines Begrifls, nämlich das, 
wodurch allein der Gegenstand gegeben wird, zum Grunde gelegt werden. 
Nun haben wir aber in der inneren Anschauung gar nichts Beharrliches, ss 
denn das Ich ist nur das Bewusstsein ‚meines Denkeus; also. fehlt es uns 
auch, wenn-wir bloss beim Denken stehen bleiben, an der nothwendigen 
Bedingung, den Begriff der Substanz, d. i. eines für sich bestehenden 
Subjests, auf sich selbst als ‚denkendes: Wesen anzuwenden, und die 
damit verbundene Einfachheit der Substanz ‚Millt mit der objectiven Re- 
eier. mi weht inne 
mu ol! 
retten Palkinn nina ee 
eg a a ge Ne 
ehnztung gegeben werd jan t, Im Untersnteo aber mur, wio es in der Bar 
alchung alıls Solbstdewusstscin rer also an gar kein Object gedheht' wird, 
sondern" für le Beziohung huf Sich als Sıibject (als dio Part des Denkens) wor- 
gestellt wird.‘ lm‘ ersteren wird von Dingen gereder, dis nicht anders als Suhjece 
welacht werden können, im zweiten aber nicht von Diugou, sondoru vom Donken 
(indem ‚man ‚von .allam ‚Objeete abstrabirt), Im weichem das ieh immer zum Bahjeot 
dies Dewusstschns dient; daher kin Schlusssatzo nicht folgen kann: ich kasın nicht 
anders als Subject existiren, sondam nur: ich kann im Donkan meiner Existenz mich 
Ze 


Alngs ‚nichts über die Art meines Daseins eröffnet. “ 
Kare's Kritik der reinen Vornunf, 19 


In 


mw 


nf 









290 Elementarlohre. IL Theil. IL Abtheilung. IL Buch 1 Hauptstück. 


litative Einheit des Selbstbewnsstseins im Denken überhaupt, das Sub- 
ject mag zusunmengesetzt sein oder nicht, verwandelte 0000 


u 
Widerlegung des Mexpetssounschen Beweises von de 
Beharrlichkeit der Sedle. a 


Dieser sbarkinige: Philsnopherkte-bald An; dem gewöhnlielen 
Argumente, "dadurch bewiesen werden soll; dass die Besle (wenn! anan 
einräumt, sie sei ein einfaches Wesen) nicht durch Zertheilung zu 
sein aufhören könne, einen Mangel’ der Zulänglichkeit zu’ der- Absicht, 
ihr die nothwendige Fortdauer zu sichern, indem’ man noch ein Aufhören 
ihres Daseins durch Verschwinden annehmen könnte In seinem Phä- 
don suchte er nun diese Vorgänglichkeit, welche eine wahre Vernichtung 
sein wilde, von ihr ddurch  abzubalten; "dass er sich zu.beweisen.ge- 
traute, ein einfaches Wesen könne gar nicht aufhören zu sein, weil, da 
es gar nicht vermindert werden und also nach und nach etwas an seinem 

413 Dasein verlieren, und so allmählich in nichts verwandelt werden könne 
(indem es keine Theile, also auch keine Vielheit in sich habe), swischen 
«einem Augenblicke, darin es ist, und dem anderen, darin’es nicht mehr 
Allein er bedachte nicht, dass, weun wir gleich der Seele diese einfache 
Natur einräumen, da sie nämlich kein Mannigfaltigos ausser einander, 
mithin keine extensive Grösse enthält, man ihr doch so wenig wie irgend 
einem Existirenden intensive Grösse, d. i. einen Grad der Realität in 
Ansehung aller ihrer Vermögen, ja überhaupt alles dessen, was das 
Dusein ausmacht, ableugnen könne, welcher durch alle unendlich vielen 
kleineren Grade abnelimen, und so die vorgebliche Substanz (das Ding, 
dessen Beharrlichkeit nicht sonst schon fest steht), obgleich nicht durch 
Zertheilung, doch durch allmähliche Nachlassung (remissto) ihrer Kräfte 
(mithin. durch Elanguescenz, wenn es mir erlaubt ist, mich, dieses, Aus- 
drucks zu bedienen,) in nichts. verwandelt. werden. könne. Denn selbst 

«is werden kann,* folglich auch das Vermögen sich seiner bewusst zu sehn, 

® Klarheit ist nieht, wie die Logiker sagen, das Bewusstsein einer Vorstellung; 
denn ein gowisser Grad des Bewusstseins, ‚der ‚aber. zur. Erinnerung. nicht wureicht, 





Von ‚den Parslogismen der reinen Vernunft 291 


und so alle übrigen Vermögen — Also bleibt die Beharrlichkeit der 
selbst ‚unerweislich, obgleich ihre Bebarrlichkeit im Leben, da das den- 
kende Wesen (als Mensch) sich zugleich ein Gegenstand äusserer Sinne 
ist, für sich klaı ist, womit aber dem rationalen Psychologen gar nicht 
Genüge geschieht, der die absolute Beharrlichkeit derselben selbst über 
das Leben hinaus aus. blossen Begriffen zu beweisen unternimmt.* 





mass. selbst in manchen dunkelen Vorstellungen anzutreffen sein, weil ohne alles Be- 
waesstsein wir iu der Verbindung dunkelor Vorstellungen keinen Unterschied machen 
‚welches wir doch bei den Merkmalen mancher Begriffe (wie der von Recht 
und Billigkeit; und der Tonkfinstler, wenn er vielo Noten Im Phantasiren zugleich 
greift) zu tbun vermögen; sondern eine Vorstellung ist klar, in der das Bowusstsein 
zum Bowasstsein des Unterschledes derselben von anderen zuroicht. Belcht 
dieses zwar zar Unterscheidung, aber nicht zum Bewusstsein das Unterschlodes zu, 
20 müsste die Vorstellung noch dunkel genannt werden. Also giebt es unendlich 
wisle Grade des Bonsstseins bis zum Verschwinden. _ 
® Diejenigen; welche, um sine naan Möglichkeit. auf die Bahn zu bingen, schan 
gethan zu haben glauben, wenn sie darauf trotzen, dass man Ihnen keinen 
ch in ihren Voraussetzungen zeigen könne (wis diejenigen insgesamt sind, 
Möglichkeit des Denkens, woron sie nur bei den empirischen Anschauungen 
ine menschlichen Leben ein Beisplol haban, auch nach dessen Aufhörang einzuschen 
glauben), können durch andere Möglichkeiten, die nicht im mindesten kühner sind, 
in grosse Vorloganheit, gebracht werden: Dergleichen, ist .die Möglichkeit der Tha- 
lung einer einfachen Substanz in mehrere Substanzen, und umgekehrt das Zu- 
sammsallieson (Coalition) mehrerer In eine einfache, Denn, obzwar die Theilbarkeit 
ein Zasammengesoiztes voraussetzt, s0 erfordert &io doch nicht nothwendig ein Zu- 
‚summunjteststes von Substanzen, sondern bloss von Graden (der mancherlei Vermigen) 
einer, und derselben Substanz Gleichwie man sich nun alle Kräfte und Vermögen der 
‚Baule, selbst das des Bewusstseins als auf die Hälfte geschwunden denken kann, +0 
doch, dass immer poch Substanz übrig bliebe, > kann man sich auch diese erloschene 
Hälfte als aufbehalten, aber nicht in ihr, sondern ausser ihr olıne Widerspruch 
und ‚dass, da hier alles, was in ihr nur Immer ren) Ist,, folglich. einen 
Grad bat, mötliin die, ganze Existenz derselben, so dass nichts mangelt, halbirt worden, 
‚anmmar. ihr mlalann eine ‚besondere Substanz entspringen würde, Demn die Vielbeit, 
‚worden, war, schon vorher, aber nicht als Vielbeit der Subntanzen, 
‚sondern ‚jeder Roalität als Quantum der Existenz in ihr, und die Einheit der Sab- 
„Stanz war ner «ine Ark zu, oxistiren, die, Aurch diese Theilung allein in eine Mehrheit 


genag 





" Melsebeit. der ;Babsistenz, indem. die.eine. den Grad ‚der Kealitkt ‚allen worigen. au 
im” 


292 Elomontarlehre, IL. Theil.‘ I. Abtheitung: 1. Buch, L Hauptstück. 


410. Nehmen wir nun unsere obigen Sitze, wie sie auch als für’ alle ' 


denkenden Wesen giltig in der rationalen Psyehologie.als Systein genom- 
wien werden müssen, in synthetischem Zusammenhänge, und \gehen 
urvon der Kategorie der Relation mit dem Satze: alle denkenden Wesen 
‚ind als solche Substanzen, rückwärts die Reihe derselben, "bis sich. der 
‚Cirkel schliesst, durch, 50 stossen wir zuletzt auf die Existenz derselben, 
dis allein bewusst sind, sondern die sie auch (in Ansehung der Behnrrlichkeit, 
‚die nothwendig zum Charakter der Substanz gehört) aus sich selbst be- 
stimmen kömmen, Hieraus folgt aber, dass der Idenlismus in eben 
demselben rationalistischen System unvermeidlich sei, wenigstens der 
‚problematische, und, wenn dus Dasein äusserer Dinge zu timmung 
seines eigenen in der Zeit gar nicht erforderlich ist, jenes auch nur ganz 
nmsonat-angenomimen werde, ohne jemals einen Beweis davon geben zu 
können. —n 
Befolgen wir dagegen das analytische Vorfahren, da das „Ich 
denke“ als ein Satz, der schon ein Dasein in sich selillesst, als gugeben, 
mitlin die Modalität zum Grunde liegt, und zergliedern ihn, um 
Inhalt, ob und wie nimlich dieses Ich im Raum oder der Zeit bloss da- 
durch sein Dasein bestimmt, zu erkennen, ‚so würden die Siitze.der ra- 
— DE 7 B 
serimen in sich enthielte; und vielleicht möchten die einfachen Substanzen, welche 
uns die Erscheinung winor Materie geben (freilich zwar nicht dureh alten mechn- 
nischen oder chemischen Einfluss auf einander, aber doch durch einen uns unbekuunten, 
davon jener tur Ai6 Erscheinung wäre), durch dergleichen dynamische 
der Eltörnseclen als Intonsiver Grösson Kindersoelen harvörbringen, Indessen 
Jene ihren Abgang wiederum durch Coalition mit neuer Stoffe von dürselben Artep- 
gänzten. Ich bin weit enfferit, dergleichen Hirigespinnsten den mindesten Werth oder 
Giligkeit einzurlumen; auch haben dis obigen Prineipien der Aunlytik hinreichend 
eingeschärft, von den Kätegorlei (als der der Substanz) keinen anderen als Eir- 
fahrungsgebrauch zu machen. Wenn aber der Ratlonalist ars dem blossen 
vormögen, ohne irgend oine behnrrliche Anschauung, Andarch ein Gegenstand gog 
wiirde, oin für sich bestehendes Weseh zu machen kühn genug ist, bloss weile 
Eisiheit der Apperctption im Denken ihm Keine ErklArung aus dem Zisummenge- 
setzten erlnubt, statt dass er besser thun wilrde zu gestahen, er wisse die Möglich- 
keit einer denkendon Natur nicht zu orklären, warum soll der Mntörialist, ob er _ 
gloich ebenso wenig zum Bohüf seiner Möglichkeiten Erfährutig” anführen kann, nlcht 
zu gleicher Kühnhalt berechtigt son, sich seines Grundantzes mit Beibehaltung der 
formalen Einheit dos ersteren zum entgogengesotzten Gebräuche zu bedienen?" 











| 
| 


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| 


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Von den Paralogismen der reinen Vernunft. 293 


tionalen Seelenlehre nicht vom Begriffe eines denkenden Wesens über- 
haupt, sondern von einer Wirklichkeit anfangen, und aus der Art, wie 
diese gedacht wird, nachdem alles, was dabei empirisch ist, abgesondert 
worden, das was einem denkenden Wesen überhaupt zukommt, gefolgert «19 
werden, wie folgende Tafel zeigt: 


1. 
Ich denke, 
2. 3. 
als Subject, als einfaches Subject, 
4. 
als identisches Subjeet 
in jedem Zustande meines Denkens. 


Weil hier nun im zweiten Satze nicht bestimmt wird, ob ich nur 
als Subject und nicht auch als Prädicat eines anderen existiren und gr 
dacht werden könne, so ist der Begriff eines Subjects hier bloss logisch 
genommen, und es bleibt unbestimmt, vb darunter Substanz verstanden 
werden solle oder nicht. Allein in dem dritten Satze wird die absolute 
Einheit der Apperception, das einfache Ich, in der Vorstellung, darauf 
sich alle Verbindung oder Trennung, welche das Denken ausmacht, be-” 
zieht, auch für sich wichtig, wenn ich gleich noch nichts über des Sub- 
jects Beschaffenheit oder Subsistenz ausgemacht habe. Die Apperception 
ist etwas Beales, und die Einfachheit derselben liegt schon in ihrer 
Möglichkeit. Nun ist im Raum nicht Reales, was einfach wäre; denn 
Punkte (die das einzige Einfache im Raum ausmachen) sine bloss Gren- 
zen, nicht selbet aber etwas, was den Raum als Theil auszumachen dient. 
Also folgt daraus die Unmöglichkeit einer Erklärung meiner als bloss «0 
denkenden Subjects Beschaffenheit aus Gründen des Materislismus. 
Weil aber mein Dasein in dem ersten Satze als gegeben betrachtet wird, 
indem es nicht heisst, ein jedes denkendes Wesen existirt (welches zu- 
gleich ebsolute Nothwendigkeit, und also zu viel von ihnen sagen würde), 
sondern nur: ich existire denkend, so ist er empirisch, und enthält 
die Bestimmbarkeit meines Daseins bloss in Ansehung meiner Vorstel- 
langen in der Zeit. Da ich aber wiederum hierzu zuerst etwas Beharr- 
liches bedarf, dergleichen mir, so fern ich mich denke, gar nicht in der 
inneren Ansehauung gegeben ist, so ist die Art, wie ich existire, ob als 


294 Elsmontarlehre I Theil IR Abkheikung: IN Bach. 1 Hauptsttiek- 


Substanz oder als Accidenz, durch dieses einfache Selbstbewussteein gar 


zu bestimmen möglich. Also wenn der Materialismus zur Er- 

gsart meines Daseins untauglich ist; so ist der Spiritunlismus® 

derselben ebenso wol unzureichend, und die Bchlussfolge ist, dass“ 

auf keine Art, welche es auch sei, von der Beschaffenheit unserer 

le, die die Möglichkeit ihrer abgesonderten Existenz überhaupt betrifft, 
irgend etwas erkennen können. 

Und wie sollte es auch möglich sein, durch die Einheit des Bo- 
wusstseins, die wir selbst nur dadurch kennen, dass wir sie zur Mög- 
Helkeit der Erfahrung unentbehrlich brauchen, tiber Erfahrung (unser 
Dasein im Leben) hinaus zu kommen, und sogar unsere Erkenntnis auf 

4aı die Natur aller denkenden Wesen iiberhaupt durch den empirischen, aber 
in Ansehung aller Art der Anschauung unbestimmten Batz „Ich denke* 
zu erweitern? 

Es giebt also keine rationale Psychologie als Doetrin, die uns 
einen Zusatz zu unserer Selbsterkenntniss verschaffte, sondern nur als. 
Disciplin, welche der speculativen Vernunft in diesem Felde untiher- 
schreitbare Grenzen setzt, einerseits um sich nicht dem seelenlosen Ma- 
terialismus in den Schoss zu werfen, andererseits sich nicht in dem für 
uns im Leben grundlosen Spiritualismus herumschwärmend zu verlieren, 
sondern uns vielmehr erinnert, diese Weigerung unserer Vernunft, den 
nengierigen über dieses Leben hinaus reichenden Fragen befriedigende 
Antwort zu geben, als einen Wink derselben anzusehen, unsere Selbst- 
erkenntniss von der fruchtlosen tberschwenglichen Speeulation zum 
fruchtbaren praktischen Gebrauche anzuwenden, welcher, wenn er gleich 
auch nur immer auf Gegenstlinde der Erfahrung gerichtet ist, ‚seine 
Prineipien doch höher hernimmt, und dns Verhalten so bestimmt, als 
ob unserö Bestimmung unendlich weit über die Erfahrung, mithin 22 
dieses Leben hinaus reiche. 

Man sieht aus allem diesem, dass ein blosser . 
tionalen Psychologie ihren Ursprung gebe. Die Einheit des Bewusst- 
seins, welche den Kategorien zum Grunde liegt, wird hier für Anschau- 

«ss ung des Subjects als Objeets genommen, und darauf die Kategorie der 
Substanz angewandt. Sie ist aber nur die Einheit im Denken, wodurch 
allein kein Objeet gegeben wird, worauf also die Kategorie der Substanz, 
als die jederzeit gegebene Anschauung voraussetzt, nieht angewandt, 


Von den Parnlögismen der reinen Vernunft, 205 
mithin dieses Subject gar nicht erkannt werden kann. Das Suljeet der 
Kütegorien kann also dadurch, dass es diese denkt, nicht von-sich ‚selbst 
als einem Objeete der Kategorien einen Begriff! bekommen; denn um 
diese za denken muss es sein reines Selbstbewusstsein, welches dach hat 
erklärt werden sollen, zum Grunde legen. Ebenso kann das Subject, in 
welchem die Vorstellung der Zeit ursprünglich ihren Grund hat, sein 
eigenes Dasein in der Zeit dadurch nicht "bestimmen; und wenn das 
letztere nicht sein kann, so kann auch das erstere als Bestimmung 
seiner 'selbst(uls denkenden' Wesens überhaupt) durch Kategorien nicht 
stattünden.* 


"Das „Ich denke“ ist, wie schon gesagt, ein empirischer Satz, und hält den 
Satz „Ich axistire“ in sieh. Ich kann aber nicht sagen: allds, was denkt, existirt; 
deun da würde dio Eigenschaft dos Denkens allo Wesen, dio sis besitzen, zu nölh- 
wondigen Wesen machen. Daher kann meino Existenz auch nicht aus dem Satza 
‚Ich denke” als gefolgert angesehen werden, wie Canrzsıns dafür hielt (weil sonst 
der Obersatz: alles, was denkt, oxistirt, vorausgehen ınüssto), sondern Ist mit ihm 
identisch. Er. drückt, eine unbestimmte empirische Anschauung d. I, Wahrnehmung 
aus (mithin beweist er doch, dass schon Empfindung, do folglich zur Sinnlichkeit 
gehört, diesem Existenzialsatz zum Grunde liege), geht aber var der Erfahrung var- 
ber, die das Ohjoct der Wahrnehmung durch die Kategorie ih Anschung der Zeit 
bestimmen soll, und die Existenz ist her noch keine Kategorie, als welche nicht 
auf oln unbestimmt, gegebenes Ohjeet, sondern nur ein solches, davon man einem 
Begriff hat, und woron man wissen will, ob es auch ausser diesem Begriffe gestzt 
sei oder nicht, Bezichung hat Eine unbestimmte Wahrnehmung bedeutet hier nur 
otwas Ranles, das gegeben worden, und zwar nur zum Denken überhaupt, also nicht 
als Erscheinung, auch nicht als Sache an sich selbst (Noumenon), sondern als etwas, 
was in der That existirt, und in dem Satze „Ich deuko“ als ein solches bezeichnet 
wird. Denn es ist zu merken, dass, wenn ich den Satz „Ich danke‘ einen empi- 
gischen Satz genannt habe, ich dadurch nicht sagen will, das Ich In diesem Sutze 
sd enpirische Vorstellung; vielmar ist slo rein Intellsctoll, weil sio zum Denken 

gehört Allein ohne irgend eins empirische Vorstellung, die dan Stoff 
wm Denken abgiebt, würde der Actus „Ich denke“ doch nicht stattfinden, und das 
‚Empirische ist mar die Bedingung der Anwendung oder des Gebrauchs des rainen 
Intallsetuellen Vermögens else 





7 4 80 verschwindet: denn eine über ‚die Grenzen wöglicher Erfahrung 


versuchte und doch zum böchsten Interesse der Menschliät ge: 
ige Erkenntnis, 80 weit sie ‚der ‚opeeulativen Philosophie. verdankt 
werden soll, in getäuschte Erwartung; wobei gleichwol die. 
‚Kritik dadurch, dass sie zugleich die Unmöglichkeit beweist, von“ 
Gegenstandes ‘der Erfahrung über die Erfahrungsgrenzs hinaus etwas 
dogmatisch atiszumachen, der Vernunft bei diesem ihrem] 
ECT PEELWRER IS EIN Eck land rnan ar Or EEE 
Behauptungen des Gogentheils in Sicherheit ‚zu. stellen;- welches 
anders geschehen kann als so, dass man entweder seinen Satzı 
beweist oder, wenu dieses nicht gelingt, die Quellen dieses Unverm 
anfsacht, welche, wenn sie in den nothwendigen Schranken unserer Ver- 
nunft legen, alsdann jeden Gegner gerade demselben Gesetze der Entan- 
gung ‚aller Ansprüche auf dogmatische Behauptung unterwerfen mllssen. 
* @leichwol wird hierdurch für die Befugnis, ja gar die Nothwendig- 
keit der Annehmung eines künftigen Lebens nach Grundsätzen des mit 
dem speoulativen verbundenen praktischen Vernunftgebrauchs nicht das 
mindeste verloren; denn der bloss speculative Beweis hat auf die geimeine 
Mensehenvernunft olinedem niemals einigen Einfluss haben können, Br 
ist so'auf’eine Haaresspitze gestellt, dass selbst die Schule,ihn. auf der- 
selben nur 0 lange erhalten kann, als sie ihn als einen Kreisel-um-sich 
selbst sich unaufhörlich drehen lässt, und er in ihren eigenen Augen also 
keine. beharrliche Grundlage abgiebt, worauf etwas gebaut werden könnte, 
«25 Die Beweise, die für die Welt brauchbar sind, bleiben hierbei alle in ihrem. 
unverminderten Werthe, und gewinnen vielmehr durch Abstellung jener 
dogmatischen Anmassungen an Klarheit und ungekünstelter Uebarzeu- 
gung, indem sie die Vernunft in jhr eigenthimliches Gebiet, nämlich die 
Ordnung der Zwecke, die doch zugleich eine Ordnung der Natur ist 
aa ee Ve 
‚ohne auf die Bedingungen der letzteren eingeschränkt zu sein, die erstere 
und mit ihr unsere eigene Existenz über die Grenzen der Erfahrung und 
des Lebens hinaus zu erweitern berechtigt ist. Nach der Analogie mit 
9 der Natur lebender Wesen in dieser Welt, an welchen die Vernunft.es 
, nothwendig zum Grundsatze annehmen muss, dass kein Organ, kein Ver- 
mögen, kein Antrieb, also nichts Entbehrliches oder für den Gebrauch 
Unproportionirtes, mithin Unzweckmässiges anzutreffen, sondern alles 






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h 


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000 YVonden Parnlogismen der reinen Vormmnft. MT 


seiner Bestimmung im Leben genau angemessen sei, zu urlheilen, müsste 
der Mensch, der doch allein den leizten Endzweck von allem diesem in 
sich enthalten kann, das einzige Geschöpf sein, ‚welches davon ansge- 
nommen wäre: Denn seine Naturanlagen, nicht bloss den Talenten und 
‚Antrieben nach, (davon Gebrauch zu ‚machen, sondern vornehmlich das 
moralische Gesetz in ihm, gehen so weit über allen Nutzen und Vortheil, 
dien ‚er in diesem Leben daraus ziehen könnte, dass das letztere sogar 
mangelung aller Vortheile, selbst sogar des Schattenwerks vom Nach- 6 
ruhm; über alles ‚hochschätzen lehrt, und er sich innerlich dazu berufen 
fühlt, ‚sich durch sein Verhalten in dieser Welt mit Verzichtthuung auf 
viele Vortheile zum Bürger einer besseren, die er in der Idee hat, taug- 
lich‘ zu machen. Dieser michtige, niemals zu widerlegende Beweisgrund, 
begleitet «durch eine sich unaufhörlich vermehrende Erkenntniss der 
Zweckmissigkeit in allem, was wir vor uns sehen, und durch eine, Aus- 
sicht in die Unermesslichkeit-der Schöpfung, mithin such durch das Be- 





En Ali reine en gehehn angehen the iäign 
Fortdauer unserer Existenz aus der. bloss theoretischen Erkemntniss 
unserer selbst einzuschen. 


Beschluss der Auflösung des psychologischen Paralogismus. 


Der dinlektische Schein in der rationalen Psychologie beruht auf 
der Verwechselung einer Ideo der Vernunft (einer reinen Intelligenz) mit 
dem in allen Stücken unbestiinmten Begriffe eines denkenden Wesens 
überhaupt. Ich denke mich’ selbst zum Behuf einer möglichen Erfahrung, 
indem ich hoch von aller wirklichen Erfnhrumg abetrahire, und achliesse 
daraus, dass ich mär meiner Existenz auch ausser der Erfahrung und 
den empirischen Bedingungen derselben bewusst werden könne. Folglich ar 
verwechsele ich die mögliche Abstraetion von meiner empirisch be- 
stiniiten Existeng init dem vermeinten Bewusstsein einer abgesondert 
möglichen Existenz meines denkenden Selbst, und glaube das Substan- 
Halo in mir ale das transscondentale Subject zu erkennen, indem ich bloss 
die Einheit des Bewusstseins, welcho allem Bestimmen als der blossen 
Part der Erkenntnis zum Grunde liegt, in Gedanken habe: 


rw _ 








298 Elementarlohrs. IL Theil. IL Abtheiling. IE Buch: I. Haupastück. 


Die Aufgabe, die Gemeinschaft der Seele mit dem Körper zu er- | 
klären, gehört nicht eigentlich zu derjenigen Psychologie; wovon hier die 
Rede ist, weil sie die Persönlichkeit der Seele auch ausser dieser Gemein- 
schaft (nach dem Tode) zu beweisen die Absicht hat, und also im eigent- 
lichen Verstande transscendent ist, ob sie sich gleich mit einem'Objeete 
der Erfahrung beschäftigt, aber nur‘ so fern es aufhört, ein Gegenstand der 
Erfahrung zu sein. Indessen kann such hierauf nach unserem Lehrbegrifle 
hinreichende Antwort gegeben werden. Die Schwierigkeit, welche diese 
Aufgabe veranlasst hat, besteht, wie bekannt, in der vorausgesetzten 
Ungleichartigkeit des Gegenstandes des inneren Binnes (der Seele) mit 
den Gegenständen iusserer Sinne, ‘da jenem nur ‚die Zeit, diesen ‚auch 
der Raum zur formalen Bedingung ihrer Anschauung anhängt "Bedenkt 
man aber, dass beiderlei Art von Gegenständen hierin sich nicht inmer- 
lich, sondern nur, s0 fern einer dem anderen Ausserlich erscheint, von 

«5 einander unterscheiden, mithin das, was der Erscheinung der Materie als 
Ding-an sich selbt zum Grunde liegt, vielleicht: so ungleichärtig nicht 
sein dürfte, so verschwindet diese Schwierigkeit; und es bleibt. keine 
andere übrig als die, wie überhaupt eine Gemeinschaft von Substanzen 
möglich sei, welche zu lösen ganz ausser dem‘ Felde der Psychologie 
und, wie der Leser nach dem, was in ‚der Analytik von-Grundkräften 
und Vermögen gesagt worden, leicht urtheilen wird, ohne allen Zweifel 
auch ausser dem Felde aller menschlichen Erkenntnis liegt. 


Allgemeine Anmerkung, den Uebergang von der rationalen 
Psychologie zur Kosmologie betreffend. e „ 


Er 

N Der Satz „Ich denke“ oder „Ich existire denkend“ ist ein empi- 
A, ischer Satz. Einem solchen aber liegt empirische Anschauung, folglich 
auch das gedachte Object als Erscheinung zum Grunde, und so scheint 
es, als wenn nach unserer Theorie ‘die Seele ganz und gar, selbst. im 
Denken, in Erscheinung verwandelt‘würde, und auf solche Weise unser 
Bewusstsein selbst als. blosser Schein in der That auf nichts gehen milsste, 
Das Denken, für ‚sich genommen, ist bloss die logische Function, 
mithin lauter Spontaneität der Verbindung des Mannigfaltigen, einer bloss 
möglichen Anschauung, und stellt das Subject des Bewusstseins ‚keines- 
0 wegs als Erscheinung dar, bloss. darum, weil es gar keine Rücksicht auf 





0) Yon dem Paralopismen der reinen Vernuoft.. 299 


die Art der Anschauung nimmt; ob sie sinnlich‘ oder intelleotuell sei. 
Dadurch stelle ich mich mir selbst weder wie ich bin; noch wie ich mir! 
erscheine, vor, sondern ich denke mich nur wie ein jedes Object über- 
haupt; von dessen Art der Anschauung ich abstrahire Wenn ich mich 
hier als Bubject der Gedanken oder auch als Grund des Deuikens vor-, 
stelle, s0 bedeuten diese Vorstellungsarten nicht die Kategorien der Sub- 
‚stanz oder der Ursache, denn diese sind jene Functionen des Denkens: 
(Urtheilens) schon auf unsere sinnliche Anschauung angewandt, welche 
freilich erfordert werden würde, wenn ich mich erkennen wollte. Nun: 
will-ich mir meiner aber nur als denkend bewusst werden; wie mein 
eigenes Selbst in der Anschauung gegeben sei, das setze ich bei Seite, 
und da könnte es mir, der ich denke, aber nicht so fern ich denke, bloss 
Erscheinung sein; im Bewusstsein meiner Selbst beim blossen Denken 
bin ich das Wesen Fe en ir dadurch noch 
nichts zum Denken gegeben ist. 

Der Satz aber „Ich denke“, BemererReeN „Ich exi- 
stire denkend“, ist nicht blosse logische Funetion, sondern bestimmt 
das Subjeot (welches denn zugleich Object ist) in Ansehung der Existenz, 
und kann ohne den inneren Sinm nicht stattfinden, dessen Anschauung 
jederzeit-das Objeet nicht als Ding an sich selbst, sondern bloss als Er- 
scheinung an die Hand giebt. In ihm ist also schon nicht mehr blosse «so 
Spontaneität des ‚Denkens, sondern auch Receptivität der Anschauung, 
& i. das Denken meiner selbst auf die empirische Anschanmg eben des- 
selben Subjeets angewandt: ' In dieser letzteren. ımiisste denn nun das 
denkende Selbst die Bedingungen des Gebrauchs seiner logischen Fune- 
tionen zu Kategorien der Substanz, der Ursache u. s:w. suchen, um sich 
als Objeet an sich selbst nicht bloss durch das Ich zu bezeichnen, sondern 
auch ‚die Art seines Daseins zu bestimmen, d. i. sich als Noumenon zu 
- erkennen, welches ‘aber unmöglich ist, indem die innere empirische An- 
giebt, die dem Objeet des reinen Bewusstseins zur Kenntniss seiner 
abgesonderten Existenz nichts Hefern, sondern bloss der Erfahrung zum 
Behufo dienen kann. 

"Gesetzt aber, es fände sich in der Folge, nicht: in der Erfahrung, 

sondern in gewissen (nieht bloss logischen Regeln, sondern) a priori fest- 
‚stehenden, unsere Existenz betreffenden Gesetzen des reinen Vernunft- 














300 Klsmontarlahre. IE Theil IL Abtheilung. I Buch. LE Hnuptstück. 


gebrouchs Veranlassung, uns völlig « prior in Ansehung unseres eigenen 
Daseins als gesetzgebend und diese Existenz auch selbst bestimmend: 
vorauszusetzen, s0 würde sich dadurch eine Spontaneität- entdecken, wo- 
dureh unsere Wirkliehkeit bestimmbar wäre, ohne dazu. 
der ‚empirischen Abschauung zu. bedürfen; und hier würden wir.inne | 
werden, dass im Bewusstsein unseres Daseins @ prior etwas enthalten 
ssı sei, was unsere nur sinnlich durchgängig bestimmbare Existenz doch in 
Ansehung eines gewissen inneren Vermögens in Beziehung auf eine intelli- 
gibele (freilich nur gedachte) Welt zu bestimmen dienen kan... 
‚Aber dieses würde nichts desto weniger alle Versuche in.der ratio- 
nalen Psychologie nicht im mindesten weiter bringen. Denn ich würde 
durch jenes bewundernswürdige Vermögen, welches mir das Bewusstsein 
des moralischen Gesetzes allererst offenbart, zwar ein Prineip. der Be 
stimmung meiner Existenz, welches rein intelleetuell ist, haben; aber 
durch welche Prüdicats? Durel® keine anderen als. die mir in der sinn- 
lichen Anschauung gegeben werden müssen, und »0 würde ich da wiederum. 
hin gerathen, wo-ich in der rationalen Psychologie war; nämlich in: das 
Bedürfniss sinnlicher "Anschauungen, um meinen Verstandesbegriffen, 
Substanz, Ursache u. s. w., wodurch ich allein Erkenntniss von mir 
haben kann, Bedeutung zu verschaffen; jene Anschauungen können mir 
aber über das Peld.der Erfahrung niemals hinaus helfen.  Indessen:wiirde 
ich duch diese Begriffe in Anschung des praktischen Gebrauchs, welcher 
doch immer auf Gegenstände der Erführung gerichtet ist, der im theo- 
retischen Gebrauche analogen Bedeutung: gemäss auf‘ die’ Freiheit und 
das Subject derselben anzuwenden befugt sein, indem ich bloss die 
logischen Funstionen des Subjects und Prädicats des Grundes und‘ der 
Folge darunter verstehe, denen gemiss die Handlungen oder die’ Wir- 
se kungen, jenen Gesetzen gemäss, so bestimmt werden, dass'sie zugleich. 
mit den Naturgesetzen, den Kategorien. der Substanz und der Ursache - 
allemal gemilss, erklärt werden können, ob.sie gleich aus ganz anderem 
Prineip entspringen. Dieses hat nur zur Verhütung des Missverstandes, 
dem die Lehre von unserer Selbstunschauung als Ercheinung leicht aus- 
setzt ist, gesagt sein sollen Im Folgenden wird man davon’ Gebraueh 
zu machen Gelegenheit haben.*] w 


% Man vgl. 8 406. Anın. 1. 


0 Von den Puralogisimen der reinen Vernunft: 301 





2. Dar nein Di 


f 
v 


mine a > Die Antinomie der reinen Vernunft, 


De abet der Binleitung mw diesem Theile unseres Werk ges 
zeigt, dass aller transscendentale Schein der reinen Vernunft auf dialek- 
tischen Schlüssen beruhe, deren Schema die Logik in den drei formalen 
Arten der Vernunftschlüsse überlisupt an die Hand giebt, so wie etwa 
die Kategorien Ihr logisches Schema in den vier Functionen aller Urtheile 
antreffen. Die erste Art dieser verntinftelnden Schlüsse ging auf die 
mbedingte Einheit der subjectiven Bedingungen aller „Vorstellungen 
überhaupt (des Subjects oder der Seele) in Correspondenz mit den kate- 
gorischen Vernunftschlüssen, deren Oberantz ls Prineip die Beziehung 
eities Pridieats auf ein Bubjeet aussagt. Die zweite Art des dinlek- ss 
tischen Arguments wird also nach der Analogie mit hypothetischen 
Vernunftschltissen die unbedingte Einheit der objeetiven Bedingungen in 

'zu Ihrem Inhalte machen, &0 wie die dritte Art, die 
im folgenden Hanptstticke vorkommen wird, die unbedingte Binheit der 
er eis der Gegenstände dberhänpt'warı 


: Te piskiteg äuss der transscendentale Paralogismus 
einen bloss einseitigen Schein in Anschung der Idee von dem Subjeete 
unseres Denkens bewirkte, und zur Behnuptung des Gegentleile sich 
nicht der mindeste Schein aus Vernumfibegriffen vorfinden will. Der 
Vortheil Ist gänzlich nuf der Seite des Pieumntismus, obgleich dieser 
den Erbfehler nicht verleugnen katn, bei allem ihm gtinstigen Schein in 
der Ponerprobe der Kritik sich in lauter Dunst aufzulösen. 
"Ganz anders fillt es aus, wenn wir die Vernunft auf die öbjeetive 
Synthosis der Erscheinungen anwenden, wo sie ihr Prineipium der 
unbedingten Einheit zwar mit vielem Scheine geltend zu machen denkt, 
sich aber bald in solche Widersprüche verwickelt, dass sie genöthigt wird 
in kosmologischer Absicht von ihrer Forderung abzustehen. 

Hier zeigt sich nämlich ein neues Phänomen der menschlichen Ver- 
nnft, wänilich eine ganz natürliche Antithetik, auf die keiner zu grübeln 


302 lementarlehre. IL Theil, IL Abthellung. AL Buch. IL. Hauptstück. 


ss und ktinstlich Schlingen zu legen braucht, ‚sondern in. welche die Vernunft 
von selbst und zwar unvermeidlich geräth, and dadurch zwar vor dem 


Schlummer einer eingebildeten Ueberzeugung, den ein bloss einseitiger 


Schein hervorbringt, verwahrt, aber zugleich in Versuchung gebracht 
wird, sich entweder einer skeptischen Hoffnungslosigkeit zu überlassen, 
‚oder einen dogmatischen Trotz anzunehmen und den Kopf steif auf ge- 
wisse Behauptungen zu setzen, ohne den Gründen des Gegentheils Gehör 
und Gerechtigkeit, widorfahren zu lassen. Beides ist dar Tod einer ge 
sunden Philosophie, wiewol jener allenfalls noch die Euthanasie der 
zeinen Vernunft genannt werden könnte 1 00m nn mn 
Ehe wir die Auftritte des Zwiespalts ‚und der Zerrittungen. sehen 
lassen, welche dieser Widerstreit der Gesetze (Antinomie) der reinen 
Vernunft veranlasst, ‚wollen wir gewisse Erörterungen geben, welche die 
Methode erlädtern und rechtfertigen können, deren wir uns in Behand- 
lung unseres Gegenstandes bedienen. lch.nenne alle 
Ideen, 20: fern. uio..die, abolute Totalität in dar. Byntiasin den Krankeh, 
nungen betreffen, Weltbegriffe, theils wegen eben dieser unbedingten 
Totalität, worauf auch der Begriff des Weltganzen beruht, der selbst nur 
„eine Idee ist, theils weil sio.lediglich auf die Synthesis.der Erscheinungen, 
mithin die empirische gehen, da hingegen die ‚alsolute Totalität in der 
45 Synthesis der Bedingungen aller möglichen Dinge überhaupt ein. Ideal 
der reinen Vernunft veranlassen wird, welches von dem Weltbegrifle 
gänzlich ‚unterschieden ist, ob es gleich darauf in Beziehung steht. Da- 
her, so wie die Paralogismen der reinen Vernunft den Grund zu einer 
dalcktischen Psychologie legten, so wird die Antinomie der, reinen Vor- 
aunft die, transscendentalen Grundalitze einer vermeinten ‚reinen  (ratio- 
nalen) Kosmologie vor Augen stellen, «nicht um. sie.giltig. zu, finden und 
sich zuzueignen, sondern, ‚wie e8/auch schon die Benennung, von, einem 
Widerstreit der Vernunft anzeigt, um sie,als eine Idee, die sich mit Er- 
scheinungen nicht vereinbaren lässt, innen DeibräeeieiE 
‚Scheine darzustellen. er 


DET 







A. Abschnitt. System’ der kosmelogischen Tdosıt. 308 


m "Der Antinomie der reinen Vernunft f 


erster Abschnitt. 


- Ai 


ai ‚System der kosmologischen Ideen, 


N EEE EEE ERTL 
sion aufzählen zu können, müssen wir'erstlich bemerken, dass nur der 
Verstand es sei, aus welchem reine und transseendentale "Begriffe ent-, 
sondern»allenfalls nur den Verstandesbegriff von den unvermeidlichen 
Einschränkungen einer möglichen Erfahrung frei mache, und ihn’ also, 
über die Grenzen-des Empirischen, doch aber in Verknüpfung mit dem- 
selben, zu erweitern sucht. Dieses geschieht dadurch, dass: sie. zu einem4se 
gegebenen Bedingten auf.der Seite der Bedingungen (unter denen der 
Verstand alle Erscheinungen der synthetischen. Einheit unterwirft) abso- 
lute Totalität- fordert und: dadurch die Kätegorie zur. transscendentalen’ 
Idoo meicht, um der empirischen Syuthesis darch die Fortsetzung der- 
selben his zum ‚Unbedingten (welches niemals in der Erfahrung, sondern 
wur in der Idee angetroffen wird) absolute Vollständigkeit zu geben. ı Die 
Vernunft fordert diests nach dem Grundsatze: wenn. das Bedingte 
gegeben ist, so ist auch die ganze Summe.der Bedingungen, 
mithin das schlechthin Unbedingte gegeben, wodurch jenes allein) 
möglich war. ; Also: werden erstlich die transseendentalen Ideen eigent- 
lich nichts als bis zum Unbedingten erweiterte Kategorien sein, und jene 
werden sich-in eins Tafel bringen lassen, ‚die nach den Titeln. der letz- 
teren angeordnet -ist: «Zweitens aber werden ‚doch auch nicht ‚alle 
Kategorien. dazu taugen, sondern. nur diejenigen, in welchen. die Syn- 
thesis ine, Reihe susmacht, und. zwar der ‚einander untergeordneten 
(nicht  beigeordnsten) Bedingungen zu einem Bedingten, Die absolute 
Totakität wird. von der Vernunft nur so fern gefordert, al sin.dia auf 


nm, Amskung dt uarhinsen Tell er 
schon vorausgesetzt und zit diesem auch als gegeben anzusehen, an- 






304 Klementarlehre. II. Theil. I Abthellung. “IL Buch; IL Hauptstlick, 


statt dass, da die Folgen ihre Bedingungen nicht: möglich 
dern vielmohr voraussetzen, man im Bortgeugwian dentHölgen! (oder kan | 
Abelkgen won: Bar gegebenen Beiängung: zu. dom Bodingiun) rasen] 
mert sein kann, ob die Reihe aufhöre oder nicht, und überhaupt die 
Frage wegen ihrer Totalität gar keine Voraussetzung, der Vernunft ist. 

So denkt man sich nothwendig eine bis auf den gegebenen Augen- 
blick völlig abgelaufene Zeit auch als gegeben (wenn gleich micht durch. 
uns bestimmbar): Was aber dio künftige batrift, da sie die Bedingung 
nicht jet zu der Gegenwart zu gelangen, a0 ist es, um diese zu begreifen, 
ganz gleichgiltig, wie wir es mit der ktinfigen Zeit haltan- wollen, ob 
man sie irgendwo aufhören oder ins unendliche laufen lassen will. Es 
sei die Reihe m, n, 0, worin n ala bedingt in Anschung von'm, aber zu- 
gleich 'als Bedingung von o gegeben ist; die Reihe gehe ‚aufwärts von 
dem bedingten n zu m (1, k, it. =. w.), imgleichen‘ ‚abwärts von der 
Bedingung n zum bedingten 0 (p,'g, r u. sw.) 30 mass ich’ die’ erstere. 
Reihe voraussetzen, um n als gegeben anzusehen, und n ist nach ‚der 
Vernunft (der Totalität der Bedingungen) nur vermittelst ‘jener Reihe 
möglich; seins Möglichkeit bernht aber nicht auf der folgenden Reiheo, 

65 p, q, 2, die daher auch nicht als gegeben, sondern nur als dabilis ange 
schen werden könnte, De 

Ich will - die Syutliesis einer Reihe auf der Seite der Bedingungen, 
also von derjenigen an, welche die nächste zur gegebenen Erscheinung 
ist, und 50 zu den entfornteren Bedingungen, die regrössive, diejenige 
aber, die auf der Seite des Bedingten von der nächsten Folge zu dem 
entfernteren fortgeht, die progressive Syntliesis nennen. Die erstere 
geht in antecedostia, die zweite in consquentia. | Die kosmologischen 
Ideen also beschäftigen +" 'h mit der Votalität der regressiven 
und gehen in antesedentin, nieht in consequentia. Wenn: dieses letztere, 
geschieht, so ist es ein willkürliches und nicht nothwendiges Problem 
der reinen Vernunft, weil wir zur vollständigen Begreiflichkeit dessen, 
was in der Erscheinung gegeben ist, wol der Gründe, nicht aber der 
Folgen bedürfen." 

Um nun nach der Tafel der Kategorien die Tafel der Ideen ein- 
auriehten, 80 nehmen wir zuerst die zwei ursprünglichen guande aller 
unserer Anschauung, Zeit und Raum. ‘Die Zeit ist an sich selbst eine 
Reihe (und’ die formale Bedingung aller Reihen), und daher sind in ihr 


ul 


a 


—— 


H)Abschnitt. 'Syatem dor kosmologischen Idoem. 808 


in Anschung einer gegebenen Gegenwart die anteodentis als Bedingungen 
(das Vergangene) von den eonsrguontibus (dem Kütiftigen) # prüri zu 
Wotalität der Reihe der Bedingungen zu einem ‚gegebenen Bedingten u 
wur anf alle vergungene Zeit. Es wird nach der Idee der Vernunft die 
ganzeverlaufene Zeit als Bedingung des gegebenen Augenblicks noth- 
wendig als gegeben gedacht Was aber den Baum betrifft, so ist in 
ihm an sich selbst kein Unterschied «lies Progressus vom Regressus, weil 
er ein Aggregat aber keine Reihe ausmacht, indem seine Theile ins- 
gesammt zugleich sind. ‘Den gegenwärtigen Zeitpunkt konnte ich in 
Ansehung ‚der vergangenen Zeit nur als bedingt, niemals aber als Be- 
dingung, derselben anschen, weil dieser Augenblick nur durch die ver- 
fossene Zeit (oder vielmehr dürch das Vertliessen der vorhergehenden 
Zeit) allererst entspringt. Aber da die Theile des Raumes einander nicht 
untergeordnet, sondern. beigtordnet sind, so ist ein Theil nicht die Be- 
dingung der) Möglichkeit, des anderen, und er macht nicht so wie die 
Zeit ‚an sich ‚selbst eine Reihe aus, Allein: die ‚Syntliesis der mannig- 
faltigen Theile des Raumes, wodurch. wir ihn apprehendiren, ist doch 
suecessiv, geschieht also in der Zeit und enthält eine Reihe. ‘Und da in 
dieser Reihe der aggregirten Räume (s. B: der Füsse in einer Ruthe) 
von einem gegebenen an die weiter hinzugedachten immer die Bedin- 
guug von der Grenze der vorigen sind, so ist das Messen einds 
Raumes, aucl.nls eine Synthesis einer Reihe der Bedingungen zu einem: 
gegebenen ‚Bedingten ‚anzusehen, nur dass die Seite der Bedingungen 
von der Seite, nach welcher das. Bedingte hin liegt, an sich selbst nicht 
unterschieden ist, folglich regressus und progressus im Raume einerlei zu 0 
sein scheint. Weil indessen ein Theil’ des Raums nicht-durch den ande- 
ren gegeben, sondern nur begrenzt wird, so müssen wir jeden begrenzten 
Raum in so fern auch als bedingt ansehen, der eineyg anderen Ratım als 
die Bedingung seiner Grenze voraussetzt, und so fortan. In Ansehung 
der Begrenzung ist also der Fortgang im Raume- auch ein Regressus, 
und die transscendentale Idee der absoluten Potalitit der Synthesis in 
der Reihe der Bedingungen trifft auch den Raum, und ich kann ebenso 
wol nach. der absoluten. Totalität der Erscheinung im Raume, als der in 
der» verflossenen. Zeit fragen. Ob aber überall darauf auch eine Antwort 
möglich sei, wird sich künftig bestimmen lassen. 
Kaur's Kritik der reinen Vernunft, “© 


I 


806 Elsmentarlehre: IL Theil: IE Abtheilung. IL Bach, 1. Hauptstück. 


© + Zweitens, so ist die Realititt im Raume d. i. die Materie ein Beding- 
tes, dessen innere Bedingungen seine Theile, und die Theile der Theile 
die entfernten Bedingungen sind, so dass hier eine regressivo Synthesis 
stattfindet, deren absolute Totalität die Vernunft fordert, welche nicht 
anders als durch ‘eine vollendete Theilung, dadurch die Realität der 
Materie entweder in nichts oder doch in das, was nicht mehr Materie 
ist, nämlich das Einfache verschwindet, stattfinden kann. Folglich ist 
hier aueh DER SB VERS Ice ae Fe ara 
bedingten. 

“u EEE TEUER u 
Erscheinungen anlangt, so schiekt sich die Kategorie der Substanz mit 
ihren Aceidenzen nicht zu einer transseendentalen Idee, d. i. die Ver- 
nunft hat keinen Grund in Ansehung ihrer regressiv auf Bedingungen 
zu gehen. Denn Aceidenzen sind (so fern sie einor einigen Substanz in- 
häriren) einander eoordinirt und machen keine Reihe aus, In Ansehung 
der Substanz aber sind sie derselben eigentlich nicht subordinirt, sondern 
die Art zu existirn der Substanz selber. Was hierbei noch scheinen 
könnte eine Idee der transscondentalen Vernunft zu sein, wäre der Be- 
griff! vom Substantiale. Allein da dieses nichts Anderes bedeutet als 
den Begriff vom Gegenstände überhaupt, welcher subsistirt, so fern man 
an ihm bloss das transscendentale Subject ohne alle Prädieate denkt, 
hier aber nur die Rede vom Unbedingten in der Reihe der Erscheinun- 
gen ist, so’ ist klar, dass das Substantiale kein Glied in’ derselben aus- 
machen könne, Eben dasselbe gilt auch von Substanzen in Gemeinschaft, 
welche blosse Aggregate sind und keinen Exponenten einer Reihe haben, 
indem sie nicht einander als Bedingungen ihrer Möglichkeit subordinirt 
sind, welches man wol von den Räumen sagen konnte, deren Grenze 
niemals an sich, sondern immer durch einen anderen Raum bestimmt 
war. Es bleibt also nur die Kategorie der Causalität übrig, welche 
eine Reihe der Ursachen zu einer ‘gegebenen Wirkung darbietet, in 

«4 welcher man von der letzteren als dem Bedingten zu jenen als Bedin- 
gungen aufsteigen, und der Vernunftfrage antworten kann. 

Viertens, die Begriffe des Möglichen, Wirklichen und Nothwendigen 
führen auf keine Reihe, ausser nur, #0 fern das Zufällige im Dasein 
jederzeit als bedingt angesehen werden muss, and nach (der Regel ‘des 
Verstandes auf eine Bedingung weist, darunter es nothwendig ist, diese 


| 


| 


| 
— L Abschnitt System dar kesmologischen Ideen. 307 


auf eine höhere Bedingung zu weisen, bis die Vernunft nur in der To- 
talität dieser Reihe die unbedingte Nothwendigkeit antriflt. 

Es sind demnach nicht mehr als vier kosmologische Ideen, nach 
‚den vier Titeln 'der Kategorien, wenn man diejenigen aushebt, welche 
‚eine ‚Reihe in der Synthesis des Mannigfaltigen ET In sich 
führen: 

.. \ 43 “u 

ib ai Die absolute Vollständigkeit 

iZZE der Zusammensetzung 

des gegebenen Ganzen aller Erscheinungen. ' 


W r 2. N rd: 
"Die absolute Vollständigkeit Die absolute Vollständigkeit 
der Theilung der Entstehung 
eines gegebenen Ganzen in dor einer Erscheinung überhaupt. 
Erscheinung 





de | 
Die absolute Vollständigkeit 
der Abhängigkeit des Daseins 
„des Veränderlichen in der Erscheinung. 


Zuerst ist hierbei anzumerken, dass die Idee der absoluten Totali« 
tät nichts Anderes als die Exposition der Erscheinungen betreffe, 
aithin nicht den reinen Verstandesbegriff von einem Ganzen der Dinge 
überhaupt: Es werden hier also Erscheinungen als gegeben betrachtet, 
und die Vernunft fordert die absolute Vollständigkeit der Bedingungen 
ihrer Möglichkeit, so fern diese eins Reihe ausmachen, mithin eine 
schlechthin (d: i. in aller Absicht) vollständige Synthesis, wodurch die 
Erscheinung nach Verstandesgesetzen exponirt werden könne. 
Zweitens ist os eigentlich nur das Unbedingte, was die Vernunft in 
dieser reihenweise, und zwar regressiv fortgesetzten Synthesis der Be- au 
dingungen sucht, gleichsam die Vollständigkeit in der Reihe der Prä- 
missen, die zusammen weiter keine anderen voraussetzen. Dieses Unbe- 
dingte ist num ‚jederzeit in der absoluten Totalität der Reihe, wenn 
man sie sich in der Einbildung vorstellt, enthalten. Allein diese schlecht- 
kin vollendete Synthesis ist wiederum nur eine Idee; denn man kan 
‚zum. voraus nicht wissen, ob eine solche bei Erscheinungen 


‚auch möglich sei. Wenn man-sich alles durch blosse reine Verstandes- 
20* 


Zn 


308 Elomentarlehre IL'Theil: (EL Abthellung.- 11.-Buch. IL Hanptstück. 


bagriffe, ohne Bedingungen der sinnlichen Anschauung vorstellt, so kann 


man geradezu sagen, dass zu einem gegebenen Bedingten auch die ganze 
Reihe ‚einander subordinirter Bedingungen; gegeben sei; denn jenes ist 
allein durch diese gegeben. "Allein bei  Eräehairust gend ist eiä bilenaiEe ZZ) 
Einschränkung der Art, wie Bedingungen gegeben werden, anzutreffen, 
nämlich dureh die successive Synthesis des Mannigfaltigen der Auschau- 
ung, die im Regressus vollständig ‚sein sol. Ob diese V. ii 
nun sinnlich möglich ‚sei, ist noch ein Problem. Allein die Idee dieser 
Vollständigkeit liegt doch in der Vernunft, unangesehen der Möglichkeit 
oder Unmöglichkeit, ihr adäquat empirische Begrifle zu verknüpfen. Also 
da in der absoluten Totalität der regressiven Syntliesis des Mannigfalti- 
gen in der Erscheinung (nach Anleitung der Kategorien, die sie als eine 
Reihe von Bedingungen zu einem gegebenen Bedingten vorstellen) dus 

45 Unbedingte nothwendig enthalten ist, man mag auch unausgemacht lassen, 
ob und wie diese Totalität zu Stande zu bringen sei, so nimmt die Ver- 
aunft bier den Weg, von der Idee der Totalität auszugehen, ob sie gleich 
eigentlich das Unbedingte, es sei der ganzen Reihe oder eines "Theils 
derselben, zur Endabsicht hat. 

Dieses Unbedingte kann man sich nun gedenken entweder als blass 
in.der ganzen Reihe bestehend, in der also alle Glieder ohne Ausnahme 
bedingt und nur das Gunze derselben schlechthin unbedingt wäre, und 
dann. heisst der Regressus unendlich; oder das absolut Unbedingte ist 
nur ein Theil der Reihe, dem die übrigen Glieder derselben untergeard- 
net sind, der selbst.aber unter keiner anderen Bedingung steht.* In dem 
ersteren Fulle ist-die Reihe « parte priori ohne Grenzen (ohne Anfang), 
di. unendlich, und gleichwol gans gegeben; der Regressus in ihr aber 
ist niemals vollendet, und kann nur ‚potendieliter unendlich ‚genannt 

us werden. Im zweiten Falle giebt es ein Erstes der Reihe, welches in 
Anschung der, verflossenen Zeit. der. Weltanfang, in Ansehung des 
Raumes die Weltgrenze, in Ansehung der Theile eines in seinen 


* Dis absolate Ganze, der) Reihe ‚von Bedingungen ‚zu, einem, gegebenen ‚Bo- 
dingten ist jederzeit unbedingt, weil ansser Ihr keine Bedingungen, mehr sind, in 
Ausehung deren os bedingt sein köunte. Allein dieses absolute Ganze einer solchen 
Reihe ist nur eine Idee oder vielmehr ein problematischer Bogriff, dessen Möglichkeit 
untersucht werden muss, und zwar In Beziehung auf die Art, wie dns Unbediigte 
«ls dio eigentliche transscondentale Idee, worauf es ankommt, Anrin enthalten sein mag. 


| 





00 L Abschnitt System dar kosmologischen Ideen. 309 


Grenzen gegebenen Ganzen das Einfache, in Ansehnng der Ursachen 
die absolute Belbstthätigkeit (Freiheit), in Anschung des Daseins ver- 
änderlicher Dinge die absolute Naturnotliwendigkeit heisst. 

Wir haben zwei Ausdrticke: „Welt“ und „Natur“, welche "bisweilen 
in einander laufen. Der erste bedeutet das mathematische Ganze’ aller 
Erscheinungen und die Votalität ihrer Synthesis im grossen sowol als 
im kleinen, d. i. sowol in dem Fortschritt derselben durch Zusammen- 
setzung als durch Theilung. Eben dieselbe Welt wird aber Natur® ge- 
nannt, so fern sie als ein dynamisches Ganze betrachtet wird, und man 
nicht auf die Aggregation im Raume oder der Zeit, um sie als einer 
Grösse zu Stande zu bringen, sondern auf die Einheit im Dasein der 
_ Erscheinungen sieht. Da heisst nun die Bedingung von dem, was ge- 
schieht, die Ursache, und die unbedingte Causalität der Ursache in der 
Erscheinung die Freiheit, die bedingte dagegen heisst im engeren Ver- 
stande Naturürsache. Das Bedingte im Dasein überhaupt heisst zufällig, 
und das Unbedingte nothwendig. Die unbedingte ee me der 
Erscheinungen kann Natumothwendigkeit heissen. 

. Sea näthänmen wir‘ u fairer Hierbei 
kosmologische Ideen genannt, theils darum, weil unter Welt der Inbe- 
griff! aller Erscheinungen verstanden wird, und unsere Ideen auch nur 
auf das Unbedingte unter den Erscheinungen gerichtet sind, theils nuch, 
weil das Wort Welt im transscendentalen Verstande die absolute Tota- 
Kite des Inbegrifis existirender Dinge bedeutet, und wir auf die Voll 
ständigkeit der Synthesis (wiewol nur eigentlich im Regressus zu den 
Bedingungen) allein unser Augenmerk richten. In Betracht dessen, dnss 
üiberdem diese Ideen insgesammt 'transscendent sind, und, ob sie zwar 
das Object, nämlich Erscheinıngen der Art nach nicht überschreiten, 
söndern ‘es lediglich mit der Sinnenwelt (nieht mit nowmenis) zu thun 
‚haben, dennoeh die Synthesis bis auf einen Grad, der alle mögliche Er- 
"Nat, adjeetice (formaditer) genommen, bodentot den Zusammenhang der Bo- 
stlaumungen eines Dinges nach eibem Inneren Princip der Causalität Dagegen ver 
steht ıman unter Natur mästuntiee (materialiter) den Inbegriff der Erscheinungen, so 
dere vermöge eines Inneren Princips der Oausalitkt ‚ durchglingig rusammen- 

Im ersteren Verstande spricht man von der Natur der fllissigen Materie, 

des Feuers ws. m, und bedient sich dieses Worts mr adjeetire; dagegen wenn mian 
von den Dingen der Natur redet, so hat man ein bastohundes Ganze in Gedanken. 


(1 











310 Elementarlehre. IK Thefl: IE Abtheilung. IL Buch: IL Hauptstck. 


fahrung übersteigt, treiben, 0 kann ınan sie insgesammt meiner Meinung 
nach ganz schicklich Weltbegriffe nennen. In Ansehung des Unter- 

448 schiedes des matliematisch und des dynamisch Unbedingten, worauf der 
Regressus abzielt, würde ich doch die zwei ersteren in engerer Bedeutung 
Weltbegriffe (der Welt im grossen und kleinen), ‘die zwei tibrigen aber 
transscendente Naturbegriffe nennen. Diese Unterscheidung ist für 
jetzt noch nicht von sönderlicher Erheblichkeit, Mn 
ie 


Der Antinomie der reinen Vernunft a> 
zweiter Abschnitt. ei 
Antithetik der reinen Vernunft. iin 


Wenn "Thetik ein jeder Inbegriff dogmatischer Lehren ist, so ver- 
stehe ich unter Antitletik nicht dogmatische Behauptungen ‚des Gegen- 
theils, sondern den Widerstreit der dem Scheine nach dogmatischen Er- 
kenntnisse (thesis own antithssi), une dass man einer vor der anderen 
«inen vorzüglichen Anspruch auf Beifall beilegt, Die Antithetik ‚be 
schäftigt sich. also. garı nicht mit einseitigen Behauptungen, sondern be- 
trachtet allgemeine Erkenntnisse der Vernunft nur nach dem Widerstreite 
derselben unter einander und den Ursachen desselben. Die transscen- 
dentale Antithetik ist «ine Untersuchung über die Antinoimie der reinen 
Vernunft, die Ursachen und das Resultat derselben. Wenn wir unsere 
Vernunft nicht bloss zum Gebrauch der Verstandesgrundsütze auf Ge- 

«9 genstände der Erfahrung verwenden, sondern jene über die Grenze der 
letzteren hinaus auszudehnen wagen, so entspringen vernünftelnde 
Lehrsütze, die in der Erfalrung weder Bestätigung hoffen noch Wider- 
legung fürchten dürfen, und deren jeder nicht allein an sich selbst ohne 
Widerspruch ist, sondern sogar in der Natur der Vernunft Bedingungen 
seiner Nothwendigkeit antriflt, nur dass unglücklicher Weise der Gegen- 
satz ebenso giltige und nothwendige Gründe der Behauptung anf seiner 
Seite hat. 

Die Fragen, welche bei einer solchen Dialektik der reinen Vernunft 
sich natürlich darbieten, sind also: 1. Bei welchen Sitzen denn eigent- 
lich die’ reine Vernunft einer Antinomie unausbleiblich unterworfen seiz 


IR Abschnitt: Die Antithetik der reinen Vernunft. ‚au 


2. Auf'welehen Ursachen diese Antinomie beruhe; 3. Ob und auf welehe 
Art dennoch der Vernunft unter diesem Widerspruch ein Weg zur Ge- 
wissheit offen bleibe. 
Ein dinlektischer Lehrsatz. der reinen Vernunft muss demnach dieses 
ikn von allen sophistischen Sätzen Unterscheidende an sich haben, dass 
er nieht eine willkürliche Frage betrifft, die man nur in gewisser Absicht 
aufwirft, sondern eine solche, auf‘ die jede menschliche Vernunft in ihrem 
Fortgange nothwendig stossen muss; und zweitens, dass er mit seinem 
Gegensafze nicht bloss einen gekünstelten Schein, der, wenn man ihn 
einsieht, ‚sogleich verschwindet, sondern einen natürlichen und unver- 
meidlichen Schein bei sich führe, der selbst, wenn man nicht mehr durch 40 
ilm hintergengen wird, noch immer tiuscht obschon nicht betrügt, und 
also zwar unschädlich gemacht aber niemals vertilgt werden kann. 
Eine solche dialektische Lehre wird sich nicht auf-die Verstandes- 
einheit in Erfahrungsbegriffen, sondern auf die Vernunfteinheit in blossen 
Ideen beziehen, deren Bedingung, da sie erstlich als Synthesis nach 
Regeln dem Verstande, und doch zugleich als absolute Einheit derselben 
der Vernunft congruiren soll, wenn sie der Vernunfteinheit adäquat ist, 
Rir den Verstand zu gross, und, wenn sie dem Verstande angemessen, 
für die Vernunft zu.klein sein wird; woraus denn «in Widerstreit ent- 
springen muss, der nicht vermieden werden kann, man mag es anfangen, 
Diese vernünftelnden Behauptungen eröffnen also einen dialektischen 
Kampfplatz, wo jeder Theil die Oberhand behält, der die Erlaubniss hat 
dem Angriff zu thmn, und derjenige gewiss unterliegt, der bloss vertlei- 
dägungsweise zu verfahren? genöthigt ist. Daher auch rüstige Ritter, sie 
mögen sich für die gute oder schlimme Sache verbürgen, sicher sind den 
Siegrskranz davon zu tragen, wenn sie nur dafiir sorgen, dass sie den 
letzten Angriff zu thun das Vorrecht haben, und nicht verbunden sind 
einen neuen Anfall des Gegners auszuhalten. Man kann sich leicht vor- 
stellen, dass’ dieser Tummelplatz von jeher oft genug: betreten worden, 
dass viele Siege von beiden Seiten erfochten, flir den letzten aber, derası 
die Sache: entschied, jederzeit so gesorgt worden sei, dass der Verfechter 





OF Babe der Worte „der blöss vertheldigungswohe zu vorfahren® steht ia der 
erssatt Auflage „der sich bloss vertheidigungswolse za führen“. 





312 Elementarlehre, IL Theil: IL Abtheilung.“ II Buch: IL Hauptstlick. 


verboten wurde, fernerhin Waffen in die Hände zu nehmen. Als unpar- 
teiische Kampfrichter müssen wir es ganz bei Seite setzen, ob-es die gute 
‚oder die schlimme Sache sei, um welche die Streitenden fechten, und sie 
ihre: Sache erst unter sich ausmachen Iassen. Vielleicht dass, ‚nachdem 
sie einander mehr ermüdet als geschadet haben, sie die Nichtigkeit ihres 
Streithandels von selbst einsehen und als gute Freunde auseinander gehen. 
"Diese Methode, einem Streits der Behauptungen zuzuschen- oder 
br war ihn selbst zu veranlassen, nicht um endlich zum Vortheile des 
einen oder des anderen Theils zu entscheiden, sonden um zu unter 
suchen, ob der Gegenstand desselben nicht vielleicht ein blosses: Bland- 
werk sei, wonach jeder vergeblich haseht, und bei weichern er nichts g&- 
winmen kann, wenn ihm gleich gar nicht widerstanden würde, dieses 
Verfahren, sage ich, kann man die akeptische Methode nennen. 
Sie ist vom Skeptieismus gänzlich unterschieden, einem Grundsatze 
einer kunstnlissigen und scientifischen ‚Unwissenleit, welchen die Grund- 
lagen aller Erkenntniss untergräbt, um wo möglich überall keine Zuver- 
lässigkeit und Sicherheit derselben tibrig zu lassen. Denn die akeptische 
Methode geht auf Gewissheit, dadurch, dass sie, in einem solchen auf 
«3 beiden Seiten redlich gemeinten und mit Verstand geführten Streite den 
Punkt des Missverständnisses zu entdecken sucht; um, wie weise Gesetz 
geber thun, aus der Verlegenheit der Richter bei Rechtshändeln für sich 
selbst Belehrung von dem Maugelhaften und nicht genau Bestimmten in 
ihren Gesetzen zu ziehen. Die Antinomie, die sich in der Anwendung 
der Gesetze offenbart, ist bei, unserer eingeschränkten Weisheit der beste 
Prüfungsversuch ‚der Nomothetik, um der Vernunft, die in abstraeter 
Spoculation ihre Fehltritte nicht leicht gewahr wird, dadurch auf die 
Momente in Bestimmung ihrer Grundsätze aufmerksam: zu machen. 
Diese skeptische Methode ist aber nur der Transscendentalphiloso- 
phie allein wesentlich eigen, und kann allenfalls in jedem anderen. Felde 
der Untersuchungen, nur in diesem nicht entbehrt werden. In der Mathe- 
matik würde'ihr Gebrauch ungereimt sein, weil sich in ihr keine falschen 
Behauptungen verbergen und unsichtbar machen können, indem die Be- 
weise jederzeit an dem Faden der reinen Anschauung, und zwar durch 
jederzeit evidente, Synthesis fortgehen müssen. In der. Experimental- 
philosophie kann wol ein Zweifel des Aufschubs nützlich sein, allein es 


IL Abschnitt. Die Antithetik der reinen Vernunft. 313 


ist doch wenigstens kein Missverstand möglich, der nicht leicht gehoben 
werden könnte, und in der Erfahrung müssen doch endlich die letzten 
Mittel der Entscheidung des Zwistes liegen, sie mögen nun früh oder 
spät aufgefunden werden. Die Moral kann ihre Grundsätze insgesammt 45 
auch sn oonoreto, zusammt den praktischen Folgen, wenigstens in mög- 
lichen Erfahrungen geben, und dadurch den Missverstand der Abstraction 
vermeiden. Dagegen sind die transscendentalen Behauptungen, welche 
selbst über das Feld aller möglichen Erfahrungen hinaus sich erweiternde 
Einsichten anmassen, weder in dem Falle, dass ihre abstracte Synthesis 
in irgend einer Anschauung # prior: könnte gegeben, noch so beschaffen, 
dass der Missverstand vermittelst irgend einer Erfahrung könnte entdeckt 
werden. Die transscendentale Vernunft also verstattet keinen anderen 
Probirstein als den Versuch der Vereinigung ihrer Behauptungen unter 
sich selbst und mithin zuvor des freien und ungehinderten Wettstreit 
derselben unter einander; und diesen wollen wir anjetzt anstellen.* 


® Die Antinomien folgen einander nach der Ordnung der oben angeführten 
rangscondentalen Ideen. 


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314 Elementarleime Ik Theil. IE Abteilung. II. Buch: IL. Hauptstlck. 


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‚ erster Widerstreit. 
Thosis. u: 

l be) 7 

Die Welt hat einen Anfang in der Zeit, und ist dem Raum nach 
auch in Grenzen eingeschlossen. 

Denn man nehme an, die Welt habe der Zeit nach keinen Anfang, 
30 ist bis zu jedem gegebenen Zeitpunkte eine Ewigkeit abgelaufen, und 
mithin eine unendliche Reihe auf einander folgender Zustände der Dinge 
in der Welt verflossen. Nun besteht aber eben darin die Unendlichkeit 
einer Reihe, dass sie durch suecessive Synthesis niemals vollendet sein 
kann. Also ist eine unendliche verflossene Weltreihe unmöglich, mitkin 

‚ein Anfang der Welt eine nothwendige Bedingung ihres Daseins; welches 
zuerst zu beweisen war. 

In Ansehung des zweiten nehme man wiederum das Gegentheil an, 
so wird die Welt ein unendliches gegebenes Ganze von zugleich exi- 
stirenden Dingen sein. Nun können wir die Grösse eines Quanti, welches 
nieht innerhalb gewisser Grenzen jeder Anschauung gegeben wird,* auf 

se keine andere Art als nur durch die Synthesis der Theile, und die Tota- 
lität eines solchen Quanti nur durch die vollendete Synthesis oder durch 
wiederholte Hinzusetzung der Einheit zu sich selbst gedenken.** Dem- 


”" Wir können ein unbestimmtes Quantum als ein Ganzes anschauen, wenn os 
in Grenzen eingeschlossen ist, ohne die Totalität desselben durch Messung, d. I. 
die successivo Synthesis seiner Theile construiren zu dürfen. Denn die Grenzen 
bestimmen schon die Vollständigkeit, indem sie alles Mehrere abschneiden. 

** Der Bogriff der Totalltät ist in diesem Falle nichts Anderes als die Varstel- 
lung der vollendeten Synthesis seiner Theile, weil, da wir nicht von der Anschau- 
ung des Ganzen (als welche in diesem Falle unmöglich ist) den Begriff abziehen 
können, wir diesen nur durch dio Synthosis dor Theile bis zur Vollendung des Un- 
endlichen, wenigstens in der Idee fassen können. 


‚W; Abschnitt. Die Antithetik der reinen Vernunft = 315 


der reinen Vernunft Kar 


der transscendentalen Ideen. 
Antithesis, 

Die Welt hat keinen Anfang und keins Grenzen im Raume, sondern. 

ist sowol in Ansehung der Zeit als des Raums unendlich, 
Beweis. 

Denn man setze, sie habe'einen Anfang. Da der Anfang ein Dasein. 
ist, wovor eins Zeit vorhergeht, darin das Ding nicht ist, 0 muss eine 
Zeit vorlergegangen sein, darin die Welt nicht war, d. i. eine leere Zeit: 
möglich, weil kein, Theil einer solchen Zeit vor einem anderen irgend 
eine ‚unterscheidende Bedingung des Daseins für die des Nichtseins am 
sich hat (man ınag annehmen, dass sie vun eich selbst oder durch eine 
andere Ursache entstehe). Also kann zwur in der Welt manche Reihe 
der Dinge anfangen, die Welt selber aber kann. keinen Anfang haben, 
und ist also in Anschung der vergangenen. Zeit unendlich. 

Was das sweite betrifft, so, nehme man zuvörderst das Gegentheit 
au, dass nämlich die Welt dem Raume nach endlich und begrenzt ist; 
#0 befindet sie sich in einem leeren Raum, der nicht begrenzt ist. Es 
würde also nicht allein ein Verhältnis der Dinge im Raum, sondern 
auch der Dinge zum Raume angetroffen werden. Da nun die Welt ein 
absolutes Ganze ist, ausser welchem kein Gegenstand der Anschauung, sr 
und ‚mitkin kein Correlatum der Welt angetroffen wird, womit dieselbe 
in. Verktltniss ‚stehe, so. würde das Verhältniss der. Welt zuin leeren 


Tr 


| 
816 Elementarlohre. IL Theil, IL Abthellung. TI. Rach. I. Hauptstlick 


nach, um sich die Welt, die alle Räume erfüllt, als ein Ganzes zu denken, 
miisste die suceessive Synthesis ‚der Theile einer unendlichen Welt als 
vollendet angesehen, d. i. eine unendliche Zeit müsste in der Durchzäh- 
hung aller eoexistirenden Dinge als abgelaufen angesehen werden; welches 
unmöglich ist. Demnach kann ein unendliches A; wirklicher Dinge 
nicht als ein gegebenes Ganze, mithin auch nicht als zugleich gegeben 
angesehen werden. Eine Welt ist folglich der Ausdehnung im Raume 
nach nieht unendlich, sondern ın ihren Grenzen eingeschlossen; welches 
dus zweite war. : 


Anmerkung zur 
L‘zur Thesis. 


Ich ‘habe bei diesen einander widerstreitenden Argumenten nicht 
Blendwerke gesucht, um etwa (wie man sagt) einen Advoentenbeweis zu 
führen, welcher sich der Umbehutsamkeit des Gegners zu seinem Vor 
heile bedient, und seine Berufung auf ein missverstaudenes Gesetz gern 
gelten lässt, um seine eigenen unrechtmlissigen Ansprilche auf die Wider- 
legung desselben zu bauen. Jeder dieser Beweise ist aus der Natur der 
Sache gezogen und der Vortheil bei Seite gesetzt worden, den uns die 
Fehlschlüsse der Dogmatiker von beiden Theilen geben könnten. 

Ich hätte die Thesis auch dadurch dem Scheine nach beweisen 
können, dass ich von der Unendlichkeit einer gegebenen Grösse nach 
der Gewohnheit der Dogmatiker einen felilerhaften Begriff vorangeschickt 
hätte. Unendlich ist eine Grösse, über die keine grössere (d. i über 
die darin enthaltene Menge einer gegebenen Einheit) möglich ist. Nun 
ist keine Menge die grösste, weil noch immer eine oder mehrere Einheiten 
hinzugethan werden können. Also ist eine unendliche gegobene Grüsse, 
mithin auch eine (der verflossenen Reihe sowol als der Ausdelmung nach) 
unendliche Welt unmöglich; sie ist also beiderseitig begrenzt. So hätte 


HL. Abschultt. (Die Antithetik der reinen Vernunft. 317 


Raum ein Verbältnies derselben zu keinem Gegenstande seim.. Ein 
dergleichen Verhältniss aber, mithin auch die Begrenzung der Welt durch 
den: leeren Raum ist nichts; also ist die Welt dem Raume, nach gar nicht 
begrenzt, d. i. sie ist in Ansehung der Ausdehnung unendlich,* 


ersten Antinomie, 
NH. zur Antithesia 


Der Beweis für die Unendlichkeit der gegebenen Weltreihe und des 
Weltinbegriffs beruht darauf, dass im entgegengesetzten Falle eine leere 
Zeit, imgleichen ein leerer Raum die Weltgrenze ausmachen müsste 
Nun ist mir nicht unbekannt, dass wider diese Consequenz Ansflüchte 
gesucht werden, indem man vorgiebt, es sei &ine Grenze der Welt der 
Zeit und dem Raume nach ganz wol möglich, ohne dass man eben eins 
absolute Zeit vor der Welt Anfang, oder einen absoluten ausser der wirk- 
lichen Welt ausgebreiteten Raum annehmen dürfe; welches unmöglich 


® Der Raum ist. bloss die Form der äusseren Anschauung (formale Anschauung), 
aber kein wirklicher Gegenstand, der Ausserlich angeschaut werden kaun. Der Raum 
vor allen Dingen, die ihm bestiinmen (erfüllen oder bogrenzen); oder die vielmehr 
eine seiner Form gemässo empirische Anschanung geben, ist, unter dem Namen 
des absoluten Raumes, nichts Anderes als die blowe Möglichkeit Auserer Brechoi- 
nungen, 0 fern sie entweder an sich existiren oder zu jegebenen Erscheinungen 
noch hir kommen können. Die empirische Anschauung ist also nicht zusammen- 
gesötzt aus Erscheinungen und dem Ranıno (der Wahrnehmung und der leeren An- 
schauung) Eines ist nicht des anduren Correlatum der Synthesis, sonderu nur in 
einer und dersolben empirischen Anschauung verbunden, als Materio und Form der- 
‚selben! "WA man eins dieser zwei Stücke aussor dom anderon soizen (Raum ausser- 
halb aller Erscheinungen), so autstehen daraus allorloi Ivere Bestimmungen der äusseren 
Anschauung, die doch nicht mögliche Wahrnehmungen sind; z. B. Dowegung oder 
Ruhe der Welt im unendlichen Iseren Raum, eine Bostitnmung des Vorhältnisses 
"beider unter einander, welche niemals wahrgenommen wardeı kann, und also auch 
das Prädient eines blossen Gedankendingos Ist. 


wur 


BIS Elomentarlhre: EL Theil, 1. Abtheiltng: IL Buch. IH. Fianptstlick. 


ich meinen Beweis führen können; allein dieser Begriff stimmt nicht mit 
dem, was nun unter einem unendlichen Ganzen versteht. "Es wird da- 
dureh nicht vorgestellt, wie gross es sei; mithin ist sein Bogriff auch 

460 nicht der Begriff eines Maximum, sondern es wird dadurch nur sein 
Verhältniss zu einer beliebig anzunehmenden Einheit, in Anschung deren 
Ansselbe grösser ist als alle Zahl, gedacht. Nachdem die Einheit nun 
grösser oder kleiner angenommen wird, wiirde das Unendliche grösser 
‚oder kleiner sein; allein die Unendlichkeit, da sie bloss in dem Verhält- 
nisse zu dieser gegebenen Einheit besteht, wiirde immer dieselbe bleiben, 
obgleich freilich die absolute Grösse des Ganzen dadurch gar nicht er- 
‚kannt würde, davon auch hier nicht die Rede ist, 

Der wahre (transseendentale) Begriff der Unendlichkeit ist, dass die 
successive Synthesis der Einheit in Durchmessung eines Quantum niemals 
wollendet ‚sein ‚kaun.*, Hieraus. folgt ganz. sicher, dass eine Ewigkeit 
“wirklicher auf einander folgender Zustände bis zu einem gegebenen (dem 
gegenwärtigen) Zeitpunkte nicht verllossen sein kann, die Welt also einen 
‚Anfang haben müsse. 

In Ansehung des zweiten Theils der Thesis füllt die Schwierigkeit 
“von einer unendlichen und doch abgelaufenen Reihe zwar weg; denn 
das Manniglaltige einer der Ausdehnung nach unendlichen Welt ist zu- 
gleich gegeben. Allein um die Totalität einer solchen Menge zu denken, 
da wir uns nicht auf Grenzen berufen können, welche diese Totalität 
von selbst in der Anschauung ausmachen, milssen wir von unserem Be- 
griffe Rechenschaft geben, der in solchem Falle nicht vom Ganzen zu 
der bestimmten Menge der 'Theile gehen kann, sondern die Möglichkeit 


* Dieses enthält dadurch eine Menge (von gegebener Einheit), die grösser ist 
‚als alle Zahl, welches der mathematische Begriff des Unendlichen ist, 





—— 


- IL Abschnitt. Die Antithetik der reinen Vernunft. '319 


ist: Ich bin mit dem letzteren Theile dieser Meinung der Philosophen 
aus der Leisızıscues Schule ganz wol zufrieden. Der Raum ist, bloss 
die Form der äusseren Anschauung, aber kein wirklicher Gegenstand, 
der Kusserlich angeschaut werden kann, und kein Correlatum der Er- 
scheinungen, sondern die Form der Erscheinungen selbst: Der Raum 
also kann absolut (für sich allein) nicht als etwas Bestimmendes in 
dem Dasein der Dinge vorkommen, weil er gar kein Gegenstand ist, 
sondern nur die Form möglicher Gegenstände. Dinge also als Erschei- 
mungen bestimmen wol den Raum, d. i. unter allen möglichen Prädi- 
‚caten desselben (Grösse und Verhäiltniss) machen sie es, dass diese 
‚der jene zur Wirklichkeit gehören; aber umgekehrt kann der Raum 
als etwas, welches für sich besteht, die Wirklichkeit der Dinge in An- 
sehung der Grösse oder Gestalt nicht bestimmen, weil er an sich selbst 
nichts Wirkliches ist. Es kann also wol ein Raum (er sei voll oderası 
leer*) durch Erscheinungen begrenzt, Erscheinungen aber können nicht 
durch einen leeren Raum ausser denselben begrenzt werden. Eben 
dieses gilt auch von der Zeit. Alles dieses nun zugegeben, so ist gleich- 
wol unstreitig, dass man diese zwei Undinge, den leeren Raum ausser 
and die leere Zeit vor der Welt, durchaus annehmen müsse, wenn man 
eine Weltgrenze, es sei dem Raume oder der Zeit nach annimmt. 

Denn was den Ausweg betrifft, durch den man der Consequenz 
auszuweichen sucht, nach welcher wir sagen, dass, wenn die Welt (der 
Zeit und dem Raum nach) Grenzen hat, das unendliche Leere das Dasein 
wirklicher Dinge ihrer Grösse nach bestimmen müsse, s0 besteht er in- 
geheim, nur. darin, dass man statt einer Siunenwelt sich, wer weiss 
welche, intelligibele Welt gedenkt, und statt des ersten Anfanges (ein 
Dasein, vor welchem eine Zeit des Nichtseins vorlergeht) sich überhaupt 
ein Dasein denkt, welches keine andere Bedingung in der Welt vor- 
aussatzt, statt der Grenze der Ausdehnung Schranken. des; Welt- 
ganzen denkt, und dadurch der Zeit und dem Raume aus dem Wege 
geht. Es ist hier aber nur von dem mundus phaenomenon die Rode und 
—. f 

= Man bemerkt leicht, dass hierdurch gosngt worden solla, der Iooro Raum, 
«0 form er dürch Erscheinungen begrenat wird, mithin derjenige Inner- 
halb der Welt widerspreche wenigstens njeht den trausscandentalen Prineipien und 
köcne also in Ansehung dieser eingeräumt (obgleich darum seine Möglichkeit nicht 





‚320 Elementarlelire. IL Theil. II. Abtheilung. IL Buch. IL Hanptstück, 

einen ‚Gamnen dureh’ diät erceeiiranAghtbeninder Zheilenderttuh nun | 
Da diese Syntbesis nun eine io su völlendende Reihe sramnchen tag, 
so kann man sich nicht vor ihr, und mithin nuch nicht dureh sie eine 
Totalitäit ‚denken. Denn der Begriff‘ der Totalität selbst ist-in diesem 
Falle dio Vorstellung einer vollendeten Synthesis der Theile, und diese 


a 
Vollendung, nn . ei 


.—. 


Br 
de 


Der Antinomie 
zweiter Widerstreit 
Thesis. 


Eine jede zusammengesetzte Substanz in der Welt besteht, aus ein- 
fachen 'Theilen, und es existirt überall nichts als das Einfache oder das, 
was aus diesem zusammengesetzt ist, s 


Beweis, 


Denn nehmt an, die zusammengesetzten Substanzen bestinden nicht 
Atıs einfachen Theilen, so würde, wein alle Zusammensetzung in Gedanken 
aufgehoben würde, kein zusammengesetzter Theil, und (da es keine ein- 
fachen Theile giebt) auch kein einfacher, mithin gur nichts tibrig: bleiben, 
folglich keine Substanz sein gegeben worden. Entweder ulso lässt sich 
unmöglich alle Zusammensetzung in Gedanken aufheben, oder es muss 
nach deren Aufhebung etwas ohne alle Zusammensetzung Bestehendes, 
& 3. das Einfache übrig Vleiben. Im ersteren Falle aber würde das Zu- 
sammengesetzte wiederum nicht aus Substanzen bestehen (weil bei diesen 
die Zusammensetzung nur eine zufällige Relation der Substanzen ist, 





AR Abschnist; Die Anticherik der reinen Vernunft: 321 


von dessen Grösse, ‚bei dem man von gedachten Bedingungen der Sinn- 
lichkeit keineswegs ahstrahiren kann, ohne das Wesen desselben aufzu- 
heben. Die Sinnenwelt, wen sie begrenzt ist, Hegt nothwendig in dem 
unendlichen Leeren. "Will man dieses, und mithin den Raum überhaupt 
als Bedingung der Möglichkeit der Erscheimungen @ priori weglassen, so 
Mille die ganze Siunenwelt weg, In unserer Aufgabe ist uns diese allein 
gegeben. Der mundus intelligibilis ist nichts als der allgemeine Begriff 
einer Welt Überhaupt, in welchem man von allen’ Bedingungen der An- 
schauung derselben abstrahirt, und in Ansehung dessen folglich gar kein 
" aynthetischer Satz, weder bejahend noch verneinend, möglich ist. 


der reinen Vernunft ws 
der transscendentalen Ideen. 
Antithesis. 


Kein zusammengesetztes Ding in der Welt besteht aus einfachen 
Theilen, und es existirt überall nichts Einfaches in derselben. 


° Beweis, 


Setzet, ein zusammengesetztes Ding (als Substanz) bestehe aus ein- 
fnchen Theilen. Weil alles äussere Verhältnisse, mithin auch alle Zu- 
sammensetzung ans Substanzen nur im Raume möglich ist, so muss, aus 
so viel Theilen das Zusammengesetzte besteht, aus ebenso viel Theilen 
auch der Rauın bestehen, den es einnimmt. Nun besteht der Raum nicht 
sus einfachen Theilen, sondern aus Räumen. Also muss jeder Theil des 
Zusammengesetzten einen Raum einnehmen. Die schlechthin ersten’Theile 
aber alles Zusammengesetzten sind einfach. Also nimmt das Einfache 
einen Raum ein. Da nım alles Reale, was einen Raum einnimmt, ein 
ausserhalb einander befindliches Mannnigfaltige in sich fasst, mithin zu- 
surmmengesetzt ist, und zwar als ein reales Zusümmengesetzte ticht aus 
ee gg nicht olıne Substanz ausser einander sein), 

ns Substanzen, 50 würde das Einfache ein substantielles Zu- 
sammengesetste sein, welches sich widerspricht, 

Der zweite Satz der Antithesis, dass in der Welt gar nichts Ein- 
fnchesexistire, ‚soll hier nur so. viel bedeuten als, cs könne das Dasein ass 

Karz's Kritik dar reinen Vernunft, a 


| 
332 Elementarlchre 11. Theit, IL Abtheilung IL Buch. IK Hauptsilick. 


ohne welche diese als für sich" beharrliche Wesen ze 


Da nun dieser Fall der Voraussetzung widerspricht, ao bh nur der 
zweite, übrig, ‚dass ailich, das, substantiello Anamnese in der 











WERE Tel bene u rk] Tab Stun 
wat au: Il lee weh pr MT. F 


fache Wenn ana dnen. ie Zomsmmenmeieng nur ein, Ausserer Zustand 
derselben sei, und dass, wenn wir (lie Elementarsubstanzen gleich niemals 
völlig aus diesem Züstande der Verbindung setzen und'isoliren können, 
doch die Vernunft sie als die ersten Bubjecte aller Oompoaition Zul 

afthin vor derselben als einfache Wesen danken aleen Ma 


ombl nalsdabunnenssl al 


wi a “Im vo 


Men ‚zur 

I sur Thesis‘ 1 vorbei 

\ Wenn ich von einem Ganzen rede, welches naiven ans ein 
Frege ern besteht, a0 verstehe ich darunter ar cin subanaile 
Ganze als ‚das. eigentliche Compoeisum, d. 1, die, zufällige ‚Einheit, des 
Maunigfaltigen, welches, abgesondert (wenigstens in Gedanken) gegeben, 
in eine wechselseitige Verbindung gesetzt wird und dadurch Tines au 
Fach) Din’ Bäkkerraolie: snberieigentlitin nicht "Ooepöetun Hei 


. AL ‚Abschaitt. ‚Die Antithetik der reinen Vernunft. 323 
‚des ‚sehleehthin ‚Erfahrung oder. Wahrnehmung, 
Ze Ban zuc, Sanern. Zaren Doll ae 


& 
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Tngichen Erfahrung kann dargethan nn mithin in 
der Erscheinungen 'olme alle Anwendung und Gegen- 


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(den enthält. ‚Da nun, von dem Nichtbewusstsein eines 
Mannigfaltigen auf die gänzliche Unmöglichkeit desselben? in ir- 
"einer Anschauung: eines «Objects kein Schluss gilt, dieses letztere 
‚sur absoluten Simplieität durchaus nöthig ist, so folgt, dass diese 

"keiner Wahrnehmung, welche sie auch sei, könne werden. 


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zweiten Antinomie. ; - nn 
ie Rate Y IT. zur Antithesis. z 


Wider diesen Satz einer unendlichen Theilung der Materie, dessen 
bloss mathematisch ist, werden von den Monadisten Ein- 

wärle vorgebracht, welche sich dadurch schon verdächtig machen, dass 
‚sie die’ klarsten mathematischen Beweise nieht für Einsichten in die Be- 


— N 


u 1A,8tast, der Worte „einen, solchen Mannigfaltigen auf die gänsliche Unmöglich- 
ee en En ae 


Unmöglichkeit ahu solches. | 


Pr 


w 


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524 Elomentarlähre. IL Thai. IL Abtheildng: 'IL Bech, AL Hauptstilck. 
fm weten, weil die Theile desselben mır a 
"Ganze durch die Theile glich. ist. Er würde allenfalls r 
Bil, cher wicht rund, Taaacn können, „Doch. es ek. am 
Da der Raum kein Zusammengesetztes aus Substanzen (nicht einm mal ans 
realen. Accidenzen) it, so muss, wenn ich alle Zusammensetzung in ihm 
anfhebe, nichts, auch nicht einmal der Punkt’ übrig bleiben; denn dieser 
ist nur als die'Grenze eines Raumes (mithin einen Zügen) 
swöglich. Rauın und, Zeit ‚bestehen also nicht ‚aus einfachen Theilen. 
Was nur zum Zustande einer Substanz gehört, ob es gleich ‚eine Grösse 
"hat (z. B. die Veränderung), besteht auch nicht aus dem Einfachen, 
ER? sin geriser Grd der Veränderung entsteht nicht Auch lien An- 
wachs: vieler einfachen Veränderungen. Unser Schluss. vom, Zusammen- 
gesetzten auf ‚das Einfache gilt nur von für sich selbst, bestehenden 
Dingen. Accidenzn aber des Zustandes bestehen nicht für sich selbst 
Man kann also den Beweis für die Nothwendigkeit des Einfachen als 
der Bestandtheile alles substanziellen Zusammengesetzten, und dadurch 
überhaupt seine Sache leichtlich verderben, wenn; man ihn zu weit aus 
dehnt, und ihn für alles Zusammengesetzte ohne Unterschied geltend 
machen will, wie es wirklich mehrmals schon geschehen ist. 


Ich rede übrigens hier nur von dem Finfachen, so fern es notlı- 
wendig An: Zussnisiengisetstangegolfen.däty: ändern. diesen -dätintelaite 
seine Bestandtheile aufgelöst werden kann. Die eigentliche Bedeutung 

10 des Wortes Monas (nach Leimsizexs Gebrauch) sollte wol mur'auf das 
Einfache gehen, welches unmittelbar als einfache Substanz "gegeben ist 


IE Abschnitt. Die Antithotik der relnen Vernunft, 325. 


schaffenheit des Raumes, so fern er in der That die formale Bedingung. 
der Möglichkeit aller Materie ist, wollen gelten lassen, sondern sie nur 
als Schlüsse aus abetracten aber willkürlichen Begriffen anschen, die auf“ 
wirkliche Dinge nicht bezogen werden könnten. Gleich als wenn es auch, 
nur möglich wäre, eine andere Art der Anschauung zu erdenken, als die 
in der ursprünglichen Anschauung des Raumes gegeben wird, und die 
Bestimmungen‘ desselben ‚« prreri nicht ‚zugleich alles dasjenige betrifen, 
was dadurch allein möglich ist, dass es diesen Raum erfüllt. Wenn man 
ihnen Gehör giebt, &0 mücste man ausser dem mathematischen Punkte, 
der einfach, ‚aber kein Theil sondern bloss die Grenze eines Raums ist, 
sich noch physische Punkte denken, die zwar auch einfach sind, aber 
den Vorzug haben, als Theile des Rauins durch ihre blosse Aggregation 
denselben zu erfüllen. Ohne nun hier die gemeinen und klaren, Wider- 
legungen dieser Ungereimtheit, die man in Menge antrifft, zu wiederholen, 
wie es dem gänzlich umsonst ist, durch bloss discursive Begriffe die Evi- 
denz der Mathematik weg vernünfteln zu wollen, so bemerke ich nur, 
dass, wenn die Philosophie hier mit der Mathematik chicanirt, es darum 1 
geschehe, weil sie vergisst, dass es in dieser Frage nur um Erschei- 
nungen und deren Bedingung zu thun sei. Hier ist es aber nicht ge- 
nug, zum reinen Verstandesbegriffe des Zusammengesetzten den Be- 
griff des Einfachen, sondern zur Anschauung des Zusammengesetzten 
(der Materie) die Anschauung des Einfachen zu finden, und dieses ist 
nach Gesetzen der Sinnlichkeit, mithin auch bei Gegenständen der Sinne 
gänzlich unmöglich. Es mag also von einem Ganzen aus Substanzen, 
welches bloss durch den reinen Verstand gedacht wird, immer gelten, 
dass wir vor aller Zusammensetzung desselben das Einfache haben 
müssen, so gilt dieses doch nicht vom totum substantiale phaenomenon, 
welches als empirische Anschauung im Raume die nothwendige Eigen- 
schaft bei sich führt, dass kein Theil desselben einfach ist, darum weil 
kein Theil des Raumes einfach ist. Indessen sind die Monadisten fein 
genug gewesen, dieser Schwierigkeit dadurch ausweichen zu wollen, dass 
sie nicht den Raum als eine Bedingung der Möglichkeit der Gegenstände 
äusserer Anschauung (Körper), sondern diese und das dynamische Ver- 
hältniss der Substanzen überhaupt als die Bedingung der Möglichkeit 
des Raumes voraussetzen. Nun haben wir von Körpern nur als Erschei- 
nungen einen Begriff, als solche aber setzen sie den Raum als die Be- 


326 Elementarlehre. II: Theil. II. Abthellung. IL Buch. II: Hauptstück. 


(z. B. im Selbstbewusstsein), und nicht als Element des Zusammenge-- 
setzten, welches man besser den Atomus nennen könnte. Und da ich 
nur in Ansehung des Zusammengesetzten die einfachen: Substanzen ale 
deren Elemente heweisen will, so könnte ich die Thesis der zweiten 
Antinomie die transscendentale Atomistik nennen. Weil «ber dieses 
‘Wort schon vorläugst zur Bezeichnung einer besondern Erklärungsart 
körperlicher Erscheinungen (molecularum) gebraucht worden, und also 
empirischr Begrifte voraussetzt, so mag er der dialektische Grundsatz 


der Monadologie heissen. 


70ER Absehnitz' Dis Amiäihatihe. der rain. Vermmalet 327. 


und die Adeflucht ist also vergeblich, wie sie denn auch oben in der _ 
Aesthetik hinreichend ist abgeschnitten worden. Wären 
EG L LA UN cn warte der Deraz der Montes abrtige 
gelten. tea 
Die zweite dialektische Behauptung hat dns Besondere an sich, dass 
sie eine dogmatische Behauptung wider sich hat, die unter allen verntinf- 
teliden die einzige ist, welche sich unternimmt; ‚an einer Gegenstande 
der Erfüährung die Wirklichkeit dessen, was wir oben bloss zu transscen- 
deutalen Ideen rechneten, nämlich die absolute Simplicität, der Substanz. 
augenscheinlich zu beweisen, nämlich dass der Gegenstand des inneren 
Sinnes, das Ich, was da denkt, eine schlechthin einfache Substanz sei. 
Ohne mich hierauf jetzt einzulassen (da es oben ausführlicher erwogen 
ist), 20 bemerke ich nur, dass, weıin etwas hloss als Gegenstand gelacht 
wird; ohne irgend eine synthetische Bestimmung seiner 
are De Merichit ne Ban Bra 


"ein Manuigfaltiges ausserhalb einander; "mithin reale Zusammen: 
setzuig bewiese Es bringt also nir das. Selbstbewusstsein es. so mit 
sich, ‚dass, weil. das Subject, welches denkt, zugleich sein eigenes Object 
ist, ‚es, sich selber nicht theilen kann (obgleich die, ihm inhärirenden Be- 
Menerer) dem, Armhng zen mil Im Din Deren ab 

Nichts desto weniger, wenn dieses Subject Ausserlich, 
BR ae aaa betrachtet wird, so wiirde #8 duch ' 
wol Zusammensetzung in der Erscheinung an sich zeigen. So muss «s 
‚aber jederzeit betrachtet werden, wenn man wissen will, ob in ihm ein 
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328 Klemontarlahre IE Theil EL Abtheilung. IE Buch (IE Häuptstück. 


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Br“ Als wu „+ »' Der)Antinomie 
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x Thosis, ‚ 
"Die Coma nach Gessizen der Natar, Ge 
welcher die Erscheinungen der Welt insgesammt, abgeleitet werden können. 


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v Beweis. „al el Pe 
Den nie am gihe kaiss. andre Camralitänie sach ea 
der Natur, so setzt alles; was geschieht, einen vorigen Zustand: voraus 
suf den es unausbleiblich nach viner Ragel folgt: Nun’ muss aber -der 
vorige Zustand selbst etwas sein, was geschehen ist (in der Zeit gewurden, 
da es vorher nicht war), weil, wenn es jederzeit gewesen | Bi ne 
Folge auch nicht allererst entstar;en, sondern immer gewesen, sein würde, 
Also: ist die Onusalität der Ursache, durch welche otwas gesehieht, selbst 
etwas Geschehenes, welches nachdem: Gesetze der Natır ‚wiederum. 
einen vorigen Zustand tmd dessen Causalität, dieser aber ebenso einem 
noch älteren voraussetzt, u.s.w. Wenn also alles nach blossen Gesetzen 
der Natur geschieht, so giebt es jederzeit nur einen subalternen, niemals 
«ri aber einen ersten Anfıing, und also überhaupt keine Vollständigkeit der 
Reihe auf der Seite, der von einander abstammenden Ursachen. . Nun be+ 
steht aber eben darin das Gesetz‘.der Natur, dass ohne hinreichend. w 
priori bestimmte Ursache nichts geschehe Also widerspricht der Satz, 
als wenn alle Causalitit nur nach Natirgesetzen möglich sei, sich selbst 
in seiner unbeschränkten Allgemeinheit, und diese kann also nicht als 
die einzige angenommen werden. 
Diesemnach muss eine Causalität angenommen werden, dureh 
welche etwas geschieht, ohne dass die Ursache davon noch weiter durch 


"U. Abschnitt Die-Autithetik der reinen Vernunft... 329 ° 


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Van Al küm —) tum male oa wer Old 


der reinen\Vernunft! > 7 nut ande a 
der transscendentalen Ideen. us BR 


FORT ini ia A halle 

M Im \]: 79 Antithosis,, ner N 

Es ist keine Freiheit, sondern alles in der Welt geschieht lediglich 
nach Gesetzen der Natur. : 

Beweis.” 

Setzet, es gebe eine Freiheit im transscendentalen Verstande als 
eine besondere Art von Causalität, nach welcher die Begebenheiten der 
Welt erfolgen könnten, nämlich ein Vi n, einen Zustand, mithin 
auch eine Reihe von Folgen desselben schlechthin anzufangen, so wird 
nicht allein’ eine Reihe durch diese Spontaneität; sondom-die Bestinimung 
dieser Spontaneität selbst zur Harvorbringung der Reihe, d..i. die Cau- 
salität wird schlechthin anfangen, so dass nichts vorhergeht, wodurel 
diese! geschehende Handlung nach beständigen Gesoteen bestimmt. sei. 
Es setzt aber ein jeder Anfang zu handeln einen Zustand der noch nicht 
kandelnden Ursache voraus, und ein dynamisch erster Anfang der Hand- 
lung einen Zustand, der mit dem vorhergehenden eben: derselben Ursache 
gar keinen Zusammenhang der Causalität bat, d.i. auf keine Weise da- 
raus erfolgt: Also ist die transscondentale Freiheit dem Cäusalgesetze 
entgegen und eins solche Verbindung der successiven Zustände wirken- a1 
der Ursachen, nach welcher" keine Einheit der Erfahrung möglich ist, 
die also auchin keiner  Erfalrang een wird; mithin ein ‚leares 
Gedankending. 

Wir haben also nichts als: Natur, ernlacieanEnE 
bang und’ Orduöng der Weltbegebenheiten: suchen müssen, Die. Freiheit 
(Unabbängigkeit) von den Gesetzen der Natur ist zwar-eine Befreiung 
vom Zwange, aber auch vom Leitfaden inller. Regeln. Dein man 
kazn nicht sagen, dass anstatt der Gesetze der Natur Gesetz der Frei- 
beit in: die Cansalität des Weltlaufs eintreten, weil, wenn diese nach, Ge- 
‚setzen bestimmt wäre, sio-nicht Freiheit, sundern selbst -nichte Anderes 
als Natur wäre Natur also und trausscendentale Freiheit unterscheiden 
sich wie Gesetzmässigkeit und Gesctzlusigkeit, davon jene zwar den Ver 





x 


830 Elsmentarlehre, II Theil II. Abtheilung. IL Buch. IE Hasptstück. 


eine andere vorhergehende Ursache nach nothwendigen Gesetzen bestimmt 
aei, d. i. eine absolute Spontaneität der Ursachen; «ine Reihe von 


Erscheinungen, die nach Naturgesetzen Wiuft, yon selbst anzufangen, 
mithin transseendentale Freiheit, ohne welche selbst im Laufe der Natur 


Ab Bieten de: ben BER TA be Eli er. rail 
le älg it“ Kr un 


en Ma 


DD f Anmerkung zur 
- - I. zur Thesis. - - . 


Dier-tfensiomndäntaleiBäes.den Ereiheib thacht site bebareilenm mich 
den ' ganzen Inhalt‘ des psychologischen Begrifis dieses. Namens ‚aus, 
welcher‘ grossen Theils empirisch ist, sondern iur. den-der absoluten 
Spontaneität der: Handlung. als den! eigentlichen Grand. der Imputabilieit 
derselben, ist aber dennoch der. eigentliche ‚Stein des Anstosses für die 
Philosophie, welche unüberwindliche Schwierigkeiten findet, dergleichen 
Art von unbedingter Causalitit einzuräumen. Dasjenige also in der Frage 
über dio’Freiheit des Willens, was die: speeulative Vernunft von je her in 
0 grosse Verlegenheit gesetzt’ hat, ist eigentlich nur transseendental, 
und geht lediglich darauf, ob ein Vermögen angenommen. werden müsse, 
eine Reihe von suecessivon Dingen oder. Zuständen von selbst anzu- 
fangen. Wie ein solehes möglich sei, ist nicht ebenso ‚nothwendig be- 
antworten zu können, da wir uns ebenso wol bei der Causalität nach 
Naturgesotzen damit begnügen müssen, a prior zu erkennen, dass eine 
solche vorausgesetzt werden müsse, ob wir gleich die Mögliehikeit,. wie 
dureh 'ein gewisses Dasein (das Dasein eines anderen gesetzt. werde, ‚auf 
keine Weise begreifen, und uns desfalls lediglich an die Erfahrung‘halten 
müssen. Nun haben wir diese Notliwendigkeit eines ersten Anfangs einer 
Reihe von Erscheinungen aus Freiheit zwar nur eigentlich in so’ fern 
dargetlian, als'zur Begreiflichkeit ‚eines Ursprungs dar Welt:erforderlich 
ist, indessen dass man alle ‚nachfolgenden Zustände‘ für eine Abfolge 

rs nach blossen Naturgesetzen nehmen kann. Weil aber dadurch doch &in- 





0 Alschnitt. | Die Antithetik der reinen Verne "Sp" 


in der Reihe der Ursachen immer Eee gu ya 
salitkt an ihmen jederzeit bedingt ist, aber zur Schadloshaltung durelis' 
gängige und’ gesstzmässige Einheit der Erfahrung verspricht, da hin-" 
gegen das Biendwerk von Freiheit zwar dem forschenden Verstande in’ 
der Kette'der Ursachen Ruhe verheisst, indem‘ sie Ihn zu einer anbel 


ei Gerengkigtk Fhuttindetkutigrne‘ er Free trier 


A ab and en a 


allen duigainti wine Tai 





ER ron Alvemügenihet der Natur Kae 
Physiokrätie) im Widerspiel init der Lehre von der Freiheit wiirde! 
seinen Satz gegen die veratinftelhden Schlisse der letzteren‘ auf folgende’ 
Art behaupten. "Wenn ihr kein mathematisch Erstes der Zeit! 
nach in’ der Weltiannehmt, so’habtihr auch’ nicht nuthik, om? 

‚rates der Cansalität nach zu suchen. Wer hat euch” 
‚gelieissen, einen schlechthit ersten Zustand der Welt, ind mithin einen 
absoluten Anfang der nach und nach ablaufenden Reihe der Erscheinum-" 
gen Zu erdetiken und; damit'ihr eirer Einbildung einen Ruhepunkt ver- 
schaffen möget, der/unumschränkten Natur Grenzen zu setzen? Da die’ 
Substanzen in’ der Welt jederzeit gewesen sind, "wenigstens die Einheit‘ 
der Erfahrung eine solche‘ Voraussetzung nothwendig macht, so hat es 
keine Schwierigkeit, auch anzunehmen, dass der Wechsel ihrer Zustände, 
&% eine Reihe ihrer Veränderungen jederzeit gewesen sei, und’ mithin" 
kein erster Ahfang, weder mathematisch'noch dynamisch, gesucht wärden" 
dürfe. Die Möglichkeit‘ einer solchen nendlichen Abstammung ohhie“ 
ein erstes Glied, in Ansehung dessen alles Uebrige bloss nachfolgend ist, 
lässt sich seiner Möglichkeit nach nicht begreiflich machen. Aber wenn 
ihr diese Naturräthsel darum wegwerfen wollt, so werdet ihr euch ge- 
nöthigt sehen, viele synthetische Grunäbeschaffenheiten zu verwerfen 
(Grundkräfte), die ihr ebenso wenig begreifen könnt; und selbst die 
Moglichkeit einer Veränderung überhaupt muss euch anstössig werden. 








332 Elsmenterlehre. Di; Theil IL-Abthallung. IK 'Buch., IX, Hanptstü 


mal ‚das Vermögen, eine Reihe in der Zeit ganz, 
bewiesen (obzwar een. Äst, so jat as m 


sive Beibe in der Welt,nur einen comparativ, ersten. Anfang haben. ken | 
indem. doch. immer ein. Zustand der Dinge in der Welt vorhergeht, etwa 
a hc cha an he de | 
ei, Denn wir reden hier nicht vom absolut ersten Anfange der 
nach, sondern der Causalität nach. Wenn ich jetzt (zum Beispiel) völlig | 
frei und ohne den nothwendig bestimmenden Einfluss der Naturursachen, 
von meinem Stuhle aufstehe, so füngt in dieser Bogebenheit samt deren 
natürlichen Folgen ins unendliche eine neue Reihe schlechthin an, ob- 
gleich der Zeit nach diese Begebenleit nur ‚die Fortsetzung, einer) vor- 
hergelenden, Reihe ist, Denn diese Entschliessung und That liegt garı 
nicht in der Abfolge blosser Naturwirkungen, und ist nicht, eine: blosse. 
Fortsetzung «derselben, sondern die, bestimmenden Naturursachen hören 
oberhall derselben: in Ansehung. dieses Ereignisses, gunz/auf, das zwar. 
auf jene folgt, aber daraus, nicht ‚erfolgt, und‘ daher zwar, nicht der Zeit. 
a 
einer Reihe von Erscheinungen genannt, werdem muss, 1 0. 
Die. Bestätigung ‚von, dem. Bedüirinia;der. Vernunf,.in.der Reihe, 
der Naturursachen sich auf einen. ersten. Anfang, aus, Freiheit.zu, 
leuchtet daran sehr klar in die Augen, dass, (die epieureische Schule aus«- 
genommen) alle Philosophen ‚des Alterthums, sich gedrungen, sahen, zur, 
Erkläsung der Weltbewegungen, einen ersten Beweger anzunehmen, 
d. is,eine. frei handelnde Ursache, welche diese’Reihe von Zuständen, 
zuerst und von selbst anfing. Denn aus blosser Natur unterfingen ‚sie, 
en “oe A 





U. Abschnitt. Die Antithetik der reinen Vernunft. 333 


Denn, wenn ihr nicht durch Erfahrung fändet, dass sie wirklich ist, so 
würdet ihr niemals « prior: ersinnen können, wie eine solche unaufhör- 
liche Folge von Sein und Nichtsein möglich sei. 

Wenn auch indessen allenfalls ein transscendentales Vermögen der 
Freiheit nachgegeben wird, um die Weltveränderungen anzufangen, so 
würde dieses Vermögen doch wenigstens nur ausserhalb der Welt sein 
müssen (wiewol es immer eine ktihne Anmassung bleibt, ausserhalb des 
Inbegriffes aller möglichen Anschauungen noch einen Gegenstand anzu- 
nehmen, der in keiner möglichen Wahrnehmung gegeben werden kann). 
Allein in der Welt selbst den Substanzen ein solches Vermögen beizu- 
messen kann nimmermehr erlaubt sein, weil alsdann der Zusammenhang 
nach allgemeinen Gesetzen sich einander nothwendig bestimmender Er- 
scheinungen, den man Natur nennt, und mit ihm das Merkmal empiri- 
scher Wahrheit, welches Erfahrung vom Traum unterscheidet, grössten- 
tbeils verschwinden würde. Denn es lässt sich neben einem solchen 
gesetzlosen Vermögen der Freiheit kaum mehr Natur denken, weil die 
Gesetze der letzteren durch die Einflüsse der ersteren unaufhörlich ab- 
geändert, und das Spiel der Erscheinungen, welches nach der blossen 
Natur regelmässig und gleichförmig sein würde, dadurch verwirrt und. 
unzusammenhängend gemacht wird. 










(834 Meinentarlehie. IL Thal IE ‚Abuhellang, (IL Buch, I. Hay 


6 üb all u et ee ee 
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we ehe year Thesis. drama un lorgergnkiuhin Peg 
‚Zu der, Welt.gehört ‚etwas, das. entweder ‚als ihr. Theil ‚oder ‚ihre: 
MEAN ae 1 DEEW PET 7 

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vun 





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ch apern\! warmer 








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2 sine F ige esistirt, Di N 
gi exist 1eses D 
Pe s Denn setzet, es sei ausser Bunker 
«453 Reihe der Weltverlinderungen ihren Anfang ableiten, | 
diese nothwendige Ursache selbst zur Sinnenwelt ‚gehirtel Nonsat dienen. 
unmöglich. Denn, da der Anfang einer Zeitreihe nur durch 





welchem eine Zeit vorhergeht, darin das Ding, welches anfängt, noch 
nicht war). Also gehört die Causalität der nothwendigen Ursache der 
Veränderungen, mithin auch die Ursache selbst zu der Zeit, mithin zur 
Erscheinung (an welcher die Zeit allein als deren Form möglich ist), 
folglich kann sie von der Sinnenwelt als dem Inbegriff aller Fig 
nungen nicht abgesondert gedacht werden. Also ist in der Welt 
etwas schlechthin Nothwendiges enthalten (es mag nun dieses die ganze 
Weltreihe selbat oder ein "Theil derselben sein). 


* Die Zeit geht zwar als formale Bedingung der Möglichkeit der Veränderungen 
-vor diesen objectiv vorher, allein subjectir und in der Wirklichkeit des Bewusstsoins 
‚ist diese Vorstellung doch nur so wis jede undero durch Veranlassung der Wahr- 
vehmungen gegeben. 


BR 


I. Abschnitt. Die Antithetik der reinen Vernunft. 335 


der reinen Vernunft i as 
der transscendentalen Ideen. 


Antithesis. 

Es existirt überall kein schlechthin nothwendiges Wesen, weder in 

der Welt, nuch ausser der Welt als ihre Ursache. 
Beweis. 

Setzet, die Welt selber oder in ihr sei ein nothwendiges Wesen, so 
würde in der Reihe ihrer Veränderungen entweder ein Aufang sein, der 
unbedingt nothwendig, mithin ohne Ursache wäre, welches dem dyna- 
mischen Gesetze der Bestimmung aller Erscheinungen in der Zeit wider- 
streitet; oder die Reihe selbst wäre ohne allen Anfang und, obgleich in 
allen ihren Theilen zufällig und bedingt, im Ganzen dennoch schlechthin 
nothwendig und unbedingt, welches sich selbst widerspricht, weil das 
Dasein einer Menge nicht nothwendig sein kann, wenn kein einziger 
Theil derselben ein an sich nothwendiges Dasein besitzt. 

Betzet dagegen, es gebe eine schlechthin nothwendige Weltursache 
ausser der Welt, so würde dieselbe als das oberste Glied in der Reihu «ss 
der Ursachen der Weltveränderungen das Dusein der letzteren und ihre 
Reihe zuerst anfangen.* Nun mtisste sie aber alsdann auch anfangen zu 
handeln, und ihre Causalität würde in die Zeit, eben darum aber in den 
Inbegriff der Erscheinungen, d. i. in die Welt gehören, folglich sie selbst, 
die Ursache, nicht ausser der Welt sein, welches der Voraussetzung 
widerspricht. Also ist weder in der Welt noch ausser derselben (aber 
nit ihr in Causalverbindung) irgend ein schlechthin nothwendiges Wesen. 


® Das Wort „anfangen“ wird in zwiefacher Bedentung genommen. Die erste 
it activ, da die Ursache eine Reihe von Zaständen als ihre Wirkung anfängt 
(iM). Die zweite passiv, da die Cansalität in der Ursache selbst anhebt (ie). 
Ich sehliesse hier aus der ersteren auf die Ictzte. 






336 Elementarlehre. IL Theil. IL Abtbelung. IL Buch, IL Hanptstück.. 


ur 
uk BES oe 
I. zur Thesis, 


Um das Dasein eines nothwendigen Wesens zu beweisen, liegt mir 
hier ob, kein anderes als ein kosmologisches Argument zu brauchen, 
welches nlimlich von dem Bedingten in.der Erscheinung zum U in 
im Begriffe aufsteigt, indem man dieses als die nothwendige Bedingu | 
der absuluten Totalität der Reihe ansicht. Den Beweis aus der blossen 
Idee eines nn Wesen tiberhaupt zu Veen zz | 
einem anderen Prineip der Vernunft, und ein solcher wi daher T 
sonders vorkommen müssen. ao 

Der reine kosmologische Beweis kann nr das Dasein’eines noths 
wendigen Wesens nicht anders darthun, als dass er es zugleich unaus- 
gemacht lasse, ob dasselbe die Welt selbst oder ein von ihr ee 
denes Ding sei. Denn um das letztere auszumitteln, dazu werden Grund- 
sitze erfordert, die nicht mehr kosmologisch sind, und nicht in der Reihe. 
der Erscheinungen fortgehen, sondern Begriffe von zußilligen We 
überhaupt (so fern sie bloss als Gegenstände des Verstandes erwog 
werden), und ein Prieip, solche mit einem nöthwendigen Wesen durch 
blosse Begriffe zu verknüpfen, welches alles vor eine transscendente 
Philosophie gehört, für welche hier noch nicht der Platz ist. & 

Wenn man aber einmal den Beweis kosmologisch' anflngt, indem. 
man die Rrihe von Erscheinungen und den Regressus in derselben nach 





des Bedingten zu seiner Bedingung in der Reihe genommen wurde, di 
auf diese höchste Bedingung in eontinuirlichem Fortschritte führen 
Ist nun dieses Verhältnis sinnlich und gehört zum möglichen empirischen 
Verstandesgebrauch, s0 kann die oberste Bedingung oder Ursache nur 
nach Gesetzen der Sinnlichkeit, mithin nur als zur Zeitreihe gehörig den 
Regressus beschliessen, und das nothwendige Wesen muss als das oberste 
Glied der Weltreihe, angesehen werden, vidk Ar 
Gleichwol hat man sich die Freiheit genommen, einen solchen 
Absprung (weraßaoıg elg @AAo y£vog) zu thun. Man schloss nämlich 
aus den Verlinderungen in der Welt auf die empirische Zufälligkeit, d. i. 
die Abhängigkeit derselben von empirisch bestimmenden Ursachen; und 
bekam eine aufsteigende Reihe empirischer Bedingungen, welches auch 
gunz reeht war: Daman- aber hierin keinen ersten Anfang und kein 
oberstes Glied finden konnte, #0 ging man- plötzlich. vom empirischen 





I. Abschnitt, Die Antithetik der reinen Vernunft. 337 


vierten Antinomie. uns 


DI. zur Antithesis. 

Wenn man beim Aufsteigen in der Reihe der Erscheinungen wider 
das Dasein einer schlechthin nothwendigen obersten Ursache Schwierig- 
keiten anzutreffen vermeint, so müssen sich diese auch nicht auf blosse 
Begriffe vom nothwendigen Dasein eines Dinges überhaupt gründen, und 
mithin nicht ontologisch sein, sondern sich aus der Causalverbindung 
mit einer Reihe von Erscheinungen, um zu derselben eine Bedingung‘ 
anzunehmen, die selbst unbedingt ist, hervor finden, folglich kosmologisch 
und nsch empirischen Gesetzen gefolgert sein. Es muss sich nämlich 
zeigen, dass das Aufsteigen in der Reihe der Ursachen (in der Sinnen- 
welt) niemals bei einer empirisch unbedingten Bedingung endigen könne, 
und dass das kosmologische Argument aus der Zufälligkeit der Welt- 
zustände laut ihrer Veränderungen wider die Annehmung einer ersten 
und die Reihe schlechthin zuerst anhebenden Ursache ausfalle. 

Es zeigt sich aber in dieser Antinomie ein seltsamer Contrast, dass «sr 
n&mlich aus eben demselben Beweisgrunde, woraus in der Thesis das 
Dasein eines Urwesens geschlossen wurde, in der Antithesis das Nicht- 
sein desselben, und zwar mit derselben Schärfe geschlossen wird. Erst 
hiess es: es ist ein nothwendiges Wesen, weil die ganze vergangene 
Zeit die Reihe aller Bedingungen und hiermit also auch das Unbedingte 
(Nothwendige) in sich fasst. Nun heisst es: es ist kein nothwen- 
diges Wesen, eben darum, weil die ganze verflossene Zeit die Reihe 
aller Bedingungen (die mithin insgesammt wiederum bedingt sind, iu 
sich fasst. Die Ursache hiervon ist diese. Das erste Argument sicht 


nur auf die absolute Totalität der Reihe der Bedingungen, deren 
Kasr's Kritik der reinen Vernunft. 22 


338 Klementarlehre. IL Tell, II Abthellung. IL Buch. IT. Häuptstlick. 


Begrift der Zufälligkeit ab, und nahm die reine Kategorie, welche alsdanı 
eine bloss intelligibele Reihe veranlasste, deren Vollständigkeit auf dem 
Dasein einsr schlechthin nothmendigen Ursache beruhts, die nunmehr, 
da sie an keine sinnlichen’ Bedingungen gebunden war, auch von der 
Zeitbedingung, ihre Causalität selbst anzufangen, befreit wurde, Dieses 
a, wie man aus Folgendem schlies- 
sen kann. 

Zufällig im reinen Sinne der Kategorie ist das, dessen Coniradie. 
törisches Gegentheil möglich ist. mark ne Se 
auf intellij le gar nicht schliessen. as 

A 8 Gated ee Zustandes) ist zu einer anderen 
wirklich, mithin auch möglich; mithin ist dieses nicht das eontradietorische, 
Gegentheil des vorigen Zustandes, wozu erfordert wird, dass in derselben 
Zeit, da der vorige Zustand war, an der Stelle desselben sein 
hätte sein können, welches aus der Veränderung gar nicht geschlossen 
werden kann. Ein Körper, der in Bewegung war —A, kommt in Ruhe 
=nön A. Daraus num, dass ein entgegengesetzter Zustand vom Zustande 
A auf diesen folgt, kann ‚gar nicht geschlossen werden, dass das contra- 
dietorische Gegentheil von A möglich, mithin A zufillig sei; denn dazu 
würde erfordert werden, dass in derselben Zeit, da die Bewegung war, 
anstatt derselben die Ruhe habe sein können. Nun wissen wir nichts 
weiter, als dass die Ruhe in der folgenden Zeit wirklich, mithin auch 
möglich war. Bewegung aber zu einer Zeit und Ruhe zu "einer anderen. 
Zeit sind einander nicht eontradietorisch entgegengesetzt. Also beweist 
die Succession entgegengesetzter Bestimmungen, d. i. die Verlinderung 

die Zufülligkeit nach Begriffen des reinen Verstandes, und 
kann also auch nicht auf das Dasein eines nothwendigen Wesens nach 
reinen  Verstandeabegriffen. führen, Die Veränderung beweist nur die 
empirische Zufälligkeit, d. i. dass der neue Zustand für sich selbst, ohne 
eine Ursache, die zur vorigen Zeit gehört, gar nicht hätte stattfinden 
können, zu Folge des Gesetzes der Causalität. Diese Ursache, und wenn 
sie auch als schlechthin nothwendig angenommen wird, muss auf diese 
Art doch in der Zeit angetroffen werden und zur Reihe der Eirschei- 


numgen gehören. 


IL Abschnitt. Die Antithetik der reinen Vernunft. 339 


eine die andere in der Zeit bestimmt, und bekommt dadurch ein Un- 
bedingtes und Nothwendiges. Das zweite zielt dagegen die Zufällig- 
keit alles dessen, was in der Zeitreihe bestimmt ist, in Betrachtung 
(weil vor jedem eine Zeit vorhergeht, darin die Bedingung selbst wiede- 
rum als bedingt bestimmt sein muss), wodurch denn alles Unbedingte 
und alle absolute Notlwendigkeit gänzlich wegfällt. Indessen ist die «ss 
Schlussart in beiden selbst der gemeinen Menschenvernunft ganz ange- 
messen, welche mehrmals in den Fall geräth, sich mit sich selbst zu 
entzweien, nachdem sie ihren Gegenstand aus zwei verschiedenen Stand- 
punkten erwägt. Herr vox Maıan hielt den Streit zweier berühmter 
Astronomen, der aus einer ähnlichen Schwierigkeit tiber die Wahl des 
Standpunkts entsprang, für ein genugsam merkwürdiges Phänomen, um 
darüber eine besondere Abhandlung abzufassen. Der eine schloss nämlich 
so: der Mond dreht sich um seine Achse, darum weil er der Erde 
beständig dieselbe Seite zukehrt; der andere: der Mond dreht sich 
nicht um seine Achse, eben darum, weil er der Erde beständig die- 
selbe Seite zukehrt. Beide Schlüsse waren richtig, nachdem man den 
Btandpunkt nahm, aus dem man die Mondbewegung beobachten wollte. 


ar* 







340 Elomentarlöhrs II, Theil. IE Abtheiling. IL Bech IL Hauptstück, 


N yel weh A 
Atmen A ee 


ade ler Br 
Von ‚dem Interesse der Vernunft bei diesem ihrem | 
Widerstreite. | 


da a 
Da haben wir nun das ganze dinlektische Spiel der kosm. 
Ideen, die es gar nicht verstatten, Ans ihnen ein congruirender 
stand in irgend engen Berg gehen werte a 
mal, dass die Vernunft sie einstimmig mit allgemeinen Erfahrungegesetzen _ 
denke, die gleichwol doch nicht willkürlich erdacht sind, sondern auf 
welche die Vernunft im continuirlichen Fortgange der empirischen Syn- 
dhesis nothwendig geführt wird, wenn sie das, was nach Regeln der Er- 
fahrung jederzeit nur bedingt bestimmt werden kann, von aller Bedingung 
befreien und in seiner unbedingten Totalität fassen will. Diese vernlinf- 
telnden Behauptungen sind so viele Versuche, vier natürliche und un- 
vermeidliche Probleme der Vernunft aufzulösen, deren es also nür gerade. 
so viel, nicht, mehr, auch nicht weniger geben kann, weil es nicht mehr 
Reihen synthetischer Voraussetzungen giebt, welche die empirische Syn- 
thesis a priori begrenzen. 
Wir haben die glünzenden Anmassungen der ihr Gebiet über ulle 

Grenzen der Erführung, erweiternden Vernunft nur in trockenen‘ Formeln, 

«0, welche bloss den Grund ihrer rechtlichen Ansprüche enthalten, vorgestellt, 
und, wie es einer Transscondentalphilosophie geziemt, diese von allem 
Empirischen entkleidet, obgleich die ganze Pracht der Vernunftbelaup- 
tungen nur in Verbindung mit demselben hervorleuchten kann. In dieser 
Anwendung aber und der fortschreitenden Erweiterung des Vernunft- 
gebrauchs, indem sie von dem Felde der Erfahrungen anhebt, und sich 
bis zu diesen erhabenen Ideen allmählich hinaufschwingt, zeigt die Phi- 
losophie eine Würde, welche, wenn sie ihre Anmassungen nur behaupten 
könnte, den Werth aller anderen menschlichen Wissenschaft weit unter 
sich lassen würde, indem sie die Grundlage zu unseren grössten Er- 
wartungen und Aussichten auf die letzten Zwecke, in welchen alle Ver- 
annftbemühungen sich endlich vereinigen miissen, verheisst. Die Fragen, 
ob die ‘Welt einen Anfang und irgend eine Grenze ihrer Ausdehnung 
im Raume habe, ob es irgendwo und vielleicht in meinem denkenden 








(UL Atsshınlit Von dem Interesse der, Vernunft u. uw. 341 


Selbst eine untheilbare und unzerstörliche, Einheit; oder nichts, als das 
Theilbare und Vergängliche gebe, ob ich in meinen Handlungen {rei 
oder' wie,andere, Wesen an dem Faden der Natur und. des Schicksals 
geleitet sei, ob es’ endlich eine oberste Weltursache gebe oder die Natur- 
dinge und deren Ordnung den; letzten Gegenstand ausmachen, bei dem 
wir in ‚allen unseren Betrachtungen stehen ‚bleiben miissen: das sind 
Fragen, tum deren Auflösung der Mathematiker gern seine ganze Wissen- 
schaft dahin gäbe; denn diese kann ihm doch in Anschung der. höchsten 
Selbst die eigentliche Würde der Mathematik (dieses Stolzes der mensch- 
lichen Vernnaft)' beruht darauf, dass, da sie der Vernunft die Leitung 
‚gieht, die Natur im grossen sowol als im kleinen. in ihrer Ordnung und 
Regelmiissigkeit, imgleichen in der, bewundernswürdigen Einheit+ der sie 
"banenden ‚Philosophie einzusehen, ‚sie dadurch selbst zu dem: tiber alle 
Erfahrung erweiterten Gebrauch: der Vernunft Anlass und Aufmunterung 
giebt, imgleichen die damit beschäftigte Weltweisheit mit den vortxeff- 
lichsten Materialien versorgt, ihre Nachforschung, so viel deren Beschaf- 
fenheit es erlaubt, durch angemessene Anschaumgen zu unterstützen. 
Unglicklicher Weise für die Speculation (vielleicht aber zum Glück 
für (die ‚praktische Bestimmung des Menschen) sieht sich die Vernunft 
‚mitten unter ihren grössten Erwartungen, in einem Gedränge von Grlin- 
den und Gegengründen so befangen, dass, da es sowol ihrer Ehre als 
auch sogar. ihrer Sicherheit. wegen nicht thunlich ist, ‚sich zurlick zu 
ziehen und diesem Zwist als einem blossen Spielgefechte gleichgilig zu- 
zusehen, noch weniger schlechthin Friede zu gebieten, ‚weil der Gegen- 
stand des Streits sehr interessirt, ihr nichts weiter übrig bleibt, als über 
den Ursprung dieser Veruneinigung der Vernunft: mit: sich selbst nach- 
zusinnen, ob’ nicht etwa ein blosser Missverstand daran Schuld sei, nach 
dessen Erörterung zwar beiderseits stolze Ansprüche vielleicht wegfallen. ı93 
Sn eg Miele ee gehen; 
‚und Sinne seinen Anfang nehmen würde, 
De Be ulBenifinijinttdhe Guäelihe Kotptarias wei ee 
‚setzen und: zuvor in: Erwägung ziehen, auf welche Seite wir uns wol am 
liebsten schlagen möchten, wenn wir etwa genöthigt würden Partei au 
nöhmen: Da wir in diesem Falle nicht den logischen Probirstein der 








342 Elementärlöhre. IL Pheil: IN Abtheilung. IE Boch IE Hauptstlick. 


Wahrheit, sondern bloss unser Interesse befragen, 30 wird eine solche 


Untersuchung, 'ob sie gleich in Ansehung des streitigen Rechts beider 
Theile nichts ausmacht, dennoch den Nutzen haben, es’ begreiflich zu 
machen, warum die Theilnehmer ai diesem Streite sich lieber auf die 
eine Seite als auf die andere geschlagen haben, ohne dass eben eine vor- 
ziigliche Einsicht des Gegenstandes daran Ursache gewesen, Imgleichen 
noch andere Nebendinge zu erklären, z. B. die zelotische Hitze des einen. 
und die kalte Behauptung des anderen Theils, warum sie gern der einen 
Partei frendigen Beifall zujauchzen, und wider die andere zum voraus 
anversöhnlich' eingenommen sind.) 1. ol re 
Es ist aber etwas, das bei dieser vorlünfigen Beurtheilung den 
Gesichtspunkt bestimmt, ans dem sie allein mit gehöriger Gründlichkeit 
angestellt worden kann, und dieses ist die Vergleichung der Principien, 
von denen beide Theile ausgehen. Man bemerkt unter den 
der Antithesis eine vollkommene Gleichförmigkeit der Denkungssrt und 
1oı völlige Einheit der Maxime, nimlich ein Prineipium 'des reinen Binpt- 


rismus, nicht allein in Erklärımg der Erscheinungen in der Welt, - 


sondern auch in Auflösung der transscendentalen Ideen vom Weltall 
selbst. Dagegen Jegen ‚die Behauptungen der Thesis ausser der empi- 
rischen Erklärungsart innerhalb der Reihe der Erscheinungen noch in- 
telleetuelle Anfänge zum Grunde, und die Maxime ist so fern nicht einfach. 
‚Ich will sie aber von ihrem wesentlichen Unterscheidungsmerkmal den 
Dogmatismus der reinen Vernunft nennen. + Tan. ul 

Auf der Seite also des Dogmatismus in Bestimmung der kos- 
mologischen Vernunftideen oder der Thesis zeigt sich * 

Zuerst ein gewisses praktisches Interesse, woincjeden Wii 
gesinnte, wenn er sich auf seinen wahren “Vortheil versteht, herzlich 
Theil nimmt. Dass die Welt einen Anfang 'habe, dass mein denkendes 
Selbat einfacher und daher unverweslicher Natur, dass dieses zugleich 
in seinen willkürlichen Handlungen frei und uber den Naturzwang er 
haben sei, und dass endlich die ganze Ordnung der Dinge, welche die 
Welt ausmachen, von einem Urwesen abstamme, von welchem alles seine 
Einheit und zweckmässige Verknüpfung entlehnt, das sind so viel/Grund- 
seine der Moral und Religion. Die Antithesis raube uns alle; diese 
Stützen,. oder scheint wenigstens sie uns zu rauben. “ 

Zweitens Kussert sich auch ein speeulatives Interesse der 


UL Abschnitt, , Von dem Interesse, der Vernunft u. sm 343 


Vernunft auf dieser Seite. Denn, wenn man die transscendentalen Ideen 
auf solche, Art annimmt und gebraucht, so kann man völlig « priori die 45 
gunze Kette der Bedingungen fassen ‚und die Ableitung des Bedingten 
begreifen, indem man vom Unbedingten anfängt; welches die Antithesis 
nicht leistet, die dadurch sich sehr übel empfichlt, dass sie, auf die Frage 
wegen. der Bedingungen ihrer, Synthesis keine Antwort geben kann, die 
nicht ‘ohne Ende immer weiter zu fragen ührig liesse, Nach ihr muss 
man von einem gegebenen Anfange zu einem noch höheren ‚aufsteigen, 
jeder Theil führt auf einen ‚noch. kleineren Theil, jede Begebenheit: hat 
immer noch „eine andere, Begebenheit als Ursache: über sich, und die 
Bedingungen ‚des Daseins überhaupt stützen sich immer wiederum ‚auf 
enehseh ned. in. einem sallatinäigen. Dinge. ala Eweaen ml 
dingte Haltung und Stütze zu bekommen. 

Drittens hat diese Seite auch. den Vorzug der Popnlarität, der 
gewiss nicht. den ‚kleinsten Theil ihrer Empfehlung ausmacht. Der ge- 
meine Verstand findet in den Ideen des unbedingten. Anfangs aller Syn- 
thesis nicht die mindeste, Schwierigkeit, da ‚er ohmedem mehr gewohnt 
ist, zu.den Folgen abwärts zu gehen als zu den Grtinden hinaufzusteigen, 
und hat in den Begriffen des absolut Ersten (über dessen Möglichkeit 
er nicht grübelt) eine Gemächlichkeit und zugleich einen festen Punkt, 
um. die Leitschnur seiner Schritte daran zu knüpfen, da er hingegen an 
dem. rastlosen Aufsteigen vom Bedingten zur, Bedingung, jederzeit mit 
einem Fusse in der Luft, gar kein Wolgefallen finden kann. ’ 

- Auf der Seite des Em pirismns in Bestimmung der kosmologischen s#s 
Ideen oder der Antithesis findet sich 

— Erstlich kein solches praktisches, Interesse aus reinen Principien 
der. blosse Empirismus beiden alle Kraft und Einfluss ‚zu benelmen. 
Wenn es kein von der Welt unterschiedenes Urwesen giebt, wenn die 
Welt ohne Anfang und also auch ohne Urheber, unser Wille nicht frei 
und. die ‚Seele ‚von gleicher Theilbarkeit und Verweslichkeit mit der 
Materie ist, so. verlieren auch die moralischen Ideen und Grundsätze 
alle Giltigkeit, und fallen mit, den transscendentalen: Ideen, welche 
ihre thooretische Stütze ausmachten.. 

Dagegen bietet aber der Empiriemus dem ‚speculativen Interesse 
der Vernunft Vortheile an, die sehr unlockend sind und diejenigen weit 














BE en re aka tnek naar 


ühnlichen Anschauungen klar und deutlich vorgelegt werden kann: "Nicht 
allein, duss er nicht nöthig hat, diese Kette der Naturordnung zu ver- 
wi lassen, um sich un Ideen zu hingen, deren Gegenstände er nieht kennt, 
weil sie als Gedankendinge niemals gegeben werden können, sondern es. 
fat Ihm nicht einmal erlaubt, sein Geschäft zu verlassen und "unter dem 
Vorwande, es sei nunmehr zu Ende gebracht, "in das Gebiet der ideai- 
sironden Vernunft und zu transscendentalen Begriffen tiberzugehen, wo. 
er nicht weiter nöthig hat zu beobachten und den Naturgesetäen gemäss 
zu forschen, sondern nur zu denken und zu dichten, sicher, dass er 
nicht durch Thatsachen der Natur widerlegt werden könne, weil er an 
ihr Zengniss eben nicht gebunden ist, sondern sie vorbeigehen, oder ie 
bogar selbst einem höheren Ansehen, nämlich dem der reinen’ Vernunft 
unterordnen darf. 4 Dee 
" "Der Eimpirist wird es daher niemals erlauben, irgend eine Epoche 
der Natur für die schlechthin erste anzunehmen, oder irgend eine Grenze 
seiner Aussicht in den Umfang derselben als ‚die äusserste anzusehen, 
oder von den Gegenständen der Natur, die er dureh Beobachtung und 
Mathematik ‘auflösen und in der Anschauung synthetisch bestimmen 
kann (dem Ausgedehnten), zu denen überzugehen, die weder Sinn noch 
Einbildungskraft jemals in eoncrrto darstellen kaun (dem Einfuchen), noel 
einriumen, dass man selbst in der Natur ein Vermögen, unabliängie 
von Gesetzen der Natur zu wirken (Freiheit), zum Grunde loge und 
dadurch dem Verstande sein Geschäft schmälere, an dem Leitfaden noth- 
wendiger Regeln dem Entstehen der Erscheinungen nachzuspiren, noch 
wsendlich zugeben, dass man irgend’ wozu die Ursache ausserhalb der 
Nator suche (Urwesen), weil wir nichts weiter als diese kennen, indem 
sie es allein ER en ae 
setzen unterrichten kann. 
Zwar wenn der empirische Philosoph mit seiner Antithese keine 


schatung darstellen, "oder doch’ in’ Begriffen," deren "Bild/'in gegebenen 3 


HE Abschmise. Von dem Interesse der Vernunft w = w. 345 


andere Absicht bat, als den Vorwitz und die Vermessenheit der ihre 
wahre Bestimmung verkennenden Vernunft niederzuschlagen, welche mit 
Einsicht und Wissen gross thut, da wo eigentlich Einsicht nd Wis- 
‚gelten lässt, ‘für eine Beförderung ' des speculativen Interesses ausgeben 
will, um, wo’ es ihrer Gemächlichkeit zuträglich ist, den Faden physischer 
Untersuchungen abzureissen und. mit einem Vorgeben von Erweiterung 
‚der Erkenntniss ihn an transseendentale Ideen zu knüpfen, durch die 
man eigentlich nur erkennt, dass man nichts wisse; wenn, sage ich, 
der Empirist sich hiermit begntigte, s6 würde sein-Grundsatz eine Maxime 
der Mässigung in Ansprüchen, ‘der Bescheidenheit in Beliauptüngen und 
zugleich der’ grösst: möglichen Erweiterung unseres Verstandes durch den 
‚eigentlich uns vorgesetzten Lehrer, nämlich die Erfahrung sein. Denn 
‘in solchem Falle würden uns intellektuelle Voraussetzungen und Glaube 
zum Behuf ‚unserer praktischen Angelegenheit nicht genommen werden; 
sur könnte man sie nicht unter dem Titel und dem Pompe von Wissen- 
schaft md Vernunfteinsicht auftreten lassen, weil das eigentliche specu-ass 
dative Wissen überall keinen anderen Gegenstand als den der Erfahrung 
‚treffen kann, und, wenn man ihre Grenze überschreitet, die Synthesis, 
\weiihe neue und von jener unabhängige Erkenntnisse versucht, ‘kein 
‚Bubstratum der Anschauung hat, an welchem sie ausgeübt werden könnte, 
I BoVaber; wenn der Empirismus in Ansehung ‚der Ideen (wie es 
‚mehrentheils geschieht) selbst dogmatisch wird, und dasjenige dreist ver- 
meint, was tiber der Spkäre seiner anschauenden Erkenntnisse ist, so füllt 
«er selbst in den Fehler der Unbescheidenheit, der hier um desto tadel- 
een 
‚ersetzlicher Nachtheil verursacht wird. ! 

FE Aufiegisnt die picureiamhetgegen den Dinichlumun 


a ae Fake. 8 Bern Mies Arandähkte ai "orjertre 
Behnuptangen jemals vorgetragen habe. Wenn sie etwa weiter nichts als Maxlnes 
des spoeulstiven Gebrauchs der Vernunft waren, so zeigte er darin einen Hchterem 
phllesophischen Geist als irgend einer der Weltweisen des Alterthums Dass zn 
in Erklärung der Erscheinungen so zu Worke geben mie, als ob dns Feld der 

durch keins Greuze oder Anfang der Welt abgeschnitten sel, den Stoff 
der Welt wo annehmen, wis er sein muss, wenn wir vom ihm durch Erfahrung be- 
Ichrt werden wollen; dns keine andere Erzeugung der Begebenheiten, als wie sie 
durch unveränderliche  Naturgeseteo bestiment werden, und endlielr keine won der 











orstero das Wissen, obzwar zum‘ Nachtheile des c 
und befördert, der zweite zwar zum Praktischen vortreffliche 
an die Hand giebt, aber eben dadarch in Ansehung alles dessen, 
uns allein ein specnlatives Wissen vergönnt ist, der Vernunft 1 
“ idenlischen Erklirungen der Naturerscheinungen -nachzuhängen und 
dartiber die physische Nachforschung zu verabaiumen. 00000 
' Was endlich das. dritte‘ Moment, worauf bei der vorläufigen Wahl 
zwischen beiden streitigen Theilen geschen werden kann, anlangt, soit 
es tiberaus befremdlich, dass der Empirismus aller Popularität gänzlich 
zuwider ist, ob man gleich glauben sollte, der gemeine Verstand werde | 
einen Entwurf bogierig aufnehmen, der ihn: durch nichte'als Erfahrungs 
erkehntnisse und deren vernunftimässigen Zusammenhang zu befriedigen. 
verspricht, anstatt dass die transscendentale Dogmatik ihn nöthigt, zu 
Begriflen hinaufzusteigen, welche die Binsicht und das Vernunftrermögen 
so der im Denken geübtesten Köpfe weit übersteigen. - Aber eben dieses 
ist sein Bewegungsgrund. Denn er befindet sich alsdann in einem Zu- 
stande, in welchem sich auch der Gelehrteste über ihn nichts herans- 
nehmen kann. Wenn er wenig oder nichts davon versteht, so kann sich 
doch auch niemand rühmen, viel mehr daron zu verstehen; und.ob-er 
gleich hierüber nicht’ so schulgerecht als andere sprechen: kann, 'so' kann 
er doch darüber unendlich mehr vernünfteln, weil er unter lauter Ideen 
herumwandelt, über die man ebeu darum am beredisten ist, ‚weil man 
davon nichts weiss, anstatt dass er über der Nachforschung der Natur 
ganz verstummen und seine Unwissenheit gestehen miisste. Gemächlich- 
keit und Ejtelkeit also eind schon eine starke Empfehlung ‚dieser Grund- 
sätze. Ueberdem, ob es gleich einem Philosophen sehr schwer wird, 
etwas als Gründsatz anzunehmen, ‚ohne deshalb. sich: selbst Rechenschaft 
geben zu können, oder gar! Begriffe, deren objective Realität nicht ein- 


Welt unterschiedene Ursache müsse gobraucht werden, sind noch jotat schr richtige 
aber wenig beobachtate Grundsätze, die spoculativo Phllosophio zu arwöltern, so 
auch die Priucipien der Moral unabhängig von fremden Hilfsquollen 

ohne dass darum derjenige, welcher verlangt, jene dogmatischen Sätze, s0 lange als 
wir mit der blossen Speulation beschäfigt sind, zu Ianoriren, darum Deschuliigt 
werden darf, er wolle sio lougnon. 


* Statt „oder gar“ steht in der ersten Anflage „noch weniger“ - 





er z — 


IM. Abschnitt. Yen dem Interesse der Vernunft u. & w. 34T 


‚gesehen werden kam, einzuführen, so ist doch dem gemeinen Verstande 
nichts gewöhnlicher. Er will etwas haben, womit er zuversichtlich an- 
fangen könne. Die Schwierigkeit, eine solche Voraussetzung selbst zu 
begreifen, betinruligt ihn wicht, weil sie ihm (der nicht weis, was be 
in den Sinn kommt, und er hält das für bekannt, 
en ist. Zuletzt aber versch; 
bei ihm vor dem praktischen, und er bildet 
aidrsiskrehen) worin Merk 
{hn seine Besörgnisse oder Hoffnungen antreiben. ‘So ist der Eimpiriemins sor 
der transscendental-idealisirenden Vernunft aller Popularität günzliel be 
"so viel Nachtheiliges wider die obersten praktischen Grund- 
sitze er much enthalten mag, so ist doch gar nicht zu besorgen, dass 
er die Grenzen der Schule jemals überschreiten, und im gemeinen Wesen 
ein nur’ einigermassen beträchtliches Ansehen a narna 
‚grossen Menge erwerben werde. 
ram Vernit it tere enrnace ereea äh 
sie betrachtet alle Erkenntnisse als gehörig zu einem möglichen System, 
und verstattet daher auch nur solche Prineipien, die eine'vorhabende Er« 
kenntniss wenigstens nicht unfähig machen, in irgend einem System mit 
anderen zusammen zu stehen. Die Bütze der Ancithesis sind aber von 
der Art, dass sie die Vollendung ‚eines Gebäudes von Erkenntnissen 
ginzlich machen. Nach ihnen giebt es tiber einen Zustand 
der Wolt immer‘ einen noch älteren, in jeder Theile immer noch andere, 
wiederum |theilbare, wor jeder, Begebenheit eine; andere, die wiederum 
‚ebenso wol anderweitig erzaugt war, nnd im Dasein überhaupt alles 
immer nur bedingt, ohne irgend ein unbedingtes und erstes Dasein an- 
zuerkönnen." Da also die Antitheis nirgend ein Erstes einriumt, und 
keinen Anfang, der schlechthin zum Grunde des Baues dienen könnte, 
*o fat'ein vollständiges Gebände der Erkenntniss bei dergleichen Vor- 
Aussetzung günzlieh unmöglich. Daher führt das architektonische Inter: ss 
0so der Vernunft (welches nicht empirische, sondern reine Vernunft- 
einheit a priori erfordert), eine nattirliche Ermpfehlung Nr die Behanp- 
“Thesis bei sich. 
Könnte sich aber ein Mensch von allem Intoresse lossagen, und die 
"Behanptimgen ‘der Vernunft, gleichgiltig gegen alle Folgen, bloss nach 
dem Gehalte ihrer Gründe in Betrachtungen ziehen, so würde ein solcher, 








IE 


wu 














z0ı weniger verwehrt werden, die Sätze und ‚Gegensätze, o,wie 
durch keine Drohung‘ geschreckt, vor Geschworeuen von seinem. 
Si inch dm ad hc Mar) rien kam 


auftreten zu lassen. BI ee 777%; 
Der Antinomie der reinen Vernunft, K- vo 
vierter Abschnitt. on 


Ns den transscendentalen Aufgaben der reinen Vernunft, 
in so fern sie'schlechterdings miissen aufgelöst 
werden können. a ee 


Alle ae auflösen und alle Fragen ee 
würde. eine unverschäimte Grosssprecherei und ein so ausschweifender 
Eigendünkel "sein, dass man dadurch sich sofort um alles ‚Zutranen 
bringen miisste. . Gleichwol giebt .es. Wisseuschaften, (deren Natur es 0 
mit sich bringt, dass eine jede darin vorkommende Frage aus dem, was 
man weiss, schlechthin ‚beantwortlich sein muss, weil die ‚Antwort aus 
denselben Quellen entspringen muss, daraus die Frage entspringt, und | 
wo es keineswegs erlaubt ist, unvermeidliche Unwissenheit vorzuschtitzen, 
sondern die Auflösung gefordert werden kann. Was in: allen ‚möglichen nöglichen 
Fällen Recht oder Unrecht sei, muss ıman der Regel nach. wissen 


IV. Abschnitt. Von den transscendantalen Aufgaben ta w. 34H 


können, weil es unsere Verbindlichkeit betrifft, und wir zu dent, was wir 
nicht wissen können, auch keins Verbindlichkeit haben. In der Er- 
klärung: der Erscheinungen der Natur muss uns indessen vieles ungewiss so+ 
und manche Frage unauflöslich bleiben, weil das, was wir von der Natur 
wissen, zu dem, was wir erklären sollen, bei weitem nicht in allen Fällen 
zureichend ist. Es fragt sich nun, ob in der Transscendentalphilosophie 
irgend eine Frage, die ein der Vernunft vorgelegtes Object betrifft, durch 
eben diese reine Vernunft unbeantwortlich sei, und ob man sich ihrer 
entscheidenden Beantwortung dadurch mit Recht entziehen könne, dass 
man es als schlechthin ungewiss (aus allem dem, was wir erkennen können) 
demjenigen beizählt, wovon wir zwar so viel Begriff haben, um eine 
ee er 
fehlt, sie jemals zu beantworten, 

Ich behaupte nun, dass die Transscendentalphilosophie unter aller 
specnlativen Erkenntnis dieses Rigenthtimliche habe, dass gar keine 
Frage, welche einen der reinen Vernunft gegebenen Gegenstand betrifft, 
für eben dieselbe menschliche Vernunft unauflöslich sei, und dass kein 
Vorschützen einer unvermeidlichen Unwissenheit und unergründlichen 
Tiefo der’ Aufgabe von der Verbindlichkeit frei sprechen könne, sie 
gründlich und vollständig zu beantworten; weil eben derselbe Begriff, 
der uns in den Stand setzt zu fragen, durchaus uns auch tüchtig machen 
muss auf diese Frage zu antworten, indem der Gegenstand ausser dem 
Begriffe gar nicht angetroffen wird (wie bei Recht umd Unrecht). 

Es sind aber in der Transscendentalphilosophie keine anderen als wo 
nur die kosmologischen Fragen, in Ansehung deren man mit Recht eine | 
genugthiuende Antwort, die die Beschaffenheit des Gegenstandes betrifft, 
fordern kann, ohne dass dem Philosophen erlaubt ist, sich derselben da- 
durch zu entziehen, dass er undurchdringliche Dunkelheit vorschtitzt; 
und diese Fragen können nur kosmologische Ideen betreffen, Denn der 
Gegenstand muss empirisch ‚gegeben sein, und die Frage geht nur auf 
die Angemessenheit desselben mit einer Idee. Ist der Gegenstand trans- 
scondental und’ also selbst unbekannt, z. B. ob das Etwas, dessen Er- 
scheinung (in uns selbst) das Denken ist (Seele), ein an sich einfaches 
Wesen sei, ob es eine Ursache aller Dinge insgesammt gebe, die schlecht 
hin notwendig ist u.'& w., so sollen wir zu unserer Idee einen Gegen- 
«und suchen, voh welchem wir gestehen können, dass er uns unbekamt, 


4 





Si ssistande eine zuiglchiniffrhhemugn und nicht als einer Sache 
an; sich, selbst. dio Rede ist, a0, kann die Beantwortung,der,transeesuiden- 
ten kosmologischen. Frage ausser der Idee sonst. nirgend liegen; denn 
sie betrifft, keinen Gegenstand. an ‚sich selbst, und in. 
möglichen Erfahrung wird nicht nach demjenigen gefragt, was in 
in irgend einer Erfahrung gegeben werden kann, sondern was 
Idee liegt, der sich die empirische Synthesis bloss nähern soll; alao'muss 
sie, aus der Idee allein aufgelöst ‚werden ‚können, denn diese ist, ein 
blosses Gesehöpf der Vernunft, welche also die Verantwortung nicht von 
sich abweisen und auf den unbekannten Gegenstand schieben kann... 
ss Es ist nicht so ausserordentlich ala es anfangs scheint, dass eine 
Wissenschaft in Ansehung aller in ihren Inbegriff ‚gehörigen Fragen: 
(quaestiones domestioae) lauter gewisse Auflösungen fordern und erwarten 
könne, ob: gie gleich zur Zeit noch vielleicht nicht gefunden sind. Ansser. 
der Transscendentalphilosophie giebt es nuch zwei reine Vernunftwissen- 
schaften, eine bloss speeulativen, die andere praktischen Inhalts: reine 
Mathematik und reine Moral. Hat man wol jemals gehört, dass, 
gleichsam ‚wegen einer nothwendigen Unwissenheit der Bedingungen, «es; 
en 
Beschaffenheit habe, keine Antwort geben, nämlich was or a 
Frage selbst nichts sei, darum, well kein Gegenstand ‚dersel 
Daher sind alle Fragen der tmascendentelen Seelonlohre auch benni 
wirklich. beautwortet; ee 
Erscheinungen, welches selbst nicht Erscheinung ist, und also nicht-als. Gegenstand 
gegeben ist, und worauf keine der Kategorien (anf welche doch ‚eigentlich ‚dl 
gestellt Ist) Bedingungen ihrer Aumendäng antzifft Also Ast hier, der Fall, da 
grmeino Ausdruck gilt, dnss keine Antwort auch eine Antwort sa, nämlich das 
Frage nach der Beschaffonheit desjenigen Etwas, was durch kein 
eat gedacht werden kann, weil’6s gänzlich ausser der Sphäre der Gogenktände ge 
setat wird, die uns gegeben werden können, gänzlich nichtig und leeren. 4. 



















u 
= 


IV. Abschnitt. Von den transscondentnien Aufgaben ws. w. 351 


für ungewiss sei ausgegeben worden, welches Verhältniss der Durch-, 
messer zum Kreise ganz genau in Rational- oder Irrationalzahlen habe? 
Da es durch erstere gar nicht congruent gegeben werden kann, durch 
‚die zweiten aber noch nieht gefunden ist, so urtleilte man, dass wenig- 
‚stens die Unmöglichkeit solcher Auflösung mit Gewissheit erkannt werden 
könne, und Lassenr gab, einen Beweis davon. In den allgemeinen Prin- 
ipion ‚der Sitten kann nichts Ungewisses sein, weil die Sätze entweder, 
ganz nd‘ gar nichtig und sinnleer sind, oder bloss ‚aus unseren. Ver- 
‚aunftbegriffen fliessen miissen. Dagegen giebt es in.der Naturkunde eine 
Unendlichkeit von Vermuthungen, in Ansehung deren ‚niemals Gewiss- 
heit erwartet werden kann, weil.die Naturerscheinungen Gegenstände 
‚sind, die ums unabhängig von unseren Begriffen gegeben: werden, zu 
denen also der Schlüssel nicht in uns und unserem reinen Denken, son- 
dern ausser uns liegt, und eben darum in vielen. Fällen nicht aufge- 
funden, mithin kein sicherer Aufschluss erwartet werden kann. Ichisos 
unserer reinen Erkenntnis betreffen, nicht hierher, weil wir jetzt nur. 
von der Gewissheit der Urtheile in Ansehung der Gegenstände und nicht. 
in Ansehung des Ursprungs unserer Begrifie selbst handeln, 

Wir werden also der Verbindlichkeit einer wenigstens kritischen: 
Auflösung der vorgelegten Vernunfifragen dadurch nicht ausweichen 
können, dass wir über die engen Schranken unserer Vernunft Klagen. 
erheben und mit dem Scheine einer demuthsvollen Selbsterkenntniss, 
bekennen, es sei über unsere Vernunft, auszumachen, ob die Welt von 
Ewigkeit her sei oder einen Anfang habe, ob der Weltraum ins unend- 
Eiche mit Wesen erfüllt oder innerhalb ‚gewisser Grenzen eingeschlossen 
seh, ob irgend in der Welt etwas einfüch sei oder ob alles ins unend- 
liche getheilt werden milsse, ob es eine Erzeugung und Hervorbringung 
aus Freiheit gebe oder ob alles an der Kette der Naturordnung hänge, 
‚endlich. ob es irgend ein gänzlich unbedingtes und an sich nothwendiges 
Wesen gebe oder ob alles seinem Dasein nach bedingt und mithin 
"Kusserlich abhängend tind an sich zufällig sei. Denn alle diese Fragen 
betreffen einen Gegenstand, der nirgend anders als in unseren Gedanken 

‚Erscheinungen. ‘Wenn. wir darüber aus unseren. eigenen 

Begriffen nichts Gewisses sagen und ausmachen können, so dürfen wirsıo 


Pr a 



















352 Elementarleire. 1. Teil. 18. Adiheilung, EL Bach. 


nicht. die Schuld: auf die Sache schieben, die sich ms ve 
kann uns dergleichen Sache (weil sie ausser nnso 

re ge. 
in unserer Idee selbst suchen; welche ein ‚Problem: ist, das k 


Dialektik; ei’ unten Bepöfe bee ge) würde ann ba 
Rei nfnihetieih iner 
Frage zu urtlieilen haben. ’ 

Ina ans var Verwundd: der Uigentahee tu chnasintig u 
Probleme zuerst diese Frage entgegensetzen, die ihr wenigstens 
beantworten misst: Woher kommen euch die Ideen, (deren: 
euch hier in solche Schwierigkeit verwickelt?‘ Sind es etwa 
uungen, deren Erklärung il bedirft, und wovon ihr‘ 
Ideen nur die Prineipien oder die Regel ihrer Exposition zu 
habt? Nehmt an, die Natur sei ganz vor euch aufgedeckt, euren Sinnen 
und dem Bewusstsein alles dessen, was eurer Anschauung vorgelogt ist, 
sei nichts verborgen, #0 werdet Ihr doeh durch keine einzige Erfahrung, 
den Gegenstand eurer Ideen in conereto erkennen können (denn es wird 
ausser dieser vollständigen Anschauung noch‘ eine vollendete. | 

st und das Bewusstsein ihrer absoluten Votalität erfordert, welchex durch 
gar keine empirische Erkenntnis möglich (ist), mithin kann-eure Frage 
keineswegs zur Erklürung von irgend einer vorkommenden Erscheinung 
nothwendig und also gleichsam durch den Gegenstand selbst aufgegeben. 
sein. Denn der Gegenstand kann euch niemals vorkommen, weil er.dureh 
keins mögliche Erfahrung gegeben werden kann. Ihr bleibt mit, allen 
möglichen‘ Wahrnehmungen immer unter Bedingungen, es: sei im 
Raume oder in der Zeit, befungen, und kommt an nichts 
um auszumachen, ob dieses Unbedingte- in einen absoluten Anfang der 
Synthesis, oder eine absolute Totalität der Reihe ohne: allen Anfang. 
zu. setzen sei. Das All aber in empirischer Bedeutung ist jederzeit nur 
oomparativ. Das absoluts All der Grösse (das Weltall), der Theilung, 
der Abstammung, der Bedingung‘ des Daseins überhanpt, mit allen“ 
Fragen, ob es durch endliche oder ins unendliche fortzusetzende Syn- 
thesis zu Stande zu bringen sei, geht keine mögliche Erfahrung etwas 
an: Ihr würdet z. B. die Erscheinungen eines Körpers nicht im min- 


) 





bedingungen An sind; alles aber, was" jemalasıe 
ine ah ee int mer 
genommen) 'irt sellist ." Dieses AUT aber it Sega" 
lich, ' dessen Torklituhg fnden transseendentalen Vernunftaufgaben ge- 
Sordertiwirdi”" vr ln 2. ‚Ind Mineral ar NT a 


einig zu werden, und die Amphibolie zu’verktiten, die eure Idee zu einer" 
vermeintlichen ‘Vorstellung eines empirisch gegebenen imd also anch 
nach" Erführungsgesetzen zu" erkennenden Objects mucht! Die dogtma- 

tische Auflüsung ist also nieht etwa ungewiss, sondern mmöglich. Die" 
kritische aber, welche völlig gewiss sein katın)’ betrachtet die Frage gur 
niehtobjectiv, Da u et lern worauf 


TE Ahr Ka 
te nit x 


Fe 17: Dear der. ‚reinen, ‚Vernunft, D dr " Be 
isdn © 10006» MnfteiAbschnitkistihenen ml m 
eilig de Kong Frage 
„alle vier transscendentalen Ideen... .. 


Bra von (äei Falter gene abstehen, Free 
matisch! beantwortet zu sehen, wenn wir schon zum vorans begriffen: die 
Antwort möchte ausfallen, "wie «ie wollte, s0 würde sie unsere Unwissen« || 
heit nurnoch’ vermehren, und "uns “als einer Unbegreifichkeit tn eine 

in eind noch grössere, und’ vielleicht gar 

in Widersprütche'sttirzen: Wenn unsere Frage bloss auf Bejahung oder 
Verneinung gestellt ist, so ist's kltiglich gehandelt, die vermuthlichen 
BE Be Beitrag Vin au a a zu lassen, 


Karr's Kritik der reinen Vornzuft, 


an. 










364. Flonentarlehre, II. Theil, I. Abiheitng. IL Dach. Hp 


und. zuyörderst in Erwägung zu ziehen, was man‘ denn 
wenn die. Antwort auf die eine, und was, wenn ie. 
ausfiele. Trifft es sich nun, dass in beiden Fällen lauter 
(Nonsens) herauskommt, «0. haben wir, eine‘ gegründete Aufforderung, 
unsere Frage selbst kritisch zu untersuchen, und zu schen, En 







su Nutzen, den die skeptische Art side Kram an behnadein, welche 
reine Vernunft an reine Vernunft thut, und wodurch man 
dogmatischen Wustes mit wenig Aufwand überhoben sein kann, um an 
dessen Statt eine ntichterne Kritik zu setzen, die als ein wahres Kathar- 
tikon den. Wahn zusammt seinem rg der Vielwisserei, ‘glücklich 
abführen wird. ' RE 
- Wenn ich demnach von ern nel zum voraus ein- 
sehen könnte, ‚dass, auf welche Seite ‚des. Unbedingten. der (negrossiven 
Synthesis der Erscheinungen sie sich auch sohltige, so würde sie dach" 
für einen jeden Verstandesbegriff entweder zu gross oderızu klein 
sein, so würde.ich begreifen, ‚dass, ‚da jene doch es nur mit. einem Ge- 
genstande. der Erfahrung zu thum hat, welcher einem’ möglichen, Ver- 
standesbegriffe angemessen sein soll, sie ganz leor und ohne Bedeutung 
sein müsse, weil ihr der Gegenstand nicht anpasst, ich mag ‘ihn derselben 
wie ich will. Und dieses ist wirklich an Wall Bei ADENEE 

begriffen, welche anch eben um deswillen dio Vornunf, 36 lange sie ihnen, 

ankängt, in eine unrermeidliche Antinsmie verwickeln. Denn nehmt 
Erstlich an, die Welt habe keinen Anfang, so ist sie P> 
euren Begriff'zu gross; detin dieser, welcher in einem smecdasiven 

gressur besteht, kann die 1ylbah Varlbibeih Beil Mlkhalinerräichien 
Setzt, sie habe einen Anfang, so ist sie wiederum für euren Voar- 
sı5 standesbegriff in, dem nothwendigen empirischen. Regressus zu. klein. 
Denn, weil der Anfang noch immer,eins Zeit, die vorhergeht, voraussetzt, 
so ist,er noch nieht unbedingt, und das Gesetz des empirischen. Gebrauchs | 
des; Verstandes legt «euch ‚auf, noch nach einer höheren Zeitbedingung 
au fragen, und-die, Welt ist also offenbar für dieses Gesetz zu. klein. 1" 
Ebenso ‚ist «8 mit der doppelten. Beantwortung der Frage ‚wegen | 
der. Weltgrüsse dem Raum nach bewandt. Denn, ist‘ sie'unendlich 


- -- 


Vi Abschnitt.  Sikeptische Verstöllung' allur lossiolog: Fragen:  S5B5 


nd begrenzt; "so It 'eie Air alldl diöglichen eikpirischen" Begriff zu | 
gross. Ist sie endlich und begrenzt, so fragt ihr mit‘ Recht noch: 
stehendes Correlstum der Dinge, und’ katin’ keine Bedingung’ sein, "bar 
der ihr stehen bleiben könnt, noch viel'weniger eine empirische Bedin- 
gung, die einen Theil einer möglichen Erfahrung ausmachte." (Denn wer 

kann eine Erfahrung ‘vom schlechthin 'Leeren' haben?) Zur absoluten 
Totalität über der empirischen Syuthesis ‘wird jederzeit" erfordert, duss 
das Unbedingte ein Erfahrungsbegriff sc. Alto ist eine begrenzte 
Welt für euren Begriff’ zu klein. 1 nn alu Tun In nr 
Zweitens: besteht jede Erscheinung im Raume (Materie) aus un- 
endlich vielen Theilen,'so ist der Regressus der Theilung für euren‘ 
Begriff jederzeit zu gross; und soll die Theilung des Raumes irgend 
bei einem Gliede derselben (dem Einftchen) aufhören, so ist’er für die 
Idee des Uubedingten zu klein. Denn dieses Glied List noch immer o1s 
‚nen Rogressus zu mehreren in ihm enthaltenen Theilen übrig: 
Drittens: wehmt ihr an, in allem, was in der Welt geschieht, sei 
nichts als Erfolg nach Gesetzen der Natur, so ist die Cnusalität der 
Ursache immer wiederum etwas, das geschieht, und euren Regressus zu 
noch höherer Ursache, mithin die Verlängerung der’ Reilie von Bedin- 
gungen '@ porte priori öhne Aufhören nothwendig macht. "Die blosse 
wirkende Natur ist’also für allen Eu ne 
Weltbegebenheiten zu gross 

- Wählt ihr kin und wieler von a HL 
an an Erdtletir driverlgt in das Warum nach 
einem unvermeidlichen Naturgesetze, und nöthigt euch, Uber diesen Punkt 
nach dem Causalgesetze der Erfahrung hinaus zu gehen, und ihr findet, 
dass dergleichen Totalität der Verkniipfung un euren ze em- 
pirischen Begriff zu klein ist. en. ik asıl il 
 Viertenss wenn ihr 'ein We ge (es 
sei die Welt selbst oder etwas in der Welt oder die "Weltursache) an- 
nehmt, eb setzt ihr es in eine von jedem gegebenen Zeitpunkt unendlich‘ 
entfernte Zeit, weil es sonst von einem anderen und älteren Dasein 
lüngend sein würde. Alsdann ist aber diese Pxistenz für euren 
rischen Begriff unzugänglich und zu gross, als dass ihr jemals 
irgend einen fortgesetsten Regressus dazu gelaugen könntet, 







‚ beurtheilt 
oder in. der. .Welt\ihren, Gegenstand .antzefle. en - 
zu klein sei, was; nur, um. dieses; Itiren wien angenommen wird und; 
515 danach eingerichtet.;sein muas, Zu dem Spielwerke der alten, A 
Schulen. ‚gehörte „such diese Frage: wenn eine Kugel nicht dureh. ein, 
Loch geht, was soll man sagen: ist die Kugel au ‚gross, 
zu klein? In diesem Eulle. ist. es ‚gleichgilig, wie ihr euch ansdrticken 
wollt; denn ihr. wisst nicht, welches von beiden um. des anderen willen. 
da ist; ‚Dagegen ‚werdet ihr, nicht..sagen: ‚der Mnun. ist ‚für ‚sein.Kleid 
zu lang, sondern: das Kleid igt für. den Mann zu kurs. 000000000 
Wir sind also wenigstens, auf den gegründeten Verdacht gebracht, 
dass die kosmulogischen Ideen, und mit ilmen ‚alle, unter. a 
Streit gesetzten vornünftelndau Behruptungen vielleicht einen leeren und 
bloss eingebildeten Begriff von ‚der Art, wie uns der Gegenstand diesen 
Ideen ‚gegeben ‚wird, ‚zum Grunde liegen haben, und dieser Verdacht‘ 
IUEEHE BEN Seisieen ren Sa aniei: DONE | 
gen wi \ Se EEE 
hun ı re 
CET. REN ws m A 








VL Abschnitt. Schlüssel zu Auflösung der kosmol. Dialektik. 357 


Der Antinvmie der reinen Vernunft 
sechster Abschnitt. 


Der transscendentale Idealismus, als der Schlüssel 
zu Auflösung der kosmologischen Dialektik. 


Wir haben in der transscendentalen Aesthetik hinreichend bewiesen, 
dass alles, was im Raume oder der Zeit augeschaut wird, mithin alle 
Gegenstände einer uns möglichen Erfahrung, nichts als Erscheinungen, 
d. i. blosse Vorstellungen sind, die so, wie sie vorgestellt werden, als 5ı9 
ausgedehnte Wesen oder Reihen von Veränderungen, ausser unseren 
Gedanken keine an sich gegründete Existenz haben. Diesen Lelrbegriff 
nenne ich den transscendentalen Idealismus.* Der Realist in 
transscendentaler Bedeutung macht aus diesen Modificationen unserer 
Sinnlichkeit an sich subsistirende Dinge, und daher blosse Vorstel- 
lungen zu Sachen an sich selbst. 

Man würde uns Unrecht thun, wenn man uns den schon längst so 
verschrieenen empirischen Idealismus zumuthen wollte, der, indem er die 
eigene Wirklichkeit des Raumes annimmt, das Dasein der ausgedehnten 
Wesen in demselben leugnet, wenigstens zweifelhaft findet, und zwischen 
Traum und Wahrheit in diesem Stücke keinen genugsam erweislichen 
Unterschied einräumt. Was die Erscheinungen des inneren Sinne= in 
der Zeit betrifft, an denen als wirklichen Dingen findet er keine 
Schwierigkeit; ja er behauptet sogar, dass diese innere Erfahrung das 
wirkliche Dasein ihres Objects (an sich sellıst, mit aller dieser Zeitbe- 
stimmung) einzig und allein hinreichend beweise. 

Unser transscendentaler Idealismus erlaubt es dagegen, dass dies» 
Gegenstände äusserer Anschauung ebenso, wie sie inn Raume angeschaut 
werden, auch wirklich sind, und in der Zeit alle Veränderungen so, wie 


{® Ich habe Ihn auch sonst bisweilen den formalen Idenlismns genannt, um 
{bn von dem materinlen d. i. dem gemeinen, der dio Existenz Ausseror Dinge 
welbet bezweifelt oder longnet, zu unterscheiden. In manchen Fällen scheint es rath- 
in zu sein, sich lieber dieser als der obgenaunten Ausdrücke zu bedienen, un alle 
Missdeutung zu verhüten.‘] 





3 Diese Anmerkung ist ein Zusatz der zweiten Aufinge. 


wen 
—_ 





Fortgangs in einem Contest steht. Sie sind also alsdann wirklich, wenn 
sie mit meinem wirklichen Bewusstsein in einem empirischen Zubammen- 
BETGRIBRL MINEN BLAPRFÄNCARD aha. wich; is heart 
schritt der Erfahrung wirklich sind: > 77 
Uns ist wirklich nichts gegeben al die Wahraehmtig und der 
änpirische Förtächritt yohdieder su andereh niöglichn Wär 
Denn un sich selbet sind die Erscheinungen als blosse Vorstellungen mur 
in der Wahrnehinung‘wirklich;"die' in-der That niclitsrAnderös ist als 


te ee 350 


‚die Wirklichkeit einer empirischen Norselluig ds 'i Erscheinung. Vor 
‚der Wahrnehmung eine «Erscheinung ein wirkliches Ding nermen, 'be- 
‚deutet entweder; (dass wir im’ Fortgauge der Erfahrung auf eine solche 
"Wahrnehmung treffen missen, öder es hat gar keine Bedeutung. : Denn 
‚dass ‚sie: an sich: selbst, ‚ohne Beziehung auf unsere Sinne und mögliche 
‚Erfahrımg existire, 'könnte allerdings gesagt‘ werden, wenn von einem sa 
"Dinge an sich selbst die Rede wire Es ist über bloss von einer Er- 
‚scheinang‘ im Raume uiid der Zeit, die beides keine Bestimmungen der 
‚Dinge ‚an ‚sich selbst, sondern nur unserer ‘Sinnlichkeit sind, die Rede; 
‚daher das, was in ihnen: ist (Erscheinungen); nicht an sich etwas, sondern 
‚blosse Vorstellungen sind, die, wenn sie nicht in uns (indem Wahrneh- 
"mung) gegeben sind, überall nirgend ‘angetroffen warden. 
Das sinnliche Anschanungsvermügen ist eigentlich nur eine Recep- 
‚tivitäe, auf gewisse Weise mit Vorstellungen afficirt zu werden, deren 
‚ist (lauter Formen unserer Sinnlichkeit), und welche, s0 fern sie in diesem 
"Raume und der Zeit) nach ‚Gesetzen‘ der Einheit der 
Erfahrung verknüpft und bestimmbar sind, Gegenstände heissen. Die 
nielstsinmliche Ursache dieser Vorstellungen ist uns günzlich unbekannt, 
„und diese können‘ wir daher nicht us Öbjeet anschauen; denn dergleichen 
‚Gegenstand wirde weder im Raume noch der Zeit (als blossen Bedin- 
gungen‘ der sinnlichen Vorstellung) vorgestellt werden miissen, olme 
welche‘ Bedingungen wir uns gar keine Anschauung denken können. 
Indessön können wir die bloss ihtelligibele Ursache der Erscheinungen 
‚überhaupt das transseondentale Object nennen, bloss damit wir etwas 
kinben, was der Sinnlichkeit ala einer Receptivität sormespöndirt. Diesem 
transscondentalen Object können‘ wir allen Umfüng und Zusammenhang 
insorer möglichen Wauhrtiehmimgen zischreiben, und sagen, dtss es vorsı 
‚aller Erfahrung an sich selbst gegeben ei." Die Erscheinungen über sind 


Ast Than snjgen: die wirklichen‘ Dinge der vergangenen Zeit sind jn dem 
Munssechdentalen Gegenstande der Ertührung gegeben: sie aind über fr 
mich/nur Gegenstände und'in der vergangenen Zeit wirklich, so fern ale 





„u Men. ich zu, depınseh, alle anistirpen ühgwaiänänsder Blume 

aller Zeit und alle Räumen. insgesammt, vorstelle so setze, ich ‚solche 
seunicht vor. der Erfahrung in beide ‚hinein, sonder. diese, Vorstellung ist 
nichts Anderes ‚als. der Gedanke von, einer möglichen Erfahrung, in ihrer 
‚absoluten Vollständigkeit. In. ihr, allein sind’ jene, Gegenstände (welche 
‚nichts ‚als. blosse Vorstellungen sind) gegeben. Dass aan uber sagt, sie 
existiren vor ‚aller. meiner ‚Erfahrung, bedeutet mir, dass sie in dem 





"adeny auch „wie, weit ich ‚auf dergleichen im ‚Regrossus ‚treffen . könus, 
ist transseondental, und mir daher ‚nothwendig. unbekannt, ‚Aber um 
‚diese ist, es, auch, nicht zu thun, ‚sondern. nur; um..die-Regel des, Bort- 
‚schritis der Pröahrung, in der; ;mir..die ‚Gegenstände, nämlich ‚Erachej- 
„nungen ‚gegeben werden. ‚Es ist auch im Ansgange ganz ‚einerlei.ob ich 
sagen ich, könne im empirischen, Fortgange, im Raume auf ‚Sterne treffen, 
die hundertmal ‚yeiter entfernt. sind, als, die äusserstun, .die.ioh sche, oder 
‚ob ich sage: es sind vielleicht deren ‚im Weltraume anzutreffen, wenn sie 
gleich ‚niemals ‚cin. Mensch, wahrgenominen, ‚hat oder ‚wahmelmen' wird; 
denn, wenn sie gleich als Dinge, an, sich aelbst, ‚ohne Bezichung auf müg- 
lighe Erfahrung, überhaupt gegeben wären, 80,sind. sie..dach „Pr, nich 
‚nichts, mithin keine, Gegenstände, als #0.fern.sie.iu. der Reihe,des empi- 
schen Regressus enthalten sind. „Nur iu_anderweitiger Beziehung, wenn 
536 eben diese Erscheinungen zur kosmelogischen Idee, von,einem.absolnten 
Ganzen gebraucht ‚werden sollen, und wenn .es also) um ‚eine Frage zu 
„hun ist, die über die Grenzen möglicher Erfahrung. hinausgeht, ‚ist die 





a ne rien wi ihre m ee ee ee 
Ben De Anti der reinen Vernunft 7 W 
nn Man " Aare) nen) ee 
ud Wu ed 






ie 0 ud lin 


“Kritische Entscheidung des kosmölogischen'Streiten ver 


m ır „Vernünft mit sich selbst. bet al a Kir 


Deals ws a bei nr 

or mDie ganze Antinomie der ‘reinen ne ne dinlek- 
tischen Argumente: Wenn das’ Bedingte gegeben ist, eu: ist aueh die 
istände\der Sinne als- bedingt gegeben; folglich 1.8. w. "Durch diesen. 
 Vermunftschluss, dessen Obersatz ‘so, natürlich und: einleuchtend scheint, 
werden stm nach Verschiedenheit der Bedingungen (in der Synthesis’der 
Erscheinungen), ‚so fern 'sie eine Reihe susmachen, ebenso viele" kösmo- 
„logische: Ideen eingeführt, welche die absolute Totalitit‘ dieser Reihen 
postalirem und. eben dadurch ‚die. Vernunft unvermeidlich ‘in Widerstreit 





uhieitigeim Bu klar und ungezweifolt gewiss, ‚dass, 'weum 
das Bedingto) gegeben ist; „uns icben« ‚dadurch: ein Regressus in der-Reihe 
zu ‚demselben 'atifgegeben sei; ‚denn dieses bringt 
‚des Bodingten so mit «ich, dass dadurch etwas auf eine 
Bedingung, ‚und, ‚wenn ‚diese wiederum bedingt ist; auf eine entforntere 
"Bedingung, jund #0 durch alle Glieder «der Reihe bezogen wird: "Dieser 
‚und erhebt sich‘ über alle Furcht vor einer trans- 
„‚seendentalen Kritik. Er ist ein logisches Postulat der Vernuntt, diejenige 
- Verkntipfung eines Begriffs mit seinen Bedingungen ‚durch den Verstand 
‚au verfolgen und su weit REN dem ba yon 
„selhstjanblingt. 00.000000 
0. Ferner: wenn. das Bedingte Bra al, oh Tee 
‚ sich.aelbst sind, so ist, wenn das erstere gegeben worden, nicht bloss 


nn 








362  Elementarlehre AL Theil: IL Abthellnng. I. Buch, IR Haupistück, 


‚der. Regressus zu dem zweiten aufgegeben, sondern: dieses ist dadurch 
wirklich schon mit gegeben, und weil dieses von allen Gliedern der 
Reihe gilt, (so ‚ist. die vollständige Reihe der Bedingungen, mithin auch 
das Unbedingte dadurch zugleich gegeben ‚oder vielmehr vorausgesetzt, 
dass das Bedingte, wälches nur durch jene Reihe möglich war, gegeben | 
ist. Hier ist die Synthesis ‚des Bedingten mit seiner Bedingung eine 
Synthesis des blossen Verstandes, welcher die Dinge vorstellt, wie sie 
sereind, ohne darauf zu achten, Rah: CN VAR ein ter Krknktan) Aa 
gelangen ‚können. Dagegen, wenn „ich es mit, Erscheinungen au ‚ehem 
habe, die ala blosso Vorstellungen gar nicht sind, wenn ich nicht 
zu ihrer Kenntniss (d. i. (zu ihnen selbst. denn sie sind nichts als empi- 
‚ische Kenntnisse) gelange, s6 kann ich nieht in oben (der Bedeutung 
„engen: wein das Bedingte gegeben ist, so sind’ auch’ alle 
(ala Erscheinungen) zu demselben gegeben, und kat mithin auf die ab- 
‚solute Totalitüt- der Reihe. derselben keineswegs schliessen. Denn die 
‚Erscheinungen sind in der Apprehension' selber nichts) Anderes Als 
‚eine empirische Synthesis im Raume''und der Zeit), und sind also mür 
in dieser gegeben. Nun folgt es gar nicht dass, wenn das Bedingte (in 
der Erscheinung) gegeben ist, auch die Synthesis, die seine empirische 
a , i jeher; 


‚Aber das’ kann man wol in einem solchen Fälle sngen, dass ein Regres- 
sus.zu.den Bedingungen, d. i eine fortgesetzte empirische 
‚dieser. Seite‘ geboten oder aufgegeben seij;/und dass es nichtan Bedin- 
„gungen fühlen könne, die durch diesen Regressus gegeben werden. 
0% Hieraus ‚erhellt, dass der Obersatz des kosmologischen "Vernühft- 
schlusses das Bedingte in transscondentaler Bedentung einer reinen‘ Käte- 
‚gorie, der Untersatz aber in empirischer Bedeutung eines auf blösee Tr- 
‚scheinungen. angewandten Verstandesbogriffs nelimo, folglich" derjenige 
ws.dinlektische Betrug darin angetroffen werde, den man“ sopAma figterm 
‚dietionie nennt. "Dieser Betrüg ist aber nicht erkünstelt| sondern eine 
ganz nättirliche Päuschung der gemeinen’ Veriiumft! Denn durch dilselbe 
‚setzen: wir. (im ‚Obersatze) «die‘ Bedingungen und ihre Reihe gleichkam 
unbesehen voraus, wenn etwas als bedingt gegeben fat," Weil'dieses 
nichts «Andere» als die logische Pordorung ist, 'vollstlindige Prämissen 
au einem’ gepebenen Schlusssatze anzunehmen; ind’ dat in’ ddr Ver- 


VIEL Abschnitt. Kritische Entseholdung des kosmol: Straites 363 


‚knüpfung des Bedingten mit' seiner Bedingung keine’ Zeitordnung anzu: 
„treffen; sie werden an sich, als zugleich gegeben, vorausgesetzt. Ferner 
ist es ebenso natürlich (im Untersatze), Erscheinungen als Dinge'an sich 
und ebenso wol dem blossen Verstande gegebene Gegenstände anzusehen, 
wie es im Öbersatze geschah, da ich von allen Bedingungen der An- 


‚seiner Bedingung und; die ganze Reihe der letzteren (im Obersatze) führte 
„Sueeession bei sieh. Dagegen ist die empirische Synthesis und. die Reihe 
„der Bedingungen in der Erscheinung (die im Untorsatze subsumirt wird) 
‚apthwendig sucesssiv und-nur in der Zeit nach einander gegeben; folg- 

‚Heh,,konnte ich die,alsolute Totalität»der Synthesis und der dadurch 
„vorgestellten. ‘Reihe hier nicht ebenso ‘wol als dort‘ voraussetzen weil sap 
‚dort alle Glieder der Reihe an sich (ohne Zeitbedingung) gegeben sind, 


gelegten 
"können; beide, streitendo. Theile’ mit Recht als sölche, die ihre Forderung 
auf keinen, gründlichen‘ Titel gründen, abgewiesen werden: Dadurch aber 
(ist. ihr. Zwist' och nicht, in au fern’ geendigt, dass sie berführt worden‘ 
‚wären; ‚sie ‚oder ‚einer 'von ‚beiden /hätte in der Sache’ selbst, die ar be- 
‚Beweisgründe zu /bauen wusste. Es scheint: doch nichts klarer). als dass 
yon zweien; deren ‚der eine behauptet: die Welt hat einen Anfang, der 
andere: die Welt hat keinen Anfang, sondern-sie ist’ von Ewigkeit ber, 
„‚dock einer Recht ‚haben müsse. Ist-aber dieses, ‚so ist es, weil’ die Klar- 
‚heit auf beiden‘ Seiten gleich ist, ‚doch unmöglich, jemals auszunitteln, 
anf welcher. Seite /das, Recht 'sei, ‚und: der Streit ‚dauert 'nach“ wie "vor, 
(wert die- Parteien gleich bei dem-Gerichtshofe der Vernunft zur Ruhe 
üiewiesen wurden. Es bleibt also kein Mittel übrig, den‘Streit gründ- 
‚ishv/und.izur Zufriedenheit ‚beider Theile zu. endigen, «nla dass, da’ sie 
»einander doch s6 schön widerlegen können, sie endlich überführt werden, 
‚dass sio um michts streiten, und ein gewisser transscondentaler 'Sclein 





364 Elewentsrlehre IL Theil: I Absheilung. IL Bach. IE Hauptstück. 


s%0 ihnen da eine“ Wirklichkeit vorgemalt- habe "wo keine "anzutreffen ist, 
- Diesen Weg der. Beilegung eines nieht abzuurtheilenden Streit« wollen 
nwix.jetzt; einschlagenznlwlnäl Suchen un ıulel alla a 
ei urn lege Fund. cr bo ee 
be A re le ame st u ler re 
>. „Der eleatische 'Zuyo, ein subtiler' Dinlektiker ist schon vom 
' Pnaro als (ein \muthwilligenSophist‘ darüber sehr’getadelt' worden, dis 
ver, ‚um seine Kunst'zu zeigen, einerlei' ‘Satz durch scheinbare Argumente 
„zu beweisen, und baldıdarauf'.durch andere ‚ebenso starke wieder mm- 
„zustürzen suchte. ‘Er behauptete; Gott ‘(vermuthlich war ses bei klin 
‚nichts‘ als die Welt) 'sei weder endlich noch unendlich, er sei'weder in 
(Bewegung«noch in Ruhe; sei keinem anderen ‘Dinge 
anähnlich. Es schien denen, die ihn hiertiber beurtheilten, er habe zwei 
‚einander widersprechende Sätze gänzlieli ablöugnen wollen, "welches un- 

. tgereimt- ist. Allein: ich finde nicht, dass ihm dieses mit/Recht'zur Last 
\gelegt werden ‚könne. Den ersteren dieser Sitze ‘werde ich’ bald näher 
„beleuchten. Was die übrigen betrifft, wenn er unter dem Worte Gott 

das Universum verstand, 'so-mnsste er allerdings sugen, dass dieses weder 
‚in seinem ‚Orte behnrrlich 'gegenwärtig" (in Rathe)'sei, noch denselben 
‚verindere (sich bewege); weil alla Oerter nur im’ Universum; dieses sellist 
- also im'keinem Orte'ist.. Wenn das Woltall alles, was existirt/invsich 
fasst, s0.ist es auch 50 fern keinem anderen Dinge weder/ähnlich 
ssınoch unähnlich, weil-es ausser ihm kein’ anderes‘Dingrgiebt, mit 
„dem, es) könnte verglichen werilen:' Wenn zwei einander johtgegengesatzte 
„Urtheile eine. unstatthafte Bedingung voraussetzen, so‘ fällen sie amer- 
„achtet, ihres: Widerstreits (der ‚gleichwol ‚kein eigentlicher. Widersprnch 
‚ist). alle beide weg; weil/die‘] Bedingung reg; unter ders jeder 
‚dieser Sätze gelten sollte nd tal. 2 
- Weunjemand sagte: ln jolariäinıparisnheieetnl Fe 
riecht nicht gut, so findet'ein Drittes'statt, nämlich ‘dass/er gar nicht 
rieche (ausdufte), und so. können’ beide widerstreitende Setze falsch sein. 
Sage ich: ‚er ist entweder «wolriechend oder«er ist nicht-wolriechend (med 
suaveolens velınon siaveolens),\s0 ‚sind ‚beide Urtheile einander contradie- 
torisch entgegengesetzt, undınur das erste ist fülsch, sein contredictorischies 
Gegentheil’aber, nämlich einige Körper sind nieht-wolriechend,befnsst 
auch: die Körper in sich, (die gar nichtiriechen. In der vorigen Eut- 


— 


- VIL Abschnitt. Kritisch Entscheidung das kosmol. Ste 305. 


gegeistellung (per disparata) blieb. die-zufällige Bedingung des Begrifls 
der. Körper, (der 'Geruch) noch bei dem widerstreitenden Urtheils und 
wurde durch dieses also nicht mit aufgehoben, daher war das’ letztere‘ 
nicht das) contradietorische Gegentheil des ersteren. 1 0% 

Sage ich demmnach+ die ‚Welt ist dem Raume nach entweder unend- 
lich‘ oder-sie, ist nicht unendlich. (mon 'est infhiitde);\ 80 muss, wenn der 
erstere, Batz falsch ist, sein eontradietorisches ‚Gegentheil: die: Welt ist“ 
nicht- unendlich, « wahr sein. Dadurch würde -ich nur «eine tinendliche 
Wil, aufheben, ohne eine andere, närnlich die endliche zu setzen. ' Hiesse sss 
es-aberı die Welt ist. entweder unendlich ‚oder endlich (nichtunendlich), 
50 könnten- beide, falsch sein. Denn ich sehe alsdann die Welt als an 
siehselbst ihrer Grösse-nach bestimmt an; indem ich in dem Gegensatz 
nicht.bloss, die Unendlichkeit aufhebe, und ‚mit ihr vielleicht ihre gunze 
abgesonderte Existenz, sondern eine Bestimmung zur Welt als einem an 
sieh selbst wirklichen Dinge 'hinzusetze, welches ebenso wol falsch sein 
kann; wenn nlmlich: die'Welt gar nicht-als ein Ding'an sich, mithin‘ 
auch. wicht. Ihrer-Grösse nach; weder als unendlieh,noch als endlich ge- ı 
gohen; sein sollte Man erlaube mir, dass ich dergleichen Entgogensetzung 
diesdialektische, die des Widerspruchs aber die analytische Oppo- 
gengesetzien ‚Urtheilen alle beide falsch sein, darum, weil eines dem au- 
dereh nicht bloss widerspricht, Basen me ‚als. age 
sprüche erforderlich ist. 

+ Wenmman die zwei Sätze: IE 
die) Welt ist ihrer Grüsse nach endlich, als’ einander ‚oontradictorisch 'ent- 
gegengesetzte ‚ansicht, so nimmt man an, dass die Wolt (die gunze Reihe 
der Erscheinungen) ‚ein Ding ansich selbst sei. Det ’sie bleibt, ‚ich 
mag den-unendlichen oder endlichen Regressus in der Reihe ihrer Erschei- | 
nungen aufheben. Nehme ich aber diese‘ Voraussetzung oder diesen trans- 
scondentalen Schein. wog, und leugne, dass sie ein‘ Ding an sich sülbst 
ci, #6 verwandelt sich der !contredietorische. Widerstreit beider Behaup- ss 
tungeh. in einen bloss dinlektischen, und weil die Welt gar nicht an sich: 
(unabhängig; von der regressiven ‚Reihe: meiner Vorstellungen) exiatirt, #0 
exintärt sie weder 'als,ein an sichunendliches, noch als ein’ an sieh, 
endlichen Ganze. ‚Sie ist nur im empirischen Regressus der Reihe der 
Erschelmingen, und für/sich selbst gar' nicht auzutreifen. ) Daher, wenn: 














Synthesis selbst, nicht‘aber an sich in der Erscheinung als 
vor allem Regressus gegebenen Dinge anzutreffen. Daher 
an sich‘ weder endlich noch unendlich, weil Erscheinung 
selbst Existirendes ist, und die Theile allererst dureh den 
deeomponirenden Synthesis und in demselben gegeben 
Regressus niemals schlechthin ganz, weder als endlich‘ 
lich gegeben ist. Eben das gilt von der Reihe der über einander geord 
neten Ursachen, oder der bedingten bis zur unbedingt nothwendigen 
554 Existenz, welchg niemals weder an sich ihrer Totalität nach als endlich, 
noch als unendlich angesehen werden kann, weil sie-als Reihe subondi- 
nirter Vorstellungen nur im dynamischen Regressus 'besteht, vor dem- 
selben aber, a 
gar nicht existiren kann. Hunt rag 
“ Bo Seid deinmanl Aero der- iin Verne bi 
mologischen Ideen gehoben, dadurch dass gezeigt wird, sie sd bloss die- 
lektisch und ein Widerstreit eines Scheins, der daher entpringt, ‚dass man 
die Täee der absoluten’ Totalität, welche nur als eins Bedingung der 
Dinge an sich selbst gilt, auf Erscheinungen angewandt hat; die nur in 
der Vorstellung, und, wenn sie eine Reihe ausmachen, im #uccessiven 
Regressüs, sonst aber gar nicht existiren: Man kann aber auch umge 
doch kritischen und ‚doctrinalen Nutzen ziehen, nämlich die transseen- 
dontale Idealität der Erscheinungen dadurch indireet zu) beweisen, wenn 
jemand etwa an dem directen Beweise in der transscandentalen Aesthetik 
nicht genug hätte. Der Beweis würde in diesem Dilemma bestehen: ' 
Wenn die Welt ein an sich existirendes Ganze ist, so ist sie entweder 
endlich oder unendlich. Nun ist das erstere sowol als das zweite falsch 
(laut der oben angeführten Beweise der Antithasis einer- und der Thesis 
ss; andererseitä). Also ist es auch falsch, dass die Welt (der Inbegrif'äller 
























Be 


VIE Abschnitt, ‚Kritische Entscheidung des kosmol. Seroiton. > 367° 


gränälich nenne reed Ass Eidahalkungess 
‚oder «ine Sinnenwalt, die sie insgesammt in sich begreift, Dinge an sich: 
selbst wären. Der Widerstreit der daraus gezogenen Bütze entdeckt aber, 
ee EEE 


dem‘ Skepticismus einigen Vorschub, wol aber der skeptischen Methode, 
welche an ihr ein Beispiel ihres grossen Nutzens aufweisen kann, weun 
man ‚die Argimente der Vernwmft in ihrer grössten Freiheit gegen 'ein- 
‚ander auftreten lässt, ‚die, ob sie gleich zuletzt nicht dasjenige, wasman- 
suchte, dennoch jederzeit etwas Nützliches und EEE unserer 
Uriheile,Dienliches liefern werden. 
—)l , 7} 
Zu - ii da in aa Bemgmev ..- 


baren’ | 0 vachter Abselinitt. alas gi 


Regulatives Prineip der reinen Vernunft in Sg Pr. 
—., ‚kosmologischen Ideen, 


regnet 
mum der Reihe von Bedingungen in einer Sinnenwelt als einem Dinge 
an sich selbst gegeben wird, sondern bloss im Regressus derselben auf- 
gegeben werdai kann, so behält der gedachte Grundsatz der reinen 
Vernunft in’ seiier dergestalt berichtigten Bedeutung annoch seine güte 
Giltigkeit, zwar nicht als Axiom, die Totalität im Objeet als wirklich 
zu denken, sondern als ein Problem für den Verstand, also füir dns Sub- 
jest, "um, der Vollständigkeit in der Tdce gemitss, den Regressus in der 
"zu einem gegebenen Bedingten anzustellen md 

fortunsetzen. Denn in der Sinnlichkeit, d. 4. im Raume und der Zeit ist 
jede Bedingung, zu der wir in der Exposition gegebener Erscheinutigen 
gelangen können, wiederum bedingt; weil diese keine Gegenstände an 
sich selbst sind, an denen allenfalls dns schlechthin Unbedingte stattfin- 


| 


368  Elsmontarlehte IM Theil: IL Abthoifing:' IR Birch‘ IE" Hkupkstlick. 


den könnte: sondern loss empirische Vorstellungen, die jederzeit'in der 

Anschauung ihre 

der Zeit nach bestimmt. Der Grundsatz der Vernunft also’ ist eigentlich 
1 nur eine Regel, welche in der Reihe der Bedingungen gegebener Br- 


jede Erfahrung'ist in Ähren Grenzen (der | 
&ingesclilossen, «auch kein eoineitulivrenPriitei rer) Verniänft lege 


gelten muss, also ein Principium der Vernänft; welches als Regel postn- ı 
lirt, was von uns im’ Regressus geschehen söll, und nicht’ antteipirt," 
was: im Objecte vor allem Regressus an sich gegeben ist, Daher nenne - 
ich es ein regulatives Prineip der Vernunft; da hingegen der Grundsutz ) 
der absoluten Totalität der Reihe der Bedingungen als im Ohjecte (dem 
Erscheinungen) an sich selbst gegeben ein eonstitutiväs kosmologisches- 
Prineip sein würde, dessen Nichtigkeit ich’ eben durch diese Unterschei- 
dung habe anzeigen und dadurch verhindern wollen, dess man nicht, 
sch unvermeidlich geschieht, (durch transssendentale Subrepkion) « my 
Idee, welche bloss zur Regel’ dient, 'oljeotive' Realitkt beimesse, 
Um nm den Sinn, diesor Rogel der reinen Vernunft! gehörig zu be- 
sss stimmen, so ist zuvörderst. zu beinerkon, ‚dass sie nicht sagen’ könne, was. 
das. Object sei, sondern wie der empirische Regressus anzustel- 
len ‚sei, um. zu‘ dem, vollständigen. Begriffe des Objects zu ‚gelangen. - 
Donn. fände das, erstere, statt, so würde sie ein constitutives Prineipium | 
sein, dergleichen aus. reiner Vernunft niomals möglich ist. Man kan nlao 
damit. koineswogs die Absicht haben zu sagen, die Reihe der Bedingungen 
zu ‚tinem ‚gegebenen Bedingten. sei. au sich endlich, oder muendlich; ‚denn. 
daduech würde eine, blosse Idee. der absoluten Totalitit, die lediglich in; 
sich selbst geschaffen! ist, einen Gegenstand denken; der in keiner Er- | 
Sleenn ‚gegeben ul indem einer Be re 





" Per 
Se nee re h ee 


T—— = 


YIIL Abeehnltt. Regulatives Prineip, dag reinen, Vornunft.u..2.w. 369, 


anzugeben weiss, Die Motbemptiker aprschenslodiglich (Tan.PinsERABkEr 
gras in infnitum. Die Forscher der Begriffe (Philosophen) wollen an so 
basen, Statt, ‚nur, den Ausdruck von. einem progruom in. indefnitum gelten, 


„ayfzuhalten,, will Jch. diese, Bazräfe.in Besiohnng anf. f 
meine Absicht ‚genan ‚zu bestimmen snehen..... 1. 
.-_ Von.siner gamdcn Linie kann nan mit Rache sagen, ee könne in. 


unendlichen und des in.inn, 
dfinitum) eine looro Subtilität sein. ‚Denn. obgleich, ‚wenn:ea heisst; zicht,, 
eine Linie fort,.es freilieh richtiger lautet, wenn man. hinzusetzt: ‚in, inde- 
Furtun, als ‚wenn, es heisst; in infinitum, weil das erstare nicht mehr be-, 
deutet, als; verlängert sie, au. weit.ihe wollt, das zweite abars ihr sollt, 
niemals, aufhören. sie zu verlängern (welches hierbei-eben nicht die Ab- 
sicht ist); s0.ist, dach, ‚wenn, nur vom Können dio Rode ist, |der erstere, 
Ausdruck ganz richtig; denn ihr könnt sie ins unendliche immer grösser 
a 8 ieh. auch ‚in allen Fällen, (wo, man ‚nur yo, 


wirklich in der Welt,»o.fortgehe., Denn. hier bedarf die Vernunft niemals sa 


ahsoltte, Totalitäit, der Reihe, weil, solche, nicht. ale, and. 
(datum) yorausgesetet, sondern nur als; etwas Bedingtes, ‚dag, 
nur, t (dadife) ist, und ohne Ende hinzugesetzt wird. hun wi 


Kara Kritik dar rolaen Vermunft. » 









soll, 50 findet nur ein Rückgang in unbestimmte Weite ( 
statt. So muss von der Theilung einer zwischen ihren Grenzen 
Miterie (eines Körpers) gesngt werden, sie che {ns un 


einem geßebenen Menschen In ‚ee onen 


eolüten Totsliht gogeben, der Rögressus aber gelit An Fe 
dieser "zu einem höheren, so düss keine € 
zutreffen ist, die’ ein Glfed’nls' en 6 


gleichwol auch die Glieder, dis hierzu See 
"nicht in der Krise ca 1a a ae 


greisns Togen: so geht Aiöser nieht Ink er Te 
Gegebenen), sondern | Sa WE der Aufsiichüng mehrerer 
Glieder zu den Kegehenen, die wioderum jederzeit mur bedingt gogehenind 











-— 


"VIE Abschnitt. Rogulativos Pränkip der reinen Verntinft u a w 371 


In keinem von beiden Fällen, sowol ‚dem regressus in infinitum als sis 
dem in indefinitum, wird die Reihe der Bedingungen als unendlich im 
Object gegeben angesehen. Es sind nicht Dinge, die an sich selbst, son- 
dern nur Erscheinungen, die als Bedingungen von einander nur im Re- 
2 aa ‚Also ist die Frage nicht mehr, wie gross 
diese der Bedingungen an sich selbst sei, ob endlich oder unend- 
ieh, denn sie ist nichts an «ich selbst, sondern, wie wir den empirischen 
Regressus' anstellen, und wie weit wir ihn fortsetzen sollen. Und da ist 
denn ‚ein namhafter Unterschied in Ansehung der Regel dieses Fort- 
‚schritts.. Wenn das Ganze empirich gegeben worden, so ist es möglich, 
ins unendliche in der Reihe seiner inneren Bedingungen zuriick zu 
gehen. Ist jenes aber nicht gegeben, sondern soll durch empirischen Re- 
‚gressus allererst gegeben werden, so kant ich nur sagen; es ist ins un- 
endliclie-möglich, zu noch höheren Bedingungen der Reihe fortzuge- 
hen. Im ersteren Falle konnte ich sagen: es: sind immer mehr Glieder 
da und empirisch gegeben, als ich durch den Regresstis (der Decompo- 
sition) erreiche; im zweiten" aber: ich kann im Regressus noch immer 
weiter gehen, weil kein Glied ale schlechthin mbedingt empirisch gege- 
ben! ist, und also noch immer ein höheres Glied als möglich, und mithin 
die Nachfrage nach demselben als nothwendig zulässt: Dort war es noth- 
wendig, mehr Glieder der Reihe anzutreffen; hier aber ist es immer 
nothwendig, nach mehreren zu fragen, weil keine Erfahrung nbsolat sis 
begrenzt: Denn ihr habt entweder keine Wahrnehmung, die euren 
einpirischeti ‚Regressus schlechthin begrenzt, und daun tmlsst ihr eiren 
Regressus nicht für vollendet halten; oder habt eine solche eure Reihe 
begrenzende Wahrnehmung, so kann diese nicht ein Theil eurer zurfick“ 
gelegten Reihe sein (weil des, was begrenzt, von dem, was dadurch be- 
grenzt wird, unterschieden sein muss), und ihr müsst also euren Re- 
gresiis auch zu üitser Bödingung weiter fortsetzen, und «> fortan. ei 
‚Der folgende Abschnitt wird diine Bemerkungen” durch ihre An- 
ee en Darren hehe 
Bun oe & 1 er la 
un lb ce a Ne ae lea . . ” 
4 nl Steh) be And iu : we 
a le mn min a! \ va ra 
ana nn Fr aurehudaiw wumell 














312 Elungntarlehre. IL. Theil. „IE ‚Abihellung: Ks Buchus I ‚Maupistück. | 


> "Der <Antinönie der "rein" Verne "N" “ = 
al Aller ale arte > Asch a 
ie sale ie rail IR. 2 2 ara. rrrahtgige l 
Von‘ dem empirischen -Gebrauche des. ange em 
der are le "Ansehung aller 'kosm. 6 n ldeen. 
a Ihive din Im ‚min A. Ag 
1. ie wir meh „gezeigt haben;; keinen snmomdiniel 
Gebrauch, s0_ wenig, von. reinen. Verstandes- als. Vernunftbegrifien: giebt, 
du, ‚dio, ae Totalität der Reihen. der Bedingungen in\der-Siunenweh 
sich lediglich, auf einen transscondentalen Gebrauch der Vertitnft' fusst, 
welche diese unbedingte Vollständigkeit von demjenigen fordert, was «ie 
als Ding an sich selbst; voraussetat, ‚da. die, Sinnenwelt aber) dergleichen 
nicht guthält: so, kann ‚die Rede niemals mehr, von’der«absoluten Grösse 
der Reiben. in derselben. sein, ‚ob sie, begrenzt -oder am sichVunbegrenzt 
sein mögen, sondern nur, wie weit wir im einpirischen. Regressus bei 
Zurückführung der Ertahrung auf ihre Bedingungen zurückgehen’ sollen, 
um nach.der Regel der Vernunft bei keiner, anderen: als: dem’ Gegenstande 
der Fragen derselben stehen zu bleiben. + 
Es ist also. aur die Giltigkeit des Vernunftprineips'als einer 
Regel der Fortsetzung und'Grösse einer möglichen Erfahrung, die uns 
allein. übrig, bleibt, nachdem: seine. Ungiltigkeit' als eines (constitutiven 
Grundsatzes, der Erscheinungen an. sich ‚selbst. "hinlänglich ‚dargetimm 
worden. Auch wird, wenn wir jene ungezweifelt vor Augen legen 
können, ‚der Streit der Vernunft mit sich selbst völlig geehdigt, indem 
nieht allein durch kritische Auflösung der Schein, der' sie mit sich unt- 
zweite, aufgehoben ‘worden, sondern an dessen Statt: der. Sinn, in welchem 
sie mit sich selbst zusammenstimmt tnd ‚dessen Missdeutung allein den 
Streit vernalasste, ‚sußgeschlossen, und ‚cin sonst dinlektischer Grande 
satz in,einen doetrinalen: verwandelt «wird. "In der That, wenn dieser 
seiner ‚subjectiyen Bedeutung nach, den grüsstmöglichen Verstandenge- 
brauch in der Erfahrung den Gegenständen derselben angemessen zu 
bestimmen, bewährt werden kann, so ist es gerade ebenso viel, ala ob 
sıs er wie ein Axiom (welches aus reiner Vernunft unmöglich ist) die Gegen- 
stände an sich selbst « priori bestimmte; denn auch dieses könnte in An- 
sehung der Objecte der Erfahrung keinen grösseren Einfluss auf die Er- 
weiterung und Berichtigung unserer Erkenntnis haben, als dass es sich 


£ 


in dem ausgebreitetsten Erfahrungsgöbrauche: unseres Verstandes thätig 


bewieseilh han 1emlil® ass sur eur er 
DE a 7 Ze al u Ro a u 










SAG übizen La? 


gischen Fragen ist der Grund 
Pi de Von ermunft der ‚Sptz, ‚dose, im, empirischen, Re- 

ige Enfab: u ng,var einpr.abaolnten Gr an 

Lan die empirisch schlechthi 


ngsrofen werden Kinn Der Grund daran ar rt, das 
anne tor eine Begrenzung a a 
‚dus Leere, darauf, der, fortgeführte. Regressus „vermittelst 
Be eernse in sich enthalten, müsste, welchen 
NET 

um, der ebenso vi eng, l, as ich, Im empiricchen 
Regressus jederzeit nur zu einer Bedingung gelange, dig selbst wiederum ss 
i Feng, worin zei num al de Bi 

1,d Reihe gekommen 

Bi een. er, Som. Jar Sin der Hab Inee 
es bekannt werden oder nicht, 


et, zur A' A ersten Aufgabe nichts 
ale, ‚ls noch ‚auszumachen, ssus zu der un- 
des Weltganzen nach) dieses 

» Aufsteigen. ein Bückgeng ins unendliche heissen 










köune, od au ein, unbestimmbar THAN ‚Regressus (in 





a a er 
u ur e 
sharp each nden. gie an at ach Aida 

che empirische Rogressus, auf dem allein ihr- Begriff beruht, ‚Und da dieser kalı | 


Men 








un gerne an © 
Ser 4 rn re 








„Eben um a 
Reihe der Bedingungen zu einem gegebenen Bedingten’nichtaleWi 
ganz gegeben werden kann, ist der Begriff von a 
ssı durch den Regressus, und nicht vor demselben in einericollectivem An- 
schwuung gegeben. Jener besteht aber immer nur im’Bestimmender 
Grösse, und'giebt also keinen bestimmten: Begriff, also auch keinen 
Begriff von einer Grösse, die in Anselung eines gewissen Masses un- 
endlich wäre, gelit also nicht ins unendliche (gleichsam gegebene), son- 
‚dern in nubestimmte Weite, um eine Grösse (der Erfahrung) zu geben, 
bi un na nenne Tee I) ar ea 
m Shi 
u en vlri 


von der ‚Totalitüt der Theilung eines gegebenen Ganzen in der “ 
N Anschauung = Zu 


ER, Bandierndhart derer 
#0 gehe ich von einem Bedingten zu den Bedingungen seiner 
Die Theilung der Theile (subdieisio oder deompositio) ist ein. 
‚in, der. Reihe, dieser Bedingungen. Die absolute Totalität dieser Reihe 
würde nur alsdann gegeben sein, wenn der Regressus bis zu. einfachen 








ke 


ER Absshaitt. "Vom eenpie. Gebrkuche Abs mgul. Prince u uw. 877 


Tiieilen' gelangen könnte. Sind aber alle Theile ih einer eontinuirlich 
‚forigehenden Desompssition immer wiederum theilber, «0 geht Afe"Thii- 
lung, dh der Regressus von dem Bedingten zu seinen ö 
iufiitin, weil die Bedingungen (die Theile) eerenen selbst 
‚enthalten eind "und, da’ dieses än einer zwischen seinen Grenzen \eitige- s0+ 


‚genannt werden, wie #s die vorige kösmologische Idee allein erlaubte, da 
ich vom Bedingten zu scinen Bedingungen, die ausser demselben, mithin 
wicht dadwmeh' zugleich mit gegeben’ waren, sondern die im empirischen 
"binzu kamen, förtgehen sollte. Diesem ungenchtet ist 
‚es doch 'keineswogs erlaubt, von einem solchen Ganzen, Ans ins unend- 
liche theilbar ist, zu sagen, es bestehe ans nniendlich vielen Theilen. 
‚Denn, öbgleich alle Theile ’in der Anschauung‘ des Ganzen entlinlten sind, 
#0 ist doch darin nicht die ganze T’heilung enthalten, welche nur in 
‚der fortgehenden Deeomposition oder dem Regressus selbst besteht, der 
‚die Reihe allevorst wirklich macht: "Da dieser Regressis nun unendlich 
ist, #0 sind zwar alle Glieder (Wheile), zu denen er gelangt, in dein ge-" 
‚gebenen Ganzen als Aggregate enthalten, aber nicht die ganze Reihe 
‚der Dheilung; welche snccessiy unendlich amd niemals ganz ist, folg- 
lich keine nuendliche Menge, und ka Bunienindehi ‚derselben ih 
eher NT Nunlisuan 
" Diese allgemeine Erinnerung liest sich zuerst sehr Iicht auf den 
Diner ‚Ein jeder in ‘seinen Grenzen angeseliante Raum ist'ein 
‚wolches Ganzs, dessen Theile bei aller BEER ANBNG rn 
Räume sind, und ist daher ins unendliche theilbar. ni 
|. er ner esse u ah 
in ihren Grenzen eingeschlossene iussere Erscheinung (Körper) Die 
"Flieilbiärkeit; desselben gründet sich auf die Theilbarkeit des Raumes, der 
die Möglichkeit‘ des Körpers als eines ausgedehnten Ganzen ausmacht. 
WDibuee ins ölborins-enendliche wur ‚olme Un nn WionRBh 
vielen’ Theilen zu 'bastehen. 0000 heit 
ns scheint #war, dass, il ein Körper als Bokabean Zaelr vom 
‚gestellt werden muss, er, was dus Gesetz der Theilbarkeit des Raumes 
‚betrifft, hierin von diesem unterschieden sein werde: denn mar kann es 
Aillonfalls wol’ zugeben, dnss die Decomposition im ietsteren memals alle 





ohne allen; Zweifel. stattfindet, ‚so kann ‚sie doch. nicht gelten, ‚wenn-wär. 
sie auch auf die Menge; der auf gewisse Weise indem gegebenen’ Ganzen 
schon abgesonderten, Theile, dadurch. diese ein; guaminan.disoretum ans- 
machen, erstrecken wollen. Annehmen, dass in jedem gegliederten. (or- 
Kunsttheile antreffe, mit einem Worte, dass das Ganze ins unendliche 
gegliedert sei, will sich gar nicht denken lassen, obzwar wol, dass die 


werden: könnten. Denn die Unendlichkeit der Theilung einer gegebenen 


Erscheinung im Raume gründet sich allein darauf, dass'durch.diese bloss 
die Theilbarkeit, di. ‚eine an sich schlechthin ‚unbestimmte Menge von 
Theilen. gegeben, ist, ‚die, Theile selbst aber nur durch,die Subdivisioh: 
gegeben ‚und bestimmt werden, kurz dass das Ganze nicht ‚an-sich'selbst 
schon. eingetheilt ‚ist. Daher die, Theilung ‚eine Menge in demselben be- 
stimmen kann, die.so weit geht, als man: im-Regressus.der Theilung fört- 
schreiten will. Dagegen wird bei einer ins unendliche. gegliederten or- 





i 
| 
| 
| 
| 


theilt vorgestellt, und ‚eine an. sich. selbst. bestimmte, aber. ‚unendliche — 


wodurch man sich selbst widerspricht, indem diese unendliche Einwicke- 





" HEX Absehnitt. - Vom empir. Gobrauche des regal Prince. uw 379 


lung als ‚eine niemals zu vollendende Reihe (unendlich), und gleichwol 
‚doch in einer Zusammennehmung als vollendet angesehen wird. Die un- 
‚endliche Theilung bezeichnet nur die Erscheinung als guantum eontinuum, 
und ist'von dor Erfüllung des Raumes unzertrennlich, weil eben in der- 
selben der Grund der mendlichen Theilbarkeit liegt. 80 'bald’aber etwas 
als‘ quantim (diserehun angenommen wird, so ist die Menge der Einheiten 
die Organisirung in einem gegliederten Körper gehen möge, kann nur 
‚die Erfahrung‘ ausmachen, und wenn sie gleich mit Gewissheit zu keinem 
unorganischen Theile gelangte, so müssen solche doch wenigstens in der 
möglichen Erfahrung liegen. Aber wie weit sich die transscendentale 
Theilung einer Erscheinung überhaupt erstrecke, ist gar keine Sache der 
Erfahrung, sondern ein Principium der Vernunft, den empirischen Re 
gressus in ‘der Decomposition des Ausgedehnten der Natur dieser Er- 
‚seheinung gemäss niemals für schlechthin vollendet zu halten. 

N rer nl rı j h 
a li 1 


ar ) \  Sehlussanmerkung i u 


- ei 2 zur Aulikiog der mathematisch tratscendentalen, 
en und Vorerinnerung ui 


„ zur Auflösung der, dynamisch transscendentalen Ideen. n 

= All wär die Antinomie der reinen Vernunft durch alle transscen- 
dentalen Ideen in einer Tafel vorstellten, da wir den Grund dieses 
Widerstreits und das einzige Mittel, ihn zu heben, anzeigten, welches 
darin "bestand dass beide entgegengesstzte Behauptungen für falsch er- 
klirt wurden, ‘so 'haben wir allenthalben die Bedingungen als zu ihrem 
Bedingten' unch Verhältnissen des Raumes und der Zeit gehörig vorge- 
stellt, welches die gewöhnliche Voraussetzung des gemeinen Menschen- 
serständes ist, worauf‘ denn auch jener Widerstreit gänzlich beruhte. In 
dieser‘ Rücksicht waren auch ‚alle ‚dinlektischen Vorstellungen der Tota- 

litlit-in der Reihe der Bedingungen zu’ einem gegebenen Bedingten durch 
und durch ‘von gleicher Art: Es’ war immer eine Reihe, in welcher die 














durch gänzliche Abschneidung des Knotens allein: 
‚konnte, darin, dass die Vernunft es dem Verstade antwi 
voder‘ auıkurs machte, au rn men 
konnte 00 i 
2 ee ibersel 
near en ren c 
‚die Vernunft zu Ideen zu örhebem trgchtet, da mi £ 
ol Tall ar Eraispunkteranak ensibiesrra nahe a 
übrigen aber eine dynamische Synthesis der Erscheinimgen be 
Bis hierlier konnte dieses auch gar wol geschehen, indem, #0 
der allgemeinen Vorstellung aller transscondentalen Ideen imm« 
unter Bedingungen in der Erscheinung blieben, ebenso auch in den 
"zwei mathematisch transseondentalen keinen anderen Gegenstand als 
den in der Erscheinung hatten. era 
Begriffen des Verstandes, so fern sie der Vernunftidee 
fortgehen, wird jene Unterscheidung wichtig, und eröffnet uns eine 
neue Aussicht in Anschung des Streithandels, darin die ernunft ver- 
ochten ist, und welcher, da er vorher, als auf beiderseitige falsche 
Voranssetzungen gebant abgewiesen worden, jetzt, da'vielleichtäin der 
656 dynamischen Antinomie eine solche Voraussetzung stattfindet, «die mit 
‚der Prütensioh der Vernunft zusartnen ‘bestehen kann, ‚aus diesem (Ge- 
sichtspunkte, und, da der Richter den Mangel dor Rechtsgrtinde, die mm — 
‚beiderseits verkannt hatte, erginzt, au beider Theile Genugthumg wer- 


glichen werden kann, welches sich bei dem Streite in der mathemei- 


‚schen Antinomie nicht thun liess. I-!terile wer wir 


Die Reihen der Bedingungen sind freilich in so fern alle gleichartig, 


als man lediglich auf die Erstreckung derselben sieht, ob sie der Idee 


angemessen sind, oder ob diese fir jene an /geöss oder am klein seien 
‚Allein der Verstandsebogriff, der diesen Ideen zum Grunde Kagt, enthält 


A 













| 


| 








+EK Abschnitt. Vom empir.. Gebrauche des rogul: Prine. www. BBE 


entweder. lediglich eine Syuthesis des Gleichartigen (welches bei 
jeder Grüsse, in. der Zusammensetzung sowol‘ als) Theilung, derselben, 
vorausgesetzt wird) oder auch des Ungleichartigen, welches in der 


kommen kann, .d.i..einesolehe, die selbst ein Theil- der Reihe ist; da 
hingegen. die dynamische Reihe sinnlicher Bedingungen doch noch eine 
ungleichartige. Bedingung zulässt, ‚die nicht ein Theil- der Reilie «ist, 
sondern; als. bloss intelligibel-ausser der Reihe. liegt, «wodurch denn’s> 
der Vernunft ein Geniige gethan und das Unbedingte den Erscheinungen | 
vorgesetzt wird, obne die Reihe der letzteren als jederzeit bedingt dadurch: 
zu/vorwirsen und den Verstandesgrundsätzen zuwider abzubreehen. 
\ Dadurch nun, dass. die dynamischen ‚Ideen eine Bedingung der Er- 
scheinungen ausser-der Reihe derselben, d. i. eine solche, die sulbst nicht‘ 


}  unzertrennlieh ist, 
zwar empirisch 'unbedingten ‚aber auch ‚nichtsinnlichen Bedingung: 
verknüpfi,.dem, V.erstande einerseits und.der Vernunft ardererseits® 


berichtigten Bedeutung alle heide wahr sein können, welches bei‘ den, 


kosmologischeu Ideen, die bloss mathematisch unbedingte Rinheit betreffen, 
niemals stattfinden; kann, weil. bei ilmen keine Bedingung ‘der Reihe der. 
eeenienaube mer ilil ll Maumet? nie ihre Miahen in) non 


P- Dean der. Verstand erianbt nnter Erscheinungun ltas Bedingung, die 
wübenlingt wäre: Läonse sich aber. eine en 


Den de Die die Reiho u ale An Bat Be a he 
Eee ern reihe nee fre em 
En enge Anso Andurch. dem mpllschen onrirlichen 


an ME tagen uhr re u 





0 when ee ab, due = 
u IH. Auflösung 


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.. EEE 
Zu Bell ni EnTwEHT: 


un Dekefeanteriahetch terre osmelog| 
das Vermögen, einen Zustand von selbst anzufangen, d 
also nicht: nach dem Naturgusetze wiederum unter einer ande 
steht, welche sio der Zeit: nach‘ bestimmte. Die Freiheit‘ 
Bedentung eine reine transscendentalo Idee, die erstlich niel 
Erfahrung “Entlehntes enthäilt, zweitens deren Gegenstand au 
Erfahrung bestimmt gegeben werden kann, weil es ein allgemein 
au der Bngichirllei rl tdi ne 





IX Absobnitt, Vom einykr, Gebranche des rogul, Prise u. w 83 


welche ‚die Frage tiber ihre Möglichkeit von jeher umgeben haben. Die 
Freiheit im praktischen 'Verstande ist die Unabliängigkeit der se 
Willkür ‘von der Nöthigung durch Antriebe der Sinnlichkeit" Deun 
eine Willkür ist sinnlich, «0 fern sio pathologisch (durch Beweg- 
urssehen der Sinnlichkeit) affieirt ist; sie heisst thierisch (arbutrium 
brutum),; wenn sie pathologisch necessitirt werden kann. Diemensch- 
liche Willkür ist zwar ein arbitrium seneikivum, aber nicht Brut, sondern 
Tiberum; weil Sihnlichkeit ihre Handlung nicht nothwendig macht, sondern 
dem Menschen ein Vermögen beiwohnt, sich unabhängig von der Nötli- 
güng durch sinnliche Antriebe ‘von selbst zu bestimmen. 

Man sieht leicht, dass, wenn alle Causalität in der Sinnenwelt bloss 
Natur wäre, s0 würde jede Begebenheit durch eine andere in der Zeit 
mach nothwendigen Gesetzen bestimmt sein, und mithin, da die Erschei- 
nungen, &0 fem'sie die Willkür bestimmen, jede "Handlung uls ihren 
nstürlichen Erfolg notwendig machen müssten, 80 würde die Aufkebung 
‚der transsoendentalen Freiheit zugleich alle praktische Freiheit vertilgen. 
Denn diess\sotzt voraus, dass, obgleich etwas nieht geschehen ist, &# doch 
habe geschohen sollen, und seine Ursache in der Erscheinung also nicht 
‚0. bestimmend war, dass nicht in unserer Willkür eine Causalität Hege, 
unabliugig von. jenen Naturursachen tind selbst wider ihre Gewalt und 
Einfluss etwas hervorzubringen, was in der Zeitordnung nach empirischen“ 
Gesetzen bestimmt ist, mithin: Se Reihe von Begebenheiten ganz von 
selbst anzufangen. 

= Ti grobe ale: r, win erbanpe10/ de Wider eine chi 
über: die Grenzen möglicher Erfahrung "binauswagenden' Vernunft ange- 
troffeih wird, dass die Aufgabe eigentlich nieht physiologisch, sondart 
transscendental ist Daher die Frage von der Möglichkeit der Frei- 
heit die Psychologie zwar anficht, aber, An sis auf dinlektischen Argu-' 
neniten ‚der bloss reinen Vernunft baruht, sammt ihrer Auflösung ledig- 
lich die Transsoendentalphilosophie beschiftigen muss! "Um nun diese, 
welche 'eine befriedigende Antwort hierüber nicht ablelmen kann, dast 
ir Standiizu setzen, muss ich znvörderst ihr Verfahren be iser Aufgabe 
‚durch eine ‚Bemerkung‘ näher zu bestimmen suchen. 

> Wehn Erscheinungen Dinge an sich selbst wären, mitlin Ratım und 
Zeit Formen des Daseins der Dinge an sich sclbet, #0 würden die Bo- 
dingungen ‘mit’ dem Bedingten jederzeit ala Glieder zu einer und derselben 











und. leidet, keinen Abhruchs; nn | 
achtet. in, „Ansehung, eben. derselben. Wirkung, die «nach der Natur. be) 


verletzliche Regel völlig ausgeschlossen sei. Und hier zeigt die zwar 
„gemeine, ‚aber. a rer der absoluten Realität der 








IS. Abschnitt. Vom empir. Gebrauche des regal Prine m s m 385 


scheinungen bestimmt werden können. Sie ist also sammt ihrer Cau- 
salität ausser der Reihe; dagegen ihre Wirkungen in der Reihe der empi- 
rischen Bedingungen angetroffen werden. Die Wirkung‘ kann also in, 
Ansehung ilirer intelligibelen Ursache als frei, und doch zugleich in An- 
schung ‚der Erscheinungen als Erfolg ans denselben nach der Nothwen- 
digkeit der Natur angesehen werden; eine Unterscheidung, die, wenn sie 
im allgemeinen und ganz abstract vorgetragen wird, äusserst subtil und, 
dunkel scheine inuss, die sich aber in der Anwendung aufklären wird: 
Hier habe ich nur die Anmerkung machen wollen, dass, da der dureh- 
gängige Zusammenhang aller Erscheinungen in einem Context der Natur 
ein unnnchlassliches Gesetz ist, dieses alle Freiheit nothwendig umstürzen 
mitisste, wenn man der Realität der Erscheinungen hartnäckig anliängen 
wollte, "Daher ‚auch (diejenigen, welche hierin der ‚gemeinen Meinung 
felgen, a 
ne I: 


a 


Möglichkeit der Causalifät durch Freiheit 
in Vereinigung mit dem allgemeinen Gesetze der E 
Naturnothwendigkeit. 


Ich nenne dasjenige an einem Gegenstände der Sinne, was solbat 
nicht Erscheinung ist, intelligibel. Wenn demnach dasjenige, was in 
der Sinnenwelt als Erscheinung angesehen werden muss, atı sich selbst 
auch ein Vermögen hat, welches kein Gegenstand der sinnlichen Anschau- 
ung it" wodurch es aber dach die Ursache von Erscheinungen sein kann, 
so kam niän die Causalität dieses Wesens auf zwei Seiten betrachten, ' 
als intelligibel nach ihrer Handlung als eines Dinges an sich selbst, 
und als sensibel nach den Wirkungen derselben als einer Erschei- 
nnngin der Sinnenwelt. "Wir würden uns demnach von dem Vermögen 
eines solchen‘ Subjeets einen empirischen, imgleichen auch einen intellao- 
tuellen Begriff‘ seiner Cansalität' machen, welche bei einer und derselben 
Wirkung zusemmen stattfinden. Eine solche doppelte Seite, das Ver- 
mögen einos Gegenstandes der Sinne sich zu denken, widerspricht keinam | 
von den Begriffen, die wir uns von Erscheinungen und von einer mög- 
lichen Erfahrung zu machen haben. Denn da diesen, weil sie an sich 
keine Dinge sind, ein transscondentaler Gegenstand zum Grunde liegen 


Kurı's Kritik der reinen Vernunfl, 25 


er erscheint, nicht auch eino Cuusalität beilegen 


hing Volke ne Wk ni Bir 











ordnung‘ ausmächten ' Zweitens würde man ihm noch ı einen inte 
gibelen Charakter einräumen müssen, dadurch es zwar die 
jener Handlungen als Erscheinungen ist, der aber- selbst unter 
der Sinnlichkeit steht, und selbst nicht Erscheinung ist: 
Man könnte, auch ‚den ‚ersteren, den ‚Charakter, eines ‚solchem Dinges in 
der Erscheinung, den zweiten den Charakter des Dinges an sich selbst 
nennen. a € u E%7 
Dieses handelnde Subjest würde nun nach seinem intelligibelen 
Oharakter unter. keinen Zeitbedingungen: stehen; dem. die Zeit at! mr 
die Bedingung der Erscheinungen, nicht aber. der Dinge-an sich-selbst: 
In- ihm würde keine Handlung entstehen'oder vergehen, mithin‘ 
66 wärde es/auch nicht dem Gesetze aller Zeitbestimmung; ‚alles Verändern 
lichen. unterworfen. sein, dass alles, was geschieht, in den Erschei- 
nungen (des vorigen‘ Zustandes) seine‘ Ursache - antreffs Mit einem 
Worte, die Onusalitiit (desselben, so fern sie intellectuell ist, stände,garı 
nieht in#der-Reike enpirischer- Beilingtingm ‚welche. die, Bagebenhöit ins 
der Sinnenirelt notwendig machen. Dieser intelligibele Oharakter könnte 
zwar niemals unmittelbar erkannt. werden, weil wir nichts: wahrnehmen 
können, als ‚so fern es erscheint ; ‚aber ‚er würde-duch.dem empirischen 
Charakter gemüss gedacht werden miissen; is0| wie wirüberhaupt-einen 
transscondentalen Gegenstand den Erscheinungen in Gedanken zum Grunde 
Iogen miissen, ob wir zwar von ihm, was er-an sich selbat sei; nichts wissen. 
\ Nach’ seinem empirischen. Oharakter- wiirde ‚also: dieses Buhject als" 
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IR Abschnitt Vom emplr. Gebräuche des regal Prise wa m 887 


unterworfen seit, und es wäre so fern nichts’ als ein Theil’ der Sinnen- 
welt, dessen Wirkungen, so wie jede‘andere Erscheinung aus der Natur 
unausbleiblich abflössen. So wie äussere Erscheinungen in dasselbe ein- 
#össen, wie sein empirischer Chnrakter, d. i. das Gesetz’seiner Cnusalität 
dürch’Erfahrung 'erkannt wäre, mtissten sich alle seine Handlungen nach‘ 
Naturgesetzen ‚erklären Tassen, und alle Requisite' zu einer vollkommenen 


Nach Ben Aare izahthet anbietet wir zwarsen 
Auvon nichts als bloss den allgemeinen Begriff desselben haben können) 
würde dasselbe Subject dermoch von allettt Binflasse der Sinnlichkeit und 
Bestimmung durch 'Erscheinungen‘ freigesprochen "werden miissen, und 
da in ihm, so fern eh pen nichts geschieht, keine Ver- 


wendigkeit, als die lediglich in der Sinnenwelt angetroffen wird, unab- 
hängig “und frei sein: Man würde von ihm ganz richtig sagen, dass e# 

in der Sinnenwelt von selbst anfange, ohne dass die 
Handlung inihm selbst anfingt; und dieses würde giltig'sein, ohne dass 
die Wirkungen in der Sinnenwelt darum von selbst anfangen dtirfen, weit 
sie in-derselben jederzeit: durch empirische Bedingungen in der vorigen 
Zeit,'aber doch nur vermittelst des empirischen Charakters (der bloss die 
Erscheinung des intelligibelen ist), vorher bestimmt, und nur ials eine 
Fortsetzung der Reihe der Naturarsnchen möglich sind 80 würde denn 


sensiblen Unache "reiche, vraglich und olme allen Wider ad 


neh u 


Zr 777 ae Britwerung “r N kro 
_ der kosmologisch hen Tace einer Freiheit i in Verbindung mit der 
en elle ‚Naturnothwendigkeit. ” 


Iehrhabe gut gefunden, zuerst den Schattenriss der Auflösung 
unsöres transseondentalen Problems zu entwerfen; damit man den Gang 
15° 


se 


Te 




















388  Elomontarlchre, IL. Theil ‚IL Abtheilung: IL Bach. 


der Vernunft ‚in Auflösung desselben dadurch. besser ib 
Jetrwöllen. jeir.le Momente Ihrer, Batachelärugri } 
3.1,Das Naturgesetz, dass alles, was geschieht, ine Ursache 
die Causalität dieser Ursache, d. i. die Handlung, da sie 
vorhergeht und in Betracht einer Wirkung, die da ents! s 
wicht immer gewesen sein kann, sondern. geschehen sein m 
ihre Ursache unter den Erscheinungen habe, dadurch sie bestin 
und dass. folglich alle Begebenheiten in einer. Naturordaung 
bestimmt sind: dieses Gesetz, durch. welches Erscheinungen. 
Natur ausmachen und Gegenstände ‚einer Erfahrung 
ist ein Verstandesgesotz, von welchem es ‚unter keinem Vi 
ist abzugehen oder irgend eine Erscheinung davon auszunehman, 
man sie sonat ausserhalb aller möglichen Erfahrung, setzen, \ 
or von allen Gegenständen möglicher Erfahrung unterscheiden 
blossen Gedankendinge und. einem Hirmgespinnst machen wiirde, \ 
‚Ob ‘es aber gleich ‚hierbei lediglich nach. einer Kette von Ursuchen. 
aussieht, die im Regressus zu ihren Bedingungen gar. keine absolute 
Totalität verstattet, ‚so hält uns. diese. Bedenklichkeit (doch: garmicht 
auf; denn sie ist schon in der allgemeinen Beurtheilung ‚der. Antinomie 
der Vernunft, wenn sie in: der Reihe der Erscheinungen aufs Unbedingte 
ausgeht, gehoben. worden. Wenn wir der Tiinschung des. transscenden- 
talen Realismus nachgeben. wollen, so bleibt weder Natur noch Freiheit 
übrig. Hier ist nur die Frage, ob, wenn man in der. gänzen Reihe aller 
Begebenheiten. lauter ‚Naturnothwendigkeit atterkennt, *s doch möglich 
sei, eben dieselbe, ‘die einerseits blosse Naturwirkung ist, doch: anderer 
seits als Wirkung aus Freiheit anzuschen, oder ‚ob zwischen. diesen/zweil 
Arten von nusalität ein gerader Widerspruch angetroffen werde. 
Unter den Ursachen in der Erscheinung kann sicherlich nichts sein, 
welches eine Reihe schlechthin und von selbst anfangen könnte, Jede 
Handlung als Erscheinung, so fern sie eine Begebenheit hervorbringt, 
ist selbst Begebenheit oder Ereigniss, weiche einen anderen: Zustand: 
voraussetzt, darin die Ursache augotroffen werde; und so ist alles, was 
geschieht, nur eine Fortsetzung der Reihe, und kein Anfang, der sich 
re von selbst zufrüge, in derselben möglich. Also sind alle Handlungen: 
der. Naturursachen. in der Zeitfolge selbst wiederum Wirkungen, die ilıre 


ER Absehfiltt " Verm emplr.'obräuche des regal Prince uw. 380 


Ursachen 'ebenss wol in dor Zeitreihe voraussetzen. Eine ureprüng- 
liche Handlung, wodurch etwas gesehieht, was vorher nicht war, ist 


seheinungen' sind, die Cnusalitüt ihrer Ursache, die (nämlich Ursache) 
‚selbst auch Erscheinung ist, lediglich empirisch sein mtisse; und ist es 
nieht vielmehr möglich, dass, obgleich zu jeder Wirkung in der Eirschei«- 
mung eine Verknüpfung mit ihrer Ursache nach Gesetzen der empirischen 
Causalität allerdings erfordert wird, dennoch diese empirische Causalität 
‚selbst, ohne ihren Zusammenhang mit den Naturursachen im mindesten 
zu unterbrechen, doch eine Wirkung einer nicht empirischen, sonderu 
intelligibelen Causalität sein könne, d. i einer in Ansehung der Erschei- 
nungen ursprünglichen Handlung einer Ursache, die also in so fern nicht 
Erscheinung, sondern diesem Vermögen nach intelligibel ist, ob sie gleich 
a 
gezählt werden muss. - 

u HE adden Betas der Ahead Trekking u 
einander, um von Naturbegebenheiten Naturbefingungen, d. i. Ursachen 
‘in der Erscheinung zu suchen und angeben zu können Wenn dieses 
"eingeräumt md durch keine Ausnahme geschwächt wird, so. hat der 
Verständ,; der bei seinem empirischen Gebrauche in allen Ereigrissen 515 
nichts als Natur sieht und dazu auch berechtigt ist, alles, wäs'er fordern 
kant, und’die‘physischen Erklärungen gehen Ihren ungehinderten Gang 
‘fort. "Nitm thut ihm das nicht den ınindesten Abbruch, gesetzt dnss es 
übrigens’ sneh bloss erdichtet sein sollte, wenn man annimmt, dass unter 
‚den Naturursachen es auch solche gebe; die ein Vermögen haben, welches 
nur intelligibel ist, indem die Bestimmung desselben zur Handlung nie- 
'mals/auf empirischen Bedingungen, sondern auf 'blossen Gründen des 
"Verstandes beruht, s0 doch, dass die Handlung in der Erscheinung 
vom dieser Ursache allen Gesetzen der empirischen Causalität  gemids 
'sei. Demi auf diese Art würde das handelnde Subject als aus phaeno- 
men init der Natur in unzertrennter Abhängigkeit aller'ihrer Hand- 
tungen 'verkettet sein, und nur das meuwmenen dieses Subjects (mit aller 
Cansalität desselben in der Erscheinung) wlirde gewisse Bedingungen 
enthmlten, "die; werm man von dem empirischen Gegenstande zu dem 
"transscendentalen ünfsteigen will, als bloss intelligibel müssten ungesehen 











"390 Elementarlehre, MI. Theik IL Abcheilung. 2 


werden. Den wenn wir nur in dem, was\unter den E 
Ursache sein ESSEREMORESFOSSMSEETEE wind 
‚pirisch unbekannt ist, Pür RE nn di | 
Zusammenhange gedacht werde. Dieser inlligibele Grund Sicht gar nicht 
‚die empirischen ‚Fragen an, sondern betrifft etwa bloss das’ Denken im 
srereinen‘Verstande; men. 
delns des reinen ‚Verstandes in den Erscheinungen 
müssen diese doch nichts desto minder aus‘ a 
nung. nach Naturgesetzen "vollkommen ‚erklärt ‚warden. ‚künnen, indem 
man den bloss empirischen Charakter derselben als den ‚obersten Erkli- 
rungsgrund befolgt, und den‘intelligibelen' Charakter, (der) die‘ transsoon- 
‚dentale Ursache von jenem ist, gänzlich als unbekannt vorbeigeht, ‚ausser 
#0 fern er nur durch. den ernpirischen als das sinnliche Zeichen: desselben 
‚angegeben wird. ‚Lasst uns dieses auf Erfahrung, anwenden. Dar Mensch 
ist eine von den Erscheinungen der Sinnenwelt, und in so fürn auch‘ eine 
‚der. Naturursachen, deren,Causalitit unter empirischen Gesetzeh/ stehen 
muss: Als eine solehe muss ‚er demnach auch ‚einen empirischen Ohn- 
‚rakter haben, sowie alle anderen Naturdinge,- Wir-bemerken denselben 
durch Kräfte und Vermögen, die er: in/seinen. Wirkungen. äussert. Bei 
. der leblosen oder bloss thierisch belebten Natur. finden wir keinen. Grund, 
irgend ein Vermögen‘ uns ‚anders‘ als. bloss sinnlich ‚bedingt‘ zu. demken. 
‚Allein der Menseh, der die. ganze Natur sonst ediglich durch Sinne 
‚kennt, erkennt sich selbst auch ‚durch‘ blosse Apperception, und zwar, in 
Handlungen und inneren Bestimmungen, die.or gar nicht zum. Eindrucke 
der Sinne-zählen kann, /und ist sieh-selbst freilich einestheils Phänomen, 
anderentheils' aber, nämlich in Ansehung ‚gewissen Vermögen, ein bloss 
srsintelligibelor Gegenstand, weil. die ‚Handlung desselben‘ gar nicht‘ zur 
‚Receptivitit: der Sinnlichkeit gezählt werden kann... Wir. nennen. .diege 
Vermögen Verstand ‚und: Vernunft; vornehmlich ‚wird die letztere ganz 
eigentlich und. vorzüglicher Weise von! allen empirisch, bedingten Krüften 
unterschieden, da sie ihre Gegenstände bloss nach Ideen erwägt und den 
Verstand danach“ bestimmt, ‚der. denn von seinen (swar auch reinen) Be- 
‚griffen einen empirischen Gebrauch macht i > RE 
Dass diese. Vernunft nun Causalitit habe, wenigstens win-uns eine 
dergleichen an ihr vorstellen, ist aus den Imperativen. klar, welche 



















diAnsehon anlangunaetzt, ;Es-mag sin ‚Gegenstand, Anachlonen 
‚Sinnlichkeit. (das Angenchme) oder much der ‚reinen. Vernunft (das, Gute) 
ee Vernunft nicht demjenigen Grunde, der empirisch gu 
Antec ah Dis Be de ‚Orduung ‚der Dinge, #0 wie.eio sich 


neität, eine ‚eigene. 
_ingyagen. binch passt,,und nach denen sie sogar Handlungen, für, npth- 
"rer ra ‚nicht, geschehen sind und, vielleicht. ‚nicht 


Rn ‚aben gleichwol voraussetzt, dass die, Vernunft 
ae Seni baben, un das, würde sie 
en Hrkungep. in. des, Erfahrung, 









392 Elomentarichre, IL Theil: IL Abthoflung: IL Biich. IL Hanptstück. 


| 








kür, welcher niclits Anderes ist als eine gewisse Causalität seiner Ver 
uunft, so fern diese an ihren Wirkungen in der Erscheinung eine Regel 
zeigt, danach man die Vernunftgründe und die Handlungen derselben 
nach ihrer Art und ihren Graden abnehmen, und die suhjectiven Prin- 
eipien seiner Willkür beurtheilen kann. Weil dieser empirische Charakter“ 
selbst aus den Erscheinungen als Wirkung'und aus der Regel derselben, 
‚welche‘ Erfahrung an die Hand giebt, gezogen werden muss, #0 sindhnlle 


ung dieses empirischen Oharakters giebt es also keine Freilieit, und nach 
diesern können wir doch allein den Menschen betrachten, wenn wir ledig 
lich beobachten, und, wie es in der Anthropologie geschieht, von seinen 
Miadlengih die bewegenden Ursachen physiologisch erforschen" wollen. 
Wenn wir aber eben’ dieselben Handlungen in "Beziehung auf die 
Vernünft erwägen, und zwar nieht die speonlative, um jene ihrem Ur 
‚Sprünge nach zu erklären, sondern ganz allein, so fern Vernanftdie 
Ursache Ist, ie selbst zu erzeugen; mit einem Worte, vergleichen wir sie . 
mit dieser in Praktischer Absicht, 0 finden wir eine ganz andere Regel 
und Ordhung, als die Naturordnung ist. Dann da Zi en a 
das nicht geschehen sein, was doch nach dem Naturlaufe gosche- 
Yen ist, und nach söinen empirischen Grtindon unausbleiblich geschehen 
* musste. Bisweilen aber finden wir, oder glauben wenigstens zu finden, 
dass die Tdeen der Verhunft wirklich Causalität in Ansehing der Hand- 
hängen ‘des Menschen als Erscheinungen bewiesen haben, und’ dasekie 


> IK. Abschnitt. Vom cmpär. Gebrauche des zegul- Prince u. sw. 303 


darum. geschehen sind, nicht weil sie dureh empirische Ursachen, nein, 
sondern weil sie durch Gründe der Vernunft bestimmt waren. | 
‚Gesetzt nun, man köhnte sagen, die Vernunft ‚habe Causalität in sıu 
"Ansehung der Erscheinang: "könnte da‘ wol die Handlung derselben frei 
‚heissen, ‚da sie im empirischen, Charakter derselbeu {der Sinnesart) ganz 
genau bestimmt und nothwendig ist? Dieser ist-wiederum im intelligibelen 
Clisrakter (der Denkungsart) besthnmt: Die letztere kennen wir aber 
nieht, sondern bezeichnen sie durch Erscheinungen; welche eigentlich nur 
die Sinnesart (empirischen Charakter) unmittelbar zu erkennen geben.® 
‚Die Handlung nun, so fern sie der Denkungsart als ihrer Ursache bei. 
zumessen ist, erfolgt dennoch daraus gar nicht nach empirischen Ge- 
setzen, d:i so, dass (die Bedingungen der reinen Vernunft, sondern nur 
so, duss deren Wirkungen in der Erscheinung des inneren Sinnes vor- 
hergehen. Die reine Vernunft als ein bloss intelligibeles Vermögen ist 
‚der Zeitform, und mithin auch den Bedingungen :der'Zeitfolge: nicht 
‚unterworfen. Die Causalität ‚der Vernunft im intelligibeleu- Charakter 
‚entsteht'nicht, oder hebt nicht: etwa zu einer gewissen Zeit an, um 
‚eine Wirkung hervorzubringen. Denn sonst würde sie selbst dem Natur- so 
‚gesetz der Erscheinungen, #0 fern es Causalreihen der Zeit mach bestimmt, 
unterworfen seit; und dio Causalität wäre Alsdann’ Natur und’ nieht Frei- 
‚heit‘ Also werden wir sagen können: wenn Vernunft Causalität in An- 
‚sehung der Erscheinungen haben’ kann, #0 ist sie ein Vermögen, durch 
‚welches die sinnliche Bedingung einer empirischen Reihe von Wirkungen 
stierst anfingt! "Denn die Bedingung, die in der Vernunft Hegt, ist’ wicht 
sinnlich, "und füngt also selbst nicht an.  Demnäch findet alsdann dus- 
‚was wir in allen empirischen Reihen vermissten, dnss die 
Bedingung einer mecössiven Reihe von Begebeileiten selbst enipirisch 


unbedingt sein könnte. Denn hier ist die Bedingtng ausser der Reihe - 


der Erscheinungen (im Intelligibelen), und tiithin keiner sinnlichen B&- 
I PERET ER) s: J ale vlg I Hals u aneh Hol 
ie ehgenttiche Moralttkt der Handlungen (Verdienst ud Schuld) bleibt uns 
Anhörj) selbst die nnsoros eigenen 'Vorhaltens, gänzlich verborgen. Unsere Zurech- 
nungen können nur anf den ‚empirischen ‚Charakter bezogen werden. 'Wioriel aber 
dayen reine, Wirkußg, der Ereibeit, wieviel der. hlosen Natur and dem anverschul- 

Fehler. .des Temperaments oder deasen ‚glücklicher Beschaffenheit (merie ‚artu- 
sel, kanz niemand ergründen and änhier auch nicht nach wölliger 





Yo 







«1 keine gegebene Handlung EEE EEE 
‚werden kann) ‚schlechthin von selbst anfangen. ı \:Aber von: deri'V em 
kann man nicht sagen, dass vor demjenigen Zustande, darin: 
'ktir bestimmt, ‚ein ‚anderer vorhergehe, darin dieser Zustand: 
‚stimmt wird. “Denn, da Vernunft selbst keine Erscheinung 
‚Bedingungen der Sinnlichkeit unterworfen ist, so findet! in 
‚Betreff ihrer Causalität ‚keine Zeitfolge statt, und: auf, si 
‚dynamische.Gesetz der Natur, was 52 de ch sd bau 
nicht angewandt werden 5 
ı ‚Die Vernunft. ne 
Handlungen, unter ‚denen der Mensch erscheint. Jede ‚derselben i 
empirischen Charakter des Menschen vorher bestimmt, ‚ehe 
‚geschieht. In Anschung des intelligibelen Charakters, wovon jenen nur 
‚das sinnliche Schema ’ist, gilt kein Vorher oder Nachher, und jede 



















gehende ‘ t 
heit kann man, nieht. allein negativ. als Unabhängigkeit von ‚empirischen 
Bedingungen ansehen (denn dadurch würde das Vernunftvermögen auf- 
ss hören, eine, Ursache der Erscheinungen ‚zu sein), sondern, auch. positiv 
‚durch ein Vermögen bezeichnen, ‚eine Reihe von Begebenheiten von selbst 
anzufangen, so dnss in ihr selbst nichts anfüngt, sondern sio’als ımbe- 
dinge Bedingung jeder willkürlich Handlung Ahr sich keine dor Zait 
nach vorhergehenden Bedingungen verstattet, indessen dass « doch_ihre 


B “il 


„IR. Abschnitt. _ Vom, empir., Gebmuche des rogul. Prine uam 205 


‚Wirkung in der Reihe der Erscheinungen ‚anfängt; (aber darin niemals 
a ersten Aufang ausmachen kam. 00 01 00% 


Se em. ‚reichen Bere an, sn Beau 


Eee 
man ‚dann die, veraulassenden Gelegenheitsursuchen nicht aus der Acht 
„Iisst., In ‚allem diesem verführt man, wie überhaupt in, Untersuchung 
‚der, Reihe bestimmender / Ursschen zu einer ‚gegebenen 

"Ob nen nün. gleich die Handlung; dadurslihentlntnt.su, sein glaubte sa 
tadelt man nichts desto weniger den ‘Thäter, und zwar-nicht wegen seines 


‚setzt. Vorana,. man. könne ‚es glinzlich hei. Seite. setzen, wie dieser be- 
schaffen ‚gewesen, und die verflossene Reihe von. Bedingungen als unge- 
schehen, diese That aber als gänzlich ‚unbedingt in Ansehung des vori- 
‚gen Zustandes ‚anschen, als. ob. der Thlter damit eine Reihe von ‘Folgen + 
‚ganz ‚yon selbst, anhebe. Dieser Tadel ‚gründet ‚sich ‚anf‘ ein, Gesetz (der 
‚Vernunft, wobei, man, diese als ‚eine ‚Ursuche ausicht, welche (das ‚Ver- 
‚halten. des Menschen. unangeschen -aller genannten empirischen -Bedin- 
‚gungen anders habe bestimmen können. und sollen. Und zwar sieht min 
‚die Cnusalität der, Vernunft ‚nicht ‚etwa bloss. wie ‚Coneurrenz , ‚sondern 
saitich gelbes, ala rolletändig an. ‚wenn gleich, die, sinnlichen. Triehfedern 
‚sondern wol, gar. dawider wären; die ‚Handlung wird 
‚seinern intelligibelen Charakter, beigeinessen, er hat jetzt, in dem Augen- 
blicke, da,er Iügt, gänzlich. Schuld; ‚mithin: war die, Vernunft \unerachtet 
aller empirischen Bedingungen der That green 
Inssung ist diese gänzlich beisumessen. .. = ir ar 


565 Wir können also mit der Beurtheilung freier 


etwa in einen neuen Zustand, darin sie vorher nicht war; 
‚ mend aber nicht bestimmbar in Ansehung desselben. Dh 
man nicht fragen: warum hat sich nicht die Vernunft anders 
sondern nur: warm hat sie die Erscheinungen durch ihre € 
"nicht anders bestimmt? Darauf aber ist keine Antwort 
"ei anderer intelligibeler Charakter würde einen anderen e 
gegeben haben, und wenn wir sagen, dass unerachtet seines 
‚dahin "geführten Lebenswandels der Thäter' die Ttige doch Bi 
Inssen können, #0 bedeutet dieses nur, dass sie unmittelbar u 
Macht der Vernunft stehe, und die Vernmft in rer El 
ü ee der ae anch zwar einen Hauptrintörsckiel 












a ie a ee 





‚sehung ihrer Causalität nur bis an die intelligibele br 
“über dieselbe hinaus kommen; Wir "können er] 







Falemliih” anbeiigib Bedligekigr a Erle eg w: 
‚aber der intelligibele Charakter gerade diese Erscheinunge 
vernpirischen Charakter unter vorliegenden Umständen gebe, 
"schreitet #0 weit alles Vermögen unserer Vernunft, es 2 | 
ju alle Befugnis derselben, nur zu fragen, als’ ob man frlige, 
transseondentale Gegenstand unserer äusseren 'kinnlichen 

gerade nur Anschauung im Ranme und wicht irgend eine undere 
er SE 







a 


EX. Abschnitt Vom empir. Gebrauche des regul. Princ. u. &. w. 397 


nicht, denn sie war nur diese, ob Freiheit der Naturnothwendigkeit in 
einer und derselben Handlung widerstreite; und dieses haben wir hin- 
reichend beantwortet, da wir zeigten, dass, da bei jener eine Beziehung 
auf eine ganz andere Art von Bedingungen möglich ist als bei dieser, 
das Gesetz der letzteren die erstere nicht afficire,. mithin beide von ein- 
ander unabhängig und durch einander ungestört stattfinden können. 


Man muss wol bemerken, dass wir hierdurch nicht die Wirklich- | 
keit der Freiheit als eines der Vermögen, welche die Ursache von den see 
Erscheinungen unserer Sinnenwelt enthalten, haben darthun wollen. 
Denn ausser dass dieses gar keine transscendentale Betrachtung, die 
bloss mit Begriffen zu thun hat, gewesen sein würde, so könnte es auch 
nicht gelingen, indem wir aus der Erfahrung niemals auf etwas, was gar 
nicht nach Erfahrungsgesetzen gedacht werden muss, schliessen können. 
Ferner baben wir auch gar nicht einmal die Möglichkeit der Freiheit: 
beweisen wollen; denn dieses wäre auch nicht gelungen, weil wir über- 
haupt von keinem Realgrunde und keiner Causalität aus blossen Begriffen 
a priori die Möglichkeit erkennen können. Die Freiheit wird hier nur 
als_transsoendentale Idee behandelt, wodurch die ‘Vernunft die Rei er 
Bedingungen in der Erscheinung durch das sinnlich Unbedingte schlecht- 
hin anzuheben denkt, dabei sich aber in eine Antinomie mit ihren eigenen 
Gesetzen, welche sie dem empirischen Gebrauche des Verstandes vor- 
schreibt, verwickelt. Dass nun diese Antinomie auf einem blossen Scheine 
beruhe, und dass Natur der Causalität aus Freiheit wenigstens, nicht 
widerstreite, das war das einzige, was wir leisten konnten, und woran 
es uns auch einzig und allein gelegen war. 












IV. Auflösung der kosmologischen Idee ver 


von der Totalität der Abhängigkeit der Erscheinungen 
ihrem Dasein nach überhaupt. 


In der vorigen Nummer betrachteten wir die Veränderungen der 
Sinnenwelt in ihrer dynamischen Reihe, da eine jede unter einer anderen 
als ihrer Ursache steht. Jetzt dient uns diese Reihe der Zustände nur 
zur Leitung, um zu einem Dasein zu gelangen, das die höchste Bedin- 
zung alles Veränderlichen sein könne, nämlich dem nothwendigen. 


i 


—__ 


‚seo Glied) gehören, und anch kein Glied der Reihe empi bi 
machen; ' nr ce ganze" Sinnenwelt' in" Ihrem ra ni 





VEN: Abschnitt. Vor eimpir. Gebräuche des rngul. Prin, mm ww 399 


legen, von der empirisch unbedingten Causalität (der Freiheit) im vorigen 
Artikel unterscheiden, dass bei ‚der Freiheit das Ding selbst uls Ursache, 
(substantia phacnomenon) dennoch in die Reihe der Bedingungen ‚gehörte, 
undmur seine Causalität als intelligibel gedacht würde, hier-aber das, 

‚Wesen ganz ausser der-Reilhe der Sinnenwelt (als ons ertra-. 
mund) und bloss intelligibel gedacht werden müsste, wodarch allein. 
es verhütet werdeit kann, dass es nicht selbst dem Gesetze der Zufällig- 
keit und Abhlingigkeit aller Erscheinungen unterworfen werde. 

Das regulative Princip der Vernunft ist also ih Anschung dieser 
unsörer Aufgabe, dass alles in der Sinmenwelt' empirisch bedingte Exi- 
stenz habe, und dass es überall in ihr in Ansehung keiner Eigenschaft 
eine unbedingte Nothwendigkeit gebe, dass kein Glied der Reihe von, 
Bedingungen sei, davon man nicht immer. die empirische Bedingung in 
einer möglichen Erfahrung erwarten und, so weit man kann, suchen müsse, 
und, nichts uns berechtige, irgend ein Dasein von einer Bedingung ausser 
halt; der empirischen Reibe abzuleiten, oder auch es als in'der Reihe 
ealbat für schlechterdings unabhängig und selbständig zu halten, gleich- 
wol,aber ‚dadurch gar nicht in Abrede zu ziehen, dass nicht die ganzes» 
Reihe in ‚irgend einem intelligibelen ‘Wesen (welches darnm' von ‚aller 

i frei,ist, und: vielmehr den Grund der Möglichkeit 
aller dieser. Erscheinungen enthält); gegründet sein könne, - 

u 88 ist/aber hierbei gar nicht die Meinung, das unbedingt .nothwen- 
dige Dasein eines Wosens 'zu ‚beweisen, oder auch nur die Möglichkeit, 
einer bloss: intelligibelen Bedingung, der Existenz der Erscheinungen der | 
Sinmenwelt hierauf zu gründen, sondern nur ebenso, ‚wie wir die Vernunft 
«inschränken, dass sio nicht den Faden der empirischen Bedingungen vor- 
lasse, ‚und. sieh in transseondente und keiner Darstellung in sonerets| 
fülige Erklärungsgründe verlaufe, also auch’ andererseits das Gesetz, des 
bloss empirischon. Verstandesgebrauchs dahin, einzuschränken, -dass cs 
nicht ‚über ‚die Möglichkeit. der Dinge tberlinnpt entscheide, und das | 
Intelligibole, ob. es. gleich von uns zur Erklärung der Erscheinungen 
nicht /zu/gebrauchen ist, darum nicht für unmöglich erkläre. Es wird 
also dadurelinur gezeigt, dass die durchgängige Zufälligkeit aller Natur- 
dinge und, aller ihrer (empirischen) Bedingungen ‚ganz wol mit der will- 
kürlichen Voraussetzung einer notwendigen, ob zwar bloss intelligibelen 
Bedingung zusammen, bestehen könne, also. kein wahrer Widerspruch 
















wir hier niemals Dinge an’ sich selbst zu unseren Gegensti 
sb lc wi werden a wir lim berschg nd 


ausser ihnen zu suchen; welches bei zußilligen Dingen 
lich geschehen müsste, aber nicht bei blossen Vorstel) 
Dingen, deren Zußälligkeit selbst nur Phinomen ist, und 
anderen Regressus als denjenigen, der die Phiinomens- 1 
der empirisch ist, führen kann. Sich aber einen intelligibelen 
der Erscheinungen d. i; der Sinnenwelt, und denselben befreit von de 
Zufälligkeit der letzteren denken, ist weder dem uneingeschränkte em- 
pirischen Regressus in der Reihe der Erscheinungen, noch der durch- 
so gängigen Zußälligkeit derselben entgegen. ‚Das ist aber auch"das Eine 
zige, was wir zu Hebung der scheinbaren Antinomie zu 
und was sich nur auf diese Weise thun liess. Denn, ist die je 
Bedingung zu jedem Bedingten (dem Dasein nach) sinnlich 
darum zur Reihe gehörig, so ist sie selbst wiederum bedingt (wie 
Antithesis der vierten Antinomie es ausweist); Es musste | 
ein Widerstreit mit der Vermmft, die das Unbedingte fordert, | 
oder dieses ausser der Reihe in das Intelligibele gesetzt werden, 
Bedingung 


Der empirische "Gebrauch ‘der Vernutift {in Ansehung’ide 




















u mir Al a Kr 


IX, Abschnitt. Vom empir Gebrauche des rogul. Prive uam. 401 


Be s In der Sinnenwell) "wird durch "die Einrkumung 
en ae t nach dem. 





Bedingungen gar nicht entgegen ist. wa =... 
Schlussanmerkung zur ganzen Antinomio 
m Be "der reinen Vernunft," " 1 


"8 Hange wir mit unseren Vernunfbegrifen hlosa die Totalität der 
ngungen in der Sinnenwelt, und was in Anschung ihrer der Vernunft 
EEE in km, zum Gegenstande haben, s0 sind unsere 
Ideen zwar transscondental, aber doch kosmologisch. Sobald wir aber 
Ans Unbedingte (um das cs doch eigentlich zu thun ist) in dasjenige 
setzen, was ganz ausscrhalb der Sinnenwelt, mithin ausser aller möglichen 
Erfahrung ist, so werden die Ideen transscendent; sie dienen nicht 
bloss zur Vollendung des empirischen Vernunftgebrauchs (der immer eine 
nie auszuführende, aber dennoch zu befolgende Idee bleibt), sondern sio 
trennen sich davon gänzlich, und machen sich selbst Gegenstände, deren 
Stoff nicht aus Erfahrung genommen, deren objeetive Realität auch nicht 
auf der Vollendung der empirischen Reihe, sondern auf reinen Begriffen 
@ priori beruht Dergleichen transscendente Ideen haben einen bloss 
intelligibelen Gegenstand, welchen als ein transscendentales Object, von 
dem man übrigens nichts weiss, zuzulassen allerdings erlaubt ist, wozu 
aber, ga als ein durch seing unterscheidenden und inneren Prüdicate 
ares Ding zu denken, wir weder Gründe der Möglichkeit (alsıoı 
n Se rasch Ang 
solchen Gegenstand men, auf unserer Seite, haben, 
ee nee Gedankending ist. Gleichwol drüngt uns 


Kanr's Kritik der reinen Vornunft. E13 


Be a a a he 














al 
' Das Ideal der reinen Vernunft v0. 





Jesse a 7 77 














U Ahnehpin, Yon dem,iägel Wiepbanpt nn AN, 


getroffen wird. Gleichwol künnen ‚sie ‚ in, eonereto dargestellt werden, 
wenn man sie auf Erscheinungen, anwendet; ie ‚Ihnen, haben sie. 
eigentlich ‚den Sto@ zum Erfahrungsbegriffe, der aüchts ‚als ‚ein Verstan-, 
desbegriff in comerelo.ist; Ideen aber sind. nach, walle.cum det. aha: 
tiven Realität eutfornt als-Kategorien; denn es kann keine Erscheinung, 
gefunden werden, an der sie; sich in. conereto vorstellen liessen. Sie ent-, 
halten eine gewisse Vollständigkeit, zu welcher, keine mögliche empirische so. 
Erkenntnis; zulangt; und die Vernunft, hat, dabei nur, eine systematische, 
Einheit im, Sinne, ‚welcher sie die empirisch mögliche Einheit zu ‚nähern, 
sucht, ohne sie jemals völlig zu erreichen.‘ N 

‚Aber ‚noch weiter als die Idee,scheint dasjenige von der, eben 
Realität. entfernt zu, sein, was ich, das Ideal nenne, und worunter ich 
die Idee, nicht bloss im conereto, sondern. in. individus, di. als ‚ein ein- 
zelnes, durch die Idee allein bestimphnzen oder gar, Ihe Ding 
verstehe, 

Die Menzehheit ihrer ganzen Vollkommenheit, enthält nicht allen, 
die Erweiterung aller zu ‚dieser, Natur ‘gehörigen wesentlichen Eigen- 
schaften, ; welche unseren Begrifl, von) derselben ausmachen, ‚bis zur voll- 
stündigen Congruenz mit ihren, Zwecken, welches ‚unsere ‚Idee der voll-., 
kommenen Menschheit sein würde; sondern auch ‚alles, was, ausser, diesem, 
Begriffe zu der durchgängigen Bestimmung der.Idee gehört; denn vom 
allen entgegengesetzten Prädicaten kann sich doch, nur ein. einziges zu 
der. Idee des vollkommensten. Menschen schicken. Was uns ein Ideal 
ist, war dem Praro eine Idee des göttlichen Verstandes, ein ein- 

zelner Gegenstand in der ‚reinen, Anschauung desselben, das. Vollkommen- 
ste einer jeden Art. möglicher, Wesen und der Urgrund aller, Nachbilder 
in der Erscheinung. 

Dbra una jabax so,maltı zu, yereleigen; müssen. wir ‚gestehen, dass so 
die menschliche Vernunft nicht. allein Ideen, sondern such. Ideale ent- 
halte, die zwar nicht wie die platonischen  schöpferische,, aber ‚doch, 
praktische Kraft (als regulative Principien) haben, und, der Möglich- 
keit der Vollkommenheit, gewisser Handlungen .zum Grunde ‚liegen. 
Moralische Begriffe sind nicht; gänzlich. reine Vernunftbegriffe, ‚weil, ihnen 
etwas, Emnpirisches (Lust, oder, Unlust). zum Grunde: liegt... (Gleichwol 
können sie in Ansehung des, Prineips, wodurch die Vernunft ‚deryan, 
sich gesetzlosen Freiheit Schranken ‚setzt (also wenn ınan bloss auf/ihre 





} rot am Bee ine Vorne 
Tugend und ähr menschliche "Weisheit in ihrer gühzen 
sind Tdeon. Aber der Weise (des Steikers) ist ein Ideal, d. # ein] 
der bloss in Gedanken existirt, der aber mit der Idee der We 
eotigruirt. So wie die Idee die Regel giebt, so dient das 
Falle zum Urbilde der durchgingigen Bestimmung des 
wir haben kein anderes Riclitmass unserer Handlungen, als das Ve 
dieses göttlichen Menschen in uns, womit wrir tms vergleichen, h 
und dadurch uns bessern, obgleich es niemals erreichen können. 
ee 
möchte, eind doch um deswillen nicht fitr Hirmgespifinste | 
sondern geben ein unentbehrliches Richtmass der Vernunft ab, 
ss Begriffs von dem, was in seiner Art ganz vollständig ist, b i 
danach den’ Grad und: die’ Mängel das Unvollstindigen zit sehikzen! 
abzumessen. Das Ideal aber in einem Beispiele, d. i. in der Erscheinung 
venlisiren wollen, wie etwa den Weisen ineinem Roman, ist unthmnlich, 
und hat &berdem etwas Widersinniges und wenig Erbauliches ansich, 
indem die natürlichen Schranken, welche der Vollständigkeit in’der Idee 
eontinvirlich Abbruch thun, alle Illusion in’ solchem Versuche unmöglich, 
wid dadurch dns Gute, dns in der Idos liegt, selbst verdlichtig und einer 
blossen Erdichtung ähnlich machen. ın N 
"80 ist es mit dem Ideale der Vernunft bewandt, welches jederzeit 
anf bestimmten Begriffen beruhen und zur Regel und Urbilde, es sei der 
Befolgung oder Beurtheilung, dienen muss. Ganz anders verkilt es sich“ 
mit den Geschöpfen der Einbildungekräft, darüber sich niemand erklären 
und einen verständlichen Begriff geben kann, gleichsam Monogram- 
men, die nur einzelne, obzwar nach keiner angeblichen Regel bestimmte 
Ztige sind, welche mehr eine im Mittel verschiedener Erfahrungen glbich- 
sam schwebende Zeichnung als ein bestimmtes Bild ausmachen, dergla- 
elien Maler und Physiognomen in ihrem Kopfe zu haben vorgeben, und 
die ein nicht mitzutheilendes Schattenbild Ihrer Produete oder auch Be: 
urtheilungen sein sollen. Sie können, obzwar nur tneigentlich, Tdesle 
der Sinnlichkeit genannt werden, weil xie das nicht erreichbare Muster” 
an möglicher empirischer Anschanungen sein sollen, und gleichwol keine 
der Erklärnng nd Prüfung fhige Regel abgeben. Re eu 
Die Absicht der Vernunft: mit ihrem Idealo ist dagegen die durch- 













U. Abschulte Yom transseendentalen Ideal, 405 


Nee ie reale Irre BR EEE 
snd denkt, der nach Prineipien durchgängig, bestimmbar sein soll, ob- 
eich dazu die, hinreichenden Bedingungen in der Erfahrung mangeln, 


1 Lozp, ? SUmereng Bil wi 


Des dritten Ep ee N 
N aweiler Abschnitt MN WB 


"5 Von. dem transscendentalen' Ideal 

_ Ein jeder Begriff ist in Ansehung dessen, was in ihm selbst nicht 
enthalten ist, unbestimmt, und steht unter dem Grundsatze der Bestimm- 
barkeit, dass nur eines von jeden 'zwei einander contradictorisch ent- 
‚gegengesetzten Pridicaten ihm zukommen könne, welcher auf dem Satze 
des Widerspruchs beruht, und daher ein bloss logisches Prineip ist, das 
von allem Inhalte der Erkenntniss abstrahirt und nichts ala die logische 
„Form derselben vor Augen hat. . 

Ein jedes Ding, aber, seiner Möglichkeit nach, steht noch muter dem 
Grumdsatze der durchgängigen Bestimmung, nach welchem ihm 
von, allen möglichen Prädicaten der Dinge, so ‚fern sie mie ihren 

verglichen werden, eins zukommen muss.” Dieser beruht wo 

nicht bloss auf dem Satze des Widerspruchs; denn er betrachtet ausser 
dem Verhältnis zweier einander widerstreitenden Prädicate jedes Ding 
‚noch im Verhältniss auf die gesammte Möglichkeit als den Inbegriff 

aller Prüdicate der Dinge überhaupt, und indern er solche als Bedingung 
8 priori voraussetzt, so stellt er ein jedes Ding #0 vor, wie es von dem 
Antheil, den es au jener gesammten Möglichkeit hat, seine eigene Mög- 
lichkeit ableite.* Das Principlum der durchgäugigen Bestimmung betrifft 


! Tea wire alas dureh diesen Grundsata jedes Ding auf eln' gemelnschaftliches 
Correlatum, nämlich «ie gesamımie Möglichkeit bezogen, welche, wann sie (d. i der 
ee a a Eee 
, ins Affinität alles Möglichen durch die Identitit des Grundes der durch. 
desselben beweisen würde. Die Bestimmbarkelt olnes Jeden 
ES ien der Allgomoluhoit (eibersalitas) des Orundsatzes der Ausschliesing 
eines Mittleren zwischen zwei entgegengesetzten Prüdienten, die Bestimmung aber 
eines Dingen der Allheit (miversitas) oder dem Sn eieae 
eate untergeordnet. u 





“os Elemantarichre. IE Thai — il Dich, ZZ 


Der Satz: alles Existirende ist:durchgängig wm 
deutet nicht allein, dass, von jedem Paare einander 

gebener, sonderh auch von allen möglichen Prädicaten ähm 
zukomme; es werden durch diesen Satz nicht blos Pr 










es dadurch, “es sei bejahond a vorneinend, bestimmen. 
einen Drimung it ol ah Bee, den wir ea 







0 fern or als Bedingung der durch Ken, 
ae ne na Se LU SuSE 
machen mügen, selhst noch unbestimmt iet, und wir dndurch 
als einen Inbegriff aller möglichen Se, Ban ‚denken, 10 
"wir doch bei näherer Untersuch diese Idee als Urbeg eine 
Menge von Prädicaten ausstosse, Ey Be Se 
er id an dr ch en und dass It 

bis zu einem durchgängig a preori bestimmten” ee ur 
lehnen herugeichheinhlugauun end 
blosse Idee durchgängig bestimmt ist, a 
aucft genannt werden Anus, 

Wenn yir alle möglichen Prädicate nicht bloss Togtsch, en 
scendental, d. 1. nach ihrem. Inhalte, der an ihnen. prior gedacht werden 
kann, erwägen, »0 finden wir, dass durch einige derselben ein Sein; durch 
andere ein 'blosses Nichtsein vorgestellt ‘wird: Die logische Verneinung, 
die lediglich durch das Wörtchen „nicht“ angezeigt wird, "hängt eigent- 





UL Abschnitt. Vom transsdindentalen Ideal. '407 


lich hemals einem Begriffe, sondern’ üur dem Verkiiltiiäse desselben’ 
ı im Urtheile an, und kann also dazu bei weitem nicht 
"Sein, Kinn Bögrit in Ahkchüng‘ Mneh Tähalts nl beitichnen. 
Ira Dee (üsdruck „nichtsterblich“ kat gar nfcht wa erkeimen' geben, ke 
Andurch cin Dioascs Nichtsein am Gegenstände vorgestellt werde, sondern 
Tisst allen Tnkalt tberthrt, "Bine traikscendentäle" Verneinting' bedeutet 
dagegen das Nichtsein a sich selbst, dein die Krunssorndenfäle Bejnkütig 
entgegengesetzt wird," welche ein Etwas Ist, "dessen Begriff an sich selbst 
&hon ein Sein Ausdrückt, ind Anker Realität Sachheit)” genant wird, 
weil dürch sie allen, find. so weit sic reicht, Etwas (Dinge) 
Sind, die eutgogenstchende Nogatic hihgekei einen blossen Mangel be- u 
deutet, and, wo dieso allein gedacht wird, die Aufhebung älles Dingee 
Wird, 


{ Ba aa iz Va ae ohne 
Aaks Ver die entgegengesetzte Bejahung zum Grunde Hegen habe; Der 
Blindgeborne kann sich nicht die nindeste Vorstellung” Yohi Finsternits 
"mischen, 'weil er keine vom Lichte Tat, der Wilde’nicht von der Armut, 
'weil’er den Wolstand nicht kenit* Der Unwisscnde hak keiten Bogrif 

von seiner Unwissenheit, weil er keinen von der Wissehschuft hat, u. s. w. 
"Ex sind also auch alle Begrifie der Negntionen abgeleitet, und die Rea- 
Kitten enthalten die data und so zu sägen die Materie oder den trans- 
WeBlnilin Taliı's"A6r Mbglchkeit und Fürchgägiten Being 


aller Dinge. 

Wenn also der dürchgängigen Bestimmung in unserer Vernunft ein 
Hransscendentales Substratum zum Grunde gelegt wird, welches gleichsam 
‚len ’gänzen Vorrath des Stoffes, daher alle möglichen Prädieate der Dinge 
"geniöininen werden kötinen, enthält, so ist dieses Substratum nichts An- 
‚deres als die Idee von einem All der Renlität (ommidudo readitatis) Alle ca 
era äntrikannzs nichts als BASE) ZwisBen 


lung 


ri 


Tu 
ee 
wnndernswürdigos golahrt,, nber; das; Wichtigste ist wol, dass) sie uns dem Abgrund 
eh wußgsdeekt haben, , den, die menschliche ‚Vernunft ohne diem 
sich niemals so gross hätte yorstellen können, und worüber das Nach“ 
ae ia Valle U else er Eiche Yan 
ninfigebräuchs harvorbringen muss. 







408 Met, Ma, U Alenne Da, ZH 


nicht genamat werden könnten, wenn nicht das Unbe 
‚zum Grunde lüge, ee ah br, ‚iı } 
0 Es ist aber auch durch diesen 







GA einer: Realität überhaupt, kann @_priori; nicht, eingethelt 
weil man ohne Erfahrung keine bestimmten Arten von Realität k i 
‚unter jener Gattung enthalten wären. Also ist der transscondentale 
‚satz der durchgängigon. Bestimmung ‚aller Dinge nichts Anderes ‚al 
Vorstellung des Inbegrifs aller Realität, nicht bloss ein. Begri 
Prüdicate ihrem. tranescondentalen Inhalte nach unter.sich, # 
„ie in sich begreift; und ‚die, durchgängige. Bestimmung eines 
‚Dinges beruht auf der- Einschränkung. dienen. Alla der Realität, indem 
ee 
wird, welches mit dem Entweder und Oder des disjunctiven Ol 










‚der Vernunft, Aurch den sie das transscendentale Ideal’ zum 


Ahrer Bestimmung aller möglichen Dinge legt, aa Sin 
welchem sie in disjunctiven Vernunftschlüssen verführt: 











am ‚IE Abschnitt. ‚Vom transscondentalen Idesl. 409 
en ‚sben. zum ‚Grunde, der, ayatematischen, Eintbeilung aller 


‚der. Dinge; vorzustellen, nicht, die Existenz eines ‚solchen Wesens, das os 
„dem, Ideale gemäss iat, ‚sondern nur die Ideo desselben voraussetze, um 
‚von; einer, unbedingten Totalität der, durchgängigen Bestimmung die be- 
dingte, .d.,i. die des Eingeschrünkten ‚abzuleiten. ‚Das Ideal ‚ist ihr, also 
„das Urbild (pretotypon) aller Dinge, welche insgesammt als mangelhafte 
‚Copien (eviypa), ‚den; Ste‘, zu, ihrer, Möglichkeit, daher nehmen, ‚und, in- 
‚dem sie ‚demselben mehr. oder weniger une kommen, dennoch jederzeit 
unendlich weit daran fehlen es zu erreichen. 

u ‚80 wird denn alle Möglichkeit; der Dinge (der Synthesis des Mamnig- 
„Saltigen ihrem Inhalte nach) als abgeleitet, und nur allein die desjenigen, 
was, alle Realität. in’ sich ‚achliesst, als ursprünglich angesehen. Denn ‚alle 
‚Verneinungen ; (welche doch die einzigen. Prädicate, sind, wodurch sich 
alles ‚andere vom, realsten Wesen unterseheiden lässt) ‚sind blosse Bin- 
‚schräukungen.einer grösseren und endlich der höchsten Realität, mithin 
‚setzen sie diese voraus und: sind dem Inhalte nach von ihr bloss abgelei- 
tet. Alle Mannigfaltigkeit; der Dinge ist nur ‚eine. ebenso ‚vielfiltigo Art, 
den Begriff der höchsten Realität, der. ihr gemeinschaftliches Substratum 
ist, einzuschränken, so wie alle Figuren nur ale verschiedene Arten, den 
‚unendlichen „Raum, einzuschränken, möglich. sind. . Daher, wird der bloss 
in der Vernunft befindliche Gegenstand ihres Ideals auch das Urwesen 
(ens originarınn), s0,fern es keins. über sich hat, das. höchste Wesen 
(era areinmanin), und #0 fern alles als. bedingt unter ihm steht, das Wosen 
‚uller Wesen: (ns entinm) genannt. „Alles. dieses aber bedentet ‚nicht 
‚dns: \ohjective' Verhältniss eines ‚wirklichen Gegenstandes. zu anderen 
Dingen, sondern der Idse au Begriffen, und lässt uns wegen der 
Existenz eines Wesens von so ausnehmendem Vorzuge in völliger, Un- 
Weil inan auch nicht sagen kann, dass ein Urwesen aus vielen ab- 
geleiteten Wesen bestehe, indem ein jedes derselben jenes voraussatzt, 
mithin 6s nicht susmachen kann, #0 wird.das Ideal des Urwesens auch, 
‚als ‚einfüch gedacht werden müssen. 







410 Bienetuee IL Mil Ag, TE Mach m 















er 
«0 Wenn wir nun dieser unserer Tdee, nn akras 
‚ferner nachgehen, so werden wir das Urwesen durch"den 
‚der höchsten Realität als ein einiges, einfaches, erkankacn 
ws. w., mit einen Worte, es in seiner unbedingten Volle 
- ‚alle Pridieamente bestimmen können. ' Der’ Begriff eines sole 
ist der von Gott, in tranascendentulem Verstande gedacht; und) 
Ans: Ideal der reinen Vernunft der Gegenstand einer trangscenden 
Theologie, ‘so wie ich es auch oben angeführt habe, 
"Indessen wiirde dieser Gebrauch der Hanssedndöntalen Idee doch 

schon die Grenzen ihrer Bestimmung und Zulässigkeit 
Denn die Vernunft legte sie nur als den Begriff‘ von'aller: Renltit der 
Aurchgärlgigen Bestimmung der Dinge berhaupt zum Grunde, "ohne zu 
verlangen, dass alle diese Realität objectiv gegeben sei und" selbst ein 
Ding ausmache. Dieses letztere ist eine blosse Erdichtung, dureh welche 
wir das Minnigfultige unserer Idee in einem Ideale als einem besonderen 
sogar nieht einmal, die Möglichkeit einer solchen Hypothese geradezu 
änzunchmen,' wie denn auch alle Folgerungen, ‘die aus’ einem solchen 
Idealo abfliessen, die durchgängige Bestimmung der Dinge überhaupt, 
als zu deren Behuf die Idee allein nöthig war, nichts angehen tind da- 
rauf nicht den mindesten Einfiuss haben. a A 
ww  Esist nicht genug, das Verfahren unsarer Vernunft'vind’ihre Die- 
lektik zu beschreiben, man muss auch die Quellen derselben zul entdecken 










Karin Weiten Tl u er 


rich ‚ara Des dritten Hauptatüicke 1. uU N] 


‚aritter Abschnitt, PRrBE We 
dahıpahnm yerulır 


 yimialeil om 
hin mr 






willen um 





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zwar 
‚stellung kat, zuerst ronltsärt, d. 1. zum Object gemacht; ‚darauf hypos! 
lich durch einen natürlichen wenn der, Vernunft sur. pe 


der Erfahrung nie! 
Auf-dör Verkatipfuhg nn a Edkuner, 
soption) beruht, mithin die Binheit der höchsten Ronlität und die 
‚stimmbarkeit (Möglichkeit) aller Dinge in einem höchster: Vorstande, 
Intelligenz zu liegen scheint. DEE} ame 





A 


IL Abschnitt. Von’. Beweisen d. Daseins eines höchsten Wosens Rn 
gemein Yen Denen ke em fen 






de * ar, i = == 






nicht zufällig. un ‚eben darum ohne Bedi JE 
da jet, Das ist das Argument, ‚worauf. die h 
"" Nun sicht sich ie Vernunft nach dem Begrilte eines 
das sich zu einem solehen Vorzuge der Existenz, als die unbedingte No 
end um alsdann von dem Begriffe desselben 
E Dasein zu schliessen (deun getrante sie sich dieses, so. 
a en acht forschen, und hätte nicht, 


Rs; } Ben nie Dia ana in sich hat. Denn dass“ 
t twas schlechthin nothwendig existiren müsse, hatt sie nach 
"Schlüsse schon für ausgemacht. Wenn sie nun alles weg- 

a a ar Au Harmägen nicht verträgt, aussar- 

einem, so ist dieses das schlechthin nothwondige Wesen, man mag nun 
die Nothwendigkeit desselben begreifen, & 1 aus seinem Bogriffe allein. 


2 E E 
“; scheint dasjenige, dessen Bogriff zu allem Warum dis Darum, 


dus in keinem Sttilke und iu keiner Absicht defse ist, 









Det BR Biker Fa Ale Öglichen seihst keiner Bedingung, 
Si nl a a ie folglich wenigstens in einem 
n Bogtiffe der unbedingten Nothwendigkeit ein Genüge thut,. | 








414 Memmiee  T, 
iur 


ac dan Glen Meinen 

dessen die Vernunft müchtig ist, um durch einen Begrif 
‚ein Wesen als unbedingt zu erkennen. 

Der Begrift eines Wesens von der höchsten Realität w 

ne ere ı Begriffe eines u 

othwend EL ne 
Et £ genugthut, so haben wir doch keine dern 
5 uns an ihn zu halten, a 
er h 
zu, doch in dem ganzen Felde ee ni önı 
en Vera De ha ern x Anspru Meine 
könnte, 










Wesens In diesem erkennt sie eine unbedingte Bi: 
ud sie den Begriff des Unabhängigen von aller Bedingung, 
in dem, was selbst die zureichende Bedingung zu allem 
in demjenigen, was alle Realitit enthält. Das AI aber = 
ist absolute Binheit, und führt den Begriff eines 
höchsten Wesens bei sich; und so schliesst sie, dnss dns | 
als Urgrund aller a schlechthin ‚notwendiger Weise da ” 
worden, w wenn von "Entschliessungen “üe Rede ist, nr ein- 
mal das Dasein irgend eines nothwendigen Wesens ER, == 
man darn, übereinkommt, duss man seine Partei Bonn 
man dasselbe setzen wolle; denn ‚alsdann kann man, 
wählen, "oder man, hat en keine Wahl, sondern ist ge 
absoluten Einheit der vollständigen Realität als dem U: Urquelle w— 
lichkeit seine Stimme zu geben. Wenn uns aber nichts treibt. 
entschliessen, und wir lieber diese ganze Sache Al gealae 








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I. Abschnitt. u en a A 415 
Peer Te Tagen &i 


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Ser ni "Schluss a ar an m en, erg aber 
stattfinde; Mer ünss rm 
nn hält, al schlochtkin 


ar, Kin k 
















der 
ion Wesens, dus a 0 Re Antara" Ta abso- 
an Nothwi widerspreche. Denn, ob’ich gleich Ih seitiem Be- 
> TE aka Zara U I aa nie san 
bei sich” a ae Van Tau 
\ ee 5 


rn lu a 
5 enuten Wa" ebenso era n 
zu lassen ss öb wir gleich ihre Nothwendigkeit aus dem 
ver: erac iesaretreen nicht schliessen Können. Au 
w z hätte dieses Argument uns nicht den mindesten Begfit vo 
"nes nochwendigen Wsens verschäft, "and nl gu 





geleistet. 

Gleichwol bleibt diesem Argumente eine gewisse Wichtigkeit und 
ein Ansehen, ‚das ihm wegen dieser ‚objectiven  Unzulänglichkeit noch air 
nicht sofort genommen werden kanı. Denn setzet, es,gebe Verbindlich- 
keiten, die in der Idee der Vernunft ganz richtig, aber ohne alle Realität 
der Anwendung auf tına sefbet, di. ohne Triebfüdern seii' würden, wo 
nicht EEE Wach lg Süher dis den praktischen Ge 

kung und Nachdrick geben könnte, &o würden wir auch eine 
ätichkeit haben, den Bogrifen au flgdn, die, wenn äi gleich nicht 


sein möchten, doch nach dem Mässe unserer Vernunft 
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Be m nn am Sn 1 De 
416 Elementarlehre. I. Theil. 1: Abtheilung- 


re the ei u hg 
re nd En re Bien Di 














billiger verlegen, als dahin, wo auch die höchste ( 
dasjenige Wesen, was zu jeder möglichen Wirkung "die 
sich selbst ursprünglich enthält, dessen Begrif' auch durch 
Zug einer allbefassenden Vollkommenheit sehr leicht zu Stande 
Diese höchste Ursache halten wir dann für schlechthin noch 

wir ee eg aothwendig Ania bis zu ihr 


des Monotheismus rt wozu nicht Nachdenken 
Speeulation, sondern nur ein nach und nach verständlich gew m 
nattirlicher Gang, des gemeinen Verstandes geführt hat. |... 


Es sind nur drei Beweisarten vom Dasein Gottes  * ı° 

"aus spesulativer Vernunft möglich. on un 

Alle Wege, die man in dieser Absicht einschlagen my 

weder von der bestimmten Erfahrung und der dadurch erkan 

sonderen Beschafenheit unserer Sinnenwelt an, und steigen ve . 

Gesetzen der Oausalität bis zur höchsten Ursache ausser der W ei 
oder sie legen nur unbestimmte Erfahrung, d. i. irgend ein Di 
pirisch zum Grunde, oder sie abstrahiren endlich von aller F 












IV Abschnitt. ‚Unioöglichkeit: eines! ontologlsehen Beweisen... 417 


und schliessen gänzlich a prior aus’ blossen. Begriffen ‚anf; das Dasein 
einer höchsten Ursache. Der erste Beweis ist .der-physikotheole- si 
gische, der zweite der kosmologische, der dritte der ontologische 
Beweis, Mehr gieht es.ilhrer nicht, und. mehr ‚kann esauch nicht geben, 
‚Ich. werde .darthun, ‚dass die Vernunft auf dem einen Wege (dem 
einpirischen) so wenig als auf dem anderen (dem transsoendentalen) etwas 
ausriehte, und dass sie vergeblich ihre Flügel ausspanne, um. über die 
Sinnenwelt durch (die blosse Macht der Speculation hinaus zu kommen: 
Was aber.die Ordnung‘ betrifft, in. welcher diese Beweisarten der Prü+ 
fung. vorgelegt werden. missen, #0 wird tie gerade die umgekehrie von 
derjenigen‘ sein, welehe die sich ‚mach ‚und. nach erweiternde Vernunft 
nimmt, und in. die. wir'sie auch zuerst gestellt "haben. ' Denn es wird 
sich zeigen, dass, ‚obgleich Erfahrung den. ersten. Anlass. dazu giebt, 
dennoch ‚bloss der. transscendentale Begriff die, Vernunft insdieser 
ihrer Bestrebung leite und in allen solchen Versuchen das Ziel ausstecke; 
das sie.sich vorgesetzt hat,, Ich werde also von. der Prüfung‘ des traue 
are 
Empirischen zus, Vergrösserung seiner Beweiskralt thun könne, 


. Des, ‚dritten, Hauptstücks we 
vierter Abscbnitt, 


= _ von’ der Unmöglichkeit eines ontologischen Bea 
u "vom Dasein Gottes. I 
[I a Ze ee 


ea ns denn Eiahunieen list ders ar Bsisingnebeahne 
notwendigen. Wesens ein reiner Vernunftbegrifl, d..i. eine blosse Idee 
sei, ‚deren ‚objective Realität dadurch, dass die Vernunft ihrer bedarf, 
noch. lange: nicht bewiesen ist, welche, auch nur auf, eine, gewisse obzwar 
unerrchbäre Vollständigkeit Anweisung giebt, und eigentlich mehr dazu 
dient, „den Verstand zu begrenzen, als ihn auf neue Gegenstände zu er- 
weitern. - Es. findet ‚sich hier, nun das, Befremdliche, und Widersinuige, 
dass der, Schluss von einem gegebenen Dasein überhaupt ‚auf irgend ein 
‚schlechthin. mothwendiges ‚Dasein dringend und richtig zu, sein scheint, 
‚und wir. gleichwol alle Bedingungen des Verstandes, sich einen Bogriff 
von einen solchen Nothwendigkeit zu machen, günzlich wider uns haben. 
Man It zu aller Zeit ‚von, dem absolut mathnendienn Wesen 


Kasr'a Krilik der reinen Vernunft. 


zen 

















Fear hob along are Beprite gt 
wendigen noch etwas oder vielleicht gar nichts denke 0 
Noch mehr: diesen auf das blosse Gerathewol gewagten 
ee 

Menge Beispiele zu erklären geglaubt, so dass alle weitere Nuc 
wegen seiner Verständlichkeit ganz wnnöthig geschienen. Ein , 
der Geometrie, x. B. dass ein Triangel drei Winkel habe; ist = 
nothwendig; und so redete man von einem Gegenstande, ee 
halb der Sphäre unseres Verstandes legt, a a 
stiinde, was man. mit dem Begriffe von ihm’ sagen wolle 

Alle vorgegebenen Beispiele sind ohne Ausnahme nar von Bribele 
Bez! und deren. Dasein hergenommen. Die un 


j 


bedingte Nothwendigkeit der Urtheile aber ist nicht eine absolute Noth- | 
wendigkeit der Sachen. Denn die absolute Nothwendigkeit dos Urtheils 
ist nur eine bedingte Nothwendigkeit der Suche oder des Prädiente im _ 
Urtheile Der vorige Satz sngte nicht, dass drei Winkel schlechterdings 
Aotliwendig seien, sondern: unter der Bedingung, dass ein Priangol da ist 
(gegeben ist), sind auch drei Winkel (in ihm) nothwendiger Weise da 
Gleichwol hat diese logische Nothwendigkeit eine so grosse Macht ihrer 
Tluston bewiesen, dass, indem man sich einen Begriff a priort von einem 
Dinge gemacht hatte, der so gestellt war, dnss man seiner Meinumg nach 
das Dasein mit in seinem Umfang begrif', man daraus glaubte sicher 
schliessen zn können, dass, weil dem Object dieses Begrifk das Dasein 
notliwendig, d. 1. unter der Bedingung, dass ich dieses Ding als gegeben 


(&islirend) 'betäe‘ "zükomint;"drich'"sein‘ Dabeih "hethwendig (äkhider 





Lk DM La 3 % 
dns, RE Le au 


WW. Absehnitt Unmöglichkeit olnos ontologlschen Beweise... 419 
Regel‘ der‘ Identität). gesetzt werde, und:dieses Wesei daher'selhst 


schlechterdings nothwendig sei, weil sein Dasein in einem nach’ Belieben 
augehommenen Begriffe und unter der Bedingung, -düss ich den Gegen- 


stand desselben setze, mit gedacht wird. u 0 0. ml nn 
"Wenn ich das Prüdicat in:  Urtheile:.anfliebe nnd 
nn en in ‚und äsher sage ich: 


jeiies’kommiß (diesem nöthwendiger' Weise. zus. Habe ichaber das Büjest - 
zusamtnt dem Prädicate- auf, #6 entspringt. kein Widerspruch; denn es 
ist nichts mehr, welchem’ widersprochen werden könnte. Einen Dri- 
angel setzen und doch die drei Winkel desselben: aufheben, ist wider- 
sprechend; aber. den Triangel auınint seinen. drei-Winkeln aufheben ‚ist 
kein’ Widerspruch. Gernde ebenso ist &s mit dem Begriffe eines absolut 
nothwendigen Wesens bewandt. Wenn ihr das Dassin desselben aufhebt, #13 
so.hebtsihr das Ding selbst mit allen seinen, Prädieaten auf; wo soll nls- | 
dann der Widerspruch herkommen? Aeusserlich ist nichts, dem wider- 
sprochen würde, denn das Ding soll nicht äusserlich nothwendig sein; 
innerlich‘ auch nichts, denn ihr habt durch Aufhebung des Dinges selbst 
alles Innere zugleich aufgehoben, ‚Gott ist allmächtig; des.ist ein notli- 
wendiges Urtlieil. Die Allmacht kann nicht ‚aufgelioben werden, wenn 
ihr eine Gottheit, di. ein unendliches Wesen setzt, ‚mit dessen Begriff 
jener identisch ist Wenn ihr-aber sagt: Gott:istnicht, so ist weder | 
die Allmacht- noch irgend ein anderes seiner Prüdieate gegeben; ‚denn 
sie sind alle zusammt dem Subjecte aufgehoben, er omg 
diesem Gedanken nicht-der mindeste Widerspruch: 

ers de rn ERDE He Erde 
zusammt dem Subjecte aufhebe, niemals ein innerer Widerspruch ent- 
springen könne, das Prüdieat mag auch. sein, welches as wolle. Nun. 
bleibt eueli keine Ausducht übrig, als ihr misst angen: es giebt Suhjecte, 
die gar nicht aufgehoben werden können, die also bleiben müssen. Das 
würde aber ‚ebenso viel. sagen als: es giebt schlechterdings nothwendige | 
Subjeote; eine Voraussetzung, an. doren Richtigkeit, ich, eben: gezweifelt 
habe, und deren Möglichkeitihr mir zeigen wolltet. Denn-ich kann wir 
nieht den geringsten Begriff von einem Dinge machen, welches, wenn es 
mit allen seinen Prädicaten aufgehoben wide, oitlen Widerspruch zurick or 
liesse, und ‚ohne den Widerspruch babe ich durch blasse reine Bagrifie 
# priori kein Morkmal der Unmöglichkeit. | 


ar 











— 


420 Elamentarlohre IE Theil. IL. Abtheilang. IE Buch; IE Haupetück 


"Wider alle diese allgemeinen: Schlüsse -(derem” sich" kein! Mensch 
weigern kann) fordert ihr mich durch einen Fall auf, dem ihr als einen 
Beweis durch die That aufstellt, dass es doch einen und zwar nur diesen 
einen Begriff gebe, da das Nichtsein oder das Aufheben seines Gegen- 
standes in sich selbst widersprechend ‚sei, und dieses ist der des 
rechtigt, ein solches Wesen’ als möglich anzunehmen (welches ich für 
jetzt einwillige, obgleich der sich nicht widersprechende Begriff noch 
lange nieht die Möglichkeit des Gegenstandes beweist)“ Nun ist unter 
aller Reslitit auch das Dasein mit begriffen. Also- liegt das Dasein in 

«us dem Begrilio-von-einem Möglichen Wird dieses Ding num’ aufgehoben, 
so wird die rasen rg des — an welches ider- 
sprechend ist, Pa 

- Ich antworte: Ihr habt schon "ehe TWAeh pre eg ee 
ihr in den Begriff eines Dinges, welches ihr lediglich seiner Möglichkeit 
nach denken wolltet; es sei unter welchem versteckten Namen, schon den 
Begriff seiner Existenz hinein brachtet. Räumt man ‘euch dieses ein, so 
habt ihr dem Scheine nach’ gewonnenes Spiel, in der That aber nichts 
gesagt; denn ihr habt eine blosse Tautologie hegangen. Ich frage euch, 
ist: der Satz: dieses oder jenes Ding (welches ich euch als möglich 
einräume, es mag sein, welches & wolle) existirt, ist, sage ich, dieser 
Satz ein analytischer‘ oder synthetischer Satz? Werm er das erstere jet, 
so thut ihr durch das Dasein des Dinges zu surcın Gedanken von dem 
Dinge nichts hinzu; aber aledann müsste entweder der Gelanke, dern 
‚euch ist, das Ding selber sein, oder ihr habt ein Dasein als zur Möglich- 
keit gehörig vorausgesetzt und alsdarin das Disein dem Vorgeben nach 
aus der inneren Möglichkeit geschlossen, welches nichts als eine elende‘ 
Täutologie ist, a ee welches AD Er 


ar «lb 


* Dor Bögriff ist allemal möglich, wenn er sich nicht widerspricht Das im das 
Togische Merkmal der Mögliehkels und dudarch wird sein Gegenstand vom Wild ne 
gabioum unterschieden Alleio er kann nlehts desto werdkgor vin loser Hogrift, sl. 
wonn ‚die aljeetive, Realität der, Syuthesis, ‚dadurch der Begriff, erzeugt wird, nicht 
besonders dargethan wird, welches abar jederzeit, wis oben gezeigt worden, auf Prin- 
eipien möglicher Erfahrung und nicht auf dem Grundsatzo der Analysis (dem Batze 
des Widerspruchs) beruht Das ist eine Warnung, von der Möglichkeit dar Bepriffe 
(lugische) nicht sofort auf die Möglichkeit der Dinge (renlo) zur schliessen‘ 





IV. Abschnitt, Unmöglichkeit eines, entsloglschen Baal. |; AD 


anders klingt, als Existenz im Begriffe des Pridicats, wacht es nicht ans. 
‚Denn, wenn ihr such, ‚alles: Setzen (unbestimmt was ihr. setat) Realität 
nennt, so. habt ihr, das Ding schon mit allen seinen Prädicaten im Begriffe 
‚des Suhjeste ‚gesetzt und als. wirklich angenommen, und im Prädicate 
wiederbolt.ihr es nur. Gesteht ihr dagegen, wie.es hilligermassen jeder «ss 
ge RE een 
wie- wollt ihr dann behaupten, dass das Prädicat der .E: ‚ ohne 
Widerspruch nicht aufheben lasse, da dieser Vorzug nur den analytischen 
Sätzen, als dern Charakter eben darauf’ beruht, eigenthümlich zukommt. 
Ich wärde zwar 'hoflen, diese grüblerische Argutation ohne allen 
Umschweif durch eine genaue, Bestimmung, des Begriffs ‚der. Existenz zu 
ichte zu machen, wenn ich nicht gefunden hätte, duss die Illusion in 
Verwechselung-eines_ logischen Prädicats mit einem realen (d. i. der Be- 
stitumung-eines Dinges) beinah alle Belehrung ‚ausschlage. Zum. logi- 
schen Prädicate kann alles dienen, was man will, #ogar-das- Subject 

kann von. sich. selbst prüdieirt werden; denn die Logik ahstrahirt yon 
allem Inhalte. - ‚Aber die Bestimmung ist ein Prädicat, welches über | 
‚den Begriff des Subjeots a AZ ebalaig Sie muss also 
nieht in il sehon enthalten sein. 





Im ogischen Gebrauch ist es. lediglich die Copula aa Hobel De 
Satz: Gottistallmächtig, euthält zwei Begriffs, die ihre Objecte haben, 
‚Gott und & ; das Wörtchen „ist“ ist nicht noch.ein Pridicat oben- 
‚ein, sondem nur aan, wos das Prädient |bezichungsweise aufs, Baier 
setzt. Nehme: ich nun das Subjest (Gott) mit-allen seinen Prädicaten 
«worunter auch die Allinacht gehört) zusammen, und sage: (Gott ist, 
‚oder: \es Ästiein Gott, #0 setze ich kein neues Prüdieat zum Bagriffe-von 
Gotk, sondern-nur-das Subject an sich selbet mit allen seinen Prädicaten, 
und zwar ‚den Gegenstand in-Beziehung. auf meinen. Begriff. Beide 
müssen genau einerlei enthalten, md as ‚kann daher zu dem Begriffe, der 
‚bloss die Möglichkeit-ausdrückt, darum, dass ich dessen Gegenstand als 
‚schlechthin gegeben (durch ‚den Ausdruck: er ist) ‚denke, nichts, weiter 
"hinzukommen. ‚Und so enthält das Wirklichs' nichte mehr als das-bloss 
-Hündert wirkliche Thaler-enthalten nicht das mindeste mehr 





er ee 
"va dr ng tag rer 





ein 
bleibt noch immer die Frage, ob'es existire oder nicht, Denn, obgleich 
au meinen Begriffe von dem möglichen realen Inhalte eines Dinge ülber- 


AR sl aha Ar nasser a a 
meinem ganzen Zustände des Denkens, nämlich dass. die Hrkenntuiss, 
jenes Objects auch « posterior; möglich sei. "Und hier’ zeigt sich auch 
die Ursache der hierbei obwaltenden Schwierigkeit. Wäre von\einem. 
'Gegenstande der Sinne die-Rede,'s0 würde ich die-Existenz.des Dingen 
mit dem blossen Begriffe des Dinges wicht verwechseln können. Denn 
dingungen einer möglichen ‘empirischen ‚Erkenntniss überhaupt als ein- 
*immig, dureh die Existenz aber als in dem Context der gesammten 
0 Erfahrung enthalten gedacht; da denn durch die Verknüpfung mit dem 
Inhalte der gesammten Erfahrung der Begriff vom Gegenstande nicht 
im mindesten vermehrt wird, unser Denken aber durch denselben eiie 





= 


a 












= 





i Ba 
Bene, ae 3 Se 
empirischen Gesetzen; aber für Objecte des reinen Denkens ist ganz und 
Mueller Sven Di FF N BIEE 
werden müsste; unser Bewusstsein aller Existenz aber, (es sei durch Walır- 
uehmung unmittelbar oder durch Schlüsse, lie etwas mit der, „Wahr- 
rg ARRFCh PR SPRÄLES ARE APIS HERE ERR 


i a ee 
h nichts, x rear „ausıhan 
1 Des Hogrif einge, höcheien, Wanena int, amp in miaugber Abel 
nützliche Ides; sie;ist aber ebem, darum, ‚weil;sie, bloss Idee ist, ‚ganz un- 
big, ‚un vermittelst ihrer allein unsere Erkenntnis in Anschang dessen, 
was existirt, zu erweitern. ‚Bio, verziag, nicht cinmal ao viel, dass sie ung «:o 
in Ansehung der Möglichkeit ‚vines Mehreren_ belehrte,, Das analytische 
Merkmal der Möglichkeit, das, darin besteht, dass blesse Positionen (Bea 
täten), keinen, Widerspruch ‚erzeugen, kanz ihm zwar nicht, besten 
werden; v 
ü If ohne ham Mei ine ori nicht ur \ 
weun, dieses, such geschähe, ‚überall jgar kein, Urtheil, darin et 
re gran synthetischer Erkenufnisse. immer, nut 
nr Gegenstand \ 
: #0. hut,der berlihuute Lenz bei weiter 





weise vom Dasein. eines hüchsten Wesens aus Begriffen ‚alleMübe und 
„aa Einsichten a ‚werden, als iu Kaufınann, an ‚Vermögen, 


ke _ 








ru 


424 Elomeitarlökre, I Theil, EL Abcheilüng: IL Buch: HL Hasptstück 
Bu Se 


Nallen anhängen wollte bh wi 

Iran I zuge ya sell u 

Lie er Rn Des dritten Hauptstücks era ' - 
Won nn... ‚fänfter Abschnitt, .r 

"yo ‘der Unwöglichkeit eines kosmologischen Ber —. 


vom Dasein Gottes. 





ui y » wrıleiie 
EN 
Schulwitzes, aus einer ganz willkürlich entworfenen Idee das Dasein des 
dir entsprechenden Gegenstandes selbst ausklauben zu wollen. Inder 
That würde man es hie auf diesem Wege versucht haben, wäre micht 
dus Bedürfnisse unserer Vernunft, zur Existenz überlaupt irgend etwas, 
Nöthwendiges (bei dem man im Aufkteigen stehen bleiben könne) änzt- 
nehmen, vorhergegangen, und wäre nicht die Vernunft, da diese Noth- 
wendigkeit unbedingt und « priori gewiss sein muss, gezwungen worden, 
einen Begriff zu suchen, der wo möglich einer solchen Forderung ein 
Gentige thäte umd ein Däsein völlig = priri zu erkennen’ gähe, Diesen 
glaubte man nun in der Idee eines allerrealsten Wesens zü finden, und. 
so wurde diese nur zur bestimmteren Kenntniss desjenigen, wovon man 
schon anderweitig überzeugt oder überredet wär, &s mlisse existiren, 
nitnlich des'nothwendigen Wesens gebracht. Indess verhelilte man diesen. 
natürlichen Gang der Vernunft, und anstatt bei diesem Begriffe zu endi- 
gen, versuchte man von ihm anzufangen, um. die Notwendigkeit des 
6 Daseins aus ihm abzuleiten, die er'doch nur zu erglinzen bestimmt war, 
Hieraus entsprang nun der veringlückte ontologische Beweis, der weder 
für den natürlichen und gesunden Verstand, noch fir die schülgerachte 
Prüfung etwas Genugthuendes bei sich Rülırt. x 
" Der ’kosmologische Beweis, den wir jetzt untersuchen wollen, be- 
halt die Verkntipfung der absoluten Nothwendigkeit mit der höchsten 
Realität bei; aber anstatt, wieder vorige, von der höchsten Renlität auf 
die Nöthwendigkeit im Dasein zu schliessen, schliesst er vielmehr von 
der zum voraus gegebenen unbedingten Nothwendigkeit irgend eines 
Wesens auf dessen unbegrenzte Realität, und bringt s0 fern alles wenig 
stens in das Geleis einer, ich weiss nicht ob verntinfligen oder verntinf- 


VW Abschbätt, Vämdglichkeit eines kosmolögischen Bowelsen 425 


telnden, wenigstens natftrlichen Schlussart, welche nicht allein für den 
gemeinen, sondern auch den speenlativen Verstand die meiste Ueber 
‚der natürlichen Theologie die ersten Grundlinien zieht, denen man jeder- 
zeit nachgegangen ist und ferner nachgehen wird, man mag sie'num durch 
noch so viel Laubwerk und Schnörkel verzieren und verstecken, 'alsıman 
immer will. "Diesen Beweis, den Leimsız anch'den @' pontingentiarmundt 
nannte, wollen wir jetzt vor Augen stellen und der Prüfung unterwerfen 
Er Iaufet also: Wenn etwas existirt, so muss auch ein sehlechter- 
dings nothwendiges Wesen existiren. "Nun existire zum mindesten ‘ich 
selbst: also 'existirt ein absolur nothwendiges Wesen. Der Untersutz 
‚enthält eine Brfährung, der Obersats die Schlussfolge aus einer Erfal-on 
rung überhaupt auf das Dasein des Nothwendigen.* Also hebt der Be- 
weis eigentlich von der Erfahrung an, mithin ist er nicht gänzlich @;priort 
geführt ‘oder ontologisch, und weil der Gegenstand aller möglichen Er- 
fahrang Welt heisst, s0 wird er darum der kosmologische Beweis ge 
mine Da er auch von aller besonderen Eigenschaft der Gegenstände der 
Erfahrung, dadurch sich diese Welt von jeder möglichen unterscheiden 
ning, abstrahirt, 80 wird er schon in’seiner Benennung auch vom physiko- 
theologischen Beweise unterschieden, welcher Beobachtungen der besonde- 
Bee dieser unserer Sinuenwelt zu Beweisgründen braucht. 
Nun’ schliesst der Beweis weiter: Das nothwendige Wesen kann 
ir auf eine einzige Art; d.i In Anschung aller möglichen entgegengo- 
setäten Prädicate nur durch eines derselben‘ bestimmt werden, folglich 
miss ts" durch seinen Begriff durohglingig' bestimmt sein. Nun ist 
aan ein änziger Begriff von einem Dinge möglich, (der dasselbe # priors 
durchgängig bestimmt, nAmlich der des entis rerliseimi. Also ist der 
Begriff des allerrealsten Wesens der einzige, dadarch' ein’ notliwendiges si 
Wesen gedacht werden kann, B0 ives eh p= höchstes: Wesen noth- 


Bere i - ee he 


Lab iur 


eek eG 
Dee ie neunten ‚vermeintlich. „transsoendentalen. Natungusetz der 
Ans allep Zufällige seine Uracho habe, die, wonn. Se irderen ziehe 
it, ebenso wol eine Ursache haben muss, bis die Reiho der einander uı 
aldh bei einer schlechthin” Warmöndigeh Ursache udigen much ai 
die koktie Vollständigkeit haben wire. 














zu machen, mit. welcher sie ein altes Argument in 


a en de 
Beweise unterschieden, der auf lauter reine Begriffe a priori 


sich enthalte. Nun glaubt sie im Begriffe. eines allerrealsten 
einzig und allein diese Requisite anzutrefien, und schliesst so 


Ui ii Ja schien, an 
logische Argument behauptete, welches man also im 
ee N | 
wollen. Denn die absolute Nothwendigkeit ist ein Dasein ans blossen 
Begriffen. Sage ich nun: der Begrif’ des entis realissim ist ein solcher 
Bogeifl, und zwar der einzige, der zu dem nothwendigen in ou 
und ihm adäquat ist, so muss ich auch einriiumen, dass ı 
lötztere geschlossen werden könne, Bs ist also eigentlich nur der y 
logische Beweis aus lauter Begriffen, der in dem sogenannten 
logischen alle Beweiskraft enthält, und die angebliche Erfahrung ist ganz — N 








| 
. Be | 











Ne Abschnlit: - Unmöglichkelt: eines 'kosmologischen ‚Bewoisen 427 


‚keit zu führen, nicht: aber, um diese an irgend einem bestimmten Dinge 
‚darzutliun. Denn sobald wir dieses zur Absicht haben, milssen: wir sofort 
alle Erfahrung verlassen, und unter reinen Begriffen suchen, welcher von 
Almen wol die Bedingungen der Möglichkeit. eines absolut nothwendigen ss. 
‚Wesens ‚enthalte, Ist aber auf solche Weise nur die Möglichkeit eines 
solchen Wesens eingesehen, so ist auch sein Dasein dargethan; ‚denn es 
heisst so viel als: unter allem Möglichen ist Eines, das absolute Noth- 
en 
nothwendig. br au han umge 
-i erh meburen u 
ee re Hier ist ‚eine sulche 
Darstellung. Nam 
.) Wem der Bats richtig nie bin jedes. sehlöchthin aotimmendige Wesen. 
ist zugleich das allerrealste Wesen (als welches der'nereus probandi des 
"kosmölogischen Beweises: ist), so muss er sich wie alle bejahenden Ur- 
theile ‚wenigstens per sccidens umkehren lassen; also: einige allerrealste 
‚ein renlisnimem von einem anderen in keinem Stücke unterschieden, und 
was also. von einigen unter diesem: Begeiflo'entlltenen gilt, das gilt 
‚auch von- allen: ‚ Mithin werde ich's (in diesem Falle)-auch 'schlecht- 
‚hin umkeliren können, d. i. ein jedes allerrealste Wesen ist ein.notli- 
‚wendiges Wesen. Weil nun dieser Satz bloss aus seinen Begrifien m pri- 
‚ori bestimmt ist, so muss der blosse Begriff‘ des renlsten Wesens auch 
‚die absolute ‚Nothwendigkeit desselben bei sich führen, welches eben der 
ontologische Beweis behauptete,. und ‚der ‚kosmologische nicht. anerken- osr 
nen ‚wollte, gleichwol aber: seinen ne obzwar ‚versteckten Weise 





unterlegte. N i 
an einüesircie.Wess ee er Ammersareum 
um das Dasein des höchsten Wesens zu beweisen, nicht allein mit.dem 
‚ersten gleich trüglich, sondern hat noch ‚dieses Tadelhafte an sich, dass 
‚er eine-sgmorutio elenchi begeht, indem er uns verheisst, einen neuen 
"Fusssteig zu führen, aber nach einem kleinen Umschweif uns wiederum 
‚auf den alten, zurickbringt, den wir seinetwegen verlassen. hatten: 
Ich habe kurz vorher gesagt, dass in’ diesem kosmologischen Argu- 
| ts Reken henrusece 


ki 









































u Ich will sie jetztintr anführen 
„iberlassen, des trüglichen Grundsätzen weite 
usahsukiehen; mie unMirnl! wihen rw ha ve Ya 

09 Da befindet sich".denn =. B; 1) der 
vom Zufälligen auf eine Ursüche zu schliessen, w 
Sirmenwelt von Bedeutung ist, ausserhalb 
"einmal einen ‘Sinn hat Denn: der bloss intell i 
gen kan gar keinen yuthetschen Sat, wie den 
vorbringen, und der Grundsatz der letzteren hat gar | 
und kein Merkmal seines Gebrauchs als nur in der 8 
‚nber sollte er gerade dazu dienen, um über die 8 

ss kommen. 2) Der Schluss, von a 
‚uber einander gegebener Ursachen in der 8 Hi 


8) Die falsche Selbstbefriedigung der Vernunft in ‘Anseh 
“endung dieser Reihe, dadurch dass man endlich alle 
welche doch kein Begriff einer Nothwendigkeit st 
‚schafft und, da man alsdann nern 
Vollendimg seines Begriffs annimmt. 4) Die V 
Möglichkeit eines Begrifls von aller vaenh 
Seen Anger rer 
Tiehkeit einer solchen Synthesis bedarf, Peer ra 
Feld möglicher Erfahrungen gehen kann ws wm. 0° 
Das Kunststück des kosmologischen Beweises zielt bl 
‚dem Beweise = Daseins eines nothwendigen Wesens a 
I nie Slate Mühen. Inter A 
‚schliessen wir ans einem zum Grunde gelegten wirklichen 
Erfahrung tiberhaupt), so gut es sich willthun Inssen, wi 
‚schlechterdings nothwendige Bedingung desselben: "Wir haben 
ea dieser ihre Misglichkeit nicht nöthig sa erkliiren. "Denn, “wenn | 
ist, dass sie da sei, so ist die Frage wegen ihrer Möglichkeit gun 
nöthig. Wollen wir nun dieses nothwendige Wesen nüch 






V Abseliniı. Unmöglichkeit eines kosmologischen Beweisen 429 


schaffenheit näher bestimmen, 0 suchen: wir nicht dasjenige, was hin- 
reichend ist, aus seinem Begriffe die Nothwondigkeit des Daseins zu bei 
greifen; denn könnten wir dieses, so hätten wir keine’empirische Voraus- 
setzung nöthig; nein, "wir suchen nur. di negative Bedingung (eonditio 
wine qua won), olme welche ein Wesen nieht absolut nothwendig‘ sein 
wirde Nun wiirde das, in aller-anderem Art von Schliissen aus einer 
gegebenen Folge auf ihren Grund wol angehen; es trifft sich aber hier 
unglücklicher Weise, dass die Bedingung, die man zur absolutew Noth- 
wondigkeit fordert, nur in einem einzigen Wesen angetroffen werden kann, 
welehes' daher in seinem Begriffe alles, was zur absoluten Nothwendigkeit 
erforderlich ist, enthalten misste, und also einen Schluss w prori auf 
dieselbe möglich macht; di. ich müsste auch umgekehrt schliessen könnenz 
welchem Dinge dieser Begriff‘ (der höchsten’ Renlicät) zukomint, 'das Ist 
'nothwendig, und kann ich so nicht schliessen (wie ich 
denn’ dieses stehen muss, wenn ich den ontolugischen Beweis vermeiden 
will), #0 bin 'ich auch anf meinem neuen Wege verunglitekt, und befinde 
mich wiederum da, von wo ich ausging. Der Begriff dex höchsten Wesens. 
tat wol allen Fragen a priori ein Genüge, die wegen der inneren Be- 
smmungen eines Dinges können aufgeworfen ‘worden, tmd ist darum 
aelr’eir Iddal'olme Gleichen| "weil der allgemeine. Begriff dasselbe: zu- un 
‚Individuum unter allen möglichen Dingen auszeichnet. Ar 
that aber der Frage wegen seines eigenen Daseins gar kein'Gentige, als. 
warum es doch eigentlich nur zu thun war, und man konnte aufdie Er- 
kundigung dessen, der das Dasein eines nothwendigen Wesens annalım, 
und mar wissen wollte, welches denn unter allen Dingen dafür angeschen 
werden‘ müsse, nieht antworten: Dies hier ist das nothwendige Wesen. 
Es niag wol erlaubt sein, das Dasein eines Wesens von der höchsten 
Zuliingliehkeit als Ursache zu ullen möglichen Wirkungen anzunehmen, 
um der Vernunft die Einheit der Erklärungsgründe, welche sie sucht, zu 
erleichtern. Allein sich so viel herauszunehmen, dass man sogur sage: 
ein solches Wesen existirt nothwendig, ‘ist nieht mehr die be- 
scheidene Acusserung einer erlaubten Hypothese, sondern die dreiste An- 
massung einer apodiktischen Gewissheit; denn was nan als schlechthin 
mörhwendig zu erkennen: vorgiebt, davon ı muss | == die army ab- 


solute Nothwendigkeit bei sich führen. 
ee 


7 





digen, aber auch alle Versuche, I wog dieses ‚seines Unvermögens 
zu beruhigen... BT u) 77 
. Die ı unbodingte Noilmendigkeit. die wirvals den letzten Träger aller 








‚auf das Gemüth; denn sie misst nur‘ ‚dies Dear 
gt sie nieht, Man kann sich des Gedankens nicht erwehren, man kann 
ihm aber auch. nicht, ertragen, dasa ein’ Wesen, welches wir.uns auch als 
das höchste unter allen möglichen vorstellen, gleichsam zu sich,selbst sage: 
Ich-bin von Ewigkeit zu Ewigkeit, ausser mir. ist.nichts, « 

bloss durch meinen Willen etwas ist; ‚aber woher bin ich denn? Hier 
sinkt alles unter uns, und die grösste Vollkommenheit, wie. die, kleinste 
schwebt ohne Haltung bloss vor der speculativen Vernunft, der es.nichte 
kostet, ernten 
‚schwinden-zu. lassen, 

Viele Kräfte der. Natur, ‚die ihr Dasein Fa ie 
äussern, bleiben’ für uns. unerforschlich; ‚denn. wir können. ihnen durch 
Beobachtung nicht weit genug nachspiren.. Das den Erscheinungen zum 
Grunde liegende transscendentale Object, und. mit. demselben ‚der Grund, 
34 warum unsere Sinnlichkeit diese vielmehr als andere oberste Bedingungen 

habe, ind und ‚bleiben für uns unerforschlich, obzwar, die Sache selbst 
übrigens gegeben, aber. nur nicht eingesehen. ist, ı Ein Ideal, der.neinen 
Vernunft kann aber nicht;unerforschlich. heissen, weil'es weiter keine 
Beglaubigung seiner Realität aufzuweisen: hat, als.das Bedürtniss.der Ver- 
nnnft, ‚vermittelst. desselben alle synthetische inheit zu vollenden. Da 
es.also nicht. einmal als.denkbarer Gegenstand gegeben ist, so ist es auch 
nicht als ein solcher unerforschlich; vielmehr muss es als blosse Idee in 
der Natur der Vernunft seinen Sitz und seine Auflösung finden, und.also 
‚erforscht werden können; ‚denn. eben darin besteht Vernunft, dass wir 


Dinge unentbehrlich. hodtrfun, ist.darı wahre: Abgrund; für, ‚le meigehe 








V. Abschnitt. Entdeckung des iniektischen Scheins. 431 


von allen unseren Begriffen, Meinungen und’ Behauptungen, 'es sei’ ans 
objeetiven oder, ee 
Becinischa gehen din ' 


li 


Entdeckung und Erklärung des dialektischen Scheins 


in allen transsoondentalen Beweisen vom Dasein eines 
- | nothwendigen Wesens. 


Tube planen Der uenitr aim Laune 
von empirischen Prineipien versucht Denn obgleich der'kosmologische 
ine Erführung überhaupt zum Grunde legt, »0 ist er doch nicht aus 
irgend einer besonderen Beschaffenheit derselbe, sondern ans reinen 
Vernunftprineipien in Beziehung auf eine durchs empirische Bewusstsein 
überhaupt gegebene Existenz geführt, nnd verlässt sogar diese Anleitung, eu 
un sich "auf Iauter reine Bogriffe zu stützen. Was ist nun in diesen 
transscendentalen Beweisen die Ursache des dinlektischen aber natürlichen 
Scheins, “welcher die Begriffe der Notliwendigkeit und’ höchsten Realität 
verknüpft, ind dasjenige, was doch nur Idee sein kann, realfsirt und 
hypostasirt? Was ist die Ursache der Unvermeidlichkeit; etwas als un 
sich nothwendig witer den existirenden Dingen anzunehmen, und’ doch 
zugleich vor dem Dasein eines solchen Wesens als einem Abgrunde zu- 
rückzubeben, und wie Ringt man es an, dass sich die Vernunft hierüber 
selbst verstehe und aus dem schwankenden Zustande eines schüchternen 
hd. inimer wiederum zurlickgenommenen Beifalls zur ruhigen Binsicht 


"Es ist etwas liberaus Merkwärdiges, dass, wenn man voranssetzt, 
etwas existire, man der Folgerung nicht Umgang haben kann, dass auch 
irkend etwas nothwendigerweise existire Auf diesem ins nattirlichen 
(obawar daran noch nicht sicheren) Schlüsse beraltte das kosmologische 
"Dagegen mag ich einen Begrifi von einem Dinge annehmen, 
welchen ich will, s0 finde ich, dass sein Dasein niemals von’ mir'nals 
BE oh a bi Trirgetei rer rd Ba sticht 
hindere, es mag existiren, was da wolle, das Nichtsein desselben zu denken, 
- znithfn ich zwar zu dem Existirenden überhaupt etwas Notliwendiges an- 
nehmen lsse, keit einziges Ding aber selbst als'an sich nothwendig 
dunken kbine Das Teisst: ich katin das Zurtickgchen zu den Bedin- au 





432 Elomentarletre. IL Theil. IE Abtheilung. IL Buch. IH, Hanptstlick 


gungen des Existirens niemals. vollenden; obne.ein nothwendiges Wesen. 
anzunehmen, ich kann aber von demselben niemals anfangen. 
Wenn ich zu existirenden Dingen tberhaupt etwas Notlwendiges 
denken muss, kein Ding aber an eich selbst als nothwendig zu denken. 
befügt in, ee ea ee an ra NE 
fülligkeit nicht die Dinge selbst angehen und treffen m| h 
ein Widerspruch vorgehen würde, Renee erst 
objectiv sei, sondern sie allenfalls nur suhjeetive Prineipien der Vernunft 
sein können, nämlich einerseits zu allem, was als existirend, gegeben ist, 
etwas zu-suchen, das nothwendig ist, d. j. niemals anderswo als bei einer 
@ priord vollendeten Erklärung aufzuhören, a 
Vollendung niemals zu hoffen, .d. i. nichts Empirisches, ala, 
zunehmen und: sieh dadurch ‚ornerer Ableitung zu überheben. I 
Bedeutung können beide Grundsittze ala bloss heuristisch und r 
Imre 
‚einander bestehen, Denn der eine sagt: ihr sollt 30 über die 2 
sophiren, als ob es zu allem, was zur Existenz gehört, einen. nuthwendigen. 
. ersten Grund gebe, lediglich um systematische Einheit in/eure Erkennt. 
niss zu bringen, indem ihr einer solchen Idee, niimlich einem- 
«us obersten Grunde nachgeht; der anders:aber warnt euch, keine ei 
Bestimmung, die die Existenz der Dinge betrifft, für einen solchen 
Grund, d. i. als absolut nothwendig anzunehmen, sondern euch noch 
immer den Weg zur ferneren Ableitung oflen zu erhalten, und sie daher 
jederzeit noch als bedingt zu behandeln. Wenn aber von uns alles, was, 
an den Dingen wahrgenommen wird, ala bedingt notwendig 
werden muss, so kann. auch kein Ding (das empirisch gegeben 
als absolut notliwendig angesehen werden. er. 
Es folgt aber hieraus, ‘dass ihr dus absolut Nothwendige ange 
halb der Welt annehmen milsst, weil.es nur zu, einem Prineip. 
grösstmöglichen Einheit ‚der Erscheinungen ‚als deren oberster ( 
dienen soll, und ihr in der Welt niemals dahin gelangen könnt, weil 
die zweite Regel ench gebietet, alle empirischen Ursachen der Einheit 
jederzeit als abgeleitet anzusehen. 
Die Philosophen ‚des Alterthums sehen alle Form der Net alle 
Billig, die Materie ‚aber nach dem  Urtheile_ der ‚gemeinen Vernunft als 
ursprünglich und nothwendig an. Wirden sie aber die Materie nicht als 


V. Abschnitt, Fntlerkung dee Aksiektischen Schein. 433 


Substratum der Erscheinungen respoetiv, sondern an sich selbat'ihrem 
Dasein nach betrachtet haben, so’ wire die Idee der absoluten Nöthwendig- 
keit‘ sogleich verschwunden. Denn es ist nichts, was die Vernunft an 
dieses Dasein ‘schlechthin bindet, sondern sie kann solches jederzeit nnd 
ohne Widerstreit in Gedanken aufheben; in Gedanken aber Ing auch _ 
allein die absolute Nothwendigkeit. ‘Es musste also bei dieser Uoher- eur 
redung ein gewisses regulatives Princip zum Grunde liegen. In der That 
ist anch Ausdehnung und Undurchäringlichkeit (die zusammen den Be 
griß von Materie ausmachen) das oberste empirische Prineipium der Ein- 
heit dar Erscheinungen, und hat, so fern als es empirisch unbedingt-ist, 
eitie' igenschaft des regulativen Prineips an sich. Gleichwol, da’ jede 
Bestimmung der Materie, welche'das Reale derselben ausmacht, mithin . 
auch ‘die Undurchdringlichkeit «eine Wirkung (Handlung) ist, die ihre 
Ursache haben muss, und daher immer noch abgeleitet ist, a0 schickt 
ich die Materie doch nicht zur Ideo eines nothwendigen Wesens als eines 
Prineips uller abgeleiteten Einheit; weil jede ihrer realen Eigenschaften 
als abgeleitet wur bedingt nothwendig ist, und'also an sich aufgehoben 
werden kann, hiermit aber das ganze Däsein der Materie aufgehoben 
werden wilrde, wenn dieses aber nicht geschähe, wir den höchsten Grund 
der Einheit empirisch erreicht haben würden, welches durch das zweite 
regulative Princip verboten wird, #6 folgt; dass die Materie und überhaupt, 
was zur Welt gehörig ist, zu der Idee eines nothwendigen Urwesens als 
eines hlossen Princips der grössten empirischen Einheit nicht schicklich 
sei, sondern dass ‘es ausserhalb der Welt gesetzt werden müsse, da wir 
denn die Erscheinungen der Welt und ihr Dasein immer getrost von 
anderen ableiten können, als ob es kein nothiwendiges Wesen gäbe, und 
deunoch zu der Vollständigkeit der Ableitung unaufhörlich streben können, sr 
als ob ein solches als ein oberster Grund vorausgesetzt wäre. 

Das Ideal des höchsten Wesens ist nach diesen Betrachtungen nichts 
Anderes als ein regulatives Princip der Vernunft, alle Verbindung in 
der Welt 0° anzusehen, als ob sie aus einer allgenugsamen notlıwendigen 
Ursache entspränge, um darauf die Regel einer systematischen und nach 
allgemeinen Gesetzen nothwendigen Einheit in der Erklärung derselben 
zu gründen, und ist nicht eine Behauptung einer an sich nothwendigen 
‚Existenz. Es ist aber zugleich unvermeidlich, sich vermittelst einer trans- 
um aninacionn 

Kamı's Kıllik der reinen Vernunft. 








«Ewa augen) mithin ein regulatives ee 
















kasiı, als’ 26: fm win Als Ide; eines Kllemsenlatan Wesens, f 
Ursache zum Grunde legen, diese Idee dadurch als ein" 
stand, und dieser wiederum, weil er die oberste R 


dingung des Denkens, nicht aber als materiale und 
gung des Daseins in meiner Vernunft anzutreffen gewesen sein ı 
f Dos dritten Hauptstücka 


Di 
....,. Von.der Unmöglichkeit des de piyeinkäagnal 
Beweisen. 


em Wenn denn weder der Bogri' von Dingen überhaupt noch 
fahrung von irgend einem Dasein überhaupt das, was gelo 
Ieiten kaan, eo bleibe noch ein Mitel übrig, an versnchen, ob. 
bestimmte Erfahrung, mithin die der Dinge der gogenwäi 
ihre Beschaffenheit und Anordaung, eineu’ Beweisgrund: abgobo,.d 
sicher zur Ueberzengung von dem Dasein eines höchsten We: 
helfen könne, Einen solchen Beweis würden wir. den. physik. 
gischen nennen. Sollte dieser auch unmöglich sein, so ist 
en na Mn Ta, 
r 
RE TEE NT 


— 


könne ‚Denn wie ee ‚die einer Idee 


ist so übersehwenglich gross; so hoch über alles Empirische, das jeder- 
zeit bedingt ist, erliaben, dass man theils niemals Stofl' genug in der Er- 
fahrung auftreiben kann, um einen solchen Begriff zu füllen, theils immer 
unter dem Bedingten herumtappt, und stets vergeblich nach dem Unbe- 
dingten, wovon uns kein Gesetz irgend einer empirischen Synthesis ein 
Beispiel oder dazu die mindeste Leitung giebt, suchen wird. 

Würde das höchste Wesen in dieser Kette der Bedingungen stehen, 
80 wiirde es selbst ein Glied der Reihe derselben sein, und ebenso wie 
die niederen Glieder, denen es vorgesetzt ist, noch fernere Untersuchung 
wegen seines noch höheren Grundes erfordern. Will man es dagegen 
von dieser Kette trennen, und als ein bloss intelligibeles Wesen nicht in. 
der Reihe der Naturursachen mitbegreifon: welche Brücke kanıı die Ver- 
nunft alsdann wol schlagen, um zu demselben zu gelangen, da alle Ge- 
setze des Deberganges von Wirkungen zu. Ursachen, ja alle. Synthesis 
und Erweiterung unserer Erkenntniss überhaupt auf nichts Anderes als 
mögliche Erfahrung, mithin bloss auf Gegenstände der Sinnenwelt gestellt so 
sein und nur in Ansohung ihrer eine Bedentung haben können. 4 
> Die gegenwärtige Welt eröffnet uns einen #0 unermesslichen Schau- 
platz; von Manhigfaltigkeit, Ordnung, Zweckmässigkeit und Schönheit, 
man mag diese wun in der Unendlichkeit des Raumer oder in der unbe 
grenzten Theilung desstlben verfolgen, dass selbst nach den Kenntnissen, 
welche unser schwacher Verstand dayon hat erwerben können, alle Sprache 
über #0 viele und. unabsehlich grosse Wunder ihren Nachdruck, alle 
Zahlen ihre Kraft zu messen, und selbst unsere Gedanken alle Begreu- 
zung vermissen, 0 dass sich unser Urtheil vom Ganzen in ein sprach- 
loses, aber desto berediores Erstaunen auflösen muss. Allerwärts sehen 
wit ‚eine Keite von Wirkungen und Ursachen, von "Zwöcktn tind 
Mitteln, Regelmässigkeit im Entstehen oder Vergehen; und indem nichts 
van selbst in den Zustand getreten ist, darin es sich befindet, so weist 
es immer weiter hin nach einem anderen Dinge als seiner Ursache, welche 
‚gerade ebew’ dieselbe weitere Nachfrage nothwendig-macht, so dass auf 
solche Weise das ganze All im Abgrunde des Nichts versinken müsste, 












nähme man nicht etwas 
für sich selbst uraprünglich un 
und le (die er ihm in 
sicherte. Diese höchste Ursache (in Ansehung aller Ding: 
gross soll man sie sich denken? Die Welt kennen wir ı 
‚ss: Inlialte nach, noch weniger wissen wir ihre Grösse dı 
mit’allem, 'was möglich ist, zu schätzen: "Wan kindart uns 
wir einmal in Absicht auf Causalität ein äusserstes und ol 
bedürfen, "wir es nicht: zugleich dem Grade der ‘ 
über alles andere Mögliche setzen sollten, welches wir lei 
freilich nur durch den zarten Umriss eines abstracten Begriffs 
stelligen können, wenn wir uns in ihm als einer einig 
mögliche Vollkommenheit vereinigt vorstellen; welcher i 
derung unserer Vernunft in der Ersparung der Prineipien giit 
sich ‘selbst keinen Widersprchen unterworfen, und selbst ı 
rung des Veraunftgebrauchs mitten in der Erfahrung 
lich; nirgend aber einer Erführung auf entschiedene Art zuwi 
Dieser Beweis verdient jederzeit mit Achtung genannt 
+ Er ist der älteste, klarste und der gemeinen Menschenvernunft mı 
angemessene. Er belebt das Studium der Natur, so wie 
diesem sein Dasein hat und dadurch immer neue Kraft 'b 




















veranlassende Idee zurtick, und vermehren den Glauben’ an einen hö 
Urheber bis zu einer unwiderstehlichen Ueberzeugung. 

Es würde daher nicht allein trostlos, sondern auch‘ 
sein, dem Ansehen dieses Beweises etwas entziehen zu wollen. ‘Die ' 
wunft, die durch #0 mächtige und unter ihren Händen immer wachse 
obzwar nur empirische Beweisgründs unablässig gehoben wird, | 
durch keine Zweifel subtiler abgezogener Speculation so 
werden, dass sie nicht aus jeder grüblerischen Unentschl 
als aus einem Tranme durch einen Blick, den sie auf die 
Nat nad die Majestit des Weltbaues wirft, gerissen wen 


am Die Koautlae: wirken abenımieder mitsähke. Trennen " 





VL Abschnitt Unmöglichkeit eines pbysikotheologisehon Beweise. 437 


sich von Grösse zu Grösse bis zur allerhöchsten, vom Bedingten zur Be- 
dingung bis zum obersten und unbedingten Urheber zu erheben. 

Ob wir aber gleich wider die Vernunftmässigkeit und Nützlichkeit 
dieses Verfahrens nichts einzuwenden, sondern es vielmehr zu empfehlen 
und aufzumuntero haben, so können wir darum doch die Ansprüche 
nicht billigen, welche diese Beweisart auf apadiktische Gewissheit und 
auf einen gar keiner Gunst oder fremden Unterstützang bedürfigen Bei- 
fall machen möchte, und es kann der guten Sache keineswegs schaden, 
‚die dogmatische Sprache "eines  holmasprechenden Vernünftlers auf. den 
Ton der Mässigung und Bescheidenheit eines zur Beruhigung hinreichen- 
den, obgleich eben nicht unbedingte Unterwerfung gebietenden Glaubens 
herabzustimmen. Ich behaupte: demnach, dass der Physikotheologische 
Böweis das Dasein eines höchsten: Wesens niemals allein. darthun. könne, 
sondern € jederzeit dem ontologischen (welchem er nur zur Introduction 
Want) Aberlassen mine, diesen Maugel zu ergänzen, mithin dieser immer 

noch dem einzig möglichen Beweisgrund (wofern überall nur 'eiu 
speeuilntiver Beweis stautfinder) eothalty. dei heioninunnsehlisteNarnunft 
vorbeigeben kann. 

- Die Hauptmomente des gedachten ee Bad 
sind folgende: 1) In der Welt finden sich allerwärts deutliche Zeichen 
einer Anordnung: unch bestimmter Absicht mit ‚grosser |Weisheit. musge- 
Alihrt, und in einem Gunzen von unbeschreiblicher Manniglültigkeit des 
Inhaltes: sowol als auch unbegrenzter Grürse des Umfangs. '2) Den 
Dingen /der Welt ist diese zweckmässige Anordnung ganz fremd, und 
hängt ihnen nur zufällig an, d. i. die Natur verschiedener Dinge konnte 
«on. selbst dureh s0 vielerlei sich vereinigunde Mittel zu. bestimmten 
Endahsichten nicht zussımmenstimmen, wären sie nieht durch ein anord- 
uendes verstnfiges Princip nach zum:Grunde liegenden Ideen dazu ganz 
eiigeätlich gewählt und angelegt worden. 8) Es existirt ulso eine erhabene 
und weise Ursache (oder mehrere), die nicht bloss ala hlindwirkande all- 
wermögende Natur durch Fruchtbarkeit, sondern als Iutelligen« durch 
Freiheit die Ursache ‚der Welt sein muss... 4) Die Kinheit derselben 
List‘ sich ans der Einheit der wechselseitigen Beziehung der "Theile dar 
‚Welt als Glieder von einem künstlichen Bauwerk an demjenigen, wohin es 
unsere Beobachtung reicht, mit Gewissheit, "weiterhin «aber nnch alien 
‚Grundsätzen der Analogie mit Währscheinlichkeit schliessen 














438 Elementare IL Theil II: Abtheilung. IL Buch. HILL Haisptstilck. 


"Oline hier mit der natürlichen‘ Vernunft iiber Ihren: Schluss zu 
ehicaniren, da sie aus der Analogie einiger Naturproducte mit dem- 
jenigen, was menschliche Kunst heryorbringt, wenn sie'der Natur Ge 
walt that und sie nöthigt; nicht nach ihren Zwecken zu verführen, son- 
dern sich in die unsrigen'zu schmiegen (der Achnlichkeit derselben mit 
Häusern, Schiffen, Uhren), schliesst, € werde'eben eine solche Cansalitht, 
nämlich Verstand und "Wille bei ihr zum Grunde liegen, weun ‘sie die 
innere Möglichkeit der freiwirkenden Natur (die alle Kunst und vielleicht 
selbst sogar die Vernunft zuerst möglich macht) noch'von einer anderen 
obgleich tibermenschlichen Kunst ableitet, welche Schlussart vielleicht die 
schüirfste transscendentale Kritik nicht aushalten dürfte: muss man doch 
gestehen, dass, wenn wir einmal eine Ursache nennen sollen; wir hier 
nicht sicherer als nach der Analogie mit dergleichen «weckmässigen Er- 
zeugungen, die die einzigen eind, wovon uns die Ursachen und Wirkungs- 
art völlig bekannt sind, verfahren können. Die Vernunft würde es hei 
sich selbst nicht verantworten können, wenn sie von der Causalitit, die 
sie kennt, zu dunkelen und unerweislichen | 
nicht kennt, übergehen wollte. 

Nach diesem Schlusse müsste die Zwecktmässigkeit und Wolgereint 

ss heit so vieler Naturanstalten bloss die Zuftlligkeit der Form, aber nicht 
der Materie d. ;. der Substanz in der Welt beweisen; dem zu dem: letz 
teren wiirde noch erfordert werden, dass bewiesen werden könnte, die 
Dings der Welt wären an sich selbst zu dergleichen Ordnung und Bin- 
stimmung nach allgemeinen Gesetzen wntanglich, wenn sie nicht ‚selbst 
ihrer Bubstanz nach das Product einer höchsten Weisheit wären; wozn 
aber ganz andere Beweisgründe als die von’ der Analogie‘ mit mensch- 
Hieher Kunst erfordert werden würden. Der Beweis könnte also höchstens 
einen Weltbaumeister, der durch die Tauglichkeit des Stofls, den er 
bearbeitet, immer sehr eingeschränkt: wäre, aber micht einem Welt- 
schöpfer, dessen Idee alles unterworfen ist, darthun, welches zu‘ der 
grossen Absicht, die man vor Augen hat, nämlich ein allgemugsumes Ur- 
wesen zu beweisen, bei weitem nicht hinreichend ist Wollten wir die 
Zufälligkeit der Materie selbst beweisen, so milssten wir zw einem trans- 
scendentalen Argumente Frege welches aber hier eben 
hat vermieden werden sollen. 

Der Schluss Inllaldo öde) Rei Fähre 


ii 
VE Abschnitt:  Unmglichkoit eines physikotheslogischen Boweises 439 


obachtenden Ordnung und Zweckmässigkeit als einer durchaus zufälligen 
Einrichtung 'auf das Dasein einer ihr proportionirten Ursache. , Der 
Begriff dieser Ursache über muss uns etwas ganz Bestimmtes von ihr 
zu erkennen geben, und er kann also kein anderer sein als der von 
einem Wesen, das alle Macht, Weisheit u. s w., mit einem Worte alle 
Vollkommenheit als ein allgenugsames Wesen besitzt. Denn die Prädi- ss 
enteo von sehr grosser, von erstaunlicher, von unermesslicher Macht 
und Treflichkeit geben gar keinen bestimmten Begriff und sagen eigent- 
lieh nicht, was das Ding an sich selbst sei, sondern sind nur Verhältniss- 
vorstellungen von der Grösse des Gegenstandes, den der Beobachter (der 
Welt) mit sich selbst und seiner Tassungskraft vergleicht, und. die gleich 
hochpreisend ausfüllen, man mag den Gegenstand vergrössern, oder das 
beobachtende Subjeet in Verhältnis auf ihm kleiner machen. Wo, es auf 
Grösse (der Vollkommienheit) eines Dinges überhaupt ankommt, da giebt 
& keinen bestimmten Begriff als den, s0 die ganze mögliche Vollkom- 
‚nieniheit begreift, und nur das All (omaitude) der Realität ist im Begriffe 
bestimmt, i 
Nun will ich nicht hoffen, dass sich jemand unterwinden sollte, das 
Verhältxiss der von ihm beobachteten Weltgrösse (nach Umfang sowol 
als Inhalt) zur Allmacht, der Weltordaung zur höchsten Weisheit, der 
'Welteinheit zur absoluten Einheit des Urhebers u.s, w. einzusehen. Also 
"kann die Physikotlieologie keinen bestimmten Begriff ‘von der ‚obersten 
Weltursache geben, ind dalier zu einem Princip der Theologie, welche wie- 
ee A een 5 Beläge 
" Der Schritt wu der absuluten Totalität ist durch ‚den empirischen 
Wrong lieh Nun thut man ihn doch aber im physi- 
kotheölogischen Beweise. Welches Mittels bedient man sich also wol, tiber sr 
eine so weite Kluft zu kommen? r 
Nachdem man bie zur Bewunderung der Grösse der Weisheit, der 
Macht 4. & w. des Welturhebers gelangt ist; und nicht weiter kammen 
känn, so verlässt man atıfeinmal dieses durch empirische Beweisgründe 
geführte Argument, und geht zu der'gleich anfangs aus der Ordnung 
und Zwockmässigkeit der Welt geschlossenen Zußlligkeit derselben. Von 
"dieser Zufilligkeit allein geht man nun lediglich durch transsoendentale 
Begriffe zum Dasein eines schlechthin Nothwendigen, und von dem Be- 
 grifle der ‚absoluten Nothwendigkeit der ersten Ursache auf den durch- | 


ne 





Pr 





440 Elementsrlehre I. Theil, II Abteilung. I. Buch: IL Hauptstüick. 


gngig‘ bestimmten: oder. bestimmenden. Begrif desselben, mkunlich; einer | 
phhysikotheologische ‚Beweis in 


allbefassenden Realität: Also hlieb der 
seiner Unternehmung stecken, sprang in dieser Verlegenheit plötzlich zu 
dem kosmologischen Beweise über, und da dieser nur. «in. versteckter 
ontologischer Beweis ist; so vollführte’er seine Absicht wirklich bloss 
durch reins Vernunft, ob er gleich anfänglich. alle Verwandtschaft mit 
dieser abgeleugnet und alles auf einleuchtende Beweise aus Erfahrung 
ausgesetzt hatte. Pe 
Die Pi yaiköstinciogen habs leo. gar.nicht Unssrha, engen Min an 
scendentale Beweisart so spröde zu thun und auf sie mit dem Eigen 
dünkel hellsehender Naturkeuner als auf das Spinnengewebe finsterer 
Grübler' herabzusehen. Denn, wenn sie sich. nur selbst prüfen wollten, 
5 50 würden sie üinden, dass, nachdem ‚sie eine gute Strecke auf 
der Natur und Erfahrung fortgegangen ‚sind, und sich gleichwol immer 
noch ebenso weit von dem Gegeustande sehen, (der ihrer Vernunft ent- 
gegen scheint, sie plötzlich diesen Boden’ verlassen und ins Reich, blosser 
Mögliclikeiten übergehen, wo sie auf den Flügeln der, Ideen demjenigen 
nahe zu kommen hoffen, was sich aller ihrer empirischen, Nachsuehung 
entzogen hatte. Nachdem sie endlich durch. einen: so mächtigen Sprung 
feston Füss gefasst zu haben vormeinen, so verbreiten sie, den, nunmehr. 
bestimmten Begriff (in dessen Besitz. sie,-olns zu. wissen wie, ‚gekommen 
sind) tiber das ganze Feld der Schöpfung, und erliutern das Ideal, welches 
lediglich ein Product der reinen Vernunft war, obzwar kümmerlich gewug 
und. weit unter der Würde seines Gogenstandes, durch Erfahrung, „ohne 
doch gestehen zu wollen, dass sie zu dieser Kenntnisa,oder, Voraussetzung 
durch einen anderen Fusssteig als den’der Erfahrung, gelangt sind. 
So liegt demnach ‚dem. physikotheologischen, Beweise, der kosmalo- 
gische, diesem aber der ontologische Beweis vom, Dasein eines einigen 
Urresens ‚ala höchsten Wesens zum Grunde, und da ausser diesen drei 
Wegen keiner mehr der speculativen Vernunft offen ist, so, ist der, onte- 
logische Beweis aus lauter reinen. Vernunftbegrifien der ‚einzige mögliche, 
wenn tiberall nur ein Bowais von einem so weit über, allen empirischen 
Verstandesgebraucli erhabinen, Satze möglich, It, a er 


ndı Dar ae cs 





ch A 





VI Abschnltt Kritik aller sperulativen Theologe ————— 44L- 


„Dei dritten Hatptbtacke re u 


arm m nmel (ha W bye 


"siebenter Abschnitt. u 


Kritik aller Theologie aus speculativen ie 
i der Vernunft RE 


ano Biss ihenläght:di Skesinirher inter 

so ist sie entweder die aus ‚blosser Vernunft (thenlagia zattonalis) oder 
aus Offenbarung (revelata); Die erstere denkt sich num ihren Gegenstand 
entweder bloss durch reine Vernunft. vermittelst lauter transscendentaler. 
Begriffe (ons originarıum, reolissimum, ene entium), und heisst die trans, 
seendentale Theologie, oder durch einen Begrifl, den sie aus der Natur 
(unserer Seele) entlehnt, als die höchste Intelligenz, und miisste die 
natürliche Theolögie heissen. Der, so, allein eine transscendentale 
Theologie einräumt, wird Deist, der, s0 auch eine natürliche Theologie 
annimint,; 'Theist genannt. Der erstere giebt zu, dass wir allenfalls das 
Dasein eines Urwesens durch blosse Vernunft erkennen können, wovon 
aber unser Begriff bloss transscendental sei, nämlich nur als von einem 
Wesen, 'das alle Realität bat, die man aber nicht näher bestimmen kann. 
Der zweite behauptet, die Vernunft sei im Stande, den Gegenstand nach 
der Analogie mit der Natur nüber zu bestimmen, nämlich als ein Wesen. 
das durch Verstand und Freiheit den Urgrund aller anderen Dinge in 
sieh ‚enthalte. ‘Tuner stellt sich also unter demselben bloss eins Welt- 
ursäche (ob durch die Nothwendigkeit seiner Natur oder durch Frei-oes 
beit, bleibt unentschieden), dieser einen Welturhober vor. _ 

Die tranascondentale Theologie ist entweder diejenige, welche das 
Dasein des Urwesens von einer Erfahrung überhaupt (ohne über die 
Welt, wozu sie gehört, etwas näher zu bestimmen) abzuleiten gedenkt, 
und heisst Kosmotheologie, oder, glaubt durch 'blosss ‚Begriffe oline 
Beikilfe ‚der mindesten Erfahrung sein Dasein zu erkennen, und wird 
Ontotlisologis genamnt. 

„Die natürliche Theologie echlieest auf die Big yon? 
das Dasein. eines Welturhebers aus der Beschaffeuheit, der Ordnung und 
ren ih welcher zweierlei Cau- 

deren Regel angenommen werden muss, niiilich Natur und 
Freiheit. Daher steigt sie von dieser Welt zur höchsten Intelligenz auf, 


ir 


er 











wir diese Sehlussart noch bei Seite 00 0 un u un 
Da, wenn bloss von dem, was da ist (nicht, was sein: soll) die Rede 
ist; das Bedingte, welches uns in der Erfahrung gegeben wird, jederzeit 
auch la zufällig gedacht wird, so kann die zu ihm gehörige Bedingung 
daraus nicht als schlechthin nothwendig- ‚erkannt werden, ‚sondern dient 












RE Een 
‚kung auf ein Dasein, das durch Erfahrung gegeben 
Bine theoretische Erkenntnis ist spoculativ, wenn-sie.auf einen 
a re 
er gelangen kann. Sie wird der Naturerkenntniss 
, welche auf keine anderen Gegenstiinde oder; Prädieate 
daten go, Der ei nen 
ro Mneiorentmun; vo Au) man unktah (dem mupiäech Zahl), 
ls Wirkung auf eine Ursache zu schliessen, ist ein Prineip der Natur- 
‚erkenntnies, aber nicht der speeulativen. Denn, wenn man von ihm als _ 
einem Grundsatze, der die Bedingung möglicher Befahrung. überhaupt 
red indem man alles Empirische wegläsgt, ihn vom 
"Zufälligen Aberhanpt aussagen will, s0 bleibt nicht die mindeste Recht- 
ferligung eines solchen synthetischen Satzes übrig, um daraus zu ersohen, 
ie jch von etwas, was da ist, zu etwas davon ganz Verschiedenem (ge- 
niit Ursache) tibergehen könne; ja der Begriff einer Ursache verliert 


| kiendor wieder des Zufälligeti in solchem bloss speculativan Gohrnache alle 


Bedeutung, deren objective Renlität sich sn eonersto begreiflich machen liesse. 
7° Wenir man nun vom Dasein der Dinge in dar W 

"stehe schliesst, 80 gehört dieses nicht zum natürli 
 spsculativen Vernunfigehrauch, weil jener nicht 
. #bnken), sondern nur das, was geschicht, also ihre Z 
Pirisch zufkllig auf irgend eine Ursache bezieht; dass | 
















Add Elsmontsrlahre. II Theil; I Abthellang. IL. Buch. EL. Hauptstlck. 


(die Materie) dem Dasein nuch zufällig sei, würde eine bloss speculative 
«4 Vernunfterkenntniss sein müssen. Wenn aber auch nur von der Form 
der Welt, der Art ihrer Verbindung und dem Wechsel derselben die 
Rede wäre, ich wollte aber daraus auf eine Ursache schliessen, die von 
der Welt gänzlich unterschieden ist: ‚so würde dieses. wiederum ein Ur- 
theil der bloss speeulativen Vernunft sein, ‚ weil der Gegenstand: hier gar 
kein Object einer möglichen Erfahrung ist. Aber alsdann würde der 
ish 
von seiner Bestimmung gänzlich abgebracht. u De" 
Tallibahaispte ci danmsalla,Nocanshe) wlan hai em Eee 
der Vernunft in Ansöhung der Theologie. gänzlich, Fruchtlos und 
inneren Beschaffenheit nach null und nichtig sind; dass aber die 
Prineipien ihres Naturgebrauchs ganz und gar auf keine Theologie führen, 
folglich, wenn man nieht moralische Gesetze zum Grunde legt ‚oder zum 
Leitfaden braucht, es überall keine Theologie der Vernunft geben könne, 
Denn alle synthetischen Grundsätze des Vorstandes sind von immanentem 
Gebrauch; zu der Erkenntnies eines höchsten Wesens aber wird ein trans 
scendenter Gebrauch derselben erfordert, wozu: unser Verstand gar nicht 
ausgerüstet ist. Soll das empirisch giltige Gesetz der Causalität zu dem. 
Urwesen führen, #0 müsste dieses in die Kotte der Gegenstände der Er- 
führung mitgehören; alsdann wäre. es aber wie alle Erscheinungen selbet 
es wiederum bedingt. Erlaubte man aber auch den Sprung. über die Grenze 
der Erfahrung hinaus vermittelst des dynamischen Gesetzes der Bezie- 
hung der Wirkungen auf ihre Ursachen: welchen Begriff’ kann uns dieses 
Verfahren verschaffen? Bei weiten. keinen ‚Begriff von! einem, höchsten 
Wesen, weil uns Erfahrung niemals die grösste. aller möglichen Wir 
kungen (als welche das Zeugniss von ihrer Ursache ablegen: soll).darreicht. 
Sollves uns erlaubt sein, bloss um im unserer Vernunft. nichts Leeres 
übrig zu lassen, diesen Mangel der völligen Bestimmung durch eine blosse 
Idee der höchsten Vollkommenbeit und ursprünglichen. Nothwendigkeit 
auszuftllen, so kann dieses zwar aus Gunst eingeriumt, aber nicht aus 
dem Rechte eines unwiderstehlichen  Beweises gefordert werden. Der 
plıysikotheologische Beweis könnte also vielleicht wol underen Beweisen 
(wenn solche zu haben sind) Nachdruck geben, indem er. Specnlation znir 
Anschauung. verknüpft; flir sich  selbst' aber bereitet er mehr den Ver- 


— 


VIE. Abschnitt. | Kritik aller spöenlativen Theologie. 445 


stand zur theologischen Erkenntnis vor, und giebt ihm dazu eine gerade 
und nattirliche Richtung, als dass er allein das Geschäft vollenden könnte: 
sesndentals Antworten, di. aus lauter Begriffen @ priori, ohne di min- 
deste empirische Beimischung, erlauben. Die Frage ist hier über offenbar 
synthetisch und verlangt eine Erweiterung unserer Erkenntniss über alle 
Grenzen der Erfahrung hinaus, nitmlich zu dem Dasein eines Wesens, 
das unserer blossen Idee. entsprechen sull, der niemals irgend’ eine Er-eos 
fahrang gleiehkommen kann. Nun ist nach unseren obigen Beweisen 
alle synthetische Erkenntniss « priori'nur dadurch möglieln, dass sie die 
formalen Bedingungen einer möglichen Erfahrung ausdrückt, und alle 
Grundsätze sind also nur von immanenter Giltigkeit, d. i. sie beziehen 
sich lediglich anf Gegenstände empirischer Erkenntnisk oder Erschei- 
nungen. Also wird auch durch transscendentales Verfahren in Absicht 
auf’ die Theologie einer bloss speeulntiven Vernunft nichts ausgerichtet: 
Wollte man aber lieber alle obigen Beweise der Analytik in Zweifel 
ziehen, als sich die Ueberrodung von dem Gewichte der #0 länge ge- 
brauchten Beweisgründs 'rauben lassen, so kann man sieh doch nicht 
weigern, der Aufforderung ein Gentige zu thus, wenn ich verlange, man 
solle sich wenigstens darüber rechtfertigen, wie und vermittelst welcher 
Erleuchttimg man sieh denu getraue, alle mögliche Prfahrumg durch die 
Micht 'blosser Ideen zu tiberfliegen. » Mib neuen Beweisen oder ausge- 
hesserter Arbeit alter Beweise würde ich "bitten mich zu "verschonen. 
Denn, ob man zwar hierin eben nicht viel zu wählen hat, indem endlich 
doch alle bloss speculativen Beweise aaf eitien einzigen, nlimlich dem 
ontologisehen hinauslaufen, und’ ich also eben hicht fürchten darf, sonder- 
lieh durch die Fruchtbarkeit der dogmatischen Verfechter jener sinnen- 
freien Vernunft belästigt zu werden; obgleich ich überdem auch, ohme 
nich darum schr streitbar zu dünken, die Ausforderung nicht ausschlagen any 
will, in jedem Versuche dieser Art den Fehlschluss aufzudecken und 
Andureh seine Anmassung zu vereiteln: #0 wird daher doch die ] 
besseren Glücks bei denen, welche einmal dogmatischer 
gewohnt sind, niemals völlig aufgehoben, und ich halte ! 
die einzige billige Forderung, dass man sich allgemein und aus 
des menschlichen Verstandes sammt allen übrigen 
Aarliber rechtfertige, wie man es anfıngen wolle, seine 



































und: gar @ priori. zu erweitern und bis 
mögliche Brfahrung nd mithin kein Mittel hiı 
Tarallae nung fnckinn‘ Bögaliniuninn ablenken 
Ba ER TNSRERTTETE n 
DE ee 

des Objeets besteht, dass dieses ausser dem. G ıken 
gesetzt ist. Es ist aber gänzlich. unmöglich, aus ei 

selbst linaus zu gehen und, ohne dass man. der. r 
ing fg eur le jr ur Kmcinungen 
zu Entdeckung neuer Gegenstände und tiberschweng 
gelangen. er 


Ob ar ech ie Vernunft ine Line selten ai 
zu dieser s0 grossen Absicht bei weitem nieht zulängl 
zum Dasein eines obersten Wesens zu gelangen: a 

‚ss sehr grossen Nutzen, die Erkenntniss desselben, im Fall sie « 
geschöpft werden könnte, zu berichtigen, mit sich. selbst ı 
intelligihelen Absicht: einstimmig zu machen, und ‚won ‚allem, 
Begriffe eines Urwesens zuwider sein möchte, und aller B 
empirischer Einschränkungen zu reinigen: 

Die: transseondentale Theologie Bleibt demnach aller ik 
längliehkeit ungeachtet dennoch von wichtigem 
a 
reinen Idoan zu thun hat, die eben darum. kein anderes als tra 
tales Richtmass zulussen. Denn wenn einmal in anderweitiger, 
praktischer Beziehung die Voraussetzung eines höchsten und 
samen Wesens als oberster Intelligenz ihre Giltigkeit ohne. 
behauptete, so wäre es von der grössten Wichtigkeit, diesen Begr 
‚seiner transsomndentalen Seite als den Begrifl «ines nothwendigen ı 
allerrealsten Wosens genau zu bestimmen und, was der höchsten R 


setzten Beliauptungen, sie mögen nun atheiatisch oder dei 
anthropomorphistisch sein, aus dem Wege zu riumen; 
einer solchen kritischen Behandlung sehr leicht ist, indem. d 
Gründe, durch welche das Unvermögen der menschlichen: Vernunft in 





VE. Abschnitt. Kritik aller speonlstivon Theologie. 47 


Anschung der Behauptung des Daseins eines dergleichen Wesens vor sw 
Augen gelegt wird, nothwendig auch zureichen, um die Untauglichkeit 

einer jeden Gegenbehauptung zu beweisen. Denn wo will jemand durch 

reine Speculation der Vernunft die Einsicht hernehmen, dass es kein 

höchstes Wesen als Urgrund von allem gebe, oder dass ihm keine von 

den Eigenschaften zukomme, welche wir ihren Folgen nach als analog 

mit den dynamischen Realitäten eines denkenden Wesens uns vor- 

stellen, oder dass sie in dem letzteren Falle auch allen Einschrän- 

kungen unterworfen sein, mtissten, welche die Sinnlichkeit den Intel- 

ligenzen, die wir durch Erfahrung kennen, unvermeidlich auferlogt. 

Das höchste Wesen bleibt also für den bloss speculativen Gebrauch 
der Vernunft ein blosses, aber doch fehlerfreies Ideal, ein Begrifl, 
objeetive Realität auf diesem Wege zwar nicht bewiesen, aber auch nicht 
widerlegt werden kann; und wenn es eine Moraltbeologie geben sollte, | 
die diesen Mangel ergünzen kann, so beweist alsdann die vorher nur 


‚Hhkeit oft genng getäuschten und. mit ihren eigenen; Jdeun nieht immer 
einstimmigen Vernunft. Die Nothwendigkeit, die Unendlichkeit, die Ein- 
heit; das Dasein ausser der Welt (nicht als Weltseole), die Ewigkeit. ohne 
Bedingungen der Zeit, die Allgegenwart ohne Bedingungen des Raumes, 
die Allmacht u. a w. sind lauter transscendentals Prüdicate, und daher 
katın der gereinigte Begriff derselben, den eine jede Theologie zo selır 
nöthig hat, bloss aus der transseondentalou gezogen werden. 

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aa: zur, transscendentalen. 


bass: were ar 
Von dem regulativen Gebrauch dor Tdeon en 
der reinen Vernunft. v) Wer En 


De . % 

Der Ausgang aller dialektischen Versuche der reinen Vernunft be 
etktigt nicht allein, was wir schon in der transscendentalen Analytik be 
wiesen, nimlich dass alle unsare Schlüsse, die uns über das Peld möglicher 
Erfihrung hinausführen wollen, trüiglich und grundios sind; sonder er 
lehrt uns zugleich dieses Besondere, dass die menschliche Vernunft dabe 
einen natürlichen Hang habe, diese Grenze zu tiberschreiten, dass trans 
seendentale Ideen ihr ebenso natürlich sind als dem Verstande die Kate 
gorien, obgleich mit dem Unterschiede, dass, #0 wie die letzteren zur 
Wahrheit, d. i. der Vebereinstimmung unserer Begriffe mit dem Objecie 


führen, die ersteren einen blossen, aber unwi: Schein bewirken, 
dessen Tuschung man kann durch a 
"Alles, was in der Natur unserer Kräfte gegrlindet ist, muss zwock- 
sr frir nur einen gewissen Missverstand verhüten und die eigentliche Rich- 
derselben ausfindig machen können. Also werden die transsconden- 
Ideen allem Vermuthen nach ihren guten und folglich immanenten 
brauch haben, obgleich, wenn ihre Bedeutung verkannt und sie für Be- 
iffe von wirklichen Dingen genommen werden, sie transscendent in der 
‚Anwendung und eben darum trüglich sein können. Denn nicht die Idee 
an sich selbst, sondern bloss ihr Gebrauch kann entweder in Ansehung 
der gesammten möglichen Erfahrung überfliegend (transscendent) oder 
einheimisch (immanent) sein, nachdem man sie entweder geradezu auf 
einen ihr vermeintlich entsprechenden Gegenstand, oder nur auf den Ver- 
standesgebrauch überhaupt in Ansehung der Gegenstände, mit welchen 
er zu thun hat, richtet, und alle Fehler der Subreption sind jederzeit 


"VIEL Abschnitt Anhang zur transscondentälen Dinlöktik: # 449 


WORRER: kühl braisein er Ai 
Vernunft zuzuschreiben. 

Bier Vechueft ıbenihtentchstöeme a resudarn ak. eium enpflänh, 
sondern lediglich ‚auf den Verstand und vermittelst desselben auf ihren 
eigenen, empirischen Gebrauch, schafft also ‚keine Begriffe (vun Objec- 
ten), sondern ordnet sie nur und giebt ilimen diejenige Einheit, welche 
sie in ihrer grösstmöglichen Ausbreitung 'haben können, d. i.-in’Bezie- 
hung auf die Totalität der Reihen, als auf welche der Verstand ‚gar nicht 
sieht, söndern nur auf diejenige Verknüpfung, dadurch allerwärts 
Reihen der Bedingungen ‚nach ‘Begriffen zu Stande kommen. Die 
Vernunft hat also eigentlich! nur den Verstand. und dessen zweck-ss 
mässige Anstellung zum Gegenstände, und wie dieser das Mannigfaltige 
im. Object‘durch Begriffe vereinigt, a0 vereinigt jene ihrerseits das Mgpnig- 
fultige der Begriffe durch Ideen, indem sie. eine gewiase.collestive Hinheit 
‚zum Ziele der Verstandeshandlungen setzt, welche sonst nur ‚mit ‚der 
‚distributiven Einheit beschäftigt sind. 

- Ich ‚behaupte demnach: fie. hadmenismisien Alben giallaleraal war 
sonstitutivem' Gehrauche, so dass dadurch Begriffe gewisser Gegenstände 
gegeben. würden, und in dem Falle, ‚dass. man sie so, versteht, sind es 
bloss vernünftelnde (dialektische) Begriffe Dagegen aber haben sie einen 
vortrefllichen und unentbehrlich nothwendigen von. Gebrauch, 
nämlich den Verstand zu. einem gewissen. Ziele, zu ten, in, Aussicht 
auf welches ‚die Richtungslinien aller ‚seiner Regeln. in einem Punkt zu- 
sammenlaufen, der, ob. ar, zwar nur eine Idee (foous. imaginarius), d. i. 
ein Punkt. ist, aus welchem die Verstandesbegriffe wirklich nicht aus- 
‚gehen, indem er ganz ausserhalb der Grenzen möglicher Erfahrung liegt, 
dennoch dazu dient, ‚ihnen die grösste Einheit neben der, grössten Aus- 
‚breitung zu verschaffen. Nun entspringt uns zwar hieraus die Täuschung, 
als wenn diese Richtungslinien von einem Gegenstande selbst, der ausser 
dem Felde ‚empirisch möglicher Erkenntniss, lige, ausgeschossen wiren 
(#5 wie die Objeete ‚hinter der Spiegelfläche gesehen werden); allein diese 
lnsion. (welche man doeh, hindern kann, dass_ sie nicht betrügt) Ist 
gleichwol unentbehrlich nothwendig, wenn wir ausser den Gegenständen, es 
die ans yor Augen sind, auch diejenigen zugleich sehen wollen, die, weit 
‚dayon una im, Rücken liegen, d. i. wenn wir in unserem Falle den Ver- 
and, übe, jede ‚gegebene Erahrung (dem Til der gesummten mi, 


Kanr'a Kritik der reinen Vernunft. 


(die Materie) dem Dasein’ nach zufällig sei, wiirde eine bloss speculative 
«ı Vernunfterkenntniss sein müssen. Wenn aber auch nur von der Form 
der Welt, der- Art ihrer. Verbindung und dem Wechsel derselben die 
Rede wäre, ich wollte aber daraus auf eine Ursache schliessen, die von 
der Welt gänzlich unterschieden ist: #0 würde dieses wiederum ‚ein Ur- 
theil der bloss speculativen Vernunft sein, weil der Gegeustand: hier gar 
kein Objeet einer möglichen Erfahrung ist. Aber alsdanı würde der 
gilt, und ausser demselben oline Gebrauch, ja selbst ohne Bedeutung ist, 
von’seiner Bestimmung: gänzlich abgebracht. „1... 
Ich behaupte stnöiy1dnaa-ale, Vörssichai Sinn lag. ern 
‚der Vernunft in Ansehung der Theologie gäuzlich Fruchtlos und 
inneren Beschaffenheit nach null und nichtig. sind; dass aber die 






Leitfaden braucht, es überall keine Theologie. der Vernunft geben könne, 
Denn alle synthetischen Grundsätze des Verstandes sind von immanentem 
Gebrauch; zu der Erkenntuiss eines höchsten Wesens aber wird ein trans- 
seendenter Gebrauch derselben erfordert, wozu unser Verstand gar nicht. 
ausgerüstet ist. Soll das empirisch giltige Gesetz der Causalität zu dem 
Urwesen führen, so miisste dieses in die Kette der Gegenstäinde der Er-- 
fahrung mitgehüren; alsdann: wäre es aber wie alle Erscheinungen sellst 

vs wiederum bedingt. Erlaubte inan aber auch den Sprung über die, Grenze 
der Erfahrung hinaus vermittelst des dynamischen Gesetzes der Bezie- 
hurig‘der. Wirkungen‘ auf ihre Ursachen: welchen Begriff kann uns dieses 
Verfahren verschaffen? Bei’ weiten. keinen Begriff’ von’ einem höchsten 
Wesen, ‘weil ums Erfahrung‘ niemals die ‚grösste. aller- möglichen Wir- 
kunyen (als welche das Zeugniss von ihrer Ursache-ablegen soll). darreicht. 
Sollves uns erlaubt sein, bloss um in. unserer Vernunft. nichts Leeres 
übrig zu lassen, diesen Mangel der völligen Bestimmung durch eine blosse, 
Idee der höchsten Vollkommenheit und ursprünglichen. Nothwendigkeit 
auszuftllen, so kann: dieses zwar aus Gunst eingeräumt, aber nicht aus 
dem Rechte eines ünwiderstehlichen. Beweises gefordert werden. _ Der 
plıysikotheologische Beweis könnte also vielleicht wol underen Beweisen 
(wenn solche zu haben sind) Nachdruck geben, indem er Speculation mit 

Anschauung. verknüpft; für sieh selbst aber bereitet. ‚er mehr den Ver- 





VIE Abschnitt, Kritik aller specalativon Theologie, 445 


stand zur theologischen Erkenntnis vor, und giebt ihm dazu eine gerade 
und natürliche Richtung, als dass er allein das Geschäft vollenden könnte. 
scendentale Antworten, d. i aus lauter Begriffen # priori, ohne die min- 
deste empirische Beimischung, erlauben. Die Frage ist hier aber offenbar 
synthetisch und verlangt eine Erweiterung unserer Erkenntnis über alle 
Grenzen der Erfahrung hinaus, nämlich zu dem Dasein eines Wesens, 
das unserer blossen Idee entsprechen soll, der niemals irgend eine Er- us 
führung gleichkommen kann. Nun ist nach unseren obigen Beweisen 
alle synthetische Erkenntnisse priors'nur dadurch möglielr, dass sie die 
fürınalen Bedingungen einer möglichen Erfahrung ausdrückt, und alle 
Grundsiitze sind also nur von immanenter Giltigkeit, d. i. sie beziehen 
sich lediglich anf Gegenstände empirischer Erkenntnis oder Brschei- 
nımgen. Also wird auch durch «transscendentales Verfahren in Absicht 
auf die Theologie einer bloss speoulativen Vernunft nichts ausgerichtet 
©" Wollte man aber lieber alle obigen Beweise der Analytik in Zweifel 
ziehen, 'als sich‘ die Uoberredung von dem Gewichte der so länge ge- 
brauchten Beweisgründe rauben "lassen, so kann man sich doch nicht 
weigern, der Aufforderung ein Genüge zu thun, wenn ich verlange, man 
solle sich wenigstens darüber rechtfertigen, wie und vermittelst welcher 
Erleuchtung man sich denn getraue, alle mögliche Erfahrung durch die 
Macht bloaser Tdeon zu tberfliegen. * Mit neuen Beweisen oder ausge- 
besserer Arbeit alter Beweise würde ich’ bitten mich zu verschonen. 
Denn, ob man zwar hierin eben nicht viel zu wählen hat, indem endlich 
doch alle bloss speenlativen Beweise anf einen einzigen, nämlich den 
ontologischen hinnsislaufen, und ich also eben nieht fürchten darf, sonder- 
lich durch die Fruchtbarkeit der dogmatischen Verfechter jener sinnen- 
freien Vernunft belästigt zu werden; obgleich ich tiberdem auch, ohne 
mich darum schr streitbar zu düinken, die Ausforderung nicht ansschlagen eor 
will, in jeder Versuche dieser Art den Fehlschlus aufzudecken und 
dadurch seine Anmassung zu voreiteln: #0 wird daher doch die Hoffnung 
heaseren Glücks bei denen, welche &inmal dogmatischer Ueberredungen 
gewohnt sind, niemals völlig aufgehoben, und ich halte mich daher an 
die einzige billige Forderung, dass man sich allgemein und ans der Natur 
des menschlichen Verstandes sammt allen übrigen Erkenntnisaquellen 
Aartiber rechtfertige, wie man es anfangen wolle, seine Erkenntnis ganz 


Be 





"matische Einheit. aa 

objestiv nothwendig machen wilde. «1° 

Wir wollen dieses durch einen Fall-des Vern 

Unter die verschiedenen Arten von Einheit nach B 

seht auch dio der Cal einer Sahtnz, walshe Ka 
wird. "Die verschiedenen Erscheinungen ob I 
beim ersten Anblicke #0 viel Ungleichartigkeit, Eee 
lich: beinahe so vielerlei Kräfte derselben annehm 

ers sieh 'herrörthun, wie in dem menschlichen Genie die B 














und je mehr die Erscheinungen der einen und anderen Kraft 
identisch ‚gefunden werden, desto wahrscheinlicher wird es, da 
(eomparativ) ihre Grundkraft heissen kann: Fibenso 
den übrigen! 0 0 5 Kerr Dinar 
"Die comparativen Grundkrüfie eat wiederum: ’ 
verglichen werden, um sie dadurch, dass man ihre Einhelligkeii 
einer einzigen radienlen .d, i. absoluten Grundkraft nahe zu 
Diese Vernunfleinheit aber ist bloss hypothetisch. - Man 
dans »eine solche‘ in- dr That arigetrofen werden‘ miinsd, so 
man sie zu Gunsten der Vernunft, nämlich ‘zu Errichtung gewisser P 
rs cipien Nr die mancherlei Regeln, die die Erfährung an die H 
mag, ‚suchen, und, wo.es sich thun lässt, ‚auf solche Weise systen 
Finhaitä die Eirkenhtziiee, bringen’miissei. im. ma. 1älha A 








VIL Abschnitt. Anhang zur transscendontalen Dialektik. 458 


„Es zeigt sich aber, wenn man auf den transscendentalen Gebrauch 
des. Verstandes Acht hat, dass diese Idee einer Grundkraft überhaupt 
nicht bloss als Problem zum hypothetischen Gebrauche bestimmt sei, 
der mancherlei Kräfte einer Substanz postulirt und ein npodiktisches 
keit der mancherlei Kräfte versucht haben, ‚ja-selbst wenn es’ uns nach 
allen Versuchen misslingt sie zu entdecken, setzen wir doch voraus, ‚es 
werde eine solche anzutrefien sein; und dieses nicht allein, wie in dem 
angeführten Falle, wegen der‘ Einheit der Suhstanz, sondern wo sogar 
viele, obzwar in gewissem Grade gleichartige angetroffen werden, wie an 
der Materie überhaupt, setzt.die Vernunft systematische Einheit mannig- 
faltiger Kräfte voraus, da besondere Nuturgesetze unter \allgemeineren 
stehen, und die Ersparung der Principien nicht bloss ein ökonomischer 
Grundsatz der Vernunft, sondern inneres Gesetz der Natur wird. | 

In der That ist: auch nicht abzusehen, wie ein logisches Prineip-der 
Vernunfteinheit der Regeln stattfinden könne, wenn nicht‘ein transseen- 
dentales vorausgesetzt würde, durch welches eine solche systematische 
Einheit als den Objecten selbst. anhängend a prieri als nothwendig ange- «ra 
uommen wird. Denn mit welcher Befuguiss kann die Vernunft im logi- 
schen Gebrauche verlangen, die Mannigfültigkeit der Kräfte, welche uns 
die Natur zu erkennen giebt, als eine bloss. versteckte Einheit ‚au be- 
handeln, und sie aus irgend einer Grundkraft, so viel an ihr ist, abzu- 
leiten; wenn es ihr frei stände zuzugeben, dass es ebenso wol möglich 
a, alle Kräfte wären ungleichartig, und. die systematische Einheit ihrer 
Ableitung der Natur nicht, gemäss. „Denn alsdann würde sie, gerade wider 
ihre Bestimmung verfahren, indem sie sich eine Idee zum Ziele setzte, 
die, der, Natureinrichtung, ganz widerspräche, Auch kann man. nicht 
augen, sie, habe zuvor von der zufälligen Beschaffenheit der Natur diese 
der Vernunft, sie zu, suchen ist nothwendig, weil wir ohne dasselbe gar 
keine Vernunft, ohne diese aber keinen zusammenhängenden Verstandes- 
gebrauch, und in dessen Ermangelung kein zureichendes Merkmal empi- 
rischer ‚Wührheit haben würden, und wir also in Ansehung des letzteren 
die ‚systemntische Einheit der Natur durchaus als objectiv. giltig\und 
mothwendig voraussetzen miissen, | 2 


454 Elomentärleire IL Tireil’ "EL. Abtlivflung. IE Bach: "IL Hänptstück. 


Wir finden diese transscendentale Voraussetzung auch maf eine be- 
wundernswürdige Weise in den Grundsätzen der 
wiewol sie solche darin nicht immer erkannt oder sich selhst gestanden 
haben. Dass alle Mannigfaltigkeiten einzelner Ding I 

sso Art nicht ausschliessen; dass die mancherlei Arten nur als verschiedent- 
liche Bestimmungen 'von wenigen "Gattungen, diese aber von noch 
höheren Geschlechtern u. s. w. behandelt werden inüissen; dnss aleo 
eine gewisse systematische Rinheit ler möglichen 
&0 fürn sie von höheren und allgemeineren abgeleitet werden 
sucht werden müsse, ist eine Schulregel oder logisches 
welches kein Gebrauch der Vernunft stattfünde, weil wir nur so fern vom 
Allgemeinen aufs Besondere schliessen können, als 
schaften der Dinge zum Grunde gelegt werden, unter denen die bosonde- 
ven stehen. Te 

Dass aber auch in der Natur eine solche Einhelligkeit angetroffen 

werde, setzen die Philosophen in der bekannten Schulregel voraus, das 
man die Anfänge (Prineipien) nicht ohne Noth vervielfiltigen mise 
(entia praeter neeessitatem non esse multiplicande). Dadurch wird gesagt, 
dass die Natur der Dinge selbst zur Vernunfteinheit Stoff darbiete, und 
die anscheinende unendliche Verschiedenheit dürfe uns nicht abhalten, 
hinter ihr Einheit der Grundeigenschaflen zu vermuthen, von welchen 
die Mannigfaltigkeit nur durch mehrere Bestimmung abgeleitet werden 
kann. Dieser Binheit, ob sie gleich eine blosse Idee ist, ist man zu allen 
Zeiten 90 eifrig nachgegangen, duss man eher Ursache gefunden, die Be- 
gierde nach ihr zu mäseigen, als sie aufzumuntern. Es war schon viel, 
dass die Scheidekünstler alle Salze auf zwei Hanptgattungen, saure und 
Tangenlinfte, zurtickführen konnten, sie versuchen sogar auch diesen Unter- 

ssı schied "bloss als eine Varietät oder verschiedene Aeusserimg eines umd 
desselben Grundstoffs anzusehen. Die mancherlei Arten von Erden (dem 
Stoff der Steine und sogar der Metalle) hat man nach und nach auf drei, 
endlich auf zwei zu bringen gesucht; allein damit noch nicht zufrieden, 
können sie sich des Gedankens nicht entschlagen, hinter diesen Varietäten 
dennoch eine einzige Gattung, ju wol gar zu diesen und den Salzen ein 
gemeinschaftliches Princip zu vermuthen. Man möchte vielleicht glauben, 
dieses sei ein bloss ökonomischer Händgriff der Vernunft, um sich so 
viel als möglich Mühe zu ersparen, und ein hypothetischer Versuch, der, 








— 


Vi Abschnitts‘ Anhang zur teausscondentalen Dialektik. ' 45 


wenn. er gelingt, dem vorausgesetzten Erklärungsgrunde eben durch diese 
Einheit Wahrscheinlichkeit giebt Allein eine solche selbststichtige Ab- 
‚sicht ist sehr leicht von der Idee zu unterscheiden, nach welcher jeder- 
mann voraussetzt, diese Vernunfteinheit sei der Natur selbst angemessen, 
und das die Vernunft hier icht bus, sondern gebiet, obgleich ine 
die Grenzen dieser Einheit bestimmen zu können. en i 
.“ ee ee er 
‚grosse Verschiedenheit, ich will nicht sagen der Form (denn darin mögen 
sie einander ähnlich sein}, sondern dem Inhalte, d. i. der Mannigtaltigkeit 
existirender Wesen nach, dass auch der 'allerschärfste menschliche Ver- 
stand durch Vergleichung der einen mit der anderen nicht dio mindeste 
Aehnlichkeit ausfindig machen könnte (ein Fall; der sich wol denken 
lässt), »o würde das logische Gesetz der Gattungen ganz’ und gar nicht 
stattfinden, und 'es würde selbst kein Begriff von Gattung oder irgend es 
ein‘ allgemeiner Begriff, ja sogar kein Verstand stattfinden, als der es 
lediglich mit solchen zu thun hat. Das logische Prineip der Gattungen 
‚setzt also ein transscendentales voraus, wenn es auf Natur (darunter ich 
hier wur Gegenstände, die uns gegeben werden, verstehe) angewandt 
werden soll. Nach demselben wird in dem Mannigfaltigen einer mög- 
lichen Erfahrung nothwendig Gleichartigkeit vorausgesetzt (ob wir gleich 
ihren Grad a priori nicht bestimmen können), weil ohne dieselbe keine 
> Dem logischen Prineip der Gattungen, welches Identität postulirt, 
steht ein anderes, nämlich das der Arten entgegen, welches Mannigfaltig- 
keit und Verschiedenheiten der Dinge unerachtet ihrer Uebereinstimmung 
Aunter derselben Gattung bedarf, und es dem Verstande zur Vorschrift 
mocht, auf diese nicht weniger als auf june aufmerksam zu sein: Dieser 
Gründsats (der Scharfinnigkeit oder des Unterscheidungsrermögens) 
schränkt den Leichtsinn des ersteren (des Witzes) schr ein, und die 
Vernunft zeigt hier ein doppeltes einander widerstreitendes Interesse, 
‚einerseits das Interesse des Umfanges (der Allgemeinheit) in Ansshung 
‚der Gattungen, andererseits des Inhalts (der Bestimmtheit) in Absicht 
"anf die Mannigfaltigkeit der Arten, weil der Verstand im ersteren Falle 
viel unter seinen Begriffen, im zweiten aber desto mehr in den- 
; denkt: Auch üussert sich dieses an der sehr verschiedenen os 
ee meinte, deren einige (die vorzüglich speculätiv 





























VOR uch ieisa dern Balken «dnakueilung hie : 
dk anz Gakoung:anfıtige, ‚Hinfalt au.rerenhalien nichen, 
‚Sphäre des Begrifis, der eins Guttung bezeichnet, ist’ 
‚us dem Raume, den Materie einnehmen kann, zu. i 
‚Theilung ‚derselben gehen: könne. Daher jede ‚Gattung ver 
‚Arten, diese ‚aber verschiedene, Unterarten pri ü 
‚der letzteren stattlindet, die nicht immer wiederum «i 
De nl kaiaree guelag in 
‚Erweiterung, ER 
werde, weil, da sie doch immer ein Begriff ist, der nur d 
‚schiedenen Dingen ‚gemein ist, in eich enthält, ‚dieser.nicht 
könne, folglich jederzeit andere Begrifle, d. i Unterarten unter 
halten müsse, ‚Dieses Gesetz. .der Spocification. könnte ‚so a 





‚und Anwendung ‚sein würde, läge nicht ein traussce 
‚der Speeification zum Grunde, welches zwar freilich. 
lichkeit in Anschung der Verschiedenheiten fordert, . 


Keinen Anlang; ‚aber, deunnch. dem; Verstand aufckagh i 
‚die, uns vorkommt, ‚Unterarten, und zu ‚jeder Verschis 
Verschiedenheiten zu ‚suchen. Denn würde es keine ı 
‚geben, so gübe es auch keine höheren, Nun erkennt der V: 
‚nur durch Begriffe, folglich, so weit er in der Eintlilung reie 


— 


VIE Abschnitt: Anhang zur transscondentalen Dialoktik. 457 


durch 'blosse Anschauung, sondern immer wiederum dureh niedere Be- 
griffe. Die Erkenntnis der Erscheinungen in ihrer durchgäingigen Be- 
stimmung (welche nur durch Verstand möglich ist) fordert eine unauf- 
hörlich fortzusetzende Specifieation seiner Begriffe und einen Fortgang 
een ef 
Art und noch’ mehr dem der Gattung abstrahirt worden. 
ac ku) innen Geste dee Bpscidoniidr mine een fähig 

entlehnt sein; denn diese kann keine so weit gehenden Fröffnungen geben. 
Die empirische ‘Specification bleibt in der Unterscheidung des Mannig- 
transscendentale ‚Gesetz der Specifieation als ein Prineip der Vernunft 
geleitet worden, solche zu suchen und sie noch immer zu vermuthen, 
wenn sie sich gleich nicht den Sinnen uffenbart Dass ahsorbirende 
Erden noch verschiedener Art (Kalk- und muriatische Erden) sind, 
bedurfte zur "Entdeckung eine zuvorkommende Regel der Vernunft, 
welche dem Vorstände es zur Aufgabe machte, ‚die Verschiedenheit zu 
suchen; “indem sie die Natur so reichhaltig voraussetzte, sie zu ver- 
muthen. Denn wir haben ebenso wol nur unter Voraussetzung der 
Verschiedenheiten in der Natur Verstand, als unter der Bedingung, 
dass ihre /Objeete'Gleichartigkeit an sich haben, weil eben die Mannig- 
faltigkeit degjenigen, was unter einem Begriff zusammengefusst werden 
kann, den Gebrauch dieses Begriffs und die. Beschäftigung des Ver- 
standes ausmacht. 

Die, Vernunft bereitet also dem Verstande sein Feld 1. durch ein 
Prineip' der Gleichartigkeit des Mannigfaltigen unter höheren Gat- 
tungen; 2. durch: einen Grundsatz der Varietät des Gleichartigen unter 
niederen Arten; und um die systematische Einheit zu vollenden, fügt sie 
3. noch ein Gesetz der Affinität aller Begriffe hinzu, welches einen 
eontintirlichen Uebergang von einer jeden Art zu jeder anderen durch os 
tufenartiges Wachsthum der Verschiedenheit gebietet. Wir können sie 
‚die Principien der Homogeneität, der Specification und der, Con- 
tinnität der Formen namen. Das letztere entspringt dadurch, dass 
‚man die zwei, ersteren vereinigt, nachdem man sowol im Aufsteigen zu 

‚höheren Gattungen, als im Herabsteigen zu niederen Arten den ayste- 
matischen- Zusammenhang in der Ideo ‚vollendet hat; denn alsdann sind 
‚alle -Mannigfaltirkeiten unter einander verwandt, a 


le - 



















GE rilhngilenrBunktjensihenpäendle der: Kiadfeukiiihenz 
seinen Horizont hat, .d. i..eine Menge von Dingen, ‚die aus: d 
können vorgestellt und -gleichsum a 
Horizontes muss eine Menge von Punkten ins A 
werden können, deren jeder wiederum seinen engeren Gesichtskreis hat; 
d.. jede Art enthält Unterarten nach dem Prineip der. n;0 
der logische Horizont besteht nur aus kleineren Horizönten: a | 
nicht aber aus Punkten, die keinen Umfang haben (Individuen), Aber 
zu verschiedenen Horizonten, d. i. Gattungen, die aus, ebenso viel Be- 
griffen bestküämt werden, Kst sich.ein gemeinschaftlicher Horizont, dacung 
os man sie insgesammt als aus einem Mittelpunkte berschaut, gezogen 
denken, welcher die höhere Gattung ist, bis endlich die höchste | 
der allgemeine und wahre Horizont ist, der aus dem Standpunkte des 
De ana 
Arton und Unterarten unter sich bofüsst. 

IK se nla pe Fr 
geneität, zu allen niedrigen und deren grösster Varietät Uns’ d 
Specifieation. Da aber auf solche Weiss in dem ganzen Umfange aller 
möglichen Begrifie nichts Leeres ist, und ausser demselben nichts ange 
troffen werden kann, 30 entspringt aus der Voraussetzung jenes allge- 
meinen Gesichtskreises und der durchgüngigen Eintheilung desselben der 
Grundsatz: non datur vaenım formarem, d. i. es giebt nicht verschiedene 
ursprüngliche und erste Gattungen, die gleichsam isolirt und von ein- 
ander (durch einen leeren Zwischenraum) getrennt wären, sondern alle 
mannigfältigen Gattungen sind nur Abtheilungen einer einzigen obersten 
und allgemeinen Gattung, und ans diesem Grundsätze dessen unmittel- 
bare Folge: datur continuum formarum, 4. i. alle Verschiedenheiten der 
Arten grenzen an einander und erlauben keinen Uebergang zu einander 
dureh einen Sprung, sondern nur durch alle kleineren Grade des Unter- 
schiedes, dadurch man von einer zu der anderen gelangen kann; mit 
einem Worte, es giebt keine Arten oder Unterarten, die &nander (im 
Begriffe der Vernunft) die nächsten wären, sondern e& #ind noch immer 


Br 


0 VL Absehnitt, Anlıang zur transsoondentslon Dialsktik. 459 


Zwischenarten möglich, deren Unterschied von der ersten und zweiten es 
kleiner«ist/als dieser ihr. Unterschied von einander. 0000.00 
Das! erste Gesetz also verhütet die Ausschweifung in die Mannig- 
faltigkeit verschiedener  ursprünglicher Gattuugen und. empfiehlt. ‚die 
Gleichartigkeit; das zweite schränkt dagegen diese Neigung zur Binhellig- 
keit wiederum ein und: gebietet Unterscheidung der Unterarten, ‚bevor 
man sich mit seinem allgemeinen Begriffe zu den Individuen wende, 
Das dritte vereinigt jene beiden, indeın es bei der höchsten Mannigfaltig- 
keit dennoch: die Gleichartigkeit durch den stufenartigen Uebergung von 
einer Species zur anderen vorschreibt, welches eine Art’ von Verwandt- 
schaft der verschiedenen Zweige anzeigt, ‚in ‚so fern sie insgesammt aus 
‚einem Btamme entsprossen «ind. 

(9) Di nn Got den em arm (Jr Tier) 

setzt aber ein transscendentales voraus (Fer continu iu natura), ‚olme 

welches der Gebranch des Verstandes durch jene Vorschrift nur irre ge- 
leitet werden "würde, indem er vielleicht einen der Natur gerade entge- 
gengesetzten Weg nehmen würde. Es muss also dieses Gesetz auf reinen 
'transscendentalen, und nicht empirischen «Gründen beruhen. Denn. in 
dem: letzteren Fälle würde e& später kommen als. die Syateme; ws hat 
'äber eigentlich das Systematische der Naturerkenntniss zuerst hervorge- 
‚bracht. ' Es sind hinter ‚diesen Gesetzen. auch nicht etwa Absichten auf 
‚eine mit ihnen als blossen Versuchen anzustellende Probe verborgen, ob- 
wol freilich dieser Zusammenhang, wo er zutrift, einen mächtigen Grund a5 
"abgiebt, die hypothetisch ausgedachte Einheit für gegründet zu. halten, 
md sis also much in dieser Absicht ihren Nutzen haben; sondern man 
‚sieht es ihnen deutlich an, dass sie die Sparsamkeit der Grandursachen, 
"die Mannigfültigkeit der Wirkungen und eine daher rührende Verwandt- 
schaft der Glieder der Natur an sich selbst für vernunftmässig und der 
Natur angemessen urtheilen, und diese Grundsätze also direet und’ nicht 
bloss als Handgriffe der Methode ihre Empfellung bei sich. führen. 
Man sieht aber leicht, dass diese Continuitit der Formen eine blosse 
Idee sei, der ein congruirender Gegenstand in der Erfuhrung gar nicht 
aufgewiesen werden ‚kann, nicht allein nm deswillen, weil die Species | 
in der Natur wirklich abgetheilt sind und daher an sich ein guamtn 
diserelim ausmachen miissen, und, wenn der stufenartige Forlgang in 
der Verwandtschaft derselben. continuirlich ‘wäre, sie auch eine walre 








iii 





können, at nic dm erce Mea d tät 




















@ Wenn wir die jetzt angeführten Prineipien ihrer Ordnung nach 
versetzen, um sie dem Erfahrungsgebrauch gemäss za 
würden die Principien der systematischen Binheit etwa so. 
Maunigfaltigkeit, Verwandtschaft und Einheit, jede 
Vernunft setzt die Verstandeserkenntnisse voraus; die zunächst | 
führung angewandt werden, und sucht ihre Einheit nach Ideen, di 
weiter geht, als Erfahrung reichen kann. Die Verwandtschaft des 
faltigen, unbeschadet seiner Verschiedenheit unter einem 
heit, betrifit nicht bloss die Dinge, sondern weit mehr noch die. 
Eigenschaften und Kräfte der Dinge Daher, wenn uns z.B. ’ 
(noch nicht völlig berichtigte) Erfahrang der Lauf der Planeten als’ 
fürmig gegeben ist, und wir finden Verschiedenheiten, so £ 
sie in demjenigen, was ‘den Cirkel nach einem beständigen 
alle unendlichen Zwischengrade zu einem dieser abweichenden 
abändern kann, .d. i die Bewegungen der Planeten, die nicht Cirkel 
werden etwa dessen Eigenschaften mehr‘ oder weniger nahe 
und fallen auf die Ellipse. Die Kometen zeigen eine noch grössere Vi 
schiedenheit ihrer Bahnen, da sio (so weit Beobachtung reicht) nicht ein- 
mal im Kreise zuritekkehren; allein wir rathen auf einen parabelischen 
re | 

‚ooı der letzteren sehr weit gestreckt ist, in allen unseren 
ihr nicht unterschieden werden kann. Fe | 
jener Prineipien auf Einheit der Gattungen dieser Bahnen in ihter Ge 
stalt, dadurch’ aber weiter auf Einheit das Ursache aller Gesetze ihrer 
Bewegung (die Gravitation), von da wir nachher unsere Eroberungen 
ausdehnen und auch alle Varietäten und scheinharen Abweichungen von | 
‚ jenen ‘Regeln aus demselben Prineip zu erklären suchen, ‚endlich gur 
mehr hinzufügen, als Erfihrung jemals bestätigen kann, nämlich ums. 








Pe 





— = 





NEE Abschnitt. Anhang zur transscondentaion Diaicktik; AL 


«nach den Regeln der Verwandtschaft selbst hyperbolischs Kometenbalnen 
denken, in welchen diese Körper ganz und gar unsere Sonmenwelt ver- 
Insson, und, indem sie von Sonne zu Sonne gehen, die entfernteren Theile 


4 Was‘ bei, diesen Prineipien merkwürdig ist und uns auch allein be- 
schäftigt, idt (dieses, dass &i6 transscendental zu sein scheinen, und, ob 
io. gleich blosse Ideen zur Befolgung des, empirischen Gebrauchs der 
Vernunft enthalten, denen der letztere nur gleichsam asymptotisch, d. i. 
bloss annähernd folgen kann, ohne sie jemals zu erreichen, sie gleichwol 
ala synthetische Bütze a prior‘ objeetive, aber unbestimmte Giltigkeit 
haben und'zur Regel möglicher Erfahrung: dienen, auch wirklich in Be- 
erbeitung derselben ala heuristische Grundsätze mit: gutem. Glücke, ge 
braucht werden, 'ohne dass man doch eine transscendentale Deduction 
derselben zu Stande bringen kann, welches, wie oben bewiesen. worden, oz 
in Anschung der Ideen jederzeit unmöglich ist N 

yo hadran zn dur trandscsndentalen Auklyiik natket den (irwndhliieen 
des Verstandes die dynamischen als bloss regulative Principien den 
Anschauung von den mathematischen, die in Ansehung. der letz- 
teren comstitutiv ‚sind, unterschieden. Diesem ungeachtet sind gedachte 
dynamische Gesetze allerdings constitutiv in Ansehung der Erfahrung, 
indem sie die Begriffe, ‚ohne welche keine Erführung' stattfindet, « 
pröori möglich machen. Prineipien der reinen Vernunft können dagegen 
nicht einmal in Ansehung der empirischen Begriffe constitutiv sein, 
werden kann, und sie also keinen Gegenstand in oonereio haben. können. 
Wenn ich nun von einem solchen empirischen Gebrauch derselben als 
eonstitutiver Grundsätze abgehe, wie will ich ihnen dennoch einen regu- 
| Hatiren Gebrauch 'und mit demselben einige objeetive Giltigkeit sichern, 
| umil was 'katin derselbe für Bedentung haben? ’ 
ee AN mache ee Alk Neckefthäbeine Tata Kogenstand äh, 
Mid inch ar de. Wersant Die Einbeit aller möglichen empi- 





| ch Begriö verkutpit und unter empirische Gesetze bringt. Die Ver 
ekaiänfengen aber che Beben der Binnlichkeitsindiunbeieimmt; 


" 











462 Elementarletre. IL Theil, IE Adtheikung, IL Buch. Au 


os ebenso ist die Vernunfteinheit auch in’, i 
matisch verbinden soll, an sich selbst unbestimmt. Allein, o 
die durchgängige systematische Einheit aller Ve d 
Schema in der Anschauung ausfindig gemacht nk 
und ınuss doch ein Analogon eines solchen Schema & 
welches die Ides des Maximum der Abtheilung ‚und-der Ver 
der Verstandeserkenntniss in einem‘ Princip ist. Denn das 
absolut Vollständige lässt sich bestimmt gedenken, weil alle restı 
Inssen werden. Also ist die Idee der Vernunft ein Analogon 
Seherna der Sinnlichkeit, aber mit dem Unterschiede, dnss 
dung der Verstandesbegriffe auf das Schema der Vernunft: 
eine Erkenntniss des Gegenstandes selbst ist (wie bei der 
der Kategorien auf ihre sinnlichen Schemate), sondern nur 
oder Prineip der systematischen Einheit alles Verstand: 
mun jeder Grundsatz, der dem Verstande durchgängige Ei 
Gebrauchs a priori festsetzt, auch, obzwar nur indireet, von 
stande der Erfahrung gilt, so werden die Grundsütze d 
auch in Anschung dieses letzteren objeetive Realität haben, 
um etwas an ihnen zu bestimmen, sondern nur um das 
u zuzeigen, nach‘ welchem der empirische und. bestimmte. 
brauch‘ des Vorstandes mit sich selbst Aurchgängig‘zus: 
werden kann, dadurch dass er mit dem Principderrd 
heit #6 viel als BESERSN in elecheräkuen gobrachtiinnd 
geleitet wird. hai zu 
“ Bienen here, die nicht von der. B 
heit’ des Objects, sondern dem Interesse der Vernunft in An 
gewissen möglichen Vollkommenheit der Brkeuntniss di 
genommen sind, Maximem der Verummfk 86 giebt &s ı men den 
speeulatiren Vernunft, die lediglich auf ee 
solben "beruhen, ob’ es zwar scheihen mag, sie'wären ob 
ul SW hi blehsıregelarivesGHoniiekszn ala esontitui bien 
s0 können sie als objeetive Prineipien DLR 
sie (aber blogs’ als" Maxitnen, so ist kein wahrer Widerstr lern 
bloss «in vorschiedenes Interesse der‘ Vernunft, rn 










































VER Abschnitt Anhang zur transieendentalen Dinlaktik, 468 


der Denkungsart verursacht. In der That hat die Vernunft nur ein 
einiges Interesse, tind der Streit ihrer Maximen ist nur eine Verschieden- 
Hain (wchaeisetige Einnchränkuäg‘ dar Methoden; distem Tabeinie 
ein Genüge zu thun. 
L JAGE liche‘ Weihe vermag. bei diene Vernttuftier mehr das Inter- 
esse der Mannigfaltigkeit (nach dem Prineip der Specification), bei 
jenem aber 'das Interesse der Einheit (nach dem Princip der Aggre- 
gation). Ein jeder derselben glaubt sein Urtheil aus der Einsicht des ss 
Objects zu haben, und gründet es doch lediglich auf die grössere oder 
kleinere Anhänglichkeit an einen von beiden Grundsätzen, deren keiner 
auf objectiven Gründen beruht, sondern nur auf dem Vernunftinteresse, 
und die daher besser Maximen als Principien genannt werden könnten. 
Wenn ich einsehende Männer mit einander wegen der Charakteristik der 
Menschen, der Thiere oder Pilanzen, ja selbst der Körper des Mineral- 
reichs im Streite sehe, da die einen z. B. besondere und in der Abstam- 
mung gegrindete Volkscharaktere ‚oder auch entschiedene und erbliche 
Unterschiede der Familien, Racen u... w. annehmen, andere dagegen 
ihren Sinn darauf setzen, dass die Natur in diesem Stticke ganz und gar 
einerlei Anlagen gemacht habe und aller Unterschied nur auf Ausseren 
Zufiligkeiten berulie, so darf ich nur die Beschaffentieit des Gegenstandes 
in Betrachtung ziehen, um zu begreifen, dass er für beide viel zu Gef 
warborgen liege, uls dass sie aus Einsicht in die Natür des Objects 
sprechen könnten. Es ist nichts Anderes als das zwiefhche Interesse der 
‚Vernunft, davon dieser Theil dus #ine, jener das andere zu Herzen nimmt 
oder auch affectirt, mithin die Verschiedenheit der Maximen der Natur- 
i ’küit oder der Natureinheit, welche sieh’ gar wol vercinigen 
Bar 85 Inge sie für objeetive Einsichten gehalten werden, nicht 
‚allein Streit, sondern auch Hindernisse veranlassen, welche die Wahrheit 
länge aufhalten, bie ein Mittel gefunden wird, das streiige Interesse zu os 
Wereihigen und die Vernunft bieraber zufrieden zu stellen. hd 
el aan ar 
Dessen in Gang gebrachteu und’ Harch Bonxer trefflich auf- 
| hi Gösetzeg" der eontintiriichen Stufenleiter der Geschöpfe 
I en Gala an Aa; am ca 
Yv + Vörühenden Gründsätzes der Arkıtickt jet; dein Beobachtung 
i in io Klhriöhtitig der Nutar konnte‘ 68 gr micht ls ob- 


464 Elomentarlohre: IE Theil. IL. Abtheilung. IL Buch, | IL Hauptstück. ö 


in der Natur selbst so weite Klüfie, dass auf solche I or 
nehmlich. bei einer grossen Mannigfaltigkeit von Dingen, da es kumer 
leicht sein muss, gewisse Achnlichkeiten und Annäherungen zu finden) 
als Absichten der Natur gar nichts zu rechnen ist, 
Methode, nach einem solchen Princip Ordnung in.der Natur s 
und die Maxime, eino solche, obzwar unbestimmt, wo oder wie 
einer Natur fiberhaupt als gegründet anzusehen, allerdings ein. 
müssiges und treflliches regulatives Prineip der Vernunft, we 

ihm gleichkommen könnte, doch ohne etwas zu bestimmen, sondern ihr 
Sr OR. m Babel dee lee neerrebtae ih 










i ug 
u Von der Endabsicht der natürlichen Dialektik" 
\ der menschliehen Vernunft: on) 


Der"... 

Die Jdeen..der reinen, Vernunft können. nimmermehr an, sich 
dialektisch sein, sondern ihr blosser Missbrauch muss es allein. 
dass uns von ihnen. ein trüglicher Schein entspringt; ‚denn sie 
durch die Natur unserer, Vernunft aufgegeben, und ‚dieser ‚ob 









Naturanlage unserer Vernunft haben. Der Pöbel der Vernünfller 

‚aber wie gewöhnlich über Ungereimtheit und Widersprüche und ; 

auf.die Regierung, in. deren innerste Pläne er nicht, zu dringen 

deren wolthätigen Einfltissen er auch selbst seine Erhaltung und & 

die Cultur verdanken sollte, die ihn in den Stand setzt ie zu. 

und zu vorurtheilen. 
Bee 

‚ohne seine transscendentale Deduetion zu Stande gebracht zu 

Ideen der reinen Vernunft verstatten zwar keine Deduction v: 

‚als die Kategorien; sollen sie, aber im mindesten ‚einige, wenn 4 

unbestimmte ohjeetive Giltigksit haben, und nicht bloss laero, 





0 VÜR Abschnitt: Anhang zur traniscendentalen Dialektie. 465 


dinge (entia rationis ratiocinantis) vorstellen, so muss durchaus eine De- @ 
duction ‚derselben möglich sein, gesetzt, dass sie auch von derjenigen 
weit/abwiche, die man mit den Kategorien vornehmen kann.- Das ist die 
Vollendung des kritischen Geschäftes der reinen Vernunft, und) dieses 
wollen: wir jetzt übernehmen." bw ang rt 
Es hat ein grosser Unterschied; Eh meiner Vernunft als ein 
Gegenstand schlechthin, oder nur als ein Gegenstand in der 
Idee gegeben wird. In dem ersteren Falle gehen meine Begriffe dahin, 
den Gegenstand zu bestimmen; im zweiten ist es wirklich nur ein Schema, 
dem direct‘ kein» Gegenstand , auch nicht einmal hypothetisch zugegeben 
wird, sondern welches nur dazu dient, um andere Gegenstände vermittelst 
indirect uns vorzustellen. Bo sage ich, der Begriff einer höchsten Intel- 
ligenz ist/eine blosse Idee, d. i. seine-objective Realität'soll nicht darin 
bestehen; dass.er sich geradezu auf einen Gegenstand "bezieht (denn in 
eoleher Bedeutung würden wir seine objeetive Giltigkeit nicht rechtfer- 
tigen können), sondern ‘er ist mur ein nach‘ Bedingungen der grüssten 
Vernunfteinheit geordnetes Schema von dem Begrifie eines Dinges über- 
haupt, welches nur dazu dient, um die grösste systematische Einheit im 
‚empirischen Gebrauche unserer Vernunft zu erhalten, indem man den 
sea von dem eingebildeten. 
dieser Idee als seinem Grunde oder Ursache ableitet: Alsdann heisst es 
= B., die Dinge der Welt miissen so betrachtet werden, als ob sie 
‚einer höchsten Intelligenz ihr Dasein hätten. Auf solche Weise ist 
ldse eigentlich nur ein heuristischer und nicht vstensiver Begriff, und 
zeigt an, nicht wie ein Gegenstand beschaffen’ ist, sondern wie wir unter 
der Leitung desselben die Beschaffenheit und Verknüpfung der Gegen- 
‚stünde der Erfahrung überhaupt suchen sollen. Wenn man nun zeigen 
kann, dass, obgleich die dreierlei transscondentalen Idoen (peyeholo- 
‚gische,'kosmologische und theologische) direet auf keinen ihnen 
eorrespöndirenden Gegenstand und dessen Bestimmung bezogen werden, 
‚dennoch alle Regeln des empirischen Gebrauchs der Vernunft unter Vor- 
‚anzzetzung- eines; solchen Gegenstandes in der'Idee auf systematische 
‚alier derselben zuwider sein können, so ist‘ eine nothwendige Maxime 
‚der | Vernunft, nach dergleichen Ideen zu verfahren. Und dieses ist'die 
Kurr's Kritik der reinen Vernunft. s0 


kin 









466 KElomentarlehre.| IE Teil. EL. Adtheilung: IL Bu IL Eiisprstüee 


Itrunsseendentale Dednetion aller Ideen der spoculativen 
als constitutiver Principien der Erweiterung unse 


Erkenntnis überhaupt, welche Andurch i in ihren eigenen 
angebaut und börechtigt wird, als es olne solehe Ideen; dureh den & 
‚Gebrauch der Verstandesgruudsätze geschehen könnte. 7; 
300. + Ich will’dieses deutlicher machen. Wir wollen den genannten I 
als Prineipion zu Folge erstlich (in der Psychologie) alle Esch 
Handlungen und Empfinglichkeit unseres Gemiths an dem 
der inneren Erfahrung #0 verknüpfen, ale, ok) GaSaHl old 
Substanz wäre, die mit persönlieher Identität beharrlich 
re ee 
nur als äussere Bedingungen gehören, continuirlich wechseln. Wär missen 
zweitens (in der Kosmologie) die Bedingungen der inneren sowol alk 
der äusseren Naturerscheinungen in einer solchen nirgend zu vollenden- 
den Untersuchung verfolgen, #ls ob dieselbe an sich unendlich und ohne 
ein erstes oder oberätes Glied sei, obgleich wir darum, ausserhalb.nllir 
Erscheinungen, (die bloss intelligibelen ersten Gründe 
leugnen; aber sio doch niemals in den Zusammenhang der Natı 
klärungen bringen dürfen, weil’wir sie gar nicht kennen. { 
drittens milsien wir (in Ansehung der Theologie) alles, was nur i 
in den Zusammenhang der möglichen Erfahrung’ gehören mag, 
trachten, als 0b diese eine absolute, aber durch und: durch abhängige 
mel immer noch innerhalb der Sinnenweit bedingte Einheit nusmache, 
doch aber zugleich, als ob der Inbogriß? aller Erscheinungen (die Sinnen- 
‚welt: selbst) ‚einen ‚einzigen ‚obersten ‚und allgenugsumen| Grund ausser 
Ahrem Umlange habe, nämlich eine ‘gleichsam selbständige, x 
„und schöpferische Vernunft, in Beziehung: auf‘ welche. wir. allen ‚esmpi- 
?0r rischen ‚Gebrauch unserer Vernunft in seiner grössten Erweiterung so 
richten, als ob die Gegenstände selbst aus jenem Urbilde: ‚aller Vernunft 
entsprungen wären, das heisst: nicht won einer einfachen |demkandın 
Substanz die ‚innern Erscheinungen der Secle, sondern nach der Idee 
‚eines «einfachen "Wesens jene von einander ableiten; "nicht "von winer 
höchsten Intelligenz: die Weltordnung und: systematische Kinheit .der- 
‚selben ableiten, sondern von der Idee einer höchstweisen Ursache die 


P 




























VAR Abbähnikt: \Ashany war transsiondentälen Dinloktik. 467 


egel'hernehmen; nach welcher die Vernunft beider: Verknüpfung der 
nachen und Wirkungen: in der Welt zu ihrer eigenen Befriedigung aın 
wiehzusbräuchenistirtn en mulmmungan «nliel wie ln u 
- Nun ist nicht das-mindeste, was uns hindert, diese Ideen auch 
‚jectiv und hypostatisch anzunehmen, ausser allein die kosmologische, 
o:die Vernunft auf eine Antinomie stösst, wenn sie solche zu Stande 
Aingen will (die psychologische und theologische enthalten dergleichen: 
ir nieht). "Denn ein: Widerspruch ist in ihnen nicht; wie sollte uns 
ıher jemand ihre objective. Realität bestreiten können, da er von ihrer 
löglichkeit ebenso wertig weiss, um sie zu verntinen, ala wir, um sie zu 
eim positives Hindernis dawider ist, und es kann uns nicht erlaubt sein, 
ledankenwesen, welche alle unsere Begriffe tbersteigen, obgleich keinem 
au'speculativen Vernunft als wirkliche und bestimmte Gegenstände ein- 
führen. Also sollen sie an sich selbst nicht angenommen werden, 103 
imdern'nur ihre Realität als eines Schema des regulativen Prineips der 
fstermatischen Einheit aller Naturerkenntniss gelten, mithin sollen sie 
ar als Annloga von wirklichen Dingen, aber nicht als solehe an sieh 
Nbst zum Gründe gelegt werden. Wir heben von dem Gegenstande 
er Idee die Bedingungen auf, welche ıwnseren Verstandesbegriff ein- 
ehränken, die aber es auch allein möglich machen, dass wir von irgend 
nem Dinge‘ einen bestimmten Begriff haben können. "Und num denken 
Ar ums ein Etwas, wovon wir, was es un sich selbst sei, gar keinen 
kogräf® "haben; aber wovon wir uns doeh ein Verlältnies zu dem Inbe- 
gie der Erscheinungen denken, das demjenigen rn ist, welches die 
Isicheinungen unter einander haben I ou 
Wenn wir demmäch EEE 
ärveigentlich nieht unsere Erkenntnis über die Objeete möglicher Bı- 
ahrüng, sondern nur die empirische Binheit‘ der -Ietzteren dureh die 
ysteniatische Tinheit, wozu uns die Idee das Schema giebt, welche mit- 
inmüfcht)) als "constitutives, sondern 'bloas als rogulatives Princip gilt: 
Yeny" dass: wir ein der+Idoe eorrespondirendes ‚Ding, ein Etwas oder 
Hirklichee: Wesen 'eetzen, dadurch‘ ist nicht gesagt, wir wollten unserd 
Irkehntuias der Dinge mit transscendentalen Bagriffen erweitern; dem 
hessen Wäsen wird nme In’ demIdee und’ nicht’an sich selbst zum Grunde 
so” 












wirklichen ‚Substanz, welche ‚ünch, Nemnnnfgessisen./diäi Un 
Dinge.sch;nlepkan Jetionen, wo Gira Hin.an.ge 7 


Verstand bei Seite sotzen wollen, welches baten 
vollkommenen systematischen Binheit in unserer. Eı 
stens die Vernunft keine Schranken setzt, nicht zusammen | 
Daher geschieht's nun, dass, wenn ich,ein göttliches.W. 

ich zwar weder von der inneren Möglichkeit seiner höchsten 
heit noch der Notwendigkeit sinn Dane de mindenen Bag hal, 
0 aber aladann doch allen anderen Fragen, die das Zufällige. 
Genüge thım kann, und der Vernunft die: vollkommenste 
Anschung der Bee ra ini 
Gebrauche, aber nicht in. Ansehung dieser. Voraussetzung. selbst wur- 
schaffen kann; welches beweist, dass ihr speeulatives. Interesse. und nicht 
ihre Einsicht sie barechtige, ‘von einem’ Pankte, der.so weit über ihrer 
Sphäre liegt, auszugehen, um daraus ihre) Gegenstände in’‚tinem‘ voll 
ständigen Ganzen zu betrachten. ©. Fe. | 

His seit sich nn (in, nierkchiäd. der Kiamkungäakti he 

Auyelben, Yorauspelanng; der sianılicb:aabiil, ebangleichweländeniDam 
sesudentalphilosophie von grosser Wichtigkeit ist, Ich kasın genugsamen 
Grund habtm, etwas relativ anzunehmen (aupponiio relatinn), ohne/dach- 
befugt zu sein, es schlechthin anzunehmen (suppositio absoluta). ‚Diese 
Unterscheidung trifft. zu, wenn. es. bloss um ‚ein egulatives Princip.zu 


| 


—— rs — 
’ | 
NEE Abschnitt. Anhang zur transsoondontalen Dialektik. ı 469 | 


thun ist, wovon wir zwat die Nothwendigkeit an sich-selbst, aber: nicht 
‚den Quell derselben erkennen, und dazu wir einen obersten Grund bloss 
in der Absicht- annehmen, um desto bestimmter die Allgemeinheit des 
Prinieips zu denken, als 2... B, wenn ich mir ein Wesen: als, existirend 
denke, das einer blossen und’ zwar transscendentalen Idee correspondirt. 
Denz da katın ich das Dasein dieses Dinges niemals an sich selbst an- 
nehmen, weil keine Begriffe, dadurch ich mir irgend einen Gegenstand 16 
bestimmt denken kann, dazu zulangen, und-die Bedingungen der abjec- 
tiven Giltigkeit meiner Begriffe durch die Idee, selbst ausgeschlossen sind. 
Die) Begriffe ‚der ‚Realität, der Substanz, der Cansalitüt, ‚selbst die der 
Nothwendigkeit im Dasein haben ausser dern Gebrauche, .da sie.die eın- 
pirische Eirkenntnies'eines Gegenstandes möglich‘ machen, gar keine. Be- 
deutung, die irgend ein Objeet bestimmte. Sie können also zwar zu Er- 
klärung der Möglichkeit der Dinge in der Sinnenwelt, ‚aber. nicht. der 
Möglichkeit eines‘ Weltganzen selbst ‘gehraucht werden, weil dieser .. 
Erklärungsgrund ausserhalb der Welt, und mithin kein Gegenstand einer 
möglichen Erfahrung‘ sein müsste. Nun kann ich‘ gleichwol' ein. solches 
ainbegreifliches Wesen) den ‚Gegenstand ‚einer blossen Idee, relativ auf 
‚die Sinnenwelt ‚obgleich /nicht ansich selbst annehmen. Denn wem 
dem- grösstmöglichen ‚empirischen: Gebrauche meiner Vernunft eine Idee 
(der.-systematisch vollständigen «Einheit, von. «der \ich bald bestimmter 
reden werde) zum Grunde liegt, die an sich selbst. nlemals sdägust in 
‚der Erfahrung: kann dargestellt: werden, ob sie ‚gleich, um. die empirische 
Einheit dem-höchstmöglichen Grade zu nähern, unumgünglich nothwendig 
ist, so werde ich nicht allein befugt, sondera auch genöthigt sein, diese 
Idee'zu realisiren, d. i. ihr ‚einen wirklichen Gegenstand zu ‚setzen, ‚aber 
ur als, ein Etwas itberhaupt, ‚das ich ansich selbst gar nicht. kenne, 
und\dem’ich'nur als einem Grunde jener systeinatischen Einheit in, Be- 
ziehung auf.diese letztere solche Eigenschaften gebe, als den Verstandes- zu 
inch der‘ Analogie der Renlitäten in’ der Welt, der-Substanzen, der Cau- 
salitäe und der Nothwendigkeit, ein Wesen (denken, das ‚alles dieses in 
‚der höchsten Vollkommenbieit ‚besitzt, und, indem ‚diese Idee bloss auf r 
‚meiner, Vernunft beruht,‘ dieses/Wesen als selbständige Vernunft, 
was durch Ideen der grössten Hurmonie und Einheit‘ Ursache ‚vom 
Weltgunzen ist, denken können, so dass ich alle die ‚Idee, einschränken- 


kin 








dung any da ih be mc je nenne V 
Ara der grönglichen Drhhruagrinbi abgeht wall oda 
ein Wesen, das ich von der Welt untorscheide, ‘ganz wol- 
schaften denken, die lediglich zur Binnenwelt gehören. "Denn ich verlange 
keineswegs, und bin «uch nicht befugt es zu verlangen, diesen Gegenstand 
meiner Idee nach dem, was er an sich sein mag, zu erkennen; denn das 
zvı Iiabe ich keine Begriffe, und selbst die Begriffe von Realität, Substanz, 
Causalität, jw sogar der Nothwendigkeit im Dasein verlieren alle Bedeu- 
tung und sind leere Titel au Begriffen ohne allen‘ Inhalt, wenn ich mich 
aus dem Felde der Sinne damit hinauswuge Ich dänke mir nur die 
Relation eines mir an sich ganz unbekannten Wesens zur grössten sysle- 
matischen Binheit des Weltganzen, lediglich um es zum Schema desre- 
gulativen Prineips des grösstmöglichen wie TE 
Vernunft zu machen. (aid! urn Abi ieh 
Werfen wir unseren Blick nun anf den 
stand unserer Idee, so sehen wir, dass wir seine Wirklichkeit nach den. 
Begriffen von Realität, Substanz, Causalität u. s. w- an sieh selbst 
nieht voraussetzen können, weil diese Begriffe auf etwas; das vonder 
Binnenwelt ganz unterschieden ist, nicht die mindeste Anwendung "haben. 
Also ist die Bupposition der Vernunft von einem "höchsten Wesen'ulse 
oberster Ursache bloss relativ, zum Behuf' der‘ systematischen "Binheit 
der Sinnenwelt gedacht, und ein blosses Etwas in der Idee, wuvon wir, 
was es un sich sel, keinen Begriff haben. "Hierdurch‘erklärt sich aueh, 
woher wir zwar in Beziehung auf das, was existirend den Sinnen gegeben 
ist, der Idee eines an sich nothwendigen Urwesens bedürlen, niemals 
aber von diesem und seiner a den mindesten 
Begriff haben können. u Dee 
Nunmehr können wir das Resultat der ganzen transscendentalen 

















| 
| 
) 
) 


VIE Abschnitt: Anhang zur transseondentalon Dindektik- ATI | 


Dialektik deutich“vör Augen stellen, 'und die Endabsichtder Ideen: der10s 
reinen Vernunft, die nur durch Missverstand und Unbehutsamkeit die- 
lektisch werden, gensu bestimmen. Die reine Veruunft'ist'in der That 
nit nichts alk sich selbst "beschäftigt, und kann auch kein anderes Ge: 
‚schäft haben, weil ihr nicht die Gegenstände zur Einheit des Erfahrungs! 
begriffs, sondem die Verständeserkenntnisse sur Einheit des Vernunft- 
ur 5 des Zusammenhanges in einen Prineip gegeben werden. 
Die Vernunfteinheit ist die Einheit des Systems, und diese systematisch 
Einheit dient ‘der Vernuäft nicht objeetiv zu einem Grundsatze, umsie 
uber dio Gegenstände, sondern subjectiv als Maxime, um sie über allo 
mögliche Erkenntnis der Gegenstände zu verbreiten. Gleich- 
‚wol befördert der systematische Zusammenhang, deu die Vernunft dem 
‚empirischen Verstandesgebrauche geben kann, ‚nicht allein: dessen Aus- 
breitüng, sondern bewährt uch zugleich die Richtigkeit desselben, nid 
"aber" auf \unbestimmte Art (priasipiem wagum), nicht als: cunstitutives 
‚Prineip, um etwas in Anschung seines directen Gegenstandes zu bestim- 
‚mien, sondern um als bloss regulutiver Grundsstz und Maxime den em- 
Pirischen Gebrauch der Vernunft durch Eröffnung neuer Wege, die der 
Verstand nicht kennt, ins unendliche (unbestimmte) zu befördern und zu 
BEER sieh Janet U ante neriepehehee 
im mindesten zuwider zu sein. = r spe 
BRD: Kan, ar! "dtkinyardanatece Bike gehe hin ni 
‚denken, als dass sie ihrer Idee zugleich einen Gegenstand giebt, der aber 
‚durch keine Erfahrung gegeben werden kann; denn Erfulirung giebt 
niemals ein Beispiel vollkommener systematischer Einheit. Dieses Ver- 
nünftwesen (ms rationis ratiscinatae) ist nun zwar eine blosse Idee, und 
wird also nicht" schlechthin und an sich selbst als etwas Wirkliches 











der Dinge der Sinnenwelt' so anzusehen, als ob sie’in diesem 1 
wesen ihren Grund hätten, lediglich aber in der Absicht, nm d« 








P433, eoenieinbens I Then I Mehl Du BailsFe 
‚für. die Behauptung oder. auch nur die. Voraussetzung einer wikliche 


Beschaflenheit habe, und setzt sich nur eine Idee, zum Gosichepuakig 
aus welchem einzig, und ‚allein man. jene der, Vernunft: so wesentliche und 
dem ‚Verstande so ‚heilsame Einheit verbreiten kann; mit einem Worte; 
L ‚Ding ist bloss das Schema jones regulativen Prin- 
ips; wodurch \ ti 

Erführung verbreitet‘ ee | 
Dane tohien sisrseeien Kirschlautchurelhe bloss als den- 
kende' Natur (Seele) betrachtet. Will ich‘ die Eigenschaften, mit ‚denen 
ein’ denkendes Wesen an sich existirt,. aufsuchen, ‚so, muss ieh, die Er 
führung. befragen, und ‚selbst. von /allen, Kategorien. kann, ich keine auf 
diesen Gegenstand anwenden, als in so fern das Schema derselben in der 
sinnlichen Anschauung gegeben ist. Hiermit gelange ich aber niemals 
Statt,des Erfalrungsbegrifis also (von. dem, was'die. Seele, wirklich st), 
der uns nieht weit führen ‚kann, nimmt. die. Vernunft den Begriff der 
empirischen Einheit‘ alles Denkens, ‚und macht ‚dadurch, ‚dass sie diese 
Einheit unbedingt und ursprünglich denkt, ‚aus demselben einen, Ver- 
nunftbegriff (Idee) von einer einfachen Substanz, die an. sich, selbst un- 
wandelbar (persönlich identisch), ‚mit anderen wirklichen Dingen ausser 
ihr ‘in Gemeinschaft stehe, mit; einem Worte, von‘ einer ‚einfachen, selb- 
ständigen Intelligenz.; Hierbei. aber hat sie nichts Anderes. vor Augen 
als Principien der. systematischen Einheit in. Erklärung. der Erscheinun- 
gen der Seale, nämlich. alle Bestimmungen als in. einem, einigon Subjects, 
alle Kräfte so viel wie möglich als abgeleitet von einer einigen Irundkraft, 
“zu allen Wochsel als gehörig zu den Zuständen eines und, desselben, beharr- 
liehen' Wesens, zu betrachten, und ‚alle Bracheinungen.im, Raums als 
von den Handlungen des Denkens ganz unterschieden vorzustellen. 
Tene Binfachheit der Substanz ws. w. sollte nur das Schema zu diesem. 
wogulativen Prineip sein, und wird nicht: vorausgesetzt,{als-sci. sie. den. 
wirkliche Grund der Seelaneigenschaften,. ı Denn diese, ‚kömen (auch, auf 
ganz anderen Gründen beruhen, die wir ‚garnicht keunen, wie/wir denn 





— 


0 VIL Absehnitt Anhang zur transscamdentalen Dialektik. 473 


sich selbst erkeiinen könnten, wenn wir. #ie gleich'von ihr. schlechthin 
wollten gelten lassen, indem sie eine blosse Idee ausmachen, die in con- 
ereio gar nicht vorgestellt werden kann. Aus einer solchen psycholo- 
gischen Idee kann nun nichts Anderes als Vortheil entspringen, wenn 
man sich nur bütet, sie für etwas mehr als blosse Idee, d. i. bloss rela- 
fir auf den systematischen Vernunfigebrauch in Ansehung ‚der Erschei- 
mungen. unserer Seele gelten zu lassen. Denn da mengen sich keine 
empirischen Gesetze körperlicher. Erscheinungen, ‚die ganz von, anderer. = 
Art sind, indie Erklärungen dessen, was bloss vor den inneren Sinn 
gehört; da werden keine windigen Hypothesen von Erzeugung, Zerstö- 
rung und Palingenesie der Seelen u. s. ‚w. augelassen; also wird die 
Betrachtung dieses Gegenstandes des inneren Sinnes ganz rein und un- 
vermengt mit ungleichartigen Eigenschaften ‚angestellt, überdem. die 
Vernunftuntersuchung darauf gerichtet, die Erklärungsgründe in diesem, 
Subject; so weit es möglich ist, ‚auf ein einziges Prineip hinaus zu " 
führen, welches alles durch ein sölches Schema, als'ob es ein wirkliches rıs 
Wesen wäte, am besten, ja sogar-einzig’und allein bewirkt wird. Die, 
psychologische‘ Idee kann auch nichts Anderes als das Schema eines re- 
gulativen Begriffs bedeuten. Denn, wollte, ich auch nur fragen, ob die 
Seele nicht ‚ansich geistiger Natur sei, 20 hätte diese Frage gar 
liche Natur, sondern überhaupt alle Natur weg, d.i. alle Prädieate irgend 
einer möglichen Erfahrung; mithin alle Bedingungen, 'zu einem solchen 
species Se 
es macht, dass man sagt,'er habe einen Sinn. red 
a ehskoogäindire Tüte, dar ieesi pissen är 
Weltbegriff überhaupt. Denn Natur ist eigentlich nur das einzige ge- 
u 
bedarf. ' Diese Natur ist zwiefach, entweder die denksnde.oder die körper- 
liche Natur. “Allein zu der letzteren, um sie ihrer inneren Möglichkeit 
naeh au denken, di. i. die Anwendung der Kntegörien' auf dieselbe zu 
bestimmen; bedürfen‘ wir‘ keiner Ides, ) 4.>eiher die Erfahrung. über- 
in Vorstellüng? ts ist/auch‘ keine/ in Ansehung, derselben mög- 
"wir dhrin bloss durch sinnliche Anschauung: geleitet werden, 
und nieht wie indem’ psychologischen Grundbegrißs (Ich); welcher eine 
gewisse Forin'des Denkens, nämlich die Einheit desselben-a priori enthält; 





Ki. 









TE Elementarlehre "IE Theit IL Abtheiling. TR/Buakı 


zi Also bleibt uns für die reine Vernunft nichts-übrig als Natur | u 
und die Vollständigkeit der Bedingungen in derselben’ nach sine 
Princip. Die absolute Totalität der Reihen 
Ableitung ihrer Glieder ist eine Ides, die zwar im empirischen Gebrauchs 
der Vernunft niemals völlig zu Stande er 
Regel dient, wie wir in Ansehung’ derselben verfahren sollen, u 
der Erklärung gegebener Erscheinungen (im Zurückgehen W 
so, als ob die Reihe an sich unendlich wäre, di ü 
wo die Vernunft selbst als bestimmende Ursache betrachtet wird (in der 
Freiheit), uleo bei praktischen Prineipien, als ob wir nicht ein Objest- 
der Sinne, sondern des reinen Verstandes vor uns hätten, 'wo die Bedin- 
gungen nicht mehr in der Reihe der Erscheinungen, sondern ausser der 
selben gesetzt werden können, und die Reihe der Zustände angesehen 
werden kann, als ob eio schlochthiu (durch eine intelligibele Ursache) 
ankefängen witrde;' welches allee beweist, duss:die kosmölogischen Ideas; 
nichts als regulative Principien und weit davon entfernt sind, gleichmmin 
constitutiv eine wirkliche Totalität solcher Reihen zu setzen. Das übei 
kann man an seinem Orte unter der Antinomie der reinen Vi h 
Die dritte Tdee der reinen Vernunft, welche eine bloss relative Sup 
position eines Wesens enthält, als der einigen und allgenugsamen Ur- 
sache aller kosmologischen Reihen, ist der Vernunftbegrifi von Gott 
14 Den Gegenstand dieser Ides haben wir nicht den: mindesten ‚Grund 
schlechthin anzunehmen (an sich zu supponiren); denn was kann uns. 
wol dazu vermögen oder auch nur berechtigen, ein Wesen von der 
höchsten Vollkommenheit und als seiner Natur nach schlechthin neth- 
wendig aus dessen blossem Begriffe an sich selbst zu glauben ‚oder zu 
behanpten, wäre es nicht die Welt, in Beziehung auf welche diese Sup- 
. Position allein nothwendig sein kann; und da zeigt es sich klar, dass die 
Ides desselben so wie alle speculativen Ideen nichts weiter sagen wolle, 
als dass die Vernunft gebiete, alle Verknüpfung der Welt nach Prineipien, 
einer systematischen Einheit zu betrachten, mithin als ob sie insgesammt- 
ans einem einzigen allbefüssenden Wesen: als oberster und allgenugsamer 
Ursache entsprungen würe. Hieraus ist klar, dass die Vernunft hierbei 
nichts als ihre eigene formale Regel in Erweiterung ihres’ empirischen 
Gebrauchs zur Absicht haben: könne, niemals aber eine Erweiterung 
übervalle Grenzen des empirischen Gebrauchs, folglich unter 





















| Pe 





— 5 A 


I 


I VER Alschnätt. Anlıang zur tmmsmwendentalen Dinkektik. 47 
dieser Idee ‚kein eonstitutives Prineip ihres auf mögliche Erfahrung ge- 


richteten Gebrauchs verborgen. nr in we ke 
© Diechöchste formale Einheit, welche allein auf Vernunftbegriffen, bo- 
raht, ist die aweckmässige Einheit der Dinge, und das speeulatire 
Interesse der Vernunft: macht ex nothwendig, alle Anordnung ‚in der 
Welt so anzusehen, als ob’ sie aus der Absicht einer allerhöchsten Ver- 
wumft 'entaprossen wäre. Ein solches Prineip. eröffnet nämlich unserer 
auf das. Feld der Erfahrungen angewandten ‘Vernunft ganz, neue Aus; rıs 
‚sichten, nach teleologischen Gesetzen. die Dinge der Welt zu verknüpfen 
und dadurch zu der grössten systematischen Einheit derselben zu ge- 
langen. Die Voraussetzung einer obersten Intelligenz. als der.alleinigen 
Ursache des Weltganzen, aber freilich bloss in der Idee, kann olso jeder- 
zeit der Vernunft nutzen und dabei doch-niemals schaden. Denn, wenn 
wir in Ansehung der Figur der Erde (der runden, doch etwas, abgeplat- 
teten),® der Gebirge und Meere u. & w. lauter weise Absiehten eines 
Urhebers zum woraus annehmen, s0 können wir auf diesem. Wege eine 
setzung als einem bloss regulativen Princip, s0 kann selbst der Irr- 
lim uns nicht schaden. | Denn’ es kann allenfalls darans nichts weiter 
folgen, als dass, wo wir einen teleologischen Zusammenhang, (nerus fneha) 
erwarteten, ein bloss mechanischer ‚oder physischer (news efertieus) an- rıs 
getroffen werde, wodurch wir in einem solchen Falle‘ nur ‚eine Einheit 
mehr vermissen, aber nicht die Vernunfleinheit in ihrem empirischen Ge- 
brauche verderben. Aber sogar dieser Querstrich kann das Gesetz selbst 
in allgemeiner und telologischer Absicht überhaupt nicht treffen. ‚Deun, 
 obzwar ein Zergliederer eines Irrihums überführt werden kann, wenn. er 
irgend ein Gliedmass eines thierischen Kürpers auf einen Zweck. besicht, 
von welchem man deutlich zeigen kann, dass er daraus nicht erfolge, so 
— 
ee den eine kugelige Erdgestalt schafft, ist bekannt genng; aber 
wissen, dass ihre Abplattung als einss Sphärolds es nlin verhindert, dass 
‚Mervorragungen des festen. Landes oder much kluinerer, vielleicht durch 
a ae 
‚langer Zeit ausohnlich. verrücken, wärs ‚nicht die. Aufschwellang der Erde unter der 
Linie ein »0 gewaltiger Borg, den der Schwung jedes anderen Borges niemals mürk- 
z mus seiner Lage In Ansohung dor Achse bringen kam. Und doch erklärt man 





476 Elementarlehre. IL Theil: TR Adtheilong. IL Buch; TE Hamptstück 


istes doch gänzlich unmöglich, in einem Falle zu beweisen, dass eine 
Natureinrichtung, es mag sein welche es wolle, (ganz und gar keinen 
Zweck habe. Daher erweitert auch die Physiologie (der Aurzte) ihre 
sehr eingeschränkte empirische Kenntniss von den Zwecken des Glieder- 
bates eines organischen Körpers durch einen Grundsatz, welchen bloss 
reine Vernunft eingab, so weit, dass man darin ganz dreist und zugleich 
mit aller Verständigen Einstimmung annimmt, es habe. alles an dem 
"Thiere seinen Nutzen und gute‘ Absicht; welche Voraussetzung, wenn 
sie eonstitutiv sein sollte, viel' weiter geht, als uns bisherige Beobachtung 
börechtigen kann, woraus denn zu ersehen ist,dass sie nichts ‚als ein 
regulatives Princip der Vernunft sei, um zur höchsten. systematischen 
Weltursache, und als ob diese als höchste Intelligenz’ nach. der weise 
sten) Absicht die Ursache von allem sei, in gelaigem nun 00. 
27 Gehen wir aber von dieser Restriction der des auf den bloss regu- 
lativen Gebrauch ab, so wird die Vernunft auf so mancherlei Weise irre 
geführt, indem sie alsdanı den Boden der Erfahrung, der döch die Merk- 
zeichen ihres Ganges enthalten 'inuss, verlässt, und'sich über denselben 
zu dem Unbegreiflichen und Unerforschlichen hinwagt, tiber dessen Höhe 
sie nothwendig schwindlig wird, weil die sich sts dem Standpunkte des- 
selben von allem ee 
iger sieht! ] be 

' Der erste Fehler, Andeietenauhfegt, dass man die Idee eines 
höchsten Wesens nicht bloss regulativ, sundern (welches der Natur einer 
Idee zuwider ist) eonstitutiv braucht, ist die faule Vernunft (iynava ratio)* 
Man kann jeden Grundsatz s0 neunen, welcher macht, dass man seine 
u wo es’aueh sei, für schlechthin vollendet ansieht; 


het 

* 50 nannten die alten Dialektiker einen emgachlane, der 0 Inutete: Won es 
dein Sebicksal mit sich bringt, du sollst von dieser Krankheit genesen, #6 wird us 
geschehen, du magst einen Arzt rauchen oder nicht Cicnno sagt, dass Alew Art 
zu schliessen ihren Namen daher habe, dam, wenn man Ihr folgt, fur keih Gebrauch 
der Vernunft im Leben ührig bleibe. "Dieses Ist’ die Ursäche, warum Seh das \s0- 
phistische Argument der reinen Vernunft mit demselben: Namen) belage, 





' Hier scheint der Nachsatz Gangalilikuren vsefi.dhrn: kan ma 
Worte: „dns wir die beiden allgemeinsten Fohler, die diesen Tiuschungen zum 
Grunde liegen, nufdecken wollen.” 77 


0 VER Abschnitt. | Anhang zur transscondentalen Dinlaktik. ATT 


und ‚die Vernunft ‚sieh also zur Ruhe begiebt, als ob ale ihr Geschäft 
völlig-ausgerichtet habe. Daher selbst die psychologische Idee, wenn sie 
als ein ‚constitutives Princip für die Erklärung der Erscheinungen unserer 
Seele, und hemach gar zur.Erweiterung unserer Erkenntniss dieses Sub- 
jeets noch über alle Erfahrung hinaus (ihren Zustand nach dem Tode) 
gebraucht wird, es der Vornunft zwar schr bequem macht,.aber such. 
allen. .Naturgebrauch derselben nach der Leitung der Erfahrungen ganz 
verdirbt und zu Gründe richtet. So erklärt der dogmatische Spiritualist 
die. durch allen. Wechsel ler Zustände unverändert bestehende Hinheit 
der Person aus der Einheit der denkenden Substanz, die er in dem Ich 
achmen, die sich allererst unch unserem Tode zutrugen sollen, aus dem 
Bewusstsein. der immateriellen Natur unseres denkonden Suhjeets u. 4.1, 
und überbebt sich aller Naturuntersuchung der Ursache dieser unserer 
inneren ‚Erscheinungen, aus, physischen Erklärungsgründen, indem. er 
gleichsam ‚durch den Machtspruch. einer transscendenten Vernunft, die 
immanenten;Erkenntnissquelleu ‚der Erfahrung zum Behuf seiner ‚Ge 
mlichliehkeit, sber mit Einbusse ‚aller Einsicht vorbeigeht: Noch’ deut 
licher. füllt, diese nachtheilige Folge bei.dem Dogmatisums unserer Idee 
von. einer. höchsten: Intelligenz und dem darauf Ailschlich gegründeten 
theologischen System der Natur (Physikotheologie) in die Augen. Denn rs 
dadienen alle sich in der Natur zeigenden, oft nur von uns selbst dass 
gemachten Zwecke dazu, es uns in der Erforschung der Ursachen recht 
bequem‘zu machen, nämlich anstatt sie in den allgemeinen Gesetzen des 
Mechanismus, der Materie zu suchen, sich'geradezu auf den unerforsch- 
der höchsten Weisheit zu berufen, und die Vernunft- 
bemühung alsdunn für vollendet anzusehen, wenn man sich‘ ihres Ge- 
branehs überhebt, ‚der. doch nirgend.einen Leitfaden findet, ‚als wo ihn 
uns. die ‚Ordnung der. Natur ‚und. die Reihe der Verinderangen nach 
‚inneren und: allgemeinen Gesetzen an die Hand giebt, _ Dieser 
jer kann ‚vermieden werden, wenn wir nicht bloss einige Nafurstticke, 
alsız. B..die Vertheilung des festen Landes, das Bauwerk desselben und 
die Beschaffenheit und Lage der Gebirge, oder wol gar nur die Organi- l 
sation im Gowlichs- und Thierreiche, aus dem Gesichtspunkte der Zwecke 
betrachten, sondern diese systematische Einheit der Natur in Beziehung 
auf,die Idee einer höchsten, Intelligenz ganz allgemein machen. Denn 


kin 










Aannilung Aaawi Hiyelpal probieren Romanen prös 
| Interesse Int, bestätigen, und dadurch \unsero Betrachtung ‚über die 
Dinlektik derselben’zur gänzlichen Vollendung bringen. 1.0... 
"Fragt man denn also (in Absicht auf-eine‘ transscondentale Theo 
)* erstlich, ob es etwas von der Welt Unterschiedenes 
en Kesktieiknehe teste 
nen Gesetzen enthalte, so ist die Antwort: ohne Zweifel. 
ee | 
scendentaler, 'd. i. bloss dem reinen Verstande denkbarer Grund: 
‚sein. Ist zweitens die Frage, ob dieses Wesen Substanz, von 
grössten Realität, nothwendig u.a w: sei, so antworte ich, da 
Frage gar keine Bedeutung habe. Deun alle. 
welche ich mir einen Begriff von einem solchen Gegenstande zu 
versuche, sind von keinem anderen als empirischem Gebrauchs ı 
gar keinen Sinn, wenn sie nicht auf Objocte möglicher Erfahrung, d. 
auf die Sinnenwelt angewandt werden, Ausser diesem Felde | 
"bloss Titel zu Begriffen, die man einräumen, dadurch ‚man aber 
"nichts verstehen kann. Ist endlich drittens die Frage, ob wir. 
wenigstens dieses von der Welt unterschiedene Wesen nach einer Ana- 
E logie mit den Gegenstiinden der Erfahrung denken dürfen, so ist die 
125 Autwoht: allerdings, aber nur als Gegenstand: in der: Ideo, und. nicht 
in der Realität, nlimlich nur, eo fern er ein uns unbekanntes Substratum. 
der sienichen Bine, Ordnung und Zeeknßgkie der Wale 
ne 
* Pagjenige, run dab schon worte von. der pujchöloglichen: Idee und, denen. 
an Ve se rue ni 






















ähnlich, welches Ale Kritik in Ansehung des thoolokischen Tasals Heöhachtet ) 














Be 





—— —— 


VIE Abschnitt Anhaug zur transsommdentalen Dialektik. 481 


Naturforschung machen muss. Noch mehr, wir können in dieser Idee 
beförderlieh sind, ungescheut und ungetadelt erlanben "Denn es ist 
immer nur eine Idee, die gar nicht direct auf ein von der Welt unter- 
‚schiedenes Wesen, sondern auf das regulative Princip der systematischen 
Einheit der Welt, aber nur vermittelst eines Schema derselben, nämlich 
einer obersten Intelligenz, die nach weisen Absichten Urheber derselben 
sei, bezogen wird. Was dieser Urgrund der Welteinheit an sich selbst 
sei, hat dadurch nicht gedacht werden sollen, sondern wie wir ihu oder 
vielmehr seiie Idee relativ auf den systematischen Gebrauch der Vernunft 
in Ansahuıng der Dinge der Welt brauchen sollen. 

‚Auf solche Weise aber können wir doch (wird man fortfahren zu 
fragen) einen einigen, weisen und allgewaltigen Welturheber annehmen? 
Ohne allen Zweifel; und nicht allein dies, sondern wir nissen einen 
solchen voraussetzen. Aber alsdann erweitern wir doch unsere Erkennt- 
niss über das Feld möglicher Erfahrung? Keineswegs. Denn wir 
was es an sich selbst sei (einen bloss transscendentalen Gegenstand); aber 
in Besiehung)'anf die systematische und zweckmässige ‚Ordnung. des 
Weltbaues, welche wir, wenn wir die Natur studiren, voraussetzen mlissen, 
haben wir jenes uns unbekannte Wesen nur nach der Analogie mit 
einer Intelligenz (ein empirischer Begriff) gedacht, d. i. es in Anschung 
der Zwecke und der Vollkommenheit, die. sich auf ‚dasselbe gründen, 
gerade mit den Eigenschaften begabt, die nach den Bedingungen unserer 
Vernunft den Grund einer solchen systematischen Einheit enthalten 
können. Diese Idee ist also respectiv auf den Weltgebrauch unse s 
rer Vernunft ganz gegründet, Wollten wir ihr aber schlechthin objestive 
Gültigkeit ertheilen, s0 würden wir vergessen, dass es lediglich ein Wesen 
in der Idee sei, das wir denken, ımd indem wir alsdann von einem durch 
die Weltbetrachtung gar nicht bestimmbaren Grunde anfingen, würden 
wir dadurch ausser Stand gesetzt, dieses Princip dem empirischen Ver- 
nunftgebrauch angemessen anzuwenden. 

Aber (wird man ferner fragen) auf solche Weise kann ich doch von 
‚dem Begriffe und der Voraussetzung eines höchsten Wesens in der ver- 

. nlinftigen Welthetrachtung Gebrauch machen? Ja, dazu war auch eigent- 
lieh diese Idee von der Vernunft zum Grunde gelegt. Allein darf ich 
Kanz’s Krlik dor reinen Vernunft. 31 


ku 

















482 Elementarlohre. IL Theil: IL Abthellung. IL Buch. TI: Haupistück. si 


7anun zweckähnliche Anordnungen als Absichten ansehen, indem ie 
vom göttlichen Willen, obzwar vermittelst besonderer dazu in der W 
darauf gestellter Anlagen ableite? Ja, das könnt ihr auch thun, 
dass es euch gleich viel gelten muss, ob jemand sage: die, eW 
heit hat alles so zu ihren obersten Zwecken geordnet, oder: die Idee 
höchsten Weisheit Ist ein Regulativ in der Nachforschung der Natur 
und ein Princip der systematischen und zweckmässigen Einheit derselben 
nach allgemeinen Naturgesetzen, auch selbst da, wo wir jene nicht ge 
wahr werden, d. i. es muss euch da, wo ihr sie wahrnehtmt, völlig einer- 
lei sein, zu sagen: Gott hat es weislich so gewollt, oder: die Natur hat 
es also weislich geordnet: Denn die grösste systematische und zweck- 
missige Einheit, welche eure Vernunft aller Naturforschung als regu- 
latives Prineip zum Grunde zu legen verlangte, war eben das, was euch 
berechtigte, die Idee einer höchsten Intelligenz als ein Schema des zogu- 
lativen Prineips zum Grunde zu legen, und so viel ihr nun nach dem- 
selben Zweckmässigkeit in der Welt antrefit, so viel'habt ihr Bestätigung 
der Rechtmässigkeit eurer Idee; da aber gedachtes Prineip nichts Anders 
zur Absicht hatte, als nothwendige und grösstmögliche Natureinheit su 
suchen, so werden wir diese zwar, so weit als wir sie erreichen, der Idev 
eines höchsten Wesens zu danken haben, können aber die allgemeinen 
Gesetze der Natur, als in Absicht auf welche die Idee nur zum Grunde 

is gelegt wurde, ohne mit uns selhst in Widerspruch zu gerathen, nicht 
vorbei gehen, um diese Zweckmilssigkeit der Natur als zußilig und 
hyperphysisch ihrem Ursprunge nach anzusehen, weil wir nicht berechtigt 
waren, ein Wosen über der Natur von den gedachten Eigenschaften an- 
zunehmen, sondem nur, die Idee desselben zum Grunde zu legen, um | 
nach der Analogie einer Causalbestimmung die Erscheinungen als we: 
matisch unter einander verknüpft anzusehen. 

Eben daher sind wir auch berechtigt, die Weltursache in der Tdeı 
nieht allein nach einem subtileren Anthropomorphismus (ohne welchen 
sich gar nichts von ihm denken lassen würde), nämlich als ein Wesen, 
das Verstand, Wolgefallen und Missfallen, imgleichen eine demselben 
gemässe Begierde und Willen hat u s. w., zu denken, sondern demselben 
unendliche Vollkommenheit beizulegen, die also diejenige weit übersteigt, 
dazu wir durch empirische Kenntniss der Weltordnung berechtigt sein 
können. Denn das regulative Gesetz der systematischen Einheit will, 


VE — — 


VII. Abschnitt. Anhang zur transsendantaln Dialektik. 483 


dass wir die Natur s0 studiren sollen, als ob allenthalben ins unendliche 
systematische und zweckmiässige Einheit bei der grösstmöglichen Mannig- - 
fultigkeit angetroffen würde. Denn, wiewol wir nur wenig von dieser 
Weltvollkommenheit ausspähen oder erreichen werden, so gehört es doch 
zur Gesetzgebung unserer Vernunft, sie allerwärts zu suchen und zu 
vermuthen, und es muss uns jederzeit vortheilhaft sein, niemals aber 
kann es nachtheilig werden, nach diesem Princip die Naturbetrachtung 12» 
anzustellen. Es ist aber unter dieser Vorstellung der zum Grunde ge- 
legten Idee eines höchsten Urkebers auch klar, dass ich nicht das Dasein 
und die Kenntniss eines solchen Wesens, sondern nur die Idee desselben 
zum Grunde lege, und also eigentlich nichts von diesem Wesen, sondern 
bloss von der Idee desselben, d. i. von der Natur der Dinge der Welt 
nach einer solchen Idee ableite. Auch scheint ein gewisses, obzwar un- 
entwickeltes Bewusstsein des ichten Gebrauchs dieses unseres Vernunft- 
begriffs die beicheidene und billige Sprache der Philosophen aller Zeiten 
veranlasst zu haben, da sie von der Weisheit und Fürsorge der Natur, 
und der göttlichen Weisheit als gleichbedeutenden Ausdrücken reden, 
ja den ersteren Ausdruck, so lange es um bloss speenlative Vernunft zu 
thtun ist, vorziehen, weil er die Anmassung einer grösseren Behauptung, 
als die ist, wozu wir befugt sind, zurück hält und zugleich die Vernunft 
auf ihr eigenthümliches Feld, die Natur zurück weist. 

So enthält die reine Vernunft, die uns anfangs nichts Geringeres 
als Erweiterung der Kenntnisse ilber alle Grenzen der Erfahrung zu 
versprechen schien, wenn wir sie recht verstehen, nichts als regulutive 

die zwar grössere Einheit gebieten, als der empirische Ver- 
standesgebrauch erreichen kann, aber eben dadurch, dass sie das Ziel 
der Annäherung desselben so weit hinaus rücken, die Zusammenstimmung 7: 
desselben mit sich selbst durch systematische Einheit zum höchsten Grade 
bringen, wenn man sie aber missversteht, und sie für eonstitutive Prin- 
eipien transscendentaler Erkenntnisse hält, durch einen zwar glänzenden, 
aber trüglichen Schein Ueberredung und eingebildetes Wissen, hiermit 
aber ewige Widersprüche und Streitigkeiten hervorbringen. 





80 Rüngt denn alle menschliche Erkenntnis mit Anschauungen an, 
‚geht von da zu Begriffen, und endigt mit Ideen, Ob sie zwar in Anse- 
hung aller drei Elemente Erkenntnissquellen a prior’ hat, die beim ersten 

sr 


ki 








484 Elementarlehre. II. Theil: IL Abtheiling, Way TU Hp 


Anblicke die Grenzen aller Erfahrung zu verschmähen scheinen, so ber | 
zeugt doch eine vollendete Kritik, dass alle Vernunft im speculativen“ 1 
Gebrauche mit diesen Elementen niemals iiber das Feld möglicher Er- 
führung hinauskommen künne, und dass die eigentliche j 
dieses obersten Erkenntnissvermögens sei, sich aller Methoden und der. 
Grundsätze derselben nur zu bedienen, um der Natur nach allen mög- 
lichen Prineipien der Einheit, worunter die der Zwecke die vornehmste. 
ist, bis in ihr Innerstes nachzugehen, niemals aber ihre Grenze zu über 
fliegen, ausserhalb welcher für uns nichts als leerer Raum ist Zwar 
hat uns die kritische Untersuchung aller Sätze, welche unsere Erkenit- 
rsı miss über die wirkliche Erfahrung hinaus erweitern können, in der trans 
scendentalen» Analytik hinreichend iberzeugt, dass sie niemals zu etwas 
mehr ala einer möglichen Erfahrung leiten können; und wenn man nieht 





ee 
004 Kar) selbst gegen die klarsten abstracten und einen Tchreiitao min 
traufsch wäre, wenn nicht reizende und scheinbare An uns 


lönden"Zwang der ersteren abzuwerfen, so hitten wir allerdings der müh- 
k der samen Abhörung aller dialektischen Zeugen, die eine transscendente Vor- 
unft zum Beluf ihrer Anmassungen auftreten Iksst, überhoben sein 
‘können; denn wir wussten es schon zum voraus mit völliger Gewissheit, 
dass alles Vorgeben derselben zwar vielleieht ehrlich gemeint, aber 
schlechterdings nichtig sein milsse, weil es eine Kundschaft betraf, die 
kein Mensch jemals bekommen kann. Allein, weil doch des Redens kein 
Ende wird, wenn man nicht hinter die wahre Ursache des Scheins komm, 
wodurch selbst der Vernünftigste hintergangen werden kann, und die 
Auflösung aller unserer transscendenten Erkenntnis in ihre Elemente 
(als ein Studium unserer inneren Natur) an sich selbst keinen geringen 
Werth hat, dem Philosophen aber sogar Pflicht ist: 80 war es nicht allein 
nöthig, diese ganze, obzwar eitele Bearbeitung der speeulativen Vernunft 
bis zu ihren ersten Quellen ausführlich nachzusuchen, sondern, da der 
dialektische Schein hier nicht allein dem Urtheile nach täuschend, sım- 
rs dern much dem Interesse nach, das man hier am Urtheile nimmt, an- 
lockend und jederzeit natilrlich ist und so in alle Zukunft bleiben wird, 
so war es rathısam, gleichsam die Acten dieses Processes ausführlich ab- 
zufassen und sie im Archive der menschlichen Vernunft zu Verhitung 
künftiger Irrungen älinlicher Art niederzulegen. 


rad 
kunmamf fi 


u 


Transscendentale Methodenlehre. 


Wenn ich den Inbegriff aller Erkenntnis der reinen und speeula- 35 
tiven Vernunft wie ein Gebäude ansehe, dazu wir wenigstens die Idee 
in uns haben, so kann ich sagen, wir haben in der transscendentalen 
Elementarlehre das Bauzeug überschlagen und bestimmt, zu welchem 
Gebäude, von welcher Höhe und Festigkeit es zulange Freilich fand 
‚es sich, dass, ob wir zwar einen 'Thurm im Sinne hatten, der bis an den 
Himmel reichen sollte, der Vorrath der Materialien doch nur zu einem 
Wohnhauses zureichte, welches zu unseren Geschäften auf der Ebene der 
Erfahrung gerade geräumig und hoch genug war, sie zu übersehen, dass 
aber jene kühne Unternehmung aus Mangel an Stof fehlschlagen musste, 
ohne einmal auf die Sprachverwirrung zu rechnen, welche die Arbeiter 
über den Plan unvermeidlich entzweien und sie in alle Welt zerstreuen 
musste, um sich, ein jeder nach seinem Entwürfe, besonders anzubanen. 
Jetzt ist es uns nicht sowol um die Materialien, als vielmehr um den 
Plan zu thun, und, indem wir gewarnet sind, «s nicht auf einen belie- 
Ligen blinden Entwurf, der vielleicht unser ganzes Vermögen übersteigen 
könnte, zu wagen, gleichwol doch von der Errichtung eines festen Wohn- 
sitzes nicht wol abstehen können, den Anschlag zu einem Gebäude in 
Verhältnis auf den Vorrath, der uns gegeben und zugleich unserem 
Bedürfniss angemessen ist, zu machen. 

Ich verstehe also unter der transscendentalen Methodenlehre die 
Bestimmung der formalen Bedingungen eines vollständigen Systems der 
reinen Vernunft. Wir werden es in dieser Absicht mit einer Diseiplin, 
einem Kanon, einer Architektonik, endlich einer Geschichte der 
reinen Vernunft zu thun haben, und dasjenige in transacendentaler Ab- 
sicht leisten, was unter dem Namen einer praktischen Logik in An- 
sehung des Gebrauchs des Verständes überhaupt in den Schulen gesucht, 
aber schlecht geleistet wird, weil, da die allgemeine Logik auf keine be- 
sondere Art der Verstandeserkenntniss (2. B. nicht auf die reine), auch 


488 Methodenlehre. 


nicht auf gewisse Gegenstände eingeschränkt ist, sie, ohne Kenntnisse 
aus anderen Wissenschaften zu borgen, nichts mehr thun kann, als Titel 
zu möglichen Methoden und technische Ausdrücke, deren man sich 
in Ansehung des Systematischen in allerlei Wissenschaften bedient, vor- 
zutragen, die den Lehrling zum voraus mit Namen bekannt machen. 
deren Bedeutung und Gebrauch er kunftig allererst soll kennen lernen. 


Der yegre 
transscendentalen Methödenlehre 
erstes Hauptstück. 

Die Diseiplin der reinen Vernunft. 





Die negativen’ Urtheile, (die as nicht bloss der lögischen, Form; 
sondern 'anch dem Inhalte nach sind, stohen bei dar Wissbegierde der 
Menschen in keiner sonderlichen Achtung; man sieht sie wol gar ala 
neidische Feinde unseres unablässig zur Erweiterung steebenden Br- 
kenutnisstriebes an, und es bedarf beinahe einer Apelogie, um ihnen ar 
nur Duldung, und noch mehr, um ihnen Gunst und Hochschätzung zu 
verschaffen. 

Man kann zwar logisch alle Sätze, die man will, negativ aus- 
drücken, in Anselung des Inhalts aber unserer Erkenntnis überhaupt; 
ob sie durch ein Urtheil erweitert oder beschränkt wird, haben die ver- 
neinenden das eigenthümliche Geschäft, lediglich den Irrthum abzu- 
halten. Daher auch negative Sätze, welche eine falsche Erkenntnis 
abhalten sollen, wo doch niemals ein Irrthum möglich ist, zwar sehr 
wahr, aber doch leer, d. i. ihrem Zwecke gar nicht angemessen, und 
eben darum oft lächerlich sind. Wie der Satz jenes Schulredners, dass 
Alexander ohne Kriegsheer keine Länder hätte erobern können: 

Wo aber die Schranken unserer möglichen Erkenntnis sehr eng, 
der Anreiz zum Urtheilen gross, der Schein, der sich darbietet, sehr be- 
trüglich, und der Nachtheil aus dem Irrthum erheblich ist, da hat das 
Negative der Unterweisung, welches bloss dazu dient, um uns vor Irr- 
thilmern zu verwahren, noch melr Wichtigkeit als manche positive Be- 
lehrung, dadurch unsere Erkenmtniss Zuwachs bekommen könnte, Man 
nennt den Zwang, wodurch der bestäindige Hang von gewissen 
abzuweichen eingeschrlinkt und endlich vertilgt wird, die Diseiplin! 
Sie ist von der Cultur unterschieden, welche bloss eine Fertigkeit 


490 Mothodenlehre, X. Hauptstlck, 


verschaffen soll, ohne eine andere, schon vorhandene dagegen 
+» Zu der Bildung eines Talents, welches schon für sich selbst einen . 
a Im 
aber und Doctrin einen positiven Beitrag leisten. * 
Dass das Temperament, imgleichen dass Talente, die sich gern eine 
freie und uneingeschränkte Bewegung erlauben (als Einbildungskraft und 
Witz), in mancher Absicht einer Diseiplin bedürfen, wird jedermann 
leicht zugeben. Dass aber die Vernunft, der es eigentlich obliegt, allen 
anderen Bestrebungen ihre Diseiplin vorzuschreiben, selbst noch. eine 
solche nöthig habe, das mag allerdings befremdlich scheinen; und in der 
That ist sie auch einer solchen Demüthigung eben darum bisher ent 
gangen, weil bei der Feierlichkeit und dem gründlichen Anstande, womit 
sie auftritt, niemand auf den Verdacht eines leichtsinnigen Spiels mit 
Einbildungen statt Begriffen, und Worten statt Sachen leichtlich. ge- 
rathen konnte. er 
Es bedarf keiner Kritik der Vernunft im empirischen Gebraule, 
239 weil ihre Grundsätze am Probirstein der Erfahrung einer continwirlichen 
Prüfung unterworfen werden; imgleichen auch nicht in der Matlernatik, 
wo ihre Begriffe an der reinen Anschauung sofort in conoreto dargestellt 
werden müssen, und jedes Ungegründete und Willkürliche dadurch als 
bald offenbar wird. Wo aber weder empirische noch reine Anschauumg 
die Vernunft in einem sichtbaren Geleise halten, nämlich in ihrem trans- 
acendentalen Gebrauchs nach blossen Begriflen, da bedarf sie so schr 
einer Disciplin, die ihren Hang zur Erweiterung über die eugen Grenzen 
möglicher Erfahrung bindige und sie von Ausschweifung und Irrihum 
abhalte, dass auch die ganze Philosophie der reinen Vernunft bloss mit 
diesem negativen Nutzen zu thun hat, Einzelnen Verirrungen kann 
durch Censur, und den Ursachen derselben durch Kritik abgeholfen | 
werden. Wo aber, wie in der reinen Vernunft, ein ganzes System von 





® Ich weiss wol, dass man in dor Schulsprache den Namen der Diseiplie 
mit dem der Unterweisung gleichgoltend'an brauchen pflegt Allein ex giebt 
so viele andero Fälle, dn dor orstero Ausdruck als Zucht von dem. zweiten als 
Belohrung sorgfältig untorschloden wird, und die Natur der Dinge erheischt # 
auch selbst, fir diesen Unterschied die einzigen schicklichen Ausdrücke aufkubewahren, 
Anss ich wünsche, man möge niemals erlauben, jenes Wort In anderer als niegatkrer 
Bedeutung zu brauchen. 








ih 


- 


Die Disciplin der reinen Vernunft im dogmat, Gebrauche. 491 


'Täuschungen und Blendwerken angetroflen wird, die unter sich wol ver- 
bunden und unter gemeinschaftlichen Prineipien vereinigt sind, da scheint 
eine ganz eigene und zwar negative Gesetzgebung erforderlich zu sein, 
welche unter dem Namen einer Disciplin aus der Natur der Vernunft 
und der Gegenstände ihres reinen Gebrauchs gleichsam ein System der 
Vorsicht und Selbstprüfung errichte, vor welchem kein falscher vernünf- 
telnder Schein bestehen kann, sondern sich sofort ungeachtet aller Gründe 
seiner Beschönigung verrathen muss, 

Es ist aber wol zu merken, dass ich in diesem zweiten Haupttheile fio 
der transecendentalen Kritik die Diseiplin der reinen Vernunft nicht auf 
den Inhalt, sondern bloss auf die Methode der Erkenntnis aus reiner 
Vernunft richte. Das erstere ist schon in der Elementarlehre geschehen. 
Es hat aber der Vernwnftgebrauch so viel Aehnliches, auf welchen 
Gegenstand er auch angewandt werden mag, und ist doch, «0 fern er 
transscendental sein soll, zugleich von allem anderen so wesentlich unter- 
schieden, dass ohne die warnende Negativichre einer besonders darauf 
gestellten Diseiplin die Irrthümer nicht zu verhüten sind, die aus einer 
unschicklichen Befolgung solcher Methoden, die zwar sonst der Vernunft, 
ober nur nicht hier anpassen, nothwendig entspringen müssen. 


Des ersten Hauptstücks 
erster Abschnitt, 


Disciplin der reinen Vernunft im dogmatischen 
Gebrauche. 


Die Mathematik giebt das gliinzendste Beispiel einer sich olme Bei- 
lilfe der Erfahrung von selbst glücklich erweiternden reinen Vernunft. 
Beispiele sind ansteckend, vornehmlich für dasselbe Vermögen, welches 
sich natürlicher Weise schmeichelt, eben dasselbe Glück in anderen Fallen 
'zu haben, welches ihm in «inem Falle zu Theil worden. Daher hoft 
reine Vornunft im transscendentalen Gebrauchs sich ebenso glitcklich zu 
und gründlich erweitern zu können, als es ihr im mathematischen ge- 
lungen ist, wenn sie vornehmlich dieselbe Methode dort anwendet, die 
hier von s0 augenscheinlichem Nutzen gewesen ist: Es liogt uns also 
viel daran zu wissen, ob die Methode zur apodiktischen Gewissheit zu 
gelangen, die man in der letzteren Wissenschaft mathematisch nennt, 


ku 


4 
























492  Mothodenlohre 1 Mnuptstiick. 1 Abschnitt 


mit derjenigen einerlei sei, womit man eben dieselbe Gi 
Philosophie sucht, und die dasellist dogmatisch genannt 
Die philosophische Erkenntnis ist die Vernunfterk: 
us Begriffen, die mathematische aus der Construction 
Einen Begrifl aber construiren heisst: die ihm corresp 
Anschauung @ prior: darstellen. Zur Construction eines B 
also eine nicht empirische Anschauung erfordert, die folglich als 
schanung ein einzelnes Object ist, aber nichts desto weniger alı 
Construction eines Begriffs (einer allgemeinen Vorstellung) Allg 
giltigkeit für alle möglichen Anschauungen, die unter denselben 
‚gehören, in der Vorstellung ausdriicken muss. So constrnire 
Triangel, indem ich den diesem Begriffe entsprechenden Gegenstand 
weder durch blosse Einbildung in der reinen, oder nach derselben. 
auf dem Papier in der empirischen Anschauung, beide Male aber. 
a priori, olme das Muster dazu aus irgend einer Erfahrung f 
ras huben, darstelle Die einzelne hingezeichnete Figur ist em 
dient gleichwol, den Bogriß unbeschadet seiner Allgemeinheit 
weil bei dieser empirischen Anschauung immer nur auf die H 
rtne dir Beiten tuid der’ Winkal'gans gleichgiitig And, ARMEE und 
also von diesen Verschiedenlieiten, die den Begriff des Triangels ichs 
verändern, abstrahirt wird. 

Die philosophische Erkenntniss betrachtet also das ze | 
un Allgemeinen, die mathematische das Allgeın&ine im Besonderen, ja 
gar im Einzelnen, gleichwol doch # prior und vermittelst der Vernunl 
#0 dass, wie dieses Einzelne unter gewissen allgemeinen 3 
der Coustruction bestimmt ist, ebenso der Gegenstand des Begrifis, dem 
dieses Einzelne nur als sein Schema correspondirt, allgemein bestimmt 
gedacht werden muss, = 

In dieser Form besteht also der wesentliche Unterschied zu 
beiden Arten der Vernunfterkenntniss, und beruht nicht auf dem Unter 
‚schiede ihrer Materie oder Gegenstände. Diejenigen, welche ‘ 
von Mathematik dadurch zu unterscheiden vermeinten, dass sie won 
jener sagten, sie habe bloss die Qualität, diese aber nur die Quan- 
tität zum Object, haben die Wirkung für die Ursache genommen. Die 
Form der mathematischen Erkenntnis ist die Ursache, dass diese ledig- 





| u 


— 





"Die Disciplin der reinen Vernunft im dogmat. Gobrauche 493 


lich auf Quanta gehen kann. Denn nur der Begriff von Grössen lässt 
sich constrairen, d.i. @ priri in der Anschauung darlegen, Qualitäten 43 
aber lassen. sich in keiner anderen als empirischer Anschauung darstellen. 
Daher kann eine Vernunfterkenntniss derselben nur durch Begriffs mög- 
lich sein. 8o kann niemand eine dem Begriff der Realität correspon- . 
dirende Anschauung anders woher als aus der Erfahrung nehmen, niemals 
| aber a priori aus sich selbst und vor dem empirischen Bewusstsein der- 
UN selben theilhaftig werden. Die konische Gestalt wird znan .chne'allo’em- 
pirische Beihilfe, bloss nach dem Begriffe anschauend machen können, 
aber die Farbe dieses Kegels wird in einer oder anderer Erfahrung zuvor 
gegeben sein müssen. Den Begriff einer Ursache überhaupt kann ich 
auf keine Weise in der Anschauung darstellen als an einem Beispiele, 
das mir Erfahrung an die Hand giebt, u. s. w, Uebrigens handelt die 
Philosophie ebenso wol von Grüssen als die Mathematik, z. B. von der 
Totalität, der Unendlichkeit u. # w. Die Mathematik beschäftigt sich 
auch mit dem Unterschiede der Linien und Flächen als Räumen von 
verschiedener Qualität, mit der Continuität der Ausdehnung als einer 
Qualität derselben, Aber, obgleich sie in solchen Fällen einen gemein- 
lbafisähnn Gegenstand: haben; so ist die Art, ihm durch die Vernunft 
zur behandeln, doch ganz anders in der philosophischen als mathematischen 
Betrachtung. Jene hält sieh bloss an allgemeine Begriffe, diese kann 
mit dem blossen Begriffe nichts ausrichten, sondern eilt sogleich zur An- 
- schanung, in welcher #e den Begrifl in eonersto betrachtet, aber doch 
nieht empirisch, sondern bloss in einer solchen, die sie # priors darstellt, ra 
&. i eonstruirt hat, und in welcher dasjenige, was aus den allgemeinen 
Bedingungen der Construetion folgt, auch von dem Öbjeete des constru- 
irten Begrifls gelten muss, 

Man gebe einem Philosophen den Begrif? eines Triangels, und lasse 
ihn nach seiner Art ausfindig machen, wie sich wol die Summe seiner 
"Winkel zum rechten verhalten möge. Er hat nun nichts ala den Begrift 
von einer Figur, dio in drei geraden Linien eingeschlossen ist, und an 
ihr den Begriff von ebenso vielen Winkeln. Nun mag er diesem Begriffe 
nachdenken, so lange er will, er wird nichts Neues herausbringen. Er 
kann den Begrif der geraden Linie oder eines Winkels oder der Zahl 
‚drei zergliedern und deutlich machen, aber nicht auf andere Eigenschaften 
kommen, die in diesen Begriffen gar nicht liegen. Allein der Geometer 





















494 Methodenlehre. 1 Hauptstück. I. Abschnitt 


eonstruiren. Weil er weiss, dass zwei rechte Winkel z 
so viel austragen, als alle berührenden Winkel, die aus einem P 
einer geraden Linie gezogen werden können, zusammen, #0 vi 
. er eine Seite seines Triangels, und bekommt zwei bertihrende 
die zwei rechten zusammen gleich sind. Nun theilt er den 
von diesen Winkeln, indem er eine Linie mit der g üb 
Seite des Triangels parallel zieht, und sicht, dass hier ein 
rührender Winkel entspringe, der einem inneren gleieh ist, u. ı 


der Anschauung geleitet, zur völlig einleuchtenden und zugleich. 
meinen Auflösung der Frage. 

Die Mathematik aber eonstruirt nicht bloss Grössen (gu 
in der Geometrie, sondern auch die blosse Grössen (guantitatem), 
der Buchstabenrechnung, wobei sie von der Beschaffenheit des 
standes, der nach einem solchen Grössenbegriffi gedacht werden & 
gänzlich abstrahirt. Sie wählt sich alsdann eine gewisse Be 
aller Constructionen von Grössen überhaupt (Zahlen), als der 
Subtraetion u. 8. w., Ausziehung der Wurzel, und nachdem sie den a 
gemeinen Begriff der Grössen nach den verschiedenen Verhältnissen 
selben auch bezeichnet hat, so stellt sie alle Behandlung, die die 
Grösse erzeugt und verändert wird, nach gewissen allgemeinen. 
in der Anschauung dar; wo eine Grösse durch die andere dividirt 
soll, setzt sie beider ihre Charaktere nach der bezeichnenden 
Division zusammen u. s. w., und gelangt also vermittelst- einer. 
lischen Construction ebenso gut, wie die Geometrie nach einer ostensiven 
‚oder geomelrischen (der Gegenstände selbst) dahin, wohin die 
Erkenntniss vermittelst blosser Begriffe niemals gelangen könnte. 

Was mag die Ursache dieser so verschiedenen Lage sein, darin eich 
zwei Vernmitkünstler befinden, deren der eine seinen Weg nach Ten 
der andere nach Anschauungen nimmt, die er « priord den Begriffen 

zus mäss darstellt? Nach den oben vorgetragenen transscendentalen Gru 
lehren ist diese Ursache klar. Es kommt hier nicht auf analytische 
Sätze an, die durch blosse Zergliederung der Begriffe erzeugt werden 
können. (hierin würde der Philosoph ohue Zweifel den Vortheil über 
seinen Nebenbuhler haben), sondern auf synthetische, und zwar. 














— 


Die Disciplin dor reinen Vernunft im doygmat. Gebrnache. 495 


die a priori sollen erkannt werden. Denn ich soll nicht auf dasjenige 
sehen, was ich in meinem Begriffe vom Triangel wirklich denke (dieses 
ist nichts weiter als die blosse Definition), vielmehr soll ich über ihn zu 
Eigenschaften, die in diesem Begriffe nicht liegen, aber doch zu ihm ge- 
hören, hinausgehen Nun ist dieses nicht anders möglich, als dass ich 
meinen Gegenstand nach den Bedingungen entweder der empirischen 
Anschauung oder der reinen Anschauung bestimme. Das erstere würde 
nur einen empirischen Satz (durch Messen seiner Winkel), der keine 
Allgemeinheit, noch weniger Nothwendigkeit enthielte, abgeben, und von 
dergleichen ist gar nicht die Rede. Das zweite Verfahren aber ist die 
mathematische, und zwar hier die geometrische Construction, vermittelst 
deren ich in einer reinen Anschauung ebenso wie in der empirischen das 
Mannigfaltige, was zu dem Schema eines Triangels überhaupt, mitlin zu 
seinem Begriffe gehört, hinzusetze, wodurch allerdings allgemeine syn- 
thetische Sätze eonstruirt werden miissen. 

Ich wiirde also umsonst tiber den Triangel philosophiren, d. i. dis- 
eursiv nachdenken, ohne dadurch im mindesten weiter zu kommen als rız 
auf die blosse Definition, von der ich aber billig anfangen müsste. Es 
giebt zwar eine transscondentale Synthesis aus lauter Begriffen, die 
wiederum allein dem Philosophen gelingt, die aber niemals mehr als ein 
Ding überhaupt betrifft, unter welchen Bedingungen dessen Wahrneh- 
mung zur möglichen Erfahrung gehören könne Aber in den mathe 
matischen Aufgaben ist hiervon und tiberhaupt von der Existenz gar 
nicht die Frage, sondern von den Eigenschaften der Gegenstände an sich 
selbst, lediglich #0 fern diese mit dem Begriffe derselben verbunden sind, 

Wir haben in dem angeführten Beispiele nur deutlich zu machen 
‚gesucht, welcher grosse Unterschied zwischen dem discursiven Vernunft- 
gebrauch nach Begriffen und dem intuitiven durch die Construction der 
Begriffe anzutreffen sei. Nun fragt sich's natürlicher Weise, was die 
Ursache sei, die einen solchen zwiefachen Vernunftgebrauch nothwendig 
macht, und an welchen Bedingungen man erkennen könne, ob nur der 
erste oder auch der zweite stattfinde. 

Alle unsere Erkenntniss bezieht sich doch zuletzt auf mögliche 
Anschauungen, denn durch diese allein wird ein Gegenstand gegeben.‘ 
Nun enthält ein Begriff a priori (ein nicht empirischer Begriff) entweder 
schon eine reine Anschauung in sich, und alsdann kaun er construirt 





























| werden, oder nichts als die Synthesis n 
| Ne Beer 
tisch und # preori urtheilen, aber nur diseursiv. nael 
mals intuitiv dureh die Construction des Begriffen. 
Nun ist von aller Anschauung keine a priorö gegeben als 
Form der Erscheinungen, Raum und Zeit, und win Begriff vo 
als quantis lässt sich entweder zugleich mit-der Qualitit- 0 


d. i. eonstruiren. Die Materie aber der Erscheinungen, w 
Dinge im Raume und der Zeit gegeben werden, kann nur’ in d 
nehmung, mithin @ posterior‘ vorgestellt werden. Der einzige 
« pröri diesen empirischen Gehalt der Erscheinungen 
Begrift des Dinges überhaupt, und die synthetische E 
demselben a prior« kann nichts weiter ala die blosse Regel der 8 
desjenigen, was die Wahrnehmung @ posteriori geben mag, nien 
die Anschauung des realen Gegenstandes a priori liefern, weil 

Synthetische Sätze, die auf Dinge überhaupt, deren Ans 
sich a priori gar nicht geben lässt, gehen, sind. transscondental. 
lassen sich transscendentale Sätze niemals durch Construction der | 
sondern nur nach Begriffen @ priori geben. Sie enthalten bloss die 1 
nach der eins gewisse synthetische Binheit desjenigen, was 

zus anschaulich vorgestellt werden kann (der Wahrnehmungen), 
gesucht werden soll. Sie können aber keinen einzigen ihrer Beg: 
‚priori in irgend einem Falle darstellen, sondern thun dieses nur 
riord vermittelst der Erfahrung, die nach jenen synthetischen G 
allererst möglich wird. 

Wenn man von einem Begriffe synthetisch urtheilen soll, so 
man aus diesem Begriffe hinausgehen, und zwar zur Anschaum 
welcher er gegeben ist. Denn bliebe man bei dem stehen, was 
griffe enthalten ist, so wäre das Urtheil bloss analytisch, und e 
klärung des Gedankens nach demjenigen, was wirklich in ihm enth 
ist. Ich kann aber von dem Begriffe zu der ihm correspond 
reinen oder empirischen Anschauung gehen, um ihn in der 
sonoreto zu erwägen, und, was dem Gegenstande desselben zu 





= 


MEER BER zu erkennen. Das erstere ist.die rationale und 


wendige und apodiküsche Sätze geben kann, So ‚könnte, ich meinen 
empirischen Begriff vom Golde zergliedern, 'oline dadurch ‚etwas weiter 
zu gewinnen, als alles, was ich bei diesem, Worte wirklich denke, her- 
zählen‘ zu können, wodurch in meiner Erkenntniss zwar eine logische 
Verbesserung vörgelit; ‚aber keine Vermehrung, oder Zusatz erworben 
kommt, und stelle mit ihr Wahrnehmungen an, welehe mir verschiedene 
synthetische, aber empirische Sätze ‚an die Hand geben werden. Den 1 
mathematischen Begriff eines Triangels würde ich eonstruiren, d. i..# 
priori iu der Anschauung geben, und auf diesem Wege eine synthetische, 
aber rationale Erkenntniss bekommen, Aber, wenn mie. der ‚transscon- 
dentale Begriff einer Realität, Substanz, Kraft u. s. w. gegeben ist, so 
bezeichnet er weder eine enpirische noch: reine Anschauung, sondern 
lediglich (die Synthesis der empirischen Anschauungen (die also # priart 
nicht gegeben werden können), und es kann also’ aus ihm, weil die Syn- 


gen. Also ist ein transsoendentaler Satz eine, synthetische: Vernunfter- 
kenntniss nach: blossen Begriffen, und mithin. discursiv, indem dadureb 
alle synthetische Einheit der empirischen Erkenntniss allererst möglich 
keine Anschauung aber dadurch @ prior gegeben wird. 

a. eis eudenil elneänppslten Verunnfigeieuäähjder zugehen 
der Allgemeinheit der Erkenntniss und ihrer Erzeugung « priori, welche 
ee 


—. ü A Im 


 . Verlttelst des Bogriffs der Ursache gehe ich wirklich aus dem empiriseisen 
Begriffe von einer Begebenheit (da otwas geschicht) herans, nbar nicht zu der An- 
schauung; ‚die den Begriff der Ursache in conereto darstellt, sondern au den Zeithe- 
dingungen überhaupt, die in der Erfahrung dem Begriffe der Ursache geanlss. 
worden möchten, Ich verfahro also blass nach Begriffen, und kann 
EEE nn weil der Bogrif eine Regel der 
nn a eu 
ict geban lakserı J ch 
Kasr's Kritik der reinon Vernunf,. Ei 3 








Die Disciplin ‚der reinen ‚Vernunft im dogmat. Gebrauche. 499 


macht, bringt ganz natürlicher. Weise die Vermuthung zuwege, dass es, 
Grössen, gelingen werde, indem sie alle ihre Begriffe auf‘ Anschauungen 73 
bringt, die sie a prior‘ geben kann, und wodurch sie, s0 zu reden, 
Meister über die Natur wird; da hingegen reine Philosophie mit discur- 
siven Begriffen a prior‘ in der Natur. herum  pfuscht,-ohne die Realität 
derselben « priori anschauend und. eben dadurch beglaubigt machen zu 
können. Auch scheint es den Meistern in dieser Kunst an. dieser Zu- 
versicht zu sich selbst, und dem gemeinen Wesen an grossen Erwartungen 
von ihrer Geschicklichkeit, ‚wenn sie sich einmal hiermit, befussen- sollten, 
garnicht ‘zu fehlen. Denn, da sie kaum jemals über ihre Mathematik 
‚philosophirt haben (ein schweres Geschäft!), so. kommt ihnen der speci- 
fische Unterschied des einen Vernunftgebrauchs von. dem anderen gar 
nicht in Sion und Gedanken. Gangbare und empirisch gebrauchte Regeln, 
die sie von der gemeinen Vernunft borgen, gelten ihnen dann. statt Axi- 
me, Wo ihnen die Begriffe von Raum und. Zeit, womit sie sich. (als 
den ‚einzigen urspringlichen guantis). beschäftigen, ‚herkommen mögen, 
daran ist ihnen gar nichts gelegen, und ebenso scheint es ihnen unnütz 
zu sein, den Ursprung reiner Verstandesbegriffe, und hiermit auch den 
Umfang ihrer Giltigkeit zu erforschen, sondern nur: sich ihrer zu bedienen. 
In allem diesem thun sie ganz. recht, wenn sie nur ihre angewiesene 
Grenze; nämlich die der Natur nicht (überschreiten, ‚So aber. gerathen 
reiner ‚und. selbst transscondentaler Begriffe, wo der Grund (instabilis 
tellus, innabilis unda) ihnen weder zu stehen noch zu schwimmen, arlaube, rs 
und sich. nur düchtige Schritte thun lassen, von. denen die Zeit nicht die 
mindeste Spur aufbehält, da hingegen ihr Gang in der Mathematik eine 
Hoeresstrasse macht, welche noch die späteste Nachkommenschaft mit 
Zuversicht, betreten kann. 

Da wir es uns zur Pflicht gemacht haben, Be Erna Aue kalann 
Vernunft im transscendentalen Gebrauche, genau und mit Gewissheit zu 
bestimmen, diese. Art der Bestrebung aber das Besondere an sich hat, 
üngeachtet der nachdrücklichsten und klarsten Warmungen sich noch 
nmmer durch Hoffnung hinhalten zu Tassen, ehe man den Anschlag 
gänzlich aufgiebt, über die Grenzen der Erfuhrung hinaus in die 


äunchmen und zu zeigen, dass die Befnlgung der mathematischen Methode 

in dieser Art Erkenntnis nicht den mindesten Vortheil schaffen könne, 
es müsste denn der sein, (die Blössen ihrer selbst desto deutlicher auf. 
zudecken, dass Messkunst und Philosophie zwei ganz verschiedene Dinge 
seien, ob-sie sich zwar in der Noturwissenschaft einander die: Hand)bieten, 
mithin dies Verfahren des einen dlechilb von dem ee Fe 
werden könne, 

Die Gritndlichkeit der Mathematik beruht er 
omen, Demonstrationen. Ich werde mich damit begnügen zu zeigen, 
dass keines dieser Stücke in dem Sinne, darin sie der Mathematiker 

ss nimmt, von der Philosophie könne geleistet noch nachgeahmt werden, 
dnss der Messkünstler nach seiner Methode in der Philosophie nichts als 
Kartengebiiude zu Stande bringe, der Philosoph nach der seinigen in 
dem Antheil der Mathematik nur ein Geschwätz erregen könne; wiewel 
eben darin Philosophie besteht, seine Grenzen zu kennen, und selbst der 
Mathematiker, wenn das Talent desselben nicht’ etwa schon von der Natur 
begrenzt und auf sein Fach eingeschränkt ist, die Warnungen der Philo- 
sophie nicht ausschlägen, noch sich tiber sie wegsetzen kann. 7 = 

1. Von den Definitionen. Definiren soll, wie «x der Ausdruck 
selbst gieht, eigentlich mur so viel bedeuten als: dem 
eines Dinges innerhalb seiner Grenzen ursprünglich darstellen.* "Nach 
einer solchen Forderung kann ein empirischer Begriff gar nicht de 

 finirt, sondern nur explieirt werden. Denn, da wir an ihm mir einige 
Merkmale von einer gewissen Art Gegenstände der Sinne haben, so ist 
es niemals sicher, ob man unter dem Worte, das denselben Gegenstand 
106 bezeichnet, nicht ein Mal mehr, das andere Mal weniger Merkmale des 
selben denke. 80 kam der eine im Begriffe vom Golde sich uusser dem 
Gewichte, der Farbe, der Zähigkeit noch die Eigenschaft, dass es nieht 
— 1 

* Ausführlichkoit bodontet die Klarheit und Zulänglichkeit dar Merkmale; 
Grenzen dio Präcivion, dass deren nicht mehr sind, als zum ausführliches Begriffe 
schären; ursprünglich nber, dass diese Grensbestimsmung nicht, ingend woher mb- 
geleitet sol und also noch eines Bowalses beillirfe, welches die vormeistliche, Keklä- 


rung unfähig machen würde, an dor Spitze aller Urtheile über einen Gogenstaud 
zu stehen 


Dio Disciplin ‚der, reinen, Vornanft im dogmat. Gebrauche. 501 


rustet, denken, der andere dayon vielleicht nichts wissen, Man. bedient 
sich gewisser Merkmale nur #0 lange, als, sie zum Unterscheiden hin- 
reichend sind, neue Bemerkungen dagegen nehmen welche wog und setzen 
einige hinzu; ‚der Begriff steht ‚also, niemala zwischen ‚sicheren ‚Grenzen. 
Und. wozu sollte es auch dienen, ‚einen solchen Begrifl zu definiren, da, 
wenn z.B. von dem Wasser und dessen Eigenschaften die.Rede ist, man _ 
sich bei dem nicht aufhalten wird, was man bei dem Worte Wasser 
denkt, sondern zu. Versuchen schreitet, ‚und das Wort mit, den wenigen 
Merkmalen, die ihm anhängen, nur eine Bezeichnung und nicht einen 
Begriff der Sache. ausmachen soll, mithin, die, angebliche Definition nichts 
‚Anderes als Wortbestimmung ist, Zweitens kunn auch, genau zu relen, 
kein.a, prior gegebener Begrift deinirt werden, &. B. Substauz, Ursache, 
‚Recht, Billigkeit us. w, Deon ich, kaun niemals sicher sein, dass. die 
deutliche Vorstellung ‚eines (noch verworren) gegebenen Begrifls ausfihr- 
lich entwickelt worden, als wenn ich weiss, düss dieselbe dem Gegenstaude 
adügunt sei: Da der Begriff desselben aber, so wie er gegeben ist, viele 
dunkele Vorstellungen enthalten kann, die wir in der Zergliederung. tber- 
gehen, ob wir sie zwar in der Anwendung jederzeit brauchen, o-ist.die 
Ausführlichkeit der Zergliederung. meines Begrifls immer zweifelhaft, und 
kann. nur, durch vielfältig zutrefunde Beispiele vermuthlich,, niemals rer 
aber apodiktisch gewiss gemacht worden. Anstatt des Ausdrucks 
„Definition“ würde ich lieber den der Exposition brauchen, der immer 
noch, behutsam bleibt, und bei dem der Kritiker sie auf einen gewissen 
Grad, gelten lassen und doch wegen der Ansfiihrlichkeit noch ‚Bedenken 


* tragen kann, Du also, weder empirisch noch « pröori gegebene Begeilie 


definirt werden können, so, bleiben keine anderen als willkürlich gedachte 
übrig, an denen man dieses Kunststück versuchen kann. Meinen Begriff 
kann, ich. in solchem Falle jederzeit defniren, denn ich muss. doch wissen, 
was ich habe deuken wollen, da ich ihn selbst vorsätzlich gemncht habe, 
und er mir weder durch die Natur des Verstandes. noch durch die Er- 
fahrung gegeben worden; aber ich kann nicht sagen, dass ich dadurch 
einen wahren Gegenstand, definirt habe, Denn, ‚wenn der Begriff auf 

Bedingungen beruht, z..B. eine Schiffsuhr, »0 wird der. Ge- 
genstand und dessen Möglichkeit durch diesen willkürlichen Begriff noch 
nicht gögeben; ich weiss daratıs nicht einmal, uh’er Aberall £inen Gögen- 
stand habe, und meine Erklärung kann besser eine Declaration (meines 


7 





EnE 
1ss kann sicher nicht mehr noch wehiger enthalten als der Begriff, weil 
durch die Erklärung der Begrif von dem Gegenstande ursprünglich, & 1 
ohne die Erklärung irgend wovon 'abzuleiten, gegeben würde: "Die 
deutsche Sprache hat für die Ausdrlicke der Exposition, Explication, 
Declaration und Definition nichts mehr als das eitie Wort „‚E 
rung“; und daher ıntissen wir schon von der Strenge der Forderung, da 
wir nämlich den philosophischen Erklärungen den Ehiennamen der De- 
finition verweigerten, etwas ablassen, und wollen diese ganze . 
darauf einschränken, dass philosophische Definitionen nur als 
tionen "gegebener, mathematische aber als ‚Construstionen urspritmglich 
gemachter Begriffe, jene nur analytisch durch Zergliederung (deren Voll 
ständigkeit nicht apodiktisch gewiss ist), diese synthetisch zu Stande ge- 
bracht werden, re ee 
ren ihn nur erklären. Hieraus folgt: 
serrmmämenie e 
thun miisse, die Definitionen vorauzusehicken, als nur etwa zum blossen 
Versuche. Denn da sie Zerglielerungen gegebener Begriffe sind, so 
gehen diese Begriffe, obzwar nur noch verworren voran, und die unvell- 
ständige Exposition geht vor der vollständigen vorher, so dass wir aus 
einigen Merkmalen, die wir aus einer noch wnvollendeten 
gezogen haben, manches vorher schliessen können, ehe wir zur vollstlin- 
digen Exposition d. i. zur Definition gelangt sind, mit &inem Worte, dass 
zwi der Philosophie die Definition als abgemessene Dentlichkeit das Werk 
eher schliessen als anfangen müsse* Dägegen hüben wir in der Mathe 
3 nee are welche der Bageit 


* Die Abrtebogh wimmelt von fohlerhaften Dofinltloneh, vornehmlich solchen, 
die zwar wirklich Elomonte zur Dofnition, aber noch nicht vollständig enthalten. 
Würde man nun char gar nichts mit einem Begriffe anfıngen könteik, als bis man 
ihn definirt, Iıltte, »0 würde es gar schlecht mit allem. Philosophiron stohan., Dia 
aber, so weit die Elemente. (der Zerglielorung) reichen, Immer ein gutor und sicherer 
Gebrauch davon zu machen Ist, so können anch mangelhafte Dotnitlonen, d. | Saten, 


un — 


Die Diseiplin der reinen Verminft/ fin dogmat. Gebrauchs, 503 
een 
ga » tee Saba al ia arena land 2 


ae ee niemals irren. Denn, weil 
Ir Begriff durch ‚die Definition zuerst gegeben wird; so enthält #r ge- 
ie mr das, was die Definition durch ihn gedacht haben will: Aber, 
heleich dem Inhalte nach nichts Unrichtiges darin: vorkommen kann,'s0 
‚doch bisweilen, ‘obzwar nur selten, in der Form (der Einkleidung) 
n, nämlich in Ansehung der Präcision. So hat: die gemeine 
rklärung der Kreislinie, dass sie eine krumıne Linie sei, deren alle 
\inkte von einem einzigen (dem Mittelpunkte) gleich weit abstehen, den eo 
Phler, dass die Bestimmang krumm unnöthiger Weise eingeflossen ist: 
tin es muss einen besonderen Lehrsatz geben, der aus der Definition 
tolgert wird und leicht bewiesen werden kann, dass’ eine jede Linie, 
alle Punkte von einem einzigen gleich weit abstehen, krumm (kein 
von ihr gerade) sei: Analytische Definitionen können dagegen auf 
Art irren, entweder indem sie Merkmale hineinbringen, die 
irklich nicht im Begriffe lagen, oder an der Ausfiihrlichkeit 
& das Wesentliche einer Definition ausmacht, weil ınan der Vollstindig« 
it seiner Zergliederung nicht #0 völlig gewiss sein kann: ‘Um des 
(len lässt sich die Methode der a 
Phie nicht nachahmen. ein wu a untere 
2 Von den Axiomen. Diese sind ee 
dem «ie unmittelbar gewiss sind. Nun lässt sich nicht ein Begriff! mit 
ii Anderen synthetisch und doch unmittelbar verbinden, ‘weil, damit 
( über einen Boprif hinansgehen können, eine dritte vermittelnde Er- 
iunenies "nöthig ist: "Da nun Philosophie bloss die Vernunftarkenntnins 
\ch Begriffen ist, so wird in'ilr kein Grundsatz anzutreffen sein, der 
m Narben kines Axioms verdiente Die Mathematik: dagegen: ist ‚der 
xlome"Pihig, weil ie vermittelst: der Construction der Bagriffs in’der 
nechisulig 'd6s Gegenstandes die Prädieate desselben a priori'und un- 
BR Velsingise tun 2. a en ee 


Sa ch Dee, ne rc ah nn Anne 
mein ee aibsccpaet, Fee Pa dm, Walt, ph En Par 

on, ad, cu, Inder Philosophie ud meins. ee, Es Ist schön, aber oft sehr 

BE en an a Da 1 nn | 











504  Mothodenlohre. I Hauptstück. IL Abschnitt 


niemals unmittelbar gewiss sein, z. B. der Satz: alles, was geschieht, hat 
seine Ursache, da ich mich nach einem. Dritten tmschen muss, niimlich. | 


tive, d..£ Axiome. Jene erfordern jederzeit noch eine Deduetion, deren 
die letzteren gun und gar entbehren können, und. da diese, eben um 
dessolben Grundes willen evident sind, welches die philosophischen. Grüund- 
sitze ‚bei aller ihrer Gewissheit doch niemnls vorgeben können, so fehlt 
mendlieh viel daram, dass ingend ein synthetischer Satz der reinen amd 
transscondentalen Vernunft so augenscheinlich sei (wie man. sich, trotaig 
auszudrücken pflegt), als dar ‚Satz, dass zweimaliawei. vier gebe 
Ich habe zwat-in) der Analytik bei der Tafsl. der Grundsätesi das,rainen 
daselbst angeführte Grundsatz war selbst kein Axiom, sonder diente 
geben, und’ war selbst nur ein Grundsatz aus Begriffen. Denn sogar die 
Möglielikeit der Mathematik mass in.der Dransscendentalphilosopkie ge 
werden. «Die Philosopliie hat also: keine: Axiome' und: dasfı niemals 
ezihre Grundsätze @ priori so schlechthin gebieten, sondern muss sich dazu 
n, ihre Befugniss: wegen ‚derselben Pe 
rien in du vo A 
+8. Von den ee Pe ein apodiktischer Beweis, 
ee ist, kann Demonstration heissen. Erfahrung, lehrt uns 
wöl, was da sei, aber nicht, dass es gar nicht anders sein könne, Daher 
können empirische Beweisgründe keinen opetiktischen 
Aus Begriflen @ prior (in der discursiven Erkenntaiss) kann aber niemals 
uschanende Gewissheit, d..i. Evidenz entspringen, s0. sel auch sonst 
das Urtheil apodiktisch- gewiss. sein! mg... ‚Nur. die Mathematik, enthält 
also Demonstrationen, ‚weil sie nicht aus Begriffen, sondern der, Construc- 
tion derselben, d. i. der Anschauung, die den Begriflen entsprechend # 
prior! gegeben werden kann, ihre Erkenntniss ableitet. "Belbst' das Ver- 
fahren der Algebra mit ihren Gleichungen, aus denen sie durch Reduction 
die Wahrheit zusammt dem Beweise hervorbringt, ist zwar keine 
trische, aber doch charakteristische Construction, in welcher man an den 






‚allem diesem folgt nun, dass es sich für die Natur der Philo- 
‚gar nicht schicke, vornehmlich‘ im: Felde der reinen Vernunft, mit 
‚Jogmätischen Gange zu strotzen 'und'sich mit den Titeln und 


fen alle Ursache hat. Jene sind: eitele Anmassungen, ‚die niemals. ge- 
gen’ können, vielmehr ihre Absicht rückgängig‘ machen müssen, die 
ündwerke einer ihre Grenzen verkennenden Vernunft zu, entdecken 
(d vermittelst hinreichender Aufklärung unserer Begrifie.den Eigen- 
kel ‚der Speculation auf die bescheidene, aber ‚gründliche, Selhster- 
antniss zurückzuführen. . Die Vernunft wird also in ihren. transscon- 
stalen Versuchen nicht »0 zuversichtlich vor sich hinsehen können, 
Sch als wenn der Weg, den sie zurückgelegt hat, 0 ganz gerade zum. 
le führe, und auf ihre zum Grunde gelegten Prämissen nicht so mutig 
ahnen können, (dass & nicht nöthig wäre, öfters zurück zu seben und 
ht zu haben, ‚ob- sich nicht etwa im Fortgange der. Schlüsse Fehler 


htketischer Satz aus Begriffen ist in Dogna, hingegen ein dergleichen 
#2 durelt Construction «der' Begriffe ist/ ein Matliema Analytische 
heile lehren uns eigentlich nichts mehr vom Gegenstand, als; was der 
grit, ‚den‘ wir von ihm haben, schon: in sich enthält, weil sie/die Er- 


eh-unmittelbar sein) ii Dogmata und’Mathemata ein. Ein | 











506°  Mothodunichre. I Hauptstüek. 1 Abschmitk | 


konstnies (tber» den Bögrif des Subjects hicht!örweitärn, sonder, diem: 
nur erläutern. Sie können daher nicht füglich Dogmen heissen (welches 
Wort man vielleicht durch Lehrsprüche fibersetzen könnte), Alte 
unter den gedachten zwei Arten synthetischer Sätze a priors können nach 


Sätze der Rechenkunst oder Geometrie Dogmata nennen. Also bestätigt 
dieser "Gebrauch die Erklärung, die wir gaben, dass nur Urtheile aus 
Begriffen und nicht die wus der Construction a 
beissen können, nen 
kn. al Zinn inne eine: Vaknsiat Sn raschen 
Gebrauchs nicht ein einziges direct synthetisches Urtheil sus. Begriffen. 
Denn durch Ideen ist sie, wie wir gezeigt haben, gar keiner synthetischen 
#s Urtheile, die objective Giltigkeit hätten, fühig; durch Verstandesbegriffe 
aber errichtet sie zwar sichere Grundsätze, aber gar nicht direet aus Be 
griffen, sondern immer nur indirect durch Beziehung dieser Begriffe auf 
etwas ganz Zufälliges, nämlich mögliche Erfahrung; da'sie dem, 
wenn diese (Etwas als Gegenstand möglicher Erfahrungen) vöratisgesetzt 
wird, allerdings apodiktisch gewiss sind, an sich selbst aber (direat) m 
priori gar nieht einmal erkannt werden können. 80 kann niemand den 
Satz: alles, was geschieht, hat seine Ursache, aus diesen 'gegebenen Be- 
griffen allein gründlich einsehen. Daher ist er kein Dogma, ob er gleich 
in einem anderen Gesichtspunkte, nämlich dem einzigen’ Felde seines 
möglichen Gebrauchs, d. i. der Erfahrung, ganz wol und apodiktisch bei 
wiesen werden kann. Er heisst aber Grundsatz und nicht Lehrsatz; 
ob er gleich bewiesen werden muss, darum, weil'er die besondere Eigen“ 
schaft hat, dass er seinen Beweisgrund, nämlich Erfahrung, selbst zuerst 
möglich macht, und bei dieser immer vorausgesetzt werden muss, 
Giebt es nun im speculativen Gebrauche der reinen Vernunft auch 
dem Inhalte nach gar keine Dogmata, so ist alle dogmatische Methode, 
sie mag nun dem Mathematiker abgeborgt sein oder eine eigeithilmliche 
Manier werden sollen, für sich unschicklich: ' Denn'sie verbirgt nur die 
Fehler und Irrthtimer, und’ täuscht die Philosophie, deren‘ eigentliche 
Absicht ist, alle Sehritte der Vernunft in ihrem klürsten Lichte sehen zu 
lassen. ' Gleichwol kann die Methode immer systematiseh'sein. Denn 
u insere Vernunft (subjeetiv) ist selbst ein System aber in ihrem reinen 











L_ 


Die Disciplin der reinen Vermuift im polema, Göhmwnche, son 


nach Grundsätzen der Einheit, zu welcher Erfahrung allein den Stofl 
bergeben kann. Von der eigenthtimlichen Methode einer Transscenden- 
talphilosophie lässt sieh aber hier nichts. sagen, da‘wir es nur mit einer 
Kritik unserer Vermdgensumstände zu thun haben, ob wir überall bauen, 
und wie hoch wir wol unser Gebäude aus dem Stoffe, den wir haben: 
re nn u läge 
Ne hrs had baue 
N " Des ersten Hope or 
BG ‚zweiter Abschnitt, m 





Die Diseiplin. ‚der reinen Vernunftet in van van 
ee ron ‚polemischen Gebrauchs 


u admıd 
Die Vernunft muss sich in allen ihren ofeniehisia pn der-Kritik 
unterwerfen, und kann der Freiheit derselben durch‘ kein Verbot Abbruch 
thun; ohne sich selbst zu schaden md einen ihr ‚nachtheiligen Verdacht 
auf sich zu’ zielien. - Da ist nun nichts so. wichtig in Ansehung des 
Nutzens, nichts 0 ‚heilig, das sich dieser. ‚prüfenden und  inusternden 
Dorchsuchung, die kein Ansehen der Person kennt, entziehen dürfte: 
Auf‘ dieser Freiheit beruht sogar die. Existenz der Vernunft, die kein 
dietstorisches Ansehen hat, sondern deren‘ Ausspruch jederzeit:nichts.als 
die Einstimmung freier Bürger ist, deren jeglicher seine Bedenklichkeiten; rn 
+ Ob nun uber ‚gleich: die Vernunft-sich der Kritik niemals verweir 
gern‘ kann, so bat sie.doch nicht jederzeit Ursache sie zu scheuen. 
‚Aber ‚die‘ reine Vernunft in ihrem dogmatischen (nicht mathematischen) 
‚Gebrauche ist sich nieht »6- sehr der genauesten Beobachtung ihrer ‚ober- 
sten Gesetze bewusst, dass (sie-nicht ‚mit Blödigkeit, ja mit gänzlicher 
‚Ablegting ‚alles angemassten dogmatischen Ansehens vor dem. kritischen 
Auge‚einer höheren und richterlichen Vernunft erscheinen miisste: 
= + Ganz anders ist es bewandt, wenn sie.es nicht mit der Censur.des 
Richters, sondern’ den Ansprüchen ihres -Mitbürgers zu thun hat, und 
sich. dagegen bloss vertheidigen ‚soll. . Dein, da diese ebenso wol dog- 
‚matisch sein wollen, obzwar im Verneinen, ‚als jene im Bejähen, 80 findet 
‚eine Rechtfertigung xat’ ärdguaon statt, die wider alle Beeintrlich- 





mr 


765 mit grösserem Scheine)" behaupten könne, Denn wir sind alsdann doch 


508 Methodenlehre 1 Hauptstück. IL Abschnitt 


gung sichert und einen titulirten Besitz verschafft; der. keine fremden 
Anmassımgen scheuen darf, ob er gleich solbst war’ dAnaran nicht 
hinreichend bewiesen werden kann. 5" 

Unter dem polemischen Gebrauche der reinen Vernunft verstehe 
ich nun die Vertheidigung ihrer Sätze gegen die dogmätischen Verne: 
nungen derselben, Hier kommt es nun nicht darauf'an, ob’ihre Behanp- 
tungen nicht vielleicht auch falsch ‘sein möchten, sondern nur, dass 
niemand das Gegentheil jemals mit apodiktischer Gewissheit (ja auch mur 


nicht bittweise in unserem Besitz, wenn wir einen, obzwar nicht hin- 
reichenden Titel derselben vor uns haben, und es völlig gewiss ist, dass 
niemand die Unrechtmässigkeit dieses Besitzes jemals beweisen könne 
Es ist etwas Bekümmerndes und Niederschlagendes, dass es über- 
haupt eine Antithetik der reinen Vernunft geben, und diese, die doch 
den obersten Gerichtshof über alle Streitigkeiten vorstellt; mit sich selbst 
in Streit gerathen soll. Zwar hatten wir oben eine solche scheinbare 
Antithetik (derselben vor uns; aber es zeigte sich, dass ‚die auf einem 
Missverstande beruhte, da man nlmlich dem’ gemeinen Vorurtheile' gemäß 
Erscheinusigen für Sachen an sich selbst nahm, und dann eine absolute 
Vollständigkeit ihrer Synthesis auf eine'oder andero Art (dio) aber auf 
beiderlei Art gleich unmöglich war) verlangte, welches aber von ‚Erschei- 
nungen gar nicht erwartet worden kann, Es war also damals kein wirk- 
licher Widerspruch der Vernunft mit sich selbst ‚bei den Sätsen: 
die Reihe an sich gegebener Erscheinungen hat einen »absolut ersten 
Anfang, und: diese Reihe ist schlechthin und an sich selbst ohiie allen 
Anfang; denn beide Sitze bestehen gar wol zusammen, weil Brschei- 
mungen nach ihrem Dasein (als Erscheinungen) an’ sich selbst gar 
nichts,'d. i. etwas Widersprechendes sind, und-also deren Voraussetzung 
natürlicher Weise widersprechende Folgerungen nach‘ sich ziehen muss. 
Ein solcher Missverstand kaun aber nicht vorgewandt und dadurch 
der Streit der Vernunft beigelegt werden, wenn etwa theistisch behauptet 
würde: es ist ein höchstes Wesen, und’ dagegen atheistische|&s ist 
kein höchstes Wesen; oder, in der Psychologie; ‚alles, was denkt, ist 
von absoluter, beharrlicher Einheit und also von aller vergämglichen 
muteriellen Einheit unterschieden, welchem ein anderer entgegensetzte: 
die Seele ist nicht immaterielle Einheit und kann vonder Vergänglich- 





Br‘) 


—— 


keit nicht ausgenommen werden. Denn der Gegenstand der Frage ist 


hier von allem Fremdartigen, das seiner. Natur widerspricht; frei, und 
‚der Verstand hat es nur mit Sachen an sich selbst und nicht mit 


Erscheinungen zu thun. Es würde also hier freilich ein wahrer Wider- [ 


‚streit anzutreffen «ein, wenn nur die reine Vernunft auf der verneinenden 
Seite ‚etwäs zu sagen ‚hätte, was dem Grunde einer Behauptung nahe 
betritt, die kann man ihm sehr wol einräumen, ohne darum diese Bütze 
aufeageben, die doch wenigstens das Interesse ‚len. Vernenß Air ich 
haben, darauf sich:der Gegner'gar nicht berufen kann. =. 

+ Ich»bin zwar nicht der Meinung, relkhecrtsnie en 
denkende Männer (s. B. Surzen) so oft geiussert haben, da sie die 
Schwäche der. bisherigen Beweise Aihlten, dass man hoffen Könnej'iman 
‚unserer reinen Vernunft: es ist ein Gott, es ist ein künftiges Leben, er- 
finden. Vielmehr bin ich gewiss, dass dieses niemals geschehen werde 
Denn wo will die Vernunft den Grund zu solchen synthetischen Bohanp- 
tungen, ‚die sich nicht auf Gegenstände der Erfahrung und deren innere 
Möglichkeit beziehen, hernehmen? Aber es ist auch 
dass niemals irgend ein Mensch auftreten werde, der das Gegenteil 
wit ‚dem mindesten Scheine, geschweige dogmatisch behaupten könne 
Denn, weil er dieses doch bloss durch reine Vernunft darthun könnte, 


so miisste er es unternehmen zu beweisen, dass ein höchstes Wesen, dass 


das in uns denkende Subject‘ als reine Intelligenz unmöglich sei. Wo 
will er aber die Kenntnisse hernehmen, die ihm von Dingen tiber alle 
mögliche Erführung hinaus so synthetisch zu urtheilen berechtigen? 
Wir können also darüber so ganz unbekümmert sein, dass uns jemand 
das Gegentheil einstens beweisen werde, dass wir darum eben: nicht 
ntithäge ‚haben auf schulgerechte Beweise zu sinnen, sondern immerhin 
diejenigen Sitze annehmen können, welche mit dem speculativen Interesse 
unserer Vernunft im empirischen Gebrauch ganz wol zusammenhängen, 
und überdem es mit dem praktischen Interesse zu vereinigen die einzigen 
Mittel sind. Für den Gegner (der hier nicht bloss als Kritiker betrachtet 
worden muss) haben wir unser non Ziquet in Bereitschaft, welches ihn 
‚nfohlbar verwirren muss, indessen dass wir die Retorsion desselben auf 
uns. nieht weigern, indem wir die suhjeetive Maxime der Vernunft be- 


I 


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| 








510  Methodenlehre. L Hanptstüek. IL Abschnitt. 


IEBBSES NR ‚die a 
lee ine ein mm Jun urn an ad nie A | 
"nk aolche, Welsigicht ds eigantlickigen | 
Vernunft. Dann der einzige Kampfplatz || 
der reinen Theologie und Psychologie zu suchen sein; dieser Boden aber 
trägt keinen Kämpfer in seiner ganzen Rüstung und mit Waffen, die au 
Bemerkung, die der Vernunft wieder Muth giebt; denn worauf wollte sie 
sieh sonst verlassen, wenn sie, die allein alle Irrungen abzuthun berufen 
ist, in sich selbst zerrüttet wäre, ohne Frieden und ruhigen Besitz hoffen 
zu können? l u 
Allee, was die Natur ‚selbst anordnet, ist zu irgend einer Absicht 
gut. Selbst Gifte dienen dazu, andere Gifte, welche sich in. unsaren 
eigenen ‚Süften erzeugen, zu überwältigen, und dürfen daher in ‚einer 
vollständigen Sammlung von Heilmitteln (Ofiein) nicht fehlen. Die Ein- 
würfe wider die Ueberredungen und den Eigendünkel unsörer- blos 
epeeulativen Vernunft sind selbst durch die Natur dieser Vernunft anf 
gegeben, und missen also ihre gute Bestimmung. und Absicht "haben, die 
man nicht in den Wind schlagen muss. Wozu hat uns die Vorsehung 
manche Gegenstände, ob sie gleich mit unserem: höchsten Interesse zu- 
re sammenhilngen, #0 hoch gestellt, dass uns fast nur vergönnt ist, sie in 
einer undeutlichen nnd von uns selbat bezweifelten Wahrnehmung at- 
zutreffen, dadurch ausspähende Blicke mehr gereizt als befriedigt- werden? 
Ob es nützlich sei, in Anschung soleber Aussichten dreiste Bestimmungen 
zu. wagen, ist wenigstens zweifelhaft, vielleicht gar schädlich, Allemal 
aber und ‚ohne allen Zweifel ist es nützlich, die forschende ‚sowol als 
prüfende. Vernunft in- völlige Freiheit zu. versetzen, damit ‚sie ungehin 
dert: ihr eigenes Interesse. besorgen könne, welches ‚ebenso wol dadurch 
befördert wird, dass sie ihren Einsichten Schranken: setzt, als! dass sie 
solche erweitert, und welches allemal: leidet, wenn sich- fremde. Hiinde 
einmengen, um sie wider ihren natürlichen Gang nach erzwungehen Ab- 
sichten zu lenken. ro 
Lasst demnach euren Gegner nur Vernunft zeigen, «und bekämpft 
ihn bloss mit Waflen der Vernunft. Uebrigens seid wegen der ‚guten 


Die Diseiplin der reinen Vernunft im -polem. ‚Gebräuche. sit 


Sache (des praktischen Interesse) ausser Sorgen, ‚denn: die kommt im 
alsdann nichts als eine gewisse: Antinomie der Vernunft, die; da sie auf 
ihrer Natur beruht, nothwendig angehört und geprüft werden muss. Er 
und beriehtigt ihr Urtheil dadurch, dass er solches einschränkt. Das, 
was hierbei streitig wird, ist'nicht die Sache, sondern der Ton. 

«s bleibt euch noch genug übrig, um die vor der schärfsten Vi 
gerechtfertigte Sprache eines festen Glaubens zu sprechen, wenn 
gleich die des Wissen« habt aufgeben müssen. 

Wenn man den kaliblütigen, zum Gleichgewichte des Urtheils 
‚eigentlich geschaffenen Davın Huus fragen sollte: was bewog Euch, durch 
mühsam ergrübelte Bedenkliehkeiten die für die Menschen so tröstliche 
md nützliche Ueberredung, dass ihre Vernunfteinsicht zur Behauptung 
und zum bestimmten Begriff eines höchsten Wesens zulange, zu unter- 
‚graben? #0 würde er antworten: nichts als die Absicht, die Vernunft in 
ihrer Selbsterkenntniss weiter zu bringen, und zugleich‘ein gewisser Un- 
wille ‚über den Zwang, den ınan der Vernunft anthun will, indem man 
wit ihr gross thut, und «ie zugleich hindert, ein freimtithiges Geständnis 
ihrer Schwächen abzulegen, die ihr bei der Prüfung ihrer selbst offenbar 
werden. Fragt ihr dagegen den den Grundsätzen des empirischen 
Vemunftgebrauchs allein orgebenen und aller transseondenten Specnla- 
tion abgeneigten Pamsrumr, was er für Bewegungsgründe gehabt babe, 
unserer Seele Freiheit und Unsterblichkeit (die Hoffnung des kilnftigen 
Lebens ist bei ihm nur die Erwartung eines Wunders der Wiederer- 
weckung), zwei solche Grundpfeiler aller Religion niederzureissen, er, der 
selbat ein frommer und eifriger Lehrer der Religion ist, so würde er 
nichts Anderes antworten können als: das Interesse der Vernunft, welelio 
dadurch verliert, dass man gewisse Gegenstände den Gesetzen der ma- 
terjellen Natur, den einzigen, die wir genau kennen und, bestimmen 
kömen, entziehen will. Be wtirdo unbillig scheinen, den letzteren, ders 
seine paradoxe Belanptung mit der Religionsnbsicht zu vereinigen. weiss, 
zu verschreien, und einem woldankenden Manne wehe zu thun, weil er 
sich nicht. zurecht finden kann, #0 bald er sich aus dem Felde der 
Naturlöhre verloren hat, Aber diese Gunst muss dem nicht minder 
gütgesiunten und seinem sittlichen Charakter nach untadelhaften. Hua 


_ 


nicht verlassen kann, weil er mit Recht dafür hält, dass ihr' Gegenstand 
ganz ausserhalb, der Grenzen der Naturwissenschaft im Pelde reiner 
Ideen liege. un. vi A 
"Wa otımun hierbei u‘ ihun; vorsekilich in Ansehung der Gele 

die daraus dem gemeinen Besten zu drohen scheint? Nichte ist natürlicher, 
nichts billiger. als die Entschliessung, die ihr deshalb zu nehmen habt 
Lasst diese Leute nur machen; wenn sie Talent, wenn sie tiefe und neus 
Nachforschung, mit: einen Worte, wenn sie nur Vernuoft zeigen, s0'g# 
winnt jederzeit die Vernunft. Wenn ihr andere Mittel’ergreift ala die 
einer zwanglosen Vernunft, wenn ihr über Hochverrath schreit, dns ge | 
meine Wesen, das sich auf so subtile Bearbeitungen gar (nicht versteht, 
gleichsam als zum Feuerlöschen zusammen ruft, so macht ihr euch licher 
lich. Denn es ist ılie Rede gar nicht davon, was:dem gemeinen Besten 
hierunter vwortheilhaft oder nachtheilig ‘sei, sondern nur, wie weit die 
75 Vernunft es wol in ihrer von-allem Interesse abstralfirenden Speeulation 
bringen könne, und ob man auf diese überhaupt etwas rechnen, oder ss 
lieber gegen das Praktische gar aufgeben ımilsse. Anstatt also mit dam 
Schwerte drein zu schlagen, su seht vielmehr von dem sicheren Sites 
der Kritik diesem Streite ruhig zu, der fiir die Kämpfenden mühsem, 
für euch unterhaltend, und bei einem gewiss unblutigen Ausgange für 
eure Einsichten 'erspriesslich ausfallen muss. Denn «8 ist etwas sulır 
Ungereimtes, von der Vernanft Aufklärung zu erwarten, nd ihr doch 
vorher vorzuschreiben, auf welche Seite sie nothwendig ausfallen ıntisse 
Ueberdem wird‘ Vernunft schon von- selbst‘ durch Vernunft 80 wol ge 
bändigt und in Schranken gehalten, dass ihr gar nicht nöthig halt 
Schaarwachen aufzubieten, um demjenigen Theile, dessen besorgliche 
Obermacht euch gefährlich scheint, bürgerlichen Widerstand entgegen 
zu setzen. | 
zu sein Ursache hättet. 197 
Ardatriehudt die Varna astra ee und 
wäre za wünschen, dass er eher und mit uneingeschränkter öffentlicher 
Erlaubnis wäre geführt worden. Denn um desto früher wäre eine reife 
Kritik zu Stande gekommen, "bei deren Erscheinung alle diese Streit- 
Itindel von selhst wegfallen müssen, indem die Streitenden ihre Verblen- 
dung und Vorurtlieile, welche sie vernneinigt haben, einsehen lernen, 





Die Disciplin der reinen Vernunft im polem. Gebrauche. 513 


Es giebt eine gewisse Uulauterkeit in der menschlichen Natur, die 
am Ende doch wie alles, was von der Natur kommt, eine Anlage zu }1s 
guten Zwecken enthalten muss, nämlich eine Neigung, seine wahren Ge- 
sinnungen zu verhehlen und gewisse angenommene, die man für gut und 
rühmlich hält, zur Schau zu tragen. Ganz gewiss haben die Menschen 
durch diesen Hang, sowol sich zu verhehlen als auch einen ihnen vor- 
theilhaften Schein anzunehmen, sich nicht bloss civilisirt, sondern nach 
und nach in gewissem Masse moralisirt, weil keiner durch die Schminke 
der Anständigkeit, Ehrbarkeit und Sittsamkeit durchdringen konnte, also 
an vermeintlich ächten Beispielen des Guten, die er um sich sah, eine 
Schule der Verbesserung für sich selbst fand. Allein diese Anlage, sich 
besser zu stellen, als man ist, und Gesinnungen zu äussern, die man 
nicht hat, dient nur gleichsam provisorisch dazu, um den Menschen 
aus der Rohigkeit zu bringen und ihn zuerst wenigstens die Manier 
des Guten, das er kennt, annehmen zu lassen; denn nachher, wenn die 
ächten Grundsätze einmal entwickelt und in die Denkungsart überge- 
gangen sind, so muss jene Falschheit na&h und nach kräftig bekämpft 
werden, weil sie sonst das Herz verdirbt und gute Gesinnungen unter 

. dem Wucherkraute des schönen Scheins nicht aufkommen lässt, 

Es thut mir leid, eben dieselbe Unlauterkeit, Verstellung und 
Heuchelei sogar in den Aeusserungen der speculativen Denkungsart wahr- 
zunehmen, worin doch Menschen das Geständniss ihrer Gedanken billiger 
Massen offen und unverholen zu entdecken weit weniger Hindernisse 
und gar keinen Vortheil haben. Denn was kann den Einsichten nachzrır 
theiliger sein, als sogar blosse Gedanken verfälscht einander mic 
Zweifel, die wir wider unsere eigenen Behauptungen fühlen, zu verhehlen, 
oder Beweisgründen, die uns selbst nicht genugthun, einen Anstrich von 
Evidenz zu geben? So lange indessen bloss die Privateitelkeit diese ge- 
heimen Räpnke anstiftet (welches in speculativen Urtheilen, die kein be- 
sonderes Interesse liaben und nicht leicht einer apodiktischen Gewissheit 
fähig sind, gemeiniglich der Fall ist), so widersteht denn doch die Eitel- 
keit anderer mit öffentlicher Genehmigung, und die Sachen 
kurmmen zuletzt dahin, wo die lauterste Gesinnung und Aufrichtigkeit, 
obgleich weit früher sie hingebracht haben würda Wo aber das ge- 
meine Wesen dafür. hält, dass spitzfindige Vernünftler mit nichts minde- 
rem umgehen, als die Grundveste der öffentlichen Wolfahrt wankend 

Kaxı's Kritik der reinen Vernunft, 33 

























514 Mothodonlehre. I. Hauptsttick. Ir A 


zu machen, da scheint es nicht allein der Klugheit geinätss, 
erlaubt und wol gar rühmlich, der guten Sache eher durch 
zu Hilfe zu kommen, als den vermeintlichen Gegnern 


zu behaupten, in der Welt wol nichts übler als Hinterlist, Ver 
und Betrug vereinigen lasse Dass in der Abwiegung der 
sgründe einer blossen Speeulation alles ehrlich zugehen milsse, 
das Wenigste, was man fordern kann. Könnte man aber 
auf dieses Wenige sicher rechnen, so wäre der Streit der 
Vernunft über die wichtigen Fragen von Gott, der Unst 

(der Seele) und der Freiheit entweder längst entschieden, oder 
sehr bald zu Ende gebracht werden. So steht öfters die 
der Gesinnung im umgekehrten Verhältnisse der Gutartigkeit der 
selbst, und diese hat vielleicht mehr nufrichtige und redliche 


jenige sieht, was geschieht, sondern, was billig geschehen sollte, es 
lich gar keine Polemik der reinen Vernunft geben miisse. € 
können zwei Personen einen Streit fiber eine Sache führen, deren Re 
keiner von beiden in einer wirkliehen oder auch nur möglichen 


mehr als Idee, niimlich die Wirklichkeit des Gegenstandes selbst ] 
zubringen? Durch welches Mittel wollen sie aus dem Streite | 


:0 kann? Denn dieses ist das Schicksal aller Behauptungen der reinen 
nunft, dass, da sie tiber die Bedingungen aller möglichen Krfal 
hinausgehen, ausserhalb welcher kein Document der Wahrheit ir, 
angetroffen wird, sich aber gleichwol der Verstündengesetze, di 
um empirischen Gebrauch bestimmt sihd, ohne die sich über kein | 
im synthetischen Denken thun lässt, bedienen missen, sie dem 











We 


Die Disciplin der reinen Vernunft im polem. Gohrnuche, 515 


Vellarapi BBEBeeEn es ei tl Bio gegsahBlLiE Is Hlheae Tiere 
Nutzen machen können. 

Man kann die Kritik der reinen Vernunft als den wahren Gerichts- 
hof für alle Streitigkeiten derselben ansehen; denn sie ist in die letzteren, 
als welche auf Objecte unmittelbar gehen, nicht mit verwickelt, sondern 
ist dazu gesetzt, die Rechtsame der Vernunft überhaupt nach den Grund- 
‚sätzen ihrer ersten Institution zu bestimmen und zu benrtheilen. 

Ohne dieselbe ist die Vernunft gleichsam im Stande der Natur, 
und kann ihre Behauptungen und Ansprüche nicht anders geltend machen 
oder sichern als durch Krieg. Die Kritik dagegen, welche alle Ent- 
scheidungen aus den Grundregeln ihrer eigenen Einsetzung hernimmt, 
deren Ansehen keiner bezweifeln kann, verschafft uns die Ruhe eines 
Zustandes, in welchem wir unsere Streitigkeit nicht anders 
führen sollen als durch Process. Was die Händel in dem ersten Zu- 
stande endigt, ist ein Bieg, dessen sich beide Theile rühmen, auf den 
mehrentheils ein nur unsicherer Friede folgt, den die Obrigkeit stiftet, 
welche sich ins Mittel legt, im zweiten aber die Sentenz, die, weil sie ro 
hier die Quelle der Streitigkeiten selbst trifft, einen ewigen Frieden ge- 
währen muss. Auch nöthigen die endlosen Streitigkeiten einer bloss 
dogmatischen Vernunft, endlich in irgend einer Kritik dieser Vernunft 
selbst und in einer Gesetzgebung, die sich auf sie gründet, Ruhe zu 
suchen, so wie Honnes behauptet, der Stand der Natur wi ein Stand 
des Unrechts und der Gewaltthätigkeit, und man mtisse ihn nothwendig 
verlassen, um sich dem gesetzlichen Zwange zu unterwerfen, der allein 
unsere Freiheit dahin einschränkt, dass sie mit jedes anderen Freiheit 
ind eben dadurch mit dem gemeinen Besten zusammen bestehen könne, 

Zu dieser Freiheit gehört denn auch die, seine Gedanken, seine 
Zweifel, die man sich nicht selbst auflösen kann, öffentlich zur Beur- 
theilung auszustellen, ohne darüber für einen unruhigen und gefährlichen 
Bürger verschriven zu werden. Dies liegt schon in dem ursprünglichen 
Rechte der menschlichen Vernunft, welche keinen anderen Richter erkennt 
als selbst wiederum die allgemeine Menschenvernunft, worin ein jeder 
seine Stimme hat; und da von dieser alle Besserung, deren unser Zu- 
stand fhig ist, herkommen muss, so ist ein solches Recht heilig, und 
darf nicht geschmälert werden. Auch ist es sehr unweise, gewisse ge- 


oder vermessene Angriffe auf die, welche schon 
sy 





516, Bestie ae I Aesi 


Aa Ben derbe, md ann. 
auf ihrer Seite haben, fir geführlich auszuschreien ; « 
isı eine, Wichtigkeit geben, die, sie gar nicht haben sollten. . Wenn 

dem,din elek gemeinar Kopf dla Ereibah ip menschlichen ANBIEEEGE 
Hoffnung eines künftigen Lebens und dus Dasein Gottes wegdemonstrirt 
haben solle, zo. bin, ih bagierig das Buch, zu, losen, ie 

von seinem Talent, dass er meine Einsichten, yeiter hringen we 
weiss ‚ich ‚schon zum, voraus völlig gewiss, ‚dass.er nichts 
diesem. wird. geleistet haben, nicht darum, weil ich etwa sehor 
unbezwinglicher Beweise dieser wiehtigen Sitze zu sein glaubte, ‚sonder 
weil mich die transscendentale Kritik, die mir den ganzen Vorrath unserer 
reinen Vernunft aufdeckte, völlig überzeugt hat, dass, so wie a 
jahenden Behauptungen in diesem Felde ganz unzulänglich ist, 
und noch weniger, werde sie, wissen, um, lüber, diese Fragen et 
neinend behaupten zu, können. Denn wo will ‚der angebliche F 
seine ‚Kenntniss hernehmen, dass ‚es,#. B. kein, höchstes Wese 
Dieser Satz liegt ausserhalb des Feldes möglicher run 
auch susser der Grenzen aller menschlichen Einsicht, Den dogrmatiseh 
Vertheidiger der guten Sache gegen diesen Feind würde ich gan 
lesen, weil ich ‚zum: voraus, weiss, dass er nur darum die 
des anderen augreifon werde, um seinen eigenen Eingang zu, 
überdem ein alltäglicher Schein doch ‚nicht so viel Stofl zu | 
merkungen giebt als ein. befremdlicher und sinnreich 
is gegen würde ‚der ‚naclı seiner, Art ‚auch ‚dogmatische Reli 
meiner Kritik gewünschte, Beschäftigung und Anlass zu 
riehtigung ihrer Grundsätze geben, . en 
etwas zu baltischen wäre. 

‚Aber die Jugend, welche. dem, akaderiochen Loterpiokt game 
ist, soll doch wenigstens vor dergleichen Schriften gewarut, ‚und 
Keühen Keuntuiss so ‚geführlicher Sätze abgehalten werden, ‚he 
theilskraft gereift oder vielmehr die Lehre, welche man in ihnen gründen 
Te 
auch kommen möge, kräßlig zu widerstehen? cs 
Miete, es-bei.‚dem. dogmatischen, Verfahren In. Bachen. den sol 

Vernunß bleiben, und die Abfertigung dor, Gegner eigentlich pelemisch, 
d.i. 50 'beschaflen sein, dass man, sich ins Gefecht, 

















Die Dischptiu dör reinen Vertunft im polo. Gehrauche, 517 


Beweisgrinden zu entgegengesetztan Behauptungen bewaffnete, s0 wilre 
freilich nichts rathsamer vor der Hand, aber zugleich nichts eiteler 
nd fruchtloser auf die Dauer, als dio Vernunft der Jugend eine Zeit 
lang unter Vormundschaft zu setzen nnd wenigstins #0 lunge vor Ver- 
Mikrang zu bewahren. Wenn aber in der Folge entweder Neupierdo 
oder der Modston des Zeitulters ihr dergleichen Schriften in die Hide 

„ Wird nlsdann jene jugendliche Usberredung noch Stich halten? 

;,; der nichts als dogmatische Waffen mitbringt, tm den Ah- 

grifien seines Gegners ztı widerstehen, und die verborgene Dialektik, die 
nieht minder in seinem eignen Btisen als in dem des Gegentheils liegt, sa 

"nieht zu entwickeln weiss, sicht Scheingründe, dio den Vorzug der Neuig- 

"keit haben, gegen Scheingrinde, welche dergleichen ticht mehr haben, 

söndern viehnehr den Verdacht eitier missbrauchten Leichtgläubigkeit 

der Jugend erregen, auftreten. ‘Er glatikt richt besser zeigen au küntien, 

"dies er der Kinderzucht entwachsen sei, als wenn er kich über jene 

"Warnungen wegsetzt, hd, dopmatisch gewohnt, trinkt 

"er das Gift, das seine Griindeutse Asgntinch Verdirbt; Ken 

ii sich. 

Gerade das Gegentheil von dem, was mai hier anräth, muss in 
der akademische Unterweisung geschehen, aber freilich nr unter der 
Vordussetzung eines gründlichen Unterrichts in der Kritik der reinen 
“Vernunft. Denn um die Principieh derselben #0 frilh als‘ möglich "in 
Ausübung zu bringen ind ihre Zuläuglichkeit bei dein grössten dfaldk- 
schen Scheine zu zeige, ist es durchaus nöthig, die Air den Dogma- 
tiker"s0 fürdhtbaren Angriffe wider seine obzwar noch sehwache, aber 
dureh Kritik aufgekliirte Vernunft zu richten, und ihn den Versuch 
inaehen zu lasen, die grundlosen Behliuptungen des Gegners Stück für 
"Stück an jenen Grundafitzen zu prilfen. Es kann ihm gar nicht schwer 
‚werden, sie in lauter Düinst aufzulösen, und so fühlt er frühzeitig seine 

gene Kraft, sich wider dergleichen schädliche Blendwerke, die Air ihn 

Berner Yan miissen, "vollig zu sichern. Ob irn zwar 
eben dieselben Siretche,"äle dis Gebäude des Feindes wiederschlagen, 
auch seinem tifenen spedulhtiven Batiwerke, wehn er etwii dergleichen 
"zu errichten gedichte, ebönso verderhlich sein mtissdh, so ist er därtiber 
ee een darin zu 

Xondern hoch eine Aussicht in das praktische Feld Yor sieh Tint, 















518 Mothodonlohre. IL Hauptstück. IL Abschnitt 
wo er mit Grund einen festeren Boden hoffen kann, 


ii 
| 
{ 


Holaaı in Walhalla in alnm Aegenbiicke eher 
aufs neue in unblutigen Kämpfen belustigen zu können. 

Es giebt aber auch keinen zulässigen skeptischen € 
reinen Vernunft, welchen man den Grundsatz der Neutral 
ähren Streitigkeiten nennen könnte, Die Vernunft wider si 
verhetzen, ihr auf beiden Seiten Waffen zu reichen, und 


ae Kate ven ee 
lich kein anderer Rath, als der Grosssprecherei anf 
andere, welche auf eben dieselben Rechte fusst, 


stutzig gemacht werde, um in ihre Anmassungen € 
setzen und der Kritik Gehör zu geben. Allein es 


mittel wider den dogmatischen Eigendünkel, sondern. 
Art, den Streit der Vernunft mit sich selbst zu beendigen, ch 
wollen, ist ein ganz vergeblicher Anschlag, und kann keineswegs 
tauglich sein, der Vernunft einen Ruhestand zu ve 
höchstens nur ein Mittel, sie aus ihrem sissen dog 
erwecken, um ihren Zustand in sorgfältigere Prüfung 
indessen. die skeptische Manier, sich aus einem. verdri 














Die Diseiplin der reinen. Vernunft im polem. Gebranche 519 


hisches Ansehen zu geben meinen, #0 finde ich es nöthig, diese Den- 


Von der Unmöglichkeit einer skeptischen Befriedigung ms 
der mit sich selbst veruneinigten reinen Vernunft, 


Das Bewusstsein meiner Unwissenheit (wenn diese nicht zugleich 
nothwendig erkannt wird), statt dass es meine Untersuchungen en- 
‚en sollte, ist vielmehr die eigentliche Ursache sie zu erwecken. Alle 
‚Unwissenheit ist entweder die der Sachen oder der Bestimmung und 
Srenzen meiner Erkenntnis. Wenn die Unwissenheit nun zufällig ist, 
Beam di züich. uutreiben; Im, orstarm. Falle, den Sachen (Gegemaänden) 


endig sei und mich daher von aller weiteren Nachforschung frei- 
e, lässt sich nicht empirisch, aus Beobachtung, sondern allein 
durch Ergründung der ersten Quellen unserer Erkenntoiss 
chen. Also kann die Grenzbestimmung unserer Vernunft nur nach 
Gründen «a priori geschehen; die Einschränkung derselben aber, welche 
‚e obgleich nur unbestimmte Erkenntnis einer nie völlig zu hebenden 
n heit ist, kann such « postersori, durch das, was uns bei allem 
| rer zapalı su langt, fhig bleibt; erkannt wenden, Jene durch 
Kritik der Vernunft selbst allein mögliche Erkenntniss seiner Unwissen- 
heit ist also Wissenschaft, diese ist nichts als Wahrnehmung, von 
der. man nicht. sagen kann, wie weit der Schluss aus selbiger, reichen ter 
' möge Wenn ich mir die Erdfläche (dem sinnlichen Scheine gemäss) 
' als einen Teller vorstelle, so kann ich nicht wissen, wie weit sie sich 
' erstrecke. Aber das lehrt mich die Erfahrung, dass, wohin ich nur 
"komme, ich immer einen Raum um mich sehe, darin ich weiter fortgehen 
[Bönnis; mithin erkenne ich Schranken meiner jedesmal wirklichen Erd- 
kunde, aber nicht die Grenzen aller möglichen Erdbeschreibung. Bin 
(Eheh aber. doch so weit: gekommen, zu wissen, dass die Erde eine Kugel 
' und ihre Fläche eine Kugelfläche sei, s0 kann ich auch aus einem kleinen 
Theil derselben, z. B. der Grösse eines Grades, den Durchmesser, und 
' durch diesen die völlige Begrenzung der Erde, d. i. ihre Oberfläche be- 
stimmt und nach Principien = priori erkennen; und ob-ich gleich in 








520  Mothodenlehre. E'Hätptstiiek. II. Abschnitt. 


Anschung der Gegenstände, die diese Fläche enthalten mag, unwissend 
bin, so bin ich es docli nicht in Ansehung des Umifinges, Be 
der Grösse und Schranken derselben. 

Der Inbegrif aller möglichen Gegenstände für vn 
scheint uns eine ebene Fläche zu sein, die: ihren scheinbaren Horzanı 
hat, nämlich das, was den ganzen Umfang derselben befasst, und won 
uns der Vernunftbigriff der unbedingten Totalitiit genannt worden. Bu 

denselben zi erreichen ist ünmöglich, und nach einem gewissen 
"Prineip ihn @ prior# zu bestimmen, dasu sind alle Versuche vergeblich 
15 gewesen. Indessen gehen doch alle Fragen unserer reinen Vermmft al 
Aus, wos ausserhalb dieses Horizontes, oder Volemfälls ich nei 
Grenzlinie Niegen möge. d — 

Der berühmte Davm Hose wär #iner dieser Geographen der 
wenschlichen Vernunft, welcher jene Fragen insgesamt dadurch hit: 
reichend abgefertigt zu haben vermeinte, dass er sie ausserhalb des Ho 
rizönts derselben verwies, den er doch nicht bestimmen kontite. or hielt 
sich Yornehmilieh bei dem Grundsatze der Causalitit Kuf, ind bemerkte 
von ihm ganz richtig, dass sich keine Wahrlieit (ja nicht einmal diesb- 
jeetive Giltigkeit des Begriffs einer wirkenden Ursache überhaupt) anf 
'gär keine Binsicht, d. i. Erkenutrie \ priors füsse, Anss daher meh 
nicht im 'mindesten die Nothwendigkeit dieses Gesetzes, andern die 
blöss allgemeine Brauchbarkeit desselben in dem’ Taufe ‘der 
und eine daher entspringende subjective Nothwendigkeit, die er Gewoll. 
"heit nennt, sein ‘ganzes Atisehen ausmache. "Ans dem 
serdr Vernunft ituh, von diesein Grundsätze einen ber alle Brfahraiig 
Mirkbüsgehenden Gebrauch zu machen, schloss er 'die Nichtigkeit aller 
Aluiiissungen der Vernunft, überhaupt über das Trnpirische Kim em 
gähen. — 

Min 'Katin ein Verführen (dieser ‘Art, die freta’Adı Vernunft der 
'Prüfang und nach Befinden dem Tadel zu unterwerfen, die Oensir der 
Vernunft nennen. Es ist ausser Zweifel, duas' diese Censür thausbleiblich 
'mif Zweifel gegen allen transseendenten Gebranch der Gründsitse 

ssoführe. Allein dios ist nür der zweite Schritt, der noch lange wfcht hs 
Werk vollendet. Der erste Schritt in Sachen der reinen Vernunft, der 
äns Kindesalter derselben auszeichnet, ist dogmatisch. Der eben gu- 
nantite zweite Schritt ist skeptisch, und zeugt ‚yon Vorsichtigkeit der 








en 





Die Disciplin det reinen Veräimft im poker "Robinuche, 52 


durch Erfahrung gewitzigten Urtheilskraft. Nun ist aber noch ein dritter 
Schritt nöthig, der nur der gereiften ünd männlichen Urtheilskraft zu- 
Köinmt, welche fiste und ihrer Allgemeinheit nach bewährte Maximen 
sum Gründe hat, nämlich nicht die füets der Vernunft, sondern die 
Vernünft set nach ihrem ganzen Vormügen und Tavglichkeit su rincn 
Erkenntnissen a priori der Schätzung zu unterwerfen, welches nicht 
die Censur, sondern Kritik der Vermmft ist, wodurch nicht bloss 
Behranken, sondern div bestimmten Grenzen derselben, nicht bloss 
Unwissenheit in einem oder anderem Theil, sondern in Ansehung aller 
möglichen Fragen von "einer gewissen Art, uhd zwar nicht etwa nur 
vermuthet, sondern aus Prineipien bewiesen wird. 86 ist der Skepticis- 
mis ein Ruheplatz für die menschliche Vernunft, da sie sich uber ihre 
dogmatische Wanderung bestinen ind den Entwurf voh der Gegend 
nachen kart, wo sie sich befindet, um ihren Weg fernerhin mit mehrerer 
Sicherheit wählen zu können, aber nicht ein Wohnplatz zum beständigen 
“Aufenthalte; denn dieser kann nur in einer völligen Gewissheit ange- 
troffen werden, @& si num der Erkenntnis der Gegenstände selbst oder 
der Grenzen, innerhalb deren alle unsere Erkenntniss von Gegenständen soo 
eingeschlossen ist. 
 Vnsore Vernunft ist nicht etwa eine unbestimmbar weit ausgebrei- 
tete Ebene, deren Schranken man nür so fiberhaupt erkennt, sondern 
mass vielmehr init einer Sphäre verglichen werden, deren Halbmesser 
sich aus der Krümmung des Bogens auf ihrer Oberflüche (der Natur 
erden daraus aber auch der Inhalt und 
derselben mit Sicherheit ahgeben list. Ausser dieser 
Sn ng u m ap ja selbst Fragen 
vermeittliche Gegenstände betreffen nur subjeetive 
ie Great Tetra Werte: welche 
Ahle den Verstanitösbögrifien innerhalb: dieser Sphäre vorkommen 
köinen. 


"Wir sind wirklich im Besitz synthetischer Erkenntnisse a priori, 
ash ec 
. Kann jeinänd nn die Möglichkeit derselben sich gar nicht 

\ hi indchen, #0 ihag er zwar anfangs sweifeln, ob sie uns auch 
| # Prior beiwolinen, &r kann dies aber Heel nicht für eine 
dersklben dürch blosse Kkfto es Verktandes, und alle 





















Unvermögens abzuweisen und uns ihrer weiteren Na 
weigern, da die Vernunft in ihrem Schosse allein diese Id 
zeugt hat, von deren Giltigkeit oder ‚dielektischem 
Rechenschaft zu geben gehalten ist. 

‚Alles skeptische Polemisiren ist eigentlich nur. wider 
tiker gekehrt, der ohne ein Misstrauen auf seine ursprüi 
tiven Prineipien zu setzen, d. i. olme Kritik gravitätisch seis 
fortsetzt, bloss um ihm das Concept zu verrücken und ihn 
‚erkenntuiss zu bringen. An sich macht sie in Anschung 
wir wissen und was wir dagegen nicht wissen ‚können, ganz 

manichts aus. Alle fehlgeschlagenen dogmatischen Versuche der V 
sind facla, die der Censur zu unterwerfen immer nützlich ist, 
‚aber kann nichts über die Erwartungen der Vernunft 
besseren Erfolg ihrer künftigen Bemühungen zu hoflen und 
sprüche zu machen; die blosse Censur kann also die 8 
die Rechtsame der menschlichen Vernunft niemals zu 

Da Huss vielleicht der geistreichste unter allen | 


prüfung ‚haben kann, so. verlohnt es sich wol der Mühe, de 
Schlüsse und die Verirrungen eines so einsehenden un 


—— 


"Die Diseiplin. der ruinen Vernunft im polem, Gebrauchs. 523 


„Mannes, die doch auf der Spur der Wahrheit angefangen haben, s0 weit 
es zu meiner Absicht schicklich ist, vorstellig zu machen. . 
Hu hatte es vielleicht in Gedanken, wiewol.er,es niemals,vällig 
entwickelte, dass wir in Urtheilen von gewisser Art über unseren Begriff 
vom Gegenstands hinausgehen. Ich habe diese Art von Urtheilen syn- 
thetisch genannt. Wie ich aus meinem Begriffe, den ich bis dahin habe, 
vermittelst der Erfahrung hinausgehen könne, ist keiner Bedenklichkeit 
unterworfen. Erfahrung ist selbst eine solche Synthesis der Wahrneh- 
‚mungen, welche meinen Begriff, den ich vermittelst einer Wahrnehmung 
‚@ prior aus unserem Begriffe hinausgehen und unsere Erkenntnis or- rs 
‚weitern zu können. Dieses versuchen wir entweder durch den reinen 
"Verstand, in Ansehung desjenigen, was wenigstens ein Object der Er- 
falırung sein kann, oder sogar durch reine Vernunft, in Ansehung 
‚soleher Eigenschaften der Dinge oder auch wol des Daseins solcher 
"Gegenstände, die in der Erfahrung niemals vorkommen können. Unser 
‚Skoptiker unterschied diese beiden Arten der Urtheile nicht, wie er es 
‚doch hätte thun sollen, und hielt geradezu diese Vermehrung der Be- 
ee 
standes (sammt der Vernunft), ohne durch Erfahrung geschwängert zu 
sein, für unmöglich, mithin alle vermeintlichen Prineipien derselben «# 
priori für eingebildet, und fand, dass sie nichts als eine aus Erfahrung 
ind deren Gesetzen entspringende Gewohnheit, mithin bloss empirische, 
d. i an sich zufällige Regeln seien, denen wir eine vermeinte Nothwen- 
"digkeit und Allgemeinheit. beimessen. Er bezog sich aber zu Behauptung 
dieses befremdlichen Satzes auf den allgemein anerkannten Grundsatz 
von dem Verkältniss der Ursache zur Wirkung. Denn, da uns kein 
 Verstandesvermögen von dem Begriffe eines Dinges zu dem Dasein von 
etwas Anderem, was dadurch allgemein und nothwendig gegeben sei, 
Führen kann, #0 glaubte er daraus folgern zu können, dass wir ohne 
‚Erfahrung nichts haben, was unseren Begriff vermehren und uns zu einem 
"solchen # prieri sich selbet erweiternden Urtheile berechtigen könnte, 
"Dass das Sonnenlicht, welches das Wachs beleuchtet, es zugleich schmelze, 
indessen es den Thon härtet, könne kein Verstand aus Begriffen, die 
vorher von diesen Dingen hatten, erratben, viel weniger 
eehliessen, und nur Erfahrung könne uns ein solches Gesetz | 












ki. e 






















 Meiodnlihre: I. Hamptstiek: IE AR 


Dagegen haben wir in der transscendentalen L 
wir zwar ee ag 
hinansgehen kömen; wir doch vlg re 


Ursache die Wirkung = prior’ und ohne Belehrung der Er 
stimmt erkennen kötnte. Er schloss also fälschlich ans der | 
‚unserer Bestimmung hach dem Gesetze, auf die Z 
Gesetzes selbst, und das Herausgehen aus dem Begriffe « 
aüf mögliche Erfahrung (welches 4 priori geschieht und die. 
Realifäit desselben nusmacht) verwechselte er mit der 
Gegenstände wirklicher Erfahrung, welche freilich jede: 
jat; dadurch machte er aber aus einer Princip der Affinieht, wi 
Verstande seiten Bitz hat und nothwendige Verknüpfung 
rs Regel der Association, die bloss in der nachbildenden 
angetroffen wird lied nicht Amar 
stellen kann. J 
Die skeptischen Verirrungen aber ‘dieses sonst Russerst 
sinnigen Mannes entsprangen vornehtnlich atıs einem Mangel, de 
init allen Dogmatikorn gemein hatte, nämlich dass er nicht 
der Synthesis des Verstandes a prior? systematisch tihersah. Dei 
wide er, ohne der übrigen hier Erwähntüng zu fhun, x. B.den G 
"satz der Behärrlichkeit als einen solchen geftriden haben, @ 
"wol als der der Causalität die Rrfahrung antieipfrt: Dadurch‘ 
anch dem « priors sich erweiternden Verstande und der reinen" 
"Bestimmte Grengen habet vorzeichnen kötineh. Da er ber tms 
stand nur einschränkt, ohne ihn zu begrenzen, und 
gemeines Misstrauen, über keine bestimmte Kenntniss der une un 
liche Unwissenheit zu Stande bringt, da er einige Grur 
standes unter Oenstr bringt, ohne diesen Verstand in ing 
‚guzen Vermögens nu io Probirwage der Ki vu ringen, 
‘er ihm dasjenige abspricht, was er wirklich nicht Teisten k 





Die Diselplin der reinen Vernunft im polcın. Gebenuche, 525. 


geht und ibm alles Vermögen sich # prieri zu erweitern bestreitet, un- 
geachtet er dieses gunze Vermögen nieht zur Schätzung gezogen: #0. 
widerführt ihm das, was jederzeit den Skeptieismus niederschlägt, nlimlich 
dass er selbst bezweifelt wird, indem seine Einwärfe nur auf facts, welche 
zufillig sind, nicht nber auf Principien. berulten, die eine nothwendige is 
Entsagung auf das Recht dogmatischer Behauptungen bewirken könnten. 
Da er such zwischen den gegründeten Ansprüchen des Verstandes 
und den dialoktischen Anmassungen der Vernunft, wider welche doch 
hauptsächlich seine Angrifle gerichtet eind, keinen Unterschied kennt, 
so fühlt die Vernunft, deren ganz eigenthümlicher Schwung hierbei nicht 
im mindesten gestört, sondern nur gehindert worden, den Raum zu ihrer 
Ausbreitung nicht verschlossen, und kann von ihren Versuchen, ungeachtet, 
sie ‚hier oder da gezwackt wird, niemals gänzlich abgebracht werden, 
Denn wider Angriffe rtistet nam sich zur Gegenwehr, und setzt noch: fa, 
desto steifer seinen Kopf darauf, seine-Forderungen durchzusetzen. Ein; 
völliger Ueberschlag aber seines ganzen Vermögens und’ die daraus ent- 
Eitelkeit höherer Ansprüche hebt allen Streit auf und bewegt, sich-an 
gear ‚aber unstrittigen rn un zu ber 


genügen. 

> dar "den kuleitischen Dogintiker; der. die Bpheh ainen, Van 
stundes nicht gemessen, mithin die Grenzen seiner möglichen Erkenntniss 
nicht nach Principien bestimmt: hat, der also nicht schon zum voraus: 
wiss, wie viel er kann, sondern es durch 'blosse Versuche ausfindig zu 
sondern ‘ihm sogar verderblich. Denn, wenn er anf einer einzigen Be- 
hanptung betroffen wird, die'er nicht rechtfertigen, deren Schein er aber u 
ee rg 
so tberredend sie auch sonst immer sein mögen. 

a di au spe a Zchtuneter des Angesehen nr 
ninftlers auf eine gesunde Kritik des Verstandes und der Vernunft 
een Tee 
denn er unterscheidet alsdann seinen Besitz von dem, was gänzlich ausser- 
"halb; desjenigen liegt, worauf or keine Ansprüche macht, und dartber er 
‚wich nieht in Streitigkeiten verwickelt werden kann. So (ist das skap- 
‚tische Verführen zwar an sich selbst für die Vernunfifkagen aticht 











56 Mehocenledine ML Anuptatilek:. di 


und et grund ur wein, ie sie in 







Die Diseiplin der reinen Vernunft. 
: der Hypothesen. 


‘Weil wir denn durch Kritik unserer Vernunft endlich so vi 


strengen Aufsicht der Vernunft diehten soll, so num, nme 
etwas völlig gewiss und nicht erdichtet oder blosse Meinung # 
das ist die Möglichkeit des Gegenstandes selbst, Alsdann 


Hkbegorie den reinen, Yerstunden nicht. daru;dieor, 
denken, sondern nur, wo sie in der Erfahrung angetroffen w 
NEW Äh 


Bkdeiege; denn dieses hiesse. der Vernunft leere Hirn 
der Begriffe von Sachen unter zu legen. So ist «s. nich 








—— 


Die Diseiplin der reinen Vornunft In Ansohung der Hypothesen. 527 


lich auch keine Gemeinschaft der Substanzen, die von aller derjenigen 

unterschieden ist, welche Erfahrung an die Hand giebt, keine Gegenwart m 
anders als im Raume, keine Dauer als bloss in der Zeit, Mit einem 

Worte: es ist unserer Vernunft nur möglich, die Bedingungen möglicher 

Erführung als Bedingungen der Möglichkeit der Sachen zu brauchen, 

keineswegs aber, ganz unabhängig von diesen sich selbst solche gleich- 

san zu schaffen, weil dergleichen Begriffe, Bean a 

dennoch auch ohne Gegenstand sein würden, 

Die Vernunflbegriffie sind, wie gesagt, blosse Ideen, ae 
freilich keinen Gegenstand in irgend einer Erfahrung, aber bezeichnen 
darum doch nicht gedichtete und zugleich dabei für möglich angenommene 
Gegenstände. Sie sind bloss problematisch gedacht, um in Bezichung 
auf sie (als heuristische Fietionen) regulative Principien des systema- 
tischen Verstandesgebrauchs im Felde der Erfahrung zu gründen. Geht 
man davon ab, so sind es blosse Gedankendinge, deren Möglichkeit nicht 
erweislich ist, und die daher auch nicht der Erklärung wirklicher Er- 
scheinungen durch eine Hypothese zum Grunde gelegt werden können: 
Die Seele sich als einfsch denken, ist ganz wol erlaubt, um nach dieser 
Ides eine vollständige und nothwendige Einheit aller Gemüthskräfte, 
ob man sie gleich nicht in conereto einsehen kann, zum Prineip unserer 
Beurtheilung Ihrer inneren Erscheinungen zu legen. Aber die'Beele als 
einfache Bubstanz anzunehmen (ein transscendenter Begriff), wäre ein 
Satz, der nieht allein ünerweislich (wie es mehrere physische Hypothesen ws 
sind), sondern auch ganz willkürlich und blindlings gewagt sein wiirde, 
weil das Einfache in ganz und gar keiner Erfahrung vorkommen’ kann, 
und, wenn man unter Substanz hier das beharrliche Object der sinnlichen 
Anschauung versteht, die Möglichkeit einer einfachen Erscheinung 
gar nieht einzusehen ist. Bloss intelligibele Wesen oder bloss intelligibele 
Eigenschaften der Dinge der Sinnenwelt Lassen sich mit keiner gegrün- 
deten Befugniss der Vernunft als Meinung annehmen, obzwar (weil'man 
von ihrer Möglichkeit oder Unmöglichkeit keine Begrifle hat) auch’ durch 
keine vermeinte bessere Einsicht dogmatisch ableuguen. 

- Zur Erklärung gegebener Erscheinungen können keine anderen 
Dinge und Erklärungsgründe als die, so nach schon bekannten Gesetzen 
der Erscheinungen mit den gegebenen in Verkniipfung gesetzt worden, 
angeführt werden. Eine transscendentale Hypothese, bei der eine 











523 ‚Mothodeniehre I Hauptstück. MI. Abschnitt 


Bi de Van zu eng de Nennen ra 
„würde daher gar keine Erklärung sein, indem das, was man aus We 
kannten ‚empirischen. Principion nicht, hinreichend versteht, durch ; 
erklärt warden wiirde, dayon man gar nichts versteht, Anch ’ 
Prineip ‚einer solchen Hypothese eigentlich nur zur 
- Vernunft und nicht, zur Beförderung des V' 
schung ‚der; Gegenstände dienen. Ordnung und Zweckmässigkeit in 
Natur muss wiederum aus Naturgründen und nuch Naturgesetzen | 
»: werden, und hier sind selbst die wäldesten Hypothesen, wenn sie nur 


physisch. sind,.erträglicher. ala. eine ‚hyperpbysische, Aue 







auf einen göttlichen Urheber, den man zu diesem Behuf 

Denn das wäre ein Princip der faulen Veruuuft (iqnavg ratio), 
sachen, ‚deren objective Realität wenigsteus der, Möglichkeit 

noch dureh fortgoseizte Erfahrung kann kennen lernen, auf einmal var- 
beizugehen, um sich in einer blossen Idee, die der Vernunft sehr. 

ist, zu-ruhen. Wansahe in ale Koi A ee 
in der. Reihe derselben betrifk, su kann das kein Hinderniss in Ansehung 
der. Weltohjeote machen, weil, da diese nichts-.als I 

an ihnen ‚niemals. etwas Vollendetes iu der Syuthesis der Reihe von. Be- 
dingungen gehofft werden. kann, 1 

. Transscendeutele ‚Elypathesen ‚des speculativen Gebrauchs der Ver- 
nunft und eine Freiheit, zu Ersetzung des. Mangels an 
klärungsgründen sich. allenfalls .hyperphysischer zu bedienen, kann gar, 
nicht‘ gestattet ‚werden, 4heils ‚weil die Vernunft dadurch gar nicht, weiter 
gebracht wird, sondern vielmehr den ganzen Fortgang ihres Gebrauchs 
abschneidet, ‚theils weil diese Licenz. sie zuletzt um alle Früchte der Be- 
arbeitung ihres eigenthümlichen ‚Bodens, nämlich. der 

milsste. Were einst grrahpunaacheangrernn = 

so "haben wir (beständig einen transscondenten 
son Hand, der uns jener. Untersuchung äberhebt, und ‚unsere N; 

schliesst nieht dureh.Einsicht, ‚sonderu durch gänzliche | 

en ln 
den Begriff des absolut Ersten enthalten musste. Mare ge. 

Das ‚sweite erforderliche Stück ‚zur, Annehmungswürdigkeit 

Hypothese «ist die ‚Zulänglichkeit derselben, ‚um daraus ‚4. priord die 
Folgen, wolche ‚gegeben sind, zu bestimmen. ‚Wenn man. zu diesem 


—— 


‚Die Diseiplin der reinen Vernunft in Ansohung der Hypothosen 529 


Zwecke hilfleistende Hypothesen herbeizumfen genöthigt ist, so geben 
sie den Verdacht einer blossen Erdichtung, weil jede derselben an sich 
dieselbe Rechtiertigung bedarf, welche der zum Grunde gelegte Gedanke 
nöthig hatte, und daher keinen tüichtigen Zeugen abgeben kann. Wenn 
unter Voraussetzung einer unbeschränkt vollkommenen Ursuche zwar an 
Erklärungsgründen aller Zweckmässigkeit, Ordnung und Grösse, die sich 
im der Welt finden, kein Mangel ist, so bedarf jene doch bei den wenig- 
stens nach unseren Begriffen sich zeigenden Abweichungen und Uebeln 
noch neuer Hypothesen, um gegen diese als Einwürfe gerettet zu werden. 
Wenn die einfache Selbständigkeit der menschlichen Seele, diezum Grunde 
ährer Erscheinungen gelegt worden, durch die Schwierigkeiten ihrer den 
Abünderangen einer Materie (dem Wachsthum und der Abnahme) ühn- 
lichen Phänomene angefochten wird, so missen neue Hypothesen zu 
Hilfe gerufen werden, die zwar nicht ohne Schein, aber doch ohne alle 
Beglaubigung sind, ausser derjenigen, welche ihnen die zum Hauptgrundesos 
angenommene Meinung giebt, der sie gleichwol das Wort reden sollen. 

"Wenn die hier zum Beispiele angeführten Vernunftbehauptungen. 
(ankörperliche Einheit der Seele und Dasein eines höchsten Wesens) nicht 
als Hypothesen, sondern als # priors bewiesene Dogmata gelten sollen, 
so ist alsdann von ihnen gar nicht die Rede. In solchem Falle aber 
sehe man sich ja vor, dass der Beweis die apodiktische Gewissheit einer 
Demonstration habe. Denn die Wirklichkeit solcher Ideen bloss wahr- 
scheinlich machen zu wollen, ist ein ungereimter Vorsatz, ebenso als 
wenn man «inen Satz der Geometrie bloss wahrscheinlich zu beweisen 
gedächte. Die von aller Erfahrung abgesonderte Vernunft kann. alles 
nur @ priori und als nothwendig, oder gar nicht erkennen; daher ist ihr 
Urtheil niemals Meinung, sondern entweder Enthaltung von allem Ur- 
theile, oder apodiktische Gewissheit. Meinungen und wahrscheinliche 
Urtheile von dem, was Dingen zukommt, können nur als Erklärungs- 
gründe dessen, was wirklich gegeben ist, oder als. Folgen nach empi- 
rischen Gesetzen von dem, was als wirklich zum Grunde liegt, mithin 
nur in der Reihe der Gegenstände der Erfahrung vorkommen, Ausser 
diesem Felde ist meinen so viel als mit Gedanken spielen, es müsste 
‚denn sein, dass man von einem unsicheren Wege des Urtheils bloss die 
Meinung hätte, vielleicht auf ihm die Wahrheit zu finden. 

Ob aber gleich bei bloss speculativen Fragen der reinen Vernunft s0a 

Kanı'a Kritik dor roinen Yermunft. 34 


ie = 4 

























Bad ab ann ee 


haben aber alle synthetischen Sätze aus reiner Vernunft das Eig 
liche an sich, dnss, wenn der, welcher die Realität gewisser Ideen 
gleich niemals so viel weiss, um diesen seinen Satz gewiss zu 
‚der anderen Seite der Gegner ebenso wenig wissen kann, um das 
zu behaupten. Diese Gleichheit des Looses der menschlichen V. 
begünstigt nım zwar in dor speculativen Erkenntniss keinen 
Es wird sich aber in der Folge zeigen, dass doch in Ansehung d 
tischen Gebrauchs die Vernunft ein Recht habe etwas 


reichende Beweisgründe vorauszusetzen befugt wäre, weil 


Gegner soll also beweisen. ee 
dem bezweifelten Gegenstande weiss, um dessen Nichtsein darzuth 
der erstere, der dessen Wirklichkeit behauptet, s0 zeigt sich 
Vortheil auf der Seite desjenigen, der etwas als praktisch 
Voraussetzung behauptet (melior vonditio possidentis). Es stehtäh 
frei, sich gleichsam aus Nothwehr eben derselben Mittel für & 
Sache als der Gegner wider dieselbe, d. i; der Hypothesen zu 
die gar nicht dazu dienen sollen, um den Beweis derselben zu ve 
sondern nur zu zeigen, dass der Gegner viel zu wenig von dem 
stande des Streits verstehe, ala dass er sich eines Vortheils der 
lativen Einsicht in Ansehung unserer schmeicheln könne 

Hypothesen sind also im Felde der reinen Vernunft nur als 
waffen erlaubt, nicht um darauf ein Recht zu grilnden, sondern mı 
zu vertheidigen, Den Gegner aber miissen wir hier jederzeit in 
suchen. Dean specnlative Vernunft in ihrem transscendentalen @ 

















Fun | - 


Die Dischplin der reinen Vernunft I Ansohung der Hypothesen. 531 


ist an sich dialektisch. Die Einwürfe, die zu fürchten sein möchten, 
biegen in uns selbst. Wir miissen sie gleich alten, aber niemals verjäh- 
renden Ansprüchen hervorsuchen, um einen ewigen Frieden auf deren 
Vemichtung zu gründen. Aeussere Ruhe ist nur scheinbar. Der Keim 
der Anfechtungen, der in der Natur der Menschenvernunft liegt, muss 
ansgerottet werden; wie können wir ihn aber ausrotten, wenn wir ihm s0s 
nicht Freiheit, ja selbst Nahrung geben Kraut auszuschiessen, um sich 
dadurch zu entdecken, und es nachher mit der Wurzel zu vertilgen? 
Sinnt demnach selbst auf Einwürfe, auf die noch kein Gegner gefallen 
ist, und leiht ihm sogar Waffen, oder räumt ihm den günstigsten Platz 
ein, den er sich nur wünschen kann. Es ist hierbei gar nichts zu fürchten, 
wol aber zu hoffen, nämlich, dass ihr euch einen in alle Zukunft niemals 
mehr anzufechtenden Besitz verschaffen werdet, 

"Zu eurer vollständigen Rüstung gehören nun auch die Hypothesen 
der reinen Vernunft, welche, obzwar nur bleiorne Waffen (weil sie durch 
kein Erfuhrungsgesetz gestählt sind), dennoch immer so viel vermögen 
als die, deren sich irgend ein Gegner wider euch bedienen mag, Wenn 
euch also wider die (in irgend einer anderen nicht speoulativen Rücksicht) 
angenommene immaterielle und keiner körperlichen Umwandlung unter- 
worfeno Natur der Seele die Schwierigkeit aufstösst, dass gleichwol'dio 
Erfahrung sowel die Erhebung als die Zerrüttung unserer Geisteskräfte 
bloss als verschiedene Modification unserer Organe zu beweisen scheine, 
so könnt ihr die Kraft dieses Beweises dadurch schwächen, dass ihr an- 
nehmt, unser Körper sei nichts als die Fundamentalerscheinung, worauf 
als Bedingung sich in dem jetzigen Zustande (im Leben) das ganze Ver- 
mögen der Sinnlichkeit und hiermit alles Denken bezieht, Die Trennung 
vom Körper sei das Ende dieses sinnlichen Gebrauchs eurer Erkennt- 
nisskraft und der Anfang des intellectuellen, Der Körper wäre also nicht sor 
die Ursache des Denkens, sondern eine bloss restringirende Bedingung 
desselben, mitlin zwar als Beförderung des sinnlichen und animalischen, 
aber desto mehr auch als Hindernis des reinen nnd spirituellen Lebens 
anzuschen, und die Abhängigkeit des ersteren von der körperlichen Be 
schaffenheit bewiese nichts für die Abhlingigkeit des ganzen Lebens von 
dem Zustande unserer Organe. Ihr könnt aber noch weiter gehen und 
wol gar neue, entweder nicht aufgeworfene oder nicht weit genug ge- 


triehene Zweifel ausfindig machen. 
Prt) 

























os eigentlich nur intelligibel sei, den Zeitveränderungen gar 
worfen, und weder durch Geburt angefangen habe noch durch 
geendigt werde, dass dieses Leben nichts als eine blosse E 
d. i. eine sinnliche Vorstellung von dem reinen geistigen Leben, 
gunzs Sinnenwelt ein blosses Bild sei, welches unserer jetzigen 
aissart vorschwebt, und wie ein Traum an sich keine objectin 
habe, dass, wenn wir die Sachen und uns selbst anschauen 
sie sind, wir uns in einer Welt geistiger Naturen sehen wi 
welshen annare einzig. wahre Gemeinschaft; weder: dareli 
fangen habe, noch durch den Leibestod (als blosse Ersche 
hören werde, u, s. w. 
iger: 
griff hypothetisch vorschützen, nicht das mindeste wissen noch 
behaupten, sondern alles nicht einmal Vernunftidee, sondern 
Gegenwehr ausgedachter Begriff ist, so verfahren wir duch. 
ganz vernunftmässig, indem wir dem Gegner, welcher alle Mi 
erschöpft zu haben meint, indem er den Mangel ihrer empir 
dingungen für einen Beweis der gänzlichen Unmöglichkeit des vo 
Geglaubten fälschlich ausgiebt, uur zeigen, dass er ebenso wenig di 
blosse Erfahrungsgesetze das ganze Feld möglicher Dinge an sich 
umspannen, als wir ausserhalb der Erfahrung für unsere Vernui 
etwas auf gegründete Art erwerben können. Der solche 
so» Gegenmittel wider die Anmassungen des dreist verneinen 








Die Disciplin der reinen Vernunft in Ansehung ihrer Beweise. 533 


vorkehrt, muss nicht dafür gehalten werden, als wolle er sie sich als 
seine wahren Meinungen eigen machen. Er verlässt sie, sobald .er den 
dogmatischen Eigendünkel des Gegners abgefertigt hat. Denn so be- 
scheiden und gemässigt es auch anzusehen ist, wenn jemand sich in An- 
sehung fremder Behauptungen bloss weigernd und verneinend verhält, 
so ist doch jederzeit, sobald er diese seine Einwürfe als Beweise des Ge- 
gentheils geltend machen will, der Anspruch nicht weniger stolz und 
eingebildet, als ob er die bejahende Partei und deren Behauptung er- 
griffen hätte. 

Man sieht also hieraus, dass im speculativen Gebrauche der Ver- 
nunft Hypothesen keine Giltigkeit als Meinungen an sich selbst, sondern 
nur relativ auf entgegengesetzte transscendente Anmassungen haben. 
Denn die Ausdehnung der Principien möglicher Erfahrung auf die Mög- 
lichkeit der Dinge überhaupt ist ebenso wol transscendent als die Be- 
hauptung der objectiven Realität solcher Begriffe, welche ihre Gegenstände 
nirgend als ausserhalb der Grenze aller möglichen Erfahrung finden 
können. Was reine Vernunft assertorisch urtheilt, muss (wie alles, was 
Vernunft erkennt) nothwendig sein, oder es ist gar nichts. Demnach 
enthält sie in der That gar keine Meinungen. Die gedachten Hypothesen 
aber sind nur problematische Urtheile, die wenigstens nicht widerlegt, 
obgleich freilich durch nichts bewiesen werden können, und sind also sıo 
reine Privatmeinungen, können aber doch nicht füglich (selbst zur inne- 
ren Beruhigung) gegen sich regende Scrupel entbehrt werden. In dieser 
Qualität aber muss man sie erhalten, und ja sorgfältig verhüten, dass 
sie nicht als an sich selbst beglaubigt und von einiger absoluter Giltig- 
keit auftreten, und die Vernunft unter Erdichtungen und Blendwerken 
ersäufen. 


Des ersten Hauptstücks 
x vierter Abschnitt. 
Die Diseiplin der reinen Vernunft in Ansehung 
ihrer Beweise. 


Die Beweise transscendentaler und synthetischer Sätze haben das 
Eigenthümliche unter allen Beweisen einer synthetischen Erkenntnis « pri- 
ori an sich, dass die Vernunft bei ihnen vermittelst ihrer Begriffe sich nicht 









DH Mathodenlehre,, L-Hauptetäck, IV; A 
| grdean an den Gegenstand wonden du, a 



















Beweise ‚selbst, . Wenn, Icb.,über. den. Begrif run, 
@ priori hinausgehen soll, #0 ist dieses ohne einen b 
halb dieses Begriffes befindlichen Leitfaden ich: „In de 
matik ist es die Anschauung # priori, die meine Synthesis, leit ; 
sırkönnen alle Schlüsse unmittelbar an der reinen An 
werden. In der transscendentalen. Erkenntniss, s0. lange sie b 
Begriffen des Verstandes zu (hun hat, ist diese Ri 
Erfahrung. Der Beweis zeigt nämlich nicht, dass der 


selbst, mithin. das Object der Erfahrung ohne eine solche 
ern, ‚Also ‚museto ‚der „Beweis; zugleich, die Mög! 


Dingen mu gelangen, di dem gr von A nicht 


Ufer durchbrechen, wild und quer feldein dahin, wo ve 
borgenen Association sie zufälliger Weise hinleitet. Der Schein d 
zeugung, welcher auf subjectiven Ursachen der Association b 
für die Einsicht einer natürlichen Afinität gehalten wird, 
denkliehkeit gar nicht die Wage halten, die sich billiger 
dergleichen gewagte Schritte einfinden muss Daher sind au 
suche, den Satz des zureichenden Grundes zu beweisen, nach a 
meinen Gestiindnisse der Kenner vergeblich gewosen, und ehe die tra 
scendentale Kritik auftrat, hat man lieber, da man diesen iz ı 
nicht verlassen konnte, sich trotzig auf den gesunden Mense! 
sie berufen (eine Zuflucht, die jederzeit beweist, dass die Sac) 
verzweifelt ist), als neue dogmatische Beweise versuchen 
Ist aber der Satz, über den ein Beweis geführt werden 
Behauptung. der reinen Vernunft, und will ich sogar vermitt 
Ideen über meine Erfaurngsbegriffe hinausgehen, ‚so. n 
uoeh viel mehr die Rechtfertigung eines solchen Schrittes 





Die Diectplin‘der rülnen Versant in Anfbtngähree Bewäie. BD | 


(wenn er anders möglich wäre) als eine nothwendige Bedingung seiner 
Boweiskraft in sich enthalten. So scheinbar daher auch der vermeint- 
liche Beweis der einfuchen Natur unserer denkenden Substanz aus der 
‚Einheit der Appereeption sein mag, so steht ihm doch die Bedenklichkeit 
unabweislich entgegen, dass, da die absolute Einfachheit doch kein Be- 
griff ist, der unmittelbar auf eine Wahrnehmung bezogen werden kann, 
sondern als Idee bloss geschlossen werden muss, gur nicht einzusehen 
ist, wie mich das blosse Bewusstsein, welches in allem Denken ent- 
. halten ist oder wenigstens sein kann, ob es zwar sofern eine einfache 
Vorstellung iet, zu dem Bewusstsein und der Konntniss eines Dinges 
überführen solle, in welchem das Denken allein enthalten sein kann. 
"Denn, wenn ich mir die Kraft meines Körpers in Bewegung vorstelle, so 
ist er sofern für mich absolute Einheit, und meins Vorstellung von ihm 
ist einfüch; daher kann ich diese auch durch die Bewegung eines Punkts 
ausdrücken, weil sein Volumen hierbei nichts thut, und ohne Verminde- 
rung der Kraft so klein, wie man will, und also auch als in einem Punkt 
befindlich gedacht werden kann. Hieraus werde ich aber doch nicht sıa 
schliessen, dass, wenn mir nichts als die bewegende Kraft eines Körpers 
‚gegeben ist, der Körper als einfache Substanz gedacht werden könne, 
darum, weil seine Vorstellung von aller Grösse des Rauminhalts abstra- 
hirt, und also einfuch ist. Hierdurch nun, dass das Finfache in der Abs- 
traction vom Einfachen im Object ganz unterschieden ist, und dass das 
Ich, welches im ersteren Verstande gar keine Mannigfaltigkeit in sich 
fasst, im zweiten, da es die Seele selbst bedeutet, ein sehr complexer 
Begriff sein kann, nämlich sehr vieles unter sich zu enthalten und zu 
bezeichnen, entdecke ich einen Paralogismus. Allein, um diesen vorher 
zu almen (denn ohne eine solche vorläufige Vermuthung würde man gar 
‚keinen Verdacht gegen den Beweis fassen), ist durchaus nöthig, ein immer- 
währendes Kriterium der Möglichkeit solcher synthetischer Sätze, die 
mehr beweisen sollen, als Erfahrung geben kann, bei der Hand zu haben, 
welches darin besteht, dass der Beweis nicht geradezu auf das verlangte 
Pridicat, sondern nur vermittelst eines Prineips der Möglichkeit, unseren 
gegebenen Begriff « prior? bis zu Ideen zu erweitern und diese zu reali- 
siren, geführt werde. Wenn diese Behntsamkeit immer gebraucht wird, 
‚wenn man, ehe der Beweis noch versucht wird, zuvor weislich bei sich 
zu Ratlie geht, wie und mit welchem Grunde der Hoffnung man wol 








536 Methodenlehre 1 Hauptstlick. IV. Alschuftt, 


eine solche Erweiterung durch reine Vernunft ‚erwarten könne, und 

sir woher man in. dergleichen Falle diese Einsichten, die nicht aus Begrifien 
‚entwickelt und auch njcht in Beziehung auf mögliche Erfahrung antid- 
pirt werden können, denn. hemehmen wolle, so kann man sich viele 
schwere und dennoch fruchtlose Bemühungen ersparen, indem man der 
Vernunft re was offenbar über ihr Vermögen geht, oder 
sich nicht gerne einschränken. lisst, der Diseiplin der Enthaltsamket 
unterwirft. 

Die erste Regel ist also diese, keine se. 
versuchen, ohne zuvor tiberlegt und sich desflls gerechtfertigt zu haben, 
woher man die Grundsätze nehmen wolle, auf welchen: man sie zuer- 
ziehten gedenkt, und mit ‚welchem. Rechte man von ihnen ‘den guten 
Erfolg der Schlüsse erwarten könne, Sind es Grundsätze des Verstandes 
(z. B. der Causalität), so ist es umsonst, vermittelst ihrer zu Ideen der | 
reinen Vernunft zu gelangen; ‚dem jene gelten nur für Gegenstände 
möglicher Erfihrung. Sollen es Grundsätze ‚aus reiner Vernunft sin, 
so ist wiederum alle Mühe umsonst. Denn die Vernunft hat deren 
zwar, aber als objective Grundsätze sind sie insgesammt, dinlektisch, und 
können allenfalls nur wie regulative Principien des ‚systematisch zu- 
sammenhängenden Erfahrungsgebrauchs giltig sein. Sind aber der- 
gleichen angebliche Beweise schon vorhanden, 'so setzt der trüglichen 

sıs Veberzeugung das non liquet eurer gereiften. Urtheilskraft entgegen, und 
ob ihr gleich das Blendwerk derselben noch nicht durchdringen könnt, 
so habt ihr doch völliges Recht, die Deduction der darin gebrauchten 
Grundsätze zu verlangen, welche, wenn sie aus blosser Vernunft ent- 
sprungen sein sollen, euch niemals geschafft werden kann. Und so habt 
ihr nicht einmal nöthig, euch mit der Entwickelung ‚und Widerlegung 
eines jeden grundlosen Scheins zu befassen, sondern könnt alle an Kunst- 
griffen unerschöpfliche Dialektik am Gerichtshofe einer kritischen Ver- 
nunft, welche Gesetze verlangt, in ganzen Haufen auf einmal abweisen 

Die zweite Eigenthümlichkeit transscendentaler Beweise ist diese, 
duss zu jedem transscendentalen Satze nur ein einziger Beweis ge 
funden werden könne. Soll ich nicht aus Begriffm, sondern aus der 
Anschauung; die einem Begriffe correspondirt, es sei nun eine reine An- 
schauung wie, in. der Mathematik, oder empirische wie in der, Natur- 








Die Discipli der sofnen Vernuuft In Anschung Ihrer Deweio: 537 


wissenschaft, schliessen, s0 giebt mir die zum Grunde gelegte Anschau- 
ung mannigfaltigen Stoff zu synthetischen Sätzen, welchen ich auf mehr 
als eine Art verknüpfen, und, indem ich von mehr als einem Punkte aus- 
‚gehen: darf, durch verschiedene Wege zu demselben Satze gelangen kann. 
Nun geht aber ein jeder transscendentale Satz bloss von einem 
Begriffe aus, und sagt die synthetische Bedingung der Möglichkeit des 
Gegenstandes nach diesem Begriffe. Der Beweisgrund kann also nur 
ein einziger sein, weil ausser diesem Begriffe nichts weiter ist, wodurch 
der Gegenstand bestimmt werden könnte, der Beweis also nichts weiter ss 
als die Bestin.mung eines Gegenstandes tiberhaupt nach diesem Begriffe, 
der auch nur ein einziger ist, enthalten kann. Wir hatten z. B. in der 
transscendentalen Analytik den Grundsatz: alles, was geschieht, hat eine 
Ursache, aus der einzigen Bedingung der objectiven Möglichkeit eines 
Begriffs von dem, was überhaupt geschieht, gezogen, dass die Bestimmung 
einer Begebenheit in der Zeit, mithin diese (Begebenheit) als zur Erfah- 


. ung gehörig, ohne unter einer solchen dynamischen Regel zu stehen, 


unmöglich wäre, Dieses ist nun auch der einzig mögliche Beweisgrund; 
denn dadurch nur, dass dem Begriffe vermittelst des Gesetzes der Can- 
salitit ein Gegenstand bestimmt wird, hat die vorgestellte Begebenheit 
‚objeetive Giltigkeit, d. i Wahrheit, Man hat zwar noch andere Beweise 
von diesem Grundsatze, x. B. aus der Zufälligkeit versucht; allein, wenn 
dieser beim Lichte betrachtet wird, so kann man kein Kennzeichen der 
‚Zufälligkeit auffinden, als das Geschehen, d. i, das Dasein, vor welchem 
‚ein Nichtsein des Gegenstandes vorhergeht, und kummt also immer 
wiederum auf den nümlichen Beweisgrund zurück. Weım der Satz be- 
wiesen ‚werden soll: alles, was denkt, ist einfach, so hält man sich. nicht 


‚bei dem Mannigtaltigen des Denkens auf, sondern beharrt bloss bei dem 


Ä 


‚Begriffe des Ich, welcher einfach ist und worauf alles Denken bezogen 
‚wird. Ebenso ist es mit dem transscendentalen Beweise vom Dasein 
Gottes bewandt, welcher lediglich auf der Reciprocabilität ‚der Begriffe sır 
vom realsten und ‚nothwendigen Wesen beruht, und nirgend anders ge- 
‚sucht werden kann. 
- Durch diese warnende Aumerkung wird die Kritik der Vernunft- 
sehr: ins kleine gebracht. Wo Vernunft ihr Geschäft durch 
. blosse Begriffe treibt, da ist uur ein einziger Beweis möglich, wenn über- 
all nur irgend einer möglich ist. Daher, wenn man schon den Dogma- 















tiker mit zehn Beweisen außtreten sicht, da k 
dass. er-gar keinen habe: Denn, hätte, ir in, de die @ 
der reinen Vernunft sein muss) apodiktisch b d 
I FETTE 

| de Schwäche wir Rcer u Nat cu nuche, di, 





| 538 . Methodenlehre. 1. Hauptstück. IV. Ai 
I 


ist, dass ihre Beweise niemals apagogisch; ae 
sein mtissen. Der directe oder ostensivo Beweis ist in aller 
















518 hervorbringen. Daher sind die letzteren mehr ‘eine Nethhil 
Verfahren, welches allen Absichten der Vermunft ein Genüge 
haben diese einen Vorzug der Evidenz vor den directen Bew: 
dass der Widerspruch allemal mehr Klarheit in der Vor 
führt als die beste Verkntpfung, und sich dudurch dem 
einer Demonstration mehr nähert. _ 

Die eigentliche Ursuche des Gebrauchs Pre 
verschiedenen Wissenschaften ist wol diese. Wenn die 
eine gewisse Erkenntniss abgeleitet werden soll, zu mannigfaltig 
zu tief verborgen liegen, s0 versucht man, ob sie nicht du 
zu erreichen sei. Nun wäre der modus ponens, auf die 
Erkenntnis aus der Wahrheit ihrer Folgen zu schliessen, nt 
erlaubt, wenn alle möglichen Folgen daraus wahr sind; denn 

zu diesen nur ein einziger Grund möglich, der also auch der 
Dieses Verfahren aber ist unthunlich, weil os tiber u e 
alle möglichen Folgen von irgend einem angenommenen Sal 
schen; doch bedient man sich dieser Art zu schliessen, ‘ob: 
mit einer gewissen Nachsicht, wenn es darum zu thun ist, 
ne 
einrkumt, dass, wenn so vielo Folgen, als man nur immeı 





Pe ; | 
| 
Die Diselplin der reinen, Vernunft in Auschung Ihrer: Dewelsn. 539 | 


mit einem ‚angenommenen Grunde wol, zusummenstimmen, alle übrigen 
möglichen auch darauf einstimmen werden. Um deswillen kann durch 
diesen Weg niemals.eine Hypothese in demonstrirte Wahrheit verwandelt sı3 
werden. Der modus tollens der Vernumnftschlisse, die von den Folgen 
auf die Gründe: schliessen, beweist nicht ‚allein ganz. streng, sondern 
uch tiberaus leicht. Denn, wenn auch nur eine einzige falsche Folge 
aus einem Satze gezogen werden kann, 30 ist dieser Satz falsch Anstatt 
nun die ganze Reihe der Gründe in einem ostensiven Beweise durchzu- 
laufen, die auf die Wahrheit einer Erkenntnis vermittelst der vollatän- 
digen Einsicht in ihre Möglichkeit fiihren kann, darf man nur unter den 
aus dem Gegentheil derselben fiessonden ‚Folgen.eine einzige falsch finden, 
‚so ist dieses Gegentheil auch falsch, mithin die Erkenntnisse, welche man ; 
zu beweisen hatte, wahr. 

Die apagogische Beweisart kann aber nur in den Wissenschaften 
erlaubt sein, wo es unmöglich ist, das Subjective unserer Vorstellungen 
dem Objectiven, nämlich der Erkenntniss desjenigen, was am Gegenstando 
ist, unterzuschieben. Wo dieses letztere aber herrschend ist, da murs 
'es sich häufig zutragen, dass das Gegentheil eines gewissen Satzes ent- 
weder bloss den subjectiven Bedingungen des Denkens widerspricht, aber 
nicht dem Gegenstande, oder dass beide Sätze nur unter einer subjectiven 
Bedingung, die fülschlich für objeetiv gehalten, einander widersprechen, 
und da die Bedingung falsch ist, «alle beide falsch sein. können, ‚ohne 
dass von der Falschheit des einen auf die Wahrheit des anderen ge- 
schlossen werden kann. 

In der Mathematik ist diese Subreption unmöglich; daher haben #0 
‚sie daselbst auch ihren eigentlichen Platz, In der Naturwissenschaft, 
weil sich daselbst alles auf empirische Anschauungen gründet, kann jene 
Erschleichung durch viele verglichene Beobachtungen zwar mehrentheils 
verhütet werden; aber diese Beweisart ist daselbst doch mehrentheils 
unerheblich. Aber die transscendentalen Versuche der reinen. Vernunft 
‚werden insgesammt innerhalb des eigentlichen Mediums des dinlektischen 
‚Scheins angestellt, d. i..des Subjectiven, welches sich der Vernunft in 
ihren Prämissen als objectiv anbietet oder gar aufdrängt. Hier nun kanı 
'es, was synthetische Sitze. betrifft, gar nicht erlaubt werden, seine. Be- 

dadurch zu rechtfertigen, dass man das Gegentheil widerlegt. 
Denn entweder diese Widerlegung ist nichts Anderes als die blosse Vor- 




















gar nichts dazu thut, die Sache selbst darum zu verwerfen 
die unbedingte Nöthwendigkeit im Dasein eines Wesens 


schen Beogri vom Gogenstande un Grunde, nd du EIN dies 
entis nulla sunt praedieata, d. i. sowol was man bejahend als w 
verneinend von dem Gegenstande behauptete, ist beides unrie 
man kann nicht apagogisch durch die Widerlegung des Geg 
Erkenntniss der Wahrheit gelangen. So zum Beispiel, wenn 
‚setzt wird, dass die Sinnenwelt an sich selbst ihrer Dotalität n 
geben sei, so ist es falsch, dass sie entweder unendlich dem Raume 
nach oder endlich begrenzt sein müsse, damım weil beides falsch ist. 
‚Denn Erscheinungen (als blosse Vorstellungen), die doch an sich selbst 
(als Objecte) gegeben wären, sind etwas Unmögliches, und die | 
lichkeit dieses eingebildeten Ganzen würde zwar unbedingt sein, 
"spriiche aber (weil alles an Erscheinungen bedingt ist) der vor | 
Grössenbestimmung, die doch im Begriffe vorausgesetzt wird. u | 
Die apagogische Beweisart ist auch dns eigentliche Blendwerk, | 

womit die Bewunderer der Gründlichkeit unserer dogmatischen Vernänft- 
ler jederzeit hingehalten worden; sie ist gleichsam der Champion 
die Ehre und das unstreitige Recht seiner genommenen Partei dadureh 
beweisen will, dass er sich mit jedermann zu ranfen anheischig macht, 
der es bezweifeln wollte, obgleich durch solehe Grosssprecherei nichts in 
der Sache, sondern nur der respectiven Stärke der Gegnor ausgemacht — 
wird, und zwar auch nur auf der Seite desjenigen, der sich angreifend 

a2 verhält. Die Zuschauer, indem sie sehen, dass ein jeder in seiner Reihe 
bald Sieger ist, bald unterliggt, nehmen oftmals daraus Anlass, das Ob- 
jest dos Streits selbst skeptisch zu bezweifeln. Aber sie haben 
Ursache dazu, und &s ist genug, ihnen zuzurufen: wen 
tempus eget. Pin jeder muss seine Sache vermittelst eines 

seendentale Deduetion der Beweisgründe geführten rechtlichen Beweises, 





1 
U T 

















Die Disciplin der reinen Vernunft in Ansehung ihrer Beweise. 541 


d.i. direct führen, damit man sehe, was seine Vernunftanspriiche für sich 
selbst anzuführen haben. Denn, fusst sich sein Gegner auf subjective 
Gründe, so ist er freilich leicht zu widerlegen, aber ohne Vortheil für 
den Dogmatiker, der gemeiniglich ebenso den subjectiven Ursachen des 
Urtheils anhängt, und gleichergestalt von seinem Gegner in die Enge 
getrieben werden kann. Verfahren aber beide Theile bloss direct, so 
werden sie entweder die Schwierigkeit, ja Unmöglichkeit, den Titel ihrer 
Behauptungen auszufinden, von selbst bemerken, und sich zuletzt nur 
auf Verjährung berufen können, oder die Kritik wird den dogmatischen 
Schein leicht entdecken und die reine Vernunft nöthigen, ihre zu hoch 
getriebenen Anmassungen im speculativen Gebrauch aufzugeben, und 
eich innerhalb der Grenzen ihres eigenthümlichen Bodens, nämlich prak- 
tischer Grundsätze, zurückzuziehen. 


us Der 





transscendentalen Methodenlehre 


zweites Hauptstück. 





Der Kanon der reinen Vernunft. 


Es ist demüthigend für die menschliche Vernunft, dass sie in ilrem 
reinen Gebrauche nichts ausrichtet, und sogar noch einer Disciplin be- 
darf, um ihre Ausschweifungen zu bindigen und die Blendwerke, die 
ihr daher kommen, zu verhtiten. Allein andererseits erhebt es sie wiede 
rum und giebt ihr ein Zutrauen zu sich selbst, dass sie diese Disciplin 
selbst austiben kann und muss, ohne eine andere Censur über sich zu 
gestatten, imgleichen dass die Grenzen, die sie Ihrem speculativen Ge 
brauche zu setzen genöthigt ist, zugleich die verntinftelnden Anmassun- 
gen jedes Gegners einschränken, und sie mitliin alles, was ihr noch won 
ihren vorher übertriebenen Forderungen übrig bleiben möchte, gegen alle 
Angriffe sicher stellen könne, Der grösste und vielleicht einzige Nutzen 
aller Philosophie der reinen Vernunft ist also wol nur negativ, da sie 
nämlich nicht als Organon zur Erweiterung, sondern als Diseiplin zur 
Grenzbestimmung dient, und anstatt Wahrheit zu entdecken, nur das 
stille Verdienst hat Irrthümer zu verhüten. 

Indessen muss es doch irgendwo einen Quell von positiven Brkenmt- 
nissen geben, welche ins Gebiet der reinen Vernunft gehören, und die 

gs. vielleicht mur durch Missverstand zu Irrthümern Anlass geben, in der 
That aber das Ziel der Beeiferung der Vernunft ausmachen. Denn 
welcher Ursache sollte sonst wol die nicht zu dimpfende Begierde, durch- 
aus über die Grenze der Erfahrung hinsus irgendwo festen Fuss zu 


| 


Der Kanon der reinen Vernänft: 543 
fassen, zuzuschreiben sein? Sie ahnt Gegenstände, die ein grosses In- 


teresse für sie bei sich führen. Sie tritt den Weg der blossen Specu- 
Iation an, am sich ihnen zu nähern; aber diese fliehen vor ihr. Ver- 
muthlich wird auf dem einzigen Wege, der ihr noch übrig ist, nämlich 
dem des praktischen Gebrauchs, besseres Glück für sie zu hoffen sein. 
Ich verstehe unter einem Kanon den Inbegriffder Grundsitze a priori 
des richtigen Gebrauchs gewisser Erkenntnissvermögen überhaupt. ‘86 
ist die allgemeine Logik in ihrem analytischen Theile ein Kanon für 
Verstand und Vernunft überhaupt, aber nur der Form nach, denn sie 
abstrahirt von allem Inhalte. So war die transscendentale Analytik der 
Kanon des reinen Verstandes; denn der ist allein wahrer synthetischer 
Erkenntnisse a priori Rihig Wo aber kein richtiger Gebrauch einer 
Erkenntnisskraft möglich ist, da giebt es keinen Kanon. Nun ist ulle 
synthetische Erkenntniss der reinen Vernunft in ihrem speenlativen 
Gebrauche nach allen bisher gefilhrten Beweisen glinzlich unmöglich. 
Also giebt es gar keinen Kanon des speculativen Gebrauchs derselben 
(demn dieserist dureh und durch dialektisch), sondern alle transscenden- 
tale Logik ist in dieser Absicht nichts als Diseiplin. Folglich, wenn es 
überall einen richtigen Gebrauch der reinen Vernunft giebt, in welchem gs 
Falles auch einen Kanon derselben geben muss, so wird dieser nieht 
den speoulativen, sondern den praktischen Vernunftgebrauch bo- 
trefien, den wir also jetzt untersuchen wollen. n 


Des Kanons der reinen Vernunft 
erster Abschnitt. 


Von dem letzten Zwecke des reinen Gebrauchs 
unserer Vernunft, 


Dis Vernunft wird durch einen Hang ihrer Natur getrieben, tiber 
den Erführungsgebrauch hinaus zu gehen, sich in einem reinen Gebräuche 
nd vermittelst blosser Ideen zu den Aussersten Grenzen aller Erkemmt- 
nisse linaus zu wagen, und nur allererst in der Vollendung ihres Kreises, 
ia einem für sich bestehenden systematischen Gunzen Rühe zu finden, 
Ist uutı diese Bestrebung bloss auf ihr speoulatives, oder vielmehr einzig 
nad allein auf ihr praktisches Intertese gegründet? 


.n 



























die Freiheit des Willens, die Unsterblichkeit der Seele wı 
Gottes. In Anschung aller drei ist das bloss speculatis 

Vernunft nur sehr gering, und in Absicht auf 
schwerlich eine ermüdende, mit tunaufhörlichen H 
Arbeit transscendentaler Nachforschung übernommen werden, 
von allen Entdeckungen, die hierüber zu machen sein m 
keinen Gebrauch machen kann, der in conoreto, di i. in 


a Zinn. de wanna Bei 
betrifft, #0 müssen wir nach einer unverletzlichen Grundı 
welche wir keine Vernunft in empirischem Gebrauche 
sie niemals anders als alle übrigen Erscheinungen der Nat 
nach unwandelbaren Gesetzen derselben erklären. Es mag 
die geistige Natur der Secle (und mit derselben ihre Un 
eingeschen werden können, so kann darauf doch weder in Aı 

wider Erscheinungen dieses Lebens als einen Erklärungsgrund, ı 
die besondere Beschaffenheit des künftigen Zustandes Rechnung 
werden, weil unser Begriff einer unkörperlichen Natur bloss negati 
und unsere Erkenntniss nicht im mindesten erweitert, noch 
lichen Stoff zu Folgerungen darbietet, als etwa zu solchen, 
Erdichtungen gelten können, die aber von der Philosophie nicht 
worden. Wenn auch drittens das Dasein einer höchsten In 
wieson wäre, so würden wir uns zwar daraus das Zweckm 
Welteinrichtung und Ordnung im allgemeinen ee 
wegs aber befugt sein, irgend eine besondere Anstalt und Or 


Vom lotsten Zwocke der reinen Vernunft. 545 


abzufeıten, oder, wa sie nicht wahrgenommen wird, darauf kühnlich zu 
schliessen, indem es eine notwendige Regel des speculativen Gebrauchs 
der Vernunft ist, Naturursachen nicht vorbei zu gehen und das, wovon 
kennen, von demjenigen abzuleiten, was alle unsere Kenntniss glinzlich 
übersteigt. Mit einem Worte, diese drei Sitze bleiben für die speculative 
Vernunft jederzeit transscendent, und haben gar keinen immanenten, d. i. 
für Gegenstände der Erfahrung zulässigen, mithin für uns auf einige Art 
nützlichen Gebrauch, sondern sind an sich betrachtet ganz müssige und 
dabei noch äusserst schwere Anstrengungen unserer Vernunft. 

Wenn. demnach diese drei Cardinalsätze uns zum Wissen gar 
nicht nmötlig sind, und uns gleichwol durch unsere Vernunft 
empfohlen werden, so wird ihre Wichtigkeit wol eigentlich nur das sı= 
Praktische angehen müssen. 

ist alles, was durch Freiheit Wenn die Be- 
dingungen der Austibung unserer freien Willkür aber empirisch ‚sind, so 
kann die Vernunft dabei keinen anderen als regulativen Gebrauch haben, 
und nur die Einheit empirischer Gesetze zu bewirken dienen, wie z B. 
in der Lehre von der Klugheit die Vereinigung aller Zwecke, die uns von 
unseren Neigungen aufgegeben sind, in den einzigen: die Glückselig- 
keit, und die Zusummenstimmung der Mittel, um dazu zu gelangen, das 
‚ganze Geschäft der, Vernunft ausmacht, die um deswillen keine anderen 
als pragmatische Gesetze des freien Verhaltens zu Erreichung der 
uns von den Sinnen empfohlenen Zwecke, und also keine reinen Gesetze 
völlig.a prior‘ bestimmt liefern kann. Dagegen würden reine praktische 
Gesetze, deren Zweck durch die Vernunft völlig @ prieri gegeben ist, 
und die nieht empirisch bedingt, sondern schlechthin gebieten, Produkte 
der reinen Vernunft sein. Dergleichen aber sind die moralischen Ge- 
setze; mithin gehören diese allein zum praktischen Gebrauche der reinen 
Vernunft, und erlauben einen Kanon. 

Die ganze Zurlistung also der Vernunft in der Bearbeitung, die 
man reine Philosophie nennen kann, ist in der That nur auf die drei 
gedachten Probleme gerichtet. Diese selber aber haben wiederum ihre 
entfornters Absicht, nämlich was zu thun sei, weın der Wille frei, 
wenn ein Gott und eine künftige Welt ist Da dieses nun unser Ver- 
halten in Beziehung auf den höchsten Zweck betrifft, so ist die letzte a 

Kanz's Kritik der reinon Vernunft, = - 

















546 mothodöntehits. "II. Hadptstlick. 1. Adsehhite. 


Absicht der weidich uns versötgeiden Nattr bei der 
ich nr aufs Möralische gestelle ——— 
"Es ist aber Behutsamkeit nöthig, um, da wir imser Augenmerk naf 
einen Gegenstand werfen, der der transseendentalen Philosophie fred*® 
ist, nicht in Episoden auszuschweifen wind die Binkeit des Systems zu 
verletzen, andererseits auch, um, indem man von seinem nenen Stoffe zu 
wenig sagt, es an Deutlichkeit oder Ueberzeugung nicht fehlen zu Tassen 
Ich hoffe beides dadurch zu leisten, dns ich mich so nahe als m 
aı Pransscendentalen halte, und dus, was etwa hierbei psychologisch, 
d. i. empirisch sein möchte, gänzlich bei Seite setze. a; 
Und da ist denn zuerst Anzuinerken, dass ich mich fir jetzt des 
BT nen ag en da Bra 


den in transscendentaler Bedeutung, welcher nicht als ein 
soogrund dor Erscheinungen empirisch vorausgesetzt werden kıım, 
selbst ein Problem für die Vernunft ist, hier als oben aubgethan bei Seite 
setze. Tine Willkür nämlich ist bloss thierisch (ubitriem 
nicht anders als durch sinnliche Antriebe, d. 1. pathologisch bestimmt 
werden kun. Diejenige aber, welche unabhängig von sinnlichen An- 
trieben, mithin dureh Bowegursnchen, welche nur von der Verunf wor- 
gestellt worden, bestimmt werden kan, heisst die freie Wällktr (are 
frium fiberum); und alles, was mit dieser, es 'sol nls Grund oder Folge, 
zusammenhängt, wird praktisch genannt. Die praktische Freiheit katın 
durch Erfahrung bewiesen werden. Denn nicht bloss das, was zeit, 
4. i. dio Sinne unmittelbar afleirt, bestimmt die menschliche "Willktr, 
sondern wir haben ein Vermögen, durch Vorstellungen von dem, wis 
selbst auf entforntere Art hiltzlich oder schädlich ist, die Eindrücke auf 
unser sinnliches Bogehrungsvormögen zu überwinden; diese Ueberlogun- 
gen aber von dem, was in Anschutg wmseres ganzen Ziistandas begch- 
rungswerth, d. i. gut und nützlich ist, beruhen auf der Vernuhft Dise 
* Alle praktischen Begriffe gehen auf Gegenstände des Wolgefällens oder Mle- 
fallens, d. 1. der Lust und Unlust, mithin wenigstetis Indiremt auf Gogenstäinde ıunsaren 
Gefühls, Dr diesos »ber keine Vorstellangskraft der Ditigo Ist, sordem- nasser der 
gwamınten Erkenntnisskraft liegt, #0 gehören die Elmento unserer Urthoile, an Far 
sie sich auf Lust oder Unlast beziehen, mithin der praktischen, nicht iu den Inbe- 
griff dor, Transseondentalphilosophio, wolcho lodiglich mit reinen Erkenntnissen Ba 








zu tun hat 


Vom letzten Zwocke der reinen Vernunft. 547 


giebt daher auch Gesetze, welche Imperative d. i. objective Gesetze der 
Freiheit sind, und welche sagen, was geschehen soll, ob es gleich 
vielleicht nie geschieht, und sich darin von Naturgesetzen, die nur 
von dem handeln, was geschieht, unterscheiden, weshalb sie auch 
praktische Gesetze genannt werden. 

Ob aber die Vernunft selbst in diesen Handlungen, dadurch siessı 
Gesetze vorschreibt, nicht wiederum durch anderweitige Einflüsse be- 
stimmt sei, und das, was in Absicht auf sinnliche Antriebe Freiheit 
heisst, in Ansehung höherer und entfernterer wirkender Ursachen nicht 
wiederum Natur sein möge, das geht uns im Praktischen, da wir nur 
die Vernunft um die Vorschrift des Verhaltens zunächst befragen, 
nichts an, sondern ist eine bloss speculative Frage, die wir, so lange als 
unsere Absicht aufs Thun oder Lassen gerichtet ist, bei Seite setzen 
können. Wir erkennen also die praktische Freiheit durch Erfahrung 
als eine von den Naturursachen, nämlich eine Causalität der Vernunft 
in Bestimmung des Willens, indessen dass die transscendentale Freiheit 
eine Unabhängigkeit dieser Vernunft selbst (in Ansehung ihrer Causali- 
tät, eine Reihe von Erscheinungen anzufangen) von allen bestimmenden 
Ursachen der Sinnenwelt fordert, und so fern dem Naturgesetze, mithin 
aller möglichen Erfahrung, zuwider zu sein scheint, und also ein Problem 
bleibt. Allein vor die Vernunft im praktischen Gebrauche gehört dieses 
Problem nicht; also haben wir es in einem Kanon der reinen Vernunft 
nur mit zwei Fragen zu thun, die das praktische Interesse der reinen 
Vernunft angehen, und in Ansehung deren ein Kanon ihres Gebrauchs 
möglich sein muss, nämlich: ist ein Gott? ist ein künftiges Leben? Die 
Frage wegen der transscendentalen Freiheit betrifft bloss das speculative 
Wissen, welche wir als ganz gleichgiltig bei Seite setzen können, wenn 
es um das Praktische zu thun ist, und worüber in der Antinomie der sss 
reinen Vernunft schun hinreichende Erörterung zu finden ist. 


35" 






















548 Methodentelre, 11. Haupistüick, IL Abschnitt 
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‚ höchsten Guts Pr 
Ma: see am = 





Ends wiederum ee Kat ! 
eine zwar nützliche, aber unserer Erwartung far nicht 
U "Nun bleibt uns noch ein Versuch übrig, ob n 
im n Gebrauche anzutreffen sei, 
zu den Ideen fihre, welche die höchsten Zwecke der reinen * 
die wir eben angeführt haben, erreichen, und diese also aus 
sichtspunkte ihres praktischen Interesse nicht dasjenige gewi 
was sie uns in Ansehung des speeulativen ganz und gar ı 
Alles Interesse meiner Vernunft (das speculative voral 

praktische) vereinigt sich in folgenden drei Fragen: u 

1. Was kann ich wissen? 

2. Was soll ich thun? 
3. Was darf ich hoffen? 
Die erste Frage ist bloss speculativ. Wir haben 
schrmeichele) alle möglichen Beantwortungen derselben 
endlich diejenige gefunden, mit welcher sich die Vernunft zwar b 

digen muss, und, wenn sie nicht aufs Praktische sicht, auch U; 
zufrieden zu sein, sind aber von den zwei grossen Zwecken, 2 
ganze Bestrebung der reinen Vernunft eigentlich gerichtet war, ebenso 
weit entfernt geblieben, als ob wir uns aus Gemächlichkeit dieser Arbeit 
gleich anfüngs verweigert hätten. Wenn es aleo um Wissen zu ihun 
ist, so ist wenigstens so viel sicher und ausgemacht, dass uns dieses in 
Ansehung jener zwei Aufgaben niemals zu Theil‘werden könne, u 
Die zweite Frage ist bloss praktisch, Bie kann als eine solche 
zwar der reinen Vernunft angehören, ist aber alsdann doch nicht trams- | 






Vom Idoal, dos, höchsten Guts, 549 


scendental, sondern moralisch; mithin kann: sie unsere Kritik an sich 

Die dritte Frage, nämlich: weon ich nun (hue, was ich soll, was 
darf ich alsdann hoffen? ist praktisch und theoretisch zugleich, so dass 
dus Praktische nur als ein Leitfaden zu Beantwortung, der theoretischen 
und, wenn diese hoch geht, speculativen Frage führt. Denn alles Hoffen 
geht auf Glückseligkeit, und ist in Absicht auf das Praktische: und, das 
Sittengesetz eben dasselbe, was das Wissen und das Naturgesetz in An- 
schung der theoretischeu Erkenntnis der Dinge ist, Jenes läuft zuletzt 
auf den Schluss hinaus, dass etwas sei (was den letzten möglichen Zweck 
bestimmt), weil etwas geschehen soll, dieses, dass etwas sei (was 
als oberste Ursache wirkt), weil etwas geschieht. 

Glückseligkeit ist die Befriedigung aller unserer Neigungen (sowol 
eztensice, der Maunigfaltigkeit derselben, als intensive; dem ‚Grade, und 
auch protenaive, der Dauer nach). Das praktische Gesets aus dem Be- 
wegungsgrunde der Glückseligkeit nenne ich pragmatisch (Klugheits- 
regel), dasjenige aber, wofem «in solches ist, das zum Bewegungsgrunde 
nichts Anderes hat, als die Würdigkeit glücklich zu sein, morar 
lisch (Bittengesetz). Das erstere räth, was zu thun sei, wenn wir der 
Glückseligkeit wollen theilhaftig, das zweite gebietet, wie wir uns ver- 
halten sollen, um nur der Glückseligkeit würdig zu werden. Das erstere 
gründet; sich auf empirische Principien; denn anders als vermittelst der 
Erfahrung kann ich weder wissen, welche Neigungen da sind, die be- 
friedigt werden wollen, noch welches die Naturursachen sind, die ihre 
Befriedigung bewirken können. Das zweite abstrahirt von Neigungen 
und Natürmitteln sie zu befriedigen, und betrachtet nur die Freiheit 
eines vernlinfligen Wesens überhaupt und die notwendigen Bedingungen, 
unter denen sie allein mit der Austleilung der Glückseligkeit nach Prin- 
eipien zusummenstimmt, und kann also wenigstens auf blossen Ideen der 
reinen Vernunft beruben und @ prior! erkanut werden, 

Ich nehme an, dass es wirklich reine moralische Gesetze gebe, diefss 
völlig .« priori (ohne Rücksicht auf empirische Bewegungsgriinde, d. i 
Glückseligkeit) das Thun und Lassen, d i den Gebrauch ‚eines ver- 
nünfligen Wesens. überhaupt bestimmen, und dass ‚diese ‚Gesetze 
sehlechtordings (nicht bluss hypothetisch, unter Voraussetzung ande- |» 
ror empirischer Zwecke) gebieten, und also in aller Absicht nothwendig 








550 Moihodenlehro. I. Hauptstück. AI. Abschult. 


sind. Diesen Satz Kan ieh mit Recht voraussetzen, nieht 


allein indem: 
ch mich auf die Beweise der aufgeklärtesten Moraltateh, sonnänlahEäM 
ech Dei etna JH Michi Dort, Wü EEE 


Gesetz deutlich denken will, te 
Die reine Vernunft enthält also zwar nicht in ihrem 
aber Auch in einem gewissen praktischen, nämlich dem 


brauche Prineipien der Möglichkeit der Erfahrung, nitmlich solcher 

Hindinngen, die don Aitlichen Vorschriften gemäss in der Ge 

des Menschen anzutreffen sein könnten. Denn, da sie gebietet, 

solche geschelien sollen, so müssen sie auch geschehen können, 

iss also eine besondere Art von systematischer Einheit, rer 

moralische möglich sein, indessen dass die systematische 

nach spgeulativen Prinsipien der Vernunft nicht bewiesen 

konnte, weil die Vernunft zwar in Ansehung der Freiheit 

aber nicht in Ansehung der gesammten Natur Oausalität hat, tind 

ralische Vernunftprineipien zwar freie Handlungen, aber nicht Natar- 
soo feibtad hervorbringen können. Demnach haben die Prineipien der reinen 

Vernunft ii ihrem praktischen, namentlich aber dem 

brauche objestive Realität. re 

Ich nenne die Welt, s0 fern sie allen sittlichen Gesetzen gemiiss 

wäre (wie sie &# denn, nach der Freiheit der Yernünfüigen Wesen sein 

Kahn, und nach den hothwendigen Güsetzen der Sittlichkeik sein soll), 

eine moralische Welt Diese wird s0 fern bloss als‘ intelligibelo Welt 

gedacht, weil darin Yon ullen Bedingungen (Zwecketi) und selbst von 

allen Hinderhisseht der Moralititt in derselben (Schwäche oder Unlauter 

keit der menschlichen Natur) übstrahirt wird. Bo fern ist sie also eine 

blosse, aber doch praktische Idee, die wirklich ihren Binfluss auf die 

Sinnenwelt haben kann und soll, win sie dieser Idee #0 viel als möglich 

gemilss Zu flächen. Die Tdee einer moralischen Welt hat daher 

tive Realität, nicht als wenn si6 auf einen Gegenstand einer iateligiber 

len Anschauung ginge (dergleichen 'wir uns gar nicht denken 

sondern auf die Sinnehwelt, aber als ein Gepenständ der reinen Ver- 

munft in ihren praktischen Gebraiiche und ein conpus mysticum der 

verniinftigen Wesen in ihr, so fern deren freie Willkür unter moralischen 

” Gesetzen sowol init sich selbst als mit jedes De a 

gängige systematische Einheit an sich hat. 


Vom Iioalı des höghsten Gute, 551 


Das ‚war. die Beantwortung der ‚ersten von den zwei Fragen der 
reinen Vernunft; die.das praktische Interesse betrafen: Thue das, wo- 
durch du würdig wirst, glücklich zu sein. Die zweite fragt nun; 
wie, wenn ich mich nun. so verhalte, ‚dass ich der Glückseligkeit nicht 
unwürdig sei, darf ich auch hoffen, ‚ihrer dadurch theilhaftig werden zu 
können? Es kommt bei der Beantwortung derselben darauf an, ob die 
Prineipien der reinen Vernunft, welche @ prior das Gesetz vorschreiben, 
auch diese Hoffnung nothwendigerweise ‚damit verkatipfen. 

Ich sage demnach, ‚dass ebenso ‚wol als. die moralischen Prineipien 
nach der Vernunft in. ihrem praktischen Gebrauche nothwendig sind, 
ebenso nothwendig sei es. auch nach. der Vernunft in ihrem theore- 
tischen Gebrauch, anzunehmen, dass jedermann ‚die Glückseligkeit in 
demselben: Masse zu ‚hoffen Ursache babe, als; er sich derselben in seinem 
Verhalten würdig gemacht hat, und dass also. das System der Sittlichkeit 
mit ‚dem der Glückseligkeit unzertrennlich, aber nur in der Idee der 
reinen Vernunft verbunden sei. 

Na Mast nich in. Birer,intelligibglen.d. A:der, meralianhen Welt 
deren Begriff wir von allen Hindernissen der Sittlichkeit (der Neigungen) 
abstrahiren, ein solches System der mit der Moralität verbundenen pro- 
portionirten Glückseligkeit auch als nothwendig denken; weil dio durch 
sittliche ‚Gesetze theils' bewegte, theils restringirte Freiheit selbst die Ur- 
sache der allgemeinen Glückseligkeit, ‚die verntinftigen. Wesen also selbst 
unter der Leitung. solcher Prineipsen Urheber ihrer eigenen und zugleich 
anderer dausrhafter Wolfahrt sein würden. Aber dieses System der sich 
selbst Jolnenden Moralität ist mur eine Ides, deren Ausführung auf der ss 
Bedingung berulit, dass jedermann thue, wos or soll; d. i. ‚alle Hand- 
lungen vernünftiger Wesen so. geschehen, als ob sie aus einem obersten 
‚Willen, der alle Privatwillkür in sich oder unter sich befasst, entsprängen. 
Da aber die Verbindlichkeit aus dem moralischen Gesetze für jedes be 
sonderen Gebrauch der Freiheit giltig bleibt, wenn gleich andere diesem 
Gesetze sich nicht gemäss verhielten, so ist, weder aus der Natur der 
Dinge der Welt, noch. der Causalität der Handlungen selbst und ihrem 
Verhältnisse zur Sitilichkeit bestimmt, wie sich ihre Folgen zur Glück- 
‚seligkeit verhalten werden, und die angeführte notwendige Verknüpfung 
‚der Hoffnung, glücklich zu seit, mit dem unablässigen Bestreben, sich der 
Glückseligkeit würdig zu machen, kann durch. die Vernunft nicht erkannt 





552 Mothodenlohre. IE Hauptstück IE Abschnitt 


worden, wenn man bloss Natur zum Grunde legt, sondern 
hofft werden, wenn eine höchste Vernunft, die nach 
setzen gebietet, zugleich als Ursache dar Natur zum Grunde g 

Ich nenne die Idee einer solchen Intelligenz, in welcher 
lisch vollkommensts Wille mit der höchsten Seligksit verbunden. 
sache aller Glückseligkeit in der Welt ist, so fern sie mit der S 
(als der Würdigkeit glücklich zu sein) in’ genauem Vi 
das Ideal dos höchsten Guts. Also kann die reine Vi fe 
dem Idonl des höchsten urapränglichen Guts den Grund-der p \ 

50 notliwendigen Verknüpfung beider Elemente des höchsten abgeleiteten 
Guts, nämlich einer intelligibelen d. i. moralischen Walt 
Da wir uns nun nothwendiger Weise dureh die Vernunft als zu ‚einer 
solchen Welt gehörig vorstellen müssen, obgleich die Sinne uns nichts 
als eine Welt von Brscheinungen darstellen, s0 werden wir jene als eint 
Folge ümseres Verhaltens in der Sinnenwelt, da uns. ditse eine solche 
Verkntipfung nicht darbietet, d. i. als eine für uns künftige Welt aunehmi 
müssen. Gott also und ein küinftiges Leben sind zwei von der Ve 
lichkeit, die uns reine Vernunft auferlegt, ei Kann 
Vernunft nicht zu trennende Voraussetzungen, 

Die Sittlichkeit an sich selbst macht ein System aus, Pen 
die Glückseligkeit, ausser so fern sie der Moralität genau angemessen 
ausgetheilt ist. Dieses aber ist nur möglich in der. intelligibelen Welt 
unter einem weisen Urheber und Regierer. Einen solchen samt dem 
Leben in einer solchen Welt, die wir als eine künftige ansehen. müssen, 
sieht sich die Vernunft genöthigt anzunehmen, oder die moralischen Ge 
setze als leere Hirngespinnste anzusehen, weil der nothwendige Erfolg 
derselben, den dieselbe Vernunft mit ihnen verkniipft, olme jene Voraus- 
setzung wegfallen müsste: Daher auch jedermann die’ moralischen Ge- 
setze als Gebote ansicht, welches sie aber nicht sein könnten, wenn «ie 
nicht a priord angemessene Folgen mit ihrer Regel verknüpften, ‚und also 
Verheissungen und Drohungen bei sich führten. Dieses können sie 

si aber auch nicht thun, wo sie nicht in einem nothwendigen Wesen als 
dem höchsten Gut liegen, welches eine solche zweckmilssige Einheit ulleim 
möglich machen kann. 1 Auf 

Lemsız nannte die Welt, so fern man darin nur auf die vernünf- 
tigen Wesen und ihren Zusammenhang nach moralischen Gesetzen unter 











Vom Idenl des höchsten Gats 53 


der Regierung des höchsten Guts Acht hat, das Reich der Gnaden, 
und unterschied es vom Reiche der Natur, da sie zwar unter mora- 
lischen Gesetzen stehen, über keine anderen Erfolge ihres Verhaltens er- 
warten, als nach dem Laufe der Natur unserer Sinnenwelt. Sich also 
im Reiche der Gnaden zu sehen, wo alle Glückseligkeit auf uns wartet, 
ausser so fern wir unseren Antheil an derselben durch die Unwürdigkeit 
glücklich zu scin nicht selbst einschränken, ist eine praktisch nothwen- 
dige Idee der Vernunft 

‘Praktische Gesetze, s0 fern sie zugleich subjective Gründe der Hand- 
lungen;:d. i subjective Grundslitze werden, heissen Maximen. Die Be- 
urtheilung der Sittlichkeit, ihrer Reinigkeit und ihren Folgen nach, 
geschiöht nach Ideen, die Befolgung ihrer Gesetze nach Maximen. 

+ Es (ist nothwendig, dass unser ganzer Lebenswandel sittlichen 
Maximen ‚untergeordnet werde; es ist aber zugleich unmöglich, dass 
dieses geschehe, wenn die Vernunft nicht mit dem moralischen (Gesetze, 
welches eine blosse Idee ist, eine wirkende Ursache verknüpft, welche 
dem Verlialten nach demselben ‚einen unseren höchsten Zwecken genau 
entsprechenden Ausgang, es sei in diesem oder einem anderem Leben, auı 
bestimmt: Ohne also einen Gott und. eine für uns jetzt nicht sichtbare, 
aber gehofite Welt sind die herrlichen Ideen der Sittlichkeit zwar Ge- 
genstlinde ‚des Beifalls und der Bewunderung, ‚aber nicht Triebfedern 
des Vorsatzes und der Ausübung, weil sie nicht den ganzen Zweck, der 
einem jeden vernünftigen‘ Wesen natürlich und durch eben dieselbe reine 
Vernunft. priors bestimmt und 'nothwendig, ist, erfüllen. 

' Glückseligkeit allein ist für unsere Vernunft bei weitem nicht das 
vollständige Gut. Sie billigt solehe nicht (so. sehr als auch Neigung die- 
selbe wiinschen mag), wofern sie nicht mit der Würdigkeit glücklich zu 
sein, d. i. dem ‚sittlichen. Wolverhalten vereinigt ist, Sittlichkeit allein, 
und mit ihr die blosss 'Würdigkeit, glücklich zu: sein, ist aber auch 
noch unge nicht das vollständige Gut. Um dieses zu vollenden, mus 
der, s6 sich als der Glückseligkeit nicht unwerth verhalten: hatte, hofton 
können, ihrer tbeilhaftig zu werden. Selbst die von aller Privatabsicht 
freie Vernunft, wenn sie, oline dabei ein eigenes Interesse in Betracht zu 
zielen, sieh in die, Stelle eines Wesens, setzte, das. alle Glückseligkeit 
‚anderen ‚auszutheilen ‚hätte, kann nicht anders urtheilen; denn, in der 
praktischen Idee sind beide Stücke wesentlich verbunden, obzwar so, 





























nicht verheisst, deren Realität auch auf nichts Anderes g 
kann als auf die Voraussetzung eines höchsten rap 
selbständige Vernunft, mit aller Zuliinglichkeit einer o 
ausgerüstet, nach der vollkommensten Zweckmässigkeit: 
obgleich in der Sinnenwelt ums sehr verborgene Ordı 
" grlindet, erhält und vollführt. u 
m Diese Moraltheologie hat nun den eigenthttmlichen V 
p , dass sie unausbleiblich auf den Begriff 
ERS dire tue und vernünftigen Urwesens 
uns speculative Theologie nicht einmal aus objectiven Gründ 
geschweige uns davon überzeugen könnte. Denn wir find 
der transscendentslen noch natürlichen Theologie, s0 weit 
nunft darin führen mag, einigen bedeutenden Grund, nur 
sıs Wesen anzunehmen, welches wir allen Naturursachen vo 
von dem wir zugleich diese in allen Stücken abhängend zu mal 
reichende Ursache hätten. Dagegen, wenn wir aus dem Gesicht 
der sittlichen Einheit als einam nothwendigen Weltgesetze die 
erwägen, die diesem allein den angemessenen Effect, mithin 
verbindende Kraft geben kann, so muss es ein einiger ! 
der alle diese Gesetze in sich befusst. Denn wie wollten wir 
schiedenen Willen vollkommene Einheit der Zweeke finden? D 
muss allgewaltig sein, damit die ganze Natur und deren B 
Sittlichkeit in der Welt ihm unterworfen soi; allwissend 
Innerste der Gesinnungen und deren moralischen Wertli erken 





Vom Idonl des höchsten Gutes 565 


enwärtig, damit er unmittelbar allem Bedürfnisse, welches ‚das höchste * 
en een ee 
ee _ 

AB AIEie”synkeisatich EnkektYder" Zwecke: Indianer Well dert 
itelligenzen, welche, obzwar als 'blosse Natur nur Binnenwelt, als ein 
ystem der Freiheit aber intelligibele, d. 1. muralische Welt (regnum gra= 
#e) genannt werden kann, führt unausbleiblich auch auf die zweck- 
füssige Einheit aller Dinge, die dieses grosse Ganze ausmachen, nach 
Igemeitien Naturgesetzen, so wie die erstere nach allgemeinen und noth- 
endigen Sittengesetzen, und vereinigt ‘die praktische Vernunft mit der 
jeculativen. Die Welt muss als aus einer Idee entsprungen vorgestalltsus 
iirden, wen sie mit demjenigen Vernmftgebrauch, ohme welchen wir 
is selbst der Vernunft unwürdig halten würden, nämlich dem mora- 
schen, als welcher durchaus auf der Idee des höchsten Guts beruht, 
Kanmenetimmen soll. Dadurch bekommt alle Naturforschung eine 
jehting nach der Form eines Systems der Zwecke, und wird in ihrer 
Sehsten Ausbreitung Phystkotheologie. Diese aber, da sie dochs von 
licher Ordnung als einer in dem Wosen der Freiheit gegründeten 
hd nicht dürch änsare Gebote zußillig gestifteten Finheit anhob, bringt 
is Zweckmässigkeit der Natur auf Gründe, die « priori mit der inneren + 
(öglichkeit der Dinge unzertrennlich verknüpft sein müssen, und bringt 
Mlurch auf>eine transscendentale Theologie, die sich das Iden! der 
Schsten ontologischen Vollkommenheit zu einem Prineip der systemati- 
hen Einheit nimmt, welches nach allgemeinen und nothwendigen Natur- 
isotzen alle Dinge verknüpft, weil sie alle in der absoluten Nothweudig- 
At eines einigen Urwesens ihren Ursprung haben. 2 
U Was können wir für einen Gebrauch von unserem Verstande 
chen, "selbst in Anschung der Erfahrung, wenn wir uns nieht Zwecke 
sraotzen? Die höchsten Zwecke aber sind die der Moralität, und diese 

uns nur reine Vernunft zu erkennen geben: Mit diesen nun ver 

und an dem Leitinden derselben können wir von der Kenntniss 
ir Nattır selbst keinen zweckmässigen Gebrauch in Anschung der Er- 
kuntniks machen, wo die Natur nieht selbst zwockmässige Einheit hin- ss 
dlegt hat; denn ohne diese hätten wir sogar selbst keine Vernunft, weil 
ir keine Schule für dieselbe haben wiirden und keine Oultur durch 
egenstände, welche den Stoff zu solehen Begriffen darböten. Jene 


| [a 





656 Methodenehre, 1. Eanptstück. IL Abschnitt. 


sweckmäseige Einheit ist abor natlwendig und In dem: Wesen 
kr selbst gegründet, diese also, ‚welche die Bedingung 
derselben in oenereto enthält, muss es auch sein, und so würde 
soendentale Steigerang unserer Vernunfterkenntoiss nicht | 
sondern bloss die Wirkung von der praktischen in, 
die uns die reine Vernunft auferlegt. Pe 
Wir finden daher auch in der Geschichte der e 
nun, dass, ehe die moralischen Begriffe genugsam- 
und die systematische Einheit der Zwecke nach denselben und zwar aus 
nothwendigen Prineipien eingesehen waren, die Kenntniss der Natur und 
selbst ein ansehnlicher Grad der Cultur der Vernunft in manchen ande- 
ren Wissenschaften theils nur rohe und  Beg: 
der Gottheit hervorbringen konnte, theils eine zu. bewundernde Gleich 
Biltigkeit überhaupt in Anschung dieser Frage übrig liess. Eine grössere 
Bearbeitung. sittlicher Ideen, ‚die durch das: äusserst reine Bittengeselz 
unserer Religion nothwendig gemacht wurde, schärfte die Vernunft auf 
den Gegenstand durch das Interesse, das sie an demselben zu nehmen 
nöthigte, und ‚ohne dass weder erweiterte Naturkenntnisse noch riehtige 
und zuverlässige transscendentale Einsichten (dergleichen au aller Zeit 
lichen Wesen zu Stande, den wirsjetzt für den richtigen halten; ‚minkd 
weil uns speculative Vernunft von dessen Richtigkeit überzeugt, sondern 
weil er mit den moralischen Vernunttprincipien vollkommen zusammen- 
stimmt. Und so hat am Ende doch immer nur reine Vernunft, aber nur 
in ihrem praktischen Gebrauche, das Verdienst, eine Erkenntniss, die die 
blosse Speculation nur wähnen, aber nicht geltend machen kann, an unser 
höchstes Interesse zu knüpfen, und dadurch zwar nicht zu einem demon- 
strirten Dogma, aber doch zu einer schlechterdings, notlıwendigen Vor- 
aussetzung bei ihren wesentlichen Zweeken zu machen. u 
Wenn aber praktische Vernunft nun diesen hohen Punkt erreicht 
hat, nämlich den Begril eines einigen Urwesens als des höchsten Gute, 
#0. darf sie sich gar nieht unterwinden, gleich als hätte sie;sich über alle 
empirischen Bedingungen ‚seiner Anwendung‘ erhoben und zur unmättel- 
baren Kenntniss nenor Gegenstände emporgeschwungen, nun, von, diesem 
Begriffe ‚auszugehen, und die moralischen Gesetze selbst, von ihm abzu- 
leiten. Denn (diese waren es eben, .dereninnere praktische Nothwendig- 


ai 


= Vom Meinen, Wissen und Glauben. 557 


keit uns zu der Voraussetzung einer selbständigen Ursache oder eines’ 
weisen Weltregierers führte, um jenen Gesetzen Effect zu geben, und 
daher können wir sie nicht nach diesem wiederum als zufällig und vom 
blossen Willen abgeleitet ansehen, insonderheit von einem solchen Willen, 
von dem wir gar keinen Begriff haben würden, wenn wir ihn nicht jenen ız 
Gesetzen gemäss gebildet hätten. Wir werden, so weit praktische Ver- 
nunft uns zu führen das Recht hat, Handlungen nicht darum für ver- 
bindlich halten, weil sie Gebote Gottes sind, sondern sie darum als gött- 
liche Gebote ansehen, weil wir dazu innerlich verbunden sind. Wir 
werden die Freiheit unter der zweckmässigen Einheit nach Prineipien 
der Vernunft studiren, und nur so fern glauben, dem göttlichen Willen 
gemäss zu sein, als wir das Sittengesetz, welches uns die Vernunft aus 
der Natur der Handlungen selbst lehrt, heilig halten, ihm dadurch allein 
su dienen glauben, dass wir das Weltbeste an uns und an anderen be- 
fördern. Die Moraltheologie ist also nur von immanentem Gebrauche, 
nämlich unsere Bestimmung hier in der Welt zu erfüllen, indem wir in 
das System aller Zwecke passen, und nicht schwärmerisch oder wol gar 
frevelhaft den Leitfaden einer moralisch gesetzgebenden Vernunft im 
guten Lebenswandel zu verlassen, um ihn unmittelbar an die Idee des 
höchsten Wesens zu knüpfen, welches einen transscendenten Gebrauch 
geben würde, der aber ebenso, wie der der blossen Speculation, die 
letzten Zwecke der Vernunft verkehren und vereiteln muss. 


Des Kanons der reinen Vernunft 38 


dritter Abschnitt. 
Vom Meinen, Wissen und Glauben. 


Das Fürwahrhalten ist eine Begebenheit,in unserem Verstande, die 
auf objectiven Gründen beruhen mag, aber auch subjective Ursachen im 
Gemüthe dessen, der da urtheilt, erfordert. Wenn es für jedermann 
giltig ist, so fern er nur Vernunft hat, so ist der Grund desselben ob- 
jeetiv hinreichend, und das Fürwahrhalten heisst alsdann Ueberzeu- 
gung. Hat es nur in der besonderen Beschaffenheit des Subjects seinen 
Grund, so wird es Ueberredung genannt. a 
. Ueberredung ist ein blosser Schein, weil der Grund des Ta |) 





58 Mothodenlohre. II. Hauptstüick, HL Abschnitt 


welcher, lediglich in, Suhjecte. liegt, ‚für. ohjectiv gehalten 

hat ein solches Urtheil auch aur Privatgiligkeit, und da 

lässt sich. nicht. mitiheilen. Wahrheit, aber. beruht auf, 

mung. mit; dem Öbjecte, in Anschung des lic de Url en 
‚| jeden Verstandes einstimmig sein, müssen. (oonsentientin und, 

senfiunt inter se), Der Probirstein des Fürwahrhaltens, ob 

zeugung oder blosse Ueberredung sei, ist. also Musserlich 

dasselbe mitzutheilen ‚und. das Fürwahrhalten ‚für jedes 

aunft giltig ‚zu ‚befinden; denn alsdann, ist wenigstens eine Vermutkung, 
so der Grund der Einstimmung aller Urtheile, ungeachtet der Verschieden- 

heit der Bubjecte unter einander, werde auf dem 

Grunde, nämlich dem Öhjocte beruhen, mit welchem sie daher allo zu- 

sammenstimmen, und dadurch die Wahrheit des Urtheils beweisen werden 

Uoberredung demnach kann ‚von der Ueberzeugung. 
Or 
als Erscheinung seines eigenen Gemtiths vor Augen hat; ‚der Versuch 
aber, den man mit den Gründen ‚desselben, die für uns gil a 
anderer Verstand macht, ob sie auf frernde Vernunft eben. 
kung thun als auf die unsrige, ist doch ein obzwar nur 
Mittel, ‘zwar nicht Ueberzeugung zu bewirken, aber ‚doch die blass 
Privatgiltigkeit des Urtheils, d, i. etwas in ihm, vu No 
ist, zu entdecken, 

Kann man iberdem die subjeetiven Ursachen des Urtheile, GE 
wir für ohjeetive Gründe desselben ‚nehmen, entwickeln, und mithin 
das trügliche Fürwahrhalten ala eine Begebenheit in unserem Gemüthe 
erklären, ohne dazu die Beschaffenheit des Ohjests nöthig zu haben, w. 
‚enthlöasen wir den Schein, und werden, dadurch nicht mehr hintergangen, 
obgleich immer noch in gewissem Grade versucht, wenn die subjective 
Ursache des Scheins, unserer Natur anhängt, { 

Ich. kann nichts behaupten, 3.1, Alaioin Kür Jedem mE 

wo giltiges Urtheil aussprechen, als was Veberzeugung wirkt, Ueberredung 
a 
aber und soll sie ausser mir nicht geltend machen wollen. 

Das Fürwahrhalten oder die subjoetive Giltigkeit des Urtheile in 
Beziehung auf die Ueberzeugang (welche, «zugleich objeetiv gilt) hat 

"  fülgende drei Stufen: Meinen, Glauben und Wissen Meinen ist 


d 4 


e— — 


‚Vom Meinen, Wissen und Glauben. 559 


ein mit: Bewusstsein sowol subjectiv als objectiv, umzureichendes 
wahrhalten. Ist das letztere nur subjestiv zureiehend und wird zugleich 
für ‚öbjectiv unzureichend gehalten, s0. heisst es Glauben. Endlich.|. 
heisät des sowol subjectiv als ohjectiv zureichende Fürwahrhalten das 
Wissen. Die subjeetive Zulänglichkeit: heisst Ueberzeugung (für mich 
selbst), die-objective Gewissheit (für jedermann). , Ich’ werde mich, bei 
‚der Erläuterung so füsslicher Begriffe nicht aufhalten. 

‚Ich‘ darf mich niemals unterwinden zu ‚meinen, ‚ohne wenigstens 
etwas zu wissen, vermittelst dessen das an sich bloss problematische 
Urtheil ‚ine Verknüpfung mit Wahrheit bekommt, die, ob sie gleich 
nicht vollständig, «doch melir als willkürliche Erdichtung ist, Das Gesetz 
‚einer solchen Verknüpfung muss überdem gewiss sein. Denn, wenn ich 
in Ansehung dessen auch nichts als Meinung habe, so’ ist alles »ur Spiel 
der Einbildung olıne die mindeste Beziehung auf Wahrheit. In Urtheilen 
‚aus reiner Vernunft ist es gar nicht erlaubt zu meinen: Denn, weil sie 
nicht auf Erfahrungsgründe gestützt werden, sondern alles .# prior; er- ası 
"kannt werden soll, wo alles notlıwendig ist, so erfordert das Princip der 
Verkntipfung Allgemeinheit und Nothwendigkeit, mithin völlige Gewiss- 
‚beit, widrigenfalls gar keine Leitung auf Wahrheit ‚angetroffen. wird. 
Daher ist es ungereimt, in der reinen Mathematik zu meinen; man muss 
wissen, oder sich alles Urtheilens enthalten. Ebenso ist es mit den 
Grundsätzen der Sittlichkeit bewandt, da man nicht auf blosse Meinung, 
‚dns etwas erlaubt sei, eine Handlung wagen darf, sondern dieses 
‚wissen muRs. 

Im transscondentalen ‚Gebrauchs der Vernunft ist dagegen Meinen 
‚freilich zu wonig, aber Wissen auch zu viel In bloss speeulativer Ab- 
‚sicht können wir also hier gar nicht urtheilen; weil subjeetive Gründe 
‚des Fürwalirhaltens, wie die, so das Glauben bewirken können, 'bei spe- 
‚sülativen Fragen keinen Beifall verdienen, da sie sich frei von aller 
"empirischen Beihilfs nieht halten, noch in gleichem Masse anderen mit- 
theilen lassen. s 
© Barkann aber überall bloss in praktischer Beziehung das theo- 
‚praktische Absicht ist nun entweder die der Geschicklichkeit oder 
der Bittlichkeit, die erste mu beliebigen und zufülligen, die zweite aber 
‚zu sohlechthin mothwendigen Zwecken. - 


























Er sieht auf die Erscheinungen und urtheilt, weil er 
weiss, es sei die Schwindsucht: Sein Glaube ist selbst in’ sein 
Urtheile bloss zufällig; ein anderer möchte ss vielleicht bei 
Ich neıme dergleichen zufälligen Glauben, der aber dem 
'Gebrauche der Mittel zu gewissen Handlungen zum Grunde li 
pragmatischen Glauben. f Erw 
Der gewöhnliche Probirstem, ob etwas blosse Ueherredi 
wenigstens subjeetive Ueberzeugung, 4. i festes Glauben sei, ı 
behauptet, ist das Wetten. Oefters spricht jemand seine £ 
zuversichtlichem und unlenkbarem Trotze aus, dass er al 
des Irrthums gänzlich abgelegt zu haben scheint. Eine 
ihn stutzig. Bisweilen zeigt sich, dass er zwar Veberredung 
auf einen Ducsten an Werth geschätzt werden kann, aber nic 
oa besitze. Denn den ersten wagt er noch wol, aber bei zehn 
erst inne, was er vorher nicht bemerkte, dass es nämlich doch wo 
lich sei, er habe sich geirrt. Wenn man sich in Gedanken vorstel 
solle worauf das Glück des ganzen Lebens verwetten, so | 
triumphirendes Urtheil gar sehr, wir werden überaus schi 
entdecken so allererst, dass unser Glaube so weit nicht zu 
der pragmatischs Glaube nur einen Grad, der nach Ver: 
Interesse, das dabei im Spiele ist, gross oder auch klein 
Weil aber, ob wir gleich in Beziehung auf ein Obj 
unternehmen können, also das Filrwahrhalten bloss theoretisch 
doch in vielen Fällen eine Unternehmung in Gedanken. fassen 
‚einbilden können, zu welcher wir hinreichende Gründe zu h 
meinen, wenn es ein Mittel gäbe, die Gewissheit der Sache 





Yen Meinen, Wissen and Glauben. 561 


#0 giebt es in ‚bloss theoretischen Urtheilen ein Analogon von prak- 
tischen, auf deren Fürwahrhaltung das Wort Glauben passt, und den 
wir den dootrinalen Glauben nennen können. Wenn es möglich 
wäre, durch irgend eine Erfahrung auszumachen, so möchte ich wol alles 
‚das 'Meinige darauf verwetten, dass es wenigstens in irgend einem von 
‚den Planeten, die wir sehen, Einwohner gebe. ‘Daher, sage ich, ist es 
‚nieht bloss Meinung, sondern ein starker' Glaube (auf dessen Richtigkeit 
Te re 
‚wöhner ‘anderer Welten gebe. 

+ Nun müssen wir gestehen, ee 
‚doetrinalen Glauben gehöre. Denn, ob ich gleieh in Anschung der theo- 
‚retischen Weltkenntniss nichts zu verfügen habe, was diesen Gedanken 
‚als‘ Bedingung meiner Erklärungen der Erscheinungen der Welt noth- 
wendig voraussetze, sondern vielmehr verbunden bin, meiner Vernunft 
"mich #0 zu bedienen, als ob alles bloss Natur sei, s0 ist doch die zweck- 
mässige Einheit eine so grosse Bedingung der Anwendung der Vernunft 
‚auf Natur, dass ich, da mir überdem Erfahrung reichlich davon Beispiele 
darbietet, sie gar nicht vorbeigehen kann. Zu dieser Einheit aber kenne 
‚ich keine andere Bedingung, die sie mir zum Leitfuden der Naturfor- 
‚hung machte, als wenn ich voraussetze, ‚dass dine höchste Intelligenz 
alles nach den weisesten Zwecken 0 geordnet habe Folglich ist «s eine 
"Bedingung einer zwar zufälligen, aber doch nicht unerheblichen Absicht, 
nit lich um eine Leitung in der Nachforschung der Natur zu haben, einan 
"weisen Welturheber vorauszusetzen. Der Ausgang meiner Versuche be- 
ätigt auch so oft die Brauchbarkeit dieser Voraussetzung, und nichts 
"Kann auf entscheidende Art dawider angeführt werden, dass ich viel zu 
‚wenig sage, wenn ich mein Filrwahrhalten bloss ein Meinen nennen wollte, 
‚sondern #8 kann selhst in diesem theoretischen Verhältnisse gesagt worden, 
dass ich festiglich einen Gott glaube; aber alsdann ist dieser Glaube in 
"strenger Bedeutung dennoch nicht praktisch, sondern muss ein doctrinaler 
"Glaube geiisunt werden, den die Theologie der Natur (Phıysikotheologie) ss 
hothwendig ellerwärts bewirken muss. In Anschung ben derselben Weis- 
heit, in Rücksicht auf die vortreffliche Ausstattung der menschlichen Natur 
und die derselben so schlecht angemessene Kürze des Lebens kann ebenso 
"ol genugsnmer Grund zu einem doetrinalen Glauben des wu 
arbens der menschlichen Seele angetroffen werden. 


Kanes Keilik der reinen Vernunft, 36 








562 Methodenlaire II. Hauptstück. IE Abschnitt. 


Der Ausdruck des Glaubens ist in solchen Füllen ein Ausdruck 
‚der Bescheidenheit in objectirer Absicht, aber doch zugleich der 
‚Festigkeit: des Zutrauens in subjectiver. Wenn ich das bloss theore- 
tische Fürwahrbalten hier auch nur Hypothese‘ nennen wollte, die ich 
‚anzunehmen berechtigt wäre, so würde ich’ mich dadurch schon anls- 
‚schig machen, mehr von der Beschaffenheit einer Weltersache und einer 
anderen Welt Begriff zu haben, als ich wirklich aufzeigen kann; dem 
was ich auch nur als Hypothese annehine, davon muss ich wenigstens 
seinen Eigenschaften nach so viel kennen, dass ich nicht seinen Be- 
griff, sondern nur sein Dasein erdichten darf; Das Wort Glauben 
aber geht nur auf die Leitung, die mir eine Ides giebt, und dem subjee- 
tiven Einfluss auf die Beförderung meiner Vernunfthandlungen, die mich 
an derselben festhält, ob ich gleich von ihr nicht im Stande bin in spe 
eulativer Absicht Rechenschaft zu geben. ge 
Aber der bloss doetrinale Glaube hat’ etwas Wankendes in sich; 
man wird of. durch Schwierigkeiten, dis sich in der Spoculation vorfinden, 
ss aus demselben gesetzt, ob man zwar unausbleiblich dasu immer wiederam 
zurückkehrt. l nr 
Ganz anders ist es mit dem ‚moralischen Glauben bewandt 
Denn da ist es schlechterdings nothwendig, dass etwas geschehen mus, 
nämlich dass ich dem sittlichen Gesetze in allen Sticken Folge leiste. 
Der Zweck ist hier unumgänglich festgestellt, und es ist'nur eine einzige 
‚Bedingung nach aller meiner Einsicht möglich, unter welcher dieser Zweck 
mit allen gesammten Zwecken zusammenhänge und. dadurch, praktische 
‚Giltigkeit habe, nämlich dass ein Gott und eine künftige Welt seiz ich 
‚weiss auch ganz gewiss, dass niemand andere Bedingungen kenne, din 
auf dieselbe Einheit der Zwecke unter dem moralischen Gesetze Mlhren. 
Da aber also die sittliche Vorschrift zugleich meine Maxime ‚ist (wie 
denn die Vernunft gebietet, dass sie es sein soll), so werde ich unaus- 
bleiblieh ein Dasein; Gottes und ein, küuftiges Leben ‚glauben, und. kin 
sicher, dass diesen Glauben nichts wankend machen könne, weil dadurch 
meine sittlichen Grundsätze selbst umgestürzt werden ‚würden, denen ic 
nicht entsagen kann,  — 
‚würdig zu sein. | + tea ET 
‚Auf solche Weise bleibt uns ich Vereitelung aller, chretichtigen Ab- 
sichten einer über dis Grenzen aller Erfahrung 


.... 


a 


Form Meinen, Winsen und Glauben. 568° 


Vernunft noch genug übrig, dass wir damit in praktischer Absicht zu- 
frieden zu sein Ursache. haben. Zwar wird freilich sich niemand rühmen 
können, er wisse, dass ein Gott und dass ein künfliges Leben sei; denn, 
wenn er das weiss, so ist er gerade der Mann, den ich längst gesucht 
habe. Alles Wissen (wenn es einen Gegenstand der- blossen Vernunft 
betrifft) kann man mitteilen, und ich würde also auch hoflen können, 
durch seine Belehrung mein Wissen in s» bewunderungswürdigem Masse 
ausgedehnt zu sehen. Nein, die Ueberzeugung ist ‚nieht logische, 
sondern moralische Gewissheit, und da sie auf subjeetiven Gründen 
(der moralischen Gesinnung) beruht, so muss ich nicht einmal sagen: es 
ist moralisch gewiss, dass ein Gott sei u. s. w., sondern ich bin moralisch 
gewiss u. =. w. Das heisst: der Glaube an einen Gott und eine andere 
Welt ist mit meiner moralischen Gesinnung s0 verwebt, dass, 30 wenig 
ich Gefahr laufe, die letztere einzubtissen, ebenso wenig besorge ich, dass 
mir der erste jemals entrissen werden könne, 

Das einzige Bedenkliche, das sich hierbei findet, ist, dass sich dieser 
Vernunftglaube auf die Voraussetzung moralischer Gesinnungen gründet, 
Gehn wir davon ab, und nehmen einen, der in. Ansehung- sittlicher. Gie- 
setze gänzlich gleichgiltig wäre, so wird die Frage, welche die Vermunft 
aufwirft, bloss eine Aufgabe fir die Speculation, und kann alsdann zwar 
noch ‘mit starken Gründen aus der Annlogie, aber nicht mit solchen, 
denen sich die hartnäckigste. Zweifelsucht ergeben müsste, unterstützt 
werden.* Es ist aber kein Mensch bei diesen Fragen frei von allem: In- ss 
teresse. Denn, ob er gleich von dem moralischen durch den Mangel 
‚guter Gesinnungen getrennt sein möchte, so bleibt doch auch in diesem 
Falle genug übrig, um zumachen, dass er ein. göttliches Dasein und 
eine Zukunft fürchte, Denn hierzu wird nichts mehr erfordert, als 
dass er wenigstens keine Gewissheit vorschitzen könne, dass kein 


® Das menschliche Gemüth nimmt (wis Ich glaube, dass os bal jedem war 
olinfigen Wesen notwendig geschieht) ein matärliches Interesse am der Moralltit, 
obs gleich nicht ungetheilt und praktisch überwiegend ist. Befestigt und ver- 
grüssert dieses Interesse, und ihr werdet die Vornenft sahr gelchrig und selbst auf- 
geklärter finden, um mit dem praktischen auch das spocalativo Interesse zu vereinigen. 
‚Sargt ihr aber nicht dafür, dass ihr vorher, wenigstens auf dom halben Woge, gute 
Menschen ımweht, so werdet ihr nuch niemals aus ihnen mifrichtig gläubige Mon- 
schen mach! 

30” 


” 









viehten könnentı m) mu un Hall) mh Slim rl - 
Ich will hier nicht das Verdienst rühmen, das ‘Philoso 
a ee Te 

gesctzt, 8 sollte auch beim Ausgange bl 
denn. ee enden Abshaite 


N angeht, den end Peer euch 
sophen "entdeckt werden. solle? Eben das, ‚was ihr tı 





dem geninnen- Vestande ha angedein Lau. Pr 
an oh nn. ae 
wind « ch, er Aal men 









Der [} 
transscendentalen Methodenlehre 


drittes Hauptstück. 


Die Architektonik der reinen Vernunft. 


Ich verstehe unter einer Architektonik die Kunst der Systeme. 
Weil die systematische Einheit dasjenige ist, was gemeine Erkenntniss 
ällererst zur Wissenschaft, d. i. aus einem blossen Aggregat derselben 
ein System macht, so ist Architektonik die Lehre des Seientifischen in 
unserer Erkenntniss überhaupt, und sie gehört also nothwendig zur 
Methodenlehre. 

Unter der Regierung der Vernunft dürfen unsere Erkenntnisse über- 
haupt keine Rhapsodie, sondern sie müssen ein System ausmachen, in 
welchem sie allein die wesentlichen Zwecke derselben unterstützen und 
befördern können. Ich verstehe aber unter einem Systeme die ae | 
der mannigfaltigen Erkenntnisse unter einer Idee. Diese ist der Ver- 
nunftbegriff von der Form eines Ganzen, so fern durch denselben der 
Umfang des Mannigfaltigen sowol als die Stelle der Theile unter ein- 
ander a priors bestimmt wird. Der scientifische Vernunftbegriff enthält 
also den Zweck und die Form des Ganzen, das mit demselben congruirt. 
Die Einheit des Zwecks, worauf sich alle Theile und in der Idee desselben 
auch unter einander beziehen, macht, dass kein Theil bei der Kenntniss 
der tibrigen vermisst werden kann, und keine zufällige Hinzusetzung ası 
oder unbestimmte Grösse der Vollkommenheit, die nicht ihre « priors 
bestimmten Grenzen habe, stattfindet. Das Ganze ist also gegliedert 
(arbioulatio) und nicht gehäuft (coacervatio); es kann zwar innerlich (per 
iniussusoeptionem), aber nicht Ausserlich (per appositionem) wachsen, wie 
ein thierischer Körper, dessen Wachsthum kein Glied hinzusetst, sondern 











aus dem Prineip des Zwecks bestimmte 
der Theile. Das Schema, welches nicht nach. 
_ aus dem Hauptzwecke der Vernunft, sondern empirisch 
sich darbietenden Absichten (deren Menge man nicht voraus wi 
entworfen wird, giebt technische, dasjenige aber, was nur 
“einer Idee entspringt (wo die Vernunft die Zwecke a priri 
nicht empirisch erwartet), gründet architektonische Einh 
technisch, wegen der Achnlichkeit des Mannigfaltigen oder 4 


er re 


i Beobachtung 
verborgen liegen. Um deswillen muss man Wissenschaften, weil 
gedacht werden, nicht nach der Beschreibung, die der Urheber‘ 
davon giebt, sondern nach der Idee, welche man aus der 


dass der Urheber und oft noch seine spätesten Nachfolger um eine 
herwnirren, die sie sich selbst nieht haben deutlich machen d 
den eigenthümlichen Inhalt, die Articulation (systematische Ei 
Grenzen der Wissenschaft nicht bestimmen können. - 
Es ist schlimm, dass nüur allererst, nachdem wir Innge Zeit, mach 


| 


Die Architektonik der reinen Vornunft. 567 


Anweisung einer in ‚uns versteckt liegenden Idee 'rhapsodistisch viele 
dahin sich bezichende Erkenntnisse als Bauzeug gesammelt, ja gar lange 
Zeiten hindurch sie technisch zusammengesetzt haben, es uns dann allar- so3 
erst möglich ist, die Idee in:hellerem Lichte zu erblicken und ein Ganzes 
nach den Zwecken der Vernunft architektanisch zu entwerfen. Die 
Systeme scheinen wie Gewürme durch eine generatio aeqwivoos aus dem 
blossen Zusammenfluss von aufgesammelten Begriffen anfarıgs verstiimmelt, 
mit der Zeit vollständig gebildet worden zu sein, ob sie gleich alle ins- 
gesammt ihr Schema‘ als den ursprünglichen Keim in der sich. bloss 
auswickelnden Vernunft hatten, und darum nicht allein ein jedes für sich 
nach‘ einer Idee gegliedert, sondern noeh dazu alle unter einander in 
einem System menschlicher Erkenntnis ‘wiederum als Glieder eines 
Ganzen zweckmässig vereinigt sind, und eine Architektonik alles mensch- 
lichen Wissens erlauben, die jetziger Zeit, da schon so viel Stoff gesammelt 
ist oder aus Ruinen eingefallener alter Gebäude genommen werden kann, 
nieht allein möglich, sondern nicht einmal 80 gar schwer sein: würde. 
Wir. begnügen uns hier mit der Vollendung unseres Geschäfts, nämlich 
lediglich ‚die Arehitektonik aller Erkenntnis ‚aus reiner Vernunft 
zu entwerfen, und fangen nur von dem Punkte an, wo sich die allge- 
meine Wurzel unserer Erkenntnisskraft theilt und zwei Stämms auswirft, 
deren ‚einer‘ Vernunft ist. Ich verstehe hier jaber unter Vernunft das 
BER ins Dickwnstelrrwentni noise ai 5, Dual 
Empirischen entgegen. 

Wenn ich von alleın Inhalte der Erkenntniss, objectiv nenn 
abalhahte) 0 ist alle Erkenntniss subjeetiv. entweder historisch. oder scı 
rational. Die historische Erkenntniss ist eognitio ex datis, die rationale 
aber eognikio ex prineipüs, Eine Erkenntnis mag ursprünglich gegeben 
eein, woher sie wolle, so ist sie doch bei dem, der sie besitzt, historisch, 
wenn er nur in dem Grade und so viel erkennt, als ihm anderwärts ge- 
gaben worden, ‚es mag dieses ihm nun durch unmittelbare, Erfahrung 
‚oder Erzählung oder auch Belehrung (allgemeiner Erkenntnisse) gegeben 
‚sein. Daher‘ hat der, welcher ein System der Philosophie, 2. .B. «dns 
wolfische eigentlich ‚gelernt hat, ‚ober gleich alle Grundsätze, Erklü- 
zungen und Beweise zusammt der Eintlieilung des ganzen Lehrgebäudes 
im Kopf hätte und alles an. den Fingern ‚abzählen könnte, doch keine 
andere als vollständige historische Erkeuntniss der wolfischen 'Plilo- 


” 








sophie; er weiss und urtheilt nur su viel, 


Er lildet sich mach. finder Wernunft,,aber @ 
EEE di die Erkenntnis 



















Giileeitume äh allein a subjectiv ‚diesen Nam 
soo ans allgemeinen Quellen der RE ‘ 
die Verwerfung-des Gelernten entspringen kann, d. is-aus 


aus der Construction. der Begriffe; , die ee 
zweite mathematisch.‘ Von dem inneren Unt y 
schon im ersten Hauptstücke gehandelt: Kine Erkenntuies cam 
‚objeetiv philosophisch- sein, und ist. doch ‚subjectiv. historisch, 
meisten Lehrlingen und bei allen, ‚die über. die-Schule.« 
‚sehen ‘und’ zeitlebens Lehrlinge bleiben. Es ist! aber. 
dass die mathematische Erkenntniss, ‚so ‘wie man sie 
auch sahjeetiv für Vernunfterkenntniss- gelten kann, 
Unterschied bei ihr nicht so wie bei der philosophischen: a 
Ursache ist; weil die Erkenntnissquellen, ans denen..der. 
schöpfen kann, nirgend anders als in den wesentlichen un 
eipien der Vernunft liegen, und mithin von dem Lehrlinge niı ' 
hergenommen, noch etwa bestritten werden können, und. dieses 
darum, weil der Gebrauch der Vernunft hier nur) im, ‚obzy 
dennoch @ priors, nämlich an der reinen und: eben deswe 
Anschauung geschieht, und "alle Täuschung und -Irr 
Man kann also-unter allen Vernunftwissenschaften ı(- 
Mathematik, niemals aber Philosophie ı(es ‚sei: denn. 
was die Vernunft betrifft, höchstens nur philosophiren 

ss Das System aller philosophischen Erkenntnis ist nan P 
Man muss sie ohjeetiv nelmen, mündet a 
Beurtheilung sller Versuche zu plilosophiren ve 


A 


Dis Architektonik dor reinen: Vernunft. 569 


jeetive Philosophie zu beurtheilen dienen soll, deren Gebäude oft = 
| mannigfaltig und so veränderlich ist. Auf diese Weise ist Philosophie 
‚gegeben ist, welcher man sich aber 'auf mancherlei Wegen zu nähern 
sucht, so lange bis der einzige, sehr durch Sinnlichkeit verwachsene 
‚Fusssteig entdeckt wird, und das bisher verfehlte Nachhild, &0 weit als 
es Menschen vergönnt ist, dem Urbilde gleich zu machen gelingt, Bis 
dahin kann man keine Philosophie lernen; denn wo ist sie, wer hat sie 
‚im Besitze, 'nnd woran lässt sie sich erkennen? Man kann nur philoso- 
‚phiren lernen, d. i: das Talent der Vernunft in der Befolgung ihrer all- 
gemeinen Prineipien an gewissen vorhandenen Versuchen üben, doch 
immer'näit/Vorbehalt des Bechte der Vernunft; jene selbst in ihren Quellen 
zu untersuchen, und zu bestätigen oder zu verwerfen. 

Bis dahin ist aber der Begriff! von Philosophie nur ein Schulbe- 
‚griff, nämlich von einem System der Erkenntnis, die nur als Wissen- 
‚schaft gesucht wird, ohne etwas mehr als die systematische Einheit dieses 
Wissens, “mithin ‘die logische Vollkommenheit der Erkenntiss zum 
Zwecke zu haben. Es giebt aber noch einen Weltbegriff (coonesptus 
eamdend), der dieser Benennung jederzeit zum Grunde gelegen hat, vor- 
‚nehmlich wenn man ihn gleichsam personificirte "und in dem Ideal des ser 
Philosophen sich als ein Urbild vorstellte. In dieser Absicht ist Philoso- 
phie die Wissenschaft von der Beziehung aller Erkenntniss auf die wesent- 
lichen "Zwecke ‘der menschlichen Vernunft (teleologia rationis Auhanae), 
und der Philosoph ist nicht ein Vernunfikünstler, sondern der Gesetz- 
‚geber der menschlichen ‚Vernunft. In solcher Bedeutung wäre es sehr 
ruhmredig, sich selbst einen Philosophen zu nermen und sich anzumassen, 
dem Urbilde, das nur in der Idee liegt, gleichgekommen zu sein. 
Der Mathematiker, der Naturkundige, der Logiker sind, #0 vortrefl- 
lieh die ersteren such überhatipt in der Vernunfterkenntniss, die zweiten 
besonders in ‘der philosophischen Erkenntniss Fortgang haben mögen, 
doch nur Vernunftkünstler. Es giebt noch einen Lehrer im Ideal, der alle 
diese ansetzt, und sie als Werkzeuge nutzt, um die wesentlichen Zwecke 
der menschlichen Vernunft zu befördern. Diesen allein mtissten wir den 

nennen; aber da er selbst doch nirgend, die Idee aber seiner 
Gesetzgebung. allenthalben in jeder Menschenvernunft angetroffen wird, 
so wollen wir uns lediglich an die letztere halten, und näher bestimmen, 

















576 Mothodenlchre. EL Hanptstück. | 


sus was Philosophie nach diesem Weltbogriffe* für'systematische Einheit aus 
dem Standpunkte der Zwecke vorschreibe 00470 0000 00 
" Wesentliche Zwecke sind darum noch nicht die höchsten, ‚deren 
(bei vollkommener systematischer Einheit dar Vernunf) nur «in einziger 
sein kann. Daher sind sie entweder der Endzweck oder suhalteme 
Zwecke, die zu jenem als Mittel nothwendig gehören. Der erstere im 
kein anderer als die gunze Bestimmung des Menschen, und. ‚die Philo- 
eophie tiber diesolbe heisst Moral. Um dieses Vorzugs willen, den die 
Moralphilosophie vor aller anderen Vernunftbewerbung hat, verstand man. 
aueh bei den Alten unter dem Namen des Philosophen jederzeit zugleich 
und vorzüglich den Moralisten, und selbst macht: der. äussere Schein der 
Selbstbeherrschung durch Vernunft, dass man jemanden noch: jetzt bei 
seinem eingeschränkten Wissen nach einer gewissen Analogie Philo- 
söoph nennt. BZ 
Die Gesetzgebung der menschlichen Vernunft (Philosophie) hat nun 
«wei Gegenstände, Natur und Freiheit, und enthält also sowol das Natur- 
gesetz als auch das Sittengesetz, anfangs in zwei besonderen, zuletzt aber 
in einem einzigen philosophischen System. Die Philosophie der Natur 
geht auf alles, was da ist, die der Sitten nur auf das, was da sein soll 
Alle Philosophie aber ist entweder Erkenntnis ans reiner Veruunf 
oder Vernunfterkenntniss aus empirischen Principien. Die erstere. heisst 
reine, die zweite empirische Philosophie,  "' 
#0 Die Philosophie der reinen. Vernunft ist nun entweder. Propä- 
deutik (Vorübung), welche das Vermögen der Vernumft im 
aller reinen Erkenntnis a prior untersucht, nd heisst Kritik; der 
zweitens das System der reinen. Vernunft (Wissenschaft), die ganze (wahre 
sowol ala scheinbare) philosophische Erkenntniss aus reiner Veraunft im 
syatematischen Zusammenhange, und heisst Metaphysik, wiewol dieser 
Name auch der ganzen reinen Philosophie mit Inbegriff der Kritik ge 
geben werden kann, um sowol die Untersuchung alles dessen, was jemals 
4 priori erkannt werden kann, als auch die Darstellung desjenigen, was 
ein System reiner philosophischer Erkenntnisse dieser Art ausmacht, 


* Woltbogriff heisst hier derjmlge, dur das betrift, was jedermann ı 
wendig hnterossirt; mlthn bestimme ich die Absicht einer Wissenschaft nach Be 
begriffen, wenn sis nur als eine von don Geschicklichkeiten zu gı 

Zwecken angesehen wird, Ye 











Die Arehitektonik der reinen Vernunft. rl 


von allem empirischen aber, imgleichen dem mathematischen. Vernunft- 
gebrauche unterschieden ist, zusammen zu fassen. 00 0000000% 
© Die’ Metaphysik theilt sich in ‚die des ee we 
tischen Gebrauchs der reinen Vernunft, und ist also entweder Meta- 
physik der Natur, oder Metaphysik der-Sitten. Jene enthält alle 
der Mathematik) von der theoretischen Erkenntnis aller Dinge, diese 
die Principien, welche das Thun und Lassen « priari bestimmen und 
nothwendig mächen. Nun ist die Moralität-die einzige Gesetsmüssigkeit 
der Handlungen, die völlig a prieri aus Prineipien abgeleitet; werden 
in welcher keine Anthropologie (keine empirische Bedingung) zum Grunde sro 
gelegt wird. Die Metaphysik der speculativen Vernunft: ist nun .das, was 
men im engeren Verstande Metaphysik zu nennen pflegt; su fern 
ee Sittenlehre doch gleichwol zu dem besonderen Stamme 
menschlicher und zwar philosophischer Erkenntniss aus reiner Vernmft 
gehört, so wollen wir ihr jene Benennung erhalten, obgleich wir sie als 
zu unserem Zwecke jetzt nicht gehörig hier bei Seite setzen. 
- Es ist von der äussersten Erheblichkeit, Erkenntnisse, die ihrer 
Gattung und -Ursprunge nach von anderen unterschieden sind, zu 
isoliren, und sorgfältig zu verhiiten, dass sie nicht mit anderen, mit 
welchen sis im Gebrauche gewöhnlich verbunden sind, in ein Gemisch 
zusaımmenfliessen. Was Chemiker beim Scheiden der Materien, was 
Matheräatiker in ihrer reinen Grössenlehre thun, das liegt noch weit 
mehr dem Philosophen ob, damit er den Antheil, den eine besondere 
Art der Erkenntniss am herumschweifenden Verstandesgebrauch hat, 
die menschliche Vernunft seitdem, dass sie gedacht oder vielmehr nach- 
gedacht hat, niemals. einer Metaphysik entbehren, aber gleichwol. sie 
Die Idee einer solchen Wissenschaft ist ebenso alt als speculative Men- 
sehenvernunft; und welche Vernunft specnlirt nicht, es mag nun auf 
scholastische oder populäre Art geschehen? Man muss indessen gestehen, 
dass die Unterscheidung der zwei Blemente unserer Erkenntnis, deren srı 
die einen völlig @ priori in unserer Gewalt sind, die anderen nur = po- 
steriori aus der Erfahrung genommen werden können, selbst bei Denkern 















sie also vom Eimpirischen nicht kenntlich unterschieden 
darum höher als andere, und in der Reihe einer solchen U 
(de man das, was völlig @ priori, von dem, was nur a poster 
wird, nicht unterscheidet); wo soll man den Abschnitt‘ 
ersten Theil und die obersten Glieder von dam letzten. ea 
geordneten unterschiede? Was würds man dazu sagen, wenn die 
rechnung die Epochen der Welt nur so. bezeichnen könnte, 
in die ersten Jahrhunderte und in die darauf folgenden 
las fünfte, das zehnte u s. w. Jahrhundert auch zu den ersten? 
man fragen; ie 
Metaphysik? Ihr antwortet: Jal' Bi, aber auch der des Körpers? Jal 
#12 Und der des fissigen Körpers? Ihr werdet stutzig, denn, 
weiter tohtgeht, "so wird-allos-in die-Metaphysik gehören. *. r 
man, dass der blosse Grad. der Unterordnung (des Besonderen unter das 
Allgeraeine) keine Grenzen einer Wissenschaft bestittmen könne, sondern | 
in unserem Falle die gänzliche Ungleichartigkeit und Verschiedenheit dies 
anderen Seite verdunkelte, war, dass sie als Erkenntnisse '# prior) mi 
der Mathematik eine gewisse Gleicliartigkeit zeigt, die wwfär, was. 
sprung a priori betrifft, sie einander verwandt macht; was aber dis Erkennt- 
nissart- aus Begriffen bei jener in Vergleiehung mit der Art bloss durch 
Constraction der Begriffe # priori zu urtheilen bei dieser, mithin den 
Unterschied einer philosophischen Erkenntnis von der: mathematischen 
anlangt, 20 zeigt sich eine «0 entschieden Ungleichartigkeit, die man 
zwar jederzeit gleichsam fühlte, niemals aber auf-deutliche Kriterien 
bringen konnte. Dadurch ist es nun geschehen, een. 
selbst änıder Entwickelung der-Ides ihrer Wissenschaft fehlten, die Be- 
arbeitung derselben keinen ‚bestimmten Zweck und keine sichere Richt- 




















Die Architektwnik der reinen Vernunft, 573 


‚schnur bahen. konnte, und: sie bei einem 80 willkürlich gemachten Ent- 
wurfe, unwissend in dem Wege, den sie zu nehmen hätten, ‚und jeder- 
‚zeit unter ‚eich ‚streitig. über. die Entdeckungen, die ein jeder auf dem 
„eeinigen gemacht haben wollte, ihre Wissenschaft zuerst bei anderen und 
‚endlich sogar hei, sich selbst in Verachtung, brachten. neue 

„Alle reine Erkenntnis «.priori macht also vermöge des besonderen sa 
even; darin ‚sie allein, ihren Sitz haben kann, eine be- 
‚sonders Einheit. aus, und Metaphysik: ist, diejenige, Philosophie, welche 
jene Erkenntniss in dieser systematischen. Einheit, darstellen sul. Der 
‚speeulative Theil derselben; der sich diesen Namen vorzilglich zugesiguet 
„hat, nämlich die, welche wir Metaphysik der Natur.nennen, und.die 
ala malen an (mich, dan ran eh. BoD) 0m agree. rer, 
wägt, wird nun auf folgende Art eingetheilt, 

Die im engeren Verstande' so genannte Metaphysik besteht ans, der 
Transscendentalphilosophie und der Physiologie der reinen Vor- 
„nunft. „Die, erstere, betrachtet nur den Verstand und Vernunft selbst in 
„sine. System, aller Begrifie und Grundsätze, die sich auf Gegenstände 
‚überhaupt beziehen, ohne Ohjocte anzunehmen, ‚die gegeben wären 
‚(Ontologia); die zweite betrachtet die Natur, d.i..den Inbegriff gegebener 
‚Gegenstände (sie mögen nun den Sinnen, oder, wenn man will, einer 
anderen Art von Anschauung gegeben sein), und ist also, Physiologie 
‚(obgleich nur rationadis). Nun ist, aber der Gebrauch der Vernunft in 
dieser, rationalen, Naturbetrachtung ‚entweder physisch ‚oder. hyperphy- 
‚sisch, oder besser, entweder immanent oder transscendent, Der erstere 
‚geht auf ‚die Natur, #0, weit als ihre Eirkenntniss in der Erfahrung (ie. 
ae: angewandt werden, der zweite auf diejenige Verknüpfung 

der Gegenstände der Erfahrung, welche alle Erfahrung übersteigt. Dieses 
transscendente Physiologie hat daher entweder eine innere Verknti- 
pfung ‚oder äussere, die aber beide über mögliche Erfahrung hinaus- 
‚gehen, zu ihrem Gegenstandes; jene ist die Physiologie der gesammten 
‚Natur, di i. die transscendentale Welterkenntniss, diese des Zu- 
Te ee 6 este Heierstnitneinnnn ‚Wenn Aian dam Natar, 
ai die transsceondentale Gotteserkenntnise 


aller Gegenstände der Sinne, mithin so, wie sie uns gegeben ist, 
aber nur, nach Bedingungen.s prüri, unter denen sie uns überhaupt ge- 











574 'Motliodenlehre. HL Hauptstück. | 


‚geben werden kann. Ex sind aber nur zweierlii Gegenstände derselben, 
1. die der äusseren Sinne, mithin der Inbegriff derselben, die körper- 
liche Natur; 2. der Gegenstand des inneren Sinnes, die Seele; nnd nach 
den Grundbogrifen derselben überhaupt die denkende Natur. Die 
Metaphysik der körperlichen Natur heisst Physik, aber, weil sie nur 
die Prineipien ihrer Erkenntnisse # priori enthalten soll, rationale 
Physik: Die Metaphysik der denkenden Natur heisst Psychologie, 
und aus der eben angeführten Ursache ist hier nur die rationale Er- 
kenntniss derselben zu verstehen. nn 

Demnach besteht das ganze System der Metaphysik ans vier Haupt- 
theilen: 1. der Ontologie; 2. der rationalen Physiologie; 8. der 
rationalen Kosmologie; 4, der rationalen Theologie, Der zweite 
Theil, nämlich die Naturlehre der reinen Vernunft, enthält zweixAbihei- 

#5 lungen, die physica rutionali*® und peyehologia rational. 

Die ursprüngliche Idee einer Philosophie der reinen Vernunft schreibt 
diese Abtheilung selbst vor; sie ist also architektonisch, ihren wesent- 
lichen Zwecken gemäss, tnd nicht bloss technisch, nach zufällig wahr- 
genommenen Verwandtschaften und gleichsam auf gut Glück angestellt, 
eben darum aber auch unwandelbar und legislatorisch. Es finden sich 
aber hierbei einige Punkte, die Bedenklichkeit errögen und ‚die Veber- 
zeugung von der Gesetzmüssigkeit derselben schwlichen könnten | 

Zuerst: wie kann ich eine Erkenntniss « pröri, mithin Metaphysik 
vol Gegenstlinden erwarten, #0 fern sie unseren Sinnen, mithin « poste 
riori gegeben sind, und wie ist es möglich, nach Principien # prierd die 

ns Natur der Dinge zu erkennen und zu einer rationalen Physiologie zu 
hen Die Antwort ist: wir nelimen aus der BIENEN Eu 
u ey 


2a 


* Man denke ja nicht, dass ich Auorunter dasjenige werstebe, a man 
Hiah physiea yemoralis nennt, und, was mehr Mathematik als 
ist Deun die Metaphysik der Natur sondert sich günalich Yon der’ Mathlomntik ab, 
Kat Auch bel weiter nicht s0 viel wrmeitsmde Einsichten anrableten ala) Ajae,) ht 
aber doch ser wichtig In Anschung der Kritik der auf die Natur. arzuwendenden 
reinen Vorstandosorkenntniss überhaupt, io Ermangelung deren solbst Matheinatiker, 
indern sie _gowissen gemeinen, in der That doch motaphysischen Begriffen 
die Natarlehre anvermarkt mit Hypothesen belästigt haben, welche bat ag 
dieser Principien verschwinden, olıne dadurch doch’ dem Pe | 
A Alessi Tolde (dür Yanz| imanitbelriich Hat) fin mihdasten AdBHıchrwnn Ubi 


Die Architektonik der reinen Vernunft. 575 


als was nöthig ist, uns ein Object, theils des äusseren, theils des inneren 
Binnes zu geben. Jenes geschieht durch den blossen Begriff Materie 
(undurchdringliche leblose Ausdehnung), dieses durch den Begriff eines 
denkenden Wesens (in der empirischen inneren Vorstellung „Ich denke“). 
Uebrigens müssten wir in der ganzen Metaphysik dieser Gegenstände 
uns aller empirischen Principien gänzlich enthalten, die über den Begriff 
noch irgend eine Erfahrung hinzusetzen möchten, um etwas über diese 
Gegenstände daraus zu urtheilen. 

Zweitens: wo bleibt denn die empirische Psychologie, welche 
von jeher ihren Platz in der Metaphysik behauptet hat, und von welcher 
man in unseren Zeiten so grosse Dinge zu Aufklärung derselben erwartet 
hat, nachdem man die Hoffnung aufgab, etwas Taugliches a priori aus- 
surichten? Ich antworte: sie kommt dahin, wo die eigentliche (empirische) 
Naturlehre hingestellt werden muss, nämlich auf die Seite der ange- 
wandten Philosophie, zu welcher die reine Philosophie die Principien 
« priors enthält, die also mit jener zwar verbunden, aber nicht vermischt 
werden muss. Also muss empirische Psychologie aus der Metaphysik 
gänzlich verbannt sein, und ist schon durch die Idee derselben davon 
gänzlich ausgeschlossen. Gleichwol wird man ihr nach dem Schulgebrauch 
doch noch immer (obzwar nur als Episode) ein Plätzchen darin ver- er 
statten missen, und zwar aus ökonomischen Bewegursachen, weil sie 
noch nicht so reich ist, dass sie allein ein Studium ausmachen, und doch 
zu wichtig, als dass man sie ganz ausstossen oder anderwärts anheften 
sollte, wo sie noch weniger Verwandtschaft als in der Metaplıysik an- 
treffen dürfte. Es ist also bloss ein so lange aufgenommener Fremdling, 
dem man auf einige Zeit einen Aufenthalt vergöunt, bis er in einer aus- 
führlichen Anthropologie (dem Pendant zu der empirischen Naturlehre) 
seine eigene Behausung wird bezielen können. 

Das ist also die allgemeine Idee der Metaplıysik, welche, da man 
ihr anfänglich mehr zunruthete, als billigerweise verlangt werden kann, 
und sich eine Zeit lang mit angenehmen Erwartungen ergötzte, zuletzt 
in allgemeine Verachtung gefallen ist, da man sich in seiner Hofluung 
betrogen fand. Aus dem ganzen Verlauf unserer Kritik wird man sich 
hinlänglich überzeugt haben, dass, wenn gleich Metaphysik nicht die 
Grundveste der Religion sein kaun, so misse sie doch jederzeit als die 
Selutzwehr derselben stehen bleiben, und dass die menschliche Vernunft, 


576 


abhält, welche eine gesetzlose speculative Vernunft so 























wesentliche Zwecke betrifft, rastlos entweder auf grüi Ki 
ee ee 

Metaphysik alo sowol dor Natur als dor Sitten, vornehmlich die 
übond (propädeutisch) 'vorhergeht, machen eigentlich allein 

was wir im echten Verstände Philosophie nennen 
bezieht alles auf Weisheit, aber durch den Weg der 'W 
einzigen, der, wenn er einmal gebahnt ist, niemals het 
Verirrungen verstattet. Mathematik, Naturwissenschaft, selbst d 
fische 'Kenntniss des Menschen 'haben (einen "hohen: Werth) J 
grösstentheils zu zufilligen, am Ende aber doch zu nothwendi 
wesentlichen Zwecken der Menschheit, aber alsdann nur. di 
lung einer Vernunfterkenntnies aus blossen Begriffen, die, 
benennen wie man will; eigentlich nichts als-Metaphysik ist: 
' Eben deswogen ist Metaphysik auch die Vollendung aller‘ 
sioder menschlichen Vernunft, die unentbehrlich ist, werın man gle 
Rinfluss als Wissenschaft auf gewisse bestimmte Zwecke bei Seite « 
Denn sie betrachtet die Vernunft nach ihren Elementen and 
Maximen, die selbst der Möglichkeit einiger Wissenschaften: 
'Gebrauche aller zum Grunde liegen missen. Dein drei his 
enlation mehr dazu dient, Irrthtimer abzuhalten als Erken 
'weitern, thut ihrem Werthe keinen Abbruch, sondern giebt ihn 
"Würde und Ansehen durch das Censoramt, welches die allgem 
hun; und Eintracht, ja den Wolstand des wissenschaftlichen 
Wesens sichert, und dessen muthige und fruchtbare Bearb 
Te 


zu entfernen, 

















Der [.} 
transscendentalen Methodenlehre 


viertes Hauptstück. 


Die Geschichte der reinen Vernunft. 


Dieser Titel steht nur hier, um eine Stelle zu bezeichnen, die im 
System übrig bleibt, und künftig ausgefüllt werden muss. Ich begnüge 
mich, aus einem bloss transscendentalen Gesichtspunkte, nämlich der 
Natur der reinen Vernunft, einen flüchtigen Blick auf das Ganze der 
bisherigen Bearbeitungen derselben zu werfen, welches freilich meinem 
Auge zwar Gebäude, aber nur in Ruinen vorstellt. 

Es ist merkwürdig genug, ob es gleich natürlicherweise nicht anders 
zugehen konnte, dass die Menschen im Kindesalter der Philosophie davon 
anfıngen, wo wir jetzt lieber endigen möchten, nämlich zuerst die Er- 
kenntniss Gottes und die Hoffnung oder wol gar die Beschaffenheit einer 
anderen Welt zu studiren. Was auch die alten Gebräuche, die noch 
von dem rohen Zustande der Völker übrig waren, für grobe Religions- 
begriffe eingeführt haben mochten, so hinderte dieses doch nicht den 
aufgeklärteren Theil, sich freien Nachforschungen über diesen Gegen- 
stand zu widmen, und man sah leicht ein, dass es keine gründlichere und 
zuverlässigere Art geben könne, der unsichtbaren Macht, die die Welt 
regiert, zu gefallen, um wenigstens in einer anderen Welt glücklich zu sı 
sein, als den guten Lebenswandel. Daher waren Theologie und Moral 

Kaurt's Kritik der reinen Vornunft. 37 

























nunft nach und nach in das Geschäft zog; welches, in. 
dem Namen der Metaphysik so berühmt geworden. - 


Büichtigen Abrisse darstellen. Und da finde ich eine d 2 
Am wlaber Als namihatonien. Veränderungen au GmeniEKmaä 
gestiftet worden: 

1. In Ansehung des Gegenstandes aller unserer 
erkenntnisse waren einige bloss Sensual-, andere bloss Intel 
philosophen. Erıxur kann der vornehmste Philosoph der 
keit, Praro des Intellectuellen genannt werden. Dieser Un 
Schulen aber, so subtil er auch ist, hatte schon in den fr 


sae in den Sinnen ist nichts als Schein, nur der Verstand erkennt 
Darum stritten aber die ersteren den Verstandesbegriffen doch 
Renlität ab, sie war aber bei ihnen nur logisch, bei den an 
mystisch. Jene rAumten intelleetuelle Begriffe ein, aber nahme 
bloss sensibele Gegenstände an. Diese verlmgten, dass die 
Gegenstände bloss intelligibel wären, und behauptoten eine . 
ung durch den von keinen Sinnen begleiteten und ihrer Mel 
ur verwirrten reinen Verstand. 52 
2. In Ansehung des Ursprungs reiner Vernu x 
ob sie aus der Erfahrung abgeleitet, oder unmbhängig von ihr 
Vernunft ihre Quelle haben. Anısroreies kann als das B 
Empiristen, Praro aber der Noologisten angesehen werden. 
der in neueren Zeiten dem ersteren, und Leissız, der dem let: 
zwar in einer genugsamen Entfernung von dessen mystischem 
folgte, haben es gleichwol in diesem Streite noch zu keiner En 
bringen können. Wenigstens verfulr Erıkun seinerseits viel © 
nach seinem Sensualsystem (dem er ging mit seinen Schli 


Die Geschichte der reinen Vernunft. 579 


über die Grenze der Erfahrung hinaus) als Arsroreuzs und Locks 
(vornehmlich aber der letztere), der, nachdem er alle Begriffe und Grund- 
sätze von der Erfahrung abgeleitet hatte, so weit im Gebrauche derselben 
geht, dass er behauptet, man könne das Dasein Gottes und die Unsterb- 
lichkeit der Seele (obzwar beide Gegenstände ganz ausser den Grenzen 338 
möglicher Erfahrung liegen) ebenso evident beweisen als irgend einen 
mathematischen Lehrsatz. 

3. In Ansehung der Methode Wenn man etwas Methode - 
nennen soll, so muss es ein Verfahren nach Grundsätzen sein. Nun 
kann man die jetzt in diesem Fache der Nachforschung herrschende 
Methode in die naturalistische und scientifische eintheilen. Der 
Naturalist der reinen Vernunft nimmt es sich zum Grundsatze, dass 
durch gemeine Vernunft ohne Wissenschaft (welche er die gesunde Ver- 
nunft nennt) sich in Ansehung der erhabensten Fragen, die die Aufgabe 
der Metaphysik ausmachen, mehr ausrichten lasse als durch Speculation. 
Er behauptet also, dass man die Grösse und Weite des Mondes sicherer 
nach dem Augenmasse als durch mathematische Umschweife bestimmen 
könne. Es ist blosse Misologie, auf Grundsätze gebracht, und, welches 
das ungereimteste ist, die Vernachlässigung aller ktinstlichen Mittel, als 
eine eigene Methode angerühmt, seine Erkenntniss zu erweitern. Denn 
was die Naturalisten aus Mangel mehrerer Einsicht betrifft, so kann 
man ihnen mit Grunde nichts zur Last legen. Sie folgen der gemeinen 
Vernunft, ohne sich ihrer Unwissenheit als einer Methode zu rühmen, 
die das Geheimniss enthalten solle, die Wahrheit aus Deworrris tiefem 
Brunnen herauszuholen. Quod sapio, satis est mil; non ego curo esse 
quod Arcesilas aerumnosiqus Solones (Pers.), ist ihr Wahlspruch, bei dem 
sie vergnügt und beifallswürdig leben können, ohne sich um die Wissen- ss 
schaft zu bekümmern, noch deren Geschäfte zu verwirren. 

Was nun die Beobachter einer seientifischen Methode betrifft, 
so haben sie hier die Wahl, entweder dogmatisch oder skeptisch, 
in allen Fällen aber doch die Verbindlichkeit, systematisch zu ver- 
fahren. Wenn ich hier in Ansehung der ersteren den bertihmten WoLr, 
bei der zweiten Davım Hums nenne, so kann ich die tibrigen meiner 
jetzigen Absicht nach ungenannt lassen. Der kritische Weg ist allein 
noch offen. Wenn der Leser diesen in meiner Gesellschaft durchzuwan- 
dern Gefälligkeit und Geduld gehabt hat, so mag er jetzt urtheilen, ob 

87* 


580 Methodenlehre. IV. Hanptstück. — Die Geschichte der reinen Vernunft. 


nicht, wenn es ihm beliebt das Seinige dazu beizutragen, um diesen 
Fusssteig zur Heeresstrasse zu machen, dasjenige, was viele Jahrhunderte 
nicht leisten konnten, noch vor Ablauf des gegenwärtigen erreicht werden 
möge, nämlich die menschliche Vernunft in dem, was ihre Wissbegierde 
jederzeit, bisher aber vergeblich beschäftigt hat, zur völligen Befriedigung 
zu bringen. 


BEILAGEN 


aus der ersten Auflage vom Jahre 1781. 


ERSTE BEILAGE.' 


Vorrede zur ersten Auflage. 


Die menschliche Vernunft hat das besondere Schicksal in einer 
Gattung ihrer Erkenntnisse, dass sie durch Fragen belästigt wird, die 
sie nicht abweisen kann, denn sie sind ihr durch die Natur der Vernunft 
selbst aufgegeben, die sie aber auch nicht beantworten kann, denn sie 
übersteigen alles Vermögen der menschlichen Vernunft. 

In diese Verlegenheit geräth sie ohne ihre Schuld. Sie fängt von 
Grundsätzen an, deren Gebrauch im Laufe der Erfahrung unvermeidlich, 
und zugleich durch diese hinreichend bewährt ist. Mit diesen steigt sie 
(wie es auch ihre Natur mit sich bringt) immer höher, zu entfernteren 
Bedingungen. Da sie aber gewahr wird, dass auf diese Art ihr Geschätt 
jederzeit unvollendet bleiben müsse, weil die Fragen niemals aufhören, 
so sieht sie sich genöthigt, zu Grundsätzen ihre Zuflucht zu nehmen, die 
allen möglichen Erfahrungsgebrauch überschreiten und gleichwol so un- 
verdächtig scheinen, dass auch die gemeine Menschenvernunft damit im 
Einverständnisse steht. Dadurch aber stürzt sie sich in Dunkelheit und 
Widersprüche, aus welchen sie zwar abnehmen kann, dass irgendwo ver- 
borgene Irrthümer zum Grunde liegen müssen, die sie aber nicht ent- 
decken kann, weil ie Grundsätze, deren sie sich bedient, da sie über 
die Grenze aller Erfahrung hinausgehen, keinen Probierstein der Erfah- 


Man vergl. 8. VII der zweiten Auflage. Anm. 1. 


e 


534 Beilagen aus dor ersten Auflage. ud 


rung mehr anerkennen. Der Kampfplatz dieser endlosen Streitigkeiten 
heisst nun Metaphysik. 

Es war eine Zeit, in welcher sie die Königin aller Wissenschaften 
genannt wurde, und wenn man den Willen für die That nimmt, so ve | 
dings diesen Ehrennamen. Jetzt bringt es der Modeton des Zeitalter 
so mit sich, ihr alle Verachtung zu beweisen, und die Matrone klagt 

ee 
natisque potens . . . nune trahor ezul, inops . . . (Ovm., Metam.). 

Anfänglich war ihre Herrschaft, unter der Verwaltung der Dogma- 
tiker, despotisch. Allein, weil die Gesetzgebung noch die Spur.der 
alten Barbarei an sich hatte, so artete sie durch innere Kriege nach und 
nach in völlige Anarchie aus, und die Skeptiker, eine Art Nomaden, 
die allen bestiindigen Anbau des Bodens verabscheuen, zertrennten won 
Zeit zu Zeit die bürgerliche Vereinigung. Da ihrer aber zum Glück mır 
wenige waren, so konnten sie nicht hindern, dass jene sie nicht immer 
aufs neue, obgleich nach keinem unter sich einstimmigen Plane, ‚wieder 
anzubanen versuchten. In neueren Zeiten "schien es zwar einmal, als 
sollte allen diesen Streitigkeiten durch eine gewisse Physiologie des 
menschlichen Verstandes (von dem berühmten Locxe) ein Ende gemacht 
und die Rechtmässigkeit jener Ansprüche völlig entschieden werden; es fand 
sich aber, dass, obgleich die Geburt jener vorgegebenen Königin aus dem 
Pöbel der gemeinen Erfahrung‘ abgelsitet wurde, und ‚dadurch ihre An- 
massung mit Recht hätte verdächtig werden müssen, dennoch, weil diese 
Genealogie ihr in der That fülschlich angedichtet war, sie ihre An- 

töprüiche noch immer behauptete, wodurch alles wiederum in den. ver- 
altetan wurmstichigen Dogmatismus, und daraus in die 
vorfiel, daraus man die Wissenschaft hatte ziehen wollen. Jetzt, nach- 
dem -alle Wege (wie man sich überredet) vergeblich versucht sind, herrscht 
Ueberdruss und günzlicher Indifferentismns, die Mutter des Class 
und der Nacht in Wissenschaften, aber doch zugleich der Ursprung, 
wenigstens das Vorspiel einer nahen Umschaffung und Aufklärung der- 
selben, wenn sie durch übel angebrachten-Fleiss dunkel, — 
unbrauchbar geworden. 

Es ist nämlich umsonst, Gleichgiltigkeit in Ansehung Be: 
Nachforschungen erkünsteln zu wollen, deren Gegenstand der menselr 


u 


Vorrede. 585 


r 


lichen Natur nicht gleichgiltig sein kann. Auch fallen jene vorgeb- 
lichen Indifferentisten, so sehr sie sich auch durch die Veränderung |! 
der Schulsprache in einen populären Ton unkenntlich zu machen ge- \ 
denken, wo fern sie nur überall etwas denken, in metaphysische Behaup- 
tungen unvermeidlich zurück, gegen die sie doch so viel Verachtung 
vorgeben. Indessen ist diese Gleichgiltigkeit, die sich mitten in dem ' 
Flor aller Wissenschaften ereignet und gerade diejenige trifft, auf deren , 
Kenntnisse, wenn dergleichen zu haben wären, man unter allen am ; 
wenigsten Verzicht thun würde, doch ein Phänomen, das Aufinerksam- v 
keit und Nachsinnen verdient. Sie ist offenbar die Wirkung nicht des n 
Leichtsinns, sondern der gereiften Urtheilskraft* des Zeitalters, welches \ 
sich nicht länger durch Scheinwissen hinhalten lässt, und eine Aufforde- : 
rung an die Vernunft, das beschwerlichste aller ihrer Geschäfte, närnlich \ 
das der Selbsterkenntniss aufs neue zu übernehmen und einen Gerichts- 
hof einzusetzen, der sie bei ihren gerechten Ansprüchen sichere, da- 
gegen aber alle grundlosen Anmassungen nicht durch Machtsprüche, vr 
sondern nach ihren ewigen und unwandelbaren Gesetzen abfertigen 
könne, und dieser ist kein anderer als die Kritik der reinen Ver- 
nunft selbst. 

Ich verstehe aber hierunter nicht eine Kritik der Bücher und 
Bysteme, sondern die des Vernunftrermögens überhaupt in a 
aller Erkenntnisse, zu denen sie unabhängig von aller Erfahrung 
streben mag, mithin die Entscheidung der Möglichkeit oder Unmöglich- 


Dun hört hin und wieder Klagen über Seichtigkeit der Denkungsart unserer 
Zeit und dem Verfall grändlicher Wissenschaft. Allein ich sehe nicht, dass dio, deren 
Grund gut gelegt ist, als Mathematik, Naturlehre u. s. w., diesen Vorwurf im minde- 
sten verdienen, sondern vielmehr den alten Ruhm der Gründlichkeit behaupten, in 
der letsteren aber sogar übertreffen Eben dersolbe Geist würde sich nun auch in 
anderen Arten von Erkenntniss wirksam beweisen, wäre nur allererst für die Be- 
riehtigung ihrer Prineipien gesorgt worden. In Ermangelung derselben sind Gleich» 
gltigkeit und Zweifel und endlich strenge Kritik vielmehr Boweiso einor gründlichen n 
Denkungsart. Unser Zeitalter ist das eigentliche Zeitalter der Kritik, der sich alles & 
unterwerfen muss. Religion durch ihre Heiligkeit, und Gesetzgebung durch 
ihre Majestät wollen sich gemeiniglich derselben entziehen. Aber alsdann erregen 
sie gerechten Verdacht wider sich, und können auf unverstellte Achtung nicht An- 
sprach machen, die die Vernunft nur demjenigen bewilligt. was ihre freie und öffent- 
Bebe Prüfung hat aushalten können. 






Zee erregen 

Diesen Weg, den einzigen, der übrig gelassen 

| eingeschlagen, und schmeichle mir, auf demselben d 
Irrungen angetroffen zu haben, die bisher die Veı 

Y freien Gebrauche mit sich selbst entzweit hatten. Ti 
! nieht dadurch etwa ausgewichen, dass ich mieh mit 
der menschlichen Vernunft entschuldigt, sondern 
Prineipien vollständig speeifieirt und, nachdem ich den | 
verstandes der Vernunft mit sich selbst entdeckt. hatte, si 
vu völligen Befriedigung aufgelöst. Zwar ist die B 
ir nicht (ao-anngefallen, vals. dogmatisch  schwärmenda ‚E 
warten mochte; denn die könnte nicht anders als durch 
wol nieht die Absicht der Naturbestimmung unserer Vern 
Pflicht der Philosophie war, das Blendwerk, das aus 
sprang, aufzuheben, ee 
Wahn dabei zu nichte gehen. In dieser Beschäftigun 
führlichkeit mein grosses Augenmerk sein lassen, Br 
zu sagen, dass nicht eine einzige metaphysische Aufgabe. 
hier nicht aufgelöst oder zu deren Auflösung ‚wicht 
Schltissel dargereicht worden. In der That ist auch reine.’ 
so vollkommene Einheit, dass, wenn das Princip derselben m 
einer einzigen aller der Fragen, die ihr durch ihre eigene 
geben sind, unzureichend wäre, man dieses immerhin 
re 
keit gewachsen sein wiirde. 
Ich glaube, indem ich dieses sage, in dem Gesi 
vureinen mit Verachtung vermischten Unwillen tiber dem e 
so rulmredige und unbescheidene Ansprüche wahrzunehmen, u 
„ wol sind sie olne Vergleicbung gemissigter als die eine 
‚ füssers des gemeinsten Programme, der darin etwa" die einf 
der Seele oder die Nothwendigkeit eines ersten Weltanfang: 
weisen vorgiebt. Denn dieser macht eich anheischig, die n et 
Erkenntniss über alle Grenzen möglicher Erfahrung hinaus 
wovon ich demilthig gestehe, dass dieses mein Vermögen g 





























Vorrede. 587 


steige; an dessen Statt ich es lediglich mit der Vernunft selbst und ihrem 
reinen Denken zu thun habe, nach deren ausführlicher Kenntniss ich 
nicht weit um mich suchen darf, weil ich sie in mir selbst antreffe, und 
wovon mir auch schon die gemeine Logik ein Beispiel giebt, dass sich 
alle ihre einfachen Handlungen völlig und systematisch aufzählen lassen, 
nur dass hier die Frage aufgeworfen wird, wie viel ich mit derselben, 
wenn mir aller Stoff und Beistand der Erfahrung genommen wird, etwa 
auszurichten hoffen dürfe. 

So viel von der Vollständigkeit in Erreichung eines jeden und 
der Ausführlichkeit in Erreichung aller Zwecke zusammen, die nicht 
ein beliebiger Vorsatz, sondern die Natur der Erkenntniss selbst uns 
aufgiebt, als der Materie unserer kritischen Untersuchung. 

Noch sind Gewissheit und Deutlichkeit, zwei Stücke, die diem 
Form derselben betreffen, als wesentliche Forderungen anzusehen, die 
man an den Verfasser, der sich an eine so schlüpfrige Unternehmung 
wagt, mit Recht thun kann. 

Was nun die Gewissheit betrifft, so habe ich mir selbst das Ur- 
theil gesprochen, dass es in dieser Art von Betrachtungen auf keine 
Weise erlaubt sei zu meinen, und dass alles, was darin einer Hypothese 
nur ähnlich sieht, verbotene Waare sei, die auch nicht für den geringsten 
Preis feil stehen darf, sondern, so bald sie entdeckt wird, beschlagen 
werden muss. Denn das kündigt eine jede Erkenntniss, die a prüri fest 
stehen soll, selbst an, dass sie für schlechthin nothwendig gehalten 
werden will, und eine Bestimmung aller reinen Erkenntnisse « priors 
noch viel mehr, die das Richtmass, mithin selbst das Beispiel aller apo- 
diktischen (philosophischen) Gewissheit sein sull. Ob ich nun das, wozu 
ich mich anheischig mache, in diesem Stücke geleistet habe, das bleibt 
gänzlich dem Urtheile des Lesers auheim gestellt, weil es dem Verfasser 
nur geziemt, Gründe vorzulegen, nicht aber über die Wirkung derselben 
bei seinen Richtern zu urtheilen. Damit aber nicht etwas unschuldiger 
Weise an der Schwächung derselben Ursache sei, so mag es ilım wolx 
erlaubt sein, diejenigen Stellen, die zu einigem Misstrauen Anlass geben 
könnten, ob sie gleich nur den Nebenzweck angehen, selbst anzumerken, 
um den Einfluss, den auch nur die mindeste Bedenklichkeit des Lesers 
in diesem Punkte auf sein Urtheil in Ansehung des Hauptzwecks haben 
möchte, bei Zeiten abzuhalten. 








‚ mögen zu denken selbst möglich? Da das letztere g 



























Ed Bierat RETTEN. 
dem #weiten Hauptstücke der transscendentalen « 
Titel der Deduetion der reinen Verstandesb: 
habe; auch haben sie mir die meiste, ' 
hat aber zwei Seiten. Die eine bezieht sich auf die 
reinen Verstandes, und soll die objective Giltigkeit 
darthum' und begreiflich machen; eben darum ist sie 
meinen Zwecken gehörig. Die andero geht darauf aus, d 
stand selbst nach seiner Möglichkeit und den Erkennt 
sıdemen er solbst beruht, mithin ihn in subjeetiver Bezichung x 
und obgleich diese Erörterung in Ansehung meines Hau) 
"grosser Wichtigkeit ist, ao gehört sie doch nicht wesentlich. 
weil die Hanptfrage immer bleibt: was und wie viel kann V 
Vernunft, frei von aller Erfahrung, erkennen? und nicht: 


Aufsuchung der Ursache zu einer gegebenen Wirkung: 
fern etwas einer Hypothese Achnliches an sich hat (ob es glei 
bei anderer Gelegenheit zeigen werde, sich in der That niel 
80 scheint es, als sei hier der Fall, da ich mir die Erlau 
meinen, und dem Leser also auch frei stehen milsse ; 
In Betracht dessen muss ich dem Laser mit der Erin 
men, dass, im Fall meins subjective Deduction nicht di 
zeugung, die ich erwarte, bei ihm gewirkt hätte, doch die 
(die es mir hier vornehmlich zu thnn ist, ihro ganze Stärke 
wozu allenfolls dasjenige, was Seite 92 bis 93° gesugt wird, 
reichend sein kann. 
Was endlich die Deutlichkeit betrifft, so hat der Leser 
zuerst die discursive (logische) Deutlichkeit durch Begrifi 
swaber auch eine intuitive (ästhetische) Deutlichkeit durch 4 
ungen, d. i. Beispiele oder andere Erläuterungen in r 
Für die erste habe ich hinreichend gesorgt. Das betraf das V 





? Zweite Auflage 8. 124 bis 126, 


Vorrede. 589 


Vorhabens, war aber auch die zufällige Ursache, dass ich der zweiten, 
obzwar nicht so strengen, aber duch billigen Forderung nicht habe Ge- 
ntige leisten können. Ich bin fast beständig im Fortgange meiner Arbeit 
unschlüssig gewesen, wie ich es hiermit halten sollte. Beispiele und Er- 
läuterungen schienen mir immer nöthig, und flossen daher auch wirklich 
ersten Entwurfe an ihren Stellen gehörig ein. Ich sah aber die Grösse 
meiner Aufgabe und die Menge der Gegenstände, womit ich es zu thun 
haben würde, gar bald ein, und da ich gewahr ward, dass diese ganz 
allein im trockenen, bloss scholastischen Vortrage das Werk schon 
genug ausdehnen würden, so fand ich es unrathsam, es durch Beispiele 
und Erläuterungen, die nur in populärer Absicht nothwendig sind, 
noch mehr anzuschwellen, zumal diese Arbeit keineswegs dem popu- 
lären Gebrauche angemessen werden könnte und die eigentlichen Kenner 
der Wissenschaft diese Erleichterung nicht so nöthig haben, ob sie zwar 
jederzeit angenehm ist, hier aber sogar etwas Zweckwidriges nach sich 


ziehen konnte. Abt Terrasson sagt zwar: wenn man die Grösse eines xım 


Buchs nicht nach der Zahl der Blätter, sondern nach der Zeit misst, die 
man nöthig hat es zu verstehen, so könne man von manchem Buche 
sagen, dass es viel kürzer sein würde, wenn es nicht so kurz 
wäre. Andererseits aber, wenn man auf die Fasslichkeit eines weitläu- 
figen, dennoch aber in einem Princip zusammenhängenden Ganzen specu- 
lativer Erkenntniss seine Absicht richtet, könnte man mit ebenso gutem 
Rechte sagen: manches Buch wäre viel deutlicher geworden, 
wenn es nicht so gar deutlich hätte werden sollen. Denn 
die Hilfsmittel der Dentlichkeit helfen zwar in Theilen, zerstreuen 
aber öfters im Ganzen, indem sie den Leser nicht schnell genug zur 
Ueberschauung des Ganzen gelangen lassen und durch alle ihre hellen 
Farben gleichwol die Articulation oder den Gliederbau des Systems 
verkleben und unkenntlich machen, auf den es doch, um über die 
Einheit und Tüchtigkeit desselben urtheilen zu können, am meisten 
ankommt. 

Es kann, wie mich dünkt, dem Leser zu nicht geringer Anlockung 
dienen, seine Bemühung mit der des Verfassers zu vereinigen, wenn er 
die Aussicht hat, ein grosses und wichtiges Werk nach dem vorgelegten 


F 


Entwurfe ganz und doch dauerhaft zu vollführen. Nun ist Metaphysik xır 


nach den Begriffen, die wir hier davon geben werden, die einzige aller 





"av 


svrdie Hälfte der Aushängebogen zu sehen bekommen, in denen ich zwar 


















590 Beilngen aus der ersten Auflage 


Wissenschaften, die sich eine solche Vollendung, und 


ung, die zur bestimmten Erfahrung leiten sollte, auf sie «ini 
haben kann, sie zu erweitern und zu vermehren, macht diese: 
Vollständigkeit nicht allein thunlich, sondern auch nothwend 
habita et noris, quam sit tibi eurta supeller (Prnsıus). . E 

Ein solches System der reinen  (spesulativen) Veraunfk ‚hof 
unter dem Titel Metaphysik der Natur selbst zu liefern, 
bei noch nieht der Hälfte der Weitläufigkeit dennoch ungleich reich 
Inhalt haben soll als hier die Kritik, die zuvörderst die Qu 
Bedingungen ihrer Möglichkeit darlegen musste, und einen ; 
wachsenen Boden zu reinigen und zu ebenen nöthig hatte. Hi 
jah’an meinem: Leeeridie Geduld ‘und Unparteilichkeit eines Rich 
dort aber die Willfihrigkeit und den Beistand eines Mithelfers; 
so vollständig auch alle Principien zu dem System in der Kritik vor- 
getragen sind, so gehört zur Ausführlichkeit des Systems selbst doch 
noch, dass es auch an keinen abgeleiteten Bogrifn maungele, die man 
a priord nicht in Ueberschlag bringen kann, sondern die naclı 
aufgesucht werden müssen; imgleichen , da dort die gunze Synthi 
der Begriffe erschöpft wurde, so wird tiberdem hier gefordert, 
dasselbe auch in Anschung der Analysis geschehe, welches 
und mehr Unterhaltung als Arbeit ist. 

Ich habe nur noch Einiges in Anschung des Drucks anzumerken. | 
Da der Anfang desselben etwas verspütet war, so konnte ich nur era. 
















einige, den Sinn aber nicht verwirrende Druckfehler antrefie, ausser 








Vorrede. 591 


demjenigen, der $. 379, Zeile 4 von unten vorkommt, da specifisch an- 
statt skeptisch gelesen werden muss. Die Antinamie der reinen Vernunft, 
von Seite 425 bis 461°, ist so nach Art einer Tafel angestellt, dass 
alles, was zur Thesis gehört, auf der linken, was aber zur Antithesis 
gehört, auf der rechten Seite immer fortläuft, welches ich darum so an- 
ordnete, damit Satz und Gegensatz desto leichter mit einander verglichen 
werden könnte. 


% Beilage II zu dieser Ausgabe. 
% Zweite Auflage 8. 464 bis 9. 479. 


” ZWEITE BEILAGE.* 








Der Deduetion der reinen Verstandesbegriffe 
zweiter Abschnitt 
nach dem Wortlaut der ersten Auflage. 


Von den Gründen @ prior zur Möglichkeit der Erfahrung. 


Dass ein Begriff völlig a prior‘ erzeugt worden, und sich auf einen 
Gegenstand beziehen solle, obgleich er weder selbst in den Begriff mög- 
licher Erfahrung gehört, noch aus Elementen einer möglichen Erfahrung 
besteht, ist gänzlich widersprechend und unmöglich. Dean er würde 
alsdann keinen Inhalt haben, darum, weil ihm keine Anschauung core 
spondirte, indem Anschauungen überhaupt, wodurch uns Gegenstände 
gegeben werden können, das Feld oder den gesammten Gegenstand 
möglicher Erfahrung ausmachen. Ein Begriff « priori, der ich nicht 
auf diese bezöge, würde nur die logische Form zu einem Begriff, aber 
nicht der Begriff selbst sein, wodurch etwas gedacht würde, 

Wenn es also reine Begriffe a prior! giebt, so können diese zwar 
freilich nichts Empirisches enthalten, sie müssen aber gleichwol lauter 
Bedingungen a priori zu einer möglichen Erfahrung sein, als worauf 
allein ihre objective Realität beruhen kann, 

Will man daher wissen, wie reine Verstandesbegriffe möglich sind, 


* Man vergl. 8. 129 der zweiten Auflage, Arm. 4, 








eines Geistes), oder etwa reine Verstandesbegeiffe weiter ansgedchnt 
werden, als Erfahrung fassen kann (Begriff von Gott). Die Elemente 
aber zu allen Erkenntnissen @ priori, selbst zu willkürlichen und unge- 
nee er 

sein (demm sonst wären sie nicht Erkenntnisse # prior), sie müssen aber 
‚jederzeit. die reinen Bedingungen a prüri einer möglichen Erfahrung und 


Data auch nicht einmal im Denken entstehen können. 

a 1 rdloln.n rieraden ohne Dakar ae Tr 
Blreng enthallen, finden wir an den Kategorien, und ‚es ist schon eine 
hinreichende Deduction derselben und Rechtfertigung ihrer objectiven 
Giltigkeit, wenn wir beweisen können, dass vermittelst ihrer allein ein sr 
Gegenstand gedacht werden kann, Weil aber in einem solchen Gedanken 
mehr als das einzige Vermögen zu deuken, nämlich der Verstand be- 
schliftigt ist, und dieser selbst als ein Eirkenntnissyermögen, das sich auf 
Objeete beziehen soll, ebenso wol einer Erläuterung wegen der Möglich- 
keit dieser Beziehung bedarf, so miissen wir die suhjectiven Quellen, 
welche die Gründinge # prior zu der Möglichkeit der Erfahrung aus- 
machen, nicht nach fhrer empirischen, sondern transscendentalen Be- 
«chaffenheit zuvor erwägen. 

Wenn eine jede 'einzeine Vorstellung der anderen gunz fremd, 
gleichsam isolirt und von dieser getrennt wäre, so wilrde niemals so 
eis, al ikenninie It entspringen, welche ein Gunzes verglichener 

'Werm ich also dem Sinne deswegen, 
Sa in acer Auch Maike et, che Sl 


Kasr's Krltik der reinen Vornnafk, 











504 2000000 Rbeillaggen as der ersten Auflnge 070° 


„beilege, so correspondirt. dieser jederkeit ein R 
fuer mern 
der. rund ‚einer dreifachen: Synthesis, die nath- 





schauung, EFT derselben Ar Binbil 
en Diese geben nun eine Leitung. 
jeetivo Eirkenntnissquellen, welche selbst deu: Verstand und 
#e allo, Erfahrung re des.) 
machen. n Ion uud De 
M mem wibı ‚ee - 
i ie  Vorkiufige Erinnerung. te 
" Die Deduction der Kategorien ist mit s0 vielen 
bunden, und nöthigt, 80 tief in die ersten Gründe dor Möglichkeit 
Erkenntnis überhaupt einzudringen, dass ich, um die 
einer vollständigen "Theorie zu vermeiden, und dennoch bei 
nothwendigsu Untersuchung nichts zu versäumen, & be 
Habe, durch folgende vier Nummern den Ikser mehr vorzubereiten ale 
zu unterrichten, und im nehstfölgenden dritten Abschnitte die Bröne 
rung dieser Elemente des Verstandes allererst systematisch vorzustellen | 
Um deswillen wird sich der Leser bis dahin durch die Dunkelheit nicht 
abwendig machen lassen, die auf einem Wege, der noch ganz unbetreten 
ist, anflinglich unvermeidlich ist, sich ber, wie ich. hoffe, in’ gedachten 
re engere ge ln 
wur ah 
1. Von der Syrthetis der Apprehenson in der“ Aug 
Unsere Yale mögen ‚entspringen, woher Pre 
durch „den Einfluss; Husserer, Dinge oder. durch innere ea 
sind, sie mögen « priori oder empirisch ala Erscheinungen. 
#6 sein, s0 gehören sie doch als Modificationen des Gemüths zum 
Sinn, und als solche sind alle unsere Erkenntnisse zuletzt doch der fo 
nalen Bedingung des inneren Binnes,, nämlich der Zeit 
in welcher sie insgeswnmt geordnet, verknüpft und in Vorhältnise ger 
bracht werden, milasen. Dieses ist eine allgemeine, Aumerkung, die ana 
bei dem Folgenden ‚durchaus zum Grunde legen muss, 





I ae 


ne 


u 


Der Deduction der reinen Verstandesbegriffe zweiter Abschnitt. 595 


Jede Anschauung enthält ein Mannigfaltiges in sich, welches doch 
nicht als ein solches vorgestellt werden würde, wenn das Gemüth nicht 
die Zeit in der Folge der Eindrücke auf einander unterschiede; denn 
als in einem Augenblick enthalten kann jede Vorstellung niemals 
etwas Anderes als absolute Einheit sein. Damit nun aus diesem Mannig- 
faltigen Einheit der Anschauung werde (wie etwa in der Vorstellung des 
Raumes), 20 ist erstlich das Durchlaufen der Mannigfaltigkeit und dann 
die Zusammennehmung desselben nothwendig, welche Handlung ich die 
Synthesis der Apprehension nenne, weil sie geradezu auf die An- 
schauung gerichtet ist, die zwar ein Mannigfaltiges darbietet, dieses aber 
als ein solches, und zwar in einer Vorstellung enthalten, niemals 
ohne eine dabei vorkommende Synthesis bewirken kann. 

Diese Synthesis der Apprehension muss nun auch @ priors, d. i. in 
Ansehung der Vorstellungen, die nicht empirisch sind, ausgeübt werden. 
Denn ohne sie würden wir weder die Vorstellungen des Raumes noch 
der Zeit « priori haben können, da diese nur durch die Synthesis des 100 
Mannigfaltigen, welches die Sinnlichkeit in ihrer ursprünglichen Recep- 
tivität darbietet, erzeugt werden können. Also haben wir eine reine 
Synthesis der Apprehension. 


2. Von der Synthesis der Reproduction in der Einbildung. 


Es ist zwar ein bloss empirisches Gesetz, nach welchem Vorstellungen, 
die sich oft gefolgt oder begleitet haben, mit einander endlich vergesell- 
sehaften und dadurch in eine Verknüpfung setzen, nach welcher auch 
ohne die Gegenwart des Gegenstandes eine dieser Vorstellungen einen 
Uebergang des Gemüths zu der anderen nach einer beständigen Regel 
hervorbringt. Dieses Gesetz der Reproduction setzt aber voraus, dass 
die Erscheinungen selbst wirklich einer solchen Regel unterworfen sind, 
und dass in dem Mannigfaltigen ihrer Vorstellungen eine gewissen Regeln 
gemässe Begleitung oder Folge stattfinde; denn ohne das würde unsere 
empirische Einbilduugskraft niemals etwas ihrem Vermögen Gemässes 
zu thun bekommen, also wie ein todtes und uns selbst unbekanntes Ver- 
mögen im Inneren des Gemütlis verborgen bleiben. Würde der Zinnober 
bald roth, bald schwarz, bald leicht, bald schwer sein, ein Mensch bald 
in diese, bald in jene tierische Gestalt verändert werden, am lüngsten 

38° 





596 Boilagen nus der ersten Auflage € 


101 Page bald das Land mit Früchten, bald’ mit Bis und Schnes bedeckt 
sein, 0 könnte meine empirische Einbildungskraft nicht einmal Gelegen- 
heit bekommen, bei der Vorstellung der roten Farbe den schweren 
Ziunober in die Gedanken zu bekommen; oder würde ein gewissen Wort 
bald diesem, bald jenem Dinge beigelegt, oder auch eben dasselbe Ding 
bald so, bald anders benannt, ohne dass hierin eine gewisse Regel, der 
die Erscheinungen schon von selbst unterworfen sind, herrschte, 
könnte keine empirische Synthesis der Reprodnetion stattfinden 

Es musa also etwas sein, was selbst diese Reproduction der Br- 
scheinungen möglich macht, dadurch, dass es der Grand a prior einer 
nothwendigen synthetischen Einheit derselben ist: Hierauf’ aber kommt 
man bald, wenn man ee 
sich selbst, sondern das blosse Spiel unserer Vo: 

Ende auf Bestimmungen des inneren Sinnes' auslaufen. Tr 
darthun können, dass selbst unsere reinsten Anschauungen a’ priori keine 
Erkenntnis verschaffen, ausser «0 forn «ie eine solche Verbindung des 
Mannigfaltigen enthalten, die eine durchgängige Synthesis der Repre- 
duetion möglich macht, 0 ist diese Synthesis der Einbildungskraft auch 
“vor aller Erfahrung auf Prineipien # prior; gegriindet, und man mus 
cine reine transscendentale Synthesis derselben annehmen, die selbst der 

102 Möglichkeit aller Erfahrung (als welche die Reproducibilität der Erschei- 
nungen nothwendig voraussetzt) zum Grunde liegt, Nun ist offenbar, 
dass, wonn ich «ine Linie in Gedanken ziehen oder die Zeit von einem 
Mittag zum anderen denken oder auch nur eine gewisse Zahl mir vor- 
stellen will, ich erstlich nothwendig eine dieser mannigfaltigen Vorstel- 
lungen nach der anderen in Gedanken füssen müsse Würde ich aber 
die vorhergehenden (die ersten Theile der Linie, die vorhergehenden 
Theile der Zeit oder die nach einander vorgestellten Einheiten) immer 
aus den’ Gedanken verlieren und sie nicht reproduciren, indem ich zu 
den folgenden fortgehe, so würde niemals eine ganze Verstellung und 
keiner aller vorgenannten Gedanken, ja gar nicht einmal die reinsten 
und ersten Grundvorstellangen von Raum und Zeit entspringen können, 

Die Synthesis der Apprehension ist also mit der Synthesis der Re 
production unzertrennlich verbunden. Und da jene den transscenden- 
talen Grund der Möglichkeit aller Erkenntnisse überhaupt (nicht bloss 
der empirischen, sondern auch der reinen « priori) ausmacht, so gehört 


al 


| 


Der Deduction der reinen Verständesbegriffe zweiter Abschnitt. 597 


die reproduetive Synthesis der Einbildungskraft zu den transscendentalen 
Handlungen des Gemüths, und in Rücksicht auf dieselben wollen wir dieses 
Vermögen auch das transseendentale Vermögen (der Einbildungskraft 


3. Von: der Synthesis der. Recognition im Begriffe, 1 

"Ohne Bewusstsein, dass das, was wir denken, eben dasselbe sel, 
was wir einen Augenblick zuvor dachten, würde alle Reproduction in 
der Reihe der Vorstellungen vergeblich sein. Denn & wire eine neue 
Vorstellung im jetzigen Zustande, die zu dem Actus, wodurch sie nach 
und nach hat erzeugt werden sollen, gar nicht gehörte, und das Mannig- 
faltige derselben würde immer kein Ganzes ausmachen, weil es der Einheit 
ermangelte, die ihm nur das Bewusstsein verschaffen kann. Vergesse 
ich im Zählen, dass die Einheiten, die mir jetzt vor Sinnen schweben, 
nach und nach zu einander von mir hinzugethan worden sind, so würde 
ieh die Erzeugung der Menge durch diese successive Hinzuthnung von 
Einer zu Einem, mithin auch die Zahl nicht erkennen, denn dieser Be- 
griff besteht lediglich in dem Bewusstsein dieser Einheit der Syntlesis. 

Das Wort Begriff könnte uns schon von selbst zu dieser Bemer- 
kung Anleitung geben. Denn dieses eine Bewusstsein ist es, was dus 
Mannigfaltige, nach und nach Angeschaute und dann auch Reprodueirte 
in eine Vorstellung vereinigt. Dieses Bewusstsein kann oft nur sehwach 
sein, &0 dass wir es mur in der Wirkung, nicht aber in dem Actus selbst, 
4. unmittelbar mit der Erzeugung der Vorstellung verknlipfen; aber un- 108 
geachtet dieser Unterschiede muss doch inmer ein Bewusstsein angetroffen 
werden, wenn ihm gleich die hervorstechende Klarheit mangelt, und ohne 
dasselbe sind Begriffe und mit Ihnen Erkenntnis von Gegenständen gauz 
unmöglich. 

Und hier ist es denn nothwendig, sich dartiber verständlich zu 
machen, was man denn unter dem Ausdruck eines Gegenstandes der 
Vorstellüngen meine. Wir haben oben gesagt, dass Erscheinungen selbst 
nichts als sinnliche Vorstellungen sind, die an sich in eben derselben 
Art nicht als Gegenstlinde (ausser der Vorstellungskraft) miissen ange- 
schen werden. Was versteht man denn, warm man von einem der Er- 
‚kenntniss eormspondirenden, mithin auch davon unterschiedenen Gegen- 
Stande redet? Es ist leicht einzusehen, dass dieser Gegenstand nur als 








in aber Kan as, da wir. es nur mit dem N 


‚(den Gegenstand), weils ehe; Mes pie Vorstellunge Ur 
‚schjedenes io U Aria inlahin äntndie Akeheikr \ 


‚Dieet Binheit-der Roge] bestimmt nun alles, 

os auf Bedingungen ein, welche die Einheit der App ption m 

machen, und. der Begriff dieser Einheit, ist die, Vorstellung vom @ 

stande = X, den ich dureh die gedachten Prüdiente eines 

2. 

kommen. oder &0: dunkel sein, wie.er wolle; dieser aber, 

nach jederzeit etwas Allgemeines und was zur Rogel dient. ‚Bo, 

Begrifl vom ‚Körper nach, der Einheit des Monnigfaltigen, w | 

ihn. gedacht wird, unserer Erkenntniss Anaserer Erscheinungen | 

Eing Regel der Anschauungen kann er aber nur dadurch sein, dass or | 
| 


Pe" 





eine solche Nothwendigkeit.der Synthesis ausdrückt... alla mähn 
m Diese ursprüngliche) und \trangscendentale Bedingung ist nun! keine 
andere) als die transseondentale-Apperception.ı Das: Bewusstsein 7 
‚seiner ‚selbst naclı dem Bestimmungen, unseres Zustandes bei der inneren 
-Wahmehmung ‚ist! bloss. empirisch, ‚jederzeit wnndelbar, bel kann kein 
‚stahandes oder, 


muss eine. Bodiogung ein, ‚die vor ‚aller Erfahrung 
sarhargeht und dies. welche. eine solche transseen- 
Mohbeens du Kant Inbaaenk. Kuraa naht 


"Barebestasina, welche. vor allen Dasis, der Auschanungen. vorhergaht; und 
worauf in Besichung alle Vorstellung von Gogunständen/ allein möglich 
‚die teansscondontale.Apperseption nennen, „Dass «is diesen Namen 
‚xerdiene, erhellt schon, daraus; dass selbat die reinste objective Einheit, 
‚nämlich die der Begriffe a priord (Raum und: Zeit) nur.durch Beziolsung 
"der Anschauungen , auf, sie möglich, ist, . Die ‚numerische, Einheit dieser 
‚Apperveptiun liegt also # priori allen Bogriflun elsnıso wal sum: Grunde, 
als..die Manniglältigkeit des Rawnes und OR, 
‚der, Sinnlichkeit. dl) hl © il 











Me 





‚600 Boilngen mus der ersten Auflage. ul 


aus allen möglichen Erscheinungen, ‚die immer in einer Erfahrung bei- 
‚sammen sein können, einen Zusammenhang aller dieser Vorstellungen 
nach Gesetzen. Denn diese Einheit des Bewusstseins 
a ae ea 
Identität der Function bewusst werden könnte, wodurch sie (dasselbe 
TE 
und. nothwendige Bewusstsein der Identität seiner“ 
Bewusstsein einer ‚ebenso nothwendigen Einheit der Synthesis aller 
Erscheinungen nach Begriffen, d. i. nach Regeln, die sie nicht allein 
nothwendig reprodueibel machen, sondern dadurch auch ährer Ansehm- 
ung «inen Gegenstand bestimmen, d. i. den Begrif'von etwas, ‘darin sie 
nothwendig zusammenhängen; denn’ das Gemtitl könnte sich unmöglich 
die Identität seiner selbst in der Mannigfaltigkeit seiner Vorstellungen, 
und zwar @ priori denken, wen es nicht die Identität seiner Handlung 
vor Augen hiltte, welche alle Synthesis der Apprehension (die empirisch 
ist) einer transscendentalen Einheit unterwirft und ihren Zusummenhang 
nach Regeln « prior zuerst möglich macht, Nunmehr werden wir aueh 
unsere Begriffe von einem Gegenstaude überhauptrichtiger bestimmen 
können. Alle Vorstellungen haben als Vorstellungen ihren Gegenstand, 
und können selbst wiederum Gegenstände anderer Vorstellungen sein. 
309 Erscheinungen sind die einzigen Gegenstände, die uns unmittelbar ge- 
geben werden können, und das, was sich darin unmittelbar auf den Ge 
genstand bezieht, heisst Anschauung. Nun sind aber diese Erscheinungen 
nieht Dinge an sich selbst, sondern selbst nur Vorstellungen, die wiede 
rum ihren Gegenstand haben, der also von uns nicht mehr angeschaut 
ee 
genstand —= X genannt werden mag. 

Dor reine Begriff von diesem AHA 
wirklich bei allen unseren Erkenntnissen immer einerlei — X ist) it 
das, was allen unseren empirischen Begriffen überhaupt Besiohung 
auf einen Gegenstand, d. i. objective Renlität verschaffen kann. Dieser 
Begriff kann nun gar keine bestimmte Anschatung enthalten, und wird 
also nichts Anderes als diejenige Einheit betreffen, die in einem Mantig- 
faltigeu der Erkenntnis angetrotien werden muss, 's0 fern €& in Besie- 
hung auf einen Gegenstand steht. Diese Beziehung uber ist nichts 





IM 





Der Doduction der reinen Verstandesbogriffe zweiter Abschnitt. 601 


‚Anderes als die notliwendige Einlieit des Bewusstseins, mithin auch der 
Synthesis, des Manniglältigen durch gemeinschaftliche Function des’ Ge- 
‚müths, es in einer Vorstellung zu verbinden, Da nun diese Einheit als 
# priori, nothwendig angesehen werden ınuss (weil die Erkenntnis sonst 
‚ohne Gegenstand 'sein würde), so wird die Beziehung auf einen truns- 
‚seendentalen Gegenstand, d. i, die objective Realität unserer empirischen 
Erkenntniss auf dem transscendentalen Gesetze beruhen, dass alle Er- 10 
‚scheimimgen, so fern uns dadurch Gegenstände gegeben werden sollen, 
unter Regeln « prior‘ der synthetischen Einheit derselben stehen missen, 
aaclı welchen’ ihr Verhältnis in der empirischen Anschauung allein mög- 
lich ist, d. 5. dass sie ebenso wol in der Erfahrung unter Bedingungen 
‚der mothiwendigen Einheit der Apperception, als in der blossen Anschau- 
ung unter den formalen Bedingungen des Raumes und der Zeit stehen 
sei ai eäerEiiensa kn wEe 


re Vorläufige Erklätung der. Möglichkeit dor Kategorien. 

als Erkenntnisse a priori. i 
Be a reise Maske ernteahi alle Wehrehtnägeeh hr ih 
durchgüngigem und gesetzmässigem Zusammenhänge vorgestellt werden, 
ebenso wie nur ein Raum und Zeit ist, in welcher alle Formen der Er- 
scheinung und alles Verhältniss des Seins oder Nichtseins stattfinden. 
Wenn man von verschiedenen Erfahrungen spricht, so sind es nur so 
viels Wahrnehmungen, s0 fern solche zu einer und derselben allgemeinen 
Erfahrung geliören. Die durchgängige und synthetische Einheit der 
Wahrnehmurmgen macht nämlich gerade die Form der Erfahrung aus, 
und sie ist nichts Anderes als die synthetische Einheit der Erscheinungen 
nüch Begriffen. 

Einheit der Synthesis nach empirischen Begriffen würde ganz zu- u 
Nullig sein, und gründeten diese sich nicht auf einen transscendentalen 
Grund der Einheit, so würde es möglich sein, dass ein Gewilhl von Er- 
scheinungen unsere Seele anfüllte, ohns dass doch daraus jemals Erfah- 
rung werden könnte Alsdann fiele aber auch alle Beziehung der 
Erkenntniss auf Gegenstände weg, weil ihr die Verkatipfung nach allge- 
meinen und nothwendigen Gesetzen mangelte; mithin würde sie zwar 
gedankenlose Anschauung, aber niemals Erkenntnis, ulso für uns so 
viel als gar nichts sein. 





KETTE er ee mel . Bere 
1 Die Möglichkeit. aber, ja sogar, die N dig! 
"beralt auf der Beziehung, welche die g 
Ahr auch alle möglichen Erscheinungen auf di 
tion haben, in welcher «alles: nothwendig den einem 
us güngigen: Binheit des Selbstbewusstseins geinäss, sei 2 
meinen Functionen der Synthesis stehen muss, ainlich de 8 
nach’ Begriffen, als worin die Apperception allein’ihre, 
notwendige Identititt @ prior! beweisen kamn.ı!Bo ist der T 
Ursache, nichta ‚Anderes ‚als eine Byuthesis. (dessen, was,in: den. i 
folgt, mit anderen Erscheinungen) nach Begriffen; 1 
gleichem Einheit, die ihre Regel a priors hat: und in 
Einheit ‚des Een ‚in. dem; Mannigtaltigen. dar, W 
nicht angetroffen. werden. Diese. wiirden Be 
Erfahrung gehören, folglich ohne Objees und niebts 
der. Vorstellungen, d..ä. weniger als ein, Traum sein... u 
„Alle. Versuche, jene reinen, Verstandesbegrifie, vom.d 
abzuleiten, und ihnen einen bloss empirischen Ursprung 
sindalso ‚ganz, eitel und‘ vergeblich... Ich will. dayom 
dass; #..B. ‚der, Begriff‘, einer Urgacher.den. Zug. ‚von, Noth 
sioh führt,| welche gar keine Erfahrung geben kann, die, 
dass ruf ‚eine Erscheinung gewöhnlicher massen. etwas A’ 
















man. doeh, durchgäugig annehmen. muss, ‚wenn ‚man. angt, 
usder Reihenfolge der Begebenheiten dermassen unter Regeln | 


Der Deduction der reinen Verstandesbegriffe zweiter Abschnitt. 603 


niemals etwas geschieht, vor welchem nicht etwas vurhergehe, darauf 
es jederzeit folge: dieses als ein Gesetz der Natur, worauf beruht es, 
frage ich, und wie ist selbst diese Association möglich? Der Grund der 
Möglichkeit der Association des Mannigfaltigen, so fern es im Objecte 
liegt, heisst die Affinität des Mannigfaltigen. Ich frage also: wie macht 
ihr euch die durchgängige Affinität der Erscheinungen (dadurch sie 
unter beständigen Gesetzen stehen, und darunter gehören müssen), 
begreiflich? 

Nach meinen Grundsätzen ist sie sehr wol begreiflich. Alle mög- 
lichen Erscheinungen gehören als Vorstellungen zu dem ganzen mög- 
lichen Selbstbewusstsein. Von Aiesem aber als einer transscendentalen 
Vorstellung ist die numerische Identität unzertrennlich und a priori ge- 
wiss, weil nichts in die Erkenntniss kommen kann, ohne vermittelst dieser 
ursprünglichen Apperception. Da nun diese Identität notlıwendig in die 
Bynthesis alles Mannigfaltigen der Erscheinungen, so fern sie empirische 
Erkenntniss werden soll, hinein kommen muss, so sind die Erscheä- 
nungen Bedingungen « priors unterworfen, welchen ihre Synthesis (der 
Apprelension) durchgängig geinäss sein muss. Nun heisst aber die Vor- 
stellung einer allgemeinen Bedingung, nach welcher ein gewisses Mannig- 
faltige (mithin auf einerlei Art) gesetzt werden kann, eine Regel, und 
wenn es 80 gesetzt werden muss, ein Gesetz. Also stehen alle Er- 
scheinungen in einer durchgängigen Verknüpfung nach nothwendigen 1 
Gesetzen, und mithin in einer transscendentalen Affinität, woraus 
die empirische die blo«se Folge ist. 

Dass die Natur sich nach unserem subjectiven Grunde der Apper- 
eeption richten, ja gar davon in Anschung ihrer Gesetzmässigkeit al- 
hängen solle, lautet wol schr widersinnig und befreindlich. Bedenkt man 
aber, dass diese Natur an sich nicht als ein Inbegriff von Erachrinungen, 
mithin kein Ding an sich, sondern bloss eine Menge von Vorstellungen 
des Gemtiths sei, so wird man sich nicht wundern, sir bloss in dem 
Radicalvermögen aller unserer Erkenntniss, nämlich der transscendentulen 
‚Apperception, in derjenigen Einheit zu schen, um deren willen allein sie 
Object aller möglichen Erfahrung d. i. Natur heissen kaun, und das 
wir auch eben daruın diese Einheit « pivori, within auch als nothwendig 
erkennen können, welches wir wol müssten unterwegs lasscu, wäre sie 
unabhängig von den ersten Quellen unseres Deukens an sich gegeben. 








‚604 "Beilagen aus dor ersten Auflage. 


Denn da wiisste ich nicht, wo wir die synth ß 
allgemeinen Natureinheit hernehmen sollten, a T 
"Falle von den Gegenständen der Natur selbst entlehn te. ] 
‚aber nur empirisch geschehen könnte, ee cine 
drzneniigei Zähne re au ı 
man Natur nennt, - 1 m 


us Der Deduction der reinen Vendetegite 
dritter Abschnitt _ Base) > 


Von dem Verhältnisse des Verständes zu ri 
ünd der Möglichkeit diese a prior zu örkenmen, 

Was wir im vorigen Abschnitte ee 
wollen wir jetzt veränigt und im Zusammenhange: E 
drei subjeetive Erkenntnissquellen, worauf die ee 
rung überhaupt und Erkenntnis der Gegenstlindo derselben berukt: 
Sinn, Einbildungskraft und Apperception; jede derselben kan 
als empirisch, nämlich in der Anwendung auf gegebene Erscheinungen 
betrachtet werden, alle aber sind auch Elemente oder 
welche selbst diesen empirischen Gebrauch’ möglich machen. ‘Der Sinn 
stellt die Erscheinungen empirisch in der Wahrnehmung lie 
Einbildungskraft in der Association (und r > 
Apperception in dem empirischen Bewusstsein der Identität 
dieser reproductiven Vorstellungen mit den Erscheinungen, dadurch ie 
gegeben waren, mithin in der Recognition. 

Es liegt aber der sämmtlichen Wahrnehmung die nu 
ung (in Ansehung ihrer als Vorstellung die Form der inneren Anzchau- 

usung, die Zeit), der Association die reine Synthesis der Einbildungskraft, 
und dem empirischen Bewusstsein die reine Apperception, di. die durch- 
gingige Identität seiner selbst bei allen möglichen Vorstellungen. 
zum Grunde. 

Wollen wir nun den inneren Grund BE. 
stellungen bis auf denjenigen Punkt verfolgen, in ie 
sammenlaufen müssen, um darin allererst Einheit der Erkenntnis zu 


— 


Der Deduction der reinen Verstandsshogriffe dritter Abschnitt. 605 


einer möglichen Erfahrung zu bekommen, ‚#0 müssen wir von der reinen 
gehen uns. nicht im mindesten etwas an, weun sie nicht ins Bewusstsein 
aufgenommen werden können, sie mögen nun direct oder indirset darauf 
sind uns « priori der durchgüngigen Identität unserer selbst in Anschung 
aller Vorstellungen, die zu unserer Erkenntniss jemals gehören können, 
bewusst, als einer nothwendigen Bedingung der Möglichkeit ‘aller Vor- 
stellungen. (weil diese in mir doch nar dadurch etwas vorstellen, dass 
stens müssen verknüpft werden können) Dies Princip steht # priori 
fest, und kann das transscendentale Princip der Einheit alles 
Mannigfaltigen unserer Vorstellungen (mithin such in-der Anschauung) 
heissen. Nun ist die Einheit. des, Mannigfaltigen. in einem Subject syn- 
thetisch; also, giebt die reine Apperception ein Principium der syathe- ur 
tischen. Einheit des Mannigfaltigen in aller möglichen Anschauung an 
die Hand.* ı ' u 


0 Man gebe auf diesen Sat wol Acht, der von grosser Wichtigkeit ist Alle 
wusstsoin ; denn hätten sie dieses nicht, und wäre os gäuslich unmöglich sich ihrer 
bewusst zu werden, so würde dns so viel sagen nls sie oxistirten gar nieht. Alles 
einpirlsche Bewusstsein hat aber eine nothwundige Besichung auf ein transsenden- 
talea (vor aller besondere Erfahrung vorhergehandes) Bewusstsein, nämlich das Be- 
wunstsein meiner solbst als die ursprüngliche Appereoption Bs ist also schlechthin 
notwendig, ‚dass in meiner Krkenntniss alles Bewusstsein zu; einem Bewusstsein 
meiner selbst) gehöre. Hier ist nun «ine synthetische Einheit. des, Mahnägfaltigen 
(Howunstseins), die a priori erkannt wird, und gerade so den Grund zu synthetischen 
Altzen a prieri, die das reine Denken botreffen, als Raum und Zeit zu solchen 
Sitzen, die de Form dor blossen Anschauung angeben, abgielt Dar synthetische 
Satz, dass alles verschiedene empirische Bewusstscis In einem elnlgen Selkstbo- 
wesstsain verbunden sein müsse, ist der schlechthin erstesund synthetische Grund- 
sata unseres Denkens überhaupt. Es ist ‚aber nicht ans der Acht zu Inssem, dass 
die blosso Vorstellung Ich in Bezichung auf allo andoren (daran collactive Einheit 
sio möglich macht) das transscondentale Bewusstsein sei. Diese Vorstellung mag 
mun klı- (empirisches Bewusstsein) oder dunkel sein, daran Högt hier nichts, ja nicht 
einmal un der Wirklichkeit demelben; sondern die Möglichkeit der logischen Fortn 
nlier ‚Erkonntniss beruht nothwendig auf dem Verhältnis zu dieser Apperesption 
als oluum Vermögen. 


sio auf nichts als bloss 'auf die Verbindung des 
' geht; und "die Rinheit |dieser Synthesis) heisst‘ tran 















aller Erkenntnisse zum Grunde liegt, so ist die tranascend 

kenntniss, durch welche mithin alle“ Gegemsiäida; 

@ priori vorgestellt werden missen. 

u  Die'Einheit der Apperception in Bir 
thesis der Einbildungskraft ist der Vorstand, und. 
Einheit, beziolumgsweise auf die transscondentale 8 
Einbildungskraft, der reine Verstand. Also sihd im Verstande 
reine Erkenntnisse a priori, welche die nothwendige 

Synthesis der Einbilduigekraft in Ansihung aller 

nungen enthalten, Dieses, sind aber die Kategorien di 

standesbegrifte; folglich enthält die empirische Krkenntnisskzafl „des | 

Menschen nothwendig einen Verstand, der sich anf alle Gegenstände der 

Sinne, obgleich nur vermittelst der Anschauung und der 

selben durch Einbildungskraft bezieht, unter welchem also. 

Talngsa ale Dal, zo einer mglishen Krfahrang ehe 


| 


Bier Deduction der reihen Vorstandesdögriffe dritter Abschnitt von 


Prineipium aller Erfahrungen sei, und 'die' Erscheinungen eine noth= 
wendige'Bezichung auf den Verstand haben. 0. di] 


‚erste, was uns gegeben wird, ist Erscheinung, welch wenn sie mit‘ Be-1so 
wusätsein verbunden ist, Wahrnehmung heisst! (olme das Verhältzins zu 
einem’ wenigstens möglichen Bewusstsein würde Erscheinung für uns. 
nieinals ein Gegenstand der Erkenntnis werden können, und also für 
uns nichts sein, und, weil sie an sich selbst keine objeetive Realität hat 
und nur in der Erkenntniss existirt, überall nichts sein). Weil aber jede: 
Erselieinung ein Mannigtaltiges enthält, mithin, verschiedene Waährnehs- 
ungen im Gemüthe an sich zerstreut und einzeln: angetroffen werden, 
so ist eine Verbindung derselben nöthig, welche sie in dem Sinne selbst! 
nieht haben können. «Es ist also in uns ein thätiges Vermögen der Syn-- 
thesis dieses Männigfultigen, welches wir Einbildungskraft neniren, und. 
deren ummittelbar‘ an: den. Wahrmelnungen ausgelibte Handlung ich- 
Apprebension nenne.* Die -Einbildungskraft soll nämlich das Mannig-; 
ulige der Anschauung in ein Bild bringen; vorher inuss sie also die- 
"Eindrücke In ihre Thätigkeit aufnehmen d. ij, apprehendiren.. 7 
Es ist aber klar, dass selbst diese Appreheusion des: Mannigfaltigen ıu 
allein noch kein’ Bild und keinen. Zusammenhang, der) Eindrücke hervor 
bringen würde, wenn. hieht ein. subjeetiver Grund. da wäre, «ine. Wahr- 
nehmung, von welcher. das Gemüth zu ‚siner anderen. übergegangen, zu. 
den uachfolgenden berüber zu rufen, und s0 ganze Reihen derselben dar- 
zustellen, d. i..ein reproductives Vermögen der Tr welches 
denn ‚auch, nur. empirisch. ist. J sand 
Weil aber, wenn urn 80, wie sio zusununen, nn 

_—n 

HE Tina dis. Kinbildungsieraft aim rede ne Pte ae 
selbst-sol, daran bat. wol, noch. kein, Psychologe gedacht, Des a Aabar r p» 

Vermögen Walls uur mıf uetionen ‚oinschränkte, man 

rg Ten an a al inch sondern. sten selche wach 
WERE Erinaimnen mad brkehten Mildar der Gegenstände zuwege, wozu ölind Zweifut 
nusser der Empfänglichkeit der Bindrlicko och etwas mchr, wlmlich eine Panstkon 
der Bynthösis demselben orfındust wird. kn den ln En 5 








608 Ballngon aus der ersten Auflage, a 


under ohne Unterschied reproducirten, wiederum kein bestimmter Zu- 
sammenhang, sondern bloss regellose Haufen derselben, 
Erkenntniss entspringen würde, so muss die Reproduction 
Regel haben, nach welcher eine Vorstellung vielmehr mit 
anderen in der Binbildungskraft in Verbindung tritt 
und empirischen Grund Ta 
Association der Vorstellungen. 
Würde nun aber dies Bibel der Auen ae au 
objectiven Grund haben, so dass es unmöglich wäre, dass Eı 
von der Einbildungskraft anders apprehendirt würden als unter der B& 
dingung einer möglichen synthetischen Einheit dieser Apprehension, sw 
würde es auch etwas ganz Zufälliges sein, dass sich Erscheinungen in 
ob wir gleich das Vermögen hätten, Wahrnehmungen zu assocliren, so 
iz bliebe es doch am sich ganz unbestimmt und zußillig, ob sie auch nu 
ciabel wären; und in dem Falle, dass sie es nicht wären, 0 wlrde eine 
Menge Wahrnehmungen, und auch wol eine gunze Sinnlichkeit mögli 
sein, in welcher viel empirisches Bewusstsein in meinem Gemith anze- 
treffen wäre, aber getrennt und ohne dass os zu einem Bewusstsein meiner 
selbst gehörte, welches aber unmöglich ist. Denn nur dadurch, dass ich 
alle Wahrnehmungen zu einem Bewusstsein (der ursprtnglichem ; 
ception) zähle, kann ich bei allen Wahrnehmungen sagen, dass ich 
ihrer bewusst sei Es muss also ein objectiver, d. i. vor allen empirischen 
Gesetzen der Einbildungskraft a priori einzusehender Grund sein, worauf 
die Möglichkeit, ja sogar die Nothwendigkeit eines durch alle Erschei- 
nungen sich erstreekenden Gesetzes beruht, sie nämlich 
solche Data der Sinne anzusehen, welche an sich assoeinbel 
meinen Regeln einer durchgängigen Verknüpfung in der 
unterworfen sind. Diesen objeetiven Grund aller Association der Er- 
scheinungen nenne ich die Affinität derselben. Diesen können wir aber 
nirgends anders als in dem Grundsatze von der Einheit der Appereeption 
in Ansehung aller Erkenntnisse, die mir angehören sollen, antreffen. Nach 
diesem missen durchaus alle Erscheinungen so ins Gemüth kommen oder 
apprehendirt werden, dass sie zur Einheit der Apperception zusummen- 
stimmen, welches ohne synthetische Einheit in ihrer Verknüpfung, die 
mithin auch objectiv nothwendig ist, unmöglich sein würde 





Der Deduction der reinen Verstandesbegriffe dritter Abschnitt. 609 


Die objective Einheit alles (empirischen) Bewusstseins in einem Be- 12 
wusstsein (der ursprünglichen Apperception) ist also die nothwendige 
Bedingung sogar aller möglichen Wahrnehmung, und die Affinität aller 
Erscheinungen (nahe oder entfernte) ist eine notlıwendige Folge einer 
Syuthesis in der Einbildungskraft, die « priori auf Regeln gegründet ist. 

Die Einbildungskraft ist also auch ein Vermögen einer Synthesis 
« priori, weswegen wir ihr den Namen der productiven Einbildungskraft 
geben; und so fern sie in Ansehung alles Mannigfaltigen der Erscheinung 
nichts weiter als die nothwendige Einheit in der Synthesis derselben zu 
ihrer Absicht hat, kann diese die transscendentale Function der Einbil- 
dungskraft genannt werden. Es ist daher zwar befremdlich, allein aus 
dem bisherigen doch einleuchtend, dass nur vermittelst dieser transscen- 
dentalen Function der Einbildungskraft sogar die Affinität der Erschei- 
nungen, mit ihr die Association, und durch diese endlich die Reproduction 
nach Gesetzen, folglich die Erfahrung selbst möglich werde, weil olıne 
sie gar keine Begriffe von Gegenständen in eine Erfahrung zusammen- 
fliessen würden. 5 

Denn das stehende und bleibende Ich (der reinen Apperception) 
macht das Correlatum aller unserer Vorstellungen aus, so fern es bloss 
möglich ist sich ihrer bewusst zu werden, und alles Bewusstsein gehört 
ebenso wol zu einer allbefassenden reinen Apperception, wie alle sinn- 
liche Anschauung als Vorstellung zu einor reinen inneren Anschauung, ı22 
nämlich der Zeit. Diese Apperception ist es nun, welche zu der reinen 
Einbildungskraft hinzukommen muss, um ihre Function intellectuell zu 
machen. Denn an sich selbst ist die Synthesis der Einbildungskraft, 
obgleich a priors ausgeübt, dennoch jederzeit sinnlich, weil sie das 
Mannigfaltige nur so verbindet, wie es in der Anschauung erscheint, 
=. B. die Gestalt eines Triangels. Durch dax Verhältniss des Mannig- 
faltigen aber zur Einheit der Apperception werden Begriffe, welche dem 
Verstande angehören, aber nur vermittelst der Einbildungskraft in Be- 
ziehung auf die sinnliche Anschauung zu Stande kommen können. 

Wir haben also eine reine Einbildungskraft als ein Grundvermögen 
der menschlichen Seele, das aller Erkenntniss a prior! zum Grunde liegt. 
Vermittelst deren bringen wir das Mannigfaltige der Anschauung einer- 
seite mit der Bedingung der nothwendigen Einheit der reinen Apper- 
ception andererseits in Verbindung. Beide äusserste Enden, nämlich 

Kant's Kritik der reinen Vernunft, 39 


Begriffe, welche die formale Einheit der Erfahrung, und 

‚jeetive Giltigkeit (Wahrheit) der empirischen Erkenntnis 

Diese Grinde der Recognition des Mannigfaltigen, »0 fürn si 
Form einer Erfahrung tiberhaupt angehen, sind nun 
gorien. Aufsie gründet sich also alle formale Einheit in de 
brauchs derselben (in der Recognition, Reproduction, Asso 
hension) bis herunter zu den Erscheinungen, weil diese nur vi 
jener Elemente der Erkenntnis überhaupt unserem Bewusst 
uns selbst angehören können. 
| Die Ordnung und Regelmässigkeit' also un den Ersel 





















wir Natur nennen, bringen wir selbst hinein, und’ würden 
darin finden können, hätten wir sie nieht oder die Natur unser 
ursprünglich hineingelogt. Denn diese Natureinheit soll eins not 
45, # priori gewisse Einheit der Verkntipfung ‘der Forsch 
Wie sollten wir aber wol = prior eine synthetische Einheit 
bringen können, wären nicht in den ursprünglichen E 
unseres Gemtüths subjeetive Gründe soleher Einheit # 
und wären diese subjeetiven Bedingungen nicht zugleich ‘ob 
seinem ie die Gründe der Möglichkeit ind, überhnupe ein Ohj 
Erfahrung zu erkennen. " surchh 
Wir haben den Verstand oben anf mancherlei V 
Aurch eine Spontaneität der Erkenntnis (im Gegensatz m 
tivität der Sinnlichkeit), durch ein Vermögen zaıldänken 
ee reger 
wenn man sie beim Lichte besieht, auf eins hinauslaufen. J 
wir ihn als das Vermögen der Regeln charskterisiren, D 
zeichen ist fruchtbarer und tritt dem Wesen desselben näber, | 
keit giebt uns Formen (der Anschauung), der Verstand al 








Dir Deduction der reinen Verstandesbegrife dritter Abschnitt  GLL 


Dieser ist jederzeit geschäifig, die Erscheinungen in der Absicht durch- 
zuspähen, um an ihnen irgend eine Regel aufzufnden. ‚Regeln,, so fern 
sie. objectiv sind (mithin der Erkenntnis des Gegenstandes nothwendig 
auhängen), heissen Gesetze. Ob wir gleich durch Erfahrung viele Gesetze 
lernen, so sind diese doch nur besondere Bestimmungen noch höherer 
Gesetze, unter denen die höchsten (unter welchen alle anderen stehen) 
a priori aus dem Verstande selbst herkommen und nicht von der Er- 
fahrung entlehnt sind, sondern vielmehr den Erscheinungen ihre Gesetz- 
mässigkeit verschaffen, und eben dadurch Erfahrung möglich machen 
missen. Es ist also der Verstand nicht bloss ein Vermögen, durch Ver- 
gleichung der Erscheinungen sich Regeln zu machen; er ist selbst die 
Gesetzgebung für die Natur, d. i. ohne Verstand würde es überall nicht 
Natur, d. i. synthetische Einheit des Mannigfaltigen der Erscheinungen ı97 
nach Regeln geben; denn Erscheinungen können als solche nicht ausser 
uns stattänden, sondern existiren nur in unserer Sinnlichkeit. Diese 
aber als Gegenstand der Erkenntniss in einer Erfahrung, mit allem, was 
sie enthalten mag, ist nur in der Einheit der Apperception möglich. Die 
Einheit der Apperception aber ist der transscendentale Grund der noth- 
wendigen Gesetzmässigkeit aller Erscheinungen in einer Erfahrung. Eben 
dieselbe Einheit der Appercoption in Ansehung eines Mannigfültigen von 
Vorstellungen (es nimlich aus einer einzigen zu bestimmen) ist die Regel, 
und das Vermögen dieser Regeln der Verstand. Alle Erscheinungen . 
liegen also als mögliche Erfahrungen ebenso « prior! im Verstande un 
erhalten ihre formale Möglichkeit von ihm, wie sie ala blosse Anschau- 
ungen in der Sinnlichkeit liegen und durch dieselbe der Form nach 
allein möglich sind. 

So übertrieben, so widersinnig es ‚also auch lautet zu sagen: der 
Verstand ist selbst der Quell der Gesetze der Natur und mithin der for- 
malen. Einheit der Natur, so richtig und dem Gegenstande, nämlich der 
Erfahrung angemessen ist gleichwol eine solche Behauptung. Zwar 
können empirische Gesetze als solche ihren Ursprung keineswegs vom 
reinen Verstande herleiten, so wenig als die unermessliche Mannigfultig- 
keit der Erscheinungen aus der reinen Form der sinnlichen Anschauung 
inlänglich begriffen werden kann. Aber alle empirischen Gesetze sind nur 
besondere Bestimmungen der reinen Gesetze des Verstandes, unter welchen 123 
und nach deren Norm jene Sea möglich sind und die Erscheinungen 

39” 





12 Mn bee Ne  - 











a a ae ag are 
ari haben können. Denn wolldr sollten wir sio ne N 
9 Ko vom Object (one hier noch eininal zu untersuchen, x 
bekannt werden könnte), so wären unsere Bogriffe bloss 
keins Begriffe a priori. Nöhmen wir sie aus uns 
was bloss in uns ist, die Beschaffenheit eines von u 
untersehiedenen Gegenstandes nieht bestimmen, d., a, 
DR ei a a ar ee 
er 
nicht allein möglich, sondern auch uothwendig, „dass 
pirischen Eı 





Der Deduction der reinen Verstandesbegriffe dritter Abschnitt. 613 


aber besteht auch die Form aller Erkenntnis der Gegenstände (wodurch 
das Mannigfaltige als zu einem Object gehörig gedacht wird). Also geht 
die Art, wie das Mannigfaltige der sinnlichen Vorstellung (Anschauung) 
zu einem Bewusstsein gehört, vor aller Erkenntniss des Gegenstandes als 
die intellectuelle Form derselben vorher, und macht selbst eine formale 
Erkenntniss aller Gegenstände « prior: überhaupt aus, so fern sie gedacht 130 
werden (Kategorien). Die Synthesis derselben durch die reine Einbildungs- 
kraft, die Einheit aller Vorstellungen in Beziehung auf die ursprüngliche 
‚Apperception geben aller empirischen Erkenntnis vor. Reine Verstandes- 
begriffe sind also nur darum a prior möglich, ja gar in Beziehung auf 
Erfahrung nothwendig, weil unsere Erkenntniss mit nichts als Erschei- 
nungen su thun hat, deren Möglichkeit in uns selbst liegt, deren Ver- 
kntipfung und Einheit (in der Vorstellung eines Gegenstandes) bloss in 
uns angetroffen wird, mithin vor aller Erfahrung vorhergehen und diese 
der Form nach auch allererst möglich machen muss. Und aus diesem 
Grunde, dem einzig möglichen unter allen, ist denn auch unsere Deduc- 
tion der Kategorien geführt worden. 





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erabı u ine ) De u Aya “lsWerh, 





nei un ® 
wanihuheng she 


naht 


ee ‚dessen Vorstellung das absolute Bubjeet, unser 
heile ist, und daher nicht als Bestimmung eines anderen I 


werden kann, ist, Substanz, r om 
wen BanDS BENTIR zul nen 


meiner möglichen Urtheile, und diese Vorstellung Yon mir, selbst. kaun 


nicht zum Prädieut irgend eines anderen Dinges gebraucht werden. 
Also bin ich als denkendes Wesen (Seele) Substanz. 


Kritik des ersten Paralogismus der reinen Psychologie, 


Wir haben in dem analytischen Theile der transscondentalen Logik 
gezeigt, dass reine Kategorien (und unter diesen auch die der 
an sich selbst gar keine objeetive Bedeutung haben, wo Ahnen nicht ein 

ss Anschauung untergelegt ist, auf deren Mannigfaltiges sie als F 

der synthetischen Einheit angewandt werden können. Ohne das ei ü 
lsdiglich Funetionen eines Urtheils ohne Inhalt. Von jedem Dinge 
haupt kann ich sagen, es sei Substanz, so fern ich es von blossen E 
caten und Bestimmungen der Dinge unterscheide. Nun ist im allem 
unserem Denken das Ich das Suhjeet, dem Gedanken nur als Bestim- 
mungen inhäriren, und dieses Ich kann nicht als die Bestimmung, 
anderen Dinges gebraucht werden. Also muss jedermann sieh 
nothwendiger Weise als die Substanz, das Denken aber nur als Acei- 
denzen seines Daseins und Bestimmungen seines Zustandes anschen. 

Was soll ich aber nun von diesem Begriffe einer Substanz flir einen 
Gebrauch machen? Dass ich als ein denkendes Wesen fir mich 
fortdaure, natürlicher Weise weder entstehe noch vorgeho, das 





* Man vergl. 8. 400 der zwoiten Auflage, Aumm. 1. _' 


ge" 


Erster Paralogismus, der Substantialität. 615 


kann ich daraus keineswegs schliessen, und dazu allein kann mir doch 
der Begriff der Substantialität meines denkenden Subjects nutzen, ohne 
welches ich ihn gar wol entbehren könnte. 

Es fehlt so viel, dass man diese Eigenschaften aus der blossen 
reinen Kategorie einer Substanz schliessen könnte, dass wir vielmehr die 
Beharrlichkeit eines gegebenen Gegenstandes aus der Erfahrung zum 
Grunde legen müssen, wenn wir auf ihn den empirisch brauchbaren Be- 
griff von einer Substanz anwenden wollen. Nun haben wir aber bei 
unserem Satze keine Erfahrung zum Grunde gelegt, sondern lediglich 
aus dem Begriffe der Beziehung, den alles Denken auf das Ich als das 0 
gemeinschaftliche Subject hat, dem es inhärirt, geschlossen. Wir würden 
auch, wenn wir es gleich darauf anlegten, durch keine sichere Beobach- 
tung eine solche Beharrlichkeit dartlun können. Denn das Ich ist zwar 
in allen Gedanken, es ist aber mit dieser Vorstellung nicht die mindeste 
Anschauung verbunden, die es von anderen Gegenständen der Anschau- 
ung unterschiede. Man kann also zwar wahrnehmen, dass diese Vor- 
stellung bei allem Denken immer wiederum vorkommt, nicht aber, dass 
es eine stehende und bleibende Anschauung sei, worin die Gedanken 
(als wandelbar) wechselten. 

Hieraus folgt, dass der erste Vernunftschluss der transscendentalen 
Psychologie uns nur eine vermeintliche neue Einsicht aufhefte, indem er 
das beständige logische Subjeet des Denkens für die Erkenntnis des 
realen Subjects der Inhärenz ausgiebt, von welchem wir nicht die mindeste 
Kenntniss haben noch haben können, weil das Bewusstsein das einzige 
ist, was alle Vorstellungen zu Gedanken macht, und worin mithin alle 
unsere Wahrnehmungen als dem transscendentalen Subject müssen an- 
getroffen werden, und wir ausser dieser logischen Bedeutung des Ich 
keine Kenntniss von dem Subjecte an sich selbst haben, was diesem so 
wie allen Gedanken als Substratum zum Grunde liegt. Indessen kann 
man den Satz: die Seele ist Substanz, gar wol gelten lassen, wenn 
man sich nur bescheidet, dass uns dieser Begriff nicht im mindesten 
weiter führe oder irgend eine von den gewöhnlichen Folgerungen der ssı 
vernünftelnden Seelenlehre, als z. B. die immerwährende Dauer derselben 
bei allen Veränderungen und selbst dem Tode des Menschen lehren 
könne, dass er also nur eine Substanz in der Idee, aber nicht in der 
Realität bezeichne. 





‚616 Beilagen aus der ersten Auflage, 








dee ai nd eu u 
wlan ee le ee ae 
AIR ee a Simplieität. 0° 
lt ne 0 A 
ae“ Ding AD 
Dinge a bu, er 
m ren » 
N Buck ie = or al 
| Alo us. m. _ vnbueon an 
un DE Fe PR zn 
2 „ Pöyehologia. A ri 


up "Dies iot‚der-Achilles aller. dialaktischen Schlässe.deerreinen Becken: 
‚lehre, nicht ‚etwa bloss ein sopbistisches Spiel, - 


Eine jede zusammengesetzte Substanz. ist ein Aggregat vieler, 
und die Handlung eines Zusammengesetzten.oder das, was ihm als einem 
solohen inhärirt, ist ein Aggregat vieler Handlungen. oder) Accidenzen, 
‚welehe unter der Menge der Substanzen vertheilt sind. - ‚zwar 

seine Wirkung, die aus der, Concurrenz, vieler. handelnden. M 
entspringt, nöglich, wenn. diese Wirkung. bloss. äusserlich. ist (wie z.B. 
die Bewegung eines Körpers die vereinigte Bewegung aller seiner Dheile 
ist). Allein mit Gedanken als-innerlich.zu-einem denkenden Wesen’ ge- 
hörigen Accidenzen ist es auders beschaffen. Denn setzet, das Zusam- 
mengesetzte dächte, ‚so. wiirde ein jeder, Theil desselben einen Theil des 
Gedankens, alle aber. zusammengenommen.allererst den ganzen Gedanken 
enthalten. Nun ist dieses aber widersprechend. Denn, ‘weil die Vor- 
stellungen, ‚die unter verschiedene Wesen. vertheilt. sind (z.B. die einzel- 
nen. Wörter eines, Verses), niemals, einen. ganzen Gedinken (einen Vers) 
ausmachen, so kaun der Gedanke, nicht ‚einen Zusammengesetzton als 
einem solchen inhäriren. Tr. ist, also nur in einer Substanz möglich, 
die nicht ein Aggregat von, vielen, mithin schlechterdings ‚einfuch ist® 

GE Gr hr Vieh, Aisern Beweis dio gonüinliche schulgerenite Abgam 


belt dor Finkleidung zu geben. Allein #s ist zu meinem Zwocke & 
don blossen Bomeisgrund, allenfalls auf populäre Art vor Augen du Ahnen) ai 


| 





Zweiter Paralogismus, der Simpleität. 617 


Der sogenannte »erous probandi dieses Arguments liegt in dem 
Batze, dass viele Vorstellungen in der absoluten Einheit des deukenden 
Subjects enthalten sein müssen, um einen Gedanken auszumachen. Diesen 
Satz aber kann niemand aus Begriffen beweisen. Denn wie wollte er 
es wol anfangen, um dieses zu leisten? Der Satz: ein Gedanke kann sss 
nur die Wirkung der absoluten Einheit des denkenden Wesens sein, 
kann nicht als analytisch behandelt werden. Denn die Einheit des Ge- 
dankens, der aus vielen Vorstellungen besteht, ist collectiv, und kann sich 
den blossen Begriffen nach ebenso wol auf die collective Einheit der 
daran mitwirkenden Substanzen beziehen (wie die Bewegung eines 
Körpers die zusammengesetzte Bewegung aller Theile desselben ist), als 
auf die absolute Einheit des Subjects. Nach der Regel der Identität 
kann also die Nothwendigkeit der Voraussetzung einer einfachen Sub- 
stanz bei einem zusammengesetzten Gedanken nicht eingesehen werden. 
Dass aber eben derselbe Satz synthetisch und völlig « prior; aus lauter 
Begriffen erkannt werden solle, das wird sich niemand zu verantworten 
getrauen, der den Grund der Möglichkeit synthetischer Sätze # priori, 
s0 wie wir ihn oben dargelegt huben, einsieht, 

Nun ist es aber auch unmöglich, diese notwendige Einheit des 
Subjects als die Bedingung der Möglichkeit eines jeden Gedankens aus 
der Erfahrung abzuleiten. Denn diese giebt keine Nothwendigkeit zu 
erkennen, geschweige dass der Begriff der absoluten Einheit weit über 
ihrer Sphäre ist. Woher nehmen wir denn diesen Satz, worauf sich der 
ganze psychologische Vernunftschluss stützt? 

Es ist offenbar, dass, wenn man sich ein denkendes Wesen vor- 
stellen will, man sich selbst an seine Stelle setzen, und also dem Objecte, 
welches man erwägen wollte, sein eigenes Subject unterschieben müsse 
(welches in keiner anderen Art der Nachforschung der Fall ist), und ss 
dass wir nur darum absolute Einheit des Subjects zu einen Gedanken 
erfordern, weil sonst nicht gesagt werden könnte: Iclı denke (das Mannig- 
faltige in einer Vorstellung). Denn, obgleich das Ganze des Gedankens 
getheilt und unter viele Subjecte verteilt werden könnte, sv kann doch 
das subjective Ich nicht getheilt und vertheilt werden, und dieses setzen 
wir doch bei allem Denken voraus. 

Also bleibt ebenso hier wie in dem vorigen Paralogismus der formale 
Satz der Apperceptivn „Ich denke“ der gunze Grund, auf welchen die 


T 


618 Beilagen aus der ersten Auflage 


rationale Psychologie die Erweiterung ihrer Erkenntnisse wagt, welcher 
Satz zwar freilich keine Erfahrung ist; sandern die Form der Appercep- 
tion, die jeder Erführung anhängt und ihr vorgeht, gleichwol aber nur 
immer in Ansehung einer möglichen Erkenntnis überhanpt als bloss 
subjective Bedingung derselben angesehen werden muss, die wir mit 
Unrecht zur Bedingung der Möglichkeit einer Erkenntnias‘4 

stände, nämlich zu einem Begriffe vom denkenden Wesen überhaupt 
machen, weil wir dieses uns nicht vorstellen können, ohne’ uns selbst mit 
der Formel unseres Bewusstseins an te She Jauch: Ani 
Wesens zu setzen. u Tu Aa 

Aber die Einfuchheit meiner selbat (als Seele) wird auch wirklich 
nieht aus dem Satze „Ich denke* geschlossen, sondern der erstere 
liegt schon in jedem Gedanken selbst Der Satz „Ich bin einfach" 

355 ınngs als ein unmittelbarer Ausdruck der Apperception angesehen warden, 
s0 wie der vermeintliche eartesianische Schluss: copito, #rg0 sum, in der 
That tautolögisch ist, indem das copito (sum cogitans) die Wirklichkeit 
unmittelbar aussagt. „Ich bin einfach“ bedeutet aber nichts mehr, als 
dass diese Vorstellung „Ich“ nicht die mindeste Mannigfaltigkeit in ich 
füsse, und dass’ sie absolute (obzwar bloss logische) Binheit gei; 

Also ist der so berühmte paychologische Beweis Isdiglich auf die 
untheilbare Finheit einer Vorstellung, die nur das Verbum in’ Ansehung 
einer Person dirigirt, gegründet. TEs ist aber offenbar, dnss das Bübjest 
der Inhärenz durch das dem Gedanken angebängte Ich hut transseen- 
dental bezeichnet werde, ohne die mindeste Eigenschaft desselben zu ber 
merken, oder überhaupt etwas von ihm zu kennen bder zu wissen, Es 
bedeutet ein Etwas überhanpt (transscendentales "Suhjeet))" deksen Vor 
stellung allerdings einfach sein muss, oben darum, weil’iiah gar nichts 
an ihm bestimmt, wie denn gewiss nichts einfucher vorgestellt werden 
kant ls durch den Begriff von einem blossen Etwas. Die Einfachheit 
aber der Vorstellung von einem Bubject ist darum nicht eine Brkenmt- 
niss von der Einfuchheit des Subjects selbst, denn von dessen” 
schaften wird gänzlich abstrahirt, wenn s lediglich durch’ den An 
gänzlich leeren Ausdruck Ich (welchen ich auf jedes’ "denkende Sahjeck 
anwenden kann) bezeichnet wird. kl 

30 '80 viel ist gewiss, dass ich mir durch das Ich jederzeit eine -abso- 
Inte, aber logische Einheit des Subjects (Rinfnchheit) gedenke, aber nicht, 


Zweiter Paralogismus, der Simplicktät. 619 


dass ich dadurch’ die wirkliche Einfachheit meines Subjects erkenne. So 
wie der Satz: ich bin Substanz, nichts als die reine Kategorie bedeutete, 
von der ich #n concreto keinen Gebrauch (empirischen) machen kann, so 
ist es mir auch erlaubt zu sagen: Ich bin eine einfache Substanz, d. i. 
deren Vorstellung niemals eine Synthesis des Mannigfaltigen enthält; 
aber dieser Begriff oder auch dieser Satz lehrt uns nicht das mindeste 
in Ansehung meiner selbst als eines Gegenstandes der Erfahrung, weil 
der Begriff der Substanz selbst nur als Function der Synthesis ohne 
untergelegte Anschauung mithin ohne Object gebraucht wird, und nur 
von der Bedingung unserer Erkenntniss, aber nicht von irgend einem 
anzugebenden Gegenstande gilt. Wir wollen über die vermeintliche 
Brauchbarkeit dieses Satzes einen Versuch anstellen. 

Jedermann muss gestehen, dass die Behauptung von der einfachen 
Natur der Seele nur so fern von einigem Werthe sei, als ich dadurch 
dieses Subject vun aller Materie zu unterscheiden, und sie folglich von 
der Hiufälligkeit ausnehmen kann, der diese jederzeit unterworfen ist. 
Auf diesen Gebrauch ist obiger Satz auch ganz eigentlich angelegt, daher 
er auch mehrentheils so ausgedrückt wird: die Seele ist nicht körperlich. 
Wenn ich nun zeigen kann, dass, ob man gleich diesem Cardinalsatze »s7 
der rationalen Seelenlehre in der reinen Bedeutung eines blossen Ver- 
nunfturtheils (aus reinen Kategorien) alle objective Giltigkeit einräumt 
(alles, was denkt, ist einfache Substanz), dennoel nicht der mindeste 
Gebrauch von diesem Satze in Ansehung der Ungleichartigkeit oder 
Verwandtschaft derselben mit der Materie gemacht werden könne, so wird 
dieses ebenso viel sein, als ob ich diese vermeintliche psychologische 
Einsicht in das Feld blosser Ideen verwiesen hätte, denen es an Realität 
des objectiven Gebrauchs mangelt. 

Wir haben in der transscendentalen Aesthetik unleugbar bewiesen, 
dass Körper blosse Erscheinungen unseres äusseren Sinnes und nicht 
Dinge an sich selbst sind. Diesem gemäss können wir mit Recht sagen, 
dass unser denkendes Subject nicht körperlich sei, das heisst, dass, da 
es als Gegenstand des inneren Sinnes von uns vorgestellt wird, es, in a0 
fern als es denkt, kein Gegenstand äusserer Sinne, d. i. keine Erschei- 
nung im Raume sein könne. Dieses will nun so viel sagen: es können 
uns niemals unter äusseren Erscheinungen denkende Wesen als solche 
vorkommen, oder wir können ihre Gedanken, ihr Bewusstsein, ihre Be- 


620 Beilagen aus der ersten Auflage, 
gierden. u. 5. w. nicht äusserlich anschauen; denn. dieses, gehört al 
‚den. inneren Sinn. ‚In der That scheint dieses Argument au 


energie ee 
Jene Wesen zu, 





seien als. die, überall ‚keine Gegenstände 
Ausaerer .Anschanung ‚sind, ‚so könnte,dpch wel dasjenige; 
den äusseren Erscheinungen zum ‚Grunde liegt, was, ‚unseren Bin so 
afieirt, dass er die Vorstellungen von Raum, Materie, Gestalt ws. w. 
bekommt, dieses Etwas, als Nonmenon (oder besser als 
‚Gogenstand) betrachtet, könnte. doch auch zugleich das ‚Subject, der Ge- 
dnnken sein, wiewol wir durch die Art, wie unser Aussarer Si 
afücirt. wird, keine Anschauung ‚von Vorstellungen, Willen u. 8. #4 son- 
dern bloss vom Raum und dessen Bestimmungen. bekommen. ‚Dieses 
Etwas aber ist nicht ausgedehnt, nicht undurchdringlich; nicht zusummen- 
gesetzt, weil ‚alle, diese Prädicate nur die Sinnlichkeit und deren An- 
schauung angelıen, s0 fern wir von dergleichen (uns übrigens unbekannten) 
‚Objeeten aflieirt werden. Diese Ausdricke aber geben gar nicht au er- 
kennen, was für ein Gegenstand es sei, sondern nur, dass ihm. als einem 
solchen, ‚der ohne Beziehung ‚uf äussere Sinne an sich selbst beirachtet 
359 wird, diese Prüdiente üusserer Erscheinungen nicht b 
Allein die Prädiente, des inneren ‚Sinnes, Vorstellungen, ‚und, Denken, 
widersprechen ihm nicht; Demnach ist selbst. ‚durch; die, eingerkmmnte 
Einfachheit der Natur die menschliche Seele vom. der Materie, wenn man 
sie (wie man. aoll) bloss als Erscheinung, betenchtet, in Ansehung des 
Substrati derselben gar nicht hinreichend unterschieden. RER 
Wäre, Materie ein Ding an sich selbst, so würde sie ala «in zu- 
sammengesetztes Wesen von der Scale als inem einfüchen eich ganz und 
gar unterscheiden. Nun ist sie aber bloss. äussere Erscheinung, deren 
Suhstratum durch gar keine anzugebenden Prädicate erkannt wird; mithin 
konn ich won diesem wol annehmen, dass es an sich einfach sei, ob es 
zwar in der Art, wie es unsere Sinne ficirt, in uns die Anschaunng 
des Ausgedehnten und mithin Zusammengesetzten ‚hervorbringt, 


A 


Zweiter Paralogismus, der Simplicität. 621 


also der Substanz, der in Ansehung unseres äusseren Sinnes Ausdehnung 
zukommt, an sich selbst Gedanken beiwohnen, die durch ihren eigenen 
inneren Sinn mit Bewusstsein vorgestellt werden können. Auf solche 
Weise würde eben dasselbe, was in einer Beziehung körperlich heisst, 
in einer anderen zugleich ein denkendes Wesen sein, dessen Gedanken 
wir zwar nicht, aber doch die Zeichen derselben in der Erscheinung an- 
schauen können. Dadurch würde der Ausdruck wegfallen, dass nur 
Seelen (als besondere Arten von Substanzen) denken; es würde vielmehr 
wie gewöhnlich heissen, dass Menschen denken, d. i. eben dasselbe, was seo 
als äussere Erscheinung ausgedehnt ist, innerlich (an sich selbst) ein 
Subject sei, was nicht zusammengesetzt, sondern einfach ist, und denkt. 

‚Aber ohne dergleichen Hypothesen zu erlauben kann man allgemein 
befherken, dass, wenn ich unter Seele ein denkendes Wesen an sich selbst 
verstehe, die Frage an sich schon unschicklich sei, ob sie nämlich mit 
der Materie (die gar kein Ding an sich selbst, sondern nur eine Art 
Vorstellungen in uns ist) von gleicher Art sei oder nicht; denn das ver- 
steht sich schon von selbst, dass ein Ding an sich selbst von anderer 
Natur sei als die Bestimmungen, die bloss seinen Zustand ausmachen. 

Vergleichen wir aber das denkende Ich nicht mit der Materie, 
sondern mit dem 'Intelligibelen, welches der äusseren Erscheinung, die 
wir Materie nennen, zum -Grunde liegt, so können wir, weil wir vom 
letzteren gar nichts wissen, auch nicht sagen, dass die Seele sich von 
diesem irgend worin innerlich unterscheide. 

So ist demnach das einfache Bewusstsein keine Kenntniss der ein- 
fachen Natur unseres Subjects, in so fern als dieses dadurch von der 
Materie als einem zusammengesetzten Wesen unterschieden werden soll. 

Wenn dieser Begriff aber dazu nicht taugt, ihm in dem einzigen 
Falle, da er brauchbar ist, nämlich in der Vergleichung meiner selbst 
mit Gegenständen äusserer Erfahrung das Eigenthümliche und Unter- 
scheidende seiner Natur zu bestimmen, so mag man immer zu wissen 
vorgeben, das denkende ‚Ich, die Seele (ein Name für den transscenden- ssı 
talen Gegenstand des inneren Sinnes) sei einfach; dieser Ausdruck hat 
deshalb doch gar keinen auf wirkliche Gegenstände sich erstreckenden 
Gebrauch, und kann daher unsere Erkenntnis nicht im mindesten er- 
weitern. 

8o fällt demnach die Zanze rationale Psychologie wit ihrer Haupt- 


ST 


622 Beilsgen aus der ersten Anflnge.. 


stütze, und wir können so wenig hier wie sonst jemals hoffen, dureh 
blosse Begriffe (noch weniger aber durch die blosse. ‚subjective Form 
aller unserer Begriffe, das Bewusstsein) ohne Beziehung auf mögliche 
Erfahrung Einsichten auszubreiten, zumal da selbst der F 

begriff einer einfachen Natur von der‘ Art ist, dass.er überall ia 
keiner Erhrung angetroffen werden kann, und es mithin gar keinen 
ein objectiv giltigen Begriffe zu gelangen, 


le 


Dritter Paralogismus, der Personalitiit... er 


Was sich der numerischen Identität seiner solhst iu verschiedenen 
Zeiten bewusst ist, ist s0 fern eine Person: Pe 
Nun ist die Seele u. s. w. “TE 


‚Alzo ist sie eine Person. en 

„2 ‚gm 
Kritik des dritten Paralogismus der transscendentalen Psychologie. 
IT rn, 


Wenn ieh die numerische Identität eines Ausseren Gegenstandes 
sea durch Erfahrung erkennen will, #0 warde ich auf das Beharrlie 

jenigen Erscheinung, worauf als Subjeet_ sich alles, Uebrige als Bestim- 
mung bezieht, Acht haben, und die Identität von jenem in der Zeit, da 
dieses wechselt, bemerken, Nun aber bin ich, ein Gegenstand des inneren 
Sinnes, und alle Zeit ist bloss die Form des inneren, Sinnes, Folglich 
beziehe ich alle und jede meiner suecessiven Bestimmungen nnf das nu- 
merisch identische Selbst in aller Zeit, d. i. in der Form der inneren 
Anschanung meiner selbst. Auf diesem Fuss müsste die i 
der Seele nieht einmal als geschlossen, sondern als ein völlig identischer 
Satz des Selbstbewusstseins in der Zeit angesehen werden, und. das ist 
auch die Ursache, weswegen er a prior gilt. Denn ‚er sagt wirklich 
nichts mehr als: in der gunzen Zeit, darin ich mir meiner bewusst hin, 
bin ich mir dieser Zeit als zur Rinheit meines Selbst gehörig bewusst, 
und es ist einerlei, ob ich sage: diese ganze, Zeit ist. in mir als indivi- 
äuoller Einheit, oder: ic bin it amserlcher Tim ee 
Zeit befindlich. nu 

Dis. Täbetiender Porn Antralar. ia, zatascn ige De 
unausbleiblich anzutreffen. Wenn ich mich aber aus dem Gesichtspunkte 
ines anderen (als Gegenstand seiner äusseren Anschauung) betrachte, 


Dritter Paralogismus, dor Porsonalität 623 


80 erwägt dieser äussere Beobachter mich allererst in der Zeit, denn 
in der Appercoption ist die Zeit eigentlich nur in mir vorgestellt: ‘Er 
wird also aus dem Ich, welches alle Vorstellungen zu aller Zeit in 
meinem Bewusstsein, und zwar mit völliger Identität begleitet, ob er ses 
es gleich einräumt, doch noch nicht auf die objective Beharrlichkeit 
meiner selbst schliessen. Denn, da alsdann die Zeit, in welche der Be- 
obachter mich setzt, nicht diejenige ist, die in meiner eigenen, sondern 
die in seiner Sinnlichkeit angetroffen wird, so ist die Identität, die mit 
meinem Bewusstsein notliwendig verbunden ist, nicht daram mit dem 
seinigen, d. i. mit der äusseren Anschauung meines Subjects verbunden. 
Es ist also die Identität des Bewusstseins meiner selbst in ver- 
schiedenen Zeiten nur eine formale Bedingung meiner Gedanken und 
ihres Zusammenhanges, beweist aber gar nicht die numerische Identität 
ieines-Subjects, in welchem ungeachtet der logischen Identität des Ich 
doch-ein solcher Wechsel vorgegangen sein kann, der es nicht erlaubt, 
die Identität desselben beizubehalten, obzwar ihm immer noch das gleich- 
Iautende Ich zuzutheilen, welches in jedem anderen Zustande, selbst dar 
Umwandelang des Subjects, doch immer den Gedanken des vorbergehen- 
den Subjects aufbehalten und so auch dem folgenden überliefern könnte.* 
Wenn gleich der Satz einiger alten Schulen, dass alles fliessendascı 
und nichts in der Welt beharrlich und bleibend sei, nicht stattfinden 
kann, sobald man Substanzen annimmt, so ist er doch nicht dureh die 
Einheit des Selbstbewusstseins widerlegt. Denn wir selbst können aus 
unserem Bewusstsein darüber nicht urtheilen, ob wir als Seele beharrlich 
sind ‚oder nicht, weil wir zu unserem identischen Selbst nur dasjenige 


* Eino elastische Kagel, die auf eine gleiche in gerader Richtung stässt, theilt 
dieser ihre ganze Bewegung, mithin Ihren ganzen Zustand (wenn man bloss auf die 
Stellen im Raums sicht), mit: Nehmt nun nach der Analogie mit dargloichen Körpern 
Substanzen an, deren die eine der anderem Vorstellungen sammt deren Bewusstsein 
einflösste, so wird sich eirm yanze Reiho derselben denken Iasen, deren dis ersis 
ähren Zustand sammt demen Bewusstsein er zweiten, dleso Ihren eigenen Zustand 
“ammt dem der vorigen Substanz der dritten, und diess ebenso die Zustände aller 
vorigen sammt ihrem elgunen und Seren Bewusstsein mittheilte Die letzte Bubstans 
würde also aller Zustände der vor Ihr veränderten Substanzen sich als ilırer eigenen 
borasst sein, weil jene zusammt dom Bewusstsein in ale Übertragen worden, und 
doen ungenehtet würds sie doeh nicht oben dieselbe Persom in allen diesen Zuständen 
gewesen sol 






wir dieses darum noch’ nicht für giltig erklitren, Bee an der 
Seelo keine "beharrliche Erscheinung 'antreffen als nur die Vorstellung 
Ich, welche sie alle begleitet md verkntipft, so können wir niemals an 
muchen, ob dieses Ich (ein blosser Gedanke) nicht ebenso wol fliess 
äte übrigen Gedanken, die dadurch an einander gekettet werden. 
35 ©. Es ist nber merkwlrdig, dass’ die Persönlichkeit und deren Voraus 
setzung, die Beharrlichkeit, mithin die Subatantialität'der! Seele jetat 
ullererst bewiesen werden muss. Denn könnten wir diese voraussetzen, 
so würde zwar daraus noch.nicht die Fortdauer des Bewusstseins, aller 
doch'die Möglichkeit eines fortwährenden Bewusstseins in einem bleiben- 
den Subject folgen, welches zu der Persönlichkeit schon 
die dadurch, dass ihre Wirkung etwa eine Zeit hindurch‘ unterbrochen 
wird, selbst nicht ‚sofort aufhört. Aber diese Beharrlichkeit ist uns’ vor 
der numerischen Identität unserer selbst, die wir aus der identischen 
Apperception folgern, durch nichts gegeben, sondern wird darans aller“ 
erst: gefölgert (und auf diese müsste, wenn es recht zuginge, allererst der 
Begriff der Substanz folgen, der allein empirisch brauchbar ist). Da un 
diese Identität der Person aus der Identität des Ich'in dem Bewusstsein. 
aller Zeit, darin ich mich. erkenne, ‚keineswegs folgt, so hat auch oben 
die Substantialität der Seele durauf nicht gegründet werden können. 
Indessen kann so wie der Begriff der Substanz und des Einfachen, 
ebenso auch der Begriff der Persönlielkeit (so fern er bloss transscen- 
dental ist, d.i. der Rinheit des Subjects, das uns übrigens unbekannt ist, in 
dessen Bestimmungen aber eine durchgängige Verknüpfung dureh Apper- 
ception ist) bleiben, und so fern ist dieser Begriff auch zum praktischen 
3: Gebrauche nöthig und hinreichend; aber auf ihn ala Erweiterung ver 
Selbsterkenntniss durch reine Vernunft, welche uns eine umunte 
Fortdaner des Subjects aus dem blossen Bogrifie des identise 
vorspiegelt, können wir ninmermehr Staat machen, da diteer Begeit 
sich immer um sich selbst herumdreht, und uns in Ansebung keiner 
inzigen Frage, welche auf aynthetische Erkenntnias 
bringt, Was Materie für ein Ding an sich selbst. (transscendentales. 
jeet) sei, ist uns zwar gänzlich unbekannt; ec Ta 






Zu 


Vierter Paralogismus, der Idealität. 625 


harrlichkeit derselben als Erscheinung, weil sie als etwas Aeusserliches 
vorgestellt wird, beobachtet werden. Da ich aber, wenn ich das blosse 
Ich bei dem Wechsel aller Vorstellungen beobachten will, kein anderes 
Correlatum meiner Vergleichungen habe als wiederum mich selbst mit 
den allgemeinen Bedingungen meines Bewusstseins, so kann ich keine 
anderen als tautologische Beantwortungen auf alle Fragen geben, indem 
ich nämlich meinen Begriff und dessen Einheit den Eigenschaften, die 
mir selbst als Object zukommen, unterschiebe und das voraussetze, was 
man zu wissen verlangte. 


Vierter Paralogismus, der Idealität 


(des äusseren Verhältnisses). 


Dasjenige, auf dessen Dasein nur als einer Ursache zu gegebenen 
Wahrnehmungen geschlossen werden kann, hat eine nur zweifelhafte 

Nun sind alle äusseren Erscheinungen von der Art, dass ihr Dasein se 
nieht unmittelbar wahrgenommen, sondern auf sie als die Ursache ge- 
gebener Wahrnehmungen allein geschlossen werden kann. 

Also ist das Dasein aller Gegenstände äusserer Sinne zweifelhaft. 
Diese Ungewissheit nenne ich die Idealität äusserer Erscheinungen und 
die Lehre dieser Idealität heisst der Idealismus, in Vergleichung mit 
welchem die Behauptung einer möglichen Gewissheit von Gegenständen 
äusserer Sinne der Dualismus genannt wird. 


Kritik des vierten Paralogismus der transscendentalen Psychologie. 


Zuerst wollen wir die Prämissen der Prüfung unterwerfen. Wir 
können mit Recht behaupten, dass nur dasjenige, was in uns selbst ist, 
unmittelbar wahrgenommen werden könne, und dass meine eigene Exi- 
stenz allein der Gegenstand einer blossen Wahrnehmung sein könne. 
Also ist das Dasein eines wirklichen Gegenstandes ausser mir (wenn 
dieses Wort in intelleetueller Bedeutung genommen wird) niemals ge- 
radezu in der Wahrnehmung gegeben, sondern kann nur zu dieser, 
welche eine Modification des inneren Sinnes ist, als äussere Ursache 
derselben hinzu gedacht, und mithin geschlossen werden. Daher auch 
Carresıus mit Recht alle Wahrnehmung in der engsten Bedeutung auf 

Kanr's Kritik der reinen Vornunft. 40 


u. 


626, Bollagen ans der ersten Auflage, 


eaBcı Babn-sinchntriktaialchi (dla ein Inakoiset VEnaEa BACH Ps ist näm 






au Bungee, nn Kann EI. 
EEE TER EN chli 
ich. diese als die Wirkung ansche, wozu etwas Acusseren die 
Ursache ist: Nun ist aber der Schluss von einer gegebenen Wirkun; 
auf eine bestimmte Ursache jederzeit unsicher, weil die Wirkung aus 
mehr als seiner Ursache entsprungen sein kann. Demnach 

der Beziehung der Wahrnehmung auf ihre Ursache jederzeit 

ob diese innerlich oder Ausserlich sei, ob also alle so genannten äusseren 
Wahrnehmungen. nicht ein blosses Spiel unseres inneren Sint 
oder oh sie sich auf üussoro wirkliche Gegenstände als ihra 












Sinnes en selbst mit allen meinen et unmj 
genommen wird, und die Existenz desselben gar keinen Zwe 
Unter einem Idealisten muss man also nicht denjenigen 
der das Dasein äusserer Gegenstände der Sinne lougnet, sondern. 
nicht einrkumt, dass es durch unmittelbare Wahrnehmung erkann 
a0 daraus aber schliesst, dase wir ihrer Wirklichkeit durch ‚alle 
Erfahrung niemals völlig gewiss werden können. 

Ehe ich nun unseren Paralogismus seinem trüglichen Scheine nach 
darstelle, muss ich, zuvor bemerken, dass man nothwendig, einen zwei« 
fachen Idealismus unterscheiden müsse, den transscendentalen und den 
empirischen. Ich verstehe aber unter dem transscondentalen Idea- 
lismus aller Erscheinungen den Lehrbegrif, nach welchem wir «ie ins- 
gesamt als bloss Vorstellungen, und nicht als Dinge an sich welhet 
auschen, und demgemitas Zeit und Raum nur einnliche Formen unserer 
Anschauung, nicht über für sich gegebene Bestimmungen der Bedin- 
gungen der Objecte als Dinge au sich selbst sind. Diesem Idealismus 
ist in tränsscendentaler Realismus entegengeseist, der Zeit uud 
Raum als etwas an &ich (unabhillugig Yon unserer Sinnlichkeit) Oegebeues 
ansieht. Der transscendentäle Realist ktellt sich also Aussen: Ersehei- 
uungen (wenn man ihre Wirklichkeit einräumt) als Dinge an sich selbst 


al 


Vierter Paralogismus, der Idoalität. 627 


vor, die unabhängig von uns und unserer Sinnlichkeit existiren, also auch 
nach reinen Verstandesbegriffen ausser uns wären. Dieser transscenden- 
tale Realist ist es eigentlich, welcher nachher den empirischen Idealisten 
spielt, und, nachdem er fälschlich von Gegenständen der Sinne voraus- 
gesetzt hat, dass, wenn sie äussere sein sollen, sie an sich selbst auch 
ohne Sinne ihre Existenz haben müssten, in diesem Gesichtspunkte alle 
unsere Vorstellungen der Sinne unzureichend findet, die Wirklichkeit 
derselben gewiss zu machen. 

Der transscendentale Idealist kann hingegen ein empirischer Rea- sıo 
list, mithin, wie man ihn nennt, ein Dualist sein, d. i. die Existenz der 
Materie einräumen, ohne aus dem blossen Selbstbewusstsein hinausgu- 
gehen, und etwas mehr als die Gewissheit der Vorstellungen in mir, 
mithin das cogito, ergo sum anzunehmen. Denn, weil er diese Materie 
und sogar deren innere Möglichkeit bloss für Erscheinung gelten lässt, 
die von unserer Sinnlichkeit abgetrennt nichts ist, so ist sie bei ihm nur 
eine Art Vorstellungen (Anschauung), welche äusserlich heissen, nicht 

"als ob sie sich auf an sich selbst äussere Gegenstände bezögen, sondern 
weil sie Wahrnehmungen auf den Raum beziehen, in welchem alles ausser 
einander, er selbst der Raum aber in uns ist. 

Für diesen transscendentalen Idealismus haben wir uns nun schon 
‚im Anfange erklärt. Also fällt bei unserem Lehrbegrift alle Bedenklich- 
keit weg, das Dasein der Materie ebenso auf das Zeugniss unseres blossen 
Selbstbewusstseins anzunehmen und dadurch für bewiesen zu erklären, 
wie das Dasein meiner selbst als eines denkenden Wesens. Denn ich 
bin mir doch meiner Vorstellungen bewusst; also existiren diese und ich 
selbst, der ich diese Vorstellungen habe. Nun sind aber äussere Gegen- 
stände (die Körper) bloss Erscheinungen, mithin auch nichts Anderes 
als eine Art meiner Vorstellungen, deren Gegenstände nur durch diese 
Vorstellungen etwas sind, von ihnen abgesmdert aber nichts sind. Also 
existiren ebenso wol äussere Dinge, als ich selbst existite, und zwar beide srı 
auf das unmittelbare Zeugniss meines Selbatbewusstseins, nur mit dem 
Unterschiede, dass die Vorstellung meiner selbst als des denkenden Sub- 
jects bloss auf den inneren, die Vorstellungen aber, welche ausgudelnte 
Wesen bezeichnen, auch auf den äusseren Sinn bezogen werden. Ich 
habe in Absicht auf die Wirklichkeit iusserer Gog 


nöthig zu schliessen, als in Ansehung der Wirklichkeit des Gegenstandes 
40* 





stände ebenso wenig 





u 


Beilagen aus der ersten Auflage, 


meines inneren Sinmes (meiner Gedanken), denn sie sind beiderseitig 
nichts als Vorstellängen, deren unmittelbare, Wahrnehmung (Bewusst 
sein) zugleich ein genugsamer Beweis ihrer Wirklichkeit ist: - 
gesteht der Materie als Erscheinung eine Wirklichkeit zu, die nicht ge- 
schlossen werden darf, sondern unmittelbar wahrgenommen wird. Da- 
wegen kommt-der transscendentale Realismus nothwendig: in Verlegenheit 
und sieht sich genöthigt, dem empirischen Idealismus Platz einzuräumen, 
weil er die Gegenstände äusserer Sinne für etwas; von den Binnen: selhst 
Unterschiedenes, und blosse Erscheinungen für selbständige Wesen an- 
sieht; die sich ausser uns befinden; da denn freilich bei unserem besten 
Bewusstsein unserer Vorstellung von diesen. Dingen noch lange nicht ge- 
wiss ist, (dass, wenn die Vorstellung existirt, auch der ihr correspondirende 
Gegenstand existire; dahingegen in unserem System diese Ausseren Dinge, 
1 die Materie nämlich, im allen ihren Gestalten und Veränderungen nichts 
als blosse Erscheinungen, d. i. Vorstellungen in en 
lichkeit wir uns unmittelbar bewusst werden. 
Da nun, so viel ich weiss, alle, Aa empirischen, TA 
hängenden Psychologen transscendentale Realisten sind, s0 haben xie 
freilich. ganz conssquent verfahren, dem empirischen Idealismus grosse 


Wichtigkeit zuzugestehen, als einem von den Problemen, daraus die, 


menschliche Vernunft sich schwerlich zu helfen wisse. Denn in der That, 
wenn man äussere Erscheinungen als Vorstellungen ansieht, die von ihren 
Gegenständen als an sich ausser uns befindlichen Dingen in uns gewirkt 
werden, so ist nicht abzusehen, wie man dieser ihr Dasein anders als 
dureh den Schluss von der Wirkung auf die Ursache erkennen könne, 
bei welchem es immer zweifelhaft bleiben muss, ob die letztere in uns 
oder ausser uns sei. Nun kann man zwar einräumen, dass von unserön 
äusseren Anschauungen etwas, was im transscondentalen Verstands ausser 
uns sein mag, die Ursache sei; aber dieses ist nicht der Gegenstand, den 
wir unter den Vorstellungen der Materie und körperlicher Dinge ver- 
stehen, denn diese sind lediglich Erscheinungen, di blosse Vorstellungs- 
arten, die sich jederzeit nur in uns befinden und deren Wirklichkeit auf 
dem unmittelbaren Bewusstsein ebenso wie das Bewusstsein meiner 
eigenen Gedanken beruht. Der transserndentale Gegenstand ist sowol in 
Ansehung der inneren als Ausseren Anschauung gleich unbekannt. Von 


Vierter Paralogimus, der Idealieät. 629 


ihm aber ist auch nicht die Rede, sondern von dem empirischen, welcher sr 
alsdann ein äusserer heisst, wenn er im Ratıme, und ein innerer 
Gegenstand, wenn er lediglich im Zeitverhältnisse vorgestellt‘ nr 
Raum aber und Zeit sind beide nur in uns anzutreflen. 

Weil indessen der Ausdruck „ausser uns“ | PER, au. vor 
meidende Zweideutigkeit bei sich führt, indem er bald etwas bedeutet, 
was als Ding an sich selbst von uns unterschieden existirt, bald was 
bloss zur Ausseren Erscheinung gehört, so. wollen wir, um diesen Be- 
griff in der letzteren Bedeutung, als in welcher eigentlich die psycho- 
logische Frage wegen der Realität unserer Ausseren Anschauung genommen 
wird, ausser Unsicherheit zu setzen, empirisch änsserliche Gegen- 
stünde dadurch, von ‚denen, die #0 im transscondentalen Sinne ‚heissen 
möchten, unterscheiden, dass wir sie geradezu Dinge BAG die im 
Roume anzutreffen sind, u ws 

an Ina Zaie aitä ame Norniellnpen. are ee 
Formen unserer sinnlichen Anschauung beiwohnen, che noch ein wirk- 
licher ‚Gegenstand unseren Sinn durch Empfindung bestimmt hat, um 
ihn unter jenen sinnlichen Verhältuissen vorzustellen, Allein dieses 
Materielle oder Reale, dieses Etwas, was im Raum angeschaut werden 
soll, setzt nothwendig Wahrnehmung, voraus und kann unabhängig von 
dieser, welche die Wirklichkeit von Etwas im Raume anzeigt, durch keine 
Einbildungskraft gedichtet und hervorgebracht werden: - Empfindung ist 
also, dasjenige, was eine Wirklichkeit im Raume und der Zeit bezeichnet, sr 
nachdem sie auf die eine oder die andere Art der sinnlichen Anschauung 
bezogen wird. Ist Empfindung ‚einmal gegeben (welche, wenn sie auf 
einen Gegenstand überhaupt, ohne, diesen zu bestimmen, angewandt wird 
Wahrmehmung heisst), so kann durch ‚die Mannigfaltigkeit derselben 
mancher Gegenstand in der Einbildung gedichtet werden, der ausser der 
Einbildung im Raume oder der Zeit keine empirische Stelle hat Dieses 
ist ungezweiflt gewiss; man mag nun die Empfindungen Lust und 
Schmerz, oder auch die Musseren, als Farben, Wärme ı. & w. nehmen, 
so ist Wahrnehmung dasjenige, wodurch der Stoff, um Gegenstände der 
sinnlichen Anschauung zu denken, zuerst gegeben werden muss. Diese 
Wahrnehmung stellt also (damit wir diesmal nur bei Nusseren Anschau- 
ungen bleiben) etwas Wirkliches im Raume vor. Denn. erstlich ist 
Wahrnehmung die Vorstellung einer Wirklichkeit, so wie Ran. die 





gestellt. Drittens’ ist der Ratım selbst nichts Anderes als 
stellung, mithin kann in ihm’ nur’ des als wirklich gelten, 
15 vorgestellt® wirdy und umgekehrt, 'was in ihr gegeben, di du 


Be ee Mr 

















der empirische Realisınus ausser Zweifel, d. I. &s 061 

äusseren Anschauungen etwas Wirkliches im Raume. 
Raum selbst mit allen seinen Erscheinungen, als Vor 
mir; aber in diesem Raums ist doch gleichwol das Reale 
aller" Gegenstände äusserer Anschabüng wirklich und un 
aller Erdichtung gegeben, und es jet auch unmöglich, dass/f 
Raume irgend etwas ausser uns (im transseondettalen" Sinne, 
werden sollte, weil der Raum selbst ansser unserer Sinnlichkeit nfel 
Also kann’ der strengste Idealist nicht verlangen, min solle 
51% Auss unserer Wuhrnehmung der Gegenstand ausser uns (in st 
deutung) entspreche. Denn, wenn 6 dergleichen gübe, so wilrde 
nicht als ausser uns vorgestellt und angeschaut werden kön 
dieses den Raum voraussetzt, und die Wirklichkeit im Hatte, a 
blossen Vorstellung, nichts Anderes als dis Wahrnehmung selbst 
Reule üusserer Erscheinungen ist also wirklich nur in der Wahrnehmung, 
und kan auf keine andere Weise wirklich sein. ACEENT 

Aus Wahrnehmungen kann nun entweder durch ze Wiss 8 


a a re y 
niehts sei, als was in ihm Yorgestellt wird. Derin der Ram ist siltst nieht 2 
als Vorstellung; folglich, was in ihm ist, muss in der Vorstellung sutkulten wein 
und im Raums ist gar. nichts, ‚ausser so fürn es in ilm- wirklich. vorgestellt wird. 
lin Sets, der allerdings bofromälich klingen muss, dass eine, Sache mur in.der Vor 


stellung von ihr existiren könne, der aber hier das Anstüsige 
Sachen, mit dinen wir 0 20 Yhun haben, a ne 
schwingen d. 1. Vorstelhnigen sind al 


Vierter ‚Paralogisnsus, der Idenkitüt. ‚631 


‚der; Einbildung ‚oder ‚such 'wermittelst der Erfahrung‘ Erkenntnis -der 
Gegenstinds erzeugt werden. Und da können 'allerdings trügliche Vor- 
"stellungen entspringen, denen die: Gegenstände nicht entsprechen, md 
‚wobei die Tlinschung bald,einem Blendwerke der Einbildung (imTraume), 
bald einem‘ Fehltzitte der Urtheilskraft (beim sogenannten 'Betruge der 
Sinne) beizumessen ist. Um nun hierin ‚dem falschen Scheine zu ent- 
‚gehen, verührt man nach der Regel: Was mit einer Wahrnehmung 
uach empirischen Gesetzen zusammenhiüngt, ist wirklich. Allein 
diese Täuschung sowol als die Verwahrung wider dieselbe trifft ebenso 
wol den Idealismus. els den Dunlismus, indem es dabei mur um die Form 
der Erfahrung zu thun ist. Den empirischen Idealismus’ als eine falsche 
Bedenklichkeit ‚wegen der objeetiven Realitiit unserer &usseren Walr- 
nehmungen zu widerlegen, ist schon hinreichend, "dass ussere Wahr- 
uehmung eine Wirklichkeit im 'Raume unmittelbar beweise, welcher sr 
Raum, ‚ob er zwar an sich nur blosse Form der Vorstellungen ist, dennoch 
in Ansehung aller iusseren Erscheinungen (die auch nichts Anderes als 
blosse ‚Vorstellungen «sind)  objective Realität bat, imgleichen, 'dass olme 
uhsere äusseren Sinne also den datis nach, woraus Erfahrung entspringen 
kann, ihre wirklichen eorrespondirenden Gegenstände im Ranne haben. 
> + Deridogmatische Idenlist würde derjenige sein, der’ das Dasein 
der Materie leuguet, der skeptische, der eobezweifelt, weil er & 
für unerweislich hält ‘Der erstere kann es nur darum sein, weil er in 
der Möglichkeit einer Materie überhaupt Widersprüche zu finden glauht, 
und. mit diesem. haben wir en jetzt noch nicht zu thun, Der folgende 
Abselhmitt von ‚dialektischen Schlüssen, der die Vernunft in ihrem inneren 
Sireito\in Anschung, des Begriffe ron (der Möglichkeit dessen, was in den 
Zusammenhang der Erfahrung gehört, vorstellt, wird such dieser 

keit abhelfen. Dor skeptische Idealist aber, der bloss den Grund unserer 
Behauptung anficht, und‘ unsere Veberredung von dem Dasein der Ma- 
terie, die wir auf unmittelbare Wahrnehmung zu gründen glanben, für 
unzureichend erklärt, ist so fern #in Wolthäter der menschlichen Ver- 
nunft, als er uns nöächigt, selbst bei dem kleinsten Schritte der gemeinen 
Erfahrung die Augen wol aufzuthtin und, was wir vielleicht nur er- sm 
schleichen, nicht sogleich als wol erworben in unseren Besitz aufzunehmen. 
Der Nutzen, den divso idealistischen Einwitrfe hier schaffen, fillt jetzt klar 





- 


I 


‘632 Veilngen aus der ermen Auflage 


‚in. die, Augen. Sie,tseiben uns mit’ Gewalt dahin, "wenn wiriuna nieht | 
in unseren gemeinsten Behauptungen verwickeln wollen, ‚alle Wahrneh- 


mungen, sie mögen nun innere oder äussere heissen, bloss als ein Ba 


wusstsein dessen, was unserer Sinnlichkeit anhängt, und die 
Gegenstände derselben nicht für Dinge an sich" selbst, so 

Vorstellungen anzusehen, deren wir uns wis jeder anderen V 
ee 
weil sie demjenigen Sinne anhängen, den wir den äusseren Sinn nennen, 
dessen Auschauung der Raum ist, der aber doch selbst nichts Anders 
OR Bas Koaanlinanen: ee hinkt MA HFENEENEEEEN 
mungen mit inander verknüpfen. 

a ee 
ist schlechthin unmöglich zu begreifen, wie wir zur Erkenntnis ihrer 
Wirklichkeit ausser uns kommen sollten, indem wir uns bloss auf die 
Vorstellung stützen, die in uns ist, Denn man kann doch ausser sich 
nicht empfinden, sondern nur in sich selbst, und das ganze Selbatbewusst- 
sein liefert daher nichts als lediglich unsere eigenen Bestimmungen. Also 
wötligt ws. der skeptische Idenlisnus, die einzige Zuflucht, div uns übrig 
bleibt, nämlich zu der Idealität aller Erscheinungen, zu ergreifen, welche 
wir in der. trausscendentalen Assthetik unabhängig von diesen 

ro die wir damals nicht vorausschen konnten, dargethan haben. Fragt man 
aun, ob den diesem zu Folge. der Duslismus allein in der 'Beelenlehre 
stattlinde, so ist die Antwort: allerdings, aber nur fin empirischen Ver“ 
stande; d. i in dem Zusuinmenhange der Erfahrung ist wirklich Materie 
als Substanz in der Erscheinung dem äusseren Sinne, so wie das denkende 
Ich gleichfalls, als Substanz in der Erscheinung vor dem inneren Simie 
gegeben, und nach den Regeln, welche diese Kategorie in’ den Zusam- 
menhang unserer Äusseren ‚sowol als inneren Wahrnehmungen zu einer 
Erfahrung bineinbringt, itissen. auch beiderseits Erscheiuumgen unter 
sich verknüpft werden. Wollte man aber den Begriff’ des Dunlismus, 
wie 3, gewöhnlich geschieht, erweitern und ihm im transscendentalen 
Vorstande nehmen, so hätten weder er noch der ihm. enigogengesetate 
Pucumatismus einerseits, oder der Materislismus andererseits nicht 
den mindeston Grund, indem man alsdann. die- Bestimmung seiner Be- 
griffo verfehlte, und dio Verschiedenheit der Vorstellungsart von Gegen- 
ständen, die uns nach dem, was sie au sich «ind, unbekannt bleibe, fir 


| 


Summe der reinen Seolenlhre. 633 


eine Verschiedenheit dieser Dinge selbst 'hält, Ich, durch den inneren 
Sinn in der Zeit vorgestellt, und Gegenstände im 'Raume Ausser mir 
sind zwar specifisch ganz unterschiedene Erscheinungen, aber dadurch 
werden sis nicht als verschiedene Dinge gedacht: Das transscenden- 
tsle Object, welches den äusseren Erscheinungen, imgleichen das; was 
der inneren Anschauung zum Grunde liegt, ist weder Materie noch ein 330 
denkendes Wesen an sich selbst, sondern ein uns unbekannter Grund 
en 
zweiten Art an die Hand geben. i 

ui nina er ee 
lich dazu nöthigt, der oben festgesetzten Regel treu bleiben, unsere Fragen 
nicht weiter zu treiben, ‚als nur so weit mögliche Erfahrung uns das 
Objeet derselben an die Hand geben kann, #6 werden wir es uns nicht 
einmal einfallen lassen, tiber die Gegeustände unserer Sinne nach dem- 
jenigen, was sie an sich selbst, d. i. olıne alle Beziehung auf die Sinne 
sein mögen, Erkundigung anzustellen. Wenn aber der Psycholog Br- 
scheiningen für Dinge an sich selbst nimmt, so mag er als Materialist 
&inzig und allein Materie, oder als Spiritualist bloss denkende Woscu 
(nämlich nach der Form unseres inneren Sinnes), oder als Dualist beide 
ala-für sich existirende Dinge in seinen Lehrbegriff aufnehmen, so ist er 
doch immer durch Missverstand hingehalten, über die Art zu vernünfteln, 
wie dasjenige an sich selbst existiren möge, was doch kein Ding an sich, 
sondern nur die Erscheinung eines Dinges überhaupt ist. 


whum "Betrachtung iu 


über die Summe der reinen Se zu Folge 
dieser Paralogism. 


Wenn wir.die Beslenlehre nla,die Physiolsgie.dek.inneren Eines 
mit der. Körperlehre als einer: Physiologie der Gegenstände’ usserer 
Sinne, vergleichen, so finden wir ausser dem, dass in beiden. vieles empi- 
isch, erkannt werden kann, doch diesen merkwürdigen Unterschied, dass 
in der letzteren Wissenschaft doch vieles # prior aus dem hlossen Be- 
griffe eines ausgedehnten undurchdringlichen Wesens, in der ersteren 
aber aus dem Begriffe eines denkenden Wesens gar nichts o privri ayu- 
thetisch erkanut werden kann, Die Ursache ist diess,. Obgleich, beides 


u 


634 Beilagen aus der ersten Auflage. 


‚Erscheinungen sind, ‚#0 hat..doch ‚die Erscheinung ‚vor ‚dem äusseren. 
Sinne etwas Stehendes oder Bleibendes, welches ein den wandelbaren 
Bestimmungen zum. Grunde liegendes Substratum und anithin einen syn- 
thetischen Begrif', nämlieh.den vom’ Raume und einer 

demselben an- die Hand. giebt, anstatt dass die Zeit; welche.die einzige 
Form unserer inmeren Anschauung ist, nichts Bleibendes hat, mithin zur 


den Wechsel der. Bestimmungen, ‚nicht ‚aber det 6 
stand zu erkennen giebt, Denn in.dem, was. wir Seele : 
im eontimuirlichen Flusse und nichts Bleibendes, ausser etwa (wenn man 


es durchaus will). das darum #0 einfache Ich, weil diese Vorstellung 
keinen Inhalt, mithin kein Mannigfaltiges hat, weswegen sie’ auch-schamt 
se ein. einfaches Object vorzustellen. oder, besser gesagt, zu 
Dieses Ich müsste eine Anschauung sein, welehe, da sie beim 
überhaupt. (vor aller Erfahrung). vorsusgesetzt würde, als’ Anschauung 
© pröri synthetische Sitze lieferte, wenn es möglich sein 
reine Vernunflerkenntniss von der Natur eines denkenden Wesens rüber- 
haupt zu Stande zu bringen. Allein dieses Ich ist ‘so wenig Anschauung 
als. Bogriff von irgend einem Gegenstande, sondern die blusse Form’ des 
Bewusstseins, welches beiderlei Vorstellungen begleiten, her 
zu Erkenntnissen erheben kann, so fern nämlich dazu noch 
Anderes in der Anschauung gegeben wird, welches zu einer ellun 
von einem Gegenstande Btof darreicht. Also füllt die ganze: rationale 
Vaychologio als eine alle Kräfts der menschlichen Vernunft 
Wissenschaft und es bleibt uns nichts übrig, als unsere Seele au dem 
Leitfaden ‚der Erfahrung zu ‚studiren ‚und uns in den Schranken der 
Fragen zu halten, die nicht weiter gehen, als mögliche innere Erfahrung 
ibren Inhalt darlegen kann. 

Ob sie nun aber gleich als erweiternde Erkenntnis keinen. Nutzen 
hat, sondern als solche aus lauter Paralogismen zusammengesetzt ist, 
so kann man ihr doch, wenn sie für nichts mehr als «ine kritische Bo- 
handlung unserer dialektischen Schlüsse, und zwar der gemeinen und 
natürlichen Vernunft gelten soll, einen wichtigen Neger töRNNE 
nicht absprechen, 

E71 Wozu haben wir wol eine bloss auf reine Bi 
gründete Seelenlchre nöthig? Ohme Zweifel vorzüglich in der Absicht 


a | 


Summe der reinen Seelmlohre 035 


sichern. Dieses: leistet aber der Vernunflbegriff: von unserem denkenden 
Selbst, den wir. gegeben haben. Denn weit gefehlt; dass nach demselben 
dadurch>alles Denken und: selbst ’die Existenz denkender Wessn auf- 
gehoben werden würde, 0 wird vielmehr klar gezeigt, dass; wenn-ich 
dns denkende Subject wegnehme, die ganze Körperwelt wegfallen ms, 
als die nichts ist als die Erscheinung in | der Sinnlichkeit- unseres "Sub- 
jeets und eine Art Vorstellungen demalben. 1. Seo de 
- + Dadurch ‚erkenne ich zwar freilich dieses deukende, Selbst seinen 
Eigenschaften nach. nicht besser, noch kann ich seine Boharrlichkeit, j» 
selbst/nicht einmal die Unabhängigkeit seiner Existenz von dem etwaigen 
transseendentalen‘ ‚Bubstratum äusserer Erscheinungen einsehen, ‚dem 
dieses ist mir ebenso. wol als jenes unbekannt. Weil «s aber gleichwol 
möglich ist, ‚dass ich unders woher als aus blos speoulativen Gründen 
Ursache -hernähme; eine selbständige und bei allem möglichen Wechsel 
meines Zustandes beharrliche Existenz meiner denkenden Natur zu 
hoffen, eo ist dadurch schon viel gewunnen, bei dem freien Geständnise 
"meiner eigenen Unwissenheit dennoch die dogmatischen Angrifie wine 
‚speculativen Gegners abtreiben zu können, und ihm zu zeigen, dass erası 
niemals mehr von der Natur meines Subjects wissen könne, um meinen 
Erwartungen die Möglichkeit abzusprechen, als ich, um mich an ihnen 
zuhalten.. 0. rege Mr 
eh ats dient transacendentälen Schein, unserer psychologischen Be- 
griffe‘ gründen ‚sich dann noch drei. dinlektische Fragen, welche das 
anders ‚als ‚durch obige. Untersuchungen entschieden werden können, 
nämlich: -1) vonder Möglichkeit der. Gemeinschaft der Seele mit einem 
‚organischen Körper,.d. i..der Animalität und. dem Zustande der. Seele 
im Leben des Menschen, 2) vom Anfange dieser Gemeinschaft, d. i. der 
Beole-in und vor der «Geburt des Menschen, 3) dem- Einde.dieser Ge- 
meinschaft, d. # der Seele in und nach dem "Tode des Menschen-(Frage 
wegen der Unsterblichkeit). 2 
Ich behaupte, nun, dass alle Schwierigkeiten, die man bei diesen 
Fragen vorzufinden glaubt, und mit denen als dogmatischen Einwirfen 
man ‚sich das Ansehen einer tieferen Einsicht in die Natur der Dinge, 
als der gemeine Verstand wol haben kann, zu geben sucht, auf einem 


a 


636 Beilagen aus der erston Auflage, | 


blossen Blendwerke beruhen, nach welchem man das, was bloss in Ge 
dunken existirt, hypostasirt und in eben derselben Qualität als einen 
wirklichen Gegenstand ausserhalb des denkenden Subjeets‘ annimmt, 
nitmlich Ausdehnung, die nichts als‘ Erscheinung ist, für eine auch ohne 
sa unsere Sinnlichkeit subsistirende Eigenschaft itusserer Dinge; und Bewe: 
gung für deren Wirkung, welche auch ausser unseren Binnen an sich 
wirklich vorgeht, zu halten. Denn die Materie, deren Gemeinschaft mit 
der Scale so grosses Bedenken erregt, ist nichts Anderes als’ eine blosse 
Form: oder eine gewisse Vorstellungsart eines unbekannten Gegenstandes 
durch diejenige Anschauung, welche ‘man den äusseren Sinn nennt. (Es 
mag alao wol etwas ausser ung sein, dem diese Erscheinung, welche wir 
Materie nennen, correspondiet; aber in derselben Qualität als Erscheinung 
ist es nicht ausser uns, sondern lediglich ala ein Gedanke in uns; wiewol 
dieser Gedanke durch genannten Sinn es als ausser uns‘ befindlich vor 
stellt. Materie bedeutet also nicht eine von dem Gegenstande des inneren 
Sinnes (Saolo) s0 ganz nntorschiedene und heterogene Art von Substanzen, 
sondern nur die Ungleichartigkeit der Erscheinungen von Gegenständen 
(die uns an sich' selbst unbekannt sind), deren Vorstellungen wir äussere 
nennen, in Vergleichung mit denen, die wir zum‘ imeren' Sinne zuhlen, 
ob sie gleich ebenso wol bloss zum denkonden Subjects, als alle übrigen 
Gedanken gehören, nır dass sie diesen Tuschende an sich’haben, das, 
da sie Gegenstände im Raume vorstellen, sie sich gleichsam von der Beale 
ablösen und ausser ihr zu schweben scheinen, da doch selbst der Raum, 
darin sie angeschaut werden, nichts ala eine Vorstellung ist, deren Gegei- 
se kann, Nun ist die Frage nicht mehr von der Gemeinschaft der Seale 
mit anderen bekannten und fremdartigon Substanzen ausser uns, sonder 
bloss von der Verknüpfung der Vorstellungen des inneren Sitnes mit 
den Modificationen unserer äusseren Sinnlichkeit; und wie diese unter 
einander nach bestindigen Gesetzen verknüpft sein mögen, so dass sie 
in einer Erfahrung zusammenhängen. in 
80 lange wir innere und kussere Erscheinungen als blosse Ver 
stellungen im der Erfahrung mit einander zusammen halten, #6 finden 
wir nichts Widersinnigee und welches die Gemeinschaft beider Ark Sinne 
befremdlich machte, So bald wir aber die Kusseren 
postasiren, sie nicht mehr als Vorstellungen, sondern in derselben 


Mi 


— 


Summe der reinen Seelenlehre. 637 





 Qualitäe, wie sie in uns sind, auch als ausser uns für sich be- 
_ stehende Dinge, ihre Eandiuhgen aber; &ie -sio als Erscheinungen 
[ ‚gegen einander iin Verhältnis zeigen, auf unser denkendes Subjeet be- 
ziehen, so haben wir einen Charakter der wirkenden Ursachen ausser 
uns, der sich mit ihren Wirktingen in ns nicht zusammen reimen will, 
weil jener sich bloss auf äussere Sinne, diese aber auf den inneren Sinn 
beziahen, welche, ob sie zwar in einem Subjects vereinigt, dennoch höchst 
äls Veränderungen des Orts, und keine Kräfte als bloss Bestrebungen, 
welche auf Verhältnisse im Raurne als ihre Wirkungen auslaufen. In 
uns aber sind die Wirkungen Gedanken, unter denen kein Verhältniss 
des Örts, Bewegung, Gestalt oder Raumesbestimmung überhaupt statt- a1 
Andet, und wir verlieren den’ Leitfaden der Ursachen gänzlich an den 
Wirkimgen, die sich davon in dem inneren Sinne zeigen sollten, Aber 
wir sollten bedenken, dass nicht‘ die Körper Gegenstände an sich sind, 
(dis uns gegenwärtig «ind, sondern eine blosse Erscheinung wer weiss 
welches inbekannten Gegenstandes, düss die Bewegung nicht die Wir- 
kung dieser unbekannten Ursache, sondern bloss die Erscheinung ihres 
Einflusses auf unsere Sinne sei, dass folglich beide nicht Etwas ausser 
"us, sondern bloss Vorstellungen in uns seien, mithin dass nicht die Be- 
'wegung der Materie in uns Vorstellungen wirke, sondern dass sie selbst 
(mithin auch die Materie, die sich dadurch kennbar macht) blosse Vor- 
stellung ‘sei, und endlich die ganze selbstgemachte Schwierigkeit darauf 
hinauslaufe, ‘wie und durch welche Ursache die Vorstellungen unserer 
Sinnlichkeit #0 hutereinander in Verbindung stehen, dass diejenigen, 
welche wir Kussere Anschauungen nennen, nach empirischen ‘Geseizen 
als Gegenstände ausser uns vorgestellt werden können; welche Frage 
nun ganz und gar nicht die vermeinte Schwierigkeit enthält, den Ur- 
sprung der Vorstellungen von ausser uns befindlichen ganz fremdartigen 
wirkenden Ursachen zu erklären, indem wir die Erscheinungen einer-un- 
- bekannten Ursache für die Ursache ausser uns nehmen, welches nichts 
als Verwirrung veranlassen kann. In Urtheilen, in denen eine durch 
lange Gewohnheit eingewurzelte Missdeutung vorkommt, ist es unmöglich, 
äle Berichtigung sofort zu derjenigen Fasslichkeit zu bringen, welche in ass 
anderen Fällen gefordert werden kann, wo keine dergleichen unvermeid- 
liche Illusion den Begriff verwirrt: Daher wird-diese unsere Befreiung 


Ale Binwürfe: kötnensin ‚dogmatinche, kritische und akep- 
tische eingetheilt werden. Der dogmatische Rinwurf ist, der wider einen 
Satz, der kritische, der wider den Beweis eines Satzes, gerichtet ist. 
Der erstere bedarf einer Einsicht in die Beschaffenheit der Natur des 

Gegenstandes, ee. 
was der Satz von diesem Gegenstande vorgiebt; er ist daher selbat dog- 
matisch und giebt vor, die. Beschaffenheit, von der die Rede: ist, ‚besser 
zu kennen als der Gegentheil. - Der kritische. Einwurf, weil er dem Satz 
in seinem Werthe oder Unwerthe unangetastet: lässt und nur den Beweis 


gleicher Erheblichkeit, einen jeden derselben wechselsweise als Dogma 
und den anderen als dessen Einwurf, ist also auf zwei 

so Seiten dem Scheine nach dogmatisch, um alles Urtheil über. den Gagen- 
stand gänzlich zu vernichten. Der dogmatische also sowol als skeptisch 
Einwurf müssen beide so-viel Einsicht ihres Gegenstandes vorgeben, ‚als 
nöthig ist, etwas von ihm bejahend: oder verneinend zu 
kritische ist allein von der Art, dass, indem er bloss zeigt, man nehme 
zum  Behuf seiner Behauptung etwas an, was nichtig und.bloss eingobil- 
det ist, or die Theorie stürzt, dadurch ‚dass er ihr die angemasste Grund- 
er E  ——— 
ausmachen zu wollen. \ 

Nun Faiädrwinsinäch dan gemeinen Dagriflen.sunsereniraEEE 
Anschung der Gemeinschaft, darin unser ‚denkendes Subjeet; mit, deu 
"Dingen ausser uns steht, dogmatisch, und schen diese. als wahrhafte, un- 
abhängig von uns bestehende Gegenstände an, nach einem gewissen trans- 
scondentalen Dunlismus, der jene äusseren Erscheinungen nicht als Vor- 
stellungen zum  Snbjeete zählt, sondern sie so, wie sinnliche Anschauung 
sie uns liefert, ausser uns als Objecte versetzt und sie von dem denkendan 
Subjeete gänzlich abtrennt: Diese Subreption. ist nun die Grundlage 
aller Theorien über die Gemeinschaft zwischen Seele und ‚Körper; und 


Summe der reinen Seelenlehre. 639 


es wırd niemals gefragt, ob denn diese objeetive Realität der Erschei- 
nungen so ganz richtig sei, sondern diese wird als zugestanden voraus- 
gesetzt und nur tiber die Art verntinftelt, wie sie erklärt und begriffen 
werden müsse. Die gewöhnlichen drei hierüber erdachten und wirklich s»o 
einzig möglichen Systeme sind die des pIıysischen Einflusses, der vor- 
herbestimmten Harmonie und der übernatürlichen Assistenz. 
Die zwei letzteren Erklärungsarten der Gemeinschaft der Seele mit 
der Materie sind auf Einwürfe gegen die erstere, welche die Vorstellung 
des gemeinen Verstandes ist, gegründet, dass nämlich dasjenige, was als 
Materie erscheint, durch seinen unmittelbaren Einfluss nicht die Ursache 
von Vorstellungen als einer ganz heterogenen Art von Wirkungen sein 
könne. Sie können aber alsdann mit dem, was gie unter dem Gegen- 
stande äusserer Sinne verstehen, nicht den Begriff einer Materie verbin- 
den, welche nichts als Erscheinung, mithin schon an sich selbst blosse 
Vorstellung ist, die durch irgend welche äussere Gegenstände gewirkt 
worden; denn sonst würden sie sagen, dass die Vorstellungen äusserer 
Gegenstände (die Erscheinungen) nicht äussere Ursachen der Vorstel- 
lungen in unserem Gemtthe sein können, welches ein ganz sinnleerer 
Einwurf sein würde, weil es niemanden einfallen wird, das, was er ein- 
mal als blosse Vorstellung anerkannt hat, für eine äusssre Ursache zu 
halten. Sie müssen also nach unseren Grundrätzen ihre Theorie darauf 
richten, dass dasjenige, was der wahre (transscendentale) Gegenstand 
unserer äusseren Sinne iet, nicht die Ursache derjenigen Vorstellungen 
(Erscheinungen) sein könne, die wir unter dem Namen Materio verstehen. 391 
Da nun niemand mit Grund vorgeben kann, etwas von der transacen- 
dentalen Ursache unserer Vorstellungen äusserer Sinne zu kennen, so ist 
ihre Behauptung ganz grundlus. Wullten aber die vermeinten Verbeaserer 
der Lehre vom plıysischen Einflusse nach der gemeinen Vorstellungsart 
eines transscendentaleı Dualismus die Materie als solche für ein Ding 
au sich selbst (und nicht als blosse Erscheinung eines unbekannten 
Dinges) ansehen, und ihren Einwurf dahin richten zu zeigen, dass ein 
solcher äusserer Gegenstand, welcher keine andere Causalität als div 
der Bewerrungen an sich zeigt, nimmermehr die wirkende Ursache von 
Vorstellungen sein könne, sondern dass sich ein drittes Wesen deshallı 
ins Mittel schlagen müsse, um wo nicht Wechselwirkung, doch wenigstens 
Correspondenz und Harmonie zwischen beiden zu stiften: so würden sie 


(in u 


| 


640 Beilugen aus der ersten Auflage. 


"ihre Widerlegung davon anfangen, das zpror geödog des physischen 
Einflusses in ihrem Dualismus anzunehmen, und also durch ihren Ein- 
Voraussetzung widerlegen. Denn alle Schwierigkeiten, welche die Ver 
bindung der denkenden Natur mit der Materie treffen, entspringen ohne 
Ansnalme lediglich us jener erschlichenen  dunlistischen Vorstellung, 
dass Materie als solche nicht Erscheinung, d. i. blosse, Vorstellung des 
Gemtiths, der ein unbekannter Gegenstand entspricht, ‚sondern der Gegen- 
ee 
Sinnlichkeit existirt. 

zu re 
kein dogmatischer Einwurf gemacht werden. Denn, nimmt der Gegner 
an, dass Materie und ihre Bewegung blosse Erscheinungen und also selbet 
nur Vorstellungen sind, so. kann er nur darein die Schwierigkeit setzen, 
dass der unbekannte Gegenstand unserer Sinnlichkeit nicht:die Ursache 
der Vorstellungen in uns sein könne, welches aber vorzugeben ihn nicht 
das ımindeste bereehtigt, weil niemand von einem unbekannten Gegen- 
stande ausmachen kann, was er thun oder nicht thun könne, Er muss 
aber nach. unseren ‚obigen Beweisen diesen transseendentalen Idealismus 
nothwendig einräumen, wofern er nicht offenbar Vorstellungen hyposta- 
siren und sie als wahre Dinge ausser sich versetzen will. * Br 

Gleichwol kann wider die gemeine Lehrmeinung des physischen 
Einflusses ein gegründeter kritischer Kinwurf gemacht werden. Bine 
solche vorgegebene Gemeinschaft zwischen zwei Arten von Substanzen, 
der denkenden und der ausgedehnten, legt einen groben Dualismus zum 
Grunde und macht die letzteren, die doch nichts als blosse Vorstellungen. 
des denkenden Subjects sind, zu Dingen, die für sich bestehen. Also 
kann ‚der missverstandene physische Einfluss dadurch. völlig vereitelt 
werden, dass man den Beweisgrund desselben als nichtig und erschlichen 
aufdackt. 

Die bertichtigte Frage wegen der Gemeinschaft des Denkonden und 

5:5 Ausgedehnten würde also, wenn man alles Eingebildete absondert, ledig- 
lich darauf hinauslaufen, wie in einem denkenden Subjset über- 
haupt äussere Anschauung, nämlich die des Raumes. (einer Ex- 
füllung desselben, Gestalt und Bewegung) möglich sei. Auf diese 
Erage aber ist es keinem Menschen möglich eine Antwort zu finden, 





EB; 


"Summe der reinen Seelenlohre. 84 


und man kann diese Lücke unseres Wissens niemals ausfüllen, sondern 
nur dadurch "bezeichnen, dass man die äussere Erscheinungen inom 
transsoendentalen Gegenstande zuschreibt, welcher 'die Ursache dieser 
Art Vorstellungen ist, den wir aber gar nieht kennen, noch jemals einigen 
Bogrif® von ihm bekommen‘ werden. In allen Aufgaben, die im Felde 

vorkommen mögen, behandeln wir jene Erscheinungen als 
Gegenstände an sich selbst, ohne uns nm den ersten Grund ihrer Mög- 
lichkeit (als Erscheinungen) zu bekümmern. Gehen wir aber über deren 
Grenze hinans, s0 wird der Begriff eines transsoendentalen Gegenstandes 


Now diesen Erinnerungen über die Gemeinschaft zwischen dem 
‚denkenden und den ausgedehnten Wesen ist die Entscheidung aller 
‚Streitigkeiten oder Einwiirfs, welehe den Zustand der denkenden Natur 
vor dieser Gemeinschaft (dem Leben) oder nach‘ aufgeliobener solcher 
"Gemeinschaft (im Tode) betroffen, eine unmittelbare Folge. Die Meinung, 
‚dass dns denkende Subject vor aller Gemeinschaft mit Körpem habe 
‚denken können, würde sich s0 ausdrücken, dass vor dem Anfatige dieser 
‚Art der Sinnlichkeit, wräaneshtun ni ie Henke reciliiun lee) 
‚transscondentalen Gegenstände, welche im gegenwärtigen Zustande als 
Körper erscheinen, auf gunz anders Art haben üängeschant werden können. 
Die Meinung aber, dass dis Seele nach Aufhebung aller Gemeinschaft 
‚mit der körperlichen Welt noch fortfahren könne au denken, würde sich 
in dieser Form ankündigen, dass, wenn dis Art der Sinnlichkeit, wodurch 
uns kransscendentale und für jetzt ganz unbekannte Gegenstände als 
‚materielle Welt erscheinen, aufhören sollte, s0 sei darum noch nicht alle 
Anschauung derselben aufgehoben, und es sei ganz wol möglich, dass 
‚eben dieselben unbekannten Gegenstände fortführen, obzwar freilich nicht 
mehr in der Qualität der Körper, von dem denkenden Subject erkanuıt 
zu werden. 

Nun kann zwar niemand den mindesten Grund zu einer solchen 
Behauptung aus speculativen Principien anführen, ja nicht einmal die 
Möglichkeit davon darthun, sondern nur voraussetzen; aber ebenso wenig 
kann auch jemand irgend einen giltigen dogmatischen Einwurf dagegen 
machen. Denmm, wer er auch sei, so weiss er ebenso wenig von dor ab- 
soluten und inneren Ursache äusserer und körperlicher Erscheinungen, 
wie ich oder jemand anderes. Er kann alsö auch nicht mit Grund vor- 

Kanr's Kritik der reinen Vernunft. 4 


r 


ch damen (m Tode) aufhören werde. In 
80 ist denn also aller Streit tiber. die. Natur un 


können, ‚ohne uns auf einen uferlosen Ocesm zu. wagen, der. 

immer trüglichen Aussichten am. Ende nöthigt, alle | 

‚langwierige Bemühung als hoffnungslos aufzugeben... Pe 
u Pe 


Win aid noch elnsıdentiche und nlgonaine Bebsturung dann 
scendentalen und doch natürlichen Scheins in den. 

aa ra pn ehren Ar een 
der Tafel der Kategorien parallel laufenden Anordnungen. | 
nicht übernehmen können, ohne in Gefahr der Dunkelheit x 7 




















Summe der reineu Sealemlehre E2E3 
uns unschicklicher Weise selhst vorzugreifen. Jetzt wollen. wir diese 
Obliegenheit zu erfüllen suchen. erw lad Again FORPEERL 


Man kann allen Schein darein setzen, dass die subjeetive Bedin- 
gung des Denkens für die Erkenntniss des Objeets gehalten wird. 
Ferner haben wir in der Enleitung in die tranascendentale Dialektik ge- 
zeigt, dns reine Vernunft sich lediglich mit der Totalität der Synthesis 
der Bedingungen zu einem gegebenen Bedingten,beschäftige. Da mn der. 
dinlektische Schein der reinen Vernunft kein empirischer Schein sein kann, 
der sich bei der bestimmten empirischen Erkenntnis vorfindet, so wird er 
das Allgemeine der Bedingungen des Denkens betreffen, und es wird nur 
drei Fülle des dialektischen Gebrauchs der reinen Vernunft geben: m 

1: die Synthesis der Bedingungen eines Gedankens überhaupt; 

len die Synthesis der Bedingungen des empirischen Deukens; - 
" 3. die Synthesis der Bedingungen des reinen Donkena. | Pr 

* In. allen. diesen drei Fällen beschäftigt sich die reine Vernunft bloss 
mit der absoluten Totalitit dieser Synthesis, d.'i. mit derjenigen Bedin- 
gung, dio selbst unbedingt ist. Anf diese Eintheilung gründet sieh auch 
der dreifuche transscendentale Schein, der zu drei. Abschnitten der Dia- 
lektik Anlass giebt, und zu ebenso vielem scheinbaren Wissenschaften 
aus reiner Vernunft, der transscondentalen Psychologie, Kosmologie und 
Theologie die Idee an die Hand giebt, Wir haben es hier nur mit der 
ersteren zu thun. » obhen mer 

Weil wir beim Denken überhaupt von aller Baziekung’des Godankena 
auf irgend ein Objeet (es,sei der. Sinne oder des-reinen Verstaudes) aba- 
trahiren, so ist die Synthesis ‚der Bedingungen eines Gedankens. über- 
haupt (No, 1) gar nicht objestiv, sondern. bloss eine Synthesis des 
Gedankens mit dem Subjeet, die aber. filschlich für eine syntlietische 
Vorstellung eines Objects gehalten wird. 

Es folgt aber auch hieraus, dass: der (dialektische Schluss auf die 
Bedingung alles Denkens überhaupt, die selbst unbedingt ist, nicht einen 
Poller im Inhalte begehe (denn er. abstrahirt von. allem, Inhalte oder 
Objeete), sondern dass er allein in der Form fehle und  Paralogismus ge- m 
nannt werden miisse. 

Weil ferner die einzige Bedingung, äio alles Denken  bagisitet;.das 
Ich/in dem allgemeinen‘ Satze „Ich denke" ist, #0 hat.die. Vernunft es 


mit dieser Bedingung, so fern sie solber unbedingt ist, zu Ahun. „Sie.ist 
u” 














644 Beilagen nus dor ersten Auflage 


aber nur-die formale Bedingung, nämlich die logische Einheit sines jeden 
Gedankens, bei dem ich von allem Gegenstande abstrahire, und. wird 
‚gleichwol als ein Gegenstand, den ich denke, niimlich als das Tel selbst 
und die unbedingte Einheit desselben vorgestellt‘. | u. 100005 
Wenn mir jemand überhaupt die Frage aufwirfe: von welcher. Be- 
schaffenheit ist ein Ding, welches denkt? so weiss ich darauf « prieri 
nicht das mindeste zu antworten, weil die Antwort synthetisch sein soll 
(dem eine analytische erklärt vielleicht wol das Denken, aber giebt keins 
erweiterte Erkenntniss von demjenigen, worauf dieses Denken seiner Mög- 
lichkeit nach beruht). Zu jeder synthetischen Auflösung aber wird An- 
schanung erfordert, die in der so allgemeinen Aufgabe günzlich wegge- 
lassen worden. Ebenso kann niemand die Frage in ihrer Allgemeinheit 
beantworten, was wol das für ein Ding sein miisse, welches. beweglich 
ist. Denn die undurchdringliche Ausdehnung (Materie) ist ‚alsdanıı nicht 
gegeben. Ob ich nun zwar allgemein auf jene Frage keine Antwort 
weiss, so scheint es mir doch, dass ich sie im einzelnen. Falle, in dem 
309 Satze, der das Belbstbewusstsein ausdrückt, „Ich denke“, geben könne 
Denn dieses Ich ist das erste Subject, d. i. Substanz, es ist einfach 1. sw. 
Dieses nüissten aber alsdann lauter Erfahrungssätze sein, die gleiehwol 
ohne eine allgemeine Regel, welche die Bedingungen der Möglichkeit zu 
denken. überhaupt und @ priori aussngte, keine dergleichen Prädicate 
(welche nicht empirisch sind) enthalten könnte. Auf solehe Weise wird 
mir meine anfänglich so scheinbare Einsicht, über die Natur eines den- 
kenden Wesens, und zwar aus lauter Begriffen zu urtheilen, verdächtig, 
ob’ich gleieh den Fehler derselben noch nieht entdeckt habe 
Allein das weitere Nachforschen hinter den Ursprung dieser Attri- 
bute, die ich mir als einem denkenden Wesen tiberhaupt:'beilege, kann 
diesen Fehler aufdecken. Sie «ind nichts mehr als rwine Kategorien, wo- 
durch ich niemals einen bestimmten Gegenstand, sondern. nur die Einheit 
der Vorstellungen, um einen Gegenstand derselben zu bestimmen, denke 
Ohne eine zum Grunde liegende Anschauung kann die Kategorie allein 
mir keinen Begriff von einem Gegenstande verschaffen; denn nur dureh 
Anschauung wird der Gegenstand gegeben, der hernach der Kategorie 
gemäss gedacht wird Wenn ich ein Ding für eine Substanz in der Er- 
scheinung erkläre, #0 müssen mir vorher Prüädieate seiner Anschanumg 
gegeben sein, an denen ich das Beharrliche vom Wandelbaren ımd das 


Summe der reineh Seelonlohre | 6485 






Substratum (Ding selbst) von demjenigen, 'was ihm bloss anlüngt, unter- 400 
schede. Wenn ich ein Ding einfach in der Erscheinung nenne, 80 ver- 
stähe ich darunter, dass die Anschanung desselben zwar ein Theil der 
Wirlteinitig wir belbet aber Tniäht girhellt werden Arne lan 
über etwas nur für einfach im Begriffe und nicht in der Erscheinung 
j erkannt, so habe ich dadurch wirklich gar keine Erkenntnies von dem 
\  Gegenstande, sondern nr von meinem Begriffe, den ich mir von atwas 
überhaupt mache, das keiner eigentlichen Anschauung fihig ist, Ich 
In. stnilßryeressteinell.nuelhnengndbereis hoheren nen 
weiter als bloss dass es otwäs sei, zu sagen weiss 
FEN it die Yonce -Apperseption (Lak) Bubalhn im Bayrisch 
im Begriffe us w., und eo haben alle jene psychologischen Lehrsätze 
ihr" undtreitige Richtigkeit: Gleichwol wird dadurch doch: dasjenige 
keitieswegs von der, Seele erkannt, was man eigentlich wissen will; dem 
alle diese Prädicate gelten garnicht von der Anschauung, und können 
her auch keime Folgen haben, die auf-Gegenständs der Erfahrung an- 
würden; mithin sind sie völlig leer. "Denn jener Begrifi der 
Substanz lehrt mich nicht, dass die Seele für sich selbst fortdaurg, nicht, 
duss sie von den äusseren Anschauungen ein Theil sei, der selbst nicht 
mehr getheilt werden könne, und der also durch keine Veränderungen 
der Natur entstehen oder vergehen könne; lauter Eigenschaften, die-mir 
die Seele im Zusammenhänge der Erfahrung kennbar machen ind in 
Anschung ihres Ursprungs und künftigen Zustandes Eröffiung geben 
könnten. "Wenn ich mun aber‘ durch die blosse Kategorie sage: die m 
Sedle ist eine einfache Babstanz, so ist klar, dass, da der nackte Ver- 
standesbegriff von Substanz nichts weiter enthält, als dass ein Ding als 
Subject an sich, ohne wiederum Prädicat von einem anderen zu sein, 
vorgestellt werden solle, daraus nichts von Behnrrlichkeit folge, und das 
Attribut des Einfichen diese Beharrlichkeit gewiss nicht hinzusetzen 
könne, mithin man dadurch fiber das, was die Seele bei den Weltver- 
änderungen treffen könne, nicht im mindesten unterrichtet werde. Würde 
Man uns sagen können: sie ist’ein einfacher Theil der Materie, wo 
würden wir von dieser aus dem, was Erfahrung von ihr lehrt, die Be- 
Narrlichkeit und, mit der einfachen Natur zusammen, die Unzerstörlich- 
keit derselben ableiten können. Davon sagt ma uber der Begriff des 
Ich in dem psychologischen Grundsatze (Ich denke) nicht ein Wort 





Nr Beilagen mus dor ersten Auflage. 


2 Dass über das Wesan, welches in uns deukt, durch reine Kategarien, 
und zwar diejenigen, welche die absolute Einheit unter jedem Titel der- 
selben ausdrücken, sich selbst zu erkennen vermeine, rührt daher, Die 
Appereeption ist selbst der Grund der Möglichkeit der Kategorien, welche 
ihrerseits nichts Anderes vorstellen als die Synthesis-des Mannigfaltigen 
der’ Anschauung, 80 fern dasselbe in der Apperception Einheit hat, Da- 
her ist das Selbstbewusstsein überhaupt die Vorstelluig desjenigen, was 
die Bedingung aller Einheit und doch selbst unbedingt ist Man kann 

40 daher von dem denkenden Ich (Seele), das sich als Substanz, einfach, 
numerisch identisch in aller Zeit und als das Correlatum alles Daseins, aus 
welchem alles andere Dasein geschlossen werden muss, vorstellt, ‚engen, 
dass es nieht sowol sich selbst durch die Kategorien, sondern die 
Kategorien, und durch sie alle Gegenstände in; der/nbeolaten Einheit 
der Appereeption, mithin durch sich selbst ierksunt. Nun ist zwar 
schr einleuchtend, dass ich dasjenige, ‘was ich voraussetzen muss, um 
überhaupt ’ein "Object zu erkennen, 'nicht/.solbst als ‚Object erkemen 
könne, und dass das bestimmende Selbst (das Denken) von dem be 
sirmmbaren Selbst (dem 'denkenden Subject) wie Erkenntnisse vom Gogen- 
stande unterschieden sei. Gleichwol ist nichts natürlicher und verBihre- 
rischer als der Schein, die Einheit in der Synthesis der Gedanken für 
eine wahrgenommens Einheit im Subjecte dieser Gedunken zu halten. 
Man könnte ikm die Subreption' des hypostasirten Bewusstseins (apperup- 
tionia eubetantiäle) nennen. 

Wenn man den Paralogismus in den dielektischen Vormunftschliissen 
der rationalen Seelenlehre, so fern sie gleichwol richtige Prämissen haben, 
logisch betiteln will, s0:kaun er für ein sophiema ‚Agurae diehionis gelten, 
in welchem der Obersatz von der Kategorie in Ansehung ihrer, Bedin- 
gung einen bloss transscendentalen Gebrauch, der Untersatz aber und 
‚der ‚Schlusssatz in Anschung (der Seele, die, unter diese Bedingung sub- 
sumir! worden, von eben dar Kategorie einen empirischen Gebrauch 

«smacht. So ist z. Bi der ‚Brgrifl' der Substanz in dern, Paralogismus ‚der 
Simplieität'ein reiner intelleetueller Begriff, der ‚ohne Bedingungen. der 
sinnlichen Anschauung bloss von transscendentalem, d, i. von gar keinem 
Gebrauch ist. Im: Untersatzo aber ist eben derselbe Begriff rauf den 
Gegenstand aller inneren Erfahrung angewandt, oline doch, die Bedin- 
gung seiner Anwendung in «onoreto, nmlich die Beharrlichkeit desselben 


Summe der reinen Seelenlehre, 647 


voraus festzusetzen und zum Grunde zu legen, und daher ein empirischer, 
obzwar hier unzulässiger Gebrauch davon gemacht worden. 

Um endlich den systematischen Zusammenhang aller dieser dialek- 
tischen Behauptungen einer vernünftelnden Seelenlehre in einem Zu- 
semmenhange der reinen Vernunft, mithin die Vollständigkeit derselben 
zu zeigen, so merke man, dass die Apperception durch alle Klassen der 
Kategorien, aber nur auf diejenigen Verstandesbegriffe durchgeführt werde, 
welche in jeder derselben den übrigen zum Grunde der Einheit in einer 
möglichen Wahrnehmung liegen, folglich: Subsistenz, Realität, Einheit 
(nicht Vielheit) und Existenz, nur dass die Vernunft sie hier alle als 
Bedingungen der Möglichkeit eines denkenden Wesens, die selbst unbe- 
dingt sind, vorstellt. Also erkennt die Seele an sich selbst: 


1. 
die unbedingte Einheit 
des Verhältnisses, 
d. i. sich selbst nicht als inhärirend, 


sondern 
subsistirend; 
2. 3. 
die unbedingte Einheit die unbedingte Einheit 
der Qualität, bei der Vielheit in der Zeit, 

d. i. nicht als reales Ganze, d. i. nicht in verschiedenen Zeiten 

sondern numerisch verschieden, 

einfach;* sondern als 
ein und eben dasselbe Subject; 
4. 


die unbedingte Einheit 
des Daseins im Raume, 
d. i. nicht als das Bewusstsein mehrerer Dinge ausser ihr, 
sondern 
nur des Daseins ihrer selbst, 
anderer Dinge aber bloss als ihrer Vorstellungen. 


* Wio das Einfache hier wiederum der Katexorie dor Realität ontspreche, kann 
ich jetzt noch nicht seigon, sondern wird im folgenden Hauptstücke, bei Gelegenheit 
eines anderen Vernunftgebrauchs eben dewelben Begriffs gewiesen worden. 


648 Beilagen aus der ersten Auflage. — Summe der reinen Seelenlehre. 


«05 Vernunft ist das Vermögen der Principien. Die Behauptungen der 
reinen Psychologie enthalten nieht empirische Prädicate von der Seele, 
sondern solche, die, wenn sie stattfinden, den Gegenstand an sich selbst 
unabhängig von der Erfahrung, mithin durch blosse Vernunft bestimmen 
sollen. Sie müssten also billig. auf Principien und allgemeine Begriffe 
von denkenden Naturen überhaupt gegründet sein. An dessen Statt 
findet sich, dass die einzelne Vorstellung „Ich bin“ sie inagesammt re- 
giert, welche’ eben darum, weil sie die reine Formel aller meiner Erfah- 
rung (unbestimmt) ausdrückt, sich wie ein allgemeiner Satz, der für alle 
denkenden Wesen gelte, ankündigt und, da er gleichwol in aller Absicht 
einzeln ist, den Schein einer absoluten Einheit der Bedingungen des 
Denkens überhaupt bei sich führt, und dadurch sich weiter ausbreitet, 
als mögliche Erfahrung reichen könnte, 


DROHENDEN UUENDE 


Anhang des Herausgebers zur '"T'extrevision. 


Die Grundlage für den vorliegenden Abdruck der Kritik der reinen 
Vernunft bildet der Text der zweiten Auflage. Derselbe kann durch 
keine der späteren während Kants Lebzeiten erschienenen Auflagen er- 
setzt werden, weil, wie aus mehr als einem Grunde sicher ist, Kant den- 
selben gar keine Revision mehr hat zu Theil werden lassen. Es wird 
dies schon aus der Gleichgiltigkeit wahrscheinlich, mit der Kant die äussere 
Form fast aller seiner Schriften in stets zunehmendem Masse behandelt hat. 
Eine Bestätigung bietet der Umstand, dass er keine der späteren Auf- 
lagen irgendwie als eine verbesserte bezeichnet. Von den zahlreichen 
ganz offenbaren Druckfehlern und Incorrectheiten der zweiten Auflage 
sind deshalb in jenen nur einige von denen verbessert, die einem leidlich 
aufmerksamen Corrector aufstossen mussten; neue Fehler dagegen sind 
vielfach hinzugekommen. 

Auch die zahlreicheren Correcturen im Text der (trotzdem druck- 
tehlerreichen) fünften Auflage, sowie das derselben angehängte umfang- 
reiche Verzeichniss von „Verbesserungen“, können nicht von Kant selbst 
herrühren. Die ersteren nicht, weil zwei von ihm selbst früher als noth- 
wendig bezeichnete Correcturen (3. XI Z. 2 u. und S. XXXIX Anm. 
7.110.f.) nieht vorgenommen sind; das letztere nicht, da es nicht bloss 
inanche überflüssige Veränderungen, sondern auch solche, die seinem 
Schriftgebrauch zuwiderlaufen, und selbst solche euthält, die theils sach- 
lich, theils formell durchaus unzulässig sind. Die Grundlage des- 
selben, sowie einiger der Textveränderungen bildet das später zu be- 
sprechende Verzeichniss Grillos, auf das Vaihinger hingewiesen hat. 


oo 


650 Anhang des Herausgebors 


Der Text der zweiten Auflage unterscheidet sich von dem der 
ersten durch ungleich grössere orthographische und interpunetionelle 
Correetheit, obgleich auch hier sich noch zahllose Inconsequenzen und 
Archaisınen finden, von deuen die einigermassen sorgßiltig gedruckten 
Schriften aus jener Zeit frei sind. Erwähnt mögen jedoch nur einige 
von denjenigen sprachlichen Verbesserungen Kants werden, die vun 
den Herausgebern der ersten Auflage aus Versehen mehrfach nicht ver- 
werthet worden sind. Hierher gehört 

1) die Verbesserung archaistischer Wortformen, z. B. Scharfsichtig- 
keit in Soharfsinnigkeit (91), verflicht in verflechtet (295), streitet 
in bestreitet (59, 57, 796, 865 u. %), sondere in besondere (836), 
Gleis in Geleis (632), unerachtet in ungeachtet (849 u. &.) 

' 2) Die Verbesserung schwach deelinirter attributiver Adjective in For- 
uien der starken Deelination, z. B. dialektischen in dialektischem (741) m, ö, 

3) Die Verbesserung schwacher Declinationsformen einiger Substan- 
tive in Formen der\starken Declination, z. B. 
sein in des Gedankens, des Nichtseins. 

4) Die Veränderung der längeren  Flextionsformen x Artikels in 
die kürzeren, z. B.'denen «s den (882). 2 I ’ 

6).Die Vorlinderung (der Verbformen' (dass ee) /einfiele (imheinfieh, 
(er) hielte #» hielt (2, 327), w sw. 


6) Die Verlinderungen der Form „sein“, die von Kant.nicht.blass für j 


Jen Infinitiv, sondern auch mehrfach für die Formen „seien“ und „sind“ 
gebraucht wird, in diese beiden letztgenannten Formen. Begelmissig ist 
diese Verbesserung jedoch keineswegs vorgenommen. r 

Nur in folgenden Fällen ist der Wortlaut der ersten) u vor 
dem der zweiten vorgezogen worden: 

In der Oonstruction von gehören wor (die Sinnlichkeit, den Verstand, 
die Vermunft (311, 325, 484, 711, 831), wodie ee 
setzt. Ebenso wurde beibehalten* 

3.8.2.80. lange Zeit statt länge, g 

5. 11:2. 100. dem Wort Körper statt.dem Körper: ‘ 


® Tu den beiden folgenden Verzeichnissen sind diejenigen Varlanten, die schen 
von Rosenkranz, Hartenstein und dem Harausgober dos Werks In der Toclamsehen 
Undvorsalhfbliorhek (Dr. K- Ketrbach) angemerkt worden sind, Aurch ein IR, 2 K 
kenntlich gemmeht wurden. Illerbei sei bemerkt, dass Rosenkrate in: denjenigen. 


sur Textrovision. 651 


8.12 Z. 10 0. zu dem ersteren gehörig statt zu dem ersteren ge- 
höreten.t 

8.13 Z.5,6u. Allgemeinheit, als die Erfahrung verschaffen 
kann, sondern statt Allgemeinheit, sondern. H. 

8.13 Z.3u. hinzuftgt statt hinzugefügt. HL. 

8.28 Z.90. und ihnen in statt und in. 

8.36 Z.20. im Gegensatz mit derjenigen stutt im Gegensutz der- 
jenigen. 

8.43 Z.5 u. gilt nur unter statt gilt unter. 

8.44 Z.80. ob zwar zugleich die statt ob zwar die.? 

8.97 Z.5u. Nichtsterbliche statt Nichtsterbende. 

8.173 Z.30. darin ein gründlicher stat# darin gründlicher. 

8.190 Z.7 u. so fern er statt so fen es. H. K. 

8.199 Z. 50. synthetischer statt synthetischen. 

8.319 Z.6u. mag, so ist statt mag, ist. 

8.329 2.30. gar keinen Begriff statt keinen Begriff. K. 

8.353 2.3 0. gebietet sie zu tiberschreiten stalt sie zu überschrei- 
ten gebietet. 

8.596 2.30. empirisch mögliche Einheit satt empirische mög- 
liche Einheit. K. 

8.640 Z.10. Gleichen statt Gleiches. 

8.801 2.70. um sich... . zu satt um.... zu. 

8.811 Z.1o. an statt von. H. K.? 

In den nachstehend verzeichneten Fällen ist der Ausdruck der ersten 
Auflage von Kant verbessert worden. Unbemerkt geblieben sind nur 
Ausführungen, die beiden Auflagen gemeinsam sind, den Text der ıinften Auflage 
zu Grunde gelegt hat. Da er die Varianten in diesen Abschnitten unbeachtet gelassen 
hat, so giebt seine Ausgabe den Wortlaut der orsten nur da, wo beide Auflagen 
einschneidendere Differenzen zeigen. Auch H. hat, wie es scheint, besonders die 
fünfte Auflage benutzt. 

! Die Lesart der zweiten Auflage giebt dem Gedanken eine falsche Wendung. 

% A. schiebt zwischen „obzwar“ und „zugleich“ ein „wir ein; dadurch wird 
der Satz jedoch, so weit ich sehe, unconstruirbar. 

23.858 2.80. soll nach K. die zweite Auflago den incorrecten Text „weil 
er‘ statt „weil es“ haben. Ich finde sowol in der zweiten, als auch iu der vierten 
und fünften Auflage nur „weil os". 


652 Anhang des Herausgebers 


diejenigen Veränderungen, die ganz offenbare und unwesentliche Druck- 
fehlercorrecturen enthalten, wie 8. 119 quaestio in quasstiomem. 


Widmung 2.80. könnte in könne. H.K. 
8.6 Z.8u. Was aber noch in Was noeh. H.K. 


8.7 Z ln. unter diesem’ Wort: unter! dem Worteinatfrlich.. 
8.8 Z.40. die mathematischen #n als die mathematischen.? K. 


3.8 Z.80. widersprochen in» widerlegt. 

8.10 Z.7 0. diese Frage in eine solche Frage. 
8.10 Z.4 u. im anderen in in dem anderen. 

8.11 440. obschon in obgleich: 

8.11 2.7,80, werden, z. B. in werden. 2. B, 
8.11 Z.120. nur bewusst in mir nur bewusst: K, 
8.12 2.90. also ich in ich also. 

8.13 Z 14 0: das X in das Unbekannte =X. RK 
8.13 2.160. Prädient is Prädicat B. 

8.16 Z. 1 u. (Proleg.) aber nur in aber auch nur. 
8.17 Z 11u (Proleg.) in ihnen #n in ihm. 

8.25 Z.2 u. nöthig m nothwendig. 

8.39 Z 6u. liege in liegt. HK. 

8.53 2.110. so in also. 

8.64 Z.12 0. beides in beide, 

8.74 Z4 u. kann in können, 

8.77 2.90. unterschoben in untergeschoben. 
8.85 Z.7u. dem in zum.? 

8.89 Z.5u. und die in und durch die, 

8.92 2.130. dem Zufall in vom Zufall. 

8,108 Z4u. mir m mich. K. 

8.172 Z.110. weil in denn. 

8.173 2.60. einsehen, ob in einsehen, aber ob. K. 
8.212 Z.9 u. welche in welches. 


U HE. folgt hier dem Wortlaut der ersten Auflage. Jodoch ‚Kants Sprachge- 
brauch beweist, dass in dem Zusatz des „als eine Verbesserung working: Die Fs- 
sung des ‚unahernatische“ als Plural ist durch die Beziehung auf‘ „der Erkenmtnlese 
die wahrscheinlichere. 


% Yergk. die Varianten za $. 92 und 8. 768 


sur Textrevision. 653 


8.214 Z.7 o. Schliessen, als man #n Schliessen man. 

8.214 Z.3u. sein in sei.! 

8.215 Z.3 u. anders, wie ın anders als.? 

8.227 Z.7,8.u. treffe... Beweise in treffe... Beweise an. 

8.236 Z.30. dessen ın deren. H.K. 

8.252 Z.7o. ist in sei. K. 

8.317 Z.9,100. als gehörig zum .,. Anschauung in als zum... 
Anschauung gehörend. 

8.318 Z.7 0. die Dinge aber *s die Dinge. 

8.321 Z.1u. das entweder, was in das, was entweder. K. 

8.334 Z.90. und es uns sn da es uns. K. 

8.347 Z.9 0. gedacht worden sn gedacht werden. 

8.347 Z.1—3 u. Zeit (ons imaginarium) die... werden ın Zeit, die... 
werden (ens imaginarıum). 

8.350 Z. 1 u. subjective Gründe ## die subjectiven Gründe. 

8.360 Z.1—3 o. liegt, ein.... wird, endlich in liegt, undeein... wird, 
und endlich, K. 

8.360 Z. 120. sterblich, oder: einige... Menschen oder: nichts in 
sterblich; einige... Menschen; nichts. H. K. 

8.363 Z.14 0. darauf in auf diese. 

8.366 2.120. erstere in ersteres. K. 

8.366 Z. 130. der in das. K. 

8.373 Z.2.0. stellen in setzen. 

8.382 Z.4,50. ist...ist m sei...sei. K. 

8.387 Z.1 u. die Seite ın der Seite. 

8.391 Z.20. entweder erstlich als in entweder als. 

8.406 2.90. an ın von. 

8.445 Z.4 u. er selbst in der selbst. 

8.457 Anm. Z. 6u. eine...der in eines...dem. K. 

8.468 2.9 0. dem ın der. 

3.475 Z. 11,120. so wäre sie... Natur ın sie... Natur wäre H.K. 

8.486 Z.5 u. folgenden a Folgendem. K. 

5.507 Z.6u. Erfahrung so wird in Erfahrung wird. 


4 So noch öfter, =. B. 8.213 Z.3o0., 8.235 Z.4u 
® Bo noch öfter, x. B. 8.284, 834 K. und ähnlich 818. 


654 Anhang des Herausgebers 


8.517 Z.8u. abwich? in abwiche? 

8.529 Z.2 u. können, endlich «n können, sie endlich. 

8.533 Z.2 0. und die Welt, weil sie «n und weil die Welt. K. 

8.569 Z.6u. bestimmt sein (sind), und in bestimmt, und. 

8.572 Z.10u. einer Wirkung in eine Wirkung. R. H.1 

8.582 Z.8 u. können in könne. 

8.584 Z.3 0. sie gehöre in gehöre sie. K. 

8.585 Z. 110. giebt in gebe. H.K. 

8.593 Z.2 u. zuzulassen es allerdings #s zuzulassen allerdings. 

8.605 2.120. Entweder oder #n Entweder und Oder. 

8.612 Z.5 0. noch in nach. 

8.630 2.50. weil m da. K. 

8.636 Z.5.u. ich n ich's. K. 

8.645 Z.50. vor in von. 

8.645 2.150. sahen in sehen. K. 

8.649 Z.10u. werden in wird. 

8.651 Z.4o. bedürfen, es in bedürfen, wir es. K. 

8.655 Z.6u. beobachtenden ir zu beobachtenden. K. 

8.6592. 6,7 u. aber unser Begriff von ihm in wovon aber unser 
Begriff. 

8.660 Anm. Z. 3 0. auf sittliche Gesetze gegründet ist en sich auf 
sittliche Gesetze gründet. K. 

8.673 Z.10.u. von in vor. 

8.685 Z.50. einem in ein. 

8.711 Z.5u. also die in also wird die. K. 

8.716 Z.13 u. welche da in welche es. K. 

8.721 Z.2u. zu nehmen in nehmen. K. 

8.728 Z.11o. was in das. K. r 

8.731 Z.4 0. klarsten oder abstracten in klarsten abstracten. K. 

8.739 2.7 0. sogar sehr in so sehr. 

8.740 Z.110. hier wol anpassen in hier anpassen. K. 

8.746 Z. 2 u. Sätze werden müssen in Sätze construirt werden 
ıniissen. hg 


®R. lüsst „ein“ fort, jedoch nicht mit Recht. Kant denkt die transscondentale 
Causalität durchaus nicht so anbestimmt, als B. annimmt. 


zur Textrevision. 655 


8.748 Z.10. wol zwar durch in wol durch. 
8.748 Z.20. niemals aber «s u,nd niemals. 
8.758 Z.1 u. der Definition in zur Definition. 
8.759 Anm. Z.1 u. von Recht in vom Recht. 
8.761 Z.100. wegen in willen. 
8.761 Z.14 0. giebt in gebe.! 
8.764 Z.50. dagegen in hingegen. K. 
8.769 7.40. was da denkt ın was denkt. K. 
8.770 Z. 4 0. innerer in innere. 
8.777 Z.110. gebracht «n hingebracht. K. 
8.789 Z. 60. Urtheilskraft, welche «s Urtheilskraft zukommt, welche, 
8.810 Z. 50. nicht gleich als an :n nicht als an. 
8.810 Z.14. 0. seiner in ihrer. K. 
8.811 Z.50. dem s den. 
8.821 Z.50. So wiez.B. mn So BR. 
8.826 2.80. bloss das sn dar bloss. 
8.834 Z.60. Grade, als ın Grade, und. 
8.837 Z. 10 0. theoretischen anzunehmen in theoretischen 
Gebrauch, anzunehmen. 
8.843 Z.10 u. welche in welches. 
8.847 Z.4 o. als göttliche Gebote ansehen, darum is darum als 
göttliche Gebote ansehen. 
8.864 7.2 u. zu anfangs ın anfangs. K. 
8.880 7.7 u. und Hoffnung in und die Hoffnung. K. 


Die Textrevision der zweiten Auflage ist wie die Revision die 
Prolegomenen von dem Gesichtspunkt aus unternommen, den Sprach- 
gebrauch Kants dem durchschnittlich herrschenden Sprachgebrauch 
unserer Zeit so weit anzupassen, dass die Aufmerksamkeit der Leser 
durch die veraltete Darstellungsform des Autors vom Inhalt möglichst 
wenig abgelenkt wird. Es ist deshalb manches modernisirt, was selbst 
Hartenstein, geschweige denn Rosenkranz oder Kehrbach, unverändert ge- 
lassen hat. In orthograplischer Hinsicht bin ich dabei bis auf wenige 


1 Man vergl dio Currectur zu 8.16 2.30, 


zur Textrevision. 657 


2) Veraltete Geschlechtsbezeichnungen sind regelmässig verbessert; 
z. B. der Wachsthum, der Wolgefallen, der Gegentheil, der Blendwerk, 
der Period;! die Hinderniss, die Eräugniss, die Bediirfniss, die Verhält- 
niss. Der wechselnde Gebrauch von „die Erkenntniss“ und „das Er- 
kenntniss“ bei ganz gleicher Bedeutung beider ist wie in den-Prolegome- 
nen? auf den Gebrauch von „die Erkenntniss“ reducirt worden. 

3) Der attributive Gebrauch der Formen eigen, analytisch, den- 
kend u. s. w. statt eigenes, analytisches, denkendes u. s. w. wurde 
aufgehoben. 

4) Kant construirt „dergleichen“ als Adjectiv bald mit, bald ohne 
unbestimmten Artikel. In zwei Fällen, S. 269 Z. 3 o., 8. 300 2. 9 o., 
wurde der unbestimmte Artikel zugefügt. — Kants Gebrauch des Ar- 
tikels weicht überhaupt in mehrfacher Hinsicht störend von dem sonst 
üblichen ab. Der bestimmte Artikel wurde eingeschoben in nachstehen- 
den Fällen: 8. XVIII Anm., die über die Erfahrungsgrenze hinaus- 
strebende Vernunft; 8. 57 Z. 1 u., in die nothwendige Einstimmung 
bringen; 8. 135 Z. 3 o. unter die Einheit der Apperception zu bringen; 
8. 144 Anm., die Beziehung .. . auf die Einheit der Apperception; 
8. 537 Z. 10 o., keine empirische Grenze für die absolute Grenze; 
8. 754 Z. 11. o. über die Grenzen .... hinaus .. zu gelangen. Der 
unbestimmte Artikel wurde gesetzt: $. 484 Z. 2 o., kein anderes als 
ein kosmologisches Argument zu brauchen. 

Kant setzt ferner bei zwei oder mehr in coordinirter Satzstellung be- 
findlichen Substantiven nur den Artikel des ersten, selbst wenn das andere 
in Geschlecht oder Zahl oder in beiden differirt. Es führt dies fast 
immer zu llärten; der Gebrauch kehrt jedoch so häufig wieder, und ist 
zum Theil so wenig einfach zu verbessern, dass nur in denjenigen unter 


! Roseukranz behält diese falsche Geschlechtsbezeichnung, die sich XXXIX 
Anm. Z. 120. findet, bei; er wählt nur die nicht woniger falsche, aber zur Zeit Kants 
(vgl. W. 1295) gebräuchlichere Form „diesen Perioden“. M. (und nach ihm K.) ver- 
bessert „diese Perioden‘, wodurch Kants ganze Beziehung daselbst falsch wird. 

% Der Wiederholung Jes für die Prologoinenen geführten Nachweises für die 
vollkommene Identität beider Begriffe bei Kant darf ich mich um so eher überheben, 
als sich in der Kritik der reinen Vernunft noch ungleich zahlreichere Fälle finden, 
in denen beide Termini in demselben Gedankenzusammnenhang unterschiedslos neben 
einander gebraucht werden. 

Kanr's Kritik der reinen Vernunft. 42 


sur Textrevision. 659 


stark beugen, bald umgekehrt verführt. Auch hier ist unser Sprachge- 
brauch itberall hergestellt; so wurden Formen. der schwachen in Formen 
der starken Declination verwandelt: S. 199, 688, 813, 869; 503, 668, 
687, 724, 743, 810, 883 u. o., umgekehrt 8. 426, 729, 764 u. d. — 
Die )eclinationsformen von „zwei“, die Kant, übrigens ohne Scheidung 
der Formen für die verschiedenen Geschlechter, vielfach noch verwendet, 
sind ohne Ausnahme getilgt. — Die Nominative und Accusative des 
Plural auf „e“ der Adjective u. s. w. sind durch die entsprechenden Formen 
der schwachen Declination ersetzt. — Auclı der Gebrauch des attribu- 
tivisch gesetzten „viel“ ohne Declinationsendigungen wurde aufgegeben. 

Ebenso wurden verbessert: a) die veralteten Declinationsformen 
„unsere Sinnen“ in „unsere Sinne“ (S. 273 Z. 4 u.), „unserer Seelen“ 
in „unserer Seele“ (8. 50 Z. 1 u.), „unserer inueren Sinnen“ in „unseres 
inneren Sinnes“ (8. 55 Z. 5 o.), „der Organen“ in „der Organe“ (273, 
806, 807). Kant selbst hat einmal (353) „ohne Sinnen“ verbessert in „ohne 
Sinne“; b) einige Fälle, in denen Kant die Casusbezeichuuug dem Adjectiv 
giebt, wo sie richtiger der Präposition zukommt, wie „am gehörigen 
Grade“ ($. 174 Anm.), und unıgekehrt, wie „von transscendentalem 
Gebrauch“ (301 Anm. u. ö.), in gewissem Grade (372 Z. 6 o.), in 
durchgängigenm und gesetzmässigem Zusammenhange (B. ILS. 110 Z.110.); 
ähnlich „in Verhältniss stehen (457 Z. 3 o.), Begriff vom Substantiale 
(441 Z. 10 o.), bis zum Ende des (XXXIX Z. 1 0.); c) die objeetiven 
Genitive „Lehre der Sittlichkeit“ (XXIX Z. 12 o.), und „Lehre der 
Klugheit“ (828 Z. 7 o.), in „Lehre von der Sittlichkeit“ und „Lehre 
von der Klugheit“; d) einige Fälle, in denen Kant Attribute, die in den 
Accusativ gehören, in den Nominativ setzt, wie: es giebt einen Vortheil..., 
nämlich diesen (297 Z. 6 o.); und dieses das Substratum ... an die 
Hand giebt, nämlich einen Raum (340 Z. 7 u.); so auch: für einen ganz 
anderen Verstand als den unsrigen (344 Z. 2 o.). 

8) Kant gebraucht fast regelmüssig die vollere Form der Conjugations- 
endungen „et, ete, eten‘, deren „e“ wir jetzt auswerfen, z. B. gelanget, 
dargestellet; stelleten, (machte 369; behielte 451; sahe 776 I, XII; 
schiene 729), droheten. Dieselben sind regelmässig verbessert. — Ferner 
wurde ersetzt: abgestochen duroh abgesteckt (183); „erhoben sein 
über etwas“ durch „erhaben sein über etwas“ (494, 658 u. ö.); 
streiten durch bestreiten (BlÖ, 630, 7UL, 365 w o.,; sich aufdringen 

42° 


j ı 


durch sich aufdrängen (6, 594, 820); sich verlaufen (die Zeit v. ®)- 
in verlaufen (183); sich-fussen auf in fussen auf (634); abhangen 
in abhängen (IT 114); In TI? OingsBäL1 En FASSEN 
schlagen (I, VI). 

9) Kant construirt die Verben vielfach anders als wir jetzt gewohnt 
sind, zum Theil auch als zulässig ist. So musste verbessert werden: 
a) ich bin mich bewusst #n ich bin mir bewusst (XL Anm,, 132, 406, 
426, 429); b) die Vernunft ist gleichgiltig in der Vernunft ist gleich“ 
giltig (889); ©) sie helfen mich hinaus (431); 4) sie lehrt mir (12). 
e) stellen, setzen etwas in einer Ordnung, einem Raum, einem Anfang. 
(619, 98, 511, 592, 593 u. o.; vergl. III 392, 395 darin); sich gründen 
auf einer Idee, sich halten an einer Sache (601, 726, 337, 667, 867); 
heften an einer Sache (281); zusammenziehen (vieles), mischen, hinein- 
kommen, zusammenkommen, einbegreifen in einer Sache (94, 143, 191, 
622, IT, 113,); gehören, vertheilen unter einer Bedingung (50, 743, 
III 352), verdrossen sein über einer Sache, verändern etwas in einem 
populären Ton (I, VI), auflösen etwas in einem Paralogismus (412), 
zurilckführen etwas auf einer Bedingung (604). 

10) Kant construirt: 8. 188 Z. 10 o., dass nicht ein Beweis U 
schaffen möglich wäre; 8. 251 Z. 12 o., der Uebergang . ; . ist schon. 
allein nöthig zu untersuchen. Beide Male ist der Accusativ gesetzt. 

11) Verschiedentlich richtet «ich Kant in der Setzung der Tempora und. 
Modi nach den Regeln der lateinischen Aufeinanderfolge: Zugleich aber 
erlaubt er sich mannigfache andere Abweichungen vom deutschen Sprach“ 
gebrauch. Da jedoch die möglichen Schwankungen des Sinnes sowie das 
Hinzukormmen zahlreicher Druckfehler die Fälle, in dmen hier Verlinde- 
rungen geboten erschienen, nicht sicher klassifieirbar machen, s0 habe 
ich es vorgezogen, sie dem nachfolgenden Correeturenverzeichniss einzu« 
verleiben. Nur die wenigen Beispiele, in denen Kant den Conditionalis 

„würde“ gebraucht, wo wir den Indicativ oder ‚etwa ein „möchte setzen, 
seien gleich hier erwähnt: 8: 110 Z110,8.130 2.70. a 7 
ist würde in werde verwandelt, 

12) Kant construirt: ausser c. acc. (38); ausserhalb, Per 
halb, unterhalb e. d. (459, 237, 686 u. 0); während ©. .d. (9): zum Fulge 
(vorgestellt) e, d. (488, TIT38L) und ähnliches mehr. Auch Na 
Sprachgebrauch gewählt. 


zur Textrerision. 661 


13) In folgenden Fällen schien eine Veränderung der Satzformen 
nothwendig: a) durch Komma oder Semikolon verbunden wurden die 
bei Kant durch einen Punkt getrennten Sätze 9. 265 Anm., schliessen; 
wiewol — $. 458 Anm., sind; z. B. Bewegung — 8. 755 Z. 1 o. werden, 
dass — 8. 762 Z. 4 u. wird; da hingegen — S. 808 Z. 3 o. werde, dass; 
b) Ein überflüssiges und deshalb störendes „um“ in verkürzten Final- 
sätzen wurde entfernt 8. 638 Z. 7 u, das Kunststück ..... zielt darauf 
ab, dem Beweise auszuweichen; 9. 796 Z. 11 o., setzt noch um desto 
steifer seinen Kopf darauf, seine Forderungen durchzusetzen; 8.8182. 5 u, 
wenn es darum zu thun ist, etwas bloss als Hypothese zu beweisen. 

14) Einer besonderen Aufzählung bedürfen endlich die Fälle, in 
denen Kants Gebrauch von „sein“ für „sind“ und „seien“ verbessert 
werden musste. Ich habe hier vielfach den Indicativ gesetzt, wo R. (nach 
ihm K.)und auch H. den Conjunctiv gewählt haben, weil die zahlreichen 
Verbesserungen dieser Art, die schon in der zweiten Auflage von Kant 
vorgenommen worden sind, beweisen, wie viel häufiger hier der Indicativ 
zu wählen ist. Demnach wurde gesetzt: 

a) sind für sein 8. 39 . 4u,3.432.8u,8.45 Z.14u.160, 
8. 56 2.5 0,8.802.2u,8.81 2.30,3.86 2.110,89.87 2.60, 
8. 178 2. 10 0., 8.189 2.3 0., 8.198 2.9 0. 8.199 Z.10 0,8. 204 
Z.3 u, 8.225 Anm. 2 Z. 2 u., 9.228 Z. 4 0., 9.232 Z.2u., 8.257 2.100, 
8.265 Anm. 2.30. 8.318 2.7 u., 8.40) Z.2u., 3.520 2.30. 3.591 
Z. 10 o., 8.592 Z. 7 u., 8. 670 Z.10 u. Z. 8 u, 8. 677 2.9 u, 3. 685 
Z. 8 0. 9. 756 Z. 6 o., 8. 765 Z. 6 0. 8. 835 Z. 7 0, 9.842 2.50; 
B.O 8.95 Z.1u., 8.96 2.10,8.982.1u,8.99 2.2u., 8.100 Z.8u, 
8.104Z.3 0.B. ID. 8.364 Z. 7,8 u,8.368Z. 10 u,8.370 Z. 1 u., 9.372 
2.5 0, 8.387 2.5 0., 8.302 2.4 0. 8.399 2.60. 

b) seien für sein 8.43 Z.8u., 8.39. Z.4 0. 6.0., 8.98 2.2 u., 8.257 
2.8 u. 8. 264 Z. 4 o., 8. 302 Anm. 1, Z.5 u., 8.306 Anm. 1, Z. 14 0, 
5.334 2.40, 3.337 Z. 6 u, 8.340 7.3 u, 3.371 2.50, 8.374 2.150, 
S.464 Z.5 0, 8. 558 Z. 9 0, 8.795 Z. 9 u; B.IM. 8.377 2.50, 
3.387 2.90. 








Die nachstehend im einzelnen verzeichneten Correeturen. die der 
Sinn forderte, umfassen 1) solche sprachliche Verbesserungen, die nicht 
bequem den obigen Mittheilungen eingefügt werden konnten; 2) solche, 


662 Anhang des Herausgebers | 


"hinsichtlich deren eine Maeinungsdifforenz nicht ausgeschlossen schien; | 
8) die zahlreichen Schreib- und Druckfehler, die durch Kants schnelle | 
Niederschrift, durch den wneorracten Druck und durch die sehr mangel- 
hafte Correetur des Werks stehen geblieben sind. Nicht aufgenommen 
sind nur solche Oorresturen von Schraib- und Druckfehlern, deren selbst- 
«verständliche Verbesserung keine Erwähnung fordert, Ich liabe jedoch | 
manche ümfführen müssen, die an sich überflüssig scheinen, weil dieselben 
sich durch alle bisherigen Ausgaben hindurchgeschleppt haben. 
Diejenigen Correctüren im Text und im Druckfehlerverzeichniss 
der fünften Originalauflage, die nus Grillos von Vaihinger wieder auf- 
gefundener „‚Druckfehleranzeige“ Kantischer Schriften stammen (Annalen 
der Philosophie und des philosoph. Geistes, her. ‘von L.' H. Jakob, 
Philosoph. Anzeiger 1795, 97 St. I) sind mit Gr. bezeichnet; die- 
jenigen, welche sich im Text derselben Auflage sonst vorfinden, stehen 
unter dem Zeichen V, Die bereits von Rosmkranz, Hartenstein und 
Dr. Kehrbach vorgenommenen sind wie oben durch ein R., H., K. 
kenntlich gemacht. Einige, auf die A. v. Leclair (Kritische Beiträge 
zur Kutegorienlehre Kants) zuerst hingewiosen hat, sind durch ein L., 
Andere, auf welche ich durch Paulsen aufmerksam geworden bin, durch 
ein P. gekennzeichnet. Die Fälle, in denen einer oder mehrere der 
früheren Herausgeber anders corrigirt haben, als mir zultssig scheint, 
sind mır gelogentlich erwähnt; das Gleiche gilt im allgemeinen auch 
für diejinigen Voränderungen in der fünften Originslaulage von V 
Mnd von Grillo, die ich für unzutreffend halte; mtr auf der 
letzteren, deren Nichtuufnahme Vaihinger für "„unvorständ] ch“ halt, 
glaubte ich nachträglich eingehen zu sollen. js 
Vorwog bemerke ich, dass die Binschiebung des Wortes „‚Verhält-, 
nis“ in der Widmung an Zedlitz Z, 4, der Vaihinger N. 
widerspricht, eine nachträgliche Bestätigung erhalten hat, auf die 
von Vaihinger selbst freundlicher Weise aufmerksam gemacht worden 
bin. In dem zum Theil schon im Vorwort abgedruckten Briefe t 
an Biester nämlich heisst es:! „Unter den Fehlern, ich weiss nicht ob 


} Dreihundert Briefe aus zwei Jahrhunderten, her. von K.w, Holtei, 1872, IE 3% 
An Biester, und nicht an Nicolal, wie Holtel vermuthet, ‚Ist der, Brief mach meiner 
Schätzung. e 


zur Textrevision. 663 


des Drucks oder meines Abschreibers'!, verdriesst mich der vorzüglich, 

der selbst in der Zuschrift begangen worden! Es solte nämlich in der 

sechsten Zeile heissen: durch das viel vertrautere Verhältnis. Allein 

vielleicht wird dieser Fehler von den mehresten Lesern übersehen, und 

wie ich mir schmeichle, von Ihro Excell. zu gute gehalten werden.“ 
Im Text ist verbessert statt: 

. VIIZ. 7 u. erfolgt — verfolgt. Gr. R.H.K. 

X 2.100. von welcher — von welchem. 

XI Z. 2 u. gleichseitigen —- gleichschenkligen.” R.H.K. 

. XII Z. 5 0. zu wissen, er der Sache — zu wissen, der Sache. R.H. 

XII Z. 6 0. folgte — folgt. 

XVIZ. 20. wäre — wären. R.H.K. 

XVIZ. 5. u. den ersten Gredanken — dem ersten Gedanken.* 


Run 


nu 





8. XXIII Z.1.o. den ... Gliederbau — des ... Gliederbaus. 
8. XXVIZ. 3, 4. 0. so fern es — so fern er. 
8. XXXVZ.4.u. womit — wodurch. Gr. R. H. 


a 


XXXVIIZ. 3. u. es —- sie.® 
S. XXXIX Anm. Z. 6 0. das -- was.’ 
8.11 2. 4 0. selbigen — selbigem. 


! Meine Annahme (Kr. d. U., Einl. d. H. XXXIII), deren Allgemeinheit schon 
durch W. VI 106 Anm. eingeschränkt wird, ist hiernach für die Kr. d. r. V. speciell 
unzutreffend. Kant hat die Reinschrift nicht selbst besorgt. Um so mehr gelten die 
Bemerkungen über den Text der Kantischen Schriften Kr. d. U. XXXIV f. auch 
für das vorliegende Werk. 

® Auf diesen Fehler hat Kant selbst gelegentlich aufmerksam gemacht. 

° 8. XIV Z. 7 u. steht „alle übrige“. Der Sinn zeigt, dass hier einer jener 
nom. plur. nach der starken Declination vorliegt, die in „alle übrigen“ zu verbessern 
sind. Schon V hat jedoch die unzulässige Lesart „alles Uebrige‘‘, der R. und H. ge- 
folgt sind. K. druckt die Originalform wieder ab. 

* Diese Verbesserung ist hier nothwendiger, als in dem ähnlichen Fall S. 61 
(s. 0.), wo R. und H. sie nuch gemacht haben. 

3 Man vergl. B. I, VIZ.9 0: £. 

® Nicht bloss der Satzbau, sondern auch der Gedanke fordert diese Correctur. 

? In 8. 4 Z. 12 findet Vaihinger (Comm. 210) einen „offenbaren Druckfehler“. 
Er schlägt vor umzustellen: „bisweilen leichter ist, die Zufülligkeit in den Urtheilen 
als die empirische Beschränktheit derselben“. Man kann zugeben, duss der Wort- 
laut bei Kai 
hingers Umstellung „eine elegante chiastische Wendung“ giebt. Die vorhandene nach- 
lässige Ausdrucksweise, die doch in Folge des Gegensatzes von Beschrünktheit und 


eine „sonderbare Tautologie“ enthält, und muss anerkennen, dass Vai- 








664 Anhang des Herausgebers 


8.12 Z. 40. dadurch zugleich — a 
8.13 Z. 3 u. Vorstellungen — Vorstellung. Gr. R.H, K.® 
8.162. 30. dass 7 zu 5 — dass 5 au 7. 
8.162. 80. sollten — sollte? 

8182. 6, 7 u. über den — zu dem.* 
8.182. 5. so weit — so weit über ihn. 


B 
— 
— 


Zufslligkeit zu Allgemeinheit und Notwendigkeit keine einfache Tantologle ‚einschliesst, 
ist jedoch Kants Sprachgebrauch angemessener, als die vorgeschlagene elegaute Wendung. 
Bogisch falsch ist die orstere Ach nicht. Das „derselben“ ferner nach „Beschräukt- 
heit“ ist nicht ohne Beziehung, sondern geht nach Analogie bänfiger/ nachlässiger 
Wendungen Kants auf „Erkeuntnies a prior” Z. 11 auröck. Dem entspricht auch 
Tissots Vebersetzung. . 

! Gemäss dem Wortlaut von Prologomena 27 (Originalansgabe). 

® Zu der Correctur „hinzutkun“ für „kinzuthut‘ 8. 16 = 4 u, die R. und H. 
nach dem Beispiel Grillos vornehmen, sehe ich keinen Grund. 

® Vaibinger (Comm. 300) findet die Corroctur sachlich nicht geboten, da Kant 
doch von den „Einheiten“ der 5 im Vorhergehenden spreche. Das’ ist richtig; ihr 
jedoch spricht er wicht von den Einheiten der 5, sondern van 5 und 7; diese 
aber bezeichnet er unmittelbar vorher als „die Zahl 5° und „die Zahl 7 u. s. w. 

Eine weitergehendo Veründerung bält Vaihinger (Comm. 308) in dem folgenden 
Absatz für erforderlich. Da das „hier” 8. 17%. 5 keinen Sinn habe, die Anbringung 
eines neuen Absatzes aber durch das „hier“ und „solcher“, die eins Beziehung anf 
unmittelbar Vorhergehendes enthalten, ausgeschlossen sei, #0 sei es „im Intermse dies 
Sinnes ganz unumgänglich nothwendig‘‘, den folgenden Passus (8. 17 Z.5,f.) 
Mk den des vorigen Absatzes (8, 16 Z. 17) anzufügen“. Max Müller De Bohr 
gestimmt (Kante Oritique of Pure Reosom 1, LYIEL, 407). Die Annahme Tielen, 
hier“ beziehe sich in der That nuf dns unmittelbar Vorhorgehonde (die, Bee 
lich analytischen Sätze“, die „aber auch nur wie identische Sitze ar 
Methode dienen“) halte ich für ausgeschlomen, Das „hier“ und rakhe geht vie 
mehr deutlich auf die synthetischen Urtheile der Mathematik, Ich Ande jedoch 
der Beschaffenheit der Kantischen Ausdrucksweise keinon Grund, aus der allerdiny 
übermässigen Weite dieser Beziehung die Nothwendigkelt einer Umstellung | abenlehten, 
da für Kant selbst der Gedanke an die Möglichkeit eines Missverstindninms offenbar 
fernlng. 

+ Ban vergl. S 11 2 f. 

® Yaihinger findot (Comm. $14), diese Einschiebung „verderbt den Sinm. Zahl“ 
lose Parallelstellen der Dialektik, z. B. 689 [I. Aufl.] bewiesen dies“ Ich gestehe, 
von den zahllosen Stellen keins gefunden zu haben; die einzige ungeführte Kr. 687 
ti nicht den hier vorliegenden Wortlaut. Gewiss erläutert der folgende Satz das 
„30 weil"; aber es Ing mir auch fern, das „über ihn“ zum „so weit" ergünat 
denken, da’ es vielmehr durch das „hinausgehen“ gefordert int, wie : 4 Eier 
„denn ich darf nicht Über den Bogrif hinausgehen“, 





au 








m 


mm 


an 








erwen Acer! 





k watreheinlich 
machen. das der daız ter... „warswerdensalt Layik“ geh 
der Sinn ie } 

® Man vergl. &ie Comesern rm 


gangrworte des Abwinitis von dem 








erzwelibit 


: r der unmittelbar fo'zenden 
«pusitiven: Erklärung desselber alt eines Vermögens der Begriffe u. a u. Ich 
nehme an. dass der Abwbnitt zu den Bestandtteiler. der Kr. d. r. V. gebert. die 
direet früberer Nisderschrifen ernennen sind. Ueber analoge Wendungen in der 
Definition des Versiande: aus der Zeit um 1774 vergl. meine Abhandlung ..Kine 
unbesehtet gebliebene Quelle zur Entwi:klong«geschichte Kants“ in den Phil. Mu- 
natsbeften 1603. 

* 80 schon Kant selbst in seinem Handezemplar. (Nachträge zu Kants Ki 
r. V. her. von Erdmann. $. 23. Die C-rrectur zu 8. 93 7. 13. die ich aa. OL 
vorgeschlagen hale, ist nicht zutreffend. — S. 94 Z. 1 ist nach Kant a.a 0. „vum 
koınmende Anschauungen“ statt „vorkommende Erscheinungen“ zu Ieven. 

® 50 auch Vaihinger in der Notiz, den Kanttext betreifend. 

















666 Anhang des Herausgebers 


8.96 2.8 u. sie — es. 
8.102 Z. 8 0. sein würde -- sein würden. L.! 
8.105 Z. 2 o. verschiedene — "verschiedener. Gr. R. H. 
8. 106 der Inhärenz.... der Causalität ... der Gemeinschaft — 
Inhärenz ... Causalität .... Gemeinschaft. 
8. 106 Z. 8 u. ursprünglich — ursprünglichen.? 
8.107 Z. 1.0. von deren — deren.’ 
110 2.10 0. sind — ist.* 
115 Z. 7 o. derselben — desselben. H. K. 
117 27 0. seines — ihres. 
119 2. 12 o. diesen allein es — dieser es allein.® 


zn 


8. 120 2.7 u. redet — reden. H. K. 

8.120 2.5, 6u. und die — und sie. 

8.121 Z. 11 0. werden — werde. H. 

8.121 Z. 3 u. macheten — machen.® 

8.123 2. 4, 5 0. Einsicht — Einheit. L. 

8.124 ist die Bezeichnung als $ 14 hinzugesetzt. H. K. 


8.124 Z. 4 u. Vorstellung — Vorstellungen. 
8.125 7.3 0. Erscheinung — Erscheinungen. Gr. R. H. K. 
8.125 2. 5 0. dessen — deren. R. H. K. 


8.125 2.6u. liegen — liege. H. 
8.126 2.5 u. Erfahrungen — Erfahrung.’ 


18.103 Z. 15 f. istin Kants Handexemplar (Nachträge, Nr. XLI) entsprechend 
den Veränderungen in der Deduction verbessert in: „Die Synthesis überhaupt ist, 
wie wir künftig sehen werden, die blosse Wirkung der Einbildungskraft, einer Function 
des Verstandes“. . 

? Man vergl. $. 107 f. 

® Auch in den Prolegomenen findet sich gelegentlich dieselbe Construction. Es 
liegt also hier kein Druckfehler vor. 

+4 Die Verbesserung wäre überflüssig, wenn hier eine Construction xara wnveoır 
vorliegen könnte. Dem widerspricht jedoch die Coordination der Subjecte: „erstere“ 
— „zweite“, 

5 80 sehr diese Correetur den Sinn verändert, so’nothwendig ist sie doch, wie 
nicht bewiesen zu werden braucht, durch den Zusummenhang geboten. 

© 8.122 Z. 6 u. ist von Kant in seinem Handexemplar verbessert: „nach einer 
Regel a priori, d. i. nothwendig gesetzt wird.“ 

” Der Plural giebt hier einen ganz schiefen Sinn. Man vergl. auch 2. 3 u. 


zur Textrevision. 667 


8.128 2.8 u. können — könne. Gr. R. H. K. 

8.1282. 1 u. welcher — welchem. Gr. R. H. K. 

8.130 Z. 8 u. Auflösung Analysis — Auflösung d. i. die 
Analysis.! 

8.136 Z. 6 u. stehn — stehe. Gr. R.H.K. 


S. 146 Z. 4 u. werden könne — werden könnte. 

S. 147 Z. 10 0. gemäss uns — gemäss von uns. 

8.153 Z. 11 o. Anschauungen — Anschauung. V. 

S. 154 Z. 5 o. Kategorien vor — Kategorien, d. i. vor.” 
8.159 Z. 2, 3 0. unterworfen — unterworfen ist. 

8.159 Z. 4 o. anschaulich machen — anschaulich zu machen. 
8. 161 Z. 4 o. schon mit — mit. 

$.164Z.1o. nun — um. H.K. 

8.166 Z. 5-u. sind Elemente -- sind diese Elemente.’ 

8.173 Z.1 u. als Grundsätze — als wie Grundsätze. 

8.174 Z. 2 0. desselben — derselben. R. H. K.® 

8.175 2.100. sollen — soll. 

8.176 2.20. der — dem. R.H.K.* 

8.180 Z. 6 u. eines vierfüssigen — eines solchen vierfüssigen. 
8.181 Z. 14 o. ihrer Form — seiner Form.’ 

8.184 7.5 0. da das — dass das. P. 


! Es wäre einfacher gewesen, das Wort Analysis einzuklammern; aber dem 
widerspricht, dass dasselbe hier den Ton hat. Man vgl. übrigens die Correctur zu 8.881. 

? Man vergl. die Correeturen zu $. 130 und 839. 

% Der Satz „in Ansehung des Mannigfaltigen aber“ ist durch seinen Inhalt und 





durch seine Conjunetion Correlat zu dem Satz „die sich... . bewusst ist‘; deshalb 
muss das „ist“, in ihm wiederholt werden, da sonst der Schein entsteht, als sei er 
mühere Bestimmung zu „ich existire‘. Der Satz ferner „anschaulich... . inachen“* 


bedarf eines „zu“, weil er die „einschränkende Bedingung“ angiebt. 

* Gr. setzt statt „diese“ ein tonloses „sie“. So auch R.H.K. 

® Max Müllers Vermuthung: „Dewselben however, may be meant tv refer to 
Urtheil, as contained in Urtheilskraft“ halte ich für unzutreffend. 

® Eine sachlich werthvolle Correetur bietet Kants Handexemplar zu S. 178 
Z. 6 u., nümlich: „dass Begriffe für uns olıne Sinn sind“ für „dass Begrifle ganz 
unmöglich sind“ (Nachträge, Nr. LVIII). - 

? Ich konnte kein Bedenken tragen, diere offenbare Correctur Kant» aus den 
Nachträgen LIX in den Text aı faunehmen. 


' 


668 Anhang des Herausgebers 


8.186 Z.7 0. asternitas, necessitas, ‚phaenomena — neternitas 
neoessitas Phasnomenon." N | 
8.188 Z.9 0. alle — aller. V.H2 - © | 
8.189 Z, 8 0, mit der — mit dem: der.® ige 
8.196 Z. 7 0. reinen — keinen. Gr. H. ‚0 
8.198 Z. 20. welchem — welchen. ya 
8.199 2. 9 0, Principiam — Prineipien. V.H. \ m 
8. 204 Z, 6 0, die uns — dievon uns. H.K. 
8,205 2.3 0. der Zahlverhältniss — der Zahlyerhaltnise, R.H! 
8. 206 Z. 13 0. dürfe, muss — dürften, müssen,’ > 
8.206 2.5 u. Form — Formen." 
8.215 2.11 u. annehmen +— annahmen. H. 
8. 216 2. 4 0. beiden — ihnen.? 
8.217 2.1 0. Wahrnehmung etwasfür— Wahrnehmungfür. R.H.K. 
8.217. Z.2 0. transscendentalen gewohnten — tränsscendentalen 
Ueberlegung gewohnten.“ 





* Für 8. 186 Z. 4 u. „einen Begriff vom Object" giebt Kants Handexzempkr 
(man vgl. Nachtrüge, Nr. LXI) sachlich besser: „eine Erkenntnis vom Object”. 

* 80 im Text der fünften Aufinge. Trotzdem int in das Druckfchlerverneichmiss 
derselben die irrige Corroutur Grillos Z. 9 „legt‘‘ für „legt aufgenommen. J 

® Im Vext der fünften Aufioge „mit den“. H, (und nach ilm K.) schiebt | 
„denen“ ein. Aber Kant handelt $. 193 selbst ausdrücklich von einem Grundst 

* Der Plaral ist hier durch den Zusammenhang geboten. Kant braucht Ver- 
hältniss. mehrfach weiblich, so 8. 24% auch Zuhlverhältniss. ai. nt Ya 

® Die zweite dieser Correoturen steht anch bei K. Y 

% Kat handelt vorher von Räumen und Zeiten, nicht von Baum, und Zeit. 
3. B. Mayor wendet ein (Deutsche Llteraturzeitung 1868, 8, #0): mir scheint aber 
Kanl von der Synthesis der Räume und, Zeiten ale der wescnlichen Form aller 
Anschauungen zu reden, es müsste also heissen; „als die wesentliche Form 
„der wesentlichen Form‘, Aber Kant würdy die Synthesis der Räume und % 
ole als Form aller Anschauung bezeichnen. — Die Ueberschrift 8. 207 Iautee Im 
Text von V irrthümlieh: „Antieipationen der Wahrnehmungen“. 

# Die Conjeetur Hartensteins (K.) zu 8, 216 Z. 6, 80.: „Ihren Grad ... ebe 
sie“ zu lindern in „seinen Grad. . ., he «" habe ich aufgogeben. Jeden 
hat seinen Grad — seiner Qualität nach. Denn Grad ist die intensive Qunntiikt der 
Qualität (218). Jedes Reale hat daher bei derselhon Qualität einen Grad der lotzterun, 
also, analog ‘mehrfachen ülmlichen Zusummenzichungen in Kants Sprachgebrauch, 
ihren Grad. Die Härte des Ausdrucks glaubte ich bestehen lassen zu müssen, 

*® Max Müller hat diese Corrsctur mooepfirt (Kante Oritigwe EI IB) U wer 


zur Textrevision. 669 


8. 217 2. 7 o. abstrahirt, und — abstrahirt, antieipire!; und. 
8.217 Z.1 u. vielem — vielen. 

8.218 2.50. a priori — a posteriori. Gr. R.H.K. 

8. 219 Z 60. Anschauung — Anschauung ist. H. 
8.220 2.9 0. alle — alles. H.K. 

8.221 Z. 11 0. berechtigten — berechtigen. 

8. 222 2.120. zwei... Dritte — drei... vierte.? 

8. 222 Z. 1 u. der Erscheinungen — den Erscheinungen.’ 
8. 224 Z. 11 0. dessen — deren. P.* 

8.280 Z. 2.0. beigelegt — beilegt. H.K. 

8.230 2.40. die — das. H.K. 

8. 231 Z. 80. von Nichtsein — vom Nichtsein. V.H.K. 
8.233 Z. 6 u. vorausgehe — vorausgeht. 

8.237 2.3 0. folge — folgt. H. 

8. 238 Z.14 0. am — im.S 

8. 240 Z. 1.0. Folge als objectiv — Folge objectiv. 


bessert in „Betrachtung“. Es liegt jedoch hier ein Fall der von Kant selbst so ge- 
nannten transscondentalen Ueberlegung vor. (316, vgl. 351.) 

! Schopenhauer will die Worte „antieipiren könne“ eingeschoben wissen. Max 
Müller erklärt a. a. O., dieselben „must certain!y be added“. Dafür spricht, dass das 
„anticipiren könne“ aus Z. 11 ergänzt werden kaun. Ea ist sogar nach Kunts Sprach- 
gebrauch nicht ausgeschlossen, dass Kant selbst an diese Ergänzung gedacht hat. 
Soll jedoch überhaupt corrigirt werden, dann scheint mir die obige Lesart geboten. 
Denn nicht, dass der Verstand jenen Satz antieipiren könne, sondern dass er ihn 
antieipire, führt zu der Frage. Der Indicativ „anticipirt“, den H. (und nach ihm K.) 
gewählt hat, scheint mir ausgeschlossen. 

*? Wie bei Kehrbach ?. XX erwähnt, ist diese Correctur schon von Mellin in 
seinen Marginalien I 254 vorgeschlagen worden. 

® Der Gegenstand der Erscheinungen ist das transscendentale Object (Bige. IT 
109), von dem hier natürlich nicht die Rede sein kann. Max Müller folgt der Cor- 
rectur in seiner Uebersetzung (II 158). 

* Max Müller (a. a. O. II 160) will ausserdem Z. 12 „der ersteren‘ lesen, 
„though even then the whole passage is very involved“. Noire glaubt, wie eben dort 
berichtet wird, die überlieferte Lesart beibehnlten zu können, da das oben verbesserte 
„dersen‘“ auf „Gebrauch“, das von M. Müller veränderte „des ersteren“ auf Grund- 
satz bezogen werden könne. Ich interpretire: „in der Ausführung aber .. das 
Schema der Kategorie als den Schlüssel ihres Gebrauchs an Stelle der reinen Kate- 
gorie setzen, oder der Kategorie vielmehr als restringirende Bedingung unter dem 
Namen einer Forınel des Grundsatses zur Neite setzen‘, 

® Man vergl. die Definition des Objects 8. 137. 





870 Anhang des Hernusgebors 


20%. ER 
anzunehmen berechtigt." . 
8.245 Z. 5u. nn gi ' . 
8. 248 2. 6 0. Ursache — Ursachen. VB. H.* 2 
8. 260 Z, 8 u. beweisen, dass — beweisen könne, dass. 
8. 264 Z.2 0. woraufies — worauf sie, R. H. 
8. 271 Z. 10, aus solehen — als solche.? « 
8, 278 Z.2 0. vornehmen — wahrnehmen. ‚Gr, R. H. 
8.279 2.11 u. Dasein, gleichwol — Dasein, man gleiohwol. 
8.279 Z. 5 u. werden können — werden, Gr. H. 
8.280 2.5 0. ihre — sein, V.R.H. 
8. 252 Z..1, 2 0. begrenzt, muss — begrenzt; een 
8. 300 Anm, 2 Z. 3.40, Definitionen — Definition. K. 
5. 300 Anm. 2 Z. 16 0. nehmen — nimmt. H..K. 
8. 300 Anm. 2 Z.1 u. könne — können. «H.K.& 
8, 302 Anm, 1.2. 15 0. (Schema) — (Schemate). H. 





1 Gr. will „eu keiner Polge*. So auch H. Max, Müller, folgt der obigen 
Correctur. Jene, könnten nuf Kr. d. U. X1, 339 verweisen, Ks würde dadurch 
‚Jedoch „Folge“ objectiv gunommen, was dem Sinn dieser Ausführung widerspricht. 
„Berechtigen“ steht hier vichmehr wie Kr. ı. U, 558 im: Sinne von „rechtfertigen“. 
Ex biegt also eine Correstur von Kants Sprachgebrauch vor. In. gleichem Sinme hat 
schon der Kritiker Grillen, Moyer, den Sprachgebrauch. Kants Interpreärt (Annalen 


_ der Philos, Anzeiger 1795, 8. 432). Sie 


* Max Müller sicht (IE 177) die ursprüngliche Iasart vor. - „Jedoch der Ge- 
danke wird dadurch ganz unkantisch. Din vorkanpehenein ii Teltig JENE 
bieten logisch. keine, Annlogie. 

* 80 jetzt: auch in Max Müklers Übersetzung (II 195). ri 

4 Zu der Correctur 8.282 Z, 6 „uwaltantt matt: kawelasnl daran Ridh | 
uadıne. in den. Text, Yaihinger. unverständlich findet, sche ich auch jetzt. noch. keinen 
Grand. Zu „anweisen“ finde ich keine Parallelstelle. nn 3 
‚dureh. transseondentale Überlegung. 

3 Vaihingen. dndat. Grillen Oonjestur, au. 8..300. 2.9, „unter. dergleichen, Be- 
griffen“ einfacher ale meine Lesart „unter einem dergleichen. Begriffe‘, Der über- 
lioferto Toxt hat „unter dergleichen Begritfe“. Vaibinger hat jedoch den von. mir 
5.657 Nr..4 erwähnten Sprachgebrauch Rab hi WI EREEEE 
Zum Plural liegt gar kein Grund vor. I ö By yo ER 

%.1e, ANpEn Binz lsramehsa. hat: Kan dan «Noten. kamen EEE 
8. 803 Z. 7 mit Recht die beschräukende Bedingung hinzu geflgt: - „wen sie Ei 
konntnis yarschaffen sollen“ (Nachträge, Nr. ENKIV}. 0000 00 10m 








zur Textrevision. 671 









3.304 2. 10 0. worauf -- wodurch. R. 
8. 304 Z. 15 0. könne - - könnte.! 
N. 306 Anm. 1 2.37 0. welcher — welches. H. 
5 Anm. 1 2. 65 0. positiv, und — positiv ist und. 
2. 20. weil diese — weil, da diese. 


2.12 0. das übrige — die übrigen.” 

. 90. Vorstellung — Vorstellungen. 

. 10 0. vor — von. 

.12 0. sind die — ist das.® 

.3 u. Begriffe, um auf — Begriffe auf.‘ 
„lu. der — die V.R.H. 

4 u. erschienen — erscheinen. V.R.H. 


5.3 o. seine — ihre.® 
3.337 2.2 u. einer — seiner. 
.2 u. konnte — könnte. 
2.1 u. einander --- einander in. H.K. 
. 10 0. Innerem — Inneres. V.R. Hr 
7.7 u. gemacht, und — gemacht wird, und. 


.4 u. sich — uns. 

„10. Linien — Linie. V.H. 

0. 80 —- Sie. Gr. R.H.K. 

.6u. der Gelehrten — des Gelehrten. V.H. 
S . 100. niemals aber — welches aber niemals.’ 
8. 369% 2. 6 0. ihrer — seiner. 





we 


" Z. 16 o. hat Kant gleichfalls die klürende Beschräukung beigefügt: „um 
was zu erkenuen“ (Nachträge, Nr. CXXVII). 

? Zu 8. 815 Z. 14 o. findet sich in Kants landexemplar zutreffender „der 
witive Begriff, das mügliche Erkenntnis“ statt „der Bexrif‘‘ (Nachträge, Nr. CXL). 

3 H. behält „sind die“ bei, und schreibt für „das Verhältnis" vielmehr „die 
erhältnisse“, Aber der folgende Satz zeigt, dass Kant den Singular setzte. 

* Grillo will „um“ behalten, und nach „u. ». w.“ einschiebeu „zu können“. 

® Im Text von V steht „eine“ statt „seine“. Nach Grillo soll „die'‘ atatt 
weine“ gesetzt werden. Dem folgt H. 

$ Ueber die Correctur Kants zu 3. 342 Z.9 „von uns erkannt“ statt „gedacht“ 
wgl. Nuchträge, Nr. CL. 

? Die Construction Kants ist hier s0 unerträglich, dass diese einfachste Currectur 
rselben geboten erscheint. 


T 


m 


674 Anhang des Herausgebers 


8.495 2.14 0. seiner —Ahrerh | u un 

8. 499 Anın, 2.8 0. daran — darin, a 7 

8. 502 2.4, 50. sie auch ...osieodie — er auch‘... er’ die? 

5. 509 2. 6. unbedingt — unbedingtes.’ 

8.5122. 20. an ihnen — in ihnen.* j Ne 
825122. 30, eine — keine. !V.H. Ko) Ku 

8.512 Z.12 0. Gegebenen — gegebenen. H. \ 

8. 514 Z. 12 0. welche — welcher. | ' 

8.519 2. 7 u. denselben — demselben. VEH.. ı v0 

8,527 2.1 m nehmen — nehme. H. ı \ 

8. 53172. 12 0. der — das. 7 . 

8. 539 2. 9 0. Unendlichen — re 

8, 540 Z, 2 0. weil sie solche —— weil solche," vn 

8.545 7. 80, von einem Weltganzen — in einem Weltganzen. H. 

8. 556 Z 1 u. würde — wurde Gr.R, H. K. 

8. 559 2.8 0, der Antinomie — der mathematischen Autinomie. H.K. 

8,559 2. 2 u. ‚leisten, und — leisten kann, «und. 

8. 568 2. 7 0. gekannt — erkannt.‘ 

8. 573 2.18 0. phaenomenon — | noumenon.. H. K. 

8.584 Z. 10, verändern — sich verändern, H. K. 

8. 588 Z. 4 u. gleichwol von — gleichwol aber von. 


von Rosenkranz an, die nur aus Unkunds von Kants Sprachgebrauch entsprungen. lat. 
Derselbe findet sich bei Kant n. Bi auch W. (ed. H.) Bd. 1.119, 299, 882; 11338, 306. 

! Die Conjectur Grillos zu 8. 492 2, 2 uw, „Verunelnigung mit sich welbet‘ 
ststt „Veraneinigung der Varıairt mit sich salbst‘‘, auf die Vaihinger hinweist, — 
ich für falsch, 

* Die „bönchtenswerthe Corroetar" Grillos 8. 507 Z. 16 „Beantwortung“ statt 
„Verantwortung“ beruht auf einem Irrthum Vaihingers „Beantwortung“ steht in 
allen Auflagen, Grillo wu auch nur „so in „nino‘“ verbesäern; was offenbar umzu- 
länglich int, 

* Dig Lesart des Textes giebt wine Verstärkung dor Tantologie, die obige da- 
gegen eine Ergänzung ‚des Gedankens. 

* Man vorgl. die Correetur au 8. 298. die 

* Die Constructionsänderung, ‚die, Grillo zu 2. IM worschligt, ale ich 
(gegen Vaihinger) gemäss den Ausführungen 5. 656 für unzulässig. 

® Die von Valhinger ‚befürwortete Aenderung  Grilles EEE ee, 
nn ln a nn men u A 





D 


zur Textrevision. 875 


8. 591 Z. 110. Reihen — Reihe.! 

S. 594 Z. 8 u. anzusehen: so — anzusehen sind, so. H.K. 

8. 600 2.1,2,5,60. Dies... es... 88... es — Dieser... 
er... or... or 

S. 607 Z. 6 u. nichts — nicht Gr. R H.K. 

8. 6182. 4 0. der — jeder. K.? 

8. 626 2. 5.0. analytischen — analytischen Sützen.® 

8. 626 Z. 5 u. könne — könnte, 

"8. 634 2. 1 u. hinter — unter. i 

S. 638 Z. 3 0. Ursache zu schliessen, wozu — Ursache, wozu. 

8. 642 7. 80. muss er — muss ea H. 

8. 650 Z. 13 0. und den Mitteln — und Mitteln. 

8.6502Z.150. er — e* 

8. 652 Z. 10 0. und der — und die. 

8. 663 2. 7 u. lasse — liesse. 

8. 672 2. 3 u. ausgeschlossen — ausgeschossen. Gr. H. 

8. 673 Z. 4 o. dem Theile — den Theil. 

8. 675 2.7 0. als problematischer Begriffe — als problematischen 
Begriffen. 

8. 675 Z. 3 u. Mannigfaltigen — mannigfaltigen. 

8. 685 Z. 80. nach — noch. H. 

38.6882. 80. se —e. H.K. 

8. 688 2.7 u. sie — er. 

8. 690 Z. 5 0. Ideen — Idee. 

8. 690 2.7 u. einer — einem. H.® 


! Es handelt sich hier nicht um die möglichen verschiedenen, sondern um die 
eine gleichartige Reihe der Sinnenwelt. 

% Die Conjectur 8. 621 2. 2 „nothwendig“ für „unmöglich“, die Max Müller 
(11 509) von Noir& neceptirt hat, serstört den Sinn der Kantischen Wendung. 

% Den Terminus Argutatlon im Sinne von Vernfinftelei braucht Kant auch 
W. VII 517, vgl. W. II 397 Z. 33. Derselbe findet sich-auch bei Baumgarten. 

* Nicht der Zustand, sondern das In demselben befindliche Ding weist „nach 
einen andern Dinge“. 

5 Zu der Correotur 8. 689 Z. 11 0. „aufgewieren“ in „angewiesen“, die H. 
nach Gr. eintreten lässt, sche ich keinen Grund. 

© Der Bats: würde ganz klar erst werden, wenn man „dieser“ in etwa „der 
hiervon“ verwandelte. 

43* 


TE 


676 - Anhang des Herausgebers 


8. 691 Z. 9 0. Kometenbahnen zudenken' — Kometanbalınen denken. 

8695 7,3. 0,0keine — keiner. Ro Kuun HN 0 

8,696 2. 60, welche — welches. 0.0.0.2 Sun © 

8696 Z 2 u. ihr gleichkommen — ihm gleichkommen, * 

8 700 2 60. welcher! — welchem — hun nu Ion 

8 702 Z. 2 u. trünsscondenten — transwendentalen.” V. 

5. 7052. 20: gelangen == zulangen. GB, H. 00 

8 707 Z. +0. ausser — auslma) mr] Kırch 

8 7142 120. wären — wären euer De 

8.719 100. allgemeinern + nllgemeinen.) HR, ©, 

5.722 2 60. den. 1. dem — dem... dem 0. N 0 

8 728 2 40, überidie — über den, BR. 4) N 0 

8 728 2 60. der Erscheinungen — die Erscheinungen.  H. K. 

8. 742 2. 5 0, der Grüsse, der Seiten — der Grösse der Seiten. K. 

8. 745 2 90, von Grössen überhaupt (Zahlen, als der Addition, 
Subtraction w %. w.), Ausziehung- der Wurzel. von Grössen über- 
haupt (Zublen), als der Addition, Subtrmation. a. a nn 


A Wen Ne — nenn «I 
8.7472. 180. frügts sich — fragt sich's. H Ar 
8.749 2 8 m dien blesse — die bloss. ln u # 
ka dass ) 





1. Nicht die Stufenlelier, sondern nur das Böser derselhen. Bun = Befolgung 
eines Grundsataos sein. “ 

* Die Conjestur Grilles zu 8. 699 2. 10 \„dennoch. als Hate fi Ama 
alle Kogeln“, die Vaihinger fordert, würde, nicht, bloss wor. „dennoch“ ‚ein, „sie‘“ er 
warten Inssen, sondern ist nuch mit den Aeunserungen Kants unvereinbar, Ta 
folge Ale transscendentalen Ideen wicht Regeln sind, sondern „zur Kegel dienen“ 
Mn) ui oe Mu 

* Max Müller folgt zwar ebenfalls Fi ae au Jedoch. m: it je 

impuseible,' hoibeoen, Ihak Kant may Dune mem? to vorite trumncendlentem, ie, 
indicate, she ölliyimilnte mac af theneivameryrs“, (U 5795 gl. A, VAN). , ee 
#eendenten Begriffen" spricht Kant allerdings: gelrgentlich in diesem Sinne, z, B. Prol. 
184 2 Is hler inber würde der Satz seine ‚Pointe verlieren; wenn man ‚der, Lest 
der ersten Anfingen Molgte. 000000 ne 77772 

* Min vergl. die neoldeen folgende Ausführung Kania, oT Be N 
18 018° 1Brramia ne In Kowerbeimert (Zahlen 0. Wrede lach 
nur „Zahlen ® ist einzuldammern, dia/die Angmben: der Operationen Appenition, mind. zu 
„Constenietimen";, Das m a w* aber mus hinter „Subtraetion' werbkiben, weil 
os die nicht genannten swischenliegenden Operationen aumdautek ln m. nl 








sur Textrevision. 617 


2. 3 u. darauf — dadurch. 

2. 11.0. der Erfahrungen — der Erfahrung. ! 

Z.1u. der — da H.K. 

2. 4 u. vollständigen, — vollständigen vorher.? 

2.3 u. verdiene — verdiente. 

761 2. 40. einem dritten herumsehen — einem Dritten um- 


S. 7612. 14.0. geben — gebe. 
S. 7612. 3 u. und selbst — und war gelbstt Gr. BR. H.K. 
S „60. sein — sind.? 
8. 770 2. 13 0. darüber ganz — darüber so ganz. 
Ss. 772 Z. 13 0. sagen — zeigen.* 
5. 773 2. 50. den Menschen — die Menschen. 
8.774 2.5 0. hatte — hat. 
8.777 2.1 u. dass es in der Abwiegung — dass in der Abwiegung.® 
8. 786 Z. 2 0. dass sie meine — dass es meine" 
8.787 2.50. dahin — darin. 
8. 787 2. 8 u. der sie enthält — den sie enthält. H. 
S. 789 2. 9 u. Unwissenheit. an einem oder anderen -— Unwissen- 
heit. in einem oder anderem. 
8. 790 2.90. für ihr —- für sie Gr. RH.K. 
S. 790 2. 14 0. Erkenntniss -— Erkenntnisse. 
8.797 2.80. darüber - - darüber er. 
3.798 2.15 0. sie — ihn. 
8. 801 2. 1100. Reihen — Reihe. V. R.H.’ 








! Man vergl. Correctur und Anmerkung zu 9. 126. 

* Bei H. „voran“, was jedoch Kants Sprachgebrauch weniger gemim ist. 

* Ich merke diene Correetur nur deshalb hier an, weil die früheren Heraun- 
keber „sein“ auf „keinen‘‘ bezogen, und dexhallı nicht verändert haben. Aber der 
1 schliesst jene Beziehung aus. — Grillos Conjectur Z. 10 „aus einem“ statt „im 
“ halte ich für überflüssig. 

* Man vergl. 8. 774 2. 8.0. 
®R. H. und K. verbessern nach Gr. „dass in Abwiegung‘‘. Aber der Fortfall 
des Artikels ist nicht geboten. 

® Hier kaun nicht wie später von der Unwissenheit, sondern. nur von dem Be- 
wusstsein derselben die Rede sein. 

? Man vergl. Correctar und Anmerkung zu 8. 591. 








678 Anhang des Herausgebers 


8.8092. 50. Dogmate — Dogmta VRR H 00 
8.810 2.20 keine — reine HK oo 0 

8. 810 2. 10 o. bei jenen vermittelst — bei ihnen PR 
8 811 Z 140. herleitet — hinleiteh Gr 00 

8. 812 2. 6 0. vielmehr — viel mehr. | na 

8. 813 2. 14 0. bei Hand'— bei der Hand. RY 
8.818 2.9 0. mannigfaltig, oder — Va a 
8. 818 Z 14 0. diesem — diesen. ' 

85 8232. 9u. und mithin — und sie mithin.* 

8.824 2.70. sie — ihr. Gr. RH.K. » ae 

5. 839 Z. 7.0. darbietet; als eine‘ — darbietet, d. ASt 
8 842 Z 3 u. konnte — könnte: v7 \ rn 

& 844 2. 11 ound dadurch — Eden vs 
8.846 2.7 u. um — nun. H.K. ud ME 
8.847 2.50, verbindlich —' verbnindem u 00% 

8 847 Z. 2 u wtirde, aber — würde, ‚der ber, | Gr Ro 
8. 856 Z, 8 0. zusammenhängt. — zusammenbünge. \ 0. 
8, 856'Z, 110: führe — führen. 'Gr. R. HJ, 1 
‚8.857 2. 12, 18 0, erstere « „. zweite — letztere. ... erste. 
8.8602. 1u, ein jeder heil — kein Theil; ı H. Kur 
8 866 2.30 welahe— welches Ru Ku 
3. 867 2. 19 0. angetizt, sie’ — ansetzt, und sie. your 














8. 8722.30. das Besondere unter dem’ Allgemeinen — des Be- 
sonderen unter das Allgemeine. j ie 


8 8722.90. verwähdt, wasaber — Kern Kir aber. 

5.873 2.8 u, betrachtet: Natur — betrachtet die Natur, 

8. 880 2. 2 u. gründliche. —., gründlichere. ..R. 
vn. enter ad f ih 





; Bibel irre ne 
BTS. XII 7.100. Tahlon — Mölrin. RUHR 
&XV. 23 u machen — mach. MIR. MT 


rar ah 


amd, re A ke 0A u 


* Die Conjeetur Grills zu 8. 815 Z. 20 „setzt Mr „Auge, kar Nernp Vene! 
eino offanbüre Varbiisärüng Mält, wildrpricht Kalta Spa 
526 2.8 u ah ln eigen Inc: 
® HM. (K.) verbessert Ärrig „und mlthla können 


sur Textrevision. 79 


B. II, S. 98 Z. 12 o. bis dahin die — bis dahin durch die. 
8.102 Z. 30. ziehe — ziehen.! 
5.102 2. 3 u. auf dieselbe — auf dieselben. 
8.103 Z. 7 u. nicht die Zahl — die Zahl nicht. 
8.107Z.4u. sein — ist. R.H. 
8. 108 Z. 13 0. konnte — könnte. H. 
8.109 Z 100. was in allen — was allen. 
8. 111 Z. 12 0. die eben — die oben. 
5.116. 5 u. mit allem andern — mit allen anderen. 
8. 117 Anm. Z. 4 0. so viel sagen, sie — so viel sagen als sie.? 
8. 119 Z. 11 0. unter welchen — unter welchem. 
$. 121 Z. 14 u. Zusammenhang derselben — Zusammenhang. 
8. 124 Z. 14 0. und mit der — mit der. 
S. 126 Z. 4.0. Gegensatz der — Gegensatz mit der.? 
8. 126 Z. 7 u. andere alle — alle anderen. H.K. 

B. III, 8. 350 Z. 1 u. unser dieser — uns dieser. H. 
8.353 2. 5 u. über ihre — über ihrer. 
8. 356 Z. 10 u. unterlegte — untergelegte. 
8. 360 Z. 4 u. ihn — ihm. H.K. 
S. 865 Z. 3 u. d. i. Einheit — d. i. der Einheit.* 
S. 366 Z. 5 u. Der vierte — Vierter. 
S. 374 Z. 9 0. der äusseren — die äusseren. H. K. 
8. 3772.90. sie...sie — es...es.® 
8. 377 Z. 7 u. Begriffe, die sich von — Begriffe von.* 





! Man vergl. u... 0.2.70. f. 

% Man vergl. dagegen B. IT. 8. 357 Z. 5 u. 

* Man vergl. die Correetur nach der ersten Auflage in 8. 36 Z. 2 0. 

© Es liegt der Form des Satzes nach näher, die Worte „Einheit des Suhjects“ 
als Object eines nusgefallenen Verbe, etwa von „anzeigt“ zu fassen. Jedoch die so 
bedingte Correctur würde eine sehr schwerfällige Hinfung am Ende der Klammer 
ergeben. Sachlich aber ist die obige einfachere Correctur von jener nicht unter- 
schieden. 

5 Dass hier nur ein Schreib- oder Druckfehler, und nicht eine nachlässige Auu- 
druckuweise vorliegt, wird durch die bestimmten Wendungen 368 Z. 1 u., 369 2.3 u., 
370 Z. 8 a, 371 2. 6 o. deutlich. 

® Es Ist schr wol möglich, duss Kant hier einen Relativaats beabsichtigte, dessen 
Beendigung auf Grund der unmittelbar folgenden Einschachtelung fortgefallen ist, 


‘880 Anhang den Hersusgebors sur Textreviion. 


8.384 2.130. im — in. R.H.! 

5. 384 Z. 4 u. beruhe — beruhen. R. 

5.385 Z. 4 u. vorstellen, sich — vorstellen, sie sich. H. 
388 2. 2 0. gefördert —- gefordert. R.? 

389 7.7 0. ist, die — ist, er die. 

389 Z. 7 0. duss sie ihr — dass er ihr.: H. 

. 390 Z. 12 0. Vorstellung, die — Vorstellung ist, die H. 


RERn 


5.3982. 80. nämlich: Ich — nämlich als das Ich. 
8.399 2. 7 o. über der — über die R.H. 
8. 401 2.10. durch blosse — durch die blosse.? 


. 402 Z. 30. muss, sagen —- muss, vorstellt, sagen. H. 
8. 405 Z. 10 0. Behauptungen, in einer — Behauptungen einer.* 


Auch hier hut die Schwerfälligkeit einer Einschiebung noch eines Verbs die ein- 
fachere, sachlich gleichsinnige Correetur vorzichen Iawen. Audere Vorschläge sind 
von K. a. a. 0. 8. XX zusammengestellt. 

18.382 Z. 7 o. soll nach Kants Verbesserung (Nachträge CLXIY) statt: „die 
blosse Worm des Bewusstseins‘ gesetzt werden: „das uns unbekannte Object des 
Bewusstseins‘. p 

* Die Lesart „der Gegentheil“ Z. 8 u., die IH. verbewsert,. ist absichtlich als’ 
die zuläxsigere beibehalten worden. 

* Es ist eine bestimmte Kategorie genannt. 

* Was folgt, ist nicht eine vernünftelnde Seelenichre, sondern bluss die Dar- 
stellung des apriorischen Zusummenhangs ihrer dialektischen Behauptungen. 





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— lt 


gug1 2002 


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